><.> '^^ w<^% ^^>V:i i^-T- ■0«-^'"^ . / ^. ^iK^-;^». «r" ^4i^^ f t^^'V liAi- =-'j »" •*► ^^Pl 'i,,,1w 'M: tm^ .jC/'iiÄ-v ■^'^'1 -V V •' >■ « / ■• « TT" ..V y^ >- % "** k. N v/^'''^"ic5 •' 1/ *' ^^k^'V '\. \ f ^i *• 8-:* . ^;,Y« ^^y-<:, /rr pH/-^ ^ -^Z* rt X ?M: ,^^ ^^yS^. v/t ! -^^^^^ä- /^7t- >-;€;> _Vt^V<.' A vr ; ' ' K , '1,/" ■ \ . h:^ «it* )•■.,:::! ,;* ::::■( '■■■ \ '"y] ;l '■■ ■ 1' i:>'"ii;,. ■'■■■■»* r V' ' M' .,. \ \ k^- lledigirt von Dl*. H. Potoiiie, Docenten der Pdaiize.iipalaeoiitologie an der Kgl. Bergakademie zu Berlin und Geologen an der Kgl, Preuss. geologischen Landesanstalt. -~$^m:^ ^X SIEBENTER BAND (Januar bis Dezember 189S). 4^ fe BERLIN. Feril. DLiiiiink'rs Verlagshuclilia nd I uiiy. Inhalts -Verzeiehniss. Die Oiiiiiial-Ablmndlungen, -Mittlieilnnoen und -Abbildunoeu sind durcli die Beifügung der AbkiuvAxng ^Orig." gekennzeichnet. Seite Allgemeines und Verscliiedeiies. Ktienne, Grenzen des Lebens in ver= diinnter odei- vevdicbteter Luft . . 38 Holinboltz, üebev Hypnotismus . . 389 Lombvoso, sielie initer Anthropologie. Potonie, Ueber wissenschaftliche Ter- mini (Orig.) 283 S c h u b e r t, DerMond-AbcrglaubefOris.) 123 Werner, Ein Beitrag zur Geschichte des europäischen Hausrindes (uiit Abb. und 1 Orig.-Karte) (Orig ) . . 1 — Angelegenheiten der Naturwissen- schaftliehen Wochenschrift 20, 140, 534 Philosophie. Dreher, Ein Wort über das Gesetz von der Erhaltung iler Kraft (<)rig.) 218 — lieber den Zeitbegriff ((.»rig.) ... 159 Petzoldt, Anenarius' Philos. (Orig.) 106 Schaefer, Ueber die eine Grenze des Naturerkeinicns (Orig.) 91 Ulrich, Grund)irobleme der Mechanik (Orig. mit 1 Abb.) 491 Wagner, Ueber die Entstehung der Denkfornien (Orig.). 359 Anthropologie, Ethnologie. Boas, Anthropologie in Amerika . . 394 Collignon, Internationale Verständi- gung über anthropom. Methoden u. Maasse 210 Hahn, Wirthachaftsformen der Erde . 320 Holder, Fraas, Vi rcho w undKoll- mann, Canstatt-Rasse u. Neander- thal-Mcnsch 387 Kolhnann und Luschau, Herkunft der Euroiiäer und die arische Frage 393, 394 Lombrlt^ug u. Einfluss des Windes auf denselben 427 Nachtrieb u. Matchie, Neue Säuge- thiere 475 Nehring, Arvicola ratticeps und der Hamster bei Brandenburg a. H. (Orig.) 354 P a c k a r d, Ueberzählige Beine b. Raupen 529 Palacky, Geologie u. Thiergeographie 309 Perrier, Embryologie u. Systematik. 310 P 0 u c h e t , Das Leben in grossen Tiefen 3 1 Ü vom Rath. Hautsinnesorgane der Crustaceen 312 Rilev, Ueb. Feinde der Kulturpflanz.- Parasiten 319 Schaff, Notoryctes typhlops Stirling, ein interessantes neues Beutelthier aus Australien (( )rig. mit Abb.) . . 44 Schil ler-Tietz, Ueber Parasitisnnis 319 Schilling, Die neusten Fortschritte auf dem Gebiete der Peridineen For- scluing (mit einer Orig.-Tafel) . . 173 Schulze, Ausdrücke zur Bezeichnung der Lage und Richtung im Thier- körper 474 Seitz, Anpassung und Mimikry von Schmetterlingen 3-33 — Wechselbeziehungen zwischen der Ordnung der Schmetterlinge und den Menschen 476 Sem per. Zur Lebensgeschichte des Kletterfisches 7 Siniroth, Mimicry einer Psychide nach einer Clausilie (Orig. mit Orig.-Abb.) 407 Topinard, Beziehungen der Anthro- pologie zur Zoologie 31S \'oJd(ivsky. Können d. Enchytraeiden eine Rübenkrankheit verursachen? 147 \' e r h o e f f , Schmarotzerbienen und ihre Wirthe 365 Waldeyer, Rückbildung der Thymus 366 Weismann, Amphimixis (mit Abb.) . 141 Weltner siehe Korscheit. — Die Thier- und Pflanzenwelt des Süsswassers (Orig. mit Abb.) ... 441 — Vorkommen von Cordylophora la- custris bei Berlin 495 Wilckens, Insectcnhäuser 476 Zacharias, Thiere des Gr. Plöner Sees (Orig.) 434 Aphlebia 201 Blattläuse 90 Hunde der Fidschi-Inseln 7 Känguruh-Einbürgerung 171 IV Inhalts - Verzeichniss. Seite Zoologisches Institut der Universität Berlin :'.]! Zoologische Stationen u. Laboratorien ■2G2. :i0.j Verpackung zoologischer Spiritus-* )b- jeete .'...' 29G Vom Sturm verschlagene Seevögel . . 97 Botanili. Abromeit, Fundorte von Bulgarin globosa (Orig.) " . . 124 Aschers on, Elodea canadensis in Oes- terreich-Ungarn (Orig.) 77 Ascherson u. Buchenau , Die „sprin- genden Bohnen", springenden Tama- risken-Früchte und Eichengallen . G7 Bachniann, Thallus der Kalkflechten i<:)rig.) 355 Bütschli, Bau der Bacterien und vi'r- wandten Organismen 303 Chat in. Essbare Trüffeln im Mittel- nieergebiet 495 Colin, Zur Geschichte d. Leguminosen- knöllchen 180 C o n w e n t z, Die Eibe, ein aussterbender Baum 343 — Trajia natans L. foss. (Orig.) ... 388 E n g 1 e r , Hochgebirgsflora d. tropischen Afrika 241 Frank, Inwieweit ist der freie Luft- stickstotf für die Ernährung der Pflanzen verwerthbar? 108 Friedel, lieber die Wassernuss (Trapa natans) (Orig.) 7 Hegler, Physiologische Wirkung der Electricitätswellen auf Pflanzen . . 313 I bering. Ueber springende Bohnen (Orig") 261 — Ueber Farbenunterschiede im Holze einiger Bauinarten (Orig.) .... 421 Jones CO, Ursachen der Blitzschläge in Bäume 530 Keller, Neue myrmecophih' Pflanzen- arten 496 Kirchner, Blumen-Biologie v. Lamium album 211 — Protogvnisch oder narbenvorreif? . 282 Krause, Beiträge zur Geschichte des Pflanzenwuchses in Nordwosteuropa (Orig.) 281 — Die Fichte in Pommern (r)rig.) . . 18 — Neue Erklärung der schwankenden Werthgrenze di'r mitteleuropäischen Nadelhölzer (Orig.J 525 Krebs, Altf'S und Neues über Vanille 434 Krefft u. Koch, Drosera intermedia als Schmetterlingsfalle 529 Lagerheim, Biologisclie Bedeutung der Flüssigkeit im Kelch von Joch- roma macrocali.x 231 Leod, Blumen und Insekten der Pyrenäen 137 Lindau, Die heutige Morphologie und Systematik di'r Pilze (Orig. mit Orig.-Abb.) 3G9 Müller, Dammar 434 Nehring, Diluviale Flora, siehe unter Palaeontologio. Pax, Delphinium o.xysepalum ... 87 P o 1 0 n i e . Drei- und vierklappige Cruci- feren-Sclioten (Orig.) .."... 306 — Monoecie bei der Trauerweide (Sali.\ babylonica L.) (Orig. mit Orig.-Abb.) 287 Prantl, System der Farne .' . . . 490 Reinboldt. Nutzen und praktische Verwendung der Meeresalgen . . 530 Reinhardt, Wachsthum der Pilz- hyphen. (Mit Orig.-Nachbild.) . . 511 Rodewald, Osmotische Vorgänge und Arbeitsleistung der Pflanzen . . . 197 Schinz, Ueber springende Früchte und Gallen (Orig.) 108 Seite Schleicher t, Pflanzenphys. Beobach- tungen. I. Der Kraftwechsel lieim Quollungsprocess (Orig. mit ( Irig.- Abb.). ■ " . 21 — Pflanzcnphvs. Beobachtung. II — V. (Orig.) . ' _. . . 2G7 Seydler, Bulgaria globosa (Orig.) . 5G — Trapa und Taxus in Ostpreussen (Orig.) . ^ 179 Siedler, Beitrag zur Biologie der Pflanze ' ... 261 Stahl, Oedocladium (mit einer Orig.- Nachbildung) 78 Thode, Die vier Jalireszeiten am Cap (Orig.) 131 Weber, Das natürliche Grasland . . 282 — Zusammensetzung des natürlichen Graslandes in Westholstein. Dith- marschen tnid Eiderstedt (Orig.) . 417 Wiesner. Anisomorphie der Pflanzen 428 — Elementarstructur und Wachsthum der lebenden Substanz 197 Z a c h a r i a s , Algen des Gr. Plöner Sees (Orig.) 434 Aufruf betreft'end Moosflora der Pro- vinz ( )st- und Westpreussen . . . 129 Ergänzung der „Lois de la uomencla- turc'-" .' 408 Geographische Verbreitung der Marsi- lia i|uadrifolia in Mitteleurojia . . 222 Gescliiclite der Erkenntniss der (ie- schlechtliehkeit der Pflanzen ... 47 Polycarpe Kirschen (mit Abb.) . . . 320 Rothfanne, eine riesige 68 Stereom-BegrifF . . " 30 Trauerbäume und -sträucher .... 368 Palaeoutologie. Fraas, Die Ichthyosaurier .... 251 Kinkel in. Fossile Schlangen - Gift- zähne 486 Krasan, Pflanzenver.steinerungeu und Klima Steiermarks in vorgeschicht- lichen Zeiten IGl Neh ring. Dag diluviale Torflager von Klinge bei Kottbus (Orig.) . . . 234 — Die Flora des diluvialen Torflagers von Klinge bei Kottbus (Orig. mit z. Th. Orig.-Abb.) 451 — Eine diluviale Flora der Provinz Brandenburg (Orig. mit Abb.) . . 31 Potonie, Das grösste carlionische Pflanzenfossil des Europäischen Con- tinents(Orig. mit Orig.-Abbildungen) 337 — Der äussere Bau der Blätter von Annularia stellata u. s. w. (mit Orig.- Abbildungen) 520 — Die den Wasserspalten physiologisch entsprechenden Organe bei fossilen und recenten Farnarten (( )rig. mit Orig.-Nachbildungen) ... 486 u. 500 — Die Zugehörigkeit der fossilen pro- visorischen Gattung Knorria (Orig. mit Orig.-Abb.) 61 — Lepidodendron-Blattpolster vortäu- schende Oberflächenstructuren pa- laeozoischer Pflanzenreste (mit Orig.- Abb.) 477 — Ueber Paradoxocarpus (Folliculites) 520 S Ol ms- La 11 b ach. Lisiila bei Lepi- dodendron (mit Orig.-Abb.) . 429, 440 Aphlebia 201 Miiieraloffie und Geologie. Credner, Nehring, Walinschaffe und Potonie, Stellung der Klinger Schichten Credner, Obercarbon und Perm In- diens, Australiens und Südafrikas Friedel, Berliner Beinbruchstein . . Hai lock, Temperatur des Erdinnern Hart mann, Treibeis als geologisches Agens ■)19 117 292 344 88 Keil hack, Baltischer Höhenrücken . Kotz, Die Störungen in den Schichten des Steinkohlengebirges (Origr. mit Orig.-Abb.). : . . Luzi, Ueber Schungit, Graphitoid und Graphitit (Orig. mit 1 Orig.-Abb.) . de Montessus de Bailore, Erd- bebenstatistik . . Pouchet, Fliegenlarven als geolo- gische Factoren . Reyer, Ueber Detorination der Erd- kruste, Gebirgsbildung (Orig. mit Orig.-Abb.) Sandberger, Erzgang der Gi-ubo Sacra Familia S c h e n c k , Das D wyka - Conglomerat (mit Abb.) W a h n s c h a f f e , Die Endmoränen- Landschaft Nord - Amerikas 1 Orig. -Karten - Nachbildung 1 Orig.-Aiisicht) Geologische Bilder aus dem deutschen Flachlande (Orii; Abb.) . (mit und lord- mit 297, Glotscherkatastrophe von St. Gervais Seite 57 327 481 190 498 471 39 117 81 316 356 Physik. Krebs, Eine Formel zur Berechnung der Verdunstung. (Orig.) .... 147 Sachs, Elektricität und Magnetismus (Orig.) \ ... 373 Brown'sche Molecular-Bewegung . . . 513 Mathematik. Gutzmer, Aus der Unterhaltungs- Arithmetik (Orig.) 251 Schubert, Mathematisclie Spielereien in kritischer und historischer Be- leuchtung, I. Das Problem der acht Königinnen. (Orig. mit Orig.-Abb.) 203 — Dasselbe. II. Aufgaben der er- schwerten Ueberfahrt. (Orig.) . . 2G9 — Dasselbe. III. Die Spaziergänge der 15 Pensionats-Damen (Orig.) . . . 307 — Dasselbe. IV. Der RösselsjaLUig (Orig.) 422 Sommerfeld und Wiehert, Neue Integriermaschine 376 Astronomie. Barnard, Ein 5. Satellit Jupiters. 419, 478 Birkenmayer, Die Entdeckung iler Präccssion der Nachtgleiclien . . 18 Börnstein, Eine kosmische Frage (Orig.) 233 Brooks. Bar aar d und Hnimes, Neue Kometen 478 Kerz, Merkur und Venus ((_)rig.) . . 35 Meunicr, Die Kanäle auf dem Mars 521 Meydenbauer, Eine kosmische Frage (Orig. mit Orig.-Abb.) 183 Niessl, Periheldisfanzen und andere Bahnelemente der Meteore .... 138 Prichard, Astrophotographie . . . 323 Scheiner, Hereules-Sternhaufen . . 531 Tisserand. Finsternisse längst ver- gangener Zeiten 293 — Ueber die Massenbestimmung in der Astronomie ... 71 Trounelot. Thätigkeit der Sonne . 334 Weinek, Bericht über die Thätigkeit der k. k. Sternwarte zu Pi^ag im Jahre 1891 (Orig.) 41 — Grosse Fleckenbildung auf der Sonne (Orig.) " 98 — Neuer Mondkrater (Oris.) .... G9 — „ „ ....... 321 Bemerkensw. Himmelserselieinungen . 28 Nova Aurigae 478 Sti'iii. ein neuer 70, 78, 88 Tiilialts -Verzeieliuiss. Seite Meteoroloffie. Belize, Die wiclitiiisten Eintlüyso i\er Scliiicedeekc auf Boden und Klini.i (Oi-iR.) 401 B 181 Michaelis u. Rotlie, Nitroverbind. u. Phosphorderivate 35G Preyer, Das genetische System der Elemente (Orig.) 4 Sauer, Trockenapparat für Elementar- anal.>se 305 Spiegel, Goldartiges Silber (Orig.) . 68 Spiegel, Ueber Stereocliemie " des Stickstoffs (Orig.) 351 Thugutt, Mineralchemische Studien. 437 Chem. Processe in der Chromsäure-, Zink-, Kohle-Batterie 276 Cigarrenasche, chem. Zusanimcns. . . 276 Cieoffrapliio uinl Venvaiidtes. Bade, Reichthümer der Polarvvelt und ihre Bedeutung für Deutschland . . Bonaparte, Seen und Gletscher . . Bryant, Die gross. Fälle des Grand- od. Hamilton-Riv Drygalski, Zur Erforschung des In- landeises Dubois, Mohammedismus auf Java . llurlbut, Ueber den Elk Lake . . 188 67 478 8 65 47 .'^eitc 101 Seite 46 Krause, Afrika im .Jahre 1891 . . . Krebs, Intern. Congr. d. geogr. Wiss. zu Bern, 10.-14. Aug. 1891 (Orig.) Krebs, klimatische Factoren d. Weit- wirthschaft 48 u. 193 Anm. Kükenthal, Leber die projectirte Betheiligung Deutschlands an der Ausbeutung des nördlichen Eismeeres (< >i-ig-) 255 Leclerci|, Ersteigungen des Ararat . 47 Litthauer, Bevölkerungszunahme. . 30 Lumholtz, Reisen in Australien (mit Abb.) . 258 Morgan, Kartograph, über Australien 4(1 Müller — Hess, ^'erbroitung des Bud- dhismus nach d. östl. Indien ... 47 Penck, Karte d. Erde i. I : 1000000 46, 510 Pfeil, Bevölkerung und Meterorolo- gisches V. Neu-Mecklenburg. . . . Rüssels, Gletscher des Mount St. Elias Schinz, Deutsch-Südwest- Afrika (mit 7 Abb.) Siovers, Der Sudan (mit Abb.) . . Standfest, Der Zug der Israeliten u. Egypter durch das Rothe Meer (mit Karte) Sympher, Etwas vom Bau des Nord- < >stsee-Kanals (Orig. mit Abb.) . . Wooikof, Hydrographische Forschun- gen im Schwarzen Meere .... Wolf, Geogr. Verhältn. der Republik Ecuador Emin's letzte E.xpedition ..... 321 Expeditionen, Reisen . . 201, 211. 295, 305 Franzand-, Forst -Wirtlisclian und Verwandtes. Fra nk, Bekämpfung d. Kirschen-Maden 291 L II e f f 1 0 r , Feldmaus-Plage i. Thessalien und ihre Bekämpfung mittelst des Bacillus ty])lii iiuirium :19G Rittmeyer, Ueber den Fras.-^ \iiu Liparis monaclia (Oric-) 115 Werner, siehe unter Allgemeines. Cigarrenasche-Düngung 276 Technik niid Instrnnientenknnd) Barth cl. Ein Spiritusbunsenbreuuei- (mit Abb.) Edinger's Zeichenapparat für Luijcu- vergröss'^rung (mit Abb.) .... Frenz el, Verfahren z. Einbalsamirung von Fischen und ähnlichen Objectcn (Orig.) ............ Meinecke, Ring-Nonius-Bürette . . Mond, Anwendung des Nickelkohh'u- o.xyds Trowbridge, Phasometer Villon, Beleuchtung durch Aluminium 498, Weber, EinHuss der Zusammensetzung der Objectträger und Deckgläsclien Weyl, Vernichtung und Vcrwerthung städtischer Abfallstoffe ..... Barthel's neuer Benzin- und Spiritus- brenner (mit Abb.) Erweiterungen der Canadischen Caiiäle Forthbrücke im < )rkan Japanischer Lack in Europa .... Papier als Isolirmaterial für Licht und Telephondrähte Zeichnen auf Holzstöcken Wasserstrahl-Luftpumpe Hioi-i-apliieen, NecroIo«:e, Per- sonalien. Albu, Jacob Moleschott (Orig.) . . . (Travelius, Eine geographische Studie Goethe's (Orig.) Helmholtz, Goethe's \'orahiiuugeu kommender naturwissenscliaftl. Ideen Krause, Dr. Wilhelm Junker (Orig. mit Porträt) . . Potonie, Charles Darwin zu sciiKun lOjährigen Todestage (Orig., mit Abb. u. Orig. -Autogramm) . 151. Schwcndener, Carl Wilhelm Nägeli 1.55. Spiegel, Aug. Willi, v. llcd'ui.iuu t (Orig. mit Porträt) ■ Breliiu-Schlegel-Denkmal Brücke t • F.ndlichcr-Denkmal-Aufruf Flückiger-Ovation Gauss- und Weber-Denkmal .... Herinite, 70. Geburtstag Lombroso (mit Orig. -Porträt) .... JlitscheriicliTK'nkuial und .Vufruf . . 436 3M 111 468 138 418 514 487 228 109 138 116 302 243 90 349 27:! 272 94 182 192 218 ■138 55 89 109 522 523 121 29 VI Inhalts- Verzeichniss. 8eite Personalien, kurze Angaben von Er- nennungen , Jubiläen , Todesfällen, Versetzungen u. dgl. 9, 19, 29, 39, 48, 70, 79, 89, 99, 110, 120, 129,139, 149, 161, 171, 181, 190, 201,211,221,232, 243, 252. 263, 274, 284, 294, 805, 314. 323, 334, 345, 357, 367, 377, 3S9, 399, 409, 419, 429, 438, 448, 459. 479, 488. 513, 522. 533. Roemer (Ferd.) -Denkmal 49 Sicvers, Carl f 20 Universitäts-Naohrichten 9 Yerehisweseii, Museen ete. Alpenklub für die Krim 89 Anthropologen-Congress, deufselier . . 386 Bergmannstag 295 Columbusfeier zu Genu:i .... 149, 261 Congresse. Wissenscbaftliche A'ersamm- lungen 79. 99, 139, 149, 201, 221, 252, 284, 295, 305. 315, 323, 334, 34.5, 377. Geographischer internationaler Cougress zu Bern 46 Gesellscliaft f. Heimathkunde d. Prov. Brandenburg 149, 161 Hofmann-Haus 459 Naturforscher und Aerzte, Gesellsehaft Deutscher 57. 323 Preisaufgaben 48, 57, 1«1. 201, 252. 262, 274, 357. 3S9, 399, 459, 498. Zoologisclies Institut zu Berlin . . . 311 Zoologisches Museum in Petersburg . .357 Litteratiir. Ambro nn, Polarisationsmikroskop . 499 Andree's allgem. Handatlas .... 325 Arendt, Technik der Experimental- Cliemie 285 — Gruudzüge u. Leitfaden der Chemie 470 Arends, Syuonymen-Lexikon . . . . 358 Arnoldt, Kep. der Chemie .... 460 Ascherson. Flora von Deutschland . 326 Autonne, Theorie des equations ditt'. du 1. ordre et du 1. degre .... 490 Bahnsch, Zukunft des griechischen Sprachunterrichts 334 Beck, Flora von Nieder-Oesterreich . 499 Behrens, Tabellen z. mikroskopischen Arbeiten 524 Blej'er-He yden, Schlangenfauna . . 49 Bobek, Wahrscheinlichkeitsrechnung. 90 Bonnier, Histoire naturelle .... 533 Borchardt, Physik für jMediciner. . 4-10 Bourton, ABC der Photographie . . 40 Boys. Bulles de savon 400 Brehm's Thierleben, 49, 202, 305, 449. Brockhaus' Conversationslexikon 10, 305, 358. 479. Budde, Naturwissensch. Plaudereii^n . 346 Büchner, Das goldene Zeitalter . . 9 Cajori, Teaching and Historv of Ma- thematics in the U. S. . ". . . . 335 Caro, Bewegungs- und Sinnes- Vorst. des Menschen 367 Carriere, Wachstlium der Energie . 5.33 Carus, The soul of man 129 Coordes, Lehrbuch der Landkarten- Projection 139 Cottet et Castella, Guide de bot.'in. dans le canton Fribourg 460 Credner, Geologie 149 — Geologie von Leipzig 211 Curti, Sprachschöpfung 499 Czuber, Theorie der Beobachtungs- fehler 72 Dareste, Production artific. des mon- struosites . 479 David & Scolik, Photographie mit Bromsilbergelatine ....... 10 Deckert, die neue Welt 378 Diebolder, Darwins (iruudprincip der Abstammungslehre 468 Seite Dillmann, Astronomische Briefe . . 306 Dini, Theorie der Functionen einer reellen veränderlichen Grösse . . . 489 Dippel, Laubholzkunde 182 Donner, Die Nonne 284 Eckstein, Pflanzengallen und Gallen- thiere 181 Engler, Syllabus 439 Fungier u. Prantl, Natürl. Pflanzen- tamilien 30, 39, 172, 286, 326. Eyssenhardt, Arzneikunst u.Alchemie im 17. Jahrhundert 221 F a r a d a y , Exiierimental-Untersuchungen über Electricität .162 Fischer, Geometrie 161 Fleischer, Möglichkeit einer mirma- tiven Aesthetik 448 Fliedner. Aufgaben ;ius der Physik und Auflösungen 3.58 Fraas, Geologie 469 Frank u. Sorauer, Pflanzenschutz . 409 Galilei, Dialog über d. Ptnlom. und Koperuik. Weltsyst 479 Gelcich, rhrmacherkunst 439 Goldberg, Mineralwässer 534 Gottgetreu, Die Hausschwammfrage 4.30 Grab er, Leitfaden der Zoologie . . 306 Graff , Auf den ^Menschen übertragbare Parasiten der Hausthiere . . . . 149 Gravelius, 4 stellige Logarithmentaf. l'.'O — 4stellige Logar.-trigonometr. Tafein 172 Gross, Beweis des Princips von der Erhaltung der Energie 139 Gruber, Der Positivismus 110 Günther, C. Bakteriologie .... 58 Günther, S., Physik. Geographie . . 469 Haeckel, Anthropogenie 399 Hafner, Anziehnngs- und Abstossungs- kräfte .378 Hagen. Svnopsis der höheren Mathe- matik .' 29. 110 Hammer, EinHuss des Lichtes auf die Haut 129 — Erdellipsoid 460 Harris, The Fishcs of North Amerika 99 H artig, Anatomie und Phvsiologie il. Pflanzen ........... 20 Hausse, Steinkohlenbecken d. Plauen- sehen Grundes 347 Hi'lmholtz, Handbuch iler phvsiolog. Optik ■ ... 378 Hennings, Der Hausschwamm . . . 430 Hertwig, Lehrbuch der Zoologie . . 449 Hieronymus, Europ. Zuocecidicn . . 181 Hofuiann, A. W. v.. Liebig u. W/ihler 468 — Insectentöiltende Pilze ..... 469 Hopkins-Krieg, Der prakt. Experi- mental-Physiker 306 Hornberger. Meteorologie u. Klima- tologie 243 Hovestadt. Angew. Potentialtlieorie 50 Hü bbe-S eil leiden, Lust. Leid und Liebe 429 Jaeger, Stott'wirkung in Lebewesen . 479 Ja nn icke, Sandflora von Mainz . . 523 Jamieson, Magnetisuuis u. Electricität 489 Jordan, Räthsel des Hvpnotismus u, seine Lösung 79, 263, "315, .368, 390, Jourdan, Sinne und Sinnesorgane niederer Thiere 20 Juling, Taschenbuch der höheren Schulen 40 Junge, Kulturwesen der deutschen Heimath 80 Käsemach er, Volksdichte der thüring, Triasmulde ,419 Karrer, Führer durch die Baumaterial- Sannnlung des k, k. naturh, Museums 285 Karsten, Abbildung, aus seiner Flora 58 Keller, Ornis Carinthiae 274 Kolbe, Kenntniss der Insekten , . 9, 316 Kräpelin, Brutpflege der Thiere . . 367 Krafft, Anorganische Chemie . . . 232 Krafft-Ebing, Psychopathia sexualis 367 Seite Krass u. Landois, Lehrbuch für den Unterricht der Zoologie 469 — Mensch und Thierreicli 469 Krieg siehe Hopkins. Kries, Physik und Physiologie . . . 469 Kuester, Die deutsch. Buntsandstein- gebiete 275 Kummer, Mooskunde 347 Kulke, Entwicklungsgeschichte der Meinungen 439 Kundt, Neue Entw. der Electricitäts- lehre 39 Kun tze ,Revisio generum plantarum etc. 346 Kurella, Lorabroso und die Naturg. des Verbrechers 367 Lacroix-Danliard, La plume des oiseaux . 20 Langkavel, Der Mensch und seine Rassen 325 Lehmann, Krystallanalvse .... 49 Lenz, Pilze ."...' 315 Levin, Anfangsunterricht in d. Chemie :U5 List, Westfälische Kohlenformation . 232 Locard, La peche et les poissons des eaux douces 49 Lutz, Schmetterlingszüchter .... 523 Lutze, Flora von Nord-Thüringen . .523 Mach, Physik 470 Marshall, Leben und Treiben der Ameisen 49 Mayr, Japanische Abietineen . . . 190 Mey denbauer, Photographische Auf- nahme zn wissenschaftl. Zwecken 430 Meyer, H. v., Ortsbewegung d. Thiere 367 — , Thierische Eigenwärme 367 Meyer, W., Mussestunden eines Natur- freundes 221 Mej'uert, Vorträge über Bau und Lei- stungen des Gehirns 523 Moebius, Hauptsätze der Astronomie 469 Molisch, Pflanze und Eisen .... 315 Moll, Conträre Sexualemptindung . . 367 Mos so, Ermüdung 377 Muck, Chemie der Steinkohle . . . 140 Müller, E. R., Vierstellige logarith- mische Tafeln 347 Müller, F. M., Natürliche Religion . 438 Music, Experimentalphysik . . , , 295 Neu mann, Aligemeines Princip der mathematischen Theorie inductiver elektrischer Ströme 450 N e w c o m b - E n g e I m a n n , Po)niläre Astronomie 50O nberosler. Führer durch ITnteritalien und Sicilien 202 Paul, Die drei Wege des Denkens . 325 Picard, Traite d'analvse 243 Pisko, Physik . . .' 49 Plessner. Die grossen Erfindungen des XX. Jahrhunderts 514 — , Zukunft des elektrischen Fern- sehens 212 P o k 0 r n y , Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineralreiches ... 70 Poincare, Electricite et fiptique , , 150 — , Elektricität und Optik 295 — , Thermodynamique 325 Prantl. Lehrbuch der Botanik. . . 460 Preyer, Organische Elemente und ihre Stellung im System 479 Rau. Lebens- uiid Welträthsel . . . 335 Rebmann, Anthropologie 469 Heiehenau, Bilder aus dem Natur- leben 367 Remsen, Organische Chemie. ... 40 Renvoy, Doctrine de l'evolution . . 335 Reuschle, Curvendiscussion .... 280 Ribbing, Sexuelle Hygiene .... 469 Roll, Unsere essbaren Pilze .... 306 Romanes, Darwin 523 Rosenfeld, Leitfaden der anorgani- schen Chemie 534 Pouche & Com her ousse, Geometrie 489 Russ, Die einheimischen Stubenvögel 488 — , Vogelzucht-Buch IQO Inhalts Vcrzeioliniss. VII Seite Russblüilt, Die Entwicklung . . . 384 Schcffler, Hydraulik 49 Schlei'hteudal, Gallbiklungeii . . 181 S chleichert, Anleitung; zu botani- schen Beobachtungen 10 Schlichting, Gravitation eine Folge der Aetherbewegung 285 Schmidkunz, Der Hypnotisnius . . oS9 Schmidt, Strahlenbrechung an der Sonne 4G0 Schröder, Elemente der photographi- schen Optik 4U0 Schwalb, Buch der Pilze --'84 Schweiger-Lerchenfeld, Das Mi- kroskop 52o — , Unterwegs I.— III 171 -, „ IV.-VI 534 Secchi, Einheit der Natiirkräfte . . 459 Sievers, Afrika 99 — , Asien 534 Simroth, Entstehung der Landthiere (zum Theil (.)rig.) IS".', 244 Spelt er, Athmungssystem der Thiere oGl Sprockhoff, Grnudzüge iler Minera- logie 243 — , Zoologie und Anthropologie . . . 449 Stein, Drogen-Karte 460 Steiner, Die Thierwelt 479 Strasburger, Protoplasma und Reiz- barkeit . .^ 449 Tarnuzzer, Falb und das Erdbeben 367 Teikcira, Curso de Analyse .... 524 Thomson, Populäre Vorträge . . . 285 Toepfer, Naturkräftc im Dienste des Menschen 315 Traeger, Die Halligen der Nonlsee . 499 Treptow, Bergbaukunde 285 Trinius, Alldeutschland in Wort und Bild 430, 500 Ule, Die Erde 29 Urbanitzky, Physik 499 Zacharias, I5evölkerungsfrage u. so- ciale Nothstäude 488 Vaubel, Stickstofl'atom . . . . 439, 450 Verworu, Bewegung der lebendigen Substanz 533 VioUe, Physik 1 80 Vogel, E., Taschenbuch der Photo- grajihie 400 Vogel, H. W., Handbuch der Photo- graphie 469 Wahnschaffe, Ursachen der (Jber- flächengestaltung des norddeutschen Flachlandes 275 Wallentin, Moderne Elektricitäts- lehre 524 W a s m a n n , Zusammengesetzte Nester und gemischte Colonien d. Ameisen 252 Weis, Mineralogie und Chemie. . . 89 Weismann, Amphimi.xis 129 Widmer, Europäische Primula-Arten 358 Wiedemann, Naturwissenschaft bei den Arabern 129 Wiesner, Elementarstruct. u. Wachs- thum der lebenden Substanz . . . 202 Winkelmann, Handbuch der Physik loO Wislicenus, Geogra)diische Ortsbe- stimmungen auf Reisen 109 Wolf u. Gebauer, Beobachtungen auf der Isis-Wetter-Warte .... 290 W o s s i d 1 o , Zoologie, Botanik u . Minera- logie 479 Zaccharias, Darwinismus .... 161 — , Thier- und Pflanzenwelt des Süss- wassers 182, 441 — , Thierwelt unserer Binnenseen . . 9 Zeisel, Chemie 306 Zetzsche, Betrieb und Schaltungen der elektrischen Telegraphie . . . 244 Zimmermann, Beiträge zur Morpho- logie und Physiologie der Pflanzen- zelle 192 Seite Akademie-, Vereins- und Zeitschriften 10, 30, 40, 50, 58, 72, 90, 100, Ud, 140, 172, 202, 212, 222, 232, 244, 254, 264, 276, 286. 295, 316, 326, 336, 390, 400, 410, 420, 430, 440, 450, 460, 470, 480, 490, 500, 514. Botanische Wandtafeln 130 Bücher, Liste neu erschienener 40, 50, 5.S, 72, 80, 90, 100, 150, 162, 202, 212, 222, 232, 244, 254, 264, 276, 286, 296. 306, 316, 326, oSii, 347, 358, 368, 378, 390, 400, 410, 420, 440, 450, 470, 480, 490, 514, 524, 534. Ethische Bewegung in Deutschland . 377 Floren 162 Geologische Karten der südl. Khein- |iro\inz 130 Hymenopteren-Werke 140 Kataloge über Bücher .... 120, 450 Katalog über Paläontologie u. Minera- logie 410 Kataloge über Sämereien und Pflanzen u. s. w. 50, 90, 150. Sternenhimmel zu jeder Stunde des Jahres 120 Westfalens Thicrleben 533 Zeitschrift für anorganische Chemie . 1.50 Verzeicliiiiss der AI)I)il(Iiiiii>:eii. Acer campestre-Frucht fossil (( big.) . 454 Annularia stellata (Orig.) ,520 Apparat zur Messung der Quellungs- grösse (Orig.) 21 Angra Pequena 51 Arbeiter- Barackenlager zu Holtenau, ^ äussere Ansicht und Grundrisse 224, 225 Asar bei New-Rosow 300 Aspidiopsis (Orig.) 341, 477 I Aus in Afrika 52 Australneger einen Baum mit Hülfe eines Kamin erkletternd .... 260 Benzin-Brenner 109 Bothriocephalus latus, Ei, Embryo und Larve 466 Bothrodendrou niinutifolium (Orig.) . 62 Braudung an der Guineaküste . . . 167 Brasenia peltata (z. Th. Orig.-Nachb.) 455 Buchenholz-Oberfläche (Orig.) .... 341 Bumerangs 259 Carboniseher Baumstumpf (Orig.) . . 338 Carjjinus Betulus-Früchte fo.'-sil (Orig.) 454 Ceratophyllum-Früchte fossil (t>rig.) . 454 Chaetocladium Jouesü (Orig.-Nachb.) . 371 Chlamydomucor racemosus (Orig.) . . 370 Clausilia biplicata (Orig.) 407 Corallina (Orig.) 135 Corylus Avellana-Nüsse fossil (Orig.) . 45! Cratopleura helvetica Nehringi- Samen (Grig.) 454 Cypris reptans 134 Darwin, Autogramm (Orig.) . . 153, 182 Darwin's Haus in Down 154 Darwin, Porträt 152 Dreissensia polymorpha .... 391, 392 Düne mit Humusstreifeu 300 Durchbauung der Moore des Nonl- Ostsee-Kanals 250 Durchbruchsthal der Weichsel . . . 598 Edinger's Zeichenapparat 314 Eibildung von Ascaris 142 Eingeborene von Rockhamptons Um- gegend 259 Endmoräne am Bass Lake (Orig.) . . 82 Enilomyces decipiens (Orig.) .... 370 Euglyjiha alveolata 445 Facettenglied (Orig.) 280 Früchtii und Samen aus dem diluvialen Torflager von Klinge (Orig.) . . . 4.54 Galera tenera (( h'ig.) 385 Gebirgsbildung, 12 Abb. zur Ei'Iäuterung der (Orig.) 473, 474 Seite Geweih von Cervus megaceros var. Rutfii 32 Girafenakazie 52 Graphische Darstellung der Regen- mengen für Labore, Delhi und Be- nares (Orig.) 414 Graphit in Wurmform (Orig.-Nachbild.) 483 Grüni'nthaler Hochbrücke 249 Grubenrisse (Orig.) ...... 327. 328 Hofmann, Aug. Willi, v., Porträt . '. 219 Horizont, ein Unterrichtsmittel . . . 532 Hydatina senta 462, 463 Hydrophilus ])iceus 464 Hydrous caraboidos, Larve und Eier- gehäuse 464 Hyi)oniyces Liiikii (Orig.) 370 Ile-x Aquifolium Frucht fossil (Orig.) . 454 Irispigment in Licht- und Dunkel- stellung (Orig.) 278 .Junker, Porträt 95 Karroo-Ol)erfläche 118 Karte des nordamerikanisehen Glacial- gebietes (Orig.-Nachb.) 81 — der Schleusen- und Hafen-Anlagen bei Holtenau 224 — , geologische, mit der Linie des Nord- (Jstsee-Kanales (Orig.) 215 — Norddeutschlaiuis mit den diluvialen Hauptthälern 297 — über die Sitze und Wanderungen des europäischen Hausrindes (Orig.) 14 — zur Erläuterung der Routen durch den Nord-Ostsee-Kanal 213 — zur Erläuterung des Zuges der Is- raeliten und Aegypter durchs Kothe Meer "MS Keetmaushooper Kirche u. s. w. . . . 53 Kirschen, polycarpe 320 Knorria (Orig.) 62 Laetarius voleunis (( >rig.) 372 Lepidodendron-Polster 429 Limnaea stagnalis 4(55 Linsencylinder ((Jrig.) 267 Lithophyllium u. Lithotliamnium (I >rig.) 135 Lombroso (Orig.-Porträt) ..... 131 Meeresboden an der Küste von Capri (Orig.) 134 Naucorfa pediades (Orig.) 371 Niger bei Tiborauen 166 Notoryctes typhlops (Orig.-Nachbild.) . 44 Observatorium auf dem Montblanc (I irig.-Nachbilduug) 3.')6 ( )edocladium tOrig. -Nachbildung) . . 78 ( »ndonga-Frau 53 Onkumbi-Mädclii'U 53 Parado-xocarpus carinatus (Orig.) . . 454 Parallelogramm der Kräfte 49o Parthenogenetisches Ei, seine Reifung 134 Pecojiteris hemitelioides mit Wasser- gruben (Orig.-Nachbildung) . . . 486 Peridineen (Orig.) 175 Pfuhl im oberen Geschiebemergel . . 299 Phytophthora infestans (Orig.-Nachb.) 383 Picea e.xcelsa-Samen, fossil (Orig.) . . 454 Pilzhyphen-Wachsthum (Orig.-Nachb.) 511 Pinus silvestris-Zapfen fossil (Orig.) . 154 Polypodium vulgare-Wassergrube (ver- besserte ( )rig.-Nachbildung) . . . 487 Proflle u. s. w. aus der Steinkolilen- formation (Orig.) 327. 328, 361, 362, 363, 364, 365 Profil der Wasserstände des Nord-Ost- see-Cauals, der Elbe und Ostsee 216, 217 Profll des Hohensteiuschen Steinbruchs bei Pretzien 298 l'rotil, Quer-, des Nord-Ostsee-Cauals 238 Psilotum-Rhizom (Orig.-Nacldiildniig) . 340 Psychide (Orig.) 407 Puccinia Phragmitis (Orig.) .... 370 Salix babyloniea Blüten, abnorme und normale (Orig.) 287 Samenbildung von Ascarsis .... 142 VIII Inlialts -Verzeichnis; Seile Sandgrube bei Bnisoiulorf ..... '2W Schädel von Bos tanrus braohycepbalus ■! „ von Bos taunis fronto.-ius . . 2 „ von Bos tauriis lougifrons . . 2 „ von Bos taurLis priiiiigonius . 1 Selaginella-Laiibblatt mit Ligula (I )rig.) 4S0 Sigillaria Brardii forma spinulosa (Orig.) 34o Spiritus-Brenner 10!l ,, Bunsenbrenner -136 Sjjorcnforuien verscliicd. Pilze (Orig. und Orig.-Nat-hb.) . . . 370, 371, .Staunnolx.'rfläehe von Ahie.-' alba (Orig.) Stiiruiaria ((>rig.) Tafelberg.' Thamnidium chaetocladioides (Orig. Tilletia Carics (Orig.-Naehb.) . . \ Treniella lutescens (Orig.-Nachb.) . Trockenbagger 230, Seile 372 .■'.40 3-10 118 371 370 372 240 Tsadsee-Ufer Urania-Säulen ITstilago Carbo (( )rig.-Nachb.) Volvaria volvacea (Orig.) . . Vorkehrungen zum Schutz des des Nord - Ostsee - Canals Wellenschlag WalHschbai Weinhefe (< >rig.) Ufers gegen . 238. Seite 164 79 370 385 231) 54 383 die n&tarwis3FiucIiAnildin Forvhimg »uftnebt «n weltum- fk^NetidiTD Ideea und ui IdcJi^d- den GebUdeo der PhuUsia. winl Ihr rtlcliUch erselil durch deo Zuuber der Wlrkticbkeit, dscOOB i*-^ SM >^*^ Redaktion: ? Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntaff, den ?>. Januar 1892. Nr. 1. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jt 3.— Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. l 1 Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Jl. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. BeilaRen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständiger t^nellenangabe gestattet. Ein Beitrag zur Geschichte des europäischen Hausrindes. Nach den neueren Forschungen darf wohl angenommen werden, dass der Stammvater des europäisclicn llaus- rindes der einzig wild- lebende Taurine, der Urochse, Bos primi- genins Boj. gewesen ist. Derselbe tritt zu- erst in den Ablage- rungen der Dilnvial- zeit in Europa aut und die letzte Urkuh scheint lt)27 im Thier- garten des Grafen Samoisky zu Jakto- rowo,*) Polen, getödtet worden zu sein. Je- doch hat bei einigen Rassen unseres euro- päischen Hausrindes höchst wahrscheinlich auch eine Durchkreu- zung mit Bibovinen und zwar mit Zebus statt- gefunden. Beim europäischen Hausrinde lassen sich vier Abarten unter- scheiden : 1) Das im Skelett dem Ur am nächsten stehende (Ur- oder Primigenius-) Rind. (Bos taurus primigenius Rütimeyer). 2) Das Langstirnrind (Bos Laurus longifrons Owen.) Aufstellung Von Prof. Dl-. Hugo Werner. 3) Das Grossstirnrind (Bos taurus frontosus Nilsson.) 4) Das Kurzkopfrind (Bos taurus brachycephalus Wilckens). Die dieser vier A))arten er- folgte hauptsächlich auf Grund der Ver- schiedenheit der Schä- delformen, aber auch unter tauru.s primigenius, Primigeniusrind •) Wrzesniowski. Zeitschr. f. wissengoliaftl. Zoologir, SO. Bil. Suppl. 3. Heft, S. 493—555.- gleichzeitiger Berücksichtigung der übrigen Körpcrtheile. Allerdings verdient die Schädeltbrm in erster Reihe berücksichtigt zu werden, weil am Schädel Abänderungen der typischen Form sich sehr viel lang- samer als au den übrigen Körpertheilen zu vollziehen pflegen. Das Primigenius- Rind steht im Schädcl- bau dem Ur am näch- sten, dementsprechend sind am Schädel die Längenniaasse, ent- wickelter als die Brei- tenmaasse, auch zeichnet er sich durch auffallend gerad- linige Umrisse aus. Der Schädel verschmälert sich all- niählig von den Augen nach dem Slaule zu. Die Stiru ist länger als breit und bis auf eine schwache Einsenkung in der Mittellinie, welche etwas oberhalb der Augcnflächen beginnt, ganz flacli. Die Stirnrinnen sind tief und breit, Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. laui!' e-esti'eckt und sie laufen, sich einander nähernd, bis an den oberen Thränenbeinrand. Die Stirnbeinkante ist fast gerade, meist in der Mittellinie ein weni;;- eingesenkt, selten nach hinten erhöht. Die Augenhöhlen sind schief nach vorne gerichtet und treten seit- lich wenig hervor. Die fast quadra- tische Hinterhauptsfiäche steht im rechten Winkel zur Stirn und besitzt die gleiche Breite wie letztere. Die Hornzapfeu sind ohne stielartige Er- weiterung der Stirnfläehe dicht auf dem hinteren äusseren Winkel des Stirnbeins aufgesetzt; dieselben er- heben sich anfangs über die Stirn, krümmen sich dabei etwas nach hinten, nehmen dann die Richtung nach vorne, während die Spitze Neigung nach aufwärts zeigt. Die Hornscheideu sind am Grunde meist weiss und in den Spitzen schwarz. Der Gesichtstheil ist länger als der Gehirntheil. Die Nasenbeine sind am hinteren, oberen Theile etwas breiter als am mittleren und sowohl der Länge wie der Breite nach ge- wölbt. Das Flozmaul ist breit und ursprünglich bei allen Schlägen schwarz. Der Rumpf ist im allgemeinen hochbeinig. Die Schläge dieser Abart haljen vor denen der anderen voraus, dass sie jede der drei Leistungen (Arbeit — Milch — Fleisch), getrennt, in höchster Vollkommen- heit besitzen, während die Schläge der anderen Abarten mittlere Leistungen, aber diese gleichzeitig in allen drei Nut- zungseigeuschaften aufweisen können. Färbung des Haar- kleides meist buntscheckig. Das Langstirnrind besitzt eine schmale, schlanke Schä- delform. Stirn sehr lang, noch länger aber auch etwas breiter als beim Primigenius -Rinde, Gesichtstheil kürzer. Horn- zapfeu ungestielt und vor der Stirnfläche hervorragend, doch nach aussen gerichtet, mit seit- lich etwas abfalleuderRichtung, hierauf sich nach vorn und auf- wärts drehend, glatt, meist ohne Längsfurehen ; Hornscheiden kurz, bei allen übrigen Abarten länger , an der Oberfläche mei'klich abgeplattet, Unter- fläche gerundet. Stirn uneben, zwischen den Augenhöhlen tief eingesenkt, von dieser Vertie- fung aus wölbt sich die Stirn- platte bis zum Stirnwulst, letz- terer ist hoch, in der Mitte ausgebuehtet und hügelig und rasch nach dem Hornzapfeu abfallend. Augenhöhlen nach oben stark gewölbt und über die Stirnfläche weit hervorragend, doch dabei nach aussen gerichtet. Stirn- rinnen kurz, breit, tief. Thränenbein sehr breit, bis nahezu zur Mitte des Nasenrandes reichend; an der Stelle, wo es mit dem Stirn- und Nasenbein zusammentrift't, findet sich regelmässig ein grosses dreieckiges Loch. Nasen- beine schmal, stark gewölbt und in ihrer ganzen Aus- Bos taurus lougifrous (Syn. B. I btachyceros) Laugstiniriiicl dehnung gleich breit. Zwischenkiefer kurz, die Seiten- wand des Nasenbeins nicht erreichend. Unterkiefer schlank, aufsteigender Ast fast senkrecht, horizontaler Ast niedrig und wenig nach vorn aufsteigend. Ganaschenbreite be- deutender als beim Primigeniusrinde. Im Gegensatz zu dem im Ganzen weit schwereren Primigenins-Rind tritt das Langstirnrind als eine weit kleinere Form, von schlankem, fast zierlichem Bau auf. Das Haarkleid ist einfarbig gelbgrau, grau oder braun gefärbt, selten treten weisse Abzeichen auf; charakteristisch ist eine hellere ümrahnunig des Floz- maules. ein heller Augenring, ein Aalstrich, eine hellere Färbung am Bauch, sowie an der Innenseite der Beine, das Auftreten heller gefärbter Haarbüschel in und langer Rand- haare an der OhrmuseheL Haut und Flozmaul sind immer dunkel pigmentirt. Das Langstirnrind kann nach seinen Körperformen als für alle drei Nutzungszwecke passend angesehen werden, doch überwiegt die Milch- leistung. Das Grossstirnrind besitzt dagegen einen langen, breiten, als gross zu bezeichnenden Schädel von sehr unrcgelmässigem Umriss. Stirn sehr lang, zwischen den Bos taurus fioutösus, Grossstirnrind. Hornza])fen konvex, weiter vorn zwischen den Schläfen- kanten flach gewölbt, zwischen den Augenhöhlen weit und concav. Hornzapfeu länger gestielt als bei irgend einer anderen Abart, gehen geradezu nach aussen und so- wohl Hornstiele wie Zapfen fallen dachförmig ab; Hörner oben und unten abgeplattet, sie verlaufen gerade, oder sind etwas nach vorne gekrümmt, dabei um ihre Achse .so ge- dreht, dass die Spitze nach oben und selbst nach rück- wärts sieht. Stirnbeinkante lang, Stirnwulst hoch und stark Stirn etwas breiter als lang, auch in der Stirnenge verhält- nissmässig breit ; Stirnriunen seicht, breit, den hinteren Thrä- nenbeinrand nicht erreichend. Augenhöhlen stark gewölbt, seitwärts gestellt und etwas abwärts geneigt. Gesicht breit, zwischen den Wangenhöckern so breit als die Stirneuge. Nasenbeine mittellang und zwischen den Thränenbeinen sehr breit. Zwischenkiefer sehr breit und lang. Unterkiefer am aufsteigenden Aste steil und breit. Ausser einigen kleinen Hoehgebirgsschlägen umfassen die Schläge des Grossstirnrindes grosse bis sehr grosse Thiere. Das Haarkleid ist falb-, gelb- oder rothscheckig und die Haut pigmentlos. Die Rinder dieser Abart besitzen alle drei Nutzungs- eigenschaften sehr gleichmässig und bis zu einem ver- hältnissmässig sehr hohen Grade entwickelt. Das Kurzkopfrind besitzt einen Schädel, dessen Nr. 1. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Queraxe zwischen den beiden Aussenriindern der Ausen- höhlen grösser als die Sag'iftalaxe zwischen der Stirn- Nasenbein-Verbindung und dem Hintcrhaupthcieker ist. Kopf kurz, breit über den Augenhöhlen und im Gesicht, dagegen in der Stirneuge sclim^il- Hornzapfen lang, um ihre Axe gedreht, Hornstiele km'z, '''-"»^'■st von der Stirn- platte seitwärts etwas abfalieud, krümmen sich hierauf nach hinten, drehen sich aber bald nach vorn und oben, ihre Spitzen nach aussen, obeH oder nach hnitcn richtend, am oberen hintersten Theile der Seitenkante des Stirnbeins angesetzt. Höruer stark, fast walzenförmig, meist weiss und in den Spitzen schwarz, doch kommen auch gelbe mit dunk- leren Spitzen vor. Stirn- platte sehr uneben und wellig, zwischen den hervorragenden Augenhöhlen tief eingesenkt. Hinter und oberhalb dieser Einsenkung wölbt sieh die Stirn- platte zwischen den )>reiten und tiefen Stirnrinnen aufwärts zu dem schmalen, die Mittellinie des Stirnbeins verlängernden Stirnwulst. Hinterhaupt- und Stirnfläche stossen in dem- selben fast rechtwinkelig zu- sammen. Seitenrand des Stirn- beines fast geradlinig und nach vorne zum hinteren Augen- hrddenrande rasch abfallend. Auffallend ist die bedeutende Kürze und grosse Breite des Nasenbeines. Der aufsteigende Ast des Unterkiefers ist senkrecht gestellt und sehr breit, der horizontale niedrig und gegen die Sehneidezahnwand nur wenig aufwärts gebogen. Ausgenommen einige kleine Schläge der Hochalpen sind alle übrigen von mittlerer Grösse und sehr synnnetrisch gebaut, vortrcfTlich an allen Körpertheilen bemuskelt und für alle Nutzungszwecke gut geeignet. Die Farl)e ist entweder einfarbig roth, auch rothbunt, oder schwarzbunt und scheint es, dass einzelne Völker- stämmc die rothen, andere die schwarzen Schläge des Kurzkoi)frindes bevorzugt haben. Nach der Besin-echnng der 4 Al)arten des Hausrindes wenden wir uns jetzt der Geschichte des europäischen Hausrindes zu. Das Bestehen des Hausrindes ist an die Gesellschaft des Menschen geknüpft und wollen wir seine Geschichte schreiben, so lässt sich diese nicht von der des Mensehen trennen. Die Geschichte der ersten Besiedelung Eurojias mit Menschen verliert sich im Dunkel der Zeiten, nur hin und wieder durch einen Lichtstrahl erhellt, woher es kommt, dass über dieselbe zahlreiche und häutig sich wider- sprechende Theorieen aufgestellt werden konnten. Der neuesten von Professor Muller'') in Wien auf- gestellten Theorie, welche manches für sich zu haben scheint, weil mit derselben auch die Geschichte des llaus- rindes vortrefflich übereinstimmt, werde ich zunächst folgen, bemerke aber, dass es immer nur eine Theorie ist, die noch weiter zu beweisen wäre. Er sagt : „In einer sehr, sehr fernen Zeit hat das bereits die heutigen klimatischen Verhältnisse besitzende Europa, welches auch von der heutigen Wildfauna be- *) Mittlioil. d. imtliropolog. üesellscli. in Wien, XU. Bd. S. S'J.^ völkert war, eine arische Bevölkerung von Osten her er- halten, welche sich in sehr primitiven Kultnrverhältnissen befand, vielleicht noch Reste einer älteren, nicht arischen dunkelhaarigen Bevölkerung vorfand und aufsog. Diese Bevölkerung folgte dem Laufe der Flüsse, bevölkerte die Seeen und lebten als Hirten und Ackerbauer in Familien- communitäten, als deren älteste Baureste die Pfahlbauten zu betrachten sein durften, in Frankreich traf dieses Volk auf afrikanische Einwanderer, Iberer*), denen es nur die Meeresküste am Kanal abgewann". Auf die Frage nach der Besehatt'enheit des Rindes der Iberer und Pfahl- bauer lässt sich nun eine be- friedigende Autwort ertheileu. Nach meinen Untersu- chungen gelange ich zu dem Ergebniss, dass die Iberer ein Rind besessen haben, welches der Abart des Kurzkojifrindes (Bos taurus braehyccphalus Wilckensj zugerechnet werden muss. AVilckens gebührt das Ver- dienst, zunächst am Kopf des Zillerthaler Rindes den Kurz- kopf-Typus erkannt und Ver- anlassung zur Aufstellung der Abart gegeben zu haben. Später fanden sieh auch innerhalb der Grenzen des alten Noricum in Pfahlbauten und Höhleu ein- zelne Skeletttheile insbesondere aber im Pfahlbau bei Laibach im Jahre 1875 3 Schädeltheile, an welchen Wilckens den Kurzkojittypus nachwies. Ueber die Abstannnung des Kur/.kopfrindes sind er- heblich von einander abweichende Ansichten aufgestellt worden. So gelangt Kaltenegger**) an der Hand seiner im Wallis am Eringer-Rind (Walliserrasse) gemachten Beobachtungen und gestützt auf eultur- und völker- geschichtliche Daten zu der Ueberzeuguug: „die alte echte Walliserrasse des Rindes sei mit einer iberischen Ureinwohnerschaft in Zusammenhang zu bringen und letztere selbst bereits in prähistorischer Zeit und zwar aus dem weitem Bereiche des Nikpiellengebietes nach Europa und bis in die westlichen Alpen gekommen". Ferner macht er auf die weitgehende Aehnlichkeit mit der alt- ägyptischen Apisrasse aufmerksam. Dieser Ansicht tritt Wilckens***) entgegen, und ge- langt zu dem Schluss, dass wahrscheinlich keltische Volksstämme das Kurzkopfrind in die Alpen gebracht haben, „aber ganz unmöglich ist es, dass dieses Rindvieh aus der Zeit der alten Iberer herstammt und aus dem ägyptischen Sudan eingeführt ist." luius Iirachycephalus, Kiuzkopfriud *) Die Hypothese des at'rikaiiisi/lifii Ursprungs der llierer ist im Allgemeinen wenig gesichert, zumal die Sprachen der Ur- bevölkerung, nämlich das Baskische in Spanien und das Berbe- rische in Afrika, einen grundverschiedenen Charakter haben. Dass Iberer in Afrika gewohnt haben, dafür fehlt der historische Beweis und in wie weit der andere auf Fundobjekte sich stützende gelungen ist, wird immer streitig bleibi'n. Dagegen scheint nach meinen Untersuchungen das llausrind auf den afrikanischen Ur- sprung der Iberer hinzuweisen. **) Iberisches Hornvieh etc., Wien 1884 S. 31: ***) Kritische Bemerk, ü. Prof. Kaltenogger's ..Il»ri?e^ Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. So war die Sachlage, als ich mit meinen Unter- suchungen ül)er die Herkunft des Kurzkojifrindes begann und diese führten mich zu folgenden Ergebnissen: Das Kurzkopfrind weist zunächst in seinen Kopf- formen eine auffallende Aehnlichkeit mit dem abessini- schen oder Galla-Zebuochsen (Sanga) auf, welcher auch auf altägyptischen Denkmälern als Tributgegenstand äthiopischer Völker dargestellt wird. Nach von mir vorgenommenen Messungen an zwei Sangas des berliner zoologischen C4artens stinnnen deren Kopfmasse mit denen der Duxer, einem typischen Kurz- kopfschlage der Alpen, nahezu überein, mit Ausnahme der Hörner, welche beim Sanga sehr viel länger sind. Die Maasse sind folgende: Duxer — Sanga Kopflänge excl. Flozmaul 42,3 cm = 100 pC. 46 cm = 100 pC. Stirnlänge 22,3 „ = 52,7 „ 23 „ = 50 ., Nasenlänge _ 20,0 „ = 47,3 ., 23 „ = 50 Zwischenhornlinie 15,8 „ = 37,3 ,, 19 „ = 41,3 „ Stirnauge 19,0 „ = 44,9 „ 21 „ = 45.2 „ Stirnbreite 24,6 „ = 58,1 „ 25 ,, = 54,4 „ Gamaschenbreitc 20,5 ,, = 48,5 „ — „ = — „ Hornlänge 22,1 „ = 52,5 „ 38 „ = 126,1 ., Hiernach stimmen die Kopfniaasse sehr genau mit einander überein, jedoch unterscheidet sich das Kurz- kopfrind der AliK'n von dem Sanga durch die Gestalt, indem seine Widerristhöhe eine weit geringere im Ver- hältniss zur EumpHänge ist. Sie beträgt nämlich bei den Duxern nur 80 pC, dagegen beim Sanga 96,3 pC. Xun besitzen einige zur Kurzkopf-Abart gehörige Schläge der iberischen Halbinsel, welche ich in der „Iberischen Rasse" vereinigt habe, Körperformen, welche von denen des Sanga nicht abweichen und insbesondere ist dies bezüglich des Verhältnisses der Rumpflänge zur Widerristhöhe der Fall, wie die Ausmaasse einiger der Portugiesischen Schläge, welche 1878 in Paris durch je 2 Stück vertreten waren, zeigen: Widerrist- Procente von Rumpflänge höhe der Rumpflänge cm cm Sanga 135 130 96,3 Raza Barroza 125 120 96 „ Mirandeza 130 127 98 „ Gallega Minhota 135 118 87,4 „ Aroiiqucza 127 121 95,3 In gleicher Weise hochgestellte Thiere kommen bei anderen Abarten gar nicht vor, der höchste Procentsatz, welchen ich z. B. bei einem ungarischen Rinde, was aus- nahmsweise hochgestellt war, fand, betrug 87,5 pC. Die oben angeführten Zahlen sind meist erheblich höher und deuten nach meinem Dafürhalten darauf hin, dass sich in der „Iberischen Rasse" Blut von Bibovinen findet. Hierzu kommt, dass einzelne ihrer Schläge, z. B. die Raza Barroza, Hörner aufweisen, welche in der Länge, Farbe, lyraförinigen Gestalt und nahezu aufrechten Stel- lung, vollkommen mit denen des Sanga übereinstinnnen, und gleiches war auch bezüglich der Körperform und des Haarkleides der Fall. Es weist dies alles darauf hin, dass möglicherweise eine Kreuzung zwi.-ichen dem Sanga und europäischen Hausrinde stattgefunden hat, woraus das Kurzkopfrind hervorgegegangen ist. Bekanntlich geht der Buckel des Zebus bei solchen Kreuzungen sehr leicht verloren. (Fortsetzung folgt.) Das genetische System der Elemente. Von Professor Dr. W. Preyer. Das specifische Gewicht. Wenn die Elemente mit grossem Atomgewicht von denen mit kleinem durch Verdichtung abstammen, so muss auch das specifische Gewicht in jeder Stammlinie vom ersten Gliede bis zum letzten zunehmen. Soweit zuverlässige Bestimmungen vorliegen, ist dieses ausnahmslos der Fall. Die für die Dichte der P^lemente im starren Zustande von verschiedenen Beobachtern erhaltenen Zahlen stinmien in vielen Fällen sehr befriedigend überein, in vielen nicht. Aber nach Ausschliessung der nachweislich mit unreinem oder durch die Darstellung verändertem Material ange- stellten Versuche bleiben noch genug untereinander ver- gleichbare Werthe übrig, um die Zunahme in jedem Stamm von der zweiten Generation ab zu beweisen. Diese in allen Fällen erhebliebe Zunahme des speci- fischen Gewichts von einer Generation zur folgenden zeigt, dass nel)en der atomistischen Verdichtung eine moleculare Dichtezunahme in jeder Entwicklungsreihe einhergeht. Um über diese Näheres zu ermitteln, dividirte ich das specifische Gewicht D jedes Elements durch dessen Stufenzahl Z. Der Quotient gicbt dann den durchschnitt- lichen Stufenwerth der molecularen Verdichtung an. Im Folgenden sind die Quotienten i>.-Z zusammengestellt. Die fünf eingeklammerten Zahlen ))eruhen jedoch nur auf Analogieschlüssen. Z T II III IV X VI VII ^t"''" ration 2 iVöO,48 ü/f 0,87 AI 1,33 Si 1,24 /'/;1,17 A" 1,0H t7 |11 2 5 Cu 1,76 Zn 1,38 Ga\,\'d Gcl.O'^) As\,m Sc 0,9(5 ä- 0,64 3 8 Ag 1,32 Cd 1,08 In 0,93 Ä/0,91 5/^0.84 7i- 0,77 Jd 0,62 4 13 Au ],48 Bg 1,09 Tl 0,91 /» 0,88 ä'0.75 5 4 Fe 1,95 Co 2.12 A7 2,22 2 7 jRu 1,75 Iikl\T6 Fdlfi?, 3 12 Os 1.87 //• i,87 Ft 1,79 4 I Gene- II III IV V VI VII ,. ration 3 Äa0,29 C« 0,52 5c [1] T/ [1,21 F« 1,83 6> 2,27 J/« 2,39 2 6 EbQ^ib Sr 0,42 V [0,68] Zr 0,69 NiiM Mc?l,i3 3 9 Cs 0,21 £a 0,41 Zß 0,67 Ce 0,75 JVd Fr [1,2] 4 14 r/;0,79 Ur\;h% 5 Aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich folgendes: 1) Der auf jede Stufe entfallende Durchschnittswerth der molecularen Verdichtung in jeder Stammreihe nimmt von der zweiten Generation zur dritten, ausser bei den zwei ersten Gliedern der zweiten Generation — Natrium und Magnesium — ab, und von der dritten zur vierten, sowie von der vierten zur fünften Generation nur da nicht ab, sondern sogar etwas zu, wo eines der sieben dichtesten Elemente — Quecksilber (starr), Wolfram, Uran, Gold, Platin, Iridium, Osmium — den Schluss bildet. Die mittlere Stufenverdichtuug erreicht sonst bei den Endgliedern ihr Minimum. Zwischen diesem und dem anfänglichen Maximum nimmt dieselbe ausnahmslos ab von den weniger dichten Elementen nach den dichteren hin, während die Anzahl der durchlaufenen Verdichtungsstufen innerhalb jeder Sfammreihe in gleicher Weise zuninmit. Die Anomalie im Stamm IV ist wahrscheinlich durch unzureichende Dichte-Bestinnnungen entstanden. Reinstes Zirkon wird wohl ein 1)> 4,15 (Troost) liaben, da Zirkonerde (Zi-O.,) 4,9 bis 5,85 hat. Cer wird mit 6,73 wahrsclieinlich um etwa 0,1 zu hoch angenommen (Wöhler hatte 5,5 ge- funden, aber Ceroxyd hat 6,00) und die Dichte des Thors, welche Chydenius zu 7,657 bis 7,795, Nilson zu 11,1 i. M. bestinnnte, wird schwerlich 10,3 übersteigen. Des letzteren Material war mit Eisen und Thorerdc ( Th. Oo) vermengt. 2) Die vierzehn horizontalen Reihen der Isotopen Elemente zeigen folgendes Verhalten bezüglich der Aende- Nr. 1. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. rung der Diclitc bei zuuehmendem Atomgewicht A von I bis VII: In der ersten Stufe nimmt 1), also L> : Z, mit steigendem .1 bis zu IV (Külilenstoit) zu, dann ab. Je- doch fehlt es an Bestimmungen der Dichte des reinen Berylls, Bors, Btickstoft's, .SauerstotVs und Fluors im starren Zustande, so dass dieses Verhalten noch zweifel- haft ist, daher die erste Stufe in der Tabelle fehlt. In der zweiten Stufe nimmt D mit steigendem A bis zu III (Aluminium) zu, dann ab, in der dritten durchweg zu, in der fünften durchweg ab, in der sechsten zu, in der achten durchgehends ab, in der neunten zu, in der zehnten wahr- scheinlich ab, in der elften zu, in der dreizehnten ab, in der vierzehnten zu, ausserdem in der vierten zu, in der siebenten und zwölften ab. Das Atomvolum. Wenn die Atomgewichte und die specifischen Ge- wichte der starreu Elemente übereinstimmend für jede Stanniireihe eine absolut zunehmende Verdichtung an- zeigen, so folgt daraus nicht, dass auch das aus beiden zusammen erlialtene Maass für die Kanmerfüllung, der Quotient A : D oder das Atomvolum, ebenfalls durchweg vom ältesten Element jeder Reihe bis zum jüngsten hinab eine Zunahme der Verdichtung anzeigen muss. Denn das spe- cifische Gewicht wächst nicht proportional dem Atom- gewicht, und es leuchtet ein, dass wenn n und in posi- tive ganze Zahlen bedeuten (A -f- n) : {!) + in) sowohl = A: I>, als auch grosser oder kleiner als A : D sein kann, je nacli der Grösse des n und in. In der That ist für Silber und Gold das Atomvolum fast gleich (10,2) trotz der sehr grossen Unterschiede der Atomgewichte (89,3) und der spccitischen Gewichte (8,8), und das Atomvolum des Wolframs (9,8) ist sogar kleiner, als das des Molj'b- däns (11,1). Aber solche Fälle bilden nur eine geringe Minderheit. Im Ganzen ist, soweit Bestimmungen vor- liegen, eine Zunahme des Atomvolums in den meisten Stammlinien deutlich zu erkennen, bei wenigen Elementen- Paarcn Constanz und bei sehr wenigen eine geringe Ab- nahme vorhanden. Indessen die Kenntniss des Grades der von Generation zu Generation zunehmenden Verdich- tung wird erst erhalten, wenn man das Atomvolum jedes Elementes durch seine Stufenzahl dividirt. Dann erhält man durchweg, in vollkommener Uebereinstimmung mit den bisherigen Ergebnissen, für alle durchlaufenen Stufen Durchschnittswertlic, welche von der zweiten Generation zur dritten, von dieser zur vierten und von der vierten zur fünften ausnahmslos abnehmen, wie die folgende Ta- belle zeigt. Die Zaiilen sind die Quotienten aus der Stufenzahl in das Atomvolum, also A : D • Z, die einge- klammerten beruhen jedoch nur auf Aimlogieschlüssen und erwarten noch die exiicrimentelle Bestätigung. Z 1 II 111 IV V VI VII ^f}^' ratioii 2 Na 11,8 Mg i;,9 AI 5,1 Si 5,6 Fh 6,0 .9 7,5 Cl [9] 2 5 Cu 1,4 Zn 1,!) Ga '2,3 Ge 2,(5 As 2,8 Se 3,:; Br 5,0 3 8 Ag 1,3 Cd 1,6 In 1,11 Sil 2,0 Sb 2,2 Te 2,6 Id 3,2 4 13 All 0,8 Hg 1,1 Tl ],3 Fb 1,4 Bi 1,6 5 4 Fe 1,8 Co 1,7 Ni 1,6 2 7 Ru 1,2 Rh 1,-i Fd 1,:. 3 12 Os 0,7 Ir 0,7 Ft 0,8 4 3 Ka 14,;i Ca 8,6 Sc\Af)\ 7}' [4.3] l'a 3,1 Cr 2.6 7)/// 2,5 2 6 Rb ii,.5 Sr 5,7 Y (3,6| Zr 3,(i Nb 2,4 Mo 1,8 3 !• Cs 7,8 Ba 4,0 La 2,t Cc 2,3 Nd Pr\\A] 4 14 Th \,h U (1,9 5 Man erkennt deutlich in sämmtlichen Stannnreihen von der Stufe "2 zu 5, von 5 zu 8, von 8 zu 13, sowie von 3 zu 6, von 6 zu 9, von 9 zu 14 und von 4 zu 7, sowie von 7 zu 12 eine Abnahme des Durchschnittwerthes für das auf jede Stufe entfallende Atomvolum. Nur von der ersten Generation zur zweiten ist wenigstens für die beiden ersten Elemente mit dem nächst dem Wasserstoff kleinsten Atom- gewicht, Lithium und Beryllium, keine solche Abnahme vorhanden. Die Elemente der ersten Generation sind überhaupt — auch in chemischer Hinsicht — anders ge- artet, als ihre Abkömmlinge. Jedenfalls aber zeigt die Gesammtheit aller übrigen Zahlen für das durch die Stufenzahl getheilte Atomvolum, dass für jede einzelne vStufe die Verdichtung nach diesem Maasse gemessen in jeder Generation von der zweiten ab um so grö.sser wird, je grösser die Anzahl der durchlaufenen Stufen ist, in(icm mit wachsender Stufenzahl Z, zunehmendem Atomgewicht A und zunehmendem specifischem Gewicht D durchgehends A : D ■ Z in jeder Stammlinie abnimmt. Hierdurch erhalten die bis hierher dargelegten That- sachen eine nicht unwesentliche Ergänzung. Eine nähere Betrachtung der Tabelle mit Rücksieht auf das Verhalten der Isotopen Elemente zeigt, dass die Zu- und Abnahmen des Atomvolums in den horizontalen Reihen sich umgekehrt wie die Zu- und Abnahme des specifischen Gewichtes verhalten (s. o.). Man findet das Atomvolum isotoper Elemente mit aufsteigendem Atom- gewicht von I bis VII in der ersten Generation zuerst ab-, dann wahrscheinlich zunehmend (vStufe 1), in der zweiten Generation el)enfalls zuerst ab-, dann zunehmend (Stufe 2), hierauf abnehmend (Stufe 3 und 4), in der dritten Generation zuerst zunehmend (Stufe 5), dann ab- nehmend (Stufe 6), zuletzt wieder zunehmend (Stufe 7), in der vierten Generation zuerst zunehmend (Stufe 8), dann abnehmend (Stufe 9), hierauf wahrscheinlich zunehmend (Stufe 10), sodann abnehmend (Stufe 11), zuletzt wieder zunehmend (Stute 12), in der fünften Generation zuerst zunehmend (Stufe 13), dann abnehmend (Stufe 14). Das „periodische Gesetz" von Lothar Meyer erweist sich als ein Ausdruck für diese Eigenschaft des Stammbaums der Elemente. Aus dem vollkommenen Gegensatz des Zu- und Ab- nehmens des x\tomvolums und der Zu- und Abnahme des specifischen Gewichts isotoper nach aufsteigendem Atom- gewicht geordneter Elemente folgt, dass bei der Entstehung der Elemente durch zunehmende Verdichtung die mole- culare Raumerfüllung, das Zusanmienrückcn der Moleküle, innerhalb weiter Grenzen unabhängig von der Atom- verdichtung ist. Während bei den Isotopen Elementen von I nach VII das Atomgewicht zunimmt, nimmt die Dichtigkeit — das Volumgewicht — tlieils ab, theils zu, und zwar gesetzmässig in der fünften, achten, dreizehnten Stufe ab, somit in den rechten Schenkeln der Diagramme VI. Bd. 1891 (S. 524), dagegen zu in der dritten, sechsten, neunten, vierzehnten Stufe, bei den Elementen der linken Schenkel der sieben Stämme. Das Verhalten der Isotopen Elemente zeigt also nicht allein deutlich, dass die Dichte unabiiängig vom Atomge- wicht, innerhall) gewisser Grenzen, ist, sondern lehrt auch einen zweiten Unterschied der Reihen links von denen rechts kennen. Der erste bezieht sieh allein auf die Unter- schiede der Atomgewichte*) (S. 525), dieser zweite auf die specifischen Gewichte. Das Atomvolum, als der Quotient aus beiden, ist dadurch mitbestimmt. (Fortsetzung folgt.) Zur KocirscLeii Tubercnlojse-Tlierapie. — Es ist über ein Jahr her, dass R. Koch seine „weitere Mit- theilung über ein Heilmittel gegen Tubcrculose" mit fol- genden Worten einleitete: „In einem Vortrage, welchen ich vor einigen Monaten auf dem internationalen medi" cinischen Congresse hielt, habe ich ein Mittel erwähnt) *) Veral. zu Voi-sti'hi.iiclc'iii ili^ii Aufsatz des Ilni. ^''-rfassors ii] Bd. VI. No. 52. Ked. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. welches im Stande ist, Versuehstiiiere unempfindlich gegen Inipfimi;- nüt Tuberkelbacillen zu machen und bei schon erkrankten Thieren den tuberculösen Proccss zum Still- sland zu bringen." Koch hat — sagt die Berliner Kli- nische Wochenschrift, der wir auch das Folgende ent- nehmen — uns bis zum heutigen Tage die Versuche, auf welche sich diese Angabe gründete, nicht niitgethcilt, und wenn trotzdem die Aerzte aller Orten die Wirkungen des Tuberculins mit Beharrlichkeit nach allen Eichtungen untersucht haben, ist dies, wie scliou oft gesagt, lediglich sowohl dem ausserordentlichen Zutrauen zu danken, welches sich die früheren Arbeiten Koch s erworben hatten, als dem umstände, dass die ärztliche Welt der festen Ueber- zeugung war, dazu durch eine experimentell zweifellos sicher gestellte Grundlage l)erechtigt und gegenüber den Misserfolgen, Avelche das über ein Jabr durchgeführte Masscuexpcriment am Menschen immer klarer zu Tage treten Hess, gedeckt zu sein. Es ist bisher in der wissen- schaftlichen Welt nicht üblich gewesen, Angaben von so ausserordentlicher Tragweite ohne Belag zu lassen und wenn sie zunächst, wie man sagt, auf Treu und Glauben angenonmien wurden, so war man doch der Meinung, dass der gefeierte Entdecker des Tuberculin über eine in jeder Beziehung beweiskräftige und zu Versuchen am Menschen berechtigende und auffordernde Summe von Thiererfahrungen verfuge. Der Passus in der oben an- gezogenen Mittheilung, „dass sich der Menscli in einem sehr wichtigen Punkte (d. h. in der Höhe der wirksamen Dosis) dem Mittel gegenüber anders verhält, als das gewöhnlich benutzte Versuchsthier, das Meer- schweinchen," scheint darauf hinzuweisen, dass Koch sich seiner Zeit wesentlich dieser Thiere zu seinen Ver- suchen bedient hat. Um so merkwürdiger und befremd- licher ist eine Mittheilung, welche Stabsarzt Prof. Pfuhl in einem kürzlich ausgegebenen Heft der „Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten" unter dem Titel „Bei- trag zur Behandlung tuberculöser Meerschweinchen mit Tuberculinum Kochii" gemacht hat. Diese Versuche, welche nebenbei bemerkt, erst Mitte April d. J., also ca. G Monate nach Veröft'entlichung der obigen iMittheilung Koch's begvmnen und an ca. 55 Thicreu durchgeführt sind, ergeben zwar eine „heilende Wirkung" des Tuber- culins auf Leber und Milz, dagegen eine „vollständige Unwirksamkeit" der Beliandlung auf die tuber- culösen Processe in den Lungen. „Während die f'ontrolthierc schon zu einer Zeit an schwerer Tulierculose der Milz und Leber starben, wo die Lungen nur noch wenig ergriffen waren, wurden bei dem behandelten Thiere die schweren Störungen von Seiten der Milz und der Leber beseitigt und das Thier so lange erhalten, bis sich die Lungenerscheimuigen zu einer lebensgefährlichen Höhe entwickelt hatten", heisst es bei Besprechung des einen besonders herausgehobenen Falles. Indessen hat es mit der „heilenden" Wirkung des Tuberculins auf Leber und Milz auch seine Ein- schränkungen, wie aus folgendem Obductionsbericht, auf den sich die obige Angabe bezieht, entnonnnen werden mag. „Bei der Obductiou zeigt sich die lmi)fwunde voll- sfändig- vernarbt. In der rechten Leiste eine erbsen- grosse, nur in der Mitte verkäste Drüse. Milz nur wenig vergrössert, brauuroth; Tuberkelkuötchen darin nicht zu erkennen. Leber graul)raunroth, etwas verkleinert, au der Oberfläche mit zahlreichen narbenartigen Einziehungen und Furchen versehen. Die interlol)ulären Bindegewebs- züge waren etwas verbreitert. Dagegen fanden sich makroskopisch weder Tulierkelknöfchen noch nekrotische Stellen, noch die Zeichen der fettigen Degeneration: wie sie bei den Controllthieren beobachtet wurden. Die Lungen fielen nach der Herausnahme nur wenig zu- sammen. Das rotblichbraune, zum Theil afelekfafische Lungengewebe zeigte sich von zahlreichen bläulich weissen Herden durchsetzt, welche hanfkorngross bis kirseiikern- gross waren und häufig ineinander übergingen, jedoch trotz ihrer ungewöhnlichen Grösse weder Verkäsungen noch Erweichungen aufwiesen. Bei der mikroskopischen Untersuchung von Sciuiiften der Leber wurden zwar wenige fettig degenerirtc Zellen, jedoch weder nekrotische Partien noch Tuberkelkuötchen aufgefunden: dagegen wurden nach längerem Suchen in dem jungen Binde- gewebe, das sich zwischen den Leberläppchen an den Pfortaderverzweigungen vorfand, spärlicheTuberkelbacillen beobachtet. Die weisslicben Lungenherde bestanden aus Bindegewebe, das mit Ilundzellen infiltrirt und mit mi- kroskopisch kleinen Tu1)erkelknötchen durchsetzt war." Eine mikroskopische Untersuchung der Milz scheint nicht stattgefunden zu haben. Die Erfahrungen Baumgartens, die bisher als be- sonders ungünstig galten, sind noch bessere, wie die von Pfuhl, denn eins von den Versucbsthiercn Baumgartens ist wenigstens längere Zeit am Leben geblieben, Pfuhl hat aber kein einziges seiner Versuchsthiere definitiv ge- rettet. Freilich sind drei Thiere, welche am S. Juli, 17. Juli und 14. August in Behandlung genommen und 4 Tage resp. 3 Wochen vorher geimpft worden waren, am 30. Oktober, d. h. nach 10-, 14- und 15-wöchentlicher Tuberculinbchandlung noch am Leben, indessen sind andere gleich behandelte Thiere erst nach 12 und 19 Wochen gestorben, und wird die Versuchsreihe aus- drücklich als nicht abgeschlossen angegeben. Aber auch so bleibt von den ursprünglichen Angaben Kochs, „dass das Mittel bei schon erkrankten Thieren den tuberculösen Prozess zum Stillstand bringe", wenig übrig. — Die von Koch s. Z. angegeljcuc Möglichkeit, die Thiere inunun zu machen, wird in einer Anmerkung von Pfühl kurzer Hand mit folgenden Worten abgctban: „Eine Immunisirung durch Tuberculin findet nicht statt." Gleiche Ergebnisse, wie das Kohtuberculin, lieferte das an 10 tuberculösen Thieren erprobte gereinigte Tuberculin. Das Resultat dieser Versuche, welche mit verschie- dener Dosirung, also auch mit den von Koch als beson- ders günstig bezeichneten grossen Dosen angestellt wurden, ist also ein recht entmuthigcndes. Gänzlich zurückge- nommen wird die Innnunisirung durch Tuberculin und für die .Alöglichkcif einer etwaigen Heilung der Lungentuber- culose beim Menschen den Erfahrungen beim Meer- schweinehen gegeniU)er darauf hingewiesen, dass nur beim Menschen die locale Reaction in der nöthigen Stärke in den Lungen auftritt, um die heilende Wirkung des Tuberculins einzuleiten. Wir wollen dieser Vermuthung nickt entgegentreten, ol)schon sie im Gegensatz zu der gerade aus der Um- gebung Koch's hervorgegangenen Vorschrift steht, die Dosen so gering zu bemessen, dass jede sichtliche Reaction ausbleibt." Jedenfalls sind die Resultate des Thicrver- suchs derartige, dass die bisherigen Angaben über die durch Tuberculin gi'beilten Fälle vonLungcntuberculose mit aller Vorsicht aufzunehmen sind und dem Verdacht Raum geben, dass sie, wie wir dies auch schon früher ausge- sprochen haben, eher trotz als durch Tuberculin erfolgten. Wenn Koch diese so ungünstigen Ergebnisse aus seinem Institut und durch einen seiner Hilfsarbeiter jetzt veröffentlichen lässt, so wird leider der Schein erweckt, dass er nicht in der Lage ist, ihnen bessere Resultate aus früherer Zeit, seien sie an Meerschweinchen, Kaninchen, Hunden, Aften oder sonst welchem Gethier gewonnen — über die Wirkung beim Menschen besitzen wir ja Ma- terial genug — entgegen zu setzen, was er sonst, durch sein eigenstes Interesse gezwungen, doch zweifellos gethau Nr. 1. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. hätte. Denn es lässt sieh nicht anders sagen, dass die Pf'uhl'sche Mittlicihmg- auf 17 kleinen Seiten der \>ra,k- tischen Verwerthung des Tubcrculins gegen Lungentuber- culose mit iaivonischer Kürze den Boden entziclit. A\'iirde irgend ein Arzt auf die jetzt erschienene und 6 Mdiiatc nach der ersten Mittlicihmg Koch's angefangene Arbeit hin es wagen, Tuberculininjectionen beim Jlenschen zu machen? Würde die Verkündigung des neuen „Heilmittels" diesen Sturm der Begeisterung her\'orgcrufcn haben? Würde sich jemals die Massenwanderung, die Hedschra, wie sie damals genannt wurde, von Kranken und Aerzten nach Berlin ereignet, würde sich der Kampf um das „Heilmittel" coflte qu'il coute vollzogen haben? Würden soviel traurige Erfahrungen zu beklagen sein? Zur Lebensgescliiclite des Kletterflsclies. — Wie leicht allgemein verbreitete, in die Ijckanntesten allgemein- verständlichen Bücher übergegangene und daher in der Laien- und wissenschaftlichen Welt als sicher augenonnnene Erzäldungen über Lebensljezieiuuigen der Thiere und Pflanzen doch auf missverstandenen Thatsaehen oder un- genauen Beobachtungen beruhen können, dafür liefert einen neuen Beweis eiue Berichtigung, die Carl Semper der Lebensgeschichte des Kletterfisches Anabas scandens angedeihen lässt (Einige Bemerkungen über die Lal)yrinth- fische. Arb. d. zool.-zoot. Inst, in Würzburg. 10. B. 1. Tl. Wiesbaden. 1891. S. 15.) Von diesem Fisch wird be- hauptet, er ersteige Palmbäume, um dort Palmwein zu trinken, und mache zu diesem Behufe gesellschaftlich Wanderungen über Land. Nun liefert in seiner Heimath allein die Kokospalme Wein, diese aber besitzt einen Itis 40 Fuss liohen glatten Stamm, dessen Erkletterung für uusern Fisch kaum angenommen werden kann. Die erste Schilderung dieser Baumbesteigung gab Lieut. Daldorfl' am 6. Jan. 1 795 vor der Londoner Linnean Society. Er hatte den Kletterfisch zu Tranquebar beobachtet. Doch spricht er ausdrücklich von den Rindenspalteu der er- kletterten Palme, sodass es höchst wahrscheinlich Bo- rassus flabcllifdrmis ist, an der er Anabas beob- achtet hat. Es kommt hinzu, dass der Stamm dieser am Meeresufer häufigen Palme lange Zeit kurz bleibt, und dass zwischen dem Stamm und dem Blattschcidenresten Höhlungen entstehen, die leicht das Regenwasser zurück- halten, sodass sich Tümpel l)ilden, in denen sich Schnecken, Würmer, Krabben und Amiihibicn ansiedeln. Offenbar locken diese Thiere den Kletterfisch als Beutethierc au. Auch ist es ihm bei seiner geringen Grösse von etwa (j Zoll leicht, sich in diesen Zwergseen aufzuhalten. Das Klettern findet nach Daldorfl' derart statt, dass der Fisch sich mit den abgespreizten Kiemendeckeln fort- schiebt und mit den Stacheln der Afterflosse aufstützt. Hiermit würde die Abbildung in Brehms Thierleben, in der die Brustflossen als Gehwerkzeuge erscheinen, nicht .stimmen. Auch scheint Semper ein truppweises Wandern, wie es die gleiche Abbildung zeigt, unglaubwürdig und jedenfalls noch erst durch ]5eobachtung erhärtet werden zu müssen. Semj)er selbst hat ihn auf Reisfeldern oft gefischt oder ausgegraben, nie aber wandernd gefunden. Vielleicht gehören diese Wanderungen ebenso wie die des Aales auf Erbsenfeldcrn zu dcn^Fabcln. Weiter soll es sein Labyrinthorgan sein, das ihm den Aufenthalt in der Luft ermöglicht. Nun haben sch(ni Semper selbst und Francis Day früher festgestellt, dass sich kein Wasser in diesem Organe befindet. Neuerdings konnte auch Semper in dem Labyrinthorgan des Macropodus etwa 0,1 ccm Luft nachweisen. Offenbar ist dieses Organ ein Luftbehältniss für die Zeit der Noth, eine Lunge, die aus einem Tlieil der Kiemcnhöhle durch Functionswcehsel entstanden ist. Die Luft wird nicht aus dem Blut aus- geschieden, sondern die Macropodcn schnappen die dem Wasser übergelagerte Luft, lassen einen Theil zwar oft wieder austreten, l)ringen aber einen andern oflenbar in das Labyrinthorgan. Wenigstens scheinen sie die gefres- sene Luft nicht wie z. B. iler Schlannnpeitzker in den j\Iagen und den Darm zu befördern. Oftmals tauciicn die Fische nach dem Luftschnappen unter, ohne über- liau])t Ijuftblascn zu entleeren. Zogratt', der behauptet hatte, das Labyrinthorgan enthielte kühle Luft, konnte keine Verbindung zwischen Mund und Labyrinthliöhle auffinden. Dieselbe besteht jedoch zweifellos. Dass das in Frage stehende Organ wirklich diesen Zweck erfüllt, geht aus dem Umstand hervor, dass die Macropodcn in schlechtem Wasser aushalten können, sowie daraus, dass sie ja aucli nie aufs Land gehen, für sie also ein Wasser- behältniss keinen Werth haben könnte. Matzdorff. Die Hunde der Fidschi-Inseln. — Im Globus 1891 No. 21 p. ool findet sich ein Aufsatz betitelt: ,.Einige Bemerkungen über die Fidschi-Inseln", in welchem mit- getheilt wird, das Hunde auf den Fidschi-Inseln nicht fortkommen. Nicht etwa, weil das Klima ihnen nicht zusagt, sondern wegen einer eigenen Art von Parasiten. Eine Art Eingeweidewürmer dringt nach dem Herzen vor und vermehrt sich dort so stark, dass schliesslicli das Herz wie mit einem Pelz umgeben ist. Dann stirljf der Hund, und alljährlich müssen zum Ersätze neue aus Australien eingeführt werden. J. lieber die Wassernnss (Trai»a uatans L.) — Da dem iMärkischen Provinzial- Museum mehrfach (lie Nach- richt zugegangen, dass die Wassernnss im Wernsdorfcr See, nahe Sclunöckwitz, anscheinend der einzigen Fund- stelle bei Berlin, in Folge des Spree-Oder-fvanals aus- gerottet sei, versuchte ich am 26. Juli 1891 die merk- würdige, u. A. wohl auch durch das Wuchern der Wasserpest (Elodea canadensis) im Rückgange befindliche Pflanze aufzusuchen. Der Kanal ist in der Weise ([uer durch den See gelegt, dass die Wasserfahrstrasse zwischen zwei Dämmen verläuft. Der grössere nördliche Theil des Sees, welcher schon immer im Versumpfen begriffen war, ist dadurch noch stiller geworden und überhaupt nur noch durch einen überbrückten Durchlas» für den Kahn zugänglich. Die Wassernnss kommt nur im nördlichen See vor, ich vermochte aber nach den Fundstellen zu Fuss wegen des gefährlichen Moorstrandes nicht vor- zudringen. Auf meine Bitte gingen die Herren E. Schenk, H. Maurer und H. Busse am 11. Oktober 1891, für die Zwecke des Märkischen Museums, in einem von einem Fischerknaben liegleiteten Nachen auf die Suche und waren so glücklich die Pflanze zu finden. Sonderbarer Weise soll dieselbe in diesem Jahre wegen der anhaltenden Kälte nicht fructificirt haben. Wenigstens sind keine Früchte gefunden. Noch vor dreissig Jahren war die Pflanze im Müggelsee, namentlich in der Kleinen jMüggel bei Rahnsdorf vorhanden. Jetzt ist sie im Müggelsee fast gänzlich verschwunden. Im Te gier See, wo Willdenow die Wassernnss noch kannte, ist sie seit Menschengedenken, nach Dr. Carl Bolle-Scharfen- berg, dem besten Kenner der Gegend, nicht mehr be- kannt. Im Müggelsee soll sie nach der Meinung älterer Anwohner durch die erwähnte fremde Wucherpflanze vcr- niclitet sein , im Wernsdorfcr See droht ihr ein gleiches Schicksal. Es dürfte daher nicht ganz überflüssig sein, auf das gesammte Vorkommen der Trapa noch einmal hingewiesen zu haben. Ernst Friedel. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. Zur Erforsclmiis' des Inlandeises beal).sieliti,i;t die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin im nächsten Jahre eine Expedition aus/Aunisten , die wälirend eines Jahres in Grönland eingehenden Studien obliegen wird. Herr Dr. E. V. Dryg'alski, der diese Expedition leiten soll, ist von einer diesjährigen erfolgreichen Vorexpedition jüngst glücklich zurückgekehrt und hat der Ges. f Erdk. in einem Vortrage über seine Reise vorläufigen ßcricht er- stattet. (Verhandl. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin Bd. VIII No. 8). Es galt, das Polarproblem bei den Bewegungsver- hältnissen des Inlandeises an dem Punkte anzufassen, an dem es die wichtigsten Resultate verspricht. Wir müssen jetzt annehmen, dass zur Eiszeit von Skandi- navien aus die Eurojtäischen Laude bis zum Nordrande der deutschen Mittelgebirge und Karjjathcn unter einer Inlandeisdecke verborgen gewesen sind, und dass ebenso über Nordamerika bis zur Breite von Baltimore herab eine Eisdecke gelegen hat. Wir müssen ferner annehmen, dass mit dem von Norden her vorrückenden Inlandeise jene Blöcke trausportirt wurden , die als Findlinge auf unsern Feldern liegen, und wir wissen, dass der sog. Ge- scbiebelehm aus dem Verwitterungsschutt der Gebirge gebildet ist, den die Eismassen bei ihrem Vorrücken unter sich herschoben. Aber wir sind nicht im Stande, uns ein klares Bild von dem Vorrücken des Inlandeises selbst, uns eine befriedigende Vorstellung von den dabei voll- zogenen Bewegungen des Eises zu machen. Die Alpen- gletscher sind winzig, sie gehen in engen Thälern bergab und haben ein jeder in seiner Firnnnilde ein eigenes Sammelgebiet. Sie stehen also unter \'erhältnissen, die mit denen des vorrüekenilen Inlandeises gar nicht un- mittelbar verglichen werden können. Uns bleibt nur ein Mittel, in das Verständniss der vielen Probleme der Eis- zeit einzudringen : das Studium der Eisbedeckung Grön- lands, dieser Eismassen, welche eine Fläche von 30 000 Quadratmeilcn überlagern. Denn diese Eismassen sind ein getreues Abbild der einst allerdings so vielmal ge- waltigeren Eismasseu der Vorzeit, als deren letzten Rest wir sie auffassen müssen. Sie erhalten sich unter den heutigen Verhältnissen an ihrer Stelle, sie dürften sich aber kaum unter ihnen hier gebildet haben. In der That liegen denn auch über diese Eismasse und über die Gletscher, welche sich von ihr aus ins Meer erstrecken, Beobachtungen vor, die weit über das Maass dessen hin- ausweisen, was an Alpengletschern beobachtet wird. Es sind Geschwindigkeiten für die Glctscherbewegung bis zu 30 m den Tag angegeben, und die periodischen Oscil- lationen sollen sich über ganz bedeutende Fläclienräunie erstrecken. Das wissenschaftliche Studium der Eismassen Gnin- lands und ihrer Bewegungseigentliündichkeiten fordert, dass an Ort und Stelle nach drei Richtungen hin sorg- same systematische Beobachtungen ausgeführt werden: 1) über das Inlandeis selbst, 2) über die gewaltigen mit dem Inlandeise unmittelbar zusammenhängenden Gletscher, und zum Vergleich damit 3) über die localen Gletscher, die keine Beziehung zur Eisdecke Grönlands haben. Der Umanakfjord war von dem dänischen Forscher Rink als besonders günstig für solche Beobachtungen empfohlen worden. Hier suchte daher Herr von Drygalski einen geeigneten Ort ausfindig zu machen, an dem er bei seiner Ilauptexpedition im nächsten Jahr eine Beobachtungs- station anlegen könnte. Er hat ihn in dem Nunatak ge- funden, welcher in dem Hintergrund des Karajakfjordes sich als ein grösserer Felseuriegel zwischen den grossen und kleinen Karajakgletscher einschiebt. Von ihm aus sind sowohl die Gletscher, als auch das Inlandeis selber gut zugänglich; und, was den Punkt zu einem längeren Studium besonders geeignet macht, der grosse Karajak- gletscher steht in einem bei andern Gletschern des In- landeises nicht beobachteten unmittelbaren Zusammenhang mit diesem; das ruhige Eis des Inlandeises und das be- wegte des Gletschers sind durch ganz allmähliche Ueber- gänge mit einander verbunden. Von den Ergebnissen, die Herr von Drygalski bei seinem diesjährigen, nur sechs Wochen umfassenden Auf- enthalt gewonnen hat, kann hier nur einiges kurz erwähnt werden. Bei dem Besuch des Jacobshavner Gletschers drängte sich die Vermutung auf, dass die Angabe über die hohen Beträge der Oseillationen des Gletscherrandes (mehr als eine deutsche Meile im Laufe der Jahre) auf die grössere oder geringere Behinderung zurückzuführen seien, die sich dem Abfluss der Eismassen vom Rande des Gletschers entgegenstellt. Während die einzelnen Theile des Gletscherrandes im Sommer an bestimmten Stellen des Fjordes kalben und nun als Eisberge fortschwimmen, staut sich das Gletschereis zur Winterzeit in dem ge- frorenen Fjord. Die Stopfung dauert so lange an, bis der Druck der nachschiebenden Eismassen im Frühjahr einen gewissen Betrag übersteigt. Dann erfolgt Ent- leerung unter einem Ausbruch von Eismasseu, der sieh in seiner Gewalt nur mit den grössten vulkanischen Aus- brüchen vergleichen lässt. Aber immer ist der Gletscher- rand scharf von dem Packeis des Fjordes geschieden. Er steht im Si)ätsommer 2 km hinter der Lage im Früh- jahr zurück; aber eine wesentliche Aenderung seiner Lage ist seit 1879 nicht zu verzeichnen. Bezüglich der Frage, ob das Gletschereis sich in den Fjorden auf dem Boden bewegt, (Steenstrup), oder ob es (Auffassung \'on Rink, Heiland und Hammer) in den mit- telsten Theilen im Wasser schwebt, durch die Consistenz der Masse im Wasser niedergedrückt, bis der Auftrieb schliesslich diese Consistenz überwindet und nun den Eis- berg über das Niveau des Gletschers hebt, hinsichtlich dieses Punktes entscheiden die Beobachtungen des Herrn V. Drygalski für die erste Annahme. Er hat keinen Eis- berg gesehen, der höher gewesen wäre, als der Gletscher, von dem er stannnte. Er sah im besonderen Falle am Itiodliarsukgletscher einen grösseren, nach allen Seiten breit fuudirten Eisberg vor dem Gletscherrande von glei- cher Höhe mit diesem, und mit dem Gletscher verbunden, auch mit einer Bewegungsgeschwindigkeit ('von 11 m in der Stunde), die für einen Zusannnenhang mit dem Glet- scher sprach. Aber diese Verl)indung war zu locker, als dass sie den Eisberg hätte im Wasser niederhalten kön- nen, wenn dieser nicht eben zu schwer gewesen wäre, um zu scliwinnnen. Das Kalben des Gletschers tritt so- mit nach Herrn v. Drygalski dann ein, wenn die sich in den Fjord vorschiebende Masse den Boden verliert, d. h. sobald der Auftrieb des Wassers grösser wird, als die Schwere der Eismasse, gegen die er wirkt. Dieser Mo- ment muss mit der Breite des Gletscherrandes, mit der Höhe der Gletschcrspitzen, dem Verlauf der sie begren- zenden Spalten, wie auch mit der Tiefe des Fjordes variieren. Die Grenzlinie zwischen Gletscher und Wasser kann also sehr unregelmässig gebuchtet sein. Auf dem Plateau zwischen den Fjorden Semilik und Sermitdlet wurde der Rand des Inlandeises erreicht. Alles deutete hier auf eine Gleichgewichtslage von bereits langer Dauer; nichts wies auf Schwankungen des Eis- randes hin. Daljei aber machte die Lage des Eisrandes selbst durchaus den Eindruck des rein Zufälligen. Der Charakter der Hochebene mit ihren gerundeten Felsen, mit ihren Seebecken und mit ihren Blockanhäufungen setzt sich bis unmittelbar an das Inlandeis fort. Der Eisränd schneidet hier durch einen Höhenzug, dort durch ein Seebecken durch. Eine orographisehe Grenze lässt sich Nr. 1. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. nirgciuls erkennen; klimatisch ist die Grenze nur durch das Vorbandensein des Eises selbst geworden. So niuss ihre Lage wohl in dem Eise selbst und in seinen Be- wegungsverbältnissen gegeben sein. Vielleicht dass ge- naueres Studium einen Zusammenhang mit den grossen Gletschern ergiebt, welche die Massen aus dem Inlandeis abfiUiren. Vorläufige Messungen über die Schnelligkeit der Gletscherbewegung gaben beim Itiodliarsukgletscher, der mit dem Inlandeis zusammenhängt, in der That einen Betrag von 10 — 11 m an der Seite, von 16 m in der Slitte des Gletschers. Thalaufwärts war die Geschwin- digkeit geringer; 3 km vom Rande entfernt wurden nur noch 4 m beobachtet. Die Bewegung war schnell genug, um innerhalb einer Stunde im Fernrohr gesehen werden zu können, trotzdem die beobachteten Eisspitzen 2 km entfernt waren. Das Gesammtbild des Gletschers unter- lag einer fortwährenden Aenderung: eine wirre Verschie- bung der einzelnen Theile gegeneinander; ein stetiges Vorrücken des Ganzen. Auf dem vom Eise frei gewordenen Lande, das in der Eundung der Felsen, in den Sehrannnen, in den vom Schutt ausgeräumten, wie Schüsseln im festen Fels er- scheinenden Seebecken, und in den gerundeten Blöcken überall die Spuren der Eisbedeckung zeigt, ist die Ver- witterung dasjenige Agens, welches die Oberfläche am eingreifendsten weiter gestaltet. Sie ist sehr intensiv; die Strahlungsintensität der Sommersonue hat eine wich- tige Funktion dabei; schalige Absonderung der verwit- ternden Felsen wurde mehrfach beobachtet. Die Erosions- arbeit des fliessenden Wassers ist dem gegenüber fast gleich Null zu setzen. Erosionsrinnen sind kaum zu sehen. Die Beekenform herrscht vor. Zwischen den einzelnen Becken nimmt das Wasser seinen Lauf unter und zwischen den angehäuften Blöcken. Dem Auge ist er oft nur durch die schwarze Farbe der überlagernden Blöcke bezeichnet. Von diesen Blöcken wird nändieh durch das Wasser die geringe Verwitterungskrume fortgespült, auf der zu den Seiten eine Moos- und Grasvegetation sieh ausbilden kann; daher das Bild wie von schwarzen Flüssen in grünen Flächen. Von den Bewohnern Grönlands giebt Herr v. Drygalski ein anziehendes und in mehr als einer Beziehung interes- santes Bild. Ans der Royal Society. In der Sitzung der Royal Society zu London, am 17. December 1891, verlas der Präsident einen Brief Professor De war 's, der ihm bei Beginn der Sitzung zugegangen war, und in dem Herr Dewar mittheilte, dass er am gleichen Tage flüssigen Sauerstotf zum Sieden gebracht (in Luft, also bei — 181" C.) und zwar zwischen den Polen eines Elektro- magneten. Der Sauerstoff befand sich dabei in einer Schale von Steinsalz. Zu seinem Erstaunen bemerkte Prof. Dewar, dass, sobald wie der Magnet erregt wurde, der Sauerstoff sich plötzlich und völlig an die Pole heranzog und dort bis zur beendeten Verdampfung blieb. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der dänisclie Botaniker Prof. E. Wiiriii ius-Kf'penliagen unternimmt zur Zeit oiue wissenschaftliche Heise zur Erforschuuff fler Fhira von West-Indien und Venezuela. Die Universität Leipzig kommt denjenigen Frauen, welche hier in Deutschland akademische Bildung erwcriien wollen, einen Schritt entgegen. Zur Zeit dürfen dort einige 20 Studentinnen, meistens Ausländerinnen, den Vorlesungen beiwohnen. Sic zahlen indessen kein Honorar und mussten in jedem Einzelfall eine be- .sondore Erhuibuiss zum Hören bei dem betretl'euden Professor einholen. .Solange sie in dieser Weise nur unentgeltlich Collogia liören iHirfen, zilhlen sie selbstverständlich nicht als akademische Bürgerinnen. In Königsberg starb der Dermatologe Prof. Dr. med. Paul Michelson, im Alter von nur 45 Jahren. Neben den Haut- krankheiten vertrat er als Docent noch das Gebiet der Hais- und Nasenleiden; und er war gerade dabei, in Gemeinschaft mit dem Breslauer Chirurgen Mikulicz einen Atlas der Krankheiten der Mund- und Nasenhöhle herauszugeben. In Seebpur, Präsidentschaft Calcutta, starb im Alter von 47 Jahren Herr S. J. Downing, Director des dortigen staatliehen Civil Engineer College. Der Verstorbene war in Fachkreisen als Praktiker und Theoretiker gleich hoch geschätzt. Im indischen Dienste befand er sich seit 1859, nachdem er seine mathem.atische und technische Ausbildung in der Heimath, namentlich in Dublin, Triuity College, erworben hatte. L i 1 1 e r a t u r. Prof. Dr. Ludwig Btlchner, Das goldene Zeitalter oder Das Leben vor der Geschichte. 2. Auflage. Allgemeimr Verein für Deutsche Littrratur. Berlin 18!)1. — Preis 6 Mark. Nicht das Zeitalter des Ui'-Menschen ist als das goldene zu bezeichnen, sondern dasjenige, welchem wir zustreben ; denn die Lebensart des Urmenschen ist derartig, dass sie nur derjenige zurückwünschen kann, dem die Kenntniss derselben fehlt. Diese Anfänge des menschlichen Lebens und das Leben vor der „Ge- schichte" schildert nun Büchner in seiner gewohnten fliessenden Weise in grossen Zügen: zunächst die Steinzeit, dann die Kupfer-, die Bronze- und endlich die Eisenzeit, die in der Gegenwart ihre volle Blüthe erreicht hat. Der Anhang schildert als das Metall der Zukunft das Aluminium; ob diese prophetische Aussage ge- rechtfertigt ist, dürfte di.'^cutirbar sein. H. J. Kolbe, Einführung in die Kenntniss der Insecten. Lief. 2 — 6. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. Berlin 1889 — 91. Preis der Lieferung 1 Mark. Aus der Feder des Herrn Prof. Dr. F. Brauer findet sich die 1. Lief, dieses Werkes in der „N. W." Bd. IV. p. 133 besprochen. Die hohen Erwartungen, welche diese 1. Lief, spannte, sind bis jetzt ganz erfüllt worden: wir sehen von Lieferung zu Lieferung ein gediegenes Handbuch der allgemeinen Insektenkunde entstehen, für welches ab rder bescheidene Titel ,,Einführung"(nicht passt. Aus der Disposition auf dem Deckel der 1. Lief, im Vergleich mit dem bisher Erschienenen, geht hervor, dass das Werk zu einem Abschluss noch weit mehr als das Doppelte der bisher erschienenen Lieferungen gebrauchen wird, dass also die ursprüngliche Kech- nung, nach welcher das Werk nur 6—7 Lieferungen umfassen sollte, sehr fehlgegritt'en hat. So weit Referent gehört hat, hat sich aber keiner der zahlreichen Abonnenten des schönen Werkes bisher über diese Thatsache boschwert, und wir meinen, mit vollem Recht; im Gegentheil sind uns nur freudige Aeusscrungen darüber zu C)hren gekommen, dass das Kolbe'sche Werk ein möglichst umfangreiches Handbuch zu werden verspricht, da ein solches in der That ein wahres Bedürfniss ist. Das Werk wird bedeutenden Nutzen stiften, besonders aber dann, wenn es zum Schluss — wie übrigens als fast selbstverständlich zu erwarten — ein ausführ- liches, gewissenhaftes Register bringt: dem wichtigsten, unent- behrlichen Schlüssel eines Handbuchs. Die vorliegenden 6 Lief, enthalten nicht weniger als 221 Holzschnitte, die in einfacher und klarer Ausführung treft'lich ausgewählt sind. Dass sich Verf. nur an die sicheren Resultate hält und Hypothesen möglichst vermeidet, wird derjenige Naturforseher be- sonders zu schätzen wissen, der gelegentlieh einer sachlichen Orientirung aus dem Gebiete der Entomologie bedarf, wie das z. B. dem Botaniker, der sich mit Pflanzenpathologie beschä,ftigt, nöthig werden kann. Dr. Otto Zacharias. Die niedere Thierwelt unserer Binnenseen. Mit 8 Aliliildungen. (Sammlung gemeinverst. wiss. Vortr. von Virchow u. ^Vattenbach.) Verlagsanstalt u. Druckerei A.-ti. (vorm. J. F. Richter.) Hamburg 1889. In dem Heftchen bespricht Verfasser sein Thema in der mög- lichsten Kürze in der folgenden Disposition. Nach einer kurzen Einleitung folgen: I.Ufer-Region, 2. Pelagische Region, 3. Tiefen- Region, 4. Die Verbreitung der niederen Thiere des Sügswassers. Verf. zieht in Betracht die kleinen Krebsthiere (Entomostraca). Würmer, Schnecken, Muscheln, Armpolypen, Moosthiere und Protozoen sowie Wassorinsecten. Wo Zacharias die Botanik berührt, wird er zuweilen — wie wir schon früher einmal erwähnen mussten — unzuverlässig, so behauptet er p. b , wo er von der üblichen Ufer-Vegetation spricht: „Weiter drausson ist der Boden vieler unserer Seen mit Arndeuchtergewächsen oder mit den schnittlauchähnliclien Büscheln des Kar))fenfarns (Isoetes lacustris) bedeckt" , während doch Isoetes lac. keineswegs ein Charaktergewächs unserer Seen ist, sondern im Gegentheil als selten vorkommend bezeichnet werden kann. 10 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. Franz Schleichert, Anleitung zu botanischen Beobachtungen und pflanzenphysiologischen Experimenten. Ein Hilfsbuch für deu Lelirei- beim botanisrhoii Sclnihuiterriclit. Mit .52 Text- abbildungen. Verlag von Hermann Beyer & Söhne. Langen- salza 1891. — Preis 2 Mark. Die Aufgabe, welche sich Verf. .stellt — ,.den mit den Grund- zügen der allgemeinen Botanik vertrauten Lehrern, insbesondere den au Mittelschulen, Seminarien und Ackerbauschulen sowie auch an Volkschulen thätigen, eine Anleitung zur Anstellung bo- tanischer Beobachtungen und jjflanzeuphysiologischer Experimente, die sich im Unterricht verwerthen lassen, zu gewähren und die- selben zum weiteren Selbststudium anzuregen" — hat Verfasser mit grossem Geschick erledigt. Alle Beobachtungen und Experi- mente, die in dem 152 Seiten umfassenden Octav-Buche angeführt werden, hat S. selbst angestellt, um ein genaues Urtheil ülier die Brauchbarkeit der vorgeschlagenen Methoden zu gewinnen und überall hat er besonderes Gewicht darauf gelegt, den für die Untersuclumg erforderlichen Apparaten eine möglichst einfache Form zu geben. Das Buch kann auch dem Studenten von grossem Nutzen sein, wie überhaupt jeder, der sich etwas eingehender mit den Lebenserscheinungen der Pflanzenwelt zu beschäftigen wünscht, in ihm einen gewissenhaften, guten Führer findet. liudw. David und Charles Scolik, Die Photographie mit Brom- silbergelatiue und die l'iaxis di'r Mnnirntphot der 14. Auflage werden je nach Erscheinen zum Preise von 7 Mark 60 Pf. statt sonst 10 Mark geliefert. Inhalt: Prof. Dr. Hugo Werner: Ein Beitrag zur Geschichte des europäischen Hausrindes. (Mit Abbild.) — Prof. Dr. W. Frey er: Da genetische System der Elemente. — Zur Koch'schen Tuborculose-Therapie. — Zur Lebeusgeschichte des Kletterfisches. — Die Hunde der Fidschi-Inseln. — Uelier ilie Wassernuss i.Trapa natans L.) — Zur Erforschung des Inlandeises. — Aus der Roval Society. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Prof. Dr. Ludwig Büc hner. Das goldene Zeitalter oder das Leben vor der Geschichte. — H. .1. Koll)e: Einführung in die Kenntniss der Insecten. — Dr. U t to Za c ha rias : Die niedere Thierwelt unserer Binnenseen.— Franz S chlei'chert : Anleitung zu botanischen Beobachtungen und pflanzenphysiologischen Experimenten. — Ludw. David und Charles Scolik: Die Photographie mit Brom.silbergehitine. — Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte. — Neunzehnter .lahresbericdit des Westfälischen Provinzial-Vereins für Wissenschaft und Kunst für 1891. — Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N.4., luvalidenatr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ford. Dümmlors Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G Bernstein, Berlin SW. 12 Nr. 1. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. IHolz'sche und selbsterregende Influenzmaschinen I constniirt von J. R. Voss. I MetaBI-Spiral-Hygrometer (bereits 15 000 Stiiek geliefert) ciiipfielilt als Spezialität Meclianikor. -T. PJ. VoiSsä. Mechaniker. BERLIN NO., Pallisaden-Strasse 20. 7 goldene und silberne Medaillen. — Geschiil'tsgründuni? 1874. Lanolin- Vorziiglic Vorziiglic VorzUglic 3u bctien i Toilette-Cream -LaUOlill th 3Mr Pflege ber ^aul. ' h 8"t SKeinfjiiltima uub SöetetfunB tmiittet fdiiit- ' ■■ (teilen mit ISuiibeii. » h 811C erfcaltmia einer o"teii fiaut, BefoitbcrS bei 1 ten meiften ätpotbeteii mit nni)lnu(j. !lKcid)I)rtlttrtCfii i'nflcr iirtturI)iftoi'ifd)cr (<»5ci*ilr, Berlin SW. Grossbeerenstrasse 35, eni|)lehlen unter s jähriger .schriftlicher Garantie gegen Einsendung des liilrages oder Nachnahme: (ioldene Herren- Ihren zu ii'n. l.io, 20(j und 3uo M., Silberne ('>lin'.ijja^'a^*jjjjj^.i'.*j.*t^jj^ Geolog-isehes u. mineralogisches Comtor Alexander 8tner 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sicli ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Eile!, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera, Becken u. s. w. u. s. w. Corallien von Nattheim. überhaupt Local Suiten Lias aus Würtemberg. und deutsche Mineralien. Wegen der Bedin.n-nngen bitte zu sLdu-i'ibeii an Alexander Stuer 40 Rue dos Matliurins in Paris. I ^.i.i'jJ.jj'jj.i.t.tj.j^j'.jjj^.i.ljjjaj.ijjjj.ijjjjjjj.ijj.t.t.i.ujjjj.ijjjJjj.i.ijJJ.t.ta.^.'JJ.'.'.tJJJJ.' Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausführliche Special Verzeichnisse. Feril. HüDinilers Verlassbiithhantiliiiüf. Specialfabrik für Unterzeuge & Strümpfe. Reitunterbeinkleider nach Maass. Extrastarken Tricot für Jagd & Reise. Franz Seldte SlruDi|if«aareii-Falirik, IJerliii W.. ■M II Leipzigerstr. 24. I, Auf Wunsch Mustersendung. IPatentanwalt Ulr. R. Maepz, Berlin., Leipzigerstr. 67. Ferd. Dümralers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Soeben erschien: Vievsl ellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Ciiravelius. Astronom. 24 .Seiten. Taschenformat. Preis fjelieftet 50 Pf. Zu faezielien durcti alle Buchliandlungen. ♦•♦I »•♦♦« ••♦♦^■•♦•♦t Rudolph BCriiger Fabrik electro - medicinisclier Apparate BEKLIX SO., Michaelkirchstr. 41 empfiehlt stationaire Apparate für const.'inten niul Inductions- Strom. transportable Batterien für Constanten Strom, trans- portal>le Inductions - Apjiarate, Instrumente und Tauclibatterien für twalvanokanstik, Scliütten- Inductorien für pliysiologisolio Zwecke nach Professor du Bois- Keymond, Elektroden, Elemente. I ♦ ♦ I n Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erscheinen: Mitteilungen d.-r Vereinigung von Freuudeu der Astrouoniie und tosmisclieu Physik, Eedigirt von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährlich 10—12 Hefte gi-. 8°. Preis pro Jalirgansj 6 M. Man abonnirt bei allen Buohliandhmg'en nml Pnstanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Schwahii, Berlin SYf,, (irossbecrenstr. 6S zu richten. ■ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ; S ersehieii vnr Kurzem: ; I Koifitisclie Strliißi auf ier Erlh idiü 1 ■ ■ ■ und das ■ ■ ■ i Gesetz der Analogie im Weltgebäude. j : : ! Von : ■ ■ : L. Graf von Pfeil. ; : : ■ Vierte, mit den neuesten Entdeckungen verstärkte und um- • ; gearbeitete Auflage. : : 3Iil sechs Karten. 323 Seiten. Fräs 7 Marl;. : Gesucht ein anti((uari?idies Exemplar von Hooker's Species fillcum (5 Bände). l>r. Kberrtt lÜldiotliekar der Kgl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin N. 4, Invalidenstrasse 44. 1 1 1 1 1 1 1 1 1 11 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 i Ftrd. I»ilniiiilers UilaL'siiiicIiliiiiiillmiL' in Berlin SW. 12. Unentbehrlich für jeden Familien -Vorstand 5 i.st das Preussische Bürgerbuch. Von Dr. Ludui^ Brosy. MitetwalOOFoimulareu zu Eingaben, Berichten, Klagen, Verträgen etc. Dritte Auflage. Preis 6 Mark, gebunden 7 Mark. ;j Dasselbe sif'bt Auf.schliis.s über alle i'bürgerlicheu Rechts verhält- '! u i s s e , z. B. ; Ehe , Vcrhältniss j !' zwisrben Eltern und Kindern. Vor- 1 mundschaft, Handels- und Vermo- |i gensreoht . Hinterlegungsordnung, ■I Schiedsmanusordnung; Kauf- und Ij Tauschverträge, Lotterie, Spiel und . Wette, Alteutheil, Leibrenten, Dar- ; lehnsverträge, Vuchergesetz, Gesin- !l deordnuug, Verlagsvertrag, Schen- ) kungen, Leibvertrag, Miethe u. Pacht, )■ Kommissions-, Speditions- u. Fracht- 1 geschäft, Eiseuoabnbetriebs- und '}■ Bahnpolizei-lieglement, Post- und 1 Telegraphenweseu, Bürgschaft. Ur- ;, heberrecht u.Markenschutz.Wechsel- j und Konkursrecht, Besitz-, Eigeu- ;i thumsrecht, Pfand-, Hypotheken-, Grundschuldrecht, Berggesetz, Erb- recht, Testamente, Verfahren in Civilprozessen . LStempel, Verträge, Wecaselstempel , Erbschaftssteuer, Gerichtskosten-Gesetz etc. etc. Fill|li|ll|ll|ll|!;illll!|ii|l|||i|lil!llllll|ll|ll|i[|[||ll|l|||||!l||||H|iJJ'|l^ »9«e@lee«««9##«90«l Auflagre 36 000! ^^m berliner j;^^S| ■«9 anparttiifcfiä Scihing, ■>• (2 25lflf töflndj) cinfdiHefiuc!) ii,rer (audj ^Sontags) 8 ©rutiö-öellrtöctt: Allq.Ztg.f. Landwirth- scliaft u. Gartenbau. Deutsch. Hausfreund, iUii6tv.Zei!s(;brittv.l6üiuck- seiten, wöchentlich. Mode und Handarbeit, Sseitlg mit monatliLh chniltmuster ; 3. Humoristisches Echo, wörheutllrii. 4. Verloosungs- Blatt, zehntägig. vierzeliniagig. Die Hausfrau, u tägii;. Produkten- u. Waaren- Markt-Bericht,w8c: emi s. Deutsch. Rechtsspiegel Keichsgericht.s - Eulsrheiil ; nach Bedarf. foftcn bei jebcr Hollaullalt pro Quartal nur 5 ptarh. ©(^nelle, auöfüfjrlidie unbunttarteiifdiepolitift^e Söcticöterftattunfl; feine politische ^Beoonnunbung ber £efer. — SBiebergabe intercifirenber äUcinungöiiuficiuniien ber $artei= blöter aller illiclitungen. — Sluäjührliifie ipavlomenlö = i8cä richte. — Srefflid)e militärifche Slufia^e. — Sntereffante SofaC», £ljcatcr= unb Seritlitä = 9!ocSr testen. — ein = ücljenbfte 5!oc6ri|i(n ^utorce. 3ln!ciocit fmi» voxx. fidjever JOirkuna! 35cr gn^alt ber ..öcvtinc*- llettcfleit ätndjridjtcit" ifl frei »on j^riDoUtöten irgenb roelcljer jlrt. gn jebcr gebilbcten Acimilie finben fic baljer fithcr frcunbiidie aiufntilime. naF" Siir Sn'nilicn = Sinjciucit, Xtcuftt'otcii. rstciiidie, "WohmitiijS! Jtu;ciflci> uuti ähulidic Slitiioitccii, ^lc !uc 4'cMitiuiiie eines <>nu5l)4ill5 bctrtff'^ii, Witb bic Sllioiiiicmciits Cuittuiiii für Sns inufcnbc iDuattal I>. 0. 3j). »oU in :3<mu;isial-L*b<-Tk-lu('i. E E 2. rerinehrte Ausgabe. Mit einer E E Kartenskizze von Deutsch- Afrika. E : .") Mark, geb. giiiii;;nl>e {jestattet. Das genetische System der Elemente. \'oii ProtoBsor Dr. W. Frey er. - -. ^ (PoTtsC+jrung.y ■ Die .spccifische Wärme. Da die .specifisciic Wärme eines Metali.s, wie Regnaiilt nacliwies, beim Dicliterwcrdeii desseibeu, z. B. diircli Hämmern oder beim AbiUiliien, aimimmt, im Allgemeinen überliaupt bei scbweren Elementen s'ei'i"&e'' ^i's bei leichten ist, so Hess sich nach dem Vorig'cn erwarten, dass im genetischen System die spccifische Wärme C von der ersten Generation zur zweiten, von dieser zur dritten, von der dritten zur vierten und von der vierten zur fünften regelmässig abnehmen werde. Diese Erwartung wird durch die Thatsachen, soweit Bestimmungen vorliegen, ohne Ausnahme bestätigt. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass zwischen den ^-Wertllen genetisch zusammenhängender und isotojier Elemente einfache numerische Beziehungen, wie bei den Atomgewichten, besteben. Beispielswei.se sind die Unter- schiede A[j — • Au Cd — Hg 8n — Tl Sn — Pb Sb — Bi Aber die geringe zuverlässigen 0,024 0,023 0,02.3 0,023 0,018 Fe Co Xi Rh Eh Pd 0,048 0,048 0,047 Anzahl der bis jetzt vorliegenden und die Unkcnntniss der Bestimmungen (irundbcdiiigung der allgemeingültigen Vergleichbarkeit der t-Werthe gestatten noch nicht nach dieser Richtung feste Regeln aufzustellen. Dagegen hat sich ein neues sehr einfaches Gesetz kundgegeben, als ich die Frage aufwarf, ob die Abnahme der specifischen Wärme C in jeder Stammreilie mit der Verdichtung gleichen Schritt hält oder schneller oder langsamer als diese vor sich geht. Da die Stufenzabl Z für jedes Element angiebt, wieviel Verdichtuugsstufen es durchlaufen hat, ehe es bestehen bleil)cii konnte, so ist klar, dass im Falle ''' genau proportional der zu- nehmenden Verdichtung abnimmt, das Product ^ '-Z inner- halb jeder Stammreihe constant sein muss. Dasselbe wird hingegen zunehmen müssen, wenn die Verdichtung schneller wächst, als C abnimmt und abnehmen, wenn die Verdichtung langsamer zunimmt, als ('sich von Generation zu Generation vermindert. Meine mit Zugrumlclegung der zuverlässigsten Zahlen erhaltenen Zusammenstellungen ergeben nun das wichtige Resultat, dass, mit Ausnahme der ersten Elemente in I und II, nämlich des Lithium, Natrium und Kalium, sowie des Calcium und Jlagncsium, alle bis jetzt untersuchten Ele- mente, wenn man ihre specitische Wärme mit ihrer Stufen- zahl multiplicirt, innerhalb sehr enger Grenzen unterhalb und oberhalb U,4 liegende Producte liefern. Nichtsdesto- weniger kann dieses Product C-Z nicht für irgend eine Stammreihe als constant angesehen werden, so sehr es sich auch der Constauz näh.ert, weil innerhalb mehrerer Reihen die ersten Glieder und die letzten der beiden letzten Gene- rationen kleinere Zahlen aufweisen, als die ihnen benach- barten. Diese Untersuchung ist jedoch noch nicht abge- schlossen, weil eben noch nicht ermittelt ist, welche von den mit der Temperatur steigenden f'-Werthen der Elemente im starren Zustande miteinander verglichen werden dürfen. Die Zahlen (J.Z stelle ich hier zusammen; die in Klammern eingeschlossenen beruhen jedoch nur auf Jicchnuug und Analogieschlüssen, alle anderen auf be- kannten experimentellen Daten. 12 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2. Z I II III IV VI VII q: - 0,44 l\ [^m] O [0,36] Fl 0.38 Fh 0,:iG S 0,3S As 0.44 .SV' 0,40 ßi 0,:!S Se 0,40 7;- 0,41 Fr Ni 0.36 C/ [0,30] 0,38 Ä- 0,42 0,407^ 0,43 [0,4] 0.42 OS 1 9 F,/ 0,41 Ft 0,39 4 .') 4 2 3 4 2 ,1 4 5 4 die die An- \Li 0.94 Ä- 0.41 .^ö 0,3'JC 2 Na 0,.^SyI/?-(),'l9 ^/ 0.40 Ä .") Cn 0,47 Z;/ 0.46 6'ff 0,40 Ge ?,Ag 0,46 6(/ 0,41 //; 0,4.") Ä/ l^Au 0.42 j^i' (1,42 r/ 0,43 /Y^ 10 Ä« (0,4] G(/[0,4] 77; [0,4] 4 Fe 0,43 C(? 0.42 7 7?// 0,42 J^// 0,41 12 Os 0.37 //- 0,38 3 Ka 0,.50 Crt 0,48 Sc [0,39] 7}' 0,37 F<7[0,3G] Cr 0,36 tJ/« 0,36 6 El) [0,4] Ä- [0,4] y [0,4 1 Zr 0,40 7V7> [0,4] Mo 0.4 9Cf [0,4] Art: [0,4] Za 0,40 Gr 0,10 .W [0,4] /> [0,4] 14 77i 0,39 U 0,39 1 1 Dp [0,4] ]7;[0,42] 7;z[0,38J //-ö 0.37 Pas Produet der specifischen Wärme in die Verdiclitungsstufe angebende Zahl Z ist demnacli für Meln-zahl der Elemente sehr nahe = 0,4. Hei den fangsgliedern der beiden ersten Stämme finden sieh je- doch gro.sse Abweichungen. Diese erscheinen iudess durch- aus regelmässig, wenn man von dem Ausdruck 0,4 : Z als einem Centralwerth für jede der vierzehn Stufen aus- geht und für die sieben Isotopen Elemente jeder Stufe die Hälfte des Abstandes von der folgenden und vcn'her- gehenden hinzuninunt. Dann zeigt sich, dass diese rein durch Rechnung ermittelten Grenzen für die C'-Werthc sämmtlieh durch die beobachteten C'-Werthe, soweit über- haupt Bestimmungen vorliegen, bestätigt werden, falls man die Temperaturen nicht allzu eng begrenzt und falls bei einigen wenigen Elementen die ohnehin nicht sichere dritte Decimale um einige Einheiten oder eine Einheit zu gross für die betreffende Versuchstemperatur gefunden oder durch unzulässiges Berechnen eines arithmetischen Mittels aus weit auseinanderliegenden Werthen zu gross angenommen wurde. Durcli neuere Bestimmungen , be- sonders von Violle und Naceari, ist für einige Elemente bereits bewiesen, dass die bisher geltenden Mittelwerthe etwas zu hoch waren. Thatsächlich giebt es Temperatur- intervalle, für welche das beobachtete C in die hier be- rechneten Grenzen fällt. Grpn/.eii für z 0,4 : Z (lii.^ spec. AVärinc l)ereolinet Spec. Wärme beobachtet 1 0,4 (1) bis 0,3 Li, Be, Bo. C 2 0,2 0,3 0,167 Na. Mg, AI, Si, Ph. S 3 0,1333 0,167 0,1167 Ka, Ca, Ti, Cr, Mn 4 0,1 0,1167 - 0,09 Fe, Co, m 5 0,08 0,09 0,0733 CH,Zn.Ga,Ge,As,Se,ßr () 0,066G 0,0733 - 0,0619 Z>\ Mo 7 0,00714 0,0619 - 0.0536 Rh, Eh, Pd 8 0,05 0,0536 - 0,0472 A(/.Cd,In,Sn,Sh,Te,Jil 9 0,04444 0,0472 - 0,042 La, Ce 10 0,04 0,042 - 0,0382 11 0,03636 0,0382 - 0,0348 Wo 12 0,03333 0,0348 - 0,032 Os, Ir, Pt 13 0,03077 0,032 - 0,0296 Au, Hq, TI, Ph, Bi 14 0,02857 0,0296 - 0,0276 'Th, U Qi f centraler niax. min. btute C-Werth für jede Stufe In Erwägung, dass die Grenzwerthe nur durch Hal- birung der Stufendifterenzen aus 0,4 : /, überhaupt also für alle Elemente aus der einen Zahl 0,4 rein arithmetisch ermittelt sind, erseheint die Uehereinstimmung von Rech- nung und Beobachtung höchst bcachtenswerth. In dieser Hinsicht könnte nur das Osmium eine Aus- nahme bilden , dessen .specifische Wärme Regnault bei 97,490 bis 98,08" zu 0,0310 und 0,0308 und 0,0301, im IMittel zu 0,03063 fand, während sie 0,0322 bis 0,0329 betragen mtt,sste. Ueber die Reinheit des ihm von Fremy gelieferten Osmium ist Näheres nicht angegeben. Es nur von der Substanz, sie sei eine „schwammige gewesen (Poggen- heisst Masse von leichtem Zusammenhalt" dorfts Annalen Bd. 98, S. 402. 1856). Da für alle anderen Elemente (' nicht allein von Generation zu Generation, sondern auch von Stufe zu Stufe abnimmt, ist es wahrscheinlich, dass eine neue Be- stimmung mit ganz reinem metallischem (»smium diese unerhebliche Ausnahme beseitigen wird. Bei höherer Temperatur hat Osmium (12. Stufe) zweifellos eine merk- lich grössere specilische Wärme als starres Queeksillier (13. Stufe), soviel lässt sich auf (irund der Bestimmungen der specifischen Wärme des Iridium und Platin von Violle schon jetzt behaupten. Kupfer hat 0,092 bei 0", Zink 0,()VI07 (Naceari) statt 0,o90. Die wenigen sonstigen sehr unerheblichen Grenzüberschreitungen fallen ohne Zweifel bei niederer Temperatur fort {A;/, Cd, In. Tl). Jedenfalls ist die specifische Wärn)e eines starren Elementes um so kleiner, je mehr Verdichtungsstufen es hinter sieh hat, je grösser also seine Stufenzahl ist. Ferner ist gewiss, dass die specifische Wärme der iso- toi)en Elemente von der ersten Stufe ab ausnahmslos die ganze Reihe der Elemente hindurch bis zur vierzehnten Stufe von Stufe zu Stufe in der angegebenen Weise abnimmt. Denn von fünfzig untersuchten Elementen fallen dreiundvierzig in die von der Verdichtungstheorie verlangten Grenzen und sieben überschreiten dieselben nur um 0,0(_)1 bis höchstens 0,003. Die Atomwärme. Die specifische Wärme setzt sich bekanntlich aus dreierlei Wärmemengen zusammen: ai derjenigen, welche in äussere Arbeit verwandelt wird, b) der in innere Arbeit umgesetzten, c) der die Tein])eraturerhöhung bewirkenden, weiche Wärme bleibt. Nun kann zwar unter gewöhn- liehen Verhältnissen der sehr kleine Antheil a gegen b und c vernachlässigt, b aber nicht etwa c proportional angenommen werden. Es fehlt noch an Mitteln die drei Grössen a, b, c zu bestimmen: dass aber der Antheil b nur vom molecularen Zustande abhängt und unabhängig vom Atomgewicht abnimmt, ist wahrseheinlieh. Denn ich habe gefunden, dass, soweit die Versuchsdaten reichen, die Atomwärme in jeder einzelnen Stanunreiiic von der ersten Generation bis zur letzten zunimmt, die beiden Anfangsgliedcr Lithium und Natrium ausgenommen. Es für die Atomwärme A-C folgende Tabelle: ergiebt sich II III IV V VI VII O l 1 2 3 4 .5 2 3 4 9 1 Li 6,58 B( :-..69 Bo 4.30 C .i,2S N [5,4(;] O \r,,7] Fl 2 Na 6,78 Mir .r.^os AI 5,47 Sl 5.37 Fh 5,58 5 5,77 Cl [6,38] bCii C.MZh i^OöGa ',,b2Ge ^.hl As b.H) Se 6,01 7>V 6,71 8^?- 6,15 Crf 6,15/« 6.37 A« 6,47 5^ 6,05 7t' 6.28/--/ 6.85 13^« 6,39 /^j- 6.41 71 6,74 77' 6,.52 i?/ 6,G4 4 Fe 6,05 Co 6,09 Ni 6,19 7 Fu (MO Fh 6,10 Fd 6,29 12 Os 6,15 /;- 6,23 Ft 6,33 3 Art- 6,21 Ca 6,41 Sc [5,7] 7/ 5,90 Va [6.2] Cr G,2(\ Aiii 6.51 6 Fl> 1 6,-J ] Sr 16.42] 1 ' [5.9] Zr 6.00 A7; [6,3] Mo 6,33 3 9Q [6,3] ^rtr[6,44] Z(? 6,22 66' 6,31 iW Fr [G.h] 4 14 7Ä 6,51 U 6,71 5 10 Sm GJ Tb Er [6,6] 4 UDp 17' [6,6] 7a [6,4] //;' 6,44 4 Die eingeklannnerten Zahlen beruhen auf berechneten C-Werthen und sind nur provisorisch angenommen. Die grosse Schwierigkeit aus den nach verschiedenen Methoden von verschiedenen Beobachtern an ungleichem Material und bei ungleichen Temperaturen erhaltenen Werthc für (' die wahrscheinlichsten auszuwählen, ge- stattet auch nicht , die Gesammtheit der anderen für die wahrscheinlichsten zu erklären. Osmium (s. o])en) ist zu 0,0322, Rhodium zu 0,0592 statt 0,0580 und Molyb- dän zu 0,0659 statt 0,072 angenommen, weil das von Nr. NaturwissenscliaftlicLe Wocbensclirift. 13 Rift-nault untersuchte Rliddiuni niclit rein (wahrscheinlich irdiiinilialtig') war und deshalb einen zu kleinen Werth lieferte und das von ihm untersuelite ]\h)lyl)d;ui aus- drücklich als „gekohlt" bezeichnet wird, demnach ein zu grosses C lieferte. Dulong- und Petit hatten für Molybdän ijOG.üil gefunden, welche Zahl hier in Ermangelung neuerer Bcstinnnungen beibehalten wurde. Auch Wolfram, für «elches Kegnault zuerst 0,03636 dann 0,o:-!342 bei 12« und 98" fand, ist unsicher mit 0,03') angenommen. Jedoch geht aus der obigen Zusammeustelluug mit grosser Wahrscheinlichkeit hervor, besonders mit Rücksicht auf die Genauigkeit weitaus der meisten hierbei in Be- tracht konunendeu Atomgewichtsbestimmungen, dass inner- halb jeder Stamnn-eihe die Atomwärme A-C vom ältesten Element zum jüngsten hin regelmässig zunimmt;*) also muss die Abnahme des C in denselben Reihen auf die erleichterte Arbeit beim Lockern des Verbandes der Moleküle unabhängig von der Zunahme des Atomgewichts bezogen worden. (Fortsetzung; folgt.) Ein Beitrag zur Geschichte des europäischen Hausrindes. Von Prof. Dr. Hugo Werner. (Fortsetzung). Vom Ur abstammende Hausrinder werden sowohl frü- her, wie auch noch jetzt in Nord-Afrika gelebt haben, zumal Thomas*) nachgewiesen hat, dass fossile Reste des Ur (Bos primigenius J5oj.) in der That in Algier vor- kommen. Auch Eitzinger**) spricht sich ähnlich aus, indem er sagt: „Das altägyptische Rind oder jene berühmte, bei den alten Acgypteru geheiligt gewesene Rasse, welche diesem Volke" seineu "als Gottheit verehrten Apis und Mnevis lieferte, deren ersterer in Memphis, letzterer in Heliopolis seinen Teinpel hatte, und ebenso die heilige Kuh der Jlomemphiten, scheint sowohl nach den bild- lichen Uarstellungen, die wir von demselben besitzen, als auch nach den einbalsamirten Köpfen, die sich in den Mumiengrähern erhalten haben, eine Blendlingsrasse gewesen zu sein, welche auf der Vermischung irgend einer Rasse des Thallaud-Rindcs (zu diesem reclmct Eitzinger hauptsächlich die Rassen des Kurzkopfrindes) mit dem äthiopischen Buckelochsen l)eruhte. Eine dem altägyptischen Rinde ähnliche Rasse wird selbst heut- zutage noch in der Berberei und namentlich in Algier gezogen." Die Abbildungen im ägyptischen Museum zu Berlin zeigen roth und weiss oder schwarz und weiss gefleckte Rinder, welche unverkennbar den Tyi)us des Kurzkopf- rinde» tragen, und gleiches ist bei zwei Schädeln rts unter günstigeren Verhältnissen der Zucht, Ernährung u. s. w. zu einer Grösse gelangt, welche niclit mehr erheblich hinter der des Grossstirnrindes zurück- bleibt und Kütinieyer hebt hervor, dass alle diese grossen Schläge gleichzeitig in ihrem Sehädelbau dem grossstirnigeii Fleckvieh um vieles ähnlicher gewor- den sind. Ausser den oben angeführten Einilüsscn dürften thcil- weise gewiss auch durch Kreuzung*) mit dem ür- Gross- stirn- und Kurzkopf-Rind Formenverändcrnngen hervor- gerufen worden sein. Die Langstirnrinder der Torf- und Moorgegenden erlagen mit Ausnahme der Torfkuh der bayerischen Hochebene allmählich der intensiver werdenden Landwirthschaft oder wurden mit anderen Rindern ge- kreuzt, z. B. mit dem Ur-Rind, wovon noch viele Schädel des Niederungsrindes Zeugniss ablegen, so stimmt nach Greve**) das Oldenburger Rind weder mit dem Langstirn- Rind, noch mit dem Ur-Rind vollständig ülterein, sondern ähnelt in einigen Punkten dem ersteren, in anderen dem letzteren. Ferner besitzen wir in der Rasse der Vendec nach Schädelbildung und Körperforni eine Ucbergangs- rassc zwischen Ur- und Langstirnrind. Dagegen haben sich diejenigen Thiere erhalten können, welche die Hoch- alpen in Besitz genommen hatten, daher sich ihr Haupt- verbreitungsbezirk in der Ost- und Mittel-Schweiz, in Vorarlberg, im westlichen Tirol und im Algau, sowie in den Ostalpen, namentlich in Steiermark und Krain findet. Es ist dies die heutige Alpenrasse (Bos taurus longifrons alpcstris A. Wagner). Müller fährt nun in seiner Geschichte des Menschen fort und sagt: „In diese Welt-, Cultur- und llaudels- verhältnisse grifif in uns chronologisch unbekannter Zeit eine Bewegung nordischer Stännnc ein. Ein arischer Zweig war, in der nördlichen Zone fortwandcrud, in die *) Vergl. Kiilteuesger, D. österr. Rindviclinissen 1. Bd. Heft 1 S. 129; Heft 2 S. 61: Heft ;;. S. 59; inid IL lid. Heft 1 S. 84. Fernur Werner. D. Kindvieh im Gebiet der Ost.ilnen. Landw. .hdirli. 1890. '*) Verftl. Unter.sueluuigen der in den Kreisgriibern, tieferen l'h'dselii(diten nnd im Moore des Herzogtli. ( lldenbiirg aufgefundenen Kindskuüchen ete. Oldenburg 1881. S. Lil nnd o'j. skandinavische Hall)insel*) gelangt, aus der er über Däne- mark nach Südwesten in den Continent eiidiracb, gegen das Oentrum l<'rankreichs dringend, zunächst die alte Be- völkerung durcln'cissend sich dort festsetzte, später gegen Süden vordringend Si)anien eroberte und, da er dort in der Minderzahl war, mit den Iberern sich vermischte und verschmolz. Es sind dies die Kelten. Ihr Einbruch in Gallien dürfte um 1000 v. Chr. anzusetzen sein.'- Vielleicht hat sich mit der Keltenherrscliaft der Typus des Rindes in Frankreich dadurch einigermassen geändert, dass die Kelten möglicherweise ein primigenes Rind mit- l)raehtcn, welches sich mit dem altiberischen kreuzte, wo- durch Rinder von erhöhter Nutzungsfähigkeit entstanden, nämlich ein Rind ( Kelten-Rasse), bei dem alle drei Nutzungs- leistungen in einem ziendieli gk'icb hohen Grade vertreten waren, während beim iberischen Rinde hauptsäcldieh die Arbeitsleistung in den Vordergrund trat. Letzteren Ty})us behielt auch das Rind in allen Gebieten, in denen die Kelten mit den Iberern zu Keltiberern verschmolzen. Jetzt findet sich dieses Rind in den Pyrenäen, auf der iberi- schen Halbinsel, auf den Inseln des Mittclmecres und in Nord-Afrika. Denmach lassen sich innerhalb der Kurz- koi>fabart zwei Hassengruppen, die des alten iberischen und des keltischen Kindes unterscheiden. Erstere hat sich ihre alte Heimath bewahrt, während das letztere mit den Eroberungszügen der Kelten nach dem Osten sich auch über weite Landstriche verbreitete. Bei diesem Vorstoss der Kelten wurde auch die alte Pfahlbau-Bevölkerung der Alpen und Süd-Deutschlands unterworfen. Das Langstirnrind jener Gebiete ging ent- weder in der Kreuzung mit dem -Keltenvieh zu Grunde oder zog sich in die Hochalpen zurück. Bei dem Vordringen der Kelten aus Gallien nach Osten verlicss der ansehnliche Volksstamm der Bojcr seinen Wohnsitz in der Rheingegend, am unteren Main und Neckar. Die Bojer drangen theils südlieh der .Vlpen vor und setzten sich ungefähr 400 v. Chr. zwischen dem unteren Po und den A])peninen fest, theils wanderten sie am hercynischen Walde entlang und siedelten sich nicht viel später in Böhmen, sowie südlich der mittleren Donau bis zu den Tiroler Bergen an. Auf diesen Wanderungen führten sie ein 'rothes Keltenvieh mit sich, das sich heute noch in jenen Landstrichen, vielleicht mit anderem Meli mehr oder weniger durchkreuzt, aber seinen Charakter als Kurzkopfrind treu bewahrend, findet, wie dies der Westerwälder-, Kelheimer-, Vogelsberger-, Voigtländer-, Egerländer-, Böhmer- Wald-, Kuhliinder-, Pinzgauer-Schlag u. a. m. beweisen. Die italischen Bojer, welche um 400 v. Chr. die Etrusker und Umbrcr aus ihren Sitzen verdrängten, sclieincn auch dorthin ein rothes Keltenvieh mitgebracht zu haben. Ueber den Viehschlag in Gallia Trans- und Cispa- dana erfahren wir von den römischen Schrittstellern nur sehr wenig. Nach Cicero (de leg. agr. iJö) ist das gallische Vieh ein ganz tüchtiger, grosser, starker, zur Arbeit sehr tauglicher Schlag, mit einziger Ausnahme des ligurischcn, welclier infolge des armen, steilen uml steinigen Bodens klein i)leibt, (Col. Hl. Si und deswegen ^•on Varro (11 ä) Bettelzeug genannt wird. Da sie aber id)er die Köriicrform oder die Farbe des Haarkleides nichts verlauten lassen, so müssen wir das in jenen Landstrichen heute noch lebende Vieh be- trachten und sehen, dass trotz viclfaclier Kreuzung mit langstirnigem Grauvieli, grossstirnigem Fleck\ieh und *) Dass der tViiliere Wohnsitz ilcr Kelten in Rtcandiiiavii'n liegen soll, ist allcniings unbewiesen nnd unbeweisbar; doeli sidieint mir dies für die (ieseliiciite des Hausriudes nebeusii(ddieh zu sein. 16 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2. primiseneni Steppenvich sich dennoch bei den meisten Sclilä^cn der Typus des rothen Keltenviehs unverkennbar erhalten hat. Am dentliclistcn zeigi sich der Typus des rothen Keltcnvielis Ober-Italiens noch ausgeprägt in der Kazza ])ieniontese ordinaria und scelta della |)iauura, in Kazza Friulana, di l^vrnia, di Keggio-Emilia. Ferner sind durch Kreuzung mit Schweizer-Fleckvieh Schläge entstanden, welche sich mehr dem Typus des Grossstirnrindes (Bos taurus frontosus) zuneigen, doch unzweifelhaft aus dem Keltenvieh entstanden sind. Es sind dies Kazza d' Aosta, Canavese, di Susa und di Demonte. Die italischen Hojer (Gallier) wurden nach heftigen Känii)fen IUI v. Chr. von den llömern unterworfen. Die böhmischen ßojer, von den Germanen (Mar- komannen) gedrängt, zogen um das Jahr 60 v. Chr. nach Noricuni (Steiermark) und von dort nach Ober-Pannonien. Die Bojer zwischen der mittleren Donau und den Alpen wurden von den Sueven bedrängt und machten den Marsch der Helvetier mit. Später wurden sie durch Cäsar (58 v. Chr.) zwischen Loire und AUier angesiedelt, wo auch jetzt nocli in den Cevennen ein rotlier Rind- viehschlag mit weissen Abzeichen, der kurzköpfigen Ab- art angehörig, lebt, es ist dies der Schlag von Salers. Aber auch die Wanderung der böhmischen Bojer in das Noricuni hat dort Sjjuren hinterlassen, denn das als Steierische Bergschecken oder Kampeten-Schlag bekannte Einihioh ist rothscheckig und gehört der kurzköpügen Abart an. (Fortsetzung folgt.) Seltene Schnecken aus den Rlidersdorfer Kalkbergen. (Zur 50. Wiederkehr des Knappschaftsfestes.) Von Ernst Fricdul. Ein licdeutendcr deutscher Conchyliologe*) bemerkt gelegentlich der Entdeckung des ßiesenfrosches (Rana fortis Boulenger) bei Berlin, dass ja hier Alles zusanmien vorkomme, womit er auf den grossen Artenreichthum der Fauna in der Umgegend der" Reichshauptstadt anspielt. Ich bin in der glücklichen Lage, diesen Waln-spruch durch die Auffindung zweier Schnecken bestätigen zu können, welche nicht liloss für die so interessante Fauna des Rüdersdorfer Muschelkalkgebirges, sondern für die Provinz Brandenburg, ja für einen grossen Theil des nordöstlichen Deutschlands neu sind. Dass die Conchylienwelt der Rüdersdorfer Kalkberge schon früh die Aufmerksands^eit erregt hat, geht aus einer Stelle bei von der Hagen, Beschreibung der Kalkbrüche bey Rüdersdorf, Pjcrlin 1785, S. 25 hervor:" „In dem grossen Steinl)ruche sind an 40, in dem kleinen aber an "20 Ar- beiter. Man findet daselbst kleine lebendige Schnecken, 1 bis l\o Linie lang, unmittelliar an den Kalksteinen, von welchen auch in dem Freyenwalder Bade einige o Linien lang, doch nur die Schalen davon wahrgenommen werden. Diese Schnecken sind braun: Man kann sie weder zu den Schrauben-Schnecken rechnen, noch für die eigentlich sogenannten Schnecken halten, weil sie zu jenen nicht spitzig und zu diesen nicht kurz genug sind. Sie sind fast nur wie ein Ey gestaltet, aber etwas schmahl und walzenförmig, und ihre sehr deutlich unterschiedenen Windungen sind einander fast gleich. Die Oeffnnng der- selben ist rund. In einem Rüdersdorfschen Kalksteine soll auch einstmahls eine lel)endige Kröte**) gefunden worden sein." — Es ist mir kein Zweifel, dass diese Rüdersdorfer Schnecke die kleine Moos - Pujjpen- sehnecke, Pupa muscorum Linne, sei, die ich häufig unter feuchten Kalksteinen, uiciit selten mit Hclix *) Dr. Otto Bött.ger in Frankfurt am Main, vergl. Zeitselir. Zoolog. Garten 1885, S. 23G, und Friede! und Bolle: Die Wirbcl- tliicro der Provinz Brandenburg, S. IG. **) Die bekannte, auch von anderen Steinlirüehen und Berg- werken erzählte Fabel. E.s handelt sich um Kröten, die durch Zufall in eine Steinritze gerathen sind und sich dort allerdings lange Zeit (über Jahr und Tag) lebend erhalten können. In den Rüdersdorfer Kalkliergen kommen an Kröten gemein die I'''eld- liröte, Bufo vulgaris Laurenti, seltener, schön graugrün und weisslich die veränderliche Kröte, Bufo variabilis Pallas, und als besondere Rarität die Knobl auehsk rö te, Pelobatos fuscus Laurenti, vor. (Patula) rotundata Müller*) vergesellschaftet, in den Rüdersdorfer Brüchen massenhaft gefunden habe. Seit dem Jahre 1887 habe ich bei den von mir im Interesse der naturgeschichtlichen Abtheilung des Mär- kisclu'n Provinzial-Museums nach den Kalkbergen in Ge- sellschaft der Herren Dr. ()tto Reinhardt, Apotheker E. Schenk, Hermann Maurer, meinem Sohn Erwin Fricdel u. A. unternommenen Excin-sionen eine Schnecke in grosser Menge, zunächst beim Aufstieg nach dem Turnplatz und dem Kriegerdenkmal gefunden, bei welcher man beim ersten Blick an Helix candicans Ziegler (obvia Ziegler) denken möchte, die innerhalb des süd- lichsten AVeichbildes von Berlin und in und um Potsdam, sonst aber nirgends in der Provinz Brandenburg vor- konnnt.**) Ich habe seither jene Schnecke noch an vielen anderen Theileu der Rüdersdorfer Kalkbergc ge- funden, bis an den Teufels-See, den Krien-See und das Paddeuloch nördlich heran, dagegen nicht mehr nördlich der durch Tasdorf nach Frankfurt a. 0. führenden alten *) H. rotundata schon von Stein: Die lebenden Schnecken und Muscheln der Umgegend Berlins, Berlin 1850, S. 39, von den Rüdersdorfer Kalkbergen erwähnt. H. ro- tundata hat sich oft'enbar aus dem alten Laubwald, der früher einen grossen Theil der Rüdersdorfer Kalkberge bedeckte, erhalten und der veränderten Lebensweise angepasst. **) H. candicans war in Berlin sehr häufig auf dem Diluvial- Rücken, welcher zwischen der Bolloalliancestrasse und der Privat- strasse „Am Tempelhofer Berg" lag; seitdem dies dem Militärfiskus gehörige Gelände planirt und mit Häusern bebaut ward, ist H. candicans hier ausgerottet, sie findet sich aber in den Brauerei- grundstücken östlich der genannton Strassenzüge nach dem ehemaligen Dustern Keller zu, ferner westlich des südlichsten Zuges der Bellealliancestrasse in Wilhelmshöhe und bei Tivoli. Auf den mit Rüdersdorfer Kalkblöckou ausgestatteten neuen Anlagen des Viktoria-Parks habe ich 1890 und 1891 lebend ausgesetzt ca. 100 Exemplare vom neuen Garten bei Potsdam, ca. 50 E.\em- plare H. ericetorum vom Kalkberg in Lüneburg, ca. 50 desgleichen von Kalkberge Rüdersdorf und ca. 50 Exemplare von Bulimus radiatus desg-leichen von Kalkberge Rüdersdorf. Mit Erfolg habe ich in den sechziger Jahren H. candicans vom Kreuzberg am Rande der Hasenhaide und Rollberge auf dem mit dem Jahn- Denkmal geschmückten fiskalischen Turnplatz angesiedelt. Vergl. hierüber meine Berichte in der Zeitschrift Zoologischer Garten, IX 1868, S. 300, Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, II 1870, S. 79, und III 1871, S. 74. In und bei Potsdam kenne ich H. candicans vom Brauhausberg, von Sanssouci, vom Neuen Palais, vom Marmor-Palais und den gesammten Höhen beim Pfingstberg, Ruinenberg, Mühlenberg, Marienstrasse u. s. f. Im Jahre 1890 habe ich sie bereits jenseits der Stadt im Sacrowor Schlossgarten bemerkt. Nr. 2. Naturwisscnscliaftliclic Wochcnsclirift. 17 Cliaussee. Es niaclit den Kindruek, als wenn das Gentium der Verbreitung- die westlielien Stcinbriiciic, der Weinlierg', der Redenbrucli und die llinterbcrgc seien und als wenn sicli von liier aus das Tliicr jährlich mehr ausbreitete. Es handelt sich hier um eine viel seltenere, aus der l'ni\inz lirandenburg- bisher dureliaus nicht bekannte Schnecke Ilclix erieetoruni iMiiller. Zwar t'iihrt Stein a. a. <>. S. 38 H. erieetoruni mit den Worten ein: „auf dem Teni])lower Berge bei Berlin, wo sie meines Wissens der in cntiuiiologischer Beziehung mehr bekannte Herr Ober- lehrer Kuthe zuerst fand, und auf dem Brauhiuislierge bei Potsdam; an beiden Stellen sehr hiiufig." Allein es ist durch die im 15esitz des Berliner Kgl. Museums betiiid- liehen Steinschen Original-l'.xemiilare und schon durch die malakologischen Altmeister Kossmässlcr und Adolf Schraidt-Ascherslebcn vor Jahrzenten festgestellt worden, dass die beregte Steinschc Schnecke lediglich die vor- erwähnte II. caiidicans sei. Zum Uebcrfluss habe ich die ächte Ilclix erieetoruni von Küdcrsdorf durch den be- währten Herrn G. Schacko unter Beifügung von Exem- plaren, die ich kürzlich auf dem Kalkberg zu Lüneburg, am Rheinfall bei Schaff hausen, in Colonibey bei Metz, auf den Spiegeischen Bergen bei Ilalbcrstadt, auf dein .Steiger bei Erfurt gesainmelt, anatomisch vergleichen lassen. Herr Schacko bestätigt meine Bestininiung der Rüdersdorfer Stücke vollkommen und bemerkt, dass die Kiefer von H. erieetoruni S sehr flach gedrückte Quer- iamellen, die von II. candicaus dagegen sehr scharf aus- ge])rägte, wellig gestreifte, nicht breite Lamellen, etwa iO an der Zahl haben. Die Liebespfeile von H. ericetorum sind beide, nach Schacko, von einander verschieden. Der eine ist stark, eine gute Kurve beschreibend, gebogen, fast eben aufliegend. Der andere schwach gebogen, voll- führt eine schwache Schraubenlinie. Beide Pfeile sind scharf zugespitzt, mit kaum der Andeutung einer Krönung. Dagegen sind die zwei Pfeile von II. candicaus im Durch- schnitt etwas oval, sie besitzen eine etwas wulstige Krö- nung und sind verhältnissinässig stärker gebaut. Die Bänder der Rüdersdorfer H. ericetorum sind typisch d. h. kräftig und zusammenhängend dunkelbraun ausgeprägt, hingegen die Bänder von H. candicans typischer Form nicht miteins ausgezogen, sondern vielfach unterbrochen, gewissermassen aus Stückchen zusammengesetzt. Viele von den Lüneburger und Metzer Exemplaren sowie nach Schacko vom Kratzenberg bei Kassel auf Muschelkalk sind bänderlos. Unter den Exemplaren der II. ericetorum vom Wein- berg bei Alte Grund Rüdersdorf findet sieh eins, dessen Windungen auffallend gehoben, fast die Skalaridenform zeigen. Die Lebensweise der Helix ericetorum und can- dicans ist dieselbe, sie bevorzugen als Xerophilen trockene, sonnige, mit kurzem Hasen und einzclucii laiiggestengeltcii Pflanzen bedeckte Halden. Was die geograiihische Vin-breitung anlangt, so ist Helix candicaus mehr eine östliche, Helix ericetorum mehr eine westliche Schnecke, deren Berührungsgebiet nördlich in der Provinz Brainlenliiiig liegt. Iiii Süden treticn sie in Vcn-arlberg zusammen. Vereinzelt ist das übrigens massenhafte Vorkommen von Helix candicans bei Lebbin auf der Insel Wolliii fa.st gleichzeitig von Dr. Arthur Krause iiml Professor Dr. Nehring beobachtet.*) IT. ericet(U-iini ist ii. A. in der Provinz Schlesien, ferner hei Danzig. im Harz, in Thüringen, isolirt auch in .liitlaiid (hier zusanimen mit Cyelostoiiia elegansj gefiniden worden. — Viel interessanter ist das von mir und den seiion genannten Herren Schenk und Maurer zuerst am :'>1. August 1S90 beobachtete, dann am '.». August 1H!)1 an dersciben Stelle bestätigte \'orkommeii einer weit selteneren Schnecke des stattliehen Bulimus (Bulimiuusj radiatus Dra- jiarnaud (= detritus ^Müller) um deswegen, weil dieser eine mehr südliche Vorgebirgs-Schnecke ist. Aus Nord- deutschland ist sie überhaupt nicht bekannt, der nächste Fundort bei Berlin scheint Halle a. S. Dit Fundort liegt im nordristliehcn Theil der Brüche, nälier möchte ich die Stelle nicht bezeichnen, da die Schnecke, wie ihr Aussterben bei Ascher.sleben**) beweist, leicht aus- rottbar ist und anscheinend in den Rüdersdorfer Kalk- bergen bis jetzt nur an einer Stelle, dort allerdings lebend ziemlich häufig auftritt. Was die Herkunft der lieiden für die Provinz Bran- denburg neuen Sehnecken in den Rüdersdorfer Kalkbergen anlangt, so bin ich geneigt, dieselbe auf Rechnung der zahlreichen Anpflanzungen von liäunien, Striluchcrn und Reben zu sehreiben, welche der treffliche Leiter der Rüders- dorfer Kalkberge Herr Bergrath von der Decken in den letzten 10 .fahren zur Verliesserung und Verschönerung der Brüche und ihrer Umgebungen hat ausfuhren lassen. Diese Pflanzen sind zum Theil von weither eingeführt worden. Nach einer Mittheilung des Herrn Bergratbs von der Decken hat die Bergvcrwaltung seit 1 S80 Pflanzen aus den Baumschulen des Rittergutes Dauban bei Nieder- Oelsa, Regierungsbezirk Liegnitz, desgleichen aus der Baumschule von Schieblcr in Celle, Provinz Hannover, und aus den Baumschulen von Metz & Co. in Steglitz sowie von Siiäth bei Rixdorf bezogen. Für Celle würde Helix ericetorum sjireehen; ob Buliminus radiatus bei Celle vorkommt, ist mir unbekannt. Jedenfalls ist das ])l(itzliche und isolirte Auftreten von zwei der Gegend im weitesten Sinne völlig unbekannten Schnecken in natuigeschieht- licher Hinsiciit eine beacditenswerthe Erscheinung. und denkwürdige Nochmals Homeriaiia-Tliee. — Die Bemerkungen über die angepriesenen Heilwirkungen und die Zusanmien- setzungen dcssellien aus dem bei uns überall gemeinen yogelknöterich p. 5U8 Bd. VI der Naturw. Woclienschrift Hessen mich vermuthen, da.ss es sich hierbei um die Wiedereinführung eines alten Volksheilmittels handeln dürfte und veranlassten mich in einem in meinem Besitze beflndlichen „Kräuter-Büchlein" aus dem Ende des l.j. Jahrhunderts nach der genannten Pflanze zu suchen. Das Buch betitelt sich „Samuelis Mülleri, Philiatri, Vadc- Mecuiii P.otanieum, Oder Beyträgliches Kräuter- Büchlein u. s. w." Franckfurth und Leipzig 1G87. Richtig fanden sich denn auch die folgenden Zeilen, die ich der Curio- sität halber hier wörtlich abdrucken lasse: . „Das Kraut ist kalt im 2. (3.) trocken im 3. (2.) Gr. ziehet zusammen, ist ein gut Wund-Kraut, und dienet vor die Bauch-, Mutter- und Blut-Flüsse, Durchlirüche, Rothe-Ruhr, Brechen, übrige Monatzeit, Nasenbluten, Blut- speien, Saamcn-Fluss, viertägige Fieber, (der Satft mit 7. Pfefferkc'irnerii eingenommen:) Euserlich vor die Ent- zündungen, sonderlich der Augen, Geschwulst der Brüste, *) Artliiir Kr.auso liat H. ericetovmu in den Rüdersdorfer Kalkl)ergen^ 1888 ebenfalls KPfi'mlen. \'erf,'l. Nehrings Notizen über „das Vorkomnu^n von lielix candicans in Misilrov und Um- Kcbung" („N. W.", Bd. V 1890, S.3G7). ])a ich bei Mis^^^. ^ p_ 32 8 9 2 , ■<^Einfach,praktisch,lithlstarki i\\>\;<^Wenige Lampen-- ' ^- CriisseWirkung .Preis 6M. fe^ Projpecte gr. u fr. A.LEiNER. BERLIN w. F. A. Köhler & Noliii. l Jln-enlaTii-iU, Berlin SW. Grossbeerenstrasse 35, emiifehleii unter :i .jähriger .schrittlicher Garantie g^egen Eiir.^endunti des Betrages oder Nachnahme: (ioldeiie Herren -Uhren zu 120. löO, '2no und 30u M., Silberne Cylinder-Reniontoir-Uhren zu 2ü,2+ und 30M., Silberne Cylindei-Damen- Ihren zu 20, 2ä und ?.u M.. Ooldene Damen-Uhren zu :;t>, 4ö, .'.fi Tu und ;hi M. Wecker in jeder Lage gehend zu ö Mk. n.j?uh)tor-Uhren. Wand- und Kukuks-Uhi-en in grosser Auswahl. ■ — Preiscourant gratis. ■"" . ~ Wir versenden seit ir. Jahren pritiziiiiell nur gute Uhren. In unserer Fabrik werden vermüge der neuesten Maschinen imd besten Kräfte Reiiuratureu schnell und sicher ausficlührt. Alte Uhren, (lold und Silber nehmen in Zahlung. iiiiiiiiiiiiiiiniiiiiii!^ Chemisch -Bakteriologisches Laboratorium \ Uli Dr. Erich Jacobs, Chausseestr. 2(1. BERLIN N., Chausseestr. 2d. Anfertigiiiii;' von chemischen Analysen technischer imd wissen- schaftlicher Art. — Untersuchung' von Nahrung's- und Genuss- mitteln. — Ausführung mikroskopischer Arbeiten. — Unter- richtskurse in der analj'tischen Chemie. 3 mm iiiiliiiiiiiiiiiiiniuiiimiiiiii Specialfabrik tili- ünterzeuge & Strümpfe. Reitunterbeinkleider nuch Mn:iss. Extrastarken Tricot für Jagd & KcMse. Fraiix St'ldte Striiiii|it\vaaren-Fiilirik, ; ; ; Heilin W.. -iS a Leipzigerstr. 24. I. Auf Wunsch Mustersendung. Institut für wisseuschaftliclie PhotoiiTaijhie von Dr. Biirstert & Fürsteiiberg BERLIN SW., Wilhelmstrasse 122 Silberne Medaille Berlin 181HI em]»fiehlt sein über l.'.oo Niininiern lassendes Lager von ^likroplioto^rapliieii auf Pajjier und tilus tiir das Sci(i|.tiroii. .Sjinnntlicho Bilder sind in inisi rem Institute hergestellte Orisinal-Nalurauinaliinen ohne Itetonche nacli ausf;esueht seliimen Präjjaraten. Prompte und pr.'iswerthc Aufnalnne von ein;;esandteii Priijiaraten imd sonstigen Objeetcn. Ausstatlung ganzer wissenschaftliclier A\"(rlce mit Uilderu in riiotographie und Lichtdruck nach eingesandten oder im Katalni;e auf^^eliilirten Präparaten. Ausstattung wissenschaftlielier und noiiulärer Vorträge aus allen Ge- bieten der Naturwissenschaften, sowie Zusammenstellung von Bildersammlungen für den naturwissenschaftlichen Schulunterricht. ["Ohne Preisau [ schla '-) Gegen Monatsraten ä 3 Mk. (^^^::^) (roldeue Brillen und Piucenez. Thoofor II Roiconläcor '"'' prima Krystallgläsern von 12 Mk. an. I IIBdiei U. neibByidbBI , acl.rom., inkl. Etui u. Riemen von 10 Mk. an. Barometer — Reisszeuge — lnd--Api)arate — Elektro-Motore — Dampfmaschinen — Laterna magica — Mikroskope (für Fleischsohau). — Photograpltie-Apparate für Touristen. — Uhren, Regulateiii-e, Ketten. Das optische Institut und Ulirenhandlung F. W. Thiele, Berlin SW., Dessaiierstrasse 17. Kataloge gratis und franco. ^ Geologisches und mineralogisches Comtor ^ Alexander Stuer S| 40 Rue des Mathurins in Paris. ^ Lieferant des französischen Staates und aller fremden Stauten. (2^ Herr Alexander Stuer era]iiiehlt sich den Hericii I)iiectorPii und Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferaiil aller geologischen französischen Serien, welche für ihre Samiii- luugen oder Studien von Interesse sein könnten. Ceplialopoden, Brachyopoden, Echinodennen und andere Abtheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. BERLIN C, Niederlage eigener GlasliüttenwerKe und Dampfsciileifereien. Mecliaiiisclie Werkstättt'ii. Schriftnialerei ninl Emaillir- Aiistalt. Fabrik und Lager .säiniiitliclier Apparate. Gefasse und Ue- räthe für wisseiischaftlicli£ und technische Lal)oratorien. Verpackungsgefässe, Scliau-, Stand- und Ausstellungsgiäser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken,' Droffeu-Geschäfteii u. s. w. IV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2. Verlag von F. C. W. VOGEL in Leipzig. VERHANDLUNGEN DER GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATUR- FORSCHER UND AERZTE. 64. Versammlung zu Halle. 21.— 25. September ISSI. Herausgegeben Im Auftrage des Vorstandes und der Geschäftsführer von Albert Wangerin und Fedor Kranse. ERSTER THEIL: Die allgemeinen Sitzungen. lex.-S. 1891. Preis 4 Mark. Ferd. Diimmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M, Lazarus. geh. Preis 3 Ji\ geb. Preis 4 Jt. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen. Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausführliche Specialverzeichnisse, gratis und frauio. Ferd. Dümmlers VerJaffsbucliliaiKlliins;. Ifilh. i^chlüter in Halle a./S. ^Jittturnlicn= unb iJe^rmittcl=.s5nHi)Imig. foiDie föintlic^er Fang- nnd Präparier- VVerkKenge, ftünflfitlicr fiei:-- und Uogetaiigeu, ,?nfc&tciiiiaitc[ii imi[ fforfpfnftcii. fiataloge gratis unb fronfo. Jt»»»j>^»**j>j>*j^j>j>*j^*»» Ferd. DUmnilers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Liclitilriick-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abbildungen, gr. 8». geh. Preis 6 Mark. Zu bezielien durcli alle Buchhandlungen. Soeben ersclieliit: I Abbildungen, 16000 SeitenText. Brockhaus^ Kon versations -Lexikon. M. Auflage, f dr e s n c h t ein anti(|uari.sehes Exemplar von Hooker's Species fllicum (5 Bände). Dr. Kberdt Bibliotbekar der K.U'l. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin N. 4, Invalidenstrasse 44. *¥¥**¥**^> dpn Gebilden der PhtaUxiA, winl ihr relctiUch «netxl dorth dn Ztuber der WtrkUclikalV d Redaktion: Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 17. Januar 1892. Nr. 3. Abonnement: Man abonnirt bei allen Huehhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist J( 3.— BrinKegeld bei der Post In ^ extra. l JL Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Jl. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. .4l(«irn<-k ist nnr mit voll»4täii(lisrei' i^nellenangabe gestattet. Pflanzenphysiologische Beobachtungen. Vuii F. Schlei oll er t.*) I Die organisierten Der Kraftwecbsel beim Quellungsprozess. Wenn ein qiiellnngsfäliiger Köriier, z. 15. Samen oder Holz, mit einer Flüssigkeit (Wasser) in Berülnning gcriitli, so dringt diese letztere zwiselien die Mieellcn der qiiell- baren Substanz ein (Imbibition) und versetzt dieselbe all- mäblicb in den ge(|Uolleiien Zustand pflanzlicben Gebilde nehmen unter Um- ständen bei der Quel- lung .sehr bedeutende Wasscrmengen aui', und es ist z. B. be- kannt, dass quellende Erbsen liauptsäelilich dureli Imbibition und unter Vermittelung os- motischer Prozesse oft mehr als lüO »/,, Was- ser absorbieren. An- dere Untersuchungs- objekte vermögen noch grössere Wasser- mengen zu binden. Selbstverständlich ist, dass quellende Körper eine Volumenzunahme erfahren müssen, deren Grösse man leicht ermitteln kann. Ich brachte z. B. 50 *) Vor kurzem habe ich eine „Anleitung zu botanischen Be- obaehtiingen nnd jitlanzonphysiolof^inchen Experirnciiten" (Langen- salza. ISrU) vcrött'entlicht. Vgl. Bespr. Bd. Vll S. 1(1. Daselbst siml absiehtlieh nur die alh'rwiehtigsten |iHaiizcMpli\siülogisehen Experi- mente, die sieh im Sehidiinterrichti^ verwertlieii lassen, aust'iihrlii her beliandelt worden, weshalb ich niieh entsehloss, an ilieser St(dle eine Reihe von Aufsätzen zu veröft'entlicdien, welehe auf verschiedene in nieinin- Schrift nicht behandidte Gegenstände der E.xperinien- talphj'siologie der Oewäehse näher eingehen. Gramm lufttrockne Samen von Pisum (kleine grüne Erbsen) in einen mit 200 ccm destillierten Wassers angefüllten Masscylindcr. Das Volumen der Samen betrug 35 ccm. Nach 24stündiger Quellung gelangten die mit Fliess- ])ai)icr abgetrockneten Untersuchungsobjektc abermals in einen mit 200 cm Wasser beschickten Cylinder. Ihr Volumen betrug nunmehr 80 ccm. Demnach war durch die Quellung das Volumen der Erbsen um 45 ccm, also um 150''/o ver- grössert worden. Die angegebenen Tliatsachen l)ewei- sen, dass bei der Quellung eine bedeu- tende innere Arbeit geleistet wird, denn die Micellen der luft- trocknen organisirten Substanz üben eine bedeutende Anzie- hungskraft auf ein- ander aus, und die- selbe wird durch tlas eindringende Wasser überwunden, so dass die Volumenzunahme zustande kommt. Bei der Quellung kann aber auch äussere Arbeit ge- leistet werden, d. li. die (|uellcnden Sulistanzcn vernuigen äussere Widerstände, die sich ihrer Ausdehnung licmmend entgegenstellen, zu überwinden, und die folgenden Expe- rimente, welche ich unter Benutzung eines einfachen Ap- l)arates (Vergl. nebenstehende Figur) anstellte, sind im Stande, uns hierüber nähere Aufklärung zu geben. Der eben erwähnte .\pparat ist in folgender Weise Auf der einen Seite des Ilolzgestells ist eingericlitet : ■^2 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 3. mittels einer Scliraubc ein mit Holzfuss versehener Glas- cyliudcr g, der eine H()he von 10 cm und einen Durch- messer von Bf) mm besitzt, befestigt, welcher zur Auf nähme der ([ neilenden Samen und des zur Quelluiii;' nö- tigen Wasi^ers dient. Für wasserdichten Verschluss am unteren Ende ist durch Vcrkittung des Bodens mit Siegel- lack gesorgt. In dem Glascylinder bewegt sich ein aus Metall gearbeiteter Stempel, dessen Ki cm lange Axe a vertikal" gerichtet ist und an iln-cm unteren Ende eine kreisrunde Scheibe S trägt, welche sich in der Röhre be- quem hin- und herschieben Uisst und der Samenschicht unmittelbar aufliegt. An ihrem oberen Ende trägt die Axe eine Messingscheibe s', die zum Trage n der zur Druekmessung dienenden Gewichte bestimmt ist. Zum Verschluss des Cylinders dient die Metallkapscl k, durch deren Mitte die verticale Axe a geführt ist, so dass sich die Ka]jsel frei um dieselbe drehen lässt. Zwischen der Kapsel k und der Scheibe s' ist an dem verticalen Metall- stab der horizontale Zeigerhcbel z befestigt, welcher mittels einer Schraube in verschiedener H('ihe an der der Axe eingestellt werden kann und bei u seinen Unter- stützungspunkt hat. Der kurze Arm dieses Zeigerhebels hat eine Länge von 2 cm, der lange Arm eine solche von ca. 33 cm. Der Zeiger reicht bis zu dem rechts auf dem Gestell angebrachten Krcisalisehnitt sk, welchem eine Centimeterskala aufgetragen ist. Jede Aufwärtsl>ewegung des Stempels in Folge des Druckes quellender Samen bewirkt eine Abwärtsbewegung des Hebels an der Skala und ermögliciit in entsprechend \ergrössertem Maassstabc die Feststellung der Bewegung des Stempels in Folge der Quellung. Mit dem eben beschriebenen Apparate stellte ich folgende Versuche an: 10 Gramm kleine, wohlcntwickeltc, lufttroekne Erbsen- samen wurden bei jedem Versuch in den Glascylinder eingelegt und mit einer Schicht destillirten Wassers von ca. 30 mm Höhe bedeckt. Der bei Beginn des ersten Versuchs ohne Belastung der Scheibe s' auf 0 der Skala gerichtete Zeiger deutete bereits nach 20 Minuten die Druckwirkung der iiuellenden Samen au, indem er ' ., cm nach abwärts gerückt war. Im Zeitraum von 1 Stunde durchlief der Zeiger IV4 cm. Die Resultate der weiteren Versuche ergeben sich aus der folgenden Tabelle: iJauer der Beobaclitunc:. Stunden Zu der Grösse der Be- lastung in gr. 200 .500 ]00ü Mittlere Temp. nach C. Beweg. desZeiger- endes in 5 Std. 19.9" 20» 18" lG'/.>" 0—10,5 0— 6,75 0—4 0- 2 "3 angegebenen Be- in vorstehender Tabelle lastungsgrössc kommt noch das Gewicht des Stempels von ungefähr 100 g hinzu. Ans der Tabelle kann man ersehen, dass die Grösse der Druckkraft quellender Samen ungefähr in demselben Masse abnimmt, als der V(in denselben zu überwindende Widerstand sich vergrössert. Die äussere Arbeit, welche quellende Samen zu lei- sten vermögen, ist demnach eine sehr erhebliche, und es ist gewiss auflallend, dass selbst die kleine Menge von 10 g lufttrockner Erbsen in den ersten Stadien der (.Juellung ein Gewicht von mehr als lOoo g zu heben vermögen. 5Iit Rücksicht auf den Kraftweehsel bei der Quel- lung ist noch zn licmerken, dass nicht nur intolge des energischen Eindringens von Flüssigkeit zwischen die Micellen der organisierten i)flanzlichen Substanz innere und äussere Arbeit geleistet wird, sondern dass auch eine erhebliche Wärmeentwickelung zur Geltung kommen kann. Die Micellen üben auf das eindringende Wasser eine starke Anziehungskraft aus. Sie verdichten daher einen Tlieil der Flüssigkeit an ihrer Oberfläche, und dabei wird Wärme frei. Selbstverständlich muss diese Wärme- entwickelung umso bedeutender ausfallen, je wasser- ärmer die quellende Substanz von \ornherein ist. Es wird also bei der Berührung lufttrockner organisierter Substanz mit Wasser weniger Wärme entwickelt, als dann, wenn absolut trockne organisierte Körper die Flüssig- keit aufnehmen. Von der Thatsächlichkeit dieser Verhältnisse kann man sich leicht überzeugen, wenn man mehr oder minder wasserreiches Samenpulver, oder, was noch besser ist, Kartoffelstärke mit wenig AVasser mischt und die ein- tretenden Temi)eraturveränderungcn ermittelt. Einige hierauf bezügliche Versuche sollen hier etwas näher be- sprochen werden. Ich arbeitete in diesen Versuchen mit Kartoffelstärke und zwar 1. mit lufttrockner, 2. mit sol- cher, welche im Trockenschranke längere Zeit hindurch einer Temperatur von etwa 90" C, freilich nicht bis zum völligen Austrocknen ausgesetzt worden war. Bei den Experinumten wurden zu je 100 g Stärke kleine Wasser- ([uantitäten, welche dieselbe Temperatur wie die Stärke hatten, allmählich unter beständigem Umrühren und unter Vermeidung jeder Erwärmung des die Stärke enthalten- den Gcfässes durch die Hand aus einer Bürette hinzu- gesetzt. Die nunmehr sich geltend machenden Tempe- raturveränderungen zeigte ein in die Stärke eintauclieu- dcs Thermometer an. Bei jeder Temperaturmessung wurde so lange gewartet, bis der Stand des Quecksilbers sich nicht mehr veränderte. Das Ergebuiss meiner Be- obachtungen ist aus den folgenden Tabellen zu ersehen: I. Versuch mit lufttrockner II. Versuch mit Stärke, die einige Stunden bei 90° C ge- Stärke. trocknet worden war. Zusatz an Temperatur- Zusatz an Temperatur- Wasser in ccm. Veränderungen (nach C.) Wasser in ccm. veränderungen (nach C.) 20,6° ^"eÄft 21 ° Stärke.) 2 ccm 4 „ 99 1 (Ursprung. XTJc^ Temp der 22,2 Starke.) 2 ccm 21,2 21,4 21,7 21,7 21,9 21,8 4 „ 4 „ 4 „ 4 „ 4 „ 2(;,f> 27,8 28,5 28,5 28,2 '-> n 99 9 •'> V 22,1 10 „ 22 10 „ 22 Aus diesen Tabellen ergiebt sich, dass die Tempe- raturzunahme der (luellenden lufttrocknen .Stärke -- 1,0°, diejenige der trockenen Stärke = 6,4° betrug. Dass nach Verlauf bestinnnter Zeit mit steigendem Wasser- zusatz eine Temperaturabuahme der quellenden Stärke eintrat, ist natürlich, da allmählich die Freiwerdung der Wärme aufhörte und das zugesetzte kühlere Wasser eine Temperaturabnahme bedingen nmsste. Nr. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 23 Das genetische System der Elemente. Von PidtVssov Dr. W. Preyer. (Schhiss.) Die Voi um wärme. Nachdem durcli die vorstellenden Darlegungen fest- gestellt ist, dass innerliall) jeder Stannnreilic des ge- netischen Systems der Elemente von Generation zu Ge- neration 1) das Atomgewicht zuninnnt, 2) das Volum- gewicht zuninnnt, 3) das Atomvolum für j'ede einzelne Stufe mit der zunehmenden Verdichtung al)nimmt, 4) die specitische Wärme abnimmt, Ti) die Atom wärme zunimmt, (i) die spccilische Wärme in der Hegel umgekehrt ])ro- ])ortioiial der Anzahl der von jedem Element durch- laufenen Vcrdiehtungsstufen ist, fragt es sich, ob die- jenige Wärmemenge, deren die in der Volumeinheit ent- haltene Masse eines starren Elementes l)edarf um eine Temperaturerhöhung von 1" zu erfahren, also das Product C-D, welches der Kürze wegen „Volumwärme" heissen soll, ebenfalls eine einfache gesetzmässige im genetischen System zum Ausdruck kommende Bezeichnung darbietet. In der That ist .hier trotz der Abweichungen in den Angaben über die D'chte und die AVärmecapacität nicht weniger Elemente und der für Beobachtungsfehler Ijc- sonders grossen Empfindliehkeit des l'roiluctes C-D doch insofern eine sehr bemerkenswerthe einfaciie Gesetzmässig- keit leicht zu erkennen, als die Volumwärmen isotoper Elemente, soweit Bestimmungen v(n'liegen, ausnahmslos genau demselben Gesetz gehorchen, wie die specitischen Gewichte, sich also umgekehrt wie die Atomvolume isot(»per Elemente verhalten (s. No. 1 und No. 2). Man findet C-l) für Gen. 1 Stufe 1 zuerst zu-, dann alinehmend 2 - 2 zuerst zu-, dann abnehmend 3 - 5 abnehmend (Cn bis Br) 4 - H abnehmend (Aij bis -Id) 5 - 13 abnehmend (An bis Bi) 2 - 4 zunehmend (h'c, Co, Ni) 3 - 7 abnehmend (liu, Bli, P-Werthen, welche mit der Tem- peraturzunahme abnehmen, multiplicirt worden ohne Rücksicht auf die betreffenden Temiieraturen. Gold ver- langt für ein 1) = 1U,2C. ein (' = 0,031 statt 0,032, einen Werth, welcher früher gefunden und bevorzugt worden ist, aber nur für niedrige Temperaturen zutrifit. Zwei unerhebliche Ausnahmen beruhen dagegen wahr- scheinlich nur auf ungenauer iJ-Bestimnumg (Zirkon und Thor; s. No. 1) wogegen die Elemente der ersten Stufe schon wegen der hohen Volumwärme des Va- nadiums, des Chroms und des Mangans überiiaupt in die Regel nicht mit einbezogen werden dürfen, welche für alle übrigen Stufen Geltung hat. Die bis jetzt er- mittelten Werthe für die Volumwärme habe ich in der folgenden Tabelle zusannnengestellt, wo nur die einge- klanunerten Zahlen noch nicht genügend oder noch gar- nicht durch directe Bestimmungen begründet sind. Z r II II' "• ^' ''' '■'' ^'™ IV VI VII 0 Fl riition 1 1 /./ o,.i5 ft,-[(),(;ii /.'.-i(i,7S]r' (),'j!) V 2 A'a(),2d y¥^0,42 A/0,^2 .SV 0,40 y%0,44 5 0,38 (7|(),36] 2 5 Cu (),ys ZnOfi'd G'rt:0,47 GcO,42 As 0,41 Si' 0:M^ ßrO;27 3 « ^.:^- 0,G1 G/0,47 In 0,41 .SV/ 0,40 Sb()fi4 7;- 0,:U /'(?[o,17jZ(rO,27 Cc 0,30 AV Pr 4 14 7Ä0,30y U 0,.52 5 Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass die Volumwärme regelmässig von der zweiten Generation zur dritten, von der dritten zur vierten und von der vierten zur fünften abnimmt, wenn nmn von den beiden ersten Elementen der zweiten Generation, Natrium und Magnesium, absieht. Die erste Generation nimmt hier, wie bisher, eine Sonderstellung ein. Von den wenigen unerheblichen Ausnahmen (.1», Zf. Th) war oben die Rede. Alan kann also als höchstwahrscheinlich den Satz bezeichnen, dass in jeder Stammreihe die spccilische Wärme in einem etwas schnelleren Verhältnisse abnimmt, als die moleculare Verdichtung — das Volumgewicht — zunimmt von Ge- neration zu Generation. Die elektrociiemische Spannung. Obwohl üi)er die Stellung mancher Elemente in der elektrochemischen Spanmingsreihe noch Mcinungs\er- schiedenheiten bestehen, so ist doch über eine grosse An- zahl derselboi kein Streit mehr nn'iglich. Diese finden in dem genetischen System sämmtlich ihren festen Ort in den ersten und letzten Grupi)en. Denn I, II und III ent- halten links und rechts nur positive, V, VI und VII links und rechts nur negative Elemente (Vgl. die Dia- gramme in Nr. 52. ISUi'. Diejenigen P^lemcnte aber, welche keinen ausgeprägt positiven oder negativen Charakter haben, sind nut einigen schwach negativen und schwach 24 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 3. positiven theils in den drei intermediären Reihen, theils in der mittleren Gruppe IV vereinigt. Wai^serstoif ist mehr positiv als negativ und geht allen voran. Die Ver- theilung ist also diese: T .,. r • I -^« Cu Aq Au 1. positiv: Li ,, „, ,. ' I K(i Hb Ck II. positiv: Be ,, „ „ I'C Rh s Ir Pt schwach magnetiscli I 13 .4« — IIij — Tl— Ph — Bi — . stark diamagnetiscli I \i . . . Th . U . schwaeli magnetisch Hiernach wären Isotope Elemente stets entweder sämmtlich paramagnetisch oder sämmtlich diamagnetisch von der zweiten Generation ab, und zwar in jedem der sieben Stämme paraniagnetiseh die Stufen 3, 6 , 9 , 14 , diamagnetiseh die Stufen 2 , 5 , 8, 13, während die nur in den Gruppen II, IV und VI ver- tretene Stufe 4 den ausgeprägtesten Paramagnetisinus aufweist und wahrscheinlich auch die Stufen 7 und 12 mit den Al)kömmlingen des Eisens, Kobalts und Nickels durchweg schwach paraniagnetiseh sind. Ueber das Ver- halten der seltenen Erdinetalle der Stufen 10 und 11 lässt sich noch nicht urtheilen, doch kann nach der Ana- logie, wenn wirklich Tantal und Wolfram magnetisch sind, vermutliet werden, dass alle Glieder der Stufe 11 es auch sind und die der Stufe 10 sehwach diamagnetiscli ge- funden werden. Jedenfalls spricht die grosse Regel- mässigkeit der wahrscheinlichsten Vertheilung aller üb- rigen Elemente auf's Neue für die Richtigkeit meines ohne jede Rücksicht aut den Magnetismus aus ganz anderen Erscheinungen abgeleiteten genetischen Systems. Die Werthigkeit. Die vielen Meinungsverschiedenheiten der Chemiker über die Valenz nicht weniger Elemente in dem letzten Jahrzehnt würden schwerlich entstanden sein, wenn man die von Williamson 1870 vermuthete fundamentale That- sache mehr beachtet hätte, welche i. J. 1872 der Physio- loge E. Pflüger fand und in einer besonderen Abhand- lung „Ueber das Werthigkeitsgesetz der Radicale" in dem von ihm herausgegebenen ., Archiv für die gesammte Physiologie des iVIensehen und der Thiere" (Bd. 6 S. 360 bis 394) im Ganzen dem damaligen Stande chemischer Erkenntnisse gemäss vorläufig begründete. Diese gegen- wärtig nicht mehr zu bezweifelnde Thatsache lautet: „Wenn ein Element in einer chemischen Verbindung geradwerthig ist und in einer anderen Verbindung mit einer verschiedenen Werthigkeit auftritt, so ist es wieder geradwerthig; wenn ein Element in einer ehemisehen Verbindung ungeradwerthig ist, und in einer anderen mit einer anderen Werthigkeit auftritt, so ist es wieder un- geradwerthig." Also „wenn bei einer chemischen Opera- tion ein Atom an Werthigkeit gewinnt oder verliert, so ist der positive oder negative Zuwuchs immer = 2 ii Affinitäten, wo n ^ 1, 2, 3 u. s. w. Die Affinitäten ver- schwinden nur paarweise und treten nur paarweise neu auf. Dieses Verhalten aller Elemente muss als Richt- schnur bei ihrer systematischen Anordnung in erster Linie berücksichtigt werden. Ich habe es dem Aufbau des genetischen Systems zu Grunde gelegt. Man erkennt leicht, wie dadurch die chemisch verwandten Elemente in einen stammver- wandten Zusammenhang gebracht worden sind. Denn Nr. Naturwisseuscliai'tlichc Wochenschrift. 25 schon die Kennziffer des Stammes, dem ein Element an- ü,-ehört, zcig-t seine Werthigi-, .'^)- l)is 7-wcrthig. Wasserstofl' ist nur eiuwerthig (Vgl. die Diagranmic VI, S. 524). In jeder naeh aufsteigendem Atomgewicht fortschrei- tenden Keihe isotoper Elemente ist also ohne Ausnahme die Werthigkeit alternirend ungerade und gerade und in jeder Stammlinie nur entweder ausnahmslos ungerade {Li, Bo. N, Fl) oder ausnahmslos gerade (Bc, C. (>), wie ein Blick auf die Stammtafel erkennen lässt. Da))ei ist l)enierkenswcrth, das.s die Summe der den isotopen Elementen von allen Chemikern zugeschriebenen kleinsten Werthigkeitszahlen stets, wo die sieben C41ieder vollzählig sind, 16 beträgt. Stut'o I II III IV V VI VII Su. Bf, 3 C 4 .V 3 0 2 Fl 1 K) AI 3 ,5/4 7% 3 S 2 Cl 1 16 Sc 3 TiA Va 3 Cr-1 Mn 1 16 ßa3 Gci As o Se 2 Br I 16 )' 3 Zri NhZ Mo 2 In 3 S„ 4 Sh-i Te 2 Jd 1 16 La 3 C'e4 Nd% Pr Tl 3 Fi 4 lii 3 1 Li 1 7?« 2 2 Na 1 Mg 2 3 Ka 1 Ca 2 5 Cm 1 Zu 2 6 Rh 1 Sr 2 8 Ag 1 Cd 2 !l C-i 1 Ba 2 13 .1» 1 Hg 2 Hieraus ist zu entnehmen, dass höchstwahrscheinlich die kleinsten die Werthigkeit der noch unbekannten Ele- mente ausdrückenden Zahlen die die bekannten der iso- topen Elemente zu IG ergänzenden sein werden, also z. B. für Neodym 'S, für Praseodym 2, für das Element VII, i; aber 1, für VII, 9 ebenfalls 1, für VI, 13 aber 2 u. s. w. Ob man die Zeilen horizontal von links nach rechts oder von rechts naeh links liest: in beiden Fällen ist die Symmetrie 12 3 4 3 2 1 vollkommen. Dieselbe kann zwar noch nicht erklärt werden, verspricht aber im Verein mit den anderen neuen Thatsachen neue Einblicke in das Wesen der Materie. Die unbekannten Elemente. Die Anzahl der durch unbekannte Elemente auszu- füllenden Lücken im genetischen System beträgt, wenn man, wie ich es provisorisch that, den noch ganz unge- nügend bekannten seltenen Erdmetallen IGif. Th, Nd, Fr, Er, Yh, Dp, Sin) die ihnen zugewiesenen Orte lässt, nur 15, und die Gesammtzahl der Elemente der Erdrinde nur 77-)-9+l = 87, und wenn man den alle durch- dringenden Aether mit äusserst verdünntem Wasserstoff nicht identifieiren will, 88. Ein zwingender Grund gegen die Annahme, dass in den ungeradwerthigen Stämmen die vierte, siebente und zwölfte Stufe durch je ein unbe- kanntes Element vertreten sei, lässt sich zwar nicht an- führen — die Anzahl der Elemente würde dann lOÜ er- reichen — aber es s])rcchen mehrere Wahrscheinlichkeifs- gründe dagegen, nanientlicli die dann nothwendig wer- dende sonst nicht vorkonnnende Häufung von Atom- gewichten mit Differenzen ^ 1 und -< 1. Freilich könnte Mangan zu I gezählt werden, aber es gehört, wie Mendelejeft' erkannte, in chemischer Hinsicht unzweifel- haft in die Gruppe des Fluors und Chlors. Ol) diese Gruppe VII ebenso vollzählig ist, wie die andern un- geradwerthigen, muss übrigens dahingestellt hleilx'u. So wie das System dasteht, hat es jedenfalls die grösste Wahrscheinlichkeit für sich. Denn man kann aus ihm sowohl die Eigenscliaften unbekannter oder als un- bekannt angcnonnncner bekannter Elemente l)cstininien, als auch unbekannte Eigenschaften bereits anerkannter Elemente. Ein Beispiel: Das Element V, 14 muss me- tallisch, elcktronegativ, paraniagnetisch, einwerthig sein, und ein Atomgewicht von nahe 236, ein Volumgewicht von etwa 14, eine speeifische Wärme von 0,028 haben. Scandium muss eine sj)ecifische Wärme von nahe ",13, das Element VII, D eine Dichte von nahe 9 haben. Die organischen Elemente. Die vierzehn organischen Elemente erster Ordnung nehmen im genetischen System eine hervorragende Stelle ein. Sie gehören sännntlich zur ersten und zweiten Generation, also zu den ältesten Elementen. Dreizehn von ihnen stehen sogar auf der ersten, der zweiten und der dritten Verdichtungsstufe, nur Eisen auf der vierten, und ihre Vertheilung auf die sieben Stämme ist charakteristisch. Es gehören zu II Mf/. Ca, Fe zu V N ' uud Ph VAX VII Fl und a CHI Die Gruppe III liefert Die Atomgewichts zu I Na und Ka, zu III C und Si , zu VI 0 und S , während H allen vorangeht, organisches Element erster Ordnun^ unterschiede sind Ka 1 16'09 Ca } 15,86 Fe l 15,92 Auf andere Eigenthümlichkciten der Elemente des irdischen Protoplasma, wie es jetzt ist, habe icii in der eingangs erwähnten Schrift aufmerksam gemacht. Sie lassen mannigfaltigere Beziehungen der organischen Ele- mente zu einander als zu allen anderen erkennen und stehen im Einklang mit der Annahme, dass die organisclien Elemente, ehe sie so condcnsirt waren, wie gegenwärtig an der Erdoberfläche, bei höheren Temperaturen bestand- fähige Protoplasmcn bildeten, welche möglicherweise auf anderen Himmelskörpern noch jetzt Lebensträger sind. Ein Beitrag zur Geschichte des europäischen Hausrindes. Von Prof. Dr. Hugo Werner. (Fortsetzung.) Ferner scheinen die gelben Schläge in Steiermark und Kärnten ursprünglich aus der Vermischung des rothen Keltenviehs mit dem einheimischen braunen Alpen- vieh der langstirnigen Abart hervorgegangen zu sein, denn wir sehen, dass auch an anderen Orten aus einer solchen Vermischung gelbe Kreuzungsschläge*) entstanden *) Dass die f,'elbi? Farbe in der That aus einer Kreuzung von Braunvioh mit rotliem Keltonvieli entstehen kann, weist Feser im Augustheft 1884 der Zeitschrift d. landw. Vereins in sind, welche dann in neuester Zeit sehr häufig ncjch mit Schweizer Fleckvieh durchkreuzt worden sind. Zu diesen gelben Schlägen Steiermarks zählen die Mariahofcr, Lavanthaler, Kärntner Blassln, Malteiner etc. Der zweite grosse keltische Volkstannn, welcher uaeh Osten vordrang und zwar zunächst das südwestliche Bayern (Wahrnelnnungen über das rotlibraune Oberpfälzer-Riiid) und Sapson an der Kreuzung des Seldages von Salers mit Vendeer- Vieh, woraus der gelbe Schlag veu Mözinc hervorgangen ist, nach. 26 Naturwisseuscbaftliche Wochenschrift. Nr. 3. Deutschland bis zum Main in Besitz nahm, darauf aber zwischen oOO — 200 v. Chr., gedrängt von den Sucven, in die Westsehweiz einwanderte, ist der der Helvctier, welcher geschichtlich zuerst hei dem Zuge der Cimbern und Teutonen, welchen er mitmachte, (113—101 v. Chr.) auftritt. Zu Cäsars Zeiten erstreckten sich die Wohnsitze der Helvetier vom Genfer- bis zum Bodensec, von wel- chem aus bis zum Gotthard sie gegen Hiid-Osten an Kiitieu grenzten. Sie wurden mit einem Thcil der aus ihren Wohnsitzen an der Donau verdrängten Bojer in der Schlacht bei Bibracte (58 v. Chr.; durch Cäsar l)csiegt und unterworfen. Das Vieh, welches sie besassen, ist im Gegensatz zu dem der Bojer höchst wahrscheinlich schwarz und weiss gefleckt gewesen, was sich aus dem noch vorhandenen kurzköptigen Vogesenvieli und den Freiburger Schwarzscheeken ableiten lässt, wenngleich der letztere Schlag durch Kreuzung seinen Kurzkopf- charakter nahezu eingebüsst hat und ein Grossstirnrind geworden ist. Auch Kaltenegger*) ist der Ansicht, dass die Helvetier einen schwarz und weiss gefleckten Vieh- schlag besessen haben. Diese Keltenstänmie sind nun auch oflenbar in die Tliälcr der Hochalpen vorgedrungen, wohin sie ihr Vieh mitgenommen haben, wovon die Ziller- thaler und Duxer in Tirol, sowie die Eringer im Wallis noch als ziemlich reine Abkömmlinge anzusehen sind. Jedenfalls ist der Eringer oder Walliscr Schlag bereits zur Reimerzeit im Wallis verbreitet gewesen, denn am 24. November 1884 wurde in einem "aus dem 3. .Jahr- hundert n. Chr. stammenden Hause der römischen Stadt „Oetodurum" (Martigny) der Bronzekopf einer Kuh in natürlicher Grösse gefunden, welcher unverkennbar den Typus des Eringer- Viehs besitzt.**) Die Kelten hatten auch einen Theil Englands in Be- sitz genommen, weshalb man in Irland und Wales noch schwarzbuntes Keltenvieh, z. B. den Kerry- und AValliser Schlag, sowie in Süd-England rotlies Kelteuvieh flndet, z. B. die Devons, Sussex, Hercfords und Longhorns. In Gallien k(innen, bevor die Germanen die Grenzen noch nicht überschritten hatten, nur zwei Rassen vor- handen gewesen sein, nämlich Keltenvieh und das Vieli der Pfaldbauer im nördlichen Theile am Canal und in der hentigen Vendee, welches letztere zum Langstirnrind zu zählen ist. Erst mit dem Eindringen der Germanen gestalteten sich insbesondere im nordöstlichen Gallien die viehwirtlischaftlielien Verhältnisse anders. In den Alpen finden wir terner das Volk der Rätier, welches bis zur Unterwerfung durch die Römer 15 v. Chr. unter Augnstus in dem licutigen Graubünden, Nord-Tirol sammt Vorarlberg und in den Alpenabhängen an den lombardisciien Seen sesshaft war. Die mit illyrischen und keltischen Splittern durchsetzten Rätier werden meist für unmittelliare Stammverwandte der Etrusker ange- sehen. Ueber ihren Viehschlag sagt Kaltenegger***): „Das Rätiervolk hatte jene lioehwüehsige und schlankgebaute silbergraue Hornviehrasse zu eigen, welche uns heute noch in zahlreielien Individuen des I^tsehthalertypus mit grosser Reinheit des ursprünglichen Charakters entgegen tritt". Ausser diesem Schlage kommen aber im Gebiet der Rätier noch Braunviehschläge des Langstirnrindes, theils geschlossen in bestimmten Bezirken, theils neben dem Grauvieh vor, so scheinen im bündnerisehen l'rätigau und im Montavon Braunviehschläge von jeher heimisch gewesen sein. *') Historisohp KntwickehiiiK 1. c. S. 538 in Schweiz. I^andw. Zfitschr. XI Jalirp. 1883. •*) Vergl. Werner, die Hindvieliscliläf^o d. Scliweiz, in l^andw. Jalirl). S. 229 (1888.) ***) D. östorr. Kindorrasseu I 4. Heft. S. 105. Uebrigens ist anzunehmen, dass auch in einigen Gegenden Keltenvieh vorgekommen ist, wie denn auch Kaltenegger anführt, dass die ligurisch-keltisehe Urein- wohnersehaft Jndicariens bereits in der prähistorischen Periode einen gelbbraunen bis braunschwarzen Miscli- lingsschlag züchtete, welcher dem jetzigen Stammtypus des Rendcnathaler-Rindes in jeder Hinsicht geglichen haben muss. Es scheint sich nun in viehwirthschaftlichcr Hinsicht aus dem mehrliundertjährigen Walten der Römcrmaeht für Rätien keinerlei umgestaltende Folge eingeben zu haben. In gleicher AVeise wie die Kelten, aber in etwas späterer Zeit, ergriff auch die Germanen der Trieb der Wanderung aus den raulien Ländern ihrer Heimat nach den reichen und Iflühenden des Westens und Südens. In die durch iin-en Abzug von Menschen eutblössten Landstriche zwischen Weichsel und Oder drangen dann die Slaven ein. Das Rind der Germanen und Slaven gehörte aber zweifellos der primigenen Abart an. Hei der Einwande- rang stiessen die Germanen zunächst auf die Pfahlbauer, weshalb es nicht überraschen kann, dass Kreuzungen des primigenen Germanenviehs mit dem Langstirnriml der Pfahlbauer stattfanden, und dass sich heute noch die Spuren dieser Kreuzung z. B. au den Schädeln der primigenen Niederungsrasse nachweisen lassen, wie die Untersuchungen vielfach bestätigt iiaben. Von dem Rind\ieh Germaniens erhalten wir Ul)cr- haupt erst Kunde mit dem Auftreten der Germanen in der Gescliichte, mithin um Christi Geburt, durch römische Schriftsteller, nämlich Cäsar „De hello gallico", Plinius dem älteren .,Historia naturalis" und Tacitus „De situ Germaniac". Diese uns übermittelten Nachrichten sind aljer recht spärlich, häufig unzuverlässig und verschiedener Deutung fähig. Zunächst ersehen wir aus ihnen, dass der Ur (Bos primigenius Boj.) noch zu den jagdbaren Thieren zählte, denn Cäsar und Plinius wetteifern gleichsam in einer ül)etriebenen Schilderung desselben. Das Vorkonmien des Urs neben dem des zahmen Rindes ist nun in neuerer Zeit mehrfach durch Funde erwiesen worden, indem Schädel des zahmen Rindes mit Knochen des Ur, die zum Theil, wie beim Einbecker Funde, bearl)eitet waren, sieii fanden und die beiliegenden Fundstücke anderer Art, z. 1). Urnen, auf die Zeit um (Ihristi Geburt schliessen lassen. Betreffs des zahmen Rindes stimmen nun die römischen Autoren darin ülierein, dass die Deutschen sehr zahlreiche \'iehliecrdcn besassen, weiche ihren grössten Reichthum ausmachten, wenngleich sie deren Güte sehr abfällig beurtheilen. Tacitus (Germ. 8) sagt z. B. von ihnen, „sie entl)eln-en des Schnmckes der Hörner". Diese Stelle wird gemeinhin so gedeutet, dass sie, wie jetzt noch das hochnordische Rind, hornlos gewesen seien. Jedenfalls ist aber die llornlosigkeit der Rinder niciit die Regel gewesen, weil bis jetzt Funde hornloser Schädel aus jener Zeitperiode nicht vorliegen, wohl aber von .Schädeln mit recht kleinen Ilornzaiifcn. Was nun die Unansehnlichkeit der Gestalt anbetrifft, so wird auch diese nicht als ganz allgemein vorhanden angesehen werden können, obgleich nicht zu leugnen ist, dass die Funde vielfach auf recht kleine Thiere deuten, wie sich dies an verscliiedenen Schädeln der zoologischen Abtheilung der landwirthsehaftlichen Hochschule zu Berlin erkennen lässt. Vielmehr ist anzunehmen, dass bereits im Beginn unserer Zeitrechnung Rassen und Schläge mit erheblich von ein- ander abweichenden Körperformen vorhanden war(Mi, wie sie infolge der Verschiedenheit der natürlichen und wirth- seliaftlichen Verhältnisse unzweifelhaft sich herausgebildet haben müssen. Nr. Naturwisscnscliaf'tliclic Wochcnschiirt. 97 Das Höheiiriud auf arnieiu IJocUni uiul diu Kuli der reichen Rlieinniedenuig können unniöi;iieli dieselben Kfir- perionnen besessen haben und seheint mir die Ansieht Setteg-ast's (Die deutsche Landwirthsehaft, 1884) das richtige zu treffen. Er sagt: „Vergegenwärtigen wir uns aber, dass die zum Theil hdchbeaehtenswerthen deutsehen Landrasseu, deren Vorzüge zu sehätzen einer viel, viel sjiäteren Zeit vorbehalten blieb, zum liedeutend überwie- genden Theil unvermisehte Naehkonnnen urgcrnianisehen Viehes sind, so können wir unmöglich gering von den Stannneltern denken, wenn sie aueii — angepasst den natürlichen und wirthschat'tliehen Verhältnissen - nicht in den Formen und der Stattlichkeit auftraten, au die dtr liömer von seiner Ileimath her gewöhnt war." Ferner ist wohl die Annahme berccliligt, dass auf dem graswüehsigen Boden der Fhissthäler und Marsehen des nordwestlichen Deutschlands, obwohl letztere noch nicht eingedeicht, sondern erst die Anfänge dazu vorhanden waren — z. B. sollen die Bataver um das Jahr .'lO n. Chr. nnt Deichbauten begonnen haben — verhältnissmässig starke Rinder in zahlreichen Heerden vorhanden gewesen sein müssen, was auch mehrfach bezeugt wird; so führt Aeneas Sdvius von den Friesen an, dass im Kindvieh all ihr Reiehthum zu finden sei, und Tacitus, welcher vorher mit einer gewissen Nichtachtung vom Germanenvieh ge- sprochen hat, giebt vom Vieh der P^riesen zu, dass es massig grosses Hornvieh i;ewesen sei. Er sagt: (A. rV. 72):' „Der Auerochs wurde manchmal bei unseren Kampf- spielen gesehen, häufiger aber konnni'n deutsche Rinder- häute als Tribut nach Rom, welche wir gernianisehen Völkern, namentlich den Fi'iesen, aufgelegt hai)en. Den Tribut, wie er ihnen von Drusus zum Kriegsgcbrauch vorgeschrieben, lieferten die iSarbaren eine Zeit lang, ohne dass Jemand streng darauf sah, von welcher Dauer- haftigkeit und von welchem Masse die Häute waren. Als aber der zur Verwaltung des Friesenlandes eingesetzte Feldhauptniann ( »lennins Häute von Auerochsen zum Mass- stab wählte, nach denen die gelieferten angenommen wer- den sollten, fiel dieser 'J'ribiit den Germanen, dii- zwar ungeheure Thiere, reiche Wälder, aber nur massig grosses Hornvieh besitzen, so schwer, dass sie zuerst die Ochsen selbst, darauf die Felder, zuletzt Weiber und Kinder in Leibeigenschaft sahen. Dadurch entstand Erbitterung und Beschwerde; als keine Erleichterung gewährt wurde, suchten sie sieh durch Krieg zu helfen, ergrilfen die zur Tributerhebung gegenwärtigen Soldaten und knüiiften sie an Galgen auf. Olennius kam den Erbitterten durch die Flucht in das Kastell Flevium zuvor. Die gereizten Frie- sen aber ersehlugen alle Römer im Lande." Hiernach, wenn die Häute des grossen Ur als Mass- stab genonnnen werden konnten, ist das Vieh unmöglich klein gewesen. Ohne wesentliches Zuthun des Menschen mussten die natürlichen Lebensbedingungen beim Niede- rungsrind auf die Bildung eines hochgestellten, ver- hältnissmässig schwerknochigen, schmalbrüstigen, aber milchreiehen Hindes hinwirken, welches nur auf dem leich- teren Boden der Geest weniger schwer war, ohne aber die charakteristischen Zeichen der Niederungsrasse zu verlieren. (Fortsetzung folgt.) Die Auffiii<1uii{g des Influenza-Erregers ist gleich- zeitig zwei Berliner Aerzten gelungen, l'rivatdocent Dr. R. Pfeiffer, Vorsteher der wissenschaftliehen Abtheilung des Koeh'sclien Instituts und Dr. Canon, Assistenzarzt am Städtischen Krankenhause zu Moabit. Als im November V. J. die Infiuenza in Berlin wieder auftrat, erhielt Dr. P. von Prof. Koch den Auftrag, die Krankheit in der be- sondern Hinsieht auf einen bei der Entstehung ursäeh- liclieu Mikroorganismus zu studiren. Dr. P. ging von der Untersuchung des Auswurfs der Infiuenzakranken ans, den er sehr ausgiebig, geballt und oft schleimig-eitrig fand. Er sterilisirte denselben und reinigte die Ballen nach einer von Koch angegebenen Alethode, wonach alle aus dem Munde und der Bronehialchleimhaut herstammenden Baeterien beseitigt werden. Auf die so behandelten Ballen, namentlich auf Partien aus dem Inneren derselben Hess er verdünnte Ziehrsehc Flüssigkeit oder heisse Löfl'ler'sche Methylenblau-Lösung einwirken. Die mikroskopische Unter- suchung führte dann zur Auffindung eines bisher noch nicht bekannten Bacillus, der sich stets in grosser An- zahl im Auswurf von ausschliesslich au Influenza Er- krankten zeigte. Waren noch andere Lungeuleiden vor- handen, so traten neben dem neuen auch noch andere schon bekannte Bacillen auf. Dagegen fand P. den neuen Bacillus ausschliesslich bei Influeuzakrankeu; der Aus- wurf bei anderen Lungenkrankheiten ohne Infiuenza zeigte denselben nie. Der Influenza-Erreger ist bei weitem kleiner, als alle bisher bekannten Bacillen: er ist bei gleicher Dicke nur /s bis */._, mal so lang als der Bacillus der Mäusesepti- kämie, der bisher als kleinstes dieser Kleinlebewesen galt. Hänflg begegnet man dem Bacillus allein; oft tritt er in Ketten geordnet auf, oft liegen sie in Form \on Sehein- fäden. Eigenthündich ist, dass die Endpolc sich stärker färhen als die Mitte, durch welchen Umstand friUiere Beobachter wohl zu der Meinung gebracht wurden. Diplokokken oder Streptokokken vor sich zu haben. Der Bacillus tritt sowohl im Schleim wie in den Zellen des Auswurfs auf, in den letzteren oft degenerirt. Die Stäbchen zeigten keine Bewegung, was für sie characteristiseh ist. P. hat Reinkulturen angelegt, wobei sieh Glyeeriu-Agar als bester Nährboden erwies. Seine Ergebnisse, die er durch Untersuchungen des Auswurfs Lebender erhielt, sind durch Leichenbefunde voll bestätigt. Uebertragungsversuche sind nur bei Aft'en und Ka- ninchen gelungen, doch sind — wie P. in der Gesellschaft der Chariteeärzte sagte — die Versuche noch nicht so weit gediehen, dass eine Verött'entliehung schon jetzt an- gezeigt wäre. Dr. Canon hat den Bacillus im Blute Influenza- kraidcer gefunden. Eine Prüfung seines Befundes durch Prof. Koch und Dr. Pfeifl'er ergab die Identität des Canon'seheu Mikroorganismus mit dem von Pfeifl'er ge- fundenen. Dies nur vorläufig: wir kommen noch ausführlicher auf den Influenza-Bacillus zurück. Der Nutzen der SclileimliüHe für die Froselieier ist von II. Bernard und K. Bratusehek zum Gegen- stand einer kurzen aber anregenden Mittheiluug geworden. Der Sehleim, welcher die Eier der ungeschwänzten Lurche zu Klumpen und .Schnüren vereinigt, ist bisher als Ein- richtung zum Schutz gegen Austrocknung, gegen Verletzung durch Druck und Stoss, sowie gegen das Gefressenwerden aufgefasst. In allen drei Hinsiehteu erseheint das Zu- samnienhaften vieler Eier als zweckmässig. Die höchste Ausbildung hat dies Prinzip in den Laiehklumpcn der Frösche und Lurche gefunden. Dass trotz dieser Massen- anhäufung dem einzelnen Ki ausreichend Wasser für Athmung und Stollwcchsel zur Verfügung steht, dafür bürgt die Kugelform der Eier: unmittelbar, sofern diu'cli 2R Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. .-^ sie ein Netz von Zwischenräumen zwischen den Eiern her- gestellt ist, und mittelbar, sofern in dem, durch die Scldeim- kugeln wie durch Linsen, gesammelten .Sonnenlicht sicli reichlich Algen entwickeln, die als Sauerstoffquelle von Bedeutung werden. — Versuche mit Flohkrebsen (Gam- marus pulex) wiesen auf die Möglichkeit hin, dass der Schleim nicht nur durch seine physikalische Beschaften- heit, sondern auch durch eine chemische Eigenschaft gegen das Getressenwcrden schützt, vielleicht durch eine Durcli- tränkuug mit übelschmeckenden Stoffwechselerzeugnissen. — Aber die Schleimhüllen haben noch einen andern, be- deutenden Nutzen. Die dunkle Farbe der Lurcheier wurde bereits als ein Mittel zu besserer Ausnützung der Sonnen- wärme aufgcfasst. Die Veriässer haben nun für die Eier des Grasfrosches durch eine physikalische Untersuchung den Nachweis erbracht, dass deren Schleimhülle die Wärniestrahlen um so weniger durchlässt, von je grösserer Wellenlänge sie sind. Die Sonnenstrahlen dringen daher wohl durch die Scbleimhülle ein und erwärmen das Ei, aber die vom Ei wieder ausgehenden Strahlen grosser Wellenlänge werden durch die Schleimhülle zurückgehalten, ihre lebendige Kraft wird dem Ei durch Wärmeleitung wieder zugeführt. So besitzen also die Eier des Gras- fnisches, die oft noch zwischen Eisschollen abgesetzt werden, in ihrer Schleinduille „ein kleines Treibhaus, in dem sie zu rascherer Entwickelung gebracht werden." (Biolog. Centralblatt. XI. No. 22.) "^ W. Benierkenswerthe Himinelserscheinniiffeii. ~ In dem meteorologischen Journal des deutscheu Dampfers „Saale", Kapitän H. Richter, tiuden sich die folgenden Aufzeichnungen: Am 8. September 1891, um 10" p. m. in 50« 36' N-Br und 23" 0' W-Lg erschien plötzlich im Nordosten, etwa 45" hoch, ein helles Meteor, das seinen Weg nach Westen nahm, und im Nordwesten in gleicher Höhe verschwand. Dasselbe hinterliess einen hellen, feurigen Streifen von etwa 1" Breite und 15" Länge, dessen Mittelpunkt anfangs genau unter dem Polarstern lag. Der Streifen, dessen Licht ein sehr intensives war, behielt seine Helle und Form ungefähr l'/o — 2 Minuten, dann löste er sich in ein wolkenartiges Gebilde auf, welches, allmählich schwächer werdend, über den Polarstern hinzog und nach weiteren 2 — 3 Minuten verschwand. Zu gleicher Zeit war ein sehr helles und strahlendes Nordlicht sichtbar, welches in einer Höhe von 15" eine grosse Ausdehnung hatte. Es herrschte Windstille, am llinnnel standen vereinzelte Wolken, die Temperatur der Luft betrug 13,()", der Luttdruck liatte eine Höhe von 746,6 mm (red.). Am 10. desselben Monats wurde von 9'' — ll'' ]). m. zwischen 48,7" N-Br in 42,0" W-Lg uud 48,5" N-Br in 42,8" W-Lg ein Nordlicht l)eobachtet, das bis über 20" über das Zenith hinausragte, bogenförmig und strahlend war und eine ganz aussergewöhnliche Lichtstärke hatte, so dass man bei demselben gewöhnliche Schrift lesen konnte. Ferner war am Morgen des 12. Septendjcr von 12 Uhr bis 3 Uhr zwischen 45,6» N-Br in 5 1,8" W-Lg uud 45,2" N-Br in 53,0" W-Lg ein aussergewöhnlich starkesNordlicht sichtbar. (Mittheilung der Deutschen Seewarte in den Annalen der Hydrographie etc.) Ue)>er ki'mstliclie Mineralsclunieröle berichten Krämer und Spilker. Dieselben waren zu der Ver- nnithung gelangt, dass die Träger der viscosen Eigen- schaft, welche diese Körper auszeichnet, in Condensations- producten methylierter Benzole mit ungesättigten Alko- holen zu suchen seien. Durch Condensation von Allvl- alkohol mit Pseudocumol, Hylol u. s. w. erhielten sie in der That Körper, von denen z. B. der aus Pseudocumol fast 20 mal so zähflüssig ist, als das beste russische Schmieröl. Die Verfasser behalten sich vor, den Nach- weis, dass derartige Körper nun auch wirklich in den Mineralschmierölen vorkommen und deren Eigenschaft veranlassen, zu führen und hoffen aucli für die Entstehung dieser Schmieröle aus dem Erdöl Anhaltspunkte zu ge- winnen. (Bor. der Deutsch. Ghem. Ges. XXIV, 2785). Sp. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Bi'i l'clx'riialiiiic des Ucctoriits drv IJiTlinor Universitfit liii'lt der Directoi- dor Köiiif^liclioii Stoniw.arte Ucli. lieg. Kntli l'ii\t'. Dr. Foerstfr eiin' Ifode, aus diT wir folgenden Imeli be- deutsamen Passus mit Ijesonders freudiger Zustimmung liier wiedergeben: „Die Festhaltung einer besonders engen Verbindung der Astro- nomie und der Mathematik im Lehrplan der Universitäten ist aus eminent pädagogischen Rücksichten geboten. Für die Aus- bildung der mathematischen Lehrer an den höheren Schulen ist es von hoher Wichtigkeit, dass sie einen gewissen Grad astrono- mischer Orientirung als untrennbar zu ihrem mathematischen Uni- versitätsstudium gehörig ansehen. Gewiss kann das Studium der mathematischen Physik und insbesondere auch die Beschäftigung mit der Experimentalphysik ihnen selber mindestens dieselbe Be- lebung und Ergänzung des rein mathematischen Studiums ge- währen, wie die Astronomie, aber für die jungen Seelen, auf welche der mathematische Lehrer in den höheren Schulen wirken soll, und die ihm meist so spröde gegenüberstehen, ist und bleibt das Gebiet der Himmelserscheinungen, ganz im Sinne des so eben dargelegten Eindrucks, welchen die junge Menschheit von den Himmelserscheinungen hatte, eine Idealwelt, die sie anzieht und entzückt. Es ist damit vielleicht ähnlich bestellt, wie mit der Wiederholung gewisser Entwickelungsstadien der gesammten Lebe- welt in den Entwickelungsstufen des Individuums. Das Alterthum und sein geistiger Inhalt ist auch in diesem Sinne ewig jung und der .Jugend gemäss. Nichts erscheint mehr geeignet, in unseren höheren Schulen die Theilnahme an der Mathematik zu wecken und zu nähren, den Eindruck der Willkür, der zwecklosen Quä- lerei, welchen erfahrungsmässig die Anfänge mathematischen Ler- nens in den jungen Gemüthern hervorrufen, in freudiges Interesse zu verwandeln, als wenn man schon in sehr frühen Stadien dieses Unterrichts, mit bedeutender Einschränkung des Breittretens der Anfangsgründe, arithmetische oder geometrische Beispiele aus den Erscheinungen der Himmelswelt lieranzieht und alsdann viel schneller als jetzt, inmier an der Hand von einfachen Aufgaben aus der astronomischen Praxis und Forschung, zu solchen Zweigen der Mathematik aufsteigt, welche schon eine befriedigende Bear- beitung gewisser elementarer, aber in Folge der W^eite des Hori- zontes in Zeit und Raum höchst weihevoller astronomischer Auf- gaben gestatten. In dieser Hinsicht sind in dem mathematischen llnterricht in den höheren Schulen keine Fortschritte, sondern so- gar empfindliche Rückschritte gemacht woi-den. Es mag belächelt werden, wenn der Astronom in solcher Weise seine Wissenschaft als ein Mittel zur Schmackhaftmachung des mathematischen Un- terrichts anjjreist; aber ich bin gewiss, dass zahlreiche Urtheile und Erfahrungen von Lehrern und Schülern auf meiner Seite stehen werden. Und ich vermag auch aus der mehr als dreissig Jahre umfassenden Thätigkeit, die ich an der hiesigen Universität der Einführung in astronomisches Verständniss und der Unter- weisung in astronomischer Arbeit gewidmet habe, viele Eindrücke und Erfahrungen aufzuweisen, welche mir die Gewissheit geben, dass meine Auffassung dieser Bedeutung der Astronomie keine völlig subjective ist." Das Pariser naturhistorische Museum hat eine Reor- ganisation erfahren, bei dessen Entwurf das Steckenpferd eines be- kannten Deputirten, die Einführung einer Altersgi-enze,)leider auch wiedergeritten worden ist. Die am Museum angestellten Gelehrten sind gezwungen, beim Eintritt in das 75. Lebensjahr vom Dienste zurückzutreten. Sie behalten zwar noch das Recht auf Benutzung der Laboratorien, der Samudungen und der Bibliothek, haben aber keinen Sitz mehr in den Beratluingen der Mitglieder des Museums. Zudem hat man dem Gesetz rückwirkende Kraft ge- geben, sodass also schon in nächster Zukunft eine Reihe hervor- ragender Gelehrter in Folge dieser schablonisirenden Massregel aus dem Dienste werden ausscheiden müssen. Halten wir unter den Gelehrten aller Länder Umschau, so tinden wir überall eine glücklicherweise sehr beträchtliche Zahl hervorragender Männer, die auch nach dem T.";). .Jahre der Wissenschaft und dem Vater- lande noch zu glänzender Zierde gereichten. (\\'ir brauchen ja in Deutschland nur an Namen, wie Leopold lianke. Ilelmuth Moltke, Nr. 3. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 29 \Villiclm Wclii'i- zu denken.) Nicht olnie Bitterkeit denkt man ihiran, dass Fraidcreichs geistige Fülirer in Zukunft, wenn sie 75 Jahi-e im Dienste der Wissenschaft alt geworden sind, durch eine einfache Autlnrdening eines lediglich durch Volksgunst cr- holienen Ministers aus segensreicher Thätigkeit entfernt werden können. Den Docenten an den Thierärztlichen IJochschnlen Berlin hozw. Hannofnrf)e" 'JJlnUl'riipovntc. | Syxt Softaini .v>oif ftat nüv icin Hinlicih-aft jiiv ^irüfiiiifl übcnjcbcii. ♦ J ;lui(ll&ciirid) Snficlbc in i^otrcff ieiiicv '•Bcftniibtficilc imb SBeveituiiflomt ^ ♦ iiciinii iintajud)!, ()abo id) Mo llcbcr.icuniutii gewüimen, öaB baffelbe für ♦ ♦ »iscrioiKii, ircldjc an iU-antfteitcn bcv a!cipiiotionä=:Ovgnnc leiben, ctli ♦ X sioccEmÄBigeS, biätetifc^eä ai!ittet ciiipful)'«-''! »erben tnnn. ^ ♦ Dr. (Sväljcr, @et). ännitftt-jratl) in Ürcälaii. ♦ 1 «Püfen, 30. September 1891. 1 ♦ ♦ ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ®a'3 mirficinifte iinb jn^feid) aniienet)ni)"te StärtunflSniittel, weldjeo 5 5fi^-l)cr nn mir jelbit nnb 5lnberen erprobt fiabe, ift Sbr Por,iiiflIic ♦ l'iiiHevtrnft=r'')eiitnbl)eit'obicr. id, l»r. Seilltcriolllc, pvaft. 'ilrit. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich sur ^«flege bcr ^aiit. Vorzüglich Vorzüglich 3u babeu in tcn mciftcii Jlectbefen nut rroaciicn jur Weinbaltuno unt Scbccfung nnuitcc fiaut- ftetleii nnb lUiniben. jur Crbiiltuna einer auten fj.mt, bcionbcii! bei tlciiieii SiiiiAcvii. Ein gut empfohlenei- Dl", pllil., liotanikpr uiiil Clioiniker, sucht eine AssistentensU'lluufj. ("n'fiiUige Anfrage unter CliittVc 11. 6. an die Expedition der Naturw. \\'oehenschr. zu ricliten. Holz'sche und selbsterregende Influenzmaschinen construirt von J. R. Voss. Metall-Spiral-Hygrometer (bereits läuOO Stück geliefert) empfielilt als Spezialität Mechaniker. ••• Um ^^ OS^. Mechaniker. BERLIN NO., Pallisaden-Strasse 20. 7 goldeue und silberne Medaillen. — GescliäftsgründuuK l^li. iL I Sauerstoff lin Stalilc^^linclei'n.i Dr. Th. Elkan, iBerlin N., Tegeler Str. 15.1 Ferd, Diimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von • Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 J(-, geb. Preis 4 Ji. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Grammophon -^ Sprech-Apparat. VoD der gesammten Presse und säiumtlicheu facli- wisseuschaft liehen Autoritäteu anerkannt, dass der verbesserte Edisou'sche Phonograph durch das Grammophon bei Weitem iibi^r- trolfen wird. Durch seinen billigen Preis M. 45 ist der Apparat Jedermann zugänglich. Das Oraininophon giebt Concert-, Musikstücke, Gesang, Solo u. Recitation etc. durch A-uf legen von Schall-Platteu auf natürliche Weise wieder. Hugo Hennig, Berlin SW., 12. tiratis und franko sende ic Billigste Tausch- und Preis- liste über Käfer und Schmetterlinge » n»» Berlin *>. ,■)!», , ■t^- MMtmtlt Ueriiianiiplatz i. Preisgekrönt ; Mainz 1842 Berlin 1844 London 1854 Paris 1855 London 1862 Paris 1867 Sidney 1879 Bologna 1881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien -Contor Bonn a.Rh. Dl*. F. Kmutz. Bonn a.Rh. Geschäftsgründung 1833. Liefert Idineralien , Erystallmodelle in Holz und Glas, Ver- steinerungen, Gypsabgüsse seltener Fossilien, Gebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematisch geordneten Sammlungen als Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Auch werden Mineralien u. l'etrefact., sowohl einzeln als auch in ga-nz. Sammlmi;/., jederzeit yekauft, oder in 'Tatisch ithernommen. Ausführliche Verzeichnisse stehen portofrei zu Diensten. Alle geschäftlichen MittheiUingcn erbitte unter: Ih". F. Kraut/, IShfiiiisclii's Mineralien- Coiitor. -+' -H-f-t-t-'l-'l-'l-'t- ')-'!- 't-'l--l- -!-',--)- -fl'-f- In I«'ercl. l>lininilei*M ^'erlags- buchhandliing; in Berlin erscheint: Eiorubrung in die Kenntnis der Insekten von H. Jf. Kolbe, Kustos am KönlRl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschuitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. ^4:-l^4^:|=4;4^4^4^*4^1^4^4=4i=M^ Patentbureau a( Leipzig Besorgt u. verwert. 0__| Patente all. Länder ^aCK Gebrauchs -Muster Marken - Centrale Seit 1878 empfohl. Inform, gratis Specialfabriic für Unterzeuge & Strümpfe. Reitunterbeinkleider nach Maas>. Extrastarken Tricot für Jaf;d & Heise. Franx Selclte StriiniiifHaarcn-Fiilirik, Berlin W ., Leipzigerstr. 24. I. Auf Wunsch Mustersendung. IPatentaiiAvalt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. »•♦♦i Rudolph Kriiger | I »•♦♦« *♦•♦• I^'abi'ik electro - medicinischer Apparate W BERLIN SU., Michaelkirehstr. 41 empfiehlt statiouaire Apparate für coiistanten und Inductions- Stroin, transportable ISatterien für coustanten Strom, trans- portable Iniliictious ■ Apparate, Instrumente ihhI Tauclibatterieu für (lialvanokaustik, Schlitten- Indnctorien für physiologische Zwecke nach Professor du B.iäliri^or .schriftlicher Garantie siegen Einsendung aj,*J'.*JJJJ.iJJJJJ>JJJJJJJ.i.*.*.^,*-l,»JJ-t-*J.^.*JJJ.*J.*-'JJ,'.JJJ,'.JJJ,*J.*,t.*J.*.J.*.*.*.*J.^^.*,*^*^^ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates n. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt .sich mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Eifel. Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera. Becken u. s. w. u. s. w. Corallien von Nattheim. überhaupt Local - Suiten Lias aus Würtemberg. und deutsche Mineralien. Wi'pcii iliM- Beiliiiguiigcn l)itti.i zu .si-lircuben an Alexander Stuer 40 Ruo dos Mathunns in Paris. a;>ajjaaaj^.t;iJj.t;ia.t,yjaajjjj,»,>jjja.^jJjaj.ajjaa^>JJ,>JJja.>aJJ-*aJ.*J-'.',>aaj^;jajjj,»jaaaaaaa Verlas von Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin: Lehrbuch '' der Photochromie (Photographie in natiirl. Farben) nach den wichtigen Entdeckungen von iJ. Bccqiicrel, Niepce tie Sl. Victor, Poileviii u. A. Nebst einer [ihysikalischen Erkliirung des Entsteliciis der Farben von Dr. Wilhelm Zenker. Mit einer lithogr. Tafel in Farbendruck. ^ Preis 6 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungea. IVilh. {iehliiter in Halle a./S. ^J{nturalieu= uub l'c^rHiittch.s^nnbhing. JHcid)l)nltiflcö Vacjcr natiirfjiftorifdicr Wcflciiftänbc [oRiic fäinllid)cr Fang- uinl l*räi>ari«'r-Work'/,«»H}>-«», üüiiflTiriiei- ÖÜBi^ uiiit üogefoiigeu, Jii|i!iitEiiiini[c[a iuii[ (roi:f|i[attEii. SVotalogc gratis unb franfo. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. ■. 1 Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. I Mit S Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abliildungen. gr. 8". geh. Preis (5 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. *^^^^^**1k^*:*iki!kt*!^*** Hempels Klassiker -Ausgaben. Ausführliche Specialverzeichnissc. gratis und franro. M. IHiniüilers Vfrliii,'sbiifliliiiiiilliiiig. ¥¥¥¥¥¥¥¥4^4^$¥¥i^¥¥¥¥¥4^ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Soeben erschien; Vi(M'sIelli::e Logarithmentafeln. Zusammengesttdlt von Harry Graveliiis. Astronom. 24 Seiten. Tasclionfonnat. Preis fic/ieflet 50 Pf. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen lu Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind enschienen: Allgemein -verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. (Separat abdrücke aus der „Natuiwissenscliaftlicheii Wochenschrift.") Heft 1. lieber den sogenannten vierdimenslonalen Raum von Dr. V. Schlegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Pi-i't 1). A .Scimbert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Profi.ssor Dr. Karl Kraepelin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. I^oew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapf!'. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittinann. Mit 8 Holz.sehnitlen. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. 11. Potonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. K. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. schnitten. Mit 7 Holz- 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bols-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. lo. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie. Mit •-' Tafeln. 14. Untersuchungen über das Ranzigwerdender Fette von Dr. Ed. F\itsert. 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Leipzig. .Mit vielen Abbildungen. l(i. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bebbcr. Mit 1 Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1—4 a 50 Pf.. Heft 5—16 a 1 M. Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. YIL Band. Sonntag, den 24. Januar 1892. Nr. 4. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- y Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 J^. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.-- Gti) sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. A bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck \%t nnr mit volltttäncliger i^nellenangabe gestattet. Eine diluviale Flora der Provinz Brandenburg. Vorläulige Mittheilung von Prof. Dr. A. Ne bring. Während wir über die Thierwelt, welclie während der Diluvialzeit in der Mark Brandenburg gehaust hat, schon ziemlich gut unterrichtet sind, müssen unsere Kennt- nisse von der diluvialen Flora der Mark als sehr lücken- haft bezeichnet werden. Dieses hat zum grossen Theile seinen Grund darin, dass die Pflanzenreste in unseren meisten Diluvial-Ablagerungen schlecht erhalten sind oder völlig fehlen, zum Theil aber auch darin, dass unsere Botaniker sich um die Untersuchung der etwa vorhande- nen diluvialen Pflanzenreste bisher im Allgemeinen wenig bekümmert haben. Es giebt thatsächlich in unserer Provinz manche Fundstellen, an denen sehr schön erhaltene, sicher zu be- stimmende Reste einer vorzeitlichen Flora erhalten sind, und es bedarf nur eines sorgfältigen Studiums jener Reste, um sich ein anschauliches Bild von der Flora des be- trefl'enden Abschnittes der Vorzeit machen zu können. Zu diesen Fundstellen gehören vor Allem die Thon- gruben der Ziegeleien bei Klinge, einem Dorfe, wel- ches zwischen Cottbus und Forst gelegen ist.*) Mir selbst sind drei derselben aus eigener Anschauung bekannt geworden, und zwar wurde ich zu einem Besuche der- selben durch die Auffindung eines höchst interessanten Riesenhirsch-Geweihs veranlasst, welches mir durch die Güte des Herrn Stadtrath Ruft" in Cottbus zuging. Ich gehe hier auf die Einzelheiten der Fundverhältnisse nicht näher ein, sondern gebe nur die Hauptresultate.**) In den bezeichneten Thongruben kann man eine An- zahl von Schichten, welche in horizontaler oder annähernd horizontaler Lage über einander liegen, deutlich erkennen. *) Der Balinliof Klinge liegt ungefähr ,50 Fu.ss über dem mittleren Wasserspiegel der .Spree bei Cottbus; die Ziegeleien von Klinge liegen ungefähr in gleicher Höhe mit dem Bahnhof. **) Man vergleiche meinen vorläufigen Bericht in ilem Sitzgsb. d. Oesellsch. uaturf. Freunde, v. 'JO. Oct. 1891. und zwar sieht man folgendes Profil*) von oben nach unten : 1. Humoser Sand (Ackerkrume), ca. Va m- 2. Gelblicher Sand, angeblich mit Blöcken und rund- lichen Steinen, 2 m. 3. Kohlig-thonige Schicht, mit undeutlichen Pflanzen- resten, ca. 1 m. 4. Graugelber, plastischer, feingeschlämmter, kalk- reicher Thon, im Allgemeinen steinfrei, doch hie und da mit rundlichen Steinen, 2 m. 5. Thon mit kohlig-torfigen Streifen, ^o m. 6. Kohlig-torfigc Schicht, mit zahlreichen, sehr wohlerhaltenen, meist horizontal gelagerten Pflan- zenresten, 2 m. 7. Harte, scherbig-blättrige, eisenschüssige Thonschicht („Lebertorf"), ca. '/o m. 8. Grünlich-grauer, plastischer, sehr feiner Thon, kalkreich, im trocknen Zustande hellgrau aus- sehend, im Allgemeinen steinfrei, hie und da rund- liche Steine von der Grösse eines Kinderkopfes enthaltend, 4 m. In dieser unteren Schicht fand sich das oben er- wähnte R i e s e n h i r s c h - G e w e i h, **) ferner das Skelct eines Elchhirsches (('erv. alces), einige Rhinoceros- *) Obiges Profil bezieiit sich specicll auf die Tliongrube der Schulz'schen Ziegelei, welche unter der Verwaltung des Herrn A. Kayser steht; die Profilverbältnisse der beiden anderen Gruben sind ganz entsprechende. **) In meinem oben citirten Berichte ist auf Grund d(-r mir ursprünglich zugegangenen Mittheilungen angegeben worden, dass das Riesenhirsch-Geweih in der oberen Thonschicht der Dominial- Ziegelei gefunden sei; erst kürzlich hat sich bei einem genauen Verhör der Arbeiter, welche den Fund gemacht hatten, der obige That bestand herausgestellt. 32 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4. Knochen, (Schulterblatt, Oberarm etc."), 2 Unterkiefer eine.s kleinen Fuchses, dessen Bestininnuii;- nicht ,ü,anz sicher ist. Aus der oberen Thonschicht sind mir bisher keine Funde bekannt geworden. Benierkenswerth ist es, dass jenes Riesenhirsch- Geweih nicht dem typischen Riesenhirsche (Megaceros hibernicus Owen), sondern einer beson- dern Rasse oder vielleicht gar Species ange- liört, welche ich als Cervus megaceros var. Ruffii oder für den Fall, dass sie sich als besondere Species erweisen sollte, als Megaceros Ruffii bezeichnet habe. Diese Riesenhirsch - Form seheint älteren Datums zu sein, als die bekannte irländische, welche letztere als eine extreme, jüngere Form be- trachtet werden darf. Zufällig ist vor Kurzem aus dem Rheine bei Worms der Schä- del eines Riesenliirsches mit Geweih herausgefischt worden, welcher nach meinem ür- theile derselben Rasse oder Species angehört, wie unser Exemplar von Klinge; letz- teres stammt von einem etwa 5 — 6 jährigen, ersteres von einem etwa 10— 12 jährigen Individuum. Beide zeigen sie eigenthümliche Abweichungen von dem typischen Riesen- hirsche, welche als ent- schieden d a m h i r s c h - ä h n - lieh bezeichnet werden dür- fen: man kann den Mega- ceros Ruffii sehr wohl als eine Vermittelungsform zwi- schen den Gattungen Mega- ceros und Dama bezeichnen. (Siehe die Abbildung.) Nä- heres wird demnächst ver- öffentlicht werden. Für unser vorliegendes Thema ist es von Wichtigkeit, hervorzuheben, dass die untere Thonschicht neben einigen Rhinoceros- Resteu ein Riesenhirsch - Ge- weih von alterthümlichem Typus geliefert hat. Dieses spricht, abgesehen von an- deren Umständen, dafür, dass jene Thonschicht diluvial ist und zwar vermiithlich dem älteren oder mittleren Dilu- vium angehört. Die zwischen den beiden Thonschichten eingeschlos- sene kohlig-torfige Schicht, welche so viele wohl- erhaltene Ptianzenreste enthält und für unser Thema vor Allem in Betracht kommt, halte ich vorläufig für inter- glacial; doch genügen die bisherigen Untersuchungen noch nicht, um ihr geologisches Alter mit voller Bestimmt- heit festzustellen. Ich hoffe sehr, dass dieses durch unsere Diluvial-Geologen geschehen wird. Jedenfalls sind die Profilverhältnisse der Thongruben von Klinge so klar und so interessant, dass sie die eingehendste wissenschaft- liche Untersuchung verdienen. Jeder, der an Ort und Stelle war, wird zugeben müssen, dass die Flora, deren Reste in der kohlig-torfigeu Schicht (6) begraben liegen, in eine weiteutlegene Zeit zurückreicht. Mag sie interglacial, oder postglacial sein, Riesenhirsch-Geweih (Cerv. megaceros var. Riiffii Nehiing.) Aus einer Thongrube bei Klinge unweit. Cottbus. — Abge- worfene, rechte Geweihstange. '/,o nat. Gr. a = (Ue Rose oder; der Erauz. - '' = Augensprosse. — c = Mittelsprosse. rf, e, / und .7 = die Randsprossen der Schaufel. — A = die Hintersprosse. Die Breite der Schaufel von t— *• beträgt 24 Centimeter. in jedem Falle ist sie für die Geschichte uuserer heimath- lichen Vegetation sehr interessant, und es verlohnt sich wohl, die Ergebnisse der botanischen Bestimmungen, welche bis jetzt vorliegen, mitzutheilen. Diese Bestim- mungen rühren theils von meinem verehrten Collegen, Herrn Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Wittmack, theils von Herrn C. Warnstorf in Neuruppin, theils und zwar hauptsächlich von Herrn Dr. C. Weber in Hohenwestedt her.*) Die Probestücke aus der kohlig -torfigen Schicht, welche der botanischen Untersuchung unterworfen wur- den, sind der Thongrube der Schulz'sehen Ziegelei ent- nommen worden, zum gerin- geren Theile von mir selbst, als ich an Ort und Stelle war, zum gn'isseren Theile von Herrn Ziegelmeister A. Kayser, der mir zwei ansehn- liche Kisten voll Probestücke zugehen Hess und mir über- haupt das freundlichste Ent- gegenkommen in jeder Be- ziehung erwiesen hat. Wittmack stellte fest : Fichte (Picea excalsa) nach einem Zapfen mit wohlerhal- teneu Samen und nach Holz- proben, Birke (Betula sp.) nach Rindenstücken, Hain- buche (Carpinus Betulus) nach zahlreichen Früchten, 2 Hornblatt-Arten (Cerato- phyllum demersum u. C. sub- mersum) nach einer ziem- lichen Anzahl wohlerhaltener Früchten. Ein Holzstück ge- hört nach Wittmack vielleicht zu Pinus. Warnstorf bestimmte : Hypnum aduncum und Hyp- num fluitans. Weber, der mit lebhaf- testem Interesse und grossem Zeitaufwand die von mir über- sandten Proben untersucht hat, stellte folgende Liste auf: Nymphaea alba f. typiea. Samen. Nuphar luteum. Samen. Cratopleura sp. Nach einer Anzahl von Sa- men. Nahestehend der Cratopleura helvetica Weber. (Vergl. C.Weber, Cratopleura holsatica, eine interglaciale Nymphaeacee, und ihre Beziehungen zu Holopleura Victoria Casp. und Victoria regia Lindl. Neues Jahrb. f. Mineral., 1892, Bd. Cerathopyllum submersum. Einige Früchte. „ demersum. Eine Frucht. Carpinus Betulus. Zahlreiche Früchte. I).**) *) Ich spreche den genannten Herren für die Mühe, der sie sieh unterzogen haben, auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus. **) Nach Aufstellung der obigen Liste durch Weber und nach Abschluss meines vorliegenden Aufsatzes haben die Herren Hen- nings und Wittmack beobachtet, dass die Samen der von Weber aufgestellten Gattung Cratopleura manche Aehnlichkeiten mit denen von Brasenia peltata Pursh aus Nord-Amerika erkennen lassen, wenngleich in den anatomischen Details nach Wittmaeks Untersuchungen deutliche DitFerenzen vorliegen. Jedenfalls er- scheint Cratopleura .ils eine höchst interessante, diluviale Nym- phaeacee ; vielleicht darf sie für gewisse Ablagerungen unseres Diluviums als „Leitfossil" betrachtet werden. Nr. 4. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 33 Betula verrucosa Ehrh. Früchte, Blatter, Holz- theiie, Pollen (sehr zahlreich). Salix aurita L. Blätter (sehr zahlreich). Fruchte?). Salix (Caprea?). Fragmente von Blättern. Salix (cinerea?). 2 Blätter. Vielleicht eine Inter- mediärlbnn von S. anrita und S. cinerea. Salix repens. Blattfragment. Hex aquifolium. 1 wohlerhalteue Steinfrucht. Populu.s tremula (V). Blattfrag-ment, kleine Zweig- stücke, Pollen (?). Najas sp. "? Fragmentarische Frucht. Galium ipalustreV). Echinodorus ranunculoides ('?). Carex (gracilisV). „ sp. (vielleicht Goodenoughii). Früchte. „ sp. (panicea?). Früchte. „ sp. (vesicariaV). 1 Frucht. „ sp. Rhizome, Blätter, zahlreich. Wahrschein- lich den vorigen Arten angehörig. Scirpus lacustris. Picea excelsa. Samen, Samenflügcl, Pollen, zahl- reiche Holzreste. (Stämme, Aeste etc.) Polystichum Thelypteris. Sporenkapseln, Sporen. Zahlreich. Hypnum div. sp. Stämmchen und Sporen. Sehr zahlreich. Spliagnum sp. Blattreste und Sporn. Hierzu kommen noch aus derselben Ablagerung: Corylus Avellana, der Haselnuss-Strauch, von dem ich eine wohlerhaltene Nuss besitze, und eine bisher unbestimm- bare Pflanze, deren Samen eine eigentliündiche, wurst- förmige Gestalt aufweisen. Diese Samen sind ungefähr S nun lang, 2—274 mm dick; sie erscheinen vorläufig räthselbaft, da keiner der Herren Botaniker, welche sich mit ihnen beschäftigt haben, die zugehörige Pflanze zu nennen vermochte. Auch eine Kapselfrucht mit chagrin- artiger Oberfläche harrt noch der Bestimmung. Ueber diejenigen grösseren Holzstücke (Abschnitte von Wurzeln, Stämmen und Aesten) welche ich an Herrn Dr. Weber eingesandt habe, schreibt mir derselbe : „Die Hölzer gehören sämmtlich nur zwei Bäumen au. Es sind erstens Stamm- und WurzelstUcke verschiedenen Alters von Betula sp., wohl sicher B. verrucosa Ehrh. ; alles Andere gehört einer Conifere an, die nach ihren anatomischen Verhält- nissen, sowie nach den sonstigen Befunden des Torflagers nur Picea excelsa sein kann. Es sind darunter Wurzel- halsstücke, welche ein auffallendes Pendant zu Vaupells Moorkiefer liefern, Stämme, die bei einem Alter von 20 und mehr Jahren kaum die Dicke eines Daumens be- sitzen. Man könnte diese Fichte nach Analogie der Moor- kiefer als Moorfichte bezeichnen. Daneben finden sich aber auch Aeste von stattlichen Bäumen derselben Species.*) Lagen sie alle in demsell)en Horizonte des Torfes?" Letztere Frage kann ich nicht beantworten, da ich die betretfenden Proben nicht selbst an Ort und Stelle gesammelt habe; es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass die Proben der besser entwickelten Exemplare einem andern *) Dpi- Tischler der Landwirthscliaftl. Hochschule, Herr Michel, hat sehr scliiine durchsichtige Querschnitte der betr. Fichten- und Birkenstiimmc angefertigt; er giebt eventuell davon welche ab. Niveau entstannnen, als die der kümmerlich entwickelten. Die betr. Schicht ist ca. 2 m mächtig, sn dass man an- nehmen darf, es sei zwischen der Bildung ihres unteren und der ihres oberen Theils ein ansehnlicher Zeitraum verflossen, innerhall) dessen sich manche Aenderung der Verhältnisse vollzog. Herr Dr. Weber hält die oben nachgewiesene Flora für interglacial, wie ich von vornherein vermnthet hatte. Abgesehen von den Ablagerungs-Verhältnissen, welche oben kurz angedeutet sind, spricht für diese Ansicht der Umstand, dass der Charakter der Flora im Wesentliehen mit dem der Floren anderer Fundorte übereinstinniit, welche für interglacial gelialten werden. Dahin gehören namentlich die Fundorte Bcldorf und Gr. Bornholt bei Grüncnthal im Bette des Nord-Ostsee-Canals, welche Weber kürzlich eingehend beschrieben hat. (Neues Jahr- buch f. IMineral. 1891, Bd. H, p. 62 ff.). Ferner wäre das Torflager von Lauenburg an der Elbe zu vergleichen, das von Keilhaek iür interglacial gehalten wird, sowie manche andere alte Torflager, welche Prof. von Fischer- Benzon kürzlich in seiner schönen Arbeit über die Moore der Provinz Schleswig-Holstein besprochen hat.*) ;\Lag sich nun meine ursprüngliche Vermuthuug hin- sichtlich des interglacialen Alters der kohlig-tortigen Pflanzenablagerung in den Thongrubcn von Klinge dcnniächst bei genauerer Untersuchung bestätigen, oder nicht, soviel ist sicher, dass jene Ablagerung ein relativ Im dies Alter hat und nicht mit einem gewöhnlichen Torflager ver- wechselt werden darf. Ich bin überzeugt davon, dass ein genaues, ausdauerndes Studium der dort eingebetteten Pflanzenreste viele beachtenswerthe Resultate liefern wird. Nach den bisher erlangten Bestimmungen entwirft C. Weber in einem Briefe vom 30. Dec. 1891 folgendes Bild von der Flora, welche in der Gegend des heutigen Dorfes Klinge einst während der Entstehung der mehr- fach genannten Ablagerung cxistirt hat: ,,Es war dort ein Sumpf, vielleicht ein See mit flachen, sumpfigen Ufern. Letztere waren bedeckt mit einem Gebüsch von Birken, Weiden, Hainbuchen und verkümmerten Fichten; dazwischen standen einzelne stattlichere Bäume der letzteren Art, ferner spärliche Haseln und Espen. Die Wasser- lachen zeigten sich umsäumt von Seggen; in ihnen wuchsen Seerosen, Hornblatt-Arten und Nixkräuter. Schliesslich wurde Alles überwuchert von einem gewaltig an- schwellenden Hypnum-Moore". Ich füge noch hinzu, dass zahlreiche Käferreste den Beweis liefern, dass obige Vegetation im Sommer von Coleopteren belebt wurde; namentlich hallen Schilfkäfer aus der Gattung Douacia in mehreren Arten eine Rolle gespielt. Die genaueren Bestimmungen der zinn Thcil prachtvoll erhaltenen Käferreste hat Herr Dr. E. Schäfl' übernommen; derselbe wird bald Näheres über die Er- gebnisse seiner Untersuchungen veröft'entlichen. Eine der Donaeia - Arten soll nach dem Urtheile eines erfahrenen hiesigen Entomologen, des Herrn Gustos Kolbe, in der vorliegenden Form nicht mehr existiren. *) Sonder-Abdruck aus Bd. XI, Heft 3 der Abhandl. d. Naturw. Vereins in Hamburg, ISltl. Vei-gl. auch den Aufsatz von Dr. E. H. L. Krause in dieser „Wochenschriff, 1891, Xr. 49. Ein Beitrag zur Geschichte des europäischen Hausrindes. Von Prof. Dr. Hugo Werner. (Fortsetzung.) Was nun Italien anbetrifft, so wird angenommen, dass die Völker Italiens, mit Ausnahme der Iberer auf den Inseln und der Südspitze und der Etrusker im heutigen Toskana, vom Norden her eingewandert sind. Woher ist schwer zu sagen. Zuletzt scheinen ihre Wohn- sitze etwa im heutigen Istrien gewesen zu sein. Die Wanderung erfolgte auf dem Wege um das adriatisclie Meer. Später ergriffen dann die Gallier (Kelten) von 34 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4. Oberitalicn Besitz. Die Geschichte aller dieser Völker ist eng mit der römischen verbunden und geht seit Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. in derselben auf. Es ist nun anzunehmen, dass bis zum Beginne der Völkerwanderung die Inseln und die SUdspitze Italiens, wie noch heute, mit Vieh der iberischen Rasse und Ober- Italien mit rothem Keltenvieh bevölkert war. Nach den Beschreibungen der römischen Schriftsteller lässt sich aber nicht mit Gewissheit sagen, zu welcher Abart die von ihnen genannten Schläge gehört haben mögen. Berülirat war im Alterthum das rothe Vieh von Brut- tium (Theovr. IV. 20) und einzelne Römer, wie Lucilius Hiper (Varr. II. 1) hielten davon grosse Heerden. In Lncanien fanden sich sehr grosse Thiere und die Römer hatten, bis zu den Elephanten des Pyrrhus, nie grössere gesehen und sollen sie daher, wie Virginias und Isidorus (XII 2) angeben, „Lukasochsen, Bos Lucas" (Lucret. VI 130L PI. VIII 6. Sil. IX 273) genannt haben. Auch diese waren von rother Farbe und zur Arbeit gesucht. Vielleicht gehörten diese Schläge der iberischen Rasse des Kurzkopfrindes an. Ueber die Viehschläge in Mittel-Italien liegen folgende Nachrichten vor. Der Viehschlag Etruriens ist gedrungen und die Stiere sind weiss (PI. II 106), namentlich ist dies der Fall um Falerii herum. Diese weissen Stiere wurden in Rom be- sonders am Feste der als Juno Curitis oder Quiritis aus Etrurien nach Rom verpflanzten Gottheit und bei der latinischen Festfeier auf dem Albanerberge begehrt, bis ein Senatsbesehluss statt der weissen, röthliche Stiere zu wählen erlaubte. (Ovid. Amor. III 13. 3. Fast. I 83). Auch Umbrien besass berühmtes Vieh (Col. III 8). Dasselbe zeichnete sich durch Grösse und Gutmüthigkeit aus und ist theils von weisser, theils von rother Farbe, oder gescheckt. Die Mehrzahl dei» Heerden scheint in das Weisse zu fallen. Die schneeweissen Stiere von Mevania waren besonders zu Dankopfern gesucht. (Lucan. Phars. I 473. Stal. Sylv. I 4, 129). In Latium war der Viehschlag gedrungen und zur Arbeit kräftig (Col. VI 1.), und in Campanien meist klein, sowie von vorherrschend weisser Farbe. Zu M'elcber Abart oder Rasse jedoch dieser alte „Bos italicus" Mittelitaliens gehört haben mag, lässt sich nicht mehr entscheiden, sondern nur vermuthen, dass er der Primigeniusform entsprossen und vielleicht Blut der alten etruskischen Bibovinen, des Bos etruscus, ihm beigefügt war. üebrigens ist dieser alte Bos italicus im Verlaufe der Völkerwanderung durch die aus dem Osten einwan- dernde primigene graue Steppenviehrasse verdrängt wor- den, wie wir weiterhin sehen werden. Gleiches hat sich auch mit den altgriechischen Vieh- schlägen ereignet, deren berühmteste Schläge vor Beginn der Völkerwanderung folgende waren: Der Schlag von Epirus, der beste Griechenlands. Die Thiere waren gross, zugfähig und milchergiebig. Sie weideten Sommer und Winter auf reichen Weiden und Aristoteles (h. a. VI 23) versichert, dass die freiweidenden Stiere den Hirten öfters Monate lang nicht zu Gesicht kommen. Am erfolgreich- sten nahm sich Pyrrhus (300 v. Chr.), vielleicht zum Zwecke der ihm beliebten gymnastischen Kämpfe (Senec. de ir. II. 14), oder der in jenen Gegenden gewöhnlichen Stiergefechte, der Viehzucht an, ebenso auch Polykrates von Samos (Arist. Toi. V 11.). Pyrrhus trieb Anzucht nach festen Grundsätzen; in der zur Fortpflanzung be- stimmten königlichen Heerdc von 400 Stück (Arist. VIII. 1, 9) Hess er keine vor dem 4. Jahre zur Begattung zu, wodurch die Thiere gross und milchergiebig wurden. Plinius schreibt: Reiche Römer, wie Atticus, lassen Epiroten zu uns kommen, theils zur Zucht, theils, nach erfolgter Mästung, zu Opferzwecken (PI. VIII. 70). Der Schlag in Thessalien war weiss und auf den grasreichen Fluss- und Bergwiesen vortrefflich entwickelt. Arkadien, das gefeierte Land der Hirten, Heerden und Hauptsitz des Pankultus, war reich an Heerden (Stat. Theb. IX. 719. Ovid. Fast. 11 273 etc.). Bei Böotien, Kuhland, deutet der Name bereits auf die Rindviehzucht hin. Die Weiden waren dort vortreft- lich (Virg. Ecl. II. 2., Propert. III. 13, 42). Das Land war auch reich an Heerden. (Paus. I. 38,9; IX. 12, 1; Apollod II 4, 11; III 5, 5). Nach den üeberlieferungen der Griechen war in den Steppen vor der Völkerwanderung das skythische Vieh verbreitet. Im b. Jahrhundert v. Chr. besuchte Herodot die Skythen im Südwesten des jetzigen europäischen Russlands und versichert, dass deren Vieh hornlos sei, er tügt hinzu, in den grimmig kalten Ländern wachsen die Hörner entweder gar nicht oder nur schwach (Herod. IV 29). Hippokrates wiederholte diese Nachricht, doch hat er augenscheinlich die Angabe des Herodot als Quelle benutzt. Herodot wird die Nachricht von dem hörnerlosen Vieh bei seinem Besuch der griechischen Colonien am Nordrand des -Schwarzen Meeres von dortigen Colonisten erhalten haben. Diese Hornlosigkeit wird aber durch die Nachrichten Strabo's nicht bestätigt. Vielmehr geht aus Allem hervor, dass die Griechen selbst nicht recht wussten, wie sie sich diese Thatsache erklären sollten. Man will bei den alten Griechen darin entweder ein Thier erkennen, dass gar nichts mit dem Rindvieh zu thun hat, oder man sucht durch Abfallen der Hörner eine Erklärung. Diese Stelle des Herodot hat nun in neuerer Zeit zu mancherlei Deutungen Veranlassung gegeben. A. von Middendortt'*) schliesst aus dieser Stelle, dass zu jenen Zeiten in der Nachbarschaft der Steppen ein kleinwüchsiges hornloses Rindvieh in Waldgegenden vorkam, welches wir in Gemässheit des Hinweises Herodot's das skythische Vieh nennen. Im Laufe der Jahrhunderte drängten sich die Skythen immer weiter und weiter nach Norden und mit ihnen ihr hornloses Vieh. Offenbar ist A. v. Middendorff der Ansicht, das heu- tige primigene Vieh des nördlichen Russlands, welches vielfach hornlos ist, sei Skythenvieh gewesen. Es ist nun nicht leicht einzusehen, dass dies Skythen- vieh in den Steppengegenden Süd-Russlands hornlos ge- wesen sein soll, weil gerade das trockene Steppenklima mit seiner heissen Sommertemperatur auf die Hornent- wickelung bei dem europäischen Hausrinde fördernd ein- wirkt, während, wie Herodot ganz richtig sagt, in grimmig kalten Länilern und, fügen wir noch hinzu, auch in dem nasskalten Klima die Hornbildung ungünstig beeinflusst wird und selbst zur Hornlosigkeit führen kann, wie einige hochnordische und verschiedene Schläge in Grossbritannien und Irland beweisen. In den Nordländern sind daher die Bedingungen für das Entstehen der Hornlosigkeit ge- geben und nicht durch einwandernde Rindviehschläge ist sie in jene Gegenden gebracht worden, auch niclit wie Hehn**) und mit ihm von Middendorff behaupteten, dass das hornlose Vieh Deutschlands nach dem Norden ge- kommen sei, indem es die nach Skandinavien im Mittel- alter auswandernden Abzweigungen deutscher Stämme *) A. V. Middomlorff, Ueber die Rindviehrasse des iiördl. Russl. und ihre Veredehing; in Landw. Jahrb. Berlin 1888 S. 299. Uebersetzt von B. Dajohr. **) Hohn, Kulturpfl. und Haustli. etc. 1874 II S. 410. Nr. 4. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 35 begleitete. Diese Ansicht ist grundfalsch, wie ich spiiter bei der Besprechung des nordischen Rindes zeigen werde. Dass aber die Steppe in der That auf die Bildung grösserer Hörner hinwirkt, scheint nach den Angaben Wilckens*) erwiesen zu sein. Diesen zufolge nimmt das kurzliörnige Braunvieh der Alpen, in das Steppenklima Ungarns versetzt, binnen wenigen Generationen ohne Kreuzung mehr und mehr die Hornform und Horngrösse, ja selbst die Kopfform der Steppenrinder an. Da nun das heutige langgehörnte Steppenvieh erst zur Zeit der Völkerwanderung in die früher von Skythen be- wohnt gewesenen Gegenden gelangt ist, so ist nun weiter zu untersuciien, worauf sieh die von Hcrodot gemeldete Thatsaclie beziehen kann, und hierbei gelange ich zu folgenden Ergebnissen: Die Kirgisen und Kalmüken, also echte Steppen- bewohner, züchteten ausser der eigentlichen Kirgis-Rasse, nocli eine rothbraun oder rothbraun auf weissem Grunde gefärbte langgehörnte Rasse, welche mit der heu- tigen grauen Steppenrasse nichts gemein hat. Hehn**) *) Die Einderrassen Mitteleurop. 1876. S. 11. **) Kulturpfl. und Hausth. etc. 1874. II. Aufl. S. 408. meint nun, vielleicht ist das kleinere, rotlie, eigentliche Steppen vieh ein Abkömmling jeuer altskythischen Heerden. Ein anderer gehörnter Schlag der Steppe ist mir ausser der später eingewanderten grauen Steppenrasse nicht bekannt, weshalb ich annehme, dass Hehn diesen rothen Schlag der Kirgisen gemeint hat. Aber ausserdem wird, wie Fitzinger*) anführt, bei diesen Völkerstämmen in der That auch enie ungehörnte Rasse angetroflen, welche auf eine Vermischung mit hornlosen Zebus deutet. Bekannt- lich kommen hornlose Zeljus häufiger vor. Das europä- ische Hausrind grenzt aber in der Steppe mit dem Zebu, daher dergleichen Kreuzungen nicht selten vorgekommen sein mögen. Es dürfte demnach die Nachricht des Herodot von dem hornlosen Skythenvieh darauf zurück- zuführen sein. Nach meiner Ansicht gab es bei den Skythen ein braunes, langgehörntes Steppenvieh und ausserdem horn- lose Bastarde zwischen diesem und dem hornlosen Zebu. (Fortsetzung folgt.) *) Fitzinger, Wis.senschaftl. V. Bd. S. 612. Wien 1891. po|iul:'irc Natui-g. der Säugeth. Merkur und Venus. Von Ferdinand Kerz. Im Anschluss au die Entdeckungen des Herrn Schia- parclli, welche sich auf die Frage der Rotation der beiden unteren Planeten beziehen, sind von verschiedenen Seiten Ansichten entwickelt worden, die wir zwar auch als sein- geistvoll erklären müssen, die wir aber mit den Ansichten älterer Astronomen nicht im P^iiikiangc finden. Es wird da nämlich angenommen, dass Himmelskörper, welche sich auf ihrem Wege um andere herum nur einmal frei um eine Axe drehen, wie unser Mond, sich früher öfter um ihre Axe gedreht hätten, und dass diese .\xen- dreliung, nach G. H. Darwins geistvoller P'.rklärung durch die Reibung der die Himmelskörper umlaufenden, von dem Centralkörper durch Anziehung erzeugten Fluthwelle nach und nach so weit verlangsamt worden ist, bis sie der Umlaufszeit genau gleich war. Sobald nämlich Re volution und Axeudrehung genau in gleicher Zeit voll- endet werden, finde eine Ebbe und Fluth gar nicht mehr statt, sondern die Anziehung des Cenfralkörpers bewirke eine dauernde Deformation der flüssig gedachten Ober- fläche des Satelliten. Ich gestehe, dass mir diese Ro- tationsentsteiumg, auf unseren Mond angewendet, grosses Bedenken erregt, sch« ^aui. Vorzüglich V««., — SSmI:««!« 5"c CSitjaltiina einet outen fi.iut, befoiiterä bei «»■■«UgilCn (leinen Sin^evn. äuc 3iciut)dtuno unb Setcdnns wuntev l:>mu ftetlcu unb 2Bnnben. 3u baten in ben mciftcn älpctfecteu unb Ssroaevicn. Ein gut empfcililener Dl", pilll., Botaniker und Chemiker, s^uclit eine Assistentenstellung. Gefällige Anfrage unter Cliitt're ]?l. 6. an die Expedition der Niiturw. Wochonsehr. zu richten. Seit 1878 Patentbureau empfohi. Q I Inform. DaCK gratis Leipzig Besorgt u. verwert. Patente all. Länder (Jebrauclis- Muster Marken - Centrale I Sauerstoff iin Stalilcylinclei'n.j Dr. Th. Elkan, i I Berlin N., Tegeler Str. 15.1 (°'°:ch;at""') Gegen Monatsraten ä 3 Mk. (n^Ä."/aX:) Goldene Brillen und Pincenez. Thoütop. II Roicoriläcor ™'' prima Krystallgläsern von 12 Mk. an. I IIBdlBI U. nBISi;iJltlS>ei , achrom., inkl. Etui u. Riemen von U) Mk. an. Barometer — Reisszeuge — Inii. -Apparate — Elektro-Mi)tore — Dampiniasehinen — Laterna magica — Mikroskope (für Fleiscbsehau). — Photographie-Apparate für Touristen. — Uhren, Regriilateiire, Kette». Das optische Institut und ührenhandlung F. W. Thiele, Berlin SW., Dessanerstrusse 17. F. A. Köhler & Holm. lJhi"enf£il)inls , Berlin SW. Grossbeerenstrasse 35, empfehlen unter ;^ jähriger schriftlicher (Garantie gegen Einsendung des Betrages oder Nacliuahiiie: (loldene Herren -Uhren zu 12ij. I,=.o, 2un und Siiii .M., Silberne ryhnrter-Remontoir-Uhren zu 20.24 und 3uM., Silberne l'ylinder-Damen-l'liren zu 2«, 2.t und 30 M., (iolilene Damen-Cliren zu 36, 4.i, .i« 7,i und 90 M. M'ecker in jeder Lage gehend zu .i Mk. Regulator-Uhren, Wand- und Kukuks-Uhren in grosser Auswahl. Preiscourant gratis. Wir versenden seit l.i .Jahren prinzipiell nur gute Uhren. In unserer Fahrik werden vermöge der neuesten Maschinen und he.sten Kräfte Reparaturen schnell und sicher ausgeführt. Alte Uhren, Gold und Silber nehmen in Zahlung. Institnt für wissenschaftliche Photographie von Dr. Burstert & Fürstenberg BERLIN SW., Wilhelmstrasse 122 Silberne Medaille Berlin 1890 empfiehlt sein über l.iOO Nummern fassendes Lager von Mikrophotographien auf Papier und Glas für das Sciopticon. Sämmtliche Bilder sind in unserem Institute hergestellte Original-Naturaufnahmen ohne Retouehe nach ausgesucht schönen Präparaten. Prompte und preiswerthe Aufnahme von eingesandten Präparaten und sonstigen Objccten. Ausstattung sauzer wissenschaftlicher Werke mit Bildern in Photographie und Lichtdruck nach eingesandten oder im Kataloge aufgeführten Präparaten. Ausstatt\ing wissenschaftlicher und poi>ularer Vorträge aus allen Ge- bieten der Naturwissenschaften, sowie Zusammeusteliung von Bildersammlungen für den naturwissenschaftliehen Schulunterricht. P'atentan%valt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. ♦♦♦♦♦♦♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ 0;^ Specialfabrik für ünterzeuge & Strümpfe. Reitunterbeinkleider u.-ich Maass. Extrastarken Tricot für Jagd & Heise. Franz Seldte Slninipfwaaren-Fulirik, Ü y B'-rliii W.. li H Leipzigerstr. 24. I. Auf Wunsch Mustersendung. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Beaurepatre'sMagResBlilz-Larafie '^D.R.P. 52 8 92. r5:Ein(ach,praktisch,lithlstark [I \\W^W enigeLampen- Jim^Criisse Wirkung. Preis 6M. g* Prospecle gr. u fr. I A.LEINER, BERLIN w. Kataloge gratis und franco. Geologisches und mineralogisches Comtor y YTilli. §iehliiter in Halle a./S. '9iaturnlicii= uiii) l'cl)rmittcl=.s!>nnl)Iiing. 9ictd)()alttHC^ Öni^cr uatiir()tftortfdii*r Wcgcuftrtiit»c foiDte fiimtlicfjtr Faiij»- iiiid Pränarier-Werkzeiis;«'. ftiiiilltidiei- (ticr^ luiit llonefniigcii, .liiri!ritcuuiii[c[it iiiii[ (Torfplatteii. ÄQtoIoge gratis utib franfo. '1^ Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. M Lieferant des französischen Staates nnd aller fremden Staaten. Herr Ale.xander Stuer empfiehlt sich den Herren Directoren 5£? und Professoren der Museen und den Liebhabern als lieferant ^| aller geologischen franzö-sischen Serien, welche für ihre Samm- lungen oder Studien von lntei;esse sein könnten. Cephalopoden, Braehyopoden, Ecliiuodennen und andere Abtheilungen der ältesten und jujassischen ForDaationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. Warmbiunii^ (Jiilitz 4 0@.,' BERLIN C, Niederlage eigener Glashiittenwerke und Dampfschleifereien. Mecliaiiisclie Werkstätten, Scliriftiuiilerei uiirt Emaillir- Aiistalt. Fabrik und Lager .säinintliclier Apparate, (lefässe und Gc- räthe für wissenschaftliche und tccluiische Laboratoricti. Verpacitungsgefässe, Schau-, Stand- und Aussteliungsgläser. VolJständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. \* VTII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4. ä>ür Äiiräeui erjcl)icii: im Sunbe grsrn bir |lifll)fit brr fog. f inl)rit0= ober |oiirM=Jritrii. SBon Dr. fSifßcfm Stocrftcv. ,«9l. *l!reii6. ®cb. aiCviievimaSrat, l'rofcffov an tcr Unitcvfität mit) ITiicftov tet Ägl. ©tetiiwartc 511 SBerliii. 32 Seiten, gr. 8". SPrciS 60 5ßi. Qu ie^htjtn burd) aUc S8u(^f)anblungen. |tri). Plinimlcro lItrlagBbnil)l)miJilmi8 in Scriiii SW. 12, JimurcrRr. 94. ^iimiiiiiiluiiDiiin.iiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiiiiliiiiiiiiiiiimiiniiiKiiiiiiliMiiiiiiii Chemisch - Bakteriologisches Laboratorium Dr. Erich Jacobs, Chausseestr, 2d. BERLIN N., Cliausseestr. 2d. Anfertigung von chemisclion Analy.sen technischer und wissen- schaftlicher Art. — Untersuchung von Nahrung»- und Genuss- mitteln. — Ausfülu'ung mikroskopischer Ai-beiten. — Unter- riclitskur.sf in iler uii.-ilvtisclien Chemie. - _ äiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiii iiiiiaiiiiimiimiiiiiiniiiiiMiri ************.♦♦##**** Id'" ' niiiiiiiM ■ Hempels Klassiker -Ausgaben. | Zu SchÜlerprämieil Ausführliche Special verzeichui.'ise. gratis uud franco. Ferd. Ilümmlers VerlassbueJibandlimg. ***¥******^¥*¥if^^^ifff :.!--H;tl.-tl^.l.-.l^-*.N J-!--!-<-l-!--!:^-!-l-^- !r^!;-N^I^:i: In Ferd. IHliiinilers Verlags- biioliliandluns in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Inselcten von H. .1. Kolbe. Kustos am KiuiIkI, Museum für Naturkunde in Berlin. Mil vielen Holzsclinitten. Erscheint iu Lie- ferungen a 1 Mark. Jii Ferü. Dümmiers Terlagsbuchhand* lung in Berlin SW. 12 ist erschienen : Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, Trof. u. Director der Kfrl. Sternwarte zu Oerlin. Preis 7 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Ein Seitensttick za Brelims Tierleben. Soeben erschien der II. (Schhiß-) Band von: PFLANZENLEBEN ■ iwn Prof. Dr. A. Korner u. Marilaun. Das Hauptwerk des berühmten Ptlanzenbiologeu! Liliinzend geschrieben, ausgezeichnet durch hohen Innern Gehalt und geschmückt mit nahezu 1000 originalen Abbildungen im Text und 40 ChroDiotafeln von wissenschaftlicher Treue und künst- lerischer Vollendung, bildet es eine prächtige Gabe für alle Freunde der Pflanzenwelt, ein Hausbuch edelster Art. das in der populärwissenschaftlichen Litteratur ohnegleichen dasteht Preis in 2 Halbfranzbänden gebunden 32 Mark. Prospekte gratis durch alle Buchliandlungeii. Verlag des Bibliograpliisclien Instituts in Ijelpzifj. I vorzüglich geeignet i i ist das Buch: i I Deutsch -Afrika f E tnid seine i iNaciariiimscliwarzeiiErflteil.j = Eine Rundreise = E in abgernndeteu Natnisohilde- = = ningeu, Sittcnscenen und ethno- | = }rraphisclieii Charakterbildern. = i Nach den 5 E neuesteil und besten Quellen für | E Freunde d. geographischen Wissen- z E Schaft u. der KoloniaU>estrebungen, E E sowie für den höheren Unterricht E = von E 1 Dr. lohannes Baumgarten, | E Gymnasial-Oberlebrer. E ~ 2. vermehrte Ausgabe. Mit einer E E Kartenskizze von Deutsch- Afrika. = E 5 Mark, geb. f> Mark. E I Ferd. Diimmlers Vfirla^sbuchhandlung i I in Berlin SW. 12. i nil III IMIIIIIMII III IM III tili Hill IIIIIIIIIIIIIIIIIMMilllr ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ ;■ Ferd. VUmmlers Verlagsbachliandlung in Berlin SW. 12. S '■ Reisebriefe aus Mexiko, i Von !■ Dr. Eduard Seier. il Mit 8 Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abbildungen. gr. 8". geh. Preis 6 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ^nlilii;linhiniiiiiiilillliiii. iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiuiiiriiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiniiiliiiiiiiii'niiiiiii'iHiiiiiiiiimmi'i In Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen .'Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. 866 8. gr. 8". Preis 6 Mark. TimluiHillllliniinimiliiiiiiilliillllliluiiililiillliiimilll iliiiiiniilmilliiiliililllliiiiiiimi iiiiiiiiiiiiiiiniiiinmiiiiiiliiiiinllllllllllllllllllllimimmiiinmlilillllHl llinml iiiiii imiii • In Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ■ ; erschien vor Kurzem: • 1 KiütlsGlfi Ströffliiiin if \t WAiki \ \ und d.as S : : I Gesetz der Analogie im Weltgebäude. j I Von j 1 L. Graf von Pfeil. [ : , , : ; Vierte, mit den neuesten Entdeckungen verstärlcle und um- J : gearbeitete Auflage. ! : MU sech>i Kartell. 3Ji3 Snten. Preis 7 Marl;. \ \ ____ _ _ „„ .....JJ...J 4^ ■tiiiiiiiitiiiiiiMMiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiuiHiriinMiiiiiiiiiMiiiiiriniiiniiiiiiiiiiiiiiinjniiiiiiiiiiiiiii» ^ )« i>» = )•> ■^\ *reher, weil. Dozent an der Universität Halle. 48 Seiten, gr. 8°. Freis 1 IviTaxli:. aw~ Zu beziehen durch alle Bachhandlnng-en. 'W = )•> ^ShrnniHifflinziininmnnmrrmTin!^ Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 31. Januar 1892. Nr. 5. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- -ir Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Jl. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— cjg) sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 .A extra. Jl. bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständiger <|nellenana:abe gestattet. Bericht über die Thätigkeit der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1891.*) Von Prüf. Dr. L. Woinek, Direktor der k. k- Sternwiirto in Prag. Meine Mondzeichuungen mussten sieh im Jahre 1891 auf tlie Arbeiten nach den PliotoijTajjhieu der Lick- Sternwarte bcschränlcen. Die Veriiältiii.sse am Steinlieil- sclien 6-Zöller der Prager Sternwarte sind, wie schon im Vorjahre**) bemerlit, zur Zeit für Mondbeobachtungen höclist ungünstige. Ferner trug der Umstand, dass ich bereits 60 der hauptsächlichsten Objecte an der Lichtgrenze fixirt habe, und dass icli wegen des grossen Fortsciirittes der Mondphotographie die Anforderungen an die Güte des Fernrohr -Bildes zu steigern hatte, noch zur Reduction der verwendbaren Nächte bei. Im Ganzen war ich 11 mal zur Meridianzeit des Mondes im Thurine, ohne je- doch etwas Brauchbares zu erhalten. Am 14. October versuchte ich, die Berggruppe E, östlich von Flanisteed, zu zeichnen, musste aber nach einer halben Stunde wegen AVolken die Arbeit abbrechen. Diese Mühen waren somit, abgesehen von einigen Studien und Vergleichungen zwischen optischem und photographischem Mondbilde, welche icii gelegentlich vornehmen konnte, völlig ver- loren. Natürlich würde unter anderen Verhältnissen, als sie die antiquirte Prager Sternwarte bietet, gerade bei hohem Mondstande, sobald nur geeignete Vorkehrung zur Beseitigung des Uul)ecpiemen in der Lage des Be- obachters getroffen wird, das exacteste Detailstudium der Mondobertläche zu bewerkstelligen sein. Je weniger ich auf solche Weise am Stcinheirschen Refraetor zu erreichen vermochte, desto eifriger wandte ich mich der Ausnutzung der mir von Herrn Prof. E. S. Holden gütigst übersandten, trefflichen Mondauf- nahnien der Lick-Sternwarte zu. Auf das Zeiclmeu nach denselben verwendete ich allein im Jahre 1891 294 '/4 Stunden. Zunächst vollendete ich die bereits im Vor- *) Derselbe ist soeben, wie iilljülirlicli, an die Kedaction der „Viorteljahrssclirift der astronomi.sclion Gesellschaft" naeh Münclion geseliickt worden. **J S. „Naturw. Woehensehr." Band VI. 1891. No. 28. fertig gestellten Tuschirungen des Mare mit entgegen- etwas gelitten hatten. Stellung jähre nahe Crisium und zweier Archimedes-Bilder gesetztem Schattenwurfe. Erstere, in der Grösse von 11,2 zu 15,6 Gentimeter, ist eine vierfache Vergrösserung der Lick-Platte vom 2.3. August 1888, reicht von Secchi im Süden bis Berzelius im Norden und erforderte 34^4 Arbeits- stunden. Letztere, deren jedes Bild die Grösse von 5 zu 7 Gentimeter hat, sind zehnfache Vergrösserungen der Lick-Platten vom 15. August 1888 und vom 27. August 1888 und beanspruchten zusammen 87'^/4 (44-* 4 und 43) Zeichenstunden. Eine Ueberarbeitung der Archimedes- Bilder war namentlich dadurch nothwendig geworden, weil dieselben durch die lithographische Reproduction Weiter ging ich an die Her- zehnfacher Vergrösserungen der Ringebene Arzachel, mit östlichem und mit westlichem Schatten- wurfe, nach denselben Platten vom 15. und 27. August 1888. Diese Bilder wurden gleichfalls in der Grösse von 5 zu 7 Gentimeter ausgeführt und verlangten 42''/4 bezw. 49V4 Arbeitsstunden. Sobald die erwähnten Archimedes- und Arzachel-Tuschirungen vollendet waren, wurden sie zu einer Quarttafel vereinigt und alsbald mit dem Mare Crisium-Bilde zur heliographischen Reproduction an das k. u. k. militär-geographische Institut in Wien gesandt. Beide Tafeln wurden noch vor Ende des Jahres in aus- gezeichneter Weise fertig gestellt. — Die im Vorjahre bemerkten Archimedes-Lithographien, welche der hiesigen Firma A. Haase in Auftrag gegeben wurden, gelangen in Anbetracht der grossen technischen Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, ebenfalls zufriedenstellend; von diesem wurden lOOÜ Abdrücke für die Publications of the Astrouomical Society of the Pacific in Sau Francisco, 2000 Abdrücke für den Jubiläumsband des 50jährigen Bestehens der Kgl. ung. naturwissenschaftliclien Gesell- schaft in Budapest und 330 Abdrücke für die Anualen der Prager Sternwarte bestellt und abgeliefert. Von den 42 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. Heliogravüren der Jlare Crisium- und der Archimedes- Arzacliel- Tafel bestellte die Lick- Sternwarte für den II. Band ihrer Veröffentlichungen je 1100 Exemplare, ferner die Prager Sternwarte je .330 Exemplare, ausser dem noch die Astronomical Society of the Pacific 1000 Altdrücke von der ersten Tafel. — Während der Ans- führuug des zweiten, sehr detailreichen Arzachel-Bildes mit westlichen Schattenwurf kam mir der Gedanke, die Verg-rösserung der Lick-PIatten auf zeichnerischem Wege noch weiter zu treiben, einestheils, um für das feinste Detail eine freiere Pinselführung- zu erhalten, anderen- theils, um dieses Detail mit Rücksicht auf die ünvoll- konnnenheiten eines jeden Keitroductions- Verfahrens besser zur Anschauung zu Ijringen. Ich machte gleich den Schritt zu einer zw an zigfachen Vergrösseruug , obwohl ich die Schwierigkeit einer solch' mosaikartigen Arbeit bei nun beträchtlich verkleinertem Ocular- Gesichtsfelde nicht verkannte, und beschaffte mir von der optischen Anstalt Reinfelder & Hertel in München ein vorzügliches achromatisches Mikrometer - Ocular von '/g Pariser Zoll = 13,53 Millimeter Aequivalent- Brennweite. Indem ich meine deutliehe Sehweite auf 28 Centimeter annehme, folgt für dasselbe eine 21,7 fache Linear-Vergrösserung und aus deren Brennweite, ccnnlnnirt mit der photogra- phischen Brennweite des grossen Lick-Refractors (von 19,483 Meter) eine Gesammtvergrösserung des Mondes = lOTOfach. Andererseits entspricht der 20 fachen Ver- grösserung der Lick-Aufnahmen ein Mondbild von etwa 2,8 Meter Durchmesser für die mittlere Moudentfernung. — Vertrauend, dass meine Begeisterung die Schwierig- keiten dieses Unternehmens, welches ebenso sehr das sorgfältigste Studium des Originales als auch die höchste Vollendung in der Ausführung verlangte, überwinden werde, begann ich am 23. .Juni mit der 20 fachen Ver- grösscrung der prächtigen Wallebene Petavius nach der schönen Lick-Aufnahme vom 31. August 1890. Ich wählte gerade dieses Olyect, weil Mädler dasselbe auf einer Specialkarte in fast gleich grossem Massstabe dargestellt hat, und es lehrreich erschien, zu dieser schematischen Zeichnung ein möglichst vollkommen plastisches Pendant zu erhalten , sowie beide Zeichnungen auf ihre Ueberein- Stimmung zu prüfen. Die Tuschirung, in der Grösse von 12 zu 18 Centimeter, wurde, nachdem ich in der Folge- zeit zwei Monate von Prag abwesend war, am 23. No- vember vollendet und erforderte insgesammt I2OV2 Arbeits- stunden. Der Versuch ist als vollkommen gelungen zu bezeichnen und hat in mir den Entschluss gereift, künftig nur mehr 20 fache Vergrösserungen auszuführen. Das Petavius-Bild wurde sofort zur heliographischen Repro- duction nach Wien gesandt und dürfte Ende 1892 im III. Bande der „Astronomischen Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag", welcher die Jahre 1888, 1889, 1890 und 1891 umfassen soll, erscheinen. -— Hieraufnahm ich am 24. November die 20 fache Vergrösseruug von Vendelinus, am 7. Dezember jene von Langrenus nach derselben Lick-PIatte vom 31. August 1890 in An- griff. Beide Wallebenen werden in gleicher Grösse wie Petavius und so ausgeführt, dass dieselben genau an ein- ander passen und, wenn man will, ein einziges Bild von 36 Centiiueter Höhe und 12 Centimeter Breite geben. Ihre Fertigstellung kann erst im Laufe des Jahres 1892 er- folgen. — Da solche Zeichnungen nach guten Mond- photographien wohl geeignet sind, eine neue Aera für die Selenographie zu schaffen, und die Leistung des Ein- zelnen in Anbetracht der äussert mühevollen Arbeit stets nur eine eng begrenzte sein kann, so wäre es überaus wUnsclienswerth , dass auch andere sich der Herstellung ähnlicher Zeichnungen unterziehen möchten. Dazu er- scheint nebst reicher Erfahrung in der Beobachtung des Mondes die höchste Fertigkeit in der Führung des .Stiftes oder Pinsels unbedingt nothwendig; denn gerade bei dieser Arbeit, die Jedermann auf ihre Vollkommenheit zu prüfen vermag, ist vom Werthvollen zumWerthlosen nur ein Schritt. Im Laufe dieser Arbeiten wurde eine Reihe von Ob- jecten gefunden, welche auf den vorhandenen Mondkarten entweder ganz fehlen oder dort unrichtig dargestellt sind. Hierüber werden meine bezüglichen Monographieen und Vergleichungen Aufsehluss geben. Ausserdem sei bemerkt, dass ich Ende März auf der Lick-PIatte vom 27. August 1888 (Mondalter = 20 Tage) eine Rille in Thebit ent- deckte, welche dessen westliches Innere nahe meridional, von S nach f (Neison) hin, durchzieht. Dieselbe konnte von mir auch optisch mittels des Steinheirschen Refraetors am 31. März um ItJ'/?'' mittlerer Prager Zeit, am 28. Mai um 15',^'' und am 29. Mai um l.O^^'' erkannt werden. Am 22. Mai entdeckte ich ferner auf der Lick-PIatte vom 15. August 188S (Mondalter = 8 Tage) einen neuen Krater südöstlich von Chladni im Sinus Medii. Die optische Veriticirung desselben geschah durch Herrn Pro- fessor E. S. Holden am 36Zöller der Lick-Sternwarte. Weitere neue Rillen fand ich am 19. November auf der Lick-PIatte vom 31. August 1890 (Mondalter = 17 Tage) im südwestlichen Innern von Cleomedes und am 21. No- vember auf der Lick-PIatte vom 23. August 1888 (Mond- aiter = 16 Tage) im Marc Crisium südlieh von Eimmart .>■ (Schmidt), welche aber noch der optischen Bestätigung be- dürfen. Alle diese Objecte sind auch von mir theils 10 fach, tlieils 20 fach vergrössert gezeichnet worden, jedoch für die heliographisclie Reproduction nocli nicht fertig gestellt. Interessant war ferner eine Vergleichung der ge- wonnenen Vergrösserungen nach den Lick-Photographien mit dem optischen Bilde am Fernrohr. Das Archimedes- Bild mit östlichem Schattenwurf verglich ich am 17. April um 81,2'' mittlerer Prager Zeit, das zweite mit westlichem ni. Pr. Z. Obwohl ;■ und wenig dureli- Schattenwurf am 31. März um 16' beide Male die Luft ziemlich unruhi sichtig war, und insofern nur die Benutzung einer 150 fachen Vergrösseruug an Steinheil gestattete, konnte ich doch constatiren, dass die Photographie nicht alles gesehene dargestellt hat. Auf ihr sind beispielsweise klare und leicht sichtbare Terrassen-Zeichnungen auf hell beleuchtetem Walle ganz verloi-en gegangen, während andererseits in dunkel nuancirten Partien reichliches und ebenso leicht erkennbares Detail fast vollständig fehlt. Es ist dies nur durch Ueberexposition der hellen Arehimedes-Wälle in Verbindung mit der .Wirkungsweise der Diffraction (man halte damit zusammen die photographische Abbildung eines schmalen Blitzableiters auf hellem Wolkengrunde, Avelclier bei üeberschreitung einer bestimmten Expositions- dauer im Bilde ganz verschwindet) und durch gleichzeitige Unterexposition der im Schatten liegenden Wallpartien bei angewandter mittlerer Expositionsdauer zu erklären. Zu demselben Schluss führte auch die Vergleichung von Arzaehel. Man wird deshalb eine photographische Auf- allein nicht mehr als vollkommen treues Abbild des Mondes zu betrachten haben, da für eine bestimme Expositions- dauer stets einige Partien desselben über- andere unter- exponirt sein werden. Erst eine Reihe hintereinander aufgenonmiener Photographien mit verschiedener Expo- sitionsdauer, welche zweckmässig auf ganz kleine Mond- theile beschränkt würden, wäre in ihrer Gesannntheit als treue Copie des ojttischen Bildes anzusehen. Dass die Photographie unter Umständen ein wunderbar feines Detail zu geben vermag, beweisen einige sehr zarte Rillen oder Sprünge im südlichen Innern von Petavius, welche auf der 20 fachen Vergrösserung nur eine Breite von 0,1 Milli- meter, somit auf der Originalplatte eine solche von nur 0,005 Millimeter habeu. Nr. 5. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 43 Bei der Anfertigung von Glaspositiven nach den Negativen der Liok-.Stcrnwarte, sowie l)cim photographi- sclien Copiron iiiciner vergrüs.serten Tuscliinuigen, l)e\'or dieselben der Rcprodiiction iil)ergel)cn wurden, hat mir der hiesige Hof- und Kamnicrphotograi»li, Herr H. Eckert, wieder die bereitwilligsten und erspriesslichsten Dienste geleistet. In gleicher Weise hat mich Herr Stud. med. L. Mach in Prag, welcher auf dem Gebiete der wissen- schaftlichen Photogrn|ihic eine ebenso reiclie Uebung als Erfahrung besitzt, durcli die Herstellung einiger weiterer vorzüglicher Glaspositive wesentlich unterstützt. Zu ganz besonderem Danke fühle ich ndch aber Herrn Professor E. S. Holden verpflichtet für die unausgesetzte Zusendung von Lick-Aufnahmen während dieses Jahres, nicht minder dem k. u. k. militär-georgraphisehen Institute in Wien, welches die heliographische Reproduction der Präger Mondzeichnungen freundlichst übcrnonunen und mit be- kannter Meisterschaft ausgeführt hat. Die im Februar 1889 begonnenen Poliiöhenbe- stimmungen nach der Taleott-Horrebow'schen Methode wurden auch im Jahre 1891 fortgesetzt, zunächst in Cooperation mit Berlin, sodann vom Mai bezw. Juni im Vereine mit zahlreichen cnropäischen und aussereuropäischen Stationen, namentlicli mit der von der internationalen Erd- messungs-Conmiission nacli Honolulu auf den Sandwich- Inseln gesandten deutschen Expedition. Hierbei wurde jede klare Nacht diesem Vorhaben gewidmet. Als Beobachter fuilgirten wieder Herr Ajunct Dr. G. Gruss und ich. Im Ganzen wurden lOlil Sternpaare in 91 Nächten beobachtet und ebenso viele Polhöhen bestimmt. Als un- günstigster Monat erwies sich der Decend)er mit nur zwei brauchbaren Nächten von kurz andauernder Klarheit. Die provisorischen Reductionen zum Nachweis der .jähr- lichen Polli(iiienschwaukung haben mit den Beobachtungen gleichen Sehritt gehalten. Die bezüglichen Prager Re- sultate bis Anfauü: Mai dieses Jahres sind von Herrn Pro- fessor Dr. Th. Afbrei'ht in No. SOäf), Bd. 128 der Astro- nomischen Naein-iclitcn veröffentlicht worden. Der Mercurdurchgaug am Morgen des 10. Mai und zwar der Austritt des Planeten aus der Sonnenscheibe konnte in Prag !)ei klarem Himmel gut beobaclitet werden. Ich selbst benützte das grössere Fraunliofer'sche Fernrohr mit KiOfachcr Vergrösserung und erhielt vier Momente: die Tropfeubildung, den geometrischen Contact, die Passage der Mercurmitte und den letzten Contact. Herr Adjunct Dr. Gruss beobachtete dieselben Momente am Reinfelder mit 19ßfacher Vergrösserung, Herr Assistent Berann notirte am kleinen Fraunhofer mit 9(5fae]ier Ver- grösserung die Zeit der Tropfenhildung, des geometrischen inneren Contaetes und des letzten äusseren Contaetes, endlich Herr Assistent Lieblein alle vier angeführten Mo- mente am Voigtländer mit lllfacher Vergrösserung. Das Secundenzählen (wegen des Stadtlärmes) besorgte der Diener, Herr A. Neubauer. Die Veröffentlichung dieser Beobachtung erfolgte in No. .3045, Bd. 127 der Astrono- mischen Nachriciiten. Die totale Mon dfinsterniss vom 15. November konnte in Prag wegen Ungunst des Wetters nur in ihrem ersten Theile verfolgt werden. Die Beobachtung der Sternbedeckungen naeii dem Drdlen'schen Programm und des Finsterniss-Endes wurde durch Wolken ganz vereitelt. Ich erhielt am Steinheif sehen 6-Zöller mit 152facher Ver- grösserung den Eintritt der Mondränder I und II in den Kernschatten der Erde, ferner die Antrittszeiten der fol- genden Mondformationen an diese Schattengrenzc: von Grimaldi (erster Rand der Wallebene, Mitte und zweiter Rand, somit 3 Momente), Aristarchus (1 Moment) Kepler(l), Cap Laplace im Sinus Indum (1), Copernicus (3), Gassendi /. November den Eintritt von ir Sagittarii (3), Plato (3), Arehimedes (3), Manilius (3), Menelaus (1), Posidonius (3), Plinius (1), Dionysius (1), Tycho (3), Proclus (1), Picard (1) und Promontorium Agarum (ij im Marc Crisiuni, Goclenius (2), zusannnen 35 Antritte. Ferner konnte ich während kurzer .Aufklärung noch das Ende der Totalität am grösseren Fraunhofer mit 54facher Vergrösserung erhalten. Herr Adjunct Dr. Gruss beobachtete an letzterem Instrumente die Antrittszeiten von Plato (2), Manilius (1), Menelaus (1), Tycho (3), Promontorium Agarum (1), Herr Assistent Lieblein am Reinfelder mit 19(3facher Vergrösserung die Zeiten von Grimaldi (2), Copernicus (2), Manilius (1), Menelaus (1) und Plinius (1). Das Zählen nach der Lepaute'sehen Sternzeituhr besorgte Herr Assistent Pin. Die Publication dieser Beobachtungen ge- schah in No. 3071, Bd. 128 der Astronomischen Nachrichten. Von Sternbedeckungen erhielt Herr Assistent Lieblein am am dunklen Mondrande Von Jupitertrabanten-Erscheinungen*) beobachtete Herr Assistent Berann am 28. Juni I Ec. D., (Eclipse, Disappearance: Verschwinden des Mondes I im Schatten Jupiters), ferner Herr Assistent Lieblein am 29. Mai HI Ec. R. (Eclipse, Reappearance : Wiedererscheinen des]\Iondes III aus dem Schatten Jupiters), 2. Juni II Ec. D., 28. Juni I Ec. D , 18. Juli III Ec. D., 29. Juli II Ec. D., III Sh. E., (Shadow, Egress: Austritt des Mondschattens III aus der Jupiterscheibe), III Tr. J. (Transit, Ingress: Vorüber- gang des Mondes III vor der Jupiterscheibe), 15. Augu.st I Ec. D., 17. August IV Sh. J., 29. September I Tv. J., I Sh. J., 30. Septendjcr I Oc. D, ((Jccultation, Disappea- rance: Bedeckung des Mondes I durch die Jupiterscheibe, Verschwinden desselben), 1. October I Tr. E., I Sh. E., 2. October I Ec. R., 9. October I Ec. R., 8. November I Ec. R., 23. November I Tr. J., 28. November II Ec. R. und am 21. Dezember IV Ec. R. Auf Anregung der „Vereinigung von Freunden der Astronomie und Kosmischen Physik" in Berlin betheiligte sich auch die Prager Sternwarte im August an corre- spondireuden S t e r n s c h n u p p e n -Beobachtungen. Wegen ungünstigen Wetters konnten jedoch nur am 10. und 11. August von Herrn Assistenten Lieblein einige Stern- schnuppen beobachtet und in Karten eingezeichnet worden, am erstgenannten Tage 7, am zweiten 5 Sternschnuppen. Die Zeitbestimmungen geschahen durchschnittlicji dreimal in jedem Blouate am Pistor und Jlartins'sclien gebrochenen Passagen-Instrumente, zumeist von mir und Herrn Adjuncten Dr. Gruss. Zu Anfang des Jahres be- theiligte sich daran aucli Herr Assistent Berann, später Herr AssisteutLieblein, letzterer jedoch am Fraunhofer'schen geraden Passagen-Instrumente. Die meteorologischen und magnelischen Beobachtnngen nahmen auch in diesem Jahre ihren regel- mässigen Fortgang. Zu Beginn desselben wurde am Orte des IIipi)'schen Thermogra])hen der im Vorjahre erwälintc Theruu)graph von Richard freres in Paris definitiv aufge- stellt und in Gebrauch genommen. An Publicationen erschien im Jahre 1891: „Mag- netische und meteorologische Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1890", 51 Jahrgang. Im Personal der Sternwarte trat abermals eine Ver- änderung ein, indem Herr Assistent Wilhelm Herann die- selbe mit dem 18. September verliess, um eine Gymnasial- Supplentur in Mies zu üliernehmen. Die Stelle desselben wurde durch Herrn Assistenten Robert Lieblein und die- jenige eines zweiten Assistenten durch meinen Schüler, Herrn Lchramtscandidaten Carl Pin vom 1. October au besetzt. *) Die Bezoiclinungsweis« doi-sclbeii ist dem Greeinvieher Nautical Almanac entnommen. 44 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. Notoryctes typhlops Stirling, ein interessantes neues Beutelthier aus Australien. Von Dr. Ernst Schaff. Nachdem bereits im Jahre 1888 Professor Stirling in Adelaide einige kurze Mittheilungeu über eine neue, sehr eigenthündiche Marsupialiergattung veröffentlicht hatte, von welcher ihm jedoch damals nur ein einziges, schlecht conservirtes Exemplar znr Untersuchung vorlag, erschien vor kurzem in den Trausactions of the Royal Society of South Australia eine ausführlichere, von mehreren Tafeln begleitete Arbeit aus der Feder des ge- nannten Forschers über das Thier, welches, früher Psam- moryctes genannt, nunmehr weil dieser Name bereits von Pöppig vergeben war, als Notoryctes typhlops bezeichnet wird. Diese neue Art und Gattung bietet in der That soviel des Interessanten, dass wir es für angemessen er- achten, in die- ser Zeitschrift einige Mitthei- lungen aus der Arbeit Professor Stirlings zu ge- ben, zumal da die Originalar- beit nichtJedem leicht zugäng- lich sein dürfte. Die Färbung des „Beutel- niaulwHrfs",wie man analog vielen anderen deutschen Na- men für Beutel- thiere die vor- liegende Art wohl nennen könnte, ist ein im Gesammtton etwas wechseln- des glänzen- des Gelbbraun, fast sig gleichmäs- über den ganzen Körper. Das Haar ist lang, weich und seidenglänzend. Die ganze Gestalt, Figur 1, erinnert im Allgemeinen an einen Maulwurf, dessen ungefähre Grösse auch Notoryctes be- sitzt. Auf der Nase bemerkt man eine höchst eigen- thümliche hornige Platte, welche durch eine Querfurche in einen unteren (vorderen) und einen oberen (hinteren) Theil zerfällt und sich bis rund um die Nasenlöcher erstreckt. Von dem Nasenseptum aus erstreckt sich eine ähnliche, doch etwas weicliere Hornmasse nach unten, um die Oberlippe zu bedecken. Die Behaarung zieht sich bis dicht an die Ränder dieser Hornplatten, ist jedoch an den Seiten derselben etwas heller, kürzer und steifer als sonst. Die Nascnöftnungen sind von un- mehr breiter als hoher Gestalt, der Mund regelmässiger, hat eine sind ventrale Lage. Aui cn fehlen gänzlich, dagegen die Ohröft'nungen deutlich sichtbar in der Breite von mm, wenn man das Fell an den betreffenden Stellen aus- einanderstreiclit. o Fig. 1. Sehr sonderbar ist die Schwanz- bildung. Der Schwanz ist von lederartiger Beschaffen- heit, mit starken Querringeln versehen, unten und an den Seiten fast ganz nackt, oben fast bis zur Mitte behaart. An seinem Anfangstheil dick und breit, verjüngt er sich ziemlich rasch nach der Spitze zu, so dass er etwa die Form einer Rübe hat. Ungefähr in der Mitte befinden sich zwei eigenartige seitliche Anschwellungen, welche bei verschiedenen Exemplaren verschieden stark aus- geprägt waren. Vorder- und Hinterfuss sind kurz und kräftig, bis zur Hand- resp. Fusswnrzel behaart. Die innere Handfläche ist sehr eigentiiümlich und stark gefaltet, überhaupt die ganze Hand derartig verdreht, dass die Finger scheinbar in zwei durch eine tiefe Lücke getrennten Gruiipcu an- geordnet sind. In der Lage, wie sie die Vorderi'üsse der conservirten Exemplare annahmen (an die Ventralseite des Körpers augedrückt), bedecken die mächtigen Klauen des dritten unil vierten Fingers die übrigen Fin- ger, nur der breite Hornna- gel des fünften ist noch sicht- bar. Die Kral- len des dritten und vierten Fin- gers sind sehr gross,diedes ers- ten etwa 15 mm lang und 4 nnn breit, die des letzteren etwas kürzer, aber an der Basis viel breiter, so dass sie fast drei- eckig erscheint. Der erste und zweite Finger haben lange, schnialeKlauen, die des ersten ist mehr zuge- spitzt, so dass an allen die Horngcbilde der Endphalangen verschiedenartig ausge- bildet sind. Die Dorsalfläche der Hand ist einwärts gekehrt, und ebenso ist an den ebenfalls gedrungenen starken Hinterfüssen die Plantarfläche fast direct aus- wärts gewendet, so dass die fünfte Zehe vorn liegt. Wie die Hand ist der Fuss mit einer tictrnn/.eligen, lederigen Haut bekleidet. Die Krallen sind unter ein- ander weniger verschieden als an der Hand, doch trägt auch am Fuss die fünfte Zehe einen stumpfen, kräftigen Hornnagel. Der Schädel, Fig. 2 u. 3, sieht bei flüchtiger Betrach- tung demjenigen eines Igels nicht unähnlich, ist jedoeii viel kleiner. Im Allgemeinen verjüngt er sich von der woid entwickelten Occipitalgegend konisch nach vorn zu. Die Nähte des Hirntheils waren bei dem von Prof. Stirling untersuchten Exemplar grösstentheils verschmolzen, von einem Interparietale keine Spur vorhanden, im Selniau/.en- theil waren die Schädelnähte deutlich sichtbar. Ein eigentliches gesondertes Jochbein ist nicht zu unter- sclieiden, doch ist ein wohl entwickelter Jochbogen vor- handen, dessen hinteres Ende sogar theilnimmt an der Bildung der Gelenkfläche für den Unterkiefer, so dass der Nr. 5. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 45 Jochfortsatz des Squamosum sehr klein erscheint. Die Gchirnkapsel ist anselinlicli , jcdocli sehr dünnwandig. In der Lacrimali;ei;end zei.nt der Schädel von oben gesehen eine Einschnürung, dann folgt eine quere Aiif- treihung, an welche sich eine zweite Einschnürung an- schlicsst, ungefähr auf der Grenze zwischen Augen- und Schläfenhöhle. Betrachtet man den Schädel von der Unterseite, so sieht man das Hintcrhauptsloch fast in seiner ganzen Ausdehnung, da es nach unten, nicht nach hinten gerichtet ist. Paroccipitalfortsätze fehlen. Der harte Gaumen ist im ümriss ungefähr birnförmig, am breitesten in der Gegend der mittleren Molaren, nach vorn verjüngt, hinten quer abgestutzt, ohne Lücken, doch mit einigen besonders dünnen Bezirken. Sehr dünn- wandig ist überhaupt die ganze Schädelkai)sel. Die beiden üntcrkiefer-Aeste sind in der Symphyse fest mit einander verwachsen, alle Fortsätze sind wohl entwickelt, der Winkelfortsatz, wie bei den Beutelthieren üblich, ein- wärts gebogen. Die Bezahnung war hinsichtlich der Zahl der Zähne nicht bei allen Exemplaren ganz überein- stimmend; es fehlte mitunter ein Prämolar. Die Zwischen- kieter tragen je drei Sehneidezäiine, von denen der erste in allen Dimensionen die anderen überragt; zwischen allen befinden sich beträchtliche Lücken. Dicht hinter der Zwischenkiefer-Oberkiefer-Naht folgt ein kleiner, den oben erwähnten ähnlicher Zahn, welcher wegen seinerStelluug als oberer Eckzahn C angesehen werden muss. An diesen schHessen sich zwei Prämolaren an; der vordere, einfach und klein, hat eine vordere Zacke und eine schwache Andeutung einer hinteren. Der zweite obere Prämolar ist doppelt so gross wie der erste und hat eine sehr kräftige vordere und eine hintere Spitze mit einem fast halbkreisförmigem Tlial da- zwischen, in welches der erste untere Molar ein- greift. Die Zahl der oberen Molaren M beträgt vier, und diese zeigen, abgesehen von dem letzten, unter sich einen übereinstinmienden Bau, doch nehmen sie nach hinten an Grösse ab. Ihre Gestalt wird leichter aus unserer Figur 3 verstanden werden als aus einer eingehenden Besclircilnnig. Im Unterkiefer stehen jeder- seits zwei Schneidezähne, ein diesen ähnlicher Eck- zahn C, drei Prämolaren, von denen der erste dem Eckzahn ähnelt, doch bisweilen fehlt, während der zweite ein ganz winziges Stiftchen ist, und endlich folgen vier einander ähnliche, nach hinten an Grösse abnehmende Molaren M. Diese erscheinen im Querschnitt dreieckig, wobei die Basis des Dreiecks nach innen sieht. An der Wirbelsäule ist die Verschmelzung des zweiten bis fünften Halswirbels zu einem einzigen Stück be- nierkenswerth. Im Ganzen sind 7 Halswirbel, 15 Rücken- wirbel, 4 Lendenwirbel, 6 Beckenwirbel und 12 Schwanz- wirbel vorhanden. Die erste Kippe ist höchst kräftig ent- wickelt mit mächtigen Jluskelansatzstellen. Sie verbindet sich mit dem Prästernum, welches durch einen ausser- ordentlich weit hervorragenden Kiel ausgezeichnet ist. Es folgen dann 6 Mesosternalsegmente und ein massig entwickelter Schwertfortsatz. Das Schulterblatt trägt ausser der eigentlichen noch eine zweite Schultergräte. An das Akromion setzt .sich noch ein „Mesosternalsegment", an welches sich ein schwaches Schlüsselbein ansehliesst. Die Extremitätenknochen sind wie beim Maulwurf ausser- ordentlich kräftig; sie tragen viele starke Leisten und Kännne zum Ansatz von Muskeln, wie dies bei einem Thier mit extrem grabender Lebensweise zu erwarten ist. Von besonderem Interesse ist das Verhalten der Beutelknochen. Diese erscheinen als zwei ganz winzige, kaum ohne Lupe sichtbare Kniitchen, welche in der Sehne des äusseren schrägen Bauchmuskels liegen, dicht an den Vorderraud der Schambeinsymphyse an- gefügt. *) Von den Sinnesorganen ist, wie bereits bemerkt, das Auge äusscrlich nicht bemerkl)ar. Doch findet sich unter dem vorderen Theile des Schläfenmuskels ein fast kreisförmiger, schwarzer Pigmentfleck von etwa 5 mm Durchmesser, der als Augenrudimeut gedeutet wird. Das Ohr wurde nicht näher untersucht. Die Geschlechtsorgane münden in eine Kloake. Die Weibchen besitzen einen nach hinten geötfneten Beutel, dessen Oeflfnung etwa 15 mm vor dem After liegt. Die Verdauungsorgane der untersuchten Exemplare enthielten Insectenreste, unter denen Theile von Ameisen deutlich zu erkennen waren. Doch wurden von einigen kurzeZeit in dcrGefangenschaftgehalteneuThiercn Ameisen verschmäht, während sie gewisse Larven von Bienen und Schmetterlingen annalimen. Sämmtlichc bis jetzt bekannte Beutel- Maulwürfe wurden auf der „Idracowra Station" gefunden, einem mehrere hundert englische Quadratmeilen grossen Weidedistrikt im Northern Territory of South Australia. Der sandige Boden ist hier auf weite Strecken mit „Porcupine grass" (Triodia irritans) und Akazien be- deckt, und diese" mit dem Stachelgras bedeckten Flächen bilden das Wuhngebiet des Notoryctes. Das Thier seheint nicht sehr zahlreich zu sein, lebt im Uebrigen fast stets unterirdisch, so dass hierdurch sein spätes Bekanntwerden wenigstens theilweisc erklärt wird. Nur nach Regen- wetter halten sich Sjjuren der Thiere in dem zu anderen Zeiten sehr bewegliciien losen Sande. Regen aber giebt es nur sehr wenig in dem genannten Gebiet, und da es gleichzeitig warm sein muss, damit die Thiere zum Vor- schein konnnen, so ist es schwer, die richtige Zeit zum Fang abzupassen. Alle Exemplare, welche bisher ge- fangen wurden, fielen den mit ungewöhnlich scharfen Sinnen bcgal)ten Eingeborenen zur Beute. Beständiges Graben ist das Lebenselement des Beutelmaulwurfs. Die oft sehr langen Gänge befinden sieh meistens nur wenige Zoll unter der Oberfläche, so dass man an den Bewe- gungen der Erde das Fortschreiten des grabenden Thieres be- merken kann. Die Hornplatten auf der Nase unterstützen beim Graben und Wühlen kräftig die mäciitigen Vorderbeine. Die Gänge stürzen in dem losen Sand beständig hinter dem Thiere ein; von Zeit zu Zeit erscheint dieses auf ganz kurze Zeit an der Erdoberfläche, dann setzt es seinen unter- irdischen Weg tort. Das Graben geht mit erstaunlicher Ge- schwindigkeit vorsieh. Mr. Benham, welcher für Prof. Stirling mehrere Bcutelmaulwürfc besorgte, berichtet, dass, als er ein gefangenes Exemplar auf den Boden setzte, dieses sieh so rasch eingrub, dass er, trotz der Hülfe eines Einge- borenen und einer Frau und trotz Grabens mit Schaufeln, des Thieres nicht mehr lial)haft werden konnte. In der Gefangenscliaft hielten sich die Thiere sehr schlecht. Tag und Nacht hörte man sie graben und scharren und bald starben sie. Angefasst machten sie keinen Versuch zu beissen. Der einheimische Name lautet „oorquämata", und die Eingeborenen sollen eine aber- gläubische Furcht vor dem kleinen Thier haben. Die meisten wissen jedoch sehr wenig von ihm und konnten daher auch wenig Auskunft ül)er die Lebensweise und die Verbreitung geben. *) Es ist dieser Funil von ln'srmdcri-'m Intenisse. Vei"Sfliio(_luiie Forscher, wie Owen, Hiixlev, l'^lower, n;ilinii;u sclion früher ;ill- f;cinoin die Entstehung d(ir lieutelknochon bei den Marsupialiern durch eine VerknöcherunK der Sehne des Muse, obliciuus abdoniini.« externus an, während Gcgeidiaur jenen Knochen eine sclbst- ständige knor))elige Anlage zuschrieb und Leche neuerdings für einige Beutler naciiwies, dass die 15eutelknochen den übrigcin Becken-Elementen gleichwcrthig, nicht aber Sehnen-Ossiftcation seien. Ist die Angabe Stirlings richtig, so hätten wir eine ver- scliiedenartige Entstehung der Beutelknoclien anzunehmen. 46 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. Internationaler Congress der geographischen Wissenschaften zu Bern, 10. bis 14. August 1891. Von W i 1 li 0 1 m K r e b s. I. Der internationale geographische Congress zu Bern war der fünfte dieser Congresse, und man kann wohl sagen, der deutscheste derselben. In welchem Grade dies der Fall war, ist in drei liidurcn Berichten, zwei wirthschafts-*) und einem Unterrichts - geographischen**) nachgewiesen. In dem folgenden Bericht wird versucht, die wissenschaftlichen Seiten der Congressverhandlungcn zu einem Gesammthilde zu vereinen. Drei Gebiete der wissenschaftlichen Geographie lagen im Vordergründe: Kartographie, Ethnologie, Klimatologie. Für die Kartographie war eine Fachsitzung anbe- raumt, doch landen mehrere kartographisch wichtige Vorträge in anderen Sitzungen statt. Herr Professor Ratzel (Leipzig) empfahl nicht allein mittlere Bevöl- kerungszahlen, sondern auch die Bevölkerungs-Dichtigkeit zu kartiren. Den gleichen Vorschlag vertrat Herr Tur- qau (Paris^. Nur ist die Dichtigkeit auf den französischen Karten durch Farbe, auf den deutschen durch Curven signirt. Drei der Hauptaufgaben des Congresses waren von wesentlich kartographischem Interesse: eine welt- wirthschaftliche, die Frage der Einheitszeit und des An- fangsmeridiaus — eine andere Fachaufgabe, die Schrei- bung der geographischen Namen — eine kartographische im engeren Sinn, die Vorbereitung eiuer Erdkarte im Maassstab 1 : 1 000 000. Die Frage des Anfangsmeridians trat in den Ver- handlungen hinter derjenigen der Einheitszeit zurück. Doch \yarde sie sehr neben derselben gefördert dadurch, dass sie aus dem wissenschaftlichen in das politische Gebiet übertragen wurde. Der schweizerische Bundcs- rath wurde aufgefordert. zur Erledigung beider Fragen eine internationale Conferenz nach Bern zu berufen. Diese Resolution -wurde nach den Verhandlungen am 11. August von den Herren Förster (Berlin), von^Hesse- Wartegg (New-York), Tondini a Quarenghi (Bo- logna) aufgestellt und vom Congress am 14. August an- genommen, nachdem die vorläufige Zusage der Bundes- regierung eingeholt war. Das Interesse der Schreibung geographischer Namen gellt ebenfalls über die Kartographie hinaus. Doch be- schränkten sich die Beschlüsse, welche aus den Verhand- lungen vom 1.3. August folgten, vorwiegend auf die karto- graphische Seite der Frage. Die Karten sollten die geographischen Namen derjenigen Sprachen, welche der lateinischen Buchstaben entbehren, nach dem System der Pariser geographischen Gesellschaft schreiben, ein kleines Wörterbuch, für jedes Land, sollte die inländische Aus- sprache der fremden Buchstaben und die Synonyme ent- halten. Diese Beschlüsse bedeuteten den Erfolg der von den Herren Barbier (Nancy) und Duhamel (Gieres) vertretenen Fraction der Fachsitzung. Ihr gegeuülier hatten die Herren Coello (Madrid) und Sieger (Wien) der eine die in Spanien seit fünfzehn Jahren bewährte phonetische, der andere jedenfalls eine vereinfachte Schreib- art empfohlen. Herr Sieger hatte ausserdem gewünscht, dass die endgültige Regelung der geographischen Ortho- graphie einer internationalen Commission überwiesen würde. Diesen Gang nahm die dritte und eigentlich karto- graphische Frage, über welche in der ersten Hauptsitzung •) Deutsche Kolonialzeitung 1891. S. 119 f. S. 136. **) Tägliche Euudschau 1891. S. 773 ff. verhandelt wurde. Von Herrn Professor Penck (Wien) wurde der Plan eines Atlas der gesammten Erdoberfläche in dem einheitlichen Maassstab 1 : 1000 000 angeregt und und in mehreren Details entwickelt. Die einzelnen Blät- ter sollen jedes eine Masche des Gradnetzes enthalten. Für dieses ist die auf den preussischen Messtischblättern übliche Polyeder-Projection in Aussicht genommen. Das gesaminte Kartenbild der Erde wird demnach nicht auf einem ebenen Blatte, sondern auf einem Globus von 12,7 Meter Durchmesser vereint. Redner empfahl Maschen von 5 Graden, da dann jedes Blatt die Höhe des Imperialforraats, 55 Centimeter, erhält; wenn dieses Format zu gross, Maschen von 3 Graden. Das Relief wird in den bekannten Gebieten durch Isohypsen, in den weniger erforscliten allgemeiner, aber mit möglichst viel Höhenangaben ausgedrückt. Für diese ist einheit- liches, wohl das metrische Maass erforderlich, zu dessen definitiver Annahme, entsprechend dem englischen Gesetz von 1864, die englischen Gelehrten durch Congress- beschluss aufgefordert wurden. Einige Vorträge allgemeineren Interesses streiften das kartographische Gebiet. Herr Delmar Morgan, Vertreter der Königl. Geogr. Gesellschaft Australiens (Sidney), theilte aus französischen Manuscriptkarteu des sechszehnten Jahrhunderts mit, dass die West-, Nord- und Ostküste des australischen Fest- landes überaus genau, nur mit einer 20 Längengrade betragenden Verschiebung nach Westen, eingetragen ist. Er glaubte daraus zu schliessen, dass sie in ganzer Aus- dehnung befahren worden sei. Die ersten australischen Entdeekungsreisenden, von denen die Geschichte weiss, die holländische Bemannung der Yacht Duyfken oder Dove, begannen ihre Fahrten 1606. Das erste Gerücht einer Australienfahrt, unternommen von einem kleinen Sciiitf San Juan, weist auf 1545. Jene Karten aber datiren jedenfalls bis 1542 zurück, in welchem Jahre der in Frankreich geborene Hydrograph Heinrich des Achten von England, Jean Rotz, eine Widmung zu seiner Karte verfasste. Die Mehrzahl der Manuscriptkarteu entstammt einem geographischen Institut zu Arques bei Dieppe.*) lieber diese enthält Pere Fournier's Hydrographie folgende bündige Mittheilung: La trois especes (?) est de certaines cartes, qu'on appelle Reduites, dont un nomme Le Vasseur, natif de Diepe, a enseigne la pratique k nos Fran^ois. Cet hoinme quoique tisseran en son bas age, ayant eu quclque In- struction d'un nomme Cossin, homme fort ingenieux et qui avoit une excellcnte main et veu les memoires des certains Prestres d'Arques, Bourg pres de Diepe, qui estoient excellents Geographes, dont Tun se nommoit des Celiers, et l'autre Breton, a si bien sceu menager ce peu de lumiere qu'il a receu d'eux qu'ä force d'esprit et de trauail continu, il est arrive k un tel point qu'il a este admire de plusieurs. II est mort ä Ronen depuis peu d'aunees. Das Archiv von Dieppe ist aber im Jahre 1694 durcli Bombardement zerstört worden. Es erscheint demnach nicht ausgeschlossen, dass französische Seefahrer, deren Thaten verschollen sind, die ersten Entdecker Australiens waren. *) E. Delmar Moi-gan, Romarks on the Early Discovery of Australia. London 1891, S. 10. Nr. 5. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 47 Herr Geo. C. Hurlbut (New -York) wies in einer von Herrn Stont verlesenen Zuschrift rlie im Jahre 1884 erhobenen Ansprüche des Capitän Wiiliard Glazier zurück, 1881, in dem Lake Glazier den Quellsec des Mississijtpi gefunden zu haben Derselbe Hee war schon im Jahre 1832 von den Herren H. R. Schoolcraft, Allen und J. N. Nicollet entdeckt und als Elk Lake bezeichnet worden. Die demnach unbegründeten Ansprüche des Herrn Glazier sind ofticiell durch ein Si)ccialgesetz Minnesota's vom 24. April 1889 beseitigt, in welchem dem Elk Lake sein ursprünglicher Name zurückgegeben wurde. Herr Hurlbut erreichte eine entsprechende Resolution des Geographen- Congresses. Herr Jules Leclercq (Brüssel) sprach über die Er- steigungen des Ararat, dessen Gipfel, der grosse Ararat, nach der trigonometrischen Messung Tedorof's mit 5220 Meter den Mont Blanc überragt. Zu den natür- lichen Schwierigkeiten des Ersteigens tritt der alte Aber- glaube der Landesbewobner, dass der heilige Berg von Menschen überhaupt nicht zu überwinden ist. Der erste Ersteiger F. Parrot, 1829, ferner 1850 General Khodyko, 1876 J. Bryn, 1888 Merkow und Kowalewsky fanden keinen Glauben. Redner selbst, welcher am 15. August 1890 dem Gipfel auf 400 Meter nahe gekommen war, wurde von seiner kurdischen Begleitung mit Mord bedroht und niusste umkehren. Nach ihm gelang die Ersteigung dem jungen Russen Merkow. Zwei andere Vorträge betrafen ein Land, welches den Entdeckungsreisenden durch religiöses Vorurtheil fast ebenso verschlossen ist, wie durch die Natur. Der Be- gleiter des Grafen BelaSzechenyi, Herr Professor de Loczy (Budapest) und Prince Henry d'Orleans, berichteten über ihre Tibetreisen, welche ein Jahrzehnt auseinanderliegen, erstere 1879, letztere 1889. Beide mussten den Sitz des Dalai Lama, L'hassa, meiden. Politische Verhältnisse, welche ebenfalls mit den religiösen verwoben sind, hofft der italienische Reisende ügo Ferrandi, nach dem Bericht des Professors Ricehieri (Mailand) benutzen zu können, um sich von Brawa aus den Weg nach dem mittleren Juba zu bahnen. Mit Abd el Kader befreundet, meint er den auch im Somalilande mächtigen Eintluss der mohamedanischen Secte der Senussij'a auf seiner Seite zu haben. Herr Professor Müller-Hess (Bern) untersuchte die Verbreitung des Buddhisnnis nach dem östlichen Indien. Auf dem dritten buddhistischen Concil zu Pätali])utra, gegen Anfang des zweiten Jahrhunderts vor unserer Zeit- rechnung, wurde beschlossen, Missionare zu entsenden. Als eine ihrer Gründungen wird die Stadt Kala genannt, eine Centrale des Aloe-, Kampher- und Elfenbeinhandels. Hire Lage ist streitig. Sie wird bei Ceilon (Point de Galle), mit grösserer Wahrscheinlichkeit an der West- küste Hinterindiens (Quadrah) gesucht. Im letzteren Falle ist die Ausbreitung des Buddhismus nach Birma erklärt. Nach Java gelangte er erst im neunten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, wahrscheinlich über Malacca und Sumatra. Er fand auf Java eine grösstentheils indisirte, bramahnische Bevölkerung vor. Beide stammverwandte Religionen vertrugen sich in der Fremde. Buddha wurde als jüngster Bruder Siwa's anerkannt und an grossen Kirchenfesten amtirten vier bramahnische und ein bud- dhistischer Priester in Eintracht. (Fortsetzung folgt.) Unsere Erkeiiiitniss der GeschlechtHchkeit der Pflanzen hat kürzlich, woran Dr. F. Moewes in einer Sitzung des botan. Vereins der Prov. Brandenburg er- innerte, ihr 200jähriges Jubiläum gehabt. Denn vor nun- mehr 200 Jahren sonderte der Tübinger Arzt und Bo- taniker, Professor Rud. Jak. Camerarius, zwei weibliche Exemplare des Bingelkrauts (Mercurialis annua) von der Gesellschaft der übrigen im Garten wachsenden Pflanzen dieser Art ab und fand, dass sie nur taube, hohle Samen hervorbrachten. Sein in den Ephemeriden der Leopoldiua veröffentlichter Bericht hierüber trägt das Datum des 28. Dezember 1691. Dies war der erste der Versuche, durch welche Camerarius nachwies, dass bei den Pflanzen eine geschlechtliche Fortpflanzung wie bei den Thieren besteht; bis dahin hatte man nur unklare Vermuthungen in dieser Richtung geäussert; keinem war es eingefallen, die Frage durch Versuche zur Entscheidung zu bringen. Schon Camerarius erkannte die Staubblätter als die männ- lichen, die Fruchtblätter als die weiblichen Organe, wie aus seiner 1694 erschienen Schrift „De sexu plantarum epi.stola" hervorgeht. Dass — füge ich hinzu — die für die Wissenschaft so äusserst bedeutungsvolle Erkenntniss Camerarius', auf sehr lange Zeit hinaus bei Weitem nicht die ihr gebührende Beachtung fand, ja, man kann sagen, zunächst unbeachtet blieb, nimmt den Kenner der Geschichte der Wissenschaften weiter nicht Wunder: lernen wir doch aus dieser, dass neu erkannte evidente Wahrheiten nur dann Aussicht auf allgemeine Anerkennung der Zeitge- nossen haben, wenn diese Wahrheiten nicht gar zu sehr die bisherigen Anschauungen stören, mit andern Worten, wenn sie nur einen kleinen Fortschritt bedeuten. Die Geschichte der Erkenntniss der geschlechtlichen Be- ziehungen der Pflanzen ist überhaupt sehr belehrend für den Satz, dass mächtig umwälzende Geister von ihren Zeitgenossen nicht oder nicht oft verstanden werden. Den Trieb am Alten festzuhalten, oder wie C.Lorabroso in seinem neuesten Werke „Der politische Verbrecher" sagt: „Der Hass gegen das Neue", der „Misoneismus", beherrscht den Menschen eingreifend, nicht nur, wo es sich um mora- lische Dinge handelt, von denen Lombroso allein spricht, sondern auch auf dem Gebiete des reinen Denkens (vergl. meinen Artikel „über die Entstehung der Denkformen" in der Naturw. Wochenschr. Bd. VI No. 15 p. 145 ff.). Hundert Jahre nach der bedeutenden Entdeckung Camerarius' wurde auf Grund ebenso exacter Untersuchungen wie die von Camerarius angestellten ein Werk veröffentlicht, das neues, wunderbares Licht auf Gegenstände aus demselben Forschungsgebiete warf, das aber wiederum von den Zeit- genossen nicht ertragen wurde. Hatte Camerarius 1691 bis 1698 die Nothwendigkeit speciell des Blüthenstaubes bei der Erzeugung der Samen nachgewiesen, oder, um einen Goethe'schen Ausdruck zu gebrauchen, erkannt, dass sich die Pflanze in den Blüthen zu den Werken der Liebe rüste, so war doch die Bedeutung speciell der wunder- baren Einrichtungen der Blüthen noch lange ein ungelöstes Geheimniss geblieben. Namentlich mussten speciell die auffälligen Blüthen, die Blumen, wegen ihrer besonderen Eigenthümlichkeiten, ihres Reichthums an lebhaften Farben, welche sich vom Grün der Laubblätter deutlich abheben, wegen ihrer erstaunlichen Mannigfaltigkeit und ihrer die Luft durchwürzenden Gerüche die besondere Aufmerk- samkeit des denkenden Menschen auf sich lenken. Erst im Jahre 1793, also bald vor 100 Jahren, hat ein Schul- meister, der Rector Christian Conrad Sprengel in Sjjandau, auch diesen Schleier zerrissen, indem er scharfsinnig und in wahrhaft genialer Weise die Bedeutung der Blumen- Organe, namentlich der bunten Blüthenblätter, erläuterte. Die von ihm gefundenen, jetzt allbekannten Ergebnisse waren ihm selbst so überraschend, dass er seinem Buch den Titel gab: „Das entdeckte Geheimniss der Natur im 48 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. Bau und in der Befruchtung der Bhinien". In der That ist die Entdeckung Sprengeis, der den Floristen seiner Zeit den einfachen und guten Rath gab, die Pflanzen liübsch in der freien Natur zu beobachten und sich nicht mit dem todtcn Herbarium im Studirzimmer zu begnügen, von so ausserordentlicher Tragweite für die wissenschaftliche Auffassung der ]'>liithenorgane, dass es unbegreiflich erscheint, wie das heute noch niustergiltige und durchaus noch des Studiums werthe Buch Sprengeis so gänzlich übersehen werden konnte. Es ist unglaublich aber wahr, dass das geniale Buch bis 1862 vollständig unbeachtet und verschollen blieb; erst Charles Darvin, der sich gerade mit dem Gegenstande beschäftigte, und dessen Genius hier eine mächtige Förderung bewirkte, zog das grundlegende Werk Sprengcls in dem ange- gebenen Jahre wieder ans Licht. H. P. Klimatische Facloren «1er WeltAvirtlischaft. — Die Al)theiluug Berlin der Deutschen Kolonialgesellschaft tagte am 4. Januar unter Vorsitz ihres Präsidenten Ge- heunrath von Fung. Den Vortrag hielt Wilhelm Krebs über klimatische Factoren der Weltwirthschaft mit be- sonderem Hinblick auf Japan und Deutschafrika. Eine durch die hamburgische Handelsausstellung 1889 veranlasste Untersuchung ergab einen Eintluss der geo- graphischen Breite auf das Verhältniss der tierischen zu den pflanzlichen Handelserzeugnissen. Jene überwiegen in den höheren, diese in den niederen Breiten der Erde. Als klimatische Ursachen wurden Besonnung und Nieder- schläge festgesellt. Aus dem in verschiedenen Tabellen- werken vorliegenden meteorologischen Material wurden die Durchschnittswerthe für Bewölkung, Temperatur, Niederschläge nach Erdzonen berechnet, aus ihnen die klimatischen Factoren, indem Bewölkung der thierischen, Temperatur und Niederschläge der pflanzlichen Seite der Production gutgeschrieben wurden. Mit dem wirthschaft- lichen Verhältniss thierische Auafuliru ortlie pflanzliche Ausfuhrwert lio wurde das klimatische Verhältniss Bewölkung Temperatur X Niederschlagsmenge in Vergleich gesetzt, das letztere als klimatischer Factor, das erstere als arktoider Procentsatz der wirtliscliaft- lichen Erzeugung bezeichnet. Die durch Zahlen oder in Curven verzeichneten beiden Reihen zeigten nahezu gleiche Richtungen ihres Schwankens nicht allein für ein Jahr und verscidedene Zonen tter Erde, sondern auch für ein Land und lange Jahresfolgen. Zu letzterer Untersuchung wurden Japan, China, Victoria (Sudaustralien) herangezogen. Der Gleich- lauf ist allein in den Dürrezeiten unterbrochen. Diese sind dadurch als klimatische Störungen gekennzeichnet, von welchen die wirthschaftlichen Verhältnisse auf das Tiefste betroffen werden. Von Wichtigkeit ist dieses Ergebniss für die Frage der Besiedelung Südwest-Afrikas, dessen Landcstheile häufig an Dürre leiden. In den durch Regen- und Grund- wasser-Verhältnisse begünstigten Theilen ist Ackerbau keineswegs unmöglich. Ihre bäuerliclie Besiedelung er- erfordert aber langes Einleben in die Witterungslagen und plaumässiges Studium derselben, welches einer ge- setzgeberischen Sicherung der Landwirthschaft in diesem Schutzgebiet vtu-arbeiteu wird. Vorläutig konnnt deshalb allein Grossbetrieb der Viehzucht in Betracht. Wie vom Vortragenden au anderer Stelle für die australisch-eng- liselien Colonien nachgewiesen, vermag die Viehzncht auch Ländern, welche von Dürre heimgesucht werden, zum Wohlstand zu verhelfen.*) Japan bietet dazu einen Gegensatz. Viehzucht wird sich erst im Anschluss an die bäuerliche Bewirthschaftung der weiten, brachliegenden Gebiete dieses Insellandes entwickeln. Uebereilung dieser Reform ist nicht nöthig, da aus den eigenen Angaben der entschiedensten Reformer hervorgeht, dass ihre tieferen Besorgnisse um die japa- nische Landwirthschaft unbegründet sind. Als Cluster werden deutsche, nicht amerikanische Wirthschaftsweisen empfohlen. An der Ilandelsstatistik Deutsch-Ostafrikas fällt das für die Tropen ungewöhnliche üeberwiegen der thierischen Erzeugnisse auf. Grund ist die noch jetzt bedeutende Elfenbeinausfuhr. Dauern wird dieses Verhältniss nicht. Auch die Pläne einer Zähmung, vielleicht Züchtung der afrikanischen Elephanten werden daran nichts ändern. Durcii Zähmung von Elephanten in Indien wurden weder die Elfenbeinproduction für die Ausfuhr und den grössten Theil des einheimischen Bedarfs erhalten, noch hervor- ragende Ergebnisse für Transport und Cultur erzielt. Diese Fragen wurden erst durch Verwendung der Dampf- kraft ihrer L(isung näher geführt. Einen glänzenden Beleg bietet der Umstand, dass den Folgen der letztjährigen Dürren in Indien vor Allem durch die (letreidetransporte der Eisenbahnen vorgebeugt wurde. — x. Aus dem wissenschaftlichen Leben. frofessor Kratter zu luusbruc-k ist nach Graz berufen, um ,in Stelle des verstorbenen Prof. Schauenstein das Ordinariat für gerichtliche Medicin zu übernehmen Professor Milne-Edwards ist zum Director des naturhistorischen Museums in Paris ernannt worden. Am 14. .Januar starb nach langer Krankheit in Kew der ausge- zeichnete Pflanzenmaler Walter Hood Pitcb. Er war der künst- lerische Mitarbeiter des Botanical Magazine. Durch seine uner- reichte Darstellung der Victoria Regia ist er auch ausserhalb Englands zu Ansehen gekommen. Fitch bezog von der Königin eine Jahrespension von 100 Pfund, welche ihm in Anerkennung seiner Verdienste verliehen worden war. Am 21. Januar versehii'd in Oxford der Director der dortigen Sternwarte Prof. Couch Adams, der bekanntlich unabhängig von Leverrier und sogar früher wie dieser den Neptun entdeckt hatte. Die Stiftung Schnyder von Wartensee für Wissen- schaft und Kunst in Zürich schreibt für das Jahr 1894 nachfolgende Preisausgabe auf dem Gebiete der Naturwissenschaften aus: ,. Da die Zahlen, welche die Atomwärmen der Elemente dar- stellen, noch i'echt beträchtliche Abweichungen zeigen, so sinil die von Hern Professor H. F. Weber für Bor, Silicium und Kohle ausgeführten Untersuchungen über die Abhängigkeit der speci- fischen Wärmen von der Temperatur auf einige weitere möglichst rein darzustellende Elemente auszudehnen, sowie auf Verbindungen, beziehungsweise Legirungen von solchen. Ueberdies sollen die Dichten und die thermischen Ausdehnungscoefficienten der unter- suchten Substanzen sorgfältigst ermittelt werden." Dabei gelten folgende Bostimnnmgen : Art 1. Die einzureichenden Concurrenz Arbeiten von Beworbern um den Preis sind in deutscher, fran zösischer oder englischer Sprache abzufassen und spätestens am 30. September 1894 an die in Artikel G unten bezeichnete Stelle einzusenden. Art. 2. Die Beurtheilung derselben wird einem Preis- gerichte übertragen, welches aus nachbenannten Herreu besteht: Professor Dr. Pernet in Zürich, Professor Dr A. tlantzsch in Zürich, Professor Dr. E. Dorn in Halle a. d. S., Professor Dr. J. Wislicenus in Leipzig und Professor Dr E. Schär in Zürich als Mitglied der ausschreibenden Commission. Art. 3. Dem Preis- gerichte steht die Befugniss zu, einen Hauptpreis von 2000 Franken und ausserdem Nebenpreise zu verleihen, für welche es über einen nach seinem Beiinden zu vertheilenden Gesammtbetrag von über 1000 Franken verfügen kann. Art. 4. Eine mit dem Haiiptpreise bedachte Arbeit «"ird Eigenthum der Stiftung Schnvder von Wartonsee, die sich mit dem Verfasser über die Veröll'ent- *) Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie. \ill. Wismar 1891. p. 88. Nr. 5. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 49 li.-hiiiiK Hfl- Preissohrift verständigen wirrl. Art. 5. Jeder Ver- f ,i" ci.,er einznreichen.lrn Arbeit hat dieselbe auf dem Titel it dem Motto zu versehen und seinen Namen in "'nei» ver- 'ieKelten Zettel beizulegen, welcher auf semer Aussense.te das näml -he Motto trägt. ^Art. 6. Die Arbeiten sind innerhalb der in Artikel 1 bezeichneten Frist unter folgender Adresse zu Händen des Preisgerichtes an die Stiftung einzusenden: -7- ■ i « An L Präsidium desConventesder Stadtbibl.othek in Zürich (betreffend Preisaufgabc der Stiftung von Schnyder von Wartensee für das Jahr 1S94.) Denkmal für Ferdinand Roemer. - Am 10. Mai würde der am 14. December des vorigen Jahres plötzlich ve>-storbe e Gelieime Bergrath u. ordentl. Prof. an ,ler Umyersitat B^es a i, der Geologe Dr. Ferdinand Roemer sein ,50jahriges Doctoi- •lubiläum gefeiert haben, und Verehrer, Freunde und Schuler hatten sich vereinigt, diesen Tag zu feiern und gleichzeitig eine dauernde Erinnerung an Roemer zu schaffen. Es wurde beiibsich- tigt, einen Ferdinand Roemer-Preis zu stiften welcher periodisch für eine besonders hervorragende wissonschattliche Leis ung au geologisch-paläontologischeiM oder mineralogischem Gebiet ertheilt werden sollte. Jetzt nach dem Tode Roemer s versenden nun- mehr die Unterzeichnoten des Circulars, welches diesen 1 hm kundthat, ein Circular folgenden Inhalts: „Nachdem unser ver- ehrter Freund und College Ferdinand Roemer ani 14. December 1891 gestorben, ist das unterzeichnete Comite zu der Ansicht ge- langt dass unter diesen traurig veränderten \ erhaltnissen der Zweck der Sammlung dahin zu moditiciren sei, dass in erster Linie eine Marmorbüste Ferdinand Roemer's gestiftet ""d im Mineralogischen Museum zu Breslau aufgeste It werden soll. \\ ir geben uns der Hoffnung hin, dass Sie, hochgeehrter Herr, die Ausführung dieser unserer Absicht durch einen Geldbeitrag zu unterstützen geneigt sind, resp. Ihren bereits gezeichneten Bei- trag für den so veränderten Zweck zu unserer \ ertügung lassen, und ersuchen Sie, auch durch Sammlung bei Freunden und I-ach- geno.ssen unser Vorliaben fördern zu wollen. Zur hiitgegeiinahme von Beiträgen ist sowohl das Bankhaus E. Heimann in Breslau, als auch jeder der Unterzeichneten bereit. Die Einsendung der Beiträge wird bis zum 1. März 1802 erbeten. Breslau, im .lanuar 1892. E. Althans, A. Arzruni, E. Beyri.di, A. liieriner, Ferd. Colin, Conwentz, H. Credner, W. Dames, E. Dathe, G. Dewa hiue D.yes, H Eck, W. S. Freund, Frief, W. v. Funke, P. Groth, Hauclic- corne 'f. v Hauer, R. Heidenhain, II. Heiinann, Ciraf Guido Henckel V. Donnersmarck, C. Hintze, Huyssen, A. v. Koeiieu, P v Kulmiz, A. Ladenburg, J. Lehmann, Th. Liebisch, G. Lind- ström, 0. E. Mever, Th. Poleck, H. Rosenbusch, F. v. Schmidt, v Strombeck. ß. Stur, E. Tietze, Moritz Traube, H. v. iraut- schold, E. Webskv, F. Zirkel, C. v. Zittel." L i 1 1 e r a t u r. Arnould Locard, La peche et les poissons des eaux douces. Verlag von J. B. l!ailli>''re et tils. Paris 1S91. - Preis 4 Fr. Der vorliegende kleine, mit 174 Textabbildungen versehene Band behandelt also die Fischerei der Süsswasserfische. Zunächst liietet der Verfasser eine Fauna der in Betracht kommenden Fische Frankreichs auf 178 Seiten, um dann auf den Fang der- selben einzugehen (p. 187—347). Die Ausrüstung des Fischers, die Fischerei-Apparate, die Köderarten, die verschiedenen Arten des Fischens, alles Nöthige findet gebiUirende Besprechung und der Liebhaber des G^goiistandes wird daher das Buch mit Freuden begrüssen. _^ ;__ William Marshall, lieben und Treiben der Ameisen. (Zool. Vorträge herausgeg. v. W. M.) Verlag von Richard Freese. Leipzig 1889. — Preis: 3 Mk. In dem 144 starken Heft finden wir alles aus dem so inter- essanten Leben und Treiben der Ameisen dankenswerth zusammen gestellt, aus welchem auch' die Naturw. Wochens. schon wieder- holt Mittheilungen gebracht hat (vgl. N. W. Bd. II p. 173, Bd. 1 V p. 55). Es gliedert sich nach einer ganz kurzen Einleitung in 4 Vorträge, nämlich I. Ueber den Bau und das indixidiielle Leben der Ameisen und vom Ursprung ihrer Staaten. II. Häusliches Leben der Ameisen. HI. Die Ameisen als Räuber, Krieger, Sklavenhalter und Viehzüchter. IV. Die Ameisen in ihren Be- ziehungen zur Pflanzenwelt. Die Arbeit li(>st sich wie alles, was Jlarshall gi>sclirieheii hat, fliessend und spannend, und bietet dem Naturfreunde eine ernst belehrende aber angenehme Leetüre. Brehm's TMerleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs. 3. gänzlich neuliearbeitete Aufl., von Prof. Dr. I'eclmel-Loescle'. Die Vögel, von Dr. Alfred E. Brehni. Unter Mitwirkung von Dr. Wilh. Haacke mnibearbeitet von Prof. Dr. Pechuel-Loesche. Zweiter Band. Mit 126 Abbildungen im Text und 18 Tafeln, zum Theil in Buntdruck. 713 Seiten. Leipzig und Wien. Bibliographisches Institut. 1891. — Preis .15 Mk. Der vorliegende Band enthält den Schluss der Baumvögel, ferner die zweite Ordnung Papageien; dritte Ordnung: Tauben- vögel; vierte Gnlnung: Hühnervögel; fünfte Ordnung: Rallen- vögel, und die sechste Ordnung: Kranich vögel. Jeder Band des prächtigen Werkes bringt neue Fr^ucl.O ! Mit vollem Gcnuss durchblättert man zunächst die rasch er- scheinenden Bände der neuen Auflage, um zuerst die schönen Abbildungen zu bewundern und sich durch dieselben so recht in die Natur zu versetzen. Der Kenner des Thierlebens findet bald einen Zuwachs an Abbildungen: es mögen etwa '/i Hundert hinzugekommen sein. Ein besonders erstrebenswerthes Ziel ist vielen Autoren, wie sich das sehr häufig am Schluss der Vorreden ausspricht, die Gewinnung neuer Jünger und die möglichste Verbreitung ihrer Wissenschaft auch unters Volk. Wenn einer dieses Ziel ganz erreicht hat. so ist es sicherlich A. E. Brehni gewesen; ja wir wagen vielleicht nicht viel, wenn wir die Vermuthuug aussprechen, dass Brehm einen grossen Th 'il der Liebhaber zoologischer Unterhaltung durch sein volksthümliches Werk erst geschaft'en und auch dadurch der Wissenschaft genutzt hat. Dass er ent- schieden viele, die nicht Zoologen von Beruf sind, duixh sein Thierleben zu einer die Wissenschaft fördernden Beschäftigung mit dem Gegenstand angeregt hat, ist zweifellos. G. Bleyer-Heyden, Schlangenfauna Deutschlands. Eine Schil- derung der in Mitteleuropa lebenden Schlangenarten. Mit 10 Illustrationen. Verlag von Bernhard Friedrich Voigt. Weimar 1891. — Preis 2 Mk. Das Octav - Heft enthält nur 88 Seiten. In der Euileitung giebt Verf. eine Uebersicht über das Allgemein-Wissenswerthe, dann folgt die Besprechung der Abtheilungen und einzelnen Arten, von denen er die folgenden aufführt : Vipera berus, V. aspis, V. ammodytes, dies die Giftschlangen, von giftlosen Schlangen nennt Verf. Tropidonotus natrix, T. tessellatus, Zamenis virifiavus, Callopeltis Aesculapii und Caronella laevis. Das Heft ist dem Interessenten, (Lehrer, Arzt und Forstmann) wohl zu empfehlen. Dr. O. Lehmann, Die Krystallanalyse oder die chemische Ana- lyse durch Beobachtung der Krystallbildung mit Hülfe des Mikroskops. Leipzig. V\ illielm Engelm.aiiu 1891. — Prei.s 2 Mk. Als eine wichtige Vermehrung unserer analytischen Hülfsmittel stellt sich die vergleichende mikroskopische Krystallanalyse dar, die besonders bei Vergleichung verschiedener aus Schmelzfluss oder Lösung auskrystallisirender und hinsichtlich ihrer Identität bezw. Verschiedenheit zu jirüfender Substanzen häufig mit vielem Vortheil angewendet werden kann. Die Untersuchung auf tiestalt, Fortwachsen und Grujiiiirung der einzelnen Krystallindividuen, die Prüfung ihrer optischen Eigenschaften, der Euantiotropie und iMonotropie, Löslichkeit des Verhaltens zu mikrocheiuiscben Reagentien, bieten eine Menge zur Trennung und Erkennung höchst wichtiger Anhaltspunkte. Sehr bezeichueml sagt der Ver- fasser in dem Vorwort: „Was die Spectralanalyse für ,d_as anorganische chemische Laboratorium, ist die Krystallanalyse für das organische." _ L'- *-• Pisko's Grundlehren der Physik, Herausgegeben von Moritz Glöser. 12. gänzlich umgearbeitete Auflage. Älit l.i2 Text- illustrationen. Verlag von Carl Winiker. Brunn' 1890. — Preis 1 fl. 30 kr. Pisko's Physik ist ein gutes, in Oesterreich mit Recht alt- bewährtes Schulbuch. Auch dem sich autodidactisch mit Physik beschäftigenden Laien, der kürze und bündige Lehrbücher ]iopulär geschriebenen Werken vorzieht, ist das Buch zu empfehlen, da es ihm gute Dienste zu leisten im Staude ist. Hermann Scheffler, Die Hydraulik auf neuen Grundlagen. Verlag von Friedrich Förster. Leipzig 1891. 5 M. Es kann an dieser Stelle auf dieses bedeutsame Buch mir ganz kurz hingewiesen werden, da der Gegenstand der Mehrzahl der Leser zu ferne liegt. Ich bezeichne das Buch als bedeutsam, und es ist dies auch in hohem Masse für den Fachmann, wegen der Kritik, die es an Vorstellungen und Theorien übt. Ich em- pfehle daher das Buch den Fachkreisen, wenn ich auch mit dem Herrn Verfasser weder in Betreff' seiner neuen Grundlagen "Ocli mit der Entwicklung, die er dem Gegenstande giebt, überall und vollständig einverstanden sein kann, auf' welche Punkte an an- I derer Stelle zurfickzukommen sein wird. Gravelius. 50 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. Dr. H. Hovestadt, Lehrbuch, der angewandten Potential- theorie. Bearbeitet nach System Kleyer. Verlag von Julius Maier, Stuttgart 1890. Dieses Werk, das einen Band der Kleyer'schen Encyklopädie der gesammten mathematischen, technischen und exacten Natur- wissenschaften bildet, verdient eine besondere Beachtung, insofern es eine Disciplin behandelt, die in der theoretischen Physik die grösste Rolle spielt. Wer heute, ohne physikalisch geschult zu sein, selbst populär gehaltene Artikel über solche Erscheinungen, bei welchen die Elektricität irgendwie in Frage kommt, liest, wird wiederholt auf Wörter stossen, mit denen er keinen be- stimmten, klaren Begriff verbinden kann. Was vermag ein solcher Leser sich unter Potential, Potentialgefälle, Kraftfeld, Ki-aftströmung, ferner unter Volt, Ampere etc. vorzustellen? Im Grunde genommen, gar nichts, auch wird ihm kein Wörterbuch genügenden Aufschluss geben. Es ist daher für jeden Leser, der sich etwas eingehender mit Fragen aus dem Gebiete der Elek- tricitätslehre beschäftigen will, durchaus erforderlich, mit den einfachsten Sätzen der Potentialtheorie sich vertraut zu machen; er ist sonst nicht im Stande, selbst eine einfache Abhandlung, z. B. über Gewitter- und Hagelbildung, vollständig zu verstehen, wenn darin Ausdrücke wie Potentialgefälle, Kraftfeld etc. vor- kommen, was heute fast unvermeidlich ist, wenn man sich in wissenschaftlich scharf bestimmtem Sinne ausdrücken will. Allen denjenigen, die, ohne besondere mathematische und physikalische Vorbildung zu besitzen, doch in das Wesen der Potentialtheorie eindringen möchten, darf obiges Werk bestens empfohlen werden. Es ist besonders zum Selbststudium geeignet, indem sein Verfasser sich die grösste Mühe gegeben hat, in klarer und leicht verständlicher Weise den Leser Schritt für Schritt zu dem Begriff des Potentials und der weiteren damit zusammenhängenden Begriffe zu führen, wobei er es nicht ver- säumt hat, durch zahlreiche, sehr einfache Beispiele dieselben möglichst zu erläutern. Auf diese Weise ist es gelungen, das Verständniss dieser zum Theil etwas schwierigen Begriffe sehr zu erleichtern und zu fördern. Bios an einer Stelle, wo es sich um die Definition der elektrostatischen und elektromagnetischen Einheit des Potentials handelt, hat sich der Verfasser nicht hin- reichend klar ausgedrückt, so dass besonders der Anfänger auf eine Scinvierigkcit stösst. Wenn nämlich in der Antwort auf Frage 69 gesagt wird, dass, wenn das Potential eines Ortes im elektrischen Felde in elektrostatischem Maasse gleich 1 ist, es im elektromagnetischen Maasse gleich 3.10'" ist, weil 1 elektro- magnetisciie Einheit der Elektricitätsmenge gleich 3.10'" elektro- statischen Einheiten ist, und dann in der Antwort auf Frage 71 gesagt wird, dass gemäss der Antwort auf Frage 69 eine elektro- statische Einheit des Potentials gleich 3.10'° elektromagnetischen Einheiten ist, so wird der Anfänger stutzig werden. Hier hätten einige weitere Erläuterungen über das elektrostatische und elektromagnetische Maasssystem oder die zwei Systeme von Ein- heiten, die in der Potentialtheorie gebräuchlich sind, gegeben, speziell die Beziehung zwischen dem numerischen Ausdruck einer Grösse und der Einheit (Dimension und Verwandter) hervor- gehoben werden müssen. Nebenbei sei noch bemerkt, dass die Antwort auf das Beispiel 23 unrichtig ist; doch wird der auf- merk.same Leser die richtige Lösung selbst finden. Am Ende des Werkes finden sich 2 Anhänge, A und B. Im ersteren sind sänimtliche früher aufgestellte Formeln übersichtlich zusammen- gestellt, im zweiten sind einige wichtige Lehrsätze der Potential- theorie mit Hilfe der Differential- und Integialrechnung, deren Anwendung in dem eigentlichen Werke ganz vermieden wurde, bewiesen. Das Buch ist in erster Linie zum Selbststudium be- stimmt, würde aber auch an Lehranstalten, wo die Anfangs- gründe der so wichtigen Potentialtheorie vorgetragen werden, mit Vortheil zu verwenden sein. Selbst Studirende an Hoch- schulen würden sehr wohl daran thun, dasselbe zur Einleitung in das Studium dieser Theorie zu benutzen, um sich das Ein- dringen in dieselbe zu erleichtern. Ebenso ist es zum Nach- schlagen für Fachleute geeignet, da man sich sehr leicht darin orientirt. Die Ausstattung ist gut, der Druck gross und deutlich. Dr. P. A. Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums. Bd. VI Nr. 3 u. 4. Red. v. Dr. Franz von Hauer. (Verlag von Alfred Holder. Wien 1891.) — Das umfangreiche Heft bringt Abhand- lungen zoologischen Inhalts von Dr. Franz Ste indaehner, Franz Friedrich Kohl, Dr. Daniel Rosa, Anton Hand- lirsch und A. F. Ragenhofer, botanischen Inhalts von Dr Günther Beck von Mannagetta u. Dr. A. Z ahlbruck ner , geologischen Inhalts von Dr. Franz E. Suess, und endlich palaeozoologischen Inhalts von Dr. Jaroslav Jahn. Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schles- wig-HoUtein. Bd. Vlll. 2. Heft, und Bd. IX. I.Heft. In Com- mission bei Ernst Honiann. Kiel 1891. Preis ä 4 Mk. — Das vorliegende Heft 2 des Bd. VIII bringt im Wesentlichen 5 grössere Aufsätze, nämlich '. 0. Zeise, Beitrag zur Geologie der friesi- schen Inseln (mit 1 Profil des Rothen Kliffes auf Sylt), 2. Th. Rein hold. Die Cyanophyceen (Blautange) der Kieler Föhrde, 3. L. Weber, Eine neue Montirung des Milchglasplatten- photometers (mit 16 Abbildungen), 4. K. Brandt, Häckel's An- sichten über die Plankton-Expedition, ein Aufsatz, auf dessen Inhalt die „Naturw. Wochenschr." in Bd. VI Bezug genommen hat, und W. Wüstnei, Beiträge zur Insectenfauna Schleswig- Holsteins (4. u. 5. Stück). Heft 1 Band IX enthält an wissenschaftlichen Arbeiten: 1. G. Lüdeling, Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel, 2. P. Knuth, Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 3. Th. Reinhold, Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. Uns geht ein reich illustrirter Samen- und Pfianzen-CatEilo^ der Firma F. C. He ine mann in Erfurt, der Gärtnerei-Stadt, zu und ein anderer von Friedrich Spittel ebendaselbst. Der Garten-Besitzer findet in denselben reiche Auswahl. Bumm, E., über die Entwickelung der menschlichen Placenta. (Sonderdruck). Würzburg. 40 M. Claus, C, die Halocypriden des atlantischen Oceans und Mittel- meeres. Wien. 50 M. Cohen, E. und W. Deecke. über Geschiebe aus Neu-Vorpommern und Rügen. (Sonderdruck). Berlin. 2,40 M. Cranz, H., Lehrbuch der analytischen Geometrie der Ebene. 1. Tl.: Analytische Geometrie des Punktes und der Geraden. Stuttgart. 6 M. Delabarre, E. B„ über Bewegungsempfindungen. Leipzig. 3 M. Billmann, E., eine neue Darstellung der Leibnizi.^chen Monaden- li'lire auf Grund der Quellen. Leipzig. 10 M. Drbal, M., Lehrbuch der empirischen Psychologie. Wien. 5 M. Du Bois-Reymond, C, Ueber die Grenzen der Naturkenntniss. 7. .Aiitl. Die .sieben Welträthsel. 3. Aufl. Leipzig. 2 M. Feldegg, F. Ritter v., Grundlegung einer Kosmobiologie. Wien. 3 M. Fischer, F. und H. Krause, Leitfaden der Chemie und Minera- logie. Uaniiover. 3 M. Fischer-Benzon, R. v., die Moore der Provinz Schleswig-Holstein. (Sonderdruck). Hamburg. 4,.50 M. Friderich, C. G., Naturgeschichte der deutschen Vögel einschl. der sämmtlichen Vogelarten Mittel-Europas. Stuttgart 25 M. Gef, W., die Wellen der Schwerkraft und ihre Wirkungen auf die Wellen der Elektrizität, des Lichts und auf die Körper. Heidelberg. 1 M. Briefkasten. Herr stud. D. — Sie können sehr wohl die rein gelehrte Carriere einschlagen, ohne sich habilitiren zu müssen, indem Sie den von Ihnen angedeuteten Weg zu verfolgen suchen. Sie würden sich nach vollendetem Studium bemühen müssen, an einem Institut zunächst eine Assistentenstelle zu erhalten. Falls Sie nach Berlin kommen, sind wir gern bereit, Ihnen mündlich nähere Auskunft zu ertheilen. Inhalt: Prof. Dr. L. Weinek: Bericht über die Thätigkeit der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1891. — Dr. P'rnst Schaff: Notoryctes typhlops Stirling, ein interessantes neues Beutelthier aus Australien. — Wilhelm Krebs: Internationaler Congress der geographischen Wissenschaften zu Bern, 10. bis 14. August 1891. — Unsere Erkenntniss der Geschlechtlichkeit der Pflanzen. - Klimatische Factoren des Weltwirthschaft. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. - Litteratur: Arnould Lncard: La peche et les poissons des eaux douces. — William Marshall: Leben und Treiben der Ameisen. — Brehm's Thierleben. Allge- meine Kunde des Thierreichs. — G. Bley er-Heyden: Schlangenfauna Deutschlands. — Dr. O. Lehmann: Die Krystall- analyse oder die chemische Analyse durch Beobachtung der Krj-stallbildung mit Hülfe des Mikroskops. — Pisko's Grund- lehren der Physik. — Hermann Scheffler: Die Hydraulik auf neuen Grundlagen. — Dr. H. Hovestadt: Lehrbuch der angewandten Potentialtheorie. — Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums. — Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein. — Samen- und Pflanzen-Cataloge. — Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernsrein in Berlin - Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G Rrni.-teiu, Bcrfoncn, »eldje an Äranfljeiten ber iHefpimKons^Crgane leiben, nl'i ^ jlrcdnuiBige-J, biiitetifd)e'3 SJüttel cnipfof)len werben fann. ♦ Dr. (Srn^cr, ©et). iSanitötäratI) in SöveSlau. *Pofen, 30. September 189 1. Saä >t)ir!fomftc unb 3Ufltei(5 angene()mfte ©tärtnngämittel, fcif'Ijer an mir felbft unb Sinbercn erprobt habe, ift 36i-' uur,iüglid)e'3 ♦ ♦ ♦ irelcfteä id) J ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦»♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ 3)(alsertxaft--G«efunbl)eit'3bier, I>r. aiMlltCVJotllc, pratt. Slrjt. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich 3"^ W<:i<: 0« So"' Vorzüglich Vorzüglich 3u baben in ten mciftcn Slüetbetcn unfc Jiroaerien. jut 9tcinl).rltuno unb Scbeduna roiiiibcr inM- iteßen unb Söunben. jur (ärbaltuns einer guten tiiiut, bcfonberä bei ffeincn Sinbcrn. Hempels Klassiker -Ausgaben. Ausführliciie Specialverzeichaisse. gratis und franco. Ferd. Iliimnili'rs Verlagsbucliliandliing. »»»»»»»»»»»»»ig»»»»»» iiiiistniirt von J. K. Voss. Metall -Spiral-Hygrometer (bereits isooü Stück geliefert) empfiehlt als Spezialität .Vleeliaiiiker. -I. R. Vossss. .Mecliauilier. BERLIN NO., Pallisaden-Strasse 20. " goldene unri silberne Medaillen. — Ciesctiäftsgründuug 1874 t-.By.T.tew.wtWA' In Ferd. Dümmlers Terlagsbnchhaud* luDB in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. (■esHiiimelte .-Miliauiiluiifreu Wilhelm Foerster, Crof. u. Uirector der Kgl. Sternwarte zu Berlin. Preis 7 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Grammophon -<*■ Sprech-Apparat. «8«- Von der gesammten Presse und sämmtlichen fach- wissenschaftliclien Autoritäten aucrkanni , dass der verbesserte Edison'schc Phon"graphdurcli das d-amniophoii bei Weitem über- troffen wird. Durch seineu billigen Preis M. 4.5 ist der Apparat Jedermann zugänglich. Das (»rauimoplion giebt Coucert-, Musikstücke, (iesaug, Solo u. Recitation etc. durch Auflegen von Schall-Platten auf natürliche Weise wiedi-r. Hugo Hennig, Berlin SW., 12, Ferd. Dümmlers Vei lag!«biichhandliiiig in Berlin SW. 12. Reisebriefe aus Mexiko, j Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Lichlrtriick-Tafeln und 10 in den Text gedrucliteu Abbildungen. ■ gr. 8". sreli. Preis 6 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. jy*j;*.>'.»ja;^jijuj.M'.AaLijjjaaj^a.tjj.*jjj^t.iuau;^;*ja;MajaQjaa'jaaaja.^Mujjyja^jj;^;rjja;iQ;«i^j^ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant, des französischen Staates n. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen. dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sanimlnngen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können; Devon der Eitel, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera. Becken u. s. w. u. s, w. Corallien von Nauheim, Überhaupt Local - Suiten Lias aus Würtemberg, und deutsche Mineralien. Wegen der Bedinfriiiigcii liittn zu si-iirrilicn an Alexander Stuer 40 Rue de» Mathiiriiis in Pari.s. '.^.I^J.>;^.Kt.».l.t.tj;Kk.l.l.*.J.;Kl.».KI.t.».».V.iJ.l.»JJ>J. — i jjsijj^j.j.jj'.j:;r.^j^j>jjjj-jj-js«,ka.jjjjjjjjjj.ij Patentbureau Besorgt u. verwert. 0_^l Patente all. Länder OaCK (Gebrauchs -Muster Marken - Centrale Seit 1878 empfohl. Inform. gratis Leipzig I*atentan-walt Ulr. R. Maepz, Berlin, Leipzif;erstr. 67. Sauerstoff' :in Stahlc^v^linclei'n.i Dr. Th. Elkan, 1 Berlin N., Tej,^eler Str. 15.i ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Specialfabrik für ünterzeuge & Strümpfe. Reitunterbeinkleider nach Maass. Extrastarken Tricot für Jagd & Reise. Franx Seldte fitriini|il'waaren-Fabriii, lUrlin W , Leipzigerstr. 24. I. Auf Wunsch .Mustersendung. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ electro - medicinischer Apparate BERLIN SO.. Michaelkirehstr. 41 empfiehlt stationaire Apparate für Constanten untl ludnctions- Stroni. transportable Batterien für Constanten Strom, trans- portable Indnctions - Api>arate, Instrumente und Tauclibatterien für (lalvanokaustik , Sclilitten- Inductorieu für physiologische Zwecke nach Professor du Bois- Reyinond, Elektroden, Elemente. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. i In nnsfi-ciii Vcrliifio erscliirii .snclicii und ist durch jrde [a Biichhandhuig zu beziehen: r I Das Rätsel des Hypnotismus i und seine Lösung. Von Dr. Karl Friedr. Jordan. sl Zirrite^ unuieurlirili'ti' und sfurk vrniirhric Aiifkif/r di'r Schrift „Das Itiitsr! des Hypnotisitius". 84 Seiten gr. 8°. Prei.s 1,20 Mark. Ferd. Dttmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin ■ W. 12. IgölIäclSölIäS^^^'^r^^^^^^^^'^'^'^"^^^'^'^^^^^^^^^^"^^^^^^^^^^ erst In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin ist liionen: Indonesien die Inseln des malayischen A rc Iiipel A. Basti.iii. IV, Lieferung: Borneo und Celebes. Mit 3 Tafeln. | gr. 8". geh. 7 Mark. I. II. in. Früher erschienen von diesem Werke Lief.: Die molukken MitSTaf Lief : Timor und umliegende Inseln. 2 Lief: Sumatra und Nachbarschaft. 3ei uns gr.8». - 8«. - 8". geh. 5 M. - 6 - - 7 - (iesuclit: Bischoff', „botan. Ter- uiinol." kl. Ausg Postkarte er- beten an S. S. Ludwigsfelde. In J'er«!. IHImmler» Verlags- liurhhaiicIlunK in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Inselcten von H. J. Kolbp. Kustos am Königl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. Jiiiilliliiiliiiiiliiliiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiii'ixii!; I Zu Schülerprämien [ I vorzüglich geeignet = i ist das Buch: | I Deutsch -Afrika I i und seine 1 paciarn im schwärzen ErMj = Eine Rundreise i i in abgerundelen Naturscbilde- | I rungen, Sittenscenen und ethno- i 5 graphi.schen Charakterbildern. § r Nach den = z neuesten und besten Quellen für i r Freunde d. geographischen Wissen- = z Schaft u. der KolonialbestrebunKen, E = sowie für den höheren Unterricht = i von I 1 Dr. lohannes Baumgarten, | E (iymnasial-Oberlehri'r. = = 2. vermehrte Ausgabe. Mit einer E E Kartenskizze von DeiUsch- Afrika. E E 5 Mark, geb. 6 Mark. E I Ford. Diimmiers Yeriagsbuchliandlung | I in Berlin SW. 12. 1 ^innMiiniininniiiiiiiiiiniiMniNiiiiiiiiiiiiiiiiinr Ein Seitenstfick zn Brelinis Tierlelieii. Seelen ers.-liien der II. (Sildnn-') Unnd voii. pfLANZENLEftEN ■ von Prof. Dt. A. Kerriei' u. Marilauri. Pas Hauptwerk des herühniten Pflnnzcnhinlnffen! fifinzencl geschrieben, ausgezeichnet dun-li h"lien Innern Gehalt und geschmückt mit nahezu 1000 originalen Abbildungen im Text nnd 40 Chromntafeln von wissenschaftlicher Treue und künst- lerischer Vollendung, bildet es eine prächtige Gabe für alle Freunde der Pflanzenwelt, ein Hausbuch edelster Art. das in der populärwissenschaftlichen Litteratur ohnegleichen dasteht Preis in 2 Halbl'ranzbSnden gebnnden 32 Mark. Prospekte gratis durcti alle Buchhandlungen. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung erscheineu: Mitteilungen Berlin SW. 12 Vereinigung von Freiiuileu der Astrouoinie iiiiil kosniisclieii Pöysit Redigirt von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährlicli 10—12 Hefte gr. 8". Preis pro Jahrgang 6 M. Man abonnirt hei allen Buchliamllungen und Postanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erbalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Schwahn, Berlin SW., (Srossbeerenstr. 68 zu richten Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von l'rof. Dr. }\. Lazarus. geb. Preis :i JC; geb. Preis 4 .M- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Ferd. Dümmlers Verlag.sbuchhandlung in Berlin SW. 12. Soeben erschien: Vicrslellise Logarithmentafeln. Zusamraeugestellt von Harry Ciiravoliniii, Astronom. 24 Seiten. Tascbeuforinat. Preis geheftet .50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- uiul Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. 866 S. gr. 8°. Preis j Mark. .iiilillllllliuiuiuiMlllJHlllliHmiiwiiiiMiiiiiiinuiuiiiiiiuiiniiiiiiiiiiimiiiimiliiii;illiilillilll)iitiiltiiiii|iiiiiii[iitiiitiiiiiiHii;iiniiiiiHiiiiiMi^ ^ In Ferd Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin ist erschienen: Handbuch der ♦ ♦ ♦ I |speciellen internen Therapie X für Aerzte und Studirende. ♦ Von Dr. Max Salomon. X Zweite vermehrte uud verbesserte Auflage. ♦ 8'^. geh. 8 Mark, geb. 9 Mark. J Diese Arbeit giebt Anleitung zu einer rationellen, X wissenschaftlichen Therapie und erschliesst die reichen \ Mittel der materia media. — Eine italienische Uebersetzung ♦ dieses praktischen Handbuches ist bereits erschienen. — i ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦< Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. ,1^ Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Espedition. Der Vierteljahrspreis ist Jt 3.— Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. l JL Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Ji. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Deutsch - Südwest - Afrika. Porscliungsreinen von Dr. Hans Sc hin z. Aus der Fülle der Afrika-Literatur, die heute den Büchermarkt überschwemmt, hebt sich nur selten ein Werk hervor, das frei von jeder Voreingenommenheit und ohne Rücksicht auf den nach aufregenden Aben- teuern lüsternen Leserkreis, eine Schilderung von Land und Leuten giebt, welche den Ein- druck der unge- schminkten Wahr- heit macht. Eine solche vereinzelte Erscheinung ist das Schinz'sche Buch*), und deshalb mag es gerechtfertigt sein, an dieser Stelle von dem Inhalt des- selben einen Ueber- bliek zu geben. — Ende der Hälfte des 1884 erging Verfasser die Auftbrdcrung, sich als Botaniker einer von Lüderitz ausge- rüsteten Forschungs- expedition anzu- scbliessen. Der Entschluss 14 Tage später schon Herren der Ex])edition, Director de Jongh und G Bergleuten an Kap zudanipfend. Nach einem enthalt in der Kapstadt wurde in das vorläufige Ziel, Angra Pequena, Pohle , Dr. Schenk, Bord des Trojan, dein 4 wöchentlichen Auf- 4 tägiger Segelfahrt Gegen ersten Jahres an den Fig. I. Angra Pequena mit den Falitoreigebäulichkeiten und einigen Hottentottenhütten, war schnell befand er sich mit gefasst und den anderen *) Deutsch-Südwest-Afrika, Forschungsreise baelitet worden ist. Die colorirten Al)bil- dungen dieses Pilzes in Schmidcrs .Jeones planturum 1762 stimmen mit den von mir gesammelten Exem|)laren genau überein, so dass jeder Zweifel über die Richtigkeit der Bestinnnung gehoben ist, was auch durcli eine briefliche Mittlicilung des Herrn Prof. Dr. Bail bestätigt wird. Ob die Bulgaria globosa Fr. noch wie zu Schmidcl's Zeit bei Erlangen vorkommt, ist kaum anzunclnnen, was aus einem Briefe, welchen der verstorl)ene Professor von Siebold unterm 4. Mai 1875 aus Münclien an mich richtete, hervorgeht. Derselb schrieb mir: „Ihre Notiz über den neuen Fundort der Bulgaria globosa Fr. ist gewiss für die Herren Mykologen eine sehr interessante Nachricht, da sich der Pilz nirgends mein- fand, seitdem derselbe 1755 zuerst bei Erlangen entdeckt wurde. Ein hiesiger tüchtiger Sammler und Kenner der Pilze Dr. Kranz sagte mir, dass er die Bulgaria globosa noch nie gefunden habe. Derselbe beschäftigt sich jetzt damit, die Pilze mit gewissen Stoffen zu tränken und so zu conserviren. Er hat es mit seinen Versuchen l)ereits so weit gebracht, dass er sch(m äusserst vergängliche Pilzarten durch seine Conservirungsmethode sehr gut erlialten vorzeigen konnte." Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterlassen, auf die Conservirungsmethode des Herrn Gymnasiallehrer Kaufmann in Elbing aufmerksam zu machen, dessen vor- züglich präparirten Pilze der Elbinger Umgegend in der Versammlung des preussischen botanischen Vereins am 6. October d. .T. in Königsberg zur Ansicht vorlagen und grossen Beifall fanden. Ich bewahre die Bulgaria globosa in Weingeist auf, worin sie sieh gut hält. Indem ich vorstehende botanische Notiz der Oeffentlichkeit übergebe, erlaube ich mir schliesslich noch an die Herren Botaniker die Bitte zu richten, über noch andere Fundorte des seltenen Pilzes in diesem Blatte berichten zu wollen. Fr. Seydler. Der baltische Hölieiirücken in Hiiiterponimeru und Westpreiissen betitelt sich ein im Jahrb. d. k. ))reuss. geolog. Laudesanst. für 1889 (Berlin 1890. 149—214. 1 Taf.) veröffentlichter Aufsatz von K. Keil- hack. An der Hand einer geologischen üebersichtskarte der Gegend zwischen Colberg und Danzig wird inis in dieser Arbeit eine eingehende Schilderung der aus dem geologischen Autbau sich ergebenden Landschaftsformen geboten. Der Verf. unterscheidet 5 auf einander folgende Zonen: 1. das Gebiet der Stranddüuen, Hatt'seen und Moore; 2. das flache, vorwiegend aus Oberem Geschiebe- mergel gebildete Küstengebiet; 3. das in Folge starker Erosion grösstentheiis Ablagerungen des Unteren Diluviums zeigende hügelige Vorstufeuland: 4. die den eigentlichen Kamm bildende Moränenlandsehaft mit den Endmoränen- zügen; 5. das Gebiet der ausgedehnten Sandebenen, welche mitdenisländischen „Sandr" zu vergleichen sind. Diegrossen Niveauunterschiede innerhalb der Grundmoränenlandschaft erklärt der Verf. durch die zusammenschiebende Wirkung des Eisrandes bei mehrfachen Oscillationen desselben während er für die Bildung der als Geschiebepackung und Geschicbebeschüttung auftretenden Endmoränen- kämme annimmt, dass der Eisrand beim Rückzuge der zweiten Vereisung hier in Folge der grösseren Höhenlage des baltischen Höhenrückens und der dadurch bedingten Teniperaturerniedrigung eine längere Zeit hindurch stationär wurde. Die Leetüre des sehr interessanten und lehrreichen Aufsatzes kann allen, die sieb für die Ent- stellungsgeschichte des norddeutschen Flachlandes intcr- essiren, warm empfohlen werden. F. Wahnsehaffe. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Am '2ri. .J:iimai- lüit der bekannte? ArabienreisenJe Dr. Eduard Glaser Prag verlassen, um eine neue Forschungsreise nach Arabien anzutreten. Er bcgiebt sich zunächst nach Konstantinopel und von da nach Yenien. Am 23. Januar starb zu Greifswald der Professor der Geologie und Miner.alotrie an dortiger Universität, Dr. Scholz. Den M i t g 1 i e d in- n d e r G o s e 1 1 s c Ii a f t D e u t s c h e r N a t u r - for.scher und Aerzte ist vom Vorstande das folgende Circular zugegangen. indem wir Ihnen anbei ein K.\eniplar der von der General- versammlung in Halle a/S. beschlossenen und von dem K. Amts- gerichte zu Leipzig bestätigten Statuten der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte übersenden, machen wir Sie hierdundi noch besonders darauf aufmerksam, dass nach g 19 der St.ituten das Rechnungsjalir der Gesellschaft vom 1. Januar bis ül. Dezember läuft, und dass nach § 1 der angehängten Geschäftsordnung die Zahlung der Jahresbeiträge [5 Mark, mit dem Recht auf un- entgeltlichen Bezug der von dem Vorstand herauszugebenden „Allgemeinen Gosellschaftsberichte" oder U Mark (.5 u. 6 Mk.), mit dem Anrecht auf Bezug auch der „Verhandlungen" der Jahres- versammlungen. (Alle Zahlungen erfordern ein Postbestellgeld von 5 Pf.)] vor dem I.Februar dieses Jahres an den Schatzmeister der Gesellschaft zu geschehen hat. Wir ersuchen darum die ge- ehrten Mitglieder, noch vor dem 1. Februar d. J. die Jahresbei- träge mittelst beiliegender Postanweisung an den Herrn Schatz- meister einzusenden, wogegen ihnen die, zugleich als Quittung für geleistete Zahlung und als Legitimation während der Ver- sammlung in Nürnl)erg dienenden, Mitgliedskarten für 1892 zu- geben werden. Die im Mai vorigen Jahres gelösten Mitgliedskarten, welche zur Legitimation in Halle gedient haben, haben, infolge der ge- schehenen Statutenänderung, also am 31. December 1891 ihre Gültigkeit verloren. Dieses Erlöschen der Gültigkeit der vor- jährigen Mitgliedskarten geschieht aber ohne Verlust der durch dieselben erworbenen Rechte. Die Inhaber behalten das Recht auf den Bezug der „Verhandlungen 1891", und es werden Ihnen dieselben sofort nach Vollendung sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 J, extra. JL bei allen Annoncenbureaux. wie bei der Expedition. Abdruck isit nnr mit vollständiger Qaellenangabe gestattet. Die Zugehörigkeit der fossilen provisorischen Gattung Knorria. Von H. Potoni(5. Auf seiner in benen Reise nach der „Naturw. Woclienschr." beschrie- Spitzbergen hat Herr Bergreferendar gutes Exemplar der 1, mitgebracht (der will ich mit Benutzung L. Cremer vom Bären -Eiland ein Knorria inibricata Sternberg, Fi^ genauere Fundort ist Engelska elfven), welches mir ein näheres Eingehen auf die Frage nach der Zugehörigkeit der palaeozoischen Sammelgattung Knorria aufgedrängt hat. Eine vorzügliche, klare und kurze Zusammenstellung unserer diesbezüglichen Keutnisse bis 1887 hat Graf zu S o 1 m s - L a u b a c li * ) gegeben . Um auch weiteren Kreisen im Folgenden verständlich zu werden der Solins-Laubaclrschen Auseinandersetzung den wärtigen Stand der Frage erörtern, nachdem ich zunächst in ganz elementarer Weise skizzirt haben werde, was die Knorria-Petrefracteu sind, um dann zum Schluss eine die angedeutete Frage nach der Zugeliörigkcit der Knorrien, oder vorsichtiger ausgedrückt, gewisser Knorrien klärende kleine Mittheilung zu machen. Die Knorrien, deren Aussehen unsere den von Cremer Rest in verkleinertem Massstabe (V2 der nat. Gr.) darstellende Figur 1 gut veranschaulicht, werden also im Palaeozoicum gefunden; sie sind im Devon zer- streut, im Culm sehr häufig und im Carbon seltener. Es sind Steinkernc von Stengelorganen, deren Oberfiäche je- doch nicht die ursprüngliche Oberfläche der lebenden Pflanze, sondern die Skulptur einer der Oberfläche parallel liegenden inneren, noch zur Rinde gehörigen Fläche der mitgebrachten Stengel- resp.Stamm-Theile wiedergiebt. Nur in verhältniss massig seltenen Fällen ist bei den Knorrien der Aussen- theil der Rinde und zwar in Form eines steinkohligeu, dickeren oder dünneren Ueberzuges erhalten, dessen Aussensculptur darüber Auskunft geben müsste, zu welcher bekannteren fossilen Gattung oder zu welchen Gattungen die Knorrien gehören: gründet sich doch die systematische •) Einleitung in die Palaeophytologie vom botanisehen Stand- punkt aus. Verhig von Arthur Feli.x. Leipzig, 1887, S. 205—280. Schräg- Gruppirung der palaeozoischen Stengel- und Stammrestc auf die Gestaltung der äussersten (epidermalen) Oberfläche dieser Reste. In wie weit wir nun bis jetzt in der Lage sind, die „Gattung" Knorria auf eine oder mehrere der in letzt angedeuteter Weise, also besser begründeten Gattungen zurückzuführen, anders ausgedrückt, Knorria als zugehörig zu einer oder zu mehreren von diesen Gat- tungen anzuerkennen, soll nunmehr erläutert werden. Die Oberfläche der Knorria-Reste ist mit in Zeilen stehenden Wülsten (Höckern) besetzt, welche nach abwärts mehr oder weniger weit herablaufen und oben in eine kegelförmige, oft abgebrochene Spitze enden, die sich durch eine scharfe Furche von der Hauptaxe der Reste, von dem stammförmigen Haupttheil derselben ab- scheiden kann, in anderen Fällen aber dicht aufliegt und dann auch nicht so leicht in Gefahr konmit abzu- brechen. Auf dem Scheitel der kegelförmigen Wulstspitze ist bei guter Erhaltung ein Eindruck von wechselnder Vertiefung zu sehen. Unsere Figuren 1 u. 2 zeigen die angegebenen Eigenthümliehkeiten der Knorrien ganz vor- züglich. Je nach der dichteren oder engeren Stellung, der Grösse und Gestalt der Knorria -Wülste sind viele Arten unterschieden worden, die aber durch Zwischenformen verbunden sind und daher in Einzelfällen kaum oder nicht unterscheidbar sind. Von den Haupttypen nenne ich nur: 1. Knorria Selloi Sternberg. Wülste entfernt von einander stehend, der nach oben gerichtete kegelförmige Theil meist abgebrochen, daher die Wülste abgestutzt. 2. Knorria imbricata Stcrnb. Wülste dicht ge- drängt, dachziegelig stehend. Vergl. unsere Figur 1. 3. Knorria acicularis Göppert. Wülste kleiner und schmaler als bei den Arten 1. u. 2., von einander entfernt stehend, spitziger zulaufend. Vergl. unsere Figur 2. Nach Sohns -Laubach und anderen Autoren steht es fest, dass die Knorrien „einen subepidermaleu Erhaltuugs- 62 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 7. zustand von lepidendroidcn Gewächsen" darstellen. Denn häufig sind die Knorrien ganz lepidophytisch gegabelt und dann hat auch Göppert gezeigt und Solms-Laubach be- stätigt, dass tj'pische Kuorrien in der That die Steinkerne von Lepidodendren sein können, indem ein von Göppert be- schriebenes und von Solms-Laubach gesehenes Exemplar von Knorria vom Typus der K. inibricata eine kohlige Rinde mit Lepidodendren - Polstern besitzt. Ausserdem mache ich auf ein von d'Eich- wtJ'' wald*) als Knorria cancel- wliM lata beschriebenes einmal gegabeltes Stück mit ganz typyscher Knorria- Über- fläche aufmerksam, dessen Aussenrinde, welche Si- gillaria-Narbcn trägt, an einer Stelle und zwar eben- falls kohlig noch erhalten ist. die Sammengehörigkeit Sicher gestellt wurde Thatsache der Zu- 1 11 m ) \ ,\i Ä enier tipischen Knorria und einer Lepidondree neuer- dings auch durch B. Re- nault**), der ein schönes Gabelzvveig - Stück mit noch anhaftender kohliger Aussen-Rinde abbildet, deren Oberfläche fast genau quadratische lepi- dendroide Blattpolster trägt, während der Stein- kern unter der Aussen- Rinde an der einen Stelle Knorrien- Oberfläche vom Typus der Knorria Selloi aufweist. Sind nun auch t die Blattnarben auf den I Polstern bei den in Rede j j stehenden Knorria -Exem- | plaren Göppert's und Re- , nault's garnicht oder nicht in genügender Deutlich- keit erhalten, so lässt sich W f doch also so viel mit Sicherheit sagen , dass Knorrien vom Typus der Knorria Selloi und K. imbricata in der That subepidermale Steinkerne \ \ s^, lepidendroider Gewächse aus der nächsten Ver- wandschaft von Lepido- dendren resp. von Lepido- dendren selbst sein können. Der Steinkern des erwähnten Eichwald'sclien Exem- plares bildet mehr ein Zwischenglied von Knorria imbricata zu K. acicularis. Betrachten wir speciell das Cremer'sche Exemplar Fig. 1, so sehen wir zu unterst an demselben die Knorrien- Wülste in typischer Ausbildung auftreten, zwar wegen der dichten Stellung als Knorria imbrieata-Wülste zu l)e- zeichnen, aber doch etwas zu der Kn. Selloi hinneigend ; darüber ist im Ganzen eine ganz typische Knorria imbricata- *) Lethaea rossica oii paleontologie de la Russie I 1, Stutt- gart Text 1860, S. 1.52, Atlas 1855 Taf. IX f. 5. **) Etudes sur le terrain houiller de Commentry IL Flore fossile n. Saint-Etienne 1890. S. 520-522, Taf. LS f. 1. Oberfläche wahrnehmbar und nach oben hin und oben sehen wir die Wülste schmäler und spitz werden, sich dadurch entschieden der Knorria acicularis nähernd. Die für Knorrien charakteristische Einsenkung am Gipfel der Wülste ist an mehreren Stellen deutlich wahrnehmbar. Hier und da sind die Wülste deutlich mehr länglich- rhombisch, nicht nur nach oben sondern auch nach unten verschmälert. Diese Wülste erinnern nun an einen anderen Typus : Aspidiaria, auch eine ])rovisorische Gattung, welche als sub- epidermaler Erhaltungs- zustand von Lepidoden- dren -Arten längst be- kannt ist. Auch bei den Aspidiaricn handelt es sich nicht um die Holz- oberfläche unter der Rinde, sondern wie bei Knorria um eine zwischen der Holz- und Epidermis-Ober- fläche gelegene Fläche der in mehrere Lagen anato- misch unterschiedenen Ge- sammtrinde. Je nach der Entfernung einer Ober- fläche eines Lcpidoden- dron-Stammrestes von der Epidermis wird uns eine Sculptur des Typus Knorria, oder Aspidiaria oder auch eines anderen Bergeria, Typen, z. B. (vergl. in dieser vorliegen Beziehung die schon ci- tirte Renault'sche Figur); aber die subepidermalen Erhaltungszustände sind auch verschieacn je nach der Stellung an den Resten. Das Cremer'sche Exemplar ist in letzterer Hinsicht in- structiv, da die ganze Oberfläche desselben wohl dieselbe subepider- male Fläche vorstellt. 0. Heer, der Bear- beiter der fossilen Flora der Bäreninsel, hat nun in seiner Arbeit*) eben- falls Knorrien bekannt gegeben, die insofern be- merkenswerth siud , als dem einen Exemplar**) ebenfalls noch die kohlige Aussenrinde, die auch noch ihre Aussenstructur zeigt, an- haftet. Ich vermag aber über die Heer'sehe Veröffentlichung nichtanders zu urtheilen als Solms-Laubach,***) der zur Klar- stellung der Heer'schen Angaben und Figur eine erneute Untersuchung des Originals für unerlässlich hält. Die in Rede stehende Abbildung Heer's stellt ein Bruchstück eines mit spitz endenden, etwas entfernt von einander stehenden Knorrienwülsten bedeckten Restes dar, dessen stellenweis als Kohlenbelag erhaltene Aussenrinde fein *) Fossile Flora der Biirenlusel. Kongl. Svonska vetenskaps- Akademiens liandlingar. B. 9 No. 5. Stockholm 1871. **) 1. c. Taf. X f. 4. ***) Einl. i. d. Palaeophytologie S. 207—208. Nr. 7. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 63 längs-gestreift ist und in weiten Abständen von einander kleine, krci.sförniige, winzige Biattnarben mit je einem centralen jjunktförmigen Blattspurrest trägt. „Dem Text zufolge — sagt Solms - Laubach — sollen diese Närbchen in regelmässigen schiefen Reihen stehen, ein jedes scheint der Spitze der unterliegenden Warze zu entsprechen. Wenn das richtig, dann ist die Abbildung falsch, in welcher die regelmässigen Reihen kaum zu entdecken sind, die Narben an manchen Stellen durchaus nicht mit den Spitzen der Knorriapolster coincidireu .... Ergeben sich Heer's Angaben als richtig, dann würde man dazu gedrängt werden, für die Oberfläche der Stämme, aus denen gewisse Kuorrien ent- standen sind, eine ähnliche Beschaffenheit anzunehmen, wie solche bei der Gattung Bothrodendron bekannt ist." Soweit Solms-Laubach. Ich bin nun in der Lage, nachweisen zu können, dass Knorrien, speciell Knorria acicularis nicht nur zu einem Bothrodendron -„ähnlichen" Typus gehören kann, sondern zu Bothrodendron selbst. Unsere von Herrn E. ( )hmann, dem Meister im Zeichnen palaeophytologischer Gegenstände, trefflich abgebildete Fi- gur 2, von welcher Figur 3 eine minimale Partie (aus der Ge- gend B Fig. 2) in | vergrössert bietet, stellt ein aus dem westphälischen Carbon (Zeche Heinrich Gustav bei Werne, Wedekind leg. 1883) stammendes, in der Sammlung der Kgl. i)reuss. geologischen Landesanstalt und Bergakademie befindliches, von dem verstorbenen Herrn Prof. E. Weiss laut der beiliegenden Etiquette richtig als Knorria acicu- laris bestimmtes Stück dar, das sich stellenweise noch mit der kohlig erhaltenen Aussenrinde, bei B in un- serer Figur 2, bekleidet zeigt. Dass diese Aussenrinde noch vorzüglich erhaltene Aussensculptur aufweisst, welche die angeregte strittige Frage mit einem Schlage ent- scheidet, war Herrn Prof Weiss und auch mir, obwohl wir beide gerade dieses Stück wiederholt in Händen ge- habt haben, gänzlich entgangen. Diese mir nun erst jetzt bemerkbar gewordene Aussensculptur ist die von Bothro- dendron minutifolium (Boulay) Zeiller, wie unsere Figur 3 veranschaulicht, sodass unser Stück die Zugehörigkeit ty- pischster Knorria acicularis zu der genannten Lcpidon- dree oder — bei der grossen Aehnlichkeit der Blatt-Narben- form und ihrer Stellung bei Bothrodendron minutifolium mit derjenigen bei den Leiodermarien — wenn man lieber will, Sigillariee definitiv erweist. Unsere guten und gewissenhaften Abbildungen E. Oh- mann's überzeugen jeden von der Richtigkeit dieser That- sache zur Genüge, sodass ich hier, wo ich kurz sein nuiss — und weiter nichts als die Kundgebung dieser Thatsache bezwecke — auf ein weiteres Eingehen auf das auch in anderen Beziehungen interessante Stück verzichten kann. Nur einen Punkt will ich selum .jetzt andeuten, dass näm- lich unser Exemplar von Botiu'odendron minutifolium be- ziehungsweise von Knorria acicularis — wie die Figuren 2 und 3 zeigen — die Beziehung, in welcher die Blatt- narben zu den Knorria -Wülsten stehen, in aller Deutlich- keit klar macht: Die Blattnarben entsprechen durchaus den Spitzen der Knorria-^^'ülste. Die Besprechung und die Al)bildung des interessanten Exemplars der Knorria acicularis resp. des Bothrodendron minutifolium an dieser Stelle ist mir gütigst von dem Direetor der Kgl. preuss. geologischen Landesanstalt und Bergakademie, Herrn Geheim. Ober-Bergrath Dr.W. Hauche- corne , gestattet worden. Ausführlicheres werde ich voraussichtlieh im Jahrbuch der Geologischen Landes- anstalt bringen. Ein Beitrag zur Geschichte des europäischen Hausrindes. Von Prof. Dr. Hugo Werner. (Fortsetzung.) Was nun das Rind des Nordens von Europa anbetrifft, so deuten die alten skandinavischen Sagen*) darauf hin, dass im Beginne der Sagenzeit zwei Rindviehrassen in Schweden verbreitet waren. Die eine, die Bergvölkerrasse, war weiss oder weissscheckig, hornlos und von kleiner Körperform, die andere, die Riesenkuh, schwarz, gehörnt und gross. Erstere Rasse fand sich in Nordschweden, letztere in Süd-Schweden, insbesondere in Schonen. In späteren Sagen tritt noch eine dritte Rasse zur Zeit der gothischen Einwanderung auf, nämlich die gelbe oder rothe gehörnte grosse Rasse, welche die Gothen am meisten schätzten und die gleichzeitig mit ihnen eingewandert zu sein scheint. Woher die Bergvölkerrasse „Fjellras" gekommen ist, lässt sich schwer sagen, vielleicht wurde sie vom Osten her eingeführt, oder ist im Lande ursprünglich entstanden. Jedoch kommt eine Bezeichnung „Finnkor" (Finnenkuh**) vor, welche möglicherweise auf Finnland als ursprüng- liches Heimathland deutet. Der hervorragende Schlag dieser Rasse ist Jemtlands Fjellras. Der Kopf dieser Rasse besitzt den Primigenius-Typus, doch ist, wie bei allen hornlosen Rindern, eine sehr starke Ausbildung des Hinterhauptshöckers, der sich hügelartig erhebt, vorhanden. Zuweilen treten, insbesondere bei männlichen Thicren, *) Hylten-Cavallius „Värend och Virdarne", citirt von Aker- blom, Historiska antp kningar om sveriges nötkreatursafvel, S. 20 u. flg. Göteborg 1891. **) Akerblom, a. a. 0. S. 14. verkümmerte Hörner auf, die des knöchernen Horn- zapfens entbehren und lose in der Haut sitzen. Bei an- deren Schlägen sind theilweis Hörner vorhanden, so ist es namentlich bei den norwegischen Schlägen, die sonst ganz mit der schwedischen Fjellras in Körperform und Eigenschaften übereinstinmien. Die zweite einheimische Rasse kann als Gothen- rasse bezeichnet werden. Diese Rasse konnnt zur Zeit in Smaland und auf der Insel Gotlaud vor uud auf letzterer ist sie noch die herrschende Rasse, während sie unvermischt in Smaland nur noch sehr selten gefunden wird, wo sie noch im Jlittelalter ülier alle Landstriche um den Wettern- und Weenern-See herum verbreitet war. Diese Rasse weicht in ihren Körperformen und Nutzungscigenschaften seiir wesentlich von der Fjellras ab. Der Kopf, welcher lu'cit im Stirntheil, flach in der Stirn, breit in der Nasenpartie und den Ganaschen ist, besitzt nach meiner Untersuchung den Typus des Breit- stirnrindes (Bos taurus frontosus Nilssou.) Ebenso stimmt auch die llaarfärbung mit denen anderer Rassen dieser Abart überein. Die Farbe ist rothgelb, in der Bauch- gegend nicht selten weissfleckig, auch kommen weisse Rücken und Köpfe, helle Augenringe vor und das Floz- maul ist fleischtarben. Die Hörner sind gelb, lang und mehr seitlich gestellt. Der frühere Direetor der Akademie Alnarp, Hj. Nathorst, will den Braehycephalus-Typus an dieser Rasse erkannt haben. Jlöglich ist übrigens das Vorkommen von Kurzkopfrindern in Smaland, weil der 64 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 7. Staat 1850 dorthin brachycephale Voigtländer eingeführt und zu Kreuzungen mit der Snialand-Rasse benutzt hat. Andere Forscher sind der Ansieht, dass diese Rasse der Lougifrons-Abart zuzuzählen sei, wogegen jedoch die ge- waltige Entwickeluug der Stirn, sowie die gesammte Kopfform sprechen. Diese gothische Rasse darf für die Geschichte des Rindes eine ganz besondere Bedeutung beanspruchen, weil sie über die Frage, woher das Fleckvieh der Schweiz stammt, vielleicht, wie wir später sehen werden, eine be- friedigende Antwort ertheilt. Das einheimische Vieh war also im Norden, beim Volksstamm der Schweden, die Fjellras und im Süden, bei den Gothen, die Gotlandsras und nur auf der südlichsten Spitze ist die zur Primigenius-Abart gehörige Landrasse Schönens verbreitet, ein schwarzer oder schwarzbunter Viehschlag, welcher auch über Dänemark verbreitet war und sich jetzt noch zahlreich in Jütland findet. Aehnlich wie in Nord-Schweden hat sich auch in Finnland und Nord-Russland eine primigene Rindviehrasse entwickelt, von kleinem Körperbau. Auch treten inner- halb derselben sehr häufig hornlose Thiere auf. In dem bisher Gesagten habe ich es versucht, eine Geschichte der Rinder vor Beginn der Völkerwanderung zu geben, in den nun folgenden Zeilen sollen die Um- wälzungen, welche die Rindviehzucht infolge der Völker- wanderung in Europa erfuhr, geschildert werden. Ich wende mich in der Betrachtung zunächst dem Alpeugebiet zu. Mit dem Beginne des 5. Jahrhunderts dringen die Alamannen aus Süd-Deutschland in den öst- lichen Theil der Schweiz und den westlichen Thcil des nördlichen Rätien ein. Vermuthlich führten sie das heute noch in Süd-Deutschland verbreitete rothe keltische Kurz- kopfrind mit sich, fanden aber in den höheren Alpenlagen überall das zur langstirnigen Abart gehörende Braunvieh vor. Es scheint nun zwischen beiden eine Kreuzung statt- gefunden zu haben, als deren Ergebniss die jetzt noch dort vorhandene gelbe Rasse (Algäuer) mit Langstirntypus anzusehen ist. Etwas später besetzten die Bojoarier auch den östlichen Theil von Rätien und wiederholte sich hier dasselbe Spiel, es entstand aus der Vermischung ein gelber Viehschlag (Oberinnthaler Schlag). Es trat also hier die- selbe Erscheinung ein, wie früher im östlichen Alpengebiet : (Kärnten, Steiermark), dass durch Kreuzung zwischen Kelten- und Braunvieh die Bildung von mehr oder weniger gelben Viehschlägeu bedingt wurde. Auch Kaltenegger*) ist der Ansicht, dass gegenwärtig im Ober-Iunthale bis zu einem Theile des schweizerischen Engadin, da, wo anerkauntermassen möglichst unver- fälschte Alamannen zur Ansiedelung kamen, die Rinder- rasse auf dieses Alamannenvieh zurückzuführen ist. Der noch übrige Theil von Rätien kam dann im Jahre 476 unter ostgothische Herrschaft, doch scheint diese keinen Einfluss auf die Gestaltung der Viehzucht ausgeübt zu haben, so dass der alte mehr oder weniger graue Rindviehschlag intact verblieb. In der Westschweiz, wo Ilelvetier sassen, scheint zu dieser Zeit in den Thallaudschaften ein schwarzbuntes Keltenvieh**) imd in den höheren Lagen langstirniges Braunvieh verbreitet gewesen zu sein. Mit dem Erscheinen der Burgundiouen, welche 443 in der Westschweiz ange- siedelt wurden, tritt jedoch eine neue bisher dem Alpen- gebiet fremde Rasse, welche der grossstirnigen Abart (Bos taurus frontosus Nilsson) angehört, auf. Es ist nun vielfach behauptet worden, dass die sog. *) Historische Entwickelung, 1. C. S. 538. **) Auch nach Kaltenegger, Historische Entw. 1. C. S. 538 besassen die Helvetier einen schwarz und weiss gefleckten Vieh- schlag. Fleckviehrasse des Grossstirnrindes in der Schweiz authoch- thon sei, obwohl die Untersuchungen der Pfahlbauten der Schweiz fossile Reste dieser Rinderrasse nicht zu Tage ge- fördert haben, wogegen Nilsson*) solche in den Torfmooren des südlichen Schwedens fand. Allerdings sollen auch in England fossile Frontosus-Schädel aufgedeckt sein; auch will Wilckeus**) unter den Knochenresten des Lai- bacher-Moores diese Abart, vertreten durch Oberhaupt und Unterkieferstück, festgestellt haben. Diese wenigen Reste scheinen mir jedoch keineswegs das Vorhandensein der Frontosus-Abart im Laibacher- Moor sicher zu bezeugen, zumal gerade bei dieser Abart dadurch Täuschungen entstehen können, dass man Schädelbruehstücke kleinerer Schädel des Ur (Bos primi- genius Boj.) für solche der Frontosus-Abart halten kann, worauf meines Erachtens die Funde, welche in England und Nord-Deutschland (Mecklenburg)***) gemacht wurden, zurückzufuhren sind. Ein solches Bruchstück, aus Nord- Deutschland stammend, befindet sich in der zoologischen Sammlung der landw. Hochschule in Berlin, das höchst wahrscheinlich vom Ur herrührend, doch eine grosse Aehnlichkeit mit den betreffenden Schädeltheilen der Frontosus-Abart besitzt. Bevor also nicht bessere Beleg- stücke als einige wenige Schädelbruchstücke gefunden werden, halte ich das Auftreten der Frontosus-Abart an anderen Orten als in Skandinavien für höchst zweifelhaft. Rütimeyer hat zuerst die Ansicht ausgesprochen, dass die Frontosus-Form des Rindersehädels unter dem Einflüsse künstlicher Züchtung entstanden sei. Diese Form soll gleichsam vorbereitet sein durch die sogenannte Trochoceros-Form, eine aus der Primigcnius-Form ent- standene Culturform, welche nur in wenigen schweizer Pfahlbauten der späteren Steinzeit und der Broncezeit gefunden worden ist. Dem steht entgegen, dass die Frontosus-Form in den Pfahlbauten überhaupt nicht, sondern nur die Trochoceros- Form gefunden worden ist, wodurch obige Erklärung der Entstehung des Grossstirnrindes ernstlich gefährdet wird, zumal die Ernährungs- und wirthschaftlichen Verhältnisse der Pfahlbauer keineswegs dazu angethan waren, ein ver- hältnissmässig schweres Rind entstehen zu lassen. Es ist auch kaum anzunehmen, dass das Grossstirn- rind bereits vor der Völkerwanderung in der Schweiz gelebt hat, wenigstens nicht zur Zeit der Unterwerfung der Helvetier durch Cäsar 58 v. Chr. in der Schlacht bei Bibracte, denn letzterem wäre ein so grosses und eigen- artig gestaltetes Rind aufgefallen und das Vorkommen desselben von ihm, oder späteren römischen Schriftstellern sicherlich erwähnt worden. Es drängt sich hiernach die Ueberzeugung auf, den Ursprung der Frontosus-Form anderen Orts als in der Schweiz suchen zu müssen und da kommen wir auf den einzig bezeugten Fundort, nämlich das südliehe Schweden zurück. Es erscheint demnach die Annalime zulässig, dass aus der Primigenius-Form unter dem Einfluss der Züchtung und herausgebildet habe j\Ian war mm der Ansicht, weil bisher in Skandina- vien ein lebendes Grossstirnrind nicht aufgefunden wor- den war, dass eine Auswanderung des das Grossstirnrind züchtenden Volkes mit dem gesammten Viehstande, wie dies zur Zeit der Völkerwanderung häufiger vorkam, stattgefunden habe. *) Nilsson, On the oxtinct and existing Bovine Animals of Scandinavia, in The Annais and Magazine of Natural History; ISilt. Vol. VI. S. 349. **) Wilckens, Ueber die Schädelknochen des Rindes aus dem Pfahlbau des Laibaeher-Moores; in Mittheil. d. anthropolog. Ge- sellscli. in Wien, VII. Bd. Wien 1878 S. 165. ***) Rütimeyer, über Art und Rasse etc. 1 c. S. 243. guter Ernährung sich die Frontoi3US-Form Nr. 7. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 65 Es fragt sich mm, welches Volk dies gewesen sein kann und da weist die Geschichte auf die Burgundionen, einen Zweig des gothischen Stammes, der im Verlaufe der Völkerwanderung weiter siidwestlieli gedrängt wurde, den Khein erreichte und im Jahre 443 friedlich in der Westschweiz angesiedelt wurde, auch voraussichtlich das Vieh seiner ursprünglichen Heimath mit sich führte. Nach Plinius und Ptolemäus sollen die Hurgundiunen allerdings zwischen Weichsel und Spree gesessen haben, was jedoch mit neueren Forschungen*) nicht überein- stimmt, welche auf Süd-Schweden als Heiniatidand hin- weisen. So wird z. B. in der isländischen Edda die Insel Bornholm „Borgundarholm" genannt. Dass nun in der That die Herkunft der Frontosus- Abart in der Schweiz auf Süd-Schweden zurückführt, wird aber dadurch mehr als wahrscheinlich, dass ich in der Viehrasse der Insel Gotland dieselbe aufgefunden habe. Hiermit scheint der Streit über die Herkunft des Schweizer-Fleckviehs zu Gunsten derjenigen entschieden zu sein, welche seine ursprüngliche Heimatb nach Süd- Schweden verlegten. Zugleich stützt das Vorkonnnen des Grossstirnriudes in Süd-Schweden die Ansicht, dass die unsprünglicheu Wohnsitze der Burgundionen in Süd- Schweden zu suchen sind. Wie wir gesehen, wurde die Ostschweiz von den Alamannen, die Westschweiz von den Burguudionen in Besitz genommen , so dass die Aare zwischen beiden Völkern die Sprachgrenze bildete. Erstere züchteten hauptsächlich das Langstirnrind, Letztere, wie heutigen Tages noch, das Breitstirnrind. Innerhalb der Fleckviehrasse lassen sich aber zur Zeit zwei Unterrassen imterscheiden : die rothgelbe oder fahlbunte, wie sie sich im Simmenthaler-Schlage zeigt, und die schwarz-bunte Freiburger. Es konnnt nun die schwarze Farbe und auch das schwarze Flozmaul scnist nirgends in den Schlägen der Grossstirnrinder vor und auch die Rasse der Insel Gotland zeigt diese Farbe nicht. Ferner weichen die Freiburger, obwohl sie noch dem *) Vergl. Würstemberger, Geschicbto etc.; Otto Honno am Rhyn, Geschichte des Schweizer-Volkes und seiner Kultur etc. Leipzig 1865 1865. 1. Bd. Auch Krämer verlegt den Ursprung des Grossstirnrindes nach Skandinavien in „Ueber d. Landwirthsch. in der Schweiz etc.", Zeitschr. f. d. landw. Ver. d. Grossherz. Hessen — Darmstadt 1870 No. 24. Grossstirnrinde zuzuzählen sind, nicht unerheblich in den Körperformen z. B. vom Sinmienthaler Schlage ab, indem ihre Formen sich denen der braciiycepiialen'-^Duxer- und Vogesen-Rinder nähern. Aus dem Umstände ferner, dass das alte helvetische Kurzkopfrind schwarzbunt, wie das Vogeseurind, gewesen ist, lässt sich wohl folgern, dass die Freiburger aus einer Kreuzung des schwarzbunten Keltenviehs mit dem einge- wanderten Grossstirnrind hervorgegangen sind, dass man aber bei der Kreuzung der schwarzbunten Färbung den Vorzug gegeben hat. üeber die Entstehung der Freil)urger Schwarzschecken sind nun sehr verschiedene Ansichten laut geworden, so behauptet Nörner*), dieselben seien auf eine Einführung von schwarzgetlecktem Niederungsvieh und Kreuzung des- selben mit dem ursprünglich dunkelrothen Frciburger Vieh zurückzuführen. Alles Behauptungen, welche durch Nichts gestützt werden. Nörner wandte sich betreffs der Entscheidung der Frage über die Bildung der Freiburger-Schwarzschecken an einen hervorragenden Forscher auf diesem Gebiet, an Geheimrath Kaltenegger, welcher folgende Antwort er- theilte: „Die Farbenvarietät in Schwarzweiss, wie sie als Freiburger-Schlag bezeichnet zu werden pflegt, leitet ihr Vorkommen nach meiner Meinung allerdings theilweise auf Kreuzungen mit Niederungsvieh — wie ich glaube und mich ausdrücken würde, mit „niederländischem Schwarzscheggvieh" — zurück; jedoch als typirend nicht blos hinsichtlich der Färbung, sondern namentlich auch für die doch ziemlich abweichende Körperform erachte ich die jedenfalls schon in althistorischer Zeit erfolgte Vermischung des eingewanderten germanischen (Gross- stirurind) mit dem autochthon gewesenen Hornvieh speciell ibero-kcltischer Nationalität, von welchem die Eringer im Wallis und die Zillerthaler, Pusterthaler, Duxer in Tirol (und füge ich hier noch hinzu das Rind der Vogesen) ziemlich blutreine Abkömmlinge sind." Hiernach steht Kaltenegger im allgemeinen auf dem von mir eingenommenen Standpunkte, dass das Freiburger- Rind ein Kreuzungsproduct zwischen dem Grossstirn- und dem Kurzkopfrinde ist; freilich schliesst er nicht ganz einen Einfluss von schwarzscheckigem Niederungsvieh aus. (Fortsetzung folgt.) *) Das Fleckvieh der Schweiz S. 36. Internationaler Congress der geographischen Wissenschaften zu Bern, 10. bis 14. August 1891. Von Willi (■ 1 111 K lebs. (Schhiss.) Nach Herrn Fritz Dubois (Paris) macht gegen- wärtig auf Java der lAIohammedanismus bedeutende Er- oberungen, im Gegensatz zu dem Ohristenthnm. Das liegt zum Theil au der grossen Duldsamkeit des niederländi- schen Gouvernements, welche sich auch auf politischem Gebiete äussert. Das Innere Java's wird von zwei ein- heimischen Fürsten beherrscht, welche Holland Suzerän sind. Die Bevölkerung vergilt das milde Regiment Hol- landsmit friedlichem Verhalten, obgleich der akr, nialayische Kam])fesmuth noch keineswegs erloschen ist. Dafür bürgen die festlichen Tigerkämpfe. Die gcsammte wehrfähige Bevölkerung eines Districtes betheiligt sich an denselben, meist nur mit Lanzen bewaffnet. Die gefährlichen Katzen, für diesen Zweck gefangen und in Käfigen gehalten, werden in grossem Kreise umschlossen, freigelassen und niedergemacht. Auf den Philippinen theilt sich nach A. de Claparede Christenthum und Mohaiinnedanismus in die civilisirteren Malayen (Tagalen). Doch giebt es auch viele Fetischisten unter den Malayen, vor allem aber unter den Urbewohnern, den Negrittis. Die Bevölke- rung des westlich gelegenen Cuyos- Archipels gehört nach Herrn Delmar Morgan, welcher über das letzte Werk des verstorbenen Missionars Tonison-Wood berichtete, seit dem Jahre 1822 ganz dem Christenthum an. Herr Dr. Karl von den Steinen sprach über die Urheimath der Karaiben. Diese Streitfrage wurde schon zehn Jahre nach dem Tode des Columbus aufgeworfen, ihre Lösung damals in Nord-, später in Südamerika ge- sucht. Boiieau u. a. gaben Guayana und Venezuela an. D'Orbigny und Martins glaubten, der bolivianische Stannu der Tupi habe sich mit den friedlichen Aruak Brasiliens und Guayana's zu einem Jlischvolk der Karaiben ver- einigt. Die beiden Xingu- Expeditionen 18S4 und 1887 entdeckten die Baka'iri und Najuqua an den Ufern des Xingu und Tabajos, unter 13 — 14" S. Br. Ihre Sprache und Lebensweise (Jagd und Fischerei), ihre Ueberlieferung 66 NaturwissensebaftlicheWochenschrift. Nr. 7. Hess keinen Zweifel, dass sie die Nachkommen der Ur- Icaraiben sind. Stammesgenossen sind nach Norden ge- wandert und nicht zurückgekehrt. Auch die Ursachen dieses Verhaltens glaubte Redner festzustellen: eine kli- matische, die öde Hochebene im Süden Brasiliens, welche die Ausbreitung der wanderlustigen Bevölkerung nach Süden hinderte, und eine hydrographische, die Schnellen des Xingu, welche zwar den Weg nach Norden offen Hessen, die Rückkehr aber verlegten.*) Nach einem Vortrage des Grafen Joachim Pfeil ist die Bevölkerung des bergigen Neu-Mecklenburg viel wil- der als diejenige Neu-Pommerns. Sie bewohnt verpallisa- dirte Dörfer in der Höhenzone von 600 — 800 Metern. Die Felder legen sie grös.stentheils auf dem Nordabhange der Berge an. Sie bauen Taro, Yam und Knollen von kartottclähnlichem Geschmack, sind Kannibalen und gehen ganz oder fast unbekleidet. Ihr erst freundliches Entgegenkommen schlug bei dem zweiten Besuch in einen wilden, geschickt ausgefülirten Angriff' um, dem die Ex- pedition mit Verlust zweier Leute und der Samndungen weichen musste. AVie schon aus der Lage der Felder zu entnehmen, sind die Wind- und Regenverhältnisse der beiden Jahreshälften verschieden. Trotz der äquatorialen Lage herrscht während des Sommers der feuchte Nordwestwind, im AVinter der trockene Ostpassat. Die Temperatur dagegen zeigt geringe Scliwankungen. Die Jahrestemperatur beträgt im Mittel 28,5, steigt selten über 31, sinkt selten unter 27 Centigradc. Das absolute Maxinmm betrug im November 1887 36,1, das absolute Minimum im August 1887 17,8 Ceutigrade. Die Wind- und Regenverhältnisse sind ähnlich den- jenigen, welche W. Krebs (Hamburg) in seinem Vortrage über Monsuneinflüsse auf der südiiclien Hemisphäre für Südafrika, Mauritius und Tahiti nachwies. Der an der Nordwestküste Tahiti's gelegenen Stadt Papeete, von welcher meteorologische Beobachtungen 1876 — 1890 be- nutzt werden konnten, werden die Niederschläge in der Regel von nördlichen bis westlichen Winden gebracht. Zwei Drittel der Niederschlagsepochen der .lahre 1887 bis 1890 Hessen einen Zusammenhang der Aendcrungcu des Luftdrucks und der Windrichtung erkennen, welche bei 70 Procent dafür spricht, dass Cyklonen**) westlich Tahiti von Süden nach Norden, bei 30 Procent dafür, das solche östlich von Norden nach Süden vorbeigehn. Jene fallen vorzugsweise in den Südsonimer, diese in die Ueber- gangs- und AVintermonate. Aus dem ganzen A^crhalten folgt, dass im Sommer regenbringende Cyklonen die Insel umkreisen, entsprechend einem von ihr selbst geschaftcnen Monsuneinfluss. lieber die Vorgänge im AVinter und über die Natur jenes Monsuneinflusses selbst wird erst die meteorologische Erforschung der ganzen Insel Aufschluss geben. Diese Erforschung Tahiti's besitzt ein hervor- ragendes wirthschaftliches Interesse. Das Darniederliegen ihrer Gultur und ihres Handels weist auf eine schwere Dürre zurück, von welcher die Insel im Jahrgange 1876/77 betroffen wurde, gleichzeitig mit ausgedehnten Gebieten des den stillen Oceau im Westen begrenzenden Fest- landes. Eine Zuschrift des früheren Meteorological Reporter *) Referent glaubt hinzufügen zu dürfen, dass diese ventil- artige Wirkung der Stromverhältnisse, welche sich allein auf den Wasserweg bezieht, wohl durcli ein klimatisches Motiv verstärkt wurde: die Verlegung ungünstiger Witterungs Verhältnisse all- jährlich von niederen nach höheren Breiten, im oberen Xingu- Gobiet also von Norden nach Süden. Dieser Gang der Witterung konnte nach einem ungünstigen Jahre den Entschluss anregen, nach Norden auszuwandern. **) Referent unterscheidet Cyklonen und Cykloue, letztere als verstäi'kte Abart der ersteren, den Ausdruck Depression behält er für die mehr stationären Minima, Monsuueinflüsse u. dgl. vor. to the Government of ludia, Herrn Henry F. Blanford (Folkestone) präcisirte einige Unterschiede des tropischen und gemässigten Klimas. Charakteristisch für ersteres ist die Regelmässigkeit des AVitterungsverlaufs und das Auftreten der Cykloue oder AA'^irbelstürme. Die Cyklone sind ganz anderer Natur als die Gewitter. Mit diesen pflegt ein schnelles Steigen des Luftdrucks oft mit folgen- dem Fallen verbunden zu sein, mit jenen umgekehrt ein tiefes Fallen mit folgendem Steigen. Eine Zuschrift des Herrn Hofrath Hann (AVien) ent- hielt einen Aufruf an AVeltreisende, meteorologische Be- obachtungen in entlegenen Erdgebieten anzustellen, zu sammeln, anzuregen. Als Richtschnur für die erste Ver- arbeitung wurden Regeln angegeben, welche im allge- meinen denen entsprechen, die 1889 in Zürich von dem permanenten Meteorologen-Coraite zum Beschluss erhoben wurden.*) Herr Professor Brückner (Bern) sprach über die AA'^ichtigkeit der Klimaschwankungen für Theorie und Praxis. Redner hat bekanntlich in seinem AVerkc „Klima- schwankungen seit 1700" für beide Jahrhunderte an den Terminen der AVeinernten, seit 1736 an denjenigen des Aufgehens und des Gefrierens der Flüsse, für das letzte Jahrhundert an meteorologischen Beobachtungen den Nach- weis angetreten, dass Temperaturen und Niederschläge auf der ganzen Erdoberfläche gleichzeitige grosse Schwan- kungen aufweisen. Dieselben vollziehen sich im Laufe von 20 — 50, durchschnittlieh von 34,8 ± 7 Jaln-en. Die Unterschiede machten bisher für die Temperatur etwa 1 " C. (Bern) für die Niederschläge 20 — 50 Procent aus, je nach der Lage eines Gebiets an der Küste oder im Innern eines Continents. Von 1815 bis 1825,30 nahm die Temperatur zu, die Niederschlagsmenge al), von 1830 bis 1845 50 nahm die Temperatur ab, die Niederschlags- menge zu, von 1850 bis 1860,5 nahm wieder die Tem- peraar zu, die Niederschlagsmenge ab, bis 1880 nahm die Niederschlagsmenge wieder zu. Auf einem Diagramm war der sehr entsprechende Verlauf der Klimaschwan- kungen mit den Perioden verglichen, in denen sich nach Herrn Professor Richter (Graz) seit 1592 das A^orstossen und Zurückweichen der Alpengletscher vollzog. Redner folgerte aus seinen, also durch einen vierten Beweis ge- stützten Ergebnissen eine sehr allgemein gehaltene A^or- *) Da seitens des Congresses grösstmögliche Publicität be- schlossen wurde, folgt die Üebersotzung der Regeln: 1. Soweit möglich, ist die Art der angewandten Instrumente anzugelien, ebenso die Correctionen, wenn diese bekannt sind, sowie Einzelheiten über ihre Aufstellung. Die Höhe des Baro- meters über Meeresniveau muss so genau wie möglich mitgetheilt werden. An den Meeresküsten macht das keine Schwierigkeiten, trotzdem wird es oft unterlassen. 2. Niemals ist genaue Angabe zu vergessen, an welcher Tagesstunde man die Angaben der Instrumente notirt hat, und ob die angegebenen Mittelwerthe das arithmetische Mittel dieser Beobachtungen darstellen oder ob man sie durch verwickeitere Rechnung erhalten hat. E.s ist ferner sehr erwünscht, dass man für die verschiedenen meteorologischen Factoren die Monatsmittel nach den verschiedenen Beobachtungsstuuden angiebt, da dadurch dem Specialforscher die Reduction dieser Angaben auf das wahre Mittel ermöglicht wird. Erst so erhalten die Beobachtungs- ergebnisse einen wissenschaftlichen AVerth. 3. Ausser den Mittelwerthen aus mehreren .Jahren ist es von grossem Nutzen, auch die Mittel oder Ergebnisse verschiedener Jahre einzeln oder wenigstens in Reihen von je 5 Jahren (Lustren- mittel) zu veröffentlichen, entsprechend den Entscheidungen des Internationalen Meteorologischen Cnngresses zu Wien (1873). Es erscheint geboten, dahin übereinzukommen, dass mit dem ersten Jahre jeder Fünfjahrreihe begonnen wird, beispielsweise Mittel- angabe" für 1881-^1885, 1886— 18'JO. Auf diese AVeise würde es möglich werden, mit grösster Leichtigkeit gleichzeitige und ent- sprechende Mittelangaben zu erlialten, wie sie unerlässlich sind, um die gleichzeitige Vertheilung der meteorologischen Factoren auf der Erdoberfläche zu erhalten. Nr. 7. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 67 hersage der Witteruni;-, welche in den letzten zehn .laliren des neunzehnten Jahrhunderts herrschen wird. Trocken- heit und Hitze sollen zunehmen, Missernten sich häufen, bis mit der Wende des Jahrhunderts der Mittelpunkt der trockenen und lieisscn Epoche erreicht sein wird. Die ungünstigen Folgen dieser Witterung werden sich be- sonders im Innern der Continente, also speciell auch in Russland und den 15inncnstaaten der Union zeigen, da nach Ansicht des Redners die Schwankungen in den con- tinentalen Gebieten entgegengesetzt denjenigen der Oceane verlaufen. Dafür dass das Jahrzehnt 1880—181)0 einen klinniti- sclien Wendepunkt enthielt, konnte sich Herr Brückner auf die neuen Gletscher-Untersuchungen in den französi- schen Alpen und Pyrenäen beziehen, über deren Ergeb- nisse Prinz Roland Bonaparte in der Fachsitzung „Seeen und Gletscher" vorgetragen hatte. Von 36 Glet- schern zeigten IG ein Vorrücken, 17 ein Zurückweichen, .S keine ausgeprägte Bewegung. Prinz Roland wird in seinem Bestreben f(n-tfahren, Beobachtungen, Photo- graphien, Nachrichten über diese Vorgänge zu beschaft'en, überhaupt den Beobachtungsdienst zu organisiren. Auch von einer anderen Seite kann die Zukunft exactes Beweismaterial über Klimaschwankungen erwarten. Durch das Verdienst des schweizerischen topographischen Bu- reaus gehören jetzt die schweizer Seeen zu den best- erforschten Erdgebieten. Nach Herrn Professor Forel (Morges) waren sie noch vor bO Jahren eine terra in. cognita. Herr Delebecque (Thonon) berichtete über seine entsi)reehenden Arbeiten an französischen Seeen- Hcrr Marel (Neuchatel) veranlasste einen Congress- beschluss, dass sidche hydrographisclien Aufnahmen auch den anderen Alpenländern empfohlen werden. Diese Resolution und siebzehn andere wurden in der Schlusssitzung des Congresses, am 14. August, vom Plenum angenommen. In derselben Sitzung wurde die Verthei- lung der 45 Ausstellungspreise verkündet, von denen u. a. sieben, davon zwei grosse, auf das Deutsche Reich, 11 (4 grosse) auf die Schweiz, 7 (?> grosse) auf üester- reich-Ungarn), 6 (2 grosse) auf Frankreich entfielen. Herr General von Annenkof (St. Petersburg) erhielt das Di- plom als Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft zu Bern und löste Herrn Staatsrath Gobat (Bern) im Präsidium der Schlusssitzung ab. Als Ort des nächsten internationalen Congresses der Geographischen Wissenschaften wurde London, in zweiter Linie Budapest in Aussicht genommen, die Zeit seines Zusammentretens wurde auf frühestens 1894 angesetzt. Ist unreines Chloroform schiidHch J betitelt sich ein Aufsatz des Dr. Rene du Bois-Reymond in der Berliner Klinischen Wochensch. — Sedillot's Lehre, dass die Gefahren der Chloroformnarkose nicht zum kleinsten Theile auf der mangelhaften Reinheit des Mittels beruhen, hat nur wenig Anklang gefunden, weil sie experimenteller Grundlage entbehrte. Das vor einigen Monaten von Prof. Rietet eingeführte Verfahren zur Reetification des Chloro- forms durch Krystallisation in der Kälte,*) gewährt die Möglichkeit, entscheidende Versuche über diesen Gegen- stand anzustellen. Man braucht nur die Wirkung'' der unreinen Mutterlauge mit der des krystallisirten, also ehemisch absolut reinen Chloroforms, zu vergleichen, um ein Urtheil über den Einfluss der Verunreinigungen zu ge- winnen. Unter der Leitung des Herrn Geh.-Rath Liebreich wurde eine Untersuchung in diesem Sinne ausgeführt, welche sich zu einem schlagenden Beweise der Schäd- lichkeit unreinen Chloroforms, zu einer glänzenden Be- stätigung der Lehre Sedillot's, gestaltet hat. Kurz zusammengefasst, war das Ergebniss folgendes: Bei Froschversuehen bewirkte die Narkose mit den unreinen Rückständen eine stärkere Verlangsamung des Herzschlages als die mit dem reinen Chloroform. Als Frequenz in der Viertelminute wurde normal 11 — 12, bei Chloroform 8 — 10, bei Rückständen 6 — 8 gefunden. Bei höheren Graden der Vergiftung trat eine diastolische Pause und peristaltischer Habitus der Contraetion ein. Die eardiographische Curve deutet auf verminderte Ar- beitsleistung des Herzens hin. Ferner wurde durch eine Reihe aufi'alleud überein- stimmender Versuche an Kaninchen Folgendes fest- gestellt: 1. Einathmung der Rückstände führt in viel kür- zerer Zeit zum Stillstande der Athmung, als Einath- mung von Chloroform, und zwar verhielten sieh die ZeitP' urchsehnittlieh wie 7: 11. Blutdruck ist im Augenblicke des Äth- er Ustandes nach üiinathmung ^V^llll^tl lldUIl AlJlllclLllLllLlll^ von id als nach Einathmung von Chloroform, igegen ist die Herzfrequenz grösser. iVaturw. Wochens. VI S. 193 Was die praktische Bedeutung der Beobachtungen betrifft, so kommen folgende Umstände in Betracht: Die Rückstände waren ausschliesslich durch Reetification guter Chloroformsorten gewonnen. Das Mengenverhält- niss der in diesem Grade schädlich wirkenden Substanz zu dem ursprünglichen Chloroform lässt sich nur schätzungs- weise angeben. In England hat man es auf weniger als 1 : 40000 angeschlagen, nach Angabe du Bois-Reymond's dürfte es nahe an 1: 1000 sein. Diese Verdünnung ist nicht analog der Verdünnung durch eine indifferente Substanz, da sich im Gegentheil die Wirkung der Ver- unreinigungen erst zu der des Chloroforms addirt. Dass, von Scdillot und seiner Schule abgesehen, der klinischen Beobachtung diese Thatsachen bisher entgangen sind, kann bei der vielfachen Complication der chirur- gischen Narkose nicht Wunder nehmen. Merkwürdiger ist es, dass sich die pharmakologischen Untersuchungen immer nur auf normales Chloroform beschränkt haben. Trotzdem scheinen grade die umfangreichsten Arbeiten, die auf diesem Gebiete gemacht worden sind, eine Be- stätigung der Ergebnisse zu enthalten. Zwischen den Beobachtungen der sogenannten Glasgow -Chloroform- Commission und der Hyderabad-Commission bestand ein Zwiespalt, den zu erklären man zu der Annahme ver- schiedener Idiosynkrasie der indischen und europäischen Hunde hat Zuflucht nehmen müssen. Die Glasgow- Comniission erblickte in dem Sinken des Blutdruckes und in der Herzlähmung die Hauptgefahren der Chloroforra- narkose, während die Hyderabad-Commission nur Ath- mungsstillstand und secundäre Herzwirkung constatiren konnte. Dieser Unterschied ist ungefähr derselbe, den man bei Anwendung krystallisirten Chloroforms und des Rückstandes von der Krystallisation findet. Leider ist es unmöglich, die Qualität des an beiden Orten ange- wendeten Chloroforms nachträglich festzustellen, doch liegt die Vermuthung nicht fern, dass das Chloroform in Hyderabad weniger gut gewesen sei, als das in Glasgow. Auch in Beziehung auf die chirurgische Praxis dürf- ten die Ergebnisse der mitgetheilten Arbeit eine gewisse Bedeutung haben. Zwar ist es anerkannt und wird in der Pharmakopoe gefordert, dass nur reines Chloroform verwendet werden soll. Da jedoch die Zersetzung all- 68 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 7. mählich eintritt, so schützt nur unmittelbar vorhergehende Untersuchung davor, dass nicht den Patienten entschieden schädliche Stoffe verabreicht werden. Die Regel, dass Chloroform vor der Anwendung geprüft werden müsse, ist aber wohl noch nie aufgestellt worden, so viel ver- schiedene Vorsichtsmassregeln für die Narkose auch em- pfohlen worden sind. Eine riesige Rothtauiie (Picea excelsa) wurde 1888 bei Malans in Graubüuden gefällt. Sie stand auf Bündner- schiefer in südwestlicher Exposition bei 1350 ™ ü. M. Sie mass 151 m Stammlänge und es wurden 162 Jahres- ringe gezählt. Sie brachte bei der Versteigerung 746 Fr. u. 48 Cts. (Jahresber. der Naturf Gesells. Graubündens. Chur 1890). Goldartiges Silber. — Im Jahre 1857 erschien in Paris unter dem Titel „les Mctaux sont des Corps composes" eine kleine Schrift, in welcher der Verfasser, ein Chemiker Namens Tiffereau der Ueberzeugung Ausdruck gab, dass bei vielen Reactionen, besonders unter dem Einfluss starken Sonnenlichts , geringe Mengen Silber in Gold verwandelt würden. Er wollte auf diese Weise in Mexico künstlich melirere Gramm Gold erzeugt haben und legte einen Theil davon der Französischen Academie vor. Aber dieser späte Nachfolger der Alchymisten theilte durchaus das bittere Loos seiner Vorgänger. Als er daran ging in Paris, unter den Augen Sachverständiger, seine Versuche in grösserem Maasstabe zu wiederholen, erzielte er kein irgendwie erkennbares Resultat, und seine angeblich von allen Bergleuten Mexiko 's getheilte Ansicht, dass alles Gold ursprünglich Silber gewesen sei, vermochte als nichts anderes denn ein interessanter Aberglauben zu gelten. Spukte so der Alchymismus in der Mitte dieses Jahr- hunderts am Seinestrande herum, so konnte es nach einer kürzlichen Zeitungsmeldung scheinen, als ob er auch jetzt wieder an derselben Stelle sein Wesen treibe. Aber diesmal liat das Erscheinen des in Gold verwan- delten Silbers einen wirklichen wissenschaftlichen Hinter- grund und dieser macht sich schon dadurch vortheilhaft bemerkbar, dass der goldartige Körper hinter der täu- schenden Maske hervorruft: Glaubt's nicht, ich bin ehrliches Silber. Was jetzt infolge des Vortrages, den Berthelot vor der Pariser Academie hielt und den er durch "Vorlegung von fast chemisch reinem, dabei dem Golde äusscrlich völlig gleichem Silber erläutern konnte, die Runde durch die Welt macht, ist den Fachgenossen im wesentlichen schon seit 2 Jahren bekannt. Damals erschienen im American Journal of Science die ersten, seitdem mehrfach ergänzten, Beobachtungen des Amerikaners Carey Lea über allotropische Formen des Silbers. Ausgehend von der Absicht, die Widersprüche der chemischen Litteratur über das Product der Reduction von Silbersalzen durch Salze gewisser organischer Säuren aufzuklären, worin theils die Existenz eines niedrigen Oxydes Ag40 behauptet, theils bestritten wurde, fand er, dass dabei das Silber in allotropischen Moditicationen abgeschieden ist, von denen eine merkwürdigerweise sich als in Wasser löslich erwies. Er unterschied zunächst die folgenden Moditicationen : A. Loesliches Silber. Wenn verdünnte Lösungen von citroueusaurem Eisenoxydul und von einem Silbersalz zusammengebracht werden, so entsteht eine tiefrothe Lösung. Bei Anwendung concentrirter Lösungen scheidet sich ein schön lilablauer, blauer bis grüner Niederschlag ab, der beim Eintrocknen glänzend blaugrün wird und sich in reinem Wasser mit der vorher erwähnten tief- rothen Farbe löst. Diese Substanz besteht aus 97 pCt. Silber, etwas Eisen und Citronensäure; Sauerstoff ist nicht darin vorhanden. Schon beim Trocknen auf dem Wasserbade geht sie in weisses Silber über. B. Wird das Waschwasser von A in eine Lösung von Magnesiumsulfat gebracht, so bildet sich ein dunkel rothbrauner, durch fortgesetztes Waschen noch dunkler werdender Niederschlag. Im trockenen Zustande ist der- selbe der Modification A ähnlich und nach Ausweis der Analyse nahezu reines Silber. Er ist in reinem Wasser unlöslich, löst sich dagegen und zwar mit wechselnder Farl)e in einzelnen Salzlösungen, z. B. Natriumborat-, Natriumsulfat-, Ammoniumsulfat-Lösung. C. Goldfarbige Modification. Die Bildung erfolgt, wenn eine frisch bereitete Mischung von 107 ccm 307o Ferrosulfat-, 200 ccm Seignettesatz-Lösung und 800 ccm AVasscr unter fortwährendem Unnühren in eine solche aus 200 ccm 10% Silbernitrat-, 200 ccm Seignettesatz- Lösung und 800 ccm Wasser eingetragen wird. Es fällt ein anfänglich roth glänzendes, rasch schwarz werden- des, auf dem Filter schön brouzefarbenes Pulver aus. Wird dieses als teigige Masse flach ausgebreitet, so trocknet es bei freiwilligem Verdunsten des Wassers zu Klumpen ein, welche ohne jede weitere Bearbeitung das Aussehen hochpolirten Goldes zeigen. Ein solches Prä- parat gab bei der Analyse 98,75% Silber, der geringe Rest war eine Beimengung von weinsaurem Eisenoxyd. Sämmtlichen drei so erhaltenen Moditicationen ist die charakteristische Eigenschaft gemeinsam, dass sie, in feuchtem Zustande auf Glastafeln oder Papier aufge- tragen, zu zusammenhängenden glänzenden Häuten ein- trocknen, wobei B und C den Schein höchster Politur annehmen. Bei Verwendung von Glasplatten werden so hervorragend schöne Spiegel erhalten. Schon durch ge- lindes Reiben werden aber diese Häute in feinstes Pul- ver verwandelt. Alle sind gegen Licht empfindlich, wo- bei C aus der rothen Goldfarbe in die gelbe übergeht, ohne an Glanz zu verlieren. Was die Beständigkeit dieser Formen anbetrifft, so hängt dieselbe von Umständen ab, die schwer zu erken- nen "sind. So war von zwei gleichzeitig unter genau gleichen Bedingungen erzeugten und aufbewahrten Prä- paraten der Modification C nach 2 Jahren das eine in glänzend weisses Silber übergegangen, ohne zu zerfallen oder irgend eine Aenderung des Aggregatzustandes zu zeigen, "während das andere unverändert die tiefgelbe Farbe und den Goldglanz behalten hatte. Ein anderes Präparat war braun geworden. Nur soviel schien sicher zu sein, dass vollständiger Ausschluss von Licht und Luft der Erhaltung günstig ist. Am beständigsten erwies sich schliesslich die blau- grüne Modification A; doch ging sie in vollem Sonnen- lichte in eine vierte Modification von goldgelber Farbe über, offenbar dieselbe, welche auch beim Trocknen der Modification C auf dem Wasserbade entsteht. Es scheint dies eine Zwischenstufe zwischen der normalen und der allotropischeu Form zu sein, wie aus den Beobachtungen Lea's über die „Einwirkung verschiedener Formen von Energie auf allotropisches Silber" hervorgeht. Nach die- sen wird goldfarbiges allotropisches Silber, frisch bereitet und noch feucht, durch eoncentrirte Salzsäure sofort in weisses Silber neben einer geringen Menge C'ilorid ver- wandelt; die Verwandlung erfolgt langsamer 1 unter reichlicherer Bildung von Chlorid bei Anwendunj 'iche- rer Säure; eine ähnliche Wirkung wie Salz '^en neutrale Chloride aus. Ferner erfolgt sofortig lung in weisses Silber durch hochgespannte Nr. 7. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 69 sowie durch Reibung, nagegen bleibt die Umwand- hing durcli Wärme, Mh nur dabei gewisse ( 'autelen ein- gehalten werden, durch .Schwefelsäure (1 : 4), wahrschein- lich auch durch Licht bei der erwähnten hcll-goldgelben, stark glänzenden Modification stehen, welche sich dadurch auszeichnet, dass weder Druck nocli Reibung eine Aende- rung bewirken. Diese letzte Form ist es wahrscheinlich, welche Herr Herthelot der Französischen Academie vorlegte.*) Mag sie dem Blicke als (loid erscheinen, so wird doch schon die wägende Haud den Irrthum entdecken. Alle diese Modi- (icationen des Silbers haben näudich ein etwas geringeres specifis(dies Gewicht als das normale, während dasjenige des Goldes fast doppelt so gross ist. Deutlicher noch thut fast jeder chemische Kingrifl' den Unterschied dar. Es scheint schon deshalb ausgescldossen, dass, wie nach den Zeitungsberichten Berthelot angedeutet haben soll, die alten „Goldmacher" durch das Auftreten derartigen allotropischen Silbers zu dem Glauben verleitet worden sind, dass ihnen die Umwandlung dieses Metalles in Gold gelungen sei, abgesehen davon, dass die organischen Salze, an deren Einwirkung die Entstehung der allo tropischen Jloditicationen bisher geknüpft erscheint, diesen Männern nicht zur Verfügung standen. Jedenfalls sind die Arbeiten Carey Lca's von hohem wissenschaftlichem Interesse und man kann ihrer Fortführung mit Spannung entgegen sehen. Nur in Kürze möge hier noch eine theoretische Ansicht Raum tinden, die Lea selbst bisher auf Grund seiner Versuche nur mit aller Reserve ausspricht. Er fasst als Ursache der Allotropie den verschiedenen mole- cularen Zustand des Elementes auf. Sowohl die Unter- schiede im speeitischen Gewichte als besonders diejcnigeu in der Eni])tindlichkeit gegen chemische Rcagentien tuhren ihn zu der Vernmthung, dass, während im gewöhnlichen metallischen Silber mehrere Molecüle mit einander vereinigt seien, das Molccül der l)eständigen goldgelben Modification frei, dasjenige der zuerst entstehenden, dunklen, unbe- ständigen Moditicationcn al)er in Atome gespalten oder vielmehr aus diesen noch nicht gebildet sei. Diese An- nahme hat wenigstens in ihren Grundzügen viel Be- stechendes und kann vielleicht durch thermische Messungen auf eine exactere Grundlage gestellt werden. L. Spiegel. Entdeckung eines neuen Mondkraters anf der k. k. Sternwarte zu Trag. -- Anfang October 181)1, als ich die litliogra])liische Reproduction meiner Zeichnung der Ringebenen am Monde: Billv und llanstecn, welche 18V)0 April 1 von BVo'»— 11'' '^mittl. Präger Zeit am Steiuheil'schen sechszülligeu Refractor ausgeführt wurde und in der Reihenfolge die 59 te ist, erhielt, verglich ich dieselbe mit Schmidt's grosser IMondkarte (von 2 Meter Durchmesser), Sect. XX, ebenso mit den kleineren Mond- kartcu von Nelson, Mädler und Lohrinann und fand, dass ein deutlich gezeichneter kleiner Krater, nordwestlich von Billy, welcher sich völlig frei von der fast ganz ebenen Umgebung abhebt , bei den erwähnten Sclenographen nicht voriianden ist. Seine Position wäre uach Schmidt's Karte: A = — 49,^'2 (östliche selenographischc Lauge), *) DiL'sc Annaliinc hiit iiizwisclion ilire Bcstiiti^-iiii};- ge- fiuicleii durcli die Prülietafehi, welche Cai-cy Loa dor Clu'inischeii Gcsellsidiaft in Berlin übersandte und welche aufs Anseliaulichsto die Färbungen der verschi<'denen Modificationen sowie die Ein- flüsse der verscliiedcnen Art von Energie darstellen. Es ist also ein, veriuuthlich durch flüchtiges Lesen eines Referats ent- standener, Irrthum, wenn ein die Thatsachen im allgemeinen richtig wiedergebender Bericht der Voss. Ztg. von einer kupfer- farbigen beständigen Uebergangsforni spricht. /^ = 12,"() (südliche selenographischc Breite). Schmidt hat dort einen niedrigen Hügel. Im Folgenden möge dieses Objeet mit x bezeichnet werden. Nahe dazu östlich zeigt die Schmidt'sche Mondkarte, welche bekanntlich die ausführlichste ist und insgesammt 328.56 Kraterforma- tionen aufweist, einen anderen kleinen Krater (welcher x heisse) und westlieh in nur etwas grösserem Abstände eine, von NW nach SO ziehende, Krater-Rille. Nach meiner Zeichnung ist der fragliche Krater fast ebenso gross und deutlich, wie Krater y. Letzterer hat nach Schmidt einen inneren Durchmesser von 1 mm = 1783 Mtr. = 0,24 geogr. Meilen. Da Schmidt den nahen Krater y. und uüch kleinere Objeete der Umgebung verzeichnet hat, so muss es Wunder nehmen, warum derselbe den er- wähnten Krater x (unter der Voraussetzung seiner da- maligen Existenz) übersehen hat, um so mehr, als dessen optische Hilfsmittel in Athen von gleicher Art wie die Prager ^varcn. Am 14. October 1891 um 8'' mittl. Prager Zeit konnte ich den Krater x am Steinheil'schen Aequatoreal mit 152- und 271-facher Vergrcisserung abermals deutlich sehen. Er zeigte Schattenwurf nach (Jsten und erschien von nahe gleicher Grösse wie x. Zur weiteren Veriticirung dieses Objects x wandte ich mich am 18. October v. J. an Herrn Prof. Edward S. Holden, den Director der Lick-Sternwarte am Berg Hamilton (Californien) und an den erfahrenen ^londbeob- achter, Herrn Tlios. Gwyn Elger in Bedtord (England;. In Folge dieses Ansuchens beoljachtete Herr Professor Holden die Umgebung von Billy am 12. November 1891 um 6'' Pacific Standard Time (= 14'' mittl. Grcenwicher Zeit = nahe 15'> mittl. Prager Zeit) mit dem 12 ztilligeii Refractor der Lick-Sternwarte. Hierbei stand aber die Sonne für den Mond etwas niedriger, als dies für meine Zeichnung vom 1. Ajiril 1890 der Fall war. Nebst anderem, sehr interessanten Detail theilte mir Herr Pro- fessor Holden mit, dass das Objeet x ihm nur als ein heller Hügel erschienen sei, bemerkt aber dazu: „J^s ist möglich, dass auf der Si)itze desselben sich ein Krater beiinde." — Herr Elger beobachtete die in Betracht kommende Mondgegend zuerst am 13. November IS'.tl und führt über das Objeet x wörtlich an (Uebersetzung): „Ich sah einen sehwachen, weissen Fleck an der Stelle des Kraters, aut welchen Sie in Ihrem Schreibeu vom 18. October Bezug nehmen und von welchem Sie eine Zeichnung und Skizze geschickt haben. Ich bin meine Beobachtungsbücher bis zurück zum Jahre 18fJ5 durch- gegangen, fand wohl viele Zeichnungen \on Billy und llansteen, doch keine unter ihnen, welche die Gegend mit dem Flecke zeigt Am 13. November war die Sonne zu hoch (für den Mond), um das Objeet als Krater erkennen zu lassen". — Am 11. Januar 1892 um 8'' 25'" mittl. Grcenwicher Zeit fand Herr Elger günstigere Beobaehtungsverhältnisse und konnte das Oliject nnt seinem 8', .j zölligen Silberglas-Retlector in Benützung 284faeher und 350facher Vergrösserung unzweifelhaft als Krater erkennen. Er schreibt diesbezüglich am 12. Januar 1892: „Letzte Nacht um 7'' mittl. Grcenwicher Zeit. Ich richtete meinen 4z('illigcn f'ooke'schcn Achromaten mit 200facher Vergrösserung auf diese Formationen und sah alle Details in schöner Klarheit. Die Flecke a (= x), b (= x), c und d auf den anliegenden Zeichnungen er- schienen als schwache neblige Flecke ohne irgend eine bestimmte Umgrenzung und ohne irgend welche Anzeichen, dass sie Krater seien. Da ich keine Zeit hatte, vermochte ich erst um 8*' 25'" mit dem 8' j zölligen Silberglas- Reriector jene Objeete zu besehen und, indem ich diesen mit 284facher Vergrösserung darauf richtete, war sofort der kraterartige Charakter von a (x) und b (z), so weit 70 Naturwisseuschaftliche Wochenschrift. Nr. 7. es mich hetrifft, ausser Zweifel f;estent, denn ich unter- schied genau ein sehwaches dunkies (nicht schwarzes] Centrum in jedem von beiden 01)Jccten. Mit 350faciier Vergrö.sserung waren dieselben sehr schön und klar als Krater zu erkennen — und in der That kiinnte kein ge- übter Mondbeoljachter dieselben als solche ül)erseiien. Nachdem icli einige Zeit diese Objecte betrachtet hatte, richtete ich abermals das 4 zöllige Cooke'sciie Fernrohr darauf (dasselbe ist am anderen F^ide der Decliuations- Axe des Reflectors angebracht) und konnte jetzt (indem die Präcision des Bildes sich in der Zwischenzeit ver- bessert hatte) beide Objecte: a (x) und b (x) als kleine Krater, wenn auch natürlich nicht so gut, wie an dem grösseren Instrumente, erkennen, a (x) ist unzweifciliatt Ihr kleiner Krater. Sehr wahrscheinlich haben alle vier Objecte (a, b, c, d), wie auch die drei, welche westlich von Ilansteen in einer Reihe stehen, denselben Charakter. Ich kann noch hinzufügen, dass b (x) etwas heller als a (x) ist. c und d sind an Helligkeit ungefähr gleich und ein wenig schwacher als a." — Diesem Schreiben lagen zwei skizzenartige Zeichnungen bei, welche a = x deut- lich als Krater darstellen. Es kann nunmehr kein Zweifel obwalten, dass x wirklich ein Krater und keineswegs einer von der kleinsten Art auf dem Monde ist. Prof. Dr. L. Weinek. Ein neuer Stern ist am 1./2. Februar auf der Stern- warte zu Edinburgh gefunden worden, nachdem man von privater Seite auf die Erscheinung aufmerksam gemacht worden war. Er steht im Stcrnbilde des Fuhrmanns und zwar nahe an der südlichen Grenze zwischen diesem und dem Sternbilde des Stiers. Verbindet man den Stern ß tauri (2. Gr.) mit ?. uurir/ae (5. Gr.) durch eine Gerade, so steht die nova in der Mitte dieser Linie. Der neue Stern war anfänglich ">. Grösse, ist inzwischen aber schon unter die 6. Grösse herabgesunken, sodass er nur noch mit dem Fernrohr zu finden ist. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Die Sectiouen Hannover (Vorstand Profes-sor Dr. Carl ArnoUi) und Braunscliweig, (Vorstand Oberpostsecrotair Ricliard SfhuL-ht) des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins erlassen einen Aufruf zur Einrichtung einer meteorologischen Station erster Ordnung auf dem Brocken, in dem sie Folgendes ausführen: Die Bedeutung der meteorologischen Beobachtung für die ge" nauere Erforschung des Klimas, sowie für die weitere Ausbildug der namentlich für den Landwirth und den Touristen so wichtigen Witterungskunde und Wettervoraussage ist allgemein anerkannt. In Anbetracht dessen hat der Deutsche und Oesterreichisclie Alpenverein, unter kräftiger Unterstützung des Oesterreichischen und Bayerischen Staates, sowie mit Hülfe vieler wissenschaftlicher Institute und Korporationen eine Anzahl hochgelegener meteoro- logischer Stationen errichtet, z. B. die auf dem Hocliobir (2134 m) in Kärnten und die höchste derartige Station in Europa auf dem Sonnblick (3000 ui) bei Wildbad Gastein. Die dort gemachten Forschungen sind schon jezt von unschätzbarem Werthe für die Wissenschaft und Praxis. Unerklärlich erscheint es deshalb, dass der höchste Punkt des ganzen nördlichen Deutsehlands, der Brocken, (1142 m), noch keine meteorologische Station 1. (). besitzt, obwohl eine solche ebenfalls von allergrösster Bedeutung sein würde. Die Errichtung einer Station erster ( »rdnung ist bislang an den Kosten für die Herstellung eines Kabels zur nächsten Telegraphenstation gescheitert, da im Winter nur durch ein solches die Verbindung mit der Ebene erhalten werden kann. Ueborzeugt von der Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit einer meteorologischen Station erster Ordnung auf dem Brocken halten wir es für eine Ehrensache aller in seinem Bannkreise wolinenden Gebildeten, durch Speun oder niiher iuisf'ühren, z. ß. Er- hiutcrungcn übe.- den Unterschied zwischen Hand nnd Fuss, über Baekentaschen, Nagel nnd Knille, Kaulithiergeliiss, Znsanmien- hang zwischen Gobiss und Nalniing u. s. w. Hierdurch lehnt sich das Buch tlieiUvcise an die in den Vogcl-Miillenhoff'scheii Leit- faden angewandte Methode an, was die Braindiljarkeit der Bücher gegenüber den rein systematisch verfahrenden nur eriiöhen dürfte. Eine grössere Umänderung ist in der Reihenfolge und Abgren- zung der »Säugethierordnnngen vorgenoniuKm. .So ist die Ordnung der Rüsselthiere (Illiger's Proboscidea) aufgefüln-t, während die übrigen Vielhufer den Owenschen Ordnungen der Paarzeher und Unpaarzeher eingereiht sind, so dass z, B. Tapir und Nashorn mit dem Pferde vereinigt werden; die alte Eintheilung der Huf- tliiere in Ein-, Zwei- und Vielhufer hatte pädagogiscli den Vor- zug der Einfachheit, freilich ist die andere wissenschaftlich genauer. Einige Zeichnungen sind neu hinzugekommen, z. B, ein enthäuteter Igel, um den Muskelring zu zeigen, und ein treff- liches Gruppenbild der wichtigsten Hunderassen. Als Einzel- heiten seien folgende bemerkt: Der .Satz (.S, (i), die Atfen der neuen Welt „sind stets mit einem langen Greifsehwanz versehen", ist nicht zutreffend, da die Arctopitheci (von denen übrigens das Löwenäffchen aufgeführt ist) desselben entbehren. Bei den Eidechsen und noch mehr bei den .Schlangen könnte die Häutung eiiunal Erwähnung finden. Die Mundspalte des Walfis(dies (Abb. S, 59) ist nicht natürlich. Es sind (S, 75) leider nicht blos „kern- fanle Bäume", die der Specht lür seinen Nestbau benützt. Coro- nella austriacus (.S. 127) soll wohl heissen austriaca; idjrigens ist bei uns der Artname laevis und der deutsche Name „glatte Natter" gebräuchlicher. Der Aal (.S, 147) bewohnt nicht „alle europäischen Flüsse ausgenommen die Donau", da er auch in allen Zuflüssen des schwarzen und kaspischen Jleeres fehlt. Statt H3-dra grisea wäre besser Hj'dra viridis oder fusca auf- gefidirt, woljei auch der Name Süsswasserpolyp angefügt werden könnte. Die „Naturgeschichte des Pflanzenreichs" behandelt in der oben gekennzeichneten Weise das natürliche Pflanzen.system und zerfällt ihrer Anordnung nach in drei Abschnitte. Im ersten werden die „Samenpflanzen" (S. 1 bis 168), im zweiten die „Sporenpflanzen" (bis S. 198) behandelt, im dritten „Bau und Leben der Pflanze" (bis S, 244) erörtert. Hierzu tritt noch ein grösserer Anhang. Die Diagnosen der einzelnen eingehender be- sprochenen Arten sind in klarer und mehr zusannnenhängender Sprache gegeben. Von der ersten Familie, den „Hahnenfuss- gewäclisen", sind das blaue Leberblümchen, die gemeine Küchen- schelle, die Waldrebe u, s, w., im ganzen neun Arten näher be- schrieben und andere beiläufig erwähnt; jeder näher beschriebenen Art tritt eine Abbildung, die den ganzen Habitus erkennen lässt und auch noch Einzeltheile giebt, hinzu. Am Sclduss dieser Be- schreibungen ist dann gleich die Synthese der Familie gemacht, und einige verwandte Familien (Magnoliengewächse u, a,) werden augereiht. In dieser Weise werden die wichtigsten Familien der „Getrenntkronblättrigen" behandelt, und dann erst wird der Be- griff der letzteren aufgestellt. Am Schluss der Dikotylen werden auch diese kurz characterisirt, so dass stufenweise die allgemei- nereu systematischen Begriffe gewonnen werden. Die Auswahl ist im ganzen glücklich und ziemlich reich, da auch die Zier- gewächse und Nutzpflanzen eine angemessene Berücksichtigung finden. Manche Familien haben eine originelle Eintheilung aus praktischen Gründen erfahren; so sind z. B. die Doldenpflanzen in „essbare und gewürzhafte" und „giftige" unterschieden; ebenso zerfallen die Schmetterlingsblüthler in „essbare Hidsenfrüchte", „Futterkräuter", „Sträucher und Bäume" und „andere krautartige, wildwaclisende Schmetterlingsblüthler". Der Anhang giebt auf 25 Seiten leichtfassliche Tabellen zum Bestinnuen von Gattungen nach dem Linne'schen Systeme, die in so knappem Räume wirk- lich das Mögliche leisten. Auch hier ist in der Neubearbeitung vielfach die bessernde Hand angelegt, namentlich sind die „Erläuterungen" hervor- zuheben. Dieselben dienen hier nicht demselben Zweck wie in der Zoologie, da der Morphologie ein besonderer Abschnitt ge- widmet ist, vielmehr siigl darin hervorstechende ])hysiologische uud biologische Eigentluimliehkeiten gegeben vornehndich ist die Anpassung der Blüthen an den Insectenbesuch an vielen Bei- spielen eingehend erläutert. In der Terminologie fand der Be- arbeiter bereits die ausgeprägte Tendenz vor, überall die deut- schen Namen in den Vordergrund zu stellen ; er legt luerauf mit Recht grossen Werth uml hat in weiterer Conse(|uenz die sämmt- liclien lateinischen Kunstausdrücke (caulis, racenms u. s. w.) ge- strichen. Von Einzelheiten seien folgende erwähnt: Eine kleine Discordanz flndet sich auf S. 18, wo im Te.xt das wilde Stief- mütterchen richtig als Viola tricolor bczeichn(>t ist, während unter der dortigen Abbildung Viola arvensis steht; ebmiso ist im An- hang (S. '258) die Feigwurz oder das Scharbockskraut Ranunculus flcaria (iiacli LiuiK'), ilagegen vorn (S. 3) Ficaria verna (nach Hudson) benaiuit. .Ms Beisiiiel für ein lanzettliches Blatt die Gattung Linaria hrranzuzielien, erscheint nicht zw^eckmässig (die zugehörige Zeichnung ist auch nicht characteristisch) ebenso- wenig die seltene, sonst nirgends erwähnte Gattung Cercis für ein kreisrundes Blatt; statt des letztern konnte lieber ein schild- förmiges Blatt (z. B. von der so häuflgen Hydrocotyle) gegeben werden. Der allgemein gebräiuddiche Name Alpenveilchen für Cvclamen europaeum wird (S. iJo) als „fälschlich" gekennzeichnet; warumV Der Name „Erdscheibe- oder gar, wie Garcke mit auf- führt, „Schweinsbrot" wird doch nicht dagegen aufkouunen. S. 108 muss es statt „zweifach synunetrisch" heissen: einfach symmetrisch; besser wäre es, die wenig zweckmässigen Begrift'e „einfach svmmetrisch und mehrfach symmetrisch" würden durch einfachere' ei-setzt. p'rwünscht wäre es, wenn (aufS. 194 oder 19S) eine kurze Characteristik der Flechten gegeben würde; ebenso, wenn die jetzt so ungemein wuchernde Oenothera bieiuns vorn näher beschrieben würde, zumal dieser virginische Eindringling ein gutes Beispiel für dis B(>stäubung durch Naehtschmetterliugc abgiebt; auch die als Futterjiflanze häufig gebant<> Serrach-Ihi (Ornithopus sativus) könnte aufgidulu-t sein; ebenso köunti' die Symbiose zwischen Pdzen und den Wurzeln höherer Pflanzen (Buche, P-rica u, s, w,) kurze Erwähnung finden. Der Anhang schliesslich würde an Bniuchbarkeit noch gewinnen, wenn die dort aufgeführten (iattungeu (Butomus, Monotropa u. s. w.) auch im Register eine Stidle fänden. Die „Naturgeschichte des Mineralreiches" schliesslich zer- fällt in einen mineralogischen und einen geologischen Theil. Der erstere (S. 1 bis 88) giebt eine Uebersicht der Mineralien nach 6 Klassen (Haloidsalze, Sauerstottsalze, Elemente, O.xyde, Sulfide, Brenze), wobei wiederum von jeder systematischen Abtheilung nur die wichtigsten Mineralien, aber mit eingehender Besidu-ei- bung angeführt sind. Zahlreiche Abbildungen begleiten auch hier den Text. Daran schliesst sich noch ein der Kennzeichen- lehre gewidmeter Abschnitt, in welchem die Krystallographie, die physikalischen und chemischem Eigenschaften der Mineralien besonders behandelt sind. Der zweite, geologische Theil (S. 81) bis 147) giebt in ziemlich eingehender W^eise eine Uebersicht der wichtigsten Thatsaehen und behandelt in drei Abschnitten die dynamische Geologie, die Petrographie nebst architectonis(dier Geologie und die historische Geologie. Die Anordnung und Be- handlung des ganzen Stoffes ist klar und ansprechend, nur kann sich Ref;^ nicht mit der Art und Weise befreunden, in der die chemische Zusammensetzung der einzelnen Mineralien erörtert wird. Ist nämlich die Mineralo,gie der erste Unterricht im An- organischen, so kann man es nicht als eine Vorberoitting der Chemie oder eine Einführung in dieselbe ansehen, wenn bei jedem Mineral einfach die chemischen Bestandtheile angegeben w-erden, ohne dass eigentliche chemische Vorbegrift'e, basirt auf Versuche, zur Seite gehen. So wird z. B. auf S. 1 vom Steinsalz gesagt, „es besteht aus Chlor (C/), einem gelbgrünen Gas, und aus Na- trium (Na), einem leichten, silberglänzenden Jletall"; ferner werden auf S. 4 die Kalisalze gestreift, und dabei wird das Kali erklärt als „eine Verbindung des leichten, glänzenden Kalium- metalles mit dem Sauerstoff' (einem Hauptbestandtheil der LuftI". Beim zweiten Mineral, dem Flussspat, heisst es ebenso „ausser Calcium {Ca), dem Hauptbestandtheil der Kalkerde, enthält er Fluor {F), einen dem Chlor verwandten Grundstott', daher die Bezeichnung Ca F,", wobei dem Schüler die Bedeutung vom Inde.\ 2 dunkel bleibt. Eine solche dogmatische Einführung in die Chemie ohne wirkliche Versuche möchte doch bedenklich erscheinen, und es ist nicht zu ersehen, in welcher Weise der Schüler derartige Notizen auffassen und wie der Lehrer ilieselben beim LTuterricht verarbeiten soll. Wenn andrerseits die Minera- logie im Anschluss au die Chemie ertheilt wird, so sind die Aus- fülirungen wieder zu unvollständig oder theilweise ganz übi-r- flüsaig. Diese Ausstellungen können jedoch nicht dem Bearbeiter der neuen Auflage zum Vorwurf gereichen, da in diesem Punkt nichts zu ändern war, ohne den Plan des Ganzen umzuwerfen. Das Buch behält trotzdem seine eigenartigen Vorzüge. In der Neubearbeitung ist zunächst die Krystallograidue er- weitert worden, wobei auch die Symmetrie der Krystallgestalti-n eine kurze Erörterung gefunden hat. Bei der Beschreibung der einzelnen Mineralien sind „Vorkommen" und „Verwendung" als besondere Rubriken sehr sorgfältig behandelt: ferner sind einige weniger passende Abbildungen unterdrückt oder durch bessere ersetzt worden, beispielsweise eine hübscdie Abbildung von Salz- gärton und eine solche von Magnetitkrystallen eingefügt. Nament- lich sind im zweiten Theil einige geologische Kärtchen (Rheini- sclics Uebergangsgebirge, geologische Karte von England u. a.) als Bereicherung des Ganzen hinzugekommen. Schliesslich ist noch ein Verzeiehniss der angegebenen Miiieralfundorti' angelegt. Nach allem sind die Pokorny-Fischer'schen Lehrbücher ilen Fachkollegen zur Kenntuissiuilune angelegentlich zu empfehlen. Gymnasiallehrer O. Oinnann. 72 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 7. E. Czuber, Theorie der Beobachtungsfehler. Lci])zi};,B.O. Tcuhncr. 18111. Preis 8 Mk. Wenn wir iuich sehr viele l)ur.stelluMf;eu der WrtliLidi' iler klfjnston Quiidratp, also der Ausglciclning der Be(ih,-iclitiing!.;felili'r besitzen, so ist ganz entschieden ein liedanerlicdier lMan,i;el an solclu'n Werken zu eonstatir<'n, welche sidi mit der rein tlieorctischen Begründung der Ausgleichungsnietlioden befassen. Das vorliegenih- Werk wird daiier mit grosser Freude liegrüsst werden, denn es tritt in ganz ausgezeichneter Weise in die Lücke ein. Die Fragen der_ Fehlertheorie und der Wahrscheinlichk<^itsrcehnung sind keine einfachen; sie erfordern im Gegentheii scharfes, cingehendi^s Nach- denken und Studium. Und alles Weiterarbeiten ist — in viel höherem Masse auf diesem wii^ auf anderen matliematisclien Ge- bieten — ein solches ohne Aussicht auf Krfolg, wenn nicht die Grundbegrift'e möglichst scharf und eindringlich festgelegt und eingeprägt sind. Das vortreffliche Werk des Herrn Cznber er- möglicht dies im denkbar besten Masse. In dem ersten rein tlieoretischen Theile ist der grösste Nachdruck auf schärfste präciseste Bestinnnung und Uingrenzung der Begriffe gelegt, was dann sich als äusserst vortlieilhaft erweist bei Begründung und Darlegung der Methode der kleinsten Quadrate. Die Absclniitte über die räumliche Discnssion der Beobacditungsfehler (Fehler ellipse, Fehlerellipsoid) bringen viel Neues und wenlen von Jedem mit Interesse studirt werden. Das Bu(di umfasat den gesammten Besitzstand der Wissenschaft auf diesem Gebiete und ist eine sehr entschiedene Bereicherung unserer mathematischen Litteratur. Grs. FAiu' „Forstlich-naturwissenschaftliche Zeitschrift" ist im Verlage der M. Riger'schen Uuiversitäts-Biuhhliandlniig in München von dem Privatdocenten Dr. Carl Freiherr V(jii Tulieuf ge grinidet w orden. Das 1. uns vorliegende Heft bringt die tVdgenden Originalabhandlungen: Professor Dr. R. Hartig, Das Erkranken und Absterben der Fichte nach Nonnenfrass. Professor Dr. R. Weber, Ueber den Einfluss des Samenertrages auf die As(dienbestandtheile und stickstoffhaltigen Reservestoffe des Koth- buclienholzes. Privatdocent Dr. A. Pauly, Ueber einen Zncht- versuch mit Pissodes notatus. Privatdocent Dr. von Tubeuf. Die Krankheiten der Nonne. Den Beschluss bildet eine kleine Mittheilung vom k. Forstrath Lang, Pissodes scabricollis (ein neuer Forstschädling). Das Heft ist iilustrirt; bemerkenswerth sind die 4 Tafeln zu dem Artikel Tubeuf's. — Es sollen jährlich 12 Hefte erscheinen. Brauns, R., Die optischen Anomalien der Krystalle. Leinziü'. 1-J M. .'!.■- Cannizzaro, S., Aliriss eines Lehrganges der theoretischen Cliemie. Leipzig. bsO M. Frech, F., die devonischen Avieuliden Deutschlands. Berlin. "JO M. Junker's, W., Reisen in Afrika 187.J-1886. h. Bd. Wien. 1 \,b() M. Karte, geologische, des Grossherzogthums Hessen. 1 : 2.itl00. II. Lfg, Darmstadt — Mörfelden. Darmstadt. 8 M. — .- topographische, des Königreichs Sachsen. 1:25 000. No. 45. Leisnig. Leipzig. 1,50 M. Kiepert, R., neue Spezialkarte von Aequatorial - Ost - Afrika. l:ol)OUOOO. 3. Aufl. Berlin, ti M. Kohn, G., zur Tlieorie der associirten Formen. (Sonderdruck). Leipzig. 6,00 M. Korscheit, E. u. K. Heider, Lehrbuch der vergleichenden Ent- wickhiugsgeschiclite der wirbellosen Thiere. Jena. Ki M. Kronfeld, M., die wichtigsten Bliitenformeln. Wien. 1 M. Kundt, die neuere Entwicklung der Elektricitätslehro. Berlin. 0,80 M. ^ Kuntze, O., Revisio generum plantaruin vascularum omnium atque eelhdariuni secnnduin leges nomenclaturac internationales cum enumeratione plantarum e.xoticarum in itinere mundi collectarum. 2 partes. Leipzig. 40 M. Langerhans, K., Compendium der patliologischen Anatomie. üerlin. 0 M. Leuba, F., die essbaren Scliwämme und ilie giftigen Arten, mit wehdien dieselben verwechselt wc'rden können. Basel. 33,ti0 M. Liiebeault, A. A., der künstliche Schlaf und die iliin ähnliclien Zustände. Wien. 5 M. Loeb, J., Untersuchungen zur physiologischen Morphologie der Thiere. Würzburg. 4 M. Messtischblätter des Proussischen Staates. 1 : 250 000. ;i82. Raths- dainnitz. — 1152. Massow. ~ 1242. Kublank. — 1242. Marien- fliess. — 1327. Werben. — Mll. Arnswalde. — 1.562. Karzig. - 1995. Buk. — 22ti7. Leipe. — 2413. Seitsch. —2414. T.schirnau. Berlin, k 1 M. Meyer, A. A., über Vögel von Neu-Guinea und Neu-Britannien. Berlin. 2,40 M. Meyer, V. u. P. Jacobson, Lehrbuch der organiscdien Chemie. 1. Bd. 2. Hälfte. 1. Abtli. Leipzig. 5,.50 M. Müller, F., Verzeichniss der Gross-Schmetterlinge (Macrolepidop- tcren) des Lippis(dien Fauni'ugebiets. Detmold. 1,50 M. Murr, J., wo steht die Wiege der MenschheitV Innsbruck. 0,48 M. Neumann, K. W., Lehrluich der allgemeinen Arithmetik und Al- gebra, (i. Aufl. Bremen. 2,80 M. Oestreich, R., Coinpe.ndinm der Phvsiologie des Menschen. Berlin. G M. Peano, G., die tinmdzüge der geometrischen Caiculs. Leipzig. 1,20 M. Pfeffer, G., Versuch über die erdgeschichfliclie Entwickelung der jetzigen Verbreitungsverhältnisse unserer Thierwelt. Hamburg. l,i;() M. Pohl, J., Elemente der landw irtlisch.it'tliclieii Pflanzenpliysiologie. Wien. 2,-10 M. Przewalski, N. M., Wissrusehaflliclie Resultate der von P. nach Ci'ntralnsii'ii unleniomuirnen Reisen. Leipzig. 16,.50 M. Richter, P., die Bromeliaccen, vergleicliend-aiiatomiscli betrachtet. Lüblini. 1,.')0 M. Riehm, G., Repititorium der Zoologie. 2. Aufl. Göttingen. 3,80 M. Rüdinger, N., Cursus der topogra))hisclien Anatomie. München. 1) M. Sachs, J., Li'ln-bucli der ebenen Eleinentar-Cieometrir (Planimetrie). Stuttgart Ö M. Scheele, C. W., sämintliche physische und chemiselie Werke. 2. Aufl. r.erlin. 14 M. Scheffler, H., Beiträgi> zur Zahlentheorie, insbesondere zur Kreis- iinil Kugeltheilung, mit einem Nachtrage zur Theorie der (ih'irhungen. Leipzig, (j M. Schenk, S. Ii., Grundriss der normalen Histologie dos Menschen für A.Tztc und Studirende. 2. Aufl. Wien. 8 M. Schlömüch, O., fünfstellige logarithmische und trigonometrische Tafeln \. Aufl. Braunschweig. 2 M. Schmidkunz, H., P.sychologie dtu- Suggestion. Stuttgart. 10 M. Schott, G., Oberflächen-Temperaturen und Strömungen der ost- asiatischen Gewässer. Hamburg. 3,.50 M. Briefkasten. Herrn Fr. Doflein in Zweibrücken. — ad. 1: Behrens, Methodisches Lehrbuch ch'r Allgemeinen Botanik (Verlag von Harald Bruhn in Braunschweig), Preis 5 — 7 M. Kerner, Pflanzen- leben (Verlag des BibliogTaphisch<'n Institutes, Leipzig), Preis 30 Mk. Lniu'ssen, Grundzüge der Botanik (Verlag von H. Haessel, Leipzig), Preis gegen 0 Mk. Potonie, Elemente der Botanik. (Verlag von Julius Springer, Berlin), Preis 2,80 Mk. Praiitl, Lehrbuch der Botanik (Verlag von Wilhelm Engehuann, Leipzig). Gegen 5 Mk. Wiesner, Elemente der wissenschaftlichen Botanik. I. Anatomie und Physiologie. II. Organographie und Systematik, HI. Biologie (Verlag von Alfred Holder, Wien), Preis gegen 30 Mk. — ad. 2: W^ollen Sie sich ein Mikroskop für e.xact-wi.ssenschaft- liehe Studien beschaffen, das Ihnen aber vorerst zur Hebung im Mikroskopiren dient, so können wir nur rathen, bei einer guten Firma gleiidi ein Gestell für ein grösseres, vollständigeres Mikro- skop zu kaufen, zunächst schwächere Objeetive dazu zu nehmen, und dann nach und nach nach Massgabo der Bedürfnisse das Zubehör zu ergänzen. Für 300 Mk. können sie schon ein ri:clit vollständiges Instrument halien. Für geringere Bedürfnisse kann sehr ein von Bencche in Berlin, Grossbeerenstr. 55, angefertigtes Mikroskop mit 2 < )bjectiven und 2 Oculareu empfohlen werden, d.as nur 75 Mark kostet und das bei den mikrospkopischen Uebungen im Botanischen Institut der ITniversität Berlin Verwendung findet. Sie können sich vertrauensvoll an die genannte oder an eine der folgenden Firmen «enden mit Angabe ihrer Bedürfnissi' und Absichten und können sicher sein, reell bedient zu werden: Carl Zeiss in Jena, liefert ganz ausgezeichnete aber recht theure Instrumente; billiger sind: Ernst Leitz in Wetzlar und W. & H. Seibert ebenda, ferner Dr. E. Ilart- nack in Potsdam. Inhalt: Dr. H. Potonie: Die Zugehörigkeit der fossilen provisorischen Gattung Knorria. (Mit Abbildiingeiil. — Prof. Dr. Hugo Werner: Ein Beitrag zur Geschichte des euroi)äischen Ilausrindes. (Fortsetzung). — Wilhelm Krebs: Internationaler Congress der geographischen AVisseiischaften zu Bern, 10. bis 14. August 1891. — Ist unreines Chloroform schädlich V — Eine riesige Rothtanne. — Goldartiges Silber. ~ Entdi'ckung eines neuen Mondkraters auf der k. k. Sternwarte zu Prag. ~ Em neuer Stern. — Aus dem yvlssenschaftiichen Leben. — Litteratur: Pokomv's Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineral- reiches. — E. Czuber, Theorie der Beobachtungsfehler. — Foi-stlicli-naturwissenschaftlicdie Zeitschrift. — Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N.4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berjin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. '-'^•^- ^.>Ä-'^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIL Band. Sonntag, den 21. Februar 1892. Nr. 8. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Poat- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl X— Bringegeld bei der Post 15 A extra. l JL Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Jl. Grössere Aufträee ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. .Vhdrack ist nur mit vollständiger ;abe gestattet. Ueber die Massenbestimmung in der Astronomie. \'n\\ F. Tisserand. Mit Genehmigung des Verfiisser,- übersetzt von Dr. B. Matthiessen. Vor ungefähr 20 Jahren machte gegen Ende eines öffeiitlicheii Besuchs an der Pariser Sternwarte Jemand, der aufmerksam alle Erklärungen der verschiedeneu Instrumente angeliört hatte, folgende Bemerkung: „Sehr schön, Sie haben uns nun die Vorrichtungen gezeigt, welche zur Messung von Zeit und Winkeln dienen, aber ich habe noch keine gesehen, mit deren Hülfe man die Entfernungen der Planeten finden könnte." Die Frage war weniger naiv als es Einem auf den ersten Anblick vorkommen mag, und, um sie vollständig zu beantworten, hätte man auseinandersetzen müssen, dass das Problem nur auf indirecte Weise behandelt werden kann, und dass eine genaue Lösung überhaujjt erst nach den Ent- deckungen eines Copernicus und Kepler möglich geworden ist — Entdeckungen, welche gestatten, alle Entfernungen im Sonnensystem mittelst einer derselben, nämlich der- jenigen der Erde von der Sonne auszudrücken. Letztere selbst kann in Erdradien gemessen werden, aber nicht ohne grosse Mühe, wie hauptsächlich die Astronomen, welche mit den beiden letzten Venusdurchgängen zu thun gehabt haben, bestätigen können. Unser Besucher wäre noch indiscreter gewesen, wenn er die Instrumente hätte sehen wollen, welche dazu die- nen, Sonne und Planeten zu wägen; und doch handelt es sieh hierbei nur um eine ziemlich einfache Folgerung aus dem Ncvvton'scheu Gesetz. Diese schöne Errungen- schaft pflegt die Laien in der Astronomie immer sehr in Erstaunen zu versetzen, und es ist nicht leicht, ihnen die Sache kurz zu erklären, wenigstens nicht in einer improvi- sirten Unterhaltung. Ich habe es deshalb nicht für un- zweckmässig gehalten, diesem Gegenstande einen Artikel im „Annuaire" zu widmen*), verhehle mir jedoch keines- wegs die Schwierigkeiten einer Darstellung, bei welcher *) Aunuaire du bureau des longitudos ISiJÜ. man auf die Grundgesetze der Mechanik und die Ent- deckungen Galilei's, Iluyghens's und Newtons zurück- greifen muss; und wenn einige Leser gewisse Stelleu dieser Abhandlung etwas schwierig finden, so hoffe ich, sie durch Einzelheiten auf unserer schnellen Reise durch das vSonnensystem — und einige Sternenwelten — zu entschädigen. Zunächst müssen einige Principien der Mechanik in's Gedächtnis zurückgerufen werden, j'edoch sei von vorn- herein bemerkt, dass wir uns nicht anmassen, dieselben strenge beweisen zu wollen; sie sollen nur so klar als möglich dargelegt werden. Wir wissen aus der Erfahrung des täglichen Lebens, dass, um einen Körper am Fallen zu verhindern, eine gewisse Kraft zur Aufhebung seines Gewichts nöthig ist. Diese Kraft oder dieses Gewicht bleil)t sich für ein ge- gebenes Volumen nicht gleich, je nachdem der ausfüllende Stoff, Wasser, Eisen oder Quecksilber ist, und diese Ver- schiedenheit führt uns auf den Begriff der Jlasse. Wenn man sich jeden Körper in Molecüle vom selben Gewicht zerlegt denkt, so wird die Annahme nöthig, dass die Zahl dieser Molecüle von einem Körper zum andern variirt: und es hat so die Masse der Körper definirt wer- den können als die „Quantität von Stoff, welche im gleichen Volumen enthalten ist," oder, was dasselbe sagt, „als die Zahl von gleichen materiellen Punkten in diesem Volumen." Man sieht jedoch, es fehlt dieser Definition an Klar- heit, und wenn sie durch eine präcise, mathematische, für Formeln verwendbare, ersetzt werden soll, wenn wir gleichzeitig allgemeine Resultate erlangen wollen, die nicht nur auf die Erdoberfläche, sondern auch auf die Himmelsräume angewendet werden können, so ist es nöthig, die Betrachtung der Bewegungen, welche eine gegebene Kraft bei verschiedenen Körpern hervorruft, einzuführen. 72 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 8. Wir wollen zunächst untersuchen, welchen Einfluss eine Kraft, die fortwährend nach derselben Eichtung und mit derselben Stärke wirkt, auf einen ruhenden Korper ausübt. Zunächst wird sie ihn in ihrer eigenen Rich- tung in Bewegung setzen nnd ihm am Ende der ersten Secunde eine gewisse Geschwindigkeit ertheilt haben; während der 2. Secunde wird der Effect derselbe, d. h. die Geschwindigkeit am Ende derselben doppelt so gross, als nach Verlauf der ersten sein. Man hat also eine Bewegung, bei welcher in gleichen Zeiten die Schnellig- keit um gleiche Grössen wächst, und dies nennt man: „eine gleichförmig beschleunigte Bewegung.-' Der freie Fall der Körper bietet uns ein einfaches und bemerkens- werthes Beispiel; bei diesem ist bekanntlich der constante Zuwachs der Geschwindigkeit in jeder Secunde oder kurz die „Beschleunigung" gleich dem dop])elten Raum, welcher in der ersten Secunde zurückgelegt wurde. Lässt man auf denselben Körper eine grössere Kraft wirken, so ist es klar, dass die Beschleunigung wächst; wird die Kraft die doppelte, so wird es die Beschleuni- gung auch. Ninunt im Allgemeinen die Kraft in einem bestimmten Verbältniss zu, so tritt dasselbe mit der Be- schleunigung ein, und wir haben daher mit Hülfe der Bewegungen zur Messung der Kräfte ein Mittel, verschie- den von dem durch die Gesetze des Gleichgewichts ge- gebenen — wo die Kräfte gleichsam auf einer mathema- tischen Wage verglichen werden. Eine Kraft wird das Doppelte, Dreifache . . . einer anderen sein, wenn sie auf denselben Körper angewandt, eine doppelte, drei- fache . . . Beschleunigung hervorruft. Setzen wir jetzt den Fall, dass dieselbe constante Kraft nach einander auf 2 Körper von verschiedenem Volumen wirken soll; ertheilt sie ihnen die nämliche Be- schleunigung, so wird man die Massen für gleich halten. — Die Vereinigung der beiden vorigen Körper bildet einen neuen von doppelter Masse, und es leuchtet ein, dass, wenn dieser von einer Kraft, welche durch die Zahl 2 dargestellt werden möge, angetrieben werden wird, er dieselbe Beschleunigung empfängt als jeder der ursprüng- lichen Körper durch die Kraft 1. Um also Körpern von der Masse 1, 2, 3 . . . dieselbe Beschleunigung zu er- theilen, muss man auch die Kräfte 1, 2, 3 . . . auf sie wirken lassen ; dieselbe Kraft auf die Körper einzeln angewandt, würde Beschleunigungen proportional den Zahlen 1, V-j; ^s • • • hervorbringen. Die Massen der verschiedenen Körper sind also umgekehrt pro- portional den Beschleunigungen, welche ihnen eine nnd dieselbe Kraft ertheilt. Das Vorhergehende lässt sicii Alles in eine einfache Relation zusammenfassen. Bei der Einwirkung einer con- stanten Kraft auf einen Körper sind 3 Punkte zu berück- sichtigen, nämlich 1) die Intensität der Kraft, 2) die Masse des Körpers und 3) seine Beschleunigung. Die Zahl, Avelche die Kraft ausdrückt, ist gleich dem Product aus den Zahlen für Masse und Beschleunigung. Wenn die wirkende Kraft die Schwere ist, so sieht man, da die Beschleunigung sich in diesem Fall für alle Körper gleich bleibt, dass die Gewichte den Massen pro- portional sind; die Instrumente zur Bestimmung des Ge- wichts werden uns also auf der Erde auch einen Werth für die Massen liefern können. Man wird bemerken, dass die obige vage Definition der „Masse'" jetzt an Präcision gewonnen hat; die Masse eines Kör])ers kann als die Zald seiner identischen ma- teriellen Punkte aufgefasst werden. — Die Identität zweier materiellen Punkte ist jetzt klar, sie findet statt, wenn dieselbe Kraft den beiden Punkten gleich grosse Beschleunigung ertheilt. Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich, dass zum Vergleich der Massen der Sonne und der Planeten es genügen würde, eine Kraft nach einander auf alle wirken zu lassen und dann die in den Bewegungen entstehenden Beschleunigungen zu messen. Dies Mittel ist nicht aus- führbar, aber das Gravitationsgesetz gestattet uns, die Frage anders anzufassen. Jedermann kennt den Wortlaut dieses bewunderungswürdigen Gesetzes, welches der geniale Newton aus den Kepler'schen Gesetzen ableitete: irgend 2 Molccüle des Planetensystems ziehen sich an im directen Verbältniss ihrer Massen und im umgekehrten Verbältniss des Quadrats ihrer Entfernungen." — Newton hat ferner Ijevviesen, dass die Anziehung einer aus homogenen, con- centrischen Schichten bestehenden Kugel auf einen äusseren als wenn die Punkt dieselbe ist, als wenn die ganze Masse der Kugel in ihrem Centrum vereinigt wäre — eine fundamentale Bemerkung, welche uns erlaubt, von den Dimensionen der einzelnen Körper im Sonnensystem abzusehen. Nehmen wir nun für einen Augenblick an, dass ein Körper nach einander in die gleiche Entfernung von Sonne und Erde gebracht werden könnte ; alsdann würden sie ihn mit Kräften anziehen welche ihren Massen pro- portional sind. Dies ist eine Folgerung des Newton'schen Gesetzes nnd der Thatsache, dass in beiden Fällen die Entfernung eine gleiche war. Die Bewegungen des Körpers, wenn er das eine Mal nach der Sonne bin, das andere Mal auf die Erde zu fällt, können, für eine gewisse Zeit wenigstens, als gleichförmig beschleunigte angesehen werden, und die Beschleunigungen sowohl als die in der ersten Secunde durchlaufenen Räume werden den Massen von Sonne und Erde proportional sein. AVenn der Körper z. B. in der ersten Secunde nach der Sonne hin 330 Bieter, nach der Erde aber nur 1 mm zurücklegt, so wird man daraus scbliessen, dass die Masse der Sonne 330 000 mal grösser ist als die der Erde. Aber es ist nicht nöthig, dass der angezogene Körper gerade gleich weit von den beiden ab sei, deren Massenverhältniss man bestimmen will. Ist er z. B. 10 mal näher an der Erde als an der Sonne, so wird es genügen, seinen Fallraum nach ersterer hin durch das Quadrat von 10 zu dividiren, um dasselbe Resultat wie früher zu erhalten. Nun wohl, nehmen wir als Probe den Mond! Es genügt, herauszufinden, wie viel derselbe nach der Erde und Sonne sich bewegen würde, wenn man ihn in beiden Fällen sich selbst noch nicht die Möglichkeit, verwirklichen, doch sind wir bedeutend näher gekommen, eine letzte Schwierigkeit zu I überliesse. Wir haben diese Voraussetzung zu der Lösung der und es bleibt jetzt Frage nur übrig. beseitigen Es sei O die Erde, A C die Bahn des Mondes, Ä seine Lage in derselben zu einer bestimmten Zeit, A B seine Geschwindigkeit in diesem Augenblicke und C sein Ort eine Secunde nachdem er A passirt hat. Ausgehend vom Punkte A wird die Bewegung durch die Combi- nation zweier Einflüsse bestimmt: 1. die Geschwindigkeit des Mondes und 2. die An- ziehung der Erde auf ihn. Wir werden das- selbe Resultat erhalten, wenn wir die beiden Kräfte getrennt wirken lassen. Denken wir uns zunächst die Anziehung der Erde fort, so würde der Mond sieh in der Richtung der Tangente seiner Bahn fort- bewegen nnd nach Verlauf einer Secunde in B sein ; jetzt lassen wir, während er sich bei B in Ruhe befindet, die Schwerkraft auf ihn wirken. Der Erfolg kann nur der sein, dass er nach C versetzt wird, wo er sich nämlich eine Secunde nach dem Durchgang durch ^4 wirklich be- findet. Man kann also sagen, dass der ohne Anfangs- angene Mond während einer ist. gesehwindigkeit von B ausgci Secunde um die Strecke B C gefallen Nr. 8. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 73 Wenn man, was der Wahrheit sehr nahe kommt, die Mondbahn als kreisförmig? ansieht, so ist die Bereclmung der Strecke B C sehr einfach ; sie ist auch nicht schwierig bei Berücksichtigung der Ellipticität. Doch wollen wir uns hierbei nicht weiter aufhalten. Jetzt handelt es sich darum 7A\ finden, wie viel der Mond in einer Secunde nach der Sonne hin fallen würde; aber wegen der Nähe des Mondes an der Erde kann man diese beiden vertauschen und kommt so auf eine der vorigen ganz analoge Aufgabe, wobei in Fig. 1 0 jetzt dieSonne und A die Erde darstellt. Der Einwand, dass man ja den Fall des Mondes und nicht den der Erde zu bestimmen hat, ist nicht stichhaltig; denn die durchlaufene Strecke bleibt dieselbe, welclies auch die Masse des fallenden Körpers sei, genau so, wie bei der Schwere, unter deren Einfluss alle Körper im leeren Raum mit derselben Geschwindigkeit fallen. Unter Voraussetzung von Kreisbahnen findet man, dass die Erde in einer Minute*) 10'." ßO nach der Sonne, und der Mond 4'." 90 nach der Erde fällt. Aber der Mond ist uns im Mittel 386 mal näher als die Sonne; mau miiss dalier die Grösse 4'." 90 mit dem Quadrat von 386 divi- diren, was 0'."0000328 giebt. Daher kann man behaupten, dass der Mond bei gleichem Abstand von Sonne und Erde, wenn diese beiden einzeln auf ihn wirkten, nach der Erstcren in einer Minute 10'." 60, nach der Letzteren dagegen nur 0'"0000328 fallen würde. Also ist die Masse der Sonne gleich derjenigen der Erde multiplicirt mit dem Factor Q^ms '^- ^- ^"^ ^^ ""^^ '" ^"''*- Es erhellt, dass zur Ausführung dieser Rechnung die Kenntniss des Verhältnisses der Entfernungen Sonne-Erde und Erde-Mond, also auch die der Erde von der Sonne selbst erforderlich ist; je nachdem man für Letztere diesen oder jenen Werth annimmt, findet man auch verschiedene Zahlen für das Verhältniss der Massen. Das angegebene Verfahren kann ohne Abänderung zur Massenbestimmung aller derjenigen Planeten ange- wandt werden, welche von Satelliten umkreist werden; es erfordert nur die Kenntniss der grossen Achsen der Planeten- und Mondbahnen, sowie die der siderischen Revolutionen in diesen Bahnen**), Grössen, welche leicht aus den Beobachtungen abgeleitet werden können. Für Jupiter könnte man z. B. jeden seiner Satelliten verwerthen, was 4 von einander unabhängige Bestim- mungen für die Masse des Planeten ergeben würde; diese könnte man nach den Regeln der Wahrscheinlichkeits- rechnung mit Rücksicht auf ihre respectiven Genauig- keiten vereinigen und würde so einen sehr genauen Werth für das Verhältniss von Jupiter- und Sonnenmasse er- halten. Die neueste, sehr zuverlässige Bestimmung ist die von Schur, welcher den Werth jQjj-232 '""'S''^'^*- Die Masse des Saturn ist aus den Beobachtungen der beiden grössten Monde, Titan und Japetus, abgeleitet worden; die Messungen Bessels führen auf die Zahl die neueren von Struve auf Ö502' "'" """"'"■' '— ^ 3408 hinreichender Genauigkeit gv^^ annehmen. man kann mit *) Wir Stollen ilio Berechnungen für eine Minute und nicht ir eine Secunde an, um nicht mit allzu kleinen Zalden operircn fti zu müssi'n. **) Folgende Formel drückt die Beziehungen zwischen der Masse m eines Planeten und der Sonnenmasse M aus: m M /a' \^ / T \- I — I. (r^;) wo a und T die halbe grosse Achse der Planetenellipse und die sideriscbe Umlaufszeit um die Sonne be- deuten; a' und T' sind die entsprechenden Grössen für die elliptische Bahn des Mondes um den Planeten. Aus den Beobachtungen der 4 Satelliten des Uranus hat Newcomb die Masse dieses Planeten zu ,^:,-^^ berechnet; für den Neptun findet er aus den Bewegungen des einzigen Mondes dieses Planeten m 19380' Heutzutage kann man, nach der vor nicht allzu langer Zeit erfolgten Entdeckung der Marsinonde, einen viel genaueren Werth für die Masse dieses Planeten ab- leiten als früher. A. Hall hat auf diesem Wege eine Zahl gefunden, die wir in .^^J^^)^J abrunden. Es bleibt uns also nur noch übrig zu zeigen, wie man die Massen des Mcrcur und der Venus hat bestimmen können, der einzigen Planeten, für welche noch keine Trabanten bekannt sind. Bevor wir jedoch diesen Gegenstand näher erörtern, sollen andere Wege beschrieben werden, welche man mit Erfolg zur Bestimmung der Jupitennasse eingeschlagen hat. Obgleich diese Masse noch nicht einmal den tau- sendsten Thcil von derjenigen unserer Sonne ausmacht, so spielt sie doch im Planetensystem eine scharf aus- gesprochene Herrscherrolle; sie ist nämlich beinahe 'iV^mal so gross als die Massen der übrigen Planeten zusammen. Da Jupiter ausserdem ziemlich weit von der Sonne ab- steht, so wird man einsehen, dass seine Anziehungskraft bei Körpern, die sehr nahe an ihm vorbeikommen, in gewissen Fällen sogar die der Sonne übertreffen kann. Dieses bezieht sich hauptsächlich auf Kometen, welche in seinem Bereiche einherziehen; wir haben hierfür sogar ein directes Beispiel: der Komet von 1770, gewöhnlich der Lexell'schc genannt, schien sich in einer deutlich ausgesprochenen Ellipse innerhalb 5"/;j Jahren um die Sonne zu bewegen. Wie kam es nun, dass dieser Komet nicht früher bemerkt worden war? Lexell hat schon die Erscheinung erklärt, indem er durch seine Rechnungen bewies, dass der Komet im Jahre 1769 sehr nahe am Jupiter vorbeigekommen sei, und zwar so nahe, dass sein Abstand von diesem grossen Planeten nur ^ von dem der Sonne war; die Anziehung des Jupiter hatte die vor- her viel grössere Umlaufszeit vollständig verändert und dem Kometen eine kurze Periode verliehen. Man hat ihn seitdem eifrig bei seiner jedesmaligen vermutheten Rück- kehr im Intervall von öVa Jahren gesucht; er ist trotz- dem nie wieder gesehen worden. Der Grund ist der, dass er im Jahre 1779 wieder dem Jupiter sehr nahe kam, noch näher als 1769; man darf sogar annehmen, dass er dies zweite Mal zwischen Jupiter und seinen Sa- telliten hindurchging: daher rührt eine neue und sehr beträchtliche Störung. Jupiter hatte uns auf einige Zeit einen Kometen kurzer Umlaufszeit geschenkt; er hat ihn uns wieder geraubt. — Leverrier hat den Lauf dieses Kometen mit grosser Sorgfalt studirt und gezeigt, dass die Beobachtungen von 1770 weder zahlreich noch genau genug sind, um in aller Strenge die Bahn des Kometen nach der grossen Störung von 1770 bestimmbar zu machen. Es ist möglich, wenn auch wenig wahrscheinlich, dass er in eine hyperbolische Bahn zuriickgeschlcudert wurde, in welchem Falle er uns immer verloren wäre; aber es kann auch sein, dass er seine Bewegung in einer oder der andern der Ellipsen vollzieht, von denen Leverrier eine ganze Reihe angegeben hat. Man wird so im Stande sein, seine Identität mit einem der vielen Kometen, mit denen unsere Cataloge fortwährend bereichert werden, zu erkennen; und seine Wiederauffindung würde zu einem der schönsten Probleme der Astronomie Veranlassung geben, nämlich zu einer ausserordentlich genauen Be- stimmung der Jupitermasse durch Vereinigung der neuen Beobachtungen mit denen von 1770. 74 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 8. Der Fall des Lexell'.schen Kometen ist jedoch nicht ein vereinzelter, und die Astronomen neigen zu der An- nahme, dass eine bestimmte Zahl der periodischen Ko- meten kurzer ümlaufszeit durch die Thätigkeit des Jupiter in ihre Bahnen gelenkt worden sind. Vor Kurzem hat ein bedeutender Schüler des ver- storbenen V. Oppolzer, Freiherr v. Haerdtl in Innsbruck, der Akademie der Wissenschaften eine umfangreiche Arbeit über den Winnecke'schen Kometen eingereicht, welcher eine Umlaufszeit von 5.8 Jahren besitzt und von Seiten Jupiters beträchtliche Störungen erleidet; diese sind mit grosser Sorgfalt berechnet worden und lieferten als Werth für die Jupitermasse den Bruch 7---.,-,---., beinahe über- ' 1047.1 (o' einstimmend mit dem Resultat Schur's aus den Beob- achtungen der Satelliten. — Das genaue Studium der Bewegungen des Faye'schen Kometen hat anderseits zu der Zahl - „ ^ geführt, welche, wie mau sieht, nur wenig von der vorigen abweicht. Die Kometen sind jedoch nicht die einzigen Körper, welche in ihrem Laufe stark durch Jupiter beeinflnsst werden können; in der Gruppe der Asteroiden können die äussersten, diejenigen, welche von der Sonne am weitesten abstehen, ihm sehr nahe kommen, hauptsächlich wenn ihre Bahnen stark excentrisch sind. Es giebt mehrere von ihnen, welche zu bestimmten Zeiten zwei, drei, ja sogar acht- bis neunmal näher am Jupiter sein können, als an der Sonne; zu diesen gehören (24) Themis, (33) Polyhymnia, (49) Pales, (90) Antiope, (153) Hilda und (175) Andromache. Hier bietet sich also ein neuer und präciser Weg zur Massenbestimmuug des Jupiter; die Bewegungen der Themis haben z. B. schon den Werth 104^:538 S^^'^^^'^- Die Uebereinstimmung der durch die Trabanten, durch Kometen und Asteroiden gefundenen Werthe für die Jupitermasse ist sehr zu beachten; sie enthält eine wichtige Bestätigung des Newton'schcn Gesetzes und zeigt, dass bei gleichen Entfernungen die Anziehung Jupiters auf die Einheit der Jlasse dieselbe bleibt, möge es sich nun um ziemlich feste Körper wie die Satelliten und Asteroiden, oder solche von ausserordentlicher Zartheit, wie die Kometen, handeln. Das für die Oberfläche der Erde wohlverbürgte Resultat der gleichen Anziehung von Körperu der verschiedensten Natur kann also auch auf den Jupiter angewendet werden. — v. Haerdtl nimmt schliesslich als Neuner des Bruchs, im Verhältniss Sonnen- masse zu Jupitermasse, die Zahl 1047.20 an und hält sie bis auf einige Hundertstel für sicher. Jlit aller nöthigen Reserve kann man jedenfalls, wie es scheint, die Richtig- keit der Zehntel verbürgen und kennt demnach die Masse Jupiters bis auf j?^?^. ihres Betrages genau. Ein immer- hin sehr schönes Resultat! Natürlich könnte man auch die beträchtlichen Stö- rungen, welche Jupiter durch Saturn erleidet, verwerthen; dies haben Bouvard und späterhin Leverrier, am Schluss seiner Theorie des Saturn, versucht. Jupiter kann in der That den Ort des Saturn um mehr als einen Grad ändern. Es i.st an dieser Stelle nicht möglich, auf die Einzelheiten der sehr verwickelten Rechnungen einzu- gehen, und wir beschränken uns deshalb darauf, die Folgerungen Leverrier's hier anzuführen: Die Verwerthung der Beobachtungen der Jupitermonde zur ]\Iassenbestimmung des Planeten hat zu unserer Zeit eine unbestreitbare Ueberlegenheit über die Anwendung der Saturnstheorie, weil man über zu wenig Beobachtungs- jahre des Saturn (120) verfügen kann; aber mit der Zeit wird das Verhältniss sich umkehren, besonders dann, wenn die Störungen langer Dauer, deren Periode ungefähr 900 Jahre beträgt, einen ganzen Umlauf vollzogen haben. Dieser Umstand erklärt den ziemlich irrthümlichen Werth von 1070..3 ' welchen Bouvard im Jahre 1821 aus seiner Theorie des Saturn ableitete und welchen Laplace bis auf 100 seines Betrages für richtig hielt. Aus der Berechnung der Juno- und Vesta-Störungen erkannten dann im Jahre 1826 Nicolai und Encke die Nothwcndigkeit einer Vergrösseruug der Bouvard'schen Zahl um -—- oder -, ihres Werthes. Aus Beobachtungen des vierten Ju- piterstatelliten, welche auf der Sternwarte zu Cambridge von 1832 — 1836 angestellt wurden, bestätigte Airy diese Erhöhung durch Angabe der Zahl -rTüfai '1 ^^'^^ gelangte Besscl in einer noch jetzt berühmten Arbeit zu dem Re- sultat ,„7„-^.. Endlich führte die Theorie der Pallas- 1047.900 St(irungen Gauss im Jahre 1843 auf eine Vermehrung der 1 Bouvard'schen Masse um 42' (Fortsetzung folgt). Ein Beitrag zur Geschichte des europäischen Hausrindes. Von Prof. Dr. Hugo Werner. (Fortsetzung und Schluss.) Die Völkerwanderung führte aber noch einen anderen bisher dem Alpengebiet fremden Rinder-Typus, nämlich das Primigenius-Rind nicht nur in den südlichen Theil von Rätien, sondern auch in den südöstlichen Theil der Ost- alpen ein, wo es durch Vermischung mit den einheimischen Rindviehschlägen neue Formen erzeugte. Die Longobarden ergriffen 568 von dem südlichen Rätien Besitz, doch glaubt Kaltenegger, dass sie auf die viehwirthschaftlichen Verhältnisse des Landes einen be- sonderen Einfluss nicht gehabt hätten, weil sie Vieh aus ihrer eigenen Heimath nicht mitbrachten, dies ist auch kaum anzuzweifeln, doch trat zur Zeit ihrer Herrschaft eine Einwanderung von primigenem Steppenvieh nach Italien und dem daran grenzenden Alpengebiet ein. Diese Einwanderung ist historisch bezeugt und zwar erhielt der Longobardenkönig Agilulf (590—615 n. Chr.*) von den in Ungarn sitzenden Awaren, welche aus Südwest- Sibirien und zwar aus den Gegenden zwischen Ural und Altai ausgewandert waren, lauggehörntes graues Steppen- vieh als Geschenk. Diese graue Steppeurasse breitete sich sehr bald nicht nur über Mittelitalien und einen Theil von Ober- italien aus, wo sie, besonders in Mittelitalien den alten „Bos italicus" mit der Zeit vollständig verdrängte, sondern drang auch in die Alpenthäler ein, hier mit dem vor- handenen langstirnigen Braunvieh eine graue Jlischrasse erzeugend, welche in der Form des Kopfes und der übrigen Körpertheile zwischen dem Langstirn- und Primigenius- *) Paulus Diaconus, bist. Longobardorum 4, 11. Nr. 8. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 75 rinde .steht und eine dem Steppenvieh sehr ähnliehe graue Haarfärbung zeigt. Im Allgemeinen ist aber der Typus des l;angstirnrindes immer noch vorherrschend, so dass diese neu entstandene Rasse als Grauviehrasse des Bos taurus longifrons Owen*) anzusehen ist. Die Hcimatli derselben crtrcckt sieh jetzt über das ßUndner-Oberland, das Wipp- und Etsehthai saumit ihren Seitenthälern in Tirol, sowie das Mur- und Jlürzthal der Steiermark. Es ist nun Hehn der Ansicht**) und dieselbe ist sehr weit verbreitet, dass diese graue Steppenrassc auch nach Spanien und Algier übergegangen sei. Hierin täuscht sich jedoch Hehn, denn in jenen Ländern befand sich von jeher liindvieh der ,Jberischeu Kasse des Kurzkopf- rindes". Dagegen verdrängte diese Ste])penrassc nicht nur in Mittelitalien das einheimische Rindvieh fast vollständig, sondern auch auf der BalkanhallMnsel und in KieinAsien. Sie erfüllte auch das ganze grosse Steppengebiet des südlichen Russlands und nordwestlichen Asiens. Wie gestalteten sich nun die viehwirthschaftliehen Verhältnisse zur Zeit der Völkerwanderung in West- Europa V Die iberische Halbinsel wurde durch die Völker- wanderung nur in der Hinsicht berührt, dass die deutschen Stämme nicht mehr als Wandervölker mit Sack und Pack, welche neue Wohnsitze suchten, kamen, sondern als kriegerische Stämme, die die Herrschaft erstrebten. Dies ist denn auch der Grund, dass das Rindvieh der iberischen Halbinsel durch die Völkerwanderung kaum beeinflusst worden ist, und wohl bis heute, abgesehen von den Ein- flüssen, welche die besser werdende Haltung hervor- gebracht hat, seinen alten Typus bewahrte. Ganz anders lagen dagegen die Verhältnisse in Gallien, wo bereits seit Mitte des 4. Jahrhunderts in den nordöst- lichen reichen Marschgegenden die salischen Franken ein- zudringen suchten und auch nach vielen Kämpfen von Julianus angesiedelt wurden. Sie brachten ihr schweres Primigeniusrind mit, welches sehr bald das einheimische Langstirnrind oder auch das keltische Knrzkopfrind ver- drängte. Im 5. Jahrhundert begannen die Angriffe von neuem, jedoch verliessen die Franken nicht mehr ihre Wohnsitze, sondern sandten nur ihre überschüssige Jugend aus, damit sich diese Wohnsitze erkämpfe. Es drangen also die Frauken, ohne Mitführung von Vieh, was für die Geschichte des französischen Rindviehs sehr wichtig ist, in Gallien ein und eroberten dasselbe. Es verblieb also der Viehstand in diesem Theil Galliens unverändert bestehen. Die Vertheilung der Rinderrassen war nun nach der Eroberung Galliens durch die Franken folgende: Im nordöstlichen Theile fand sich primigenes germanisches Niederungsvieh, im nordwestlichen am Kanal und in der Vcndee langstirniges Braunvieh, in der Bretagne, sowie im mittleren und östlichen Theile kurzköpfiges Keltenvieh, in den Nordabhängeu der Pyrenäen und in Aquitanien iberisches Rindvieh. Ausgeschlossen ist nun nicht, dass an den Stellen, wo die verschiedenen Rassen mit einander grenzten, Mischrassen entstanden, welche sich zum Theil noch in den gelljcn Landschlägen Frankreichs erkennen lassen. Doch ist ein Theil dei-selben im listliciien Frank- reich erst im Verlauf des Mittelalters durch Kreuzung mit dem als sehr nutzbar sieh erweisenden Grossstirnrinde (Fleckvieh) der Burgunder erzeugt worden. *) Werner, die Riiidviehzuclit im Geliiete der Ostalpen, in Landw. Jahrb., Berlin 1890 S. 49. **) Kulturpflanzen und Grundl. etc. 1874, IL AuH. S. 408. Auch Britannien erlag den Angritfen germanischer Völker und zwar den im 5. Jahrhundert von der unteren Elbe und von Jütland aus eindringenden Angeln und Sachsen. Eine weitere beträchtliche Einwanderung er- folgte mit und nach der angelsächsischen von Skandinavien ans und hierzu kam schliesslich noch ein dritter von fran- zösischen Elementen stark durchsetzter Zutluss germani- schen Stammes in Folge der Eroberung Englands durch Herzog Wilhelm von der Normandie. Der ursprüngliche Viehschlag Grossbritanuiens seheint unzweifelhaft ein Primigeniusrind gewesen zu sein, welches die Ureinwohner aus dem Bos ])rimigenius Boj. gezüchtet haben mögen, dessen Nachkommen heute noch als Wild- rinder in einigen grossen englischen Parks gehalten werden. Zunächst wurde dieses primigene Rind aus Irland, Wales und Süd-England in Folge der keltischen Ein- wanderung durch Keltenvieh verdrängt und letzteres findet sieh in jenen Gegenden, wie ich bereits weiter oben ge- zeigt habe, noch heutzutage. In dem östlichen Theil Englands wurde in Folge der angelsächsischen Eroberung, sowohl das vom ür ab- stammende, wie auch das Keltenvieh durch das germa- nische Primigeniusrind verdrängt. Es waren dies wohl meist rothbunte Xiederungsrinder, aus welchen dann durch die Züchtungskunst die heutigen Shorthorns und unge- hörnten Norfolks hervorgegangen sind. In Schottland hatten sieh dagegen die Schläge der alten Primigenius- Rasse erhalten, wozu insbesondere die Highlands, die Ayrshires und die ungehörnten schwarzen Schotten zu zählen sind. Höchst wahrscheinlich haben auch mannigfach Kreu- zungen zwischen den Schlägen der verschiedenen Rassen stattgefunden, doch lässt sich auch heute noch der ur- sprüngliche Typus recht wohl erkennen. Schliesslich möchte ich noch erwähnen , dass auch die normannische Einwanderung nicht gänzlich ohne Ein- fluss geblieben zu sein scheint und sehliesse ich dies aus folgendem : In den Loughorns Englands haben wir einen ganz absonderlichen Viehseldag vor uns, welcher sich auf den ersten Blick nicht gut in eine der vier Abarten einzufügen scheint. Bei genauerer Untersuchung erkennt mau jedoch den Typus des keltischen Kurzkopfrindes in den Körper- formen, aber das lange, nach unten gerichtete Hörn scheint damit in Widerspruch zu stehen. Dies ist jedoch nickt der Fall, denn es giebt Sehläge in der iberischen Rasse, z. B. der spanische Schlag von Serraueas, und in der keltischen Rasse, z. B. der Schlag von Limousin, wo eine gleiche Hornbildung sich zeigt und gehen wir noch weiter, so finden wir dieselbe Horul)ildung l)ei einigen Schlägen des Sanga, wie dies Schädel im Berliner landwirthschaftlichen Jluseum bezeugen. Demnach scheint mir die Hornstellung bei den Longhorns durchaus nicht annormal zu sein, sondern rührt möglicherweise noch von dem afrikanischen Zcl)u her, der höchst wahrscheinlich, wie wir gesehen haben, bei der Enstehuug des Rindviehs der Iberer mitgewirkt hat. Sehr auflallend ist aber auch die Färbung der Ilaar- kleidung der Longhorns dadurch, dass dunkle Tiger- streifen vorhanden sind, welche nur noch bei der nor- wegischen Telemarkrasse, bei dem Rinde der Normandie und dem schwedischen Schlag von Bohuslän, der abi'r wahrscheinlich von der Telemarkrasse abstannnt, ange- troffen werden und liegt hier wohl der Gedanke nahe, ob nicht auch das normannische Rindvieh und auch der Longhorn-Schlag Blut der Telcmarkrasse enthält, welche letztere vielleicht durch die Normannen nach England und der Normandie gebracht worden ist. 76 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 8. Betrachten wir Deutschland in seinen heutigen Grenzen, wie es sich nach der Völkerwanderung in viehwirth- schaftlicher Beziehung gestaltet hatte, so sehen wir, dass westlich der Elbe iu Norddeutschland primigenes Germanen- vieh, in Siiddeutschland dagegen vom Mittelgebirge an, der Hauptsache nach immer noch das alte rothe Kelten- vieh der herrschende Viehschlag war, während in dem nordöstlichen Deutschland bis nahezu zur Elbe primigenes Rindvieh der Slaven und zwar diejenige Rasse, welche wir jetzt als „polnisches Braunvieh" bezeichnen, verbreitet war. Von letzteren finden sich auch heute noch Reste in dem rothen Laudvieh der Mark und Schlesiens vor, während es in Polen noch weit verbreitet ist. Im mittleren und nördlichen Russland findet sich eine der letzteren sehr ähnliche Rasse, das altrussische Land- vieh, welches im hohen Norden nicht selten hornlose Individuen aufweist. Die zu jener Zeit in Deutschland bestehenden Rassen und Schläge haben nun im Verlauf des Mittelalters er- hebliche Veränderungen erlitten, einmal durch die sich ändernden Betriebsarten, dann aber durch Kreuzungen welche stattgefunden haben werden. Es ist z. B. nicht ganz unwahrsclieiulich, dass bereits im Mittelalter das Niederuugsrind auf der Rheinstrasse bis in die Pfalz und das Mainthal vorgedrungen und vielfach mit dem rothen Keltenvieh gekreuzt worden ist. Beweise lassen sich allerdings für diese Ansicht nicht beibringen. Die Rinder der Niederungsrasse drangen aber auch in das östliche Deutschland vor, wohin sie hauptsächlich niederländische Kolonisten im 12., 13. und 14. .Jaiirhundert und zwar zuerst in die Thäler der grösseren Flüsse brachten. Diese Einführung trug wesentlich zur Ver- besserung des Laudviehs mit bei, obwohl im Allgemeinen das Mittelalter keinen besonderen Werth auf die Ver- besserung des Rindviehs gelegt zu haben scheint. In den Kriegen des Mittelalters hatte der Viehstand wenig gelitten während im 30jährigen Kriege derselbe nahezu vernichtet wurde, und grössere Reste nur in den Marschen, im Mittelgebirge und in den Alpen sich zu schützen gewusst hatten. Die Thiere des Mittelgebirges und der Alpen bildeten dann in Süddeutschland den Ausgangspunkt für die Bildung der neueren Zuchtformen. Es kommen also hierbei in Frage: die gelbgraue Alpenrasse (Algäuer) des Langstirnrindes, die rothe Kelten- rasse der süddeutschen Mittelgebirge und das Grossstirn- rind der Schweiz, dazu trat zuweilen noch das Niederungs- rind, z. B. ist letzteres im Laufe des Mittelalters aus der Danziger Niederung, wohin es niederländische Kolonisten gebracht hatten, über Schlesien und Böhmen bis zur Donau in das Erzherzogthum Oesterreich gelangt, wo heute noch in den Welser-Schecken ein sehr reines Niede- rungsrind gefunden wird.. Diese verschiedenen Rassen wurden theils rein ge- züchtet, theils mit einander gekreuzt. In Folge der Kreuzung entstanden jene gelben Viehschläge, z. B. der Frankenrasse, welche sich jetzt noch in Süddeutschland finden. Von ganz besonders hervorragendem Einfluss hat sich dann in neuerer Zeit das Simmenthalerrind, welches der Grossstirnabart angehört, auf die Rindviehzucht Süd- deutsehlands erwiesen, weil sieh die wirthschaftlichen Verhältnisse daselbst nach und nach änderten. Es ge- nügte sowohl das Keltenvieh als auch die gelbgraue Ge- birgsrasse den grösseren Anforderungen einer jetzt inten- siveren Wirthschaftsweise nicht mehr, wohl aber ist dies der Fall mit den schweren Simmenthalern, deren Ge- sammtleistung für die kleinbäuerlichen Verhältnisse Süd- deutschlands eine ganz vorzügliche war. Die Gesammtleistung der einheimischen kleineren Schläge suchte man daher mit Hülfe des Simmenthaler Blutes zu erhöhen, oder man züchtete auf Vollblut hin. Während des 18. Jahrhunderts nahm das rothe Kelten- vieh in Süddeutschland noch das grüsste Gebiet ein, jetzt ist dasselbe in die Gebirge zurückgedrängt, wo es unter den dortigen ärmlichen Futterverhältnissen noch vor- trefflich am Platze ist. Sein Besitzstand umfasst zur Zeit noch die Sudeten, den Böhmer-Wald, das Fichtelgebirge, den Franken- und Thüringer- Wald, die Rhön, den Spessart, das Vogelsgebirge, den Taunus, den Westerwald, den Odenwald etc. Im nordöstlichen Deutschland gestaltete sich die Vieh- zucht ebenfalls immer intensiver, so dass sich auf den grösseren Gütern das Verlangen zeigte, ein leistungs- fähigeres Rind zu haben. So kam es, dass man als Zuchtvieh Thiere der verschiedensten Schläge der Niederungsrasse einführte, entweder diese rein weiterzüchtete, oder unter einander kreuzte, was zur Folge hatte, dass sich in Deutschland kein festtypirter Schlag herausbildete, aber im Ganzen ein schwereres und nutzbareres Rind erzielt wurde, als es das alte Landvieh war. In den nordischen Ländern haben sich ähnliche Ver- änderungen in viehwirthschaftlicher Beziehung vollzogen wie in Norddeutschland. Die erste Einführung von fremdem Vieh zur Verbesse- rung der in Schweden einheimischen Schläge, über welche eine bestimmte Nachricht vorhanden ist, führt auf König Gustav I. (Wasa) zurück, wonach derselbe 15-19 aus .lüt- land 6 Stiere, 4 Kühe, 5 Stuten und später auch hollän- disches Rindvieh eingeführt habe. Sehr wichtig war die Einfuhr von Holländern durch Baron das Alströmer auf Koberg gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, denn dieser Stamm hat sich bis heute noch erhalten und über zahlreiche Bezirke in Westergötland ausgebreitet. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts herrschten im südlichen Schweden noch die Landrassen vor, doch begann bereits um die Mitte desselben, insbesondere für die Milch- wirthschaften in Schonen eine recht bedeutende Einfuhr von Holländern, denen in neuerer Zeit Ostfriesen, Gro- ninger, Angler, Breitenburger, Ayrshires, Shorthorns etc. folgten. Die Folge hiervon war eine Durchkreuzung mit dem Landvieh, welches dann auch bis auf spärliche Reste in Südschweden verschwand. Diese Kreuzungsproducte unter sich weiter gezüchtet, bezeichnete man "als Herrenhofkühe „Herregards-ras", weil sie zuerst und am besten entwickelt auf den grösseren Gütern sich fanden. Ähnliehe Herrenhofkühe haben sich auch in Finnland herausgebildet und lässt sich wohl annehmen, dass^ die dortige sogenannte Strömholmsrasse zunächst durch Kreu- zung des Laudviehs mit schwedischen Herregards und Kobergs, sowie mit holsteinischem Vieh und später auch mit anderen Schlägen entstand. Ebenso ist die Herren- hofrasse von Cholmogory im nördlichen Russland ur- sprünghch aus einer Kreuzung des altrussisehcn Land- viehs mit von Peter dem Grossen eingeführten Holländern entstanden. Das Rind konunt in Europa mit Ausnahme des hohen Nordens überall vor, so findet es sicii noch auf Island, wo es sich bei Mangel an Heu an zermalmte Dorsch- gräten*) hat gewöhnen müssen, so wie ihm im nördlichen Schweden auch Pferdeäpfel im Winter als Nahrung vor- gelegt werden. *) Olafsen, Reise durch Island, I. S. 27, 188, II. S. 45. Nr. 8. Naturwissenschaftliehe Wochenschrift. 77 Auf der skandinavischen Halbinsel hört jenseits des 64° die Rindviebzuclit auf, das höhere Lajjpland besitzt kein Rind, an seine Stelle tritt das Kenntier.*) In Amerika, wo das Rind nicht beimiseh war. ist es jetzt von Patafconien bis nach Canada verlireitet. Die erste Einführung von Rindern erfolgte auf der zweiten Reise des Colunibus (1493), wo dieselben auf St. Domingo ausgesetzt wurden, welche Insel längere Zeit als Zuchtanstalt und Aufbewahrungsort für die Rinder diente, aus welcher dieselben dann später in die be- nachbarten, neueroberten Provinzen versetzt wurden. Von hier aus gelangten Rinder auch nach Kolumbien, wo sie sich sehr schnell vermehrten und zum Theil in einen völlig freien Zustand gelangten, insbesondere in solchen Gegenden, wo sich taugliche Salzlecken fanden, die zu ihrem Gedeihen unentbehrlich zu sein scheinen. Die grossen Rinderheerden, welche zur Zeit in Argentinien und Paraguay**) vorkommen, stammen von 7 andalusischen Kühen und 1 Stiere ab, welche der Hauptmann Johann von Salazar im Jahre 1546 daselbst einführte. Das Rind in Paraguay ist mittelgross, wohl pro- portionirt und meist röthlich- bis schwärzlichbraun gefärbt. In Brasilien wird Rindviehzucht in grosser Ausdehnung und ziemlieh sorgfältig betrieben. Das daselbst vor- kommende Rind ist stark und wohl gebaut und die Stiere sind nicht selten mit sehr starken Hörnern, wie dies z. B. bei den sogenannten Fronteiros der Fall ist, versehen. Ihre Farbe ist meist dunkel- oder schwärzlichbraun, häufig aber auch graugelblieh und bloss zuweilen, jedoch nur selten, kommen weissfleckige Thiere vor. Ebenso wird die Rindviehzucht in Chile in grosser Ausdehnung und recht gut betrieben, auch erlangt das Rind dort eine ansehnliche Grösse. lu Peru liegt dagegen die Rindviehzucht darnieder, weil die Pflege der Thiere zu wünschen lässt. Einige Aufmerksamkeit wenden die Peruaner nur den Stieren zu, weil dieselben für Stiergefechte, die beliebtesten Volks- schauspiele, benutzt werden. Nach Mexiko***) gelangte spanisches Vieh um das Jahr 1525, wo es sich stark vermehrte. Von Mexiko aus *) In Godhab an der Westküste Grönlands unter 64" hat man die Zucht wegen der Schwierigkeiten der Durchwinterung aufgeben müssen. **) Azara bist. nat. du Paraguay II. S. 352. ***) Allen, American cattle etc., New-York 1868 S. 29. wurde dann auch Texas mit Vieh versehen, wo sich jetzt ungeheure Heerden „Texan cattle" finden. Auch Cali- fornien erhielt sein Rindvieh aus Mexiko. In allen genannten Ländern Amerikas ist ursprüng- lich spanisches Vieh, der iberi.scbcn Rasse zugehörig, ein- geführt worden. Spätere J]iufiihrungen anderen Viehs I konnten den Typus des Kurzkopfrindes nicht verwischen. Was die Vereinigten Staaten anbetrifft, so wurde in die erste Niederlassung, welche in Virginia IGtJT am James river gegründet worden war, IßlO — 1611 Vieh von den westindischen Inseln eingeführt. Die.se Kolonie wurde jedoch 1622 durch die Indianer zerstört und damit auch der Viehstand. Im Jahre 1614 gründeten die Holländer New-York und 1625 wurde das erste holländische Rindvieh aus dem Mutterlande dorthin eingeführt, welches sich stark ver- mehrte, auch blieb die weitere Einfuhr bedeutend. Das erste englische Vieh wurde 1624 in Massachusetts- Bay gelandet und folgten dieser Einführung bald noch weitere. New-Jersey wurde von den Holländern 1624 und Delaware von den Schweden 1627 gegründet und brachten beide Völker ihr Vieh mit sich. Ferner besagen die ersten Nachrichten aus New- Hampshire, dass 1631/33 Kapitain John Mason mehrere Viehimporte aus Dänemark zur Unterstützung der dänischen Kolonisten, welche sich am Piscataqua river niedergelassen hatten, gebracht habe. Die Franzosen, welche 1608 Quebec in Canada gründeten, brachten dorthin kleines Bretagner-Vieh, welches in Cnter-Canada den Hauptstanun des Viehs bildet. Nach Australien wurde das Rindvieh durch die Eng- länder eingeführt und seine Zucht dort sehr erfolgreich be- trieben, denn bereits 1826 zählte man in der Kolonie Neu-Süd- Wales 200 000 Stück Rindvieh. Es ist jetzt in manchen Gegenden, wie in Süd-Amerika, verwildert. Auf den Sandwich-Inseln ist das Rind durch Van- couver eingeführt worden und auch dort verwildert. Dieses verwilderte Rind hält sich am liebsten in den kälteren Gegenden auf den Gipfeln der hohen Vulkane auf und lebt in grossen Heerden. Das Rind der Insel Oahn gehört einer vorzüglichen Rasse an, die durch grosse Hörner ausgezeichnet ist und gedeiht daselbst vortrefflich, so dass im Jahre 1832 auf dieser Insel mehr als 2000 Stück Rindvieh gezählt wurden. Elodea canadeiisis in Oesterreicli-Uiigarn. — Da in der letzten Zeit die Wanderungen dieser Wasserpflanze in diesen Blättern mehrfach besprochen wurden*) sei hier auf eine das obige Thema behandelnde Mittheilung des verdienstvollen Systematikers und Floristen Dr. Günther Ritter Beck von Mannagetta**) hingewiesen. Nach dieser sorgfältigen Arbeit, der ich aus der mir zugäng- lichen Litteratur nur wenig hinzuzufügen hätte, ist Elodea erst verbal tnissmässig spät, nämlich mit wenigen Aus- nahmen erst seit 1879, dem Zeit])unkt der umfassenden Ihn eschen Zusammenstellung, von Deutschland aus in das Nachbarreich eingedrungen. Am frühesten erhielten sie von Sachsen und Preussiscb-Schlesien aus die angrenzenden Kronländer Böhmen, Jlähren, Schlesien und Galizicn. Da Elodea 1881 (nach Fiek's Flora von Schlesien) .schon seit Jahren in dem Grenzfluss Premsa vorhanden war, sowie an der Oder bis Kosel, ist es nicht zu verwundern, dass sie 1877 schon bei Krakau, und 1881 bis 1891 an *) Vergl. Naturw. Wochens. Bd. VI S. 470 u. 498. **) Mittheilungen der Section für Naturkunde des Oesterr. Touristen-Clubs Nr. 9, Sept. 1891. verschiedenen Punkten von Oesterreichisch-Schlesien (wo sie Spatzier schon 1869 bei Jägerndorf augepflanzt hatte), Nord- und Mittel-Mähren auftrat. Sie überwand dort zwar die niedrige Wasserscheide zwischen Oder- und Donaugebiet, rückte aber nur langsam vor, weil sie noch keine schiffbaren Gewässer erreicht hatte, sondern wohl meist durch Wasservögel schrittweise weiter verschleppt wurde. In Böhmen drang sie mittelst der Schifffahrt auf der unteren Elbe und Jloldau bis Prag vor, wo sie sich schon 1885 sehr lästig machte. N'ermuthlich auf anderem Wege gelangte sie, wohl ebenfalls von Sachsen aus, ins Thal des kleinen Flusses Mies im westlichen Böhmen, wo sie 1S79 und 1880 bei Kuttenplan (unw. Marienbad) und Pilsen beobachtet wurde, obwohl sie erst mehrere Jahre später, 1887, im Egerlande bemerkt worden ist. Auf der anderen Seite erreichte sie 1890 Hcrrmann- Miestec unweit des Böhmisch-Mährischen Berglandes (an dessen jenseitigem Fasse, bei Zwittau in Mähren sie gleich- falls 1890 beobachtet ist). Nach Nieder-Oesterreich drang Elodea wohl durch die Donau-Schift'fahrt von Bayern aus vor, indem der das Rhein- mit dem Donau-Gebiet verbindende 78 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. ft. Ludwigs-Kanal diese Pflanze jetzt massenhaft beherberg-t. Sie wurde zuerst 1870 bei Mautern, (der Vaterstadt des gefeierten Pflanzenfor.schcrs Keraer von Marilaun) erst zwei Jahre später bei dem 100 fem stromabwärts ge- legenen Wien gefunden, in dessen Umgebung sie sich rasch ausbreitete, und später auch bei Wiener-Neu- stadt und Seillersdorf a. d. Leitlia auftrat. Schon 1885 wurde sie bei Pressburg und in demselben Jahre bei liuda- pcst*) beobachtet; auch hatte sie von Steiermark aus (wu sie allerdings erst 1882 bei Graz bemerkt wurde) schon in demselben Jahre die Grenze Ungarns überschritten, wo sie in einem todten Arme der j\lur bei Mura-Szombat im Eisenburger Comitat angetroffen wurde. Dies sind die bis jetzt bekannten äussersten Punkte in südöstlicher Richtung, die sie in Oesterreich-Ungarn erreicht hat. Dr. V. Beck scheint die Gefahr, dass sich die Pflanze in den meist lebhaft strömenden Gewässern Oesterr. -Ungarns lästig machen könne, nicht hoch anzuschlagen; dass diese Gefahr in manchen Fällen aber doch nicht ausgeschlossen ist, beweist der angeführte Fall des Podoler Hafens in Prag, wo (nach Celakovsky) 1885 eine behördliche Kommission zur Abhülfe abgehalten werden musste. P. Ascherson. Oedofladiiim, eine neue Oedogoniaceen-Gattung. — Die Alüen-Familie der Oedogoniaceen umfasst — im engeren Sinne ienonnuen — bisher nur die Gattungen Oedogonium und Bulbochaete. Prof. E. Stahl macht nun in Pringsheim's Jahrb. f. wiss. Bot. (Bd. XXIII Heft 3) eine neue, monotypische Gattung bekannt: Oedocladium protoneuia. Die beiden bisher bekannt geweseneu Gattungen Oedogonium und Bulbochaete unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch, dass bei der erstgenannten die Fäden, die Zell- reihen, unver- zweigt, während sie bei Bulbo- chaete verzweigt sind und die meisten Zellen je eine lange, dünne farblose, am Grun- de zvviebelig er- weiterte Borste tragen. Auch die neue Gattung resp. Art (vergleiche unsere Figur, die die Art in etwa o5 facher \cr- grösseruDg dar- stellt) ist reichver- zweigt; derThallus besteht hier aus einem dem Licht ausgesetzten, ehlorophyll- haltigen Theil a und b und einem im Sul)Strat wuchernden, farblosen Theil e, welchen Stahl als Khizoni bezeichnet. Leicht bietet sieh die Gelegenheit, die Umwandlung farbloser, unterirdischer Achsen in grüne Zweige, wie auch die Umbildung chlorophyllhaltiger Achsen zu Rhizomen zu beobachten. Werden nämlich aus dem Boden herauspräparirte Rhizonie dem Lichte ausgesetzt, so ergrünen sie oft in kurzer Zeit und es hildet sich das Rhizom bei fort- *) Nach brieflicher MittlieilungdesHerrnKarl Scliil )> ersky , welcher kürzlich in ungarischer Sprache eine Notiz über das Vor- kommen der Elodea bei der Landeshauptstadt veröft'entlichte, bleibt es übrigens fraglich, ob sie dorthin durch die Schitt'fahrt von fern her gelangte, oder aus dem ßartenbassin eines Liebhabers zunächst in den Räkosbach und durch diesen in die Donau. schreitendem Wachsthum an seiner Spitze in einen nor- malen, kurzgliederigen Lichttrieb um. Die neu ange- legten Seitenzweige des blossgelegten Rhizonis entwickeln sich ebenfalls zu grünen Achsen. Andererseits bilden sich an Pflänzchen , deren farblose Rhizome entfernt worden sind, in kurzer Zeit zahlreiche neue Rhizcnne, die in Gestalt von langen, spärlich grünen, negativ helio- tropischen Fäden vom Rüschen ausstrahlen. Die ungeschlechtliche Vermehrung von Oedocladium geschieht durch Schwärmsporen; ausserdem erhält sieh der Thallus durch ein- bis vielzellige, gegen Austrock- nung widerstandsfähige Dauersprosse: d. Die Art ist monöcisch; die Gogonien öffnen sich mit einem seitlichen, medianen Loch ; die Oosporen sind annähernd kugelig oder bei terminalem Oogonium mit stumpfkonischer Spitze versehen. Zwergmännchen werden nicht gebildet, sondern die Befruchtung wird durch kleine, spärliches Chlorophyll führende Spermatozoiden vollzogen, die in oft ziemlich laugen, vielzelligen Antheridialästen ihren Ursprung nehmen. Gefunden wurde die neue Gattung in feuchten Fuhr- geleisen auf sandig - lehmiger Erde im Geudertheimer Kiefernwald bei Strassburg. Der Geudertheimer Wald ist ein hochstämmiger, lichter Kiefernforst mit der im mittleren Rheinthal auf sandigem Boden üblichen Vege- tation von Calluna, Sarothamnus, Teuerium scorodonia, Rubus, Luzulaarten u. s, w. Die Alge fand sich in kleinen Raschen in feuchten Fuhrgeleisen eines halb- schattigen Waldweges und zwar in Gesellschaft von Botrydium granulatum, Vaucheria sessilis, Riccia glauca und Jloosprotonemen. Da es an analogen Standorten in der Rheiuebene und auch anderwärts nicht fehlt, so wird es ohne Zweifel gelingen, das bisher übersehene Pflänz- chen auch in anderen Gegenden aufzufinden. Den Algo- logen wird es wohl nur aus dem Grunde entgangen sein, als es an Orten vorkommt, an welchen nur selten nach Algen gesucht wird. Oedocladium protonema bildet auf lehmig-sandiger Erde locker ausgebreitete Raschen, auf Torfziegelu win- zige, dichte, ])inselartige Massen. Eine neue AVasserstrahl-Luftpumpe, «anz aus Glas, ist von Max Stuhl in Berlin eonstruirt worden. Neben dem daraus hervorgehenden Vortheil, dass die Thätigkeit der Pumpe ständig beobachtet werden kann, soll sich dieselbe durch geringen Wasserverbrauch, leichte Hand- habung (durch Fortfall aller Regulirungsliähue etc.) und sehr gute Leistungen sowohl beim Evacuiren als beim Comprimiren auszeichnen. fBer. der Deutschen Chem. Ges. XXIV, 254-2;. Sp. Der neue Stern im Sternbilde des Fuhrmanns hat sich, entgegen früheren ^Meldungen, zunächst noch in der Leuchtkraft erhalten, die er bei der ersten Wahrnehmung besass. Das Spectrum des Sterns, der von gelber Farbe ist, wurde auf der Kieler Sternwarte untersucht. Danach gehört der Stern zum Typus H'' (Vogel). Er zeigt drei Liniengruppen in roth und orange und zwei Bänder an der Grenze von grün und violett. Nach einer telegraphischen Mittheilung von Professor Pickering (Harvard College Observatory, Cambridge, Mass.) ist der Stern dort schon im December v. J. photographirt worden, wie sich jetzt bei Revision der zu jeuer Himmelsgegend gehörenden Platten herausstellte. Nr. 8. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 79 Die Urania - Säulen zu Berlin. Im vorigen .Jahre („Naturw.Wochenschr." Band VI No. 14) liaben wir bereits auf den hohen wissenschaftlichen und volkspädagogischen AVerth rationell angelegter Wettersäulen hingewiesen. Da- mals war die Errichtung solcher Säulen, welche allen a. a. 0. aufgestellten Forderungen entsprechen, noch Sache der Zukunft, und Lei aller Sympathie, welche wir der Angelegenheit entgegenbrachten, konnten wir doch leise Zweifel nicht unterdrücken, ob in Deutschland schon hinreichend Verständniss und Unterstützung für ein so be- deutsames und dankenswerthes Unternehmen vorhanden sei, wie es die Errichtung von Wettersäulen in grosser Zald in unseren Städten ist. Heute stehen wir nun zu unserer Freude der vollendeten Thatsache gegenüber. Zu Anfang April wird in Berlin bereits eine sehr beträcht- liche Zahl von „Urania-Säulen" von der Urania-Uhren- und Säulen-Commanditgesellschaft (Breslauer und Dr. von Orth) in Betrieb gesetzt werden. Die künstlerische Gestaltung der 6 Meter hohen Säulen rührt von Professor Schupp mann -Aachen her. Die Säulen sind mit Assmanu'schen ^Meteorographen aus- gerüstet. Der Ueberwachungsdienst wird von den wissen- schaftlichen Beamten der Gesellschaft Urania ausgeführt unter Oberaufsicht der Königlichen Sternwarte und des Königlichen Meteorologischen Instituts. Aus dem wissenschaftlichen Leben. All ili'i- tecliiiisohi'U Hochschule zu Stuttgart liat sich der Assistenzarzt I. Cl. Dr. Scheuerlen als Privatdocent für Bakterio- logie und Nahrungsmittelhygiene habilitirt, ferner in Göttingen Dr. pliil. Schumann für Physik und in Strassburg i. E. Dr. phil. Schmidt für pathologische Anatomie. An der Universität Kiel soll eine Professur für Geologie und Palaeontologie errichtet werden. In Berlin soll am Botanischen Museum ein Gustos und an der zoolog. Sammlung des Museums für Naturkunde ein Präparator mehr angestellt werden. Gestorben: Am 5. Februar der Naturforscher Theodor Friedr. Marsson zu Greifswald, durch botanische und chemische Arbeiten bekannt. Namentlich die Flora seiner Heimathprovinz hat ihn wiederholt beschäftigt. Am 7. Februar Dr. med. Heinr. Rosenthal zu Berlin, Herausgeber der Allgemeinen Medicinischen Centralzeitung. Am 9. Februar Sir James Claird, Englands erste Autorität auf landwirthschaftlichem Gebiete; und Geheimer Ober- baurath Justus Kramer, bedeutender Eisenbahntechniker, zu Mainz. Am 12. Februar Obermedicinalrath Dr. Hermann Aubert, Professor der Physiologie zu Rostock. Und endlieh am 13. Februar der Afrikareisende Wilhelm Junker in Petersburg, geboren im Jahre 1840 in Moskau. Seine Ausbildung erhielt er zum grossen Theil in Deutschland. Nach einer Reihe gi'össerer wissenschaftlicher Reisen, machte er sich 1879 nach dem Gebiete der Njam Njam und Monbuttu auf zur Erforschung des Uelle und Xepoko. Der Mahdiaufstand machte 1883 seine Rückkehr unmöglich. Und als er mit Emin und Casati über Ungoro nach der Ostküste wollte, scheiterte dieser Plan an der Feindseligkeit des Hci-rschers von Uganda. Die Hilf.sexpeditionen Fischer und Lenz (1885) waren erfolglos. 188t) gelang es Junker auf einem östlichen Wege, nach Umgehung Ugandas nach Sansibar zu gelangen. Der nächste Balneologen-Congress wird vom 10. — 13 März in Berlin stattfinden. — Vorsitzender: Geh. Rath Prof. Liebreicli. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Karl Friedrich Jordan, Das Räthsel des Hypnotismus und seine Lösung. Zweite umgearbeitete und .stai-k vermehrte Aufhiffe der Schrift „Das Räthsel des Hypnotismus". Berlin. Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung. 1892. Preis 1,20 Mk. Im Ajiril 1890 hatte der Verfasser in der „Naturwissenschaft- lichen Wochenschrift" einen längern Aufsatz: ,.Das Räthsel des Hypnotismus" veröffentlicht In der vorliegenden Brochüre bietet er nun noch „seine Lösung." Und über diese allein erübrigt uns hier noch zu berichten. Wir lassen eine Zusammenstellung der Hauptmomente der Theorie folgen. — S. 6.5 heisst es: „Wir aber wollen nun allen Ernstes auf die Frage antworten : Wie ist es denn der Suggestion möglich, die verschiedenen hypnotischen Wirkungen hervorzurufen?" Die beiden bedingenden Factoren sind: die hypnotische Disposition (Suggestibilität) und der hypnotische Einfluss — jene bei der Versuchsperson, diese von Seite des Hypnotisten. — Die Erklärungen schliessen sich vornehmlich an G. Jäger an: „In den Körper der hypnotischen Versuchsperson dringen die Lebensstoffe des Hypnotisten — in ihrer augenlilicklichen Beschaffenheit — ein und wirken in ge- wisser Weise auf die Lebensstoffe der Versuchsperson." Ueber das W i e dieser Wirksamkeit wird die Annahme gemacht, dass beträchtliche Mengen der Lebensstoffe in dem Körper Lälimungs- erseheinungen erzeugen (wie solche auch in einem Organismus auftreten, wenn die eigenen Lebensstoffe in übergrosser Menge frei werden: bei Schreck, Angst, grosser Anstrengung). Ferner werden die Lebensstoffe des Hypnotisten die Wirksamkeit der Lebensstoffe des Hypnotischen bis zu einem gewissen Grade hemmen und somit den Körper des Hypnotischen bis zu einem gewissen Grade regieren. Dadurch wird die sogen, hypnotische Disposition hergestellt, deren Vollkommenheitsgi-ad von der Be- einflussbai'keit der Lebeusstoffe des Hypnotischen abhängt. „Die Herstellung der hypnotischen Disposition kann nun durch die einseitige Inanspruchnahme eines Sinnes der Versuchsperson oder durch die (chemische) Einwirkung narcotischer Stoffe auf ihren Körper aua dem Grunde begünstigt werden, weil auf beide Arten die Beschaffenheit der — durch Zersetzung aus dem Protoplasma frei werdenden — Lebensstoffe verändert wird, und zwar in einer Weise, welche einer Hemmung oder Beeinträchtigung der Wirk- samkeit dieser Stoffe gleichkommt, was sich in den auftretenden Lähmungs- bezw. Ermüdungserscheinungen offenbart. Die mesme- rischen Striche sind ein Mittel, das Eindringen der Lebensstoffe des Hypnotisten in den Körper der Versuchsperson zu steigern." In der hypnot. Disposition können die weiterhin eindringenden Lebensstofte des Hypnotisten in der Versuchsperson mit grösserer Sicherheit und Stärke „solche Wirkungen erzeugen, wie sie im eigenen Körper des Hypnotisten auf Grund der Vorstellung oder des Willens, der bei ihrer Entwickelung wirksam war, hätten ent- stehen können". Diese fremden Lebensstoffe beherrschen den Organismus der Versuchsperson, spcc. das Gehirn und die Nerven- bahnen, hemmen die Functionen, insbesondere (bei tieferer Hypnose) die sinnliche Walirnehinuiig. Dies betrift't die körperlichen Vorgänge. Sicher befindet sich auch der geistige Apparat des Hypnotischen in erheblich verändertem Zustand. (Dies betonen auch die Suggestionstheoretiker, aber zu einseitig). Die freie Ent- schliessung mangelt. Der Wille geht von dem wachen Ichbcwusst- sein aus (Oberliewusstsein). Ist die Thätigkeit der Lebensstoffe gehemmt (Unterdrückung des körperlichen Lebens, Lähmung), so ist auch das wache Iclibewusstsein mehr oder weniger ausser Thätigkeit (Hypnose, Ohnmacht, Schlaf). Dieses w-ache Ichbewusst- seiu ist sonst der Controleur über das reichere, vielseitigere „Unterbewusstsein", welches in der Ilvimose lebendig ist, aber fremder Führung untersteht. — Hier finden wir eine sehr beachtenswerthe aber nicht die Theorie direet weiter führende Einschaltung über das Traumleben und Bemerkungen über unwillkürliche Hand- lungen, die wohl für eine Theorie der Zurechnungsfähigkeit und 80 Naturwisscnscbaftliche Wochenschrift. Nr. 8. .Verantwortlichkeit von Werth und Interesse sind (S. 68/69). — Das „Unterbewusstsein" ist der Leitung des Ichbewusstseins entzogen, es sehafl't willenlos, hat keinen Eigenwillen (in der tieferen Hypnose). «Die Art und Weise nun, wie sich die geistige Beein- flussung des Hypnotischen durch den Hypnotisten vollzieht, kann entweder so gedacht werden, dass die Lebensstoffe des Hypnotisten in besonderer Menge, Beschaffenheit und in besonderer Form der Bewegung — entsprechend dem Zustand der geistigen Thätigkeit des Hypnotisten — in den Hypnotischen eindringen und daselbst wirksam werden; oder auch so, dass unmittelbar eine telepathische Wirkung des Geistes des Hypnotisten auf den Hyjjnotischen statt- findet, die durch das Eindringen der Lebeusstoffe nur vorbeitet und begünstigt wird." (S. 70). — Durch die bekannten Mittel wird die Hypnose eingeleitet. „Es wird dem wachen lohbewusst- sein die volle Herrschaft über das Unterbewusstsein entzogen, so dass es fremden Mächten möglich wird, diese zu usurpiren. Es kommt natürlich hinzu, dass auch die Beschaffenheit und Thätig- keit der Lebensstofl'e der hypnot. Versuchsperson sich ändert und die Lebensstofl'e des Hypnotisten eine Einwirkung auf die hypnot. Versuchsperson ausüben." — Soweit die vom Verf. aufgestellte Theorie, die wir im Auszuge gegeben. Zur Ergänzung dürften noch folgende Stellen dienen: Das erfolgreiche Hypnotisiren kommt anerkanntermassen heraus auf eine AVeclisel Wirkung zweier Persönlichkeiten (Rapportverhältniss). (S. 61). — Voll- kommener (als durch das geschriebene Wort) erfassen wir die Persönlichkeit, wenn wir im Dunstkreise ihres körperlichen Trägers: der Lebensstoff'e uns befinden und diese auf uns einwirken. Das ist jedoch noch kein unmittelbarer Wechselverkohr mit dem Kern der Persönlichkeit: mit dem Geist. Das gewöhnliche Verkehrs- mittel mit einer fremden Persönlichkeit sind die Sinne: die Wirk- samkeit der Lebensstofl'e des andern, also etwas Körperliches. Wir bestehen aus Körper und Geist. Der Körper ist ein Werkzeug des Geistes. (S.62.) — Der Verfasser stellt die Prüfung dieser Theorie dem Leser anheim ; wir ebenfalls, glauben jedoch kaum an seine Competenz. Jedoch scheint uns, unter der Voraussetzung, dass man die Fernwirkung der „Lebensstofl'e" begreift, dieselbe an- nehmbar zu sein. Jedenfalls hat es der Autor verstanden, seine eigene Tlieorie mindestens so plausibel erscheinen zu lassen als die von ihm bekämpfte Suggestionstheorie. Allein mit der Lösung des Räthsels des Hypnotismus scheint es wenigstens vorläufig eine ähnliche Bewandtniss zu haben, wie mit derjenigen der „socialen Frage". Diese Theorie istkeinerealmouistische, sondern dualistische, materialistisch-spiritualistisch, allerdings mit dem Materialismus als Asymptote. Lisofern hat sie eben etwas unbefriedigendes. Daran ist jedoch vorläufig nicht sowohl die Theorie schuld als der Stand unseres Wissens. — C. A. Schmid. Fiedrich. Junge, Naturgeschichte, II. Theil: Die Kultur- wesen der deutschen Heimath nebst ihren Freunden und Feinden, eine Lobeu.sgenieinschaft um den Menschen, 1. Die Pflanzenwelt. Kiel und Leipzig, 1891, Verlag von Lipsius und Tischer. Als der Verfasser des vorliegenden Werkes im Jahre 1885 den ersten Theil desselben unter dem Titel „Der Dorfteieh als Lebensgemeinschaft" herausgab, da wirkte er in gewissem Sinne bahnbrechend, indem er zeigte, wie der Schulunterricht in der Naturkunde sich entsprechend den Fortschritten der Wissenschaft andere Ziele als bisher zu setzen und in einem methodischen Ge- wände aufzutreten habe, wie ein völlig neuer, geistiger Gehalt ihn erfiülen müsse; und zwar hatte der Verfasser sein Augenmerk nicht auf die höheren Schulen sondern auf die Volksschule ge- richtet. Denn hier blühte und blüht noch die beschreibende Methode, während es dem Verfasser darauf ankommt, dass der Schüler die Gesetzmässigkeiten in der belebten Natur erkennt, dass er versteht, dass und inwiefern die einzelnen Theile der Lebewesen wirkliche und zudem zweckmässig eingerichtete Werk- zeuge derselben sind. Der erste Theil des Werkes beschäftigt sich mit den Thieren und Pflanzen, die ein Dorfteich birgt oder um sich versammelt; in dem gegenwärtig vorliegenden Theil wei-den die Kulturpflanzen des Menschen nebst einigen wichtigen Verwandten, die von keiner wirthschaftlichen Bedeutung sind, sowie eine grössere Anzahl schädlicher Gewächse behandelt. Die Idee der Lebensgemeinschaft tritt hier mehr zurück; ich glaube, dass sie im Unterrichte über- haupt nicht als streng massgebender Leitstern wird festgehalten werden können. Wohl aber ist die ganze sonstige Anlage des Werkes — das _ stete Ausgehen von Beobachtung und Versuch, das logische Erfassen und Behandeln der Erscheinungen, das Er- forschen des Sinnes aller Gestaltungen und Verhältnisse der Lebe- welt — entschieden zu loben ; der Lehrer wird vielfache Anregung erhalten und in manchem Punkte lernen, wie er ^interessante, Kopf und Herz erfreuende Dinge dem Verständniss (les Schülers näher bringen kann. Er hüte sich aber, nach dem Buche, wie es vor- liegt, unterrichten zu wollen; es ist eine Quelle für den Unter- richt, auch ein Vorbild für den Geist, in dem unterrichtet werden soll, aber kein eigentliches Lehrbuch noch ein methodischer Leit- faden. Vielleicht hätte die Anordnung im Ganzen eine bessere, systematischere sein können. Ein Mangel ist es in gewissem Sinne auch, dass die organographisch-physiologische Betrachtung mehr- fach nicht gründlich genug ist, im Hinblick darauf, dass das Buch für den Lehrer bestimmt ist, nur für ihn bestimmt sein kann. Schliesslich habe ich auch einige Versehen und Irrthümer auf morphologischem Gebiete gefunden, aber ich will sie nicht nam- haft machen (ein Beispiel nur führe ich an: der Blüthenboden der Apfelblüthe wird als Kelch aufgefasst), da sie den Werth des Buches nicht zu schmälern vermögen. — Im Ganzen ist das Werk durchaus zu empfehlen, und mit Freude sehe ich dem Erscheinen des nächsten Bandes entgegen. Dr. K. J. Jordan. J. VioUe, Lehrbuch der Physik. Deutsche Ausgabe von DDr. E. Gumlich, L. Holborn, W. Jäger, D. Kreichgauer, St. Lindeck. I. Band. Allgemeine Mechanik und Mechanik der festen Körper. Berlin, J. Springer, 1891. Preis 10 Mk. Das vorliegende Werk begrüssen wir mit ganz besonderer Freude. Durch die Art seiner Darlegung, die lebendig und scharf ist, zeichnet es sich vor allen vorhandenen Lehrbüchern der Experi- mentalphysik aufs vortheilhafteste aus. Von der Einleitung, die über Wahrscheinlichkeitsrechnung und Methode der kleinsten Quadrate handelt, haben wir mit lebhaftester Befriedigung Kenntniss genommen. Die Art, wie Violle das Fehlergesetz einführt, nehmen wir mit vollem Beifall auf. Des weiteren liegt ein ausserordent- licher Vorzug des Werkes darin, dass es ohne ängstliches Zögern vom Anfang an die gesammten Hilfsmittel der höheren Mathematik anwendet. Gerade dadurch erhält das Werk seinen schönen, strengen Charakter. Der Abschnitt, in dem über die Bestimmung, der Dichte der Erde und über Massenanziehung gehandelt wird, ist ganz ausgezeichnet; er berücksichtigt auch die Arbeiten der letzten Jahre auf diesem Gebiete. Ebenso befriedigt sind wir von den Auseinandersetzungen über Messen und Messinstrumente. Das folgende Kapitel mit der Uebersehrift ..Structur" (Kry- stallographie) hätten wir gerne etwas vollständiger gesehen. Da- gegen ist das Kapitel über Elasticität wieder nur mit ganzem Beifall anzuerkennen. Das Werk behandelt dann noch die Festig- keit, die Theilbarkeit, die Reibung und endlich den Stoss. Die Uebersetzung ist genau und glatt. Durch Anmerkungen und Ergänzungen haben die Herausgeber dafür Sorge getragen, auch die neueste Litteratur mit zu berücksichtigen. Das ausgezeichnete W^erk trägt die Gewähr des Erfolges so sicher in sich selber, dass es besonderer Wünsche und Empfehlungen in dieser Hinsicht wahrlich nicht erst bedarf. Gravelius. Schuberg, A., über Zusammenhang von Epithel- und Bindegewebs- zellen. ; Sonderdruck). Würzburg. 0,30 M. Schwarz, F., forstliche Botanik. Berlin. 15 M. Schwarz, H., das Wahrnehmungsproblem vom Standpunkt des Physikers, des Physiologen und des Philosophen. Leipzig. 8 M. Selenka, F., Studien über die Entwickelungsgeschichte der Thiere. Wiesliaden. 22 M. Simroth, H., die Entstehung der Landthiere. Leipzig. IG M. Strasburger, E., das Protoplasma und die Reizbarkeit. Jena. 1 M. Stumpf, C, Psychologie und Erkeuntnisstheorie. (Sonderdruck). München. 1.50 M. Thomson, W., populäre Vorträge und Reden. Berlin. 5 M. Timm, C. T. u. Th. Wahnschaff, Beiträge zur Laubmoosflora der Umgegend von Hamburg. (Sonderdruck). Hamburg. 3 i\I. Toldt, C, die Anhangsgebilde des menschlichen Hodens und Neben- hodens. (Sonderdruck). Leipzig. 1,60 M. TJhlich, E., Reihensummation auf geometrischem Wege. (Sonderdr.) Grimma. 0,50 M. Violle, J., Lehrbuch der Physik. Berlin. 10 M. Vogt, J. G., die Menschwerdung. Leipzig. 6 M. Inhalt: F. Tisserand: Ueber die Massenbestimmung in der Astronomie. — Prof. Dr. Hugo Werner: Ein Beitrag zur Geschiclite des europäischen Hausrindes. — Elodea canadensis in Oesterreich-Uugarn. — Oedocladium, eine neue Oedogoniaceen-Gattung. (Mit Abbild.) — Eine neue Wasserstrahl-Luftpumpe, ganz aus Glas. — Der neue Stern. — Die Urania-Säulen zu Berlin. (Mit Abbild.) — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. Karl Friedrich Jordan: Das Räthsel des Hypnotismus und seine Lösung. — Frie drich Junge: Naturgeschichte, IL Theil: Die Kulturwesen der deutschen Heimath. — - J. Violle: Lehr- buch der Physik. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 8. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XV 5 Soeben erschienen; j Das pliotograpliisclie AnfiieMen zu wisseusclianiiclieu Zwecteu ; iiisliesDiiileic j das Messbild -Verfahren ; von Dr. A. Meydeiibaiier, ! Geh. Kaurath, Vorsteher der Messbild- Anstalt ilcs Kgl. Ministeriums der ■ geistlichen-, Unterrichts- und Medizinal-.\ngele^enheiten. • Erster Band: Die photographischen Grundlagen und das Mess- ■ bild-Verfahren mit kleinen Instrumenten. : Preis 4.j;o Mark, cleg. in Halhfrixiizhaiui 6.50 Mai-k. iSg2. : Uiite's Kunst- und Verlas» s -Anstalt. [ BERLIN SO. 16. ; nirokte Zusendung' bei Bestellunpc mit Einsendung des Betrages oder bei Bestellunf]^ mit Kinsendnng gegen Nachnahme. Patentbureau Seit 1878 empfohl. Besorgt u. verwert. Q_ —1- Inform. Patente all. Länder OäCK Gebrauclis- Muster Markeu - Centrale gratis Leipzig j Sauerstoff \ jin Stahlcj>^linclei-n.| Dr. Th. Elkan, iBerlin N Tegeler Str. 15. | iBejffifeji{«re'sMagnesfililz:tänipe ^a-R-P- •52 892. y;^[in|acli,praktisch,litHstark li! ^ Grösse Wirkung. Preis 6M, A.LEINER, BERLIN w Patentan-walt Ulr. R. niaerz, Berlin, Leip/.if;-erstr. 67. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich im ':pflcge bcr <öauL Vorzüglich Vorzüglich 3u babt'ii in tcn niciftcn Sipctbeten iiiiC Itojjfrien, jur 3ieiti6,iltuna uiit- Sebccfiiiifl ivimtcr -^aut. itcCleii uiib äSuiiteii. jur (Srljiiltuiig einer guten f:i,nit, befonterä bei ticinen Sliniicvii. Specialfabrik tiir ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Hempel's Klassiker-Ausgaben. Austuhrliclie Spt-cialverzei'lniLsse. Fi'i'd. [liiiiinilers VerliisrsbucliliaiKJliiiii,'. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ünterzeuge & Strümpfe Reitunterbeinkleider uacli Maass. Extrastarken Tricot für Jagd & Heise. Franx Seldte Siriinipfwa;iren-Fal)rik, Berlin W., Leipzigerstr. 24. I. Auf Wunsch Miisti-rsendunir. Institut für wisseuscliaftliche Photographie von Dr. Burstert & Fürstenberg BERLIN SW., Wilhelmstrasse 122 Silberne Medaille Berlin 1890 empfiehlt sein ütjer 1.500 Nnraraern fassendes Lager von Mikrophotographien auf Papier und Glas für das Sciopticon. Sämratliche Bilder sind in unserem Institute hersestellte Original-Naluraufnahmen ohne Eetonche nach ausgesiuht. silnincii Präparaten. f*rompte und i>reiswerthe Aufnahme von cinfz:esandteii Prapaiaten untl sonstigen (ibjei-ton. AusstatUni^- ganzer wissenschaftliclier W-.'i-lce mit llildern in l'liotonraiiliiij und Liclitilriick naili eingesandten oder im Katald^e anfseluhrteu Präiiaraten. Ausstattmi^;- wissrnschaftlicher und poiuilärer Vortrüge ans allen tJe- Ineten der Naturwissenschaften, sowie Zusammenstellung von Bildersammlungen für den naturwissenschaftlichen Schulunterricht. Photogr. Amateur -Apparate, mit welchen jed. Lrtie ohne Vorkenntnisse tadellose Pho- togiaph. her- stellen kann. Preise von M. 30 — M. 4üO~. Anleitung und illustr. Preis- verzeichnisse kostenfrei. .le- der Käufer eines Apparates erhalt auf Wunsch uuentgeltlichen Unter- richt in unserem Laboratorium. E. Krauss & Cie., Berlin W., Wllhelmstr. 100 (friiher Leipzig;, (Paris, London, St. Petersburg, Slailaiid). Kataloge gratis und franco. F. A. Köhler & Noliii. IJhi-enfal>i"ib, Berlin SW. Grossbeerenstrasse 35, enijilehlen unter ^jähriger schriftlicher Garantie gegen EiiLsendung des Betrages oder Nachnahiiie: GoMene Herren-Uhren zu l2n. i.nO, 200 und 3i;u AI., Silberne Cylinder-Remontoir-Uhren zu 20,24 und 3üM., Silberne fylinder-Damen- Uhren zu 2o, 25 und 30 M., ttoldene Damen-Uhren zn :iti. 45, 56 75 und 90 M. Wecker in jeder Lage gehend zu 5 Mk. Regulator-Uhren, Wand- und Kukuks-Uhren in grosser Auswahl. — Preiscourant gratis. - ■■=: Wir ver.senden seit 15 Jahren prinzipiell nur gute Uhren. In unserer Fabrik werden vermöge der neuesten Maschinen und besten Kräfte Reparaturen schnell und sieber ausgeführt. Alte Uhren, Gold und Silber nehmen in Zahlung. Chemisch - Bakteriologisches Laboratorium viin Dr. Erich Jacobs, Chausseestr. 2d. BERLIN N., Chausseestr. 2d. Anfertigung von chomischon Analysen tt'clini.selier und wissou- schaftlicher Art. — Untersuchung von Nahrungs- und Geuuss- mittoln. — Ausführung mikroskopischer Arbeiten. — ünter- riclitskurso in iler unalvtisehen Chemie. .ijjjjjjjj.ijj.i.ij,ijjj.»,ijj,ijjjjj.ij>jjjj.ijjjj,)jjjjjj,>jjjjj.ij.tjjjjjjjjj.ij,^ Geolog'isches ii. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französisclieu Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzntheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er mi'Lhte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern kijnnen; Devon der Eifel, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera, Becken u. s. w. u. s. w. Corallien von Nattheim, überhaupt Local ■ Suiten Lias aus Würtemberg, und deutsche Minerahen. Wegen der Bedingungen Ijitto zu schreiben an Alexander Stuer 40 Rue dos Mathurins in Paris. BERLIN C, Niederlage eigener Glashilttenwerke und Dampfschleifereien. Mechanische Werkstätten, Schriftnialerei imd Emaillir- Anstalt. Fabrik und Lager sämmtliclier Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliehe und technische Lalioratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Eiiiriclituiigen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u, s. w. Ä » XVI Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 8. Verlag von Rosenbaum & Hart. Berlin W. Deutsehe Litteraturzeitung. Begriindel von Professor Dr. Max Roediger. Mit üiiterstiitznng tod Hr. Attgttst Fresenius hcraus'^i'sohcii von Dr. R. Löwenfelil. -a- Preis vierteljährlich 7 Mark. ~§- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Deutsche Litteraturzeitung erblickt ihren eigentümlichen Beruf darin, vom Standpunkt der deutschen Wissenschaft aus eine kritische Uebersicht über d as gesa m m te littera rische Leben d er Gegen \va rt zu bieten. Sie sucht im Unterschied von den Fachzeitschriften allen denen entgegenzukommen, welchen es Bedürfnis ist, nicht nur mit den Fortschritten ihres Faches, sondern auch mit der Entwickelung der übrigen Wissenschaften und mit den hervorragenden Leistungen der schönen Litteratur vertraut zu bleiben. In ihren Mitteilungen bringt die Deutsche Litteraturzeitung eine Uebersicht über den Inhalt in- und auslandischer Zeitschriften, wie sie in dieser Reichhaltigkeit sonst nirgends geboten wird, ferner ständige Berichte über die Thätigkeit ge- lehrter Gesellschaften, Nachrichten über wissenschaftliche Ent- deckungen und litterarische Unternehmungen, Personalnotizen und Vorlesungsverzeichnisse. Durch die Unterzeichnung aller Besprechungen mit dem vollen Namen des Referenten bietet die Deutsche Litteraturz eitu ng die Gewähr einer gediegenen und würdigen Kritik. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. l erschien soeben: Eine Theorie 12 riscimi auf Gnmdlage der Hydroiiamik Von Dr. Arthur Korn. I. Teil. Gravitation und Elektrostatik. 64 Seiten gr. 8». I'reis 1,50 ^/Carb:- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. aiiiiiiiiiiiiiiniiifiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiiininiii;niiiiiiiiii;ii[iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii;iiiiiiiiiiiiiii[iiiiiiiiiiiiiiii In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. 266 S. gr. 8». Preis 6 Mark. ^iiiiiitNniiiiiijiliiiiiniiiiiiiiiiiiiiiininiliiiinuiiir imillliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii lllllllllllllllHlllllllllllllillllllnllllllllllllllllllllltllllllllllllllfilllillllMIliIri ^crbcr'fdje ^crrogsßanbrung, ^rctßurg im Sreisgnu. Soeben ift erfc^ienen unb bur^ alle Siid^^anblungen ju bejiel^cn: ^xa% Dl. m., unb Dr. §. Satiioi«', ^cr ^Jlcnfrf) unb bic brci üWeidjc bcr 'iJtattir. sn Sort unb siib für bcn £d)itlii"terrtd)t in bcr *)ialitrgefcf)tcf)tc barcjcftcllt. gr. 8". frßcr iSftf: 2er 'JJlciijdi unb bnä 2icrrcid). 3Jitt 19.5 etnge= bructten Slbßilbiingen. ^clmtc «fvbcjicrtc "JluflBßC. (XII u. 244 S.) M. 2.10: geb. tu «palblebcr uiit ©olbtilel M. 2.4.3. — g-rü^cr ift crfi^iencu: Srocitcr %M: '^^a 'Uf Innscineidi. ÜJiit 213 eiiiäebvudten älbbilbuuaeii. SeAftc, verbeffctte äliiflage. (XII u. 218 ©.) M. 2.10; Bct. in .fialblcijEv mit (»oiMitcl M. 2.45. J)ritfcr {cit: Siaf- TOinccalreicfi. 9Sit 87 cillBebrucftcii 3IB6ilbunfleii. »ierte, iu-i-6 cjierte äluflage. (Xn u. 132©.) M. 1.40; gcC. in ^i.ilblefter mit («clMitel M. 1.75. Sorfd)ctt>, Dr. %, 'i<\)t\>\\&\ bcr nnorgnitijdicn (f^ciuic mit einem lurjcn (Sninbrifj bcr OTincrnlogic. 5Jiit 229 iu ben Jcrt gcbrucftcu Stbbilbuugcu unb einer Spcttraltofcl in (vnr&enbru/. ^luölftc Sluflngc uou Dr. i». /Aoucftabf. gr. 8". (VIII u. 354 S. unb ö SnBcIlen.) J/. 4; geb. in §albleber mit ©olbtitcl M. 4.4.5. 3 (Soeben erfc^ien; ^ (Bin priifofopfiifffies Uotfesfmtfi ^ Don ^ 124 ©eiten 8". Ij ^rcis l,(iO porß, cfeg. gefi. 2,40 ISorR. E =^ 3" beäieben burdj alle Sut^fjaublungen. =^^ sj 3 ^ fi |frö. f üittmleiö J^rrlanöbiidjljauJilimg in Berlin SW. 12. |j ! In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ! erschien vor Kurzem: i Küieliscle SlröiEiei aef te Erllißriclii 5 und das ■ I desetz der Analogie im Weltgebäude. ■ : Von : L. Graf von Pfeil. ■ ! Vierte, mit den neue.sten Entdeckungen verstärkte und um- ! gearbeitete Auflage. : Mit sechs Karten. 323 Seiten. Prds 7 Mark. m in In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ersehien soeben: Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo Crenier, Bergreferendar. Mit wissenschaftliolien Beiträgen von Prof, Dr, H olzapfel, Dr, Karl Müller-Hallensis, Dr. I. Fax, Dr. H. Potonie und Prof. Dr, W. Zopf. Mi/ I Portrait. 12 Abbildungen, i Tafel und i Karte. 80 Seiten gr. 8". Preis 1,'20 Mark. ^^ Zu liezielien durcli alle Buchhandlungen. ^^= Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 28. Februar 1892. Nr. 9. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- j Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 J^. Grössere Auftrage ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL bei allen Annoncenhureaax, wie bei der Expedition. .4.bdrnck ist nnr mit Tolli!itändis;er Qnellcnangfabe s^^tAttet. Die Endmoränen -Landschaft Nord -Amerikas. Nach einem Vortrage des Kgl. Landesgeologeu Dr. F. Wahuschaff e, gehalten in tler Sitzung der deutschen geologischen Gesellschaft am 6. Januar 1892*). gradlinig verlau- Vergleiclie die Tf/£/L DES NORD AM ERIK. CLACIALGEBIETES mit seinen ENDIVIORANEN. nsc/j T. C. Chamber/in Nordam(».rika zeigte während der Eiszeit eine grosse Bedeckung durch Inlandeis, in ähnlicher Weise wie wir sie noch heute in Grönland finden Karte Figur 1. — Dieses Eis hat an seinem Rande bei seinem Ab- schmelzen einen grossartigen End- moränen - Gürtel hinterlassen, der am atlantischen Ocean südlich von Gap Cod begin- nend , sich bis nach Dakota und in die brittischen Besitzungen hin- ein verfolgen lässt. Dieser End- moränenzug ist von den ameri- kanischen Geolo- gen genau unter- sucht und be- schriebenworden. Er stellt keine ■' J, .^V.,....,.^,.,..,^^^....^^;,— j Oebiet cUr Vereisung Ei^P'eies Gebiet. Endnioriincn fende,einhcitliche Linie dar, sondern ist im Süden des grossen Seen-Gebietes in grossartigen convex nach Süden zu gerichteten Bogen angeordnet, ') Die Correctur des Aufsatzes hat Herr Dr. Wahnschati'o gütigst selbst erledigt. welche erkennen lassen, dass das Inlandeis sich an seiner Südgrenze in grosse Zungen oder Loben zertheilte. Cham- berlin hat im Allgemeinen 12 solche Loben unterschieden, die allerdings Figur 1. nicht alle gleich deutlich entwick- elt sind. Im An- schluss an den in- ternationalen Ge- ologen - Congress in Washington hat Wahnschafte das Endmoränen- Gebiet in Wiscon- sin und Pennsyl- vanien besucht und gab in dem hier referirten Vortrag eine dem- nach auf eigene Anschauung ge- gründete Schil- derung der dorti- gen Verhältnisse. Westlich vom Lake Michigan lag zur Eiszeit die Grenze der dilu- vialenGreen-Bay- Eiszunge, welche im Norden mit der grossen Inlandeisdecke in Verbindung stand und von hier aus in SSW-Richtung bis fast zur Südgrenze von Wisconsin ihre Eismassen vorschob. Die Endmoränen, welche diese Inlandeis-Zunge zurUck- Glacial - schrtxmm£jt 82 Naturwisscuscliaftliclie Wochenschrift. Nr. 9. Hess, bestehen aus einem Höhenzuge, welcher ganz und gar aus eiszeitlichen Ablagerungen — zum Theil aus Till (dem norddeutschen Geschiebe-Mergel entsprechend), zum Theil aus sandigen und grandigen Bildungen — zusammen- gesetzt wird. Diese Rücken sind entweder dicht anein- andergeschaart oder mehr oder weniger durch zwischeu- liegendes ebenes Gebiet von einander getrennt. Im er- steren Falle besitzen diese Endmoränen-Bogen eine Breite von 1 — 6 engl. Meilen, im anderen Falle von 20— 30 Meilen. Die beigefügte Figur 2, nach einer uns freundlichst von Herrn Dr. Wahnschaffe zur Verfügung gestellten und von ihm selbst angefertigten photographischen Aufnahme her- gestellt, zeigt die ausserordentlich unregelmässige Ober- flächen-Gestaltung dieser Rücken, welche zum Theil mit dadurch hervorgerufen wird, dass sieh tiefe kesselför- migc Einsen- kungen von regelmässigem oder unregel- mässigera Um- riss (Kettle Ho- les) zwischen den Kuppen belinden. Es ist namentlich der topogra- phische Cha- racter, welcher uns erkennen lässt, dass dieses Gebiet alsEndmoräne anzusehen ist. Die amerika- nischen Geo- logen ver- stehen darun- ter das ge- sammteimäus- sersten Rand- gebiete des Eisestheils un- mittelbar vor, theils unter der Eisdecke abgesetzte und vielfach zusanmiengeschobene und zu HügelrUcken auf- gestaute Schuttmaterial, welches durch die Bewegung des Inlandeises zum Tlieil von weit nördlich gelegenen Gebieten her der Hauptsache nach als Grundmoräne fort- geschafft worden ist. S&a= y . ^^ m 1 19- i ^ > ^ '^•■''M iphIT' 1 *JR ^^'"Y-ti^feii ^BEBES^c uK^ 1 Rl?:'^ L ^^^^^^^^^^HHH Hü jj* ■' ■ 1^^/'- ■ P^:i .j '''^«'^'ftgUM^^BH^^^^^^^^m I^HH m HbH^^H HHH B ■ Hm^^b HHH B 1 K^fc> -'^i^'rt^w^ *l)fi^£»- ■ '■" -i3^2 ^^^r^-t^-^s^i^f^^^^^j* ^^9 H 1 analoge scheinung Fiijur 2. Innerhalb des von den Moränen Gebietes lassen sich die eingeschlossenen Bewegungserscheinungeu des Inlandeises aus drei Erscheinungen sehr genau bestimmen. Einmal zeigt das Grundmoränen-Material an verschiedenen Punkten eine lineare Anordnung, welche genau mit der Richtung der Glacialschrammen auf dem anstehenden Ge- stein übereinstimmen. Diese Bildungen führen den Namen Drumlins und stellen langgestreckte, meist aus Till be- stehende Rücken dar, welche grösstentheils an der Stoss- seite nach Norden zu etwas steiler abfallen als an der entgegengesetzten, der Endmoräne zugewendeten Seite. Während die Gei'ölle und Geschiebe, welche in der Grund- moräue (Till) eingebettet sind, zum Theil aus den im Unter- grunde anstehenden silurischen und candjrischen Schichten herstammen, sind anderwärts auch krystallinische Ge- schiebe darunter, die auf das canadische Hochland hin- weisen und mindestens einen Transport von 600 — ^700 engl. Meilen erfahren haben. Ausser diesen Geschieben, die auf unserer Figur 2 so zahlreich über die Oberfläche zerstreut zu sehen sind, finden sieh auch solche, welche auf Quarzit-, Quarzporphyr- und Granit-Kuppen zurückgeführt werden müssen, welche die cambrischen Schichten durch- stossen. Von diesen meist schön gerundeten und geschramm- ten Kuppen aus zieht sich cometenschweifartig ein nach der Endmoräne zu sich verbreiternder Streifen von Geschieben in der Grundmoräne fort. Von den englischen Geologen ist diese Erscheinung als „Crag andTail" (FelsundSchweif) be- schrieben worden. Das dritte Moment, aus dem sich die Bewegung des Eises ableiten lässt, bieten die auf dem anstehenden Silur und Cambrium vielfach zu beobachtenden Glacialschrammen. In der Axe des Lobus verlaufen sie derselben parallel nach SSW, westlich von der Axe wenden sie sich nach und nach nach SW und W bis sie in der Nähe der End- moräne senk- recht zu dieser verlaufen. Die Fr- ist im östlichen Theile des Lo- bus vorhanden. Der lange Endmoränen- zug, welcher von dem Be- rührungspunk- te der Green- Bay-undLake- Michigan-End- nioräne aus sich nach NNO hin er- streckt, ist auf- zufassen als eine beiden Eiszungen ge- meinsameEnd- moräne. Vergl. unsere Karte Figur 1. Sie ist von Cham- berlin daher alsinterlobate- oderlntermediate-Moräne bezeichnet worden. Sie wurde zu besonders hohen Wällen aufgestaucht, da hier die Eismassen der beiden benachbarten Eiszungen nach Andeutung der Schrammen (deren Verlauf die Pfeile auf unserer Karte darstellen) gegeneinander rtutheten. Es lässt sich hieraus das allgemeine Gesetz ableiten, dass die Bewegung des Inlandeises innerhalb der ein- zelnen Inlandeiszungen eine selbstständige und von der Topograph].' des Untergrundes vollständig unabhängige war. II ici durch unterscheidet sich das amerikanische Inlandeis wesentlich von den Erscheinungen, die ein durch hohe Felswände eingeschlossener Gletscher alpiner Gebiete darbietet. Das Inlandeis, gespeist durch die gewaltigen Eisniasscn des Hinterlandes, konnte sich in dieser Eis- zunge vollkommen frei entfalten und bewegte sich daher, ganz wie dies das Eis Grönlands noch heutzutage im Grossen zeigt, von einer Mittelaxe ab radial nach allen Richtungen hin. Das Aussenland, also das Gebiet nahe vor der End- moräne, zeigt gewöhnlich mit Grand überdeckte Ebenen, die dadurch gebildet wurden, dass die vom Eisrande kommenden Gletscher-Schmelzwasser das Moräneumaterial umlagerten und ausbreiteten. Endmoräne mit Kettle Holes am ßass Lako, 5 engl. M. von Whitewater (Nach einer Photographie von F. Wahnschaife.) Nr. 9. Naturwissenschaftlic he Wochenschrift. 83 Die Endmoränen stellen — wie aus unserer Karte ersichtlich — nicht die Grenze der äusscrsten Eisbedeckung in Nordamerika dar, denn mit Grundmoränen bedeckte und geschrammte Felsflächen finden sich noch weit nach Süden zu, ja es greifen sogar die Driftablagerungen west- lich über den Missouri hinüber. Da diese Moränendecke viel weniger mächtig ist als nördlich von der Endmoränen- zone, da ausserdem ihre Geschiebe einen höheren Grad der Verwitterung zeigen, so nehmen die amerikanischen Geo- logen an, dass sie der ersten Eisperiode angehört, während dagegen die Endmoränenzone die äusserste Grenze der Eisbedeckung in der zweiten Glacialperiode anzeigt. Wenn wir die nordamerikanischen Endmoränen mit denen des norddeutschen Flachlandes vergleichen — vergl. die Karte auf S. 132 Bd. II der „Naturw. Wochenschr," — , so sehen wir eine grosse Analogie hinsichtlich der ganzen Ausbildung dieser Ablagerungen, nur ist hervor- zuheben, dass in Norddeutschland diese Moräne nicht die äusserste Grenze der zweiten Vereisung darstellt, sondern als eine Rückzugsmoräne aufzufassen ist, als nämlich das Eis bei seinem Zurückschmelzen nochmals innerhalb des baltischen Höhenrückens auf längere Zeit stationär wurde. Die weit grossartigere Entwickelung des nordameri- kanischen Endmoränen-Gürtels ist eine Folge der viel ge- waltigeren Eisbedeckung Nordamerikas, sowie auch da- durch zu erklären, dass das Inlandeis hier an seiner äussersten Grenze in der zweiten Glacialepoche eine sehr lange Zeit hindurch stationär gewesen sein muss. Ueber die Massenbestimmung in der Astronomie. Von F. Tisseraiul. Mit Geuclimigung drs Verfassers übersetzt von Dr. B. Mattliiossen. (Fortsetzung.) Es bleibt uns noch zu erörtern, wie man die Massen des Merkur und der Venus bestimmt, welche bekanntlich keine Monde haben: auch muss die Masse der Erde er- wähnt werden, denn wir halben gezeigt, dass sie aus den Beobachtungen des Mondes nur abgeleitet werden kann, wenn die Entfernung der Erde von der Sonne genau be- kannt ist. Es giebt allerdings andere Mittel um diese Entfernung zu messen, aber wir setzen voraus, dass man Alles aus der Störungsthcoric aldeiten will. — Hätte man die Werthe für die Massen der Venus und der Erde, dann wäre es möglich, die Störungen zu berechnen, welche diese beide Planeten auf den Merkur ausüben; man kann jedoch auch alle diese Rechnungen ausführen und die beiden Massen als unbestimmte Factoren beibehalten. Unter der Annahme, dass bei den verschiedenen Beobach- tungszeiten des Merkur, imd hauptsächlich bei seinen Vor- übergängen vor der Sonne, der berechnete Ort mit dem beobachteten zusammenfallen soll, erhält mau eine Reihe von Bedingungsgleichungen, welche ausser den sechs Unbekannten für die ungestörte Bahn des Merkur noch die beiden gesuchten Massen enthalten. Durch verschie- dene Umformungen gelangt man zur Trennung der beiden Massen, welche auch verschiedene Bedingungen er- füllen müssen. Die Theorie der Venus liefert wiederum andere Beziehungen zwischen den Massen des Merkur und der Erde; in der Marstheorie treten dann die Massen von Mercur, Venus und Erde auf. Wir erlangen also auf diese Weise eine Zahl von Bedingungsglcichungen, welche die drei gesuchten Massen enthalten; die in denselben auftretenden bekannten Grössen sind nicht ganz strenge richtig, sondern mit dem Einfluss der unvermeidlichen Beobachtungsfehler beliaftet. Ausser- dem haben wir noch nicht anderthalb Jahrhunderte lang genaue Planetenbeobachtungen, und während dieses vcr- hältnissmässig kurzen Zeitraums bleiben die gegenseitigen Störungen der 4 inneren Planeten ziemlich klein. Man darf daher erwarten, dass die Massenbcstinmiung auf diesem Wege viel weniger genau wird, als bei der Ab- leitung aus den Beobachtungen der Satelliten. Im Uebrigen ist die Störungstheorie mit der grössten Sorgfalt ausge- arbeitet und kein merkliches Glied fortgelassen worden. Wie dem auch sein mag, so können wir thatsächlich voraussetzen, dass man eine bestimmte Zahl von Be- dingungsgleichungen zwischen den 3 unbekannten Massen besitzt (es giebt deren mehr als drei). Es handelt sich nun darum, zu erfahren, welche Werthe man diesen Massen zuertheilen kann, um die Gleichungen innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler zu erfüllen. Das Resultat der Lcverrier'schcn Unter- suchungen war, dass man zunächst die angenommene Masse der Erde um t^ vergrössern und sie darauf der Sonne um ^5 Millionen Meilen näher bringen müsse. Die Merkurs- masse fand sich zu ^ „t^^^?^ ; Leverrier hatte auch die 5 OUU ÜW Masse des Mars mit eingeführt, weil man damals keine Monde dieses Planeten kannte, und erhielt eine Zahl, welche nur um -^ von derjenigen abwich, die später aus den Beobachtungen der Monde abgeleitet wurde, was eine gute Garantie für die Genauigkeit der Rechnungen bietet. In Bezug auf die Venusmasse bot sich eine merk- würdige Schwierigkeit dar; die Theorie des Merkur würde eine Erhöhung von ungefähr Vio ^es Betrages erfordern, diejenige der Sonne dagegen genau den angenommen Werth. Es ist unmöglich eine Zahl zu finden, welche beiden Theorien genügt; wenn die eine gut stimmt, lässt die andere viel zu wünschen übrig. Leverrier hat diejenige Masse der Venus beibehalten, welche alle Sonnenbeobachtungen gut darstellt und hat Alles auf den Merkur geschoben; auf diese Weise kam er dazu, die Existenz von intra- merkuriellen Planeten anzunehmen. Ich habe diesen Gegen- stand eingehend 1882 in einem Artikel des Annuaire be- handelt und verweise den Leser auf denselben. Wie dies sich nun auch verhält, so würde es, da Alles auf die genaue Kenntniss der Venusmasse ankommt, sehr nützlich sein, letztere durch eine directere nnd genauere Methode bestimmen zu können. Wenn die Venus einen Mond hätte, dann wären alle Schwierigkeiten gehoben. Nun haben die Astronomen thatsächlich lange an das Vorhandensein eines solchen Mondes geglaubt, und erst vor zwei Jahren ist ihnen diese Illusion definitiv genommen worden. Wegen der Wichtigkeit der Frage möge es ge- stattet sein, sie hier etwas näher zu erörtern und zu zeigen, wie sie durch den Astronomen Stroobant in Brüssel im negativen Sinne entschieden werden konnte. Der Venusmond wurde zuerst durch Fontana in Neapel im Jahre 1645 angekündigt, beobachtet von Cassini in Paris 1672 und 168H, von Short in London 1740; A. Mayer in Greifswald llbd, Lagrange in Marseille, Montaigne in Limoges nnd Roedkjär in Kopenhagen 1761, darauf durch Roedkjär und Montbarron zu Auxerre 1764, endlich von Horrebow 1768. 84 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 9. Lambert versuchte 1777 die Beobachtungen durch eine elliptische Bahn darzustellen, welche man jedoch ohne Bedenken verwerfen kann; denn sie führte zu einer Venusmasse, die ungefähr 10 Mal zu gross sein würde. Die Existenz des Mondes wird schon ziemlich zweifelhaft, wenn man bedenkt, dass seit 1768 Niemand ihn gesehen hat, weder W. Herschel noch Lassei noch A. Hall, welche hingegen sehr schwache Monde des Saturn, Uranus, Neptun und Mars entdeckten. Was haben denn, kann man sich fragen, die ver- schiedenen Beobachter gesehen? Man wusste schon, dass bei einer der Roedkjär'schen Beobachtungen, im .Jahre 1764, Uranus nur 16' von der Veuus abstand; und es ist sehr wahrscheinlich, dass er ihn für den Satelliten hielt und sich auf diese Weise eine schöne Gelegenheit entgehen liess, den Uranus 17 Jahre vor W. Herschel zu entdecken. Stroobant ist es in einer ziemlich grossen Anzahl von Fällen gelungen, nachzuweisen, dass man mehr oder minder helle Sterne in der Nähe der Venus mit dem Monde verwechselt hat. So befanden sich hauptsächlich drei bekannte Sterne der 5., 4. und 7. Grösse am 4., 7. und 12. August 1761 an den von Roedkjär für den Sa- telliten angegebenen Oertern; desgleichen haben Short und Horrebow zwei Sterne der 8. und 4. Grösse 1740 und 1768 neben der Venus gesehen. Es steht also fest, dass ein grosser Theil der Beobachtungen des vermeintlichen Sa- telliten sich in ganz natürlicher Weise durch die Nachbar- schaft des Planeten an ziemlich hellen Fixsternen, welche die Beobachter nach einigen Tagen zu identifiziren ver- säumten, erklären lassen. Für die unaufgeklärten übrigen Fälle können vielleicht einige der helleren Asteroiden in Frage kommen; jedenfalls kann man be- haupten, dass die Fabel von einem Venusmonde ihres sicheren Grundes beraubt ist. Aber wenn auch wirklich kein Mond der 4., 5. oder selbst der 8. Grösse existirt, ist es darum sicher, dass nicht ein sehr schwacher, wie derjenige des Mars, mit Hilfe unserer neuen Riesenfernröhre von Nizza, Pulkowa, Washington und Mount Hamilton entdeckt werden könnte? Das grosse theoretische Interesse dieser Frage muss ein Sporn für diejenigen Beobachter sein, welche über so mächtige Forschungsmittel verfügen. — Nach dieser Al)schweifung wollen wir auf die er- haltenen Werthe der verschiedenen Planetenmassen zurück- kommen und stellen sie unter Annahme der Erde als Ein- heit wie folgt zusammen: Mercur \\^ Jupiter 310 Venus Vä Saturn 93 Erde 1 Uranus 14 Mars Vio Neptun 17 Die Sonne 324000. Es würde noch erübrigen, alle diese Massen mit Hilfe derjenigen eines bestimmten an der Oberfläche der Erde befindlichen Körpers auszudrücken, welcher jedoch noth- wendigerweise nur geringe Dimensionen haben darf, z. B. eine kleine Bleikugel. Wenn wir wissen, wie oft diese kleine Masse in der- jenigen der Erde enthalten ist, dann können wir gleich leicht auf den kleinsten der Planeten Mercur wie auf den grössten Jupiter, ja auf die Sonne selbst, schliessen. Auf diese Weise sind alle Massen des Planetensystems mit einer bekannten, uns vor Augen betindlichcn, vergleichbar. Das vorgelegte Problem ist durch den berühmten Versuch von Cavendish gelöst worden, in welchem es ihm gelang, die ungeheuer kleine Anziehung einer 158 kg schweren Bleikugel auf eine benachbarte kleine Kugel direct nachzuweisen. Aus seinen Experimenten hat er den Werth dieser Anziehung abgeleitet, und indem er ihn mit dem Gewicht der Bleikugel verglich, welches unge- fähr die von der ganzen Erde ausgeübte Anziehung dar- stellt, hat er sagen können, wie oft die Masse der Blei- kugel in derjenigen der Erde enthalten war. Es würde von wenig Nutzen sein, die Verhältnisszahl hier hinzu- schreiben, da sie nur durch 23 Ziffern ausgedrückt werden kann, und unserm Geist keine genaue Vorstellung gewährt. Besser wird es sein, eine gleichförmige Vcrtlieiiung der Masse in der ganzen Erdkugel anzunehmen, und zu be- rechnen, wie viele Male ein solcher Körper die Masse eines gleichen Volumens Blei oder Wasser, unter den üb- lichen Temperaturbedingungen, enthalten wird. Cavendish fand in dieser Weise, dass ein Cubikmeter Erde ungefähr 5\., mal so viel als ein Cubikmeter Wasser wiege; man braucht also nur das Volumen der Erde in Cubikmetern auszudrücken, um eine genauere Vorstellung von iln-cr Masse im Vergleich zum Gewicht des Wassers zu erlangen. Cornu und Baille haben, unter Anwendung von glücklichen Modificationcn im Verfahren und unter Berücksichtigung aller Hilfsquellen der Physik in ihrem gegenwärtigen Stande, die Untersuchungen von Cavendish wieder aufgenommen; sie haben die von ihm berechnete Zahl 0.48 in 5.56 verändert. Aber, werden einige Leser einwerfen, Sie geben uns die Masse der Sonne und diejenige Jupiters, wir fragen aber nach ihrem Gewicht. Die Antwort ist leicht: man braucht nur dieselben Zahlen beizubehalten, um die Ge- wiciite der Erde, Sonne und der Planeten als Function desjenigen eines Cubikcentimeters Wassers als Einheit zu erhalten. Es muss allerdings zugegeben werden, dass es etwas merkwürdig klingt, vom Gewicht der Erde zu sprechen, da sie selbst es ist, welche den Körpern an ihrer Ober- fläche die Eigenschaft des Gewichtes durch ihre An- ziehung verleiht. Aber man kann sich die Erde in Cubik- meter zerlegt und jeden derselben auf einer Waage mit bekannten Gewichten gewogen denken; die Gesamrat- sunnne wird genau dasselbe Resultat liefern, welches Cavendish aus seinen Versuchen erhielt. In gleicher Weise lassen sich die einzelnen Cubikmeter Jupiters auf die Waagschale legen, man erhält so sein Gewicht und zwar genau dieselbe Zahl, welche auf dem früher angegebenen Wege resultirte. — Man darf also mit Recht behaupten, dass es möglich ist, die Erde, die Planeten und die Sonne in Kilogrammen zu wägen. — Um die Masse der Asteroiden zu bestimmen, müsste man ihre gegenseitigen Störungen oder diejenigen, welche sie auf andere Körper ausüben, ermitteln können. Da diese nun jedenfalls nur gering sind, so ist damit die Kleinheit der Jlasse schon von vornherein gegeben. Aller- dings kann die Vesta unter günstigen Umständen mit blossem Auge gesehen werden und es fehlt nur wenig, dass das Gleiche mit Ceres, Pallas und Juno der Fall ist, aber die andern sind sehr schwach und erscheinen meistens in den Fernröhren wie kleine Sterne 9, — 13. Grösse. Daraus folgt, dass im Allgemeinen die gegenseitigen An- ziehungen dieser Körperchen unmerklich sein werden und nur dann neben der Einwirkung der Sonne in Betracht konmien können, wenn 2 von ihnen einander längere Zeit hindurch sehr nahe bleiben. Mit Rücksicht hierauf sind mehrere Astronomen, be- sonders C. V. Littrow, veranlasst worden, die Annäherungen oder „physischen Conjunctionen" der kleinen Planeten zu studiren und voraus zu berechnen. Diese Untersuchungen haben jedoch nur gezeigt, dass eine sehr merkliche An- näherung relativ selten eintritt; bis jetzt hat man keine thatsäcldiche gefunden, die geringer war, als die acht- fache Entfernung des Mondes von der Erde. Allerdings giebt es bedeutendere Annäherungen, aber nur zwischen Nr. 9. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 85 den Bahnen und nicht zwischen den Planeten selbst, ab- gesehen von den Erscheinungen einer fernen Zukunft; so ist z. B. der kürzeste Abstand zwischen den Bahnen der Thetis und Bellona kleiner als der zehnte Theil der Entfernung vom Monde zur Erde. Eine grosse Zahl von Kometen durchschneidet den Raum in welchem die Asteroiden sich bewegen, und es könnten deshalb wohl mitunter merkbare Störungen zwischen zwei Älitgliedern dieser Körperklassen auftreten. Eine Zeitlang hat man dies für den Kometen Enckc an- genommen; ein bewährter Reebner hatte nämlicli in der Bewegung dieses Gestirns eine j)lötzlichc Aenderung eon- statirt, die auf keine andere Weise als durch die Anziehung eines kleinen Planeten erklärt werden konnte. Dennoch beruhte die Sache auf einem Irrthum; denn, wie sich später herausstellte, Hess sich Alles auf einen kleinen, leicht entschuldbaren Fehler in den Störungsrechnungcn des Kometen zurückführen. Wenn nun aucii die Masse eines einzelnen Asteroiden zu geringfügig ist, um einen merkbaren Einfluss auszu- üben, so möchte es sich vielleicht mit ihrer Gesammt- masse anders verhalten. In diesem Sinne hat Leverrier die Einwirkungen auf den Planeten ^lars untersucht, von denen eine besonders liemerkenswerth ist, nändicli die kleine Rotationsbewegung der Balinaxe, welche jeder der Planetoiden im selben Sinne hervorzurufen bestrebt ist. Diese minimalen Kräfte sind zahlreich, häufen sich, ohne jemals einander entgegen zu wirken, und ihre Summe kann schliesslich bemerkbar werden; zur Bcrecbnung ist es nun bewiesenermaassen erlaubt, die Bahnen aller kleinen Planeten durch eine mittlere Bahn zu ersetzen und in derselben die Gesamnitmasse der Asteroiden in passender Weise so zu vertheileu, dass sie einen elliptischen Ring bilden. Ihre Grösse hat Leverrier gleich derjenigen der Erdmasse angenommen und berechnet, dass der Ort des Mars, von der Sonne aus betrachtet, im Perihel alle hundert Jahre um 11 Bogensecunden verändert werden würde. Noch viel grösser würde diese Verschiebung von der Erde aus gesehen sein, sogar ein Viertel ihres Betrages niüsste bemerkt werden; da dies nun aber in den Be- obachtungen nicht geschehen ist, so war Leverrier zu der Sehlussfolgerung berechtigt, dass die Gesammtmasse der Asteroiden, bekannter und unbekannter, nicht den vierten Theil der Erdmasse ausmachen könne. Wenn man die scheinbaren Durchmesser der Aste- roiden in gegebener Entfernung von der Erde kennte, so Hessen sich daraus die wirklichen Durchmesser, dann die Volumina und mit hypothetischer Dichte die Massen be- rechnen. Aber selbst in den mäelitigstcn Fernröhren haben die Asteroiden keine merkbare Scheibe, mit Aus- nahme von Ceres, Pallas und Vesta, deren scheinbare Durchmesser man hat messen oder richtiger schätzen können. W. Herschel hat 0"35 und 0''24 für Ceres und Pallas gefunden und Mädler 0"6.5 für Vesta, welche Grössen sich auf die mittlere Entfernung der Erde von der Sonne beziehen. Hierbei entspricht einem scheinbaren Durchmesser von 1" ein wirkliciier Durelimesser von 720 km, und es wären demnach die Durchmesser von Ceres, Pallas und Vesta: 250 km, 170 km, 470 km. Nehmen wir nun ferner an, dass die mittlere Dichtigkeit dieser Gestirne gleich derjenigen unserer Erde sei, d. h. gleich der 1' ^fachen derjenigen des Mars, dann wären ihre Massen resp."l : 130 000, 1 : 420 000, 1 : 20 001) der Erd- masse, sodass noch immer 5000 Gestirne von der Grösse der Vesta nöthig wären, um V4 der Erde auszumachen oder die von Leverrier angegebene Grenze zu erreichen, welche als eine sehr weite betrachtet werden muss. Nie- mals gelang es Herschel bei Beobachtung der Juno eine merkbare Scheibe zu entdecken, und Lassei war selbst bei Anwendung 1000 facher Vergrösserung nicht glück- licher. Die scheinbaren Durchmesser der anderen Asteroiden sind al)er noch viel kleiner. Ein Vergleich des Glanzes der Vesta mit demjenigen der seit 1845 entdeckten Asteroiden ergiebt, dass der mittlere Durchmesser der Letzteren höchstens gleich Vs desjenigen der V ^'' la ist. Svedstrup hat vor Kurzem nach einem sehr einleuchtenden \ erfahren berechnet, dass die Summe der Massen aller bekannten Asteroiden ungefähr gleich der 5 fachen Grösse der Vesta, oder 1 : 4000 der Erde oder Vöo ^e^ Mondes betrage. Es muss iedocli hervorgehol)en werden, dass die Messungen der scheinbaren Durchmesser von Ceres, Pallas und Vesta mit grossen Schwierigkeiten verbunden sind, und dass die diesbezüglichen oben angeführten Zahlen kaum allzu grosses Vertrauen verdienen ; wenn man je- doch bedenkt, dass der scheinbare Durchmesser des ersten Jupitersatellitcn nur 1" beträgt, und von ver- schiedenen Beobachtern genau gemessen worden ist, so ist die Annahme wohl berechtigt, dass der scheinbare Durehmesser der Vesta kaum 1" erreichen kann. Würde diese Grenze erreicht, dann müsste obige Zahl für die Gesammtmasse nnt o oder 4 nudtiplicirt werden, bliebe jedoch immer noch sehr klein, und falls die kleinen Pla- neten die seit langem angezeigte Lücke in der Bode 'sehen Reihe ausgefüllt haben, kann der sie alle ersetzende fingirte Planet nur eine äusserst geringe Masse im Ver- hältniss zu den alten Planeten — selbst zu Mars — besitzen. Bevor wir diesen Gegenstand verlassen, muss noch ein iudirectes Verfahren zur Ermittlung der Durchmesser der Asteroiden erwähnt werden, das sich auf die Photo- metrie stützt. Die Menge des von den Asteroiden reflectirten Sonnenlichts hängt, unter Annahme ihrer Kugelgestalt, von ihrer Entfernung von Sonne und Erde und von ihrer Albedo ab ; da letztere nach den photome- trischen Untersuchungen Zöllners für alle älteren Planeten mit geringen Abweichungen dieselbe ist, so darf man wohl auch für die Asteroiden diesen Mittelwerth annehmen. Wird nun der Glanz der einzelnen kleinen Planeten gemessen und mit dem des Saturn oder ]\Iars photometrisch verglichen, so ergiebt sich auch das Verbältniss ihrer Durchmesser. Diesen Weg hat Pickering seit mehr als 10 Jahren ver- folgt und u. a. folgende Resultate erhalten: Juno 151 km Vesta 513 km Brunbilde 33 km Pallas 269 „ Antiope 82 „ Eva 23 „ Menippe 20 „ Wenn auch dieses Verfahren, wie auf der Hand liegt, viel Hypothetisches in sich schliesst, so ist doch hervor- zuheben , dass die von Pickering angegebeneu Durch- messerwerthe für Pallas und Vesta nicht sehr stark von den früher angeführten Zahlen abweichen, welche aus den Messungen der scheinbaren Durchmesser abgeleitet waren. Es scheint sogar, als ob die Photometrie mit hinreichender Schärfe die Beziehungen zwisciien den mittleren Durch- messern der verschiedenen Klassen liefern könnte , in welche man die Asteroiden nach ihren Sterngrössen eiu- getheilt hat. Bemerkenswerth ist die geringe Grösse von Eva und Menippe, welche beide kaum 20 km im Durchmesser haben; ohne Zweifel wird es jedoch noch kleinere geben, und es Hegt die Frage nahe, ol) man, wie die Ent- deckungen der letzten Jahre anzudeuten scheinen, dahin gelangen wird, durch immer stärkere Fernröhre schliess- lich alle Grade des Uebergangs zwischen der Vesta und Körpern von der Grösse von Feuerkugeln, wie sie täglich die Erde treffen, zu finden. Dieser Punkt ist von ziem- lich grosser Bedeutung. — 86 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 9. Aus dem Gesagten ergiebt sich, dass der Ring der Asteroiden Iveinen merkbaren Einfluss auf die Bewegung der Planeten ausübt und wahrscheinlich auch innerhalb langer Zeit nicht ausüben wird. Der Einfluss der Ko- meten scheint noch geringer zu sein; man hat nirgends eine Spur desselben finden k()nnen, wie dies auch wegen ihrer grossen Zartheit und Durchsichtigkeit zu verniuthen war. In der That ist es möglich gewesen, kleine Sterne durch die Schweife und selbst durch die Kerne gewisser Kometen zu beobachten, ohne dass das Licht dieser Sterne merkbar geschwächt oder abgeleitet wurde. Wir erinnern hier nur daran, dass nach Roche die Masse des schönen Donafi'schen Kometen (1858) nicht einmal den 20000. Theil von derjenigen der Erde betrug, und Alles deutet darauf hin, dass diese Grenze noch zu weit ge- zogen ist. Massen der Satelliten. Wir werden mit unsenn Monde wegen seiner grösseren Wichtigkeit beginnen, und zwar sind nach dem von uns eingeschlagenen Jdeengange seine Störungen in den Bewegungen seiner nächsten Nachbarn d. h. also der Erde zu betrachten. Soll damit gesagt sein, dass der Mond, wenn er auch verhältnissmässig nahe ist, einen merkbaren Einfluss auf die jährliche Bewegung der Erde um die Sonne ausüben könne? Ja; wie wir zu beweisen versuchen werden. Wenn die Erde mit der Sonne allein bestände, würde sie nacli den Kepler'schen Gesetzen eine Ellipse be- schreiben; die Anwesenheit des Mondes st(irt sie und entfernt sie in jedem Augenblick etwas von dieser Ellipse. Es seien (Fig. 2) S, E und M die Oerter der Sonne, der Erde und des Mondes in einem gegebenen Augenblick; G der Schwerpunkt von Erde-Mond, welcher die Ent- fernung der beiden Körper im umge- kehrten Verhältniss ihrer Masse theilt, also viel näher an der Erde liegt. Nun lässt sich in der Mechanik beweisen, dass die Bewegung des Punktes G dieselbe ist als wenn man sich dort die Massen der Erde und des Mondes vereinigt und die von der Sonne herrührenden Anziehungskräfte E A und MB parallel mit sich selbst dorthin verlegt dächte. Da die Entfernung ME kaum 77^7^ von SE ist, so sieht man ° 400 ' durch eine leichte Rechnung, die hier jedoch nicht angeführt werden kann, dass der Punkt G sich so bewegen wird als ob er fortwährend von der Sonne im umgekehrten Verhältniss des Quadrats von GS angezogen würde. Dieser Punkt G wird also eine Ellipse beschreiben und nicht die Erde; während er diese Bahn durchläuft wird die Verbindungslinie GE sich um G nach denselben Ge- setze drehen wie ME um die als fest gedachte Erde; letzterer Radiusvector fällt bei jedem Neu- und Vollmond mit GS der Richtung nach zusammen und beschreibt seinen Umlauf beinahe gleichförmig. Wenn man also die von der Sonne aus gesehene Winkelbewegung der Erde betrachtet, so wird sie gleich der ziemlich einfachen des Radiusvectors S6 sein, vermehrt oder vermindert um den kleinen Winkel ESG, welcher offenbar sein Maximum erreichen wird wenn GES = 90° ist, d. h. im ersten oder letzten Viertel. Aber wir sehliessen auf die Be- wegung der Erde von der scheinbaren der Sonne; die Störung muss also auch in der letzteren auftreten. Alle I4V2 Tage wird die Sonne um den besprochenen kleinen Winkel vor ihrem normalen Orte voraus oder hinter demselben zurück sein. Die Frage lässt sieh demnach folgendermaassen stellen: Giebt es in der scheinbaren Bewegung der Sonne um die Erde ausser dem rein elliptischen Theil eine kleine Ungleichheit, welche in den Quadraturen mit ver- schiedenem Vorzeichen ihr Maximum erreicht und bei Neu- und Vollmond verschwindet? Und welches ist als- dann die Grösse dieser Ungleichheit? Eine sorgfältige Untersuchung der Sonnenbeobach- tungen iiat für die Quadraturen eine Hauptabweichung, nach + oder — , von 6. "5 ergeben. Hiernach weiss man in Fig. 2, zunächst dass SE ungefähr 400 mal ME ist, und ferner dass in dem Dreieck GSE der Winkel bei S = 6."5 wird , wenn derjenige bei E = 90° ist. Eine einfache Rechnung ermöglicht es alsdann, den Werth des Verhältnisses MG : GE zu finden; man erhält hierfür die Zahl 81, also ist die Masse des Mondes Vsi von der- jenigen der Erde. Man kann die Frage aufwerfen, ob es leicht ist, in der scheinbareu Bewegung der Sonne eine kleine Un- gleichheit von 6."5 nachzuweisen; zur Beantwortung der- selben genügt es zu bemerken, dass diese Ungleichheit eine Beschleunigung oder Verzögerung des Sonnendurchgangs durch den Meridian um Vio Zeitsecunden zur Folge haben wird; zwischen dem ersten und letzten Mondviertel wird demnach, unter Berücksichtigung der regelmässigen Sonnen- bewegung, eine Differenz von ',,0 Zeitsecunden, oder beinahe einer vollen Secunde , eintreten. Dies ist eine sehr merkbare Grösse. Vielleicht mag man sich bei einer einzelnen Beobachtung um V4 des Betrages täuschen, aber man ist ja im Stande die Bestimnuing alle Monate zu wiederholen. Seit den Beobachtungen Bradley's (1760) bis zu unserer Zeit hat man die Messung 1600 mal an derselben Sternwarte anstellen können. Es leuchtet demnach ein, dass man so zu einer hinreichenden Genauig- keit gelangt. Ist es nicht ein staunenswerthes Resultat, dass ein Astronom die Masse des Mondes durch regelmässige Be- obachtung der Sonne finden kann? Wir haben weiter oben erwähnt, dass die Masse des Mondes aus den Störungen in der Erdbewegung berechnet werden kann; diese ist im Wesentlichen zwiefacher Art, nämlich Revolution um die Sonne und Rotation um sich selbst. In Bezug auf die Letztere vereinigen sich Sonne und Mond, um eine säculare Verschiebung der Erdaxe hervorzubringen, die Präcession der Aequinoctien, deren Periode 26 000 Jahre beträgt. Aber ausser dieser allge- meinen Bewegung, welche den Himmelspol einen Kreis von 47° Durchmesser in 26 000 Jahren beschreiben lässt, giebt es eine andere Schwankung um die Mittellage, die sich in 187.3 Jahren wiederholt und allein vom Einfluss des Mondes herrührt. Die Verschiebung des Pols be- trägt dabei 18."5; sie überträgt sich auf die Oerter der Sterne, durch deren Veränderung man auch auf die Masse des Mondes sehliessen kann. ]\Ian hat also nicht mehr die Sonne, sondern die Sterne zu beobachten, und das Resultat ist nicht weniger überraschend. Die Ver- schiebung ist bedeutender als bei der Sonne, aber man muss 9 Jahre warten, mn die ganze Variation zu erhalten; dabei kann allerdings zur Erhöhung der Genauigkeit des Resultats eine grosse Zahl von Sternen verwendet werden. Ausser der besprochenen Revolution und Rotation, welche die Gesammtbeweguug der Erde im Sonnensystem ausmachen, können noch die Schwankungen des Oceans an der Erdoberfläclie, oder Ebbe und Fluth, in Erwägung kommen. Dies Phänomen wird bekanntlich durch die combiuirte Anziehungskraft von Sonne und Mond hervor- gebracht, und zwar ist der Einfluss des Letzteren unge- fähr gleich dem 2V2 fachen der Sonne. Durch zweck- mässige Anordnung der Beobachtungen der Gezeiten in Brest während einer laugen Reihe von Jahren, hat man Nr. 9. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 87 die beiden Wirkungen von einander trennen, die des Mondes genau untersuchen und daraus seine Masse be- stimmen können. Massen der Jupitersatellitcn. — Das erste Ver- fahren, weiches wir für den Erdmond anwandten, würde hier kein Resultat liefern, erstens weil die kleinen Un- regelmässigkeiten in der Bewegung Jupiters, die durch seine Monde hervorgebracht werden, von 4 Unbekannten, den Massen der Jlonde abhängen; zweitens hat aber der grösste der Jlonde, der dritte vom Planeten aus gezählt, nicht einmal eine Masse die gleicli 1 : lOüOO der- jenigen des Jupiter ist, sodass der dem Winkel GSE in Fig. 2 entsprechende Winkel sehr klein ist. Es bleibt kein anderes Mittel übrig als das zur Bestimmung der Venus- masse verwendete, wir müssen die gegenseitigen Störungen der Satelliten betrachten. Dieses hat Laplace in einer bewunderungswürdigen Tlieorie gethan , welche ohne Zweifel für sich allein seinen Ruhm der Nachwelt über- liefern würde. Es würde zu weit führen, dieselbe hier auch uur kurz zu entwickeln; wir müssen uns damit be- gnügen, die von Laplace für die Masse der 4 Monde ge- fundenen Zahlen anzuführen, wobei diejenige Jupiters als Einheit zu Grunde gelegt ist: 1. Mond : 1 : .59 000 3. Mond : 1 : 11 000 2. „ : 1 : 43 000 4. „ : 1 : 23 000 Die Masse des dritten Mondes ist etwas grösser als das Doppelte von derjenigen des Erdmondes. Satelliten des Saturn. Saturn ist bekanntlich von einem Ringsystem und von 8 Monden umgeben und da- durch eines der merkwürdigsten Himmelsobjecte. Der grösste der Monde, Titan, kann mit dem schwächsten Fernrohr gesehen werden, wurde auch schon 1655 von Huyghens entdeckt. Ein Fernrohr von 0.™10 Oeffnung er- möglicht die Beobachtung von Japetus, Rhea, Dione und Thetis, welche D. Cassini auf der Sternwarte zu Paris in den Jahren 1671 — 1684 entdeckte. Enceladus und Mimas deren Entdeckung man W. Hersehel (1789) verdankt, können nur mit Hülfe sehr mächtiger Fernrohre aufge- funden werden, und der schwächste von allen endlich, Hyperion, gleichzeitig im Jahre 1848 von Bond und Lasseil entdeckt, ist eines der schwierigsten Beobachtungsobjeete am ganzen Himmel. Man darf daher annehmen, dass wenn im Satellitensystem Saturns für uns merkbare Störungen vorkommen, dieselben der Hauptsache nach von Titan herrühren werden. Japetus, der am Weitesten vom Planeten absteht, be- wegt sieh in einer Bahn, die sehr stark gegen die Ebene der Ringe geneigt ist, während die Bahnen der übrigen 7 Monde genau in diese fallen. Die Störungen Titans auf Japetus müssen sich hau])t- säehlich in einer rücklaufenden Bewegung der Bahnknoten des Letzteren zeigen, und die Untersuchung einer merk- würdigen aber wenig genauen Beobachtung Cassini's von 1714 hat ergeben, dass die Masse des Titan höchstens YjYJöQ- von derjenigen Saturns ist. Eiue neue Rittersporn-Art aus Mitteleuropa. — Die Phanerogamen-Flora ist besonders eifrig von vielen Liebhabern und Fachleuten erforscht worden, was sich auch durch die zahlreich erschienenen alten und neuesten Floren umfassenderer Gebiete und eng begrenzter Bezirke kundthut. Man sollte es daher kaum glauben, dass es noch auffallende Phanerogamen-Arten giebt, die ganz übersehen worden sind, sogar in Gebieten, die von Floristen inmier und immer wieder aufgesucht worden sind und aufgesucht vverden. Ein solches Gebiet sind die Centralkarpathen. Eine gute von Sagorski und Schneider verfasste Flora Die Bewegungen Hyperions waren bis in die letzten Jahre hinein sehr räthselhaft; doch muss erwähnt werden, dass dieser Mond, ohne Zweifel wegen seiner Schwäche, nach seiner Endeckung wenig beobachtet wurde bis zum Jahre 1875, von wo au ihn Hall regelmässig verfolgt hat und zwar mit dem grossen Fernrohr in Washington, dem- selben, welches ihm 1877 die Entdeckung der beiden Marsmonde ermöglichte. Nach vielen Versuchen erkannte Hall, dass die grosse Axe der elli|)tischen Bahn Hyperions eine ziemlich beträchtliche, gleichförmige und retro- grade Rotationsbewegung besitzt; ein Umlauf wird in ungefähr 18 Jahren vollzogen. Die Ermittelung der Ursache einer so bedeutenden Wirkung lieferte eine sehr interessante theoretische Aufgabe, welche kürzlich durch die Arbeiten von Newcomb, Tisserand, Stone und Hill ge- löst worden ist. Aus den Rechnungen der letzteren beiden Astronomen ergicbt sich, dass die Masse des Titan jij-x von derjenigen Saturns ist, d. h. ungefähr Py^inal so gross wie die unseres Mondes. Dieses ist unsere einzige positive Kenntniss von der Jlasse der Satelliten. Photometrische Untersuchungen Pickering's gestatten jedoch für die Durehmesser der übrigen Monde im Verhältniss zu Titan mehr oder weniger plausible Werthe zu finden, und unter Voraussetzung gleicher Dichte erhält man für die Massen — mit dem nöthigen Vorbehalt — folgende Zahlen: Mimas 1:500 000, Enceladus 1:270 000, Thetis 1 : 75 000, Dione 1 : 85 000, Rhea 1 : 32 000 Hyperion 1 : 1 800 000, Japetus 1:110 000, wobei die Masse Saturns als Einheit zu Grunde gelegt ist. — Es leuchtet ein, wie stark das Ueberwiegen Titans sein muss, welcher im System Saturns eine ähnliche Rolle spielt, wie Jupiter in unserem Planetensystem. Die Gesammtniasse der Ringe bestimmt man durch Beobachtung der kleinen Rotationsbewegungen, welche ihre Anziehung auf die grossen Achsen der Mondbahnen ausübt; es fand sich in dieser Weise der Werth der Saturnmasse. Ueber die Massen des Uranus- und Neptuussatelliten weiss man nichts Genaues. Die beiden Marsmonde sind äusserst klein; nach photometrischen Resultaten ertheilen die amerikanischen Astronomen ihnen Durchmesser von ungefähr 10 km, wo- nach sie unter den kleinsten der heutzutage bekannten Asteroiden rangiren würden. Unter Annahme dieser Ziffer hat man berechnet, dass es möglich war, den äussern Mond zu Zeiten zu sehen, wo seine Entfernung von der Erde 7 Millionen mal so gross war als sein Durchmesser; dies ist ungefähr dasselbe als wenn man eine Kugel von O.™10 Durchmesser in der Entfernung Paris-Marseille betrachtete — ein Vergleich der wohl geeignet ist eine Idee von der Mächtigkeit der heutigen Fernröhre zu liefern. (Schluss folgt.) 020 dieses Gebietes ist erst kürzlich erschienen (vergl. Natur w. Wochenschr. VI S. 317), die zwar die Art, von der die Rede sein soll, wie sich aus einer kurzen Beschreibung ergicbt, kennen, dieselbe aber nicht genügend würdigen, da sie keine besondere Benennung erfährt. Es handelt sich um eine mit Delphiniuni elatum L. verwandte Art, um das Delphiniuni oxysepalum Pax et Borbas, welches unser Mitarbeiter, Herr Dr. F. Pax, in den Abhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg XXXIII kundgiebt. Das Delphinium oxysepalum ist bisher mit Delphiniuni elatum zusammeugethan worden und auch 88 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 9. die genannten Autoren Sagorski und Schneider haben die neue Art als eine Form des sehr variableu Del- phinium elatuni angesehen. Die Unterschiede beider Arteu ergeben sich bequem aus der beifolgenden Neben- einanderstellung der Merkmale. D. elatuni: D. oxysepalum: Pflanze kräftig, meist meter- Pflanze niedrig, wohl kaum bis mannshoch. die Höhe eines Meter er- reichend, gewöhnlich nur m — 40 m hoch. Inflorescenz am Grunde Inflorescenz immer einfach, meist verzweigt , stark stark verkürzt , relativ verlängert , sehr viel- wenig- (6 — lU) blüthig. blüthig. Abschnitte des Blattes ein- Abschnitte des Blattes tief geschnitten und gesägt, eingeschnitten, die Glieder daher die Glieder letzter Ordnung unter einander sehr ungleich. Vorblätter kurz oder nur Vorblätter verlängert 2 bis sehr wenig verlängert, 3 cm lang, pfriemlich. Blüthen tief aznrblau,aussen Blüthen fast doppelt so gross, als bei J). elafiim, letzter Ordnung unter ein- ander nahezu gleich. fast ganz kahl. aussen mattblau und häufig kurz weichhaarig. Kelchblätter eiförmig-ellip- Kelchblätter lang zugespitzt, tisch, IV'omal solang als 8 bis 10 mal länger als breit. breit, oder noch länger. Das Treibeis als geologisches Agens. — Sofern die geologischen EigenthUmlichkeiten des norddeutschen Flaelilandes vor der Herrschaft der Inlandeistheorie durch die Drifthypothese erklärt werden sollten, ist es von allgemeinem Interesse, einmal zusammengestellt zu finden, was wir eigentlich über die geologische Be- deutung des Treibeises wissen, oder besser gesagt, was wir darüber nicht wissen. Wir wollen deswegen hier ganz kurz auf einen Aufsatz über den Einfluss des Treib- eises auf die Bodengestalt der Polargebiete hinweisen (Beiträge zur Geographie des festen Wassers No. III Leipzig 1891). Herr Dr. H a r t m a n n hat hier mit anerkennungs werthem Fleiss, wenn auch nicht überall mit derselben Kritik, zu- sammengetragen, was in derPolarlitteraturgelegentlich über Zerstörung und Neubildung durch Treibeis gesagt ist. Er behandelt, wie bei der Bildung des Eisfusses an den Polarküsten durch Einfrieren von lockerem Material, von grobem sowie von feinem, wie durch das Einrammen heftig andrängenden Treibeises in weichen Boden, wie durch die Transportarbeit staubaufwirbelnder Winde und geröllführender Flüsse, wie endlieh durch das Heraljfallen von Trümmergestein an felsigen Küsten, die einem wirk- samen Spalteufrost unterliegen, und wie gelegentlich auch durch Vulkane Treibeismassen mit festen Bestandtheilen der Erdkruste reichlich beladen werden können, die sie dann mit sich fortnehmen, um sie irgendwo wieder abzu- lagern. Er spricht über das Werkzeug intensiver Zer- störung, welches die mächtigen Eisblöcke abgeben, wenn die Brandungswelle sie als Projectile gegen die Küste schleudert; er schildert, wie das treibende Eis die Felsen, an denen es vorUberstreift, mit dem ihm eingefrorenen Steinmaterial bearbeitet, wie es bis zu einer gewissen Höhe über und bis zu einer gewissen Tiefe unter Wasser Schramme neben Schramme zieht , um bei längerer Schleifarbeit die Felsen schliesslich zu runden und zu poliren, und führt weiterhin aus, wie an lehmigen Küsten treibende Eismasseu die Bildung von untiefen zu ver- hindern bestrebt sind, indem sie den Meeresboden bis zu der Fläche ihres durchschnittlichen Tiefganges gleichsam einer fortgesetzten Baggerung unterwerfen. Sodann er- örtert der Verfasser ausführlich, wie der Eisfuss sowohl unmittelbar als auch mittelbar Material zu Küstenneu- bildungen schaft't, wie Erdmasseu des Meeresgrundes durch Eispressung, ganz gleich, ob diese molecularen oder molaren Kräften ihren Ursprung verdanke, vorwärts geschoben und emporgedrückt werden können, wobei er des genaueren die Bildung von Strandlagunen und ihre Ausfüllung zu Strandterrassen verfolgt. Schliesslich kommen Neubildungen zur Darstellung, die das Resultat . der Transportationsfähigkeit des Treibeises sind, wie die als erratisches Gestein an den vom Treibeis aufgesuchten Küsten zur Erscheinung kommen, und wie sie sich durch Entstehung von Untiefen, Bänken und Inseln im Meere zu erkennen geben. Dem Verfasser gebührt für die mühsame Arbeit Dank. Denn, wenn man alles, was hier auf über 100 Seiten zusammengetragen ist, durchgelesen hat, so hat man in ausserordentlichem Maasse das Bewusstsein von einer grossen Lücke, die hier in unserer Kenntniss besteht. Fast überall fehlt es an genügenden Beobachtungen; hoifentlich gelingt es dem Aufsatz, zu systematischerem Studium anzuregen. Es bestätigt sich hier wieder einmal, dass gelegentliche Beobachtungen oft nur dürftige und unzulängliche Resultate liefern. Dass aber, auf solches Beobachtungsmaterial gestützt, die Drifttheorie eine so hervorragende Rolle in der Wissenschaft gespielt hat, wird für die Art und Weise, wie sich Fortschritte inner- halb einer Wissenschaft vollziehen, immer eine Thatsache von hohem Interesse bleiben. W. St. Fernere Meldungen über den neuen Stern im Fulirinann. — Auf dem Astrophysikalisehen Observa- torium zu Potsdam ist dieser Stern von Geheimrath Vogel beobachtet worden, worüber Folgendes berichtet wird. Die spectographischen Aufnahmen des Sternes zeigen, zwei über einander gelagerte Spectra, von denen das eine das gewöhnliche continuirliche Fixsternspectrum, durchzogen von dunklen Linien, ist. In demselben fallen die Linien des Wasserstoffs am meisten in die Augen durch ihre Breite und Dunkelheit. Das zweite Spectrum l)esteht im wesentlichen nur aus hellen Wasserstoff'linien. Nun decken sieh beide Spectra aber nicht, sondern die hellen Linien liegen alle neben den dunklen, und zwar nach dem Roth hin verschoben. Eine solche Verschiebung bedeutet nun, dass die entsprechenden Lichtquellen in einer Bewegung auf uns zu oder von uns weg begriffen sind. Im vorliegenden Falle ergiebt sich aus der Aus- messung der Spectra, dass sieh die glühenden Gase, welche die hellen Linien geben, mit einer Geschwindig- keit von 125 Meilen in der Secunde relativ zu den Gasen, welche die dunklen Linien erzeugen, von uns weg be- wegen. Es erscheint also ein Ausbruch glühender Gase nicht wahrscheinlich, weil diese sich wohl auf uns zu be- wegen müssten, und es bleibt keine andere Annahme übrig, als dass der neue Stern aus zwei Sternen besteht, die sich mit dieser enormen Geschwindigkeit von ein- ander entfernen, nachdem sie einmal so nahe an einander vorbeigelaufen sind, dass durch ihre gegenseitige An- ziehung gewaltige Umwälzungen in ihren Atmosphären vor sich gegangen sind, welche die vorher dunklen oder schwachleuchtenden Sterne zum Auflammen gebracht haben. Man hat es wahrscheinlich mit einem Doppel- sternsystem zu thun, dessen Componenten in äusserst exoentrischen Bahnen sich um einander bewegen, und die periodisch in langen Zeiträumen sich so nähern, dass die eben beschriebene Katastrophe eintreten kanu. Nr. 9. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. «9 Aus dem wissenschaftlichen Leben. Donkmal für Stephan Endlicher. — Seit dem Jahre 1849 liegen die Gebeine Stephan Endlicher's auf dem Matzleinsdorfer Friedhofe bei Wien. Schmucklos und koinesweg.s der Bedeutung des Mannes entsprechend ist die Ruhestätte desselben; nicht ein- mal ein Grabstein kennzeichnet sie. Im Jahre 1892 soll zudem der genannte Friedhof vollständig aufgelassen werden. Das unter- zeichnete Comite hat sich vereinigt mit der Absicht, durch einen Aufruf an die Fachgenossen, an die ehemaligen Schüler Endlicher's, an dessen geistige Erben, die Mittel aufzubringen zur Uebertragung der Gebeine auf den neuen Centralfriedhof der Stadt Wien und für ein Gralidenknial daselbst. Es dürfte überflüssig sein, die Verdienste Endlicher's ein- gehend zu besprechen; ein Hinweis auf seine hervorragende literarische Thätigkeit als Botaniker einerseits, als Philolog andererseits wird genügen, um bei Allen die Erinnerung an seinen bewundernswerthen Kenntnissreichthum, an seine wissenschaftliche Bedeutung und an den grossen Einfluss wachzurufen, den End- licher auf die Entwicklung der von ihm betriebenen Wissenszweige genommen hat. In der Ueberzeugung, dass es eine Ehrenpflicht der gesammten botanischen und philologischen Fachkreise ist, die Unsterblichkeit Endlicher's auch durch ein sichtbares Denkmal in seiner Heimath zu bekräftigon, erlaubt sich das gefertigte Comite um Betheiligung an der eingeleiteten Sammlung zu bitten. Beiträge werden an die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien, I., Herren- gasse 13, aus deren Mitte die Anregung zu dem mitgetheilten Schritte hervorging, erbeten, und zwar so bald als möglich, _ da durch die bevorstehende Auflassung des Matzleinsdorfer Fried- hofes die Angelegenheit zu einer dringenden wird. P. Ascherson, E. Askenasy, A. Batalin, G. v. Beck, W. Blasius, A. Blytt, J. Böhm, B. Borggreve, L. Celakovsky, F. Cohn, H. Cordier, H. Dingler, W. J. Thiselton Dyer, A. Engler, J. Freyn, K. Fritsch, A. Garcke, E. Hackel, E. von Haläcsy, W. v. Hartel, E. Heinricher, G. Istvanffi, L. Juranyi, A. Kanitz, J. Kaufmann, A. V. Kerner, J. Klein, L. Kny, L. Koch, A. Kornhuber, G. Kraus, F. Kühnert, G. Leimbach, G. Linhart, P. Magnus, H. Molisch, F. Müller, O. Penzig, A. Peter, W. Pfeff'er, E. Pfitzer, H. Prantl, N. Pringsheim, E. v. Regel, G. Schlegel, C. Schröter, S.Schwendener, H. Graf zu Solms-Laubach, E. Stahl, O. Stapf, E. Strasburger, E. Tangl, 0. Uhlworm, I. Urban, L. v.Farkas-Vukotinovic, A. Weiss, R. von Wettstein, J. Wiesner, M. Willkomm, L. Wittmack, V. Wittrock, M. Woronin. Die Kaiserlich Leopoldinische Akademie deutscher Natur- forscher zu Halle hat die Cotheniusmedaille dem Anatomen Pro- fessor Dr. Magnus Gustav Retzius zu Stockholm verliehen. Am 22. Februar beging einer unserer ersten Kliniker, Professor Dr. Adolf Kussmaul, seinen 70jährigen Geburtstag. Der Privatdocent und Assistent am Museum für Völkerkunde Dr. Wilh. Grube ist zum ao. Professor an der Universität Berlin, der vortragende Rath im Ministerium der öft'entlichen Arbeiten und Docent an der technischen Hochschule Charlottenburg, Geh. Oberbaurath Hagen ist zum Professor, und der Professor Dr. Alfred Käst, bisher Director der Hamburgischen Staatskrankenhäuser, ist zum ao. Professor der Medicin in Breslau ernannt worden. An der Universität Berlin ist Dr. Wilh. Wille, Schüler A. W. von Hoff- mann's, zum ao. Professor befördert worden. Sein Arbeitsgebiet ist die organische Chemie. Am 20. Februar starb der ausgezeichnete brittische Mathe- matiker Dr. Thomas Archer Hirst, 1830 zu Heckmondwick, York- shire, geboren. Er studirte in Marburg, Kassel (polyt. Schule), Göttingen, Berlin und Paris, wurde 1865 Professor am University College in London und 1873 Studiendirector am Marine College in Greenwich. Am 20. Februar starb in Heidelberg der Professor der Chemie, Dr. Kopp. Die Königliche Äcademie der Wissenschaften hat folgende Summen für naturwissenschaftliche Zwecke bewilligt: 1500 Mk. der Hirschwald'schen Verlagsbuchhandlung in Berlin zu den Her- stellungskosten des von dem Professor Dr. Julius Wolfl" in Berlin herauszugebenden Werkes „Das Gesetz der Transformation der Knochen"; 2000 Mk. der Physikalischen Gesellschaft in Berlin zur weiteren Fortsetzung der Herausgabe der „Fortschritte der Physik"; 750 Mk. der Deutschen Anatomischen Gesellschaft zur Herausgabe einer einheitlichen anatomischen Nomenclatur; 300 Mk. den Professoren Runge und Kayser zu Hannover zur Fortsetzung ihrer Untersuchungen über die Spectren der Elemente; IGOO Mk. Herrn Otto Jesse in Steglitz zur Fortsetzung der photographischen Aufnahmen der leuchtenden Wolken an correspondirenden Statio- nen; 2000 Mk. dem Professor Dr. A. Goette zu Strassburg i. E. zur Untersuchung der Turbellarien in Neapel und an der dal- matinischen Küste; 1500 Mk. dem Professor Dr. Th. Liebisch in Göttingen zur Fortführung der Versuche zur Herstellung photo- graphischer Aufnahmen von Interferenzerscheinungen doppelt brechender Krystallplatten; 2000 Mk. dem Privatdocenten Dr. Richard Assmann in Berlin zu Luftschift'fahrten bezw. für die Ausführung zusaunueidiängender Untersuchungen mittelst des Fesselballons; 7000 Mk. dem Mitgliede der Äcademie Herrn Klein zur Ergänzung der in der acadeinischen Sammlung voi-handenen krystallographischen Apparate; 2000 Mk. dem Foratassessor Dr. A. Möller z. Z. in Blumenau, Sa. Catharina, Brasilien, zur Fort- führung seiner mykologischen Studien. In Odessa hat sich ein Alpcnklub für die Halbinsel Krim ge- bildet, dessen geschäftsleitender Secretär der Professor der Bo- tanik an der Universität Odessa, Herr Fr. Kamienski, ist. Der neue Alpenklub verfolgt die gleichen Ziele, wie die älteren west- lichen Schwestergesellschaften, also Beförderung wissenschaftlicher Reisen in der taurischen Halbinsel, Zugänglichmachung der dor- tigen Gebirge, Schutz seltener Thiere und Pflanzen des Hoch- gebietes, meteorologisch-klimatologische Forschungen u. dgl. m. L 1 1 1 e r a t u r. Prof. Dr. L. Weis, Lehrbuch der Mineralogie und Chemie in zwei Theileu, für liöhere Lelu-anstalten und zum Selbststudium. Verlag von M. Heinsius Nachf. Bremen 1891. Preis 2,80 und 2,60 Mk. Im vorliegenden Werke wird die Mineralogie in enger Ver- bindung mit der Chemie in einer hauptsächlich für Schulen be- rechneten Form dargestellt. Massgebend für den Verfasser, welchem eine langjährige Praxis an der Schule selbst zur Seite steht, waren die neuen Ver- ordnungen über den Unterricht an höheren Lehranstalten. „Diese Bestimmungen lassen die Mineralogie in den Classen wegfallen, wo Chemie gelehrt wird, fordern aber als Abschluss des natur- geschichtlichen Unterrichtes eine Kenntnis der physikalischen Eigenschaften und der cliemischen Zusammensetzung der wichtig- sten Mineralien oder eine Kenntniss der Elemente der Mineralogie und Geognosie." Entsprechend diesen Gesichtspunkten ist die Anordnung des Stoft'es und deshalb die Eintheilung des Werkes eine von der früheren abweichende. Es zerfällt in drei Bücher. I. Buch: Allgemeine Mineralogie und Chemie. Es enthält eine umfassende Einleitung in beide Zweige der Naturwissenschaften. Nachdem er im ersten Capitel eine Reihe all- gemeiner Erklärungen für die Grundbegrift'e gegeben, geht der Verfasser im nächsten über zur Massen- und Massetheilanziehung und im dritten zu den Cohäsionsformen, bei denen die Krystall- systeme eingehend erläutert werden. Hierauf bespricht er die physikalischen Eigenschaften des Lichtes, der Wärme, die Aende- rung der Cohäsion durch flüssige und feste Körper, das chemische Verhalten jener beiden Kräfte, die Elektricität und Affinität. Die gründliche Bearbeitung dieses allgemeinen Theiles lässt sich schon aus der blossen Aufzählung der nächsten Abschnitte und ihres wichtigsten Inhaltes beurtheilen: Besondere Ursachen chemischer Vorgänge (Entwickelungs- zustand, Contactzustand etc.). Stoffändeiung durch Theilung (mechanische, chemische Thei- lung; chemische Elemente. Dieselben werden kurz und fasslich erklärt, in einem für obere Classen bestimmten Abschnitt näher erläutert und aufgezählt. Eine Darstellung ihrer Geschichte macht dieses Capitel besonders interessant). Mischungen und Verbindungen (Analyse, Synthese). Chemische Natur der mineralischen Verbindungen (Säuren, Basen, Salze etc. Zum Schlüsse ebenfalls ein geschichtlicher Ueberblick). Unbestimmte Verbindungen (Lösungen, Absorptionen, Crystall-, Hydrat-, Constitutions- Wasser). Gesetze der chemischen Verbindungen. Bestimmung des Atomgewichtes. Chemische Zeichen und Formeln. Chemisclie Gleichungen. Formeln der Säuren, Basen, Salze. Bildung von Salzen. Vorkommen und Bildung der Mineralien. Eintheilung der Mineralien und Verbindungen. Die Classen und Grujjpen der Elemente. Die Eintheilung der Mineralien entspricht derjenigen der Elemente. Nach dieser ausführlichen, dabei leicht verständlichen Darstellung tritt der Verfasser in die specielle Behandlung der Mineralogie und Chemie ein. IL Buch: Mineralien und Gesteine. Es sei hier nur kurz die Eintlieilung der Mineralien angeführt: Mineralien der Nichtmetalle (darunter hauptsächlich der Kohlenr stoft', Schwefel etc.), der Sprödmetalle (Arsen, Antimon etc.), der 90 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 9. Leichtmetalle (Alkalimetalle etc.), der unedlen Schwerinetallc (Eisen etc.) und der edlen Schwermetalle. Zum Schluss werden die Gesteine besprochen, und in einem Anhang findet sich ein kurzer Abriss der Geologie, soweit die- selbe in den Rahmen des Buches passt. Störend ist der Mangel der Angabe der wichtigsten Fundpunkte bei den meisten Mineralien. Was der Verfasser hierüber in der Einleitung (1, p. IV) sagt, dürfte nicht immer zutreffen; denn es erhöht das Interesse des Lernenden, wenn er erfährt, wo die Mineralien in typischer Aus- bildung oder in auffallend grosser Menge vorkommen, und dient zugleich auch der Geographie, deren Verhältniss zur Naturwissen- schaft in die Augen tritt. III. Buch: Elemente und Verbindungen. Es behandelt die specielle Chemie. Nach einigen kurzen Vor- bemerkungen geht der Verfasser über zu der Besprechung der Elemente und ihrer Verbindungen und beginnt dieselbe mit dem Wasserstoff. Experimente werden nicht eingehend behandelt, sondern nur angedeutet. Der Autor verweist auf die einschlägigen Werke. Bei den wichtigsten Verbindungen hebt er dafür ihre Gewinnung im Grossen hervor. Gerade dieser Umstand macht das Werk für den Lernenden besonders geeignet, da es ihm eine Menge reinen Gedächtnisskrames erspart, ihm nur wirklich Wissenswerthos bringt. lieber die Anwendung des verschiedenen .Druckes spricht sich der Verfasser in der Einleitung eingehend aus. Danach ist das Wichtigste des Stoffes, etwa dasjenige, was dem Inhalte eines Leitfadens entsprechen würde, gross gedruckt. Der mittlere Druck enthält Versuche, Erläuterungen etc. zum Gross-Godruckten, dann aber im II. und 111. Buche weniger wichtige Mineralien, Elemente und Verbindungen. Klein gedruckt sind endlich meistens Zahlen- angaben, geschichtliche Daten, die seltensten Stoffe und dasjenige, was nur für die oberen Classen berechnet ist. Abbildungen sind verständiger Weise dem Texte nicht bei- gegeben. Die Ausstattung des Werkes ist eine gefällige. Viel- leicht könnte bei einer neuen Auflage bewirkt werden, dass die Abschnitte in mittlerem Druck sich schärfer von den stark- gedruckten abheben. Der Gesammteindruck des Buches ist ein sehr günstiger; sein Stoff ist zweckentsprechend bearbeitet und übersichtlich geordnet. Dr. Kaunhowen. Dr. K. J. Bobek, Lehrbuch der Wahrscheinlichkeitsrechnung:. Für das Selbststudium und zum Gebrauch an Lehranstalten bearbeitet nach dem System Kleyer. Verlag von Julius Maier, Stuttgart 1891. Dieses Lehrbuch bildet einen Band aus der bekannten Kleyer- schen Encyklopädie der gesammten mathematischen, technischen und exacten Natur -Wissenschaften. Dasselbe hat sicli die Aufgabe gestellt, den Leser in die Theorie der Wahrscheinlichkeitsrechnung einzuführen. Demgemäss werden in demselben die wichtigsten Lehrsätze dieser Theorie bewiesen; die Anwendung derselben auf Probleme theoretischer und practischer Natur wird durch zahl- reiche gelöste und ungelöste Aufgaben gezeigt. Um das Buch einem grösseren Leserkreise zugänglich zu machen, hat der Verfasser die Anwendung der Differential- und Integralreclinung überall da, wo es gut möglich war, vermieden. Diejenigen Theile, in denen die höhere Analysis zur Anwendung kommt, können von denjenigen Lesern, die mit dieser Disciplin nicht vertraut sind, ohne wesentliche Nachtlieile übergangen werden. Nur im dritten Theile des Werkes, der mehr rein theo- retischer Natur ist, wird die Anwendung der Infinitesimalrechnung unvermeidlich. Am Schluss desselben findet der Leser Aufgaben über Zeugenaussagen angeführt, die sein Interesse erregen dürften, und die so einfach sind, dass ihre Lösung keine Schwierigkeit macht. Als Anhang sind die Berechnung des Laplace'schen Integrals, der Beweis der Stirling'schen Formel und zwei Tabellen, die in der Wahrscheinlichkeitsrechnung öfter Anwendung finden, beigegeben. Die Theorie der Fehler (Methode der kleinsten Quadrate) und die Sätze über Lebenswahrscheinlichkeit sind nicht aufgenommen worden, da diese in besonderen Büchern behandelt werden sollen. Dr. F. A. Mittheil. d. ITiederlausitzer Gesellschaft f. Anthropologie u. Alterthumskunde. Bd. II Heft 3. — Enthält mehrere Notizen über Gräberfelder namentlich von H. Jentsch, ferner kurze Mittheilungen aus Sage und Brauch u. dergl. Zeitschrift ftlr Psychologie und Physiologie der Sinnes- organe, herausgegeben von Herm. Ebbinghaus u. Arthur König. (Verlag von Leopold Voss, Hamburg und Leipzig.) Bd. III Heft 1. — Das Heft bringt die folgenden Aufsätze: H. v. Helmholtz, Versuch, das psychophysische Gesetz auf die Farbenunterschiede trichromatischer Augen anzuwenden, Kich. Greeff, Unters, über binoculares Sehen mit Anwendung des Hering'schen Fallversuchs, A. Pick, Bemerkungen zu dem Aufsatze von Dr. Sommer „Zur Psychologie der Sprache". In dem Litteraturbericht werden eine grosse Zahl Bücher und Abhandlungen aus Zeitschriften be- sprochen, unter letzteren zur Freude des ITnterzeichneten in wohl- wollender Weise sein in No. 15 Bd. VI der „Naturw. Wochenschr". erschienener Artikel „Ueber die Entstehung der Denkformen". ' P. Entomologiske Meddelelser udgivne af Entomologisk fore- ning and Fr. Meinert. 3. Bd. 1. u. 2. Heft. Kjöhenh:i,vn, 1891. H. Hagerups Boghaudel. — Die beiden vorliegenden Hefte der Entomologischen Mitthoilungen der I^ntomologischen Gesellschaft in Kopenhagen enthalten 1. Eine Fortsetzung des Verzeichnisses dänischer Käfer. Vom Herausgeber. — 2. Bembex rostrata, ihr Leben und ihre Instincte. Von C. Wesenberg-Lund. — 3. Notizen über die Insectenfauna Grönlands. Von Will Lindbeck. — 4. Ueber die Gattung Ibalia Latr. Von Herm. Borries. — 5. Podiculus humanus L. et trophi ejus. Die Kopflaus und ihre Mundtheile. — D. Uebersicht über die dänischen Goldwespen (Chrysididae danicae). K. Ein General-Samen-Katalog für das Frühjahr 1892 geht uns von dem in der ganzen Welt rühmlichst bekannten Riesengeschäft Vihnorin- Andrieux u. Co. in Paris zu. Preis 1,.50 Frcs. Er umfasst lti8 Seiten, enthält zahlreiche Abbildungen und ist dem Zier- und Gemüse-Garten-Besitzer als treffliche Orientirung für Einkäufe zur Beachtung sehr zu empfehlen. Briefkasten. Herrn Dr. D. — Den besten Grund zum Zeichnen auf Holzstöcken stellt man her, indem man Kremmnitzer Weiss (im Handel auch Kremserweiss genannt) mit dem Messer fein aufden Holzstock schabt, sehr wenig Gummi ai'abicum dazu thut, das nötliige Wasser dazu giesst und schliesslich mit dem Handbalh'U das Ganze energisch und gleichmässig auf dem Holzstock herumreibt. Dann nimmt man eine reine Hutbürste und verreibt damit den noch nassen Ueberzug gleichmässig auf der ganzen Fläche, bis er ziemlich trocken ist. Correcturen werden mit der gleichen, nur etwas con- sistenteren Masse, mittelst Pinsel gemacht. Beim Radiren darf natürlich nur der Grund, niemals das Holz lädirt werden. Beim Zeichnen auf Holz ist natürlich ebenso darauf zu achten, dass das Holz keinerlei auch noch so schwache Eindrücke erhält. Bei Benutzung des Bleistiftes darf also bei der Führung des Stiftes keinerlei Druck ausgeübt werden. Die Benutzung harter Blei- stift-Nummern ist daher zu vermeiden. Herrn Georg Paul in Berlin. — Die übersandten Laub- blätter von Aucul)a japonica sind mit Blattläusen (Aphiden) be- haftet, die sie an Ihren Pflanzen durch einfaches Abwaschen be- seitigen können. Die Aphiden stechen mit ihren Saugrüsseln die Pflanzentheile an und saugen an ihnen, wodurch die Pflanzen geschädigt werden. Die die Blätter bedeckenden kleineren und grösseren Pusteln sind zarte, von den Thieren erzeugte Häute, unter denen Sie die Thiere leicht finden werden. Herrn H. — Ihrem Verlangen dürfte die , Erfurter Illustrirte Garten-Zeitung" (Verlag von J. Prohberger in Erfurt) entspreclien. Herrn P. in Dessau. — Die Fragen 1 und 2 werden durch einen Artikel in der „N.W." ihre Erledigung finden, ad 3: Joh. Müller, Die Schule der Physik. Eine Anleitung zum ersten Unterricht in der Naturlehro. Verlag von Friedrich Vieweg u. Sohn in Braunschweig. Inhalt: Dr. F. Wahnschaffe: Die Endmoränen-Landschaft Nord-Amerikas. (Mit Abi).} — F. Tisserand; Ueber die Massen- bestimmung in der Astronomie. (Fortsetzung). — Eine neue Rittersporn-Art aus Mitteleuropa. - Das Treibeis als geologisches Agens. — Fernere Meldungen über den neuen Stern im Fuhrmann. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Prof. Dr. L. Weis: Lehrbuch der Mineralogie und Chemie. — Dr. K. J. Bobek: Lehrbuch der Wahrscheinlichkeitsrechnung. — Mittheilungen der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Alterthumskunde. — Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. — Entomologiske Meddelelser. — General-Samen-Katalog. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 9. Natarwissenschaftliche Wochenschrift. XVII ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ f '-'llK'ini-- ^^^^^^^s^ .^s'^'^f"^^""»«^ 41 jä()ri= ♦ ♦ Ö«^»^ ,^^ ^"^^^^ ,X^^U==iÄj^X lies ®e= I hcftchcii ! i 77 l)üf)c ^ V'liicvfoii miiuicti füv bie licf)fci't bcv I ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ (Srfiiibcr 5 bcr ♦ 3o[)aiiii X rate t '^' ♦ Berlin, Jlciiü^Uljclm|ii-.l. ♦ ♦ X 5lcvjtli(fjc (Siitatfjteii über bcii fjijgiciiiftljcu ÜOcitfj bcr t ♦ 3o(joiiu ^lofi'ftfjeu 'JUlttljpriipnrtttc. X X ■?'ci-'t Soljtiiin .(öoff fjdt mir fein SJialiejtrafl jiiv 4-'t''f""!l übcvflcbcii. J X Ji'adjbcni ic^ tajfclbc in 33ch'eff feiner 33eftQnbtl)cile mib Scvcitnngäcivt ^ ♦ ijcnrtu uiitevfuc^t, i)abc idj Sic Uebcijeugunii iieioonnen, bnti baffelbe für ♦ X iperfoncn, meiere an flvnnffjeiten ber Siefpirationä'Ovijanc leiben, aU Y X jlfcctniäfjigc'i, bintetitd)e-3 S.lfittel empfü[)[en werben fann. X ♦ Dr. (SrÖ^CV, ©e^. SanitStäratl) in Srcälnn. 4 1 spofen, 30. September 1891. X X S«ä unrffnnifte nnb jniilcicfi nngcneftmfte Stärfnng§niittel, irietd)eo id) J t&iäljer an mir fetbft nnb 3(nberen erprobt habe, ift 3I)i Uorjiifllidje'^ ^ 50!at3ertraft=(Meiitnbl)eit-3bier. Dr. aiMlltfrioIllc, prnft. sirjt. ♦ ♦♦♦♦♦♦♦»♦♦♦♦»♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Photogr. Amateur -Apparate, mit welchen jed. Laie ohne ' Vorkenntnisse tiidellose Pho- tugraph. her- stellen kann. Preise von M. 30 — M. 400~. Anleitung und ilhistr. Preis- verzeichnisse kostenfrei. Je- der Käufer eines Apparates erhält auf Wunsch unentgeltlichen Unter- richt in unserem Laboratorium. E. Krauss & Cie., Berlin W., Wilhelmstr. 100 (früher Leipzig), (raris, Lon.lun, St. Pcteisbiirg, Mailand). 'aaiiair.liiaitaiiitostiititeai'iiii^ In Ferrt. Ulimniler!^ Verlags- bar lihandinng in Berlin erscheint: EiDführung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Kirstos am Könii;]. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. Hempel's Klassiker -Ausgaben. Au.sführliclie Speeialverzeichnisse. Peril. IlÜDiDiiers Terlagsbuclibandliing. Lanolin-Toilette Cream -Lanoün Vorzüglich Vorzüglich Vorzüglich jur ^^^flcgc bet §aul. jur 3iciuI).rltuno unb Sebecfuna iininbcr .6aut> (teilen unb SBunbeu. jut erbaltnuo einer gntf» 4iciut, bcfonbetä bei fleinen Stiitlicrii. 3u baten in bcn mciftcii ülpctbeten nnb Drogerien. Fossiliensammlung :i70 Species aus allen Fuimationen, be- sonders als Studiensanimlunsen geeignet preiswert zn verkanfun durch Berg- ingenieur Büttgcnbacli, Köln, Uolz- mai'Itt 83. F. A. Köhler & ^oliii. Berlin SW. Grossbeerenstrasse 35, empfehlen unter ;^ jähriger schriftlieher Garantie gegen Einsendung des Betrages oder Nachnahme; Goldene Herren-Uhren zu 12u, ISO, 2iio und 30u M., Silberne (yiinder-Remontoir-Ubren zu 20,24 und 30 M., Silberne l'ylinder-Damen- Uhren zu 2u, 2.i und 30 M., Goldene Damen-Ubren zu :i6, 45, 56 75 und 90 M. Wecker in jeder Lage gehend zu .5 Mk. Regulator-Uliren, Wand- und Kukuks-Ühren in grosser Auswahl. = Preiscourant gratis. = Wir versenden seit 15 Jahren prinzipiell nur gute Uhren. In unserer Fabrik werden vermöge der neuesten Maschinen und besten Kräfte Reparaturen schnell und sicher ausgeführt. Alte Uliren, Gold und Silber nehmen in Zahlung. GraBiimophon -^ Sprecli-Apparat. Von der gesanimteu Presse und sämmtlichea fach wissenschaftlichen Autoritäten anerkannt, dass der verbesserte Edison'sche Plionograph durch das (jirammoplion hei Weitem über- troffen wird. Durch seinen billigen Preis M. 45 ist der Apparat Jedermann zugänglich. Das Craniniophou gieht Concert-, Musikstücke, tjesaug, .Solo u. Eecitatiou etc. durch Auflegen von Schall-Platten auf natürliclie Weise wieder, f Hugo Hennig, Berlin SW., 12. Patentan^walt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. I Sauerstoff' 1 iin Stalilcylintlei'n.j Dr. Th. Elkati, iBerliii N., Tegeler Str. 15.[ Patentbureau Seit 1878 empfohl. Besorgt u. verwert. 0/»^!, Inform. Patente all. Länder OaCK Gebrauchs -Muster Marken - Centrale gratis Leipzig ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Specialfabrik für ünterzeuge & Strümpfe. Reitunterbeinkleider uach Maass. Extrastarken Tricot für Jagd & Reise. Franz Seldte Slrumpfwaiiren-Fakiii. Berlin W., Leipzigerstr. 24. I. Auf Wunsch MustprseniUing. >♦•♦« Geologisches und mineralogisches Gomtor ^ Alexander Stiier 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französisclien Staates und aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer empfiehlt sich eleu Herren Directoren und Professoren der Museen und den Lielihabern als Lieferant aller geologischen französischen Serien, welche für ihre Samm- lungen oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermen und andere Alitheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile PHaiizen und Mineralien ans allen Ländern en gros und en detail. ^CSiXKSiXnX; i^AM ♦•♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦»♦♦♦♦♦♦♦ Rudolph Krilgep I Fabrik « electro - medicinischer Apparate I BERLIN SO.. X Michaelkirchstr. 41 • empfiehlt stationaire Apparate ■ für constiinten und Indiictions- ^ Strom, transportable Batterien • für Constanten Strom, tr^ins- T IKirtahle luductions - .Vpparate, I Instrumente und Tanchl»atterieii I für tJalvanokaustik, ScliHtten- J Indiictorien für physiologische ^ Zwecke nach Professor du Bois- Ä Reymond, Elektroden, Elemente. I XVIII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 9. Verlag von Rosenbaum & Hart. Berlin W. Deutsehe Litteraturzeitung. Begründet von Professor Dr. Max Roediger. Mit DiitorsISIinng voQ Dr. Augast Fresenius boransgfgoben von Dr. R. Löwenfeld. ~^" Preis vierteljährlich 7 Mark, »I- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Deutsche Litteraturzeitung erblickt ihren eigentümlichen Beruf darin, vom Standpunkt der deutschen Wissenschaft aus eine kritische Uebersicht über das g es ammte litterarische Leben der Gegenwart zu bieten. Sie sucht im Unterschied von den Kachzeitschriften allen denen entgegenzukommen, welchen es Bedürfnis ist, nicht nur mit den Fortschritten ihres Faches, sondern auch mit der Entwickelung der übrigen Wissenschaften und mit den hervorragenden Leistungen der schönen Litteratur vertraut zu bleiben. In ihren Mitteilungen bringt die Deutsche Litteraturzeitung eine Uebersicht über den Inhalt in- und ausländischer Zeitschriften, wie sie in dieser Reichhaltigkeit sonst nirgends geboten wird, ferner ständige Berichte über die Thätigkeit ge- lehrter Gesellschaften, Nachrichten über wissenschaftliche Ent- deckungen und litterarische LInternehmungen, Personalnotizen und Vorlesungsverzeichnisse. Durch die Unterzeichnung aller Besprechungen mit dem vollen Namen des Referenten bietet die Deutsche Litteraturzeitung die Gewähr einer gediegenen und würdigen Kritik. Ferd. DUmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Reisebriefe ans Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abbildungen. gr. 8". grell. Preis 6 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Soeben erschien : Zeitschrift für Naturwissenschaften. Unter Mitwirkung von Geh. Bergrath D u nck e r, Prof. Dr. Freih. V. Fritsch, Prof. Dr. Garcke. Geh. Rath Prof. Dr. Knoblauch, Geh. Bath Prof. Dr. Leuekart, Prof. Dr. E.Schmidt und Prof. Dr. Zopf, herausgegeben von Dr. O. Lue decke. 64. Bd. 4,5. Heft. 205 S. m. 1 Taf. und 5 Holzschnitten. Inhalt: Dr. Liizi, Beiträge z. Kenutiiis.s d. Oraiihitkohlenstoffes m. 4Holz,schn.; Dr. Sc ha um. an 11, licstimimmg von Glyeeiin im Wein, nebst Notizen über Sachs. -thiiriug'sehe Weine, in. Tafel; Dr. Zacke, Die Entwässerung d. neumärk. Plateau's am Ende d. lUIiivialen Abschmelzperiode m. 1 Holzschn. Sächsisch- Thüring'.sche Litteratur. .\llgem. I^itteratur. Neu erscliienene Werke. Preis dieses Doppelheftes 4 M. Subscriptions-Preis für das Jahr 6 Hefte M. 12,—. Alle Buchhandlungen neliinen Bestellungen darauf entgegen. C. E. M. Pfeffer, Verlagshandlung in Leipzig. JIIIIIIMIIIIIIIMIIIIIIIIMIIIIIIIIMIIIIIIIIMMIIIIIIIIIIIIIIIIIMMnillMMIMIMMIIIIIIIIIIininillltlinillllllMlllllb 1 @cnfattoncU! j I Soeben ei[d)icu in uiijeiem SevKiac: 1 I mix ^it«k I I auf bic groljcn ^v^inbungcn | I bc§ äiunnjigftcii ^o^r^uubcrtig. [ i a>cm I i ÄBnijjl. 'iprcufei(d)cr .s'iauptmniin a. S). | I Bit 3uhmift ht? ticUtx'ifdjni JFcrnfcljcu?. | i 100 eeitcii gv. S". spvciä 1 aiiaif. | 1 Sliclit ^jlmntafliidit ailuiioncit l'irat i\e\ei 'Sctt, (oitteni auf bcm realen SPobcn i E bei- niütenicu 2ed)int fuficnb, ivclrtje tev SerfaKcr — ein i£d)üler Tores - auf : i («ninb -Ju idljriijec Ätutieu uiit Cirpcrimeiite rclUa beberrjtfit, jcfl* Drridbc in fuier : i 'Jlfil)c ciniclnct ülblmuMunacn den !Bt(i ,)u neuen orofjartigen (*l•tin^unnclt, = = luelie i\m beute mit Seipunbcrung. bic^euoeuoffeu beis '.'U. ^sabthuiibcrtS aber bei- = z einft mit Witleib ffir uns erfüllen miiffen, bie mir uns nod) ebne jene (tannenä- = § wetten -vvilfeinittel jn bebelfen hatten. = i z^:^= aSoivätig in attcii SBudj^anblungen. ^=^ i I Jtrt. Diiinmlrrs Ucrlnrjbiirtlllfiniiluiig, Scrliii SW., 3iiiinicr|lrn6f 1>4. = nll IM III Hill IM IUI II iiilMMMlMMIMMIMMIMMIMMMMIMMIMMIIIMMIMIMMIMMIMMIMIMIMMMMIMIMMIr Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleichen 18. Beiträge zur Psychologie und Pliysiologie der Sinnesorgane. Hermann von Helmholtz als Festgrufs zu seinem siebzigsten Geburtstag ilargi.brttclit von J. Th. W. Engehuann, E. Javal, A. König, Kries, Th. Lipps, L. Matthiessen, W. Preyer, W. Uhthoff. Gesammelt und herausgegeben von Arthur König. Mit AbbUdungen im Te.\t u. sechs TafeUi. 1891. Preis .^i 15.-, in Halbfranz, geb. M 18.- ''yf>^!'f*'f!'!i'f!^!f!'ff!yfyfyffi!y^fiy!yf;fjCjf!f;fyfy^y^ ?'?'?^'i^?^'S^?'?$''?yi'5'?j'?'^''?'^I^^^5'i*??t*^^ ^ifti^ft^ftfiftSflftS^iSy.^^tfy^^S^W * * In Ferd. Dünimlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien soeben: Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo Cremer, Bergreferendar. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Prof. Dr. H olzapf ei, Dr, Karl Müller-Hallensis, Dr. P. Fax, Dr. H. Potonie und Prof. Dr, W. Zopf. A/if I Portrait^ 12 Abbildungen, l Tafel und i Karte. 80 Seiten gr. 8». Preis 1,'20 Mark. ^^ Zu beziehen durch alle Bucdihandlungen. == S&!!Bää«a5aSä£a^ii^ä^'^'j!äiiiiMggI'i'gB£^i^^S-^ Daraus einzeln: . ^ Engelmann. Th. Wilh., Über elektrische Vorgänge im Auge bei reflektorischer lind direkter Erregung des Gesichtsnerven. Kach Versuchen von G. Grijns mitgeteilt ''^- l- Javal, E., L'oijhtalmoraetrie clinique •" —M König, A.. Über den Helligkeitswert der Spektralfarben bei verschiedener ab- soluter Intensität. Nach gemeinsam mit E. Ritter ausgeführten Versuchen. Mit 4 lithogr. Tafeln _ M. i — von Kries, J.. Beiträge zur Lehre vom Augenmafs ^" 1-— Lipps, Theodor, Ästhetische Faktoren der Raumauschauung . . . Jl. 3.— Matthiessen, L., Die neueren Fortschritte in unserer Kenntnis von dem optischen Baue des Auges der Wirbeltiere. Mit 2 lithogr. Tafeln . ..... •'< 3.— Prever, W., Über den Ursprung des Zahlbegrift's aus dem Tonsmn und über ilas Wesen der Primzahlen -. • '"•,.'•5" Uhthoff, W., Untersuchungen über das Sehenlernen eines siebenjährigen, blind- geborenen und mit Erfolg operirten Knaben "- 2.— ^^^-'^^'^'-•^^~^'^''-^^^^'^~^ '».-'^^'^'^^■^ ^ A-Z^-^Os In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 )J erschien soeben: Eine Theorie der auf Grundlage der Hydrodynamik. Von Dr. Arthur Korn. I. Teil. Gravitation und Elelitrostatik. 64 Seiten gr. 8°. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ci^^ Redaktion: ~f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. Vn. Band. Sonntag, den 6. März 1892. Nr. 10. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- j Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Ji. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— s!& sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 1.^ A extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abilrnck ist nnr mit vollständiger l^aellcnangabe gestattet. Ueber die eine Grenze des Naturerkennens. Von Dr. Karl L. Schaefer. „Man mag- den Begriff' der Materie und ihrer Kräfte drehen und wenden wie mau will, immer stösst man auf ein letztes Unbegreifliches, wo nicht gar auf etwas schlechthin Widersinniges, wie bei der Annahme von Kräften, die durch den leeren Raum in die Ferne wirken. Es bleibt keine Hoffnung, das Problem aufzulösen, das Hinderniss ist ein transcendentes." So formulirt Lange in seine r Geschichte des Materialismus die eine Grenze des Na *^urerkeDnens, welche Du Bois-ReyiiKjnd in seinem bekann en Vortrag auf der Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte in Leipzig 1872 aufstellte. Die Geschichte der Naturwissenschaften zeigt, dass man schon oft an der Lösung sich aufdrängender Fragen verzweifelte. Auf einige solcher Fragen gelang es später doch noch eine befriedigende Antwort zu finden. Andere erwiesen sich mit mathematischer Sicherheit als überhaupt unlösbar, wie die Quadratur des Kreises, das Perpetuum mobile. Sie waren damit gleichzeitig aus der Welt ge- schafft. Das Hinderniss ihrer Lösung ist klar, anschau- lich, verständlich, nicht transcendent-mystiseh, daher be- friedigend. Noch andere unlösbare Probleme beseitigte mau mit dem Nachweis falscher Fragestellung, wie das Problem des Aufrechtsehens der umgekehrten Netzhaut- bilder. Wie steht es nun mit der Frage von Anziehung und Abstossung durch Die mathematische Phjsik erklärt sich Staude, das Wesen dieser Vorgänge anschaulich zu machen. Sollte es je gelingen, sie auf Stösse von Atomen zurückzuführen, so bleibt die Ursache der ersten Be- wegung eines zuerst sich bewegenden Atomes unbegreif- lich, dann ist hier das „transcendente Hinderniss". nach dem Grunde den leereu Raum? zur Zeit für ausser Das Axiom, dass alles einen Grund haben muss, und der Erkenntnisstrieb, der keine unbekannten Gründe ge- statten will, wirken zu einem solclien unbefriedigenden Resultat zusanmien, welches durch die Uebcrtragung des Grundes ins Gebiet des Transcendenten, das von vorne- herein eine Summe unerkennbarer „Dinge an sich" setzt, nur schlimmer wird. Des Uebels Wurzel ist das Axiom vom nothwendigen Grunde. Lässt dieses sich beseitigeu, so verliert der Erkeuntnisstrieb in diesem Falle seinen Angriffspunkt, und die Annahme eines transcendenten Etwas verliert hier den Charakter der Nothwendigkeit. Heute, wo wir wissen, dass der Mensch die letzte Stufe einer continuirlichen Entwickelungsreihe ist, ver- schliesst man sich kaum der Ansicht, dass auch die Psyche, wie sie in uns gegeben vorliegt, ein Entwickelungs- product ist*), und ihre Abhängigkeit von der Beschaffen- heit des Nervensystems macht diese Annahme zum drin- genden Postulat. Selbst wenn wir einen transcendenten unveränderlichen Tlieil der Seele als allen Lebewesen in gleicher Beschaffenheit gegeben voraussetzen wollten, wie Wundt es z. B. in seiner Willenstheorie thut, so lehrt doch die Physiologie der Sinne, dass zu diesem Tlieile die Sinnesorgane noch etwas hinzufügen resp. umformend wirken, jedenfalls verändernd. Da dieser zweite Factor phylogenetisch sich entwickelt, so kann man nicht blos, sondern muss von einer Entwickelung auch des Productes dieser Factoren reden. Mau wird wohl auch den Gausalbegriff' zu dem ent- wickelten Factor rechnen müssen, womit nicht ausge- schlossen sein soll, dass spcciell wir jetzt Lebenden ihn fertig vererbt erhalten haben und er also in der heutigen Generation a priori vorliegt. Es ist eine einfache Beob- aehtungsthatsache, die auch die höheren Thiere machen und verwenden, dass von allen den zahlreichen Ereig- nissen, welche neben- und nacheinander geschehen, einige immer zeitlich eng aneinander geknüpft sind der Art, dass, wenn das eine abgelaufen ist, das andere regel- mässig folgt; es wird beobachtet, dass ceteris paribus *) Vgl. Potonie, Ueber die Entstehung der Donkfornien. Diese Wochenschr. Bd. VI No. 15. 92 Naturwissenscliaftliclie Wocbenscbrift. Nr. 10. auf das Ereigniss A stets das Ereigniss B folgt, und dass B nicht eintritt, wenn A nicht vorausging. Es geschieht auf dem Wege der Gleichzeitigkeitsassociation, dass beim Erbiici^en von A sofort das Erinnerungsbild B auftaucht imd die Vorstellung, dass B geschehen wird. Die viel- leicht schon ererbte, vielleicht nur (unbemerkt) erworbene Sicherheit in der Voraussetzung des Gesclieliens von B findet Ausdruck in der Form: Auf A muss B folgen, dem B muss A vorangehen, eines bedingt nothwendig das andere. Dieses Folgen der Thatsachen auseinander ist in der wirklichen Welt der Erscheinung schwerlich realisirt. Dort folgen sie einfach aufeinander. Wie auf einer Perlen- schnur keine Perle schuld daran ist, dass die nächste ihr folgt, keine in ihrem Vorhandensein durch die vorhergebende bedingt wird, so die Thatsachen der Welt, wenn wir sie nicht durch die gewohnte Brille des Causalbegriftes be- trachten. In diesem Sinne, d. h. vom Standpunkte des Causalbegritfs, ist die Welt der blossen zeitlichen Auf- einanderfolge transcendent, aber, wie das Beispiel der Perlenkette, vorstellbar. Giebt es doch auch genug Er- eignisse um uns, die uns ausschliesslich coordinirt er- scheinen. Die Ursache einer Erscheinung aufsuchen, ist in der Tbat nichts anderes als die Tbatsache finden wollen, welche ersterer am häufigsten und unmittelbarsten zeit- lich vorangeht. Gelingt es, zwischen Ursache und Folge noch ein zeitlich immer dazwischen Liegendes aufzufinden, so geht der Begriff der Ursache auf dieses über. Früher nannte man die Verwundung die Ursache des Wund- fiebers, dann die Mikroorganismen, die nach der Ver- wundung eindringen müssen, wenn Wundfieber entstehen soll, dann ihre Stoffwechselproducte, weil sie auch beim Fehlen der Coccen allein Fieber machen würden — und so geht vielleicht die Verschiebung des Ursachbegriffes noch weiter vor sich. — Wir sagen, der gestossene Körper muss sich bei centralem Stoss in der Stossrichtung fort- bewegen oder in der Diagonale zweier (gleichzeitig) senkrecht zu einander auf ihn wirkender Kräfte. Warum muss? Eine innere Nothwendigkeit lässt sich für diese Vorgänge auf keine Weise plausibel machen, sobald man sich klar macht, dass die Uebcreinstimmung aller bisherigen Versuche kein genügender Beweis ist; dass man sich auch eine Welt fingiren kann, wo auf horizontale Stösse eine Bewegung in verticaler Richtung folgt; dass zur Zeit unbekannte kosmische Vorgänge einmal bindernd ein- treten könnten u. s. f — Dass wir statt mit causalen eigentlich nur mit zeitlich coordinirten (richtig ante- ordinirten) Beziehungen rechnen, zeigt auch die häufige Tbatsache, dass man im wissenschaftlichen Experiment immer zusammen vorkommende Erscheinungen gern ' für Ursache und Folge ansieht, während ihr Zusammentreffen oft genug aus einem üliersebenen Dritten resultirt. Das ideale Ziel der Forschung ist eine ununter- brochene Kette unmittelbar aufeinander folgender Ereig- nisse von einem gegebenen Punkt an vorwärts und rück- wärts construiren zu können. Für dies Ziel ist es gleich- gültig, ob noch ein anderes Band als zeitliche Auf- einanderfolge die Kettenglieder verbinde oder nicht. Wir brauchen den Causalbegriff nur als Untersucbungsmethode. Ihn in die Dinge zu übertragen, ist nicht nothwendig und daher zu meiden. Aus der hier verfolgten Auffassung des Causalbe- griffes wird die Unmöglichkeit verständlich, „die letzte Ursache" wissenschaftlich zu begründen: Es lässt sieh eben kein Ereigniss finden, das man als zeitlich ihr noch vorausgehend denken könnte. Es wird aber auch deutlich, dass es überflüssig ist, zu dem letzten begreif- liebeu Vorgang noch einen oder einige vorletzte hinzu- zudichten. Mit dem Causalbegriff lässt sich unmöglich, mit dem einfachen TemporalbegrifT sehr wohl der Gedanke vereinigen, dass ein erstes Ereigniss ohne Vorgänger die Reihe der Erscheinungen gleichsam plötzlich eröffnet habe. Bei unserer ungemein geringen Kenntniss vom Zusammen- hang der Naturvorgäuge wäre sogar die Annahme nicht zu widerlegen, dass noch täglich solche erste Ereignisse stattfinden, ohne unser Wissen, von uns vielmehr fälsch- lich für die Wirkung noch unbekannter ursächlicher Vor- gänge gehalten! Früher fragte man ausser nach der Ursache auch gern noch nach dem Zweck der Dinge. Dieses „Wozu?" ist als falsche Fragestellung erkannt und verbannt. Ebenso von dem „Warum?" und „Woher?" sich zu emancipiren, erscheint äusserst schwierig aber möglich; und wem es gelingen wird, die Erscheinungen statt in causaler nur in temporaler Beziehung zu einander aufzufassen, der wird wieder ein gutes Stück Subjoctivität aus der Ver- werthung seiner objectiven Beobachtungen beseitigen und damit gewiss den Werth der letzteren nur steigern. Ueber die Massenbestimmung in der Astronomie. Von F. Tisserand. Mit Genehmigung des Verfasserj übersetzt von Dr. B. Matthiessen. (Schluss.) Massen einiger Sterne. Nachdem einmal die Massen von verschiedenen Körpern des Sonnensystems bekannt waren, suchte man natürlicherweise auch, sich eine Idee von den Massen der Sterne zu bilden. Dieses war jedoch zur Zeit Newtons noch unausführbar, und erst ^4 Jahrhunderte nach seinem Tode ermöglichte es eine fundamentale Entdeckung auf dem Gebiete der Beob- achtungskunst einige sichere Schritte auf diesem neuen Wege zu thun : wir meinen die von W. Herschel gemachte Entdeckung der relativen Bewegung einiger Doppelsterne. Dieser grosse Beobachter hat in einer gewissen Zahl von Doppelsternen die gegenseitige Verschiebung der beiden Coraponenten ausser Zweifel gestellt, welche von der Ent- fernung der beiden Sterne und der Richtung ihrer Ver- bindungslinie abhängt. Im Laufe unseres Jahrhunderts hat dieser neue Zweig der Astronomie einen grossen Auf- schwung genommen; während man einerseits die Zahl der Systeme, in denen eine relative Bewegung deutlich ausgesprochen ist, beträchtlich hat erweitern können, sah man andererseits mehrere der von Herschel entdeckten Satelliten einen ganzen Umlauf um ihren Hauptstern voll- enden. Es ist constatirt worden, dass in allen Fällen der eine Stern um den anderen eine Elipse nach dem Gesetz der Flächen beschreibt; die Kepler'schen Gesetze sind demnach zum Theil aus dem Sonnensystem in eine grosse Zahl von Sternsystemen verpflanzt. Man hat auch sofort eingesehen, dass diese elliptischen Bewegungen sich ebenso leicht wie diejenigen der Planeten um die Sonne erklären Hessen, wenn man annahm, dass die beiden Sterne eines Systems sich nach dem Newton 'sehen Gesetz anzögen. Allerdings diese Bewegungen könnten auch durch eine Reihe von wohl bekannten anderen Gesetzen erklärt werden, aber ihre Wahrscheinlichkeit ist beinahe Null. Einige erfordern nämlich, dass die Anziehung eines Nr. 10. NaturwisscnscbaCtlichc Wochcuscbrift. 93 Sterns auf Punkte fjleichen Abstände« mit der Richtung variire, nach anderen miisste die Anziclningskrat't mit zu- ncbmender Entfenmng über jedes Mauss liinaus wachsen. Man ist deshalb zu dem Ausspruch bcreclitigt, dass das Newton'sche Gesetz nicht nur die Bewegung im Sonnen- system, sondern aucii die der Doppclsterne bestimmt. Wenn in einem Doppelsternsystem die beiden Glieder sich im umgekehrten Verbältniss des Quadrats ihres Ai)- standes anziehen, so geschieht dies nicht einfach wegen ihrer relativen Nähe; diese maciit die Bewegungen nur merkbarer und gestattet uns, dieselbe nach einem verliältnissmässig kurzem Zeitraum zu messen. Man darf annehmen, dass zwei Sterne in beliebiger Entfernung von einander sich in derselben Weise anziehen und dass die hervorgebrachten Bewegungen im Lauf der Jalirbunderte merkliche werden: deshalb kann man auch das Newton'sche Gesetz das Gesetz der allgemeinen Gravitation nennen. Unter den verschiedenen Doppeisternen giebt es einige deren Entfernung von der Erde bekannt ist; bei diesen kann man den Fall des Begleiters zum Ilauptstcrn in Metern für die Sekunde berechnen. Das Verfahren ist dasselbe als wemi es sich um einen Planeten und die Sonne handelte, aber eine wichtige Bemerkung muss stets gemacht werden: der fragliche Fallraum setzt sich in Wirklichkeit aus zwei Thcilcn zusammen, demjenigen des Begleiters nach dem als fest gedachten Hauptstern und demjenigen des Letzteren gegen den seinerseits als un- beweglich angenommenen Satelliten. I^ls ist dies eine Folgerung aus dem Umstände, dass die beiden Sterne sich gegenseitig anziehen und die gesammte Anziehung gleich der Summe der partiellen ist. Es leuchtet ein, dass der Verlauf ein derartiger sein wird als ob der Hauptsfern fest stände und seine Masse um diejenige des Begleiters vermehrt wäre. Es ist ül)rigens im Sonnensystem genau so, und wenn wir Nichts davon erwähnt haben, so ge- schah es deshalb, weil man die Massen der Planeten ifn VerliältnisS zu derjenigen der Sonne vernachlässigen kann. Man kann also den Fallraum des Begleiters für eine Sekunde bestimmen, und alsdann berechnen, wie gross derselbe sein würde, wenn der Begleiter soweit von seinem Hauptstern abstünde wie die Sonne von der Erde. Nun weiss man aber ferner wie weit er unter letzterer Be- dingung gegen die Sonne hin fallen würde, nach dem Gesetz der Bewegung der Erde, und das Verbältniss der beiden erlangten Zahlen giebt zugleich dasjenige der Masse der beiden Sterne zur Sonnenniasse. Folgende Zahlen wurden für vier Gruppen erhalten, deren Entfernung von der Erde ziemlich verbürgt ist: Summe der Massen; « Centauri . . 1.8 fache der Sonnenmasse Tj Cassiopejae 8.3 rt n v 70p Ophiuchi . . 2.5 „ „ „ 0^ Eridani. . . 1.0 „ „ „ Die hierbei zu Grunde gelegten jährlichen Parallaxen sind: 0."80, 0."15, 0."17 und 0."22. — Hier haben wir also einen Stern erster Grösse « Centauri, dessen Masse bei- nahe doppelt so gross wie die der Sonne ist. rj Gassiopejae mit mehr als 8 facher Sonnenmasse ist nur 4. und die anderen beiden Sterne sind 4^/n. Grösse. Ist dies nicht ein herrliches Resultat, welches den di- recten und überzeugenden Beiweis enthält, dass die zahllosen Sterne Sonnen wie die unsere sind, und die Letztere um- gekehrt nicht mehr bedeutet als ein Stern der unteren Klassen unserer Cataloge? Zum Schluss bleibt uns noch übrig von einem Doppel- stern ganz besonderer und interessanter Art zu sprechen, nämlich von Sirius und seinem Begleiter. Man weiss heutzutage, dass eine grosse Zahl von Sternen Eigen- bewegungen besitzt, die jedoch von der Erde aus gesehen sehr klein ersclicinen, jährlich einige Bogensecunden in Projection auf die Himmelskugel. Diese Bewegungen hat man bis jetzt als gleichförmig betrachten können, und die Uebertragung der jährlichen Oerter auf eine Himmels- karte grossen Maassstabes ergiebt in der That, dass sie alle mit gleichen Zwischenräumen auf einer Geraden liegen. Jlan wird deshalb ein für alle Mal zwei unver- änderliche Grössen bestimmen, nämlich die jährliche Eigen- bewegung in Rectascension und Declination, und alsdann, wenn diese mit genügender Genauigkeit bekannt sind, im Stande sein, den Ort des Sterns an der Himmelskugel für einen beliebigen Zeitpunkt im Voraus zu berechnen. Wir verdanken Bessel die sehr genaue Bestimmung der Eigenbewegung von 36 Fundamentaisternen, welche er durch Vergleichung seiner eigenen Beobachtungen mit denen Bradleys erhielt. Seine diesbezüglichen Unter- suchungen führten ihn zu einem höchst unerwarteten Re- sultat: die Bewegung des Sirius war nicht gleichförmig. Zum Beweise führen wir nachstehend die Fehler an, welche die Annahme der gleichmässigen Ortsveränderung in den seit einem Jahrhundert beobachteten Rectascensionen übrig lässt, von denen jede auf einer grossen Anzahl von Einzelbestimmungen beruht: 1825 — 0.03 1828 — 0.03 1830 + 0.05 1832 -f 0.08 1835 + 0.19 1843 + 0.32 Der regelmässige Gang dieser Zahlen, besonders seit 1828 wo die Beobachtungen näher liegen und genauer sind, führte Bessel zu dem Schluss, dass die Annahme der gleichförmigen Rectascensionsänderung des Sirius mit den Beobachtungen unverträglich ist. Darauf legte Bessel sich die Frage vor, welches der Grund zu dieser veränderliehen Eigenbewegung sein könne, und nach einer sehr gründlichen Untersuchung entschied er, dass diese Unregelmässigkeiten hervorgebracht würden durch die Anziehung eines unbekannten dunklen Körpers, der selbst veränderliche Bewegung habe und immer ziem- lich nahe am Sirius bleibe; mit andern Worten Sirius sei ein Doiipelstern mit dunklem Begleiter. Es dürfte angebracht sein hier eine Erklärung zum Verständniss der Richtigkeit der Bessel'schen Hypothese 1755 0.00 17(57 — 0.08 ISOO + 0.03 1806 -f 0.02 1815 0.04 1819 — 0.08 zu geben. Denken wir uns zwei in Bewegung be- grilfene Körper, die sich nach dem Newton'schen Gesetz anziehen. Die Mechanik zeigt, dass ihr Schwerpunkt sich auf einer Geraden gleichmässig fortbewegt; um denselben dreht sich die Verbindungslinie der beiden Körper, deren Bewegungen demnach ziemlich complicirter Natur sein werden. Ueberwiegt die Masse des einen Körpers be- trächtlich, dann wird derselbe sehr nahe am Schwerpunkt liegen und fast gradlinige und gleichförmige Bewegung haben; sind die Massen dagegen vergleichbar, dann werden die Bewegungen merkliche Unregelmässigkeiten aufweisen. In dieser Weise ist die Constanz in der Eigenbewegung des Sirius gestört. Bessel macht zugleich die Bemerkung, dass das Vorhandensein eines dunklen Körpers in der Nähe des Sirius nichts Unmögliches darbiete: es giebt bekanntlich Sterne, die nicht mehr selbst leuchten wie der berühmte temporäre Stern Tycho Brahes, der ohne Ortsveränderung im Sternbild der Cassiopcja verschwand. Im Jahre 1851, nach dem Tode Bessel's, unternahm es C. A. G. Peters, die Richtigkeit seiner Hypothese zu controliren, indem er untersuchte ob es möglich sei, die Unregelmässigkeiten in der Bewegung des Sirius in ge- 94 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 10. nttgender Weise darzustellen; dieses gelang ihm unter der Annahme, dass derselbe um den Schwerpunkt in ungefähr 50 Jahren eine Ellipse mit einer Excentricität von nahe 0.8 beschreibe, und dass der kürzeste Abstand vom Schwerpunkt im Jahre 1791 stattgefunden habe. Nach Peters hat Safford 1861 bei einer Discussion der Decli- nationen des Sirius auch für diese Coordinate die Ver- änderlichkeit der Eigenbewegung dargethan und gezeigt, dass sie sich sehr gut durch die Verschiebung des Sterns in einer der von Peters aus den ßectacsensionen ab- geleiteten entsprechenden Bahn erklären lasse. Am 31. Januar 1862 entdeckte Alvan Clarke, als er in Boston ein Fernrohr mit selbstverfertigtem Objectiv prüfen wollte, einen kleinen Stern beinahe in den Strahlen des Sirius, nur 10" vom Centrum. Die Richtung der Ver- bindungslinie beider Körper stimmte hinlänglich mit den Peters'schen Elementen, um es sehr wahr(slattmig ^visscnscliaffürhcr und juipulilrer Vortrüge aus allen (Me- ldeten der Naturwissenschaften, sowie Zusammenstellmig von Bildersammlungen Jür den naturwissenschaftlichen Schulunterricht. Kataloge gratis und fraiico. IIIHIIIIIIIHIIIJillllllllllllllllliiiiiiiiiii !llll[lll»ll)lllllllllt« Chemisch - Bakteriologisches Laboratorium von Dr. Erich Jacobs, Chausseestr. 2d. BERLIN N., Cliausseestr. 2d. Anfertigung von cliomischen Analysen technischer und wissen- schaftlicher Art. — Untersuchung von Nalirungs- und Genuss- mitteln. — Ausführung mikrojäkopisclier Arliciten. — Untcr- richtskurso in der analytisclu'ii Clfinie. Photogr. Amateur -Apparate, mit welcht'U jed. Laie ohne Vorkenntnisse tadellose Pho- tograph, her- stellen kann. Pxeise Von, M^ 30— M. 4U0~, Anleitung und illnstr. rreis- verzeichnisse kostenfrei. Je- der Käufer eines Apparates erhält auf Wunsch unentgeltlichen Unter- richt in unserem Laboratorium. E, Krauss & Cie., Berlin W., Wilhelmstr. 100 (früher Leipzig), (Parifi, London, St. Pctereburfj, Mailaad). In Ferd. I>UniinIer8 Verlags- buchliantllun^ in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Inseiften von H. J. Kolbe, Kustos am Königl. Museum 'für Naturkunde in Berlin. " ^Iit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. Be#%aire'sMagnesBlife-[ampe ;g:D.R.P. 52 8 92. -^^ll^^'^i^V^Wenige Lampen - Jr Crosse Wirkung. Preis 6M. 5^^ Prospccte gp. u fr. A.LEINER. BERLIN w 9 ^IB Aullagre 36 000J jigi^fel 'gevhnu \2^^m^^. -«a ttnpartciifdji ScifutlB, ©► (2 ?aof tttgfidj) einldiliefili* tl)rcr (aUtfi MontoflS) 8 C^rittid-^eilacien: 1. Deutsch. Hausfreund, * s. Allq.Ztq.f. Landwirth illiisti. Zeitschrift v,16Drucli- seilen, wtichentlich. 2. Mode und Handarbeit, Sseitig mit Schnittmuster; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verloosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau. vierzehntägig. Die Hausfrau, u Mg\g. Proflukten- u. Waaren- Markt-Berlcht.wn, I enii Deutsch.Rechtsspieijel Sdiuuduijg neuer Gesetze und Reichsgerichts- Entscheid.; nach Bedarf. fofteii bei jcbtt foliiinftolt pro Quortal nur 5 Pavk. ©cfenelle, ou^f üljrlid] e uiib unvartciifdje politif die 23 e ridjt er ftdt tun 51 ; feine politüdie löenormullbiiiig ber Sefer. — aSiebergabe intereifirenber aneiiumgöäufjeiintucii bei; ^artei= bia.ter aller Sliditmigeu. — üluefütirlidie ^iarlntnent^^Söe; ridjte. — ^^refflidie raitttäriicbe 3Iuf)ci^e. — ^ntereffnnte ßolals, SCbeatcr; unb (^erid|t§ = 91acbricftten. — (Sin* gcbenbi'te 51adirid)ten unb au'jgejei^nete aiecenfionen über a^eatet, Sffiufit, Jlunfi unbaBiffenidjoft. — Sluäfübrtidicv .{-innbel§töeit. — 2)cUfIdnbtgfte§ Eouröblott. — gotterie: Elften — ^lerioiml lU'räiibeiiingen in ber Slrmec, 3Äatine unb eitiiliScrrontunig ßuftij, (Seiftlidjteit, Se^revfdjaft, Stencrfad), 5^orfita(^ IC.) (ofort unb o o U ft änb t j. (^euilleton^; 9loniane unb aJoycHcn ber QerDorragcnbfiten ^Aiitorcc. ^itjciet" fttti" von ftiljcrer SJUtrltitno ! Sei 3n[)alt ber „^crlittcV iteue(ieit Ktadjritijtcn" i|t frei oon Srinoliiäten irgenb roeliber iHrt. 3n ieber gebilbcten Samilic pnben (io ba^er ficScc freunblit^e aufno^me. St^f >t'>i<^ ^'iimilicii c Jt u}cinen, X'tenftboten. rslcfud)c, 'Iii.ohniiii!js=5ln}ci(icii nnb ohiilidir lllnnonccn, bie. bic ikbürfiiiitc clncä <5nu5l)olt§ bctteffcn, Itiitb bic Sllioiiucmcnts Outtliiitii für iaa Inufciibc Duartal li. a. 'Isj. Doli in ^it^lund flciioinincn, looburd) ber ^ejag bC'j aitatteö fidj icefenttid) nerbiUigt. *^HB ^irobenummern auf ilEnnfdi öiutiö burdi bie (Erpciiilioii ßcrliii SW., ßüniggrüljct Straft 41. »••»••»•«•( SauerstoflT i :in Stahlcylinclei'n.j Dr. Th. Elkan, i Berlin N., Tegeler Str. 15.1 Ferd. Dümmlers Verlagsbuclihandlung in Berlin SW. 12. .Soeben erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis r/e/ieftet 50 Pf. Zu beziehen durch aUe Buchhandlungen. Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausführliche Specialverzeichnisse gratis und franco. Ferd. Dümmlers Terla?sbucliliaii(lliiii?, Patentbureau ^" '"' empfohl. Besorgt u. verwert. Q-^K inform. Patente all. Länder OuCK gratis (iebrauchs- Muster Marken - Centrale Leipzig IPatentanwalt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. , 67. ^'*-*-^.' ■*-'■*'' ■*^-^-'J->.'-'.*.»J.'*.'-'-*-*^.'J.iJJJJ.*.iaja'J.*a;tja;t.tj.ij.>j.t;iaaaj.iQ.*jjajj.Aaj.^aQ.t3-jjj^y;^ Geologisches u. minei^alog'isehes Comtor Alexander Stiier 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Eifel, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera, Becken u. s. w. u. s. w. Corallien von Nattheim, überhaupt Local • Suiten Lias aus WUrtemberg, und deutsche Mineralien. Wegen der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stuer 40 Ruo des Matlutrins in Paris. j'.^jj.t.f.i.ij-j.t.j.ijjjjjjjj^jj^j^jjjjj_jj^^^^^^_,^j_,^^_^_^^ JJJJJJJJJ.1JJ "A k W iimbiiiij liilitz 4 ßi.j BERLIN C, Niederlage eigener GlasliiitteDwerke und Dampfsclileifereien, Mechaiiiische Werk.stätteii, Scliriftmalerei uiitl Eiiiaillir- Anstalt. Fabrik und Lager siimmtlicber Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgiäser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken. Drogen-Geschäften u. s. w. ^, 3 ^ R XX Natnrwisscnscliaftliclie Woche iiselirift. Nr. 10. VerlaK von F. C. W. YOGEL in Leipzig. Soeben erschien: FR. von ESMAEOH. Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen. Ein Leitfaden für S a 111 a r i t e r - S c h u 1 e n in .seclis Vorträgen. Mit 119 Abbildungen im Te.\t. Zehnte unveränderte Anflage. 35. Tausend. cart. 8. 1892. Preis 1 M. 80 Pf. Der in 20 lebende Sprachen übersetzte Samariter- Leitfaden des be- rühmten Verfassers erscheint hier in ii). Auflage. Bereits in 30, (ii)O Exemplaren verbreitet, sollte dies für Praktiker wie für Laien überaus nützliche Büchelchen in keinem Hausstände, in keiner Fabrik, in keiner Bibliothek des Land- wirths fehlen. Durch jede Buchhandlung zu beziehen. DIE BEHANDLUNG TUBERCULOSE MIT ZIMMTSÄUEE von Prof. Dr. ALüERT LAiNDERER in Leipzig. gr. 8. 1892. Preis 2 M. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. erschien soeben: Eine Theorie der 12 auf Grundlage der Hydrodynamik. Von Dr. Arthtir Korn. I. Teil. Gravitation und Elektrostatik. 64 Seiten gr. 8°. I=reis X,BO 3S.Iark. Zu beziehen durch alle Buehhandlungcn. l^re isgekrönt : Mainz 1842 Berlin 1844 London I8S4 Paris 1855 London 1862 Paris 1867 Sidney 1879 Bologna 1881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien -Contor Bonn a.Rh. Dl*. F. Kl'ailtZ. Bonn a.lRh. Geschal'tsgründuns 1S33. Liefert nireralien, Krystallmodelle in Holz nnd Glas, Ver- steinerungen, üypsabgüsse seltener Fossilien, Gebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematisGh geordneten Sammlungen als Lehrmittel für den naturwissenschaftliclien Unterricht. Auch werden Mineralien u. Petrefact., sowohl einzeln als auch in i/anz. Sammlung., jederzeit gekauft, oder in Tausch übernommen. Ausführliche Verzeichnisse stehen portofrei zu Diensten. Alle geschäftlichen Mittheilungen erbitte unter: Dr. F. Krantz, Rlieinisclies Mineralien- Contor. -«iiiiiliiiiiiiiiiiiniiiiiiMiiiliiiiiitiiiiiiiiiiiMiiiiitiiiiiiiiiiinMiiiiiinniiiiiiiiifiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiMiiiliii^ Karten, 20 Tafeln in Heliogravüre und Lichtdruck und 19 Text- bildern. Leipzig 1890. (Ein Prachtwerk von hohem wissenschaftlichem Werth.) Bau manu, Oskar: Usambara und seine Nachbar- gebiete. Allgemeine Darstellung des nordöstlichen Ost- afrika. Berlin 1891. (Ein sehr gediegenes, mit 4 Karten und mehreren Plänen ausgestattetes Werk.) Peters, Carl: Die deutsche Emin-Pascha-Expedition, Oldenburg, München und Leipzig 1891. (Eine lebendig geschrieliene Darstellung dieser Expedition, die indessen in Bezug auf wissenschaftliche Genauigkeit zu manchen Ausstellungen Anlass giebt.) Behr, W. F. von: Kriegsbilder aus dem Araber- aufstand in Deutsch-Ostafrika. Mit einem Vorwort von Major H. v. Wissmann. Leipzig 1891. (Eine anspruchs- lose, aber gefällige und übersichtliche Darstellung der Kämpfe mit den Arabern.) Nettelbladt, Dr. F. Freiherr von: Suaheli - Dra- goman, Gespräche, Wörterbuch und practische Anleitungen zum Verkehr mit den Eingeborenen in Deutsch-Ostafrika. Mit einem Vorwort von Hauptmann C. Freiherr von Gravenreuth-Uebst, einer Karte von Deutsch -Ost- afrika. Leipzig 1891, S*». (Ein zweckmässiger Sprach- führer für den Verkehr mit den Eingeborenen, der auch manche interessante Bemerkung über ihre Lebensweise enthält.) Deutscb-Südwestafrika. Dies älteste deutsche Schutzgebiet bleibt das Schmerzenskind unserer Golonial- thätigkeit. Von grösseren Unternehmungen aus diesem Gebiet ist nur eine Expedition zu erwähnen, welche im Beginn des Jahres Hauptmann von Franyois über Omburo und Omaruru nach Tsaobis (Wilhelmsfeste) unternommen hat. Dass Deutsch-Südwestafrika nicht ganz so wcrthlos ist, wie es mitunter dargestellt wird, hat die an anderer Stelle ausführlich besiirochene schöne Arbeit von Schinz*) dargethan. Die Nutzbarmachung der vorhandenen Hilfs- quellen ist nur eine sehr schwierige Aufgabe. Kamerungebiet. Die Expedition, welche Premier- lieutenant Morgen im Jahre 1890 von der südlich von Kamerun gelegenen Kribri- Station aus in das Innere unternommen hatte, gelangte im Beginn des Jahres 1891 durch die Erreicliung des Benue (am 28. Januar) zu einem rühmliehen Abschluss. Weniger günstig verlief dagegen ein von Dr. Zintgratt unternonniieuer Vorstoss in das Hinterland von Kamerun. Nach schweren Kämpfen gegen die Bafuti (am 31. Januar), bei welchen Lieutenant Spangenberg fiel, musste er der feindlichen Uebermaclit weichen und behufs Neuausrüstung nach der Küste zurück- gehen. Seitdem ist er bemiüit gewesen, durch AVege- bauten und Anlage von Stationen die Karawanenstrasse nach Baliburg zu sichern. Ein schwerer Verlust für die Colonie ist auch der Tod des Hauptmanns von Gravenreuth gewesen, welcher im Kampfe gegen feindselige Eingeborene, bei der Er- stürnuing des Ortes Buka am Saunaga - Flu.ss, seinen Tod fand. Noch sei der wissenschaftlichen Thätigkeit des Botanikers Preuss im Kamerungebirge gedacht, welcher liier eine reiche Ausbeute interessanter Pflanzen und Thiere gemacht hat. Togo- Gebiet, l^rcmierlieutcnant Kling, welcher nach dem Tode des Stabsarztes Dr. Ludwig Woll' (26. Juni 1889) mit der Leitung der Station Bismarek- bnrg betraut worden war, ist nach einem längeren Ur- laub im Juli vorigen Jahres wieder nach dem Togogebiet zurückgekehrt und am 16. September in Bismarck- burg eingetrotfen. Anfangs October gedachte er nach Tschautjo aufzubrechen. Dr. Richard Büttner, der als Botaniker in Bismarck- burg stationirt war, hatte im Februar 1891 eine 12tägige Reise in das Anyangaland unternonnnen und ist jetzt auf der Heinn-eise nach Europa begriffen. (Sehluss folgt.) *) Hans Seliinz: De'utsch-Sfklwestafrika, Forscliungsreison durch dio drutsclieii Scliutzgebiete Gross -Naiiiu- und Hereroland nach dem Kunem.', dem Ngami-See und der Kala/ari 1884—1887. (Oldenburg und Leipzig 1891. (Vergl. „Natur w. Woehcn.s." VI S. 51.) Nr. 11. Naturwissenscliiiftlic'he Wochenschrift. 103 Neuere Versuche betreffs der Entgiftungskraft des Erdbodens. Von Dr. R. Otto vom ))H:nizi'ii|ihysioIogisclion Institut der Küiiij;!. LjuhIu irtlim-h. HocliscliiiU! zu JJcrIiu. Die Fähigkeit des Erdl^odcns, organi.seiic Verbinduugen in anorganische überzutühren, sie zu „niineralisiren", ist sowohl von hygienisclier als auch von laudwirthschaft- licher Seite von grosser Bedeutung und infolge dessen schon mehrfach experimentell geprüft worden. — Während es für die Agriculturcliemic hierbei von einem ganz be- sonderen Interesse war, auch über die Fähigkeit des Bodens, Ammoniak-Verbindungen zu „nitriticiren", d. h. in salpetersaure überzuführen, in's Klare zu kommen, kam es der Medicin in erster Linie darauf an, den Grad des Entgiftungs-Vermögens im Boden kennen zu lernen. Mit dieser letzteren Frage hat sich schon vor einer Reihe von Jahren Professor Dr. F. Falk*) in Berlin ein- gehender beschäftigt und dabei festgestellt, dass sogar dem gewöhnlichen Sandboden die Kraft innewohnt, höchst toxische Substanzen, selbst Alkaloid- Lösungen in weitem Umfange zu entgiften. Diese Untersuchungen sind her- nach von Soyka**) durchaus bestätigt und nach der rein chemischen Seite erweitert worden. Diesen letzteren Forscher beschäftigte besonders auch die Frage nach der Art der Umwandlung von Alkaloiden im Boden, und er stellte bei seinen Untersuchungen eine volle Nitrificirung verschiedener Alkaloide fest. Es erschien jedoch aus raannichfachen Gründen wün- schenswerth, die vorgenannten früheren Untersuchungen noch etwas weiter auszudehnen, sowie dabei noch einige andere Punkte in Angriff zu nehmen. Ich habe deshalb auf Veranlassung and in Gemein- schaft mit Herrn Professor Dr. F. Falk im pflanzen- physiologischen Institut der Königl. Landwirthschaftl. Hochschule zu Berlin eine Reihe von Versuchen angestellt, deren Ergebnisse, das Product einer ziemlich langwierigen Untersuchung, ich hier in Kürze***) mittheilen möchte. Bei den genannten Untersuchungen wurde ausschliess- licii mit Alkaloid-Lösungen gearbeitet, weil einerseits die entgiftende Wirkung des Bodens gerade diesen Kör- pern mit ihren festgruppirten Molekülen gegenüber be- sonders bemcrkcnswerth erscheint, andererseits die Ein- wirkungen und ^'eränderungen, welche diese Substanzen bei iiu'cr Entgiftung im Boden erfahren, vielleicht auch ein medicinisches Interesse beanspruchen dürften: sucht man doch die Schädlichkeit so mancher, übrigens auch das Leben ihrer Erzeuger überdauernder Mikrobien auf Entwicklung von Secretions-Produeten zurückzuführen, die nach ihrer chemischen Structur und der Wirkung im Thierversuche den Alkaloiden nahestehend erscheinen. So verschlossen wir uns sogar der kühnen Hoffnung nicht, aus der Untersuchung der Veränderungen von Alkaloiden im Boden vielleicht auch Nutzanwendungen auf die thera- Itcutisciie Behandlung durch derartige Stoße vergifteter Thicrc ziehen zu dürfen. Zu den Versuchen wurden cylindrische Glasröhren mit kurzem konischeu Ansätze von 60 cm Gcsannnthöhe, einem inneren Durchmesser von 3 cm und einer unteren Abtropf- spitze von 4 mm Durchmesser verwendet. Diese Röhren wurden mit je 300 ccm luftrockeneu Bodens gefüllt, so *) F. Falk: Experiuientellrs zur Frage tler Canalisation und Berie.'ielunfr. Viertoljalirssehrift f. ger. Med. 1877 Bd. 27 unil 1878 Bd. 29. dgl. Viu-Jiundlunfjen der Deutsehen Gesellsehaft für öffentliche Gesundiieitsptloge, März 1883. **) Archiv für Hygien.! 1884. ***) Ausführlieher sind dieselben wiedergegeben in der Viertel- jahrsschrift f. ger. Med. u. öfFentl. Sanitätswesen 'S. Folge II. 1.: F. Falk u. R. Otto: Zur Kenntniss entgiftender Vorgänge im Erdboden. dass die Schicht im Innern der Röhren eine Höhe von 42 — 44 cm betrug, und es wurde nun täglich, nur hier und da durch einige Ruhetage unterbrochen, der Inhalt von 6 Pravaz'sclien Spritzen (= 7 ccm) der verwendeten Alkaloid-Lösungen aufgegossen. Während der ganzen Versuchsdauer bliel)en die Röhren unter stetem Watte- verschluss, der nur behufs Aufgiesscns kurze Zeit gelüftet wurde, ebenso ruiite die unterste Bodenschicht an der Abtropfstelle auf einem Wattepfropf. Zur Verwendung gelangten zwei Bodensorten: erstens ein gewöhnlicher hellgelber Sand, der noch nie eine Cultur getragen hatte, zweitens ein gewöhnlicher Humus- boden aus dem Versuchsgarten der Königl. Landwirth- schaftlichen Hochschule. Auf letzterem Boden waren aller- dings früher verschiedene Pflanzen, z. B. Erbsen, Lupinen, Klee u. s. w. gebaut. Diese Böden wurden nach dem Trocknen bei Zinimertemperatur zur Befreiung von etwaigen äusserlichen, gröblichen Beimengungen, wie Steinen, Holz u. s. w., durch ein 2 mm weites Sieb gegeben und dann in die Röhren eingefüllt. Beide Bodenarten unterschieden sich schon in ihren physikalisch-chemischen Eigenschaften sehr wesentlich von einander, so war z. B. der Sandboden frei von Ammoniak, Salpetersäure und salpetriger Säure und enthielt (pialitativ kaum noch nachweisbare Mengen von stickstoffhaltigen Verbindungen, während der Gartenhumus zwar auch kein Ammoniak und keine salpetrige Säure, dagegen aber Spuren von Salpetersäure und eine bedeutende Menge stickstott- haltiger organischer Verbinduugen aufwies. Die bactcriologiscbe Prüfung ergab bei den beiden Bodenarten folgende Unterschiede: Auf sterilisirter Nähr- gelatine Hess der Sandboden unter allmähliger Verflüssigung der Nährgallcrte neben Schimmelpilzen vornehmlicli Goccen, weniger doch Stäbchen zur Entwicklung kommen, der Humusboden zeigte dagegen in kurzer Zeit und unter schneller Verflüssigung der Nährgallerte neben Schimmel- pilzen und Goccn vorwiegend ziemlich grosse, stäbchen- förmige Bacterien und ganz besonders einen langen, faden- förmigen Bacillus (Lcptothrixforni), welcher sehr grosse Achnlichkcit mit dem von A. B. Frank*) in seiner Ab- handlung „Ueber die Mikroorganismen des Erdbodens und ihre Beziehung zu den oxydirenden Processen im Boden" eingehend beschriebenen Spaltpilze zeigte. Als Probe -Alkaloide dienten in Parallel -Versuchen eine Iprocentige, wässerige Lösung des schwefelsauren Strychnins (2'|Y',, R,., X.^ (L\ n.S(>^ H- IL (>), von welchem die intrapeiitoneale Einspritzung eines Cubik- centimeters schon nach wenigen Minuten unter heftigen Streekkrämpfen den Tod bei Kalt- und Warmblütleru herbeiführte. In den Boden-Filtraten, beziehungsweise in wässerigen Boden-Extracteu, wurde das Alkaloid an seinem schon in sehr geringer IMenge wahrnehmbaren, cigeuthüm- lichen, unangenehmen bitter kratzenden Geschmacke, so- wie an seiner chemischen Reaction (violett-blaue Fär- bung beim Zusatz von conc. Schwefelsäure und Kalium bichromat) und schliesslich an seiner toxischen Wirkung auf Frösche und Säugethicrc erkannt. Zum Nachweis des Nicotins, welches immer in Ge- stalt einer 0,5])rocentigen wässerigen Lösung des reinen Alkaloids zur Verwendung gelangte, dienten in den Boden- Filtrateu der beizende Gesclnuack, sein charakteristischer Geruch und seine Giftwirkung, denn auch von der auf- *) Deutselic Medieinal-Ztg. 18SG No. lOQ/lOl. 104 Naturwissenscliaftüc'lie Wocliensclirift. Nr. 11. gegossenen Nicotin -Lösung waren 1,5 bis 2 ccni, in die Bancliliölile der genannten Vcrsnchstbiere injieirt, be- tabigt, scbnell unter bekannten Erscbeinungen den Tod berbeizufübren. Als cbemiscbes Reagens wurde zunäcbst Sublimat- Losung benutzt, später konnte' jedoch bieraut kein besonderes Gewicbt gelegt werden, da ein positives Ergebnis« bei den Filtraten nicbt als eindeutig zu gelten verniocbte. Die beiden Alkaloid- Lösungen Hessen während und nacli Filtriren durch die Böden keinen quantitativen Unterschied erkennen, d. b. von beiden Flüssigkeiten ent- sprachen die Mengen der Filtrate fast genau dem Aut- gegossenen; war an einem Tage niclit aufgegossen, so stand auch der Abfluss aus dem Boden still. Docli waren bcträchtlicbe Differenzen binsiebtlich der Widerstands- fähigkeit der beiden Alkahiide gegen die sie angreifenden Kräfte im Boden wabrzunehnien. Beide Flüssigkeiten tropften aus Sand-, Ijcziehentlicb Humusboden zunäcbst ungiftig ab; während aber das Strycbnin durch Sand- boden nur 3 Wochen ungiftig und zersetzt durchging (in den ungiftigen Strycbnin-Filtraten fanden sich unter an- derem Spuren von Salpetersäure und wenig stiekstoft'haltige organische Substanz, es fehlten aber Ammoniak und sal- petrige Säure), um dann sofort mit voller Giftkraft und deutlicher chemischer und pbysiologiseher Reactiou im Filtrate wieder zu erscheinen, war das Nicotin nach 1.5wöcbentlieheni Aufgiessen im Filtrate noch nicht nach- zuweisen. In den Filtraten Hess sich vielmehr vom ersten Abfliessen an bis noch nach 14 Wocben neben Ammoniak deutlicb eine stickstoffbaltige organische Sulistanz nach- weisen, die im ursprünglichen, nicht begossenen Sand- boden in solcher Menge nicbt enthalten war, übrigens auf die Frösche und Kaninchen in keiner Weise krank- heitserzeugend wirkte. Selbst nach 5 Jlonaten war starker Ammoniak-Gebalt vorbanden, während Salpetersäure und salpetrige Säure fehlten. Audi die organische Substanz war nach dieser Zeit noch deutlich nachzuweisen. Auf den llumusljoden in angegebener Art aufgegossen, Hessen sowohl die Strycbnin- als auch die Nicotin-Lösungen nach ir)wöchentlicher Dauer kein Strycbnin beziehentlich kein Nicotin erkennen, obwohl mit der Zeit das Einziehen der aufgegossenen Lösungen in den Boden, namentlich den bumösen, langsam vor sich ging und die Menge des Filtrates, ebenso auch im Sandboden, abnahm. Die beiden Humusboden- Filtrate unterschieden sich darin, dass das des Strychnins in der ersten Zeit wie auch nach 14wüchent- licher Alttropfung kein Ammoniak, dagegen Salpetersäure enthielt und von dann ab neben Salpetersäure (ohne sab petrige Säure) auch Ammoniak zusehends zunahm, das Nico- tin-Filtrat indessen zuerst nur grössere Mengen von Salpeter- säure zeigte, während nach 14 Wocben neben der Sal- petersäure Spuren von salpetriger Säure und von Ammoniak gefunden wurden, welch" letztere jedoch bald wieder ver- schwanden. Die Nicotinlösung, ausserhalb des Bodens aufbewahrt, verlor nicht ihre Giftwirkung; auch rochen die obersten Bodenschichten noch lange nach dem Aufgiessen deutlicb nach Nicotin, und wässerige Extracte aus bis zu 1 cm Tiefe entnonnnener Saudboden-Sebicht ergaben zwar nicbt ganz den „stechenden" Geschmack, auch keine deutliche Reaetion mit Quecksilber- und mit Platinchlorid, zeigte indessen, Fröschen intraperitoneal injieirt, im Vergleiche zur ursprünglichen Nicotin -Lösung, nur eine etwas pro- trabirte, doch bald tödtliche Intoxication. Der Saudboden liatte sich, und zwar bereits in ziem- lich oberflächlichen Schiebten, augenscheinlich unter dem Einflüsse von Umsetzungsprodueten des Nicotins, mit der Zeit immer mehr roth gefärbt, während die Filtrate aus diesem Boden nach und nach von einer zuerst schwach gelben Färbung schHessHch zu einer blutrotben über- gegangen waren. Die Nicotin -Filtrate aus dem Hunuis- boden stellten sich bald in schwach gelbem Colorit dar, während die aufgegossene Lösung fast wasserhell er- scheint. Die Strycbnin -Filtrate hingegen erschienen aus Sand- wie aus Humusboden, waren sie ungiftig oder bereits wieder strychninhaltig, schwach gelb gefärbt. Der Humusboden überragt also bei weitem den Sand hinsichtlich seiner entgiftenden Kraft, was sieh besonders scharf in Parallel -Versuchen mit der näm- lichen Strychninlösung zeigt. — Aber auch die Zeit des ersten Aussickerns der Flüssigkeit aus dem Boden ist eine verschiedene: Bei dem Sande erschien das erste Filtrat nach «Stägigem, beim Humus nach etwa r2tägigem Aufgiessen. Dies erste Sandboden -Filtrat enthielt neben anderen Verbindungen, die aus dem Boden infolge des Aufgiessens der Lösungen und durch chemische Um- setzungen mit in das Filtrat gelangt waren, Spuren Sal- petersäure und geringe Mengen einer stickstoffhaltigen organischen Substanz, dagegen kein Strycbnin, kein Am- moniak und keine salpetrige Säure. Das erste Humus- boden-Filtrat hingegen zeigte eine beträchtliche Menge Salpetersäure sowie organische Verbindungen, die ver- muthlich aus dem Humus selbst stammten, doch gleich- falls kein Strycbnin, keine salpetrige Säure und kein Annnoniak. Beider Böden Filtrate reagirten neutral, wäh- rend die ursprüngliche Strychninlösung sauer ist. Wochen hindurch war in den Filtraten des Sand- und des Humus- bodens kein Strycbnin nachzuweisen: dann zeigte sieb, wie erwähnt, nachdem noch an einem Tage weder Ge- chmack noch schemische Reaetion noch Thicr-Versuch sei es Strycbnin, sei es irgend eine toxische Substanz im Fil- trate hatten nachweisen lassen, Tags darauf in dem Filtrat (beim Sandboden nach 3V2 Woche) das Strycbnin mit den gleichen Eigenschaften wie in der aufgegossenen Lösung. Das Humusboden-Filtrat hingegen war nach 15 Wochen noch ohne jede Giftwirkung und enthielt nur beträchtliche Mengen von Salpetersäure. Auch die Frage, in wie weit bei jener entgiftenden Filtration organischer Lösungen durch den Itodcn einerseits die physikalische Absorption, andererseits die chemische Umsetzung eine Rolle spielen, erschien von Bedeutung. Es ist ohne weiteres verständlich, dass bei der Porosität der Bodenarten eine Absorption auch solcher Substanzen in weitem Maasse stattfinden kann: dass aber auch eine durchgreifende Zersetzung jener Körper im Boden möglich ist, darauf hat schon F. Falk in den eingangs erwähnten Abhandlungen hingedeutet und Soyka bat später die Nitrificirung von Strycbnin und anderen Alkaloiden (Nicotin hatte derselbe nicht geprüft) quantitativ bestimmt und dabei das beträchtliche Maass der früher zuerst von Falk, aber nur (pialitativ erwiesenen Fähigkeit des Bodens, Zugleich knüpfte in wie weit bei diesen Alkaloid - Zersetzungen die Mikroorganismen betbei- ligt sind. Die auf diesen Punkt gerichteten Versuche ergaben nun, dass der zum Aufgiessen verwendeten Strychnin- lösung schon von vornherein eine gewisse antibacilläre Wirk- samkeit nicbt abzusprechen war. Dieselbe zeigte geradezu eine antiseptisebe Kraft, und, sich selbst im Laboratorium viele Monate überlassen, trat keine zur Ungiftigkeit füh- rende Zersetzung ein. Weiter aber Hessen sterilisirte Strycbnin- und Nicotin-Lösungen (dieselben hatten durcii mehrstündiges Sterilisiren im strömenden Wasserdampf bei 100° C. durchaus nichts von ihrer Giftigkeit verluren), welche mit aus den beiden Bodenarten auf sterilisirte Nährgallerte entwickelten Colonien geimpft waren, auch nach längerer Zeitdauer keine Vermehrung der Pilze und .Strycbnin zu zerstören, hervorgehoben sich hieran die Frage eng au Nr. 11. Naturwisscnsi-liaftliehc Wochenschrift. !(¥) keine Entgiftung der Alkaloid-Lüsungen erkennen. Des- gleiciien zeigten Proben aus der untersten Sand- und Hunius-Bodensciiicht, durch wclclie .schon 6 Wochen hin- durcii die Alkaloid- Lösungen filtrirt waren, auf Näiu-- gehitine gcbraclit, dass die auf letzterer zur Entwickhing gekommenen Colonien in den Alkaloid -Lösungen nicht gewachsen waren und weder zur Entgiftung führten nocii irgend welche Spuren von Ammoniak, salpetriger Säure und Salpetersäure erzeugt hatten. Dabei ist noch zu be- rücksichtigen, dass etwa wirksame Mikrobien bei der- artigen Versuciicn im Laboratorium eher zur Wirksamkeit gelangen können, als unter natürlichen Verhältnissen in freier Natur, da im Laboratorium für das Fortkommen der Bakterien gunstigere Temperatur- und andere Be- dingungen gegeben sind. Des Weiteren stellten wir nun auch hinsichtlich der Frage nach der Bedeutung der Microorganismen für die die Zerlegung organischer Substanzen im Erdboden Ver- suche mit geglühten Böden an. Vor dem Beginn einer Versuchsreihe wurde der Sand- und der Humusboden stark geglüht, in der Weise, dass alle Mieroorganismen getödtet und sänimtliche organische Substanzen gesetzt sein musstcn, und der Boden sodann noch sehr hciss in die betreifenden Glasr(ihren gefüllt; darauf wurde erst mit dem Aufgiessen in der früher angegebenen Weise be- gonnen. Beim geglühten Sandboden, der durch Eisen- oxyd schön roth gefärbt erschien, erfolgte das erste Ab- tropfen nach 14 Tagen, also später als beim ungeglühten Boden, doch war die Menge des täglichen Filtrates die gleiche wie früher ((5 cm). Die ersten Filtrate enthielten zwar Bestandtheile, wie Kalk, Magnesia, Salzsäure und Schwefelsäure, doch kein Strychnin, keine sonstigen organischen Verbindungen, kein Anmioniak, keine salpetrige Säure und keine Salpetersäure. Die Reaction war neutral. Die weiteren Filtrate blieben 2 Wochen hindurch strychnin- frei, bis dann plötzlich, gleichsam ohne Vorlioten chenü- schen oder toxischen Charakters, das Gift wieder in der abgetropften Flüssigkeit erschien. Der geglühte Humusboden, von aschgrauem Aus- sehen, Hess es natürlich ebenfalls zu stryehninfrcicn Fil- traten kommen, und zwar begann das Abtropfen nach 18 Tagen, und es hielt diese Ungiftigkeit des Filtrates dann noch 3' o Woche lang an, um nun wieder das Al- kaloid mit seinen chemischen, physiologischen und toxischen Charakteren zum Vorschein kommen zu lassen. Die ersten Filtrate enthielten, wie bemerkt, kein Strychnin; es konnten in iinien aber auch weder organische stickstoff- haltige Verbindungen noch Ammoniak, salpetrige Säure und Salpetersäure nachgewiesen werden; erst ungefähr l'/o Wochen später zeigten sieh in demselben Spuren von salpetriger Säure wie auch von Salpetersäure. In den beiden Bodenarten hatte also durch das Glühen eine schnellere Erschöpfung der Entgiftungs- kraft stattgefunden. Nun werden aber durch das Glühen des Bodens, wie angedeutet, weit hinausgehende Veränderungen nament- lich der chemischen und physikalischen Eigenschaften desselben hervorgerufen. Um in dieser Beziehung etwas gemässigter vorzugehen, trotzdem aber die Microorganismen auszuschliessen, er.schien das Sterilisiren des Bodens in den Glasröhren selbst angezeigt. Es wurden also die Röhren unter sorgfältigem Watteabschluss oben und unten nach dem Anfüllen mit den beiden zuvor mit destillirtem Wasser etwas angefeuchteten Bodenarten über 5 Stunden lang im Koch'schen Sterilisationsapparat im strömenden Wasserdampf einer Temperatur von 100° V. ausgesetzt. Die Prüfung der so sterilisirten Röhren vor dem Auf- giessen ergab vollständige Keimfreiheit, und dasselbe Ergebuiss hatten Probe - Untersuchungen aus den ver- schiedensten Schichten während der Periode der Fil- trirungen. Aus diesem sterilisirten Sande begann das Abtropfen schon nach 4 Tagen, dennoch war das Filtrat voUkonnnen giftfrei und es währte diese Ungiftigkeit noch weitere 6 Wochen. Die ersten, neutralen Filtrate erwiesen .sich anmioniakfrei, aber stark salpetersäurehaltig, eine Eigen- schaft, die sich jedoch schon nach 8 Tagen verlor, indem von da an bis zuletzt sänimtliche Filtrate salpetcrsäure- frei waren. Eine organische stickstoffhaltige Verbindung konnte Jedoch stets, besonders aber in der zweiten Hälfte der Versuchsdauer nachgewiesen werden. Der sterilisirte Humusboden zeigte sich ebenfalls und erst recht befähigt, das Gift zu zerstören. Das erste Filtrat erschien hier, gleichfalls neutral, nach lU Tagen, enthielt wohl etwas organische, aus dem Boden aufge- nommene Bestandtheile, aber keine Spur v(niAnnnoniak-unil Nitratverbindungen; nach circa 8 Wochen Jedocii kamen in demselben Spuren von Salpetersäure und später auch Spuren von salpetriger Säure zum Vorschein. Nachdem dieser Humusboden über 14 Wochen lang unter wenigen, unbedeutenden Unterbrechungen mit der Strychninlösung beschickt war, Hess derselbe das Filtrat noch innner un- giftig abtropfen; dasselbe zeigte nach 3 Monate langer Filtration kein Annnoniak, dagegen Salpetersäure nelist S])uren von salpetriger Säure, sowie eine stickstoffhaltige organische Substanz, die, intraperitoneal Kaninchen in- jicirt, höchstens ein vorübergehendes Unwohlsein ver- ursachte. Endlich nach im ganzen löwöchcntlichem Ab- tropfen begann im Filtrate der kratzende (iesclnnack sich bemerkbar zu machen, die intraperitoneale Injcction er- zeugte bei Fröschen heftigen, 2 Tage währenden Starr- krampf, bis nach wenigen Tagen, aber etwas allmäliger als bei nicht-sterilisirtem Humusboden, die Uebereinstini- mung vom Filtrat mit der ursprünglichen aufgegossenen Lösung bezüglich Strychningehalt und Giftwirkung erreicht war. Gleichzeitig enthielt nun dies Filtrat Spuren von Salpetersäure und von Ammoniak, organische stickstoff- haltige Substanz, aber keine salpetrige Säure. Nun könnte vielleicht Jemand den Einwand erheben, dass in den aufgegossenen Alkaloid-Lösungen selbst Keime enthalten seien, die, in den Boden gebracht, hier zu einer entgiftenden Wirksamkeit gelangen mögen. Um auch dies zu berücksichtigen, naisste zur gleichzeitigen Sterilisirung der aufzugiessenden Flüssigkeit geschritten werden. Jeden Tag fand demnach erst eine sorgfältige Sterilisirung der zum täglichen Aufgiessen gelangenden Strychnin-Lösung statt, wonach dieselbe auf geglühten, in anderen Versuchsreihen auf sterilisirten Boden unter sorgfälliger Fernhaltung etwa im Laboratorium suspendirter Keime aufgegossen wurde. Es erfuhr nun auch die sterilisirte Strychnin- Lösung ebenso im geglühten wie im sterilisirten Boden eine sie derart angreifende Einwirkung, dass die Filtrate giftfrei abtropften. Um aber auch über das Schicksal der giftig auf- gegossenen, alsbald jedoch ungiftig abtropfenden Sul)- stanz vorläutig orientirende Information zu erlangen, wurde in einer neuen Versuchsreihe die Strychnin-Lösung auf die verschiedenen Bodenarten nur so lange oder vielmehr so kurze Zeit aufgegossen, bis das erste Filtrat erschien und dann wässerige Extracte aus den Böden in \er- schiedencn Schichten geprüft, um vergleichend festzu- stellen, bis zu welcher Bodentiefe toxische Substanzen sieh nachweisen lassen. Es war ja von vornherein u. a. nicht ausgeschlossen, dass das Alkaloid zunächst noch in giftige Derivate umgewandelt werde, andererseits braucht gänzliche Entgiftung nicht erst nut voller Oxydation sich einzustellen. Im Saudboden gelaug es uns, das Strychnin mit allen lOS Natiirwisseiiscliaftlic'lio Wocliensuhrit't. Nr. 11. seineu typiselien Reactioneii bis zu 10 cm Tiefe abwärts zu extrahireu. Von 10—14 cm ergaben die Reactioncn nicht mehr deutlich ein positives Resultat, während von 14 cm an chemisch und toxikologisch niciits Stryclmin- artiges, überhaupt nichts Giftiges mehr nachzuweisen war. In Höhe von 16-18 cm fand sich noch eine ungiftige Stickstoff iialtige organische Substanz, die selbst bei 20 cm Tiefe noch nachzuweisen, jedoch dann einige Centimeter tiefer vollständig verschwunden war. In der untersten Sandschicht fand sich kein Ammoniak, aber sehr viel Salpetersäure. Aus dem Humusboden gelang es, das Strychnin nur bis zu 3 cm Tiefe deutlich zu extrahiren. Bei 4 cm kam eine ungiftige stickstoffhaltige Substanz, welche noch in der untersten Bodenschicht zu constatiren ist, jedoch aus dem Boden selbst stammen kann. Bei 4, 6, S, 10 cm und selbst in der untersten Bodenschicht waren nirgends Ammoniak, salpetrige Säure sowie Salpetersäure nach- zuweisen. — • Bei den sterilisirten Böden, welche mit stets vorher frisch sterilisirtcr Strychnin -Lösung begossen waren, Hess der Sand schon diclit unter der allcrobersten Schicht chemisch und physiologisch kein Strychnin erkennen. Das Gleiche war dann natürlich auch in den tieferen und gar untersten Schiclitcn der Fall. Es erfolgt also hier die Zersetzung des Strychnins in den obersten Schicliten, in welchen, wie nachgewiesen, durch das Sterilisiren und hier noch überdies durch das Aufgie.ssen von sterili- sirten Lösungen die Mitwirkung von Mikroorganismen ausgeschlossen war. Der Humusboden, welcher in gleicher Weise sterili- sirt war und auch mit stets frisch sterilisirten Lösungen begossen wurde, zeigte von der obersten Schicht ab "bis zu 3,5 cm eine deutliche chemische wie physiologische Strychninreaction. Von dort bis zu der untersten Boden- schicht war kein Strychnin mehr zu finden, aber auch kein Annnoniak, keine salpetrige Säure und keine Sal- petersäure. Dagegen war eine stickstoffhaltige organische Verl)indung hier vorhanden, welclie, Fröschen injicirt, giftig wirkte, während die im ursprünglichen Humus- boden vorhandenen organisch stickstoffhaltigen Verbin- dungen, wie erwähnt, nicht toxisch sind. — Endlich ergab bei den geglüliten Böden nacii Anf- giessen von stets frisch sterilisirten Strychnin- Lösungen der Sand schon in der obersten Schiclit keine Violett- färbung bei der chemischen Reaction. Beim Injiciren von 3 ccm eines wässerigen Extractes aus dieser Schicht in die Bauchhöhle eines kleinen Frosches zeigte derselbe jedoch nach einiger Zeit schweren Starrkrampf. Alle diese Er- scheinungen wurden aber bei 2 cm Bodentiefc sehr undeutlich, bei 4 cm waren sie überhaupt verschwunden. In dieser Höhe sowie in allen tieferen Schichten wurden niemals Ammoniak, Salpetersäure und salpetrige Säure gefunden, dagegen zeigte sich bei 4 cm eine organische Stickstort'verbindung, die in dem ur.sprünglichen Sand- boden nicht vorhanden war und, einem Frosche injicirt, denselben sehr matt machte. In der ganz untersten Schicht war diese organisclie StickstoUVerbindung nur in sehr geringer Menge nachzuweisen. Bei der in gleicher Weise behandelten Humusboden- Röhre war bis zu einer Tiefe von 10 cm Strychnin vor- handen. Hier sowie in allen anderen Schichten waren niemals Ammoniak, Salpetersäure und salpetrige Säure zu finden. Bei 12 cm liess sich chemisch kein Strychnin nachweisen; einem Frosche wurden 2'/3 ccm eines wässe- rigen Extractes aus dieser Schicht injicirt: derselbe starb nach 10 Minuten ohne Starrkrampf. Ebenso wirkte die in der untersten Schicht enthaltene stickstoffhaltige organi- sche Verbindung giftig. Nun gehen jedoch niclit bios durch das Glühen wesentliche Veränderungen mit dem Boden vor sich, viel- mehr bewirkt auch das Sterilisiren neben der Aus- schliessung der Mikroorganismen-Wirkung, wie Frank*) gezeigt hat, weitgehende Veränderungen der ciiemisch- physikalischen Beschafi'enheit des Bodens. So konnten auch wir in unseren sterilisirten Röhren vielfach Spaltenbildungen constatiren, welche u. u. auch die Ge- schwindigkeit des Durchsickerns der Alkaloid - Lösung durch den Boden, der letztere trotzdem entgiftet, erklären. Wir beobachteten ferner, dass durch das Sterilisiren die Absorptionskraft der Böden vermehrt, die Oxydation hin- gegen vermindert wurde. Um nun aber neben den künstlich keimfrei gemachten Böden auch solche von Natur organismenarme ])ezw. organismenfreie und diese in natürlicher Lagerung zu er- halten, haben wir Bodenproben auf freiem Felde aus tieferen Schichten entnommen. Ceber die Resultate dieser und anderer Untersucliungen sowie über Ergänzungen der angeführten Experimente gedenke ich später zu berichten. *) Ueber den Kiiifliiss, welchen das Sterilisiren dp.s Erd- bodens auf die Pflanzeneutwieklung ausübt. Bor. d. Doutseli. bot. Gfs. 1888. Genoralversaiiiinlnngslieft. lieber Aveiiarlus' Philosophie, welche von Seiten der Naturforsclicr höchste Beachtung verdient, hielt Dr. J. Petzoldt in der Sitzung vom 30. Januar der Philo- sophischen Gesellschaft zu Berlin einen Vortrag. Die Philosophie hat im Laufe ihrer Entwicklung — führte der Vortragende aus — mehr und mehr die Be- deutung der „Subjectivität" für Inhalt und Form unseres Weltbildes hervorgehoben, bis sie endlieh dazu gelangt ist, das Vorhandensein jenseit des „Subjects" gelegener Bedingungen für die Vorstellung und den Begriff „Welt" überhaupt zu bestreiten. Richard Avenarius fragt nun, was uns denn zwinge, von dem naiven Glauben an die Wirk- lichkeit unserer Umgebung zurückzukommen. Man solle doch erst einmal versuchen, diese Umgebung im allge- meinen völlig zu beschreiben und zu analysiren. Führe das nicht zu einem widerspruchsfreien Gesammtl)ild, so sei dann noch immer Zeit, die Lösung des „Welträtbsels" auf anderem Wege zu versuchen. So lange man aber den angedeuteten Weg nicht einschlüge und ernstlich auf ihm vorwärts zu dringen suche, mache man sich einer verfrühten Anwendung und Eiumengung von Theorien schuldig, die den unbefangenen Blick für das Thatsäcli- liehe nothwcndig trüben müssten. Unser Philosoi)h stellt sich daher in seiner „Kritik der reinen Erfahrung" 188.S UO auf den Standpunkt^ auf dem jeder Mensch gestanden hat, bevor er sich zu philosophischen Speculationen wandte, von dem aus auch jeder Philosoph zu seinen Theorien gelangt ist. Die Umgebung mit ihrer reichen Mannig- faltigkeit, darin insbesondere die Individuen mit ihren wechselnden Aussagen, gelten ihm als thatsächlich, und diese Aussagen (Worte, Geberdeu, Gesten) sind ihm nicht nur Geräusche, Klänge und Bewegungen, sondern in dem- selben Sinne lautliche Symbole für Wahrnehmungen, Er- innerungen, Gedanken etc., wie ihm das seine eigenen Aeusscruugen sind. Er beschreibt dann im Sinne seines philosophischen Zieles, d. h. im Sinne einer allgemeinen Erkenntnissthcnrie, die Zusanmicnhänge, die zwischen den Werthen jeuer Umgebung und der Aussage-Inhalte statt- finden. Dieses „Beschreiben" und „Analysiren" ist — im Gegensatz zu dem landläufigen Begriff des „Erklärens" — nui" ein Constatiren und Zusammenfassen von Thatsäch- lichem, ähnlich wie das Kirchhoft' in seinen Vorlesungen Nr. 11. Natiirwisscnschaftlicbe Wocliensclirit't. 107 über Mechanik und Mach in seiner historisch- kritischen Darstellung der Geschichte der Mechanik tlnit. Nur methodologisch, also nicht princii)iell, unter- scheidet Avenarius für die Zwecke seiner Untersucinuig- zwischen den Hestandthcilen der Umgebung und den Inhalten der Aussagen von menschlichen Individuen. .Jene zerfallen wieder in ivWerthe und .S'-Wertho, je nachdem sie — in der Sprache der Physiologie — als allgemeine oder specifische Reize einen Nerven erregen oder dem Körper als Nahrungsstotf dienen; diese werden als /'>-Werthe bezeichnet und in Elemente (z. B. schwarz, roth, süss, bitter, hart, weich, Hollunderduft etc.) und Charactere (z. B. angenehm, unangenehm, schön, hässlich, wohl- thuend, widerwärtig, aber auch: Sein und Scheinen, falsch und wahr, gleich und ähnlich, Erkenntniss und Erfah- rung u. s. w.) unterschieden. Die A'-Werthe sind von den /s'-Werthen abhängig, aber nur mittelbar; unmittelbar hängen sie von Vorgängen oder „Acndcrungen" im Gehirn ab. Diese Abhängigkeit gilt natürlich nicht im physikalischen, sondern nur im logischen Sinn: wenn die und die Aussage gemacht wird, dann findet im Gehirn die und die Aenderung statt. Den- jenigen Theil des Nervensystems, von dem die /J-Werthe (und diejenigen motorischen und secretorischen Vorgänge des Organismus, die zu y^^-Werthen in nächster Beziehung stehen) unmittelbar abhängig gedacht werden müssen, nennt Avenarius das System C. Dasselbe zerfällt, wie unvermeidlich angenommen werden muss, in eine grosse Anzahl zentraler Partialsys- teme, die in der reichsten und komplizirtesten Weise in Zusanmienhang stehen. Unser Philosoph macht nun vor allem auf eine Thatsachc aufmerksam, die den Eckstein seines Gebäudes bildet. Alle durch die R-Wertlie bedingten Aenderungen eines centralen Partialsystems sind als Angriffe auf seinen Bestand zu betrachten, denen gegenüber dasselbe sich durch weitere Aenderungen seiner selbst behauptet. Den für das betreffende Theilsystem günstigsten Zustand, in welchem eine Erhaltung als absolut gewährleistet ange- sehen werden muss, bezeichnet Avenarius als das vitale Erhaltungsmaximun); jeder andere Zustand bedeutet für das System einen geringeren Erhaltungswerth oder eine Vitaldifterenz; die Entfernungen des Systems von der maximalen Erhaltung und die Wiederannäiierungen an dieselbe werden als Schwankungen eingeführt, und die Gesammtheit der Schwankungen, die vom Erhaltungs- niaxinuim an- und wieder zu ihm zurückführen, wird eine unabhängige Vitalreihe genannt. Die Begriffe der Erhal- tung, der Vitaldifferenz, der Schwankung und der Vital- reihe sind ausserordentlich wcrthvdlle. Denn sie allein haben es ermöglicht, den eigentlichen Sinn des eigen- thümlichen Lebens des Systems C unter Absehen von jeder Empfindung, jedem Gedanken, jedem Wollen, über- haupt jedem „Bewusstsein" klar aufzudecken. Dem Me- chanisnms des Gehirns liegt nichts anderes zu Grunde als die fortwährend versuchte und häufig auch erreichte Aufhebung der ihm von der Umgebung gesetzten Vital- difterenzen. Die Beachtung dieser Thatsache müsste sich für das Studium der Gehirnphysio- logie ausserordentlich fruchtbar erweisen. Die Schwankungen eines Theils3'stems können auf andere Theilsysteme übergreifen, auch auf diejenigen mo- torischen Partialsysteme übertragen werden, von denen wir die sprachlichen Aeusserimgen, Gesten, Geberden etc. ab- hängig denken. Diese Bewegungen würden dann Schwan- kungen bez. Theilsysteme eines zweiten Individuums zur Folge haben können u. s. f. An den Schwankungen ist eine Reihe von Merk- malen zu beachten, wie Form, Grösse, Richtung, Uebung u. s. w. Von diesen Merkmalen sind die JE'-Werthe ab- hängig zu denken und zwar die P]lemente und ihre In- tensität von der Schwankungsform und -grosse und die verschiedenen Charaktere von den übrigen Merkmalen. Verfolgt man die von den einzelnen Schwankungsmerk- malen abhängigen />Wertlie während des ganzen Verlaufs einer unabhängigen Vitalreihe, so erhält man ein Bild der abhängigen. Avenarius untersucht diese Zusammen- hänge in eingehender Weise im 2. Bd. Die sich daraus ergebende Analyse der „P^rkenntniss" und „Erfahrung", die Umgestaltung der Vitalreihcn im Laufe der Entwick- lung, die allgemeine Behandlung des „Welträthsels" u. a. Wichtige wiederzugeben gestatteten die Grenzen des Vor- trages nicht. Den Begriff der Vitalreihe in seiner vollen Allge- meinheit und damit seiner grossen Bedeutung zu erfassen muss als eine Ilauptbedingung für ein tieferes Eindringen in den cigenthündichcn, bahnbrechenden Gedankengang unseres Philosophen gelten, der uns zum ersten Male und nun wohl für immer über Kant — und was sich näher und ferner au ihn ansehliesst — gründlich hinaus- führt und damit das philosophische Denken eine Stufe höher hebt. Zur näheren Kenntnissnahme des principicllen Standpunktes von Avenarius insonderheit seiner Stellung zum „Welträthsel" und seiner Lösung desselben muss auf das zuletzt erschienene, aber nicht zuletzt geschriebene Buch dieses Autors nachdrücklich verwiesen werden: „Der menschliche Weltbegrilif". x. Die Thiergebiete der Erde, ihre kartograpliisclie Abgrenzung und niuseologiMche Bezeichniig betitelt sich ein Artikel des (ich. Rath K. Möbius, Directors der zoologischen Sannnlung des königl. Museums für Naturkunde in Berlin (Archiv f. Naturgesch. 1891. 3. Heft. 15 S.) — Unter Bezugnahme auf die tiergeograi)hische Eintheilung der Erde durch frühere Naturforscher (Schniarda, Schläfer, Wal- lace, Allen) hat der Herr Verfasser eine Uebersicht der tiergeograpiiischen Gebiete der Erdtheile und Meere ge- liefert, theils um frühere Eintheilnngsversuche zu berichtigen, theils ihnen wieder zu ihrem Rechte zu verhelfen. Maass- gebend ist für den Herrn Verfasser hinsichtlich der Einthei- lung die jetzige Verbreitung der Thicrc. Doch ist die Kennt- niss der fossilen Reste früherer Faunen der Thiergebiete der Jetztzeit von Indiem Werthe, weil sie uns Blicke in die Herkunft der heutigen Thierwelt der einzelnen Ge- biete eröffnen kann. „Die zoogeogra]ihischen Gebiete sind Flächenräume vielfach zusammengesetzter Lebens- genosscnscliaften oder Biokönosen, deren Ausdehnung und Thierbestand nicht allein von gegenwärtigen, sondern auch von früheren physischen und organischen Ursachen abhängt." Der Herr Verfasser ninnnt 12 Landgebiete und 8 Meergebiete an. Die Landgebiete sind: 1. Das Nordpolargebiet. — • Nördlich vom Polar- kreise rund um den Pol. Etwas seitwärts vom Polar- kreise erstreckt es sich an den Nordostküsteu Asiens und Nordamerikas. 2. das europäisch-sibirische Gebiet. Europa, aufser Südeuropa, und Sibirien. 3. das Mittel- meergebiet. Südeuropa, Nordafrika, Westasien, Tur- kestan. 4. das chinesische Gebiet. Oestliches Mittel- asien, Japan, Kurilen. 5. das indische Gebiet. Vorder- und Hinterindien, Südchina, indische Inseln und Phili])- pinen. (i. das afrikanische Gebiet. Mittel- und Süd- afrika und Südarabien. 7. das madagassische Gel)iet. Madagaskar mit den undiegendcn Inseln. 8. das austra- lische Gebiet. Neuholland, Neuguinea, Celebes, Mo- lukken und Polynesien. U. das neuseeländische Ge- 108 Natni'wissenseliaftliche Woclieusclirit't. Nr. 11. biet. Neuseeland mit den benachbarten lusehi. 10. das uordameriknische Gebiet. Nordamerika von den Grenzen des Nordpolargebietes bis Californien und Neu- mexiUo. .Südflorida gebfirt zum i'olgendeu Geliiet. 11. das südamerikanische Gebiet. .Südamerika, Mittelamerika , westindische Inseln imd Südflorida. 12. Das Südpolar- gebiet. Kergnelen, Südgeorgien, Prinz-Edward-Insel. Die Meergeblete sind: 1. das Nordpolarmeer. Es bespült die Küsten des Nord])olargebietes. 2. das nordatlantisclie Meer. Vom Nordpolarmeer bis zu den Azoren, Florida und der Nordküstc des mexikanischen Meerbusens. 3. das Mittel - meer. Von der Westküste der pyrcnäiscben Halbinsel, Nordwestafrika und Azoren bis zum schwarzen Meer. 4. das südatlantische Meer. Von der Westküste Afrikas bis Amerika südlich von Florida. 5. das indisch- polynesische Meer. Von der Ostküste Afrikas bis in die Küstenregion Amerikas südlich von St. Diego in Ca- lifornien bis in die Gegend von Chile. 6. das peru- anische Meer. Küstenmeer von Californien bis Chile. 7. das nordpacifische Meer. Von Ostsibirien und Nordwestamerika bis China-Japan und Californien. 8. das Südmeer. Es nmgiebt den Südpol, bespült die Küsten der Süds])itze Afrikas, Südaustraliens und Südamerikas bis Chile und Sndbrasilien und geht nordwärts in das indiseh-polynesische und sUdatlantische Meer über. Die beigefügte schöne, colorirte Uebersichtskarte, welcher der Text zu Grunde gelegt ist, ist in Mereators Projection entworfen und bringt die thiergeographischen Land- und .Meergebiete in übersichtlicher Weise zur Anschauung. H. J. K. lieber spriiifi!:eii(le Früchte und Gallen findet sich auf p. 37 dieses Jahrganges der Natnrw. Wochenschrift ein Referat zweier Studien Buchenaus und Aschersons, und ich möchte im Anschlüsse daran auf einen Punkt (der zwar nur historisches Interesse beansprucht) aufmerksam machen, der sowohl Buchenau wie Ascherson entgangen ist. Das erste Bekanntwerden der springenden Sebastiana- Früchte in Europa datirt nämlich nicht wie Buchenau in den Abhandlungen des Bremer Naturw. Vereins (Band 3, p. 374) ausführt in das Jahr 1857 sondern 1854 zurück, im Journal of Botany von Hookcr (Band VI, p. 304 — 30ü) findet sich ein kleiner Aufsatz von W. J. Hooker über „Jinnping or moving seeds", die Hooker aus Mexiko erhalten hatte und die ganz sicher identisch mit den springenden Früchten der Sebastiana V Pavoniana Müll. Arg. sind. Hooker, der nur Früchte zu Gesicht be- kommen hatte, äussert vernuitungswcise die Ansieht, dass dieselben von Colliguaya odorifera abstammen dürften, was dann Westwood zu der von Buchenau bereits er- wähnten (vergl. Abh. Band XII) Verwechselung Veran- lassung gegeben haben wird. Dr. Hans Schinz. Inwieweit ist der freie LuftstickstofF für die Er- nälirnn«' der Pilanzen verwertliltarJ — Da die Pflanzen nach den neueren Forschungen elementaren StickstofI' der Luft als Nahrung verwertheu können, andererseits aber auch StiekstoftVerbindungen, wie Nitrate, Ammoniaksalze, organisclie Bestandtheile thierischer Excremente u. s. w. den Pflanzen Stickstofl" liefern, ein und dieselbe Pflanze also aus beiden Quellen schöpfen kann, so entsteht, ins- besondere für den Ackerbau, die Frage: inwieweit ist der freie Luftstickstotf für die Pflanzen auszunutzen? Durch zahlreiche höchst interessante Kniturversuche, auf die wir jedoch hier aus Mangel an Kaum im Einzelnen nicht näher eingehen können und bezüglich deren auf die < )riginal- Mitfheilung in der „Deutschen Landwirthschaftlichen Presse 1891 No. 77" verwiesen sei, hat nun Professor Dr B. Frank folgende Fragen zu entscheiden gesucht : Bleibt die Energie der Pflanze, den Stickstofl" aus der Luft zu holen, dieselbe, wenn iiir der anscheinend bequemere Weg, den Stickstofl' schon in gebundener Form zu erwerben, oÖen steht';' Sind in dieser Beziehung die Pflanzen, oder wenigstens die Leguminosen, alle in gleicher Weise veranlagt':' Ist für sie eine Gabe gebundenen Stickstoff'es vielleicht überhaupt überflüssig oder gar nachtheilig, falls dieselbe die Energie der Erwerbung freien Stiekstoftes abstumpfen sollte':' Oder steigert sieh der (Jesammteft'ect, wenn die Pflanze gleich- zeitig aus beiden Quellen schöpft":' Kentiren sich als() Gaben gebundenen Stickstoft'es auch für diese Pflanzen und in welchem Grade und bei welchen Species';:' — Da bei den Versuchen in erster Linie Leguminosen, bei welchen die Sj'mbiose mit dem in den WurzelknöUchen lebenden Pilz (vergl. Naturw. Wochenscbr. 1890 S. 8 u. 486) ein wichtiger Factor der Entwicklung ist, verwendet wurden, so prüfte dieser Forscher auch die Betheiligung dieses Pilzes mit, indem der zu den Versuchen verwendete künstliche Boden theils mit Ackerboden geimpft theils ungeimpft angewendet wurde. Frank folgert nun aus seinen Versuchen: „Beim Fehlen des Symbiosepilzes kann man die gelbe Lupine und die Erbse durch Stickstott'düngung (Nitrat, Ammoniaksalze oder Harnstoft) zur Entwicklung bringen. Aber die Sym- biose allein d. h. ohne Stickstolfdüngung wirkt auf beide Pflanzen besser, als die letztere allein, d. h. ohne Symbiose. Für die gelbe Lupine scheint, sobald die Symbiose gegeben ist, Stickstortdüngung sogar unvortheilhaft zu sein, indem sie dann die Stickstoffproduetion dieser Pflanze herabdrückt. Die Erbse ist dagegen auch bei Symbiose für Stickstoft- düngung, besonders Nitrat, dankbar, indem sie unter diesen beiden Bedingungen eine noch grössere Stickstoft'pro- duetion gewährt, als wenn Nitratdüngung oder Symliiose für sich allein wirken". Oder mit anderen Worten: Die Lui)ine leistet das Höchste, wenn sie überhaupt keinen gebundenen Stickstofl' bekommt-, für sie ist die Stickstofl'- düngung bei Gegenwart des Symbiosepilzes Verschwendung, die Erbse dagegen verlangt für ihren Höchstertrag ausser dem Symbiosepilz auch gebundenen Stickstofl', bei ihr rentirt sicii die Stickstofldüngung. — Weitere Versuche hat dann Frank hinsichtlich der Eigenheiten dieser beiden Pflanzen in ihrem Verhalten auf verschiedenem Ackerboden angestellt, wobei es sieh darum handelte, einerseits die Stiekstoftproduction der Pflanzen festzustellen, andererseits zugleich aber auch zu prüfen, w-as die Pflanze dem Boden an gebundenem Stickstofl' entninnnt und in welchem Stick- stotiV.ustande sie ihn nach der Ernte zurücklässt. Es zeigte sich, dass die gelbe Lupine wie die Erbse auf den besseren Böden der Symbiose entbehren können, indem sie hier auch ohne Hilfe des Knöllehen])ilzes selbstständig Stick- stofl" aus der Luft holen und sich mit demselben ernähren. Ferner ist die stickstofl"sammelnde Fähigkeit der gelben Lupine auf besseren Bodenarten geringer als auf ganz leichten stickstoftarmen Böden, und auf letzteren verdankt die Pflanze die bedeutenden Ett'ecte fast ganz allein der Mitwirkung des Symbiosepilzes. Die Erbse leistet aber auf den besseren Böden in der Stickstoft'erwerbuug aus der Luft sehr viel und wird darin durch den Symbiose- pilz noch bedeutend unterstützt. Versuche mit Rothklee ergaben auch, dass diese Pflanze sich der Erbse ungefähr parallel verhält. — Diese Resultate sind für die Bewirth- schaftuug der Ackerböden von grossem Interesse, indem sie den wissenschaftlichen Beweis liefern, dass die gelbe Lui)ine gerade für die stickstofl"armen Böden die geeignete Pflanze ist und auf die reicheren Bodenarten nicht passt, und dass diese Pflanze ein vorzügliches Mittel ist, um stickstotl'arme Böden zu verbessern. Erbsen und Rothklee Nr. 11. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 109 könnte man nach Frank 's Versuchen zwar auch auf £;änzlich stickstoft'losem Boden bauen, wenn nur die nöthige Mineraldiingung (Kali und Pliosphorsäure), günstige Wasser- verhältnisse und der Leguminosenpilz gegeben sind, doch gehören diese Pflanzen auf die besseren Böden mit natür- lichem Stickstoffreichthum , woselbst sie eine weitaus grössere Ertragsfähigkeit besitzen. Ferner wirken die erwähnten Leguminosen auch auf den besseren Boden- arten stickstoffanreichernd, so dass die Gründüngung mittelst dieser Pflanzen auch auf den besseren Böden durchaus rationell ist. Die Fähigkeit der Leguminosen, Stickstoff aus der Luft zu assimiliren, ist nach den erwähnten Versuchen nicht nothwendig an die Betheiligung des Symbiose pilzes gebunden. Es bestätigt sich nach der Ansieht von Frank hiernach auch die Annahme Hell riegeis nicht, wonach die Verarbeitung des Luftstickstofies durch die Pflanzen nur durch den Pilz der Leguminosen bewerk- stelligt wird. — Ebenso vermögen nach anderen Culturver- suchen von Frank auch Nicht-Leguminosen (Hafer, Buch- weizen, Spörgel, Kaps etc.), denen der Symbiosepilz über- haupt fehlt, aus der Luft Stickstoff zu holen. Die Pflanzen hatten sich bei den betreffenden Versuchen gut entwickelt und ein bedeutendes Quantum organischen Stickstoffes producirt, ohne dass sie den Boden stickstottarmer gemacht hätten, sie hatten ihn im Gcgentheil noch etwas an Stick- stoff bereichert, und indem sie das, was sie dem Boden zuerst an Stickstoff entzogen, ihm zuletzt wieder in ihren Rückständen ersetzt hatten, war ein Quantum von Stick- stoff aus der Luft geholt, demjenigen mindestens gleich, welches in der geernteten Pflanzenmasse gewonnen war. — Nach Frank 's Ansicht sind auch diese Nicht- Leguminosen, wenn die ganze producirte Pflanzen- masse mit ihi-em Stickstoff in den Boden untergebracht wird, stickstoflfsammelnd und bodenbereichernd, wenn auch in den Wurzelrückständen derselben so wenig Stickstoft' enthalten sein dürfte, dass nach Aberntung der oberir- dischen Pflanzenmasse von einer bereicherenden Wirkung, wie auch allgemein bekannt ist, fast nichts zu spüren ist. ■ Dr. K. Otto. Neuer Benzin- und Spiritus-Brenner von G. Bar- theis. — Wir haben schon mehrere Male Gelegenheit ge- habt, auf die practischen, von Barthel erfundenen Brenner aufmerksam zu machen (vergl. Naturwissen- schaftliche Wochen- schrift V S. .836, VI Ö. 48), heute k('innen wir von Verbesserun- gen an seinem Benzin- und S]iiritusl)renner berichten. Der Benzinbrcuner besteht, wie aus Fig. 1 ersichtlich, aus einem mit seitlicher Einfüll- schraube versehenen Behälter und darauf sitzendondcn Bronner tlieil. Der Breniiertlieil setzt sich zusammen aus zwei Köhren, wovon das eine mitteist Conus und üebernmtter auf dem Behälter festgeschraubte Rohr zur Aufnahme eines Volldoehtes bestimmt ist, während das andere als Brennrohr dienende oben ein Drathnetz ent- hält. Das seitiicli durch das Brennrohr hindurchgehende und in das Dochtrohr führende Röhrchen enthält eine Figur I. Benzinbrenner. feine nach oben in das Brennrohr mündende Oeffnung und ist zum /wecke der Regulirung des Gasaustrittes mit einem Spindcihahn versehen. Eine kleine Rinne dient zur Aufnahme von etwas Spiritus behufs Anheizeos des Brennertheils. Durch die zweckmässige Anordnung des Brenner- rohres neben dem Dohhtrohr, sowie durch Herausver- legung des Verdampfraumes aus dem Behälter wird eine seTir leichte und vollständige \"ergasung des Brennstoffes erzielt; ein Glühendwcrden des Brennrohres tritt nicht ein, sodass eine zu starke Erhitzung des Behälters ausge- schlossen ist. Der neue Spiritus- brenner vermeidet den Uebelstand des früher von Barthel in den Handel gebrachten Brenners, welcher in der Umständlichkeit der Dochterneuerung bestand. Eine Docht- erneuerung aber ist bei Verwendung von denaturirtcn Spiritus, und solcher kann lieim practischen Gebrauch nurinBetracht kommen, nicht zu vermeiden. Bei dem neuen Brenner ist die Construction derart vereinfacht, dass besagter Uebelstand vermieden ist. Dieser Brenner, Figur 2, besteht aus dem mit Füll- schraul)e versehenen Behälter und dem Brennertheil, welcher sich aus dem Dochtrohr und dem an demselben be- findlichen Breunrohr zusammensetzt. Das Dochtrohr ist mitteist eingeschliflfenem Conus und Uebermutter auf dem Behälter festgeschraubt und dient zur Aufnahme eines Volldoehtes. Im Innern des Brcunrohres befindet sich ein oben mit Drahtnetz versehenes zweites Rohrstück, welches zum Reguliren der Flammengrösse mit Hilfe eines Knopfes auf- und abgeschoben werden kann. Ein seitlich aus dem Dochtrohr in das Brennrohr führendes Röhrchen ent- hält eine nach oben in das Brennrohr mündende Oeffnung, um die durch Anwärmen des Brennertheils entstehenden Spiritusdämpfe in das Breunrohr entweichen zu lassen, wodurch sich dieselben mit Luft mischen und nach Ent- zündung oben vom Drahtnetz wegbrennen. Figur 2. Spiritusbrenner. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Ovation für Prof. l'l ü ck igor. — Am Schhis.-n? dieses Soinestens gibt Professor Dr. F. A. Flückiger in Strassliurg seine Lelirthiitigkcit auf, um sich in das Privatleben nach seiner Hoimath, der Sclnveiz, zurüekzuziehen. Seit I8G1 ITniversitätsdocent. hat uns dersellie in dreissig Jahren rastloser Thätigkeit mit einer solchen Fülle werthvoller Schriften beschenkt, so fruchtbar und auri'gend als Forscher und I.;ehrer gewirkt, dass wir (>s als unsere l'fli<-ht erachten, dem hochverdienten Gelehrten bei seinem Scheiden aus dem Amte den Dank und die Anerkennung der Fachgenosseu in angemessener Form auszusprechen. Zu diesem Zwecke ist ein aus Vertretern aller Nationen zu- sannni'ngcsctztes Comite gebildet worden, welches sich die Aid'- galic stidlt, eine Sammlnug von Beiträgen anzuregen, mn dem verehrten Gelehrten, reiten. Es wird erstlich die Ueberreichung einer mit den Unter- schriften der Geschenkgeber versehene Adresse, sowie eine Sannu- lung der Photographien von Freunden und Fachgenossen aller Länder geplant. p"'erner soll aus den eingehenden Beiträgen eine Fliickiger-.Medailh' hergestellt wenlen, ül)er deren weitere Bestini- 110 Naturwissenschaftlielte Wochenselirift. Nr. 11. mung- der Gefeierte selbst zu beschliessen gebeten werden wird, und endlich ist die Ueberreicliung eines entsprechenden Kunst- werkes, bezw. — falls es die Mittel erlauben — die Begründung einer Flückiger-Stiftung in 's Auge gefasst. Das unterzeichnete Coinite legt in erster Linie Werth darauf, dass sich an der geplanten Ovation eine möglichst grosse Anzahl von Fachgenossen, sei es auch nur mit relativ geringen Beiträgen, betheiligt. Jedes der mitiiuterzeiclineten Comitemitglieder ist bereit, Geldbeiträge in Empfang zu nehmen und an die Centralstelle in Bern abzuliefern. Ebenso können Geldbeiträge auch direct an Prof. Dr. Tschireh in Bern (Schweiz) eingesandt werden. Die Photographien, thunlichst in Visitenkartenformat, sind ausnahmslos direct an Prof Tschireh in Bern zu senden. Der Photograpliie bitten wir die auf ein 50 mm breites Stück weissen Schreibpapieres zu setzende, eigenhändige Unterschrift des Ein- senders beizufügen. Das Flückiger-Comite: J. Attüeld, H. Beckurts, R. Böhm, Chr. Brunnengräber, G. A. Buchner, Carteighe, Alphonse De Can- doUe, R. Demnie, Dörrien, G. Dragendorff, W. Dymock, A. Engler, L. Fischer, R. P. Fristedt, Herrn. Traug. Fritzsche, M. Froelich, Aug. Garcke, E. Geissler, Giacosa, Torquato Gigli, Greshoff, Hilger, Fr. Hoft'mann, Th. Husemann, Robert, Luboldt, H. P. Madsen, John M. Maisch, L. F. Mandelin, R. Marloth, J. Möller, F. von Müller, Morten Nyegaard, C. A. J. A. Oude- maus, Peckolt, A. Petit, Pfersdorft", G. Planchon. Th. Poleck, F. B. Power, Th. Sandahl, E. Schär, E. Schmidt. Junichiro Shi- moyama, Eduard R. Squibb, Lud. Stahre, Stanford, W. Stoeder, H. Thomas, Wladimir Tichomirow, JuL Trapp, A. Tschireh, J. E. de Vrij, A. von Waldheim, Fr. Weber, Alb. Weller, J. Wiesner, Aug. E. Vogl. Dem bisherigen Vorstand der Versuchsstation der Landwirth- lichen Akademie zu Poppelsdovf, Professor Dr. Kreusler, ist die durch das Hinscheiden des Professor Dr. Freytag erledigte Pro- fessur für Chemie an genanntem Institut übertragen worden. — Zum Director des botanischen Gartens in Parma wurde der Privatdocent Dr. A. Buscalioni ernannt. Er ist der Nachfolger des Mykologen Professor Dr. G. Passerini, der wegen hohen Alters seine Vorlesungen einstellt. — An der Universität Catania ist, im Provisorium, Professor P. Baccarini zum oi'dentlichen Pro- fessor der Botanik ernannt worden. Am 1. März feierte Professor Dr. Konrad Eckhard, der Senior der Medicinisehen Facultät der Universität Giessen, seinen 70.jährigen Geburtstag. Eckhard, der seit 1850 in Giessen lehrt, bekleidete liis vor kurzem die Doppelprofessur der Anatomie und Physiologie, welche beiden Wissenschaften ja bis in die jüngste Zeit meist in einer Hand vereinigt waren. In Berlin wurde diese Vereinigung allerdings am frühesten, schon 18-58 nach dem Tode Johannes Müllers, aufgehoben. fiCkhard hatte sich bei der be- treffenden Neuorgarnisation in Giessen die Professur für Physio- logie vorbehalten. Seine zahlreichen Untersuchungen hat er niedergelegt in seinen ,.Beiträgen zur Anatomie und Physiologie", von denen bis jetzt 12 Bände erschienen. Im Jahre 1862 ver- öffentlichte er ein Lehrbuch der Anatomie. Geheimer Medicinalrath Professor Dr. Kussmaul hat zur Feier seines 70jährigen Geburtsfestes dem Louisenstifte zu Heidelberg ein Capital von 10 000 Mark überwiesen, welches — in Erinnerung an eine früh verstorbene Tochter des Jubilars — als „Hedwig Kussmaul-Stiftung" gemeinnützigen Zwecken dienstbar gemacht werden soll. Gestorben: Zu Nairn in Schottland der Afrikareisende Col. James A. Grant; am 27. Februar in Freiberg der frühere Pro- fessor an der dortigen Akademie Bergrath F. W. Fritzsche, 81 Jahre alt; und in Schaerbeek-Bruxelles der Chirurg Dr. Charles Hubert De Change, früher Generalinspector des Sanitätswesens der belgischen Armee, 79 Jahre alt. Er erwarb sich 1870 als Chef des Feldlazareths der I. Division des belgischen Beobach- tungscorps grosse Verdienste um die deutschen Verwundeten. Endlich haben wir an dieser Stelle der am 27. Februar, im Alter von 71 Jahren, verstorbenen Miss Clough, Leiterin des Newnham College an der Universität Cambridge zu gedenken, welche sich hohe Verdienste um die wissenschaftliche Ausbildung des weib- lichen Geschlechtes in England erworben hat. Als 1869 die Uni- versität Cambridge beschloss, Damen die vollberechtigte Theil- nahme an den Vorlesungen zu gestatten, wurde Miss Clough zur Leiterin des Colleges bestimmt, in dem die Damen wolmcn. In dieser Stellung erwarb sie sich allgemeine Verehrung. Ferner starb am 2. März in Brighton Sir John Coode, einer der hervorragendsten Ingenieure unserer Zeit, 76 .lahre alt. Um den Bau der grossartigen Hafenwerke in Portland hat er be- sondere Verdienste erworben. Bei Fertigstellung derselben, 1872, wurde er in den Ritterstand erhoben. Zu den nach seinen Plänen ausgeführten Hafenbauten gehören auch die zu Worthing in Sussex, die der Insel Man, der Tafelbai sowie die in Port Elisa- beth und St. Hellers (Jersey). Sein Rath in Hafenbauangelegen- licit wurde aus allen Theilen der Welt gesucht. In Annanarivo auf Madagascar offerirt F. Sikora, ein junger Naturforscher, seine Dienste zur Beschaffung madagassischer Na- turalien jeglicher Art gegen massige Entschädigungen. L i 1 1 e r a t u r. Hermann Gruber, S. J., Der |Positivisnius vom Tode August Comte's bis auf unsere Tage (1857 — 1891). Herder'sche Ver- lagshandlung. Freiburg im Breisgau 18',)2. — Preis 2,60 Mk. Das Buch ist aus dem Standpunkte der römisch-katholischen Kirche heraus geschrieben. Der Verfasser weiss in dem von ihm behandelten Gegenstande gut Bescheid. Er bezeichnet den Posi- tivismus zum Schluss einfach als eine Mvstification. f^ Ein Conspectus Florae Africae aus der Feder von Th. Durand und Dr. H. Schinz ist im Erscheinen begriften. Der „Conspectus" ist auf 6 Bände berechnet und wird mehr als 3000 Seiten umfassen. Die Deutsche Litteratur-Zeitung wird seit dem 1. Januar d. J. von Dr. Raphael Löwenfeld, dem Kenner der slavischen Litteraturen, herausgegeben. Bis dahin wurde das von Prof. Max Iioedigi'r gegründete Blatt von Dr. A. Fresenius redigirt. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Im Auftrage des naturw.^, Ver. für Sachsen und Thüringen herausgegeben von Prof. Dr. (). Luedecke (Verlag von C. E. M. Pfeffer in Leipzig 1891) 64. Band (5. Folge 2. Bd.) 4. und .5. Heft. — Enthält 3 Auf- sätze, im übrigen 35 Litteratur-Besprechungen, unter denen 10 der sächsisch-thüringischen Litteratur angehörig. Die Aufsätze sind: 1. W. Luzi, Beiträge zur Kenntniss des Graphitkohlenstoft's, 2. Fr. Schau mann, Bestimmung von Glycerin im Wein, 3. Ed. Zache, Die Entwässerung des neumärkischen Plateaus am Ende der diluvialen Abschmelzperiode. Unter dem Titel Photogfraphische Nachrichten erscheint seit dem 1. Januar im Verlage von Mayer & MüUi'r in Berlin eine von Dr. F. Stolze redigirte Monatsschrift. Die „Phot. Nachr." sind dazu bestimmt, nicht nur dem practisehen Photographe.n und dem Amateur, sondern speciell auch dem Gelehrten, welcher die Photographie als Hilfsmittel für seine Forschungen benutzt, in allen die Photographie und die Reproduction betreffenden Fragen und Vorkomni.sse auf dem Laufenden zu erhalten. Besonderer Werth wird auch darauf gelegt, dass in der Rundschau neben er- schöpfenden Auszügen der wichtigsten Artikel anderer Zeitschriften, die Titel aller technischen und aesthetischen Originalartikel ange- führt werden, die sich auszugsweise nicht geben lassen. Briefkasten. Herrn D. — Für Jhren Zweck empfehlen wir Jhneu das in der Naturwissensch. Wochenschrift Bd. VIT No. 3 besprochene Werk von Hagen: Synopsis der höheren Mathematik. Dort dürften sie die gewünschton Nachweisungen in zuverlässiger Weise finden. — Es sei übrigens bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass die wich- tige Fürstenausche Abhandlung nicht, wie in der Besprechung irrthümlich angegeben, vom Verfasser übersehen worden ist. Herrn O. Schröter. — Den Luftprüfer erhalten Sie bei Fer- dinand Ernecke in Berlin. Königgrätzerstrasse 112. Er kostet 9 Mk. Wegen der anderen Apparate wenden Sie sich au die Firma R. Fuess in Berlin, Alte Jacobstrasse 108. Inhalt: Dr. A. Krause: Afrika im Jahre 1891. —Dr. R. Otto: Neuere Versuche betreffs der Entgiftungskraft_ des Erdbodens. — Ueber Avenarius' Philosophie. — Die Thiergebiete der Erde, ihre kartographische Abgrenzung und museologische Bezeichnung. — Ueber springende Früchte und Gallen. — Inwieweit ist der freie Luftstickstofl' für die Ernährung der Pflanzen verwerth- barV — Neuer Benzin- und Spiritus-Brenner von G. Bartheis. (Mit Abbild.) - Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Hermann Gruber. S. J.: Der Positivismus vom Tode August Comte's bis auf unsere Tage. — Conspectus Floräe Africae. — Deutsche Litteratur-Zeitung. — Zeitschrift für Naturwissenschaften. — Photographische Nachrichten. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur : Dr. Henry Potonie, Berlin N.4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugu Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 11. Nafurwisscnsc'liaftliche Wochonschvift. XXI G r a -©j- Sprech-Apparat. i Von der gesammten Presse und siinimtlichen fach wisseuschaftlichen Autoritäten anerkannt, dass der verbesserte Edisou'sche Phonograph durch das Cii'raninio|ihoii bei Weitem über trotten wird. Durch seinen billigen l'reis HI. 45 ist der Apparat .Ii'dermauii zugänglich. Das Ciiraiiinioplioii gieht Concert-, Musikstiiclie,(iesang. Solo u. Recitation etc. durch Auflegen von .Schall-Platteu ^^^ auf natürlit'lK- Weise wieder. Hl Lanolin-Toilette Cream -Lanoltn Vorzüglich jui «Pfl^ge ber ^aui. Vorzüglich Vorzüglich ?,u baten in tcii mciftcn älrctbefcii mit ©tojeticn. juc SReinbaltuufl uub Söetcdung unintcr <>aut- Itelleii iiub SBuntcii. jur (Scbaltuns einer ante" fjaut, befontetS bei flciiicn JViitftcvii. Hugo Hennig, Berlin SW., 12. Hempers Klassiker -Ausgaben. Ausführliche Special Verzeichnisse gratis und franco. Fcrd. Dümmlers ferlimbücliliaii(lliiiis!. Patentbureau Seit 1878 empfohl. Besorgt u. verwert. Q«»»|- '"'"rm. Patente all. Länder OaCK gratis (Jebrauclis- Muster Marken - Centrale Leipzig j Sauerstoff I :in Stohlc^vlindeiTi.: Dr. Th. Elkan, iBerlin N., Tej^eler Str. 15.1 .i*ii i'iatm In FerUmmler!4 Verlags- buclihaiKlIuiis; in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe. Kuslos am Königl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holz.schnitten. Erscheint in Lie- ferungen ä 1 Mark. ^iW5ffiS»'^5!SSge!^Wj5SW!SI»i« w Ferd. Dümmlars Veriagsbuclihandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. gL'h. Preis 3 Jl-, geb. Preis 4 JL Zu beziehfln durch alte Buchhandlungen. »90«l Aullagre 36 000! (2 2aof föflfidi) einfd)lie6li* il)rer (audj ^ontogs) 8 (f^vatla-^tUa^tn: 1. Deutsch. Hausfreund, ^ .5. Alla.Ztq.f. Landwirth ill(,str.ZBitsi-hnftv.l6L) ruck- seilen, wöchentlich. 2. Mode und Handarbelt, 8seitig mit Schnittmuster; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verloosunqs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau. vierzeiinlägig. Die Hausfrau, 14 tägi-. 7. Produkten- u.Waaren- Markt-Berioht,wticiienii Deutsch. Rechtsspiegel Sa iluiii: nenevCresetzeniKl Reichsger chts - Entscheid.; nach Bedari. foftcn bei jebfr Uollnnftnll pro Duartal ittttr 5 piarh. ©(önelle, au3f il Ijrlit^e uiib unparteiiftfic politiftöe 5-1 e r i dj t e r ft a 1 1 u II 11 ; leine politiftöe ^eoormunbung ber t'eier. — SJiebergnbe iiitereifivenber 3)leinuiig§üu6enniiien ber i^artei: bin tcr aller 5lit[)tungen. — 3lu§iüttrUd)e ^^irrlamentö-^iie^ rid)tc. — Xreiflidie militärif cf)e StuffäRe. — ^"tcreffante ßofQl = , 3:t)eater: unb ©eriditä s ^Jtac^rt töten. — ßin = geljenbfte 5(ad)rid)ten unb au^gcäei^nete Siecenfionen über Ilicatet, >Kufi'. .(tunft unb äBilf enK^af t. — Sluäfüficlicfter tianbclätSicil. — SBoUftänbigfteä Eouiäblott. — Sottevics viften. — ^erfonahiU-rlinberungeu in ber 3lrmee, ^atine unb einil=SerrooUnng Quftij, SeiTtlidjIeil, £cl;rerfcöaft, ©teuerfa(ö, f^orftfadi !C.) (ofort unb »ollftünbig. jeuiUetonä, Womane unb Slotellcn ber Qcmorragenbßen Tutoren. ^n{ei0Cit |t"l' x>ou ftdier-Er StlitrUuitB! S)er 3nl)olt ber ..geclineV Jlei«e(ten gladjcldjtcn'* ift frei oon ^rioolitäten irgenb roclcber ülrt. 3" i^ber gebiibeten ^vomilie finben fie ba^er fieser frcnnbiidie 2lufnQ^me. ft^' S'iix S'omiliiMi s 3(n}ctgcn, Sicuft6otcn> (^>c)iid)c, 3Sahniiii!}f<:9(njci(|cii unb Shitlidic 3Iuiionccii, bic bic i*cbütiiiiifc eines .^ouslinltä betreffen, loitb bic 9lt. a. 31*. UoU in ^ahlunn genommen, luoburd; ber !»e;ng be-j iölatte^j fid) niefentlicö uerbiUigt. *^MB ^^roljenummern auf 2Bunfd) gratis burd) bie (JrpfMtlmi ßfrliii SW., fiöiiiggtä^ct Strome 41. ®9< Pa tentan Avalt Ulr. R. Maerz, Berlin., Leipzigerstr. G7. Ferd. Dümmlers Verlagsbuclihandiung in Berlin SW. 12. Soeben erschien: Viprstelliire Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Graveliii!«. Astronom. 24 Seiten. T.isclionfoi-iiiiit. Preis geheftet 50 Pf. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. DUmmlers Terlagsbuehliand- lung in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, l'iuf. u. üii-cctor der Kj,'!. Slorun arte zu liciliu. Preis 7 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ■a^ij iiiiiiiiiiiiiiiiMii iiiiiiiiiHiiiiimluniinilnmuiiiMiiiMiniiiliiiiHiiiriiiiiliifTTlllliiiiiiniiii'. A «<: ■t£* \ Ferd Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW 12. In iiiiserni V'erl.age er.sc-Iiien : Ueber den Begriff der Kraft mit Bcrück.siclitiguiig des (tlesclzes von der Erlialtuiiij; der Kraft r>r'. Eugen I>r'ehei', weil. Dozent an der Universität Halle. 48 Seiten, gr. 8". l'reis 1 3S♦> '11','.''"'"'"."'"""" ' iirlilllliiillirrniliiiriinr Illllllllllliiilllllljllllllliniii : ' Geologisches und mineralogisches Comtor i<\ Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates and aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer empfiehlt sich den Herren Directoieii und Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant aller geologischen französischeil .Serien, welche für ihre Samm- lungen oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalopoden, Brachyopodeii, Echinodermen und andere .Vbtheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile PHanzen und Miueralion :uis allen Ländern cn gros und en ili'tail. XXII NaturwisseiLscliaftliclic Woclicn.sclirift. Nr. 11. ^iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiniiiiiMiiiiiinMiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiniiiiiMiiii^ I iScitfattcmcH! | s ©ocbcii ei'fdjieii iit iinfciem Sciiasc: | I &nx ^lick I I auf bie ^vofm §xfm\>xmc^m \ I 23on 1 i Rünigt. ^M'eufeifdjcv ,§nn).itnuinn a. S). = I I. 1 I Mit 3ithunft öc-s ciektnfd)en JFcrnfcljcnG. 1 I lUO Seiten flv. S". iSreii 1 »iavf. 1 I 'Jiid)! pliniitafliWlf 3IIu(ii)iicii tirjt tieics 'Sert, fontcrn auf ^cln realen l^obcii r r bei- inobt'viieii Jccbnif fujenb, ircldie bcr Scrfajfev — ein iSdiiilev Touee - auf = = Wniiit 'Ju iabiiiier gtubifii uiib (ffSeiiiiiente rbllii) ['ebeiridjt, ttiflt bttjclbt in tinft i z 'Jlrilit ciiiichicr tUbliantlungcn Ben ÜUtn lu iiturn nvo^avtiHCii O'l'finbiiligcii, : r ii'cldH' iMK' iH'ute mit syenninbevnna, bic 3eitoenoi(en beo l'U. ,Vll)tbunbcitS aber bci-= = : ciiiit mit 5!)}itleib für uni' criiilleii muffen, bie roir iinS nott) ot)ne jene ftannenS- E = liH-rten Hilfsmittel an behelfen hatten. E inirräti;] in aflcn SBncfttjanhlungcn. I Irrb. Diinimlfrs ilfrlofloliuiljljoiiMniiö, Öcriin SW,, 3iinniriltro|f 1»4. | ?iiiiMiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiir Soeben erschien: Zeitschrift für Naturwissenschaften. Unter Mitwii-kuiif; von Geh. Borgi-ath D iincker. Prof. Dr. Freili. V. Fritsch, Prof. Dr. Garcke. Geh. Rath Prof. Dr. Knoblaucli, Geh. Rath Prof. Dr. Leiickart, Prof. Dr. E.Schmidt und Prof. Dr. Zopf, herausgegeben von Dr. 0. Lue decke. 64. Bd. 4,5. Heft. 205 S. m. 1 Taf. und 5 Holzschnitten. Inhalt: Dr. Luzi, Beiträge z. Keniitniss <1. Graphitkohlenstoffes m. 4 Holzschn.; Dr. Schaumaiin, Bestimmung von Glycerin im Wein, nebst Notizen iibei- .Sachs. -thuringsche Weine, m. Tafel; Dr. Zacke, Die Entwässerung d. neumärk. Plateau's am Ende d. diluvialen Abschmelzperiode m. 1 Holzschn. Sächsisch- Thüring'sche Litteratur. Allgem. Litteratur. Neu erschienene Werke. Preis dieses Doppelheftes 4 M. Subscriptlons-Prels für das Jahr 6 Hefte M. 12. — . Alle Buchhandlungen nelnnen Be.stellungen darauf entgegen. C. E. M. Pfeffer, Verlagshandlung in Leipzig. Verlag von Rosenbaum & Hart. Berlin W. Deutsehe Litteraturzeitung. Begründet von Professor Dr. Max Roediger. Mit UiitorstülzuDg (on Dr. Angast Fresenias lioransgfgolieii von Dr. R. Löwenfeld. -I- Preis vierteljährlich 7 Mark, -g- Zu heziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Deutsche Litteraturzeitun" erblickt ihren eigentümlichen Beruf darin, vom Standpunkt der deutschen Wissenschaft aus eine kritische Uebersicht über dasgesammte litterarische Leben der Gegenwart zu bieten. Sie sucht im Unterschied von den Fachzeitschriften allen denen entgegenzukommen, welchen es Bedürfnis ist, nicht nur mit den Fortschritten ihres Faches, sondern auch mit der Entwickelung der übrigen Wissenschaften und mit den hervorragenden Leistungen der schönen Litteratur vertraut zu bleiben. In ihren Mitteilungen bringt die Deutsche Litleraturzeitung eine Uebersicht über den Inhalt in- und ausländischer Zeitschriften, wie sie in dieser Reichhaltigkeit sonst nirgends geboten wird, ferner ständige Berichte über die Thätigken ge- lehrter Gesellschaften, Nachrichten über wissenschaftliche Ent- deckungen und litterarische Unternehmungen, Personalnotizen und Vorlesungsverzeichnisse. Durch die Unterzeichnung aller Besprechungen mit dem vollen Namen des Referenten bietet die Deutsc he Litteraturzeitu ng die Gewähr einer gediegenen und würdigen Kritik. aV~ Die Deutsche Litteraturzeitune: ist ein ausgezeichnetes In- sertionsorgan für die gesammte wissenschaftliche Litteratur. Preis der gespaltenen Petitzeile 20 Pf. Beilagen nach Uebereinkunft. -^ß Ferd. DUmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abbildungen. gr. 8". g'eli. Preis 6 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung^ in Berlin sind erscliieuen: Allgemein-verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft L (Sepai'atabdriicke aus der „NatHrwisseiLScliaftlichen Wochensclirift.") Heft 10 9. lieber den sogenannten vierdimensionalen Raum i, von Dr. V. 'Schlegel. U Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prot Dl. A Schubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, Insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepeliii. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapff. Die Bakterien und die Art Ihrer Untersuchung von Dr. Uob. Mittinann. iMit S Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) In den palaeo- lltlschen Formationen von Dr. IL Potonie. Mit 1 Tafel. lieber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen Im thlerischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzelt von Dr. M F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. ' lieber Laubfärbungen von L. Kny. schnitten. Mit 7 Holz 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welfräthsel" von Dr. Eugen Drelier. 12. Das Räthsel des Hypnotlsmus von Dr. Karl Friedr. Jordan. l:j. Die pflanzengeographische Anlage Im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Felonie. Mit -J Tafeln. 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. 1:}. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. IG. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bebbcr. Mit I Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf.. Heft 5—16 ä 1 M. Redaktion: ^ Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 20. März 1892. Nr. 12. r Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Poat- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— Bringegeld bei der Post 15 A extra. Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Ji. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Debereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit Tollständiger Qaellenangabe gestattet. Verfahren zur Einbalsamirung von Fischen und ähnlichen Objecten. Von Prof. Job. Frenzul in Cördoba (Argentiuien). Einleitung. Vor einigen Jahren hatte ich in den zoologischen Jahrhüchern*) Mittheilnng über ein Verfahren gemacht, um zoologische und anatomische Präparate mittelst Glycerin- durcbtränkung herzustellen. Am Schluss jener Schrift hatte ich meine Versuche mit Wirhelthieren kurz berührt, ohne dieselben jedoch eingehender zu behandeln, da sie dem Abschlüsse noch nicht nahe waren. Die Zeit, die nun inzwischen vergangen, ist zur weiteren Ausbildung des Verfahrens benutzt worden, welches ich, soweit es sich auf Fische und ähnlich zu behandelnde Thiere bezieht, im Folgenden besprechen möchte, indem ich vor- läufig jedoch ein wesentlich neues Verfahren zurilck- l)ehalten niuss, welches auf einer ganz neuen Grundlage beruhend, für alle übrigen Objecto, besonders für ana- tomische Präparate u. s. w. angewendet werden soll. lieber die geschichtliche Entwickelung des Balsa- mirungsverfahren hat sich besonders Laskowsky**) er- gangen, indem er ausführlich auf die Gebräuche bei den alten Aegyptern, Römern etc. eingeht. Der grosse Gegen- satz, welcher sich zwischen Alten und Neuen ergiebt, be- steht danach in erster Linie darin, dass jene Mumien herstellten, indem sie ihre Objecto durch Verdunsten des natürlichen Wassergehaltes lufttro cken machten, während neuerdings, wie bekannt ist, das Wasser durch eine mit diesem mischbare nicht eintrocknende Substanz, das Gly- cerin, ersetzt wird. Auf eine recht interessante Ausnahme von der Mumi- fication der Alten möge hier kurz hingedeutet werden, nämlich auf die sogenannte Römische Leiche vom Jahre *) Verfuhren zur Horstellung von zoolog. und :miitomisclien Präparaten mittelst der Glycerindurehtriinlcung. — Zuolog. Jahr- bücher Bd. I Heft 1. -- 1886. **) Dr. S. Laskowsky, L'Embaumement, la conservation des Sujets etc. H. Georg 1S8G. 1485*), über deren Auffindung bei Burckhardt das Nähere zu finden ist, während H. Thode uns weitere Einzelheiten darüber berichtet. Dieser Autor geht auf drei Quellen zurück, wovon die erste: Diarium Romanum urbis ab anno 1481 ad 1492 auctore anonyme synchrono, Notario de Nantiporto etc. berichtet, dass der Leichnam eine Mixtur hatte, „welche ihn, wie man sagte, . . . conservirt hätte." Etwas auffallend dabei inuss die Stelle sein, welche lautet: „Mau weiss nicht genau, ob er männlich oder weiblich war", auffallend deshalb, weil an anderen Orten angegeben wird, dass die Leiche frisch und be- weglich gewesen sei, wie die eines eben gestorbenen Mädchens etc. „Sie hatte ganz die Farbe des Lebens . . ., Augen halb offen . . ., und war sehr schön." Wenn weiter geschlossen wird, dass es „wahrscheinlich eine Wachsmaske war, so würde doch, wie wir gleich sehen werden, damit nicht das Vorhandensein von ätherischen und anderen Oelen zu vereinigen sein, da diese doch eine solche Substanz hätten stark angreifen müssen. Die zweite Quelle: Stephan! Infessurae senatus popu- lique Romani scribae diarium urbis Romae giebt weiter an, dass die Leiche überzogen war (involntumj mit einer Mixtura odorifera, und dass sie sehr beweglich war, wie man auch die Zunge herausziehen konnte, welche alsbald wieder in ihre Lage zurückkehrte. Erst beim Stehen an der Luft wurde ferner die Haut schwarz, ohne dass je- doch Fäulniss eintrat. Man meinte endlich, dass jene Mixtur aus Myrrhen und Olivenöl verfertigt war oder aus Aloe und Terpentinöl. Die dritte Quelle, zum Schluss, die Chronik Perugias von F. Matarazzo betont, dass die Leiche „era en una grandissima copia de liquore", welche wie F. Kurtz**) ; *) H. Tliode : Die Komische Leiche von 1485. — Mittlieilungen |des Instituts für österreicliische Gescliichtsfurschung Bd. 4 tieft 1. **) Thode 1. c. — S. 15 Anm. 1. ' ' 112 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. meint, wohl Olivenöl war mit anderen Beimischungen, vielleicht Terebinthenharz (Pistacia Terebintlins). — Wie man sieht, war mit der Conservirung dieser so- genannten Römischen Leiche ein ganz erstaunlicher Grad von Vollkomnienheit erreicht worden, die um so mein- zu l)evvundcrn ist, als man kaum einen Anhalt hat, w()durch sie bewirkt worden ist. Denn der mcnschliclie Körper ist doch von wässrigen Flüssigkeiten durchtränkt, welche sich nicht so ohne weiteres mit den Oelen mischen. .Soll also jene Leiche wirklich in einer ölartigen Flüssigkeit gelegen haben, so muss man sich fragen, wie sie nicht in Fäulniss übergegangen ist, und wie das in iin- ent- haltene Wasser nicht im Laufe der .lahrhunderte ver- dunstete. Sie lag nur, wie mir bekannt, in einem mar- mornen Sarkophog*), der „völlig geschlossen" war (cassa mannorea), mit Hülfe eines Bleiverschlusses. Dieser Ver- .schluss kann aber zum mindesten nicht den Eintritt der Fäulniss verhindert haben, wenn die Leiche nicht auf eine ganz l)esondere Weise präparirt worden ist, worüber indess kaum irgend eine Vennuthung geäussert werden kann. Dies ist jedoch nicht der einzige Fall einer gut ge- lungenen Einbalsamirung; denn nach Thode (1. c. p. 14) geben Georges Perrat und Charles Chipiez (Geschichte der Kunst des Mittelalters) an, dass man eine ägyptische Mumie aus der Ramessidenzeit, in Leinen gehüllt, ge- funden hätte, deren Glieder sich noch biegen Hessen, und deren scheinbar noch schwellende Haut fest anlag, während nur die Farbe eine schwärzliche war. Wenn ich mir schon an dieser Stelle eine Vermuthung erlauben darf, so sind alle diese Einbälsamirungen, wie auch die späterer Zeiten zunächst wohl mit einer anti- septisch wirkenden, mit Wasser mischbaren und schwer verdunstenden Flüssigkeiten hergestellt worden, wenn man dann nicht noch, — ich erinnere an das moderne Semper'sche Verfahren — , das Wasser durch eine fette oder harzige Substanz verdrängt hat. — Nachdem in der neueren Zeit im Glycerin ein Stoff gefunden war, welcher, sich mit dem Wasser mischend, dasselbe zu verdrängen im Stande ist, und dabei die Eigenschaft hat, nicht oder äusserst wenig zu verdunsten, so ist es heutzutage nicht mehr schwierig, menschliche und andere Leiclien vor der Fäulniss und vor dem Aus- trocknen zu schützen. Wendet doch fast jedes ana- tomische Institut dies oder jenes Verfahren an, die alle darauf hinauszielen, die Leichen zu Sectionszwecken zu cbnserviren, wobei es auf ein gutes pralles Aussehen, so- wie auf ein langandaucrdes Erhaltenbleibcn der Farben gar niclit ankommt. Dies letztere ist freilich ein sehr schwieriger Punkt. Er hat aber weniger wissenschaft- liches, als vielmehr ein technisches Interesse, da es nur bei der Einbalsamirung von Leichen in Betracht kommt, um ihnen ein durch lauge Jahre hindurch gleichbleibendes gutes Aussehen zu geben, ihre Formen prall und in den natürlichen Verhältnissen zu erhalten etc., ein Verlangen, dem. bis jetzt wohl noch nicht zur Zufriedenheit ent- sprochen sein dürfte. Allerdings begnügt man sich zu- meist wohl auch damit, die Leiche kurze Zeit, etwa so lange wie sie üft'eutlich ausgestellt wird, „frisch" zu er- halten, was ja sehr bequem durch eine Injectiou einer Glycerinmischung zu erreichen ist. 1. Allgemeiner Theil. Die zoologischen und anatomischen Museen .spalten sich im Allgemeinen in zwei Theile, den rein wissen- schaftlichen und den zu Lehrzwecken dienenden. Nach *) Biirckliardt, Cultur dor Renaissance, III. Aufliigo von L. Geiger Bd. I S. 230. diesen beiden Principien müssen die Sammlungen einen verschiedenen Charakter tragen, sowohl nach der Art ihrer ConServirung, wie auch ihrer Aufstellung und Vor- führung. Im ersteren Falle müssen die Objecte so be- handelt sein, dass an ihnen die beabsichtigten wissen- schaftlichen Untersuchungen vorgenommen werden können, oder dass sie geeignet sind, um als sichere Belegstücke, Typen oder Documcute der Species zu dienen. Dauer- haftigkeit auf der einen Seite, Erhaltung der Gattungs- und Artunterschiede auf der anderen Seite sind die wichtigsten Anforderungen, die man an solche Objecte stellt. Auf das Nebensächliche kommt es dabei ja gar nicht an, so naincutlich nicht auf das schöne Ansehen, auf natürliche Farbe, lebhafte Stellung u. s. w. Daher ist und bleibt der Alcohol das beste Couservirungsniittel für wissenschaftliche Sammlungen, obgleich er ja den Uebelstand mit sich bringt, viele Farben zu zerstören, ein Uebelstand, der aber oft durch eine vorhergehende Behandlung vermieden werden kann, wie sie beim Fixiren und Härten Anwendung findet, indem sie zugleich die schrumpfenmachenden Eigenschaften des Alcohols ver- mindert, z. B. Sublimat, Chromsäure, Alauu etc. Der Alcohol dient so namentlich für Coelenteraten und Würmer, zumeist aber ancli für Echinodermen und viele Mollusken; denn obgleich bei der grossen Mehrzahl der letzteren noch heute die blosse Schale zum Bestinunen der Art ge- nügt, so weiss mau doch, dass in recht ähnlich aus- sehenden Schalen recht Verschiedenartiges stecken kann, weshalb eine Conservirung der ganzen Thiere in Spiritus ohne Zweifel den Vorzug verdient, wie es ja auch für Opisthobrauchien und Cephalopoden der Fall ist. Die meisten Insecten hält man bekanntlich trocken, da ihre harte Panzerung dies erlaubt; Krebse hingegen mehr in Spiritus, wie ferner die Larven etc. der Insecten, die Spinnen etc. Dasselbe gilt sodann von den Fischen, Am- phibien und Reptilien, von denen man nur besonders grosse Exemplare abbalgt und ausstopft, wie Haie, Krokodile etc. Während man die Vögel weiterhin früher allgemein ausstopfte, was z. T. deshalb geschah, als eine Sonderung von wissenschaftlicher und Schausammlung kaum irgend- wo durchgeführt wurde, so begnügt man sich jetzt zu- meist mit dem Balg und dem Skelett, was beides zu wissenschaftlichen Zwecken völlig genügt, zumal das Aus- stoj)fen gar zu leicht in handwerksmässige Spielerei hin- ausläuft. Auch Säugethiere werden für wissenschaftliche Zwecke nicht mehr in dem Maasse wie früher ausgestopft, denn kleinere Säugethiere setzt man in Spiritus und grössere führt uns der Zoologisehe Garten noch besser vor. Das Sehaumuseum hingegen verfolgt ganz andere Ziele als eine wissenschaftliche Sammlung. Es beschränkt sich in seinen Objecten auf das Hervorragende, auf das Interessante und endlich auf das wirthschaftlich, medi- cinisch oder sonstwie Wichtige. Es soll dem grösseren Publikum einen Einblick in die Thierwelt geben, soweit dies die zoologische Gärten und Aquarien nicht tliun. Infolgedessen nmss sich auch die Behandlungsweisc der auszustellenden Objecte ändern. Der Spiritus verdirbt zu oft die Farbe, die dem Laien als eine so wichtige Eigenschaft der Thiere erscheint; im Glasgefäss ferner, das aus tech- nischen Rücksichten im Allgemeinen eine Cylindergestalt hat, die wieder einer grossen Anzahl von Thieren nicht zukonnnt, wird der Ueberblick erschwert und nichts ist handgreiflich genug. Grosse Glasgcfässe sind ausserdem teuer. Für den ganzen Typus der Coelenteraten und den der Würmer bleibt allerdings kaum eine andere Auf- stellungsart übrig, als die allgemein gebräuchliche. Sie ist hier auch deswegen besonders am Platz, als jene Thiere grüsstentheils Wasserbewohner sind und daher in ihrem Nr. 12. Niiturwisseusehaftlielic Woclienselirift. 113 natürliclien Element zu weilen .scheinen. — Zur Ver- meidung grosser flacher Gläser pflegt man Echinodermen wohl zu trocknen, wobei sie leider viel von ihrem natür- lichen Ansehen cinbüssen, was ja auch l)ei den Corallen- stöcken eintrifft. Besser eignet sieh das Trocknen — eine Art von Mumification — für die Krebse und vor- züglich für die Insecten. Fische stopft man vielfach aus, oder hall)irt und trocknet sie, nachdem man die Wcich- theilc entfernt hat, oder man priiparirt den l>alg wohl auch auf einen Gypsabguss etc. Für Anuren und Rei)tilien hat man ebenfalls Ausstopfe -Verfahren u. dergl. in An- wendung, hauptsächlich dadurch veranlasst, um grosse Gläser zu sjjaren. Für eine Scliausanunlung eignen sich endlich die Vögel am besten in ausgestopftem und nion- tirtem Zustande, während man die Säugetiiicre hier und da in Papier-Mache etc. nachbildet. Anatomische Präparate von VVeichthcilen, soweit sie dem Publicum vorgeführt werden, wurden und werden noch mit wenigen Ausnahmen in Alcohol conservirt. Hauptsächlich für Schau- und Lehrzwecke, denen eine Schausannnlung ja mehr zu dienen hat als der Neu- gierde eines müssigen Publicums, sind nun andere Me- thoden etni»fohlen worden, so namentlich für kleinere ana- tondsche Präparate das Semper'sehe Verfahren, für vieles andere aber die Glycerindurchtränkung. Ersteres hat den Zweck, die Tiersubstanzen durch eine Art von Verharzung in eine feste, steife Masse zu verwandeln, letztere aber, üu' im Gegentheil ihre Schmiegsamkeit und Prallheit zu belassen, was, wie wir schon sahen, dadurch geschieht, dass das „Gewebswasser" durch das nicht eintrocknende und an sich nicht verderbende Glyeerin ersetzt wird. Wie als Vorläufer dieser Methode die Behandlung mit Zucker anstatt mit Glyeerin zu l)etrachten ist, so findet man etwas Analoges im Einsalzen, wie es zum Haltbar- niachen von Fleisch, Fischen etc. seit langer Zeit Ge- brauch ist. Die mit Hülfe des Glyeerins bewirkte Conservirung könnte man am zweekmässigsten als Einbalsamirung bezeichnen, wenn man darunter etwa die Eigenschaft des Präparats versteht, in einen lufttrockenen Zustand, nicht in Verwesung überzugehen und die natürlichen Formen möglichst naturgetreu zu erhalten. Zwar wurde, wie wir schon sahen, j'ener Ausdruck von den Alten für ihre wesentlich durch Mumification erhaltenen Präparate angewendet, doch hatten sie offenbar den Wunsch und die Absicht, jenen Forderungen gerecht zu werden. Ab- gesehen von einigen aromatischen Stoffen erreichten sie die Haltbarkeit wesentlich durch Wasserentziehung. Im Anfang der modernen Zeit herrschten im Allge- meinen noch dieselben Gebräuche, nur dass man die Dcs- inficirung rationeller betrieb. Dann trat eine Neuerung ein. „Um das Wasser zu ersetzen" (Laskowsky 1. c. p. 52) „wclclies die Fäulniss ])ewirkt, aber zu gleicher Zeit den Geweben ihre Biegsamkeit und Consistenz giebt, musste man eine fixe Flüssigkeit finden, welche sich nicht zer- setzt, nicht gerinnt und nicht verdampft, und welche zum Wasser eine grosse Verwandtschaft hat, n)it welchem sie sich in jedem Verhältniss mischt"; so kam man darauf, das Glyeerin einzuführen, nachdem vorher schon, freilich ohne vollkommene Resultate, ein Zuckersyrup zur An- wendung gebracht war. Das Verdienst dieser Neuerung gebührt ohne Zweifel van Vetter, während Laskowsky das Verdienst in Anspruch nimmt, das Glyeerin zuerst (1864) zur Injection angewendet zu haben. Ohne dass allzu viel davon in die Oeffentlichkeit drang, wurden nun verschiedene Glyceringemische, so etwa Glyeerin nnt Carbolsänre und Alcohol in den Ana- tomien benutzt, mit dem Hauptzweck, durch Injection der Gefässe Leichen zu Sectionszwecken zu conserviren. Be- sonders Stieda*) erzielte durch reines Glyeerin mit event. Zusatz von Carbolsänre schöne Präparate, wie man sie s. Z. auf der Aus.stcllung bei Gelegenheit der 5*J. Naturforscherversammlung in Berlin (1886) sehen konnte. Im Allgemeinen hatte man sein Augenmerk mehr auf anatomische und weniger auf zoologische Präparate ge- richtet; im erstercn Falle auch nur, wie wir soeben sahen, das Glyeerin mehr als fäulnisswidriges Jlittel vcr- werthet, während man, von Knochen und Bäiulerj)räj)araten abgesehen, nicht beabsichtigte, die einzelnen Organe zu Demonstrationszwecken zu conserviren. Im letzteren Falle hingegen wurde erst durch die Bemühungen Bischoffs und Wiekershcimers die Aufmerksamkeit der Zoologen von neuem auf die in der Anatonnc schon längst bekannten Methoden gerichtet. Nachdem icli ndcli darauf vielfach mit diesem Gegen- stand beschäftigt hatte, veröffentlichte ich zunächst in Kürze mein „Verfahren zur Herstellung von zoologischen und anatomischen Präparaten" etc. und fasste hierauf besonders die Präparation von Fischen ins Auge, deren schöne Conservirung gerade für Schaustellungen besonders erwünscht erschien. Die i)ariser Ausstellung von Jahre 1889 gab mir Gelegenheit, eine Samndung von argen- tinischen Fischen, mit Glyeerin präparirt, einem grösseren Publicum vorzuführen, ohne dass ich leider im Stande war, die Behandlung der Präparate zu überwachen, so dass mir trotz mehrfacher Anfragen über deren Schicksal und Verbleib nichts bekannt geworden ist. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass Max Flesch**) zur Conservation von Gehirnpräparaten eine „Glycerinimbibition" vorsehlug, die er nach Härtung des Gehirns in Alcohol vornähme. Ebenso zeigte ndr H. Virchow vor einigen Jahren sehr schöne Gehirne in Glyeerin, die, wenn ich nicht irre, zu- erst mit MüUcr'schcr Flüssigkeit fixirt waren. Leider liegt in der Verwendung des Glyeerins ein sehr grosser Fehler, der in der so bedeutenden hygros- eopisehen Eigenschaft dieser Substanz begründet ist. Der Umstand veranlasste mich, es soweit als möglich wieder auszuscheiden und durch weniger hygroseopische Stoffe zu ersetzen. Ein solches Gemisch, zur Conservirung von Fischen etc. wird weiter unten angegeben werden. Allein für anatondsche und zootomische Präparate, ferner für ganze Thiere überhaupt, von den Fischen abgesehen, scheint es mir noch nicht gut genug zu sein, so dass ich es daher nicht in letzterer Hinsicht empfehlen kann. Für erstere ist, wie wir bereits sahen, die Durchtränkung mit Terpentinöl sehr am Platze, und wenn man dies nicht verdampfen lässt, sondern durch ein Oel ersetzt, oder, wie ich früher einmal versuchte, durch ein Harz (z. B. Canadabalsam), so erzielt man oft prächtige Prä- parate. Sie sehen etwa wie geschmolzene Zuckermasse (Bonbonmasse) aus und lassen sich vorher mit Wasser- farben nach Belieben bemalen. Zur Oeldnrehtränkung benutzte ich mit gutem Erfolg eine Gemisch von Oliven- oder Rhizinusoel mit etwas Leinöl oder Firniss, sodass die Präparate im Gegensatz zur Terpentin- oder Harz- durchtränkung beweglich und biegsam blieben. Da aber bei diesen Processen absoluter Alcohol nicht zu vermeiden ist, so kann man .sich dabei leider nur nnt kleineren Objecten befassen. Für grössere Objeete muss man bestrebt sein, die Anwendung von Alcoh. absol. nach Möglichkeit zu ver- meiden. So schön ferner die Gel- oder Harzdurchtränknng auch ist, so giebt sie dem Präparate doch oft eine nicht *) Müller's Arcliiv, Abtli.'il. für Auatomie 1885 S. llL' Ms 119 (Hrft 1 u. 2). **) Notiz znr Ti'chiiik iIit Cdiiscrviition von Gi'liiviipii4i:initon. — Anatom. AnzeiRcr Nr. 10. 1887. 114 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. I erwünschte Durchsichtigkeit, eine glasige Beschatfenheit. Trotzdem ist sie für kleinere Fische u. s. w. ganz am Platze, wesshalb hier mit wenigen Worten dieses Verfahren angegeben sein möge. Eine Injection findet hierbei nicht statt, da sie erstens weitere Hilfsmittel erfordern und unnöthige Mühe und Arbeit verursachen würde. Denn so leicht auch ein Säugethier zu injiciren ist, um so schwieriger ist dies bei einem kleineren Fisch und geradezu unmöglich bei einem wirbellosen Thier. Man nimmt daher erst, wie es Semper für derartige Zwecke empfahl, eine Härtung der Gewebe mittelst Alcohol, oder besser mittelst einer ca. 5 bis lOproccntigcn .Sublimatiösung (in Alcohol, aiicli in Wasser) vor, oder benutzt nach Hempcr Chromsilure (1%), Chromessig u. dergl., welch' letztere Substanzen jedoch oft den Nachtheil l)riiigeu, sich durch Oxydation an der Luft grau-grün zu färben. Jene Flüssigkeiten ersetzt man allmählich durch Alcoh. absol., bis alles Wasser sorg- fältig entzogen, und durchtränkt darauf mit Terpentinöl, dem man unter Umständen sofort etwas (ca. 1 : 10) Rhizinusöl zusetzen kann, da sich dies in gewissem Grade mit Alcohol mischt. Will man nun mit einem Oel durch- tränken, so empfiehlt sich ein Gemisch von Oliven-, Rhi- zinus- und Leinöl, dem man besser noch ein Harz hinzu- fügt, um dem Eanzigwerden vorzubeugen. Anstatt jenes Gemisches kann man nun auch sofort ein Harz anwenden, wie etwa Damar, Canada "der Colophonium in Terpen- tinöl, denen man wieder etwas Rhizinusöl zugeben kann, um eine gewisse Geschmeidigkeit zu bewahren. — (Fortsetzung folgt.) Afrika im Jahre 1891. Von Dr. A. KiHuse. (Schluss.) Die britischen Besitzungen. Nachdem im Jahre 1891 die englische Interessensphäre in Ost- Afrika eine beträchtliche Erweiterung erfahren hatte, ist im ver- gangenen Jahre die Abgrenzung derselben gegen das italienische und portugiesische Gebiet erfolgt. Die Grenze gegen das italienische Gebiet läuft von Ras Kasar am rothen Meere theils Parallel- und Längenkreisen, theils Flussläufen folgend bis zur Mündung des Jubflusses. Kassale, wie auch das Gebiet der von Telecki und Höhnel erforschten Seen, des Rudolf- und Stephanie-Sees, wie der gesammte Oberlauf des Nils fallen danach in den britischen Maclitljereich, der nun, abgesehen von der Unterbrechung durch das Mahdi-Reich, sich von Alexan- dria am Mittelmeer bis zum ostafrikanischen Schutzgebiet am indischen Ocean erstreckt. — Auch mit Portugal ist endlich am 3. Juli 1891 eine Grenzvereinbarung zu Stande gekommen, welche den niehrjährigen Streitig- keiten zwischen beiden Ländern ein Ende macht. Das ganze Manika - Plateau ist den Engländern zuerkannt worden; das britische Nyassa-Land scheidet endgiltig die portugiesischen Besitzungen in Ost- und West-Afrika, Mozambi(iue und Angola. Ein viel erstrebtes Gebiet ist das kupferreiche Katanga , das zwischen den beiden Quellflüssen des Congo, dem Luapula und Lualaba gelegene Hochland, welches durch die Reisen von Livingstone, Böhm und Reichard und Giraud erschlossen worden ist. Nach- dem schon 1890 der Engländer A. Sharpe in dies Ge- biet gedrungen war und Msiri, den König von Garen- ganse, vergeblich zur Anerkennung der englischen Ober- hoheit zu bewegen gesucht hatte, hat im Jahre 1891 der berühmte Afrikareisende Joseph Thomson in Begleitung von Grant, dem Sohne des liekannten Nilquellenent- deckers, Colonel Grant, eine Expedition dorthin unter- nommen. Seine im Auftrage der britischen südamerikanischen Seengesellschaft ausgeführte Reise hatte den Zweck, die Oberhoheit der genannten Gesellschaft über dieses Gebiet durch Verträge mit den Häuptlingen auszudehnen. Nach den vorläufigen Mittheilungen des inzwischen nach London ziu'ückgekehrten Reisenden hat er seinen Zweck erreicht und ausserdem auch wichtige geographische Ergebnisse erzielt, durch welche die Kartographie der Gegend des Bangweolo-Sees beträchtlich verändert wird. Derselbe ist nacli ihm ein Stauwasser des Tschambesi, des eigent- lichen Quellflusses des Congo, und besitzt selbst in der Regenzeit keine grössere Tiefe als 7 m. Der Congostaat. Die Grenzstreitigkeiten mit Portugal sind durch das Abkommen vom 25. Mai 1891 in der AVeise erledigt worden, dass das Lunda- oder Muata-Yamvo -Reich zwischen beiden Staaten getheilt wird. — Das obenerwähnte kupferreiche Katanga ist auch von Seiten des Congo-Staates als begehrenswerthes Object in's Auge gefasst worden. 3 Expeditionen sind dorthin abgegangen, unter Führung von Lieutenant Paul Le Marinel, AI. Delcommune und Capitain Bia. Erstercr soll Msiri zur Anerkennung der Oberhoheit des Congo- staates bewogen haben und zwischen Katanga und Lusambo, der Station des Congostaatcs am Sankuru- Lubilascli, 7 Stationen gegründet haben. Im Norden des Congostaatcs hat van Gele festgestellt, dass eine Verschiebung der grossen Krümmung des Ubangi ober- halb der Fälle bei Zongo um ca. einen halben Grad nach Norden stattfinden muss. Durch seine Routenauf- nahmen ist der directe Anschluss an diejenigen Dr. Junker's am Uelle (= Ubangi) erreicht worden. Hier seien noch einige im vorigen Jahre verötfent- liclitc Schriften erwähnt , welclie einen Beitrag zur Geschichte der Stanley'schen Emin Pascha -Expedition liefern. Unter dem Titel „Stanley 's Nachhut in Yambuya unter Major Edm. M. Barttelot" veröffentlichte der Bruder des Ermordeten, Walter G. Barttelot, eine Reihe von Briefen und Actenstücken, welche das Benehmen Stanley's gegen seine europäischen Begleiter nicht gerade in bestem Lichte erscheinen lassen.*) Ferner erschienen aus dem Nachlasse Jameson's, des auf der Rückfahrt in Bangala verstorbenen Naturforschers der Expedition, die von seiner Frau herausgegebenen „Forschungen und Erlebnisse im dunkelsten Afrika", welche bezüglich der V^orgänge im Lager von Yambuya mit Barttelot's Darstellungen ülier- einstimmen.**) Endlich hat auch Casati, der langjährige Gefährte Emin's, ein grosses 2 bändiges Werk über seine Erlebnisse im äquatorialen Afrika erscheinen lassen, das freilich nicht den gehegten Erwartungen entsprochen hat, auch über das Verhalten Emin's nicht volle Klarheit ver- breitet.***) *) Barttelot, Walter G.: Stanley's Nachhut in Yambuya unter Major Edui. M. Barttelot. Mit ih^n Tagebüchern und ßrirl'en des ermordeten Majors Barttelot in Antwort und Widerlegung der V. H. M. Stanley gegen die Ofliciere der Nachhut der englischi-n Emin Pa9cha-Irkan auf mich ausübte, als er in seiner fürchterlichen Gewalt den Nr. 12. Naturwissenschaftliclie Wochenschrift. in Firth (if Forth hinunter blicss. Als wir hei der .Si,i;iialstation am nördlichen Briiclienliopf anlangten, kam der Zui;- zum Stillstehen, das Gleis war nicht frei; hier der vollen Wucht der tobenden Elemente ausgesetzt, mussten wir fünf Mi- nuten warten. Der Sturm heulte fürchterlich, das Gitter- werk der l?rücke ächzte und stölnitc und sticss von Zeit zu Zeit „Klagciaute aus, die das Geheul des Sturmes noch übertönten, und die W agen des Zuges tanzten fiirm- lieli auf den Schienen. Ein Stoss, stärker als alle vorher- gehenden, hatte soeben den Zug von Anfang bis Ende zum Erzittern gebracht, als das Signal anlangte, die Gleise seien frei. Laugsam und nur mit Aufljietung aller Kräfte konnte der Zug sieh vorwärts bewegen, es war, als ob die Elemente selbst ihn zurückhielten. Wälirend die Wagen rüttelten und schüttelten, als ob wir auf einem steinigen Wege dalnnfuhren, während der Zugwind in den Abtheilen das Gas auszuhischen drohte, verrieth die ]5rücke selbst nur geringe Bewegung, das Riesenwerk trotzte kühn und erfolgreich den tobenden Elementen. Endlich gelangten wir am südlichen Ende der Brücke an und waren froh, wieder festen Grund und l.oden unter uns zu haben. Wer au einem solchen Abend gereist ist, der hat für immer Vertrauen in die Standsicherheit der Brücke, und für das reisende Publicum niuss es eine Genugthuung sein, zu wissen, dass dieser heftige Orkan der Brücke kein Leid anzuthun im Stande war. Fragen und Antworten.*) Wie ist die Eiitsteliimg' des „Dw.vka-Coiigrlomerats" Südafrikas zu denken? Den Fragesteller verweisen wir auf den Artikel des Dr. F. M. Stapff in der „Naturw. Wochenschr." Bd. III No. 13 S.97 u. s. w. (1888 u. 1889) „Das „glaciale" Dwyka- Conglonierat Südafrikas", und fügen das Folgende hinzu, indem wir aber etwas ausholen, um auch weiteren Lesern verständlich zu sein. Wir benutzen dabei die in der „Naturw. Wochenschr." noch zu besprechende neueste, 7., Auflage der ausge- zeichneten „Elemente der Geologie" von H. Gredner (Verlag von Wilhelm Engelmanu in Leipzig 1891, S. 510—511). In der Umgebung des Indischen Oceanes, nändieh in Südaustralien, Südafrika und Indien — sagt C. — sind in enormer Verbreitung mächtige kohlen- und pflanzenführende Schichtensysteme entwickelt, welche sieb durch den ein- heitliehen Typus ihrer Floren als zu einem ursprünglich zusammenhängenden Ablagerungsgebiete gehörig erweisen und in ungestörter, ziendich schwebender Lagerung und in beinahe eontinuirlicher Reihe eine fast auschliesslieh terrestre Facies des Carbons und Perms, der Trias- und Juraformation vorstellen. In Australien und Südafrika be- ginnen dieselben mit Schichten, welche Lepidodendron und z. T. auch Sigi Ilaria und Stigmaria enthalten und den em-opäischen Kulm repräsentiren. Auf sie, in Indien discordant auf das ürgebirge, folgt nun ein mäch- tiges, z. T. flötzreiches System, dessen untere Complexe (siehe die Tabelle) trotz des durchaus abweichenden Habitus ihrer Flora Aequivalentbildungen des Obercarbons und des Perms der nördlichen Hemisphäre sind. Ihr auf- *) Da die obige Rubrik ..Fragen unil Antworten" seit längerer Zeit nicht iu Anwendung gekommen ist, nehmen wir Veranlassung, den Leserkreis (zugleich als Antwoi-t auf diejenigen Anfragen, die keine Beantwortung gefunden haben) darauf aufmerksam zu machen, dass in der obigen Rubrik nur diejenigen Kragen Auf- nahme linden können, von denen angenommen werden kann, dass die- selben auch für den Leserkreis grösseres Interesse bieten. Die übrigen Anfragen finden im „Briefkasten" ihre Erledigung, aber auch nur dann, wenn dieselben in das (Jebiot der „Naturw. Wochenschr." schlagen. Red, fallendes Gepräge erhalten diese Floren dadurch, dass in ihnen, trotzdem sie in Australien und Indien in Ver- gesellschaftung mit typischen Kohlenkalkfossilien auf- treten, doch die charakteristischen Pflanzen der Stein- kohlenformation, also Sigillaria, Lepidodendron, Astero- phyllitcs, Annularia u. s. w. durchaus fehlen, dass diese vielmehr l»ercits mesozoischen Formen Platz gemacht haben. Unter letzteren sind vor allen Glossopteris und Gangamopteris als die verbreitetsten, dann Sagt-no- pteris, Voltzia, Nocggcrathiopsis, Schizoneura, Phyllothcka und Vertcbraria hervorzuheben. Südaustralien. Indien. Afrika. Trias Hawkesbury- Schiclitcn Obere (t 0 n d w a n a - Formation: Panchet-Schichten Obere Karroo- Formation: Stnrud)lTg- Schichten Beaufort-Scliichtcn Glosso- pteris- Pacies lies Perms and Ober- Carbons Newcastli'-St(uu- koldeufcinuati(ui. Stony-Crck- Scliiciiten mit Glossopteris und mariiK'r Carl)Oufauna Bacchus Marsh - Conglomcrat (glacial) U n t e r e Gondwana- Format ion: Damuda - Kolilen- foruiatiou Kaharbari- Schichten. Talchir- Couglomerat (glacial). Untere Karroo- Formation : Ekka-Schiclitcn (Kiud)i'rlcv- Schicfci-j Dwyka- Couglomerat (glacial) Unter- Carbon Lepidodenilron- Schichtcn — Lepidodendron- Schichten Das Versehwinden der echtcarbonisehen Flora und das Auftreten dieser neuen Pflanzenvergesellschaftung von mesozoischem Typus steht in .jedem der oben bezeichneten Areale in Verknüpfung mit gewissen auffallenden Er- scheinungen, welche man als Spuren eiuer car honen Eiszeit der südHchen Hemisphäre gedeutet hat. Die- selben offenbaren sieh im Auftreten grosser und kleiner, z. T. geschlitt'ener und gesehranmiter, fremder Gesteins- blöeke innerhalb der thonig-sandigen Basisschiehten jenes Complexes (siehe die Tabelle), welche dadurch den Ha- bitus einer Grundmoräne erhalten. Nun speciell zum Dwyka-Conglomerat! AVie aus der obigen Tabelle ersichtlich i.st, bildet es die Basis der „Karrooformation". Es ist ein eigenthündiches, also ober- carbonisches Conglomcrat, welches wie gesagt Erscheinungen darbietet, die wir für glaciale Ablagerungen als charakte- ristisch ansehen, und die Ansicht, dass dieses Conglomcrat in der That als glaciale Bildung anzusehen sei, gewinnt in neuerer Zeit immer mehr Anhänger, wie wir ja dieses Con- glomcrat in der ol)igen Credner'schen Tabelle als „glacial" angeführt sehen. Dr. Adolf Scbenck, der das Dwyka- Conglomerat an Ort und Stelle studirt hat, sagt in seiner Abhandlung „Ueber Glacialerseheiuuugen in Südafrika" (Verhaudl.d. VIII. Deutsch. Geographentages in Berlin 1889. Verlag von Dietrich Reimer): Man würde gewiss sich weniger schwer zu einer solchen Annahme entschliessen können, wenn wir das Dwyka-Conglomerat etwa als ein Product der Diluvialzeit zu betrachten hätten. Da die Ansichten Schenck's von denen Stapft"s er- heblich abweichen, so wollen wir — um der obigen Frage ganz zu genügen — näher auf dieselben eingehen, und \vir thun dies um so lieber, als wir nach dem Grundsatze audiatur et altera pars eigentlich längst einen Hinweis auf die gegentheilige Auffassung schuldig zu sein glauben. Das Folgende also nach Schenck.*) *) Herr Dr. Schenck hatte die Güte die Correctur zu h>seu. 118 Natnvwissenschaftliehe Wochensclirift. Nr. 12: Das Dwyka-Conglomerat ist im frischen Zustande ein festes, ziemlich hartes, bläulich bis grihilich-schwarzes, feinkörniges Gestein, welches unzählige Einschlüsse ver- schiedenartiger anderer Gesteine in den mannigfaltigsten Dimensionen, von den kleinsten Fragmenten bis zu Bhicken von mehreren Centnern Gewicht enthält. Diese Gesteine ent- stannnen den untcrlagernden älteren Bildungen. Die Form der Einschlüsse weist darauf hin, dass wir es nicht mit Ge- rollen, wie sie von flicssendem Wasser gebildet werden, zu thun haben, sondern mit theils eckigen, theils mehr oder miiulcr gerundeten Bruchstücken und Geschieben. Was die Gesteinmasse zwischen den Einschlüssen anbelangt, so erweist sich dieselbe unter dem Mikroskop zusannnen- gesetzt aus zahlreichen Fragmenten, vorzugsweise von eckiger, manchmal auch i;erundeter Form. Bald sind es noch Gcsteinsbruchstückc, bald grösste Theil dieser Mineralien terial entstammen. Zu- sammengekittet werden diese Fragmente durch amorphe Kieselsäure. Bei der Verwitterung ninnnt das Gestein eine hellere Farbe an, die- selbe e-eht einzelne dürfte Mineralien, granitischem Der Ma- Stormbergen zu beobachten sind, und welche Mr. Stow ver- anlassten, eine ehemalige Eisbedeckung dieser Gegenden anzunehmen. Stapff erklärt alle diese Erscheinungen mit Hülfe der Theorie einer diluvialen Meeresbedeekung. Dem Dwyka - Conglomerat dagegen spricht Stapft' die glaciale Natur ab. Es ist nun zunächst nicht einzusehen — sagt Schenck — warum das Vaal - Conglomerat ein Glacialgebildc sein soll, weil es gekritzte Geschiebe, ge- glättete und gesehrannnte Untcrk; ablagerungen erinnernde Structur glomcrat aber nicht, trotzdem erkennen lässt. Dann aber erscheint es unzulässig, das ;e und eine an Moränen- zeigt, das Dwyka-Con- es dieselben Erscheinungen unzulässig, vi- Conglomerat in Beziehung zu bringen mit den von über in oder grünlich )räunlicli oder Dabei wird die Beschaft'enheit des Gesteins allmählich lockerer, es bildet sich eine bröckelige, sandig- bläulich gelblich -grau. Vaal Stow beschriebenen Erscheinungen, und noch viel weniger dürfte es gerechtfertigt sein, zur Erklärung dieser Er- scheinungen die Theorie einer Meeresbedeekung zu Hülfe zu nehmen. Um dieses zu begründen, müssen wir zu- nächst einen Blick auf die Oberflächen- formen des Karroo werfen. grosse Karroo- baut sich we- aus wechseln- den Schichten von Schieferthonen, Mergel- Das hecken sentlicb Fig. 1.*) Schein atische Darstellung eines Tafelberges. A. der Kapformation: B. der Karrooformation : a. Granit, b. Schiefer, c. Sandstein, ä. Schiefer, e. Sandstein, f. Diabas. schiefern, schiefrigen und Sand- ln den Etagen thonige welcher Masse , ans die Einschlüsse herauswittern. Prince All)ert Dünn und unter solchen Bei fanden Green ausge- Fig. 2.*) Oberflächenformation der Karroo. Tafelberg. b. Spitzkop. c. Praamberg. d. Becken. witterten Einschlüssen einige, welche gekritzt und geschrammt waren, ähnlich wie die Geschiebe in Glacialablagerungeu, und am In- fumi in Natal beobachtete Sutherland, dass der unter dem ausgewitterten Dwyka - Conglomerat lagernde Tafelberg- gewöhnlich Sandstein geglättet und gesehrammt war. Deutliche Schichtung ist an dem Dwyka-Conglomerat nicht zu erkennen. In den Gegenden, wo es gefaltet ist, zeigt es dagegen häufig eine Neigung zur Transversalschieferung. Dieselbe bringt eigenthümliche Al)sonderungsformen hervor ; flach ellipsoidische bis schei- benförmige Massen lösen sich aus dem Gestein ab. An der Oberfläche ragen dieselben nicht selten in parallelen Reihen, gleich Grabsteinen, aus dem Boden heraus. Ein im Norden der Capcolonie vorkommendes Con- glomerat, das sich am Vaal und Oranje entlang zieht, das Vaal-Conglomerat, wurde früher als jünger augesehen als das Dwyka-Conglomerat; nach Dünn aber ist es dem- selben gleichalterig. Wie das Dwyka-Conglomerat zeigt es eine Structur, welche an die des Geschiebeniergeis er- innert und ebenso sprechen die eingeschlossenen gekritzten Geschiebe und die Entstchune eschrammte Unterlage für eine glaciale trennt das Dwyka-Conglomerat von ganz verschiedene Dinge an. Für die Bildung des Vaal-Conglomcrats erkennt er die Mitwirkung von Eis an und bringt das Conglomerat dem Vaal-Conglomerat und sieht beide als in Beziehung zu gewissen Erscheinungen, welche sächlich in der Karroo südlich von den Schneebergen haupt- und *) Die Figuren verdanken wir der Firma von Dietrich Reimer in Berlin, in welchem Vorlage die schon citirten Verhandl. des Vin. Deutschen Geogi-aphentages erschienen sind. Sandsteinen steinen auf unteren die schiefrigen Gesteine, in den oberen die Sandsteine vor. Von ganz hervorragender Bedeutung sind nun auch noch die Eruptiv- gesteine (Diabase und Melaphyre). Sie sind ausserordentlich ver- breitet überdas ganze Karroobecken. Theils durchsetzen sie gangartig die Schiefer und Sandsteine, theils bilden sie mächtige Lager und Decken zwischen und über denselben. Die Eruptivgesteine sind nun von wesentlichem Ein- fluss auf die Oberflächenformen des Karroo. Im allge- meinen stellen die Karroolandschaften, entsprechend der horizontalen Lagerung der Schichten, weite Ebenen dar, welche uns im Norden, in der inirdlichen Ca]icolonie, in Gri(iualand und dem Oranjefreistaat als ausgedehnt san- dige Grassteppen entgegentreten, während wir im Süden, in der eigentlichen Karroo, steinige Flächen antreft'en. mit einer eigenthümlichen Vegetation kniehoher, dorniger oder succulenter Sträucher. Die Monotonie dieser weiten Ebenen wird dadurch unterbrochen, dass denselben regel- los zerstreut einzelne Berge aufgesetzt sind, die sich auch wohl zu Gruppen, ja zu ganzen Gebirgsmassen vereinigen. Zweierlei Formen sind vorherrschend in der äusseren Ge- stalt jener Berge, die der Tafelberge und Spitzkojjjes. Es besteht ein wesentlicher Unterschied in der geo- logischen Beschaftenheit zwischen den Tafelbergen der Karroo und denjenigen, welche aus den Plateauland- schaftcn der älteren Capformation hervorgegangen sind, wie z. B. der Tafelberg der Capstadt, die Inanda- Berge in Natal oder die Berge des Huib ■ Plateaus in Gross- Namaland. Bei den letzteren, Fig. 1 A, ruhen Bänke von hartem, (luarzitischeni Sandstein auf einer Abrasions- ebene über Granit oder Gneiss und steil aufgerichteten alten Schiefern. Die Karrootafelbergc dagegen, Fig. 1 B, bauen sich aus horizontal geschichteten Schiefern und Sandsteinen auf, während die Decke aus Diabasen ge- Nr. 12. Natnrwisscnsohaftliche Wochenschrift. 119 bildet wird. Auch bei den .Spitzkopjes bestellt der Gipfel fast stets aus Diabas. Die Spitzkopjcs j;ehen aus den Tafelbergen durch weitere Zerstörung derselben hervor. Hat diese den Berg ungleichmässig angegriffen, dann kommt es wohl vor, dass derselbe von der einen Seite als Tafelberg, von der anderen als Si)it/,kop erscheint. Manchmal findet man auch zwei oder gar noch mehr Spitzkopjes sich auf einen gemeinsamen Sockel erheben, diese Form wird als die der Praamberge bezeichnet. Fig. 2. In vielen Fällen gehört der Diabas der Spitz- kopjes einer früher zusammenhängenden Decke an, häufig aber auch entspricht er einem Gang, weicher aus den ihn unigclienden Schiefern und Sandsteinen herausragt. Ein solclier mächtiger Diabasgang bildet z. 15. den höch- sten Gipfel der Capeolonie, den Compassberg in den Schneebergen. Eine ausgedehnte Decke von Diabasen und Mela- phyren schützte die darunter lagernden weicheren Schiefer und Sandsteine der Karrooformation vor der Denudation. Eine Erscheinung, welche für die Obertlächenformen der Karrooformation charakteristisch ist, sind die Becken- bildungen von Vs bis 2 deutschen Meilen Durchmesser. Gewöhnlich sind diese Becken im Hintergrunde von höheren Tafelbergen umrandet, nach vorn, d. h. in der Regel nach Süden zu, durch einen aus niederen Bergen oder Hügeln gebildeten Riegel al)geschlossen. Das Innere des Beckens wird meistens durch eine flache Ebene ge- bildet, die häufig bedeckt ist mit recenten Ablagerungen. Unter diesen spielen junge, weissliclie, kalktuff'artige Bil- dungen eine Hauptrolle, und aus dem Vorkommen der- selben können wir schliessen, dass stehende, wahrschein- lich brackige Gewässer einmal jene Becken ausfüllten. Die Gewässer, welche aus den Gebirgen hinaus in Becken treten, sammeln sich meistens an einer Stelle des Riegels, wo sie denselben durchbrochen haben, und hier entwickelt sich dann gewöhnlich ein grösserer Fluss. Die eigenthümliche Beckenbildung der Karroo ist es hauptsächlich gewesen, welche Mr. Stow veranlasste, eine frühere Vergletscherung dieses Theiles Südafrikas anzu- nehmen. Stow bemerkt richtig, dass es schwer zu er- klären sei, wie solche weite Becken und überhaupt die ausgedehnten Karrooebenen vom fliessenden Wasser ge- bildet sein sollten, und kommt zu dem Resultat, dass nur das Gletschereis derartige Erscheinungen hervorgebracht haben könne. Schenck hatte nun Gelegenheit, eine ganze Reihe der vorher beschriebenen Becken zu «eben und vn durch- wandern, dabei fiel es ihm auf, dass der Riegel, welcher das Becken absperrt, stets durch einen Diabasgang gel)ildet wurde. Die Diabasgänge, welche zuweilen eine bedeu- tende Mächtigkeit besitzen, durchsetzen die Karrooscliiefer und Sandsteine nach allen Richtungen hin, manchnuil mit senkrechtem, manchmal mit geneigtem Einfallen. Oft ver- laufen sie in gerader Linie, oft in einem Bogen und bilden dann hufeisenförmige Gänge (horseshoe dykes der Eng- länder). Die letztere Art ist für die Beckenl)ildung natür- lich die günstigste. Der Farmer der Karroo pflegt die Diabasgänge seines Landes mit grosser Aufmerksandvcit zu verfolgen, denn sie dienen ihm als Anhaltspunkt zur Auffindung von Wasser, üisterklip (Eisenstein) nennt der Boer den Diabas wegen seiner Schwere und Härte und der rostfarbenen Verwitterungsrinde. Das Vorkommen der Diabasgänge in den Riegeln der Becken giebt uns einen Anhaltspunkt zur Erklärung der Entstehung derselben. Ist es an und für sich schon schwierig, sich vorzustellen, dass das Eis solche ausge- dehnte und tiefe Becken in festem Gestein ausgehöhlt haben soll, so ist es um so auffallender, dass gerade immer ein Diabasgang das Becken abschliesst. Man müsste denn annehmen, dass der Dial)as dem Eise einen , stärkeren Widerstand entgegengesetzt habe, als die Schiefer ] und Sandsteine der Karrooformation. Viel natUrliclicr in- ' dessen erscheint es, die Entstehung der Becken auf die- ■ selbe Ursache zurückzuführen, welcher die isolirten Berge der Karroo ihre Bildung verdanken, auf die allgemeine Denudation des Landes, auf die Verwitterung der Ge- ' steine und die Fortführung der verwitterten Massen theils durch die fliessenden Gewässer, vor allem aber durch den Wind. Wie die Decken von Diabas für die Ent- stehung der Karrootafelberge und Spitzkopjes massgebend waren, indem sie die unter ihnen lagernden Schiefer und Sandsteine vor der Denudation bewahrten, so musten auch die Diabasgänge gleicli Mauern aus ilirer Umgebung hervorragen, weil sie den zerstörenden Einflüssen stär- keren Widerstand entgegenzusetzen vermochten, als diese. Derartige Erscheinungen, wie sie soeben besi)rochen wurden, sind nur denkbar bei einem trockenen Klima, in welchem die Verwitterung mehr eine niechanische Zerstörung der Gesteine hervorruft, als eine chemische Zersetzung. Umgekehrt ist es in feuchten, vegetations- reichen, besonders in tropischen Gebieten. Hier wiegt die chemische Zersetzung vor, hier würden die Diabase nicht so widerstandsfähig sein, denn sie würden hier viel leichter verwittern, wie die Schiefer und Sandsteine, und sich in ziegelrothen Latcrit umwandeln. In dem feuchten Natal ist dies vielfach der Fall, daher tritt z. B. auch in der Gegend von Pietermaritzburg die Form der Karroo- tafelberge bei weitem nicht so scharf hervor wie in den ; trockenen Gegenden. i Stow führt nun ausser den Becken noch eine Reihe 'l anderer Erscheinungen auf, welche für die frühere Ver- 1 gletscherung der Karroo beweisend sein sollen; es sind ■ dies Rundhöcker, theilweisc mit Schrammen, und Jloränen. Was zunächst die rundliöckcrartigcn Bildungen (roches ;moutonnces) und geglättete Flächen anl)elangt, so sind dieselben eine nicht seltene Erscheinung in solchen Ge- igenden, wo mehr Hitze und Wind als Feuchtigkeit an der Verwitterung der Gesteine arbeiten, sie finden sieh am schönsten bei massigen Gesteinen. Geschrammte ! Flächen erwähnt Stow nur von einem Punkte, von Reit- port bei Tarka; eine derartige einzelne Beobaclitung kann uns aber noch nicht veranlassen, auf die frühere Ver- gletscherung des ganzen Gebietes zu schliessen, wir müssen uns vielmehr fragen, ob jene Schrammen nicht anderen, localen örsachen ihre Entstehung verdanken. Die Mo- ränen beschreibt Stow als eckige und rundliche Blöcke, eingebettet in einem ungeschichteten Lehm. Polirte und gekritztc Geschiebe dagegen konnte er nicht nachweisen. Schenck hält jene Moränen für nichts Anderes, als Block- anhäufungen am Fusse der Berge, welche auch den von diesen herabkommenden Verwitterungslehm zurückhielten und dadurch in demselben eingebettet erscheinen. AVir kommen also zu dem Resultat, dass wir aus den von Stow beschrie))enen Erscheinungen noch keineswegs auf eine frühere, diluviale Vcrgletscherung Südafrikas schliessen können, dass diese Erscheinungen vielmehr sicli ungezwungen durch die Verwitterungsprocesse erklären lassen. Echte Moränen mit polirten und gekritzten (Je- schieben, ruhend auf geglätteter und geschrammter Unter- lage, sind bisher in den Gegenden, die wir zuletzt be- trachteten, nicht nachgewiesen worden. Wenn es nun aber auch einmal gelingen sollte, solche aufzuweisen und damit eine diluviale Eiszeit Südafrikas zu begründen, so würde es sieh in den erwähnten Gegenden jedenfalls nur um Gebirgsgletschcr gleich denen der Al{)en handeln können, wir würden aber nicht zur Erklärung derartiger Erscheinungen eine diluviale Mecresbcdeckung zu Hülfe, nehmen müssen, wie dies Stapft' thut. Die Oberflächen-' 120 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. formen der Karroo sprechen ganz entschieden gegen eine Meeresbedeckung derselben in jüngerer Zeit, überhaupt sind aus dem Innern Südafrikas keinerlei Erscheinungen bekannt, die auf eine solche schliessen Hessen. Stapff führt eine ganze Reihe von Thatsachen an, die eine frühere Meeresbedeckuug Südafrikas beweisen sollen. Sehen wir uns dieselben indessen etwas näher an, so finden wir, dass sie sich mit einer Ausnahme alle auf das Küsten- gebiet beziehen. In der That deuten zahlreiche Erschei- nungen rings um die Küste Südafrikas herum darauf hin, dass an derselben in verhältnissmässig junger Zeit höher hinaufragte als heute, dass mithin eine negative Strand- verschiebung stattgefunden hat. Wir können im wesent- lichen zwei alte Küstenlinicn verfolgen. Die eine, ältere derselben ist angedeutet einmal durcTi die rccenten marinen Ablagerungen an der Delagoabai und zwischen dieser und dem Lebombogebirge, dann durch eine Abrasionsterrassc, welche besonders schön im Süden der Capcolonie, zwi- schen Mosselbay und den Outeniquabergen, bei Port Elizabeth und in Lower Albany entwickelt ist und eine durchschnittliche Höhe von etwa 20U m erreicht. An der Algoabai und nördlich von Port Alfred lagern versteine- rungsführende recente Meeresbildungen auf dieser Abrasions- terrasse. Eine zweite, jüngere Küstenlinie lässt sich nach- weisen durch das Vorkommen von Muschelbänken in etwa 15—20 m Höhe über dem Meeresspiegel. Stapff erwähnt solche Muschelbänke aus derUmgebung der Walfischbai und der Houtbai bei Capstadt, Schenck fand sie an der Küste von Natal und sie sind auch bekannt aus der südlichen Capcolonie. Es scheint aus diesen Erscheinungen hervor- zugehen, dass zuerst ein Eückzug des Meeres erfolgte, dann wieder ein Vordringen, aber nicht mehr bis zur frühereu Höhe, und endlich wieder ein neuer Rückzug. Alle die genannten Erscheinungen finden wir aber nur in den Küstengebieten, und es muss hervorgehoben werden, dass ein Steigen des Meeresspiegels um 200 m und seihet noch mehr nur wenig die heutige Gestalt des Meeres ändern würde, dass es also nicht berechtigt ist, aus jenen Erscheinungen auf eine früher allgemeinere Meeresbedeckung Südafrikas zu schliessen. Wenn Stapft" aus dem Vorkommen von Schnecken, welche beim Graben eines Brunnens bei Tsao Kaib in Gross -Namaland in etwa 1000 m Höhe gefimden wurden, auf eine frühere Meeresbedeckung bis zu dieser Höhe schliesst, so ist dem entgegenzuhalten, dass jene Schnecken nicht marinen Formen, sondern einer noch heute an der Oberfläche dort lebenden und im Wüstengebiet von Gross -Namaland wie auch südlich vom Oranje in Klein -Namaland weit ver- breiteten Landschneckenart (Hclix glol)ulus Müll.) an- gehören. Fassen wir kurz zusammen, so ergiebt sich Folgendes. Eine diluviale Eiszeit ist mit Sicherheit in Süd- afrika bisher nicht nachgewiesen. Dagegen treten im Bereiche der Karrooformation, welche etwa die Zeit vom oberen Carbon bis in die Trias nmfasst, alte Conglomerate (Dwyka-Conglomerat, Vaal - Conglomerat) auf, welche sowohl durch ihre ganze Structur, wie auch durch die einge- schlossenen gekritzten Geschiebe und durch ihre geglättete und geschrammte Unterlage sehr an solche Ablagerungen erinnern, die wir als typisch glaciale ansehen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der Privatflnccnt Dr. Alt'ons von Rostliorn in AVieu, ein Scliiiler Billrntli's, ist zum ordentliehen Professor der Frauenheil- kunde an der deutschen Universität in Prag ernannt worden. Ad der Berliner Universität werden zwei neue Ordinariate für Mathe- matik erriehti-'t, welche den Professoren Hermann Amandas Schwarz zu Göttingen und Georg Frobenius aus Zürich werden übertragen werden. An der Universität Göttingen hat sich der (.)bservator an der dortigen Sternwarte, Dr. Ainbronn, habilitii't. — In Steglitz starb am 4. März der früher auf dem Gebiete der systematischen Botanik thätig gewesene Apotheker Theodor Wenzig; namentlich die Familie der Pomaeeeu hat ihn wiederholt beschäftigt. L i 1 1 e r a t u r. Harry Gravelius , Vierstellige Logarithmentafeln. Ferd. Düinmler's Verhigsbuchhandhing, Berlin 1891. Preis 0.50 Mk. Der vorliegenden Zusammenstellung vierstelliger Logarithmen- tafeln merkt man es sofort an, dass sie von einem geübten, mit dem rechten Blick für das Noth wendige begabten Rechner heraus- gegeben worden ist. Aller unnöthige Ballast, alle jene meist minder nützlichen Angaben von Constanten sind bei Seite ge- lassen und in ausgesprochener Absicht ist nur das Nöthigstc auf- genommen worden. Die Pro|iortionaltäfelchen sind auch weg- geblieben, da — wie der Herr Verf. sehr richtig bemerkt — der wissenschaftliche Rechner ihrer nicht bed.arf und es für den Schüler besser ist, dass er mit Verständniss interpoliren lernt, was bei Benutzung an, zunächst die einfache drehbare Sternkarte zum Preise von 1,2.5 Mk., dann dieselbe Karte transparent (1,60 Mk.), ferner ; dieselbe Karte in Vorbindung mit einem Beh?uchtungsapparat (1,85 Mk.), sodann eine transparente Sternkarte als Lamiienschirm, izum Anhängen an jeder Glockenlampe eingerichtet, aber auch ohne die Lampe benutzbar (1,75 Mk.), endlich eine transparente Sternkarte als Lichtschirm auf besonderem Ständer, welcher vei-- istellbar und so eingerichtet ist, dass er vor jeder Tischlampe auf- gestellt werden kann (5 Mk.). Eine grosse drehbare Sternwandkarte für den Schul- und Haus- gebrauch wird von derselben Firma zum Preise von 15 Mk. geliefert. P. A. Ein Bücherverzeichniss ( Nr. 402) enthaltend Werke und Se- parata über Phauerogame-Ptlanzen geht uns von der Firma :R. Friedländer & Sohn in Berlin zu. Der Katalog umfasst nicht weniger als 60 Seiten. Inhalt: Prof. .loh. Frenzel: Verfahren zur Einbalsamirung von Fischen und ähnlichen Gbjecten. — Dr. A. Krause: Afrika im ,lahre 1891. (Schluss.) — Ueber den Frass der Liparis monacha L. — Die Forthbrücke im Orkan. — Fragen und Antworten: Wie ist die Entstehung des „DwykaConglomerats'* Südafrikas zu denken? (Mit Abbild.) — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Harry Gravelius: Vierstellige Logarithmentafeln. — Der Sternenhimmel zu jeder Stunde des Jahres. — Bücherverzeichniss. Verantwortlicher Redakteur : Dr. Henry Potonid, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — ^ .. (Vorlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin gW. 12. — Druck; G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 12. Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. XXIII Institut für wisscnscliaftliclic Photograpliic von Dr. Burstert & Fürstenberg BERLIN SW., Wilhelmstrasse 122 Silberne MedaiUe Berlin 18!)0 empfiehlt sein üljer ISOO Nummern fassendes Lager von Mikropliotograpliiecn auf Papier und (Jlas für das Sciopticon. Sämmtliehe Bilder siml in unserem Institute hergestelito Origiiial-Naturaiifnalunen ohne Retouche nacli aus^esuelit st-hüjit-ii Präparaten. Prompte und preiswertlie Aufnahme von cintifsaiHlteu PriiiKiratt-n und sonstigen Objeeten. Ausstattung ;^aiizer wissenschaftlhlMT W'-rke nut P.ihii-rn in Photograithir und Liclitdriick iiaeli eiir^^rsanilt<'n odiT iui Katah.ge aul'^etiihi t.Mi Präparaten. Aii^-^tattuiit,' \vi>. vatx. fidjeret: SOirkune! Der Sn^olt ber „gerlincV ll«Uf)lsn Jladjridjien" ift frei oon J^rioolitöieu itgenb meltber äirt. 3n jeber gebilbeten ^nmilie pnben fic ba^er futer freunblit^e aufnähme. IM^ 3ÜC Srotnilicn c Slnjetgen, Xtcnftbottn» 'lin(lei-n. Dr. Th. Elkan, I Berlin N., Tegeler Str. 15. iiiiiitiitiiiiiiiiri[iiiii Chemisch - Bakteriologisches Laboratorium von Dr. Erich Jacobs, Chausseestr. 2d. BERLIN N., Chausseestr. 2d. Anfertigung von ehomisehen Analysen technischrr uinl wissen- schaftliclier Art. — Untersuchung von Nalivungs- und Genuss- mitteln. — Ausführung mikroskopischer Arbeiten. — Unter- richtskurse in der analvfisclicn Chemie. iiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiijiiin iimiinimi. iliiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiii BERLIN C, Niederlage eigener Glashiittenwerke und Dampfschleifereien. Mechanisclie Werkstätten, Schriftmalerei uud Eiuaillir- Aiistalt. Fabrik und Lager sämintliclier Apparate, Gefässe uud Ge- räthe fiir wissenschaftliche uud technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Eiuriclitungen von Laboratorieu, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. m ! s xxrv Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. Verlag von Rosenbaum & Hart. Berlin W. Deutsehe Litteraturzeitung. Begründet von Professor Dr. Max Roediger. Mit CüterstntznDg von Dr. Angast Fresenius lioraasgcgdben lon lir. R. Löwenfeld. -s- Preis vierteljährlich 7 Mark, '■t^ Zu heziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Deutsche I.itteraturzeitung erblickt ihren eigentümlichen Beruf darin, vom Standpunkt der deutschen Wissenschaft aus eine kritische Uebersicht über dasgesammtelilterarische Leben der Gegenwart zu bieten. Sie sucht im Unterschied von den Fachzeitschriften allen denen entgegenzukommen, welchen es Bedürfnis ist, nicht nur mit den Fortschritten ihres Faches, sondern auch mit der Entwickelung der übrigen Wissenschaften und mit den hervorragenden Leistungen der schönen Litteratur vertraut zu bleiben. In ihren Mitteilungen bringt die Deutsche Litteraturzeitung eine Uebersicht über den Inhalt in- und ausländischer Zeitschriften, wie sie in dieser Reichhaltigkeit sonst nirgends geboten wird, ferner ständige Berichte über die Thätigkeit ge- lehrter Gesellschaften, Nachrichten über wissenschaftliche Ent- deckungen und litterarische Unternehmungen, Personalnotizen und Vorlesungsverzeichnisse. Durch die Unterzeichnung aller Besprechungen mit dem vollen Namen des Referenten bietet die Deutsc he Litteraturzeitu ng die Gewähr einer gediegenen und würdigen Kritik. JB^* Die Deutsche Litteraturzeitung ist ein ausgezeichnetes In- sertionsorgan für die gesammte wissenschaftliche Litteratur. Preis der gespaltenen Petitzeile 20 Pf. Beilagen nach Uebereinkunft i In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. erschien soeben: Eine Theorie 12 K auf (Jrundlage der Hydrodynamik. Von Dr. Arthur Korn. I. Teil. Gravitation und Eleittrostatik. 64 Seiten gr. 8°. I=>reis 1,50 nVCark:. Zu heziehen durch alle Buchhandlungen. ^„V-y„r^y_».y> Wk In Ferd. Oiimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 orsi-liit'n soeben: Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo Crenier, Bergreferendar. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Prof. Dr, H olzapf el, Dr. Karl MüUer-Hallensis, Dr. P. Pax, Dr. H. Potonie und Prof, Dr. W. Zopf. Mit I Portrait^ 12 Abbildungen, i Tafel und l Karte. 80 Seiten gr. 8". Preis 1,20 Marlv. ^^ Zu bezielien durch alle Buchhandhingon. :^= '^m. li ^1 *^^ifA'vxvi^':^^.xv~i'^i-i^^A:i'^-ii^.x.i-^'^iafXirx^aL^-^v^^^ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des franzijsischen Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Elfe!, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera, Becken u. s. w. u. s. w. Coraliien von Nattheim, Überhaupt Local - Suiten Lias aus WUrtemberg, und deutsche Mineralien. Wogen dpr BedingungHn bitte zu schreiben an Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. j^aaa^jaA^J^J.waj.*jja^jj.i^^j'j.i-*Jjj-*J^-i.*j.JJ.ti^-iJjajvAja^.j^a-i'^j33i^jja^>^.«j->aaj^ajaatjj In Ferd. DUmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erscheinen: Mitteilungen der Vereinigung vou Freuuöeu der Astronomie uuil kosmlsclieu Ptiysik. Redigirt von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährlich 10-12 Hefte pr. 8». Preis pro Jahrgang 6 M. Man abonnirt bei allen Hucbliamllunfjen und Postanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Scliwahn, Berlin SW., Grossbeercnstr. 6S zu richten. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. I2 ■ erschien vor Kurzem: S KDfflfitisclie SlröiEpii if iler Erllmriclifi | und das ; Gesetz der Analogie im Weltgebäude. [ Von ! L. Graf von Pfeil. : ■ Vierte, mit den neuesten Eiitdeckuni^en verstärkte und um- ■ geai'beitete Auflage. ■ Mii sechs Karten. 323 Seiten. Preis 7 Marh, \ .■llllllllllllllllMIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIliritlllllllllllllllllllMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIMIIIIIIIIIIMMIIIIII^ @cnfrttt0ncn! | i (Socbeu crid)icn in unietcm SBerlage: = ©in ^U4t I I auf bic flrofjcu ^rjinbungeu | bcö 5tt)au,5tgftcu ^a^rfjunbcrti^. 1 3>t)ii I 5iTttiiOTtftatt ^^fclTner, | Äönigl. ipreu6if(^ei- Hauptmann a. ®. | I. I Wit Jitkunft bc-s clektrifiljcn dFcrnfeljcus. [ 100 Seiten gr. 8°. SPreiä 1 Waxl. | 5iiri)t vljantnftiirtit 3nu(ioucu birgt bieie? Sert, fontcru auf bem realen iBoben | fcet mobetneu 3:ed)iiit fufeciib, weldje bcr Serfaflcr — ein ©diiiler loüe^ - auf = (Stuub 2u iäbtigcr ötubioa uiib ISrperimeutc roUig bcf)err|d)t, ,iciflt bfritlbt in ciurr E Wfilic cinjtiMcv IMbljnutilungrn bcu üBrn ju iitutu gvo^nrtinm OrrfiiiSiinflcii, z ireld)e uiii. beute mit Jöewunbcrung, bie 3eiigcuoffcu be§ m 'sabibunbcvtS abev bei-- i eiiift mit 9WitIeib ffu: wwi eifüUeu miilTen, bie »ir uii6 uod) ol)iic jene ftauueuC" i ircrteu fiilfSmittel 5u bcbelfeu batten. = aiortntig in ciden SSui^^anblungen. I |frb. JUimmlfro ilrrlngotmrtiliniiMmiß, ßrrlin SW,, 3inuntr|lrfl|f 94. | niii MiniMiiiiiMiiiiiiMiii (iiiiiiMMinniiiiiniiiiininiiiiiniiinniiiiiiitiniiitiiiii iiiniiiitiir Hierzu eine Beilage von der Verlagsbuchhandlung Paul Parey ._ -..-■„ ...;.. Kuckucke, die wir hiermit bes' Berlin, l)etreft'end: Baldamus, Das Leben der europSiscUen onderer Beachtung empfohlen. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIL Band. Sonntag, den 27. März 1892. Nr. i;i Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- j Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Ji. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— qb sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinljunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit voll^itändiger f^nelienangabe gestattet. Cesare Lombroso und sein neuestes Werk. Natu rgescliiehte des politischen Verbrechers. Cesare Lombroso, Prof. der Psychiatrie und gericht- lichen Medicin an der Universität Turin, wurde in Verona im November des Jahres 1836 geboren. Seine Mutter, Zefora Livi aus Chiari, war eine Frau von wenig praktischem aber un- gemein weiblichem Sinn, sie besass ein edles Gefühl und eine hohe Bildung. Sein Vater, Aronne, war fromm und von rechtlichem Sinn. Als Kind zeigte Lombroso schon zeitig eine grosse Neigung für die Studien. Zehnjährig hatte er schon Romane und Poesien geschrieben : elf Jahre alt vcrfasste er zwei Tra- gödien nach dem Muster von Allieri. In seinem zwölften Lebensjahre be- geisterte ihn die Archäologie der lateinischen Klassiker und er ver- öffentlichte auch zwei kleinere Ar- beiten iUter diesen Gegenstand. Ein Jahr später lernte er eine Ab- handlung Margolo's über den Ur- sprung der Sprache kennen, die ihn der Sociologie in die Arme trieb. Er beschäftigte sich mit der griechi- schen, hebräischen, sanskritischen, koptischen und chinesischen Sprache sowie mit naturwissenschaftlichen Studien, namentlich mit der Ent- stehung der Krystalle. Vor dem Ab- gange zur Universität schrieb er 2 Arbeiten naturwissenschaftlichen Inhalts, welche darwinistische Ideen enthalten. Auf der Universität haben ihn medicinische Studien in Verbindung mit Untersuchungen über die alten Religionen zur Psy- chiatrie geführt, der er treu blieb. Nachdem er promovirt "^ «^'^v,-*'*^. hatte, begann er mit Studien über den Kretinismus iü der Lombardei und dann in Ligurien. Im Jahre 1859 wurde er Soldat, dann Militärarzt und widmete sich als solcher chirur* gischen Arbeiten, die aber -^ wie er bekennt — wenig Werth hatten. 1862 erhielt er einen Lehrauftrag als Professor für Geisteskrankheiten an der Universität Pavia, wo er eine Irrenanstalt und ein psychiatrisches Museum gründete. Er begann Studien an Irren mit Anwendung des Ex- periments. Zunächst wurde er wegen der Einführung des Experimentes in dieses Gebiet verlacht. ^lan sagte, er studire die Irren mit der Waage, und man vermeinte damit einen Vor- wurfauszusprechen! Allmählich drang er durch, namentlich als die neuen klinischen SIethoden Deutschlands auch in Italien Eingang fanden. Heutzutage wird die naturwissen- schaftliche Methode in der Psychiatrie als selbstverständlich von allen Fach- leuten anerkannt, aber man erinnert sich kaum noch, dass Lombroso den ersten Anstoss gegeben hat. In seineu Untersuchungen über die Pellagra stellte er die Ursache dieser Krankheit fest, indem er In- fectionen vornahm. Die Krankheit entsteht durch den Genuss von verdorbenem Mais, in welchem Lombroso eine giftige Substanz nachwies, welche bei Einführung in den K()r])er (er cxperimentirte mit Iluiiden und Kaninchen) tctanische Erscheinungen hervorruft. Seine Gegner behaupteten, er 122 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. iiabe Strychuiu absichtlich veraljfolgt. Bertlielot hat später in der giftigen Sub.stauz ein Alkaloid nachgewiesen und Husemann, Cortes und Neumann bestätigten Lombroso's Resultate. Im Laufe des Jahres 1859 bei Gelegenheit der Unter- suchung eines Verbrecher-Schädels fiel ihm die Aehnlich- keit mit den Nagethier-Schädeln auf, und er wurde schon damals hierdurcii auf den Gedanken geführt, dass der geborene Verbrecher eine atavistische Erscheinung sei*). Weitere Thatsachen hierzu sammelte er gelegentlich seines Aufenthaltes in Pessaro zur Reformirung des dor- tigen Irrenhauses. Als ordentlicher Professor der gerichtlichen Medicin begann er Vorlesungen mit Demonstrationen in Gefäng- nissen zum Studium der Körperformen der Verbrecher, und er sammelte Schädel, Gehirne, Eingeweide und Ske- lette, sowie Abbildungen von Tätowirungen u. dergl. Der erste Congress für Criminal- Anthropologie zu Rom im Jahre 1885 war bedeutungsvoll für die Lehre Lom])roso's, insofern als sich bedeutende Gelehrte Europas und Amerikas, die sich dort versammelten (wir nennen nur Holtzendorf, Reymann, Roussel, Lacassagne) von der Richtigkeit derselben überzeugt wurden, nicht zum we- nigsten durch die in Verbindung mit dem Congress veran- staltete Ausstellung, welche beweisende Thatsachen für die Lombroso'schen Ansichten zur Anschauung brachte. Der Process Misdea führte Lombroso auf den Ge- danken, dass die Verbrecher-Neigung als eine Form epi- leptischen Krankseins zu betrachten sei. In dem „Archivio di Psichiatria, Scienze Peuali ed Antropologia Criminale" wurden die Arbeiten aus der neuen Disciplin veröffent- licht. Der Vergleich der Aeusserungen der Irren mit den Eigenthüinlichkeiteu aus dem Leben grosser Männer zeigte Lombroso die Beziehungen von Irrsinn und Genie**). Genie ist nach ihm eine specielle Form der epileptischen Neurose. Diese Untersuchungen in Verbindung mit Ueber- legungen über eine Reform des Strafgesetzbuches brachten nun Lombroso auf das Studium des politischen Ver- brecher s. Den Menschen, namentlich in derjenigen Rasse, der man zufällig selbst angehört, vorurtheilslos in seinem mo- ralischen Benehmen als naturwissenschaftliches Object zu untersuchen, ist desshalb besonders schwierig, weil hierbei die von der Erziehung uns eingepflanzten An- schauungen nur gar zu leicht beeinflussend wirken, obwohl diese ja nur im Hinblick auf den praktischen Zweck der Erziehung, aber nicht mit dem Streben die Erkenntniss zu fördern, gelehrt werden. Die Einflüsse der Erziehung auf unser Denken sind bei unserer Neigung am Gewussten und vermeintlich Gewussten starr festzuhalten, sehr grosse, und es wird hierdurch schwer und erst nach langer und fortgesetzter Prüfung möglich, die uns eingeflössten An- sichten als richtig, d. h. mit der Natur übereinstimmend, oder als unrichtig zu unterscheiden. Dem Naturforscher müssen als solchem alle Zwecke, ausser demjenigen die ganze Wahrheit zu erkennen, gleichgültig sein, und ver- steht er es, die specifischen Einflüsse seiner Erziehung gründlich zu erkennen, auch seine ihm angeerbten oder nachträglich erworbenen Gefühle, die das Denken, wenn der Mensch in Betracht kommt, nur gar zu leicht in eine falsche Bahn leiten, zu überwinden, so verdient er unsere volle Bewunderung. Cesare Lombroso hat schon durch frühere Arbeiten bewiesen, dass er auf den schwierigen Gebieten, die er naturwissenschaftlich zu behandeln wagt, der kühle Forscher bleibt, nur von dem Streben bei seinen *) Vgl. meinen Artikel „Die Naturgeschichte des Verbrechers" Naturw. Wochenschr. Bd. II S. 81 ff. *♦) Vgl. Naturw. Wochenschr. V S. 379. Untersuchungen beseelt, zu finden, wie es in Wahrheit ist, und seine Resultate auszusprechen, gleichgültig ob die- selben mit den tief eingeprägten, althergebrachten An- schauungen übereinstimmen oder nicht. In Band II (S. 81—82) der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift habe ich unter der Ueberschrift „Natur- geschichte des Verbrechers", das epochemachende Werk Lombroso's „Der Verbrecher in anthropologischer, ärzt- liclier und juristischer Beziehung" den Lesern nahe zu rücken versucht*); heute wollen wir uns mit dem neusten grossen Werk Lombroso's beschäftigen, dessen juristischen Theil der Advocat R. Laschi bearbeitet hat, und welches also speciell den politischen Verbrecher behandelt. Der vollständige Titel lautet: „Der politische Verbrecher und die Revolutionen in anthropologischer, juristischer und Staats wissenschaftlicher Beziehung." **) Mit diesem Werk wird die von Lombroso eingeleitete kriminal-anthropologische Bewegung , die — namentlich in Italien, aber auch in anderen Culturstaaten — bedeu- tende Anhänger und Schüler gefunden hat, wieder mächtig gefördert; er selbst weiss aber sehr wohl, dass Manches eine Modification wird erfahren müssen, dass die Disciplin nicht schon fertig ausgebaut ist. Wenn wir es hier versuchen, einen Einblick in das neueste Werk Lombroso's zu bieten, so thun wir dies unter der Voraussetzung, dass der freundliche Leser unseren früheren Artikel über die Naturgeschichte des Verbrechers bereits kennt und mit der einleitenden Bemerkung, dass gewissermassen nur ein Hauch des Inhaltes an dieser Stelle Platz finden kann. Denn das Buch bietet eine solche Fülle guter Gedanken und Anregungen, dass es in einem Referat schwer ist, eine Auswahl zu treffen. Es kommt hinzu, dass es hier unmöglich ist aus der gewal- tigen Menge der die Anschauungen Lombroso's stützenden Thatsachen (die beiden Bände umfassen jeder gegen 280 Seiten) welche herzusetzen: man muss das (übrigens gut übersetzte) Buch selber studiren; ein Ersatz kann nicht geboten werden. Lombroso beschäftigt sich in seinem neuen Buch nicht allein mit der Anthropologie des politischen Ver- brechers, sondern auch mit dem Verbrechen selbst, wie dies schon der Zusatz im Titel „und die Revolution" an- deutet. Lombroso unterscheidet scharf zwischen Revolution, die kein verbrecherischer Akt ist, und Revolte (Re- bellion). Revolten lassen Beziehungen und Abhängigkeit vom Klima erkennen. Sie kommen am häufigsten in hochge- legenen oder heissen Ländern vor, im Hügelland, in Zeiten der Theuerung, wenn diese nicht zu excessiv, bei brachy- cephalen Völkern mit bräunlicher Haut und stehen in engster Beziehung zum Alkoholismus und den warmen Jahreszeiten; sie lodern plötzlich auf, erlöschen ebenso schnell wieder und sind sehr häufig. Kleine Ursachen haben Revolten erregt, im Gegensatz zu den Revolutionen, die tiefgreifenden, mannigfachen Ursachen entspringen. Die Frau nimmt viel häufiger an Revolten, als an Revolutionen Theil; und an jenen betheiligen sich nur eine Klasse oder nur wenige Klassen, dagegen Sekten, Verbrecher und Irre so zahlreich, dass ein epidemischer Einfluss offenbar wird, während geniale Naturen meist fehlen. Revolten sind häufig bei barbarischen und abge- *) Vergl. auch Naturwissenschaft!. Wochenschrift V S. 429, wo sich eine Besprechung des Bandes II von dem Lombroso'scheu Werk „Der Verbrecher" findet. **) Unter Mitwirkung der Verfasser Deutsch herausgegeben von Dr. H. Kurella. I. Bd. 1891, IL Bd. 1892. Mit 9 Tafeln. Verlagsanstalt und Druckerei-Actien-Gesellschaft (vormals J. F. Richter). Preis des Bandes 8 Mk. Nr. 13. Natiirwissenscliaftliche Wochenschrift. 123 lebten Völkern, die durch eine Reihe alter Cultur- cpochen erschöpft und nicht mehr recht entwickelungs- fähig' sind. Revolutionen sind immer selten, am seltensten in hcissen Ländern; sie sind, entsprechend den Gesetzen der Genialität, am häufigsten in den warmen IMonaten, ent- wickeln sich, im Gegensatz zu Revolten, in Ländern mit massiger Wärme, auf trockenem Boden und vor Allem auf Berg- und Hügelland, selten im Flachland und auf vulkanischem Boden; am allerhäufigsten treten sie in maritimen Ländern auf und in Gebieten, welche den Ver- kehr zu Land und zu Wasser begünstigen. Sie gehen parallel mit der Körpergrösse der Rasse, mit ihrer grösseren Sterblichkeit oder Genialität und mit der gerin- geren Fruchtbarkeit des Bodens. Sie zeigen sich häutiger in industriellen, als in agrarischen Ländern, häutiger in den grossen als in den kleinen Centren, häufiger bei der einen Rasse (Ligurer und Cimbrer), als bei der anderen; sie stehen in oberflächlichen Beziehungen zum Alkoholis- mus; man findet sie in grosser Anzahl bei den blonden und dolichocephalen Rassen, am allerhäufigsten bei Misch- rassen und bei solchen, bei denen der Wechsel des Klimas ähnlich wirkt, wie die V^ermischung mit einem andern Stamm; sie stehen im directen Verhältniss zu der Zunahme der Criminalität, der Geistesstörung und der Neurosen; es betheiligen sich an ihnen mehr die leiden- schaftlichen und genialen Menschen, als die Geisteskranken und die Verbrecher, und in der Regel die meisten Klassen der Bevölkerung, nie eine einzelne Klasse. Sie treten nach langer, zögernder Vorbereitung auf und kraft be- deutender Ursachen. Die Revolution ist der historische Ausdruck der Evolution, sie ist der Durchbruch des reifen Küchleins durch die Schale. Wie angedeutet, erregt der zur Geisteskrankheit nei- gende Verbrecher oder der Geisteskranke die Revolte, während das Genie eine entwickelungsfähige Bewegung revolutionär zum Ziele zu führen sucht. Die „zur Geisteskrankiieit Neigenden", wie wir uns ausdruckten, bezeichnet Lombroso als „Jlattoide". Es ist das eine Klasse halbverrückter Pseudo-Genies, die weder in der psychologischen noch psychiatrischen Terminologie Deutsch- lands eine bestimmte Bezeichnung besitzen. Eine in Be- tracht kommende wesentliche Eigenthümlichkeit des Genies liegt darin, dass es von der conservativen Neigung der meisten Menschen frei ist.*) Mit einer Betrachtung dieser Neigung beim normalen *) Vergl. im Ucbvigen über das Wesim des Genies nach der Anschauung Lombroso's „Naturwissenschaftliche Wochenschrift" V S. 379. Menschen beginnt überhaupt Lombroso seine Untersuchung. Er weist das Vorhandensein des conservativen Hanges beim Menschen, die Neuerungsscheu oder den „Misoneismus'-, wie er sagt, eingehend nach. In der rücksichtslosen Verletzung des Misoneismus sieht Lombroso das Wesen des politischen Verbrechens, in der ruhigen Ueberwindung desselben das Wesen der Cultnrentwickelung. Es ist ohne Weiteres gar nicht so leicht sich seiner Neuerungsscheu bewusst zu werden, so findet Lombroso starken Misoneis- mus bei den Franzosen, die — sagt er — „die Nouveaute dem Neuen vorziehen, die stürmische Bewegung der Re- volution immer mehr geliebt haben als ihre nützlichen Resultate, . . . denn alles Neue, was die Franzosen an- nahmen, muss derart sein, dass es sie nicht in ihren Ge- wohnheiten stört. Sie wechseln gern ihre Moden, Minister und äussern Regierungsformen, aber im Grunde steckt immer noch die Anhänglichkeit an Druidenthum und Cäsa- rismus in ihnen." Das Hängen am Alten ist also instinetiv bei der menschlichen Gesellschaft, und jeder Fortsehritt geht nur langsam von der Stelle, da er mannigfache Widerstände findet: es ist das eine physiologische Thatsache. Fort- schrittsbestrebungen, die realisirt zu werden versuchen, sind daher antisociale Thaten, d. h. aber nichts anderes als Verbrechen, die überdies durch den Misoneismus oft reactionär wirken können. Einem Fortschritt, sei es auf welchem Gebiete es wolle, auch in der Wissenschaft, muss ganz langsam Eingang versciiatft ^verden. Ein brüsker Angriff gegen die Macht des Misoneismus begründet für die Majorität, die ja misoneistisch ist, die Anwendung des Strafrechts. Die Resultate von siegreichen und segensreichen Re- volutionen sind nicht aus brüsken Fortschrittsbestrebungen einer Minorität hervorgegangen; wir wiederholen noch einmal die weiter oben gebrauchte Worte: Die Revolution ist der Durchbruch des reifen Küchleins durch die Schale. Unter den politischen Verbrechern spielen die Mat- toiden oder vollständig Geisteskranken eine ungemein grosse Rolle. Die Capitel, in denen Lombroso die individuellen Faktoren der politischen V^erbrecher behandelt sind durch die Fülle der vorgeführten Thatsachen für diesen Satz überzeugend. Geschlecht, Alter, Stand und Beruf der politischen Verbrecher werden untersucht, ferner der An- theil der geborenen Verbrecher und der moralisch Irren am politischen Verbrechen und endlich die geisteskranken, mattoiden, Gelegenheits- und Leidenschafts-Verbrecher. Mit diesen Andeutungen müssen wir uns leider be- gnügen: möchten sie viele Leser anregen sich mit den Untersuchungen Lombroso's, die Jedermann interessiren müssen, zu beschäftigen. H. Potonie. Der Mond -Aberglaube. Von Prof. H. Schubert. Von Alters her hat die Mondscheibe durch ihren allmonatlich sich wiederholenden Lichtwechsel die Auf- merksamkeit der Jlenschen auf sich gezogen. Ja, die alten Culturvülker haben sogar, ebenso wie heut noch die Juden und die Muselmänner, ihre Zeit nicht nach der Sonne, wie wir, sondern vorzugsweise nach dem Monde eingerichtet. Danach begann ein neuer Monat immer genau mit dem Tage, wo Neumond eintrat. So bestanden die Blonate abwechselnd aus 29 und 30 Tagen. Aus dieser Vorzeit, wo das menschliche Leben eine engere Beziehung zum Monde hatte als heute, stammt noch der namentlich bei der ländlichen Bevölkerung sehr verbreitete Mond -Aberglaube. Um denselben kennen zu lernen, wollen wir uns nach Sud -Baiern wenden und dort das Leben einer Bauerntochter beobachten. Gleich nach ihrer Geburt will der glückliche Vater das ihm geschenkte, stattliche Mädchen wiegen lassen. Die Mutter aber er- hebt entschieden Einspruch, weil der ]\Iond gerade im Abnehmen ist, und Kinder, die man bei abnehmendem Mond wiegt, unfehlbar die Schwindsucht bekommen müssen. Nun, Helene, so heisst unsere Heldin, entwickelt sich auch, ohne gewogen zu sein, und soll getauft werden. Während der Taufrede des Pastors sind die Blicke der Taufzeugen gespannt auf die Lippen des Geistlichen ge- richtet. Woher diese gespannte Erwartung? Sind die Taufzeugen so andachtsvoll oder fürchten sie, dass Helene schreit? Nicht im geringsten, die Furcht auf den Ge- sichtern hat darin iiiren Grund, dass der Pastor stottern 124 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. oder gar sich versprechen könnte, wodurch ja das Kind entschieden mondsüclitig- werden niiisste. Helene kommt in das Alter, wo sie Zähne bekonnnen soll. Die besorgte Mutter hiingt dem Kinde aber nicht, wie es unsere Mütter thun würden, einen Zahnring um, sondern lässt bei Neu- mond einem einjährigen Füllen einen Zahn ausbrechen und hängt diesen Pferdezahn Helenen um den Hals, da- mit sie schnell und gefahrlos Zähne bekomme. Trotzdem wird das Kind von heftigen Krämpfen befallen, leider aber bei Neumond, und es muss deshalb 15 Tage ge- wartet werden, bis der Mond anlangt wieder abzunehmen. Dann endlich, als das Kind schon dem Tode nahe ist, bekommt das Kind von der pflichtgetreueu Mutter das beste Mittel gegen Krämpfe ein: gepulverte Todten- knochen in die Milch geschüttet. Helene hatte eine kräftige Natur, sie Hess .sich die Todtenknocheu gut be- kommen und wurde wieder gesund. Sie wächst heran, die Erziehung ihrer Eltern macht sie immer vertrauter mit dem Monde und seinem Lichte. Denn sie bekam l'rügel, wenn sie sich die Nägel bei abnehmendem statt zunehmendem Monde schnitt, oder wenn sie das Brenn- holz aus dem nahen Walde bei Vollmond holte. Helene lernt unbewusst, dass man im Mondschein nicht spinnen darf, weil man sich dann die Leinewand zu seinem Todten- hemd spinnt. Sie lernt auch, dass man Ochsen bei wachsendem Monde, Gänse aber bei abnehmendem Monde schlachten muss. Nie versäumt Helene, wenn sie den Neumond oder den Vollmond zum ersten ^lale erblickt, demselben durch drei tiefe Knixe ihre Ehrfurcht zu be- zeugen. Nie lässt sie Geräthe im Mondschein stehen oder gar den Jlond in die Küche scheinen, weil die Mutter sie gelehrt hat, dass Geräth und Geschirr, das der Mond- schein getroffen hat, bald entzwei geht. So sorgt Helene für häusliche Ordnung und Zier, ja bald übertrifft .sie ihre Mutter in guten Hausmitteln. Denn als ihr Haus von Ratten zu arg geplagt wurde, wendet sie ein ihr vom Schäfer heimlich anvertrautes Radicalmittel an. Sie stiehlt bei Vollmond die Barte dreier Ziegenböcke und durchräuchert damit das ganze Haus. Das Mittel half. Helene aber sollte auch den Ernst des Lebens kennen lernen. Ihre Mutter erkrankte an einem heftigen Fieber. Rathlos stand sie mit ihrem Vater am Bett der Er- krankten. Endlich fand sie in einem uralten Kalender ein Mittel gegen Fieber, das sie ohne Säumen anwenden konnte, da gerade abnehmender Mond war. Sie setzte der Jlutter einen lebendigen Krebs in das Bett und warf dann den Krebs rücklings in ein fliessendes Wasser gegen die Strömung. Bald wurde die Mutter wieder gesund und das ganze Dorf war überzeugt davon, dass nicht das vom Arzte verschriebene Chinin, sondern der Krebs die Heilung verursacht hatte. Alle Hausmittel Helenens waren aber erfolglos, als der Vater plötzlich schwer er- krankte und starb. Der Gram der Hinterbliebenen wurde noch dadurch erhöht, dass der Vater bei Vollmond ge- storben war und demnach das Glück mit aus dem Hause nahm. Man befolgte daher den Rath des Schäfers, in- dem man zur Ablösung dieser Gefahr Geld und Brot mit in den Sarg legte. Aber die Seele des Vaters konnte dadurch vielleicht der Ruhe beraubt sein; angstvoll schlich sich Helene deshalb bei jedem Vollmond auf den Kreuz- weg vor dem Dorfe, um nachzusehen, ob dort nicht viel- leicht die der Ruhe beraubte Seele ihres Vaters in wilden Tänzen herumrase. Inzwischen war Helene zum hüb- schesten Mädchen des Dorfes aufgeblüht. Sie war an Sommerabenden auch den Freuden des Tanzes im Freien nicht abhold. Nur bei Mondschein tanzte Helene nie, denn sie hatte gehört, dass dann die Erddecke so dünn wie Spinngewebe ist und die Geister deshalb leicht in die Oberwelt gelockt werden können. Dagegen ging sie bei Mondschein gern auf den Kirchhof, benetzte sieh die Schläfe mit gefallenem Thau, um dadurch klug zu wer- den und zu erfahren, ob der Joseph, den sie so heiss liebte, wohl ihre Liebe erwiederte. Bald wurde Helene darüber beruhigt. Denn sie träumte in der ersten Nacht nach einem Vollmond, dass Joseph sie zur P>au genom- men hätte. Ihr Glück kannte keine Grenzen, denn sie wusste, dass Träume, die man in der ersten Nacht nach Vollmond träumt, mit Sicherheit in Erfüllung gehen. Die beste Bestätigung aber erhielt Helene bei Gelegenheit einer totalen Mondfinsterniss. Es hiess, dass, wenn ein Mädchen bei einer Mondfinsterniss Wasser im Freien auf- stellt, sie in dem Wasser entweder ihren künftigen Mann erblickt oder ledig bleiljt. Schon lange vor der im Kalender angegebenen Zeit des Eintritts der Mondfinster- niss sehen wir deshalb Helenen auf dem Hofe über einen grossen mit Wasser gefüllten Bottich gebückt stehen, in der festen Ueberzeugung, bald Joseph's Antlitz im Wasser- spiegel sehen zu müssen. Und in der That, da erschien ganz deutlich Joseph's lachendes Gesicht im Wasser. Denn der Ersehnte stand plötzlich neben ihr und erklärte ihr seine Liebe. Nach einem halben Jahre schon wurde die Hochzeit veranstaltet, natürlich bei wachsendem Mond- licht, damit das Glück in der Ehe auch wachse. Gegen- wärtig ist Helene 20 Jahre glücklich verheirathet, und überzeugt, dass sie ihr eheliches Glück dem Monde ver- danke, erzieht sie ihre Kinder gerade so mondgläubig, wie sie selbst erzogen ist. Bei der letzten Sonuenfinster- niss z. B. Hess Helene ihre Kinder nicht aus dem Hause und auch das Vieh nicht aus dem Stalle, weil bei einer Sonnenfinsterniss Gift vom Himmel fällt. Deshalb Hess sie auch den Brunnen zudecken und schloss die Fenster- läden. Als die Zeit der Finstcrniss herannahte, warf sie sich auf die Kniee und betete, den Blick auf den soeben in Brand gesetzten Ofen geheftet. Die Kinder aber mussten mit Messern auf eine Sense schlagen, damit die Finsterniss sieh beeilte, und Joseph war angewiesen, Brosamen und Palmen als Opfer in das Heerdfeuer zu werfen. In dieser Weise erbt sich der Glaube an den Ein- fluss des Mondes auf das menschliche Leben von Ge- schlecht zu Geschlecht weiter. Freilich tilgt die Cultur unserer Zeit, die verltesserte Dorfschule ebensowohl wie das schnaubende Dampfross, manchen abergläubischen Gebrauch allmählich; aber Spuren davon werden sich auch nach Jahrhunderten noch nachweisen lassen. In gebildeten Familien findet man vom Mond-Aberglaul)en nur noch schwache üeberbleibsel. In den unteren Schichten des Volkes aber begegnet man vielfach noch dem Glau- ben, dass der Mond das menschliche Leben beeinflusse und dass das Wetter fast allein vom Monde abhänge. Infolge der Aufforderung in No. 6 (v. 7. v. M. S.56 fi'.) dieser Zeitschrift sehe ich mich veranlasst, die Mykologen auf weitere Fundorte von Bulgaria globosa Fr. auf- merksam zu machen. Es verdient hervorgehoben zu wer- den, dass Herr Conrector Seydier in Braunsberg, ein hochverdienter Förderer der botanischen Forschung in Prcussen, die so seltene Bulgaria globosa im Frühjahre 1873 in der Födersdorfer Forst, Belauf Knorrwald im Kreise Braunsberg, in unserem Gebiet zuerst entdeckt hat. Dadurch angeregt, richteten nun auch die anderen Botaniker Preussens ihr Augenmerk auf diesen Pilz, und schon in den darauf folgenden Jahren wurden mehrere Standorte für denselben constatirt. Sic wurden zum grössteu Theil in den Schriften der Phj'sikalisch-ökonomi- Nr. 13. Natur wisseiLsobaftliche Wochenschrift. 125 .sehen Gesellschaft in Königsberg- (Berichte über die Ver- sammlungen des iireussisclien botanischen Vereins) ver- ötfentlicht, indessen scheinen sie doch noch wenig be- kannt zu sein. So vermisse ich diese Angaben z. B. in dem umfassenden, höchst schätzenswertlien Werke Sac- cardo's: Sylloge Fungorum, denn in dessen 8. Bande S. 637 ist für Bulgaria globosa nur folgende Verbreitung angegeben: „Habitat in piuetis huniidis locis argillosis in S u e c i a m e d i a et prope E r 1 a n g a m " , und doch sind ausser dem oben erwähnten noch folgende von Professor Caspary beglaubigte Fundorte a. a. 0. bald nach der Entdeckung veröftentlicht : Münsterberger Wald, Kr. Heilsberg, Ostpr., 1874 leg. Prof. Dr. Peter. Kleine Heide bei Gutstadt, Kr. Heils- berg, 1874 leg. Prof Dr. Peter. Auf dem Alle-Üfer unterJialb Allenstein, Ostpr., 1874 leg. Prof. Dr. Peter. Zwischen Bogen und dem Potarsee, Kr. Heilsberg, 1876 leg. Rosenbohm. In der Forst am Potarsee, Kr. Heils- berg, 1876 leg. Rosenbohm. In der königlichen Forst zwischen Gutstadt und Schönwiese, Kr. Heilsberg, 1877 leg. Prof. Dr. G. Klebs. Im Eldittener Wald bei Dittrichs- dorf. Kr. Heilsberg. 1877 leg. Prof. Dr. G. Klebs. Auf dem rechten Alle-Üfer unweit der Mündung des Wadang- flusses, Kr. Allenstein, Ostpr., V-Z^ 1878 leg. Dr. Bethke. Im Wartenburger Wald zwischen Reuschhagen und Da- brong am Zufluss der Pissa, Kr. Allenstein, 8. 5. 79 leg. Dr. Bethke. Ausserdem wurde in Ostpreussen der Pilz an fol- genden Standorten constatirt, die aber noch nicht ver- öffentlicht worden sind: Im städtischen Backmühlwald, Jagen 22 u. 23, Kr. Rössel, leg. Lehrer Troege, 16. 5. 81, communicavit Pfarrer Braun in Gutstadt, desgleichen im Walde von Lackmedien, Kr. Fricdland, leg. Pfarrer Braun 1877; im Allensteiner Stadtwalde 26. 11. 1882 leg. Lehrer Vogel, und schliesslich in der Friedrichsfelder Forst, Belauf Scbwentainen, Kr. Orteisburg, 11. 7. 86 vom Ver- fasser in einem Exemplar gefunden. Die nicht so seltene kleinere Bulgaria inquinans Fr., von welcher Saccardo a. a. 0. die Verbreitung wie folgt giebt: „Habitat ad truncos Quercus et in Fagi emortuos in Suecia, Fenuia, Gallia, Belgio, Italia, Germania, Bri- taunia, America bor." wurde in Preussen bisher auf altem Eichen-, Birken- und Haiubuchenholz an folgenden Orten gefunden: Im Graudenzer Stadtwalde auf Quercus pe- dimculata 1877 leg. Rosenbohm. Auf Scheitholz von C a r p i n u s B e t u I u s und Quercus peduuculata in der Kobbel- buder Forst, Belauf Lochstädt bei dem Badeort Neu- häuser, Kr. Fischhausen, Ostpr., 1877 leg. Prof. Dr. Cas- pary; im Walde bei Herrenberg, Kr. Friedland, Ostpr., auf Quercus pedunculata 6. 10. 77 leg. Pfarrer Braun. An eichenen Pfählen bei Wornikam bei Ludwigsort, Kr. Heiligenbeii, Ostpr., 28. 8. 77 leg. Fräul. Ciaassen. An einem Birkenstamm, tief imten, im Pfarrgarten von Tannsee, Kr. Marienburg, Westpr., 17. 8. SO leg. Propst Preuschoff. Auf Birkenklobenholz zwischen Gel- guhnen und Oberförsterei LanskerOfen, Kr.|Allenstein, 1880 leg. Caspary. Von diesen Funden sind bisher allerdings nur sehr wenige veröffentlicht worden, jedoch wird der Preussische Botanische Verein die sorgfältigen mykologi- schen Beobachtungen und Aufzeichnungen des verstorbenen Professors Caspary, die er durch Kauf erworben hat, an geeigneter Stelle veröffentlichen. Dr. Abromeit. lieber die Natur der angenehmen Pflanzen-Riech- stoffe äussert sich Prof. M. Büchner in einem in den Mitth. d. naturw. Ver. f. Steiermark (Graz 1891) ver- öffentlichten Vortrag in der folgenden Weise: Die in Rede stehenden Stoffe sind zumeist flüssige, seltener feste, flüchtige Stoße, theils einfachere chemische Verbindungen, theils und zwar meist Gemenge von solchen, von denen der eine oder andere geruchlos ist, aber mit dem riechenden so innig gemengt, dass ihre Trennung ganz selten practisch durciifiihrbar ist. Ihrer Aehnlich- keit mit fetten Oelen wegen hat man sie ätherische Ocle und die festen Kampherarten genannt. Die Chemie stand lange Zeit vor einem Räthsel, da viele sich gleich zu- sammengesetzt erwiesen und doch unendlich verschiedene Eigenschaften besitzen. Die Isolirung dieser Stoffe führte bald zur Erkennt- niss einiger dieser Riechstoffe. Zumeist sind gerade die gesuchtesten in nur sehr kleiner Menge in den riechenden Pflanzentheilen enthalten, dass also ganz grosse Quanti- täten der Pflanzenstoffe erforderlieh sind, um nur einige Mengen des concentrirten Riechstoffes zu gewinnen. Als Beispiel möge dienen, dass aus 10 000 Theilen frischer Rosenblätter nur fünf Theile Rosenöles erhalten werden, dass 1000 Theile Veilchenwurzel (Iris florentina) nur ein Theil des Oeles liefern, ja l)ei einer Anzahl wohlriechend- ster Pflanzenstoffe auch diese Zahlen bei Weitem nicht erreicht werden. Die Methoden, diese ätherischen Oele zu gewinnen, richten sich theils nach der Reichhaltigkeit des Pflauzenstoftes an diesen Stoft'en, tlieils nach der Veränderlichkeit derselben, und hier sind die grössten Schwierigkeiten zu überwinden. Eine ziemlich grosse Anzahl dieser Stoffe hat nur niedicinische Verwendung, andere dienen der Fabrication für Essenzen, für Liqueure und aromatische Wässer, Räucherniittel; diese sind meist am leichtesten zu beschaften. Bei nur wenigen Rohstoflen ist das einfachste Mittel, das Pressen, anwendbar; so geben die Bergamotte (Citrus Bergamiura) und die Citrone (Citrus medica) die Früchte von Citrus Aurantium schon bei dieser Behandlung eine ausreichende Menge Oeles, welches durch längeres Lagern sich klärt und direct Verwendung findet. Am häufigsten gewinnt man das ätherische Oel durch Destillation mit Wasser, wobei aber grosse Vorsicht erforderlich ist, um den Riechstoft" in möglichst unveränderter Form abzu- scheiden. Während man früher ül)er directem Feuer die Destillation anwendete, wird jetzt am besten mit in- directem Dampf gearbeitet, der die Flüssigkeit nie so weit erhitzt, dass sie in's Kochen geräth; das Einleiten von directem Dampf verdirbt meist die Qualität, da dieser eine höhere Temperatur besitzt, welche dem äthe- rischen Oele nicht zuträglich ist, man erhält dann Pro- ducte, die den sogenannten Retortengeruch zeigen. Auf diese Weise erhält man grosse Mengen von aromatischen Wässern, auf welchen das ätherische Oel schwimmt. Dieses letztere wird in einer Florentiner N'orlage ge- sammelt, oder auch durch starkes Erkalten des aroma- tischen Wassers zum Erstarren gebracht und abgehoben. Mele Riechstort'e verändern sich aber bei der Teni])e- ratur des siedenden Wassers und zwar immer zu Un- gunsten des Productes; in diesem Falle hat man ver- sucht, den Riechstoft' durch reines Fett oder Paraffin aufnehmen zu lassen, von der Erfahrung geleitet, dass riechende Pflanzenstoffe in massiger Wärme ihren Geruch abgeben, und dass die Fette, wie auch Paraffin, die Eigenschaft besitzen, die Dämpfe des Riechstoftes aufzu- nehmen und aufzulösen. Man sättigt also die Fette möglich.st mit dem Kiechstofte. und behandelt dann die starkriechenden Fette mit reinstem Sprit, der wenig Fett, aber allen Riechstoff' aufninnnt. Nacli starkem Abkühlen filtrirt man und erhält so weingeistigo Lösungen der Riechstoffe, welche diese in sehr unverändertem Znstande enthalten, es sind aber nur weingeistige Lösungen, Ex- traits, welche direct in der Parfumerie verwendet werden, oder schon für sich als einfache Parfüms eine grosse Anwendung finden. Aber auch dieses Verfahren ent- 126 Naturwissenschaftlielie Wochensclirift, Nr. 13. spricht nicht allen Anforderung'cn. Man war daher darauf bedacht, durch andere Lösungsmittel die Riech- stoffe bei gewöhnlicher Temperatur aufzunehmen, die Lösungsmittel dann bei verhältnissmässig niedriger Tempe- ratur zu verdampfen und so das ätherische Oel zu gewinnen. Solche Lösungsmittel sind Aether , Chloroform, Schwefelkohlenstoff im reinsten Zustande, Erdöläther; die Nachtheile dieses Verfahrens sind mehrfache; einige derselben sind höchst brennbare und zu Explosionen ge- neigte Flüssigkeiten, die das Arbeiten mit diesen sehr gefährlich machen, dann ist es schwierig, die letzten Reste dieser Lösungsmittel vollkommen zu entfernen, andere verändern dadurch leicht die Feinheit des Riech- stoffes, so dass sich diese Methoden keiner allgemein günstigen Aufnahme erfreuen konnten; zumal die Ein- wirkung der Luft nicht auszuschliessen war und gerade diese auf die so erhaltenen Producte nachtheilig ein- wirkte. Diesen üebelstand umgeht das neueste Verfahren von L. Nandin, welcher in luftleer gemachten Apparaten die Extraction bei gewöhnlicher oder ganz niedriger Temperatur vornimmt, wodurch die schädlichen atmo- sphärischen Einflüsse ausgeschlossen sind, die Auflösung und Durchdringung der Pflanzenstoffe viel energischer und vollkommener sich gestalten, und die Entfernung des Lösungsmittels durch die Druckverminderung sich vollständig durchführen lässt. Als Lösungsmittel dient reinster Aether, auch mit dem bei — 23" siedendem Chlor- methyl hat man Versuche gemacht, die befriedigend ausfielen. Seine Apparate haben folgende Einrichtung : Li einem grossen Gefässe, welches mit einem Kühlmantel umgeben ist, werden die Pflanzenstoffe geliracht, aus dem Gefässe die Luft ausgepumpt und nun mit dem Lösungsmittel behandelt, welches aus einem Reservoir in den luftverdünnten Extractionsapparat gehängt wird. Nach kurzer Zeit ist die Lösung vollzogen, man hängt diese nun in ein ebenfalls luftleeres Klärungsgefäss, wo das in den Pflanzenstoffen enthaltene Wasser sich absetzt und durch Ablassröhren entfernt werden kann. Nun hängt man die entwässerte Lösung in einen Destillations- apparat, in welchem das Lösungsmittel wieder in Luft- leere abdestillirt; das Lösungsmittel wird durch Kälte- mischungen verdichtet und flicsst nach dem Reservoire ab, wo es von Neuem zur Verwendung gelangt. Diese in dem Destillationsapparat verbliebene Substanz ist dann direct verwendbar, oder wird noch zur Abscheidung der wachsartigen Körper in reinstem Weingeist gelöst und auf 10" unter Null abgekühlt, wobei das Wachs sich ausscheidet, und nun fast reiner Riechstoff in wein- geistiger Lösung erhalten wird. Die Erfahrung lehrt, dass diese Essenzen keineswegs so flüchtig sind, und dass sie auch der Luft ausgesetzt, sich sehr gut halten, ohne Veränderungen zu erleiden; es scheint, dass das Verderben des Parfüms von fremden Körpern herrührt. Durch dieses Verfahren ist es auch gelungen, jene Eigenthumlichkeiten, welche man an der frischen Blttthe wahrnimmt, je nachdem man sie des Morgens vor Sonnen- einwirkung, oder nach kurzer Belichtung, oder im vollen Sonnenlichte beobachtet, zu flxiren. Die Rose besitzt den feinsten Geruch des Morgens, die Nelke erst, wenn die Sonne schon einige Zeit ein- gewirkt, ebenso JasminblUthen, die bei kurzer Einwirkung der Sonne den feinsten Geruch wahrnelnnen lassen. Die älteren Verfahren, die Pflanzengerüche zu fixiren, waren nicht so vollkommen, dass man diese Unterschiede hätte wahrnehmen können. — Die Erkcnntniss , dass die Luft auf die Blüthen, wenn sie abgenommen sind, ungünstig einwirkt, hat auch dahin geführt, Blüthen- vorräthe, die man nicht im Augenblick bewältigen kann, im luftleeren Räume aufzubewahren, wo sie sieh unver- ändert erhalten. Das aus Centifolien erhaltene Rosenöl wird haupt- sächlich in der Türkei bei Kezaulek fabricirt; neuestens wird auch solches in Deutschland mit grossem Erfolge dargestellt. Die Fabrik der Brüder Schultheiss bei Stein- furtli erhielt aus 25 Kilo Centifolieublüthenblätter 16 g Rosenöl, Bourbon-, Remoutant- und Thee-Rosen geben nur 6 g, aber feinster Qualität, fast doppelt so hoch gezahlt als das türkische. Das Rosenöl besteht aus zwei Verbindungen, von welchen die eine flüssig, die andere starr ist; je nach dem Verhältnisse, in welchem beide vorhanden sind, ist der Erstarrungspunkt des Rosenöles ein verschiedener. So gefriert das türkische bei -t- 20" C, das deutsche bei 32". Den Riechstoff besitzt nur der flüssige Thcil; es ist behauptet worden, dass der feste Theil der Luft aus- gesetzt, sich in den riechenden flüssigen verwandle; ein Beweis dafür ist aber bisher nicht erbracht worden. Beide Bestandtheile sind Kohlenwasserstofte. Ylangöl aus Unona odoratissiraa auf Manilla und in Japan gewonnen, zu den feinsten Wohlgerüchen gehörend, ist ein Gemenge verschiedener Oele. Echtes Zimmtöl von Cinnamomum ceylanicum, auf Ceylon hauptsächlich gewonnen, besteht aus zwei Ver- liindungen, einem kohlen Wasserstoff- und einem sauerstoff- haltigen Körper. Vetiveröl aus der Wurzel von Anatherum muricatum, von starken veilchenartigem Gerüche. Irisöl aus der A'eilchenwurzel, Iris florentina, gleich- falls von veilchenartigem Gerüche. Rosenholzöl von Convolvulus hisparius von den cana- rischen Inseln. Patchouliöl von Pogostemum Patchouli , theiis in Frankreich, theiis in Ostindien gewonnen, aus zwei Ver- bindungen bestehend. Lavcndelöl von Lavendula vera und angustifolia stammend, das beste aus England, minder feines aus Frankreich stammend. Geraniumöl von Geranium odoratissimum, aus Afrika, der Türkei oder Frankreich, dem Rosenöle im Gerüche ähnlich. Fliederblüthenöl von Sambucus nigra, sehr geschätzt. Das Neroli- oder Orangenblüthenöl, wie das Citronenöl, von gleicher Zusammensetzung, gehören zu den Haupt- bestandtheilen der verschiedensten Parfüms. Es giebt noch eine grosse Anzahl wohlriechender ätherischer Oele, die mannigfache Verwendung finden; es seien ausserdem aber noch zwei andere Droguen erwähnt. Die Vanille, die Frucht von Vanilla planifolia und anderen aus Mexiko; sie enthält eine braune teigartige Masse von feinstem Gerüche; es ist gelungen, den Riech- stoff künstlieh darzustellen, dieses Präparat hat aber die Vanille nicht zu verdrängen vermocht, indem die Frucht eine nachhaltigere Wirkung besitzt. — Der Perubalsam von Myroxylon sinsonatense von der Balsamküste in Süd- amerika, eine sehr geschätzte Drogne, bildet gleichfalls einen Bestandtheil von Räuehermitteln u. dgl. Ebenso der Tolubalsam von Myroxylon toluiferum aus Neugranada und Venezuela. Zum Schlüsse wollen wir den chemischen Verhält- nissen etwas näher treten. Die letzten Untersuchungen von 0. AVallach haben ergeben, dass die meisten ätherischen Oele, insofern sie uns die Pflanzenwelt liefert, aus Terpenen von der Formel CioH,,., oder Polyterpenen (C^ H3)x bestehen. Erstere lassen sich in folgende Gruppen trennen: Pinengruppe, zu welcher die Hauptbestandtheile des Terpentin-Euka- lyptus-Salbeiöles, ferner das Lorbeer- und Weihrauchöl Nr. 13. Natiirvvisseiiscliaftlicbe VVoehensclirift. 127 gehören. Limonengruppe mit den Koblenwasserstoffen des Orangenschalen-, Citronen-, ISerganiott-, Kümmel-, Dill- und Erigeronöles. Die Kolilcnwasserstoffe der Dipnatengruppe .sind mehr Umwandlungsj)roducte der iitlierischen Ocle, durch höhere Tempeiatur bei der Ge- winnung entstanden. Sjivestrengruppe mit den Kohlen- wasserstorten der schwedischen und russischen Terpentin- öle; die Terjjinengruppe im Cardamomöl, die Pbellandreu- gruppe im Wasserfenchel- und Bittert'enchelöle. Endlich die Polyterpene, welche nur wenig in den natürlichen Oelcn enthalten sind, sich aber durch Polymerisirung der Terpeue leicht bilden. Die Saucrstott" haltenden Bestand- theiie der ätherischen Oele haben eine iebr mannigfache chemische Constitution, sie sind theils kamyherartige Ver- bindungen, tbeils Aldehyde, theils Kctonc. Die Bezielimigeii der Bakteriologie zur Clieuiie. • — Wenngleich die Kochsche Entdeckung des Tuberculins auch durchaus nicht den praktischen Werth gehabt hat, welchen man von ihr erwartet hat, so hat sie doch jeden- falls eine ungemein mächtige Anregung zu neuen Forschun- gen gegeben, die über kurz oder lang auch für die Praxis voraussichtlich recht Erspriessliches bringen werden. Kochs Entdeckung hat einen neuen Weg der Forschung- gebahnt, auf dem bisher nur einige wenige Fussstapfen, unbeachtet von dem grossen Heer der daran ^'orbei- ziehenden, waren. Jetzt nach kaum Jahresfrist sieht man schon viele rüstige Wauderer auf dem in die Breite schnell ausgedehnten Pfade, die darauf schon sehr wich- tige Funde gemacht haben. Das Ziel der bakteriologi- schen Wissenschaft, die so schnell vorgeschritten und angewachsen ist, wie wohl noch nie eine andere zuvor, scheint sich durch Kochs Entdeckung vollkommen zu ver- schieben. Das morphologisch - biologische .Studium der Mikroorganismen, das bisher im Vordergrund der bakterio- logischen Forschung stand, kann in den Hauptsachen als abgeschlossen gelten; jetzt richtet sieh das Augenmerk nicht mehr auf die Mikroben selbst, sondern auf ihre Stoff- wecliselproducte, die Erzeugnisse ihres eigenen Lebeus- processes. Beherrschte bisher das Mikroskop die bakte- riologische Technik, so tritt nunmehr au dessen Stelle die Chemie. In dieser Richtung der Bakteriologie haben sich zwar schon seit einigen Jahren Pasteur und seine Schüler wie Chamberland, Roux u. a. versucht, und es muss anerkannt werden, dass die Franzosen zuerst er- kannt haben, dass die Wirksamkeit der Bakterien durch einen chemischen Process zu Stande kommt, aber, wie Pasteur bei seinen bekannten Schutzimpfungen gegen die Hundswutii und den Milzbrand, so hat er auch bei diesen Studien gleichsam im Finstern getappt und sie bis auf diesen Tag noch nicht wissenschaftlich begründen können. Erst naclidem Robert Koch gelehrt hat, Reinculturen von Mikroben herzustellen, ist eine exacte Grundlage für das Studium ihrer chemischen Wirkung gewonnen worden, und seitdem hat es auch erst Ergebnisse geliefert, auf denen sich weitere Forschungen aufbauen lassen. Dass die chemische Wirkung der Bakterien, welche die Fran- zosen betont haben, durch ihre Stofl'wechselproducte zu Staude kommt, ist erst durch deutsche Forscher klar ge- worden. Insbesondere ist es, was zu wenig bekannt ge- worden ist, Dr. Hans Büchner in München, der schon vor einigen Jahren als Erster das Studium der Bakterien- stoftwechselproducte begonnen hat, die er Proteine nannte. Die Buchnerschen Anschauungen stellen sich immer mehr als richtig heraus, und insbesondere auch seine Autfassung der chemischen Natur der Baktcrienptomonie. Während man nach der Entdeckung von Fränkel und l^rieger beim Bacillus tetani und Dipbtheritidis der Ansicht zuneigte, dass die Stotfwechselproducte der Bakterien sämmtlich sog. Toxalbumine (giftige Eiweisskörper) seien, hat sich diese Vorstellung sclion dem Tuberculin gegenüber nicht bewährt. Dieser Stoff hat nicht die chemisch-physikali- schen Eigenschaften der Toxalbumine, wohl aber die von Buchner für den Begriff der Proteine festgestellten Kenn- zeichen. Durch II. Buchner selbst und einen seiner Schüler, Dr. Bernhard Römer, ist nun soeben ein wichtiger Fort- schritt in der Lehre der Bakterienstoffwechselproducte erreicht worden. Beide haben nämlich dargethan, dass die specitischen Eigenschaften und Wirkungen des Tuber- culins gar nicht speeiell nur den Stof[wechsel])rüducten des Tuberkelbacillus zukommen; sondern auch denen vieler anderer jMikroorganismen. Unabhängig von der Kochschen Methode haben beide Forscher die Darstellung der Bakterienproteine auf eine weit einfachere Weise, als Koch angegeben, bewirkt und z. B. mit den Producten des Bacillus pyocyaneus, des Diplococcus pneumoniae u. a. an Versuchsthiereu die gleichen Wirkungen hervor- gerufen, welche das Tuberculin erzeugt, und auch an den Cadavern der Thiere fanden sie dieselben Veränderungen, welche Koch als speeifisch für die Wirkung des Tuber- culins beschrieben hat. Wenn diese Forschungen sich bestätigen — und der Name Buchners lässt einen Zweifel ausgeschlossen erscheinen — dann wird der Gesichts- punkt für das Studium der Bakterienstoffwechselproducte abermals verschoben und zwar von dem Speciellen zu- nächst auf das Allgemeine, Gemeinschaftliche gedrängt, wodurch das Studium selbst nur gewinnen kann. Jeden- falls wird man den weiteren Werdegang der Bakterien- chemie, wie man die neue Richtung der Bakteriologie nennen kann, mit grossen Interesse verfolgen müssen. Wenn nicht alles täuscht, werden durch sie die Grund- steine zu einem neuen System der Pathologie gelegt, welches, ohne das jetzt anerkannte Princip der Virchow- schen Zellenpathologie umzustossen, doch noch weit tiefer als diese in den eigentlichen Lebensprocess einzudringen scheint, mit anderen Worten eine höhere Einheit als Grundlage nimmt. Fast gewinnt es den Anschein, als ob dieses neue System wieder eine Annäherung an die uralte Humoralpathologie bringen wird, die noch immer tief in der medicinischen Anschauungsweise des Volkes wie der Aerzte wurzelt. Die neueren Forschungen über das Wesen der Infectionskrankheiteu, über künstliche und künstlich erworbene Immunität u. a. m. haben ge- zeigt, dass in der Humoralpathologie ein wahrer Kern liegt, der sich voraussichtlich mit dem neuen, von der Bakteriologie aufgestellten System der Pathologie wird vereinen lassen. Dr. Albu. Neue« vom StickstoflFwasserstoff berichtet der Ent- decker desselben, Prof. Tb. Curtius in Kiel (Berichte der Deutsch. Chem. Gesellschaft XXIV, 3341). Die wei- tere Erforschung dieser interessanten Substanz und ihrer Verbindungen erlitt durch die Gefährlichkeit ihrer Hand- habung (ein Schüler von Curtius erlitt schwere Verletzungen bei dem ^'ersuch, die Säure wasserfrei darzustellen) einen unwillkommenen Aufschub. Es musste sich zunächst da- rum handeln, einen Weg zur Darstellung von Verbindungen mit Umgehung der gefahrvollen Muttersubstanz zu finden. Es ist nun Herrn Curtius geglückt, zwei solche Wege aufzufinden uud die Beschreibung dieser sowie der da- durch erhaltenen neuen Körper (Silber-, Quecksilber-, Blei-, Natrium-, Ammonium- und Diammoniumsalz) sowie der entstandenen zum Theil höchst interessanten Zwischen- producte bildet den Gegenstand der Mittheilung, welche sciion im Original das reichhaltige Material so gedrängt enthält, dass eine kürzende Wiedergabe fast unthunlich und nur ein Hinweis darauf angebracht erscheint. Sp. 128 Natuvvvissenscliaftliche Wochenschrift. Nr. 13. Das Klima von Berlin (I. Tbeil, Niederschläge luul Gewitter) wird von G. Hellmann in den Abhandlungen des Kg-1. Fr. Meteorologischen Instituts (Bd. I, No. 4) be- sprochen. — Es ist das Klima von Berlin schon zu wiederholten Malen, unter anderem auch von Dove, be- arbeitet worden; indess beschränken sich diese Bear- beitungen im wesentlichen auf einfache Veröffentlichungen der Beobachtungsergebnisse, ohne dass diese irgendwie erörtert würden; daher mnss das Unternehmen von Prof. Dr. G. Hellmann, eine neue, kritische und discutirende Darstellung der klimatischen Verhältnisse von Berlin zu geben, mit Freuden begrüsst werden. Die Behandlung der Niederschläge und Gewittererscheinungen an erster Stelle ist nur durch zufällige Gründe veranlasst worden. Wenngleich in Berlin schon seit Anfang des 18. Jahr- hunderts regelmässige Witterungsbeobachtungen vorge- nommen wurden, so umfasst doch die Reihe der vor- handenen Niederschlagsmessungen nur die Jahre 1728 bis 1729 und 1847 Deeember bis jetzt, und von diesen Messungen hat wieder die erste Reihe nur einen relativ geringen Werth, insofern die Beobachtungen auf der Plattform der alten Sternwarte — des jetzigen Marstall- gebäudes in der Dorotheenstrasse — vorgenommen wurden und sich die früher beliebte Aufstellung des Regenmessers in solcher Höhe als wenig günstig erwiesen hat. Des- halb sind auch in den, dem vorliegenden Theile des Hellmann'schen AVerkes beigegebenen Tabellen die beiden Beobachtungsreihen durchgehends von einander getrennt. Diese Tabellen, von denen sich 13 auf Niederschläge, 2 auf Gewittererscheinungen beziehen, werden in der ein- gehendsten Weise discutirt und liefern eine Menge von interessanten Resultaten, deren wichtigste im Folgenden aufgeführt werden sollen. Tabelle l zeigt, dass in den letzten 43 Jahren die Niederschlagshöhe zwischen 362 und 763 mm schwankt; am häufigsten waren massig nasse Jahre mit 6Ü0 bis 640 mm, der allgemeine Durchschnitt liegt tiefer, näm- lich bei .584 mm. Regenreiche oder regenarme Jahre werden im wesentlichen durch den Ausfall des Regens im Sommer bedingt; in der That doeumentirt sich überhaupt der Sommer als Hauptregenzeit mit 198 mm gegenüber dem Herbst mit 132, dem Frühling mit 130 und dem Winter mit 124 mm. Juni und Juli liefern die grössten Niederschlagsmengen, nändich zusammen 24 Vo des Gesammtbetrages; die grösste beobachtete Monats- nienge überhaupt war die des Juli 1858 mit 229 nun, die kleinste die des October 1866 mit 1 nmi, so dass kein Monat ganz ohne Niederschläge geblieben ist. Die bei weitem interessantesten Ergebnisse liefert Tabelle 2, welche die Zahl der Tage mit mehr als 0,2 mm Niederschlag enthält, also eine Vorstellung über die Niederschlagshäufigkeit liefert. Eine solche untere Grenze (0,2 mm) für die Niederschläge festzusetzen, hat die Er- fahrung veranlasst, welche lehrte, dass kleinere Mengen dem Beobachter meist verloren gehen. Die Zahl der so definirteu Niederschlagstage schwankt zwischen 113 und 193 im Jahr, für gewöhnlich sind nicht ganz 150 Tage mit mehr als 0,2 mm Niederschlag zu erwarten. In Bezug auf die Häufigkeit der Regentage rangiren die Jahreszeiten als Winter, Sonnner, Frühling, Herbst. Eine specielle Untersuchung der Ferien- und Urlaubszeit, näm- lich der Monate Juli und August, zeigt das wenig er- freuliche Resultat, dass in 30 von den 42 Jahren einer von beiden Monaten, ja in 7 von diesen 30 Jahren sogar beide Monate als „nass" zu bezeichnen waren. — Auch die fünftägigen Zeiträume oder Pentaden sind in Bezug auf ihre Niederscblagshäufigkeit untersucht worden; das Resultat wird sehr übersichtlich durch eine Kurve veran- schaulicht, welche erkennen lässt, dass die niederschlags- reiehsten Perioden in Berlin durch den 5. — 9. Februar mit 2.8 und den 17. — 21. Deeember mit 2.7 Niederschlags- tagen geliefert werden. Das doppelte Maximum der Sommerregen, welches Hellmann im Jahre 1876 nach- gewiesen hat, fällt auf die Tage vom 10. — 14. Juni (und leitet hier die bekannten Kälterüekfälle ein) und vom 30. Juli bis 3. August; ersteres hat 2.6, letzteres 2.5 Regen- tage; das absolute Minimum tritt in der Peutade vom 6. — 10. Mai mit 1.6 Niederschlagstagcn ein. P^ndlich er- giebt sich noch, wenn die einzelnen Tage in Bezug auf Regen-Reichthum oder -Armuth geprüft werden, dass am 13. Juni 30 mal, am 16. Deeember 29 mal, am 18. Mai hingegen nur 9 mal Niederschläge gefallen sind. Die durch Taliellc 3 dargestellte Häufigkeit von Graupel- und Hagelfällen kann auf Genauigkeit wenig Anspruch machen, da namentlich in früherer Zeit Graupel und Hagel vom Beobachter wenig unterschieden worden sind. „Würde man nicht Graupeltage, sondern Graupel- fälle zählen, so würde sicherlich der April vor allen anderen Monaten den Vorrang haben; denn gerade seine häufigen Graupelschauer, sowie die raschen Uebergänge von Graupeln, Schnee und Regen zu Sonnenschein sind es ja, welche unser Aprilwetter in Verruf gebracht haben, keineswegs, wie manche glauben, die grosse Zahl von Niedersehlagstagen, die im Gegentheil relativ gering ist." Die Schneeverhältnisse Berlins werden durch die Tabellen 5 — 9 charakterisirt. Die erste von ihnen giebt die Zahl der Tage, an welchen Schnee (ev. mit Regen vermischt) gefallen ist; diese Zahl schwankt zwischen 9 (im Winter 1881,82) und 67 (im Winter 1887,88), in der Mehrzahl sind Winter mit 20—30 Schneetagen, d. h. mit reichlichem Sehneefall. Am häufigsten schneit es in den Monaten Deeember bis März. Betrachtet man die Ver- theilung der Schneetage auf die einzelnen Pentaden, so erkennt man die Zeit vom 5. — 9. Februar als die schnee- reichste; nur einmal hat es in 56 Jahren an 7 oder mehr auf einander folgenden Tagen geschneit, im Jahre 1888 einmal 18 und im folgenden Jahre einmal 14 Tage hinter einander. Tabelle 6 lehrt, an welchen Tagen es gleich- zeitig geregnet und geschneit hat; solche Tage sind in Berlin fast in der Mehrzahl. Das Verhältniss der Schnee- menge zu der gesammten Niederschlagsmenge, welches durch Tabelle 8 in Procenten angegeben wird, ist im Durchschnitt 1:7; im Januar 1848 und im Februar 1853 fiel nur Schnee, kein Regen. Sehr variiren die in Tabelle 6 verzeichneten Eintrittszeiten des ersten und letzten Schneefalls , nämlich erstere zwischen dem 29. September (1736) und dem 31. Deeember (1889), letztere zwischen dem 28. Februar (1880) und dem 2. Juni (1837). In Tabelle 7 endlich sind diejenigen Tage einzeln aufgeführt, an denen der Erdboden mit Schnee bedeckt war; es sind durchschnittlich 49 Tage, im Winter 1849/50 fast das doppelte (86), 1889,90 nur 14. Fast in jedem Winter kann man darauf rechnen, dass der Erdboden wenigstens eine Woche weiss ist; die längste Dauer der Schneedecke (60 Tage) war vom 5. Januar bis 5. März 1838; ihr kommt am nächsten die Zeit vom 27. Januar bis 23. März 1845 (56 Tage). Inter- essant ist der durch Hellmann gezeigte Zusammenhang zwischen dem Schneefall und dem Ausgabe-Etat der Stadt Berlin: Die Auftuhrung der Geldsummen, welche für „Schneeabfuhr" in den Jahren 1879— 1889,90 gezahlt sind, zeigt, dass diese in ganz gutem Verhältniss zur Anzahl der Tage mit Schneefall und mit Schneedecke stehen. Die noch übrigen, auf die Niederschlagsverhältnisse bezüglichen Tabellen 10 — 13 geben ein Bild über Nieder- schlagsdichtigkeit , grösste Niederschlagsmengen , Ab- weichungen einzelner Monats- und Jahresmengen vom Nr. 13. Natnrwisscnsrhaftlic'lie Woclienschrift. 129 Normalwertlie, nasse und trockene Perioden. Wir lernen liier zunäclist, dass Tage mit 1.1 — 5.0 mm Niederschlag am häufigsten sind, indem vier Fünftel aller Niederschlags- tage nur Mengen bis zu 5 mm liefern. Der an heftigen Gewittern reiche Mouat Juli ragt auch durch die Häufig- keit der Tage mit stärksten Niederschlägen hervor; selbst Tage mit mehr als .30 mm Regen darf man alle drei Jahre einmal im Juli erwarten. Tagesmengeu von mehr als 50 mm sind äusserst selten. Auch eine Uebersicht über grössere Regenmengen , die in der Dauer von mehreren Stunden, mehreren Viertelstunden und mehreren Minuten gefallen sind, ist gegeben. Die Abweichungen der Niederschlagsmengen vom Normalwerth sind in der Weise angegeben, dass der Ueberschuss bezw. Fehlbetrag in Proccnten der Normalmenge berechnet ist. Tabelle 11 zeigt hierüber manche interessante Erscheinung, clienso lassen Tabellen 12 und 13 direct über nasse und trockene Perioden alles ablesen. Die Gewittererscheinungen sind natürlicherweise be- deutend kürzer behandelt worden, als die Niederschläge, ist doch eine Grossstadt wie Berlin stets sehr wenig ge- eignet zur Beobachtung von Gewittern ; wir heben von den auf sie bezüglichen Resultaten nur die wichtigsten hervor: Es giebt in Berlin durchschnittlich 15 Gewitter- tage im Jahr, meist aber weniger; die Grenzen dieser Tage sind 6 bezw. 27. Die Hauptgewitterzeit fällt in die Monate Juni und Juli; Wintergewitter sind sehr selten. Die grösste Zahl von Gewittertagen in einem einzelnen Monat war 12 (Juli 1884), und von diesen folgten noch 5 unmittelbar auf einander, was wieder eine sehr seltene Erscheinung ist, da nur in wenigen Jahren an drei oder mehr Tagen hinter einander Gewitter vorkommen. Die Jährliche Periode der Gewitter (nach Pentaden) ist wieder durch eine Kurve dargestellt, welche namentlich die von Herrn von Bczold nachgewiesene Zweitheilung des sommerlichen Maximums erkennen lässt; das erste Maxi- mum fällt auf die Dekade vom 10.— 19. Juni, das zweite vom 10.— 19. Juli. Hiermit ist der erste Theil des Werkes abgeschlossen; seiner Fortsetzung darf man mit grosser Spannnug ent- gegensehen, wird doch das vollständige Werk, für dessen Werth die Person des Autors bürgt, einen interessanten Beitrag zur Geschichte der Hauptstadt Preussens liefern. E. Koebke. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der Woetpr. Botanisch-Zoolugisrlir \"iTi-in ln'absiohtiiit dem- nächst die Herausgabe einer „M oost'lo r a der Provinzen West- und Ostpreussen ". Obschon der niitiinterzeichnete Be- ai-beiter derselben, Herr Dr. von Klinggraeff, die hauptsäcddichsten einschlägigen Samndmigen eingesehen und benutzt hat, ist es wohl möglich, dass weniger bekanntes, aber dennoch wichtiges Material bislang unberüeksiM\U Vn n -v ■■ n I ■ «« k »ur (5rt)altiiiia einer guten fiaut, befontcrS bei UritUgill«ll f leinen SinSeiii. J.u haben in ten nieiften aipotfeefen unt Eroaericn. Hugo Hennig, Berlin SW., 12 Patentan^valt Ulr. R. Maerz, Bei-lin, Loipzitcerstr. 67. Seit 1878 Patentbureau empfohi. daCk gratis Leipzig Besorgt u. verwert Patente all. Länder Gebrauchs -Muster Marken - Centrale Ferd. Dümmla's Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 J(; geb. Preis 4 JL Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausfuiiriiclje Special verzeicliüissc. SFiitis und frauco, Ferd. Ilünimlers Terla?sbachhaDilliini'. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. Dümmlers Yerlagsbuchhand- lung in Berlin SW. Vi ist ersdiienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abbandluns-cn Wilhelm Foerster, Frof. u. Director der K^-1. Sternwarte zu Berlir Preis 7 Mark. Auflage 36 000! (2 laaf löjfldj) einf(f)lic6li* ifirer (aud) ^OnfoflS) 1. Deutsch. Hausfreund, ^ 5. Allq.Ztg.f. Landwirth- illiietr.Zeilscliiittv,16Di-uck- seiten, wöchentlich. Mode und Handarbeit, Seeitig mit Schnittmuster; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verloosungs- Blatt, Schaft u. Gartenbau, vierzehntägig. 6. Die Hausfrau, h tagii,-. 7. Produkten- u.Waaren- Markt-Bericht,wOci,enii I 8. Deutsch. Rechtsspiegel Sammluug neuer Gesetze uiiil Reichsgerichts- Entscheid.; zehntägig. ^ nach Bedarf. foften bei jekt Jollanftnlt pro Quartal nnv 5 ptarlt. S(^nelle, ouäfillirli(^e unbunparteiifc^epolitifciie Sevic^terftottuTiq; feine politiftfic iBenormiinbung her Sefer. — SBiebergabe interefritenbcc aJleinmigääugcnmäen ber !partci= blältct aller Slichtungen. — aiu§fii6rli(i)c 5parlamentä = Sc = ri(^te. — 3;refflict)e militätifcöe Sluffä^e. — Snteteffan'e äofols, Xlteateii unb ISericfitä s Slat^r testen. — I5in = geöenbfte 3!a4rt(f)ten unb auägeseicSnete Ülecenrionen über JEljeater, 9)iufi(, flunft unb 2Bif fenf i^oft — MuäfüljrlitScr iianbelst^eil. — SBollftönbigfteä Eoucäblatt. — Sotteries i/iften. — !perfonal!i8eriinberungcn in ber Slrmee, SDlarine unb eitJil=ä!eraioltunfl Guftij, ©eiftlichfeit, Be^rerfcSaft , ©teuerfat^, ;^or(tfO(5 IC.) fofort unb oollflänbig. geuiUetonä, fflomane unb Siooetlen bcr ^eroorroflcnbBen Tutoren, gtnjtioe» rt"i» """• rtdjetjer HJirltimg! Der gn^alt ber „gecltneV Heueflett StadjridjtEn" ift frei oon grioolitäten irgenb nieliier älrt. 3n jebcr gebilbeten Familie finben fie ba^er fi^er freunblic^e älufnofime. D^^ 3füt Rnmiltcn = Stnjetgcn, Xicnitfioten» Wciudjc, ilöobniinrtS^Slnjciflcu unb älinlidic Slnuonccn, btc Sic iScbütfniiic cincg ^tnuc-hallS betreffen. Wir!) bic Übonucincnts Cuittunit für ias Inufcnbc Duattal 6. a. 9S. boll in 3iil)(un|| genommen, rooburd) bcr iBejug beä »latteä 0* roeientlid) oerbilligt. ~^B(B ^frobenummern auf SBimf* giotiä burcf) bie (Efpttiition ßcriin SW., fiüniggrä^ft Straßt 41. 1 Sauerstoff jin Stahlcylindei'n.j Dr. Th. Elkan, Ißerliii N., Tegeler Str. 15.j Ferd. DOminlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem VerInge erschien: Vierslelliy:e Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry tJravelins, Astronom. 24 Seiten. Taschenforinut. Preis geheftet 50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Specialfabrik für Uiiterzeiijce und Strümpfe. Reitunterbeinkleider nacll M;t;iss. Extrastarken Tricot für J.igd & Reise. Franz Neldte Slmmpfwaaren-Fabrik, Rerliii W., Leipzigerstr. 24. I. Auf Wunsch .Mii.stcrscniliini;. G-eologisches und mineralogisches Comtor Alexander Stiier 40 Rue des Mathurins in Paris, Lieferant des französischen Staates und aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer empfiehU sich den Herren Diiectoren und Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant aller geologiscbeo französischen Serien, welche für ihre Samm- lungen oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalopoden, Brachyopoden, Echiuodermen und andere Abtheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. 3>or Äiir^em evfdjicii: im Sunbc grgni bir ilirlljrit kr foij. (finl)rits= ober 3oiirn=3ritrii. Säon Dr. 55tf6cfm 3roi'rftfr, ,ftgl. ISrcufe. ®eb. aicgierungävat, ISiofcijor an ter Unitcrfität unt lircftor tot Ägl- Sternwarte 511 Serliit. 32 Seiten, gr. 8". lungen ben 2Bt(i ju neuen großartigen (^rfiiibiinflcn, i i »veldje iini' heute mit Beu'unberuug, bieSeitoeuoffeu beä ÜU. Saijrbuubcrt^ aber ber= i = eiuft mit Witleib tiir unä crfürieii miitfcu, bie »ir iiu6 uod) otjnc ienc ItautienS- z = liH'rteu fiiljC'mittel ju bebelfeu hatten. = i =:^= ä^orrötin in etilen 58ucl)f)iintilnniien. ^=^ = I |frt. Piimmirro ilcrlagobiidjljoiiMiiiiö, Örrliii SW., 3iiiimfrllrn(if 1)4. lllllllllllllllllllllllllinilltlllllllllllllllMIIIIIIIIMIMtlllllllllllllllllMItllllllllllllllllllllHIIIHIIIIIIIIinillllr ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Soeben erschien I Ein Beitrag ♦ Geschichte des europäischen Hausriii(les.| Von Professor Dr. Hugo Werner. ♦ Mit 4 Abbildungen vnd 1 Karte. ♦ 4.S Seiten. Preis 1 Marl«. ♦ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦ Ferd, Dümmlers Verlagsbuchhandlung In Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. ♦ !♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ . ^^M^^->-\ ^~* j.-^ ^ hl Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW erschien soeben: Eine Tlieorie moi M Dur emrisciieE hrscni auf Grundlage der Hydrodynamik. Von Dr. Arthur Korn. I, Teil, Gravitation und Elektrostatiii. 64 Seiten gr. 8». Freis 1,50 Ivlarlc. - Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. )i * Verlag von Rosenbaum & Hart. Berlin W^. Deutsehe Litteraturzeitung. Begründet von I^rofessor Dr. Ma.x Roediger. Mit llutoi^tützniig von Dr. August Fresenius heransgfgoWB jou Dr. R. Löwenfeld. ^~ Preis vierteljährlich 7 Mark. ♦!- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Deutsche Litteraturzeitung erblickt ihren eigentümlichen Beruf darin, vom Standpunkt der deutschen Wissenschaft aus eine kritische Uebersicht über das gesammte litterarische Leben der Gegenwart zu bieten. Sie sucht im Unterschied von den Fachzeitschriften allen denen entgegenzukommen, welchen es Bedürfnis ist, nicht nur mit den Fortschritten ihres F'aches, sondern auch mit der Entwickelung der übrigen Wissenschaften und mit den hervorragenden Leistungen der schönen Litteratur vertraut zu bleiben. In ihren Mitteilungen bringt die Deutsche Litteraturzeitung eine Uebersicht über den Inhalt in- und ausländischer Zeitschriften, wie sie in dieser Reichhaltigkeit sonst nirgends geboten wird, ferner ständige 'Berichte über die Thätigkeit ge- lehrter Gesellschaften, Nachrichten über wissenschaftliche Ent- deckungen und litterarische Unternehmungen, Personalnotizen und Vorlesungsverzeichnisse. Durch die Unterzeichnung aller Besprechungen mit dem vollen Namen des Referenten bietet die De utsche Litteraturz eitu ng die Gewähr einer gediegenen und würdigeti Kritik. 3aF~ Die Deutsche Litteraturzeitung ist ein ausgezeichnetes In- sertionsorgan für die gesammte wissenschaftliche Litteratur. Preis der gespaltenen Petitzeile 20 Pf. Beilagen nach Uebereinkunft. '^S Ferd. Dümiulers Verlassbuchhandliing in Berlin SW. 12. 1 Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abbildungen. gr. 8°. geh. Preis 6 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ■ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ; ! erschien vor Kurzem: ; I Kofflütlsclie Striip aif ier WuM\ I ■ und das S ■ ■ ■ Gesetz der Analogie im Weltgebäude. | : \ on ■ I L. Graf von Pfeil. ■ ■ ■ ! Vierte, mit den neuesten Entdeckungen verstärkte und tun- ■ gearbeitete Auflage. : Mit sechs Karten. 323 Seiten. Preis 7 Mark. \ ©ocBen erfc^icn; | €iii iifiifol^opfiifffics iJo[fis6iirfi von 124 ©Diten 8». i*rcts 1,60 parfi, cfc«. flcB. 2,40 ^Sarft. =^=1 3« hc.^icfieu bnrcf) alle SBucfifianblungcn. =^= i $frö. Dümmlfrö yrrlugöliiicijljnuMimg in gcrliit SW. 12. | K^*^- ^.>?^'^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIL Band. Sonntag, den 3. April 1892. Nr. 14. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrapreis ist Jl 3.— Bringegeld bei der Post 15 Jl extra. l JL Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Anuoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständiger «^nellenaiigabe gestattet. Die vier Jahreszeiten am Cap. Ein Vegetationsbild der Halbinsel von Justiis Thode. Die tiefciugreifende Wirkuiiii-, welche der AYeebsel der Jahreszeiten nicht allein auf das äussere, sondern auch auf das Gemiiths- und Geistesleben unserer nor- dischen Heiiuath ausübt, geht unter fremden Himmels- strichen mit milderem Klima, wo das Ptianzenlebeu nie völlig: unterbroelien ist, fast ganz verloren. Ihnen fehlt mit dem allmählichen Vergehen und Absterben der Vege- tation und der Periode winterlicher ErstaiTung auch der tausendstimmige Frühlingsjubel beim endlichen Wieder- erwacheu der Natur, fehlt unser sang- und klangreicher, duftiger Lenz mit seinem smaragdgrünen, blumendurch- wirkten Rasenteppich, der zarten Belaubung und dem jungfräulichen Blüthenschnee der Bäume, fehlt jene Jlaien- wouiie, die in den begeisterten Frühlingsliederu unserer Dichter so beredten Ausdruck gefunden. Dieser schein- bare Mangel an Abwecliselung, die grössere Gleichmässig- keit der weniger in ihren positiven Extremen, als im Jahresmittel beträchtlich erhöhten Temperatur, der An- blick einer jahraus, jahrein in ihren Hauptzügen sich gleichbleibenden Landschaft — dies alles muss bis zu einem gewissen Grade ermüdend und abstumpfend auf den Nordländer einwirken, der, ein Froduct des Klimas seiner Heimath und mit dieser geistig aufs innigste ver- wachsen, einer längeren Zeit bedarf, um sich der ver- änderten Umgebung anzupassen, gleichsam im fremden Boden Wurzel zu schlagen. Und doch ist auch in solchen, dem glühenden Tropengürtel genäherten Ländern, wie im südlichsten Thcile des afrikanischen Continents, ein Wechsel der Scenerie in den durch die Solstitialbewegung veranlassten vier Hauptabschnitten des Jahreszirkels bei aufmerksamer Betrachtung noch deutlich genug zu er- kennen. Auf den ersten Blick scheint es freilich, als sei das subtropische Jalir nur aus zwei Abschnitten, einer regenlosen, unter der Herrschaft des Sommerpassats stehenden, und einer regenreichen Haltte zusammengesetzt, in welcher westliche Winde dominiren. Erstere pflegt man schlechtweg als „Sommer", letztere als „Winter" zu bezeichnen, und hat damit allerdings das wichtigste und augenfälligste Merkmal für die Abgrenzung der Haupt- perioden angedeutet. Nicht sowohl die zu allen Zeiten dem Pflanzeuleben angemessene Temperatur, als vielmehr der grössere oder geringere Feuchtigkeitsgehalt der Luft und des Bodens ist es nämlich, welcher im Gegensatze zu unserer hyperboreischen Heimath am Cap wie in allen subtropischen Breiten die Entwickelung der Vegetation hemmt oder fördert und den Charakter der Landschaft bestimmt. Sobald im April oder Mai die ersten Regen fallen, beginnt die während des heissen und trockenen Sommers auf die widerstandfähigsten Arten beschränkte Pflanzendecke mit neuer Kraft ihre Lebeusthätigkeit, die sie nun den ganzen Winter und Frühling hindurch un- unterbrochen fortsetzt, bis mit der unbeschränkten Herr- schaft des Sommerpassats die Blüthenperiode ihr Ende erreicht, ohne dass es darum ganz an blühenden Ge- wächsen fehlte. Dessenungeachtet macht auch die ab- oder zunehmende Wärme, die Hebung oder Senkung der jährlichen Temperaturcurve ihren Einfluss auf die gra- duelle Entfaltung der Flora geltend, indem sie das Vege- tationsbild entsprechend modifieirt und so eine bequeme Handhabe für die weitere natürliche Eintlieilung der beiden Jahreshälften darbietet. So lange nach dem Ein- tritte der ersten Niederschläge die Sonne noch dem nörd- lichen Wendekreise zustrebt, folglieh Temperatur und Tageslänge noch im Abnehmen begritfen sind, ist die An- zahl der durch das lebenspendende Nass hervorgelockteu Arten nur eine verhältnissmässig geringe, es erscheinen gleichsam nur die Vorposten der Hauptmasse, welche erst durch die nach und nach wieder mächtiger wirkenden Sonnenstrahlen ins Dasein gerufen wird. Diese Periode, die wir als den eigentlichen Winter anzusehen haben, umfasst auf der Cap-Halbinsel im allgemeinen die Monate Mai bis Juli; den Früliling i.Vugust bis Oetober) kenn- zeichnet alsdann die nun eintretende Massenentwickelung der Vegetation, worauf der Reichthum an blühenden Ge- wächsen mit dem Aufhören des Regens schnell abnimmt. Die dritte oder Sommerperiode (November bis Januar) 132 Naturwissenschaftliehe Wochenschrift. Nr. 14. erscheint zwar in der Umgebung der Capstadt, wo der Boden niemals so gänzlich austrocknet wie in den Inland- districten, noch immer Miithenreich genug, namentlich ist es der Tafelberg, auf dessen Höhen im Januar eine be- trächtliche Anzahl der schönsten Arten gefunden wird, aber im Herbste (Februar bis April) verschwinden all- mählich grösstentheils auch diese, so dass der April im Gegensatz zum September, dem Blüthenmonat par ex- celleuce, als der blüthcnärmste des ganzen Jahres be- zeichnet werden niuss. Wollen wir die so erhaltenen Abschnitte nach den für sie besonders charakteristischen Pfiauzenfamilieu nennen, so würde der Winter die Periode der Oxalideen, der Frühling die der Compositen, Irideen, Ficoideen und Proteaceen, der Sommer die Periode der Geraniaceen und Crassulaceen und der Herbst diejenige der Amaryllideen heissen müssen. Fassen wir die einzelnen Perioden nun etwas näher ins Auge. Bald nachdem die Sonne, im Zeichen des Widders den Aequator passirend, in die nördliche Hemisphäre übergetreten ist, beginnt auf der Cap- Halbinsel (welche als besonders repräsentativ für die Phj'siognomie der Flora des ganzen westlichen Küstengebietes in den fol- genden Betrachtungen ausschliesslich berücksichtigt wer- den wird) die Scene sich alimählich zu verändern. Der Südostpassat, die antarktische Luftströmung, welche wäh- rend der Sommermonate durch ihr anhaltendes Wehen den Boden austrocknete und der Landscliaft den Stempel der Dürre und Unfruchtbarkeit aufprägte, verlässt, der Solstitialbewegung sich anschliessend, die höheren Breiten, und es gewinnt dafür der regenbringende Autipassat an Bedeutung. Häufiger umzieht sich der bisher fast be- ständig tiefblaue Himmel mit düsterem, feuchtigkeits- schwangerem Gewölk, das im Nord-, zuweilen auch im Südwesten dem grossen Braukessel des Oceans entsteigend wie eine drohende Phalanx heranrückt, in kurzer Zeit die Berge von oben bis unten in einen undurchdringlichen grauen Schleier hüllt und nicht selten tagelang brütend über den Tbälern lagert. Zuweilen noch sucht freilich der Südost seinem Widersacher die Herrschaft streitig zu machen und durch einen plötzlichen Ueberfall das ver- lorene Terrain zurückzuerobern. Dann weichen die Nebel vor dem ungestüm daherbrausenden Gegner, und die Sonne strahlt wie zuvor erwärmend vom wolkenlosen Himmel — doch dieser Zustand ist nicht von langer Dauer, denn zwei Factoreu arbeiten ihm mächtig ent- gegen, die mit dem veränderten Zenithstand der Sonne und der abnehmenden Tageslänge geringer werdende In- solation und das allmähliche Sinken der Temperatur. Ueber dem nun weniger stark erhitzten Boden verdichten sich mehr und mehr die heranziehenden Wolken und ent- laden sich endlich in gewaltigen Regengüssen. Mit einer Heftigkeit, wie sie dem mittleren Europa unbekannt ist, stürzen die vom Sturm gepeitschten Wassermassen zur Erde, unaufhörlich, als wollten sie das Land mit einer Sintflut überschwemmen und selbst die Wohnstätten der Menschen bedrohen. Mit heftiger Begierde saugt der durstige Boden das lebenspendende Element ein, die Wolken lichten sich, die Sonne blickt freundlich auf das erfrischte Erdreich herab und beseitigt in kurzer Zeit den Ueberschuss an Feuchtigkeit. Aber Floras Kindern ist sie zu gute gekommen: nur weniger Regengüsse bedarf es, um die durch harte Hüllen gegen die Trockenheit geschützten Zwiebeln der zahlreichen Sauerkleearten (Oxalis-Arten) zum Leben zu erwecken, und wie durch Zauber sieht man gleichsam über Nacht das bislier ver- dorrte staubige Gefild mit einem bunten Teppich von zarten weissen, gelben und purpurnen, stengellosen Blütheu bedeckt, den stattlichen Gattungsverwandten des beschei- denen Frühlingssauerklees (Oxalis acetosella) unserer deut- schen Lauljwälder und der noch unansehnlicheren kleinen gelbblühendeu Art (0. stricta), die wir als lästiges Garten- unkraut kennen. Der Name „Sauerklee", welcher der artenreichen, im Caplande allein über 100 Species zäh- lenden Gattung beigelegt ward, bezieht sich bekanntlich auf den von ihrem Gehalt an Klecsalz oder zweifach oxalsaurem Kali herrührenden sauren Geschmack und die meist wie beim Klee dreizähligen Blätter dieser vergäng- lichen Gewächse. Dieselben haben jedoch im übrigen nichts mit dem Klee gemein, sondern sind, wie schon eine flüchtige Betrachtung ihrer Blüthe lehrt, im System den Geraniaceen nahe verwandt. Ausser dem Caplande ist es besonders Südamerika, wo sie in grosser Häufig- keit und Mannigfaltigkeit auftreten, ja eine Art wird dort sogar strauchartig und oft über mannshoch. So gewaltige Dimensionen erreichen die südafrikanischen Species zwar nicht, sind aber dafür meist durch grosse, prächtige, wennschon sehr hinfällige Blüthen geziert, die auch das unkundige Auge des Laien auf sich ziehen. Als eine der ersten unter ilnien erscheint in der Ebene wie an den Bergabhängen Itereits im März der durch die schmal- linealen ßlättchen seiner wie gewöhnlich dreizähligen Blätter ausgezeichnete „vielblätterige" Sauerklee (Oxalis polyphylla); ihm folgen bald der „purpurne" (0. purpurea) und der „veränderliche" (0. variabilis), zwei sehr statt- liche Arten mit grossen sattpurpurnen oder weissen, im Schlünde gelb gefärbten Blüthen, die bei letzterer, wie schon der Name sagt, verschiedene Farbentöne durch- laufen können. In Gesellschaft dieser beiden findet man auf thonhaltigem Boden gewöhnlich auch den ebenfalls variireuden „behaarten" (0. hirta), den „schwefelgelben" (0. luteola), den „verschiedenfarbigen" (0. versicolor), den durch bandförmige oder gefingerte Blätter im Habitus etwas abweichenden „gelben" (0. flavaj und den „über- hangenden" Sauerklee (0. cernuaj, welchen die Boeren „Wilde Zuring" benennen. Diese Art ist in der Um- gebung der Capstadt bei weitem die gemeinste der ganzen Gattung und an dem hohen Schafte, welcher an der Spitze eine Dolde von zahlreichen, schön citrongelben, vor dem Aufblühen herabgebogenen Blüthen trägt, sofort zu erkennen. Als letzter Repräsentant sei endlich noch der erst im Juli erscheinende und bis in den September dauernde „stumpfe" Sauerklee (0. obtusa) erwähnt, da er besonders zierlich ist und durch seine grossen, ziegel- rothen oder hellpurpurnen Blumen leicht auffällt. Mit den Sauerkleearten beginnt auch das Heer der eigentlichen Zwiebelgewächse seine Vorposten über das vom Feinde, dem tyrannischen Südost, verlassene Terrain zu zerstreuen: kleine gelbe Blüthensterne, die sich auf dünnem Schafte zwischen schmalen gefalteten Blättern erheben und fast täuschend an unseren deutschen Goldstern (Gagca lutea und pratensis) erinnern, verrathen uns bei genauerem Hin- sehen ein Piiänzchen aus einer besonderen, in Europa fehlenden Abtheilung der Amaryll-Lilien (Amaryllideen), zu welchen unser Schneeglöckchen gehört; es ist die niedliche Hypoxis (Curculigo) plicata, welche im Verein mit verschiedenen Gattungsverwandten, z. B. H. serrata, zwischen den Sauerkleearten fast überall vorkommt. Die echten Liliengewächse (Liliaceen) sind durch die kleine, leicht zu übersehende Pcriboea corymbosa und zwei reizende Lachenalien, die purpurne L. rubida und die fast stengellose gelbe L. reflexa vertreten, die eine auf trockenem, die andere auf nassem Sandgrunde am Rande von Wasserlachen im Juli nicht selten. Besonders L. ru- bida würde sich mit ihren zierlichen, hängenden Röhren- blüthen, wodurch sie etwas an eine Hyacinthe erinnert, sehr gut als Topfpflanze eignen. Die stattlichsten Blumen aus der bunten Schaar der Zwiebelgewächse finden wir Nr. 14. Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. 133 jedoch unter der Familie, welcher unsere Crocus und Schwertlilien ani;ehören, den Irideen, einer für das Cap- land besonders charakteristischen Familie, welche in keinem anderen Theile der Welt einen ähnlichen Reich- thum an Arten und mannigfaltigen Formen aufzuweisen hat. Die giftige „Tulp bloem" der Boeren, Homeria collina der Botaniker, ist eine der hervorragendsten Er- scheinungen: das einzige, lauge, grasartige Blatt umfasst etwa bis zur Mitte den an seiner Spitze mit mehreren, nacheinander erblühenden, grossen gelben oder ziegel- rothen BlUthen versehenen Stengel oder Schaft und ist dann schlaff nach hinten übergebogen. Weit bescheidener halten sich die „grasartige" und die „eiförmige" Galaxia (G. graminea und G. ovata) am Boden, wo ihre äusserst vergänglichen, des Abends und bei trübem Wetter ge- schlossenen Biüthen leicht mit denen mancher Sauerklee- Arten zu verwechseln sind. Von den Pavianen, welche ihre Zwiebeln mit Vorliebe ausgraben und verzehren, ent- lehnte eine andere Irideengattung, Babiana, ihren Namen. Der holländische Colonist pflegt besonders die am häufig- sten vorkommende Art, 15. plicata (die „gefaltete" wegen der schwertförmig gefalteten Blätter), mit dem Namen „Babianer" zu bezeichnen; ihre langröhrigen, blassblauen, lilagefärbten oder hellpurpurncn Biüthen haben einige Aehnlichkeit mit unserem Crocus, denen sie ja auch nahe verwandt ist. Im Gebüsch, besonders in wasserreichen Bergschluchten, treffen wir um diese Jahreszeit auch eine besonders schöne und hochwüchsige Vertreterin der Schwertelgewächse, die prächtig scharlachrothe, au ihren langen, schwertförmigen Blättern als nahe Verwandte unserer beliebten Garten -Gladiolen kenntliche Antholyza aethiopica, für die wir leider keinen passenden deutschen Namen finden können. Die eigentlichen Gladiolen (gla- diolus = kleines Schwert, wegen der Blattform), in Deutschland nur wenige, am Cap sehr viele Arten zäh- lend, zeigen uns von Mai bis Juli u. a. drei sehr auf- fallende und elegante Species, nämlich den „gefleckten" (G. maculatus) mit grünlich -braunen, zierlich getupften, angenehm duftenden, den „schlanken" (G. gracilis) mit blassblauen und „Watsons Gladiolus" (G. Watsonius s. Homoglossum revolutum) mit scharlachrothen Biüthen, auf den Bergen zwischen Muizenberg und Kalk Bay im Juni nicht selten. Die wohlbekannte und beliebte Familie der Orchideen, deren stattlichsten Repräsentanten im Sommer so eifrig nachgestellt wird, beginnt nach etwa dreimonat- licher Pause im Juli mit der merkwürdigen Disperis ca- pensis, von den Colonisten wegen der abenteuerlichen Ge.stalt der auf schlankem Stengel stehenden einzigen Blüthe „Bischofsmütze" genannt, von neuem zu erwachen, während an den wohlbewässerten Bergabhängen, wie auf sumpfigem Boden der Ebene die „äthiopische Kalla" oder „pig-lily" der Engländer (Richardia afrieana) als einzige Aroidee Südafrikas ihre schneeweissen Blüthentrichter weit- hin leuchten lässt. Schwieriger, als aus dem genannten Fornienkreise ephemerer Gewächse, ist es, aus der Menge der im Winter blühenden Sträucher und Stauden einige charakteristische Erscheinungen herauszugreifen, um durch sie dem Leser einen Ueberblick über die Physiognomie einer capischen Winterlandschaft zu verschatt'en. Eine solche zeigt gerade in der ersten Regenperiode besonders auffallende Contraste, die den Fremden eigenthümlich be- rühren und ihn über die herrschende Jahreszeit nicht recht ins klare kommen lassen. Während nämlich die einheimische Flora durch die Niederschläge, ungeachtet der sinkenden Temperatur, allerorten zu neuem Leben erweckt wird, während der im Sommer verbrannte Rasen im üppigsten Grün prangt und jeder Tag neue Gestalten ins Dasein ruft, sehen wir die aus Europa eingeführten Laubhölzer, wie die Obstbäume, Silberpappeln (Populus alba) und Eichen (Quercus pedunculata) im Mai und Juni ihr Laub verlieren und im Juli so kahl wie während unseres nordischen Winters dastehen. Herbst und Früh- ling greifen hier also unmittelbar ineinander und lassen den Winter in unserem Sinne keinen Raum für seine Tücken übrig. Dies gilt freilich nur für die Cap -Halb- insel und die Küstenstriche überhaupt, denn auf dem ausgedehnten Plateau der Karroo, ja selbst auf den Höhen der die Küstenregion begrenzenden Hottentott- lioUandsberge sind Frost und Schnee, obwohl von kurzer Dauer, doch keineswegs seltene Gäste, und man kann von der Capstadt aus deutlich die weisse Decke dieser langgestreckten Gebirgsbarriere erkennen. Auf dem Tafel- berge will man nur einmal (1840'?j in den Morgenstunden Schnee bemerkt haben, während in dieser nicht unbe- trächtlichen Höhe von über 3000 Fuss Nachtfröste im Juli, dem kältesten Monat der Südlieniisphäre, öfter vor- kommen. Selbst in den Nachmittagsstunden sind dort an der schattigen Südseite zuweilen noch die Wasser- lachen mit einer ziendich dicken Eiskruste bedeckt und nasse Felswände gleichsam mit einer Glasur überzogen gefunden worden. Sinkt nun auch während der Nacht das Thermometer bei klarem Himmel gewöhnlich tief genug, um den Schutz eines soliden Ueberrockes wün- schenswerth erscheinen zu lassen, so gestalten sich die heiteren Tage, welche gelegentlich mit den regnerischen abwechseln, um so angenehmer. Nichts Herrlicheres, als solch ein klarer, sonniger Wintertag! Spät erst erhebt sich die Sonne und hat geraume Zeit mit den feuchten Seenebeln zu kämpfen, bevor sie dieselben siegreich durchbricht und nun in voller Pracht vom mattblauen Himmel auf die regenfrisehc Landschaft herniederstrahlt. Da ist kein starrer Zauber, kein todähnlicher Schlummer, der die Natur in seinen Banden gefesselt hält: nichts erinnert hier an Tod und Vergänglichkeit, nichts erweckt in uns jenes bekannte wehmüthige Herbstgefühl, sondern alles athmet Frische und Leben, alles drängt sich in freudigem Werden zum Licht, zur üppigen Entfaltung. Forschen wir nach der Ursache dieser allen gemässigten Himmelsstrichen der Südhemisphäre gemeinsamen und von der Physiognomie der entsprechenden Breiten jenseits des Aequators gänz- lich abweichenden Erscheinung, so werden wir .sie bald in dem völligen Mangel an Holzgewächsen mit periodischer Belaubung und der grossen Menge von immergrünen Sträuchern und Bäumen erkennen. In ihnen gelangt das oceanische Klima der südlichen Halbkugel zum Ausdruck, während die Verholzung der Achsenorgane wie die Zu- sammenziehung und matte Färbung oder Behaarung der Blattflächcn den Stoffwechsel verlangsamt und so einen erfolgreichen Widerstand gegen die Sonuuerdürre er- möglicht. Physiognomisch betrachtet gehören die meist niedrigen Gesträuche, welche zum „Buschland" vereinigt der eigent- lichen Caplandschaft ihr charakteristisches Gepräge ver- leihen, grösstentheils der Eriken-, Myrthen- und Proteaceen- form, die wenigen Bäume hauptsächlich der Lorbeer- und Olivenform an, bieten daher ausser der Blüthezeit wenig Abwechselung und ermüden das Auge durch ihre Mono- tonie. Ganz irrig aber wäre es, von dieser Einförmigkeit der Blattbildung auch auf gleiche Uebereinstimmung in sy.stematischer Beziehung schliessen zu wollen, da diese zu jener in gar keinem Verhältnisse steht. Es wachsen vielmehr die Vertreter der verschiedensten Familien ge- wöhnlich in bunter Mischung untereinander, und Fälle von geselligem Auftreten einzelner Arten, wie in den „Macchien" (Dickichten aus immergrünen Gesträuchen) Süd- europas, sind verhältnissmässig stelten. (Fortsetzung folgt.) 134 Naturwissenschaf'tliehe Wochensclivift. Nr. 14. Der Meeresboden an den Küsten von Capri. Vou Dr. K. Keilliack, Kgl. Pieiiss. Laudesgeologeii. Vor einigen Jaliren liat Prof. J. Walther aus Jena in der Zeitschrift der dciitsclien geologischeu Gesellschaft einen Aufsatz über die kalkbildenden Algen des Golfes von Neapel veröffentlicht und in demselben das reiche Thierleben auf den Litliothamnienbänken der Secchen*) des Golfes kurz skizzirt. Mir wurde das Glück zu Theil, im April vorigen Jahres während eines einwöchentlichen Aufentlialtes auf Capri mehrere Dredgefahrtcn in der Nähe der Insel auszuführen und einen Einblick in den Reich- thum thierischen und ptianzlichen Lebens auf dem nicht von Sehlaunnc bedeckten Grunde des blauen Golfes zu ge- winnen. Durch Empfeh- lungen der zoologischen Station erlangte ich, dass der Capreser Zoo- loge und Arzt Dr. Gerio mir nicht nur sein sehr zweckmässiges Dredge- zeug zur Verfügung stellte, sondern mir auch diejenigen Boots- leute miethetc, die durch ihre Mitwirkung bei seineu eigenen Unter- suchungen im Golfe mit den besten zoo- logischen Jagdgründen vertraut waren. Auf der kurzen Küstenstrecke von der Marina grande bis etwa zur Punta del monaco lernte ich so nach ein- ander nicht weniger als 4 völlig verschie- dene Typen der Aus- bildung des Meergrun- des und seiner Bewoh- ner kennen, ganz abge- sehen von der Be- schaffenheit desselben im Hafen, gegenüber der Jlarina, wo ein Dredgezug nichts als Dampferschlacken her- aufbrachte, zwischen denen bis iussgrosse, schwarze und braune Holothurien als einzige Vertreter der Lebewclt ihre itlnmpen Leil)er be- wegten. Als wir die Gegend der Schlackensedimente hinter uns hatten und in einer Entfernung von einigen hundert Metern vom Lande in etwa 25 m tiefem Meere dretschten, erlangten wir einen aus gröberen und feineren Bruch- stücken des Caprikalkes bestehenden Kies, in welchem nur ziendich spärlich die Schalen lebender und abgestorbener Mollusken und Seeigel anzutreffen waren. Ganz anders aber gestaltete sich das Bild des Grundes, als wir das Meer vor dem breiten, mit Maciguo und Tuffen erfüllten *) Die Secchen sind kreisförmige oder olliptisclie Flächen geringerer Tiefe, die sich aus dem schlammbedeckten tieferen Theile des Golfes auf 30— GO m unter der Oberfläche erheben und wahrscheinlich submarine Vulcane darstellen. Figur 1. Natürliche Grösse. 1. Pecten jacobaeus. 2. Aporrhais pes pelecani, Bruchstück, völlig von einer Bryozoe, Flustra, überrindot. 3. 13. Kleiner Fceten. 4. Cardium mit einer Serpult. 5. Geripptes Dentalium fi, 11, 12, U, 2t. Kleine Schnecken. 7. Junger Seeigel, Unterseite, mit Muud- und AfteröiTnung- s. Astarte fusca mit Kalkalgenrinde. dreieckigen Senkungsfelde zwischen Capri und Anacapri verlassen hatten und gegenüber den mit wilden Palmen bewachsenen unzugänglich steilen Kalkfelsen der Punta del Calato in etwa .30 m tiefem Meere das Netz aus- warfen. Hier kam ein Sediment zu Tage, welches fast ganz aus Schalen und Sehalentrümmern bestand. Ich entnahm dem prall gefüllten Netze aufs Gerathewohl ein jiaar Hände voll; eine Abbildung eines Theiles dieses Sedimentes zeigt in fast genau natürlicher Grösse die Ab- bildung Figur 1. Eine verwirrende Mannichfaltigkeit von Seeigeln und Krabben, Muscheln undSclmecken, Röhrenwürmern und Bryozoen, Foramini- feren und Diatomeen in lebenden und ab- gestorbenen Exem- plaren, mit ganzen und mehr oder weniger zer- trümmerteu Schalen bildet den grössten Theil dieses Sedimentes. Die kaum 5 pCt. aus- machenden anorgani- schen Bestandtheile die- ser Ablagerung setzen sich aus vereinzelten, mit verschiedenartigen Lebewesen bedeckten Brocken von Caiirikalk, in der Hauptsache aber aus vulkanischen Bil- dungen zusammen, nem- lich einmal untergesun- kenen Bimsteinstück- chen, sodann aber aus einem feinen grünlichen Sande, der aus Magnet- eisen, Augit, Olivin, Magnesiaglimmer und Feldspath besteht. Bei Lo Capo, unter- halb des alten Kaiser- palastes des Tiberius, lernen wir eine neue Fa- cies derCapreserMeeres- ablagerungen kennen : rötlilieh schimmerte uns bereits mehrere Meter unter der Oberfläche des Meeres der Inhalt des prallgefüllten Netzes entgegen, welches aus 60 m Tiefe ganz in der Nähe der fast senkrecht abstürzenden Küste heraus- gezogen wurde. Seinen Inhalt bildeten fast lauter rosenrothe, nuss- bis faustgrosse Knollen der kalkabson- dcrnden Algenarten Lithothamninm und Corailina, deren äussere Form die Figuren 2 A und B zeigen. Die obersten Lagen dieser Algeiibänkc zeigen durch ihre wundervolle Rosafar))e, dass sie von lebenden Indi- viduen gebildet werden, während die verbhissten grauen Exemplare darunter von abgestorbenen Pflanzen herrühren. Neben den an Korallen erinnernden oben genannten Gat- tungen treten nur ganz vereinzelte aus schaligen Kalk- blättern zusammengesetzte kugelige Knollen vou Litho- ;». Anomia cepa. 10. Glattes Dentalium. 15, Cerithium, mit Kalkalgenrinde. Ifi. Trochus. 17. Pecten mit Serpein und Uryozoen be- deckt, daneben eine kleine l.itho- tliamniumknolle. LS. Lucina mit Serpein. 19. Cardium, ganz mit einer Bryozoe überrindet. 30. Tellina, von Murex angebohrt. Nr. 14. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 135 phyllium auf. Diese in frischem Zustande lebhaft fouer- roth gefärbten Algen aber bilden etwas weiter nacii Süden bei der Punta dcl monaco ganz ausschliesslich den Meeresgrund unter gleichen äusseren Bedingungen wie die Lithothaiiinien und liefern uns so die \icrte Facies der mir im Meere um Capri bekannt gewordenen Sedimente. Das Thierleben auf diesen Kalkalgenbänken ist wesent- lich verschieden von demjenigen der dctritogenen Sedi- mente auf der Nordseite der Insel. Die Mollusken treten an Menge zurück und grade von kleineren Arten konnte ich hier wenig bemerken, während grössere Pecten noch ziemlich häufig vorkommen. Dagegen herrscht hier ein ganz unvergleichlich reiches Leben von Crustaceen und Echinodermen. Kleine Krabben von der abenteuerlichsten Gestalt, die meisten durch riithliehc Schal -Färbung dem Aussehen des Algenlagers sich anpassend , kriechen in ver- wirrender Artenmenge zwischen den Algenknollen umher, See- sterne und Ophiuren bringt das Netz in Menge zu Tage und von den Seeigeln fesseln uns voruchndich die zahl- reichen Exemplare der lang- stacheligen Dorocidaris i)a- pillata, die besonders auf den Lithophyllienbänkeu in grösster Menge leben. Besonders beachtenswertii ist die Art und Weise, wie sowohl in den zuerst beschrie- benen Detritus -Ablagerungen, als auch auf den Kalkalgen- bänken die verschiedenen auf engstem Räume bei einander hausenden Geschöpfe mit ein- ander in unzähligen Variationen kleine Lebensgemeinschaften, Mikrokosmen im wahrsten Sinne des Wortes bilden, wie das Kalkgerüst der verschieden- artigsten Geschöpfe schon bei Lebzeiten oder nach dem Tode des Bewohners als Wohnstätte für andere Lebewesen zu dienen hat, und wie mannigfache Schicksale oft eine ein- zige Muchelschalc durchzumachen hat, bis sie endlich, bis zur Unkenntlichkeit entstellt und verändert, von andern Gebilden id)erwuchert, im Sedimente eingebettet wird. Die häutigsten Verunstalter aller mögliehen Lebewesen sind die Röhrenwürnier. Wir begegnen den aufs mannig- fachste gewundenen grossen und kleinen Serpein auf den Schalen von Muscheln und Schnecken, auf den Stacheln der Seeigel und zwischen den ästigen Knollen der Litlio- thamnien, auf untergesunkenen Bimsteinstücken und auf den zierlichen Bauten der Moorkrweichen. Gegen diese Verdauung erweist sich eine kleine Dosis von Arseniger Säure, oder von Salieyl oder Phenol wenig oder garnicht kräftig, und nur ein starkes Mineralgift, wie das Queck- silbersublimat, tritt der Verdauung energisch entgegen. Bei Warniblfltern ist diese Gefahr eine etwas geringere, da die Wirksamkeit iiu'er Enzyme beim Erkalten merklich abgeschwächt wird. Dieser günstige Umstand fällt aber bei Kaltblütlern, namentlich bei Fischen, weg. Hier hilft mithin nur eine starke Dosis von Sublimat, oder, noch besser und einfacher, eine Extirpation der Verdauungs- organe. Das Unterlassen dieser Vorsichtsmassregel ist ohne Zweifel Schuld daran, dass Manchem eine Glycerin- durchtränkung nicht recht glücken wollte. Mir selbst sind früher, als ich mit der sogenannten Wickersheimer'schen Flüssigkeit Versuche anstellte, viele Schlangen und Ei- dechsen verdorben worden. In der Regel brach hier die Hautdecke an der Bauchseite zwischen Magen und After auf und entliess eine klebrige, aber nicht übelriechende Schmiere. Das ist mithin nicht, wie man gemeinhin an- zunehmen geneigt ist, eine Fäulniss, sondern eine Selbst- verdauung. Diesen Uebelstand kann man allerdings, wenn man ein frisches Präparat direct mit einer Gly- cerinflüssigkeit behandelt, leicht durch Extirpation der Verdauungsorgane vermeiden, was sieh aber bei wirbel- losen Thieren etc. doch nur schwer ausführen lässt. Eine Sublimatvergiftung muss hier daher am Platze sein. Die direete Behandlung mit Glycerin hat noch den weiteren Uebelstand, dass die zu präparirenden Objecte ganz frisch sein müssen, denn sobald man sie erst in Spiritus legt, ist es keine direete Behandlung mehr. Die Anwendung von Glycerin, sei es in directer oder in indireeter Manier, hat nun aber einen sehr grossen Nachtheil, den wir schon hervorhoben, nämlich die her- vorragend hygroskopische Eigenschaft dieser Substanz, die sich besonders in einem feuchten Klima geltend macht. Präparate, mit reinem Glycerin hergestellt, müssen daher in nniglichst luftdicht schliessenden Kästen oder Gelassen aufbewahrt werden. Zwar hat sich eine Anzahl von Präparaten, welche vor 5 bis 6 .lahren in Deutschland angefertigt, im hiesigen zoologischen Museum vor bald 4 Jahren in einem weder luft- noch staubdicht gearbeiteten Pultschrauk aufgestellt wurden, durchaus gut gehalten. Mir sind indessen Fälle bekannt geworden, wo der Feuchtigkeitsgehalt der Luft entweder ein abnorm hoher oder ein abnorm niedriger war, so dass sich die in gleicher Weise hergestellten Präparate weniger l)ewährten, zumal sie offen hingelegt und nicht einmal vor Staub ge- schützt wurden. Dass sie mm diese Misshandlungen nicht vertragen würden, lag wohl auf der Hand, wie ja auch ein in einem offenen Alcoholgefäss gehaltenes Objcct mit der Flüssigkeit nach und nach eintrocknen würde. Da man aber ein solches Gefäss gemeinhin möglichst luftdicht zu versehliessen pflegt, so könnte man wohl annehmen, dass halbfeuchte Präparate mindestens doch in einem halbwegs staubdicht schliessenden Sehranke Platz finden sollten. Nichtsdestoweniger habe ich nach einer Be- handlungsweise gesucht, die den Präparaten eine Halt- barkeit gicbt, w'ie sie etwa ausgestopften eigen ist, und wenngleich meine Versuche noch nicht beendet sind, so hoffe ich doch, zu einem befriedigenden Resultat zu ge- langen. Für Fische etc. habe ich das alte Glyeerinverfahren derartig modifieirt, dass es ausserordentlich günstige Er- folge giebt, die nunmehr des Näheren besprochen werden sollen." (Fortsetzung folgt.) Nr. 14 Naturwissenschaftliche Wocliensciirif't. 137 Ueber die Blunien der Pyrenäen und ihre IJe- fruchtuug durch Insecteu ver/itteiitliclit Mac Lcod (De Pyreueoinbloeiiieii en liare bevrnchtiiii;' door Inselctcn. Botanisch Jaarboek, uitgegeveu door iiet Kruidkundi;;' genootschap „Dodonaea" te Gent, III Jaargang, ISDl, S. 260 — 485, mit ö Tafein Abldidungen) einen inter- essanten Artikel. Unter den neueren BlUtenbiologen nimmt Dr. J. Mac Leod,! Prof. an der Universität Gent, eine hervorragende Stelle ein. Die von ihm ausgebildete grai)liisch-statische Methode, seine zahlreichen Untersuchungen über Hc- stäubuugseinrichtungcn haben ihm unter den Pfianzen- biologen einen bedeutenden Platz vcrschatt't. Jetzt tritt er uns in der oben angegebenen Abhandlung mit einem neuen wichtigen Werke entgegen, welches eine Parallel- arbeit zu dem bekannten Huehe Hermann Müllers: „Alpcn- blumen und ihre Befruchtung durch Insekten" (Leipzig 1881) ist und, wie hier gleich bemerkt werden mag, die allgemeinen Ergebnisse von H. Mullers Beobachtungen in den Alpen mit einigen Modificationen auch für die Pyre- näen bestätigt. In der Einleitung giebt Verfasser einen kurzen Aus- zug aus den hauptsächlichsten Arbeiten, welche die Be- ziehungen betreffen, die zwischen der geographischen Verbreitung der Pflanzen und den Bedingungen, unter denen sich die Befruchtung der betretenden BUnnen voll- zieht, besteben. Aus den Arbeiten von H. Müller, Lind- mann, Warming, Aurivillius, Holm, Behrens, Delpino, des Unterzeichneten, Wallace, ßeed, Thomsen folgt, dass die Blumen einer Gegend um so mehr Neigung zur Auto- gamie haben, je ärmer die cutomologische Fauna ist. Nach einer Auseinandersetzung der Eintheilung der Phanerogamen in die biologischen Griipiien: I. Wasserblütige Pflanzen, II. Wind- „ „ , III. Thier- „ „ , a. Vogelblütige Pflanzen, )). Schneckenblütige Pflanzen, c. Insektenblütige Pflanzen, 1. Pollenblumcn (P±), 2. Blumen mit oflenliegendem Honig (A), 3. „ „ theilweiser Honigbergung (^ZJ), 4. „ „ vollständiger „ (B), 5. Blumengesellsehaften mit völliger Honig- bergung (/i'), 6. Warzen- und Bieueublumen {Bh = H bei Herm. Müller), 7. Falterblumcn (I'^=i^ bei H. Müller), giebt Verfasser Art und Zeit an, wo und wann er die in seinem neuesten Werke verötteutlichten Beobachtungen gemacht hat. Es geschah dies im Vallce de Luz (Hautes Pyrenees) im August 1889 und Juni 1890 zwischen 900 und 2000 m Höhe. Verfasser hat 1801 Besuche notirt, welche von 507 verschiedenen Insecteu an 261 ver- schiedenen Blumen gemacht wurden. Jeder Pflanze ist eine kurze Notiz über Blütenfarbe, biologische Gruppe, sowie Besucherliste Datum und Höhe beigefügt. In vielen Fällen werden Bemerkungen über das Verhalten der In- sekten beim Blütenbesucli mitgetheilt. Viele der aufge- zählten Insecten werden in diesem Werke zum ersten Male als Blumenbefruchter aufgeführt. Die Bestäubungseinrichtungen folgender Blumen wer- den beschrieben: Merendera Bulbocodium, Asphodelus albus (falterblütig, protcrogyn), Hyacinthus amethystinus (bieuenblutig, proterogyn), Iris pyrenaiea, Antirrbinum sempervirens, Liuaria origanifolia (Bienen- und Falter- blume), L. pyrenaiea, Horminum pyrenaiea (Bieuen- und Falterblume), Scutellaria alpina (wie vor.), Teuerium pyrenaicum (ebenso), Diantbus mouspessulauus (Falter- blurae), Alsine sp., A. verna, Aconitum pyrenaicum, A. Anthora, Aquilegia pyrenaiea, Brassica montana Falterblume), Roripa pyrenaiea, Reseda glauca, Geranium cinereum (proterandrisch, gynodioecisch), Saxifraga hmgi- folia (proterandrisch I, Potentilla alehenüUoidcs, P. Fra- gariastrum. Eingehend wird der lilütenbau folgender Arten be- sprochen; Cirsiura erio])horum, C. monspessulanum, Car- duus medius, C. carlinoides, Centaurea Scabiosa, Gnaplia- iium Leontopodium, Angelica pyrenaea. Fünf Doiipel- tateln Altbildungen mit zusannnen 94 Figuren tragen noch zum leichteren Verständniss der Blüteneinrichtun- gen bei. Verfasser kommt zu folgenden allgemeinen Schlüssen, welche ich theils nach dem Resume fran(,'ais, theils nach einer von ihm in „Nature" 1131, S. 211 u. 212 verotfent- lichten Ausuzge wiedergebe: Die verhältnissmässige Anzahl der hemitropen Dip- teren (Syrrypbiden, Conopiden und Bombyliden), der allo- tropen Hymenopteren (d. h. aller Hymenopteren mit Aus- nahme der Bienen), der langzüngigen, nicht geselligen Bienen und der Käfer, nimmt mit wachsender Höhe ab. Die iicmitropen Dipteren (d. h. alle Dipteren mit Aus- nahme der oben genannten) werden dagegen verhältuiss- mässig zahlreicher mit wachsender Höhe; dies scheint auch mit den gesellig lebenden, langzüngigen Bienen (die in den Pyrenäen durch Bombus und Psithyrus vertreten sind) der Fall zu sein. H. IMüller kam zu denselben Er- gebnissen in Bezug auf den Einfluss der Höhe auf die- selben Insectengruppeu in den Alpen. Andrerseits hatte derselbe Forscher in den Alpen beobachtet, dass die relative Anzahl der Schmetterlinge in den höher ge- legenen Partien der Gebirge zunimmt, die der hemitropen Hymenopteren (kurzzüngigen Bienen) dagegen abnimmt. In den Pyrenäen ist nach Mac Leod's Beobachtungen der Einfluss der Höhe auf diese beiden Insectengruppeu nicht ersichtlich. Die Schmetterlinge, welche nacli Müller in den Alpen sehr zahlreich auftreten, thun es in den Pyrenäen weniger, dagegen sind alle allolrope Insecten (Käfer, allotrope Fliegen und alhjtrope Hautflügler) verhältnissmässig zahl- reicher in den Pyrenäen, als in den Alpen, die hemitropen Hymenopteren (kurzzüngigen Bieuen) sind in den Pyre- näen etwas zahlreicher als iu den Alpen; die hemitropen Dipteren sind in beiden Gebirgen etwa gleichartig ver- treten. Die eutropen Hymenopteren (langzüngigen Bienen) scheinen in den Alpen uml in den Pyrenäen gleich zahl- reich zu sein; in beiden Gegenden scheinen die Hunuucln vorzuherrschen, dagegen sind die nichtgeselligen, lang- züngigen Bieueu selten. Verfasser hat folgende Tabelle entworfen, durch welche die Flora der Pyrenäen mit derjenigen der Alpen in Bezug auf die biologischen Gruppen verglichen wer- den kann: P y r 0 u .'l 0 n. A ! p ti ii. Arten. Proeoiit. Arti'ii. l^nicent. Klasse Po. 12 4,6 14 3,3 A. 34 13,0 42 10,1 AB. 45 17,2 61 14,6 B. 37 14,1 66 15,3 B\ 48 18,4 84 20,2 Bb{=H). 73 27,9 110 26,4 Vh(^F). 12 4,6 39 9,3. Es sind also die allotro])en Blumen {Po, A, AB) ver- hältnissmässig zahlreicher, die falterblütigen {Vh = F) weniger zahlreich in den Pyrenäen als in den Alpen. Genau dasselbe gilt, wie oben mitgetheilt, für die ent- sprechenden Insectengruppeu. 138 Natiirwissensebaftliclie Wocheiisclirift. Nr. 14. Die hemitropischeu Blumen {B, B^) sind ein wenii,^ zalilreiclier in den Alpen, als in den Tyrenäen; das Gegentheil ist mit den liemitropen Inseeten der Fall. Es findet daher keine Uebereinstimmung in Bezug- auf die g-eographische Vertlieilung zwischen den Blumen und Insecten dieser Gruppe statt; aber die hemitropen In- secten sind nicht so beständig in der Wahl ihrer Blumen, als die aHotropen Insecten und die .Schmetterlinge, mit- hin ist auch ilir Eintluss auf die Vertheilung der ent- sprechenden Blumen nicht so gross als derjenige der bei- den letzten Gruppen. Die Blunienklasse Bb (= H) und die langzüngigen Bienen ist in beiden Gehirgsländern nahezu gleichmä.ssig vertreten. Der Parallelismus, der zwischen der verhältnissmässigen Ueberzahl der Klassen Fo, A, Ali, Bh (IJj und T7; (F) stattfindet, stimmt aus- gezeichnet mit der Blumentheorie überein. Es möge noch bemerkt werden, dass die Choripetalen in den Pyrenäen in Bezug auf die biologische Blütenein- richtungen im Ganzen sicli auf einer geringeren Höhe befinden, als die Sympetalen. Von Monocotyledonen konnte nur eine geringe Anzahl beobachtet werden. Dr. P. Knuth. Die Anvveiuluiiff des Nickelkolileiioxj ds in Gewerbe Hiid Industrie. — Es wurde bereits kürzlich in der Be- sprechung obiger Verbindung darauf aufmerksam gemacht, dass dieselbe für technische Zwecke Verwendung finden könne. Ludwig Mond, einer der Entdecker macht nun darüber folgende Mittheilungen (Chemical News 64, 108): 1) Gewinnung von Nickel aus Erzen. Dieselben werden geröstet und in einer geeigneten Atmosphäre — im Grossen gelangt Wassergas zur Verwendung — bei 450° reducirt; es lässt sich alsdann das Nickel durch Behandlung mit Kohlenoxyd als Nickeltetracarhonyl ver- flüchtigen und durch Erhitzen dieses Körpers auf 200° als compactes Metall abscheiden. Das hierbei frei werdende Kohlenoxyd wird wieder in den Prozess zurückgeführt. 2) Vernickelung. Zu diesem Zwecke werden Lö- sungen des Nickeltetracarbonyls, z. B. eine solche in Pe- troleum verwendet Die zu vernickelnden Gegenstände werden erhitzt und in die Lösung eingetaucht, wodurch leichmässiger Ueberzug von metallischem Nickel ent- ern steht. L. S. lieber die Perilieldistauzen und andere Bahnele- mente der Meteore. In einer Reihe von Abhandlungen*) hat Professor G. von Niessl in Brunn in neuerer Zeit sich mit den Meteoriten beschäftigt. Die umfangreichste derselben ist diejenige, welche den obengenannten Gegen- stand näher behandelt. Der Verfasser beschränkt sieh dabei selljstverständlich auf die Betrachtung derjenigen Meteoriten, deren Fallerscheinungen nut einiger Sicher- heit beobachtet sind. Auf Grund mineralogischer Analysen hatte man (so Reusch-Christiania) annehmen zu sollen geglaubt, dass diese Körper sehr geringe Perihelabstände in ihren Bahnen aufweisen, also sehr nahe bei der Sonne vorüliergingen. Eine eingehende Discussion der mit Meteorsteinfällen ver- bundenen Erscheinungen dieser Art zeigte aber Herrn V. Niessl, dass — wie auch die Bahn gestaltet sei — *) Ueber die Periheldistanzen und Baliuelemente jener Metro- riten, deren Fallerscheinungen mit eiuiger Sicherheit beobachtet werden konnten. Verhandl. des naturf. Vereins in Brunn Bd. 29. — Ueber die Baliu der am 1. XII. 1889 bei Csacsak in Serbien ge- fallenen Meteoriten. Ebenda. — Balmbestinimung des grossen Meteors von 17. I. 1890. Sitz. Her. der Akad. d. Wiss. Wien. Math.-naturw. Classe Bd. 99. Abth. Oa. — Ueber die Be- obachtung grosser Meteore. Mittheil, des Nordböhm. Excursions- Clubs. 14. Jalirg. die weitaus grössere Anzahl dieser Bahnen Perihelabstände von 0,7 bis 1 Erdbahnhalbmesser besitzt. Was die Form der Bahnen anbetrifit, so zeigen die in Rede stehenden Untersuchungen, dass die Hyperbel mit grosser Wahrscheinlichkeit die vorherrschende ist. Dies folgt nicht nur daraus, dass die Mehrzahl der bisher möglich gewordenen vollständigen Baiinbestimmüngen auf Hyperbeln führt, sondern auch aus dem Umtande, dass die Thätigkcit vieler Radianten sich über einen grossen Theil des Jahres ersreckt. Denn diese letztere Thatsaehe wird nur erklärlich, wenn man annehmen darf, dass die Ge- schwindigkeiten der zu den betr. Radianten gehörigen Meteore eine im Vergleich zur Erdgeschwindigkeit sehr grosse, d. h. eben hyperbolische ist. Wollte man elli] »tische Geschwindigkeiten annehmen, so würden die Baiinen gleicher Radianten, aber verschiedenen Datums, innerhalb der Erdbahn so weit auseinander gehen, dass das Ueber- einstimmen der Radiations]iunkte nur noch als zufällig erscheinen liönnte. Herr Bredichine in Moskau hatte angenommen, dass die lange thätigen Radianten aus der Entstehung von Meteoren mit elliptischen Bahnen aus den anomalen Sehweifen der Kometen zu erklären seien. Diese Hypothese tritt't aber, zum nnndesten für die von Herrn v. Niessl untersuchten Fälle nicht zu. Denn in diesen fand das Zusammentreffen mit der Erde meist vor dem Periheldurchgang der Meteore statt, während Bahnen, wie sie Bredichine's Annahme verlangt, aus anomalen Schweifen sich erst nach dem Periheldurchgang bilden können. Von den 36 Bahnen, welche Herr v. Niessl unter- sucht, haben 25 eine Neigung gegen die Ekliptik, welche kleiner als 30'' ist; und nur 4 von allen 36 Bahnen sind rückläufig. Aehnliche Verhältnisse hatte auch Herr H. A. Newton bei seinen Studien auf dem Gebiete der Meteorastrononiie gefunden und daraus den Schluss ge- zogen, dass die Meteore eine eigene Classe von Himmels- körpern bilden mit rechtläufigen Bahnen von geringer Neigung gegen die Ekliptik und grösseren Perihelab- ständen. Herr v. Nicssl kann sich dem nicht ohne weiteres anschliessen und betont, wie die Grösse der geocentrisehen Geschwindigkeit ein nandiafter Factor bei Beurtheilung dieser Frage ist. Ein näheres Eingehen auf die so vor- gezeichnete Untersuchung zeigt in der That, dass retro- grade Meteorbahnen mit grossen Neigungen bezw. kleinen Perihelabständen wahrsclieinlich ebenso häufig vorkommen wie rechtläufige Bahnen mit geringen Neigungen, dass aber nur Meteore, die in Bahnen der letzteren Art laufen, die Erdatmosphäre hinreichend langsam durchziehen, um in tiefere Schichten eindringen und eventuell als feste Körper den Erdboden erreichen zu können. Es muss auch noch beachtet werden, dass ein retrograder Me- teorit, der also der Erde entgegenkommt, in der Atmo- sphäre eine weit grössere Hennnung finden wird, als ein reehtläufiger, und daher auch eher gänzlicher Auflösung ausgesetzt ist, als letzterer, sodass es wohl erklärlich er- scheint, wenn die weitaus grössere Mehrzahl derjenigen Meteorerscheinungen, welche zu Steinfällen Anlass geben, bei rechnerischer Untersuciiung rechtläufige Bahnen ergeben, während grössere Stücke wie z. B. die am 22. Mai 1808 bei Stannern gefallenen, allerdings sehr w(dil auch eine rückläufige Bahn aufweisen können. Erweiterungen der Canadischen Canäle. — Die Geldmittel, welche bis jetzt mit Rücksicht auf die in der neueren Zeit erheblich vergrösserten Schiffsabmessungen zur Erweiterung der im Gebiet des St. Lorenzstromes zwischen dem Oberen See und Montreal belegenen Sehif- fahrtscanäle verwendet worden sind, belaufen sich nach der Railroad Gazette auf 84 Millionen Mark, ungerechnet Nr. 14. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 139 60 Millionen Mark Unkosten, welche vor Beginn der Ar- beiten von den britischen und canadischen Regierungen bereits auf eigene Rechnung für die Verbesserung der Canäle verausgabt worden sind. Bis zur gänzlichen Voll- endung der Arbeiten werden noch weitere 58 Millionen Mark aufzuwenden sein, und zwar 48 I\Iillionen Mark zur Vertiefung der eigentlichen St. Lorenzcanäle, der Rest für den St. Mary Fälle-Canal, den höchst gelegenen der ganzen Reihe. Der letztere wird für einen Tiefgang der Schilfe von 5,S m bei Niedrigwasscr eingerichtet werden. Alle übrigen Canäle zwischen dem Erie-See und Montreal sollen 4,26 ni Tiefe erhalten. Bis 1876 hatte man noch für den Wclland-Canal und die eigentlichen St. Lorenz- canäle 3,66 m für ausreichend gehalten und den Welland- Canal auch dementsprechend hergestellt, später hat man ihn aber um rund 60 cm vertieft. Die gesamten Kosten dieses Canals betrugen rund 64 Millionen Mark. Keiner der übrigen Canäle bis zum Lachine war iudess vor An- nahme der grösseren Wassertiefe begonnen. Für letzleren war die Gründung der baulichen Anlagen bis zur vollen Tiefe erfolgt, mit einem Kostenaufwande von 6 Millionen Mark. 6'/o km oberhalb des Lachinecanals ist der St. Lorenz von zahlrreichen Untiefen durchsetzt, deren Be- seitigung zur Hestellung des Canals erforderlich wird. Die hieraus erwachsenden Kosten sind ebenfalls zu 6 Mil- lionen Mark veranschlagt. Zwischen den St. Louis- und St. Francis-Seen wird ein Gefälle des Flusses von 25 m gegenwärtig durch den auf der Südseite des Flusses ge- führten Beauharnais - Canal überwunden. Nach jahre- langen sorgfältigen Erwägungen, denen genaue Messungen zu Grunde lagen, ist die canadische Regierung zu dem Entschluss gekommen, mit einem Kostenaufwand von 19 Millionen Mark statt des letzteren einen grösseren Canal auf der Nordscite des Stromes anzulegen. Im St. Francis- See sind die zu entfernenden Bänke nur seicht und ver- ursachen nur etwa 350000 Mark Unkosten. Die Arbeiten am Cornwall-Canal sind in Ausführung; die Schleusen sind nahezu vollendet, doch bleibt noch eine freie Canal- strecke von beträchtlicher Länge für etwa 8V2 Millionen Mark zu erweitern. Zwischen dem Cornwall-Canal und Prescott ist das Haupthinderniss, bei den Galop-Schnellcn, beseitigt worden, doch sind der Willianüjurg-Canal und die hiermit in Zusammenhang stehenden Strombauten noch auszuführen, wozu noch 1 1 Millionen Mark erforderlich sind. (Centralblatt der Bauverwaltung). Aus dem wissenschaftlichen Leben. Die G. X'rr^aminhni.i;; der Anatomischen Gesellschaft tngt vom (5. — 9. Juni in Wien. Der 21. Congress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie findet vom 8. — 11. Juni in Berlin statt. — Vorsitzender: Geheim- rath von Bardeleben. Die Deutsche Zoologische Gesellschaft tagt zu Pfingsten, also Anfang .Juni, in Berlin. Der Deutsche Aerztetag wird am 27. Juni in Leipzig statt- finden. Am 26. März feierte zu Würzburg der Anatom Professor Dr. med. Albert Kölliker sein öOjähriges Doetorjubiliium. Kölliker ist in Zürich geboren und gehörte während seiner Berliner Studien- zeit zu dem engeren Kreise bevorzugter Schüler von Johannes Müller. Im Jalire 1840 wurde der grosse Anatom Jacob Henle nach Zürich als Professor der Anatomie berufen und nahm den ihm befreundeten K. als Prosector mit. Seit 1847 lehrt Kölliker in Würzliurg, wo er mit Virchow und Anderen die ])hysikali3ch- medicinische Gesellschaft gründete, zu deren Leitung man ihn erwählte. — Professor Dr. Edmund Drechsel zu Leipzig ist als ord. Professor für medicinische Chemie nach Bern berufen wnrden. Der bisherige ao. Professor an der technischen Hoclisclude zu Dresden, Dr. Erwin Pap])eritz, siedelt als ord. Professor der Mathematik an die Bergakademie zu Freiberg über. Dr. F. Elfving ist als o. Professor für Botanik an die LTniversität zu Helsingfora berufen, und der Privatdocent Dr. Thim-felder zu Berlin zum f'ustos arti dortigen Ilygicnemuseum ernannt worden. Als Privatdocent für Physik an der I'niversität Berlin hat sicli Dr. Rubens habilitirt. — Dr. Voeltzkow aus Berlin, der zur Erforschung der Süsswasser- fauna und zum Zweck enibryologischer Untersuchungen Madagaskar bereist, bereitet eine Reise vor nach den Aldabra-Inseln, nördl. von Madagaskar, die noch ganz unerforscht sind. Hauptzweck der Reise ist die Erlangung von nur dort vorkommenden, im Aussterben begriftenen riesigen Landschildkröten. — Der Kliniker Professor Dr. med. Rossbach zu Jena legt seine Professur nieder, nachdeni er seit 1869 akademischer Lehrer, seit 1882 Leiter der Klinik zu .Jena war. F)r ist in hervorragendem Maasse auf dem Gebiete iler Kehlkopf krankheiten thiltig gewesen. L i 1 1 e r a t u r. G. Coordes: Kleines Lehrbuch der Landkarten-Frojection. Gemeinverständliche Darstellung der Kartenentwürfe für Alle, die ihren Atlas wollen verstehen lernen, insbesondere für an- gehende Lehrer der Geographie. Zweite verbesserte und vei-- mehrte Auflage von Dr. phil. S. Koch. Mit 70 Holzschnitten. Kassel 1891. Verlag von Ferdinand Kessler. Der Hauptzweck dos vorliegenden kleinen 86 Seiten starken Lehrbuches ist, das Verständniss des auf einer Landkarte zur Darstellung Gebrachten zu erleichtern. Dass hierbei auch die Grundzüge des Kartenentwurfes erörtert werden mussten, liegt auf der Hand. Die Aufgabe ist in geschickter Weise sowohl durch die Art der Darstellung, als auch durch die vielen Illustrationen gelöst worden. Dass trotzdem das Studium des Buches grosse Aufmerksamkeit erfordert und eine Menge von Keinitnissen voi'- aussetzt, liegt in der Natur des Gegenstandes. Es wird gerade bei der Besprechung der verschiedenen Projections-Arten mit Grö.ssen und Verhältnissen gerechnet, in die man sich — besf>nders als Laie — schwer hineindenken kann. Man stelle sich die Erde mit all ihren Ländern und Meeren vor, welche über die Erd- oberfläche, einer gewaltigen Kugel, vertheilt sind: Ein möglichst genaues Bild dieser ungeheuren gewölbten Fläche soll auf eiiu^ Ebene gebracht wi>rden, welche viele millionenmal kleiner ist, als der Gegenstand selbst! Die Schwierigkeit der gründlichen Auf- fassung leuchtet ein. Dass einem hierüber ein sorgfältiges Studium des Büchelchen hinweghilft, ist des Verfassers grosses Verdienst und empfiehlt sein Werk auf das Beste. Eine kurze Uebersicht des Inhaltes, welchen der Verfasser in 14 Paragraphen tlieilt, ist hier wohl am Platze. 1. Einleitung. Verjüngter Massstab. Bestimmungeines Punktes in der Ebene. 2. Globus. 3 — 6. Perspectivische Projection. 7—9. Die abwickelbaren Projectionen. 10. Modificirte Kegel- projectionen. Projection von Flamsted und Mollweide, von Des- lisles, Bonnes, Tissot. 11. Rückblick. Aequivalente und ortho- morphe Abbildungen. Vergleichung und Anwendung der Pro- jectionsarteu. Homalographische Projection V2. Topographische Karten. Pläne. 13. Relief eines Landes. Terrainzeichnung. 14. Atlas. Zum Schlüsse bringt der Verfasser als Zugabe ver- schiedene Tabellen, eine Besprechung der Kegelschnitte und eine Anleitung zur Bestimmung der Länge und Breite eines Ortes. K. Theodor Gross, Ueber den Beweis des Princips von der Er- haltung der Energie. Berlin. Maver & Müller. 1.^91. Preis 1,20 Mark. Gewiss ist es, wie der Verfasser gleich im Anfang bemerkt, ,.ein seltsamer Wider.spruch, dass das Princip von der Erhaltung der Energie über allen Zweifeln erhaben ist, aber über seinen Beweis die Meinungen sehr getheilt sind." Die Broschüre giebt auf 56 Seiten eine vorgleichende geschichtliche und kritis. (2 Mark.) -- llartwic. Die Familien der Blatt- und Helzwespen. Mit 8 Taf. B(>rlin 18(10. (6M.) — Brischke, Hymenopteren der Provinz Preussen. 4 Abth. mit Nachtr. Königs- berg 1861— 1871. (UM) — IchneuuKmen der Provhizen West- und Ostpreussen. 4 Theile. Dauzig, 1878— 82. (14 M.) — Dalla Torre, Die Api.len Tirols. 2 Theile. Innsbruck, 1874—77 (2,50 M). Ho ff er, Die Hunnneln Steiermarks. 2 Theile. Graz, 1882—83. 6 Taf. (6 M.) Konow, F. W., Teuthredinidae Europae, syste- nuitisch zusannnengestellt. Berlin 1890 (2 M.) — Ausserdem giebt es noch viele einzelm> Abhandlungi.ui, welche die Bestimmung deutscher Hymenopteren ermöglichen. Alle aufzuführen, ist wohl unthnnlich. H. J. Kolbe. An unsere geehrten hexer! Danlc detn eifrigen, Hnausgesetzten Bestreben unserer Redaction, die „Naturiv. Wocfienschriß" immer gediegener und reichhaltiger zu gestalten, diehervorragendsten Kräfte auf dem Gcsanimtgebiet der Naturudssenscluißen zur Mit- arbeit heranzuziehen, hat sich auch der Kreis ihrer Leser und Freunde fortdauernd vergrössert. Die Thatsache, dass ein grosser Theil derselben, den verschiedensten Be- rufsarten angehört, ist ein erfreulicher Beiveis dafür, dass in allen Kreiden der gebildeten Stünde ein lebhaßes Interesse an dem Foi'tschreiten der Naturivissenschaften besteht. Dieses Interesse intnter mehr zu entwickeln und zu fördern, ist eine der vornehmsten Aufgaben, welche sich die „\. W," gestellt hat. An unsere geehrten Leser gestatten wir uns daher, die Bitte zu richten, für die „Naturivissenschaftliclic Wochenschrift' auch in ihrem Bekanntenkreise neue Freunde zu tverben. Zu diesem Ztvecke stellen wir jeder- zeit eine beliebige Anzahl Pi-obenumtnern zur Verfügung, deren Zusendung unsererseits kostenlos geschieht, Ferd. Dütnmler's Verlagsbuchhandlung in Berlin S, W, 12, Zimmerstr, 91. Inhalt: .lustus Thode: Die vier Jahreszeiten am Cap. — Dr. K. Keilliack: Der Meeresboden an den Küsten von Capri. (Mit Abbild.) — Prof. Joh. Prenzel: Verfahren zur Einbalsamirung von Fischen und ähnlichen Objeeten. (Fortsetzung). — Ueber die Blumen der Pyrenäen und ihre Befruchtung durch Insecten. — Die Anwendung des Nickel'kohleno.xyds in Gewerbe und Industrie. — Ueber die Periheldistanzen und andere Bahnelemente der Meteore. — Erweiterungen der Canadischen Canäle. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: 0. Coordes: Kleines Lehrbuch der Landkarte^i-Projection. — Theodor Gross: Ueber den Beweis des Princips von der Erhaltung der Energie. — Dr. F. Muck: Die Chemie der Steinkohle. — Natural Science: a monthly review of scientiKc progress. — Briefkasten. — An unsere Leser. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ford. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 14. Naturwissenseliaftliche Woclicusclirift. XXVII Institut für wissenschaftlkhe Photoiii'jipliic vdii Dr. Biirstert & Fiirstenberg BERLIN SW., Wilhelmsti asse 122 Silberne Medaille Berlin 18'.tO «snipfiehlt sein über ir.oo Nummern fassendes Lager von Mikropliotograpliieoii auf Paiiier und Glas für das Sciopticon. Sännntliche Bilder sind in unserem Institute herRestellte Origiiial-Naluraufnalimen ohne Retouche nacli ausKesiielit sehcnen Präjiaraten. Prompte und preiswerthe Aufnalime von cinfiesandteu l'riii.uratfii und sonstigen Objecten. Ausstattung 'ganzer wissen.seliaftlii-lnr Wirke mit lüldern in Photographie und Lichtdruck nach eingesandten och r im Kutah.'^e auiUillihrtea Präparaten. Ausstattung wissenschaftlicher und popullirer Vurtriige aus alleu Ge- bieten der Naturwissenschaften, sowie Zusammenstellung vou Bildersammlungen für den naturwissenschaftlichen Schulunterricht. Kataloge gratis und fianco. Specialfabrik riitcrzeiijce iiiiil Slriiiiiitfr. Reitunterbeinkleider nach Maass. Extrastarken Tricot für Jagd & Heise. Fiaiix fehlte Stniuiiifwaaicii-Fiilirik, Berlin W., Leipzigerstr. 24. I. Auf Wunsch Mustrrsenduug. Sauerstoff iin Stalilc^^linclei-r». Dr. Th. Elkan, iBerlin N= Tegeler Str. 15. BeaurepaiFe s Magnes£litz-Lampe "^-^D.R.P. 52 8 92. '-^^WV'^'^Wenige Lampen - Jii Crosse Wirkung. Preis 6M. V Ppoipede gr. u fr. A. LEINER, BERLIN w. Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausführliche .Specialverzeichnisse. Ferd. Iliimnilcrs ferlii^sbiichliiindliing. LaUOlm-Toilette-Cream -Lanollll Vorzüglich sur ipflogc faer s^oiii, VorzUglich Vnn-viSnlä««h «wt evtjaUuilG einet outen «b.niit, betonter« üci OrZUgilCn tUincn SinScin. »ui: Üieinljvtltuna unb »etetfunfl njunbet -fjaut- fteßen nnb SBunbcu. 3u bübcn in ben nieiftcn SloctSeten unb Ivogericn. IPatentan^valt Ulr. R. Maepz, Berlin, Leipzii;er?tf. 67. ^•»••••••••••1 Auflagre 36 000J •«9 Ui3)aaeiifdj4 giiliuia »►• (2 ^5af täflnd)) emfAiicoadi ii,rec (aud) ^ontafls) 8 ©ftttiö-^cUrtöC«: 1. Deutsch. Hausfreund, illu8ti'.Zeilschriftv.l6Drnck- seiten, wtichentlich. 2. Mode und Handarbeit, 8seitig mit monatlich. H'hnittmuster; Allq.Ztg.f. Landwirth- schaft u. Gartenbau. vit'vzeljntagig. 6. Die Hausfrau, u tagig. 7. Produkten- u.Waaren- Marl.)ciiid)c, J>}ol)nuU!is=Sln;cincit «nb rihnlidic ilniionccii, bic btc äJcbütiuiiic cinc^ »Jnujt)allä fictrcffc». >uitb bic Jllionncincuts Cuitliiuir für bns (niifcnbc Duartnl b, n. Sil. öoU in ^xlllunfl flcnommcn, njoburci) ber äJejug beö iMatteä fi(^ luefeiitlirt) perbiUigt. ' ^JH3 ^^robcnninmern auf SBunfdi giati-j burc^ bie (Erpfliitiou ßcrliii SW., fiijitiggrnljcr SItnßt 41. ^»••«••••••••B«*«»« llci-biiriiiiii im (iiiii/.cii oder ge- tlifilt zu vi'i'kaiiii'ii und zwar: Flora Hollandica 7 Packete Bavarica 3 Scotica .■! Surinamens 1 Packet Tivirens 1 Silesia 1 Padibornensis .... 1 Plautae medicinales l Berolinensis 2 Packete aus der Gegend von Aachen, Jülich, Eupeu 1 Packet Herbarium pharmaceuticum. Dr. I. niüller, Berlin, Graefestrasse 93. Photogr, Amateur -Apparate, mit welchen jjed. liaie olme 1 Vorkenntnisse t;ideUo.se PIio- tograph. her- stellen, kann. Preise von M- 3Ü — M. 400—. Anleitnng und illustr. PreJs- verzeichuisse — - -■ kostenfrei. Je- der Käufer eines Apparates erhalt auf Wunsch unentgeltlichen Unter- richt in unserem Laboratorium. E. Kraiiss & Cie., Berlin W„ Willielmstr. 100 dVüh.-r l.eipziKi. If.ii-is, Luiid Sl. t'.t.islMM-.:. JI;iil.ni.|'. Besorgt u. verwert. Q I Patente all. Länder OäCK Gebniuclis - Muster Marken - Centrale Seit 1878 empfohl. nforni. gratis Leipzig ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ^ In Ferd. Dümmlers V crl.igsbii c h li u ml I ii n j; in ^ ♦ Berlin ist erschienen: ♦ ♦ TT T, , ♦ ♦ ♦ ♦ I speciellen internen Therapie I Handbuch I ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ für Aerzte und Studirende Von Dr. Max Salomon. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage 8^ geh. 8 Mark, geb. 9 Mark. Diese Arbeit giebt Anleitung zu einer rationellen, wissenschaftlichen Therapie und erschliosst die reichen Mittel der niateria media. — Eine italienische UobersetzunK dieses praktischen Handbuches ist bereits crscliii'iicn. — ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ l Warmbi^unn,, Quilits L Oo,, BERLIN C, Niederlage eigener GlasMttenwerke und Damplsclileifereien. Mecliaiiische IVerkstiitteii, Schriftmalerei und Emaillir- AiLstalt, Fabrik und Lager säiniiitliclier Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und teclinische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser, Vollständige Einrichtung'en vou Laboratorien, Apotheken. nrofron-Geschäfteu u. s. w. » XXVIII Naturwissenschaftliche Wochensciirift. Nr. 14. Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleichen 18. Soeben erschien: Handbuch der physiologischen Optik \011 H. V. Helmholtz. 2. Auflage. Lieferung 6. Preis J(. 3. — . 8)£5SSS2;^ZS ©oebcn crfc^ien; iiii pfiifol'oiiriifdics üof^sGiitfi 124 ©cttcit 8". i»rds 1,G0 JSarft, ffcfl, gcB. 2,40 ^üUrß. =^= 3" 6e5tef)en biird) alle Sucf)I)niifa[unflcn. ::^^^ f fr^. f ümmlers ^frlnjsljudjIjniiMuitg in ßrriiii SW. 12. ^t^^^f=fYffT7^rrfr-rrrrrrrrrTT'rrrr7rrrrn~rrrf77=!~f Im Verlage von Mayer & Müller in Berlin erschienen: Fock, Dr. A., über die physikalischen Eigenschaften der Elemente und ihre anschauliclic Erklärung. I89I. M. 1.— (Jross, Th., über den Beweis des Prinzips von der Erhaltung der Energie. 1891. M. 1.20. Tliomsoii, Sir William, Populäre Vorträge und Reden. Rand I. Konstitution der Materie. 1891. M. 5.— Geb. M. .j.80 Tscliebyscheff, Theorie der Congruenzen (Elemente der Zahlen- theorien). Deutsch von H. Behapira. 1889. M. 7.— '*aajaa'j'jJ^Aaa3.*'jjjjj'jj>jjjajj:>jjjj:^'jjjjjj'jj:jjaajjjajajjaajj'ja.*jjjj.j.iJ.J.i.^jj-*-*^-*;*^^i Geolog'isches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen lind mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Eitel, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera. Becken u. s. w. u. s. w. Corallien von Nattheim, überhaupt Local - Suiten Lias aus WUrtemberg, und deutsche Mineralien. Wegen der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. ^j^aa;t^Aa^^jjjj^jjjajaj.*jjj^^.ijj^jj.ijjjjjj^ajjJj.*.iJjj.i^.*.jjj.*.*.*J.'^J.*>J.JJ.J.*^.*.*-J.* .*.*.*-* Verlag von Rosenbaum & Hart. Berlin W. Deutsehe Litteraturzeitung. Begründet von Professor Dr. Max Roediger. Mit üiilerslüläUBg tou »r. Aagast Fresenius Imraiisgi-golen (011 Dr. R. Löwenfeld. -I- Preis vierteljährlich 7 Mark. -I- Zu beziehen durch alle Buchhandlungeii und Postanstalten. Die Deutsche Litteraturzeitunq erblickt ihren eigentümlichen Beruf darin, vom Standpunkt der deutschen Wissenschaft aus eine kritische Uebersicht über das gesammte litterarische Leben der üegenvvart zu bieten. Sie sucht im Unterschied von den Fachzeitschriften allen denen entgegenzukommen, welchen es Bedürfnis ist, nicht nur mit den Fortschritten ihres Faches, sondern auch mit der Entwickelung der übrigen Wissenschaften und mit den hervorragenden Leistungen der schönen Litteratur vertraut zu bleiben. In ihren Mitteilungen bringt die Deutsche Litteraturzeitung eine Uebersicht über den Inhalt in- und ausländischer Zeitschriften, wie sie in dieser Reichhaltigkeit sonst nirgends geboten wird, ferner ständige Berichte über die Thätigkeit ge- lehrter Gesellschaften, Nachrichten über wissenschaftliche Ent- deckungen und litterarische Unternehmungen, Personalnotizen und Vorlesungsverzeichnisse. Durch die Unterzeichnung aller Besprechungen mit dem vollen Namen des Referenten bietet die Deutsche Litteraturzeitung die Gewähr einer gediegenen und würdigen Kritik. Die Deutsche Litteraturzeitung ist ein ausgezeichnetes In- ■'iiiiiiMiiniiiiiMiillliiiiiMliniiiiiiMniiiiiiiHiiiiiinniMiiiiiiiniiiiiiiiMniiliiiiiiliiliiiiiiinillliiillliiiiii*: sertionsorgan für die gesammte wissenschaftliche Litteratur. Preis der gespaltenen Petitzeile 20 Pf. Beilagen nach Uebereinkunft. "?WE ^citfrttioiicHI 1 i Soeben cridjieii in iinieiem Seirlage: 5 I ©in gSUdi } I auf bte fltolcn ^rjinbuuöcn j I bcw ^lunu^igftcn ^n^rfjunbcrt^. | i »Ott 1 I Äöitifll. ipveuBifd)« ^lauptmatiit a. S. = 1 Bit Julutnft ör? clcktrirdjcn Stx\\St\)t\\% \ i lüO eeitcit ar. S". ipvei-j 1 Siarf. | 1 'Jiidit »)l)nntaftiid|c CiBurionni tirjt bieies 'S-ett, foiiterit aiit tem realeit Sofceit = i bei- mctenieu Jedinif fu6eub, ireldie tet SBerfaifer — ein tcdjiilei Tol^e6 - aut = = (Sruub -.'u iäliriäcr Stubicii luib (StFevimeiite tiSBia l?ei)errid)t, .leigt ictitlbe ni finct = i Mrilit tinitliitt 'JlblinniilunBtii Den ajfj .tu neuen graf;artigcn (yifiiiliunBcn, = i »cldK uns heute mit »ennuiberuiiö, bic 3citaenci(fcu bC6 'm. ;sal)tl)unbcit8 aber ber. = i cinit mit üJiilleib für uns criülleu mfiijeu, bie ifir iinä nod) ot)iie lenc it,nuiteiiC" = i »erteil fiilfsmittel su belielfen b.itteii. E Üonätig in allen S8ud)l)anblungen. i |frb. piimiiilfro ilriinpliuililiniiMiinö, ßrrliii SW., 3iminfrRrn(ir 1)+. | ^iiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiniiHiiiMiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiinMiniiMiiiiiiiiiiiiiiiKiiiiiiiiiiiniiiiiiMiiiir ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ ♦ I Soeben erschien : Ein Beitrag" J Geschichte des europäischen Hausrindes, t I Von Professor Dr. Hugo Werner. Mit i AhljüduiKjen und 1 Kurte. T 48 Seiten. Preis 1 Mark. ♦ X Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ^ ♦ Ferd. Düaiiulers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12, Ziiunierstr. 9i ♦ ^♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦* Preisgekrönt: Mainz 1842 Berlin 1844 London 1854 Paris 1855 London 1862 Paris 1867 Sldney 1879 Bologna 1881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien-Contor Bonn a.iRh. Dl*. F. Kl'ailtZ. Bonn aJRh. Geschäftsgrünciuns 1833. Liefert nineralien, Kryslallmodelle in Holz und Glas, Ver- steinerungen, Gypsabgüsse seltener Fossilien, Oebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematisch geordneten Sammlungen als Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Auch werilen Mineralien u. Petrefact., sowohl einzeln als auch in yanz. Sammlung., jederzeit gekauft, oder in Tauseh übernommen. Ausführliche Verzeichnisse stehen portofrei zu Diensten. Alle geschäftlichen Mittheilungen erbitte unter: Dr. F. Krantz, Ulipiiiisclies Mineralien- Contor. V*">- ^vvg*^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 10. April 1892. Nr. 15. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- v Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 A Grössere Aufträge ent- anstalteu, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.— Ep sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseraten.innahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. .\lMlrn<-k int nur mit vol]»«täii4lii>'<'i- 4|ii(^llenans-alie gestattet. Amphimixis oder: Die Vermischung der Individuen. Nacli A. Weismann.*) Die Biologie der ge-sclileclitlichen Fortpflanzung ist (las Gebiet, auf welchem Weisnianu .seit einer längeren Reihe von Jahren bahubreehentl vorgegangen ist. Je mehr aber seine theoretischen Anschauungen in der Lehre von der Continuität des Keimi)lasnias einen be- stimmten Ausdruck erhiel- ten, sind auch die Grenzen seines ursi)riinglichen Ar- beitsfeldes engere gewor- den: immer mehr concen- trirte sich seine Aufmerk- samkeit auf die Biologie der Keimzelle selbst und zwar zunächst auf die- jenige ihrer Lebensphasen, iu welcher sie als Trägerin der gesammten Anlagen der Art sich vom Mutter- thier loslöst. Gleichwie in den theoretischen Aufsätzen Weisniann's eine fort- schreitende Entwicklung zu erkennen ist, so besteht also auch zwischen den ver- schiedenen Gegenständen seiner Beobachtung ein enger Zusammenhang. In einzelnen von den Aufsätzen, welche sich mit der Bio- logie der Fortpflanzung der Daphnideu beschäftigen, finden sich in der AVahl des Objects und in der ganzen Fitir. I. Samonliilij A = ITrsamenzelle. — B D = Die beiden Tocliterzellen. — E 4 Enkelzellen-Sanienzellen. *) A. Weismann, Auipliimixis oder: Die Venniseluuig der Individuen. Verlag von Gustav Fischer in Jena, 1891. Wir s.ngen der Verlagsbuehhandlung für die Ueberhis-siing der Figuren v.w obigem Aul'satz, die dem Woisuumn'sehen Buche entnounnen sind, unseren besten Dank. Betrachtungsweise noch zahlreiche Anklänge an Darwin, aber schon hier und noch mehr in der grossen Hydro - medusen-Arbeit bilden die Keimzellen selbst, ihre Geschichte und IMi^siologie, den hauptsächlichen Gegenstand. Die Unter- suchungen über die Rich- tungskörper fassen speciell den Moment der Loslösuug der Keimzellen vom Mutter- thier, ihre verbindende Stellung zwischen zwei Generationen, ins Auge, und seit der Entdeckung van Beneden's, dass bei der Befruchtung die Kern- stäbchen im männlichen und weiblichen Kern in gleicher Anzahl vorhanden seien, trat Weismann mit Ent- schiedenheit für die Auf- fassung der chromatischen Elemente als eigentlicher Träger der Vererbungsteu- deiizen ein und wandte ihren Zahlen^erhältnissen und den an ihnen sich ab- sjjielendeu Theilungs- und Vertheilungsprocessen, wie sie durch die Arbeiten von Carnoy, Fleinming, Platner, Boveri und Anderer l)ekannt wurden, seine volle Aufmerksamkeit zu. Wie durch den Titel angedeutet wird, enthält die neueste Arbeit Weisniann's in erster Linie eine weitere Ausführung der „Vermischungstheorie", nach welcher es sich bei der Befruchtung im Wesentlichen um nichts anderes handelt, als um die Vermischung der Ver- K«tff g von Asearis mogalocepliala var. bivalens, frei nach O. Hertwig. = Muttersamenzelle. — C = Erste Iteductionstlieilung. Zweite Reductionstheilung :Die 142 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nv. 15. erbung'stendenzen zweier Individuen. In dieser von Generation zu Generation sich vollziehenden Ver- mischung ist die Veränderlichkeit der Arten be- grüudet. Diese Auffassung stellt sich in Gegensatz zu den fridieren Vorstellungen, dass es sich bei der Be- fruchtung um die „Belebung des Eis", um die Vereinigung „polarer'' Kräfte handle. Betrachten wir nun die Deutung, welche von dem erwähnten Standpunkt aus die vorbereitenden Theilungs- vorgäuge erfahren, welche die thierische Ei- und Samen- zelle vor der Befruchtung eingehen und deren Parallclis- raus hauptsächlich durch Pia tu er und neuerdings durch 0. Hertwig klargelegt worden ist. Wir fassen dabei zunächst die Vorgänge ins Auge, wie sie sich im Hoden von Ascaris megalocephala (bivalens) abspielen. Alle Kerne und spcciell diejenigen der jüngsten Keimzellen, der Urkeimzelien, enthalten vier Kernstäbchen oder Chromosomen (Fig. I, A). Nach Ablauf des auf die Theilungen der Ursamen- zellen folgenden Ruhe- stadiums finden sich in den Kernen nicht mehr vier, sondern acht Chromatinstäbchen vor (Fig. I, B), welche im Verlauf der beiden, un- mittelbar aufeinander folgenden Zelltheilungen der Reifungsperiode zu je zweien auf die vier Enkelsamenzellen ver- theilt werden. (Fig. I, C~F.) In analoger Weise vollziehen sich die Vorgänge in der Eizelle, nur dass hier von den vier Enkel-Eizellen eine einzige sich als befruch- tuugs- und entwicklungs- fähig erwies, während die drei übrigen, die „ßichtungskörper", als abortive Eier zu Grunde gehen. (Fig. II.) Das Resultat der Vorgänge ist demnach das Vorhandensein von je zwei Chromatinstäbchen in der befruchtungsfähigen Samen- und Eizelle, und bei der Copulation ergänzen sich dieselben demnach wieder auf die Normalzahl „vier". Weismann giebt dem ganzen Complex von Erschei- nimgen folgende Deutung. Nach seiner Auffassung stellt jedes Kerustäbchen eine Aneinanderreihung von „Ahnen- plasraeu" dar. (Die Kerustäbchen werden von ihm in Anlehnung an den Nä gel i' sehen Ausdruck Idioplasma Idanten, die Ahnenplasmeu oder die chromatischen Ein- heiten niedersten Grade Ide genannt.) Jedes der letzteren wäre nun, falls es allein die Eizelle beherrschen würde, im Stande, die gesammte Ovogenese zu leiten, also ein vollständiges Individuum der betreffenden Art herzustellen. Da aber im Ei- und Samenkorn verschiedene Ide vor- handen sind, so stellen die Eigenthümlichkeiten des sich entwickelnden Individuums die resultirende der durch die einzelneu Ide repräseutirten , individuell verschiedenen Nun hatte Weis mann schon Vorgänge be- der wirksamen Ahnenplasmen verdopple, und consequenter Weise hatte Weismann auch für die Samenzelle eine derartige Reductionstheilung theoretisch gefordert. Die neueren Untersuchungen haben nun in der That, wenigstens bezüglich der Idanten, wie die beifolgenden Figuren zeigen, ergeben, dass vor der Befruchtung so- wohl in der Ei- als in der Samenzelle eine Reduction ihrer Anzahl, d. h. die Herabsetzung derselben auf die Hälfte eintritt. Unter der Voraussetzung nun, dass die Anzahl der Idanten für jede Art wirklich constant ist, und weiter, dass jeder derselben eine bestimmte Anzahl von Einheiten niedrigsten Grades (Ideu) in sich begreift, würde also hier in der That ein Vorgang unserer Beob- achtung zugänglich sein, welcher sich auf die von Weis- mann theoretisch geforderte Reduction der Ahnenplasmen beziehen lässt. Es erhebt sich nur noch die Frage, warum die Idantenzahl zuerst auf das Doppelte gebracht wird, ehe sie durch eine zweimalige Verthei- lung auf die Hälfte herab- gesetzt während vorhergehende luug gebniss 'p't Entwicklungsrichtungen dar früher (1885), ehe die Einzelheiten dieser kannt waren, die zweite Richtungstheilung des Eis als Reduction der Zahl der Ahnenplasmeu gedeutet. Eine solche musste nach seiner Ansicht vor der Befruchtung erfolgen, damit sich nicht in jeder Generation die Anzahl wird, doch durch eine einzige llalbirung der Zahl ohne Verdopp- das gleiche Er- erreicht wird- Weismann lässt sich auf den morphologischen Sinn des Verdopplungs- processes nicht weiter ein, aber er erklärt seine Bedeutung für die Ver- mischungstheorie dahin, dass durch ihn die Wirkung der Copulation, die Erzeugung individu- eller Verschiedenheiten, beträchtlich erweitert werde. Würde nämlich nur eine einzige Reduc- tionstheilung vorhanden sein, so würden die Ei- kerne eines und des- selben Individuums bereits eiue gewisse Anzahl Combinationen enthalten können Verschiedenheiten zeigen. Die verschiedener Idanten- und also individuelle Anzahl dieser möglichen Combinationen wird aber durch die vorhergehende ^'erdopplung ganz erheblicli ver- grössert, wie man unter Zugrundelegung einfacher Zahlen- verhältnisse leicht berechnen kann. Bei 12 Idanten würden sich z. B. ohne Verdopplung 904, mit Verdopplung 8074 Combinatirmen ergeben. Sehr interessant sind die Folgerungen, welche sich hieraus für die parthenogeuetischcn Eier ergeben. Bekanntlich wird von diesen nach den Untersuchungen von Weismaun-Ishikawa und Blochmann in der Regel nur eiu einziges Richtungskörperchen gebildet. (Fig. III.) Wenn nun wirklich auch hier der bei der Richtungstheilung erfolgenden llalbirung der chromatischen Substanz eine V^erdopplung der Idantenzahl vorangeht, so muss die Wirkung dieser Einrichtung dieselbe sein, wie die des gleichen Vorgangs beim befruchtuugsbedürfti- gen Ei, nämlich eine Neu-Conibinirung der Idanten. Dadurch aber wird Weis mann im Gegensatz zu seinen bisiierigen Anschauungen zu der Ansicht geführt, dass auch im parthenogenetischen Ei eine Veränderung in der Zusammensetzung des Keimplasnias von Generation zu Generation stattfinden kann, dass also auch partheno- Nr. 15. Natiirwissenspliaftliclie Wochenschrift. 143 Fig. III. genetischen Eiern ein i;ewisser Grad von Veränderliclikeit zngesprociicn werden muss. Als eine weitere Consequenz ergicbt sich, „dass bei fortgesetzter Parthenogenese das Keimi)lasnia innner einfacher wird in Bezug auf seine Zusammensetzung aus Iden, bis es nur noch aus 2 Idanten- Arten besteht, dass aber diese Zusannncnsetzung aus 2 Idanten - Arten sicli dann lange Zeiträume hindurcii iialten icann, liin- und iier- schwanivcnd zwisciien einer wechsehiden Majorität bald der einen, bald der andern Art." Die Züclitungsversuche, welche von Weisniann mit zwei Varie- täten einer rein partlienogeneti- schen Cyjiris-.Vrt (Fig. IV) an- gestellt wurden, führten zu Er- gebnissen, welche mit den theo- retischen Folgerungen sehr gut im Einklang stehen. Das erste und auffallendste Resultat von sieben- jährigen Zächtungsversuchen war das einer ungemein grossen Aehnlichkeit der Nachkouimen einer Mutter sowohl unter sich als mit der Mutter. In einem weiteren Abschnitt zieht W. die Conjuga- tion der Infusorien in den Kreis seiner Betrachtungen. Die vorl)ereitenden Theilungen, welche die Mikronuclcolen vor der Conjugation eingehen und welche namentlich durch Maupas und K. Hertwig bekannt geworden sind, ge- statten allerdings vorläufig noch keinen Einblick in die ferneren Einzelheiten der chromatischen Verhältnisse. Soviel steht aber jedenfalls fest, dass es sieh auch bei der Conjugation um eine Ver- mischung der in Form von Stäb- chen oder Stäbchen auftretenden Kernsubstanzen zweier Individuen handelt, und diese Thatsache ge- stattet den Schluss, dass die Bedeutung des Vorgangs und im Speciellen die der chroma- tischen Elemente die nämliche ist, wie bei den Metazoen. Es wird also auch hier, wie dies bei den Keinr/.ellen der Metazoen der Fall ist, die gesammte In- dividualität der Zelle in dieser Kernsubstanz als Anlage oder geiietischfn Eies. Cypris reptans Anlage Vererbungstendenz enthalten sein, und wir werden uns demgemäss vorzustellen zu halten, dass alle Variationen, welche in Folge von äusseren Eintlüssen an Infusorien eintreten, nur dann auf die Subsprösslinge übertragen werden können, wenn sie von correspondireudeu Abänderungen der Kern- substanz begleitet sind. Auch für die Infusorien muss demnach eine A^ererbung „erworbener" Abänderungen be- stritten werden. Wie aus den obigen Ausführungen hervorgeht, ist nach Weismann die Amphimixis eine Anpassung, welche mit der Vermehrung in keinem directen Zusannnenhang Vnr .'1 hellei' üel'iirbt, lehmselb mit eiiiisen dimkelsriinen Flecken. — V'ar. /) im Ganzen duiikeigTüii wej^eu der be- Ueiit^n'leri Ausdehnung;- der Flecken. steht. Daraus erklärt sich, dass ihr Auftreten in otlen- barer Abhängigkeit vrcliidecn, Compositen, Mesembrianthemen, Scrofularineen und Proteaccen bekleidet die sandigen Flächen wie die Bergabhänge und lässt uns jetzt erst den Namen des „Blumenparadieses", welcher der Caplandscliaft beigelegt ward, vollkonnnen verstehen. Wir begreifen nun aucii die zu Anfang dieses Jahrhunderts in fast ganz Europa herrschende Schwärmerei für die unerschöpfliche Fülle von anziehenden ott prächtigen Blumengestalten, welche jahraus, jahrein vom Cap in die danach Itenannten Grün- häuser einwanderten, und müssen dem „Vater der Bo- tanik", dem alten Linne, l»eistinniien, wenn er ob des überreichen von der Südspitze Afrikas ihm zur Bestim- mung übersandten ^Materials schier in Verwirrung ge- rathend in die denkwürdigen Worte ausbrach: „Semper alitpiid novi ex Africa!" War es im Winter noch möglich, einzelne den Charakter der Landschaft formircnde Arten hervorzuheben, so würde dies jetzt ein schwieriges Unternehmen und der Leser kaum im Stande sein, sich daraus ein Gesannntbild zu entwerfen, wesiialb wir nicht undiin k(innen, bei ]5etrach- tung der wichtigsten Familien und Gattungen mehr sum- marisch zu verfahren. An Steile der Oxalis-Arten, welche mit dem Ende des Frühlings fast gänzlich von der Bühne versehwinden, sehen wir jetzt unter den niedrigen Ge- wächsen mit Zwiebel- oder Knollenbildung die vielge- staltigen Irideen den ersten Platz behaupten. Diese zeigen ausser den uns liereits bekannten eine Menge neuer Gattungen, wie llesperantha, Geissorhiza, Sparaxis (Sp. grandiilora vom Signalhügel mit grossen weissen, aussen violetten Blüthen), Ixia (I. maculata, orangegelb, am Grunde der Perigonblätter mit schwarzem Fleck), La- Iteyrousca (L. corymbosa), Tritonia (T. scillaris von zier- lichem Wuchs, Blüthen rosenroth, in lockerer Aehre), die alle einander nahe verwandt und durch ihre regelmässige, meist sehr zarte Blüthehülle ausgezeichnet, von den neueren Autoren aus dem grossen Linneischen Genus „Ixia" gemacht worden sind. Viel Aehnliehkeit mit uns(n-en Sehwertlilien (Iris spp.) besitzen die zahlreichen Arten von Moraea, welche bald ein-, bald mehrblüthig durch ihre stattlichen weissen, gelben, rothen oder blauen, übrigens sehr vergänglichen Blumen die Aufmerksamkeit des Wanderers fesseln: so die zierliche, roth und gelbe M. papilionacea, die äusserst variable M. edulis, die schlanke, einblüthige Jf. tripetala, M. tricuspis etc. Zu der uns schon bekannten „Tulp Bloeni" (Homeria eollina) gesellt sich eine sehr ähnliclie, von der ziegelrothen Varietät derselben kaum zu unterscheidende Art (H. auran- tiaca), während am Seestrande die sonderbare Ferraria undulata ihre düster gefärbten, wellig-krausen, unangenehm riechenden Blüthen nacheinander entfaltet. Sattpurpurn oder goldgelb mit fein schwarz gestrichelter Aussenseite l)räsentiren sich die crocusähnlichen Romuleen (Romulea uncinata, R. rosca, R. Bulbocodium), in zartem Hellblau oder brennendem Azur der Aristeen (Aristea nielaleuca, A. cyanea); aus dem Dünensande, in dem ihre Zwiebeln tief vergraben sind, ragen die blutrothe Autholyza ringens und die ebenso gefärbte höhere A. Cunonia hervor, beide der obengenannten A. aethiopica generisch verwandt und ihr an Schönheit vcdlkommen ebenbürtig. Auch unter den Gladiolen fluden wir einige neue Arten: Gladiolus villosus, an den behaarten Blättern und Blattscheiden kenntlich, G. reeumis, durch den Mangel des Geruchs von dem ähnlichen G. maeulatus zu unterscheiden, und G. alatus, Nr. 15. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 141 den schönsten von allen, zwar niedrij;-, aber mit s'r">^sen gewölbten scharlachrothen Blnmen gescbniückt. Wacheu- dorfia paniculata, die man der Behaarung- und schwert- föniiig- faltigen Blätter wegen leicht für eine Babiana halten könnte, ist eine Angehörige der australisch- süd- afrikanischen, nach iin-en meist blutrothen Würze Istöeken benannten kleinen Familie der Hämodoraccen. Im System hat dieselbe zwischen den Irideen, denen sie im Habitus gleicht, und den Amaryllideen Platz gefunden, wird auch wohl von einigen gleich den Hyj)0xideen als eine Ab- tlieilung der letzteren betrachtet. Von jenen (den Hy- lioxideen) lernten wir bereits die kleine Hypoxis plicata und H. serrata kennen; viel schäner und grösser ist die von den Afrikanern „Steren" genannte Art (H. stellata), welche im P^rühling die bunte Menge der Irideen und Liliaceen begleitet und am Grunde ihrer regelmässig sternförmig ausgebreiteten weissen oder gelljcn Blumen- blätter mit einem grossen schwarzvitdetten Flecken ge- ziert ist. Eine dritte Lachenalia (L. (»rchioides), zwar weniger ansehnlich als die beiden fridicr genannten, aber durch angenehmen Duft ausgezeichnet, die mit schleimigem Saft erfüllten, gelbgriinen Albuca -Arten (A. maior und minor), Ornithogalum spp. und die stattliche Aloe arbo- rescens sind die hauptsächlichsten Vertreter der Lilien- gewächse (Liliaceen) dieser Periode, wozu noch das giftige Ornithoglossum glaucum aus der Familie der Melanthaceen (Zeitlosengewächse) konniit. Auch die Or- chideen haben sieh bedeutend vermehrt und feiern jetzt den Höhehunkt ihres Daseins; die meisten während der FriihiingsiiKinate blühenden Arten vom Habitus unserer Kuckuckslilnmen ((_)rchis spp.) gehören der grossen (lat- tung Satyiiuni an. Als die schönsten ihres Geschlechts verdienen die „Geele und ßoode Trewa" (S. corifolium und S. earneuni) vor allen anderen Erwähnung. Beide entwickeln zwei l)reite, lederartige Basalblätter und am Ende des mit bauchig abstehenden Blattscheiden l)esetzten, robusten Stengels eine dichte cylindrische Aehre von an- sehnlichen, Heischigen Bliithen, welche bei ersterer prächtig orangegclb, bei letzterer schön rosenroth gefärbt siud. Dagegen haben zwei andere, ziendich unscheinbare grün- blühende Arten (S. cucullatum und S. odorum) sowie das im October erscheinende S. candidum vor den beiden erstgenannten, denen sie an Schönheit bedeutend nach- stehen, den starken, wennschon nicht inuner angenehmen BlUthenduft voraus. Dieser ist bei einer sehr gemeinen Species der (iattung Corycium (C. orobanchoides) sogar vollkommen wanzenastig, bei dem weniger häutigen C. crispum (wegen der krausen Blätter so genannt) aber kaum vorhanden. Die „Mönchscapuze" (Pterygodium catholicum), deren ziemlich grosse capuzenförmige, grün- lichgelbe Blüthcn zu 2 bis b am Stengel stehen, und das ähnliche P. caffrum, Dispcris allosa und seeunda, Sclii- zodium obliquum und Bartholina pectinata, die letzt- genannte durch das in lange, dünne Fransen zerschlissene Labellum merkwürdig, mögen als mehr oder minder häutig hier noch mit aufgezählt werden, obwohl wir sie aus Mangel an Raum nicht einzeln beschreiben können. Wir schliessen die Betrachtung der monokotylen Gewächse mit den Restiaceen, einer den Cyperaeeen (Sauergräsern, Halbgräsern) verwandten afrikanisch-australischen Pflanzen- familie, deren harte, mit braunen, trockenen Blattschciden besetzte, oft am Grunde verholzende Halme mit den wie verdorrt aussehenden braunen Aehren bei einigen Arten über mannshoch werden und in diesem Falle einen eigen- thümlichen Zug in die Landschaft bringen. (Schhiss folgt.) „Können die Encliytraeiden eine RiUienkranklieit venirsaclienf" — lieber diese für die Rübenzucker- Industrie äusserst wichtige Frage theilt neuerdings Prof. Fr. Vejdovsky in Prag seine Erfahrungen und Ver- nmthungen mit (Zeitschr. für Zuekerindustrie in Böhmen, Jahrg. XVI). — Es ist bekannt, dass Hetemdera sehachti, ein Fadenwurm, bei der Krankheit der Zuckerrüben eine hervorragende Rolle spielt; indessen scheinen die Encliy- traeiden nach Prof. Vejdovsky's Ansicht für die Rüben noch weit gefährlicher zu sein, als die vorgenannten Schmarotzer. Die Enchytraeiden sind kleine weissliche oder farblos durchsichtige , bisweilen auch röthliche Würmchen, welche zu der Unterklasse der Borstenwürmer gehören; sie haben eine Länge von etwa ',.3 bis 3 cm und sind über Europa allgemein . verbreitet. Die zahl- reichen Arten leben an Pflanzenwurzelu, in feuchter Erde und faulendem Laub, in Acker- und Gartenerde, sowie in Blumentöpfen (daher ihr Name von yvnwq, Blumen- topf). In der Mundhöhle tragen diese Würmer eigen- thümliehe läppchen- oder messerförmige chitinige Organe, welche bei der Nahrungsaufnahme durch Ausstossen des Schlundko])fes vorgestülpt werden. Diese von Vejdovsky (in seiuem Hauptwerk: System und Morphologie der Oligo- chaeten, Prag und Leipzig 1884) zuerst als Geschmacks- organe gedeuteten Gebilde der MundlK'ihle dürften nach des Verfassers Ansicht dieselbe Bedeutung haben, wie die Stacheln der Heterodera, nämlich die Pflanzenwurzelu zu ver\\undcn, um sie dann auszusaugen. In dieser ^'er- iiiuthung ^\urde Vejdovsky durch eine eigene Wahr- nehmung bestärkt, indem er eine Enchytvaeide an einer Wurzelfaser einer jungen Zuckerrübe zu beol)achten Ge- legenheit hatte, welche ihre obenerwähnten Muiidstacheln in das pflanzliche Gewebe tief eingestochen hatte. Auch mehrfache Mittheiluiigen und Zuschriften an Prof. Vejdovsky von ausserhalb (aus Russland, Brdimen uud Bayern) machen es wahrscheinlich, dass die Enchytraeiden bei Krankheiten der Culturpflanzen einen zum mindesten sehr beachteuswerthen Factor bilden und zwar nicht nur für Zuckerrüben, sondern auch für Kartotfeln und Ge- treidearten. Da die Biologie der Enchytraeiden noch fast völlig unklar ist, so wäre es angesichts der enormen Wichtigkeit der Sache lür die gesammte Bodencultur wüiischenswertli , dass sich nicht allein P^achzoologen, sondern auch practische Landwirthe mit dieser Frage beschäftigen würden. Prof. Vejdovsky schliesst mit der Bemerkung, dass wahrscheinlich auch Arten der Faden- wurm- (Nematoden-) Gattung Dorylaimus, ebenso wie Heterodera, für die Rübencultur nachtheilig sein können. Dr. A. Colliu. Eine Formel znr Hereclinnng der VerdHnstiuig'. Gelegentlieh einer Untersuchung über meteorologisehe Einflüsse auf die (irundwasserstände Altenas, welche ich im Jahre 1890 anstellte, suchte ich mir über denjenigen der Verdunstung durch Vergleich der psychrometrischen Differenzen Rechenschaft zu geben. Ich verglich unmittel- bar die Curve dieser Unterschiede mit derjenigen der Grundwasserschwankungen und thcilte Ergebnisse dieses Vergleichs bereits in dem ersten, dem Meteorologischen Zweigverein Hamburg-Altona am 1. Juli 1890 erstatteten Bericht mit, welcher auf S. '214 f. Jahrgang 1890,91 der Zeit- schrift „Wetter", tlieilweise referirt ist. Mit der Ver- öftentlichung der Untersuchungen in extenso beschäftigt, beschränke ich mich hier auf die .\ufgabe, die Verdunstung psychrometrisch zu messen. 148 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 15. Dieselbe wurde durch Dr. W. Die etwas genauer verfolgt. In der Meteorologischen Zeitschrift 1891 Seite 92 ff. ist von diesem Gelehrten eine Formel ver(ifteutlicht, mit deren Hilfe auch der neben der Temperatur auf die Verdunstung wirkende Eintiuss der Windstärke in Rech- nung gezogen wird: (\ =- ^r. (t—fi) ic, in welcher c, den zu berechnenden Vcrdeckuagswerth, / die Temperatur des trockenen, /, diejenige des feuchten Thermometers, /'■ die Windstärke bedeutet. Zur Prüfung dieser Formel sind von einigen Orten, von denen Verdunstungsbeobachtungen vorhanden sind, die entsprechenden Werthe nach der Formel bcreclmet. Für tägliche Beobachtungen deutscher Stationen ist damit ein l)efriedigendes Resultat erzielt. Keineswegs ist es der Fall mit den Monatsmitt^ln. Von vornherein ist das zu erwarten, umsomehr als die Werthe der beobachteten Verdunstung und allein schon der psy- ehrometiischen Differenz eine ungefähre Proportionalität erkennen lassen. Als Beispiel führe ich die von Ule be- nutzten Monatsmittel 1885—89 von Chemnitz an: Jan. Febr. Milrz yVpril Mai Juni V - 12, 2 1.5, 0 20, 9 41, i) m, :> 48, 0 .... 1 Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Ooz. r =- l:!, 1 10, 2 32, 8 2:!, :'< h\ t) Vk .')....! Jan. Feljr. März April Mai Juni <_/, = 0,f.-l 0,82 0,92 2,24 2,84 3,04 . . . . 2 .Juli Aug. Sept. <.)ct. Nov. Dez. t-t, = 2,64 2..M 2,16 1,40 1,00 0,9(1 2 letztere Werthe mit 20 multiplicirt: Jan. Felir. März Api-il Mai Juni Va= t2,8 16.4 1S,4 44,8 .J6.8 60,8 :! Jnli .•\ug. Sept. (^ot. Nov. Dez. ,•0= 02,8 .')1,2 4:3,2 28,0 20,0 18,0 :". Jan. l''ebr. März April Mai Juni DiliVrenz geg. r +0,6 +1,4 -2,.", +3,2 +6,3+12,8 Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. „ r +9,7 +11,0 +10,4 +4.7 +3,1 +2,.') Grösste Abweichung ± 7,7. Multii)licirt man (2) mit der Constanten 4 und den Werthcn Jan. I'eln-. März Ajnil Mai Juni «. = 4,6 4,9 5,0 4,4 4,7 4,3 I Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. ,/. = A.h 1.3 4,2 4,9 4,4 4,8 4 Jan. Febr. März April Mai Juni so erbält mau r, =^ 11.8 l(;.l 18,4 :»,4 .0:-!,4 J2,3 :> Juli Aug. Sept. Oet. Nov. Dez. „ r, = 47,5 44,0 36,3 27,4 17,6 17,3 ....ö Jan. Febr. März April Mai Juni Difterenz geg. v = —0,4 +1,0 —2,5 —2,2 +2,9 +4,3 Juli Aug. Sept. Oft. Nov. Dez. „ r = +4,4 +3,8 +3,.5 +4,1 +0,7 +1,8 Grösste Abweichung ± 3,.'). In einer Anmerkung ist seitens der Redaction der Einwand erhoben, dass nach der Ulc'schen Formel bei Windstille die Verdunstung unterlileiben mUsste, da, wenn das ir dersell)en = 0, auch c, = ü werden müsste. Diesem Einwurf wird am besten dadurch begegnet, dass mau an Stelle von 4/'- in unserem Falle 4 n- -\- 1 setzt. Aber auch so erreicht mau keine grössere Annäherung an die Werthe der beobachteten Verdunstung. Jan. Febr. März April Mai Juni r., ^- 12,4 16,9 19,3 41,7 .')6,2 .5.5,3 6 Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. ?,'.>= 50,1 46,6 38,4 28,8 18,6 18.2 6 Jan. Febr. März April Mai Juni Differenz geg. « = +0,2 +1,9 —1,6 +0,1 +5,7 +7,3 Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. „ « = +7,0 +6,4 +5,6 +.5,5 +1,7 +2,7 Grösste Abweichung ± 5,0. Die Differenzen steigen auffällig in den wärmeren Monaten des Jahres. Jene Annäherung ist also von der Einführung einer Function der Monatstemperatur zu er- warten. Da es sich um Verdunstung handelt, kann diese kaum etwas anderes sein als die Dampfspannung. Der neue Factor muss nach (6) zu schliessen derselben um- gekehrt i)roportional sein. Da es vom theoretischen Stand- punkt geboten erscheint, auch bei sehr grossen Dampf- spannungen noch Verdunstung anzunehmen, ist auch ihm die binomische Form zu geben .7777 + 1 , wo /' (t) die ^" .'IV Spannung des Wasserdampfes bei der Temperatur f lie- deutet. Die Monatsmitte] der 'IV'uiperatur für Chenmitz 1885—88 sind folgende: Jan. I'^ebr. März April i\Iai Juni t = -0,11 +0,95 2,46 7,49 11,84 15,42 . ..7 Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. < = 17,66 16,58 13.81 8,23 3,44 0,16 ... 7 Die zugehörigen Dampfspannungen betragen nach Regnault und von Broch Jan. Febr. März April Mai Juni / (t) = 4,(; 4,9 5,4 7,7 10,4 13,0 ... 8 Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. f (t) = 15,0 13,9 11.7 8,1 5,8 4,(1 ...8 Jan. Febr. März April Mai Juni 1 f(t) + 1 = 1,217 1,204 1,185 1,130 1,096 1,077 1 f(t) 10 Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. 1.067 1,072 1,085 1,123 1,172 1,217... 9 Berechnet man danach die Verdunstungswerthe nach der Formel V;, = 0,8 . (<-<,) (4(C 4- 1) ( f.^c +1). S" erliält in.-m Jan. Febr. März April Mai Juni r, = 12,0 16,2 18,3 37,7 49,5 47,6 . . . Iq Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. (':, = 42,8 39,9 33,4 25,9 17,5 17,6 Jan. Febr. .März April Mai Juni Differenz geg. (■=-0,2 +1,2 --2,^ -3,9 —1,0 -0,4 Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dez. ,. ,.=-0,3 -0,3 +0,6 +2,6 +0,6 +2,1 Grösste Abweichung ± 3,3. Es sind also in der Reihe (10) nicht allein die unteren Extreme von v und '^, in Rechnung gezogen, sondern ist auch eine bedeutendere Annäherung an die Reihe (1) erzielt als in derjenigen (5), besonders wenn mau be- achtet, dass die Difl'erenzen beiderseits von 0 fast durchgängig wesentlich grösser sind, als diejenigen ;•-(■.,. Die physikalische Erklärung dieses die Verdunstung re- gulirendcn Einflusses der Temperatur scheint darin zu iiegeu, dass bei hinreichend hoher Temperatur über der beschränkten Oberfläche der verdunstenden Flüssigkeit eine Schicht mit Feuchtigkeit gesättigter Luft lagert, welche der Diffusion des weiterhin verdunstenden Wassers einen der Dampfsjtannung proportionalen Widerstand ent- gegensetzt. Die Formel zur Berechnung dieser meist gemessenen Verdunstung aus den sie bedingenden me- teorologischen Factoren gewinnt also die Gestalt: iv, = C U-t,) (C, „. + 1) (y^ + l). Wilhelm Krebs. Nr. tf). Naturwissensrhaftliche Wochenschrift. 149 Aus dem wissenschaftlichen Leben. (' olumlmstoii' r zu (ienii;i. — Vifiliinidert .J;ilire siiiil mit ilein soeben begonnenen neuen Jalire vollendet, seit die giiisste geographische Entdeckung der historischen Zeit, die Wiederauf- findung Amerikas, durch den Genueser Cri.stoi>h Columbus, voll- bracht ward. Seine Vaterstadt bereitet sich vor, die Wiederkehr der für unsere gesammte Culturwelt so bedeutungsvollen .hihres zahl und die .Jubelfeier der Grossthat ihre.s Bürgers würdig zu begehen. Männer der Wissenschaft aber und Männer der That werden nur durch wissenschaftliche Thaten würdig gefeiert. So lädt denn die Stadt (ienua für den Sonnner I.S!)2 alle die für Erdkunde und damit verwandte Wissenschaften liestehendeu Gesell- sellschaften der Welt ein zu einer Keihe internationaler Congresse, um den gclelirten Erforschern unserer Muttor Erde in Anlass dieser .Jubelfeier (ielegenheit zu gemeinsamer .\rbeit, fruchtbarem Gedankentausch und gemeinsamer Erholung zu geben. Die Ita- lienische Botanische Gesellschaft macht diese Einladung freudig zu der ihrigen. Sie bittet hiermit in officieller Form die Botaniker aller Lande zu Gaste für den in der ersten Hälfte des September (4.— 11. Sept.) 1892 stattfindenden internationalen botanischen Congress zu Genua. Wissenschaftliche Vorträge, Mittheilung und Besprechung der neuesten Entdeckungen und Beobachtungen, freundschaftlicher Ideenaustausch und endlich Fortpflanzung oder Anbahnung persönlicher Bekanntschaft zwischen den oft räumlich weit getrennten Arbeitsgenossen sollen hier die Bande wissen- schaftlicher Verbrüderung fester knüpfen helfen. Es werden ihrer Zeit Subscriptionszettel versendet werden, welche diejenigen, die an dem Congress theilzunehmen gesonnen sind, freundlichst mit ihrer Unterschrift dem Comite zurücksenden wollen. Gleichzeitig wird ein ausführliches Programm des Congresses, der Vorträge, Sitzungen, Ausflüge und Feste vertheilt werden. Neben den wissenschaftliehen Versammlungen sind mehrere Elxcursionen längs der beiden Rivieren und in die Seealpen geplant. Auch wird zur Zeit des Congresses die feierliche Eröffnung des neuen bota- nischen Institutes der Universität — Schenkung von Thomas Hanbui-y — stattfinden. Die Stadt Genua wird Alles aufbieten, Ihre Gäste würdig zu empfangen. Neben dein Botanisehen wird etwa gleichzeitig ein Geographischer Congress und ein solcher für „Diritto Internazionale Marittimo" tagen; eine Italienisch-Aniei'ika- nisclie Ausstellung wird die vielfachen Handels- und ökonomischen Beziehungen zwischen den lieiden Ländern veranschaulichen, und eine nationale Gartenbau-Ausstellung den gegenwärtigen Stand der Horticultur in Italien illustriren. Somit bieten die italienischen Botaniker ihren Collegen aus allen Ländern ein freudiges Will- kommen, und bitten dieselben, durch ihre zahlreiche Bethciliguug ein Fest mitfeiern zu helfen, das mit seinem durchaus welt- bürgerlichen Charakter vorzüglich den Zweck hat, die Keime der allersehnten Völkerverbrüderung wenigstens auf dem neutralen Boden der Wissenschaft zur Entfaltung zu bringen. Das Comite : March. Comm. Giacomo Doria Senatore del Regno, Presidente della Societa tleografica Italiana. Avv. Comm. Carlo Municchi, Profetto della Provincia urch seinen billigen l'reis II, 45 ist der Apparat Jedermann zugänglich. Das 4Vraiiiinophon giebt ('oncert-, Musikstücke, (Jesaug, Solo u. Uecitation etc. durch Auflegen von Schall- Platten auf natiniirhe Weise wiedrr, Hugo Hennig, Berlin SW., 12. ■ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ; ! üi'scliiiMi vor Kiirzi'iii: ! I Komellsiilie SiiBiei wl t MMtk | • utul das ; ■ ■ j Gesetz der Analogie im Weltgebäude. j ■ \'oii : [ L. Graf von Pfeil. j ■ ■ : Vierte, iiiil den ueuostcn Entdeckungen vorstärkte unil um- • ■ gearbeitete Auflage. ; : JJll .st'7(x Karten. 3;^3 Seifen. Preis 7 Muri;. \ Sauerstoff [in Stalilcjvli'^t^ei'n.i Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15.1 Patentbureau Seit 1878 empfohl. Besorgt u. verwert. Q 1 Inform. Patente all. Länder OaCK (iebrauchs- Muster Marken - Centrale gratis Leipzig I*atentan-%valt UIp. R. Nlaerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. Ferd. Diimmla's Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. lieber die Reize des Spiels von I'rof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 M\ geb. Preis 4 Jl. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen. Hempel's Klassiker -Ausgaben. Atisführliche Specialverzcichnisse gratis und fraiico. Ford. Dümmlers VerlassbuchliaiKiliin!'. Aullagre 36 000! ^^m gerllitnr^^ß (2 Wi.ai läflfidi) cinfdiUeSU* i^rer (0U(ft ^OntOflS) Deutsch. Hausfreund, ^ 5. Allq.Ztg.f. Landwirth iUiisti. Zeitschrift v.l6Druck- seiten, wöchentlich. 2. Mode und Handarbeit, Sseitig mit Schnittmuster; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verioosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau. vierzehntägig. Die Hausfrau, 14 tagig. Produkten- u. Waaren- Markt-Bericht.wgcbenti. Deutsch. Rechtsspiegel SammlULii; neuer Gesetze und Reichsgerichts- Entscheid.; nach Bedari'. foften bei jcbct lüoflanfialt pro Quartal nnv 5 ptarh. @(^tielle, auäfU^rltc^e unb unparteitf<^e potitif dje BeritSterftottunn; feine poIitiMc »enormunbuiig ber Seier. — aßtebergobe intereffirenber Hieiimng^äufeerungen ber ^artei^ blattet aller SUditimgen. — SliiäfU^rlit^e ^arIttmeiit§ = Sc = richte. — SCrefflitSe mtlitärif dEie ülufiäje. — 3ntereffante Sofal», Xiftatex- unb ®cri(^tä s Maturierten. — eins ge^enbfte 91acöricbten unb au^geieit^ncte Slcccnfioncn über Xbeatcr, »iufil, ftun(t unb ÜBif fenf c^of t — auäfü^rlt^er JfanbeUlbeil. — SollftänbigfteS EourSblatt. — aotterie= Siiften. — ^erfonaU5öeränberuugen in her ütrmee, SPlarinc unb eioilsSSetrooltung (Suftij, ®ei(tlitfiteit, Se^rerfi^nft, SteuetfacJ, ^orftfai^ IC.) fofort unb bollltänbig. ^euiüetonS, 9)omane unb Tlocellen ber Qemorragenti^en jtutorns. Slnieigen ftnl> von, fidjerer SWirkuna! Der Sn^olt ber ..gerlincV iteue(lejt Jladjrfdjtett" ift frei üon ^rinoUtäten irgenb roeldjer iJlrt. 3n jeber ßebilbetcn 55amilie finben ftc ba^er fii^et fteunblit^e älufna^me. D>^ Srüt Familien < Stnjeigen, Xtcnftiotcn* <9efud)c, SSolinunaS'Sfnjciiten unb ä^nliAc Sinnonccii, Sic bic ©cbütfnifK ctneS ^au6I)altg betreffen, toitb bie Slbonncmcnt» Cuittuiti» für bo8 Iniifcnbc Dnattal b, a. ^. boll in Gablung genommen, luoburdi ber SVejug beä SJlatteä fic6 roc)entli(ft oerbiDigt. ~^M| ^robenummem auf aBunfd) gratis burd) bie grpcbltioii ßttlin SW., fiüiiicjgrü^tr Slta^f 41. Photogr. Amateur -Apparate, Ulli welchcu jelireu6. Öd). SHcgieruiigäviit, «Urofelfov an iu Uniuevfitäl mit Tivcttoi tcv .«gl. ©tetuwartc 511 Scrlin. 32 Seiten, gr. 8". ißretg 60 ff. 3u bcjicöcn burtfi oIIc SSitc^^onbliingcn. |ttb. Düdiiiiltto llfrlagsbiiililianMuiig in Ccriiu SW.12, Jimniftllt. !»4. Geologisches und mineralogisches Comtor ^ Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates and ."iller fx'emden Staaten. Herr Alexander Stuer cmpfieldt sich den Herreu Directoron und Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant aller geologischen IVauzösischen Serien, welche filr ihre Samm- lungen oder Studien von Interesse seiu könnten. Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermen und andere Abtheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. XXX Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 15. Verluy von Ferdinand Enke in Stuttgart. üancLTDiicli für Pflaiüzensammler Nun Dr. Udo Dainiiier. Mit .^9 Holz.schiiitten und 13 Tafpln. gr. 8. geli. M. 8.— Im Verlage von Mayer & Müller in Berlin erschienen: Fock, Dr. A., über die physikalischen Eigen.schaften der Elemente und ihre aiischaulifhe P^.rklärung. 1891. M. I.— Gross, Th., über den Beweis des Prinzips von der Erlialtung der Energie. 1891. M. 1.20. Thomson, Sir William, Populäre Vorträge und Reden. Band I. Konstitution der Materie. 1891. M. .5.— Geb. M. 0.80 Tscliebyscheff, Theorie der Congruenzen (Elemente der Zahlen- theorien). Deutsch von H. Schnpira. 1889. M. 7.— Verlag von Rosenbaum & Hart. Berlin W. Deutsehe Litteraturzeitung. Begründet von Professor Dr. Max Rocdiger. Mil Dulerstüünug lou lir. Angost Presenins li(ininsgii?:«'>«n inii [ir. R. LÖTvenfeld. -I* Preis vierteljährlich 7 Mark. -I- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Deutsche Litteraturzcitung erblickt ihren eigentümlichen Beruf darin, vom Standpunkt der deutschen Wissenschaft aus eine kritische Uebersicht über das gesammte litterarische Leben der Gegenwart zu bieten. Sie sucht im Unterschied von den Fachzeitschriften allen denen entgegenzukommen, welchen es Bedürfnis ist, nicht nur mit den Fortschritten ihres Faches, sondern auch mit der Entwickelung der übrigen Wissenschaften und mit den hervorragenden Leistungen der schönen Litteratur vertraut zu bleiben. In ihren Mitteilungen bringt die Deutsche Litteraturzeitung eine Uebersicht über den Inhalt in- und ausländischer Zeitschriften, wie sie in dieser Reichhaltigkeit sonst nirgends geboten wird, ferner ständige Berichte über die Thätigkeit ge- lehrter Gesellschaften, Nachrichten über wissenschaftliche Ent- deckungen und litterarische Unternehmungen, Personalnotizen und Vorlesungsverzeichnisse. Durch die Unterzeichnung aller Besprechungen mit dem vollen Namen des Referenten bietet die Deutsche Litteratu rz eitu ng die Gewähr einer gediegenen und würdigen Kritik. Die Deutsche Litteraturzeitung ist ein ausgezeichnetes In- sertionsorgan für die gesammte wissenschaftliche Litteratur. Preis der gespaltenen Petitzeile 20 Pf. Beilagen nach Uebereinkunft. T6 In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung m Berlin SW. *A erschien soeben: \2\r % Eine Theorie 1! auf Grundlage der Hydrodynamik. Von Dr. Arthur Korn. I. Teil, Gravitation und Elektrostatik. (i4 Seiten gr. 8". Freis 1,50 Is/Lax^. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Soeben .sind erscliieucn und durcli jede Bmhhaiidlung zu bezielien ; Webers Naturwissenschaftliche Bibliothek. Vierter Band: Geschichte der Physik. Von Dr. E. Gerland, Dozent für Physik und Klektrntechnik an di'r Kiinijilichen Bergakademie zu Klaustti.il. 362 Seiten. Mit 72 in den Text gedruckten Abbilduiigeu. Preis in Uriginal-Lpinenband 4 Mark. Früher sind erschienen : Erster Band: Die Vorfahren der Sängetiere in Europa v..n Aibert (laudry. Mit 4ü in den 'IV-xt gedruektin AIpbildungeu. In Original- ijeinen]>aMd ■'< Mark- Zweiter Band: Die Bakterien v. Tümmlers f frlagsbiittjljaiiMung in ^frltii SW. 12. | ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ T Soeben erscliien: ^ t Ein Beitrag- | 4 zur ♦ I Geschichte des europäischen Hausrindes, t Von Professor Dr. Hugo Werner. spP^- _« s "* V«* «t T ■» . I f I. • i>iS ♦ Mil 4 Ahhihiuiiiidi 1111(1 I Karte. ♦ 48 Seiten. Preis 1 Mark. X Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. tFerd, Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12, Zimmerstr. 9i | ♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ V*-^- ^-^*^ Redaktion: Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 17. April 1892. Nr. K) Abonnement; Man abonnirt bei allen Bucbhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist JL 3.— Bringegeld bei der Post 15 A e.ttra. Inserate: Die viergespaltene Petitzeile -40 -v*.. Grössere Auftrüge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist iinr mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Charles Darwin zu seinem lOjährigen Todestage. Am 19. April 1882, also nunmehr vor 10 Jahren, \^\. Chark's Darwin gestorben. Die wenig-en seiner wissen- schaftlichen Geg-ner ans dem Kreise seiner Zeitgenossen, die es noch gab (wir erinnern an den im vorigen Jalire verstorbenen Quaterfages) sind in diesen 10 Jahren ins Grab gesunken, und unter der neuen Generation der Natur- forscher ist ein Gegner der Descendenztheorie kaum noch möglich. Die Kenntniss der ri'inciiiieii dieser Theorie und speciell die Kenntniss des Darwinismus, also iiisljesondere der Ansichten Charles Darwin's über die Entstehung der Arten, gehört heute zu dem elementaren Wissen jedes Naturforschers. Daher kann es sich hier natürlich nicht darinn handeln, das Andenken an den seltenen Mann durch eine Darstellung seiner Lehre zu ehren, wir wollen uns vielmehr ihn selbst nahe zu rücken versuchen. .Sein Sohn Francis Darwin hat im Jahre 1887 eine Biographie seines ^'aters veröft'entlicht*), welche als eine Ergänzung der Werke Charles Darwin's anzusehen ist, da in derselben auch die wichtigsten Briefe des letzteren bekannt gegeben werden. Dieses anziehende Werk bildet die Hauptquelle des lAdgenden, namentlich die von Charles Darwin für seine Kinder 1876 abgefasste Autobiographie. Charles Darwin wurde am 12. Februar 1809 in Shrewsbury geboren, wo sein Vater ein sehr beschäftigter Arzt war. Im Alter von acht Jahren verlor Darwin seine Mutter, deren er sieh überhaujit nur noch ganz dunkel erinnerte. In der 8ammelschule, die er seit dem Früh- jahr 1817 besuchte, machte er geringe Fortschritte, er lernte weit langsamer als seine jüngere Schwester Catha- rine und gehörte nicht zu den Musterschülern. Aber schon jetzt zeigte Darwin einen ausgesprocheneu Sinn für Natur- geschichte und eine sehr lebhafte Neigung zum Sammeln. Er versuchte die Namen der Pflanzen aufzufinden und *) Francis Darwin: Leben und Briefe von Charles Darwin mit einem seine Autobiographie enthalti'nden Capitel. Aus dem Englischen tibersetzt von J. Victor Carus. 3 Bände. E. Schweizer- bart'sche Verlagsbuchhandlung (E. Koch). Stuttgart 1887. Preis 24 Mark. sammelte alle möglichen Sachen, Muscheln, Siegel, Francä- turen, Jlüuzen und Mineralien, eine Leidenschaft, die sieh bei Knaben ja oftmals findet Und daher nichts Auf- fälliges hat. Auch in anderen Beziehungen unterschied sich Darwin nicht wesentlich von seinen Mitschülern. „Ich will bekennen — sagt er selbst — , dass ich als kleiner Junge sehr geneigt war, unwahre Geschichten zu erfinden, und zwar geschah dies innner zu dem Zwecke, .Vul'regung hervcn'zurufen." Im Jahre 1818 kam Darwin auf die grosse Schule von Dr. Butler in Shrewsbury und blieb dort bis zu seinem 16. Lebensjahre. Er sagt: „Nichts hätte für die Ent- wicklung inehics Geistes sehlinnner sein können, als Dr^ Bntler's Schule, da sie ausschliesslich classiseh war und nichts Anderes gelehrt wurde, ausgenommen ein wenig alte Geographie und Geschichte." Und in einem Briefe Darwin's lesen wir: „Niemand kann die alte stereotype, einfältige classische Erziehung aufrichtiger verachten, als ich es thue." Da Darwin für Sj)rachen keine Begabung hatte, so hielten ihn die Lehrer und sein Vater für ziem- lich beschränkt, und dieser tadelte den Sohn denn auch einmal mit den Worten: „Du wirst Dir selbst und der ganzen Familie zur Schande." Er beschäftigte sich aber weiter mit naturwissenschaft- lichen Dingen, wenn auch meist nur sehr oberflächlich. .*^o sannnelte er zwar mit grossem Eifer ^lineralieu, aber kümmerte sich dabei nur um solche mit neuem Namen und versiu-hte kaum, sie zu classificiren. Durch seinen älteren Bruder wurde Darwin zu einer Beschäftigung mit der Chemie angeregt und der Director der Schule^ Dr. Butler, wies ihn dafür, dass er seine Zeit mit derartigen „nutzlosen" .Sachen verschwende, öffentlich zurück. „Da ich — sagt Darwin — auf der Schule nichts Rechtes zu Wege brachte, nahm mich mein Vater sehr weise in einem im Ganzen früheren Alter als gewöhnlich weg und schickte mich (Uctober 1825) zu meineui Bruder auf die Universität Edinburg." Hier sollte Darwin Me- dicin Studiren, was ihm aber nicht behagte. UebrigenS 152 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. Iß. wusste Darwin, dass er einst g-euügeud Vermögen haben würde, um davon zu leben, und so beschäftigte er sich mehr und mehr mit rein naturwissenschaftlichen Dingen. Der Verkehr mit bedeutenden (Tclehrtcu hat ilni besonders augeregt. Die meisten der von ihm geh(irten V(n'lesungcn nennt er langweilig. Der Vater Darwin's, der wohl sah, dass er keinen Arzt aus ihm machen würde, schlug ihm nunmehr vor, sich dem geistlichen Stande zu widmen. Darwin Itat sich, von vornherein keineswegs abge- neigt den Vorschlag unbeachtet zu lassen, Bedenkzeit aus und beschäftigte sich mit theologischen Büchern. Er be- zog die Universität Cambridge , füllte aber hier als leiden- schaftlicher Jäger, der er damals war, die Zeit meist mit Jagen, auch mit Reiten und sonsti- gen Zerstreuungen, wie Gelagen , aus. Mit knapper Noth machte er aber doch ein Examen, welches ihm den Titel eines Magister artium eintrug. Von naturwissen- schaftlichen .Studien sind es nament- lich Botanik unter Heuslow's und Geo- logie unter Sedg- wick's Leitung, und namentlich Ento- mologie, welche ihn nun beschäftigten. Die beiden ge- nannten Gelehrten erkannten in Darwin den scharfsinnigen Kopf und haben bestimmend auf die Lebensbahn Dar- win's eingewirkt. Die Erkenntniss der vollen Befriedi- gung, welche eine Beschäftiguno- mit den Naturwissenschaften gewährt, war Darwin jetzt auf- gegangen, und sein Streben war nunmehr, einen wenn auch noch so bescheidenen Baustein zu liefern zu dem er- habenen Gebäude der Naturwissenschaft. Nach seiner Rückkehr nach Shrewsbury wurde Darwin von Hensldw ein Vorschlag gemacht, der Darwin's Wün- schen nicht besser entsprechen konnte. Die englische Regierung rüstete nämlich ein Kriegsschitf, den „Beaglc", aus, das die Küsten von Patagonien, Feuerland, Chili, Peru und einigen Liseln des Stillen Meeres aufnehmen und chronometrische Beobachtungen zur Bestinnnung der Länge verschiedener Punkte der Erde machen sollte. Ein freiwilliger Naturforscher sollte mitgehen und Henslow empfahl Darwin. Henslow schreibt an Darwin: „. . . Ich habe ausgesprochen, dass ich Sie für die bestqualificirte Person unter denen, die ich kenne, halte, . . . Icli spreche dies aus, nicht in der Voraussetzung, dass Sie ein fertiger Naturforscher, sondern reichlich dazu (jualificirt sind, zu sannueln, zu beobachten und Alles, was einer Aufzeichnung auf dem Gebiete der Naturgeschichte werth ist, aufzuzeich- nen." . . . „Tragen Sie sieh nicht mit irgend welchen Zweifeln oder Be- fürchtungen übe'r Ihre UntUchtigkeit, denn ich versichere Ihnen, ich meine, Sie sind gei-ade der Mann, welchen sie suchen. . . ." Der Vater Dar- win's machte aber ernstliche Einwen- dungen gegen die Mitreise seines Stdnies: „Wenn Du irgend einen Mann von gesun- dem Menschenver- stände finden kannst — sagte er ihm — der Dir den Rath giebt, zu gehen, so will ich meine Zu- stinnnung geben.'" Darwin's Onkel, Josua Wegdwood, gelang es, die Be- denken des Vaters zu beschwichtigen, und im December 1831 schifl'te sich Darwin auf dem von dem ei-st 24 jäh- rigen Fitz-Roy coni- mandirten ,,Beagle" ein, um erst Ende 1836 zurückzu- kehren. Die Reise nennt Darwin das bedeu- tungsvollste Ereig- niss seines Lebens, das seine ganze Charles Darwin. Laufbahn bcstinmit (Nach einer Pliotographie vermuthlich aus dem Jahre 1S74.) habe Tch häbc stets gefühlt — sagt er — dass ich der Reise die erste wirkliche Zucht oder Erziehung meines Geistes verdanke." Dass I)arwin seine Unfähigkeit zu zeichnen sehr bedauerte, ist nur zu begreiflich. Schon die Reisebriefe Darwin's machten gerechtes Aufsehen bei den Gelehrten, und der berühmte GeoloÄ'e Sedgwiek äusserte dem Vater Darwin's gegenüber, dass der Sohn einst ein hervorragender Gelehrter werden würde. Die Reisebeschreibung Darwin's, „Reise eines Natur- forschers um die Welt", nuiss ein heutiger Naturforscher gelesen haben: wir gehen daher über die Zeit der Reise hinwcii-. Nr. 16. Naturwissen.scliaftliche Wochenschrift. 153 Nach seiner Rückkehr erschien Darwin wesentlich verändert. Seine Gesundheit hatte stark gelitten, viel- leicht in Folge der Seekrankheit, an der er auf dem Wasser fast Iteständig litt. Francis I )arwin sagt aller- dings, es sei die ^'ern^^thung ausgesi)i'oclu'n worden, dass Charles Darwin's Kränklichkeit eine Form der (iicht sei, die in der Familie schon seit dem Jahre 1600 erwähnt werde. Es verging kein Tag mehr, ohne dass er mehrere Stunden uupässlich gewesen wäre. Häufig war er Tage, ja Wochen lang ganz arbeitsunfähig, und er besuchte wiederholt eine Kaltwasserheilanstalt. Sein Schlaf dauerte selten länger als einige Stunden. Durch die Heise war aber Darwin ein Forscher ersten Ranges geworden. Die 2V4 Jahre nach der Rückkehr von der Reise waren die thätigsten, die Darwin je verlebt hat. In Cam- f' L U} /f7A DOWN, BECKENHAM.KENT. R/tILWky STATION ORPINCTON. S.E R . }our courteous letter. The views of your great Botanist were uuknowu to nie. Should I again correct the "Origin" I will introduce the case; but the hook is stereotj-ped, I do not at present intend again to alter it, as I think that I can cuiploy my little reniaining strugle best by endeavouring to [do sonie new work. — I remain Dear Sir your faithfuUy obliged. _ Charles Darwin. Autogramm Charles Darwin'». Zur Erläuterung des obigen Briefes Folgendes: Der Unterzeichnete, der sich Ende der 70 er Jahre eingehender mit der Geschichte des Darwinismus und der Descendenz- Theorie beschilftigte, glaubte den als Diroctor des Königl. botanischen Gartens und Universitäts-Prot'essor in Berlin 1877 verstorbenen Botaniker Alexander Braun als einen Vorgänger Darwin's hinsichtlich der Descendenzthoorie ansehen zu dürfen. Er theilte dies Darwin mit, und als Antwort erhielt er das obige Schreiben. Alex. Brann ist aber nicht widerspruchsfrei. Vgl. „Naturw. Wochenschr." Bd. V S. 444. r D jj^ p_ April 20. 1878. Dear Sir I am niuch obliged for 154 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. IG. bridgc, wo sich seine Sammlungen unter Henslow's Obhut befanden, arbeitete er 3 Monate; 2 Jahre blieb er in London. Er stellte seine Reisebeschreibuni;' fertig, hielt mehrere Vorträge in der geologischen (Tescllschaft u. s. w. Im Juli 1837 begann er sein erstes Notizenl)uch für That- sachen in Ikzng auf den Ursprung der Arten, worüber er lange nachgedacht hatte, und hörte wahrend der nächsten 20 Jahre nicht auf, daran zu arbeit(m. Am 29. Januar 1839 hcirathete er in London seine Nichte Emma Wcdgwood. Der gesellschaftliche Verkehr nahm ihn nun aber derartig in Anspruch, dass er sich, um nachhaltiger seinen Forschungen leben zu können, im Jahre 1842 nach Down in Kent zurück- zog, wo er sich ein Land- haus kaufte, das er später nur noch selten verliess. Das tägliche Lel)en in Down gestaltete der späteren Zeit Weise. Darwin stand fiüh auf und machte vor dem PMihstück einen Spazier- gang. Nachdem er allein gefrühstückt hatte, begab er sich gegen 8 Uhr an die Arbeit und blicl) dabei bis 9 Vi Uhr; in diesen IV'i Stunden war er zum Arbeiten am besten auf- gelegt. Um ^/AO L^hr ging er ins Wohnzimmer, Hess sich bis V2II Uhr Familien- briefe oder einen Roman vorlesen und ging darauf in sein Zimmer, wo er wieder bis 12 oder 127» arbeitete. Hiermit war sein Tagewerk eigentlich voU- Briefe erledigt waren, legte er sich in seinem Schlaf- zimmer aufs S()[)lia, Hess sich aus einem unterhaltenden ^\'erke vorlesen und rauchte eine Cigarette. Beim Ar- I leiten schnupfte er gern, um sich aber nicht zu sehr daran zu gewöhnen, stand der Topf mit Schnupftabak im Hausgange. Punkt 4 Uhr mit ausserordentHcher Regelmässigkeit kam er die Treppe herunter, um sich zum Spaziergange A'on 72^ '*is '/oß Uhr arbeitete er wohl noch, aber ins Wohnzimmer und nahm an der Unter- bis er um 6 Uhr sich aufs Sopha legte, um sich aus einem Roman er anzukleiden, dann kam er Haltung thcil, sich in in der folgenden bracht. Zunächst ging er dann'jspaziren, mochte das Wetter gut oder schlecht sein. Er wandelte ge- wöhnlich erst durch die Treibhäuser, sah sich die keimenden Samen und die Versuchspflanzen an, ohne jedoch genauere Beob- achtungen anzustellen, und ging dann ins Freie. Wenn er aHeiu war, blieb er oft stehen und sah sich die Gegen vorlesen zu lassen V28 Uhr ass er zu Abend Nach dem Essen blieb er nie im Wohnzimmer, sondern verkehrte mit den Damen. Mit seiner Frau spielte er dann Tricktrack, und war arge rlich. wenn er kein Gluck hatte. Nach- her las er im Wohnzimmer oder, wenn zu viel ge- sprochen wurde, in seinem Studirzimmcr etwas Wissen- schaftliciies, so lange, bis er sich müde fühlte; dann hatte er gern, wenn ihm seine Frau etwas auf dem riavier vorspielte. Um 10 Uhr gin er hinauf und Uhr zu Bett, hat viel ge- Eine grosse gegen V3II Darwin schriclien. Anzahl Aufsätze finden sich in Zeitschriften, grössere Arbeiten er- schienen in Buchform; seine Hauptwerke sind alle ins Deutsche über- setzt worden und bilden in der guten Ausgabe der E.Schweizcrbart'schcnVer- lagsbuchliandlung in Stutt- 16 Charles Darwin's Haus in Down. gart Sein Buch „ Arten", vember war im bereits schrieb stattliche Bände. epochemachendes Die Entstehung der das am 24. No- 1859 erschien, Geiste Darwin's 1844 fertig. Er seine Gedanken Vögel und Thiere an. Bei emer solchen Gelegenheit liefen ihm einmal junge Eich- hörnchen die Beine und den Rücken hinauf, während die Mutter™.ihre Jungen mit Angstgeschrei vom Baume aus zurückrief. Nach dem Mittags - Siiaziergange kam das zweite Frühstück. Darwin war äusserst massig im Essen und Trinken; er ass gern Süssigkeiten, obgleich sie ihm schlecht bekamen. Nach dem zweiten Frühstück legte er sich aufs^Sopha und las die Zeitung. Ausser dieser las er selbst nichts Unterhaltendes. Alles Uebrige: Romane, Reisebeschreibungen u. s. w. Hess er Politik lieschäftigte er sich nicht, Nunmehr ging er an die Beantwort denen kein einziger unbcrücksiclitigt Geschäftssachen war Darwin sehr sich vorlesen. Jlit verfolgte sie aber, mg der Briefe, von Illieb. In Geld- und Wenn die sorgfältig. nieder und übergab seiner Frau die schriftlich aufgezeichneten genauen Bestimmungen darüber, was in dem Falle, dass er vor Vollendung seines Werkes stürbe, geschehen solle. Das Werk schwoll immer mehr an und wäre in der jetzigen, so günstigen Fassung übcriianjit nicht erschienen, wenn nicht 1858 ein bemer- kcnswerther Zwischenfall eingetreten wäre. Der Naturforscher Russell Wallace, welcher sich da- mals im malayischeu Archiiicl aufhielt, schickte nämlich an Darwin eine Alihaudlung „Ueber das Bestreben der Abarten, immer mehr von der Stammart abzuweichen." Darwinsche nur fehlten die Begründungen und die Anwen- Zunäclist war Darwin rathlos, was er nun thun sollte. Auf den Rath von Lyell entschloss er sich nun endlich, einen UeberbHck über die bisherigen Ergebnisse seiner Forschunn- zu e-eben, den er Diese Abhandlung enthielt fast die ganze Lehre; dun{ ■en. zugleich mit der Ab- Nr. 1(>. Niitiirwissenschaftliche Wocbensehrift. IBfi liandluiig von Wallaoe dor Liiineaii Society vorlegte. Darwill \-erziclitete nunmehr darauf, sciiu; Lehre mit allen Px'ohaehtung'eii, Versuchen und Helenen zu verött'entliclieii, die er i;-esaminelt hatte, und entseliloss sieji zur Abfassung eines alles ^\'esentliehe eiitiialteiideii Auszuges. Diese „The origin m Studium der Jlediein zu widmen. Er hörte hier unter anderem auch die ^(ll■lesunge]l Oken's über Naturgeschichte und fühlte sich durch das ideale Streben dieses Lehrers in seiner eigenen ihm angeborenen Neigung, „das Aufgenommene unter sich in Verbindung zu bringen und unter allgemeine Gesichts])unkte zusammen- zufassen", bestärkt und gefördert, ohne sich indessen mit der „willkürlich schematischen Ausführung" <»ken's be- freunden zu können. Schon in dieser ersten Studienzeit trat die Vorliebe für naturwissenschaftliche Fächer mehr und mehr ber\or und zeitigte in dem strebsamen Jüngling den Wunsch, sich von der jMedicin gänzlich abzuwenden und dafür das Studium der Botanik zu ergreifen. Er wandte sich zu diesem Behüte im Frühjahr 18.39 nach (ienf, wo damals noch Pyrame de Candolle lehrte, um bei diesem Meister der Wissenschaft in die Schule zu gehen und von ihm *) Die Redaction hatte yleich nach doiii Tode Nägeli's den Besehluss gefasst, eine wisseuscdiaftliche Würdigung dieses emi- nenten Forschers dem Leserkreise zubieten: bei der Vielseitigkeit und Grösse Nägeli's eine Aufgabe, der nur wenige gewachsen sind, kaum irgend einer aber besser als Schwendener. Es ist ge- wiss gerechtfertigt, wenn die Redaction das Erscheinen eines Nekrologs aus der Feder dieses Forschers abgewartet hat; er ist erst im März dieses Jahres in den Berichten der Deutschen bota- nischen Gesellschaft erschienen. (Bericht der Deutschen botan. Gesellsch. Jahrg. 1891). **) Der 27. März ist der Geburtstag, der 30. wahrscheinlich der Tag der Taufe. neue Anregungen zu empfangen; dort setzte er auch die Excursionen und Untersuchungen zu seiner Erstlingsschrift über die Cirsieu der Schweiz fort, auf Grund deren er am 8. Mai 1840 in Züiicli promovirt wurde. Der i£-e Doetor begab sich nunmehr für ein Se- mester (Sommer 1840) nach Berlin, um die Hegel' sehe Philosophie an der Quelle kennen zu lernen. Er gesteht indessen selbst, dass er in den vorgetrageneu Abstrac- tionen mit dem besten Willen nichts Verständliches und Vernünftiges zu linden vc'rniochte. Die bekannte pnlcmische Bemerkung Schleiden's, Nägeli sei Hegelianer, ist daher ganz und gar hinfällig. Der Aufenthalt in Jena, der sieh an die Berliner Stu- dienzeit anschloss, dauerte anderthal)^ Jahre, verdient aber nur insofern Erwähnung, als er zur (iründung der von Sehleideu und Nägeli herausgegebenen „Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik" \\'ranlassuug gab. Es er- schienen indess bloss 4 Hefte (1844 bis 1846), welche vor- wiegend Beiträge von Nägeli (keine von Schieiden) ent- halten, darunter die wichtige Entdeckung der Spermato- zoiden bei Farnen und Rhizocarpeen und die ersten Beoliaehtungen über die Scheitelzelle und deren Segmeu- tirung beim Aufbau der Stamm- und Blattorgane. Im Uebrigen lilieb der .Fenenser Aufenthalt ohne Einfluss auf die wissenschaftliche Ausbildung Nägeli's. Die Lehr- weise Schleiden's in Bezug auf die Arbeiten am Mikro- skop war nicht methodisch genug, um ihn befriedigen zu können. Den Abschluss der Studienzeit bildet gewisscrmaassen die im Frühjahr 1842 unternommene Reise nach Italien, auf welche 1845 noch ein Ausflug an die Sttdwestküste Englands folgte. In diese Zeit fallen die ersten zusammen- liängeuden Beobachtungen über Meeresalgen, verbunden mit Excursimien zur Gewinnung von Materialien für spätere Untersuclmugen. Die 1848 \erötfentliclite Abhandlung ülier „Die neueren Algensysteme" kann als die Frucht dieser Studien bezeichnet werden. Nägeli hatte sich schon 1842 als Privatdoeent an der Universität Zürich habilitirt, wurde 1848 ausserordentlicher Professor daselbst (nachdem er einen Ruf nach (iiessen abgelehnt) und folgte drei .lahre s|)äter (1852 1 einem Rufe als Ordinarius nach Freibnrg i. Br. Hier entstanden zum grössten Theil die Arbeiten, welche nachher in den ge- meinsam mit Gramer herausgegebenen „Pflanzenphysio- röft'entlicht wurden, darunter logischen Untersnchun.n-eir' \eri auch das grosse W^'rk über die Stärkekörner. Es war übei-hau])t eine sehr fruchtbare und erfolgreiche Tliätig- keit, welche unser Autor in seinem neuen Wirkungskreise 156 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 16. cutfaltetf, niid der tätliche Verkehr mit dankbaren und begabten Schülern, enie angenehme Geselligkeit in bt frenndeten Familien, dazn die landschaftliche Schönheit der Gegend, alles das trug nicht wenig dazu bei, die rein menschliche Seite des Daseins behaglich zu gestalten. So vergingen drei volle Jahre. Dann kam der Ruf nach Zürich (1855) an das nengegründete eidgenössische Polytechnikum. Xägeli nahm ihn an, obsehim ihm das Scheiden von Freiburg keineswegs leicht wurde. Was hierbei mehr ins (iewicht fiel, ob die ehrenvolle Wieder- kehr zur Vaterstadt oder Eücksichten anderer Art, ist mir nicht bekannt. Soviel aber glaube ich berichten zu dürfen, (lass die zwei Züricher Jahre aus verschiedenen Gründen zu den weniger glücklichen seines Lebens gehörten. Ins- besondere war es ein langwieriges Augenleiden, welches ihn damals heimsnchte und für einige Zeit zwang, seiner gewohnten Thätigkeit gänzlich zu entsagen. Für den Verfasser dieser Zeilen fällt in den Beginn der Züricher Periode die erste Bekanntscliaft nnt Xägeli. Ich hatte eben begonnen, mich zur Promotidusprüfung vorzubereiten und war in botanischen Dingen, nachdem ich die Vorlesungen von A. de Candolle unn, welche im Gegensatz zur jetzigen Periode der |)ositiven Entro])ic wiederum eine Zerstreuung des Stofles und somit eine \'erwandlung von ^^'ärme in mechanische Energie herbeiführen würde. Es sei ferner zu erwägen, dass wenn die Entropie des Unixersums einem Maximum zustrebe und somit von einem Minimum ausgegangen sei, der ganze EntwickelungS))roeess cini-n Anfang und ein Ende kabcn müsse. Das Ende sei der allgemeine Tod — was kommt nachher? und zum Anfange gelange man nur durch die Hypothese, dass in einer bis dahin unveränder- lichen, ebenfalls todten ;\Iasse Bewegung beg(mncn habe, also durch Preisgebung des Kausalgesetzes. Aus dieser ('ouseipu'uz gehe klar hervor, dass die (positi\x') Entropie als allgemeine Erscheinung nicht gelten könne und zwar nicht einmal für die Endlichkeit, geschweige denn für die Ewigkeit. Aber nicht bloss über die Kräfte und Gestaltungen ehemisch-]»liysikalischer Natur sucht Nägeli Klarheit zu gewinnen, er unterwirl't aneh die Vorgänge der Geistes- arbeit, insbesondere die vielnmstrittenc Frage, ob es auch Erkenntnisse a ])riori gebe, einer eingehenden Erörterung. Dabei stellt er sich mit aller Entschiedenheit auf die Seite derjenigen, welche entgegen der Autorität Kaut's bestreiten, dass es überhaupt angeborene Ideen giebt. Alle Vor- stellungen und alle Denkgesetze konuncn nach ihm einzig und allein durch Erfahrung zu Stande, wobei allerdings zu betonen, dass unter Erfahrung in seinem Sinne jede Empfindung zu verstehen ist, die eine Erinnerung zurück- lässt. — Ebenso entschieden wendet er sich gegen die- jenigen Naturforscher, welche selbst dem Mineral und dem einzelnen Molecül Erinnerung und Erkenntniss zu- schreiben, indem sie z. !>. von der Essigsäure aussagen, dass sie von Kali in anderer Weise als von den Ge- schmackspapillcn erkannt werde, und von dem Eisen- theilehen, dass es den in der Nähe befinau ein Gehirn sei ; aber eben deshalb darf man auch seine Verrichtungen mit denen des Gehirns nicht identificiren. Es ist ein Irrthum und zu- gleich ein Verstoss gegen den S|)rachgebraueli, wenn man (las Gemeinsame in den Functionen der Dinge im Er- kennen, sei es auch ein formell verschiedenes Erkennen, gefunden zu haben glaubt; es liegt ganz nur in den dy- naiuisehen Beziehungen und den daraus hervorgehenden Bewegungen, welche letzteren in der leblosen Natur doch offenbar ganz anderer Art sind, als die ^'orgänge des Denkens bei den höheren und höchsten Lebewesen. Die im Vorhergehenden kurz angedeuteten Charakter- züge, durch welche die Schriften Nägeli's ihr eigenartiges Gepräge erhalten, kennzeichnen, wie mir scheint, die wissenschaftliche Persönlichkeit des Autors richtiger und 158 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. ir.. schärfer, als ein noch so eingehender Hinweis auf den Umfang seiner Veröffentlichungen und auf die Verschieden- artig-keit der behandelten Themata dies zu thun ver- möcdite. Denn obschon die vorliegenden Leistungen auch nach dieser Seite sehr bemerkenswerth sind, so liegt doch nicht darin, sondern in der cxacten Methode der Beobachtung und Combination, in der Schärfe der Analyse und der Folgerichtigkeit der Synthese die eigentliche Be- deutung Nägeli's. An Arbeitskraft und Vielseitigkeit im Allgenieinen mögen unter Vorgängern und Zeitgenossen ihm Manche gleichkonnnen, an wissenschaftlicher Tiefe und Strenge gewiss nur Wenige. Er stellte an sich selbst die höchsten Anforderungen. So oft im Gange der Unter- suchung eine chemische oder jthysikalische Frage auf- tauchte, versäumte er nie, das entsjjrechende Gebiet zu studireu und dabei nicht bloss Lehrbücher, sondern auch fachwissenschaftliche (Jriginalabhandlungen zu benutzen. Eine tüchtige mathematisch - ])hysikalische Vorbildung machte es ihm leicht, sich beispielsweise ganz s])eciell in die Lehre von der Doppelbrechung, der Gapillarität, den Wärmetönungen etc. hineinzuarbeiten und hierdurch für die Beurtheilung einschlägiger Fragen die nöthige Sicher- heit und vor Allem eine feste Grundlage zu gewinnen. Solche Studien waren für ihn ein Bcdürfniss, sie gehörten durchaus zur exactwissenschaftlichcn lAlcthode, wie er sie verstand, und wenn Andere es damit zu leicht nahmen, so hielt er mit seiner Kritik nicht zurück. In dieser Hinsicht war Nägeli auch seineu Schülern gegenüber streng, für Anfänger vielleicht zu streng. Wer nicht bereits eine gewisse Reife und Selbständigkeit er- langt hatte, fand in ihm, wie mir schien, nicht immer den richtigen Lehrer; denn die unerbittliche Kritik, die er an verfeidten Zeichnungen und schiefen Auffassungen übte, wirkte zuweilen geradezu cntmuthigend, und ich erinnere mich noch lebhaft an Fälle, die mir Veranlassung boten, ein so hcruntergestinmitcs l'ractikantengemüth wieder auf- zurichten, obschon ich dazu keinen Auftrag hatte. Aber um so anregender war diese kritische Strenge für die- jenigen, welche bereits auf eigenen Füssen standen und ihre Anschauungen mit einigem Geschick zu vertheidigen wussten. Eine gewandte Opposition wirkte auslösend, wie ein Reiz, auf die Gedankenfülle des Meisters, und es entspann sich dann manch lebhaftes Zwiegespräch, das nicht selten in eine förndiche Disputation überging. In der Regel trug natürlich die grössere Sachkenntniss und die geistige Ueberlegenheit Nägeli's den Sieg davon, aber der Gegner erfreute sich dabei eines bleibenden Gewinns. Die Art und Weise, wie Nägeli solche Discussionen einleitete und durchführte, hatte für mich niclit selten eine taktisch interessante Seite. Meist veranlasste er nändich den Opponenten, seine Ansicht durch Zeichnungen in grossem Maassstab zu veranschaulichen; dann stellte sich weit öfter, als ich erwartet hatte, heraus, dass die frag- liche Ansicht noch unreif, d. h. nicht klar genug gedacht war, um sie graphisch darstellen zu können, oder sie ent- sjirach zwar in dieser Hinsicht allen Anforderungen, aber einzelne Punkte waren nüt liekannten Thatsachen in grellem Widerspruch und darum unhaltbar. In beiden Fällen fühlte sich der Opponent bald etwas unsicher auf dem Staudiiunkte, den er eingenonunen, und gab nach einigem (iei)länkel den Widerstand auf. Ueljrigens war die Zahl der Schüler, welche die Botanik fachmännisch betriel)en, keineswegs gross. Die Arbeiten derselben beziehen sich vorwiegend auf (lebiete, in welchen Nägeli selbst schöpferisch thätig gewesen und tragen zum Theil den unverkennbaren Stempel seiner Schule. Sie umfassen aber nicht alle Richtungen der Nägeli'schen Forschung. So ist z. B. die Theorie der (Währung, die Abstannnuugslehre und die Bastardbildung im Pflanzenreiche von keinem der Schüler aufgenonuiien und weiter gefördert worden. Dagegen hat ein anderes, von den übrigen weit abliegendes Special- gebiet, die Systematik der Hieracien, in Prof. Peter einen eifrigen Bearlieiter gefunden, welcher mit den An- schauungen des Lehrers wohl vertraut und deshalb wie kein zweiter berufen ist, dieselben im Einzelnen darzu- legen und auch für andere Formenkreise zur (Udtuug zu bringen. Es ist bemerkenswerth, dass Nägeli, wie man wohl behaupten darf, diesem engumgrenzten Specialgebiet eine grössere Summe von Zeit und Arbeit zugewandt hat, als irgend einem andern. Seit dem Beginn der sechziger Jahre verlor er thatsächlich die Hieracieufrage nicht aus dem Auge, sondern kehrte von Zeit zu Zeit immer wieder zu ihr zurück. Bald l)eschäftigte er sich mit der Ver- glcichung eingesandter oder in seinem Auftrage gesammelter Hcrbarexemplare, bestimmte oder identificirte dieselben mit schon bekannten und ordnete die Namen und Syno- nyme in sein System ein; bald beobachtete er seine Oul- tureu im Münchener Garten und die daselbst auftretenden Bastarde; ausserdem benutzte er die Ferien zu Excur- sionen in die Alpen, um die hier vorkommenden Formen lebend zu untersuchen etc., kurz, es steckt eine Riesen- arbeit in diesen durch Jahrzehnte fortgesetzten Studien, welche bekamitlich neben den speciell-systematischeji auch wichtige allgemeine Ergebnisse geliefert haben. Will man die Resultate der Nägeli'schen Unter- suchungen nach' ihrer Bedeutung sichten und nur diejenigen besonders hervorheben, welche nicht bloss zur IJereiche- rung unserer Kenntnisse auf bekaimteu (iebieten beige- tragen, sondern wesentlich neue Auffassungen begründet oder der Forschung neue Ziele gesteckt haben, so dürfte in erster Linie die Lehre vom Wachsthum der Membranen und Stärkekörner durch IntussiTScejition und die damit zusannnenhängcndc Micellartheorie, dann die Entwickelungs- geschichte der Organe und Gewebe mit Rücksicht auf Zelltheilung und Zellstreckung (Segmentirung der Scheitel- zelle etc.), ferner die Abstammungslehre und die darin enthaltene Kritik des Darwin'schen Selectionsi)rincips, endlich die Zurückführung der Gährung auf moleculare Bewegungen und das Eingreifen in die Baktcrienfrage nandiaft zu machen sein. Da die hier angedeuteten Auffassungen und Darle- gungen zum Theil noch bestritten sind, so sei es mir ge- stattet, das im V(U'Stehenden ausgesprochene ürtheil in folgenden Sätzen etwas näher zu präcisiren. L Die wiederholte Neubildung von Mendjranlamellen vom Primordialschlauch aus, die für eine Reihe von Fällen unzweifelhaft festgestellt ist, steht mit dem Intussusce|itions- wachsthum nicht im Widerspruch. Denn erstens kann eine Aufeinanderlagerung fertiger Lamellen von messbarer Dicke nicht eigentlich als Wachsthum und darum auch nicht als A])positionswachsthum bezeichnet werden, und zweitens ist es eine unbestrittene Thatsache, dass in allen Fällen, die genauer untersucht sind, jede einzelne dieser Lamellen nachträglich innere Difterenzirungen erfährt und dabei häufig auch mehr oder minder, ja oft sehr erheblich in die Dicke wächst. Hier liegt also zweifellos Intussus- ception vor, und da das Gegentheil, eine wirkliche Apposition kleinster Theilchen (wie bei Krystallen) nir- gends nachgewiesen, so halte ich die in Rede stehende Nägeli'sche Lehre im Princip für wohlbegründet. 2. Mit dieser Lehre in engem Zusannnenhange steht die ;\Iicellartheorie. Da ich indess für die Berechtigung il,erselben in neuerer Zeit wiederholt einzutreten veranlasst war, so glaube ich einer weitereu Begründung überhoben zu sein. Ebenso bedürfen die entwickelungsgeschichtlicheu Nr. Ki. Niiturvvisscnsrliaftlielie Woclicnsehrift. 159 Arbeiten, welche für das ^i;-eiiaue Stiidiuni des Aufbaues der Organe f;-rundlei;-cnd waren, keiner besonderen Würdi- g'unj;-, da ihre üedeutung- in weiten Kreisen anerlvannt ist. Wenn man auch zugiebt, dass die Ziele, welche Nägeli selbst \orsch\vel)ten, für die l'haneroganien nicht natur- geniäss und darum nicht erreichl)ar sind, s(i haben dafür die auf Algen, Muscineen und (iefässkryptdganien bezüg- lichen Wachsthunisgeschichten wichtige und bleibende Er- gebnisse geliefert. 3. Bezüglich der Abstammungsichic lege icli hier nanicntlicli auf dic.jenigen Thatsaclu'u und Kriirterungen Gcwiciit, welche die Tragweite der natüriiciim Auswahl betreti'en, und zwar aus dem Grunde, weil sie meines Erachtens den zwingenden Beweis erbringen, dass die Darwin'sche Selectionstheorie für die Entstehung neuer Formen keine befriedigende I^ösung gewäln-t. 4. Was sddann die Tlicin-ie der (lährung anbelangt, s(i liietet sie jedenfalls einen beachtenswertlu'n und scharf- sinnig durcligeführten Versuch, im Gegensatz zu den ])is- herigen Auffassungen die moleculareu Bewegungen als wirksames Agens hinzustellen. 5. Ueber das Eingreifen Nägeli's in ilie Bacterieu- frage scheinen die Ansichten nocli wenig .ibgcklärt zu sein, denn gerade ül)er diesen l'unkt enthielten die in jüngster Zeit erschienenen Nacln'ufe zum Theil Aeusserungen, deren Einseitigkeit jedem auch nur einigerniaassen Einge- weihten auffallen musste. Es ist hier vor Allem zu betonen, dass Nägeli der Erste war, welcher neben der nuirplKilogischen auch die physikalische Seite des Infectionsprocesses in Betracht gezogen und in dieser Richtung anregend und erfolgreich gewirkt hat. Für botanische Kreise, welche mit den neueren Forschungen auf dem Gebiete der Bactcriologie nicht näher vertraut sind, dürfte es einiges Interesse ge- währen, hierüber dasUrthcil eines Facinnannes, des Dr. med. H. Buchni'r (eines Schülers von Nägeli) zu vernehmen. Derselbe spricht sich folgendermaassen aus: „Nägeli legte sich zum ersten Male die Frage vor, warum ein inficirter Organismus nicht jedesmal erliegt, nachdem doch die Vermehrungsfähigkeit der Spaltpilze eine unbegrenzte ist. Er kam zu der Erkenntuiss, dass die Theile des Or- ganisnuis dem Infectionserreger gegenüber einen gewissen, in verschiedenen Fällen verschiedenen ^^'iderstand ent- gegensetzten, er bezeichnete das Verhältniss als einen „Coucurrenzkampf" zwischen den infieirenden Pilzen und den Lebenskräften Auf den Reiz, den die Vegetation der Sjialtjiilze im menschlichen Organismus hervorruft, folgt nach ihm eine Reaction, vvelclie die nor- male chemisciie Beschatfenheit der Säfte wieder herzu- stellen sucht. Das waren in der That grundlegende Ideen für eine Theorie der Infectionskrankheiten, deren innere Berechtigung grösstentheils durch die seitdem er- folgten thatsächlichen Erndttelungen glänzend erwiesen wurde". An einer anderen Stelle sagt derselbe Autor: „Zwar ist es unbestreitbar, dass Nägeli's theoretische Ideen be- züglich der Speciesfrage bei den Spaltpilzen, die er übri- gens selbst nur als Hypothesen bezeichnete, über das richtige Ziel hinausgingen; andrerseits aber lässt sich eben- falls nicht leugnen, dass Nägeli gerade in Bezug auf phy- siologische Fragen sehr wichtige Dinge und Verhältnisse mit Klarheit V(n-aussah. Dahin gehört namentlich eben jene Veränderlichkeit der Virulenz, die zuerst in seinem Laboratorium beim Milzbrandbacillus nachgewiesen wurde, während sie Pasteur zwei Jahre später bei der Hühner- cholera entdeckt und zu seinen später so wichtig ge- wordenen Schutzimpfungen verwerthet hat. Die Bedeutung dieser Thatsuehen glaubte man lange Zeit, unter dem Eindrucke von Koch's Widerspruch, auf Einzelfälle be- schränken zu müssen. Erst die zahlreicheren Erfahrungen, zu denen fast jeder der neu entdeckten Krankheitserreger Anlass gab, in Verbindung mit der tiefer gewordenen physi(dogisch-))athologischen Auffassung, wie sie durch die Arbeiten von Baumgarten, Bibbert u. A. ihren Ausdruck erhielt, Hessen die universelle Wichtigkeif dieser Verhält- nisse in ihrer \(>lleu Klarheit hervortreten." lieber den Zeitbegriff. — Dass eine metaphysische Zergliederung des Zeitbegriffes zu Widersprüchen führt, dürfte hinreichend nicht nur dem Philosophen, sondern auch dem Naturforseher bekannt sein, der in mehr dogmatischer Weise als der Philosoph in der Zeit nicht nur den unveränderlichen Maassstab der Beurtheilung aller Phänomene erblickt, sondern auch der Zeit unbedingte Realität für seine Zwecke einräumen rauss. So verlangt denn das Gesetz von der Erhaltung der Kraft, dass die Kraftgrösse der Wirkung gleich der ihrer Ursache ist. Aber was ist Ursache, was ist Wirkung? Wir wollen uns so scharf wie möglieh fassen und Ursache und Wirkung als abgeschlossene Zustände der Dinge erklären, von denen der erstere den letzteren unmittelbar bedingt. Hieraus folgt: dass die Gegen\vart die Ursache der nächsten Zukunft ist, wie sie ihrerseits die AVirkung der jüngsten Vergangenheit ist. Die Reihe der verflossenen Gegenwarten und die der kommenden bildet so den das Sein der Dinge in sich schliessenden Zeitstrom; ohne Gegenwart kein Sein, ohne Gegenwart keine Ursache und Wirkung. Aber wie gross ist denn das Zeitelement, welches wir Gegenwart nennen, das der ganzen Zeit als Einheit zu Grunde liegt? Denken wir es uns als eine ausdebnungslose Zeitgrüsse, wie es zunächst den Schein hat, so gerathen wir in Verlegenheit uns vor- zustellen, wie alsdann aus einer Summe von Gegenwarten, und wäre sie auch noch so gross, sich die ausgedehnte Zeit zusammensetzen soll, da aus etwas absolut Aus- dehnungslosem, welche Operationen man auch mit dem- selben vornehmen mag, nie etwas Ausgedehntes wie der Zeitf luss rcsultiren kann. Wir stossen hier auf dieselbe Schwierigkeit, besser gesagt, auf dieselbe Unmöglichkeit einzusehen, wie aus dem Euklidischen Punkte wirkliche dimensionale Raumgebilde entstehen sollen. Denken wir uns die Gegenwart, das Jetzt, hingegen als eine Zeitgrösse, möge sie auch unendlich klein sein, so müssen wir zugeben, dass in ihr eine Veränderung der Dinge resp. der Erscheinungen Platz greifen kann, womit sie das der Gegenwart zugemessene Maass über- schreiten würde. Weil nun eine andere Auffassung als die beiden angeführten Anschauungen von der Gegenwart für unser Denken ausgeschlossen ist, so müssen wir zu- geben, dass wir in Betreff der Gegenwart, also auch der gesammten Zeit, auf Widersprüche stossen, die unser logisches Denken nicht zu beseitigen vermag, da gerade dieses uns diese Widersprüche aufdeckte und sie um so greller erscheinen lässt, je schärfer wir ihnen nachsinnen. Die Annahme, dass diese Widersprüche nicht in dem Wesen der Dinge liegen, sondern in der Organisation unseres Geistes begründet sind, ist ein unabweisbares Postulat unseres Denkens, wenngleich Hegel sich so weit verirren konnte, auf dem Widerspruch als Welt- princip ein philosophisches Lehrgebäude aufbauen zu wollen. Indem aber diese Widersprüche unmöglich in den Dingen als solchen motivirt sein können und es für den Forscher demüthigend ist, einräumen zu müssen, dass unsere geistige Beschaffenheit uns von der widerspruchs- freien Erkenntniss der Dinge ausschliesst, so nehmen wir immer wieder die Sisyphusarbeit auf: die Antinomiecn zu beseitigen. Das in Aussieht genommene Ziel wird zwar 160 Natnrwissenschaftliche Woeheiisclivift. Nr. 16. „Die Gegeuwart. niemals erreicht, wohl aber dient diese Arbeit bisweilen dazu, um brauchbare Gesiclitspunkte und Betrachtungen über Zeit, Causalität u. s. w. zu eröft'nen. Letzteres gelingt zwar nicht Herrn W. Wagner, der in No. 24 Bd. V der „Naturw. Wochenschrift" meine in dieser Zeitschrift veröffentlichten Deductionen von der Bewegung*) bekämpft, wohl aber dienen diese an sich zwar berechtigten Einwände dazu, dem Naturforscher die Nothwendigkeit klarzulegen, sich mit den in seiner Wissen- schaft vorkommenden Äntinomieen völlig vertraut zu machen, um das Pro und das Contra seiner Hypothesen hinreichend abwägen zu können. So erklärt z. B. Herr W. Wagner: hat eben keine Ausdehnung; sie ist nur die Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft." Die Auffassung, dass die Gegenwart als Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft zu erachten sei, muss jedoch als entschieden irrig bezeichnet werden, und dies schon aus dem einfachen Grunde, weil, wie gezeigt, der ganze Zeitbegrifl" mit dem der Gegenwart steht und fällt. Besitzt die Gegenwart keine Realität, so fällt diese auch für die ganze Zeit und das ganze Sein weg, und es würde eine mUssige Arbeit sein, in dem „ewigen Fluss" des Heraklit nach Ursache und Wirkung zu forschen. Ein beständiges Werden würde eben das Werdende ausschliessen. Schliesslich erklärt denn auch Herr Wagner : ,, Durch die ünvoUkommenheit unseres Denkens werden wir also gezwungen, das, was garnicht allein existiren kann, allein zu betrachten, und dieser Verstoss verursacht Änti- nomieen." Stets haben wir zugegeben, dass die Äntinomieen ein unantastbares Zeugniss von der ÜnvoUkommenheit unserer Denk - Organisation ablegen, können es aber nicht billigen, wenn Herr Wagner uns diese ÜnvoUkommenheit durch nachfolgende Betrachtungen so viel wie möglich zu verschleiern sucht, die uns jede Selbsterkenntniss zu rauben drohen: „üeberhaupt sind es vier Grund- begriffe', welche unsere ganze Erscheinungswelt zusammen- setzen: Raum, Zeit, Kraft und Stoff". Raum und Zeit treten durch den Zahlbegrift" zu einander in Beziehung, denn wie in der Zahlenreihe von der Null aus das Zählen beginnt, so dient im Raum der Punkt, in der Zeit die Gegenwart zur Orientirung. Die Beziehung zwischen Kraft und Stoff" wird ausgedrückt durch den Begriff" der Gau salität für sich allein zusammen das Sein aus. Aber unser Geist ist nicht im Stande, mehreres zugleich denkend zu umfassen." Wir aber wollen auf den fliegenden Pfeil des Zeno hier eingehen, um daran neue Betrachtungen zu knüpfen. Denken wir uns, dass sich der Pfeil mit unendlich grosser Geschwindigkeit bewegte, so würde er in jedem Zeitpunkte seiner Bahn ruhen, den wir als ausdelmungs- lose Zeitgrösse als Gegenwart, als Jetzt, bezeichnen. Ist seine Bewegung jedoch eine langsamere, so muss er auf den einzelnen Stationen seiner Flugbahn länger anhalten, als den ausdehnungslosen Zeitpunkt, den wir das Jetzt nennen. Je langsamer mithin eine Bewegung verläuft, um so länger ruht dem entsprechend der sich bewegende Körper in den einzelnen Ruhestadien seiner Bahn. Diese Betrachtung eröffnet uns ein erweitertes Verstäudniss von dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft, welches wir zu Anfang dieses Artikels schon berührten. Bekannter Weise war der Hauptbegründer dieses Gesetzes, Robert Mayer, geneigt, die paradoxe Annahme zuzugeben, dass in gewissen Fällen (wie bei Explosionen) die Kraftgrösse *) „Naturwissenschaftliche Äntinomieen" von Dr. Eugen Dreher, „Naturwissenschaftliche Wochenschrift No. 19. 1890. Von diesen vier Grundbegriff"en existirt keiner alle vier gehören zusammen und machen der Ursache kleiner als die ihrer Wirkung sein könne, indem er nicht einsah, wie eine kleine Ursache eine grosse Wirkung im Gefolge haben könne. Ziehen wir aber in Betracht, dass wir unter dem Begriff' Ursache und Wirkung auch eine Summe von Ursachen und Wirkungen verstehen, die sich auf die- selbe Zeiteinheit beziehen, dass ferner dieselbe Zeit- spanne durch eine ungleiche Zahl von Wirkungen aus gefüllt sein kann, indem die einzelnen Stadien sich, wie gesehen, ungleich schnell abhisen können, so ist die An- nahme zulässig, dass in den Fällen, wo eine kleine Ur- sache eine grosse Wirkung im Gefolge zu haben scheint, diese Wirkung als eine Summe von Wirkungen zu be- trachten ist, die so schnell auf einander folgen, dass es den Schein gewinnt, als sei die Summe von einzelnen Eff"ecten eine einzige Wirkung. So entzündet sich bei der Detonation von Schiesspulver ein Pulverk(irnchen nach dem anderen, womit sich die Gesammtdetonation als eine Zahl von schnell sich abwechselnden Wirkungen heraus- stellt. Dass die Detonation als solche Zeit gebraucht, ist zur Genüge selbst durch directe Messungen (u. A. bei schlagenden Wettern in Bergwerken) bewiesen, wenngleich dieselbe in den meisten Fällen überraschend gering ist.*) Dr. Eugen Dreher. Ueber das „Besprechen" der Schweine macht Prof. H. Landois (im 19. Jahresber. des we.stf Provinc- Vereius für Wissensch. u. Kunst) die folgende Mittheilung. — Bei uns in Westfalen geben sich manche Leute dafür aus, dass sie Krankheiten durch sog. Besprechen heilen und Thiere von üblen Angewohnheiten abbringen können. Wenn man den Erfolg sieht, wird man zu eingehenderem Nachdenken veranlasst. Ich will nur eine derartige ver- bürgte Thatsache anführen und einen Erklärungsgrund versuchen. Eine Muttersau hatte zehn Junge geworfen, dieselben aber bald nach der Geburt sännntlich aufgefressen. Im folgenden Jahre hatte sie wieder eine zahlreiche Nach- kommenschaft und machte sich wiederum daran, mit den Jungen in der früheren Weise aufzuräumen. Zwei waren schon wieder verzehrt, da betheuerte die Viehmagd, dass sie einen Mann kenne, der durch einfaches Besprechen die San von der schlimmen Gewohnheit abzubringen verstände. Der Besitzer lachte über die vermeintliche Albernheit, gab jedoch endlich auf inständiges Drängen der Magd zu, dass der „Bcsprecher" gerufen werde. Der Wunderkünstlcr setzt zunächst der Sau einen Maul- korb auf und spricht dann hundertmal hintereinander: „Schwienken, Schwienken, schlaop es!" (Sehweinchen, Schweinchen, schlafe), indem er mit den Händen jedesmal die Stirn des Thieres von den Ohren bis zur Schnauze sti-eicht. Und sonderbar! Die böse Sau ist wie um- gewandelt; sie legt sich ruhig auf ihr Strohlager nieder, die übrig gebliebenen 8 Jungen saugen an den Zitzen, ohne von der Alten im Geringsten behelligt zu werden; und auch später hat sie nie wieder ein Junges auf- gefressen. Ich erkläre mir die Sache dahin, dass durch das eintönige Sprechen und ilas vielfach wiederholte sanfte Streicheln die San in einen hypnotischen Zustand ver- *) In Betreff anderer auf das Gesetz von der Erhaltung der Kraft Bezug nehmende Probleine verweise ich auf meine Studie: „Uebev den Begriff der Kraft mit Berücksichtigung des Gesetzes von der Erhaltung der Kraft". Anmerkung der Redaction. Vgl. zu den Behandlungen von Nicht-Mathematikern um das Gesetz von der Erhaltung der Kraft die sehr zutreffenden Ausführungen von Professor A. Gberbeck (Greifswald) in der Deutschen Lilteraturzeitung. 1892 No. 3 vom IB. Januar. . G''S- Nr. IG. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Ifil setzt worden ist und dann, nachdem sie einmal das Saugen der Jungen gelitten und die Vortheile der Milch- eutziehung seihst empfunden hat, danach die Jungen gern hahe weiter saugen lassen. Man sieht also, dass ilas von hellen Köpfen so oft belächelte „Bespriäken" und vielleicht auch das „Spökenkieken" nicht gänzlich in das Eeich der Fabel zu verweisen und auf natürliche Hypnose und Hallucinationen zurückzuführen ist. Gewährsmänner für die hier angeführte Thatsache sind als Augenzeugen die Herren Moormann in Werne und Rechtsanwalt Schmitz hierselbst. Das Besprechen der Thiere wird hier zu Laude auch bei Verletzungen angewandt, und starke Blutungen werden durch Zaubersprüche geheilt. Bei arteriellen Strömungen hat das wohl kaum Wirkung, auf venöse aber können wir einen Erfolg nicht in Abrede stellen. Gleichwie den alten Volkssagen nicht selten ein ge- schichtlicher Kern zu Grunde liegt, so kann auch manch- mal in alten Gebräuchen eine natursachliche Grundlage erkannt werden; oft auch mag die Kenntniss des ursäch- lichen Zusannnenhanges im Laufe der Generationen in Vergessenheit gerathen sein. Inwieweit ist man im Stande, durcli die Kennt- niss der Pflanzenversteinerungen das Klima von Steier- mark in den vorgescliichtliclien Zeiten zn bestimmen J ist der Titel eines Aufsatzes von F. Krasan in den Mit- theilungen des naturw. Vereins f. Steiermark (27. Heft. Graz, fSDl). Krasan führt zunächst an, dass die Resultate einer richtigen Bestimmung von Pflanzenversteinerungen eines Landes, beziehungsweise Ortes, zu phylogenetischen, stratigraphischen oder auch zu klimatologisch-geschicht- lichen Zwecken dienen können, und schildert hierauf in allgemeinen Zügen den Charakter der Pflanzenwelt Steier- marks im Mittel-Mioeän. Er folgert aus dem Fehlen von Scitamincen und von Nipa einerseits und dem häufigen Auftreten von Betula-, Salix-, Carpinus-, Fagus-, Juglans- und Pinus- Arten andererseits, dass die Annahme eines wirklich tropischen Klimas für die Flora von Schönegg, Leoben und Parschlug (die am besten bekannt sind), aus- zuschliessen wäre, dass aber das Vorwalten von Ficus- Arten und Laurineen, besonders von Cinnamonium, sowie das Erscheinen von Widdringtonia und Callitris ein Klima erkennen lässt, welches (selbst für Parschlug), nur mit dem von Madeira oder mit jenem von Florida ver- glichen werden kann. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Die k ö 11 i gl. G esellsc hilf t der Wissen scluiften iiiGiit- tingen stellt folgende Preisauf gaben: 1. J^ür das Jahr 1892: „Aus den Untersuchungen von W. C. Röntgen und A. ICundt über die Aenderungen der optischen Eigenschaften des Quarzes im elektrischen Felde ergiebt sich ein enger Zusanirneuhang zwischen den elektrooptischen Erscheinungen und den elastisclien Deformatio- nen, welche jene piezoelektrische Substanz unter der Einwirkung elektrostatischer Kräfte erfährt. Eine Ausdehnung dieser For- schungen auf eine grössere Reihe piezoelektrischer ICrvstalle von verschiedenen Symmetrie-Eigenschaften erscheint in h(diem Grade erwünscht, gleichzeitig würde die Untersuchung darauf zu richten sein, ob die elektrooptischen Erscheinungen in piezoelektrischen Krystallen ausschliesslich durch die im elektrischen Felde eintreten- den Deformationen oder ausserdem durch eine directe Einwirkung der elektro.statischen Kräfte auf die Lichtbewegung hervorgerufen werden." 2. Für das Jahr 1894: „Zwischen dem Zustande eines harten elastischen Körpers und dem einer Flüssigkeit liegt eine Reibe von Zwischenzuständen; durch geeignete Mischung von festen Körpern mit flüssigen kann man alle möglichen Grade von Weichheit oder Zähflüssigkeit, einen ganz allmäligen Uebergang von einem festen Körper zu einem flüssigen erzeugen. Unsere KiMintnisso von den Eigenschaften jenes Zwischouzustaudes sind aber noch sehr unvollständig, und es wird daher verlangt, die- selben durch erneute Experimentaluntersuchungen zu fördern. Insbesondere soll ermittelt werden, wie sich bei zähflussigi'ii Körpern die Gesetze solcher Bewegungen verändern, welche bei Flüs.sigkeiten von geringer Viscosität zur Bestimmung der inneren Reibung verwandt werden können." — Die Bewerbungsschriften sind mit Motto und verschlossener Namensangabe des Autors vor Ablauf des September.s des bestimmten Jahres an die königl. Gesellschaft der Wissenschaften portofrei einzusenden. Der Preis für jede Arbeit beträgt 500 Mk. Die königl. dänische Akademie der AVissenschaf ten in Kopenhagen hat zwei Preise von 400 und 600 Kronen aus- geschrieben, von denen der eine für Untersuchungen über die genaue Natur und Zusammensetzung der wichtigsten Kohlen- wasserstoffe, die sich in di'U verschiedenen Reifestadien in den gebräuchlichsten Cerealien vorfinden, der andere für Unter- suchungen über die in Dänemark vorkommenden Phytoptus- Gallen nebst einer Monographie über die dieselben hervorrufenden Insecten bestimmt ist. Die Preise gelangen im October 1893 zur Vertheilung. Gesellschaft für Hoimathkunde der Provinz Bran- denburg zu Berlin. Der Vorstand der genannten Gesell- schaft, über deren Tendenzen wir in der vorigen Nummer das Nöthige gesagt haben, besteht aus den Herren: von Lovetzow, Landesdirector der Provinz Brandenburg, Ehren-Präsident; Zelle, Bürgermeister von Berlin, I. Vorsitzender; E. Friedel, Stadtrath, II. Vorsitzender; Dr. Carl Bolle, I. Beisitzer; Professor Dr. Carl Euler, II. Beisitzer; Ferdinand Meyer, Magistrats-Secrotär, I. Schrift- wart; Dr. Zache, II. Schriftwart; Eugen Landau, Generalconsul, Pfleger; Wilhelm Ritter, Ober-Lotterie-CoUecteur, Schatzmeister; Wilhelm Weber, Magistrats - Bureau Vorsteher, Archivar; Paul Schmidt, Polizei-Lieutenant, Bibliothekar. Der Ausschuss setzt sich zusammen aus den Herren: Dr. Schubart, Regierungsrath, C)bmann; Liebenow, Geh. Rechnungs- Rath, Obmann-Stellvertreter; L. Altieri, Kaufmann; Dr. Bahr- feldt; Buchholz, Custos dos Märkischen Provinzial - Museums; Dr. Aurel Krause, Gymnasial-Oberlehrer; v. Maltitz, Major z. D.; Dr. Otto Reinhardt, Professor; Dr. Galland, Privat - Docent; Dr. Matzdorf, Gymnasial-Lehrer; Langen, Landesbau-Inspector. Die Münchener Akademie der Wissenschaften hat dem Physiologen Prof Carl v. Volt die grosse goldene Liebig- Medaille zugesprochen. — Ookonomierath Gustav St oll, Diroctor des pomologischen Instituts zu Pro.skau, hat sein Amt niedergelegt, sein Sohn Rudolf StoU tritt an des Vaters Stelle. — Dr. Frhr. V. Härdtl ist zum ao. Professor der theor. Astronomie an der Universität Innsbruck ernannt worden. — Prof. L off 1er in Greifswald geht nach Griecheidand in der AKsicht, durch Ver- breitung des Mäusetyphus die dortige Mäuseplage zu beheben. Löft'ler hat die Microbie genannter Krankheit in dem Bacillus typhi murium entdeckt. — Der Physiologe und Zoologe Dr. Ver- worm hat sich in Jena immatriculirt. Die Zinsen der Karl - Ritter - Stiftung für das laufende Jahr werden der unter Leitung des Dr. von Drygalski zu ent- sendenden wissenschaftlichen E.xpeditiou nach Grönland zugewendet werden. Der Kaiser hat 16 000 Mk. für diese Expedition hinzu- gesteuert und Generalconsul W. Schönlank hat den Betrag von 1000 Mk. zugesagt. Es sind gestorben: der Prof. der Arzneimittellehre an der Universität in Graz Karl v. Schroff, der Prof. der Zoologie an der Universität Czernowitz Dr. Veit Graber. L i 1 1 8 r a t u r. Dr. Otto Zacharias, Katechismus des Darwinismus. Mit dem Portrait Darwins, oO in den Te.xt gedruckten und 1 Tafel Ab- bildungen. X. u. 17G Seiten. Verlag von J. J. Weber. Leipzig 1892. — Preis 2,50 Mark. Glücklicherweise ist das voidiegendo Büchlein nur dem Titel nach ein „Katechismus", denn die für populäre Schriften höchst unglückliche Katechismusform fehlt ihm. Das Buch ist wohl ge- eignet, den Laien in die Darwin'schen Ideen einzutühren: es zeugt von fachmännischem Urtheil und ist flott geschrieben. Eduard Fischer, Systematischer Grundriss der Elementar- Mathematik. II. Abtheilung: Die Geometrie. Verlag von Carl Duneker. Berlin 1891. An dem vorliegenden Theile erkennt man ebenso wie an der von anderer Seite bereits in diesen Spalten besprochenen ersten Abtheilung (s. „Naturw. Wochenschrift" VI S 400) den in der Technik des Unterrichts erfahrenen Lehrer. Die Darstellung ist möglichst systematisch aufgebaut und jeder Gegenstand an der 162 Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. Nr. lii. richtigen Stelle behandelt. Trotz der vielen Schriften über die elementare Geometrie, welche zur Benutzung beim Unterricht in den höheren Schulen jaliraus jahrein verfasst werden, hat es der Verf. verstanden, seinem Gegenstande manche neue Seite abzu- gewinnen. Wir sind überzeugt, dass der Fischer'sche Grundriss beim Unterrichte treftliche Dienste leisten wird und zugleich das wissenschaftliche Interesse der Lernenden in hohem Maasse an- zuregen geeignet ist. Wesentlich für den Gebrauch auf Gymnasien berechnet, um- fasst die Geometrie in fünf Abschnitten zunächst den Winkel. das Dreieck und die Ebene, dann die Planimetrie, die krummen Flächen, die Stereometrie und die analytische Geometrie ein- schliesslich der Kegelschnitte. In dem ersten Abschnitte ist be- sonders das Capitel über die Ebene beachtenswerth; es wird hier die Ebene strenger, als es gewöhnlich geschieht, definirt und eine klare Entwicklung ihrer Eigenschaften gegeben. Die Lehre von der Aehnlichkeit gewinnt der Verfasser durch den unmittelbaren Uebergang von den Flächensätzen auf die Proportionalität der Seiten. Die Capitel über die Goniometrie und die Trigonometrie sind bei aller Kürze doch recht gelungen. In dem Abschnitt über krumme Flächen werden die Cylinder-, die Kegel- und die Kugel- fläche sowie die sphärische Trigonometrie behandelt. Die Polyeder und die Volumenbestimmungen macheu den Abschnitt der Stei-eo- metrie aus. Die Aufnahme der analytischen Geometrie in dem vom Verf. gewählten L^mfange dürfte vollkommen den Ansprüchen des Gymnasialpeusums entsprechen. Im Einzelnen wie im Ganzen stellt sieh der Fischer'sche Grundriss durchaus als ein empfehlenswerthes Werk der mathe- matischen Schullitteratur dar, auf das wir die Aufmerksamkeit der Herren Fachlehrer der Gymnasien lenken. Wer das Werk selbst nicht benutzen will, wird doch manchen nützlichen Wink daraus entnehmen. Als eine Eigenthümlichkeit, die dem persön- lichen Geschmack des Referenten nicht entspricht, ist der Ge- brauch des Wortes .,Oberfläche'' an Stelle von „Flächeninhalt" bei ebenen Figuren; ein stichhaltiger Grund für diese Abweichung vom bisherigen Gebrauch ist nicht zu erkennen. Eine äusserliche Eigenthümlichkeit des Verf. ist ferner, dass er das Zeichen für Winkel vermeidet und dies durch ein vorgesetztes W andeutet, während die Zeichen für „senkrecht", „parallel" n. s. w. eingeführt und benutzt werden. A. G. Michael Faraday, Experimental- Untersuchungen über Elek- tricität. Deutsche Uebersetzung von S. Kalischer. Dritter Band, 616 S. Verlag von Julius Springer, Berlin 1891. — Preis 16 Mk. Mit dem vorliegenden Bande ündet die deutsche Ausgabe der Faraday'schen Arbeiten über Elektricität und Magnetismus, auf welche bei Gelegenheit des Erscheinens der beiden ersten Bände in diesen Spalten aufmerksam gemacht wurde (vergl. „Naturw. Wissenschrift" ßd, IVS. 112, Bd.VS. 319), ihren Ab- schluss. Wie bei den früheren Gelegenheiten haben wir auch diesmal die fliessende Uebersetzung und die gediegene Ausstattung zu loben, so dass sich diese deutsche Ausgabe der betreffenden Faraday'schen Arbeiten als eine durchaus würdige darstellt. Die Ausgabe enthält naturgemäss vor allem die berühmten „Experimental Researches in Electricity", aber Herr Kalischer hat mit richtigem Blick auch kleinere Arbeiten Faraday's auf- genommen; sogar eine Abhandlung von Riess hat ihren Platz im vorliegenden Bande gefunden, weil sie zum Verständniss wichtig und von Faraday mit Anmerkungen versehen worden ist. Da die letzteren für sich ganz unverständlich wären, erscheint die Auf- nahme der Riess'schen Alihandlung auch gerechtfertigt. Da der Heran.>;•uni;• mit dem Niger sogar diesen selbst an Wasserreichthum üliertrifft und noch bis Gurua in 13° 26' östl. Länge im Süden des Tsadsees, also auf 800 km, mit Dampfern befahren Averden kann. Der Benue ents])ringt nach Flegel nördlich von dem Elfenbeinmarkte Ngaundere in 1260 m Höhe, fliesst zuerst in einem weiten Bogen nach Nordosten, dann nach Westen und vereinigt sicli oberhalb Gitrua mit dem Kel)bi, dessen westlicher Richtung er folgt. Unterhalb Gurua erhält der Benue von links den Faro, einen grossen, ebenfalls nörd- lich von Ngaundere entspringenden Strom, der zur Regen- zeit 550 m l)reit, aber zur Trockenzeit ebenso Avie der Benue selbst zu durchwaten ist. An der Jlündung der Faro ist der Benue schon 800 m breit und in der Schwell- zeit über 3 m tief, und als ein stattlicher Strom fliesst er gegen Westsüd- westen im Tief- lande Aveiter, während nicht weit von seinen Ufern die Ränder des Tafellan- des aufsteigen. Nach der Auf- nalnne einiger anderer aus Ada- mauakonnnender Flüsse in 11 und 10° östl. Länge ist er schon 1000 m breit. Auch aus den nördlichen Bei- gen empfängt er viele Wasser- läufe, und im Sü- den sind seine be- deutendsten Zu- flüsse der Tar- alba und der Katsena Allah. Nach 1400 km langem Laufe er- reicht der Benue bei Igbcgbe den Niger, dem er 12 — 15 000 cbm Wasser in der Secunde zuführt. Barth, der den Benue an der Mündung des Faru überschritt, sagt: „Der Hauptstrom, der Benue oder Benoe, fliesst von Osten nach Westen in majestätisclier Breite durch ein vollkonnnen offenes Land, aus dem nur hier und da vereinzelte Berghöhen aufsteigen. Die gegen- wärtigen Ufer auf unserer Seite (rechtes Ufer) steigen liis 25 und an einigen Stellen bis 30 Fuss in die Höhe, wäh- rend gerade meinem Staudpunkte gegenül)er, hinter einer Sandspitze, der Faro hervorstürzte und, von hier gesehen, nicht viel kleiner schien als der Hauptfluss selbst, wie er in schön gewundenem Laufe \on Südosten kam, wo er sich in der Ebene verlor. „Auf der nördlichen Seite des Flusses erhob sich ein anderer isolirter Berg, Namens Taife. Das Ufer, auf dem wir standen, war ganz nackt an Bäumen, mit der einzigen Ausnahme einer vereinzelten und sein- armseligen Akazie, etwa 100 Schritt weiter am Flusse autSvärts. Auf dem gegenüberliegenden Ufer aber längs des Faro und unter- halb des Zusannnenflusses der beiden Flüsse waren einige schöne Gruppen ]5äunie in sehwachen Umrissen zu sehen. Das Bett des Flusses senkte sich nach dem ersten Abfall von IV2 i^iiss sehr gemach herab, so dass ich in der Ent- Fiijur 2. Der Nitrer bei Tiboraiien. (Naeh Bartli.) fernung A-on 40 oder 50 Schritt vom Ufer nur 37-2 i'^uss Wasser hatte; aber dann wurde es auf einmal tief. Der Strom war so stark, dass ich unfähig war, ihm Wider- stand zu leisten. Der Fluss war an der Stelle, wo wir ilni ])assirt hatten, zum wenigsten 1200 Schritt breit und im Strome durchsciniittlich 11 Fuss tief. Der Faro war an der ^lündung über 900 Schritt breit, alier nur 2 Fuss tief, sein Strom war reissend, ein aus bergiger Landschaft konmiendes Gewässer verkündend, ungleich reissender als das Wasser des Hauptstromes." Am Südufer des Benue liegt flaches Wiesenlaud, welches zur Regenzeit überschwennnt wird, während gleich- zeitig der Fluss um 50 Fuss steigen soll. Zwischen dem Tsadsee und dem Niger ist der Cha- rakter der Landschaft ähnlich wie südlich des Sees. Je näher der Sahara, desto r. entspringt. Drei (iuellflüsse setzen den Hauptstrom zusannnen, der in seinem C»berlaufc den Namen Djoliba führt. Unter 10° nördl. l>r. verlässt der Niger das Berg- Berglandschaftcn von Sokoto tritt, diucli welche hiudnn-h er sich einen Weg zum Meere bahnen nmss. Er ist daher nur von Rabba (9° nördl. ßr.) an für Dampfer schiffbar. Oberhalb von Rabba wechselt seine Breite von 600 i)is zu 2000 m, an den engsten Stellen aber sinkt sie auf 200 ni; sie steigt erst unterhalb di(>ser Stadt wieder auf 500 m und nach Aufnahme des l'x'nue auf 1000 m. Ausser den Benno ninnnt der Niger nur sehr wenige Nebenflüsse auf, unter welchen der Makel bereits erwähnt wurde. Bei Gomba mündet der Gulbi-en-Giddi, der Fluss von Sokoto, bei Murage der Kaduna oder Lifun; von der Wasserscheide nach dem (Tambia uml Senegal kinnmen fast keine Flüsse herab, da die Wasserscheide auf eine grosse Strecke zu »bald der Niger gebiet und be- tritt die Laterit- ebene, die sich gegen die Sahara hin einförmig aus- dehnt. Bei Bam- mako ist er 400 Meter breit und 1 — 2 m tief, so dass der Fluss bei Trockenzi i durchwatbar isl, er hat sich aber weiter stromab- Avärts 50—100 m in die 300— 400m hohe Ebene ein- geschnitten , ist bei Segu schon 1000—1350 m breit, wendet sich bei Sonsandig nach Osten und dann wieder ge- gen Norden, nach- dem er seinen grössten Neben- fluss, den Makel, cmi)fangen hat, der seinerseits mehrere wenig bekennte Zuflüsse aus Süden erhält. Nahe der Mündung des 850 km langen Makel scheint der Niger einen Arm abzusenden, welchen er erst in der Debo- Lagnne wieder anfuinnnt, um gleich darauf die Insel Djini- bala zu bilden. Olx'rlialb Timbnktu verzweigt sich der Strom, ähnlich wie der Nil, mehrmals, so dass besondei-s auf dem rechten Ufer mehrere Inseln, darunter eine grosse Insel ])ei Saraijamo, entstehen; dazu gesellt sich Seen- bildung. Bei Tindmktus Hafen Kabara ist der Niger ISOO l)is 4(X)0 m Itreit, wendet sich nun energischer nach Osten und zieht am Rande der Wüste hin, deren steiniger lioden sich hier untl da an die Ufer drängt und die sonst üppige Vegetation derselben vertreibt. Unter 0° der Länge wendet sich der Niger nach Südosten und hält diese Richtung bis zur Mündung fast dauernd ein. Gezwungen wird er zu dieser Wendung durch die l'lateaus der Sahara, die dort an den Strom herantreten. Der Fluss hat darum hier einige Stnnnsclmellen zu überwinden, verengert sich bei Dergonne bis auf 300 m und entwhidct sieh dieser Einschränkung erst bei Sinder. Abermals beginnt eine Behinderung des Strondaufes durch nahe herantretende Bergzüge bei Gomba, wo der Niger in die Region der Figur 3. B IM ml II II g (Calema) an der Guineakiis t e. (Nach „Graphic") nahe an den Strom herantritt, und in die Sahara gelangt, hört jeg- licher Wasserzu- flnss von links auf. Aber auch aus dem Inneren des grossen Bogens erhält der Niger keine nennens- werthen Neben- flüsse abwärts des MakeL Nach der Aufnahme des Benue enthält der Niger, der nunKworaheisst, viele Sandbänke in dem 1000 m In-citen Bette. Bei Idda verlässt der Strom das Bergland und be- ginnt nunmehr seine aufschüt- tende Thätigkeit, welche allmäh- lich zur Bildung eines sumpfigen und mit Man- groven bestan- denen Deltas von ül)er 24 000 qkm 1 Flusses werden des Grösse geführt hat. Die Ausgänge anf elf geschätzt, unter denen der Rio Nun der Haupt- arm, der Benin, Fercados, Brass und Bonny ansehnliche Nebenmündungen sind. Die vom Niger in einer Secunde ins Meer geführte Wassermasse beträgt zur Trockenzeit 28 — 30 000 cbm. Die Flutli dringt aber nicht sehr weit in dem Strome aufwärts. Westlich vom Nigerlauf senkt sich die Hochebene mehr und mehr nach Nordwesten und wird durch zahl- reiche kleinere Flüsse zu einem Berglande von 300 bis 500 m Hi'ihe umgestaltet, während im Süden im Anschluss an die Steilränder des Kong in der Landschaft Futa Djallon sogar bis zu 1500 m messende Gipfelhöhen er- reicht werden. Dieses Bergland bildet also die Wasser- sclieide zwischen dem Niger und dem Atlantischen Oeean und zugleich das Quellgebiet der beiden grösseren Ströme Senegal und Gambia, die etwa unter 12° westl. Länge in die nach ihnen Scnegamliien genamite Ebene treten. Der südlichere und kleinere der beiden Ströme, der Gambia, hat eine Länge von 740 km und ein Strom- gebiet von 182 000 (ikm; es entspringt dicht bei Labi in Futa Djallon in 1000 m Höhe. Der Oberlauf zieht in nördlicher Richtuni; nördl. Br., von wo aus sich 168 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. der Strdui i;e,i;eii Westen wendet. (»Iiwold er von Badi an seliiffbar wird, ist docli sein Laut selir f;ewunden, die Tiefe nicht bedeutend und das Fhissbett iiäutij;- felsig-, die Htrömung- reissend. An der Miinduni;- erweiti'rt sich der Fluss zu einem 20 km breiten Aestuarium. Bedeutend uördlicher als der Gambia, unter 16° nördl. Breite, mündet der Senegal, der bei 1435 km Lauflänge ein Gebiet von 440 000 (jkm entwässert und sell)st in der Trockenzeit 700 km aufwärts mit Dampfern befahren werden kann, daher eine ausgezeichnete Wasserstrasse ins Innere bildet. Wie der Gambia, so entspringt auch der Senegal in der Landschaft Futa Djallon, und zwar aus zwei Quellen, die den östlichen (^uellfluss Bakel und den westlichen Faleme bilden. Im Allgemeinen haben l)eide einen nördlichen bis nordwestlichen Lauf und vereinigen sich erst oberhalb Bakel, westlich von 12° westl. Länge. Vorher nimmt der im Unterlaufe Bafing genannte Bakel den Bakhoy von rechts auf, welcher seinerseits den Baule von rechts empfängt. Alle die letztgenannten Flüsse ent- stehen ganz nahe am Niger auf den das Westufer des letzteren begleitenden Bergen. Der Bakhoy ist bis zu 800 m lireit, doch hat der schmälere Bating grösseren Wasserreichthum. Die Flüsse fliessen im Berglande meist in engen, gewundenen Betten und haben mit ihren Zu- flüssen das Land in zahllose Tafelberge aufgelöst. Bei Medina fällt der Senegal über Stromschnellen hinab zur Ebene, wodurch seiner Schiffbarkeit eine Grenze gesetzt wird. Unterhalb \a\\ Medina aber, wo er aus dem Gebiete der Savannen in das der Wüste eintritt, erreicht er eine Breite von 500 — 900 m. Er wird nun sehr insel- und krümmungsreich, sendet zahlreiche Nebenarme ab, erweitert sein Thal dadurch l)is auf 50 km, bildet die 180 km lange und bis zu 20 km breite Insel :\[onfil und mündet, nachdem er eine Strecke der Küste parallel ge- flossen ist, bei St. Louis in eine haftartige Bucht. Wahr- scheinlich mündete der Senegal früher weiter nördlich, ist aber durch die Dünenzüge der Küste allmählich nach Süden gedrängt worden. Unter den übrigen Flüssen der Küste erwähnen wir den hei Freetown in Sierra Leone mündenden Rokclle, den Cogon, Cassini, Rio Grande, den Cacheo und den Gasamance, die alle wie der Gambia in weite Aestuarien münden, mit grosser Wassermasse von dem Berglande herabstürzen und eine sehr bedeutende Menge von Sink- stoffen mit sicii fuhren. Die Küste ist hier ausserdem heftiger Brandung ausgesetzt und dcmgemäss stark ge- gliedert. Zwischen dem Gambia und Senegal mündet nur ein kleiner Fluss, der Salum, und nördlich des Senegal beginnt die wasserlose Küste der Sahara. Ueber den Charakter dieser Küsten sagt Pechuel- Loesche: „Wo immer im ()sten der Contincnt in Sicht tritt, zeigt sich am Horizonte nichts als ein fahlgelber, von gleichfarbigen Dünen oder gebleichten Felsen über- höhter Strandsaum, vor welchem langgestreckte, blendend weisse Streifen aufleuchten: dort rollt die ruhelose Bran- dung, die Calenia (s. Fig. 3), gegen das Ufer der Sahara. Bald flacher verlaufend, bald zu massigen Erhebungen ansteigend, bewährt die Küste auf Hunderte von Meilen den nämlichen Charakter. Am Senegal, dem ersten grossen Flusse, welcher westwärts das Meer erreicht, wird hier und dort die Farbe des todten Sandes und Gesteines durcli das matte Grün einer kümmerlichen Vegetation ge- mildert, Baumwuchs erscheint, und die Stadt St. Louis besitzt sogar eine mit Cocospalmen bepflanzte Promenade. Die im Süden auftauchenden, von leichtem Dunste ver- hüllten bräunlichen Hügel und die umliegenden Gelände können lediglich im Gegensatze zu den nördlichen, gänz- lich verödeten Strecken mit dem Namen „Grünes ^'or- ge))irgc" belegt worden sein. Denn die hohen Stepjtcn- gräser, welche sie überkleiden, die einzelne Stellen schmückenden und locker verstreuten, zum Theil riesen- haften Bäume genügen nicht, ihnen auch nur annähernd die frische Färbung unserer Wiesen und Wälder zu ver- leihen. „Die folgenden, reicher gegliederten und günstiger bewässerten Küstenstriche bieten allmählich einen freund- licheren Anblick dar; zwar herrschen räumlich noch die Gräser vor, aber der Baumwuchs wird häufiger. Ferner- hin bleiben die Waldbestände nicht mehr allein auf die feuchten Niederungen l)eschränkt und ziehen sich in der Umgebung von Cap Sierra Leone, der nördlichen Land- marke von Oberguinea, bis zu den Gipfeln der Berge empor." Verfahren zur Einbalsamirung von Fischen und ähnlichen Objecten. Von Prof. Joh. Frenz el in Cordoba (Argentinien). (Fortsetzung.) 2. Theoretischer Theil. Fassen wir das oben auseinandergesetzte zusammen, so werden wir die für uns maassgebenden Gesichtspunkte finden können. Zunächst ist nichts weiter nöthig, als die Giycerindurehtränkung mit den seit Langem üblichen Conservirungs- oder Härtungsmethoden zu combinireu, sodann ist das Glyceringemisch geeignet zusammenzu- setzen, und schliesslich sind die rein mechanischen und technischen Proceduren des Behandeins im Einzelnen, die Art des Aufsteilens etc. anzugeben. Die Härtung (Fixirung, Coagulation, Präservation), um von dieser auszugehen, geschieht, wie man weiss, am einfachsten durch Alkoholbehandlung. Die mikro- skopisch-histologische Technik hat aber in den letzten Jahrzehnten eine ganze Reihe anderer Substanzen ein- geführt, indem sie zwischen der erstmaligen Härtung, d. h. hauptsächlich Coagulation der Albumine etc. und der darauftblgenden Conservirung, d. h. der dauern- den Aufbewahrung unterschied. — Von den gebräuch- lichen Härtungsmittelu werden wir die meisten anwenden können. Chromsäure und deren Mischungen möchte ich ] aber weniger empfehlen, da bekanntlich leicht eine schmutzig-graue oder grünliche Farbe zurückbleibt. Eine Ausnahme machen jedoch die Cephalopoden, wo sich der Chromessig ausgezeichnet bewährt, sowie diejenigen Objecte, wo Alkohol gespart werden soll. Sie können unmittelbar d. h. ohne Alkohol in ein Glyceringemisch gebracht werden , was sich bei Eingeweidepräparaten grosser Wirbelthiere, ferner bei Riesenschlangen, Echsen, Krokodilen, grossen Krebsen etc. empfehlen würde. Im Nothfall können diese Objecte auch andauernd in einer verdünnten Chromlösung gelassen werden, bis sie, mit Wasser ausgewaschen, weiter behandelt werden. Nicht schlecht erweist sich auch die Perenyi'sche* Flüssigkeit, die den V^orzug hat, nicht so stark zu färben. Ihre Zu- sammensetzung ist : 4 Theile lOproc. Salpetersäure, 3 Theile Alkohol, 3 Theile 0,5 proc. Cbromsäure. *) Zoologischer Anzeiger 1882. — No. 419 S. 459. — Ueber eine neue ErhärtungsHüssigkeit von Dr. J. Perenyi. Nr. 17. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 169 Weniger anzurathen ist die Picrinsäure, da man zum Ausziehen derselben sowie zum Nachhärten grosse Mengen von Alkohol nöthig hat. Sehr bequem und einfach geschieht die erwünschte Coagulatioii durch kurzandauerndes Eintauchen in heisses Wasser von ca. 75" bis 80" C. In grössere (»lijccte dringt jedoch die Wärme nur sehr unvollkommen ein, wie man sich an einem Stück rohen Fleisches leicht überzeugen kann, ein Umstand, der sieh nicht etwa aus der schlechten Wärmeleitungsfähigkeit desselben erklärt, als vielmehr durch den behufs der Coagulation nöthig werdenden Verltrauch an Wärmeeinheiten. Leider ist für Fische dieses Erhitzen gar nicht anwendbar , da die leimgebende Substanz der Cutis sofort aufquillt und in Lösung geht. Am rationellsten bleibt auf alle Fälle die Suhliniat- b eh and hing, und zwar nicht nur der guten Härtung als auch wegen der vollkonniienen Desinfection. Eine Nachbehandlung (Conservirung) in S})iritHS ist in- dessen hier aus dem Grunde nicht zu umgehen, als im Allgemeinen sonst wieder eine langsame Erweichung des Quecksilbereoagulums eintritt, vermuthlich, indem sich eine löslichere Quecksilber-Albuminverbindung bildet. Dies kann durch einen geringen Zusatz von Salpeter- oder Essigsäure zum Theil vermieden werden. Das Sublimat kann in gesättigt wässeriger Lösung benutzt werden; während es sich in starker Verdünnung im Nothtall auch zu andauernder Conservirung brauchbar erweist, wenn es an Spiritus fehlt. Ich würde dann aber einen geringen Zusatz von Chromsäure empfehlen, also etwa aut 1000 g Wasser: 3 bis 4 g Sublimat und 1 bis 2 g Chrorasäure, eventuell noch mit ca. 1 g Essig- oder Salpetersäure. Die Chromsäure dient dann mehr zur Härtung, das Sublimat zur Desinfection. Für feinere Objecte und behufs einer rascheren Wirkung ist indessen eine alkoholische Sublimatlösung vorzuziehen, und zwar deshalb — es mag etwas wunder- lich klingen — , weil der Alkohol leichter in die Gewebe eindringt als Wasser, obgleich jene Gewebe mit wässe- rigen Lösungen durchtränkt sind. Dies beruht jedenfalls darauf, dass im Wasser die Coagulation der Albumine langsamer erfolgt, und dass diese überhanpt nur wenig permeabel sind. Alkohol hingegen coagulirt sofort, und ein coagulirtes Eiweiss ist nun leichter permeabel als ein halbflüssiges. Durch Säuren wird diese Eigenschaft des Alkohols noch wesentlich unterstützt. Vielleicht be- sitzen überhaupt die noch nicht abgestorbenen Gewebe eine grosse Verwandtschaft zum Alkohol, denn bekannt ist dies vom lebenden Gewebe des Darmtractus, wo ja, im Magen z. R., alkoholische Flüssigkeiten ausserordent- lich schnell resorbirt werden. Um Schrumpfungen zu vermeiden, verwende man den Alkohol nicht in concentrirtem Zustande, sondern vielmehr von ca. 60 bis 80 pCt. Gehalt, ,je nach der Consistenz der Gewebe. Der Gehalt an Sublimat sei ca. 5 bis 10 pCt. — Ganze, hartschalige Thicre bedürfen nur wenig Sublimat , so Echinodermen und Krebse. Weichhäutige , sowie anatomische Präparate verlangen mehr davon, um genügend fest zu werden. Auf Reisen u. s. w. geschieht die dauernde Aufbewahrung der Ob- jecte am besten in Alkohol. Beim Verpacken in ver- lötheten Blechkästen muss aber bekanntlich das Sublimat sorgfältig ausgewaschen sein, da diese sonst angegriffen werden. Man hilft sich hier, um Spiritus zu sparen, mit Zufügen einiger Tropfen Ammoniak, welches mit dem Quecksilber eine weisse, unlösliche Verbindung eingeht. Solange solch' ein Niederschlag erfolgt, ist noch Sublimat frei vorhanden, dessen Gegenwart auch durcii .lodtinctur geprüft werden kann, die sich dann sofort entfärbt. Es können indessen auch Sublimat-Präparate ohne völlige Entfernung desselben in Holzkästeu verpackt werden, die mit Paraffin gedichtet sind. Diese werden am besten aus innen gehobelten Brettern zusammengesetzt, welche man vorher an der Innenseite mit Paraftin inprägnirt. Es wird zu diesemZweck reines Parafhu (Schmelzpunkt ca. 52" C.) in einem Tiegel bis über 150" C. erhitzt, um sodann in kleinen Portionen auf die Bretter gegossen zu werden, welche zischen müssen, zum Beweis, dass diese Substanz unter Verdrängung von Wasser in die oberste Schichte des Holzes eingedrungen ist. Alles überflüssige Paraffln wird wieder abgeschabt. Nach dem Zusammensetzen der Bretter, was während einer Reise zweckmässig erst beim Gebrauch einer Kiste stattfindet, indem man sie wie gewöhnlich leimt und nagelt, werden die Fugen sorgfältig ebenfalls mit Paraffin ausgegossen, wie sich auch fertige Kisten herstellen lassen,^ indem man sie iunen völlig ausgiesst, wobei nur darauf zu achten ist, dass das Paraffiu die nöthige Wärme habe, was man am Aufzischen erkennt. Eine dicke Lage. von Paraffin ist daltei ganz unnöthig, so dass mithin nur wenig davon verbraucht wird. Von besonderer Wichtig- keit "ist bloss die Befestigung des Deckels. Dieser ist am besten etwas kürzer und schmäler als die Aussen- maasse der Kiste und muss in die oben ausgeschnittenen Seitenbretter eingesenkt werden können. Nachdem er mit Holzschrauben oder dergl. befestigt worden, werden die Spalten zwischen Deckel und Seitenwänden ebenfalls mit heissem Paraffin ausgegossen, wobei indessen darauf zu achten ist, dass die Räuder völlig trocken seien. Derartige Paraffin - Holzkisten würden , um dies nebenbei zu erwähnen, den grossen Vortheil bieten, dass sie auf Sammelrcisen u. s. w. den Verbrauch an Alkohol möglicht einschränken, da man sich völlig mit einem schwächeren, wie oben angegeben, mit Sublimat und Chromsäure versetzten Alkohol behelfen kann, soweit es sich natürlich um gröbere Gbjecte handelt. Feinere, wie Coelenteraten , thut man ja überhaupt am besten in Gläser. Trotzdem kann auch hier mehr als die Hälfte des Alkohols gespart werden, und würde ich folgende Formel für derartige Zwecke empfehlen: Wasser 600 g, Alkohol 400 g, Sublimat 2 bis 3 g und Chromsäure 1 bis 2 g, wobei nur zu bemerken ist, dass die Prä- parate gut fixirt (gehärtet) sein müssen. Auch etwas Alaun kann man übrigens beigeben. Manche, die zugeben, dass die Glycerinbehandlung, um darauf wieder zurückzukommen, wohl von einer Coagulation abhängig sei, werden nun meinen, man könnte beides zu gleicher Zeit vereinigen und dem Glycerin die härteude Substanz beimengen. Als solche käme aber kaum etwas anderes als Sublimat in Betracht, und in der That hat Laskowsky schon diesen Weg ein- geschlagen; denn alle anderen Stoffe, wie Chromsäure, Picrinsäure etc. mussten ausgewaschen werden. Aber auf die Anwendung des Sublimats ist nur in seltenen Fällen möglich, da man meist starke Lösungen nöthig hätte, indem schwache nicht genug coagulirend wirken, so dass sich weiterhin ein Theil des Quecksilbers als Chlorür oder dergl. wieder ausscheiden würde , wenn nicht ausserdem noch die schon oben erwähnten Queck- silber-Albuminatc entständen. Diese Umstände lassen es daher immer gerathen er- scheinen, die Härtung in erster Linie und für sieh allein vorzunehmen. Die Härtung in Sublimat oder dergl. erfordert je nach der Grösse des Objectes einige Stunden. Hinterher ist ein Uebertragen in reinen Alkohol von ca. 70 bis 80 pCt. sehr am Platz, um das überschüssige Sublimat fortzunehmen, was, allerdings unter Verlust desselben, 170 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. wie wir schon sahen, durch Zufügen von Ammoniak be- schleunigt werden kann. Der zum Auswaschen benutzte sublimathaltige Alkohol kann aber zweckmässiger Weise nachher wieder durch Zugabe von mehr Sublimat zum Härten verwendet werden, so dass auf diese Weise am wenigsten Material vergeudet Avird. Die Uebertragung iu Alkohol hat ferner den weiteren Zweck, eine Nach- härtung zu bewirken, indem das Coagulum der Sublimat- Albumine iu einen noch höheren Grad der Gerinnung ge))racht wird. Der Aufenthalt der Präparate in Alkohol kann ein ganz beliebig langer sein, ohne das Gelingen der Glycerindurchtränkung irgendwie zu beeinflussen, und gerade in diesem Punkte liegt ein grosser Vortheil des Verfahrens, da man selbst alte Spiritusexemplare in er- wünschter Weise aufarbeiten kann. (Fortsetzung folgt.) Neues überTuberkelbacillen. — Aus dem Koch'scheu Institute für Infectionskrankheiteu ist kürzlich wieder eine Arbeit verötfentlicht worden, welche viel Beachtung ver- dient. Dr. S. Kitasat 0, ein junger Japaner, der ein langjähriger Gehilfe und Mitarbeiter von Prof. Koch ist imd' in Kurzem in sein Vaterland zurückkehrt, um dort die Leitung eines nach deutschem Muster eingerichteten bakteriologischen Institutes zu übernehmen, veröffentlicht in der „Zeitschrift für Hygiene und Lifectionskrankheiten" einen Aufsatz Ulier die Gewinnung von Reineulturen der Tuberkelbacillen aus dem Auswurf, welcher zwei wichtige neue Thatsachen enthält. Die erste zunächst ist mehr von fachmännischem Interesse, die zweite aber von , grosser allgemeiner Bedeutung. Bisher war es nämlich : nicht gelungen, aus dem tuberkulösen Auswurf, trotzdem er ungezählte Millionen von Tuberkelbacillen enthält, die- selben daraus darzustellen, weil sie mit einer grossen An- zahl anderer Bakterien darin untermischt sind. Es wurde deshalb der tuberkulöse Auswurf zunächst auf Meer- schweinchen verimpft, imd nachdem bei diesen nach einigen Wochen Tuberkel entstanden waren , wurden daraus erst die Tuberkelbacillen auf künstlichem Nähr- boden (Blutserum oder Glycerinagar) gezüchtet. Man ge- langte also nur auf indirectem Wege zum Ziele. Hier hat nun wieder eine Anregung Koeh's, der Kitasato gefolgt ist, einen Fortschritt geschaffen. Er lässt nämlich den Auswm-f unmittelbar in keimfreie l)oj)])elschälchen ent- leeren, und ein ausgesuchtes Flöckehen aus dem Auswurf wird, nachdem es in zehn mit sterilisirtem Wasser gefüllten Schälchen nach einander ausgewaschen ist, auf den künst- lichen Nährboden übertragen. Nach diesem Verfahren wachsen nun nach zwei Wochen die ersten Colonien der Tuberkelbacillen in Reineulturen, die sich in ihrem Aus- sehen von dem bisher bekannten Typus etwas unter- scheiden. An den so gewonnenen Tuberkelbacillen- Reinculturen hat nun Kitasato die wichtige Ent- deckung gemacht, dass die Mehrzahl der aus dem Auswurf stammenden Tuberkelbacillen abge- storben sind. Bei der gewöhnlichen mikroskopischen Betrachtung der gefärbten Tuberkelbacillen kann man ihnen nicht ansehen, ob sie lebend oder abgestorben sind. In beiden Zuständen lassen sie sich gleich gut ganz im Allgemeinen schon zurückgekommen; wenn nun Kitasato's Beobachtungen richtig sind, so würde durch sie wohl der exaete Beweis für die Unrichtigkeit der Cornet- schen Untersuchungen oder seiner Schlussfolgerungen er- bracht sein. Hier bestehen noch grosse Widersprüche, deren Aufklärung von grossem Interesse ist. Dr. A. färben. Kitasato hat nun aber lienbachtet, dass aus dem tuberkclbaeillenhaltigen Auswurfspartikelchen oftmals keine Cultnr auf dem künstliehen Nährboden mehr wächst, und dieses Material vermag auch Meerschweinchen nicht tuberkulös zu machen. Wenn nun auch Kitasato hervor- hebt, dass idcht alle, sondern nur die Mehrzahl der Tuberkelbacillen, die im Auswurf enthalten sind, abge- storben erscheinen, so reicht das innnerhin, um das mit so vieler Emphase gerade von einem Schuler Koeh's in die Welt gesetzte Schreckgespenst von der hohen Gefähr- lichkeit jedes Sehwindsüchtigen durch seinen Auswurf gründlich zu entlarven. Dr. Cornet ist es gewesen, der die Gefahr der Ansteckung durch die Tuberkelljacillen im Auswurf der Schwindsüchtigen so sehr betont hat, und darauf sogar die Behauptung begründet hat, dass die Tuberkulose nur durch Ansteckung erworben wäre. Von dieser extremen Auffassung ist man ja nun inzwischen Der Satz, dass die Nahrung bezw. die Ernähiuiig der Larven und Embryonen bestinunend für die Entstehung der Gesclilechter sei, findet nach Prof. H. Landois (19. Jahresber. des westf Provinc.-Ver.) durch die neueren Untersuchungen innner mehr und mehr seine Bestätigung. Kessler wies dies für die blattlaus- artigen Insecten nach; L. macht auch auf die Ergebnisse aufmerksam, welche Dr. Adolf von Planta-Reichenau in seiner Abhandlung: „Ueber den Futtersaft der Arbeits- bienen" veröffentlicht hat. L. hatte schon vor Jahren zu beweisen gesucht, dass bei den Insectenlarveu ursprünglich die Generationsorgane neutral seien; bei guter, reichlicher Nahrung entwickeln sich die Individuen zu AVeibclieu, bei kärglicher Ernäh- rung zu Männchen. Wird die eine Hälfte reichlich, die andere spärlich mit Nährst(»ffcn bedacht, so tritt Zwitter- bildung auf. Nach den Untersuchungen von Planta erhält die Bienenköniginlarve während der ganzen Dauer ihres Larvenzustaudes — 7 Tage — nur fertig verdautes, aus den besten Nährstoffen bereitetes Material, bestehend durchschnittlich aus -45 pCt. stickstoffhaltigen Stoffen, 13 pCt. Fett und 20 pCt. Zucker. Es ist frei von jeder Pollenhülse und wird in verschwenderischer Menge dieser Larve in die Wiege gelegt. Dafür ist sie trotz ihres grossen Körpers in 16 Tagen (von der Eilage an ge- rechnet) bis zum Auskriechen fertig entwickelt. Die Arbeitsbienen brauchen dazu 20 und die Drohueu 24 Tage. Das Futter für die Königinlarve erfährt keineriei Unterschied, gleichgültig, ob die Larve unter oder über 4 Tage alt ist. Es ist das reichste Futter an Trockensubstanz und enthält im Mittel davon 30,60 pCt., während der Drohnenfutterbrei 27,25 pCt. und der Arbeiter- brei 28,37 pCt. aufweist. Bei diesem nahrhaften und reich- lichen Futter entwickeln sich denn auch die Larven zu fortpflauzuugsfähigen Weibehen, zu Königinnen. Die Arbeiterlarven werden in den ersten Tagen reichlich und nahrhaft gefüttert; die Generationsorgane bilden sieh weiblich aus. Später wird das Futter weniger reichlich und nahrhaft; sie entwickeln sieh in Folge dessen nicht zu fortpHanzungsfähigen Weibchen; die Eierstöcke bleiben verkümmert, und ein receptaculuni seuiinis kommt nicht zur Ausbildung. Bekanntlieh können auch aus jüngeren Arbeiteriarven Königinnen erzogen werden, wenn deren Zellen erweitert und sie selbst mit Königinnenfutter grossgezogeu werden. Die Drohnenlarvea werden im ganzen schlechter ge- füttert; sie bekommen nach dem 4. Tage nur einen kleinen Theil des Futters aus dem Laboratorium des Ghylus- magens als Brei, und den Rest erhalten sie als Roh- material, nämlich Blüthenstaub und Honig. Nr. 17. Naturwissenschaftliche Wochenschrilt. 171 Der erste Nachweis von wirklicher Verpiippuiiis; ))ei einem Wurm ist von Leuckart geliefert worden. (Üeher einen an Aphodius finietarius sich verjuipiiendcn frei- lebenden Rundwunn, Rhahditis coarctata n. sp. Verh. Deutsch. Zool. Cies. auf d. 1. Jahresvers. 1891. S. 54.) Es fanden sich an den Fussgliedern und Mundtheilen des gm. Dung'käfers 0,3 mm grosse weissliclie Schläuche, die oft dicht gedrängt mit einem dünnen Stiel befestigt und äusserst zierlich gebaut und verziert waren. Sie stellten sich als die Puppen eines frci!el)enden, ganz ähnlich ge- bauten und mit entsi)rechenden Chitinskulpturen ver- sehenen Rundwurms heraus. Man kannte freilich Fälle, dass Rabditen sich häuten und auch iu der gelösten Haut eine Zeit lang ruhen, hier aber verwandelt sich der Kopf in den Stiel, und es geht aus der Fupi)e in feuchter Um- gebung ein Wurm hervor, der wieder frei lebt. C. M. EinbürgeniiigdesBeiinett'scheiiKiiiiguriihs. Selion vor geraumer Zeit (vergl. l>d. IIL S. 38j l)racliten wir kurze Notizen über einen in der Rlieinprovinz angestellten, höchst eigenartigen Akklimatisirungsversuch. Es handelte sieh um die Einbürgerung des ISennett'schen Känguruhs als völlig frei lebendes Thier resp. Wild. In No. 12 des lau- fenden (XXIII.) Uandes des „Weiilmanu'- tindet sich nun eine weitere Mittheilung, aus welcher hervorgeht, dass jene Versuche einen dauernden Erfolg vers|)rechen. Es heisst dort: „In dem Jagdrevier Heimerzheini, Kreis Rheinliach, haben sicii diese Känguruhs sein- gut entwickelt und auch die Winterftttterung von Runkeh'übcn, Kastanien und Vogelbeeren bei Eintritt weichen Wetters nicht mehr regel- mässig angenonnnen. Das ältere Wild ist überaus scheu, alten Böcken zufolge ihrer Vorsieht und der erstaunlichen Sprungfähigkeit daher nur schwer l)eizukonnuen So wäre durch Herrn Philipp Freiherr von Büselager's dankenswerthe Versuche die Lebensfähigkeit des Bennett' scheu Känguruhs in unscrm Klima und unter den beste- henden Verhältnissen zweifellos bewiesen." Ein anderer interessanter Einbürgerungsvei"sueb, von dessen Gelingen man jedoch bereits in verschiedenen Gegenden Frankreichs sich hat überzeugen können, wird seit einiger Zeit mit dem farlienprächtigen, ein herrliches Flugwild darstellenden Königsfasan (Phasianus Ruvesi) auf der dem österreichischen Kaiser gehörigen Donau- Insel Monostor augestellt. Auch hier hat man durchaus befriedigende Resultate erzielt. Dr. Ernst Schaff. Ueber die Extrem -Temperaturen Europas ver- breitete sich Dr. Lachmann in einem in der März- Sitzung des Berliner Zweigvereins der „Deutsehen Meteoro- logischen Gesellschaft" gehaltenen Vortrage. Im allge- meinen werden diese Temperaturen — also die höchsten und niedrigsten Wärmegrade, die sich im Verlaufe eines Jahres beobachten lassen — bei der Beurtheilung der klimatischen Verhältnisse des genannten oder anderer Ge- biete nicht genügend gewürdigt; vielmehr wird auf die mittleren Temperaturwerthe (oder Durchschuittstempera- turen) ein zu ausschliessliches Augenmerk gerichtet. In- dessen unterliegt es keinem Zweifel, dass gerade die Maxima und Minima der Temperatur von allergrösster Bedeutung sind, wenn es sich um das Klima und sein Verhältniss zum Menschen handelt, da die mittleren Temperaturwerthe, die ja erst das Ergebniss einer Be- rechnung bilden, durchaus nicht immer, zumal bei einem eontinentalen Klima, die in Wirklichkeit vor- herrschenden sind. Aus diesem Grunde hat Dr. Lach- manu — zunächst für Europa — die Extremtemperaturen und ihre Vertheilung festgestellt, gedenkt aber seine Unter- suehuugen auch auf die übrigen Erdtheile auszudehnen. Er bediente sich dabei eines vieljährigen Beobaelitungs- materials, aus dessen Angaben er einerseits für die Maximal-, andererseits für die .Minimaltemperaturen mehr- jährige Mitteiwerthe berechnete. Die Ergebnisse, zu denen er gelangte, brachte er in Temperaturcurven zur An- schauung. Dieselben weisen eine grosse Aehnlichkeit mit den Januar- und Juli- Isothermen auf, wie es erwartet werden konnte, da im Grossen und Ganzen in den Januar die niedrigsten, in den Juli die höchsten Temjjeraturen fallen, die im Verlaufe des Jahres vorkommen: indessen zeigen sich andererseits aueii beachtenswerthe und bisweilen räthselhafte Abweichungen. Ein ungefähres Bild des \erlaufs der Minimacurven erhält man, wenn man die Januar-Isothermen um 10 — 11" erniedrigt, ein ebensolches Bild für die Maximacurven lässt sich aus den Juli-Iso- thermen durch Erhöhung um 12° erhalten. Die Werthe für die Minimaltemperaturen bewegen sich zwischen den Grenzen 0° und — 30'^; die der Maximaltemperaturen zwischen + 20bis25° und+40°. Die Temperatur-Schwan- kungen (d. h. also die Unterschiede zwischen mittlerem Maximum und mittlerem Minimum) gehen für die ver- schiedenen Gebiete des europäischen Festlandes erheblich auseinander; und es offenbart sich in ihnen iu ausge- sprochenem Maasse der Unterschied zwischen eontinen- talem und See-Klima. Die grössten Schwankungen haben naturgemäss die eontinentalen Gebiete, also vor allem Russland. Hier erheben sich die Schwankungen bis zu der Grenzlinie Archangel-Astraehan zu einem Werte von (jO°; östlich von dieser Linie konmien noch grössere Schwankungen vor, die nach Sibirien hinein weiter fort- schreiten; Irkutsk zeigt beispielsweise eine Temperatur- Schwankung von 100°. — Besonders interessant ist der Verlauf der Minimacurven im südlichen Norwegen; in- sofern die Curven hier weit nach Norden gehende Aus- buchtungen besitzen — eine Thatsaehe, welche besagt, dass Süd-Norwegen, wie die norwegische Küste über- haupt, hohe Minimaltemperaturen hat. Der Grund für diese Erscheinung liegt in der Bespülung der Küste durch den warmen Golf-Strom. — Von weiterem Interesse ist auch der Umstand, dass hochgelegene und in der Ebene betindliche Oertliclikeiten — besonders in ihren Maximal- temperaturen — beträchtliche Unterschiede aufweisen. So hat beispielsweise der Brocken eine mittlere Maximal- teniperatur von 23°, wogegen für Leipzig 33° als ent- sprechender Werth gefunden wurde. Da der Grund hier- für in erster Linie iu der Höhenlage über dem Erdboden und vielleicht nur nebenbei noch iu klimatischen Ver- hältnissen zu suchen ist, so wurde bei der Untersuchung von den auf Gipfelstationeu gewonneneu Temperatur- Dr. K. F. J. angaben abgesehen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Dor Privatdocent für Zoologie Dr. Otto ILi.maun zu Göttiugen ist Professor geworden. — Dr. Langeudo rff ist zum o. Pro- fessor der Pliysiologie in Rostock ernannt worden. — An der Kgl. Landwirthschaftliclien Hochschule zu Berlin sind Docenten ge- worden: der Botaniker Dr. Carl Müller und der Zoologe Dr. E. Schaff. Es ist gestorben: Prof. Dr. Gustav Kühn, der Director der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Möckern bei Leipzig. L i 1 1 e r a t u r. A. V. Schweiger-Lerchenfeld: Unterwegs. A. Hartleben's neue Keisebücher. Heft I— HL A. Hartleben's Verlag. Wien, l'est, Leigzig. (lline Jalireszahl. Preis des Heftes 1,80 Mk. Es sind bisher drei Bändchen dieser neuen Keisebücher, wie sie der Verleger nennt, erschienen: I. Die Salzkammergutbahn; II. die Salzburg-Tiroler-Bahn; HI. die Arlbergbahn. 172 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. Der Ausdruck Reisebuch scheint besonders glücklich gewählt, denn eifientliche Führer sind es nicht. Man findet keine Hotel-, Eisenbahn- und Fuhrwerk-Tarife, keine Instructionen für den Reisenden, keine Warnungen vor Prellereien. In der bekannten, vornehmen, so anmuthenden Sprache schildert und beschreibt der Verfasser die Oertlichkeit. Sei es Landschaft, sei es Wohnplatz, überall tritt die grosse Gabe des Weltreisenden, wie es von Schweiger-Lerchenfeld ist, hervor, das Gesehene auch für seine Mitmenschen durch treffende Beschreibung nutzbar zu machen. Es ist kein trockenes Aufzählen von Sehenswürdigkeiten, kein Hasten und Jagen durch die Gegend, sondern oft wird an einem oder dem anderen Punkte verweilt, Eindrücke, augenscheinlich selbst empfangen, sind festgehalten, hie und da fliesst ein Stück Geschichte mit unter, zum Theil wenig bekannte Episoden, die beim Leser die allgemeinen historischen Kenntnisse voraus- setzen. Es sind diese Büchelchen Reiselesebücher für denjenigen, der sich über Tour, Preise etc. zu Hause iuformirt hat. Sie sind dann als Führer immer noch werthvoll, und sie sind Führer, die man gern licsst, sowohl vor der Reise, als auch nach derselben, um die erhaltenen, wirklichen Eindrücke wieder aufzufrischen. Die Werkchen, ca. 150 Seiten stark, mit je 10— 15 Tonbildern und ca. 40 Textillustrationon, sowie einer Orientirungskarte ver- sehen, sind sehr hübsch ausgestattet. Wie das bei dem Preise von Mk. 1,80 pro Band möglich ist, lässt sich nur dadurch er- klären, dass der grosse Absatz bei diesen neuen empfehlenswertheu Büchern sicher nicht ausbleiben wird. K. Harry Gravelius, Vierstellige Logarithmisch-Trigonometrisclie Tafeln für die Decimaltheilung des öuadranteu. Ferd. Düniudors Verlagsbuchhandlung. Berlin 18',)2. Preis 1,50 M. Es ist gewiss schon jedem, der viel mit logarithmisch-trigono- metrischen Rechnungen zu thuu hat, die bisher übliche Theilung des Quadranten in Grade, Minuten und Sekunden mit ihren un- bequemen Reductionszahlen als sehr lästig und zeitraubend er- schienen, namentlich wenn man damit die äusserst bequeme Um- setzung in die verschiedenen Einheiten im decimalen Maa^;ssystem vergleicht. Es ist daher sicher ein glücklicher Gedanke, der zu- gleich Aussicht hat, in absehbarer Zeit ganz allgemein realisirt zu werden, die Eintheilung des Quadranten dem decimalen System anzupassen. Der Quadrant wird hierbei in 100 Centigrad (1 Cenü- grad = 1^), ein Centigrad in 100 Centiminuten (1 Centiminute = \~), eine Centiminute in 100 Centisecunden (1 Centisekunde = 1-) getheilt. Der erste nothwendige Schritt zur Verwirklichung des be- zeichneten Gedankens ist die Aufstellung einer logarithmisch- trigonometrischen Tafel für die decimale Theilung des Quadranten. In dieser Beziehung hat sich Herr Gravelius durch seine im Jahre 1886 bei Reimer erschienene fünfstellige Tafel für die decimale Theilung des Quadranten ein unbestreitbares Verdienst erworben. Da aber die Einführung der neuen Kreistheilung naturgemäss durch das Vorhandensein einer möglichst grossen Anzahl ver- schiedener Tafeln, wie sie den speciellen Zwecken der rechne- rischen Praxis am angemessensten sind, am besten gefördert wird, so ist auch die vorliegende vierstellige Tafel willkommen zu heissen. Wir möchten namentlich wünschen, dass die mathematischen Lehi-er sich näher mit derselben bekannt machen, um auch die Einführung der Decimaltheilung des Quadranten in den LTnter- richt ins Auge zu fassen. Dass dies in nicht zu ferner Zeit ge- schehen wird oder muss, unterliegt für uns keinem Zweifel; die Vortheile einer solchen Eintheilung liegen eben zu deutlich zu Tage. Von verschiedenen Seiten hat man dies auch bereits er- kannt; so hat z. B. der französische General Derrecagaix eine achtstellige Tafel für die neue Theilung des Quadranten publiciren lassen. Die vorliegende Tafel scheint allerdings weniger für den LTnter- richt als für die Bedürfnisse des Technikers bestimmt, wie schon aus der Inhaltsübersicht hervorgeht, die wir hier einfach wieder- geben, nämlich : Logarithmen der Zahlen von 0 bis 2000, Anti- logarithmen, Logarithmen der trigonometrischen Functionen, Hilfs- tafel für kleine Winkel, Längen der Bogen für den Radius, natür- liche trigonometrische Zahlen, Tafel zum Uebergang von Bogen- maass auf Zeitmaass und umgekehrt, Additions- und Subtractions- logaritlnnen (nach der Bremikerschen Anordnung), Quadrattafel, Hyperbelfinictionen, Verwandlung neuer in alte Theilung und um- gekehrt, Formeln und Constanten. Ein näheres Eingehen auf die verschiedenen Theile halten wir nach den gemachten allgemeinen Bemerkungen nicht für geboten, um so weniger als sich bisher nicht Gelegenheit zu Vergleichungen mit anderen Tafeln bietet. Wir möchten aber den Verfasser anregen, eine Tafel zu con- struiren, die ganz besonders die Bedürfnisse der Schule berück- sichtigt ; eine solche Tafel würde der neuen Sache entschieden weiten Boden gewinnen. Hinsichtlich der Ausstattung ist nichts wesentliches zu be- merken. Referent würde persönlich allerdings den altenglischen Schnitt der Ziifern dem hier gebrauchten vorziehen. A. G. Von Engler Prantl's Werk „Die natUrliclien Pflanzen- familien" (Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig) liegen vor die Lieferungen 70 und 71, enthaltend die Polygonaceen von U. Dammer, den Anfang der Chenopodiaceen von G. Volkens und die Fortsetzung der Leguminosen von P. Taubort. Sitzxingsbericlite der König!. Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1892. Stücke XI. und XII. — Das Heft enthält einen Aufsatz von L. Fuchs „Ueber lineare Differential- gleichungen, welche von Parametern unabhängige Substitutions- gruppen besitzen". Die Abhandlung beschäftigt sich damit, gewisse Systi'uie linearer homogener partieller Differentialgleichungen zu kennzeichnen, deren Untersuchung auf diejenige solcher ge- wöhnlicher linearer homogener Differentialgleichungen zurück- geführt werden kann, deren Substitutionen von einer Anzahl in dm Coefticienten auftretenden Parametern unabhängig sind. — Es folgt dann eine Arbeit von W. Nagel „Ueber die Entwicke- lung der Harnblase beim Menschen und bei Säugethiereu". — Beschlossen wird das Heft durch eine interessante historische Studie von C. J. Gerhardt: „Desargucs und Pascal über die Kegelschnitte." Grs. Berichte über die Verhandlungen der Eönigl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Mathe m a t.-P hy s i k. Clnssc. 1891. V. — C. Neumann bringt eine kleine Darlegung eines „merkwürdigen Satzes aus der Hydrodynamik." Der Satz hat, wie N. selbst betont, nur theoretisches Interesse, denn er ist abgeleitet unter Vernachlässigung der Reibung, was in der Wirk- lichkeit nie angeht. Unter dieser Voraussetzung ist der Satz ein Analogen zu dem für starre bewegte Körper geltenden, dass das Maximum der Geschwindigkeit immer in der Oberfläche des Körpers zu suchen sei. Bei Vernachlässigung der Reibung ist das aucli für Flüssigkeiten gültig. Derselbe Autor bringt dann eine Studie über stationäre elektrische Flächenströme. Dann berichtet W. Schoibner über einige allgemeine Formen des elliptischen Differentials. Friedrich Engel setzt seine , kleineren I5eiträge zur Gruppentheorie" fort und handelt hier speciell von der Be- stimmung aller transitiven Gruppen von gegebener Zusammen- setzung. M. Krause bringt weitere Studien über die Differential- gleichungen, welchen die doppelperiodischen Functionen zweiter Art genügen. Es handelt sich in dieser Arbeit vornehmlich um Differentialgleichungen dritter Ordnung, deren Integrale sämmtlich eindeutige doppelperiodischo Functionen zweiter Art sind. — Des Weiteren bespricht Pfeffer im botanischen Institute der LTni- versität Leipzig ausgeführte Untersuchungen R. Hegler's über den Einfluss von Zugkräften auf die Festigkeit und die Ausbildung mechanischer Gewebe in Pflanzen. Don Schluss des Heftes bildet eine Abhandlung von Hermann Wiener über die aus zwei Spiegelungen zusammengesetzten geometrischen Verwandtschaften, eine Arbeit, welche frühere Studien des Verfassers fortsetzt und erweitert. Grs. Inhalt: Der Sudan. (Mit Abbild.) — Prof. Joh. Frenzel: Verfahren zur Einbalsamirung von Fischen und ähnlichen Objecten. (Fortsetzung.) — Neues über Tuberkelbacillen. — Die Nahrung bezw. die Ernährung der Larven und Embryonen bestimmend für die Entstehung der Geschlechter. — Verpuppung bei einem Wurm. — Einbürgerung des Bennotfschen Känguruhs. — Ueber die Extrem-Temperaturen Europas. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: A. v. Seh weiger-Lerchenfeld: Unterwegs. — Harry Gravelius: Vierstellige Logarithmisch-Trigonometrische Tafeln für die Decimaltheilung des Quadranten. — Engler-Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien. — Sitzungsberichte der Königl. Preussischen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. — Berichte über die Verhandlungen der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N.4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlag,sbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 17. Naturwisscnscliaftlichc AVoclicnsclirift. XXXV Grammopho -*}■ Sprech-Apparat. -S«- Von der gesamrateii Presse und sämmflichen fach- wisseuschaftlichen Autoritäten anerkannt, dass der verbesserte Edisou'sche Phonograph durch das (Grammophon bei Weitem über trotTcü wird. Durch seineu billigen Preis BI. 45 ist der Apparat Jedermann zugänglich. Das Oraniniophon giebt Concert-, Musikstücke, Gesang, Solo u. Recitation etc. durch Auflegen von Schall-Platten auf natürliche Weise wieilii. Hugo Hennig, Berlin SW., 12. Im Vorlago vini Iloniiaiin ('(isteiioble In Jena iT.schieii soeben und ist durch jcdn Fiiiiddiaiidliiui;- zu bezichen: Entwicklungslehre und Darwinismus. Eine kritische Darstellung der modernen Entwicklungslehre und ihrer Erklärungsversuche. mit besonderer Berücksichtigung der Stellung des Mcnscheu in der Natur. Genie in fasslich gesch il dort von Otto Hamann. pr., Privaldozeutcn der Zoologie an der l'niversitul Güttingen. Mit 16 Abbildungen. Ein Band 8. Geh. 8 M., geb. in Halbfranz 10 M. Patentbureau Besorgt u. verwert. Q_-.| Patente all. Länder OaCK Gebrauclis- Muster Marken - Centrale Seit 1878 empfohl. Inform. gratis Leipzig Photogr, Amateur -Apparate, mit welchen jed. Laie ohne Vorkenntnisse tadellose Pho- tugraph. hei- stellen kann. Preise von JI. 30 — M. 4U()-. Auleitiing nnd illustr. Preis- verzeichnis.^c kostenfrei. Je- der Käufer eines Apparates erhält auf Wunsch unentgeltlichen Unter- richt in unserem Laboratorium. E. Krauss & Cie., Berlin W., WiHielmstr. 100 (früher Leipzig), fPariw, L,.Ti.li.ii, St. r.'tci-sburf,', Mailand). Ferd. Diimmlers Veriagsbiicliliandlung in Berlin SW. 12. üeber die Reize des Spiels von Prof. ür. JI. Lazarus. geh. Preis 3 M\ geb. Preis 4 JL. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. e Aullaee 36 000! -<4 Unpoctcüfdiä ^ySw^ •>■ (2 2S0f tädfid)) einfiflUcSli* i^rer (0U(§ ^SontOflS) 1. Deutsch. Hausfreund, \ 5. Allq.Ztg.f. Landwirth illijstr.Zoilscliriftv.löDruck- seilen, wöchentlich. 2. Mode und Handarbeit, Sseitig mit Schnittmugter ; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verloosungs- Blatt, Schaft u. Gartenbau, vierzeüntägig. 6. Die Hausfrau, Htagig. 7. Produkten- u. Waaren- Markt-Berichtjwochenti 8. Deutsch. Rechtsspiegel SaiHiiilung neuer liesetzeuiiil Reichsgerichts- Entscheid.; zehntägig. '^ nach Bedarl'. foftcn Bei jtiiEt JJoflanJalJ pro Quartal xvixv 5 |$tavlt. Stfinelle, auöfü&rlidje unbunparteiiftfiepolitifcljc ^.Uridjtevftattuu rt; leine politift&e '.t^euortnunbung her üefer. — SBiebergobe intercffiveuber smeinmiaääujcrnnflcu ber ^Pdrlei» blältcr aller Slidttungeu. — SUiSjübrliclje ^arlamentä^äic: rid)te. — Xrefflicfte mtlitärif i^e SXuffü^e. — ^ntereffauic öofaU, Theater: unb tgerid)t3s9iacöric&ten. — ©in; flel)enbfU 9!acftvicf)tcn unb auägejeidjnete aiecenfionen über Xiienter, iDlufit, flunft unb ffliif enic^of t. — Sluoiil^rlidjcr iittnbelät6eil. — Siollftänbigfteö ßouiöblott — Üotterie- i-'ifteil. — ^erfonol-^Bcräuberungen in ber 5lrmee, SKarine unb ßiDil:3iem>altunfl (^uftij, ®eiftlid)[eit, fic^rerfc^aft, <£teuerfad), Aorftfac^ K.) fofort unb Dollftänbig. {^euiUetong, 9tomane unb ^lOceQen ber ^«riiorragcnbßcii Tutores, ätnjeiaen r"»l> von. XxAysvtv SPirkitito; Eev S"^»" bsr ,,Öerlt»teV Jtextc(ien gtarfiridjicit" Ift frei Doii (\rioolitäteM irgenb nteltfcer iJIrt. 3n jebcr gebUbetcu Familie finben fie ba^er fic^er freunbUdjc l'lufnatime. nSP" S'i'»^ (famiticn c Un;ct(|cn, S Mciiid)c,SJohnini(jS>9lnjctgciiun& ntjnUcftcSliiiionccii, ^ic Sic iViütfniife cincä ^ausOaltS betreffen, Ulit^ bic Stlionncincntd Clutttiiuit füc bns Iniifcubc Ciiarlni 1). «. 28. »oU in ^nbluitfl gcnonimcn, uioburdj ber »e,iin bc5 äJlattes firf) inefentlid) cerbilligt. "^WB ^^robenummern auf aBunfdi gvnti^ burcl) bie drptJiition 6trliii SW., fiüiiiijgrSljcr Strnßc 41. ©»••«^««••»••^•» ••«»»«« 9 © Patentanwalt UIp. R. Maerz, Berlin, Lei|izigersti'. (57. Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung ^ in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellijje Logarithmentafeln. Zusammengestellt Harry Crraveliiis, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. P/-c'/s tjeheftet 50 Ff. Zu beziehen durch aMe Buchhandlungen. Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausführliche Special verzeichuLsse gratis und franco. Ferd. Iliimmiers ferla?sbucl]li;indliiii£'. Sauerstoff iin Stahlcjy'linclei'n.j Dr. Th. Elkan, = Berlin N. Tegeler Str. 15.1 4j /miiniiiiiiiiil MiiMtijiinniMiiiMiiiMiNiiiiiHnnlliniiiMiMniiiiMiiiriiiMnMiriiHin'liTniiitTiTTiTTiM^fc Geologisches und mineralogisches Comtor Alexander Stiier 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates und aller Lemden Staaten. )^i Uerr Alexander Stuer empfiehlt sich den He. reu Directoren und Profe.ssoreu der Museen und den Liebhabern als Lieferant aller geologischen französischen Serien, welche für ihre Samm- hingen oder Studien von Intei'esse sein konnten. Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermen und andere Alitheihmgen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. Ferd Diimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW 12. In unserm Verlage erschien: Ueber den Begriff der Kraft mit Berücksichtigung des Gesetzes von der Erlialtuni; der Kraft von I>r'. Engen I^i-eliei-, weil. Doacnt an der Universität Halle. 48 Seiten. ;gr. 8". Fxeis 1 aVCaxlc. aw Zu bezieliciL durch alle Huchhandlunircii. TBU «40111111111111111111111 iTniiitiumriHliirliliiinriliinliit itlllilllliilllhlllllillHlnnTnTTTTirl» XXXVI Natnrwisscnscliaftliclie Woclienschrift. Nr. 17. Im Verlage von Mayer & Müller in Berlin erschienen : Fock, Dr. A., über die physikalischen Eigenschaften der Elemente und ihre anschauliche Erklärung. 1891. M. I.— Gross, Th., über den Beweis des Prinzips von der Erhaltung der Energie. 1891. M. 1.20. Tliomsnn, Sir William, Populäre Vorträge und Reden. Band I. Konstitution der Materie. 1891. M. 6.— Geb. M. .'».80 Tscliebysclieff, Theorie der Congruenzen (Elemente der Zahlen- tlieorien). Deutsch von H. Schapira. 1889. M. 7.— JllllltllllMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIII^ i Zu Schülerprämien f I vorzüglich geeignet | I ist das Buch: i 1 Deutsch ■ Afrika 1 = und seine i iNaciarDiinscliwarzeiiErMl i Eine Rundreise i I in abgerundeten Naturschilde- 1 I rungen, Sittenseenen und ethuo- i z giapliischen Charakterbildern. 1 = Nacli den z = iieueisteu und besten Quellen für = = Freunde dergeogi'ajjhi.scheuWi.s.sen- i = Schaft u. der KolonialbestrebunEon, | = sowie für den höheren Unterricht | = von = 1 Dr. Mannes Baumgarten, 1 5 Gymnasial-Ubcrlchrcr. ~ 5 3. vermehrte Ausgabe. AM einer = S Kartenskizze von Deutsch- Afrika, i = 5 Mark, geb. 6 Mark. = = Ferd. Iliininilcrs Verlassburhiianilliiii!; = I in Berlin SW. 12. | ^lllliniMIllllMlllllllllliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiir In Ferd. Dilminlers Verlags- burliliandlunK in Berlin erscheint: ElDfUtiruiig in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Kustos am Königl. Museum für Naturkunde in Berlin. .Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen ä 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦»♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. DUmmlers Tcrlagsbuclihand- lung in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, Prof. u. Dircctor der Kf;I. SU-rnwarte zu Berlin. Preis 7 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Verlag von Ferd. Diimmlers! Verlagsbuchhandlung in Berlin: Lehrbuch der Photochromie (Pliotographie in natürl. Farben) nach den wichtigen Entdeckungen von E. Cecqucrel, Nic'pce de Sl, Vidor, Poitevin u. A. Nebst einer physikalLseheu Erklärung des Entstehens der Farben von Dr. Wilhelm Zenker. : In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 l ! erschien vor Kurzem: ; i KöiiBtisclB Mwm aif der Erioleri* i 2 und das ■ ■ 1 ■ ■ j Gesetz der Analogie im Weltgebäiule. | ■ ■ : \ ou : j L. Graf von Pfeil. j ■ ■ • Vierte, mit den neueston Entdeckungen verstärkte und um- ■ ■ gearbeitete Auflage. : ■ Mit serJis Kfirfcii. 3:23 Seiten. Preis 7 MUteu6. @cb. 3ieaierunä8rat, >15rofeiior an ter llnitjcifität unt SMrcftot tct AsI. gteriiiBarte 511 SBcrlin. 32 Seiten, gr. 8". ißieig 60 Wl 3u Iicäic^m burc^ alle Siic^fjanblungen. |eri. Pümmltro PtrlopImdiljanMuns in Berlin SW. 12, |iramtrftr. 94. In Ferd. DUmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erscheinen: Mitteilungen der Vereiuipi fou Freunden der Astronomie und tosmlsctien Pliysit Redigirt von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährliel) 10—12 Hefte gr. 8». Preis pro Jahrgang fi M. Man abonnirt bei allen Bucliliandlungen und Postanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Sclnvaliii. IJcrliii S>V., (irossl)eerensfr. CS zu richten. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ^ Soeben erschien: I I Ein Beitrag- t ♦ zur I ♦ Geschichte des europäischen Hausrindes, t Von Professor Dr. Hugo Werner. Mit 4 Abbildungen vnd 1 Karte. ♦ 48 Seiten. Preis 1 Mark. ♦ ♦ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ^ ♦ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung In Berlin SW. 12, Zimmerstr, 94. X ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ j die Dilnra'tsiPiuidiAnikba TusendcD Iduno ucd &□ locken- den GeblldcD d«r PhtaUne. win) Ihr relcbLicti cnetzt diirctt den ZiatHv dar WirkUcbkail, d tkjlOprilDg^Ul *r-tnr,nfkt. Sthwsn, Redaktion: Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIT. Band. Sonntag, den 1. Mai 1892. Nr. 18. Abonnement: Man abunnirt bei allen Buchhandlungen und Post- v Inserate: Die vicrKCspaltene Petitzeile 40 ^'»,. Grossere Aufträge ent- austalten, wie bei der E.xpedilicin. l>er Vierteljahrspreis ist ,* 3.— 4f> sprecheuden lialjatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme BrinsegeM bei iler Post l.'j ^ extra. JL bei allen Annoneenbureaux, wie bei der Expedition. AlMli'iick ist mir mit vollt>>tän4liü'ei- ({ueile- WOfi-uiii;- ihre wesentlichste Stütze fand. Ausser Dujardin Untl Pertv, deren Werke von nur unterj;-tordnetcr ISedeu- tuii^- waren, folgten auf ihn die beiden französischen Naturforscher Claparede und Lachmann, welche durch das Studium ihrer F(n-tptlauzuni;serscheinun,i;eii und ihrer Ruhe- zustilnde sehr beachtenswerthe Peitriii;e zur Kenntuiss der \im ihnen um eiiiii;e neue und wichti.nc Formen lie- reichcrtt'n Gi'Uppe lieferten. Sie führten zugleich eine Aenderun^' in ihrer systematischen Stellung- herbei, indem sie sie von den Wiin])erinfusorien, wohin sie Ehreuberg- g'cstellt hatte, ausschieden und unter der Bezcichuunji- Cilioflas'ellaten zwischen die Ciliaten und Flag'cllatcii ein- reihten. Es schien dies durch die vi'i;'ani- sations- und Fortpflanzun^sverliältnisse zngewandt hatte, wobei er durch den Veri;leicii mit anderen Flai;-ellaten dazu geführt wurde, im Gegensatz zu seinen ül)rigen Zeit- genossen, Leuckart's und Warming's Ansiclit von der |)tianzlielien Natur der l'eridineen ])eizupflicliten. Von ganz besonderer Hedeutung für die systematische Anordnung diTselben war^seine iSeobaehtung, dass ihre Hewegungs- organe nur aus Geissein, nicht aber, wie Ehrenberg ge- glaubt hatte, aus einem Wini])erkranz und einer Geissei Ijesteht. Dadurch wurden die Gründe zu jener systemati- schen Stellung, welche ihnen von Olaparede und Lach- numn vordem angewiesen worden war, hinfällig, unil Hütschli, welcher l)ei der neuen Herausgabe miu Uronn's Classen und Uj'dnungen des Thiei-reiehs eine zusannnen- fassende Darstellung ihrer Naturgeschichte unternahm, reihte sie daher als Dinoflagellaten zwischen die übrigen Geisselinfusorieu ein. Bei ihrer Bearbeitung war dieser Forscher zu der Ueherzeugung gckonnnen, dass diese Flagellatengrupiie trotz zahlreicher Arbeiten doch noch sehr wenig bekannt ist, und wies dabei namentlich auf die Fortpflanzungserscheinungen und auf die Bildung der Rnhezustände hin, welche ein sehr dankbares Feld für die F()rschung darbieten. Da es bisher an einer ein- gehenden Beschreibung der Süsswasserfornu'n gefehlt hat, so verband A. J, Schilling mit seiner jüngst erschienenen, „die Süsswasserperidineeii" üiiersehriebenen Abhandlungzu- gleicli den Zweck, soweit als möglich die noch bestellen- den Lücken in unseren Kenntnissen von denselben aus- zufüllen. Es sei daher der Inhalt dieser Schrift im Folgenden auszugsweise mitgetheilt. Die Peridineen liilden eine kleine, scharf umgrenzte Familie von mikroskopisch kleint'u Organismen, welclu' auf der Grenze zwischen Thier- und Pflanzenreich stidiiMi. Ihre grösste Entfaltung besitzen sie sowohl in der Mannig- faltigkeit der Formen, als auch in der Arten- und Indi- viduenzahl im Meere, dessen sogenannten Plankton sie mit den Diatomeen bevölkern. Im Süsswasser sind sie verhältnissmassig nur schwach vertreten. Von den 28 Gattungen, auf welche sich die ganze etwas 100 Arten umfassende Familie vertheilt, gehören nur 6 mit etwa 25 Arten, welche mit einer einzigen Ausnahme aber auch im Meere vertreten sind, dem Süsswasser au. Es scheint aus dieser Vcrtheilung hervorzugehen, dass die ganze Gruppe urs])rnnglieh dem Meere angeluirt hat und die wenigen Süsswasserformen bei der Bihlung des Festlandes im Biuuenlande zurückgeblieben sind. Der Körper dieser Organismen besitzt eine kugelige bis scheibenförmige, selten in hornartige Fortsätze aus- gezogene Gestalt (Fig. 1 u. 2) und ist stets auf seiner Rücken- und Bauchfläche etwas abgeflacht. Ein bestimmtes, für die ganze Familie charakteristiehcs Aussehen em- jifängt er durch den Besitz zweier deutlicher Furchen, wovon ihn die eine ganz oder theilweise in kreisförmigem oder schwach rechtsschraubigem Verlauf cpier umzieht, während die andere in diese einmündeiul oder selbst sie durchkreuzend vornehmlich auf die Hauchseite der hinteren Körperliätfte beschränkt Ideibt. Diese bedingen den bilateralen, aber durch mehr oder nnnder stark hervor- tretende Neigung zm- Asymmetrie ausgezeichneten Pau des Körpers, welcher sich dadurch in eine vordere und hintere, in eine rechte und linke, sowie in eine oliere und untere (Rücken- und Bauchseite) Hälfte zerlegen lässt, von denen die eine zur anderen stets in mehr oder minderem Grade synnnetriseh ist. Der Peridineenkörper überschreitet nienmls den Form- werth einer einzelnen Zelle, wie im Jahre 18.55 von All- mann zum ersten Male nachgewiesen worden war. Ev setzt sich daher aus den Hestandtlieilen, welche an deren Bildung theilnehmen, zusannuen und \('reiingt auf sich die N'errichtungen der Ernährung, des VVaclisthumes, sowie der Fortpflanzung. Er ist entweder vollkonnnen nackt oder von einer mehr oder weniger festen Zellwand um schlössen. Diese besteht aus einer starkliehtbrechenden und meist sehr spröden Hülle, welche aus einer von an- organischen Px'standtheilen durchsetzten Cellulose gebildet wird und vielleicht aus diesem Grunde nur eine unvoll- konnnene Reaction auf Jodliekandlung giebt. Pei den meisten Formen wird der Körper vollständig xon ihr ein- geschlossen. Nur die Ceratien machen hierin eine Aus- nahme, indem sie auf ihrer Bauchseite ein unliedeektes Feld von rhombischem Ünn-iss besitzen. Im Uebrigcn zeigt die Wand, welche die Fiu'cliung des Pi'otoj)lasma- leibes sehr deutlieh zum Ausdruck konnnen lässt, eine grosse Verschiedenheit in ihrem Bau unter den verschie- denen Gattungen und Arten, so dass daraus Anhaltspunkte für ihre systematische Pehandlung gewonnen werden konnten. Bei den beiden Gattungen Heniidinium und Glenodinium erscheint sie wie aus einem Stücke gearlieitet und ist auf ihi-er Olierfläche \-ollständig glatt, bei den beiden anderen Gattungen Beridiniuni unil Caratium ist sie scheinbar aus einzelnen Tafeln zusannnengesetzt und zeigt auf ihrer Oberfläche meist eine feine Are(dirung, welche dadurch zu Stande konnnt, dass äusserst feine leistenfiirmigi' Erhabenheiten unter Pildung zahlreicher Stacheln an den Knotenpunkten sich zur L'mgrenzung kleiner fünf bis sechsseitiger Felder zusannnenschliessen. Der Verband unter den einzelnen Tafeln, welche von einem leistenförmigen, manchmal mit allerlei Zierath vci-- sehenen Rande eingcfasst ist, ist nur selten ein unmittel- barer, sondern erfolgt bei den meisten Formen durch nieiir oder weniger breite, ([uergestreifte Zwischentafeln vow geringerer Dicke. An den Tafelecken stossen in der Regel ihrer nu'hrere zusannnen, wodurch hier eine regelmässige Fugenbildung zu Stande konnnt. In diesen Vei-bindungs- stUcken oder lutercalarstrcifen erblickte Fr. V(m Stein unter Zustinnnung Pütschli's diejenigen Stellen, wo wäh- rend des Wachsthunies die Erweiterung der Zellvvand er- folgen sollte. Es scheint dies nicht der Fall zu sein, denn man würde dadurch ohne Weiteres zu der Annahme geführt werden müssen, dass das Protoplasma gewisser- maassen die Tafeln ohne gegenseitigen Zusannncnhang ausscheiden würde, was jedoch durch die Bt'oliaciilung bis jetzt noch in keiner Weise liestätigt werden konnte. Als Gebilde der gleichen Art, wie die Intercalarzonen, sind auch die beiden Furchen anzusehen. Die (,)uerfurche bildet einen Ring von Zwischentafeln, welche durch ihi'c Einwärtswölbung eine H(ddkehlc erzeugen, die das Geleise für die Bewegung der darin schwingenden Geissei ab- gicbt. Die Längsfurclie entspricht einer grossen Zwischcn- tafel, welche bei den Peridinen nach der Durchsetzung der (iuerfurche auf ein kleines Stück in die vordere Körperhälftc hineinzieht, bei den Ceratien dagegen durch den Bauchausscimitt auf die linke Seite geschoben nur bis zur Querfurehe reicht. An der Stelle, wo die beiden Furchen zusammcntreifen, befindet sich die Geisselsi)altc, welche zum Austritt der Geissein dient. Der Proto])lasmakör])er besteht ans einer zähflüssigen Masse, welche sich gegen ihre ümgcltung durch eine dichtere Hautscliicht abgrenzt. Ueber seinen feineren Auf- bau ist noch nichts bekannt. Bergh hatte geglaultt, hier eine Scheidung des Plasmas in ein Ecto- und Endoplasma Nr. IH. Nhener Körnchen \cin den ('hnmiafopiioren erzeugt und im Zelleninneren abgelagert wird. Neiicn Stärke entstellt zu manchen Zeiten auch noch Fett, welches in Form xdn gelb- oder rothgefärbten ölartigen Tropfen sich aufhäuft. Der Unterschied der Farbe liezeichncf gleichzciti;;' eine Versciiiedenhcit in ihrem ^'erhaltcn gegen Alkuhol. Die gell)en sind in demscliicn i;-ar nicht, die rothen dagegen sehr leicht löslich. Welche Rolle das Gel beim Stoff- wechsel spielt, ist bis jetzt noch nicht näher bekannt. Ein weiterer, in vieler Hinsiciit noch sehr räthselhafter Zellen- bcstandtheil ist der .,Aui;-enfieck'- (Stigma). Er ist niciit allgemein \('i-breitet, somlcrn in seimun Vorkonnnen nur auf einzelne Arten innerhall) der \erschieden(>n Gattnnj;en Iteschränkt. Er ist stets in der Einzahl vorhanden und liegt ausnahmslos in der Längsfurche unmittelbar unter der Oberfläche des Körpers. Er besitzt in der Regel die Form einer mehr oder weniger deutlichen hufeisenähnlichen Sciicibc und besteilt aus einer protopjasmatisciicn Grund- la.^e, in weicher ein rother Farl)stofif, das llämatoehroni, eingelagert ist. Ueber das Verhalten dieses Gebildes bei der Fm-tpflanzung ist noch niclifs bekannt. Nur soxiel steht bis jetzt fest, dass seine Vermehrung in die gleiche Zeit fallen muss, wie die Kerntlieilung. Zum Schlüsse sind nocli die sclion mehrfach erwähnten Bewc'i;-ungsor;;'ane als Bestandtheile des Peridineenkörpers anzuführen. Sie werden von zwei Geissein gebildet, welche an derjenigen Stelle, wo die Längs- und die Qucrfurche zusannnenstossen, entspringen und aus der Geisseispalte hervortreten. Die eine derselben ist ein äusserst feiner Faden, der oftmals um ein Bedeutendes länger noch ist als der Körjier. Er liegt mit seinem proximalen, stets in gestreckter Haltung getragenen Theile in der Längsfurclie und ragt mit seinen terminalen, in schwingenden Bewe- gungen befindlichen frei ins Wasser hinaus. Im Gegen- satz hierzu ist die andere ein äusserst schmales Band, für dessen Bewegungen die Querfurche das Geleise bildet. Sie wendet sich daher vou ihrer Ansatzstelle um die linke Seite, läuft über den Rück(Mi, zieht hierauf um die rechte Seite herum nnd endigt unweit ihrer Ursprungs- stelle. Ihre Bewegung ist eine wellenförmige, welche in alnvechselnil rascheren und langsameren Zügen, vielleicht auch stellenweise durcii Ruliepausen unferlirochen, über die ganze Geissei hinsehrciti't. Iln-e Gontractionen sind oft so lebhaft, dass sie über die (juerfurche iiervorgeschleu- (lert wird. Dies geschieht auch, wenn der Körper durch starkwirkende Stufte, wie Osmium- nnd Chromsäure, ab- getödtet wird. Auf diese Weise gelang es Klebs 1884 sie zu entdecken. Ueber die Wirkungsweise der beiden Geissein j;-e]ien die Ansichten dei' xcrschiedencn Forscher weit auseinander. Naeii Bütschli's Jleinung soll die (^uerfui'chengeisscl allein die Fortbewcguiii;' des Körpers liewirkcn, indem sie ihn durch die von iiir auf das Wasser ausgeübten Wirkungen in eine vor- oder rücksehreitende Rotation versetzt, wäh- rend die Längsfurchengcissel, welche er bei rascher Bc- wejiung stets in gestriH'ktem Zustande gesehen hat, dazu diene, ilnn mir die Richtung zu geben. Schilling ist zwar geneigt, liei entsprechender Steighöhe der Querfurche der darin liefindlichen Geissei einen Antheil an der Fort- liewegung des Körpers zuzugestehen, glaubt aber, dass ihre liauptsächlichste Aufgabe darin besteht, denselben in Rotation zu versetzen. Denn nach Aufhebung der letzteren beol)achtete er, dass eine Fortbewegung durch die Längs- furcliengeisscl möglich ist. Im Gegensatz zu Bütschli, welcher dieser also nur die Rolle eines Steuers zuweisen will, glaubt er, dass sie beide Verrichtungen, welche so- wohl das Ruder als auch das Steuer an einem Schiffe versieht, auf sich vereinigen könne, indem ihr proximaler Nr. 18. Natm-wisscnscliiiftlifhe Wochenschrift. 177 'l'hcil (Icni Körper die Kiclitiii ^luMi, der tt'i'niiiialc dio Auf dor Gesainnitwirkung-, welclic die licidcn Geissehi diireli ilir genieinsanies aber ver.schiedcuartig-es Ziisaiiiinen- wirkcu zu Stande hrin^'cn ivönnen, beruiit die Behendi^'- l\eit, mit welelier sicli der Kiirper im Wasser herunihe\ve.i;-en kann. Uel)er die Geseiiwindi-keit, mit welelier dies i;-e- seliielit, hat Sehilliny eini,:;-e Messungen air/,ustellen \'er- sucht, woraus sieh eri^ah, dass für mittcdgrosse Forineu (reridinium talmlatum) die in einer Seeunde zurückgelegte Wegstrecke 0,45 |x und für grosse (Ceratium eornntum) 2,5 II beträgt. In der Naturgesciiiclite der l'eridineen gal) es liisher kaum ein Gebiet mehr, iii)er welches man so wenig unter- richtet war, wie über dasjenige von den Fortpflanzuugs- crscheinmigen. Alles, was man davon kannte, bestand nur aus gelegentlieh gemachten Beobachtungen. Tu der Sehilling'schen .\rbeit wird nun der Versuch gemacht, an den Süsswasserfornien die Krforschung derselben syste- matiseji durciizuführen, wobei sieh crgelien hat, dass die Knitptlanzung derselben in einer vegetativen Vermehrung durch Zweitheilung besteht. Alle liisherigen Angaiien über die Beobachtung von geschlechtlicher Fortpflanzung dui-cli Copulation und Conj'ugatiou entbehren bis jetzt nocli jeglicher anderweitiger Bestätigung. Die Tlieilung \iill/,ielit sieh entwedei- w;iliren erste Anlage des dem linken Theilsprössling zugehörigen ajiicalen Hornes wird daher sehr bald eine liöekerförmige Erhebung in der Rissspalte sichtbar. Der Zuwachs des rechten Theilsprösslings bleibt durch dieselbe vorerst dem Auge des Beoiiachters verborgen. (Fig. 7 u. 8.) Man sieht nur die neue Körpergrenze dahinter hinziehen, welche an- zudeuten vermag, dass die Ausbildung auch hier gleichen Schritt gehalten hat. Mit dem weiteren Fortschreiten des Theilungs|n-ocesses öflTnet sieh die Rissspalte inmier mehr, während die Körper der beiden Theilsprösslinge ihre im Entstehen begriffene F(\vm in demselben Maasse vervoll- kouunnen. Die Unn-isse des linken Sprösslings lassen sich nun immer tiefer in die Spalte hinab vertolgen. (Fig. ü.) Dort wird jetzt noch der fehlende Theil der Querfurche ausgebildet und da der Körper an dieser Stelle zuerst seine Ausbildung vollendet, so beginnt auch hier die Aus- bildung der Zcllwand und schreifi't von hier aus nach allen neugebildeten Tlieilcn des Kiirpers vor. (Fig. 10—12.) Doch bevor dieses \ollendet ist, hat auch schon die Tn'ii- nung der beiden Sprössliuge stattgefunden, so dass sie sich schon eine Weile mittelst ihrer neuerlangten Gcisseln im Wasser herumbewegen können, ohne ihre fertige Aus- bildung erlangt zu hal)en. Vom Anlieginn i)is zum Ende des Theilungsprocesses befindet sich der Körper in lang- samer, in unl)estinimten Zeiträumen von kurzen Ruhe- pausen unterbrochener Bewegung. Er trachtet dabei stets die Rückenlage einzunehmen. Wird er zufällig aus der- selben herausgebracht, so gelangt er wieder zur Ruhe, wobei er sie wieder einzunehmen bestrebt ist. Die Theilung im ruhenden Zustande ist bei weitem häufiger als die zuvor betrachtete. Sie ist bereits bei allen im Süsswasser vertretenen Gattungen angetroflen worden. Die Art und Weise, wie sie von Statten geht, ist verschieden, je nachdem sie in einem nur MUliber- gehenden oder in einem länger andauernden Ruhezustände sich vollzieht. Im ersten Falle geht die Theilung des Muttenn-ganis- nms innerhalb seiner ursprünglichen Zellwand vor sich, welche zum Schlüsse auseinanderfällt und die mit neuen Zellhüllen versehenen Theilindividuen austreten lässt. Dieser ^'organg wurde bis jetzt bei allen mit einer festen Zellwand versehenen Süsswasserfornien beobachtet. Es nnige genügen, diese Art \ou Fortpfianzung an einem Vertreter der Gattung Reridinium, an Peridinium tabu- latum, welches in allen Teichen und Gräben verbreitet ist, zu zeigen. (Fig. 13 — 16.) Die Theilung dieser Form wird damit eingeleitet, dass der Zellkern sich in zwei Hälften zerlegt, welche in die rechte und linke Körperhälftc wandern. Zwischen ihnen zeigt sich unterdessen ein schwarzer Strich, welcher von Professor Klebs zum ersten Male beobachtet wurde. Er deutet die Lage der Theilungsebene an, welche, wie bei den meisten Flagellatcn, in der Richtung der Längs- achse oder in einem kleinen Winkel zu ihr geneigt ver- läuft. Bei näherer Untersuchung erscheint er aus zahl- losen feinen Körnchen gebildet. Ausserdem hat auch nach dieser Stelle eine stärkere Zufuhr von Nährstoffen in Form von Stärke stattgefunden. Bei der genaueren Untersuchung des jetzigen Standes der Karyokinese stellt sich dem beobachtenden Auge ein Bild dar, welches sehr viele Aehnlichkeit mit der Strasburger'schen Zellplatte erkennen lässt. An denjenigen Stellen, wo der schwarze Strich die Wand berührt, treten die. ersten Zeichen der beginnenden Einschnürung zu Tage. Am vorderen Köri)er- pole schreitet sie etwas rascher vor als am hinteren, bis sie die beiden Theilindividuen, welche innner noch fest von der Mutterzellwand umschlossen werden, vollständig von einander getrennt hat. Durch einige Bewegungen sprengen diese ihre Hülle von einander, worauf sie noch einige Zeit von Gallerte umkleidet ruhig liegen bleiben, bis sie zum Ausschwärmen kommen. Sie dehnen sich jetzt mit einem Male aus, wobei erst die Furchung und Täfelung ihrer bereits gebildeten Zellwände hervortritt. Diese sind natürlich anfangs noch sehr biegsam und er- halten offenbar ihre Härte und Sprödigkeit erst, wenn sie anorganische Bcstandtheile in sich aufgenonnncn hat. Bei diesem Theilungsvorgange verharren die beiden Theilindividuen nicht innner so lange in Ruhe, bis die 'IMieilung zu Ende geführt ist, sondern sjirengen schon die Zellwand auseinander, wenn sie sich noch in gegen- seitigem ^'crbandc befinden. Die schliessliche 'J'rcnmnig erfolgt alsdann während der Bewegung. Die soeben betrachtete Art von Fortpflanzung \oll- zielit sieh während der Nachmitternacht im Verlauf \on 17.S Natuvwissenschaftliclic Wot'licn.schrift. Nr. IS. mehreren Stunden. Unter besonderen Umständen verlegt sie sich nicht selten auf die ersten Morgenstunden. Im anderen Falle, wo sich die vegetative Vermehrung' während eines latenten Zustandes von längerer Dauer vollzieht, muss dem Theilungsprocess eine Encystirung des Körpers vorausgehen. Es geschieht dies in der Weise, dass sich der Körper seiner ursprünglichen Hldle ent- ledigt und sofort wieder mit einer neuen aber einfacher gebauten umgiebt. Die darauf folgende Theilung er- streckt sich nun nicht auf den l'rotoplasmakörper allein, sondern zugleich auch auf die neugebildete Cystenwand, welche die Hüllen für die Theilsprösslinge abgeben mnss. Die mit vorausgehender Enevstirung verbundene Thei- lung ist die verbreitetste von allen bisher beobachteten Vcrmehrungsweiseu, denn sie ist bis jetzt bei allen Süss- wasserformen bekannt geworden. Bei der Encystirung, welche grösstentheils durch die Mitwirkung von natürlich oder künstlich veranlassten äusseren Umständen liervorgerufen sein kann, geht der Körper aus dem beweglichen in den ruhenden Zustand über, wol)ei er seine Geissein abwirft und sieh, wenn er nackt ist, mit einer Gallertliülle umgiebt, oder wenn er eine feste Umhüllung liesass, dieselbe abwirft, um sich mit einer neuen, al)er structurlosen zu umkleiden. In diesem Cystenstadium findet Jetzt die Theilung statt, deren Verlauf an einer anderen ebenfalls in unseren Teichen und Gräben sehr verbreiteten Form, Glenodinium cinctum (Fig. 17 — 19) gezeigt werden mag. Bei ihrem Eintritt streckt sich der vollkommen kugelig geformte Krirper in die Länge und wird eifiirmig. Neben dem riithen Augenfleck hat sich auch inzwischen schon der Kern, welcher vordem noch als ein heller Fleck in der Mitte erkennbar war, in zwei Tochterkernc zerlegt, zwi- schen welchen ])ei ihrem weiteren Auseinanderrücken jener bekannte schwarze Strich wieder auftritt, welcher in diesem Falle nicht mit der Längs-, sondern mit der ande seiner Naturgeschichte, welche eine l)eschreil)Ung des Pflanzenreichs von Ost- und Westjjreussen enthält und 1783 herausgegeben wurde, daiübcr macht. „In Ostpreussen, sagt der ^'erfasser, linden sich die Wassernüsse häufig in den Teichen, wie z. B. hl dem Domnauscheu Schloss- und Uderwangschen Mühlenteiche. Nirgends aber wachsen sie häufiger als in dem (ierdanen'sclien Erbamte, insonih'ihcit in den ( Inieschen Oütern, wo sie die Leute in Menge zusannucnlescn und auf die Märkte der naiH'lit'genden Landstädte bringen." Nach Ilagcns Flora von Preussen 1818 soll die Wassernuss auch im Plibischker See bei Kugelag vorkonunen. Was nun die zweite im Aussterben begriffene Pflanze, die Libe (Taxus Ijaecata L.) betrifft, so gehörte diese natürlich in tVülierer Zeit, als Ostpreussen noch wald- reicher war, nicht zu den SeltenlK'itcn. konnnt aber jetzt nur \ereiuzelt nud meistens strauchartig vor. P)Ock be- richtet darüber in seiner Naturgeschichte wie folgt: .,^\'igand hat schon in seinem Verzeichniss der preussischen Pflanzen angemerkt, wie die Eilje damals um LiebcmüJd gewachsen. Loescl hat dieselbe hinter Laliiau im Lau- kischkischeu gefunden. Sie wächst al)er .■uu'h not-li in einigen Natangenschen Wahhmgeu, besonders im Preus. Lvlauer Amte, auch in den Wählern von Sorquitten und um Heilsberg". Nach der preussischen Landes- und Volks- kunde von Preuss von 1835 s(dl die Eibe nöi'dlich des Piegelthales nicht mehr vorkommen, vereinzelt abt'r bei l''rie(lrielisstei\i. Wehlau und im Erndande. Kahler fand dit'selbe in der .Mehlsacher Stadtheiile, wo sie auch noch jetzt vorkounnt, Sanio 1859 in der Milchbuder Forst bei Lyck, Kühn in neuester Zeit im Kernnischeiner Walde im Kreise Darkehmen, Sadriuua bei IMschofssteiu im Kreise .MIeustein. v. Klinggräff nennt in seiner Flora noch andere Staiiiliirte der Eibe. So die ( legend von Trauerlaukeu i)ei ilemel. den Oerdauer Stadtwald, die Friscliiiigsforst bei Wehlaii, die Hohe Heide bei Labiau. Ich selitst fand dieselbe 1872 im Walde bei Freudenberg im Kreise Rössel, liei Steruberg im Kreise Hcilsberg, 1875 zwischen Kolm und Liewenberg und im Ibugwalde itei Sessenberg, eben- falls im Kreise lleilsberg. F. Seydler. Zur (ilescliiclite der Leffnniiiio.senkiiöllclien. — In der „Naturwissenschaftliehen Wochenschrift" ist wiederholt über ilie Leguminosenknöllcheu die Rede gewesen (vergl. P.d. ni S. 134, Bd. \' S. 8 u. 486), im C'entralblatt für Uakteriohigie und Parasitenkunde macht nun dei- Botaniker (leheinn'atliLrof. Ferdinand Colin das Folgi'iide bekannt. Bei den Erörterungen über die Knöllehen der Legu- miiiosenwurzeln, die gegenwärtig nach so vielen Rieh- ttingeii unser Interesse in Anspruch nehmen, ist eine Untersuchung unberücksichtigt geblieben, welche nicht nur als die erste, umfassende Würdigung dieser (ieiiilde in anatomiseher, entwiekehingsgescliiclitliclu'r und jihysio- logischer Beziehung unsere Beachtung beansprucht, sondern auch wegen mehrerer noch jetzt zu prüfender Beobach- tungen verdient der Vergessenheit entrissen zu werden. Da diese grundlegende Arbeit in einer schwer ziiüäug- liclien Zeitschrift niedergelegt ist, so sei iiiir. gestattet, ihren wesentlichen Inhalt hier zu referiren. Im Jahre 1858 erschien in den „Landwirthschaft- lichen Mittheilungen, Zeitschrift der laudwirtlischaftlichen Lehranstalt zu Poppeisdorf, herau.sgegebeu von Dr. Hart- steiu, Heft I S. 34-52" eine Abhandlung von Dr. med. J. Lachmann*), „Uebcr Knollen an den Wurzeln der Leguminosen." Hier wurde zum ersten Male das bis dahin übersehene, fast allgemeine \'orkoninieii dieser Knöllehen nachgewiesen, die von den Physiologen nicht beachtet oder als krankhafte Auswüchse augesehen worden waren. Limie hatte dh' Kiiüllchcn bei Lathyrus tuberosus, wo sie die (irösse einer Erbse übertrert'eu, bei der Be- nennung der S])ecies benutzt; aber auch die übrigen Lathyrusarten besitzen ähnliche, wenn auch meist kleinere Knöllehen. Lachmann gieht ein Verzeichniss von 40 — 50 Arten von Papilionaceen, an denen er Knüllcheu beob- achtete, auch bei .Mimosaceen (Acacia stricta, hispidissima, Lophantha, latifolia) hat er sie gefunden. Bei einjährigen Lui)iiicii — sagtL. — sitzen die Knöllehen nur an der Hauiifwurzel in geringer Zahl (,1 — 10), bei pereii- nirenden Lupinen ausserdem auch sehr zahlreich an den Seitenwnrzeln; bei Robinien bihhni sie sich an den dünnen, bei Akazien selbst au haarfeinen Wurzelzweigen, beim Klee zumeist oberflächlich, bei anderen selbst in mehreren Fuss Tiefe. Bald sind sie mit breiter Basis aufsitzend (Lu|iinus, Faba), meist aber sehr kurz gestielt, oft hand- förmig gela|»pt (Sarothanmns u. a.); ihre Grösse variirt v(m der des Hirsekorns bis zu der einer Erbse. An den Wurzeln von Lupinus Intens entwickelten sieh die Knöll- cht'u in den verschiedensten Bodenarten; nur bei den in Torf und Heideerde gezüchteten fehlten die Knöllehen**]. Die .Vnatomie ist bei allen Kniillchcn wi'scjitlich gleich: Auf eine Epidermis mit Wurzelhaaren folgt ein aus 5 — 8 tafelförmigen Zellenreihen gebildetes, oft Stärke führendes Rinden])areiichym. Dieses umschliesst als Haupt- masse ein Centralgewebe ans rundlichen Zellen, die nach innen grösst'r werdi-u. Zwischen iiciden verlaufen wenige (5?) (iefässbündel aus sehr engen Netz- und Treppen- gefässen und zartwandigem Prosenchym gebildet, die sich von den (iefässbündelu der AV'urzel abzweigen, jedoch nicht bis zur S])itze des Kuöllcheiis reichen. Die Central- zellen enthalten an ihrer inneren A\'anilfläche eine dick- flüssige, trübe Protoplasmaschicht, die bald die ganze Zelle ausfüllt; der Zellkei'u erscheint homogen, nicht granulös und dehnt sieh zu einer grossen wasserhaltigen lilase aus. l)u' Trübung dicsei- Zellen beruht auf un- zähligen, kleinen, länglichen, stabförinigeu Körperchen, die aus zwei bis drei (iliederchen bestehen und \'ibrioneii gleichen; sie werden durch Jod braun, wie Proteiiisiil)stanz, und zeigen im Wasser lei)hafte Molecnlar- und zum Theil Vibrionenbewegung. In Uebereinstimmnng mit der Anatomie zeigt die Entwickelung, dass die Knöllehen Wurzelzweigen analog sind, die schon sehr früh an den Wiirzelspitzen im luneni di'i'selben an den Gefässbündeln (des ('entralcylinders) augelegt werden und die Wnrzelrinde in einem deutiiidien Siialt durchbrecJu'ii; sie unterseheiden sich von den W'nrzel- '•) Johannf'.s Lachmann (1832 — 1861) war einer di'i- begab- testen Seliüler des grossen Physiologen Joliannes Müller; er arbeitete vorzugsweise auf zodlogi.scliem Gebiet und liat sich ein dauerndes Denkmal gestit'ret durcli das von ihm in Geiueiiischaft mit seinem Freunde Edu:ird Claparcde verfasste grosse Werlv „Etudes sur les infusoires et les rliizopodes, Geneve 1858"; beide Forscher wurden durch einen frühzeitigen Tod hinweggerafft. Die Kenntniss von Luchmann's Arbeit über die Leguminosenknrdlclien verdanke icli meinem verehrten Cidlegen Prof. W. v. Funke. '■''*) Diese Beoliachtung, die Ijachmann unerklärlich war, ist jetzt sehr begreiflich, seit wir die Entstidiung der Knidlchen durch Einwanderung viui Bakterien aus dem Boden keimen; c.ffenbar sind in Turf- und Ueideerde keine Infeetionskeime vorhandfu. Nv. 1«. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 181 zweigen hauptsächlich nur dadurch, dass sich y.wisclicn die Gcfassbündcl ilas parcncliyuiatischc Centrai.ncwcbe eindrängt. Zwisclien ivuöliclicn und ^\'urzel l)ildct sicii eine scharte Abgrenzung aus 2 — 3 Schiciiten von Rinden- (Kork-) Zellen. Die Knöllchcn finden sieh schon au uu- Acrzwcigtcii Kciniwurzeln-, an älteren Aciholzfen Wurzeln sind sie nicht mehr vorliandeu. Die KnöUclicu sind \crgänglich, sie überdauern selten ein Jahr; ,sie werden durcli einen eigentliüniliehen Auf- lösungsprocess zerstört, während sich beständig in den jungen Wurzelzweigen neue Knöllchcn bilden. Beim Zer- fall dehnt sich an den ('entralzellen der Zellkern zu einer wass(>rheilen l>lase mit grossem, honiogeneni Kernkör|)cr- chcn aus, oder der Kern wird selbst zu einem ebenst, gi'ossen hdniogenen Körperehen; dieses erscheint sodann gleichsam gescliwänzt, indem es an einem Ende zu einem Faden auswächst, der bis zur Wand der Zelle reieho diese durchbohrt und selbst durcli 2 — 6 Zellen hindurch- wäclist, auch sich verzweigt, oft unter netzförmiger \'er- l)indung der Auszweiguugeu; er gleicht einem Scinuarotzer- pilz, docii ist . Xitronu'than bei der Reduction mit Zinn- chlorin, insbesondere wenn Leberschuss des letzteren \ er- mieden wird, nicht sofort Methylamin, sondern erst Metliyl- hydroxylamin, und erst durch weitere Einwirkung des Reductionsmittels wird der Sauerstoff des Zwischenkör|)ers entfernt. (Berichte d. Deutsch. Clicm. Gesellsch. XXIV,o528.) 8p. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Prof. Heinrich Weber in Marburg; ist als ord. Prof. der Mathenuitik an die Universität Göttingen berufen worden. — Prof. Karl Hintze ist zum o. Professor der Mineralogie und Dircetor des Mineralogischen Museums in Breslau ernannt wfirdeii. — Dr. Karl Dove geht als Leiter einer wissenschaftlichen Station nach Süd west- Afrika. — Dr. Philipp Biedert, Oberarzt am Bürger- spital zu Hagenau im KIsass, ist als Professor der Ivinderlieilkundi' an die Universität Innsbruck berufen worden. — Der Astronom Dr. Heinrich Oppenheim an der Berliner Sternwarte hat das Prädikat Professor erhalten. — Der Geograph Grüner wird eine zu gründende wissenschaftliche .Station im Togogebiet leiten. Es ist gestorben: Der Besitzer der chemischen Fabrik in Görlitz Dr. Theodor Schuchardt. L i 1 1 e r a t u r. 1. Dr. Karl Eckstein, Pflanzengallen vind Gallenthiere f Zoolog. Vortr. herausg. v. ^Villia^l Marshalll. Mit 4 Steindrucktafeln. Verlag von Richard Freesi'. Leipzig IS!)1. — l'rris :i Mk. 2. G. Hieronymus, Beiträge zur Kenntniss der europäischen Zoocecidien und der Verbreitung derselben (.Separatalldruck aus dem Ergänzungshi?ft zum 68. .Jalin-sbericht der Schli-- sisclien Gesellsch. für vaterländische Cultur). Breslau l.'iOO. 3. Dr. D. H. R. von Schlechtendal, Die Gallbüdungen (Zooce- cidien) der deutschen Gefässpflanzen. Eine Anleitung zur Bestimmung derselben. (Aus ilem Jaliresbericht für Naturk. zu Zwickau für das Jalu- 1800 liesonders abgedruckt). Verlag von R. Zückler. Zwickau 1891. Preis 2 Mk. Nachträge und Berichtigungen 0,20 Mk. I. Gallen, diese merkwürdigen, durch das Zusammenwirken von Thier und Pflanze entstehenden Gebilde, erregten sclion vor Jalirhunderten die Wissbegierde mit dem Studium der Naturkörper sieh befassender Forsclier. Von Albertus Magnus bis zur Gegen- wart hat man Beobachtungen gemaclit, Experimente angestellt und viele Punkte des interessanten biologischen Problems, wenn auch noch nicht alle, klargestellt. Umfangreich ist die Litteratur über den Gegenstand und in vielen Werken und Zeitschriften zerstreut. Daher ist es mit Freude zu begrüssen, dass Eckstein es unternonnnen hat, unter Beigabe von ihm selbst gezeiclmeter Tafeln und unter Berücksichtigung der neuestenForschungen das Wichtigste über unser Thema zusammenzustellen und einem weiteren Kreis ge- bildeter Leser in ansprechender Form zugänglich zu machen. Na(di einem kurzen historischen Ueberblick bringt der Verf. zunächst All- gemeines über die Morphologie der Gallen, um alsdann die gallen- erzeugendeu Thiere morphologisch und biologisch zu iharakteri- siren. Würmer, Räderthiere, Milben und eine grosse Menge von Insekten kommen hier in Betracht. Weiter folgen Kapitel über die Art der Entstellung der Ptlanzeugallen, sowie übi'r den mor- phologischen Bau derselben je nach der Art des Erzeugers, und den Schluss bilden praktische Erörterungen über Nutzen und Schaden der Gallen. Die 4 Tafeln sind eine schätzenswerthe Zugabe mid tragen wesentlich zur Veranschaulichung des im Texte Gesagten liei. Dr. Ernst Schiill'. Ist das vorstehende Heft dazu bestimmt in das interessante Gebiet der Zoocecidiologie einzuführen, so dienen die l)eidi>n unter 2. und 3. aufgeführten Schriften dem Fachuianno, alle o als kleine, 182 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 18. sehr zweckmässige Anfangsliibliotln'k für donjcnigoii, der sicli in das interessante Specialgebiet einarbeiten will. 2. Die Arbeit von G. Hieronymus ist als werthvollor Bei- trag zu der noch verhältnissmässig jungen Wissenschaft der Pfiauzengallenkunde zu bezeichnen. Von den Giillon werden Jahr für .Jahr sogar innerhalb Deutsehlands noch neue, bisher unbekannt gewesene Formen gefunden. Botaniker und Zoologen theilen sich in dieses Gebiet der Naturforschung. Die Gallener- zeuger werden oft erst viel später entdeckt als ihr Erzeugniss, da die meist sein- kleinen Insekten schwer zu finden sind. In der vorliegenden Abhandlung sind 803 verschiedene Arten von Galleiierzougern aus den verschiedensten Gegenden Europas aufgezählt, und zwar nach iliren Nährpflanzen, welche alph.abetisch angeordnet sind. Zugleicli sind die Gallenerzeuger nach den Klassen und Ordnungen zu denen sie gehören, und erst innerhalb dieser nach den von ihnen befallenen Pflanzenarten aufgefülirt. Der Verbreitung der Gallenarten (Zoocecidien), beziehentlicli ihrer Erzeuger entspricht nicht immer die Verbreitung der Nährpflanze. Die Pflanzenart kann unter einem bestimmten Breitengrade oder in einer bestimmten Höhe über Äleer noch recht gut gedeihen, nicht aber der Parasit. So kommen z. B. viele der gemeinsten europaischen Gallen nicht in Schottland vor. obgleich die betref- fenden Pflanzen dort häufig sind. Das Verzeichniss enthält 13 Nummern unter der Ueberschrift „Helminthocecidien" (von kleinen Würmern au.s der Gattung Tylenchus erzeugte Gallenformen), 973 Nummern von Acaro- cecidien (von Milben erzeugte Gallenformen) und 517 Nummern von Entomocecidien (von Insekten erzeugte Gallenformen). Von den Entomocecidien entfallen die meisten auf Fliegen (Diptera), Hautflügler (Hymonoptera) und Blattläuse (Aphiden); nur verein- zelte .auf Schmetterlinge (Lepidoptera), Käfer (Coleoptera) und Wanzen (Hemiptora). Von vielen der aufgeführten Cecidien sind indess die Erzeuger nicht bekannt, und nur aus der Deformation, Knotenbildung. Ver- grünung, Auftreibung des Gewebes etc. wird auf einen solchen geschlossen. H. J. Kolbe. 3. Die vorige Arbeit kann als Ergänzung der vorzüglichen Arbeit Schlechtendal's angesehen werden. Schlechtendal berück- sichtigt alle Gallen, welche in Deutschland vorkommen; sein Werk eignet sich zur Bestimmung derselben sehr gut. Da die Diagnosen nnr kurz sind, so wird derjenige, der etwas mehr über dieselben wissen will, die umfangreichere Abhandlung Hieronymus zur Hand nehmen müssen. Scldechtendals Arbeit muss dem bota- nischen und zoologischen Systematiker, den die Cecidiologie nur nebenbei interessirt, sehr gelegen kommen, sie wird hofl'entlich zu einer Specialbeschäftigung mit derCecidiologie anregen, denn sie versetzt in die Lage sich schnell über Gallbildungen zu Orientiren. Zwei Register, eines der Gallenerzeuger, das andere der Pflanzen, beschliessen das Werk. Im ganzen werden 1315 Gallenerzeuger aufgeführt, die mit laufenden Nummern versehen sind. Die Dis- po.sition ist wie bei Hieronymus botanisch-systematisch, aber durch das werth volle Register der Gallenerzeuger auch rein zoologischen Bedürfnissen angepasst. Der Mangel eines solchen Registers bei Hieronymus wird für den Besitzer beider Werke (und ich möchte sagen: sie gehören zusammen) dadurch nicht fühlbar. P. Dr. Otto Zacharias, Die Tliier- und Pflanzenwelt des Süss- wassers. Einführung in das Studium derselben. Herausgegeben von Dr. Otto Zacharias. Band II. Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber in Leipzig' 1891. - Preis 12 Mk. Die Inhaltsübersicht des ersten Bandes haben wir S. 389 Bd. VI. der „Naturw. Wochenschr." gegeben; der vorliegende Bd. II, der 51 Textabbildungen enthält, ist der folgende : I. E)ie Hydrachniden (Wassermilben). Von Prof. Dr. P. Kramer. II. Kerfe und Kerf- larven des süssen Wassers, besonders der stehenden Gewässer. Von Dr. E. Schmidt-Schwedt. III. Die Mollusken des Süsswassers. Von .S. Clessin. IV. Die deutschen Süsswasserfisclie und ihre Lebensverhältnisse. Von Dr. A. Seligo. V. Die Parasiten unserer Süsswasserfische. Von Prof. Dr. F. Zschokke. VI. Die quantita- tive Bestimmung des Plankton im Süsswasser. Von Dr. C. Ap- stein. VII. Die Fauna des Süsswassers in ihren Beziehungen zu der des Meeres. Von Dr. O. Zacharias. VIII. Uebor die wissen- schaftlichen Aufgaben biologischer Süsswasserstationen. Von Dr. O. Zacharia.-. IX. Das Thierlehen auf Flussinseln und am Ufer der Flüsse und Seen. Von Fr. Borcherding. — Wir gedenken in der „N. W." noch ausführlicher auf den Inhalt der beiden Bände zurückzukommen und bei dieser Gelegenheit auch einige der in denselben gebrachten Abbildungen vorzuführen. Dr. Heinrich Simroth, Die Entstehung der Landthiere. Ein biologischer Versuch. Mit 2.54 Figuren. Verlag von Wilhelm Engelmann. Leipzig 1891. — Preis 16. Mk. Der Verfasser hat sich besonders eingeliend mit Mollusken beschäftigt (vergl. Naturw. Wochenschr. Bd. VI p. 438), und spi-ciell die Betrachtung der Land- und Wasserschnecken in ilirem Bau und Leben haben ihn zu seinen Ansichten geführt. Simroth meint, dass die Strandzone und das Festland die hauptsächlichsten Bil- dungsstätten der Thierarten seien. Vieles in dem Buche ist recht hvpothetisch, so lassen sich z. B. triftige Einwände gegen des Verfassers Anschauung machen, dass die Fische von Landthieren abzuleiten seien u. s. w., aber es findet sich sein- viel Anregendes in dem Buche. Es umfasst incl. Register nicht weniger als 492 Seiten und bringt melir als man auf Grund des Titels erwartet. Prof Dr. Leopold Dippel, Handbuch der Laubholzkunnde. Beschreibung der in Deutschland heimischen und im Freien kultivirten Bäume und Sträucher. Für Botaniker, Gärtner und Forstleute. I. Theil: Monocotyleae und Sympetalae der Dy- cotyleae. Mit 280 Textabbildungen. Verlag von Paul Parey. Berlin 1889. — Preis 15 Mk. . , x II. Theil: Dicotyleae, Choripetalac (einschliesslich Apetalae). Urticinae bis Fran^ulinae. Mit 272 Textabbildungen. Verlag wie L Theil. Berlin 1892. — Preis 20 Mk. Der I. Theil der Dipperschen umfangreichen Dendrologie umfasst 449, der IL Theil 592 Seiten. Seit Karl Koch's vor 20 Jahren erschienener Dendrologie ist kein Werk in deutscher Sprache erschienen, das mit Koch's Arbeit auch nur einigormaassen hätte konkurriren können, denn die Verfasser der Geliölzkunden der letzten Jahrzehnte, an die Referent denkt, waren keine recht berufenen Autoren. Erst das Dippel'sche Werk, von welcliem also nunmehr zwei Theile vorliegen, und das offenbar mit dem noch ausstehenden III. Theile abgeschlossen sein wird, verdient lieim Fachmanne, Liebhaber (z. B. Parkbesitzer) und überhaupt jeden, der sich für Gehölzkunde interessirt (ich denke u. a. auch, dass Schulbibliotheken das Werk mit Nutzen anscliaffen würden) wieder ernste Beachtung. Dem Koch'schen Werk gegenüber, das ja dem Dendrologen noch lange ein Quellenwcrk bleiben wird, hat das Dippel'sche (len Vorzug reichlicher Illustrirung: mit Recht bei einer Wahl zwischen zwei Werken, unter denen eines nicht illustrirt, ausschlaggebend für viele für eine Anschaffung. Dass naturgemäss Dippel nicht versäumt hat, das, was die letzten 20 Jahre in dem Gebiet gebracht haben, zu verwerthen und insofern mehr bringt als Koch, ist so selbstverständlich, dass es kaum ge- sagt zu werden brauchte. . ■/■ , Die Fachleute haben sich begreiflicher Weise vielfacli und eingehend mit den erschienenen Bänden beschäftigt und den \ er- fasser derselben auf manche Fehler aufmerksam gemacht: wie das keinem F.achmann irgend einem im Ganzen auch noch so guten Werke seiner Specialität gegenüber schwer werden durtte. Es ist wohl zu erwarten, dass Dippel in einem kleinen Anhange mit Verbesserungen zum III. Theile solche Hinweise, die einem gewissenhaften Autor nur lieb sein können, im Interesse seines Werkes verwerthen wird. Berichtigung. Herr Dr. Wernekke, Direktor des Realgymnasiums in Weimar, macht mich gütigst darauf aufmerksam, dass Zeile 4 von unten des Darwin'sclien Autogramms auf S. 153 der No. 16 auch die Lesart strength an Stelle von strugle möglich ist; ich selbst neige mich aber doch der letzteren zu. Hingegen muss ich Herrn Dr. Wernekke in seiner Correctur der vorletzten Zeile durchaus zustimmen, in der es allerdings wohl heissen muss .,yours faith- fullv & obliged". P. Inhalt: Die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Peridineen-Fors<-liung. (Mit Abbild.) — Vorkommen und A'er))reitung von Trapa natans und Taxus baccata in Ostpreussen. — Zur litif4e Söeritfeterftattunq; feine politifcöe ©coormunbung ber Sefcr. — Sffliebergobe intercjfitenber SHeinungääuSenuigcn bet ipartei= blätler oller SÄitfitungen. — Sluäfü^rlic^e Sgor UmentääSes rillte. — Xrefflit^e militärif^e üluffäje. — Sntereffonte aofal = , Sweater« unb ©ericfitä = 31a(4ri(5ten. — ©in» fle^enbftc 9larfjri(f)ten unb au^gejeitftnete 9leccnriorten über Sfieater, änufit, Äunft unb 2Bif f enlt^of t — HuäfU^rlic^cr JianbeUlöeil. — Botlftänbigfteä Eouräblatt. — Sotterie= ßiften. — ^ßerfonal^aieränbctungen in ber 2trmee. aWarine unb einilsSßerrooltung föufttj, ®eiftli4(eit, Se^rerfdiatt, Steuerfo*, gor(tfa(^ IC.) fofott unb nollftänbig. geulHeton«, üHomone unb 5loBcacn ber ^eroorrogenbSen ikutorcB. 3lnjci0en |inli von frljerer SlUirltung! J)et 3n^olt ber ,,gerllneV gle»te(ien Ijtrtdjridjten" ift frei oon ^trioolitäten irgenb roelc^er ülrt. 3n jcber gebilbeten gamilie pnben fic ba^er fieser fteunblid^e aufnähme. MV Siir 3fainitlcn < Slnjelgcn. Siienftboten« (^(efiicde' 2l''0l)niiii()ä<9(n)ci(|tit unt) ädnlicbc Slnnoncen, btc btc Scbütfniitf cincä ^nusljaUä tctrcffcu, toitb Mc Stbonncmente Duittiinit für iaä tnufcnbc Duartal b. a. %$. tiod in 3i>()[>in(| genommen, roobur^ ber ittejug be^ 23latteS [\dj roefentlid) nerbilligt. ~^HB ^robenummern auf SQJnnfd) giatiä bur(ö bie dtpctiltlon ßcrliit SW., flöniggtö^er Strafe 41. •o< ^ Ferd, Dümralers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von I'i'üf. Ür. M. Lazarus. geh. Preis 3 Ji; geb. Preis i Ji. Zu beziehen durch alle Buehhandlungen. \l Sauerstoff lin Stahlc.ylincloi-n. Dr. Th. Elkan, 1 Berlin N, Tcc:clcr Str. In. Preisgekrönt ; Mainz 1842 Berlin 1844 London 1854 Paris I8S5 London IS62 Paris 1867 Sidney 1879 Bologna 1881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien -Contor Bonn ajRh. Dl*. F. Krailtz.. Bonn a.iRh. Geschäftsgründung 1833. Liefert Mineralien, Krystallmodelle in Holz und Glas, Ver- steinerungen, Gypsabgüsse seltener Fossilien, Gebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematiscli geordneten Sammlungen als Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Auch wcTfleii. Mineralien u. Petrefact., sawolU einzeln als auch in (/am. Sammlung., jederzeit gekauft, oder in Tausch iihernommen. Ausführliche Verzeichnisse stehen portofrei zu Diensten. Alle goschäftlichon Mittheilnngen Rrbitte unter: Dr. F. Erant/, Rheinisches Mincrnlicn - Contor. Patentan^walt UIp. R. niaerz, Berlin, Leipzigerstr. (37. Photogr. Amateur -Apparate, mit welchen jeii. Laie ohne \'oi'kriintni,>.'^i' riHlfllnM- PIk.- toL^inpli. iii.T- stcllea kann. Preist* von M. 30 — M. 4UÜ— . AuleituuK und illustr. Preis- verzeichnisse kostenfrei. Je- der Kiiuler eines Apparates erliält auf Wunsch nneutgeltlicheu Unter- richt in unserem Ijaboratorinni. E. Kraiiss & Cie., Berlin W., Wiihelmstr. 100 (friiher Leipzig;). (Paris, L..i..Inii, Sl. I'rfcrslm !■;,-, Mailanrl). agn j^^M j J^u j j j j j j j j'j3^AJä^\i j;i;i.ia j'j'.A.j jaaa^ j .^'.j J3 .j:j^ j j^^i^aa^ a j j^'^^-^^.i;! ^ Geologisches u. mineralogfisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des fniiiziisisclif n Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stiier beehrt sich mitzutheilen, dass er alle Reolo- Rischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er miichtc sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern kennen: Devon der Eifel, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera. Becken u. s. w. u. s. v<. Corallien von Nattheim, Überhaupt Local - Suiten Lias aus WUrtemberg. und deutsche Mineralien. Wegen der Be(liiit;inif;i'ii l)itti' zu .sfhrril>i.|i iiii .Vlexaiidcr Stuer 40 Rue des Matluirins in Paris. XXXVIII Naturwissenschaftliclie WoclicnschriCt. Nr. 18. Von pKisstfin Interesse fiii- Wisseiiscliafltliclic Bibliotliekt'ii, (;i c V a u ö ä e ä e b e n C 0 n jfl. ^axtad^. H. («Ubiiiibcii :t a'inrf. lloriütig in nllcn Suitiiinniilnngtn. Verhig von W. H. Kühl, Berlin W. 8, Jägorstr. 73. Wichtige Publiliation. Vor Kurzem erschienen. DREI KARTEN VON GERHARD MERCATOR EUROPA il.'i-'.4) l.i Blatt. — BRITISCHE INSELN (l,^j61) S Blatt. — WELTKARTE (mit Nord- und Süd-Amerika (1569) 18 Blatt. FACSIMILE - LICHTDRUCK NACH DEN ÜIUGINAI.EN DER .STADTBIBLIOTHEK ZU BRESLAU HERGESTELLT VON DER REICHSDRUCKEREI HERAUSGEGEBEN VON DER GESELLSCHAFT FÜR ERDKUNDE ZU BERLIN. ißorriitig in tiHen iöud)()anMunflen. i M. Piimmlcro ürrlagobuiiilionblunij, Scrliit SW., Bimmrrllroftf 94. | Iiiiiii Min IUI II mir iiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiMiiiiii= li JKt BERLIN C, Niederlage eigener Glashiittenwerke und Dampfsclileifereien. Mechanl.sclie Werkstätten, Schriftmalerei und Emaillir- Anstalt. Fabrik und Lager säninitlicher Apparate, Gefässe und Ge- väthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. _, 41 Tafeln. — Grossfolio. — In eleganter Mappe. (.Auflage: "ijo numerierte Exemplare.) Preis m Mark. (Ausführlicher Prospekt gratis und franco auf Verlangen.) In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung iu Berlin SW. 12 urscheinon: Mitteilungen der Vereinigung foii Freuiifleü der Astrouoniie iiud kosiiiisclieii PtiysiL Kedigirt von Prof. Lr. W. Foerster zu Bcrliu. Jährlich 10—12 Hefte gr. 8". Preis pro Jahrgang 6 M. Man iibonnirt l)ei allen Bucldiamllungen Tind PostanstMlten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten oliige Mit- teilungen gi-atis. Beitrittserklärungen .sind an den Schriftführer ilor Vereinigung, Herrn Dr. I*. ScInvaliii, IJerliii .SW., (irossbecrt'uslr. «S zu richten. «♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ 2 Si)eI)Cii er.seliicn: ^ Ein Beitrag I t Geschichte des europäischen Haiisrindes.| t Von Professor Dr. Hugo Werner. Mit i Ali/iilduni/en und 1 Karle. T 4S Seiten. Preis 1 Mark. ♦ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦ X Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW, 12, Zimmerstr. 94, | ^♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦^ Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 8. Mai 1892. Nr. 19. Abonnement: Man abonnirt bei allen ISiiililKindluiigen und Post- v Inserate: Die vieigespaltene Petitzeile 40 ^',. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei iler Expeilitiun. Der Vierteljalirspreis ist M 3. - (33 sprechenden Itabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 1.') .^ extra. Jl bei allen Annoneenbureaux, wie bei der Expedition. Alxli'iick ist iiiii- mit volIstäiKliü'or 4{iiellonnn^'nho »'o^itattet. Eine kosmische Frage. Vom Gi'lii'iinen Bauratli Dr. A. Mey deiibau c r. Luft (liircli \'er- Vdii (lern Augenblick an, in dein die „Erlialtnii.i;- iler Kraft" in der Gesehiehte der Erivenntni.^s eine Walirheit wurde, gilt die Entzündung- der Meteore durch Rei- bung in der Luft als erledigte Frage, mid nnigekebrt gilt die frühere Frage als wesentliche Stütze der genannten W^ahrheit. Die Annahme einer nocli nffenen Frage koniint heute einer Verleugnung wissenseliaftliclier Errungen- schaften gleich. Und doch hat noch Niemand die Er- wärmung eines Körpers um ein Hundertstel Grad infolge Reibung in unbegrenzter such wirklich nachgewiesen! Es muss dies in unserer kritischen Zeit um so mehr autfallen, als jene Wahrheit durch die ( tffenhaltung der genannten Frage keinen Deut an ihrer Begründung verlieren am wenig- sten aber geleugnet werden würde. Es giel)t nun eine Reihe be- kannter Erscheinungen, die in unge- zwungener Auffassung die Stelle des Experimentes vertreten, und alle aul' die Thatsaehe hinauslaufen, dass die Bewegung eines Körpers in freier Luft lediglich die Beschleunigung der Annahme der Temperatur der letz- teren seitens des ei'steren und keine Erwärmung zur Folge iiat, gleich vie Unterschied \(irlier jxisitiv oder negativ gewesen ist. Das Verschwinden jedes Temperatur-Unterscliiedes erfolgt um so schneller, als die (Jeschwindigkeit des Ijcwegten Kiirpcrs grösser wird. Diese Thatsaehe ist übrigens unwillkürlich in .leder- manns Fcbung, und Niemand denkt daran, ilass damit einer der stidzesten ko.smischen Hypothesen der Boden unter den Füssen fortgezogen wird. Wir schwingen einen zu heissen Körper in der Luft, um ihn schnell abzukühlen. Bei wissenschaftlichen Beobachtungen liest man die 1'em- peratur der Luft am Seh le uder - Thermometer ab, und der Beweguiii )b der Temperatur- umgekehrt werden die Thermometer der Urania-Säulen durch einen beständigen Lul'tstrom V(m dem Eintiusse der Umgebung befreit. Verfasser hat bereits vor 13 Jahren durch einfachen Ver- such den Vorgang in seiner Gesetzmässigkeit dargestellt. Ein gewöhnliches Thermometer wurde in einer ersten \'ersuchsreilie um einige Grade über, in einer zweiten \'ersuchsreihe unter die in dem Raum stattfindende Tem- peratur gebracht, und dann die unter dem Einfiuss freier Luft eintretende Ab- resp. Zunahme alle lialbe Minute abge- lesen. Das Thermometer war au einem Faden frei im Raum aufge- hängt. Durch Erhaltung auf ver- schiedenen Ausschlag konnte das Thermometer in pendelndes Schwin- gen versetzt werden, dessen Ge- schwindigkeit fast genau jjropor- tional (lern gegebenen Aussehlag sein musste. So wurden für das (a) ruhende Thermometer und für Ausschläge von (b) ein und (c) zwei Meter je drei Versuche ange- stellt, deren Ergebnisse die bei- folgende Figur zusammenstellt. Die ^'ersuchc sind zu verschiedenen Zeiten angestellt; die Eiidtem|)eratur, d. i. die Temperatur im Zimmer, ist daher nicht die gleiche. Die Aufangs- tcm|)eratur von Null und darunter verursacht etwas un- regelmässigcn Wrlauf der Curve wegen der unvermeid- lichen Feuchtigkeits- Niederschläge, aber nicht in dem .Maasse, dass der eigentliche ^'organg• zu verdeckt wurde, dessen Gesetzmäs.sigkcit aus den sechs Curven in nicht anzufechtender Weise hervorgeht. Die Annäherung an die Temperatur der Luft nimmt mit der Geschwindigkeit schnell zu und wird a.ssymptotisch der die Temperatur der Luft angebenden Abscisscnaxc. Der Schluss, dass die ("urve bei sehr grosser (icschwindigkcit schon in kürzester 184 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 19. Zeit mit dieser zusainmenfalleu niuss, ist zwingend, und damit wird die l)isherige Annainne der Entzündung der Meteorite an der Luft durch Reibung liinfäilig, wenigstens so lange, als nicht durch einwandfreien Versuch das Gegentheil erwiesen wird! Bei näherer üeherlegung ist auch kein Grund erfind- lich, warum hier Erwärmung auftreten soll wie I)ei Reihung fester Körper gegeneinander. Die dem Körper unmittelbar anliegenden Lufttheilclien sind durch die kleinste Jvraft verschieblich und weichen dem Druck des ankom- menden Körpers mit einer Geschwindigkeit aus, die von der Dichtigkeit der Luft und der Geschwindigkeit des Köi'pers alihängig ist. Die Erzeugung der ersteren Ge- schwindigkeit ist es, welche den AVidei'stand für den Köi})er hervorljringt. Da nun aber immer andere Luft- thcilchen hetrorten werden, die unmittelbar nach Vorüljer- gang des Körpers wieder in den früheren Zustand und an dieselbe Stelle zurückkehren, auch keine nennens- werthe (Geschwindigkeit dauernd annehmen, so ist eine Aenderung, Verschiebung oder ündagerung der Theilcheu nach Vorübergang des Körpers nicht eingetreten, und es bleibt nur die Bewegung der Lufttheilclien, die bis zu einem nicht grossen Abstände vtm dem durch den Körjjer bestrichenen Raum, und auch nur im Moment des Vor- überganges, stattfindet. Hierbei müssen die zur Richtung der Bewegung verschieden liegenden Seiten berücksichtigt werden. Nach vorne tritt oftenbar eine Verdichtung der Luft ein innerhalb einer Fläche, deren Form von mehreren Faktoren bedingt wird. Im Allgemeinen wird die Fläche konvex gebildet sein. Die zwischen dieser Fläche und der Köi'peroberfläche befindliche Luft ist verdichtet und im Verhältniss dazu auch erwärmt, abei' nicht mehr als nothwendig ist, um die Lufttheilchen zum Ausweichen nach den Seiten zu veranlassen. Wie gross der hierzu er- forderliche Kraftaufwand ist, kommt hier zunächst nicht in Betracht. Abhängig ist er ausser von der Geschwindig- keit des Körpers noch von dessen Form und der Grösse des Querschnittes gegen die Bewegungsrichtung, ist also eine sehr schwierig darzustellende Grösse. Die ab- fliessende Luft unduillf den Köi-per in einer Schicht, die Jedenfalls einige Aehulichkeit mit der Form derjenigen Wassernuisse besitzt, die um einen durchziehenden festen Körper herum in Bewegung kommt. Die vor dem Körper thatsächlich eingeti-etene Temperaturerhöhung gleicht sicli in der ahtliessenden Schicht bereits aus, um unmittelbar hinter dem Körper in eine 'remperaturerniedrigung ülterzu- gehen infolge der hier eintretenden Luftverdünnung. Letztere muss der Luftverdichtung vor dem Körper durchaus entsprechen , denn die hinten nachdringende Luft bedarf des Antriebes genau wie die vorne auf- haltende. Die Summe der stattgefimdenen Temperatur- veränderungen vorne und hinten ist also Null, ganz gleich- gültig, wie gross der Kraftverbrauch gewesen ist. Die in grosser Menge vorbeistreichende Luft von wieder ausgeglichener Temperatur theilt dem Körper die ihr selbst innewohnende Temperatur mit und gleicht vorhandene Unterschiede aus, wie das Schleuder-Thermometer längst handgreifiich darthut. Noch verdient die Foim der den Körper umhüllenden, allein eine Bewegung ausführenden Luftmasse Erwähnimg. Nach der Beobachtung von Meteoren im Fernrohr ist sie eine birnförmigc, genau im Einklang mit vorstehender Darlegung. Betrachtet man den Weg, den ein Lufttheilchen während des Voi-übcrganges vollzieht, für sich, so findet man nur einen einfaciien Hin- und Hergang innerhall) radial um die Bewegungsriehtung angeorchieter El)enen. Ein einfacher Hin- und Hergang von Lufttheilchen ist aber die gewöhnliche Ursache des Seh all es und in der That ist ein solcher stets bei schneller Bewegung von Körpern wahrzunehmen. Ein von kräftiger Hanil gewor- fener, zugleich um eine Axe sich drehender kantiger Stein brummt schon vernehmlich. Eine gewöhnliche Fliuten- kugel mit 400 ra Geschwindigkeit jjfeift mit durchdrin- gendem Ton. Eine Granate in gleicher (Seschwindigkeit zischt wegen des grösseren Durchmessers recht kräftig. Ein Steinmeteor von nur wenigen ("eutimetern Durchmesser mit annähernd zehn Kilometer (!e- schwindigkeit macht Donnergetöse, das mit dem wirklichen Donner darum grosse Aehnliehkeit hat, weil gerade, wie bei diesem, der Ton von jedem Punkte der langen Bahn ausgehend, erst allmäidicli mit der viel kleineren Schallgeschwindigkeit unser (Hu- erreicht. Die olme weiteres bei den Meteoren angenonmiene Umsetzung von Massengeschwindigkeit in Wärme ist daher ein ver- hängnissvoller Trugschluss. Dass aber der Schall auch Kraftaufwand erfordert, liegt durchaus im Begrift" der Erhaltung der Kraft. Dass Kraft nicht immer in Wärme umgesetzt wird, zeigt einer der ältesten Apparate der experimentellen Physik, nämlich der Elektrophor. Bei dem Peitschen mit dem Fuchsschwanz entsteht zunächst Geräusch, also wieder Schall, der seinen Antheil an Kraft vorweg nimmt. Dann entsteht Wärme, wie stets bei Reibung fester Körper gegeneinander. Weiter entsteht Elektrizität, die ja der Zweck des Apparates ist. Endlich entsteht mechanische Abnutzung des Kuchens und des Pelzes, denn bei längerem Gebrauch werden beide kleiner. Hier haben wir also vier verschiedene Arten der Um- setzung von Kraft, ohne dass es Jemanden eingefallen wäre, nur an Umsetzung \'on Kraft in Wärme zu denken. Noch giebt es andere allbekannte Vorkommnisse, welche das Verhalten schnell durch die Luft bewegter Gegenstände darthun. Gewehre und Geschütze mit zu grosser Pulverladung (wenigstens beim alten Schwarzpulver) streuen ganze Massen davon unverbrannt vor die Mündung. Das sog. prismatische Pulver, in grossen Stücken gepresst, findet sich theilweise angehrannt, aber ausgelöscht. Hier hat also die heftige Bewegung eines zum Weiterbrennen des Sauerstoffs gar nicht bedürftigen Körpers der bereits ein- geleiteten Entzündung durch Abkühlung augenblick- lich Einhalt gethan. Merkwürdiger, oder vielmehr sehr bezeichender Weise zeigen diese Stücke halbver- brannten prismatischen Pulvers dieselben Höhlungen (Fingereiudrücke) wie manche Meteorsteine. Ein sehr lehrreicher Versuch lässt sich mit einer Kerze anstellen, am besten von derjetzt nicht mehr gebräuch- lichen Art aus gewöhnlichem Talg. Die brennende Kerze verlischt durch einfaches Anblasen, indem der Destillations- prozess des Fettes durch Abkühlung unterbrochen wird. Nur der Docht glüht weiter ohne Flamme. Bläst man nun stärker, so wird auch das Glühen des Dochtes durch vermehrte Sauerstoff-Zuführung stärkerund zuletzt hellleuchtend. Setzt man nun plötzlich mit Blasen ab, so springt die Flamme wieder auf, und die Kerze brennt weiter. Es wird Niemanden einfallen zu behaupten, dass die mit Blasen verbundene Muskel-Energie und die Rei- bung der Luft am glimmenden Docht diesen wieder durch Wärmezufuhr zum Entflammen gebracht hätte. Der Ver- .such giebt einen Fingerzeig, nach welcher Richtung hin die Lösung der kosmischen Frage zu suchen ist. Mindestens aber wird man sie als eine noch offene betrachten müssen. Bis jetzt stehen nur Behauptungen auf der einen, zahl- reiche Beobachtungen uud ein kaum anfechtbares Experi- ment auf der andern Seite. Nr. 19. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 185 Verfahren zur Einbalsamirung von Fischen und ähnlichen Objecten. Von Prof. Joli. Frciizol in Cnnloha (Ai'f^i'iitiiiic'ii). (Sclilus.s.) Das Glyccringcniisch. Wahrend Laskowsky und Sticda*) ein möj;-lichst reines und concentrirtcs Glyccrin anwenden, hat Wickcrsheimer dies in iioheni Grade ver- dünnt. Während aber bei den Ersteren die Wasser- anziehung- eine so störende ist, so liat letzterer, obgleich er diesen Fehler mehr unbcwusst vermeidet, für keinen Ersatz des Glycerins gesorgt. Ich selbst hielt früiier noch einen hohen Glyeeringchalt für erforderlich und nahm auf 1 Theil Alkohol 1 Theil Glycerin. Allmählich aber kam ich davon ab und suchte letzteres durch eine andere Substanz zu ersetzen, als welche sich der Zucker, schon einmal für derartige Zwecke, aber für sich allein angewendet, geeignet erwies. Den vorher von mir ge- brauchten Leim ersetzte ich nunmehr, um den Präparaten eine grössere Steifheit zu geben, durch Dextrin. Dieses ist kaum hygroskopisch, Zucker auch nur in wenig störender Weise, und von Glycerin wird nur noch soviel zugela.sseu, um ein Eintrocknen des Präparates zu ver- hindern. Die neue Flüssigkeit besteht aus 2 Theilen Glycerin. purum, 1 Theil Alcohol (ca. 80 bis 90 7o), 3 bis 4 Theilen Syrup. comp. Der Syrup. comp, wird folgenderma.ssen hergestellt: Zu Kochzucker wird etwa '/.i seines Gewichtes Wasser gegeben, so dass er sich gerade löst, worauf er dick ein- gekocht wird, ohne dass er aber gelb werden darf. Etwa der vierte Theil soviel Dextrin wird mit etwas kaltem Wasser angerührt, zum Kochen erhitzt und mit dem Syrup vermischt. Sodann füge man noch nach Belieben etwas Kochsalz und etwas Alaun hinzu, erste res, um die spätere Auskryst.allisirung zu henmien, letzteren zur besseren Fixirung der Farben; mische darauf den Syrup mit Glycerin, in welchem man gleichfalls Koehzucker erhitzt hat, und gebe etwas Alcohol hinzu, der mit Sublimat und Bor- oder Salicylsäure versetzt ist. Von ersterem nehme mau nicht zu viel, da leicht ein Auswittern desselben eintreten köunte. Es dürften ca. 3 "/qo davon genügen, während man entweder Borsäure oder Salicylsäure in grösserer Menge benutzt, um eine völlige Desinfection zu erzielen. Es sei aber bemerkt, dass dies nur eine allgemeine Formel sein soll, welche manche Abänderungen je nach dem speciellen Zweck, nach dem durchschnittlichen Feuchtigkeitsgehalt der Luft u. s. w. erfahren muss. Unter Umständen kann auch das Dextrin fortgelassen oder durch Gummi arab., Gelatine etc. ersetzt werden. Es hat aber die gute Eigenschaft, dem Präparat einen schönen Glanz zu geben. Kochsalz steht in seinem hygroskopischen Verhalten etwa in der Mitte zwischen Zucker und Glycerin, weshalb es als theilvveiser P^rsatz des einen oder des anderen dienen mag. So wird man bei grosser Feuchtig- keit das Glycerin noch mehr einschränken und dafür etwas mehr Salz hinzugeben. Diese Conservirungsflüssigkeit muss eine dicke Be- schaffenheit haben, schwach sauer und möglichst klar sein. Erscheint sie zu dünn, so lasse man den Alcohol *)_ Dr. S. Laskowsky, Behandhmg und Aiifbewalining anatomisclier Präparate (Besprechung) von L. Stioda (Königs- berg i. Pr.). — Biologisches Centralbhitt Bd. 7 No. 7; 1. Jiuii 1887 S. 210fF. — Wie Stieda mittheilt, hat er selbst den zuerst von van Vetter empfohlenen Zusatz von Zucker zum Glycerin wieder aufgegeben. theilweise fort, wie es auch gut ist, erst das Glycerin mit dem Syrup zu vermischen und dann vorsichtig Alcohol hinzirzugiessen, höchstens bis ein Niederschlag entsteht, der vom Dextrin herrührt. Die Zusammensetzung des Glycerin- Dextrin-Syriips hat nun folgende Bedeutung. Das Glycerin soll in be- kannter Weise die Geschmeidigkeit etc. erhalten. Der Zucker, gut eingekocht, verliert bekanntlich seine Krystal- lisationsfähigkeit in hohem Grade und würde, stark ein- gekocht, eine harte, glasige Masse bilden, woran er durch die Gegenwart des Glycerins verhindert wird. Beides giebt daher eine dicke, schleimige Flüssigkeit. Da ferner das Glycerin in jener Verdünnung vielleicht nicht im Stande ist, ein Eintrocknen des Präparates zu verhindern, zumal wenn es in trockener, oft gewechselter Luft steht, so ist eine Beigabe von Koelisalz, eventuell mit einem Bittersalz, ganz am Platze. Doch darf wegen der Neigung desselben, zu krystallisiren, nicht zu viel bei- gemischt werden, weshalb es durchaus nicht als völliger Ersatz des Zuckers dienen kann, wie man wohl meinen sollte. — Um der Flüssigkeit ferner eine noch grössere Consistenz und, wie schon gesagt, nach dem Trocknen dem Präparat einen gewissen Glanz zu geben, dient das Dextrin, während die Antiseptica endlich Fäulniss und Gährung verhindern sollen. Wenn das Quecksilber, falls davon noch zu viel im Präparat ist, auswittert, so wasche man die weissliche, käsig -krümelige Substanz mit einer stark verdünnten Säure, z. B. mit Speiseessig ab. Der Zucker syrup ist, um dies hier nebenbei zu bringen, ein Conservirungsmittcl, das noch nicht genug gewürdigt ist. Zwar ist es eine Thorheit, damit Fleisch conserviren zu wollen, da er ja nicht nur den Geschmack desselben verdirbt, sondern vor dem Gebraucli wieder völlig ausgelaugt werden müsste, wobei die Fleischsalze mitextrahirt werden würden; für die Erhaltung zoologischer Objecte aber ist er auf Reisen ein guter NothbeheU'. Landleute, Feldmesser, Reisende, Schiffer etc. kommen oft in die Lage, eine Schlange, grosse Echsen, ein Nage- thier, einen seltenen Fisch oder dergl. zu erbeuten, ohne dass sie wissen, was damit anzufangen, da sie weder Einrichtungen zum Conserviren und Verpacken, noch Uebung im Abbalgen besitzen. Jeder besitzt aber eine Schüssel, einen Brandy (Schnaps, Caüa), ein Messer und Zucker. Manche können sich auch Sublimat, Carbolsäurc und Chromsäure in kleinen Mengen leicht beschaffen. Es genügt daher, die Bauchseite des Thicres zu öffnen und den Darm zu entfernen, wenn man nicht in bekannter Weise durch den After „aushaken" will. Hierauf lege man das Object womöglich in eine, wenn auch nur schwache alcoholisehe Flüssigkeit, der man etwas Carbol- säurc, Sublimat oder dergl. zusetzt, wobei eine Dosis von Zucker und Salz nicht zu vergessen ist. Wer Chromsäure hat, oder Sublimat, kann davon auch eine wässrigc Lösung macheu (ca. 5 "/„ Sublimat oder 1 "/„ Chroni- säure. Nach dem Durchtränken lege man das Object in einen gekochten, vielleicht noch lauwarmen Zuckcr- syrup, der zuerst nicht zu dick sein darf, damit er gut eindringe, und dem man nach und nach Zucker und Salz in Substanz beifügt, während ein Antisepticum für die Conservirung sorgt. Ist dies geschehen und das Object mit Zucker durchzogen, so lasse man es einfach an der Luft trocknen und wickle es in Papier oder altes Leinen- zeug. Es scin-umpft dabei allerdings stark zusanmicn 186 Naturwissenschal'tlicbe WoL'hcnsi'lirift. Nr. l'.t. und wird unanselinlicli, lässt sich aber sclir bequem ver- packen und versenden, um später in Spiritus wieder auf- geweiclit zu werden. Obi;leicb, wie gesacjt, dieses Verfahren nur ein Noth- bebelf sein soll, so ist es doch sehr be([neni, ohne be- sondere Vorkenntnisse auszuführen und würde den Samm- lungen manches Object zuführen, das sonst wohl verloren sein wurde. — Wollte man, um darauf wieder einzugehen, ein Prä- parat direct aus dem Spiritus in obigen Glj'cerin-Syrup l)ringen, so würde dieser nur sehr schwer eindringen, weshalb der Prozcss allmählich vor sich gehen nniss. Man füge diesen Spiritus daher, in welchem das Präparat liegt, nur allmählich von dem Syrup zu. Oder man stelle sich, was viel besser ist, eine mittlere Flüssigkeit her, bestehend aus 1 Theil Spiritus und 1 Theil Glycerin-Syrup, wobei man das Dextrin fortlassen kann. Der Ersparniss halber empfiehlt es sieh auch, den schon mehrfach gebrauchten und daher bereits verdünnten Syrup zum Vermischen mit gleichfalls gebrauchtem Alcohol zu verwenden. Je nach der Grösse verweile das Präparat in dem verdünnten Gemisch einige Stunden bis Tage, um sodann in das conecntrirte Gemisch zu gelangen, wo es e))enso lange oder noch länger — bis etwa 4 Wochen — bleibt. Bei kleinen Präparaten und geringem Betriebe ge- nügen Glasgefässe, Steingutschüsseln etc.; im Uebrigen aber ist eine Paraffinkiste von der oben angegebenen Art sehr zweckmässig. — Man schütze die Flüssigkeit vor dem Verdunsten und vor Staul). Sobald nun das Präparat recht gut durchtränkt ist, was man an seiner Geschmeidigkeit erkennt — Ver- härtungen zeigen an, dass der Syrup nicht vollständig eingedrungen ist — lasse man es abtropfen und trocknen, um es sodann nach Umständen weiter aufzuarbeiten, wie weiter unten angegeben werden wird. Zwischendurch aber tritt noch eine weitere Procedur ein, nämlich das Oeleu. Schon weiter oben hatten wir gesehen, dass man auch Oel- und Harzpräparate von Thieren anfertigen kann. Ich kam dabei aut den Gedanken, dies unter Vermeidung von Aleoh. absol. mit der Glycerindurchtränkung zu ver- binden, nachdem ich gesehen hatte, wie Glycerinpräparate fettartige Substanzen sehr gut annelnucn, so etwa, wie eine Glycerinleimwalze die fette Farbe in der Oeldruckerei anninmit. Ein gerbendes Mittel, wie Alaun, das wir ja bereits anwenden, scheint diesen Vorgang sehr zu be- fördern. Mau lege daher die schon leidlich trockenen Präparate noch in Oliveuöl, oder, wenn sie zu gross sind, so bestreiche man sie damit, wobei man etwas Leinöl- firniss, Petroleum oder dergl. hinzusetzen kann. Das Be- streichen kann so oft geschehen, wie Oel angenommen wird, und man verbindet damit zugleich die Aufarbei- tung der Präparate, um ihnen Form und Stellung zu geben. Ehe wir aber darauf eingehen, möge die Vorbereitung eines Fisches oder ähnlichen Objectes im Einzelnen be- sprochen werden. 3. Practischer Theil. Für unseren Zweck haben wir die Fische nicht nach wissenschaftlichen Klassen einzutheilen, sondern nach practischen Beweggründen. W^ir unterscheiden daher zwischen Grundfischen und freischwimmenden, deshalb, weil die ersteren im Allgemeinen eine platte Bauch- fläche, die letzteren einen scharfen Kiel besitzen. So- dann unterscheiden wir zwischen bedeckten resp. be- schuppten und nackten (glatten) Fischen. Die Grund- und namentlich die Plattfische (Schollen, Rochen etc.) werden am besten so präparirt, dass sie ihre natürliche Stellung behalten, also auf der Unterfläche ruhen. Die freischwimmenden hingegen, z. B. einen Dorsch, einen Karpfen etc., legt man zweckmässig auf eine Seite, da man so in genügender Weise den Kopf, Bauch, Rucken und eine Breitseite zur Anschauung ])ringen kann. Man kann jedoch einen solchen Fisch auch aufrecht stellen. Je nach dieser Aufstellung hat sich die vorbereitende Präparation zu richten, die zunächst darauf hinausgeht, den Darmtractus zu entfernen. Nachdem dalier das Ob- ject zunächst in AVasser gereinigt ist, wird bei einem Grundfisch und ähnlich gestalteten, z. B. einem Blcnnius, Trigla ( Knurrhahn j etc., in den Bauch vor dem After ein Längsschnitt gemacht, worauf womöglich sännntliche P^in- geweide, jedenfalls aber Magen und Darm herausgenom- men werden. Einer Pleuronectide, z. B. einer Scholle oder einem Rochen, öffnet man, wenn es nöthig erscheint, die Unterseite in derselben Weise. Anders verfährt man dagegen bei einem Freischwimmer. Soll dieser später- hin auf die Seite gelegt werden, so sehe mau zunächst zu, welche von beiden Seiten die besser erhaltene ist. Diese kommt natürlich nach oben. Die andere jedoch wird vor dem After durch einen Längsschnitt geotfnet, der sich parallel und etwa in der Mitte zwischen der Seitenlinie und dem Bauchrand hinzieht, lang genug, um Alles herauszubefördern, auch gefüllte Geschlechts- organe etc. Jedenfalls muss der Schnitt so geführt sein, dass man ihn S|)äter nicht bemerkt. Sollte es auf diese Weise ferner nicht gelingen, auch den Magen zu ex- tirpiren, so schneide man ihn wenigstens auf, oder man öftne das Maul des Fisches recht weit und hake den Magen heraus. Will man aber den Fisch wie einen Grundfisch auf- recht auf die Bauchkante stellen, so dass er von allen Seiten frei ist, was indessen viel mühsamer wird und kaum einen Vortheil bringt, so vermeide man am l)esten jeden Schnitt oder erweitere nur die Afteröftnung ein wenig, vielleicht zwischen ihr und der Geschlechtsöffnung, um den Darm herauszuziehen, während alles Uebrige vom Maule aus geschieht. Eine antienzymatische und anti- septische Behandlung ist hier besonders am Platze, da selten alle Eingeweide gut entfernt werden können. Nach dem Ausspülen der geöftneteu Bauclihrihle macht man zweckmässiger Weise bei grösseren Fischen von dieser aus mit einem starken Draht nach hinten und oben Einstiche in die Muskulatur, um den Flüssigkeiten einen Weg zu bahnen. Dasselbe geschehe auch vom Maul und von den Kiemen aus. Hat jedoch keine Eröfthung statt- gefunden, so spritze man die Höhle mit einer starken Sublimatlösung gut aus. Nunmehr erfolgt die Härtung, wozu sich bei Fischen am besten Sublimat eignet. Eine Schrumpfung ist dabei nicht so leicht zu befürchten. Bei Nacktfischen geht aber die zarte Färbung meist ganz verloren, z. B. bei Trigla, wie auch der Gold- und Silberglanz leidet. Dies Alles muss später wieder ersetzt werden. Das Durchtränken mit dem Glycerin-Syrup erfolgt in schon angegebener Weise, wird aber durch wieder- holtes Umlegen, Einstiche vom Bauche aus etc. wesent- lich befördert. Gut ist es auch, die Objecto von Anfang an in ein Stück Musselin, Baumwolle oder dergl. zu wickeln, um Beschädigungen zu umgehen, namentlich wenn eine grössere Präparation vorgenommen wird. Nachdem der Fisch endlich handtrocken geworden, beginnt man mit dem Bestreichen mit Oel und mit dem Aufarbeiten, welch' letzteres den Zweck hat, die theil- weise verloren gegangene natürliche Prallheit wieder zu ersetzen. Die verblichenen Farben können durch Wasser und Deck- (Gouache-) Farben oder durch Oelfarben, oder durch beides wieder ergänzt werden, wovon die ersteren Nr. 19, NaturwisHenscliaftliehe Wochenschrift. 187 vor dem OeUiii, aber iiacli liinreichcndcni Trocknen ant- zutragen sind. Den Gold- oder Wilberglanz jjicht man mit Bronceindver, wie Dr. von Brnnn es im Hamljurger Museum an Alkoholpräparaten in gelunfjenster Weise aus- führt. Zarte Farben, z. B. die der Triglen, ahmt man wohl auch durch wasserhisliche Anilinfarben etc. nach, oder durch Hämatoylin, Carmin etc. Trotz aller 8ori,^falt lässt sich beim Durchtränken mit dem Giycerin-8\ rnp oft nicht ein Einfallen der Körper- decke vermeiden. Während man daher mit Gel durch- tränkt, helfe man nun durch Ausstopfen nach, indem man Watte, Werg- etc. dazu benutzt und etwas mit Gel, Pe- troleum oder dcrg'l. anfeuchtet, um diese Stoffe ge- schmeidiger zu machen. Auf die Spitze eines starken Drahtes wickle man einen solchen Bauscli auf und schiebe ihn von dem Bauchsclinitt aus duich die Muskulatur in die betreffenden Stellen hin, indem man mit den Fingern von aussen her etwa entstehende Ungleichheiten ver- streicht. Eine Stelle am Kücken, dicht hinter dem Kopf, fällt besonders leicht ein; docli kann man sie vom Maule oder von den Kiemen aus leicht wieder ausfüllen. Kleinere Fische, kleine Frösclic, Eidechsen etc. stopft man dagegen weniger, sondern spritzt sie aus, wozu sich eine Mischung von Wachs und Talg empfiehlt, welche nach dem Erstarren noch etwas weich bleibt, eventuell noch Zusatz von Terpertiniil. Auch das von Teichmann als Injectionsmasse empfohlene Schlemmkrcidegemisch dürfte sich empfehlen. Jlit der flüssigen Substanz füllt man eine kleine Glasspritze und spritze vom After aus recht vorsichtig ein. Hat man bei Fröschen u. s. w. ferner mittels eines Drahtes gleichfalls vom After aus die Beine durchstochen, so dringt auch dort eine genügende Menge von der Injectionsmasse ein, so dass auch die Extremi- täten prall werden. Um nun mit Oelfarben nachzumalen, was am besten nach dem Aufstellen (Montiren) geschieht, entferne man das überflüssige Gel von der Gberflächc mit Terpentinöl. Nach dem Trocknen und Malen erhält das Ganze einen Firniss- oder Lacküberzug. Das Aufstellen der Fische richtet sich nacli ihrer äusseren Form, wie wir schon sahen. Passend sind Holz- bretter, in denen man Drähte in bekannter Weise be- festigt. Als eine sehr schöne Hintergrundfarbe möchte ich im Allgemeinen die rotli braune des Cedernholzes empfehlen, welches poiirt oder gefirnisst wird. Wem es Vergnügen macht, kann auch einen Sandgrund herstellen, z. B. für Sehollen. Diese, sowie Rochen, kann man mit Leim aufkleben, wenn sie nicht ganz geölt sind. Sonst empfehlen sich feine Nägelchen (Drahtstiftchen), mit denen man einige Stellen anheftet. Soll das Präparat aber zum Abnehmen eingerichtet werden, was kaum nöthig ist, so helfen Drahtklamraern. Legt man den Fisch auf die eine (auf die geöffnete) Seite, so bringt man in Gestalt von Holzklötzen auf dem Brett einige Stützen an, um dem Prä])arat die gewünschte Stellung zu geben, und spiesst es von unten her auf einige starke Drähte auf, so dass davon von oben nichts zu sehen ist. Den Schwanz kann man ausserdem auch durch einige Stiftchen befestigen. Soll schliesslich das Gbject auf die Bauehkante ge- stellt werden, so wird es durch einige von triebene starke Drähte gehalten. — Es wird einleuchten, dass man eine derartige Be- handlungsweise auch auf andere zoologische Gegenstände anwenden kann, so namentlich auf Echinodermen, Krebse, Gctopoden,Anuren und andere Amphibien(Salaniander etc.), Reptilien, wie Krokodile, Schlangen und Echsen, ferner auch auf Säuger. Abgesehen von den letzteren und sehr grossen Reptilien und Fischen hat sie den bcachtens- unten emge- werthen Vortheil, eine nur geringe Handfertigkeit voraus- zusetzen und die natürliche Form der Objccte in l)esserer Weise zu wahren, als dies bei einem ungeschickten und viel mühsameren Ausstopfen geschieht. Denn hierzu ge- hört schon die Kunstfertigkeit eines Modelleurs, die Ab- formung des Cadavers in Gips, die Herstellung einer Form aus Wiesentorf etc. Welclien traurigen Eindruck machen nicht viele der ausgestopften Fische oder Ei- dechsen, die man selbst in einigen der grössten Jlnseen dem Publicum vor die Augen führt. Dort sah ich z. B. einmal eine südamerikanische IguanaiTupinambis teguixin), dick und rund wie eine Nudel ausgestopft, während sie in Wahrheit am Hals eine starke Hautfalte hat und der Schwanz seitlich leicht zusammengedrückt ist. Es er- scheint mir doch etwas bedenklich, derartige Monstra einem grösseren Publicum vorzuführen, unter dem sich bekanntlich auch Künstler befinden, welche sodann leicht einen willkommenen Anlass zum Spott finden. Einen eigentlich wissenschaftlichen Wertii hat ja weder das Ausstopfen noch das Durchtränken mit Glycerin. Die zoologischen Sammlungen aber haben, wie bereits ange- deutet, auch Lehrzwecken zu dienen, sei es, dass sie Demonstrationsobjeete für Vorlesungen u. s. w. abgeben, sei es, dass sie Künstlern, Gewerbetreibenden, Kunst- handwerkern etc. die Vorlagen und Anregungen für ihr Schaffen liefern. Diese werden nun doch eine möglichst naturgetreue Nachahmung der AVirklichkeit, die Möglich- keit zu einem be(iucmen Studium etc. verlangen dürfen, ohne dass sie übrigens damit nöthig haben, die Natur nachzuäffen. ■ — Wer gern ein Säugethicr mit Glyeerin-Syrup durch- tränken möchte, verfäln-t wie gewöhnlich und hat nur niithig, das Gelen fortzulassen und den Haarpelz mit Wasser oder verdünntem Spiritus zu waschen. Abgezogene Bälge, welche späterhin ausgestopft werden sollen, lassen sich recht gut durchtränken, wodurch ihr ungleichmässiges Ziehen und Schrumpfen einerseits vermieden und ihre Dehnbarkeit andererseits erhöht wird. Ein Anstreiciien der Fleischseite genügt vollkommen, ohne vorherige Alkoliolbehandlung, jedoch mit reichlichem Zusatz von Sublimat. Die Behandlung anatomischer Präparate mit Glycerin- Syrup giebt recht dankbare Resultate und ist deshalb von besonderem Vortheil, als man die feinere Ausarbei- tung erst nach der Durchtränkung vorzunehmen braucht. Man stelle daher zunächst nur ein rohes, unfertiges Prä- parat an der frischen Leiche her, härte mit Sublimat etc., durchtränke und gebe dann erst die nöthige Eleganz und Sauberkeit, wobei man gleichzeitig mit Gel etc. bestreicht. Darmpräparate, z. B. von Nagern, werden sehr schön, wenn man den Darm nach der Glycerinbehandlung auf- bläst und Löcher etc. mit feinem Faden unterbindet. Die Luft kann nicht entweichen. Ein Firnissen der anatomisclien Präparate unterlässt man besser. Fische, Reptilien etc. hingegen bekommen nach dem Gelen und Malen einen feinen Ueberzug, be- stehend aus einem mit Terpenthinr»! verdünnten Lcinöl- firniss, den man recht dünn aufträgt. Er haftet ausge- zeichnet. Auch Schellack, Damar- oder Bernsteinlack habe ich mit Glück angewendet, empfehle es jedoch wegen der Sprödigkeit dieser Substanzen nicht, da sie ein Biegen und Bewegen der einzelnen Theile nicht mehr gestatten. — Wenn man den Glyceringehalt der Conservirungsflüssig- keit, wie oben besprochen, möglichst verringert hat, so ist ein späteres Wasseranziehen, Herabtropfen von den Präparaten etc. leicht zu vermeiden. Gefirnisste Fische etc. können ohne Sorge in einem gutschliessenden Schrank aufbewahrt werden, während anatomische Präi)aratc 18S Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 19. passender Weise in einen zusaniniengeklebten C41asl\asten kommen, wie er etwa für die ebenfalls empfindlichen Wachsmodelle dient. Wem ein solcher recht eleganter Kasten nicht zusagt, mag das Präparat in ein Cylinder- glas legen. Wenn ich es nun dennoch unterlasse, diese Glycerin- behandlung ausser für Fische etc. besonders zu em- pfehlen, so geschieht dies deshalb, als ich eine andere Mischung gefunden habe, welche den Glj'cerinzusatz fast völlig vermeiden lässt und daher höchst luftbeständig ist. Da aber die darauf liinauslaufenden Versuche noch kein Ende erreicht haben und noch Erfahrungen über die Dauerhaftigkeit des neuen Verfahrens ausstehen, so habe ich es vorgezogen, zuerst nur die ältere, auf Zusatz von Glycerin beruhende Methode zu l)csprechen, die ja für viele Gegenstände völlig ausreicht und durchaus haltbare Präparate crgiebt. Manches ist in Obigem etwas aus- führlicher behandelt worden, als es dem Wissenden viel- leicht notliwendig erschienen wäre. Aber ich hatte dabei weniger den Zoologen von Fach im Auge, als vielmehr weitere Kreise, welche Liebe und Interesse für Natur- wissenschaften haben. Wie bei uns ja fast jeder Knabe Käfer oder Schmetterlinge sammelt, so werden sich auch unter Fischern und Fischhändlern, unter Landwirthen und Gärtnern, unter Forstbeamten und Landmessern, unter Lehrern und Schülern, unter Naturalienhändlern und Prä- paratoren u. s. w. immer solche linden, die gern die Natur- objecte, mit denen sie oft in Berührung konunen, sammeln und dauernd zu erhalten wünschen. Allen diesen hoffe ich mit einer grösseren Ausführlichkeit einen Dienst er- wiesen zu haben. Wenn endlich die erfreuliche Tliat- sache zu constatiren ist, dank der Energie des Directors der Königl. Zoologischen Sannnlung Prof. Möbius zu Berlin und Anderer, dass die Museen mehr aus ihrer Reserve heraustreten, so meine ich, dass auch diese dies und jenes von dem Obigen werden vcrwerthen können. lieber das Gebiss der Beutelratte macht W. Küken thal im Anat. Anz. (18'.)1, No. 23 u. 24) eine Mittlicilung. S(>it(lem Gervais und Flowcr nachgewiesen liabcn, dass bei den Bcutelrattcn nur der letzte Lückzahn einem Wechsel unterworfen ist, besteht die Frage, ob die übrigen Zähne dieser Thiere, welche nicht schichten, als Milch- oder als Ersatzzähne zu deuten sind. Um diese Frage zu lösen, stndirte Kükenthal die Entwicklung der Zähne bei jungen Beutelrattcn, dabei von dem Gedanken ausgehend, dass die Ersatzzähne an der Innenseite der Milchzäline zur Ent- wicklung konnnen; ein Gedanke, dessen Riciitigkeit, wie Ref. l)enierkt, bereits von Leehe bei den Fledermäusen nachgewiesen worden ist, l)ei welchen Tliieren in beiden Kiefern di(> Milcli- und Ersatzzäline in einem gewissen Entwicklungsstadium neben einander gefunden werden. Aus Kükentlial's Untersuchungen geht folgendes hervor: Bei ganz jungen Beutelrattcn liegt in beiden Kiefern die Zahnleiste eingebettet in das Mundliöidcnepithcl. An dcr- sell)cn entstehen die Schnielzorganc von Zähnen als kolbige Verdickungen. An den meisten dieser Schnieizorgane sclniürt sich später der innere Theil mein- und nu'hr ab, bis er Nollständig sell)stständig wird, dadnrcli entstehen aus der ursprünglich einfachen Zahnanlage die Anlagen von zwei nebeneinander liegenden Zahnreihen. In der äusseren dieser Reihen, welche wegen ihrer Lage als MilehzahmTihe gedeutet werden nuiss, konnnen bei den Beutelratten alle Keime zu voller Entwicklung, von der inneren Zainikcinn-eihe, d. h. von den Ersatzzähnen, bildet sieh nur der Keim des dritten Lückzalnies aus, alle übri- gen Keime der Ersatzzahnreihe erleiden eine vollständige Rückbildung. In der Form von Milch- und Ersatzzähnen werden bei den Beutelthieren angelegt alle Zähne mit Ausnahme der drei letzten oberen und der zwei letzten unteren Back- zähne, von welchen es also noch unbestinnnt bleibt, ob sie der Milch- oder Ersatzzahnreihe entstannnen; um so sicherer ist von allen anderen nicht wechselnden Zähnen des Beutelratten-Gebisses durch die Untersuchung bewiesen, dass sie der Milchzahnreihe angehören. T. Ueber die Reiclithüiiier der Polarwelt und ihre BedeiitHiig für Deutschland hat Ca])itän W. Bade an verschiedenen Orten West-Deutschlands Vorträge gehalten. Wir entnehmen seinen Ausführungen als Ergänzung unseres Aufsatzes des Herrn Referendar Leo Cremer „Ein Ausflug nach Spitzbergen" (Bd. VI No. 45 u. ff., auch separat er- schienen) das Folgende, Bade stellte die Frage auf: Was kann Deutschlaud in den Polarrcgionen verdienen? Dieses Thema sei um so zcitgemässer, als Deutschland nach 1871 glcicii den übrigen Seefahrt treibenden Nationen in der Lage sei, sich selbstständig nach anderen Welttheilen auszudehnen. Die deutscherseits so wenig bekannten Länder nordwärts des Polarkreises seien in Bezug auf materiellen Werth höher anzuschlagen, als alle Erolicrungen in Afrika. Un- geheure Rcichtiiünicr bergen sowolii die dortigen Meere, deren Fläclienraum zehnmal so gross ist, als das ganze Deutsche Reich, wie auch die Inseln, das Bäreneiland und Siiitzbergen. Der Golfstrom, von Südwesten konnncnd, verhindere die Eisbildung und führe eine für die niederen Lebewesen vorzüglich geeignete Meeresflora mit sich, welche die Entstehung eines eohtssalen Kcicbthunis an wcrthvollen Fischen verursache. In neuerer Zeit benutze man auch Fleich und Knochen der grossen Seeungeheuer, sowie die Abfälle des Kabliau und anderer Fische, und zwar zur Herstellung von trert'lichcni Guano. Das feste Land l)iete zwar dem Laien kein vertrauenerweckendes Bild; hohe Gletscher, ewiger Schnee, das sei der Olia- rakter dieser Inseln, welche mit Ausnahme Grönlands sänmitlich unl)ewtze bekannt war, und endlich, weil dieses Häuffein Jlcnscheii gerade aus Schweden und Norwegern bestand, die bisher nicht auf den (Jedaidicn kommen konnten, die Kohle in ihre holzreiche Heimath einzuführen, da dies geheisscn hätte, Thran nach Tromsö zu bringen. Die Industrie in Norwegen ist bisher innner noch schwach gewesen, und da der Uebergang zum Daiupfverkehr sich mir allmählieh vollzogen hat, so ist der CNmsum an Kohlen nur lang.sam gestiegen uiul hat sich der Aufmerksamkeit unternehmen- der Leute entzogen. Ausserdem konnnt auch die Schwer- fälligkeit des Volkscharakters als (Irund in Betracht. Wenn die Skandinavier im eigenen Lande mit der Verwerthung ihrer Mineralien nur langsam V(n'gehen, so darf man be- züglich der Bodenschätze in fremden Ländern von ihnen nicht das (iegentheil erwarten, zumal bisher der Schiff- fahrt durch das Eis Schwierigkeiten bereitet wurden. Diese Schwierigkeiten haben jedoch, vom Stamlpunkt der modernen Schiffahrt betrachtet, ausserordentlich an Be- deutung verloren. Die Westseite Spitzbergens ist per- manent eisfrei, während ilie Ostseite von festem Eise ver- barrikadirt wird, (ianz ähiüich sind die Verhältnisse an der Bäreninsel, wo der kalte und der warme Strom sich treffen. Anfangs Sommer ist dort das meiste Treibeis, im Winter gar keins. Durch unsere grossen Dampfsehiffe ist das Treibeis auf der Bäreuinsel ebenso leicht zu iie- zwingen wie anderwärts auch. Wir fanden im verffosseneu Sommer bei Bäreneiland kein Stückchen Eis, hatten auch sonst gutes Wetter, so dass wir die Insel ohne Schwierig- keit umfahren haben und ohne Gefahr landen konnten. Ganz ähidieh steht es mit der Furcht vor der Ueber- winterung in den dortigen Gegenden. Nachdem der Scoi-- but seine Sclirccklichkeit verloren hat, ist die Sterblich- keit geringer als irgendwo anders in der Welt, was durch die Leistung des russischen Jägers Starastsehin bewiesen wird, der nicht weniger als 39 Winter dort verlebt hat. Dass auch die Deutschen unter erschwerenden Umständen sich dem arktischen Klima anpassen können, hat die Be- satzung des Dampfers „Hansa" (Unter der sich auch Bade befand. Red.) im Jahre 1869/70 bewiesen, welche nach dem Verlust ihres Schiffes sicli auf Eisfelder rettete und auf denselben acht Wintermonate verbrachte, ohne dass ein Einziger Leben und (iesundlieit eingebüsst hätte. Die Nutzanwendung für Deutschlaml lautet: Unsereiu Unter- nehnmngsgeist stehen in jenen Ländern Arbeitsfelder olfen, deren reiche Erträge sich gar nicht berechnen lassen. Die Länder dort bieten im weitesten Sinne des Wortes Gelegenheit, deutsche Arbeitskraft zu beschäftigen und unseren Nationalwohlstand zu vergrösseru. Für Producte der Meeresfischcrei ist Deutschland selbst der beste Ab- nehmer, da es für 7ü Millionen Mark jährlich an Fischen gebraucht, von welcher Summe jetzt GÜ Millionen an das Ausland gezahlt werden. Bade befürwortet die Schaffung eines guten Zufluchts- ortes auf der Bäreninsel durch den Ausbau des an dem 190 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 19 Sudende gelegenen natürlichen Hafens, ferner die Inangriff- nahme der drei Hauptbetriebe durcli deutsches Capital: der Fischerei, der Bearbeitung des gefangenen Rohmaterials und der Gewinnung der dazu nfithigen Kohlen. Die durch l'rivatpersonen oder Gesellscliaften aufy,u1)ringcnden Caj)i- talien würden /unächst ausscldiesslich zum Betriebe zu verwenden sein. Der Abl)au wäre zu gleicher Zeit an verschiedenen Stellen vorzunehmen, um die Untersuchungen zu vervollständigen und den Schiften die Jliiglichkeit zu gewähren, Kohlen aus den verschiedenen Depots entneh- men zu künncn. Die grossen Mengen von Treibholz, welche das Meer fortwährend an die Küste spült, könnten vortrefftich beim Grul)enbau Verwendung finden. Da die Koiden offen zu Tage liegen, so genügt ein einfacher Stollcnbctrieb, und die sonst üblichen kostspieligen Sehächte mit Tiefbau fallen vollständig fort. AnweiidniiiEr der Liiftscliiffalirt für mediciiiische Zwecke. In der „Zeitschrift für Luftschittahrt" 1891 Heft 12 berichtet der russische Ingenicuroberst von Kosloff über diesen Gegenstand Folgendes. Den 13.-25. August 1891 wurde zum ei-sten .Mal beim Aufstiege des Luft- l)allons der Kaiserlich Kussischen Technischen Gesellschaft ein Versuch gemacht, Luftj)roben aus verschiedenen Höhen zu nehmen, um zu be(d»achten, ob darin Bakterien vor- handen. Der Ajjparat, construirt von Dr. E. Bagenoff, vervollkomumet von dem Unterzeichneten, bestand aus einem bei -+- 180" C. sterelisirteu Kolben mit 2 Ansätzen, die durch einen v(m ihnen vermitteist Guttapercha-Schlauch und Leine, 15 m unter der Gondel hängend, befestigt waren. Am anderen Ende des Schlauches befand sieh ein Drei-Wege-Hahn und eine Birne, '/4 Liter Luft ent- haltend. In gewünschter Höhe wurde die Luft aus der Birne \ erdrängt und durch frische, Kolben und Guttapercha- Schlaucli (lurcliziebend, ersetzt. An dem genannten Tage wurden nun einige Versuche gemacht, welche ergaben, dass in Höhen von 1300 m über der Vorstadt von St. Petei-sburg keine Bakterien vorhanden waren; dies zeigte sich dadurch, dass in den K. Mit 2 Tafeln in Farliendruck mnl 2 Fig. im Text. \'erlag der il. Laupp'schen Bucldiandlung. Tübingen 1891. — Preis 4 Mk. Heft 1 der gediegenen Untersuchungen A. Zinnnerniann's haben wir in Bd. VI. auf S. 134 der „Naturwi.ssenschaftl. Wochenschr.'' angezeigt. Die vorliegende F(u-tsetzung bringt drei weitere Ab- schnitte, nämlich 6. über die Chromatophoren in panachirten Blättern, 7. über Proteinkrystalloide II. und 8. über die mecha- nisclien Eidclärungsversuche der Gestalt und Anordnung der Zellmembranen. Briefkasten. Herrn Dr. P. — Sie können sich durchaus auf die Correct- heit des Artikels in Nu. 16 idjer Nägeli verlassen, da Herr Prof. Schwendencr selbst die Güte gehabt hat, die Correctur zu lesen. Die Aendernngen, die Sie in der „Naturw. Wochenschr.'' in dem in Rede stehenden Artikel im Vergleich mit dem Artikel in den Berichten der Deutschen botan. Gesellsch. finden, stammen aus der Feder des Verfassers, des Herrn Prof. Schweudener, selbst. Inhalt: Geh. Baurath Dr. A. Mey denbauer: Eine kosmische l' balsamirung von Fischen und ähnlichen Objecten. (Schluss.) der Polarwelt und ihre Bedeutung für Deutscidand. — Anwe Statistik. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litterafur: H. Dr. A. Zimmermann: Beiträge zur Morplmlogie und Physio '"rage. (Mit Abbild.) — Prof. Joh. Frenzel: Verfahren zur Ein- — Ueber das Gcbiss der Beutelratte. — Ueber die Rcichthümer nduug der Luftschiffahrt für medicinische Zwecke. — Erdboben- Mayr: Monographie der Abietineen des Japanischen Reiches. — ogie der Pflanzenzellc — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoni^, Berlin N.4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Vorlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Beimstein, Berlin SW. 12. Ni-. 19. Natiirwisscnsfliaftlichc Wnchcnsclirift. XXXIX Graifimopho -o5- Sprech-Apparat. -J«^ Vciii iliT gcsaramlcii Presse und sUmmtliclieu facli- wisspiischaftlichen Autoritäten anerkannt, dass der verbesserte Edison'scho Phonograph durch das 4>i'sininio|ihon bei Weitem über Iroltrn wild. Durcii -seinen billigen I'reis M. 45 ist der Apparat .Jedermann zu^ansilich. Das iwraiiinioplion giebt Cinicert-, Musilvstiiclve, (iesani^, Sdio u. Kecitation etc. durch Auflesen von f'chall-l'latten aut natürliche Weise \vied<-r. Hugo Hennig, Berlin SW., 12. Im \'rrl;ij;i.' von lleniiaiiii f'oslcnolilo in.Tdia ir.sehicii .■^o^.■lp'■ll iniil ist (liircli jcili' Biirlilunnlliinji' zu liiv.ii'lieii: Entwicklungslehre und Darwinismus. Eine kritische Darstclluug- der inddenieii Eutvvicklungslehre und ihrer Erkl;iruiigsversucii(^ mit besonderer Berücksichtigung der Stellung des Menschen ia der Natur. Geiiipinfasslich geseh ildcrt von Otto Hamann. Hr., I'rivatdozenlen iler Zoologie an der Iniversiläl (iöllingen. Mit 16 Abbildungen. Ein I'.aml 8. t'lrli. S M., -eb. in Hiilbfnuiz II» M. \ Sauerstoff jin Stalilc^^lincleiTi. Dr. Th. Elkan, jni^rliii N. Tci2;elcr Str. 15. Ilvrbariiiiii im Snrinaniens 1 Packet Trevirens 1 Silesia 1 Padiborneii.si.s .... 1 Plantae raedicinales 1 Berolinen.sis 2 Paekcte au.s der Gegend von Aachen , Jülich,. Eupen 1 Packet Ilcrhariuin pharmaceuticum. Dr. I. niüller, Berlin, Graefestrasse 93. Photogr. Amateur -Apparate, mit welchen jeil. I>aie ohne Vorkfimtuisse (imI.-Hosc Pho- t.>L;iaph. hci- stellen kann. Preise tou M. :iÜ — M. 4iK)— . Aiileituiif; und illu.^tr. Preis- verzeichnisse kostenfrei. Je- der Kiiufer eines Apparates erhält auf Wunsch unentgeltlichen Unter- richt in unserem Laboratorium. E. Krauss & Cie., Berlin W., Wilhelmstr. 100 (früher Leipzig), IParU, L.iiiiLin, 81. PotcrsburR, MailoiiJJ. ««•«««•«••«•«l Auflage 36 000| fcj gerillter j^^E! (2 §S0f fägfidi) ein(d)HeBlicti iDrcr (aud) ^Ontop) 8 (f^vatio-^tila^tn: !. Deutsch. Hausfreund, ^ .5. Ailq.Ztg.f. Landwirth- illtisti. Zeit Schrift v.l6Druck Seiten, wöchentlich. 2. Mode und Handarbeit, Sseitig mit Schnittmuster; monatlieh. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verloosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau, vierzehntägig. 6. Die Hausfrau, uug\g. 7. Produkten- u.Waaren- Markt-Bericht,wOchent 1 8. Deutsch. Rechtsspiegel Satumluiit; neuer Gesetze und Reichsgerichts - Entscheid. ; nach Bedarf. fo[ten bei jtbet JJoßnnBalt pro Duortol nur 5 ptarb. StSnelle, ouäfU^rlicfie unbuntiortciiftSepoUtif)!arlomcntä = S8e = rid^te. — Xrefftid)e militärifc^e 3Iutfä5e. — ^int^i^cfiante s;o(aI = , %t)eatei-. unb ®erid>tä = Knc^richten. — Gin> vieljeubfte 51adjricf)ten unb ou^geseic^nete 91ecenfionen über Tljeater, TOufil, JTunft unb 5Bi(f enic^af t — üluäfü^rlidicr .[^anbelätöeil. — SoIIftänbigfteä Gouräblatt. — Sotteric» ^'iflcu. — ^erlonal-3.5eränberuiuicn in ber 31rmee, aHarine unb (JioilsSecnmltung (Suftij, (Sciflliditcit, 2e!|rcrfdiaft , Stcucrfa(^, >^or[tfac^ :c.) iofort unb o oll [tau big. gculBetonä, Womane unb SJoncHen ber Qeroiiirragcnbßen ilutorea. 3tntc«BCH nx\i> »Oll Itdjc'^er H'ivJutixg: Ser Sn^olt ber „öerltiteV glextc(len 5lt«djr{djten" iit frei non ^rinolitoien irgenb rceldjer 2lrt. 3n jeber gebilbeteu Airmilie ftnbeu fic batjer fic^er freunblid)c 9tufna^me. SaW" Syiir rfiimilicH = SInjcigcn, Xicuftbdtcii« Wciirdjc, 'löohinincjSsSlnjctticii iinb äünlidic Ulmioncc'i, S'c ^Ic ikbütfiiiitc ciiicä ^aH«I)iiltä betreffen, »mtli bic '}lbauiictitcittc.diittiiit(> Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Hempers Klassiker -Ausgaben. Ausführliche Special Verzeichnisse gratis und franco. Ferd. lliimnikTS Verliissbiidilhiiiilliiii^. Ferd Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW 12. In un-serm Verlage crseliien: Ueber den Begriff der Kraft mit Berücksiclitigung- des (jesetzes von der Erlialtuni; der Kraft von Dr. Eixgen II>i'eliei*, weil. Dozent an der Universität Halle, 48 Sei-ten. gr. 8". I^reis 1 JVCai-k. J*- Zu lic/fohen durch alle liucliliandlungeii. "iWi iljj " '''''''"''iiiiiiiiiiMiiMMiliiiiiiiiniiiiiniiiiinillliiiiiiniiiiiiinriiliii|iiirimhiiiitiiiiiiiiiiiii^l'A Geologisches und mineralogisches Comtor ^ Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates and aller fi ?mden Staaten. Herr Alexander Stuer empfiehlt .sicli den He. rcn Directoren (j,ni null Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant 2^ aller geologischen fi-anzii.si.schen Serien, welche für ihre Sainin- |J«)j hingen oder Studien von Interesse sein könnten. ^^ Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermen und and(-re <^4j Abtheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der ^A Kreide iiinl dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien Siv ans allen Ländern en gros und en di'dail. ^4i ^v ' I Mimmniimimmmmiimiiminiimnnriiimiiiiiimriininiiliiiiiiiiii^l: XL Natiirvvissenschaftliclie Wochenschrift. Nr. 19. IIIIIMIIIIIItlllMllllllllilMlllllllltllllllMIIIIIMIIIIIIIIIIIIIItllllMIIIIIIIIIIMMirilllllllllltIMIIItIMIlirirlinil'- ^cnfattoitcU! ; toocbeii cridiicu in iiiijcicm JBeiiaGC: : auf bic flro^cu ^rftiibnuflcu | 5$laiimifittn ^^ffffncr, 1 iUiiiial. l>icii|;tid)cr ,v>niiptnuiiiii n. 'S'. \ I. Bit 3ukunft hc$ clchtiifdjcu «fcnilclicuä. lUO ecitcu flv. ,S". »livci':; ! SJcaif. 'Jlitlit plioiitnftiidir ^^nurioiicii birot biticc- 'ScrE, (oiitciii auf bciii icalcii l^obcii : bi'v inobciuen Scdjiiit fuficnb, iveldje tev SBttfaffev — ein Sdnilci' ToDcs - auf ; i^niiib 'iu jciftiiacr Stubieii iiiib tSrtJeiimcutc viltii bcbcivldjt, K'Rt örricllic in einet ; I 'Jirilic cinKliict 'Jlliliaiitiluiincn bcii iäcn ,',u iitiicn gvo^nrtincii (^'l'fill^llllgcll, ; ■ nu'ldjc iinc> bellte mit JUcauuibEiiina, bic .->,eiiflcnofieu bfS L'u. ;"snbtbtiiibeit6 aber bei= '■■ ; ciiift mit 5)iitleib füc iiii^ cifiilleii muffen, bie wir uiif- UDd) oljnc jene ftiiimenS- : ; werten fiilff'iitittcl äu bebclfen tjcitten. iuniätiii in allen 'i^iidiljaiiMiinrten. 1 Irrb. Piimmlno ilfiingoüinliljniiMiiiiij, iirrliii SW., 3iiiimfillin|'!t 1>4. i =illlllllllllllllllllll(IMIIIIIirillllllllllllllllllllllllllllll(lllllllillMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIr In Kürze evsclieiiit und wird ;i ii f Vcrlan^^eii liostcnfrei iiber.sandt : Antiquariats-Catalog 71: Beschreibende Naturwissenschaften, Etwa l.siiu \unnnfiu. Leipzig, Oscar Scback. Küiiigsir. 15. Auli(|Uiiriat ii. [lutliliinidliiiig. In FeiMl. Ililniiiileriit Yerlags- biK-liliandlnns in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der InseiiteD von H. J. Kolbe, Kustos am Könie;!. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferunt;en ä 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Fenl. Diininilcrs Terlagsbucliliand- luiij; in Berlin SW. 1- ist er.schienen : Studien zur Astrometrie. (iosiiiiimelte Abhaudluiigen Willielin Foerster, l'iuf. u. Dir.ctor d. r K^I. btrinwaitt' zu lt. iliti. Preis 7 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ IFerd. Dümmlers Verlagsbuchhandiung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels vou Trof. Dr. M. Ijazanis. gell. Preis 3 Ji:, gel). Preis 4 Jl. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Soeben ersclielnt: 9000 16 Bände geb. ä 10 M. oder 256 Hefte ä 50 Pf. 16000 SeitenText, Brockhaus' Kon versatiohs- Lexikon. 14. Auflage, y leoOTafeln. ChroiDOtafeln 1300 Karten. Schwarzdrnck. SBc vlnß u. 5B. 5. »otBt in SKcimav. ji^chlangenfauna DeutschlaiKls. (S'iite ®d)ilbciunij bcv in ä)iittel= onvopit Ichciibcii ®d)tan9cnavtcn I'OII ^). ^ffpcr-Acnbcn. ?Jiit 10 SUnftrationen. 1S»1. flr. «. ©cl). 2 maxt. ilorrijiitj in nlini Oiii1|l|nnbluiiiirii. JiiiMinitiiiiniiniiinniMinniiiiiiniiiMiiiiiiiiiiii>: I Zu Schülerprämien f I vtirzüglich geeignet | z. ist iliis Blich: = 1 Deutsch - Afrika | 5 niul seine = [Naciam im schwarzen EmtciLJ E Eine Riiiulicisc E E in aligenindcten Natunschilde- E E viingen, .Sittciiscenen nnd ethiio- E I gra]diisclicn Char:ikterl)ilderii. E : Nach den = = nonestcn und besten Quellen für = 5 Freunde der geographischen Wissen- = E Schaft n. der KolonialbestrebunKen, = E sowie für den höheren Unterrieht E E von E E Dr. lohannes Baumgarten, i E liymnasial-oherlehrci-. E E ^- rermehrle Ausgabe. Jfit chwr ^ E Kartenskizze von Deutsch- A.frika. E E ö Mark, gel). 6 Mark. 1 = Feril. Hiiiiinilds Vpriiijj'sliiifliliiinilliiii.ir 1 E in Berlin SW. 12. | ^IIUIIIfDIIIIIIIlllllllllllllllMDIIIIIIMMIIIIIIIIIMIIir In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erscliicneu: Allgemein -verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft 1. 3. 7. (Separatabdrücke aus der „Nalurwissenscliafl liehen Woeheiiselirift.") Heft 10 Lieber den sogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. Sclilegcl. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Pi-fil D.. A Seluibert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. ICarl Kraepelin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapff. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittmann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarloxylon) in den palaeo- lltlschen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzelt von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. 1 Liiy. Mit 7 Holz- 1 Ueber Laubfärbungen von L. schnitten. 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. 10. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin vou Dr. H. Potonie. Jlit -2 Tafeln. 11. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette vou Dr. Ed. Ritsert. 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credncr in Leipzig. IMit vielen Abbildungen. lü. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bebber. Mit i Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf.. Heft 5—16 ä 1 M. ^.^ Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 15. Mai 1892. Nr. 20. Abonnement: Man abonnirt bei allen BiiclilianiUungen und Post- v Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^'i. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljalirspreis ist Jl 3. - Ep sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinl^unft. Inseratenannahrae Bringegeld bei der Post lü A e.'itra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständijser Qaellenangabe gestattet. Niederschläge im arilüthe tragen, aus welcher sieh die essbaren Früchte entwickeln; ferner das stengellose hellpurpurne M. criniflorum, M. gracile, M. po- taeridianum, M. aurantiacum (schön orangegelb), die mit glitzernden Bläschen besetzte „Eispflanze" (M. crystallinum) u. a. m. Die fast ausschliesslich südafrikanische Familie, welche diese zweitgrösste Gattung der Capflora enthält, hat man wegen ihrer feigenähnlichen Früchte „Ficoideen" genannt. Alle Vertreter derselben sind Suceuleuten oder Halbsuchulenten, d. h. sie zeigen sieh entweder wie die Stapelien und Eupiiorbien durchaus saftig oder beschränken diese Eigenschaft auf die Blätter, indem der Stengel öfters verholzt. Unter den Scrofularineen oder „Rachen- blüthlern (Beispiel unser Gartenlöwenmaul), welche den dritten Rang unter den krautigen Gewächsen der Sand- fläche einncinnen, sind besonders die Nyeterinia- und Manuela-Arten bemerkenswerth, erstere von nelkenartigem Ansehen, mit zweispaltigen, unterseits braunen Kron- blättern, letztere mit ziemlieh kleinen, meist orange, gelb oder braun gefärbten Blüthen. Die zottig behaarte M. tomentosa ist eine der häuflgsten Arten dieser Gattung. Mehr Interesse bietet die parasitische „Aardroos" (Hyo- banche sanguinea), welche den „Ervenwürgern" (Oro- banche spp.), jenen ungebetenen Gästen europäischer Klee- und Luzenicfelder, täuschend ähnlich sieht. Wie diese Pflanzen ist die „Aardroos" statt der Blätter mit blattartigen Sehupjten besetzt, übrigens tief im Sande ver- graben, aus welchem nur die dichtgedrängte, zottige, seharlachrothe Blüthenähre hervorragt. Die „KreuzbUithler" (Cruciferen) erkennen wir trotz der in dieser Fanulie ganz ungewöhnlichen blauen Blüthenfarbe in den zier- lichen, bald kahlen, bald behaarten, bald aufrecht ästigen, bald niedergestreckten Species von Heliophila, einer grossen südafrikanischen Gattung, welche uns sofort den bekanten Typus der Rapsblüthe ins Gedächtniss ruft. Im allgemeinen sind die KreuzbUithler in Europa viel zahl- reicher als am Cap oder auf der südlichen Halbkugel überhaupt; sie dringen sogar jenseits des Aequators bis gegen den Pol hin vor, finden sich dagegen unter den Tropen fast nur auf hohen Gebirgen. Fast ebenso leicht wie Heliophila als Crueifere verräth sich die kleine, eine Fülle goldgelber Blüthen tragende Sebaea aurea als Verwandte unseres „Tausendgüldenkrautes" (Erythraea Ceutaurium) und der schönen Alpen -Enziane; eine ähn- liche Art, S. albens, mit weissen Blüthen, kommt oft in Gesellschaft der ersteren vor, während Belraontia cordata, eine dritte Gentiauee, die unteren Bergabhänge bewohnt und gern zwischen verbranntem Gebüsch aufwächst. Zwei Familien, die wir bereits im Winter kennen lernten, die Pol.ygaleen und Proteaeeen, liefern ebenfalls eine Anzahl neuer Gestalten, jene ausser mehreren Muraltien die schöne behaarte Polygala umbellata der Ebene und die noch ansehnlichere P. braeteolata der Bergabhänge, diese das niedergestreckte, gelbköpfige Leueoshermum hypophyllum und verschiedene Arten Protea, Leueadendron, Serruria, Spatall etc. Von Thymeläaceen erwähnen wir nur Passe- rina filiformis, einen ziemlich hohen Strauch, über und über mit kleinen, riithlichen Blüthen bedeckt, Struthitila erecta, die gelb oder weiss blühenden Gnidia- Arten u.a.m., von Büttneriaceen, erkennen lassen. Die über die ganze Welt sich ausbreitenden und fast überall eine hervor- ragende Position behauptenden „Schmetterlingsblüthler" oder Pai)ilionaceen, die wtchtigste Abtheilung der grossen Ordnung der Leguminosen („Hülsenfrüchtler'-) zeigen uns um diese Jahreszeit unter den Gesträuchen und Stauden einige ihrer schönsten Vertreter, so an Wasserläufen die mit grossen rosenrothen, wohlriechenden Blüthen bedeckte Podalyria calyptrata, deren Blätter einfach, d. h. weder dreizählig noch gefiedert, und mit einer dünnen grauen Behaarung bekleidet sind; die gelbblühenden, schmal- blätterigen Cyklopia- Arten [C. genistoides, eine der als „Buschthee" benutzten Pflanzen), die prächtig seharlach- rothe Sutherlandia frutescens mit gefiederten Blättern und bauchig aufgeblasenen Hülsen, ähnlich denen unseres 19Ö Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 20. Blaseu.strauches (Colutea arborescens), die merkwürdige Liparia sphaerica, deren stattliche orangegclbe Bliithen in grossen, nickenden Köpfen zusammengedrängt stehen, Priestleya villosa mit grauzottiger Behaarung u. a. m. Aus einer anderen Abtheilung der Leguminosen, den Mimosa- ceen, welche zwischen den Weurlekreisen wie in Australien so zahlreich ist, findet sich am Cap die nur weit ver- breitete Acacia horrida (in der Karroo „Doornboom" ge- nannt), ein bei der Capstadt nur niedrig bleibender, mit langen, starren, weissen Dornen bewaffneter Strauch, der jedoch erst im Snmmer seine gelben, kugelrunden, an- genehm duftenden Blütheuköpfchen entwickelt. In höherem oder geringerem Grade tragen zur landschaftlichen Staffage ferner die Boragineen oder „Rauchblättler" durch mehrere Arten der von Echium („Natternkopf") kaum zu trennen- den Gattung Lobostemon (L. fructicosum, L. glabrum) bei, desgleichen die Diosmeen durch das aromatische, weissblühende Coleonema album, die Bruniaceen durch Berzeliua lanuginosa vom Habitus der Brunia nodiflora, aber mit schmäleren Blättern und kleineren Köpfen, die Scrofularineen durch Ilalleria lucida etc. Hierzu kommen noch die in Südeuropa einen grossen, am Cap nur einen sehr kleinen Bruchtheil der Flora bildenden Labiaten oder „Lippenblüthler", deren umpfangreichste Gattung Salvia (Salbei) hier durch zwei starkriechende Sträucher, die rostbraune S. aurea und die hellblaue S. paniculata repräsentirt ist. Auch eine krautige Stachys (St. aethio- pica) kommt zwischen dem Gebüsch nieht selten vor, und in der Ebene wächst an Wasserlachen unsere „Wasser- minze" (Mentha aquatica), im Geruch der Pfefferminze nichts nachgebend. Da die Menge der blühenden Ge- sträuche in dieser Periode eine weit grössere als im Winter ist, so fallen darunter die niedrigen Eriken, deren Zahl sich ebenfalls vermehrt hat, weniger in die Augen, obschon einige graciöse Arten der näheren Betrachtung- wohl werth sein dürften. Zu diesen gehören die „röhren- blttthige" (E. tubifiora), purpurroth, behaart, an nassen Stellen nicht selten; die hohe kaum verästelte „Tannen- Heide" (E. abietina) mit einer dichten Aehre ungestielter, goldgelber, grosser Röhrenblüthen, in der Nähe von Cape Point vorkommend; die „schaumige" (E. spumosa) und die „zottige" (E. villosa), zwei kleinblumige, äusserst zier- liche Species mit liervorgestreckten Staubbeuteln, letztere mit grauzottigen Kelchen; die „kopfförmige" (E. capitata) der Ebene mit ähnlicher Behaarung der kugeligen Biütheu; die „schwärzliche" (E. nigrata) mit glockig offenen, weissen Blumen, in denen die schwarzen Staubbeutel sichtbar sind, und die „dacbziegelförmige" (E. imbricata), nach dem so gestalteten Kelche benannt, die gemeinste in der Umgebung der Capstadt. Eine schöne Penäacee, Sarcocolla squamosa, mit graugrün bereiften Blättern von der bekannten rhombischen Form, klebrigen Bracteen (Deckblättern) und grossen, vierspaltigen, am Grunde röhrigen, purpurnen Blüthen, ist gleichsam eine ver- grösserte Ausgabe des obenerwähnten Brachysiphon im- bricatus, wogegen die verholzte, steif aufrechte, mit harten, aufrecht anliegenden Blättern besetzte Heliophila callosa ausser in der Btüthenform nur wenig an ihre zarten Verwandten der Ebene erinnert. Waren die genannten Arten sämmtlieh Sträucher oder Halbsträucher, so setzen sich die zu den grösseren Familien der Capflora ge- hörenden Campunulaceen (Glockenblumengewächse) und unter diesen besonders die Lobeliaceen vorzugsweise aus niedrigen Kräutern zusammen. Lobelia coronopifolia, L. pinifolia u. a. m. sind schöne, blau oder violett blühende, zum Theil bei uns in Gärten cultivirte Blumen, weniger ansehnlich Cyphia bulbosa und die windende, bläulich- weisse C. volubilis. Andere Familien liefern zu der nicht sehr beträchtlichen Anzahl zarter krautartiger Gewächse meist nur wenige Arten, von denen hier kurz erwähnt werden mögen: Hebenstreitia dentata (Selagineen), gern zwischen verbranntem Gebüsch; Silene undulata (Caryo- phyllenen oder „Nelkengewächse"), der europäischen S. noctitlora sehr nahe stehend; Cysticapnos africana (Funiariaceen), ein zartes, zerbrechliches, in schattigem Gebüsch umherkletterndes, unseren Lerchenspornen (Cory- dalis spp.) verwandtes Pflänzchen mit blasig aufgetriebe- nen Fruchtkapseln; der „cistusblütige Sonnenthau" (Dro- sera cistiflora), durch den beblätterten Stengel und die bedeutende Grösse der äusserst vergänglichen weissen oder blassrosenrothen Blüthe unserer bescheidenen deut- sehen Arten (D. rotundifolia, intermedia und anglica) ziemlich unähnlich, und das kosmopolitische „Acker- Gauchheil" (Anagallis arvensis v. coerulea) , von dem es ungewiss bleibt, ob es am Cap wirklich einheimisch oder von Europa eingeschleppt ist. Auf alle Fälle besitzt diese Pflanze ein bedeutendes Accomodationsbedürfniss an die jeweilige Localität, indem sie in Deutschland auf Aeckern, in Südeuropa auf Mauern und in der Capstadt zwischen den Stauden der unteren Bergabhänge wächst. Den November kann man als den ersten Monat der trockenen Jahreshälfte betrachten, da um diese Zeit, bald nach Wiedereintritt der Sonne in die südliche Halb- kugel, der in die subtropischen Breiten derselben zurück- kehrende Passat über die westlichen Winde die Über- hand gewinnt, um diesen Vorgang zu erklären, wird es nöthig sein, auf die Natur der Passate überhaupt etwas näher einzugehen. Als erste Ursache derselben haben wir die ungleiche Erwärmung der Erdoberfläche durch die schräg oder senkrecht auffallenden Sonnenstrahlen anzu- sehen. Zwischen den Wendekreisen, wo die Insolation am kräftigsten und das ganze Jahr hindurch ziemlich gleichmässig wirkt, steigt die erwärmte Luft als die leichtere beständig empor, um sich in gewisser Höhe als oberer oder Antipassat polwärts auszubreiten , bis sie in höheren Breiten abgekühlt zu Boden sinkend die aufge- lösten Wasserdämpfe in Gestalt von Niederschlägen aus- scheidet und theilweise als unterer oder eigentlicher Passat zum Aepuator zurückströmt. Diese Bewegung würde lediglich von Nord nach Süd und umgekehrt ge- richtet sein, wenn nicht ein zweiter Factor in der west- östlichen Achsendrehung der Erde hinzukäme. Da näm- lich die Umdrehungsgeschwindigkeit am Aequator grösser als in höheren Breiten ist, also mit wachsender Breite abninmit und umgekehrt, so wird der Passat auf seinem Wege zum Aequator allmählich in westlicher Richtung zurückbleiben, der Antipassat hingegen nach Osten ab- gelenkt werden; wir müssen demnach auf der närdlichen Halbkugel einen Nordost-, auf der südliehen einen Südost- Passat und einen süd- l)ew. nordwestlichen Antipassat haben. Mit Ausnahme einer je nach der Jahreszeit in Breite variirenden Aetiuatorialzone zu beiden Seiten der Linie wehen die Passatwinde zwischen den Wendekreisen das ganze Jahr hindurch; in den subtropischen Breiten ausserhalb derselben sind sie jedoch von der Solstitial- bewegung abhängig und auf die Sommermonate beschränkt. Die Erklärung hierfür findet sich in dem Umstände, dass im Winter der den Tropen benachbarte Gürtel nur schwach von der Sonne erwärmt wird, weshalb sich der Antipassat bereits hier so stark abkühlt, dass er zu Boden sinkt und seine Feuchtigkeit in gewaltigen Regengüssen ent- ladet, während im Sommer die Insolation zu kräftig wirkt, um eine Verdichtung der tropischen Luftströmung zu ge- statten. Diese niuss daher noch höhere Breiten auf- suchen, bevor sie ihren Zweck erreichen und als trockener Passat in die subtropische Zone zurückkehren kann. Es versteht sich von selbst, dass derselbe nur auf dem Meere ganz ungehindert sich bewegt, auf dem Festlande da- Nr. 20 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 197 fregcn den Niveanverhältnissen gemäss in verschiedener Weise inoditicirt wird. Stellt sicii z. B. eine Bergkette dem Seewinde entgegen, so wird er hier, plötzlich ge- staut und nach aufwärts abgelenkt, die mitgeführten Wasserdärapfe in gewisser Höhe zu Kcgen- oder Nebel- wolken verdichten, welche, wenn sie auf der Seeseite herabzusinken beginnen, sich alsbald wieder auflösen. Diese als tischtuehähnliche Bedeckung des Tafelberges bei der Capstadt unter dem Namen des „Tafeltuches" hinlänglich bekannte Erscheinung, welche sich längs der ganzen die Cap -Halbinsel durchziehenden Bergkette wie auf den gegenüberliegenden Hottentotthollandsbergen wie- derholt, bildet einen hervorragenden Charakterzug der capischen Sommermonate. Scharf und klar heben sich vom reinen, tiefblauen Himmel die dichten, dampf- ähnlichen, schneeweissen Wolken ab, welche der in toben- dem Ungestüm daherbrausende Südost unablässig auf den platcauartigen Berggipfeln umherrollt - bei Sonnen- und Mondbeleucbtung ein unbeschreiblich grossartiges Schau- spiel. Drunten jagt er, mächtige Staubwolken aufwir- belnd, ein Schrecken der Passanten, durch die Strassen der Stadt, häuft am Seestrande den beweglichen Flug- sand zu hohen Dünen und krönt mit weissen Schaum- kämmen die bläuliche Salzfluth. Kalt und frisch, wie er ist, reinigt er die Luft von Miasmen (daher scherzweise „Capdoctor" genannt), mässigt die intensive Sommer- wärme und saugt die letzten Spuren von B"'euehtigkeit aus dem schnell erhärtenden Erdreich. Hat er endlich ausgetobt, so durchglüht die Sonne mit ungeschwäcliter Kraft den Boden, der durch Ausstrahlung eine drückende Hitze erzeugt. Nur an solchen Tagen steigt das Ther- mometer zuweilen auf 28° R. im Schatten, während es in der Regel nicht über 24° hinausgeht und in den kühlen Nächten weit tiefer sinkt. (Fortsetzung folgt.) Die Elemeiitarstructur und das Wachsthnra der lebenden Substanz. — Ueber den genannten Gegenstand Wiesner kürzlicl ein eigenes Buch hat l'rof. J u 1 i u geschrieben.*) Wenn die Lehre von der Elemcntarstructur auch — wie jede neue Erscheinung in der Wissenschaft — ihre Vorläufer und Yorkäniiifer gehal)t hat, so hat doch der Verfasser selbst ihr 3 Deccnnien unverdrossener, empiri- scher Arbeit gewidmet, um endlich auf seinen heutigen Standpunkt sich hinaufzukämpfen. Besonders zwei Männer waren es, welche vor 30 Jahren fast gleichzeitig mit ihren, denselben Gegenstand berührenden Arbeiten vor das Forum der wissenschaftlichen Welt traten: der Forscher, dem die „Elemcntarstructur" gewidmet ist, der vor wenig Tagen und viel zu früh dahingegangene E. v. Brücke, und C. v. Nägeli. Wir brauchen des letzteren Namen nur zu nennen, um Jedem aus jener Generation die Erinnerung an die glanzvolle Aufnahme wach zu rufen, die dessen zu der Micellartheorie schliesslich er- weiterte Doctrin — in Deutschland wenigstens — ge- funden, um Jedem die Schlagworte: Imbibition, Quellung, Streifung und Schichtung lebendig zu machen. Ihr Er- folg war ein derartiger, dass die ßrücke'sche Lehre von den „Elementarorganismen" wohl an zehn Jahre brauchte, um in einzelnen Kreisen wenigstens sich Anerkennung zu verschaffen, dass trotz derselben bis zum heutigen Tage in fast allen diesbezüglichen Arbeiten das Gespenst der Molecularstructur als Erklärungsniittel der organischen Structur, und des Krystalles als Formelement der Lebe- wesen auftauchte. Nägeli ging von der Zellhaut aus; Brücke ging weiter, und suchte in dem Plasma die Er- klärung des Zcllenlcben. Beide vereinigten ihre An- sichten in dem Punkte, dass nur das Protoplasma mit dem Kern den lebenden Zellleib au.smachen, dass „die Cellulosemembran, wie die Kalkschale das Haus der Schnecke, so das Haus der Pflanzenzelle, später ihr Sarg" wird. Ist Nägeli's Jlicellartheorie, trotz der Kekule'schcn Hypothese über die Constitution der Colloide und trotz Strasburger's dieser fast analoger Auffassung der Quell- barkeit, die einzige Möglichkeit, die „selbstverständlich wohl hypothetische, aber klare und derzeit Avohl unan- fechtbare Vorstellung der Imbibition und Quellung" zu geben, wurde von nun an das Plasma — wenn es auch später noch trotz der Brücke'schen „Elcmentarorganismen" vielseitig als flüssig angesprochen wurde als organi- I sirte Substanz angesehen, so sehen wir doch, dass die- selbe uns keine befriedigende Erklärung des organischen Wachsthums giebt, indem sie nicht mit dem wichtigen Factor rechnet, „dass alles Lebende (Organisirte) und selbst in seinen kleinsten Formen nur aus dem Lebenden und zwar direct hervorgeht", sie im Gegentheil das krystallinische Micell, als die hinmiel weite Khift zwischen dem Lebenden und dem Unbelebten überbrückend, dem Organischen und Unorganischen gemeinsam angehörig, annimmt, ebenso wie die Hypothese von Schichtung, Streifung und Doppelbrechung der Zellhäute, bezw. der Stärkekörner mit den Ergebnissen der neueren Forschung nicht mehr in Einklang zu bringen ist, und auch die „auf molecular-physikalischer Grundlage ruheude Theorie der Intussusception zu einer naturgemässen Auffassung des Wachstums" nicht ausreicht. Diese Erwägungen und die Folgerungen aus ihnen hat Wiesner w'ährend einer Reihe von Jahren in seinen Werken und den, in den „Sitzungsber. der math. naturw. Klasse d. k. Akad. d. W. zu Wieu" veröffentlichten Ar- beiten niedergelegt. Wie Darwin sein Gesetz von der Erhaltung der Art während langer Jahre entwickelte, das- selbe zuerst mit den Worten „I am inclined, to believe", dann „it secms to be" und schliesslich „it is a law of nature" einführte, so auch Wiesner. Die Nichtexistenz einer spontanen Erzeugung organi- sirter Substanz innerhalb des Organismus, und das Hervorgehen aller lebenden Individualitäten der Zelle aus anderen lebenden durch den Vorgang der Theilung allein, sind die Pfeiler, auf denen Wiesner das Gebäude seiner Lehre aufbaut. Der zweite Satz führt, wie wir sehen werden, den Beweis in sich, und hat zur einzig logischen Folge das Muss der Annahme des ersteren. Ausgehend von der Erscheinung der Gewächsver- mehrung durch Zweigstecklinge, durch Laubknospen, Brutknospen und Adventivsprosse, von der Reproductions- kraft ferner der Lebermoose, deren jede Zelle fast die Fähigkeit besitzt, durch das Zwischenglied des Vorkeimes zur Moospflanze heranzuwachsen, und vielen anderen Bei- spielen*), kommt Wiesner — mit Vöchting teilweise übereinstimmend — zu der Annahme, dass in jeder Zelle, nach Erfüllung gewis.ser Vorbedingungen, „das Ganze implicite enthalten sei, dass das letztere gewissermaassen in jedem Einzelelement schlummere", und zur Bethäti- gung seiner Fähigkeit, zur Differenzierung gelangen kann, *) Angezeigt unter Litteratur in dieser Nummer der „Natur- wissenschaftlichen Wochenschrift". Red. *) unter denen wir Tillandsia usneoides nicht gern ver- missen, deren fabelhaftes ungeschlechtliches Vermehrungsvermögen Schimper in „Die epiphytische Vegetation Amerika's 1888" so an- schaulich geschildert. 198 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 20. wenn es — wie bei den Hepaticae — entweder isolirt wird, oder wenn die Bedingung- der Mitwirkung des mütterlichen Organes erfüllt ist. Letztere ist bei den höheren Pflanzen unbedingt nothwendig, da die Zellen der zur ungeschlechtlichen Vermehrung dienenden Organe derselben zu wenig Keimplasnia enthalten, sie in den Besitz dieses aber nur durch einen reichlichen Zell- teilungsprocess, durch localc Vermehrung des Proto- plasma (Folgenieristem- und Callusbiklung) gelangen können. Das Gewebe wächst hier — wie stets — durch Zelltheilung. Der Kern der Zellen theilt sich, und bildet der Theilung wieder fähige Tochterkerne. Jlit ihm das Protoplasma. Die Chloropkyllkörner entstehen — selbst in den Fällen, in denen sie durch Differenzierung aus dem Plasma ihren Ursprung zu haben scheinen, wäh- rend auch hier sie aus vorgebildeten, embryonalen Anlagen, den „Piastiden" nur in veränderter Weise sich bilden — aus ihresgleichen durch Theilung. Diese Piastiden — nur ein Collectivname für nur schwer sichtbare Bildungen, welche nach ihren Abkömmlingen sowohl, als auch der Grösse nach für die verschiedenen Pflanzen als verschieden angenommen werden müssen • — zählen nach Wiesner sämmtlichc Chromatophoren, die Stärkekörner, Vacuolen, Saftbläschen, Krystall- und Farb- stoffbläschen, Aleuronkrystalloide u. s. w. zu den Pro- ducten ihrer Theilung. Theilung also auf der ganzen Linie, von den augenscheinlichsten Fällen herab bis zu jenen, welche nur unter Zuhilfenahme der stärksten Ver- grösserungsmittel und der subtilsten Tinctionsweisen wahr- genommen werden können. Sind die Piastiden die letzten theilungsfähigen Gebilde der Pflanzen? Giebt es eine Grenze der Theilungsfähigkeit der lebenden Substanz, und wo ist diese Grenze zu suchen? Nun lehrt die Beobach- tung, dass, nachdem die Theilung der Zellen, des Kernes, der Chlorophyllkörner u. s. w., und der Piastiden — statt- gefunden, das Wachsthum derselben noch eine Zeit hin- durch anhält. Woher dieses Wachsthum? Sind die zu- letzt sichtbaren Piastiden noch Combinationen kleinerer Organismen, deren Theilung die Volumzunahme zur Folge hat? Die Bejahung dieser Frage ist eine logische Folge der Beachtung aller Vorgänge im Pflanzenleben. Wiesner bezeichnet das letzte Theilkörperchcn als „Plasom". Es ist heute noch nicht sichtbar; es ist der Theilung fähig und wächst darauf unter Substanzgcwinu wieder zu seiner ursprünglichen Grösse heran; es kann sich zu höheren Einheiten — den sichtbaren Pia" somen — verketten; seinen specifischen Anlagen allein verdanken die Zellen jede ihrer specifischen Individuali- täten. Die Plasome durchsetzen den ganzen lebendigen Pflanzenleib*); das Leben der Pflanze ist auf diese letzten Theilkörperchcn zurückzuführen; sie allein sind mit den „Attributen des Lebens" ausgestattet. Nicht nur das Zellplasma, den Kern und alle anderen lebenden Einschlüsse des Zellleibes durchsetzen sie, sie sind auch in der Zell haut vorhanden, und gestalten diese, welche bisher als totes Gebilde angesprochen wurde, zu einem lebenden Glied der Zelle. Diese Auffassung von der Membran ist von der emi- nentesten Bedeutung, und wird von Wiesner au der Hand von Thatsachen bewiesen, welche seit Jahren schon be- kannt sind, so dass es Wunder nimmt, dass noch niemand den Satz so positiv ausgesprochen hat. Die Zellhaut *) Schon Darwin hatte eine alinliche Ansicht constvuirt : JedetZelle ist ein Mikrokosmos, „ein kleines Universum, gebildet aus einer Menge sich selbst fortpflanzender Organismen (Keimchen), welche unbegreiflich klein und so zahlreich sind, wie die Sterne am Himmel." — Darwin, Das Variiren der Thiere und Pflanzen. (Uebers. v. Carus) 1868. besteht nunmehr niemals aus Cellulose, sondern sie ent- hält dieses Kohlehydrat. Beweise. Zunächst enthält die verholzte Membran neben Cellulose stets Coniferin und Vanillin; ausserdem zwei Gummiarten,*) und einen nicht näher bestimmten, durch Salzsäure sich gelbfärbendeu Körper, die verkorkte Membran ausserdem Suberin. Lässt sich das Vorkommen der den Reihen der Fettkörper angehörenden Cellulose- begleiter durch die Annahme erklären, dass sie aus der Cellulose entstanden sind, so muss man sich fragen: woher die aromatischen Coniferin und Vanillin? Da war es Wiesner und seine Schide, welche vor Jahren schon nachgewiesen, dass die jugendliche Zellmembran stets eiweisshaltig ist! Seit Tangl ist es ferner bekannt, dass die Zellinhalte benachbarter Zellen mittels die trennenden Membranen durchsetzender Plasmazüge communiciren. Loew hat dargethan, dass nicht nur das lebende Proto- plasma die Aldehydreaction auf ammoniak. Silberlösung (1 : 100,000) zeigt;^ sondern auch die junge Zellhaut sich diesem „Reagens auf Leben" gegenüber gleich verhält. Angesichts dieser Thatsachen, in Erinnerung ferner der Beobachtung, dass die Haut der befruchteten Embryo- zelle mit der Wand des Embryosackes verwächst, dass die im Verlauf der Karyokinese sich aus der Zcllplatte bildende Zellmembran sich unmöglich an die Wand der Mutterzelle nur ankitten kann, sondern mit dieser eine organische, in beiden Leben voraussetzende Vereini- gung eingehen muss, dass gewisse Membranen sich zu Cystolithen umzugestalten vermögen, dass in dem Theilungsprocess innerhalb der Oedogonienzellen der unterhalb der Kappen (bezw. der oberen Querwand) sich bildende Zellhautring zu einem neuen Zellgehäuse sich dehnt, welches mit der neuen „Kappe" oberhalb, und der „Scheide" unterhalb nachträglich erst verwächst, dass das Membranwachsthum der Mantelscheiden der vcrticillirten Siphonaceen stets ohne Berührung mit dem Plasma vonstatten geht; — angesichts aller dieser und weiterer Thatsachen, welche jahrelang schon bekannt sind und gelehrt werden, muss die „Fabel von der toten Membran" fallen gelassen und die Zellhaut als lebendes Glied der Zelle angesehen werden. In ihr nimmt Wiesner die Plasome des Plasma (1886 von ihm Plasma- tosome genannt) als gegenwärtig an und bezeichnet ihre Vereinigung zu einer höheren Einheit in der Zellhaut als „Dermatosom". Mit der Annahme dieser, mit den „Attributen des Lebens" ausgestatteten letzten Körperchen in der Zell- haut lässt sich mit Wiesner auch die Schichtung und Streifung derselben ungekünstelt erklären**), wenn man annimmt, dass diese Phänomene in der ungleichartigen, aber gegenseitig stets in bestimmter Weise angeordneten Lagerung der Dermatosome und deren Produete ihre Ur- sache haben. Als Consequenz der Wiesner'schen Lehre ergiebt es sich, dass auch die Stärkekörner ihre Schich- tung einer der Lagerung der Dermatosome analogen An- ordnung der Plasomgruppen („ Amylosome") verdanken. Wie lässt sich nun von dem Standpunkt der Plasom- theorie aus das AVachsthum betrachten? Die verschiedeneu Aulfassungen der Begriffe Apposition und Intussusception, die Ansicht der einen, welche Wachsthum nur mittels Apposition, die der anderen, welche für dasselbe nur Intussusception annehmen, die der dritten schliesslich, welche beiden Vorgängen, als beim Wachsthum betheiligt, *) Wahrscheinlich dieselben, welche auch E. Schulze jüngst für stete Begleiter der Cellulose erkannte; vergl. Ber. d. d. ehem.' Ges. XXIV. 2277. **) Vergl. ausser der angeführten Litteratur die letzte, dies- bezgl. Arbeit von Correns „Zur Kenntniss der inneren Structur der Zollmembran" 1891. Nr. 20. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 199 das AVort reden, werden mit einem Male gegenstandslos, wenn jede Volumvergrösserung des Ganzen — als nur durch den lebenden Organismus (Theilung) vermittelt — mit dem Begritf „organisches Wachsthum" identiticirt wird, wenn Vorgänge, wie innere Theilung (Einschiebung der neu entstandenen Zellen zwischen schon vorhandene), oder irgend eine intercalare, morphologische Veränderung an der Zelle dem Begriff ,. cellulare Intussusception", solche, wie Zwischenlagerung von Jlolekülen oder deren Gruppen dem Begriff ,, molecularc Intussusception'- untergeordnet werden, und auf ähnliche Weise der Vor- gang der Apposition als cellular oder molecular ausein- ander gehalten wird. Wiesner nimmt unter eingehender Erörterung des Materiales sowohl Apposition, als auch Intussusception an; doch in allen Fällen ist es nur ein Weiterwachsen, eine Fortsetzung einer schon vor- handenen Organisation, beruhend „zum Theil auf der aus- schliesslichen Wirkung von molecularen Kräften, zum Theil auf diesen unter Mitwirkung chemischer Processe". Bedingung für das Wachsthum und also für den Substanz- gewinn ist der Process der Assimilation'''). Der Substanz- gewinn kommt nur den Piasomen zugute, während das Gewebe, die Zelle und deren sichtbaren, lebenden Ein- schlüsse nur durch Theilung wachsen, ergänzt sich das Plasom allein nach vollzogener Tlieilung nur durch Volumzunahme. Wie die durch Assimilation in das Plasom eintretenden, oder in ihnen gebildeten chemischen In- dividuen organisirt werden, d. h. „wie die toten Bausteine sich in das lebende Ganze des Plasoms einfügen, dass die organische Einheit bis zu einer bestimmten Grenze erhalten bleibt, dann aber unter den Bedingungen des Wachsthums in einem bestimmten Momente aufgehoben wird und Theilung eintritt, ist uns räthselhaft." Woher stammt das Plasom? Ist es unendlich, oder hat es einen Anfang gehabt? Wann entstand es, und in welcher Form? Diese Fragen, neben der der Erblichkeit erörtert der Verfasser in den letzten zwanzig Seiten an der Hand der bisherigen fiypothesen von dem Ursprung der Materie, und kommt für jene zu dem Satze, dass sie trotz der Kant-Laplace'schen Hypothese, trotz der paläon- tologischen Urkunde, und trotz des zweiten Hauptsatzes der mechanischen Wärmetheorie heute noch indiscu- tabel seien, wie er auch die Frage: ist das Plasom der Träger der Erblichkeit? zu beantworten nicht für seine Aufgabe""*') hält. Welche Umgestaltung auch im Laufe der Jahre die Lehre Wiesner's erfahren mag, jedenfalls bleibt das grosse Verdienst ihm unbestritten, sämmtliche Vorgänge im inneren Bau des Pflanzenleibes — soweit sie heute eben abgesehen werden können — auf eine Einheit zurückgeführt zu haben, mit welcher die Botaniker rechnen können, wie die Chemiker mit dem Molekül der ehemischen Individuen. E. v. Broen. '*') Wiesner versteht — abweichend von der engeren Auf- fassung — unter Assimilation alle jene l-'roeesse, durch welche eine Umwandlung der Nähr- oder ßeservestofi'e in die Bestand- theile der Gewebe erfolgt. '•"*') Wir möchten hier auschliessen, dass während der Druck- legung der Wiesner'schen Arbeit ein neues Werk von Weismann, welchen auch jener in der Erblichkeitsfrage zu Worte kommen liisst, herausgekommen ist: Amphimixis. oder die Vermischung der Individuen, Jena 1891. In diesem Werk stellt Weismanu seine ebenfalls mit langer Hand vorbereiteten Studien über die Einheit in der thierischeu Zelle dahin zusammen, dass als höhere Einheit ein dem complexen Plasom aniiloger „Idant" (dessen letzte Ein- heiten Iden — von Nägeli's Idioplasma abgeleitet — heissen) fungirt, und als Träger des Lebens anzusehen ist. Nach seinem Entdecker soll derselbe eine weitgehende Rolle in der Erblich- keitsfrage spielen. Betreffs dieses Punktes setzt ein Theil der Weismann'schen Arbeit unmittelbar an die Wiesner's an. (Vergl. „Naturw. Woehenschr." VII No. 15, S. 141 ff. — Red.) Neue Mittlieiliingeu über Kohlenstoff macht W. Luzi (Ber. d. Deutscii. Cbcm. Ges. XXV, 214). Die Elemente scheinen sieh unter der Hand des Chennkers zu Ncredeln. Konnte vor Kurzem an dieser Stelle ülier goldfarbiges Silber berichtet werden, so handelt es sich jetzt um silber- farbigen Kohlenstotf. Derselbe wird erhalten, wenn ein Porcellangegenstand in einem Gebläseofen Ins zur höchsten erreichbaren Temperatur erliitzt (ca. 1770"j, einige Zeit bei dieser Temperatur erhält und wenn nmn dann plötz- lich den Luftstrom aijstellt, so dass das in höchster Weiss- gluth betindliche Porcellan plötzlich von einer leuchtenden, stark russenden Flannne umspült wird, welche man ver- kleinert und dann 10—15 Minuten einwirken lässt. Un- glasirtes Porcellan erseheint dann wie mit Graphit über- zogen, während glasirtes einen hellen, silberfarl)igen, vollkommen spiegelnden Ueberzug zeigt. Dieser spiegelnde Kohlenstoff ist vollkonnnen asehefrei und, soweit die (wegen der ausserordentlichen Leichtigkeit der Substanz sehr schwierige) Analyse zu schliessen gestattet, auch frei von Wasserstoff, also vermuthlich reinen Kohlenstoff. Er gab nicht die sogenannte Graphitreaetion. Unter dieser versteht Verfasser folgende von ihm früher (1. c. XXIV, 4085) beschriebene Reaction: Wird Graphit auf einem Platinbleeh mit coucentrirter, rother oder rauchender Salpetersäure durchfeuchtet, angefeuchtet und dann direct in die Flannne eines Bunsenbrenners gebracht, so bläht sich derselbe zu wurmartigen Gebilden von charakte- ristischer Struetur auf. Nur diejenigen Graphite, welche diese Reaction zeigen, will Luzi als Graphite gelten lassen, die übrigen bezeichnet er als Graphitite. Da von den bisher Seitens desselben untersuchten 31 Vorkommnissen 16 die Reaction zeigen, 15 hingegen nicht, so kann eine derartige Trennung auf Grund einer einzigen Reaction kaiun als stichhaltig angesehen werden'*). Sp. Chemisclie Probleme der Gegenwart. — Einem Aufsatz aus der Feder des Prof. G. A. Bischoff über die Fortsehritte der organischen Chemie im Jahre 1891, der in einem neu gegründeten Jahrbuch der Chemie herausgegeben von Prof. Richard Meyer (Verlag von H. Beehhold in Frankfurt a. M.) erscheinen wird, dessen 1. Bogen uns vorliegt, entnehmen wir das Folgende. „Das höchste imd letzte Ziel aller chemischen For- schung muss die Entwickelung der chemischen Statik und Mechanik sein, die Lehre vom Gleichgewicht der elienii- schen Kräfte und der Bewegung der 3Iaterie unter iineiu Einfluss." (Lothar Mejer.) Der Einzelne ist zur Zeit noch nicht im Stande, dureii seine Arbeiten Beiträge zu liefern, welche in directer Weise eine Annäherung an diese letzten Ziele aller chemi- schen Forschung gestatten und daher werden wir die „Chemischen Probleme der Gegenwart" ins Auge zu fassen haben. Wie wir auch dieselben zu lösen in An- griff nehmen, stets trachten wir darnach, bestinnnte chemische Individuen darzustellen und die Art der Dar- stellung derselben — die Reaetionen — aufzuklären. Wann haben wir es aber wirklich mit einem Individuum, d. h. einer nicht mehr weiter zerlegbaren organisclten Verbindung zu thun? Die Uebereinstinnnuug der t|uanti- tativen Zusannnensetzung mit einer „Formel" allein ent- scheidet angesichts der „Isomerie" nicht mehr genügend. Die Frage der Feststellung der Moleculargrösse ist zwar in den letzten Jahren bedeutend weiter vorgesehritten, allein für eine grosse Zahl von Verl)indungen sind wir auch heute noch nicht im Stande, die richtige ^lolccular- grösse mit Sicherheit zu beweisen. Denn aus der .Moie- '*) Herr Luzi wird einen Artikel in der „Naturw. Wochen- ; Schrift" veröffentlichen, in welchem er ausführlich auf die ITnter- ; Scheidung von Graphit und Graphitit eingeht. Ked. 200 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 20. cnlargTösse im g-elösten auf die im krystallinischen Zustand zu schliessen, ist nicht einwurfsfrei. .So steht die letzte Entscheidung- darüber, ob die Traubeusäure ein chemisches Individuum oder ein Gemisch von Rechts- und Linlvs- weinsäure ist, noch aus. Ferner müssen wir daran denken, dass ein anderer Umstand, den wir als Kriterium der „Reinheit" einer Verbindung- anzuführen pflegen, auch in vielen Fällen nicht unantastbar ist: die Oonstanz der Siede- und Schmelzpunkte. Structurisomere Verbindungen zeigen allerdings immer eine Difterenz der Siedepunkte, aber nicht immer eine solche der Schmelzpunkte. Ijc- trachten wir z. R. die verschiedenen Kork- und Pimelin- säuren, so erkennen wir sofort die Unsicherheit, welche hier noch obwaltet. Würden je bei einer Reaction die Korksäure (Schmp. 140°), die p.* Dimethyladipinsäure (Schmp. 140°) und die Aethyldinietlndbernsteinsäure (Schmp. 139°) neben einander erhalten werden, so wäre das Kriterium des constauten Schmelzpunktes bei der Zerlegung- des Gemisches durch fractionirte Krvstallisa- tion vollständig- unzureichend. Das muss nun bedenklich machen und es können angesichts dieser und ähnlicher Thatsachen nun Zweifel darüber kommen, ob nicht so manche organische Verbindung mit der Zeit noch in mehrere zerlegt werden kiinute. Dann würden in vielen Fällen Isomere auftreten, für die die herrschenden Theo- rien keine Erklärung geben. In dem angeführten Falle hat ein anderes Mittel dazu geführt, um die im Uebrigen so ähnlichen Verbindimgen von einander zu unterscheiden: ausser der Verschiedenheit im Verhalten beim Erhitzen, war es namentlich die Bestimmung des elektrischen Leit- vermögens, welche hier wie bei anderen Gruppen die trefflichsten Dienste geleistet hat. Abgesehen davon aber, dass diese letztere Bestimmung wieder nur bei Säuren angewendet werden kann, hat sie auch noch eine gewisse Unzulänglichkeit, denn l)ei grösseren Molecularcomplexen werden die Unterschiede immer geringer. Es muss daher die Forderung- erhoben werden, noch andere Eigen- schaften der organischen Verbindungen genauer anzu- geben, wenn wir den Anspruch auf die „Individualität" einer Verbindung erheben wollen. Um die Löslichkeit und die Krystallform zu bestimmen, brauchen wir aber bekanntlich mehr Material, als in den meisten Fällen dem Chemiker zur Verfügung steht. Sn sind wir denn häufig in die Lage versetzt, um liierauf bezügliche Angaben machen zu können, unter Aufwendung grösserer Mengen von Ausgangsmaterial manche Reactionen wiederholen zu müssen, eine nicht gerade sehr anregende Beschäftigung und wenn wir hier zu einem praktischen Schlüsse konmien wollen, so müssen wir die Klage darül)er erheben, dass im Allgemeinen mit einer zu geringen Menge von Mate- rial gearbeitet wird. Dieser beklagenswertlie Umstand, den gewiss Jeder selbst schon lebhaft empfunden hat, birgt noch eine andere missliche Consequenz: In den meisten Fällen gelingt es nicht, den thatsächlichen quan- titativen Verlauf einer Reaction aufzuklären. Die Aus- beuten! Da liegt gar oft die Entscheidung über eine der allerwichtigsten Fragen. Wie oft verläuft die Einwirkung zweier Körper auf einander der Hauptmenge nach ganz anders, als dies aus den Publicationen hervorzugehen scheint: nur die leicht fassbaren Producte, mögen die- selben auch quantitativ noch so sehr zurückstehen, geben die Anhaltspunkte zur Aufklärung der betreffenden Um- setzung. So kam es denn, dass in früheren Zeiten so manche Nebenproducte, die gerade die Hauptproducte waren, übersehen worden sind, so kommt es noch jetzt, dass selbst in Fällen, wo im Laufe der Zeit grosse Mengen von Material aufgewendet worden sind, höchst wichtige Fragen unbeantwortet blieben. Ob sich hier nicht dm-cb ein Zusammenfassen, aber ein solches prak- tischer Natur, auch Abhilfe schaffen Hesse? Wie oft hat die Technik Nebenproducte, die für ihre Zwecke wertli- los waren, dem wissenschaftlich arbeitenden Chemiker zur Verfügung gestellt und wie oft hat er daraus werth- volle Producte noch zu isoliren vermocht. Ich erinnere nur an die Entdeckung der zweiten Zimmtsäure. Auch in den wissenschaftlichen Laboratorien geht so manches verloren. Für den Einzelnen ist es zu wenig, mn sich damit abzuquälen, er wird schliesslich wegge- zogen. Wenn man aber eine ,.Ccntralsannnelstclle" hätte, würde das nicht in vielen Fällen von grossem Vortheil sein? Ich will Iner nur einen Speciallall anführen. Wie oft mag in den verschiedenen Laboratorien seh(ni der Acetsuccinsäurecster aus Natroacetessigester und Jod dar- gestellt worden sein? Man hat immer nur den einen Körper aus der Reactionsmasse isolirt. Die Ausbeute ist keine quantitative. Was steckt in den Mutterlaugen? Sie könnten das Material bieten, um eine der wichtigsten Fragen der Stereochemie zu entscheiden. Der Natracet- essigester enthält im asynnnetrischen Kohlenstoflfatom: H CH3.CO-C-COOC0H5 Na der Diacetsuccinsäureester deren zwei: H CH, . CO— C-COOC. H,-, CHo . CO- -C- COOC.Hj H Bei der Bildung der neuerdings zahlreich aufge- fundenen Isomeren-Paare vom letzteren Typus war immer eine beträchtliche Höhe der Temperatur mit im Spiele. Es fragt sich nun, bilden sich solche Isomere auch bei Reactionen, die bei niedriger Temperatur verlaufen? Dann müsste in den für wertblos angesehenen Mutterlaugen der zweite Diacetsuccinsäureester gefunden werden können. Das Angeführte wird genügen, um den Satz gerecht- fertigt erscheinen zu lassen: wir müssen den quantita- tiven Verlauf der Reactionen auch in der organischen Chemie mehr und mehr berücksichtigen, wenn wir wirk- lich einen Einblick in das Wesen der Reactionen ge- winnen wollen. — Endlich sei noch eine kurze Bemerkung gestattet über die Art der chemischen „Beweisführung". Viele Arbeiten bal)en den speciellen Zweck, die Constitution eines bestimmten Körpers aufzuklären. Hierbei spielt die (Synthese desselben aus Substanzen von bekannter Con- stitution eine grosse Rolle. Wenn A— B — Cl-t- Na — B -A mit einander unter Bildung von Cl Na reagireu und das erhaltene neue Derivat die Zusammensetzung A — B — B — A aufweist, so schliessen wir, dass hier in der That B mit B verbunden ist und doch haben sich gerade in der neueren Zeit die Fälle gemehrt, bei welchen ein der- artiger Scbluss sich als nicht gerechtfertigt erwies. Sind nun in der That für den vorliegenden Fall stärkere Gründe vorhanden, an denen man der Substanz die Formel A — B — A — B zuerkennen muss, so kommen die Begriffe „Umlagerung", „Atomverschiebu.ig" u. a. in An- wendung. Das Ungenügende derartiger Erklärungsver- suche lag den Chemikern nahe und so ist man denn in der That gerade in der letzten Zeit denjenigen Processen, die man als „Umlagerungcn'' zu bezeichnen pflegte, ener- gisch zu Leib gerückt. Die Signatur, welche der gegen- wärtigen Forsciiung auf dem Geltiet der organischen Chemie aufgedrückt zu sein scheint, lässt sich vornehm- lich dahin charakterisii-en, dass die Synthese vorwaltet, dass die Begleiterscheinungen der Bildung neuer Körper mehr und mehr Berücksichtigung finden, dass bei der Nr. 20. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 201 Entdeckung neuer Substanzen auf ihi-e Individualität mehr und mehr Rücksicht genommen wird und dass bei dem Suchen nach neuen Reactioncn die Ueberleguugen, welche aus den stereochemischen Grundsätzen hervor- gehen, innner mehr zur Bedeutung gelangen. So sind wir, zumal ja auch schon einige schüchterne Anfänge zu verzeichnen sind Itetreifs der Bahnen, welche die Atome innerhalb der Molekel wandeln, in der That so weit vor- gedrungen, dass wir unsere von Laplace hervorgeholiene Unwissenheit allmählich verringern und damit hoffentlich einmal dahin kounaen, darül)er eine exacte '\'orstellung uns zu l)ilden, ob in der That die „Curve, welche ein einziges Atom lieschreibt, ebenso fest bestimmt ist, wie die Bahn eines Planeten". Fragen und Antworten. Was ist ,,Aphlebia"J — Das Wort Aplilebia hat zweimal in der systematischen Terminologie Verwendung gefunden: einmal als Gattungsnamen einer Insectengruppe und das andere Mal als Gattungsnamen gewisser fossiler Pflanzenreste des Palaeozoicums. Als Bezeichnung einer fossilen Pfianzengattung ist Aphlebia schon 1833 von Karl Prcsl in Sternberg's Ver- such einer geognostisch-botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt (Fase. 5 u. 6 S. 112) aufgestellt worden. Er rechnet hierher blattförmige, meist unsymmetrisehe < »rgane, die gelappt-getheilt bis zerschlitzt sein können, von denen ein Tlieil sich als organisch zusammengehörig zu Farn- wedeln ergeben haben, die die Aphleliien als „anomale" Fiedern an bestimmten Stellen der Wedel tragen. Eine andere Gruppe von Aphlebia -Arten nniss aber vorläufig noch gesondert belassen werden: diese Arten sin- worden. — Prof. Araandus Herm. Schwarz, der kürzlich an die Universität zu Berlin berufen worden ist, ist Mitdirektor des mathematischen Seminars geworden. — Dr. med. Kitasato, jetzt wieder in Japan, hat vom preuss. Unterrichtsministerium den Titel Professor erhalten. — Prof. Krauss in Weihenstephan bei München wurde zum Director der dortigen Landwirthsehaftlichen Central- schulo ernannt. — Bei der Kgl. Geologischen Landesanstalt und Berg-Akademie zu Berlin ist der Chemiker Julius Rothe zum Ersten Chemiker der chemisch -technischen Versuch.sanstalt und Stellvertreter des Vorstehers der letzteren ernannt worden. Es sind gestorben: Anatolo de Caligny zu Versailles, corresp. Mitglied der Pariser Akademie für Mechanik. — • Die Bota- niker Dr. Sereno Watson in Cambridge und Dr. W. Woji- nowic in Belgrad. — Der Anatom Prof. W. Braune in Leipzig. — Der Entomologe Dr. Carl Aug. Dohrn in Stettin. — Der Chemiker Prof. Aug. Wilhelm von Hofmann an der Univer- sität in Berlin. Der norwegische Geograph Ekroll von den Lofoten beab- sichtigt im nächsten Jahre eine Expedition nach dem Nord-, pol mit Spitzbergen als Ausgangspunkt zu unternehmen. Capt. Bade beabsichtigt aufs Neue in diesem Sommer eine. Gesellschaftsreise nach Spitzbergen ins Werk zu setzen, um auch grösseren Kreisen Gelegenheit zu geben, die Wunder und Reichthümer der Polarwelt aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Es ist zu diesem Zweck ein schöner Dampfer in Ausr' sieht genonnnen, auf di^m nur Karten für I. Classe in beschränkter Anzahl ausgegeben word(>n. Dio Roisi« wird von Hamburg über Schottland, Tromsoo nacli Spitzbergen gehen, wenn die Eisverhält- nisse es gestatten, bis zum 80. Grad Nordbreite. Auf der Rück- reise wird Norwegen besucht, um auch die herrlichen Natur- schönheiten dieses Landes kennen zu lernen. Dauer der Reise- 30—35 Tage (10. Juli bis ungefähr 15. August). Capt. Bade's Adresse ist Wismar in Mecklenburg. Näheres in der nächsten Nummer. Am 9. Januar wurde in Austin an der Universität von Texas eine Texas A c a d e m y o f Science gegründet. Vorsitzender Prof. Dr. Everhardt. Die Deutsche zoologische. Gesollschaft tagt vom 8. — 10. .Juni in Berlin im zoologischen Institut Invalidonstr. 43. Anmeldungen bei l'rof. J. W. Spengal in Giessen. Eine Deutsche dend rologische Gesellschiif t , ist in Karbruhe gebildet worden. — Vorläufiger Vorstanil; HofmarSiJiaJl- von St. Paul, Garten insirektöl- Reissner und Gartenmoistor- Zabeh' 202 Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. Nr. 20. L i 1 1 e r a t u r. Frof. X)r. Julius Wiesner, Die Elementarstructur und das Wachsthum der lebenden Substanz. Verlag von Alfred Holder. Wien 1892. Preis 6. Mk. Daa Buch umfasst incl. Register 283 Seiten. Es ist hoch- theorethischen Inhaltes. Bei dem hohen, allgemeinen Interesse, das der Gegenstand allseitig finden muss, bieten wir weiter vorn in dieser No. der „N. W." ein ausführliches Referat. Brehms Thierleben, 3. gänzlich neu bearbeitete Auflage von Prof. Dr. Pechuel-Loesche. Die Vögel: III. Bd. Mit 106 Ab- bildungen im Text, 20 Tafeln, zum Theil in Buntdruck und 3 Karten. Bibliographisches Institut. Leipzig u. Wien 1892. — Preis 15 Mark." Einen neuen Band aus der Serie der Werke über allgemeine Naturkunde des Bibliographischen Institutes in die Hände zu be- kommen ist immer eine Freude, und wer genöthigt ist, streng auf seinen Geldbeutel zu achten, wird bei dem Ankauf eines Werkes aus der genannten Serie niemals das Gefühl haben, für das Gebotene verhältnissmässig zu viel ausgegeben zu haben. Bei den hohen Preisen, welche für wissenschaftliche und meist auch für populär- wissenschaftliche Werke in Deutschland noch immer gezahlt werden müssen, muss man im Gegentheil immer wieder über die vergleichsweise Billigkeit der Prachtwerke aus dem genannten Verlag staunen. Der vorliegende 6. Band der neuen Aufl. von Brehms Thier- leben, also der 3. Bd. der Vögel, heschliesst diese Thiergruppe, sodass also nunmehr Säugethiere und Vögel vollendet vorliegen; er enthält die Abtheilungen der Suchvögel, Flossentaucher, Sturm- vögel, Stossvögel, Wehrvögel, Nandus, Rossvögel und Strausse. Das ganze Werk ist mit dem 6. Bande nunmehr über die Hälfte seines ganzen Umfanges vorgeschritten. 3. Oberosler : Illustrirter FObrer durcb TTnteritalien und Sicilien. Mit 63 Illustrationen, 10 Karten, 10 Stadtplänen, einer Reise- karte und einer Eisenbahnkarte. A. Hartlebens Verlag. Wien, Pest, Leipzig 1891. Preis 7,20 Mk. Mit dem Erscheinen des vorliegenden Theiles ist das gesamnite Reisewerk über Italien zum Abschluss gebracht worden. Die Illustrationen stellen sowohl Landschaftliches, wie Architektonisches dar und sind für den Reisenden namentlich auch dadurch werth- voll, dass sie von derartigen Punkten aufgenommen sind, von welchen aus sich der zu beschauende Gegenstand oder das Ge- lände am besten und eindrucksvollsten präsentirt. Die Ausführung ist sauber, Karten und Pläne sind tadellos. Dass 7 derselben herauszuschlagen sind, ist ein Nachtheil, der bei häufigem Ge- braucli zu ihrem Verluste führt. Die Route führt von Rom nach Neapel, von dort zur See nach Palermo, von hier aus durch Sicilien, über Messina nach Reggio und dann längs der Ostküste über Taranto, Brindisi nach Aneona. Die Elmpfehlungen von Hotels sind nicht so ausführlich, wie in anderen Reisebüchern, auch hat der Verfasser die Sternchen fortgelassen. Das Geschicht- liche der durchreisten Gebiete ist ziemlich kurz behandelt — am meisten fällt dies bei der Erinnerung an die Herrschaft der Hohen- staufen auf. Im Uebrigen lässt sich gegen das Werk nichts sagen; dasselbe zeugt vielmehr von grossem Fleisse und macht durch die übersichtliche Anordnung seines Stoffes einen günstigen Eindruck. Möge das Publikum es günstig aufnehmen ! K. Sitzungsberichte der Kgl. Bayerischen Akademie der Wissen- schaften. Mathemat,-physik. Classe. 1891. Heftlll. München 1892. Das Heft bringt zunächst zwei in innerem Zusammenhange stehende Arbeiten von H. Seeliger, Ueber die Strahlenbrechung in der Atmosphäre und über die Extinction des Lichtes in der Atmosphäre. In der zweiten Abhandlung betrachtet Verf. nament- lich auch die Verhältnisse der Sonnenatmosphäre und eröffnet dabei interessante Ausblicke. Wir kommen auf die für die Sonnen- physik bedeutsame Arbeit zurück. — L. Königsberger handelt von der Irreductibilität der algebraischen partiellen Differential- gleichungssysteme, und F. von Sandberger berichtet über die Erzgänge der Gegend von Freudenstadt und Bulach im württem- bergischen Schwarzwald. Grs. Sitzungsberichte der Kaiserl, Akademie der Wissenschaften zu Wien. Mathemat.-Naturw. Classe. Band C. Abtheilung I. Heft 8-10. Wien 1892. Die Abtheilung I dieser Berichte bringt bekanntlich die Ab- handlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Palaeontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Das uns vorliegende Stück enthält zunächst No. XV der Ichthyologischen Beiträge von Stein dachner, der hier einige seltene und neue Fischarten aus dem canarischen Archipel bespricht und einer Abhandlung eine sehr interessante Untersuchung physikalischer Natur voraus- schickt, in der er die Mächtigkeit des Gebietes bestimmt, in welchem sich ein normal in mittlerer Tiefe lebender Fisch ohne merkliche physiologische Störungen bewegen kann. — G. Bukorski giebt einen Vorbericht über die Ergebnisse der 1890/91 im süd- westlichen Kleinasien ausgeführten geologischen Untersuchungen. — Krasan macht eine längere Mittheilung über die fossile Flora der rhätischen Schichten Persiens. Hieran schliesst sich ein vor- läufiger Bericht Stei ndachner 's an über die im Sommer 1891 angeführten geologischen Arbeiten der Coramission für Erforschung des östlichen Mittelmeeres. — Den Sehluss des Stückes macht eine Abhandlung vonKerner vonMarilaun: Die Verschiebung der Wasserscheide im Wippthale während der Eiszeit. Entlang der Brennerfurche sind die Centralalpen in lithologischer Beziehung gleichsam unterbrochen, indem die den Nord- und Südrand der Gneisszone begleitenden Phyllite, palaeozoischer Schiefer und mesozoischer Kalke, hier quer durch dieselbe auftreten. Dieser Umstand ermöglicht es, die Niveauverhältnisse des letzten central- alpinen Inlandeises auf Grund der verticalen Verbreitung des Erraticums daselbst festzustellen, was im vorliegenden Aufsatz geschieht, und was der Verfasser durch zwei sehr instructive Tafeln illustrirt. Katzer, F., Geologie von Böhmen. 3. Abth. Prag. 12 M. Kiepert, H., Handatlas über alle Theile der Erde. Einz.-Ausg. No. 33 und 35. Berlin, ä 1,20 M. Kloos, J. H., Repertorium der auf die Geologie, Mineralogie und Paläontologie des Herzogthums Braunschweig und der an- frenzenden Landestheile bezüglichen Litteratur. Braunschweig, ,60 M. Koenen, A. v., Das norddeutsche Unter-Oligocän und seine Mollusken-Fauna. Berlin. 15 M. Lang, A. v., Geschichte der Mammutfunde. Zürich. 2,20 M. Lobse, O., Beobachtungen des Planeten Mars. Leipzig. 5 M. liUksch, J., Veröffentlichung der Commission für Erforschung des östlichen Mittelmeers. (Sonderdruck.) Leipzig. 0,70 M. Martin, K., Die Fossilien von Java. Leiden. 1,50 M. Mendelejeff, D., Grundlagen der Chemie. St. Petersburg. Messtischblätter des preussischen Staates. 1 : 25,000. 1328. Kollin. — 1329. Zachan. — 1561. Soldin. - 2340. Lissa. — 3457. Guhrau. — 1388. Tribusch. Berlin, ä 1 M. Möller, J., Beiträge zur Kenntnis des Anthropoiden-Gehirns. (Sonderdruck.) Berlin. 6 M. Morck, D., Ueber die Formen der Bakteroiden bei den einzelnen Spezies der Leguminosen. Leipzig. 3 M. Neumann, C, Ueber einen eigenthüralichen Fall elektrodyna- mischer Induction. (Sonderdruck.) Leipzig. 3 M. Nordstedt, O., Australasian Characeae, described and figured. Berlin. 7 M. Overbeck, A., Zur Kenntniss der Fettfarbstoff-Production bei Spaltpilzen. (Sonderdruck.) Leipzig. 3 M. Bäthay, E., Ueber eine merkwürdige durch den Blitz an Vitis vinifera hervorgerufene Erscheinung. (Sonderdruck.) Leipzig. 2,30 M. Briefkasten. Herrn D. — Ob die Monotropa Hypopitys-ähnliche Pirolacee Sarcodes sanguinea Torr, in den Nadelwäldern der Sierra Nevada von Kalifornien wirklich die Schneedecke durchbricht und dann sofort blüht, möchten wir bezweifeln. Drude giebt in Engler- Prantl's Natürlichen Pflanzenfamilien nur an, dass die Pflanze „bald nach der Schneeschmelze blüht". Nimmt man einen wäh- rend der Blüthezeit der Sarcodes eingetretenen verspäteten Schnee- fall an, so kann allerdings oberflächliche Beobachtung zu der erst- erwähnten Ansicht führen. Inhalt: Wilhelm Krebs: Niederschläge im arktischen Gebiet. (Mit Abbild.) — Justus Thode: Die vier Jahreszeiten am Cap. (Fortsetzung). — Die Elementarstructur und das Wachsthum der lebenden Substanz. — Neue Mittheilungen über Kohlen- stoff. — Chemische Probleme der Gegenwart. — Fragen und Antworten: Was ist „Aphlebia"? — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Prof. Dr. Julius Wiesner: Die Elementarstructur und das Wachsthum der lobenden Substanz. — Brehms Thierleben. — J. Oberosler: Illustrirter Führer durch Unter-Italien und Sicilien. — Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. — Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. — Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoni^, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 20. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XLI Institut für wissenschaftliclie Photographie von Dr. Burstert & Fürstenberg BERLIN SW., Wilhelmstrasse 182 Silberne Medaille Berlin 1890 empfiehlt sein über 1500 Nummern fassendes Lager von Mikrophotograpliiecii auf Papier und ttlas für das Sciopticoo. Sännntliche Bilder siml in unserem Institute hersestellte Original-Nalaraufnahmen ohne Retouche nach ausgesucht siluiinii Präparaten. Prompte und preiswerthe Aufnahme von cinKesandtcii I'rlliiarat™ und sonstigen Objecten. Ausstattung ganzer ivissenschaftlicher Wirk.- mit Ilil.lern in Photographie und Lichtdruck nach eingesandten oderim Katal.iijc aiüi;.liilirtcn Präparaten. Ausstattung wissenschaftlicher und populärer Vcrirlit;.' ausalli-ii anbeläthell. — SoIIftänbigfteä Soutählott — aotterie= üiften. — ^perfonolsSeränbermtgcn in ber Slrraee, iKotine unb CinihSBerroaltunfl Ouftij, (Seifllidileit, Se^rerftfiaft, Steuerfa*, Rorftfat^ IC.) fofort unb ooUftdnbig. gcuillelon«, Sftomane unb MoocHen ber Oenorragenhßen .AutoreB, Sliiiciaen fttt!» von. rtdjcjrej: Süivlinna! Der gn^alt ber „gerlineV Heueflen gladjiridjten" ift frei non gricolitüteii irgenb melcher äirt. 3n jeher gebilbeten .^niiülie finben fic ba^er fidier freunblit^e Slufnohme. IM^ 3füt K-nmillcn • SXitjeiflen, XicnftOotcn. ftUiiid)f,Si}ohnunttS=2ln5ci(ici> unb nhnlidicSiuuonccii, btc bic 3>cbiitiniiie ciiicä ^nu5f)altö hctrc?fcu, IDitb bic 3S. 61) anführt. Auch hier trat das Wasser ausserordentlich weit zurück, so dass die Augreifer sich der Stadt von der Seeseite nähern konnten, kehrte dann aber desto mächtiger wieder imd vernichtete den grössten Theil derselben. Endgiltig wird sich sowohl weder der von den Is- raeliten eingeschlagene Weg feststellen, noch die Frage, wo und durch welche Ursachen die Vernichtung des Aegyptischen Heeres herbeigeführt worden ist, lösen lassen. Nach Allem glauben wir jedoch, der Ansicht beitreten zu müssen, dass der Diu'chzug durch den nfirdlichen Ein- schnitt des Rothen Meeres vor sich gegangen ist und dass ebendort auch die verfolgenden Aegypter umgekommen sind. Unwahrscheinlich ist es nicht, dass, wie der Ver- fasser annimmt, ein vielleicht weit entferntes Erdbeben das weite Zurückweichen und nachherige desto stärkere Anschwellen des Meeres veranlasst hat. Dr. K. lieber eiiieu Bacillus im Blute von Maserkraiikeu veröffentlichen Dr. P. Canon und Dr. W. Pielicke in der Berliner Klinischen Wochenschrift einen Aufsatz. Die Autoreu haben das Blut von 14 Mascrnkrankeu in gefärbten Präparaten untersucht und in allen Fällen einen imd denselben Bacillus gefunden. Die Präparate wurden — schreiben die Autoren — in derselben Weise augefertigt wie die Blutpräparate bei Influenza (Deutsche medicin. Wochenschrift, 1892, No. II) und mit Eosin-Methylenblaulö.sung gefärbt. Wir benutzen jetzt meist eine Lösung, die weniger Eosin enthält, um eine schwächere Gegenfärbung zu erhalten: Concentr. wässrige Methylenblaulösung . 40,0 1/4 % Eosinlösung (in 70 % Alkohol) . . 20,0 Aq. dest 40,0 Die Präparate wurden 5 — -10 Minuten in absoluten Alkohol gelegt und dann 6 — 20 Stunden im Brutschrank bei 37° C. gefärbt. Die Durchsuchung geschah mit Hülfe des ver- schiebbaren Objecttisches (Zeiss). Mit Vortheil bedienten wir uns auch folgender Lösung: Concentr. wässrige Methvlenblaulösung . 80,0 1/4 7o Eosinlösung (in 70 7o Alkohol) . . 20,6 Zur Färbung im Brutschrank genügten dami 2 bis 3 Stimden. In diesen Präparaten fanden wir die genannten Ba- cillen blaugefärbt. Sie sind manchmal in allen ihren Theileu gleich- massig gefärbt; oft aber zeigen die Endstücke eine stärkere Färbung, während das MittelstUck blasser erscheint; zu- weilen haben nur die Randlinien des Mittelstüeks die Fär- bung augeuonnnen. Die Grösse der Bacillen ist eine sehr verschiedene. Manchmal erreichen sie die Grösse des Radius eines rotheu Blutkörperchens, andere sind sehr klein und er- scheinen dann als Doppelkokken, zwischen diesen Formen giebt es vielfache Abstufungen in der Grösse. Häufig sind die Einzelstücke deutlieh länger als breit, so dass man den Eindruck eines Doppelbacillus oder eines in seiner Mitte getheilten Bacillus hat. Auch diese Form hat eine verschiedene Grösse. Zuweilen haben die Bacillen eine aussergcwöhnliche Länge, sie sind länger als der Radius eines rothen Blut- körperchens, oft fast so gross wie der Durchmesser eines solchen. Sie zeigen ferner keine gleichmassige Färbung, sondern enthalten 3 — 4 ungefärbte Stellen, die mit ge- färbten Partien abwechseln. Im Allgemeinen ist die Fär- bung dieser Form keine starke, besonders die Enden zeigen manchmal eine ganz schwache Blaufärbung. End- lich sind häufig diese Bacillen leicht gekrümmt und kom- men nur in Präparaten vor, welche gegen das Ende der Krankheit (am 6. Tage) entnommen waren. Wir halten die in den 14 Fällen von Masern im lebenden Blute von uns gefundenen Bacillen für eine ein- heitliche Art und sehen sie als die Erreger der Krank- heit an. Diese Bacillen finden sich im Blute der Masernkranken in sehr verschiedenen Mengen. Wir fanden mehrere Male erst im 2. oder 3. Präparat einer Blutentnahme einige wenige Bacillen, mehrere Male aber war schon das erste Gesichtsfeld wie übersät mit Bacillen. Sie lagen sehr häufig einzeln, in den meisten (12) Fällen jedoch konnten wir auch kleinere oder grössere Haufen von 8—20 Einzelindividuen nachweisen. Die Lage der Bacillen in den Haufen zu einander war keine charakteristische, nur zeigten sie oft Neigung, sich parallel zu einander anzuordnen; andere lagen dicht hinter einander und bildeten stumpfe Winkel. Was nun die Zeit an]>etrifFt, so fanden wir die Ba- cillen während des ganzen Verlaufes der Masern, in einem Falle sogar noch drei Tage nach der Entfieberung. In letzterem Falle waren sie zur Zeit der Krise in besonders grosser Menge vorhanden gewesen. Auch sonst fanden wir die meisten Bacillen im Blute um die Zeit der Ent- fieberung. Ausser diesen 14 Fällen untersuchten wir noch das Blut von 7 Kindern, welche die Masern eben erst über- standen hatten und zum Theil noch mit dem Exanthem, das schon in der Abblassung begriÖen war, eingeliefert wurden. In diesen 7 Fällen hatte die Blutuutersuchung ein negatives Resultat. Dann untersuchten wir noch ca. 10 Stunden post mortem das Blut eines Kindes, welches direct an Masern ohne eiue Cnniplieatiitn seitens der Lungen gestorben war; hier konnten wir die Bacillen nicht mit Sicherheit nachweisen, wir hatten in diesem Falle das Blut im Leben nicht untersucht. Einige Blutpräparate färbten wir nach Gram. Die Bacillen bleiben ungefärbt, sie erscheinen ebenso hell, wie die rothen Blutkörperchen. Der Form nach gleiche Bacillen, wie die im Blute beschriebenen, fanden sich im Auswurf, Nasen- und Con- junctivalseeret Masernkranker. In allen Fällen wurde vor der Anfertigung der Blut- präparate das einer Fingerstichwuude entnonnnene Blut der Masernkranken verimpft auf Cilyeerinagar, Blutserum oder Milch (wir benutzten Frauenmilch). Es gelang nicht, die Bacillen auf diesen Nährböden aus dem Blute zu züchten. In letzter Zeit wandten wir hauptsächlich Bouillon an und verim])ften in ein Bouillonglas 1 — 3 Tropfen Blut; gewöhnlich wurden 6— -10 Bouillongläser jedesmal benutzt. In 3 Fällen fanden wir in den mit Blut geimpften Bouillongläsern Bacillen, die in ihrer Form durchaus mit den in den Blutpräparaten gefundenen übereinstimmten und sich nicht weiter auf Glycerinagar, Blutserum oder Bouillon züchten Hessen. 210 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 21. Die Bouillon bleibt die erste Zeit klar, unten befindet sich ein Satz, der zum Tbeil von ülierinipfteni Blut her- rührt; erst nach mehreren Tagen macht sich eine schwache Trübung bemerkbar, und es bilden sich kleine Flocken, die beim ümschüttelu des Glases aufsteigen. Auch in diesen Bouillonculturen fanden wir die Ba- cillen in verschiedener Form, bald gleichmässig gefärbt, bald wie Diplokokken, bald mehr wie Doppelbacilleu aussehend. In der Länge übertrafen einzelne noch die längsten, welche wir in den Blutpräparaten gesehen hatten, doch war meist deutHch zu erkennen, dass sie aus mehre- ren Gebilden bestanden, welche hintereinander gelagert waren; manchmal wichen sie in der Richtung von ein- ander ab und bildeten stumpfe Winkel. Die Bacillen in diesen Bouillonculturen färben sich ebenfalls nicht nach Gram und scheinen eine geringe Eig-enbewegung zu besitzen. In einem der genannten 3 Fälle fanden wir in allen Bouillongläsern, in die Blut geimpft war (es waren 4), diese Bacillen, und zwar in grossen Mengen; gleich- zeitige Impfungen auf Glyceriuagar und Blutserum waren steril geblieben. Die Blutimpfung war hier gegen das Ende des Fiebers am Anfang der Krise vorgenommen worden, in den gleichzeitig angefertigten Blutpräparaten wurden die Bacillen ebenfalls in grosser Menge gefunden. Es war dies übrigens derselbe Fall, bei dem noch 3 Tage nach der Entfieberung die Bacillen im Blute vorhanden waren. Von demselben Kinde hatten wir einige Tage vorher Blut in sterile Röhrchen aufgesogen und den Inhalt der- selben, nachdem sie 2 Tage im Brutschrank gestanden hatten, in Bouillon- und Agargläser verimjjft. In einem dieser Bouillongläser fanden wir ebenfalls die Bacillen, während das mit dem Inhalt desselben Blutröhrchens ge- impfte Glycerin-Agarglas .steril geblieben war; auch hier trotzten sie allen Versuchen der Weiterzüchtung. Nach dieser Methode hat Bruschettini die Influenza- Bacillen aus dem lebenden Blute gezüchtet (Riforma me- dica n. 23, Gennaio 1892), sie wurde von uns im Ver- laufe dieser Untersuchungen öfter angewandt, aber abge- sehen von diesem einen Falle ohne Erfolg. Bei den 2 anderen Kranken, bei welchen wir die Bacillen aus dem lebenden Blute in Bouillon züchten konnten, waren die Impfungen ebenfalls während des Fiebers vorgenommen worden, jedoch wurden nur in 1 resp. 2 der geimpften Bouillongläser die Bacillen gefunden; alle anderen blieben steril. Dagegen konnten in zwei anderen Fällen, wo eben- falls während des Fiebers das Blut verimpft worden war, diese Bacillen in keinem der Bouillonröhrehen gefunden werden. Dasselbe negative Resultat hatten wir bei einer An- zahl Blutimpfungen, welche 1 bis 2 Tage nach dem Auf- hören des Fiebers vorgenonuuen wurden. Zuweileu wurden allerdings in einem Präparat, das aus einem mit Blut geimpften Bouillonglase nach genügendem Schtittelu des letzteren hergestellt und genau mit Hülfe des verschieb- baren Objecttisches durchsucht war, einige wenige der Bacillen (2 — 5) gefunden; ob man aber hieraus auf eine Vermehrung der Bacillen in der Bouillon schliessen kann, erscheint fraglich. Einmal wurde circa 10 Stunden nach dem Tode, welcher direct der Maserinfection zugeschrieben werden inusste, zahlreiche Blutimpfungen auf verschiedenen Nähr- böden, auch in Bouillon vorgenommen: dieselben blieben sämmtlich steril. Es wurde endlich versucht, diese Bacillen auf Blut- serum-Glycerin-Agar zu züchten nach der Methode, welche Wertheim zur Züchtung der Gonococcen empfohlen hat (Deutsch, medic. Wochenschr. 1891, No. 50); auch diese Versuche waren bisher ohne Erfolg. Das Blutserum stammte allerdings von einer Person her, welche angab, vor 7 Jahren schwere Masern durchgemacht zu haben ; es würde sich wohl mehr empfehlen, Blut von solchen Per- sonen zur Herstellung dieses Nährbodens zu benutzen welche noch nicht die xMasern gehabt, also noch nicht eme gewisse Immunität gegen diese Krankheit besitzen. Diese von uns im Blute von Masernkranken gefunihing IIa. Heft 9. 10. Wien 1892. — In dieser Mittheilung werden die Ab- hnndlungon aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik vereinigt. Vorliegendes Stück ent- hält folgende Arbeiten, auf deren einige in der „N. W." noch zurückzukommen sein wird. — H. Pitsch, Ueber Astronomie; G.Jäger, Ueber die Verdampfungswärme ; E. Weiss. Ueber Berechnung einer Kometenbahn mit Berücksichtigung von Glie- dern höherer Ordnungen; J. Liznar, Methode zur graphischen Darstellung der Richtungsänderungeu der erdmagnetischen Kraft; O. Stolz, Maxima und Minima der Functionen mehrerer Veränder- licher; G. Jäger, Zur Theorie der Dissociatiou der Gase; O. Tumlirz, Ueber die Unterkühlung von Flüssigkeiten; G. Jäger, Neue Methode, die Grösse der Moleküle zu finden; G. J au mann. Notiz über eine Methode zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit; J. Hann, Einige Resultate stündlicher meteorologischer Beobachtungen auf dem Gipfel des Fushi in Japan; J. Holetschek, LTeber den Kometen von 1689; J. Liznar, Eine neue magnetische Aufnahme Oesterreichs; J. A. Gmeiner, Ergänzungssätze zum bicubischen Reciprocitätsgesetze; E. Ma- zella. Untersuchungen über den täglichen und jährlichen Gang der Windgeschwindigkeit zu Triest; G. Pich, Conforme Ab- bildung einer Halbebene auf ein unendlich benachbartes Kreis- polygon. Grs. Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. X. Band, 2. Heft. Berlin 1892. — Das sehr umfangreiche Heft enthält folgende Aufsätze: A. de Korottneff, La Doh-hinia mirabilis (nouveau Tunicier); 0. Bürger, Beiträge zur Kenntniss des Nervensystems der Wirbellosen. Neue Untersuchungen über das Nervensystem der Nemertinen; A. Dohrn, Studien zur Ur- geschichte des Wirbelthierkörpers. 17. Stück: Nervenfaser und Ganglienzelle. Histogenetische Untersuchungen; E. Herter, Zur Kenntniss des Stofl'wechsels der Fische, speciell der Selachier. — Den drei ersten Abhandlungen sind je zwei grosso Tafeln Ab- bildungen beigegeben. Journal für Ornithologie, Deutsches Centralorgan für die gesammte Ornithologie. XXXIX. Jahrgang, Heft IV. Leipzig 1891. — Das Heft bringt zunächst einen Bericht von Em in aus Bukaba, Uwalija, Victoria Nyansa vom 21. November 1890. Daran reihen sich dann folgende, theils kürzere, theils längere Mittheilungen: A. Reichonow,, Ueber .Messungen am Vogel- körper; C. Müllenhoff, Ueber den Einfluss des Windes auf den fliegenden Vogel; H. v. Berlejisch, Ueber Chrysotis'brasiliensis; Th. Lorenz-Moskau, Ueber Telrao tetrix subspec. viridanus; Prem.-Lt. v. Winterfeldt, Strix nisoria in der Mark und Acro- cephalus turtoides (L.); A. Reichenow, Ueber eine Vogelsamm- lung aus Tongoland; Th. Lorenz, Einiges über den von Herrn v. Tschudi beschriebenen seltenen Rackelhahn; A. B. Meyer, Besprechung von Salvadoris (Ornithologie von Papuasien und den Molukken, Bd. III, nebst Suppl. zu Bd. I — III; Prem.-Lieut. von Winterfeldt, Notizen aus der Mark (Ein Abenteuer mit Ardea cinerea L., und über Platalea leucerodia L.); J. Rohweder, Am Brutplatz von Gallinago major; R. Hörning, Die Nordameri- kanische Wanderdrossel, Turdus migratorius L., in Thüringen. — Hieran schliesseii sich dann die Berichte über die .Sitzungen der Deutschon Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin vom September und October 1891. Reiser, O., Die Vogelsammlung des bosnisch-hercegovinischen Landesmuseums in Sarajevo. Berlin. 3 M. Bosiwal, A., Toula, F. u. Suess, E., Beiträge zur geologischen Kenntniss des östlichen Afrika. (Sonderdruck). Leipzig. 12 M. Schlichting, E., Die Gravitation ist eine Folge der Bewegung des Aethers. Lüben. 0,50 M. Schrenck, L. v.. Reisen und Forschungen im Amurlande in den Jahren 1854—56 2 Lfg. Ethnographischer Theil. 1. Hälfte. St. Petersburg. 35 M. Secchi, A., Die Einheit der Naturkräfte. 2. Aufl. Braunschw eig. Preis 12 M. Inhalt: Prof. Dr. H. Schubort: Mathematische Spielereien in kritischer und liistorischer Beleuchtung. (Mit Abbild.) — Justus Thode: Die vier Jahreszeiten am Cap. (Fortsetzung). — Wie sind die Israeliten dui-chs Rothe Meer gekommen und die Aegypter darin verunglückt? (mit einer Karte). — Ueber einen Bacillus im Blute von Maserkranken. — Eine internationale Verständigung hinsichtlich der anthropometrischen Methoden und Maasse. — Fragen und Antworten: Die Taubnessel-Arten [Lamium- Arten] heissen in manchen Gegenden „Bienensaug" ; ich kann mir aber nicht denken, dass der Rüssel der Bienen bis zum Honig in den Blüthen hinabreicht; dazu scheint er mir zu kurz zu ^^eill. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Dr. Hermann Credner: Die geologischen Verhältnisse der Stadt Leipzig, i— Maximilian Plessner: Ein Blick auf die grossen Erfindungen des XX. Jahrhunderts. I. Die Zukunft des elektrischen Fernsehens. — .Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. — Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. — Journal für Ornithologie. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N.4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 2L Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XLIII Gramm -©}• Sprech-Apparat. >- Von der gesammten Presse und sämmtlichen fach- wisseuschaftlichen Autoritäten anerkannt, dass der verbesserte Edison'sche Phonograph durch das Crrainmoplion bei Weitem über troffen wird. Durch seineu biUigeu Frei."; M. 45 ist der Apparat Jedermann zugänglich. _ Das Ciraiiiinophoii giebt Concert-, Musikstöcke, Gesang, Solo u. Recitation etc. durch _ Auflegen von Schall-Platten jfei auf natürliche Weise wieder Hugo Hennig, Berlin SW, In Ferd. Dümtniers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erscheiuBu : Mitteilungen .l.T Vereinigung von Freiiudeu der Astrouofflie uud kosmisctieii Pliysik. Redigirt von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jäliilicli 10—12 Hefte gr. 8". Preis pro Jahrgang 6 M. Man .■il)oiiiiirt bi'i allen Kiiehliandliinsen und Po^tiiiistaltPii. Die Mitglii'der der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Sehriftfiilirer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Schvvalin, Berlin SW., (lirossbeerenstr. 68 zu richten. I*atentanwalt Ulr. R. Maerz, Berlin., Leipzigerstr. 67. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dakteriologische Kurse, t ♦ lintcrriciif iu Nahrungsmittel*^^ ♦ sowit! Hariiaiialyse, monatlicli-^ J Gelegenheit zum Ausführen T J selbstständiger Arbeiten. X ^Uel)erimhme von technischen und^ ^ \vissenschaftlicheu Untersuchungen # ^ jeder Art. ^ ♦ Bakteriologisch -chemisches ♦ ♦ Institut ♦ X l>i-- F«l- Rit!«oit. X ^ — . ^ jBerlin N., Friedrichstrasse 131 d.J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ j Sauerstotr :in Stalilcylindei'n.i Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15.1 llerbariiiiii im (iaiizcii od(M tlieilt '/AI verkaufen und zwar: ge- Flora IloUandiea 7 Packete Bavarica :i Scotica H Surinamens 1 Packet Trevirens 1 .Silcsia 1 Padibornensis .... 1 ■ - Planfai- nn-dicinales 1 Ijt'ris 2 Packete aus der (Irgend von Aachen , Jülich,. Eupcn 1 Packet Herbarium iiharmaccuticum. Dr. I. MUer, Berlin, Graefestrasse 93. i««e«oe«««o««i Auflage 36 000! llciiepe puilrtiilrtietu ■«4 Unsattnil^i Seltunft ■»- (2 ?5Iaf täflfid)) einfcInicSli* ttjrer (dUCft ^OntoflS) Deutsch. Hausfreund, t, s Allq.Ztg.f. Landwirlh- schaft u. Gartenbau. illiistr.Zeil Schrift v.löDrnck- seiten, wOcheotlich. 3. Mode und Handarbeit, Hseitig mit .Schnittmuster; monatlich 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. Verloosungs- Blatt, zehnttlgig vierzehntägig. 6. Die Hausfrau, 14 tagig. 7. Produkten- u.Waaren- Markt-Berlcht,wachenii Deutsch. Rechtsspiegel Sammlung neuer Gesetze uikI Reichsgerichts - Eiitscheiti ; nach Bedarf. toftcn bei jtbtt iJoftanSoll pro Quartal nnv 5 Plark. Schnelle, ausführliche unbunparteitfc^epolitifc^e iUrtdjter ftottun fl; (eine politifc&e 'i^eoormunburtg her £efer. — SBiebergobe intcrclfirenber aJicinungääuferungcn her !Barlei= bläiter aller Dlicßtungen. — 2lu^fülirlidje $ar lamentä = 33e: ritzte. — Srefflicl)e mililätif cl)e Slufiäje. — Sntereffontc BofaU, Slienters unb ®crirtitäs91odSri(6ten. — Sin« iietjenbfte 9Iacfirid)teu unb au^gejeidjnete Stecenftoncn über Il)eater, TOufil, flunft unb SBif f eufcftaf l. — Sluäfüijrlidjcr .{lanbeläthell. — S o llftönbigfteä (Jouvoblatt. — £otleric= V'ifteu — ^erfonahlHTänberuiigen in ber 'Jlrmee, ajlarine unb (JiinUSJcriuaiiung (Suftij, ©eiftlidjlcit, Sc^rerf^aft, ©teuerfa*, rtorfttac^ !C.) fofort unb oollftänbig. JeuiUetonä, iRomanc unb SloocUen bcr ^ervorrogcnMien ^ntoTCB. 3lnjcioe» rtwi» tJOtt (vdjcrer SUlitrltititg ! Der 3n^alt ber ..getrllneV glettclten |!lrtdjcid)tcn" ift frei oon (^rioolitötcn irgenb roelcber -Jln. ^n jeber gebilbeten ;^llmtlte finben fic bo^er ftc^er freunblidjc yiufnoljme. IHP~ Sfiix ^■nmilicn<3(n;ci(|cn, SicnTttiotcii- MciHchc SöohimnflS'Slnjoigeu iinii ähnliche 'JIuuoiiccm, bic bu i. a. isi. Doli in ^nlllunfl genommen, moburdj ber «ejnn bco 33latteä fid) rocfentlitl) cerbiUigi "^3(3 ^Srobeiinnimern auf 3öinifi1) :i.iu;>3 buvdi bie (ErpcMtioii ßcrliii SW., göiiiijgtnljcr Slrii|jc 41. ^•••••e»>e«»»@oa»>»»o»»»»#3 Junger tüchtiger Präparator in allen, auch grösseren Arbeiten bestens bewandert, suclit baldige Stellung am liebsten in einem Museum. Alles Nähere durch Maschinenbauer Vagt, Wandsbek. Photogr. Amateur -Apparate, mit welchen jrd. Laie ohne Vorkenntnisse t;idrl|,.se I'ho- to-|;iI'tl. lUT- ^IL-Uen kann. Preise von M. 30 — M. 4Ü0-. Anleitung und illustr. Preis- verzeichnisse kostenfrei. Je- der Käufer eines Apparates erhält auf Wunsch unentgeltlichen Unter- riclit in unserem Laboiatorium. E. Krauss & Cie., Berlin W., Wilhelmstr. 100 (früher Leipzig), (Paris, London, St. Petersbure, Mailand). ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In fr'ri-U. niiiiiiiili*i'-or)leber ^P3 5 d^ulniuicutiis in ^ena. Sic beftrcbt fic§ ein ßcntvalovgan ,5« fein, inijglicbft »oUftäiibig iinb übcrjidjtlitf) in ber ilufjälilung beä Seorfjten'^iucrten, jd)ncU int Söcridjteii, uiitiorctngenommcii im Urteilen. af" Dff .Abiiiifiiiciiloyrfiii Itctrngl uiertclinlirliiti l\\. !,•')(). -msL 5)feu fjinjutretenben 3lbonnenten uiirb bnS l.Clnarlnl bco lanfcnben 3n£)rg§. auf Sll>iiiiit() ßvntiä nadjgelicfcrt. f filflö ^fr „pliiatjogifdjcn Pnrtc", gettingcr fritrmUtri-^nftitlt Uoii Dr. Cöfar Sdineibcr in ycip,^ifl. Verlas von W. H. Kühl, Berlin W. 8, Jägerstr. 73. Wichtige Publikalion. Vor Kurzem erscliienen. DREI KARTEN VON GERHARD MERCATOR EUROPA (l.i.54) 15 Blatt. — BRITISCHE INSELN (1.304) 8 Blatt. WELTKARTE (mit Nord- und Süd-Amerika (15G9) 18 Blatt. FACSIMILE-LICHTDRUCK NACH DEN ORIGINALEN DER STADTBIBI.IOTHEK ZU BRESLAU HERGESTELLT VON DER REICHSDRUCKEREI HERAUSGEGEBEN VON DER GESELLSCHAFT FÜR ERDKUNDE ZU BERLIN. 41 Tafeln. — Grossfolio. — In eleganter Mappe. (Auflage: 220 numerierte Exemplare.) Preis 60 Mark. (Ausführlicher Prospekt gratis und franco auf Verlangen.) Verlag von Gebrüder Borntrneger in Berlin: Engler. Adolf, ord. Professor der Botanik in Berlin, Sylla- bns der Vorlesnngen über specielle und med. pharm. Botanik. Eine Uebersicht über das gesammte Ptlanzensystem mit Berücksichtigung der Medicinal und Nutzpflanzen. Cärbsse Anüigabe. gr. 8. 1892. br. M. 2,80, geb. M. 3,50. Dasselbe, Kleine Ausgabe. broch. M. 2.—, eart. und mit Sehreibpapier durchsch. M. 2,80. 'H^arniing, Dr. Engen, Prof. der Botanik an der Univer- sität Kopenhagen, Handbuch der systematischen Bo- tanik. Deutstdie Ausgabe von Dr. Emil Knoblauch in Königsberg i./Pr. Mit einer Einleitung in dio Morphologie und Biologie von Blüte u n d F r u c h t. Vom Verfasser durch- gesehene und ergänzte Ausgabe. Mit 573 Abbildungen. XII und 468 S. gr. 8." 1890. Preis br. M 8,—, geb. M. 9,—. Von srösstein Interesse für Wisseiischaftllchf Bibliotheken, dieogTiiplu-n, Kartliosrapheii, IVatinforsiIier, Meteorologen etc. sind die Publieationen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zeitschrift, Band 27. 1892. 6 Hefte. Preis M. 12.—. Verhandlungen. Band 19. 1892. 10 Hefte. Preis M. 6.—. Abonnements-Preis für Zeitschrift nnrt Verhandlungen zusammen M. 15.—. Bezügliche Inserate und Bellagen finden durch beide Publieationen die denkbar beste Verbreitung. Specielle Bedingungen sowie Probehefte liefert gratis W. H. Kühl, Verlagsbuchhandlung, 73 Jägerstr., Berlin W. Soelsen ersctielrLt: 9000 Abbildungen.! 16 Bände geb. ä 10 M. i ■* /yr\/\r\\ oder 256 Hefte ä. 50 Pf. lOUUv/ SeitenText JiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiMtiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiMiiiii 111111111111«: 1 @cttfatioitcü! I i ©oet'eii eiiAicii in uufcicm SBerlaflC: i I mxx ^itdt I I auf bic großen §r|inbunöcn | I bc§ 5tt)an,^igftcn ,^nl)rf)uniicrt'3. | I 5>on I I JSttxtmiftttn ^*ft'ffnct, | i fiönigl. *^?vcuBifc%cv ^laiiphnanii a. ®. = I I. 1 1 Sic Uuhunft bcs irlcUtrird)cn cfcnifcljcn?. i I 100 (Seiten gv. 8". *:preiä 1 ffliavt. = = 5li(lit tilmiitaftiidit 3nuiioiicn birgt bieicS 5Bcrt, fontcm auf bem realen SBoben i i ber motcvuen Seciwif fuBcub, H'eldie ber Serfaffet — ein ©ctiüler I^otcS — auf = = ®ruiib 2u iäiiriflcr titubiiu unb CSrpevimeute rBlIig bclH'vridit. .K'nt bcrjrlbt in einet i i Mrilic (iniclnct 'JllHianüliingrn Ben 2Bt(i ju neuen gvofjnrtigeii VTifiiibimgcit, = z melibe uui> beute luit Scunniberunj, bic 3e'ioeuoffcu be6 2ü. C^abrlniubeitS aber iev- z = einft luit *Btitleib für uns erffillen muffen, bic vuir uuS uod) of)ue icnc ftauncnS- i = werten ■f)ilfSinittel 5u bcbelfen hatten. i Brockhaus' Konversations -Lexikon. 1^. Auflage: leOOTafeln. ClironifltafelD SchwarzdrücL Ä******** *****«*«** Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausfiibrliche Speciaherzeichnisse ;erufung in die erledigte Berliner Professur endeten. Hier baute sich Hofmann das Institut, in welchem er bis zu seinem Tode als rastloser Forscher und als anregender Lehrer thätig war. Seine von glänzenden Experimenten begleiteten Vorlesungen führten die Hörer fast spielend in das Zauberland der Clicmie ein und l)esonders die alljährlich einmal abge- haltene Abendvorlesung über Spektralanalyse erfreute sicIi regsten Interesses auch in weiteren Kreisen. Von Hof- mann's Schriften ist am be- kanntesten die „Einführung in die moderne Chemie", eine Sammlung von in London ge- haltenen Vorträgen, welche in lichtvollster, leicht verständ- licher Weise das Wesentlichste des chemischen Lehrgeliäudes entwickeln. Weiterhin haben noch seine Berichte über ver- schiedene Industrie- und Welt- ausstellungen sowie das als „Faraday Lecture" verötfent- lichte Werk „The life-work of Liebig in experimental and philosoithical chemistry" Ver- l)reitung erfahren. Hervorragend durch rei- chen Inhalt und durch schön stilisirte Sprache .sind seine Nekrologe, welche vereinzelt erschienen und später unter dem Titel „Erinneruuiien an *) Lieb. Ann. Bd. 65 u. 66. vorausgegangene Freunde '' ge- sammelt wurden. Sein bedeutendstes Werk aber ist die Deutsche Chemische Gesellschaft, welche er im Jahre 1867 begründete und deren Gedeihen er mit dem ganzen Gewiclit seiner unwiderstehlichen Liebenswürcligkeit förderte. Mit Stolz sah er auf diese Gesellschaft, welche heute über 3000 Mitglieder zählt, und mit kindlicher Freude sah er dem fünfundzwanzigjährigen Wiegenfeste dieses seines Lieblingskindes, das im Herbst dieses Jahres gefeiert werden soll, entgegen. Diese letzte Freude hat ihm das Schicksal versagt; sonst aber mag man wohl den Mann beneiden, der noch als Siebziger in einer An- merkung zu einem Wöhlerschen Briefe*) .sagte: „Was das Alt werden anlangt, so ist Wöhler's Prophezeiung richtig eingetroffen; die Lust an der Arbeit im Laboratorium ist aber doch noch vorhanden." Dr. L. Spiegel. II, 142. ') Ans Juijtus Liflii unil Ki-iedricli \Vülik'i''.s Briefwechsel 220 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 22. Iiuiminitüt und Heilung. — Wie die Bakteriologie in der theoretischen Medicin eine neue Aera eröffnet hat, so stellt sie, was viel wichtii;er erscheint, nach ihren neuesten Forschungsergebnissen auch für die eigentliche Heilkunde eine neue Epoche in Aussicht, welche zum ersten Mal ein wirkliches Heilprincip in der Medicin zur Geltung bringen wird. Denn von einigen wenigen Krank- heiten abgesehen, war die Medicin bisher ausser .Stande, das Kranklieitsgift zu treften und zu beeinflussen, und ihre Wirksamkeit lieschränkte sich darauf, der Natur die bestmöglichste Gelegenheit zur freien Entfaltung ihrer Heilkraft zu verschatfen. Diese ärztliche Thätigkeit, die sich in einsichtsvoller Fernhaltuug aller .Schädlichkeiten, Kräftigung und Stärkung des gesammten Organismus u.a. m. äussert, soll man gar nicht gering schätzen, sie hat schon zahlreiche Menschenleben erhalten, und wird stets notli- wendig und segensreich sein, wenn die Heilkimst vielleicht auch einmal über eine grössere Anzahl von specifischen Heilmitteln verfügt, welche den Krankheitsprocess direct beeinflussen. Auch erstrecken sich die neuen therapeuti- schen Principien zunächst nur auf eine Anzahl von acuten Infectionskrankheiten, die freilich zu den schwersten Plagen des Menschengeschlechts gehören. Es kann uns mit .Stolz erfüllen, dass diese neue Aera der Heilkunde von Deutsch- land ihren Au.sgang nimmt, wo die Schüler Robert Koch's oder Andere auf dessen grundlegende Arbeiten aufbauend rüstig am Werke sind. Neben ihnen haben auch noch die Italiener einen Antheil au diesen fruchtbaren For- schungen. An der Hand eines übersichtlichen Aufsatzes von Stabsarzt Dr. Behring im letzten Heft der „Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten" wollen wir hier im Folgenden die Haupt])uukte der neuen Heilmethode kurz darlegen, die Behring „Blutserumtherapie" nennt. Das Blut, das durch Virchow's System der Cellularpathologie um seine Bedeutung als Krankheitsträger gebracht worden ist, kommt wieder in der Pathologie zu Ehren, und gerade der zellenfreie Bestandtheil des Blutes, das sogenannte Blutserum, ist es, welches den Ausgangs- und Angelpunkt des ganzen neuen Systems bildet. .Sein Princip ist kurz folgendes: Wenn ein Thier künstlich gegen eine In- fectionskrankheit immun gemacht ist, so hat das Blut- serum dieses Thieres immunisirende Kraft erlangt, d. h. es vermag andere Thiere gegen die betreffende Infectiou zu schützen, respective sie zu heilen. Die Krankheiten, für welche diese Thatsache vorläufig sichergestellt ist, sind in erster Reihe der Wundstarrkrampf (Tetanus) und die Diphtherie, dazu gesellen sich die Lungenentzündung, der .Schweinerothlauf, die Mäusesepticaemie und die In- fectiou mit dem Bacillus des blauen Eiters. Die immu- nisirende Wirkung des Blutserums künstlich immun ge- wordener Thiere kommt nicht durch die Abtödtung der Krankheits-Mikroorganismen, sondern durch die Vernich- tung der giftigen .Stoft'wechselproducte derselben zu .Stande. Das Toxin, das die Bakterien durch ihren Lebensprocess erzeugen, wird durch das Antitoxin, das sich aus dem Toxin beim Ablauf der Krankheit entwickelt, aufgehoben, gleichsam neutralisirt. Die Thatsache ist von fundamentaler Wichtigkeit, dass eine Krankheit heilen kann, ohne dass ihre Erreger dabei zu Grunde gehen, nämlich dadurch, dass das Krankheitsgift vernichtet wird. Wemi z. B. Thiere, die zuerst künstlich mit Diphtherie inficirt worden sind, durch locale Aetzung mit Jodtrichlorid oder GoUIl uatriumchlorid von dieser Diphtherie geheilt worden sind, so ertragen solche Thiere eine neue lufection mit Diph- therie viel leichter, als andere nicht vorbehaudelte, oiler sie bleiben von der neuen Infection überhaupt völlig un- berührt. Das Blut dieser so immun gemachten Thiere vermag nicht die Diphtherie - Bacillen abzutödteu, wohl aber das Diphtherin unschädlich zu machen. Die .Stärke der innnunisirenden und heilenden Kraft des Blutes ist sehr abhängig von dem Grade der Immunität, welche die blutlieferndeu Thiere erlaugt haben. Je vollkommener die Immunität der Versuchsthiere ist, desto kräftiger ist auch die inmnniisirende Wirkung ihres Blutes. Es stellt sich daher die Aufgabe, zunächst Thiere miigliehst vollkommen innnun gegen die betreffende Krankheit zu machen. Am besten ist dieser Versuch bisher am Wundstarrkramj)f gelungen, gegen den Kaninchen, Hunde, Hammel und selbst Pferde so hoch immun gemacht worden sind, dass deren Blutserum mit voller Verantwortung und ohne jede Gefahr heute schon als Mittel gegen den Wundstarrkrampf beim Jlenschen angewendet werden ki'inute. Bisher hat sich die Gelegenheit dazu noch zu selten gefunden, um ein Urtheil über W^irkung und Werth dieser Blutserum- Therapie beim Menschen abgeben zu können. Jedenfalls ist sie durch den Thierversuch durchaus begründet und rationell. Unerklärlich bleibt bisher die sicher festgestellte Thatsache, dass das Blutserum solcher Thiere, die von Natur gegen eine gewisse Infectionskrankheit immun sind — es sind z. B. Hühner für den Wuudstarrkramj)f, Tauben für die Diphtherie von Natur unempflndlich — keine im- munisirende Kraft hat. Die künstlich erworbene Immunität ist auf Eigenschaften des zellenfreien Blutserums, der ge- lösten Bestandtheile des Blutes zurückzuführen und kommt vielleicht durch einen rein chemischen Prozess zu Stande. Bei allen Thieren, die, ursprünglich leicht empfänglich für eine Infectionskrankheit, gegen sie stark immun gemacht werden können, finden sich auch in ihrem Blute die im- munitätverleihenden Stoffe, durch welche andere Thiere \(m derselben Krankheit geheilt werden können. Wenngleich man im Allgemeinen nur vorsichtig aus den Ergebnissen des Thierversuehes für den Menschen .Schlussfolgerungen ziehen soll, so sind die mitgetheilten Beobachtungen doch so sicher, dass ihre Anwendung auf den Mensehen nicht lange auf sich warten lassen darf und wird. Mit voller Kraft richtet sich das .Streben auf eine Heilung der Diiihtherie. Die Erreichung des Zieles wäre einer der grössten Triumphe des Menschengeschlechts. Dr. A. Die geographischen Terliültnisse der Republik Ecuador schilderte Dr. Theodor Wolf in der Dezemher- sitzung der „Gesellschaft für Erdkunde für Berlin". Der Vortragende hat 20 Jahre als Landesgeologe in Ecuador gelebt und im Auftrage der dortigen Regierung das Land kartographisch aufgenommen und hierüber in spanischer .Sprache in einem besonderen Werke berichtet. Zwischen dem 2. Grade nördlicher und dem 2. Grade südlicher Breite etwa gelegen, umfasst Ecuador viel mehr Quadrat- Kilometer als das Deutsche Reich. Doch machen ihm die Nachbarstaaten Peru und Columbia ein Drittel des Landes, das Ostgebiet, streitig. Die ersten Messungen haben dort die französischen Akademiker ausgeführt: dann folgten einige Feststellungen durch Alexander von Humboldt und in den vierziger Jahren Aufnahmen durch Engländer. Humboldt's Ortsbestimmungen wie seine An- gaben über die Lage der Anden zeigen Fehler von nicht wenigen Minuten. Die geographische Lage sogar von Quito war bisher noch nicht genau berechnet und wir kennen Afrika nächstens besser als .Südamerika. Drei ganz verschiedene Regionen müssen wir unter- scheiden: Das westliche Tiefland, das andiue Hochland und das östliche Gebiet. Klimatisch und sonst in viel- facher Beziehung ist das Land von den Cordilleren ali- hängig, die in zwei Hauptzügen Von Nord nach Süd den westlicheren Theil Ecuadors durchziehen. Aus Granit, Gneiss, Glimmerschiefer, krystallinischem Urgestein besteht Nr. 99 Naturwissenschaftliche Wochensclirift. 221 die Ostcordillere; sie ist die älteste, die höhere: Cordillera reale, Hauptcordillere nennt sie das Volk. Porphyr, Grünstein, Sedimentärgestein, besonders Kreidcforniation charaktcri- siren die Westcordillere, die viel unreüclniässiger in ihrer Erscheinung- und Bildung auftritt. Die Goldadern in diesem Revier wurden schon in alter Zeit ausgeheutet: jetzt sind die Minen auf Dr. Wolfs Veranlassung von Neuem in regelmässigen bergmännischen Betrieb gesetzt. Die Bifur- cation der Anden, von der Alexander v. Humboldt spricht, findet Wolf nicht richtig; auch kann man nach ihm nicht gut von einer Hochebene, einem Hochplateau Riobamba reden. Die Proviuzialhauptstadt Riobamba liegt in einem Hochbecken, el)enso wie die Landeshauptstadt Quito. Auf der Höhe der Ostcordillere baut der Vulkani.snms eine neue, bald auch in der Westcordillere beim Ciiimborazo. Auch der Hiniza ist neuerdings wieder thätig gewesen nach langem Schweigen. In den Osten ist bisher nur Dr. Reiss tiefer eingedrungen. So einfach verhältniss- mässig die Westcordillere, so complicirt ist die Ostcor- dillere. Der Cayaml>e, Guamani, Antisana gruppiren sich hier im Norden des Thaies des Rio Napo, im Süden der Cotopaxi und weiter hin südlich vom Rio Pastaza der Tunguragua, Altar, Saugay bis hin zum Marona, dessen Wasser dem ^laranon zufliesst, wie alle Ströme im Ostlande Ecuadors. Jahrelange Studien sind noth- wcndig, um in den Anden sich zurecht zu linden: erst recht schwer aber ist es, ein Landschaftsbild zu ent- werfen. Die Cordilleren zeigen einen Landschaftscha- rakter sui generis, der nirgends alpiner Art ist. Sie werden 2 — 3000 Meter hoch gar nicht bewohnt: in einer Höhe von 1000 Metern herrscht ständige Windstille, un- unterbrochen Regen, Fieberluft; zugleich findet man die riesigsten Blattformen der Vegetation. In einer Höhe von 3000 — 5000 m beginnen dann Wälder im reichsten Blüthen- Schmuck der Orchideen: dann höher zeigt sich ein mehr nordisches Landschaftsbild: Weizen, Gerste, Kartoffeln, Luzerne. Tannenwälder und Schneegebirge vermisst man in den Cordilleren. Sehr arm und indolent sind die Be- wohner, dunkel und schmutzig ihre Hütten, bodenlos ihre Wege. Melancholie und Traurigkeit liegt überhaupt ge- wissermassen in der andiuen Luft, ganz besonders auch in den Paramos, jenen 3000 Meter und höher gelegenen Bergeinöden, in denen uns, ringsum bis an die Hüften reichend, überall das düstere olivenbraune Ischugras um- giebt, die Baumwelt ausgestorben scheint und nur noch Saxifragen, gespeusterartige Lupinusformen und sonstige seltenste Arten der Pflanzenwelt den Forscher für seine Entsagung und Ausdauer belohnen. Bei fortwährendem Nebel wechseln hier ständig Windstille und orkanartige Winde. Kälte und Regen sind dabei sehr durchdringend, und leicht sterben hier oben die Indianer aus dem Tief- lande. .Jeder fürchtet die Paramos, und sehr schwer be- kommt der Fremde einen Führer. Von der Tliierwelt finden sich auch nur sehr selten : Hirsch, Fuchs, Puma; häufiger der Geier. Unscheinbare Vögel stinmien zu dem Bild der Oedc; ebenso die als einzige Vertreterin der Amphibien hier lebende Kröte. Auch Schmetterlinge und Insecten sind von farblosem Grau. R. M. Aus dem wissenschaftlichen Leben. DiT russische Botaniker F. G. von Hyider legt seine Stellung als Bibliothekar des Botanischen Gartens in St. Petersburg nieder und siedelt nach Wiesbaden über. Moderne physikalische Demonstrationen (Elekti-ische Wellen, Gitter- spectrum, Äccumnlatoren, Photometrie u. s. w.) v. Prof. Dr. Auer- bach. 2. Täglich von 9 Uhr an. Physikalisches Practicum, von Prof. Dr. Auerbach und Assistent Dr. Straubel. 3. 9-10 Uhr. Ueber Bau und Leben der Pflanzen unter Vorführung von pflanzen- physiologischen Experimenten, die für den Unterricht wichtig sind, von Prof. Dr. Detmer. 4. Täglich. Anleitung zu botanisch-mikro- skopischen Arbeiten und pflanzenphysiologischen Experimenten (Versuche über Assimilation, Pflanzenathmung und Turgorerschei- nungen, Pilzkulturen, Experimente mit dem Auxanometer sowie dem Klinostateii u. s. w.), von Prof. Dr. Detmer. 5. 9—10 Uhr. Begriffsschrift von Prof. Dr. Prege. G. 10-11 Uhr. Anleitung zu physikalischen Experimenten, von Prof. Dr. Schäffer. 7. 10—11 Uhr. " Ausgewählte Kapitel aus der Anatomie und Zoologie (Skelet, Gefässsystem, Gehirn. Sinnesorgane u. s. w.), v. Prof. Dr. v. Bardo- leben. 8. 11—12 Uhr. Schulhygiene, von Hofrath Prof. Dr. Gärtner. 9. 12 — 1 Uhr. Grundzüge der Unterrichtslehre, von Prof. Dr. Rein. 10. Täglich. Geographische Ortsbestimmungen mit praktischen Uebungen auf der Sternwarte in noch zu vereinbarenden Stunden, von Dr. Knopf 11. 3 — 4 Uhr. Das Antlitz der Erde, von Prof. Dr. WaUher. 12. 4—5 Uhr. Parasitäre Pflanzenkrankheiten, von Prof. Dr. Büsgen. 13. 5 — 6 Uhr. Physiologische Psychologie mit Uebungen, von Dr. Ziehen. 14. li — 7 Uhr. Anleitung zu Unter- suchungen mit Spectral- und Polarisationsapparaten, von Dr. Gänge. 1.5. 7_8 ITlu-. Uebungen im Glasblasen, von Glasbläser Haak. Das Honorar für jeden einzelnen Kursus (10—12 Stunden) beträgt 1.5 Mk. Diejenigen Herren, welche sich an den Fortbildungskursen betheiligeu wollen, ersuchen wir, uns von ihrer Absicht in Kennt- niss zu setzen. Auskunft über gute und preiswürdige Wohnungen erhalten die Herren Theilnehmer am Sonntag, den 2. r)ctobcr, im botanischen Institut. Sonntag den 2. October Abends S Uhr ge- sellige Zusammenkunft im Weimarischen Hof. Anmeldungen nehmen entgegen und nähere Auskunft ertheilen Jena, im Mai 1892. Prof. Detmer und Prof. Rein. Der XIV. Congress skandinavischer Naturforscher und Aerzte soll in den Tagen vom 4. bis 7. Juli zu Kopenhagen abgehalten werden. Generalsekretär: Dr. Topsöe in Kopenhagen. Die 66. Versammlung der British medical Associa- tion wird vom 26. — 29. Juli in Nothingham stattfinden. Die Hauptversammlung der d eutsche n Gesell Schaft für Anthropologie beginnt am 31. Juli in Ulm. Fortbildungskurse an der Universität Jena für Lehrer Deutschlands, 0 e s t e r r e i c h s und der Schweiz. — Es wird beabsichtigt, wie in den Jahren 1889, 90 und 91 an der Universi- tät Jena vom 3. — 17. October die folgenden zweiwöchentlichen Kurse, welche für akademisch gebildete Lehrer und Lehrer an Seminaren (nicht für Volksschullehror) bemessen sind, abzuhalten : 1. 8—9 Uhr. L i 1 1 e r a t u r. Dr. M. WUhelm Meyer, Mussestunden eines Naturfreundes. Skizzen und Studien über himmlische und irdische Dinge. Mit 32 Illustrationen. Allgemeiner Verein für deutsche Litteratur. Berlin 1891. Preis 6 Mk. Das 376 Seiton starke Buch enthält allgemein - verständliche Abhandlungen aus verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaften und biographische Skizzen über Fraunhofer, (Jppolzer und Werner von Siemens. Zum Theil recht sonderbare Kapitelüberschriften sind gewählt, um die besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Franz Eyssenhardt, Arzneikunst und Alcbemie im siebzehnten Jahrhundert. Samudung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge. Heft 96. \'erlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vorm. J. F. Richter). Hamburg 1890. — Preis 1 Mk. Der Verfasser giebt uns einen interessanten Abriss aus der Geschichte der Arzueikunst und Alchemie. Von vornherein Hess der Titel wohl vermuthen, dass vor ims ein Bild aus jener Zeit entrollt werde , in welcher die Träger der Wissenschaft sich mühten, den Stein der Weisen zu finden und aus werthloseu Schlacken Gold herzustellen, ein Bild, welches uns die gemein- same Goistesrichtung aller Arzneikünstler und Alchemisteu vor Augen führt. Statt dessen giebt uns der Verfasser nur die Bio- graphie eines Mannes, Francesco Giuseppe Borri aus Mailand, den er einen Charlatan und Betrüger nennt. Er hebt die Vielseitig- keit seines Wissens und seiner Thätigkeit hervor, welche er mit seinen gelehrten Zeitgenossen gemein hatte. Doch nicht alle Alchemisteu theilten mit ihm die Geschicklichkeit, sich Gold zu machen, welches sie aus den Taschen ihrer betrogenen Mitmenschen zogen, indem sie sich an den Wunderglauben der Mitwelt wandten. Borri war ein Schwindler. Doch neben Leuten seines Schlages gab es auch tiefernste Forscher unter den Alchemisteu, die manch glänzendes Stück Gold für die fortschreitende Wissenschaft zu Tage förderten. Von diesen hervorragenden Alchemisteu meldet uns der Aufsatz kein Wort. Es ist daher, schon dem Titel nach, zu vermuthen, dass uns der Verfasser in der Folge auch Bio- graphien anderer Arzneikünstler und Alchemisten brnigeu und so das Bild vervollständigen wird, welches er zu entwerfen be- gonnen hat. A. Hesse. 222 Nutunvisscnscliaftliche Wochenschrift. Nr. 22. ■Tahrbucli der Kgl. Freuss. geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jiihr 1880. (In ('omni, bei der Simon Sohropp'schen Hof-Landkartenbandlung [J. H. Neumann]) Berlin 1892. — ■ Der prächtig ausgestattete Band enthalt 1. 14 Aij- handlungen von Mitarbeitern der Kgl. geol. Landesanstalt und '2. 6 Abb. von ausserhalb der Landesanstalt stehenden Personen. Die Abhandlungen der erstgenannten Abtbeilung sind: H. Proe- seholdt, Ueber Thalbildung im oberen Werrathal (mit 1 Karte). H. Potoniö, Ueber einige Carbonfarne I (mit 4 Tafeln). H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessart (mit Taf.-Profilen). H. Grebe, Ueber Tertiär-Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines zu Bingen xind Lahnstein und Weiteres über Thalbildung am Rhein, an der Saar und Mosel (mit 3 Karten). K. A. Lossen und F. Wahnschaffe, Beiträge zur Beurtheilung der Frage nach der einstigen Vergletscherung des Brockengebietes. G. Müller, Die Rudisten der oberen Kreide am nördlichen Harzrande (mit .1 Tafel). K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken in Hinter- pommern und Westpreu.ssen (mit 1 Karte). Th. Ebert, Prestwichia (Euproops Scheeleana n. sp. ('mit Textfiguren). H. Loretz, Der Zechstein in der Gegend von Blankenburg und Königssee am Thüringer Walde (mit 1 Karte im Text). H. Potonie, Der im Lichthof der Kgl. geolog. Landesanstalt und Bergakadmie aufge- stellte Baumstumpf mit Wurzeln aus dem Carbon des Piesberges. (mit 4 Tafeln.) Ueber dieses grösste carbonische Pflanzenfossil des europäischen Continents hat der Verfasser bereits in Bd. IV. (1889) auf S. 237 der „Naturw. Wochenschr." eine kurze Notiz geboten. Da nunmehr die officiello Abhandlung über den Gegen- stand erschienen ist, hat Verfasser von seinem Vor.'^tande, der Direction der Kgl. geol. Landesanstalt, die Erlauljniss erhalten, auch in der „Naturw. Wochenschr." ausführlicher auf das Fossil eingehen zu dürfen. Der betreftende Artikel wird eine Anzahl Abbildungen bringen, unter diesen auch eine Habitus-Ansicht des ganzen Fossils und soll (er ist längst geschrieben) baldmöglichst erscheinen. K. A. Lossen, Vergl. Studien über die Gesteine des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel und verwandte benachbarte Eruptivtypen aus der Zeit des Rothliegenden. E. Zimmermann, Ein neuer Nautilus aus dem Grenzdolomit des thüringischen Keupers (Trematodiscus jugatonodosus) (mit 1 Tafel). F. Wahnschaffe. Beitrag zur Lössfrage. G. Behrendt, Die Soolbohrungen im Weichbilde der Stadt Berlin (mit einer Tafel Bohrprofile.) Die Abth. von ausserh. der geolog. Landesanstalt stehenden Personen sind: W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen (mit 4 Karten und 1 Karten-Profile). C. Struck- mann, Die Grenzschichten zwischen Hilsthon und Wealden bei Barsinghausen am Deister (mit 3 Tafeln). J. Kiesow, Beitrag zur Kenntniss der in westpreuss. Silurgeschieben gefundenen Östracoden (mit 2 Tafeln). W. Langsdorff, Beiträge zur geol. Kenntniss des nordwestlichen Oberharzes, insbesondere in der Um- gebung von Lautenthal und im Innerstethal. W. Branco, Ueber das Gebiss von Lepidotus Koeneni Br. u. Haucheeornei Br. (mit 1 Texttafel). A. Martin, Untersuchung eines Olivingabbros aus der Gegend von Harzburg (mit 1 Tafel.) Ornis, Internationale Zeitschrift für die gesammte Ornithologie. VII. Jahrgang. Heft IV. Wien 1892. — Das vorliegende Heft enthält eine ausserordentlich interessante Arbeit von E. von Middendorff über das , Vogelleben an den russischen Leucht- thürmen des Schwarzen. Kaspischen und Weissen Meeres", welche sich der in Heft I erschienenen des Herausgebers Professor Dr. E. Blasius, Braunschweig, über das Vogelleben an deutschen Leuchthürmen zur Seite stellt, und wie diese durch einen Be- schluss des I. Ornithologischen Congresses (Wien 1874) veranlasst wurde. — Adalbert G. Preuschen bringt unter dem Titel „Die Avifauna des Grossherzogthums Hessen" einen Versuch einer Znsammenstellung der im Grossherzogthum Hessen und unmittel- baren Umgebung vorkommenden und bis jetzt beobachteten Vogelarten. Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie. (Engler.) XV. Band. 2. Heft. Leipzig 1892. — Derlulialt ist folgender: F. Pax, Dioxoreaceae africanae (mit 1 Tafel); F. Pax, Iridaceae africanae; J. Urban, Papayaceae africanae; J. Urban, Turneraceae africanae — diese vier Aufsätze sind Theilo einer umfassenderen Publication von Professor A. Engler, Beiträge zur Flora von Africa; ferner enthält das Heft: F. Niedenzu, Zur Kenntniss der Gattung Crypteronia Blume (mit 1 Holzschnitt); F. Buchenau, Beiträge zur Kenntniss der Gattung Tropaeolum (mit 10 Holzschnitten); U. Dammer, Poly- gonaceen - Studien. I. Die Verbreitungsausrüstungen der Poly- gonaceen (mit 2 Holzschnitten); J. Urban, Additamenta ad Cognitionen! florae Indiae occidentalis. Particula I. Die hierzu gehörende Tafel wird mit Heft 3 ausgegeben werden. Alfarabi, Philosophische Abhandlungen. Leiden. 5 M. Ambronn, H., Anleitung zur Benutzung des Polarisationsmikro- skops bi'i histologischen Untersuchungen. Leipzig. 2,50 M. Baldamus, A. C. E., Das Leben der europäischen Kuckucke. Berlin. 10 M. Beck von Mannagetta, G., Flora von Südbosnien und der an- grenzenden Hercegovina. Wien. 4,40 M. Beier, C, Untersuchungen über das Vorkommen von Gallensäuren luid Hippursäure in den Nebennieren. Dorpat. 1 M. Bernheim, H., Neue Studien über Hypnotismus, Suggestion und Psychotherapie. Wien. 8 M Bibliotheca botanica, Beiträge zur Flora Albaniens. Von v. Wett- stein. 1. Lfg. Cassel. Borchardt, B., Grundriss der Physik zum Gebrauche für Mediziner. Stuttgart. 3 M. Bremiker's C, Logarithmisch-trigonometrische Tafeln mit .5 De- ciuialsti'llen. Berlin. 1,.50 M. Brunnhofer, H., Vom Aral bis zum Gangä. Leipzig, 8 M. Claus, C, Ueber die Gattung Miracia, mit besond. Berücksichti- gung ihres Augenbaues. Wien. 8,40 M. — Das Medianauge der Crustaceen. (Sonderdr.) Wien. 11 M. Dalwigk, F. v., Beiträge zur Theorie der Thetafuuctiouen v. p. Variablen. (Sonderdr.) Leipzig. 2 M. De-Toni, J. B., Svlloge algarum omnium hucusque cognitarum. Berlin. IC.SO M'. Dombrowski, J., Experimentelle Untersuchungen über den Ein- flu.ss einiger Abführmittel auf Secretion und Zusammensetzung der Galle, sowie über deren Wirkungen bei Gallenabwescnheit im Darme. Dorpat. 1. M. Engler, A., Ueber die Hochgebirgsflora d. tropischen Afrika. Berlin. 20 M. Fischer, B., Lehrbuch der Chemie für Modiciuer. Stuttgart. 14 M. (Sonderdr.) Berlin. 20 M. Gerland, E., Geschichte der Physik. Leipzig. 4 M. Briefkasten. Herrn H. in Rybnik. Sie fragen: „1. Kommt Marsilia fjua- drifolia L. noch in anderen Gegenden vor, oder nur, wie Potouie's „Illustr. Flora von Nord- und Mittel-Deutschland" angiebt, im Teiche vom Hammer, nördlich von Rybnik in Oberscblesien':' Der Teich vom Hammer ist nämlich fast ganz eingegangen. In einem kleinen übriggebliebenen Tümpel fristen noch einige Exemplare dieser seltenen Marsilia- Art ihr Leben. 2. Kann man (und unter welchen Bedingungen) einen I^mpflanzungsversuch machen, lun ev. dem Aussterben dieser Spezies vorzubeugen i*" Als Antwort Folgendes: Die geographische Verbreitung der Marsilia quadrifolia L. ist nach Luerssen (Die Farnpflanzen 1889): Portugal, mittleres und nördliches Spanien, Frankreich. Nord- Italien; im südöstlichen Russland Ijei Sarepta und Astrachan an n.) Unterriebt in der Mineralanalyse, auch lür Fortgeschrittenere; Anleitung zu wissenschaftlichen Untersuchungen. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Mayer & Müller: Berlin \f., Markgrafeiistr. 51 siuhen und liittcii um «i'ti. Aiii;''! leite: Schlechtendahl und Hallier, Flora von Deutschland -0 AuH. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dakteriologlsche Kurse, X ♦ rntcrrirlit in Nahrungsmittel-, ♦ ♦ sowie Harnanalyse, monatlicli-^ T Gelegenheit zum Ausführen T T selbstständiger Arbeiten. T ♦ Uebernahme von technischen und^ ^wissenschaftlichen Untersuchungen ♦ ♦ jeder Art. 4 ^ Bakteriologisch* chemisches ^ ♦ Institut ♦ X I>i-- K«l- Rit!"tercff ant e l'o(aI = . 3:[)eater- imb ©erirtitö ? 51ad)r ic^ten. — ©in« tc iWÄütfnijic ctncä ^nusfixltS bctrcff-ii , Wirb bic ?IIioiiucmcnta Cuittuuit für ias tnufcubc Quartal b. a. S). »oU in 3al)(un|i gcnonimrn, looburdi ber fejng beo äJlatteö fid) inefeiitlid) oerbiUigr. ' '•ijSt® ^ürobeniimmern auf 3Bunfdi iiintic. burd) bte lErpröitltin ßrrlin SW., fiöiüjgriilicr Sltnfc 41. • l«o ••«••••• ••sn««e««990 99e»| ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ : Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiseustr. 58. BERLIN NW. Lui.scii.str. öS. ♦ ♦ Teclinisches Institut für Anfertigung wissenschaftliclier Ap|iarate ♦ ♦ und (ierüthscliaften im Gesammfgeljiefe der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ a^ajaaa^aaijj3;j3jaa:jja^jjj,iajjjajjaj3ajj:;t4,ijjajjjjj.ij^j;ij;i^;^-j,i:jj^jjjjaaa;ij^^ Geolog-isches ii. mineralogisches Comtor Alexander Stiier 40 Riie des Mathurins in Paris. Lieferant des frauzijsisclieii Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stner beehrt sieb mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er miiehte sieli ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Eitel, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera, Becken u s. w. u. s. w. Corallien von Nauheim, Überhaupt Local- Suiten Lias aus WUrtemberg, und deutsche Mineralien. Wegen der Bedingungen bitte zu schreiben au Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. aaaja;iajaaaaaaajaajjaa-.*ajaaa;iaa:j. i,aQ.,a;*a.,aaAjLj;Ajjaa;t.iaaa.>aaj4Qjjjaaaja.>3^aa.tüaaa.i Hempers Klassiker -Ausgaben. Ausführliclie Special Verzeichnisse Ferd. lliimnilers Verlagsbiicliiianiiliing. Physikalisches Gabinet gelpiaiiciite al)ei- -nt erbatteiie Apinnate billig zu verkaufen. Viele Apparate iler Optik, electro Magnetismus, Magnetis- mus, llecbanik. Galvanik und Hydraulik, rnter andern grosse 2 Zyl. Luftiiumi)e. 8 Nebenapparate. Electrisirmaschine, 'J Scheiben (su Cent. Durchm.), 12 Neben- api>arate, complett ganz aus Eisen als Alodell gearbeitete Dampfmaschine. 1 Paar grosse Brennspiegel, Centrifugal- Masehine, 12 Xebenapparate etc. etc. G. Lenicke, Hof-opt. f. Mech. Oldenburg i. Grossh. Sauerstx)fr iin Stahlc;vlinclei"n-i Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15.1 Jünger tüchtiger Präparator in allen, auch grösseren .\rbeiteii bestens bewandert, sncht baldige Stellung am liebsten in einem Museum. Alles Nähere durch Maschinenbauer Vagt, Wandsbek. In Ferd. Dümmlers Yerlagsbacliliaud- lung in Berlin SW. 1- ist erschienen : Studien zur Astrometrie. Gesammeitc Abhandlungen von Wilhelm Foerster, l'iuf. u. Director d.^r Kj;l. StiTnwartc zu n.i-liii. Preis 7 Mark. Warmbrunn,, Oiillti&ßi,, BERLIN C. Niederlage eigener Glasliiittenwerke und Dampfsciileifereien. Mecliaiiisclie Werkstätten, Scliriftnialerei uud Emaillir- Austalt. Fabrik und Lager sänimtlicher Apjiarate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschai'tliche und technische Laboratorien. Verpackimgsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. _, Ä XLVI Naturwissenschaftliche Wochensciirift. Nr. 22. ^crlicr'fdie ^«rtags^nnbrung, gtrcißurg int 33reiögmi. Soeben ift crfdiicitctt uiib burcf) nflc Sutfifianblimgcn 5:1 Bejicficn: Bong-aertz, J., Vorschule zur Geometrie nebst Fläciien- und Körperberechuung' für i'räparauden. sowie zum Uebraucli in Vollis-, Fortbildung:«- und Mittelschulen. Mit 113 Abbildungen, gr. 8". (VIII u. 96 S.) i¥. 1.20; gebunileu in Halbleinnantl mit Goldtitel M. 1.50. öktftbccf, Dr. fl!., Scttfabcn i>cr mcit()cm(ittfd)cn iinb ^f)t)fif(ilif d)cu (.*>cogrrtV>l)ii* für ^Jüttcifdjuicn uiib üeljverbilbuugociiiftalteri. Swölftc, burchgcjcljcuc Sliiflngc, mit Liieleii SlliiftrutiDiien. gv 8". (VIII u. Kili ©.) M. 1.50; geb. in .nalblebcv mit ®olbtittl ,1/. 1.85. ^a^vbitä) bct 9taturttiiffcnfd)rtftcu. (Siebentel 3ial)r= flOlig 1891--1892. (£ntl)iiltcnb bie l)evLiovnigcnbftcn Aortfdjrittc iiuf bcn (^k'bictcn: "pimfit, Pftcmic iinb dicmiidic 2:ed)iioIogic; iUiedinnif ; ■JJIctcorologtc uiib pliiifitniijdic Wcograpliic; lüftronoiiiic iiub nio- tl)ciiiiitiid)e Wcogriipl)ic; Zoologie uiib iöotniiit, Jorfl' iiiib iJnnb. luirtjdmit; 'Aliiiicrnlogic unb «icologic; ^Intbropologie uub Hr gcfdiiditc; tSciuiibljcitspflcge, Webijiii unb *l>l)i)riologie; üünbcr' unb S!ölfcrtuiibe ; .ipaiibel, »V'buitric unb i'crfclir. Unter -.Ucitaiirfung üon Artdjnuinnern t)cvaucgegebcn uon ^rofcffor Dr. ^Üax JSitbcr- mann. 9Jiit ;;5 in ben Sejct gebrnctten .pDljjdinittcn nnb 2 Äavtct)eM. gr. 8". (XVI 11. SCO to.) M- G; in elcg. Originiil-ßinbnnb: '"Jeinai. mit rertenpvefjnng .1/. 7. — rie (Äinbanböecfe 70 /'/'. rie fcdis früOcrcn inftrnänne Könni'it nai^Di'ioncn worbcn ; Jaln'äiing II/llI Jimi eniuifeiäten iiicije von :'i .1/. 3, aeb. .". 4; Siilnjaiiij I, IV, V 11. VI für k M. 6; lieb. .«. 7. ©et iediite Safiiiiauii eiitbSU ein («>cttfriiCr«ni(lcr ju Ixn rrBcn fünf ^ofir- (jängen, taS aud) apait äuin iU'cifc tfon 4i> Pf. sii besicljeii ift. In Ferd. DOmmlers Verlagsbuchhandlung: in Berlin SW. 12 erscheinen: Mitteilungen llrr Vereiuipug m Freunden der Astronomie und tosniisctien PhysiL Redigirt von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährlich 10—12 Hefte gr. 8". Preis pro Jalirg:ang 6 M. Man abonnie^rt bei allen Buchliandlungen und Postanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. F. Schwalin, IJerlin SW'., Grossbeerenstr. GS zu richten. §itt mtcutöcfjrUdjc^ %xd)i\) für frljrfr unb (friielier, 5(l)ulleilfr iiiib S"ii)uHfl)örJifn ift bie ■^oc^cnfc^rift für btc ©rjengitilTe hei pi)]cn|ri)aft, ^iui|i ^ul^ 5n^ll|lric oitf bcm (^^cfnmtgcbictc bcv "VäöaflOflit, Ijcrauygcgeben unter Sliitiinrlung bciiuibrtcr gofO'nii'H'cr Don Cchrer am pfciffcr'fdjcii Jnllitut (hölictc Sürgct(d;ule), Dorl^elicr bc5 i-d^ulntufcums in 2^na. Äie bcftrcbt fitfi ein ßentrnlornnu jn fein, nti.iglirf)ft uoUftHnbig nnb übcrüd)tlic6 in bcr Slnfäiiblung be» öeodjten'jioerten, jiJiicU int 33eriif|tett, iiiiuorelngeiiommcii im Urteilen. af Der abDiiiifiiifiitoiircie bfliüat »icrtrliülirlidi !H. l..>(>. Ta 3Ien £)in,5ntrctcnbcn Stbonncnten mirb bnö I.DnartoI beei laiifcnbcn Sabrgg. auf Söunjd) gvotiS natfjgcliefert. IJcrlag in „^iiöflöogifdjfn Parte", £ei\>f,ig.tv f cJtnnittrl-|ln|liilt itoii l)r. CetrtV ^rrhiifiöpr iit \;cip,)iB. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Soeben sind erschienen: Dre.ver, ör. Friedricii (.Tena), Ziele uiid Wege bio- logischer Forschung, betrachtet an der Hand einer Gerüstbildnngsmechanik. Mit (5 lithographischen Tafeln. Preis: 5 Mark. Hertwiff ''"'■ K'cli'i''''i 0. ö. Professor der Zoologie und ver- ^' gleichenden Anatomie an der Universität München. J^ehrbuch der Zoologie. Mit hss Abbildungen. Preis: broch. 10 Mark, geb. 11 Mark. ZoologlHclie Jalirbnclier. Herau.sgegeben von Prof. Dr. .1. W. Spengel in Giessen. Abtlieilung für Systematik. Geographie und Bio- logie der Tliiere. Sechster Band. Zweites Heft. Mit 8 lithographischen Tafeln. Preis: 10 Mark. Inhalt: Werner, Franz, Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere. — Eckstein, Karl, Der Baum- wcissling, Aporia crataegi HB. — Ortmann, A.. Die Dc- capoden -Krebse des Strassburger Museums. — Jialepa. Alfred, Tegonotus, ein neues Phytoptiden-Genus. — Mis- cellen : Müller, Fritz, Die Begattung der Clepsinen. Molisch, Dr. Hans, a. ö. Professor der Botanik in Graz. Die Pflanze in ihren Beziehungen zum TTicpii Kine physiologisclie Studie. Mit einer farbigen SeniOn, Richard, a ö. Professor an der Univ. Jena. Studien über den Bauplan des Uro- p'enitalsystems der Wirbelthiere. dargelegt o J anderEnt- wickelung dieses Organsystems bei Ichthyophis glutinosus. Mit U litliographischcn Tafeln. Preis: 12 Mark. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 Jt:, geb. Preis 4 Ji. Zu bezJehEn durch alle Buchhandlungen. SBcrlng 0. 33. g. SBoigt in aöctmnr. s chlangenfanna Deutschlands. Eine Stf)itbcvinii5 bcv in 9J!ittcI= cm'opa Icbcnben @d)Iangcnartcn von ^. ^äfcper-Acijbcn. aiiit 10 Slhiftrationcn. 1S91. gr. K. (Sef). a matt. Ilorcüitis in allen $iiif|l|antilungcii. i^^'^gy^'g'B'ggfS^yä^i'g'^igfgr^ä^'g^a^'syäfSä^^ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien soeben : Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo Cremer, Bergreferendar. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Prof. Dr. H olzapfel, Dr. Karl Müller-Hallensis, Dr. F. Fax, Dr. H, Potonie und Prof. Dr. W. Zopf. Mi/ I Portrait., J2 Ahhildungen, l Tafel und i Karte. 80 Seiten gr. 8». Preis 1,20 Mark. =^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. = 5SSSS22SSSSSS c^;,vC^:;^:^;^»^Cv^.^^:.c^:■;,>,^;,^;,^.;.^:.^:,?;.»y^yJ^ 'I'.; ^-...sN^i^ ■vN! N>'.r.V^f ■■w'C(?>?;pyC) ^gj V*->- ^-^^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI[. Band. Sonntag, den 5. Juni 1892. Nr. 23. Abonnement: Man abonnirt lici allen üiiclilianilliingcn und Post- v anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jt S.- Äi UrinRegela bei der Post Ij A extra. JL Inserate: Die viergegpaltene Petitzeile 40 ^',. Grüssere Aufträge ent- sprechenden llabatt. Beilagen nach Uebereirdiunft. Iiiseratenannalinie bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. AlMlrii«-k ist nur mit vnllstäiiili^'« r <|iiolloiiaii};al»«' ;>0!«tatt(»t. Etwas vom Bau des Nord -Ostsee- Kanals. Mit Genohmisiiii.e' d'- Iviiiserlii-lirn K.'iiKil-Coiiiiiii.-ision mit (Fortsetzung.) Die Unterbringung- und Verpflegung von fast 10 000 Menseben in einer sehwach bevölkerten (legend, in welcher sich auf weite Strecken nur grosse Güter oder langge- streckte, fast unbewohnte Moorgegenden befinden, würde ohne umfangreiche I>araekciibauten nicht möglich geworden sein. Vielfachen, bei Bcrathung des Kanalgcsetzentwurfs von Rcichstagsmitglicdern geäusserten Wünschen ent- sprecliend, hat die Verwaltung die sonst meist den Bau- unternehmern übcrlassenen und nicht immer zum Wohle der Arbeiter verwalteten Anlagen selbst übernommen. Entlang der ganzen Kanallinic von rund 98 Kilometer Länge befinden sich 34 grössere und kleinere Baracken- lager, eingerichtet für je .öO— 4(K) Mann, ausserdem noch 2 ßarackenlazaretlie, eines in llancrau, eines in Burg, während in der Nälie von Bendsburg und Kiel für scliwer Erkrankte oder Verletzte die Krankenhäuser jener Städte in Anspruch genommen werden. — In den Baracken findet der gewöhnliche Arbeiter für 20 Pf. Nachtquartier, für f) Pf. Frühkaffc und für ?,i> Pf Mittagessen, welche Beträge ihm, sofern er nicht Erlaubniss erhält, ausserliall) der Baracken zu wohnen, mit täglich 60 Pf am Lohn gekürzt werden. Den Handwerkern werden etwas bessere Schlafräumc und zum Theil auch feineres Mittagessen geboten, wofür dann etwas höhere Preise verlangt werden. Für die übrige Verpflegung hat der Arbeiter selbst zu sorgen. Da er iiidess meist über .S Mark und als Hand- werker meist etwa 5 Mark verdient, so ist er im Stande, nach Abzug aller Ausgaben noch ein Erkleckliches zurück- zulegen. Da die beim Wohnen im Privat- oder Wirths- hause liäutig vorkommende Anregung zum Trinken und Geldausgeben in den Baracken fehlt" oder doch sehr ein- geschränkt wird, so ersparen die meisten Leute thatsäch- lich recht erhebliciie P.etriigc, welche durch die Post nach Haus wandern zur Ernährung der Familie, noch mehr aber zur Ansannnlung eines kleinen ersparten Vermögens. Zweifellos üben die Baracken auf die undierziehcndcn i'tlii'ilt von WiissiTlmu-Inspoctor Symphoi'. und vielseitig zusammengewürfelten Arbeitermassen einen guten Einfluss, wodurch schädliche Einwirkungen auf die Umgegend, Unsicherheit des Lebens und Eigenthunis, Schlägereien und dergleichen in grossem Massstabe ver- mieden oder doch gegen die früher bei grösseren Erd- bauten vorgekonunenen Zustände vermindert sind. Für Handwerker und Arl)citer sind getrennte Barackenanlagen geschaffen-, diejenigen für die ersteren weisen etwas ge- räumigere und besser ausgestattete Schlafrännie auf, sind im Uebrigen aber ganz ähnlich wie die Arbeiterbaracken. Auch diese sind untereinander nicht ganz gleich, sondern je nach dem Umfang und der Zeit der Erbauung- kommen einzelne Abweichungen vor; das in Figur it — 7 darge- gestelltc Arbeiter-Barackenlager zu Holtenau ist eines der grössercn. Es besteht aus einem Verwaltungsgebäude und 3 Schlafbaracken zu je 100 Manu. Das erstere entiiält eine grosse Spcisehalle, welche auch zu den Gottesdiensten benutzt wird, daneben die Küche mit grossen Dampf- heizungs-Kochapparaten, ferner Laden für alle UKiglichen [Bedürfnisse der Arbeiter, Verwaltnngs- und Beamten- wohnräume, Waschküche, Bade- und Desinfectionsraum, Arzt- und Wartezimmer. Jede Schlafbarackc besteht aus einem als Wohngelass gedachten Versammlungsraum, einem langen Flurgang, 12 grösseren und 2 kleineren Schlaf- stuben. Letztere sind für je 2 Schachtmeister, erstere für je S Arbeiter licstimmt. Jeder JMann hat ein Bett, doch sind der llaumcrsparniss wegen 2 Betten über ein- ander gesetzt. Der Versamndungsraum wurde wenig be- nutzt, so dass er bei den neueren Anlagen in Fortüill gekommen ist; man macht jetzt den Flur breiter und setzt die Oefen nebst Tischen und Bänken hinein. — Jedem Barackenlager steht ein Baraekcnverwaltcr — meist früherer Unteroffizier — vor, der einen Gehülfen, einen Koch, sowie einige Küchenfrauen und Baracken- arbeiter zur Verfügung hat. Die Barackenarbeiter müssen die Reinhaltung der sämintlichcn Räume besorgen, sie 224 Natnrwisseiiscliaftliclie Woelicnsclirift. Nr. 23. machen aucli die Betten, so dass die Bauarbeiter bei der Riickkebr Alles in Ordnung und Sauberkeit vorfinden, obne sell)St Hand anlegen zu müssen. Bei anderer Ein- richtung würde die erstrebte Saul)crkeit wohl nur ein frommer Wunsch geblieben sein, während jetzt jeder Be- sucher zu jeder Tageszeit seine Anerkennung für das gute Aussehen der ganzen Anlage nicht versagen wird. Die Verjjflegung ist ebenfalls eine gute, wenngleich sie nicht jedem Geschmack der vielgestaltigen Arbeitermasse gleichzeitig angcpasst werden kann. Wo die Verhältnisse von dem Neuen, welches uns auf der Holtenauer Bau- stelle überall in geringer Entfernung entgegentritt, länger aufhalten lassen als beabsichtigt war. Trotzdem wir gar nicht Zeit gefunden haben, den zum Zerkleinern des Granitschotters dienenden, dampfbetriebenen .Steinbrecher, den grossen Nassbagger der Kaiserlichen Kanal - Com- mission mit seinen 5 Dampfklapp]n'ähmen, den neben der Schleuscnbaugrube arbeitenden Trockenbagger, die grosse Reparatnrwcrkstätte mit hölzernem Trockendock und noch manches Andere anzusehen, verliert unser Dampfer FiiTiir 4. es gestatten, sind von der Regel der Verpflegung durch die Verwaltung Ausnahmen gemacht, so z. B. in den sä.mmtlichen Haudwerkerl)araken, in den fast lediglich von Baiern bewohnten Lagern von Grünthal und an einigen anderen Stellen, wo die Unternehmer genügende Sicherheit boten. Es ist übrigens wesentlich zu unter- scheiden zwischen den grossen l)eim Kanalbau beschäftigten Unternehmern, welche ein starkes Interesse haben, durch die Arbeiter zufrieden zu stellen und gute Beköstigung die Geduld und ruft uns mit wiederholtem, langgedchntem Pfeifen an Bord zurück. Wir fahren zunächst im alten Eiderkanale weiter, benutzen aber gelegentlich schon Theile des Nord-Ostsee-Kanals, welche dem äusseren An- sehen nach beinahe fertig erseheinen, in Wirklichkeit aber noch nicht bis zur vollen Tiefe ausgebaggert sind. Wir sehen zwischen den jetzigen Schleusen von Iloltenau und Knoop jene Strecke der neuen Wasserstrasse, welche beim Durchfahren die ii'rösste Aufmerksamkeit erfordern Piciu- 5. dadurch auf lange Zeit zu halten, und zwischen den Schachtmeister-Unternehmern auf kleinen Bauten, welche oft ihren llauptvcrdicnst darin suchen, die Leute in eigene Kost zu nelnncn, und ihnen einen Thcil des Arbeitsver- dienstes in schlechten AVaaren auszuzahlen. Trotz der Gewähr, welche die Unternehmer bieten, denen beim Kanal- bau die Verpflegung übertragen ist, übt die Kaiserliehe Kanal-Konnnission dennoch durch ihre Barackeninspec- toren — meist frühere Offiziere — dieselbe strenge Auf- sicht wie über die von ihr selbst betriebenen Baracken- anlagen. Es ist uns nun nicht anders gegangen, wie den meisten Kanal -Vergnügungs -Reisenden, wir haben uns wird, denn hier folgen sich — eingeengt durch ziemlich hohe seitliche Böschungen — zwei der schärfsten Gegcn- krünnnungen, nur durch eine gerade Linie v(m 253 Meter Länge von einander getrennt. Hier gestatteten die Boden- verhältnisse ohne erhebliche Mehrkosten keine günstigere Gestaltung, während die Bauverwaltung im Uebrigen be- strebt gewesen ist, die Linienführung schlank zu gestalten und Krünmiungen möglichst zu vermeiden. Von diesem, mit Aufwendung erheblicher Kosten begleitet gewesenen Bestreben giebt die folgende Zusammenstellung ein Bild, welche einem im Centralblatt der Bauverwaltung, 188'J, enthaltenen Aufsatze des Wirklichen Geheimen Ober-Bau- raths Baeusch entnommen ist. Nr. Natuvwisscn.seliaftliclic Wocbenseln-ift. 22;") Die alte Linie des ali,neiiu'iiien Entwurt's hatte hei einer Gcsanimtlilnge von 98,72 km 111 km ",'„ in s'ci'ader Linie ()G,76 =' in Krüniniuni;cn mit einem Ilallnnesser von ijTüG 1,16 „ ,, ,, ,, Iboo 1130 louo 847 750 11»,71> 2,87 = 4,97 : 2,02 : 0,55 : 67,6 1,2 2,9 r.,() 2,7 0,6 20 zusannncn 98,72 = 100 Hand vcrhulen. 1 »ie 'l^roekenliag^er iiiMuien uieiit iiheiall bis hart an ilie zukünftige Kanalhöschuni;- iieranai'l)citen, da sie sich den Boden nicht unter den Kadern weggraheu können; es hicihen mithin nocii immer Kestavbeiteii, welche mit der Hand ausgcluiu't werden müssen. Wäh- rend die deutseheu Arbeiter, auch diejenigen aus pohii- schen und «herscidesischen Gegenden, jetzt bei Weitem die mit dem Baggereiljctriebe verbundenen Arl)citen, wie Gcleisrücken, Wagenkippen, sowie manche dazu gehörige Nebenleistungen vorziehen, geht der Italiener noch gern in den Ilandschuclit, wo er durch grossen Fleiss und Ge- schicklichkeit einen hohen Tagelohn erzielt. In der ersten 4,5 - l I.38J. 2,S - Räume l| für || die « -' y Fin'ur G. Die jetzige Linie hat bei 98,65 km Gesammtlängc 111 lrennend-orange- rother R(ihrenblütlien an der Spitze des hohen, nackten (d. i. unbcblätterteu) Schaftes, dürfte iinn an lilendender Farl)enpraeht noch den Rang alilaufen, ist jedoch viel seltener und besonders an feuchten Orten zu Hause. Mit dem bunten Compositen- und Irideenteppieh der Ebene sind auch die darunter geunschten Orchideen grössten- theils verschwunden: auf den Bergen treten jedoch die zahlreichen Arten der ebenso schönen als merkwürdigen Gattung Disa an die Stelle der im Frühling vorherrschen- den Satyria, deren sich einzelne bis in den December er- halten. Bei ihnen ist die robuste, unterseits ganz mit bi'eiten Blättern, o])erseits dicht nnt mittelgrossen, grün- lichen Blüthen bedeckte Disa eornuta in der Tracht kaum verschieden, auch be\vohnt sie vorzugsweise die sandige Fläche, wo sie sich bereits im October zu zeigen beginnt. Auf dem Tafelberge wie auf den niedrigen Bergrücken des südlichen Theiles der Halltinsel findet sieh an sumpfigen Stellen die früher unter einem be- sonderen Gattungsnamen (Penthea) von Disa unterschiedene D. nielaleuca, deren ungesi)ornte weisse, mit pur|)ur- schwarzen Flecken versehene Blüthen eine kurze eben- straussähnliche Aehre bilden. Die seltene, zwischen Millers Point und der Capspitze wachsende D. (Hersehelia) ]iur])urascens unterscheidet sich von der später zu be- trachtenden D. graminifölia nur durch die Form des La- bcllum und die frühere Blüthezeit (November) ist übrigens sehr leicht nüt jener zu verwechseln. Am merkwürdigsten aber sind unter den der dritten Periode angehörenden Arten zwei Felscnbewohner von sehr beschränktem A'or- konnnen, die kleine, drüsig-behaarte D. glaudulosa von Muizcnberg und Kalk Bay mit zierlich gefieckten, pur})ur- rothen Blumen, und die schöne D. longicornis, welche im Decend)er und Januar den nassen Felswänden an der Süd- westseite des vorderen Tafelbergplateaus hintt'r „Kasteels- poort" zum Schmucke gereicht. Der stumpfe, gewölbte Helm der einzeln auf zartem, kaum spannenhoheni Stengel stehenden grossen, fast zweizölligen Idassblauen Blüthe endigt bei ihr in einen langen, gekrünnnten, abwärts ge- bogenen Sporn, während das Labellum den beiden seit- liclicn Perigonblättern gleichgestaltet ist. Seltsamer\veise scheint die graciöse Orchidee in den europäischen Grün- häusern noch unbekannt zu sein, obwohl sie bereits von Thunberg, dem Vater der Cap- Botanik, vor mehr als hundert Jahren gesammelt wurde. Fast unmerklich vollzieht sich der Uebcrgang von der dritten zur vierten Periode, da der Februar in allen Stücken sich so wenig vom Januar unterscheidet, dass eine Grenze zwischen beiden Jahrcsabschnittcu kaum zu bestehen scheint. Heftig und anhaltend wie in jenem weht auch in diesem Monate der Südost, und die Tem- peratur entfernt sich beinahe gar nicht von dem im Januar Nr. 23. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. '>>i errciehteii iiöchstcii AV'erthc. Erst im folgenden i\l;irz tritt mit der eutseliicdcner abnehmenden Tageslänge ein Nach- lassen des Passats und ein Sinken der Durehselnntts- teniperatur ein, deren Maxinia gleichwohl denen der vor- hergehenden Monate nichts nachgeben ; gegen das Herbst- ä(|uinoetium hin kommen dann auch gewöhnlich einzelne Rcgenseliauer vor, wcleiie, nur vorübergehend und von geringer Stärke, nicht ndt den erst si)äter beginnenden Winterregen zu verwechseln sind. Dennoch krmnen wir die unabliängig von jenen Niederschlägen bereits im Fe- bruar sich andeutende Acnderung des A'egetationscliarakters, sowie das I3enierkbarwerden eines durch die Phasen der landwirthsehaftliehen Cultnr hervnrgerufenen unverkennbar herlistlieheu Zuges im Landseluittsbildc als Marksteine zwischen lieiden Perioden gelten lassen. Mit dem .lanuai- ist im Capdistricte die Erntezeit vorüber, und hier und da breiten sich Stoppelfelder aus, deren falde Strohfarbe gegen den bräunlichen Ton des Buschlandes und der Baumjjtlanzungen seltsam contrastirt. Dafür wird im Fe- bruar die Weinlese zu Constantia eröffnet, um bis in den k\)\\\ den Stadtmarkt ndt den edelsten Trauben, die Cdlonie und Eurojja mit dem nicht entsprechend vorzüg- lichen Producte derselben zu versorgen. Den sommer- lichen Aprikosen folgen verschiedene andere Baumfrüehte, wie Feigen, Ptirsichcn, Birnen, Aepfel, Quitten u. a. ni., alle nnt Ausnahme der letztgenannten den europäischen an Güte nachstehend, weil die Trockenheit des Klimas das Gewebe des Fruchttieisches verhärtet und die Saft- fülle beschränkt. Auch die rotlien, mit feinen Stachcl- härcheu besetzten Früchte des überall verwilderten „Feigen- cactus" (()j)untia Tuna?), wegen ihrer birncnälinlichen Gestalt „prickly pears" genannt, reifen um diese Jahres- zeit. Mit grossen gelben Blüthen und Früchten in allen Stadien der Keife liedeckt, bildet die blattlose, dornige, einen kurzen, dicken Ilolzstanun entwickelnde Opuntie gleich ihrer Landsmännin, der aus Mexiko stammenden, stolzen „Maguey- Pflanze" (Agave americana) ein hervor- ragendes Ornament der Ebene wie der Bergabhänge im Umkreise der Stadt, indem beide Gewächse als der Aus- druck eines trockenen Klimas der um diese Jahreszeit herrschenden Dürre vorzüglich angepasst erscheinen. War der Frühling die Periode des Uebertiusses, so nmss der Herbst oder richtiger der zweite Abschnitt der trockenen Jahreszeit recht eigentlich als die des Wassermangels bezeichnet werden. Versengt und fahl In'citet die nackte Sandebene sieh aus, nachdem die letzten Spuren von Feuchtigkeit während des Sonnners versiegt und nur die dauerhaftesten Gewächse übrig geblieben sind. Auch die Bergabliänge tragen das unverkennbare Gepräge der Sterilität, und selbst in den feuchten Havinen ist das Wasser spärlich gew(n-den, liegen die Baehbetten nahezu trocken. AVo im Frühling ungestüm der Gicssbach von den Felsen stürzte, rinnt jetzt nur tropfenweise das ersehnte Nass herab und bildet unter geschützten Vorsprüngen des Gesteins kleine Lachen, welche dem durstenden Wanderer willkommenen kühlen Labetrunk spenden. Noch mehr als in der voi'igcn Periode sehen wir die nicht holzigen Gewächse durch Verhärtung, Zusammen- zielunig oder gänzliches Fehlen der Blattorgane ihren Lebens|)rocess auf das nöthigste Mass beschränken und alle überflüssigen Ausgaben vermeiden. So verlieren unter den Zwiebelgewächsen die zarteren Irideen ihre donii- nirende Stellung, um den erst nach vollendeter Blüthezeit die Blätter entwickelnden Amaryllideen Platz zu machen; die wenigen Arten, welche übrig bleiben, sind ebenfalls fast blattlos, wie der schlanke, incarnatfarbige Gladiolus brevifulius und die prächtig scharlachrotlie Antholyza lueidor, deren harter, zwei bis drei Fuss hoher, bogig gegliederter Stengel ähnlieh den Rcstiaceenhalmen statt der Blätter mit trockenen, i)friendichen Bracteen (Deck- blättern) besetzt ist. Das namentlich in der Karroo und selbst in den Gegenden der Kalahari zahlreich vertretene Genus Haemanthus („Blutblumc" wegen der rothen Blüthen- farbe) eröffnet nnt zwei einander sehr ähnliehen Specics (H. coccincus und H. trigiuusV) die Reihe der schönen und wunderbar gestalteten Aniarylliileen, welche für die Monate Februar bis April besonders eharakteristiseli sind. Aus der faustgrossen, tief im Boden steckenden, weiss- schuppigen Zwiebel kommt bei beiden Arten der zusammen- gedrückte, zweischneidige Schaft hervor, welcher bei letzterer ziemlieh braun gefleckt, in eine dicht gedrängte, von der breiten, mehrl)l;itterigen, lebhaft scharlachrothen Scheide (spatlia) umschlossene Dolde zaiilreieher kleiner Trichterblüthen endigt, deren gelbe Staubbeutel (Antheren) die sechsspaltigc i-otlie Blüthenhidle überragen. Die doj)- pelten, im Mai sich entwickelnden, handbreiten Basal- blätter sind bei H. coccineus dem Boden angedrückt, weshalb die Pflairze von den Boern „Yeldschocnblaren" genannt wird, bei H. tigrinus (V) dagegen aufrecht. Ersterer liebt die offenen Abhänge, wo er gern zwischen verbranntem Gebüsch vorkommt, letzterer die schattigen Bergschluchten. Aehnlich gestaltet ist die sonderliare Pirunsvigia nndtiflora der dürren sandigen Ebene, deren weite, schirnd'örmig ausgebreitete Dolde aus einer Menge strahlenartig auseinanderstrebender, langgestielter, un- regelmässiger, l>lutrother Blüthen sich zusammensetzt. Am vollkonnnensten aber finden wir den Typus der ganzen Familie in der unvergleichlich anmuthigen .,Belladonna- Lilie" (Amaryllis Belladonna) ausgesprochen, welche mit dem glänzenden Lilicnweiss oder zarten Incarnat ihrer in wenigblüthiger Dolde stehenden drei Zoll langen Blu- men den köstlichsten Wohlgeruch verbindet. Die kaum minder schöne „Guernscy- Lilie (Nerine sarniensis), auf schlankem, unbeblättertem Schaft eine fünf- bis acht- blüthige Dolde ])rächtig purpur- oder seharlachrother, goldglänzender Blüthen mit zurückgeschlagenen Perigon- blättern tragend, schmückt im März und April die oberen Abhänge des Tafelberges, besonders der West- und Front- seite, während ein etwas bescheidener gekleideter Gyr- tanthus (C. angustifoliusV) gleich dem Haemanthus coc- cineus gern an offenen Brandstätten wächst. Die Orchideen haben den numerischen Höhepunkt ihres Auftretens zwar längst hinter sich und schicken sich zum Abzug an, aber die wenigen Arten dieser Periode gehören zu den an- ziehendsten, ja eine von ihnen stellt durch ihre blendende Schönheit und Farbcn|jracht alles bisher Dagewesene in Schatten. Dies ist die jeder Beschreibung spottende Disa granditlora, die vvohlbekannte „Glory of Table Mountain", die stolze Königin des Tafelberges, deren Residenz die Ufer des nach ihr benannten „Disa - Stromes" und die nassen Felswände der „Disa-Schluelit" des hinteren Bcrg- plateaus liilden. Hier entfaltet sie im Februar und März ihre einzige (seltener zwei) grosse, drei bis vier Zoll messende Blüthe von so brennender Scharlachfarbe, dass während iler genannten Monate alt und jung, schwarzes und weisses Volk, kurz, was nur innner herbeikonnnen kann, tagtäglich den Berg erklettert, um theils zur Be- friedigung des „Sports", theils ans schnöder (iewinnsuelit ganze Korl)ladungen (!) dieser schmählich verfolgten Blume mit sich herunterschlepi)en. So fallen alljährlich viele Hunderte von Individuen der rücksichtslosesten Vertil- gungSAVuth zum Opfer, ohne dass dem vandalischen Treiben Einhalt gethan würde. ( »bwohl die Regierung ein Gesetz erliess, wonach das Ausgraben der Knollen strenger Ahn- dung unterliegt, entblöden sich die „Samnder" doch keineswegs, eine bedeutende Menge von Pflanzen ndt Stumpf und Stiel auszureissen und dann die Knollen ein- 228 Naturwisseiiscliaftliclic Wochenscbrift. Nr. -23. fach weg'zuwei'feii, ja es werden letztere sogar liäufig genug in der Stadt selbst unter den Augen der Gesetzes- wächter zum Verkauf ausgeboten oder durch Händler nach Europa exportirt. Dadurch aber niuss die ohnehin seltene, l)is jetzt nur an wenigen Orten der westlichen Kolonie aufgefundene Orchidee in kurzer Zeit einer wesentlichen Verminderung, wo nicht völliger Ausrottung anheimfallen, und der Tafelberg ist seines schönsten Schmuckes beraubt. Zu solchen Kesultaten führt unaus- bleiblich die rohe Brandschatzung der Natur, wenn nicht bei Zeiten Abhilfe geschatft wird. Auch die beiden anderen Disa- Arten, von denen die eine im März und April auf der vorderen Tafclbergplatte, die andere im Felniiar und März au verschiedenen Orten häulig vorkonnnt, sind den eifrigsten Nachstellungen ausgesetzt. Letztere, die schlanke D. graminifolia fllerschelia coelestis), zeichnet sich durch ihre schmalen, zur Blütliczeit schon vertrockneten Gras- blätter und den nackten, mit zwei bis fünf zicndich grossen, brennend-blauen Blüthcn besetzten, halniartigen Schaft aus, mit ersterer, der zur Rlüthezeit ebenfalls nur mit Blattrndimenten versehenen und eine reichblüthige Aehre lauggespornter Blumen vom feurigsten Orangeroth tragenden D. porrecta verschwinden die Orchideen von der Bühne, um erst in drei Monaten, im .Juli, ndt der obengenannten Disjieris capensis wieder aufzutreten. In- dem wir schliesslich der wenigen dieser Periode eigen- thümlichen Dicotyledonen gedenken, bemerken wir, dass die Eriken und Crassulacccn das Hauptcontingcnt zu den- selben stellen. Wir erwähnen von jenen kurz nur die kleine, niedergestreckte E. depressa, welche ihre ghickigen, weissen Blüthen im Schutze beschatteter Felswände, denen sie als ])olsterartigc Bedeckung anhaftet, entfaltet; die an ihren gewimperten Blättern und traubig geordneten pur- purnen Blütenipiirlen mit herausragenden Staubbeuteln kenntliche E. nuditlora; die mit schwefelgelben oder weiss- lichen Blüthen bedeckte E. lutea des Tatelberges und drei Arten mit klebrigen Blumen, die unscheinbare E. nm- cosa, die andromcdaähnliclie, durchaus drüsig behaarte E. glutinosa und die schlanke E. obliqua, welche mit Vorliebe an sumpfigen Stellen vorkommt. Die Crassulaceen bieten nur durch die roliuststännnige Cotyledon tuberculosa mit grossen, behaarten, zicgelrotlicn liölircnblüthcn, und durch die weniger ansehnliche C. hemisphaerica des Signalhügels einiges Interesse. In den Kavinen prangt jetzt der schön belaubte „ßood-Elsc-Boom" (Cunonia ca- pensis) im Schmuck seiner langen, vielblüthigen, weissen Blüthentrauben, und an den Bächen fesselt die vor der Blüthczeit mit abfälligen Fiederblättern versehene, dann al)er nur die nackten, binsenartigen Zweige zeigende Indigofera tilifolia, ein Leguminosenstrauch mit purpurnen Blüthen das Auge, während in den tiefen, nicht aus- trocknenden Lachen der „Cape Fiats" die veilchenduftende ,,l)lauc Seerose" (Nymphaca stcllata) an unsere deutsche, weiss) düheude N. alba erinnert. Ein liereits im März erscheinender Sauerklee (Oxalis iiolyiihylla) gemahnt an die Nähe des Winters, der vielleicht trotzdem noch lange auf sich warten lässt. Wenn auch vorzeitige liegcn- schauer manch zartes Blümchen, wie einige Sauerklee- arten und die sie begleitende Ilypoxis plicata zu ver- frühtem Dasein hcrvorlockcn, so ist doch erst mit der Massenentwickelung dieser und dem allmählichen Ver- schwinden der den trockenen Bcriodcn angehörenden Ge- wächse der Kreislauf des vegetativen Lebens vollendet und die grosse Aufgabe des Naturhaushaltes, in zweck- mässig geregelter Reihenfolge die bunte Manniehfaltigkeit organischer Gestalten ins Dasein zu rufen, harmonisch gelöst. Wir al)er erfüllen, indem wir den Schleier von den uns umgcltendcn Erscheinungen zu ziehen versuchen, eine heilige Mission, in dem unausgesetzten Streben nach Erkenntniss des Universums und seiner ewig waltenden Gesetze uns sell)st im Zusammenhange mit dem All und eingedenk unserer Menschenwürde zu betrachten. Die Veniiclitiing und Verwertliiiiig städtisch er Abtallstoffe in England betitelte sich ein Vortrag des Dr. Th. Weyl in der Berliner medicinischen Gesellschaft (vergl. Berliner klinische Wochenschrift), dem wir das Folgende entnehmen. Es ist die A'crbrennung städtischer Abfallstoffe, welche Weyl discutirt. Der Umstand, dass englische Städte das Müll ver- brennen, führt zunächst auf die Frage, warum mau denn zu einer so extremen Maassregel seine Zutlucht ge- nonnnen habe, (iiebt es denn nicht andere ^Methoden, den Unrath der Strassen und Häuser zu bi-seitigenV Gew(ihnlich bringt man das Müll (den Unrath der Strassen und der Häuser) auf's Land und benutzt dasselbe als Dünger oder zur Aufhöhuiig niedrig gelegener Terrains. Allein mit dem Wachsthuni der Städte fand der städtische Dung kaum mein- zahlende Abnehmer, weil der Trans])ort desselben auf die weit von der Stadt gelegenen Acker- flächen grosse Kosten verursachte. So kam es, dass sich das Verhältniss zwischen Abgcber und Abnehmer alhnäh- lich undvchrte. Ersterer nnisste zahlen, damit letzterer*) das Müll annahm und fortschaffte. Ausserdem zeigte es sich, dass die künstlichen Dungnnttel eine viel grössere Ernte gewährleisteten, trotzdem sie einen höheren Preis besitzen. Endlich wurden in der Nähe der grösseren Städte solche Terrains, welche sich zur Aufhöhung eignen oder als sogenannte Abladeplätze dienen können, immer *) Berlin zahlte pro 1S90/91 378 UOO Mk. nur für diu Abfuhr von Strassenkehriclit. Die Alifuhr des Hauskehriclits bezahlen die Hauseigenthümer nus eigener Tasche. seltener. Diese und ähnliche (iründc waren es denn, welche nach neuen Methoden der Müllbescitigung suchen Messen. Einige englische Städte haben sich geholfen, indem sie täglich grosse Quantitäten städtischen Mülls in das Meer schaffen. So verfahren z. \\. Livci-pocil, Sunderland und Dublin. Gegen diese Methode lässt sich vom hygieni- schen Standpunkte kein Einwand erheben, aber sie ist doch nur von localer Bedeutung. Die Verbrennung städtischer Abfallstoffe ist nicht in England erfunden worden. Man bat sie von Zeit zu Zeit hie und da auch bei uns geübt, indem man die auf einem wüsten Platze zusanmiengchäuften blassen mit Hülfe von Stroh und Papier so gut es eben gehen wollte, vernichtete. Was wir aber den Engländern verdanken, ist die technische Durchbildung dieser ^lethodc. Die Verbren- nung wird dort ausschliesslich in geschlossenen (»eleu V(»r- Die Api)arate nnn, die man für dergleichen Zwecke benutzt, besitzen höchst verschiedene Constructionen. Weyl bringt nun nicht eine Schilderung der technischen Einzel- heiten solcher Oefen, sondern riciitet seine Aufmei-ksamkcit auf dasjenige System, welches in England fast allgemein verbreitet ist und als Destructorsystem l)ezeichnet wird. Es ist von dem Ingenieur Fryer aus Nottingham erdacht worden. Der erste dm-artige Ofen wurde in Birmingham 1876 in Betrieb gesetzt. Bereits im Jahre 1877 folgte Leeds und ISSl Bradford mit ähnlichen Anlagen. Nr. 2B. Naturwissenschaftliche Wochcnsclirift. 229 Ein solcher Ofen ist im Stande, alle städtischen Ahfallstdffe ohne jede Ansnahnie, trockene sowohl wie fenchte, zu verbrennen. Fryer's l)e> Engländer ihr Müll natürlich nicht mn- im Winter, wo sie viele K(dden brauchen, sondern auch im Sonnner. Drittens, wenn Jemand daran zweifeln sollte, dass unser Müll — W. spricht nur vom Berliner — (u'ganisehe, d. h. verbrennbare Stotfe enthalte, so braucht er nur die städtischen Abladeplätze zu besuchen. Er wird vielleicht l)enn'rken, dass es dort unangemdnn riecht. Wenn es aber riecht,*) dann sind organische, d. h. ))rentd)are Stoffe vor- handen. Nun wird in Ealing kalk- und magnesiahaltiger Sielschlannu mit glei(dien Theilen Müll gemischt im De- struct(n- verbrannt. Durch diesen Zusatz anorganischer, d. h. unverbrcnnlicher Sulistanz wird aber der Krdde- gehalt des Mülls so sehr herabgedrückt, dass sich diese Mischung von dem MuH deutscher Städte kaum mehr unterscheiden dürfte. Noch ausschlaggebender dürfte der letzte funkt sein. London City verbrennt sein Müll in Lett's Wharf. Lett's Wharf ist keine Musteranstalt, aber es ist vielleicht ge- eignet die Frage zu lösen. Die Citymen nändich (lehnen ihr kaufmännisches Geschäft auch auf das Müll aus, d. h. sie suchen an demselben so viel wie mriglich zu verdienen. In Folge (lcss<'n findet in Letfs Wharf eine sehr sorg- fältige Aussonderung alles Hrauchbaren statt, bev(n- es in den Destructor konnnt. Das Müll wird auf Siebe von ver- schiedener .Alaschenweite gebracht und durch dieses Aus- sonderungsverfahren vor allen Dingen zwei Stoffe abge- schieden, welche eine hervorragende Brennkraft, aber auch einen guten Preis ergeben. Es sind das die sogenannten Breezes — Breezes sind halbverl)rannfe Steink vielseitigen Widerspruch hiergegen war es von Wichtigkeit, Versuclu> über den Drelischwindel an Taubstummen anzustellen, von denen bekanntlicli kaum die Hälfte über i'in functionsfähiges Labyrinth verfügt. Denn ist die Tlieorie richtig, so dürfen Personen mit der- artigen Defecten erstens keine oder keine tyi)ischen Augen- ablenkungen zi'igen, wenn sie gedrelit werden; und zwei- tens sich "nicht wie Gesunde einer Täuseluuig über die Richtung der Schwerkraftlinic während der Dreiuuig hin- geben. "Normale Personen glauben nämlich während einer passiven Rotation sich selbst mit dem Kopfe von der Drehungsaxe weg nach aussen, oder, was ja dasselbe, die Vertikale von ebenso viel nach innen geneigt. Kreidl hat. nun ganz kürzlicli (in PÜügers Arcli. f. d. ges. Pliysiol. Bd. 51 S. liy ff.) das liier als ein Postulat gekennzeich- nete Verhalten Taubstummer als wirklich bestellend fest- gestellt und damit eine wesentliche experimentelle Lücke zu (lunsten der Labyrinthhypothese ausgefüllt. Zwei bi(dogisehe Arbeiten behandeln denselben Gegen- stand. M. Verworn hat (in Ptiügcrs Archiv Bd. 50 S, 423 ff.) Studien über das Gleichgewicht von Beroe und anderen Ctenophoren veröffentlicht. Die lievorzugte Ruhe- lage dieser Thiere ist ein Stehen auf dem Boden oder Hängen an der Obertiäche mit genau senkrechter Ein- stellung der Langsaxe. Bringt man sie vorsichtig aus dieser Lage heraus, so kehren sie stets unter höchst ge- schickter Beiuitzung ihrer Ruderplättchen wieder in die- selbe zurück. Diese Wahrung des Gleichgewichts erwies sich nun als durchaus gebunden an die Integrität des Otolitiienorganes. Wurde dies gestört, so Hess sich nicht nur jene typische Gleichgewiclitsstellung nie wieder beob- achten, sondern es zeigte sich auch das gesetzniässige Zusammenwirken der Ruderidättchen erheblich gestört. — Der andere Beitrag zu unserem Thema ist von J. Loeb (in Pflügers Archiv Bd. 49 S. 175 ff.) geliefert worden. Dieser Forscher Ijeschäftigt sich eingehend mit den geo- tropischcn Erscheinungen in der Thierwelt, auf die wir a. a. 0. noch ausführlicher zurückzukonniicn gedenken. Die bei Fischen vielfach auffallende Tliatsache, „dass sie sich im .Schwinnnen wie im Liegen gegen den Schwerpunkt der Erde so oricntiren, dass sie nur die Bauchseite, nie aber den Rücken nach unten richten," ordnet Loch eben- falls dem Begriff des Geotropismus unter und erklärt sie für offt'ubar abhängig vtm der Function der Otolithen- apparate. Denn wenn diese bei Haifischen auf beiden Seiten entfernt oder statt dessen die Acustici durchschnitten wurden, so lagen und schwannncn die Haie ebenso munter auf dem Rücken wie auf dem Bauehe. So liestcchei'.d auch das Gesagte im Ensemble auf den Unbefangenen wirkt, so wurden und werden doch innner noch gegnerische Stimmen laut. Mellcicht liegt auch hier — für den ;\Ienschen wenigstens — die Wahrheit in der Mitte, und es mag, wenn auch nur als angedeutete Mög- lichkeit, der, Gedanke ausgesprochen sein, dass das (Jhr- labyrinth, in den unteren AVirbelthierstufeu allein als lage- percipirendes und -corrigircndes Organ thätig, mit wach- sender Complication der locomotorisehen Apparate und deren sensibler Organe, seine Paukhörner mehr und mehr an letztere abtrat; uns gegenwärtig noch als Hülfsorgan für unsere Raumorientirung dient und später einmal ganz ausser Thätigkeit treten und damit wahrscheinlich ver- schwinden wird. R. Schäfer. IJiologische IJedeutung der Flüssigkeit im Kalk von Jochroma niacrocalyx. — Eine interessante birdogi- sclic Beobarlitung hat (i. de Lagerheim im botanischen Garten zu Quito angestellt und darülier im Decendjer vorigen Jahres der (Unitsclicn botanisclien Gesellschaft Bericht erstattet. (Vgl. Ber. d. d. bot. Ges. 1891, Heft 10, S. 348.) Sie geschah an der zu den Solanaceen gehören- den, schön blühenden Strauclipflanze Jochroma macroealyx P.entli., widche durch C(dil)ris bestäubt wird, wie schon Delpino verniuthctc. Der Kelch dieser Pflanze ist am Grunde Ijcdcutend breiter als die Kronröhre, schliesst aber nach oben vollkonniien dicht an die letztere an. ISeini Aufschneiden des Kelches findet man, dass derselbe mit einer klaren, wasserähnlichen Flüssigkeit gefüllt ist, die wegen des dichten Verschlusses am oberen Kelchrande v()n selbst nicht herausfliesscn kann. Was hat diese Flüssigkeit für eine Bedeutung für die l'flanzeV — Auf diese Frage lässt sich antworten, wenn man die Blüthe- zeit der Joehroma macroealyx beachtet. Schon ehe die Blätter entwickelt sind, sprossen die Blüthen hervor, so dass der Strauch in einiger Entfernung wie ein mächtiger dunkelvioletter Blumenstrauss aussieht; in diesem Ent- wicklungszustandc der Pflanze würden die P>lttthenknospen unter dem Einfluss der senkrechten Strahlen der ä(pia- torialen Sonne und der starken Wärmeausstrahlung des Nachts leicht dem Verwelken und dem Absterben (durch Al)külilung) ausgesetzt sein. Das Wasser im Kelche schützt sie davor. — Etwas Aehnlichcs ist bisher nur erst bei einer Bignoniacee (Spatodea canipannlata Beauv.) durch Jl. Treub und an den Früchten einiger Saxifraga- Arten durch Lagerheim beobachtet worden. — Wenn die Blüthen der Joehroma macroealyx über den Kuospen- zustand hinaus sind, bedürfen sie des ihnen zuvor durch das Kelchwasser erwiesenen Schutzes nicht mehr; jetzt aber — bei und nach erfolgter Oeff'nung der Blüthen — erfüllt das Kelchwasser eine andere Aufgabe: es hält Houigdiebe von den Blüthen fern. Die Colibris versuchcu es nämlich — ähnlich wie die Hunnneln — , dadurch auf bequemere AVeise zu dem im Grunde der P>lüthen reichlich abgesonderten Honig zu gelangen, dass sie die Kronröhre unten aufschlitzen. Widlen sie aber dies thun, so müssen sie zuerst den Kelch durchlxdH-en; und bei diesem Geschäfte tritt das Wassi'r heraus und \cranlasst sie zum Aufgeben ihres Versuchs. Oft werden dem entsprechend Löcher im Kelch gefunden, fast niemals aber in (ler Krone. — Das Kelchwasser wird von Drüsen- haaren abgesondert, dii^ auf der Innenseite des Kelches sitzen und vertrocknen, wenn die Krone nach der Be- fruclitung abfällt. Dr. K. F. Jordan. 232 Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. Nr. 23. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der Vorstelinr tirs ineteorulogiscli-iiuifjnetiacheii C'eutrfiloljser- vatoiiiiiiis auf dorn Teleijraphünberge bei Potsdam Dr. Sprung ist zum Professor ernannt worden. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Karl List, Westfälische Kohlenformation. Sammlung ge- mi'invorstiindlii-lier wissenscliaftliohc-r Vurträge, begründet von ]Iud. Virchow und Fr. v. Holtzendorti', herausgegeben von Riid. Virchow und Wilh. Wattonbach. Sechste Serie. No. 12(3. Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei Akt.-GescUscli. (vormals J. F. Richter) 1891. Die Abhandlung gewährt dem Leser einen Einblick in die Verhältnisse eines wichtigen Kohlenbezii-kes und schildert die Brauehliarkeit der Kohle für die Industrie und den Haushalt und ihre Verwendung in beiden. Nachdem der Verfasser kurz auf die in letzter Zeit anlässlich der Bergarbeiter-Bewegung häufige Nennung des Westfälischen Kohlenreviers und auf die Störung in Handel und Industrie infolge dieser Unruhen hingewiesen, giebt er einige statistische Daten über die Pruduction, die Zahl der beschäftigten Arbeiter und das Verhältniss der geförderten Massen zu der Oberfläche der Erde. Sehr anschaulich behaudi'lt und durch Karten- und Profilskizzen erläutert werden alsdann die Ausdehnung des westfälischen Stein- kohlengebirges, seine Begrenzung durch andere Formationen, seine Lagerungsverhältnisse, die Mächtigkeit, Zahl und Abbau- fähigkeit der vorhandenen Plötze Nachdem darauf die Mulden- und Sattelbildung, die Oberflächen-Gestaltung, sowie die häufigen Ver- werfungen und deren Werth für den dortigen Bergbau besprochen worden sind, geht der Verfasser auf die Besprechung der Kohle selbst ein, ihrer Eigenschaften, Bildung und Zusanunensetzung, sowie der verschiedenen Arten derselben. Die Verwendung und Brauchbarkeit dieser Letzteren für die Industrie und den Haus- halt bildet den Schluss. K. Prof Dr. F. Kra£ft, Anorganische Chemie. Mit zahlreichen Holzschnitten und 1 Spcctraltafel. Verlag von Franz Deuticke. Leipzig und Wien, 1891. Entsprechend den neueren Fortschritten der theoretischen Chemie hat der Verfasser in seinem Lehrbuch eine von der bis- herigen Gewohnheit ganz abweichende Eintheilung dos Stoffes gewählt. An Stelle der alten Unterscheidung von „Metallen" und „Nichtmet.allen" die längst nicht mehr haltbar war ist in dem vorliegenden Werk der Versuch gemacht, die Errungenschaften des periodischen Systems auch in| einem Lehrbuch mehr als bisher zum Ausn Structur der Zellmembranen. Das 3. Heft bringt ausser der in der „Naturw. Wochenschrift" schon eingehender berücksichtigten Abhandlung von E.Stahl, Oedocladinm protonema, eine neue Oedogoniaceen- Gattung noch zwei umfangreiche Arlieiten uml zwar: Frdrch. Oltmanns, Ueber die Cultur- uml Lebensbedingungen der Meeres- algen, und Max Dahmen. Anatomisch - physiologische Unter- suchungen über den Funiculus der Samen. Flora, Allgemeine Botanische Zeitung. (Früher herausgegeb. V. d. Kgl. Dayr. Botan. (4esellsch. in Regensburg.) 75. Jahrgang. Heft IL Marburg 1892. — .Julius Sachs bringt unter No. III seiner Physiologischen Notizen Wurzelstudien; Frdrch. (tlt- manns handelt in einem sehr umfassemlon Aufsatz Ueber die photometrischen Bewegungen der Pflanzen; Arn. Dodel liefert einen Beitrag zur Morjdiologie und Entwicklungsgeschichte der Stärkekörner von Pcllionia Daveauana; endlich bespricht F. Noll die Cultur der Meeresalgen in Aquarien. Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. Redigirt von Prof. Dr. Rud. Wolf 3ti. .Jahrg. In ("onnnission bei S. Höhr. Zürich 1891. — Enthält Beiträge von Wolf, Fritz, M a y c r - E y m a r , F i e d 1 e r , W e r n e r , W i n o g r a d s k y , A . M e y e r , P. Magnus. Disteli, Schinz, Lang, v. Tavel. Dem Bande ist ein General-Register über die Bände XXV bis XXXVI beigegeben. Das 14. Tromsö Museums Aarshefter (Tromsö 1891) bringt eine von Karl Pettersen angefrrtigte geologische Karte in 1 : 400 000 des Bezirkes Tromsö; derselbe Autor veröft'entlicht in Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Lanolin-Toilette Cream -Lanoün Vorzüglich ä'« Wm ^^^^ §""'• V-^ __:;_■;_ 1- juc 3lciu6altimo mi «ctcctima iviiiitcc .f)aut- V_ _ _ " _ I ; _ 1- jur C5tt)aItiiiio einer auteu fi.iiit, beiontetS bei 3u tiabcu tu teil iiieiftcii Jlpctbffeii mit TroiUiun. Mayer it Müller: IJerllii W., Marki;'"i'eiistr. .51 suchen und liifti'ii um liotl. Ancebote: Schlechtenclahl und Hallier, Flora von Deutschland ■> Auti. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Pakteriologische Kurse, | ♦ I iidnii lit in Nahriiiissuiidcl-,* ♦ siiwii- H.ii-nanalyse. nnniatli'li.# J Gelegenheit zum Ausführen T X selbstständiger Arbeiten. ^ ^Uetiornalime von teolinischen uini^ ^wi^f^eiischattlichcn Untersuohuui^en^ ^ jeder Art. ^ ♦ Bakteriologisch chemisches ♦ ♦ Institut ♦ X l»i-. V.d. Kitiseit. X ♦ Berlin N., Friedrichstrasse ISIri.* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Photogr. Amateur -Apparate, mit wclclu-u J.mI. [.Alf nllllC Vüik.-tiMliii,-^se l;,a».'Uose l*hu- 1(.i;t;ipl). licr- sd'lk'ii kann. Preise von M. 3.Ü — M. 4ui)-. Anleitung und illu.str. Prcis- verzeichuisse kostenfrei. Jo- det Kiluier eines Apparates erlililt aul Wunsch unentgeltlichen Uuter- liiiil in unserem Laboiatorinni, E. Krauss & Cie., Berlin W., Wilhelmstr. 100 (früher Leipzig), (Paris, LnixJun, St. P.tcrsbiirs, Mailaml). Sauerstoff [in Stalilcylinclei'n. Dr. Th. Elkan, i Berlin N. Tegeler Str. 15. • Aullage 36 000! f^^fc] gerillter |;^iig| 44 Utipatlciiicf)i Seilunfl t^ (2 2attf tflüfidi) ein|itlic61t4 iljier (aud) ^SontOflS) 8 ("5rtttl«-^cUitecn: 1 Deutsch. Hausfreund, *. .i. Allq.Ztq.f. Landwlrth- ill nstr.Zeil Schrift vi 61)ruck- soilon, wöchentlich, Mode und Handarbeit, 88eitig mit .Scliuittiuuyier; monatlich. Humoristisches Echo, wöchentlich. Verloosunqs- Blatt, Schaft u. Gartenbau. vierzebnlägig. Die Hausfrau, u tagig. Produltten- u. Waaren- Markt-Bericht,wöcii.nii 8. Deutsch. Renhtsspiegel Sammlung neuer (iesetze und Reich.'igcr dils - Eiitschciil ; nach Üedarl. zohntIVgig. foftcii bei jcbtt Joflaiillnlt pro Diinrtol nur 5 ptnrk. Sd)«clU, nuöfilt)rlidjc iinöunvnrteiifc^epoIttU*^ tU'ridjter fiattun n; tciiie polttiirtie :i*ctiormunbunfl bet Vefer. — ^llUebergatje tittercffiretiber yjicititiiiijoiuifjetittiiicn bcr ^4jaetei= Wiiitci: oller alidjttlitai'ii. — i'litojiilirlidiF >;.! ar loment ä = !öe = littiie. — aiciflidje mil itäri Irtie Slujfaje. — gntereffante V'otolä, 3:beater= itnb Sei td] tä s 3iiJ*r itSt en. — Uin. iielieubfle Jladiriditeit iltib .iitäijcäeidinele Sleceiiftonen über iljeater, Wu(i(, .(Itliiil iinb SBif (cn idjaft. — 2lU!>fill)vIid)er ,t>aiibelätl)cil. — aollftänbtafteä Souiäblatt. — ü>otlcvie= i'iftcit — iperfonaUSicrliiibeninacit in bet ariiice, iWaitne uitb Cmil.Seirnjaiiunfl öiiftij, (Seiftüditctt, fieljrerfdjaft , ©teuerfadi, ;^on"liact) IC.) fofott unb oollftänbiq. rtcutnetoni, Woinane iinb 9!oDe(len ber 9crtiorroii fidjcrcx- gllii-ltitittj: »et 3nt)alt ber ..ÖcrlincV lleiti'llcn lladtttd)tc>i" ifl frei ton ^vinolttätcn irttenb luelcier jlct. öS jebev jebilbelen Snmilie finbcn ftc bnljer Tiiec frcunbiic^e Slufnü^me. nV Riir Rniuilieii • ilnjeincn, Xieuftboten« Miiiidic, 'S.'iihiiii"!lo=Slii)ciiici> ""b BftiilidicSImtoiiecii, ^tc bic i^cbiitfiiiitc fiucsi .finucdolts licltcffcu, >uirk bic °3Uii)iuiemciitc. Cnitiuut für ia6 Iniifeiibc Duactal li. 11. •W. l'oll in .;?iililiiii(i ffieuoiiimcn, luoburdj bic «ejiiii be'5 «liitle'J fid) nicfcitllidi ncvbiUigi- ^Bffl ^^^vobemtnimcrit ntif fü^iinfd) fliatio biird) bte (ffpriiilliin ßrrliii SW., fiöiiitjänlljcr Slto^t 41. o l09( Reichh. Mineralien-Sammlung, ca. 71)0 StiitVn aus allrn Wclt- tlieilen uebst Catalog, billij; zu verkaufen. — Frco. Oft'erten sub. .1. 0. .i'2(!4 an Rudolf Mosse, J$erliii SAV. iiljctcn. Paten tan'walt Ulr. R. Maerzi Berlin., Leip/.igersti\ 67. Junger tüchtiger Präparator in allen, auch f<-r<.)ssereii Arbeiten bestens bewandert, sucht baldige Stellung am liebsten in einem Museum. Alle.s Nähere durch Maschinenbauer Vagt, Wandsbek. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦»♦♦♦ In Ferd. Diimmlers Vcrlagsbochliaud- Inng in Berlin SW. 12 i.st erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen Wilhelm Foerster, l'rof. u. Dircctur der Kyl. Slcriiwart,; zu lierlin. Preis 7 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Hempel's Klassiker -Ausgaben. Auslulirlicbe Specialvcrzciclmis.'ic Fi^nl. liiimmlers Vtrliiirsbiicliliaiiilliiiiir. Prei.sgekriint ; Mainz 1843 Berlin 1844 London 1854 Paris 1855 London 1862 Parts 1867 Sidney 1879 Bologna 1881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien -Contor Bonn a.ißh. Dv. F. Krautz. Bonn a.lRh. Geschäftsgründuni; 1S33. Liefert Mneralien , Krystallmodelle in Holz und Glas, Ver- steinerungen, GypsabgUsse seltener Fossilien, Gebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematisch geordneten Sammlungen als Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Auch werden Mineralien u. Petre/act-, sowohl einzeln als auch in ganz. Sammlung., jederzeit ijekavft, oder in Tausch ühcrnommen. Ausführliche Verzeichnisse stehen portofrei zu Diensten. Alle geschäftlichen Mittheilungen erbitte unter: Dr. F. Kraul/. Rheinisches Mineralien- Contor. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke : ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Liiiseiistr. 5S. ♦ ♦ Technische.s Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ X und Ocrtithscliaflen im Gesammtgebiete der Naturwis.sen.schaften. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Geologisches und mineralogisches Comtor ^ Alexander Stuer 40 Rue des Matliurins in Paris. Lieferant des franzüsisclieii Staates und aller fremden Stauten. Ilerr Alexander Stuer cmpfielilt sich den llericn Iiirectoren und Piofessoren der Museen imd den Liebhabern als Lieferant aller geologischen französischen Serien, welche für ihre Samm- lungen oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermcn unil andere Abtheihmgeu der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern cn gi'os uml en detail. XLVIII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 23. Botanisehe Modelle, luul zwar Zerlegbare Blüten- und Frucht - Modelle sowie Modelle, den Entwickelungsgang von Cryptogamen darstellend, für (Ion Unterricht an Scluilen, hind- und forstwirtschaft- liclicu Leliraiistalten, Universitäten u a., in sehr veri^rössertem IMasstabi' aus Papiermasse und Holz etc. und im natürlichen Colorit unter wissenschaftlicher Anleitung sorgsamst hergestellt, liefert die Verlagsanstalt für Lehrmittel von R. Brendel, Aiisbacherstr. 56. BERLIN Vf., Aiisbaelierstr. 56. I'rcisverzeichiiisso gratis und franko. jiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiixiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii:; I (Scnfrttionctt! j I ©ocbeii eifdiieu iit unicvem SBedaflC: i I min ^H4i I I auf bte flrofjcu ^rflnbuugen | I beö ^nian^igftcu ^nfjrl^unbcrt^. i I ^Inni 1 I 5^Toitmtftan '^''h'ffnet, 1 i Äöiiigl. ^Pveufeifc^cr .ipauptmann n. ®. i I I. I I Sic Zukunft öcji clcUtrifdjcn ^crnfeljcn?. i i 100 Seiten ijr. S». «pvci'ä 1 ü)iavf. 1 i 5iii(|t »iliniilnftüriic gUuficiiicu birüt bicIeS Sei!, foiitcni auf bem realen Sieben = E bei- nioberncn Ictbiiit fnScnb, welclje bcv Serfajfer — ein Schüler Totef - auf E E (Wrunt '.'(1 iainiacr >itiibien uub (frrerimcnte rclUs bcberrfrtit, K'nt bctfclbc in riiirt E E 'JIrilif fin(tlntr '.'Uiliniitilungcn bell 2ßrB ,iu iifufn grofjavtinen (*rfiii6iiii9cii, E E iroldK Hiio beute uiit SeirunberuuG. bic 3eitGenoffen beö L'U. CsabibunbettS aber bei' E E cinft mit ^DJitleib füi; unS eifülleu uiiiilen, bie Wir uuä nod) oftuc iene (tauiiens- E E iverteu vilfeiuittel su bebclfeu Ijatteu. i [>iirrätii5 in allen SPnd)l)anblniigeii. 1 1 erb. Diiinmlrro ilfrlngoliiiifiliaHMuiig, Jjrrliii SW,, 3lminrr)lrttßr 94. | ^iiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiitiinriiiiiiiriMiiiMiiiiMiiiMMitiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiMiiiir '■S\®'-^\g'^tö\g\@\^\g\g\^\^\gsg\g\S\g\g\S\g\S'vg\@\®\g\g\@^-gN^^ In nnserom Verlage erschien soeben und ist durch jede | Buulihandhinp; zu beziehen: | Geschichte der Sprachwissenschaft lici di'U Griechen und Köniern mit besonderer Rücksicht auf die Logik Dr. H. Steinthal, A. ü. Professor der Sprachwissensch.xft an der Universität zu Berlin. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Zwei Teile. DPreis X6 I^^axla:. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchliandlung In Berlin SW. 12. >g\g^,g\g\g\g\g\^\g\gNg\S^äN^\g\g^.^\gvg\g'^.g\S'S\g\g\g'vg\g\g\g'jg\g\^\g-v®\g^^\^N^ Verlag vou Gustav Fischer in Jena. Soeben sind erschienen: Dreyer, Dr. Friedricii (Jena), Ziele und Wege bio- logischer Forschimg, betrachtet an der Hand einer GerästbiIdnno:smechanik. Mit G lithograj)hischeu Tafeln. I^rcis: .5 Mark. Hertniia:, Dr. Richard, o. ö. Professor der Zoologie und ver- gleichenden Anatomie an der Universität München. Lehrbuch der Zoologie. Mit 508 Ahbiidungcn. Preis: broch. 10 Mark, geb. 11 Mark. Zoolog'isclie Jalirbücliei'. flerausgi'gidjcn von Prof. Dr. J. W. Spengel in Gicssen. Abthelliiiig für Systematik. Geograjihie und Bio- logie der Tbiere. Sechster Band. Zweites Heft. Mit ö lithograplii.sclicn Tafeln. Preis: 10 Mark. Inhalt: Werner, Franz, Untersuchungen über die Zeiidmung der Wirbelthiere. — Eckstein, Karl, Der Baum- weissling, Aporia crataegi HB. ■ — Ortmann, A., Dii' Dc- capoden- Krebse des Strassburger Museums. — Nalepa. Alfred, Tegonotus, ein neues Phytoptiden-Genus. — Mis- cellen: Müller, Fritz, Die Begattung der Clepsinen. Moliscll, Dr. Hans, a. ö. Professor der Botanik in Graz. Die Pflanze in ihren Beziehungen zum UJj^jp,, Eine physiologische Studie. Mit einer farbigen '^ Tafel. Preis: 3 Mark. SemOll, Richard, a. ö. Professor an der Univ. Jena. Studien über den Bauplan des Uro- iXeuitalsystems der Wirbelthiere. Dayseiegt c^ -J anderLnt- wickelung dieses Orgausystems bei Ichthyophis ghitinosus. Mit 14 lithographischen Tafeln. Preis: 12 Äbirk. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erscheinen: Mitteilungen der Vereiiiigiiug vou Freiiuöeu der Astronomie uuil kosmisctieu Pöysit. Eudigiert vuii Prof. Dr. W. Foerster zu Berliu. Jährlich 10—12 Hefte gr. 8". Preis pro Jahrgang 6 M. Man alinuniert bei allen Biichhanillungen und PostanstaltiMi. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärung(>n sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Schnahn, Berlin SW., (itrossbeerenstr. GS zu richten. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ J Soeben erschien: ^ ♦ Ein Beitrag- t ^''' ♦ fGeschichte des europäischen Haiisrindes.j I Von Professor Dr. Hugo Werner. Mit 4 A/iliil(liiiii/cn und 1 harte. 48 Seiten. Preis 1 Marli. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12, Ziramerstr. %. ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Ilieizii eine Beilage vou der Verlagsbuchhaudluug Wilhelm Engelmann in Leipzig, lietreft'eud: Frauli, Lehrbuch der IJotanili, die wir hiermit besonderer Beachtung empfehlen. Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den VI. Juni 1892. Nr. 24. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- v anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.- Sp Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Alxlniek ist nur mit voll»(tän«li»:er leibeuder Temperatur ausgesetzt. Wollte man selbst voraussetzen, dass die äusserste Schicht der Thermometerkugel hierbei sehr rasch die Lufttemperatur erhielte, so müsste doch die Wärmezuleitung aus dem Innern der Kugel eine endliehe Zeitdauer beanspruchen, und es kann also nicht angenommen werden, dass bei unbegrenzter relativer Geschwindigkeit der Ausgleich der Temperatur unbegrenzt rasch zu Stande kommt. Andererseits wird aber bei der Luftreibung ebenso wie bei der Reibung zwischen testen Körpern Wärme er- zeugt. Herr Meydenbauer sagt, die dem bewegten Körper unmittelbar anliegenden Luftthcilchen seien durch die kleinste Kraft verschieblich; aber auch die kleinste Kraft muss, wenn sie eine Verschiebung herbeiführt, Ar- beit leisten, und wenn die Bewegung des Verschiebens aufhört Bewegung zu sein, so wird ihre Energie sich in Wärme umsetzen, welche in beiden reibenden Theilcn auftritt, nämlich sowohl in der durcheilten Luft als in der Oberfläche des bewegten Köri)ers oder auch in der ihn begleitenden Lufthülle. Die Geschwindigkeit des freien Falls im lufterfüllten Räume verglichen mit der Fallgeschwindigkeit im Vacuum, die Unmöglichkeit, durch massigen Luftstrom eine um mehrere Meter ent- fernte Kerze auszublasen, lassen erkennen, wie durch Luftreibung Bewegungsenergie aufgezehrt wird; dass sie dabei nicht blos zur Erzeugung von Sehall dient, wie Herr Meydenbauer in einigen ähnlichen Fällen zu zeigen sucht, dürfte zugegeben werden. Allerdings kann Be- wegungsenergie in eine merkbare Wärmemenge nur da umgesetzt werden, wo eben ein genügender Energie Vorrat h existirt. Werden beim Abfeuern eines Geschützes uuver- brannte Pulverkörner mit herausgeschleudert, so halien diese nur geringe Masse und also trotz der grossen An- fangsgeschwindigkeit geringe Wucht (Energie). Sie vcr- 234 Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. Nr. 24. lieren daher selir rasch die schnelle Bewegung-, nament- lich die prismatischen Körner, deren Bohrungen einen grossen Luftwiderstand erzeugen, und so werden sie bei langsamerer Bewegung keine erhebliche Reibungswärme erlangen, sondern durch Temperaturausgleich an der Luft erlöschen. Fassen wir die vorstehenden Erwägungen zusammen, so ist anzunehmen, dass ein Körper in relativer Bewegung gegen die umgebende Luft, deren Temperatur von der seinigen abweicht, zweierlei Einflüssen ausgesetzt ist. Es findet Ausgleich seiner Temi)cratur gegen die der Luft statt mit einer Geschwindigkeit, welche bei wachsender Bewegungsgeschwindigkeit zwar zuninnnt, aber nur bis zu einem gewissen Grenzwerth. Und ferner tritt in Folge der Luftreibung eine Erwännung ein, welclie mit der Be- wegungsgeschwindigkeit wächst, ohne dass eine Grenze dabei in Betracht kommt. Wird die Bewegungsgeschwin- digkeit sehr gross, so überwiegt der letztere Vorgang. Ausser der Reibung wirkt zur Erhitzung der Meteore aber noch eine und wahrscheinlich viel wichtigere Wärme- quelle mit, das ist die Compression der Luft auf der Vorderseite der bewegten Masse. Die Luft kann nicht schnell genug ausweichen, wird demnach zusammenge- drückt und erleidet eine dynamische Erwärmung in gleicher Weise, wie wir es bei dem pneumatischen Feuerzeug kennen. Wenn die Gesetze des Luftwiderstandes, welche für die Bewegung artilleristischer Geschosse gelten, auf die viel schnellere Bewegung der Meteorsteine angewendet werden, so findet man an deren Vorderseite Lufttempe- raturen von einigen Tausend Celsiusgraden. Herr Meyden- bauer kennt und erwähnt zwar diese dynamische Er- wärnmng der Luft, hält sie aber für wirkungslos, weil ihr eine entsprechende Ausdehnung und Abkühlung hinter dem fliegenden Meteor gegenüberstehe, so dass die Summe der stattgefundenen Temperaturänderungeu vorne und hinten gleich Null sei. Damit wäre freilich nur gesagt, dass, wenn die Vorderseite des Steins erhitzt wird, auf der Rückseite eine Erkaltung stattfinden müsse. Aber auch dies entspricht der Wirklichkeit nicht völlig, da der bewegte Körper mit grosser Geschwindigkeit durch die erhitzte Luft hindurchtritt; erst nach seinem Vorübergange kann die Luft wieder iin-e frühere Dichte annehmen und sich zugleich aljkühlen. Es ist also der Kör}ier vorn und an den Seiten von verdichteter und erhitzter Luft um- geben, nur an der lliuterseite grenzt er an entspannte, abgekühlte Luftmassen. Sehr lehrreich sind in dieser Hin- sicht die Photographien fliegender Geschosse, welche von Mach und Saldier (Wied. Ann. 1887) veröffentlicht wurden. Auf diesen Biklern ist die Verdichtungsgrenze in der Luft deutlich siciitbar, weil mit der mechanischen auch die optische Dichte und damit die Lichtbrechung in der Luft geändert wird. Und es hat sich dabei heraus- gestellt, dass die Verdichtung unseren vorstehenden Be- merkungen gemäss deutlicli hervortritt, wenn nur die Geschossgeschwindigkeit grcisser ist als die Schallge- schwindigkeit (c. o40 mps), grösser also als diejenige Geschwindigkeit, mit welcher Aenderungen der Dichte durch die Luft fortschreiten. Diese Geschwindigkeit ist aber noch überaus gering im Vergleich mit derjenigen der Meteore, und somit ist für deren Bewegung die An- nahme der dynamischen Erwärmung um so eher zu- treffend. Ob aber nur der Reibung und der Tjuftvcrdichtung die starke Erhitzung der Meteore zuzuschreiben ist, oder ob, wie Herr Meydenbauer andeutet, auch die vermehrte Sauerstoffzuführung eine wesentliche Rolle dabei spielt. diese Fragen dürften Versuche erheischen. zu ihrer Beantwortung messende Das diluviale Torflager von Klinge bei Cottbus. Von Prof. Dr. A. N e h r i n g. Als ich in Nr. 4 des laufenden Jahrganges dieser Zeitschrift über „eine diluviale Flora der Provinz Branden- burg" eine vorläufige Mittheilung gab, konnte ich über manche Punkte der in Betraclit kommenden Ablagerungs- verliältnisse nur kurze Angaben machen, weil ich mich nur einen halben Tag an Ort und Stelle aufgehalten liatte. Inzwischen ist es mir in Folge der freundlichen Einladung des Herrn Architekten Ewald Schulz zu Cottbus vergönnt gewesen, auf seiner Ziegelei bei Klinge drei Tage (22. — 25. März) zu verweilen und unter der freundlichen Beihülfe des Herrn Ziegelmeisters Kayser meine Studien über die Ablagerungen der Sehulz'schen Thongrulje, namentlich über das in dersell)en aufgeschlossene diluviale Torflager, sowie auch über die Ablagerungen der nächsten Umgebung fortzusetzen. Die nachfolgenden Mittheilungen sind als eine Ergänzung des oben citirten früheren Ar- tikels anzusehen. Was zunächst die A b 1 a g e r u n g s - V e r h ä 1 1 n i s s e der Sehulz'schen Grube und ihrer nächsten Nachbarschaft anbetrifft, so habe ich bei meiner letzten Anwesenheit Folgendes beobachtet: Der obere Sand, Nr. 1 und 2 des von mir früher angegebenen Profils, enthält thatsächlich zahlreiche, meist abgerundete Geschiebe. In der Sehulz'schen Grube fand ich sie durchweg nur von Ilaselnuss- bis Faustgrösse,*) bestehend aus Feuerstein, Granit, Gneiss, Kieselschiefer, *) In dem oberen Saude der iinstossenden Dorain.al-Ziegelei sind nach brieflicher Angabo des Herrn Ziegelmeisters Schmidt häufig auch grössere Geschiebe gefunden worden. Quarz;**) auf den unmittelbar benachliarten Feldern fördert der Pflug alljährlich zahlreiche grössere und kleinere Geschiebe zu Tage, so dass sie für die Beackerung sehr lästig werden. Ich sah am Rande der Felder und an den Wegen ansehnliche Haufen von Geschieben liegen, welche, wie mir auf meine Frage l)estimmt versicliert wurde, aus der sandigen Ackerkrume der angrenzenden Felder herrühren; unter ihnen befanden sich Blöcke von ca. 30 — lUO Pfund. Auch sah ich an den Feldwegen einige Prellsteine aus rothem Granit von ca. l'/a Centner Gewicht, welche derselben Quelle entstammen. Besonders interessant erscheinen mehrere typische Kantenge- schiebe, von denen ich zwei mitgebracht habe; das eine wiegt nur etwa 1 Pfund, das andere aber etwa 30 Pfund. Ein drittes Exem|)lar, ein au.sgezeichneter „Dreikanter", nmsste von mir an ( )rt und Stelle zurückgelassen werden, da es zum Transporte für mich zu schwer war. Auf Grund dieser Beobachtungen glaube ich den oberen Sand, welcher in der Sehulz'schen Thongrube auf- geschlossen ist, als sog. Geschieb esand bezeichnen zu (lürfen. Ich betrachte ihn als ein Product der Schmelz- wasser der letzten Eiszeit. Als eine alluviale Bildung kann ich diesen Sand luit seinen zahlreichen Geschieben nicht ansehen, da die Gegend, in welcher die Thongruljen von Klinge und speciell die Schulz'sche Thongrube sich befinden, nicht etwa ein ehemaliges Flussthal, sondern **) Nach dem Urtheile des kgl. Landesgeologen Dr. Dathe hier sind diese Geschiebe theils nordischei-, theils südlicher (d. h. sächsischer) Herkunft. Nr. 24. Naturwissenscbaftliehe Wocliensclirift. 235 ein flaches Plateau zwischen dem Tliale der Spree bei Cottbus und dem Tiiale der Ncissc hei Firgsil(»ra des tropischen Afrika" vcröttViitliclit A. Eni;k'r, iWv Dircctor ik's Ucr- liiuM- K.i;-i. h(jtaiiischcii Gartens u. l)()t. Museums eine unifaiii;rciciu', von der Ki;-]. Prcuss. Akademie der Wisseu- seliafteii zu lU'rliu lierausi;-enel)ene Arbeit. In derselben werden die l>ezielinni;-en di'r i;-en_annteu Flsteu her seit der Oligocaenzeit allmälig eingewandert ist. Die Hypothese, dass zur Tertiärzeit in der ganzen alten Welt eine gleichartige Mischflora existirt habe, aus welcher sich allmälig die verschiedenen Florenelemente heraus differenzirt hätten, ist jedenfalls nicht haltbar. Hinsichtlich der aus den tropisch-afrikanischen Hoch- gebirgen ausgeschlossenen capläudischen Familien und Gattungen ist zu bemerken, dass einige von ihnen in keinem anderen Gebiete der Erde angetroffen werden, einige in Australien und Chile Verwandte besitzen. Jedeu- welches mit Charten hat und in dem falls gehören sie einem Florenelement an ich auch noch inmier siegreich den indo-afrikanischen nichts zu südwestlichen Oaplaud behauptet hat. Dass nur sehr wenige Formen über dieses enge Gebiet hinaus vorzudringen vernmchten, hat seinen Grund darin, dass das tropisch-afrikanische I'ioren- element ebenso reich an Wald- und Gebüschpflanzen, wie an Stepi)enpflanzen ist, von denen die ersteren sich bis in den Uiteshagedistrict, die letzteren bis in die Karoo verbreiten konnten. Nr. 24. Naturwisseuscliaftliche Wochenselirift. ■243 J)as Papier als Isolirinaterial für Licht- inid Telcplioiidrälite. — In unserer Zeit, in der man Spaii- nungen vim lOOOU Volts und dnriilKM- l'iir Lielitzwccke anwendet, werden ausserordentlielie Ei!;-enselKit'ten \on einem Kabel verlangt. Die, Norwieh .^ Insulated Wire Company behauptet („Ztschr. f. Electrot."), dass sie im l'apier jenes Material besitze, wodureii den Kal)eln alle ei-titrderiielie Ei-nung, sei es für Liebt, für Tele-rapbie oder Telei)lionie, gegeben werden könne. Das l'apier wird für diesen Zweck eigens fabrieirt. Dasselbe wird einem äbnlicben Conservirungsprooess wie das Holz unter- zogen. Es wird in Rollen bis zu 5 engliscben Meilen Länge liergestellt und wiegt von 20—90 Pfund per Rahmen. Mittelst Cireularsägen wird es nunmehr in Rollen, ähnlieh wie die für Telegrapheiipapierstreifen. ge- sehnitten. Diese Taiiierstreifen werden nun auf Maseliinen zu Spiralen gedreht, hierauf werden die Kabel mit diesen Sjiiralen umwickelt und zwar in Seliranbenlinien von ent- gegengesetzter Gangriehtung. Nachdem die Undiüllung "die gewünschte Dicke erreicht, wcriU'n die Kabel auf Eisenspulen aufgerollt und in Trockenofen, wo sie. unge- fähr einer Temperatur von 2500" F. (1371" C.) aus.gesetzt sind, gebracht. Hier bleiben die R(dlen so lange, bis auch jede Spur v(m Feuchtigkeit verschwunden ist. Hier- auf werden die Kabel, so lauü-e sie warm sind, in eine flüssige Composition von 270-280" F. (132-138" C.) getaucht, welche bei dieser Temperatur genü.n'cnd lange erhalten werden, so lange, als es die elektrischen Eigen- schaften der zu fabricirenden Kabel erheischen. Die Zu- sannnensetzung diesi'r Composition ist unbekannt. Hier- auf wird die ISleiumpressung vorgenommen. (Neueste Er- findungen und Erfahrungen j Aus dem wissenschaftlichen Leben. Privatiloceut Dr. l^udwig Plate <;elit (li'iiinik'list zur Kr forsi'lmns clor iiiecloren ThiiTwelt an der südaniorikaniscl]c;n Kü-ftc iia-cli Cliilc; die Reise gcschiidit mit Llutcrstützung der Humboldt- Stiftun.t!: bei der Berliner Akademie der Wissenschaften. — Der Uberhotaniker Ur. A. F. Batalin ist zum Director des Kais, botanisebeu Gartens in St. Petersburg ernannt worden. — Der Kunigl. Berginspector I'^ ranke ist aus Zabrze in Oberscblesien an die Kgl.' Bergakademie nach Berlin zur Abhaltung der Vor- lesung über Bergbau- und Salineidcunde für das Soramersemester berufen worden.' — Prof, G. Hieronymus ist Gustos am Kgl. botanischen Museum in Berlin .geworden. — Privatdoeent Dr. Tavc'l ist au der Universität Bern zum ao. Prof. der Bakteriologie ernannt worden. — Der Ghemiker I)r. Alexander Herzfeld, Vorsteher des Laboratoriums für die Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reiches, ist zum Professor ernannt worden. — Dr. Ignatz von Szyszylowicz ist zum; ordentlichen Prof. der Bot.anik und Director des botanischen Gartens au der Land- wirthscluiftlichen Akademio in Dublany bei Lemberg ernannt wordun. — Der Generalstabsarzt der Armee und Director der militilriirztlichen Bildungsanstalten, Wirkliche Geheime Ober- Medicinal-Rath Dr. v. Coler ist zum onlcntlichen Honorar-Pro- fessor in der niedicinischen Facultät der Universität zu Berlin ernannt worden. — Die naturwissenschaftliche Gesellschaft zu Petersburg entsandte den Botaniker K. N. Denkenbach zum Studium der Flora des Schwarzen Meeres. — Seite 201 der „Naturw. Woeheuschr." muss es Scholz, nicht Selioly lieissen. Es sind gestorben: Der Mathematiker Prof. Dr. Karl Hein- ricli SclM'llbach in Brrlin. — Der Professor der Psycliiatrie an der Universität Wien Theodor Meynert. — Der Director des naturhistorischen Museums, Zoologe Prof. Dr. Hermann Bnr- meister in Buenos- Ayres. L i 1 1 e r a t u r. Prof. Dr. R. Hornberger, Grundriss der Meteorologie und Klimatologie, letztere mit liesonderer Rücksicht auf Fürst- und Landwirthe. Mit 15 Textabbildungen u. 7 lithograp'hirten Ta- feln. Verlag von Paul Parey. Berlin 1891. — Preis G Mk. Obgleich jedem Gebihli'ten verständlich geschrieben, ist das vorliegende gute Buch doch nicht populär; es zerfällt iu XI Ca- pitel, die in kurze Paragra|>lien getheilt sinil, jeder mit besonderer Uebersehrift, wodurch es als Nachschlagewerk, auch wegen des sorgfältigen und ausführlichen Registers, sehr brauchl)ar wird. Es setzt Jeden - besonders den Forstmann — in den Stand, sich über die so vielfach eingreifenden atmosphärischen Erscheinungen, Zustände, Veränderungen und deren ITrsachen, ferner über ihre Wirkungen auf das Ptlanzeideben uml umgekehrt, sowie auch über den Stand und die Grundlagen der heutigen practischen VVitterungskunde zu unterrichten. Dem Botaniker, besonders ileui Ptlanzengeogra|ilien, dem die Meteorologie eine so wichtige Hilfs- disciplin ist, ist Ilornberger's Buch besomlers zu empfelilen. Bei der Billigkeit des Buches wird es hotl'entlicli die ver- diente Verbreitung finden. A. Sprockhoflf's Grundziige der Mineralogie. 2. Autl. Hannover. Carl Meyer (Gustav Prior). 1891. — Preis o Mk. Mit vollem Recht beklagt es der Verfasser in seiner Vorrede, dass die Mineralogie in den Schulen nicht den ihr geliührenden Platz einnehme. Er stellt sich in seinem vorliegenden Werk die im ganzen wohl gelungene Aufgabe, ein Werk zu schaffen, welches als Einführung in die wichtigsten Lehren der Mineralogie dienen soll. In anerkennenswerther Weise hat Sprochliott' den Stoff ge.gliedert und dem allmählichen steigend(;n Fassungsver- mögen der Kinilcr angepasst. Besonders hervorzuheben ist im I. (spec.) Theil die geschickte Anknüpfiuig kurzer Ausblicke in die wichtigsten Zweige der Inichungi'n, Band III die gi'wöhnlichen und Band IV die partiidlen, Ditt'erentialgleichun,i;en behandeln. Diesen Bänden dürfte sich demgemäss das Haupt- interesse zuwenden. Indessen lässt auch der vollendet vorliegende Band, wie schon bemerkt, deutlich erkennen, wie weit sich der Herr Verfasser in seinen A'orlesungen von den gewohnten Grenzen entfernt, liulem nur die Elemente der Differentialrechnung als bekannt voraus- gesetzt werden, begiinit der m-ste Theil mit der Darstidlung der Elemente der Integralrechnung, wobei dem Curven- und Flächen- integral besondere, wichtige Kapitel .gewidmet werilen. Dem ersten Satz dos Werkes, der dem historischen Entwickelungsgange der Integralrechnung entgegim liehauptet, die letztere hal)e be- gonnen, als man nacli der Function fragte, die eine gc^gebene Ab- leitung besitzt, kann höchstens bedingte Berechtigung von dem Standpunkt des Verfassers, nändich von der Theorie der Ditt'erential- gleicliun.gen aus, zuerkannt wei-den; so wie er im Buche steht, ist er, vom historischen Gesichtspunkte, nicht richtig. Der zweite Theil bietet eine B(>handlung der Laplace'sehcn Dift'erentialgleichung nebst Anwendungen undReih(^neutwicklungen. Nach Entwicklung einer Fundamentalformel wird das Dirichh't'sche Princip für die Kugel und für eine conyexe Uberfiäche bewiesen, worauf ein Capitel über Attraction und über das Potential folgt 244 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 24. Die näilistcn Capik'! ilicsrs Tlieilcs bosthäftigon sich mit Reihen- eutwiclvluiifton, unter denen die trigonometrischon Reihen ;im wicli- tigsten erscheinen. Es wild hier unter anderm der Cantorscho Satz bewiesen, dass eine Function nur auf eine Art in eine tri- gonometrische Reihe entwielselt werden kann; bekanntlich sind gegen diesen Beweis von bedenten(h>r Seite Einwürfe erhoben worden. — Der dritte und letzte Theil war im wesentlichen be- reits früher als „cours lithographie" zur Verötfentlichung gelangt; es werden in demselben geometrische Anwendungen des Infinite- simalcalcnls vorgetragen. Wir beschränken uns auf eine Angabe der behandelten Fragen: es sind dies die Theorie der Enveloppen, die Kegelflächen, Congrnenzen und Comple.xe, Berührung und Krünnnung von ebenen Curven und von Raumcurven ; es folgt dann ein interessantes Kajjitel über die auf einer Fläche gezogenen Curven und schliesslich ein Kapitel über alnvickelbaro Flächen, über confornie Abbildung und über geogra|)hische Karton. Damit haben wir in grossen Umrissen das in dem ersten Bande des Traite zur Behandlung gelangte Material skizzirt. Natur- gemäss vermag diese Inhaltsübersicht kein Bild von den Vorzügen zu geben, welche die Darstellungsweise des Herrn Verfassers aus- zeichnet. Auch da, wo bekannte und geläutige Dingo behandelt werden, findet sich manche interessante und nützliche Bemerkung, mehrfach werden durch Beziehungen auf neuere Untersuchungen, die noch nicht in den Bestand der Lehrbücher übergegangen sind, Perspectiven in Gebiete erött'uet, die noch weiter zu durchforschen sind. — Mit Rücksicht auf die besondere Wichtigkeit, welche die Theorie der Differentialgleichungen in der neueren Entwicklung der Analysis gi'wonueu hat, und auf den Antheil, welchen der Herr Verfasser selbst bei dem Ausljau dieser Theorie genommen hat, darf man den folgenden Theilen des Werkes mit Spannung entgegensehen. Das letztiu'e bildet ohne Zweifel eine der be- deutendsten Erscheinungen der letzten Zeit. A. G. Prof. Dr. Karl Eduard Zetzsche, Kaiserliclur Telegraphen - In- geniiur a. D., Der Betrieb und die Schaltungen der elek- trischen Telegraphie. Unter Mitwirkung von mehreren Facli- niännern bearbeitet. Heft 3, 4. Abtheilung: Die automatische Telegraphie. Bearbeitet von A. Tobler und E. Zetzsche. 5. Abtheilung: Der Betrieb der elektrischen Telegraphen. Mit 63 in den Test gedruckten Abbildungen. Halle a. d. Saale, Wil- heliu Knapp. 1S91. Es werden in dem vorliegenden Hefte die Einrichtungen und Schaltungen für die mehrfache Telegraphie weiter besprochen, im Speciollen du; absatzweise vierfache Telegraphie; daran reiht sich eine Erörterung der automatischen Telegraphie, sodann der wesentlichste Abschnitt über den Betrieb der elektrischen Tele- graphen. In demselben wird nach einer sachgemässen Einleitung auf den Telegra])hen-Betriebsdienst im Besonderen eingegangen, der Annahme- und der Bestellungsdienst, sowie der telegraphische Beförderungsdienst in einer Weise besprochen, dass auch der Nichtfachmann diesem Abschnitte Interesse entgegenbringen und der Darstellung mit Verständniss folgen wird. Im Weiteren wird der Leistungen der verschiedenen Telegraphenapparate gedacht und iusbosonders gezeigt, wie die Leistung der Apparate von Hughes, Morse und des Heberschreibers von Thomson ermittelt werden kann. Die Ergebnisse der vorgeführten Unter- suchungen werden zusannnengestellt und an diese Zusammen- stellungen Schlussbemerkungen geknüpft, welche gestatten, die Ergebnisse zu deuten und deren Tragweite zu ermessen. Als zu- künftige Entwicklung des Telegraphenwesens betrachtet der Ver- fasser die Steigerung der Leistungsfähigkeit unter Anwendung einfacherer Apparate, selbst wenn der so bequeme Ty])endruck aufgegeben wird. Es wird „die Gewandtheit mit der Hand stets die Grundlage bilden, die sie allein im Vereine mit der Erfahrung an der Leitung die Feinfühligkeit für mechanische und technisch- elektrische Vorgänge erzeugt, die für die Anwendung der sich immer höher entwickelnden Apparate erforderlich ist. Durch die vorliegende Lieferung wird auch die zweite Hälfte dos 3. Bandes des Handbuches der elektrischen Telegraphie von Professor Dr. Karl Zetzsche beschlossen, jenen Werkes, das im Gebiete der Telegraphen - Litteratur geradezu von epoche- machender Bedeutung ist. Dr. J. G. Wallentiu. Sitzungsberichte der Königl. Freuesischen Akademie der Wissenschaften. (Matheuiatisch-i)liysikalischn Classe.) Stück XIX. XX. XXI. Berlin 1892. — Das Stück XIX bringt einen eingehen- den Aufsatz von Th. Toepler: Beitrag zur Kenntniss der elek- trischen Oscillationen von sehr kurzer Schwingungsdauer. — Stück XX. In der Sitzung der Akademie am 7. April las Herr Kundt über die Doppelbrechung bewegter reibender Flüssig- keiten. Die Mittheiluug erscheint später. Stück XX enthält dann eine umfangreiche Arbeit des Herrn von Bezold, nämlich eine V. Serie zur Thermodynamik der Atuiosphäre. Die Ergeb- nisse, zu denen diese Untersuchung führt, sind zusammengefasst in folgende Sätze. „Wenn in der Atmosphäre übersättigter Dampf oder über- kaltetes Wasser vorhanden ist, so rauss die plötzliche Auslösung solcher Zustände eine schnell verlaufende Druckschwankung nach sich ziehen, die sich in einem raschen Steigen und nachfolgenden Sinken des Barometers kenntlich machen muss. — Fallen sehr bald nach der Auslösung abkühlende Niederschläge, so wird das Sinken des Barometers in Folge des durch die Abkühlung be- dingten Zusammeudrängens der Druekflächen und des hierdurch bewirkten Nachströmens der Luft in der Höhe vermindert oder auch ganz verhindert, und es tritt eine Druckstufe an die Stelle der Druckschwankung. — Derartige Schwankungen des Luft- drucks sowie Druckstufen treten bekanntlich sehr häufig bei Gewittern auf und zwar in Grössen, wie sie sich ohne Schwierig- keit auf Uebersättigung oder Ueberkaltung zurückführen lassen. — Thatsächlich sind auch bei Gewittern die Bedingungen erfüllt, welche das Zustandekommen solcher labilen Zustände erleichtern, insbesondere dürften Ueberkaltungen in den höher liegenden Theilen der Gewitterwolken sehr häufig vorkonnnen. — Da die Auslösung solcher Zustände plötzliche Erwärmung einzelner Stelleu im Gefolge haben muss, so dürften sich aus solchen Vorgängen die eigenthümlichen Gestaltsänderungen ei'klären, welche man an den Gewittercumuluswolken beobachtet, und welche man nicht wohl als blosse Folgeerscheinungen eines stetig aufsteigenden Stromes ansehen kann, selbst wenn dieses Aufsteigen in Beglei- tung von Wirbelbewegungen erfolgt. — Auch die Entstehung von Graujiiln und Hagel lässt sich ohne Schwierigkeit auf Ueber- kaltung zurückführen." Im Stück XXI legt Herr E. Du Bois-Reymond die Fort- setzung von Herrn Rosenthal's (Erlangen) Calorimotrischen Untersuchungen an Säugethiereu (V. Mittheilung) vor. Grs. Zeitschrift fttr Krystallographie und Mineralogie. (P. Groth. ) Band XX. Heft o. Leipzig 1892. — Das vorliegende Heft enthält neben einigen siebenzig Referaten über Arbeiten aus den be- zeichneten Gebieten folgende seihständige grössere Abhandlungen: G. Linck, Ueber die Zwillingsbildung und den orientirteu Schim- mer aus gediegen Eisen; G. Starke, Ein kleiner Beitrag zur Erzeugung von Isothermen an unorganischen und organischen Substanzen; L. Milch, Ueber Epsomitkrystalle von Stassfurt- Leopoldshall; J. Boecker, Krystallographische Beobachtungen aus Idokras; S. Sonheur, Neue P'ormen aus Topas aus dem Ilmengebirge (Süd-Ural); S. Jander, Krystallographische Unter- suchungen über Picolinderivate und verwandte Körper. Berichtigung. In Nr. 18 dieser Zeitschrift findet sich eine kurze Besprechung eines Buches von mir: Die Entstehung der Land t liiere. Ich glaube Einspruch erheben zu müssen gegen den Satz „Sim- roth meint, dass die Strandzone und das Festland die hauptsäch- lichsten Bildungsstätten der Thiorarten seien". Ich glaubte ungefähr zu dem Schluss mich berechtigt, dass das Leben in der Strandzone, wo Luft, Wasser und Festes zusammenkommen, ent- standen sei, und dass die meisten weiteren Fortschritte der Typen oder Klassen etwa auf den Ueborgang vom Wasser zum Land, bez. auf Rückwanderung und neuer Auswanderung beruhen. Für die Entstehung der Arten habe ich ausdrücklich die herrsehenden Ansichten des Darwinismus (Kampf um's Dasein etc.) gelten lassen aber bin nicht in die Discussion darüber eingetreten. Simroth. Inhalt: Prof. Dr. R. Börnstein: Eine kosmische Frage. — Prof. Dr. A. Nehring: Das diluviale Torflager von Klinge bei Cottbus. — Wasserbau-Inspcctor Syinpher: Etwas vom Bau des Nord-Ostsee-Kanals. (Mit Abbild.) (Fortsetzung.) — „Ueber die Hochgebirgsflora des tropischen Afrika." — Das Papier als laoliermaterial für Licht- und Telephondrähte. — Aus dem wissenschafilichen Leben. — Litteratur: Prof. Dr. Hombergi'r: Grundriss der Meteorologie und Klimatologie. — A. Sprock- hoff's Grundzüge der Mineralogie. — Emile Picard: Traite d'analy.se. — Prof. Dr. Karl Zetsche, Kaiserlicher Tele- graphen-Inspector a. D., Der Betrieb und die Schaltungen der elektrischen Telegraphie. — Sitzungsberichte Preussischcn Akademie der Wissenschaften. — Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. — Berichtigung. Verantwortliciier Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inserateutheil : Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Königl. ^^-^ Redaktion: t Dr. H. Potonie. Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. Zimmerstr. 94. VIl. Band. Sonntag, den 19. Juni 1892. Nr. 25. Abonnement: Man abonnirt bei allen liuchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3. - Bringegeld bei der Post 15 ^S extra. Y Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- ep sprechenden Kabatt. Beilagen nach üebereinitunft. Inseratenannahme JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnek ist nur mit vollständis:er QneIleiians;abo gestattet. Das diluviale Torflager von Klinge bei Cottbus. Von Prof. Dr. A. Ne bring. In meiner ei'stcn ]\fi(tlieiiiiiis ü'üei die Abiagei uii^^en der Thoiiiiruben von Klinge , ") sowie auch in Dacld'oli;'eiidcn Pnltlikationen liahe ich die Verumtlmng ausgesprochen, dass das in der Schulz'sehen Grube auf- geschlossene untere Torflager der Interglacialzeit ent- stamme ; insbesondere habe ich betont, dass es nicht als postglacial betrachtet werden dürfe. In IJezug auf den letzteren Punkt bin ich jetzt viillig sicher; es fragt sich nur nocli, ob jenes Torflager der Interglacialzeit oder der Präglacialzcit zuzurechnen sei. Manche Umstände sprechen für das iiiterglaciale, andere für das präglaciale Alter desselben. Für das iuterglaciale Alter sprechen fol- gende Umstände: 1. die relativ grosse Aehnlichkeit der Flora jenes Torflagers von Klinge mit derjenigen der intcrglacialen Schieferkohleu von Utznach, Uürntcn, Wetzikon in der Schweiz, sowie der Torflager von liel- dorf und Gr. Bornholt in Holstein, welche letzteren C. Weber genau besehrieben und als interglacial bezeichnet hat. Namentlich ist auf das Vorkommen der Gattung Cratopleura in den Floren von Klinge, Dürnten und Gr. ISoniholt Gewicht zu legen. 2. In den Ablagerungen der Schulz'sehen Grube, welche das Liegende des unteren Torflagers bilden, scheint hie und da erratisches (bezw. glaeiales) Jlaterial vorzukommen. Besonders beachtenswcrth erscheint in dieser Beziehung ein ca. 30 Pfund schwerer, abgerun- deter Gneissblock, welcher kurz vor meiner letzten An- wesenheit in dem unteren Thone aufgefunden war und von nordischer Herkunft zu sein scheint. Ich habe ihn zerschlagen lassen und ein Stück desselben als Beleg mitgebracht. Vielleicht enthält auch die von mir unter- halb des unteren Thones beobachtete^ ,conglomcrat-ähn- liehe Kiesschicht manches Material von nordischer Iler- (Schluss ) knuft; ich hm leider mciic im Siaude, dieses mit .^iciicrneit zu beurtheilen.*) 3. Die oben angedeuteten, wellenförmigen Lagerungs- verhältuisse des unteren Thones und des unteren Torf- lagers deuten auf eine nachträgliche Störung dieser Schichten hin. Man darf mit einer gewissen 15erechtigung vermuthen, dass diese Störungen durch den Druck des sich vorschiebenden Binnenlands-Eises der zweiten Eiszeit verursacht worden sind. *) Sitzgsb. d. Ges. naturf. Freunde, v. 20. (»et. 1891. Letzteres ^loment ist freilich für ein interglaciales Alter nicht direkt beweisend; denn es können auch prä- glaciale Schichten solche nachträgliche Störungen ihrer Lage erlitten haben, sei es während iler ersten oder der zweiten Eiszeit. Wenn man die zahlreichen Pulilikationen, welche über das Cr omer- Forest- Bed Englands er- schienen sind, und namentlich die schöne zusauunen- fasseiule Ai-beit Clement Reid's vergleicht,**) so kann man sich dem Eindrucke nicht entziehen, dass die tieferen Schichten der Thongruben von Klinge und namentlich das untere Torflager der Schulz'sehen Grube nebst dem darunter liegenden kalkreichen Thone (Thonmergel) möglicherweise mit dem jetzt als jungplioeän betrachteten Forestbed Englands zu parallelisiren sei. In der That erscheint die Flora jenes unteren Torflagers der Schulz'- *) Herr Geli. liath Prof. Dr. H. Credner in Leipzig, den; ioli das oben erwälmte Stüek dos Gneissbloekes, sowie aiieli einige Stücke aus der congloinerat-iilmlielien Kiesseliieht inzwiscdu^n znr Begutachtung' über.^andt habe, theilte mir freundlichst mit, dass zwar die aordisc.be. Herkunft des betr. Gneissblocks nielit ausge- schlossen, aber doch fraglich sei; auch unter dem kicsig^.en_ Gon- glomerate könne, er keine Materialien von zweifellos no disidier Herkunft cnttlecken. '— Herr Landesgeologe Dr. Dathe f:ind in einigen Stucken des kiesigen Conglomerates, die ich ihm vorlegte, eine Anzahl von abgerundeten Steinchen, denen er mit Bestimmt- heit eine uurdischi^ Herkunft zusch:reibt. ■ **) Clemejit Rei— 7 Junge die zusammen nahezu die Hälfte von dem Volumen des einsehliessenden Thieres ausmachen, wie es beobachtet ist, wohl kaum auf einmal verschlungen sein können, was doch von der betretfenden Erklärung der Funde gefordert werden nuisste; dass 3. die jungen Thiere eines Exem- plars unter sich in gleichem Altersstadium, und stets alle von derselben Species sind, wie das grosse Thier, in dem sie liegen, und dass 4. jüngere Altersstadien, als die von den eingeschlossenen Thieren dargestellten, niemals zur Beobachtung gekonnncn sind. Dem Werk sind 14 Tafeln bcigeg-eben, welche die Einzelheiten des Baues dieser Thiergruppe in vorzüglicher Weise zur Anschauung bringen. Besonderes allgemeines Interesse beanspruchen das plastische Abbild des Schädels; die schönen Figuren über die Zähne und ihre Entwicke- lung; das Bild eines Sauriers mit eingeschlossenen Jungen; die Abbildung eines eingekrümmten Embryos, in einer Lage, die dafür spricht, dass das Thier noch in der Ei- hülle gelegen haben nmss, als es der Petrifikation anheim fiel; endlich die Wiedergabe eines Schwänzendes und einer Vorderflosse, beide mit deutlichem Abdruck der Haut- und Fleisebbekleidung erhalten. W. St. Aus der Unterlialtmiffs-Aritlimetik. — In einem kurzen Aufsatze über „die allgemeinen Grundlagen zweier Probleme aus der Unterhaltungs-Arithmetik" (.Vrcliiv der ^Mathematik und Physik, 1892) beschäftigt sich Herr V. Schlegel, auch Mitarbeiter der „Naturwissenschaft- lichen Wochenschrift", u. a. mit der allgemein bekannten Wäge-Aufgabe, bei welcher nach der geringsten Anzahl von Gewichtsstücken (bezvv. nach der Grösse derselben) gefragt ist, mit Hilfe deren man jede ganze Anzahl von Gewichtseinheiten bis zu einer bestimmten Zahl abwägen kann. Vielleicht hat es für den einen oder anderen der Leser Interesse, die folgende sehr einfache, allerdings möglicherweise — oder vielmehr höchst wahrscheinlich — schon längst bekannte Lösung der Frage kennen zu lernen. Man kann die Frage so stellen: Es soll eine Reihe von positiven ganzen Zahlen «j, «_,» "-ij • • • "li* '1^'^^ Anfangsgliede «j == 1 so bestinmit werden, dass sich für jedes it aus den « ersten Gliedern «,, n.,, . . . «„ durch Addition möglichst viele Zahlen der natürlichen Zahlen- reihe bilden lassen und zwar mehr als aus jeder anderen Reihe von Zahlen. Die grösste aus a,, . . . «„ zu bildende Zahl ist oftenbar «n = «1 + ('2 -f- . . . «« Es seien nun aus a^, cu, . . . ii„ alle Zahlen von 1 bis .v,, ge- bildet, so muss sein, weil man bei Annahme eines grösseren Werthes für «„ + 1 die Zahl .s„ -j- 1 nicht erhalten würde, während 252 Naturwissenschaftliehe Wochenschrift. Nr. 25. die Wahl eines kleineren Werthes von a» + 1 ganz zweck- los wäre. Wählt man also «» + 1 = s„-}- 1, so folgt «« + 1 = «1 + «2 + • • • + «n + 1 = «« + «« + 1 = 2*'« 4- 1 und daher «« + 2 = «n + l +1=2 (.s„ + 1)= 2 U„ +1. Da nun nj = 1 ist, so ergiebt sich hiernach «„=2»-i. Man kann also aus der Reihe der Zahlen 1, 2, 4, . . . 2»-i dureil Addition alle Zahlen von 1 bis 2» — 1 bilden. Verlangt man nun, dass sieh aus der Reihe der Zahlen «j, w^, . . . durch Addition und Subtraction möglichst viele aufeinander folgende Zahlen zusammen- setzen lassen sollen, so werde angenommen, dass "i, . . . "„ der Forderung gemäss bestimmt seien, alsdann muss ('u + l 1 = .3«, + 1 zusammensetzen lässt. Dann i 1 ('n + 1 SO gewählt werden, dass sich aus «j, a.,, . n die Zahl y„ kann sein: 1) "n+\ '~- 1; eine Annahme, die uns auf die natür- lichen Zahlen führt, also nicht weiter in Betracht kommt. 2) an+\^^s„ + 1, falls nur Addition erlaubt wäre; dann käme man aber auf den oben erledigten Fall zurück. Wenn abei-, wie vorausgesetzt, auch Subtraction er- laubt ist, so kann 3) «n + i SO gewählt werden, dass «,»+1 vermindert um ein Aggregat 2' Ui der Zahlen a^, . . . «„ die Zahl s +1 liefert, d. h. dass «K + i = «H + 1 + -'ff; ist. Nun muss das Aggregat 2''«; offenbar so bestimmt werden, dass man mit demselben möglichst viele aufein- anderfolgende Zahlen zusammensetzen kann, d. h. Es wird alsdann «« + 1 2»' -4- 1 also "n + 1 == 3 .«„ -I- 1 ; mit Rücksicht auf den Wcrth «i = 1 ergiebt sich also du = 3«-'. Es lassen sich also alle Zahlen von 1 bis n 2' 3' durch Addition und Subtraction aus den 1 = 0 Zahlen 1, 3, 9, 27, ... 3" zusammensetzen. Ist nun m eine beliebige Zahl, so kann man fragen, welches die kleinste Zahl von Elementen ist, aus denen sich alle Zahlen von 1 bis m durch Addition und Sub- traction zusannnensetzen lassen. Man sieht nun leicht, dass man die kleinste Zahl erhält, wenn man n ans der Bedingung ^, (3«- 1) ^ m < I (3» — 1) besthnmt. A. Gutzmer. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Die pliilosopliisclie Faciiltät der Güttinger Univer- ität stellt für das Jahr 1895 folgende Aufgabe für den Jeneke'achon Preis: „Die philosophische Facultät wUnsi'ht Untersuchungen, welche in der Theorie der, von mehr als drei Veränderlichen ahhiingigen allgemeinen Thetafunctionen einen erheblichen Fortsehritt bilden." Bewerbungsschriften sind in deut- scher, lateinischer oder französischer Sprache mit Motto und ver- schlossener Namensangabe bis zum 31. August 1894 an den Decan einzusenden. Der erste Preis betrilgt 1700Mk., der zweite G50 Mk. Die belgische Akademie der Wissenschaften zu Brüssel hat die nachstehenden Preis auf gaben gestellt: Für das Jahr 1893. — I. Es soll die Summe der Lambert- X X- x^ sehen Reihe \- -I- -r- — z -4- ■ • • • bestimmt werden. Oder 1 — X 1 — X- 1— x-* wenn diese Summe in bestimmter Form nicht ausdrückbar ist, soll die Difterentialgleichung anfgifir.ulen werden, von der sie abhängt. 2. Es weixle ein wesontlichrr Beitrag geliefert zum Studium der Beziehungen, die mau z'.'isciH'n den geometrischen (irundelementen aufstellen k.T.nn. 3. Die Gleichungen der Ro- tationsbewegung der festen Krdrim-Ie sind aufzustellen, unter Be- rücksichtigung der äusseren Wirkungen, der Reibung der Rinde gegen den Hüssigen Theil des Kornes unil der inneren Reactionen. Die Art der Integrirung ist anzugeben, welche aut diese (ileichun- gen angewendet werden könnte. 4 Gewünscht werden Unter- suchungen über die Reduction der Zahl der Chromosomen vor der Befruchtung bei einem Thier oder einer Pflanze. 5. Neue Unter- suchungen werden verlangt über die belgische quaternäre Flora und besonders über die Torf-Flora dieser Epoche. 6. Neue mor- phologische Untersuchungen werden gewünscht, welche die Ph3lo- genese eines grossen Zweiges der Wirbellosen aufklären können. Einlieferungstermin bis zu dem 1. August 1893 Für das Jahr 1894. — 1. Es sollen die verschiedenen Theorien auseinandergesetzt und diseutirt werden, welche aufgestellt worden sind zur Erklärung der Diffusion einer Flüssigkeit in eine andere Flüssigkeit; neue Thatsachen sind beizubringen zur Stütze der Wertlischätzung dieser Theorien. 2. (iewünscht wird die Aus- einandersetzung und Kritik der verschiedenen Theorien, die vor- geschlagen sind zur Erklärung der Constitution der Lösungen. Durch neue Versuclie sind unsere Kenntnisse über iliese Fr.age zu vervollständigen, namentlich in dem, was die Existenz von Hydraten in wässerigen Lösungen betrifft. Einlieferungstermin bis zum 31. Juli 1894. Der Preis für jed(? der Aufgaben ist eine goldene Denkmünze im Werthe von 600 Francs. Die Abhandlungen können fran- zösisch, flämisch oder lateinisch abgefasst sein und sind mit Motto und verschlossener Namensangabe an den beständigen Secretär nach Brüssel im Palais des Academies zu senden. Dr. V. Erlanger hat 30 000 Mk. zur Ausstattung des zoologi- schen Institutes in Heidelberg gespendet. Dr. Joh. Tliiele hat sich .an der Universität Jena für Chemie habilitirt. — Dr. W. Bruhns hat sich in Bonn für Geologie habilitirt. — Der o. Prof. Dr. Tiemann ist zum pro vis. Leiter des 1. chemischen Instituts der Universität Berlin ernannt worden. — Kustos Dr. Niedenzu am Botanischen Garten in Berlin zum Prof. am Lyceum in Braunsberg ernannt worden. — Dr. v. Hardtl ist zum a. o. Prof. der theor. Astronomie an der Universität Innsbruck ernannt worden. Die Privatdocenten an der Universität Erlangen Dr. Graser, Assistent an der chirurgischen Klinik, und Dr. Paal, Assistent am chemischen Institut, sowie der Director der biologischen Station auf Helgoland Dr. Heincke sind zu Professoren er- nannt worden. — Seite 'l'Ii Spalte 1 der „N. W." muss es von Herder, niclit von Heider heissen. Es sind gestorben: Der Pflanzenzeichner Prof. Karl Friodr. Schmidt in Berlin. — Dr. Jos. Kleiber, Privatdocent der Anatomie in Petersburg. — Der Optiker Bruno Hasert in Eisenach. — Der Geograph Prof. Ed. Erslev in Kopenhagen. — Der Ornithologe Pater Blasius Häuf zu Marialiof in Steiermark. — Der Cieograpli P. Harme Witkamp zu Amsterdam. — a.o.Prof. der Histologie Dr. Del lach er in Innsbruck. — In Prag der ehemalige Prof. der Psychiatrie und gewesene Director der Landes-Irrenanstalt Jacob Fischel. Der 20. deutsclie Aerztetag findet am 27 und 28. Juni \n Leipzig statt. L i 1 1 e r a t u r. A. Wasmann, S. J., Die zusammengesetzten Nester und ge- mischten Colonien der Ameisen. Ein Beitrag zur Biologie, Psychologie und Entw icklungsgescliichte der Amoisongesell- schaften. Mit 2 Tafeln und IG Figuren im Texte. VII und 262 Seiten. Verlag der Aschendortt"schen Buchdruckerei. Mün- ster i. W., 1891.— Preis 4 Mark. Wir hatten uns im Laufe des letzton Jahrzehnts daran ge- wöhnt, stets mit kurzen Unterbrechungen Wasmann' s kleinere oder grössere Abiiandlungon über die mannigfaltigsten Lebens- verhältnisse der Ameisen in die Hände zu bekommen und mit Interesse von ihnen Kenntniss zu nehmen. Behandeln sie doch ein Gebiet aus dem Leben der kleinen Thierwelt, welches den Nr. 25. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 253 meisten Mensclien wenig bekannt ist und nnr von seiir wenigen Natvirforschern gepflegt wird. In dem vorliegenden Buche luit der Herr Verfasser einen grossen Theil seiner bislier in wonig zugilnglichon Zeitsehriften erschienenen i'MliIic.ationen, nämlich diejenigen, welche die zusammengesetzten Nester und gemischten Colonien der Ameisen zum Gegenstande haben, zu einem Ganzen vereinigt und damit gleichzeitig einem grösseren Leserkreise zu- gänglich gemacht. Die Erklärung der Bezeichnungen für die in dem Titel ge- nannten Ameisengemeinschaften ist vom Verfasser mit folgenden Worten gegeben. „Ein zusammengesetztes Nest ist jene Ameisenwohnung, die zwei oder mehrere Colonien verschiedener Anieisenarten beherbergt; eine gemischte Colon ie ist jene Ameisenhaushaltung, die aus Ameisen verschiedener Arten be- steht." Jedes Ameisenuest wird thatsächlich oder scheinbar von den zahlreichen Angehörigen einer einzigen Art bewohnt. Es giebt aber mehrere Beispiele von solchen Nestern, welche dem Thema unseres Buches zu Grunde liegen. Zuerst sind die zu- fälligen F'ormen zus.ammengesetzter Nester zu erwähnen, die ledig- lich bei grosser Häufigkeit verschiedener Arten an einem Platze unvermeidlich sind; so findet sich z. B. zufällig nicht selten etwa ein Nest der Rasenameise, Tetramorium caespitum, im Nestbezirk der Ijlutrothen Raubameise, Formica sanguinea. Auch in morschen Baumstümpfen kommen oft verschiedene Arten dicht neben- einander vor. Bemerkenswerther sind die minder zufälligen Formen zu- sannnengesetzter Nester gewisser Ameisenarten. Innerhalli des Nestbozirks der köi-nersammelnden Ameise in Te.xas, Pogono- myrmex barbatus, nistet sich mit Vorliebe die Landstreicher- ameise, Doryrayrmex pyi'amica, ein und erregt dadurch leicht den Unwillen der Besitzerin. Auch die Ameise Iridomyrmex Mc Cook! i|uartirt sich gern bei der körnersammelnden Ameise ein. In den Bauten der Prairieameise Nordamerikas, Pogonomyrmex occiden- talis, sind nach McCook, dem bekannten Ameisenforscher Nord- amerikas, sechs verschiedene Miethameisen gefunden. Der Frieden wird bei diesem Zusammenleben nicht selten gestört und endigt dann oft mit der Vertreibung der fremden Miethpartei, obgleich die Prairieameise sonst eine anerkannte Gutmüthigkeit besitzt, die aber von den Miethern leicht missbraucht wird, in folge dessen zur Strafe ihre Köijfe ins Rollen kommen. Gesetz massige Formen zusammengesetzter Nester werden von der Diebsameise und Gastameise ins Leben gerufen. Die bei uns vorkommende Diebsameise, Solenopsis fugax (8. 18 — 28), eine kleine Art, legt ihre weitverzweigten Gänge in den Bauten grösserer Ameisenarten an, z. B. von Formica sanguinea, F. rufi- barbis, Polycrgus rufescens u. a., und lebt diebischer Weise auf Kosten der rechtmässigen Besitzerinnen, deren Brut sie zu ihrer Nahrung verwendet. Es steht fest, dass die Diebsameise eine furchtbare Plage für die Eigenthümerinnen der Bauten bildet, welche sich ihrer nicht entledigen können. Von anderer Art sind die Gastameisen (S. 28 — 41), von denen die glänzende Gastameise, Formicoxenus nitidulus, in Deutschland lebt und in den Nestern der grossen Waldameisen, Formica rufa und pratensis, vorkommt. Die Gastameison sind bei den letzt- genannten Ameisen beliebte und geduldete Einwohner, wozu ihre geschilderte Sanftmuth, Schüchternheit und Zurückhaltung beiträgt. Die gemischte Colonio (S. 42 — 144), also eine von zwei verschiedenen Ameisenarten gebildete Haushaltung, unterscheidet sich wesentlich von den vorerwä.hnten zusammengesetzton Colonien, in denen jede Ameisenart ihre eigene Haushaltung besitzt. Die gemischten Colonien beruhen auf der Einrichtung des Sclaven- haltens. Gewisse Ameisenarten halten in ihren Colonien die An- gehiirigiin einer fremden Ameisenart, welche im Puppenzustande auf Sclavenjagdeu geraubt und der eigenen Colonie einverleibt wurden. Die aus den geraubten Puppen kommenden Ameisen verrichten alle oder viele Geschäfte in der Colonio ihrer Herren und fühlen sich als Glieder dieser Colonie. (Wo sie geboren sind, da ist ihr Vaterhaus.) Die sciavenhaltenden Anieisenarten Deutschlands sind 1. die blutrothe Raubameise, Formica sanguinea, welche die grauschwarze, F. fusca, und die rothbärtige Ameise, F. rufibarbis; 2. die Amazonenameise, Polycrgus rufescens, welche die- selben Arten wie bei 1., und 3. die gelbrothe Säbelameise, Strongylognathus testacous, welche die Rasenameise, Tetramorium caespitum, in die Sclaverei führt. In das Capitel der gemischten Colonien ist auch die merk- würdige Ameise Anergates atratulus aufzunehmen, welche ohne Arbeiterinnenform mit Arbeiterinnen von Tetramorium caespitum zusammenlebt und von diesen sich hegen und pflegen lässt. Zufällig kommen zuweilen auch bei anderen Anieisenarten gemischte Colonien zustande; so kann z B. Formica sanguinea in ausscrgewöhnlicher Weise F. rufa als Sclavon halten ; oder F. fusca kann zu solchen Ameisenarten in einem Sclavenverhältniss stehen, welche sonst keine Sclaven in ihren Colonien aufweisen. Nicht selten ist ferner beoliachtet worden, dass sich Ange- hörige verschiedener Arten in einem Neste ganz gut vertragen, sobald das Geselligkeitsbediirfniss über die natürliche gegenseitige Abneigung gesiegt hat. Es sind dies theils Bundcolonien, theils Raubcolonien, wie bei den echten sclavonlialtenden Arten. Das Schlusscapitel enthält Betrachtungen, theoretische Unter- suchungen und Studien über die „Psychologie der Ameisengesell- schaften" (S. 178—214) und die „Entwicklungsgeschichte der Ameisengosell.schaften" (S. 214—254). Wir werden hier mit den höchsten Problemen der Geistesthätigkeit und der Vererblichkeit bekannt gemacht. Der Verfasser geht kritisch gegen den Dar- winismus und die Descendenzlehre vor und steht selbst auf dem Standpunkte „einer gemässigten Entwicklungstheorie unter An- erkennung einer Entwicklung innerhalb bestimmter Formenreihen, soweit sie wirklich nachweisbar ist". Bezüglich der instinctiven Handlungen nimmt der Herr Ver- fasser wohl mit Recht an, dass der Trieb dazu angeboren, also von den Vorfahren ererbt ist. Es ist dies umfänglich an den sciavenhaltenden Ameisen gescliildert. Die Geistesfunctionen der Ameisen sind nach W. ohne jeden Werth für die Lehre von dem vermutheten Denkvermögen der Thierc. Forel spricht in seinen Werken über die Ameisen be- züglich der Erscheinungen in ihrem wechselvollen Leben von einem kurzen Funken einer überlegenden, zweifelnden Vernunft, und Fahre bemerkt in den Aeusserungen der Geistesthätigkeit der Ameisen einen Schimmer von Intelligenz. Was mann er- kennt in den Handlungen der Ameisen nirgends bewusste Ab- sicht. Das alte Wort „Instinct" tritt bei diesem Naturforscher wieder in sein volles Recht. In wie weit der Herr Verfasser Recht oder Unrecht h:it, das endgültig festzustellen müssen wir den Forschungen der Zukunft überlassen. Wir können bei der Beurtbeilung der Instincte vom Menschen selbst ausgehen. Auch wir Menschen sind nicht frei von instinctiver Bethätigung. Und darin können wir den Schlüssel zur Erklärung der Thierinstincte finden. Durch oft wiederholte Ausführung gleicher Handlungen gewöhnen wir uns körperlich und geistig derart an bestimmte Handlungen, dass wir schliesslich dasjenige unbowusst und „instinct- mässig" thun, was wir anfangs mit Uoberlegung thaten. Wenn wir den Tliieren bei der Ausführung gewisser Handlungen, z. B. Brutpflege, Nestbau und Sclavenarbeit (der Ameisen) nur ein ganz klein wenig Einsicht bei ihrem Thun und Treiben zugestehen, dann wird es uns begreiflich, dass die ursprüngliche Einsicht durch gewohnheitsmässiges Thun verdunkelt und die Handlung eine instinctmässige geworden sein kann. Instinct ist die Nei- gung zu Handlungen ohne specielle Ueberlegung. Die latente Vererbung der Instincte erklärt die bemerkenswerthe Thatsache, dass im Rahmen derselben Art fast stets dieselben Erscheinungen im Thun und Treiben hervortreten. Wichtig ist es, festzustellen, ob die Instincte veränderlich sind. Eine solche Veränderlichkeit würde beweisen, dass die Abweichung von einer bisherigen Thä- tigkeit aus der Intelligenz des Thieres entsprang. Es kann aber auch ein natürlicher Zwang vorgelegen haben. Lubbock theilt in seinem Buche „Sinne und geistiges Leben der Thiero" einige Beispiele von Abänderungen instinctiver Handlungen mit. Die mannigfaltigen Erscheinungen des Ameisenlebens bieten allem Anschein nach Beispiele von einigem Denkvermögen. Ich beobachtete vor einigen Jahren im Grunewald bei Berlin eine Colonie der grossen Waldameise, Formica rufa, in ihrer Thätig- keit. Auf einer von den Ameisen selbst ausgetretenen Strasse, welche von dem in einem ausgehauenen Wege belegenen Neste mehrere Meter weit in den Wald hinein bis zu einer Kiefer führte, bewegten sich die Ameisen in lebluxfter Eile von dem Neste in der Richtung zu dem Baume und umgekehrt. Die zu dem Neste zurückkehrenden Ameisen trugen allerlei Lebeusbedarf mit sich, z. B. Fliegen, kleine Larven, Pflanzeustückchen u. s. w. Da bemerkte ich u. a. neben der Anieisenstrasse zwei aus dem Walde heimkehrende Ameisen, welche gemeinschaftlich eine Spinne schleppten. Sie bogen indess in der Nähe des Nestes (etwa einen halben Meter davon entfernt) mit der Beute seitwärts von der Strasse ab, entfernten sich also von dem Neste. Das schien nur nach dem Willen der einen Ameise zu gehen; denn die andere versuchte vergebens, die Spinne in der Richtung zum Neste zu dirigiren. Damit waren sie eine ziemliche Strecke von dem Wege zum Neste abgekommen. Endlich Hess die zweite Ameise los und lief fort; aber die erstero entfernte sich darnach mit der Beute immer mehr von dem Neste. Mir kam diese Hand- lungsweise bereits verdächtig vor. Da stürzten plötzlich drei Ameisen heran, überfielen die eigennützige Genossin und suchten die todte Spinne in der Richtung zum Neste zu zerren, infolge- dessen sich die Anstrengungen der diebischen Ameise verdoppelten; sie konnte bei ihrer Kraftanstrengung für einen Augenblick erfolg- reichen Widerstand leisten. Schliesslich gewannen die drei Polizei- ameisen die Oberhand, die Diebin Hess los, blieb allein zurück und irrte gleichsam planlos hin und her; die Andern aber zogen 254 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 25. mit der Spinne inunter zum Neste. Von den drei für das Gemein- wohl so besorgten Ameisen überliessen bald zwei die fette Beute der dritten Genossin allein, die dieselbe zum Neste schleppte, wo die Beute behende von anderen Ameisen in Empfang genommen wurde. Diese Ameisen zerrten gemeinsam die todte Spinne in eine der Oeftiiungen, welche in das Innere des grossen Nestes führten. Was nun weiter geschah, entzog sich den Augen des Beobachters. Wenn der hineingelegte Gedanke richtig ist, dann geht aus dem geschilderten Vorgange hervor, dass die der Unterschlagung verdächtige Ameise nach menschlicliem Ermessen für sich selbst etwas beiseite scharten wollte und das Gesammtinteresse, das Gemeinwohl hintansetzte; dass forner ihre Genossin mit ihrer geringen Kraft gegen sie allein nichts ausrichten konnte und sich an die Polizei gewandt hatte, und dass die Polizeiameisen bald zur Stelle waren, die Lage der Dinge erkannten und den Plan der Diebin zunichte machten. Vermnthlich befand sich die Ge- nossin unter den drei erwähnten Ameisen, und vielleicht ist sie es auch selbst, die schliesslich die Beute allein zum Neste be- förderte, nachdem der Schutz der Polizeiameisen nicht mehr nöthig erschien. Diese Beobachtung kann ich nicht durch einfache Instincte erklären, deswegen theile ich sie hier mit. Dem Leser des Was- maun'schen Buches überlasse ich es, von den zahlreichen in diesem Buche mitgetheilten und kritisch beleuchteten Zügl^n aus dem Ameisenleben Kenntniss zu nehmen. Dieses Buch ist dazu angethan, dem Ameisenleben neue Freunde und neue Forscher für das Gebiet der Thierseele zuzuführen. H. J. Kolbe. Neues Jahrbuch, fttr Mineralogie, Geologie und Paläon- tologie, Jahrgang 1892, 1. Band 2. Heft. Stuttgart 1892. (Jähr- lich 2 Bände, je zu 3 Heften.) — Das Heft wird durch eine sehr interessante Abhandlung von Bruno Doss in Riga eröffnet: Ueber die Meteoriten von Misshof in Kurland und die Ursachen der Schallphänomene bei Meteoritenfällen im Allgemeinen. Der Ver- fasser ist durch die bekannten ballistisch -photographischon Ver- suche von E. Mach in Prag zu Ansichten über die Ursachen jener Schallphänomeno gekommen, welche von den üblichen wohl ab- weichen, aber, gerade im Hinblick auf die genannten Versuche, doch sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich haben. Bei dem all- gemeinen Interesse, welches der Gegenstand hat, werden wir auf die Abhandlung in der „Naturw. Wochenschr." zurückkommen. C. Weber bringt einen Aufsatz Ueber Cratopleura holsatica, eine interglaciale Nymphäacee, und ihre Beziehungen zu Holo- pleura Victoria Casp. sowie zu recentcn Nymphäaceen. Dieser wie der vorigen Arbeit sind je zwei Tafeln Abbildungen bei- gegeben. Endlich trägt Otto Nordenskjöld eine chemische Untersuchung des Lungby-Meteoriten bei. — Von den brieflichen Mittheilungen an die Redaction des N. J. heben wir folgende hervor: F. v. Sandberger , Die Flora der tiefsten Schichten des Infralias (Rhät) von Burgreppach bei Hassfurt (N. -Franken); A. Nehring, Diluviale Saiga- und Spermophilus-Reste vfui Bourg (Gironde); K. Keil hack, Ueber das Alter der Torflager von Lauenburg a. d. Elbe; E. Kays er, Ueber das Rothliegende der Gegend zwischen Battenberg und Lollar; W. Kükenthal, Ich- thyosaurier und Wale; W. v. Gümbel, Ueber die Bezeichnung Rüthelschiefer; E. Geinitz, Mittellias in Dobbcrtin in Mecklen- burg. — Endlich enthält das, nebenbei bemerkt 18 Bogen starke, Heft noch eine grosse Menge von Referaten über litterarische Erscheinungen auf den in dem N. J. gepflegten Gebieten. Gi's. Schriften des naturw. Vereins des Harzes in Wernigerode 6. Band. (Commissions-Verlag von Paul Jüttner in Wernigerode 1891.) — Das Heft bringt ö Original -Allhandlungen, näudich 1. K. A. Lossen, Ueber die fraglichen Tcrtiärablagerungen im Gebiete der Elbingeröder Mulde und ihre wahrscheinlichen Be- ziehungen zur Braunkohlenformation des nördlichen Harzrandes; 2. Erwin Schul ze: Fauna Saxo-Thuringica: Amphibia; C. Warns- torf: Bemerkungen über einige im Harz vorkommende Leber- moose; 4. M. Knoll: Notiz zu vorstehendem Aufsatz; 5. Nagel, 14 Tage Harz ! Beitrag zur Flora von Lautenberg. 40. und 41. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesell- schaft zu Hannover für dii' Geschäftsjahre 1889,90 und 1890 91. Herausgegeben von Dr. H. Ude. In Commission der Hahn'schen Buchhandlung in Hannover, 1892. — Das Heft bringt 6 Abhand- lungen, und zwar einen Nachtrag zu der 1875 erschienenen Flora von Hannover von Dr. Ludw. Mejer; Ueber die besonderen Hieracien- Formen des Höllensteines der Weserkette von G. von Holle; Nachträge und Ergänzungen über die in der Provinz Hannover und den angrenzenden Gebieten aufgefundenen fossilen und subfossilen Reste quartärer Säugethiere von Dr. C. Struck- mann; Würmer der Pi-ovinz Hannover. I., von Dr. H. Ude, und endlich ( )xals. Amnion als pilzliches Stott'wechselproduct bei Er- nährung durch Eiweiss von Dr. C. Wehmer. 28. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft fUr Natur- und Heilkunde. Giessen im April 1892. — Das 200 Si.dten starke Heft bringt Artikel phänohigischen Inhalts des verstorbenen H. Hoffmann und von E. Ihne, ferner einen Aufsatz von A. Liebrich: Bauxit (mit 3 Tafeln), zwei Aufsätze von A. S trenk: Ueber den Melanophlogit und Uebersicht über die erupt. Gesteine in der Sect. Giessen, und endlich eine Untersuchung Karl Ecg- stein's über einen Insecten- Parasiten der Trauerweide. Kurze Protocollauszüge über die in den Sitzungen der n.aturwisscnschaft- lichen und medicinischen Sectionen gehaltenen Vorträge sowie Bibliotheksangelegenheiten beschliessen den Band. Lenz, W., Ueber den Calciumgehalt der Leberzellen des Rindes in seinen verschiedenen Entwickelungsstadien. Dorpat. 1 M. liiesegang, R. E., Probleme der Gegenwart. Düsseldorf. 2 M. Limbeck, R. R. v., Grundriss einer klinischen Pathologie des Blutes. Jena. 4,80 M. Lothes, R., Eine Anleitung zu den anatomischen Hebungen für die Studierenden der Thiermedicin. Berlin. 5 M. Iffannagetta, G. Ritter v., Flora von Südbosnion s. Beck von Mannagetta. Messtischblätter des Preussischen Staates. 1 : 25 000. 524. Alt- Belz. — 780. Gr. Grössin. — 1571. Czarnikau. — 1785. Obornik. — 2061. Graz. — 2062. Granowo. — 2129. Wielichowo. — 2623. Priebus. — 2701. Lüben. — 2753. Niesky. - 27.'il. Horka. — 2767. Siegersdorf. - 3106. Rodheim a. d. Bieber. — 31G5. Wetzlar. Berlin, a 1 M. Meydenbauer, A., Das pliotographische Aufnehmen zu wissen- sch.aftlichen Zwecken, insbesondere das Messbild - Verfahren. Berlin. 4,.50 M. Meyer, A., Wissenschaftliche Drogenkunde. Berlin. 20 M. Mosso, A., Die Ermüdung. Leipzig. 6 M. Ostwald, W., Ueber die Farbe der Jonen. Leipzig. 2 M. Pfeffer, W., Studien zur Energetik der Pflanze. (Sonderdruck.) Leipzig. 4 M. Ratner, G., Zur Metamorphose des Darmes bei der Froschlarve. Dorpat. 1 M. Retzius, G., Biologische Untersuchungen. Leipzig. 30 M. Rogenhofer, A. F., Afrikanische Schmetterlinge des k. k. natur- historischen Hofmuseums. (Sondei-dr.) Wien. 2 M. Rosa, D., Die exotischen Terricolen des k. k. naturhistorischen Hcifmuseums. (Sonderdr.) Wien. 3,20 M. Rüdinger, Die Rassenschädel und Skelette in der königl. anatom. Anstalt in München. Schmidt, E., Ausführliches Lehrbuch der pharmaceutischen Chemie Braunschweig. 10 M. Schmul, A., Ueber das Schicksal des Eisens im thierischen Or- ganismus. Dorpat. 1 M. Schrenck, L. v., Reisen und Forschungen im Amurlande in den Jahren 18.54—1856. Leipzig. 35. M. Special-Karte des Adriatischen Meeres. 7. Golf von Fiunie. 1:86,400. — 9. Lussin u. Selve. 1:80,000. — 11. Melada und Zara. 1:80,000. — 12. Inseln Grossa und Incoronata. 1:80,000. 14. Sebenico. 1:80,000. 1,20 M. — . Geologische, v. Preu.ssen u. d. Thüringischen Staaten. 1 : 25,000. Grad-Abth. 68, No. 48. Geln- hausen. (31. S.) — 52. Langensebfild. (42 S.) — 54. Bieber. (55 S. m. 1 Profiltaf.) — Grad-Abth. 69, No. 49. Lohrhaupten (30 S.) 2 M. — . Geologische, des Königr. Sachsen. I : 25,000. 21. Strass- gräbchen. Von E. Weber. (28 S.) — 22. Königswartha-Wittiche- nau. Von G. Klemm. (25 S.) — 67. Pillnitz. Von K. Klemm. (59 S.) — 83. Pirna. Von R. Beck. (120 S. m. 1. färb. Profiltaf.) 3. M. Inhnlt: Prof. Dr. A. Nehring: Das diluviale Torflager von Klinge bei Cottbus. (Schluss.) — Wasserbau-Inspcctor Sympher Etwas vom Bau des Nord-Ostsee-Kanals. (Mit Abbild.) (Fortsetzung.) — Die Ichthyosaurier. — Aus der Unterhaltungg- Arithmetik. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: A. Wasmann, S. J., Die zusammengesetzten Nester und ge- mischten Kolonien der Ameisen. — Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. — Schriften des naturw. Vereins des Harzes in Wernigerode. — 40. und 41. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover. — 28. Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N.4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin, — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 25. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LIII Ki'iMl. DUmmlerK Veiiagsbuchhaiidlmip in Berlin SW. fi. Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Liolit(iriick-Tafeln uml 10 in den Text gedruckte» Abbildungen. gr. 8". gell. Preis 6 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ l Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiseustr. ;J,S. BERLIN NW. Luiseiistr. .")S. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftliclier Apparate ♦ T und Geräthschaflen im Ciesammtgebiete der Naturwissenschaften. X ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausführliche Special Verzeichnisse Ferd. [Inmnilers Vcrlairsbiiclihandliin?. Der erste Thcil ib-s neuen Cataloges über Vogelbälge ist soeben erseliieiien und gratis uml fraiieo zu beziehen. — Dlusenill UmlauS, Hamburg. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Pakteriologische Kurse, { : Unterricht in Nahrungsmittel-, Ä sowie Harnanalyse, moiiatlicli-^ T Gelegenheit zum Ausführen T T solbstständiger Arbeiten. T ^Uebernahnie van toelniisehen luiii^ ^ wissenachaftlicheu Untersuchungen ^ ^ jeder Art. ^ ♦ Bakteriologiscli - chemieches ♦ ♦ Institut ♦ ♦ Berlin N., Friedrichstrasse 131 d J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Photogr. Amateur -Apparate, mit welchen jcd. Laie ohne ' Vorkeniituisse tadellose Pho- tograph, her- stellen kann. Preise von M. 30— M. 400 -. Anleitung und illustr. Preis- verzeichnisse kostenfrei. Je- der Kiiufcr eines Apparates erhält auf Wunsch unentg:eltlichen Uuter- riclit in unserem Lnboraturium. E. Krauss & Cie., Berlin W., Wilhelmstr. 100 (früher I-eipzig), (Parik, L..nJ..ii, St. r.lorsl.iirK. .Miiilaiidl. Physikalisches Cabinet gchrauclite aber aiit erhaltene Apparate billig zu verkaufen. Viele Apparate der Optik, electro Magnetismus. Magnetis- mus, Mechanik. Galvanik und Hydraulik. Unter andern grcsse 2 Zyl. Luftpumpe, 8: Nebenapparate, Electrisirmascliine, 2 Scheiben (SD Cent. Durehm.), 12 Neben- apparate, complett gauz aus JCisen als Modell gearbeitete Dampfmaschine. 1 Paar grosse Brennspiegel, Centrifugal- Maschiue, 12 Nebenajiparate etc. etc. G. Leincke, n, Oldenburg I f-(i|.t. f. iMech. . Grossh. Auflage 36 000J (2 2aof Wflfid)) einfcf)iie6u* t^tec (ouc^ ^onfttfle) 1. Deutsch, Hausfreund, i 5. Allq,Ztg.f. Landwirth- illiiBtr.Zei (Schrift T.16Drnck- seiten, wöchentlich. Mode und Handarbeit, Bseitig mit Schnittmuster; monatlich. Humoristisches Echo, wöchentlich. Verloosungs- Blatt, zehntUgig- schaft u. Gartenbau, yierzehntB(?ig. 6. Die Hausfrau, utagig. 7 Produkten- u.Waaren- Markt-Bericht,wg.iienii Deutsch. Rechtsspiegel Bätniuluiii,' neuer (jedetze und Reichsgerichts- Ent«chei voix fidjcfer SJUirltitna! Der 3nl)alt ber ..gfijrlincV gltiteflen Stntljrldjten" ift frei Don ^rirjolitäten irgenb n>el(&er 'Jtrt. 3" i^ber gebilbetcn l^omilie finben fie ba^er fi(6er freunblic^e Slufno^me. ntf~ ^üt S-cf iidjc, a>ol)nuii!j«=Sln}ciflnt unk Shnltdie Slunonccn, Mc Sic iVbiirfiiiite ciutä ^nuSüaUä betreffen. n>ixi bic illionncinentf, Cuttluna für bai Inufeniic Cuurtal b, a. 'ü. Doli in .3nl)lunn flcnoinmen, rooburdi ber ^esng bcü 3)l(UteS ficb loefentlid) oerbiUigt. -^H ^'robenumnicrn auf 9Bnnfrtt guiti-ä burcb bie (Erpriiiliiin ßcrliii SW., göiiipgtüljct Strnft 41. Sauerstoff Hin Stalilc.ylin<:lei"n.j Dr. Th. Elkan, iBerliii N^ Tegeler Str. 15.1 I^atentan^walt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. Reichli, Mineralien-Sammlung, ca. 100 Stufen aus allen Welt- theilen nebst Catalog, billit,' zu verkaufen. — Frco. Otfcrtcn sub. .1. 0. 52(>4 an Rudolf Mossc, Berlin SW. erbeten. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstelli?:e Logarithmentafeln. Zusammeugestellt von Harry Gravelius, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis (/efteftet -50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhaadlingen In I>'ertiiunilert>* VerlaeM* bnrlihandltine in Berlin erscheint: EiQfübruDg in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Kustos am Küui;;! Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. Dümmlers Terlagsbaehhand- lung in Berlin SW. 12 ist erschienen ; Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abliaudluiigeii von Wilhelm Foerster, Prof. u. Direclor der Kyl. Sternwarte zu Berliu Preis 7 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Botanisehe Modelle, nml zwar I ^SSASSASRA55AS^\«Rt\9SA9SAS!^'VSWlÄ!ASRAS^^ \ nnil zwar 8 Geologisches und mineralogisches Oomtor g I Zt^i'les'hare Blüten- und Frucht - Modelle | Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates and aller fremden Stauten. Herr Alexander Stuer empfiehlt sich tlen Herren Directoren und Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant aller geologischen fr,anzüsischen Serien, welche für ihre Samm- lungen oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodernien mid andere Abtheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. i Modelle, den Entwickelungsgang von Cryptogamen darstellend, für den Unterricht an Schulen, bind- und forstwirtscliall- liclien Leliran!italten, l'hiversitüten u. a., in sehr vergrüsserteMi Masstabe aus Papierinasse und Holz otc. und im natiirlieben Colorit unter wissenschaftliclier Anleituni; soresainst hergestellt, liefert die Verlagsanstalt für Lehrmittel von R. Brendel, Ansbaclierstr. 50. BERLIN W., Ausbacberslr. 5(1. K Preisvorzeiehnisse gratis und franko. LIV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 25. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ J Soeben orachien: z X Ein Beitrag t I zur ♦ j Geschichte des europäischen Hausrindes. | I Von ♦ Professor Dr. Hugo Werner. i Hit 4 AhhilduiKjen und 1 Karle. I J i8 Seiten. Preis 1 Mark. ♦ ♦ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦ ♦ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12, Zimmerstr. g*. ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦»♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦t I ■ lu Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 • : erschien vor Kurzom: ; jKoiiifitliiclie StröiBp auf k MMtt\ * und das ; • : : Gesetz der Analogie im Weltgebäude. : i Von : : L. Graf von Pfeil. 1 s ■ : Vierte, mit dcu neuesten Entdeckungen verstärkte und um- : ■ gearbeitete Auflage. : : Mil sechs Karten. 323 Seiten. Prds 7 Mark. \ ■■■■■■■•■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ ■ In Ferd Danunlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. erscheinen: Mitteilungen der Vereiuipg 7ou Freunflen der Astronomie und tosmisclieii Püysik, Redigiert von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährlich 10—12 Hefte gr. 8". Preis pro Jahrgang 6 M. Man abomiiert bei allen Buchhandlungen und Postanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Schwahu, Berlin SW., Grossbeerenstr. 68 zu richten. ^.g^^>g^g^g\g\S\g^g\®^^g^g^^^^..■^\g\g\g\g\g\g\g\g^®^g^g\g\S\^^.g^g'^g\g\S\g\g\g'vg\S^'5 In unserem Verlage erschien soeben und ist durch jede | Buchhandlung zu beziehen: Geschichte der Sprachwissenschaft bei den Griechen und Köniern mit besonderer Rücksicht auf die Logik Dr. H. Steiiithal, A. O. Professor der Sprachwissenschaft an der Uuiversität zu Berlin. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Zwei Teile. Frais 16 I^dTarls. Ferd. DUmmlers Verlagsbuchhandlung In Berlin SW. 12. ä\g\®\g\g\g\g\g\g\g\S\g\g\g\g\g'>g\gs®\g\g>.g\S\g^>g\^)\g\g\fo JiiiiiiiMiiiiiiiitiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiinHiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiMnMiiiii*^ 1 @cnfrtttottc(t! i = ©oeten er|ci)ieii in uiilercm SBetlage: | 1 mn ^Itdt I I auf bie großen grftnbuiiflctt | I bc§ ^tonn^igftcn S'i^i'^Hni'crtö. 1 1 SSon I 1 55laxtmifttttt ^teffnet, | i fiüriifll. ipreujitic^cr iVnuptmnnn a. ®. | I I- 1 i iic 3uUuttft ht? titktxifA)Ctt .^Fernfcljcns. [ 1 100 ©citcn 3V. 8». qSveiä 1 Wlaxt = z 51irf|t til|oiitnttiM)c jnufiontii Wrat bie(c8 ffictt, fonbern auf beut rtalcii SBobcn 1 r bcr mobcnicii Jcdinit fiiScnb, iveldic ber Sßerfafler — ein (sd)ülev lotee - auf = = ©runb 211 jähriocr lätubicn unb (5,rpciiuientf pcllia bclicrtfd)t, .itiot brritllic in tinrr = = tHritie rin.tcliifr ^Iblianbluuflfii bell ^ilUfl .^u itcucii flvofiavtincii CS''vfiiibiutnctt, = r ipeldje uns licute mit Scnjunbcruua, tic ^eiiflcnoffen bes 20. "»attbunbcrtS aber bec^ = i ciuft mit Dütleib für unS erffillen inüffen, bie wir uns nodi obne jene (tauuenS- = = rcerteu f^ilfsnuttcl su bcbelfcn hatten. = Süorriitiij in nllcii 5Bud)tiaiihIungcn. I |rrb. Pümmirro ilrrlngobiiil)l)auMung, Örrliii SW,, 3iinnirrftrair t)4. f nillllMIIIIMIllllltlMIMIIIMIllinillllMIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIiriMIIII>lillllMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIlf= SSor .R'urjem erfd)ien: im SBunbe grgrn bif Jlirll)rit brr fog. (fiiil)ritö= obrr 3onfn=3fitfti. ason Dr. 59tf^efm ^oexftex, ftgl. *Breu6. (Sei). SicaicvunaStat, iUtofeflor an bct UniBccritÄt uub Ditcttot bct Sgl. etcrnwarte gii Berlin. 32 gcitcn. gr. 8". iprcis 60 iPf. 3u beätchcn burci) alle Sud^^anbluiigm. fcrli. Süuinilcro ilcrlagglnidiliaiiblung in Sctliii SW. 12, liiiinitrftr. 04. vy^gytfaTgWtfrf; ÄWWWtfBÄWsSaÄSPS in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo Cremer, Bergreferendar. Mit wisBenschaftlichen Beiträgen von Prof. Dr, Holzapfel) Dr. Karl MüUer-Hallensis, Dr. P. Fax, Dr. H. Potonie und Prof, Dr, W. Zopf, Afi^ I Portrait., 12 Abbildiaigcn. l Tafel und i Karte. 80 Seiten gr. 8». Preis 1,20 Mark. ^^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. == w«e* !^,'ä^äfä'ä^l*ä'ä'i'ä'j^?'j r?T^xi-.iö:.;.;;=;:::o;.:::::i:i';::. ä^" Zix beziehen durcli alle Bia.clilianumerang, — Fig. 2 — gicbt Lundioltz eine ausführ- liche Besehreibung. Der P.ume- rang ist meist von hartem, schwerem Material, oft aus dem Holze der Acacia ])endula ge- fertigt. Die Krümmung, welche sich einem rechten Winkel nähert, niuss natürlich sein; die eine Seite ist ganz flach, die andere etwas abgerundet, die Enden sindgebogen zugespitzt. I )ie Eigenthümlichkeit des Bunie- rangs, dass er von selbst zurück- kommt, erklärt sich daraus dass er gewunden ist, somit drehen sich die Flächen nach verschie- denen Seiten. Diese Windung oder Drehung wird erlangt, in- dem der Bumerang in Wasser getaucht, darauf in glühende Asche gelegt und zuletzt gebogen wird. Die Drehung niuss ab und zu erneuert werden. — Diese gewundenen Bumerangs werden im Allgemeinen nur 26Ü NaturwisseDSchaftliche Wochensclirift. Nr. 2t;. als Spielzeug benutzt; im Kriege oder auf der Jagd werden nicht gewundene benutzt, welche nicht zurückschnellen. Wirft ein .Schwarzer mit dem Bumerang, so ergreift er mit der rechten Hand das eine Ende, weiches, um besser Halt zu ge- beu, rauii gemacht wird, schwingt die Waffe nach oben und nach rückwärts, sodass die Krümmung nach hinten sieht. Er hält sehr fest mit der Hand, springt einige Schritte vorwärts und wirft dann den Bumerang iu gerader Richtung nach vorn, der sich in dems- elben Augenblick in ho- rizontaler Lage fortbe- wegt und mit dem Laut eines schnurrenden Spinn- rockens vorwärts scbiesst. Zu gleicher Zeit dreht er sich um sich selbst und schwingt sich auf diese Weise schräge hinauf durch die Luft. Er kehrt nicht auf demselben Wege sondern wendet Bogen zurück sich im einem nach links und beschreibt somit eine Ellipse. Nach und nach verliert er seine Kraft und fällt dann in langsamen Bewegungen oft nur wenige Schritte von seinem Ausgangs- punkt herab. Um gut mit dem Bumerang werfen zu können, gehört nicht so viel Kraft als viel- mehr Beweglichkeit im Handgelenk, namentlich muss die Waffe, bevor sie losgelassen wird, sehr fest gehalten werden. Jedermann erstaunt über die Weite und Schnellig- keit, mit der diese Waffe so graziös durch die Luft wirbelt. — Häufig lassen die Eingeborenen den Bumerang erst die Erde, 10—12 Schritte vom Ausgangspunkte ent- fernt, berühren, wodurch die Schnelligkeit des Fluges keineswegs beeinträchtigt, sondern im fTCgentheil beschleunigt wird. Nachdem die Waffe die Erde berührt hat, kann sie noch einmal aufschnellen und darauf in dem vorher beschricl)enen Zirkel von rechts nach links davon wirbeln. Ki-klpttuni fk' Figur hohun Bäum Ausserordentlich geschickt fand Lumholtz noch den Australneger am Hcrbertfluss im Klettern. Will er einen hohen Baum besteigen — Fig. 3 — , so macht er sich erst ein langes Seil aus einem Stück der australischen Rohrpalme (Calamus australis), wel- ches er theils abbricht, theils abbeisst, und im Handumdrehen ist die zähe Peitsche fertig. Aus dem einen Ende wird ein Knoten geschlagen, das andere bleibt frei, und dieses Geräth, welches gewöhnlich fünf bis sechs Meter lang ist, wird ein Kamin genannt. Nachdem der Schwar- ze seine Hände im Grase ab getrocknet hat, er- greift er den Knoten, schlingt den Kamin um den kolossalen Baum- stamm und versucht mit der recliten Hand das Ende des Rohres zu er- greifen. Ist ihm dies nach einigen nnsglückten Versuchen gelungen , so windet er es mehrere Male um den rechten Arm und fasst gut an. Der rechte Fuss wird gegen den Baum gestemmt, die Arme werden vorwärts gestieckt, der Körper biegt sich nach hinten, damit er nicht unmittel- bar den ISoden lierührt, und nun beginnt das Aufsteigen. Ruckweise schleudert er den Ka- min nach oben und er- klettert gleichzeitig den Baumstannn ungefähr auf dieselbe Weise, wie der Matrose die Fallreeps- treppe, aber letzteres ist natürlich lange niclit so anstrengend. Ist der Baum über- mässig gross und die Rinde sehr glatt, so pflegt er, um das Auf- steigen zu erleichtern, einen Halt für die grosse Zehe in die Rinde zu hauen. Er nimmt den Tomahawk in den Mund, und will er ihn benutzen, so wickelt er das glatte Ende des Kamin vom recliten Arm ab und schlingt es um den rechten Schenkel, worauf er mit der freien Hand einige Stufen einhaut. Es giebt keinen Baum der für den Australneger zu glatt und zu hoch wäre, nur der Umfang darf nicht ein zu grosser sein. Dr. A. K. r 8. mit Hülfe eines Kamin. Nr. 2a. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 201 Ueber springeude Boliiien. — Zu dem Aufsätze S. 37 der „Nat. Wochenschr." 1892*) gebe ich im Folgenden einige Ergänzungen nacii der Arbeit von C. Berg. Sobrc la Cari)ocar[).sa salitans Westw. y la Gra]di()lit]ia niotrix Berg sp. u. Anales de la Soc. Cientif. Ai-i^-cntiis. Toni 31 S. 97—110. (Febr. 1891). — Berg berichtet zunächst über die mexikanische Carpo- carpsa auf Grund der von Dr. Jose Kamirez in „La Naturalega" von Mexiko publicirten Abliandlung. Sodann berichtet Berg, dass er in Uruguay ein .Seitenstück hierzu auffand in Graplolitha niotrix sp. n. Des Genus Carpo- carpsa (Fr.) Led. repräsentirt nur ein Subgenus von Grapholitlia. Die von Berg entdeckte Art lebt in der Coliguaya (Colliguaya brasiliensis Müll). Die Frucht ist dreitheilig, 8—11 Mm breit, 6 — 10 Mm hoch. Während 8 Monaten, von April bis November, lieobaclitete Berg die betreffenden Larven in der Mehrzahl der Früchte. Die 10 Mm lange Larve ist jener der Carpoearpsa sehr ähn- lich. Der .Schmetterling erscheint nur in den Monaten November und Decembcr. Bricht man Früchte ab, welche Larven enthalten, so bemerkt man an solchen Früchten zweierlei Be- wegungen. Zunächst oscillatorische, wobei die Raupe ihre abdominalen Fussi)aare gegen die Columella der Frucht stemmt und mit dem Vordertheil des Körpers durch Verlegung des Schwerpunktes die Frucht in leichte und gänzlich unregelmässige Bewegungen versetzt. Ausserdem beobachtet man Bewegungen, die Berg „giratorio - loco- motorico" nennt und die in Drehungen der Frucht um ihre Achse oder Verschiebungen des Platzes bestehen. Diese kommen zu Stande, indem die Raupe aus einem der drei Gefächer in ein andres kriecht. Auch diese Be- wegungen vollziehen sich nicht mit Regelmässigkeit noch auch häufig. Die Raupe ernährt sich anfangs vom Samen eines Faches, bohrt sich dann nahe der Columella durch die Scheidewand und nachdem auch diese leer gefressen ist, in die letzte Kammer den AVeg. Die Excremente bleiben in einem ausgefressenen Gefach! Schneidet man ein solches an, so verschliesst die Raupe alsliald die Oeffnung durch ein Gewebe von Seidenfäclen. Vor der Verpuppung sehneidet die Raupe mit den Kiefern eine kreisförmige Oefl'nung in das Pericarp, so den Deckel bildend, welclier die spätere Austrittsöffnung verschliesst und der durch einige Fäden an seinem Platze befestigt resp. übersponnen wird. Sodann stellt sie einen Sack aus Seidenfädeu her, welcher ganz ein Gefach aus- füllt oder in das angrenzende hinüber reicht. Manche Raupen gelangen dadurch nicht zur vollen Entwickelung, dass es bei Abortion einzelner Früchtchen an Nahrung fehlt, andere erliegen Parasiten. An den am Baume hängenden Früchten gewahrt man nur sehr selten eine Spur von Bewegung. Eine be- sondere Bedeutung können diese Bewegungen nicht haben, weil die Frucht am Baume noch nach beendeter Metamori)hose der Raupe hängen bleiben, ebenso ja auch bei Carpoearpsa. Während die mexikanischen springeiulen Bohnen nur Theilstücke einer Frucht sind, beherbergt liiei- die ganze Frucht nur eine einzige Larve. H. V. Jhering. Ein Beitrag zur Biologie der Pflanze lautete das Thema, über welches Herr Dr^ 1'. Siedler- Berlin in einer der letzten Sitzungen d. vcrg. Jahres in der „Pharmaceu- tisehen Gesellschaft" sprach. Im Anschluss an seine eigenen Untersuchungen, die der Redner auf Veranlassung von Professor Dr. A. B. Frank vor nicht allzulanger Zeit im pflanzenpliysiologischen Institut der Königl. Landwirth- *) Vergl. auch „Natur. Wochenschr." VII S. 108. — Red. schaftlichen Hochschule zu Berlin angestellt hatte, machte derselbe höchst interessante ]\Iittheilungen bezüglich der Aufnahme der flüssigen Nahrung, und speciell über den Transport derselben nach den grossen Leitungsbahnen bei der Pflanze. Der Inhalt der Aus- führung der Vortragenden war im Wesentlichen folgender: Bekanntlich hat bei der Wurzel ihm- eine ganz be- stinnnte Zone von Saugzellen der Epidermis die Funktion der Aufnahme der gelösten Stoffe. Diese Zone beträgt in ihrer Ausdelinung meist nur wenige Centimeter, nninelniial sogar nur Millimeter, weiter aufwärts verlieren die Zellen derselben ihre Saugkraft und die Membranen werden derartig umgewandelt, dass sie unfähig sind, der Aufnaiinic von Wasser und der in demselben gelösten Nährstoffe noch länger zu dienen. So coUabirt bei vielen Wurzeln der Monoeotyledonen die ganze Epidermis, und an ihre Stelle tritt die subepidemale Sciiicht, welche die schützende Rolle jener zu übernehmen geeignet ist, während bei ilen Wurzeln der dikotylen Pflanzeu in der Regel das sekun- däre Dickenwachsthum schon zeitig eintritt und sich diese Wurzeln dann kaum vom Holz unterscheiden, und sie dann ebensowenig wie dieses Wasser aufzunehmen ver- mögen. Aber auch die Lebensdauer der Saugzellen ist eine kurze. In derjenigen Vegetationsperiode , in welche seitens der Pflanzen viel flüssige Nahrung aufgenonnnen wird, wachsen die hierzu bestimmten Saugwurzelu relativ schnell und es bilden sich fortwährend neue Saugzellen, resp. Wurzelhaare, während die höher gelegenen absterben. Da aber auch die neuen nur ein verhältnissmässig kurzes Dasein haben, so ist es von Interesse zu erfahren, ob die- selben nun wenigstens während dieser ganzen Zeit arbeiten oder ob ihre Thätigkeit V(jm Verbrauche der PHanze an Wasser abhängig ist, ob sie zeitweise vielleicht ganz aufhört. Nach der Ansicht von Siedler ist nun d i e Fu u k t i o n der Saugzellen eine permanente, sie nehmen während der gesammten Dauer ihres Lebens Wasser auf und geben dasselbe dann an weiter nach innen liegende Gewebe ab. Wäre, wie der Vortragende weiter ausführte, die Auf- nahme des Wassers nur von dem Verbrauche abhängig, so müsste sie im direkten Verhältniss stehen zur Stärke der Transpiration in der Pflanze. (Px'kainitlich transpirirt jede Pflanze und giebt so fortwährend Wasser an die umgebende Luft ab, welches nach den Gesetzen der Osmose von unten her ersetzt werden muss, so dass auf diese Weise der sogenannte Transpirationsstrom im Pflanzen- körper entsteht.) Bei einem solchen geraden A'erliältniss aber zwischen der Stärke der Trans})iration und der Wasseraufnahme, würde beim Aufhören der erstercn aus irgend welchen Ursachen auch die Aufnahme des Wassers stillstehen, was jedoch nicht der Fall ist, sondern die Saugzellen der Wurzel arbeiten weiter, so dass sogar eine Ueberfülle von Wasser im Pflanzenkörper angehäuft wei'den kann, welche sich schliesslich irgendwo einen Ausweg ver- schafft, entweder indem die Wurzelhaare seilest zerplatzen oder durch die bekannten Flüssigkeitsausscheidungen aus den Spitzen oder dünnen Stellen der Blätter, welche man z. B. häufig an Blättern junger Getreidei)flanzcn, wenn an heissen Tagen nach Soimenunf ergang die abkühlende! Luft mit Feuchtigkeit nahezu gesättigt ist, der Boden aber noch eine höhere Temperatur zeigt, als thauperl- artige Tropfen beobachten kann, die aber in Wirklichkeit kein Thau sind, sondern ausgepresstes Wasser, welches wegen der Dampfspannung der Luft nicht verdunsten kann. Bei den Phanerogamen bewirkt das Schwanimparen- ehym der Blätter die Verdunstung, und die Spaltöffnungen 262 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 26. sind dabei die Ausströmuugsöffnung'en ; bei den Krypto- g-amen, welche im Blattbau nicht unerhebliche Abwei- chungen von den Phaneroganien zeigen, sind es ver- schiedenartig gebaute Gewebe. .So besitzt z. B. Mor- phantia pol3'niorpha, ein Lebermoos, sogenannte Ver- dunstungskannnern; es sind dies ungemein dünnwandige grüne Zellen, welche die Verdunstung bewirken und über welchen sieh das Dach dieser Kaunnern befindet, be- stehend aus einer einzigen Schicht durchsichtiger Zellen, und in der Mitte versehen mit einer schornsteinartigen Ausgangsöftnung der Verdampfungsgase. Einen weiteren Beweis für die fortwährende Thätig- keit der Saugzellen liefern nach Siedler die Erschei- nungen beim Abschneiden von Pflanzen im Frühling oder im Sommer ü])er der Wurzel. Bei der auf diese Weise entstehenden sogenannten Blutung, einem Erguss von Wasser, welcher öfters das Mehrfache des Gewichts des noch übrigen Pflauzenkörpers beträgt, hat also die Wurzel nicht nur das Wasser abgegeben, welches sie besass, sondern sie hat auch jetzt noch eine grosse Menge von Flüssigkeit aus dem Boden aufgenommen, da die Lebens- thätigkeit der saugenden Zellen noch fortdauert. Wo bleibt nun aber in der Pflanze die ganze Menge des Wassers, welche durch die Transpiration nicht ent- fernt werden kann? Bei denjenigen Gewächsen, welche einen natürlichen Schutz gegen Verdunstung in ihrer stark ausgebildeten Cuticida und in der Reduktion der Spaltöft'nungen besitzen, macht sich eine auftauende Beziehung zwischen dem Prozess der Aufnahme der flüssigen Nahrung und der mangelhaften Verdunstung bemerkbar. Alle diese Pflanzen zeigen mächtige Wassergewebe, mittelst deren sie, die gesammte, während einer Wachsthumsperiode aufgenom- mene Flüssigkeit beherbergen, um in den Zeiten der Dürre daran einen Vorrath zu haben. Diese Pflanzen wachsen auch meist in denjenigen Zonen der Erde, in welchen eine Regenperiode mit langer Trockenheit abwechselt, wie z. B. die dickblättrigen Aloeeu und Stapelien, manche Inulacen und Portulaceen u. s. w. Der Wasser\'ori-ath aller dieser Gewächse reicht bis zur nächsten Regenzeit, welche sie dann wieder mit neuer Feuchtigkeit versorgt. Bei anderen Pflanzen hinwiederum befinden sich die Wassers])eicher direkt in der Oberhaut der Blätter, wo- selbst sich einzelne Zellen derselben zu blasigen Geliilden erheben, wie bei Rochea, Mesembryanthemum cry- stallinum, welche sich straff mit Wa.sser füllen, während gleichzeitig die in die Meml)ran eingelagerte Kieselsäure das Verdunsten von Flüssigkeit verhindert. So suchen sich auch gerade die Succulenten recht trockene Standorte aus und Sedum telephium ist eine typische Erscheinung auf Schutt und verfallenen Mauern, während Semi)ervivium tectorum mit Vorliebe auf bemoosten Dächern wächst, wo es den Strahlen der Sonne in hervorragender Weise ausgesetzt ist. Wo befindet sich nun aber der Wasservorrath derjeni- gen Gewächse, welche so hervorragende Vorrichtungen wenigstens makroskopisch nicht zeigen? Nach den erwähnten Untersuchungen von Siedler haben sehr viele Pflanzen ein besonderes Gewebe, welches in einem gewissen Stadium der Ent- wicklung einzig und allein zum Speichern des Saftes bestimmt zu sein seheint, und dieses Ge- webe oder Organ, wie es der Verfasser auch nennt, besteht aus einer oder mehreren unter der Epidermis der jungen Saugwurzeln gelegenen Zellschichten, Dieses Gewebe neimt Siedler „Wurzel-Hypo- derma", dasselbe bildet einen stets lückenlosen Verband, sowohl mit der Epidermis als unter sich, als mit der nächst inneren Schicht des Rindenjiarenchyms. Interccllular- räume sind in demsellicu nicht vorhanden. Von dem Zellinhalte dieses Hypoderma sind dünner Schleim, Salze, organische Säuren, Zucker und derartige Stoftc gerade recht geeignet die Osmose zu erhöhen und die Wasserab- gabe zu verringern. Plastische Stofte konmien in einem echten Wassergewebe nur wenige vor, das Protoplasma ist auf einen unentl»ehrlichen Wandl)elag oder Primordial- schlaucli reducirt. Der Zellkern ist schwer zu bemerken und wäln-end sonst liäufig das ganze Gewebe der Rinde l)ei den untersuchten Pflanzen mit Stärke strotzend erfüllt war, war der Hypoderma frei von derselben. Die Membranen der betreft'enden Zellen sind bis zu einem gewissen Grade delnil)ar und contrahirbar, und die radialen Wände derselben können sieh sogar bei sehr grosser Wasserabgabe faltig verbiegen. In che- mischer Beziehung unterscheiden sich die Mendn'anen des Ilypodermas von den nächstinneren Geweben sofort und autt'allend dadurch, dass sie in concentrirter Schwefel- säure meist ungelöst bleiben, die Cellulosereaction mittelst Ghlorzinkjodlösung bei iinieu nicht zu erzielen ist, dass sie sich bisweilen mit Phloroglucin-Salzsäure, und fast stets mit Thallin- und Aniliusulfat färben, während auch Kali fast meist eine Gell)färbuug hervorbringt. Diese sonst auch dem Kork und dem Holze eigenthümlichen Reactionen lassen jedoch, nach Verfasser, keineswegs auf eine korkartige Beschaffenheit, auf einen Mangel an Permeabilität schliessen, denn dieselbe Substanz, welche bei den Membranen der Hypodermazellen diese eigen- thümliche Reactionsfähigkeit hervorruft, findet sich auch in den ganz jugendlichen Wänden der Epidermis, ein- schliesslich der Haare, ebenso wie in der Endodermis der Wurzeln. Es folgt also hieraus, dass die Unlösslichkeit einer Membran in concentirter Schwefelsäure nicht den gerinsten Anhalt für den Grad ihrer Permeabilität bietet. Die Unlösslichkeit in concentrirter Schwefelsäure ist für das Wurzel-Hypoderma so charakteristisch, dass sie Siedler ohne Weiteres als diagnostisches Merkmal ver- wenden konnte, auch dann, wenn die übrigen erwähnten Eigenschaften des Gewel)es nicht deutlich herv geworden. — Es lia- bilitirte sieh als Priv.-Doz. für Mi'dizin I )r. W oll e rs an der Univ. Bonn. — Der Anatom Prof. Wilhelm Krause, zuvor in Göt- tingen, hat sich an der Berliner llniversität als Priv.-Doz. luibi- litirt. — Prof. Dr. C'arl Berg ist als Nachfolger Burmeisters zum Direktor des National-Museums von Buenos Ayres ernainit worden. • — Baron von Osten Sacken, der sieh um dii' Entomologie vor- dient gemacht hat, ist von der Univ. Heichdberg zum Dr. hon. caus. ernannt worden. — Priv.-Doz. Dr. Arthur Schönfliess ist von der Univ. Göttingen zum ao. Prof. der Mathematik beför- dert worden. — Der Privatdocent an der Universität zu München Dr. Carl Freiherr von Tubeuf hat sich an der teclmischen Hochschule daselbst für Botanik habilitirt. — Der Vorstand der pharmazeutischen Al)theihing am Polyteclmikum in Zürich, Prof. Eduard Schär, hat einen Kuf als Nachfolger Fliickigers, den Lehrstuhl für Pharmacognosie an die Ihiiversitiit Strassburg zu übernehmen, erlialten. Es sind gestorben: In Gotha Dr. Th eodor Menke, bekannt durch gute kartographisch-historische Arbeiten. — Der Prof. der Physiologie Lannegrace an der medicinischen Facultät von Montpellier. Der General Isaac T. Wister, Präsident der Akademie der Wissenschaft in Philadelphia, hat 500 (XK.) Frcs. der pensylvan. Universität zur Errichtung eines Museums und Laboratoriums für Anatomie und eine Rente von L5 000 Frcs für einen Custos des Museums gespendet. L i 1 1 e r a t u r. Noch emmal über K. F. Jordan's Schrift: Das Käthsel des Hypnotismus und seine Lösung. (2. Autl. Ferd. Dünunler's Verlagsbuchhandlung. Berlin 1892.*) Zu einer andern Zeit würden wir es unterlassen haben, unsern Bedenken gegen Dr. K. F. Jordan's Schrift: Das Räthsel des Hypnotitmus und seine Lösung Ausdruck zu geben. Das aus- gebreitete Studium und die Tiefe der Ueberzeugung, die aus der ganzen Arbeit spricht, hat etwas Achtunggebietendes, das jeden unbefangenen Denker leicht bestimmt, auf den vielleiclit allzuviel versprechenden Titel nicht das Schwergewicht zu legen und die hier und da interessanten Erörterungen ungestört fortwirken zu lassen. Es ist auch nicht das Richtige, wissenschaftlich Neues, das sich mit den geltenden Satzungen in Widerspruch setzt, beim ersten Auftreten vorfolgen zu wollen Beruht es auf Irrthum, so geht es an diesem von selbst zu Grunde, und befindet es sich auf dem Weg zur Wahrheit, so kann ihm keine Macht der Welt etwas anhaben. Anders verhält sich die Sache, wenn die Wissen- schaft sich selbst verfolgt : das kann zu schlimmen Zuständen führen, welche freilich ebenfalls unter normalen Verhältnissen ihr Correctiv in sich tragen, jedoch in Zeiten des Rückschritts jedem echten Freund der Wissenschaft ein energisches principiis obsta zur Pflicht machen. So ist es entschieden etwas Unnatürliches, dass eine Schrift, welche, wenn auch vielleicht ohne Absichtlich- keit, die Geschäfte der Rückschrittler besorgt, indem sie dem Materialismus ohne alle Unterscheidung den Krieg erklärt, in wissenschaftlichem Gewände vor die Oett'entlichkeit tritt. Zudem lässt sich der Autor bei seiner Bekämpfung der modernen Wissen- schaft zu einer seltenen Leidenschaftlichkeit hinreissen, und da ist es sicherlich am Platz, die Berechtigung seiner Angriffe zu untersuchen. Auch wollen wir darauf allein uns beschränken. Wir selbst unterscheiden streng zwischen dem naiven Ma- terialismus und einem kritischen Denken. Der naive und eigent- liche Materialismus dichtet dem Stoff' allerhand Eigenschaften an, ohne zu merken, dass er damit — um mit A. Rield zu sprechen — eine latente Metaphysik zuwege bringt, welche, anstatt zu er- klären, die Erklärung umgeht. Das kritische Denken forscht nach Functionen des Stoft's, auf welclien die Erscheinungen des Lebens und die geistige Thätigkeit beruhen, und gelangt zu einem concreten Monismus. Mit Unrecht werden Beide in einen Topf geworfen; allein was seinerzeit Feuerbach dagegen vorge- bracht hat und heute bei jeder Gelegenheit Büchner wiederholt. *) Vergl. „Naturw. Wochenschr." Bd. VII S. 79. bleibt untieaclitet, weil diese Begriffsverwirrung für die Gegner des Monisnuis eine vortreff'liche Waffe bildet. Uebrigens wird kein aufrichtiger Monist, bei seinem Gegensatz zum Spiritualisten, durch jene Bezeichnung sich verletzt fühlen. Er lehnt sie nur ab, insofern sie das richtige Verständniss erschwert, und mit Ent- rüstung weist er sie zurück, wenn daran die Unbilden geknüpft werden, zu wi'lcher Jordan sich versteigt. Es dürfte genügen, vier kurze Stellen daraus wörtlich hierher zu setzen. „Die materialistische Wissenschaft betrachtet das lebcmsvollste Werkzeug unseres ( Irganismus in gleicher Weise als todten Stoff wie etwa einen Stein oder ein Stück Holz." S. 25. „Der materialistisch Denkende ist nicht unbefangen und vor- urtheilslos; er erkennt ja nur an, was er weiss — und wieviel weiss denn ein Mensch'? und noch dazu Einer, der nur in der Materie forscht';' — was er aber nicht weiss, was er mit seinen Sinnen nicht fassen und mit seinem schwachen Verstände auf körperlicli meclianische Weise nicht deuten kann, das giebt es nach seinem Dafürhalten überhaupt gar nicht. Wie niuss man denn solch einen Standpunkt nennen':' — Ich glaube : anmassend, ja vermessen und gleichzeitig beschränkt, ist nicht zu viel ge- sagt." S. o4. Der Materialist ist gezwungen — verurtheilt, möchte ich sagen — behufs einer Erklärung des Hypnotismus zu seinen ver- brauchten Hilfsmitteln; Grosshinirinde, Gehirnhälften, Ganglien- zellen, Gehirnmolekeln u. s. w. seine Zuflucht zu nehmen." .S. 45. „Ja, ött'net euere Augen, ihr, die ihr im Aeusserlichen lebt, ihr Materialisten und seht! Erkennet, dass es etwas giebt, was man Vorurtheil, verblendeten Sinn, bösen Willen nennt'' u. s. w. S. 56. Fragen wir nun, was diesen Zorn, der in allem Materialismus nur Beschränktheit, Vorurtheil und bösen Willen erblickt, hervor- ruft, so finden wir darauf nur die eine Antwort: Dass der Ma- terialismus gegenüber dem Hypnotisnuis, durch den eine neue Geisterwelt erschlossen werden soll, skeptisch sich verhält, und nur jene Erscheinungen gelten lässt, welche mit den Grundsätzen exacter Forschung nicht in Widerspruch stehen, die üln-igen jedoch theils als noch nicht erwiesen behandelt, theils in das Reich der absichtlichen oder unabsichtlichen Täuschung verweist. Es fällt uns nicht ein, auf alle diese Erscheinungen näher einzugehen, welche in der vorli(^lir>clei-n.i Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15.1 IViv faufcn ||Hrtniiior|il)offnP Jroii UcvUilicn, .^tmpljibicii,! ijgjf ifititn, fotinc aller (Hrti. ! Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich jur Pflege bcr ^aul. Vorzüglich U n n V ■■ n I ■ r« h »i<^ @cbaltuiiä einer guten .^aut, befonterS bei WUrZUgilCn f leinen ftinftcrn. :lJarIamenlä = !Ue! richte. — Srefflidie militärildie Sluffä^c. — gnteteffante aotalä, Xlieaters unb (Seridjtä s 91a(^ri(Sten. — 6tn> geöenbfte 9!achricf)ten unb auägejeiiftnete iRccenrioncn über I^eoter, Slufit, flunft unb äBiffenfdiatt — auäfü^rlidjer iianbeUtheil. — SBoUftänbigfteä eouräblntt. — Sotterici lliften. — tperfonof Scrdnberungen in ber 9rmee, SHorine unb (SmiltSermoltung ©ufti}, Seiftlidifeit, fie^rerfc^ott, BUuttjaii, gorftfo<^ IC.) fofort unb oollftänbig. Feuilletons, ütomane unb Konellen ber ^cttiarriigenliSeji jkutorcB. 3l.njeiocn ftnö woii ftrfjeirer ^lii-hi«no! Der gn^olt ber „äJerlincV Sleucplen äladjridjten" ift frei non ^rirolitäten irgenb roeldjer ülrt. 3" ieber gebilbeten ?;amilie pnben fic ba^er filier freunbli(6e Slufno^me. ntF" Sil« ffainilicn < Stn jeiBcn, Slcnfthottn« ("iUi«d)c,'S,»ohniiii(}5 Slnjclncit unb öhnltchc >}liiiianceii, bic bie iJcbütfiiiftc cincä ^ouShaltÄ bcttcffcii, niirb bic ^Ibonucutcnts Ciitttiiun für iaä Inufcnbc Oiinrtal b. a. >fij. ball in 3r. l^i<> Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. I>UninilerN Verlags- buflihandliinf; in Berlin erscheint; Einführung in die Kenntnis der Insekten von If. J. Kolbe, Kustos am Kuutgl .Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferun(i:en a 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦•>♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Liiisenstr. ö8. BERLIN NW. liUiseiistr. 58. ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ J und Geräthschaften im Gesamintg-eliiete der Naturwissenschaften. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦»♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Ferd. üümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abbildungen. gr. 8°. gell. Preis ß Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Ji BERLIN C, Niederlage eigener Giasliiittenwerlie und Dampfsclileifereien. Meelianisclie Werkstätten, Schriftiiialerei und Emaillir- Anstalt. Fabrik und Layer säinmtlicher Apparate, Gefässe uud Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogeu-Geschäfteii u. s. w. kt » LVI Natniwisscnschaftliche Wochenschrift. Nr. 2r,. 'i^^^^aj^*jJJA;*ja"^^^ w^j:':'j':^^ In Ferd. Oümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erseliien: Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo Cremei*, Bergreferendar. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Prof. Dr, H olzapf el, Dr. Karl Müller-Hallensis, Dr. F. Fax, Dr. H. Fotonie und Frof. Dr. W. Zopf. Mit I Portrait, 12 Ahbildiingcn, l Tafel und l Karte. 80 Seiten gr. 8". Preis 1,20 M.aik. =^= Zu liezielien durch alle Burliliiiudlungin. ^^=: ^^ -*-~"-^'^ -^ -*^-^ * ^ ^ ^ * * ^^■*- *--^ ■'-'^ In unserem Verlage erschien: fasteilige lojarittiniiscti-lrigononietrisclie Tafeln für die Decimalteilung des Quadranten. nebst Tafeln der Logarithmen der Zahlen, Antilogarithmen, Tafeln der Zahlenwerthe der trigonometrischen Funktionen, ausführlichen Quadrattafeln und Logarithmentafeln der Hyperhelfunktionen. Von Harry Gravelius. 64 Seiten fjf. 8". Preis (jeh. 1,50 Mark, eartonnlrt 1,80 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Ferd. Dllmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. f )^r-/~\'^ l In Ferd. Lümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein -verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft 1. (Separatalldrücke aus der „Naturwissenschaftlichen Wochenschrift") Heft 10 Uebei* den sogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. Schlegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prot Dl A Schubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepelin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapff. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittmann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. H. Potouie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. i Ueber Laubfärbungen von L. schnitten. Kny. Mit 7 Holz- 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friodr. Jordan. 13. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. i-'otonie. Mit 2 Tafeln. 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Creduer in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. 16. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bebber. Mit i Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf.. Heft 5—16 a 1 M. Dieser Nummer liegt ein Prospekt der Firma T. 0. Weigel Nachf. in Leipzig, lietredeud: Olaser, Tasi-lieiiwurtcrbucli für Botaniker bei. Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW, 12, Zimmerstr. 94. Vir. Band. Sonntag, den 3. Juli 1892. Nr. 27. Abonnement: Mau abonnirt bei allen Uuehhandlungen unil Post- ir Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3. - Gjp sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Sigm. Exner's Untersuchungen über die Physiologie der facettirten Augen von Krebsen und Insekten. ' Dai-gestellt von Dr. Sigm. Fuchs. Im Jahre 18'2G hatte Johannes Müller in seinem berühmten Buche „Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes" eine Theorie über die Art der Funktion des lusektenauges aufgestellt, welche von ihm selbst als die „Theorie des musivischen Sehens" bezeichnet worden ist. Im ersten Abschnitte dieses Werkes erörtert Müller, indem er als Grundbedingung des deutlichen Sehens die Sonderung des von verschiedenen Theilen des Sehobjectes ausgehenden Lichtes auf den zur Lichtempfindung be- stimmten Theilen statuirt, zunächst die zwei theoretisch denkbaren Möglichkeiten, nach denen die Natur diese beiden Bedingungen hätte erfüllen können. Die erste derselben, welche in der Thierreihe ausserordentlich ver- breitet ist, besteht darin, dass vor der concaven licht- empfindlichen Netzhaut annähernd kugelig gekrümmte, nach Art von Linsen wirkende Medien eingeschaltet sind, welche ein deutliches Bild der einzelnen Objectpunkte auf der peripheren Endausbreitung des lichtenipfindlicheu Apparates entwerfen. Diese Form des Sehorganes ist verwirklicht in den sog. einfachen Augen der Spinnen, Scorpione und , Insekten, bei welchen die einzelnen Be- standtheile, ihrer Function entsprechend, eine wesentlich analoge Form und Anordnung aufweisen, wie es von den Augen der Wirbelthiere und gewisser Weichthiere (Ce- phalopoden) schon längst bekannt war. Die andere Mög- lichkeit bedarf nach Müller zur getrennten Wahrnehmung getrennter Lichtstrahlen keiner sammelnden Medien. „Es ist begreiflich", sagt er, „dass auf einer Fläche auch ein Bild entstehen könne, indem dasjenigcLicht, welches senkrecht auf die empfindende Fläche einfällt, an dieser Stelle nur allein zugelassen wird, alles andere Licht aber, welches von demselben Punkte ausgeht und unter anderen Winkeln in näheren oder ferneren Kreisen auf die empfindende Fläche fallen kann, intereipirt wird. Wenn nun auf dieser Netz- haut von jedem Punkte des Objectes nur das senkrecht einfallende Licht sich darstellt, wie immer dies bewirkt werden mag, so muss das Bild des Gegenstandes zwar undeutlich, aber doch in den natürlichen Verhältnissen der Räumlichkeit verwirklicht werden. Auch wird einge- sehen, dass eine solche Netzhaut nicht in gerader Ebene ausgebreitet sein dürfe, als welche nämlich nur von den wenigsten und kleinsten Gegenständen senkrechte Licht- strahlen aufnehmen könnte, dass die empfindende Fläche eines Sehorganes dieser zweiten Art nothwendig kugelig sein müsse, sodass die Radien der Kugel auch denjenigen Theilen der äusseren Gegenstände entsprechen, welche in der Richtung jener Radien liegen ..... „Es käme nur auf ein Organ an, welches, vor der kugeligen Netzhaut gelegen, diese Sonderuug [der Lichtstrahlen] genau be- wirken könnte." Dies ist in wesentlichen Zügen die MüUer'schc Theorie vom musivischen Sehen und dem auf- rechten Netzhautbilde. Die Möghehkeit, dass ein solcher Art deutlich sehendes Auge sollte existiren können, ist wohl ausser Zweifel, und zu einer Zeit als das Vertrauen auf das wirkliche Vorkommen eines solchen schon sehr geschwunden war, haben v. Helmhol tz und du Bois- Reymond die Originalität dieses Gedankens hervorge- hoben. Müller selbst jedoch — und hierin liegt der Schwerpunkt seiner anatomischen Untersuchungen — wollte diese Art des Auges auch verwirklicht finden in den zusannnengesetzten Augen der Insekten und Krebse. Und in der That lagen die morphologischen Befunde hierfür sehr günstig. Das erste Postulat jener Theorie, die kugelige Retina, war in allen Fällen vorhanden; ebenso war es nicht schwierig, nachzuweisen, dass die lichtem- pfindlichen Einheiten der Netzhaut, die pigmcntirten Eudi- gungen des Sehnerven, vom Eintritte desselben in das Auge an radiär auseiuanderstrahlen, um je eins sich einer 266 Naturwissenscbaftliclie ■Wocbcnsclirift. Nr. 27. Facette zu iiäheru. Als das Organ schliesslich, das, „vor der Netzbaut gelegen, die Sonderung des Lichtes ge- nau bewirken könnte," erkannte Müller die durebsichtigen, zwischen Cornea und Sehncrvenendigung gelegenen, von einem Pignwntmantcl umhüllten Krystallkegel, welche an Zahl den Corneafacctten entsprechen. Ihre functionelle Bedeutung besteht nach Müller darin, dass jeder dieser um eine convexe Nervenniasse peripherisch gestellten Kegel nur dasjenige Licht zu den Fasern des Sehnerven zulässt, mit welchen er an seiner Spitze verbunden ist, was unmittelbar durch die Axe des Kegels einfällt. „Alles andere, von demselben Punkte ausgehende, auf die llorn- haut schief auflallende Licht wird nicht die untere Extre- mität des Kegels erreichen und desshalb nicht zur Pcr- ception an anderen Fasern der Sehnerven kommen ; es wird schief einfallend von den mit Pigment bekleideten Wänden der nur in der Axe durchsichtigen Kegel absor- birt werden." Die einzelnen convexen Cornealfacetten werden natürlich die auftallenden Lichtstrahlen in ent- sjjrechender Weise ablenken. Müller hatte schon den Gedanken erwogen, ob diese letzteren in Gemeinschaft mit den Krystalkegeln nicht dazu dienen sollten, ein diop- trisches Bild zu entwerfen, ihn jedoch — allerdings auf eine physikalisch nicht ganz klare Betrachtung hin — wieder fallen lassen. Gruel und vor allem Gott sehe haben den Anstoss dazu gegeben, dass die Müller'sche Theorie völlig verlassen wurde, ja fast in Vergessenheit gerieth. Der letztere veröffentlichte im Jahre 1852 eine kleine Abhandlung: „Beitrag zur Anatomie und Physio- logie des Auges der Fliegen und Krebse," in welcher er neben Beobachtungen über die Anatomie des zusammen- gesetzten Auges auch einen Versuch mittheilt, der bis in die neuesteZeit als ein unwiderlegliches Argument gegen die Müller'sche Theorie gegolten hat. Er zeigte nämlich, was übrigens vorher schon Leeuwenhoek, dann Baker, Brants und Gruel gewusst hatten, dass, wenn man ein Fliegenauge unter das Miskroskop legt, jede Facette des- selben unter passenden Umständen ein verkehrtes Bildchen eines äusseren Objektes entwirft. Während aber seine Vorgänger dieses verkehrte Bildchen an der gereinigten Cornea ohne Krystallkegel demonstrirt hatten, schien das Gottsche'sche Experiment zu erweisen, dass ein ver- kehrtes Bildchen trotz der Krystalkegel hinter denselben entstehe. Damit schien die Müller'sche Theorie end- gültig widerlegt zu sein, und Max Schnitze hielt sich für berechtigt, 1868 in seinen „Untersuchungen über das zusammengesetzte Auge der Krebse und Insekten" zu sagen: „Die physikalisch nicht haltbare Theorie von dem musivischen aufrechten Bilde im Auge der Insecten ist denn auch durch das Experiment widerlegt." Erst neun- zehn Jahre nach Gottsche's Arbeit mahnte Fr. Boll, angeregt durch die Beobachtung, dass auch die Stäbchen der Tritonenretina verkehrte Bildeben entwerfen, zur Müll er 'sehen Theorie zurückzukehren. Die Jahre 1874 — 1879 bedeuteten einen Wendepunkt in der Geschichte dieser Frage, die Rückkehr zur Müller'sehen Theorie vom aufrechten Netzhautbilde, allerdings mit mancherlei Moditicationen. Von morplio- logischen Studien ausgehend ist Grenaeher, von phy- siologischen Sigm. Exner für dieselbe eingetreten. Gre- naeher war auf Griuid seiner ausgedehnten und erfolg- reichen Untersuchungen über die einfachen und zusammen- gesetzten Augen einer grossen Anzahl niederer Thiere, und insbesondere durch seine grundlegenden Erfahrungen über den nervösen, der Netzhaut entsprechenden Antbeil derselben zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Theorie von dem Einzelbildchen unhaltbar sei, dass selbst im Falle des Vorbandenseins solcher Bildchen die Netzbaut fehlen würde, welche zur phj'siologischen Verwerthung derselben nötbig wäre, und dass die anatomischen Ver- hältnisse durchaus für die Müller'sche Theorie sjirächen. Seine Studien hat er in zwei kleinereu Mittheilungen, ausführlich aber in seinem grossen Werke „Untersuchungen über das Sehorgan der Arthropoden" veröfl'entlieht. Signi. Exner bat in seiner Abhandlung: „Ueber das Sehen von Bewegungen und die Theorie des zusammenge- setzten Auges" seine eingelicndcn Studien über das Auge unseres gewöhnlichen Scbwimmkäfers (Hydroi)bilus piceus) publicirt. Er konnte zeigen, dass bei diesem Thiere das Gottsche'sche Bildchen zwar sehr schön zu sehen ist, wenn man so verfährt wie dieser Autor, dass dieses Bild- chen aber im Leben nicht zu Stande konunen kann, dass überhaupt unmöglich ein Bildchen da liegen kann, wo es nach jener Theorie liegen müsste, um percipirt zu werden. Ferner zeigte er, da.ss der dioptrische Apparat des Fa- cettengliedes (so nennt er Cornea und Krystallkegel) seine Bedeutung darin hat, dass er die näberuugsweise in der Richtung der Axe desselben einfallenden Strahlen, theils durch Brechung, theils durch Reflexion bis an die Spitze des Krystallkegels leitet, wo sie dann in viel intensiverer Weise das Nervenelenient zu reizen vermögen, als wenn dieser Apparat fehlte. Durch einwurfsfreie Versuche hat Exner die Coneentration der Strahlen an der Spitze der Krystallkegel von Lampyris splendidula mit aller Be- stimmtheit nachgewiesen; nur konmit sie nicht, wie Müller meinte, durch Brechung an der Corueafläche, sondern, wie Exner in seiner ersten Arbeit glaubte, durch totale Reflexion an der Mantelfläche des Krystall- kegels zu Stande. In Consequenz seiner Untersuchungen hatte Exner auch darauf hingewiesen, dass die Resultate seiner dioptrischen Untersuchung des luscctenauges ge- eignet sind, den Schlüssel zu der Erfabrungsthatsache zu geben, dass diese Thiere ihre Freunde und Feinde viel- mehr durch deren Bewegungen, als durch deren Gestalt erkennen. Dies war der Stand der Untersuchungen über die Dioptrik der zusammengesetzten Augen liis zum Jahre 1889. Wieder war es Sigm. Exner, der die ihrer end- gültigen Liisung harrenden Fragen aufs Neue in Angriff nahm und auf Grund einer Reihe von optischen Vorar- beiten, die er seither erledigt hatte, in seiner bahn- brechenden Arbeit „Das Netzbautbild des Insectenauges" in umfassender erfolgreichster Weise beantwortete. Damit war die Müller'sche Theorie in völlig strenger Form erwiesen und weiter ausgebaut. In den nun folgenden Jahreu hat Exner seine Untersuchungen auf eine grosse Reihe anderer Insecten und besonders auch mariner Kruster au.sgedehnt, und die Ergebnisse derselben, die eine Fülle neuer Thatsaehen boten, in seinem i)rachtvoll ausgestatteten Werke: Die Physiologie der facettirten Augen von Krebsen und Insecten" (Wien 1891, nieder- gelegt. Die Functionsweise eines Auges ist durch das Zu- sammenwirken zweier Apparate characterisirt, des diop- trischen (lichtbrechenden) und des lichtempfindlichen. Während es im diuptrischen Apparate des Wirbelthier- auges wenigstens annähernd kugelig gekrümmte brechende Flächen sind, welche die einfallenden Lichtstrahlen der Netzhaut zuleiten, ist in den Aufbau dieses Apparates im Faeetteuauge ein Gebilde einbezogen, welches sich in vielerlei Beziehungen ähulichwie eine Linse verhält, und von Exner als Linse ncylinder bezeichnet worden ist. Es sind dies geschichtete Cylinder, deren Breebungsindex von der Cylinderachse gegen die Mantelfläche zu continuirlich abnimmt. Sei (Fig. 1) alcd ein Cylinder, dessen Bre- chungsindex in der Achse .i// ein Maximum hat, und nach dem Mantel stetig abnimmt. Die beiden Grundflächen ac und hd seien ebene, auf der Achse senkrecht stehende Nr. 27. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 267 Flächen, xm ein Lichtstrahl; nach seinem Eintritte in den Cylinder passirt derselbe Trennungstlächcn zwischen Schichten von abnehmendem Brechungsindex ?«; an jeder zum Einfallslotii einen stetig ab- dieser Flächen, z. B. «'/*^ wird er also (■pq) gebroclien, so dass seine Richtung- nehmenden Winkel mit der Achse einscidiesst, endlich wird der Win- kel Null, dann negativ. Da der Strahl jetzt aus optisch dünneren in optisch dichtere Schichten eintritt, wird er vom Einfallsloth (p'q^) gebrochen und ,1'igur schneidet so wieder die Achse in >/. Der Symmetrie | wegen werden alle von X unter demselben Winkel ausgehenden Strahlen welche unter einem anderen Winkel von x ausgehend, sich in // treffen. Es fragt sich weiter, ob aucli Strahlen, den Cylinder treffen, in ij vereinigt werden. Werden nur die Centralstrahlen berücksicht, wie das bei den gewöhn- lichen Linsenberechnungen aucli der Fall ist, so ist dies thatsächiich der Fall; sollen aber auch die Kaiulstrahlen in y vereinigt werden, dann nniss der Bercclnnuigsiiidex jeder Schicht eine ganz l)estimmte Function der Entfernung dieser Schicht von der Achse sein. Für das Insectenauge kommen hauptsächlich zwei Längen eines Linsencylinders in Betracht, erstens jene, bei welcher sein Brennpunkt näherungsweise in der hinteren Fläche liegt, und zweitens jene, bei welcher er in der Mitte des Cylinders gelegen ist. Für die erste Art des Linsencylinders ergibt Rechnung und Construction, dass nach der Brechung alle Hauptstrahlen parallel der Achse des Cylinders verlaufen, ein Linsencylindcr der zweiten Art bildet ein astronomisches, nicht vergrösserndes Fern- rohr, welches auf die unendliche Entfernung eingestellt ist ; den optischen Effect eines solchen Linsencylinders der zweiten Art kann nmn in der Hauptsache durch die Cominnation zweier gleich starker Convexlinsen nachaiimcn, welche um iiire doppelte Brennweite von einander ent- fernt sind. Im Facettenauge sind diese beiden einfachsten Formen der Linsencylindcr wohl innner mit kugelig gc- krünnnten Flächen combinirt. Die zusanuncngesetzten Augen lassen sich nach den Ergebnissen Exner's ihrer optischen Wirkung nach in drei Typen thcilen; alle entwerfen ein aufrechtes Netzhaut- bild, aber in verschiedener Weise. Zwei dieser Typen wirken dioptriscli, einer hauptsächlich katoptrisch. Die Netzhautbilder der beiden ersten Typen werden von Exner als Appositionsbild und als Superpositionsbild unterschieden. Das Studium des optischen Verhaltens eines Auges wird dadurch wesentlich erleichtert, dass sein dio|)trischer Apparat ein Ganzes darstellt; dies ist für die beiden genannten Typen vor allem einmal der Fall für das Auge eines Krebses (Limulus Polyphemus, Schwert- schwanz) und für das eines Insectes (Lampyris splendi- dula, Leuchtkäferehen). An ihnen hat Exner auch zu- nächst die dioijfrischcn Verhältnisse der beiden Augentypen eingehend untersucht. (Fortsetzung folgt.) Pflanzenphysiologische Beobachtungen. Von F. Schleichert. Pflanzenphysiologische Experimente mit Tro])ae- oluni majus und einigen anderen Pflanzen. IL Tropaeolum majus (die Kapuzinerkresse) ist eine Pflanze, welche sich zu pflanzenphysiologischen Experi- menten, besonders auch solchen, welche für den Schulunter- richt wichtig sind, gut eignet. Auf einige Versuche mit dieser Pflanze, die ich noch nicht in meiner „Anleitung zu bota- nisclicn Beobaclitungen und pflanzenphysiologischen Ex- perimenten", Langensalza 1891, angeführt habe, will ich hier etwas näher eingehen. Die Samen von Tropaeolum haben bedeutende Grösse und sind mit kräftig entwickelten Cotyledouen ausgestattet. Wir legen je drei oder vier dieser Samen in gute, feuchte und weiterhin auch immer mit genügenden Wassermengen zu versorgende Garten- erde ein, die sich in Blumentöpfen licflndet. Einige Töpfe werden ins Freie vor das Fenster gestellt. Die übrigen gelangen unter einen mit schwarzem Papier über- zogenen grossen Pappkasten. Die Keimung der Samen beginnt nach nicht gar lauger Zeit, aber die Dunkel- pflanzen einerseits und die Lichtpflnnzen andererseits ent- wickeln sich in sehr verschiedener ^\'eise. Diese Unter- schiede steigern sich innner mehr und mehr, bis nach Verlauf von etwa 4 Wochen Folgendes leicht festgestellt werden kann: Die Dunkel|)flanzen haben ausserordentlich lange, dünne, weissgefärbte Stengel producirt; diese Stengel wer- den der Hauptsache nach von dem über den Cotyledonen liegenden ersten Stengelgliede (dem epikotylen Gliede) gebildet, da das zweite Stengelglied überhaupt noch ver- hältnissmässig schwach entwickelt ist. Auch die Stiele der Blätter des ersten entwickelten Blattpaares sind sehr^ lang, während ihre Spreiten klein, gelbgefärbt und zu- sammengefaltet erseheinen. Die bei Liehtzutritt ausge- bildeten üntersuchungsobjecte besitzen grüne Stengel und Blätter; erstere sind verhältuissmässig kurz, während die völlig entfalteten Blätter bedeutende Dimensionen er- kennen lassen. Lichtmangel führt also hier, wie auch in vielen anderen Fällen zu einer Ueberverlängerung der Stengel- theile, während die Spreiten der Blätter, wenn die ganze Pflanze vom Licht abgeschlossen ist, sich nur kümmerlich entwickeln. Näheres zeigt die folgende Tabelle: Dunkcljiflanzo Lichtpflanze 350 mm 30 mm 120 „ 50 „ 8 „ 26 „ 7 „ 32 „ Länge des 1. Stengelgliedes Länge der Blattstiele . . . Länge der Blattsprcite . . Breite der Blattspreite . . . Bei der Cultur der Tropaenlumpflanzcn vor dem Fenster wird dem Beobachter aufgefallen sein, dass sich die jungen Stengel derselben dem Licht entgegenneigten, so dass ihre nach dem Zinnner zugekehrte Seite convex wurde. In der Tliat zeigen die Tropaeolumstcngel in ihrer Jugend ein stark positiv hcliotropisches Verhalten. Sie bewahren dies auch mit fortschreitender Entwickelung, wenn die auf sie einwirkende Lichtintensität nicht sehr gross ist, und man flndct daher, dass Tropaeolumpflanzcn, die z. B. im Zimmer in einiger Entfernung vom Fenster cultivirt werden, ihre Endknospen stets dem Lichte zu- wenden. Cultivirt man dagegen die Untcrsuchungsoltjecte im Freien vor einem Fenster und zwar im Sonnuer, so dass sie reclit stark beleuchtet werden, dann macht der positive Heliotropismus, der zunächst allerdings auch auf- 268 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 27. getreten ist, nach und nach dem negativen Heliotropisnius Platz. Die älteren und jüngeren Stengel biegen sich nach rückwärts dem Fenster zu. Ihre convexe Seite ist jetzt den einfallenden Lichtstrahlen zugewandt, und man sieht also hier den merkwürdigen Fall vor sich, dass ein und dasselbe Organ zu verschiedenen Zeiten seiner Entwicke- lung nicht gleichartig auf den Lichtreiz i'eagirt. Sachs, der in den Arbeiten des botanischen Instituts zu Würzburg Bd. II S. 271 mit besonderem Nachdruck auf die hier berührten Verhältnisse hingewiesen hat, be- tont auch schon, wie man es leicht beobachten kann, dass das negativ heliotropische Verhalten der Tropaeolumstengel noch deutlicher als in den hier angeführten Versuchen dann kenntlich ist, wenn die Pflanzen im Freien bei un- gehindertem Zutritt des Lichtes wachsen. Ihre Stengel legen sich dann völlig dem horizontalen Boden an, wo- durch ihre Blätter in eine sehr günstige Stelhmg den ein- fallenden Lichtstrahlen gegenüber gelangen. Pflanzentheile, die sich negativ heliotropisch verhalten, giebt es nicht gerade in grosser Zahl, und darum sei es hier gestattet, einen Fall anzuführen, in welchem dieser negative Heliotropismus besonders stark ist. Samen von Sinapis alba werden in feuchtgehaltenen Sägespänen im Dunkeln zur Keimung gebracht. Haben die Wurzeln und das hypocotyle Glied ungefähr 1 cm Länge erreicht, so werden die Untersuchungsobjecte aus den Sägespänen herausgenommen und gut abgespült. Die weitere Cultur der Pflanzen geschieht unter Benutzung weithalsiger, mit Wasser angefüllter Gläser von etwa 6 cm Höhe. Der Hals dieser Gläser ist mit weitmaschigem Strammin über- spannt. Jede einzelne Sinapispflanze wird nun an der Grenze zwischen der Wurzel und dem hypocotylen Glied mit etwas feuchter Watte umwickelt, um sie dann der- artig in die Oetfnungen des Strammins der erwähnten Gläser einzusetzen, dass die Wurzeln senkrecht in das Wasser eintauchen, während Hypocotyl und Cotyledonen in die Luft hineim-agen. Die Keimpflanzen werden nun einseitiger Beleuchtung ausgesetzt, indem man die Gläser in einen innen mit mattschwarzem Papier ausgeklebten Kasten einsetzt, dessen vordere Wand mit einem senk- rechten Spalt versehen ist. Die positiv heliotropischen Hypocotyle der Keimlinge krümmen sich den einfallenden Lichtstrahlen entgegen, während die wachsenden Wurzel- enden, da sie ein negativ heliotropisches Verhalten be- sitzen, sich vom Licht abwenden. Die den einfallenden Lichtstrahlen zugekehrte Seite der Wurzeln wird daher convex, die entgegengesetzte concav. III. Der Chlorophyllfarbstoff der meisten Pflanzen ent- steht, wie es allbekannt ist, (von seltenen Ausnahmen abgesehen), nicht im Dunkeln, sondern nur bei Licht- zutritt. W^erden normal grün gefärbte Pflanzen dem Ein- fluss des Lichtes wieder entzogen, indem man sie ins Dimkle stellt, so erfährt das Chlorophyll auch wieder eine Zersetzung und schliesslicli stirbt die Pflanze natürlich ab. Man kann dies sehr schön beobachten, wenn man Tropaeolumpflanzen als Untersuchungsmaterial benutzt. Ich cultivirte dieselben in Blumentöpfen, und als sie nach einigen Wochen kräftig herangewachsen waren und schön grüngefärbte Blätter entwickelt hatten, wurden einige Töpfe unter einen Pappkasten gestellt. Sie ver- weilten hier vom 9. bis 21. Juli. Immer deutlicher trat im Verlauf dieser Zeit die Chlorophyllzersetzung iLfjIge des Lichtmangels hervor, bis schliesslich alle Blätter, dem Absterben nahe, eine völlig gelbe Farbe angenommen hatten. Diese Erscheinung kommt offenbar dadurch zu Stande, dass der Protoplasmaköi-per und die protoplasma- tische Grundsubstanz der Chlorophyllkörner bei Lichtmangel infolge ungünstiger Ernährungsverhältnisse durchlässig für den sauren Zellsaft werden. Dieser dringt in die Chlo- rophyllkörner ein und ruft die Zersetzung des Farbstoffs hervor, eI)enso wie der Chlorophyllfarbstoff in alkoholischer Lösung sich auf Zusatz von sehr wenig Salzsäure oder einer anderen Säure gelb färbt. IV. Ich habe schon in meiner „Anleitung" S. 21 die Methode von Sachs näher besprochen, mit Hilfe welcher es gelingt, auf makroskopischem Wege die durch As- similation entstandene Stärke in grünen Blättern nach- zuweisen. Die abgeschnittenen Blätter werden 4 oder 5 Minuten lang in kochendes Wasser gelegt, um die Zellen zu tödten. Hierauf gelangen sie in heissen Alkohol, der in einer Schale auf dem AVasserbade vorsichtig erwärmt worden ist. Der Chlorophyllfarl)stoft' wird in vielen Fällen jetzt sehr schnell von dem Alkohol aufgenommen, und man kann die Blätter nunmehr der Jodprobe unterziehen. Man fügt zu destilürtem Wasser unter Umrühren so lange alkoholische Jodlösung hinzu, l)is die Flüssigkeit die Farl)e eines dunklen Bieres angenonnnen hat. In dieser Flüssig- keit färben sich die Blätter, je nachdem sie grössere oder geringere Stärkenieugen enthalten, schwärzlich bis tief- schwarz, Farbentöne, die besonders schön hervortreten, wenn man die Untersuchungsobjecte nachträglich in eine mit destillirtcm Wasser angefüllte Porzellanschale legt. Ist gar keine Stärke vorhanden, so nehmen die Blätter eine gelbe oder bräunliche Färbung an. Unter Benutzung von Tropaeolum können wir mit Hilfe der angegebenen Methode eine Reihe sehr leln-- reicher Versuche anstellen, und einige, welche ich aus- führte, sollen hier beschrieben werden. Dieselben sind übrigens zum Theil, zumal durch Sachs, schon bekannt. 1. In Töpfen cultivirte, einige Wochen alte, kräftige Tropaeoluniexemplare a wurden in einem Gewächshause bei hoher Sommertemperatur an das Fenster gestellt, andere Exemplare b gelangten unter einen Pappkasten ins Dunkle. Nach 36 Stunden wurden nachmittags den Untersuchungsobjecten einige Blätter entnommen, um sie in der oben angegebenen Weise zu töten, mit Alkohol zu extraliiren und in Jodlösung zu bringen. Die Blätter von a enthielten sehr viel Stärke. Die Spreiten der Blätter von b waren völlig stärkefrei, nur die Blattstiele ent- hielten wenig Stärke, ihre oberen Theile färbten sich schwach violett. Im Dunkeln wird also in den Blättern keine Stärke gebildet, und dasjenige Amylum, welches bereits in ihnen vorhanden ist, wandert aus und erfährt im Stoff"wechsel einen Verbrauch. 2. Diejenigen Pflanzen, welche im vorigen Versuch .36 Stunden im Dunkeln verweilt hatten, wurden nach- mittags, als ihnen einige Blätter entnonnuen worden waren, an das Licht gestellt. Der eine Topf gelangte ins Freie und wurde intensiv beleuchtet; den anderen Topf stellte ich an die Rückwand des Gewächshauses, wo die Pflanzen nur sehr schwaches Licht empfingen. Nach 30 Stunden gelangten einige l^lätter zur Untersuchung. Es zeigte sich, dass die stark beleuchtet gewesenen Pflan- zen reichliche Stärkemengen gebildet hatten, während bei der sehr schwachen Beleuchtung gar keine Stärke pro- ducirt worden war. Die Stärkebddung ist also in hohem Grade abhängig von der Intensität des Lichtes. 3. Am Abend eines heissen Sonnnertages wurden im Freien wachsenden Tropaeolumpflanzen einige Blätter entnommen. Stärke war reichlich in denselben vorhanden. Am anderen Morgen S'/a Uhr, nach einer warmen Nacht, wurden von derselben Pflanze wieder einige Blätter ab- Nr. 27. Naturwissenschaftlicbe Wochenschrift. 269 gesehuitteu; Stärke war nur in den Blattstielen und tlen Nerven der Spreite nachzuweisen. Das am Tage ge- bildete Ani3'luni wandert also in der Xacht aus den Blät- tern aus, um im Ernährungsprocess der Tflanze verwerthet zu werden. Das Parenchym in der Nähe der Gefäss- bündel dient als Leitungsbahn der Stärke. 4. Tropacolurapflanzeu wurden im Gewächshause an einem Fenster cultivirt. Naehdem die üntersuchungs- objecte erhebliehe Grösse erreieht hatten und einige Wochen alt waren, hatten sich die Spreiten der Blätter parallel zu den Fensterscheiben gestellt, so dass sie rechtwinklig von den Sonnenstrahlen getroffen werden konnten. Einige dieser Blätter wurden durch Anliinden an kleine Stäbe derartig gerichtet, dass ihre Spreiten horiz(nital, also rechtwinklig zu den Fensterscheiben standen. Nach 36 Stunden gelangten am Nachmittage sowohl normal gerichtete (a) als auch künstlich in abnorme Läge ge- brachte Blätter (b) zur Untersuchung auf Stärkegehalt. Es ergab sich nach dem Auskochen in Wasser und Al- kohol, dass die Blätter von a in der Jodlösung sehr viel Stärke erkennen Hessen, während die Blätter von b weit weniger stärkereich waren. Man sieht also, wie gross die Bedeutung der normalen Lage der Blätter zu den einfallenden Lichtstrahlen, die auf verschiedenem Wege, besonders durch Heliotropismus, erzielt wird, für die Er- nährung der Pflanzen ist. Mathematische Spielereien in kritischer und historischer Beleuchtung. Von Prof. Dr. IL Aufgaben der erschwerten Ucberfahrt. Wer hat nicht schon als Knabe von der Aufgabe ge- hört, einen Wolf, eine Ziege und einen Kohlkopf über einen Fluss in einem Boote überzusetzen, dass ausser für den Fährmann nur noch für den Wolf allein, für die Ziege allein oder für den Kohlkopf allein Platz hat, wo- bei vermieden werden soll, dass der Wolf die Ziege oder die Ziege den Ivohlkopf frisst, was bei Abwesenheit des Fährmanns zu befurchten steht? Die Lösung besteht natürlich darin, dass der Fährmann zuerst die Ziege über- fährt, weil der Wolf den Kohlkopf nicht frisst. Darauf wird der Kohlkopf geholt und bei der Rückfahrt die Ziege wieder nach dem ersten Ufer transportirt. Nun lässt der Fährmann die Ziege auf dem ersten Ufer allein und fährt den Wolf über, der sich nun ärgert, wieder von der Ziege getrennt zu sein und auf dem zweiten Ufer nichts weiter als den Kohlkopf vorzufinden. Endlich fährt der Fähr- mann noch die Ziege hinüber, so dass im Ganzen vier Hin- und Rückfahrten erforderlich sind. Natürlich konnte bei der zweiten Hinfahrt statt des Kohlkopfes auch der Wolf übergesetzt werden, und bei der dritten Hinfahrt dann umgekehrt. Diese schon aus dem Alterthum stammende Aufgabe wurde von Gaspar Bachet, Sieur de Meziriac, einem im Anfang des 17. Jahrhunderts lebenden Mathematiker, wie- der an das Tageslicht gezogen und durch verschiedene ähnliche Aufgaben ergänzt, die sich auch auf eine Ucber- fahrt unter erschwerenden Bedingungen beziehen, und die vermuthlich auch aus älterer Zeit stammen. Die leichteste von diesen Aufgaben ist folgende: „Eine Corporalschaft Soldaten soll einen Fluss über- schreiten. Eine Brücke ist nicht vorhanden und Schwim- men ist zu gefährlich. Nur ein kleines Boot ist vorhanden, in welchem zwei Knaben sich belustigen. Dieses Boot kann wohl die l)eiden Knaben tragen, ist aber nicht im Stande, mehr als einen Soldaten zu tragen. Wie ist die Ucberfahrt zu bewerkstelligen'?" Die Lösung ist folgende: Zuerst fahren die beiden Knaben über, der eine bleibt auf dem zweiten Ufer und der andere fährt zum ersten Ufer zurück. Darauf fäiirt ein Soldat übei' und der auf dem zweiten Ufer zurückgebliel)cne Knabe fährt das Boot zurück. So gelingt es, durch zwei Hin- und Rückfahrten einen einzigen Soldaten überzusetzen. Dasselbe Manöver ist nun für jeden Soldaten der Corporalschaft zu wieder- holen. Es sind also doppelt so viel Hinfahrten erforder- i lieh, wie Soldaten überzusetzen waren. Schwerer schon i.st das Problem „der drei Herren und der drei Sclaven", das folgendermaassen lautet: „Ueber einen Fluss haben sich drei Herren und drei Sclaven in einem Boote überzusetzen, das II. Schub.'rt. keinen Fährmann hat und in dem nur für zwei Personen Platz ist. Da aber zu befürchten steht, dass die Sclaven jeden Moment, wo sie in grösserer Anzahl als die Herren zusammen sind, benutzen, um ihre Herren zu erschlagen, so dürfen weder am ersten noch am zweiten Ufer jemals mehr Sclaven als Herren da sein. Wie ist die Ucberfahrt einzurichten?" Dieses Problem lässt sich auf folgende Wei.se lösen: 1) Zwei Sclaven fahren über und einer von ihnen zurück. 2) Der zurückgekehrte Sclave fährt mit dem dritten Sclaven an das jenseitige Ufer und einer von ihnen kehrt zum ersten Ufer zurück. 3) Zwei Herren fahren über und einer von ihnen fährt zusammen mit einem Sclaven zurück. 4) Der zurückgekehrte Herr fährt mit dem dritten Herrn über, worauf der schon am zweiten Ufer betindliche Sclave zurückfährt. 5) Zwei von den drei nunmehr wieder am ersten Ufer befindlichen Sclaven fahren über und ein Sclave zurück. 6) Dieser Sclave fährt mit dem dritten Sclaven über. Es sind hiernach 6 Hinfahrten und 5 Rückfahrten erforderlich. In weniger Fahrten ist der Transport nicht möglich, wohl al)er in niannichfacher Weise in mehr Fahrten. Auch ist die angegebene Lösung, abgesehen von unwesentlichen Varianten, die einzige Lösung für die Miuimalzahl der Fahrten. Der besseren Uebersicht wegen stellen wir die Anzahl der nach jeder Ucberfahrt am zweiten Ufer befindlichen Herren und Sclaven zusanunen, indem wir Herren durch „H", Sclaven durch „S" ab- kürzen: 1) 2 S. 2) 3 S. 3) 2 H, 2 S. 4) 3 H, 1 S. 5) 3 H, 2 S. 6) 3 H, 3 S. Eine amüsante IModification dieser Aufgabe, welche die Schwierigkeit derselben nur scheinbar erhöht, ist das „Problem der drei eifersüchtigen Ehepaare". Das- sell)e findet sich schon bei dem in der Mitte des 16. Jahr- hunderts lebenden italienischen Mathematiker Tartalea, demselben, der durch die Lösung der kubischen Glei- chungen und die Aufstellung der nach Cardano genannten Formel Ijcrühmt geworden ist. Das Problem der drei eifersüchtigen Ehe})aare lässt sich etwa so aussprechen: „Drei Ehepaare haben sich über einen Fluss ver- mittelst eines Bootes überzusetzen, das keinen Fährmann hat und nur für zwei Personen Platz hat. Auch die Damen können sowohl allein überfahren, wie auch allein auf einem Ufer bleiben. Die Eifersucht treibt aber zu dem Abkommen, dass weder auf dem ersten, noch auf dem 270 Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. Nr. 21. zweiten Ufer, geschweige denn im Boote, eine Frau sich in der Gesellschaft eines oder zweier Männer befinden darf, wenn ihr eigener Gatte nicht gleichfalls anwesend ist. Ja, die Eifersucht geht so weit, dass eine Frau ohne ihren Gatten auch nicht einmal mit einem Ehepaare zu- sammen sein darf, so dass also auch niemals mehr Frauen als Männer zusammen sein können. Wie ist die üeber- fahrt zu bewerkstelligen V" Um empirisch auf die man aus einem Kartenspiel König und die Dame und Dame derselben Karten^ manchen Mühen wird der finden: Zwei Frauen fahren über. Eine Frau fährt zurück und Eine von den drei nunmehr befindlichen Frauen fährt zurück und bleibt mit ihrem Gatten am diesseitigen Ufer, während die beiden andern Männer überfahren und am andern Ufer ihre Frauen treffen. Ein Ehepaar fährt zurück, von dem die Gattin Lösung Lösung zu kommen, benutze von Picjue, Treff', Coeur den betrachte immer König und attung als ein Ehepaar. Nach Leser dann folgende geduldii :'C 1) 2) 2) 4) holt die dritte. am jenseitigen Ufer 5) 6) von am diesseitigen Ufer bleibt, während der Gatte mit dem noch diesseits befindlichen Manne über- fährt. Die schon am jenseitigen Ufer befindliche Frau fährt zurück und holt die eine von den beiden noch am diesseitigen Ufer befindliclien Frauen. Von einer der beiden schon jenseits befindlichen Frauen wird die dritte hinübergeliolt. In weniger als 6 Hinfahrten und 5 Rückfahrten ist die Ueberfahrt nicht möglich zu machen. Die angegebene Lösung, die derjenigen der vorigen Aufgabe ganz analog ist, lässt sich, wenn man die drei Gatten mit A, B, C und ihre Gattinneu beziehungsweise mit a, b, c bezeichnet, und wenn man immer nur die nach jeder Ueberfahrt am jenseitigen Ufer vorhandenen Personen angiebt, in fol- gender Weise übersichtlich darstellen: 1) a, b. 2) a, b, c. 3) a, b, A, B. 4) a, A, B, C. 5) a, b, A, B, C. 6) a, b, c, A, B, C. Die vorstehende Lösung dieser alten Aufgabe ist uns auch durch lateinische Verse überliefert, welche foigendcr- maassen lauten: It duplex inulier, redit una, veliitque maneutem; Itque una, utuntur tunc duo puppe viri. Par vadit et redount b!ni; mulieique sororem Advehit: ad propriam sine maritis abit. Von den beiden Erweiterungen, welche dieses Problem erfahren liat, ist die leichter lösbare diejenige, in welcher n statt 3 Ehepaare überzusetzen sind und zugleich das Boot n — 1 Personen fasst. Bemerkenswert!] ist, dass für jj := 4 fünf Hinfahrten und vier Rückfahrten, für n > 4 nur vier Hinfahrten und drei Rückfahrten erforder- lich sind. Wir überlassen dem Leser die Behandlung der 4 eifersüchtigen Ehepaare und geben hier nur die Lösung des Falls n = 5, bei welclicm also zu beachten ist, dass das Boot vier Personen fasst: 1) Zuerst setzen vier Frauen über. 2) Eine Frau kehrt zurück, um die fünfte zu liolen. 3) Eine Frau kehrt nochmals zurück, Ijleibt am dies- seitigen Ufer mit ihrem Gatten, während die übrigen vier Männer übersetzen. 4) Ein Ehepaar kehrt zurück und holt das nocli am diesseitigen Ufer befindliche Ehepaar. Die zweite Erweiterung des Problems hält daran fest, dass das Boot nur zwei Personen fasst, und verlangt die Ueberfuhrung von vier Ehepaaren. Bachet de Meziriac erkannte zuerst, dass das so erweiterte Problem in dieser Form unlösbar sei. Man erkennt dies leicht, wenn man folgendes bedenkt. Jede Hinfahrt und darauf folgende Rückfaint kann die Anzahl der jenseits befindlichen Per- sonen nur um eine einzige vermehren. Folglich muss es einmal vorkommen, dass am jenseitigen Ufer fünf Per- sonen sind, falls das Problem überhaupt lösbar sein sollte. Unter diesen fünf Personen können höeiistens zwei Frauen sein, da ja sonst die Frauen in der Majorität wären, was mit den Bedingungen des Problems nicht im Einklang stünde. Damit aber wäre unumstösslich verbunden, dass gleichzeitig am diesseitigen Ufer entweder zwei Frauen und ein Mann oder drei Frauen sein mttssten. Ersteres ist unmöglich, weil mehr Frauen als Männer wären, was nicht gestattet ist. Aber auch das letztere ist unmöglich, weil, wenn zuletzt zwei Männer übergefaliren wären, vor- her auf dem diesseitigen Ufer zwei Jlänner und drei Flauen zusammen gewesen wären, was unstatthaft sein soll, und weil, wenn zuletzt ein Mann und eine Frau über- gefahren wäre, ein Mann und vier Frauen vereint ge- wesen sein müssten, was ebenso wenig erlaubt sein soll. So lässt sich aber erkennen, dass die Ueberfuhrung von vier Ehepaaren in einem Boote, das nur zwei Personen fasst, unter den angegel)enen erschwerenden Bedingungen unmöglich ist. Wohl aber ist der Transport dann immer möglich, wenn man gestattet, dass auf einer inmitten des Flusses gelegenen Insel Aufenthalt genommen wird. Fügt mau diese erleichternde Modification hinzu, so ist der Transport sogar von beliebig vielen Ehepaaren in einem nur zwei Personen fassenden Boote stets ausführbar, wenn man aucii die erschwerende Bedingung iiinzufügt, dass weder an einem Ufer, noch auf der Insel, noch im Boote eine Frau in der Gesellschaft eines oder mehrerer Männer sein darf, wenn ihr eigener Gatte nicht zugleich anwesend ist. Auf diese geistreiche Modification des alten Problems der eifersüchtigen Ehepaare machte HerrCadet deFoutenay Herrn Lucas 1879 aufmerksam, und dieser behandelte dann das so abgeänderte Problem in seinen „Recreatious". Wenn man mit den grossen Buchstaben A, B, C, D die vier Ehemänner, und mit den kleinen Buchstaben a, b, c, d beziehungsweise ihre Gattinnen Itezeichnet, so lässt sich für die Zeitpunkte, wo das Boot eben die Insel erreicht hat, die Lösung in folgender Weise übersichtlich dar- stellen: Diesseits Insel Jenseits 1) A, B, C, D, c, d a, b, 2) A, B, C, D, d a, b, c 3) c, D, c, d A, B, a, b 4) c, D, c, d A, B, b a 5) c, D, c, d B, b A, a 6) B, C, D b, c, d A, a 7) D, d B, C, b, c A, a 8) D, d a, b, c A, B, C 9) D, d C, c. A, B, a, b 10) d C, D, c A, B, a, b 11) d b, c A, B, C, D, a 12) d c A, B, C, D, a, b 13) c, d A, B, C, D, a, b 14) A, B, C,D,a,b,c,d. (Wird fortgesetzt.) Nr. 27. Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. 271 Das Lanolin. Von Dr. I):i riiist iUl 1 1 Das „Lanolin", das im Jahre 1882 von Geh. Rath Professor Liebreich entdeeiit worden ist, ist ein KTirpcr, der trotz seiner iettartif;:en lieschaftenheit von Allem, was wir im gewöhn iiclien Sinne des Wortes mit „Fett" be- zeichnen, total verschieden ist. Der Körper ist \ou heller, fast weisser Farbe, er ent- hält circa 23 ", „ Wasser, ist gernchlos und giebt auf Pa- |)ier keinen Fettfleck. Das wasserfreie Lanolin ist im Stande, liis 200 "/„ Wasser aufzunehmen, die sich im Mörser aufs Leichteste in das Fett einreiben lassen, wäh- rend die anderen bekannten Fette Feinde des Wassers sind und nur äusserst schwierig und unter Anwendung bedeutender mechanischer Kraft bis höchstens lO^/o W^asser aufzunehmen im Stande sind. Bei dieser Operation des Wasscreinknetens, die Lieb- reich entdeckte und Lanolisiren genannt hat, verändert das Fett zusehends seine Farbe und geht in einen physi- kalisch von dem ursprünglichen Körper total verschiedenen Körper über. Chemisch unterscheidet sich das Lanolin von den bekannten Fetten namentlich dadurch, dass es nicht, wie diese, bei der Zersetzung in Fettsäuren und Glycerin zer- fällt, sondern, dass es an Stelle des Glycerius einen einato- migen Alkohol, das Cli(desterin enthält, das seit lange als Hauptbestandtheil der Gallensteine bekannt war und auch im Pflanzenreich sehr verbreitet ist, wo es sich unter An- derem in den Erbsen, im Weizen und im Roggen findet. Die Cholesterinfettsäureäther sind zuerst im Jahre 1860 .synthetisch durch mehrstündiges Erhitzen der Fett- säure mit Cholesterin auf 200 Grad von dem berühmten französischen Chemiker Berthelot dargestellt worden. Berthelot cliarakterisirte diese Substanzen als zwischen Wachs und Harz in der Mitte stehend und sprach schon damals die allerdings ganz unbewiesene Vermuthung aus, dass diese Cholesterinfette im thierischen Organismus eine Rolle spielten. Im Jahre 18ß8 wiesen dann Hartmann und Schulze nach, dass das Fett der Schafwolle vorzugsweise aus Cholesterinfetten bestehe. Auf letztere Untersuchungen namentlich stützte sich Professor Liebreich, als er sich die Aufgabe stellte, die Verbreitung der Cholesterinfette im Organismus zu studiren. Es kam ihm bei seiner Untersuchung eine von Pro- fessor Liebermann aufgefundene Reaktion sehr zu statten, die darin besteht, dass man eine geringe Menge Fett in Essigsäureanhydrid bist und etwas concentrirte Schwefel- säure zusetzt, wobei, wenn Cholesterinfett zugegen ist, die Flüssigkeit sieh erst rosenroth, dann blau und grün färbt. An der Hand dieser Reaktion gelang es Professor Liebreich, nachzuweisen, dass das Cholesterinfett in der That im thierischen Organisnms eine sehr grosse Ver- breitung hat und dass es stets in Verbindung mit der Keratin- (Hörn-) Substanz vorkonnut. Liebreich fand dies Fett in der menschlichen und thierischen Haut, in den menschlichen und thierischen Haaren, in den Federn und Schnäbeln der Vögel, im Fischbein, Schildi)att, den Hornspänen, den Stacheln des Igels und Stachelschweins, endlich im Huf und den „Ka- stanien" des Pferdes (platten, ovalen Hornwarzen, welche als rudimentäre Andeutungen von Zehen angesehen werden). Es gelang ihm durch seine Untersuchungen nachzu- weisen, dass das Cholesterinfett nicht von den Talgdrüsen der Haut abgesondert wird, sondern dass es im Keratin- gewebe der Haut selbst und mit diesem gebildet wird, und dass damit die schnelle Resorption dieses Fettes durch die Haut zusanmienbängt. Diese starke Resorptionsenergie des Cholestcrinfettes durch die Haut, die man leicht constatiren kann, wenn man eine kleine Probe des Lanolins auf der Haut zer- reibt, und die sich in eminenter Weise auch bei der thierischen Haut, resp. dem Leder, sowie bei jeder Horn- sulistanz, wie beispielsweise den Hufen des Pferdes zeigt, veranlasste Lieln-eich dieses Fett unter dem Namen „Lanolin" als Salbcngrundlage zu empfehlen. Bisher hatten als Salbengrundlagcn vor Allem die bekannten Glyeerinfette, Schweineschmalz, Hammeltalg und seit einigen Jahren auch die Mineralfette, wie Vaselin und Paraffin gedient. Die ersteren fing man bereits seit längerer Zeit mit Recht zu verlassen an, da sie leicht Neigung zum Ranzig- werden zeigen und dadurch häufig beim Einreiben auf die Haut reizend wirken, dann aber auch, weil sie ebenso- wenig wie Paraffin und Vaselin, die deswegen auch schon wieder zum Theil verlassen sind, fähig sind, von der Haut genügend resorbirt zu werden. Es geht aus den ärztlichen Berichten hervor, dass diese Resorption sehr willkommen gcheissen ist, weil viele Hautkrankheiten nicht nur auf der Oberfläche, sondern in tiefer liegenden Schichten der Haut sitzen, wie es ja bei der Erkrankung durch die Krätzmilbe bekannt ge- worden ist, da dieselbe sich von der Haut aus Gänge in die Tiefe bohrt. Gegenüber den erstgenannten Glyceriufetten wird das Lanolin, das sich nicht schon an der Luft zersetzt, sondern sieh erst beim langen Erhitzen mit den energischsten Spaltungsmitteln wie alkoholischem Kali in seine Bestand- theile trennt, eben infolge dieser schweren Zersetzbarkeit nie ranzig; es hat im Gegentheil die Eigenschaft, ihm zugesetzte Glyeerinfette vor dem Ranzigwerden zu be- wahren, es dringt mit Leichtigkeit in die Haut ein und hat vor Allem noch die Eigenschaft, durch seinen Wasser- gehalt kühlend auf die Haut einzuwirken und durch seine Verwandtschaft zum Wasser selbst an den Schleimhäuten zu haften, wo sonst Salben gar nicht zu verwenden sind. Wie medizinische und pharmaceutisehe Untersuchungen ergeben haben, sind diese kühlenden Eigenschaften der aus dem Lanolin hergestellten Salben zweckmässig zu verwerthen. Auch bei entzündlichen Hautkrankheiten haben Aerzte vielfach mit Erfolg Lanolin und seine Präparate verwandt. Die Geschmeidigkeit, die dem Lanolin im Vergleich mit dem Vaselin abgeht, wird durch Zusatz von ca. 20 "/q irgend eines Neutralfettcs, am besten v(m (tli\enöl, ge- geben, und da solche Gemische noch die gleiche Resorbir- barkeit wie das reine Lanolin zeigen, so war damit der Weg der Verwendung des Lanolins gegeben. In der That hat es im Laufe des letzten Jahres seinen Weg durch alle Kultursfaaten gemacht und sich allge- meine Beliebtheit erworben. Der Gang der Fabrikation ist in Kürze der Folgende: Als Rohmaterial ergiebt sieh von selbst das in grosser Menge als Abfallproduct der Wollspinnereien und Woll- wäschereien vorhandene ndie Wollfett. Diest's Produet, das nichts weniger als einladend aus- sieht und riecht, wird aus den Waschwässern der genannten Fabriken gewonnen. Diese durch Waschen der rohen Fettwolle mit Soda und Seife erhaltenen Wässer stellen eine Emulsion von 272 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 27. Wolltett dar. Setzt man Säure zu diesen Wässern zu, so wird die in denselben enthaltene Seife zersetzt, das Wollfett, das nur durch die Seife in Emulsion gehalten war, scheidet sich aus und steigt, gemischt mit den fetten Säuren der Seife, in käseartigeii Massen in die Höhe, die abfiltrirt, getrocknet und einer heissen Pressung unter- worfen werden. Das resultirendc rohe WoUlett stellt ein Gemenge von Cholesterinfett mit fetten Säuren dar, die bis zu 40 % der Masse ausmachen. Schon im Alterthume hat man dies rohe Fett auf eine umständliclie, von Dioscorides in seiner materia me- dica beschriebene Weise gewonnen und es unter dem Namen Oesj'pum trotz seines üblen Geruchs als Heilmittel benutzt. Dioscorides rühmt seine Wirksamkeit gegen Ge- schwüre und Hautausschläge, gegen Entzündung der Augenwinkel, gegen Flechtenbildung, sowie gegen ange- schwollene Backen und Ausfallen der Wimpern. Auch als Salb- und Schönheitsmittel und insbesondere auch zum Vertreiben der Runzeln wurde es vielfach be- nutzt und als solches von \neleu griechischen und rö- mischen Schriftstellern, wie Herodot, Horaz, Ovid erwähnt. Aristophanes erwähnt seiner als Wundsallie, indem er in Vers 1159 der „Acharner" den Diener des ver- wundeten Lamachos nach Leinwand, Heftpflaster imd nach Oesypum rufen lässt. Einige Stellen aus Ovid sind so charakteristisch, da.ss dieselben Erwähnung verdienen. In Buch 3 der „Ars aniatoria" spricht Ovid von den von römischen Damen angewandten Schönheitsmitteln, tadelt den Gebrauch der Schminke und fährt dann fort : „Was soll ich nun von dem Geruch des Oesj^- pum sagen. Denn unangenehm duftet es uns ent- gegen, wenn schon es aus Athen kommt, wo man es aus dem Vliess ungewaschenerSchaafegewinnt." In Vers 354 u. f. der „Remedia amoris" beschreibt Ovid einen Besuch bei einer römischen Schönen. „Du kannst sie, der Anstand erlaubt es ja, be- suchen, wenn sie ihre Kosmetica bereitet und sich das Gesicht schminkt. Du wirst bei ihr Pomadentöpfe in tausend Farben finden und sehen, wie sie sich den Busen über und über mit Oesypum salbt. Beim Geruch dieses Salb- mittels möchte man glauben, bei Deinem Gast- mahl o Phineus,*) zu sein. Oft genug hat sein Geruch mir den Appetit verdorben." Aber trotz dieses üblen Geruchs spielte noch durch das ganze Mittelalter das Oesypum eine grosse Rolle in der Medicin und fand sich bis ins 16. Jahrhundert noch in *) Phineus, ein König der Thracier, den, weil er. seine Söhne geblendet hatte, auf Befehl der Götter die IJarpvien peinigten, indem sie, so oft er speisen wollte, herbeittogen, ihm einen Theil der Speisen raubten und den Rest besudelten. allen Piiarniakopoecn, bis es endlich seines Geruches hall)cr aufgegeben wurde. Die Hauptaufgabe besteht nun darin, diesen Geruch wegzuschaft'cn, dann aber auch darin, das Fett von dem Schmutz, dem hässliclien braunen Farbstotf und vor Allem von den freien Fettsäuren, die auch das Oesypum verun- reinigt hatten, zu befreien. Zur P^utfernung der Farbstoffe und des Geruchs wird das Fett zuerst einem Oxydationsprocess unterworfen und dann in der Wärme vermittelst wässeriger Alkalien, die die Fettsäuren verseifen, in eine dem Wollwaschwasser analoge Emulsion übergeführt, die nach ihrem Aus- sehen und ihrer Achnlichkeit mit der Kuhmilch „Woll- fettmilch" genannt wird. Diese WoUfettmilch wird heiss der Centrifugirung unterworfen. Durch melirfaches Uiüsclnnelzen und Aus- waschen wird ein gereinigtes AVoHfett erhalten, das mit Wasser in Lanolin übergeführt wird. Das so gewonnene Lanolin wird dann durch einen Extractions-Process mit Aceton weiter gereinigt, und so ein fast weisses und ab- solut geruchloses Product erhalten. Es wird von Hy- gienikeru angenommen, dass das Rauliwerden der Haut, der Frost, die Röthe, die Anschwellungen der Haut, dass ferner die Sehinnbildung auf dem Haarboden darauf be- ruhen, dass die Hornsubstanz die ihr durch das Epithel- fett gegebene Geschmeidigkeit durch Verlust dieses Fettes entbehrt. Da nun dieses Epithelfett nach Liebreichs Unter- suchungen nichts anderes als Cholesterinfett ist, so erschien idas Lanolin am berufensten, der Haut das verloren- ' gegangene Fett wieder zuzuführen. Für solche Zwecke hat man ein Product, das „Toilette-Lanolin" dar- gestellt, das wegen seiner vortrefflichen Wirkung auf die gesunde und kranke Haut zur Hautpflege fast allgemeine Anwendung findet. Aber auch in der Fabrikation von Toilette-Artikeln aus Lanolin ist ein ganz neuer Industrie- zweig entstanden, dem, da Lanolin-Seife, Lanolin-Gream und Lanolin-Pomade sich ausserordentlich bewährt haben, eine grosse Zukunft bevorsteht. Auch für Veterinäre Zwecke hat sich das Lanolin bereits Bahn gebrochen, indem man daraus Huffette und Lederfette präparirt hat, welclie letztere sich namentlich auch zum Geschmeidig- machen von Treibriemen bewährt haben. Es ist vorauszusehen, dass man dabei nicht stehen bleiben wird, sondern dass das Lanolin bei seinen merk- würdigen Eigenschaften noch vielfacher technischer Ver- wendung fähig sein wird. Wir sehen, wie die moderne Technik es ermöglicht hat, aus' dem unreinen alten Oesy- pum, das heutzutage niemand mehr anwenden würde,! eine Substanz herzustellen, welche den Anforderungen, die die moderne Kultur au die Präparate stellt, vollkommen entspricht. Ein Köi'per, der Jahrhunderte lang mit Nutzen verwerthet worden ist, konnte auf diese Weise der voll- kommenen Vergessenheit entrissen werden. Heber Goetlies Vorahiniiigen kommender iiatur- wissenschaftliclier Ideeu hat H. v. Helmholtz in der Generalversammlung der Goethe-Gesellschaft, die kürzlieh in Weimar tagte, einen Vortrag gehalten. Nach dem Bericht in der „Voss. Ztg." gipfeln des genannten Ge- lehrten Auseinandersetzungen in Folgendem: Nachdem der Redner an seinen vor 40 Jaliren ge- halteneu Vortrag über Goethes naturwissenschaftliche Atbeiten erinnert und dessen Zweck dahin gekeunzeichnet hatte, die physikalische Forschung gegen Goethes Angriffe zu vertheidigen, ging er auf seinen eigentlichen Gegen- stand über. Er schickte jedoch zum Unterschiede von seiner damaligen Rede seinem Thema eine grundsätzliche und in seinem Sinne orientirende Auseinandersetzung über das Verhältniss zwischen dem wissenschaftlichen und künst- lerischen Denken voraus. Beide lässt Helmholtz in der Anschauung wurzeln, beim Künstler aber überwiegt das Festhalten der sinnlichen Erinnerungsbilder im Gedächtniss, während der wissenschaftliche Denker sie zur Grundlage von Urtheilen macht, die er in Wort und Schrift aufbe- wahrt. Beide richten ihre Absicht auf die Ermittelung des Gemeinsamen, des Gesetzmässigen in der Erseheinungs- welt. Aber der Künstler stellt das Gesetz in Fortn des Typus dar, den er vom Zufälligen der zahllosen Einzel- Nr. 27. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 273 bilder abgelöst hat. Was uns am Schaffen des Künstlers räthselhaft ist, wird auch ihm selbst nicht bcwusst, und wir können es auch nur als die Mühelosigkeit in der Wiedergabe der Erinnerungsbilder auffassen. Aus dieser Leichtigkeit des künstlerischen Denkens erklärt es sich auch, dass Männer, die wie Goethe und Leonardo da Vinci auf beiden Gebieten wirksam waren, ihre natur- wissenschaftlichen Arbeiten höher bewertheten als ihre künstlerischen (Goethes Urtheil über seine Farbenlehre zu Eckermann ; Eichard Wagner stellte Helmholtz gegenüber seine Verse höher als seine Musik). Im Bestreben, Wahr- heit darzustellen durch Wiedergabe des Typischen, sieht Helmholtz auch den Unterschied zwischen dem Schaffen der Kunst und der äusserlichen Naturtreue der Photo- graphie. Die Vcrgleichung naturtreucr Abbildungen mit AVerken der bildenden Kunst zeigt, dass diese ausdrucks- voller sind, weil sie uns den Typus einer ganzen Summe von Erscheinungen wiedergeben. Immer aber steht fest, dass auch die künstlerische Anschauung wie die natur- wissenschaftliche in der Erfahrung wurzelt und nicht einem freien Spiel der Phantasie entspringt, wie es die Romantiker wollten. Damit war der Uebergang der Rede zur Kennzeichnung Goethes als Naturforscher gegeben. Sowohl in der Biologie als auch in der Farbenlehre ist bei Goethe das Bestreben des Künstlers erkennbar, zu einem seinem Geiste gegenwärtigen Urbild zu gelangen. In der Anatomie und Pflanzenkunde schwebte ihm ein Urbild vor als Ausdruck für den gemeinsamen Kürperbau und die gemeinsame Entwicklung der Tliierarteu einer- seits, der Pflanzenarten anderseits. Auch dieses kann Goethe, wie sein Bericht über den berühmten Schaf- schädel auf dem Lido beweist, nur aus der Erfahrung gewonnen haben. Erst nachdem das Vorurtheil von der ünveränderlichkeit der Arten, mit dem (ioetlie bei Leb- zeiten zu kämpfen hatte, durch Darwin überwunden ist, treten Goethes biologische Verdienste hervor. Helmholtz ging hierauf nicht ein und begründete seine Kürze damit, dass an der Universität des Weimarischen Landes einer der hervorragendsten Vertreter der Darwinschen Lehre (Haeckel) thätig sei, und der Jenenser Anatom Bardeleben Goethes anatomische Arbeiten im letzten Goethe-Jahrbuch gewürdigt hat*). Tiefer Hess sich Helmholtz auf Goethes physikalische Forschungen ein. Er erkennt an, dass Goethe diese Wissenschaft um eine Anzahl werthvoller Entdeckungen bereichert ha))e, aber wie schon früher, erklärt er, dass Goethe in der Hauptsache scheiterte, weil er nur mit unzulänglichen Hülfsmitteln ar))eiteu konnte: so bezweifelte Goethe, dass gereinigtes farbiges Licht herstellbar sei, was erst Helndidltz selbst nach grosser Mühe gelang. Auch kannte Goethe zu seinem Schaden Huyghens' Wellentheorie des Lichtes noch nicht, wodurch sich viele seiner Angriffe auf Newton und dessen Ema- nationstheorie erklären. Goethe suchte auch in der Farbenlehre ein Urphänomen, das er ohne Huyghens nicht erkennen konnte. Allein er steht doch insofern der neuen F'orschung nahe, als er schon früh forderte, nur Thatsachen zu beobachten und sich von der Abstraktion frei zu halten. Hierin steht er der modernen Physik eines Faraday und Gustav Kirchhoff nahe. Denn auch Kirchhoff bezeichnet es als einzige Aufgabe der Mechanik, die Erscheinungen der Natur möglichst einfach und vollständig zu beschreiben. Das Wesen der Erschei- nungen bleibt uns auch heute fremd. Denn auch Helm- holtz erkennt in den Naturkräften nicht Ursachen des Geschehens, sondern einfach die Erscheinung des Gesetzes. Auch Goethe wusste, dass hier eine Grenze des Wissens liegt (Sprüche in Prosa). Die neuere Phy- *) Vergl. „Naturw. Wochensciu-." Bei Kirchbichl in Tirol, 3. Ernst Kittl: Die Gastropoden der Scliichten von St. Cassian der südaljjinen Trias, 4. Dr. F. W. Klatt, Compositae Mechowianae. Die Abhandl. 2 bringt 4, die Abhandl. 3 fünf Tafeln. Verhandlungen des Vereins für Natur- und Heilkunde zu Pressburg. Neue Folge, 7. Heft. Jahrg. 18^7 — 1891. Comui.- Verlag von Gustav Heckenast's Nachfolger (Rudolf Drodtlett') Pressburg 1891. — Die deutscli geschriebenen Aufsätze sind: H. Sabransky, Rubus nigroviridis n. sp. nebst einer Synopsis der Brombeeren Pressburgs. — Ders., Beiträge zur Kenntniss der Rhynchoten. — I. A. Bäumler, Beiträge zur Kryptogamenfl. des Pressburger Comitats, Pilze IL — Jos. Holuby, Die ge- wöhnlichsten wildwachsenden Genusspflauzen des Trencsiner Comi- tates. — Gabriel Pävay, Der heutige Stand der Hc^ilmethode der Lungeusucht. Der 2. Tlieil: Abtlieilungs-Sitzungen, der Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte (Ii4. Ver- sammlung zu Halle a. S. Verlag von F. C. W. Vogel. Leijizig 1892) ist nunmehr erschienen. Es ist ein stattlicher Band von 628 Seiten Umfang, in welchem wieder die medicinisclien (incl. pharuiaceutischen) Mittheilungen den meisten Platz (S. 155 — .''>21) ein- nehmen. Die 1. Abtheilung : Mathemathik und Astronomie ist mit 17 wissenschaftlichen Mittheilungen vertreten, die IL Abtliei- lung: Physik mit 16, die 111.: Chemie mit lö, die IV.: Botanik mit 14, die V.: Zoologie mit 7, die VI.: Entomologie mit 2, die VII. : Mineralogie und Geologie mit 5, die VIII. : Ethnologie und Anthropologie mit 4, die IX.: Anatomie mit 7, die X.: Physio- logie mit 9, die XL— XXVI IL: Medicinische und pharmaceutische mit gegen 200, die XXIX.: Agriculturchemie und landwirthschaft- liches Versuchswesen mit 12, die XXX.: niathem. und naturw. Unterr. mit 2, die XXXI : Geographie mit 4, die XXXll.: Instru- mentenkunde mit 6. Der uns zugehende 296. Lager-Cat al og der Firma Jo- seph Baer & Co. in Frankfurt a. M. bringt in 1622 Nummern die Bibliothek des verstorbenen Botanikers Hofrath Prof. Dr. L. Just. Tataroflf, D., Die Dorpater Wasserbacterien. Dorpat. 1,60 M. Thugutt, S. J., Mineralchemische Studien. Dorpat. 2,80 M. Trendelenburg, F. A., Eiementa logices Aristoteleae. Berlin. 2,40 M. Werner, H., Ein Beitrag zur Geschiclite des europäischen Haus- rindos. (.Sonderdr.) Berlin. 1 M. Wettstein, v., Beiträge zur Flora Albaniens s. Bibliotheca botanica. Wickersheimer, J., Kurze Anleitung zur Verwendung der Wickers- heimer'schen Flüssigkeit f. anatomische Präparate, mit einem Anh. über Metallkorrosionen. Berlin. 1,50 M. Briefkasten. Hrn. K. F. in BL a. H. — Sie fragen: 1. Welche Salze sind mit welchen Procentsätzen in der Cigarrenasche enthalten, und kann auf Cxrund dieses Gehalts die Wirkung derselben oder eines Abgusses davon auf Topfpflanzen eine gutdüngende sein? 2. Welche chemischen LTmwaudlungsprooesse vollziehen sich in einer Chromsäure-Zink-Kohle-Batterie (sog. Tauchbatterie), welches sind die Endverbindungen, die entstehen; lassen sich dieselben leicht rein gewinnen, und sind dieselben irgend einer Verwerthung oder Verwendung fähig? 1. Die chemische Zusammensetzung der Tabaksasche ist nicht blos nach der Herkunft der Sorten verschieden, sondern sie unter- liegt au(di bei den einzelnen Sorten ziemlich grossen Schwankungen. J. von Liebig giebt für die hier hauptsäcldich in Betracht kom- menden Miuoral-Bestandtheile folgende niedrigsten und höchsten Worthe an: Kali: 4,75 7o— 30,67 "/o ; Natron: 0,27 7„— 5,.^9 »/„ ; Magnesia: 7,22%- 15,73"/„; Kalk: 27,12°/,,— 52,06%; Phosphor- säure: 1,627„— 3,66"/,,; Schwefelsäure: 2,78%— 5,91 "4; Eisenoxyd: 0,44%-5,20%; Chhirnatrium: 2,58%— 11,41% "nd Chlorkalium: 2,97%— 8,53%, wobei jedoch zu bemerken ist, dass einzelne dieser Bestandtheile zuweilen auch ganz fehlen können. Auf Grund ihrer chemischen Zusammensetzung muss Tabaksascho als guter Pflanzendünger bezeichnet werden, was jedem Unkundigen auch schon deshalb einleuchtend sein wird, weil sie ja nichts anderes als Pflanzenasche ist. Eine andere Frage ist es freilich, ob es überhaupt rathsam ist, Topfpflanzen zu düngen. Ilie für die Pflanzen nöthigen mineralischen Nährstoff'e sind nämlich fast in jedem Brunnenwasser, wenn auch nur in Spuren, so doch iu der für die meisten Pflanzen genügenden Menge enthalten, so dass die Düngung eben schon beim Giessen besorgt wird. Dass dies in der That der Fall ist, sieht man am deutlichsten an den seit einigen Jahren anstatt der Blumentöpfe allgemein gebräuchlichen cylindrischen Gläsern, in denen man Tulpen und Hyacinthen im Zimmer zieht. Die Wurzeln der so gezogenen Pflanzen hängen frei in einem Gefäss mit Wasser, welches man freilich erneuern muss, um die verbrauchten Nährstofi'e zu ersetzen Wenn man imn die beim Giessen stattfindende natürliche Düngung durch künstlichen Dünger (also vielleicht Tabaksasche) unterstützen will, so läuft man leicht Gefahr, dass die Nährsalze den Wurzeln in einer zu stark conceutrirten Lösung zugefülirt werden. In letzterem Falle geschieht dann das Gegentheil von dem was man erreichen will: die Salzlösung wird nicht von den Zollen der Wurzel aufgenommen, sondern sie zieht aus diesen Wasser aus und schädigt dadurch die Pflanze. Es geschieht dann dasselbe, wie wenn man in den menschlichen Magen eine starke Salzlösung oder ohne dabei zu trinken eine zu stark gewürzte Speise bringt. 2. Die chemischen LTmsetzungon, welche in einer mit doppel- chromsaurem Kalium gefidlten Zink-Kohle-Batterie stattfinden, sind im wesentlichen folgende: Die Chromsäure wird zum Theil in Chromo.xyd reducirt; dieses sowie das freiwerdendo Kali verbinden sich mit der im Ueberschuss vorhandenen freien Schwefelsäure zu dem bekannten Doppelsalz Chromalaun. Ausserdem scheidet sich Chromsäureanhydrit (Cr O3) in den bekannten dunkelrothen octaedrischen Krystallon aus. Diese beiden Verbindungen werden technisch mehrfach verwendet, aber zu diesem Zwecke fabrik- mässig im Grossen so billig dargestellt, dass sich eine andere Art der Gewinnung gavnicht lohnen würde. Dr. R. Mittmann. Inhalt: Dr. Sigm. Fuchs: Sigm. Exuer's Untersuchungen über die Physiologie der facettirteu Augen von Krebsen und Insekten. (Mit Abbild.) — Prof Dr. H. S c li u b 0 r t : Mathomatische Spielereien in kritischer und historischer Beleuchtung. — F. S c h 1 e i c h e r t : Pflanzenphysiolo,gische Beobachtungen. — Dr. Darmstädter: Das Lanolin. — Ueber Goothe's Vorahmungen kommender naturwissenschaftlicher Ideen. — Eine geographische Studie Goethes. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: F. C. Keller: Ornis Carinthia.e. — Dr. Felix Wahnschaffo: Die Ursachen der Oberflächengestaltung des norddeutschen Flachlandes. — Dr. Emil Kuester: Die deutschen Buntsandsteingebiete, ihre Oberflächengestaltuug und anthropo-geographischen Verhältnisse. — Die Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — Die Zeitschrift der (Tesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — Verhandlungen des Vereins für Natur- und Heilkunde zu Pressbui'g. — Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte. — Lager-Catalog. — Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redaktcnr: Dr. Henry Potonie, Berlin N.4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. ^>^\ocneiil;cn FondiODf köfrlBbt ui ««lUu»- den 0«bUdaD d«r Ph«ntajU. wb^ Ihr r«tcl>Uch «netd dvck i* Zaab«r der WlrUUUat^ 4 ' ScbOpfongoB ThMlrtl 3cbwBDdenar, _ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VlI. Band. Sonntag, den 10. Juli 1892. Nr. 28. AbonnemGnt: Man abonuirt bei allen IJuclihantUungen und Post- anstalten, wie bei der Espedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.— Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. ^1 Inserate: Die vierKCspaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahnie bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. AlMli-iick ist iinr mit voII»<«tän«li8;ei' Quelleuangabe gestattet. Sigm. Exner's Untersuchungen über die Physiologie der facettirten Augen von Krebsen und Insekten. Dargestellt von Dr. Sigm. Fuchs. (Schluss.) Fühlt man senki-echt znr Oberfläche einen Schnitt durch das Limuhisauge, so sieht man an die Cornea an- gewachsene zahh-eiche Zapfen in die Tiefe ragen. Die Cornea selbst lässt kaum gewölbte Facetten erkennen, die Spitze der Kegel ist abgestumpft. Das Ganze besteht, wie schon aus Grenacher's Abbildungen hervorgeht, aus Lamellen, welche sieh aussen der äusseren Oberfläche, in der Tiefe aber mehr und mehr der inneren, Zapfen l)ildenden Oberfläche anschliessen. Besonders bemerkens- werth und in functionellev Beziehung von Wichtigkeit ist die Eigenthümlichkcit des Limulusauges, dass die Kegel- axen luir in der Gegend der Mitte des Auges senkrecht zur Oberfläche gerichtet sind, während sie in den peri- pheren Antheilen des Auges eine immer schiefere Steliung gewinnen. Jeder der Kegel ist an seiner Mantelfläche mit dunklem l'igmente überkleidet, die Spitzenfläche der Kegel dagegen ist pigmentfrei; ihr gegenüber l)efindet sich in einer Entfeniung von 0,04 Millini. die lichtempfind- liche Schichte, deren je einem Facettengliede entspi-echende Einheit durch die Ketinula mit dem am Ciuerschnitte stern- förmigen Rhabdome repräsentirt wird.*) *) Diese Terminologie, die von Grenadier herrührt, weicht von der der früheren Autoren völlig ab. Das eigentlich nervöse, percipirende Organ des Facettenauges war von diesen als Nerven- stab (V. Leydig) oder Sehstab (M. Schultze) bezeichnet worden. Dieser ganze sog. Schstab besteht aus einer Anzahl der Länge nach an einander liegender Zellen, die selbst eine partielle Ver- wachsung mit einander eingehen können; zu jeder der Zellen gehört eine durchsichtige Ausscheidung derselben, die man mit dem Ausdrucke Stäbchen bezeichnen kann. Zuweilen, aber nur ■selten, ist dieses Stäbehen in das vordere oder äussere Ende der zugehörigen Zelle eingesenkt, nur dann sind die einzelnen Stäb- clien, so viel ilu'er vorhanden sind, ziemlich isolirt von einander; sonst aber treten dieselben meist als Säume ihrer Zollen auf, welche die gegen die Axe des Ganzen gerichtete Kante theils Will man die Wirkung eines solchen dioptrischen Apparates beurtheilen, so ist es vor Allem nothwendig, dass seine brechenden Flächen von Medien umgeben sind, welche denselben Brechuugsindex haben wie jene, welche diese Flächen im Leben berühren. Bei Limulus ist die Vorderfläche der Hornhaut im Leben mit Wasser oder Luft in Berührung, die Mantelfläche der Kegel da- gegen und ihre Spitzenfläche ist von Zellen umgeben, welche im Leben mit Blutflüssigkeit getränkt sintl. Es wird sonach ein solches Auge correct montirt sein für die Untersuchung des Strahlenganges innerhalb desselben, wenn die Hornhautoberfläche mit Luft, die hintere Be- grenzungsfläche dagegen mit einer Flüssigkeit in Be- rührung ist, welche den Brechungsindex der Blutflüssig- keit des Thieres hat. Exner wählte als solche eine ver- dünnte Glycerinlösung, welche den Brechungsindex 1,346 hatte. Unter solchen Verhältnissen ergab sich, dass ein Kegel des Limulusauges, von der Hornhautoberfläche bis zur Spitzenfläche gerechnet, sich wie ein Linsciicylinder verhält, welcher näherungsweise die Länge seiner Brenn- weite hat, d. h. er entwirft Bilder äusserer Objecte in bilden, theils mehr oder weniger weit überziehen. Durch das Zusammentreten der Stäbchen sämmtlicher Zellen, welches bis zur vollständigen Verwachsung sich steigern kann, entsteht dann jenes stark lichtbrechende axiale Gebilde, das man hauptsächlich mit den Bezeichnungen Nervenstab oder Sehstab characteri- siren wollte; die Zellen aber fasste man als Scheiden auf. In diese Zellen aber treten die Nerven des Opticus ein, so dass ihre physiologische Bedeutung eine sehr hohe ist. Grenadier nennt nun den ganzen Complex von percipirenden Zellen hinter dem Krvstallkegel Retinula und versteht darunter den Sehstab nebst der Hülle. In jenen Fällen aber, wo die zu den einzelnen Zellen gehörenden Stäbchen zu einem anscheinend einheitlichen axialen Strange verschmelzen, bezeichnet er den letzteren als Rhab- dom und versteht darunter den Sehstab ohne seine Umhüllung. 278 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 28. der Ebene der Spitzenfläche. Weiter ergiebt Beobachtung und Rechnung, dass ein Punkt des Gegenstandes sein Licht in mehrere Kegel zugleich so entsendet, dass es oijtisch verwerthet werden kann. Nachdem wir so die dioptrische Wirkung eines Kegels kennen gelernt haben, ist es nun auch möglich, die Ali des durch das Zusammen- wirken aller entworfenen Netzhautbildes zu beiu-- theilen. Dazu ist es vor Allem nöthig, die Lage und Ausdehnung der Retiuula in's Auge zu fassen. An die Spitzenfläche des Kegels stossen unmittelbar, diesen gleichsam fortsetzend, unpigmentirte Zellen an, von denen es Grenacher unentschieden lässt, ob sie schon der Retinula zuzurechnen sind; ihnen folgen die Stäbchen- bildungen, Grenacher's Rhabdoni. Unsere Vorstellung von dem zur Perception kommenden Netzhautbilde wird nun in erster Linie davon abhängen, wo wir in der un- pigmcntirten Strecke hinter dem Krvstallkegel die empfin- dende Schiebt annehmen wollen. Da nach den Unter- suchungen Grenacher's das Rhabdom das constanteste Element im Facettenauge ist, so erseheint der Sehluss gerechtfertigt, dass jenes der Vermittler der Lichtempfin- dung ist; auf dasselbe fallen dann die den einzelnen Facettengliedern entsprechenden Hauptstrahlcn in paral- leler oder schwach convergentcr Rielitung und erzeugen ein aufrechtes Netzhautbild. Da dasselbe so entsteht, dass die Bilder der leuchtenden Punkte, aus denen man sich das Oliject zusannnengesetzt denken kann, neben einander die Ebene der Netzhaut treffen, so kann es als Appositionsbild bezeichnet werden. Die oben er- wähnte Schiefstellung der peripheren Kegel wirkt im Sinne einer ganz beträchtlichen Erweiterung des Seh- feldes. Und nvm zum zweiten Typus des zusammengesetzten Auges, den wir am Lampyrisauge zunächst kennen lernen wollen. Wird ein solches Auge in correcter Montirung (d. h. Corneaoberfläche an Luft, Jtantel- und Spitzeu- fläche an verdünntes Glyccrin vom Jjrechungsindcx 1,346 grenzend) bei schwacher Vergrösserung unter das Mikro- skop gebracht, so sieht man bei hoher Einstellung ein aufrechtes Luftbild der äusseren Objecto. Dieses Bild ist von beträchtlicher Schärfe und lässt mancherlei Details der letzteren erkennen. W^ie kommt ein solches Bild zu Stande V Wählt man als abzubildenden Gegenstand zwei Lichtpunkte (z. B. zwei Kerzenflammen) und richtet das horizontal gestellte Mikroskop, auf dessen Objecttisch sich das eorrect montirte Lampyrisauge befindet, gegen den Mittelpunkt der Verbindungslinie der beiden Kerzen, so sieht man bei Einstellung auf die Ebene des Netzhaut- l)ildes zwei Lichtpunkte, die Bilder der beiden Kerzen- flammen. Nähert man die Focalebenc des Mikroskopes der Cornea, so gewahrt man die optischen Querschnitte der Strahlenbündel, welche bei ihrer Vereinigung die beiden Büdpunkte geben. Und zwar gehört jedem Punkte eine Schaar von Strahlen an; jeder dieser Strahlen kommt aus einem Krystallkegel. Sind beide Kerzenflammen in der passenden Entfernung, so sieht man, dass aus der Mehrzahl der beleuchteten Krystallkegel je zwei Strahlen hervordringen, von denen der eine dem einen Bildpunkte, der andere dem anderen Bildpunkte zustrebt. Ein vom rechten Objcctpunktc in den Krystallkegel eindringender Strahl wird also nach dem "rechten Bildpunkte abgelenkt, ein vom linken Objeetpunkte eindringender Strahl wird in demselben Krystallkegel dem linken Bild- punkte zugelenkt. Es fragt sieh nun, welchen dioptrischen Bau ein Krystallkegel (mit Einschluss seiner Corneafacette) haben muss, um diese Wirkung zu erzielen. Im Wesentlichen wird jedes Paar Convexlinsen, welches, um die Summe ihrer Brennweiten von einander entfernt, an derselben Achse angeordnet ist, eine ähnliehe Wirkung haben. Nun handelt es sich allerdings im Facettenauge nicht um sphärische brechende Flächen, sondern diese Art der Bild- erzeugung wird dadurch bewirkt, dass jeder Krystallkegel einen Linsencjdinder repräsentirt, dessen Länge gleich ist der Summe seiner Brennweiten. Es entwirft also jedes Facettenglied ein aufrechtes Bild auf der Netzhaut. Ist das astronomische Fernrohr, welches ein jedes Facetten- glied bildet, auf unendliche Entfernung eingestellt, d. h. verlaufen die austretenden homocentrischen Strahlen unter einander parallel, S(t wird das Bild, wo immer man es aut einem Schirm auffängt, bei der Kleinheit des Quer- schnittes eines solchen Strahlencylinders gegenüber den Dimensionen des Bildes, immerhin ziemlich scharf sein. Diese aufrechten Netzhautbilder der einzelneu Facetten- glieder decken sich aber theilweise; wie der Versuch er- giebt, liegen ungefähr dreissig Netzhautbilder für jeden Punkt des abzubildenden Gegenstandes über einander; für einen zweiten Punkt sind es wieder dreissig andere, deren aufrechte Bilder das definitive Netzhautbild zu- sammensetzen. Desshalb hat Exner ein so entstandenes Bild ein Superpositionsbild genannt. Jedes dioptrisch wirkende Facettenauge enthält zwei wohlcharacterisirte Pigmentlagen; die vordere derselben liegt innerhalb oder in der Nähe des dioptrischen Appa- rates; Exner nennt sie Irispigment. Die hintere der- selljcn liegt an oder zwischen den Elementen der Netz- haut, wohl auch hinter derselben und wird von Exner als Retinapigment bezeichnet. Wir wollen uns zu- nächst mit dem crsteren beschäftigen. Wird das Auge eines Thieres (z. B. von Lampyris) untersucht, welches längere Zeit in hellem Sonnenlichte verweilt hat und dami getödtet worden ist, so hegt das Irispignient der Haujjtmasse noch hinter einer Ebene, welche die Spitzen der Krystallkegel l)erührt; untersucht man dagegen ein Auge, welches nach längerem Aufent- halte des Thieres im Dunkeln auch im Dunkeln exstirpirt worden ist, so undiüllt das Pigment sämmtliche Krystall- kegel an ihrer Mantelfläche, während die Spitzen der- selben frei in die durchsichtige Masse zwischen diop- trischem Apparate und Netzhaut hineinragen. Die fuuc- tionelle Bedeutung dieser Pigmentverschiebung ist leicht ersichtlich. In ne- benstehender sche- matischer Abbil- dung (Fig. 2) zeigt die obere Hälfte das Irispigment in Licht- stellung, die untere in Dunkelstellung. Fällt aus der Rich- tung a Licht ins Auge, so werden die durch die einzelneu Facettenglieder ge- brochenen Strahlen sieh in b zum Bilde auf der Netzhaut nn vereinigen. In der Lichstellung des Pigmentes wird nun ein Theil dieser Strahlen durch dieses absorbirt und gelangt sonach gar nicht zum Bild- punkte. Geht das Pigment allmählich aus der Dunkel- in die Lichtstellung über, so werden von dem ganzen Strahlcnkegel, dessen Spitze in h liegt, immer mehr Straiden abgeblendet und zwar von aussen nach innen fortschreitend, sodass die Basis des Kegels immer kleiner Figur 2. Nr. 28. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 279 und kleiner wird und dadurch die relative Helligkeit proportional der Basis des Kegels abnimmt. In völliger Analogie damit steht die Wirkung der Pupillenverengerung im Wirbelthieraugc, nur hat das Facettenauge durch sein Irispigment wahrscheinlich in weit höhereni Grade die Fähigkeit, sich den verschiedenen äusseren Helligkeiten anzupassen. Dieser eben geschilderte Effect des Iris- pignients ist natürlich nur möglich bei Augen, welche nach dem Principe des Lanipyrisauges gebaut sind, d. h. ein Superpositionsbild entwerfen. Es muss, wie bei diesem, zwischen dem dioptrischen Apparate und der lichtempfindliehen .Schichte ein beträchtlicher Zwischen- raum vorhanden sein, in welchen hinein sicii das Iris- pigment schiel)en kann. In Augen mit Appositions- bildern wäre eine derartige Pigmcntverschiebuug völlig- sinnlos. Diese Pigmentwanderung findet sieh mit nicht einer einzigen unzweifelhaften Ausnahme nur bei Nachtthieren, d. h. bei solchen, welche ihre Augen sowohl am Tage als in der Nacht zu brauchen haben. Die zwei geschilderten Formen zusanunengesetzter Augen von Limulus und Lamp}Tis bilden Typen, auf welche sich fast alle vom Vert. anatomisch und oiitisch studirten Faeettenaugen der Arthrojiodeu zuriiekfUhren lassen. Der wesentlichste und anatomisch leicht festzu- stellende Unterschied zwischen beiden Formen ist die Lage der Netzhaut, indem ein Snperpositionsbild nur möglich ist in Augen, in denen sieh zwischen dioptrischem Apparat und der empfindlichen Schichte der Netzhaut eine dickere Lage durchsichtigen Gewebes in einer solchen Anordnung findet, dass ein Netzhautelenient von Strahlen, die aus meln-eren Kegelspitzen austreten, ge- troffen werden kann, während ein Auge, dessen Netzhaut- elemente sich in nächster Nähe der Kegelspitzen befinden, ein Appositionsbild entwirft. Ausserdem giebt es auch im optischen Verhalten Merkmale, die beiden Augentypen ohne genauere Untersuchung zu unterscheiden; doch können wir hier auf dieselben nicht weiter eingehen. — Eine Anzahl von Thatsaehen lassen sich nur durch die Annahme verstehen, dass es Augen gebe, die im Dunkeln mit einem Superpositionsbild, am Tage mit einem Appo- sitionsbild sehen. Es ist ja eigentlich das Bild im Lam- pyrisauge bei hellem Sonnenschein schon ein Appositious- bild, wenn wir voraussetzen, dass die Pigmentscheide, die vom Kegel gegen die Retina gewandert ist, enge genug wird, um das sie durchsetzende Licht nur auf ein Netzhautelement gelangen zu lassen. Nun hat LampjTis Sehstäbe, die erst in bedeutender Entfernung hinter dem dioptrischen Apparate liegen. Die reinen Tagthiere, z. B. die Fliegen, haben fast ausschliesslich Sehstäbe, die bis an den dioptrischen Apparat heranreichen. Dann giebt es aber eine Reihe von Facettenaugen, welche gewisser- massen eine Vermittlung dieser beiden Typen repräsentiren, in denen der Sehstab in zwei xVbtheilungen zerfällt, eine dicke, wohl ausgebildete, welche in Gemeinschaft mit der der benachbarten Sehstäbe der Retina von LanipyrLs ärpiivalent ist, und eine dünne vordere, welche rudimentär entwickelt ist. Wird nun angenommen, dass dieser morphologische Rest noch functionsfäiiig ist, so ist auch die Hauptbedingung dafür erfüllt, dass ein solches Auge bei Liehtstellung des Pigmentes mit einem Appositions- bilde sieht. Diese Auffassung findet eine sehr wesentliche Stütze in der von Exner angeführten Thatsaclie, dass ihm „kein Auge bekannt geworden ist, in welcliem der Sehstab in diese zwei Abtheilungen getheilt ist (ab- gesehen von jenen, in denen die vordere ganz fehlt) und das nicht photomechauische Wirkung des Irispigmentes zeigt." Das Facettenauge besitzt ebenso wie das Wirbelthier- augc ein Tapetum, d. h. eine reflectirende Schicht, welche das durch die empfindliche Schicht der Netzhaut ge- gangene Lieht so zurückwirft, dass es fein zweitesmal nutzbar wird, also die Netzhauterregung vergrössert. Dieses Tapetum des Facettenauges besteht entweder aus Tracheen (Insecten), das zuerst durch v. Lcydig als solches beschrieben worden ist; eine zweite Form des Tapetums wurde erst von Exner erkannt und besteht aus einer körnigen, das Lieht stark reflectirenden blasse, die wahrscheinlich in Zellen eingelagert ist (Ki-ebse). End- lich giebt es, wie bei Wirbelthieren, viele Augen, welche kein Tapetum haben. Ausser dieser Tapctnmlage, welche immer das hintere Ende der Sehstäbe umgiebt, findet sich bei einer Reihe von Krebsen fz. B. Palacmon) noch eine zweite, welche schon ausserhalb des eigentlichen Auges im Ganglion opticum gelegen ist; doch sind diese beiden Tapetumlagen in der Regel durch unregelmässige Verbindungen mit Cinander verknüpft. Die Retina enthält aber, abgesehen von diesen Tapetumsehiehten, noch eine Piginentsehicht, welche als hintere Pigmentanliäufung seit Langem bekannt ist und von Exner als Retinai)igment bezeichnet wird. Alle Augen, welche als typische Tag- augen aufzufassen sind, d. h jene mit Appositionsbildern, zeigen einen continuiiliehen Uebergang zwischen Retina- nnd Iris]»igment; an den gleichmässig dicken Sehstäben sitzt das Pigment besonders am vorderen und hinteren Ende gehäuft, vorne die Verbindung des Krystallkegels mit dem Sehstab, hinten jene der Nerven mit demselben umhüllend. Ganz anders verhalten sich die Dinge an den Nachtaugen, bei denen ja die Sehstäbe verhältuiss- mässig weit von den Krj'stallkegeln und somit vom Iris- pigmente abstehen. Hier sind die beiden Pigmcntlager völlig von einander getrennt. Dieses Retinapigment zeigt nun bei Krebsen — bei Insecten gelang es nicht, eine Wirkung des Lichtes auf dasselbe nachzuweisen — eine sehr deutliche Ortsveränderung unter dem Einflüsse des Lichtes, die bei Palacmon z. B., einem Krebse aus der Gruppe der Langschwänze, in folgender Weise vor sich 'cht. die Das Dunkelauge dieses l'üieres zeigt die zwei oben erwähnten Tapetumlagen und in ihrer Mitte das Lager des schwarzen Retinapigmentes. Im Lichtauge dagegen sieht man die Sehstäbe in ganzer Ausdehnung reichlieh vom Pigment umhüllt; dieses letztere hat sich sonach mit seiner ganzen Masse vor die beiden Tapetum- sehiehten gelagert. Damit ist natürlich die lichtreflec- tirende Eigenschaft der letzteren für das Lichtauge auf- gehoben. Das Faeettenauge zeigt ausser den bisher geschil- derten optischen Vorgängen, welche sich auf seine Function als Sehorgan bezogen, eine Reihe weiterer opti- scher Phänomene, die mit dem Sehen direct nichts zu thun haben, aber einen völlig gesetzmässigeu Ablauf zeigen und ausserdem auch zu manchen der bislier be- schriebenen Thatsaclicn in inniger Beziehung stehen. Es kommt hier vor allem das Leuchten der Faeettenaugen und das Phänomen der Pseudopupillen in Betracht. Die erste Beobachtung über das Leuclitcn der Faeettenaugen rührt von v. Lcydig her, später waren es Max Schnitze und Kühne, die dem Phänomen ihre Aufmerksamkeit zuwendeten. Eine einwurfsfreie Erklärung desselben in allen seinen Phasen ist jedoch abermals erst von Exner gegeben worden. Die meisten Faeettenaugen zeigen, wenn man sie mit dem Augenspiegel untersucht, die Fähig- keit, das eingedrungene Licht nach bestimmten Gesetzen zurückzuwerfen und aus dem Auge wieder austreten zu lassen. Auch am Facettenauge leuchtet nur ein kreis- förmig begrenzter Abschnitt desselben, welcher ganz oder nahezu identisch ist mit dem Sitze jener optischen Er- scheinung, die wir noch als Pseudopitpille kennen lernen 280 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 28. werden. Soweit besteht völlige Analogie mit dem Leuchten des Wirbelthierauges. Ein wesentlicher Untersclüed a))er zwischen dem Leuchten der beiden Augenarteu besteht darin, dass bei Drehung des Facettenauges, wenn nur die Richtung der Beleuchtung und die Stellung des Beob- achters dieselbe bleibt, die leuchtende Stelle des Auges dem Beobachter gegenüber immer dieselbe Lage behält. Ist die Beleuchtung des Auges eine möglichst voll- kommene, so erscheint dem Beobachter jene Facette leuchtend, deren optische Achse mit der des beobach- tenden Auges zusammenfällt, und deren kreisförmig be- grenzte Umgebung. Am vollkommensten tritt das Augen- leuchten im Auge der Nacbtschmetterlinge auf, und es ist die Erscheinung hier mit Recht dem Leuchten glühender Kohlen verglichen worden. Die Erklärung des Augen- leuchtens schliesst sich vollkommen an die des Wirbel- thierauges an. Das hinter und zwischen den Sehstäben gelegene Tapetum wirft das Licht, nachdem es die Seh- stäbe durchsetzt hat, wieder zurück. Auf diesem Rück- wege wird es hauptsächlich die schon einmal durch- laufenen Sehstäbe nochmals durchdringen und dadurcli die Sehfähigkeit des Auges bei geringen Helligkeiten er- höhen. Nach längerer Lichteinwirkung verschwindet dieses Augenleuchten bei den Nachtthieren, allerdings mit sehr verschiedener Geschwindigkeit; die Art dieses Ver- schwindens ist schon von Kühne am Todtenkopf völlig zutreffend beschrieben worden; die leuchtende Kreis- scheibe wird kleiner und kleiner, l)lasst dabei etwas ab, zeigt auch Unregelmässigkeiten in der Helligkeitsvcrthei- lung besonders am Rande, bis endlich nichts mehr von ihr zu sehen ist. Der physiologische Vorgang, der dem Erlöschen des Augenleuchtens zu Grunde liegt, besteht in den bereits beschriebenen Pigmentverschiebimgen in Folge der Lichteinwirkung. Bei den Nachtschmetter- lingen handelt es sich nur um die Verschiebung des Irispigmentes; geht dasselbe in die Lichtstellung über, so vermindert sich nicht nur die Helligkeit des Netzhaut- bildes, sondern es niuss auch die leuchtende Kreisscheibe mit zunehmender Lichtstellung an Grösse bis zum Ver- schwinden abnehmen. Denn (vgl. Fig. 2), so wenig wie Lichtstrahlen durcli die von ab entfernteren Krystallkegel noch nach b, dem Bildpunkte, gelangen können, wenn siqh das Irispigment in Lichtstellung befindet, ebensowenig können von dem immer noch in b liegenden Bildpunkte aus, Strahlen durch diese seitlichen Facettenglieder aus- treten; sie werden von dem nach hinten geschobenen Irispigmente aufgefangen. „Rückt das Pigment im ganzen Auge gleichmässig nach hinten, dann sind es die von ab entferntesten Strahlen, welche zuerst am Austritte ge- hindert werden: es verschwindet die periphere Zone der leuchtenden Scheibe zuerst, und mit successiver Zunahme der Lichtstellung werden ebenso successive die ab näher gelegenen Strahlen abgeblendet: die Scheibe geht ein bis endlich nur wenige, vielleicht nur mehr eine Facette Licht nach aussen treten lässt: das Leuchten ist ver- schwunden." Sonach kann mau sich jederzeit mit Hilfe des Augenspiegels von dem Verhalten des Irispigmentes am lebenden Thiere Kenntniss verschaffen. Die Lieht- wirkung auf das Irispigment ist eine locale, d. h. während sich die Wirbelthierpupille auf Belichtung in allen Theilen gleichmässig zusammenzieht und dabei rund bleibt, kann die leuchtende Pseudopupille verschiedene Gestalten ein- nehmen. Soviel über das Augenleuchten bei Nacht- schmetterlingen; aber auch Taginsecten zeigen dasselbe, wenn auch bedeutend weniger schön und in mancher Hinsicht, von dem bisher beschriebenen abweichend. Und auch bei Krebsen findet siqh das Augenleuchten oft in der prächtigsten Weise. Wir wenden uns jetzt zur Besprechung einer merk- würdigen optischen Erscheinung, des Phänomens der Pseudopupillcu. Auch hier war wieder v. Leydig der erste, weicher eine völlig zutreffende Beschreibung der Erscheinung gab; sonst hat dieselbe kaum Erwähnung gefunden. Betrachtet man das Auge von Limulus z. B., so sieht man einen dunklen, einer Wirbelthierpupille ähn- lichen Fleck, der sich aber vor Allem von ihr wesentlich darin unterscheidet, dass er mit dem Beschauer die Lage im Auge wechselt; auqh ist er durchaus nicht immer" kreisrund, sondern entsprechend der Abweichung der Corueaoberfläche von der Kugelgestalt, oft oval; bei lu- secten, deren Facetten sechseckig sind, präsentirt er sich oft als unregelniässiges Sechseck; bei Krebsen, deren Facetten (juadratisch sind, zeigt er, wenigstens bei massiger Vergrösserung, deutliche Vierecksform. Auch unser Fluss- krebs (Astacus fluviatilis) zeigt eine Pseudopupille. Diese Pseudopupille (Hauptpseudo})upille) oder ihre centrale Zone war es, welche, wie wir im Vorstehenden sahen, unter passenden Umständen leuchtend erschien. Ausser dieser Hauptpupille sieht man aber bei vielen Thieren noch andere schwarze Flecke am Auge, die zwar nicht so dunkel, auch weniger scharf begrenzt sind als jener, al)er doch viele Aehnlichkeit mit ihm zeigen und sich vor Allem auch wie die Hauptpnpille verschieben, wenn sich die Stellung des Auges zum Ucobacliter ändert. Bei ge- nauerer Beoliachtung des Phänomens sieht man bald eine gewisse (Gesetzmässigkeit in der Anordnung dieser dunklen Flecke; um die Ilauptpupille liegt zunächst ein Kranz von sechs dunklen Flecken (Nebenpupillen erster Ord- nung), weiter nach aussen ein Kranz noch weniger scharf ausgebildeter Flecke (Neljcnpupillen zweiter Ordnung); ja bei manchen Augen scheinen auch noch Nebenpupillen dritter Ordnung vorhanden zu sein. Die meisten Augen zeigen allerdings das Phänomen niclit in dieser Deutlich- keit; am vollkommensten sah es Exuer bei reifen, im Wasser lebenden Larven von Agrion, deren Augen wie übersät mit Punkten erscheinen. Was die Be- dingungen, unter denen die Er- scheinung zu sehen ist, betrifft, so kann man als Regel aufstellen, dass jene zusanmiengesetzten Augen, die zwischen den vorderen Antheilen der Krystallkegel eine Licht re- flectireude Substanz (Iristai)etum) haben, Pseudopupillen zeigen; diese Substanz wird in der Regel von einem gleich liinter der Cornea liegenden Pigmente gcliildet, welclies die ver- sclücdensten Farben und Hellig- keiten ))esitzen kann. Wie kommt nun das Phänomen der Ilaujjt- ]iupille zu Stande? Denken wir uns ein vollkommen regelmässig gebautes (z. B. kugelig gekrflnnutes, mit senkrecht aufsitzenden Krystall- kegeln versehenes u. s. w.) Insecten- auge; denken wir uns weiter der Bequemlichkeit halber das Auge des Beobachters als leuchtenden Punkt. Ist dann A (Fig. 3) ein Facettenglied und befindet sich das leuchtende Auge des Beobachters in der Verlängerung von ba, so dringt Licht durch das Facettenglied und l)eleuc]itet eine in der Achse gelegene Stelle der Retina. Ist diese Stelle nicht mit schwarzem Pigmente ausgekleidet, sondern vermag sie eine genügende Menge Licht zurückzuwerfen, so dringt dieses in der Richtung von ba in das Auge des Beob- achters und dieses sieht das Centrum der Hauptpupille llgur Nr. 28. Naturwissenschaftli che Wochenschrift. 281 leuc'litend. Fehlt diese reflectirende Schiclite, so gelangt kein Licht in das Auge des Beobachters zuriicic; das Ceutruni der Ilau[)tpupille erscheint scliwarz. Ein .Strahl, der in der Kichtuug ;-eneigt auf eine Facette auftal gelangt vermöge der Linseneylinderwirkung des Facetten- gliedes nach )»; er wird hier, da sich an dieser Stelle in fast allen Augen schwarzes Pigment l)efiudet, absorbirt: das leuchtende Centrum der Hauptpui)ille erscheint von einem schwarzen Hofe umgeben. Ist die Neigung eines auffallenden Strahles eine noch grössere, z. B. do, so ge- langt er uacii n in das daselbst liegende Pigment. Dieses ist aber bei vielen Insecten ein lichteres, häufig lebhaft gefärbtes (Iristapetum), welches das Lieht zurückwirft; diese Lichtreflexion geschieht nun in einer Reihe von Faccttcnglicdern, welche eine bestimmte Neigung gegen die Achse des ganzen Phänomens haben; damit ist auch die periphere Grenze der Hauptpupille und zugleich die Ursache des hellen Hofes, den man um dieselbe sieht, gegeben. Die Erklärung der Nebenpupilleu ist von Exner nur für die der ersten Ordnung gegeben worden; die Dar- legung der hier in Betracht konnnendcn, oft recht com- plicirten ^'crhältnisse würde uns jedoch an diesem Orte viel zu weit führen. In einem Sehlusskapitel bespiicht Ycrf. zunächst die Scliärfe des dioptrischeu Netzhautbildes eines Facetten- auges; für Lamp^ris ergiebt sich aus der dem Buche als Titelbild beigegel)enen Pliotograi)hie eines solchen Netz- hautbildes, dass dieses Thier ganz gut im Stande wäre, Schilderschrift in der Entfernung von einigen Metern zu lesen. Ein Gitter, dessen einzelne Stäbe etwa 5 Ceuti- meter dick wären, würde von dem Thiere noch in einer Entfernung von 27+ Metern als Gitter erkannt werden. Es ist dies eine Leistungsfähigkeit des Auges, die dem Thier beim Aufsuchen von Nahrung u. s. w. ganz wesent- lich dienen wird. Nach dem Baue der Augen ist kaum daran zu zweifeln, dass andere Insecten und Krel)se mit Superpositionsbild noch viel schärfere Netzhautbilder haben. Von besonderem Interesse erscheint die Beziehung die nach Exners Darlegungen zwischen dem Baue des Facettenauges und dem Sehen von Bewegungen, resp. von Veränderungen der Objccte licsteht. Schon in seiner ersten Abhandlung über das zusammengesetzte Auge war Verf. zu dem Schlüsse gekommen, „dass der Typus des Wirbelthierauges in vollkommenerer Weise dem Erkennen von Formen der äusseren Objccte, der Typus des Fa- cettenauges in vollkommenerer Weise dem Erkennen von Veränderungen an den Objeeten dient." Dieser Schluss hat durch seine neuesten Arbeiten nur noch an Festig- keit gewonnen. Die Netzhaut des Faeettenauges ist im Allgemeinen absolut dicker, als die des Wirbelthierauges, eine Differenz, die mit Rücksicht auf die kleinen Dimen- sionen des dioptrischen .\pparates eine ungeheuere wird. Ausserdem ist diese Netzhaut — die Schicht der Seli- stäbe — bei vielen Augen immer, I)ei anderen wenigstens in der Dunkelstellung des Pigmentes, noch bei anderen allerdings wohl gar nicht, oder doch nur in geringem Grade (Tagschmetterlinge) für solches Licht durchgängig, welches nicht genau in der Achse des Facettengliedes einfällt. Damit ist aber bewirkt, dass das von einem hellem Punkte ausgehende Licht nicht nur einen Seh- stab, sondern, allerdings in geringerem Grade, auch die benachbarten reizt. So entsteht ein kleiner Emptindungs- zerstreuungskrcis, in welchem natürlich der (irad der Er- regung venu Centrum nacli der Peripherie allmählich ab- klingt. Wird der leuchtende Punkt jetzt auch nur so wenig verschoben, dass sein Bild sich auf der Netzhaut nur um den Durehmesser eines Sehstabes verschiebt, so muss sich doch di'r Erregungsgrad aller dem Zerstreuungs- kreise angehörenden Sehstäbe geändert haben. Diese Erregungsänderung al)er in einer grossen Anzahl von Nervenendigungen ist natürlich in hohem Grade geeignet, die Aufmerksamkeit zu erregen, d. h. ein Bemerken der stattgchaltten Bewegung sowie ihrer Richtung zu veran- lassen. Bedenkt man nun, dass die Wahrnehnuing von Veränderungen, insliesondere von Bewegungen äusserer Oljjcctc im Leben der Thiere eine grosse Rolle spielt, so wird Bau und Fanctionsweise des Facettenauges kaum als etwas Zufälliges erscheinen. Für das Wirbelthieraugc liegen die Dinge wesentlich anders. Der Zerstreuungskreis desselben hat, — völlig correcten Bau des Auges vorausgesetzt — durchaus gleiche Helligkeit. Andererseits bält die Empfindlichkeit für Bewegungen an den verschiedenen Stelleu der mensch- lichen Netzhaut durchaus nicht gleichen Schritt mit der Localisationsfähigkeit. Während die letztere im Centrum am grössten ist und nach der Peripherie zu rasch ab- nimmt, sinkt die Bewegungsempfindlichkeit gegen die Peripherie hin so langsam, dass man geneigt ist zu sagen, die Function der Netzhautperiitherie besteht in erster Linie in der Wahrnehnuing von Bewegungen, oder besser in der Wahrnehmung von Veränderungen. Das Faccttcnaugc functionirt sonach ähnlich wie die Netzhautperipherie des Menschen. Dies ist, nur in den knappsten Zügen, der Inhalt des Exner 'sehen Buches; eine reiche Fülle von Thatsaeheu und interessanten Dcductionen mussten wir unerwähnt lassen, zumal da ihre Darlegung ohne Zuluilfenahme complicirterer Abbildungen kaum möglich gewesen wäre. Keiträge zur Oescliiclite des Pflaiizeinvnchses in Nord Westeuropa.*) — Das Wort Heide l)tzeiciuiet im engeren Sinne Calluna vulgaris L. sp., das sogenannte „Heidekraut", welches richtiger „ileidestranch" hcisseu *) Da ich ilcr AurtVirdcrung der I!rdin-ti(iii diesn- Blätter, einen Alidniek der hier unter I. genannten Arbeit zur liesprechung einzusenden, leider nicdit mehr nachkommen kann, erhiube ich mir die Erstattung eines kurzen Selbstrefei-ats, welchem ich einen Hinweis auf die unter 2., 3. und 4. genannton verwandten Auf- sätze anscldiesse. Die Arbeiten sind: 1. Ernst H. L. Krause, Die Heide. Beitrag zur Geschichte des Pflanzenwuclises in Nord- westenropa. Engler's botanische Jahrbücher Bd. XIV S. 519 — 539. 2. Derselbe. Die natürliche Pflanzeudeeke Norddeutsehlands. Globus Bd. LXI No. 6 u. 7. 3. Derselbe. Beitrag zur Geschichte der AVieseiiflura in Norddeutschland, Engler's botanische Jahr- bücher Bd. XV S. 387- -100. 4. C. Weber, Ueber die Zusammen- setzung des natürlichen Graslandes in Westholstein, Dithmarschen und Eiderstedt. Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein. Bd. IX, Heft II S. 179-217. niüsstc, im weiteren Sinne ein mit Calluna bewachsenes Gelände, aber auch liewaldetes Geliiet, insl)esondere Kiefernwälder. Auf Laub- und gemischte Wälder wird indessen im Brandcnburgischen der Name „Heide" in weiterer Ausdehnung angewandt, als ich bei Abfassung des Aufsatzes annahm. In Süddeutschland und der Schweiz wei-den unfruchtbare, mit Gräsern und anderen Stauden, manchmal auch mit krü])i)elhafteni Nadelholz bestandene Flächen als Heiden bezeichnet. (Herr Professor Ascher- son war so freundlich, mir über den Gebrauch dieser Be- zeichnung in mehreren Landschaften schätzcnswcrthe Mit- theilungen zukonmien zu lassen.) Die Sprachforschung ergiebt, dass Heide ursprünglich bei allen Germanen ein Theil des nutzbaren Landes war, imd zwar derjenige Theil, welcher nicht urbar, nicht mit Feldfrüchten bestcilt war. Die Heide lieferte Viehfutter, oft auch Honig und Brennmaterial. Wie kam es nun, dass das Heideland in 282 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 28. verschiedenen Gegenden ein verschiedenes Aussehen ge- wann, dass Calhmaheiden mir im Nordwesten entstanden? Boden und Klima erklären die Entstehung der Calhma- heiden nicht, denn die nordwestdeutschen und schottischen Heiden können aufgeforstet werden und sind grossentheils nachweislich bis in historische Zeiten bewaldet gewesen. Der Grund der Bildung der olfenen Heiden wird in der Art der Bodenbewirthscliaftung gefunden, welche wiederum von den Besitzverhältuissen und der Art der Bevölkerung abhängig ist. Die Ostgi-enze des Hauptheidegebiets liegt genau da, wo im Mittelalter der Bardengau gegen das Ölavenland grenzte. Dass die nordwestdeutschen Heiden heute wie früher thatsächlich keine Oedländereien sind, sondern nach l)cstimmten Grundsätzen ausgenutzt werden, daraul' hat der (!)l)erforstmeister und Professor B. Borg- grevc die Botaniker seit 20 Jahren wiederholt aufmerksam gemacht. Borggreve und der Forstdirector Burckhardt waren es auch, welche gegen die Aufforstung der Heiden ihre .Stimme erhoben imd nachwiesen, dass die in alt- herkönnnlicher Weise mit Plaggenhieb, Schaftrift und Brennen bewirthschaftete Heide mehr einbringt als die aufgeforstete. Diesen beiden schloss sich vor einigen Jahren der Forstmeister Barkhausen an, dessen Unter- suchungen zu dem Ergebniss führten, dass man durcli die forstliclie Cultur wirkliclics Oedland scliaflfe. Diese forst- liche Litteratur ist leider von den Botanikern fast gar niclit gewürdigt, aucli ich bin auf wiclitigc einschlägige Arbeiten erst neulich durch Herrn Oberforstmeister Borg- greve aufmerksam geworden. Die Frage, wie die nordwesteuropäischen Heiden vor dem Eingreifen des Menschen aussahen, läss sich für viele Landstriche sicher dahin beantworten, dass der Heide Wald vorherging. Es scheinen aber auch, besonders in Jütland, einige jetzige Callunaheiden unter dem Einfluss der Cultur auf junggehobenem Lande entstanden zu sein, ehe Waldbäume dasselbe besetzt hatten. Der 2. Aufsatz führt aus, wie der Einfluss des Men- schen auf die Pflanzenwelt im Allgemeinen unterschätzt wird, wie ausser Aeckern und Gärten auch Wälder, Heiden und Wiesen überall durch die Cultur verändert werden. Aus Feld und Garten ist die „natürliche'- Fauna und Flora vertrieben, und nur wenige Repräsentanten derselben haben sich wieder eingeschliclien, während im Walde, auf der Heide und der Wiese die natürlieiie Leliensgemeinschaft nur mehr oder weniger verändert oder die schon ver- schwunden gewesene (bei neu angelegten Wäldern u. dgl.) in \x'ränderter Form wieder eingeführt wird. Für die letzteren Formationen wird der Name „Hall)culturformatio- nen" ' ' ^^ -.r vor Der Versuch, ein Bild der Beginn des Cultureinflusses zu rec(nistruiren, vorK'cschlagcn. lingt, weil es sich er Flora miss- iebt, dass dieser Einfluss schon be- gonnen hatte, als die klimatischen Verhältnisse von den heutigen verschieden waren. „AVie die Vegetationskarte von Deutschland aussehen würde, wenn es keine Menschen gäbe, können wir ebensowenig rathen, als wie die politi- sche Karte aussehen würde, wenn Friedrich der Grosse nicht gelebt hätte." Der 3. Aufsatz sucht nachzuweisen, dass in Nord- deutschiand die Wiesen ebenso wie die Heiden Hall)cultur- f(irniati(ineu sind. Der Begriff „Wiese" lässt sich nicht detiniren, ohne dass der regelmässige Grashieb in die Definition aufgenommen wird. Vernachlässigte Wiesen werden Sümpfe oder P)rflche bezw. Wälder, wie sie aus Sümjjfen, Mooren und Wäldern hervorgegangen sind. Die Wiesenpflanzen finden sich grösstentheils auch an lichten Waldstellen, andere im Röhricht, in Ufer- und Sumpf- gebüschen, viele derselben sind Reste der Tundren- vegetation, welche vor dem Walde das norddeutsche Tief- land einnahm. 4. C. Weber rechnet zum „Grasland" die „Wiesen", „Grasmoore" und „Wiesenmoore", d. h. die Formationen der rasenbildenden Gräser, Cyperaceen und Juncaceen. „Wiese" ist ihm gleichbedeutend mit „Mähwiese". „Natür- liches" ist alles Grasland, dessen Pflanzendecke unter den gegebenen Culturverhältnissen stabil geworden ist, gleich- giltig, ob es ursprünglich angesät oder durch natürliche Besamung entstanden war. Diese Definition wird manchem Botaniker bedenklich scheinen, es sei deshalb daran er- innert, dass angesäte Wälder von unseren Floristen fast ausnahmslos als naturliche Formationen anerkannt werden. Weber beschreibt dann eingehend die Subformationen der Aira ficxuosa, Poa pratensis, P. trivialis, Aira caespitosa, Carex panicea, C. gracilis und Molinia coerulea auf der Geest, die der Festuca elatior auf dem Uebergangsgebiet von der Geest zur Marsch, die der Agrostis alba, Poa pratensis, des Hordeum secalinum und Lolium perenne in der eigentlichen Älarsch und die der Festuca thalassica und Festuca rubra auf dem Vorland. Bemerkenswerth ist, dass Lolium perenne als litoral-ruderale Pflanze ge- kennzeichnet wird, analog vielen Chenopodiaceen. Am Schlüsse der Arbeit bespricht W. kurz die Beziehungen des Graslandes zu den anderen Pfianzenformationen seines Gebiets und äussert seine Ansicht dahin, dass die Sub- formationen der Marsch und des Vorlandes im Allgemeinen „primäre" seien, dass aber auf der Geest nur die Carex- subformationen imUeberschwemmungsgebiet der Auen diese Bezeichnung verdienen. Die anderen Subformationen der Geest sind theils aus Elementen des Waldes, der Heide, der Düne und des Moores zusammengesetzt, während für die Subformationen der Poa pratensis, P. trivialis und Aira caespitosa ein litoraler Ursprung angenommen wird. W. meint, diese Gräser hätten ihren primären Standort auf den Strandwiesen und seien von da unter dem Ein- fluss der Cultur ins Binnenland eingedrungen.*) E. H. L. Krause. „Protogjiiisch oder narbenvorreif"? betitelt sich ein Aufsatz aus "der Feder des Prof. Dr. 0. Kirchner im Botanischen Centralblatt. — Der kürzlich ebenfalls im Botanischen Centralblatt enthaltene Vorschlag von Dr. E. Nickel, die Ausdrücke Protogynie und Protandrie durch „Narbenvorreife" imd „Narltcnnachreife" zu ersetzen, giebt K. Veranlassung, im Anschluss an diesen Einzelfall seine Bedenken gegen eine zu weit gehende Verdeut- schung von wissenschaftlichen Kunstausdrücken geltend zu machen. „Den Wörtern prot(er)andrisch und prot(er)ogynisch igt — sagt K. — schon mehrmals der zweifelhafte Vor- zug zu Theil geworden, in's Deutsche übertragen und damit für unsere Sprache zum Absterben verurtheilt zu Averdcn-, dass gerade bei diesen und einigen verwandten Bezeichnungen unter der unzähligen Menge von in die wissenschaftliche Botanik eingeführten griechischen Aus- drücken die Versuche zur Sprachreinigung ansetzen, ist wohl nur ein Beweis dafür, dass jene Begriffe neuerdings in den Vordergrund der Betrachtung getreten sind, und weiteren, namentlich Schüler-Kreisen zugänglich gemacht werden müssen. Der ol)en erwähnte, gewiss gut gemeinte Uebersetzungs -Vorschlag wird aber hoffentlich eben so wenig durchdringen, wie die früheren, und zwar aus folgenden Gründen : Bekanntlich ist die Thatsache der Dichogamie, wenn auch in einzelnen Fällen schon früher (Pontedera, Linne, Koelreuter) bemerkt, von Conrad Sprengel (1793) für die Wissenschaft festgestellt, und von ihm auch der ent- *) Herr C. Weber wird sicli über seine Anscbauungen in der „Naturw. Wochenschr." noch selbst äussern. Red. Nr. 28. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 283 sprechende Kunstausdruck, so\vie sein Gegensatz, Homo- gamie, gebildet werden-, die beiden Formen der Dicho- gamie nennt derselbe Autor (Das entdeckte Gelieimniss etc. 8. 19) luiinnlieh- weibliche (androgyna) und weiblieli- niilunliche (gynaudra). Die beiden Fremdwörter müssen, als anderweitig l)ereits vergeben, fallen, den Sprengel- scheu deutschen Bezeichnungen jedoch gebührt, ()l)wohl für die Anwendung von Kunstausdrückeu das Pricu'itäts- recht nicht ohne Weiteres in Geltung ist, aus Gründen der Pietät der V(U-rang vor allen andern gleicliliedeuten- den deutschen. Indessen wurden sie später aufgegeben, weil sie unbe([ueui und unlieholfen sind, und kamen, als man au ihre ytelle bezeichnende und passendere gesetzt hatte, um so eher ausser Gebrauch, als ja das .Sprengei- sche Buch, bis es durch Darwin wieder zu Ehren gebracht wurde, ganz unbeachtet gcbliebeu ist. Geändert wurden die von Sprengel gebildeten Ausdrücke zuerst von Ililde- brand (Geschle'ehter-\'ertheilung 1867, S. 16), welcher dafür protandrisch und protogynisch setzte, und damit einen so glücklichen Griff that, dass die Botaniker der Folgezeit die von ihm vorgeschlagenen Bezeichnungen entweder schlechtweg annahmen, oder nur in geringfügiger Weise abäuderten; letzteres geschah durch Delpino, der (ülteriori osservazioni etc. I. 1868 und besonders IL 1875 S. ].56ff.) die Ausdrücke „fiori proterandri" und „proterogini" an- wendet.*) Diese handlichen, zu Weiterbildungen brauch- baren griechischen Wörter sind jetzt in den internationalen Schatz wissenschaftlicher Terminologie übergegangen, und wenn man sie ändern oder verdrängen will, so müssen wichtige und überzeugende Gründe dafür vorliegen. Bei uns in Deutschland wurde, wie Eingangs berührt, mehrfach das Verlangen bemerklich, anstatt der griechi- schen termini technici deutsche zu besitzen, obwohl die griechischen in einer deutschen Abliandlung veröffentlicht worden sind, und meines Wissens die Italiener, Franzosen, Engländer und Ndrdamerikaner, die Dänen, Schweden, Norweger, Holländer und Vlämen, wahrscheinlich auch noch zahlreiche Andere, sich mit den griechischen Wörtern begnügten und ein Bedürfniss nach Üebersetzung in ihre Sprachen nicht empfandeu. Aus den deutschthümeluden Bestrebungen entsprangen die Vorschläge: „vormäuulich" bezw. „vorweiblich" (Behrens), „erstmännlich" etc. (Potonie) und „pollenvorreif" (oder narbennachreif) und „narbeu- vorreif" (Nickel); die beiden ersten Uebersetzungs-Ver- suche, der letzte eine ganz neue Bildung — alle mit ein- ander unschön, unbeholfen und uuhaudlich, wie schon die Sprengerschen. An dem Ausdruck „Narbenvorreife" Hesse sich über- dies noch aussetzen, dass statt des neu gebildeten Wortes „vorreif" das bereits vorhandene „frühreif" Ansijruch auf Verwendung gelialit hätte; die „Pdllenvorreife" hält als vox hybritla der Kritik noch weniger Stand, da das Wort Pollen, für welches das deutsche „Blüthenstaub" allgemein gebräuchlich ist, weit entfernt, ein Lehnwort zu sein, vielmehr uuverkennljar den Stempel des Fremd- wortes trägt. Aber ist denn wirklieh ein Bedürfniss vorhanden, derartige deutsche Uebersetzungen in die wissenschaftliche Benennungsweise einzuführen? Für die Fachmänner ge- wiss nicht, denn ihnen ist die Bedeutung der griechischen Wörter geläufig und ihre Anwendung, besonders der fremdsprachlichen Litteratur wegen, bequem. Also viel- leicht für Schulen und Schüler? Ich bestreite das Be- dürfniss selbst für diejenigen Schüler, welchen die griechi- sche Sprache fremd ist; ja, ich möchte noch weiter gehen ') Schon an einer anderen Stelle (Flora von Stuttgart 1888 S. 39) hiibe ich darauf aufmerksam gemacht, dass die von Hildobrand eingeführten Bezeichnungen denen Delpiuo's vorzu- ziehen sind. und sogar die Nützlichkeit neu gebildetei- deutscher Kunst- ausdrücke vom pädagogischen Standpunkte aus bestreiten. Denn solche deutsche Ausdrücke setzen, nicht nnnder wie die griechischen, für das Verstäiidniss eine sacldiche Er- klärung voraus, verlocken aber durch iln- deiitsclies Ge- wand den Scjiüler, der geneigt ist, aus der blossen Worl- bedeutung auch das Wesen der Saelie entnehmen zu wollen, zur Oberflächlichkeit. Das fremde Wort dagegen gemahnt ihn daran, dass zum Verständnis« des Sachver- halts eine Erklärung erforderlicji sei, und so gut er sieh Kanunculus bulbosus merken nmss, el)en so gut, und sielier mit grösserem Nutzen, wird er sich neben dem BegrilV auch das Wort „protogynisch" einprägen können. Dazu kommt , dass ertahrungsniässis: selbst durch glückliche Verdeutschungen die griechischen Kunstausdrücke au.s der Litteratur nicht völlig verdrängt werden, und so führt jede neue derartige üebersetzung zum Gegentheil von dem, was Ijealisichtigt war, nämlich zu einer Be- reicherung der Syncmymie, für den Lernenden zu einer j\lehr])elastung des Gedächtnisses. Somit bleibt als Grund für die oben besprochenen und ilhnlichen Üeljersetzungs-Versuclie nur das Streben übrig, deutsche Ausdrücke für die Deutsclien auch in der Wissenschaft zu besitzen. Nun, so gewiss das Verlangen gerechtfertigt ist, unnötliige Fremdwörter in der deutsehen Sprache zu vermeiden, und so gewiss nach dieser Kich- tung auch in der botanischen Litteratur nicht selten ge- fehlt wird, eben so eindringlich ist auf der auderen Seite vor Ueberreifer zu warnen, weuu wir nicht bei unseren Nachbarvölkern in den Verdacht nationaler Eitelkeit und Ueberhebuug gerathen wollen. Man behalte einerseits im Auge, dass das Deutsche, wie die meisten modernen Sprachen, für Neubildungen spröde und ungelenk ist, eine internationale wissenschaft- liche Terminologie dagegen nicht nur eine Ei-leichterung der litterarischen Studien, sondern überiiaupt einen Schritt zur Anbahnung des Verständnisses zwischen verschiedenen Nationen bedeutet — und man bedenke andererseits, wohin es füin-en mttsste, wenn unsere Spraehreiniger freies Feld bekämen, um sich schliesslich auch an das „Mikro- skop", die „Flora" und das „System" heranzumachen, und uns etwa mit einer Verdeutschung der „physio- logischen Anatomie" zu Ijeglücken! Seine Liebe zur deutschen Muttersprache und sein Verständniss für die- selbe kann num nach meinem Bedttuken wohl besser durch S(U'gfalt in Sprechweise und Schreibart bethätigen, als durch die Verfolgung nothweudiger oder nützlicher Fremdwörter." Soweit Kirchner. Der Unterzeichnete scidiesst sich im Ganzen dureliweg dem Obigen an: er weiss den Werth bei allen Gelelirteu der Erde angewendeter Termini nur gar zu wohl zu schätzen; ja das Ideal für wissenschaftliche Mittheilungeu scheint ihm in einer allgemehi angewendeten einheitlichen Sprache zu liegen und der Eingang, den die inter- nationalen Ternnni allmählich bei allen forschenden Nationen finden, zeigt, dass die Wissenschaft die Vortheile, welche allgemein gebrauchte Termini mit sich bringen, sich nicht entgehen lässt. Es ist — doch eigentlich selbstverständ- lich — ein Rückschritt, solche allgemein aufgenommenen Termini durch nationale ersetzen zu wollen; ein solches Unternehmen kann nur oberflächlicher Ueberlegung oder Kurzsiehtigkeit oder endlich •(jccfühlsregungeu, die doch die Wissenschaft nicht leiten dürfen, den Ursprung ver- danken. Bei einer Ventilation der Frage, welche Termini im gelehrten Verkehr am besten in Frage kommen, können natürlich nur Zweckmässigkeits-Rttcksieliteu, scheiden. 284 Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. Nr. 28. Es könnte nach dem, was Kirchner sagt, erscheinen, als ob ich früher anderer Ansicht gewesen wäre: dem ist aber nicht so. Denn die Ausdrücl^e „erstniännlicli" und „erstweiblich", die ich in meiner „lllustrirten Fhira vonNord- und Mitteldentscidand" anwende, lial)e ich kcineswe.^ns mit der Hoffnnng' eing-eführt, durch dieselben die Termini pro- tandrisch und protog'yn zu verdrängen, sondern es war nur mein Wunsch bei Laien, für welche die Flora in erster Linie bcreclniet ist, die al)er nicht genügende lateinische und griechische Vocabeln kennen, leichteres Verständniss zu finden. Der Wissenschaft wollte ich damit aber gewiss nicht „dienen". Mit „Deutschthümelei" hat danach mein Uebersetzungs- versuch der Ausdrücke protandrisch und protogyn ganz und gar nichts zu thun. Das Bestreiken, auch in Aeusser- lichkeiten seine Nationalität kund thun zu wollen, ist zwar sehr verständlich und gewiss nicht zu tadeln, abi'r die Wissenschaft sollte damit nichts zu thun liabcii. P. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Professor Karl Voelckc/.rs in Kiel hat den Charakter als Medicinalrath erhalten. — In Bern ist iler Privatdocent und Leiter der Universitäts-Klinik für Geisteskranke Dr. von Speyer zum ausserordentlichen Professor der Irrenlieilkunde ernannt worden. — Als Chemiker hei der geologischen Liindesunter.suehung in Berlin ist Dr. Klüsz eingetreten. — Dem 2. Custos am Kgl. botanischen Garten zu Berlin Dr. Karl Schumann ist der Titel Professor verliehen worden. — Privatdocent Dr. Eugen Bamberger in München hat eine ausserordentliche Professur für Chemie erhalten. — In der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen hat sieh Dr. Pricke für Mathematik habilitirt. — Privat-Docent Dr. Weiss an der Universität München ist zum Custos des bo- tanischen Gartens ernannt worden. — Als Privat-Docent für Augen- heilkunde habilitirte sich Dr. Stöweran tler Universität Greifswald. Es sind gestorben: Der Mathematiker und Professor der Asti-onomie Pierre Ossi an Bonnet in Paris. — Die Fui'schungs- reisende Fräulein Elise Saiut-Omer in Gibraltar. — Der Pro- fessor an der Universität zu Breslau Geheimer Medicinalrath Dr. Biermer. — Der Pathologe Sir William Aitkens von der militärärztlichen Schule in Nettley in England. Der 3. Congress französischer Irrenärzte findet am 1. August in Blois statt. Der 2. internationale Congress für experimentelle Psychologie wird in London am 2. bis 5. August stattfinden. — Präsident: H. Sidgwick. Sekretäre F. H. Mj'ers: Leckhamptun House, Cambridge und J. Sully: East Head Read, Hampstead, London N. W. Die 62. Versammlung der British Association for the ^ Advancement of Science wird am 3. August und die fol- genden Tage in Edinburg statthaben. — Präsident: Archibald Geikie, General-Sekretäre: Douglas Galton u. A. G. Vernou- ; Harcourt. I Die diesjährige allgemeine Versammlung der Deut-i sehen geologischen Gesellschaft wird vom 9. — 14. August ■ in Strassburg i. E. abgehalten werden. — Geschäftsführer: Prof. i Dr. Benecke. i Der internationale An thro2Jol o gen congress findet vom 13. bis 20. August in Moskau statt. Die Amerikan Association for the Advancement of Science tagt vom 18. bis 24. August in Rochester im Staate New-York. Ein internationaler Zoologenc ongress findet vom 22. bis 30. August in Moskau statt. Der 3. internationale Congress für Kriminal- Anthropologie findet vom, 23. August bis 3. September in Brüssel (Akademiepalast) statt. Auf der Tagesordnung stehen u. a. wieder mehrere Themata zur Besprechung der Lombroso- schen Theorien. Der 2. internationale Congress für Physiologi e wird in Lüttieh vom 28. bis 31. August abgehalten werden. L i 1 1 e r a t u r. Willi. Russblüdt, Bie Entwicklung'. Der Darwinismjjs in neuer Auffassung. Nebst Anliang: Eni Wovt au und für das den- kende Volk. Berlin 1891. Selbstverlag des Verfassers. — Preis 0,2.5 M. Von dem, was der Titel dieser kloinen Schrift zu versprechen scheint, handelt der Inhalt nur in sehr beschräidvtem und be- dingtem Maasse; denn ich kann von darwinistischeil Be- trachtungen nicht sonderlich viel in den Ausfülirungeu des Ver- fassers entdecken. Die Begritfe „Kampf ums Dasein" und „I^nt- wicklung" werden allerdings mehrfach verwertliet, aber ihre An- wendung erstreckt sich nicht auf Dinge, di(^ der naturwissenschaft- lichen Forschung (ganz oder theilweise) zugänglich sind, insofern der Verfasser nicht die äusssereu Erscheinungen des Lebens, sondern das einheitliche innere Band desselben, sein eigentliches AVesen, das von der Art der Kräfte ist, ins Auge fasst. Vor Allem verfolgt er das Bewusstsein in verschiedenen Graden sein( xjon lidjerer ^irkuna! J)er gn^olt ber „SerlineV gleue(ien gladjridrten" ifl frei »on griooUtSten irgenb melii}et ältt 3n ieber sebilbeten Mamille pnben ftc bojer (l^er fceunblii^e aufnehme. ntr t^ür i^nmilicn • Slnjeigcn, SicnftBoteit« Qi>efudie, aöohnungääSInjcIgcn unb fiJnllAc Slnitonccn, blc btc SBcbUtfnijfc cineä §nuSf)aUS bchrcffcu, ttiitb blc aitoJiitcmcntS Duittunn für ba6 laufcnbc Duattal b. lt. ^. UoQ in 3»^lu»8 genommen, wobuci^ bec iOeiug beä Slatteä fuft roefentlitS oerbiaigt. ~VQ Sßrobenurametn auf ffiunfcS giotiä iüxi) bie «rptJilloit ßctliit SW., fiöniggtttitt Straft 41. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ « ♦ Dakteriologjsche Kurse,» :l ntirrirht in \ahi'iingsniittel-, » sowie Harnanalyse, monatlich. ♦ Z Gelegenheit zum Ausführen J T selbstständiger Arbeiten. T ^Uehernahine von techni.schen und^ ^ wissenschaftlichen Untersuchungen » ♦ jeder Art. ^ ♦ Bakteriologisch -chemisches ♦ ♦ Institut ♦ jBerlinN., Friedrichstrasse 131 d.J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. lu unserem Verlage erschien: Vierstellijs^e Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Cjiravclins, Astronom. 24 Seiten. Tasclionformat. I'reis i/e!it'/tet 50 ff. Zu beziehen durch alle Suchhandlungen. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. Ittlmmlers Verlags- l»u<*hliandliiii{; in 1S<'rlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Inselcten von H. J. Kolbe, Kustos am Königl Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen ä 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ li kt BERLIN C, Niederlage eigener Giashiittenwerlie und Dampfschleifereien. Mechanische Werkstätten, Scliriftnialerei und Emaillir- Anstalt. Fabrilv und Lager sämintliclier Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, » Drogen-Geschäften u. s. w. » ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦'/♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Liiisenstr. 58. BERLIN NW. Luiseiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate und Geräthschaften im Gesammtgehiete der Naturwissenschaften. I ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ 5 Fenl. Düiiimlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. 1 Reisebriefe aus Mexiko. 1 : Von ; Dr. Eduard Seier. ■ I ■ | ; Mit 8 Lichttiruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abbilduugen. ^r. 8". geh. Preis 6 Mark. Zu boziehen durch alle Buchhandlungen. LXII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 28. Im Verlane von FE R DIN AN 1) ENKE iu Stuttj^art ist soeben erschienen: Einleitung in das Studium dor mudernen Elektricitätslelire von Dr. J. a. Wallentin, k. k. Gymnasial director in Troppau. Mit 253 HolzschnHten. gr. 8. geli. M. 12.— In unserm Verlage erschien soeben und ist durch jede jf, Biudihainlluiij^ zu bezielicn: ^ ♦; )*> )* >> )» » )» )«• )*> )» )» Mehr und mehr ringt sich die Erkenntnis durch, dass )^ unser religiöses Leben einer Befreiung von den starren Formen * kirchlicher Dogmatik Ijedürftig, dass nur von einer intensiveren J Bethätigung des reinen Evangeliums der Menschenliebe auch )%, eine gründliche Besserung unserer sozialen Zustände zu er- * hoffen ist. 2' Ein Kreis hervorragender Mäinier und Flauen hat sich i^ zusammengeschlossen, um für eine ethische Vereinigung )♦ zu werben, welche der Läuterung und Festigung des sittlichen ^ Lebens dienen, den Gedanken der tieferen Zusammengehörigkeit j» aller Menschen pflegen will. Li der vorstehenden Broschüre )ti sind ihre Ziele dargelegt. )♦ An diesen auf die Förderung des Wohles der Menschheit Sj Die ethische Bewegung in Deutschland. "Vorbereitencie ÜVCitteiliang-er». eines Kreises gleichgcsiunter Miiiiiier und Frauen zu Berlin. 37 Seiten gross Octav. Preis 50 Pf. gerichteten Bestrebungen thätigen Anteil zu nehmen, ist eine % Ijä Ell renp flieh t für Jedermann. >* <<[Fer(t. Diimnilers Verla^sbiichhandluDg, Berlin SW 12, Zimmerstrasse 94, >» i ^3 j j^'.iaa^i;t j .J3 j a J3333^xj3^ j j j;t^j3'4 j j33'j j;i j j .u J'-i j J^j^ j;i^ j ^.^.i j j j:j j j ^'ja^'JU J3 j;i J^'jrj ^ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates n. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheüeü, dass er alle geolo- prischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen iu Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Eifel. Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera. Becken ii. s. w. u. s. w. Coralllen von Nauheim, überhaupt Local - Suiten LIas aus WUrtemberg. und deutsche Mineralien. Wegen der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. jjj.ijjj.ijj.*jjjjjj J-4JJJJ... JJ.1JJJJJ J4J-iJ.t.lJJ.lJJJ.JJJ .IJ.iJJJ.IJJJJJJJ.«JjJ.»J.« ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Vor Kurz ein erscliieii : Ein Beitrag ♦ ♦ ♦Greschichte des europäischen Hausrindes. ♦ Professor Dr. Hugo Werner. Mit 4 A/i/iildiiiii/eit v)ul 1 Karte. 4.S Seiten. Preis 1 Mark. Zu beziehen durcli alle Buchhandlungen. ♦ ♦ ♦ Ferd. Diimnilers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW, 12, Zimmerstr. 94. ♦ H 3n imferiii SJcrlogc ctfcfjicn: I fiii jjfiifofopriiftTies üofUsfiiirfi M 124 Seiten 8". 3 ^rcis 1,C0 2Sorß, cfcfl. gcß. 2,40 ^Saifi. PI =^ 3" 6e5ief)eu burd^ alle Sucfj^anbluiigen. =^ f crö. iümmkrs JlfrlagoluirljliuuMiiiti] in ^frliit SW. 12. fc In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien : Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besondei'er BerücksichtiguDg ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen ."^ammlnugcn an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu JJerlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der l'undorte. S68 S. gr. 8°. Preis 6 Mark. ^illillliHiiiiiiniiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii :ilililfilllililillliliiiiilniliiniiiiiiiiii iiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiifi -•iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiniiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiniiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii^ I @eitfrtttoitetf ! 1 i 5B0C .Huväi'ui ciid)icii in itufeicm Sctlaje: = I auf bic flrof^cn ^r|inbuu(jcn | [ bc^ 3>uon5igftcit vsrt!)i|)>nii>citij. \ I «5Dn I I 5*>Ta3£imintttt ^ft'/fncr, | i Äöiiifll. il.'vciifeiicljcr .s'iouptiiuinii a. 'S. = I I. 1 I 0ic JuUunft öc? richtnfdjcu ^cntfcljnt?. [ 1 lüO edtcii ar. S". Spreiä 1 aüarf. 1 i ülirtit Wantniliittic anufioncu birot Mcfcf- 2SPvt, foutcrn auf beni rcilcu Sebcii E E bev niobfviu'u Jediiiif fuBcnb, ireldie tcr l'-crfaficv — ein Sdnilcr TobcC' - auf E i Onuib 2o jatjriGer totubicu «iib (Srperimciitc rcUia tH'f)fvi[d)t, .iriflt bcrjcllic iu tinct i E i)lril)t (in)clncr ülbliituMuiigi'u bcu ÜSrn ju neuen gvaf;avtincii (»■rfiiiSuiiflcii, E i »eldje uu6 heute mit SHeunuiteruui}, bic 3eiiociioffen befi -'ü. -rsabrbuubcrtS aber bcr= E E ciuft luit ?[l!itleib füc uns erfüllen miifien, bie TOiv un8 iiod) obno jene |tauuen§- r S irerteu .^ilfSmittel äu bebclfeii hatten. E SSorriitig in ollon SBuc^IjonMimgcii. I Icrb. piimmifro ilfrlnBoliiidiljniililmiij, Örrliii SW., jimmrrllrnftf D4. \ ^iiiiiMiiiiiiiiiniiiiiniiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiititiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiir ,j2^j~= r>.cuan.i.iUniniIers Verlags- bueliliantUuiiK in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Kustos am Königl Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Ferd. Diimmlers Verlagsbuctihandiung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von l'i'of. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 J(; geb. Preis 4 J(. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. **^^fi^^^^^ ^f.^it^^^^^^ In Ferd. Diimmlers Terlagsbuclihaud- luug in Borliii SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlniigen von Wilhelm Foerster, Fror. u. Diicctui- der Kfl. Sdinwai-lc zu Bcilin. Preis 7 Harl{. ^ ^yy^^y^y^ ¥¥¥¥¥¥¥4^$¥ Auflage 36 000! ji^^^g:] §nlmtt Q^^l!!\ ^ Unpoitcüfdii Sciiuna. ■»- (2 ?{!of töslfidj) ein(d,lietilicl| tl)rcr (oudi IttOIltaflS) 8 (^vati6-§eHagitn: 1. Deutsch. Hausfreund, -'^ 5. Allq.Ztq.f. Landwirth iBti Zei I si-hiif t v.l 6Dnick Seiten, wöchentlich, Mode und Handarbeit, 88eitig mit Schnittmuster; monatlich. Humoristisches Echo. wöchentlich. Verloosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau. vierzehntagig. 6. Die Hausfrau, u tagig. 7. Produkten- u. Waaren- Markt-Bericht.wöcienii ;: 8. Deutsch. Rechtsspiegel Sammlung neuer üeaetze utii Reichsgerichts- Entscheid, nach Bedarl". foftfii bei jfiitt })ollan)lnll pro Duartal nur 5 piiirlt. ©cSnelle, ouäfüftrlte^e unb unparteiifi^e politifc^e iUriditcrftattunfl; feine politiftte SBcDormunbung her Se|er. — ffliebcrgabe intcre!r>venber aüeinungääuBcrungen ber 'JJnrtciä Ijläitet oller Slit^tungen. — Sluäfilbrlicfic *^Jar UmentSsSes vtd)te. — Svefflidie milttätrif dje Sluffä^e. — gnteceffonle aofaU, SC^eater» unb ®erii1)t§ = 3!a<5ric^ten. — ein. ae^enbfte Stai^riciten unb miäjejeicinete Siecenfionen über Kljeater, Wufit, Jlunft unbäBiffcnicfioft. — auäfll^rll(fter iianbelätöeil. — »oUftänbigfteä Eouräblntf. — Sottecie» iliften. — iperfonalsSSeränberungen in ber armec, 3)!atine unb (5iuil=Sern)Ollun9 (Suf'iS- ®eiflli*teit, Se^rerMuft, ©teuerfnt^, 5?civ(tfac^ !C.) fofoct unb oollftönbig. geuiUetonä, ülomane unb SlooeHen bet ^emarragentfldt ^ntoree. ^ntcigen finl» uou fidjetrer St'trImnB! «er anmalt bet „gerlincV Iteucflen SXntljtridjien" tft frei nun grirolitäten irgenb roclijer älrt. 3n iebec aebilbeten Mamille pnben fie ba^er fi^ec fteunblit^e aufnähme. DV Süt Satnitlcn > «itjetgctt, :£icnft6otcn> 65cf"d)c, Si»oliiuin!l5=2ln3ciflcn uni) äljnlidic Slnnonccn, btc Sic äk&ütfntiic ciucS ^ausJoUä ictrcffcn, luitb bic Sllionucmciits Duittaini» für baä laufcnbc Duartal b. a. 2Ö. »oU in ;3al)tun(| Benommen, roobutc^ bet ätejug be^ iölatteä fidj mefentlid) nerbitligt. ^HB >^itobenuminetn auf ifflunfi giotiä buri^ bie «rpttHlioii ßtrlin SW., göniggtä^tt Strafe 41. ♦♦♦♦♦♦*♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Pakteriologische Kurse,» ^ Unterricht in \ahrnngsmittel-,# sowie Harnanalyse, monatlich. ♦ Gelegenheit zum Ausführen selbstständiger Arbeiten. ♦ ♦ ^Uebernahme von technischen und^ ^wissenschaftlichen Untersuchungen ♦ ^ jeder Art. ^ ♦ Bakteriologisch-chemisches ♦ ♦ Institut ♦ X I>i-. Krt. KitNert. X ♦ Berlin N., Friedrichstrasse I3ld ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ PatentaiiTvalt Ulr. R. Maerz, Berlin, Lcipzigerstr. 67. .(*)(M*x*)(*)G*)iyy(j^ Geologisches und mineralogisches Comtor S Alexander Stiier M 40 Rue des Matliurins in Paris. ^ Lieferant des französischen Staates und aller fremden Staaten. '^ Herr Alexander Stuer empfiehlt sich den Herren Directoren 5!^ /|jg und Profe.ssoren der Museen und den Liebhabern al.s Lieferant \^ aller seologischen französischen Serien, welche für ihre .Samin- ^ ^>J hingen oder Studien von Interesse sein könnten. i$i ^ Oephalopoden, Brachyopodeu, Ecliinoderinen und andere [fii| ^ Ahtheilungen der iUtesten und jurassischen Formationen, aus der ^ ^ Kreide und dem Tertiär. — Fossile PHanzeu und Mineralien CT^ l^j aus allen Lüuderu en gros und en detail. SSi Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausführliche Specialverzeichnisse Feril. HÜDinilcrs i'erla?sbiieLli;intlliiiis;. Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. lu unserem Verlage erschien: Viorstellise Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelius. Astronom. 21 Seiten. Taschoiiformat. Preis ijeheftet öd l'f. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Sauerstoff j jin StEililcylindei-n.: Dr. Th. Elkati, jüerlin N. Tegeler Str. 15.1 Preisgekriint Mainz 1842 Berlin 1844 London 1854 Paris 1855 London I8C2 Paris 1867 Sidney 1879 Bologna 1881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien - Contor Bonn a.Rh. ])r. F. Kl'ailtz. Bonn a.Rh. Gcsclijil't.-^trrüniiuns 1S33. Liefert fflinerahen, Krystallmodelle in Holz und Glas, Ver- steinerungen, Gypsabgüsse seltener Fossilien, Gebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematisch geordneten Sammlungen als Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Auch werden Mineralien u. Petrefact., sowohl einzeln als auch in ganz. Sammlmig.. jederzeit gekauft, oder in Tausch übernommen. Ausführliche Verzeichnisse stehen portofrei zu Diensten. Alle geschäftlichen Mittheiltingen erbitte unter: Dr. F. Krantz, Klioinisclips Mineralien- Contor. LXIV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 29. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦•>♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke | ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Luisenstr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ z und Geräthschaften im Gesammtgehiete der Naturwissenschaften. X ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦»♦ .•lllllllllllllllllllllllllllllllMlllllllllinilllltlllllllllllllllllllllMIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIinilllMIIMlIIIIIIIIIIIIIU [ t^ c 11 f n 1 1 0 n c t ( I I = SSor .«iirscm ci1rt)icii in uiilciem SSeclaae: = I min ^Itck I I auf bie flro^cn ^rflitbungcn | I Seil I I ÄiJnigl. Spveufeiidier ,£iauptmnnn a. S?. | I I- I I Bit ^ulntnft bc? clchtrifJjtn ^nt\ftl)tti$. \ I 100 Seiten gr. S". i'rciä 1 3.11«!. 1 E «Jlitlit lilioiitnftiidic jauiiciiicn tirot bieief- ISert, (oiibeni auf beni vealcii SÜDbcu = = bcv niobfiiicn Scdinit fuiiciib, iveldie ber Serfaffcr — ein Sdjiilcr Tote« - auf = = Wruub 'iuiabtiaev istubien uiib (irDeiiuieiite rcllig beberrfdjt, ,ic>(lt btricibc in einer E = Mrilif cinKlner 9(lil|an!iluiigen Öen 2Bc|i ju neuen gio^avtiHCii CfiftiiSiiiigcii, = E U'cld)e uns ficutc mit Söeunuibennis, bie Seitoeiioffeu bcs :'U. SaßtbunbcvtS aber bev. i E einft mit WJitU'ib für uuei eriüUen muffen, bie ivir uiiä iiod) o^ue jene ftauncitS' i E werten fiilfömittel 5u bcftelfcn Satten. i SBorriitig in nrieu 23ud)I)iinhIungen. I |crb. pilmmlcrs ilrrlttpbuiljljoiiiiliiiiö, gnlin SW., ^imuinilrn^c 94. i I^llllllllllllllllllllllllllllllllllirillllllllMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIII^ }i In unserem Verlage urscliien festellije lojarittiniiscti-Trijonoiiietrisctie Tafeln für die Decimalteilung des Quadranten. nebst Tafeln der Logarithmen der Zahlen, Antilogarithmen, Tafeln der Zahlenwerte der trigonometrischen Funktionen, ausführlichen Quadrattafeln und Logarithmentafeln der Hyperbelfunktionen, Von Harry Gravelius W S'ileii (/)■. S". Präs ych. 1,50 Mark, carlonnirl 1,80 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung, ii Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. l In Ferd. Oümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien : Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo Ci-emer, Bergreferendar. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Prof, Dr. H olzapf el, Dr, Karl Mülle r-Hallensis, Dr, F. Fax, Dr, H. Potonie und Prof Dr, W. Zopf Mit I Portrait, I2 AhbUdungcn. i Tafel und l Karte. 80 Seiten gr. 8". Preis 1,20 Mark. ^^ Zu bezielien durch alle Buchhandlungen. == Im Verlage von FERDINAND ENKE in Stuttgart ist soeben erschienen: Einleitung in das Studium der modernen Elektricitätslehre Dr. J. G. Wallentiii, k. li. Gymnasial director inTroppau. Mit 253 Holzschnitten, gr. 8. geh. M. 12.- m.tt*.*^*.^^1t^^itik^9.**.*.*.^*.ik^^*-f^ik*.***.^*:*.ik*.*iilt'S In unserm Verlage erschien soeben und ist durch jede Buchhandlung zu beziehen: Die ethische Bewegung in Deutschland. "VorToereitexicie ^Mlitteilvingen. eines Kreises gleichgesi nuter Jlänner und Frauen zu Berlin. 37 Seiten gross Octav. Preis 50 Pf. * Mehr und mehr ringt sich die Erkenntnis durch, dass unser religiöses Leben einer Befreiung von den starren Formen kirchlicher Dogmatik bedürftig, dass nur von einer intensiveren Bethätigung des reinen Evangeliums der Menschenliebe auch eine gründliche Besserung unserer sozialen Zustände zu er- hoft'en ist. Ein Kreis hervorragender Männer und Frauen hat sich zusammengeschlossen, um für eine ethische Vereinigung zu werben, welche der Läuterung und Festigung des sittlichen Lebens dienen, den Gedanken der tieferen Zusammengehörigkeit aller Menschen pflegen will. In der vorstehenden Broschüre sind ihre Ziele dargelegt. An diesen auf die Förderung des Wohles der Menschheit gerichteten Bestrebungen thätigen Anteil zu nehmen, ist eine Ehrenpflicht für .Jedermann. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstrasse 9i »!yy.N>Vw'v>;yB*i>'y>*i^y'> In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien : Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Piole.s.sor der Zuoloyic und Vorsfelier der zoologisclien Sammlunf^eu au der Küuiglichcu landwirthschattlichen Hochscliule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. S66 S. gr. 8°. Preis 6 Marli. 'iii'iiiiii tiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiitiiii mmiiii iiiijiiiiiimiiiiiiiiiiiimii iiiiiiiiiiiimiii iiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiliinuiiriiiiiiiiliiiliiliiMiiiiimiiimiiiiiii forsch tinf ftaffttbt %b vftlUun- fuscDdfa Uaen noil »a bcka» den GehUdeo def Phutuk, vM khr reichUch crMbl dank *m -^V'KÄX Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIL Band. Sonntag, den 24. Juli 1892. Nr. 30. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Pust- anatalten, wie bei der Expedition. Dev Vierteljahrspreis ist M 3.- Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ,A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseraten.annahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnfk ist nnr mit vollstäiiiliaei' l^nellenangabe (gestattet. Geologische Bilder aus dem norddeutschen Flachlande. Von Dr. Felix Walinscliaf f e, Königlicher Landesgeologe und Privatdocent an der Universität in Berlin Auf Wuüscb der Redaction dieser Zeitschrift habe ich mit Rücksiclit auf die in Nummer 27 entbalteue Besprechuug meines Buches „Die Ursachen der Ober- Der Eindruck si'osser Eintönigkeit und Ebenheit der Landschaft, den jeder Reisende empfängt, der das nord- deutsche Flachland auf den vwi Berlin auslaufenden Figur 1. flächeugestaltung des norddeutschen Flachlandes" einige Abbildungen aus demselben ausgewählt, um sie mit Ge- nehmigung der Vcrlagshandlung unter Hin/ufiigung kurzer Erläuterungen au dieser »Stelle zum Abdruck zu bringen. Eisenbalmen durchquert, wird dadurch hervorgerufen, dass die Hauptljahnlinien mit nu'iglichster Vermeidung von Terrainsciiwierigkeiten vorwiegend die grossen, mit Sand und Moorbildungeu crfidltcn Thalniederungeu benutzen, 298 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. welche unser Tiefland durchziehen. Während schon von L. V. Buch und Friedrich Hoffmanu darauf hingewiesen wurde, dass in der Oberfiächengestalt des norddeutschen Flachlandes sieh eine sUdost-nordwestliche Hauptrichtung erkennen lasse und der Hauptabzug der Gewässer dieser Eichtung folge, hat zuerst H. Girard in seinem trefflichen Ebene, insbesondere zwischen der Buche „Die norddeutsche Berlin, 1855" die Grundzüge aufgeklärt ben , welche Figur Elbe und Weichsel, alten diluvialen Flusssysteme ent- wickelt und auf einer Karte zur Dar- stellung gebracht. Au Girard's Unter- suchungen schlös- sen sich diejenigen von G. Berendt auf das Engste au, und ihm gebührt das Verdienst, zuerst die Beziehungen zu ha die grossen von Ost nach West, bezw. von Ostsüdost nach Westnordwest ge- richteten Haupt- thäler (Siehe Fi- gur 1) zu der In- landeisbedeckung des norddeutschen Flachlandes besitzen. Nach ihm bildeten diese alten Thäler, deren Richtung nur noch zum Theil mit dem gegenwärtigen Lauf der Flüsse übereinstimmt^ die grossen Sammelrinneu für Schmelzwasser beim Rückzuge der P^isdeckc. Die ströme flössen längs des Eisrandes und verlegten Betten nach und nach beim Ziu'ückschmelzen desselben nach Norden. Dadurch, dass die südlichen Hauptstrcime unter Benutzung der vom Eisrande ausgehenden nord- südlichen Schmelzwasser- rinuen nach dem nördlich gelegenen Parallelthale durehbraclien, erhielten die zwischen den grossen Thä- lern liegenden Diluvialhoch- flächen eine weitere Glie- derung und wurden zum Theil in grössere oder klei- nere inselartige Gebiete zer- stückelt. Auf dem Kärtchen ist durch feine Punktirung der gegenwärtig durch breite zusammenhängende Niede- gekennzeichnete die Ur- ihre gelegenen Theilen der Thäler versumpften die Wasser- züge und gaben Veranlassung zur Bildung von Moor- und Torfablagerungen imd sonstigen alluvialen Absätzen. In pflanzeugeographischcr Beziehung hat die Rich- tung der alten Hauptthäler insofern eine Bedeutung, als auf diesen Wegen aus den Steppengebieten Russ- lands eine ganze Reihe Steppenpfiauzen in das nord- deutsche Flachland eingewandert ist.*) Figur 2 stellt einen Abschnitt des von Fordon nach Mewe in nordnord- östlicber Richtung verlaufendenDurch- bruchsthales der AVeichsel mit sei- nem westliehen Steilgehänge dar. Man sieht im Vor- dergrunde links den Fuss des bei Marienwerder stu- fenförmig anstei- genden rechten Thalrandes. Dar- an schliesst sich die breite, grössten- theils von frucht- barem Schlick be- deckte Ebene, durch welche sich die Weichsel als ein schmales ge- wundenes Band hindurchzieht, während die Scenerie durch den 60 m hohen, theilweise unersteiglichen Steil- absturz auf Letzterer ist genommenen TT.e'vr. S.6°0. Figur 3. Profil von der östlichen Brueliwand des Hohensteinschen braches bei Pretzien. ruugen Verlauf der Diluvialthäler veranschaulicht worden, für welche Berendt folgende Bezeichnungen eingeführt hat: das alte Elbthal, das Glogau-Baruther, das Warschau-Berliner und das Thoru-Eberswalder Thal. Die vier Urströme ver- einigten sich nördlich von Magdeburg zu einem einzigen Strome und sandten ihre Wasser durch das untere Elb- thal zur Nordsee. Nach dem Rückzuge des Inlandeises wurden die grossen Thäler mehr und mehr trocken ge- legt und es entstanden die ausgedehnten Ebenen des Thal- sandes. Er bildet beispielsweise im grösseren Theile der Stadt Berlin den unmittelbaren Untergrund. In den tiefer S. Elbthalsanil (Alt-Alluvium). M. Gescbiebemergel (Unteres Diluvium). C. Sandstein (Culm). a— b. Oberkante des Sandsteins, zu Rundhöckern umgeformt. CO. Stossseiten I dd. Leeseiten / m dem linken Ufer ihren Abschluss erhält, auf dem von A. Jentzsch geologisch auf- Blatt Münsterwalde gelegen. Man er- kennt deutlich aus der Geradlinigkeit der Ober- kante und der Steilheit der Böschung, dass die Erosions- arbeit des ganz nahe am Gehänge hinfliessenden Weichselstromes sich erst in postglacialer Zeit voll- zogen hat. Bei Gross-Wes- sel und Fiedlitz ist die sonst geradlinig verlaufeude Kante des Thals auf die halbe Höhe des Absturzes herabgesenkt, da hier zwei vom Plateau herabkom- etwa dem das Ste der Eundhücker, meude Hochthäler in 30 Meter Höhe über Weichselspiegel in Hauptthal einmünden. Als das Inlandeis aus dem norddeutschen Flach- laude verschwunden war, hat die Weichsel, ebenso wie die Oder südlich von Frankfurt, bei hohem W^asser- stande, wahrscheinlich einer alten Schmelzwasserrinne folgend, nach und nach einen Durchbruch nach Norden hin versucht, wodurch allmählich ihr altes Bett zwischen Brahe und Netze zum fodten Thale wurde und zum Theil durch Aufschüttungen der Netze versandete, bis sich schliesslich die Weichsel so tief eingeschnitten hatte, dass sie ihr altes Bett nach Westen zu garnieht mehr benutzte, sou- *) Vergl. auch „Naturw. Wochenschr." Bd. V S. 286. Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 299 (lern nun in dem mehr und mehr erweiterten Durch- bruchsthale von Fordon aus nach NNO zu ihren Ab- fiuss fand. Durch den Druck, welchen die Inlandeisdecke bei ihrem Vorrücken auf den Unterg-rund des norddeutscJien Flachlandes ausübte, wurden die an vereinzelten Punkten inselartig hervortretenden festen Gesteine geschrannnt und abgeschliffen. (Vergleiche „Naturvv. Wochenschr." 188S, II. Bd. No. 1.) Diese Glättung und Ritzung der Felsoberflächen wurde dadurch her- vorgebracht , dass das Eis seine sandig- lehmige und mit grossen und kleineu Felstrümmern (er- ratischen Blöcken) durchsetzte Grund- moräne , den Ge- schiebemergel, unter sich mit fortschleppte, so dass dieselbe als Schleifmittel in Wir- kung treten konnte. Figur 3 zeigt im Pro- ob. Dil.-Mergel Unt. Dil.-Mergel fil die geschrammten und ruudhöckerartig gestalteten Schichten- köpfe in einem Stein- bruche nordöstlich von Pretzien bei Gommern. Innerhalb der alten Eibthalebene sind dort wahrscheinlich dem Culm zugehörige Sandsteine aufgeschlossen, die an einigen Stellen mit darüber lagerndem Thalsand bedeckt sind. Hier entdeckte der Verfasser im Jahre 1883 sehr schön ausgebildete Gletscherschrammen, welche von Nord nach Süd verliefen und local von einem jüngeren N 25° West streichenden Schramniensy- stem gekreuzt wurden. Einen Ueberblick über sämmtliche bisher im nord- deutschen Flachlande be- obachtete Glacialschrammen auf anstehendem Gestein bietet Figur 1. Die Fund- orte sind durch schwarze Punkte angegeben und die durch das Centrum der- selben hindurchgehenden Pfeile zeigen die Durch- schnittsrichtung der dort be- obachteten Schrammen an. Wo zwei sich kreuzende Systeme vorkommen, ist die Richtung des jüngeren durch eine Punktirung des Pfeils zum Ausdruck worden. Aus Unt. Grand Uut. Saud Figur 4. Sandgrube südlich von Brusondorf (E. Laufer). mergeis beobachtet hat. Ein treffliches Beispiel dieser Art bietet Figur 4. Das von E. Laufer in einer Sand- grube bei Brusendorf auf Blatt Königswusterhausen beob- achtete Profil zeigt sehr deutlich geschichtete diluviale Sande und Grande, welche ursprünglich in horizontaler Richtung abgelagert wurden, jedoch später nach der Mitte zu vollkommen senkrecht cnii)(>rgerichtet worden sind. Da dieser Hügel rings von oberem Geschiebemergel, der Grundmoräne der zweiten Inlandeisbe- deckung, umlagert ist, so kann die Em- porpressnng und Auf- richtung der darunter liegenden Grand- und Sandschichten nur durch den Druck der Eismassen verursacht sein, welche dieses Gebiet überschritten und dabei auf dem flachwelligen Boden gewisse Widerstände zu überwinden hatten. Die Entstehung der in die oft völlig Abrutsch Figur 5. Pfuhl im oberen Geschiebemergel der Gegend von Briissow (Uckermark). ebene Platte des oberen Geschiebe- mergels eingesenk- ten , mehr oder weniger kreisrunden oder länglichen Pfuhle oder Solle ist in früherer Zeit auf die verschiedenste Weise erklärt worden. Silberschlag, der sie gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in der Uckermark zuerst beobachtete, hielt sie sogar für Krater, aus denen die dort reichlich an der Oberfläche vorkommenden Feldsteine herausgeschleudert sein sollten. Später wurden sie von Anderen als Sen- kungsbecken aufgefasst, die ähnlich wie die Gypsschlotten und Karsttrichter (Vergl. „Naturw. Wochenschr." Jahr- gang 1892, Bd. Vn No. 9) dadurch entstanden sein sollten, dass sich durch Auf- lösung des im Untergrunde anstellenden Gesteins Höh- lungen bildeten, in welche die Deckschichten hiuein- brachen. Nachdem durch die Tiefbohrungen die letz- tere Annahme sich als völlig unhaltbar herausgestellt hatte, kamen Berendt und E. Geinitz unter Zugrunde- legung der Inlandeistheorie gebracht den Schrannnenrichtungen geht hervor, dass sich das Inlandeis von Skandinavien aus radial im norddeutschen Flachlande ausbreitete, dass jedoch auch zeitweise ost-westliche Strömungen stattfanden, welche Geschiebe aus den russischen Ostseeprovinzen zu uns brachten. Wo das Inlandeis sich über lockere, leicht verschieb- bare Schichten, namentlich Sande und Thone, fortbewegte, da entstanden vielfach Aufpressungen und Zusammen- stauchungen, die man an zahlreichen Stellen des nord- deutschen Flachlandes im Untergrunde des Geschiebe- Oberfläche des Eises sich gleichzeitig auf den Ge- danken, dass die auf der bildenden und in Spalten herabstürzenden Schmelzwasser auf die Grundmoräne eine ausstrudelndc Wirkung ausüben mussten, so dass demnach die Pfuhle als Kiesenkessel (Gletschertöpfe) in sehr grossem Maassstäbe anzusehen wären. Wäh- rend eine Anzahl dieser Kessel, namentlich diejenigen südlich von Berlin, in deutlichen Rinnenzügen an ge- ordnet ist, liegen andere, wie dies Figur 5 veran- schaulicht, oft völlig vereinzelt in der ebenen Geschiebe- mergelfläche, so dass man diese tiefen^ theils mit Wasser, theils mit Torf erfüllten Eiusenkungen erst be- 300 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. merkt, wenn man sicli unmittelbar am Rande derselben befindet. Fig:nr 6, eine in Kopenhag-en hergestellte Zinkätzung' nach dem meiner Schrift beigegebenen Lichtdruckbilde, stellt einen von Dr. Lattermann bei Neu-Rosow unweit Stettin beobachteten, aus Sand, Grand, Gerollen und Ge- schieben zusammengesetzten Hügelzug dar, dessen Ent- steht darin, dass nach Holst die Äsar in offenen Rinnen auf oder in dem Inlandeise, nach Strandmark in ge- schlossenen Kanälen unter dem Inlandeise gebildet sein sollen. In den breiten auf Figur 1 dargestellten Niederungen der diluvialen Hauptströme gaben die meist feinkörnigen Thalsande nach ihrer Trockenlegung vielfach Veranlassung Fiarur 6. stehung noch nicht völlig aufgeklärt ist. Geinitz, welcher analoge Bildungen zuerst aus Mecklenburg, sowie Bercndt, der sie aus der Gegend von l'asevvalk in der Uckermark beschrieb, bezeichneten sie als Asar, während Schröder in seiner Arbeit über Durchragungszügc und -Zonen in der Uckermark und in Ostpreus- sen sie zu den am Rande des Eises durchStau- ung und Auf- pressung her- vorgerufenen Endmoränen ge- rechnet hat. Sieht man von den älteren Ansichten über die o Entstehung der Asar ab, so werden gegen- wärtig von den Geologen, die sich näher mit diesen eigenthündichcn, parallel mit der Richtung der Glacialschrammen verlaufci.den Grand- und Geröllrücken beschäftigt haben, im Wesentlichen zwei Theorien ver- treten, die auf die beiden schwedischen Geologen Holst und Strandniark zurückzuführen sind. Beide kommen darauf hinaus, die Schmelzwasser des Inlandeises für den Transport und die Ablagerung der Grand- und Sandmassen in Anspruch zu nehmen. Der Gegensatz be- Figur 7. Düne mit Humusstreifen, Gegend von Wansdorf (Blatt Marwitz). zur Entstehung von Dünenzügen, imd dasselbe ist auch der Fall gewesen, wo auf Diluvialtlächen feinkörnige Sande den Angriffen des Windes preisgegeben waren. Diese Binnendünen bilden sich in gleicher Weise wie die Strand- dünen senkrecht zu der herrschenden Windrichtung und sind überall, wo _____ sie nicht mit Ve- getation bedeckt sind, innnerwäh- renden Verän- derungen unter- worfen. Die in Figur 7 darge- stellte Düne hei Wansdorf auf Blatt Marwitz lässt das stetige Wachsen dieses Hügels durch die dem Sande ein- gelagerten Hu- musstreifen er- kennen, welche die frühere von einer Grasnarbe bedeckte Oberfläche anzeigen. Geg-end finden sich ausgedehnte Flugsandflächen. In dieser So ist namentlich die vom oberen Geschiebemergel Itedeckte Dilu- vialhochfläche des Glien, welche sich inselartig zwischen dem alten Weichsel- und dem alten Oderthale ausbreitet, von der Thalel)ene aus in weitem Umfange mit Dünen- sand überschüttet worden. Es ist dies das grosse Forst- gebiet, welches den Namen „Der Krämer" führt. Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 301 Die Ausgrabungen am Schweizersbild bei Schaffhausen. (Sclüuss.] Es ist bereits bei der Besprechung der einzehien Schichten gesagt worden, dass auch die Ausbeute an Geräthschat'ten aller Art, bearbeiteten Knochen und Geweih- stiicken, sowie Feuersteinwerkzeugen eine sehr reiche war. Herr Dr. Haeusler berichtete hierüber in der oben er- wähnten Sitzung und beschrieb an 35 Arten der verschie- densten Feuersteinwerkzeuge. „Unter ihnen fanden sieh viele in Bezug auf Bearbeitung unül)ertrotfene Exemplare und mehrere noch nie beschriebene Formen." „Mit den Feuersteinwerkzeugen bearbeiteten die Höhlenbewohner der Rennthierzeit die Geweihe, Knochen, Häute, Sehnen, Gedärme, Holz, Pflanzenfasern etc. zu Com- mandostäben, Lanzen und Pfeilspitzen, Pfriemen, Meissein, Nadeln, Pfeifen, Zierrathen, Bogen, Schäften, Kleidern, Decken, Stricken, Saiten, Fäden etc., und es lassen sich dementsprechend die Werkzeuge in solche zum Schneiden, Sägen, Schaben, Hobeln, Glätten, Poliren, Ritzen, Aus- stechen, Bohren und Zeichnen unterscheiden." „Der Zweck vieler derselben lässt sich sofort er- kennen aus Form, Grösse und Beschaffenheit der schnei- denden Kanten, sowie aus Form und Bearbeitung des Handgriffes, der es ermöglichte, bedeutende Kraft anzu- wenden, ohne die Haut zu verletzen. Andere Instrumente werden verständlich, wenn wir damit die Artefaete von Hörn und Knochen vergleichen, indem wir an ihnen die feinen Spitzen, genau gearbeiteten Einkerbungen und fein zugeschärften Kanten erkennen, mit denen die Nadeln, Meissel, Commandostäbe, Pfeil- und Lanzenspitzen, Zeich- nungen u. s. w. hergestellt wurden. Mehrere, meistens kleine und wenig auffallende Formen aber lassen sich erst dann deuten, wenn wir Nachschau halten bei wilden Völkern, die sich ähnlicher Instrumente bedienen." Lehr- reich sind in dieser Richtung die Arbeiten der Maori Neuseelands, besonders der Arawastämme, auf welche Dr. Haeusler hinwies. „Viele der Werkzeuge zeugen nicht nur von hoher Kunstfertigkeit, sondern von viel Scharfsinn, wie die Centrumbohrer, verschiedene kleine Sehaberarteu und Hobel. Die Anfertigung erforderte grosse Geschicklichkeit und Ausdauer und, wie aus der durch sehr langen Ge- brauch hervorgerufenen Abnutzung der Kanten und Spitzen ersichtlich ist, wurden sie daher erst, wenn es wirklich sehr nöthig war, durch neue ersetzt. Gerade diese ab- genutzten Stücke belehren uns am meisten über die Natur vieler früher als „abgenutzte Messerchen" beschriebenen Werkzeuge und sind daher viel wichtiger für den Archäo- logen, als die schönsten Messerchen, die l)ekanntlich von Sammlern so hoch gesehätzt werden." Die Herstellung mancher kleinen Instrumente, die auf den ersten Blick als zufällige Splitter erscheinen, erforderte sehr gi'osse Mühe und hohe Geschicklichkeit, wie aus der grossen Anzahl von Sprengfläciien (bis über fünfzig) an einigen zu ersehen ist. Mit Hülfe der Funde am Schweizersbild wird eine ganz neue Eintlieilung der Steinwerkzeuge vor- zunehmen sein. Es seien hier noch einige der ausgezeichnetsten In- strumente, wie dieselben von Dr. Haeusler besprochen wurden, angeführt : „Die Messer sind verschieden, je nachdem deren ganze Kante, blos die vordere Hälfte oder nur die Spitze gebraucht wurde. Sie umfassen 17 leicht unterseheidbarc Typen zum Zerschneiden von Fleisch, Thierfelleu, zum Einritzen von Furchen und zum Ausschneiden von Nadeln, Meissein, Pfeilspitzen u. s. w. aus Knochen und zum Zu- schneiden von Geweihen. Je nach dem Zweck ist die Form länglich elliptisch, pfeilspitzähnlich und die schnei- dende Spitze gerade oder gebogen und in der Mittellinie oder seitlich gelegen." „Die Sägen, entweder mit gerader oder gezähnter Schneide, sind meist klein und äusserst kunstvoll ge- arbeitet." „Mit den sogenannten Ziehmessern wurden sehr ver- schiedenartige Arbeiten ausgefüln-t, Thierfelle gereinigt, scharfe Kanten an Holz und Hörn entfernt ete, Sie sind oft an beiden Enden sorgfältig bearbeitet, um die Finger nicht zu verletzen." „Schaber, Hobel und Polirinstrumente bilden drei wichtige Gruppen von Werkzeugen." Sie dienten u. a. „zum Reinigen der Thierhäute, Aushobeln der concaven Meissel und zum Poliren der leinen Nadeln." Sehr zahlreich und besonders kunstvoll sind die Boh- rer, unter denen die überaus fein gearbeiteten Centrum- bohrer geradezu Bewunderimg erregen. „Die Keile und Hämmer und einige noch nicht genau bestimmte Werkzeuge, die zum Zeichnen, Zerschneiden sehr zarter Stoffe, Präpariren von Saiten, Schnüren und Fäden, oder zu anderen Zwecken gedient haben, bedürfen noch genauer Prüfung." Ueber das Alter schreibt Prof. Heim in der N. Z. Ztg. : „Der Fund stammt aus einer Zeit nordisch-alpinen Klimas, aus dem Ende der Eiszeit, da der Rhein noch durch das Klettgau floss und der Rheinfall noch nicht existirte. Er ist sicherlich viele tausend Jahre älter als die Pfahl- bauten, die schon unserem jetzigen Klima angehören und niemals mehr alpin-nordische Thiere aufweisen." Hiermit soll aber nicht gesagt sein, dass die Ablagerung nur einem Zeitabschnitte angehört; dieselbe ist vielmehr das Product einer Jahrtausende dauernden, zuweilen lange Zeit ausgesetzten Benutzung der betreffenden Localität, wie Reste von Menschen und Geräthschaften jüngster Pe- riode zeigen. Hierüber, sowie über die Gründe zur An- siedlung am Fusse des Schweizersbildes giebt der Vortrag des Dr. Nüesch die beste Aufklärung: „Der Platz ist sehr günstig gewählt, wie während der Ausgrabungen, als sich anderwärts die kalten Winde und der Regen unangenehm fühlbar machten, oft genug constatirt werden konnte. Durch den Fels ist die Lager- stätte gegen Nord-, Ost- und Westwinde geschützt. Wasser, Holz und Feuerstein fanden sich in nächster Nähe. Die grösseren Ebenen und zahlreichen kleineren Thäler, die sich in der Nähe vom Schweizershild öffnen, machten die Stelle zu einer vortheilhaften Jägerstation. Der Fuss des Felsens war von allen Seiten ohne Mühe zugänglich und dennoch hoch genug über der Thalsohle gelegen, um vor Ueberschwemmung gesichert zu sein. Die beiden Felsen bildeten im Kriegsfall eine fast unzugängliche Festung, wie denn überhaupt die Localität Schweizersbild sehr wahrscheinlich ein Wir die Bewohner der kleineren Höhlen der Nachl)arschaft strategisch sehr wichtiger Punkt war." „Es ist keine eigentliche Höhle vorhanden. Es wurde an mehreren Orten nachgegraben, wo ein verschütteter Höhleneingang vernnithet werden konnte, aber ohne Er- folg. Die überhängenden Felsen und eine kleine Nische gewährten al)er vortrcff'lichen Schutz." Die verhältnissmässig geringe Masse des herabge- stürzten Gesteines zeigt, dass der Fels auch früher nicht viel weiter reichte, als jetzt. Der Zustand der Cultur- schicht an manchen Stellen, sowie Funde von groben 302 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. Bohrern deuten darauf hin, dass an dem Fels noch Vor- dächer von Thierhäuten angebracht waren. „Die erste Ansiedelung der Menschen am Schweizers- bilde reicht sehr weit in die Vergangenheit zurück, da metertief, selbst unter der eigentlichen Culturschicht, im Lehm (der sich, wie aus dem Versuchsloche ersichtlich ist, ausserordentlich langsam ablagerte) sowohl zerschlagene Knochen als Feuersteinwerkzeuge sich vorfinden. Nach der geringen Zahl der Knochen grösserer Thiere und der Menge solcher des Schneehuhnes und der kleinen Nage- thiere zu schliessen, war zur Zeit der Bildung des untern gelben Lehmes dasRennthier noch selten. Erst mit dem Häufigerwerden desselben wanderten auch die Menschen in grösserer Zahl ein, und während der Jahrhunderte dauernden Periode, in welcher die drei Culturschichten entstanden, war Schweizersbild von einer grossen Horde bewohnt. Mit dem durch klimatische Verhältnisse be- dingten Wechsel in der Thierwelt verschwanden auch die Troglodyteu. Schon in der grauen Culturschicht war die Bevölkerung viel kleiner als früher und nahm allmählich ab, bis die letzten Familien auswanderten (wohl weiter nach Norden) oder ausstarben. Seither diente der Felsen dem Menschen nicht mehr als bleibende Wohnstätte, obwohl alte und neue Topf- scherben, Knochen von Menschen und Thieren genügendes Zeugniss für den vorübergehenden Besuch geben. Un- mittelbar über der alten Feuerstätte der Rennthierjäger wurden durch die Zeitalter des polirten Steines, der Bronce und des Eisens bis auf unsere Zeit Feuer zu ver- schiedenen Zwecken angezündet; heute noch ist der Felsen ein Lieblingsaufenthalt der Scbaffhauser Jugend, und es lagert sich die Asche ihrer Feuer auf diejenige unzähliger Generationen." Versuchen wir, uns aus dem bisher Erforschten ein Bild von dem Menschen, dessen Spuren sieh am Schwei zersbilde finden, von seinem Leben imd seiner Umgebung zu machen: Es ist gegen das Ende der Diluvialzeit; die gewalti- gen Gletscher, welche einen grossen Theil Europas be- deckten, sind verschwunden; das von ihnen einst begrabene Land ist eine baumarme Steppe mit kaltem Klima. Be- völkert wird dasselbe von Thieren, die heute in weit nördlicher gelegenen Gegenden oder im Hochgebirge vor- kommen. Renn, Vieltrass, Bär, Urochse, Polarfuchs, Leni- ming, Schneehuhn, Alpenhase etc. In dieser Umgebung lebt der Mensch. Er ist Jäger, der Ackerbau ist ihm noch völlig fremd. Seine Nahrung ist Fleisch, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass er gelegentlich auch vielleicht Wurzeln, Beeren und Früchte geniesst. In der Wahl seiner Nahrung ist er überhaupt nicht wählerisch: jedes Thier — ob Raubthier, Vogel oder Nager — , das in seinen Bereich kommt und von ihm überwältigt oder gefangen wird, muss iinn sein Fleisch liefern — ihre massenhaft ange- häuften Knochen legen Zeugniss dafür ab. Geradezu gierig scheint er nach dem Marke der erlegten Thiere gewesen zu sein; denn es ist wohl kein unbeschädigter markhaltiger Knochen gefunden worden. Die Jagd ist noch eine recht beschränkte, denn es fehlen zwei wichtige Factoren: Hund und Pferd; die Geräthschaften sind un- vollkommen: Lanze, Axt, höchstwahrscheinlich Bogen und Pfeil; Fanggruben werden ein wichtiges Hülfsmittel ge- wesen sein. Eine eigentliche Wohnung kennt der Mensch noch nicht, er benutzt Höhlen, die er später seinem Zwecke anpasst und wohnlicher gestaltet. Seine Kleidung liefern ihm ebenfalls die erlegten Thiere, deren Häute und Felle zu dem verschiedensten Gebrauch verarbeitet werden. Sein Handwerkzeug, womit er sich alles herrichtet, ist ebenso einfach; es besteht in erster Linie aus Stein- geräthen und dann aus solchen von Holz, Hörn und Knochen, die er mittels jener herstellt. Trotz dieser pri- mitiven Werkzeuge und Einrichtungen übt jener Mensch aber schon eine gewisse Kunst aus: Er schneidet das Bild des ihm geläufigsten Thieres, des Renns, in Hörn ein. Das WesentlicTiste jedoch, was diesen bisher ältesten be- kannten Vertreter unseres Geschlechts auszeichnet und ihn ])ei aller Rohheit weit über das höchste Thier stellt, ist das Feuer, in dessen Besitz wir auch ihn schon sehen. An diesem wärmt er sich, bereitet das Fleisch der er- legten Thiere, um die Feuerstelle gruppirt sich die ganze Ansiedelung; um sie als Mittelpunkt hat sich am Schwei- zersbild die Ablagerung gebildet, welche nach Jahr- tausenden den Nachkommen so unverhotfte, willkommene Aufklärung gewährt. Ein richtiges Urtheil wird erst dann gebildet werden können, wenn die ganze Localität erforscht und das dann jedenfalls ungeheuere Material geordnet und beschrieben sein wird. Darüber aber werden sicherlich ein paar Jahre hingehen. Wünschen wir den beiden Forschern Glück zu dem bisherigen Erfolge und für die Zukunft, damit sie ohne störenden Zwischenfall das Unternehmen zu Ende führen! Dr. Kaunhowen. Die Behaiidhmg der Diphtherie mit flüssigem Eiseiichlorid (Liquor ferri sesquichlorati) ist auf dem jüngsten Congress für innere Medizin von Dr. Rchn (Frank- furt a. M.) warm empfohlen worden. So lange die durch Behring's Forschungen angeregten Imnmnisirungsversuclie noch nicht zu einem praktisch verwerthbaren Ergebniss geführt haben, ist die örtliche Behandlung der Diphtherie, namentlich im Beginne der Erkrankung noch immer die aussichtsvollste. Die Zahl der zur Verschorfung der diphtherischen Heerde auf den Rachenmandeln empfohlenen und angewandten Arzneistoft'e ist Legiim, kaum ein Aetz- mittel und Antiseptikum ist unversucht. Rehn will nun von dem Eisenchlorid, einem der schärfsten Aetzmittel, gute Erfolge gesehen haben. Eine rationelle Basis hat die Anwendung des Mittels gewonnen durch die Versuche Löffler's, des Entdeckers der Diphtheriebacillen, der die Einwirkung des Eisenchlorids auf dieselben studirte. Er fand, dass es unverdünnt Aussaaten des Bacillus tüdtet, in Coneentrationen von 1 auf 2 Wasser und 1 auf 3 Wasser noch nach sehr langer Zeit auch auf Culturen den Diphtherie- bacillus zerstört. Abgeschwächt tritt diese Wirkung selbst bei Verdünnung von 1 auf 10 hervor. Rehn lässt nun die diphtheritischen Stellen des Rachens im Anfang der Er- krankung mit unverdünntem Eisenchlorid zweimal tägHch pinseln; später in der Verdünnung von 1 auf 2. Das brennende Gefühl, welches die Aufpinselung des starken Aetzstoifes hervorruft, schwindet nach 10 bis 20 Minuten. Hoffen wir, dass das Eisenchlorid nicht das Schicksal seiner zahlreichen Vorgänger hat, ebenso schnell verworfen zu werden, wie es empfohlen ist. Bei allen Pinsclungen der Rachendiphtherie besteht die Gefahr, das diphtherische Gift mit dem Pinsel, dessen Lokalisation man nicht stets beherrschen kann, auf der Rachenschleinijjaut zu ver- breiten und damit den Teufel durch Beelzebub auszu- treiben. Dr. A. Japanischer Lack in Europa. — Als Professor Rhein vor sechs Jahren aus Japan zurückgekehrt war, pflanzte er in den Botanischen Garten zu Frankfurt a. M. mehrere Stämme des Lackbaumes (Rhus vernicifera), dessen Saft den Japanern zur Anfertigung ihrer berühmten Lack- arbeiteu dient. Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 303 Augenblicklich gedeihen in Frankfurt 34 Exemplare des Lackbauuies, welcher eine Iliilie von 9,50 ni und einen Durchmesser von 63 cm hat. Die Farbe dieser jungen Bäumchen, welche aus den Samenkörnern der ersten Bäume aufgesprossen sind, ist hell glänzend. Es ist also hierdurch der Versuch gemacht, den Lackbaum in Europa zu cultiviren, und es bleibt nur noch zu unter- suchen übrig, ob der Saft von der gleichen Beschaffenheit wie der in Japan erzeugte, ist. Um hierüber Sicheres zu wissen, hat Professor Rhein Einschnitte in die Bäume des Frankfurter Gartens ge- macht und eine beträchtliche Quantität des gewonnenen Saftes nach Japan geschickt, wo er von Japanern ver- arbeitet werden soll, die alsdann einen Bericht über den Erfolg bei der Verwendung zu Lackarbeiten einsenden werden. Unterdessen sind einige Chemiker damit be- schäftigt, den Saft, welcher von den Frankfurter Bäumen stammt, mit demjenigen, der aus Japan geschickt ist, hinsichtlich seiner Qualität zu analysiren. In dem Falle, dass ihre Resultate mit dem Bericht, welcher aus Japan erstattet werden wird, übereinstimmen, ist es äusserst wahrscheinlich, dass der Lackbaum in vielen öffentlichen Gärten Deutschlands und an anderen Orten noch an- gepflanzt werden wird. Späterhin wird es thunlich sein, wenn man aus Jajjan einen Arbeiter kommen lässt, der, mit dem Laekiren von Holz vertraut, hierin Schülern Unterricht ertheüen soll, und so wird man in Europa einer neuen Kunst und einem neuen Handwerk Ein- gang verschaffen können. Wie wir wissen, hat Professor Rhein bereits mit Autoritäten von Kiew über die möglichen Resultate seines Versuches eingehend sich besprochen. A. F. Ueber deu Bau der Bacterieii und verwandter Organismen hat Prof. 0. B ttts c hl i zwar schon vor längerer Zeit einen Vortrag gehalten*), der jedoch bei dem Interesse, welches er zu beanspruchen hat, hier noch nachträglich ein ausführliches Referat findet, um so mehr als B.'s Ansicht über den Bau der Bacterieu zu den bis dahin geltenden Ansichten, wie wir sehen werden, in gewissem Gegensatz steht. Während Ehrenberg (1838) die Bacterieu für die niedrigsten Glieder des Thierreichs hielt und in ihnen Nerven und Muskeln, Darm und Blutgefässe, männliche und weibliche Orgaue wahrzunehmen glaubte, erkannte sie Ferdinand Cobn (in den fünfziger Jahren) als ein- fache Zellen und wies ihnen die niederste Stufe im Pflanzenreiche zu, da sie in ihrem Bau den Pflanzenzellen ähnlich sind, und in Bezug auf Wachsthum und Theilung mit letzteren übereinstimmen. Haeckel**) verwies die Bacterieu in das von ihm aufgestellte Protistenreich. „Die Bacterieu sind eben echte Protisten, und zwar kleinste Moneren, deren höchst einfache Organisation und ganz neutraler Charakter sie weder dem Thierreieh, noch dem Pflanzenreich anzu- schliessen gestattet." — „Irgend welche Organisations- Verhältnisse, namentlich ein Zellkern, sind an denselben nicht nachzuweisen; sie sind daher auch nicht wirkliche Zellen, sondern kernlose Cytoden, gleich den anderen Moneren". Bütschli***) wiederum meint, dass die Bac- *) Ueber den Bau der Bacterion und verwandter Organismen. Vortrag. Mit einer lithograpliirten Tafel. C. F. Winter'sche Verlagsbuchhandlung. Leipzig 1890. — Preis 1,50 Mk. **) E. Haeckel: Das Protistenreich. Leipzig 1878. Seite 59 und 60. ***) Protozoen. I. Bd. von Bronn's Klassen und Ord- nungen des Thierreichs. Seite 808 (1884). teriaceen den Flagellaten am nächsten .stehen, welcher Ansicht auch de Bary*) im wesentlichen zustimmt. Schon der Umstand, dass die meisten der von Haeckel in die Gruppe der kernbisen Moneren verwiesenen Orga- nismen bei genauerer Untersuchung einen Kern erkennen Hessen, legte die Vermuthung nahe, dass auch die Bac- terieu einen Zellkern besitzen. Wesentlich unterstützt wurde diese Anschauung durch die Arbeiten Weismann 's, der die Kerne für die alleinigen Träger der Vererbung bei der geschlechtlichen Fortpflanzung erklärte, eine Auf- fassung, deren Richtigkeit nach den neuesten wichtigen Forschungen von Boveri**), über die Befruchtung kern- loser Fragmente von Seeigeleiern mit Spermatozoon einer anderen Art, kaum noch zu bezweifeln ist. Bereits 1888 hatte Ernst***) in zahlreichen Bacterien- formen und auch in einigen Oscillarien (Schizo])hyceen) Körner gefunden, welche sich mit gewissen Anilinfarben, aber auch mit typischen Kernfärbemitteln, namentlich Haematoxylin, intensiv tingirten und somit für Kerne gelten konnten. Angeregt durch Ernst's Arbeiten untersuchte Bütschli zunächst zwei durch ihre Grösse ganz besonders geeignete Organismen, welche Ehrenberg bereits vor 50 Jahren entdeckt und als Monas Okenii luul Ophidomonas jenensis beschrieben hatte. Sie gehören zur Gruppe der Organismen, welche man heute gewöhnlich Schwefel- bacterien nennt. Während Zopf irrthümlieher Weise sowohl^ Ophidomonas jenensis als auch Monas Okenii Ehbg. für vorübergehende Formzustände eines vielgestaltigen Schwefelbacteriums gehalten hatte, zeigte Winogradsky, dass beide völlig beständige Organismen sind und adoptirte daher für Monas Okenii Ehbg. den Perty'schen Gattung.snamen Chromati um. Auch Büt- schli fand unabhängig von Winogradsky, dass Zopfs Lehre für beide Formen ganz unhaltbar ist. Chromatium Okenii ist eins jener zahlreichen Schwefelbacterien , welche einen rothen Farbstoff, das sogenannte Bacteriopurpurin (R. Lankaster), enthalten. Jedoch ist nicht der gesammte Zellinhalt gleiehmässig, sondern, wie Bütschli fand, nur eine ihrer Dicke nach etwas wechselnde äussere Schicht roth gefärbt, während der centrale Haupttheil des Körpers farblos ist. Dieses sogenannte Bacteriopurpurin zeigte eine vollkommene Uebereinstimmuug mit dem rothen Farbstoff der Euglena sanguinea, und daher wohl auch mit jenem der Hae- matococceu (sog. Haematochrom Cohn). Es wird von absolutem Alkohol rasch ausgezogen, wobei aber die Chromatien zunächst nicht farblos sondern deutlich grün werden; da nun der rothe Farbstoff selbst nicht verändert wird, vielmehr einfach in Lösung geht, so schliesst Ver- fasser, dass neben dem in Alkohol feichter löslichen rothen Pigment ein schwerer extrahirbares grünes, chlorophyll- artiges vorhanden ist, ähnlich wie" bei Oscillarien, Diatomeen und Florideeu, die ebenfalls ein Farbstoff- gemenge enthalten. Die grosse Mehrzahl der Individuen ist meist in leb- hafter Bewegung, welche durch eine ansehnliche, dem einen Pol entspringende Geissei bewirkt wird. Letztere verhält sicli in jeder Hinsicht wie die Flagellatengeisseln, und lässt, wie diese, selbst mit den stärksten Zeiss'schen Apoehromaten keinerlei Structur erkennen. Während aber bei den Flagellaten die Geissein bei der Bewegung fast *) Vergl. Morphologie und Biologie der Pilze, Mycetozoen und Bacterien. 1884. Seite 477 und 513. *'') Boveri, Th , Ein geschlechtlich erzeugter Organismus ohne niütterliclio Eigenschaften. Berichte der Gesellschaft für Morpho- logie und Physiologie. München 1889. ***) Ernst P.: Ueber Kern- und Sporenbildung der Bacterien. Zeitschrift f. Hygiene. Bd. V. 1888 Seite 428—86. 2 Tf. 304 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. stets vorangehen, ist hier und wohl auch bei vielen ande- ren Bacterien das Unij;ekehrte zu finden. Cliromatiuui Okenii besitzt eine sehr deutliclie Membran oder Hülle, welche beim Quetschen des Präparats oft an einem der Pole platzt, sodass der Zellinhalt .i;anz oder theilweise ausfliesst. Die anscheinend feste Hülle zeigt auf der Oberfläche eine ziendieh weitmaschig'e Netzzeielnnuii,'-. Manchmal schien sogar eine wabige Beschaffenheit der Membran deutlich zu werden. An den durch Druck ent- leerten Hüllen ist die Geisscl häufig untadelhaft erhalten uud entspringt dann von der Membran. Sie tritt nicht, wie bei den Flagellaten mit echter Zellhaut, durch diese hindurch, sondern ihre Substanz geht unmittelbar in die Hülle über. Das chemische Verhalten der Membran zu .Alillon's Reagens und Jod und ihre Durchschuürung bei der Theilung' lässt vermuthen, dass sie ein echtes Plasma- product ist, eine äusserst fest gewordene, aber auch chemisch veränderte Plasmascbicht. Werden mit Alkohol getödtete und ihres Farbstoffs, wie der Schwefelkörner beraubte Cliromatien mit Dela- field'schen Haematoxylin und anderen Kernfarben vor- sichtig behandelt, so wird der centrale, sonst farblose Haupttheil der Zelle, welcher zuweilen nur V4 — Vi? dt'S Längsdurchmessers erreicht, deutlich intensiver gefärbt als die Rindenschicht. Solche Exemplare bieten ganz das Bild einer gewöhnliehen Zelle mit Zellkern dar. An gefärbten Präparaten zeigt sich auch, dass der Centralkörper eine schön uetzige oder vielmehr wabige Structur besitzt. Nicht selten zeigt der Centralkörper eine etwas modi- ficirte, faserige bis knäuelartige Structur, ähnlich wie sie Verf. bereits früher für die Kerne der Dinoflagellaten*) beschrieb. An vorsichtig zerquetschten Individuen sieht man deutlich, dass sowohl der rothc Farbstoff als die Schwefel- körner nicht im Inhalt der Waben (dem sog. Enchylema), sondern im Gerüstwerk, als(j dem eigentlichen Plasma liegen. Bei den mit Haematoxylin gefärbten Alkoholpräparaten ti'eten im stärker tingirten Centralkörper mehr oder weniger zahlreiche rothe Körperchen auf, während das Gerüst blau erscheint. Dieselben rothen Körner waren bereits von Ernst in Oscillarien gefunden und irrthümlicher Weise als Kerne gedeutet worden. Bei den in Theilung begriffenen Indi- viduen tritt kurz vor der definitiven Durchschuürung an dem ursprünglich geissellosen Pol eine neue Geissei auf; es findet demnach bei dem einen Toehterindividuum eine Umlagerung der Pole statt, ähnlich wie es auch bei ge- wissen Flagellaten beobachtet wurde. . Abgesehen von unwesentlichen Abweichungen zeigte Ophidoraouas jenensis dieselben Structurverhältnisse wie Chromat ium. Wie das von Ernst erwiesene Vor- kommen der rothen Körnchen bei den Oscillarien und das von E. Zacharias schon früher entdeckte Vorhandensein eines ansehnlichen, farblosen Centralkörpers vermuthen liess, fanden sich auch bei den mit den Bacteriaceen nahe verwandten Schizophyceen (oder Cyanophyceen) ähnliche Verhältnisse. Auch die typischen kleinen farblosen Bacterien (z. B. Bacterium lineola, Monas vi nosa Ehbg. [Chromatium vinosum] und andere) lassen den wabigeu Bau des Cen- tralkörpers und eine Zellmembran deutlich erkennen ; dasselbe gilt von den vom Verfasser untersuchten faden- förmigen Beggiatoa- und Cladothrix-Arten. *) Bütsclili, 0.: Einige Bemerfcungen über gewisse Orga- nisationsverhältnisse der Cilioflagellaten etc. Morpliolog. Jalir- bucli. Bd. X. 1885. I]in gut gefärbtes (Jscillaricnpräparat lässt kaum eine andere Deutung zu, als dass der intensiv gefärbte Central- körper der Kern, die Rindenschicht hingegen das Plasma der Oscillarienzelle ist. Da nun die Centralkörper der untersuchten Bacterien jenen der Oscillarien und sonstigen Cyanophyceen völlig homolog sind, so wäre die bestinmite Entscheidung der Frage bei den Oscillarien auch für die Bacteriaceen durchaus maassgebend. Zacharias hatte sich auch bereits 1887 in diesem Sinne entschieden: aber der Umstand, dass es ihm nicht in allen Fällen gelang, in den Centralkörperu der Os- cillarien Nuclein mikrochemisch nachzuweisen, und dass die Theilung der Centralkörper stets tdme die für die Kerne charakteristischen Erscheinungen d. h. nicht in- direct geschieht, bewogen ihn, seine frühere Ansicht auf- zugeben. Verf. hält diese Gründe nicht für ausreichend, einer- seits wegen der Unsicherheit der zum Nachweis des Nucleins dienenden Methoden, irad weil Zacharias selbst früher gefunden hat, dass die Kerne der reifen Eizellen zahlreicher Pflanzen und gewisser Tliiere keine nachweis- baren Nucleinmengen enthalten, andrerseits weil direete Kerntheilung auch anderweitig z. B. in alternden Zellen und vou Boveri kürzlich auch bei Amoeba beobachtet wurde. Für die Kernnatur des Centralkörpers spricht ausser- dem noch der Umstand , dass nach den Untersuchungen des Verf. die Kerne verschiedener pflanzlichen Zellen und auch diejenigen der rothen Blutkörperchen von Rana eseulenta in vieler Beziehung eine auffallende Ueber- einstinnnung mit den Kernen der Schizophyten erkennen lassen. Namentlich zeigen sie das mit Haematoxylin sich mehr oder weniger tief blau färbende Gerüst und darin eingelagert die rothen Körnchen. Die letzteren sind nun nichts anderes als die in neuerer Zeit Chromatinkörn- chen genannte Substanz; das blaue Gerüst ist das so- genannte Linin von Schwarz. Hierzu kommt noch die Erwägung, dass, wenn der Kern der Zellen höherer Organismen thatsächlich so bedeutungsvolle, die Lebens- processe in der Zelle beherrschende Eigenschaften besitzt, es von vornherein wahrscheinlicher sein muss, dass ein so wichtiger Theil keiner Zelle fehlen werde. Uebt der Kern thatsächlich eine solche Herrschaft aus, wie sie die neueren Erfahrungen wahrscheinlich machen, so dürfte eine Vereinfachung des Zellenbaues schwerlich im Ver- luste oder dem Zurücktreten des Kerns bestehen, sondern wohl in dem des Plasmas. Jedenfalls beobachten wü", je tiefer wir in der Reihe der Schizophyten hinabsteigen, ein um so stärkeres Zm-ücktreten des Plasmas gegen den Centralkörper. Schliesslich stossen wir auf Formen, wo die Beobachtung nichts mehr vou Plasma erkennen lässt, der ganze Organismus vielmehr ausschliesslich aus dem Centralkörper oder Kern zu bestehen scheint. Da jedoch die Membran der Bacterien in die Kategorie dei" sogenannten Plasmamembranen oder Pelliculae gehört, wie sie zahl- reichen Protisten zukommen, und welche sieher durch direete Umbildung, chemische Modifieatiou, der äussersten Grenzschicht des plasmatisehen Wabengerüstes entstehen, so muss die Membran auch da, wo ausser ihr kein sonstiges Plasma nachweisbar ist, als Plasmarepräsentant beurtheilt werden, als der erste Beginn, oder, wer es anders will, als der letzte Rest der Plasmabildung. Uebrigens kommen auch im Organismus der höheren Thiere Zellen vor, deren Bau nicht unwesentliche Ana- logien mit jenem der einfacheren Bacterien, wie Verfasser ihn deutet, darbietet. Bei den Spermatozoon nämlich, wo die Geissei bei der Bewegung ebenfalls hinterhergeht, tritt das Plasma im reifen Zustande ungemein gegen den ansehnlichen Kern zurück, d. h. es beschränkt sich auf Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 305 die Geissei und einen minimalen Ueberzug- des zum Kopf umgewandelten Kernes. Es ist sogar wahrscheinlich, dass diese Aehnlichkeit im Bau der Bacteriaceen und Sperma- tozoon mehr als blosse Analogie ist. In der eigenthümlichen Netzstructur des Protoplasma- körpers der niederen Organismen erblickt Verfasser eine weitere Bestätigung der von ihm vertretenen Anschauung über den wabigen Bau der lebenden Substanz; unisomelir als der Dnrclnnesser der Waben überall nur etwa zwischen '/j — 1 Jükromillinieter schwankt, gleichgiltig, ob die unter- suchten Olyecte grösser oder kleiner sind. Dr. R. Mittmann. Ein neuer Trockenapparat für die Elementar- analyse wird von E. Sauer (Ber. d. Deutsch. Chem. Ges. XXV, 258) beschrieben. Derselbe besteht aus je 2 mit starker Kalilauge und 2 mit concentrirter Schwefel- säure beschickten Waschflaschen mit guter Absorptious- vorriclitung, deren Röhren eingeschmolzen sind, demnächst zwei grossen U-Röhren, welche oben durch Gunmiistopfen verschlossen und seitlich mit Ansatzröhren versehen sind. Dieselben werden zur Hälfte mit granulirtcm Chlorcalcium, zur anderen Hälfte mit Natronkalk l)cschickt. Dieser Apparat hat den Vortheil, dass die Durchbohrungen der Verschlussstopfen und die Glasschliflfe, welche häufig zu Undichtigkeit oder Beschädigung des Trockenapparates Anlass gel)en, vollständig vermieden sind. Die Füllungen der U-Röhren können bei öfterem Erneuern der Flüssig- keiten in den Waschflaschen lange Zeit vorhalten und sind uöthigenfalls auch ohne grosse Mühe zu erneuern. Sp. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der Professor der Pharmacie, Obermediciiialrath Buchner von der Universität zu München tritt mit dem nächstem Semester von seinen Aemtern zurück. — Der Chemilier l^rof. Victor Meyer in Heidelberg erklärt in der Voss. Ztg.: „Gegenüber den in der Presse verbreiteten Nachrichten sehe ich mich zu der Erklärung genöthigt, dass ich die Annahme eines Rufes nach Würzburg niemals in Erwägung gezogen habe." — Dr. Wilhelm Königs, Privatdocent der Chemie an der Universität in München, ist zum ausserordentlichen Professur ernannt worden. — Dr. Hans Schinz ist ausserordentlicher Professor für systematische Botanik an der Universität in Zürich geworden. — Dr. Monte verde hat die Stelle eines „Oberbotanikers" für Physiologie am kaiserl. botanischen Garten in Petersburg erhalten. — Dr. C. Wehner hat sich an der technischen Hochschule in Hannover für Botanik habilitirt. Es sind gestorben: Der hindostanische Astronom N arasinga Row in Vizagapatam (Madras). — Der bekannte Wiener Arzt Philip)) Mar kt breiter. — Der Direktor des Braunscljweigischen herzoglichen Krankenhauses, Medicinalrath Dr. Völker ist in Harzburg einem Schlaganfall erlegen. Die 23. allgemeine Versammlung der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft findet vom 1. bis 3. August in Ulm statt. Eine Hamburger Expedition zur wissenschaftlichen Erforschung der Südspitze Amerikas ist unter Führung des Zoologen Dr. Michaelsen aufgebrochen. Ein englisches Comite beabsichtigt auf Jamaica ein zoo- logisch-maritimes Laboratorium zu gründen. L i 1 1 e r a t u r. Brockhaus'Konversations-Iiexikon. 14. vollständig neubearbeitete Autl. 11. Bd. cnthulteud die Worte A.strachan-Bilk. Mit 54 Schwarz- und 4 Chromotafeln, 14 Ivarten und Plänen und 222 Text- abbildungen. Verlag von F. A. Brockliaus in Leipzig, Berlin und Wien 1892. — Preis geb. 10 Mk. Der 1. Bd. wurde Bd. Vi S. 501 angezeigt; der vorliegende, 1020 Seiten umfassend, steht ihm in keiner Beziehung nach. Das Lexikon wird im Ganzen, wie dem Referenten zahlreiche Stich- proben ergaben, mit grosser Sorgfalt auf den neuesten Standpunkt gebracht; es ist ein wahres Vergnügen in ihm zu blättern, zu lesen und die guten Abbildungen und Karten zu betrachten. Wir benutzen diese Gelegenheit hier einmal — an der Hand von Mittheilungen, die uns von der Verlagshandlung zugehen — die Frage zu streifen, wie ein Konversationslexikon gemacht wird. Uebor den grossen Organismus, welcher bei Herstellung eines solchen Riesenwerkes in Bewegung ist, hat man vielfach keine Vorstellung, obwohl es einleuchtet, dass ein Werk wie der „Brock- haus" nicht von wenigen Personen geschrieben oder gedruckt sein kann. An der Ausarbeitung und Redaction der nahezu 100 000 Artikel, in welchen die 14. Auflage das Wissen und Können der Gegenwart zu umfassen sucht, sind gegen 400 Ge- lehrte und Fachmänner aller Disciplinen beschäftigt; die Her- stellung des Werks beansprucht ausserdem ein technisches und buchh.ändlerisohes Personal von GOO Köpfen mehr oder weniger regelmässig; es wären demnach insgesammt 1000 Personen jahrelang daran thätig. Der interessante und gut gemachte Artikel Berlin umfasst nicht weniger als 23 Seiten, 2 Pläne und mehrere Abbildungen Monumentalbauten darstellend, natürlich ist auch das Berliner Stadtwappen nicht vergessen. Zu dem Plan von Berlin ist ein vier Seiten umfassendes besonderes Verzeichniss der Strassen, Brücken und Plätze sowie der öffentlichen Gebäude, Sehens- würdigkeiten, Lehranstalten, Theater u. s. w. beigegeben. Brelim.'8 Thierleben. 3. gänzlich neubearb. Aufl. Herausg. von Prof. Dr. Pechuel-Loesche. VII. Band: Die Kriechthiere und Lurche. Neubearb. von Prof. Dr. O.Boettger u. Prof. Dr. Pechuel- Loesche. Mit IGT Abbildungen im Text, 1 Karte u. IG Tafeln zum Theil in Buntdruck. Bibliographisches Institut. Leipzig und Wien 1892. — Preis 1.5 Mk. Der vorliegende Band der neuen Auflage, welcher also den Kricchthieren und Lurchen gewidmet ist, schlie.sst sich würdig an seine sechs Vorgänger an. Die beiden Forscher, welche die Neu- bearbeitung übernommen haben, Prof. Dr. 0. Boettger und Prof. Pechuel-Loesche, haben den Text der früheren Auflage um viele neue und interessante Beobachtungen, die ganz unauffällig ein- geschaltet sind, so dass der Charakter des Buches als „ßrehm's" Thierleben vollständig gewahrt blieb, vermehrt, so dass man alle irgendwie wichtigeren und benierkenswertheren Mittheilungen, die in den letzten Jahren über das Leben und Treiben der in Rede stehenden Thiere gemacht wurden, namentlich die wichtigen Be- obachtungen V. Fischer's, darin aufgenommen findet. Den in den afrikanischen Colonien Deutschlands vorkommenden Arten wurde, soweit ihre Lebensweise bekannt ist und einiges Interesse dar- bietet, die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Die .systematische Anordnung der besprochenen Kriechthiere und Lurche wurde dem neuesten Stande der Wissenschaft gemäss, namentlich auf der Grundlage der wichtigen Arbeiten von Boulenger, sehr be- trächlicht verändert und es wurde auch in der Nomenclatur diesen neuen Erfahrungen Rechnung getragen; kurz, das Werk bietet auf streng wissenschaftlicher Grundlage eine Fülle von interessanten Mittheüungen; besonders bemerkenswerth ist die Widerlegung der alten und noch allenthalben geglaubten Fabel von den zahllosen Menschen, die durch Schlangenbiss in den Tropen umkommen. Jedermann kennt die Schauerberichte, die alljährlich namentlich aus Britisch -Indien über die Todesfälle durch Giftschlangen in die Blätter Europas gelangen, und der Nachweis, dass alle diese Geschichten mehr oder weniger grobe Uebertreibungen sind, wird daher gewiss allgemeines Interesse erwecken. Auch die Studie von Boettger über den Einfluss von Klima und Boden auf die trans- kaspische Kriechthierwelt ist sehr lesenswerth. Die Abbildungen von Kretschmer, Mützel und Schmidt sind grösstentheils äusserst gelungen, viele schwächere Abbildungen der früheren Auflage sind durch neue ersetzt worden und eine beträchtliche Anzahl ist gänzlich neu. Namentlich die Lurche sind mit relativ vielen Illustrationen bedacht, wovon wir nur den Moor- und Springfrosch als heimische, den ostafrikanischen Kurz- kopf, Schmuckhornfrosch, Baumsteiger und Spornfrosch besonders hervorheben wollen. Ausser diesen Abbildungen im Text und sechzehn meist farbigen Tafeln enthält das schöne Werk auch noch eine Karte der geographischen Verbreitung der Kriechthiere und Lurche. Die systematische Anordnung des Inhaltes ergiebt sich aus Folgendem. Die Autoren gliedern: Kriechthiere: 1. Ordnung: Schuppenkriechthiere (Squamata); Unterordnungen: Eidechsen (Lacertilia), Wurmzüngler (Rhiptoglossa), Schlangen (Ophidia); 2. Ordnung: Panzerechsen (Emj'dosauria); 3. Ordnung: Schild- kröten (Chelonia); 4. Ordnung: Brückenechsen (Rhynchocephalia). Lurche: 1. Ordnung: Froschlurche (Ecaudata); Unterordnungen: Zungenfrösche (Phaneroglossa), Zungenlose (Aglossa); 2. Onlnung: Schwanzlurche (Caudatii); 3. Ordnung: Blind Wühler (Apoda). Dr. Franz Werner. 306 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. Dr. Julius Böll, Unsere essbaren Pilze in natürlicher Grösse dargestellt und beschrieben mit Angabe ihrer Zubereitung. Mit XIV Tafeln in Farbendruck. 3. Aufl. Verlag der H. Laupp- schen Buchhandl. Tübingen ohne .Jahreszahl. — Preis 2 Mk. Das vorliegende Heftchen mit gastronomischer Tendenz ist allen, die sich für den Gegenstand interessiren, sehr zu empfehlen. Die Abbildungen sind vorzüglich naturgetreu. Es werden im Ganzen nur 24 Arten abgebildet und in aller Kürze beschrieben, nämlich nur diejenigen, die mit giftigen nicht verwechselt werden können, abgesehen vom jugendlichen Knollenblätterschwamme (Agaricus phalloides Fries), der, da er zuweilen mit dem Champiaiion ver- wechselt worden ist, auf Tafel III eine gute Darstellung ge- funden hat. Der Lehrer Röll's war der vorzügliche Kenner der grösseren Pilze: der verstorbenen H. (). Lenz in Schnepfenthal. Dr. S. Zeisel, CJhemie. Eine gemeinfassliche Darstellung der chemischen Erscheinungen und ihrer Beziehungen zum praktischen Leben. Mit 261 Abbildungen. A. Hartleben's Verlag. Wien 1892. — Preis 9 Mk. Das vorliegende Buch umf.isst beinahe 800 Seiten, so dass vom Verf. in der That — soweit wir sehen — keine auch nur einiger- maassen richtige Anwendung der Chemie in der Hauswirthschaft und dem Gewerbe übergangen wurde; die Praxis steht — und das mit Recht in einem Werk wie dem vorliegenden, das berufen ist, auch Gewerbetreibenden der chemischen Praxis zu dienen — überhaupt in dem Buche im Vordergrunde, sodass Dinge, die vorläufig keine technische Bedeutung haben, soweit sich^s thun Hess, ohne eine klaffende Lücke im System des Gegenstandes zu erzeugen, ganz weggelassen worden sind. Am Schluss des Werkes findet sich ein kurzer Abriss der Geschichte der Chemie mit Porträts einer Anzahl der berühmtesten Chemiker. ' Hopkins-Krieg, Der praktische Experimental-Physiker. Hilfs- und Handbuch zum Experimentiren und Anfertigen von Apparaten, Maschinen etc. Für weitere Kreise bearbeitet nach „Experimental Science" von George M. Hopkins und heraus- gegeben unter Mitwirkung der Herren Profe.ssor Weiler, Dr. Schirlitz, Schwartze, Rosenborg und Tascheck von Dr. Martin ' Krieg. Mit 456 Figuren, Tafeln und Skizzen. Verlag der Faberschen Buchdruckerei, A. & R. Faber. Magdeburg 1891. — Preis 11,25 Mk. „Der praktische Experimental-Physiker" ist ein gutes popu- läres Buch: als Einführung in naturwissenschaftliches Studium angelegentlichst zu empfehlen. Die Methodik des Buches, die ; physikalischen Erkenntnisse durch Experimente und nicht durch theoretische Erörterungen dem Lernenden beizubringen, entspricht dem Gange der Gewinnung unserer Kenntnisse überhaupt und ist daher unseres Erachtens in Werken, die zum Selbststudium be- rechnet sind, die einzig mögliche. Lehrbücher, in denen das nicht geschieht, können ohne Lehrer nicht genossen werden. Es ist bemerkenswerth, dass das vorliegende Buch, wenigstens der wesentlichste Grundstock desselben, wie die meisten der ge- diegenen und wirklich zweckentsprechenden, mit Vortlieil zu be- nutzenden populären Bücher aus dem Auslände stammt. C. DiUmann, Astronomische Briefe. Die Planeten. Tübingen 1802 Verlag der H. Laupp'schen Ruchhandlung. — Preis 3 Mk. Schon der äussere Eindruck des 228 Seiten starken Buches ist ein angenehmer; dazu kommt eine deutliche Schrift und ein passendes Format. ; Wir charakterisiren dasselbe am besten, wenn wir einige der I einleitenden Worte des Verfassers citiren: „Die astronomischen' Briefe wollen nicht der Wissenschaft, sondern dem Genüsse dienen. Sie geben die Gedanken wieder, wie sie einen Mann, der den , Naturwissenschaften manche frohe Stunde verdankt, beim Anblick des Himmels bewegen. Sie sind geschrieben zunächst für ihn ; selbst und seine Familie zur Erholung von dem lähmenden Einerlei der Tagesarbeit, sowie zur Vertiefung der Eindrücke, welche die , Majestät des Weltalls in uns hervorruft." Das Buch zeugt von- warmer Empfindung, und seine Lektüre wird sicher allen Natur-', freunden willkommen sein. Metz, K., Untersuchungen über die Sulfosauren der drei Ami- dophenole. Jena. IM. Meynert, Naturexperimente am Gehirn. (Sonderdruck.) Wien. 0,60 M. Michaelsen, W., Beschreibung der von Herrn Dr. Fr. Stuhlmann auf Sansiliar und dem gegenüberliegenden Festlande gesammelten Terricolen. (Sonderdruck.) Hamburg. 3 M. Moecke, E., Ueber zweiachsig- symmetrische Kurven 4. 0. m. 2 Doppelpunkten. (Fortsetzung und Schluss.) Gross-Strehlitz, 1,20 M. Nagel, W., Die niederen Sinne der Insekten. Tübingen. 2 M. Natterer, K., Zur Chemie des Meeres. Wien. 0,70 M. Noack, Th., Beiträge zur Kenntnis der Säugethier-Fauna von Ostafrika. (Sonderdruck.) Hamburg. 3 M. Pemter, J. M., Falbs kritische Tage s. Sammlung populärer Schriften. Reinke, J., Atlas deutscher Meeresalgen. Berlin. 18 M. Runge, C, Ueber die Spectren der Elemente s. Kayser, H. Rtlst, Beiträge zur Kenntniss der fossilen Radiolarien aus Gesteinen der Trias und palaeozoischen Schichten. (Sonderdr.) Stuttgart. 50 M. Samter, H., Der hohe Sormblick, die höchste meterologische Station. Berlin. 0,60 M. Standfuss, M., Handbuch für Sammler der europäischen Gross- schmetterlinge. Berlin. 4 M. Tumlirz, 0., Ueber die Unterkühlung von Flüssigkeiten. (Sonder- druck.) Leipzig. 0,70 M. . . , Tltschneider, A., Die Lendennerven der Affen und der Menschen s. Al)handhingen, Münchencr medicinische. Voigt, A., Anleitung zum Studium der Vogelstimmen. Leipzig. 0,.50 M. ■Walter, B., I. Ueber die lichtverzögernde Kraft gelöster Salz- niolekülo. II. Ein Verfahren zur genaueren Bestimmung von Brecluingsexponenten. (Sonderdruck.) Hamburg. I M. Weichselbaum, A., Grundriss der pathologischen Histologie mit besonderer Berücksichtigung der Untersuchungsmethodik. Wien. 22 M. - . - - " - " Weisengrün, P., Das Problem. Grundzüge einer Analyse d. Realen. Leipzig. 3 M. Briefkasten. Hrn. t)r. T, — Als vorzüglichen Leitfaden der Zoologie empfehlen wir Ihnen den 1888 bei Tempsky und Freytag in Prag Wien und Leipzig erschienenen von Prof. Vi tus Graber. Er ist „für die oberen Classen der Mittelschulen" (Oesterreicks) berechnet, bringt 498 Text-Abbildungen, darunter 60 farbige und 2 Farben- drucktafeln. Das Buch kostet nur 1 Gulden 40 kr. Wir kenpen kein besseres und gewissenhafteres kurzes Lehrbuch der Zoologie für Schulen. Wir sagen ausdrücklich gewissenhaft, denn unter der naturw. Schullitteratur giebt es unglaublich schülerhafte und flüchtige Machwerke, von denen sogar eine ganze Anzahl officiell eingeführt ist. Freilich sind die Verfasser solcher eingeführten Bücher auch Schulräthe u. dergl. Um die Graber'sche Zoologie können wir die österreichischen Schulen beneiden. Hrn. Dr. E. H. — Auch mir sind schon 3 klappige Schoten von Cruciferen vorgekommen und zwar gar nicht selten an Exem- plaren von Diplotaxis tenuifolia aus dem botanischen Garten der Kgl. thierärztlichen Hochschule in Berlin. Es kommen auch 4kl,appige Schoten bei Cruciferen vor, so bei Nasturtium amphi- bium, die in dieser Form als Roripa quadrivalvis beschrieben worden ist. An Pflanzen, die aus Samen der Roripa quadrivalvis vor etwa 10 Jahren im Kgl. Universitätsgarten zu Berlin er- zogen worden waren, fand ich nur 2klaj)pige Früchte. P. ;\usgrabungen Japanischer Inhalt: Dr. Felix Wahnschaffe: Geologische Bilder aus dpm norddeutschen Flachlande. (Mit Abbild.) — Di am Schweizersbild bei Schaft'hausen. (Schluss.) ^ Die Behandlung der Diphtherie mit flüssigem Eisenchlorid Lack in Europa. — Ueber den Bau der Bacterien und verwandter Organismen. — Ein neuer Trockenappavat für die Elemeritar- analyse. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Brockhaus' Konversations-Lexikon. — Brehm's Thicrleben. — Dr. Julius Roll: Unsere essbaren Pilze in natürlicher Grösse dargestellt und beschrieben mit Angabe ihrer Zubereitung. — Dr. S. Zeisel: Chemie. — Hopkins-Krieg: Der praktische jCxporimental-Physiker. — C. Dillmann: Astronomische Briefe. — Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonid, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXV ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ I Chemisches Laboratorium ♦ ♦ von ♦ ♦ Dr. P. Feriiaudez -Krug imd l)r. W. Hampe. ♦ J Ehemalige Chemiker der Königl. Bergakademie und der Künigl. chem.teclin. J T Versiiehsanstalt zu berliii. J X Berlin SW. Zimmerstrasse 97. J ♦ Ausführung chemisah-teohnisolier Untersuchungen jeder Art. ♦ J (Specialität: Analyse von Berg- vind Hiittenproduliteii.) J J IjDterricht in der Miueralanalyse, aut-h für Fortgeschrittenere; J S Anleitung zu wissenschaftlichen Untersuchungen. ^ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ .,Quarzkrystalle bi.s Taulienei- gros.s. auch Z\\ illings-Kvvstalle bmpfiehlt B. Wiemeyer. War- steiii." ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Fercl. UUmmlers Verlags- bnohhandlune in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbc, Kustos am Königl Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- -feruugeu a 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dakteriologlsche Kurse, ♦ ♦ Ujiterricht in Nahrungsmittel-, ♦ .♦ so\vie Harnanalyse, niunatlich.^ ? Gelegenheit zum Ausführen ^ T selbstständfger Arbeiten. ^ ^Uehernahme von technischen uud^ j^ wissenschaftlichen Untersuchungen ♦ ^ jeder Art. ^ ♦ Bakteriologisch. chemisches J ♦ Institut X ; I>r. Krt. Kitseit. ♦Berlin N., Friedrichstrasse 131 d J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Ferd. Diimmlers Veriagsbuctihandiung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von l'ntf. Dr. M. ijazariis. geh. Preis 3 Jl; geb. Preis 4 JC. Zu bezieticn durch alle Buchhandlungen. Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausführliche .Special Verzeichnisse Perd. lliimmlers VerlaL'sbnciiliMdlunE;. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich 3»^ Pflege bcr $aut. Vorzüglich Vorzüglich Mi baten in bcn meiftcii JlDotbefcu uiit Ivogericn Uir SRcinSaltuno unb äeberfung rounbec ^aut- ftflleu unb SBuiibeii. jut Srbaltuna einer outeu .fi.iut, befonberS bei flciiicn Stiiibcni. I*atentan-\valt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. Ie«««e«««09«*a9e«e €•••••••! Auüagre 36 000! ^mm gerillter 1:!S^C-- Jleiitpt^ lliiiljriifitiptt. (2 ^flaf Järtfid)) cini*)i>c 1. Deutsch. Hausfreund, iliüsti. Zeitschrift 7. 16Drnck- seiten, wöchentlich. 2. Mode und Handarbelt, Seeitig mit Schnittmuster; monatlich, 3. Humoristisches Echo, wöcheDthch. t. Verloosungs- Blatt, zehntägig. UaeaOiiHiSii gcltmiA l fiiitt, iS)rer (flUCJ gaonfttfls; cilttgcn: Allq.Ztg.f. Landwirth Schaft u. Gartenbau, vit^rzelintttgig. Die Hausfrau, utagij;. Produl Jlac^r itSten. — ein> oe^enbfte Slac^ric^ten unb auägeseic^netc Stecenfionen über SC^eater, SDlufil, flunft unb SBif (en(4of t. — Sluäfü^rli }(it}etgen, Xienftbottti' Wcf>id)c, SSuhnungä'Slnjeiacn iinb ähnliihe 9(nnonccii, bic bic iVbiitfuific cincÄ ^nuäJaltS betreffen, toitb bic Jlbonucmcitts Cuittnnn fiic ba^ Uufcnbe Ouartal b. 0. SS. »od tu ^nl)(ung Benommen, rooburc^ ber SBejug bt; SJlatteä fic^ roefentlit^ nerbinigt. ~9Q| ^robenummern auf ÜBunfcb guitiä burd^ bie drptiiitloit fitrlin SW., g5ni05rü^tt Straft 41. Sauerstofl' 1 iin Stalilc>^linclei-n.l Dr. Th. Elkan, [Berlin N. Tegeler Str. 15. j In Ferd. Diimmlers Terlagsbuchhand- luug in Berlin SW. 12 ist erschienen : Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, Hiijf. u. Dircctor der Kgl. Stcruwaitc zu Berlin. Preis 7 Mark. ^ ^^^i£^^^^^ ^^^^^jf jtfWjf y Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vier.stellieie Logarithmentafeln. ZiisaimiiongR.'i teilt villi Harry w 20 Seiten gr. 8°. Preis 30 Pf. 3tf~ Zu beziehen durch alle Buchhandliinc:en. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 In unserem Verlage erschien soeben und ist durch jede |z Bucldiandking zu bczielien: % Geschichte der Sprachwissenschaft | bei den Griechen und Köniern mit besonderer Riicivsiclit auf die LogiJi von Dr. H. Steinthal, A. 0. Professor der Sprachwissenschaft an der Universität zu Berlin. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Zwei Teile. Freis 16 ^^wdCaxls;. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung In Berlin SW. 12. (^.S\ffi.g\g\g\g\g^^\S\g\g\3)^g^g'^®\g'■g\g^^\®^S''g\®'^g^®^g^g•^g\g\®\^^g^g\S\g\g\g^^g\@^< SoelDeia, erselaoliit: lAbbildungen. Bände geb. ä 10 M. er 256 Hefte ä 50 Ff. 16000 ISeitenText. Brockhaus^ Konversations-Lexikon. 1A: Auflage. '^•k^^^VA^^^^-i-»i^^:i^^^'4:^^^A^i^^.x-äVA'iar^^i^^:irjfia^^ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates n. aller freindenStaateu. Herr AlexandiT Stuer beehrt sicli mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen iu Beziehung setzec, welche ihm liefern können, in grossen Quantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eifel, Olnschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Flammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär ;\us dem Mainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche nineralien Kauf oder Tausch. Wegen der Bedingungen bitte zu sclireiben an Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. ^jjjj^nijaa^ja.iJ.*.*J'^JJ-i'^JJj-*-'J^-J-J-JJ-J^'*-'JJjajJ-tj'J^Jja'j^j'.jj>^aj^j. bei den Schwämmen Ascetta und Halisarca, sie wird mehr und mehr unregelmässig hei Leucandra, Ascandra und Sycandra; bei den Polypen Hydra, Campanularia u. a. ist sie regelmässig, bei Tubu- laria unregelmässig. Ebenso trifft der erstere Fall bei den Terebiilliden und Serpuia, der letztere bei den meisten anderen Anneliden, den Oligochaeten und Blutegeln zu. Unter den Spinnenfhicren besifzen der Bücherskoi'pion und die echten Spinnen eine Vereinigung der vollständigen regelmässigen und der centrolecithaleu, die Skorpione eine discoidale Furchung. — Eine Planula ist die Jugendform der meisten Korallen, aber bei Monoxenia Darwini Haeckel, bei Actinia und Cerianthus tritt an ihre Stelle eine Gastrula. — Bei Paludina bildet sieh die Gastrula durch Invagi- nation, bei Nassa mutabilis durch Epibolie.**) — Bei den Schwämmen kommt dasMesoderm durch einzelne Blastula- zellen zu Stande (Ascetha) oder durch eine Delamination derselben (Spongilla, Chalinula u. a.). — Die Mund- öffnung der Gastrula, der Blasfoporus , wird bei den Serpein und bei Paludina After, dagegen bei den meisten (Jligoehaetcn und Schnecken Mund. — Die Körperhöhle entsteht mei.st als Spalt im anfänglich soliden Mesoderm; aber bei den Stachelhäutern, (ühaetognathen und Brachio- poden werden ihre Wände durch n. Ist die Ent- wiekelung des Einzelwesens wirklich die Wiederholung der Stammesgeschiehte, so wird sie um so mehr als normal bezeichnet werden können, je frühzeitiger die Enibryonal- form selbständig zu leben fähig ist Zwiefach sind aber die Anpassungen, die bei der Entwiekelung als lÜldungs- bt'dingungen auftreten. Einmal soll eine ganz bestinnnte Form das Ergebniss der Entwiekelung sein, und zweitens erfordert die ünigeliung, in dei die Entwiekelung vor sich geht, ihre eigenen Anpassungen. Der erstere Punkt ist für die Bestinnuung der normalen Entwiekelung und alsi> auch für die Classification von grösserem Werth. llennjiend für die rechte Erkenntniss ist hier der rmstand gewesen, dass man von der Wirbelthier- Embryologie ausging. Wenn man vom Einfachen zum Zusammengesetzteren fortschreitet, so wird man auch hierin dem Gange folgen, den die Einzi^lcntwickelung ninnnt, die ja auch stets \on der p]inzelzelli', dem Ei, beginnt. Man würde auf diesem Wege mit Hülfe der Paläontologie ein System erhalten, das dem Ideal entspräche, denn die vollkonnnene Classi- fication der Thiere fällt mit einer paläontologiseh voll- ständigen zusammen. Aber gerade die Formen, auf die es ankommt, namentlich auch die emliryonalcn, können fossil nicht erhalten sein. Die Protozoen sind nun ein- zellig, aber schon, wenn man der fJlastula, der l'lauula oder der Gastrula entsprechende ausgebildete 'J'hicre sucht, kommt man in Verlegenheit. Dem Verf. scheinen 5 JMefa- zoenreihen gelten zu können: die Schwämme, die Polypen, die Stachelhäuter, die (Uiederfüsser und die Nephridier. Die letztgenannten umfassen Üäder- und Moosthiere, Arm- füsser, Ringel- und Plattwürmer, Weich- und Mantel- sowie Wirbelthiere. Die Schwämme und Polypen sind nach Lebensweise, z. B. auch nach der Art der Nahrungs- aufnahme, sind nach histologischer Differenzirung, .sind auch in embryologischer IJezieinmg wohl zu trennen. Die Nephridier, die man wohl in 4 Stämme zerfällt, hal)en ausser anderen gemeinsamen Eigenschaften namentlich die Segmentalorgane, nach denen sie hier genannt werden. \Schluss folgt.) Das zoologische Institut der Universität zu Ber- lin. — Vom G. bis 8. Mai dieses Jahres tagte die Deutsche Zoologische Gesellschaft in Perlin. Während dieser Zeit standen den Congresstheilnehmern die zoologischen Institute der Reichshauptstadt nicht nur zur Besichtigung offen, sondern sie wurden auch von ihren Leitern in all ihren Einrichtungen gezeigt. Wir wollen hier speciell einiges über das Berliner zoologische Institut berichten, (über das wir bis jetzt [vergl. Naturw. Woehensehr. Bd. IX S. 302] nur einige kurze Notizen gebracht haben), da gerade die Ein- richtung dieses Institutes mit Recht bei den Congress- mitgliedern ein besonderes Interesse gefunden hat. Das zoologische Institut der 15erliner Universität hat, wie jedes derartige Institut, drei Aufgaben zu erfüllen: Erstens ist sein Beruf, die Studirenden und speziell die angehenden Zoologen in Theorie und Praxis der Zoologie auszubilden, zweitens hat es die weit schönere Auf- gabe, eine Anzahl derselben zu wirklichen Forschern zu erziehen, drittens soll es ein Cenlral]innkt für wissen- schaftliche Forschungen sein. Dass es allen drei l^estim- mungen in gleich ausgezeichneter Weise gerecht werden kann, ist das ausschliessliche Verdienst seines Begründers und gegenwärtigen Leiters, des Geheimen Regierungsraths Professor Dr. Franz Eilhard Schulze inul demnächst seiner früheren und gegenwärtigen wissenschaftliehen Beamten, der Drr. Korselielt, Heider und von Mährenthal. Die Instituteinrichtung ist folgende: Die theoretische Ausbildung der Studenten durch Vorträge mit Demonstrationen geschieht in zwei Hörsälen. Der kleinere von beiden liegt im ersten Stock des Gie- bäudes und hat 80 Sitzplätze, der grössere ist für 300 Sitz- plätze eingerichtet, die amphitheatraliseli um den Redner- sitz angeordnet sind. Der Saal hat Ober- und Seitenlicht, und seine Wände sind mit grossen colorirten zoologischen Wandtafeln geschmückt. Es sind für die Vorlesungen auf dem (iesammtgebict der Zoologie und der verschiedenen Nebenfächer circa 1200 solcher Wandtafeln vorhanden, welche, der häufig recht bedeutenden Zuhörerzahl entsprechend, sämmtlich das ansehnliche Format von 1,5 ni Länge und 1 m Breite haben und fast ausschliesslich von dem in (iraz lebenden und zu diesen Arbeiten von dem Institutsdircctor vorge- bildeten ^laler Krohse nach speciellen Anweisungen in A(iuarellfar])en ausgeführt sind. Mittelst einer einfachen Vorrichtung können etwa 2l) dieser Wandtafeln an zwei neben dem Katheder ausgespannten Drähten frei aufge- hängt werden. Damit die für die Vorlesungen nothwendigen zahl- reichen Demonstrationsobjecte schnell herbeigeschafft werden können, befinden sieh zwei zur Aufnahme der Unterriehtssannnlung bestinnnte Säle unmittelbar neiten dem grossen Auditorium. Die Aufstellung und Einrichtung dieser Sannnlung ist bewnudernswerth. Sie ist ein Lehr- buch in Objeeten von einer Klarheit in der Anordnung des Materials, die in Erstaunen setzt. Die Montirung der Objeete ist nicht nur ästhetisch schön, sonilern aucii in der Weise praktisch, dass der Beschauer an allen 01)- jeeten, ohne sie aus den Schränken zu entfernen, selbst die feinsten Details wahrnehmen kann; besonders instruetiv sind darin die Serien von Präparaten, welche die Ana- tomie eines typischen Thieres zu illustriren bestimmt sind, so z. B. die Präparatserien von Petromyzon, von Rana, von der Haustaube, die anatomischen Präparate von Arthroiioden und Mollusken. Ausserdem ist die Sammlung wahrhaft fürstlich ausgestattet mit Modellen von Thieren, von Embryonen und von anatomischen Ver- hältnissen, die sich entweder wegen ihrer Kleinheit nur schwer demonstriren lassen oder wegen ihrer Zartheit nicht in der natürlichen Fcu-m zn (•(Uiservircn sind. Die Modelle sind, ohne Ausnahme, Kunstwerke im wahren Sinne des Wortes, keines findet sich darunter, das eine nningelhaftc Ausführung zeigt oder gar direet gegen die Natur vcrstösst. Es sind ungefähr 500 solcher Modelle — aus Gyps, AVachs, Papiermache oderGlas gefertigt — vorhanden, unter welchen besonders die von dem Glasmodelleur Blase hka 312 Nahirwissenschaf'tliche Wochenschrift. Nr. 31. in Dresden j^-elieferten Sjious'ienniodelle hervorragen. Die wichtigsten anatomischen Präparate sind im Institute selbst hergestellt worden, die meisten und besten von Dr. V. Mährenthal, dem Cnstos des Instituts und der Sanmi- lung, der mit Recht als Autorität auf diesem Gebiet an- erkannt wird. Die practische Ausbildung der Studenten im Ueob- achten und Untersuchen thierisclur ( »bjecte und ihre Ein- füiirung in die zum Theil sehr complicirten Untersuchungs- methoden der heutigen zoologischen Technik geschieht im zweiten Stockwerk des Instituts im Curssaal, der Raum für 50 Practicanten hat; ansserptik folgend, durch Flans])iegel aus .Metallblech refiectirt, durch parabolische Hohlspiegel in der Brcnnlinie ver- einigt, durch Frismen von Asphalt oder Hartpech ge- brochen werden, dass also Strahlen elekti'isehcr Kraft ebenso wie die Lichtstrahlen die Erscheinungen der Brechung, Reflexion, Polarisation zeigen. Im Anschluss an eine vergleichende Untersuchung über die Mechanik der Reizbewegungen stellte sicli Hegler auch die Frage, ob diese Strahlen bei einseitiger Wirkung auf wachsende Organe eine dem lleliotropisnuis ähnliche Reizkrümmung hervorzurnfen im Stande seien. Der von ihm benutzte Ap|)arat ist im AVesentlichen derselbe, wie der von Hertz zur Erregung kurzer AVcUen benutzte; H. hat denselben jedoch vielfach ^ariirt. Der Strom von 4 Bunsen-Elementen wurde durch eine Wippe unterbrochen und zu einem sehr grossen Induetorium, dessen stärkste Leitung mit Funken von 10 cm Länge noch nicht erreicht war, geführt; von hier aus ging derselbe an die primäre Funkenstrecke, einen cylindrischen, in seiner ilitte unterbrochenen Messingkörper, dessen Fole durch Kugelflächen von etwa 1,5 cm Radius gebildet wurden. Die Funkenstrecke wurde meist vertieal gestellt, so dass die Transversalschwingungen mit der Längsachse des benutzten Organs zusammenfielen, doch kann dieselbe auch horizontal liegen. Bei dem so hergestellten Apparate erhielt ich A\'ellen, die in einem sccundärcn Leiter noch auf 2 — 2\,., m Ent- fernung ohne Lupe sichtbare Fünkchen hervorriefen. Da der so erzeugte Strahl relati\ schwach war und H. sich über die ungefähre Lage der Reizschwelle in den ersten Versuchen oricntirt hatte, versuchte er späterhin, die Strahlen durch parabolische Hohlspiegel von Weiss- blech in den Dimensionen, wie sie Hertz verwandte, mit Erfolg zu verstärken. Man kann dies dadurch erreichen, dass man die Funkenstrecke iu die Brennlinie des Spiegels bringt und die Objecto in 1,5 — 2 m Entfernung aufstellt; besonders gelingt dies aber, wenn man einen gebenden und einen empfangenden Spiegel verwendet, die Objecfe naehzu in die Brcnnlinie des empfangenden Spiegels rückt und die hier dircet auftretenden Strahlen durch einen zwischen Object und gebenden Spiegel aufgestellten Streifen Metallblech von ca. 4 cm Breite auslöscht, so dass nur die refleetirtcn Scitenstrahlen vom em])fangenden Spiegel her auf das Object couceutrirt werden. 314 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. Als Versiu'linngsdlijocte verwandte Hpi;l('r zunäelist wachsende Organe, und zwar hauptsächlieli Phyc-. Die Fruchtträg-er dieses Pilzes erreichen eine Längte von 8 bis 10 cm; er benutzte das Stadium, in welchem dieselben auch durch Licht den grösstcn Hcizefl'cct geben, nändich wenn sie el)en in die grosse Waclisthumsperiode eintreten. Phycomyces besitzt ausserdem die für diese Versuche be- sonders werthv(dle p]igenschaft, dass seine heliotropische Reizbarkeit bedcuteiul stärker ist, als seine geotropische, so dass also bei glciclizeitiger Wirkung lieider seine end- liche Gleichgewiclitslage in erster Linie dnrcli einseitige Beleuchtung bcstinnnt wird und von der. der lirliotropi- schen Keizkrümmung entgegen wirkenden ne- gativ geotropen , die bestrebt ist, den Pilz senkrecht zu stellen, weit weniger beeinflusst wird. Dieser i'ilz ver- sprach daher den mei- sten Erfolg. Die Ver- suche wurden im Dun- kelzinimer ausgefiUnt und die Culturen aus- serdem vorsichstlialber noch l)esonders mit Pappcylindern, die mit schwarzem Papier aus- geklebt waren, über- deckt. Eltenso war selbstverständlicli füi' ^'ermeidnng von Tem- peratur- und Feuchtig- keitsdiflereuzen in der Nähe des Objects Sorge getragen. Bei den so ange- stellten Versuchen er- hielt H. in 3 bis 6 Stunden deutliche, und zwar im Sinne des Heliotropismus nega- tive, Reizkrümmungen, deren Winkel jedoch :^ erheblich schwächer ^^- war, als die bei star- " ''^^^r^,.!^^srs^r'ar:^i=^^s^=s==r ^s= kern einseitigen Lieht- reiz. Die Fruchtträger krümmten sich in die Fortpflanzungsrichtung der Wellen hinein und von der jjrimärcn Funkenstrecke weg. Phycomyces zeigte also bei einseitiger Wirkung elek- trischer Strahlen eine den Lichtstrahlen analoge Reiz- ersclieininig, die H. als negativen Elektropisnius be- zeichnet. Wie sciion erwähnt, ist die Reaetion unter den an- gewandten X'erhältnissen schwächer als bei einseitigem Lichtreiz, doch ist es äusserst schwierig, ohne Kenntniss der physiologischen Vergleichswerthe zwischen elektrischer und Lichtschwingung und namentlich ohne Kenntniss der Schwellenwertlie etwas über die absolute Reizwirksamkeit der jjeiden auszusagen. Besonders starke Krinnmungen olnie Sidegel erhielt H., wenn er die (»bjecte nahe der Funkenstrecke brachte, vermuthlich wirkt hier aber sta- tische Elektricität mit. Durch Ueberstülj)en einer Ulocke aus engmaschigem Drahtnetz, das die Strahlen vollständig auslöscht, werden die Reizbewegungen bei Phycomyces verhindert. Interessant an der Erscheinung, dass elektrische Wellen reizauslösend auf Piiycomyces wirken, ist be- sonders, dass wir es hier mit Wellenlängen zwischen ^j^ bis 2 m zu thun haben, wäln-end die Länge der nächst grösstcn Aetiierwellen, die der strahlenden Wäi'me, den hundertsten Theil des Millimeters kaum überschreitet. Auch diese Aethersehwingungen werden liekanntlicli von Phycomyces pereipirt. der seinerseits durch Krünnmuig antwortet. Das Resultat, dass elektrische Schwingungen, die wir nach den Entdeckungen Hertz's als Lichtstrahlen von sehr grosser Wellenlänge auffassen dürfen, ebenso wie die Aethersehwingungen des Liclits Reizkrünnnungen aus- hisen, dürfte vielleicht als physiologische Illustration zur Lehre von der Identität von Licht, strahlender Wärme und elektri- scher Wellenbewegung Interesse bieten. Neuer Apparat, con- struirt von der Firma Ernst Leitz in Wetzlar auf Anregung des Herrn Dr. Edinger, zum Projicireu uud Zeicli- ueu auatomischer uud auderer Präparate für LupeHvera:rö.sse- rungeu. Wie unsere Figur veranschaulicht, erhebt sich auf einer polirten Holzplatte, in welcher Lindenholz eingelegt ist, um so gleichzeitig als Zeichentisch zu dienen, ein verschieb- und abnehmbares Holz- stativ mit Sammellinse und Reflexionsspieg-el in fester Metallfassung, sowie mit verschieb- barem (Jbjecttisch und Lui)enhalter mit Zahn und Trieb. An dem Holzstativ ist gleich- _ ^"- zeitig eine Reflector- lampe befestigt. Das Licht der Reflector- lampe wird durch die Sammellinse auf dem Spiegel ver- einigt, der Spiegel beleuchtet so das unter ihm liegende Präparat intensiv, und das Bild des Präparatee wird durch die Lupe auf den Zeichentisch geworfen. Die Verschieb- l)arkeit des Holzstativs d. h. die Möglichkeit, den oberen Theil des Stativs von der Zeichenplatte um eirca das Doppelte zu entfernen, gestattet eine bedeutende Variation der Vergrösserung mit derselben Lupe. Bei grösseren Objecten kommt die Verschiebbarkeit des Stativs sehr zu statten. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der aiisserordeiitliclio Prut'essdi- der Mathematik an dei- Uni- versität zu Bonn Dr. Ivortuni ist ordentlicher Professor geworden. — Der Privatdoeent der Universität zu Würzburg Dr. du Mesnil do Roehemont ist zum Leiter der inneren Abtheilung des Stadt- krankenhauses in Altona ernannt worden. — Die Autorität auf dem Gebiete der Kehlkopf krankheiten Dr. Moritz Schmidt in Frankfurt a. M. hat den Titel Professor erhalten. — Professor Dr. Wesener ist zum dirigirenden Arzt des Maria- Hilf-Hospitala zu Aachen berufen worden. Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 315 Es sind gestorlieii: Professor Giovanni Flecchia, \'ice- präsident der Reale Accademia dello Scienze in Turin. — In Södermanuland in Si'liweden der in den Kuliestand getretene ehe- malige Professor der Anatomie am Karolinischen Institut zu Stockholm, Freiherr Gustav Wilhelm Johann von Düben. Der preussische M e di ein albeam ton- Verein hält seine Hauptversammlung am 5. und 6. September in Berlin im Langen- beekhause ab. Der 3. intern. Congress für Dermatologie und Sy- philid ologie findet vom 5.— 10. September in Wien statt. — Präsident: Prof. M.Kaposi; Generalsekretär: Dr. Eiehl. Ein ethnologischer Congress verbunden mit einer Au.s- stellung wird im September in Paris tagen. Die 18. Versammlung des Deutschen Vereins für öffent- liche Gesundheitspflege wird vom 8. — 11. September im Anschluss an die Naturforseherversannnlung in Würzburg abge- halten werden. Der I. intern. Congress für Gynäk ologie und Ge- burtshülfe findet vom 14. — 19. September in Brüssel statt. Der deutsche Vi'rein für öffentliehe Gesundheits- pflege wird am 20. September in Würzburg tagen. L i 1 1 e r a t u r. Prof. Dr. Toepfer ; Die Naturkräfte im Dienste des Henschen. Sammlung gemeinverstämllicher wissenschaftlielier Vorträge, her- ausgegeben von Rudolf Virchow und Wilhelm Wattenbaeh. Heft 124. Hamburg. Verlagsanstalt und Druckerei A -G. (vor- mals I. F. Richter.) 1801. ~ Preis M. 0,60. Das vorliegende Heft, 32 Seiten stark, enthält die Wiedergabe eines vom Verfa.sser vor einiger Zeit gehaltenen Vortrages. Er schildert in schwungvoller Sprache, wie der Mensch von dem Ur- zustände an, wo er noch nicht das Feuer kannte, sich durch rast- lose Thätigkeit emporgearbeitet hat bis zu der Stufe, auf welcher er heute steht. Die kleine Arbeit wird sicher gern gelesen werden, sowohl wegen ihres jeden Gebildeten interessirenden Inhalts als auch der Art der Darstellung. Dr. K. Prof. Dr. H. O. Lenz, Nützliche, schädliche und verdächtige Pilze- Mit nach der Natur gezeichnetfu und gemalten Abbildungen auf '20 Tafeln. 7. Aufl. bearbeitet von Dr. Otto Wünsche. Verlag von E. F. Thienemann's Hofbuehhandhing. Gotha 1890. — Preis 4,6Ü Mk. Das gute, altbewährte Buch enthält mehr als es verspricht: es bringt nämlich nicht nur die nützlichen schädlichen und vei- dächtigen Pilze, sondern mit Recht auch diejenigen, die besonders häufig sind, und die derjenige, der Pilze sammelt, um besonders die in die genannten Kategorien gehörigen Arten kennen zu lernen, immer wieder antrifft. Es ist das Lenz'sehe Buch das beste seiner Art; der verstorbene Autor hat sich sehr eingehend mit seinem Gegenstande beschäftigt und es findet sich daher manches Neue in dem Buch. Die allgemeine Einleitung „Bau und Leben der Pilze" steht auf der Höhe der Wissenschaft. Die far- bigen Abbildungen sind gewissenhaft ausgeführt. Hans lyiolisch, Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen. Eine physiologische Studie. Verlag von Gustav Fischer. Jena 1892. - Preis 3 Mk. Das Eisen spielt im Stoffwechsel der Thiere und Pflanzen eine grosse Rolle: der Blutfarbstoff ist eine Eisenverbindung und für die Entstehung des Chlorophyllfarbstofl's ist Eisen erforderlich. Molisch untersucht das Vorkommen und die Vcrtheilung des Eisens in der Pflanze, die vom Physiologen bisher unbeachtet gelassenen Eisenoxyd ausscheidenden Flechten sowie die Eisen- bacterien und übergeht auch nicht die Erscheinung der Chlorose in ihrer Beziehung zum Eisen. Auch die von Nägeli behauptete Bedeutungslosigkeit des Eisens für die Ernährung der Pilze wird geprüft. Zum Nachweise des fest gebundenen („maskirten") Eisens in der Zelle unter dem Mikroskop ist es Molisch geglückt, eine gute Methode ausfindig zu machen. Die meisten organischen Verbindungen — sagt Molisch — wolclie Eisen in maskirter Form enthalten, lassen selbst in ganz ausserordentlich geringen Mengen ihr Eisen erkennen, wofern man die betreffenden ObjiH-te ein oder mehrere Tage oder Weichen in gesättigter wässeriger Kalilauge liegen lässt und dann nach raschem Auswaschen in reinem Wasser den gewöhnlichen Eisenreactionen, am besten der Ferrocyaukalium- probe unterwirft. Einige der Resultate Moli.scli's sind die folgenden: Das Chlorophyllmolekül ist nach ihm nicht eisenhaltig. Das Eisen ist ein normaler Bestandtheil der Pilze, also ein für ihre Ernährung unentbehrlicher .Stoff. Bei der Nothwendigkeit des Eisens für grüne und nicht-grüne Pflanzen ist die Annahme berechtigt, dass mit dem Mangel an Eisen im Organismus, gleichgültig ob grün oder nicht griin, Störungen eintreten, die eine normale Function des Plasmas überhaupt nicht zulassen. Trifft dies für die grüne Pflanze zu, dann wäre die Chlorose höchst wahrscheinlich nicht eine directe Folge des Eisenmangels, sondern er.st eine Folge dieser Störungen und mithin blos ein Symptom eines krankhaften Zustandes des Protoplasmas. Dr. Wilhelm Levin, Idethodischer Leitfaden für den Anfangs- unterricht in der Chemie unter Berücksichtigung der Mine- ralogie. Mit 83 Abbildungen. Verlag von Otto Salle. Braun- schweig 1892, Verf hat sich die Aufgabe gestellt, das allerwichtigste aus der Chemie durch ganz elementare Ver.suche zu lehren und von der Beobachtung und Beschreibung auf inductivem Wege allmählich zur Erkenntniss der Naturge.setze hinüberzuleiten. Die Anordnung des Stoft'es ist daher nach rein methodischen Grund.^^ätzen erfolgt. Die meisten Abschnitte des Leitfadens beginnen mit der Betrachtung eines Gegenstandes, der dem Schüler aus dem alltäglichen Leben bekannt ist, wie Luft, Wasser, Eisen, Kochsalz, Holz. Das Theoretische wird Anfangs streng vermieden. Das methodologische Prinzip des Verfassers ist für einen für untere Klassen der Schule bestimmten Leitfaden gewiss das richtige: der Verf. hat seine Aufgabe gut gelöst und ein gutes Schulbuch geschaffen. Entgegnung. Nachdem meine Schrift „Das Räthsel des Hypnotismus und seine Lösung" bereits in No. 8 dieser Zeitschrift eine Besprechung erfahren hatte, lässt sich in No. 26 noch einmal ein Kritiker (B. Carneri) hören, dem mein antimaterialistischer Standpunkt nicht gefällt. Gegen seine Erörterungen möchte ich einige sachliche Erwiderungen vorbringen, die in erster Linie zeigen sollen, dass meine Ausführungen in der genannten Schrift nicht blos ein „wissenschaftliches CJewand" besitzen, sondern dass sie wissen- schaftlich sind, da es völlig verkehrt ist anzunehmen, die moderne Wissenschaft müsse nothwendiger Weise eine materialistische sein, sie „verfolge sich selbst", wenn sie zu einer anderen Weltan- schauung als der materialistischen oder „monistischen" führe. Allerdings, noch ist die herrschende Anschauung in den Kreisen der Naturforscher diejenige, welche Büchner, Haeckel und andere vertreten; aber ich halte sie — vor Allem auf Grund der neueren Physik und Sinnesphvsiologie — für falsch und werde, soviel in meinen Kräften steht, dazu beitragen, dass wir von ihr zurückkommen. Will man das „Rückschritt" nennen: mir ist es recht, da es ein durchaus gesunder Rückschritt ist, ein Rück- schritt zur Wahrheit und zur inneren Zufriedenheit, von denen sich leider die Mehrzahl der Naturfor.scher — sofern es sich um grundlegende Ansichten handelt — entfernt hat. Ich weise den Vorwurf, der in der Aeusserung liegt, dass ich (bezw. meine Schrift) „die Geschäfte der Rückschrittler besorge" weit von mir zurück. Wenn ein Wanderer im Walde auf einen Holzweg geräth, so wird es jedermann in der Ordnung finden, dass er nicht weiter vorgeht — in verworrenes Dickicht hinein, sondern umkehrt, um wieder auf den rechten Weg zu gelangen, üebri- gens bemerke ich noch, dass ich dasjenige, was ich thne, Carneri's Vermuthung entgegen mit voller Absichtlichkeit tliue. — Es soll unwissenschaftlich sein, dem Materialismus ohne alle Unterscheidung (hier hat B. Carneri wohl die als Zionismus be- zeichnete Abart des Materialismus im Sinne) den Krieg zu er- klären. Ich behaupte dem entgegen, dass gerade der Materialis- mus mit der modernen Wissenschaft nicht im Einklang steht. Der mir vergönnte Raum in dieser Zeitschrift ist leider zu knapp, als dass ich dies ausführlich beweisen könnte; soviel aber will ich bemerken, dass Bewegung und Empfindung zweierlei sind, dass, wie es die verschiedenen specifischen Sinnesenergien giebt, die nicht aufeinander zurückführliar sind, so allgemein jede Em- pfindung etwas wesentlich anderes ist als eine Bewegung von Massen oder Atomen. So ist, um ein bestimmtes Beispiel zu nehmen, die Empfindung „Rot" durchaus nicht eine Aether- bewegung von 39,ö Billionen Schwingungen in der Sekunde; sie wird nur durch letztere hervorgerufen und entsteht infolge einer Umwandlung, welche ein nichtmaterielles Wesen mit der Aetherbewoguug vornimmt; ein materielles Wesen könnte dies nimmermehr thun, ihm wäre es nur gegeben, die zu ihm gelangende Bewegung in eine andere Bewegung umzuwandeln. So sind wir zur Annahme eines Dualismus (von Materie und Geist) ge- zwungen. 316 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. Uebrigens giebt es nur zwoi klare monistische Weltanschau- ungen: die materialistische und die spiritualistischo (die aber beide verfehlt sind). Was den „Monismus" als angeblieh eigene, vom Materialismus unterschiedene monistische Weltanschauung betrifft, so kann ich trotz der Behauptungen B. Carneri's nicht anders, als ihn (den „Monismus") als einen in gewissem Sinne geklärten oder verfeinerten — metaphysisch vertieften — Mate- rialismus zu bezeichnen, indem er nicht mehr frischweg Be- wegung und Empfindung oder gar Bewegung und Denken" un- mittelbar für ein und dasselbe erklärt, sondern sagt, dass beides erst im letzten Grunde dasselbe sei, und zwar so, dass die Thätigkeit der Atome ein zweifaches Aussehen besitze. Die- jenigen Monisten, welche — abweichend hiervon — die An- sicht vertreten, dass Bewegung und Empfindung überhaupt zweierlei sei, das sich nur an derselben Substanz abspiele, stehen völlig haltlos da, weil ein und dieselbe, in sich ein- heitliche Substanz oder Wesenheit nicht zwei wesentlich ver- schiedene Arten der Aeusserung an sich haben kann. Völlig unverständlich ist mir die Art und Weise, wie sich B. Carneri das Zustandekommen des Denkens vorstellt. „Nicht die Materie denkt, sondern die Individuen denken". Was heisst das, wenn doch die Individuen nur aus Materie bestehen? — B. Carneri führt weiter aus, dass das Denken der Individuen durch eine bestimmte Organisirung bedingt sei; auf dieser bestimmten Organisirung beruhe, als Grundlage iles Denkens, das Zustande- kommen des Bewusstseins. — Das ist doch nur ein Spiel mit Worten, nicht viel besser als diejenigen, mit welchen einst die Natur- philosophen die Räthsel der Welt meinten lösen zu können! Or- ganisirung! Was heisst denn das? — Doch nichts weiter als eine gewisse Combination von materiellen Atomen, die eigenartig geregelte Bewegungen ausführen. Und daraus soll das Denken hervorgehen, wenn es aus der Materie an sich nicht abgeleitet werden kann ? ! Mit einem Worte wird hier die Schwierigkeit einer wissenschaftlichen Frage zuzudecken versucht. Wie bei B. Carneri auch sonst noch Worte eine grosse Rolle spielen, zeigt seine Unterscheidung zwischen einem wachen und „umnachteten" Bewusstsein, die er meiner Unterscheidung in ein waches Ichbewusstsein und ein Unterbewusstsein vorzieht. Was heisst „umnachtetes" Bewusstseiu? Es soll wohl das wache Be- wusstsein in einem veränderten Zustande darunter verstanden werden. Aber welches ist dann dieser Zustand? — Am Schlüsse seiner Ausführungen kommt B. Carneri etwas eingehender auf Gustav Jägers Seelenlehre zu sprechen, zu deren Anhängern ich mich offen bekenne. B. Carneri sagt: „Wird aber in diesen Stoffarten" (den Seelen- oder Lebensstoften) ..also in diesem blossen „Bewegungszustand der Materie" der Geist ge- funden, so haben wir da einen Fall von so naivem Materialismus vor uns u. s. w." — Freilich, das ist richtig; das wäre ein naiver Materialismus. Aber huldige ich ihm denn? Mein Kritiker thut fast so. Wohl weil ich an einer, auch von ihm angeführten Stelle meiner Schrift sage: „Man muss mindestens", (zur Er- klärung der Thatsache, dass der Geist den Körper im weitgehend- sten Maasse beherrscht) „eine besondere Kraft annehmen, welche in der Thätigkeit der eigenartig beschaffenen (Jäger'schen) Lebens- oder Seelenstoft'e besteht?" — Ich sage hier ausdrücklich:'„min- destens". Und dann zeigt sich doch an zahlreichen Stellen meiner Schrift besonders a. S. 69, wo ich das geistige Moment, das ijei der Hypnotisirung wirksam ist, erörtere : dass ich auf dem Stand- punkte stehe, es giebt in uns ausser dem (materiellen) Körper einen der Substanz wie den Functionen nach verschiedenen Geist, der sich in keiner Weise aus materiellen Dingen oder Vorgängen ableiten lässt. Dr. K. F. Jordan. Zeitschrift der deutschen geologischen Oesellsch. XLIV. Bd. 1. Heft. Berlin lSil2, enthält Abhandlungen und Mittheilungen von 0. Berendsen, H. Pohlig, Karl Endriss, Carl (»chsenius, C. Struckmann, Felix Wahnschaffe, Karl Futterer, Schreiber. Eck, Schütze, R. Brauns, H. Pohlig, Kosmann, E. Zimmermann, Keil- hack und H. Potonie. Von H. J. Kolbe's Einführung in die Kenntniss der Insekten sind die Lieferungen 8 und 9 erschienen; sie behandeln den Muskel- und Nerven-Apparat der Insekten. Die in München neu entstandene Firma Richard Jordan, Antiquariat und Buchhandlung für Naturwissenschaften, versendet ihren Katalog No. 1 (23 Seiten stark), enthaltend u. A. die Bibliothek des verstorbenen Königsberger Floristen Dr. Carl von Klinggräff. Ansprachen u. Reden, gehalten bei der am 2. November 1891 zu Ehren von Hermann von Helmholtz veranstalteten Feiei'. Nebst einem Verzeichnisse der überreichten Diplome und Er- nennungen, sowie der Adressen und Glückwunschschreiben. Berlin. I,ti0 M. Beck V. Mannagetta, G. Ritter, Flora von Nieder-Oesterreich. Handbuch zur Bestimmung sämratlicher in diesem Kronlande und den angrenzenden Gebieten wildwachsender, häufig gebauten und verwildert vorkommenden Samenpflanzen und Führer zu weiteren botanischen Forschungen, für Botaniker, Pflanzen- freunde und Anfänger bearbeitet. 2. Hälfte. 1. Abtheilung. Wien. 1,5 M. Beilstein, F., Handbuch der organischen Chemie. 3. Auflage. 1. u. 2. Lieferung. Hamburg. 1,80 M. Berger, A., Freiherr v , Hielt Doscaitcs die Thiere für bewusstlos? (Sonderdruck.) Leipzig. 0,50 M. Brauer, F., Ueber die aus Afrika bekannt gewordenen Oestriden und insbesondere über 2 neue von Dr. Holub aus Südafrika mitgebrachte Larven aus dieser Gruppe. (Sonderdruck.) Leipzig. 0,60 M. Brehm's Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs. 3. Aufl. 7. Bd. Kriechthiere und Lurche. Leipzig. 15 M. Bresadola, A. J., Fungi tridentini novi, vel nondum delineati, descripti et iconibus illustrati. II. Berlin. 16,80 M. Breuer, A., Ueber Conographie. Ein Beitrag zur constructiven Geometrie der Kegelschnitte. Erfurt. 1. M. — .— Die gonometrischen Functionen complexer Winkel. Eine Ergänzung zur algebraischen Analysis. Ebd. 1 M. — . — Imaginäre Kegelschnitte. Eine geometrische Studie über das Wesen und die katoptr. Deutung der Imaginären. Ebd. 1 M. — ■. — Die Logarithmen complexer Zahlen in geometrischer Dar- stellung. Ein Beitrag zur algebraischen Analysis. Ebd. 0,50 M. — . — Die einfachste Lösung des apollonischen Tactionsproblemes. Eine Anwendung der neuen Theorie der Imaginären. Ebd. 1,50 M. Brückner, J. M., Das Ottojanosche Problem. Eine math.-histor. Studie Leipzig. 1 M. Brilning, Westfalens Haus-Säugethiere. Hagen. 2,40 M. Bullinger, A., Aristoteles' Metaphysik, in Bezug auf Entstehungs- weise, Text und Gedanken klar gelegt bis in alle Einzelheiten. Mit einem Prodromus über Aristoteles' Lehre vom Willen und einem Epilog über Pantheismus und Christenthum. München. 4 M. Conwentz, H., Die Eibe in Westpreussen ein aussterbender Wald- baum. Danzig. 6 M. Chwolson, O., Ueber den gegenwärtigen Zustand der Actinometrie. Leipzig. 5,65 M. Daiber. J., Flora von Württemberg und Hohenzollern für botan. Ausflüge, nach Linneischem System bearbeitet. 5. Auflage. Stuttgart. 2,30 M. Dehner, H., Ueber die sogenannte parthenogenische Furchung des Froscli-Eies. (Sonderdruck.) Würzburg. 0,80 M. Nachtrag. Zu dem in der vorigen No veröffentlichten Aufsatz aus der Feder des Kgl. Landesgeologen Dr. F. Wahnschaffe fügen wir hinzu, dass der genannte Autor in einem Aufsatze „Ueber einen Grandrücken bei Lubasz (Jahrb. d. k. preuss. geolog. Landcs- anstalt für 1890. Berlin 1892) gezeigt hat, dass der S. 300 Fig. 6. der „Naturw. Wochenschr." abgebildete Rücken aus horizontal ge- lagerten Sand- und Grandschichten besteht, und ein typischer As ist. Hinsichtlich der erwähnten Durchragungszüge und -kämme hat W. in dem Aufsatz^ die Vei'muthung ausgesprochen, dass einige derselben zu den Asar gerechnet werden könnten und erst nachträgliche Aufpressungen erlitten hätten. Inhalt: Prof. Dr. H. Schubert: Mathematische Spielereien in kritischer und historischer Beleuchtung. — Dr. C. Matzdorff: Der internationale zoologische Congress zu Paris im Jahre 1889. III. — Das zoologische Institut der Universität zu Berliu. „Zur Kenntniss der Hautsinnesorgane der Crustaceen." — Ueber die physiologische Wirkung der Hertz'schen Elektricitätswellen auf Pflanzen. — Neuer Apparat zum Projiciren und Zeichnen anatomischer und anderer Präparate für Lupenvergrösserungen. (Mit Abbild.) — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Prof. Dr. Toepfer: Die Naturkräfte im Dienste des Menschen. — Prof. Dr. H. O. Lenz: Nützliche, schädliche und verdächtige Pilze. — Hans Molisch: Die Pflanze in ihren Bezieliungen zum Eisen. — Dr. Wilhelm Levin: Methodischer Leitfaden für den Anfangsunterricht in der Chemie unter Berücksiclitigung der Mineralogie. — Entgegnung. — Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. — H. J. Kolbe. — Liste. — Nachtrag. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoni^, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck-: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXVII ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Lnisenstr. 58. BERLIN NW. Luiseustr. 58. ♦ 1 , . - ♦ ♦ lechnisches Insfitnt. für Anfertigung wissenäL-haftlicher Apparate ♦ J und (ieriithschaficn im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ „Quarzkrystalle bis Taul)enei- - gross, auoli Zwillings -Krystalle i Patentanwalt empfiehlt 1{. Wieiiieyer. War- | U|p, R, Maerz, ***"'•'* - Berlin, Leipzigerstr. 67. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ I Pakteriologische Kurse, t ^ Uuterrifiif iu Nalirtiiigsmittel-,^ ♦ sowie Harnanalyse, monatliili.' Gelegenheit zum Ausführen ♦ selbstständiger Arbeiten. T ^Uebernahme von technischen und^ ^ wissenschaftlichen Untersuchungen ^ ^ jeder Art. ^ ♦ Bakteriologisch. chemisches ♦ ♦ Institut ♦ X T>r. Va\. Kitüiert. X ♦ Berlin N., Friedrichstrasse I3ld J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Kerd. UUniniliTH Verlagsbucbliandliin;; in Berlin SW. 1'.:. S 1 Reisebriefe aus Mexiko, j Von ,! i: Dr. Eduard Seier. l; Mit 8 Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Altl)ildungen. \i gr. 8". g:eli. Preis C Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Photogr. Amateur -Apparate, mit welchen jcd. Laie ohne ' Vorkenntnisse tadellose Pho- tograph, her- stellen kann. Preise von M. 30 — M. 400 -. Anleitung und illustr. Preis- verzeichnisse kostenfrei. Je- der Käufer eines Apparates erhält auf Wunsch unentgeltlichen Unter- richt in unserem Laboratorium. E. Krauss & Cie., Berlin W., Wilhelmstr. 100 (früher Leipzig), fPaiiR, London, St. PeterBbiirp, Mailand). *it^*^^^**fi f^^^fi*^^^*. In Fcrd. Dümmlers Terlagsbochhand- lung in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abliandluugeii von Wilhelm Foerster, Frof. u. Dircctor d(rr Kgl. Stfinwarle /.ii Beiiin. Preis 7 Mark. ¥9¥¥^¥¥¥¥¥ 4^¥y¥¥¥¥¥¥¥ (•••••••••••eti«e««0«««««««f Auüaffe 36 000! ■t Qiqpiutciif^ Seunm ^ (2 gjlflf lÖOridi) einfci)lu-6li* 8 ®vatU-§ 1. Deutsch. Hausfreund, t, 5 illiisti.Zeilachiiltv.löDruck- seilen, wöcheotlich. 2. Mode und Handarbeit, 88eitig mit Schaittmuster ; moDatlicli. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verloosungs- Blatt, zehntägig. aiid) pontofl«) Allo.Ztg.f. Landwirth Schaft u. Gartenbau. yierzeiuiiagig. Die Hausfrau, h tagig. Produkten- u. Waaren- Markt-Berlcht,w»c!ienii Deutsch. Rechtsspiegel S^iiiiijluiit( rieiieiüesetzeniid Ueichsgprichts - EutBcheid.; nach Bedarf. foften bei \tttr {foDanBult pro Quartal nur 5 piarh. @d)ncUe, ausführliche unbunparteitfdiepolittfdie 93ertd)ter ftat tun n: feine politifdje Ü^eitormunbung ber l'efer. — SBiebergabe intereiHrenber ^teinung'jnufeerungen ber Partei; blattet oller JRiifttunaen. — Sluäfübrüdic '4!ar Urnen tä>S9e = ti^te- — Irefflic^e militäriti^e ülnffäfe. — 3ntereffonte Sotal", Xöeotet. unb (Seriditä-Slai^ric^ten. — ffitn. ge^enbfte Slac^ridjten unb au^geieidjnete giecenfioncn über Sweater, ÜRufif, flunft unb fflif tenldjof t- — ütuäfü^rllt^et ^lanbeUtbeil. — So llftänbiBfle« eouiiblatt. — Soltcries viften — ^erfonoUSitTttnberungen in ber Slrmee, äRorine unb SiDiliSei-TOOltung (Suftij, (Sciftlidifeit, £eljreifd)af t , ©teuerfa(ii, gorftfadt IC.) iofort unb Dollftänbig. geuiUetonä, Ütomane unb SloDeDen ber ^croatraitniflttt ^utorei). Slnfeigen finii vom fidierev ^livknng'. Dtx Sn^alt ber „glcrlincV Jleinflett yudjridilen" ift frei oon gripolitiiien irgenb tueltber 'Jlrt. ^ii jebcr gebilbelen ^omilie finben fte ba^er ficber freunbltt^e aiufna^me. ntF" 3'>><^ 3-am itien • 3(nj(i(|cn, Xicnftbottii« 05cfiid)c, 3öohn«ii!}8=Slnjclßtn tino Srnilidic 9lnndiiccn, bic btc iöcbütfnüfc cinc§ ©aiieljnltä betreffen, lt>ttb bic Slboniteuicittf. Ciilttitun für bns Inufcubc Cunrtnl b. a. '21$. ttoU in 3«hlunH genommen. mobutA ber •i^iyu^ bt. iölattesi [\(Si )oeienilic^ oerbilligi. "ISSS ^IJrolicnuminern auf SlUinfrti ivaii'i burd) bie ({tpcMlioii ßfrlln SW., fiöiiiijijtriljrr Striifit 41. I«*G994 »^••»•••o»«»»»| Hempers Klassiker-Ausgaben. Ausführliclje Specialverzeichuisse gratis und franco. Feril. jliimmlers Vcriaffsbuclihandliin?. I In Ferd. JUUmiiiler» Verlags- buchhandluns i^ Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Insei^ten von H. J. Kolbe, Kustos am Königl Museum für Naturkunde in Berlin. Mit viek'u Holzschnitten. Erscheint iu Lie- ferungen a 1 Mark. SauerstofT 1 iin Stahlcylindei'n.: Dr. Th. Elkan, iBerlin N. Tegeler Str. 15.1 Ferd. Diimnilers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 J(; geb. Preis 4 .//. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen. Ferd, Dümmlers Verlagsbuchhandiunf in Berlin SW. 12. Iu unserem Verlage erschien; Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. T.ischenforinat. Preis £)i'xvii>f q^Iiq ff _ w I 1 sowie Modelle, den Entwickelungsgang von Cryptogamen darstellend, für den Untcrriolit an Scluilen, lantt- und forstwirtscliaft- I liehen Leliranstalteii, Universitäten u. a., in setir vergrössertom Masstabe aus Papiermasse und Holz ete. und im natürlichen ^ Colorit unter wissenschaftlictier Anleitung sorg.s;imst hergestellt, liefert die Verlagsanstalt für Lehrmittel von R. Brendel, Ansbaclierstr. 56. BEKLIN W., Ausbaclierstr. 50. Preisverzeichnisse gratis und franko. Geologisches und mineralogisches Comtor Alexander Stiier 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des franzüsischeu Staates and aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer empfiehlt sich den Herren Directoren und Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant aller geologischen französischen Serien, welche für ihre Samm- lungen oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalopoden, Brachyopoden, F^cliinodermen mid amlcrc .\btheilungen der ältesten und jur.assi.schen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. ' = Meteoriten und Edelsteine. =^= i LXVIII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleichen 1t Tafeln der Logarithmen der Zahlen, Antilogarithmen, Tafeln der Zahlenwerte der trigonometrischen Punktionen, ausführlichen Qnadrattafeln und Logarithmentafeln der Hyperbelfunktionen. Von Harry Gravelius, 64 Seiten i/r. 8'\ Preis ijeh. 1,50 MnrJc, rnrionniri 1,80 Mark. Zu beziplien durch jede Bnchhandlung. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ■Sx^Ti^^-*^ ^-T^-.'_-T^^_T^^i^yv.-»;^;r;-r^rrL- ^^T„-V,y^jrL-^, ^ lu Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ersi'hien: Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo Ci-emer, Bergreferendar. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Prof Dr, Holzapfel, Dr. Karl Müller-Hallensis, Dr. F. Pax, Dr. H. Potonie und Prof Dr. W. Zopf Mä I Portrait, 12 Abbildungen, l Tafel und i Karte. 80 Seiton gr. 8». Preis 1,20 Mark. ^=^ Zu liezielien durcdi alle Bni-ldiandliuii'on. = m \i ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Vor Kurzem erseliien: Ein Beitrag ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ Geschichte des europäischen Hausrindes.| ♦ ♦ I Von Professor Dr. Hugo "Werner. Mit 4 Abbildungen vnd 1 Karte. 4.S Seiten. Preis 1 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchliandlung in Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦<>♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In unserem Verlage erschien soeben und ist durcli jede |, Buchhandlung zu beziehen: Geschichte der Sprachwissenschaft bei den (jriecheii und Kömern mit ^> besonderer Rücksicht auf die Logik von l)r. H. Steinthal, A. O. Professor der Spr,ich\visseiiscliaft an der Universität zu Berlin. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Zwei Teib'. Preis 16 3S^ar]s;. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung In Berlin SW. 12. (:^g\gv.g\g\@\@\g\g\g\®\g\6)>g\g\S\g^.g\g\g\^N®\g\§^.^\®\g\g'.^\®\®\g\g\^\g\gNg\g)\g\g^ Soeben ersclieln.t : I Abbildungen, 16000 ISeitenText. ^ ^y Brockhaus' . Konversalions -Lexikon. " li Auflagel r ßOOTafeln.BBBBHi 300 Karten. 120 Ctirofflotafeln onil 480 Tafeln in SchwarzilmcL liiiiiiiuiiuiiiiiNiiiiiiiiiiiiiiimniiimiiiiiiiiiniiiii. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erseliien : Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologisciien Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit 1 Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. S66 S. gr. 8". Preis 6 Mark. iiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiininiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiii iiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiitiiiiiiniimiiiiiiu^iiiiuiiiiiiiiiniiiiiiiif: <^^^ £\.cui3in.iiwii. • Dr. H. Potonie. Verlag : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung:, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 7. August 1892. Nr. 32. Abonnement; Man abonnirt bei allen Huchhandlungen und Post- y Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl S.- Gp sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme BringegeM bei der Post lä ^ extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Die 4ieueste Hypothese über die Ursache der Seekrankheit. Von Dr. med. Karl L. Schaefer. Trotzdem schon so vieles darüber geschrieben wurde, ist das Wesen der Seekrankheit nocli immer ein unge- löstes l'roblcm und wird es so lange bleiben, bi.s gewisse Vorfragen, die in das Gebiet der Lehre von den Be- wegungsemptindungen gehören, exact beantwortet sind. Da man auch bei geschlossenen Augen, ja im Schlafe seekrank wird, so ist der Anblick der schwankenden Um- gebung nicht der wesentliche Grund. Dieser kann daher lediglich in den passiven, brüsk die Richtung und Ge- schwindigkeit wechselnden Bewegungen gesucht werden, welche das schaukelnde, schlingernde und stampfende Sebitf auf unseren Körper überträgt. Die einzige, aller- dings erhebliche, Wirkung aber, welche passive Bewegun- gen bei Ausschaltung des Sehens, Hörens, Tastens auf den Körper äussern, ist eine Verschiebung seiner Masseu- punkte oder gewisser Systeme von Massenpunkten gegen- einander. Daher liegt , hier auch die Ursache für die Symptome der Seekrankheit gleichwie für die Bewegungs- empfindungen, den Drehsehwindel, die Zwangsbewegungen nebst Unbehagen und Erbrechen nach passiven Rotatio- nen. Das alles ist selbstverständlich, und soweit betinden wir uns auf ganz sicherem Boden. Wird aber weiter nach dem Zusammenhang zwischen jenen Verschiebungen von Massenpunkten und der eigentlichen Seekrankheit gefragt, beginnt das fruchtlose Hypotheseninachen. Der nächstliegende Gedanke ist wohl der, dass die Verschiebung von Masseupunkten innerhalb unseres Kör- pers gleichbedeutend sei mit intramoleculareu Erschütte- rungen der Organe, deren Zellen bald comprimirt, bald gezerrt werden, und dass eben diese Irritationen die Krank- heitsursache wären. So hat Purkyne einst behauptet, die Wahrnehmung der Drehbewegungen und das begleitende Gefühl von Schwindel entstände dircct durch die intramole- culare Erschütterung des Gehirns. Diese Meinung wies später Mach mit der geistreichen Bemerkung ab, sie sei so naiv, als wenn jemand meine, das Gehirn müsse ein ganz andere Wege für die Deutung Bild, welches durch eine Linse auf seine Oberfläche ge- worfen würde, dircct wahrnehmen. In der That würde ein kunstvolles Gebäude völlig in der Luft schwebender Hypothesen nötliig sein, um es physiologisch annehmbar zu machen, dass moleeulare Erschütterungen von Hirn- zellen Emptindungen specitiseher Art hervorrufen könnten. Daher haben denn auch, zumal der Begritf einer intra- molecularen Erschütterung oder molecularen Störung bei dem Mangel irgend eines experimentell-thatsächlichen An- haltspunktes selbst nur den Werth einer Phrase hat, alle späteren Autoren, wie Mach, Breuer, De läge, inid einige andere, denen es um wirklich exacte Förderung der Lehre von den Bewegungsempfindungen und ihrer Neben fragen zu tbun wai ihrer Resultate gewählt. Es war Rosenbaeh (BerHner Klin. Wochenschr. 1891 No. 10 ft'.) vorbehalten — nach einer längeren populär- physikalischen Erörterung einiger neuer und vieler be- kannter Thatsachen aus der Lehre von den Bewegungs- empfindungen — an Stelle des unverfänglichen Ausdrucks „Verschiebung von Masseupunkten oder Masseniiunkt- systenien'' den unklareren Begritf der ..molecularen Stö- rungen" wieder einzuführen und auf diesem Punkte seines neuen Versuches einer Erklärung der Seekrankheit ange- langt — stehen zu bleiben. Seine weitereu flüchtigen Andeutungen einiger Jlöglichkeiten, wo und wie man sich diese molecularen Störungen denken könnte, lassen aber zwischen den Zeilen ein beachtenswerthes Moment durch- blicken. Es ist das der Gedanke, dass das Hin- und Herschleudern des Magens, sein Anprallen an die Naehbar- orgaue den Anstoss zur Aush'isung jener Kette von phy- siologischen Vorgängen, die wir als Erbrechen kennen, geben könnte. WerthvoUer als das ganze Raisonncment wären Versuche darül)er gewesen, ob man durch Stösse gegen den Magen Erbrechen erzeugen kann, was theo- retisch weder wahrscheinlich noch imwahrscheinlich i^f. 318 Naturwissenscbaftliclic Wochenschrift. Nr. 32 und ob, wenn wirklieh Erbrechen auftritt, dieses sich mit den übrigen Sensationen der .Seelvrankheit verbunden zeigt, was man a priori wohl lieber verneinen möchte. Ist es gegenwärtig noch unmöglich, klare Einsicht in das Wesen der Seekrankheit zu gewinnen, so lässt sich doch wenigstens die Richtung skizzircn, in der nach dem jetzigen Stande unseres Wissens die uöthigen Ex- perimente die beste Aussicht auf Erlolg haben. Irgend welche Verschiebungen von Massen])unkten sind also die Ursache unserer Bewegungsempfindungen. Eine Reihe von Autoren nimmt an, die Verschiebung der Flüssigkeit in den Ohrlabyrinthen übe einen specitischen Reiz auf den Nervus aucusticus aus, der ins Gehirn gelangend eine oder richtiger die Bewegungsenijjfindung veranlasst. Bechterew an- dererseits vermuthct Endigungen \dn (llciehge\vi('htsuer\cu in der Haut, für die gewisse Tasteindrückc den a(lae(|uaten Reiz abgeben. Eine dritte Ansicht ist die, dass Verschie- bungen in der Muskulatur oder solche der nach Gold- scheid er mit sensiblen Nerveneniligungen versehenen Articulationstlächen der Knochen gegen einander die Be- wegungsem}ilindung auslöst. — Der Ramus vestibularis des Nervus aucusticus geht nun sicher ins Kleinhirn, und für die anderen hypothetischen Bahnen der Bcwegungs- emplindungs- Nerven wäre eljenfalls das Kleinhirn als Sammelpunkt anzusehen, da hinreichend viele Beobach- tungen für seine Function als Coordinationscentrum sprechen, von dem aus die — meist unbewussten — Jmpulse zur Wiederherstellung des etwa tefahrdeteu Gleichgewichts ausgehen. Ausserdem müssen natürlich die Endigungen der Bewegungsemjilindungs-Nerven auch mit Rindenzelleu des Grossbirns in Verbindung stehen, damit die passive Bewegung überhaupt ins Bewusstsein treten kann. Es ist ferner eine von Ohrenärzten oft zu machende Erfah- rung, dass Irritationen des Aucusticus verschiedener Art durch Fortleitung in das nervöse Centralorgan zu Schwin- del, Erbrechen und Gclistörungen führen; Erscheinungen, die, wie Dalby hervorhebt, auch auf Reizung des Nervus Vagus, der die Eingeweide versorgt, und insbesondere auch mit dem Magen in Verbindung steht, erfolgen, wes- halb angenommen werden darf, dass auch der Vagus in naher Beziehung zu den Coordinationscentreu steht. Fassen wir das Gesagte zusammen, so würden ex- l)erimentelle Untersuchungen über das Wesen der See- krankheit folgenden Thatsachenzusannnenhang, wenn auch nicht als den einzig möglichen, so doch a priori nächst- liegenden, zu prüfen resp. zu vervollständigen haben: Die unregelmässig wechselnde passive Bewegung unseres Kör- pers reizt die Endigungen der Bewcgungsemptinduugs- Nerven anhaltend und in ungewohnter Stärke. Diese Reize werden ins kleine und grosse Gehirn übertragen und lösen auch hier in den Zellen eine abnorme Thätig- keit aus. Spcciell in der Kleinhirnregion irradiiren die starken Reize und trert'en aul' das centrale Vagusgebiet; sie steigen von da im Vagus als motorische Im])ulse herab, Erbrechen und veränderte Peristaltik herbeiführend. Wie schon angedeutet, könnte mau, auf einige Hülfs- bypothesen gestützt, auch einen anderen Weg der theo- retischen Construction, nän)lich den gerade umgekehrten, einschlagen. Doch möchte ich den Leser nicht mit leerer Theorie ermüden, dagegen kurz einige Mittel gegen die Seekrankheit erwähnen, die auch Rosenbach in seinem Aufsatze bespricht. Er sagt, gewiss mit Recht, dass von den internen Medicamenten Morphium und Cocain den Vorzug verdienen. „So kann z. B. kein Zweifel darüber Ijcstehen, dass Cocain in Dosen von etwa 5 cg bis zu 1 (leg den Eintritt der Erkrankung hinauszuschieben ver- mag, und dass es selbst bei bereits im ersten Stadium der Erkrankung Befindlichen eine ganz auffallend Ite- ruhigendc Wirkung hat. . .'• Beide Mittel haben aber auch ihre Schattenseiten, weshalb sie nur für kurze Ueberfahrten von Nutzen, bei längeren Seereisen dagegen besser zu meiden sind. Hier nehme man zu dem wichtigen psychi- schen Factor willensstarker Selbstbeherrschung und diäteti- schen Maassregeln , wie z. B. Aufnahme massiger Quan- titäten von Nahrung und alkoholreicher Geti'änke, Aufsuchen der am wenigsten schwankenden Partien des Schiffes u. dergl., seine Zuflucht. Am Schlüsse seiner Abhandlung giebt Rosenbach selbst ein allerdings ganz neues Mittel gegen die Seekrankheit an, indem er nämlich den Rath ertheilt, sich mittelst künstlicher Schaukelap})arate schon vor der Reise die Seekrankheit systematisch abzuge- wöhnen. Der internationale zoologische Congress zu Paris im Jahre 1889. Von Dr. C. Matzdorff. (Schluss.) Perrier geht nun auf einen Vergleich zweier Reihen ein, der Polypen und der Nephridier. Erstere sind ver- zweigte, letztere gegliederte (segmentirte) Thiere. Er zeigt ausführlich, wie von der einfachen Hydraknospe, deren Entwickelung infolge Loslösung zur Vermehrung führt, durch Arbeitstheilung die mannigfachen „Zweige" der Polypenstöcke abzuleiten sind, die Gastro-, Dactylo- und Gamozoiden, wie denn die Siphonophoren und die Medusen erzeugenden Polypen hieraus entstehen. Stellt man als normalen Eutwiekelungsgang die Theilung des Eis, die Entstehung der Blastula, ihre Umwandlung zur Planula, deren Verwandlung in die Hydra, deren Knospung, die daraus hervorgehende Verzweigung, die Differenciation der Zweige nach Function und Stellung, die Entwickelung der Medusen ohne oder mit Loslösung und endlich die Differenciation der Medusen auf, so kann man nun für die verschiedenen Anthozoengruppen, vergleichsweise auch i'ür die Ascidien den jeweiligen Grad der Entwickelungs- verkürzung feststellen. In ähnlicher Weise lässt sich bei den segmentischen Nephridiern verfahren. So würde die Normalembryogenie der Ringwürmer z. B. folgende Stufen umfassen: Eitheilung; Blastula; deren Entwickelung zur Gastrula; diese bildet das erste Körpersegment und wir haben die Larvenform der Trochosphaera; weitere Meta- merenbildung (dme oder mit Loslösung; Ditferenciation der Segmente wieder ohne oder mit Trennung (hierher der Generationswechsel); endlich schrittweise Verwachsung der Segmente. Zum Schluss zieht Perrier noch Einzelparallelen zwi- schen einzelnen Abtheilungen der Würmer und der Glieder- fttssler auf (irund ähnlicher embryologischer Betrachtungen. Ausser den Beziehungen, die Geologie und Paläon- tologie zur Zoologie haben, kamen auch die der Anthro- pologie zu ihr zur Besprechung. Paul Topin ard*) bestimmte ihren Begriff" dahin, dass sie die Zoologie des Menschen sei , wie etwa die Hippologie die des Pferdes. , Topinard schildert die Auffassung der Anthropologie bei Aristoteles, Button, Blumenbach, Quatrefages, Broea u. a. m. ") L' Anthropologie dans ses rapports avec la Zoologie. C. V. etc. S. 295. Nr. ;^2 Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. 319 und zeigt, dass sie mci.st zu eng aufgetasst ist, so häutig nur als Anatomie. Mau niuss den Mensclicn einmal als Thier, zweitens vom socialen und drittens vom seelischen Standpunkt aus lietrachten, und somit drei anthropologisclie FundanientahvisstMischaften aufstellen: die Anthropologie, die Ethnographie und die Psychologie. Die Wissenschaft von den \'ö]kerii gliedert sicli wieder in einen beschrei- benden und in einen sj'uthetischcn Zweig. Sccundäre antliropologisclie Wissenschaften sind Anat Vermehrung von namentlich para- sitären Feinden der Zerstörer und Schädiger unserer Culturptlanzen diesen Schädigern Einhalt zu thun. Diese Vermehrung kann einmal durch die Uebertragung der Feinde aus einer (iegend in andere, wo sie bisher fehlten, gescliehen. So wurden Zehr- und Sciieukelwespen zur Bekämpfung von Sehildläuscn ausgei)ürgert; zur Beein- trächtigung des Kernobstzerstörers Conotrachelus nenuphar, eines Käfers, wurden schmarotzende Braeonideu (Schlupf- wespen) verwandt. Sehr erfolgreich war auch die Ein- führung der Sehlupfwespe Jlicrogaster glomeratus seit 1885, um den seit 1859 selbständig eingewanderten Kohl- weissling zu vertilgen. Beide europäische lliiere wurden so in den Vereinigten Staaten heimisch. Den siidealiforni- sehen Orangepflanzungen ist ferner in der australischen Schildlaus Icerya Purchasi ein schwer bekämpfbarer Feind erwachsen. Dieses Thier ist auch ins Gaplaud und in Neu-Seeland überführt worden, richtet aber in seiner Hei- math wenig Schaden an, dank zweier Parasiten. Der eine von ihnen ist Lestophorus ieeryae. Sie konnten mit Erfolg im Winter und Frühjahr aus Australien einge- führt werden. Und mit ihnen wurden zwei Kugelkäfer, die gleichfalls jene Schildlaus fressen, eingebürgert, nänüich Rodalia cardinalis und Scymnus restitutor. Diese beiden Käfer vermehrten sich in Califoruien sehr rasch und richteten grosse Verwüstungen uuter den drange- läuseu an. Schliesslich einige Worte über die Sammelmethoden zoologischer Objecte. Einmal führte Fürst Albert von Monaco die Ausrüstung seines Schiffes „l'Hirondelle" vor. Sein Aufsatz**) ist durch eine Tafel und zahlreiche Holz- schnitte erläutert. Man sieht, wie sorgfältig er alle Er- gebnisse der inneren Meerestisehcreiniethoden für seine kleine Yacht verwerthet hat, und kennt ja auch seit einigen Jahren die schönen Ergebnisse, die die Fahrten der „rHirondelle" gezeitigt haben. Neuerdings übrigens, nämlich am 12. Februar d. J., ist zu Blackwall au der Themse eine neue Yacht des Fürsten, die „Princessc Alice", vom Stapel gelaufen. Dieselbe***) hat eine Länge von 52,60 m und besitzt eine schöne ihrem Zweck genau an- gepasste Ausrüstung. Zweitens giebt A. Fritschf) eine Beschreibung der von ihm in Böhmen begi-ündcten ersten biologischen Station für Süsswasscrforschung. Dieselbe wurde am 2. Juni 1888 am Teiche von Unter-Pocernitz bei Biechovitz errichtet und erfreute sich seitdem namentlich der that- krättigen Unterstützung des Barons Bela Dertseheni. Zwei Abbildungen stellen das transportable Häuschen, das aus 80 Stücken besteht, ungefähr 1000 kg wiegt und 12 (\m bedeckt, sowie sein Inneres dar. Weiter schildert A. Sabal ierfy) die 1881 gegründete Station zu Cette. Sie liegt vortheilhaft in der Nähe Montpelliers. Endheh dürfen wir noch eines Aufsatzes E. Treues - sart'sftf) Erwähnung thun, der sieh mit dem Auffinden und Sammeln der Milben beschäftigt. Wir machen den Specialforscher auf ihn aufmerksam, können aber freilich nicht des Weiteren auf seinen reichen Inhalt eingehen. *) Sur l'importation artificielle des pavasites et ennemis naturels des insectcs nuisibles aux vegetaux. C. v. etc. S. 323. '■■''■) Recherche dos animaux niarins progrcs realises sur „l'Hirondelle" dans rontillage special. C. v. etc. S. 133. ***) J. de Guerno. ,,La Princesse Alice", nouveau yacht du Priiice de Monaco. Revue biol. du Nord de la France. T. 3. S. 224. t) Notice sur la Station zoologique du comitö pour l'explo- ration de la Boheme. C. v. etc. S. 96. tt) La Station zoologique de Cette. C. v. etc. S. llü. ttt) Recherche et recolte des Acariens. C. v. etc. S. 164- 320 NiiturwisscuscUaftliclic Wochenschrift. Nr. 32. Die Wirthscliaftsformen der Erde werden von Herrn Dr. Ed. Hahn in dem Jannarheft von Petermann's Mittheilungen (1892) einer kurzen Besprechung unterzogen, die eine ebendort veröft'entlichte Karte zu begleiten be- .stinniit ist. Indem Avir auf diesen interessanten Versuch, die Hauptriclitungen der Diflcreneirung in der vvirtlischaft- lichen Entwicklung des ]\lenschengeschleehts wieder ein- mal auf einer Karte zur Anschanung zu bringen, auf- nicrksani machen, wollen wir liier nur die sechs zur Dar- stellung gelangten Formen nennen: 1) Jäger und Fischer. 2) Hackbau. 3) Plautagenban. 4) Ackerbau (europäiseh- westasiatischer). 5) Viehwirthschaft. 6) Gartenbau. Die Leser der „Naturw. Wochenschr." sind in einem Aufsatz des vorigen Jahrganges (S. 375) mit Herrn Hahn's Ein- theilung der Wirtlischaftsfornien im Wesentlichen vertraut geworden. Neu eingefiiiu't sind bei der kartographischen Festlegung diesmal noch die Form des Plantagenbaus und die der Viehwirthschaft: jene als eine moditicirte Form des Hackbaus, bei der eine Anzahl von Hackbauern unter der zielliewnssten Leitung des Europäers (im weitern Sinne) zum Betriebe einer Wirtlischaftsform zusammen- gefasst werden, welche nicht mehr um ihrer seihst willen da ist, sondern ausserhalb gelegenen Zwecken dient; diese als eine umfassendere Form, welche mit der bisher überwiegend lietonten Form der Nomaden verschiedene andere Kichtungen vereinigt, nach denen sieh der Heerden- besitz entwickelt hat. — Auf die kurzen Bemerkungen zum Plantagenbau und zum Gartenbau, über die vcrhäng- nissvollen Jiängel jener und die eigenthümliclien N'orziige dieser Wirthschaftsform muss hier bei dem Interesse, welches sie im Hinblick auf die Entwicklung unserer socialen Ver- hältnisse verdienen, besonders hingewiesen werden. W. ,St. lieber polycarpe Kirschen macht Otto Pfeiffer in der von ihm redigirten gärtnerischen Zeitung „Hlustrirtc Flora" eine Mittheilung" „Herr A. Rotter in Grulich (Böhmen) be- sitzt einen Kirschbaum" — schreibt Pf. — welcher Kir- schen trägt, wie sie unsere Ab- bildung veran- schaulicht; nur wenige Kir- schen sitzen xer- einzclt auf ei- nem Stiele, die Mehrzahl zu zweien, ein Theil zu dreien und eine ge- ringe Zahl zu vieren. Die Ab- normität er- scheint nicht zu- fällig in dem einen oder an- deren Jahre, sondern con- stantjcdcsJahr, und auch der Baum , von dem die Reiser stannnen, und welcher gegenwärtig 40 Jahre alt sein dürfte, trägt immer solche Früchte. Der Mutterbaum ist jedenfalls ein inter- essanter Sämling, dessen vielnarbig veranlagte Blüthen auf einem Stiele erscheinen. Die Früchte sind mittelgross, dunkel gefärbt und süss. Die ßlüthe soll etwas grösser aussehen, als die gewöhnliche Kirschblüthe." ViolfrUclitige Kirschen. — Nach der Natur gezeichnet von Otto Pfeiffer. Wie wir aus dieser Mittheilung des Herrn Pfeitfer sehen, handelt es sich offenbar um Prunus avium L., und an dieser Art sind polycarpe Früchte bereits bekannt. 0. Penzig giebt in seiner Pflanzen -Teratologie (Genua 1890, S. 414) an: „Mehrfach sind „Doppclfrüchte" der Art und sogar 3 — 5 Früchte auf einem Stiel gesellt, be- schrieben worden; es ist jedoch nicht in allen Fällen sicher, ob dieselben durch ]\Iultiplication der Carpelle ent- standen sind ; ganz ähnliche Bildungen können auch in Spaltung der Blüthcnaxe oder in Verwachsung benach- barter Blüthen ihren Ursprung haben." Unsere abgebildeten Kirschen machen durchaus den P^indruck echt polycarpcr Früchte , und es sind ja auch mchrcarpcllige Blüthen von Prunus avium bekannt. Herr Bezirksobmann und Landtag.sabgcordncter F. A. Rotter hat die Freundlicid\eit gehabt, mir eine Anzahl dies- jähriger und vorjähriger Kirschen von dem besagten Baume zu senden, und ich habe mich daher überzeugen können, dass es sich um echt polycarpe Bildungen handelt: die Theilkirschen haben alle ihren besonderen Kern. Penzig sagt, dass bei der Varietät mit gefüllten Blüthen meist mehr ( 'arpellc als eines vorhanden sind, wo sich dieselben allerdings dann in Form otfeuer, grüner Blättchen, also leicht vergrünt zeigen. Auch bei Prunus Armeniaea L., P. cerasifera Ehrh., P. Cerasus L., P. damascena Hor- torum, P. domcstica, P. lusitanica L., P. spinosa L. sind polycarpe Früchte, namentlich Do|)pelfrüelite, nach Penzig bekannt geworden, und eine Form von Prunus trilo))a mit constant mehrgliedrigem Gynoeceum hat sogar Carriere veranlasst, darauf eine — natürlich mit Recht wieder ein- gezogene — Gattung, nämlich Amygdalopsis (A. Lindleyi) zu gründen. Bei der sauren Kirsche (Prunus Cerasus) sind die Angaben in der Litteratur — immer nach Pen- zig — über das Vorkommen mehrerer Kirschen (2 — 5) auf einem Stiele sehr zahlreich, und bei der Pflaume (Pr. domestica) sind Doppelfrüehte sehr häufig. P. Zur Ergänzung unserer in der .,Naturw. Wochenschr." VI S. 406 veröficntliehten Bemerkung über Freiizel's Eiitdeckuug: eines neuen Mesozoons thcilen wir den Namen dieses Thierchens mit, den iinn sein Entdecker neuerdings gegeben hat: Salinella salve. (J. Frenzel, Untersuchungen über die mikroskopische Fauna Argen- tiniens. Salinella salve nov. gen. nov spec. Ein viel- zelliges, infusorienartiges Thier (Mesozoon). Arch. f. Natgesch. 58. J., 1. B., 1. H. 15erlin 1892, S. 6(3.) Diese ausführliche Beschreibung bringt für uns nichts wesent- lich neues. Ergänzend möge die Grösse der Thierchen, die 0,18 bis 0,22 mm beträgt, angegeben werden, sowie dass der Jlund stets offen, der After meist geschlossen ist. Frenzel bringt ferner eine Kritik aller bekannten Uebergangsformen zwischen Proto- und Mctazoen. Schon bei Rhizo])oden, Heliozoen, Radiolarien und Flagcllaten finden sieii Zellkolonien. Auch treten l)ei einigen In- fusorien bereits Differenzirungen und Scheidewände auf. So besitzt Nyctothcrus ovalis Leidy eine Plasmalamelle, die freilich gleich der Rindenschicht als eine Modification des Ectoplasmas anzusehen ist. Wenn es sich nun aber von hier bis zu den Orthonectiden und Dicyemiden, die noch dazu wegen ihrer complieirten Entvvickelung und wegen ihres Scimiarotzerthums vielleicht rückgcbildete echte Mctazoen sind, und zu F. E. Schulzes Trichoplax adhaerens, das auf der untersten Stufe der Mctazoen steht, nur mit einem Sprung gelangen lässt, so rauss man eben berücksichtigen, dass die mikrosko|)isehc Fauna der Erde uns nur zu einem ganz verschwindend kleinen Theile bekannt ist. Eine Zwischenstufe stellt aber zweifel- los Salin ella dar. Dr. C. M. Nr. 32. Natnrwissenst'liaftliclie Woclieuschrift. 321 Erain's letzte Expedition. — Aus einem in Petei- mann's Monatsheften vcrötifentlicliten Briefe Stulümann's entneluiien wir die folgenden Mittlieilungen über die letzte Expedition Emin Pascha's. Am 22. März 1891 marschirte Emin von Kafuru ab und am 1. April folgte ihm Stuhlmann mit dem Rest der Carawane. In nordnordwestlicher Richtung ging es an in dieser Richtung verlaufenden Hcrgzügen aus Urschiefer und (iuarzit entlang. Von Kjivona an wurde Stanley's Weg östlich gelassen und in eine Tiialebene (ca. 1260 m) abgestiegen, die von Rhinocerosscn winnnelte. Bei starkem Unwetter wurde in nordwestlicher Richtung ein Berg- rücken überschritten, dann der Ort Kjankündtajai erreicht, der an einer grossen (»stbucht des auf den Karten als Merure bezeichneten Sehilfsumpfes liegt. Nach Verlassen der Sumpfcreeks wurde eine in nordnordöstlicher Richtung verlaufende, ea. 1650 m hohe Bergkette übersehritten, dann in die Kagera-Ebene hinab gestiegen, wo bei Ka- vinjo (1° 3' S. B., ca. 1240 m) die Carawanen sich vereinigten. Der ganze District heisst dort Iwanda. Mehrere Klecartcn, Scabiosen, Öenecien, Poa, Ptcris und Osmunda wurden beobaclitet. Der Fluss ist etwa 30 m l)reit, sein gelbes Wasser strömt schnell, doch soll man nach der Aussage der Leute ohne Hiuderuiss zum Niansa fahren können. Am 10. April 1891 brach Emin nach Norden auf mit der Absieht, das Gebiet bis zum ersten Grad zu erforschen und festzustellen, ob der AIl>crt-Eduard-See diesen er- reiche. Daneben bestand der Plan, mit den früheren Leuten Emin's in Verbindung zu treten, welche nach an- scheinend bestimmten Nachrichten zahlreich nach Usson- gora und Keyluira gekommen sein sollten. Auf dem Wege nach Kisere wurde wieder Granitgestein passirt, im Mpororo befinden sich überall in den Thäleru abflusslosc Paityrussümpfe, vielfach mit Musa Ensete bestanden; am 30. April erreichte man Katanje, in einem von hohen Bergen umgebenen Kessel in Butumbi gelegen. In den Thäleru fanden sich Myosotis und Capsella bursa pastoris und auf über 2000 m hohen Bergen Erika -Bäume, Gna- phalium, Protca u. a. Die Wahundja- Bevölkerung baut viele Erbsen (!), Bohnen, Eleusinc, aber keine Bananen. Nach Ueberschreitung der hohen Berge wurde am 2. Mai Kjenkesi erreicht, von wo zuerst der Albert-Eduard- See sichtliar wurde. Um Jligere, einen Tag westlich von hier, tritt westliches Waldgcbiet mit seiner Fauna von Graupapageien, Musophoga und sogar Schimpansen auf eine kleine Strecke an die Route. Drei Tagemärsche in westnordwestliciier Richtung führten zu dem ca. 50 m breiten, aber nur knietiefen Flusse Rutschurru, der aus einem breiten, savannenbedeckten Südthal (nach Funden sulifossiler Südwasscrkonchylien und Ueberlieferungen der Eingeborenen alter Sceboden) in den See fliesst, welcher eine Stunde darauf bei dem grossen Markt- platze Vitsduuubi wa Mutandjuka erreicht wurde. Von hier aus sieht man südwärts aus einem flachen Hügelland steile, isolirte Kegel aufsteigen, deren östlichen die Waganda und die Leute von Karague als Mfuml)iro, d. h. Koch, bezeichnen und welche ohne Zweifel Vulkane sind. Der letzte, etwas entferntere A'ulkan, Namens Vi- runjo viagongo, soll nach übercinstinmienden Aussagen der Eingeborenen noch heute thätig sein. Es soll von Zeit zu Zeit Nachts Feuer sichtbar sein, und Lärm, wie Rinderbrüllen, gehört werden. Der südlichste Punkt des Sees wird etwa heute bis 0° 45' reiclicn, scheint aber je nach dem Wasserreichthum des Jahres sehr veränderlich. Im See leben Protoi)terus, 2sp. Cypriniden, Isp. Siluriden, aber merkwürdigerweise keine Krokodile. Am 15. Mai wurde wieder aufgebrochen und nach Umgehung des Südwestendes von Kirima aus nordwärts gezogen. Am o. Juni überschritt man den Seeausfluss Issango. Bei einem Besteigungsversuch des Schneeberges (3.— 15. Juni) erreichte Stuhlmann 3700—3800 m Höhe. Da die Leute zu sehr unter der Kälte litten (niedrigste Temperatur 2,5° C) konnte die Schneegrenze nicht erreicht werden. Eine anscheinend recht wertlivolle botanisciie Sammlung ergab in groben Ziftern etwa folgende Re- gionen : I. 1175—1629 m: Bananenkidtur, hohe Paniceen- Gräser. II. 1629-20.50 m: Cultur von Colocasia und Bohnen, hohe Paniceengräser, Grenze der Besiedelung. III. 2050-2600 ra: Laubwald mit viel Bambus, oben Erika mit Bambus. IV. 2600-3600 m: Erikawald mit Torf- und anderen Mooren (Hochmoor) Vaccinium sp. V. 3600— (3800) m: Erikagestrüi)p (andere Arti, Baumfarn, Senecio, Helichrysum sp., wenig Gras, Moos und Flechten. (Geschätzt) 39(X)-4000 m: Schneegrenze. Nach Ueberschreitung des Semliki-lssango wurde das Land Kabrega's, „Mboga", eine Grashochebene, durch- zogen, dann in Undiissuma ein Lager aufgeschlagen (20. Juni bis 10. August 1891). Hier erhielt man näliere Nachrichten über die nach dem Abzüge Ennn's in der Aecpiatorialiirovinz entstandenen Wirren. In nordwestlicher Richtung wurde dann bis zum Ituri marschirt, dessen Lauf die Expedition eine Zeit lang folgte, bis sie durch die feindliche Haltung der Eingeborenen zur Umkehr ge- nöthigt wurde. Nach einem sehr beschwerlichen Marsche wurde am 12. November wieder Undussuma erreicht, wo die Carawane, in der sich, abgesehen von vielen Ver- lusten durch Hunger, Erschöpfung und Pfeile, die Pocken eingestellt hatten, eine Zeit lang liegen blieb. Am 10. De- zember erhielt Stuhlmann den Befehl, mit den Gesunden vorauf zu marschiren, während Emin mit den Kranken zurückbleiben wollte, selbst krank und fast blind. Am 15. Fel)ruar langte Stuhlmann in der deutschen Station Bukoba am Viktoria-See an, welche er prächtig ent- wickelt fand. Nach den neuesten Nachrichten hat Stuhlmann bereits die Küste erreicht und auch Ennn soll mit dem Rest der Carawane in Bukoba angekommen sein. A. K. Photographische Entdeckiiiig eines Mondkraters anf der k. k. Sternwarte zn Prag. — Am 1. März 1. J. unterzog ich — sagt Prof. Dr. L. Weinek im Prager Tagblatt*) — eine vorzügliche Mond - Photographie auf Glas, welche am 27. August 1888 im Brennpunkte des 36zölligen Riesenfernrohres der Lick-Sternwarte (Mt. Ha- milton, Californien) aufgenommen worden, mittelst eines geeigneten, von mir construirten Apparates einer genauen Revision und verglich namentlich das, im S()-Quadranten des Mondes liegende, Marc Xuhium mit den ausführlichsten und besten gegenwärtig c.\istircn(len Mondkarten, llierljcl fiel nnr ein kleiner deutlicher Krater auf, den ich nirgends dargestellt fand. Nach der zwei Meter grossen Mondkarte von Schmidt, Sect. VIII, würde die Position desselben lauten: X = — 9°,0 (östliche Länge), ß = —2i)°,l (süd- liche Breite). Indem die bemerkte Aufnahme kurze Zeit vor dem letzten Mond-Viertel geschah (Mondalter = 20 Tage, die Lichtgrenze ging durch Descartes und Julius *) In dem folgenden Abdruck der „N. W." hat Herr Prof. Weinek einige Veränderungen vorgenommen. Red. 322 NaturwisscnscliaCtliche Wochenschrift. Nr. 32. Cäsar), zeigt sie den erwähnten kleinen Krater mit lichtem Westwälle und das östliche Innere desselben mit .Schatten erfüllt. Die Grösse dieses Kraters schätze ich mindestens auf 1,783 Kilometer^ 0,24 ^geographische Meilen; er würde auf Schniidt's Karte einen Durchmesser von 1 Millimeter haben. Da nun der genannte hervorragende Selen graph, der uns die dctailrcicliste Abbildung des Mondes geliefert hat, dort völlig ebenes Terrain und in naher Umgebung kaum halb so grosse Krater verzeichnet, so erscheint es schwierig, anzunehmen, dass die Eintragung des neuen Ob- jectes von jenem einfach übersehen worden wäre. Möglicher Weise repräsentirt der, nordöstlich sich betinn mir nnt 20fach vergrösserten Zeichnungen (les neuen Kraters und seiner Umgebung versehen wurden, waren nicht besser daran. Am 1. Juli 1. J. erreichte ich endlich auf andere Art den erstrebten Naciiweis, und zwar bei Gelegenheit des eingehendsten Studiums (nnt 20, 30 und 40faeher Linear- vergrösserung) einer Mondplatte vom 22. Seiifember 1S90, 8'' 3'" Pacific Standard time (= 17'' 0,7'" 7 niittl. Prager Zeit, d. i. am 23. Septendjcr um 5'' 0,7"' Morgens), welche mir von Herrn Direetor Holden zur Aufzeichnung der zahl- reichen feinen Rillen in der Umgebung meines, am 22. Mai ISyi im Sinus Medii pliotogrjqdiisch entdeckten, Kraters freundlichst geschickt worden. Dieselbe ist kurz nach dem ersten Mond-Viertel aufgenonnnen und zeigt entgegen- gesetzten Schattenwurf, als die Platte vom 27. August 188S. Auf ihr ist der neue Krater ebenfalls als solcher ohne Schwierigkeit zu erkennen, und zwar mit lichtem Ost- walle und mit dunkler Schattirnng im westlichen Inneren. Seine Position stimmt genau mit dem oben angeführten Orte. Dieselbe Platte zeigt ferner östlich vom neuen Krater im Abstände von etwa einer hall)en geogr. Meile ein deutliches rillenartiges Gebilde, welches, von Süd nach Nord ziehend, die Form eines griechischen kleinen Zeta (mit abgestumpfter mittlerer Ecke), eine Länge von wenigstens 5 geogr. Meilen unil eine Breite von etwa 713 Meter, d. i. mehr als 2000 Fuss besitzt. Auch diese Rille ist bislang von Anderen nicht gesehen worden. Es sei noch bemerkt, dass dieselbe auch auf einer Lick- Platte vom 3. Novendjer 1890, 14'' 0'" P. -. t. (Mondaltcr 21'' 5*) bei entgegengesetzter Beleuchtung deutlich wahr- nehmbar ist und sich dort nordwärts bis Birt fortzusetzen scheint. Zur leichten Auffindung des neuen Kraters sei noch die folgende Erläuterung gegeben. Bekanntlich befindet sich im Mare Nubium, östlich von der Ringebene Thebii, eine 14 Meilen lauge, fast schnurgerade Bergwand, welche bei Mädler ß heisst und nach diesem ausgezeichneten Selenographen eine durchschnittliche Höhe von 157 Toisen = 306 Meter besitzt. Mädler vergleicht die Form dieses auffallenden und überraschenden Objeetes mit einem Stocke, dessen oberes Ende mit einem Hirschgeweih ge- fiert ist; dasselbe sieht in kleineren Instrumenten auch einem Degen oder einem geraden Schwerte nnt kreuz förmigem Griffe älndich. Oestlich davon und nahe zur Mitte liegt die tiefe Ringebene Birt (Thel)it B bei Mädler), an welche im SW ein kleinerer Krater anschliesst. Der Durchmesser von Birt beträgt nahe 2,5 geogr. Meilen. Geht man nun von dieser Ringebene aus in genau süd- licher Richtung und trägt vom Centru'ii dersell)en ihren Durchmesser fünfmal auf, so trifft man auf den neuen Krater. Nordöstlich von letzterem liegen in der Ent- fernung von 5 und 1) geogr. Meilen zwei bekannte grössere Krater von ziemlich ähnlichem Charakter. Es würde natürlich von hohem Werthe sein, wenn nun eine grössere Anzahl von Astronomen, welche über entsprechende kräftige Fernrohre verfügen, der optischen Verificirung dieses, auf photographischem Wege entdeckten Kraters ihre Aufmerksamkeit zuwenden möchte. Die Höhe der Wolken. - Messungen, um die Höhe der Wolken sowie deren Bewegung nnt möglichster Ge- nauigkeit festzustellen, haben seit einigen Jahren schon die schwedischen Meteorologen Ekholm und Hilde- brandsso n angestellt, üeber eine neuere Veröffentlichung des letztgenannten berichtet Herr C. Kassner in Heft I des laufenden Jahrganges der Zeitschrift „Das Wetter". Die l)ezüglichen Messungen sind in Upsala von den er- wähnten schwedischen Forschern, in Storlien (2° nördl. von Throndhjem) von Hegström und Falk, und zu Blue Hill (Massachusetts) von Roteh und Clayton angestellt. Die Methode war folgende: An den Endpunkten einer genau gemessenen Basis stellen sich die beiden Beob- achter, mit Theodoliten vereinfachter Cim.struction ver- sehen, auf. Die beiden Punkte sind telephonisch ver- bunden, so dass die Beobachter sich über die gleichzeitig gemeinsam einzustellenden Wolkenpunkte leicht verstän- digen können. An jeder Station ergielit eine Einstellung des Theodoliten folgende beide Grössen: 1. den Höhen- winkel des eingestellten Wolkcnpunktes, und 2. den Win- kel, den die Vcrticalebene des Instrumentes nnt der Basis macht. Aus diesem Winkel und der l)ekannten Länge der Basis kann die lineare Höhe des Wolkenpunktes be- rechnet werden. Hildebrandsson und Rosen (Professor am Generalstab zu Stockholm) haben übrigens ein In- strument gebaut, mit welchem die H(ihe auch ohne Rech- nung gefunden wird. Herr Kassner giebt die für die einzelnen Wolken- formen erhaltenen Resultate (in Metern) an und macht dann die folgende Zusannnenstellung, in denen die auf km abgerundeten Werthe mit einigen Berghöhen ver- glichen sind: Stratus 0,7 km entspricht Ederkopf (Westfalen), Nind)us 1,5 „ Feldberg (Schwarzwald), Cumulus 1,5 „ Schneekoppe, Cumulo-Stratus 2,1 ,, Pilatus, St Gotthard-Pass, Strato-Cunndns 2,3 ., Sneehäftan (Norwegen), Falsche ('irren 3,9 „ Orfler, Altd-Cunndus 4,0 „ Bernina, Alto-Stratus 5,0 ,, Ararat, Cirrus 6 bis 9 „ Kilima-Njaro, Gaurisankär. Die letztangeführte Form erreicht also Höhen von 9 km, die bisher von Menschen noch nicht erstiegen sind, wenn allerdings auch behauptet wird, indische Derwische hätten den Gaurisankär bezwungen. Von Interesse ist, dass diese Wolkenmessungen eine Nr. 32 Natuvwissenscliaf'tliclie Woelicnsclirift. 323 gewisse täf^liche Periode der Wolkeiiliiiiie ei'j;'ebeii liabcn. Es hat sich iiäiulieii iu Upsahi g-ezci.^t, dass dort die Wolivcii eine Neif;-unf;- haben, im Laufe des Tages sich in liöherc Sciiichtcn zu begeben, während in Storiien diese Aenderung sicli so voll/jeiit, dass die Wolken mit stei- gender Sonne steigen, Jlittags mit dieser iln-en luielisten Stand erreichen und sich dann wieder senilen. (Jrs. Zur Astroidiotograpliie. — Nach einer Mittheilnni welche Herr l'ritehard die Pariser Akademie ge- langen liess, hat er sich in letzter Zeit damit bescliäftigt, den Eintlnss metallischer Gitter auf die direct wain'ge- nommenen, wie auf die photographischen Bilder der Sterne zu studiren, und zwar sowohl bei Refraetoren, wie bei Reflectoren. Die Wichtigkeit und Neuheit der Pritchard- schen Resultate liegt in der ganz unvorhergesehenen Starke der (ütterwirkung auf die Diffractionsbilder der Sterne bei photographischen Fernrohren, welche diejenige in astronomischen Fernrohren bei weitem übertrifft. Diese Thatsache gicbt Anlass zu weiteren eingehenden theo- retischen und jiractischen Versuchen über den (irund des erwähnten Unterschiedes in der (ütterwirkung auf direct gesehene und pliotograi)hirte Sternbilder. Endlich hebt Herr Pritchard hervor, dass, vermiige einer neuen Me- thode, die centralen Diffractionsbilder sowohl bei directer Beobachtung wie bei der Photographie mit einer ver- hältnissmässig sehr grossen Genauigkeit gemessen werden können. Gi-s. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Dr. M. C. Pott er ist zum Professor der Botanik am Diirham Collopte of Science in Newcastle-on-Tyne eniaunt worden. — Unser Mitarljeiter Dr. V. Haeeker habilitirte sich an der Universität zu Freiburg in Baden für Zoologie.* — Dr. Georg Hoppe-Sey 1 er , Docent der inneren Modicin an der Universität Kiel, ist zum I-'ro- fessor ernannt worden. — Prof. Theodor Curtins in Kiel ist an Stelle des nach Berlin gehenden Prof. Emil Fischer als Pro- fessor der Chemie nach Würzlnirg berufen wonlen. — Der Assistent an der Universitäts- Bibliothek zu Greifswald Dr. Steinhausen wurde zum Custos an der ITniversitätsbibliothek zu .lena ernannt. — Als Privatdocent für Physik liabilitirte sich Dr. Heinrich du Bois an der Berliner Universität. Es sind gestorben: General Mouchey, Director der Stern- warte zu Paris. — ITerm.-inn Nasse, Professor der I^hysiologie zu Marburg. — Der Chemiker Norman Täte in Orton iu Che- shire. — Prof. Hermann von Meyer in Frankfurt a. M., früher Professor der Anatomie in Zürich. In den Anlagen vor dem Allgemeinen Krankenhause zu Mün- chen wurde ein Denkmal des Mediciners von Nussbaum enthüllt. Die 65. Versammlung' der Gesellschaft deutscher Natur- forscher und Aerzte findet in Nürnberg vnm l'-'. liis Ifi. Se))- tember statt. Wer an der Versammlung Tlieil nimmt, ent- richtet einen Beitrag von 12 Mark, wofür er Festkarte, Ab- zeichen, und die für die Versammlung bestimmten Drucksachen erhält. Mit der Lösung der Festkarte erhält der Theilnehmer Anspruch auf Lösung von Damenkarten , zum Preise von je 6 Mark. An den Berathungen und Beschlussfassungen über Ge- sellschafts-Angelegenheiten können sich nur Gesellschaftsmitglieder betheiligen, welche ausser dem Theilnehmerbeitrag noch einen Jahresbeitrag von 5 Mark zu entrichten haben. Als Ausweis dient die Mitgliederkarte. Die drei allgemeinen .Sitzungen werden in der Turnhalle des Turnvereins (Obere Turnstrasse 8) ab- gehalten, die Abtheilungs-Sitzungen in den Räumen der Industrie- schule, des Realgymnasiums, der Kreisrealscliule und der Bau- gewerkschule, sämmtlich im städtischen Bauhofe (Seitenstra.s.se der Königstrasse unweit des Frauenthors). Die Abtheilungen werden durch die einführenden Vorsitzenden eröffnet, wählen sich aber alsdann ihre Vorsitzenden selbst. Als Schriftführer fungirt der von der Geschäftsführung aufgestellte Herr und je nach Wunsch der Abtheilung auch andere besonders zu ernenendi' Herren. Eine Ausstellung wissenschaftlicher Apparate, Instrumente und Prä- parate veranstaltet im eigenen Ausstellungsgebämle (Marienthor- graben 8) das Bayerische Gewerbemuseum. Die städtischen Be- hörden haben die Versammlung auf Montag den 12. Septend>cr abends 8 Uhr zu einer geselligen Vereinigung in ilen St,'idt])ark bei Musik, Illumination und Feuerwerk eingeladen. Am Freitag den 16. September abends 8 Uhr findet im festlich beleuchteten Park der Rosenau-Go.sellschaft eine gesellige Vereinigung statt. Das Festessen wird am Mittwoch, den 14. September im Gasthof zum Strauss, dm- Festball Donnerstag, den 15. Septeudjer eben- daselbst stattfinden. Ein Daiuen-Aussidiuss wird es sich zur Auf- gabe niachi'n, die fremden Damen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zu fuhren und für deren Unterhaltung wfihrend der. Abtheilungssitzungen Sorge zu tragen. Die fremden Damen werden gebeten, sich rechtzeitig in die auf dem Empfangsbureau aufliegende Damenliste einzuzeichnen, wobei ein Prospect über die beabsichtigten Veranstaltungen abgegeben werden wird. Das Empfangs-, Auskunfts- und Wohnungsbureau wird im Prüfungs- saal der Kreisrealschule (Bauhof) geöffnet sein: am Samstag, den 10. Sept. nachmittags von 4— S'/s Uhr, ,, Sonntag „ 11. „ von 8 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts, „ Montag, „ 12. „ „ 8 „ „ „ 8 „ abends und an den folgenden Tagen an noch näher im Tageblatt zu be- zeichnenden Stunden. Die Generaldirektion der Königl. bayer. Verkehrsanstalten hat sich bereit erklärt, in der Kreisrealschule gegenüber dem Empfangsbureau während der Dauer der Versammlung ein Post-, Telegraphen- und Telephonbureau zu errichten, welches den Gästen während der Versammlungstage oft'en stehen wird. In einem vom Oberbahnamt Nürnberg zur Verfügung gestellten Lokal auf dem Centralbahnhof werden bei Ankunft der Bahn- züge junge Leute anwesend sein, welche bereit .-^ind, den an- kommenden Gästen als Führer zu dienen. Vorausbestellungen von Wohnungen in Gasthöfen sowie von Piivatwohnungen — ohne oder gegen Bezahlung — nimmt der Vorsitzende des ^^'ohnungs-Ausschussos Herr Kaufmann J. Gallinger (Burgstrasse 8), von jetzt an entgegen. Fs wird dringend gebeten, diese Anmel- dungen unter genauer Angabe der Bettenzahl etc. möglichst frühzeitig hierher gelangen zu lassen, da der Wohnungs-Ausschuss keine Garantie darüber übernehmen kann, dass nach dem 31. August eingelangten Wünschen noch wird Rechnung getragen werden können! Das Tag(d)latt, welches jeden Morgen im Em- pfangsbureau ausgegeben wird, wird die Liste der Theilnehmer mit Wohnungsangabe in Nürnberg, die geschäftlichen Mitthei- lungen der Geschäftsführer und des Vorstandes, die Tagesordnung der Abtheilungpsitzungen etc. etc enthalten. Im Hörsaal des bayerischen Gewerliemuseums wird während der ganzen Dauer der Versammlung ein grosser elektrischer Projectionsapparat der Firma S. Plössl & Co. in Wien aufgestellt sein und zu Demon- strationen sämnitliehen Herren Vortragenden zur Verfügungstehen. Derselbe gestattet die Anwendung: 1. als Projections-Mikroskop, welches ohne Okular mit den Plössl'schen Objektiven II — VII in 17 m Ent- fernung 700- 6000 malige, mit II — VIII. in 7 m Ent- fernung 270— 3200malige, mit den Projections-t»ku- laren und den Apochromat-Objektiven von Carl Zeiss in 5 m Entfernung bis 12000malige Linearvergrösse- rungen gestattet; 2. für mikroskopische Krystallisationen im gewöhnlichen und polarisirten Licht; 3. als Projections-Apparat (Skioptikon) für Glasphoto- granune (Diapositive in den Grössen 83x83 mm und 100x8.5 mm, erforderlichen Falles bis 16,5x14,5 cm; 4. als Episkop zur Projection grösserer undurchsichtiger Objekte in der natürlichen Farbe, Plastik und Be- wegung bei 20— 30 maliger Linearvergrösserung: 5. als Projections-Apparat für horizontal liegende trans- parente und opake Präparate; 6. als Projections-Apparat für Spektralversuche (Flam- men- und Absorptionsspektren) ; 7. als Projections-Polarisationsapparat. Auf Anregung der deutschen Mathematiker- Vereinigung und mit thätiger Unterstützung der hohen k. bayerischen Staats- regierung wird während der Dauer der Versannnlung eine Aus- stellung von mathematischen und mathematisch - physikalischen Modellen, Zeichnungen, Apparaten und Instrumenten stattfinden. Hierzu sind erläuternde Vorträge und Demonstrationen in Aus- sicht genommen. Die Berichte über die gehaltenen Vorträge werden in den Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte veröflfentlicht. Die Herren Vortragenden, sowie die an der Diskussion Betheiligten werden ersucht, ihre Manuskripte deutlich mit Tinte und nur auf eine Seite der Blätter zu schreiben und dieselben vor Schluss der treffenden Sitzung dem Schrift- führer der Abtheilung zu übergeben. Berichte, welche dem Re- daktions-Auaschuss nach dem 16. .September zugehen, haben kein 324 Naturwissenschaftliehe Wochenschinft. Nr. 32. Recht auf Veröftentlichuiig. Die Verhanclluugen können nur solche Mitglieder erhalten, welche mit iln-em Jahresbeitrag von 5 Mark noch 6 Mark besonders eingesandt haben. Diese (j Mark werden denselben bei Bezahlung der 12 Mark für die Theilnehmer- karte abgerechnet. Mitgliederkarten können gegen Einsendung von 5 Mark 5 Pfennige vom Schatzmeister der Gesollschaft, Herrn Dr. Carl Lampe-Vifcher zu Leipzig (F. C. W. Vogel) an der I. Bürgerschule jederzeit, Theilnohmi'rkarten gegen Ein- sendung von 12 Mark 25 Pfennige von dem I. Gescliilftsführor .der Versammlung in der Zeit vom 24. Augu.st bis 7. Se])tember bezogen werden. Alle Mitglieder und Tlieilnehmer (auch solche, welche schon im Besitze von Legitimationskarten sich befinden) werden dringendst ersucht, im Empfangsbureau ihre Namen in die aufliegenden Listen einzutragen und gleichzeitig ihre Karte, mit Name, Titel und Heimathsort zu übergeben. Ausflüge sind vorgeschlagen nach Rothenburg a. d. Tauber und nach Erlangen. Die einführenden Vorsitzenden der Abtheilungen für Botanik, Mineralogie und Geologie, Ethnologie und Anthropo- logie schlagen an Stelle des Ausflugs nach Erlangen Ausflüge vor: a) nach der Krottenseer Tropfsteinhöhle bei Neuhaus, b) nach der Hubirg bei Pommelsbrunn zur Besichtigung des prähistorischen Ringwalles. Alle .auf die Versammlung oder die .allgemeinen Sitzungen bezüglichen Briefe (e.xcl. Wohnungsbestellungen) sind an den ersten Geschäftsführer, Medizinalrath G. Merkel, Nürnberg, Josophsplatz 3, alle auf die Abtheilungen und die in denselben zu haltenden Vorträge bezughabenden Briefe an die einführenden Vorsitzenden der einzelnen Abtheilungen zu richten. Alle noch notliwendig werdenden Mittheihnigen über die Gescliäftssitzungon der Gesellschaft ^xerden im Tageblatt (No. 1) veröffeutliclit. Geschäftsführer sind D r. G. Merkel, Medizinalrath, und G. Füchtbauer, königl. Rector. Allgemeine Tagesordnung; Sonntag, den 11. September: Abends 8 Uhr: Begrüssung in den oberen Räumen der „Gesellschaft Museum" (mit Damen). Montag, den 12. September: Morgens 9 Ulir: L Allgemeine Sitzung in der Turnhalle des Turnvereins, 1. Eröffnung der Versammlung; Begrüssungen und Ansprachen; Mittheihnigen zur Geschäftsordnung. — 2. Vortrag des Herrn Geh. Rath Professor Dr. His (Leipzig): Ueber den Aufbau unseres Nervensystems. — 3. Vortrag des Herrn Geh. Rath Professor Dr. Pfeffer (Leipzig): Lieber Sensibilität der Pflanzen. — 4. Vortrag des Herrn Geh. Rath Professor Dr. Hensen (Kiel) : Mittheilnng einiger Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldtsstiftung. Nachmittags 3 Uhr: Bildung und Eröffnung der Abtheilungen. Abends 8 Uhr: Gesellige Vereinigung in der Restauration des Stadtparkes" (Einladung der Stadt Nürnberg). Dienstag, den 13. September: Sitzungen der Abtheilungen. Nachmittags 2 Uhr: ■] a. nach Erlangen; Ausflüge der verschie- [ b. nach der Krottenseer- Höhle; denen Abtheilungen. J c. nach der Hubirg bei Pommelsbrunn. Abends 8 Uhr: Zusammenkunft in den Räumen der „Gesellschaft Museum". Mittwoch, den 14. September: Morgens 9 Uhr: IL Allgemeine Sitzung in der Turnhalle. 1. Vortrag des Herrn Geh. Rath Professor Dr. von Helm- holtz, Excellenz: Ueber dauernde Bewegungsforinen und schein- bare Substanzen. — 2. Vortrag des Herrn Professor Dr. Strümpell (Erlangen): Ueber die Alkoholfrage. — 3. Vortrag des Herrn Professor Dr. Ziegler (Freiburg); Ueber das Wesen und die Be- deutung der Entzündung. — 4. Geschäfts-Sitzung der Gesellschaft. Nachmittags 5 Uhr: Festmahl im „Gasthof zum Strauss". Donnerstag, den 15. September: Sitzungen der Abtheilungen. Abend 8 Uhr; Festball im „Gasthof zum Strauss". Freitag, den IG. September: Morgens 9 Uhr: III. Allgemeine Sitzung. 1. Vortrag des Herrn Professor Dr. Günther (München); Die vulkanischen Erscheinungen nach der physikalischen und geogra- phischen Seite betrachtet. — 2. Vortrag des Herrn Professor Dr. Hüppe (Prag); Ueber die Aetiologie der Infectionskrankheiten und ihre Beziehungen zur Entwicklung des Causalproblems. — 3. Schluss der Versammlung. Nachmittags 3 Uhr: Besichtigung hervorragender Etablissements der spezifischen Nürnberg-Fürther Industrie. Abends 8 Uhr: Gesellige Vereinigung im festlich beleuchteten Park der „Rosenaugesellschaft". Samstag, den 17. September: Morgens: Ausflug nach Rothen- burg zum „Festspiel" daselbst. Ueber sieht über die Abtheilungen und deren ein- führende Vorsitzende und Schriftführer. 1. Abthoilung; Mathematik und Astronomie: Ein- führender: Professor K. Rudel, Wurzelbauerstrasse 33. Schrift- führer: Gymnasiallehrer Dr. Sievert, Bayreutherstrasse 42. — 2. Abth: Physik; Einführ.: königl. Rector G. Füchtbauer, Bauhof 2. Schriftf.: Dr. Hess, königl. Lehrer an der Kreisreal- scliule, Glockenhofstrasse 8. — 3. Abth.: Chemie: Einführ.: Prof. Dr. Kämmerer, Albrecht-Dürerplatz 18. Schriftf.: Dr. IL Stockmeier, Vorstand des ehemischen Laboratoriums am bayer. Gewerbemuseum. Heugasse 2. — 4. Abth.: Botanik: Elinführ.: Rechtskundiger Magistratsrath C/hr. Schwemmer, Bucherstrasse öj, Schriftf.: pr. Arzt Dr. Buchner, Karolinenstrasse 27. — 5. Abth.: Zoologie; Einführ.: kgl. Reallohrer Dr. Heerwagen, Maxfeld- strasse 23. Schriftf.: Realschulassistent K. Manger, Tafelhofstr. 8. 6. Abth.: Entomologie; Einführ.: Dr. Koch sen.; äussere Cramer-Klettstrasse 4. Schriftf.: königl. Pfarrer M. Kraussold, Brunnengäschen b. — 7. Abth.: Mineralogie und Geologie: Einführ.: königl. Professor E. Spiess, Schildgasso 12. Schriftf.: Assistent H. Schlegel an der Industrieschule, Hertelstrasse 17. — 8. Abth.: Ethnologie und Anthropologie: Einführ.: kgl. Bezirksarzt Dr. Hagen, Josephsplatz 2lj. Schriftf.: pr. Arzt Dr. Rupprecht, Kaiserstr. 23. — 9. Abth.: Anatomie: Einfuhr.: Dr. pr. Arzt Dr. Emmerich, Winklerstr. 11. Schriftf.: pr. Arzt Dr. Leber, Ludwigstr. 60. — 10. Abth.: Physiologie: Einführ.: pr. Arzt Dr. Pauschinger, Kaiserstr. 38. Schriftf.: pr. Arzt Dr. H. Koch, Plärrer 4. — 11. Abth.; Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie: Einf. ; Krankenhaus-Oberarzt Dr. Neukircli, Spittlerthorgraben 49. Schriftf.; pr. Arzt Dr. Deuerlein, Bindergasso 8. — 12. Abth.: Pharmakologie: Einführender: pr. Arzt Dr. Schilling, Sandstrasse 2. Schriftf.: pr. Arzt Dr. H.aas, Fabrikstrasse 2. — 13. Abth.: Pharinacie und Pharma- kognosie: Einführ.; Apotheker Th. Weigle, Winklerstrasse 33. Schriftf.: Apotheker Aug. Weiss, Wöhrder Hauptstrasse 50. — 14. Abth.: Innere Medicin: Einführ.: Medicinalrath Dr. G. Merkel, Josephsplatz 3. Schriftf.: pr. Arzt Dr. Stepp, Albrecht- Dürerplatz G. — 15. Abth.: Chirurgie: Einführ.: Krankenhaus- Oberarzt Dr. Goeschel, Josephsplatz 6. Schriftf.; Dr. Carl. Koch, Lorenzerplatz 17. — IG. Abth.: Geburtshilfe und Gynäko- logie: Einführ.: Dr. Wilh. Merkel, Karlstr. o. Schriftf.; Dr. Simon, Spittlerthorgraben 47. — 17. Abth.: Kinderheilkunde: Einführ.; Hofrat Dr. J. Cnopf, Karolinenstr. 29. Schriftf.; Dr R. Cnopf, St. Johannisstr. I. — 18. Abth.: Neurologie und Psychiatrie: Einführ.: Oberarzt Dr. Schuh, Obstmarkt 28. Schriftf.: Dr O. Stein, Kaiserstr. 21. — 19. Abth.: Augenheil- kunde: Einführ.: Dr. von Forster, Egydienplatz 35. Schriftf.: Dr. Giulini, Karolinenstr. 25. — 20. Abth.: Ohrenheilkunde: Einführ.: Dr. Schubert, Fleischbrücke 10. Schriftf.: Dr. Burk- hardt, Karolinenstr. 22. — 21. Abth : Laryngologie und Rhi- nol ogio; Einfuhr.: Dr. Heller. Albrecht-Dürerplatz 9. Schriftf.: Dr. Helbing, Adlerstr. 19. — 22. Abth.: Dermatologie und Svphilis: Einführ.: Krankenhausoberarzt Dr. Beckh, Maxplatz 28. Schriftf.; Dr. E. Epstein, Adlerstr. 34. — 23. Abth.: Hygiene und Medi c inalpolizei; Einführ.; Dr. Stich, Vorstand dos Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, Adlerstr. 6. Schriftf.: Physikatassistent Dr. Goldschmidt, Weinmarkt 12. — 24. Abth.: Gerichtliche Medicin; Einführ.; kgl. Landgerichtsarzt Dr. Hofmann, Fürtherstr. 53. Schriftf.: pr. Arzt Dr. Scheidemandel, Gostenliofer Hauptstr. Gl. — 25. Abth.: Medicinische Geo- graphie, Kl im atologie, Hygiene der Tropen; Einführ.: pr. Arzt Dr. Baumüller, Tuchgasse l. Schriftf.: pr. Arzt Dr. Schrenk, Fleischbrücke 1. — 2G. Abtli.: Militär-Sanitäts- wesen; Einführende : Oberstabs- und Divisionsarzt Dr. Gassner, Arndtstr. 4; Oberstabsarzt Dr. Miller, Hübnersplatz 5. Schriftf.: Assistenzarzt I. Kl. Dr. Webersberger, Praterstr. 21. — 27. Abth.: Zahnheil kund e: Einfidir.: Zahnarzt G.Bock, Theresienstr. 18. Schriftf.: Zahnarzt Dr. Limpert, Untere Pirckheimerstr. 13a. — 28. Abth.; Ve terinärmedicin: Einführ.; Schlachthofdirektor Cour. Rogner, Städtischer Schlachthof. Schriftf.: Bezirksthierarzt Dr. Vogel, Schonhoverstr. 4. — 29 Abth.; Agricu Iturchemie; land wirthschaftliches Ver suchs wesen: Einführ.: königl. Reallehrer Dr. Fr. Wagner, Obere Baustr. 18. Schriftf. : Chemiker Dr. Metzker, Jakobsplatz 20. — 30. Abth.: Mathematischer und naturwissenschaftlicher Unterricht: Einführender: Professor Th. Schrooder, Paniersplatz 22. Schriftf.: Professor Dr. Hecht, Schonhoverstr. 22. — 31. Abth.: Geographie: Einführ.: Handelsschul-Rector A. Volek, Lindenaststr. 12. .Schriftf.; königl. Reallehrer J. R.ackl, Friedrichstr. 15. — 32. Abth.: Instru- mentenkunde: Einführ.: kgl. Reallehrer Dr. Hartwig, Paniers- platz 17. Schriftf.: kgl. Reallehrer J. Troetsch, Glockenliofstr. 2G. Nr. Natnrwissenseliaftliclie Wochensclirift. a25 L i 1 1 e r a t u r. Dr. J. Paul, lieber die drei Wege des Denkens. Leipzig, ( itto Wigiin.l. Iblll. Mit den „drei Wi'gen des Denkens" meint der Verf. drei ver- schiedene AufFussungsweisen iler Welt, die er als subjektive, objektive und trimssubjektive oder als psychologische, physikaliscdie und inetaphysikalische bezeichnet; die erste betrachtet die Dinge ■für uns (in ihrer Beziehung zum Ich), die zweite die Dinge unter einander, die dritte die Dinge für sich. Als einen Fehler stellt es der Verf. hin, dass die physikalische Denkweise, wie es heut- zutage vielfach geschieht, für die unbedingt wahre gehalten wird. Und an zwei Beispielen (1. dem Sehen und p^rgreifen eines Apfels •und 2. dem Gespräche zweier Menschen mit einander) führt er den Nachweis, dass wir der Annahme eigener psychischer Vorgänge nicht entrathen können. Aber er will die Ansieht nicht gelten lassen, dass die bewuaste Empfindung und das Wollen in einem 'Geiste ihren Ursprung haben, der mit ilem körperlichen Geschehen in Wechselwirkung treten kann und gcwissermaassen in dasselbe eingeschaltet ist. In der Annahme einer „transscendenten Kau- salität", d. li. der Möglichkeit einer Einwirkung materieller Ver- änderungen (Gehirnreize) auf den Geist (Empfinden und Wollen) und umgekehrt erblickt er den schlimmsten Denkfehler; er nennt die transscendonte Kausalität geradezu „den Feind". Ich stimme ihm hierin durchaus nicht bei und, verstehe vor allem nicht, wieso ■an diesem angeblichen Denkfehler' der Materialismus hängen soll. — Der Verf. selbst neigt sich der Fechnersehen Anschauung zu, dass alle physischen Veränderungen gesetzlich mit gleichzeitigen psychischen verknüpft seien — psycho -physischer Parallelismus. Dieser soll nun alles klar machen. Ich verstehe ihn gar nicht Was soll ich mir beispielsweise darunter denken, wenn gesagt wird: Die Bewegung der Materie ist an und für sich Bewusstsein?^ (S. 37.) oder: Was für uns Bewusstsein, das heisst '(?) Wollen ist, ist für andere Bewegung der Materie? (S. 37.) — Wer sind die „Wir"? Was ist „unser Geist"? (S. 39:) Muss nicht nach dem psycho- ■physischen Parallelismus in allem Materie und Geist zugleich er- blickt werden? — Der Verf. will nichts von den Atom-Seelen und dem ganzen — neuerdings wieder auftauchenden — Hylozoisnms mit seinen unklaren psychischen „Summationsphänomenen" wissen, wonach die Menschenseele eine Summation der Seelen der Atome des menschlichen Körpers ist. Aber er tritt für Molekül-Seelen, Zeil-Seelen, Pflanzen-Seelen und sogar eine Erdseelo ein!! Es ist kein Zweifel, dass der p.sychophysische Parallelismus etwas voll- kommen Verschwommenes ist. Es soll eine geistige Welt geben, die aber doch nur das „Innen" der materiellen ist: „Was von aussen gesehen eineReilie gesetzmässiger materieller Veränderungen ist, erscheint von innen als eine Kette von Unlust uud Lust moti- virter Willensentscheidungen. " (S. 36.) W er sieht denn eigentlich hier? und wem erscheint die Welt so oder so?! Klar ist in er- kenntnisstheoretischer Hinsicht nur der Dualismus, der Materie und Geist als zwei besondere Substanzen (Wesenheiten) annimmt; dass auch er uns kein volles Schauen (bis auf den Urgrund der Dinge) vermittelt, liegt an der Unvollkommenheit unserer mensch- lichenErkonntnissfähigkeit überhaupt. — Gewisse Sätze des Verf. ersclieinen mir äusserst bedenklich; so 8. 11: „Wahrnehmen ist Nichtwollen ohne vorausgehende Unlust;" und S. 47: „Wie das Zwischengewebe während der Entwickelung des Organismus von den Zellen ausgeschieden wird, so muss das Unorganische über- haupt in der Urzeit von dem Organischen ausgeschieden worden sein." Dr. K. F. Jordan. Dr. Bernhard Langkavel, Der Slenscli imd seine Bässen. Mit 4 bunten Tafeln und 240 Text-Illustrationen. Verlag von J H. W. Dietz. Stuttgart 1892. — Preis 4 Mk. Das hübsche, ausserordentlich preiswerthe Buch wendet sich an jeden Gebildeten, und der Gegenstand ist ja auch ein solcher, der einen Jeden interessiren muss. Auf 96 Seiten bietet Verf. die elementarsten Grundzüge über den Bau und das Leben des menschlichen Körpers mit besonderer Berücksichtigung der verschiedenen Rassen, und diesem Abschnitt sohliesst sich (S. 99—142) eine Betrachtung des vorgeschichtlichen Menschen an; dann erst beginnt die Völkerkunde (S. 14.5—644), eingeleitet durch ein kurzes Capitel „Zur Vorgeschichte Amerikas". Die Reihenfolge dieses S.Abschnittes ist: 1. die transatlantischen Völkerstämme, 2. die Vrdker Afrikas, 3. die Australier und die Inselbewohner des Grossen Oceans, 4. die Völker Asiens und 5. die Völker Europas. H. Poincare, Thermodynamique. Georges Carre, Paris 1892. — In dem vorliegenden Werke, das die Vorlesungen enthält, welche Herr II. Poincare 1888 — 1889 an der Faculte des Sciences de Paris gehalten hat, haben wir eine bedeutende Erscheinung auf dem Gebiete der mathematischen Physik zu verzeichnen. Der Verfasser nimmt darin einen hohen Standpunkt ein und bietet in diesen Vorlesungen eine Fülle neuer und geistvoller Anschauuni'en und Gedanken , die jedenfalls auf die weitere Entwickelung der Thermodynamik einen bestimmenden Einfluss üben werden. Da es nicht möglich ist, an dieser Stelle und in dem verhält- nissmässig engen Rahmen einer Besprechung auf die zahlreichen Details des Calcüls und auf die scharfsinnigen Bemerkungen näher einzugehen, sei nur einiges hervorgehoben, das ganz besonderes Interesse verdient. In der ziemlich umfangreichen, schön und geistvoll geschrie- benen Vorrede führt der Verfasser zunächst aus, dass man heut- zutage das ganze Gebäude der mathematischen Physik auf der Thermodynamik zu errichten sucht. Es entsteht daher die Frage, ob die beiden Principien der letzteren, das von Mayer und das von Clausius, Grundlagen von genügender Sicherheit und Dauer für das ganze Gebäude zu bieten vermögen. Niemand zweifelt, dass das Mayer'sclie Gesetz alle besonderen Naturgesetze, aus denen es abgeleitet wurde, überdauern wird, wie dasNewton'sche Gesetz die Kepler'schen Gesetze überdauert hat, aus denen es hervor- gegangen ist, und welche nur noch approximativ sind, wenn man die Störungen berücksichtigt. Wenn man aber dieses Princip in seiner ganzen Allgemeinheit aussprechen will, so gelangt man zu nichts anderem als dem Schlüsse: es giebt etwas, das constant bleibt. In jedem speciellen Falle gewinnt dieser Satz einen voll- kommen klaren Sinn und reale Bedeutung, nur giebt ea keine allgemeine Definition der Energie. Gleiches gilt vom Clausius- schen Princip, das seinerseits dadurch ausgezeichnet ist, dass es durch eine Ungleichheit ausgedrückt ist. Das Letztere liegt in der Natur der Sache begründet. Um die Gründe darzulegen, welche zur allgemeinen Annahme der beiden genannten Principien gefiüu't haben, wird man keinen besseren Weg finden, als den der historischen Entwickelung des in Rede stehenden Gebietes. Indessen erfordert dies immer eine ziemlich weitschweifige Darstellung. -Der Verfasser hat, um den Gedankengang von Carnot und von Clausius beizubehalten, unter gleichzeitiger Vermeidung von Längen, u. a. zwei Beweise des Clausius'schen Satzes gegeben ; dabei ist er aber zu einer „sehr künstlichen" Unterscheidung zweier Classen von Körpern geführt worden, je nachdem der Zustand derselben nur durch zwei oder durch mehr Variabein definirt ist. Auf diese Unterscheidung legt der Verfasser aber nicht das mindeste Gewicht; sie war nur für den angegebenen didaktischen Zweck erforderlich. Ein sehr langes Capitel handelt über die Dampfmaschinen. Es wird aber nicht eine vollständige Theorie der letzteren vorgetragen, die nach allgemeinem Urtheil noch nicht geliefert werden kann, sondern es wird an jenen Maschinen nur erläutert, welchen Gebrauch man von dem Clausius'schen Satze machen muss. Als wichtig und zugleich Untersuchungen betreffend, mit denen man heutzutage sich viel beschäftigt, wären ferner die Capitel anzuführen, welche die Anwendung der beiden thermo- dynamischen Principien auf chemische und elektrische Erschei- nungen zum Gegenstande haben. Die Untersuchungen über Dis- sociation, über die hydroelektrischen (Hehnholtz) und die thermo- elektrischen Elemente seien besonders hervorgehoben. Den Schluss bildet eine Darstellung der Theorie der monocyklischen Systeme. Wir wollen es nicht unterlassen, auf das wichtige Resultat auf- merksam zu machen, zu dem Herr Poincare hierbei gelangt ist: Man kann sich das Universum auf zwei Ai-ten als einen Mechanis- mus denken ; entweder kann man sich dasselbe als aus Atomen bestehend vorstellen, die nicht im Stande sind, eine Fernwirkung auf einander auszuüben, und welche sich gradlinig in verschiede- nen Richtungen bewegen, bis die letzteren durch .Stösse, die den Gesetzen des Stosses elastischer Körper unterworfen sind, ge- ändert werden. Oder aber man kann annehmen, dass diese Atome in die Ferne wirken können, untl dass die gegenseitige Wirkung zweier Atome sich auf eine nur von ihrer Entfernung abhängende Anziehung oder Abstossung reducirt. Von diesen beiden Arten von Mechanismen ist die erstere nur ein Specialfall der letzteren. Das wichtige Sehlussresultat besteht nun in dem Nachweise, dass beide Arten mit den thermodynamischen Principien nicht ver- träglich sind.*) Das Buch ist in der schönen Weise ausgestattet, die wir an den französischen Werken gewöhnt sind. A. G. Bicliard Andree's allgemeiner Handatlas in 140 Kartenseiten nebst alphalietischem Namenverzeichniss. ö. völlig neubearb., stark vermehrte Auflage. 1. Abtheiluug. Verlag von Velhagen & Klasing in Bielefeld und Leipzig 1892. — Preis 2 Mk. Der Andree'sche geographische Handatlas ist mit Recht sehr verbreitet, nicht nur wegen seines billigen Preises (er kostet voll- *) Es mag bemerkt werden, dass dieses Resultat in Einklang steht mit der Thatsache, dass man die Thermodynamik begründen kann, ohne sich auf molekulare Hypothesen zu stützen. Vergl. auch die Besprechung von Lippmann, Cours de Thermodynamique, „Naturw. Wochenschrift" Bd. V. S. 19Ü. 326 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 32. endet 24 Mk.), sondern auch wegen seiner guten Karten. Bei dem mustergültigen Druck, der Klarheit und daher leichten Be- nutzbarkeit derselben ist es eine wahre Freude, dieselben zu be- trachten. Dem Referenten liegt nur die 1. Abtheilung, 8 Karten, vor. Es sind das die Blätter: Politische Uebersicht von Deutsch- land, West- und Ostpreussen, Oesterreich-Ungarn, die Schweiz, die südliche Hälfte von England und Wales, Schottland, die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und Südafrika. Eis ist begreiflich, wenn sich eines Eeferirenden Blicke zuerst dem letztgenannten Blatt zuwendet. Sehr zweckmässig finden wir auf demselben einen Theil Deutschlands, (Süddeutschland), von dessen wahren Grössenverhältnissen wir speciell durch Reisen am ehesten eine Vorstellung haben, im Maassstabe der Hauptkarte zum Ver- gleiche mit der Grösse des schwarzen Kontinentes angebracht. Wie oft man auch eine Vorstellung auf Grund von Zahlen über die Grösse Afrikas zu gewinnen versucht haben mag : nichts geht zur Erreichung dieses Zieles über die sinnliche Anschauung wie die durch das erwähnte Mittel auf der Karte gebotene. Immer wieder wird man staunend die vergleichsweise colossale Fläche Afrikas gewahr, die leider sicher noch vielen von den muthigen Kräften, welche sich der Erforschung dieses Erdtheiles. widmen müssen, bevor wir ihn als einen gut bekannten Erdtheil ansehen können, ein Grab werden wird. Die Karte selbst bietet gewissenhaft die neuesten Errungen- schaften über die Geographie Afrikas. Auf der Karte Oester- reich-Ungarn finden wir in einer Ecke ein Kärtchen Wien und Umgebung, auf der Karte Deutschland eine solche von Berlin und Umgebung, kurz, der Atlas dürfte auch weitgehenden Ansprüchen des grossen Publikums genügen. Wir müssen der Bemerkung der Verlagshandlung zustimmen, welche sagt: , einen solchen Atlas zu besitzen, war vordem ein Privilegium reicher Leute." Von A. Engler's and E. Frantl's natürlichen Pflanzen- familien (Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig) sind die Lieferungen 74 und 75 erschienen, erstore die Fortsetzung der O. Hoffmann'schen vorzüglichen Compositen- Bearbeitung ent- haltend, Lief. 75 mit den Familien der Oleaceae und Salvadoraceae, bearbeitet von E. Knoblauch, und dem Beginn der Familie der Loganiaceae von H. Solereder. Zeitschrift fttr Ethnologie. 24. Jahrg., 1892. Heft II bringt unter anderem einen Aufsatz von Oskar Schneider „Der ägyptische Smaragd", nebst einer vergl. mineralogischen Unter- suchung der Smaragde von Alexandrien, vom Gebel Sahara und vom Ural von A. Arzruni. Wir machen die hocherfreuliche Mittheilung, dass sich unsere erste Autorität auf dem Gebiete der deutschen Flora, Prof. Dr. P. Asche rson von der Berliner Universität, dessen 1864 er- schienene Flora der Provinz Brandenburg bis jetzt mustergültig geblieben ist, entschlossen hat, eine Neubearbeitung der deutschen Flora nach Art der classischen Synopsis der Deut.ichen und Schweizer Flora von D. J. Knch vorzunehmen. Die Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin hat ihm zu Vorarbeiten für diese Aufgabe 2000 Mk. bewilligt. Ascherson ist der Berufenste zur Schaffung einer zeitgemässen wissenschaftlichen Flora dieses Gebietes: alle Fachgenossen und Freunde der scientia amabilis werden es dem Meister Dank wissen, dass er die verdienstliche Aufgabe lösen will. Was diese Arbeit bedeutet, weiss Jeder, der die Freude gehabt hat, Ascherson's Flora der Provinz Branden- burg zu benutzen; denn sicherlich plant er ein ausführliches Compendium der deutschen Flora in ähnlicher Ausführlichkeit wie seine brandenburgische Flora; und wenn Ascherson auch sein Buch auf den Umfang des Koch'schen beschränken sollte, so bleibt auch dann die Arbeit eine gewaltige. Sicherem Ver- nehmen nach wird übrigens der Ascherson'schen Bearbeitung der Flora Deutschlands eine Uebersicht der Pflanzenverbreitung in ganz Mitteleuropa (Deutschland, Schweiz, Oesterreich-Ungarn incl. Bosnien, Herzegowina, Polen, Niederlande und Belgien) voraus- gehen. Dewitz, J., Die Eingeweidewürmer der Haussäugethiere. Berlin. 2,50 M. Disse, J., Grundriss der Gewerbelehre. Ein Compendium für Studirende. Stuttgart. 3 M. Dornblüth, O., Compendium der inneren Medicin für Studierende und Aertze. Leipzig. 7 M. Dreyer, F., Ziele und Wege biologischer Forschung, beleuchtet an der Hand einer Gerüstbildungsmecbanik. Jena. 5 M. Engelmann, O., Ueber das Verhalten des Endothels der Blut- gefässe bei der Auswanderung der Leucocyten. Dorpat. I M. Frank, A. B., Lehrbuch der Botanik, nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft bearbeitet. 1. Bd. Zellenlehre, Anatomie und Physiologie. Leipzig. 17 M. Fümrohr, H., Excursions-Flora von Regensburg. Regensburg. 2,ö0 M. Gauss, F. G., Fünfstellige vollständige logarithmische und trigo- nometrische Tafeln. 36. Aufl. Halle. 2,50 M. Glinzer, E., Lehrbuch der Elementar-Geometrie. I. Theil: Plani- metrie. 5. Aufl. Dresden. 2 M. Gmeiner, J. A., Die Ergänzungssätze zum bicubischen Reeipro- citätsgesetze. (Sonderdruck.) Leipzig. 0,70 M. Gowers, W. R., Handbuch der Nervenkrankheiten. 3. (Schluss-) Band. Bonn. 8 M. Haas, H., Etüde monographique et critique dos brachiopodes rhetiens et jurassiques des Alpes Vaudoises et des contrees environnantes. 3 parties en 1 vol. (Sonderdruck.) Berlin. IG M. Hann, J., Einige Resultate stündlicher meteorologischer Beob- achtungen auf dem Gipfel des Fuji in Japan. (Sonderdruck.) Leipzig. 0,40 M. Hartleben's, A., Universal-Handatlas. Wien. 22,50 M. — .- Volksatlas. 2. Aufl. Ebd. 12,50 M. Heiderich, F., Die mittleren Erhebungsverhältnisse der Erd- oberfläche, nebst einem Anhange über den wahren Betrag des Luftdruckes auf der Erdoberfläche. (Sonderdruck.) Wien. 2 M. Hertwig, B., Lehrbuch der Zoologie. Jena. 11 M. Heun, K., Untersuchungen über Gausssche Quadraturmethode. Berlin. 1 M. Holetschek, J., Ueber den Kometen des Jahres 1689. (Sonder- druck.) Leipzig. 1 M. Horstmann, A., Ueber die Theorie der Lösungen. (Sonderdruck.) Heidelberg. 0,80 M. Huth, E., Die Delphinium-Arten der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Berlin. Kraus, G., Christian Wolff als Botaniker. Halle. 0,50 M. Kurowsky, L., Die Höhen der Schneegrenze mit besonderer Be- rücksichtigung der Finsteraarhorn-Gruppe. (Sonderdruck.) Wien. 1,80 M. Lehmann, B., Schopenhauer und die Entwicklung der monistischen Weltanschauung. Berlin. 1 M. Uazelle, E., Untersuchungen über den täglichen und jährlichen Gang der Windgeschwindigkeit zu Triest. (Sonderdruck.) Leipzig. 0,50 M. Uesstischblätter des Preussischen Staates. 1 : 25,000. Nr. 1245, JacoV>shagen. — 1488. Lippehne. — 1572. Gembitz. — 2559. Koben. Berlin. 1 M. Molisch, H., Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen. Jena. 3 M. Müller, E. R., Vierstellige logarithmische Tafeln der natürlichen und trigonometrischen Zahlen nebst den erforderlichen Hilfs- tabellen, für den Schulgebrauch und die allgemeine Praxis be- arbeitet. Stuttgart. 0,60 M. Hüller, J., Ueber Gamopliagie. Stuttgart. 1,60 M. Fanzerbieter, W., Ueber einige Lösungen des Trisektionsproblems mittelst fester Kegelschnitte. Berlin. 1 M. Pick, G., Ueber die confornie Abbildung einer Halbebene auf ein unendlich benachbartes Ki'eisbogenpolygon. (Sonderdruck.) Leipzig. 0,30 M. Rosenow, H., Die Normalformen für die 472 verschiedenen Typen eigentlicher bilinearer Formen von 10 Variabeinpaaren bei kongruenter Transformation der Variabein. Berlin. 1 M. Schellwien, E, Die Fauna des k.arnischen Fusulinenkalks. 1. Thl. (Sonderdruck.) Stuttgart. 20 M. Schewiakoff, W., Ueber die geographische Verbreitung der Süss- wasser-Protozoen. (Sonderdruck.) Heidelberg. 0,60 M. Semon, B., Studien über den Bauplan des Urogenitalsystems der Wirbelthiere. (Sonderdruck.) Jena. 12 M. Inhalt: Dr. Karl L. Schaefer: Die neueste Hypothese über die Ursache der Seekrankheit. — Dr. C. Matzdorff: Der inter- nationale zoologische Congress zu Paris im Jahre 1889. III. — Die Wirthschaftsformen der Erde. — Ueber poiycarpo Kirschen. (Mit Abbild.) — Frenzel's Entdeckung eines neuen Mesozoons. — Emin's letzte Expedition. — Photographische F.ntileekung eines Mondkraters auf der k. k. Sternwarte zu Prag. — Die Höhe der Wolken. — Zur Astrophotographie. — Aus dem wissen- schaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. J. Paul: Ueber die drei Wege des Denkens. — Dr. Bernhard Langkavel: Der Mensch und seine Rassen. — H. Poincare: Thermodynamique. — Richard Andree's allgemeiner Handatlas. — A. Engler' s und K. Prantl's natürliche Pflanzenfamilien. — Zeitschrift für Ethnologie. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidonstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 32. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXIX ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦; ♦ Chemisches Laboratorium ♦ von ♦ Dr. P. Feriiandez-Krug und Dr. W. Hampe ^ Ehemalige Chemiker der Königl. Bergakademie und der Königl. chem.-techn. Y Versuchsanstalt zu Berlin. f Berlin SW. Zimmerstrasse 97. ♦ Ausführung chemisch- technischer Untersuchungen jeder Art. J (Specialität : Analyne von Hers- und Hättenprodubten.) X Unterricht in der Mineralanalyse, auch für Fortgeschrittenere; ^ Anleitung zu wissenschaftlichen Untersuchungen. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ********** ********** In Ferd. Dümmlers Terlagsbnehhand- lang in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, Prof. u. Director der Kgl. Sternwarte r.u Berlin. Preis 7 Mark. ¥»¥¥¥¥¥¥¥¥ ¥¥¥¥¥¥¥¥¥¥ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 Jl\ geb. Preis 4 JC- Za tetiiliM darch alle Bachhandlangaa. ?.^•^y^^V.^^7^T,T,T^^iyg ^ In Ferd. Dilminlers Verlags- bnchliandlnng in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. J, Kolbe, Kustos am Königl Mnseum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen ä 1 Mark. Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausführliche Specialverzeichnisse. Perd. Ilümnilers (erlagsbachbandlnng. Lanolin-Toilette Cream -LanoHn VopzUglich aur wm ^^"^ $<>"<• Vorzüglich Vorzüglich 3u bobcn in bcn meiften SlBotbefeii mit Erogerien, juc SRcinbaltung unfc Sctedimg TOunbet ^aut« (teilen unb äBunbcn. Sut ecbaltuns einer guten .fiaut, befonbcrS bei fleinen SiinberH. Patentanwalt Ulr. R. Maepz, Berlin., Leipzigerstr. 67. Auflagre 36 000! ^^^^g| gcrlliwr g ■=r?angrr:i (2 ^{Ittf lÖ(irt(5) einfc^ücfili* t^rcr (oU0 ^OUtOflS) 1. Deutsch. Hausfreund, *; s. Allq.Ztfl.f. Landwirth inuBti.Z«it8chrift?,16ürQCb- seiten, wöchentlich. 2. Mode und Handarbeit, monatlich. Humoristiacheg Echo, Wochen tlich. Verloosungs- Blatt, EehntBgig. Schaft u. Gartenbau. vierzetint&gi)^. 8 Die Hausfrau, utigig. 7. Produkten- u. Waaren- Markt-Bericht.wachenii. 8. Deutsch. Rechtsspieqel Saminlaii^ neuer (iu^utze und Reichsgerichts- Eulacheid.; nach Bedarf. foftrn bei ititi ytttan^aü pro Quartal nur 5 pturb. Schnelle, au9[l in ^ohlunn genommen, nioburcb bec Stejug be» iölatteS fi($ inefentlif^ DerbiQigi. "^BQ ^robenummern auf Sunfd) giatiö bur(b bie «tpfiiltion ßttlin SW., fiöniggrn^tr Sttnft 41. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ ♦Dakteriologische Kurse, t : Unterricht in Nahrungsmittel-, # sowie Harnanalyse, monatlich. ♦ T Gelegenheit zum Ausführen I T selbstständiger Arbeiten. T ^Uebernahme von technischen und^ ^ wissenschaftlichen Untersuchungen ^ ^ Jeder Art. ^ ♦ Bakteriologisch-chezniscbes ♦ ♦ Institut ♦ X Dr. Gd. Ritsert. 1 ♦Berlin N., Friedrichstrasse 131 d.T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Sauerstoff lin Stalilcylinciei"n. Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry CJravelins, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis geheftet 50 Pf. Za belieben durch alle Buchhandlungen. A Ferd. UUmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. k Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gedruckten Abbildungen. -^ gr. 8". geh. Preis 6 Mark. Kö- V Zu bezieben durch alle Buchhandlungen. I ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Dr. Robert Muencke Luisenstr. 58. BERLIN NW. Lniseiistr. 58. Institut für Anfertigung wissenschaftlicher J und Geräthsehaften im Gesammtgebiete der Naturwissen ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ ♦ ♦ Apparate ♦ Proist^fkr'int : Mainz 1842 Berlin 1844 London 1854 Paris 1855 London 1862 Paris 1867 Sidney 1879 Bologna 1881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien -Contor Bonn a.iRh. Dr. F. KrailtZ. Bonn a.'Rh. Geschät'tsgründuns 1833. Liefert Mneralien, Krystallmodelle in Holz nnd Glas, Ver- steinerungen, Gypsabgiisse seltener Fossilien, Gebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematisch geordneten Sammlungen als Lehrmittel fiir den naturwissenschaftlichen Unterricht. Auch loerden Mineralien u. Petrefact., sowohl einzeln als auc/i, in yanz. Sammlung., jederzeit gekauft, oder in Tausch übernommen. Ausführliche Verzeichnisse stehen portofrei zu Diensten. Alle geschäftlichen JMittheilungen rrbittc unter: Dr. F. Erantz, Rheinisches Jlineralien- Contor. LXS Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. m. 32. » BERLIN C, Niederlage eigener Glasliiittenwerlie undDampfsclileifereiei]. Mechanische Werkstätten, Schriftmalerei und Emaillir- Anstalt. Fabrik und Lager sämmtlicher Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Aussteliungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. Kt » » i;>a^iaQM'jj.^jaj;^j.ijjujaatj;>j,Kjijgrj^jaa^j^j'A^ij jixju;t;iaaj^jjj'j;itj.iaj^ Geolog-isches u. mineralogisches Comtor Alexander Stiier 40 Riie des Matliurins in Paris. Lieferant des französischen Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitziitheileii, dass er alle geolo- gischemind mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen iu Beziehung setzen, welche ihm liefern können, in grossen Quantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eitel, nuschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Flammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär aus dem ülainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche ISineralien Kauf oder Tauscli. Wegen, der Bedingungen bitte zu schreiben an Alesander Stner 40 Rue des Mathurins in Paris. sj^^JJJJJJ.4JJ.lJa.JJ.>.I.J4JJJJ.IJ.lJ.iJ. Abonnement: Man olnmiiirt bei allen Itncliliamllnngen nnd Post- y anstaltcn, wie bi'i iler Expcdilion. Der Vierteljahisiireis ist M 3.— 2|p Bringegeld bei der Post ir» -^ extra. JL Inserate: Die vierges|ialtene Petitzeile 40 A. Grössere Anl'trUge ent- sprechenden Rabatt. Heilagen nach Uebereinkunft. InsiTatenanahme bei allen Annocenbureaux. wie bei der Expedition. AlMlrnck ist nur mit voll^ntäiidiger C^nellenniigalto s<'***«**<'t- Die Störungen in den Schichten des Steinkohlengebirges. Von Adolf Kötz, Kgl. Markscheider. Tbfl. '>>/ Keine Ersclieimnig-, welche die iviihiieii Rabneu des Bergbanes kreuzt, bat sich einen Namen von so dureb- scblag;ender Be- deutung- erwor- ben, als die Stö- rungen. Aller- dings ist Name undRufdieserEr- scbeinungen sebr zweideutig und neigt meistens uacb der scblini- men Seite. Sie stören sowohl gute als schlechte Verbältnisse. Schon man- chem boftnungs- voUen bergbau- lichem Betriebe haben sie die Lebensadern un- terbunden und ihm ein jähes Ende bereitet, oder wenigstens ihn in eine schiefe Die Störungen sind für den Bergmann sowohl wie für den (leologen eine pikante Zugal)e, die häufig spannende AbweebslunR- in Lage gebracht, TuJ.lI. rig. 3. FiißA. Fig. 6. aus welcher er sich erst nach Jahren heraus- arbeitete. An- dererseits haben sie auch schon häufig einem recht trost- losen Unternehmen durch unerwartetes Vorwerfen günstieer das todte trockene Einerlei der (Jesteinsfolge bringt. Der Koblen- des- Bauobjecte mit einem Schlage auf die Beine Sie sind eben das verkörperte Bergmann.sglüek. ;-eholfen. bergmann sen Anschauungs- weise wir hier vertreten wollen, fasst den uralten Begriff der Stö- rung folgender- massen : EineVer- zerrung.eine Aus- einanderreissung der Schicht, des Klotzes, meist mit auffallender Ver- schiebung des losgetrennten Stücks verbnn- den. Die Bezeich- nung 7,Ver- drückuug" be- greift eine ganze Anzahl von Un- regelmässig- keiten der Lage- rung in sich. Ursprünglich bezeichnete man mit diesem Worte eine auffallende, plötzlich eintretende Verschwäciiung einer Schicht, besonders des Flötzes. Merkwib'digerwcise wird heute noch das Gegenstück hierzu, das Auftbuu, die 328 Naturwissenscliaftliclie Wochenschrift. Nr. m des Flötzes nicht zn den Störungen Tqf.m. Verstärknn rechnet. Aus der etwas nnsicliern Eriilärung der Verdrücknng, wie sie olicn gegel)cn ist, mag sclion zur Genüge licrvor- gehen, dass ■ sich der Begriff derselben sehr weit aus- dehnen lilsst. Nichtsdestoweniger muss er ducli seine Grenzen haben. In Figur 1 haben wir den bergmännischen Riss (Grundriss) von zwei Bremsbergfeldern. Die Al)bau('irter mit den Ziffern 1, 2, 3 u. s. w. ))e- zciciinct, mussten eingestellt werden, weil das Klotz so schwach ^\■ar, ,dass das ausgebraclite Fördergut die Ge- winnungskosten nicht mehr deckte, und der leitende" Betriebsbeamte eine Zubnsse vermeiden wollte. , Kommt nun unglüeklicherweise ein uncrfalirener ZeichiK-r, der in solchen Verhältnissen nicht Bescheid weiss, an die rissliche Darstellung jenes Feldes, so wird er sehr wahr- scheinlich die in Fig. 2 eingezogenen gerissenen Linien ziehen, diese nach dem Innern des leeren Streifens hin alltuschen und letztert'u mit ,, Ver- drückung" beschreiben, weil seiner Ansicht nach das Steckeulassen des dortigen Kohlenstreifens irgend einer Es Lagerun Fiy.7. ;ung bedarf. Dadurch ist ganz falsches Bild ent- Rechtfertii aber ein Stauden. Die Flötzverschwächung hat nicht etwa erst bei jenen gerissenen Linien begonnen, sondern viel weiter zurück nach den Bremsbergen hin; vielleicht war in einem der Brems- bei'ge selbst das Flötz nicjit mehr so mächtig wie in den übrigen Fcidcs- theileu. Bei den gerissenen Linien lag nur die zeitliche (irenze der Bau- würdigkeit, und die wechselt mit den Kohlenpreisen. Die ünbauwürdigkeit konnte auch durch Verschlechterung der Kohle, durch Schiefcreinlagerungen u. s. w. hervorgerufen sein. Es liegt deshalb auf der Hand, dass der hier und da übliche Ge- brauch, derartige Verhältnisse vom Zeichentische aus zu verarbeiten und zu beurtheilen, verkehrt ist; diescilten wollen an Ort und Stelle mit Sacb- kenntniss erwogen und vor allen Dingen mit eigenen Augen gesehen sein. In Fig. 3 sehen wir eine aus- gesprochene Verdrückuug im Seigerschnitt vor uns. Sie ist untrüglich. In Fig. 4 sehen wir den Verlauf derselben im Grundriss. Die breiten Abbauörter sind an der ersten gerissenen Linie (links) abgesetzt. Der Streifen der Verdrückung ist mit schmalen Oertern durchfahren und jenseits der zweiten gerissenen Linie gehen die (Jerter wieder mit voller Breite zu Felde. In Figur 5 sehen \s'\\ gleichfalls im Seigerschnitt eine Verdrücknng, wie sie als Ausläufer der Verwerfungen vor- konnnt. Hier ist gleichfalls an der Natur der Störung nicht zu zweifeln. Wir werden Aveiter unten auf den Ver- lauf einer derartigen Verdrückung im Felde kurz zurück- kommen. treten nun verschiedene Erscheinungen in der ?, namentlich des Flötzes auf, welche mit der Ver- drückung grosse Aehnlichkeit haben und auch gemeinhin als solche, dcnniach aucli als Störungen bezeichnet werden. In Figur ß sehen wir das Hangende des Flötzes (Conglomeratj in verstärkter Mächtigkeit auf das Flötz her- niedersinken. Letzteres hat an Stelle der stärksten Aus- bauehungdesHangenden an Mächtigkeit stark abgenommen. Eine Stiiruugsform liegt jedoch nicht vor. Das Hangende des Conglomerates zeigt vollkonnnene regelmässige Lagerungsflächen, wie auch das Liegende des Flötzes. Der- • artige Ausladungen, wie die des Con- glomerates in Fig. 6 konnnen bei Con- glomeraten und Sandsteinen häufig vor und werden viclfacii bei der Durchörtcruug in Schächten und Querschlägeii angetroffen. , Eine ähnliche Lageruugsform haben wir in Fig. 7 vor uns, wo grössere flachgewölbte Thoneisen- Bergmann Steineinlagerungen, vom ,,Wall)en" genannt, eine Erhöhung des Liegenden mit sich bringen. Auch hier ist der Charakter als Störung- ausgeschlossen. Das Hangende des Flötzes bleibt regelmässig gelagert und bei Durchbrechung der beiden liegenden Schichten werden sich wieder regelmässige Schichtuugs- fläehen zeigen; eine eigenthüniliche Lagerungsfoi-m, die aber häufiger vorkommt. Beide Abweichungen von der regelmässigen Lagerungsform sind nur örtlicher Natur, beschränken sich aufs Flötz und einseitig aufs Neben- gestein, während die eigentliche Ver- tlrückuug sich auf ganze Gebirgs- glieder erstreckt und auf grössere Entfernungen in das Feld hinzieht. Auch bei den in den Fig. G und 7 dargestellten Lagerungsverhältnissen muss die Bezeichnung „verdrücktes" oder „gestörtes" Flötz auf den bergmännischen Rissen vermieden werden. Hier kann der Begriff „Störung" nicht aufrecht erhalten werden, denn diese Lagerungsform kann leichter bei der Entstehung als nachträglich au.sgebildet worden sein. Das Erstere ist das Wahrscheinlichere und Natür- lichere. Aehnlich diesen Lagerungs- formen tritt zuweilen die unvollen- Muldc auf, „die Muldenbucht". hier wieder zur Zeichnung greifen, da in solchen Fällen einige Linien mehr zu sagen vermögen, als ganze Seiten voll Worte. In Fig. 8 ist ein Nornialprofil durch ein Gebirgsstück. welches bergmännisch ausgebeutet wird, dargestellt. Flötz A ist bereits al)gebaut von der Markscheide (Grul)enfel(lgrenze) bis zur angedeuteten Sohlenlinie. Sti-ei- ehen und Fallen war rcüclmässii;-. Niri;euds war eine be- detste Form der Wir müssen merkenswcrthe Unregelmässigkeit in der Lageruni aufge- treten, der .\bbau wickelte sich programmgemäss ab. Sowie der Kohlenvorrath auf Fl. A zur Neige ging, schritt der Abbau auf Fl. B über, und da zeigte sich dann gleich eine ganz unerwartete Lagerungserscheiuung. Die Abbauörter Nr. 33, Naturwisscnscliaftlicbe Woclicnscbrift. 329 schwenken kurz nach dem Anssitze stark nach dem Lief!:cnden ein, es lieii't ein Theil einer fluide, eine iVInidenhucht vor. F\^. t). Nachdem wir unter cxacter Benutzung der Ilühen- vcrhältnisse den Seigerschnitt hergestellt haben, erhalten wir das Bild in Fig. 10. Das Stück a b in Fl. B, dessen Abbau wir im Grund- riss (Fig. il) dargestellt haben, entsjtriclit dem Stück c il in Fl. A (Fig. 10), wo sich keine S))ur von Unregelmässig- keit zeigte. Es ist nur anzunehmen, dass von Urzeiten her die Lagerung so war, wie sie vor uns liegt, wir haben es mit keiner Strirungsform zu thun. Das Gebirgsmittel zwisclien den beiden Flötzen ist ungleieii stark entwickelt, hat sieh ursprünglich der Mnldentorm in Fl. B. eingelagert und iiatle aus irgend welcher Ursache seine hangende Fläche der Ebene genähert als Fl. A. zur Ablagerung gelangte. p]in ähnlicher Fall liegt in Fig. 11 Tafel V vor. Flötz I ist auffallend regelmässig gelagert, Fl. II tritt in wellenf('irniiger Lagerung auf, und Fl. IH ist wieder regelmässiger gelagert. Die Ersciieinungen in Fl. II kiinncn durchaus keiner nachträglich wirksamen Kraft zugeschricl)en werden, diese Wcllenbildungen k(innen nur bei der Entstehung des Flötzes vor sich gegangen sein, sonst müssten sich die Spuren, die Ausläuter jener \'eränderungen, dem Nachbar- c mitgethcilt haiien. Derartige Lagerungsverhältnisse, wie sie die letzten drei Zeichiumgcn darstellen, bilden nun nicht etwa seltene Ausnahmen, sondern sie konunen häutig vor. Wo geübte Bergmannsaugen suchen, da werden sie derartige Unregelmässigkeiten in der Lageiung in be- trächtlicher Zahl finden, besonders wenn sie sieh dort um- sehen, wo gute (Irulienbilder, namentlich gute l'ndile vor- handen sind. Wenn wir uns nun zu der Ansicht bc(|uemen müssen, dass zur Bildung vorbesprochener Lagerungsformen, be- sonders wie der in Fig. 9 dargestellten Muldenbucht, durchaus kein nachträgliches Eingreifen irgend einer form- verändernden Kraft ertorderlich war, so werden wir dies auch in vielen Fällen hei der vollendeten geschlossenen Mulde annehmen müssen. D.amit soll durchaus nicht bestritten sein, dass viele Jlulden und muldenartige Faltungen nachträglicher Ein- wirkung sttirinider Kräfte ihre Form und Gestalt verdanken. Dasselbe mag von Sattel und Satteljoch gelten. Dass viele Schichten ursprünglich im Wasser nicht hnrizniital sondern geneigt abgelagert wurden, ist eine allgemein anerkannte Thatsache. So sehen wir auch heute noch an der Meeresküste, wo die Flüsse ihren Schlannn und ihr GeröUe ablagern, geneigte Schichten sieh bilden, denn die Aldagerung passt sich dem Strande an, nielit der Strand der Ablagerung. Aber wir haben gar nicht einmal nötliig, uns ans Meer zu begeben; sehen wir gehhs uns ;Cinen, Iccrgelassenen Mühlenteich näher an, dessen Wasser viel aufgelöste Schlammtheile zugeführt werden. Das gröbere Gesehläminc ^vird sich allerdings in der Nähe des Zufuhrweges abgesetzt haben (dort aber auch in mehr geneigter Lage auftreten), aber die feineren Schlamnitheilchen, welche das Wasser länger zu halten vermag, und die sich in der ganzen Wasscrniassc ver- theilen können, haben sich im ganzen Bette des Teiches niedergeschlagen, so weit das Wasser stand. An den geneigten Ufern allerdings wird der Schlannn etwas weniger stark abgelagert si'in, als im übrigen Bette des Teiches, aus dem einfachen Grunde, weil das Wasser die Ufer nicht immer gleichniässig bedeckte, sondern abwechselnd einmal hoch und einmal niedrig stand. Sind nun inmitten des Teichbeckens grössere Eriiöhungen und V'crtiefungcn vor- handen, so müssen schon gewaltige Ablagerungen vin' sich gehen, bis jene Unebenheiten ausgeglichen sind. Immerhin aber müssen sich die ersten Ablagerungen jenen Unclten- heiten anpassen. Was von pflanzlichen Stoffen an Seetangen und andern Jleeresalgen aufs Imhe Meer gelangt, wird meist von klei- nen Meeresbewohnern aufgezehrt, welche letztere wieder vielfach dem stärkeren Feinde zur Nahrung dienen. Da- mit ist der Stoff aber wieder in den Verkehr gebracht und wandert zum ül)ergrossen Theil wieder der Küste zu.*) Nur wo die Eisberge in sich zusammensinkend ihre Fahrt vollenden, da kimnnen nennenswerthe Ablagerungen zu Stande. Aber (hu't treten auch wieder steilere Nei- gungen des Meeresbodens auf, sie betragen z. B. bei der „Hämischen Kappe" (östlich von Neufundland) bis zu 19°. Hier trifft ein kalter Meeresstrom, welcher von Grönlands Ufern die Gletscherk('ii)fe als Eisberge nntfnhrt, mit dem warmen (lolfstrom zusannnen und ladet beim Schmelzen der Eisberge den Moränenschutt und die Geschiebe von Grönlands Bergen ins Meer. Die vernuithlich \ulkani- schen Erhebungen der Faraday- Hügel zwischen Irland und Neufundland, welche man auch die unterseeische nordatlantische Schweiz genannt hat, haben Neigungen bis zu 35°. Auch einige Koralleninseln neigen mit ihren Ufern steil zur Tiefe. Die Ablagerungen, welche sich später auf diesen Er- hebungen absetzen, müssen in ihren tieferen Lagen jene steilen Neigungen noch erkennen lassen, denn die aus- gleichende Wirkung der Wellenschläge reicht nur wenige Meter tief. Wie diese Erhebungen, so iiuden sich auch steil- ufrige Vertiefungen, IJecken und Mulden auf dem j\Ieercs- boden, und ihnen werden sich etwaige nennenswerthe Ablagerungen auch anpassen müssen. Unsere Bergehalden haben in der Regel eine Nei- gung von annähernd 30°. (Fortsetzung folgt. *) Verf. übersieht z. B. das „Sargassomcer' Red. Die grossen indischen Ameisen Herodot's und der Name des Murmelthiers. Von C. J. Forsyth, Major. Herodot erzählt: „Von allen Indiern am weitesten | Hunde, grösser als Füchse nach Norden zu wolmen die, welche an die Stadt Caspa- tyrus und das Land Pactyica grenzen. Ihre Lebensweise ist beinahe die gleiche, wie die der Bactrianer. Sie sind kriegerischer als die übrigen Stännne, und von ihnen werden die Leute ausgesandt, die das Gold suchen; denn in diesem Theile Indiens liegt die Sandwüste, in deren Sande grosse Ameisen [iivQ(ji,r^xtg) leben, etwas kleiner als Der Perserköuig besitzt deren eine Anzahl, welche von Jägern in dem erwähnten Lande gefangen wurden. Die erwähnten Ameisen graben sich unterir Wohnungen, und wie die Ameisen Griechenlands, sie ähnlich sehen, werfen sie beim Graben IlautV Nun ist aber der Sand stark goldhaltig. Wenn die in die Wüste ziehen, um den Sand zu sammeln, u dische denen II auf. Indii'r ehnien 330 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 33. sie drei Kameele mit, die sie ziisammenkoppeln : in der Mitte ein Weibchen, auf beiden Seiten ein männliches Tiiicr. — Sie richten sich darnach ein, das Gold während der schwülen Tageszeit erbeuten zu können, während die Ameisen sich wegen der Hitze unter die Erde zurückgezogen haben. — — — Sobald die Indier an die Stelle gelangt sind, wo sich das Gold findet, füllen sie ihre Säcke mit dem Sand, worauf sie in grösster Eile davon reiten; denn die Ameisen wittern die Leute, wie die Perser sagen, und stürzen zu ihrer Verfolgung her- aus. Nun sind diese Thiere von solcher Schnelligkeit, dass Nichts auf der AVeit ihnen in dieser Beziehung gleich kommen soll; und konnten nicht die Indier einen Vor- sprung gewinnen, während die Ameisen sich zur Verfol- gung anschicken, so würde kein einziger der Goldsucher entkommen. — — — Das ist, nach der Perser Aussage, die Art, wie die Indier den grössten Theil ihres Goldes erbeuten; einen geringeren Theil gewinnen sie durch Aus- grabungen."*) Eine Ergänzung zu diesem Bericht giebt Strabo**), dessen Gewäln-smann Megasthenes ist: Die Goldjäger sind vom Stamme der Jeqdcu. Die Ameisen sind nicht kleiner als Füchse; sie graben während des Winters, und häufen die Erde, nach Art der Maulwürfe, vor den Ausgängen auf, u. s. w. In indischen Quellen heisst diese Völkerschaft Darada, jetzt Dardu; sie sind arischer Abstammung, lieber sie sagt Lassen***): „Die Darada lassen sich historisch in dieser Gegend rückwärts verfolgen, soweit unsere Nachrichten überhaupt zurückgehen; die Geschichte Kashmirs, wie die alten epischen Gedichte erwähnen ihrer und die alten Geo- graphen von Herodotus und Kterdas an bis auf Ptolemaios. Der Goldreichthnm, der sie berühmt machte, wird durch neuere Nachrichten hinreichend bestätigt. Wir sind aber berechtigt, ihren alten Namen beizubehalten. Selbst sollen sie sich Shinaghi, ihre Sprache Shinä nennen; diese wird von den Nachbarn Dangari genannt. Sie hat eine Beimischung von persischen Wörtern, ist aljer offenbar, obwohl wir nur ein kurzes Wörterverzeichniss besitzen, als eine sanskritische zu erkennen." Rawlinsonf) giebt, Blakerley folgend, als die „viel- leicht wahrscheinlichste" Vermutbung über die Natur des fraglichen Thicres, dass dasselbe ein Ameisenfresser, das Schuppenthier oder Pangolin (Manis ])cntadactyla L.) sei, welcher sich in den sandigen Ebenen des nördlichen Indiens Höhlen grabe. Diese Vermutbung hat kaum etwas für sich. Der Pangolin ist eine so merkwürdige Erschei- nung, dass er schon von Alters her bekannt gewesen sein muss, und in der That giebt es eine sanskritische Be- zeichnung für ihn: Bajra-Kit (d. h. Stein wurm), die noch heute bei den Hindus im Gebrauch ist.fj) Aelian erwähnt, „dass es in Indien ein Thier gebe, welches wie ein Erd- krokodil aussehe. Es habe etwa die Grösse eines Malteser Hundes, seine Haut sei mit einer so rauhen und dichten Rinde bewatfnet, dass sie abgezogen als Feile diene und selbst Erz und Eisen angreife. Die Indier hätten ihm den Namen Phatagen gegeben. Diesen Namen trägt das Thier heute noch, und somit unterliegt es keinem Zweifel, dass der alte Naturforscher unser Schuppenthier meintcfff) Ausserdem ist zu bemerken, dass das Schuppenthier *) Herod. bist. III, 102—105. **) Lib. XV. Cap. 1. 44. ***) Christian Lassen, Indische Alterthumskunde. 2. Aufl. Leipzig 1867. II. 419. t) History of Herodotus. A new Engiish Version by G c o r g o Kawlinson. 1862. Vol. II. tt) W. T. Blanford, Fauna of British India, including Ceylon and Burma. Mammalia. London 1891. S- 597. ttt) Brchin'.sThierk'ben. Säugethicre IL 2. Aufl. 1877. S. 532. nicht in so grosser Menge vorkommt, wie aus den An- gaben von Herodot und Megasthenes über die grossen Ameisen hervorgeht, und hätte es sich darum aucli nicht der Muhe verlohnt, Expeditionen zur Gewinnung des von den Thieren ausgegrabenen Goldes, das als die Hauptquelle des Goldbezuges der Indier bezeichnet wird, zu veranstalten. Bei der Beschreibung des Thicres würden die Bericht- erstatter jedenfalls nicht ermangelt haben, die Schuppen- bedeckung zu erwähnen, während Nearchos, Alexander's Admiral, ausdrücklieh sagt, er habe zwar die Thiere selbst nicht gesehen, wohl aber viele ihrer Felle, die den Parderfellen glichen {naqduXiatc ö^ioia).*) Eine andere Ansicht ist von Lassen aufgestellt wor- den; es handle sich um 3Iurmelthiere. „Nun finden sich auf den sandigen Ebenen Tibets Murmeltbiere**), welche in Höhlen zusammenleben und deren Felle noch gegen- wärtig einen wichtigen Handelsartikel bilden und sowohl nach Indien als nach China gebracht werden. Es giebt ihrer zwei Arten; die grösseren haben eine Länge von 24 Zoll ; der obere Theil des Fells ist besetzt mit Ringen von schwärzlicher, röthlich - gelber und schwarzer Farbe. Das Fell des Panthers ist ebenfalls mit ringförmigen Flecken besetzt; die Lebensweise dieser Thiere ist der der Ameisen ähnlieh. Dieses giebt die Vermutbung an die Hand, dass die Indier des Tieflandes die Benennung Ameise auf das ihnen unbekannte Thier des Hoeldandes übertragen haben. Dafür lässt sieh noch anführen, dass nach den griechischen Berichten die Ameisen im Winter ihre Höhlen graben; jene Murmeltbiere graben sich eben- falls Höhlen, in welchen sie wäin-end der vier Monate des Winters leben.***) Die vorstehend erwähnten Beschreil)ungen Hodgson's liegen mir nicht vor. Auf jeden Fall theile ich die von Lassen ausgesprochene Vermutbung, und kann ausser den von ihm angeführten Grüntlcn noch andere triftige vor- bringen, f) Was jedoch zunächst die Angabc betrifft, der obere Theil des Fells sei mit Ringen von schwärzlicher, r('ithlich- gelber und schwarzer Farbe besetzt, womit die Aehnlichkeit mit ilcm Pantherfell, das gleichfalls mit ring- förmigen Flecken besetzt ist, gestützt werden sdll, so scheint diese Fassung auf einem Missverstehen der Hodgson- schen Beschreibung zu beruhen; denn es ist schon von vornherein unwahrscheinlich, dass das Fell eines Murmel- thieres eigentlich Ringe, wie ein Pantlierfell zeige. Die bei dieser Untersuchung etwa in Betracht kommenden Murmelthierarten haben nach den Beschreibungen neuerer Autoren folgende Beschaflenheit des Rückenfellcs, das wir, als bei der vorliegenden Frage allein wichtig, der Kürze halber ausschliesslicli in Betracht ziehen. 1) Arctomys himalayanus Hodgson. — Nach Büchner's Angaben ist „die Grundfärbung auf der ganzen Oberseite bis an die Seiten eine sehr helle, grau-gelb- liche, da aber die einzelnen Grannenhaare schwarz be- spitzt und mit einfarbigen schwarzen Stichelhaaren in grosser Menge nntermischt sind, so erscheint die Ober- seite ziemlich dicht schwarz melirt" f j). Büchner bemerkt *) Arrian. Ind. 15. — Strabo XV. 1. 44. **) „Mooreroft erwähnt zuerst ein solclios Thier, Travels etc. II S. 34, liat es aber nicht beschrieben. B. H. Ilodgson hat im J. of the Asiat. Soc. of Bengal X. S. 777; XII. S. 409 zwei Arten genau besclirieben." ***) Lassen, I. c. L 2. Aufl. — 848 (.S. 1022). t) Die Fabel von der Schnelligkeit und Wildheit der Thiorc wird von den Bewohnern des abgeschlossenen und unzugänglichen Landes eigens erfunden und nnterhalten worden sein, um die Concurrenz von dem gewinnbringenden Geschäft des Goldsammeins fernzuhalten. tt) Eug. Büclmer, Wissenschaftliche Resultate der von N. M. Przewalski nach Ccutralasien unternommenen Reisen. — Herausgegeb. von der K. Ak.id. d. Wissensch. Zool. Theil, Bd. I. Säugethiere. Bearbeitet von E. B. St. Petersburg 1888. S. 27. Nr. 33. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 331 ausdrücklich*), die von Przcwalski mitgebrachten Bälge „stimmten im Ganzen mit den Beschreibungen, welche wir Hodgson, Anderson und Hlantbrd zu verdanken haben, vollständig iibcrcin." Blanford beschreibt diese Art wie folgt: „Colour of body and limbs pale tawny, much mixed with black on tlie Upper parts"**). Dieselbe hat, dem gleichen Autor zu Folge, folgende Verbreitung. Tibet, nördlich von der Hauptkette des Hinialaya, von der Umgegend von Lhassa bis nach Ladak und zum Kuenlun. Häufig in Rukohn und Ladak in Höhen von ungefähr 13 000 und 14 000 bis 18 000 Fuss. lu Nord - Tibet von Przewalski ge- funden***). 2) Arctomys Hodgsoni Blanf. (A. hemacha- lanus Hodgson). — „Colour almost identieal with that of A. himalayanus, tawny, thc dorsal für dusky at thc base and black tips " Vorkommen: Nepal, Sikhim und Bhutan; vermuthlieh cis-himalayanisch, A. himalayanus dagegen trans-hinialayanisch f). Die Aorhergohenden sind die beiden zuerst von Hodgson beschriebenen, und von Lassen erwähnten Arten. Daneben kommen allenfalls noch die folgenden in Be- tracht : 3) Arctomys robust us ililne Edw. — Von Jlilne Edwards wurde diese Art aus dem östlichen Tibet be- schrieben; von Przewalski „im Gebirgsdistrict von Ganssu, im Bassin des Gberhiufes des Cielben Flusses, in den Bergen von Kuku-nor, auf dem Plateau des nord-östliehen Tibets und im Nan-sehan, im Süden der Oase Ssa-tschcü, beobachtet und gesammelt ff i. „Dank der Farbenvertheilung der Granncnliaarc, er- scheint die ganze Oberseite bei einer hellgelbliclien Gruudfärbung ziendich regelmässig und sehr dicht, bis au die Seitenlinien fein glänzend-schwarz gestichelt fff). Bei anderen Exemplaren ist „die hellgelbliclie Gruudfärbung von den dunkeln Haarspitzen viel weniger niaskirt und erscheint daher die Oberseite viel heller."*!) 4) Arctomys dichrous Anderson, ist in verschie- denen Details der Färbung ziemlich variabel; im Allge- meinen wie folgt: Auf der ganzen Oberseite sind die langen weichen ({rannenhaare zart hellgelblicli, am Grunde sind dieselben ungefähr in t'ineni V4 oder '/j ihrer ganzen Länge dunkelgrau, an der Spitze glänzend dunkelbraun- schwärzlich gefärbt"**!). Von Anderson im nördlichen Afghanistan entdeckt, hat diese Art nacii Büehner's Unter- suchungen***-;-) in Ceutral-Asien eine ziemlich grosse Ver- breitung. 5) Arctomys caudatus .laequemont. — „Colour yellowish tawny to orange, the back ehietly black, some- tinies wliolly black, in the udddle, the hairs being black throughout; usually tiie dorsal für is blackish at the base, then tawny and with long blaek tips."t*) Verbreitung: die (4ebirgsketten unmittelbar nördlich vom eigentlichen Kashniir, von Wardevan bis Deosai und Astor, in einer Hohe zwischen 8000—14 000 Fuss). Aus allen diesen Beschreibungen geht hervor, dass von eigentlichen ringförmigen Flecken, wie beim Panther, allerdings keine Rede ist, dennoch aber das Fell mehrerer *) I. c. S. 28. **) W. T. Bhniford, 1. c. S. 388. *") h\. 1. <•. S. 3S9. t) Bhiiifoi-d, 1. c. S. 389. tt) Büchner 1. c. S. 37. ttt) Büchner, I. c. S. 32. 33. *t) ib. S. 33. **t) ib. S. 42. ***t) ib. S. 40. 41. t*) Blanford, 1. c. S. 390. dieser Murmeltliiere, hauptsächlich (lurcli die schwarzen Spitzen der Klickenhaare, eine derartige Färbung und Zeichnung erhält, dass dasselbe recht wohl mit einem Pardelfelle verglichen werden konnte. Namentlich von A. himalayanus wird, wie wir sahen, angegeben, die Oberseite erscheine ziendich dicht schwarz melirt. Eine kräftige Stütze findet die Vermuthung, dass es sich bei Herodot's riesigen Ameisen um Murmelthiere handle, in der Lebensweise dieser Thiere. Brehm, der die sämmtlichen Murmelthiere von Polen bis zum Anmr und nach Kashmir hin — wenigstens in der hier vorliegenden zweiten Auflage — als Arctomys Bobae zusamnien- fasst, sagt von demselben: „Immer und überall lebt er in Gesellschaften von beträchtlicher Anzahl und drückt deshalb manchen Gegenden ein absonderliches Gepräge auf: unzählige Hügel, welche man in den Grassteppen Innerasiens bemerkt, verdanken ihre Entstehung vor- nehndich diesen Murmelthieren"*). Ebenso berichtet Büchner von Arctomys rol)ustus: „Im Ganzen bewohnt dieses Murmelthier in grosser An- zahl mit besonderer Vorliebe die Wiesen der hochalpincn Zone (bis zu einer absoluten Höhe von 13 000') , kommt jedoch auch in den niedrigeren (7500—8000' absoluter Höhe) Thälern, wie z. B. längs dem Flusse Tetung-gol nicht selten vor. Die Jlurmelthiere , welche hier innner in Gesellschaften leben, graben ihre Höhlen zuweilen in sehr harten steinigen Boden . . .'•**) Desgleichen melden die Berichterstatter überein- stimmend von all diesen Mnrnu'lthiercn, dass sie die heissen Tagesstunden in ihrem Baue zubringen. Von Arctomys robustus sagt Büchner nach den Angaben Przewalski's: „Kaum ist an einem schöuen klaren Tage die Sonne aufgegangen und kaum hat sie nur unbedeutend gewärmt, so verlassen schon die Murmelthiere ihre Baue, laufen herum oration von Brunnen dienen. Nun ist aiier vicus marmoretorum Uebcrsctzung von ruc des marmou- sets und nicht umgekehrt; marmoretorum ist also eine, wenn auch mehr oder weniger gelehrte, Volksetymologie. Der Plural des bret. marmouz (Atfe) ist niarmouzed*t); davon wird wohl die ruc des marmousets ihren Namen haben. Die grosse Verbreitung desselben Namens für Murmel- thier bei einem so charakteristischen und vor nicht vielen *) Kuhn Zeitschr. XII, 304. **) Curtius, 1. c. ***) ahd. : miiremunto, murmenti. — mlid. : murni en d in. — altfr. : marmoutain, marmottan, maruiotainc. — Tess. : muremontana. ^- Graub.: murmont; auch moutanella. — Valtell.r montanela. — In Italien auch varosa; von vara? („Plusieurs de nos Alpes occidentales portent le nom de vara" Bridel, Glossaire du Patois de la Suisse romande. Lausanne 186(5.) t) Littre, Dictionnaire de la langue frangaise, 1863: s. v. „Marmot. 1) Anciennement, nom du singe. 2) petite figurc gro- tesque. 3) Fig. familiferement: Petit garfon. etc. — Etym. Wal- len, marmot, roi|uet; ital. marmocchio. Origine inconnue." — tt) Ang Scheler, Dictionnaire d'Etymologie franc;. Nouv. ed. Paris 1873. s. v. ttt) cf. Scheler 1. c. — Littr^ s. v. marmouset. *-f-) cf. Hersart de la Villemarciue in Lr Gouidec, Dic- tionnaire fran^ais-Creton. Xr. 33 Naturwisscnscliaftliclic Wochenschrift. 333 Jahren noch ausserordenthch h;tiifif;-eii Ali)ei)tliicr sclieint uns allein schon für die Urspriin^iiclikeit der Bencnnun;;- im Alpengchiet zu sprechen und gegen die Entstellung aus einer spatlateinisclien Benennung*) Da nun zaiilreiche Wörter bekannt sind, — und sjjcziell auch Thiernanien — die als Ueberlileibsel einer älteren Sprache unverständlich gi'worden, in andere Wörter der si)ätern Sprache umgewandelt oder an solche angelehnt wurden, um irgend einen Sinn — der freilich oft ein Un- sinn ist — darein /u legen, so möge die Vermuthang gestattet sein, dass die Jlehrzahl der deutschen und id- mauischen IJenennungen für das Murnieltliicr aus den ge- *) Gleiches Schicksal hat ein arnlcrer, wenn aneli nicht aus- schliesslicher, Alpenliewohner, das Hermelin, mit seinem Namen gehabt, den znerst Diicange von armenius ableitete, weil die Ncneren das Fell ans Armenien empfingen (cf. Dii'z, Etymolog. Wörterbuch d. rom. Sprachen. 4. Ausg. 1878 s. v. Armellino). So nach Scheler (1. c): „Hermine vfr. ernie, ermine, prov. erniini. it. armellino, ermellino, esp. armino, dn L. armenins. La pcau d'hermine etait originaireinent tiree de l'Arme, nie, vfr. Erm<'ni(^. C'est la t'ourrnre qiii a donne le nom ä la beti', car celle-ci n'est pas du tout armenienne d'origine." — Es handelt sich auch in diesem Fall um ein alteinheimisches Wort: ahd. harmm als zu mehr oder nunder ]) hantastischen Ergebnissen, an denen dann im vor- liegenden Büiddein kein Mangel ist. Wenn der Verfasser sicli i'twa mit Alb. Langes Anschauung, dass die Metaphysik als Dich- tung berechtigt sei, einv<'rstanden erklärt und sein Büchlein offen als eine ganz persönliche metaphysische Dichtung ausgegeben hätte, so hätten wir dagegen niciits einzuwenden und nur das zu bemerken gehabt, dass das Büchlein für diejenigen, die auf dem Standpunkte strenger Erfahrung stehen, einfach nicht geniessbar ist. Da das Bücddidn aber noch ein mehr sein will, so müssen wir d(Min doch bemerken, dass dem Verfasser die strenge Schulnng des Forschers und Philosophen und damit die Schärfe der Be- griffe ebi'uso mangelt, wie die denn doch nicht unwichtige Vor- sicht und Bedachtsamkeit im Vorgehen. Z. B. siml die Ideen der Gegenseitigkeit und des Verhältnisses, die überall in dem Büchlein eine Rolle s]iielen, nicht etwa im relativistischen Sinni' gemeint, sondern ganz tlichterisch verwerthet. Die Hauptbegrift'e Seele (der „organische Aother" oder das Verhältniss zwischen Pflanzen- und Thierloib im Menschen, , S. 6 u. 98), Geist, Phantasie, Ich, Wahrheit („vollkommene Gegenseir.igkeit zwischen Kennen und Er- keinien" S. 34), Gefühl („Verhältniss zwischen Nerven und Blut", S. 57), Kraft („verständnissvuller Trieb." S. 81), ferner verschiedene [ihysiologische Ansichten (z. B. duss sänimtliche Bewerbungen vom Kleinhirn ausgehen und dass dem Grosshirn „Empfindungen mangeln", S. 23) u. v. a. m. sind so wenig klar c^rörtert und so wenig gut begründi't, dass wir die Schrift wirklich nicht recht für wissenschaftlich halten können und entschieden in Abrede stellen, dass der Verfasser, wie er selber im Vorworte behauptet, die „Ergebnisse der Wissenschaft in seinem Gedankeid>a.u ver- wertet" habe. Was uns an der Schrift gefallen hat. sind manche hübsche Einzelheiten, ganz nette Beispiele, Vergleiche, Bilder, durch die Verfasser seine Anschauungen klar zu machen sucht, und selbstverständlich die tüchtige sittliche Gesinnung, die das Büchlein wie ein warmer Hauch durchzieht und belebt. Dr. M. Klein. C. Renooz, La nouvelle doctrine de l'evolution. Ri'sume du livre JU de „La nouvelle science (Synthese scientifi([ue devisee en 6 livres)". Paris, A.-M- Beaudelot. 1891. Keine selbständige descendenztheoretische oder entwicklungs- geschichtliche Studie bietet die vorliegende Schrift, sondern ledig- lich eine ausführliche Uebersicht über den Inhalt eines grösseren Werkes dessellicn Verfassers, betitelt: „Die nene Wissenschaft." Von dieser „neuen Wissenschaft," mit der nicht etwa der Dar- winismus oder dergl. gemeint ist, sondern wirklich etwas ganz Neues und Eigc^nartiges. (soviel ich wenigstens weiss), das dem Kopfe des Verfassers entsj)rungen ist, hatte ich auf den ersten 16 Seiten so viel erfahren, dass ich es niclit mehr vermochte, die Schrift hinter einander geduldig und gewissenhaft zu Ende zu lesen. Es war mir nur noch möglich, den Rest von 32 Seiton zu durchblättern. Denn was ich da fand, war — mit einem Worte gesagt — naturphilosophischer Unfug; und wenn damit die Schrift noch nicht genügend gekennzeichnet ist, kann ich hinzufügen: der Verfasser ergeht sich in willkürlichen und ge- wagten Spielereien der Phantasie, von denen ich dem Leser dieser Besprecluing doch eine gewisse Vorstellung geben will — nicht, weil sie von irgend welchem Werthe wären, sondern u'm zu zeigen, dass Derartiges immer wieder einmal in der wissenschaftlichen Litteratur a'iftaucht; auch in unserer deutschen Littm-atur erschien vor einigen Jahren ein ähnliches Geistesproduct: Julius Hensera Buch „Das Leben. 1. Theil: Die Fortdauer der Urzeugung." — Renooz sieht in der embryonalen Entwicklung der Thierä (Onto- genese) ein Abbild der Phylogenese der Pflanzen. Und zwar wiederholen- die Säugethiere die Formen der Dicotyledonen, die Vögel diejenigen der Monocotyledonen, die Beutelthiere diejenigen der Gymnospermen, die Schlangen diejenigen der Palmen, die Flatterthiere diejenigen der Farne, die_ lusecten diejenigen der Gräser u. s. w.; die Fische haben sich nicht aus Pflanzen, sondern aus den hartschaligen Mollusken entwickelt, indem diese sich aufrollten; die iMollusken selbst sind einfach aus vom Wasser um- spülten, abgerundeten Steinen hervorgegangen; auch die Frösche stammen von den hartschaligen Mollusken ab, sie entstanden, als letztere aufs Land geriethen. Diese wunderbaren Verwandtschaften und Zu.sammenhänge werden nun in theilweise erlieiternder Weise näher begründet. Zum Beispiel: Das Nabelbläschen der Säuge- thiere entspricht dem (!) Keimblatt der Dicotylen, die Wirbel den Jahresringen; die Galle enthält dieselben Stoffe wie die Blätter, das Blutserum weist die chemische Zusammensetzung des Pflanzen- saftes (Zellsaftes V) auf; die Nervenfasern entsprechen den Gefäss- bündeln (trachees deroulables) u. dergl. m. — Ich glaube, der Leser wird nach diesen Andeutungen gleich mir allen Respect vor dem Hauptwerk haben, dessen drittes, in der vorliegenden Schrift inhaltlich gekennzeichnetes Buch den besonderen Titel „Die Entwicklung des Menschen und der Thiere" führt, während das erste Buch von der „Kraft" und das zweite von dem „Zeugungs- princip des Lebens" handelt. Dr. K. F. Jordan. Florian Cajori, The Teaching and Hisfcory of Mathematics in the TJnited States. Gcnernment Printing Office, Washington 1890. Ueber das Unterrichtswesen in den Vereinigten Staaten, von den Elementarschulen bis zu den Universitäten, sind in Europa z. Th. so falsche Anschauungen verbreitet, dass man sicher eine allgemeine Uebersicht über die betreffenden Verhältnisse mit sehr grossem Interesse lesen wird, und das um so mehr, wenn — wie m dem vorliegenden Werke — auch das historische Moment weit- gehende Berücksichtigung findet. Die Monographie des Professor Cajori, die übrigens unter thätiger Beihilfe der Regierung der Vereinigten Staaten zur Veröff'entlichung gelangt ist, beschränkt sich zwar auf eine Darstellung der Geschichte und iNIethode des mathematischen Unterrichts, aber es lässt sich dennoch aus den Angaben über diesen wichtigen Unterrichtszweig und aus einer Reihe gelegentlicher Bemerkungen ein im allgemeinen wohl zutreffendes Bild von dem gesammten LTnterricht in der Ver- gangenheit und Gegenwart der Vereinigten Staaten gewinnen. So weit es sich bei derf eigenartigen Verhältnissen in Nord- amerika, wo das Unterritditswesen fast ganz in privaten Händen ruht, durchführen Hess, hat Prof. Cajori durchweg sicheres Quellen- raaterial benutzt; nur wo . dieses nicht ausreichte, hat er von anderweitigen Mittheilungen Gebrauch gemacht. Eine grosse Fülle biographischer Notizen durchsetzen sein Werk und machen das- selbe auch in anderer Beziehung werthvoll und interessant. Aller- dings wäre nach europäischem Geschmack eine Beschränkung in den Notizen über lebende Professoren zu wünschen gewesen, aber es würde uns dadurch andererseits der interessante Einblick in die gegenwärtigen Verhältnisse fast gänzlich abgeschnitten worden sein.' So mag denn dem Autor manclie Infliscretion aus besagtem Grunde verziehen werden. Die Abgrenzung der einzelnen Entwickelungsphasen des höheren und niederen mathematischen Unterrichts ist, so weit sich erkennen lässt, eine durchaus naturgemässe. In dem ersten Cajiitel führt uns der Verfasser die wenig erfreulichen Zustände während der colonialen Zeit, der ersten Phase, vor Augen. Nachdem zunächst die „elementaiy schools" besprochen word.en sind, ge- langen die „Colleges" und Universitäten einzeln zur Darstellung. Man gewinnt von dem Stande der Mathematik und des mathe- matischen Unterrichts jener Zeit eine ungefähre Vorstellung durch die Angabe, dass bei der Aufnahme in das Harvar 1 Colh'go, die älteste (1G36 gegründete) Universität Amerikas, nicht einmal die 336 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 33. Kenntniss des Einmaleins erforderlich war; Arithmetik, etwas Geometrie und Astronomie waren die mathematischen Unterrichts- gegenstände, die im dritten Studienjahre behandelt wurden. Die- ser Zustand dauerte bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Einen höheren Standpunkt nahm die im Jahre 1755 gegründete „University of Pensylvania" ein, ohne allerdings in der Folge diese Stellung zu behaupten. Interessante Erscheinungen aus dieser Epoche sind die Autodidacten Rittenhouse, Thomas Godfrey, der ursprünglich Glaser war, Nathaniel Bowditch und Benjamin Barker, der „negro astronomer and philosopher'. Einen Aufschwung nahm das Unterrichtswesen nach dem glücklichen Ausgange des Unabhängigkeitskampfes. Trotz ein- gerissener Armuth wurde die Anzahl der Schulen, „Colleges" und Universitäten beträchtlich vermehrt und dem gesammten Unter- richte, namentlich auch dem mathematischen, erhöhte Aufmerk- samkeit zugewendet. Charakteristisch für diese von ,1776 — 1820 dauernde Epoche ist das Erscheinen zahlreicher mathematischer Werke in Amerika, die in der grossen Mehrzahl Abdrücke eng- lischer Werke waren. Diese Litteratur hat die Entwiekelung des mathematischen Unterrichts erheblich gefördert, und deshalb hat der Verfasser diese ganze Epoche als die des Einflusses der englischen Mathematik bezeichnet. Deutsche und französi- sche Mathematiker waren während dieser Zeit in Amerika fast gar nicht bekannt, und die wenigen von amerikanischen Mathe- matikern verfassten Werke waren englischen Vorbildern genau nachgebildet. Dem höheren Stande der Mathematik entspricht es, dass während der in Rede stehenden Epoche eine Reihe mathematischer Journale in Amerika herausgegeben wurden, von denen wir anführen: „the Mathematical Correspoudent", „the Analyst" und „the Mathematical Diary", welche allerdings durch- weg elementar waren und mit Ausnahme einer Nummer des Analyst, in der Adrain's Untersuchungen über die Methode der kleinsten Quadrate dargelegt waren, nichts zur wissenschaftlichen Förderung der Mathematik beitrugen; ihr Werth bestand im wesentlichen in dem erziehlichen Einfluss. Originale Forscher waren kaum bisher aufgetreten. Eine neue Entwickelungsphase hub für den mathematischen Unterricht in den Vereinigten Staaten an, als sich der Einfluss der grossen französischen Mathematiker Lagrange, Laci'oix, Poisson, Laplace, Ampere, Cauehy, Chasles, Duhamel, Dupin, Le Verrier, Poncelet u. A. auch jenseit des Oceans geltend zu machen be- gann. Allerdings hinkten die amerikanischen Mathematiker hinter ihren neuen Vorbildern meist recht erheblich nach, aber nichts- destoweniger war doch ein erneuter Aufschwung in dem mathe- matischen Unterricht und in mathematischer Forschung nicht zu verkennen. Man darf aber, wenn von dem Einfluss der fran- zösischen Mathematiker gesprochen wird, nicht meinen, dass die von den Engländern überkommenen Methoden und An- schauungen etwa gänzlich verdrängt worden wären; im Gegen- theil stellte sich die Tradition englischer Bezeichnungen und Be- gi'iffe der Ausbreitung der klaren französischen Darstellungen oft hemmend in den Weg. Uebersetzungen französischer Werke mit allfälligen Erläuterungen erschienen nun in grösserer Zahl. Besonderen Einfluss übte die Uebersetzung der M(5canique celeste von Laplace durch Bowditch aus. Es war mit diesem Einfluss der französischen Mathematiker zugleich ein Uebergang von der schwerfälligen Newton'schen Bezeichnung zu der viel bequemeren und fortbildungsfähigen Leibnizischen Bezeichnungweise verbunden, ein Uebergang, der sich in Amerika um den Schluss des ersten Viertels dieses Jahrhunderts vollzog. Es würde den Rahmen einer Besprechung bei weitem über- schreiten, wollten wir tiefer auf die Einzelheiten der Darstellung dieses Abschnittes, die über die Hälfte des vorliegenden Buches ausfüllt, eingehen. Es muss an dieser Stelle genügen, wenn wir constatiren, dass diese kurz hinter der Gegenwart liegende Epoche für die Entwiekelung des amerikanischen Unterrichtswesens im allgemeinen und die des mathematischen Unterrichts und der mathematischen Forschung im besonderen verhältnissniässig sehr fruchtbar gewesen ist. Das lässt sich schon aus der Angabe er- kennen, dass nicht weniger als insgesammt 12 „Colleges", Uni- versitäten und Militärakademien während dieser immerhin kurzen Zeit gegründet wurden, unter denen sich die besten Universitäten befinden. Befremden erregt der fortgesetzte Stillstand der Uni- versity of Pensylvania, welche einst relativ sehr glänzend hin- sichtlich ihrer mathematischen Leistungen dastand. Für die Fruchtbarkeit dieses Zeitabschnittes sei ferner das Aufblühen mehrerer mathematischer Journale angeführt, unter denen das von der Johns Hopkins University herausgegebene American Journal of Mathematics Weltruf und -Bedeutung erlangt hat. Den Stand des mathematischen Unterrichts in der Gegenwart schildert uns der Verfasser in einem folgenden Capitel. Ziel des- selben ist es, hinter den entsprechenden Einrichtungen der alten Welt nicht zurückzustehen. Aber noch ist man weit von diesem Ziele entfernt. Namentlich die Schulen lassen noch viel zu wün- schen übrig, ehe sie mit deutschen oder französischen Einrich- tungen einen Vergleich wagen können. Hinsichtlich der Uni- versitäten werden theil weise ungeheure Anstrengungen gemacht: überall sieht man mit Genugthuung, wie der deutsche neben dem französischen Einfluss an Boden gewinnt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass aus dieser Saat in dem neuen Boden gute Früchte emporschiessen werden. ' Wir übergehen dieses, im wesentlichen den Schulmann allein interessirende Capitel und schliessen mit der Bemerkung, dass der Verfasser seinem Werke noch 5 historische E^ssays zugefügt hat, welche über die Geschichte der unendlichen Reihen, über die parallelen Linien, über die Grundlagen der Algebra, über den Unterschied zwischen Napier'schen und natürlichen Logarithmen sowie über amerikanische Zirkelquadratoren handeln und recht lesenswerth sind. Möge das verdienstliche Buch auch in Deutschland zahlreiche Leser finden. " ' A. Gutzmer. Vierteljahrsschrift der. Natuxforschenden Gesellschaft in Zürich. Red. Prof. Rud. Wolf. Sd Jalirg. I. Heft. (In Comm. bei S. Höhr in Zürich). — Das Heft bringt 2 Aufsätze: Rud. Wolf, Astronomische Mittheilungen, Fr. Graberg, Zum Bau des Maassraumes. Sitzungsbericht der Naturforscher-Gesellschaft bei der TJniv. Dorpat, red. von Prof. Dr. I. v. Keunel. IX. Bd. 3. Heft. 18;)2. Dorpat 1892. — Das Heft umfasstS. 407-615: esbringtdie folgenden Aufsätze: Barfurth, Zellbrücken bei Pflanzen und Thiercn ; Buhse, Elodea canadensis; v. Kennel, Anneliden und Verte- braten-Augen, Verwandtschaftsbeziehungen der Arthropoden, Ab- stammung der Tardigraden, Mimikry bei kleinen Insekten, Bastard von Mora.st- und Birkhuhn; Klinge, Neue Pflanzen des Balticums; Kneser, Meth. zur Darstellung Determinantheorie; Kobert, Ein neues Parhaemoglobin, Pilzvergiftung; Krüger, Eisen- Schwefel-, Phosphor- und Calcium-Gehalt der. Rindsleber, und 4 entomologische Aufsätze von Sintenis. Mittheilungen des math.-naturw. Ver. in Württemberg, herausg. von Dr. ü. Böklen. V. Bd. 1. Heft. (I. B. Mctzlerschcr Verlag in Stuttgart) 1892. Preis 1,50 M. — Das nur 52 Seiten umfassende und mit einem Bildniss von J. F. E. Rcusch ge- schmückte Heft liringt eine Biographie dieses Naturforschers aus der Feder Böklen's, Lösungen einer geometr. Aufgabe von M.,Baur und Böklen, einen xVufsatz von H. Ruoss: Die Inva- rianten der Biegung und einen von K. Reiff: Ueber Wirbelbe- wegung reibender Flüssigkeiten, sowie zum Schluss 3 von Sporcr aufgestellte Lehrsätze, welche bewiesen werden sollen. Speck, C, Physiologie des menschlichen Athmens, nach eigenen Untersuchungen dargestellt. Leipzig. 6,40 M. Stöhr, Ph., Lehrbuch der Histologie und der mikroskopischen Anatomie des Menschen mit Einschluss der mikroskopischen Technik. 5. Aufl. 8 M. Tettenhamer, E., Ueber das Vorkommen ofi'ener Schlundspalten bei einem menschlichen Embryo. München. Thaer, A., Kennzeichen der Entartung einer Fläche 2. Ordnung. Leipzig. 0,50 M. Thiemann, K., Die platonische Eschatologie in ihrer genetischen Entwiekelung. Berlin. 1. M. Traeger, E., Die Halligen der Nordsee. Stuttgart. . ■ . i Weierstrass, K,, Formeln und Lehrsätze zum Gebrauche der elliptischen Functionen. Berlin. 10 M. Inhalt: Adolf Kötz: Die Störungen in den Schichten des Steinkohlengebirges. (Mit Abbild.) — C. F. Forsyth: Die grossen indischen Ameisen Herodot's und der Name des Murmelthiers. — Ueber Anpassung und Mimikry von Schmetterlingen. — Schwimmvögel als Transportthiere von Blutegeln. — Ueber die Thätigkeit der Sonne. — Ueber die Analyse westpreussisclier Bronzen (Antimongehalt). — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. Fr. Bahnsch: Die Zukunft des griechischen Sprachuntenichts auf den Gymnasien. — Julius Rau: Das Lebens- und Welträthsel. — C. Renooz: La-nouvelle doctriue de l'evolution. — Florian Cajbri: The Teaching und History of Mathematics in the United States. — Vierteljahrsschrift der Naturforschendeu Gesellschaft in Zürich. — Sitzungsbericht der Naturforscher-Gesellschaft bei der Univ. Dorpat. — Mit thiilungen des math.-naturw. Vereins in Württemberg. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 33. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXXI ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ X Dr. Robert Muencke x X Luisciistr. 58. BERLIN NW. Luisenstr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ X "nd Gcräthschafteu im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ :in Stahlcylindei-n. Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15. In Ferd. Dummlers Terlagsbochhaud- lung in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, Prof. u. Dircctor der Kgl. Sternwarte 7.u Berlin. Preis 7 Mark. In Ferd. OllninilerH VerlagM- buehhandluns in Berlin erscheint: Einriibrung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Kustos am Künigl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. £111111 lillMMIIIIIMIMMIIIIIIIIIIIIIIMHIIIIIIIIIIHIIir^ I Zu Schfilerprämien [ I vorzüglich geeignet 1 i ist das Buch: i I Deutsch - Afrika | i und seine i iNacliliarn im schwärzen ErM,l I Eine Rundicise = = in abgeruudeteu Natiusc bilde- = i rangen, Sittenscenen und ethno- = = graphischen Charakterbildern. | 5 Nach den H i neuesten nud besten Quellen für H I Freunde d. geographischen Wissen- 5 z Schaft u. der Kolonialbestrebungcn E E sowie für den höhereu Unterricht E E von E = Dr. Johannes Baumgarten, = E (iymuasial-Oberlchrer. E E 2. vermehrte Ausgabe. Afit einer | E Kartenskizze von Deutsch- Afrika. ~ 1 5 Mark, gebunden 6 Mark. 3 = Ferd. DöniDilers Verla^sbucbliandiiiiiir = i in Berlin SW. 12. | ~ tict)te. — Xrcffliclie mil tt är If d) e 31utl«8c. — 3nter«tfante ifotaU, Ibeater" unb SleriAt« • 'Jla^r ii>i>ellen ber ^ervorragtnbßrn antares. ^ii;riscn flnö votx fldjever SfirltuttB! Der 3n^ali ber „^crlineV Sleuc(l»n Sladjririjten" ifl frei Don Jirirolitüien irgenb meldier äirt. 3n jebcr aebilbeten Jamilie finben fic baljer flcter freunblicl)e Slufna^me. Otr S'ÜT ^t-aml tlcn • ilnjeinrn, Sicnfttioirn. 0>t)iid)c, &toliniino«>3ln;ci|ien unb n^ulicbc Slniionccn. bic bic 'llcbürfiiiiit ciitcS ^an^f)altä bctreffm. toirb bic Ulionncmciit« Cutttunn für bn^ Inufenbc Ouartal b. a. Üü. l>oll in 3crt, (oiitcnt auf bciii vcalcii Sobcn r r tcr nuibiriicn Jed'iiit fiiitcub, rccltte ter Seiiafiet — ein vidiiilci Toto? - cuif E = Wiunt Ju jalniinv ^tutifii iui6 ISjpeiiiiieutc rcUio Bclierrldit, .icint btrjolbc in ciurc = i 'Jtrilic ciiiirliio 'jlblianbluilgrn bcii 'Jilcii ;i< iicucii ovp^artigcii (<^i'fiiiAiiiii|cn, i § ireldje uns beute mit Sciiniubernna, bie 3eiiaeni)(ieii bei° '.'0. ^labrbuiibettS aber bcv- i = eiuft mit Witleib fiir uus citülieu müffeu, bie itiv unS ncdi obuc jene itauuenS- = i li'Cfteu f-iilfemittcl ju bebelttu bcitte». = I === »Borrntig in alleit Sudj^anMunaen. ^= | I ffrb. Püinmlrro Pfrlngoliiid)l|niiMuiig, ÖriiinSW., 3iuimrrltrnrif 94. 1 ^iiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiNiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiir In unserem Vci-lage-ersclHenSöfefeeä -nncl ist durch jede Buchhiiudlung zu beziohon: Geschichte der Sprachwissenschaft bei den Grieclieu und Eöiiiern mit besonderer Rücksicht auf die Logik von ....... Dr. H. Steinthal, A. O. Professor der Sprachwissenscb.aft au der Universität zu Bcrlia. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Zwei Teile. Freis 16 Ivüarls:. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berim SW. 12. (^.g^^g^g^vg\®\®^S\g\g^^\g\6)^g\g^S\g'^S^g^^\g'vg'.g\S^g\g\g^g^vg\^\®^g^vQ?^g\g\gvS^ Soeben ersclielrLt: 16 Bände g:eb. ä 10 M. oder 256 Hefte a 50 Pf. 16000 SeitenText. In unserm 'Verlage erscliion soeben Und ist durch jede Huclihaiidhiiig zti beziehen: Die ethische Bewegung in Deutschland. ~Vor"bereiten.cie AdZitteiliangen eines Kreises gleichgesiunter Jlänner und Frauen zu Berlin. 37 Seiten gross Octav. Preis 50 Pf. Mehr und mehr ringt sieh die Erkenntnis durcli, dass unser religiiises Loben einer Befreiung von den starren Formen kirclilicher Dogmatik liedürftig, dass nur von einer intensiveren Bethätigung dps reinen Evangeliums der iMenschenliebe aucl eine gründliche Besserung unserer sozialen Zustände zu er hotten ist. Ein Kreis hervorragender Männer und Franen hat sich zusammengeschlossen, um für eine otliische Vereinigun zu werben, welche der Läuterung und Festigung des sittlichen Lebens dienen, den Gedanken der tieferen Zusammengehörigkeit aller Menschen pflegen w ill. In der vorstehenden Broschüre sind ihre Ziele dargelegt. An diesen auf die Förderung des Wohles der Menschheit gerichteten Bestrebungen thätigen Anteil zu nehmen, ist ein Ehrenpflicht für Jedermann. «iFerd, Dümailers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstrasse 9i f.^^¥¥^¥^^^^¥^^«¥»'¥«¥!i^^ ¥ )^)f)f.'4*^)i'4'444**- ???§ Abbildiino Konversation^'l^ [600Tafein.HHiSHi3üO Karten. 120 ChroiflötafelD üdü 48Ö Tafeln in Schwarzdrack. Die Bewegung .ler Unabhängigen Studentenschaft zu Berlin, ^-:.^- Denkschrift des Comiles. -^Cs^ 20 Seiten gr. 8». Preis 30 Pf. aif- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. "9»S Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. ^^C'.'Xc:»:':^.^.^'.^'*;^'^:'^':'«.»':'^:..';':.^.^'.'.'.!;'.-^'.'^ .■■■.■■•^''■-■•'.•■y.'.'^'ay^ü^a^'jyjyj'a'A'.i&^yj.'^'vv ^ .„__„_- .^-^^--. - Z it;S! !;;] n In Ferd. Düinmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Leo d-enier, ' Bergreferendar. Mit wisseuschaftlichen Beiträgen von Prof. Dr, Holzapfel, Dr. Karl Mülle r-Hallensis, Dr. I. Pax, Dr. H, Potoniö und Prof. Dr, W. Zopf. Mit 1 Portrait, 12 Abbildungeiu i Tafel und i Karte. 80 Seiten %v. 8°. Preis 1,20 Mai-k. = Zu beziehen durch alle Bucbbandlunsen. = Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. Vir. Band. Sonntag, den 21. August 1892. Nr. 34. Abonnement: Man obimnirt liei allen Buclilianilliingeu iinil Post- -ij- aiistalten, wie bei der Expeclition. Der Vierteljahrsiireis ist Jl 3.— g|j3 Bringegeld bei der Post If» ^ extra. JL Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 A. Griissere Auftrüge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenanabnie bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. AlMlrnck ist nur mit vollständig er Quellenang^abe g^estattet. Das grösste carbonische Pflanzenfossil des Europäischen Continents. Von H. Potonie.*) Sclinn häufig' waren im Piesbci'gcr Steiiiknlilenbcrg- werk bei Osnabrück stammähnJiclie Petretacten beobachtet niul zu Tage gefördert worden, die vornehmlich dem Hangenden der Oberbank des Fbitzes „Zweibänke" ent- stammen. Beim Aufzinmiern einer zu Bruche gegangenen Wetterstrecke in dem genannten Flötz wurde nun beob- achtet, dass die vermeintlichen Stämme, mit der Siiitzc nach unten gerichtet, in das umgebende Gestein einge- lagert sind, und dass die dicker werdenden Theile nach oben sich zu einem gemeinsamen Stamme vereinigen, der rechtwinklig gegen das Fallen der Gebii-gsschichten in die übergelagerten Schichten fortsetzt. Man hat es also nicht mit Stämmen, sondern mit „Wurzeln"**) oder jeden- falls mit den unterirdischen < »rgantheileu von Stämmen zu thun. Bei dem erhöhten Interesse, welches die Petrcfactcn durch diesen Befund gewannen, wurden auf Veranlassung des damaligen Bergwerksdirectors Herrn Karl Temme und unter umsichtigster Leitung des Herrn Obersteigers Theodor Schacfer in den Jahren 1884 bis 1886 vier derartig voll- ständige Petretacten, unter denen 2 besonders grosse und schöne, im Bergmittel verfolgt und mühsam stückweise zu Tage gefVirdcrt worden sind. Von den Stammtheilen sind nur Stüiinife erhalten geblieben res]), gefördert worden. Innerhalb der Fundstellen von diesen vier Exemijlaren in *) In Bd. IV S. '237 der „Naturwissenschaftlichen Wochen- schrift" ist schon in einer kurzen Notiz auf das im Titel genannte Fossil aufmerksam gemacht worden. Eine avisfiilirlichi> wissen- schaftliclii^ Arbeit über dasselbe habe ich im „Jalirlmch der Kgl. Preussischen g^eolofcischeu Landesanstalt und Bergakademie für 1889" (erschieni'n Anfang 1892, der Separatabziig erschien schon im Juli 18901 mit 4 Tafeln veröä'entlicht ; ich biii demnach niinmelir in der Lag<<, auch in der „Naturwissenschaftlichen Wochen- schrift" Ausführlicheres über das interessante Stück, namentlich mit gütiger Erlaubniss der hohen Direction der genannten An- stalt auch eine Original-Abbildung desselben zu bieten. **) Wir werden später sehen, dass das Wort „Wurzel" mit Vorsicht zu gebrauchen ist. einer Längenausdehnung von etwa 60 m und einer Breiten- ausdehnung von etwa f)0 m, sind dann noch viele Wurzel- reste gefunden, die aber nicht weiter beachtet und verfolgt worden sind, weil die beiden kleineren — jetzt verwitter- ten und beseitigten — ■ Exemplare noch keine Liebhaber gefunden hatten, während doch das Heraussehaffen, Trans- portiren und Aufstellen so grosser und schwerer Fossilien einen kostsi)ieligen Arbeitsaufwand erfordert. Auch an anderen Stellen im Hangenden des Flötzes „Zweibänke" und anderer Fh'itze, namentlich des Flötzes „Mittel", sind mächtige Wurzeln resp. Stammtheile ge- funden worden. Dem Bergmann wäre es lieber, wenn diese stammälmliehen Petrefacten nicht da wären, denn sie können ihm Gefahr lu'ingen. Namentlich im (iestein des Hangenden des Flötzes „Mittel" ist das Auftreten der sogenannten Sargdeckel leider charakteristisch. Es sind dies senkrecht zur Fh'itzneigung, nach oben sich kegelig verjüngende Stammsteinkerne, die sich beim Abbau des Flötzes, wenn also die Petrefacten ihrer Stütze beraubt werden, leicht von dem umgebenden Gestein lösen und herniederstürzen, wobei häutig Bergleute verletzt oder getödtet worden sind. Die beiden zuerst gefundenen, besten Exemplare wurden zunächst — das eine, später (1885) geförderte vor dem alten Osnabrücker Museum, dem ehemaligen Amts- gerichtsgebäude, das andere, 1884 gefundene, unweit des Schachtes — jedes unter einem besonders errichteten höl- zernen Pavillon aufgestellt. Die in den Händen des Herrn Geheimen Ober-Berg- rathes Dr.'.W. Hauchecorne liefindHche Direction der geo- logischen Landesanstalt hatte nun aber — durch Herrn Temme aufmerksam gemacht — von vornherein ihr Augen- merk auf die bemerkenswertheu Stücke gerichtet und hatte wegen eines eventuellen Erwerbs desselben für das Museum der Kgl. geologischen Landesanstalt und Berg- akademie zu Berlin Unterhandlungen eingeleitet, die aber 338 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 34. vorläufig xu keinem befriedigenden Abschliiss gelangten; erst im Frühjahr 1889 wurden die Unterhandlungen wieder aufgenommen und ich wurde infolge derselben mit einer Reise nach Osnabrück und dem Piesberge betraut, im wesentlichen um über den wissenschaftlichen Werth des Fossiles zu berichten. Das Resultat war die Uebernahme des Petrcfactes seitens der geologischen Landcsaustalt, in dessen Lichthof es zur Aufstellung gelangt ist. Figur 1. Das Osnabrücker P^xemplar steht jetzt im neuen Museum in Osnabrück. Aehnliche Htammstümpfc, vielleicht alle zu dersell)cn Art oder Gattung geluirig, sind übrigens auch anderswo, so in Amerika uud in England, in der Steiukohlenformation gefunden worden; der allcrgrösste steht im Museum des Das in Osnabrück gebliebene Exemplar nimmt zwar einen grösseren Flächenraum ein, weil die Längenaus- dehnungen der Wurzelenden die des Berliner-Exemplares übertretfen; aber bei dem Berliner-Exemplar sind die Wurzeln viel mäclitiger entwickelt und von dem Stamm ist ein tüchtiger Stumjjf erhalten, der bei dem Osnabrücker vollständig l'ehlt. Unser Petrefact besteht aus Schicferthon, jenem Ge- stein, das die Steinkohlenformation neben Sandstein ganz vorwiegend zusannnensetzt, und weil er gewölmiicli fein- k(irnig ist, vergleichsweise wohlerhnltcne Petrcfacteii birgt. Das Fossil ist alsn ein „Stt'inkcrn". Die Entstehung (1er Steinkerne ist leicht zu begreifen: man denke sich einen Pflanzentheil, etwa einen Stamm der Steinkolilenzcit ein- Figur Owens College in Manchester in England und stammt aus dem Steinkohlenljcrgwerk bei Clayton in der Nähe von Bradford. Dieser nimmt, da die „Wurzeln" besonders lang erhalten sind, einen Flächenraum von über 8 m Durch- messer ein. Das nunmehr der Kfinigi. geologischen Landes- anstalt gehörige Exemplar jedoch ist sicherlich von allen bis- her gefundenen das wissenschaftlich werthvollste Exemplar. Oberflächlich betrachtet zeigt unser Fossil einen Stammstumpf, der nach unten in gabelig verzweigte „Wurzeln" ausläuft, wie dies auch unsere Abbildung auf den ersten Blick deutlich macht. Der Durchmesser des von dem Exemplare eingenommenen Fläehenraumes be- trägt etwa 6 m, der Stammdurchmesscr im unteren Theil nicht ganz 1 ni. Es ist das grösste carbonische Pflanzen- fossil des Continents.*) *) Das Exemplar des Musmims des Owens College wurde von W. C Williamson abgebildet und beschrieben in „A mono- grapli on the niorphology and histology of Stigmaria ficoides" (The palaoontolügical Society. Volume for 1886. London 1887). Sind die einzelnen Wurzelausläufer auch bedeutend länger und der Stammunifaug an der Abgangsstellu derselben bedeutend grösser als beim Berliner Exemplar, so ist es doch bei weitem gebettet im Schlamme, der nach und nach zu Steiu, in unserem Falle also zu Schicferthon erhärtet. Gleichzeitig mit der Erhärtung des Gesteins geht die Verwesung des Stammes vor sich und hinterlässt schliesslich, wenn dieser Process sein Ende erreicht hat, eine Lücke in dem ein- bettenden Gestein, höchstens noch einige Kohlenreste. Besitzt die Lücke oder, wenn wir der Sprache der Former und Giesser ein Wort entlehnen sollen, die „Form" einen Zugang, so wird sie bald mit Schlamm angefüllt werden, der sieh allen etwa von dem Stanmi in der Umhüllung, also der Form, abgedrückten Skulpturen z. B. der Blatt- polster und -Narben dicht anschmiegt und so einen Ab- guss, eine Schlannnnachliildung des Stammes mit seinem äusseren Relief darstellt. Auch der nachträglich einge- drungene Sehlamm erhärtet nach und nach, also zu einem nicht so werth voll wie dieses, da es vor allem gar keine Ober- flächenstruetur zeigt und der Stammstumpf' nur sehr minimal ist. Die lüngsti' Wurzel des Manchester- Exi>m]ilares, gemessen vom Stammcentrum bis zur Sjjitze, ist 6,3o Meter lang, beim Berliner Exemijlare gegen 4 beträgt bei letzterem etwa 1,35 Meter. Meter. Der Staunndurchmesser 0,7, beim Manchester- Exemplar Nr. 84. Naturwissenscliaf'tliclie Wochenschrift. 339 ('inlii'itlichcii, (lein Stanini i;leii'lien(len Gebilde, welclics sieh mit dcu W('rkzcii;j;eu des Pahieoiitidoyen, Ilaiaiuer «ml Meisscl, aus der Uiuliülliiiig' lierauskloptcu und -meissclu lässt. Unser Petrefact ist vermuthlich an der Stelle ge- wachsen, wo es aufget'miden worden ist, denn der Stumpf stand, wie auch die anderen in seiner Nähe gefundenen senkrecht zu den Schiehtuniis- wie schon i'csagt Von der Gewaltig- (1er damaligen häufigen wässerigen Niederschläge flächen des abgelagerten Gesteins. Der Wald, den unser Riese bilden half, niiisstc also bis zu einer gewissen Höhe von Scidanmi überdeckt wordcu sein; vielleicht allmählich, wahrscheinlicher aber durch mehr jilötzlichen oder schnellen Schlanniu'inbrueh. Es sei mir gestattet, um die Heimath des in Rede stehenden Zeugen der Vorwelt geistig möglichst nahe zu rücken, einige Sätze ülter die Stcinkoiiicnzcit uud die Entstehung der Steinkohlen hier einzuschalten. „Versetzen wir uns im Geiste — sagt G. de Saporta — in diese entfernte Vergangenheit (also in die Steiukohlen- zeit), so sehen wir von beweglichem, wasserdurchtränktem liodcn gel)ildete Uferniederungen, die kaum erhaben genug sind, um den Meereswellen den Zugang zu den inneren Lagunen zu verwehren, über welche sanfte, von dicken Nebeln häufig verschleierte Hügel hervorragen, die sich in weiter I*"'erne verlieren und einen ruhigen Wasserspiegel von unbestimmter Begrenzung mit einem dichten Grün umgürten. Das war die Wiege der Steinkohlen; tausende von klaren Bächen, von unaufhörlichen Regengüssen ge- speist, flössen von allen benachl)arten Gehängen und Thäleru diesen Becken zu. Die Vegetation hatte damals auf weitem Umkreise Alles überdeckt; wie ein undurch- dringlicher Vorhang drang sie weit in das Innere des Landes vor und behauptete auch den überschwemmten Boden in der Nähe der Lagunen." keit können wir uns liaum eine Vorstellung macheu: die stärk- sten Wolkcnbrüche in den Tropen erreichen dieselben nicht im Entferntesten. Es ist daher erklärlich, dass unter solchen besonderen Bedingungen bei der grossen Fülle pflanzlichen Materials das Wasser oftmals Trünnuer von Stämmen, Stengeln, Blättern, Früchten u. dergl. ohne weitgehende Vermischung nnt Gesteinstheilchen des Erdbodens in bedeutenden An- samndungen zusaunnenzuschwemmen vermochte, aus wel- chen dann also eine verhältnissmässig reine Steinkohle hervorgehen konnte. Vieles deutet darauf hin, dass ein solcher Transport meist nicht weit vom Ursi)rungsorte der Pflanzen weg stattgefunden haben kann; ja am häufig- sten treten die Steinkohlen in einer Weise zwischen dem übrigen Gestein auf, welche die Erklärung erfordert, dass die Steinkohle nur an der Stelle sieh gebildet lial)cn kann, wo auch das pflanzliche Material zu dcrsellten ge- waciisen ist. Denn gewöhnlich erstrecken sich die Stein- kohleidager viele, in Amerika sogar hunderte von - , , •" ' ^^ Wir wollen nach Besehreibung der in ßede stehen- den Oberflächeu- strucktur noch ein- mal auf die Be- stimmung der syste- matischen Zugehö- dass dies nur durch eine Verschiebnui; dem Steinkern zu Stande gekommen ist m rigkeit unseres Fos- Figur 5. Tlieilcluni der Stammoberfläcbe (unter der liindu) in { (Asi)idio]töis). sils zurückkonnnen. Das erwähnte Relief der Holzober- fläclie unseres Fossils zeigt — ■ wie wir auf unseren Ab- bildungen Figur 5 und 6 sehen — im ({rossen und Ganzen in Schrägzeilen (Parastichen) angeordnete, spindelförmige, in der Längsachse des Stammes gestreckte, schwach her- vortretende Wülste, die als die Anfänge der aus dem Holz tretenden primären Markstrahlen in der Rinde zu deuten sind. Bei (icm Holz der Buche (Fagus silvatica). Figur 6. Theilclien ilor ötuminul)ertl;ichc iiiuturder Riudo) in [ mit deutlicher Uolzstreiruiif^. Figur 7, sind auf der Holzoberfläche die pri- mären Markstrahlen mit blossem Auge beson- ders deutlich zu sehen und zeigen auch die- selbe Form wie bei unserem Petrefact, sind aber natürlich bedeutend kleiner, nämlich 3 bis höchstens b mm lang. Hier bilden sie Ver- tiefungen, während die Innenfläche der Rinde Wülste, die sogenannten „Kämme" zeigt, welche in jene Vertiefungen hineinpassen. Durch jeden der in Rede stehenden Markstrahlen unseres Petrefactes verlief ein in das Blatt eintretendes Leitbündcl, eine „Blattspur", da sich bei Lepidodendron- und Sigillaria-Sfamm- Abdrücken und -Steinkernen, welche primäre Markstrahlwülste zeigen und bei auch die Blattnarben auf der Kohlebedcckung sind, stets zeigt, dass den Blattnarben die Wülste auf der Holzoberfläche entsprechen. Man findet also in diesen Fällen unter den Blattnarben, nach Fnffei-nung derselben, d. li. nach Entfernung der kohligen K'inde, je einen Mark- stralil- Wulst, oder — in Anlehnung an den Namen füi' die entsprechenden Erhebungen auf der Innenseite der Buchenrinde — je einen „Kamm" auf der Holzolierfläche. An seltenen Stücken kann man allerdings beobachten, dass die Ivännne nicht mehr genau unter den Narben liegen, aber dann lässt sich mit Leichtigkeit erkennen. 'j'tf'Vr ;«ii'\' Figur 7. Stückclien der Stuunn- oberiUiche unter der Rinde, also der Ilolz- oberliäche von Fagus silvatica in !. welchen erhalten der Rinde auf An einem iu der Sanmilung der kgl. findlichen Stück einer Leiodermarie aus Niedei-schlesien (Sigillaria reticulata Lcs(pi. var. fusiformis Weiss incd.) liegt die eine Narben-Geradzeile (Nai'ben-dilhosfiehe) genau über einer Orthostiche der Kämme, während die rechts und links von der erst bezeichneten Narben-Oi-fho- stichc befindlichen hiermit parallelen gleichnamigen Zei- len über ihre zu- gehöirigen Grtho- stichen der Kämme liinausgreifen, so dass also die Nar- ben - Orthostichen auf der rechten Seite der ersten Or- thostiche weiter rechts, auf der lin- ken Seite der er- sten ( )rthostiche weiter links als ihre zugehörigen ( Irtho- stichen der Kännne zu finden sind. Auch diese Erscheinung ist leicht zu begrei- fen, wenn man die dicke Rinde der Lepidophyten be- rücksiclifigt, deren cpidermale Fläche wesentlich grü,sser gewesen sein umss als die zugehörige Holzoberfläche, sc» dass l)ei der Umwand- lung der ersteren zu K(dde, mit welcher ein Zusammen- schrumpfen namentlich iu radialer Richtung \erbimden war, die beiden genannten Flächen sich nicht mehr in ihren entsprechenden Punkten decken: genau ebenso wie etwa die Spurpunkte eines Strahlenbündels durch zwei in senkrechter Richtung zum Jiündcl gelegte, parallele Ebenen, sobabl die — ursprünglich in einiger Entferiumg befindlich geweseneu — Ebenen üljereinander gelegt werden, sich eben- falls nicht decken können. Die Strahlen des Bündels würden den Blattspuren, die Spiu-- puiikte der dem Strahlenndtfelpnnkt am näch- sten gelegenen Ebene den Känniien, die Sjtur- punkte der anderen Ebene den Blattnarben entsprechen; es würde die erstgenannte Ebene die Holzoberfläche, die andere die epider- male Fläche vorstellen. Wenn auch im Grossen und Ganzen die Kämme qnincunciale Anordnung zeigen, er- scheint diese doch durch das s]iätere Wachs- thuni des Stanmies hier und da bedeutend \crwisclit; an einigen Stellen erscheinen sie daher iu ganz unregel- mässiger Stellung. Die geschilderte Oberflächenstructur des Holzkcirpers (die ich in einer früheren Arbeit als Aspidiopsis bekannt gcgcl)en habe) ist also — wie schon gesagt — bekannt geworden l)ei Lei>idodendren und Sigillarien, und wegen des Zusammenvorkommens der Sigillaria rimosa mit unserem Fossil, welche beide diese Oberflächenstructur besitzen, möchte man sich verführt sehen, den Baura- stumjif ohne weiteres als Sigillaria zu bestimmen. Die Vorsicht verbietet aber mehr zu sagen, als ich bezüglich .[VjV|| 342 Naturwissenschaftliche Wochcuschrift. Nr. 34. der Bcstinimuiig- dessell)cii ir Botaniker, als auch der Geologe gegen ver- schiedene Stellen in „Die Geschichte eines Torfmoores" Einspruch erheben. Es wird von einem Keimkörperchen der IMoose erzählt, welches ein Käfer verschleppt und an einer Stelle des Waldes abschüttelt. „Ihm ist wohl in dem Sumpf, mit Woime saugt es die Feuchtigkeit ein, dehnt sich und sprengt seine Hülle. Grün- liche Zellfaden wachsen aus ihm hervor, dann feine Würzelchen, die sieh im Boden festsaugen." Eine neue Bezeichnung dürfte der todte Torf sein, von dem der Verfasser auf Seite 178 si>richt. Ausstattung und Druck sind gut. Dr. F. K. Dr. Otto Kuntze, Bevisio generum plantarum vascularium omnium atque cellularium multarum secundum leges nomen- claturae internationales cum enumeratione plantarum exoti- carum in intinero mundi collectarum. In Commission bei verschiedenen Verlegern in Leipzig (Arthur Felix) London (Dulan), Mailand, New-York und Paris. 1891. — Preis 40 Mark. Gelegentlich einer Reise um die Erde sammelte Verf. mehrere Tausend Pflanzen, deren Bestimmung ihn jahrelang in den Mu- seen von Berlin und London beschäftigte. Zahlreiche Verstösse gegen die internationalen Nomenclaturregeln, die er gelegentlieh der Bearbeitung seiner Sammlungen bezüglich der Benennung der Pflanzen auftand. Hessen ihn den Entschluss fassen, sämmtliche Gattungsnamen der Phanerogamen und einen grossen Theil der- jenigen der Kryptogamen auf ihre correcte Nomenclatur zu ])rüfen. Mit ausserordentlichem Fleisse und staunenswerther Ausdauer unterzog er sich dieser ungemein mühevollen und undankbaren Arbeit, deren Resultate in vorliegendem, umfangreichem Werke zugleich mit der Beschreibung der von ilim als neu erkannten Gattungen und Arten sowie der Aufzäldung der übrigen von ilim gesammelten Species der Oefl'entlichkeit übergeben werden. Frei- lich hätte Verf. bes.ser gethan, das Verzeichniss der von ihm auf seiner Weltreise aufgefundenen Pflanzen nicht mit den Ergeb- nissen seiner nomenclatorischen Untersuchungen zu verquicken. Bis vor kurzer Zeit hatte man sich, nachdem der botanische Congress zu Paris im Jahre 1867 die Nomenclaturregeln, die 1883 von A. de Candolle noch gewisse Erweiterungen erfahren hatten, und die von der Mehrzahl der Systematiker angenommen worden waren, wenig um die Nomenclatur der Genera gekümmert. Allein dank der Arbeiten einiger englischer Botaniker sowie derjenigen G. Beck's, Wettstein's und Richter's in Wien machten sich in letzter Zeit schlinnne Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Nomenclaturregeln geltend, die eine baldige einheitliche, inter- nationale Verständigung über diese Frage wüns(;henswerth er- scheinen Hessen. Man sah daher der Kuntze'schen Revisio ge- neruiii omnium mit grossen Erwartungen entgegen und hoft'te von ihr eine endgültige, allgemein befriedigende Lösung der Nomen- claturangelegenheit. In wieweit Verfasser diesen Erwartungen gerecht geworden ist, mögen die folgenden Auseinandersetzungen ergeben. Als Hauptresultat seiner Revisio stellt Verf. die seiner An- sicht nach nothwendig gewordenen ± 30 000 Namensveränderungen hin, die sich als Folge strengster Handhabung des Prioritäts- gesetzes und der vom Verfasser verfochtenen Priucipien ergaben. Gewiss wird Jeder bei dem Gedanken an ± 30 000 Umänderungen von Pflanzennamen mit geheimem Grauen erfüllt werden; doch müsste man sich damit zufrieden geben, wenn diese Umtaufungen thatsächlicli begründet wären; allein, wie nun, wenn Verf. durcli Zugrundeli'S'ung nicht massgebender Werke, incorrocter Ansichten etc. zu diesi'u Aenderungen gekoiiunen istV Es kann hier nicht der Ort sein, auf die sämmtlichen vom Verf. in der Einleitung geltend gemachten Begründungen seiner ± 30000 Namensverände- rungen einzugehen; Ref. will nur die Hauptpunkte, die Verf. zur Mehrzalil derselben veranlassten, kritisch durchgehen. Als Ausgangspunkt der Nomenclatur der Genera hatte man auf Grund der Beschlüsse des Pariser Congresses von 18G7 und A. de CandoUe's weiteren Ausführungen der dort stipulirten lois de la nomenclaturo Linne's Genera plantarum vom Jahre 1737 angenonmien. Kuntze dagegen will statt dessen Linne's Systema naturae ed. I von 173-5 als Basis der Nomenclatur der Gattungen betrachtet wissen, indem er behaujjtet, dass dieses Werk die erste consequent durchgeführte Linne'sche Nomenclatur und Sy- stematik der Gattungen darstelle. Daraufhin führt er an Stelle zahlreicher Gattungsbezeichnuugen von 1737 die entsprechenden von 173.5 ein und fördert die von Ludwig, Siegesbeck, Miihring und anderen uns heute kaimi noch dem Namen nach bekannten Autoren, deren Publicationen zwischen 1735 und 1737 fallen, auf Grund der Priorität wieder zu Tage und setzt sie an Stelle alt- bekannter Genusnamen. Selbstverständlich sind nun auch die Artnanieu der jüngeren Benennung auf die der älteren von Verf., der hierbei oft recht oberflächlich und ohne Kritik zu Werke ging, so dass ihm mancher Lapsus jiassirte, idiortragen worden, und so ergiebt sich denn durch die Zurückdatirung der Nomen- clatnrbasis sowie durch Benutzung des unten zu besprechenden Rumphius'schen Werkes die bei AVeitem grössere Hälfte aller Umnennungen, durch deren Nichtberücksichtigung das vor- liegende, dickleibige Werk kaum ein Drittel seines Umfanges er- reicht hätte. Die Aufstellung des Systema naturae ed I (1735) als Aus- gangspunkt der Nomenclatur der Genera seitens oles Verf. ist je- doch durchaus unstatthaft. Dieses Werk ist nichts weiter als die Begründung und klare Auseinandersetzung des Linne'schen Sy- stems und die darin aufgeführten Gattungsnamen sind nichts als mimina nufort's, Plumier's, dessen Icones übrigens auch erst von Burmann edirt wurden, und den Kuntze nicht berücksichtigt, und zahlreicher Anderer ebenfalls in Betracht ziehen. Ein derartiges Verfahren würde jede feste Grundlage für die Nomenclatur uu- möglicli machen und man könnte, wie jüngst Greene (Flora fran- ciscana) nach bekannten JMustern bis in die Griechen- und Römer- zeit zurückgehen und z. B. wie Greene als Autor für Amj'gdalus Teophrastus, für Lupinus Catullus, für Linum Virgilius etc. an- führen, wenn man es nicht wie Masters gelegentlich einer Kritik des vorliegenden Werkes treffend bemerkte, für praktischer hielt, einfach bis auf Adam zurückzugreifen und diesen für die Genera als verantwortlichen Autor hinzustellen. Da übrigens Rumphius nur Arten, dagegen keine Gattungen kennt, so kann seinem Werke in Prioritätsfragen bezüglich der Gattungen keine Geltung zu Theil werden. Drittens führt Kuntze einen Theil seiner zahlreichen Um- taufungen auf Gattungsbenennungen zurück, die sich in Linne's Flora zeylanica und im Appendix zu Linne's Hortus Cliffortianus finden. Die im ersteren Werke genannten Genera sind nomina nuda; im letzteren finden wir mit „Tournefortianae", „Plumeria- nae" und unter anderen auch mit „oideae" überschriebene Ka- l)itel, in denen Linne eine Anzahl Tournefort'scher, Plumier'scher ihm nur zum Theil bekannter Pflanzen nennt und ebenso eine Reihe solcher, die ihm nur aus Abbildungen be'Kannt wurden, die er nicht recht unterzubringen weiss, und die er gemäss ihres an ihm geläufige Pflanzen erinnernden Habitus als Lyeioides, Rham- noides, Caesalpinoides, Guillandinoides bezeichnet, er will mit diesen offenbar nur mnemotechnischen Benennungen nichts weiter sagen. Nr. 34. Natnrwisscnscliaftliclie Wochenschrift. ;-U7 als ila.ss CS Pflanzen giobt, die als Lycium, Hliainniis, Caesalpinia habituell erinnern, die aber ungenügend bekannt sind. Kuntze nun botraelitct diese Bezeichnungen als rite publieirto Gattungen, und führt sie an Stelle der später publieirten ein, so z. B, für Gleditschia Caelsalpinoides (die Endung oides verwandelt er gegen den Spraehgesrauch in ödes!), statt Sehotia Guillandiiiodes. Seine Umtaufuugen sind demnach unberechtigt und zu vorwerfen. Zu billigen sind dagegen eine Anzahl berechtigter, auf Grund der Prioritätsgesetze vorgenommener Umänderungen von Gattungs- namen und vor Allem die zahlreichen Aenderungen und Zusätze, die Verf. in der Einleitung zu gewissen Paragraphen der lois de la nomcnclature maclit Er kann nicht hoffen, dass gleich ihm auch alle übrigen Systematiker diesclljen acceptiren; vielmehr mögen sie zu seinen Gunsten als Vorschläge zur Vorbesserung der Nomonclaturgcsetze aufgefasst werden, denen der demnächst in Genua zusammentretende internationale Botaniker-Congress, den dieNomendaturfrage ja beschäftigen wird, gewiss wohlwollende Berücksichtigung zu Theil werden lassen wird. Die Erwartungen, welche man betreffs einer endgültigen Lö- sung der Nomenclaturfragen an Kuntze's Kovisio geuerum om- nium zu stellen berechtigt war, sind wie aus obigen Ausführungen erhellt, durchaus getäuscht worden. Verf. ist zum Vorwurf zu machen, dass er unnöthiger Weise einen collos.salen Ballast von Synon^-Mien ]u-oducirt, dass er statt Klarheit zu bringen Verwirrung gestiftet hat. Di-nnoch ist d;is vorliegenile Werk trotz seiner re- volutionären Tendenzen eine wichtige J'^rschrinung der botanischen Liter.'ittur; sein Inhalt muss von jedem Systomatiker berücksich- tigt werden; es ist reich an interessanten Details zur Geschichte der Botanik und in systematischer Hinsicdit von Bedeutung wegen der grossen Anzahl neu beschriebener Arten. Hat der Verf. trotz seines staunenerregeuden Fleissos und seiner ungewöhnlichen Aus- dauer in der Bearbeitung eines so uneipzig. G,(;0 M. Kröger, S., Ein Beitrag zur Pliysiologie des Blutes. Dorpat. 1.20 M. Krüss, G., Sjiecielle Methoden Kurella, H., Cesare Lombroso lirei-hers. Hamburg. 1 M. Letzner, K., Verzeichniss der Käfer Schlesiens, fortgesetzt von ,1. (ierhardt. 2. Aufl. (Sonderdruck) liiebrich, A., Beitrag zur Kenntniss d( berge. Glossen. 1,60 M. Lind, P. V., „Kant's mystische Weltanschauung", ein Wahn der modernen Mystik. München. 4 M. ler Analyse. Hamburg. 3,50 M. und die Naturgeschichte des Ver- Breslau. 8 M. Bau.\it's vom Vogels- Ijizner, J., Ueber die Bestimmung der bei den Variationen des Erdmagnetismus auftretenden ablenkenden Kraft, nebst einem Beitrage zur 1 1jährigen Periode des Erdmagnetismus. (Sonder- druck.) Leipzig. 0,60 M. Lutze, G., Flora von Nord-Thüringen. Sondersliausen. 4 M. Mach, L. , Ueber ein Interforenzfractometer. (Sonderdruck.) Lei|izig. 0,30 M. Mache vec, F., Ueber den Zusammenhang der Krümmungshalb- messer der Parabeln und Hyperbeln höherer Ordnung mit zig. 0,.5O M. Möller, M., Das räundichc^ Wirken und Wesen der Elektrizität und di's Magnetismus. Hannover-Linden. 3,50 M. Nestler, A., u. V. Schififner, Ein neuer Beitrag zur Erklärung drr „Zwangsdrehungen". (Sonderdruck). Leipzig. 2 M. Niemeyer, J., Die heissen Winde der Wüstengebiete. Meldorf. l,r,(l .M. Niessl, G. V., Bahnbestimnnuig des grossen Meteors vom 2. April 1891. (Sonderdruck.) Leipzig. 0,90 M. Oudemans, J. Th. , Die accessorischen Geschlechtsdrüsen der Säugethiere. (Sonderdruck.) Haarlem. 12 M. Pohlig, H., Dentition und Kranologie der Elephas antiquus Falc. mit Beiträgen über Elephas primigenius Blum. u. Elephas meridionalis Nesti. (Sonderdruck.) Leipzig. 20 M. Poincare, H., Ehktricität und Optik. Berlin. 7. M. Puschl, C, Zur Wärmeausdehnung des Wassers. (Sonderdruck.) Lrii)zig. 0,30 M. Ranke, J., Beiträge zur physischen Anthropologie der Bayern. II. WA. München. 12 M. Reiss, W., u. A. Stübel, Reisen in Südamerika. Berlin. 20 M. Römer, A., Catalog der Conchylien-Sammlung des uaturhistor. Musiiiuis zu Wiesbaden. (Sonderdruck.) Wiesbadiin. 5 M. Roux, W., Beiträge zur Entwickolungsmechauik des Embryo. (Sonderdruck). Leipzig. 4,60 M. Schmidt, A., Theoretische Verwerthung der Königsberger Boden- teniperatnr-l'.eobaelitungcn. (Sonderdruck.) Königsberg. 2,20 M. Schnitze, F., Vergleieliende Seelenkunde. Leipzig. 3 M. Schultze, 0., Zur Entwickelungsgeschichte des Ciefäss-Systems im Säugethier-Auge. (Sonderdruck.) Leipzig. 12 M. Schtu-, W., Stern-Catalog. enthalten 6900 Sternörter für 1860. Ciöttiugen. Schwartze, Th., Elektrizität und Schwerkraft im Lichte einheit- lieher Xaturanschauung. Berlin. 1,80 M. Sclavunos, G., Beiträge zur feineren Anatomie des Rückenmarkes der .\üiiili;l)ien. (S(uiderdruck.) Leipzig. G M. Seeliger, H., Ueber alluiaueine Probleme der Mechanik des Uiuimels. München. 0,90 M. Simmel, G., Die Probleme der Geschichtsphilosoidiie. Leipzig. 2 M. Slavik, A., Die Ablagerungen der perrai.schen Fornuition bei Vlasim. (Sonilerdruck.) Prag. 0,20 M. — .— Die Kridde-Forniation in Böhmen und den benachbarten Ländern. (Sonderdruck.) Ebd. 0,20 M. Schlüter, C, Die regulären Echinidon der norddeutschen Kreide. IL Cidaridae. Salenidae. Berlin. Special-Karte, geologische, von Württendjerg. 1 : 50,000. 2. Mergentheim. — Niederstetten. — 6. Künzelsau. — 7. Kirch- berg. Stuttgart. 4 M. — . — geologische, von Preussen und den Thüringischen Staaten. 1 : 25,000: Gradabth. 67. Nr. 38. Coblenz. (32 S.) - Nr. 39. Ems. (42 S. m. Dachsenhausen. 2 Lichtdr.) — 40. Schanmburg. (52 S.) - 45. (23 S.) — 46. Retters. (28 S.) Berlin. 10 M. Die Eibe in Westi)reussen, sische Forsehungsthätigkeit Inhalt: II. Potonie: Das grösste carbonische Pflauzenfossil des Eurojjäischen Continents (Mit Aldiild.) - ein aussterbender Waldbaum. — Metcorologisclie Verhältnisse des deutschen Tdgcihindes. — Dir franz , in Afrika. — Beobachtungen über die Temperatur des Erdinnern. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. E. Budde: Naturwissenschaftliche Plaudereien. — Dr. Otto Kuntze: Rmisio generum ]ilantarum vascularium oinnium atijue cellularium multarum secundum leges nomenclaturae internationales cum onumeratione |)lantaruni exoticarum in iutiuero nnindi collectarum. — Paul Kummer: Der Führer in die Mooskunde. — R. Hausse: Profile durch das Steinkohlenbecken des Plaueu'schen Grundes. — E. K. Jlüller: Vierstellige logarithnusche Tafeln. — Liste. Verantwortlicher Redakteur : Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., luvalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. _ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntasr, den 28. Ausiist 1892. Nr. 35. Abonnement : Man obnniiirt bei allen BnehlianiUungen und Post- anstalten, wie bei iler Expedition. Der Vierteljahrspreis ist JC 3. — Bringegeld bei der Post 15 ..J extra. i Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 ..'i. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenanalime bei allen Annocenbureau.x, wie bei der Expedition. AI»drn«'k ist mir mit vollständiaer Qnellenangjabe gestattet. Jacob Moleschott. 9. August 1822-1892. Der gewaltige Aiifscliwuiig, den die Naturwissen- scliaften um die Mitte dicse.s .lalirlinnderts geuoimuen hiiben, fand seinen dieser fast überraschen Eutwiekeluug getreuesten Ausdruck in Deutschland durch den nacb- haltigen Einfluss auf das (Geistesleben des Volkes. Es entstand eine „Naturphilosophie", weit verschieden von jener, die einst Schelling und Hegel, jeder von ihnen nach seiner Art, inaugurirt hatten, und unter deren Ein- wirkung die Naturwissenschaften und die Medizin Jahr- zehnte biiidurch brach lagen. Aus dem Lager der mit des Meisters Ende in sich zerfallenden Hegerschen Schule erfolgte die Reaktion, wie sie auf jedes Extrem folgt, und nun allerdings auch sogleich wieder ins entgegen- gesetzte Extrem überschlug. Ludwig Feucrbacii ist es gewesen, der an die Stelle der Vergeistigung der Natur- prozesse ihre Materialisirung setzte; Schulter an Schulter mit ihm reforniirte David Friedrieh Strauss, der Verfasser des „alten und neuen ({laubeus". Es schien, als ob die ganze denkeiule Welt eine Umwandlung von der spe- kulativ-tlicologischen Anschauung zur naturwissenschaftlich- materialistischen durchiiiachte. Der ideale Itadicalismus betbörte die Köpfe. Der gewaltige Erfolg war dadurch fest basirt, dass die Abstraktionen der Philosophen eine kräftige Stütze in einigen der hervorragendsten deutschen Natur- forsebern fand, welche die Meinung zu verbreiten suchten, dass die materialistische Weltanschauung eine notliwendige Couse- gänzende, sondern auf das positiv Nachweisbare, und aus den Erscheinungen des Materiellen leitete er die Erklärung " Die für die Funktionen des Lebenden und Geistigen ab. Physiologie der Ernährung betraf ein drittes, wiederum populär geschriebenes Büchlein „über den Volksgeist im Verhältuiss zur Volksernährung" , worin er z. B. das Zurückgelieu der Thatkraft des holländischen Volkes, das einst in der Weltgeschichte von sich reden gemacht, auf die überwiegende, mangelhafte Kartoff'elnahrung zurück- führte und dagegen die politische Regsamkeit der Eng- länder aus dem Saft der I'eefsteaks herleitete. Wer Moleschott noch nicht keimt, kann aus diesen Stichproben einen Picgriff seiner Anschauungsweise bekonnnen. Die beiden Hauptsätze seiner Logik wird Niemand antasten köijnen, nur die Schlussfolgerung ist oftmals geradezu eine Vergewaltigung des logischen Denkens. Im Jahre 1851 erschien die Physiologie des Stoffwechsels in Pflanzen und Thieren, und 1852 der „Kreislauf des Lebens", das Grund- bucii und der Leitfaden des modernen Materialismus. Es hat fünf oder sechs Auflagen erlebt und Itildet jedenfalls eine hoch interessante Lektüre, auch für solche, welche dem kühnen Fluge materialistischer Ideen nicht zu folgen vermögen. Nach Moleschott besteht ein ewiger Kreislauf des Stoffes zwischen der gesannnten todten und lebenden Welt. „Der Bergmann, der im Schweisse seines Angesichts seinem lebensgefäln'lichen Beruf nachgeht, weiss nicht, ob nicht der Stoff des besten Kopfes durch seine Hände gleitet, er setzt mit seiner verborgenen Arbeit vielleicht Jahrhunderte in Bewegung." Der Mensch ist ein voll- kommenes Produkt der Stoffe, aus denen er besteht. Er ergänzt seine körperliche und geistige Kraft ständig aus dem, was er zu sich ninnnt und verarbeitet. Aber nicht nur im Mensehen geht ein Stoffwechsel unaufhörlich vor sich, in dem ein und derselbe Stoff' in verschiedenen Er- scheinungsformen immer wiederkehrt, sondern die Materie bildet sich von Todtem zu Lebendem, von Organischem zu Unorganischem und auch in umgekehrter Richtung un- merklich um, so dass zwischen diesen scheinbar ver- schiedenen Dingen kein wesentlicher Unterschied besteht. Das Leben ist nicht EiuÜuss einer besonderen Jvraft, sondern nur ein Zustand des Stoffes, der durch die ihm eigenthümliehen mannigfachen Bewegungserscheinungen, Mischungen und Organisationen einen sehr verschiedenen Ausdruck gewinnt. Trotz dieser radikalen Auffassungen ist Moleschott niemals dem Materialismus verfallen, der alles Geistige leugnet. Stoff und Geist ist ihm beides nur eins, beide sind unzertrennlich mit einander verbunden und existiren selbständig nicht. Der Geist ist ihm eine Er- seheinuugsform des Stoffs, der unbeseelt unwirksam wäre. Moleschott kennt weder einen unbegeisteten Stoff", noch einen immateriellen Geist. Die in sieh beseelte Kraft regiert die Welt. Dass diese Auffassung Mole- schotts auch sittlich ist, beweist wohl folgende gelegent- liche Aeusserung über die Religion: „So sind wir doch endlich einmal über die Zeit hinaus, wo das AVort „Re- ligion" für die grosse Mehrheit ein Glaubensbekenntniss bezeichnete. Was ist religiöser als Faust's Zweifel, wie er sie Gretchen beichtet, und doch wie entschieden ist da ein Glaubensbekenntniss zurückgewiesen. Nein, un- abhängig von jedem Glaubensbekenntniss lebt in jeder ^lenschenbrust ein Etwas, das ihm heilig ist, das ihm die höchste Pflicht, die seeligste Neigung, ilie wärmste Ueberzeugung, das reinste Gut bedeutet, für das der Edle lebt und stirbt, dem der Zaghafte bebend cutsagt, das der Gemeine ruchlos zu verratheu im Stande ist." Als Moleschott's naturwissenschaftliehe Lehren der im Aufsteigen begriffeneu materialistischen Bewegung in Deutschland immer neuen Nährzunder zuführten, glaubte der Senat der Heidelliergcr Hochschule die Jugend vor diesen Irrlehren schützen zu müssen und ertheilte Mole- schott 1854 eine „socratische- Verwarnung. Er antwortete sofort, dass er freiwillig der Lehrthätigkeit an einer Hoch- schule entsage, au der die Lehrfreiheit nur dem Worte Nr. 35. Naturwissenscliaftliclie Wochenschrift. 351 iiacli bestehe. Er zu^' sicli in.s Privatleben ziiriiclc, bis er 1856 einen Rnt' als Professur der Pli3'siolo,i;ic an das eid- g'cnüssisehe PolytccIiniUuni in Züricli erhielt. Die Schweiz war in der Mitte dieses Jahrhunderts das Land, welelies den iu Deutschland unmöglich gewordenen Geielu'tcn einen herzlichen Empfang gewährte. Von Zürich siedelte Moleschdtt 1861 nach Turin über, seit 1878 schliesslich wirkt er in Rom. Italien ist ein äusserst fruclitl)arer Boden für seine Thätigkeit geworden, er hat hier eine Schule von Physiologen herangebildet (^lantegazza, Loni- broso, Mosso, Aducco), die jetzt in der Wissenschaft eine eigene angesehene Stellung einnimmt. Er geniesst dort grosses Ansehen bei Volk und Regierung, er bekleidet sogar die Würde eines Senators. Von Zeit zu Zeit be- suclit er noch Deutscliiand, er sehreibt für deutsche Zeitungen und Zoitscin-iften , und giebt noch stets seinen Antheil an dem geistigen Lebeu Deutschlands zu er- kennen. In dem „tollen Jahre" 1848 wurde auch Molc- schott in dem engen Kreise seiner Heidelberger Freunde von der politischen Bewegung tief ergrift'en. Er war einer von Denen, welche am lautesten ein einiges grosses Deutschland forderten, dem er selbst sein Heimathland einverleibt wissen wollte. „Von dem Wunsche beseelt, in Deutschland mit der Freiheit auch die Macht erblühen zu sehen, wünschte ich ihm vor Allem eine Seemacht, und für Holland, ohne dass es die Freiheit verlöre, die Ver- sclnuelzung mit einer grossen Macht, mit der es stannn- verwandt die Bildungswege und viele ideale und praktische Leliens- und Weltbcdürfnissc thcilt." Seine Landsleute haben ihm diese grossdeutschc Idee stark verübelt. Mit den nben genannten hervorragendsten Werken ist Moleschott's litterarische Thätigkeit bei Weitem noch nicht erschöpft. In Fachzeitschriften sind seine zahllosen physiologischen Beobachtungen und Entdeckungen in der Lehre vom Blut, von der Atlnnung, von der Bildung der Milch, der (ialle, vom Bau der Horngebildc, über den Einfluss des Lichtes auf die Athmung, über die Innervation des Herzens u. a. zerstreut. Als einer der Ersten hat Moleschott den Werth des Jodoforms erkannt. Kein Zweiter hat zur Verbreitung physiologischer Kenntnisse so viel beigetragen als er. Wir nennen nur einzelne seiner meisterhaft geschriebenen ])opulären Vor- träge: Die Einheit des Lebens, Licht und Leben, Natur- und Heilkunde, Physiologie und Pathologie u. a. Seine „Kleineu Schriften" umfassen viele Bände, sie sind Muster allgemeinverständlicher Darstellung wissenschaftlicher Fragen. Ein fliessender Stil, eine klare Uebcrsichtlichkeit, eine gewandte, geistreiche Dialektik zciclmet sie aus, und dabei zeugen alle seine Auseinandersetzungen von einer tiefen philosophischen Denkweise. Können wir auch Moleschott nicht zu den Unsrigen zählen, so können wir doch stolz darauf sein, dass sicli in ihm, einem der ruhm- vollsten Vertreter der modernen Naturwissenschaft, ein gut Stück deutscher Geistesart wiederspiegelt. Dr. Albert Albu. Ueber Stereochemie des Stickstoffs. Von Dr. Lcn Unter stereocliemischer Iscmicrie verstellt man eine solche, welche nicht bedingt ist durch die verschiedenartige Bindung der Atome eines Molecüls unter einander, son- dern bei Gleichheit dieser Bindungsart durch die ver- schiedenartige Stellung, welche die einzelnen Atome oder Atomgruppen in der räumlichen Coufiguration des Molecüls gegen einander einnebnicn. Es ist ein natürlicher Fort- sehritt der Anschauungen, dass mau von der gewisser- maassen planimetrischen Betrachtung der Molecularformeln, bei der nach stillschweigender Voraussetzung die Schwer- ]iunkte aller das Molecül bildenden Atome in einer Ebene liegen musstcn, dazu ttlierging, die Molecüle als raum- erfüllende Körper auch auf die Möglichkeit hin zu prüfen, dass die Schwerpunkte ihrer Atome in verscliiedenen Ebenen liegen und dass dadurch unter Umständen Isonierie- fällc neuer Art entstehen könnten. Das überaus reiche Bcobachtungsmaterial , das über die Verbindungen des Kohlenstoffs vorlag, musste die Aufmerksamkeit zunächst auf diesen hinlenken und in der That hat van 't Hoff' für ihn die grundlegenden Sätze der Stereochemie entwickelt. In Deutschland hat Wis- licenus diesen Sätzen Verbreitung und vor allem \'ertiefung gegeben, durch ihn erst hat die Hypothese die nöthige Klarheit und Bestimmtheit erhalten. P^xperimentell wurde sie hauptsächlich gestützt durch die klassischen Arbeiten Victor Meyer's, der mit unermüdlichem Scharfsinn alle gegen die Auffassung gewisser Isomcricfälle als solcher von geometrischer Natur möglicherweise zu erhebenden Einwände durch die stichhaltigsten Beweise widerlegte. So gelangten die Ansichten von van 't Hott'-Wisliccnus zu allgemeinster Geltung für die Verbindungen des Kohlen- stoffs; in vielen Fällen von Isonierie, die nach der Structur- theorie nicht erklärt werden konnten, ergal) sich die Er- klärung nach dieser Theorie vollkonuuen zwanglos. Aber alsbald stellten sich auch Verhältnisse heraus, für die auch sie keine befriedigende Deutung gab. Die durch p 0 1 <1 S ]i i 0 g e 1. V. Meyer's Untersuchungen zweifellos festgestellte Existenz von zwei stcreoisomeren Monoximen und drei stereo- isomeren Dioximen des Benzils erforderten die Annahme einer Ausnahme vom IL Satze van 't Hoft"s, nach welchem nur durch eine Affinitätseinheit verbundene Kohlenstoif- atome um die Verbindungsachse frei drehbar sind, also nicht zur Entstehung selbständiger Isomeren Anlass geben können. V. Meyer und Auwers wussten sich durch eine im allgemeinen recht plausible Annahme zu helfen, doch hätte nach dieser auch ein drittes Monoxim existiren und es hätten sieh dieselheu Isomerien beim Beuzil selbst, nicht nur bei seinen Oximen, zeigen müssen. Das Fehlen derartiger Kcirper wäre noch kein allzu gewichtiger Ein- wand; bedenklicher erschien, dass auch nach dieser An- nahme einige Fälle sicherer oder nach manchen Anzeichen zu vermutheuder Stereoisomerie keine Erklärung fanden. Es handelte sich um die Existenz zweier Benzaldioxime, lange Zeit für structurisomer gehalten, aber durch die Untersuchung von H. (ioldsehmidt*) als stereoisomer er- wiesen, fernerum vernuitlilicheStereoisomerien bei .,()ximido- ätherbernsteinsäure", „Hydroxamsäurcn", „p-AzoxytoIuol" und „Trinitroazotoluol", also stets bei Stickstoff enthal- tenden Verbindungen, welche Doppelbindung zwischen einem C- und einem N-Atom oder zwischen zwei N auf- weisen. Diese Verhältnisse veranlassten zu Beginn des Jahres 1890 die Herreu Hantzsch und Werner in Zürich, der Frage näher zu treten, „ob die Ursache dieser Isomerie, die in einzelnen Fällen zweifellos geometrischer Natur ist, nicht in einer verschiedenen räumlichen Anordnung der an ein Stickstoffatom gebundenen Gruppen in Bezug auf dieses Atom selbst zu suchen sei", ob „die von van 't Hoif und Wislicenus hinsichtlich des Kohlenstoff'atonis ent- wickelte Hypothese sich nicht auf das Stickstoff"atom, und *) Ber. d. Chcni. Gos. XXII, 3113. 352 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 35. schliesslich vielleicht sogar auch auf andere polyvalente Atome übertragen Hesse."*) Sie entwickelten ihre Hypothese in folgender Weise: Voraussetzung: Die drei Valenzen des dreiwerthigen Stickstotfs liegen mit dem Stickstoftatoni sell)st nicht unter allen Umständen in einer Eliene. — Diese Voraussetzung muss als begründet erscheinen ; denn, gesetzt auch, in den einfachsten Verbindungen des Stickstoflts, z. B. im Am- moniak, lägen die drei Valenzen mit dem Stickstoifatom in einer Ebene, so müssen doch Ablenkungen dieser drei Valenzen eintreten in allen Fällen, 1) wo dieselben mit den drei Valenzen desselben Kohlenstoft'atoms sich binden, 2) in allen ringförmigen etc. Gebilden, wo N an Stelle von CH steht. Die Voraussetzung als berechtigt zugegeben, folgt ohne weiteres die Grundhj'pothcse: Die drei Valenzen des Stickstoffs sind bei gewissen Verbindungen nach den Ecken eines (jedenfalls nicht regulären) Tetraeders hin gerichtet, dessen vierte Ecke vom Stickstoffatom selbst eingenommen wird. So würde mau für die Cyanverbindungen ganz analoge Raumfornieln wie für die Acetylenkörper mit dreifacher Bindung zAvisclien zwei Kohlenstoftatomen erhalten. X X I I C entsprechend C III III N _ (CHj_ Von räumlicher Isomerie kann daliei natürlich keine Rede sein. Eine solche könnte sich aber in folgenden Fällen ergeben: I. Man kann in derselben Weise, wie oben in der Aeetylenformel, in den Eaumformeln der Körper mit Doppel- bindung zwischen zwei Kohlenstoff atomen CII durch N ersetzen, und wie bei jenen geometrische Isomerie (z. B. fumaroTde und maleinoide Form) auftreten kann, so ist diese Erscheinung auch denkbar bei K('irpern mit Doppcl- bindung zwischen C und N. Es wären also z. B. folgende Formclbilder als Ausdruck räundicher Isomerie denkbar: X-C— Y X-C— Y II ""d II N— Z Z— N II. Ebenso lassen sieh Verbindungen mit Doppel- bindung zwischen zwei Stiekstoffatomen vergleichen den (CH) X Verbindungen vom Typus || (CH) Y lolgende Isomerien denkbar: N— X II ""^^ II N— Y Y— N III. Consequenter Weise muss auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass auch Stickstofifverbin- dungen ohne Doppelbindung cxistiren könnten, deren an N gebundene Radikale mit diesen nicht in einer Ebene lägen. Alsdann könnten a) Verbindungen vom Typus des Ammoniaks bei Ver- schiedenheit der drei an N gebimdenen Radikale in geo- metrischen Isomeren erscheinen, entsprechend den Körperu mit einem asymmetrischen Kohleustoftatom, b) Verbindungen vom Typus des Hydrazins in fol- genden Stereoisomereu vorkommen X— N— Y X— N-Y I und I ü— N-Z Z— N— U demnach sind auch N— X *) Ber. d. Chcm. Gos. XXIII, 11. Die zu Eingang angeführten, l)is dahin unaufgeklärten, Fälle vermuthlicher Stcreoisomcrie, welche sännntlich N- haltige Körper betreffen, würden durch die liier in grossen Zügen geschilderte Hypothese ihre Erklärung- linden. Ferner müssten nach derselben noch eine grosse Anzahl bisher nicht beobachteter Fälle von Stcreo- isomcrie zu erwarten sein. Einzelne Andeutungen dafür finden sich widil hin und wieder bci'cits in der älteren Litteratur und sind ^ on Hantzseh und Werner*) zusaunnen- gestellt. Ein möglichst exacter Beweis ihrer Existenz oder Nichtexistenz musste für die Hypothese von fundamentaler Bedeutung sein, und so hat dieselbe zunächst zu einer grösseren Anzahl einschlägiger Untersuchungen angeregt. In der Discussion der erhaltenen Resultate steht auf der (legenseite vor Allen V. Meyer. Derselbe hatte alsl)ald die neue Theorie freundlich begrüsst und ihr eine ge- wisse Berechtigung zuerkannt.**) Aber vorsichtigerweise warnt er vor Aufstellung derselben, so lange ihre Noth- wendigkcit und die Unzulänglichkeit der bisherigen Vor- stellungen nicht alisülut feststeht. In dieser Beziehung fand er zu wenig wirklich siciier festgestellte Thatsachen, da einige der von Hantzseh und Werner als stereoisomer angesprochenen Körper auch als structurisomer aufgefasst werden könnten; so erachtete er insbesondere den Gold- schmidt'schen Nachweis für die Structurgleichheit der Benzaldioximc als ungenügend. Für andere Fälle, z. B. die Oximc des Benzils, hielt er eine kleine Moditication seiner frühereu Anschauung zur völligen Erklärung für ausreichend. Dieser Standpunkt aber nmsste verlassen werden, sobald der Beweis für die Existenz stereoisomerer Monoxime von der Form y/N — OH zweifelsohne erbracht wurde, da für diesen Fall die älteren Erklärungen absolut nicht aus- reichten. Hierfür kam das Material mit überraschender Schnelligkeit zusammen. V. Meyer selbst eröffnete mit seinem langjährigen Mitarbeiter K. Auwers den Reigen durch die Entdeckung, dass die Oxinie des Monobrom- und Monochlor-Beuzo])hcnons in je z>vei isomeren Modi- ficationen bestehen, welche sich den isomeren Benzilmonoxi- mcn ganz analog verhielten.***) Sie erkannten unumwunden an, dass diese Erscheinung durch die ältere Theorie nicht, wohl aber durch die von Hantzseh und Werner ihre Er- klärung fände. Nahezu gleichzeitig erbrachte Goldschmidt neue exactcre Beweise für die Structurgleichheit der Benzaldioximc t) und Hantzseh lüin'te eine Anzahl weiterer Beisinele von zweifellos stereoisomereu Monoximen ins (4efecht.i-t) Aber in allen diesen Fällen bildeten die isomeren Verbindungen Derivate des Hydroxylamins, und da alle Versuche, auch bei anders gearteten Verbindungen der- artige Isomeriefälle aufzufinden, scheiterten, erseheint das Bedenken V. Meyer's und Auwers, nach dem Vorgange von Hantzeh und Werner den Grund in eiuer allgemeinen Eigenschaft des Stiekstoffatoms zu suchen, berechtigt. Sie glaubten ihn vielmehr in einer besonderen Eigenthümlieh- keit des Hydroxylamins zu finden. -j-ff) Hantzseh musste naturlich daran gelegen sein, diesen letzten stieldialtigen Einwand gegen seine Hypothese zu beseitigen, und eine grosse Anzahl von Versuchen wurde angestellt um den Naehweiss zu führen, dass entsprechende Isomerie auch bei aiKleren Körpern mit Doppelbindung zwischen Stickstoff und Kohlenstoff als bei Oximeu vor- *) 1. c. **) Ber. (1. Cliem. Ges. XXIII, GOO. ***) Ber. (1. Chem. Ges. XXIII, 2063. t) Ber. d. Cliom. Ges. XXIII, 2163. tt) Ber. d. Chem. Ges. XXIII, 2322. ttt) Ber. d. Chem. Ges. XXIII, 2403. Nr. 35. Naturwissenscliaftliclie Wochen.schrift. 353 kdimnc. Wahrend er diesen Nachweis noch im Ani;ust 1S90 als inisslunj;en bezeichnen musste*), gelang es ihm im Hcrhst des vorigen Jahres, das Vorkommen von Stereo- isomeric bei einem Körper von der Form y/N — NHCsHä, also liei einem asymmetrischen Ilydrazon, nachzuweisen.**) Ein solcher Fall war indessen schfin tVülier im V. Meyer- schen Laboratorium lieohachtet worden und Jlcyer und Auwers erklärten denselben dadurch, dass sie ihre An- schauungen über die Besonderheit des Hydroxylamins auf das diesem zweifellos sehr ähnlich geartete Phenylhydrazin ausdehnten.***) So ist denn zur Zeit das letzte Wort darüber noch *) Bei-, a. Chem. Ges. XXIII, 2770. **) Ber. a. Chem. Ges. XXIV, 3511. ***) Ber. (1. Chem. Ges. XXIV, 4225. nicht gesprochen, ob dem Stickstoft'atom im allgemeinen die Eigenschaft zukommt eitenso wie das Kolilenstot^'atom durch "die Verschiedenheit der räumlichen Anordnung der seine Valenzen sättigenden Grui)i)en Anlass zur Fntstehung von Isomerien zu geben.*) Jedenfalls hat die Hantzscli- Werner'sche Hypothese resp. die durch (licsell)e veran- lassten Untersuciiungt'u das unbczwcifciijare Resultat ge- zeitigt, dass Stereoisomerie, auch ohne durch die Eigen- schaften der Kohlenstoftatorae bedingt zu sein, stattfinden kann. Dies bedeutet einen tlicbtigen .Schritt weiter auf der von van 't Hoft' so erfolgreich beschrittenen IJahn zur Aufhellung der Moleeularstructur, zur niathematisch-meelia- uiscbeu Festlegung der chemischen Gesetze. *| Die hieran geknüpften wciters-eh<>nden Spei-nliitionen von Behrend und von Bischoft' können deshalb vorläufig uuerwähnt bleiben. Ueber künstlichen Iiiipfscliutz gegen Cholerain- toxiciition hat rrivatdoceut Dr. F. Klemi)erer in der Berliner Klinischen Wochenschrift eine wichtige Unter- suchung veröttentlicht. Wissenschaftliche Bemühungen um die Erzielung künstlichen Impfschutzes gegen eine acute Infcctionskrank- heit werden wesentlich erleichtert durch zwei Voraus- setzungen: die Kenntniss des speciiischcn Krankheits- erregers und das Vorhandensein brauchbarer Versuchs- thiere. Beide Voraussetzungen sind für die asiatische Cho- lera durch Robert Koch 's berühmte Entdeckungen ge- geben. In Bezug auf erfolgreiche Innuunitätsforschung scheint es auf den ersten Blick bei der asiatischen Cholera schlecht bestellt. Zur Zeit herrschender Epidemien er- krankt niemals ein Hausthier spontan an Cholera; wir vermögen weder durch einfache Verfütterung, noch durch snl)cutane Injeetlon der Rcincnlturen bei unseren Ver- suchsthieren Cholera zu erzeugen. Die Kommabacillen können sich im Organismus der Thierc nicht vermehren, sie sind für dieselben nicht infectiös. Indessen hat Koch schon vor langen .lahren darauf hingewiesen, dass die Pathogenität eines Jlikroorganismus nicht ohne Weiteres die Fähigkeit uul)egrenzter Vermeh- rung im thierischen Körper voraussetzt. Mikroorganismen können ihre Pathogenität auch dadurch beweisen, dass sie, ganz a])geschen von ihrer Vermehrung, durch ihre Giftwirkuug krankmachen und tödten. Dann .sind sie toxiseh-pathogen, ohne infectiös zu sein. So ist der Typhusbacillus für den Menschen infectiös; im Thierkörper vermag er sich nicht zu vermehren; und doch ist er auch für Thierc pathogen; denn wenn man Typhusl)acillen in reichlicher Jlenge Thieren ins Perito- neum (Unterhautzellgewel)e der Banchwand) injicirt, so sterben sie schnell an der Giftwirkung. Die an Koch's Arl)citen anschliessenden Unter- suchungen von Hueppe und Pfeiffer haben gezeigt, dass das- selbe Verhältuiss auch für die Choleraliacillen gilt. Spritzt man 1 ccm einer Bacillenaufschwenminng .Meerschweinehen ins Peritoneum, so gehen dieselben in 6 — 12 Stunden unter stürmischen Erscheinungen zu Grunde. Auch Ka- ninchen sterben schnell nach der intravenösen Injection der Cultureu. Von dieser Thatsaehe der euornu'n toxischen Patho- genität der Kommabacillen für Meerschweinchen und Ka- ninchen muss die Immunitäts-Erforschung ausgehen; es ist ihr erstes Ziel, diese Versuchsthiere gegen die tödt- liche Intoxication zu schützen. Ferner muss betont werden, dass ein fester Impfschutz gegen Intoxication auch bei den infectiösesten Bacterien ein Schutz vor Kränkelt über- haupt ist. Künstlichen Impfschutz gegen eine acute Infections- krankheit zu erzielen, deren Erreger bekannt und für Ver- suchsthiere ])atliogcn i.st, darf heutzutage nicht als eine allzuschwere Aufgabe betrachtet werden. Die grundlegende Feststellung rührt von Pasteur her. Durcii die Einbrin- gung abgeschwächter Bactcriengifte kann man den Or- ganismus gegen die nachfolgende Einimpfung \irulenter Krankheitserreger schützen. Zur Abschwächung i)ediente sich Pasteur bei Hühuercholera, Milzbrand, Rauschbraud tagelanger Erwärmung auf 40 — 45", und die Erwärnning der Culturen zu Innnunisirungszwecken ist nachhci- bei vielen Infectionskrankheiten mit Erfolg angewandt worden. An Stelle der Wärme wurden zuerst von französischen Forschern chemische Stoffe (Carbolsäure, Kaliumchromat) zur Abschwächung herangezogen. Andere Forscher haben die altgesehwächte Infection dadurch erzeugt, dass sie minimale Verdünnungen der giftigen Culturen einbrachten. Einer der wichtigsten Fortschritte auf diesem (!ebiete war die Entdeckung von Behring und Kitasato, dass mit dem Serum immunisirter Thiere die Immunität unmittel- bar auf andere Thiere übertragen werden kann. Dann die hervorragende Feststellung von Ehrlich, dass die Im- nuuiität gegen pflanzliehe Eivveis.sgifte durch fortlaufende Zufuhr neuer Giftmengen ins Unbegrenzte gesteigert werden kann, und dass mit der Höhe der erreichten Ini- mnuität auch die imnuuiisirende Fähigkeit des Blutserums v?ächst. Eine dritte wesentliche Thatsaehe ist die von G. F. Kleniperer gemachte Beobachtung, dass man ein und dasselbe Tliier gegen mehrere Krankheitserreger gleich- zeitig immunisiren kann, und dass das Blutserum dieses Thieres gegen verschiedene Infectioueu Schutz zu ^er- leihen \'ermag. So ist der Weg vorgezeichnet, auf dem sich ^'er- suehe über die Innnunisirung gegen Cholera zu bewegen haben. Dass solche A'ersnclic gerade bei dieser Infcctions- krankhcit aussichtsreich sind, scheint schon aus iiekannten ärztlichen Erfahrungen hervorzugehen. Einmal giebt es dieser Seuche gegenül)er bei sehr vielen Menschen eine natürliche Innnunität; Koch selbst nunnt, dass wohl die Hälfte aller ^Menschen „von Haus aus für die Cholera un- empfänglich" sei. Dann aber giebt es bei den ]\lenschi'n zweifellos auch eine erworbene Immunität; es gilt als äusserst selten, dass Jemand in derselben Epidemie zwei- mal augesteckt wird; lange vor unseren modernen Im- munitätsforscbungen hat man gewusst, dass der durch einmal überstandcne Choleraerkrankung erworbene Schutz \or neuer Infection 4 — 5 Jahre vorhält. Koch zeichnet 354 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 35. gcwisserniaassen selbst das Programm für die Erzielnng küustlielicr Immiuiität, wenn er sagt: „Es ist nach unseren Erfaln-ungen an anderen Infectionskrankheiten sehr wahr- scheinlich, dass es, um immnu 7A\ werden, nicht noth- wendig ist, die Krankheit in ihrer schwersten Form zu überstehen, sondern dass auch eine leichte Erkrankung einen .Schutz gegen das nochmalige Befallenwerden ver- leiht. Und so nehme ich an, dass auch leichte Cholera- anfälle, selbst kaum beachtete Cholerinen, welche in Cholerazeiten sehr häufig sind, Immunität bewirken können". Hei Klemperers Untersuchungen gab sich gleich im Anfang eine wesentliche Thatsache zu erkennen: das Choleragift erwies sich weit widerstandsfähiger gegen die abschwächenden Einflüsse, sodass diese im Verhält- uiss stärker und länger einwirken mussten, um die Cul- turen zur Immunisirung geeignet zu machen. Als A'er- suchsthiere dienten Jleerschweincheu und Kaninchen. Die Versuche erstreckten sich auf: I. Scliutzimpfung gegen intraperitoneale Choleraintoxication mittels erwärmter Cultureu. — a) Vorbehandlung mit Culturen, die drei Tage bei 40,5" gewachsen waren, b) Vorbehandlung mit Culturen, welche 2 Stunden auf 70'^ erwärmt waren, c) VorI)chand- lung mit Serum innnunisirter Kaninchen. Es ist nicht zu bezweifeln, dass mit der Anwendung grösserer Thiere, bei welchen eine längere und intensivere Vorbehandlung leichter möglich ist, die innnunisirende Fähigkeit des Serums sieh noch ganz beträchtlich wird steigern lassen. Unter den cholera-inununisirten Kaninchen befand sich auch eines, welches gegen Pneumonie innnunisirt war. Das von diesem Thier entnounnene IJlutserum innuunisirte Meerschweinchen gegen Cholera und Mäuse gegen Pneu- monie. Diese Beobachtung ist eine weitere Bestätigung der von K. gefundenen Thatsache, dass man ein und dasselbe Uhitseruni, welches von einem mehrfach innmini- sirten Thiere stammt, als Schutzlymplie gegen verschiedene Infectionen anwenden kann. IL Schutzimpfung gegen die vom Darmcanal kommende Choleraintoxication (Cholera-Infec- tion?) — Man kann bei Meerschweinchen einen der mensch- lichen Cholera ähnlichen Process hervorrufen, wenn man die Cliolerabacillen in den ]\lagen einfüln't, nachdem vorher die Jlagensäure durch Soda abgestumpft und die Darm- l)eristaltik durch Opium aufgehoben ist. Die Thiere gehen danach in 1 — 3 Tagen zu Crunde, nachdem sie vorher Zeichen intensiven Krankseins dargeboten haben, wie dies Koch bcschrie])en hat. Jedenfalls hat der Intoxicationsvorgang vom Darm aus eine gWissere Aehnlichkeit mit der menschlichen Cho- lera, als die iutraperitoneale Injection, und es schieu deshalb geboten, die gegen diese erprobten Arten des Impfschutzes auch gegen die Darmintoxication zu prüfen. Das Experiment hat nun ergeben, dass die Injectionen der immunisirenden Culturen sämmtlich geeignet sind, auch gegen die Intoxication vom Verdauungscanal Schutz zu gewähren. Nur bedarf es hierzu zweifellos eines iiöhern Grades von Immunität als gegen die intraperitoneale Vergiftung. Es sind eine Reihe von Meerschweinchen nach langem Kranksein der Einflössung durch den Mund erlegen, welche kurz zuvor die tödtliche Dose v(nn Peri- toueuui aus vertragen hatten. Dagegen kann der Impf- schutz als sicher auch gegen die Darmintoxication be- zeichnet werden, wenn eine zweimalige intraperitoneale Injection von je 2,5 cem der erwärmten Cultur vorher ge- geben ist. Elienso erzielte K. durchaus sichere Immuni- tät durch Injection von 2 mal 2 cem Serum des iummni- sirtcu Kaninchens. III. Zufuhr der immunisirenden Substanzen durch den Magen. — In den Versuchen über die vom Darm aus eintretende Choleraintoxication zeigte sich, dass Meerschweinchen, welche die Eingiessung von 4 cem Culturmischung in den Magen, nach Soda-Cpiumbehand- lung, überstanden, gegen die einige Tage später erfolgende Eingiessung absolut ffidtlicher Mengen sicher geschützt waren, während die Controlthiere regelmässig starben. Es warja diese Thatsache eigentlich nicht überraschend; denn bei dem Menschen, der einmal Cholera überstanden hat, ist derselbe Vorgang zu beobachten. Vom experi- mentellen Standpunkt aus betrachtet, verdienten diese Versuche indess ganz besonderes Interesse. Denn es ist das erste Jlal, dass in derartigen Versuchen die Zufuhr der immunisirenden Bacterienproducte durch den Magen stattfand. Verf. hat feststellen können, dass 3 Tage nach der Mageneiugiessung von 5 — 8 cem 2 Stunden auf 70° erwärmter Cultur .sichere Giftfestigkeit eintrat. So vor- behandelte Thiere vertrugen die tödtliche Dosis sowohl bei intraperitouealer Injection (1 cem), sowie bei der üb- lichen Mageneingiessung (5 cem) nach Soda und Opium ohne Erkrankung, während die Controlthiere erlagen. Aber wohl gemerkt, die Immunisirung vom Magen aus gelang nur, wenn 5 cem Sodalösung kurz vor der ini- nnniisirenden Cultur gegeben wurde. IV. Impfschutz mittelst electrisirter Cul- turen. — Für die Cliolerabacillen stellte K. fest, dass in eintägigen Bouillonculturen durch die 24 stündige Ein- wirkung eines coustantcn Stromes von 20 Milliampere die Bacillen völlig al)get('idtet wurden, während das Gift so- weit abgesehwäclit war, dass die Cultur zur Innnuni- sirung sich ausserordentlich geeignet erwies. Mit Culturen, die auf solche Weise electrisch präjia- rirt waren, wurden dieselben immunisirenden Wirkungen erzielt, wie mit denjenigen, welche 2 Stunden auf 7U*' er- wärmt waren. Arvicola ratticeps und der Hamster bei IJraudeii- hnrg au d. Havel. — 1. Arvicola ratticeps. — Als ich am 4. August d. J. die schönen Sammlungen des be- kannten Sammlers Gustav Stinnniug und seines Sohnes Cand. med. R. Stimniing in Brandeuliurg besichtigte, zeigte mir letzterer ein wohlpräparirtes Skelet und 2 isolirtc Schädel von einer Arvicola- Species, welche er bei Bran- denburg gefangen und als Arvicola agrestis bcstinnnt hatte. Eine genaue Besichtigung des Gebisses ergab mir, dass diese Bestinmiung nicht zutretfend war, dass dagegen eine überraschende Aehnlichkeit mit Arvicola ratticeps K. u. BL, also mit der sog. nordischen Wühlratte, vorlag. Herr Stimniing jun. war so freundlich, mir einen der betr. Schädel zu schenken, und ich habe diesen hier in Berlin mit 3 Schädeln von Arv. ratticeps meiner Samm- lung genau verglichen; ich fand eine derartige Ueberein- stimmung, dass ich zu der Ansicht gekommen bin, der Brandenliurger Schädel gehöre zu Arv. ratticeps oder zu einer sehr nahestehenden Species.*) (Eben.so die noch in Händen des Herrn Stimining befindlichen lieidcn Exemplare.) Die lietrett'endcn Mäuse wurden während des Spät- herbstes in dem Garten-Treibhause eines Bruders des Herrn G. Stimniing an der Peripherie der Stadt Brandenburg gefangen; es waren etwa 5 oder G Stück, von denen 3 theilweise präparirt wurden. Diese Thiere fielen dem geübten Blicke der Herren Stimniing scn. et jun. sofort als etwas Besonderes auf; sie hatten in mancher Hinsicht Aehnlichkeit mit Arvicola amphibius, waren aber, obgleich ausgewachsen, viel zierlicher geliaut. Herr Stimniing jun. *) Iiisbesoudoro ist die für Arv. ratticrps i^o clianikteristisclie Bildung des 1. unteren Baekenzalnis vorhanden. Nr. 35. Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. 3.^)5 cntwiirf von dem einen Exeniphir eine Skizze in natür- licher (irfisse und notirte sich Einiges über die Färbung. Hiernach war die Behaarung au der Oberseite des Kör- pers rüthlieh- braungrau, jedes Haar mit schwarzer Spitze; die Baucliseite war weisslich-grau.*) Arvieola ratticeps ist lieutzutage in Skandinavien, den russiselien ( »stsee- Provinzen, Xord-Knssland und Sibirien verbreitet. Wiiinend der jüngeren Diiuviaizeit lebte sie in einem grossen Tiieilc von Mittel- und Westeuropa; ich konnte ihre Reste an zahlrciciien Fundorten naeli- weiscn. Nach Jentink sind 4 Exemplare dieser Art 183.") bis 1836 bei Lisse in Holland (zwischen Leiden und Haaricni) gefangen und dem Naturhist. Reichsmuseum zu Leiden einverleibt worden. (Siehe 'l'ijdsehrift van de Nederl. Uierk. Vereen., Dl. V, 1880, s'. 105.) Seit 1836 wurde sie aber in Holland nicht wieder gefunden. Nach den Beobachtungen der Herren Stimniing scheint es so, als ob Arvieola ratticeps oder eine mit dieser sehr nahe verwandte Art in der Umgebung der Stadt Branden- burg als Seltenheit vorkonunt, gewissermaassen als ein Relict aus der Diluvialzeit. j\uf meine Frage, ob Herr Stimming, der Besitzer des oben genannten Treib- hauses, irgendwelche gnissere Ptianzenseudungen aus den bekannten Verbreitungsgebieten der Arv. ratticeps erhalten habe, und ol) hierdurch eine etwaige Einschlejjpung der- selben nach Brandenlnirg ernitiglicht sei, erhielt ich eine verneinende Antwort. Wahrscheinlich lel)t jene Alt that- säehlich in der (Jegend der Stadt Brandenburg, und im Spiitherbste suchen manche Exemplare in dem Stiunning- scheu Treibhause Schutz und Nahrung.**) Es wäre sehr zu wünschen, dass bald noch weitere Exemplare dieser Art gefangen würden, um ihr Verhält- niss zu Arv. ratticeps an friscliem .Material mit voller Ge- nauigkeit feststellen zu kömien. Obige Mittheilung soll zunächst nur eine Anregung jiierzu bieten. 2. Der Hamster. Nach Angabe des Herrn C4ustav Stinnning war der Hamster, welcher in der Provinz Bran- denburg nur eine geringe \'erbrcitung hat,***) vor 40 Jahren bei der Stadt Brandenburg, und zwar vor dem Krakauer Thore, sein- häutig. Er versclnvaml dann plötzlich aus dortiger Gegend ohne ersichtlichen Grund. Seit Kurzem haben sich aber einzelne Paare bei den Dörfern Moser und Grähnert, westlich von Brandenburg, gezeigt. Prof. Dr. A. Nehring. Bas Haai'kleid des Eleplianten. — Wie allgemein bekannt sein dürfte, besass das Mammuth ein dem Klima, in welchem es lebte, angemessenes Haarkleid, bestehend aus dichtem Woll- und etwas weitläufiger angeordnetem Grannenhaar. Die recenten Elephanten wurden v(m jeher als nur spärlich mit borstenartigen (also Grannen-)Haaren bekleidet dargestellt. Es war dies sehr einleuchtend, da ja die Thiere bei dem warmen Klima ihrer Heimath einen Pelz entbehren konnten. Alle Zoologen, welche über deu Elephanten schrieben, wiederholten die schon in den ältesten Schriften sieh findenden .\naaben über die Grannen- haare, keiner nahm sich die Mühe, einen recenten Ele- phanten genau auf seine l>eliaarung hin zu untersuchen. K. Möbius hat sich kürzlich dieser anscheinend nicht lohnenden Mühe unterzogen und hat hierbei interessante Ergebnisse erzielt, welche er in einer in den Sitzungs- berichten der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften erschienenen Arlieit „Die Behaarung des Mannnutlis und der Icln-nden Elephanten, vergleichend untersucht"-, nieder- gelegt hat. Die Untersuchung des im Berliner Museum für Naturkunde befindlichen Elephanten-.Matcrials, sowie einiger den Elephanten des Berliner Zoologisehen Gartens entnommenen Haarproben ergaben, dass die jetzt lebenden Elephanten zwischen den längeren borstenartigen Grannen- haaren dünne Flaundiaare besitzen, wie das Mannnutb, nur natürlich weit spärlieher. Betreffs der BeschatlVnheit, (irösse, Anordnung etc. der Haare müssen wir aul' die Abhandlung selbst verweisen. Es sei hier mu- das in- teressante Resultat derselben mitgetheilt, welches zeigt, dass es auch in der Klasse der Säugethiere noch überall der Erforschung bedürftige 'Pliemata giebt, bei denen noch manche Ueberraschung herauskonnnen kann. S. lieber deu Tlialliis der Kalkfiecliteii hai)e ich in der wissenschaftlichen lieilage zu dem Programm der städti- schen Realschule zu Plauen i. V. (Ostern 1892) und in den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft (Jahrg. 1892. Bd. X, Heft 1) Untersuchungen ver- öflentlicht. Unter den kalkliewohneuden Ki-ustcnfiechten giebt es nicht wenig Arten, welche eines Thallus gänzlich zu ent- behren seheinen. Aeusserlich betrachtet zeigen sie nichts als ihre in flache Grübeheu eingesenkten scheibenförmigen Apothecieu oder die schwarzen Mündungen der in kuge- ligen Höhlen des Kalkes versteckten Perithecien. Durch mikroskopische Untersuchung zarter Dünnschliffe von solchem flechtenbefallenen Kalk ist es mir aber ge- lungen, nachzuweisen, dass alle Flechten dieser Art einen wohlentvvickelteu, aus Rhizoiden-, Gonidieu- und Riudenzone bestehenden Thallus l)esitzen und dass dieser das Innere des Steines durcliwuchert, wie das Gewebe höherer Pfianzen vom Myeel eines Rostpilzes oder das Periderm der Bäume von dem Thallus hypophlocodischer Flechten durchwuchert wird. Bei diesen Flechten, die ich als endolithische bezeichne, dienen den reichver- zweigten Hyphen der Rhizoidenz(me feine Röhren, die sie sich selbst in den Kalk gegraben haben, als Wohmnig. Diese Röhren werden von den zu verschiedenartigen Gruppen vereinigten Gonidien zu geräumigen Höhlen er- weitert, die sich Ids an die ( )berfläche des Kalkes fort- setzen und hier von dichten Hyphenknäueln, dem Haupt- bestandtheil der Thallusrinde, erfüllt sind. Die. Struetur des Kalkes wird durch die ihn liewohuende Flechte nicht verändert. Infolgedessen ist es leicht, mittels des Mikro- skops nachzuweisen, dass die noch weitverbreitete Ansicht, der kohlensaure Kalk in den Intercellularräumen der en- dolithischen Flechten sei ein Ausscheiduugsproduct dieser selbst, falsch ist. Als epilithische Kalkfleehten, welche den epii)hloe- odischen Rindenfieehten entsprechen, bezeichne ich solche, deren Rinden-, Gonidien- und Marksehicht sich ausserhalb des Kalkes befindet, aber stets durch schwache Eutwiekclung ausgezeichnet ist. In den Kalk dringen, manchmal bis zu einer Tiefe von 5 und mehr mm, nur die rhizoidalcn Hyphen. Merkwürdigerweise führt die Rhizoidenzone der epilithischen Kalkfiechten nicht selten auch noch Gonidien. Dieselben gelien aber durch ihre unregelmässige und weitläufige VerStreuung aufs Unzweideutigste zu erkennen, dass sie nur Fremd- linge in dieser Zone sind. Bachmann. Beiträse zur Chemie des Brauukohleutheers be- titelt sich eine .\bliandlung von Fr. llaeuslcr. Die Untersuchung vertVdgt den Zweck, mit Sicherheit festzu- stellen, ob Uraunkohlentheer ausser Phenolen, Pyridinbasen und Kohlenwasserstoffen der Paraffinreihe ungesättigte Fettkohlen Wasserstoffe sowie solche der aromatischen 356 Natnrwissenschaftliclie Wochenschrift. Nr. 35. Reihe enthalte, da das bisher vorliegende experimentelle Material zu einem einwandsfreien Urtheil nicht gelangen Hess. Haeusler beweist die (Jegenwart ungesättigter Kohlen- wasserstott'e durch fractionirte Broniirung, wobei Brom zunächst ohne Entwickelung von Bromwasserstotf aufge- nonmien, also glatt addirt wird. Zum Nachweis aromati- scher Kohlenwasserstoffe lässt er auf die einzelnen Fractioneu rauchende Salpetersäure einwirken. Die Ke- action derselben bei der Wirkung auf das ursprüngliche Theeröl ist so heftig, dass ein Studium dieser Reaetion kaum durchführbar erschien. Haeusler wendet deshalb vorher fractionirte Oxydation mit Kalium])ermanganat in der Kälte an. Die dadurch erhaltenen, durch Destillation mit Wasserdampf, Waschen mit Natronlauge, Trocknen mit Kali und Fractionircn gereinigten Proilucte lassen sich alsdann gefahrlos nitrireu und liefern theilweisc aro- matische Nitroproducte. Auf diese Weise gelang der Nachweis von Benzol, Toluol, m-Xylol, Mesitylen sowie von Naphtalin. Nicht gelungen ist dagegen der ver- suchte Nachweis von luden, Cumaron sowie von Terpenen. Als wahrscheinlich erscheint die Anwesenheit von Thio- phcn, für dessen Nachweis H. sich weitere Untersuchungen vorbehalten hat. Es hat sich ferner ergeben, dass in den verschiedenen Fraktionen mit steigendem Siedepunkt der Pi-ozentgehalt an aromatischen Kohlenwasserstoft'en fällt, der an ge- sättigten K(dilenwasserstoffen der Fettreihe steigt. (Ber. d. Deutsch. (Jheni. Ges. XXV, 1655.) Sp. lieber die den NitroTevbiiidmigen entsprechenden Pliospliorderivate haben A. Michaelis und F. Rothe Untersuchungen angestellt. — Die Analogie der Elemente Stickstoff' und Pliosi)hor lässt für alle Verbindungen des ersteren theoretisch auch entsprechende Verbindungen des Phosphors voraussetzen. Doch begegnet es zuweilen grossen Schwierigkeiten, derartige Körper zu erhalten. So war es bisher nicht gelungen, die den zahlreichen und über- aus wichtigen Nitrokörpern entsprechenden Phosphorver- bindungen zu gewinnen. Den Verfassern gelang dies, indem sie von den Phospliinsäuren ausgingen, als deren Anhydride die gesuchten Verbindungen erscheinen. Die- selben, Phosphinovcrbindungen genannt, werden aus den Phosphinsänren erhalten durch Einwirkung ihrer Chloride nach der (Heiehung RPU(UH)., + RPOCL = 2RPO2 + 2HC1 oder, wiewohl schwieriger, durch Einwirkung von Phosphor- l)cntachlorid nach der Gleichung RP0(0H)2 -t- PCI5 ^ RP{ )o -H 2 HCl + POCI3. Die meisten bilden weisse krystallinische Pulver, die ähnlich wie Phosphorsäureanhydrid an der Luft Wasser anziehen und dabei in Phosphinsänren ül)ergchen. Von letzteren sind sie hau])tsächlich durch ihre Liislichkcit in Benzol und Chloroform unterschieden. (Ber. d. Deutsch. Cbem. Ges. XXV 1747.) Sp. Die (iletscherkatastroplie von St. Gei'vais vom 12. .Juli, über welche die Tagesblätter ausführlich be- richtet hal)cn, und deren verheerende Wirkungen daher noch in lebhafter Erinnerung sind, hat die Frage nahe gelegt, welches wohl die physikalischen Ursachen der- selben gewesen sind. Prof. A. Forel hat kürzlich der Pariser Akademie einen Bericht gesandt, in welchem er ausführt, dass die in den Tagesblättern ausgesprochene Ansicht, ein intraglaeiärer See habe sich Durchbruch erzeugt, nicht aufrecht erhalten werden kann. Auch zeigen die Ruinen am Schauplatz der Katastrophe, dass würde. Es gelang Janssen, mehrere Freunde der Wissen- schaft für seinen Plan zu interessiren, unter ihnen den bekannten Ingenieur Eiffel. Ein Schweizer Ingenieur, Namens Inifeld, der schon verschiedentlich Proben für sein Geschick in der Ausführung derartiger Arbeiten ab- gelegt hatte, wurde mit der Ausführung auch dieses Baues beauftragt, und so konnte schon im Sommer 1891 das Project in Angriff genonunen werden. Da Eift'el den Bau des Observatoriums für unmöglich hielt, wenn die Dicke der Schneekruste 12 m überschreiten würde, so wurde zunächst in dieser Tiefe ein horizontaler Tunnel zu graben begonnen, und zwar in der Richtung viui Süd nach Nord, weil die Nordabhänge am abschüssigsten sind, mau also in dieser Richtung zuerst den ganzeu Gipfel untergraben konnte. Die Ausführung des Baues dürfte am besten aus der beistehenden kleinen Skizze zu ersehen sein, die wir einem Bericht der bekannten französischen Zeitschrift „La Naturc" (No. 963 vom 14. November 1891) entnehmen. Der in einer Tiefe von 13 m unter dem Gipfel des Berges gebohrte, 2 m hohe Schacht wurde in der Rich- tung von Süd nach Nord circa 23 m weit geführt; an seinem Eingang errichtete Imfeid eine kleine Hütte, welche den Arbeitern zum Aufenthalt diente. Unter unsäglichen Schwierigkeiten nur war es möglich, das Unternehmen auszuführen; ein geradezu elendes Leben führten die Be- theiligten. Trotzdem in der Hütte fast ununterbrochen mehrere Coaksfeuer brannten, stieg das Thermometer in derselben nicht über 0°; selbst die Tinte gefror. — In der angefangenen Richtung wurde kein Fels getrotfen, auch die Untersuchung des Schnees auf mineralische Bestand- theile hin lieferte nur negative Resultate. Daher wurde die Richtung des Tunnels geändert und in ost- westlicher Richtung ein zweiter Schacht von annähernd gleicher Länge gegraben; aber auch hier traf man nichts als Schnee. Zu diesem Zeitpunkt zwang die vorgeschrittene Jahreszeit dazu, die Arbeiten abzubrechen; in diesem Jahre werden zunächst weitere Versuche unternommen werden durch Zickzackbohrungen, indess scheint auch hier ein Erfolg kaum mein- zu erwarten zu sein. Janssen entwickelt daher einen neuen Plan, nach welchem das Observatorium direct auf dem Schnee errichtet werden soll. Freilich müsste ein solcher Bau ganz besonderen Forderungen gerecht werden; er müsste fähig sein, sämmt- lichen Bewegungen der den Gipfel bedeckenden Sclniee- und Eisschicht, sei es in senkrechter, sei es in seitlicher Richtung, Widerstand zu leisten. Janssen hält es für möglich, bei genügender Fundirung des Baues diese Schwierigkeiten zu überwinden. Um die ganzen Verhält- nisse zu studiren, iiat er schon im vorigen Jahre eine Hütte direct auf dem (üpfel errichten lassen; dieselbe be- steht aus zwei Stockwerken, von denen das untere im Schnee vergraben ist, damit das Gebäude den auf dem Gipfel herrschenden Stürmen Widerstand leisten könne. Innerhalb zwanzig Tagen war keine Acnderung in der Lage der Hütte, keine Bewegung der Schneemassen wahr- zunehmen. In derselben Weise ist auch die Ausführung des Observatoriums selbst geplant; bei dem Bau desselben würden die Arbeiter gegen Schneestürme stets in der ursprünglichen, am Eingang des horizontalen Schachtes befindlichen Ilütte Schutz suchen können. In diesem Schachte nahm Janssen noch eigeuthümliclie, durch den Schnee bedingte akustische Verhältnisse walir; die Stimme erlosch in demselben sehr schnell, so dass die Arbeiter in einer Entfernung von 20 m von einander Mühe hatten, sich zu verständigen; andererseits durchdringt der Schall die Schneeniassen selbst sehr gut; so konnte man auf dem Gipfel ganz deutlich das Arbeiten in 13 m Tiefe hören. In diesem Sommer werden von neuem die Arbeiten in Angriff genommen werden; hoft'en wir, dieselben von Erfolg gekrönt zu sehen, würde doch das dadurch ge- schaffene Werk von unermesslichem Werthe für die Wissen- schaft sein. E. Koebke. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der Forschungsreiseude in Asien Capus soll die Direktion des neuen Obsei'vatoriums auf dem Mont Blanc übernehmen. — Der Prof. der Augenheilkunde Prof. Alf. Graefe in Halle a. S. und der Prof. M. Willkomm von der deutschen Universität Prag werden in den Ruhestand treten. Es sind gestorben: Daniel Wilson, Präsident der Universität zu Toronto. — Der pensionirte Prof. der Anatomie Karl Fried- rich Naumann zu Lund. Ein neues zoologisches Museum soll in St. Peters- burg erbaut werden. Pleske besucht in diesem Interesse im Auf- trage der Akademie der Wissenschaften die wichtigsten europä- ischen Museen. Preisaufgaben der dänischen Akademie der Wissen- schaften zu Kopenhagen. 1. Detaillirte wissenschaftliche Unter- suchung der ßryozoen unserer Kreideschichten, sowohl der Da- nien- wie der Senonien-Stufe. Die Abhandlungen miLssen be- gleitet sein von Proben der beschriebenen Arten und, soweit zum Verständniss nothwendig, von Zeichnungen. (Preis die goldene Medaille und 400 Kronen; Ablieferungstermin bis zum 31. (tctober 1894.) 2. Zwei gleiche Massen A und B l)ewegen sich in kreis- förmiger Bahn um einander; die Masse eines dritten Körpers C ist ganz zu vernachlässigen. Anfänglich befindet sich C auf der Linie Ali jenseits von H und bewegt sich in der Bahnebene von AB mit einer Anfangsgeschwindigkeit senkrecht zu AB, deren Grösse sich derartig bestimmt, dass sie eine reine Libration erzeugt. Welches ist nun annähernd der maximale Anfangsabstand von C (im Verhältniss zum Gravitationscentrum), für welchen diese Be- stimmung einer reinen Libration noch möglich ist, und welches ist in dem Grenzfalle die relative Bahn von C? Lässt sich rela- tiv zu diesem- inneren Grimzfalle dieser letztere durch ein unend- lich kleines Interwall zwischen B und C im Anfangsiuoment be- stimmend (Preis die goldene Medaille; Termin Ende Octuber 1893.) 5. In Bezug auf Anlage und Bedeutung der continuirlichen Weiden 358 Natnrwissen.scliaftliche Wochenschrift. Nr. 85. oder Wiesen wird gewünscht: ein Ueberhlick der Gramineen Dänemarks unter Berücksichtigung der mehr oder weniger aus- gesprochenen Anordnung ilirer Hanptwurzel als Rhizom oder im Büschel. Man wünscht ferner, dass die äusseren Bedingungen, Boden, Grundwasser, Benutzung u. s. w.) studirt und ausgewerthet werden, soweit sie bei den mehrjährigen Gramineen einerseits die Verzweigung der Rhizome, andererseits die Büschel-Bildung be- stimmen und begünstigen. Endlich wünscht man, dass, gestützt auf Beobachtungen an continuirlichen Weideflächen, welche ver- schiedene Bodenarten haben, angegeben werde, wie diese Grami- neen sich das Terrain streitig machen, wenn sie gemischt werden. (Thott-Preis bis zu 600 Kronen; Termin bis 31. <.)ctober 1894.) Die Abhandlungen können dänisch, schwedisch, englisch, deutsch, französisch oder lateinisch abgefasst sein und müssen mit Motto und verschlossener Namensangabe an den Secretär der Akademie Professor M. G. Zeuthen in Kopenhagen geschickt werden. L i 1 1 e r a t u r. Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. vollst, neubearli. Aufl. in Ib Liaudea. ti. iiil. ilili-Lalülus. Mit o Chromotafeln, 1.5 Karten und Plänen in Tafelform und 230 Textabbildungen. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. Berlin und Wien 1892. — Preis geb. 10 Mk. Mit aufrichtiger Bewunderung haben wir den neuesten 3. Bd. des Brockhaus'schen Konversations-Lexikons durchblättert. Die prächtigen, gut ausgewählten Abbildungen und der den Anforde- rungen, die man an ein grösseres Konversations-Lexikon stellt, durchaus entsprechende Text, machen das Werk sehr werthvoll. Einen geographischen Atlas ist es z. B. sehr wohl im Stande zu ersetzen, ja es bringt, gewiss sehr zweckmässig, ziemlich ausführ- liche Pläne der wichtigsten Städte, die man in den üblichen At- lanten vermisst. In dem vorliegenden Bande finden wir solche von Bombay, Bremen, Breslau, Brest, Brüssel, Budapest, ßuenos- Ayres und Situationskärtchen von Bordeaux, Boston. Brest- Li- towsk, Cadiz, Calais, Cartagena und Cassel. E. Widmer, Die europäischen Arten der Gattung Primula. Mit enier Einleitung vuii ( . v. >onderer Berücksichtigung des Schulter- und Beckengürtels bei Fischen, Amphibien und Reptilien. Jena. 24 M. Wolflf, J , Ueber Lotze's Metaphysik. (Sonderdruck.) Fulda. l.iö .^1. Zeller, E., Die Philosophie der Griechen, in ihrer geschichtlichen EntWickelung dargestellt. 5. Aufl. Leipzig. 12 M. Zindler, K., Nachweis linearer Mannigfaltigkeiten beliebiger Dimension in unserem Räume; lineare Complexe und Strahlen- svsteme in denselben. (Sonderdruck). Leipzig. 1,40 M. Zukal, H., Ueber den Zellinhalt der Schizophyten. (Sonderdruck.) Leipzig. 0,80 M. Briefkasten. Hrn. Dr. W. in Br. — Durchaus den von Ihnen ausgesprochenen Bedürfnissen ents]n-echend ist die prächtige „Erdgeschichte"' Melchior Neumayr's. Der erste Band enthält die allgemeine, Bd. 2 die beschreibende Geologie. Das Werk ist 1887 im Verlage des Bibliographischen Instituts in Leipzig erschieneu. Jeder Band kostet 15 Mk. Eine Besprechung finden Sie in der „Naturw. Wochenschriff Band III S. 161. VVir wüssten nichts besseres zu empfehlen. Inhalt: Dr. Albert Albu: Jacob Molesehott. — Dr. Leopold Spiegel: Ueber Stereochemie des Stiekstofts. — Ueber künst- liehen Impfschutz gegen Choleraintoxication. — Arvicola ratticeps und der Hamster bei Brandenburg an der Havel. — Das Haarkleid des Elephanten. — Ueber den Thallus der Kalkflechten. — BeiträfiC zur Chemie des Braunkohlentheers. — Ueber die den Nitroverbindungen entsprechenden Phosphorderivate. — Die Glotscherkatastro]die von St. Gervais. — Errichtung eines '-" ■ ■ "dem Montblanc. (Mit Abbild.) — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Brock haus' Konser- E Widmer: Die europäischem Arten der Gattung Primula. — C. Fliedner: Aufgaben aus der Physik. 'k. — Georg Arends, Synonymen-Lexikon. — Liste. — Briefkasten. Observatoriums auf dem Montblanc. (Mit Abbild.) vations-Lexikon. — E Widmer: Die europäischen ... Derselbe: Auflösungen zu den Aufgaben aus der Physi Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N.4., Invalidenstr. 40/41, zur Zeit in Ilsenburg a. Harz, für den Liseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 35. Naturwissenscliattliclie Wocheuschntt. LXXVII Carl Zeiss, || — Optische "Werkstätte. ^ und Mikrophotographische Apparate liii vollständigeren und einfacheren Zusamnienstelluuaen ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiseustr. 58. BERLIN NW. Luiseiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches lustitut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparale ♦ ? und (xeriithschafien im iresamintgebiete der Naturwissenschaften. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ m Illustrirter Katalog gratis und franco !F*a,tentaii>valt Ulr. R. Maerz, Berlin., Leipzigerstr. 67. Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausführliche Special Verzeichnisse gratis und franri^. FmJ. Ihiiiinilers TBrlagsbucliliamlliin?. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦Pakteriologische Kurse, ♦ ♦ l'nlfMriclit in \aliriiligsuiittel-,# ♦ sowie llai-iianalyse, uiotiatlich. ♦ T Gelegenheit zum Ausführen J T selbstständiger Arbeiten. T ^Uebernahme von technischen und^ ^wissenschaftlichen Untersuchtmgen^ ^ Jeder Art. ^ ♦ Dr. E. Ritserts Bakteriologisch- ♦ ♦ clieniisches Institut. ♦ X Inli- l*r. J. Stahl. X ♦Berlin N., Friedriclistrasse 131 d.* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦ Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis ,3 J(; gelj. Preis -1 JL Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. In Ferd. OUiumlers Verlags- bnchhaiKlIniie in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der InselJten von H. J. Kolbe. Kustos am Könisl. Museum für Naturkunde iu Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mar]£. »¥¥»»¥¥¥»» »y»»»y»»»y »•• Auflage 36 000! ^^g| gcriitigr );^wz!f| '4a Dnjuiitcüfdiid Selüna ■»- (2 2Saf föflfidj) einf(6ae6iics tfjrer (aud) '2aontofls) 1. Deutsch. Hausfreund, A s. Allq.Ztg.f. Landwirth- iUiisti. Zeil Si'hvift 7.1 GDrocli- seiten, wöcheDtlich, 2. Mode und Handarbeit, 8eeiti^ mit Schnittmuster; monatlich 3. Humoristisches Echo, wöchentliL-h. 4. Verloosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau, vierzelintägig. 6. Die Hausfrau, u tagig. 7. Produkten- ü.Waaren- Markt-Bericht.wciienti 8. Deutsch. Rechtsspiegel S;iuiiiiluug neuerGenetze uud Reichsgerichts- Entscheid.; nach Bedarf. foftfn bei jtbtt JloSnnPolf pro Quartal nur 5 ptarh. ©ttnelle, ouSfU^rlitie unbunparleiifcöepoIitiftSe aier idjter ftattun n: feine potitiidje 'Seuormunbiing ber S?efer. — SBiebergabe intcreffvrenber 3Jleuiunaääu6crungen ber äiartei» bläitcr oller iltiditunaen. — Slujjülirlidjt

Perionolia!cranberunacn in bet Slrmee, ffllarine unb Siml=ä!erroamnifl (Suftij, ©eiftlidjfeit, Sc^rcrfdiaft, Steuetfatb, ^orilfat^ :c.) fofort unb oollitänbig. geuiUetonä, Womane unb SioDtUcn ber O'rtiorriiacnMIfn .^utorra. ^Vitfcigen ftnli von rid(cr£r SOirttiino! *cr 3n^ciU ber ..gcrltJicV ileucflen gladjcidjien" ift frei DOn JjrioolitSten irgenb loelcber älrt. 3n jebet gebilbeten Samilie Rnben fie ba^er fidjcr freunblicje Slufnaljme. WOf Sür ^-amilicn ' Jdijetgcn, Stenftboteif ßlctiidic, 38olmungS=Slit5cifleii unb ähnliche SXnuonccii, bic bir i'cbücfniifc cincg ^nuSljnUs icticffcn, loitb btc SUionucmcntS Cuittuun für »rts Innfcnbc Duotial b. a. •SA. UoU in ^xltlunn ncnonimrn, moburdi ber i^e>,m\ bt- Blattes jicb mefenllut) oevbiuia:. "I®® 'lU-olienuuunern au) Sffiiinid) n;iUiy burd) bie (Stpröilioii ßcrliii SW., flöiiiijgtciljfr Straft 41. 9 i99e»e®«®»»»«flS^®®o««e««9o«9^ Sauerstoff :in Stalilc^^lindei'n.j Dr. Th. Elkan, 1 Berlin N. Tegeler Str. 15.1 In Ferd. Dümmlers Terlagsbuchhaud- lUDg in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. (Gesammelte Abliandluug-eu von Wilhelm Foerster, Prof. u. Director der Kgt. Sternwarte zu BerÜQ. Preis 7 Mark. £niiiiiMiiiMniMiitiiiiiiiiiiifiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiin^ 1 Zu Schülerprämien | I vorziig-licli geeignet | = ist das Buch: | 1 Deutsch - Afrika f = innl seine = [Naciarniiscliwarzeü Erdteil.! I Eine Rundreise E z in abgerundeten Maturschilde- | z rungen, .Sittenscenen und ethno- i E graphischen Charakterbildern. E E Nach den E = neuesten und besten Quellen für E = Freunde d. geographisclien Wissen- E r Schaft n. der Kolonialbestreljungcn = z sowie für den höheren Unterricht E E von E E Dr. lohannes Baumgarten, 1 E (ivmiiasjal-Obcrlfhi'T. = = 2. vermehrte Ausgabe. .\M einer E E Kartenskizze von Deutsch- Afrika, z i 5 -Mark, gebunden G Mark. | I Ferd. Diimmlers VerlagsliiHliliaiKlliinir | I in Berlin SW. 12. 1 ^iiiiiiiiiimni iiiiniiniiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiniii? j^or Äiirjem cvfd)ien: im SBiinbe ijrgrn bir llirlljrit örr \n. (fiiil|fitö= oiirr ^oiifip^rilfii, S8on Dr. ^Slfljefm ^ocrftcr. ftsl. 53reu6. ®el). Sieflieruiiaärcit, 'Crofeffor an ber lliiiBcrfität uiib Tireftor bct .«al. eternwarte ju SBerliii. 32 Seiten, gr. 8". «ßrci« 60 SPt. 3« Bc5tef)cn faur^ aUe SBuc^^onblungett. ffrb. JÜDimlctG ücrlai)Dliiiil|l|niibluim in Orrliii SW. M, jimiiifrltr. !»4. y Geologisches und mineralogisches Comtor M Ö Alexander Stuer m ^ 40 Rue des Mathurins in Paris. ^ Lieferant des französischen Staates und aller fremden Staaten. ^ Herr Alexander Stuer empfiehlt sich den Herren Directoren ÄS' )(^ und Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant $)( l^ aller geologischen fi-anzösischen Sei-ien, welche für ihre Samin- j^^ hingen oder Studien von Interesse sein könnten. (^^ |(*j Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermen und andere &)( i^ Abtheilungen der iUtesteii und jurassischen Formationen, aus der ^^ ^ Kleide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und JUineralien Wii |(4] aus allen J. ändern en gros und en detail. SjS) V^ = Meteoriten und Edelsteine. ^i LXXVIII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 35. 3« uixfcrm SBerlage crfc^icn : iin iifiilofopfiifflies i]o[&s6iitll BOlt M 1'24 ©eitcn 8". B ^»rfts 1.60 parR, cfc«. iitB. 2.iO 2aorft. N :==^ 3" Bejicljeit burcf) aüc äluclifianblimijcit. == ^i ü Jfrl). f ümmliTö gfrlajsbudjIiniiMimg in ^erlitt SW. 12. h JIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIMMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIinillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllL J^citfatioitcU! I SSov Suväeni cn*ieii in uiifcrem SerUiae: = auf bte flro|cu §r|iubungcn | a>oii I ÄCinigl. il-'vciiBiici)ct .ynuptmami ekämpft werden. Jene milden Mulden- und Sattelformen, wie sie der Bergbau so häutig auffindet, mit ihren geschwungenen Streich- und Falllinien, ihren sanften Ausbuchtungen, ihren Jöchern und Rücken entsprechen durchaus natürlicher Bildung und unterscheiden sich recht streng von jenen Zerrbildern der Lagerung, den Knickungen und Faltungen. Wermöeh- Tnßit: Tiy.ti. te die in Fig. 13 und 14 darge- stelltenLage- rungsformen zu einer Art rechnen, sie unter einen Hut bringen? In Figur 13 die ruhige un- gestörte Mul- denfonn, in Figur 14 die Zernxn- geu, Biegun- gen und Fal- tungen , wie sie einzel- ne Grul)en- bilder West- falens auf- weisen. Wir wollen uns nun je- nen Lage- rungserschei- nimgen zu- wenden, die durch Auseinandertrenmmg der Schichten, durch Knickun- gen und Zerreissungen offenbar den Einfluss einer stö- renden Gewalt erkennen lassen, deren letztes und be- deutsamstes Glied, die „Verwerfungen", die ausgesprochen- sten Störungen sind. üeber die einfachen Spaltenbildungen, welche keine Ortsveränderung der anseinandcrgetrennten Gebirgsstücke mit sich bringen, ist nicht viel zu sagen, trotzdem sie be- kannte und oft recht unangenehme Erscheinungen für den Bergmann sind. In den Flötzen sind diese Spalten in der Regel breiter als im Nebengestein, was w'ohl dem Umstände zuzuschreiben sein mag, dass die durchsickern- den Wasser an der weichen Kohle mehr loszunagen ver- mochten, als im festen Gestein. Ausser mit rein thonigen und lettigen Massen sind sie zuweilen auch mit einge- sickerten krystallinisehen Mineralien, wie Kalkspath, 362 Naturwisseuschaftliclie Wochenschrift. Nr. 36. Braunspath, Schwefelkies, Dolomit u. s. w. ausgefüllt. Nicht selten enthalten sie grössere Hohlräume, welche mit ühelriechenden Wassern (Kohlenwasserstoff oder Schwefel- wasserstoff enthaltend) angefüllt sind und dann eine nicht zu unterschätzende Belästigung für den Betrieh bilden. Bei starken Knickungen und Faltungen, in der Nähe grösserer Verwerfungen, sind sie kaum fehlende Begleiter und durchsetzen das Fhitz zuweilen in so grosser Anzahl, dass dasselbe auf grössere Erstreckun- gen völlig zerklüftet und zertrümmert (der Kohlen- bergmann sagt „stichig") erscheint. Selbstverständlich leidet bei der- artiger Zerklüftung „Faltenverwerfung" hier Sprung und nebeneinander gc- um den Gegensatz hervorzu- um aber gleichzeitig auch er- rfy.Jß. ^^^'S i%'- ''1' '^"'''^2 =S=£.i- befriedigende Lösung der Ausrichtungs- trotzdcm hier und da auf Construction ein Ergebniss Wege eine stets frage zu erzielen ist. Wenn dem Wege der geometrischen gefunden wird, welches den Nagel auf den Kopf trifft so ist meist der Zufall mit im Spiel. Immerhin aber lässt ein derartiges Ergebniss im allgemeinen auf bergmännischen Scharfblick und gewissenhafte Würdigung der vorliegenden Verhältnisse schliessen. Wenn wir die Kluft eines Sprunges in ihrer Er- strcckung im Streichen wie nach der Tiefe hin verfolgen, werden wir finden, dass sie häufig ihre Mächtigkeit, Aussehen und ihre Füllungsmasse ist die Kluft von äusserst geringer so mit dieser auch ihr ändert. Stellenweise milde thonigc oder zähe lettige Massen ausgefüllt. Die Salbänder zeigen hier häufig glatte, spiegelnde Flächen (Harnische), von Ritzen, Furchen und Streifungen durch- zogen, welche beim Herabgleiten des gesunkenen Stückes eingeritzt wurden. Professor Höfer hat diese Furchen und Ritze treffend als Rutschstreifen bezeichnet. An derartigen Stellen stossen nun auch die Schichten glatt, wie abgeschnitten an der Kluft ab. An anderen Stellen erscheint die- selbe Kluft mit bedeutender Mächtig- keit im Felde. Zwischen den Sal- bändern liegt ein ganzer Gebirgsgürtel von zertrümmerten Massen, Schutt und Gerolle. Hier finden wir sogar ganze Gebirgsklötze in die Kluft versenkt, welche hier und da von zerbröckelten Gesteinstrümmern umgeben, hier und dort von breiartigen, sandig thonigen Massen umflossen sind. Wo ein solch eingesenkter Gebirgsblock in dem Kluftgcrölle absetzt, tritt scheinbar das Salband einer neuen Kluft, wo er einem anderen Gebirgsblock vor- lagert, eine wirkliche Kluft auf. Wir geben in Fig. 18 ein Bild von einer derartig grossen Sprungkluft. Wenn hier alle scheinbaren und wirk- lichen Klüfte aufgenommen werden, dann entsteht auf dem Grubenbilde ein solches Gewirre von sich durch- kreuzenden, widersinnig und recht- sinnig fallenden Störungslinien, dass der wahre Sachverhalt gar nicht zu enträthseln und kaum ein Licht- fünkchen in den dunkeln Irrgang zu bringen ist. Hier lässt den Berg- mann jede Regel im Stich, weil er nicht weiss, an welcher der sich widersprechenden Störungslinien er sie anwenden soll. Die eine Kluft lässt auf einen Vorwurf ins Hangende, die andere auf einen solchen ins Lie- gende schliessen. Hier hilft der klare bergmännische Blick mehr als die peinlichste Aufnahme und die lehrteste Projection. Es sei hier vorausgesetzt, wir uns schon schlüssig gemacht haben, die Störung als Sprung, nicht als Wechsel auszurichten. In diesem Falle spitzt sich also die bergmännische Aufgabe darauf zu, die Hanptkluft des Verwerfers in dem Kluftgewirre aufzufinden und die Richtung des Verwurfs zu ermitteln. Dazu giebt es nun verschiedene Jlerkmale. Eines der ersten derselben ist das Schleppen des Flötzes den Vorklüften entlang in der Richtung des Verwurfs. Zuweilen schwenkt es in glattem Bogen in der Ver- wurfsrielitung ab, um in schrägem Schnitt schwächer und schwächer werdend an einer der Vorklüfte oder auch der Haui)tkluft auszulaufen und jenseits der Haujitkluft in entgegengesetztem Maasse sich wieder anzulegen, vergl. Fig. 18. Zuweilen hat eine Art Stauchung der Schichten stattgefunden. Die Schichten ge- dass gestaucht, gefaltet, wie in Fig sind wellenartig zusammen- 19. 364 Naturwissenschaftliche Wocheüschrift. Nr. 36. Taj.m. Endlich geben wir in Fig. 20 noch ein Sprimgvor- kommen, wo das auseinandergezogene, gestreckte Flötz durch die ganze Kluft sich hinzieht, wo zwischen den verschobenen Flötzstücken der Zusammenhang nur durch einzelne Spalten und Klüfte gelockert, nicht aber durch vollständige Auseinanderschiebung aufgehoben ist. Wir könnten z. B. bei der in Fig. 19 dargestellten Störung auch von einer Faltenverwerfung sprechen, trotz- dem wir einen Sprung vor uns haben. Das Schleppen des Flötzes der Kluft entlang ist nun zwar ein vorzügliches Merkmal, aber es fehlt gar häufig, es ist kein unaus- bleibliches Kennzeichen. Da bieten nun die Vorklüfte gute Handhaben. Diese Vorläufer sind in der Regel in Bezug auf Verwurfsgrösse von untergeordneter Bedeutung, sie bringen kleine Verwürfe mit sich, sind in der Regel gut ausgeprägt, so dass die Salbänder gut aufzufinden sind, und das ist sehr wichtig. Mit der Hauptkluft haben sie in der Regel gleiches Fallen und ver- werfen in gleichem Sinne. Verwirft z. B. die Hauptkluft ins Hangende, so thut dies meist auch die Vorkluft. Ist das Einfallen der Vorkluft schwer zu erkennen, so kann auch als ziemlich sicheres Anhalten dienen, dass die Lagen des Störungsgebirges, also die losgetrennten und mitge- schleppten vSchichtenstücke, unmittel- bar nach den Salbändern der Haupt- kluft steil einstürzen. Aus der bei- gegebenen Fig. 18 (Profil) ist diese Thatsache leicht zu ersehen. Erst zwischen den Salbändern der Haupt- kluft finden wir jenes Kluftgewirre, welclies so häufig die Grubenbilder verundeutlicht und zu allerhand Kopf- zerbrechen jeden Anlass bietet. Wir wollen nun noch ein kleines Streiflicht über die Obliegenheiten des Bergmannes bei der Durch- örterung einer solch verwickelten Störung gleiten lassen. Die nebenstehenden Zeichnungen 21 und 22 schliessen an die Verhält- nisse in Fig. 18 (Sohlenschnitt) an. Man hat auf dem Stücke a b eine aufgefahren und bei ()rtsstosse abfallende Sprungkluft angetroffen. Nach altem Brauch wendet man sich sofort ins Liegende, scheinbar mit Erfolg, da schon bei c das Flötz getroffen wird. Dass man es nur mit einem in die Kluft versenkten Gcbirgskeile zu thun hat, verrauthet Niemand. Man verfolgt das Flötz nach Osten, um es bei d wieder zu verlieren. Günstigenfalls, sofern das Stuck c d bei d denn Orte abfallend endet, wird man sich nach dem Liegenden wenden. Wenn das bei e angetroft'ene zweite Salband der Hauptkluft nicht übersehen, wenn nicht eine jener zaidlosen zwischenliegenden Klüfte ange- troffen wird, welche zu einem Versuche ins Hangende ein- ladet, dann wird man l)ei f das Flötz wieder erreichen. Hört jedoch das Stück c d dem Orte zufallend auf, dann wird man sieh von d aus ins Hangende wenden und fährt ins Blaue. Der richtige glatte Weg der Ausrichtung ist in Fig. 22 dargestellt. Der Beamte, der die Verhältnisse er- kannt hat, wird sich bei b sofort rechtwinklig zur Kluft wenden, um diese möglichst kurz zu durchqueren. So lange er kein festes Gestein vor sich hat, wird er diese Richtung beibehalten. Erst wenn er bei c das zweite Salband durch- örtert und gesundes Gebirge vor sich hat, wird er sie verlassen und sich kurz gegen das Liegende wenden, um bei d das gesuchte Flötzstttck zu erreichen. Vergleicht man nun die auseinandergerissenen Ge- birj Fig. 13. Sohlenstrecke b eine dem man igsstücke in Bezug auf Streichen und Fallen miteinander, so findet man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle eine beträchtliche Abweichung. Es ist ja auch erklärlich, dass ein derartiger (iebirgsrutsch nicht so glatt vor sich gehen kann, dass auf den getrennten Gebirgsstücken ein paralleles Streichen vorhanden bliebe. Wenn wir uns in Fig. 23 etwas vertiefen wollen, so werden uns einige Eigenthümlichkeiten der Lagerung auffallen. Auf dem Flötzstücke I (AB H C D) vorörternd wurde die Strecke A B in der 100 m Sohle aufgefahren. Bei B wurde das Flötz durch die Störungs- kluft E H abgeschnitten. Man ent- schliesst sich, die Störung als Sprung auszurichten und fährt ins Liegende, erreicht auch das Flötzstück II in der Sohlenlinie E F. Man wird das Flötzstttck II nun schon den gesun- kenen Theil nennen. Aber bei F wird eine neue Kluft angefahren, welche nochmals einen Vorwurf ins Liegende mit sich bringt, mit der streichenden Sprungweite F J. Man ist nun leicht geneigt anzu- nehmen, der Gebirgstheil III sei eben- so von dem Gebirgstheil II abge- gHtten, wie dieser von dem Theile I. Fassen wir nun die einzelnen Streichlinien etwas schärfer ins Auge, so werden wir zunächst finden, dass die Gebirgsstücke I und III gleiches Streichen haben, die Sohlenstrecken A B und J K streichen in gleicher Auch das Einfallen stimmt Richtuni überein. Hingegen weicht das der Sohlenstrecke E F im stucke 11 ganz erheblich Hauptstreichen AB JK ab. fallwinkel des Stückes II denen der Stücke I und nommen, um den Fall nicht Streichen Gebirgs- von dem (Der Ein- ist gleich III ange- zu ver- wickelt zu gestalten.) Wenn wir uns in gleichen Teufen (in Fig. 23 sind 80 m Seigerabstände angenommen) die Sohlenlinien eon- struiren, so ergiebt sich, dass der Verwurf nach Süden hin abnimmt. "Die westliche Störung wird schon bei M als Verdrückung (ähnlich der in Fig. 15) erscheinen, um vielleicht bei H oder südlich dieses Punktes ganz zu ver- schwinden. Auch die östhehe Störung wird im Punkte C kaum noch als ^'erdrückung erscheinen, in der nächst tieferen Sohle wird sie nicht mein- aufgefunden werden. Die Construction liöhcrcr Sohli'nlinien gegen Norden er- giebt, dass der Verwurf nach Nmdcn zunimmt. Dort lag also der Storungsherd. Dort hat eine Unterwühlung des Gebirges oder ein anderer mechanischer Vorgang statt- gefunden, welcher die Massen in Bewegung setzte. Nr. 36. Naturwissenschaftlicbe Wochenschrift. 365 Ans (k'r cigciiartiju'en Lagerung des Gebirgsstückcs II ist zu scbliessen, dass dieses allein verworfen, verschoben ist, während I und III wohl in ihrer ursprünglichen Lage verblieben sind. Es ist nun ferner noch zu scbliessen, dass der (ic- birgskeil II nicht nur eine Senkung, sondern gleichzeitig eine I)re- TaJ'.IX. hung erlitt. Nach Nor- den bin wird eine weitere Störung das Stück II begrenzen und jenseits derselben kann man wieder normale Ver- hältnisse erwarten. Häu- tig aber bringen der- artige Störungen, wie die im Norden zu er- wartende, einen breiten, völlig zertrümmerten Gebirgsstreifen mit sich, von welchem aus strah- lenförmig Störungskl üf- te in das Feld ziehen. Die eben besproche- nen Verhältnisse sind in gestörten Gebieten die gewöhnlichen. Die meisten Störungen sind keine einfachen Gebirgssenkungen oder Verschiebungen, sondern meist Gebirgsverdrehuugen, deren geometrischer Dar- stellung mau auf dem Wege der Construction der Sohlen- linien in gewissen Teufeuabständeu am näclisten kommt. Zum Schlüsse möchten wir hier noch einen fest ein- gewurzelten Irrthum streifen. Man uinnnt im Allgemeinen als feststehend an, dass der Sprung durch Abrutschung, Senkung, der Wechsel durch Hebung eines Gebirgsgliedes entstanden sei. Nauumtlich das letztere hält sich fest und zäh in liergmännischen Kreisen. In abgebauten, zu Bruch gehenden Grubenräumen, beim Aufblähen und Rutschen von Berggchäugen hingegen lassen sich andere Beoltachtungen maclien. Das Einfallen der Schichten täuscht. Es kann z. B. eine ab- gerissene Schicht im Hangenden des fest- gebliebeneu Theiles erscheinen , trotzdem der ganze Gebirgstheil, dem die al)gerissene Sciiicht angehört, ge- sunken ist. Der uns zugemes- sene Eaum gestattet uns nicht, auch auf diese Fälle näher ein- zugehen. Wir wollen aber in den Fig. 24 a und b noch zeigen, dass durch ein und densel- ben Vorgang, eine ünterhöhlung , sowohl ein Sprung, als auch ein Wechsel hervorgebracht werden kann. In Figur 24a ist die Unterluihlung durch etwas dunklere Schraflfur hervorgehoben. Figur 24 b zeigt die Verhältnisse nach dem Niedergange des unterwühlten Gebirgsstückes. Die rechts entstandene Störung wird sofort als Sprung er- kannt werden, während wir links eine Verwerfung linden, welche die Bedingungen erfüllt, welche der Bergmann für den Begriff eines Wechsels oder einer Ueberschiebung fordert. Die Kunde der interessanten Yerhältuisse zwischen Schmarotzerbieneii iiiid ilireii Wirthen, die u. a vor einigen Jahren durch H. Friese untersucht wurden, erfährt neuerdings durch C. Verhoeff (Zur Kenntniss des bio- logischen Verhältnisses zwischen Wirth- und Parasiten- Bienenlarven. Zool. Anz. 1892 S. 41) eine bemerkenswerthe Bereicherung. Osmia leueomelaina K. baut in dürren, ausgehöhlten Brombeerzweigen derart ilir Nest, dass sie den von einer dünnen, stehengebliebeneu Marksehicht aus- gekleideten Hohlraum durch Deckel, die aus zerkauten grünen Pflanzentheiien gebildet werden, von unten her in eine Reihe von Zellen zerlegt. Wenn die Mutter die jüngste Zelle noch mit Futter und YJi belegt, ist in der ältesten Zelle schon die Einspinnunj;' iler Larve vollendet. Die genannte Biene wird nun durch das Schmarotzerthum von Stelis minuta Nyl. belästigt. Da diese Kuckucks- biene weniger Eier als ihre Wirthin legt,, sind nur die obersten, jüngsten Zellen angegriffeu. Die Stelismutter legt ihre Eier früher als die Osmiamutter ab, und zwar mehr oder weniger tief in den Futterballen, während das Osmiaei oben auf demselben ruht. Nachdem die Stelis- larve nun auch etwas früher als die der Osmia ausge- schlüpft ist, fressen beide Larven in entgegengesetzter Richtung in den Futterballen hinein. Tritft nun der Parasit den Wirth, so sieht man die Kiefer beider Thiere gegen einander operireu, liis ersterer seine Kiefer in den Kopf des Opfers schlägt und hier oftenhar das Gehirn ver- nichtet, so dass die Osmialarve getödtet wird. Nun beisst der Schmarotzer in die Mitte des Opfers ein, saugt das- selbe in 1 bis 2 Tagen aus und verzehrt nun den Rest des Speiseballens. Bei diesem Parasitismus stellte also Verhoefi' durch Be(djachtung fest, dass nicht die sehnellere Entwickelung di'S Schmarotzers die Wirthslarve zum Ver- hungern bringt, sondern dass letztere von ersterem plötz- lich angegriften und getödtet wird. Dr. C. M. Yerbreituiigsverliältni.sse des Kaineels. — Eine Untersuchung über die Verbreitungsverhältnisse eines der wichtigsten altweltlichen Hausthiere verötfeutlicht Otto Lehmann: „Das Kanieel. Seine geographische Ver- breitung und die Bedingungen seines Vorkommens" (Ztschr. f. wi.ss. Geographie. Bd. 8. Heft 3. Weimar ISUl). Der Verf., der durchweg das (eiidiöckrige) Dromedar vom (zweihöckrigen^ Trampelthier unterscheidet, giebt zuerst eine Skizze der Geschichte der geogr. Verbreitung der gen. Thiere. Wenn wir auch infolge Mangels genügender paläontologischer Funde iiire Heimath nicht sicher fest- stellen können*), so scheinen sie doch, wenn sie auch beide die grossen Trockenräume der alten Welt bewohnen, zwei verschiedenen Gebieten zu entstammen, und zwar das Dromedar, das höher gebaut und weniger dicht lie- haart ist, der heissen Sandebene, das Trampelthier dem höher gelegenen Land. Das Dromedar, als dessen Hei- math Arabien anzusehen ist, wurde schon sehr früh in *) Beriehterst. vermisst den Hinweis iiuf die von Wallace iiiit'gestellte Ansielit (.s. z. B. F. Höek. Die nutzbaren Pflanzen lind Thiere Amerikas und der alten Welt ote. Leipzii;' 1884. S. o4), die den Cameliden einen amerikanischen Ursj^ircing zu- sehreibt. 366 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 36. Palaestina gezüchtet, kam im 8. Jahrhniulert v. Ch. G. zu den Assyriern und wurde durch die Perser bis Afgha- nistan und bis ins Fünfstromland, durch den Islam bis Turan verbreitet. Die alten Aegypter kannten das Dro- medar wohl, machten es aber nicht zum Hausthier. Seine Ausbreitung in die anderen nordafrikanischen Länder ge- schah nur langsam. Benutzten es doch die Karthager zu ihren weiten Haudelszügcn nicht. — Das Trampelthier stammt aus dem Hochland luuerasiens. Die von Prze- walski in ganz Turkestan, von Chotan bis nach dem Kuku- nor und nördlich dieses Sees in der Wüste Gobi gefun- denen Kameele stellen wahrscheinlich seine Wildform dar. Schon seit undenklichen Zeiten wurde im jetzigen Nord- i China Kameelzucht getrieben, aber auch iu Baktrien und Indien war es schon in sehr früher Zeit bekannt. Durch die Wanderungen türkischer Völker wurde es in den süd- russischen Steppen eingebürgert. — Das heutzutage beiden Thiereu gemeinsame Gebiet,*) Kleinasieu, die Kaukasus- länder, Armenien, die Bucharei, Iran, die Länder am Balchasch-See und das Fünfstromland, hat, zumal da sich Dromedar imd Trampelthier vermischen, zahlreiche Ab- arten, Bastarde und Formen hervorgebracht. Verf. geht ausführlich auf die Zucht der Thiere und die Arten ihrer Verwendung ein. Die erstere bedarf der Beihülfe des Menschen; die Brauchbarkeit der Kameele als Last- und Reitthiere ist allgemein bekannt. Das ägyptische Kauieel ti-ägt, wenn auch nur auf kürzere Strecken, bis 500 kg.; von Kairo bis Mekka sollen Eilboten nur 18 Tage geritten sein. Die grosse Bedeutung des Kameeis liegt iu seiner Fähigkeit unter langer Entbehrung von Wasser und bei dem dürftigsten Futter die schwersten Dienste zu ver- richten. Seine Milch und seine Wolle werden verwendet, als Schlachthier dient es nur ausnahmsweise. — Sein Vor- kommen wird nicht durch Eaubthiere, wohl aber durch Insektenplage beschränkt. So bezeichnen Timbuktu, der Tsadsee, Darfur aus diesem Grunde die afrikanische Süd- grenze des Dromedars, und die Gegend des Lobnor sowie im Sommer der Bajangol am Nordabhang des Kuenlun sind für die Kameele nicht bewohnbar. Das Futter muss trotz der Genügsamkeit der Kameele aus ge- wissen Pflanzen bestehen. Y»r allem sind hier Alliagi camelorum und maurorum, Haloxylon Amniodendron, Psam- ma villosa, Synanchum acutum, Nitraria Schoben, Tama- rix Pallasii, Acacia (iirafae, Lasiagrostis splendens, Ca- lidium gracile, Budargana mongolica und Hcdysarumarten für Asien, Salsola venuiculata, Aristida plumosa, Panicum turgiduni, Mlfa spicata, Artcmisia odoratissima, Avicennia tormentosa für Africa zu nennen, lauter Steppenkräuter, die meist salzliebend sind. Und zwar scheint das Kameel an diese letzteren gebunden zu sein. Jedenfalls bedarf es des Salzes durchaus. Die Abhängigkeit von der Bodenbeschafl'cnheit lässt sich, wie schon oben angedeutet, kurz so ausdrücken, dass das Dromedar für gebirgigen Boden unbrauchbar ist, wenn es auch auf die Zucht hier- bei ankommt, dass das Trampelthier dagegen dort sicherer geht. Harter Boden ist stets günstiger wie loser oder gar schlüpfriger. Die Kameele können ferner grosse Hitze (bis -+- 48,80) mj(j grosse Kälte (bis — 37") ertragen, ja, was auffallender ist, auch die Tagesschwankungen, wie sie sieh z. B. in der Sahara oft von tropischer Hitze bis Kälte unter 0" bewegen, schaden ihnen nicht nur nicht, sondern scheinen ihnen zuträglicher zu sein, als ein Klima mit gleichmässig Jieisser oder gar gemässigter Temperatur. Doch sind die Anpassungen an bestimmte örtliche Klimate na- türlich bedeutend. Die relative Feuchtigkeit allein giebt keinen Grenzwerth für die Verbreitung der Kameele ab, doch kann man unter Hinzuziehung der Tem])eratur sagen, dass bei entsprechend niedriger Temperatur die relative Feuchtigkeit bis zu 1)3% steigen darf, während sie bei höherer Temperatur bedeutend geringer sein muss. Wo aber der in der Luft enthaltene Wasserdanipf im Monatsmittel eine Spannkraft von mehr als 11 — 12 nun erreicht, da ist dem Vorkommen des Kameeis eine Grenze gesetzt. Dr. C. Matzdorfif. Die Rückbildung der Thymus. — Dass sich selbst an einem nach jeder Richtung hin gairz ausführlich unter- suchten Urganisnuis, wie dem menschlichen, auch anatomisch noch wichtige Entdeckungen machen lassen, zeigt die von W. Waldeyer über die Thymusdrüse verört'entlichte Ab- handlung („Die Rückbildung der Thymus." Sitzungsber. kgl. preuss. Ak. d. W. Jahrg. 1890. 1. Bd. S. 433 ff.) Während man bisher fast allgemein der Ansicht war, dass dieses Organ in den meisten Fällen mit dem Ablauf des kindlichen Alters schwinde und fettig verkümmere, fand Waldeyer, dass diese sog. Fettmasse nicht beliebig ge- staltet ist, sondern dass sich ausnahmslos und selbst bei alten Personen im vorderen Mediastialraum ein Gebilde vorfindet, das etwas grösser als die Thymus der Neu- geborenen oder der Kinder im 1. Jahre ist, die Gestalt der Thymus zeigt, und das stets noch Reste des lym- phoiden Thymusparenchyms zerstreut oder auch in klei- neren oder grösseren Herden in sich schliesst. Auch die Vertheilung der Gefässe bleibt die charakteristische Thyraus- vertheilung. Es bleibt also die Thj-mus, wenn auch all- mählich Fett zwischen das Thymusparenchym eindringt, und dieses z. Th. atrophirt, sowohl formell als auch ge- weblieh stets bis zum Tode bestehen. Man muss den Fettkörper als einen „retrosternalen" oder „thymisehen" bezeichnen. Die Thymus ist also ihrer ersten embryonalen Anlage nach epithelial, dann ist sie lymphoid, und drit- tens ist sie verfettet. Wenn auch infolge Functions- wechsels die Thymus zuletzt eine Polsterung für die grossen Gefässe bildet, so bleibt doch vielleicht die Drüsen- function daneben z. Th. bestehen. Dr. C. M. *) Eine Tafel giebt die Verbreitung beider Kameelaiten. die Fundorte ihres Vorkommens im wilden Zustande, sowie die fos- silen Vorkommnisse au. Zu interessanten Folgerungen haben wiederholte ge- naue Messungen der stralilendcu Wärme des Mondes geführt, welche theils während zweier totaler Mond- finsternisse (4. October 1884 und 28. Januar 1888), theils während verschiedener Phasen des Mondes vorgenommen wurden. Die er.stercn Beobachtungen rühren von eng- lischen Forschern her (insbesondere dem Assistenten Lord Bosses: Dr. Boeddicker), die letzteren hat Frank H. Very angestellt und in einer von der Utreehter Gc- sellschat't der Künste und Wissenschaften preisgekrönten Abhandlung veröffentlicht; bei denselben wurde ein Bolo- meter in Verbindung mit einem sehr empfindlichen Gal- vanometer verwendet; von dem Mcmde wurde durch einen Hohlspiegel ein Bild von etwa 3 cm Durchmesser ent- worfen, aber nicht die ganze Wärme hiervon, sondern nur diejenige begrenzter Theile (^ bis r^j) der Mondober- fläche ermittelt. — Es ergab sieh nun aus den gesammten Untersuchungen, dass zur Zeit einer iMondfinsterniss die Abnahme der Wärmestrahlung des Mondes sich schon ungefähr 15 Minuten (jedenfalls aber nicht weniger als 3 Minuten) vor dem Beginn der Verfinsterung einstellt. Hieraus ist zu schliessen, dass die Erdatmosphäre sich mindestens bis zu einer Höhe von 306 km (über 40 Meilen) erstreckt und die Sonnenstrahlen, ehe sie noch durch die feste Erdkugel von dem Monde ferngehalten werden, auffängt und in ihrer erwärmenden Wirkung auf die Mondoberfläehe schwächt. Hat die Fiusterniss ihr Nr. 3ß. NatnrwissenscIiaftUche Wochenschrift. 367 Ende erreiclit, so dauert es noch wenigstens 1 Stunde 40 Min. nach dem letzten Contact der Mondobcrtiäeiie mit dem Halbschatten der Erde, ehe die Mondwärme zu ihrem normalen Werthe zurückkehrt. Das Minimum der Wärmestrahlung- füllt sichtlich etwas später als das der lieieuchtung. Mit diesem letzteren Ergebniss stimmt das andere überein, dass die Verringerung der Wärme vom Vollmond zum letzten Viertel kleiner ist als die Zunahme der Wärme vom ersten Viertel zum Vollmond. Hieraus ist der Schluss zu ziehen, dass durch die Mond- gebirge eine Wärmeaufspeicherung erfolgt, die noch vorhält, wenn die beleuchtete Mondfläche abnimmt. Weitere Feststellungen gehen dahin, dass die hellen Ge- biete der Oberfläche im Laufe eines mittleren Mondtages mehr Wärme ausstrahlen als die dunklen, sowie, dass mit dem Ucbergang aus höheren zu niederen Breiten eine regel- mässige Abnahme der Wärme verknüpft ist, und endlich, dass der Ostrand des Mondes wärmer als der Westrand ist. Dr. K. F J. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Deitete Auflage. Verlag von Ferdinand Enke. Stutt- gart 1892. — Preis 12 Mk. 2. Dr. Albert MoU, Die conträre Sexualempfindung. Mit einem Vorwort vnii 1!. von Krafft-Ebing. Fischer's meilicin. Buch- handlung (H. Kornfeld). Berlin 1891. - Preis 8 Mk. Das unter 1. genannte, in der 7. Auflage vorliegende, be- kannte Buch des berühmten Psycho-Pathologen Krafl't-Ebing be- handelt die Psychopathologie der gesammten mensch- lichen vita sexualis, das zweite Buch, von Moll, nur die eine, vielleicht merkwürdigste Seite dieser vita, nämlich, wie der Titel sagt, im Speciellen die conträre Sexualempfindung, oder genauer ausgedi-ückt: ing: Psychopathia sexualis. 2. Dr. Albert Moll: Die conträre Sexual- empfindung. — Erwiederung. — Liste. — Briefkasten. ■Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoni^, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Beriin. — Verlag: Ferd. Düramlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bornstein, Berlin SW. 12. Nr. 36. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXXIX ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Chemisches Laboratorium ♦ ♦ von ♦ ♦ Dr. P. Fernaiidez-Krug und Dr. W. Hampe. ♦ Ehemalige Chemiker der Künigl. Bergakademie und der Küuigl. ehem.-techii Versuchsanstalt zu Heidin. Berlin SW. Zimmerstrasse 97. ♦ ♦ Au3führung chemiaoli- technischer Untersuchungen jeder Art. ♦ ▼ (Specialität: Analyse von Rerg- und T-1 iittenproduktoii.) ^ T Unterricht in der Mineralanalyse, aucli für Fortgeselirittenere; J 2 Anleitung zu wissenschafthchen Untersuchungen. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ l'ine grosse SrliiiiettcrliiiaH- Hamiiiliiiis^ von anuähiMnd :{(HIO Ex- emplaren (In- und Au^länder) in vor- züglich praktischem .Schrank {M) Schub- laden mit Clasdeckeln) und eine Mine- ralien - Sa in ml iillft' von etwa HOO Exemplaren in (llasschrank, besonders für Schulen geeignet, zu verkauten. — Näheres Schirm, Lützowstr. 85 a prt. i Sauerstoff Ein Stahlcylinclei-n.j Dr. Th. Elkan, iBerliii N. Tegeler Str. 15.1 ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. Dümmlcrs Terlagsbuchhand. lung in Berlin SW. l'i ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen Wilhelm Foerster, Prof. u. Uircctor der Kyl. Sternwnrti; /.u BcrUi Preis 7 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Ferd, Düiiimlers Verlagsbuchtiandlunj in Berlin SW. 12. Soeben erschien: System der formalen und realen Logik. Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausfuhr liehe Special verzeichuisse. Perd. llilmmlers ferlMbucliliamlliiii}'. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich sur W^S^ öer §aul. Vorzüglich Vorzüglich 3u babcu in teri niciften JUJOtljctcii uiib Iiroacricn, jur Mcintjaltuua itiib Sebccfuiig iruiitcc fjaut- (teilen iinb äBuuteu. juc ertjaltuiifl einer giiteu ftaut, bcfontcrä bei ficiiicit (riiiAci'ii. Patentanwalt UIp. R. Maerz, Berlin, Lüipzif^erstr. 67. m ira Auüagre 36 000! li^^gl gcdiitcr j^^H '^ Oiquutciifdid Satina V** (2 W^a( täflfid)) cinidiuffui* u,rei (au(S Ponfofls) 8 ®>tri»tl«-;öcilrtec«: 1. Deutsch. Hausfreund, ^ ■. Allq.Ztg.f. Landwirlh i lluBtr.Zeif Schrift T.16DrDck- seilen, wöchentlich. 2. Mode und Handarbeit, Hseitig mit Schnittmuster; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöi-bentluh. 4. Verloosungs- Blatt, zehntägig. m Schaft u. Gartenbau. vierzelmtHfjig. 6. Die Hausfrau. 14 tagii; 7. Produkten- u. Waaren- Markt-Bericht,waeiienti 8. Deutsch. Rechtsspiegel Säuimlujig neuer Gesetze und Reichsgerichts- Eutscheid.; nach Bedarf. foftcn bei jtitt {loBaiißaU pro Quartal nur 5 ptarh. Si^ntll«, auäfU^rllcSe unbunpottetift^epolttlfiie SBeri(6terftattuns; (eine poUlifdje fflenormunbuna bet Sefer. — ©iebergabe intcreiflrenbcr aneiiuuigöäufeciimflen ber ?Partci^ l)Iä:ter ollet Wic^tungen. — 31iWfilhrli(6e ge^enbfte 5ta(5ri{^ten unb ouSgejeiSnetc SRccenflonen übet Sweater, illludl, Jlunft unb äBifien Icftnf 1. — auSfü^rlldier iianbeUtbell. — SB» üftänbigflcä SourSblatt. — 8otterie= viften. — ^erfonatiSBerönberungen in ber 3trmce, OTotine unb eiuil^Benoaltung (Suftij, ®ei(tli4reit, fie^rerf diatt , Stcuetfat^, J^orftfot^ !C.) fofort unb ooUflänbifl. geuiUetonä, iRomane unb SRooencn ber ^erDOcragenbllen i»tttor<». 3lttteioen Httb t»<>>--ll<i-. •!• Stahl. X jBerlinN., Friedrichstrasse 131 d.* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ********** ********** In Ferd. IHImmler« Verlags- bnohliandluns in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Inseicten von H. J. Kolbe, Kustos am Königl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen ä 1 Mark. ¥¥»'$$¥¥*>»'¥»>*'#¥$*'¥ Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandiun? in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. T.aschouformat. Preis (/e/u'ftet 50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. )» u l BERLIN C, Niederlage eigener Giasliiittenwerlie und Dampfsciileifereien. Meclianisclie Werkstätten, Schriftiualerei iiutl Emaillir- Anstalt. Fabrik und Lager sämmtlicher Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. VerpackuDgsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. j5 R ^a Ferd. UUmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. l'i. ^k Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Lichtdruck-Tafeln und 10 in den Text gednickleii Abbildungen. -$^^ gr. 8". srch. Preis 6 Mark. s§- ^1 Zu beziehen durcii alle Buchhandlungen. ^F^ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ I Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Lulsen.str. 58. BERLIN NW. Liii.seiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wis.sen.schaftlicher Apparate ♦ T und Geräthschaftcu im Gesamiutgebiete der Naturwissenschaften. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ LXXX Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 36. jjj.iJjsiJjajjjjJ.t.*JJ^jJ3JJjJj.jj-».iJJJ.*-'-*^-*-*J-*'J-'-*-J-'J-'-'-»-'-*-'-'J'JJ->-^-'-*-*-*-*->-'J-*J-'J-J-*->^-'J-J^ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des tVanzüsisclien Staates u. aller fremden Staaten. Ilen- Alexander Stuer beehrt sich niitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sanimhiugen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können, in grossen Quantitiiten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eifel, Iduschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Flammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär aus dem DIainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche Mineralien Kauf oder Tausch. Wi'ftoii der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stuer 40 Uno des Matluirins in Paris. ^^jjj-i-t^-t^-t't-»-* jj.Ajjjjjjjjjjjjjjjjjjj.ijjj jjjjjjjj.j.Kijj.ijaj.ijjjjj.j.i.tjjjjjjj.tjjj.ijj ««««♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ^ Vor Kiii'zeui erschien: ^ I Ein Beitrag ♦ ♦ zur ♦ X Geschichte des europäischen Hausrindes.t Von Professor Dr. Hugo Werner. ,)//; 4 Alihilduiii/L'ii nnil 1 Karte. 48 Seiten. Preis 1 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦ Ferd. Düminlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94, ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Soeben erschien in unserm Verlage: Die Bewegung" der Unabhängigen Studentenschaft zu Berlin. •-^^i- Denkschrift des Comltes. --^^s^ 20 Seiten gr. 8°. Preis 30 Pf. Zu beziehen durcli alle Buchhandlungen. jFerd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Die J^ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ^ erschien : * Bakterien und die Art ihrer Untersuchung Dr. Robert Mittniaiiii, ^ (Scla.ü.ler' d.es I'i-ofessor I^ocli-) 51 Mi/ S' Holzschnitten. <(<| (Sonder- Abdruck aus der „Naturw. Wochenschrift ") Preis I Mark. i'*^^^'*^^'**^^'*^^^*^'***^9^-4^^ff^^*^^^W*W^ Preis^^-kriint Mainz 1842 Berlin 1844 London 1854 Paris 1855 London 1862 Paris 1867 Sidney 1879 Bologna 1881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien -Contor Bonn a.Rh. Dl'. F. KrjllltZ. Bonn a.lRh. GescliuftsgeLiiniunü: 1S33. Liefert Dlineralien , Krystallmodelle in Holz und Glas, Ver- steinerungen, Gypsabgüsse seltener Fossilien, Gebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematisch geordneten Sammlungen als Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Auch werden Mineralien u. Petrefact., sowolil ein:eln als auch in ganz. Sammlung, jederzeit gekavft, oder in Tausch übernommen. Ausführliche Verzeichnisse stehen portofrei zu Diensten. Alle geschäftlichen INlittheilungen erbitte unter: Dr. F. Krantz, Rheinisiclies Mineralien- Contor. R^.ttlLM*l*MM*^«M*^J**£**^JI** .4. .1 1, • i_ ^ — . j-j.. Buchhandlung; zu beziehen: Die ethische Bewegung in Deutschland. "V"or"bereiterLd.e UNdlitteiliirLg-eii. eiues Kreises gleichgesimiter Männer und Frauen zu Berlin. 37 Seiten gross Octav. Preis 50 Pf. In unserm Verlage erschien soeben und ist durcli jede KJ « )* Mehr und mclir ringt sich die Erkenntnis durcli, dass * unser religiöses Leben einer Befreiung von den starren Formen * Icivchlicher Dograatilc bedürftig, dass nur von einer intensiveren •^ Bethätigung des reinen Evangeliums der Menschenliebe auch ^ eine gründliche Besserung unserer sozialen Zustände zu er- [* hoffen ist. jj Ein Kreis hervorragender Männer und Frauen hat sich )|i zusammengeschlossen, um für eine ethische Vereinigung >♦ zu werben, welche der Läuterung und Festigung des sittlichen JT Lebens dienen, den Gedanken der tieferen Zusammengehörigkeit )^ aller Menschen pflegen will. In der vorstehenden Broschüre )* sind ilire Ziele dargelegt. ** An diesen auf die Förderung des Wohles der Menschheit Jjj gerichteten Bestrebungen thätigen Auteil zu nehmen, ist eine % Ehrenpflicht für Jedermann. >•« Ferd. DUmnilers Verlagsbuctitiaiidiung, Berlin SW. 12, Ziranierstrasse 94, ¥¥?¥??¥¥¥¥¥¥¥♦??¥♦¥?¥¥¥♦¥¥¥♦*?????¥¥¥?¥» ^MiiHi;ii»iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiniiiiiiiiiliiiiiMiii!iiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiinihiii[iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiii^ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- iiiul Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen laudwirthschattlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. 266 S. gr. 8°. Preis 6 Mark. Hierzu eine Beilage von der Weiditiann'schen Buchhandlung ii scliiclitliche Schul- und Lehrbücher", die wir hiermit besonderer Beachtung empfelüeu. Berlin, SW. 12, betreffend: „Naturjfe- Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr VII. Band. Sonntag, den 11. September 1892. Nr. 37. Abonnement : Man abnnnirt bei allen Buchliandhmgeii und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— Bringegeld bei der Post 15 -^ extra. Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 lÄ. Grössere Auftr; sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkiuift. Inscratenanal bei allen Annocenbiireaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollstän«lis;er Qnellenaiigabe gestattet. Die heutige Morphologie und Systematik der Pilze. Von Dr. G. Lindau. Einleitung. Was man bis zu den fünfziger Jahien von den Pilzen wusste, bescliränlvte sicli lediglieb auf die systematische Kenntniss der Formen; jedes Mycel, das irgend welcbe Propagatioiisorgane bcrvorbracbte, wurde als eigene, ab- gescblossene .Species betrachtet und folgerichtig mit be- sonderem Namen belegt. Von einem System im heutigen Sinne des Wortes, das eine Anordnung der Arten nach verwandtschaftlichen l'rincipien gab, konnte überhaupt nicht die Rede sein; eine Morphologie der Pilze gab es erst recht nicht. So fand Tulasne die Dinge vor, als er sich anfangs allein, später mit seinem Bruder, entwicklungsgeschieht- lichen Arbeiten auf mykologischem Gebiet widmete. Die in grossem Stil angelet teil, von total neuen Gesichts- punkten ausgehenden Untersuchungen ergaljen ganz un- erwartete Resultate. Die Selbstständigkeit aller der früher unter Hyphomyceten, Conioniyceten u. s. w. zusammen- gefassten Formen wurde in Frage gestellt, ihr Zusammen- hang mit Ascdinyceten nachgewiesen, kurz die Zugehörig- keit mehrerer Frnchttormen zu ein und derselben Species ging als gesichertes Resultat aus diesen Forschungen her- vor. In ihrem Hauptwerk, der Selecta Fungorum Car- pologia, wiesen die Gebrüder Tulasne auf präparativcra Wege für eine grosse Zahl von Asconiyceteu nach, dass Conidien, Pycniden, Spermogonien und Chlamydosporeu in ihren Entwicklungsgang gehörten. Sie bezeichneten dies Verhalten der Pilze, ihre Fortpflanzuiigsorgane in verschiedener Weise auszubilden, als Pleonior])hismus. So segensreich und so fruchtbringend auf der einen Seite dieser Begriff für die Gestaltung der Mycdlogic wurde, so übel waren zugleich die Folgen, die sich an eine zu weit gehende Durchfüliruiig desselben anschlössen. Die präparative Methode, der Tulasne seine Erfolge ver- dankte, wurde verlassen und aus zweifelhaften Cultur- versuchen wurden neue Formenkreisc proclamirt. Da Hess man aus Saccharomyces Penicillium oder Entomophthora, aus dieser in Wassei" Saprolegnia hervorwachsen; die ganze Pilzkunde schien ein wüstes Chaos von Formen- kreisen werden zu wollen. Ungeachtet der Anstrengungen de Bary's und seiner Schüler, diesen Speeulationen durch exaete Untersuchungen entgegenzutreten, dauerten diese pleomorphistischcn Be- strebungen fort, bis endlich die Entwicklungsgeschichte der beiden Pilze, die am meisten in den construirten Formenkreisen herumgespukt hatten, nämlieh ]\Iucor und Penicillium, von Brefeld klar gelegt wurde. Von der Veröffentlichung der beiden ersten Hefte der Untersuchungen über Schimmelpilze datirt erst eine wirk- liehe Morphologie der Pilze und damit auch ein System derselben. Kurze Zeit zuvor hatte de Bary die Sexualität bei den Ascomyceten entdeckt und von der Untersuchung zweier Formen ausgehend, sie für die gesamnitcn Ascomy- ceten ausgesprochen. Damit waren die Ascomyceten um ein neues Charakteristicuni reicher geworden und traten den ülirigen höheren Pilzen, die sich solcher (Geschlechts- organe nicht zu erfreuen hatten, um so schärfer gegen- über. Den Abschluss des de Bary'schen Systems bildete die Aufstellung der grossen Ascomycetenrcihe, die von den Peronosporeeu, Saprolegnieen, Mucorinen und Ento- inophthoreen zu den Ascomyceten und Uredinecu anstiegen. An diese Hauptreilie sollten sich einzelne kleinere Neben- reilien anschliessen, so die Chytridieen den Mucorinen und Ancylisteen (bei den Peronosporeeu), die Ustilagineen durch Protomyces den Chytridieen, endlich die Basidio- myceten durch die Trcmellineii nach Seite der Urcdincen hin. Schliesslich blieb noch eine kleine Gruiipe von Formen ül)rig, die als zweifelhafte Ascomyceten einst- weilen betrachtet wurden, unter ihnen Sacciiaromyces und die Exoasci. 370 Naturwissenscbaftliche Wochensclirift. Nr. 31 auf- geschlechtlich Dies System war folgerichtig auf der Thatsache gebaut, dass die Ascomyceteu Pilze mit entstehenden Ascen seien. Der Nachweis, dass die Ascen ungeschlechtlich erzeugt werden, musste diesem System den Todesstüss versetzen. Die Fruchtformen und ihre morphologische Ableitung.*) Bevor ich mich zur Besprechung des Systems wende, das auf der mor- phologischen Deutung der Fruchtformen und ihrem sich daraus er- gebenden Zusammen- hang aufgebaut ist, er- scheint es nöthig, eben diese Fruclitformcu näher zu betrachten und ihre morpholo- gische Herleitung aus einander, wie sie jetzt auf Grund der umfas- senden Brefeld'schen Untersuchungen anzu- nehmen ist, darzule- gen.**) Unter Spore im weitesten Sinne ver- steht man bei den Pilzen j e d e P r 0 p a g a - tionszelle, gleigh- viel welcher Ent- stehung. Man kann die Fruchtformen in drei Abtheilungen bringen, von denen die beiden ersten zusammenhän- gen, wie noch zu zei- gen ist. 1. Die Reihe Conidienfrüch- Dic typischen Co- der te. nidicn, meist einzellige, doch eben so gut auch mehrzellige Sporen, entstehen entweder an besonderen Trägern oder regellos am Myccl. Complicationen vouCo- nidienträgern bezeich- net man als Bündel von Conidienträgern (Coremien) oder bei etwas anderer Ausge- staltung als Pycniden oder Spcrniogonieu. Ist der Coni- dienträger in allen Punkten regelmässig ausgebildet, so heisst er Basidie. 2. Die Reihe der Sporangienfrüchte. Die Sporen entstehen hier durch succcssive Zweitheilung des Kerns in einer besonders dazu ausgebildeten Zelle, dem Sporan- gium. Wird das Sporangium in der Formgestaltung, Zahl Figur I. Figur 2. Figur 3. Figur 4. Figur 5. Figur 6. und Grösse der Sporen regelmässig, so haben wir den Ascus. 3. Die Reihe der Chlamydosporenfrüchte. Da die beiden ersten Reihen die weitaus am häufigsten vor- kommenden bei den Pilzen sind, und ihre Herleitung aus einander eine etwas eingehendere Darstellung erfordert, so seien hier zuerst die Chlamydosporenfrüchte behandelt. Eine Chlamydospore stellt in ihrer typischen Form einen Fruchtträger dar, der einen Ruhe- oder Dauerzustand durchmacht. Die Auskeimung erfolgt daher stets fructi- ficativ, d. b. an dem Keimschlauch (Frucht- träger), der aus der Chlamydospore hervor- tritt, bilden sich un- mittelbar Conidiendder Sporangien, je nach der Species, in de- ren Entwicklungskreis diese Fruchtform ein- geschaltet ist. In voll- endeter Ausbildung treten die Chlamydos- poren bei Chlamydo- nmcor racemosus auf. Sie bilden sieh hier inmitten der Mycel- fäden, die zuletzt nur noch aus den dunkleren angeschwollenen Chla- mydosporen und da- zwischen liegenden, in- haltlosen Fadeustucken bestehen (Figur 1). Die Auskeimung er- folgt hier streng fructi- ficativ. Am schönsten und reichsten ausgebildet treten die Chlamydo- sporen bei den Hemi- basidii und Urediueen auf. Auch bei diesen erfolgt (in den meisten Fällen) nur eine frueti- ficative Auskeimung der Sporen (Fig. 2, 3, 4). Bei der letzteren Familie erreichen die Chlamydosporen ihren Höhepunkt der Aus- Eiu Stück des zum Teil untergetauchten Mycels von Chlamyiloniucor racemosus sp = Sporangium, ci = Chlamydosporen. (20ü : 1). Keimende Chlamydospore von Ustilago Carbo (nach Brefeld) (450: 1). Keimende Chlamydospore von Tilletia Caries (nach Brefeld) (300:1). Ein kleines Teleutochlamydosporenlager von Puccinia Phragmitis (i'uü : 1). Chlamydosporen von Hypomyces Liukii (200 : 1). Eine Oidie *: von Endomycea decipiens, die zu einem Mycel ausgekeimt ist, das sich wieder in Oidien zergliedert (240 : 1). *) Man vergleiche hierzu den Aufsatz Möller's über die Fruchtformen der Basidiomyceten Bd. IV (1889 S. 97 fF.) dieser Zeitsclirit't. **) Bei diesen Auseinandersetzungen kann die Gni|)])e der Oomyceten vorläufig ausser Aclit gelassen worden. Die hier vor- kommenden Conidien und Sporangien sind natürlich denen der übrigen Gruppen gleichwerthig. hier bei vielen Arten von Chlamydosporen an_ Bezeichnungen als Aecidio ])ildung. Wir treffen nicht mehr eine, sondern drei Arten die im Anschluss an die älteren Uredo- und Teleutochlamydos- poren zu bezeichnen sind. Die letzteren sind namentlich du reh die grosse Mannigfaltigkeit ihrer äusseren Gestaltung bei den einzelnen Gattungen und Arten von grossem Inter- esse und liieten die hauptsächlichsten systematischen Kennzeichen bei der Unterscheidung der Genera (Fig. 4). Bei den höheren Pilzen treten die Chlamydosporen nur vereinzelt auf, sie sind fast ganz durch die vorherr- schenden anderen Fruchtformen verdrängt worden. Als hauptsächliche Beispiele führe ich von den Basidiomyceten Nyctalis und Ptychogaster, von den Ascomyceten Endo- myces decipiens und Hypomyces an (Fig. 5). Nr. 37. Naturwisscuscliaftliclie Wochenschrift. 371 Es lässt sich nun v(in den typischen Chianiydosporen mit nur frnctiticativer Ausstattung- ein allniähliciier Ueljcr- gang zu den Oidien constatiren; es verschwindet die frnctificative Auskeimung, um von der vegativen abgeh'ist zu werden. Wenn dann auch die Entstehung an einem bestinnnten Orte des Mycels aufhört, sich dagegen der ganze Faden in Theilstüciie zergliedert, die sofort wieder auswachsen, um von neuem sich zu zergliedern, so haben wir die () i d i e n. Diese sind also nichts weiter als eine Abscliwächung der Chlamydosporen, und schon längst bei dem überall auf längere Zeit stehender Milch auftretenden Oidiuni lactis bekannt. Typische C»idienbildung besitzen ferner Figur 7. ausser vielen anderen Pilzen (z. B. auch dem schon erwähnten Chla- mydonnicor) die Eudomycesarten (Fig. 6), Ascobolus- arteu und viele Vertreter der Gattung Agaricus (Fig. 7). Eine aus dem Zusannnen- hang gelöste Oidie unter- scheiilet sich in nichts mehr von der Conidie, und nur der Vergleich mit den Chlamydos- poren zeigt uns ihren wahren morphologischen Werth. Die beiden soeben ge- schilderten Frnc'jitformen stel- len gleichsam in den Ent- wicklungsgang lieh tificationen dar. Wir finden daher auch die Chlamydo- sporen sehr häutig da, wo es gilt, die Species durch die ungünstige Jahreszeit hindurch Naucoria pediadcs. Au.syekeiinte Hasidieuspor Oidifu, i> au den Mytelfäden (:i50 : 1). nachträg- eingeschobene Fruc- zu erhalten, man denke z. B. an die Teleutochlamydo- sporen der Uredineen, die am Schluss der Vegetationspe- riode gebildet werden und erst beim Beginn der neuen aus- keimen. Wenn ich vorhin die beiden Reihen der Conidien- und Sporangienfrüchte ge- trennt hinstellte, so geschah dies nur, um eine leichtere Uebersicht zu ermöglichen, in Wahrheit leitet sich morpho- logisch die Conidienreihc von derSporangienreihe al). Diese Erkenntniss ist erst ein Pro- duct der über eine grosse Au- Figur II. Figur 12. Figur 13. Figur 14. zahl von Formen dehnten Untersuchungen Bre- feld's, und um so bedeutsamer für die gesanmite Morphologie der Pilze, als dadurch zum ersten Male Ordnung und Uebersicht in dem Chaos der wurden. Das Sporangium ist charakterisirt durch seine wechselnde Sporeuzahl und Grösse; zugleich va- Figur 8, 9 ii. 10. Thamnidium chactocladioides iu verschiedeuen Forincu (scbematiscliX Thaumitlium chaetocladioides. Auskcimiint? der Spore C3U0 : 1). Thamnidium chaetocladioides. a ein Exemplar mit EndsporanKinm und Ivleinem .seitlichen Sporangiolenbüschel (120 : 1), b. kleiner Zweig mit Spurangiolen (120 : i). lOin Zweig von Chaetocladium Jonesii (ihO : 1). Keimung einer Conidie von Ch. .lonesü. (45u : 1). (Figur 12 -u nach Bref eld). Fruchtformen geschaffen riirt die Sporenform und Sporengrösse innerhall) weiter (irenzen. Diese typischen Sporangien kommen hauptsächlich tlen Zygomyceten zu. In dieser Classe existirt eine Gattung Thamni- dium, deren eine Art Th. chac- tocladioides dadurch charakteri- sirt ist, dass der Sporangienträger oben mit einem grossen Spo- rangium abschliesst, während unterhalb der Spitze sich Seiten- zweige bilden, welche an der Spitze steril enden, und in deren Mitte sich ein Bündel von ge- stielten, wenigsporigen Sporan- gieu tindet (Fig. 8). Es lässt sich nun durch geeignete Cultur- variation zeigen, dass einmal das grosse Sporangium ver- (- mit schwinden kann, und dass der Träger dann steril endet; ferner, dass die sterilen Spitzen der Seitenzweige kleine Sporangien tragen können; endlich dass die sterile Spitze ganz verschieden und dafür vom Hauptträger ein Büschel klei- ner Sporangien entstehen kann, die entweder mehrere Sporen in sich enthalten oder deren nur eine nmschlicssen (Fig. 9, 10, 12 a und b). Bei einer anderen Art, Th. ele- gans, ist die allniäliliche Um- wandlung der vielsporigen, grossen Sp(n'angieii in eiu- sporige, kleine noch schöner zu sehen. Die einsporigen Sporangien von Th. chaeto- cladioides werfen bei der Kei- mung die Sporangienwaiid ab (Fig. 11). Die Gattung Chaetocla- dium steht der soeben er- wähnten am nächsten. Die Fruchtträger von Chaetocla- dium Jonesii sehen solchen von Thamnidium chaetocla- dioides zum Verwechseln ähn- lich, nur dass die Spitzen stets steril sind und statt der kleinen Sporangiolen Coni- dien an den Zweigbüseheln sitzen (Fig. 13). Da sich gezeigt hatte, dass bei Thani- nidiuin die sterile Spitze morphologisch einem Sporan- gium gleichwerthig ist, so er- hellt daraus zugleich die lie- deutung desselben (iebildes bei Chaetocladium. Dasselbe entspricht also ebenfalls einem Sporangium, die Conidien ent- sprechen den Sporangiolen. Chaetocladium stellt ein in das Conidienstadium übersetztes Thamnidium vor. Was ge- winnen wir nun durch diese Erkenntniss"? Wie wir sahen, keimten die einsporigen Sjiorangiolen von Thamnidiuiu unter Abwerfung der Spo- die Conidien von Chaetocladium da- 14). rangienwandung aus gegen keimen einfach mit einem Keimschlauch (Fig. 372 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 37. Allgemeiner ausgedrückt hcisst dies, die Conidie ist nichts weiter als ein einsporiges Sporangium, bei dem die Spore mit der Sporangienwand untrenn- bar verbunden ist, also ein Schliesssporangium. Zur Bestätigung dieser Erkenutniss kann man auch das Ver- halten von Chaetocladium Fresenianum heranziehen. Hier findet sich nämlich noch der Uebergang vom eiusporigen S])oranginm zur Conidie, denn die Couidien keimen hier mit Abstossung der äusseren Hülle aus. Nachdem so der Zusammenhang des Sporangiums mit der Conidie klar ist, können wir weiter verfolgen, wie sich die beiden Fruchtformen im Gange der ferneren morphologischen Entwicklung dift'ercnziren und umbilden; jedoch ist dabei fortwährend im Auge zu l)chalten, dass das Hporangium die ursprüngliche Fruchtform darstellt, die Conidie sich erst aus dieser primären Fruchtform ergiebt. Das iSporangium zeigt mu- Diflferenzirungeu nach einer Seite hin. Es kann regelmässig wer- den in Bezug auf Formge- staltung, Zahl und Form der Sporen und Ort der Ent- stehung; dann haben wir den Ascus. Das Kriterium des Ascus liegt also nicht, wie de Bary wollte, in seiner geschlechtliehen Entstehung, oder wie Zopf noch neuerlich behauptet, hauptsächlich in der Art, wie sich die Sporen durch Zweitheilung eines in der Zelle ursprünglich vorhandenen Kernes bilden, sondern einzig und allein in seiner nach jeder Beziehung hin sich bethätigenden Regel mässig- keit. Der Uebergang von den Spo- rangien der Phycomyceten zu den Ascen der Ascomyceteu lässt sich sehr gut in der Classe der He- miasci nachweisen. Während bei den Zygomyceten z. B. die Sporen in Form und Grösse noch äusserst variabel sind, bleiben dieselben bei den Hemiasci nahezu coustant, obgleich das Sporangium in seinen Dimensionen wechselt, ter zu sagen. Figur 15. 13asidie von TremeUa liitescens a Ton der Seite, b von ubeu nach Brefeld (4uü : 1). Figur 16. Schnitt dm*ch das Ilymeuium von lactarius vo- lemus sr reife Sporen, sj junge Sporen, c Cystiden. (350 : 1). Im Gegensatz zum Sporangium zeigt die Conidie und der Conidienträger eine viel grössere Mannichfaltigkeit der Ausbildung. Die Diflferenzirung ist hier nach zwei Seiten fortgeschritten, indem einmal die Conidienträger und Coui- dien regelmässig werden, zweitens durch Zusammentreten von Conidienträgern complicirte l<^ruchtköri)er entstehen. Wenden wir uns zuerst zu der letzteren Umgestaltung als der einfacheren. Die Conidienträger können zu Bün- deln zusammentreten, welche Coremieu genannt werden. Entweder stellen diese relativ einfache Gebilde dar (z. B. bei der Ascoidea rubescens) oder zeigen bei anderen For- men eine viel höhere Ausbiklung, die sich in Verzweigung, Differenzirung von Innen- und Aussensehicht u. s. w. zeigt. Als Beispiel mag Heterobasidiou auuosum angeführt sein. Wenn die Conidienträger sich nicht vertical zusammeu- schliessen, sondern horizontal, so entstehen Conidien- lager, wie sie hauptsächlich bei Ascomyceten als Neben- fruchtformen sich finden. Wenn sich endlich solche Lager mit besonderen Wandungen umgeben, wodurch sie äusser- lich den Perithecien gleichen, so nennt man sie Pycuiden snd Spermogonien. Diese beiden Fruchtformeu unter- ucheiden sich nur durch die relative Grösse der Sporen und dadurch, dass die Spermatien nicht keimen, sondern männliche Befruchtungsorgane sein sollten. Nachdem jetzt nachgewiesen ist, dass diese letztere Annahme eine irrige ist, existirt ein Unterschied zwischen Pycniden und Sper- mogonien nicht mehr. Es ist daher zweckmässig, die Namen fallen zu lassen und dafür etwa Conidienbehäl- Die Sporen sind dann einfach Conidien. Natürlich ist die Bildungsweise der Conidien in allen genannten Fällen im grossen und ganzen dieselbe. Die Conidie entsteht immer nur als ein durch eine Scheide- wand abgegliedertes Stück eines Pilzfadens. Ein weiteres Eingehen auf die hauptsächlichsten Typen der Conidien- abschnUrung würde hier zu weit führen. Es bleibt noch übrig den Fall zu besprechen, wo der Conidienträger sich in anderer Weise morpholo- gisch umgestaltet imd dadurch ein Gebilde zu Stande kommt, das in seiner Gestal- tung, in Zahl, Grösse und Form der Sporen und in dem Ort seiner Entstehung eine typische Regelmässigkeit er- kennen lässt. Dies ist die Ba- sidie. Wir müssen zwei Arten von Basidien unterscheiden, welche für die Gruppen der Protobasidio- myceteu und Autobasidiomyeeten charakteristisch sind. Bei ersterer treffen wir getheilte Basidien, mit Verticalwänden bei den Tremel- linen (Fig. 15), mit Horizontal- wänden bei den Uredineeu. Jede einzelne Zelle der Basidie erzeugt eine Spore. Die Autobasidiomyeeten sind durch einzellige Basidien ausge- zeichnet. Gewöhnlich stehen an der Spitze einer keulig angeschwolle- nen Zelle die Sporen in constanter Anzahl auf Sterigmen (Fig. 16). Der erste Typus geht morpho- logisch auf die basidieu-ähnlichen Conidienträger derHemibasidii, wie er in der Familie der Ustilagineen (Fig. 2) ausgebildet ist, zurück, der zweite auf den derTilletieen (Fig. 3). Fassen wir jetzt noch einmal kurz das Ergebniss zu- sammen. Vom Sporangium also Hessen sich morphologisch sänmitliche übrige Fruchtfoi'men ableiten. Die Conidie war nur ein einsporiges Schliesssporangium. Ascus und Basidie waren nur typisch regel- mässige Sporangien bczw. Conidienträger. Wir können uns folgendes Schema entwerfen, das den Zix- sannnenhang der Fruchtformen deutlich zeigt. S p o r a n g i u m Sporangium (der Hemiasci) Schliesssponuigium (Conidie) Ascus Basidie Conidienfrüchte. Die zuerst besprochenen Oidien und Chlamy- dosporen stellen nur eine eingeschobene Fructifi- cation dar, einen Ruhezustand der Fruchtträger, und haben mit den Conidien morphologisch aljsolut nichts zu tlnm, obgleich es in vielen Fällen schwer, wenn nicht unmöglich ist zu entscheiden, ob man es mit Conidien oder Chlamydosporen zu thun hat. (Fortsetzung folgt.) Nr. 37. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 373 Elektricität und Magnetismus. Vom IiiKeiüeiir Alfred Sachs. Wenn in naclistcheuder Ahhandliini;- auf hekaiintc Fuuclaincntal-Eischciiuiiigeii, wie l. B. die Ablenkung- der Magnotnadel des Näheren liiug;ewiesen wurde, so geschah dies nicht ohne Absicht. Einmal sollten die engen Beziehungen zwischen Elek- tricität und Magnetismus dargelegt werden und musste aus diesem Grunde auf das Wesen dieser beiden Natur- kräfte eingegangen werden. Dann aber sollte im engen Rahmen die Entwickelung der Elektrotechnik überhaupt gegeben werden und war auch zu diesem Zwecke ein Hinweis auf fundamentale Gesetze geboten, um dem Gang der Ertindangen besser folgen zu können. Im Jahre 1820 machte der dänische Physiker Johann Christian üersted beim Experimentiren eine Entdeckung, deren grosse Bedeutung für die Entwickelung der Elektro- technik, wenn wir ohne jene von dieser Wissenschaft überhaupt heute sprechen könnten, aus folgendem erkannt werden dürfte. Oersted hatte eine galvanische Batterie zusammen- gestellt und schloss, d. h. verband die P(de derselben durch einen Leitungsdraht, den er ahnungslos in die Nähe einer sich frei bewegenden Magnetnadel brachte. Zu seinem grossen Erstaunen gerieth die in Euhe befindliche Nadel, welche wie bekannt sich in die Richtung von Norden nach Süden einstellt, in Schwingungen, um nach einigem Hin- und Herpendelu in einer von der ur- sprünglichen Lage etwas abweichenden zu verharren. Das Gesetz, nach welchem diese Ablenkuus ge- schieht, wurde von Ampere in folgende einfache Regel gekleidet: Denkt man sich mit der Stromrichtung, d. h. vom positiven zum negativen Pole der Batterie in dem Leitungs- drahte schwimmend, das Gesicht dem Nordende der Magnet- nadel zugewendet, so wird dieses nach der linken Seite des Beobachters abgelenkt. Aus diesem Gesetze erkennen wir, dass die Richtung des Stromes und die Lage des Drahtes zur Magnetnadel für die Richtung der Ablenkung massgebend sind, wäh- rend die Grösse derselben, wie angestellte Versuche zeigten, von der Stromstärke der Batterie abhängt. Die Entdeckung Oersteds Hess zum ersten I\[ale die Gelehrtenwelt erkennen, dass zwischen den Erscheinungen der Elektricität und denen des Magnetismus wechsel- seitige Beziehungen beständen, und es erötfnete sich ein gewaltiges Feld, diese zu untersuchen und die beiden Naturkräfte, welche bis dahin getrennt behandelt wurden, im Zusaumienhange mit einander zu studiren. Die Früchte, welche auf diesem Felde geerntet wurden, waren dazu berufen, auf imser Kulturleben mächtig einzuwirken. Um die Ablenkung der Nadel bei Anwendung eines schwachen Stromes zu verstärken, benutzten Schweigger und Poggendorf den von ihnen erfundenen Multiplikator, der, wie der Name erkennen lässt, die durch den elektri- schen Strom hervorgerufene Wirkung vervielfältigen sollte. Der Gedankengang, der die Erfinder bei der Zusammen- stellung dieses Apparates leitete, war einfach der, dass wenn eine Drahtwindung eine bestimmte Ablenkung der Magnetnadel hervorruft, mehrere solcher Windungen , die sich nicht berühren, eine Summe von ablenkenden Kräften ausüben müssen, die vereint auf die Magnetnadel wirken. Ein solcher Multiplikator besteht aus einem Rahmen, der mit zahlreichen Windungen isolirten Drahtes umgeben ist, und in dessen Lmerem die Nadel schwebt. Nun aber hat der elektrische Strom, wenn er eine Magnetnadel aus ihrer Ruhelage ablenken soll, der Kraft des Erdmagnetismus entgegenzuwirken, welcher bestrebt ist, die Nadel in der Richtung von Norden nach Süden festzuhalten und sie im Falle einer Ablenkung wieder in jene zurückzuführen. Nobili war es, der die Empfindlichkeit des Apparates durch Anwendung einer sogenannten astatischen Nadel bedeutend erhöhte. Dieselbe besteht aus einem System von zwei mit einander fest verbundenen Magnetnadeln mit parallelen Axen, deren Pole nach entgegengesetzten Richtungen gekehrt sind. Wurden beide Nadeln an- nähernd gleich stark magnetisirt, so zeigen die Nadeln an ihren Enden nur minimale Spuren von Magnetismus, und es wird die richtende Wirkung des J^rdmagnetismus auf das Nadelsystem fast voUkonnneu aufgehoben. Nach der oben gegebenen Ampere'schen Regel ver- stärken die Wirkungen des elektrischen Stromes auf beide Nadeln einander, wenn die untere Nadel im Lmern des Drahtgewindes, die obere dagegen über demselben schwebt. Der so vervollkommnete Apparat besitzt eine sehr grosse Empfindlichkeit und n 6 eingesetzten Regenwttrmern fanden sich nach einigen Tagen zwei unverletzt, den übrigen war ein Theil des Körpers abgerissen, doch hatten sie sich den Angreifern durch die Flucht entziehen können; ein anderes Mal \var auch ein Regenwurm ganz aufgcfresseu worden. Ausserdem verzehrten die Engerlinge von Hafer- und Maisk(irnern nicht nur alle Wurzeln, sondern holten sich auch die Körner selbst, um sie ganz zu verzehren. Ein Haferkorn wurde von einem Eugerlinge in der Zeit von 12 Stunden vollständig verzehrt. Vermag der Enger- ling den oberirdischen Theil der Pflanze in den Boden zu ziehen, so thut er dies und verzehrt ihn, wenn er ihn schmackhaft findet. Buchenkeimlinge wurden bis an die Keimblätter hineingezogen und gefressen, Maiskeimliuge und Haferpflänzchen wurden, nachdem Wurzidn und Korn aufgezehrt waren, fast ganz in den Boden gezogen und gefressen. Die Vorliebe der Engerlinge für Salat und Erdbeeren ist bekannt, Kohl fressen sie lieber als Bohnen; 376 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 37. in Choriu wurde 1890 ein grosser Theil eines Haferfeldes fast g-anz abgefressen, der dazwischen gesäete Klee blieb erhalten; von Buchen- und Bohnenpfianzeu in einem Ver- suchstopfe wurden die Buchen bis an die Keimblätter gefressen, die reich bewurzelten Bohnen blieben fast un- berührt: der Engerling greift also nicht alle Pflanzen in gleicher Weise an, sondern bevorzugt diese, verschont jene. Nach den Beobachtungen ist ferner die Art der Fortbewegung des Engerlinges eine andere, als Ratzeburg sie in seinen „Forstinsecten" I. S. 65 darge- stellt hat. „Der Engerling hat bei der Fortbewegung den Rücken nach oben oder unten gerichtet, wenn er sich wagerecht oder schräg, auf- oder absteigend bewegt.*) Bewegt er sich senkrecht nach oben, so ist der Rücken ebenfalls senkrecht gerichtet; ein senk- rechtes Absteigen habe ich nicht beobachtet, es wäre wohl nur in ganz bindigem Boden möglich, wie aus der nachfolgenden Be- schreibung der Bewegung hervorgeht. Auf der Seite liegt er an- scheinend auch bei der Seitwärtsbewegung nicht, wenigstens war den Engerlingen zwischen den Glastafeln die Seitenlage offenbar unbehaglich, wenn die Tafeln wagerecht und sie dadurch zur Seitenlage gezwungen wurden. Sie suchten auch dann die Rücken- oder Bauchlage anzunehmen , bequemten sich aber doch bald in der Seitenlage sich fortzubewegen, da der enge Raum es nicht gestattete, die zur Fortbewegung erforderliche Kurperkrümmung senkrecht zu den Glasplatten auszuführen. Ueberhaupt versteht die Larve Hindernisse gut zu überwinden. Bei der P'ortbewegung stemmt der Engerling das dicke Ende des Hinterleibes fast senkrecht gegen die Wand der Erdhöhle, in der er sich befindet, so dass er dadurch einen festen Halt ge- winnt , nun kratzt er mit den drei Fusspaarcn geschickt und schnell die Erde an der Stelle fort, wohin er vorwärts kriechen will, und scharrt sie nach rückwärts in den freien Raum, welcher zwischen dem angestemmten Hinterleibe, dem Vorderkörper und der dem Bauche des Thieres gegenüberliegenden Wand der Erd- höhle gebildet wird, bis dieser ganze Raum durch einen Erd- klumpen ausgefüllt ist. Dann zieht der Engerling den Hinter- körper an , drängt gleichzeitig den Kopf und Vorderleib , die er dem Bauche zukehrt, gegen den Erdballen vor, zieht inzwischen den Hinterleib ganz neben dem Erdklumpen heraus, stemmt ihn auf der entgegengesetzten Seite des letzteren wieder fest gegen die Wand der Höhle, hält nun den Erdballen mit den sechs Füssen, schiebt ihn mit grosser Gewandtheit nach hinten und füllt damit einen Theil des eben durchlaufenen Ganges wieder aus. Bei dem Fortschiebou wendet sich die Larve also vollständig um, so dass nun der Kopf an derjenigen Stelle der Höhle steht, an welcher vorher der After angedrückt wurde. War der Rücken vorher nach unten gerichtet, so liegt er nun nach oben, und um- gekehrt, war er nach oben gerichtet, so liegt er nun nach unten. Der Erdklumpen wird mit den drei Fusspaareu dabei immer fest- gehalten und fortgeschoben, der Kopf ist zurückgebeugt. Erst wenn die Erde an ihrem Platze an der Rückseite des Ganges liegt, wird der Kopf nach vorn gesenkt und mit dem Kopfschilde mehrmals die Erde fest angedrückt, dann schiesst die Larve wieder kopfüber, wie vorher, und setzt die Arbeit in derselben Weise fort. Die Bewegungen sind ziemlich schnell, zu dem Kopfüber- schiossen z. B. braucht die Larve nur 10 bis 15 Sekunden, zu dem Zurückschieben und Festdrücken der abgekratzten Erde oft nur 25 bis 30 Sekunden, zu dem Abkratzen selbst verschieden lange Zeit, je nach der Festigkeit des Bodens; auch hält sie häufig bei der Arbeit an, so oft sie etwas Geniessbares, eine Wurzel, einen nicht ganz zersetzten organischen Körper, ein bezwingbares Thier antrifft. Sitzt der Gegenstand fest, so wird er ohne weiteres gefressen, sitzt er lose oder sucht er zu entkommen, so wird er mit Fusspaaren und Zangen festgehalten. Die angegriffenen Thiere werden nicht erst gotödtet, sondern trotz alles Sträubens bei lebendigem Leibe angefressen. Bis der betreffende Körper völlig aufgefressen ist, bleibt der Engerling unbeweglich liegen, ent- weder auf dem Rücken oder auf dem Bauche. Der Hintorleib ist dabei stets fest aufgestützt und der Vorderleib frei beweglich. Wurzeln, welche annähernd senkrecht nach unten gehen, werden der Regel nach von unten nach oben gefressen, der Engerling pfiegt dabei auf dem Rücken zu liegen, doch kommt auch das Umgekehrte vor." ^In lockerem Boden vermag der erwachsene Engerling, wenn er ununterbrochen in einer Richtung fortarbeitet, in einer Stunde 20 cm zurückzulegen. In massig lockerem Boden arbeitet er *) Ob die Einschränkung der Bewegungsrichtiingen auf zwei durch Verhinderung der Seitwärtsbewegung und namentlich auch die seitliche Beleuchtung auf die Art und Richtung der Be- wegung keinen Einfluss ausgeübt haben? (R.) schneller und geschickter als in sehr lockerer Erde, in welcher er keinen Halt für das Anstemmen des Hinterleibes findet. Die Art der Fortbewegung erklärt, wie es möglich ist, dass der Enger- ling selbst in ganz festem Boden sich fortzubewegen vermag. Er hat immer nur eine Erdhöhle, die wenig länger ist als er selbst und nur solchen Umfang besitzt, dass er sich darin bequem um- wenden kann. Der eben verlassene Theil wird wieder ausgefüllt. Nur in .'llung und Volkserziehung, Begründung der Sittlichkeit und Unterweisung in derselbi'u sollen unbedingt und für immer von der dogmatischen Bevormunduug befreit werden. Das Wesentliche wird an jedem Mensclicn niclit in seinem Verhältniss zu Gott, sondern zur Menschheit gefund<^n. Zur Verbreitung und jjraktischen Durchführung dieser Ansichten soll durch Vereinigungen ~ oben durch „ethische Gesellschaften" — die ethische Volkslitteratur und Volkserziehung gehoben, das ethisch bildende Wissen möglichst popularisirt und verbreitet (also ethische Volksbücher und Uuterrichtsstellen für ethische Volksbildung geschafl'en) werden, die Erwachsenen sollen sich gegenseitig ethisch erziehen und fördern, die Ueberzeugung, dass es keinerlei besondere politische, kirchliche und sociale Moral gäbe, und ein freudiger Glaube an die menschliche Natur soll verbreitet, für die Gewährung von Rocht und Gerechtigkeit ein- getretene und selbstverständlich auch möglichst unmittelbar mit- leidsvolle Hülfe bei äusserer und innerer Noth gewährt und zu diesem Behufe besonders Gewissenhaftigkeit, Gemüthswärme und Innerlichkeit gepflegt werden. — Der Pflege dieser Ziele sind die amerikanischen sowie englischen ethischen Gesellschaften unter Führung von Feli.x Adler, Stanton Coit u. a. mit Eifer und Erfolg nachgekommen, und jetzt schickt man sich auch bei uns an eine solche Gesellschaft, die übrigens das einseitige Freidenkertum ver- meidet und auch duldsamen Gläubigeu den Eintritt oft'en hält, zu gründen. In der zweiten Hälfte des October soll sie nun in Berlin ins Leben treten (Näheres (a-fährt man von r)r. Martin Keibel, Berlin W., Kleiststr. 29) und die obige Schrift hat die Aufgabe, der Gründung vorzuarbeiten. Sie thut das iu ihren drei Theilen mit Geschick und Wärme. Dr. M. Klein. Prof. A. Mosso, Die Ermüdung. Aus dem Italienischen über- setzt von J. Glinzer. Deutsche Original- Ausgabe. Mit 30 Holz- schnitten. Verlag von S. Hirzel. Leipzig 1892. — Preis 6 Mk. Der ausgezeichnete Physiologe an der Universität Turin, dem wir das prächtige Buch über die Furcht (vergl. „Naturw. Wochon- schr." Bd. V S. 396 und 400) verdanken, bietet in dem vorliegenden Band eine allgemein-verständliche Monographie über die Ermü- dung, die wir mit demselben Interesse gelesen haben wie das frühere Buch. Diese Mo.sso'schon Bücher sind vorzüglich dazu geeignet in angeniduner Form — denn Mosso erzählt einfach und sympatisch — in das Jedermann interessirende Gebiet der mensch- lichen Physiologie einzuführen, und das Interesse wird dadurch erhöht, dass die beiden Bücher Gebiete behandeln, die auch mit der Psychologie zusammenhängen. Ebenso wie das frühere Thema, so gehört auch der in vor- liegendem Bande behandelte Gegenstand zu denen, in welchen Mosso wissenschaftlich erspriesslich gearbeitet hat. Nur einige wenige Sätze, den Unterricht betreffend, sollen hier angeführt werden. Gehirn und Muskidn stehen derartig in Wechselbeziehung, dass die Gehirnermüdung die Kraft der Muskeln mindert und umgekehrt; demnach ist es ein Irrthum — sagt Mosso — wenn die Schulstunden der Kinder durch Turnübungen unter- brochen werden, in der Absicht, dadurch die Gehirnerschöpfung zu vermindern. Zur Wiederherstellung der Kräfte ist es am besten, sich ruhig zu verhalten und zu zerstreuen, bezw. die Knaben in freier, x'einer Luft spielen und sich herumtummeln zu lassen. Alex, von Humboldt sagt von sich : „Ich war 18 Jahre alt und vvusste nichts, meine Lehrer hielten nichts oder nur wenig von mir, aber wenn sie mich nach ihrer Methode erzogen hättim und ich in ihre Hände gefallen wäre, .so würde ich sicherlich an Gei.st und Körper für immer zu Grunde gegangen sein." Diese Bemer- kung macht M. iu dem „die Ueberbürdung" überschriebenen Ca- pitel, um zu zeigen, wie hoch der Einfluss des übermässigen Ar- beitens schon im Anfange unseres Jahrhunderts veranschlagt wurde, — — aber es ist bis heute beim Alten ge- blielien: unsere höheren Schulen fahren fort sieh schwer an den anvertrauten Zöglingen zu versündigen. Möchten doch auch die nicht naturwissenschaftlieh vorgebildeten Pädagogen das Buch zur Hand nehmen, um die unseres Erachtens dem Pädagogen un- umgänglich nothwendigen physiidogischen Thatsachen der Hirn- ermüdung kennen zu lernen. Wären diese Kenntnisse in dem ge- nannten Kreise genügend vorhanden, so könnten die jetzigen Ver- hältnisse — namentlich die jetzige Unterrichtsmethodik "unserer Gynmasien — kaum mehr lange Bestand haben, und das Resultat eines sehr beachtonswerthen Versuches, den der Schulmann eil. Pagel in England anstellte, würde jedem ohne Weiteres be- greiflich und selbstverständlich erscheinen. Pagel befriedigten 378 Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. Nr. 37. die Fortschritte einer Classe nicht, und er theilte sie daher in zwei Sectionen. In der einen wurde die üblielie Methode des Lehrens beibehalten, in der andern wurde die eine Hälfte des Tages zum Unterrichten, die andere zum Spielen auf einer mit Biiumon bestandenen Wiese benutzt. Das Ergebuiss am Ende des Semesters \\ar, dass die Scliüler, welche die Hälfte der Schulzeit im Freien gespielt hatten, die in der andern Section befindlichen an Fleiss übertrafen und in den Lehrgegenständen bessere Zeug- nisse aufzuweisen hatten. P. 'Emil Deckert, Die neue Welt. Reiseskizzen aus dem Norden und Süden der Vereinigten Staaten sowie aus Canada und Mexico. Gebr. Paetel. Öerlin 1892. Obwohl diese Reiseskizzen bereits vor etwa 5 Jahren in ver- schiedenen Zeitungen und Zeitschriften wie z. B. in der „Münch. Allgem. Ztg." im „Export" u. a. veröffentlicht worden sind, hat Verfasser — wie er in der Vorrede sagt, auf Drängen vieler Leser derselben — sich entschlossen, dieselljon auch in Buchform zu- sammenzustellen. Besonders bestimmend hierzu wirkte noch der Umstand, dass Verfasser bei Beginn seiner zweiten Forschungs- reise durch Amei'ika sich überzeugte, dass diese Schilderungen, obwohl s. Z. als „Augenblicksbilder" entworfen, auch heute noch in allen wesentlichen Zügen den thatsächlichen Verhältnissen ent- sprechen. Da Verf. eine umfassende Menge naturwissenschaftlicher, namentlich geologischer Kenntnisse be.«itzt, so bietet das Buch wesentlich mehr als eine einfache Reisebeschreibung, zumal auch die national-ökonomischen Verhältnisse der bereisten Länder eine eingehende Erörterung finden. Als besonderer Vorzug des Buches verdient hervorgehoben zu werden, dass Verf. im Gegensatz zu vielen anderen Reisenden, welche dasselbe Thema behandelt haben, sich stets bemüht, die Dinge möglichst ruhig und objectiv zu betrachten. Ohne in die bei andern Reiseschriftstollern so oft unangenehm wirkende Be- geisterung für alles Fremde zu verfallen, versteht es Verf., dem Leser ein klares und — wie Ref. zum Theil auf Grund seiner eigenen, an ( )rtund Stelle gesammelten Erfahrungen bestätigen kann — durchaus zutreffendes Bild der thatsächlichen Verhältnisse vor- zuführen. Bei voller Würdigung aller Vorzüge, welche man den Vereinigten Staaten in gewisser Beziehung im Vergleich mit der Alten Welt einräumen muss, übt Verf. aber auch stets strenge Kritik, welche sogar stellenweise vielleicht etwas zu weit geht. Ausser den meisten Grossstädten der Union besuchte Verf. auch den südlichen Theil Canadas und Mexico, wobei alles land- schaftlich und naturwissenschaftlich Bemerkenswerthe, wie z. B. die Niagarafälle, die grossen Seen, der Lorenzstrom etc. in unter- haltender und lielehrender Weise behandelt wird. Namentlich können wir das Buch als vorbereitende Leetüre allen denen dringend empfehlen, welche die bevorstehende AVelt- ausstellung in Chicago zu besuchen gedenken. Sicherlich wird kein Leser das lehrreiche Buch unbefriedigt bei Seite legen. Robert Mittmann. H. von Helmholtz, Handbucli der physiologischen Optik. Zweite umgearbeitete Auflage. Sechste Lieferung. Verlag von Leopold Voss, Hamburg und Leipzig, 1892. — Preis der Lieferung 3 Mk. In Band V, S. 70 der „Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" ist auf die im Erscheinen begriffene zweite Auflage des epoche- machenden Helmholtz'schen Handbuchs der physiologischen Optik aufmerksam gemacht -worden. Es liegt jetzt die sechste Lieferung vor, welche wie die früheren zahlreiche Vervollständigungen er- fahren hat. Sie enthält in der Hauptsache den «; 21 der Lehre von den Gesichtsempfindungen, w(dcher von der Intensität der Lichtempfindung handelt. Nach Beendigung der in der fünften Lieferung begonneneu Irradiationserscheinungen und einer Kritik der Plateau'schen Erklärung derselben werden die Unterschieds- schwellen verschiedener Farben, der Einfluss des Eigenlichtes der Netzhaut auf die Unterschiedsschwellen, die Abweichungen für hoho Lichtstärken, die unteren Reizschwellen und die Photometrie in ihrem ganzen Umfange mit ihren Messungsmethoden und in ihren Beziehungen zur Lichtempfindliclikeit des Auges für die verschiedenen Helligkeitsgrade gleichen und verschiedenfarbigen Lichtes behandelt. Den "Schluss bildet eine historische Ueber- sicht über die älteren Methoden der Photometrie. — Von den Vervollständigungen gegenü))er der ersten Auflage möge besonders auf die in der zweiten aufgenommenen Untersuchungen von A. König und E. Brodhun über die Unterschiedsschwellen ver- schiedener Farljen sowie auf die photometrischon Untersuchungen von 0. Sunnuer und E. Brodhun hingewiesen werden. Dr. G. Wallenberg. E. Hafner, Die Anziehungs- und Abstossungskräfte in der Natur. Glarus, Bäschlin. 1891. Wo in der Natur wären keine Anzichungs- und Abstossungs- kräfte wirksam? Aber die Naturforscher haben bisher — so lehrt uns der Verfasser — bei der Aufstellung der Gesetze, nach denen dieselben wirken, den grössten Fehler gemacht. So war das Newton'sche Gesetz der Fernewii-kiing ein irriger Fundamental- satz, und die Lajjlace'schen Ableitungen, die auf dem schwanken- den Grunde dieser fchlerliaften Hypothese basirten, sind also hin- fällig. Wir dürfen unserem Jahrhundert Glück wünschen, dass es ihm, dem die Naturwissenschaften das Gepräge gaben, auch noch vergönnt war, den Mann hervorzubringen, der dieselben auf einen festen Grund aufzubauen verstand. Das ist der Verfasser, und Nettstal ist der Ort, welcher die Ehre hat, den bedeutenden Mann unter seine Bürger zu rechnen. Glückliches Nettstal ! Wenn Niemand mehr von Woolstorpe, wo des grossen Newton Wiege stand, sprechen wird, wirst Du noch ob dieses herrlichsten Deiner Insassen halber genannt werden. Und die „heute noch als Sterne erster Grösse lebenden Forscher Tyndall und v. Helmholtz, denen der Verfasser den Erfolg bei seinen Arbeiten zu danken hat", sie werden einst mehr des genialen Schülers als ihrer eigenen Arbeiten wegen genannt werden. Aus der Fülle des hier auf 119 Seiten zusammengestellten gediegenen Materials auch nur einen kurzen Auszug zu geben, ist unmöglich. Eine sehr wichtige Folgerung aus des Verfassers Gesetze ist z. B. die, dass bei der Planetenbewegung der Central- körper sicli in einer Ellipse bewegt, aber der Bahn des Begleiters in der Perihelhälfte die concave, in der Aphelhälfte die convexe Seite darkehrt. Armer Leverrier, was wird nun aus Deinen Sonnentafeln? Leider stehen dem Verfasser, wie er selbst ein- sieht, nach beiden Seiten — nämlich der Astronomie und der Physik der Molecularkräfte — die wünschenswerthcn Kenntnisse, namentlich des mathematischen Calcüls, nicht zu Gebute, um ein abschliessendes Resultat zu erhalten. Wir bedauern das auch im Interesse der Wissenschaft, fürcliten auch, dass sich nicht sobald jemand finden wird, dem diese Kenntnisse zusammt einem Ver- ständniss für des Verfassers Buch in genügendem Maasse eignen werden. Es ist dann freilich sehr schade um die schönen, wirk- lich sehr bunten Abbildungen, durch welclie der Verfasser die Polarisation des Lichtes verdeutlicht. Wir können darum auch Niemand rathen, erst den Versuch zu wagen, diesen prächtigen Irrgarten zu betreten. Dr. H.- Samter. Haase, E., Untersuchungen über die Mimicry auf Grundlagen eines natürlichen Systems der Papilioniden. Cassel. 6 M. Hankel, W. G-., u. H." Iiindenberg, Ueber die thermo- und piezo- elektrischen Eigenschaften der Krystalle des chlorsauren Natrons, des unterschwefelsauren Kalis, des Seignette-Salzes, des Re- sorcins, des Milchzuckers und des dichromsauren Kalis. Leipzig. 1,80 M. Hansgirg, A., Beiträge zur Kenntniss der Süsswasser-Algen und Bacterien-Flora von Tirol und Böhmen. Prag. 1 M. Hausegger, F. v., Richard Wagner und Schopenhauer. Leipzig. 1 M. Heinricber, E., Biologische Studien au der Gattung Lathraea. Leii)zig. 1,40 M. Held, H., Die Beziehungen des Vorderseitenstranges zu Mittel- und llinterliiru. Leipzig. 1,20 M. Hovestadt, H., Lehrbuch der absoluten Masse und Dimensionen der physikalischen Grössen. Stuttgart. 6 M. Jännike, W., Die Sandflora von Mainz, ein Relief aus der Steppeu- zeit. Frankfurt. 1,.50 M. Jentzscb, A., Führer durch die geologischen Sammlungen des Provinzialmuseums der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg Königsberg. 2 M. Joseph, M., Lehrbuch der Hautkrankheiten für Aerzte und Studirende. Leipzig. 6 M. Keller, C, Alpenthier'e im Wechsel der Zeit. Leipzig. 1 M. Kittl, E., Die Gastropoden der Schichten von St. Cassian der südalpinen Trias. Wien. 8 M. Inhalt: Dr. G. Lindau: Die heutige Morphologie und Systematik der Pilze. (Mit Abbild.) — Ingenieur Alfred Sachs: Elektricitat und Jlagnetismus. — Beiträge zur Kenntniss der Entwickelung des Maikäfers. — Ueber eine neue Integnermaschine. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Die etliische Bewegung in Deutschland. — Prof. A. Mosso: Die Ermüdung. — Emil Deckert: Die neue Welt. — H. von Helmholtz: Handbuch der physiologischen Optik. — E. Hafner: Die Anziehungs- und Abstossungskräfte in der Natur. — Liste. ^^_^^^___^__^__ Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 37. Naturwissenschaftliche Wocheusclirift. LXXXI i Oarl Zeiss, ^^^^1 i — Optische W^erkstätte. — | 3Xilii*o«li:ope und Mikrophotographisclie Apparate erstei" Ci^vxalitixt, |in vollstäiidigereu und einfacheren Zusammeustellungeu. Illustrirter Katalog: gratis und franco. [{ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ ßakteriologische Kurse, ♦ ♦ Unliriiclit iu Nahi'iingsniittel-,^ ♦ ^uwie Hai'iianaly!«e, uiuiuitlioh. ♦ T Gelegenheit zum Ausführen T T selbstständiger Arbeiten. J ^Uebernahme von technischen uud^ ^wissenschaftUchen Untersuchungen^ ^ jeder Art. ^ ♦ Dr. E. Ritserfs Bakteriologisch- ♦ ♦ chemisches Institut, ♦ X IkIi- i>i*- J. Ktahl. X ♦Berlin N., Friedrichstrasse I3ld.* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦««« ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiseustr. Ö8. BERLIN NW. Luiscji>str. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ J und Geräthschaften im Gesammtgel)iete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Iu Ferd. I>UiiinilerH Verlags- biifhliandluns in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der inseisten von H. J. Kolbc, Kuslos am Könisl. Museum für Naturkunde iu Berho. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- feruuf^eu a 1 Mark. V^'^^ x.yp V^ Vyy 'K^ S.^ V^ N.^ ^yT \^\.yJ\.^^^V^%.^^..^%.^^y?\.^ Ferd. Düiuuiiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 J(; geb. Preis 4 JC. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. Dummlers Terlagsbuchhanil- Ittng in BerUn SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abliaudluiigeii von Wilhelm Foerster, Prof. u. l>li-ectur der Kgl. Sternwarte /.u Berlin. Preis 7 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ le*«oe«o«ee9«f Auüagre 36 000] [:^^fc| gerltitar I^^m (2 Wa! tägfid)) fintctuiefiii* iijrer (aucfi IQontaBs) 8 (Ortitlö-^cllttBCtt: 1. Deutsch. Hausfreund, % ■■■ Allq.Ztg.f. Landwirth- ill.iSti.Zeitsihiiftv.ieünict- aeilen, wöchentlich. Mode und Handarbelt, SBeitig mit Schnittmuster; monatlich. Humoristisches Echo, wtichenlUch. Verloosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau, vierzehntftgig. 6 Die Hausfrau, utsgig. 7 Produkten- u.Waaren- Markt-Bericht,waciienH. 8. Deutsch.Rechtsspiegel Sammlung; neuer Gesetze atid Reichsgerichts- Entscheid.; nach Bedarf. foften bei \titx {iDRanBalt pro Quartal nur 5 ptitrk. BdineUt, ausführliche uub unpartetift^e politif c^c iberirfjterftottunfl; tcine politifc^e '^eDorinuubung her fiefer. — Sötebergabe tntcvefrirenber SDIeinuua^äutieiuHflen ber Partei- blattet aller 9lidJtungen. — Sluöfübrlictie ^ar lamentS'i8e = cidite. — 3:reffli(Se mil ilärif cöe auffftje. — 3nteref(ante SofaU, SheatEts unb ® er idit ä • Siacir legten. — ffitn« «e^enbfte 9!ad)ri(^ten uub auäaejeicfinete üiecenfioiicn über Ifieater, Hfufit, Runft unb 3Btlf eutdjof t. — «uäfü^rliclict ^lanbelätbeil. — »ollftänbiöfteä EourSblatl. — aotterte,- yiften. — ?t?er|onnl:5}eränberungen in bex yirmee, *Dlarinc unb ISipiliScrrooUung Quftij, (Seiftlidjleit, £e^rer(d)aft, Steuerfatt, Sot(tfot^ !C.) (ofott unb ooUflänbiii. JeuiUetonä, iHomane unb SloceBcn her QerDorrafleniißcn ^lutotrs. glnjeioett ftnb von Itrfjcvcr SWirltung! Her gn^alt ber „gerlliteV |!teiic)teit Sladjridjten" ift frei Don ^rioolittiten irgeub roeldjet Jlrt. 3n jeher gebiibeten ^luiülie finben fic ba^er fuöer freunbli(^c v'Iufnnljme. IMF* Süi Sotiilllcn < Stnjcincn, Xlcnftboten. WcftidK, 39.ohnuni}ä>3(n}ciQCii unb äf)iiUd)c Annoncen, btc bic iIcSüttniiic ctneÄ .^nuofiolts betreffen, ttiirb bic 3llianncnient£ Cuittunn für iaS Inufcnbc Ouactal ii. 0. SS. bolX itt ^»^(unii genommen, u'obucc^ ber »ejug bt.- SJlQtteä fitö roefentlic^ perblUiöi "^BQ ^IJroljenummern auf 2Biui)d) ^i ntiG burdt bie (EtDcMtlon ßcrlin SW., fiöiilijatiiljcr Sltn^t 41. )o®990«9eo«e«@o« ••••••••••< I^atentaiiAvalt Ulr. R. Maepz, Berlin.3 Leipzigerstr. 07. (Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, in Berlin SW. 12. Soeben erschien: System dor formalen und realen Logik. Von l>i-, Carl l lii«li. 11 1 Seiten gr. 8". Preis 1,80 Mark. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen. Sauerstoff lin Stalilcylinclei'n.i Dr. Th. Elkan, iBerlin N. Tegeler Str. 15.1 Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelius. Astronom. 24 Seiten. TiiseliPiiformat. Pi-eis i/eheßet äO Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. i Soeben ersehien in unserin Verlage: Die Bewegung der Unabhängigen Studentenschaft zu Berlin. •^^^i- Denkschrift des Comites. -^» i *^^^^9-*^^^*'**'**?*W't» LXXXII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 37. 3>ür Äiirjcm crfd)ien: im Sunfac grgrii bir Dirlljflt brr fog. (5iiiljfitö= otifr Joiifu=|ritrii. SSon Dr. fötfßcfttt ^ocr|lcr, .ftfli. sUtcufi. Ocb. 3ieoiciima6rat, IStofeffor an bct lliiiticvfitat unb Tiiettor bct .«Ol- Stctiiwatte 5u Stcilin. 32 Seiten, gv. 8". ipieiS 60 SPf. 3u beäte^en burrfi aüe Sud^^anblungen. frrb. Hiiiiiiiilfro lltrlnnoliiiililiOHlihinn in Crrlin SW. 12, 3iiiinifrftr. !t4. lu unserem Verlage erschien: Vierstellige logaritlimiscIi-Trigonoinetrisclie Tafeln für die Decimalteilung des Quadranten, nelist Tafeln der Logarithmen der Zahlen, Antilogarithmen, Tafeln der Zahlenwerte der trigonometrischen Funktionen, ausführlichen Quadrattafeln und Logarithmentafeln der Hyperbelfunktionen. Von Harry Gravelius. 61 Seiten. ^jj;ivj;j(j^.t'j^^.^.i.i^>^i.«^U'j^.i^jj.i;ijj.».^.'i.iJj.'.i.iJ.' Geologisches u. mineralogisehes Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des frauzüsischeu Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen lind mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können, in grossen Quantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eifel, Muschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Flammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär aus dem Dlainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche Qlineralien Kauf oder Tan^cli. Woficen der Bedinsungen bitte zu scliroiben an Alexander Stuer 40 Rue dos Matluirin.s in Paris. a^amijljniiiiliiiig in gcrliit SW. 12. |: In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein -verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft 1. 3. 4. (Separat abdrücke aus der ,,Natui'wisseuschaftIicheii Wochenschrift.") lieber den sogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. Schlegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prof Dr. A. Soliubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepclin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapff. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittniann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- lltischen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit 1 Tafel. lieber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzelt von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. Mit 7 Holz- schnitten. 1 U. Ueber das Causalitätsprinclp der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. 13. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. II. Potonie. Mit 2 T;ifeln. 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. 15. Die Urvlerfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hennauu Credner in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. 16. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bebber. Mit i Tutel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf.. Heft 5—16 ä 1 M. Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 18. September 1892. Nr. 38. Abonnement: Man abonnirt liei allen Buchliandlungen iind Post- austalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— Bringegeld bei der Post 15 -^ extra. •( Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 -A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Kabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenauahnie bei allen Aunocenbureaiix, wie bei der Expedition. Alulrnck ist iinv mit vollstäniligor *^iiollenaiigabe gestattet. Molekulare Störungen und Seekrankheit. Von Professor <). Itosenbacli. In No. 32 dieser Woclieuselirift liat Herr Dr. Schäfer „die ueueste Hypothese über die Ursache der 8eekrank- iieit" zum Thema seiner Bcspreehiuig gewählt; ich fiirclite aber nach der Leetüre dieses Ansatzes, dass Iceiucr der Leser daraus zu einer klaren Anschauung- von dem Wesen der neuesten Hypothese gelangen werde. Da es nun mir, als dem Nächstbetheiligten. daran liegen muss, meine An- sichten auch so dargestellt zu sehen, wie ich sie formulirt habe,*) so mag es mir gestattet werden, den Inhalt meiner Arbeit selbst zu reproduciren. Leider muss ich, da ich bei Herrn Schäfer bereits eine missverständliehe Auffassung dei- Grundbegriffe finde, deren Erläuterung in meiner Abhandlung zu geben, ich für ununthig hielt, mit einer solchen Begriffsbestimuiung beginnen. Jeder Körper, auf den kinetische Energie einwirkt, erfährt eine Aendernng seines Gleichgewichtszustandes. Er wird entweder im Räume verschollen, weil alle seine Theilchen (iloleküle) ihre Lage im Räume in der Rich- tung des Stosses verändern oder er wird nur von Wellen durchlaufen, ohne dass sich seine Lage im Räume ändert. Die Wellen werden bekanntlich dadurch hervorgebracht, dass jedes Massentheilchen eine oder mehrere Pendel- bewegungen macht, bis es wieder in seiner Gleichgewichts- lage (im stabilen Gleichgewichte) zur Ruhe kommt. In jedem Falle also erfährt der Körper eine (inter)mole- kulare Störung, die, wie wir bei der Einwirkung starker Impulse sehen, bis zur Trennung oder Lockerung des Zu- sammenhanges der Massentheilchen führen kann, wenn gleichzeitig mehrere Wellensy.stenie sich kreuzen oder interferiren , sich also gegenseitig aufheben oder ver- stärken , so dass der (inter)molekulare Zusammenhang sehr verändert, ja getrennt werden kann. Je stärker die Schwingung (Verschiebung der Theilchen) in einer Rich- *) O. Rosenbach, Studion über die Sorkrankheit, Berlin, Hivsch- wald 1891. tung, und je grösser der Impuls ist, der nach entgegen- gesetzter Richtung ertheilt, sie noch in früherer Schwin- guugsrichtuug trifft, desto stärkere Störungen des inneren Gleichgewichts (des molekularen Zusammenhanges) müssen aus der Interferenz der Wellen resultiren.*) Der lebende Organismus besteht nun aus einer Zu- sanmienfügung von Molekülen, die sich (ganz abgesehen von einer specifischen Eigenthümlichkeit der Atom- und Molekulgruppirung, auf die hier nicht eingegangen werden soll) in einer besonderen Form des Gleichgewichts, näm- lich im lal)ileii, liefinden müssen, weil mit dem Verlust dieser intermolekularen Beziehungen, ihre Eigenschaft, „lebendes" Gewebe y.u bilden, verloren gebt. Es ist klar, dass bei einem labilen Gleichgewichtszustande jeder Stoss und jede Erschütterung beträchtlichere Veränderungen in den Beziehungen der Theilchen zu einander herbei- führen muss, als beim Bestehen eines stabilen Gleich- gewichtes und es ist ebenso klar, dass solche (inter)mole- kulare Verschiebungen für die Arbeitsverhältnisse der kleinsten, sich aus diesen Molekülen aufbauenden. Ma- schinchen, deren Zusammenfassung zu einer functionellen Arbeitseinheit wir, je nach der Arbeitsleistung, als „Proto- plasma", „Gewebe" oder „Organ" bezeichnen, von grösster Bedeutung sein muss. Wellensysteme von stärkerer Energie, die das lebende Gewebe treffen, vermögen also, ohne dass eine nachweis- bare Trennung des Zusammenhanges eintritt, die Arbeits- leistung schon durch blosse Aenderung des (inter)mole- kularen Gleichgewichtszustandes so zu beeinflussen, dass *) Hier von „Massenpunkten oder Massenpunktsystemen" zu sprechen, wie Herr Schäfer vorzieht, wo es sich um Massen handelt, ist nur im Interesse mathematischer Fornuilirunn erlaubt; man möge aber nicht vergessen, dass es in der Natur nur Massen (Theilchen), aber keine Punkte giebt, und dass namentlich dort, wo es sich um Bezeichnungen für eine Bewegung von Massen, also um eine Form der Arbeitsleistung, handelt, die Bezeichnung „Punkt" möglichst vermieden werden sollte. 380 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38. Arbeitslieninuiug- oder überhaupt Verlust jeder Arbeits- iniiglichkeit, also die Zustände eintreten, die wir als Lähmung- oder Tod bezeichnen. Besässen wir physika- lische Metboden, um den (inter)molekularen Gleichgewichts- zustand des Gewebes so zu bestimmen, wie wir den von Stoffen von einfacherer Zusammensetzung bestimmen können, so wäre es ein Leichtes, diese Veränderungen festzustellen; aber mit den heutigen Hilfsmitteln der Ge- websuntersuchung vermögen wir nur aus gewissen Aende- rungen der Form (der mikroskopisch sichtliaren Gevveb.s- veränderungen) einen vorsichtigen Schluss auf den inneren Zustand des Gewebes zu machen, und da Formverände- rungen, die von plötzlich sieh ausbildenden Störungen der intermolekularen Mechanik herrühren, heute überliaupt noch nicht nachweisbar sind, so vermögen wir eben nur aus der Lähmung oder dem Absterben des Gewebes eine Verschiebung des intermolekularen Gleichgewichtszustandes zu erschliessen, wie wir ja bei einem überdehnten Gummi- bande aus der Veränderung seiner äusseren Form und seiner sonstigen Eigenschaften eine intermolekulare Ver- änderung folgern. Will man diesen Vorgang durchaus „Verschiebung von Massenpunktsystenien" nennen, so führe man consequenterweise diese Bezeichnung auch für die Chemie ein und nenne die Verbrennung „eine Verschiebung von Punktsystemen des Sauerstoffs und des Kohlenstoffs" und nicht eine „Verschiebung (Trennung und Anziehung) von Masseutheilchen". Nun wird die Wirkung eines Stosses auf den mensch- lichen Körper abhängen von der Menge der zur Ver- wendung kommenden kinetischen Energie und von den Widerständen im Organismus, d. h. die von dem Impulse erregten Wellen werden sich entweder nicht weit über den Ort der Einwirkung hinaus fortpflanzen, also nur locale Störungen der Gewebsarbeit herbeiführen, oder sie werden sich über eine grosse Strecke des Organismus verbreiten, je nachdem die Theilchen besser oder schlechter schwingen, was wieder von ihrer Masse und den soge- nannten intermoleculareu Abständen abhängt. Die Störung der Arbeit des Gewebes wird natürlich um so intensiver sein, je empfindlicher die Gleichsgewichtslage ist, d. h. je schwerer der vorhandene Gleichgewichtzustand er- halten werden kann. Wird doch auch eine fein gearbeitete Wage von rohen Erschütterungen in ihrem Gleichgewichtzustande (ihrer Function) stärker gestört, als eine weniger fein gearbeitete, bei der die Stellung des Unterstützungspunktes zum Schwerpunkte durch weniger .subtile Anordnung von Masseutheilchen herbeigeführt ist. So wird ein Nerv (also ein Apparat, dessen Theilchen im labilsten Gleichgewicht sind) durch einen viel leichteren Druck gelähmt, als ein Muskel oder ein Stück Haut, weil die gegenseitige An- ziehung seiner Masseutheilchen sich dauernd ändert etQ. Ausser der eben erwähnten, direct durch die Wucht des Stosses oder die Grösse der Beschleunigung herbeige- führten, Störung des Gleichgewichts, die nicht weiter geht als die durch sie erzeugte Welle, wird aber bei Orga- nismen, die ein Nervensystem besitzen, noch eine Ver- änderung auf viel weitere Entfernimg hin, eben durch Mitwirkung des Nervensystems, hervorgerufen. Dieses vermag die feinsten Wellen im Gewebe, die kaum be- merkbare Schwingungen der Massentheilchen repräsentiren, dem Gehirn zuzuführen, so wie ein Seismograph die ent- fernten Störungen des Gleichgewichts im Erdinuern an- zeigt oder wie die Wasserwage auf Schwankungen des Niveaus reagirt, die sonst kaum nachweisbar sind.*) *) Die peripheren Nerven und ihre specifischen Endapparate dienen unserer Auffassung nach nicht etwa als blosse Leiter im physikalischen Sinne, sondern sie sind selbst zusammengesetzt aus arbeitsleistenden, kleinsten Ma- Wenn also Aenderungen des intermolekularen Gleichgewichtszustandes der Nervensubstanz bei jeder Erregung stattfinden müs.sen, so ist die von Herrn Schäfer als abschreckendes Beispiel einer falschen Meinung vorgeführte Ansicht Purkinje's, dass „eine inter- molekulare Erschütterung des Gehirns die Ursache der Wahrnehmung einer bestimmten Form von Schwindel" sein könne, vollkommen richtig, und es ist schwer zu ver- stehen, wie man diese Auffassung als „naiv" charakteri- siren und mit der Bemerkung abfertigen will, dass „eine solche Behaujitung identisch sei mit der, dass das Gehirn auch ein, mit einer Linse auf seiner Oberfläche ent- worfenes, Bild direct wahrnehmen müsse". Ich muss offen gestehen, dass ich hier das Tertium comjjarationis nicht finden kann; denn mit der Oberfläche kann ein Gehirn überliaupt Lichtstrahlen als solche nicht empfinden; es wird Wellensysteme, die ihm nicht durch Augen, Nase, Zunge oder Ohren zukommen, höchstens als schmerzhafte, sensible oder Wärmereize percipiren und das mit der Linse entworfene Bild wird wahrscheinlich nur ein Unlust- gefühl, also Schmerz, ohne jede Beimischung von Em- pfindung der specifischen Sinnesorgane, hervorrufen können. Wenn die Wellen aber besonders stark auf die Ober- fläche einwirken, so ist es sicher, dass sie auch ins Innere eindringen und dort eine Veränderung des Gleich- gewichts hervorbringen können; denn als Wellen müs.sen sie doch, wenn sie auf sehwingungsfähige Theile treffen, wieder Wellen erregen. Diese Wellen werden dann aber sicher, je nach ihrer Stärke und vor allem je nach der Be- schaffenheit der inneren Theile des Gehirns, bis zu welchen sie eindringen, auch als Sjniibol für eine Er- regung eines specifischen Sinnesapparates dienen können. Ist doch eine solche besondere intermolekulare Arbeit (Erregung) die Ursache aller Hallucinationen. Die Wellen werden also, wenn sie den, mit dem Auge in Verbindung- stehenden Hiuterhauptsloppen des Grosshirns treffen, sicher Lichtempfindung, vielleicht auch die Vorstellung eines bestimmten realen Flammenbildes oder, wenn sie die Hörsphären treffen, die Vorstellung einer Schallwahr- nehmung hervorrufen können. Ich hatte bei meiner Bearbeitung des Themas der Seekrankheit vorausgesetzt, dass die hier vorgetragene Ansieht über die Bedeutung molekularer Störungen im Körper selbstverständlich sei und nicht erst eines Be- weises bedürfte; durch Herrn Schäfer's Auffassung bin ich eines Besseren belehrt worden und nuisste also noth- wendigerweise klar legen, was ich unter „molekularen Störungen" verstehe; denn nach Herrn Schäfer könnte man ja glauben, dass ich Ansichten huldige, die sich mit den modernen Anschauungen der Physik und Psycbo- physiologie nicht vertragen. Nach meiner Auffassung- muss es also bei Einwirkung schinchen, die als Transformatoren der Energie die- nen, indem sie alle, den Organismus in Form von Wellensysteme treffende, kinetische Energie, in besondere dem Nervengewebe eigenthümliche Schwingungen umsetzen, deren Wellensysteme in den Centralorganen, dem Kiickenmark und Gehirn, in besonderen Transformatoren und A cc umulatoren (den Ganglienzellen) in Form der (potentiellen) Nervenenergie aufgespeichert und nach Bedarf als kinetische Energie, als Nervenstrom, zur Leistung von Arbeit verwandt werden. Welche Form der Energie die Nerven- arbeit darstellt, ob es sich um eine bisher noch unbekannte Form der Wellenbewegung oder um electrisehe Ströme handelt, die etwa nach der Art der thermoelectrischen gebildet werden, lässt sich an der Hand der heutigen Erfahrungen noch nicht mit Sicher- heit beantworten. Die Thatsache, dass der sogenannte Nerven- strom sich langsamer fortpflanzt, als ein electrischer Strom, lässt sieh nicht mit Sicherheit gegen diese Auffassung ins Feld führen; denn die Gesetze der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des electri- schen Stromes gelten doch wohl nur für Leiter; die Nervenbahn aber ist eine Zusammenfügung von Transformatoren und Accu- mulatoren. Nr. 38. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 381 eines äusseren Impulses zwei Formen der Gewebsstörung geben, eine locale, die durch direivte „Erschütterung" des betroffenen Gewebes, um diesen treffenden Aus- druck zu gebrauchen oder durch Verschiebung aller Thcile im Räume entsteht und eine indirecte, indem auf dem Wege der Nervenbahnen auch andere Organe, z. 15. das Gehirn, in Mitleidenschaft gezogen werden. Seine Mitbetheiligung besteht eben darin, dass entweder nur Unlustgefühle erzeugt oder dass die Unlusfgefühle sogar wieder den Anlass zur Auslösung von Arbeitsleistung in der Peripherie geben, indem sie die Ursache von moto- rischen Impulsen werden, die die peripher gelegenen Or- gane beeinflussen (z. B. reflectorisches Erbrechen, Muskel- zuckungen etc.). Wenn die Erschütterung besonders stark ist und den ganzen Körper trifft, so können sich die lo- kalen Erschütterungen in allen Organen gleichmässig oder in einem vorzugsweise stark betroffenen Theile besonders heftig äussern. Es kann z. B. jemand durch einen Fall sowohl eine isolirtc Leberzerreissung als eine isolirte Gehirn Verletzung erleiden-, er kann beide Verletzungen zugleich sich zuziehen oder bloss Stö- rungen des molekularen Gleiciigewichtszustandes ohne Gewebstrennung in einem oder dem anderen Organe er- fahren, also eine LebererschUtterung oder Gehirner- schütterung erleiden, und es wird Sache der besonderen Feststellung sein, die vorhandenen Symptome auf die ihnen zu Grunde liegenden Veränderungen des Gleichge- wichtszustandes in den einzelnen Geweben zurückzuführen. Eine solche Feststellung wird ja nicht immer leicht sein, wenn es nicht zur Zerstörung oder Zerreissung von Ge- weben gekommen ist, wenn also der deutlichste Nachweis der Störung des molekularen Zusammenhanges nicht zu erbringen ist, aber sie muss doch gemacht werden können, da wir die Symptome der Functionsstörung jedes Organes ziemlich genau kennen. Es ist aber durchaus falsch, ein Symptom, dass zweideutig ist, weil es bei Functionsstö- rungen mehrerer Organe beobachtet wird, allein oder mit Vorliebe auf die Verletzung eines bestimmten Organs zu beziehen. Da Erbrechen sicher durch lokale Veränderungen im Magen ebenso hervorgerufen werden kann, wie durch Veränderungen, die das Gehirn treffen, so haben wir, zumal, wenn die zu Grunde liegende Störung auf den gesamraten Organismus einwirkt, nicht das geringste Recht, das bestehende Erbrechen nur als cerebrale Af- fection zu betrachten. Wissen wir doch aus der alltäg- lichen Praxis, dass jemand durch einen Schlag oder Stoss, der nur den Unterleib trifft, nicht selten eine solche Reizung erfährt, dass unstillliares Brechen erzeugt wird, und es ist sehr aulfallend, dass Herrn Schäfer solche Fälle noch nicht zur Beobachtung gekommen sind. Dass die localen Störungen am Magen auch das Gehirn in Mit- leidenschaft ziehen können, ist ja zweifellos, und wir haben dann hier eine primäre Magen- und eine secundäre Ge- hirnaffection; aber für gewöhnlich sind bei Seekranken die Erscheinungen an den einzelnen Organen coordinirt, nicht subordinirt. Das Facit unserer Erörterungen ist also folgendes: Wenn eine beschleunigende Kraft auf den Organis- mus einwirkt, so ruft sie, je nach der Summe der in ihr enthaltenen Energie an der Stelle der Einwirkung eine Verschicl)ung des Gleichgewichts der kleinsten Theilchen aller Organe incl. des Gehirns oder eine Bewegung des Körpers im Räume hervor, die natürlich auch mit einer Verschiebung des Gleichgewichtszustandes aller Massen- theilchen identisch ist. Jede Verschiebung al)er hat in allen betheiligten Organen zwei Folgen; einmal nämlich wird dadurch die Arbeit der Gewebe gestört, die ja von dem normalen Gleichgewichtszustande abhängt, zweitens werden die erzeugten Wellen durch das Nervensystem aufgenommen und als Nervenenergie zur Auslösung von Arbeit, d. h. zu einer Veränderung des Gleichgewichts- zustandes entfernter Theilchen (Reflexaction) und zur Er- regung der Psyche durch Erregung des Gehirns (Empfin- dung und willkürliche Bewegung) verwandt. So ent- stehen 1. locale Stöi'ungen, 2. Störungen in entfernten Apparaten, 3. Veränderungen der psychischen Reaction. Die Beschleunigung, die unser Körper bei der Schiffsbe- wegung erfährt, kann uns ein besonders gutes Beispiel für diese Form der Erregung geben. Da nämlich bei der grossen Beschleunigung, die dem Körper durch die Schwankungen des grossen Schiffskörpers ertheilt wird, alle Theilchen aus ihrer Gleichgewichtslage gebracht werden, so müssen die regelmässig beobachteten mehr oder weniger starken Veränderungen der Körperarbeit auf die Veränderung der Beziehungen aller dieser Theilchen zu ihren Nachbartheilchen bezogen werden. Wenn ferner gewisse locale Erscheinungen sehr heftig sind, so müssen wir annehmen, dass aus individueller Anlage gerade der Verschiebung dieser Theilchen die stärkste Arbeitsstörung hervorruft; wir dürfen aber durchaus nicht daraus schliessen, dass das besonders stark reagirende Organ auch die Entstehungsort des erregenden Wellensystems ist, oder dass in ihm die stärkste ursprüngliche Verschiebung der Gleichgewichtslage primär stattgefunden hat. Erbrechen wird von dem verlängerten Mark aus innervirt, da hier die Centralstation für alle betheiligfen motorischen Appa- rate ist; es wäre aber sehr falsch, das verlängerte Mark als Einbruchspforte der erregenden Wellen, die der äussere Impuls dem Körper zuführt, zu betrachten. Diese Welle nimmt ihren Ursprung in jedem anderen Organ eher, als im verlängerten Mark, dessen Gleich- gewichtslage überhaupt am wenigsten Veränderungen erfährt — ; sie kann ebenso aus einer isolirten molekularen Erschütterung des Gehirns oder aus einer isolirten Er- schütterung eines anderen Organs oder aus der gleich- zeitigen Erschütterung aller Organe resultiren. Aber nicht an einem hypothetischen Centrum wird bei den Er- schütterungen, die die Schiffsbewegung mit sich führt, die molekulare Verschiebung hervorgebracht, sondern ge- wöhnlich ist das gesammte Gewebe betheiligt, aber je nach der Stärke der Erschütterung und der besonderen Anlage beschränken sich diese Wellen auf das einzelne Organ und verändern allein seine locale Arbeit oder sie strahlen von da aus auf andere Organe über, deren Reaction dann von der Stärke der secundären Wellen und der besonderen Anlage des Körpers abhängt. In jedem Falle aber ist die Art und die Richtung der Wellen ver- schieden. Während man bis in die neueste Zeit im Allgemeinen mit Einhelligkeit angcnonnnen hatte, dass bei der See- krankheit allein das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen sei und nur darin differirte, ob die bekannten Erschei- nungen, Erbrechen etc. auf rein psychischem Wege, also durch Vermittlung des Grosshirns ausgelöst seien oder durch Reizung eines hypothetischen, etwa im Kleinhirn gelegenen Gleichgewichtscentrums, zu Stande kämen, iiabe ich bewiesen, dass es eine Form der Seekrankheit gibt, die als rein psychische Aifection betrachtet werden müsse und ohne Zuhülfenahme eines Glcichgewichtscen- trums allein aus der Erregung von Unlustgefühlen erklärt werden könne, da sich ihre Erscheinungen auch bei voll- kommen ruhiger See zeigen, und da vollkommen ähnliche Erscheinungen auch auf dem Festlande bei gewissen psychischen Erregungen auftreten können. In diese Ca- tegorie rechnen wir vor allem die psychische Erregung, die wir als Ekel bezeichnen. Ich zeigte ferner, dass die SjTiiptome der Seekrankheit auch im Schlafe zu Stande 382 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38. kommen, wo also eine Betheiliguug der Psyche ausge schlössen ist und betoute, dass auch das Schlies.sen der Augen nicht vor dem Eintritt der Erkrankung schütze. Endlich zeigte ich, dass die Verschiebung des „Gleich- gewichtscentrums" aus der Lothrichtung durelmus nicht die Ursache der Erkrankung zu sein brauche, da sich auch bei einer Verschiebung in der Verticalen — beim Aufzuge im Elevator — ganz ähnliche Erscheinungen wie bei der Seekrankheit geltend machen, vorausgesetzt, dass die Bewegung sehr schnell erfolgt. Da wir ferner im Stande sind, recht beträchtliche Verschiebungen unseres sogenannten Gleichgewiclitscentrums beim Bücken und bei Bewegungen des Oberkörpers nach verschiedeneu Rich- tungen hin, gut zu ertragen, so schloss ich, dass nicht die Verschiebung des hypothetischen Gleichgewichtscentrums oder die Reizung des Grosshirns, sondern die Verschie- bung der Gleichgewichtslage aller Kiirpertheilchen den wesentlichen Theil an den Erscheinungen habe, immer vorausgesetzt, dass sie heftig und unvermittelt genug er- folgt. Ich schloss ferner, dass die localen und allge- meinen Erscheinungen um so heftiger sein müssen, je mehr Theilchen des Organismus diese Verschiebung erleiden, je grösser die Verschiebung und je heftiger die Umkehr der Bewegung erfolgt, so dass Theilchen, die noch in einer Richtung schwingen, bereits von Impulsen getroffen worden, die die Bewegung unvermittelt in die entgegengesetzte überführen. Das künstlich erhaltene, zur Lebensarbeit uoth- wendige, labile Gleichgewicht der Theilchen, das ihre Zu- saramenfügung zur Maschine bewirkt, muss unter solchen Verhältnissen eine besonders schwere Störung erfahren. Durch eine Analyse sämnitlicher Formen abnormer Bewegung des Körpers kam ich ferner zu der ücl)er- zeugung, dass der besondere Einfluss starker Beschleuni- gung und namentlich die heftige Wirkung einer, nach solcher Beschleunigung erfolgenden Umkehr der Bewegungs- riclitung darauf zurückzuführen sei, dass wir von Jugend auf bei bestimmten Haltungen des Körpers arbeiten und dadurch au eine bestimmte Form und Grösse der Be- wegung gewöhnt sind. So passen wir uns der Lagever- änderung des Körpers beim Beugen und Aufrichten all- mählich so an, dass wir diese recht beträchtliche Ver- schiebung überhaupt nicht mehr mit merkbarer Verän- derung der Organarbeit beantworten. So wird die Be- schleunigung nach vorn, die wir beim Gehen und Laufen dem Körper ertheilen, zu einer völlig einflusslosen Verän- derung, die wir also nicht mehr als unangenehm empfinden, während wir uns der Bewegung nacli rückwärts meist durchaus nicht so angepasst haben. Giebt es ja doch Individuen, die in jedem Falle eine derartige Bewegung mit Erscheinungen, die denen der Seekrankheit gleich sind, beantworten. Ebenso fällt es uns leicht, einen Kreis mit grossem Radius zu beschreilien; aber die Drehung um unsere Achse ist mit um so grösseren Störungen unseres Befindens verknüpft, je schneller sie geschieht. Wir können uns aber fast an jede Form der Beschleimigung und an jede Veränderung der Bewcguugsform durch Uebung gewöhnen, d. h. die Fälligkeit erlangen, ver- mittelst besonderer Innervation den Etfect der ungewohnten Form der Bewegung zu paralysireu. Dass wir gerade die Schiffsbewegnng so unangenehm empfinden, rührt davon her, dass wir durch sie die denk- bar stärkste, ungleichmässigste und dabei am längsten dauernde, ftassive Erschütterung erfahren und wir ver- mögen uns deshalb nicht so schnell an diese Form der Beschleunigung und namentlich an die schnelle Umkehr der Bewegung so zu gewöhnen, wie es nöthig wäre; deun die Umkehr der Bewegung trift't uns ganz unvorbereitet, während wir uns noch dem ersten Impulse, nändich der Bewegung nach aufwärts, anzupassen bestreben. Müssen wir ja auch in der Eisenl)ahn der Bewegungsrichtung nach vorn nachgeben und nach vorn überfallen, wenn die Hemmung der Bewegung plötzlich erfolgt. Aus den eben vorgeführten Thatsaehen schloss ich auch, dass es nur möglich sei, durch allmählige Gewöhnung eine gewisse Un- empfänglichkeit des < »rganisnms gegen die Schift'sbewegung anzustreben, den Körper gewissermaassen zur Unempfäng- lichkeit zu erziehen, wie wir uns ja auch gegen den stören- den p]influss von Geräuschen abhärten können und müssen. Schlies.slich muss ich mich noch gegen eine Art An- erkennung von Seiten des Herrn Referenten vertheidigen, wenn er sagt : „Zwischen den Zeilen blickt als beachtens- werthes Moment der Gedanke durch, dass das Hin- und Herschleudern des Magens, sein Anprallen an die Nach- harorgane, den Austoss zur Auflösung jener Kette von physiologischen Vorgängen, die wir als Erbrechen kennen, geben könnte." Das habe ich nirgends ausgesprochen, auch nicht zwischen den Zeilen; ich sagte nur, dass die verschiedene specifische Schwere und die verschiedene Beweglichkeit der einzelnen im Abdomen gelegenen Or- gane die Verhältnisse der Schwingungen in einzelnen Theilen wesentlich anders gestalten könne, als in dem Nachbarge))iete, und dass dadurch die Störungen des intermolekularen Gleichgewichtes dop])elt deutlich hervor- treten könnten, da ja die ungestörte Arbeit des Körpers auf der Synergie, also auch auf identischen Bewegungen und Gleichgewichtsverhältnissen in allen Theilen beruht. Die heutige Morphologie und Systematik der Pilze. Von Dr. G (Fortsetzung Die Anwendung der Morphologie der Frucht- formen auf die Systematik der Pilze. Als Grundlage für das von Brefeld neu begründete Pilzsystem ist einzig und allein die Morphologie der Fruchtformen zu betrachten; das Verständniss ihres Zusanuuenhanges erschliesst uus den Zusammenhang der Formen in vorzüglicher Weise. Ich will zuerst in grossen Zügen die Hauptabthei- lungen des Systems besprechen, bevor ich mich zu Einzel- heiten wende.*) *) Von den Myxomyceten und Seluzoniyceteu ist bei diuser Besprecliung vollständig abgesehen. Das Nachfolgende gilt also nur für die Fadenpilze, die Hyphomyceten. Der Anschluss der Myxomyceten an die übrigen Pilze ist sehr problematisch. Ob Lind a n . und Schluss.) Zu unterscheiden sind zwei grosse Hauptal)theilungen Phycomyceten und Mycomyceten. Zwischen ihnen steht die Grupjie der Mesomyceten, welche in ihren Charakteren halb zu diesen, halb zu jenen gehören. Bei den Phycomyceten ist der vegetative Theil, das Mycel, ein schlauchig, höchstens später durch Kammerungswände getheilt. Ilauptuu'rkmal ist das Vor- handensein gcschleclitlicli erzeugter Früchte; als Nebenfruchtlormen konunen Conidien, Sporaugien und Chlamydosporenfrüchte in Betracht. Die Mycomyceten haben gegliederte Mycelien. Brefeld mit seiner früheren Vermuthiing, dass sie den Ch3'tridieen verwandt seien, recht hat, erscheint mehr als fraglich, lieber die Schizorayceten noch einige V\^orte bei Besprechung der Saccharo- mycesarten. Nr. 38. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 383 Ihre Hauptfruchtformen entstehen nur unge- schleplitiich; es .sind die zur Eefi'einiässigkeit fortge- schrittenen Conidiciiträger und Sporangien. Als Nohen- fruchtformen tinden sicli hier nur die verschiedenen Arten der Conidien- und Chlamydosporenfrüchte. Die Mesoniyceten endlich besitzen ein Mj'cel, das dem der Mycomyceteu sehr ähnlich ist; da- gegen zeigen ihre Sporangien und Conidien träger noch nicht die typische Rcgelmässigkeit wie bei den Mycomyceten. sondern sind nur in gewissen Punkten von constanter Ausbildung. Auch hier kommen Nebenfruchtformen vor. 18 Figur 17. Figur 18. Phycomyceten. Die Pilze bilden eine allen übrigen Pflanzen durch den Mangel an ('hhiroidiyll gegcniil)ersteiiende (iruppe, die bis auf wenige Formen ausschliesslich dem Landleben angepasst sind. Gleichwohl müssen wir uns die Urahnen unserer heutigen Pilze als Wasserbewohner denken. Wenn- gleich natürlich eine Construction dieser Urpilze ins Reich der Phantasie gehört, so weisen uns doch verschiedene Aidmltspunkte auf einige Algengruppen hin, an die die hier zu besprechenden Pyconiyceten gewisse Anklänge zeigen. Dass die Ausgangspunkte des Pilzreiches bei diesen Gruppen oder vielmehr bei den Staunnpflanzen der heutigen Formen liegen, kann als einigermaassen wahr- scheinlich angenonnnen werden. Die 1. Classe, die Zygomyeeten zeigen in der Art der Ausl)ildung ihrer geschlechtlichen Zygosporen grosse Aehnlichkcit mit den Me.so- carpeen unter den (^onjugaten, freilich zeigt die Art und Weise der Aus bildung der Zygosporen noch be- trächtliche Differenzen, die sich wohl aus der verschiedenen Anpassung beider Gruppen erklären lassen. Eine noch grössere üebcrein- stimmung mit Algen zeigt die zweite Classe, die (»omyceten. Ihre wahrscheinlichen Ver- wandten sind bei den Oosporeen, speciell bei Vaucheria, zu suchen. Heute besitzen die Oomyceten unter den Pilzen keine Abkömndinge mehr. Sie haben sich eigenartig theils für das Wasser-, theils für das Landleben diffe- renzirt und stehen völlig isolirt. Ich will deshalb mit iimeu l)eginnen. Charakteri.stisch für die Classe ist also der Besitz von Oogonien und Antlieridieu in mannigfaltiger Aus- bildung. Nur bei den Eutoniophthoreen, diesen eigenartig auf Insecten angepassten Parasiten, erinnern die Oogonien an die Zygosporen der Zygomyeeten. Eine Eintheilung ergiebt sich aus dem Besitz von gewissen Nebenfrucht- formen. Conidien allein besitzen die Entomopiithoreen, Sporangien und Conidien die drei anderen Familien, Peronosporeen, Saprolegnieen und Chytridiaceen. Die Chytridiaceen dürfen wohl als rückgebildete Formen zu betrachten sein; es lässt sich wenigstens innerhalb der Familie eine Reihe construiren, die mit Formen ndt Mycel und ausgebildeten Geschlechtsorganen beginnt (Polyjihagus) und mit Formen, die nur ein Sporaugium darstellen, scldiesst (Synehytrium). Charakteristisch für alle drei Familien ist ausserdem noch die Ausbildung von Schwärm- sporen. Ueber die Peronosporen noch eine Bemerkung. Bei der Phytophthora iidestans, der Sectio Zoos|ioriparae der Gattung Peronospora und bei der Gattung Cystopus keimen die abgefallenen Conidien nicht mit einem Keimschlauch aus, sondern bilden sich zum Sporaugium um, das Zoosporeu entlässt (Fig. 17). Wir finden hier also den Fall, dass eine Conidie sich in ein S])orangium umwandelt, ein Analogon zu dem vielbesprochenen Hefeascus, auf den noch später zurückzukommen ist (cf. Fig. 18). Die Zygomyeeten, durch den Besitz der Zygosporen ausgezeichnet, sind zweckmäs.sig danach, ob die Sporangien- träger frei auf dem Mycel stehen oder ihr Fuss von Hyphengeflecht umhüllt ist, in exosporangische und carpo- sporangische Familien einzutheilen, deren Untergruppen wieder nach dem Besitz von Sporangien, Conidien oder beiden zusannnen als Nebenfruchtformen zu machen wären. Die exosporaugischen Familien sind demnach Mucorinen und Thamnidieen mit Sporangien; Piptoee]ihalideen und Chaetocladiaceeu mit Conidien; Choanephoreen mit beiden Nebenfruchtformen. Dass bereits bei den niederen Pilzen sich die An- deutung einer Sporangienhülle findet, verschafft uns für die Ascomyceten den Schlüssel für das Verständniss der Exoasci und Carpoasci. Von diesem Gesichtspunkt aus sind die hierher gehörigen Familien der Mortierelleen und Rhizopeen von der grössten Wichtigkeit. Mesomyceten. Die Mesomyceten zerfallen in die Classen der Hemiasci und Hemibasidii, cha- rakterisirt durch die ascenähnlichen Sporangien und basidienähnlichen Co- nidien-Träger. Der Vergleich mit den Zygomyeeten erschliesst uns das Verständniss für die Morphologie der einzelnen Familien. Unter den Hemiasci sind drei Fannlien zu unterscheiden, die Asco- ideeu, die Protomyceten und die The- leboleen, alle drei nur durch je eine Gattung vertreten. Die Gattung As- coidea besitzt Conidien und Sporan- gien. Diese letzteren sind von wech- selnder Grösse, aber die Sporen be- sitzen in allen Fällen ungefähr gleiche Grösse. Sie hängen zu zweien zusammen, wie beim Endo- myces d(>ci])iens, zum Beweis, dass je zwei aus einem Zellkern durch Theilung hervorgegangen sind. Von den unregelmässigen Sjiorangieu der Zygomyeeten weichen die der Äscoidea also nur in den S])oren ab. Die Art indessen, wie bei dieser merkwürdigen (iattung die neu angelegten Sporangien durch die entleerten durchwachsen, erinnert an den ähnlichen Fall bei Sapndegnia. Protomyces bringt einen neuen Tj'pus der Entwick- lung. Hier werden die Sporangien nicht unmittelbar an- gelegt, sondern ein Ruhezustand, eine Chlamydospore, eingesclialtet. Diese keimt fructificativ zum Sporaugium aus. Bemerkenswerth sind hier die Ilefeconidieu, welche von den Sporangiensporen producirt werden. Thelebolus endlich stellt eine carposporangische Form der Hemiasci dar. Die in geringer Zahl, meist ein bis drei, vorhandenen, in Grösse und Sporenzahl variireuden Sporangien sind mit einer einzigen Stielzelle versehen und rings von einer Hülle eingeschlossen. Der Vergleich mit den earposiiorangischeu Formen der Zygomyeeten lässt uns das Entstehen dieser Hülle verfolgen. Denken wir uns bei einer Mortierella die Sporangienträger auf eine winzige Zelle reducirt und dementsprechend das Hyphengeflecht, das nur den Fuss der Si)orangienträgcr unigiebt, um die Sporangien ganz herunigeheud, so be- kommen wir den Tvj)us 8tran(le, ca. 1,5 ni unter Tage in grosser Häufigkeit xorkiuinnen. Ausserdem findet man sie in den zum Trocl\.nen aufgestellten Turfziegeln, aus welclien sie mehr oder weniger auswittern und endlieh herauslallen; deshalb sieht man sie auch in getnicknetem und ge- bleichtem Zustande am Boden liegen. In dortiger Gegend sind die Wassernüsse den beim Toifstechen beschäftigten Arbeitern und Aufsehern lange bekannt, zumal sie die Ziegi'ln oft ganz durchsetzen und daher bei unsanfter lierühi-uug bisweilen leichte Verletzungen der Hände her- beiführen. Der dritte Fundort ist Mirehau im Kreise Karthaus. Hier förderte ich jüngst an einer torfigen Stelle am Rande des ehemaligen Mirchauer Sees, der im Jahre I8ß2 zum grössten Theil abgelassen wurde, aus Moorerdc 0,40 bis 0,50 m tief eine grössere Zahl von Trapa-Früehten zu Tage. Nach den bisherigen Forschungen in der Provinz Westpreussen sind Lessen, Jacobau und Mirchau die einzigen Oertliehkciten, wo fossile Trapa-Früehte in grcis- serer Menge aufgefunden wurden. Es soll nicht un- erwähnt bleiben, dass die Sanmdungen der Physikaliseh- ( »ekonumischen Gesellschaft in Königsberg i. Fr. aus früherer Zeit einen nicht ganz zuverlässigen Fund aus Freystadt Wpr. enthalten, welches in der Richtung zwischen den beiden erstgenannten Orten liegt. Sofern diese Fund- angabe noch eine Bestätigung erfährt, würde sich für Trapa ein grösseres ehemaliges Verbreitungsgebiet im südöstlichen Theile (Lessen — Freystadt — Jacobau) und ein zweites kleineres im Norden unserer Provinz (Mirchau) ergeben, in welcher sie lebend überhaupt nicht mehr an- getroffen wird. H. Conwentz. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Dr. Hermann Minkowski ist zum ;i.. o. Professor (.1er Matlie- matik an der Universität zu Bonn und der Privatdocent iJr. Ed- mund Lesser in Leipzig zum Professor und Director der IClinik für Hautkrankheiten in Bei'ii ernannt worden. Es sind gestorben: Der Florist Kudolf H Interim her in Mondsee. — Dr. Joseph Scharff, Director der mähr. Landes- irrenanstalt bei Brunn. — Der Professor der Chirurgie an der Universität Glasgow, Sir George Macleod, in London. Preisaufgabe der Berliner Akademie der Wissen- schaften aus dem Eller'schen Legat: Es soll entweder eine neue Methode zur Bestinnnung der Intensität der Sonnenstrahlung angegeben oder eine der liereits bekannten Methoden soweit verbessert werden, dass sich der Ein- fluss von Sonnennähe und Sonnenferne in den Beobachtungen unzweideutig erkennen lässt. Die gewählte Methode soll durch ausreichende, mindestens drei Perihelien und drei Aphelien um- fassende Beobachtung.sreihen geprüft wenlen (Preis 2000 Mark: Termin bis 31. Dec. 1897). Die Bewerbungsschriften können in deutscher, lateinischer, französischer, englischer oder italienischer Sprache abgefasst sein. Sie sind mit Motto und versiegelter Nainensangabe des Autors der Akademie abzuliefern. L 1 1 1 e r a t u r. 1 . Dr. Hans Schmidkunz, Der Hypnotismus in gemeinfasslicher Darlegung. A. Znumer's Verlag (E. Moliruuinn). Stuttgart, 1892. - Preis 2,50 Mk. 2. Die Suggestion und die Dichtung. Gutachten über Hvpnose und Suggestion von Otto Binswanger, Emil du Bois- Kevniond, Albert Eulenburg, Siegnunid Exner, August Forel, Fr."Fuchs, P. Grützner, H. v. Ilehuholtz, Ludwig Hirt, Frirdrich Jollv, Otto Kahler, Richard v. Krafft-Ebing, E. Mendel, Theodor Mey- nert, Hermann Nothnagel und W. Prejer. Herausgegeben von Karl Emil Franz os. F. Fontane u. Co. Berlin, 1892. — Preis 2 Mark. 1. Das Sclniiiilkunz'sche Büchelchen i.^t recht wohl geeignet einen Ein))lick in das Gebiet des Hypnotisuuis zu gewähren. Ein besonderer Abscluiitt ist auch der Geschichte des Hypnotismus gewidmet. Der Verfasser vertritt den Standi>unkt der Nancyer Schule, die den hypnotischen Zustand als einen physiologischen, dem gewöhnlichen Schlaf gleichwerthigen Ijezeichnet. Er ereifert sich gegen diejenigen, die den Hypnotismus als Wissenschaft nicht recht würdigen wollm, und möchte auch eindringlich machen, dass durch dir Thatsachen der Suggestion „das Seelenleben wieder selbstständiger als früher erscheint". „Die Materie — sagt S. — tritt in unserer Betrachtung zurück, und wir stehen vor einer Abwendung von dem heutigen Materialismus." Für den Streit pro und contra Materialisuuis hat d(u' fleferent allerdings kein Verständniss: ihm erscheint unsere Einsicht über das Verhältniss von Kraft und Stoff' zu gering, als dass wir in der Lage wären, Ers|)rie«sliches über den dominirenden l^intluss der Ivraft auf den Stoff' oder um- gekehrt zu sagen. 2. Das von Franzos herausgegebene Heft enthält Aeusse- rungen der im Titel genannten Gelehrten im Interesse der aus- übenden Dichtkunst, die ja zur Zeit besonders bestrebt ist, natur- wissenschaftliche Resultate zu verwerthen. Die meisten Autoren sind (im Gegensatz z. B. zu Schmidkunz oben) der Meinung, die Hypnose sei ein ICrankheitssymptom, keine normal-psvchologische Erscheinung. Was die Frage betrifft, ob die Art, wie der Natu- ralismus die hypnotischen Erscheinungen in der Dichtung ver- werthe, der Wahrheit entspreche, so hat sie die übereinstinnnende Antwort „Nein" gefunden. Köstlich ist die Antwort unseres Helniholtz, die wir uns nicht enthalten können mitzutheilen. Er antwortet dem Herans- geber : „Wissenschaftliche Studien über die Frage, die Sie stellen habe ich nie gemacht; was ich davon weiss, ist mir nur durch den Zufall zugetragen worden. Aber ich kenne aus langer Er- fahrung die Wundersucht des 19. Jahrhundert und die Hartnäcki«'- keit, mit der solcher Glauben auch die handgreiflichsten Nach- weise grober Täuschungen überwindet; denn meine .lugend reicht noch in die Zeit zurück, wo der thierische Magnetismus blühte. Seitdem sind viele verschiedene Phasen derselben Geistesrichtung einander gefolgt. Jede einzelne hat nur eine beschränkte Lebens- dauer; häufen sich die Enttäuschungen zu sehr, so ändert man eben die Methode. _ Wenn Sie mich fragen, warum ich mich nicht eingehender damit befasst habe, so kann ich Ihnen nur antworten, dass meine Zeit immer sehr in Anspruch genommen gewesen ist mit Be- schäftigungen, die ich für nützlicher gehalten habe, als wunder- süchtige Leute zu kuriren, die nicht kurirt sein wollen. L^nd andererseits musste ich mir sagen, dass, wenn mir der Nachweis einer Täuschung gelang, ich nicht hoffen durfte, viel Eindruck auf die Gläubigen zu machen.^ Wenn er mir aber nicht gelang, so hätte ich ihnen ein vortreffliches Argument gegen mich in die Hände gespielt. Und da ich durchaus nicht im Stande bin, die Mehrzahl der Kunststücke, die mir ein gewandter Taschenspieler vorführt, zu entziffern, so kann ich auch nicht unternelunen, alle magnetischen oder spiritistichen oder hypnotischen Wunder, die man mir etwa zeigen sollte, zu erklären; um so weniger, als meistentheils die gesellschaftliche Stellung oder das Geschlecht der Mitwirkenden eine wirklich überzeugende Untersuchung ver- bieten; schliesslich auch oft genug der geschickte Vorwand ge- braucht wird, dasa die Anwesenheit eines hartnäckig Ungläubigen den Zauber störe. Mich hat bei diesen Dingen eigentlich immer nur das psycho- logische Phänomen der Gläubigkeit interessu't, und di<> Rolle des Täuschenden habe ich deshalb zuweilen beim Tischrücken oder Gedankenlesen mit Erfolg übernommen, natürlich mit dem späteren Eingeständniss, dass ich der Sünder gewesen war. Wenn Sie nach diesen Erklärungeu mm noch meine private Meinung interessirt, so kann ich mich nur ganz und Voll meinem Freunde und Collegen Herrn E. du Bois-Reymond anschliessen.*) Dass übrigens in den hypnotischen Erscheinungen ein Keni von Wahrheit steckt, will ich nicht leugnen. Nur was davon wahr ist, würde kaum sehr wunderbar erscheinen. Ueber die Anwendung solcher mystischer Einwirkungen in der Poesie kaini ich nur als Zuschauer und Leser reden. Da finde ich, dass ich nur für zurechnungsfähige Seelen Verständniss und Mitfühlen habe. Zaubermittel sind mir nicht anstössig, wenn sie nur eine abgekürzte Darstellung eines natürlichen Seelenvorgangs geben sollen, der in Wirklichkeit mehr Zeit und Zwischenstadien fordern würde. Wo das nicht zutriff't, erlischt meine Theilnahme an dem Vorgange sogleich, wofür die theoretische Erklärung ja auch nahe liegt." p. *) Dieser Autor erklärt den Zustand des Hypnotisirten als einen Gegenstand des Ii-renarztes. 390 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38: Sitzungsbericht der matli.-pliys. Classe d. k. b. Akademie der Wissenschaften in München, 1892, Heft ü, enthält die Auf- sätze: A. Pringsli eiiii. Zur Theorie der Taylor'schen Reihe und analyt. Functionen mit beschränktem Existenzbereich, A. Voss, Ueber die Fundamentalgleichungen der Flächentheorie, L. Boltz- mann, Ueber ein Medium, desen mechanische Eigenschaften auf die von Maxwell für den Elektromagnetismus aufgestellten Gleichungen führen, I. A- C. Gill, Ueber Auflösung und Wachs- thum der Krystalle. Verhandlungen der physik.-med. Gesellschaft zu Würzburg. Neue Folge. XXV. Bd. (18!l()/!ll). Mit i) Tafeln. Verlag der Stahel'schen k. b. Huf- und Universitätsbuch- und Kunsthandlung. Würzburg 1892. — Preis 14 Mk. — Der Aufsatz von Gustav Fischer , Beiträge zur Kenntniss des Geotriton fuscus" beschäftigt sich mit interessanten anatomischen Verliältnissen des genannten Thieres. Zur Illustration dienen 2 Tafeln, zwei weitere Tafeln gehören zu einem Artikel Karl Ehrenburg's „Studien zur Besserung der horizontalen Gliederung von Erdräumen." In dem Aufsatz „Die stetige Raumerfüllung durch Masse" sucht der Autor desselben, A. Fick, die Nothwendigkeit der Annahme des Satzes zu begründen: „Die ganze Masse der Welt ist getheilt in Mengen von endlichem Betrage, deren jede in jedem Augenblicke sich in einem bestimmten mathematischen Punkte ohne Ausdehnung befindet." Die 4 übrigen Aufsätze sind medicinischen Inhalts, sie behandeln „die Hauttransplantation nach Thiersch" von Max Juugengel, Beobachtungen über Eröffnung des Processes mastoideus von Hidegoro Kanasugi, die Gonorrhoea reetalis von Franz Frisch und die medicinisehe Statistik der Stadt Würzbürg für 1889 incl. 1888. Bericht der deutschen botanischen Gesellschaft. X. Jahr- gang. Heft 7. Berlin 1892. — Das Heft enthält einen vorläufigen Bericht von P. Ascherson über die von Berliner Botanikern unternommenen Schritte zur Ergänzung der A. de Candolle'schen „Lois de la nomenclature botanique" von 1867, der sich namentlich gegen O. Kuntze (vergl. Naturw. Wochenschr. VII. Nr. 34 S. 346) richtet. Wir werden in der nächsten Nummer einen Theil dieses Berichtes, nämlich die positiven Vorschläge der Berliner Botaniker abdrucken. Hoffentlich wird ein botanisclier Congress die Sache so bald wie möglich in die Hand nehmen. In dem vorliegenden Heft finden sich ferner Beiti-äge von F. Hildebrand, Arthur Meyer, G. de Lagerheim, W. Rothert, B. Frank und A. Schulz. Klatt, F. W., Compositae Mechowianae. Wien. 0,60 M. Klemencic, I., Ueber das Verhalten des Eisens gegen elektrische Schwingungen. Leipzig. 0,20 M. Klimpert, R., Lehrbuch der Bewegung flüssiger Körper (Hydro- dynamik). Stuttgart. 8 M. Klunzinger, C. B., Bodenseefische, deren Pflege und Fang. Stutt- gart. 5 M. Koch, G. A., Ein kalbender Gletscher in den Gstalpen. Wien. 1.20 M. Köhler, H., Die Pflanzenwelt und das Klima Europas seit der geschichtlichen Zeit. Berlin. 1,50 M. Krause, K. Ch. F., Anfangsgründe der Erkenntnisslehre. Leipzig. 4,50 M. Krug, A., Zur linearen Differentialgleichung. 3. Ordnung. Prag. 2 M. Kublin, S., Die Bewegungen der Elemente. Fünfkirchen. 0,60 M. liooss, A., Schmarotzertum in der Thierwelt. Leipzig. 4 M. liUdwig, F., Lehrbuch der niederen Kryptogamen mit besonderer Berücksichtigung derjenigen Arten, die für den Menschen von Bedeutung sind oder im Haushalte der Natur eine hervorragende Rolle spielen. Stuttgart. 14 M. Mangold, A,, Die alten Neckarbetten in der Rheinebene. Darm- stadt. 5 M. Messtischblätter des Preussischen Staates. 1 : 25,000. Nr. 823. Langeoog (Ostende). — 825. Wangeroog. — 914. Insel Borkum. — 915. Juist (West). — 1062. Silligsdorf — 1154. Freien- walde in Pommern. — 1332. Neuwedell. Berlin. 1 M. Mojsisovics, E. v., Vorläufige Bemerkungen über die Cephalopoden- Faunen der Himalaya-Trias. I^eipzig. 0,30 M. Neil, A. M., Fünfstellige Logarithmen der Zahlen und der trigo- nometrischen Funktionen, nebst den Logarithmen für Summe und Ditf'erenz zweier Zahlen, deren Logarithmen gegeben sind, sowie einigen anderen Tafeln, mit einer neuen, die Rechnung erleichternden Anordnung der Proportionalthoile. 7. Auflage. Darmstadt. 1,80 M. Obermayer, A. v., Ueber gleitende Funken. Leipzig. 0,40 M. Pfeiffer, R., Die Coccidien-Krankheit der Kaninchen. Berlin. 10 M. Berichtigung. Zu der „Erwiderung" des Herrn B. C;irneri in No. 36 dieser Zeitschrift erlaube ich mir, folgende berichtigende Bemerkungen zu machen : 1. Ich liabe in No. 31 nur den Vorwurf von mir zurück- gewiesen, der in der Aeusserung liegt, dass ich „die Geschäfte der Kückschrittler besorge", nicht aber die Thatsache des soge- nannten „Rückschritts" selbst für meine Pei-son in Abrede ge- stellt. Vielmehr erkl.äre ich hiermit ausdrücklich, dass ich mich vom Materialismus fortgewendet habe zum Dualismus, vom Atheis- nuis zum Glauben, von einer allgemeinen menschlichen Ethik zur christlichen Sittlichkeit, und dass ich für Dualismus, Glauben und christliche Lebensführung kämpfe — Hand in Hand mit denen, die derselben Ueberzeugung sind wie ich. Dabei aber bleibe ich zugleich Naturforscher und sogar Darwinianer. 2. B. Carneri sagt: Nicht Aetherschwingungen seien die Em- pfindung „Roth", sondern die materielle Bewegung, in welche die Aetherschwingungen (bei ihrem Eintritt in den Organismus) um- gesetzt werden. Ich habe dem entgegen in No. 31 erklärt, dass eine Empfindung überhaupt nie eine mate rielle Be w egung sein könne. In meinem Beispiel hätte ich zu der Aeusserung: die Empfindung „Roth" ist keine Aetherbewegung — noch er- gänzend hinzufügen sollen: noch irgend eine materielle Bewegung (von Nerven- und zuletzt Gehirnmolekeln), in welche sich die Aetherbewegung bei ihrem Eintritt in den Organismus umsetzt; sondern die Empfindung „Roth" ist etwas Geistiges, entstanden durch eine vom immateriellen Geiste vollzogene Umwandlung — nicht der Aetherschwingungen unmittelbar, sondern jener mate- riellen Bewegung: des Gehirnvorgangs. 3. Wenn ich in meiner Schrift gesagt habe ; man muss (zur Erklärung der Thatsache, dass der Geist den Körper im weit- gehendsten Maasse beherrscht) mindestens eine besondere Kraft annehmen u. s. w. — so ist damit doch nicht ausgesprochen, dass eine weitergehende Annahme sich auf Materielles beschränken müsse, Materielles von zunehmender Verdünnung! — Meine Er- wägung war bei jenem Satze vielmehr die: Es ist nicht vor- stellbar, dass die Gehirnmolekeln, die körperlicher Natur und nur ein beschränkter Theil des Organismus sind, den eigenen Körper zu regieren und (bei der Suggestion) auch fremde Körper zu be- einflussen imstande seien. „Mindestens" muss zu den Lebensstoffen die Zuflucht genommen werden, deren Wirksamkeit eine viel- seitigere und tiefer gehende ist, die im ganzen Körper sich ver- breiten und darüber hinaus in fremde Organismen eindringen können. Aber auch diese Annahme genügt noch nicht: der wahre Erzeuger des Geistigen und Beherrscher des Materiellen muss etwas Immaterielles sein. Letzteres habe ich an der betreffenden Stelle meiner Schrift nicht gesagt, weil ich es da nicht für nöthig hielt; übrigens schrieb ich ja über Hypnotismus und nicht über Materialismus und Dualismus. Was die Zulänglichkeit der von mir gebotenen „Lösung" des Räthsels anbetrifft, so kann ich nur sagen; Man lese meine Schrift und urtheile danach selbst!*) Dr. K. F. Jordan. *) Auch wir bitten die Interessenten, das Frühere der Herren Carneri und Jordan zu lesen und nicht zu erwarten, dass in „Er- widerungen" und „Berichtigungen" nun in einemfort eventuelle zuletzt begangene „Versehen oder missverständliche Auffassungen" ihre Erwiderung und Berichtigung finden. Wir erklären hiermit die Discussion zwischen den genannten Herren in der „N. W." für geschlossen: beide Herren sind zweimal zu Worte gekommen. Red. Inhalt: Professor 0. Rosenbach: Molekidare Störungen und Seekrankheit. — Dr. G. Lindau: Die heutige Morphologie und Systematik der Pilze. (Fortsetzung und Schluss.) (Mit Abbild.) — XXIII. Deutscher Anthropologen-Congress in Ulm vom 1. bis 5. August. — Trapa natans L. foss. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Di-. Hans Schmidkunz: Der Hypnotismus in gemeinfasslicher Darlegung. — Die Suggestion und die Dichtung. — Sitzungsbericht der math.-phys. Classe d. k. b. Akademie der Wissenschaften in München. — Verhandlungen der physik.-med. Gesellschaft zu Würzburg. — Bericht der deutschen botanischen Gesellschaft. — Liste. — Berichtigung. Die Erneuerung des Abonnements wird den geehrten Abnehmern dieser Wochenschrift hierdurch in geneigte Erinnerung gebracht. Die Verlagsbuchhandlung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. ^- Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. Vll. Band. Sonntag, den 25. September 1892. Nr. 39. Abonnement: Man ubnnniit liei allen Biu-Iihainlhiiig..'ii iiinl Pojjt- anstalteii, wie bi^i der Expedition. Der Vierteljahr.spreis ist .// :{.— Bringegeld bei der Post ir» 4 extra. t Inserate : Die viergespaltene l'etitzeile 40 A. Grüssere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenanahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Alxiriii-k isi nur mit vollMtäii'or l^iieneiiaiij;al>e g^estattet. Die Lebensverhältnisse der Dreissensia polymorph a. Nach den IJntersiichunaen von Dr. E. Korsclielt und Dr. W. Wi.>ltner. Die Lcbeusvei'hältiii.sse der in unseren Gewässern jetzt häutigen, aber vor nicht langer Zeit erst eing'evvan- clerten Muschel Dreissensia i)olyini)rpiia, die wegen ihrer isoiirten Stellung unter den Süsswasserweichthieren und wegen ihrer Eigenschaft, sich mit einem Büschel von Byssiist'äden gleich der Miesmuschel anzuheften, be- sondere Aufmerk- samkeit verdient, sind durch E. Korscheit (Sitz. - Ber. d. (-es. Na- turforseh. Frcun- $, de zu Berlin. 1891. S. 131) u. sni W. Weltner (Zo- olog. Anz. 1891. S. 447) beträcht- lich anfgeklärt worden. Während im allgemeinen die Muscheln frei schwärmende Lar- ven besitzen, hat sich bei ihren Süsswasscrvertre- tern wie bei so vielen anderen niederen Bewoh- nern der Binnengewässer eine directe ohne freilebendes Larvenstadium herausgebildet. Dreis- sensia besitzt aber, wie oben angedeutet, Kenir/.eichcn mariner Formen, und Korsclielt gelang es nun auch, das Vorkommen einer frei schwinnnenden Larve, einer Trocho- phora, die sonst im Süsswasser nicht mehr vorktinimt; für sie festzustellen. Die Muscheln legen die Eier in kleinen Ballen ab, die durch Uetfnen der Schalen und darauf Figur I. .Jüngere Larve von Dreissensia mit zwei- klappieer Schale (s) und Velum {rel), vcn der Seite gesehen. — u = After, »» = Magen, mit = Mund, S7n = Schliessmuskel. (Nach K o r s c h c 1 1.) Entwickelung l folgendes plötzliches Schliessen ausgestossen werden. Die Eier sind klein, von einer zarten Hülle umgeben, und arm an Dotter. Ihre Entwickelung weicht im All- gemeinen nicht sehr von der anderer Muscheln ab. lieber die Gestalt der Trochophora und der späteren Stadien geben die beifoliicnden Abbildungen i~—-VCl. «l Figur 2. Dreissensialarve, von oben auf das Velum gesehen Dasselbe ist völlig ausgebreitet. - p '= l'igmentirung des "Velums (rel), pi = Pigment unter der Mundött'nung, .« = Schale, die grü.ssten- theils vom Velum bedeckt ist. i^Nach K orschelt.) 1 bis 4, die wir dem Korschelt- schen Aufsatz entlehnen , Auf- schluss. Das Se- gel (oder Velum) ist ein fleischiges ( irgan mit starken Wimpern am Ran- de. Man sieht die Larve gewöhnlich in der durch Fi- gur 2 dargestell- ten Lage ; sie schwimmt mit dein Velum nach oben cerichtet an der Oberfläche des Wassers. Die Be- wegung der Lar- ve ist rasch, plötz- lich hält sie inue, um eine Zeit lang eine rädernde Bewegung des Vehims an Ort und Stelle auszuführen. Wird das Thier gestört, so zieht es das Segel ein, schlicsst die Schalen und sinkt zu Boden. Die Larven sind klein und erinnern beim ersten Eindruck an Kotatorien. Sie schwärmen etwa 8 Tage und finden während dieser Zeit in einem reichlichen Flor pelagiseher Algen Nahrung. Schon in diesem Zeitabschnitt beginnt die l')ildung des Fiisses, der sich bereits zeitweilig tastend 392 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. vorstreckt, wenn das Thierchen das Schwimmen einmal eingestellt hat und auf dem Boden ruht. Bald kriecht es nur noch mit ihm (s. Fig. 5). Es macht also die Muschel jetzt ein zweites Stadium freier Beweglichkeit durch. Schliesslich verkümmert auch der Fuss und die Muschel gelaugt zur Festsetzung. Doch hehält das Thier das Ver- mögen bei. sich unter Abstossung des Byssus loszulösen, mit Hülfe des Fusses, wenn auch nur langsam, fort- zuwandern und sich an einer anderen Stelle festzuheften. Tiefe der Seen liegen; die Unterlage solcher Kolonien wird von einigen leeren Dreissensienschalen gebildet. Nun findet man im Sommer alle diese Kolonien, auch die lose am Grunde liegenden, besetzt mit kleinen und kleinsten Dreissensien; viele von ihnen haben sich noch nicht fest angesetzt und fallen sogleich zu Boden, wenn man eine solche Kolonie in Spiritus eonservirt. Es siedeln sich also die jungen Muscheln auf den alten an, und ver- grössern dadurch die Kolonien, während die alten ^fi^~'-vet. Figur 3. Aeltere Larve von Dreissensia mit stark ausgebreitetem Velimi von"' im Aussterben liegritfenen Indianerstämme festzuhalten. In Deutschland hat man vielfach sehr irrige Vorstellungen über die Art und Weise, wie die Wissenschaft in Amerika gepflegt wird. Es waltet drüben durchaus nicht nur ein rein materielles Interesse vor, sondern in immer steigen- dem Maasse machen sich ernste wissenschaftliche For- schungen bemerkbar, die an Bedeutung denen in Deutsch- land nicht nachstehen. Besondere Ereignisse, wie die bevorstehende Weltausstellung in Chicago, geben in Amerika sogar Veranlassung, auch in wissenschafthcher Nr. 39. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 395 Hinsicht eine i^esteiRcrte TliiitiKi^fit zu entfalten, um vor alier AVeit ihre Leistungsfälii,i;keit aueli in dieser lie- zieliun;;' dneunientircn zu können. Freilieh beschränkt sich der Kreis ihrer Forsehunf^en auf ihr eigenes Land, wcni,i;-er aus nationalem Stolze, sondern weil sie die richtige Er- kenntniss gewonnen haben, dass iinien die wichtige Auf- gabe zufällt, die Reste der Urbevölkerung Amerikas, welche für die (icscliichte der Menseblieit von grossem Werthc ist, zu sannneln. Immer mehr verlieren die ur- alten Indianerstänmie ihre Sitten und Sprachen, sie assi- miliren sich mit den fremden Einwanderern, wechseln beständig ihre Sitze, und es ist daher die Befürchtung be- rechtigt, dass die physische Anthropologie in Ami-rika bald nicht mehr zu beiiandeln ist. Deshalb muss sich die anthro- pologische Fdrscliuiig in Amerika auf Amerika beschränken. Redner gab nun eine Darstellung der Entwickeluug der Anthropologie in Amerika. Ihren Beginn bildete die geologische Landesaufnahme, von der sich S})äter das ethnologische Bureau absonderte. Man hat einerseits ein genaues Studium der Schädelfonnen angel)ahnt, anderer- seits auch Sitten, Sprache und Altcrthum zu erhalten ver- sucht. Der Congress der Vereinigten Staaten hat diese Bestrebungen durchaus gutgeheisscn und sie kräftig unter- stützt. Eine der schönsten Früchte der bisherigen Ar- beiten ist die jüngst veröffentlichte Sprachenkarte Nord- amerikas, welche Licht in das Sprachengew'irr des grossen Erdtheils gebracht hat. In Canada sind die Verhältnisse etwas ungünstiger. Man hat in Amerika Sannnlungen von staunenswertlieni grossen Umfange. In allen grossen Städten bestehen Museen, überall blühen wissenschaftliche Gesellschaften, und durch Privatstiftungen, die in Deutsch- lai d so selten sind, können die Forschungen energisch gefördert werden. Seit Kurzem ist auch die Anthropologie als eine selbstständige Wissenschaft an den Universitäten anerkannt, und es hat sich eine ganz bestimmte Methode des Unterrichts herausgebildet. In Hinsicht auf die Welt- ausstellung sind umfassende anthropometrische Unter- suchungen der Indianer Nordamerikas in .Angriff genommen worden. Die .\btheilung für Ethnologie lässt auch Unter- suchungen in C'entralamerika machen, welche darauf hin- zielen, die alte Cultur dieser Länder kenneu zu lernen. Es werden Ausgrabungen im grossen Stile gemacht und auch Expeditionen ausgerüstet. Viele Fragen amerika- nisciier Archäologie werden im neuen Lichte erscheinen. Das Material, das sieh zum Stuilium darliietet, ist ein ganz ungeheures, und . Berlin. 3,60 M. Trouessart, E, L., Die geographische Verbreitung der Lei), zig. 4 :\I. Verworn, M., Die Bewegung der lelienden Substanz. Jena.. 3 M. Vöchting, H., Ueber Transplantation am Pflanzenkörper. Tü- bingen. 20 M Westphal's, C, Gesauun(4te Abhandlungen. Berlin. 32 M, Wiesner, J., Ueber den mikroskopischen Nachweis der Kohle in ihren verschiedenen Formen und über die Ueliereinstimmung lies Lungenpigments mit der Russkohle. Leipzig. 0,70 M. Wundt, W., Vorlesungen über die Menschen- und Thierseele. 2. Auflage. Hamburg. 12,50 M. Zahlbruckner, A., Novitiae Peruvianae. Wien. 0,iiO M. Nr. 49. und der Thiere. *) Einem aus dem Leserkreise kundgegebenen Wunsch folgend werden wir in Zukunft an dieser Stelle ausserdeutsche Zugänge in grösserem Maasso berücksichtigen als bisher. Inhalt: Dr. E. Korscheit und Dr. W. Weltner: Die Lebensverhältnisse der Dreissensia polymorpha. (Mit Abbild.) -— XXIÜ. Deutscher Antropologen-Congress in Ulm vom 1. bis 5. August. (Fortsetzuiig und Schluss.) — Ueber ilii' Feldmaus-Plage in Thessalien inid ihre erfolgreiche Bekämpfung mittelst des: Bacillus typhi murium. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Ernst Häckcl: Anthropogenie oder Entwickohingsgoschichte des Menschen. — C. V. Boys: Budes de savon. — Dr. E. Vogel: Praktisches Taschenbuch der Photographie. — Hugo Schröder: Die Elemente der photographisclien Optik. — Bulletin of the philosophical society of Washington. — Proceedings of the American ]iliilosophical Society. — Missouri bo- tanical garden. — Liste. Die Ei'iieiieruiii!; des .\l)oiiiiemeiits wird den iieehrteii Abiielimeni dieser Woclieiischrift liierdurcli in geneigte Kriinierinig gebracht. Die Verlagsbuchhandlung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 39. Naturwissciischaltliclie Wochenschrift. LXXXV Carl Zeiss, j -^ Optische W^erkstätte. ^— 3ül^:l•o^-*liOl>e I iintl Mikropliotograpliische Apparate M ei'jslei- ' Hempel's Klassiker -Ausgaben. Austührliclie Special ver/.<üehnisso. Ffril. IHiiiiiiilfirs Vi'Hii^'sbiirhliiiiiilliiii^'. O! )B!|W|.'^(!t!|'*!(StJ(,'«.^! •Wi'.'l»iS!tW IJFerd, Diiminlers Verlagsbuchhandlung :( in Berlin SW. 12. Soebcu ei schien: System. (lor formalen und realen Logik. Von ((( l>r. ^iJoorg lllrifli. '.n Seiten gr. 8". j]zu be Preis 1,80 Mark. [ Zu bezietlen durch alle Buchhandlungen. Auflage 36 000! (2 ^Of fÖflfidi) einfdiaeSll* t^rer (aU(fi ^OntaflS) 8 ^tnttid-^eilagett: 1. Deutsch. Hausfreund, ^ 5. Allq.Ztg.f.Lanilwirth illiisti.ZeitscliiiftT.lSDriick- seiten, wöchentlich. 2. Mode und Handarbeit, Saeitig mit Schnittmoster ; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verioosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau, vierzehntagig. 6. Die Hausfrau, utsgig. 7. Produkten- u.Waaren- IVIarkt-Bericht,wi)ciienti. 8. Deutsch. Rechtssplegel öamniluüg neuer Gesetze und Reichsgerichte- Entscheid.; nach Bedarf. (often bei (tbti {loBiinSait pro Duartal nur 5 piarlt. SdineUe, ausfuhr [ic^e unbunparteiifc^epolttif(^e Seri(StecftattunB; leine politifdie tteuormunbung her £efet. — SBiebergahc intcrefftrenbec OTeimmjädugcnuigen ber !(!artei= btütter ollet 9)i<^ttin8en. — Sluäfülitlic^e ;))nt Umeittä.S8e = richte. — Xrefflti^e militttrifi^e 2ru((ä5c. — 3nteref(nnte Sofal», Sweaters unb (Seridilä = 3iac^r testen. — (Sin. (ie6"''>('f 3!o(tri<5ten unb auägcjeic^nete SRecenfionen über I^eater, Blufil, flunft unb Smiffenf^att. — 3tu5fül)tli(^er ^anbelätSeil. — SBollftänbigfle« eourSblott. — fiottetle» Biften. — SPerfonaljSSeränbctunaen in bei ännee, statine unb (Koil=ä!enooltun8 Quftij, ©eiftUdifeit, Se^vcrfcSaft, ©teuerfacfi, ^otftfoc^ tc.) fofort unb tJoUftänbig. f^euiUetonS, Stomane unb 9Iot>elIen ber ^erDarragenkßen jlalarni. ^nteigen l^ttl« va%\ fldjerer smirhuttß! Der Sn^olt ber ..^erUtieV lT(ue|lsn gladjridrten" ifl frei oon Srioolitälen irgcnb n)el<4er ülrt. 3« ieber gebilbeten Samltie pnben ftc bo^er fi^er freunblic^e Slufna^me. ntf . Kall in 3ofajrteii £au6iciici — t'otC't'vrm, aW in fer .«aiiorl. Cbftt'ciiiinidiulc in Srumath, (*lta!i, aW~ in tcrl'anMi'irilifdjaitlidieiiSSevinrfiS. itciticm für 9Iciiiiitotfütertilsinni! (l>r. W. -fifltruna in 'oalle ii. 6. SKud)crttr. 1). Serncr iicbe id) ab: ISiii Sicscpt für TOiiuicpitlcu aiisufcrtiflcn 3 5)!avt SRäudicrlHitterouen, für Siid)ic, Wiarbcr, .f)aniftcr :c. audi nur 3 W,vt \S . Fi-iedo. Sauerstoff iin Stahlcylinclei-n. Dr. Th. Elkan, I Berlin N, Tei^cler Str. 15. >3t Ferd, Diimralers Verlagsbuchhandlung k in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. ZusaiumeugestoUt von llarry ftJvavelius, Astronom. 2i Seiten. Tasclientbrniat. l'rcis f/c/ieftet 51) Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. *< ^ 'V, In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 5J erschien : Die 4< Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Kohert Mittiiiiiiiii, (Scliiilei' des Professor KocH.) Mii cS" Holzschnitten. (.Sondei- Abdruck iUi.s der ,,X;itnrw. \Vocliens(dirit'f.") Preis I Mark. 8(4^^^¥¥$#^^y¥¥y¥i^^¥¥^^ ¥ ¥5^4^^¥¥¥¥#¥$#¥$¥7¥?!g Soeben erschien in unserm Vcrlaj^e: Die Bewegung" der Unabhängigen Studentenschaft zu Berlin. ^^:^' Denkschrift des Comites. -^^ •20 Seiten p-. 8". Preis 30 Pf. a>F" /^n Ix'ziehen dur(di alle lUichhaMdjiinn'i'n. TH4 Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. LXXXVI Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. Domniiohst erscheint: Katalog 54: Alli;;eiii . Naturwissenschaft , Ulathematik, Physik, Chemie. Vorsaiiil auf \'erL {^-atis uml tVaiio. F. E. Lederer (Franz Sediger), Berlin C, Ivurstr. 37. lii Kfril. nüniinlerK TcrlagsbDClihaiid- lung in Bi'iiin SW. 12 {.st erscliieneu: Studien zur Astrometrie. (icsaiiiinelte Abhandluiigeii von Wilhelm Foerster, eiol. u. Dii-cclor ilci- Kgl. St.niiwartf zu BcrUii Preis 7 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ^ Vor Kufzt'iii orscliien : ♦ I Ein Beitrag ♦ ♦ zur ♦ ♦ .: t (Tescliiclite des europcäisclien Hausrindes.* ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ Voll Professor Dr. Hugo Werner. Mit 4 Ahhilduiuien und 1 Karte. 48 Seiten. Preis 1 Mark. Zu bezielicu durcli alle Biichliamlluugen. ♦ ferd. Diiiumlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ '^P jijil%. In Ferd. Dümtiilers Verlagsbuchhandlung in Berlin ^ I SW. 12 erschien: " Sammlung von Vorträgen und Abhandlungen, j (Dritte Folge.) l Von "Wilhelm Foerster, Prüf, au der Kgl. ITuivcrsität und Director der Kgl. Sternwarte zu Berlin , 234 Seiten gr. 8". Preis 4 M. geh., geb. 5 M. *1 « ■Vi '•( % l «( >« In nnserm Verlage erschien soeben Biicliliaiidluna- zu beziehen: ind ist durch ji-tlc Die ethische Bewegung in Deutschland. "VorlDereitertcie ]^vdiitteilxin.geii eines Kreises gleichgesinnter Männer und Frauen zu Berlin. Zicriic veniiclirtc Auflayc. 52 Seiten srr- 8". Prei.s «0 Pf. Di( ethischen Gesellschaften. Ein A'oi-ti'ag- gehalten in Berlin am 3. Juli 1892 von Dr. Felix Adler aus New- York. 17 Seiten ^r. 8". Preis 2.) Pf. (In dor ersteren Schrift ist dieser Vortrag mit abgedruckt.) 4(JFerd. Diimiiilers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Ziuiinerstrasse 94 Soeben erschien: Flora Cavpatornm Centraliiini. ^^=r^ Floi'a dei' Central- Carpat.hen mit spocicHin- Berücksichtigung der in der Hohen Tatra vor- kommenden Plianerogamen und Gefäss-Kryptogammi nach eigenen und fremden Beobachtungen zusamniengestollt und beschrieben von Ernst Sagorski, Professor in Schnlpforta, und Gustav Schneider, Bergverwalter a. D. in Cunnersdorf bei Hirschberg i. Schi. — Mit 2 Liclitdrucktafoln. I. Einleitung. Flora der Hohen Tatra nach Standorten, o M. — II. Systematische Uebersicht und Beschreibung der Plianeroganien und Gefäss-Kryptogamen, 7 M. Leipzig. Eduard Kummer. aiwaaaijjjja;jj'^^aj,Kij'j>j^jj-jst'ij'j^'^.yj^jjjja j.ij^^.ij.ij.j^j^J'JJj^^^ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferaut. des französischen Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen, dass er alle geolo- {;isehen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm licfeni können, in grossen (iuantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eitel, Muschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Gorallien von Natheim, Wealden, riammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär aus dem Dlainzer Becken u. s. vr. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche Olineralien Mauf oder Taii!>»cli. Wegen der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. ^laaa^J^Jjaagtj.iU'.AJtAaajJ'jaj'.^'jJ^aajaaaj^ajaat^auat^auaQaaaa'auaaaaaaaj'.i^aa^^i^'jJtJ'JiiU'aQui ^ Ferd. IKlmmler» Verlagsbiiehhandlung in Berlin SW. 12. ^^ Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Liclitdruck Tafeln und 10 in den Te.Nt gedruckten Abbildungen. -^r. gr. 8". geh. Preis 6 Mark, aö- I Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. B K?¥*¥??¥*¥¥*¥¥?¥*¥¥¥¥¥?5¥???¥?¥¥¥??¥¥¥?';^ * uiitwiimiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiniiiiiiiliiiaiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinitiiiiiuiiimmiiiiliiiii iiiuiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiimiliiimiiHiiilm!:; In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien : Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen au der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. 866 S. gr. 8°. Preis 3 Mark. ^iiummiiu iiniiiiiiiiiiiiiit iiiHiiiiniiinitiiiiiiiimimii iiiiililiin iiiiiiiu iiimuiiiiiiiiiiiiii; i um iiiiiiiiiii m iiiiifiiiiiiiiuiimiiiiiiH V*"^- ^ - ""^ Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntfig, den 2. Oktober 1892. Nr. 40. Abonnement: Man aljoniiirt hei allen liiiolihanilhmgen und Post- anstallrii, wie lioi der ExiieilitioTi. Der \'ierteliahr.sprcis ist Jl :i — üiinKe^el.l liei fler I'osl 1 ;, .j extra. x Inserate: Die vierges]ialtenp Petitzeile 40 -^u GrÖ.ssere Auftrüge cnt- S]nochenden Rabatt. Beilagren nach Uebereiiikiinft. Iiiseratenaiiahine hei allen Annocenbnreaux. wie bei der Expedition. AUdrnok ist nur mit vollstäiidig;or <{nolionan$>;al>e s;estattet. Die wichtigsten Einflüsse der Schneedecke auf Boden und Klima. Von Dr. üeiizi'. Der Schnee besteht heUanutlieh aus kleinen Eis- kiystallen, die sich unmittelhar ans der mit Wasseri;as gesättigten Luft anssclioidon. Die gewöhnlichste Form dieses krystallisirten Wassergases ist die sechsseitige Tafel von höchstens 3 mm Durchmesser, und diese Tafeln er- scheinen in der Regel in Verlnnduiig mit feinen Eisnadelii, welche sich an die sechsseitige Platte meistens unter Win- keln von 60° ansetzen und so sternartige, feine (iebililc erzeugen. Von diesen Gebilden kommen die mannig- faltigsten Abänderungen vor, deren Betrachtung jedoch ausserhalb des Rahmens dieses Aufsatzes fällt.*) Es genügt für uns, dass sich die .Schneeflocke, die im Schneegestöber zur Erde wirbelt, aus ganzen Gruppen dieser sternförmigen Eiskrystallc zusammensetzt, deren häutig noch verzweigte Zacken und Strahlen sich auf ihrem Wege durch die Luft ineinander haken, so dass die Krystalle fest zusammen- haften und in den zwischen ihnen bctindlichen Räumen Luft einschliessen. Aus diesen Flocken, die sich bei einigcrmaassen'" ruhigem Fall lose auf einander legen, be- .steht anfangs die Schneedecke, welche sich in der kalten Jahreszeit auf einem grossen Theile der Erdoberfläche zwischen den Boden und die Atmosj)häre schiebt. Infolge der Lagerung besteht diese Decke nothwendig nur zum kleinsten Theile aus krystallisirtem Wasser, zum grössten Theile dagegen aus Luft, die zwischen den Krystallen eingeschlossen ist, wie Luftschichten zwischen den Scheiben von Doppelfenstern. Dass nun eine Naturerscheinung von so allgemeiner Verbreitung wie die winterliche Schneedecke, die jedes Jahr weite Gebiete der Erde einhüllt, nicht ohne Einfluss auf ihre nächste Umgebung sein kann, hatte die praktische Erfahrung sciion lange erkannt, ehe die Wissenschaft sich dieser Erkenntniss beinächtigte. Der Vdlksnmnd schreilit der Schneedecke wärmende Eigenschaft tur den Boden, abkülilende für die Luft zu, ja fand auch bereits den bodenverbessernden Einfluss derselben heraus, lange bevor die Wissenschaft Veranlassung genommen, sich näher mit *) Näheres in Natiirw. Wochenschr. Bd. II S. 27 d 28. dem Schnee zu liefasscMi. Untersuchungen über den Schnee sind erst verhältnissmässig jungen Datums, eigentlich grundlegende Arbeiten darüber erschienen erst im Jahre 1S89. Es sind deren zwei, die eine von Professor Fr. Ratzcl: Die Schneedecke, besonders in den deutschen Gebirgen; die andere von Professor A. Woeikof: Der Einfluss einer Schneedecke auf Boden, Klima und Wetter. I. Einfluss der Schneedecke auf den Boden. 1. Einfluss auf die Bodentemperatur. Der Ein- fluss, welchen die Schneedecke auf den Boden ausübt, ist ein sehr mannigfaltiger. Uns soll hier zunächst der Einfluss besehäi'tigen, der aus der Eigenschaft des Schnees als eines schlechten Wärmeleiters entsjjringt. Abgeschlossene Luftschichten sind stets schlechte Wärmeleiter. Da nun die Schneedecke zum grössten Theil aus solchen zwischen den Eiskrystallen eingeschlossenen Luftschichten besteht, so ist ihr Einfluss auf den Boden um so grösser, je lockerer sie ist, je weniger sie infolge der Schmelzung mit Wasser durchtränkt ist und sich der Beschaffenheit des Firnes oder Eises genähert hat. Diese Wirkung der Schneedecke als schlechter Wärmeleiter äussert sich auf den Boden in dreifacher Weise. Weder Wärme noch Kälte findet einen Durchgang durch die Schneedecke, dieselbe hält daher erstens die Bodenwärme zusammen durch Verhinderung der Aus- strahlung, zweitens hält sie aber auch die ülicr ihr herr- schende Winterkälte ab, in den Boden einzudringen, und drittens wirkt sie durch ihre Unfähigkeit, sich über 0° zu erwärmen, ohne zu schmelzen, .auch dem Eindringen der Wärme in den Boden entgegen bei plötzlichem Steigen der Lufttemperatur über 0°. a) Einfluss bei Temperaturen unter 0°. Ist der Boden nicht mit Schnee bedeckt, so ist die Aus- 402 Naturwissenschaftlicbe Wochenschrift. Nr. 40. stralihiug' desselben im "Winter, nanientlich bei klarem Wetter, sehr bedeutend; seine Oberiiäebe nimmt dann eine sehr niedrige Temperatur an, und diese Temperatur steigt bis zu einer Tieie von durebscbnittlieh 25 m ziemlieh schnell bis zur mittleren Jahrestemiieratur. Von dieser Tieie an nimmt infolge der Wärmeleitung aus dem Erd- iuncrn die Temperatur beständig zu, etwa um 2,97° auf lOU m. Dadurcli nun, dass sieh die Sehneedecke zwischen den Boden und die Atmosidiiire, mittelbar also auch zwischen den IJodeii und den kalten Weltenraum legt, verhindert sie den Uoden nicht nur, seine Wärme aus- zustrahlen, sondern setzt auch den etwa schon abgeklddten in den .Stand, die Wärmezufuhr, die er aus dem Erd- innern erhält, zur eigenen Erwärmung zu verwenden; sie wirkt also mittelbar wärmend auf den iioden. So sehen wir denn auch nach einem Schneefall die Temperatur des aligcküldtcn Bodens steigen, selbst bei noch zu- nehmender Kälte. Versuche der Art wurden von Professor Wollny in München, ferner in der landwirthschaftlichen Akademie Pawlowsk bei Moskau, zu Sodankyla in Finn- land, zu Sagastyr im Lcnadclta, bei Fort ßae am Oros.scn Sclaven-See in Kanada und besonders von den Gebrüdern Becquerel in Paris im kalten Winter 1879/80 gemacht. Aus diesen letzteren Beobachtungen seien hier einige An gaben aufgeführt. Am 28. November 1879 vor dem Schneefall betrug die P)odeutemperatur in b cm Tiefe — 2,2° C. bei einer Lufitemperatur von — o,4°, in 20 cm Tiefe betrug sie + 0,(r, in CO cm 'Hefe +3,9°. Nach dem Schneefall vom 28. und 29. aber .stieg das Thermometer am 30. auf 0° in 5 cm Tiefe. Da iudess dieser Schneefall wenig er- giebig gewesen war und die Lufttemperatur weiter sank, so fiel mit ihr auch die Bodentemperatur etwas, doch bei weitem nicht in gleichem Maasse. So betrug am .">. De- cend)er die Lufttemperatur — 10,9°, die Bodentemperatur jedoch in f) cm Tiefe nur — 3,2°, in 20 cm Tiefe — 0,3° und in 00 cm Tiefe + 2,G°. Am 4. Deceniber trat ein reichlicherer Schneefall ein, und trotz weiter sinkender Lufttemperatur erwärmte sich der Boden fortgesetzt, so dass am 10. l)eceml)er trotz einer Lufttemperatur von — 20,7° die Bodentemj)craturen betrugen: in fj cm Tiefe — 0,9°, in 20 cm Tiefe - 0,3° und in 60 cm Tiefe -+- 1,7°. Die Kälte hielt bis zum 28. Deceniber an. Die Luft- temperaturen schwankten im Minimum von — 8,40° bis — 15°, und betrugen im Maximum +0,50°. Dieser an- haltenden Kältewirkung konnte zwar der Boden nicht gänz- lich widerstehen, zumal da höchstens 25 cm Schnee lagen; dennoch hielt sich seine 'l'emperatur in 5 cm Tiefe auf etwa — 1° und sank im Minimum auf nur — 1,7°. Würde die Schneedecke dicker gewesen sein, so würde sicher die Bodentemperatur eine hrdiere gewesen sein, denn nach AVoeikol's Beobachtungen ist bei einer Schneedecke von 50 cm Dicke und 6 Monat Dauer die Temiicratur des kältesten Monats in 1 m Tiefe nie niedriger als die mittlere Jahrestemperatur der Oberfläche. Aus diesem Beispiel folgt zugleich, dass die Schnee- decke die Kälte schlecht in den Boden leitet. Auch hierfür geben die Geljrüder Becquerel einige lehrreiche Proben. So betrug am 16. Deceniber die Lufttemperatur über der 25 cm hohen Schneeschicht — 9°, die Schnee- oberfläche zeigte — 8,5°, und nun stieg die Temperatur fast ganz regelmässig nach innen um je 0,31° für je 1 cm. Am 17. December, bei einer Temperatur der Luft von — 10,5° und einer Oberflächentemperatur des Schnees von gleichfalls — 10,5° betrug diese Zunahme sogar 0,36° auf den Centimeter. b) Eiiifluss I)ei Temperaturen über 0°. Diese Eigenschaft des Schnees als schlechter AVärmeleiter be- wahrt derselbe auch, wenn die Temperatur der Luft über 0° steigt; nur wirkt er dann in umgekehrter Weise, als wir bisher sahen, auf den Hoden ein. Alsdann erweist sich sow(dil die Schneedecke als auch der P.odcn kälter als die I^uft; die Wärme dringt erst allmählich von oben nach unten her in die Schneedecke ein. Daher waren in Paris 1879, als am 28. December Thanwetter eintrat, die Temperaturen der Sehnecschicht für verschiedene Tiefen wie folgt: Oberfläche 0,025nnn 0,05nnn 0,10mm 0,17 mm 0,25mm —0,6' —1,7° —1,0° —1,4° —1,0° —0,5° Die Lufttemperatur betrug -|-0,5°. Es zeigt sich also die Sehneeschicht in der Mitte am kältesten, dort befindet sich gleichsam noch ein Kälterest. Hält das Thanwetter an, so wirkt der Schnee unmittelliar erkältend auf den lioden ein dadurch, dass das kalte Schmelzwasser, das, so hinge noch Schnee vorhanden ist, keine Inibere Temperatur als 0° annehmen kann, in den Boden ein- sickert und dessen Temperatur bis in grössere Tiefen hinab erniedrigt. Diese abkühlende Wirkung des Schnees auf den Boden macht sich auch noch längere Zeit nach r. Eisboden besitzen müssten. Im einzelnen zeigen sich aber häufige Abweichungen von dieser Linie. So hat Turuchansk am Jenissei, nach IMiddeadorf's Üeol)- aclitungen, Itei einem Jahresmittel von — 7,5 und einem Wintermittel von — 25,3° schon Ende März nur bis zur Tiefe von 0,VIC) m liodeneis — also im Her))st, da es etwa unter di'r .luliisotlicrnic von + 15 liegt, keinen gefrorenen 15oden. Diese auffallende Thatsache ist, ausser durcii die etwaige Wärme des continentalen Sonuners, nur durch den Scimtz zu erklären, welclicn die dicke Schnce< lecke dem Hoden im Winter gegen das Eindringen der Kälte gewährt. Es zeigt sich, dass das Vorhandensein oder Fehlen, bezüglich die Tiefe des Eisbodens abhängig ist vom Fehleu oder Vorhandensein einer genügenden winterlichen Schneedecke. Im grossen Ganzen lässt sich behaupten, dass iil)erall dort, wo eine starke Schneedecke im A\'inter vorlianden ist, Eisboden sich nur bei einer mittleren Jahrestemperatur von unter — 5° tindet. Andererseits fehlt es nicht an Heispieleu für das Auftreten von Eisboden bei weit höherer mittlerer Temperatur. So fand Kupfer in der Grube Trjech Swjatilele'i in Transbaikalien Eisboden bis zur Tiefe von 175 engl. Fuss. Ueberall wo Schnee liegt, kann die Kälte nicht in den F)odcn dringen, sondern jeder Punkt des IJodens ist durch die Schneedecke in 15ezug auf seine Temperatur im Winter gleichsam in eine grössere Tiefe unter die Erd- oberfläche gerückt als im Sonnucr. Fassen wir die Ergebnisse kurz zusammen so er- geben sich folgende Sätze für die Beeinflussung der Bodeu- temperatur durch die Sehneedecke: 1. Der Schnee als schlechter Wärmeleiter schützt den Boden vor Aljkühlung wäiirend der ganzen Zeit, wo die Lufttemperatur unter 0'^ ist. 2. Je lockerer die Schneedecke, desto besser der Schutz. 3. Bei Temperaturen ülicr 0° wirkt die Schnee- decke abkühlend auf den Boden. 4. Die Schneedecke verhindert plötzliche Teni- peraturschwankuugeu im Boden. 5. Die Schneedecke vermindert die Eisbildung auf Flüssen und Seen. G. Die Schneedecke liennnt oder verhindert die Bildung von Eisboden. 5. Einfluss der Schneedecke auf die Boden- feuchtigkeit. Bei dem Eintluss der Schneedecke auf die Bfidenfeuciitigkeit konnnt zunächst wieder die Eigen- schaft des Schnees als Decke in Bctraclit, welche die Verdunstung der im Boden enthaltenen Feuchtigkeit ver- hindert. Boden unter einer Schneedecke ist, nach Katzel, stets feuchter als von Schnee längere Zeit befreiter; tiefer als einige Zoll trocknet schneebedeckter Boden überhaupt nicht aus. Wo Jedoch die Schneedecke im Winter fehlt, verliert der Itoden in solclicm Maassc seine Fcuclitigkcit, dass er selbst zum Gefrieren zu trocken wird, wie in den Wüsten Uocliasiens nach den Bcriciiten Brjewalsky's. Ein zweiter Punkt ist die Verhinderung des raschen Ablaufs der gefallenen Winterniederschläge dadurch, dass diese Niederschhige in der Gestalt von Sciniee fallen. Einmal schützt, wie wir sahen, die Schneedecke den Boden vor tiefem Gefrieren und ermöglicht iinn l»ei stei- gender Temperatur ein baldiges Aufthaueii, dann aber kommt auch die aus der Schneeschmelze stammende Feuchtigkeit dem Boden in der Regel in ganz anderem Maasse zu gute, als im Sommer der Regen. Da zur Zeit des Tliauwetters der Boden in den seltensten Fällen ge- froren ist, so kann das Schmelzwasser allmählich in den- selben einziehen und ihn im allgemeinen \iid nachlialtiger durchtränken, als das ein Regen überhaupt \ermöchtc. Zuerst saugt sich bei der Schneeschmelze der Boden voll Wasser, und erst wemi dieser nicht mehr aufnahmefähig ist, tliesst das Wasser ab. Nach Pfati's Untersuiiiungeii kommen dem Boden von den fallenden Niederschlägen im Winter mindestens 75 7oj i™ Sonnner jedoch nur 7 bis 18 7o '-" gute. Daher ja denn auch nach schneearmen Wintern der Landmann fast stets über Trockenheit des Bodens in grössi'rer Tiefe klagt. G. Zersetzende Thätigkeit des Schneewassers. Der Schnee enthält neben \ ielcr Luft auch noch nennens- werthe Mengen \(in Kohlensäure, schwefliger Säure und Schwef'eisäure. Diese Säuren gehen bei der Schnee- schmelze in das Schmelzwasser über und versehen es so mit Stoffen, deren (behalt dem Wasser in hohem Grade lösende Eigenschaften verleilit, wie denn das Schnee- wasser auch schon ans mechanischen (iründen in liöiierem Maasse zersetzend und auslaugend auf alle Stofle wirkt, in deren Tiefe es eindringt, als gewidmliehes Regenwasser. Es umgiel)t und hüllt die Körper ein, feuchtet sie lang- sam aber nachhaltig an, sickert ein und durchdringt sie immer inniger von aussen nach innen. 7. Einfluss der Schneedecke auf die Boden- verbesserung. Ueberall auf der Erde heben Winde und Stürme feinere oder gröbere Bestandtheile der festen Erdrinde auf und treiben sie grössere oder geringere Strecken vor sich her. Bis zu geringer Höhe enthält die Lufthülle zu allen Zeiten feinsten, dem blossen Auge nicht wahrnehmbaren Staub, den aufsteigende Luftströme auch auf das Gebirge entführen. So kommt es, dass auch in grösseren Höhen des Gebirges die Luft nie völlig staub- frei ist. Nach dem, was oben über die Zusammensetzung der Schneeflocken gesagt ist, lässt sieh jedes dieser (ildung von Anticyclonen vor, die der Bewölkung hinderlich sind. Bessere Beobachtungen liegen vor ülier die Abnahme der Wiudstärke über ausgedehnten Schneeflächeu. Nach den Beobachtungen in Upsala und in Kussland ist die AVindstärke in den AVintermonaten stets am geringsten. Am Rande eines schneebedeckten Gebietes zeigten sich die in das Gebiet hineinwehenden AViudc stets stärker als nach der Mitte zu; häufig flauen sie ganz ab, ehe sie die Mitte erreichen. Als Ursache dieser Erscheinung darf wohl die Reibung der Luft an der rauhen 01)erfläche des Schnees und das Lagern kalter, schwerbeweglicher Luft über der Schneefläche angesehen werden. Für diese Art der Verzögerung spricht auch die Grösse der baro- metrischen Gradienten, die fast stets über Schneeflächen grösser sind als die Windstärke erwarten lässt. Selbst die gefürchteten Sehneestürme in den sibirischen Steppen, die Burane, nach Professor Nehring (Naturvvissenscliaftl. AVocheusehrift Band V No. 8 u. 52) die Todesursache unserer grossen diluvialen Säugethierc, sind weniger furclitbar'durch die (icwalt des AVindes, die selten dazu ausreicht, Zerstörungen an Gebäuden und Bäumen zu be- wirken, als vielmehr durch das Zusammenwehen des Schnees und dadurch, dass der Sturm und der wirljelnde Schnee die Sinne der Menschen und Thiere verwirren und so deren Untergang in den weiten Steppen herbeiführen. Theils in der Jlcmnumg der Windstärke ül)er der Schneefläche, theils in dem erkaltenden Einflüsse des Schnees ist wohl die Neigung zur JJildung von Regionen hohen Luftdrucks begründet, die sich in weiten schnee- bedeckten Ländergebieten bemerkbar macht. Daher finden wir häufiger Antieyclouen über der Mitte ausgebreiteter Sehneeflächen als an den Rändern. Bei zwei Regionen hohen Luttdrucks in Europa ist, nach Haun, Klimatrtc. Es lässt sich sogar im armenischen Hochlande selbst eine unmittelbare Abhängigkeit der Wintertemperaturen von der Sclnieelage nachweisen. In den höheren Theilen, bei Kars, Ardagan, Alexandrojjol fällt der Schnee schon im November und bleibt iiis Emle März liegen, üci Aralysch dagegen, im unteren Tlieile, ist er selten vor Ende Decendjcr \orhanden und ist im März schon wieder verschwunden. Daher hat dann jVralysch im März be- reits eine höhere Temperatur als Titlis und Schuseha: Mifftelti-mperatur auf den Meeresspiegel zuriickgefnbrt.. Januar Februar März April Mai Juui Juli TiHis . . -1-2,0° +3,8' -4-8,6° -f- 14,2' -+-20,1° -f- 23,8° -|- -'0,9° AlexHii- (h-opol — 5,4° — 2,0° 4- 5,2° -|- 13,8° -1- 20,2° -f- 24,0° -+- 27,2° Araly«',li -3,8° -h\.V -f- 9,G° + 1G,7° -+-22,2° -f- 2ö,S° -|- 31,2° Schusohii -1-4,0° -+-5,1° +8,6° +12,3° +19,7° +24,3° +26,2° Man beachte dagegen die hohen Sommerteniperatnren auf dem Hochlande. Dasselbe geht ans einer Vergleichung der Tempera- turen für December, Januar und Februar von Kars und Eriwan hervor. In Eriwan fällt erst im Januar Schnee, dabei ist der December viel wärmer als in Kars, trotz- dem im Hoeidaud von Armenien sich gewöimlicli die ge- ringere Bewölkung dort findet, wo der wenigste Seluiee liegt. Aus der folgenden Zusammenstellung ergiebt sieh auch der äusserst kalte Winter von Kars. Kiirs Eiiwan Ti' 111])!' rat, II r Ti'm p cra t iir Mittel Mi.i. M:iA. Mittel Min. Max. 1) o z c 111 b c r 18 8 6 — 10,2' — 25,4° -f 2,6" — 1,0° - 6,5° -+ 6,0= Januar 1887 34,0° —2,0° — 9,r —21,1° — 1,0 Februar 1887 35,9° + 4,4° — 10,6° - 24,0° + 5,4' M ü 1- z 18 8 7 20,2° +4,9° -H 1,6° — 4,8° 17,2° 14,1° — 8,1° —20,2° +4,9° -H 1,6° — 4,8° -+-12,1° .Vuch das gleichmässig kalte, windstille, soiniige Winterwetter des Thaies von Davos stellt sicii erst ein, nachdem die llöiien und das Thal in eine gleiclimässige Schneedecke gehüllt sind uinl die kräftige Wärinestraliluiig des Schnees zur Uildung einer Antieyclone geführt hat. Gleichfalls eine Folge der Schneedecke ist die merk- würdige L'ichtung der Januarisothermen von Norden nach Süden in Nord- und Alittcldentschland. Ohne Sehneederke niüsste Norddeiitschhiiul kälter sein als .Mitteldeutsidiland, die Isothermen müsstcn dann einen ähnlichen Verlauf nehmen wie in Russland, nämlich von Nordwest nach Südost. Denn Norddcutschland wird durch Nordostwinde aus dem schneebedeckten Hussland zuweilen stark abge- kühlt nnd ist dami kälter als das durch seine (ieliii-ge geschützte ^lifteldeutschland. Häutig bringt dort aber auch die Schneedecke niedrigere Tempei'aturen hervor. .Mitteldeutschland aber verdankt seine Avinterliehe Ab- kühlung fast ausscldiesslieh der Sehneedecke. Nur dem Unistande, dass die Abkühlung nicht jedes Jahr gleich stark ertVdgt, nnd dass auch Norddcutschland häufig von Schnee bedeckt ist, ist es zu danken, dass iMitteldeutscb- land nicht zu einem ähnlichen Kältemittelpunkt wird wie Armenien und auch Lapiiland. Der Wechselwirkung kälterer und milderer Winter allein ist die nordsüdliehe Richtung der Januarisothermen Deutschlands zuzuschreiben. (Fortsetzung folgt.) Ueher Miniicry einer PsycLide nach einer Olan- silie. — Zufällig finde ich unter alten Paj)ieren die Ab- bildung zu einem Beispiele von Mimiery, das ich schon einmal kurz beschrieben habe (Sitzungsber. naturf. Ges. zu Leipzig 1886/87 S. 45). Die Bedingungen der Mimi- ery, Aehnlichkeit von Form und Farbe, gemeinsames Vor- kommen und ertbigreicher Schutz scheinen vollkommen vereinigt zu sein. Ich stiess auf den Fall am 30. Juni ISSO im Muldenthal bei Grimma. Dort lel)ten an den senkrecht abfallenden, schwach mit Flechten bewachsenen Porphyr- felsen zwischen dem Schloss Doehen nnd der Goltzerinühle zahlreiche Olausilia Ijiplieata und Raupen einer Psychide (CfdeophorideV) zusammen, in gleicherweise vertieal am Gestein sitzend. Die annähernd gleiche Grösse und ent- sprechend graue Färbung machten es an und für sich schwer, ohne genaueres Zusehen die beiden Thierformen zu uuterseheiden. Und da man beide ebenso häufig an Baum-, namentlich Buchenstämmen zusammen antrifft, wie an Felswänden, so liegt der Gedanke nahe, dass die weichen, auch in ihren Gesjiinnsten einem Vogelsehnabel leicht zugänglichen Ranpen nnd Puppen durch die Aehn- lichkeit mit den viel besser geschützten, für einen kleineren Vogel kaum begehrenswertheu Clausilien häufig Gefahren entrinnen. Wahrhaft überraschend wurde mir aber bei weiterem Sammeln die Beobachtung, dass einige der Sehmetterlings- gespinnste auf der dem Gestein abgewendeten Seite kurze, schräg gestellte, nicht quer herübergehende dunklere Streifen aufwiesen, die ganz offenbar die Nahtlinie der Öchneckenhauswindungen zu copiren schienen (s. Abbiklg.). eu en I Die Figuren sind gleich an Ort und Stelle mögliehst tre entworfen, um j'a keiner Veränderung durch weiterei Transjiort Raum zu geben. Auffallend ist es mir nur bisher gewesen ( — und das ist ausser der Figur der Grund, jetzt wieder auf den Fall zurück- zugreifen — ), dass eine derartig ausgesprochene Scliutzfärbung sich nicht wieder hat auffinden lassen. Ich habe wohl jeden Sommer die Stelle wieder besucht und in den letzten Jahren gelegentlich der Ex- eursiouen mit meinen Zuhörern regelmässig darauf geachtet, doch stets ohne Erfolg. Es seheint aber auch dafür sich das Verständniss leicht zu ergeben. Immer nämlich waren die Clausilien gleich häufig, aber die Psychiden stets nur vereinzelt, ausser vor zwölf Jahren. Für gewöhnlich mag den vereinzelten Thieren die allge- meine Aehnlichkeit genügenden Schutz gewähren, bei stärkerem Auftreten mag dagegen leicht einem \'crfolger sich doch einmal die Ungenauigkeit der Copie aufdrängen — und dann ist's natürlich mit dem Schutz vorbei. Es seheint also aus dem vorliegenden Falle das nicht un- interessante Resultat zu folgen, dass die intensivere Natur- züchtung erst bei stärkerer Verdichtung der imitirenden a = i^sychide. b = Clausilia Iniilicafa. Form einsetzt. Privatdoeent Dr. II. Simroth 408 Naturwisseuschaftlicbe Wocliensclirift. Nr. 40. Vorscliläge zur Ersäiiziiiis der „Lois de la iiomeii- clature botaiiiqne". — Seit Linne ist es das unausge- setzte Bestreben der Botaniker gewesen, eine cinlicitliche Nomenclatur zu schaffen, und dies Bcstrel)en ist wegen der zu erzielenden leieliteren Verstiindignng durchaus ge- rechtfertigt. Wir verhehlen uns keineswegs, dass einzelne Differenzen stets bestehen bleiben werden, da das Urtheil über die sich bietenden Fragen zu sehr von dem suh- jectiven Ermessen abhängig ist. Wir hoffen aber von einer albnählich fortschreitenden Eeform die wesentlichste För- derung der Angelegenheit. l'>ei der durch das Erscheinen von 0. Kuntze's Eevisio entstandenen Unsicherheit wird es nothwendig sein, noch einmal zu einigen der bisher aufgestellten Regeln (Lois de la nomenclature) Stellung zu nehmen. Nach reiflicher Ueberlcguug glaul)en wir folgende vier Sätze, welche sicli nur auf die Gattungen beziehen, vorschlagen zu sollen. I. Als Ausgangspunkt für die Priorität der Gat- tungsnamen gilt das Jahr 1752; für die Species- namen 1753. II. Nomina nuda und seminuda sind zu verwerfen. Ab))ildungen und Exsiccaten oline Diagnose ))e- gründen nicht das Prioritätsrecht einer Gattung. III. Aehnlich klingende Gattungsnamen sind bei- zubehalten, auch wenn sie sich nur in der En- dung (wäre es auch nur durch einen Buch- staben) unterscheiden. IV. Die Namen der naclifolgenden grossen oder allgemein bekannten (iattungen*) sind zu con- serviren, ol)gleich sie den strengsten Regeln der Priorität nach zu verwerfen wären, zumal bei manchen eine Abänderung der bis jetzt ge- bräuchlichen Namen keineswegs völlig zweifel- los begründet ist. Motive ad I. Bisher wurde nach dem Vorschlage von Alph. de CandoUe das Jahr 1737 als Ausgangspunkt für das Prioritätsrecht der Gattungen fast allgemein anerkannt. Wir glauben aber betonen zu müssen, dass der Ilaupt- wendepunkt der alten zur neuen Botanik, die Einführung der binären Nomenclatur, nicht liloss als Ausgangspunkt der Art-, sondern auch der Gattungspriorität festzuhalten ist. Deshalb schlagen wir, nachdem wir uns mit Alph. de Candolle ins Einvernehmen gesetzt haben, das Jahr 1753 bezw. 1752 vor: das Datum der Herausgabe der Species plantarum ed. I. (1753) mit der zuletzt vor diesem Datum erschienenen, die grosse Mehrzahl der von Linne in die Species aufgenommenen Gattungen enthaltenden IV. Ausgabe der Genera plantarum (1752). Wir meinen, dass Limie vor diesem Zeitpunkte kaum eine wesentlich andere Bedeutung beanspruchen kann als Rivinus, Tourne- fort u. a.; diese haben sogar oft die Gattungen schärfer zn fassen und genauer zu sondern verstanden als er. Ad II. Hier handelt es sieh vor allem um die Frage, ob diejenigen Gattungen, von welchen eine oder mehrere Arten durch Citate oder Abbildungen kenntlich gemacht, die aber nicht diagnosticirt worden sind, wirklich zu recht bestehen sollen oder nicht (nomina seminuda). Es ist offenbar, dass eine gute Abbildung zum Erkennen einer bestimmten Art tauglich ist, und dass mithin die Priorität dieser Art von dem Datum der Publieation einer Tafel an gerechnet werden kann. Anders ist es mit der Gat- tung: die Tafel bringt zwar unter Umständen alle Cha- raktere der Gattung selbstverständlich zur Darstellung, aber sie vermag nicht diejenigen Merkmale hervorzuheben, welche das Wesen derselben ausmachen, sie kann also nicht jene ]5eschränkung in der Wahl der Charaktere geben, durch die erst die Gattung gegen die benachbarten verwandten al)gegrenzt wird. Dasselbe gilt in noch höherem Grade von getrockneten Exemplaren, die eine neue Gattung repräsentiren sollen. Eine Gattung crwirl)t also nur durch eine Diagnose das Recht der Priorität. Demgemäss werden folgende Bücher ausgeschlossen: Rumphius, Herbarium Amboinense (1741 — 1755), Burmann, Flora Indica (176S), Patrick Browne, Ilistory of Jamaica (1756), Lamarck, Illustr. des gcnres z. Tb. un. Tetraclis und Tetracleis, Oxythece und Oxytheca, Epidendron und Epidendrum, Oxycoccos und Oxycoccus, Peltostema und Peltistema, Asterostema und Astrostema, Asterocarpus und Astrocarpus, Hoppca und Hoppia, so wird man den jüngeren oder den unrichtig gebildeten Namen fallen lassen. Ad IV. Der (ledanke, welcher zur Anerkennung von Prioritätsrechten führte, war der Wunsch, eine stabile Nomenclatur zu schaffen. Hat sich nun herausgestellt, dass wir durch die rückhaltlose und unbedingte Einhaltung des Princips gerade von dem Gegentheil dessen bedroht werden, was wir erstrebten, so steht der Gesammtheit, welche sich jene Regeln gewissermaassen zum Gesetze erholten hatte, unbedingt das Recht zu, das (iesetz zu emendiren. Deshalb nennen wir eine Reihe von Gattungen,**) die ein allgemeineres, nicht bloss streng fachwissenschaft- liches Interesse haben, und meinen, dass die Namen der- selben beizul)chalten seien, um zu verhindern, dass durch die Umbcnennung vieler Pflanzen eine wenig erspriessliche Confusion hervorgerufen wird. P. Ascherson. A. H. Iknkhout. R. Beyer. K. Bolle. R. Büttner. U. Dammer. A. Engler. B. Frank. A. Garcke. E. Gilg. M. Gurke. P. Hennings. G. Hieronymus. 0. Hoff- mann." L. Kny. E. Kochne. G. Krabbe. F. Kränzlin. L. Krug. M. Kuhn. G. Lindau. E. Loew. P. Magnus. C. Müller. F. Niedenzu. F. Pax. N. Pringsheim. H. Potonie. 0. Reinhardt. R. Ruthe. K. Schumann. G. Schwcinfurth. S. Schwendener. P. Taubert. I. Urban. G. Volkeus. 0. Warburg. A. Winkler. L. Wittmack. E. Wuuschmann. *) Wir haben die 81 Namen umfassende Liste hier wegge- lassen. Red. Die Gletscher des Moiit St. Elias. — Im März- hefte des „American Journal of Science" beschreibt Mr. Israel C. Russeis die Ergebnisse der Expeditionen von 1890 und 1891 nach dem St. Eliasberge. Das Glctscher- system jenes Gebietes bietet dessen interessantesten Zug dar. Die Schneegrenze liegt in einer Höhe von etwa *) Allerdings ist Chlora L. (1767) jünger als Blackstonia Huds. (1762). **) In der weggelassenen Liste. Red. Nr. 40. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 409 ist gut 50 Stelle, 3 engl 2000 engl. Fuss über dem Meeresnivoau. Von den un- geheuren Schneefelderu, welche «herhalb jener Linie liegen, werden nun Hunderte von (iletsehern von ali)inem Typus herabgesandt. Der Seward-Gletscher, der grösste, engl. Meilen lang und, an seiner schmälsten Meilen breit. Alle diese vielen Gletscher verenugen sich gewis.sermaassen zu einem ungeheuren Hauptgletscher, dem man, in Erinnerung an Malaspina, den ersten Forschungsreisendeu, der jenes System stu- dirte, als „Piemont -Gletscher" bezeichnet hat. Dieses Malaspina-System erstreckt sich an der Küste hin auf eine Länge von 70 engl. Meilen nach Westen zu von der ,Takuhat-Bai und hat eine mittlere Breite von 20—25 engl. Meilen. Er bildet ein sehr horizontales Plateau von etwa 1500 engl. Fuss Höhe und rund 1500 engl. Quadratmeilen Oberfläche. Die Mittelpartie dieser „Eisjjrairie" ist frei von Moränen. Von den kleineren Gletschern der Nord- seite gehen indessen mehrfach Moränen aus, und der südliche Rand ist mit Moränenmaterial bedeckt, auf dem ein Streifen Nadelwald sich hält. Die untere Ausbreitung des (iletschersystems lässt sich in drei Hauptzügen theilen, deren grfisste die an der Basis des Seward-Gletschers ist, nach Osten zu fliesst und abscbmilzt, bevor sie die Jakuhat-Bai erreicht. Die Mittelzunge geht vom Agassiz- Glescher aus nach Südwesten zu; während die dritte ihre Eismasse namentlich vom Guyot-Gletscher herleitet, nach Süden zu fliesst und die See ohne vorheriges Schmelzen erreicht, sodass sie von der Küste in mächtigen Eisklippen ins Meer hinabstürzt. Es ist dies der einzige Gletscher auf Alaska, der in den offenen Oeean mündet. In der Randmoräne finden sich zahreiche runde, sehr kleine Seen, kraterähnliche Vertiefungen, in deren Inneren sich das Geröll in dem Maasse immer mehr anhäuft, als der Rand abschmilzt. Der vorhin erwähnte Randwald wächst auf dem Moränenmaterial, welches, an einigen Plätzen, auf 1000 engl. Fuss dickem Eis ruht. Es scheint, dass ein Cap, welches Vancouver in seinen Berichten er- wähnt, in dem Jahrhundert, welches mit seiner Reise nach jenen Gegenden verflossen, durch die Eismassen des Gletschersystems vom Festlande abgeschnitten worden ist. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der a. o. Prof. Dr Puzyna zum o. Prof. der Matlicuiatik an der Univ. Lemborg. — Dr. Richard von Wettstein, Privatdocent der Botanilc in Wien, zum o. Prof. an der Universität in Prag. — Apotlieker und Privatdocent Dr. Karl Hartwiek zum o. Prof. der Pliarniacologie an die Univ. Zürich. — Prof Ernst Beckmann in Giessen zum o. Prof. der Chemie an die Univ. Erlangen. Es ist gestorben: In Sibirien der Forschungsreisende J. D. Tsch f-rski, der von der Akademie der Wissenschaften zuSt.Peters- luirg zur Erforschung des nördliclien Theils des Gouvernements Jakutsk abgesandt war. L i 1 1 e r a t u r. A. B. Frank und Paul Sorauer, Pflanzenschutz. Anleitung fin- den practischcn Laiidwirth zur Erkennung und Bekämpfung der Bescliädigungen der Culturpflanzeu. Mit 40 Textabbildungen und ,5 Tafebi. Deutsche Landwirthschafts - Gesellschaft. In Commission bei P. Parey. Berlin 1802. — Preis 3 Mk. Das vorliegende Heft ist im Auftrage der Deutschen Land- wirthsc-liafts-Gesellschaft, Sonderausschuss für Pflanzenschutz, be- arbeitet worden. Es ist ein sehr interessantes, kleines, besonders auch für den Laien leicht verständliches Werk, welches bestimmt ist, als eine Anleitung, in erster Linie für den practischen Land- wirth, zur Erkennung und Bekämpfung der Beschädigungen der Culturprianzen zu dienen. Die Verfasser, die sich um die Pflanzenpathologie wesentlich verdient gemacht haben, beabsichtigen durch dii^se kleine Schrift, zum Schutze der Cuiturpflanzen vor ihren natürlichen Feinden beizutragen und haben in dcrsellieii, um die richtige Erkenniuig eines vorhandenen oder drohenden Feldschadens, in erster Linie dem practischen Landwirth selbst möglich zu machen, in .äusserst klarer und anschaulicher Weise durch Wort und Bild die Merk- male der verschiedenen wichtigsten Pflanzenkrankheiten bezw. Pflanzenschädlinge vorgeführt, welche an den Cuiturpflanzen, so- weit diese innerhalb des Deutschen Reiches. Oesterreich-Ungarns und der Schweiz gebaut werden, wirklich bedeutenden Scha- den anstiften. Wenngleich das Werk also in erster Linie für den practi.schen Landwirth bestimmt ist, so ist es sicher vermöge seiner klaren und anschaulichen Darstellung, sowie der zahlreichen naturgetreu au.sgeführten Abbildungen auch für weitere Kreise von grossem Intere.sse und wird besonders allen denjenigen ein guter Rath- geber sein, welche, ohne ein allzu tiefes Eindringen auf diesem Zweige der Wissenschaft, sich schnell über das Wesen und die Bekämpfung der an ihren Culturen auftretenden Pflanzenbeschädi- gungen inffuiniren widlen. Zur leichteren Auffindung treffenden Pflanzenkrank- heiten, besonders für den Landwirth und den Laien, sind die- selben in der vorliegend<'n Schrift nach dem Vorkommen auf den einzelnen Cuiturpflanzen zusammengestellt. Vorausgeschickt sind jedoch einige Feinde, die nicht auf einzelne Pflanzenarten be- schränkt sind, sondern an den verschiedensten Culturen sich zeigen. Es ist deshalb rathsam, beim Gebrauche des Buches zur Fest- stellung der fraglichen Krankheit ausser bei den einzelnen Cuitur- pflanzen auch in dem Abschnitt „Die allgemeinen Culturfeinde" nachzuschlagen. Von den Seh u tzni aassrege In sind anerkennensworther Weise immer nur diejenigen angegeben, welche auch in der Praxis auszuführen sind und sich bereits erfolgreich bewährt haben oder sich von selbst als solche zu erkennen geben. — In der That fehlt es zur Verhütung der grossartigen Beschädigungen, welche an unseren Cuiturpflanzen durch die in vorliegender Schrift be- handelten kleinen Feinde hervorgerufen werden, meist nicht an dem Mangel eines guten Mittels, als vielmehr an der Unterlassung seiner Anwendung oder an der Unvollkommenheit seiner Hand- habung, wenn die betreffenden Beschädigungen an den Culturen auftreten. Wie die Verfasser sehr treffend hervorheben, ist V)ei allen diesen Mitteln eine der wichtigsten Bedingungen des Erfolges oft die Allgemeinheit ihrer Anwendung. — Da es .sich hier wie anderwärts bei sanitären Maassregeln um Fragen des allge- meinen Wohls handelt, wo das Vorgehen Einzelner nicht_ viel nützt, wenn nicht die Gesanuutheit der Betheiligten sich vereinigt, so wenden sich die Verfasser mit der vorliegenden Schrift auch nicht blos an eine einzelne Person, z. B. den Landwirth, sondern vor allem auch an die Behörden der Gemeinden und des Staates, welche, soweit irgend thunlich, auf die öffentliche Organi- sirung der von den Verfassern angegebenen Maass- regeln hinwirken sollten. Bevor wir zu dem Inhalt des Werkes selbst übergehen, sei noch bemerkt, dass in demselben im Allgemeinen die durch thierische Feinde verursachten Pflanzenkrankheiten von Frank, die von Pilzen etc. herridirenden von Sorauer bearbeitet wurden. Die sehr schön und naturgetreu ausgeführten Illustrationen (40 Ab- bildungen im Text und 5 farbige, lithographirte T.afeln), welche den Werth des Buches noch ganz bedeutend erhöhen, sind theils nach den ( ;)riginalzeichnungcn der Verfasser, theils von der Malerin Frl. Aniberg, nach der Natur gezeichnet, hergestellt. In dem ersten Thoile des „Leitfadens", welcher ,.die allge- meinen Culturbeschädigungen umfasst, werden zunächst die „Frost- schäden" (Aufziehen der Saaten durch Frost, Spitzenln-and, Rindenbrand, Krebs etc.) und sodann „allgemein schädliche Thiere" behandelt. Hier haben z. B. die Ackerschnecke, die Wanderheuschrecke, die Engerlinge, die rothe Spinne, das Wurzel- älchen u. s. w. eine kurze aber durchaus genügende und klare Besprechung gefunden und sind, wie gesagt, hier sowie ander- wärts in dem Werke jedesmal nach der Erkennung und Ent- stehung eines jeden Pflanzenschädlings auch die erprobten und ausführbaren Mittel zu seiner Bekämpfung angegeben. Der zweite Theil enthält die ..Beschädigungen einzelner Cuitur- pflanzen". Es werden zunächst „die Krankheiten des Getreides" (Brand, Rost, Weizen -Mehlthau, Mutterkorn des Roggens, Rade- korn des Weizens, der Stock des Roggens, der Getreide-Blaserifuss an den Halmfrüchten, die Drahtwürmer au den jungen Getreide- saaten, die Gfitreidefliegen etc.) besprochen. Bei den nun folgen- den Krankheiten „der Runkelrülteu" ist selbstverständlich als wichtigste die Rübennematode, welche die Rübenmüdigkeit be- dingt, vorangestellt. Ausserdem sind u. A. erwähnt die Runkei- fliege, die Drahtwürmer an den Runkelrüben sowie die Pilz- kr.ankheiten der Runkel- und Zuckerrüben. Hieran schliessen sich die Beschädigungen, welche an den Kartoft'eln. Hülsenfrüchten, Oel- und Gemüsepflanzen, den Obstbäumen und dem Weinstock auftreten. Doch würde es zu weit führen, auf alle die einzelnen in dem Werke behandelten Krankheiton hier näher einzugehen. Am Schlüsse des „Leitfadens", nach dem sehr sorgfältig be- arbeiteten Register, sind noch die Bestimmungen sowie die der. 410 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 40. zeitigen Inhaber der seit dem 15. October 1890 von der Deutschen Landwirthschafts - Gesellschaft l>ehufs Förderung des Pflanzen- schutzes ins Leben gerufenen „Auskunftsstellen für Pflanzen- schutz'' mitgetheilt. Wir können hier leider aus Mangel an Raum auf diese treff- liche und vielleicht noch zu wenig bekannte Einrichtung, deren Zweck und Ziele in dem vorliegenden Werke ausführlich ange- geben sind, nicht näher eingehen. Der vorliegende „Leitfaden", welcher, wie gesagt, den von den Verfassern beabsichtigten Zweck in jeder Weise erreicht, und den wir aus diesem Grunde auch nur auf das Angelegenste em- pfehlen können, wird auf Veranlassung der Deutschen Landwirth- schafts-Gesellschaft von dem Inhaber einer Auskunftsstelle für Pflanzenschutz jedem Anfragemlen, welcher die Gebühr von 2 Maik bezahlt hat, iiberinittelt. Die Mitglieiler der Deutschen Landwirthschafts-Gesollschaft erhalten denselben kostenlos. Dr. R. Otto. Beiträge zur Psychologie und Physiologie der Sinnes- organe. Hermann von Hclmlioltz als Festgrus.s zu seinem 70. Ge- burtstag dargebracht. Gesammelt und herausgegeben von Arthur König. Verlag von Leopold Voss. Hamburg 1891. — Preis l.i Mk. — Der Band bringt Aufsätze der Darbringer desselben. Es sind : W. Preyer, Ueber den Ursprung des Zahlbegriff's aus dem Ton- sinn und Ubi'r das Wesen der Primzahlen; E. Javal, L'ophtal- mometrie clinique; L. Matthiessen, Die neueren Fortschritte in unserer Kenntniss von dem optischen Bau des Auges der Wirbel- thiere; W. Uhthoff, Untersuchungen über das Sehenlernen eines 7jährigen blindgeborenen und mit Erfolg operirten Knaben; J. von Kries, Beiträge zur Lehre vom Augenraaass; Th. W. Engel- mann, Ueber elektrische Vorgänge im Auge bei reflectorischer und directer Erregung der Gesichtsnerven; Th. Lipps, Aesthetische Factoren der Raumanschauung, und endlich A. König, Ueber den Helligkeitswerth der Spectralfarben bei verschiedener absoluter Intensität. Jahrbuch der E^I. Preuss. geologischen Liandesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1890. Bd. XI. Berlin 1892. — Der umfangreiche, wie immer ausserordentlich reich ausgestattete und mit 21 prächtigen Tafeln versehene Band bietet an Mit- theilungen aus der Anstalt zunächt einen Bericht über die Thätig- keit derselben im Jahre 1890, sodann den Arbeitsplan für die Landesaufnahme 1891 und Mittheilungen der Mitarbeiter über ihre Aufnahmen im Jahre 1890 aus den Federn von Lossen, M. Koch, Halfar, Kloos, Loretz, Scheibe und E. Zimmermann, Pröschholdt, Bücking, Denckmann, Holzapfel, Grebe, Leppla, Dathe, Wahn- Bchaft'e, G. Müller, Beushausen, Klockmann, Grüner, Keilhack, Jentsch und Klebs. Es folgt mit einem guten Porträt ein Ne- krolog auf den verstorbenen Landesgeologen Prof. E. Weiss aus der Feder von T. Sterzel. Personalnachrichten beschliessen den Theil 1 des Bandes. Theil II bringt zunächst Abhandlungen von Mitarbeitern der Kgl. geol. Landesanstalt und zwar: L. Beushausen, Amnigenia rhenana n. sp., ein Anodonta ähnlicher Zweiscbaler aus dem rheinischen Mitteldevon; H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne Theil U (mit 3 Tafeln); A. Leppla, Ueber die Zechsteinf. und den unt. Buntsandstein im Waldeckisehen; G. Berendt, Erboh- rung jurass. Schicht, unter dem Tertiär in Hermsdorf bei Berlin; E. Kays er, Ueber einige Versteinerungen der Siegener Grau- wacke (mit 5 Tat'.); F. Klockmann, Üeber den geol. Bau des sog. Magdeburger Uferrandes (mit 4Taf.); A. v. Koenen, Ueber Paleocän aus einem Bohrloch )iei Lichterfelde (mit 1 Taf.); F. Wahnschaffe, Ueber einen Grandrücken bei Lubasz (mit2Taf.). — Die Abhandlungen von ausserhalb der Anstalt Stehenden sind: R. Wedel, Ueber den Dolerit der Breitlirst und ihi-er Nachbar- schaft (mit 2 Taf.); v. Rosenberg-Lipinsky , Die Verbreitung der Braunkohlenf. in d. Prov. Posen (mit 1 Taf.); Fr. Kuchen- buch, Das Lias - Vorkommen bei Volkmarsen (mit 1 Taf.) , und W. Ule, Die Tiefenverhältuisse der Ostholsteinischen Seen (mit 2 Tafeln). Monatsblatt der Gesellschaft für Heimathkunde der Pro vinz Brandenburg zu Berlin. Unter Mitwirkung des Märkischen Provinzial-Museums herausg. vom Gesells.-Vorstande. No. 1 u. 2. April und Mai 1892. Verlag von P. Stankiewicz in Berlin, 1892. — Ueber die neugegründete Gesells. f. Heimathkunde haben wir bereits ausführlich in der „Naturw. Wochens.'' (Bd. VII S. 149 u. 161) berichtet. Das vorliegende. 40 Seiten umfassende Heft ist die erste Veröffentlichung der Gesellschaft. Jährlich sollen min- destens 12 Nunnnern herausgegeben werden; sie sind zur Auf- nahme der Geschäftsnaclirichten und kleinerer wissenschaftlicher Mittheilnngen bestimmt, während grössere Abhandlungen dem in zwanglosen Heften .später herauszugebendem Archiv vorbehalten bleiben. Heft 1 und 2 enthält die Satzungen und die Mitglieder, die Einladung zur 1. Hauptversammlung vom 6. April 1892 und den Bericht über dieselbe. Es folgen mehrere Vorträge, und zwar: Ernst Friedel, Entstehung und Ziele der Gesellschaft; Dr. Carl Bolle, Ueber das Verhältniss der Heimathkunde zur Geschichts- uud Altertlnimskunde; Friedel, Der ßroncefund von Spindlers- feld (mit 1 Tafel). Jahrbuch für Photographie und Beproductionstechnik für das Jahr 1892. Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner herausgegeben von Dr. Josef Maria Eder. 6. Jahrgang. Mit lOtJ Holzschnitten und Zinkotypien und 34 artistischen Tafeln. Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 1892. — Preis 8 Mk. — Der Band enthält nicht weniger als gegen 80 alles kleinere Original-Mittheiluugen, eine Anzahl Mittheilungen über die Fort- schritte der Photographie und Reproductionstechnik in den Jahren 1890 und 91, und endlich eine Aufzählung der Patente auf photo- graphische Gegenstände. Dem Photographen und Amateur ist das Jahrbuch eine wahre Fundgrube, aber auch derjenige, der nicht daran denkt, die Photographie practisch auszuüben, wird doch nicht versäumen, die treft'lichen Tafeln zu besichtigen. LTnter diesen sind mehrere wieder so recht geeignet zu zeigen, einen wie hohen Werth die photographische resp. auf photographischer Grundlage ruhende Reproductionstechnik für die Darstellung natur- wissenschaftlicher Objecte hat. Es sind zur Darstellung gelangt Bakterien, unter diesen sehr schön mit Geissein Spirillum Undula, eine Tafel mit der mittels Momentphotographie erreichter Analyse von Bewegungen einer Fliege, welche läuft und hierbei die Flügel bewegt, und eine mit der Aufnahme zweier Mücken, wovon die eine unbeweglich sitzt, während die andere fliegt. Ein Lichtdruck bietet Beispiele der Holzzerstörung durch Syno.xylon muriaticum Fabr. und Hylesinus vittatus F., und 3 andere Tafelii sind dem Pflanzenreich gewidmet. Zwei derselben stellen 2 Aufnahmen mittels Magnesiumblitzlicht einer erblühenden Cereus-Blüthe dar, die eine Darstellung l'/a Stunden später aufgenommen als die erste. Eine Tafel mit der Fragaria vesca (eine Probe aus dem Pflanzen--" Atlas zu Kneipp's Wasserkur) ist ein wohlgelungener Farben- lichtdruck nach der Natur. Katalog No. 2 über Palaeontologie und allgemeine Geologie hat soeben das bekannte Rheinische Mineralien -Contor von Dr. F. Krantz in Bonn zur Versendung gebracht. Dieser dreisprachig abgefasste, 35 Seiten umfassende Katalog beginnt mit einem Preisverzeichniss einzelner wichtiger Gattungen von Fossilien, dem allgemeine Sammlungen von Leitfossilien und specielle Samm- lungen bestimmter Formationen, Classen oder Localitäteu folgen. Durch die massigen Preise ist es auch Schülern und anderen weniger bemittelten Interessenten möglich gemacht, sich in den Besitz einer kleinen Sammlung zu setzen. ( Janz besonderes Inter- esse aber bieten die zur palaeontologischen Erläuterung der Deseen- denzlehre zusammengestellten Sammlungen. Der Schluss wird durch das Vcrzeichniss einer noch in Vorbereitung befindlichen grossen Sammlung für allgemeine Geologie gebildet, womit der Versuch gemacht ist, für dieses so wichtige naturwissenschaftliche Lehr- gebiet ein geeignetes Unterrichtsmaterial zu beschaffen. Die Re- daction des wissenschaftlichen Theiles wurde durch den Professor der Geologie an der Universität Bonn, Dr. H. Pohlig, ausgeführt. Back, F., Geographische Uebersicht des Hunsrücks im weiteren Sinne. Kreuznach. 0,40 M. Backlund, 0., Ueber die Bewegung einer gewissen Gruppe der kleinen Planeten. Leipzig. 1,90 M. Beilstein, F., Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse. 7. Aufl. Leipzig. 2 M. Berghaus' physikalischer Atlas. Gotha. 2 M. — .— Atlas der Geologie. Ebd. 18,40 M. Inhalt: Dr. Benze: Die wichtigsten Einflüsse der Schneedecke auf Boden und Klima. — Ueber Mimicry einer Psychide nach einer Clausilie. (Mit Abbild.) — Vorschläge zur Ergänzung der „Lois de la nomenclature botanique." — Die Gletscher des Mont St. Elias. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: A. B. Frank und Paul Sorauer: Pflanzenschutz. — Beiträge zur Psychologie und Phvsiologie der Sinnesorgane. — Jahrbuch der Kgl. Preuss. geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin — Monatsblat't der Gesellschaft für Heimathkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. — Jahrbuch für Photographie und Reproductionstechnik. — Katalog über Palaeontologie uni-. J- Stahl. X ♦Berlin N., Friedrichstrasse I3ld.* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ j fatentanAvalt \ Ulr. R. Maerz, : Berlin, Leipzigerstr. ti7. : In Fercl. nuninilers Verlagw- bui'lihaiKllun^ in Berlin erscheint: EiDfübruDg in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Kustos am Köoigl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. Neu! J^c Neu! üf. Neu! liefert mit i^iiUiiiiii uuti'i l.«aiiiiitic W. Friede, fjiimliiir0=(fiiiiobiittfl. 3 m ^.y t' t r i e b c : ÜBT" im .«oal. .fiüfaciiten SciiiSfcuci — Votsitam, älW in bei- .«ciijcil. Ct'fttiauinidmle in Uniiiuitt), i51iai), 3V~ in bcr S.'aiitunitliid)aftlidiciiS'i'i1udK' (tatioii fiu' »JiinutotenlH'itiläuiu; (Dr. 5j;. f)0UmiiG in -fiallc a. ©. >Bud)cr(tr. 1). Serucc gft't id) ab: eiii SReäctt für SJiituiepilleii airuifortiaea 3 SWaif 9iäiid)cvt)cittcvoneii, für i$in1)fc, fliarbcr, $amftev k. audi nur 3 TOarE. \V. Fi-iode. •••••• • • • •••••• Lanolin-Toilette Cream -LanoUn VorzUglich sur ':pfli:ge bei; ^avil Vorzüglich VorzUglich ,',ii iMtMi 111 tili iiii-i)tcii 3aHil)itcii mit IrOBCcicii. äuc iRcinb.rltiuio unb SBctctfung reimtet fniut- ftcHeii mit! aiJiiiibcii. sut (StSaltuiio einer flnten ftaut, bcionterö bei flciiicii ütiiibcvn. Hcmpels Klassiker -Ausgaben. Aiisliihrlictir .^pi'Cialvfi/.eictifiis.se, l'unl. i'iiiJiiiiliTs Veriim'sliiit'liLiHiiihiiii.'. fl!*?|W|aWI!^(M|5l!|!l",St!(lÜ«ß!^'.l!Jl!,a'!ffl!tWTOi'J!i'J^ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Chemisches Laboratorium Dr. P. Fernaudez -Krug und Dr. W. Hainpe. ^ T Ehemalige Cliemilser der Kouigl. Bergaliademie und der Köiiigl. chcin. techn. J T Versuchsan.stalt zu Berlin. T X Berlin SW. Zimmerstrasse 97. \ ♦ Ausführung chemisch -technischer Untersuchungen jeder Art. ♦ T (Specialität: Analyse von Berg- und HüttenprodtiUtcn.) ♦ T Unterricht in iler Mineralanaly.se, auch für Fortgeschrittenere; T ^ Anleitung zu wissenschaftlichen Untersucliungen. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. liazariis. geh. Preis 3 J(\ geb. Preis 4 Jt. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ■)» BERLIN C, Niederlage eigener Glashiittenwerke und Dampfschleifereien. Mechanische Werkstätten, Schriftnialerei und Emaillir- Anstalt. Fabrik und Lager sämmtliclier Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. VoUstäudigc Einrichtungen von Laboratorien, Apotiielien, Kt' » Drogen-Geschäften u. s. w » Preisgekrönt Mainz 1842 Berlin 1844 London 1854 Paris 1855 London 1862 Paris 1867 Sidney 1879 Bologna (881 Antwerpen 1885 Rheinisches Mineralien -Contor Bonn a.Rh. Dr. F. KrjllltZ. Bonn a.ifih. Gescliäl'tsgründving 1S33. liefert Illineralien , Krystallmodelle in Holz und Glas, Ver- steinerungen, Gypsabgüsse seltener Tossilien, Gebirgsarten etc. einzeln, sowie in systematisch geordneten Sammlungen als Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Auch werden Mineralien u, Petrefact., sowohl einzeln als aiuji in (jaiiz. Sainiiilung.. jederzeit gekauft, oder in Tausch ühernoiniiien. Ausführliche Verzeichnisse stelieu portofrei zu Diensten. Alle goschäftlielien Mittheilungen erbitte unter: Dr. F. Kraiitz, Klieiuisches Mineralien- Contor. In Feril. nünimlerif Terlagsbucliliaud- luug in Berlin SW. 1'2 ist erschienen : Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, l'rof. u. Directur der KkI. Slurnwartc v.n Bt-rlin. Preis 7 Mark. Uemnächst erscheint: Katalog 54: Alli;<'iii. Natiirwissciisclian, Mathematik, Physik, Chemie. Versand auf Verl. gratis und IVano. F. E. Lederer [hm Swii^er), Kerliu C, Kurstr. 37. ^ Geologisches und mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates and aller fremden Staaten. Herr Alexamler Stuer ernjitielilt sich den Herren Direotoren und Professoren der MiLseen und den LieliLabeni als Lieferant aller geologischen französischen Serien, welche für ihre Samni- hingeu oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalupodcu, Brachyopoden, Ecliinodermen und andere Abtheihingen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländcru en gros und en detail. =^ Meteoriten und Edelsteine. LXXXVIII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 40. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ LiiiseiLstr. 58. BERLIN NW. Luiseiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisclies Institut fiir Aiifuiti^iiiig wis.sfii^cliiiftlii-her Apparate ♦ 2 uiul Ueiiifhsclial'lpu iin (ie-iamijii^'eliiete der Natiirwissenscliat'loii. ? ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ *i*:^*.***.*.*.*.**.**^*.i^*.*.*.^ *. * ik*^*.*.*.*^*.*.^*.*.'^**.1t^ M 'S^^ m}%, lu Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin jrtll ^ ' ^ SW. 12 erscliien: ' ' Sammlung" von Vorträgen und Abhandlungen. (Dritte Folge.) "Willielni Foerster, Prof. all dei Kt;l. Uuivursitat uuil Directur der Kgl. ÖlL-ruwarte zu Berlin. , , 234 Seiten gr. 8». \\\\o^ ■c»-.„.;„ M TU/T 1. T, e -nir "Ti Preis 4 M. geh., geb. 5 M. m lu unserem Verlage erschien: festellige Logarittmiiscli-Tripnoffletrisctie Tafeln für die Decimaiteilung des Quadranten, nebst Tafeln der Logarithmen der Zahlen, Antilogarithnieu, Tafeln der Zahlenwerte der trigonometrischen Funktionen, ausführlichen Quadrattafelu und Logarithmentafeln der Hyperbelfunktioneu. Von Harry Gravelius. 64 Sciien. r. Rob. Mittniaini. Mit 8 llolzschuitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. II. Potonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. i Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. Mit 7 Holz- schnitten. „ II. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: ,,Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. „ 13. Die pflanzengeographieche Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie. Mit -l Tafeln. „ W. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Leiijzig. Mit vielen Abbildungen. „ l(i. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bebber. Mit i Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf.. Heft 5—16 ä 1 M. Redaktion: 7 Dr. H. Potoni6. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 9. Oktober 1892. Nr. 41. Abonnement: Man abonniit bei allen Buchhandlungen und Post- y Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Orössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— dp sprechenden Rabatt. Beilagen nach Debereinkunft. Inseratenanahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abclrnck ist nnr mit vollständiger Qnellenaiig;abe gestattet. Die wichtigsten Einflüsse der Schneedecke auf Boden und Klima. Von Dr. Benze. (Fortsetzung und Schluss.) Auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika senken sich ein/ehie Januarisothermen, die von + 2° und darunter, auf ihrem Wege von AVesten nach Osten in südöstlicher Richtnng von den Höhen der Felsengebirge herunter zur Mississippiniederung. Man hat als den Grund dieser Erscheinung den Schutz bezeichnet, den die Höhen gegenüber dem Mississippithal dadurch erhalten, dass die schwere Luft der kalten Nordwinde diese Höhen nicht erreicht. Wäre dies die alleinige Ursache, so müssteu die Isothermen scharf von Norden nach Süden umgebogen werden, da sich ja die Plains nach Süden senken. Das thut in der That die Isotherme von 2°, nicht aber die von 0° und darunter, sondern diese ziehen, wie gesagt, in südöstlicher Richtung über die Plains hin- unter zum Mississij)pi. Nun stehen aber die Plains den durch die Niederung des Red River hereinbrechenden furchtbar kalten Nordwinden gerade so gut offen, wie die Mississippiuiederung. AVoher also die höhere Tem- peratur der Plains? Der einzige sich bietende Grund ist ihre Schneearmuth im Verhältuiss zum Schneereichthum des Mississippithaies. Im Thale des Jcnissei findet von Minussinsk abwärts l)is Krasnojarsk eine auftallende Temperaturzunalmie von Süden nach Norden statt, erst über Krasnojarsk hinaus folgt die regelrechte Abnahme, wie sich aus folgender Zusammenstellung ergiebt : Hübe nurdl. Breite üstl. Länge über Meere Jauuar Februar Dccember Wiufer Barnaul . . 53° 20' 82° 47' 140 - 15,7° - 18,9° — 17,1° - 17,2° Tomsk . . . 56° 30' 84° 58 77 — 17,2° - 19,6° — 17,0° - 17,9° Minussinsk. 53° 43' 91°4r (V) - 17,9° — 19,5° — 18,4° — 18,0° Krasnojark 5(i° V 92° 53 152 — 14,9° - 19,4° — 10,0° - 10,8° Jenisseisk . 5S° -2T 92° & 70 - 20,0° - 22,4° - 17,4° -20,1° Turuchansk &5°55' 87° 38' 40? - 25,0° - 29,0° - 22,7° - 25,9° Danach ist Krasnojarsk nicht nur wärmer als das südlicher gelegene Minussinsk, sondern auch wärmer als die westlicher und zum Theil auch südlicher liegenden Orte Barnaul und Tomsk. Wir finden also Zunnahme der Wärme von Westen und Süden nach Osten und Norden. Auch sonst hat Krasnojarsk die relativ höchsten Wintertemperaturen von ganz Sibirien, ja selbst in Mittel- russlaud sind so hohe Dezember-Maxima von 4,2°, wie sie in den Jahren 1884 — 86 hintereinander beobachtet wurden, so oft hintereinander noch nicht vorgekommen. Dabei ist die Bewölkung geringer in Krasnojarsk als in Jenisseisk, also der Erkältung günstiger. Dass der Unter- schied in den mittleren Wintertemperaturen nicht bedeu- tender ist, liegt daran, dass auch in Krasnojarsk in manchen Wintern Schnee liegt.' Dann sinkt auch dort die Temperatur tief und gleicht beim Mittel die hohen Temperaturen schneearmer Winter wieder etwas aus. Auch hier also ist der Mangel einer Schneedecke die Ursache hoher Wintertemperatureu. Noch mehr tritt naturgemäss die Beeinflussung der Wintertemperatur durch das Vorhandensein oder Fehlen der Schneedecke dort hervor, wo das Vorhandensein oder Fehlen beständig ist, wie das Beispiel der schon er- wähnten Orte Tschita und Nertschinsk in Transbaikalien schlagend darthut. In der ersteren Stadt und deren Um- gegend fehlt die Schneedecke fast stets, bei der letzeren ist sie fast ausnahmslos im Winter vorhanden; der Tem- peraturunterschied beider ist daher auch bedeutend. Zur Vergleichung ist das weit westlicher und tiefer als Tschita liegende Werchneudinsk, mit Schneedecke, herangezogen: uürdl. üsll. Höhe Mitte Itemperatur Breite Länge m Jauuar Februar Decemb. Wiuter Werchnendinsk. . . 61° 50' 107° 41' 520 —26,9° —22,8° —22,3° -24,0° Tschita 52° 2" 113° 3u' ü:)ü —23,2° —11,7° —18,9° —ii.i" Stadt \ Nert- 52° 5s' 116° 3b' 660 —33,5° —28,0° —28 8° -30,4° Hüttenwerk ( schiusk 51» 19 119°37' 660 — 2»,3° —24,0° —26,4° —26 2° 412 Nalur>visscnscbaftliche Wochenschrift. Nr. 41. Wenn aber der .Schnceniaugel die Winterkiilte herab- setzen soll, so sclicint es entschieden zwei Ausnahmen von (ier Regel zu geben: Hochasien und die Aralo-Kas- ]iisehe Niederung." Beide Gebiete haben schneearme Winter und weisen doch ausserordentbch tiefe Winter- temperaturen auf. Beide Fälle sind indcss nur schein- bare Ausuiihmen, haben aber sonst nichts mit einander gemein. Hochasten steht bekanntlich während des Winters unter dem Einflüsse einer Anticyclone von langer Dauer. Die Bewölkung ist infolgedessen gering, die Luft sehr weit von ihrem Sättigungspunlctc entfernt und in hohem Grade durchlässig für Wärme, kurz, alle Verhältnisse vereinigen sich hier zur Erzeugung einer ausserordentlich kräftigen Abkühlung. Die Winde sind gewöhnlich stark und tragen im Verein mit der namentlich im südlichen Tlicile auch im Winter recht wirksamen Sonnenstrahlung wesentlich zur Erhöhung der Verdunstung bei. Infolge dessen ist der Boden sehr trocken, und da er locker ist, so nimmt er Eigenschaften an, die an den Schnee erinnern, d. h. er strahlt ausserordentlich kräftig Wärme aus, leitet die Wärme schlecht und ist wegen seiner Wasserarrauth nn- fähig, durch Gefrieren die Kälte zu vermindern, wie es der Boden Ostrusslands im Winter 1877/78 that. Ob- gleich nun die Wärmestrahlung des lockeren Bodens in der Hauptsache erst nach Sonnenuntergang stattfindet, so kommt es der heftigen Winde und der Durchlässigkeit der Luft für Wärme" wegen doch zu keiner nachhaltigen Erwärmung des Bodens,"trotz der am Tage sehr starken Sonnenstrahlung. Dann aber ist Hochasien zwar schneeami, aber nicht gänzlich schncelos; es fällt also auch zuweilen Schnee, wie in der Gegend von Urga während Frzewalskys vierter Reise. Diesmal und auch sonst, wenn Schnee ge- fallen war, bemerkte l*izewalsky eine sehr strenge Kälte so lange der Schnee lag, d. h. nicht vom Winde verweht oder mit Flugsand vermischt wurde. An einigen Tagen sank bei dieser Gelegenheit das Thermomelcr auf — 33,5° bis -^37,0", ja noeii unter den Gefrierpunkt des Queck- silbers. Es wurde aber sogleich wärmer, sol)ald der Boden nicht mehr von Schnee bedeckt war. Die ungewöhnliche Kälte Turans hat zwei Ursachen. Einmal ist die Aralo-Kaspische Niederung viel feuchter als Hoehasien, besonders ist Bewölkung ziemlich häutig, wenngleich viel seltener als in Europa. Es fällt daher hier iifter und reichlicher Schnee als in Hoehasien, und derselbe bleibt zuweilen wochenlang liegen. Solch an- dauernde Schneedecke hat dann jedesmal strenge Kälte im Gefolge. Auf diese Ursache ist die furchtbare Kälte zurückzuführen, die im Dezember 1839 den Feldzug der Russen gegen China vereitelte-, desgleichen die Kälte des Jahres 1877, wo Ende Januar das Thermometer auf 26 5° sank und das Land ebenso kalt war als die ganze Gegend 1000 km weiter nordwärts. Es kommt aber auch nicht selten vor, dass der .Schnee fehlt und doch strenge Kälte herrscht. Das ist aljcr nur der Fall bei starken nordöstlichen Winden, während die Winde über einer Schneedecke meist nur sehr geringe Stärke haben. Es kann also nicht zweilfelhaft sein, dass die Kälte in diesem Falle durch die starken Winde aus dem Norden herbeigeführt wird. Ein Beispiel wird dies be- stätigen. Vom 14. bis IG. December 1877 litt Turan unter einer furchtbaren Xälte. Das Thermometer sank auf — 31,1°. Diesmal aber nahm die Kälte nach Norden hin zu. So hatte Barnaul am 14. December — 45,9", am 15. —51,9° und am IG. —50,6". Dabei herrsehte ein starker Nordost. Die Kälte wurde also diesmal zweifel- los der Aralo-kaspischen Niederung durch die starken Nordostwinde zugeführt, die sich auf ihrem über 1000 km langen Wege über Schneefelder um 15 bis 20' abkühlten, ehe sie Turan erreichten. Man erhält also aus Obigem folgende Sätze: 1. Die strenge Kälte des armenischen Hochlandes ist eine Wirkung der Schneedecke. : 2. Das Senken der Januarisothermeu von Norden nach Süden in Deutschland ist eine Folge hauptsächlich der winterliehen Schneedecke. 3. Die nordwestliche Richtung der Januariso- thermeu auf den nordamerikanischen Plains ist eine Folge ihrer Schneearmuth. Desgleichen der relativ milde Winter von Tsehita und Kras- nojarsk. 4. Die kalten Winter Hoehasiens sind hauptsäch- lich eine Folge der Trockenheit des Bodens und starker Winde. 5. Durch Schneefall wird in Hoehasien die Kälte gesteigert. G. Auch in Turan steigert sich die Kälte nach Sehneefall. Häufig aber wird die Kälte dort- hin aus den schneebeckten Gegenden Sibiriens durch starke Nord- und Nordostwiude gebracht. Als Folgerung aus dem letzten Satze ergiebt sich: Je näher ein Ort einer mit Schnee bedeckten Gegend liegt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei ihm, bei günstiger Vertheilung von Luftdruck und Wind, Frost eintritt. 4. Einflnss des Gebirgssehnees auf das Klima der Ebenen. Nach dem, was soeben über den Einfluss einer längere Zeit lagernden Schneedecke auf das Klima der Ebenen gesagt ist, sollte man erwarten, dass sich dieser Einfluss ganz besonders dort bcmerkar machen müsste, wo er sich in grossen Massen anhäuit und oft das ganze Jahr hindurch liegen bleibt, nämlich auf den hohen Gebirgsgipfeln. Merkwürdigerweise aber tritt dieser Einfluss sehr zurück. Diese Erscheinung hat verschiedene Ursachen. Das Klima der isolirten Bergspitzen hängt einmal weit weniger von der Temperatur der Oberfläche ab als das der Tliälcr und Ebenen, weil die Gebirge sich mit einer Masse erheben, die im VerhiUtniss zu ihrer Höhe nur unbedeutend ist, mithin der Einfluss dieser erwärmten oder erkalteten blasse auf die umgebende Luft auch nur gering sein kann. Dann ai)er macht sich der abkühlende Einfluss des Schnees auf die Lufttemperatur nur bei Windstille und ruhiger Luft geltend. Im Gebirge aber pflegt mit der Höhe auch die Windstärke zuzunehmen. Kräftige Winde aber sind einer Abkühlung an Ort und Stelle ungünstig. Endlich aber bleibt die abgekühlte Luft nicht auf den Berggipfeln liegen, sondern fliesst, nach dem (iesetze der Schwere, vom Gipfel nach unten ins Thal. An ihre Stelle aber tritt, da die Schneedecke die Bildung von Anticyclonen befördert, von obenher zu- fliessendc Luft. Diese Luft aber erwärmt sich beim Herabsteigen um 1" für je 100 m, erhöht also ihre Tem- peratur und trägt so auch zur Erwärmung des Berggipfels bei. Wir finden also die häufige Erscheinung der Um- kehr der Temperatur im Geliirg'e. Wie bedeutend die- selbe oft ist, dafür führe ich hier zwei Beispiele an: Temperatur am 20. Jan. 1885 Inselsberg 915 m — 3,1» Erfurt . . 213 ., —22,2° Clennont 388 m. Puy de Düme MG7 m. Temperatur am 25. Dec. 1S79 bei Schnee — 16,6° —3,1° am 15. Jau. 1882 ohne Solraee — 8,8° ' —0,2° Nr. 41. Naturwisscnschaftlicbe Wochenschrift. ■413 Dieser erkältende Eiiifluss der herabsinkenden Luft- schichten kann, wenn sich die Lul't in abgeschlossenen Tiiälcrn ansammelt, in diesen Becken weit tiefere Winter- temperaturen verursachen, als sie viel höhere benachbarte (iilifel aufweisen. Als Beispiel niöi;'eu hier die Januar- temperaturen aus dem Kiagenfurtiier Becken ange- füiu't sein: Klagenfurtii .... 440 ni über dem Meere — 6,2° Villach 8,50 „ „ „ „ -4,0° Gratensteiner Alpe 1096 „ „ n n — '^>^° Obir 1 1230 „ „ ^ „ —4,3° Hochobir 2047 „ „ „ ,, —6,6° Da ist also Klagenfurtii fast so kalt als der 1607 ni höhere Plochobir, 1,9" kälter als der 790 m höhere Obir, 3,2° kälter als die 656 m höhere Orafcnsteiner Alpe und 2,2" kälter als das 410 ni iiöhere Villach. Auch dieses letztere ist wieder kälter als die 246 ni höhere Grafen- steiner Alpe. Diese herabsinkende kalte Luft mtisste nun geradezu verhängnissvoll für die am Fusse von Gebirgen liegenden Ebenen werden, wenn im .Sommer der Temperaturunter- schied zwischen Gebirge und Ebene sehr bedeutend ist. Durchschnittlich ist aljcr die Abnahme der Temperatur mit der Höhe geringer als die Erwärmung, welciie die heral)sinkende Luft erfährt. So beträgt in den Alpen im Juli die Abnahme der Temperatur 0,65° für je 100 m lliilie, es würde demnach der herabsinkende Luft- stroni ndt je 100 m noch 0,35° an Wärme gewinnen. Nur hierdurch ist es erklärlicii, dass sich in den Tropen ein so üppiger PHauzenwuchs im Angesichte hoher, mit ewigem Sclmee bedeckter Gebirge entwickeln und halten kann. Anders aber gestaltet sich die Sache, sol»ald der llöiienimtcrscbied zwischen Thal oder Ebene und Gebirge nielit sehr gross ist, dagegen infolge grosser Abkühlung auf dem Gebirge die Wärmeabnalnne mit der Höhe mehr als 1° für je 100 ni beträgt. Solche Verhältnisse sind z. B. von Mohn zwischen Christiania und dem l^/.^ km davon, 400 m höher gelegenen Fragnersätter beobachtet worden. Im Mai ist in Christiania bereits aller Schnee gescinnolzen, in den dichten Wäldern bei Fragnersätter liegt er dagegen noch und erniedrigt durch seine Schmelze die Temperatur so bedeutend, dass die Abnahme der- selben 1,1° für 100 m beträgt. Hier entspricht also die senkrechte Verthcilung der Temperatur einem unstäten Gleichgewichte der Luft. Bei einer solchen Temi)eratur- vertlieiiung kann jeden Augenblick ein kältebringender Luftstrom über die warme Gegend hereinbrechen. Auf diese AVeise erklärt sieh das Auftreten jener kalten Windstösse, welche unter dem Namen Jlistrid im Rhönethal und an der französischen Mittelnieerküste auf- treten, unler dem Namen Bora vom Karst nacli der Adria, vom Kaukasus nach Noworossysk an der Ostküste des Schwarzen ;\[eeres und von den Gebirgen auf das Oehotskische Meer hinaus wehen. Ihre Ursache liegt in dem Temperatur- gegensatz zwischen dem im Früh.jahr und Sommer stark erwärmten Rliöncthal, bezüglich den betreifenden Küsten und dem kalten gebirgigen Ilinterlandc. leii führe hier eine Zusannnensteilung an zur Beleuchtung der ganz be- deutenden Abkühlung, welche auf dem Karst gegenüber dem warmen Adriatischen Meere herrscht: "','',"' n. Br. Ö.Läugo „ Ten, iicr.it urcn Triüst I Am 4-5° MO' 13° 4(;' 5.ü° 4,7° 5,6° Fiumc 1 Adiiati- 4.5° 19' 14° 27' 6,7° 5,9' 6,7° Zongg sehen 4.5° — 14° .34' 6,2° 5,4° 6,4° Zara J Meere 44° 7' 1,5° 15' 7,5° 6,4° 7,1° Zavalje 330 44° 45' 15° 50' 0° — 1,0° 0,6° Gospic 560 44° 33' !5° 22' -1,4° —2,5° -0,8° Die Unterschiede betragen: ,iuf .OGO ni auf 100 m Dcccmbcr Jauuar Februar ücccmber Januar Februar Tiiest-Gospiö 7° 7,2° 6,4° 1,2° 1,3° 1,1° Fiuuie-Gospic 8,1° 8.4° 7,5° 1,4° 1,5° 1,3° Zengg-Go.spic 7,6° 7,9° 7,2° 1,3° 1,4° 1,3° Zara-Gospic 8,9° 8,9° 7,9° 1,6° 1,6° ■ TA" Zavalje-Gü.spic 0,6° 0,6° 0,6° Die Bora ist sonach nichts weiter als ein plötzlicher Fall kalter Luft infolge eines unstäten Gleichgewichts. Solche Luftfälle treten ganz besonders regelmässig in den heissen Tagesstunden in den Anden Südamerikas, namentlich Ecuadors ein. Die Windstös.se sind zu der Zeit, wo die Temperaturunterschiede zwischen den schnee- freien und lirnl)edccktcn Höhen ihre grössten Werthe er- i'eichcn, als(t Mittags im Sommer, so heftig, dass sie das Reisen zu dieser Tageszeit ganz unmöglicii uuichen, da sie Reiter und Reitthier umwerfen. Auf ähnliclie (iründc dürften auch widd die im Sep- tcndjer in den südiiclien Anden wellenden Ostwinde, nach Pitppig los Puelchos genannt, zurückzuführen sein, die in Antueo die Temperatur zuweilen ganz plötzlich um 8 bis 10° erniedrigen. In gerade umgekehrtem Sinne beeinflusst der Schnee des HimaJaya das Klima der am Fusse des Gebirges liegenden Elicncn. Man bat im nordwestlichen Indien gewöhnlich ausser der eigentlichen Hauptregenzeit zur Zeit der Monsune im Juli und August, uoeh eine kleinere Regenzeit, die Winterregenzeit, die mit den sogenannten Weihnachtsrcgen beginnt, im Januar ihr Jlaximum er- reicht, jedoch auch noch in den Felu'uar hinübergreift. Freilicii ist diese Regenzeit bei weitem nicht so ergiebig an Feuchtigkeit als die Monsunregenzeit, wie es auch die untenstehende Zusammenstellung und die Kurven erkennen lassen, ist aber doch für die Frühjahrsbestellung von grosser Wichtigkeit, da von ihrer Ergiebigkeit die Mög- liciikeit der Bestellung des Ackers in den ganzen Nord- west-Provinzen abhängt. Die Regenmengen für Labore, Delhi und Benares sind nach Hann folgende: Lahore Delhi Benarcs mm mm mm December ... 15 11 2 Januar .... 14 22 20 Februar ... 34 16 13 März .... 26 21 9 April .... 18 11 4 Mai 20 19 13 Juni 41 72 124 Juli 177 213 336 August .... 124 183 276 Septcndjer ... 55 112 174 October. ... 17 18 49 November ... 4 2 3 Jahr 545 700 1023 Die graphische Darstellung auf Seite 414 veran- schaulicht die Kurven für jene drei Orte. Die ausgezogene Linie gilt für Lahore, die punktirtc für Delhi und die gestrichelte für Benares. Nun .stellte sich nach den Beobachtungen Hills, Blan- ford's und Arcliibahls eine merkwürdige AA'echsclwirkung zwischen beiden Regenzeiten heraus, dergestalt nändich, dass wenn die Winterregen sehr ergiebig waren, die Monsunregen nur ungenügende Niederschlagsmengen lie- ferten und umgekehrt. So folgten in den Jahren 1876, 1877 auf rcicliliciie Winterniederschläge in den Gebirgen furchtbare Dürren statt der Monsunregeu und schlimme Hungerjahre. Dasselbe war der Fall 1880, und 1883 414 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41. wurde von Blanford auf Grund bedeutender Schneefälle während des Winters im Gebirge, eine grosse Trocken- heit für den Sommer vorhergesagt, die auch wirklich ein- traf Dieselbe erstreckte sich über das ganze Pandschab, die Gangesebene und sogar weit nach Süden bis zu den Ghats. Andererseits waren in den Jahren 1870 und 1879 die Winterregen sehr spärlich gefallen, dafür traten aber die Monsunregen früh ein und lieferten sehr viel Wasser. Die Ursache dieser auffallenden Erscheinung ist keine andere als der im Gebirge gefallene Schnee. Die im Himalaya fallenden Schneemassen kühlen die Luft be- deutend ab. Da aber der Höhenunterschied zwischen Ebene und Gebirge ein sehr bedeutender ist, so erwärmt sich die Luft im Herabsinken sehr stark und erreicht die Ebene als trockener, den Regen verscheuchender Wind. Daher pflegen denn auch in den Ebenen am Fusse des Himalaya die Monate März und April stets trocken zu sein, da in diesen Monaten der Gebirgsschnee noch nicht völlig geschmolzen ist. Sind die im Winter gefallenen Schneemassen gering, so büssen sie ihre Wirksamkeit mit der Abnahme ihrer Masse im Mai ein, so dass alsdann Juni und Juli sehr regen- reich sind. Dehnt sich jedoch die Regen- zeit im AVinter sehr aus und ist sie sehr ergiebig, so dass z. B. im Mai im Gebirge noch Schnee fällt, so folgen die trockenen Winde mit der Zunahme der AVärme im Gebirge, also in den Monaten Juni, Juli August, und verhindern die Monsunregen. Ist andererseits die Monsunregenzeit sehr ergiebig gewesen, so äussern die im Ge- birge in der Gestalt von Schnee gefallenen Niederschläge ihre Wirkung als trockene Winde nicht nur während der so wie so trockenen Monate Oetober und November, sondern noch darüber hinaus im Januar und Februar, verhindern dann also die Winterregen. Hiernach ergeben sich folgende kurze Sätze : 1. Der Einfluss der Schneedecke im Gebirge tritt weniger in der Temperatur der Gipfel, als viel- mehr in der der Thäler hervor, in denen er oft Umkehrung der Temperatur bewirkt. 2. Der Gebirgsschnee beeinflusst sowohl Tem- peratur, als auch Windrichtung und Windstärke der am Fusse der Gebirge liegenden Ebenen. 3. Ist der Temperaturgegensatz zwischen Gebirge imd Ebene sehr gross, so entsteht häufig ein un- stätes Gleichgewicht der Luft in senkrechter Richtung, als dessen Folge plötzliche kalte und trockene Fallwinde auftreten können. 4. Die Bora ist ein solcher Fallwind. 5. Das Wetter der indischen Nordwestprovinzen 'ist in erster Reihe abhängig von der Menge des während der Regenzeiten im Himalaya gefallenen Schneemengen. 5. Die Schneeschmelze und der Einfluss auf die FrUhlingsmonate. Wenn an wolkenlosen Winter- tagen die Sonne auf den Schnee herniederscheint, so kann man häufig beobachten, dass derselbe auf Dächern, in der Nähe von Häusern, Baumstämmen, Felswänden etc. sehr kräftig anfängt zu schmelzen, dass er aber in einiger Entfernung von diesen Gegenständen auch nicht die ge- ringste Neigung zum Schmelzen verräth. Dies erklärt sich aus der schon erwähnten Eigenschaft des Schnees, sich niqht infolge unmittelbarer Bestrahlung durch die Sonne zu erwärmen, also auch dadurch nicht zum Schmel- zen gebracht zu werden. Anders verhält sich jedoch der Schnee gegen die Einwirkung warmer Luft. Diese dringt in die Hohl- 1 ' w r f ffT ¥ r ff fW m /T r r/ . »' M , 1 )0 tye ■ 'fl , ■ ts |i — ' ; — "' % : « ; 1 N . •^ % Ui ; *'" '11 . 'ßi yc , ■ \ ■y — 1 ... ;" ii 1^ ■ 1 ' V — 1 ; , \ ', . 'Hl OB — 1 1 . 1 1 1 1 — L™. LI ^ — — w 'Jl (i zz zz t L_| h- 1 — f« n ' — s — st m = — 5 ~ifi -4 + ifl V= E'" 00 — 1 i_i_. -r h — L. _l ^ K 10 — TZ ^ E 3 ;^ to Iff = = p — 5 N w u s — — h- --^ -T t='' — 1 ' — t rr (C ' 1 f< ' vy ■jrt ^ -/; ■"rt . ,n s- esondere Subformationen zu behandeln. Abhängigkeit von Boden und Wasserstand ist im Allgemeinen nicht deutlich. Das örtliche Vor- herrschen der einen oder anderen erklärt sich wahrschein- lich aus verschiedener Witterung bei der ersten Besiede- lung des Neulandes durch die Gräser, da die Witterung aufeinander folgender Jahre die Samenbildung der ein- zelnen Arten verschieden begünstigt. Im sechsten Abschnitte werden die Graslandformen des Vorlandes vorgeführt; es sind die der Festuca tha- lassica und die der Festuca rubra (f. litoralis). Der letzte Abschnitt erörtert die Frage nach der genetischen Beziehung des Graslandes zu anderen Forma- tionen. Es wird zwischen natürlichen und künst- lichen Formationen unterschieden. Jene sind solche, die unter gegebenen äusseren Verhältnissen sich von selbst bilden, diese solche, deren Elemente durch die Hand des Menschen zusammengeführt werden. Die künstlichen Formatif)nen gehen, wenn man sie sich selbst überlässt, in natürliche über, oder machen solchen im Laufe der Zeit Platz. Die natürlichen Formationen unterscheiden sich in primäre tmd secundäre. Jene sind die in einem grösseren Vegetationsgebiet ursprünglich vorhandenen. Durch die Kultur können sie in ihrer Ausdehnung be- schränkt oder weiter ausgedehnt werden; crsteres der Fall des Waldes, letzteres derjenige der Haide. Ihre Zu- sammensetzung bleibt sich im Wesentlichen gleich. Die auch in ihnen vor sich gehenden natürlichen Verände- rungen, wie das Einwandern der Kiefern und Fichten in die holsteinischen Wühler, werden durch den Menschen höchstens beschleunigt oder verlangsamt. — Sekundäre Formationen sind ursprünglich nicht in einem Gebiete vorhanden, sondern — absichtlich oder unabsichtlich — erst unter dem Einflüsse der Cultur entstanden. Als pri- märe Formationen haben in unserem Gebiete der (ungepflegte) Wald, die Haide, das Torfmoosmoor, die Formation des Schilfrohres und die der Dünenvegetation zu gelten. Von den Graslandformen sind die Waldfacies der Aira flexuosa, der Aira caespitosa und der Molinia coerulea als primär zu betrachten, die unmittelbar aus dem Walde hervorgehen. Auch die Subformationen des Vorlandes, der Marsch und des moorigen Uebergangsge- bietes sind primär, ebenso die Subformationen der Carex l»anieea und der C. gracilis. Alle anderen Subformationen des Graslandes sind secundär, indem sie sich aus Ele- menten der sämmtlichen primären Formationen des Gebietes bildeten, nachdem der, ursprünglich den grösseren Theil des Gebietes besetzt haltende, Wald durch die Cultur ge- lichtet war.*) Dr. C. Weber. Das Pliasometer. — Im Märzhefte des American Journal of Science bringt Herr John Trowbridge einen Apparat zum Vorschlage, der von nicht geringem Nutzen zu sein scheint in allen Fragen, welche sich auf die Phase von Wechselströmen in Transformatoren und Zweig- schliessungen beziehen. Das Instrument, welches Herr Trowbridge Phasometer genannt hat, benutzt die Methode, welche schon Lissajous beim Studium der Schwingungen von Stimmgabeln anwandte, und von der auch Herr von Helmholtz bei seinem Vibroscop Gebrauch machte. Zwei Telephon- Diaphragmen sind mit Spiegeln versehen. Ein Lichtstrahl wird nun so rcflectirt, dass die Schwingungen des einen Diaphoragmas einem Licht)nnikte eine horizontale, die des anderen Diaphragmas demselben Lichtpunkte eine verticale Bewegung ertbeilen. Die Combination der beiden Diaphragmen entsprechenden Bewegungen liefert dann eine Figur, welche wohl die relative Amplitude der Diaphragmabewegungen zu bestimmen erlaubt, wie auch die Phasendifferenz der Ströme, welche die Diaphragmen in Bewegung setzen. Um die Schwingungen der Diaphragmen in ver- grössertem Massstabe zur objectiven Darstellung bringen zu können, setzt Herr T. auf den Mittelpunct jedes Dia- phragmas einen Stift, der einen kleinen Spiegel berührt, welcher, sorgfältig justirt, sich auf einer Spitze von ge- härtetem Stalil drehen kann. Dieses, ursprünglich von Professor Eli Blake, Brown University (1878), herrührende Arrangement ist ein ausserordentlich empfindliches und feines. Die Diaphragmen haben einen Durchmesser von 3 Zoll engl., sie sind nicht längs ihres ganzen Randes *) Vergl. zu Obigem: Krause, Beitr. zur Gesell, des Pflauzen- wncbses in Nordwesteuropa. Natnrw. Wothenschv. Bd. VII S. 281. Ked. Nr. 41. Natuiwissenscbaftlicbc Wochenschrift. 419 gleichmässig festgeklemmt, sondern es sind bewegliche Klemmen am Räude vorhanden, welche gestatten, so an geeigneten Punkten angezogen zu werden , dass das Dia- phragma den dem Strom entsprechenden Ton wiedergieht. Dnrcli Drehung der Telephone um die Axc ihrer Magnete werden die Schwingungen der erwähnten Spiegel noch so adjustirt, dass sie in zu einander senkrechten Ebenen stattfinden. Wird ein Tclci)lion ausgeschaltet, so muss das andere eine gerade Lichtlinio zeigen, wenn der zu- gehörige Spiegel in Uebcrcinstiiumung mit dem Strome schwingt. Als Lichtquelle benutzt Trowbridge den Welsbach- Brenner. Derselbe besteht aus einem Bunsen-Brenner, über welchen ein Mantel aus Zirconinm-Gaze*) gestülpt ist. Er giebt eine sehr stetige und intensive Lichtquelle, lieber den filascylinder desLcuchtapparats wird ein solcher aus Zinn gestülpt, der eine kreisrunde ()ett'nung von V2 Zoll engl. Durchmesser trägt. Diesen Zinncyiinder nmgiebt endlich eng anschliessend ein solcher aus dünnem Papier, in welchen mit einer Nadel ein Loch so gestuchen ist, dass es über dem Mittelpunkt der Oeft'nung des Zinn- eylinders sitzt. Bei dieser Anordnung ist es be(|ueni möglieh, die Figuren, welche von den Spiegel-Schwingungen erzeugt werden, im Fadenkreuz eines Fernrohrs einzustellen. Die Beugungserscheinungen fallen nahezu ganz weg und man hat ein klares helles Bild des Nadelstiches. Der Apparat kann sehr compendiös hergestellt werden. Er eignet sich ferner fin* die objeetive Darstellung der Erscheinungen in Vorlesungen. Vor allem aber ist er fällig, Phasenänderungen anzuzeigen, welche auf anderem Wege noch nicht festgestellt werden können. Herr Trowbridge hat mit demselben zunächst sehr difficile Untersuchungen über magnetische Störungen in Ringen und längs gerader Eisen- und Stahlstäbe augestellt, über deren exacte Resultate demnächst zu berichten sein wird. Grs. Einen 5. Satelliten Jnpiters hat im August Prof. Barnard von der Mount Ilamilton- Sternwarte in Cali- fornieu entdeckt. Er ist von dreizehnter Grösse; seine Umlaufszeit beträgt 17 Stunden 3() Minuten, die Entfernung von dem Mittelpunkt des Planeten 112 400 englische Meilen. Die 4 anderen bekannten Satelliten hat be- kanntlich schon Galileo im Januar 1610 zu Padua ent- deckt. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Dor a. o. Prof. der Kinderlieilkunde Dr. Foltanek in Inns- bruck hat seine Stelle niedergelegt. Es wurden ernannt: Bei der königl. Bibliothek zu Berlin der bislierigc Jlilfscnstos Dr. Blumentlial zum Custos. — Hart- wich (vergl. vorige Nummer) nicht an der Universität, sondern um Polytcchnicum zu Zürich als Professor der Pharmacognosie und Pharmacie. Es sind gestorben: Der Privatdoccnt der Medicin Dr. Alfred Kruse, Assistent am pathologischen Institut der Universität Greifswald. — Prof Croom Robertson, Lehrer der Psycliologie und Logik am University-College, London. — Dr. Seligmann, o. Prof. in der medicinischeu Facultät der Universität VVien. — In Wandsworth (I^ondon) der Arzt und Chemiker Dr. George DixonLongstaff. L 1 1 1 e r a t u r. Käsemacher, Die Volksdiclite der thüringischen Triasmulde. Mit einer Karte. GO S. (Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Bd. 6, Heft 2.) Verl.ag von J. Engelhorn in Stuttgart. 1892. — Preis 3,20 Mk. Der Verf. begrenzt das Gebiet seiner Untersuchungen mit dem Zechsteinrande des Harzes und Thüringerwaldes und unge- *) Feinstes, engmaschiges Zirconium-Drahtnetz. fähr mit dem Werra- und Saalelauf, und giebt über dasselbe eine vierfarbige geologische Karte, welche neben der nothwendigsten zur Drientirung ilienenden Topographie noch die Grenzen der Gebiete gleicher ^'olksdichte in braunen Curven mit einge- schriebenen die Dichtestnfen bezeichnenden Zahlen enthält. Es muss gleich hier bemerkt werden, dass diese Karte durch die Art ihrer Ausführung eher den Anspruch einer geologischen, als den einer Volksdichtekarte erhebt und an Deutlichkeit und Ueber- sichtlichkeit für iliren Zweck gewiss sehr gewonnen haben würde, wenn die Flächencolorirung für die Darstellung der Volksdichte, dagegen die Eintragung von Grenzcurven für die geologischen Formationen verwandt worden wäre (noch besser hätte sich viel- leicht auch liier eine Flächenschraftirung gemacht). Im ersten Kapitel, „Methoih^ der Arbeit", wird gesagt, dass die geologische Karte auf der Grundlage der (aus den 40cr und öOer Jahren stammenden) Kartin Cotta's, Credner's und Hotfmann's gi-zeichnet, die neue prinissisclie, freilich noch nicht vollständige Karten.Mufnahme damit aber nur „verglichen" sei. Ausgeschieden sind Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper, die Niederungen der Goldnen Aue und die vortriadischen Gebilde am Kyfl'hänser; da- gegen sind „trotz der hohen Bedeutung" die sehr ausgedehnten und z. Th. sehr mächtigen Diluvialbedecknngen der lim-, Saale- und thüringischen Grenzplattc, sowie die breiten jungen Ablage- rungen der Gera-, Unstrut- und Saale-Aue mit der Farbe des unterteufenden Gesteins wiedergegeben; von den Tertiär-, sowie den anderen Diluvi.al- und Alluvialbildungen ist gar nicht die Rede, und doch würden gerade diese vernachlässigten Formationen einen rocht bemerkbaren Einfluss auf das Endergebniss gehabt haben. Dass der Karte ausserdem noch sehr viele Fehler der älteren Aufnahmen anhaften, ist dem Verfasser nicht so sehr zum Vorwurf zu machen. Nachdem aber nun die Karte mit all' diesen willkürlichen Vernachlässigungen und objectiven Fehlern fertig war, wird sie zur Cirundlage von statistischen Berechnungen ge- macht, für die keine Methode, kein Instrument genau genug war! Weiterhin wird die Gewinnung der Volksdichtecurven unter Zu- grundelegung der A^ilkszählungen vom I. December 1885 und der amtlichen .Statistiken über Gemeindeeintheilung, landwirthschaft- liche Bodenbenutzung u. s. w. beschrieben. Die Mitteldichte des 1 1 4-2.5, t;3 ([km grossen Gebietes wurde zu 102,1 Bewohner auf 1 i|km bestimmt, und darauf beruht die Aufstellung von 7 Stufen, deren unterste (^el)iote von 0—2.5, deren oberste solche von mehr als 275 Einwohnern auf 1 ([km umfasst. Die Frage, wie die Städte, die Wald- Haide- und Moorgebiete zu behandeln sind, wird eingehend erörtert. Im zweiten Kapitel „Aetiologie" werden zunächst die Unter- abthoilungen der Trias im Allgemeinen Ijesprochen. Danach fallen 39,78,,/" der Gesammtfläche, aber 44,70 »„ der Gesammt- bevölkerung auf Buntsandsteingebiet, 37,1(5 "/n der G. Fl., aber 24,21% der G. Bev. auf Muschelkalk, 23,04 "/o der G. Fl. mit 31,7% der G. Bev. auf Keuper. Die Berechnungsart dieser wie überhaupt der meisten Zahlen im Einzelnen ist dem Referenten aus der Beschreibung übrigens nicht genügend klar geworden. Aber es geht aus theilung (über .^0) und solche der historisch staatswis.sanschatt- lichen Abtheilung (7 Stück). Von den auf der Wandcr.versamm- lung 18i>l gehaltenen Vorträgen finden sich ,Auszii,ge derjenigen von H. Colin, Ueber Schrägschrift und Kurzsichtit;keit, 0. E. Meyer, Ueber eine örtl. -magnetische Stöi'ung, Pole'ck, Ueber Genussmittel uiid Sombart, Ueber Hausinjlufitrie. ; ,I,ij der naturwissenschaftlichen Ab.theilung nehmen die botanischen Vorträge und Mittheilungeii den grössten Raum ein; wir finden hier Mittheilungen von Gallier, F. Cohn, Fi ek Und Schübe, H. Fischer, E. Frank, Hieronynius", Krul i,- Mey, P omme- renke, Präntl, Schober, Schröder und |S teilte 1. Von der geographiscben Sect. wird nur eine Mittheilung voy GfiLlß, Einige Resultate aus den IQO jährigen meteorologischen Beobach- tungen auf der Breslauer Sternwarte geboten. Die naturwissen- schaftliche „Section" der naturw. Abtheilung bringt geologische; palaeontologische und mineralogische Mittheihingen von Alt- hans, Gürich, Hintze, Kunisch, Laugenhan, Römer und, Trautschold, chemische von Kassher, Kwasnick, Laden- burg, Po leck. Röhr mann und Semmler, physikalisdhe' voll' Bergmann und Dioterici. 'i' Verhandlungen der k. k. zoologisoh-botanischien Gesell- schaft in Wien. Red. von Dr. .C. Fritsch. Jahrgang' 1892. XLII. Bd. II. Quartal. Wien 1892. Unter den zoologischen A)^- theilungen und Mittheilungen finden sich entomologische von C. Escherich, J. Re d tenbacher, A. Rogenhofer und G. Strobl; L. Karpelles sprach über einen Parasiten der Kron- taube, J. Palacky über die nordasiat. Oruis.ii Botajiisqhen Ifi- haltes sind Mittheilungen von J. Bo elim, A. BoUer, C. Fritsch (über die Treub'schen Untersuchungen an Casuarina, die wir auch in der „Naturw. Wochenschr." noch eingehend berücksichtigen müssen). Fr. Krasser, Wettstein, J. Wies'ner und H. Zukaf. Ein kurzer Nachruf auf Regel aus der Feder Knapp' s bringt eine grosse 40 Seiten umfassende „fragmentarische" Liste der Ar- beiten Regel's. —' — ^; ;\'"' : .S (i')'Si^'i Brauer, A., Ueber das Ei von BranchJpis Griibn 'von''Dyfi."vb1i der Bildung bis zur Ablage. Berlin. 4,80 M- . '' .-;'■' Brauer, F,, Ansichten über die Gattung Pachystylurn RIcq, und Rückblicke auf die in den ; Denkschriften der kais. Akademie d. W. ei'schienehen ..Vorarbeiten zu einer Monographie def Muscäria etc." Leipzig. 0.40 M. ■ • . . Brehm's, A. E., Thierleben. 3. Aufl. Die; Fische- Leipzig. 15 M^ Brusina, S., Fauna fossile terziaria di Markusevec in Croazia, Berlin, o M. Eberle, J. F., Ueber rationale Curven 5. Ordnung, insbesondere diejenigoii 4.'und •&. Classe. München.' vi M*^ ■ ) r v '* Escherich, K., Ueber die Gesetzmässigkeit "im Abändern der Zeichnung der Insekten. Berlin. 1,50 M. .i Esser, P., Die Bekämpfung parasitischer Pflanzenkrankheiten. Hamburg. 0,60 M. ' ■ • : Famintzin, A., Uebersicht der Leistungen auf dem; Gebiete Her ■ Botanik in Russland während des Jahres 1890, Leipzig. 4,05 M. Fiserius, E., Beiträge zur Entwickelungsgeschichte von Sciurus vulgaris. Würzburg. 1,20 M. r ..n:-..; 's J . ;; Fraas, E., Scenerie der Alpen. Leipzig. 12 M. 's : " Frenzel, J., Die Protozoen Argentiniens. ; I. u. IIj Die Rhizo- poden und Helioanioeben. Cassel. .10 M. ' ' Gegenbauer, L., Ueber einige arithmetische Determinanten höhi'ron Ranges. Leipzig. 1,10 M. Gttnther, S., Columbus und die Erweiterung des geographisch- kosmischen Horizontes. Hamburg. IM. Gürber, Wechselbeziehungen zwischen dem Hämoglobin und dem thierischen Protoplasma. Würzburg. 0,50 M. Inhalt: Dr. Ben-ze: Die wichtigsten Einflüsse der Schneedecke auf Boden und Klima — Untersuchungen über Schutzimpfung des Menschen gegen asiatische Cholera, fahren zur Herstellunff bakterienfreieii Wassers. •— Ueber die Zusammei (Fortsetiung- und SJ'hluss.) (Mit Abbild.) Zur I Wasserinfection und über ein Ver- ng Dakterientreien Wassers. •— UeDer aie z/usammensetzung des natürlichen Graslniidcs in Westhol.'itein, Dithmarschen und Eiderstedt. — Das Phasometer. — Ein 5. Satellit Jupiters: — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Lifteratur: Käsemacher: Die Volksdichte der thüringischen Triasmulde. — Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. — Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums. — 69. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. — Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoni6, Berlin N. 4., Invalidonstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 41. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXXXIX =~^ =: Soeben beginnt bu erscheinen = in zweiter, gänzlich neubearbeiteter Auflag'e: Brehms Volks- und Schulausgabe von Richard Schmidtlein. TiERfEBEN Mit 1300 Abbildungen im Text, i Karte und 3 Chromotafeln. S2 Liefg. zu je 50 Pf- =3 Halbfrafizbde. zu je 10 Mk. !^ Die erste Lieferung zui; Ansicht. — Prospekte gratis durch alle Buchhandlungen. Verlan des Biblioorapiiiseiieii Inslitiits in Leipzifl und Wien. 1; löjinpJinpiüir^ijirJiJir^tJir^t/irtJiJir^J[nNtJiNiJipJGü3UTnJ[fTrg[fmItjn^[JHilLJi[iJiJitiJtJi[iJLif^ fö] In unserem Vorlage crscliiou und ist durch jede Buch- [i h.andluna; zu bezichen: laj I i Das Rätsel des Hypnotismus und seine Lösung. \'on Dr. Karl Friedr. Jordan. Zwcilc, nmi/earhri/cte und stnilc vcniichie Auflage (kr S'hrift |! „Bas Rätsel des Hjjimolismus". }| 84 Seiten gr. 8». Preis 1,20 Mark. | Ferd. DUmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. 1 ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiseustr. 58. BERLIN NW. Lnisenstr. 58. ♦ ^ ■ - ■ ♦ ♦ Technisches Inslitut für Anfcrtigiinfj wisscuschaftlichcr Apparate* J und Gerätfischaften im Oesammtgebiete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦^♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦« a'jaj^jiAa^jj'4j'.jj^j^jjjjaj;i;ij.>j-j^jiA;j^j>j.j^j^j-j j^^j'jj^j^'j.tLj;j'jj'j^ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates u. aller fremden Staaten. Ilen' Alexainlep St«er beehrt sich mitzuthcilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er mochte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzcK, welche ihm liefern können, in grossen Quantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eifel, Bluschelkalk von Württemberg, Lies der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- , lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Flammen- mergel, Quadersandstein, Flaener, Tertiär aus dem Dlainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche fflineralien Kauf oder Tausch. Wogen der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stncr 40 Eue des Mathurins in Paris. iaa^3^j;i^djj;i.ij;yj^jjjjjjjjj.ij.iujjjj.ijjja;tjjjjjj.>j.>;>'j.r^.ijjjj.ijjj.<4jjjjjjjjQKi^aaa3| Lanorm-Toiiette-cream-Lanolin il' I Lanolmfatink, Marlinikenlelde beiBcrlin VOPZUglich »« q^ilriic ba- S^mU ^ r\*%-witntmr^%% 3"' Sicinhaltiinn iiMb Scttcituiig roiintcr ■■*'■ *MyiH#JI .ftautficUcii unb aHmbeii. _, UrtMyilfll»r»ll 5"' '^'!l""""^i (iiila .fMiiit, tcfonbetä l>ci «-^^'''echt «e'^'Va' ■'«'I"iUgil«»n Rrciiicn ^inScm. ^^^'•SchuUw»'* Zu haben in Zinnluben ;i •)'> l'f, in Bluchdosen iv •10 und 10 Pf. in den meisten Apotheken und Drogerien. General-Depöt: Richard Horsch, Berlin N.W. 21. I*atentanwa.lt Ulr. R. Maepz, Berlin, Leipzigerstr. 07. In FcdI. Püninilcrs Verlnj^Khuchliniid. luiif; in Berlin SU'. 1- i.st cischienen : Studien zur Astrometrie. Gesaniraeltc .\bliandlungcn von Wilhelm Foerster, l'rof. u. Dircctor der Kgl- Sli riiwnrlc /,ii Ttiiliu, Preis 7 Mark. Sauerstoff jin Stahlcylinclei'n.l Dr. Th. Elkan, JBerliu N. Tegeler Sti-. 15.: Soeben erschien und ist durch jede IJuchhandlunp: gratis zu beziehen: Verlags- Katalog VMll Ferd Diiinmlers Verlagsöiiclitilg. 1808 - 189a. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦•♦♦ ♦ Pakteriologische Kurse,» ♦ i;nlerricht in Xahriingsmittel-.i ♦ sowie Harnanalyse, monatlich.» » Ä T Gelegenheit zum Ausführen T T selbstständiger Arbeiten. J ^Uebernahme von technischen und^ ^ wissenschaftlichen Untersuchungen ^ ^ jeder ArU ♦ Dr. E. Ritserfs liakteriolngisct W chemisches Institut, X lull- l>i-. J. Stahl. ^ ♦Berlin N., Friedrichstrasse I3ld.* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦»♦»I '"•| Carl Zeiss, — - Optische ^A/'erkstätte. • — ]>J[ilii-osliope und Mikrophotographische Apparate erster C^xialität, in vollständigeren und einfacheren Zusaininenstellungen. i Illustrirter Katalog gratis und franco. H:iiiiitiiiiiiiiiiiiiiiii[iiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiitiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilllilliillilliillltlilllliilliilliifil[iiiii illlnillliHiitliiniliiiiiiiiiiiiiiiliiniiiiiiiiiiitniiiriliiiiiiiii In Ferd. Düminiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit Ijcsondcrer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Piofcssor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichon Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte, S66 8. gr. 8°. Preis 6 Mark. illllinilllllllllUlllllllllllllHII'llllllllllllllillllllllllUllllirillllllllllllllllllllllllMlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllMUlllllllllMllillMIlllltlllllllllllllllllllll xc Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41. cB ctcAc. fieitin.S.3iinmwmianttmh. 23 ^llinnilMIIIMMIIIMIIIIIMIIIItllllMllllllllltllllllllMlllllk I Zu Schülerprämien I vorzüglich geeignet i i ist das Buch: | I Deutsch - Afrika l = und st'ine = 1 Naciam im scüwarzeii Erdteil. 1 : Eine Rundreise | i in abgenindeten Naturschilde- i = riingen, Sittenscenen und ethno- = = graphischen Charakterbildern. | i Nacli den z 1 neuesten und besten Quellen für = i Freunde d. geogiajihisclien Wissen- : i sctiaft u. der Kolonialbestrel)ungcn : i sowie für den höheren Unterricht E I Dr. Johannes Baumgarten, I _ Gymnasial-Oberlchrer. = 2. vermehrte Ausgabe. Mit einer z Kartenskizze von Deutsch- Afrika. i 5 Mark, gebunden 6 Mark. I Ferd. IlömDilers Verlagsbachliandlunj i in Bertin SW. 12. ?IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIII Illllllliiii "p;* \\ \ \^ v7n nTn \ \ s s \ Verlag von Ferd. Dlimmlers N I Verlagsbuchhandlung in Berlin: \ I Lehrbuch der |Photochromie ^' (Photographie in natiirl. Farben) s nach den wiolitigcn Entdeckungen \ ^' von ^',, . E. ßccqaerel, Niepce de St. Victor, ^^v; Poite?iir n. A. l ge^enbfte 9!a4ri4ten unb auSgejet^nete 9tecenflonen über S^eatet, Slufif, Äunft unb ÜBiff enlc^af t — auSfU^rlic^et ^SanbeUlbeil. — asollflänbigfles Souräblatt. - Sottcrie. Üiften. — ^crfonaUSBerönbcruitgcn in bet 2lrmee, SDlaiine unb etDiI=»ermaltung Ouftij, ®ei(tli(i)[eit, ae^rerf^ofl, Steuerfac«, gorftfotj IC.) fofott unb noUflänbig. Feuilletons, ütomane unb Jlocenen bcr ((rvorragenkßtn .jtniottB. Slnfeigen |\nb votx (\djerer ÜUirhitiiH! 35er gn^olt ber „^erlineV Sttucfistt älndlfirfltcn" ifl frei con ^rioolitäten irgenb roelcber ölrt. 3n jeher gebtibcten gomille finbcn fie ba^er (idiet frcunblic^e 5Iufna^me. tftF" (?'üi^ i^-antilicn • Unjtiocn, Xidiftbatm» J)it\uä)t, 21lohnuni]$'!(n)cigcii unb ägnlidic Uniioiiccn, bie bic ScbiirFnint cincS $ausI)aUä bcttcffm, loirb bic SItionncmcnts Duittiiitit für baS ttiittcnbc Ouartal b. a. W. tioU in 3A^Iun(| Benommen, ivoburd; ber »e.^ig bcD Slatteä ftd) niefentlic^ nerbiüigt. "^HB ^robenummem auf SBunfdi giatiö burcb bie erpeMHan ficriin SW., fiöniggrü^rr Stia^ 41. Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Soeben ei schien: System der forn' alen und realen Logik. Von I>r. Georg Flrich. 91 Seiten gr. S". Preis 1,80 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ************ ********** In tiTil. l>Uninileri<« \ «-rlags- biK'lilianilliini: in Berlin erscheint: EinlUbrung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbc. Kustos am Königl. Mu- seum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lieferungen a 1 Mark. ¥^¥¥¥¥¥¥¥4^ ¥¥#¥¥¥¥¥¥9¥¥ Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 Ji; geb. Preis 4 jK- Zu beziehen durch alle Buchhandlongen. ■i^Mnii-iVfiMiVitsnfMi Heiupers Klassikcr-AiKsjjabeu. Ausführliche Spccialvcrzeichnisse. Ferd. ilünimiers TerlagsbnclihaiiJliiiig. »•lW,!a!lWAM(!(!«!l!p!t!AS!lMi ■aWB(!)l«)M|!BM. Ferd. Dlimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammeugcstcllt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. IVeis ijeheftet 50 ly. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, * <«i * In Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien : Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung Dr. Robert Mittmanii, (Scliü.le3? des IProfessor Kiocii.) Mä 8 Holzschnitten. (Sonder- Abdruck aus der „Naturw. Wochenschrift.") Preis I Mark. ^iS^W^W^W9¥W¥WW¥W*¥WWWW¥W¥WWWWW^^^'¥W?W^Ti. Soeben erschien in unserm Verlage: Die Bewegung der Unabhängigen Studentenschaft zu Berlin. «^-s;:^- Denkschrift des Comites. -^\»fc. ^^ Redaktion: "7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VlI. Band. Sonntag', den 16. Oktober 1892. Nr. 42. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buclihandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Viertel.jahrspreis ist Jl 3.— Bringegeld bei der I*ost i:< .J extra. Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 -Ä. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenanahnie bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnek ist mir mit vollständiger sind: 2 19 64 47 6 21 50|35 63 46 3 20 49 34] 7 |22 18 1 48 Gl 24 5 36 51 45 62 17 4 33 1 52 1 23 1 8 16|31 60 41 12 ] 25 54 j 37 59 44 13 32 53 40 9 26 30 15 42 57 28 1 11 38 55 43 58 1 29 ; 14 39 56 1 27 10 Bei diesem Rösselsprung sind die 16 Felder jedes Sechszehn -Sprungs in solcher Reihenfolge durchschritten, dass inuner erst die 4 Felder jedes Viersprungs nach ein- ander besucht sind. Es ist dies jedoch durchaus nicht erforderlich, wie der folgende Rösselsprung zeigt, der auch die Typenfolge C D A B hat, bei dem aber in jedem der vier Sechszehn-Sprünge zunächst immer nur drei Felder jedes Theif-Quadrats besetzt und dann erst die aus- gelassenen Felder absoivirt sind: 2 27 54 39 4 1 25 56 j Ü7 53 40 3 26 55 1 38 1 5 1 24 28 1 46 63 30 15 36 57 41 52 29 IG 47 62 23 6 12 17 64 45 14 31 58 35 51 42 13 32 61 48 7 22 18 11 44 49 20 9 34 59 43 50 19 10 33 60 21 8 1 Es setzt sich dieser Rösselsprung also wohl aus 4 Scchszehn-Sprüngen, aber nicht aus 16 Vier-Sprüngen zusammen. Was aber die aus vollständig absolvirten Vier- Sprüngen bestehenden Rösselsprunge anbetrifft, so lassen sich dieselben auf folgende Weise "schematisch darstellen. Man hänge den Zeichen a, b, c, d für die \ ier Arten von Vier- Sprüngen die Zahlen 1, 2, 3, 4 als Indices an, je nachdem der Vier-Sprung in dem Thcil-Quadrat oben links, oben rechts, unten rechts oder unten links gemeint ist. Dadui'ch Iässt sieh z. B. der erste von den beiden obigen Rösselsprüngen aiil' folgende Weise sehematisch dar- stellen : Ci Co c, C4 d| do d;j d^ iXj a^ a^ Hi bo b;. b^ b, . Hat man nun umgekehrt ein solches Schema und zugleich das Anfangsfeld, so ist der ganze Lauf des Rössel Sprungs eindeutig bestinnnt, weil die angehängten Indices angeben, in weleiies Theil-(juadrat man nach Absolvirung eines Vier-Sprungs gelangen niuss und dadurch über die Reihenfolge der Besetzung der Felder eines Vier-Sprungs kein Zweifel entstehen kann. Ist nur das Schema, nicht aber das Anfangsfeld gegeben, so kann man zu zwei ver- schiedenen Rösselsprüngen gelangen. Vielleicht iiiteressii-t es den Leser, aus den folgenden Schemas die zugehöri- gen, aus Vier-Sprüngen bestehenden Rösselsprüngen selbst zu formircn, wobei man beachte, dass aus jedem Schema zwei folgen: Ci Cj Cg C2 d, d^ d;j d.3 ao a.^ si^ a., bj bj bi b-j, Cj C4 C:j C2 d, d^ dg d, a^ ag a2 ai b4 bg h., b, , c, Co C;j Cj dg d.j dj d^ a^ ag a^ aj b^ bj bo bg. Wenn man die Reihenfolge der 16 Zciclien in jedem dieser drei Scliemas unverändert Iässt und nur den An- fang wechselt, also statt des ersten Schemas etwa ao a, a4 ag b , b, 1)4 bg Ci C4 Cg Co d, 114 dg d_, schreibt, so erhält man Rösselsprünge, welche zu den 63 gehören, die aus dem geschlossenen Rösselsprunge des ursprünglichen Schema durch Wechsel des Anfangsfeldes abgeleitet werden können. In den obigen Beispielen sind immer die vier Vier- Sprünge eines und desselben Typus nach einander wieder- holt und dadurch Sechszehn-Sprünge gebildet. Man ge- langt jedoch bei einiger Aufmerksamkeit auch dann leicht zu richtigen Rösselsprüngen, wenn man immer nach Ab- solvirung eines Vier-Sprungs zu einem neuen Vier-Sprung übergeht, unbekümmert, ob derselbe von gleichem oder von verschiedenem Typus ist. Bei dem folgenden Schema eines richtigen Rösselsprungs ist z. B. jeder Typus immer nur zweimal wiederholt: a4 ag bo bi Cg C4 dg do ao a, b4 bg Cj c, d, d4. Wenn man sich diesen Rösselsprung graphisch dar- stellt, erkennt man, dass derselbe ceutralsymme frisch ist, indem die Verbindungslinie je zweier Felder, deren Zahlen sich um 32 uuterseheideu, durch die Mitte des Schachbretts geht und von dieser halbirt wird. Die auf solche Weise auffindbaren Rösselsprünge zeichnen sich zwar vor allen übrigen durch Symmetrie und Eleganz aus, sie bilden aber doch nur eine sehr kleine Gruppe in der Gesammtheit aller möglichen ge- schlossenen Rösselsprünge und können deshalb in keiner Weise einen ISeitrag zur Lösung der Hauptfrage liefern, welche eine Bildungsmethode verlangt, die von vornherein zu allen möglichen Rösselsprüngen führt und dadurch auch eine Berechnung ihrer Anzahl gestattet. Wohl aber vermindern sich diese Schwierigkeiten, wenn man statt des Schachbretts mit seinen acht mal acht Feldern ein Quadrat oder Rechteck mit weniger Feldern zu Grunde legt. In dieser Forschungsrichtung ist am weitesten Herr Flye-Sainte-Marie gekommen, dem es gelungen ist, die soeben erwähnte Hauptfrage zunächst für die aus 4 mal S Feldern bestehende Hälfte des Schachbretts vollständig zu erledigen. Seine diesbezügliche Untersuchung ist im Aprillieft des Jahrgangs 1877" des Bulletin de la Societc Mathematique de France niedergelegt. Er theilt zunächst die 32 Felder des halben Sehachbretts in zwei Gruppen von je 16, wie die folgende Figur zeigt: Nr. 42. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 42^ a 1 a j a 1 a j 1 i i 1 i| i i 1 i i '1 a 1 a 1 a i a Die heschriebenen Felder liildeii die eine Gruppe, die unbeschriebenen die andere (Iruppe. Jede (irujipe hat S äussere und 8 innere Felder. In der obig-en, aus besetzten Feldern bestehenden Gruppe sind die 8 äusseren Felder durch den Buchstaben a, die 8 inneren Felder dnridi den l>uclistaben i bezeichnet. Es liisst sich nun streni;' beweisen, dass folgende Bedingungen uncrlässlich sind, damit durch die 32 Felder ein richtiger Rösselsprung- ge- führt werden kann : 1. Es ist nothvvendig, dass die l(j Felder Jeder Grupi)c nach einander durchlaufen werden. 2. Von den lieiden Feldern, auf denen jede Gruppe anfängt und auf hört, niuss das eine ein äusseres, das andere ein inneres sein. 3. Das Anfangsfeld und das .Schlussfeld des gan/.en Rösselsprungs müssen beide äussere Felder sein; es giebt daher keine geschlossene Rössel- sprünge. (Fortsetzung folgt.) Die Zwergvölker in Afrika betitelt sieh ein Vortrag von Professor Dr. Sievers, im Auszug veröffentlicht im 28. Bericht der Oberhess. Gesells. f. Natur- u. Heilkunde (Giessen 1892). — Aristoteles, Strabo und Piinius geben bereits an. dass sog. Zwergvölker an den Quellen des Nil wohnen sollten. Besser sind die Angaben des Herodot. Er erzählt von den Nacanionen, die eine Reise nach Inner-Afrika gemacht hätten. Nach ihnen sollten südlich der lybischen Wüste an einem krokodilreichen Flusse, dessen Lauf W-0 gerichtet sei, Zwerge wohnen; kleine Leute von nicht einmal mittlerer Grösse. Daher erklärt sich auch das Vorkonnnen der Pygmäen auf den pom- pejanischen Wandgemälden, die man für fabelhafte Wesen hielt, die jedoch von Herodot auf menschliche Maasse zurückgeführt wurden. Im Mittelalter fehlen neue Nach- richten gänzlich. P^rst in der Neuzeit, in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erhalten wir wieder Kunde von jenen Völkern durch den Gouverneur von Madagascar, den Franzosen Etienne de Flacourt, in seinen iSchilde- rungen der Ivimos an der Westseite der Insel, jetzt Va- simba. Seine Angaben werden bestätigt durch den Geo- logen du Chaillu. Später, in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts, treffen uns undeutliche Nachrichten von den Kerikanos nördlich der Keniaberge. 1840 berichtet der Missionar Krapf von den Doko in Süd-Abessinien, ebenso Abbadie. Wirklich gefunden wurden zuerst die Abongo von du Chaillu am Gabun. Lenz bestätigt 1861 diese Angaben. Er schildert jene Völker als Menschen von 1,30 bis 1,50 m Körpergrösse, Kopf und Glieder sind proportionirt ge- baut, die Füsse und Hände sind sehr klein, der Köri)er schwächlich, die Glieder dünn und lang. Der Gesichts- ausdruck ist ein stumpfer, das Auge ist scheu und un- ruhig. Der Schädel ist sehr lang und prognatisch. Das Haupthaar ist wollig und kurz, die Haut runzelig und von Farbe chocoladebraun. Sie haben abweichende Woh- nungen, indem ihre Hütten rund sind, während sie sonst in Westafrika viereckige Form haben. Hausgcräthe sind fast nicht vorhanden, ihre Waffen bestehen in vei'gifteten Pfeilen und Speeren. Zum Wildfangen gebrauchen sie Netze. Hu'c Beschäftigung besteht in Jagd imd Fischfang, sie treiben gar keinen Ackerbau und keine Viehzucht und haben als einziges Hausthier das Huhn. Sie nennen sich Akoa und sind in fast unzugänglichen Wäldern gefunden worden, in die sie nach ihrer eigenen Aussage ge- flüchtet seien. 1870 findet Schweinfurt die Akka und schildert sie als Menschen mit dicken Köpfen, dünnem Hals, sehr langem (»berk(ir])er, langen Armen, wackelndem Gang, zuckenden Bewegungen, zierliehen Füssen und Händen, grossen (»hrmuschcin, spaltförmiger Mundbildung ähnlich der der Arten und scharfkantiger Begrenzung der äusseren Lippenränder. Ihi' Mienenspiel ist wechselvoli , ihr Cha- rakter grausam. Wolft' besuchte 1885 die Watvva im Congobecken, die ebenfalls im Walde zwischen anderen Stämmen leben, sie sind 1,40 bis 1,45 oder 1,30 bis 1,35 m gross. Emin bestätigt die Angaben Schweinfurt's über die Akka oder Tikki-'l'ikki und hebt noch ihren weinerlichen Ausdruck und iin' vorzeitiges Altwerden iiervor, ihre Körpergrösse giebt er auf 1,24 bis 1,40 m an. Sievers giebt dann eine vergleichende Uebersicht über die kleinsten ]\Ienschen der Erde: Lappen 138 bis 150 cm Eskimo 140 bis 150 cm Buschmänner 130 bis 140 cm Batua 130 bis 145 cm Akka 124 bis 140 cm Abongo 130 bis 150 cm. Alle afrikanischen Zwergvölker zeigen die grösste Aehnlichkeit mit den Buschmännern. So in der hellen Farbe, im Wuchs, in iler spaltformigen Mundbildung, in der Runzelung der Haut, in dem rachsüchtigen, boshaften, grausamen Charakter und in der Schlauheit. Ferner sind beide in dem Geschick der Watfenführung gleich aus- gezeichnet. Ihre Bewaffnung stimmt ebenfalls überein, sie führen beide nur Bogen, Pfeile und Speere. Sie stellen dem Wilde Fallen. Beide treiben keinen Ackerbau und leben ausschliesslich von Jagd und Fischfang. Alle diese Eigenschaften sind den verschiedenen klei- nen Vrdkern gemeinsam. Dazu leben alle in Wäldern ^'erspreng■t, unterdrückt, scheu und ruhelos, sie sind echte Jägervr)lker. Ihre Sprache ist unartikulirt, nur die Akka am Congo haben eine eigene Sprache. Die Sprachproben Schweinfurt's sind leider bei einem Zeltbrande vernichtet worden. Die Verbreitung der Völker ist die folgende: Buschmänner, Batua am Sankuru und Bossera, Wam- batti am Aruwimi, Akka Uelle, Doko in Süd-Abessinien, isolirt Abongo in Westafrika. Vielleicht sind diese Völker versprengte Reste der Urvölker Afrikas, doch stehen sie nicht sehr niedrig. Eine weitere Erforschung wird sich besonders auf die Sprachen derselben zu richten haben. Die Frage nach der Herkunft dieser Völker ist wichtig für die Völkerkunde Afrikas und die Völkerkunde über- haupt. Leber den Vosrelflug und den Einfluss, den der Wind auf ihn ausübt, herrscht eine Anzahl weitverbrei- teter Irrtliiüner, die Dr. Karl MüUenhoff in einer im ..Journal für Ornithologie" erschienenen Abhandlung in dankenswirthei' Weise richtig stellt. Er hebt hervor, dass diese Irrthümei', denen man nicht nur beim grösseren Publikum, sondern auch in Reisebeschreibungen, in Lehr- 428 Naturwisscuscliaftlichc WoelicnscliriCt. Nr. 42. bücbem der Zoologie und selbst iu maneheu Special- scliriftcii über das Leben der Vög-el begegnet, gmssen- tbeils darauf zurückzuführen sind, dass man Beobachtungen, die beim Sitzen eines Vogels auf der Erde oder bei seinem Auffliegen in die Luft angestellt wurden, auf das fliegende Tliier übertrug; und es vermochten auch die neueren Methoden der Ueobachtung, z. B. die Anwendung der Momentphotographie, keine völlige Klarheit über die ein- schlägigen Fragen zu schaffen. Von grossem Werthe ist es, die Erfalu-ungen, welche Luftschiffer im Ballon ge- macht haben, vor allem, wenn es ein „lenkbarer" war, iu Rücksicht zu ziehen. Die bemerkenswcrtheste dieser Erfahrungen ist die, dass ein Ballon, wenn er nicht durch Auswerfen von Ballast oder Verlust an (ias Aenderungen in der Höhe erleidet, sich stets in einer durchaus be- wegungslosen Ruhe zu der ihn umgebenden Luft befindet — gleiehgiltig, ob ein Wind oder Sturm über den Erd- boden dahinbraust und dann den Ballon mit der gleichen Geschwindigkeit, die er selbst besitzt, mit sich führt, oder ob auch über der Erde tote Windstille herrseht und der Ballon sich somit an ein und demselben Punkte schwebend erhält. Ebenso ergeht es dem Vogel, sofern man von derjenigen Bewegung absieht, die er sich selbst durch die Flügelschläge ertheilt. Es sind also am Fluge des Vogels zwei Bewegungen und damit auch zwei Ge- schwindigkeiten zu unterscheiden: die Windgeschwindig- keit und die Eigengeschwindigkeit. Aus beiden setzt sich die wirkliehe Fluggeschwindigkeit in verschiedener Weise zusammen. Fliegt der Vogel gegen den Wind, so ist die Fluggeschwindigkeit um den Betrag der Windgeschwindig- keit kleiner als die Eigengeschwindigkeit; beim Fluge mit dem Winde übertrifft die Fluggeschwindigkeit die Windgeschwindigkeit um die Eigengeschwindigkeit. Unter allen Umständen fliegt also der Vogel, wenn er mit dem Winde fliegt, schneller als der Wind; und es ist garnichts Wunderbares, dass auch ein schlechter Flieger „selbst das schnellsegelnde Sehitt" überholt", denn dieses fähi-t, sofern es eben ein Segelschift' ist, langsamer als der AVind — wegen des Widerstandes, den es im Wasser er- leidet. — Hier möchte der Ref. die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, auf einen anderen, in der Sache ähnlichen Irrthum hinzuweisen, den man in zoologischen Lehrbüchern antreften kann; ich meine die Angabe, dass der Flug der Fliegen darum ein ausserordentlich ge- schwinder sei, weil sie es vermöchten, in einem Eisen- bahnwagen in der Richtung des Zuges von einer Wand zur gegenüberliegenden zu fliegen, weil also ihre Flug- geschwindigkeit noch die Fahrgeschwindigkeit des Zuges überträfe ! Dass sie aber im Eisenbahnwagen, wo alles — auch die darin befindliche Luft — die Fahrgeschwindig- keit des Zuges besitzt, diese letztere ohne ihr Zuthun er- halten, diese einfache physikalische Thatsache wird nicht bedacht. — Da ein Vogel, wenn er mit dem Winde fliegt, des letzteren Geschwindigkeit ohne weiteres ))esitzt, so kann der Wind nicht von hinten her an ihm vorbei- streiehen und ihm folglich auch nicht die Federn auf- sträuben und so den Flug behindern, was man als Grund für die Behauptung augeführt hat, dass die Vögel über- hauj)t nicht gut mit dem Winde fliegen können. Ebenso wenig wie sich der Wind von hinten her einem Vogel ins Gefieder setzen kann, vermag er ein Luftschiff, an welchem Segel angebracht sind, zu treiben oder zu lenken; es fehlt für den Ballon wie für den mit dem Winde fliegenden Vogel der vorbeistreichende Lufststrom. Dass dem Vogel vom Winde die Federn aufgebläht werden, ist zwar eine Beol)achtung, die man aber aus- schliesslich nur machen kann, wenn das Thier auf der Erde sitzt. Uebrigens suchen die Vögel auch in diesem Falle das Sträuben des Gefieders durch den Wind zu vermeiden. indem sie für gewöhnlich dem Winde die Stirn bieten. Xoch aber fragt sich, wie es kommt, dass man bei an- dauernder Beobachtung fliegender Vögel thatsächlich den Eindruck gewinnt, als ob sie verhältnissmässig selten mit dem Winde flögen. Hieran sind zwei Umstände schuld: erstens entschwinden die Vögel, die mit dem Winde fliegen, schneller unsern Blicken als die gegen den Wind fliegenden, und zweitens halten sich die Vögel, welche der herr- schenden Windriclitung entgegenfliegen wollen, mehr in der Nähe des Erdbodens, wo wir sie besser sehen, weil hier die Windgeschwindigkeit im allgemeinen geringer ist als in bedeutender Höhe. — Will ein Vogel gegen den Wind fliegen, so muss seine Eigengeschwindigkeit grösser sein als die Windgeschwindigkeit. Sind beide Geschwindig- keiten gleich, so „steht" der Vogel; es ist dies eine Art der Bewegung, die besonders beim Thurmfalken häufig beobachtet werden kann. Zu diesem „Stehen"- ist bei einem Winde von etwa 6 m Geschwindigkeit die gleiche Arbeitsleistung seitens des Vogels von Nöthen, als wenn derselbe bei Windstille mit einer Schnelligkeit von 6 m pro Sekunde über den Erdboden dahinfliegt. Ist die Eigengeschwindigkeit eines gegen den Wind anfliegenden Vogels kleiner als die Windgeschwindigkeit, so wird er durch den Wind zurückgeworfen. Gegen den Wind fliegen alle Vögel, wenn sie sich vom Erdboden in die Luft er- heben wollen; den an ihrem Körper vorbeistreichenden Windstrom benutzen sie, um aufzufliegen. Ist der herr- schende Wind schwach oder gar Windstille vorhanden, so erzeugen die Vögel selber einen Luftzug, indem sie eine Strecke weit vorwärtsiaufen oder Sprünge machen oder, falls sie hoch sitzen, sich zunächst ein Stück weit herabfallen lassen. Dr. K. F. Jordan. Die „Aiiisoinorphie" der Pflauzeii untersucht Prof. J. Wiesner in einer der kais. Akademie der Wissensch. zu Wien ttbergebenen Abhandlung. Es folgen hier einige Hauptergebnisse dieser Untersuchungen. 1. Wenn es darauf ankommt, die einfachsten Be- ziehungen der Lage der Pflanzentheile zu ihrer Form zu beurtheilen, so sind folgende typische Fälle der Lage zu berücksichtigen: 1. die orthotrope (oder verticale), 2. die heniiorthotrope (geneigt mit auf den Horizont senkrechter Symmetrieebene) und 3. die klinotrope (oder schiefe) Lage. 2. Diesen drei Lagen entsprechen drei Grundformen der Organe: Die regelmässige (orthomorphe), die symme- trische (hemiorthomorphe) und die asymmetrische (klino- morphe) Gestalt. 3. Die genannten Formen stehen zu den bezeichneten Lagen in causaler Beziehung, und es entstehen unter dem Einflüsse der Lage die entsprechenden Gestalten entweder in der ontogenetischen oder erst in der phylogenetischen Entwicklung. Es ist selbstverständlich, dass auch andere Momente auf die Organgestalten einwirken, so dass in manchen Fällen das hier aufgestellte Gesetz nicht strenge erfüllt erscheint. Auch ist die Reaction der wachsenden Pflanzentheile gegen die Einflüsse der Lage je nach der Pflanzenart verschieden, so dass sich die genannte Be- ziehung in verschiedenem Grade ausprägen muss. 4. Die wichtigsten durch die Lage verursachten Er- scheinungen sind : a) Die Epitrophie (oberseitige Förderung des Rinden-, beziehungsweise Holzwachsthums, För- derung oberseitiger Knospen und Sprosse an geneigten Aesten) ; b) die Hypotrophie (Förderung der Holzentwick- lung, Knospen- und Sprossbildung an den Unter- seiten geneigter Aeste; auch die Anisophyllie gehört hierher) ; Nr. 42. Niiturwissciiscliaflliclic Woclicnsclirift. 429 c) die Anii)liitvopliie (FürdL-riing der Sprosse an den Flauken der Muttersprusse). Dieselbe i.st eine zwcekmässigc Anpassung reiclibelaiihter Bäume oder ticfbeseluittetcr Sträueher au die Heleuclitungsverliältnisse des Standortes; sie Uonnnt entweder dureli Verkümmerung- der oberen oder unteren Sprosse oder dureli ^'er- cinfaehung der Blattsteihnig zu Stamle, oder sie ist eine erworbene Eigcnscliat't. Die einseitige Förderung des Holzwachstlmnis ge- neigter Sprosse kann aueli wechseln. So ist das Holz der isophylicn Laubgewäelise an geneigten Sprossen anfangs isotrop!), dann epitroph, seliliesslicli liypotropli. Bei anisopliyllen Holzgewäehsen beginnt die einseitige Förde- rung mit Ilypotrophie. b. Bei dem Zustandekonnnen der meisten der ge- nannten Erselieinungen ist aucii die Lage des betreffenden Organes zu seinem Mutterpross betheiligt. G. Die Gestalt der Tlieile unter dem Einflüsse der Lage zu ändern, gehört zu den Grundcigenthiindielikeiten l)tlanzli('her Organisation. In der vorgelegten Abhandlung wird diese Grundeigeuthüudicbkeit der Pflanzen als Ani- somorphie bezeichnet. Die Entdeckung der Lignla bei Lepidodendron. Eine für die Klärung der systematischen Stellung von Lepidodendron wichtige Entdeckung hat II. Graf zu Solms-Laubaeh (Botanische Zei- tung 1892 No. 4 — 7j gemacht, durch die (Jonstatirung einer Ligula an den Blättern von Lepidodendron, worauf wir schon in aller Kürze in der „Naturvv. Wochenschrift" VII S. 342 aufmerksam gemacht haben. Die systematische Stellung dieser ])alaeozoischen Gattung ist daher in der Nähe der „Ligulaten", also der Isoetaceen und Selagineliaccen, zu suchen. Untersuchen wir vorsichtig die Ansatz.stelle eines Selaginella-Blattes — vergl. die nebenstehende Figur 1 — , so sehen wir am (Jrunde der nach der Steugelspitze zu ge- richteten Fläche des Blattes bei aufmerksamer Untersuchung ein kleines und äusserst zartes Iläut- chen, das Blatthäutchen oder die Ligula, ein Organ, das ja auch bei Phanerogameu so bei den Gräsern vorkommt, das aber den Verwandten der Ligulaten fehlt; diese Verwandten sind die Lyco- podiaeeen und die Psilotaceen, die im Gegensatz zu den heterosporen Ligulaten isospor sind. Sohns hat die Ligula an einem in)ch mit innerer Structur erhaltenen, in Kalk versteinerten Lepidodcndron- Zweig des Kulm von Glätzisch-Fal- keubergin Schlesien als zartes Ge- webe-Körperchen beobachtet, und damit ist auch eine Frage über die Bedeutung des Grüb- chens — vergl. Figur 2 — , welches sich auf dem Lepidodendrou-Polster oberhalb der Blattnarbe beobachten lässt, definitiv entschieden: es ist das in der That — wie schon D. Stur vermuthet hatte — eine Ligular-Grube. P. Figur I. Laubblatt von Selagi- nella cf. Martensi einige Male vergrössert. N = Ulattiierv, L — Ligula. Figur 2. Blattiiolstor von Lepido- dendrou dichotomum in ] • Li — Lignlargrube, iV = Blattnarbe, L = walir- scheinlicii LenticeUen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wunli-'ii orii:iiint: Der Ciustus ilor i\Mtiir.ilLcnsaiiiiiiUiiijj:i'ii des könis'l. Miisoniiis in Ciissel, Musmiinsinspcetor August Lenz zum Professor. — Der Geonriiph Dr. Wilhelm Roiss zum Gc- lieimen Ro""i' bcfontinä l>ci %''''' echt ««''^V«, ■»WI^ÄMyilOil affintn ^inbcrn. ^^e'-SchuUm»'^ Zu liabin in Ziiinliilieii ix 10 l'f., in J'.l.'clidospn ;i -'U und 10 PI'. in den meisten Apotheken und Uriiirencn. (ieneral-Depöt : Uicnard llnvsc-h. i:. rliu N.W Jl. EHH I^atentanwalt Ulr. R. Maerz, Berlin., Leipzigerstr. (37. in Feni. Uiiuunlers YerlngsbucliluiiMl. I luug in Berlin S>V. \t iät ersebieneu: I Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Chemisches Laboratorium ♦ ♦ von ♦ ♦ Dr. r. FeruaiHlez-Krug und Dr. W. Hampe. ♦ T Ehemalige Chemiker der Königl. Bergakademie imd der Konigl. ehem. techu. J T Versuchsanstalt zu Berlin. J \ Berlin SW. Zimmerstrasse 97. \ ♦ Ausführung chemisoh- technischer Untersuchungen jeder Art. ♦ T (Specialität: Analyse von Berg- nnd Hüttenprodukten.) ♦ T Unterricht in der Mineralanalyse, auch für Fortgeschrittenere; T ^ Anleitung zu wissenschaftlichen Untersuchungen. 2 ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦#♦ |ä]lH[^bipjuirJ[JTiaEjfrüüirü[mgtjiigimO[mS[niillJTl^lmg[n^ In unserem Verlage erschien und ist durch jede Buch- p haudlung zu beziehen: Das Rätsel des Hypnotismus und seine Lösung. Von Dr. Karl Friedr. Jordan. Zirrite, ittmiearbeitctc und stark veniiehric Auflage der Si'/irif't !{ „Das liäfsfl des Hypnotismus". isi 84 Seiten gr. 8». Preis 1,20 Mark. | Ferd. DUmmlers Verlagsbuchh.andlung' in Berlin SW. IS. s\ [^igGTrJlHri][m^]tnf3[nTainfJ[mJIJT?g[JifgPif^I[JT7g[Jiig Wilhelm Foerster, Prof. u. Dii-uutor dir KkI. Su rnwailc r.u Herlii Preis 7 Mark. Sauerstoff jin Stahlc.ylinclei-n.j Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15.1 ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ ßakterjologlsche Kurse,« ♦ Unterricht in Kabningsmittel-, ^ ♦ sowie Harnanalyse, monatlich. ♦ J Gelegenheit zum Ausführen J ^ selbstständiger Arbeiten. X ♦ Uehernahme von technischen und^ ^ wi.«senschaftlichen Untersuchungen ^ ^ jeder Art. ^ ♦ Dr. E. Ritserfs Bakterinlagisrh-4 ♦ chemisches Institut, ♦ X I)il>. I>i-. J. Stahl. X jBerlin N., Friedrichsirasse I3ld.* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Soeben erschien und ist durch jede Buchhandlung gratis zu bezichen: Verlags -Katalog von Feri, Diimnilers VerlagsMiclililg, 1808 - 1892. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke t ♦ Lulsenstr. 58 Luiseiistr. 58. ♦ BERLIN C, Niederlage eigener Glasiiiittenwerke und Dampfsciiieifereien. Mechanische Werkstätten, Schriftmalerei und Eniaillir- Austalt. Fabrik und Lager sämmtlicher Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. S( 35 » BERLIN NW. ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ X vind Geräthschaften im Gesamnitjrebiete der Naturwissenschaften. ? ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ^fl Ferd. Dümmlers VerlagsbiiohbandIun§; in Berlin t»\V. 12. ^^ Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit 8 Lichtrtrucii-Tafehi und 10 in den Text gedruckten AbbiUhuige -^^ gr. 8". gell, rieis ü Mark. ^- I Jtu beziehen durch alle Buchhandlungen. Geologisches und mineralogisches Oomtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates and aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer empfiehlt sich den Herreu Directoren und Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant aller geologischen französischen Serien, welche für ihre Sainm- hingen oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermeu tind andere Abtheihingen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile PHanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. = Meteoriten und Edelsteine. ^= XCII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 42. ®i^ent-Xce^iÜ9£(aei und \ Siiitin S.3(«tvm 3!a(^r legten. — ein< gelienbfte üladiric^len unb ouägejettSnete 9rftfa4 )C-) fofort unb nollftänbig. Feuilletons, IRomane unb ^oneaen ber VrBorragenbften fitttoxt», Jlnteiaen (Int» vatx fldjecer SCirttung! Der 3n^oIt ber „gerliiteV Sl»ttsfl»n Üladjifidjten" Ifl frei Don griooHtäten irgenb roeldjet älrt. 3n ieber gebilbeten Familie flnben [le ba^er fieser freunblit^e i}Iufna^me. n^r i^üv i^i>ml[iiMt>iIn}cigen, Xicnftiiottn' OU!ii(i)e, 2Solinuna^<3(n]ci)ten unb S^nliAc Unnonccii, fctc bic Sebiitfniffe cincg ^«uSftaltÄ betreffen, Isitk kie UbounementS Cuittunii für bnS (aufcnbe Duartal b. a. 'SS. boU in 3><^tung genommen, mobuc^ ber »ejug btJ »lotteä fic^ iDefentli(^ nerbiUigt. '^Ml ^robenummern ouf SBunftb grotiä burd) blc drpcüllion Berlin SW., göniggrä^cr 3traß( 41. Ferd. Dümuilers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Soeben erschien: System der forixalen und realen Logik. Von l>r. Georg Hri<>h. Sl Seiten gr. 8". Preis 1,80 Mark. Zu beziehen durch alte Buchhandlungen. In Ferd. Ulliuuilersi VerlagM- burhliundliins in Berlin erscheint: ElnlUhrung in die Kenntnis der Insekten von H. .T. Kolbe, Kustos am Künigl. Mu- seum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Liefeningen a 1 Mark. V^ vy? ^^ .,^ x.^ Sh^ X^ V^ V^ ^,^ V^^K^V^\Vyx.^'>^V^TV^^,^\,^s.^V^ Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von l'iof. Dr. M. Lazarus. ;eli. Preis 3 J(; geb. Preis 4 J(. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. .tnmimmiivti Heiiipels Klassiker-Ausgaben. Ausführliche Special Verzeichnisse. Ferd. llünimlers Verla?sbiiclilianilliin:.'. Äi!a^*a•*M^!ütü•^!i!^' '■'^Wi Ferd. Diimoilers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. in unserem Verlage erschien: Viei'slellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. T.asehenforniat. I'rci.1 (jelieftet -50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. g(^^**<**» j> jt j> jt j^ jt j> j> j> jt jfcj^ ^ » jt jt jt jt jt jt j^ jt jt jt» jt jt jt jt jt»g s^ — ■ 1>» *( In Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 * ^ erschien: J l Die U * Bakterien und die Art ihrer Untersuchung* * * Dr. Robert Mittmaiin, (ScHüler des I^'rofessoi- ISiocti.) Mä S Holzschnitten. (Sonder-Abdruck aus der „Naturw. Wochenschrift" Preis I Mark. '^¥¥¥?¥¥¥???¥¥¥¥¥¥¥?¥¥¥?$¥¥???¥????¥??7??^ Soeben erschien in unaerm Verlage: Die Bewegung" .ler Unabhängigen Studentenschaft zu Berlin. "-^s^- Denkschrift des Comites. -^Su. Miiieralcheiiiische Studien veröffentlicht Stanislaus Joseph Thugutt, als eine zur Erlangung des CTrades eines Magisters der Chemie der phys.-mathemat. Facultiit der kais. Universität Dorpat vorgelegte Abhandlung. (ISi)l.) — Nach einer kurzen Einleitung über die Ziele der Mineralchemie und einigen allgemeinen Bemerkungen über die Methoden bei der Untersuchung der Constitution der Silicate betont der Verf die Bedeutung der Methode der Substitution, und erwähnt ferner noch die Experimental- untersuchungen von F. W. Clarke und E. A. Schneider. Der erste umfangreichere Tlieil der Arbeit betrirtt die Sodalithgruppe und hat den Zweck die Rolle aufzu- klären, welche die nicht aus Silicaten bestehenden Natron- salze iu den Mineralien dieser Gruppe spielen. Zu dem Ende wurde eine grosse Anzahl möglichst verschiedener Natronsalze mit dem Silicat NaäO • AljOg • 2Si02 kombinirt. Die Synthesen wurden ausgeführt iu starkwandigen kupfernen, mit Platineinsätzen versehenen Digestoreu, deren zwei einen Inhalt von 180 ccm, der dritte einen solchen von 52U ccm hatte. Der luftdichte Verschluss des durch drei starke Stahlschrauben aufgepressteu Deckels wurde durch einen zwischengelegten Bleiring bewerkstelligt. Die Temperaturgrenze lag in Folge dessen bei '23U°. Die Erwärmung erfolgte in einem doppelten Luftbade und konnte dadurch sowie durch die Anwendung eines Stott'schen Gasdruckregulators ziemlich constant auf2ÜO° erhalten werden. Als Ausgangsmaterial wurde in allen Fällen Kaolin benutzt, indem derselbe mit einer gesättigten Lösung der verschiedenen Salze in Natronlauge erwärmt wurde. Verf. giebt allen den Kern Na^O • ALü;i • 2SiOä ent- haltenen Salzen den Namen Sodalith und unterscheidet sie nur durch Vorangesetze Bezeichnungen der hinzu- addirten Salze. Der Ausgangspunkt für diese Sodalith- reihe, das Natron nephelinhyd rat, wurde durch Er- wärmung von Kaolin mit Natronlauge in rhombischen Kryställehen von der Zusammensetzung 4(Na.,0 • Al.iOg • 2SiOo)-H5H,,0 erhalten. Chlorid sodalith von der Formel 3(NaoO ■ ALOj • 2Si0.i) -h 2NaCl wurde in Globuliten erhalten aus Kaolin, NaOH und NaCl. Ein der Formel 2(Na,30 • Al.,0, • 2810^) -+- NaCl entsprechendes Produkt resultirte l)eim Eintragen des entwässerten Natronneplielinhydrats iu geschmolzenes NaCl und Auswaschen mit Wasser. Bromidsodalith: l3(Na.,0 • ALO3 • 2Si • Al,0:j • 2Si0.j) + Na.jAs( >4 -|- 7H,0 entstand in einer verdünnteren Lösung bei 54stiindigem Erhitzen auf 207—208°. Hyposiilfitsodalith: 4(Na,,() • Al.,();, • 2 SiOo) + NaoSjO;, + 3H.,0 entstand in sehr kleinen Kugeln bei 53stiiudigem Erhitzen von Kaolin mit NaOH, Na^SoO^ und Wasser. 438 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 43. Blaues Ultramarin versuchte Verfasser ebenfalls auf nassem Wege durch Erhitzen von Kaolin mit Na^So, NaOH und Wasser zu erhalten, erzielte aber keine genügenden Resultate. Hieran schliessen sich einige Orgauosilicate. Formiatsodalith: 4 (NajO • AUO;, • 2 SiOä) + 2HC00Na -|- BH^O als Globulite erhalten beim 78stündigen Erhitzen von Kaolin, NaHCO.i, NaOH und Wasser auf 200—220°. Carbonatsodalith: 4 (Na,0 • AUO3 • 2 8102) -t- Na-iCOg. In diesen geht der Formiatsodalith bei Roth- glulh über nach folgender Formel: [4 (NaoO • AI0O3 • 2Si02) + 2 HC(JONa + 3 H.,0] + 20 = CO., -H 4H„0 -f- [4(Na,0 • AWs • 2SiO.,) -h Na.,C03]. ' Acetatsodalith: 4 (Na.O • AI0O3 • 2 SiOo) + 2CH3COONa-t- H.2O entstand bei 55 stündigem Erhitzen von Kaolin mit NaOH, CHgCOONa und Wasser auf 180 bis 215° neben wenigen grösseren Kugeln zumeist in Globuliten und einzelnen Nadeln. In der Rothgluth lieferte der Acetatsodalith unter Entweichen von Wasser und Aceton Carbonatsodalith. Nur die Natronsalze der beiden niedersten Glieder der Fettsäurereihe Hessen sich bei 200^^' mit dem Natron- nephelin zu den entsprechenden Sodalithen vereinigen. Die Natronsalze der höheren Glieder und der Benzoesäure gingen keine Verbindung ein; sie begünstigten aber zu- meist, allein durch ihre Gegenwart, die Krystallisation des Natronnephelinhj'drat. Lemberg's Annahme, dass es unstatthaft sei, Kalium und Natrium sowie auch Natrium und Lithium als gleich- werthig zu betrachten, fand Verf. durch seine Versuche bestätigt. Es gelang nicht direct reine Kalisodalithe und Lithionsodalithe darzustellen. Ebensowenig führten die Versuche Mangausodalithe darzustellen zum Ziel. — Den Schluss dieser hochinteressanten Versuchsreihe bilden ein Abschnitt über Metamerieen innerhalb der Sodalithreihe und eine umfangreiche Schlussbetrachtung, in der Verf. für die alte Sodalithformel 3(Na.,0 • AI2O3 ■ 2SiO.,) -f 2NaCl resp. 4(Na.20 • AI2O3 • 2Si02) + 2NaCl eintritt und trotz ausgeprägter, scharfer Unterschiede zwischen den einzelnen Gliedern für sämmtliche Glieder der Sodalithgruppe eine im Wesen gleiche Construction nachweist. — Kap. II— VII der Arbeit umfassen Experimentelles zur Frage der Kaolinbilduug, Einfluss der Concentration der einwirkenden Lösungen auf den chemischen Umsatz bei den Silicaten, Umwandlungen des Korundes, Um- wandlungen des Diaspors, Einiges über Sulfoferrite, Einiges über basische Sulfate und Umwandlungen einiger natürlicher Gläser durch destilliites Wasser, sowie durch verdünnte Natriumearbonatlösung bei ca. 200°. Leider reicht der Raum nicht aus, um eingehender hierüber zu berichten. Die treffliche Arbeit, welche auf ihren 128 Seiten die Früchte zeitraubender und mühevoller experimenteller Untersuchungen bietet, verdient volle Beachtung. Die Zahl derer, welche den dornigen Weg des Experimentes betreten, ist in der Mineralchemie leider immer noch eine sehr geringe, und doch wird es nur auf diesem Wege möglich sein, die Fülle der noch ungehobenen Schätze zu erlangen, welche die anorganische Chemie gleich der organischen in ihrem Schoosse birgt. Umsomehr An- erkennung schuldet die Wissenschaft diesen Wenigen. Dr. Haefcke. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Generalarzt Dr. Hermann Schapor zum ärztlichen Director des Charitee-Krankenhauses zu Berlin. — Professor Paul Guessfeldt zum Docenten am Seminar für orientalische Sprachen in Berlin zum Unterricht in der Technik der wissenschaftlichen Roisebeobachtung. — Dr. med. Wassiljew zum Professor der klinischen Mediein an der Universität in Dor- pat. — a. o. Prof. Dr. Holde fleiss zum o. Professor für Land- wirthschaft und Leiter der landwirthschaftlich-technischen Uni- versitätsanstalt in Breslau. — Prof. Dr. Meschede zum Director der neu errichteten Irrenklinik in Königsberg i. Pr. — Professor Hantsch in Zürich zum a. o. Prof. der Chemie an Univ. Würz- burg. — Dr. Lukasiewiez an der Univ. Wien zum a. o. Professor in der mediein. Facultät der üuiv. Innsbruck. Es habilitirte sich Dr. K. Futter er an der Univ. Berlin für Geologie. Es ist gestorben: Der Mediciner Prof. Dr. Jean Antonie Vi II em in in Paris. Denkmal für Christian Ludwig Brehm, Alfred Brehm und Prof. Schlegel. — Die Naturforschendo Gesell- schaft des Osterlandes zu Altenburg feiert im Herbst 1892 ihr fünfuudsiebenzigjähriges Stiftungsfest und beabsichtigt bei dieser Gelegenheit das Andenken dreier Landsleute und Ehrenmitglieder der Gesellschaft durch ein einfaches, würdiges Denkmal zu ehren, das seinen Platz in der Landeshauptstadt Altenburg finden .soll. Es sind dies Christian Ludwig Brehm, dessen Sohn Alfred Brehm und der zu Leyden verstorbene Professor Schlegel. Die Verdienste dieser drei Männer um die Erforschung der Thierwelt, insbesondere der Vogehvelt, sind nicht nur in den Kreisen der Fachgenossen, sondern in der gesammten gebildeten Welt rühmlichst anerkannt, so dass diese drei hochverdienten Gelehrten wohl würdig sind, dass ihr Andenken von der Nachwelt geehrt wird. Das unterzeichnete Comite, dem als Protector das hohe Ehren- mitglied der Naturforschenden Gesellschaft, Se. Hoheit Prinz Moritz von Sachsen -Altenburg beigetreten ist, erlaubt sich nun, an alle Freunde und Verehrer der drei berühmten Forscher die Bitte zu richten, durch Spendung von Beiträgen die Errichtung des geplanten Denkmals ermöglichen zu helfen. Beiträge beliebe man an den unterzeichneten Commerzienrath Hugo Koehler in Altenburg, Anfragen und Briefe an Dr. Koepert in Altonburg gelangen zu lassen. Das Comit<5. Moritz Prinz von Sachsen- Altenburg. Prof Dr. Blasius, Braunsehweig. Dir. Prof. Flemming, Altenburg. Major A. v. Homeyer, Greifswald. Commerzienrath Hugo Koehler, Alteuburg. Dr. Koepert, Altenburg. Hofrath Prof. Dr. Liebe, Gera. Prof. Dr. Pilling, Altenburg. Dr. Reichenow, Berlin. Medicinal- ratli Dr. Rothe, Ältenburg. Ritter von Tschusi zu Schmidhoft'en, Hallein. Dr. Voretzsch, Altenburg. L 1 1 1 e r a t u r. F. Max Müller, Natürliche Keligion. Gift'ord-Vorlesungen, ge halten vor der Universität Glasgow im Jahre 1888. Deutsch von Engelbert Schneider. Leipzig, Wilh. Engelmann, 1890. — Preis 14 Mk. Lord Adam Gifford, weil. Senator des Richtercollegs in Schott- land, hatte in einem vom Jahre 1885 datirten Testament die Be- stimmung getroffen, dass mit einer von ihm hinterlassenen nam- haften Geldsumme in den Unversitäten zu Edinburgh, Glasgow, Aberdeen und St. Andrews Lehrstühle geschaffen werden sollten, „um das Studium der natürlichen Theologie im weitesten Sinne dieses Ausdrucks zu wecken, zu fördern, zu leliren und zu ver- breiten". In dem vorliegenden Werke sind nun 20 Vorlesungen wiedergegeben, welche der bekannte Sprachforscher Max Müller auf Grund dieses Vermächtnisses i. J. 1888 gehalten hat. Der Verfasser beantwortet im wesentlichen drei Fragen : L was natür- liche Religion sei, 2. welches die geeignete Methode für ihre Be- handlung, 3. welche förderlichen Materialien für ihr Studium zu Gebote ständen. Er nennt Religion eine Vorstellung des Unend- lichen unter solchen Erscheinungen, welche den sittlichen Cha- rakter des Menschen zu beeinflussen im Stande sind, und führt den Nachweis, dass sich bei allen Naturvölkern religiöse Vor- stellungen noth wendiger weise bilden müssten. Als die ge- eignetste Behandlung des Gegenstandes seiner Untersuchungen stellt er die historische hin. Und das Material für das Studium der natürlichen Religion sind ihm Sprache. Mythus, Sitten und Gebräuche und heilige Bücher. — Was er an Thatsächlichem für die Beschäftigung mit dem Gegenstande beibringt, ist für Gläubige wie Ungläubige von hohem Interesse; und da das Buch im Ganzen wissenschaftlich objectiv gehalten und nur selten in theologischer Hinsieht polemisch ist, kann es zum Studium nur empfohlen werden, welch' letzteres durch ein ausführliches Register sehr er- leichtert wird. K. F. J. Nr. 43. Naturwissenscbaftlicbe Wochenscbrift. 439 Eduard Kulke, Zur Entwicklungsgeschiclite der Meinungen. Vorlag von Carl Reissnor. Leipzig l^'.)\. — Preis 2 Mk. In der vorliegenden Schrift finden sieh manche wichtige An- klänge an die Ansichten, welche ich in meinem Artikel ,,Ueber die Entstehung der Denkformen" in No. 15 (S. 145) Bd. VI (1891) der „Naturw. Wochenschr." entwickelt habe, wenn ich aucli in anderen wesentlichen Punkten abweiche, die ich aber hier nicht berühren will. Dass übereinstimmende Meinungen immer auf Gebieten herrschen, die die dringenden Bedürfnisse des menschlichen Lebens betreffen, während ein Auseinandergehen erst auf Gebieten stattfindet, die in dieser Beziehung indifferent sind, ist ohne Weiteres verständlich. Verfasser macht nun nachdrücklich darauf aufmerksam, dass ein solcher Widerstreit der Meinungen, wie er heutzutage beobachtet wird, aus dem Grunde bei dem Menschen der allerersten Urzeit nicht möglich war, weil sich bei diesem Alles ausschliesslich um den Kampf um's Dasein drehte: „So lange das Streben nach Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse das einzige blieb, welches das Denken der Menschen beschäftigte, konnte die durch- gängige Uebereinstimmung in ihren Meinungen auch gar nicht durchbrochen werden." . . . „Diese Möglichkeit trat nicht eher hervor, als bis die Menschen anfingen ihre Gedanken auf Dinge und Erscheinungen zu richten, welche mit den dringenden Be- dürfnissen und deren Befriedigung in keinem unmittelbaren Zu- sannnonhang standen." Erst hier kiinnen gewisse subjective EigenthUmlichkeiten des Individuums hervortreten. Durch Schaden wird man klug; wo ein Schaden mit einer falschen Meinung nicht verknüjjft ist, bleibt man eben unklug. Beginnt eine subjective Meinung eines Einzelnen die Gesammtheit aus irgend einem Grunde zu interessiren, so tritt der Moment ein, wo sich die re- ligiösen Vorstellungen zu bilden beginnen. Denn ist z. B. die Sonne ein Wesen, das sein dem Menschen unentbehrliches Licht und seine ebenso unentbehrliche Wärme, wenn es wollte, auch vorenthalten konnte, so musste man es verehren und anbeten; war sie ein von unsichtbarer Hand geworfener Gegenstand, so musste jenes Wesen verehrt und angebetet werden, das die Macht besass, solches zu vollbringen: es kam nur darauf an, für welche dieser subjectiven Meinungen sich die Gesammtheit oder ein Theil der Gesammtheit (Kastenbildung) entschied. In dem II. „lieber die Möglichkeit einer Correctur der jMei- nungen" überschriebenen Kapitel macht Kulkc zunächst auf die praktisch viel zu wenig durchgeführte Unterscheidung von Ge- fühls- und Verstandesurthpilen aufmerksam. Nur die letzteren können natürlich irrig oder der Wahrheit entsprechend sein. Man hört aber immer und immer wieder von Verirrung des Gefühls, von Geschmacksverirrung reden, während doch das Gefühl oder der Geschmack dem Irrthum gar nicht unterworfen sein kann. Dann geht Verfasser auf die Möglichkeit einer Correctur der Ver- standesurtheile ein. Das III. Kapitel beschäftigt sich mit der praktischen Lebens- gestaltung auf Grundlage der Meinungen. P. Adolf Engler, Syllabus der Vorlesungen über specielle und medicinisch-pharmaceutische Botanik. Eine Uebersicht ül)er das gesainuite PHanzensysteni mit Berücksichtigung der Mcdi- cinal- und Nutzpflanzen. Grosse Ausgabe. Gebrüder Born- träger (Ed. Eggers) Berlin 1892. — Preis 2,80 Mk. Wir zeigen das Heft nur kurz an, da wir die Absicht haben, noch ausführlich speziell auf das in demselben zur Darstellung gelangte Pflaiizensystem zurückzukommen. Die Familien-Diag- nosen sind in Englers Syllabus ausführlicher als im Syllabus Eichler's, wie er überhaupt mehr i^nthält als dieser. Die Flori- deen hat Schmitz bearbeitet. Die neben der vorliegenden „grcssen Ausgabe" erschienene „kleine Ausgabe" ist vorzugsweise für den Gebrauch von Medicinern und andern bestimmt, die sich weniger eingehend mit Botanik beschäftigen können. Wilhelm Vaubel, Das Stickstoflfatom. Verlag von Johann Am- brosius Barth (Arthur Meiner). Leijizig 1891. Am Schlüsse dieser kleinen Abhanill'ung bittet der Verfasser um Nachricht bei der Beurtheilung derselben und daran thut er wohl. Ausgehend von Voraussetzungen, die wenig erwiesen, zum Theil sogar höchst unwahrscheinlich sind, schafft er eine bestimmte Form des Stickstofiatoms. Er ist nändich der Ansicht, dass die Materie einheitlich, die Verschiedenheit der Elemente aber nicht, wie es alsdann nach allen beobachteten Thatsachen wahrschein- lich wäre, durch verschiedenen Verdichtungszustand, sondern durch die verschiedene Form und Grösse ihrer Atome bedingt sei. So tauchen die ältesten Ansichten griechischer Philosophen, in un- klaren Köpfen, die das Rüstzeug exacter Forschung gering- schätzen, sporadisch immer wieder auf. Vaubel will uns mit einem kolossalen Gedankensprung, den er ganz gemüthlich „nur einen Schritt" nennt, an Stelle des van't Hoft"schen Bildes, welches die Bindungsrichtungen des Kohlenstoffatoms als vom Mittelpunkt eines regulären Tetraeders nach dessen 4 Ecken ver- laufend darstellt, dieses Atom selbst in Form eines .solchen Tetraeders unterschieben. Darauf wird dann ein Benzolschema begründet, wieder unter der als selbstverständlich geltenden, wenn auch that- sächlich durchaus nicht wahrscheinlichen Voraussetzung, dass die Kohlenstnifatomc eng aneinander gopresst oluie Zwischenraum sich befinden. Da nun im Pyrol ein Stickatoffatom an Stelle zweier Kohlenstoffatonic des Benzols steht, so berechnet sich daraus für das Stickstoftatom die Länge einer Seite zu 1,732 (Seite des Kohlenstofftetraötlers = 1) und, da im Pyridin Anlagerung au Stelle eines Kohlenstoffatoms ohne Freibleiben von Verwandt- schaftseinheiten stattfindet, muss es Seiten ^= 1 und Winkel ^^ 60° haben. Aus den Atomgowichtsverhältnissen war ferner die Grösse des Stickstoffatoms zu V72 berechnet. Dass die auf Grund dieser Voraussetzungen construirte Figur eine recht abenteuerliche Form (etwa wie ein geöffneter Storchschnabel) besitzt, kann nicht Wunder nehmen. Dieselbe soll allen Eigenschaften des Stickstoffs ent- sprechen; doch sei darauf hingewiesen, dass nicht, wie Vaubel be- hauptet und wie es die Theorie, die Richtigkeit seiner Ansichten vor- ausgesetzt, erfordert, an seinem Körper zweierlei, sondern dreier- lei Ecken vorhanden sind, nämlich: eine mit 2 kurzen, 2 langen Kanten; zwei mit 2 kurzen, 1 langen Kante; zwei mit 3 kurzen Kanten. Unter diesen Umständen erübrigt es sich, auf die wei- teren Versuche des Verfassers betreffend die Construction stickstoffhaltiger Molecüle, die er auf einer mit etwa 25 Fi- guren verzierton Tafel veranschaulicht, des Näheren einzugehen. Spiegel. Eugen Gelcich, Die XJhrmaclierkunst und die Behandlung der Präcisionsuhren. A. llartleben's X'erlag. Wii-n, Pest, Leipziir, 1892. — Preis 10 Mk. Der chemisch-technischen und der elektrotechnischen Biblio- thek stellt der oben genannte Verlag nun auch eine mechanisch- ti'chnische Bibliothek zur Seite, welche den Zweck verfolgt, tech- nisch gebildeten Fachleuten eine Sammlung gediegener Werke zu liefern, welche die einzelnen mechanisch-technischen Disciplinen nach dem neuesten Stande der Kunst und Wissenschaft zur Dar- stellung brii;gcn. Der uns zur Besprechung vorliegende zweite Band derselben stellt sich als ein Handbuch der Uhrmacherkunst dar, das nicht allein für den Uhrmacher, sondern namentlich auch für alle, welche mit Zeitmessung, insbesondere mit Präci-sions- nhren umzugehen haben. Astronomen, Hydrographen, Nautiker, Meteorologen, Techniker und reisende Geographen kommen hier- bei vor allem in Betracht. Der Verfasser hat sein Augenmerk sichtlich auf möglichst grosse Vollständigkeit und auf eine gefällige Darstellung gerichtet. Eine grosse Zahl (249) sehr genau ausgeführter Abbildungen er- gänzen die textliche Darstellung in wünschenswerther Weise. Die Rücksicht auf die erstrebte Vollständigkeit lässt sich schon äusser- lich an der Disjjonirung des zu berücksichtigenden reichen und mannigfachen Materials erkennen. Nachdem wir in einem um- fangreichen ersten Thoile mit den in Betracht kommenden allge- meinen astronomischen, physikalischen und technologischen Grnnd- lehren bekannt geworden sind, lernen wir im zweiten Theile in allgemeiner Beschreibung die vei-schiedenen Arten von Uhren, die Pendid-, die Taschen- und die Stutzuhren kennen. Der dritte Theil des Werkes führt uns in die eigentliche Uhrmacherkunst ein; von der Lehre von den Eingriffen bis zu den Compensationeu und Hemuuingen gewinnen wir einen tieferen Einblick in die sinnreichen Constructionen und Berechnungen der Uhren, und wir erkennen, dass die Uhrmacherkunst zwar eine Kunst, aber vor allem eine Anwendung der Lehren der höheren Mechanik dar- stellt. Nachdem wir darauf im vierten Theile mit einigen be- sonderen Uhren bozw. Constructionen derselben bekannt geworden sind, wird uns im fünften Theile die Regulirung und Behnmllung der Präcisionsuhren vorgetragen, Dieser Abschnitt beansprucht, wie schon bemerkt wurde, das weiteste Interesse. Der \'erfasser hat hier u. a. auch die Normen für die Concurrenzprüfungen an der deutschen Seowarte und das Regulativ für die Prüfung von Präcisions - Taschenuhren durch die deutsche Seowarte aufge- nommen. Eine eingehende Behandlung erfährt auch der Einfiuss des Magnetismus auf Uhren. Die Verbindung der Uhr mit auderen Mechanismen (wohin Schlag-, Repetir- und Kalenderwerke, Uhren für die Registrirung von Zeitbeobachtungen, Weckeruhren sowie besondere Kunstuhren zu rechnen sind), wird im sechsten Theil eingehend vorgetragen, während wir im siebenten und hetzten Theile mit besonderem Interesse noch die elektrischen und pneu- matischen Uhren kennen lernen, die neuerdings immer weitere Verbreitung finden. Soweit sich übersehen lässt, hat der Verfasser die neuere Tjitter'atur sehr gewissenhaft benutzt; er dürfte darin auch so be- wandert sein wie nur wenige. Es unterliegt für uns keinem Zweifel, da.ss sein mit sichtlicher Liebe und grossem Flciss ver- fasstes Handbuch die verdiente Verbreitung uud Aufnahme linden wird. A. G. 440 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 43. Bruno Borchardt, Grundriss der Physik zum Gebrauch für Mediciner. Verlag von Ferdinaml Eiike, Stuttgart, 1892. — Preis 3 Mk. Der vorliegende Grundriss schliesst sich, soweit der Ref. er- kennt, z. T. an die Vorlesungen des Herrn Prof. Kundt an und zeigt dies namentlich darin, dass das Energieprincip vorangestellt wird und aus demselben die wichtigsten Sätze der Mechanik her- geleitet werden. Man kann an dem kleinen Grundriss des Ver- fassers, der uns ja schon durch seine Einleitung in die Wahr- scheinlichkeitsrechnung an dieser Stelle bekannt geworden ist, überrascht erkennen, wie ungemein leicht und einfach sich die ganze Darstellung unter diesem Gesichtspunkte gestaltet. Für die mathematisch nur wenig Geschulten dürfte sich das kleine Werk wohl als recht zweckmässig erweisen, namentlich also auch für das vom Verfasser ins Auge gefasstc engere Publicum: die Studirenden der Medicin; vielleicht auch für gewisse Kategorien der Candidaten des höheren Lehrfachs. A. G. Imperial university of Japan. The Calendar for the vear XXIV-XXV Meiji (1891-92.) Tokjo 1892. DerKalender bringtzwei Pläne, der eine den zur Universität, der andere den zum „Agriculture College" gehörigen Complex zur Darstellung bringend; er giebt eine Uebersicht über die Universitäts-Verhältnisse und gestattet namentlich dem dort Studirenden eine bequeme Einsicht in alles, was ihn interessiren muss, auch in den Gang der E.xamina u. a., sodass der europäische Student, der soviel herumtappen und herunisuchen muss, bevor er sich Klarheit über das verschaffen kann, was ihn nahe angeht, seineu japanischen Commilitonen um diesen Kalender beneiden kann. Atti della Reale Accademia dei Lincei. — Die Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der rö- mischen Academie der Wissenschaften bringen in dem ersten Se- mester dieses Jahres eine Reihe interessanter Abhandlungen, von welchen besonders hervorgehoben seien: Ca pell i, neuer Beweis des Satzes über die Polar-Entwicklung algebraischer Formen mit mehreren Reihen von Variabein; Ascoli, über die Elasticität und über den elektrischen Widerstand des Kupfers; Frattini, zwei Lehrsätze der Zahleutheorie und ihre geometrische Anwen- dung (die Theoreme beziehen sich auf ganzzahlige Lösungen ge- wisser unbestimmter Gleichungen zweiten Grades); Vicentini, Lichterseheinungen, hervorgebracht in verdünnten Gasen durch elektrische Entladungen; Mingazzini, Classification der Coeci- den und Gregarinen; Grimaldi, über die Methode von Cailletet und Colardoau zur Bestiinnunig des kritischen Punktes ; B e 1 tr a m i, über den analytischen Ausdruck des Huygenschen Princips; To- nelli, über die Auflösung der Congruenz .7:- = c (mod. p>'); Morera, allgemeine Lösung der unbestimmten Gleichungen des Gleichgewichtes eines continuirlichen Körpers (mit einem Zusatz von Beltrami); Guglielmo, Beschreibung eines neuen Apparats zur Messung der iseutropischen und isothermischen Compressibili- tät fester und flüssiger Körper (Angabe eines neuen Piezometers, das mehrere Vorzüge zu bieten scheint); Pincherle, über die linearen Differenzialformen ; Marcolonge, Lösung zweier Pro- bleme bezüglich der Deformation einer homogenen isotropen Kugel; Padowa, über die Theorie der Capillarität; Ascoli, über die Zähigkeit des Eisens bei verschiedenen Temperaturen. Ausserdem sei noch auf den Bericht über die feierliche Sitzung vom 5. Juni d. J. aufmerksam gemacht, die in Gegenwart des Königs stattfand. Physikalische Revue, herausgegeben von L. Grätz. Verlag von J. Engclhorn, Stuttgart 1892. Im Verfolg unserer früheren Erwähnung der physikalischen Revue machen wir heute auf den Inhalt der Hefte 7, 8, 9 dieses Jahres aufmerksam, die dem Halb- jahrs-Bande H angehören. Es enthalten : Heft 7: Batelli, über die thermischen Eigenschaften der Dämpfe; Amagat, über die Bestimmung der Dichtigkeit der verflüssigten Gase und ihrer gesättigten Dämpfe. Kritische Ele- mente der Kohlensäure; Stoletow, über den kritischen Zustand der Körper; Le Chatelier, über die optische Messung hoher Temperaturen; Lees, über die Wärmeleitnngsfähigkeit von Cry- stallen und anderen schlechten Leitei-n; Jannettaz, über die Fortpflanzung der Wärme in krystallisirten Körpern ; Poyuting, über den Zusammenhang zwischen dem elektrischen Strom und den elektrischen undmagnetischenlnductionen im umgebendeuFcld. Heft 8: Lon Rayleigh, über die relative Dichtigkeit von Wasserstoff und Sauerstofi'; — , zur Frage der Stabilität von Flüssigkeitsströmen; Batelli, über die thermischen Eigenschaften der Dämpfe (Untersuchung der Dämpfe des Schwefelkohlenstoffes in Bezug auf die Gesetze von Boyle und Gay-Lnssac); Brown, über die Potentialdifferenz von auf einander reagirenden Flüssig- keiten; Poynting; über den Zusammenhang zwischen dem elek- trischen Strom und den elektrischen und magnetischen Inductionen im umgebenden Feld (Schhiss); Trouton und Lilly, eine Me- thode zur Bestimmung derDielectricitätsconstante; Perot, Messung der Dielektricitätsconstante durch elektromagnetische Schwin- gungen; Pupin, über elektrische Entladungen durch massig ver- dünnte Räume und über coronaähnliche Entladungen. Heft 9: Cailltet und Colardeau, experimentelle Unter- suchungen über den Fall von Körpern mid über den Widerstand der Luft gegen ihre Bewegung. Am Eiffelthurm ausgeführte Ver- suche; Lea, Spaltung des Silberhaloidmoleküls durch mechanische Kraft; Mascart, über den Regenbogen; Liveing und Dewar, über das Spectrum des flüssigen Sauerstoffs und die Brechungs- iudices des flüssigen Sauerstoffs, des Stickoxyds und des Aethylens; Barus, die Messung hoher Tempei-aturen; Le Chatelier, über das Princip der grössten Arbeit; Bartoli und Stracciati, über die specifische Wärme des unterkühlten Wassers ; P i o n c h o n , über die specifische und die latente Schmelzwärme des Aluminiums; Barus, die Aenderuug der Wärmeleitungsfähigkeit beim isother- mischen Uebergango vom festen zum flüssigen Zustande; Pisati, experimentelle Untersuchungen über die Fortpflanzung der mag- netischen Strömung; Bragg, die „elastische" Methode der Be- handlung elektrostatischer Probleme; Bichat und Blondlot, Notiz über das absolute Elektrometer mit continuirlichen Angiben; Blondlot, über die Fortpfianzunsgeschwindigkeit elektromag- netischer Wellen in isolirenden Medien und über die Maxwellsche Beziehung. Gutberiet, C, Lehrbuch der Philosophie. 2. Aufl. Münster. 3 M. Hintzmarm, E., Flora der Blütenpflanzen der Magdeburgischen Gegend. Magdeburg. 2,40 M. Hirsch, A., Zur Theorie der linearen Differentialgleichung mit eindeutigem Integral. Königsberg. 0,20 M. Hüeber, Th., Fauna germanica. Berlin, 'l M. Jentzsch. A., Kurze Begleitworte zur Höhenschichtenkarte von Ost- und Westpreussen. Königsberg. 0,20 M. Karte, topographische des Königsreichs Sachsen. 1 : 25,000. Sect. 26. Liebertwolkwitz. Leipzig. ],.dO M. KnoU, Ph., n, A. Hauer, Ueber das Verhalten der protoplasma- armeu und priotoplasmareichen, quergestreiften Muskelfasern unter pathologischen Verhältnissen. Leipzig. 2,60 M. Koch, L., Mikrotechnische Mittheilungen. Berlin. 1,50 M. Kohl, C, Rudimentäre Wirbelthieraugen. Cassel. Kowalevsky, A., Ein Beitrag zur Kenntniss der PLxcretionsorgano der Panitpoden. Leipzig. 1 M. — . — Einige Beiträge zur Bildung des Mantels der Ascidien. Ebd. 2,l.'i M. Krasser, F., Ueber die Structur des ruhenden Zellkernes. Leijizig. 50,0 M. Berichtigung. In der Figur 2 des Lepidodendron-Polsters auf S. 429 ist die Anheftungsstelle der Ligula aus Versehen nicht zur Darstellung gekommen. Sie befindet sich zwischen dem mit L. bezeichneten Dreieck, welches Stur als di(.^ dem Insertionspunkt des Sporan- giuras entspi-echende Stelle deutet und der Blattnarbe N. Die Ligula-Narbe befindet sich in unmittelbarster Nähe der oberen Ecke der Blattnarbe als punktförmiges Gebilde. Sie kann als Grübchen oder kleiner Höcker auftreten, so dass die Bezeichnung Ligulargrube nicht in allen Fällen passend erscheint. P. Inhalt: Prof. Dr. H. Schubert : Mathematische Spielereien in kritischer und historischer Beleuchtung, (Forts, und Schluss von No. IV.) — Ueber die Regenwürmer der Umgebung von Berlin. — Die Algen und Thiere des Gr. Plöner Sees. — Ueber Dainmar und Dammar liefernde Pflanzen. — Altes und Neues über Vanille. — Ein Spiritusbrenner. (Mit Abbild.) — Einige Eigen- schaften des getrockneten Schwefelwasserstoffgases. — Mineralchemische Studien. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Li- teratur: F. Max Müller: Natürliche Religion. — Eduard Kulke: Zur Entwicklungsgeschichte der Meinungen. — Adolf Engler: Syllabus der Vorlesungen über specielle und medicinisch-pharmaceutische Botanik. — Wilhelm Vaubel: Das Stick- stofi'atom — Eugen G elcic h: Die Uhrmacherkunst und die Behandlung der Präcisionsuhren. — Bruno Borchardt: Grund- riss der Physik zum Gebrauch für Mediciuer. — Imperial university of Japan. — Atti della Reale Accademia dei Lincei. — Physikalische Revue. — Liste. — Berichtigung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 43. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XCIII =- ' (I -licM crsclilmi der erste Band von ^ MEYERS .,:j KLEIN ES ; KöNVERSilTIONSlEXIKOli Fünfte, neubearbeitete und Vür:i:ehrte Anl'lage. 2400 Lexikon-Seiten mit 78,000 Artikeln und vielen hundert Abbildungen, Karten, Chromotafdn u. a. 3 Bände in Halbfranz geb. zu je 8 Mk. = 4 Fl. 80 Kr. oder auch 6ö Lieferungen zu je 30 Pf. = 18 Kr. Die erste Lieferung zur Ansicht, — Prospekte gratis. ^^^ Verlag des Bibliograpli. Instituts in Leipziq n. Wien. ^N ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiseiislr. 58. BERLIN NW. Luisenstr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ T und ncrüthschaften im Gesamintojebiete der Naturwissenschaften, i ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Fcnl. IKiniuiliTs V4'rlag^t>uc)lllUlliten gr. 8». i_^ Preis l Mark. — ^ Zu beziehten durch alle Bucli- liandluns'en. Ferd. Düinmlers Verlagsbuchhandlg. || in Berlin SW. 12. 11 [[gja515535B5''£55g5a5515a55i^'^ig555gg5g5g5ö[5El| Ferd. Dümmlers VerlagsbucMiandlung In Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von l'rot'. I>r. M. Lazaru.s. geh. Prei.s ,S M-, geb. Preis 4 Jl. Zu beziehen durch alte Buchhandlungen. Auflagre 36 0OO! -ra=rv*-.MMk-M S ü^gr: (2 Pof fÖfirtd)) cinfcIjaeSIi* iljrcr (aUCfi ^OntOflS) 1, Deutsch. Hausfreund, 4 s. Allq.Ztg.f. Landwirth- iUu8tr.ZeilBchiiftv.l6Druck- seiten, wöcbentlicb. 2. Mode und Handarbelt, Seeitig mit .Schnittmuster; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verloosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau, vierzehntägig. 6 Die Hausfrau, uwgig. 7 Produkten- u.Waaren- Markt-Bericht,w9citenti 8. Deutsch. Rechtsspiegel Sammlung neuer Gesetze und Keichsgerichts - Entacheid.; nach Betiarf. foften bei jditt ifo|!anßalt pro Duartal ntttf 5 pXavk. Schnelle, auifU^cli^e unbunparleiift^epolitifc^e iBeriditerftfltlunfl; [eine poUtifcfie ääeoormunbuna her Sefer. — aßieberßabc intereifirenber 5)leinung§äu^erungen bet ipartcl= blattet aller SlicttunBeii. — SfluäfU^rlirtt' >}Jar Umentä = i8e = ritzte. — Sreffliiie militärift^e SUufiäJe. — 3n'«r'ff<"<'« aotol«, Xöeatecs unb (Seridjtä < Sia^ric^ten. — ffiln» dc^enbfte Slac^tit^ten unb auägejetc^ticte SRecenfionen über J^eoter, ÜBufir, flunft unb Biffenfc^af t — auäfüdrlidSer ^anbeUt^eil. — Sollftänbigfte« (Jouräblott. - Sotterie» Siiften. — SpetfonoIsSBeränberunBen in bet armee, äHorine unb eioiUSSennaltuna (Sufttj, ©eiftlic^teit, fie^rerfi^aft, ©teuerfat*, J(0rftfa(5 )c.) fofort unb oollftänbig. Ifeuiaetone, iXomane unb Tloneaen bec ((roorragentißcn Hutortn. ^njeigen fltti» votx f\dieKec gHIirkunfl! Der Sn^alt her ,,geHlneV gl*uc(te>t gladjeidrten" Ift frei Don grioolitdten itgenb meläiex älrt. 3n jeber gebiibeten ?;amille pnben fe bo^er fitfier freunblic^e Slufno^mc. SMf ^ät S-nmilicn ' SInjeigen, Xicnitlioten> Mcfud)c, 2öol)nungs=Slnjclflcn unb nl)ulidic Slnnonccii, »ic Mc ©cftütfntMc eines ^nuslialts tctrcffcn, Witti bic Slbdnni:incntä Duttttiiin für iaS Intifcnbc Ouattal 6. a. 2S. t>ofl in 3<<6tun(| genommen, roobutc^ ber '.öejug bt<^ 33lattcö fic^ roefentUc^ netbilligt. "^HB iprobenummern niif SBunidb guitt.j burdt bic «rptliltliin 6crlin SW., fiöntjgriiljcr Stroft 41. ^««•««•••••««l >»•«•••€> ••••^ Patentanwalt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 07. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dakteriologische Kurse, ♦ ♦ Unterricht in Nahrungsmittel-, # ♦ sowie Harnanalyse, monatlicli.^ I Gelegenheit zum Ausführen T T selbststäntiiger Arbeiten. T ^Uebernahme von technischen und^ ^ m;?senscbaftlichen Untersucliungen ^ ^ jeder Art. ^ ♦ Dr. E. Ritserts Bakteriologisch- ♦ ♦ cliemisches Institut, ♦ X Iiih. Ur. J. Stahl. X ♦Berlin N., Friedrichstrasse 131 d.* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ cKifcilt'- t'cflavitsf tjes Autä yo t u-ci tmi iia- V 5 1 fL« aw Särfiii S.XmvKKHuUmtcttätt 23. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung In Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelius, Astronom. - '24 Seiten. T.ascbonformat. Preis ijehi'fti't öl) Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Soeben erschien und ist durch .iedc Buchhandlunpr ^-atis /n beziehen: Verlags- Katalog von Ferd Düinmlers VerlaisMiclilils, 1808 - 1892. 4< In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erscliieu : Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung Dr. Robert Mittinaiiii, (Sciiiiler ties Frofessor Klocb..) Mit 8 Holzschnitten. (Sonder-Abdrucli ans der „Naturw. Wochenschrift,") Preis I Mark. Carl Zeiss, — Optische W^erkstätte l^Xilii'osBiliope ,„, lind ^ Mikrophotographische Apparate erstei' C^xxalität, in vollstäudigeren und einfacheren Zusammenstellungen. '^ lUustrirter Katalog gratis vmd franco. XCIV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 43. .ia^«33aiiaia^4j'^kgi(jw^iääaa3j;i<>j.iJ^ji^.i-iJj^4^^ jajQaaaQ;ft»jaa'jaaa'jjaaaaaaja;>a^a;*J^a4aaaja [ Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stiier 40 Rue des MatMirins in Paris. Lieferant des frauzösisclien Staates u. aller fremdenStaaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheileri, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können, in grossen Quantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eitel, nuschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Flammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär aus dem Ulainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche Mineralien Kauf oder Taiiscli. Wogen der Bedingungen bitte zu sclireiben an Alexander Stuer 40 Rue des Matliurins in Paris. 9^M^* *^**^*^:k^*t^^^^ ^ *^^^^ß^^^ **^^^^f,ttm ^itilitiWiSW^'»' r.täiSiiMM Hempel's Klassiker -Ausgaben. Ausrührliche Specialverzeichnisse gratis und franco. Ferd. Hüninilers Verlagsbuchhandlung. i^^0^^^^a!g^pifltfSlfS!l^fflfglfl!lf^ ♦♦♦_♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦»♦♦♦♦♦♦ In Ferd. I>tlininlers Vorlags- l>u<-lihandluns in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der inseitten von H. J. Kolbe, Kustos am Konii^I. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschuitteii. Ersclminl in Lie- ferunffiMi .i 1 M;iili. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In unsenn Verlage erscliien soeben imd ist durch jede Buchhandlung zu beziehen: Die ethische Bewegung in Deutschland. "Vorbereitend-e nVEitteilxmgerL eines Kreises j^leicbgesiuuter Mäuner und Frauen zu Berlin. Zweite vermehrte Auftage. 52 Seiten gr. 8». Preis 60 Pf. Die ethischen Gesellschaften. Ein "Voi'ti'ag' gehalten in Berlin am 3. Juli 1892 von Dr. Felix Adler aus New- York. 17 Seiten gr. 8". Preis 25 Pf. (In der erstercn Schrift ist dieser Vortrag mit abgedruckt.) )«> * )*> «iFerd, Dümniiers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstrasse 94 ©oeben Beginnt ju er|"d)Mncn: ^Utr^tttfrifliittti €inc malert[d]e 5d?ilt)crung iinfcrer ^eutfd^en i^cimat ton |lu0tt|t ©rinittöf. ^otriifönbig in 52 ^icfcruttgcn ii 30 •§♦(. pil tiiicm fnrbtflen ?rüdbU& unb mtljrtrrn gunöcrt örr uorjüglirijficn piiprntiontn. 3)tc SBcfcr^cihtng urteilt über ba§ SScrf: fflit bcfi^eu «iic iiaiijc 3!eif!e iDaenanntcr »Craditirevte, bic in nuiditiaem Solioiormat aiiadcat fiub iinb, wie qcvii aiicitamit fein maa, in tfmltlcriidjer luib litevarifdjer SBejiebuna une trefflid)C iHilbcc eon cinscliien tücbictoii bei- '^citcvlanbcS jebcn. Slbcr cf- iit ein «igen Ding um loldie 'Cradjtrocvfc. ,-(unact)ft finb fio feU'ftrcvftanMid) audi ,1'rcidit. tbcuev" uub «jcnn man fie bann alüctlid; eni'orben, njas t(t ihr ©djictial» Sic leiben unter ben Äeblem ihrer Sforjüge unb - rerteblea ibten SBctuf. t5t> ift bev SJeuiaften ©adic, in einem folAen i5olianten su leieu, ivae, ebrit* ju teben, aud) bcrslid) unanacncbm i(t. Unb jo bleibt benn im ©vunbc bou aUen biejcn an fid) in ber Jbat redit berbicnftlidien iV-crfen nidite iibvia für beu aUidlidien Seiifier, alä ber reid) mit Wölb berfd)ni;rfelte ßinbanb. in bera fie auf irjenb einem Siidie ratabiren. ficdiftens i^% einmal einer, bcm eo beim Slntidiambriren lanon-eilig geirorbcn, obne weiteres Sntereffe bcitin blättert. — (fä ift aber bod) gennS ii.nin(dien?»ettb, bafe ein Seif and! feine v>einuitb in ibrcr idiönbeit fenne. STieie .RenntniS mui ibm bermittelt ix'crten turdj ein beauem banblidiet- Jöud), inbem nuin .lud) U'irtlid) leien tann. llnb bae »Bort innft nntevltüSt ii'erbcn bnrdi nid)t allju fparlam bargebotenc gute, flarc bilblidie lavftellungeu. Xann irirb eui (oldiee Sind) eine irir£lid)C Cfiftcnsbereditigung haben unb gteunbe fiuben Sanb auf unb l'anb .ib, wenn eS .lufjerbem baran «ebadit bat bafi bie 3,eit eine barte ift unb gar biete unter un6 an »tätcntii^e; tbeuren, wenn aud) nod) fo guten literariid)en ISRcng- niffen mit «ebauem bornbetgeben muffen. — 2Mcfcn Sotbcningen finbeu mit botl tSennge gclban ni bem tretflidien »crte, ireldies une Slnguft Jrinino, bet »ielgewanbcrte, eben barbietet. Sn jener Haren ervad)e, bie auS ber fidieven .«enniniB bes ©egenftanbeS crU'ad)ft, unb tnit ber liebetoUeu Särme, bie eine Srnd)t ber irarmen greubc am Saterlanbe ift, id)ilbert er nnc- bie .^eimatb in einer li?anberung burd) alt' ihre (Sauen. - 66 ift nn8 befcnccri' inmratbifd), loenn er fcnien ®aiig im Scferlanbe, im Jentobnrgcv Salbe, beginnt. >f;ier an bieie 'Bälber fnüpfen fid) alte (irinncrungen bes Softes, burd) irJ(atur in fcffelnber «Beifc fi* belebt. Sin lieberotleö eingeben auf baS Sebeu, U'ie eö fid) beutäutagc nod) in ben gtSttcn unb £brfcvn ber liiebcriad-fcn nnb SBeftfalen geftalitt, bringt \mi in ber Jbat Sanb unb ^cute 10 nabe, ba6 reit, ber (Wegenirart auf Slngenblide bcrgeffenb, mit bem »erfaffer bnrd) ben isjalb nnb über i;i.i ^Jioor SU ivanbetn meinen. Unb bie in berSbat roviüglid)en ^lUiftraticncu belfen ibr^ riefte trefflid) Jut Serbollftäubijuug bicfes (jinbrnds. — i£o haben mit eö benn loivtlid) mit einem id)bnen unb guten S*ud)e fn tbuii, baS and) bemjcnigen, ben )Htrui nnb Sehen an bie ed)olle banben, bie ed)cnbeiten ber .(jeimath in berjerfiifd)enber a>eite nabebniuit. SPeffer alc fogenannte L''ieid)id)t6bnd)cr, bie in bet jeireilc- ron oben abtrobitten Tatftcttung bem Solle unb bev Jsugenb ben VebeiiS gang ber beutid)en ?!otion barftetlen, ivirb biefee Sud' reinen iSinn für baä Satetlanb loeden unb erhalten, li'cil eS in fo hobcm SlJaSe bem Seter bic Sreube an ber «leimath t;ennittelt, nnb gerabe barum möge e5, iraä ber geringe %xt\i ja and) cvmiiglidit, in red)t ireite Äreife ber SolEegenoffen bringen." 3cbe «uditianbluug nimmt »cftcUuuflcn out baä SBu* ciitacgen uiib teilt nuj ätJiiiiidi ,tittt 1 jur 'JlurHSt mit. |cri». f iimmlcrs f crlngsbutiiljanMHng in gcrlin SW., ?imtncr(lra^c «4. Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung! in Berlin SW. 12. Soeben erschien: System der forrrjalen und realen { Logik. Von Dr. Georg l'lrich. 91 Seiten gr. 8". Preis 1,80 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. V) jlf^J^p ,j!.»~qp .i'ä^^^p 4=-«lP'^^»^^f-^-»1fr>^»ir^^w^«^qp^«^siF''^¥^'"^I^'T^ Jll I I MM I IMMIMIUMML I Zu Schülerprämien | i vorzüglich geeignet | i ist das Buch: i 1 Deutsch ■ Afrilia | i und seine | 'jNacliliaru im scMneii Erdteil.! i Eine Rundreise = E in abgerundeten Natursehilde- | = rungen, Sittenscenen und ethno- = I graphischen Charakterbildern, i i Nach den = i neuesten und besten Quellen für i = Freunde d. geographischen Wissen- 5 i schart u. der Kolonialbestrebungen H 1 sowie für' den höheren Unterricht i 5 von E 1 Dr. lobannes Baumgarten, i I Gymnasial-Oberlchrer. z i 2. vermehrte Ausgabe. Ml einer = i Kartenskizze von Deutsch- Afrika. | i 5 Mark, gebunden 6 Mark, i I Ferd. üümmlers Verlagsbiichhandlung | i In Berlin SW. 12. | lllllllllllMIIMMMIMMMMIIMIIIIIIIMIIIIMIMMMniMr "^z**^- ^^.<<^- Redaktion: '^ Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. Vir. Band. Sonntag, den 30. Oktober 1892. Nr. 44. Abonnement : Man abonnirt bei allen BuchhancUungen und Post- j anstauen, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.— sp Bringegeld bei der Post 15 ^J extra. JL Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- sprecbenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenanahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist iinr mit vollt^tändig er Qnellenaiiaalie jjostattet. Die Thier- und Pflanzenwelt des Slisswassers.*) Von Dr. W. Weltner, Custos ccCui;g mmin WWI r. .T. Stiilil. X ♦Berlin N., Friedrichstrasse 131 d ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ flfltWC^l^ iUOj- vO*u« ift ihr Sdiictlal? Sic leiben unter ben ACblein ilnev 2!orsiige uub — rcrfcblen ibteu Seruf. C5S ift ber Sik'niafteu laadie, in einem foldicu Folianten su leieu, U'ac\ elnlidi su rebeu, iindi fierslidi nnanjenebm i|t. llnb fo bleibt benn im («niube ron allen biefen an fid) in ber Jhat ledit iH'ibienftlidieu älierfen niditt- iibrig für ben (jlücflidien SöefiSer, alS ber reid) mit l«olb t>crfd)ncrfclte Cinbanb. in bem fie auf irjjenb einem Sijdie vaiabiieii. fißdiftenS ba6 einmal einer, bem e§ beim Jlntidianibrireu lanjlreilia geirorbcn, ohne weiteres Sntercfje baviii blättert. — (Sä ift ober bod) oen'Ü) mfiufdienSliieitl!, baf) eiu Seif and) feine >>eimatl) in ihrer SdjiJiiBcit fenne. Tieic .Hcitntnif) mnfe ihm »ermittelt irertcn bind) ein bcauem banblidicS Sudi. iubem man aud) mirUidi Icjen tanu. Uub i^xi l?ott mu6 untcrftüttt irerbcn bnvd) uidit alliu fparfam barflebotene gute, flare bilblidie TarftcUunjicn. Tann wirb ein foldieS 5Budi eine nniflidie SriftenibereditiGUUG haben unb Sreuube finben ganb auf unb l'anb ab, irenn e6 auScrbem baran nebadit hat, baf) bie 3eit eine hatte ift uub aar bielc unter un? an rrätentibe theuren, wenn auch nod) io ijuten literarifdjeu (STScnä' uiffen mit Sebauern borflberiiehcn miiffcn. — liefen Socbcrnnnen finben luir boE Wenüje aethau in bem trefflidjeu SSerte, iveldieS uns Slnanft Ji iuiuä, ber SiicloeU'anberte, eben barbictet. 3'i jener Haren Srroche, bie auf- ber fidjeren SenniniB bec (Seaenftaubes erwädift, uub mit ber liebcbotleu »Bärme, bie eine iiivud)t ber ujarmcn fjreube am Satevlanbe ift, fdiilbert er une bie .fieimatb in eüiec l\>anbernna burd) all' ihre Wanen. — (56 ift un8 befcufcrs fmnratbifd), wcnu er feinen (Jiaiia im äSeicrlanbc, im Seutcburaer ISalbe, beainnt. fiier au bielc ©.ilber tuiipfen fidi alte (5vinucniuaen bec- ÜolteS, burd) Weldie bie ©diilbeiung ber fd)i*ucn üiatur in feffelnber SSeife fid) belebt, ©in lieberolles I5inaeben auf ba6 Sebeii, U'ie eis fid) bent,^utaae uod) in ben gtiibten unb STürfeiu ber Oiieberiad-fen uub SBeftfalcu aeftaltet, brinat \mi in ber Jbat Üaub uub i.'entc fo nahe, ia^ ivir, ber (SeaenU'art auf Sluaenblicfe reraeffcnb, mit bem äierfaffet burd) ben itfalb unb über baä 5J[0cr SU u'anberu meinen. Uub bie in ber 'Jbat bersüalid)en Sduftraticnen belfeu ibrerieitS treiflld) snr SicrlHiUftänbi^uiiii biefec- (Jiubiurfi^. — ®o haben mir c8 benu isirtlid) mit einem fdjoueu uub guten 4(ud)e su tbnn, bas aiid) bemjeniiieu, beu Weruf uub Vebeu au bie ©d)ülle banbcn, bie Sd)cnheiteu ber^cimatb in berserfrijdienbcr äiSeiie nabebrinat. SBcffer al6 foocuannte i^)ejd)id)t6büd)er, bie in ber jeweils bon oben apfrobirteu TatfteBuna bem iSolfc uub bet Sugenb ben Sebenf" saug ber beutid)en 5!ation barftetlcu, wirb biefcS Sud) reinen ©iuu für ba6 SSateilaub lueden unb erbalten, weil c8 in fo bobcm *J3iafie bem Sefer bie Btcube au ber -fieimatb bermittclt, unb gerabe barum möge e6, »ctS bet geringe Uiteiä ja and) ermö9ltd)t, iu rcd)t weite .«reife ber SBolfeaeuoffen bringen." 3cbc iSudiljnnbtunfl nimmt SBeftcüungcn au} bog !Bu4 cutßcgcn unb teilt out SBunitb ,'^cft 1 }ur mnfi^t mit. l^erJ». ^ifmmlj^ij» f crlngsbudjljnniilimg in gcrliii (SW., 3immcr|lra^c 94. ^ JlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllltlllllllllllllllllU I Zu Schülerprämien [ i vorzüglich geeignet | 1 ist das Buch: = 1 Deutsch - Afrika 1 i und si'iiii.' = iNaciarnii]isclifarzenErflteil.| E Eine Rundreise i i in abgerundeten Naturschilde- = E rungen, Sittenscenen und ethno- i E gi-aphischen Charakterbildern. E i Nach den E E neuesten und besten Quellen für = = Freunde d. geojrraphischeu Wi.ssen- E E Schaft u. der Kolonialbestrebungen = E sowie für den höheren Unterricht = E von 5 1 Dr. lohannes Baumgarten, 1 E Gyniuasial-(Jheilehrer. E E 2. vermehrte Ausgabe. Mit einer E E Kartenskizze von Deutsch- Afi'ika. E i h Mark, gebunden 6 Mark, i I Ford, lllimiiilcrs Tcrhigsbuciilianillung = I in Berlin SW. 12. | ?iiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiir ji^P'^F''^^''^'^ ■ '^T^'^'^'iP'^^'^^'ä^^'^' ^F''^''*^''*ir'*ip*v'^'"T' Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. üeber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 JC\ geb. Preis 4 M- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung ^ in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. Taschenfoi-mat. Preis gelieftet .50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ^^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 6. November 1892. Nr. 45. Abonnement: Man aboanirt bei allen Bucbhandhingen und Post- -ir Inserate: Die \'iergespaltene Petitzeile 40 ^-S. Grössere Aurtriige eiit- anstalten, wie bei ilej- Exiiedition. Der Vierfeljahrspreis ist M 3.— GÖ sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkniift. Inscratenanalinie Bringegeld bei der Post 15 4 extra. JL bei allen Annocenbureau.x, wie bei der Expedition. Abdruck ist mir mit vollstän(li{>;or <{iielleuangabc j»;estattct. Die Flora des diluvialen Torflagers von Klinge bei Cottbus. Von Prof. Dr. A. Nehriusr. Naclidem ich bereits in No. 4, 24 imd 20 des laufenden Jalirganges dieser Zcitsclii-ift über die Al)lag-ening-sver- bältnisse der Tlioug-ruben von Kling-e und specieil über diejenigen der Seiud//sclien Grube beriebtet habe, erlaube ich mir, in vorliegendem Aufsätze eine kurze zusanmien- fassende Davstelhing- dessen, was ich bisher über die Flora des dihivialen Torflagers von Klinge ermittelt habe, zu liefern. Zum richtigen Verstäuduiss bemerke ich, dass sämmt- liche Pflanzenreste, um die es sich hier handelt, aus der kohlig-torfigen Schicht der Schulz'schen Grube*) stammen, welche ich in meinem Artikel in No. 4 dieses Jahrgangs als sechste Schicht oder auch als unteres Torflager bezeichnet habe. Diese Schicht, welche in der Schulz- schen (irube in horizontaler Riciitung auf ca. 550 Fuss aufgeschlossen ist und eine durchschnittliche Mächtigkeit von GO Centimcteru zeigt, ist ohne allen Zweifel eine primäre, an Ort und Stelle entstandene Torf- bildung. Jeder, der in der Schulz'schen Grube eine frisch abgestochene Partie aus jener Schiebt näher unter- sucht, wird die Richtigkeit vorstehender Behauptung so- fort erkennen: an ein etwaiges Zusammeuschwemmen von pflanzlichen Objecten aus verschiedenen Schichten kann .nicht im entferntesten gedacht werden. Ich habe die ge- flügelten Samen der Fichte mit unversehrtem Flügel im vereinzelten Zustande in dem Torfe vorgefunden, ferner 4ie Früchte von Ceratophyllum mit den völlig erhaltenen fadenförmigen Fortsätzen, ebenso die zartesten Blätter verschiedener Baumarten, ferner Birkenäste mit unver- sehrtem Bast und viele andere Objecte, welche bei einem Transport im Wasser sehr bald verletzt sein würden. .Auch Herr Dr. Andersson aus Stockholm, der in Torf- .untcrsuchungen wohlerfahrene Assistent des Herrn Professor .A. :G. Nathorst, welcher am 7. Juni zusammen mit Herrn *) Ich hciiii/rke. dass die Restf maiii-hcr von den zu neiiiieu- .den Arten aucli noch in dem sog. Lebertorf vorkommen; dieser bildet die Basis jener kolilig-torfigen Schicht. Landesgeologen Dr. Dathe (Berlin) die Schulz'sche Grube unter meiner Führung besuchte, erkannte ohne Weiteres an, dass jene Pflanzenablagerung (Schicht 6) eine primäre, an Ort und Stelle entistandene Bildung sei. Anders steht die Sache hinsichtlich der kohlig-torfigen Ablagerung, welche ich a. a. 0. als dritte Schicht oder als oberes Torflager bezeicimet habe. Diese Ablagerung, welche nicht ülierall in der Schulz'schen Grube als be- sondere Schicht hervortritt, sondern nur im nördlichen Theile derselben beobachtet wird, ist wahrscheinlich ein secundäres Schweminproduct, wie ich früher bereits ver- muthet hatte, und wie es sieh namentlich bei der Unter- suchung der von mir nach Stockholm gesandten Proben durch Nathorst herausgestellt hat. Die in dieser Schicht enthaltenen Pflanzenrestc sind durchweg abgerieben und sonstwie verletzt, so dass man auf einen unruiiigcn Trans- port im Wasser schlicssen darf. Vermnthlich stammt das pflanzliche Material dieser Schicht daiiei', dass gewisse Partien eweis, dass ihre Ablagerung in ruhigem Wasser stattgefunden hat. Ich habe eine Anzahl dieser zarten Objecte in einer Mischung von Wasser und Alkohol conservirt. Figur 2. Eine Frucht des Feldahorns (Acer cam- pestre). Der Flügel hat sich nur soweit erhalten, als er schraffirt dargestellt ist. Die Mehrzahl der Früchte, welche ich ausser dieser gefunden habe, ist ganz flügellos, d. h. hat den Flügel eiugebüsst. Die Form der Früchte ist im Allgemeinen etwas kleiner und schmaler, als die der re- centen Exemplare, welche ich zum Vergleich benutzen konnte. Ich fand sie bisher nur in der tiefsten Partie des Torflagers und in dem oberen Theile des Lebertorfs. Fig. 3 und 4. Zwei Haselnüsse (Corylus avellana), die eine der breitereu, die andere der schmaleren B^orm an- gehörend. Sie sind sehr wohlerhalten, ebenso wie die 5 übrigen Exemplare, welche ich besitze; sie stammen aus demselben Niveau, in welchem die Ahorn-Früchte vor- kommen. Fig. 15, 16 und 17. Drei Früchte der Hainbuche (Carpinus Betulus). Dieselben sind ausgewählt, um eine Anschauung von dem Variiren der bei Klinge vorkom- menden, zahllosen Hainbuchen-Früchte zu geben. Fig. 15 stellt ein grösseres, Fig. 16 ein kleinei'es Exemplar der breiteren Form dar; Fig. 17 ein solches der gestreckten, schmalen Form. Wt)llte ich die sehr mannigfaltigen Va- riationen und Abnormitäten der in meinen Händen be- findlichen fossilen Hainbuchen-Früchte von Klinge, welche nach Tausenden zählen, zur Darstellung bringen, so würde ich damit eine grosse Tafel füllen können.*) — In dem frisch angestochenen Torfe sehen diese Früchte lebhaft rothgelb aus; sobald sie einige Minuten hindurch dem Lichte und der Luft ausgesetzt waren, nehmen sie eine schwärz- *) Ob zwischen diesen fossilen Früchten und denen der heu- tigen Hainbuche bemerkenswerthe Unterschiede existiren, ist zweifelhaft; soweit mein (allerdings knappes) recentes Vergleichs- material reicht, sind manche kleine Unterschiede vorhanden. 454 Naturwisscn.schaf'tliclic Wochenschrift. Nr. 45. liehe P"'arbc an. Die Hainbuche nins.s in der Nälie un- seres Fundortes während der ersten Zeit der Bikhini;- des Torflagers sehr häufig gewesen sein. Später wurde sie verdrängt; wenigstens felilen iln-e Früchte in den obersten Sciiichten des Torfes. Fig. 10. Eine Steinfrucht der Stechpalme, Hex aquifoliuni, in zweifacher Vei-grösserung. Das Vorkonnnen der Stechpalme in dem Torfe von Klinge ist in mehr- facher Hinsicht interessant. Zunächst erscheint die Tliat- sache benierkenswcrth, dass diese Ttianze, welche lieut- zutage auf das nordwestliche und westliche Deutschland (von Rügen bis zum Sehwarzwaldc) beschränkt ist*), ehemals in der Gegend von Klinge vorkam. Dass sie hier während der ersten Zeit der Torfbil- dung wirklich wuchs, wird (ausser durch die 6 Stein- früchte, welche icli in Händen habe) namentlich auch durch das von mir aufgefun- dene Laubblatt bewiesen. Ferner erlaubt uns das Vorkommen der Stechpalme eine wichtige klimatische Schlussfolgcrung. Nach P^r. Th. Koeppen entspricht die Nordgrenzc bezw. Ostgreuze des heutigen Vorkonuncns jener Pflanze einer mitt- leren Januar-Temperatur von 0° Geis.**); hiernach darf man annehmen, dass das Klima derjenigen Epoche, in welcher Hex bei Kline-e wuchs, ein mildes, gcmäs- etwa derart, wie in dem Ver- breitungsgebiete von Hex aquifoliuni herrscht. Fig. 6 — 9. Samen von Cratopleura hclvetica forma Nehringi C.Weber, und zwar Fig. ü und 7 in natürlicher Grösse von oben gesehen, Fig. 8 und 9 in zweifacher Vergrösserung sigtes war es heutzutage Früchte und Samen aus dem diluvialen Torilager von Klinge. von der Seite gesehen. Wäh- rend die oben besprochenen Arten noch heute der deut- schen Flora angehören, han- delt es sich bei Cratopleura um eine ausgestorbene Pflanze. Dieselbe ist durch zahl- reiche, sehr wohlerhaltene Samen vertreten, von denen ich bis jetzt ca. lOOtJ Stück gesammelt halic. Ausserdem scheinen die in dem Crato])lcura-Torfe vorkonniienden Nyinphaea-ähnliclicn Riiizoine und lilattieste zu Crato- pleura zu gehören; docii niuss dieses noch weiter untei'- sucht werden. Die Samen haben durchweg eine kugelige, etwas in die Länge gezogene (also eiförmige) Gestalt; manche Exemplare sind mehr kuglig, manciic mehr längiicii. Der Längsdurchmesser beträgt 2,8 — 3,5 mm, der Querdurch- niesser 2,1 — 2,8 mm. Jn dem frisch angestochenen, feuch- ten Torfe sehen diese Samen röthlich oder schwärzlich, mit mattem Glanz beliaftet, aus; später, wenn sie trocken werden, zeigen sie eine schnmtzig-gelbe Farbe. Die Samenschale ist stark verholzt und in Folge dessen sehr hart, so dass sie trotz des bedeutenden Drucks, den die Schichten des Torflagers erlitten haben, sich unverdrückt *) Genaueres siehe bei Fr. Th. Koeppen, Geogr. Verbr.d. Holz- gowächse des europ. Russlands, I, S. 5(it; ff. **) Siehe a. a. O., S. 568 f. Figur 1 = Zapfen von Pinus silvostris. — Figur 2 = Fnuht von .\cor campostro. Figur 8 u. 4 ^ Nüs^e von Corylus avcllana. — Fi.üur .'i — Gefiiigelter Samen von Picea excelsa. — Figur 6 li = Samen von Cratopleura lielvefica f. Neln'ingi. Figur 10 = Steinfrucht von Hex aquifolium. — Figur U - 14 = Früchte von Ceratnphyllum. — Figur 15—17 = Früchte von Carpinuf; Betnlus- — Figur I.s-2i; = Die „wurstförmigen" riithselh.iften Früchte (Parartoxocarpu.s carinatus Nehring), in iliren Variationen nach Form und Grösse. — Alle Figuren, bei denen kein Maassstab angegeben ist, sind in natürlicher Grösse dargestellt erhalten haben, während viele andere Objccte aus dem Torflager, namentlich viele EJauinzweige, die Wirkungen jenes Drucks erkennen lassen, indem sie theilvveise ganz plattgedrückt erscheinen. An dem einen Pole des Samens befindet sich eine kreisförmige, mit feinzackigem Rande vci'sehcne Oeffnung, welche mit einem genau hineinpassenden Deckelchcn ver- sehen und ausgefüllt ist. Dieses Deckelchen fällt leicht heraus und es ist oft'enbar bei vielen Exemplaren der Cratopleura-Samen schon vor ihrer Einliettung in dem Torfe herausgefallen; denn man findet bei vielen der frisch dem Torfe entnommenen Exemplare das Deckel- chen nicht vor, also jene (Jeffnung leer. Dieses er- scheint auch sehr natürlich, da die Torfniasse offenbar nur langsam wuchs und somit die auf den Boden des Wasserbeckens gesunkenen Cratopleura-Samen zu- nächst eine gewisse Mace- ration durchmachten, wobei das Deckelchen leicht ver- loren gehen konnte. Uebcr den anatomischen Bau der Samenschale und des Deckelchens hat C. Weber eingehende Unte<'- snchungen angestellt und die Resultate derselben in einer ausführlichen, durch zahl- reiche Abbildungen illustrir- ten Abhandlung veröffent- licht, indem er zugleich das Verhältniss der von ihm auf- gestellten Gattung Ci'ato- plcura zu Holopleura Vic- toria Casp. sowie zu recen- ten Nymphaeaceen erörterte. (Siehe Neues Jahrbuch für Mineral., 1892, Bd. I, S. 114 bis 1.37 nebst Tafel IV u. V.) Weber wies in dieser Abhandlung nach, dass die Gattung Cratopleura von der Casparyschen (4attung Holo- })Ieura verschieden ist, und da.ss die von Caspary und Heer zu Holopleura gerech- neten Samen aus den inter- glacialen Schicfcrkohlen von Dürnten in der Schweiz tliat- sächlich zu Cratopleura, nicht zu Holopleura gehören. Weber unterscheidet folgende hier in Betracht kommende Arten: 1. Cratopleura holsatica Weber aus dem nach seiner Ansicht interglacialen Torf von Grossen-Boi'uholt in Holstein, 2. Ciatopl. helvetica Weber aus den inter- glacialen Schieferkohlen von Dürnten in der Schweiz nebst der nahe stehenden Cratopl. helv. f. Nehringi Weber aus dem Torflager von Klinge (Schulz sehe Grube), 3. Holopleura Victoria Casp. aus der miocäncn*) Braun- kohle von Dorheim und Wölfersheim in der Wettcrau, 4. Holopleura intermedia Weber aus der Braunkohle von Biarritz in Frankreich. Von bes(niderer Bedeutung für die Cratoplcura-Frage war der Umstand, dass mein verehrter College, Herr Geh. Rath Prof. Dr. Wittniaek, bei seinen Bemülningen, die von mir bei Klinge gesanmielten Samen dieser Gattung im hiesigen botanischen Museum womöglich mit denen einer recenten Gattung zu identificircu, unter BcihUlfe des Herrn *) Von manchen Forscliern caeu zugerechnet. jene Braunlvohle dem Oiigo- Nr. 45. Naturwisscnscliaftliclie Woclicnsclirift. 455 Custos Heunings feststellte, dass jene fossilen Samen eine (iberraseheiide Aehnlichkeit mit denen der recenten Bra- senia peltata Pnrsh (= Br. purpurea Casp.) aufweisen. Ich machte Herrn Dr. Weher im Einverständniss mit Heri-n Geh. Rath Wittmack hierauf aufmerksam, letzterer übersandte dem crstercn einige Samen von Brasenia, und so konnte Weber seiner Arbeit über Cratopleura holsatica noch einen Abschnitt: „Vcr- gleichung mit Brasenia puriturca (Mich.) Casp.'- anfügen (A. a. 0. S. 132—134.) Aus dieser Vergleichung ergiebt sich, dass ansser der sehr deutlichen äusseren Aehnlichkeit der Cratoplcura- und Brasciiia-Samcn auch im inneren Bau der Samenschale eine hinreichende Uebereinstimniung vorhanden ist, um beide Gattungen als nahe mit einander verwandt ersciieinen zu lassen; doch sind die Unterschiede*) immerhin der- art, dass eine etwaige Vereinigung- Gattung Cratt>pleura mit der Klinge Figiii' 27 = Frucht fler Brasenia peltata Parsh. 2S = Früchtchen der Brasenia peltata. 29 = Durchschnitt eines Früchtchens von Brasenia peltata. der Gattung bota- Brasenia vorläufig nicht rathsam erscheint. Im Interesse einer genaueren Feststellung des Ver- hältnisses zwischen Cratopleura und Brasenia habe ich micli bemüht, mir einiges Material von Brasenia-Samen zu verschaffen, über das icli frei verfügen könnte. Das National-jMuseum in Washington und der kaiserl nische Garten in Petersburg ent- sprachen meiner Bitte um Ueber- sendung von Brasenia-Samen, und so bin ich in der angenehmen Lage, denen, welche sich für diese Sache interessiren, die Samen von Crato- pleura**) und Brasenia unmittel- bar neben einander zeigen zu können. Die Uebereinstimmung ist auch bei starkerLupen vergrösserung eine überraschende, und Mancher, der vorher die Cratopleura-Samen noch als Zweifler betrachtet iiatte, ist durch den unmittelbaren Ver- gleich mit meinen Brasenia-Samen von der nahen Verwandtschaft beider Gattungen ülierzeugt worden. So z. B. Dr. G. Andersson aus Stockiiolm und Dr. M. Staub aus Budapest. Die Autopsie der Ob- jeete selbst hat die stärkste Ueber- zeugungskraft. Da Brasenia peltata zu der Familie der Cabombeen gcluirt, so darf man vermuthen, dass auch die Gattung Cratopleura den Ca- bombeen zugehört, sowie dass sie einst unter ähnlichen Lebensver- hältnissen wie die heutige Brasenia lieltata existirt hat. Eigenthümlich ist die geographische X'erbreitung der letzeren Pflanze. Nach Asa Gray, tJie Genera of the Plauts of the United States, Vol. I, Boston 1848, S. 95 f. kommt sie von Ober-Canada ab durch die Vereinigten Staaten vor, und zwar in Teichen und langsam fliessenden Gewässern. — Sehr ausfülirliche Litteratur-Nachweisen) über die geogra- Angaben (mit *) Diese Untoi-scliiede sind auch von Wittmack, sowie von meinem Assistenten, Herrn Dr. E. Schaf}', durch Herstellung einer grösseren Anzahl mikroskopischer Schnitte festgestellt worden. **) Durch die Güte Weber's besitze ich auch eine Anzahl Samen der Cratopleura holsatica. phische \'erbreitung der Brasenia peltata (Bras. ))ur- purea) verdanke ich der Güte des Herrn Prof. Dr. P. Aseher- son; ich hebe hier nur Einiges daraus hervor. Nach Torrey und Gray findet sie sich in Nordamerika von Ca- nada bis Georgia, westlich bis Arkansas, aber auch an einzelnen Punkten des pacitisclien KüstengH'l)ictes (in Ca- lifornien, am Puget Sound). In Canada und Neu-Englaud wächst Bras. peltata in Gesellschaft einer Flora, welche recht gut mit derjenigen des Torflagers von liarmonirt. In Asien hat man Bras. peltata in Japan und Ostimlien beobachtet. Nach Ascherson meidet sie in Indien das heisse Tiefland; man findet sie dort auf den Vorbergen des Himalaya in Bhutan (6000' ü. M.) und auf den Khasia Hills (4500'). Nach Müller- Beeck wächst sie in Japan in allen Teichen. Ferner kommt sie in Nord- ost-Australien (Queensland) und in West- Afrika (Angola) vor. Hier in Angola ist es die ca. 2500' hohe Hochebene der Provinz Huilla, welche (nach Wel- witscli) unsere Pflanze beherbergt. Bisher nimmt man nui- eine Species von Brasenia an. Die oben angedeutete Verbreitung dieser Art er- scheint sehr eigenthümlich; sie lässt darauf schliessen, dass letztere (resp. ihre fossile Stammform) einst ein sehr grosses Verbreitungsgebiet gehabt und ins- besondere auch Europa bewohnt hat. Vielleicht dürfen wir Holo- pleura, Cratopleura und Brasenia als Formen einer Entwickelungs- reibe ansehen, von denen die erste der Tertiärzeit, die zweite der älteren Diluvialzeit, die dritte der Jetztzeit angehört. Die Bildung der Früchte von Brasenia weicht von derjenigen, welche wir bei Nymphaea und Nu- phar sehen, wesentlich ab. Fig. 27 zeigt uns eine Frucht von Bra- senia in natürlicher Grösse, Fig. 28 ein einzelnes I^-üchtchen mit seiner häutigen Hülle, \ergrössert, Fig. 29 den Längsschnitt durch eine solche.*) Gewöhnlich entwickelt sich inner- halb jedes Früchtchens nur ein Samen; der zweite, dessen Embryo in Fig. 29 angedeutet ist, pflegt zu verkümmern. Es kommt aber auch vor, dass beide Embrj'oncn sich entwickeln, so dass dann zwei Samen über einander in einem Früchtchen gefunden werden; ich besitze ein solches Exemplar. Ob die Samen der Gattung Cratopleura von einer gleichen oder ähnlichen Hülle umgeben waren, wie es bei tlen Brasenia- Samen der Fall ist, konnte ich bisher nicht mit Sicherheit beobachten; an einigen Exemplaren schienen mir die Reste einer solchen häutigen Hülle allerdings vorluuulcn zu sein. Um dem Leser eine Anschauung von dem Aussehen der Blätter und Blüthen der Brasenia peltata zu gelien, drucken wir hier in Fiff. 30 die bezüglichen R. Cas- *) Diese drei Figuren sind ans dem Werke von Asa Gray, The Genera of the Plants of the United States, Boston 1S4S, Bd. 1, Taf. 39 kdpirt worden. 456 Naturwissenschaftliclic Wochenschrift. Nr. 45. pary'scheu Abbildungen aus Eng-ler's und Prantl's „Natür- liche Pflanzenfamilien" (Verlag von Wilhelm Engelniann in Leipzig) ah. Figur A zeigt uns den oberen Theil einer Brasenia-Pflanze in "4 natürl. Gr.; man sieht hier nament- lich die schildförmige 13ildung der Blätter: daher der Speciesnanie: „pehata." Fig. B zeigt die Blütlie in natürlicher Grösse, Fig. C ein Fruchtblatt in doppelter Grösse. Fig. D stellt die Frucht in doppelter Grösse dar, und zwar sind siimmtliehe Früchtchen so dargestellt, dass sie je zwei Samen enthalten, was nach meinem Material und nach dem, was Asa Gray darüber sagt, als eine Ausnahme zu betrachten ist, wie schon oben bemerkt wurde. *) Ob die Cratopleura-Pflanze die gleiche Form der Blätter und Blüthen aufzuweisen hatte, wie die heutige Brasenia peltata, wissen wir vorläutig nicht. Ich habe zwar in dem Cratoplcura-Torfe zahlreiche Blattreste be- obachtet, doch war ich nicht im Staude zu beurtheilen, ob diese zu Cratopleura gehörten. Ob die zahlreichen, sehr wdhlerhaltenen Nymphaeaccen-Rhizome, welche in dem Cratoiileura-Torfe vorkommen, zu Cratopleura ge- hören, oder viehnehr zur Gattung Nymphaca, wie Keil- liack anninnut, oder zur Gattung Nuphar, wie Weber und Andersson vcrmuthen, müssen fernere Untersuchungen lehren. Die in mancher Hinsieht merkwürdigsten Früchte, die ich bei Klinge entdeckt habe, sind diejenigen, welche in meinen bisherigen l'ublicationen als „wurstförmige" bezeichnet wurden, um irgend einen Ausdruck dafür zu haben. Sie sind durch unsere Figuren 18 — 23 in natür- licher Grösse, 24 — 26 in dreifacher Vergrössernng dar- gestellt. An die wissenschaftliche Untersuchung und even- tuelle Bestimnning dieser Objecto knüpft sich für mich viel Aufwand an Miüie und Zeit; ich habe mich an sehr zahlreiche, erfahrene Botaniker und Pflauzenphysio- logen gewendet, um eine Bestinnnung zu ermöglichen, ich habe ca. 150 Exemplare verschickt,**) ebenso viele, zer- schnitten oder zum Zerschneiden hingegeben; aber bisher ist eine wirklich sichere Bestimmung nicht gelungen. Sie erscheinen noch immer als „Eäthsclfrüchte," wie Herr Prof. Ascherson sie öfter genannt hat. Ich will den Leser nicht einlüden mit der Aufzählung der verschiedenen Ansichten, welche über diese Früchte mir mündlich und schriftlich geäussert wnrden sind; ich will nur kurz er- wähnen, dass man sie eine Zeit lang sogar als Gallen ansah, eine Ansicht, welche jedoch bald wieder aufge- geben wurde, nachdem derselben von Seiten maassgeben- der Zoologen sehr entschieden widersprochen war. Unter den Botanikern, welche ül)erhan|it eine Meinung über die Zugehörigkeit dieser Eäthsclfrüchte geäussert halten, waren manche, die sie nnt der Gattung Zannichcllia, andere, die sie mit Najas in verwandtschaftliche Be- ziehung brachten; Prof. Nathorst schrieb mir, es scheine eine Verwandtschaft mit Calla vorzuliegen, Prof Noblte möchte dagegen eine Zugehörigkeit zu den iS^ymphaeaceen annehmen. Indem ich es der Zukunft überlasse, die systenuitische Stellung der betrcÖeiulen Pflanze festzustellen, beschränke ich mich hier darauf, die Räthselfrnehte kurz zu be- schreiben, indem ich auf unsere Abbildungen hinweise.***) *) Es ist sehr wohl möglich, dass die kleineren Exem- plare der Criitopleura-Sa.men, welche ich neben den grösseren bei Klinge fand, den weniger günstig entwickelten unteren Samen der Brasenia-Prüchtelien entsprechen. **) Ich sandte Exemplare nacli Tharaud, Zürich, Paris, London, Stockliohn, St. Petersburg, Washington, Gera, etc. ^ ***) Diese Abbildungen könnten etwas besser bezw. schärfer sein ; doch genügen sie, um eine ungefähre Vorstellung von den Früchten zu geben. Dieselben haben eine länglich-walzenförmige Gestalt, bei einer durchschnittlichen Länge von 8—9 mm und einem durchschnittlichen Querdurchmesser von 2— -2'/4 mm. Die überwiegende Mehrzahl der Exemplare ist von ge- streckter Form, meist mit einer schwachen Biegung oder Krümmung am proximalen Ende; manche Exemplare sind ziemlich stark gekrümmt (Fig. 22 u. 26). An der einen Längsseite der Frucht zieht sich ein deutlich ausgebildeter Kiel entlang, welcher an dem proxi- malen Pole entspringt, aber schon vor dem distalen Pole endigt. Der proximale Pol ist rauh, narbig; man erkennt deutlich, dass die Frucht hier angewachsen war. Der distale Pol ist abgerundet. Die Fruchtschale ist holzig, derb, an der Aussenfläche glänzend, mit zahlreichen zarten Läugsrunzelu versehen und mit sehr zahlreichen, feinen Punkten übersäet, welche deutlich hervortreten, wenn man die Frucht bei auffallendem Licht mit einer schwachen Lupe betrachtet. Wenn man die Früchte in dem frischangestochenen Torfe aufsucht, findet man sie lebhaft rothgelb gefärbt, so dass sie leicht ins Auge fallen; sobald sie aber während einiger ^Minuten der Luft und dem Lichte ausgesetzt sind, ändern sie ihre Farbe, indem letztere in ein stumpfes Dunkelbraun ül)ergeht. Beim Trockenwerden springen viele der Früchte in der Richtung des Kieles (also der Länge nach) auf, ähnlich wie es bei zahlreichen anderen Früchten beobachtet wird: das Aufspringen beginnt bei ersteren stets an der gekielten Seite. Manche Exemplare sind offenbar schon vor der Einbettung in den Torf aufge- sprungen, da man hie und da vereinzelte Hälften flndet; andere scheinen angefressen zu sein Mehrzahl jedoch zeigt sich völlig unversehrt. Wenn man ein solches unversehrtes Exemplar im feuchten, frischen Zustande öffnet, so findet man darin einen länglichen, dünn-häutigen Sack, der an seinem dis- talen Ende ein schwarzes, undurchsichtiges Hütchen trägt; im Uebrigen ist die dünne Haut des Säckehens durch- sichtig und glänzend. Ist die Frucht getrocknet, so sieht man lieim Oeft'nen derselben jenes Säckchen als glän- zendes, verschrumpftes Häutchen, mit dem schwarzen Hüt- chen am distalen Ende; und zwar legt sich das verschrumpfte Häutehen regelmässig der einen Hälfte der Fruchtschale an. Nach Ansicht mehrerer von mir befragter Botaniker darf man jenes häutige Säckchen als den Rest der Samen- schale ansehen, während der Inhalt der letzteren durch die (Jahrtausende hindurch wirkenden) Sickerwässer hin- weggefübrt worden ist. Die überwiegende Offenbar war die Frucht eine einsamige: dagegen scheinen die Früchte selbst in grösserer oder geringerer Zahl reihenweise nebeneinander gesessen zu haben; we- nigstens deuten einige Fundumstände hierauf hin. Ich habe bis jetzt ca. 1500 Exemplare dieser merk- würdigen Früchte bei Klinge gefunden; nach meinen am Fundorte selbst gemachten Einzelbeobachtungen glaube ich sie einer Wasserpflanze zuschreiben zu müssen, welche unter ähnlichen Verhältnissen existirtc, wie Ceratophyllum subniersum und demcrsum, Najas marina, Potamogetou natans. Während aber diese Arten sich bis jetzt bei uns erhielten, sclieint erstere Wasserpflanze entweder gänzlich, oder doch in Europa ausgestorben zu sein. Nachdem ich, wie oben angedeutet wurde, die mannigfachsten Versuche zu einer Bestinnnung der Art oder wenigstens der Gattung gemacht habe, und zwar ohne befriedigendes Resultat, schlage ich vor, den fossilen Früchten bezw. der zu- gehörigen Pflanze einen wissenschaftlichen Namen beizu- legen, nämlich: Paradoxocarpus carinatus. Sollte es sich später herausstellen, dass die betr. Pflanze heut- zutage doch noch existirt, so kann ja der von mir vor- geschlagene Name wieder eingezogen werden. Vorläufig Nr. 45. Naturwissensobaftliche Woclieuscbrift. 451 bietet er jedenfalls den Vortbeil, die lietr. Friicbte wisseii- scliaftlicb bezeicbneu zu können. Dass jene merkwürdigen Friiebte in fast genau übereinstiuiniender F(irni und (Irösse aueb im Cnaner Forest-Bed, sowie aueb an einer als „|)leist(icäii'- he- zeicbueten Fundstelle Englands /.alilreieb gel'undcn sind, balte icb bereits in Nr. 24, S. '2B7 auf Grund der freund- lieben Mittbeilungen Clement Keid's angegeben. Ob dieser Umstand des V(irk( immens jener Friiebte im Cromer Forest-Bed als Beweis für eine Gleiebstelluiig des unteren Torflagers von Klinge nut dem Cromer Forest- Bed angefübrt werden darf, lasse ieb vurläufii;- dabin gestellt. Herr Geb. Ratli Prof. Dr. H. Credner,\veleber vor Kurzem in Klinge war, sebreibt mir, „dass die Grande im Liegenden der Klinger Torfab- lagerungen Feuersteine und sonstiges nordiscbes (neben sudetiscbem) Material fübreu*), dass also *) Dieses Urtheil stimmt mit dem sclion in Nr. 25, S. 245 erwäiinten Urtiieile des Herrn Landesgeologen Dr. Datlie überein. die betr. Klinger Scbicbteu keinesfalls praegla- cial (= Cromer) sind." Wir würden biernacb wobl wieder auf meine ur- sprüngliebc Verniutbung, dass das untere Torflager der Scbulz'sclien Tlunigrubc interglaeial sei, y.urüekkonunrn. Freilieb betracbtet James Geikie in seiner neuesten l'u- blieation: „on tbe glacial succession in Europe" auch das Cromer Forest-Bed als interglaeial ; d. b. er untersebeidet 5 Glacial- und 4 Interglacialzeiten und sebreibt das Cromer Forest-Bed der ersten Interglaeial- zeit zu. Ueltcr diese Arbeit Geikie's wird wobl nocii viel debattirt werden; es würde uns zu weit füiu'en, liier darauf nälier einzugeben. Icb will zum Scbluss nur noch erwäbnen, dass icb kürzlieb dureb Herrn A. Kayser den Humerus (Oberarm) eines Rbinoceros erbalten babe, welcber in der oberen Partie des unteren Torflagers der Scbulz'sclien Grube einige Tage vorber ausgegraben war. Leider lässt sieb naeb diesem Knochen nur die Gattung, nicht aber die Art bestimmen, lloti'entlicb werden bald Gebissreste oder sonstige charakteristische Tbeile der betr. Rhinoceros-Art gefunden werden. Ueber den Uiiterriclit an der Schule äussert sieb Rudolf Vircbow in seiner nunmehr in authentischer Wiedergabe vorliegenden Reetorats-Rede „Lernen und Forschen"*) wie folgt: „Wenn die Wissbegierde in dem kindlichen Geiste geweckt, wenn derselbe also zu einer Betrachtung der genetischen und causalen Verhältnisse angeleitet werden •soll, so muss die Aufmerksamkeit auf das historiscbe Geschehen gelenkt werden. Mit Recht beschränkt sich daher selbst derjenige Unterricht, der am meisten auf eine mehr formale Uelierlieferung von Lehrsätzen hinge- wiesen ist, der Religionsunterricht, nicht auf die bloss dogmatische Lehre, sondern er sucht in der heiligen Ge- schichte ein Mittel des Verständnisses. Nichts ist "aber so sehr geeignet für eine solche Unterweisung, als die soge- nannte Naturgeschichte, wo es sich um thatsächlicbe Öb- jecte handelt, wo die genetischen Vorgänge unmittelbar gezeigt werden können. Unsere Volksscliulen machen täglich Fortschritte in dem Anschauungsunterricht, und es ist nur zu wünschen, dass die Verwendung blosser Bilder innner mehr durch die Erläuterung wirklicher Gegenstände unterstützt wird. In den höheren Schulen hat der Unterricht in den Sprachen von Anfang an den Löwenantheil davongetragen. Da die Gymnasien aus den Lateinschulen des Älittelalters hervorgegangen sind, so ist ihnen die Bevorzugung des Lateins als ein ständiges Erbtheil geblieben. Das Grie- chische, dessen Einführung den Humanisten zu danken ist, hat sich ihm zur Seite gestellt. Dieser Umstand bat, das wollen wir dankbar anerkennen, für das gebildete Europa die segensreiche Folge gehabt, für alle diejenigen Völker, welche daran betbeiligt waren, — in Russland pflegt man sie die westlichen zu nennen, — eine gemein- same Grundlage der Bildung zu gewinnen, welche mehr, als alles Andere dazu beigetragen hat, das gegenseitige Verständniss zu fördern und das Gefttld der Zusammen- gehörigkeit zu sichern. Lange Zeit hindurch hat der all- gemeine Gebrauch der lateinischen Sprache seitens der Gelehrten in bequemster Weise den gelehrten Verkehr Aller erleichtert. Das ist nun anders, ganz anders geworden und auch diejenigen, welche, in voller Anerkennung des höchst wobltbätigen Einflusses der elassisehen Sprachen auf die *) Verlag von August Hirsehwald, Berlin 1892. europäisclie Cnltur, eine Fortdauer desselben wünschen, müssen sieh gestehen, dass es unniüglich ist, das alte Verhältniss wieder herzustellen. Die nationalen Sprachen sind in ihr natürliches Recht getreten, und so sehr wir die schon jetzt eingetretene Vielspracbigkeit der gelehrten Arbeiten beklagen, so empfindlich es uns berührt, dass wir ausser Stande sind, eine Menge guter Abhandlungen im Original zu lesen, so müssen wir doch erkennen, dass keine Macht der Welt im Stande ist, in absehbarer Zeit eine Aenderung herbeizuführen. Unsere gelehrten Schulen liefern nur noch ausnahmsweise Abiturienten, die latei- nisch sprechen oder eine lateinische Abhandlung fliesseud sehreiben können, und die Universitäten sind trotz ihrer Abneigung genöthigt gewesen, die lateinische Sprache mehr und mehr aus ihrem Unterricht und aus ihren Ge- schäftsge brauchen zu entfernen. Der Zustand der baby- lonischen Sprachverwirrung ist auch für die gelehrte Welt eingetreten und sanetionirt worden. Es war von Anfang an eine schwache Seite der hu- manistischen Unterrichtsanstalten, dass sie das Lateinische bevorzugten. Man muss zugestehen, dass sie nicht anders konnten. Sie fanden das Latein als die allgemeine Kirchen- und Rechtssprache vor. Sie selbst waren Latein- schulen. Sie setzten das nur fort was durch Jahrtausend lange Hebung allgemeine Praxis geworden war. Aber sie übernahmen damit ein p]lemcnt der Schwäche. Denn die elassisehen Schriftsteller Roni's standen weit zurück in ihren Werken hinter denen Griechenlands; ja, die besten unter ihnen verdankten ihre Bildung griechischen Vorgängern und die Schule Athens behielt durch alle Zeit den Vorrang in der Schätzung der Menschen. Hire Lehren bildeten den Hintergrund aller gelehrten Thätig- keit. Aus der griechischen Litteratur hat unsere abend- ländische Cultur die eigentlich bewegenden Gedanken und die geläufigen Formen entnommen. Homer, Aristoteles und Plato sind bis auf unsere Tage die Lehrmeister der Völker geblieben. Unter diesem Conflict schwankt noch gegenwärtig die Waage der Entscheidung bin und her. Seitdem die griechischen Schriftsteller wieder im Original gelesen wurden, sank das sachliche Interesse an den lateinischen. Trotzdem blieb die lateinische Sprache der Hauptgegen- stand des Unterrichts. Aber er erreichte immer weniger. Da der Gebrauch der Sprache als solcher stetig abnahm, so liess man die Rhetorik fallen und beschränkte sich 458 Naturwisseuscliaftlicbe Wochenschrift. Nr. 45. mehr und mehr auf die Grammatik. Ja, der gramma- tische Unterricht überwucherte alimählich so sehr, dass selbst der lateinische Aufsatz zu einem piuni desiderium wurde. So sind wir mit den classischen Sprachen an einem Wendepunkte ang-elangt. Die grammatische Schulung ist nicht dasjenige Hilfsmittel fortschreitender Entwickelung, welches unsere Jugend braucht. Sie erzeugt nicht jene Lust am Lernen, die eine Voraussetzung der selbststän- digen Fortentwickelung ist; im Gegentheil es ist offenbar, dass sie für viele Schüler und vielleicht für noch mehr Eltern ein Gegenstand des Hasses geworden ist. Das Griechische ist schon halb aufgegeben. Niemand denkt mehr daran, die Gesammtheit der Abiturienten so weit vorzubilden, dass sie sich mit selbständiger Leetüre luid Erklärung griechischer Schriftsteller beschäftigen können. Die Mediciuer hätten anscheinend am meisten Grund zur Trauer, da ihre Wissenschaft die einzige ist, welche sich seit mehr als zwei Jahrtausenden ununterbrochen auf Grund griechischer Schriftwerke entwickelt hat. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass Hippokrates und Galenos für die heutige Medicin, wenngleich diese voller Pietät an der griechischen Terminologie festhält, so wenige Be- rührungspunkte bieten, dass ihr Studium für das Ver- ständniss der krankhaften Vorgänge eine minimale Be- deutiuig hat. Der eigentliche Werth der griechischen Leetüre überhaiipt würde also nicht in den technischen Theilen derselben liegen, sondern vielmehr in den philo- sophischen und poetischen, deren bildender Einfluss im Augenblick wohl unterschätzt wird. Inzwischen hat sich auf dem philologischen Gebiet eine bedeutsame Neuerung gestaltet, die wir mit Stolz als eine vorzugsweise Leistung deutscher Gelehrten preisen können, ich meine die vergleichende Sprachforschung. Mit ihr ist das eigentlich genetische Element auch in der Philologie zur Geltung gekommen. Bewunderuugswerthe Kesultate, die auch für die Gultnrgcsehichte der Mensch- heit von unschätzbarem Werthe sind, liegen schon jetzt vor. Immer neue Forscluingen gewähren die Aussicht, dass die vergleichende Linguistik ein regelmässiger Be- standtheil der höheren Bildung bleil)eu wird. Aber vor- aussichtlich wird sie nur für den Universitätsunterricht in ihren Details erreichbar sein. Die Entscheidung dar- über, was den höheren Schulen vorgeschrieben werden soll, wird daher nur die beiden classischen und die mo- dernen Sprachen betreffen. Der Universitätslehrer hat, dieser Entscheidung gegenüber, darauf zu bestehen, dass, welche Sprache auch vorgeschrieben wird, sie so gelehrt werde, dass der Schüler daran lerne, selbstständig zu ar- beiten, und dass er die Lust an der Arbeit Ijewahre. Ob neue Lehrmethoden dies leisten werden, bleibt ab- zuwarten. Gegenwärtig dürfen wir aber darauf hinweisen, dass es andere Lehrgebiete giebt, deren Methoden so weit aus- gebildet sind, dass sie das, was nöthig ist, vollständig zu erfüllen im Stande sind. Das sind die Mathematik, die Philosophie und die Naturwissenschaften. Sie haben einerseits einen so reichen und mannigfaltigen Inhalt, dass sie die Wissbegierde immer von Neuem reizen, und sie sind andererseits so sehr zu immer weiterem Aus- bau befähigt, dass sie der eigenen Forschung reiche Ge- legenheit bieten. So erklärt es sich, dass die Beschäfti- gung mit ihnen dem jungen Geiste eine so sichere Vor- bildung gewährt, dass er in jeder Facultät sich mit eini- ger Leichtigkeit heimisch machen kann. Schon lange ist der Unterricht in den genannten Fächern, wenigstens in seinen Anfängen, in unseren höheren Schulen eingeführt worden. Nur das Maass des Wissens, welches als Ziel dieses Untei'richts vorgesehrieben werden sollte, ist zu verschiedenen Zeiten sehr verschieden normirt worden. Die Meinungen sowohl der Lehrer, als der entscheidenden Staatsbeamten wechselten häufig; zu- letzt entschied immer der überwiegend iiliilologische Bil- dungsgang dieser Männer gegen die Ausdehnung der be- zeichneten Unterrichtszvveige. Nur die äussere Noth- wendigkeit, den Anforderungen der rapid fortschreitenden Technik und der in gleichem Schritt erstarkenden Indu- strie zu genügen, zwang unwiderstehlich zu Concessionen, und da man diese auf den humanistischen Anstalten nicht durchführen zu können glaubte, so entschloss man sich endlich zu einer Trennung. So entstanden die Real- Schulen und die Real-Gymnasieu, und in weiterer Conse- qiienz die technischen Hochschulen. Es ist nicht gelungen, auf diesem Wege einen de- finitiven Frieden zu erreichen. Unsere Zeit steht mitten in dem Kampfe um die Berechtigungen der einzelnen Arten von höheren Schulen, insbesondere um die Zulassung der Eealschul-Abiturienten in erster Linie zu den Universi- tätsstudien und in weiterer Folge zu den Staatsämtern. Immer von Neuem erhebt sich der Ruf nach einheitlieh organisirten Schulen, und vor Allem nach einer weit- gehenden Reform des Gymnasialunterrichts. Nicht alle diese Forderungen dürften gleichl)ercclitigt sein. Die Universitäten haben in der Mein-zahl die An- sprüche der Realschulen auf allgemeine Zulassung ihrer Abiturienten nicht unterstützt. Sie geben im Wesentlichen den G_yranasien den Vorzug. Wie schon erwähnt, sind die Interessen der einzelnen Facultäten an der Art der Vorbildung ihrer Schüler nicht identisch. Diejenigen Fa- cultäten, welche in ihrer Lehraufgabe unmittelbar auf philologische Hülfsmittel angewiesen sind, werden sich nicht mit einer Vorbildung befriedigt erklären können, welche die alten Sprachen mehr oder weniger in den Hintergrund drängt. Diejenigen, bei denen die alten Sprachen als solche keinen notliwendigeu Bestandtheil des Verständnisses der Fachwissenschaft ausnmchen, werden erwägen müssen, in wieweit die vollständige Aus- bildung in Mathematik und Naturwissenschaften auch für die allgemeine Bildung einen genügenden Ersatz für den Ausfall an classischer Erziehung bietet. Die Erfahrung bat in dieser Beziehung noch keine Entscheidung ge- bracht. Es lässt sich nur anführen, dass unter den Aus- ländern, welche zu unseren Facultätsstudien zugelassen werden, nicht wenige sind, die eine Gymnasialbildung in un- serem Sinne nicht genossen haben und die trotzdem in rühmlichem Wetteifer und mit sichtbarem Erfolge die Vor- lesungen besuchen. Unleugbar besteht eine sachliche Differenz in Bezug auf die Ansjjrüche, welche die einzelnen Facultäten au die Vorbildung \ler Abiturienten zu stellen haben. Ob eine einzelne Art höherer Schulen diese verschiedeneu Ansprüche wird befriedigen können, muss die Zukunft lehren. Aber Eines kann schon jetzt bestimmt ausge- sprochen werden. Wenn die classischen Sprachen nicht mehr im Stande sind, das einigende Band herzustellen, welches alle die verschiedenen Richtungen der gelehrten Bildungen zusammenhält, so ist ein Ersatz dafür nur zu finden in jener goldenen Trias von Mathematik, Philoso- phie und Naturwissenschaften, auf deren Entwicklung die gesammte abendländische Cultur beruht." ... Die moderne Weltanschauung ist ganz und gar auf dem Boden der Naturwissenschaften erbaut und Nie- mand kann im Ernste noch darüber streiten, dass es so sein müsse. „Da ist denn wohl die Frage erlaubt, ob die Jugend unserer gelehrten Schulen diesem neuen Wissen nicht auch in höherem Maasse zugeführt werden dürfe, als es bis jetzt geschehen ist. Mau kann gern zugestehen, dass Nr. 45. Naturwissenscliaftlicbe Wocbenscbrift. 459 .StreittVaiicii, die unter den Gelehrten selbst noch nicht ausgetragen sind, von dem Unterrichte in den Schulen ausgeschlossen und dem Unterrichte in den Fachwissen- schaften der Universität vorbehalten werden. Aber mau wird verlangen können, dass ein junger ]\lanu, dem man die iSelbstständigkeit zutraut, von der akademischen Lern- t'reiheit guten Gehrauch zu machen, in der Lage sei, ohne Gefahr die Hauptergebnisse der Astronomie und der Biologie in sich aufzunehmen. Dürfte mau iiin wirklieh für „reit" halten, wenn die ganze Welt um ihn herum ihm gewissermaassen verschlossen ist ? Und wie sollte der Universitätsunterricht wirksam eingreifen, wenn dem jungen Manne das Handwerkszeug abgeht, dessen er be- darf, um seine schwere Arbeit auszuführen?" . . . Die Naturwissenschaften. „Wie günstige Olijecte für das Lernen und Lehren bieten nicht die beschreibenden Naturwissenschaften, Botanik, Geologie und Jliueralogie, dar! Es ist ein Missverständniss, weim mau auuinunt, der Universitätslehrer lege vorzugsweise Gewicht auf sys- tematische Kenntnisse. Mit uichten: das Systematische lässt sich auch im Universitätsunterricht sehr wohl lehren. Es wird keinem Schüler schaden, wenn er eine gewisse Anzahl von Pflanzen, Thieren oder Gesteinen nennen und untei'sclieiden kann. Aber die eigentliche Schulung sollte in der Ei-ziehung der Sinuc, vorzugsweise des Gesichts und des Gefühls besteheu. Gegenw'ärtig haben wir es zu beklagen, dass ein grosser Theil unserer Zuhörer keine genaue Keuutniss der Farben hat, dass sie falsche An- gaben über die Gestalt der Gegenstände machen, die sie sehen, dass sie für die Consistenz und üljcrfläeheu- besehatfenheit der Körper kein Verständniss zeigen. Nichts müsste leichter sein, als eiu sicheres Urtheil über Farbe und Gestalt zu entwickeln, wenn ausser der Be- trachtung noch die Herstellung einer einfachen oder far- bigen Zeichnung, und wäre es auch mir eine Skizze, gelehrt würde. Solehe Kenntniss kann Jeder gebrauchen; für den Mediciner hat sie den grössten Werth, da nicht selten die Diagnosen der wichtigsten Zustände davon abhängen. Die cxperimentirendeu Naturwissenschaften, vorzugs- weise Physik und Chemie, sind auch für den Schulunter- richt unentbehrlich, da sie mehr, als alles andere, den genetischen und causalen Zusammenhang der Vorgänge erkennen lassen und die methodische Betrachtung auch der schwierigsten Probleme der Biologie vorbereiten. Dass es sich dabei, so lange nur die allgemeine Vorbe- reitung zum akademischen Studium in ]^)etracht kommt, nur um einfachere und leicht zu erfassende Experimente handeln kann, ist selbstverständlich. Aber jeder Abitu- rient sollte doch wenigstens in diese Methode der Natur- betrachtung eingeführt werden, um eine eigene Anschau- ung zu gewinnen." Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurck'ii tu'iianut beziehungsweise berufen: Dr. med. Peter Poppert au der Univ. Giessen zum a. o. Professor. — Dr. Wil- helm Kos er an der Univ. Marburg zum a. o. Professor der Clieniie. — Privatdocent Dr. Wagenmanu in Heidelberg als a. (1. Professor n. Director der Augenklinik an die Univ. Jena. — Privatdocent der Mediein Dr. Ludolf Krehl, erster Assistcut an der medicinisehen Klinik in Lei))zig, als a. o. Professor und Direetor der rnedieinischeu Poliklinik an der Universität Jena. — a. o. Prof. Dr. Pick zum o. Prof. der Mathematik an der deut- schen Universität Prag. — Privatdocent Dr. N ieni en to wski zum a. o. Professor der allgem. Chemie an der technischen Hochschule in Lemborg. Es habilitirten sich: Dr. Milch in Breslau für Mineralogie. — Dr. Zoth für Physiologie in Krakau. Es sind gestorben: Johann J ak ob Bischof f, Professorder Medicin an der Universität zu Basel. — Der Mycologc Baron Felix V. T hürnen in Schönau bei Teplitz. Begründung eines Hof mann- Hauses. — Nach dem am .5. Mai d. J. erfolgten Tode des Grossmeisters der ehemischen Forschung, August Wilhelm von Hofmann, ist in dem Kreise seiner zahlreichen Freunde und Schüler der Plan gei-eift, den Gefühlen unauslöschlicher Dankbarkeit und Verehrung für den Verblichenen durch Begründung eines Hofmann-Hauses würdigen Ausdruck zu geben. Dieses Haus soll in erster Linie chemischen Bestrebungen dienen, zugleich aber auch anderen wissenschaft- lichen Vereinigungen eine gastliche Stätte bieten und als schön- sten Schmuck eiu von berufi'iu'r Künstlerhand geformtes Staud- bild des Meisters enthalten. Zur Beschaffung der erforderlichen Mittel erlässt, unter dem Alh'rhöchsten Protectorate Hirer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich, ein aus zahlreichen Ver- tretern der Naturwissenschaften in allen Culturländcrn bestehender Aussehuss einen Aufruf an alle Freunde, Schüler und Verehrer des Verewigten, an .alle diejenigen, welche aus den Forschungen Hofmann's unmittelbaren Nutzen gezogen, an die noch viel grössere Zahl derer, die geistige Anregung edelster Art von ihm empfangen haben. Dieser Aufruf enthält die Bitte, viele und reiche Beiträge zu dem genannten Zwecke zu spenden und den Vorstand der deutschen chemischen Gesellschaft zur Verfügung über ihre Verwendung zu ermächtigen. Zur Entgegennahme von Beiträgen haben sich bereit erklärt die Bankhäuser: Bank für Handel und Industrie (Darmstädter Bank), Berlin. Berliner Handelsgesellschaft, Berlin. S. Bleich- röder, Berlin. Deutsche Bank, Berlin. Disconto - Gesellschaft, Berlin. Dresdener Bank, Berlin. Mendelssohn & Co., Berlin. R. Warschauer & Co., Berlin, sowie der Sehatzmeister der deut-, sehen chemischen Gesellschaft, Herr Dr. J. F. Holtz, Berlin N., Müllerstrasse 170/171. Preis- Auf gaben. — Elihu Thomson hat den ihm bei der Elektricitätszähler - Concurrenz in Paris zugefalleneu Preis von .5000 Francs einem Coraite zur Verfügung gestellt für ein Preis- ausschreiben zur Förderung der Elektricitätslehre. Das Comite hat folgende Aufgaben gestellt: 1. Es ist die bei auf einander folgenden Ladungen und Ent- ladungen eines Condensatcirs sich entwickelnde Wärme zu untei-- suchen, wobei die Grösse der Ladungen, die Frequenz und die Natur des Dielektricums variirt werden soll. ■2. Die Theorie lehrt, dass, wenn man die Belegungen eines Condensators durch einen Leiter verbindet, dieser Leiter Sitz von Wechselströmen wird, sobald sein Widerstand unterhalb einer gewissen Grenze liegt. Die Formel, welche die Periode der Oscillationen zu berechnen gestattet, ist bis jetzt noch nicht voll- ständig verificirt worden. Es wird deshalb Untersuchung dieser Periode verlangt unter Bedingungen, welche die genaue Messung der Widerstände, Capacitäten und Selbstinductionscoefficienten gestatten, um eine genaue Verification jener Formel zu erhalten. 3. Wenn ein Condeusator, dessen Dielektricum kein voll- kommener Isolator ist, geladen und darauf sieh selbst überlassen w-ird, so vermindert sicli die Ladung der Belegungen fortdauernd. Die Zeit, welche erforderlich ist, um die Ladung auf einen Bruch- theil ihres Anfangswerthes zu bringen, hängt nur von der Natur des Isolators ab. Es wird gefragt, ob, wie es gewisse neuere Theorien annehmen, analoge Phänomene auch in metallischen Leitern stattfinden, ob das Experiment diese Annahme bestätigt, und von welcher Grössenordnung diese Zeit für metallische Leiter sein kann. 4. Man verlangt, unter Samndung der gegenwärtigen Kennt- nisse und Verallgemeinerung derselben, graphische Methoden für die Lösung elektrischer Probleme, wobei in derselben Richtung vorzugehen ist, wie in der graphischen Statik. Die Arbinten können als Manuscript oder gedruckt einge- reicht werden in deutscher, englischer, spanischer, französischer, italienischer oder lateinischer Sprache; sie sind mit Motto und verschlossener Namensangabe vor dem 15. September 1893 an Herrn Abdank - Abakanowicz in Paris, rue du Louvrc 7, zu schicken. L i 1 1 e r a t u r. Angelo Secchi, Die Einheit der Naturkräfte. Ein Beitrag zur Naturphilosiipliie. Autiu-isirte Uebersetzung von Professor Dr. Kud. Schulze. 2., revidirte Aufl. Neue Ausgabe. Bd. I mit '2'2, Bd. II mit o9 Abbildungen. Verlag von Otto Salle. Braun- schweig, 1891. — Preis 7,20 Mk. Das ausgezeichnete Buch ist so bekannt, dass Niemand eine eingehende Besprechung desselben erwarten wird, um so weniger, als sich die vorliegende neue Ausgabe inhaltlich absolut nicht von der 1. Ausgabe der 2. Auflage unterscheidet. Wir finden das Werk billig; jeder Band umfasst über 300 Seiten in handlichem Format. Die LTebersetzung lässt nichts zu wünschen tibrig. 460 Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. Nr. 45. K. Prantl, Lehrbuch der Botanik für mittleio und höhere Lehr- anstulten. Brai-beitet unter Zugrundelegung des Lehrbuches der Botanik von Jul. Sachs. Mit 326 Figuren in Holzschnitt. 8. ver- inclu'te und verbesserte Aufl. Verlag von Wilhelm Engelmann. Leipzig 1891. Das Prautl'sche, gern von Studirenden benutzte kurze Lehr- buch ist — abgesehen von der selbstverständlichen Berücksichti- gung neuer Forschungsergebnisse — in der vorliegenden neuen Auflage insofern abweichend von der 7. Auflage, als der Abschnitt über Anatomie erweitert worden ist und als das System aus dem von dem Autor in Verbindung mit Eugler herausgegebenen grossen Werke „Die natürlichen Pflanzenfamilien" im Grossen und Ganzen herübergenommen worden ist. Das Buch selbst ist ja bekannt genug, so dass wir ausführlicher auf dasselbe nicht einzugehen brauchen. Michel Cottet et Francois Castella, Guide de botaniste dans le canton de Freibourg. Librairie de l'üniversite. Frei- bourg 1891. Das vorliegende Buch ist eine ausführliche Aufzählung der Phanerogamen und Gefässkr3'ptogamen, welche wild im Kanton Froiburg vorkommen, mit Fnndortsangaben bei den selteneren und weniger gekannten Arten. Bei kritischen und neuen Formen sind von den Autoren diagnostische Angaben gebracht worden. Das ganze Buch umfasst 358 Seiten. Davon entfallen auf Rubus S. 55- 102 uml auf Rosa S. 103—177! Die Arten beider Gattungen sind sänimtlich mit Diagnosen versehen. H. Stein, Drogen-Karte nebst übersichtlichem Text und pharma- kognostisclii'U D.iteu für Pharmazeuten, Aerzte und Drogisten. Ferd. Beyers Buchh. (Thomas u. Oppermanu) Königsberg i. Pr. 1891. — Preis 2,25 Mk. In die vorliegende Karte der Erde in Merkators Projection sind in einfacher übersichtlicher Weise die Drogen eingetragen, welche die verschiedenen Länder produciren; es ist auch durch besondere symbolische Zeichen stets die Art der Drogen (ob Blätter und Blüthen, Gallen u. s. w.) angedeutet worden. Als Repetitorium zum Gehülfen- und Staatsexamen der Apo- theker dürfte sieh das Werkchen empfehlen. Prof. Dr. Carl Arnold, Kepstitorium der Chemie. iMit besonderer Berücksichtigung der für die Medizin wichtigen Verbindungen sowie des „Arzneibuches für das Deutsche Reich" namentlich zum Gebrauche für Mediziner und Pharmazeuten. 4. verbes- serte und ergänzte Auflage. Verlag von Leopold Voss, Ham- burg. 1891. — Preis ü Mk. Das ausgezeichnete vorliegende Lehrbuch umfasst G12 Seiten und enthält auf diesem Räume in geschicktester Darstellung ausserordcntlicli viel. Es behandelt sowohl Xilir*os*sliope kS und [U Mikrophotographische Apparate m efjstev C^iTii litiit, [,^iii voUstäniliyoreii und eiiifarhiM-eil Zusammeiistülluiigeii 'M Illustrirter Katalog gratis und franco. iM m I i fl^^^^§^^^^*^*.^**it*:^i(****fi^**:f^ liefert für den billigen Preis von nnr Sn M;irli l)ei der Hälfte .\uzahliuig. (lieolo^-e Heriii. Braun in Thal iiifnostlmm (iotha.) ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiscnstr. 58. BERLIN NW. Lui.seiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ J und (iernihschaften im Gesanimtgebiete der Naturwissenschaften. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Fatentan-w^alt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipziijerstr. 67. Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur -Photographie. Eigene Kunst-Tisclilerei und mechanische Werkstatt. Specialität: Yollstäudige Aiisriistiingeu jeder Preislage. Specialität: Sachsens licMstaiies üiuversal-Anlaual, Bildgrössc 9 : 12 13 : 18 18:24 cm Mk. 25 35 60. Wird aucli in ausserordentlich leichter Aluminiumfassring und mit Irisblenden geliefert. llliisiriilc Preisliste II iikrccliiicl II. poslfrci, Telegr.-Adr : ..Ecos". Fernsprech- Anschluss: Amt IV. 3099. Vortheilbafteste Beziigsqaelle für Wiederverkäiifer. AuÜBgre 36 000! |j^^^ ^cnmet pjr^M-:,^^ Iteiiefl^ llniif tiifj Jiptt ;2 2aaf tBflfid)) einfdilieSli* ttirer (atttj ^Olltafle) 1. Deutsch. Hausfreund, ^ 5. Allg.Ztg.f. Landwirth- illiistr.Zeit Schrift T. löDrncb- seiten, wöchentlich. Mode und Handarbeit, Sseitig mit Schnittmuster; monatlich. Humoristisches Echo, wöchentlich. Verloosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau. vierzelintägig. Die Hausfrau, 1< tsgig. 7 Produkten- u.Waaren- Markt-Berlcht,w8cijenti 8. Deutsch.Rechtsspiegel öamniluiig neuer Gesetze und Reichsgerichts- Entscheid!.; nach Bedarf. foften bei \titt ügRanBalt pro Quartal ttttv 5 ptarlt. Sc^nelle^ ausführliche unb unparteiif c^e politifdie tUtiditcrttaltung; feine politifc^e »CDormimbung her fiefer. — 2Biebergabe intercffirenber aJleinungSäu^enmgen her ?Partei= blattet aller Wicbtunaen. — Sluäfüftrlitte 'PocIomentä = !8e = rillte. — Ircfflic^c militärifc^e auUä?e. — 3nt ereffante Cotol«, Ibcatetä unb (Setiditä « Ülac^r icSten. — Sin« ge^enbfte 91acfirtc^ten unb auägeseic^nete Stecenfionen über Sweater, SDlufit, Äunft unb SBiffeni^oft — äuäfU^rlit^et i:ianbelät6ell. — SOo üftänbigfteä eomäblatt. — Sotterie; Sjiften. — SßetfonalsSDeräiiberungeii in her SIrmee, Biatine unb eioiL-Serroaltung (Suftij, ®eiflli4(eit, Se^rerMaft, eteuetfad), Sorftfaci IC.) fofoct unb »ollftänbig. TieuiUetonS, ülomane unb tliobellen ber fcraarragentStn /iuioxta. ^ttjeiaen (\nl> von (Xdjevev SWlrttung! Der 3n^oIt ber ..gecHneV He«efl»n ^adjridjtetx" ift frei Bon grioolitäten irgenb roelc^er art. 3n feber gebilbeten ^amilte ftnben fie bo^er fid&er freunblic^e ülufna^me. gM|r~ ^üx i^'itmil{on ' 31 tt ;ctgcn, Xicnfiiioteit« ©cfiidje, SSohnunrtSSlnjciB«'! "ni Sfinlltfic Slnnonccii, btc Sic 4*cbütfniitc ciiicä ^iiusljaltB bcttcfrcn, tt>itb bic Jlbouiicmcntö C«ttt\tUi-i für 6«6 Inufcnbc Duattol b, a. W. boU in 3>if)(un(| genommen, ipoburi^ bei idejug bt. Blattes ftd) rcefentlid? oerbiUigi. "^HB ^robenuminern auf aßunfd) giatis burc^ bie (Srptbitlon Berlin SW., fiöniggrS^tt Straßt 41. • ^»•••••••••«•^»•••••••••••^ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦»♦♦ ♦ Pakteriologische Kurse,» ♦ rnterriclit in Nahrungsmittel-,» ♦ .sowie Harnanalyse, mon.itlich.» J Gelegenheit zum Ausführen J J selbstständiger Arbeiten. J ^Uebernahme von tcehnischeu und^ ^wL^sensehaftliehen Untersuehungen^ ♦ jeder Art. ^ ♦ Dr. E. Ritserfs Bakteriologisch- ♦ ♦ chemisches Institut, ♦ X I>ih. Ur. J. Stahl. X ♦Berlin N., Friedrichstrasse 131 d.* ♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ i A ^ IM Sitcut-A'«^^ui«^*»>M««» i h\^ 0( ^ct^'c^tniMiia- üaiu«a*v j^^ww ^ ^etc/ic. S^ ^ S>eilmS.ditmmaniMJien^.2i. Sauerstoff iin SB»talilc.ylir»cleiTi. Dr. Th. Elkan, iHerliii N. Tegeler Str. 15. Soeben erschien und ist durch jede Buehhandlnng gratis zu beziehen: Verlags -Katalog Ferö, Dümmlers VerlagsMiclililg 1808 - 1892. i|5SSS5i^SS5^5^S^S^S^S^5^H][Hü[iiS^5SS^^^S3S^k]DJkicü£][ili£]DlS^S3SSl2] I In unserem Verlage erschien und ist durch jede Buch- liiindlung zu beziehen: Das Rätsel des Hypnotismus und seine Lösung. Von Dr. Karl Friedr. Jordan. ZtrrHe, umgearlifitrir und sturk vermelirie Anflar/e der Srlirift ,,I)ilninilvi'!« Verlags- hucliliaiidluiit; in Berlin <--rsclieiut; EiDführung in die Kenntnis der inseiften von H. J. KoH)0, Kustos am lüinigl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holz.sclmitteu. Brscbeiut in Lie- fenm^on a 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ acA'j.j.i(i;jijjaj^j^jh^^^-m.ui^j;tJaJ4j'^^.ij^jjjjjju^jjjii^erfelilcu ihren Seruf. 15S ift bcr SE-enisfteu a.Tdie, in einem feldieu Üolianteu su lefcu, limS, cljrlidi in reben, aud) IjecUirt) unauaenefim ift. Uiib fo bleibt bcun im (:«iiinbc von aüen biefeu an firf) in ber Sb^it rcd)t beibienftlidieu Serfen uid)t6 übria für ben aliidUAcii Sefitser, cilf- ber rcid) mit ®olb berfdjnbrfclte CSinbaiib. in bem fie auf iraenb einem Jifdie iMvabiren. (ibdifteng baf) einmal einer, bem eö beim Slntidmmbriven lanaiveilia afH'prbeii, ohne weiteres Stitereffe baiin blättert. — tiö ift aber bod) oeivif) n.Mniid)enö»ei't6, baB ein S'blE and) feine -Vieiniall) in ihrer ©dji^nbcit (enne. Tiefe .«ciuitniB mu6 ilim bermittelt iverbeu burdi ein beaiiem banblidieS "i^iidi. inbem uuih and> uniUidi leien taun, Unb b.iS iC-ort mufi nutcrftiibt U'evbcn bnrd! uidit alljn fbariani b-ivaebotenc ivU-, tl.iie bilblidu- tarftellimaen. Tann mirb ctu fold)e6 'i^udi eine ivirflidH- Crifteu;bered)tianna baben nnb öieunbe finben l'anb anf unb 'Janb ab, irenn ec- auBerbcm baran nebadn bat, baii bie ?,eit eine harte ift nnb aar biete unter un« an prätenttc-ö thenren, U'enn andi ncd) io juten litcrariidien (5"iseu.v niffen mit Stfebaneiii borüberaehen muffen. — 3^icfen i>orbemniien finben nnr bull («eniiae aeUjan in bem liefflid'en iv^ertc, Uleld^eL> uns Sluflnft Jrininj, ber SUclaettanbcrte, eben barbietet. ,^11 jener Haren tibiadie, bie anC' ber fidH-ien .«ennir.ii; beC' ©eflenftaubes eru'ädtit, unb mit ber liebeboUen llHirnie, bie eine Srud)! ber luarmeu Svenirt am iiatevlanbe Ift, fdiilbert er um" bie .fieuuatb in einer äv-anbernna burd) all' ihre Waiien, - C^S ift nnä bcfhutcro fhinrathiid), menn er feinen (Mana im il'eferlanbe, im 'JeutLUniraer "ivialfce, besinnt, -viiev an biefe iVälber fniipfen fid) alte t5iinnenuiaen bec> Voltes, bnrdi iveldie bie £d)ilbernua ber fd)bneu 'Jiatur in feffelnter iijeifc fidi belebt, liin licberolleC' L'iiiaebeu auf baö Sieben, luie eC' fid! heut,^ntal^e ued) iu ben gtaeteii unb Ibrjevn ber >)iieberia*ien nnb iSJcftfalen aeftaliet, brinat iuK' in ber 2bat Vanb uiib ijcnte lo nahe, ba6 ivir, ber l^^eaeumart auf Sluaeublide beraeffeub, mit bem inniaffer bnrd! ben iv>alb unb über baS Wocr sn maubern meinen. Unb bie iu bcrjhat bcr.iiiälidieii Jlluftratieneii helfen ihrrieifj trejflidi ir.r 'Berbollftänbiouna biefes E'inbiudc. — fco baten mir c6 benn oirtjid) mit einem idjbnen unb anten 'iVid-e ,;n tbnn, bac> and! bemjcnraen, ben iieruf nnb i'eben an bie ©djbUe banben, bie &d!bnbeiten bcr .fjcimath in bctäerfiifdieiiber iUeije uahebrinat. Seifet alc- foocnanntc t»efd)id)t6biid)er, bie iu bev jeireilC' bon oben abbrcbirteii Datftelluna bem »olle unb ber Snaenb ben Scbenä- oaufl ber beutfdien 9iatiou barftellen, U'irb biefe« 'iMub reinen Sinn für baö Sniteiiaub »edeii unb erbaltcu, ibeil cä in fo l)bl)em SJafie bem Sefer bie grenbe an ber .«leimath bermittelt, nnb aerabe barum mbae c6, maä ber ociinge %ixe\S \a and) crmö9lid)t, in red)t ibeite .«reife ber Sciffacnoffen brinaen.' 3cbc !Piidil)aiibluiifl nimmt ä3eftcUuu9cii auf bnä SBuiJ) cutgcgcn uiib teilt nuf äömijtft §cit 1 jiiv ?liirii6t mit. $eri>. fifmmkrs ii;rlfl96l)udjljanMuu0 iit §tüm SW., 5immcvfira^c 94. ^.qpr^J^r^rgf'.s^r^j-yt=7fri'iry!«^^ir^ä~yir^r^4'yäqps~^^.~^ in Ferd. Dümnilers Ycrlagsbuchhand- lung in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandhingen von Wilhelm Foerster, l'l-of. u. Dircclur der Kgl. StcrnwarlL- /,u Berlin. Preis 7 Mark. [(□1 f3f^Ui iT][öri3[ö[nptn[yCn3tnrii^C)plt^^Ntrpergestalt, Körperhaut, Räder- apparat, Jluskulatur, Nervensystem, Verdauungskanal, Exkretionsorgane, KlebdrUsen, Keimdotterstock und die Eibildung. Schon bei der Schilderung der Hydatina senta wurden wir auf den viel einfacheren Bau des iS hinge- wiesen ; an die vergleichende Morphologie der S Räder- thiere schliesst sich nun eine vergleichende Darstellung, der Organisation der d' an. Es ist bekannt, dass die S Räderthiere seltener zur Beobachtung kommen, und erst von 30 Gattungen sind, wie Plate mittheilt, die S be- kannt geworden. Verfasser giebt zum Schluss seiner Dar- stellung, in welcher auf viele bisher ungelöste Fragen aus der Anatomie und Bifdogie der Räderthiere aufmerk- sam gemacht ist, einen Abriss ül)cr die Stellung derselben im Thierreiche und ihrer Systematik. Bei der Fischerei mit dem Gazenetz in unseren Süss- wasserii besteht die Hauptmasse des erbeuteten Materials aus Turbellarieu, Rotatorien, Hydrachniden und Crusta- ceen. In das Gebiet der letzteren führt uns Dr. Vosseier ein. Nach einer Anweisung, wie man dift Augehörigen aus den Ordnungen der Malacostraken und Entomostraken makroskopisch erkennen kann, folgt eine genauere Be- sprechung derselben. Hierliei ist den Copepoden beson- deres Interesse zugewandt; ihre Schilderung umfasst allein 32 Seiten. Dagegen sind den Phyllopodeu nur 6, den Ostraeoden leider nur I74 Seite gespendet und man fragt sich, warum diese den Copepoden in der Behandlung nachstehen mussten. Wäre dies nicht geschehen, so würde man Abbildungen der wichtigsten Vertreter der Phyllo- podeu nicht vermissen, denn weder Apus, noch Branchi- pus, noch Limnetis und Limnadia sind abgebildet worden. Es scheint auch bei den Grustaceen wieder die Sparsam- keit in der Beigabe von Figuren dem Buche hemmend in den Weg getreten zu sein. — Die im Susswasser leben- den Malacostraken (Assel, Flohkrebs und Flusskrebs) sind eingehender geschildert und ein besonderer Abschnitt „Schaden und Nutzen der Entomostraken" ist der grossen Bedeutung gewidmet, welche diese Thiere als Fisch- nahrung indireet für den Menschen haben.. In dem Litteraturverzeichniss fällt auf, dass die wichtigeren Ar- beiten Schödlcr's über Cladoeercn nicht erwähnt sind. Der zweite Band des Buches beginnt mit der Natur- geschichte der Milben von Prof. Kramer. Eine kurze Darstellung- ihrer Geschichte leitet das Kapitel ein. Die Milben gehören zu den verbreitetsten und bekannteren Thieren; wir begegnen ihnen im Wasser und auf dem Lande und zahlreiche Arten leben als Parasiten an kalt- und warmblütigen Thieren. Dennoch ist ihre Kenntniss nicht so weit vorgeschritten, dass man ein natürliches System aufstellen könnte. Als zwei natürliche Gruppen lassen sich die Panzerniilben und Gamasiden unterscheiclen, die ebensowenig wie zwei andere Gruppen, die Sarcop- tiden und Tyroglyjihiden, Vertreter im Süsswasser haben. Diesem gehören vielmehr nur Arten der V(u-derathmer an, 462 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 46. deren Gestaltsverhältnisse und innere Organisation der Verfasser schildert. Manch ungelöstes Problem lernen wir hier kenneu, so z. B. die Frage, wie sich die Tracheen der Wasserniilben, welche stets unter Wasser bleiben, mit Luft füllen. Sehr entwickelt scheint der Tastsinn zu sein, welcher dadurch dem Gesichtssinn sehr zu Hülfe konnnt; auf diesen Umstand hatte auch Vosseier bei den Entomo- straken hingewiesen. Zu den gewöhnlichsten Wasser- milben gehören Arten der Gattung Arrenurus, welche nur dann leicht und sicher zu bestimmen sind, wenn ganz erwachsene S Exemplare vor- liegen. Autor schildert uns die vor- nehmlichsten Gattungen der wasser- bewohnenden Milben, ihren Auf- enthalt, ihre Lebensweise und die geographische Verbreitung. Es ninunt einigermaassen Wunder, wenn man erfährt, dass bisher nur die schwe- dischen und norditalienischen Ge- wässer, die Seen der Schweiz, ein Theil Frankreichs und Deutschlands nach W^asscrmilben durchforscht sind. Noch mangelhafter ist die Kenntniss der Verbreitung der Milben in den aussereuropäischen Ländern*). Auch die Entwickelungsgesehichte ist durchaus noch nicht genügend erforscht; über die Lebensdauer scheint kaum etwas bekannt zu sein. Autor schildert uns die Eiablage und die postembryonale Entwickelung einer Milbe; bemerkeuswerth er- scheint das Faktum, dass bei manchen Milben aus dem Ei ein Stadium hervorgeht, welches einem Ei sehr ähnlich ist und als Deutovum be- zeichnet wird. Dasselbe hat wohl den Werth eines Larvenstadiums, welches aber nicht zur freien Be- weglichkeit gelaugt (S. hierzu Kor- schelt und Heider, Lehrbuch der ver- gleichenden Entwickelungsgesehichte der wirbellosen Thiere. Specieller Theil. 2. Heft. S. 622—25. Jena 1892.) Der Aufsatz schliesst mit der Darstellung der Lebensgeschichte von Hydraehna globosa. Sehr schätzens werth ist der „Anhang," welcher eine Tal)elle zur Bestimmung der Gattungen enthält. Sehade, dass auch in diesem Kapitel wieder die nöthigen Abbildungen fehlen. — Wir gelangen mm zu den lüsecten und Insectcnlarven des süssen Wassers. Ihre Zahl ist eine so grosse und ihi'e Lebensäus- serungen so mannigfaltige, dass eine ausführliehe Schilderung über den Bau und die Entwicke- lung dieser Thiere, sowie eine Betrachtung ihrer Systema- tik und ihrer Gewohnheiten einen ganz anderen Raum Hydatina senta r = Wimpern (Cilien). innere Körperwand (hypodermis). — wand (Cuticula). — s ^ Zitterorgan, pliridie). — ma = Kauapiiarat. — dr Magen. — est = Eierstock. — dst ll = scitlielies Sinnesorgan. — ni Enddarm. — cv ^ Harnblase. — a = oder Klebdrüse. verlangt haben würden, als ihnen in dem Buche geboten werden konnte. Man darf deshalb auch nicht erwarten, hier eine Beschreibung aller der das Wasser bewohnenden Insekten zu finden. Dr. Schmidt-Schwedt hat mit grossem Glück seine Aufgabe dadurch gelöst, dass er, sich vor- wiegend auf eigene Beobachtungen stützend, eine Anzahl der bekannteren im Wasser lebenden Kerfe und ihrei- Larven unter steter Berücksichtigung an die Anpassung an das Wasserleben schildert. Der Verfasser vergleicht zunächst die Wasscrinseetcn und die Wasser- säugethiere mit einander, beides sind in das Wasser gegangene Land- thiere. Bei diesem Wechsel von Luft und Wasser ist die Umbildung, welche die Athmungs-, Bewegungs- und Sinnesorgane erleiden mussten, besonders beachtenswerth. In dieser Hinsicht sind die Sinnesorgane aber noch zu wenig erforscht; daher be- schäftigt sich der Verfasser im Laufe seiner Betrachtungen ein- gehender mit dem Atlinnmgs- und Bewegungssj'stem verschiedener In- secten, zunächst der Taumelkäfer, Gyriniden, welche auf der Wasser- fläche schwimmen, der wanzenartigen Wasserläufer, Hydrodromici, welche auf ihr laufen, der Schwiimidväfer, Dytisciden und der Kolbenwasser- käfer, Hydrophiliden, welche beide in verschiedener Weise schwimmen, in verschiedener Art athnien und auch in allen übrigen Lebenser- scheinungeu keine nähere Verwandt- schaft zeigen; auch die Larven dieser beiden Familien sind genügend von einander unterschieden, wie sich schon in der Art des Verzehrens der Beute kund giebt. Die Dyti- sciden saugen ihren Raub unter Wasser aus, die Hydrophiliden heben ihn dabei über das Wasser. Ver- fasser schildert weiter die Ange- hörigen anderer Käferfamilien, Par- nus, Cyphon und Donacia, deren interessante Entwickelung beti-achtet wird. Ueber den Athmungs Vorgang der Larven dieses Käfei's scheinen die Untersuchungen bisher noch nicht $ stark vergrössert) gr = vordere Grube. — hg = : = äussere Körjier- — J^e = Niere (ne- = Leber (?) — sio = = Dotterstoclc. — = Uterus. — re = After, — f = Fuss *) Die alljälirlich auszielu^nden Samiiilor und Händler würden sich ein Verdienst um die Wis.sensehaft und pekuniären Gewinn verschaffen, wenn sie auf ihren Excursionen aucli die niederen Thiere der Bäche, Teiche und Seen berüclisichtigen wollten. Die ganze Ausrüstung, um einige Streifzüge an dem Ufer der Gi'wässer zu machon, bestidit aus einem Gazenetz mit Stock, (soj^. centri- fugalgaze No. 98, Maschenweite 0,263 mm. Zu beziehen V(in Land- wehr & Co., Berlin SO., Mariannenufer 5) und jeiner Anzahl kleiner Flaschen mit starkem Alkohol. zu übereinstimmenden Resultaten geführt zu haben. Die nun folgende Ordnung, die Zweiflügler, leben mit einer Ausnahme in der Luft; ihre Larven und Puppen sind aber Wasser- l)ewohucr. Eine Schilderung der Merkmale einer solchen Larve leitet diesen Abschnitt ein, welcher dem Kennzeichen den Bewegungserseheimingen, den Athmungs- vorgängcn und der Nahrung der Larven und Puppen der Mücken, einer bisher wenig Ijcachteten Schnake (Phala- crocera), der Wafteu- und der Schwebfliegen gewidmet ist. Ich hebe hieraus besonders die Schilderungen, über die Art, wie die Athmung bewerkstelligt wird, hervor. Der eine Theil der Larven entnimmt die Luft aus der Atmosphäre, sie müssen daher an die Oberfläche des Wassers .steigen; der andere Theil bleibt unter Wasser, es sind die Hautatinner. Neu seheint dem Referenten die Angabe zu sein, dass die langen Schläuche am Nr. 46. N;itiir\vis.sciis('li;i('tliclic Wuclien.sclirirt. 4G3 hvliiulliclicu Gcg'cn- nui lliiitcieiulc von Cliiroiiomus, vvek-licr auch in gvcissen Tiefen unserer Seen lebt, Kiemen sind; in der Lit- tcratiir findet man nirgends Angaben über die Funktion dieser Seliläueiic, welelie von allen Autoren abgchildet werden. Weiter verdient die Art, in wekdier die Fort- bc\vegung im Wasser vor sieli .nelit, besondere Beaelitung. Sie konnnt in verscliiedener Weise zu Stande, dureli seit- liche Bewegung des Hinterleibes, durch u-fVirmige Kriini- nmng mit besonderer Art des Fortschiebens, durch s-för- mige Riegung des Körpers verbunden unter Umstanden mit einer Fortbewegung nach Art der Spannerraupen, in einigen Fallen wird diese Bewegung dureii die Bildung von Oespinnstfäden unterstützt. Anders als die Lar\en bewegen sich die Puppen. Die Nahrung der Miiekeu- larven ist tlieils pHanzlich, theils thierisch. Sie iialten sieh entweder ganz au der Oberfläche des Wassers frei auf oder lel)en in den mittleren Schichten oiler im Schlannne am Boden, andere an im Wasser ständen. Ihre Vertheilung in den (!e- vvässern sondert sich oft scharf nach der Besehaßenhcit derselben; Verfasser führt ein schlagendes Beispiel an. Die ( )r(luung der Schmetterlinge hatnur wenigeFormen, welche ihre Entwickelung im Wasser durchmachen, bei uns findet sich am häufigsten Paraponyx stratiotata, als Schmctterlingsraui)e sofort kenntlich an den Raupenbeinen und den Mundtheilen. Ihre Tracheenkiemen gehen bei der Ver- l)uppung verloren und die mit Luftlöciiern ausgerüstete Puppe liegt wohlgcborgcn im Wasser in einem Kcdvon, welcher wie bei der von Donacia Luft erhält. Andere Schmetterlingsraupen tragen beständig ein (Tchäuse und sind echte Luftathmer. Während die Dipteren und Lei)idopteren im Verhältniss zu ihrer Arteuzahl doch nur wenige Formen aufweisen, deren Larven und Puppen im Wasser leben, ist das entgegengesetzte bei den Netz- flüglern der Fall. Das Hauptcontingent bilden hier die Phryganiden, welche mit ihrem Gehäuse nicht leicht mit irgend einem anderen Wasserthiere verwechselt werden können. Wie man sie auch ohne dasselbe erkennt, darüber belehrt uns der Verfasser. An einem Limnophilus schildert er uns dann die äusseren Theile und die Lebensgeschichte einer Phryganidc, um darauf einige andere Neuropteren, Sialis, Sisyra und ( »smylns zu be- sprechen. Besser bekannt als diese sind dem Laien die Larven der Wasserjungfern, der Eintagsfliegen und in (Jel)irgsgegenden die Aiterfrühlingsfliegen. Bei letzteren bietet sich uns noch ein Problem dar. Bei der vom Ver- fasser geschilderten Larve von Nemura ist die Haut dick und Tracheenkiemen fehlen; die Art, wie hier die Athmung vor sich geht, ist unerforsclit. Die Larven der Netzflügler und (iradflügler athmen fast alle durch Tracheenkiemen, sehener durch die Haut; die Orgauisati(m dieser Thiere zeigt sie uns als echte Wasserthiere. Sie unterscheiden sich so von den Larven der Käfer, Zweiflügler und Schmetterlinge, und hier entsteht nun die Frage, ol) sie nicht \ ielleicht im Gegensatz zu den wasserbewohnenden Coleopteren, Dipteren und Lepidoptcren, für welche der eingangs erwähnte Vergleich mit den Wassersäugethieren galt, von jeher Wasserthiere gewesen sind? Freilich musste man dann annehmen, dass dabei die Bildung eines geschlossenen Traeheensystems an die Stelle von Kiemen getreten sei. — Unter den Schnabelkerfen finden wir wiederum Formen, welche ihr ganzes Leben im Wasser gegenüber, des Meeres ist geneigt, in der fast Hydatina senta ( J stark vergiössert). l — Hoden. — mu = Muskel. — dt ^= Uiieken- tiiister. — g = Gehirn. — 7- = Winijieni. — lc!l = Hypodcrinis. — sto = Verdauungs- kanal. — ne = Nephridie. — /=Fussdriisc. zubringen, wenn sie auch des Fliegcns fähig sich zeit- weise in die Luft begeben. Auf andere Verhältnisse, welche die Hemiptcren mit den Goleopteren gemeinsam haben, weist uns dei' Verfasser hin und bespricht die wichtigsten Schnabclkerfe des Wassers. Ik'i Notonecta ist einmal die Rede von einem Laich; doch werden die Eier hier einzeln ohne (iallerte abgelegt, wie das der Verfasser an anderer Stelle ja auch selbst angiebt. Nicht uninteressant wäre vielleicht ein kurzer Hinweis gewesen, wie die verschiedenen Insecten ihre Eier an und im Wasser befindlichen Ptlanzcn al)legen und wie der den Schlui)f- wcspen angeh('irige Agriotypus seine Eier in Phryganiden- larven hineinbringt. — Dem Reichthum des Süsswassers an Insecten steht die Armuth des Meeres an diesen Thieren Wie ist das zu erklären? Der Salzgehalt kann nicht die Ursache sein und Verfasser die geringe pjitwickelung mariner Insectim nie ruhenden Bewegung des ]\Ieeres zu er- blicken, welche sowohl die Athmung an der (Jbcrfläche sehr erschwert als die Verpuppung und Entwickelung zur Image kaum ermöglicht. — Im Anhang ist eine Tabelle zur Bestimmung der wasserbe- wohnenden Kerflarven gegeben, wofür Jeder dankbar sein wird. Möchten doch solche Tabellen auch für die Larven und Puppen der einzelneu Gruppen der\\'asser- insecten gegeben werden, damit man endlich in den Stand gesetzt wird, we- nigstens für die einheimischen Formen die Zugehörigkeit zur Gattung feststellen zu können, was zur Zeit entweder nicht möglich oder nur an der Hand von Spc- cialwerken ausführbar ist. Alljährlich werden eine Menge neuer Species be- schriel)en, für die postembryonale Ent- wickelung unserer Insecten des W^assers seheint das Interesse nicht gross zu sein. Aber freilich, solche Untersuchungen nehmen weit mehr Zeit in Anspruch. — Die sehr guten Abbildungen, von denen der Leser eine Probe auf S. 4(i4 findet, belaufen sich auf 30. Aber wenn irgend wo in dem Buche zu wenig Ab- bildungen gegeben sind, so ist's hier bei den Insecten. Ich hätte gewünscht, dass von allen wich- tigeren Formen Imago, Larve, Puppe und Ei abgebildet worden wären, so weit solche bekannt sind. Zu den Thieren, welche eine Art Sanitätsjxilizei im Wasser bilden, gehören die Mollusken. Sie vertilgen faulende Pflanzenstofi'e und lebende Algen. Wer Thiere in Aquarien hält, tbut daher wohl daran, wenn er in dasselbe einige Schnecken hineinbringt; sie kriechen be- ständig an den Pflanzen und Glaswänden umher und halten die AVände sauber. — Nach einer kurzen Be- schreibung und der Eintheilung der im süssen Wasser vor- kommenden einheimischen Mollusken geht Clessin, der Verfasser dieses Capitels, auf ihre Wohnorte und Gewohn- heiten ein. Die Limnaeiden und die Genera Vivipara, Bythinia, Valvata und Velletia lacustris leben vorzugs- weise in stehenden (icwässern, Neritina, Bythinella und Ancylus halten sich besonders in fliessendem Wasser auf. Vitrella ist eine llöhlenform. Ein Theil unserer Wasscrmollusken athmet durch Lungen, von ihnen konnnen aber nicht alle regelmässig an die Wasseroberfläche: die Linmaeen thun dies nur hei heiterem, warmen Wetter und bei erhöhter Temperatur des AVassers. Die Muscheln leben im Schlamme und halten sich mit dem Fusse in dem unter der Schlammschichte liegenden festen Boden, 464 Natuiwissenschal'tliche Woclieuschrift. Nr. 46. ihre Bewegungen sind sehr langsam und ihr ruclv weiser Marsch beträgt nur 1 — 2 mm. Nur Dreissena lebt nicht im Schlamme (man findet sie indessen am Grunde unserer Seen in Colonien oder einzeln im Schlamme. Ref.), son- dern heftet sich an feste Körper an und wechselt dann nicht mehr ihren Standort. Hier befindet sich der Ver- fasser im Widerspruch mit Eeichel, welcher an den aus- gewachsenen Dreissenen periodische Wanderungen beob- achtet hat, und in der That kann man im Aquarium sowohl an grossen als an ganz jungen schon festgehefteten Dreissenen den Ortwechsel mit Leichtigkeit constatiren. Der folgende Abschnitt der Abhandlung enthält die An- gaben über Geschlechtervertheilung, Eiablage, Lebendig- gebären , Fortptlanzungsfähigkeit , Wachsthumsschnellig- keit, Lebensalter und Schmarot- zer, und erläutert dieWechselbezie- hung zwischen den Mollusken und den Fischen. Nach den Aus- führungen des Verfassers er- scheint es, dass von allen Süss- wasserbewohnern die Lebensdauer der Mollusken am besten bekannt ist. Einige, unter ihnen Ampliipep- lea, leben nur ein Jahr, die Valvati- den und Hydro- biiden 2 bis 3 Jahre, Neritina undLitlioglyphus bis 5 Jahre, die Limnaeideu höch- stens 4 — 5 Jahre, Vivipara 8—10 Jahre, die Naja- den bis 10 oder 12 Jahre, andere Muscheln sind kurzlebiger. Wei- ter erläutert der Verfasser an zahl- reichen Beispie- len die ungemein grosse Anpassungsfähigkeit der Mol- lusken an die Beschaffenheit ihrer AVohnorte, indem er uns die Wirkungen vorführt, welche dieses Anschmiegen an die äusseren Lebensverhältnisse an der Schalengestalt hervorbringt. Der Leser findet ein Beispiel solcher Ab- änderungen bei der Schlammschnecke auf S. 465 veran- schaulicht. Man begreift, dass die Fähigkeit des Variirens bei den Wassermollusken eine sehr grosse ist, sie ist viel grösser als bei den Landmolluskcn. Fast jeder einzelne Fundort erzeugt Abweichungen vom Typus, und es ist daher sehr wUnschenswerth, bei der Beschreibung neuer Varietäten auch die Ursachen festzustellen, welche zur Bildung der- selben Anlass gegeben haben. Dieser Satz erscheint uns Figur 5. - 6. - 7. und Pisidium; sie sind sämmtlich klein und verkümmert, Anpassungen an den in Tiefen l)is zu 300 m herrschenden Existenzbedingungen. Ein anderes Beispiel dieser Art erläutert Verfasser an den spärlichen Funden von Mol- lusken aus unterirdischen Höhlen. Die Abhandlung sehliesst mit einer Schilderang der rerhnuschcl und ihrer Perlen. Aus dem nächst höheren Thicrkreise, welche das süsse Wasser bewohnen, sind die Fische diejenigen, welche mit all' den anderen in der „Thier- und Pflanzen- welt" geschilderten Organismen in Beziehung stehen. In einem Buche wie dem vorliegenden nnisste daher den Fischen ganz besondere Aufmerksanüveit gewidmet wer- den, und dieser Forderung ist in bester Weise und auf einem verhältnissmässig kleinen Räume durch die beiden Ab- handlungen von Dr. A. Seligo, die deutschen Süsswasserfi- sche und ihre Lebensver- hältnisse, und von Prof. Fr. Zsehokke, die Parasiten un- serer Süss- wasserfische, entsprochen wor- den. Kein Fisch — und fügen wir hinzu kein Thier, wenn es nicht etwa durch s}^u- biotische Algen Nahrung erhält — vermag in destillirtem,wenn auch lufthaltigem Wasser zu leben, er l)edarf der Salze. Während aber ein Theil der Fische nur den geringen Salzgehalt des süssen Wassers erträgt und im Meere nicht lange auszuhalten ver- niaj;-, ist der MU = Grenze von Mittel- und üinteibnist. Hydrophilus piceus von unten. F = Fühler. T = Unterkiefertaster. I^arve von Hydrous caraboides. Kopf dieser Larve von oben. OK ~ Oberkiefer. Eiergehäuse von Hydrous. Das den Kokon ringartig umgebende Blatt ist etwas abgebogen. F = Fühler. - UL = Unterlippe. — DK = Unterkiefer. sehr wichtig und sollte überall Anwenduni"' finden. Be- kannt sind auch die nicht eben seltenen Störungen, welche die Schalen der Mollusken durch Schädigungen erfahren und Monstrositäten erzeugen. — In der Tiefenfauna sind bisher nur wenige Mollusken nachgewiesen, hierher ge- hören Angehörige der Genera Limnaea, Vivipara, Valvata an- dere Theil auf das Meer angewiesen und stirbt, wenn er ins süsse Wasser gebracht wird. Wenn es nun hier auch Ausnahmen giebt, wenn die Wanderfische das süsse und das salzige Wasser zu ertragen vermögen und einige marine Fisclie, die Flunder und die Lamprete, ge- legentlicii ins süsse Wasser gehen, so scheidet doch die Stärke des Salzgehaltes die Fische in Süsswasserfischc und Meerfische. Fast alle unsere Süsswasserfischc sind an das Wasser gebunden, nur einige besitzen die Fällig- keit, einige Zeit ausserhalb des Wassers zu leben. Hier- aus und aus dem Umstände, dass ihnen die Bildung so- genannter Dauereier abgeht, folgt, dass die Mittel und Wege zur Verbreitung der Fische im Vcrhältniss zu den meisten niederen SUsswasserbewohnern beschränkt sind. Bei unseren Fischen kann die Verpflanzung nur geschehen durch den Transport der Eier durch Vögel und Land- thiere, durch Ueberschwemmungen, welche verschiedene Flussgebiete mit einander in Verbindung setzen, durch geologische Verschiebungen der Wasserscheiden und durch Nr. 46. Naturwissenscliaftliclie Wucbcnsclirift. 4ß5 secuiidiire Verbiuduugen vordem getrennter Länderniassen. Nach diesen Auseinandersetzungen grenzt Verfasser das Gewiissergebiet, welciies weiterhin beiiandcit wird, ge- nauer ab. Es unit'asst die Flusssystenic vom Rliein l)is zur Meniel, die Etseii und das Donaugi'bict. Die Haupt- masse aller Fischarten, welche Seligo siinnntlich und unter steter Berücksichtigung ihres Vorkommens aufzählt, ge- hören den drei Familien der Oypriniden, .Salmoniden und Pereiden an. Alle bei uns jetzt einheimischen Fischarten haben sich von zwei Gebieten aus verbreitet, nämlich vom Nordwesten einerseits und vom Südosten andererseits. Die Seliilderung des Körperbaues und der einzelnen Urgane der Fische, mit welcher der Verfasser die Ver- richtungen eines jeden der besprochenen Organe sehr an- schaulich vor Augen führt, kann ich hier nur dem Inlialte nach wieder- geben: Haut (Silber- glanz, Farbzollen), Wir- belsäule, Körperform, Flossen und Muskeln (Ortsbewegung), Leiljcs- höhle, Z werchfeld, Brust- höhle, Herz (Kreislauf), Leber (Galle), Nieren (Harn), Milz (Blutkör- perchen), Mundhöhle (Zähne, Nahrung), Kie- menhöhlen und Kiemen (Athmung, Hautath- mung, Sauerstoff bcdürf- niss, die Flussregionen von Fritsch und von dem Borne), Darm und Ma- gen (Verdauung, Nah- rungsbcdürfniss) , Kör- pertemperatur, Einfluss der Tem))cratur auf die Fische, Fütterung, Wachstlium, Schwinnn- blase (Function), Fort- pflanzung (Unterschied der Geschlechter, Samen, Eier, der Aal, der Lachs, die Forellen, die künst- liche Fischzucht, Ein- führung fremder Fische, Brutpflege), Gehirn, Au- ge, Hörorgan, Seiten- organ, Geschmack, Geruch, Tastgefühl, Aufenthalt der Fische abhängig von der Nährzeit, Laiclizeit, Winterszeit (Fischfang). Verfasser hat ein ausführliches Litteratur- verzeichniss beigegeben; in den angezogenen Werken findet man die nöthigen Illustrationen, deren keine in die „Thier- und Bflanzenwelt'- übergegangen ist. Das Capitel Parasiten unserer Süsswasserfische be- handelt ausschliesslich die Würmer, da ja die wenigen Schmarotzer aus der Klasse der Krebse und die Muschel- larven schon in den vorhergehenden Capiteln besprochen worden waren. Ich möchte hier aber aufmerksam machen, dass unter den Fischparasiten die Coccidien und die sog. Fischsporospermien (Myxosporidien), welche ich in dem Capitel Zscliokke's ganz vermisse, nicht zu unterschätzen sind. Man wird hier Bronn's Klassen und Ordnungen des Thierreichs Band I v(jn Bütschli, Abthlg. 1 S. 590—603, 1880 — 82, zu Rathe ziehen müssen; hier findet man alles auf das Sorgfältigste zusammengetragen. Da die Ent- wickelungsgesehichtc dieser mikroskopischen Schmarotzer, von denen mau weiss, dass sie den Tod der Fische her- Limnaca stiigiialis als Beispiel für die Veränderiiclikeit der Schale vuii Wassermoluskeu je nacii der Besuhaffeuheit des sie berBcndcn Gewässers. beizufühi-en im Stande sind, noch fast ganz unljekannt ist, so würden gerade hier in der Ploener Station besser als anderswo die Untersuchungen einsetzen können. Zschokke macht uns zunächst mit den allgemeinen Verhältnissen der liei unseren Fischen sclmiarotzcnden Würmer vertraut; man kennt allein 250 Ai-ten, welche bei Süsswassertischen parasitiren. Verfasser schildert uns dann die wichtigsten derselben durch eine Darstellung ihres Baues und ihrer Lebensgeschichte. Hier öffnet sich uns wieder ein grosses Feld der Arbeit, was besonders für die Entwickelungsgeschichte gilt. Es ist noch nicht so lange her, seitdem man entdeckte, dass einer dieser Para- siten, der Bothriocephalus latus, der in ausgebildetem Zu- stande im Menschen lebt, durch den Gcnuss von Fisch- speisen in den mensch- lichen Körper gelangt. Es ist aber auch glück- licherweise der einzige Parasit, den wir vom Fisch erhalten, und er kommt glücklicherweise nicht in der gleichen Verbreitung wie andere Würmer vor, obwohl er in gewissen Gegenden ein sehr häufiger Para- sit des Menschen ist. Von diesem Thier trieb Roux bei einem Men- schen eimual über IJU Exemplai'c gleichzeitig ab ! Die Entwickelungs- geschichte dieses brei- ten Bandwurmes ist noch nicht genügend aufgeklärt, drei Stadien findet der Leser auf S. 466 wiedergegel)cn. Es muss uns also gerade dieses Thier l)esonders iuteressiren ; wir müssen seine bis- her ungenügend ge- kannte Entwickelungs- geschichte Studiren, wenn wir Mittel finden wollen, um ihn von uns abzuwehren. Weiter müssen wir eine ge- nauere Kenntniss der übrigen Fischparasiten anstreben, um hier otler da vielleicht dem Schmarotzer wirksam begegnen zu können. Dann bat aber das Studium dieser Parasiten auch aus rein wissenscliaftlichcn Gründen be- sonderes Interesse, weil wir nur durch die genaue Kennt- niss derselben ein Verständiuss für die durcii den Para- sitismus her\orgebrachten Umbildungen verstehen lernen. Noch eine ganze Zahl wichtiger Fragen aus der Lebens- geschichte dieser Würmer entrollt der Verfasser, der sich seit Jahren mit dem Studium dei'selben beschäftigt, vor uns und sucht sie zu beantworten. So wird uns am Lachs erläutert, wie die Gewohnheiten des Fisches auf seine Parasitenfauna einwirkt, welche beim Lachse marineu ürspi-ungs ist, denn der Lachs nimmt bei seinem Eintritt ins süsse Wasser, bis er verlaicht hat, keine Nahrung zu sich. Von seinen zwanzig parasitischen Würmern ist nur einer auch aus Süsswasserfischen bekannt. Weiter ver- anschaulicht der Verfasser uns durch eine Tabelle die Ver- l)reitung dieser Würmer in den Wanderfischen ; als Beispiel wähle ich den Aal. Nicht weniger als 26 Arten Wiü'mer 466 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 46. zählen zu seinen Schmarotzern! Von ihnen sind 10 typisch für den Aal, 10 von iJnien finden sieh nnr in Wander- iisclien, 5 auch in marinen nicht wandernden Fischen, 5 in Süsswassertischen und 5 in Fischen des salzi.ucn und süssen Wassers zui;leicl). Warum nun die Fische einen so grossen Reiclithum an Parasiten aufweisen, lehren uns die weiteren Auseinandersetzungen verstehen. Aus der Zusammenstellung- der Zahl der Arten von Parasiten, welclie die einzelnen Organe der Fische bewohnen, er- sieht man auch, dass fast alle Organe einer solchen In- vasion unterliegen kiinnen, und die Uebersieht der in 29 Fischarten lebenden .Saugwürmer, Bandwürmer, Faden- würmer und Kratzer ist verbunden mit Erläuterungen über das Vorkommen derselben in Bezug auf die Nahrung des Fisches und auf die Jahreszeit. Es ist ganz erstaunlich, wie gross die Anzahl der Individuen ist, welche in ein und demsell)eu Fische gefunden werden; unter anderen fand Ver- fasser in einem grossen Hecht 300 ausgewachsene Bothriocephalen (B. infundibuliformisj von 28 — 35 cm Länge, dazu Hunderte junger AVürmer derselben Art. In einer Seeforelle kamen über 200 Finnen des Bo- thriocephalus latus zur Beobachtung. Der spccielle Theil dieses Capitels ist der Schilderung des Baues und der Entwickelung der wichtigsten Parasiten aus dem Kreise der Würmer gewidmet, es sind Angehörige der Gattungen: Piscicola, Cucullanns, Ascaris, Agamonenia, Echinorhj'n- chus, Distoma, Diplozoon, Gyrodac- tylus, Dactylogyrus, Tetraonchus, Taenia , Caryophyllaeus , Cyatho- cephalus, Triaenophorus, Ligula, SchLstocephalus und Bothrioeephalus. Dem folgenden Capitel schicke ich eine knrze Erläuterung voraus. Jedem, der sich öfter mit pclagischer Fischerei befasst hat, muss dabei zweierlei aufgefallen sein. Erstens, dass die Menge des gefischten Materiales zu verschiedenen Zeiten im Jahre eine verschiedene ist, zweitens, dass die Zusammensetzung des Fanges in den einzelnen Monaten eine andere ist. Auch ist die Anzahl an Indi\iducn der einzelnen Arten stets eine so ver- schiedene, dass immer einige Arten vorherrschen, andere ganz zurücktreten. Seltener besteht die erhaltene Masse des Materiales vorwiegend aus den Angehörigen einer Art. Wenn man solche Beobachtungen macht, dann ent- steht wohl der Gedanke, wie gross mag die Anzahl der einzelneu Organismen sein, welche in einem See zu einem gegebenen Zeitpunkt nebeneinander vorkommen'? Vornehmlieh mit der Beantwortung dieser Frage be- schäftigt sich nun die Abhandlung von Dr. Apstein: Ueber die quantitative Bestimmung des Plankton im Süsswasser, auf M'elche ganz besonders hingewiesen werden muss. Unter Plankton versteht man mit Henscn alle Thiere und Pflanzen, welche willenlos im Wasser treiben. Es ist daher der Begrifl' Plankton nicht gleich- bedeutend mit dem, was man Auftrieb oder pelagische Organismen genannt hat, zu denen man auch die Fische und Wale rechnen muss. Bei den Untersuchungen über das Plankton handelt es sich zunächst um die quantitative Bestimmung desselben, sodann um die Feststellung der Menge der einzelnen Organismen, also der Vertheilung derselben im Wasser. Das Endziel dieser Untersuchungen ^'i w \i w ■■«»lili'T'' Bo t h riocephalu s latus, Ei, Flimmer embryo und Larve. gipfelt in der Erkenntniss des Stoftwechsels des Meeres und des süssen Wassers. Der Begründer dieser Lehre ist Hensen, welcher bereits zahlreiche Untersuchungen über das l'lankton des Meeres gemacht hat und im Jahre 1889 Veranlassung zu der in den Atlantischen Ocean ge- richteten Plankton - Expedition gegeben hat. — Um die quantitative und qualitative Zusammensetzung des Plank- tons zu bestimmen, müsstc man die ganze Masse eines Wasserbeckens durchfiltriren. Da dies unmöglich ist, so müssen sich die Untersuchungen auf eine bestimmte An- zahl von Fängen stützen. Hier entsteht nun aber die Frage, ob die Beobachtungen, welche die Analyse solcher verhältnissmäs.sig kleiner Wassermengen ergeben, zu Schlüssen auf die Menge und Zusammensetzung des Plank- ton eines ganzen Wasserbeckens berechtigen V Es hat sich durch Hensen's Untersuchungen gezeigt, dass das Plankton gleichmässig genug im Meere vertheilt ist, um die Anwendung jener Methode zu gestatten.*) Ohne auf die Einzelheiten einzu- gehen, will ich das Ergebniss an- führen, welches die Untersuchungen über die (piantitati\e Zusammenset- zung des Planktons nach einem Fange aus der Ostsee ergeben haben. Nach Rodewald erzeugt 1 qni be- bauten Landes (in Form von Heu) 179 gr organische Substanz. Die Pr(Klucti()n des Planktons ist nur um 20 "/o geringer, als die der gleichen Fläche Ackerlandes. Bei den Berechnungen für die Produc- tivität des Wassers sind jedoch nur Minimalzahlen genommen und es wäre daher möglich, dass in der That die Produetion des Wassers gleich ist der des Landes. Damit haben wir ein Maass für die Er- tragsfähigkeit des Wassers gewonnen und zugleich einen Ausdruck für die belebende Wirkung des Sonnen- lichtes. Der Verfasser führt uns nun in die Methode der Plantomintersuchuugen ein. Er schildert uns zunächst die sinnreichen, durch Abbildungen erlänterten Api)arate und unterweist uns in ihrem Gebrauche, um dann die Arten der Conservirung eines Fanges und die Verarbeitung des- selben zu besprechen. Diese geschieht mit Hilfe be- sonderer von Hensen construirter Ajjparate, der auch die übrige technische Ausrüstung für diese Untersuchungen erfunden hat, von denen das Planktonnetz, die Pii)etten und das Zählmikroskop hier besimders erwähnt werden mögen. Die Verarbeitung des Fanges geschieht in der Art, dass zunächst die Menge an organischer Substanz festgestellt wird, dann wird die Zählung der einzelnen Organismen vorgenommen. Durch ein einfaches Mittel hat Hensen gezeigt, wie man becpiem mehrere Species zugleich zählt, deren Anzahl man natürlich nicht im Kopfe behalten könnte. Die einzelnen Zälihmgen werden dann ])rotoeollirt, ein solches Protocoll nach einem Fange aus dem Stettiner Haft' hat Apstein nach bisher unver- öft'eutlichten Untersuchungen von Hensen wiedergegeben und dasselbe erläutert. In diesem Fange werden 36 ver- schiedene Arten von Organismen aufgeführt, welche in m 1:1 *) Auf die gegentheilige Ansicht Haeckel's und es[)rerhung der Gründe, welche man geltend gemacht hat, um die Armuth der Süsswasserfauna gegenüber dem Reichthnm des Meeres zu erklären. Ueber diesen Gegenstand ist eine ausführliche Arbeit von Sollas, On the Origiu of Freshwater Faunas (Scientif. Trans. Roy. Dublin Soc. Vol. III. Ser. II. 1884) erschienen. Was Zacliarias aus der Rede von M. Marsiiall 1890 anführt, ist nur eine der Folgerungen, zu denen Sollas in seiner Untersuclmng ge- langt. Auch die Arbeiten von E. von Martens, welcher zuerst auf das Vorkommen nmriner Thiere im Süsswasser die Aufmcrksand^eit gelenkt hat (Ueber einige Fische und Crustaeeen der süssen Gewässer Italiens, Archiv für Naturgesch. 23. Jahrg. 1857), sind wenig berücksichtigt und nicht einnnxl eitirt. Auch hätte der \'erfasser der Ansicht Lendeufeld's über die Herkunft cosniopolitiseher Süsswasserformeu (In: Süsswassercoelenteraten Australiens, Zoolog. Jahrbücher, 2. Bd. 1887) einige Worte der Er- wähnung widmen können. Den Schluss des ganzen Werkes bildet eine Be- 468 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 46. traehtung des Thierlebeus auf Flussinseln und am Ufer der Fltisse und Seen von Fr. Borcherding-. Er beginnt mit den Säug-etliiereu. Von ihnen sind liier zu nennen und werden l)esprochen: Fledermäuse, Maulwurf, Wasserspitzraaus, Fuchs, Fischotter, Iltis, Nörz, Wander- ratte, Wasserratte, Feldmaus, Biber, Seehund, Tiinnnler, selbst der Walfisch (einmal bei Vegesack gefangen) fehlt nicht. Die Zahl der an unseren süssen Gewässern sich findenden Vögelarten übertrifft alle anderen warmblütigen Wirbcltliierspccies. An.statt den Leser durch eine Auf- zählung der von Borcherding namhaft gemachten Brut- und Zugvögel zu ermüden, verweise ich auf die Schilde- rung in dem Buche; in lebendiger Darstellung entwirft uns der Verfasser ein Bild des Lebens dieser Thiere an den Gewässern und nimmt Gelegenheit, überall Angaben über den Gesang, die Brutzeit, die Beschaffenheit des Nestes und der Eier sowie über das Eintreffen und Ver- schwinden an den Nistplätzen zu machen. Gegenüber diesem Heer der Vögel treten die Reptilien und Am- phibien an Artenzahl sehr zurück. Nur ein einziges Reptil bewohnt unsere (xewässcr, und jeder kennt die Sumpf- scliildkröte. aber wem war es vergönnt, dies so versteckt lebende Thier draussen in der freien Natur selbst beob- achten zu können? Viel zahlreicher an Arten sind auch bei uns die Frösche, Krfiten und geschwänzten Lurche der Gewässer, wenn auch über unser Vaterland ungleich vertheilt. Verfasser erörtert ihre Verbreitung und macht Angaben über die Art und Weise, wie die Eier abgelegt werden. Mit der Schilderung der Fischfauna eines Flusses (der Weser), eines Geestssecs und eines Moorsees und einer kurzen Betrachtung der niederen Thierwelt der Gewässer schliesst dieser gehaltvolle Aufsatz. Ueber die Puppen von Bliabditis coarctata haben wir auf S. 171 des vorliegenden Bandes der „Naturw. Wochenschr." berichtet. Es macht nun R. Moniez dar- auf aufmerksam, dass er bereits am 28 September 1889 der Pariser Akademie der Wissenschaften über die vor- liegende Erscheinung berichtet habe. („Revue biol. du Nord de la France." III S. 470.) Freilich handelte es sieh dort um Rhabditis oxyuris Claus, doch ist Moniez der Meinung, dass wahrscheinlich dieselbe Art vorliegt. Moniez zeigt ferner, dass diese sogenannte Verpuppung die allerdings auf das Larvenleben folgt und der Weiter- entwickelung zum geschleehtsreifcn Wurm vorangeht, schon von andern Rhabditis arten bekannt und auch von ihm bei einem Diplogastes beobachtet worden ist. Die Bedeutung dieser Verpuppung besteht darin, dass die Würmer in dem austrocknenden Dünger nicht mehr die ihnen nothwcndigen Lebensbedingungen finden, und dass sie sich nun an langsam kriechende Arthropoden, Käfer, Thysanuren, M3-riapoden, vorzugsweise aber an Milben, anhaften, um sieh von diesen Thieren in frischen Dung tragen zu lassen. Dr. C. M. Die Ring-Noniiis-Bürette von C. Meinecke (Chem. Zeitg. XVI, 972) ermöglicht eine genauere Ablesung 1) dadurcli, dass die Theilstriche ringförmig um die ganze Bürette geführt sind, 2) dadurch dass, falls nach Beendi- gung der Titration der Meniscus zwischen zwei Theil- striehen liegt, die Flüssigkeit bis zur Berührung mit einem solchen in eine durch besonderen Hahn mit der Ilaupt- bürette in oder ausser Verbindung zu setzende sehr enge und (ebenfalls durch ringförmige Striche) in Hundertstel eines Cubikcentimeters getheilte Bürette — Noniusbürette — Sp. abgelassen wird. L i 1 1 e r a t u r. Aug. Wilh. von Hofmann: Justus von Liebig. Friedrich Wöhler. Zwei Oodächtiiissreden. Verlag- von Veit & Co., Loip- zi}i-, 18i)l. — Preis 2 Mk. Zwei jener berülimton Gedilohtnissredcn des verstorbenen Hofmann, die nn Meisterseliaft den früheren Reden nicht nach- stehen. Hofimxnn ist ein Schüler Liebig's g'e^^ esen und war daher der bcrnfenste Redner bei der Enthiiliinij;- des Liebig- Denkmals in Giessen. Die Rede über Wöhler hat Hofniann ebenfalls bei Gelegenlu'it einer Denkmals -Enthüllung gehalten: des Wöhler- Denkmals in Göttingen. Treffliche Porträts beider Chemiker, die Ansichten der Liebig- Denkmäler zu München und Giessen und des Denkmals in Göt- tingen schmücken das Heft. In einem Anhang sind eigenhändige biographische Aufzeich- nungen Liebig's gegeben. Joseph Diebolder, Darwins Grundprincip der Abstammungs- lehre an der Hand zaldreichcr Autoritäten kritisch licleuchtet. Nebst einem Nachtrag über neuere Vererbungstheorien. 2. Aufl. Freiburg i. B. bei Herder. 1891. — Preis 1,20 Mk. Wenn ich die vorliegende Schrift ihrem ganzen Wesen nacli kurz kennzeichnen soll, so kann es mit der Bemerkung geschehen, d.iss der Verfasser auf dem Boden der christlichen Weltanschau- ung fusst und, weil er meint, dass der Darwinismus dieser Welt- anschauung entgegensteht oder doch dem Materialismus Vorschub zu leisten sehr geeignet ist, gegen die Darwinsche Abstammungs- Lehre zu Felde zieht. Freilich erklärt er auf S. 15, dass auch für den strengen Verfechter der Schöpfungslehre jeglicher Grund schwinde, Darwins Theorie von der Entstehung der Thier- und PHanzenarten mit Vorurtheilen entgegenzutreten, weil selbst zahl- reiche Kirchenschriftsteller (z. B. Augustin und Thomas von Aquino) der Ansicht waren, dass die Organismen ursprünglich nicht so aus der Hand des Schöpfers hervorgingen, wie sie uns j(.'tzt in der Natur entgegentreten, sondern dass anfangs nur ür- keime entstanden, die erst unter Mitwirkung von Naturursachen zu ihrer Vollendung geführt wui'den. Aber trotz dieser Erklärung erkennt man — besonders in den letzten Kapiteln r Darwinschen Lehre betrifft, so möchte ich mich nicht auf seine Seite stellen, sondern im Allgemeinen Folgendes sagen: Darwin selbst hat seine Theorie als nüchterner Engländer (oder sagen wir besser: als nüchterner Naturforscher) aufge- stellt, ohne die weitgehenden und kühnen Folgerungen daran zu knüpfen wie viele seiner Anhänger; er fühlte sich auch niclit gezwungen, auf Grund seiner Theorie das Dasein Gottes und Dessen Eingreifen in die Entwickelung der Welt zu leugnen. Er veröffentlichte nur, auf Thatsachen fussend und an der Hand ruhiger Ueberlegungen und naheliegender Schlüsse fortschreitend, eine Ansicht, wie die körperliche Entstehung und Entwickelung der L(djewesen zu denken sei, ohne die Lücken in seinen Er- klärungen und seiner Beweisführung zu vertuschen und ohne die Grenzen zu verkennen, die der von ihm gewonnenen Er- kenntniss des Werdens der organischen Welt gesteckt waren. Wie es grossen Gedanken imd Entdeckungen häufig geht, wurde dann das von ihm Geliotene seitens Anderer übertrieben, gestei- gert, auf alle Dinge und Verhältnisse ausgedehnt. Deutsche Schwärmer waren es besonders, welche so die neue Theorie und mehr: die neue Anschauungsweise verdarben und verpantschten. Was sie klar-Mechanisches bot, das stach ihnen in die Augen und wurde daher zum alleinigen Princip erhoben. Dagegen mnsste sich der tief- religiöse Sinn Andersdenkender empören; und da man für die Fahne, auf die man Materialismus, Atheismus, Monis- mus — es kommt alles auf eins heraus — geschrieben hatte, den Darwinismus als Fahnenstange benutzte, so war es erklärlich, dass die christliche Gegnerschaft auf diese Fahnenstange losschlug, damit die Fahne fiele. Habe ich zuvor den Verf. der vorliegenden Schrift gleichfalls als solchen Kämpfer hingestellt, so muss ich nun hervorheben, dass die Waffen, die er führt, durchaus achtbare sind. Die Sjirache ist ruhig und würdig; die Gründe und Erörterungen, mit denen die Darwinsche Lehre angegriffen wird, sind vernünftig und sach- Nr. 4G. Naturwi.ssciiscliaftlielic Woclieiisclirift. UTiiiiiss. Alii;!' ^ii' sind grnss('iitlieils scIkiii t'iüln'r von unileren Forschern entkräftet und widerlegt wordi'n; so zuletzt in treffen- der Weise von Walhice in seinem Werke „Der Darwinismus." Wer Diebolder's Schrift zu lesen unternimmt, darf keines- falls versäumen, sich auch in Wal laco 's Werk zu vertiefen. Ich kann mich hier unmöglich auf die einzelnen von Diel)older ins Treffen s'et'i'n'ten Einwände gegen die Darwinsche Theorie ein- lassen. JErwähnen will ich nur, dass die Thatsache der Cor- relation des Wachsthunis und der sympatischen Veränderung mit Hülfe d(>r Gust. Jäger 'sehen Theorie (wenigstens annähernd) erklärt werden kann; überhaupt ist es ein Mangel der vorliegen- den Schrift, dass sie (im Nachtrag) auf Jägor's Vererbungstheorie (die früher von ihm „Lehre von den Protoplasma-Dispositionen" genannti' Theorie) mit keiner Silbe eingeht. Ferner noch dies: Wenn der Verf. es bestreitet, dass die Variabilität eine allseitige und unl)e grenzte sei, so hat er mit Bezug auf Jedes Einzel- wesen recht; aber jedes neue Einzelwesen giebt eine neue Grundlage für die Variation und ändert somit deren Grenzen, so dass bei dieser Betrachtungsweise es einleuchtend wird, dass schliesslich im ganzen Reich der Organismen der Variabilität keine Schranken gezogen sind. Unbedingt unterschreibe ich das Urtheil des Verf., dass die Darwinsehe Abstammungslehre uns die Entstehung der Arten nicht (ich sage genauer und deutlicher: nicht vollständig) auf mecha- nisch-materialistischem Wege zu erklären vermag. Dr. K. F. Jordan. Dr. med. Seved Ribbing, Die sexuelle Hygiene und ihre etbischen Consequenzen. Drei Vorlesungen. Deutseh heraus- gegeben von Dr. med. Oscar Keylier. 5. Aufl., unveränderter Abdruck der 2. Aufl. Verlag von Peter Mobbing in Leipzig, 1891. — Preis 2 Mk. Ribbing ist Professor an der Universität zu Lund in Schwe- den, seine Schrift, die sexuelle Hygiene, ist aus Vorlesungen her- vorgegangen, die er 1886 in einem Studentenverein zu Lund gehalten hat; sie ist daher allgemein- verständlich gehalten und liehandelt in Kürze und in ausgezeichnet fachmännischer Weise alle wichtigen Fragen, die mit dem Geschleelitsleben des Mensehen zusammenhängen: seine Physiologie, seine abnormen Erscheinun- gen und Perversitäten, die Erkrankungen, die Prostitution etc. Reyher ist zu der Uebersetzung dadurch veranlasst worden, „dass die meisten Schilderungen Ribbing's auch bei uns ganz getreuen Abbildern entsprechen ; es war der warme und von echter, schwärmerischen Utopien wie grobem, unthätigem Gehen- lassen gleich abliolder Menschenliebe getragene Ton, der seine Ausführungen durchklingt; die vor nichts zurückschreckende und do<:h in keiner Weise unlautere Wirkungen begünstigende rein wissonschaftliclie Würde, die er in jeder Zeile zu bewahren wusste". Sammlung Goeschen. 11. Bd.: Koebius, A. F.: Die Haupt- sätze der Astronomie. 7. Aufl., umgearbeitet und erweitert von Prof. H. Cranz. Mit 29 Figuren und einer Tabelle. 111 S. Stuttgart, 1890. G. J. Goescben'sche Verlagsbuchhandlung. — Preis 0,80 Mk. — .— , 13. Bd.: Fraas, Dr. E.: Geologie. Mit 16 Abbildungen. 104 S., sonst wie vor. — .— , 18. Bd.: Rebmann, E.: Anthropologie. Der menschliche Körper, sein Bau und seine Thätigkeiten. Mit 30 Abbildungen und 1 Tafel. 1891. 100 S., sonst wie vor. — . — , 2G. Bd.: Günther, Dr. Siegm. : Physikalische Geographie. Mit 29 A))bilduugen. 1891. 128 S., sonst wie vor. Zu dem billigen Preise von 80 Pf. pro Band bietet die ge- nannte Verlagshaudlung in guter Ausstattung und handlichem Format eine Universal -Bibliothek über die hauptsächlichsten Ge- biete menschlichen AVissens und belletristische Schrift(Mi. Uns interessiren hier nur die Arbeiten erstgenannter Art. In knapper, leichtverständlicher Sprache wird das für den Tjaien Interessanteste und Wichtigste der einzelneu Fächer dargestellt und durch Ab- bildungen erläutert. In Rücksicht auf den billigen Preis und die gute Ausstattung dürften sich diese Bändcheu namentlich als Lehrbücher für die Schule wie zur Selbstbelehrung für den ge- bildeten Laien eignen. Bei den sonstigen Vorzügen der Sammlung ist es bedauerlich, dass sich in Bd. 11, 13 und 26 noch eine grössere Zahl Druck- fehler und vereinzelte Flüchtigkeitsfehler der Verfasser finden. In Bd. 11 hätten sich diese namentlich im ersten Drittel häufigen Fehler wohl bei der stattgehabten Neubearbeitung beseitigen lassen. Ein alijhabetisches Register, wie es die 3 anderen Bänd- chen besitzen, wäre hier besonders nöthig. Blosse Hypothesen dürften in solchen Büchern nicht als wissen- schaftliche Thatsachen hingestellt werrlen, wie z. B. (Bd. 13 S. 47) die Behauptung, dass die uneisformation „in der enormen Mäch- tigkeit bis zu 30 000 m unter allen bekannten Formationen liegt". Bei Bd. 26 (S. 51 unten) wollen wir darauf hinweisen, dass der Winkel, luiter welcliem ein llüiidel paralleler Strahlen diMi Hori- zont von Aa trift't, nicht = der Sonnen -Zenithdisfanz, sondern = 90°— Sonnen -Zenithdistanz ist. Auf S. 52 (Fig. 13) hat der Verf. offenbar den Com])lementwinkel zu SA.>I) mit h bezeichnen wollen, denn nur dieser ist 90 — ('f — *), während \i = i?3=T-:"'*"-f Eil j^-^.ggf;| '^SVWKSt P-^-^g^-j (2 2Sof fdflfidi) einicf)tte61i4 ifiret (0U(5 ^OnfflSS) 8 ®ritt{«-geilagen: I Deutsch. Hausfreund, ^ 5. Allq.Ztg.f. Landwirth illiisti.Zöit srlnift T, löDruck- seilen, wöchentlich. 2, Mode und Handarbeit, SHeitig mit SchnittmuBter ; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. 4. Verloosungs- Blatt, zehntägig. Schaft u. Gartenbau, vierzehntflgig Die Hausfrau 1. Produkten- 14t»gig. u. Waaren- IVIarkt-Bericht,wOciienti 8. Deutsch. Rechtsspiegel tiammloiig neuer Geaetzennd Eeichegerichta - nach Bedarf. Entscheid. foficn bei \titi ffoflouBoff pro Quartal nuv 6 piark. BiS)ntHt, auSfüljtlii^e unbunparteiifc^tpolittfcte «etidjterftattunfl; feine politifdje söenormunbung bet Seiet. — aSiebergube interelfivenber ülleinuiiäsaujenmaen bet iiavtti-. blälter oder Stiictjtungeu. — Sluäfüirlicije ^ir Inmentä'iBeä ritbte. — Xreffliclie mit itärtfdie 3Iuf|ä5c. — 3ntete((ante 8otal", Ibeater« unb ®erid)t«<3!ac^ri(l)ten. — Sin« «eljeTibfte Wocbrttbten unb auägejeicSnete Mecenflonen Über J^eater, TOufit, Jlunft unb äBif fcnfcjaf t — auäfUbtlicbet tianbelätbeil. — SBoIIftänbisfteS EourSblatt. — Jiolterlo Viftcn. — ißerfonaUSBcränbcrunöen in bet 2lnnee, ÜRarinc unb iSiotUäSernialiuna ßuflis, Seiftlidjteit, Se^tetfc^oft, Steuetfo«, i^oiftfot^ !C.) (ofort unb oollftänbi j. JeuiUetonä, Somone unb 5!oneUen bet QervorragenbStn ^utorra. a.njcloeit r«ni> voxx ridjcrctr StJirhunß! Der 3nbalt ber ..^erlineV it«uc(lan gladjridjten" ;ft frei oon SriooUtäten irgenb melcber ättt. 3n iebet sebilbeten Änmilie finben fic baber ficbet frcunblitbe Sluftiabme. ,Jf- 3fü» afftmtUcn « «njeigcn, Sienftbolcn» 6Uiiid)c, £}i>l)niinQe<3(njci(|cn un» äünlit^c 9(niiaitccn, bic bic iWbiitfiiiJK cineä ^ausftoltS betreffen, hiitl) bic Sllioiincmciitc Clutltuurt für ia§ tnufenbc nuartal b. a, 2Ü. »oll in 3<>l)lung genommen, teoburcb ber Söejug bt. SJlntteö ftd) loefentlicft nerbiUigt. "^BQI lirobenumnietn auf ÜBunfil) giati-j buvci bie (StpfMIliin ßrrlin SW., fiönlijgtä^ct Straff 4t. m o B9O«0«4 *Mi ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Pakteriologische Kurse,» ♦ Unterricht in Nahrungsmittel-,^ ♦ scjwie Harnanalyse, monüllicli.» T Gelegenheit zum Ausführen J T selbstständiger Arbeiten. X ^Hebernahme von technischen und^ ^wisscnschaftliehen Untersuchungen ♦ ^ jeder Art. ^ ♦ Dr. E. Kitsert's Uakteriologiseli-» I ♦ chemisches Institut, ♦ X lull- ]>f- J. Stahl. t ♦Berlin N., Friedrichstrasse 131 d ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ !^ oatiul'-tVc^Miwt&s mm^ SituSin S.Xmt«tcHuUutte)M/tt. 23. Sauerstoft' jin Stahlcylinclei-n. Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15. $itl)crlJcit6-^i^^fl•|liil)lf. imb yaui- ftfibic, .ttinbcf jrfac-, Sei- id !C. Adolf Kobw. llorlin NW., Luisouslr. 3 f. 3tliiftricrtc 5>iei61iftcu jrnuto unb nrntio Geologisches und mineralogisches Comtor Alexander Stiier 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates and aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer empfiehlt .sicli den Hei ren Itirectoren und Professoien der Museen und den Lieiiliabern als Lieferant aller geologisciien iVanzösischen Serien, welche fi'ir ihre Samm- lungen oder Studien von Interesse sein könnten. Ceplialopoden, Brachyopoden, Ecliinodermen und andere Abtheiluiigen der ältesten und jurassischen Formationen, ans der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. BERLIN C, Niederlage eigener Giasllüttenwerke und Dampischleifereien. MS Mechanisclie Werk.stätteii, Scliriftiiialerei und Emaillir- Anstalt. Fabrik und Lager sämiiitliclier Apparate, Gefässe und Gc- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Aussteilungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. Naliirwisiscii.st'liaftliclic Woclicnsclirift. Nr. 46. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ I Chemisches Laboratorium ♦ ♦ von ♦ ♦ Dr. P. Feruaiulez-Krug und Dr. W. Haiupe. ♦ J Ehemalige Chemiker der Königl. Bergakademie und di-r Künigl. ehem. techn. J ? Versuehsanstalt zu Berlin. T X Berlin SW. Zimmerstrasse 97. X ♦ Ausführung ohemisoh- technischer Untersuchungen jeder Art. ♦ J (Specialität : Analyse von Berg- und Hiittenprodulcten.) ♦ J Unterricht in der Mineralanalyse, auch für Foi'tgesehrittcnere; J ^ Anleitung zu wissenschaftlichen Untersuchungen. ^ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ^ Kei'd. Uümnilers Veiiagsbui'lihHiidlunis in Berlin SW. 12. ^ Reisebriefe aus Mexiko. Von Dr. Eduard Seier. Mit S LichtdruL'k-Tafelu uml 10 in den Text gedruckten Abbildungen. -§S gr. 8". geh. Preis G Mark. -^ m Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. W In nnsorem Verlage erschien und ist durch jode Buch- ^ Inuidlung zu beziehen; Das Rätsel des Hypnotismus I und seine Lösung. I Von I Dr. Karl Friedr. Jordan. p Zivi'He, nni/fcarhci/cic iiiid sturk vcnuelirie Aitftaf/e der SrJirifi Ü „Das Rätsel des llypiiothnms". I 84 Seiten gr. 8". Preis 1,20 Mark. % Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. [^ig[jTTg[Jii^LnNPii^tnnJlJii^t/it^tnr^]tnNGirJinr^tnr^IIm^[np]tJif^JiJir^tn^ Plantae Sclilecliteriaiiae. Es ist dem Uuterzeicliiieteu geUingeii den in der Kap- Kolonie ansässigen deutschen Oilitnor Sclilechter fiirdie Her- ausgabe von siulafrikanischeii Pflanzeusainmlungeii (Phanero- gamen und Getasscryptoganien) zu interessireu und mit dem (ienannten ein bezügliches Übereinkommen zu trotten. Die einzelnen Centnrien sollen in regelmiissigen Zwischenräumen vertheilt werden; die Bestimmung des Materials übernimmt der Unterzeichnete im Verein mit verschiedenen Moiiographen. Sämmtliche noch vor Ende des laufenden Jahres zur Austeilung gelangenden ersten (100 ev. auch 1000 Nummern stammen aus der Südwest-Ecke der Kolonie, sind gut aufgelegt und tadellos getrocknet. Schlechter hat sich nun in Übereinstimmung mit mir nach den nordöstlichen Districten der Kolonie begeben und wird nächstes Jahr an die botanische Exploration der Trans- vaal etc. schreiten. Bei regelmässiger und noch vor Ende dieses Jahres zugesicherter Abnahme der zur Verteilung ge- langenden ersten (j Centurien stellt sich der Einzelpreis sowohl dieser, als der nächstes Jahr auszugebenden auf 28 Mark. Dieser Betrag ist jeweilen nach Empfang einer Centurie zu entrichten. Auf Wunsch werden auch einzelne Centurien umgetauscht gegen CoUectionen anderer Provenienz, vorzugsweise gegen Pflanzen troijischer Gebiete. Anfragen und Bestellungen sind ausschliesslich an den Unterzeichneten zu richten. Zürich (Schweiz) Seefeldstr, October 1892. Dr. Hans Schinz, Professor der Botanik an der Universität. Verlag von W. H. Kühl, Berlin W. 8, Jägorstr. 73. Wiclilige PubliUation. Vor Kui/em erscliiencn. DREI KARTEN VON GERHARD MERCATOR EUROPA (l.^•54) 15 Blatt. — BRITISCHE INSELN (15'J4) 8 Blatt. WELTKARTE (mit Nord- und Siid-Aiurrika (15011) 18 Blatt. FACSIMILE- LICHTDRUCK NACH DEN ORIGINALEN DER STADTBUil.IüTHEK ZU BRESLAU HERGESTELLT VON DER REICHSDRUCKEREI HERAUSGEGEBEN VON DER GESELLSCHAFT FÜR ERDKUNDE ZU BERLIN. 41 Tafeln. — Grossfolio. — In eleg^anter Mappe. (Auflage: 220 numerierlc Exemplare.) Preis ()0 Mark. (Ausführlicher Prospekt gratis und franco auf Verlangen.) Soebon erschien in iinscrm Verlage: Die Bewegung" der Unabhängigen Studentenschaft zu Berlin. «-^s^^- Denkschrift des Comites. -^eo;;'ra|ilieii, Kartliof;raplieii. ^'at^lrl'o!•.•^eller. Meteorologen etc. sind die Publieationen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zeitschrift. Band 27. 1892. (i Hefte. Preis M. 12.—. VerhaiidUuigeii. Band 19. 1892. 10 Hefte. Preis M. 6.—. Aboiiiieraents-Preis für Zeitschrift uml Verliaiiillunj;eii zusammen M. 15.— BezUgliehe Inserate und Beilagen findi^n durch beide Publieationen die denkbar beste Verijreitung. Speeiello Bedingungen sowie Probehefte liefert gratis W. 11. Kühl, VcrlagsbuclihaiuUuni!,-, 73 Jägerstr., Berlin W. mik**.*4iik*.*.^*.^***^^^i^ik^*.*.^*^*i*.*.it*^^*.*.^*.*^*^ « In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ^ erschien : 5( Die ^Bakterien und die Art ihrer Untersuchung ♦< von «( «( ■¥, «(( *( Dr. Robert Mittiiiaiiii, (ScKüler des IProfessor KlocH.) Mit S Holzschnitten. (Sondor-Abdruek aus der „Naturw. Wochenschrift.") Preis I Mark. »fr »» ^YW¥WW¥WW¥W¥¥W¥*WW¥¥WWW¥W¥¥WWWWW¥¥¥¥WW¥k Forsch OD iT ^glebt ta woltum- drn Oi^blIi]«o der Phutula, wii4 Ihr rticliLkili erwtzt durdt ^«a Zmhet der WlrUUhW^ d S 1. a. ö. einheimischer Name ist cocam. Seine Bewegungen sind Im Original steht fälsclilicli Parafrontalobene. 476 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 47. langsam; es kroch auf Zweigen vor- und rückwärts. Am Tage schlief es meistens, zu einem Ball zusammengerollt. Es faltet, ähnlich wie der Koboldmaki (s. Brehm, I. S. 274), die Hände über den Augen zusammen, wenn es beim Klettern gestört wird. Seine Laute bestehen in einem Grunzen und einem scharfen Quieken. Während der mehr- tägigen Gefangenschaft frass es wenig, Bananen und Eier; doch wurden ihm keine Thiere angeboten. Wasser trank es wie ein Hund. Die zweite Entdeckung betrifft einen echten Affen, von dem sich vier Stücke in der Berliner zoologischen Sammlung befinden. Dieselben .sind vom Bezirkshauptmann Schmidt und Stabsarzt Dr. Becker westlich vom Nordende des Tanganjika-Sees sowie von Dr. Stuhhuann 1891 in Uganda gesammelt worden. Paul Matschie („Zool. Anz." 1892 S. 161) benennt diesen Affen Cercopithecus Schmidti. Er steht der Meerkatze C. melanogenys Gray am nächsten, unterscheidet sich aber von ihr durch eine weisse Haar- bekleidung der Ohren sowie durch einen dreieckigen, ab- stehenden, weissen Backenbart. Seine Länge beträgt 104 bis 122 cm, die des Schwanzes 6ü,5 bis 76,5 cm. C. M. Die Wecliselbezieliiiiigeu zwischen der Ordnung: der Sclinietterlinge und den Mensclien betitelt sich ein im Auszug im 28. Berichte der Olterhess. Gesellscliaft für Natur- und Heilkunde (Giessen 1892 S. 117) mitgetheilter Vortrag von Dr. Seitz. — Der Vortragende bespricht zunächt die Frassschäden gewisser Raupen und nimmt an, dass die rationelle Aufforstung wesentlichen Autheil habe an der abnormen Vermehrung gewisser Schmetterlinge, indem ungemischte Bestände dem Entstehen solcher Frass- schäden günstig seien. Er führt seine Beobachtungen in Indien, China und Südamerika an, wo nur die kultivirten Gegenden von Raupenfrass litten, die unbebauten Strecken aber verschont blieben. Dann verbreitet sich der Vortragende über die Giftig- keit der Raupenhaarc, die mittelst Ameisensäure eine End- zündung auf der Haut hervorrufen. Er macht Fälle bekannt, wo Fieber, vorübergehende Lähmungen und selbst dauernde Gelenksteifigkeit auf die Berührung einer Raupe folgten. Die Immunität gewisser Personen erklärt man sich da- durch, dass eine Alkaleszens der Transpirationsprodukte die Säure auf der Haut neutralisiere. Die Stachel einer argentinischen Spinnerraupe erzeugten das Gefühl von Wespenstichen, und aus einer afrikanischen Raupe, Ngwa gelieissen, bereiten die Buschmänner ein Pfeilgift, das jedes Opfer augenblicklich unter schrecklichen Qualen verenden macht. Unter den Vortheilen. die die Existenz des Stammes der Lepidoptercn dem iMenschen bietet, wird zunächst die Scidenkultur und ihr Antheil an der Jahrtausende laugen Blüthe des chinesischen Reiches hervorgehoben. Dabei bleibt CS zu verwundern, dass die Schmetterlinge nicht besonders auf das Gcmüth des Menschen eingewirkt haben. Der Sagenkreis, mit dem sie umwoben sind, ist nur klein, besonders dem der Vögel gegenüber. Von einer indischen Raupe, die sicli kleine Ilolzstäbclien zusanmienspinnt, glaubt man, sie sei ein verwandelter Holzdieb. Die Maoris von Neuseeland sagen von einer Gras-Raupe, der ein para- sitärer Pilz aus dem Nacken wächst, sie habe von dem Stamm eines gewissen Baumes gefressen, der nun in ihrem Kopfe keime. Auch in China existiren nur wenige und nicht sehr sinnreiche Falieln über die Seidenraupe, die eine verwandelte Jungfrau sein soll. Weiter führt der Redner aus, dass der Einfluss der Schmetterlinge als belebendes und verschönerndes Element in der Natur gewiss überschätzt werde. Wilde Völker hätten absolut kein Interesse für die Schmetterlinge, und auf den paradiesischen Inseln der Südsee, wo es fast keine Sciunetterlinge giebt, vermisst man sie nicht. Ein greifbarer Vortheil erwächst dem Menschen sicherlich daraus, dass gewisse Raupen in Australien und Amerika verspeist werden. Zmn Schlüsse hebt der Redner noch die Wichtigkeit hervor, welche den Schmetterlingen als Forschungsobjekten zugemessen werden müsse. Der Em- pfindlichkeit ihres Farbenkleides wegen sind gerade die Lepidoptercn geeignet, um an ihnen die brennendsten Fragen der heutigen Naturforschuug , die Gesetze der Vererbung und Variation, der Entstehung der Arten, der Ausbildung von Mimicry und Anpassung etc. zu studiren. Redner spricht die Hoffnung aus, dass die im Steigen be- grift'ene Cultivirung der Lepido]>terologie uns der Lösung dieser Cardinalfragen wesentlich näher bringen werde. X. Einen männlichen Gorilla (Gorilla gina) hat neuer- dings das Berliner Aquarium wieder erworben; er ist das grösste bisher nach Europa gelangte Exemplar und das einzige in der Gefangenschaft lebende überhaupt. Seine Länge beträgt ungefähr 4 Fuss. Er befand sich bereits 6 Jahre in tTcfangenschaft bei einem Häuptling am Gabun, 4(J0 Meilen von der Westküste Afrikas; Cap- tain Clarke brachte ihn nach England. Jetzt dürfte das Exemplar 8 — 9 Jahre alt sein; seine ausgewachsene Grösse erreicht der Gorilla erst etwa in seinem 20. Lebensjahre. Das prächtige Thier scheint sich mit dem Menschen noch nicht befreundet zu haben. Sein Werth beläuft sich auf nicht weniger als 10 000 Mark. Von anthropomorphen Affen sind im Aquarium ausser- dem zur Zeit vertreten der Schimpanse (Simia troglodytes, in einem Exemplar) und eine Gibbon- Art (Hjdobates Holock in zwei Exemplaren), so dass von den anthropomorphen Gattungen nur der Orang-Utan (Pithecus satyrus) fehlt. X. Insectenhäuser. — In Prof Dr. Wilckens „Nord- amerikanischer Landwirthschaft findet sich eine Mitthei- lung über zwei amerikanische Insectenhäuser, welche bekanntlich zur Beobachtung schädlicher Insecten dienen. Das eine derselben ist im Jahre 1889 von Professor Fer- uald auf den Schulgründen in Amherst erbaut worden und besteht aus einem Grundbau von Stein und Ziegeln und einem Oberbau von Holz und Glas. Im Keller be- findet sich ein kleiner Raum zum Ueberwintern der Puppen und ein grösserer für den Dampfkessel. Darüber liegt im Erdgeschosse auf der N^ordseite der Insecten- tödtungsraum, in welchem die Mittel zum Tödten der In- secten versucht werden. Daneben befindet sich die Amtsstul)e, in welcher auch die mikroskopischen Arbeiten vorgenommen werden. Auf der anderen Seite liegt der Wasch- und Abortraimi. Auf der Südseite befindet sich das mit Pulten ausgestattete Laboratorium als Arbeits- raum, von welchem eine Treppe in den Keller führt. An das Laboratorium schliesst der Zuchtraum, weicher aus einem in zwei Abtheilungen, das Warmhaus und das Kalthaus, getheilten Glashause besteht. Dasselbe hat nach Osten und Westen schräge, mit Glas gedeckte Wände, und ist im Innern mit je einem grossen Tische in der Mitte und Seitentischen ausgestattet, auf denen die Futter- pflanzen für die Insecten stehen. Die an den Wurzeln lebenden Insekten sind mit den Wurzeln der Wohnpflanzen in den Boden dieses Glashauses versenkt. Im Dach- geschosse des Insectenhauses liegen noch die Wohnung für den Wärter und zwei Vorortsräume. Die Insecten be- kommen täglich zweimal Futter. Nr. 47. Naturwisscnscliaftliche Wochenschrift. 477 Als Hauptmittel der Inscctenvertilgung haben sich „Pariser Grün'- (Kupferarsenacetat) mit etwa 50 "/o Ar- senik und „London Purstel" mit 34,65 ",o arsenig-er Säure und 21,82 "/(, Kalk erwiesen. Das „Pariser Grün" wird ent- weder trocken aufgestreut oder in Wasser angeriUirt und über die von Insecten befallenen Pflanzen gespritzt. Vor diesem in Amherst erbauten bestand schon ein Insectenhaus bei der Versuchsstation der Cornell-Üniversität in Ithaea, welches Professor Comstoek errichtet hatte. Dieses ist ein kleines zweistöckiges Gebäude, mit langem Glashause. Der Keller enthält den Dampfkessel, einen Kohlenraum und einen Ueberwintcrungsrauni für Insecten. Ebenerdig liegt das Laboratorium für Versuche, eine Werk- stätte und ein Dunkclrauni für pliotograiiliisclie Zwecke. Im Oberstock Itcfindet sich die Wohnung für den Wärter und ein Vorrathsraum für Apparate. Das Glashaus be- steht aus einem Warm- und einem Kaltraum, jeder von 9,15 m Länge. An den Seiten des Glashauses befinden sich Schiefertische mit Kies bedeckt, auf denen die in Töpfen gezogenen Pflanzen und diejenigen Brutkäfige stehen, aus denen Wasser abfliesst. Auf den hölzernen Tischen in der Mitte des Glashauses stehen die Brut- käfige ohne Wasserabfluss. Eine besondere Form haben die Brutkäfige für unterirdische Insecten, sie bestehen aus einem Holzrahnien, der zwei Glastafeln in senkrechter Lage und in kurzer Entfernung von einander hält, der Raum zwischen beiden Glastafeln ist mit Erde gefüllt, in welche Samen oder kleine Pflanzen hineinkommen, die Erde zwischen den Glastafeln kann durch übergeschobene Zinktafeln verdunkelt werden. Ausserdem hat Professor Comstoek mehrere grosse Wurzelkäfige bauen lassen, deren Rahmen von Eisen sind und deren Seite je aus 8, 10 und 12 Zoll grosse Glasscheiben zusammengesetzt ist. Diese Käfige werden in ausgemauerte Gruben im Boden des Glashauses versenkt, durch eine kleine tragbare Hebe- maschine können sie leicht aus ihren Gruben gehoben werden. In diesen, in die dunklen Gruben versenkten Käfigen werden Weinreben gezogen, um die Phylloxera, Hopfenreben, um die Hopfenpflauzenlaus zu beobachten. Eine andere Form von Brutkäfig hat Prof. Comstoek hergestellt durch Vereinigung einer oben oftenen Glas- glocke mit einem Blumentopf. Die Wohnpflanze des In- sects wächst im Topf, der auf einer grossen mit Saud gefüllten Schüssel steht. Die Glasglocke wird über die Topfpflanze gestellt, in den Sand der Schüssel eingepresst und der oben ofl'ene Theil mit Mousselin bedekt. Die Pflanze kann durch Wassereingiessen in die Schüssel feucht erhalten werden, ohne dass die Glasglocke ent- fernt zu werden braucht. Die Sandlage schüzt die von den Pflanzen herabgefallenen Insecten vor dem Ersaufen. Um kleine Insecten zu züchten und Puppen aufzubewahren, setzt Prof. Comstoek sie in mit Sand gefüllte Gelee- und Fruchtgläscr, durch deren Boden ein Loch gebohrt ist, und stellt letztere auf eine Schüssel, in die von Zeit zu Zeit Wasser gegossen wird, um den Sand feucht zu halten. Zum Fangen der Insecten auf der Versuchsfarm zu Ithaea sind an sieben verschiedenen Stellen auf den Feld- umfriedigungeu des Nachts brennende Lampen aufgestellt, die in einem Wasserbecken stehen, auf dessen Oberfläche Petroleum schwimmt, in welchem die vom Liehtscheine angelockten und niederfallenden Insecten umkommen. Jeden Morgen werden die getodteten Insecten von Studenten gesammelt und von Professor Comstoek nach Zahl und Art bestimmt. Ueber Lepidodeiulroii - Blattpolster vortänsclien- der Oberflächeiistructureii palacozoisclier Pflaiizciireste hielt der Unterzeichnete einen Vortrag in der Märzsitzung der Deutschen geolog. Gesellschaft zu Berlin. Hat man stamm-, stengel- oder stielförmige Pflanzen- reste mit Oberflächenstructur zur Untersuchung vor sich, so ist zu erwägen, ob diese Structur entsprechen kann A. einer Rinden- resp. Epidermis-Oberfläciie, B. einer Rindcn-Mittclfläche, parallel der Rinden-Aussenflächc, C. einer Holzoberflächc resp., was naturgemäss dassellte ist, Rinden-Innenfläche, und endlich D. einer Markkörper-Ober- fläche resp. Holzinnenfläelie. A. Rinden- resp. Ej)i dermis - Oberflächen. Rinden- rcsji. Epidermis-Obcrflächen sind als solche wohl fast innner richtig erkannt worden, aber Manches (z. B. früher die Oberfläche von Tylodendron, vergl. weiter unten; vergl. auch das unter Aspidiopsis n. gen. Gesagte) wurde und wird noch vielfach fälschlich als Epidermis- Oberfläche gedeutet. Ausser den epidermalen Oberflächen der Stämme von Lepidodendron gehört z. B. auch die leicht Lepidoden- dron-Blattpolster vortäuschende Oberfläche fossiler Farn- Stämme (oder Hauptspindeln? von Farn z. B. bei Sphe- nopteris Bäumleri Andrä) und Coniferen (z. B. Walchia) in diese Rubrik. B. Rinden-Mittelflächen parallel der Riuden- Aussenf lache. Zu den Lepidodeudron-Blattpolster ähnlichen Rindeu- Mittelfläehen gehören bekanntlich : 1. Aspidiaria Presl (vergl. Solms-Laubach, Ein- leitung in die Palaeophytologie. Leipzig 1887. S. 203 bis 204), 2. Bergeria Presl (Solms-Laubach 1. c. S. 204), und 3. Knorria Sternberg (vergl. H. Potonie, Naturw. Wochenschr. Bd. VII No.'^7 S. 61 fl". resi). Potonie in Cremer, Ein Ausflug nach Spitzbergen S. 75 ff. Beides Berlin 1892). C. Holzoberfläehen resp. Rinden - Innen- flächen. Holzoberflächen sind leicht an ihrer Holzstreifung zu erkennen. Bei solchen Steinkernen stehen oft vorsprin- gende Wülste von der Form langestreckter Lepidodeudron- Blattpolster auf der Holzoberfläehe, die als primäre Mark- strahl-Endiguugen anzusehen sind. — Vergl. die Figuren 1 und 2. — Die Stellung der Wülste erinnert au die Stellung der Blattuarben der Leiodermarien, nur ist nicht wie hier --,-n Fi()ur I. As|)i(lio|)S!s in |. (Aus dem liothliegenden.) ra--H Figur 2. Aspltliopsis in J. (Aus dem Kothliegenden.) 11= Hoizoberilache. — }i = Koblige Rinde. eine bestimmte Stellung hineinzubringen, sondern die Wülste stehen ziemlich regellos. Die in der Naturw. Wochenschr. No. 34 S. 341 verööentlichten Figuren 5 und 6 gehören hiei'her. Im Centrum eines jeden Wulstes kann sieh eine gestreckt-elliptische Einsenkung bemerkbar nuichcn, welche ebensowohl der Durchgangsstelle der Bluttspur resp. einem Kanal, etwa einem Gummi- oder llarzkanal, 478 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 47. wie erstere in den Markstrahlen von Cycas revoluta, letztere z. B. in den Markstrahlen der Fichte vorkommen, den Ursprung- verdanken kann. Die äussere Aehulichkeit solcher Reste mit Aspidiaria ist daher nicht zu verkennen, nur dass hier die flachen WiUste wie die Lepidodendrou- polster, denen sie entsprechen, dicht au einander stossen, während also zwischen den Markstrahlwülsten die in Rede stehenden Holzoberflächen auf der Oberfläche eine feine, natürlich längsverlaufeude Holzstreifunj;- bemerkbar ist. Vielfach ist noch die specifische Zusammengehörig- keit dieser Reste nicht eruirbar, manche derselben ge- hören bestimmt zu Lepidophytcn, wie bei den citirten Abbildungen des Stammstrunkes vom Piesberg; andere aber, mit" dünner und — wie es scheint — narbcnloser kohliger Rinde, scheinen eher Coniferen-Reste zu sein^ Fig. 2. Bei dieser Sachlage ergiebt sich die Nothwendig- keit, sie gesondert zu betrachten, und es ist zweckmässig, sie vorläufig auch besonders zu benennen. Bei ihrer Aehnlichkeit mit Aspidiaria werde ich dieselben in meiner demnächst von der Kgi. preuss. geolog. Landesanstalt herauszugebenden „Flora des Rothliegeuden von Thüringen und von Stockheim" unter dem neuen Gattungs-Namen Aspidiopsis vorführen. Die „Gattung" Aspidiopsis ist bisher nicht richtig erkannt worden, sondern von den meisten Autoren bei Sigillaria untergebracht worden, in der Annahme, die Markstrahlwülste seien Narben resp. Polster. D. Mark-Körper-Oberflächen resp. Innen- Holz-Ober flächen. Hierher gehört Tylodendron speciosum Weiss (besser Schizodendron elongatum (Brongn.) Pot.) mit seiner an Lepidodendron - Rinden - Oberflächen erinnernden Ober flächenskulptur, die ich schon früher in meinem Artikel „Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palacolithischen For- mationen. Naturw. Wochenschr. Bd. HI No. 21 S. 163 ff. Berlin 1889 (auch separat erschienen) und Jahrb. d. g. Landesanstalt für 1887 zweifellos richtig als Mark- (nicht Riuden-)Oberfläche einer Conifere erkannt habe. H. Potonie. Die grossen Fälle des Grand- oder Hamiltou- Rlver in Labrador. — Seit langem ist durch Beamte der Hudsonbai -Gesellschaft die Kunde von gewaltigen Wasserfällen des Grand- oder Hamilton-River in Labrador, welche an Grösse selbst die des Niagara übertreflen sollten, verbreitet worden. Einer ihrer Reisenden, Mc Clane, soll dieselben schon 1839 gesehen haben, und 20 Jahre später wm-de Joseph Mc Pherson durch einen Indianer zu ihnen geführt. 1887 unternahm der Engländer Holmes den Versuch, die Fälle zu erforschen, doch misslang der- selbe wegen Mangels an Lebensmitteln. Im vorigen Jahre nun ist dieser Versuch mit glücklichem Erfolge von Henry G. Bryant erneuert worden. Ueber die Ergebnisse seiner Forschungsreise entnehmen wir einem im Globus ver- öftentlichten Berichte die folgenden Einzelheiten: Am 2. September langte Bryant mit seinen Beglei- tern, dem Prof. C. A. Keuaston, dem Schotten Moutague und einem Eskimo an den Fällen an, deren gewaltiges Tosen 30 km weit hörbar war. Oberhalb der Fälle ist der Fluss, der hier bereits mit grosser Geschwindigkeit fliesst, gegen 300 m breit. Es folgen 4 Stromschnellen, bis die ganze gewaltige Wassermasse zwischen den Felsen- ufern auf 50 m Breite zusammengedrückt über eine fast senkrechte Wand 96 m tief herabstürzt (zum Vergleich: Der Niagara-Fall ist 50 m hoch, in seinem östlichen Theile 326 m, in seinem westlichen 574 m breit. Unterhalb des Falles wendet sich der Fluss in rasender Eile nach Süd- ost durch einen von steilen Felswänden eingeschlossenen 40 km langen Kafiou. Die Gneisfelseu an seinen Ufern erreichen eine Höhe von 120 m. Oljcrhalb und unterhalb des Falles sind die Ufer dicht mit Fichten bestanden, zwischen denen die weissen Stämme der Birke hervor schimmern. Die Gegend ist völlig unbewohnt; den In- dianern ist das Vorhandensein der Fälle wohl bekannt, doch halten sie abergläubische Vorstellungen vom Besuche dieser Gebend ab. A. K. Drei neue Kometen sind vor Kurzem entdeckt wor- den. Am 27. August fand Brooks einen teleskopischen Kometen im Fuln-niann auf, dessen Helligkeit voraussicht- lich nur unbeträchtlich zunehmen wird, wäln'cnd er das Sternbild der Zwillinge durchzieht. — Ein ausserordent- lich lielitschwacher Komet wurde ferner am 11. October auf der Lick-Sternwarte von Barnard im Adler entdeckt, und zwar auf photographischem Wege. Dieses Gestirn, das vorläufig nur dem kräftig- bewaft'neten Auge mit grosser Mühe sichtbar ist, wird vermuthlich bald heller werden, da es sich noch im Stadium der Annäherung zur Sonne und Erde befindet. — Ein dritter, und zwar erheblich hellerer Komet wurde endlich am 6. November von Holmes endeckt, doch liegen bis jetzt erst wenige Beobachtungen dieses Objekts vor. Kb. Interessante Beobachtnngen an der Nova Anrigae, jenem neuen Fixstern, der im vergangenen Frühjahr so viel Aufsehen erregt hat, hat man in letzter Zeit gemacht. Dieses Object ist seltsamer Weise kürzlich wieder sicht- bar geworden, nachdem es im Mai auch für starke Tele- skope unter die Grenze der Sichtbarkeit herabgesunken war. Spectroskopische Untersuchungen haben gezeigt, dass das von der Nova ausgesandte Licht auch jetzt wieder von glühenden Gasen herrührt. Auch hat sich gezeigt, dass das Sternchen von einem lichtschwachen Nebel um- geben ist. Die früheren Erklärungsversuche für das Auf- Teuehten des neuen Sterns sind durch das wiederholte Aufflackern desselben in eine schwierige Lage gekommen. Kb. Ueber die Entdeckung des fünften Jupitermondes durch Prof. Barnard auf der Lick-Sternwarte dringen nunmehr etwas ausführliche Nachrichten durch „The astro- nomical Journal" und die Zeitschrift „Astrouomy and Astro- Physics'' in die alte Welt. Danach erfolgte die Ent- deckung am 9. September, doch konnten an diesem Tage wegen defecten Zustandes des Mikrometers genaue Mes- sungen nicht vorgenommen werden, so dass erst durch die sorgfältigen Ortsbestimmungen des neuen Körpers, welche vom 10. bis 14. September ausgeführt wurden, die Bahnverhältnisse einigermaassen sichergestellt werden konnten. Die Umlaufsperiode beläuft sich auf 11 Stunden 49,6 Minuten, so dass also ein Umlauf nur etwa 2 Stunden länger dauert, als eine Umdrehung Jupiters um sich selbst. Die Bahnebene fällt, wie bei den übrigen Jupitertrabanten, genähert mit der Aequatorebene Jupiters zusannnen, woraus Barnard folgert, dass der Trabant nicht etwa ein erst kürzlich von Jupiter eingefangener kleiner Planet sein kann. Weitere Beobachtungen des allerdings vermuthlich nur den grössten Fernrohren der Welt sichtbaren Körpers werden eine neue Bestimmung der für die astronomischen Störungsrechnungen sehr wichtigen Jupitersmasse ermög- lichen. Die Grössenklasse, zu welcher der neue Trabant seinem Glanz nach zu zählen sein würde, konnte bis jetzt wegen des störenden Glanzes der Jupiterkugel noch nicht genau ermittelt werden. Man muss hierfür abwarten, bis annähernd gleich helle Fixsterne in ebensolche Jupiter- nähe kommen; doch sehätzt Barnard den neuen Trabanten für nicht schwächer, als 13. Grösse. Kb. Nr. 47. Naturwissenscbaftlicbe Wochenschrift. 479 Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden eniaimt: Prof. Dr. Eugen Sellmann als Prof. für Cliemie au der Univ. Giessen. — Privatdocent Dr. Buch- wald zum leitenden Arzt des Aller-Heiligen-Hospitals in Breslau. — Dr. Georg von Knorre zum Professor der Chemie an der technischen Hoclischule zu Charlottenburg. — Prof. Ernst Ziegler als o. Prof für Zoologie an die technische Hochschule in Karlsruhe. Der Astronom und Mathematiker Prof. Ludwig Philipp von Seidel hat sich von seinem Lehramt an der Münchener Technischen Hochschule und dem Directorat der mathematisch- physikalischen Sammlung der Univ. Müuchen entbinden lassen. — Der Kgl. Landesgeologe Dr. Fr. Beyschlag hat einen Lehr- auftrag für Lagerstättenkunde an der Kgl. Bergakademie zu Berlin erhalten. Es sind gestorben: Friedrich von Hellwald in Tiilz. — Dr. Grant, Professor der Astronomie an der Univ. Glasgow, in Grantown-on-Spey. — Dr. Loewenherz, Director der techn. Abtheilung der physik. -techn. Reichsanstalt in Charlottenburg. — In Frankfurt a. 0' der Wirkliche Geheime Ober-Medicinalrath Dr. L. Kcrsandt. L i 1 1 e r a t u r. Brockhaus, Konversations-Lexikon, IV. Bd. (Caub — Deutsche Kunst.) 14. Auflage. Verlag von F. A. Brockliaus in Leipzig, Berlin und Wien 1892. — Preis 10 Mk. Der vorliegende Band IV enthält 2 Chromotafeln , einen meisterhaften Kupferstich, 11 auf dem neuesten Material be- ruhende Karten und Pläne, 32 schwarze Tafeln, 205 Text- abbihlungen und bringt nahezu 8000 Stichwörter. Das ernste Bemühen zeitgemäss zu sein geht frappant gerade aus Band IV hervor. Wir verweisen in dieser Hinsicht z. B. auf den Artikel „Cholera" und den sich daran anschliessenden „Desinfection", in w'elchem sich schon ein Hinweis auf das beabsichtigte Reichs- Seuchengesetz lindet. Die Weltausstellungsstadt Chicago ist mit der künftigen Weltausstellung eingehend behandelt, ja ein grosser Plan und eine Gesammtansicht der Weltausstellung aus der Vogelperspeotive sind sogar beigegeben. Von weitern Städten seien erwähnt Chemnitz, Cherbourg, Colombo (Ceylon), Chur, Czernowitz, Debreczin, Danzig (die meisten mit Plänen), von grössern geographischen Artikeln besonders Centralamerika, Chile, Columbia, Dänemark und namentlich China mit den anschlies- senden Artikeln Chinesenfrage, Chinesische Litteratur und Chine- sische Kunst. Letzterer Artikel ist ausgestattet mit zwei charak- teristischen schwarzen Tafeln und einer wirklich schönen Chromo- tafel. Ein von 8 Tafeln begleiteter Artikel über „Deutsche Kunst" beschliesst den Band. Die mit dem Artikel „Deutsch" beginnende lange Reihe von Stichwörtern über Deutschland und Deutschthum enthält u. a den von Tabellen begleiteten Artikel „Deutsche Eisenbahnen" und die Liste der deutschen Konsuln. Nicht weniger als 75 Spalten mit 13 Tafeln, 24 Textabbildungen und einer Karte sind dem „Dampft und den damit zusammen- hängenden Begriffen gewidmet. Gustav Jaeger, Stoflfwirkung in Lebewesen. Grundgesotzliches für Lebenslehre und Lebenspraxis. Ernst Günther's Verlag. Leipzig, 1892. — Preis 5 Mk. Sehr wenige nur haben eine Ahnung davon, dass Gustav Jaeger der geistvolle Begründer einer Lebenslehre ist, die auf zahlreiche physiologische und auch auf die halbpsychologischen Erscheinungen (wie die des Hypnotismus) ein strahlendes Licht wirft und von grösster und w-eitgehendster Bedeutung für unsere Lebens- praxis (in ihrer Beziehung zur Gesundheit) ist, einer Lebenslehre, die, um nocli etwas Besonderes anzuführen, für das homöopathische Heilverfahren — wie ich meine — eine wahrhafte wissenschaft- liche Grundlage geschaffen hat. Wer nun über Jaeger's Lehre nicht orientirt ist, der sollte sich auch, wie es vernünftiger und billiger Weise gefordert werden darf und muss, eines Ürtheils über sie und die auf ihr fussenden practischen Bestrebungen ihres Begründers enthalten. Vor allem steht es ihm nicht an und widerspricht jeder Wissenschaftlichkeit, sie beide — Lehre wie practische Bestrebungen — lächerlich zu machen. Das vorliegende, nur 260 Seiten starke Werk bietet jedem die Gelegenheit, sich mit den gesanunten Lehren Jaeger's in ihren Grundzügen vertraut zu machen. Der Stoff bildet hier — im Gegensatze zu dem zweibändigen Werke „Die Entdeckung der Seele", in welchem die einzelnen Capitel chronologisch angeordnet sind — ein systematisches Ganzes mit fortschreitender Beweisführung für die Richtigkeit des Vorgetragenen. Das Werk ist in drei grössere Abschnitte mit im Ganzen 20 Capiteln, jedes Capitel in Paragraphen eingetheilt. Die Ausdrucksweise ist klar und bestimmt, überall offenbart sich einem bei der Leetüre der Schrift, dass ein scharfer Kopf sie verfasst hat, dem es ge- geben ist, in die Tiefe zu blicken, und der Genialität besitzt. Wem die Wahrlieit das Höchste ist, der lese das neue Werk Jaeger's ohne Vorurtheil und nehme dann Stellung zu den darin niedergelegten Lehren! Dr. K. F. Jordan. Carl J. Steiner, Die Thierwelt nach ihrer Stellung in Mythologie und Volksglaulien, in Sitte und Sage, in Geschichte und Lit- teratur, in Sprichwort und Volksfest. Beiträge zur Belebung des naturkundlichen Unterrichts und zur Pflege einer sinnigen Naturbetrachtung für Schule und Haus. Verlag von E. F. Thiene- mann's Hof buchhandlung. Gotha, 1891. — Preis 4,20 Mk. Das vorliegende Buch ist ein Gegenstück zu dem prächtigen, in gleichem Verlage erschienenen VVerk von Reling und Bohn- horst „Unsere Pflanzen", das wir Bd. IV S. 311 der „Naturw. Wochenschrift" besprochen haben. Wie dieses keine Botanik, so will das Steiner'sche Buch keine Zoologie lehren. Es behandelt unter 83 Ueberschriften von Thiernamen (z. B. Der Affe, die Fledermaus, die Eule, die Nachtigall, die Schildkröte, der Mai- käfer) in einzelnen Aufsätzen die dem Volke besonders bekannten Thiere hinsichtlich der sich an dieselben knüpfenden Sagen und Legenden, Sitten und Gebräuche, poetischen Erzeugnisse und volksthümlichen Namen. Bücher wie die genannten dürften für den Lehrer unentbehrlich sein. S. 284 wärmt Steiner vom Feuersalamander (Salamandra nia- culata) das alte Märchen auf, dass er durch die aus seinen Haut- drüsen tretende Feuchtigkeit befähigt würde, über glühende Kohlen wegzukriechen. Dr. Paul 'Wossidlo. Leitfaden der Zoologie für höhere Lehr- anstalten. 4. vcrb. Aufl. Mit 518 Abbildungen. Wie die fol- genden Verlag der Weidmann'schen Buchhandlung. Berlin, 1891. — Preis geb. 3 Mk. — . — , Leitfaden der Botanik für höhere Lehranstalten. Mit 525 Abbildungen und einer Karte in Buntdruck der Vegetations- geschichte. 3. V.Tb. Aufl. 1892 - Preis geb. 3 Mk. — r— , Anfangsgründe der Mineralogie für Gymnasien, Real- und höhere Bürgerschulen. Mit 373 Abbild. 1892 — Preis geb. 3 Mk. Der Verfasser der 3 genannten Schulbücher, Director des Kgl. Realgymnasiums zu Tarnowitz in Oberschlesien, hat mit seinen Lehrmitteln Glück gehabt. Sicherlich sind dieselben an der Hand des Lehrers gut verwerthbar. Zu loben sind die aller- meist guten, stets klaren und zweckentsprechend ausgewählten Abbildungen. (Fig. 338 S. 95 der Mineralogie steht verkehrt: ich erwähne das, weif dieser Fehler bei Sigillaria - Epidermis - Ober- flächen mehrfach gemacht wird.) Die beiden Bücher über Zoologie und Botanik umfassen jedes gegen 300, die Mineralogie gegen 100 Seiten, jedoch sind hier nicht alle Seiten der Mineralogie gewidmet, sondern der Verf. bietet, und das ist sehr erfreulich, auf S. 70—109 als Anhang zur Mineralogie einen ganz knappen, ebenfalls gut illustrirten Abriss der Geologie. Camille Dareste, Recherches sur la production artificielle des monstruosites ou essais de teratogenie experimentale. 2. edit. revue et augnientce. Ornee de ü'i tigures et de 16 planches chromolithographiques. C. Reinwald & Co., Libraires-editeurs ä Paris, 1891. Das umfangreiche Werk Dareste's zeigen wir an dieser Stelle nur an ohne auf den Inhalt näher einzugehen, da über dasselbe ein ausführliches Referat in Form eines Artikels in der „Naturw. Wochenschr." erscheinen wird. W. Preyer, Die organischen Elemente und ihre Stellung im System. Ein Vortrag gehalten in der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin am 23. März 1891. Verlag von J. F. Berg- mann. Wiesbaden, 1891. — Preis 1,20 Mk. Die Ansichten des Herrn Verfassers kennen die Leser der „Naturw. Wochenschr." aus seiner eigenen Feder; wir müssen daher auf ein Referat verzichten und verweisen auf die Artikel des Herrn Preyer in Bd. VI S. 523, 93 u. ft'., 1 u. ft'., Bd. V S. 1. GaUleo Galilei. Dialog über die beiden hauptsächlichsten 'Welt- systeme, das Ptolemäische und das Kopernikanische. Aus dem Italienischen übi-r.-^et/.t und erläutert von Emil Strauss. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig, 1892. — Preis 16 Mk. Dass ein so epochemachende?, nach jeder Richtung so bedeut- sames Werk wie der Galilei'sche Dialog, der nicht nur zu^ den Klassikern der italienischen Litteratur, sondern zu den eigen- artigsten und wichtigsten Culturdenkmälern aller Zeiten gehört, bisher der regen, fast übereifrigen LTebersetzerthätigkeit in Deutsch- land entgangen ist, muss als höchst auffallend betrachtet werden. 480 Naturwissenschaftliche W ochenschrif t. Nr. 47. Es ist das gar nicht zu verstehen, selbst wenn die Uebertragung und angemessene Wiedergabe auch mit noch so vielen Schwierig- keiten zu kämpfen hat. Ein Werk wie das in Rede stehende muss in alle Cultursprachen übergehen, muss Gemeingut aller Völker sein. Aus diesem Grunde wird man die vorliegende Uebersetzung überall, soweit die deutsche Zunge klingt, aufs Wärmste begriissen und dem Herausgeber dankbare Anerkennung zollen. Wir schicken gleich voraus, dass unseres Erachtens die Uebersetzung eine durchaus zuverlässige und würdige ist, die Anmerkungen nach allen Richtungen gründlich sind und dem Verständnisse sehr entgegenkommen. Es hat diese Uebertragung gewiss eine ausserordentliche Mühe und Sorgfalt gefordert, und man wird mit dem Lobe nicht geizen. Leider ist der Heraus- gebor, ein junger und begabter Mathematiker, unmittelbar nach der Drucklegung seiner Uebersetzung am 6. Februar 1892 im Alter von noch nicht 38 Jahren einer Lungenentzündung erlegen. Wie durch seine mathematischen Forschungen in Fachkreisen hat er sich durch die Bereicherung der deutschen Litteratur um ein hervorragendes Culturwerk auch in weitesten Kreisen ein ehi-envolles Andenken erworben. Es ist nicht unsere Aufgabe, die über alle Kritik erhabene Geistesthat eines Galilei hier näher zu aualjsiren. Wir wollen nur durch Zusammenstellung einiger Sätze aus dem Vorwort dar- thun, welche Gesichtspunkte für Emil Strauss bei der Veran- staltung einer deutschen Ausgabe des Galilei'schen Dialoges leitend waren. Mit Recht sieht er die Bedeutung des Werkes nicht nur in dem tragischen Schicksal, das es über seinen Ver- fasser heraufbeschworen hat, sondern ganz besonders darin, dass es „in greifbarer Anschaulichkeit die Berührung moderner Wissen- schaft mit scholastischer Naturphilosophie und die daraus sich ergebenden Reactionen dem Leser enthüllt. Wie dem Geologen die Contactstellen verschiedenartiger Gesteine und die dort ein- tretenden Umwandlungen der Gesteinsnatur das Verständniss der Erdgeschichte ermöglichen, so ist Galilei's Buch für den Cultur- historiker ein Schlüssel zur Erfassung des Umschwungs in der Weltanschauung. Aus ihm kann er ermessen, was es heisst, eine neue Idee wie die Kopernikanische für weite Kreise fasslich und mundgerecht zu machen." „Das Buch Galilei's belehrte seine Zeitgenossen — und diese Belehrung dürfte auch heute für weite und einflussreiche Kreise noch nicht überflüssig geworden sein — dass nicht in logisch geschultem Denken und in einer Anzahl von fertigen Formeln das Wesen der Wissenschaft und der wissen- schaftlichen Erziehung sich erschöpft, dass vielmehr die unendlich viel schwierigere Kunst, durch Beobachtung und Versuche den Thatsachen Rechnung zu tragen, das Hauptmittel der Erkennt- niss ist." „Ich habe mich", sagt Emil Strauss weiterhin, „nicht ent- schliessen können, so nahe dieser Gedanke lag, eine verkürzte Bearbeitung vorzunehmen; denn wenngleich gewisse Partien des Dialogs für unser Gefühl vielleicht allzu eingehend sich mit der Widerlegung veralteter Ansichten beschäftigen, so schien es mir doch nicht statthaft, derartiges zu unterdrücken. Der Dialog ist eben mehr als ein Buch, es spielt sich in ihm ein Stück Cultur- geschichte, ein Denkprocess der Menschheit ab." „Die Geschichte, namentlich die einer Wissenschaft, macht eben keine Sprünge: wie das Neue schon vor Galilei in Keimen angelegt war, so ist das Alte in ihm und um ihn noch nicht völlig erstorben, er kämpft in sich dagegen an, und doch übt es noch Einfluss auf Stoff und Form seiner Untersuchungen. Die Spuren davon weg- zutilgen, darf man sich meines Bedünkens nicht erlauben, wenn man Interesse für die Wandlungen wissenschaftlicher Anschauungen erwecken, nicht aber einen Heroencultus fördern will, der auf keinem Gebiete Segen stiftet." „Der Uebersetzung ist der Text der Editio princeps zu Grunde gelegt, wiewohl derselbe durch viele Druckfehler entstellt ist. Manche derselben schleppen sich durch alle italienischen Aus- gaben hindurch; in solchen Fällen habe ich wohl in den An- merkungen auf die Unrichtigkeit der Lesart aufmerksam gemacht; eine eigentliche Textkritik jedoch einer Uebersetzung beizufügen, erschien mir überflüssig und unzweckmässig. " Wir glauben durch nichts besser als durch diese Worte des Uebersetzers darlegen zu können, wie sehr es ihm Ernst war mit seinem Bestreben, eine würdige und angemessene deutsche Aus- gabe der Galilei'schen Schrift zu veranstalten. Wir bemerken, dass ausser den etwa 75 Seiten füllenden zahlreichen Anmerkungen und einem Namen- und Sachregister dem Werke eine Einleitung von rund 80 Seiten Umfang seitens des Uebersetzers beigegeben ist, in der eine „kurze Darstellung der wichtigsten Thatsachen aus Galilei's Leben" gegeben wird unter besonderer Berücksichti- gung alles dessen, was mit seiner Stellung zur Kopernikanischen Lehre und mit der Geschichte des Dialogs zusammenhängt. So verlockend es ist, tiefer auf einzelne von Galilei behandelte Fra- gen und auf die Art der Behandlung einzugehen, wollen wir uns doch mit dem Gesagten bescheiden. Wir wünschen und hoft'en aber, dass jeder, der Sinn für die Geschichte der Wissenschaft hat und Interesse am Culturfortschritt der Menschheit nimmt, das jetzt so leicht zugänglich gemachte Werk zur Hand nehme und eingehend studire. Er wird es sicher nicht bereuen. Dass die bekannte Verlagsbuchhandlung auch für eine würdige äussere Ausstattung Sorge getragen hat, sei besonders hervor- gehoben und anerkannt. A. G. Annalen der Hydrograpliie und maritimen Meteorologie. Herausgegeben von der Deutschen See warte in Hamburg. (Ernst 'Siegfried Mittler und Sohn. Berlin, 1892. Preis halbjähr- lich 1,50 M. praeuumerando). — Unter den zahlreichen und werth- vollen Veröft'entlichungen des im zwanzigsten Jahrgange stehen- den wichtigen Organs der Deutschen Seewarte können wir mit Rücksicht auf den Raum nur einige anführen. Wir erwähnen: Studien über Nebelsignale, von Prof. Dr. Mohn (Christiania); Lieber das Vorkommen elektrischer Erscheinungen in dem die Südspitze Amerikas umgebenden Meerestheil, zwischen 50° und 60° S-Br. und 60° bis 80° W-Lg., von Capt. H. Haltermann, worin der Vei-fasser auf die nicht unwahrscheinliche Beziehung zwischen der Häufigkeit fester Niederschläge und dem häufigen Auftreten des Elmsfeuers am Cap Hörn hinweist; über i'ine neue Ausgabe der amerikanischen Seekarten in gnomonischer Projection für die Schift'ahrt im grössten Kreise, von Prof. Dr. Weyer; Beschreibung eines Apparats zur Bestimmung des Ex- centricitätsfehlers des Sextanten von Admiralitätsrath C. Kold e - wey; Die Samoa-Orcane im Februar und März 1889, von E. Knip-^ ping; Weiteres über Grund- und Siggeis, von Capt. H. Meier Neue hydrographische Forschungen im Schwarzen Meere. Schliess- lich werde noch auf das Beiheft für Juni hingewiesen, welches eine umfangreiche Untersuchung von Prof. Dr. C. Borger über die Berechnung eines einzelnen Hoch- oder Niodrigwassers nach Zeit und Höhe enthält. Kocli, B., Die Temperaturverhältnisse von Marburg. Marburg. Messtischblätter des Preussischen Staates. 1 : 25,000. Nr. 822. Baltrum. — 1246. Gr. Meilen. — 1281. Landschaftspoldor. — 1642 Lubasz. — 1927. Gr. Gay. — 2063. Stenschewo. — 2130. Konojad. — 2131. Czempin. — 2266. Luschwitz. — 2486. Schütt- lau. — 2560. Gimuiel. — 2561. Herrnstadt. — 2981. Buchenau. — 3044. Gladenbach. — 3105. Ballersbach. Berlin, ä 1 M. Puschl, C, Zur Elasticität der Gase. Leipzig. 0,30 M. Reinacli, A. v.. Das Rothliegende in der Wetterau und sein An- schluss an das Saar-Nahegebiet. Berlin. 15 M. Rothpletz, A., Die Perm-, Trias- und Jura-Formatioii auf Timor und Rotti im indischen Archipel. Stuttgart. 16 M. Roewer, F., Beiträge zur Kenntniss der Imidoäther und Amidine, sowii' einiger Derivate derselben. Neustrelitz. 1 M. Runge, W.j'Das Ruhr-Steinkohlenbecken. Berlin. 30 M. Schmidt, M., Die Methoden der unterirdischen Orientirung und ihre Entwickelung seit 2000 Jahren. Berlin. 0,60 M. Sandberger, P. v., Uebersicht der Mineralien der Reg.-Bez. Unter- franken und Aschaffenburg. Cassel. 1,20 M. Schenk, S. Ii., Grundriss der Bakteriologie für Aerztc und Studierende. Wien. 7 M. Schröter, L., Taschenflora des Alpenwanderers. 3. Aufl. Zürich. 6 M. Inhalt: Prof Dr. E. Reyer: Ueber Deformation der Erdkruste, Gebirgsbildunir. (Mit Abbild.) — Wahl der Au.sdriicke, \yelche zur Bezeichnung der Lage und Richtung im Thierkörper dienen. — Neue Säugethiere. — Die Wechselbeziehungen zwischen der Ordnung der Schmetterlinge und den Menschen. — Ein männlicher Gorilla. — Insectenhäuser. — Ueber Lepidodendron- Blattpolster vortäuschende Oberflächenstructuren palaeozoischer Pflanzenreste. (Mit Abbild.) — Die grossen Fälle des Grand- oder Hamilton-River in Labrador. — Drei neue Kometen. — Interessante Beobachtungen an der Nova Aurigae. — Ueber die Entdeckung des fünften Jupitermondes. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Brockhaus: Konveisations-Lexikon. — Gustav Jaeger: StoftVirkung in Lobewesen. — Carl J. Steiner: Die Thierwelt. — Dr. Paul Woss idlo: Leitfaden der Zoologie. — Derselbe: Leitfaden der Botanik. — Derselbe: Anfangsgründe der Mineralogie. — Camille Dareste: Recherches sur la production artificielle des monstruosites ou essais de teratogenie experimentalo. — W. P reyer: Die anorganischen Elemente und ihre Stellung im System. — Galileo Gallilei: Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische. — Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 47. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. CI ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ I Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Luiseiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ 2 und Gerüthschaften im (iesamintgeliiete der Naturwissenschaften. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ R^t*^****^**^^^*^*^* * ^*^f:***i***^**:t*^*** Eine mineralogisch -geologische Sammlung Thüringens und anyren/A'uder Länder (200 scliüiic Gestein«, Im uud I'etreliicleu in guten S : II cm grossen Forniatsliiftn cntliallcuil) liefert für den billigen Preis von nur SO Mark bei der Hälfte Anzahlung Geologe Heriii. Braun in Thal (iimogthum «otlia.) Lanorm-Toiiette-cream-Lanolin lior Lanolinfabrik, Marlinikenfelde bei Berlin x^'^S*^'/! VOrzUglich iur -pflcge öct .'önut. \inwwtintir*h^^^ aiciniialtimd imb SScbrctuno iininicv WWI «UtJIICrll .rioulftctlcn mit. asuiibcu. __, |f|«l«7Ün|:(«|l ;»i (Icljaltiuiq gut« .flaut, be(onbctä bei ^./^On ^^.^^ ^^^^ " **■ ^""M"'**" fitcmcn ^^inlicrn. ^«'•SchuUro^^ Zu haben in Ziuntuben a, 40 Ft., in Blechdosen ä 20 and 10 Pf. in den meisten Apotheken und Drogerien. Gcncral-Depöt: Kjcbard Horsch, Berlin N.W. 21. Soeben erschien und ist durch jede Buchhandlung gratis zu beziehen: Verlags -Katalog von Feril Dünimlers Verlagslinclililg 1808 - 1892. Sauerstoff jin Stalilcj^^linclei-n.j Dr. Th. Eikan, Ißerliii N Tci^eler Str. 15.1 ^••mmmm9m»999^mm999m9»mm99\ Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur -Pliotograpliie. Eigene Kunst-Tischlerei und mechanische Werkstatt. Specialität: Vollständige Ausrüstungen jedei' Preislage. Specialität: Saeh se's liclitstarl(esUni?ersal-Aplaiiat. Bildgrösse 9 : 12 13 : 18 18 : 24 cm Mk. 25 35 60. Wird auch in ausserordentlich leichter Aluminiumfassung und mit Irisblenden geliefert. ilnrl 3 Preisliste onberechnet ii. postlrei, Telegr.Adr.: „Ecos". — Fernsprech- Anschluss: Amt IV. 3099. Vortlieilhafteste Bezugsquelle für Wiederverkäufer. e Auflage 36 000! Schaft u. Gartenbau, (2 'gaof fdgridj) cinfi1,lie6Ii(6 tfjrer (aucß ^Ontofls) 1. Deutsch. Hausfreund, ^ .5. Allg.Ztg.f. Landwirth ill usti.Zeitscbrif 1 7. 1 6Druck- seiten, wöchentlich. 2. Mode und Handarbelt, Seeitig mit Sclinittmuster ; monatlich. 3. Humoristisches Echo, wöchentlich. Verloosungs- Blatt, vierzehntägig. Die Hausfrau, UtUgiR 7 Produkten- u.Waaren- Markt-Berlcht.wöciienti 8. Deutsch. Rechtsspif.gel Samniluiit; neuer Gesetze und ReichsgerichLs - Entscheid.; zehntägig. :^ nach Bedari. foften bei \t))tt {loBotiSalt pro Quartal nntr 5 ptark. @(^nelle, ausführliche unbunparteitf^epolitifc^e 93eric&terftattunfl; feine polltiftfte S3eoormunbung her ßefer. — 5i*tebergabe interefflrenber ^neinung^äufeeningen her Partei: btälter aller Wicbtungen. — Sluäfül)r(ic6e 'parIoment8.!8e = ritzte. — Stefflitbe militttriftbe auffäje. — 3ntereffante Sofal», iE^cater. unb ®eridit§ < Wot^r ii^ten. — (Sin. ge^enbfte Stacbrtdjten unb au5gejei(önete iRccenfionen über Sweater, OTufit, flunft unb SDif fenic^of t — au?fü^rli<^et ^lanbelätbeil. — SoIlflänbigfteS UourSblatt. — Siotteries üiften. — sperfonal-.SBeränberuitgen in bet ülrmee, Biotine unb eioiUSemioltung (Suftij, @eiftli*(eit, Ee^rerfc^aft , Steuerfai*, ^otft(a(^ IC.) fofort unb oollflänbig. Feuilletons, 9tomane unb TlooeDen ber OernorragtnbßtR jiaiaxnt. ginieigen (Inb t»«>n ftdjetrer ä'l'irhuttBl Der gnbalt ber „gerlltteV SteweHeit itadjjridrten" ift frei »on grinolitäten irgenb roeldiet ältt. 3n jeber gebllbeten Samilic finben fie ba^er ftcjer fteunblicje aufnähme. ntr Sür SnmlHcn ' Slitieigcn, Xicn^boten. ©cfucfic. 2SoInninnä=9ln}cigen unii 5l|nlid)c Slnnoncen, btc btc 4'cbürfnijTc eiitcS ^ousliolti icttcffen, loirh blc Jlboiincmcntä Cuittiinit für bo6 Inufcnftc Duattal 6. a. >£}. Doü in 3<<()Iung genommen, n>obur(4 ber iäejug bte Blattes fi(b roefentbd^ oerbtüigi. "^HB ^robenummeni auf 2Bunfrf) gratis burt^ bie «fptJiltlon ßnlln SW., fiönlggtä^« Stroßf 41. £•••••4 »n« Patentanwalt Uir. R. Maepz, Berlin, Leipzigerstr. 67. Botanisch vorgebildeter Assistent für eine Kgl. Anstalt in Berlin gesucht. Monatliche Eenume- ration anfangs 75 Mk. Anfragen schriftlich durch Vermittelung der Espedition der „Naturwissen- schaftlichen Wochenschrift. '• »eoE «tH'ttttinHa-tiaiiMau' f^i'tlin S.%mmtmiiuitMliJti. 23. In Ferd. Dümmlers Terlagsbochhand* Inng in BerUn SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, Krof. u. Director der K(.'l. Sternwarte zu BerUn. Preis 7 Mark. §idjcrljcit0 - ^in^cr|l^llJle. .«laut;- unb Sauf- ftfihic, Stiubcr> icfiiS, Sei' 1 (el !C. Adolf Kob>s. Berlin NW., Lnisenstr. 3 f. Sduftricrte SrciSIiften fronfo unb grotii. Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausführlicbe Specialverzeicbuisse. Ferd. Diiuinilers Verlagsbiichhandliiiig. Carl ZeisSy ^ Optische W^erkstätte. ^- eTensL. IVJilii-otsJliope und Mikrophotographische Apparate erster- C^nalität, jin vollständigeren und einfacheren Zusammenstellungen. niustrirter Eatalog gratis und franco. )» » W imkiiij Qiiliti & Gi«j BERLIN C, Niederlage eigener Glashüttenwerke und Dampfschleifereien. Mecliauisclie Werkstätten, Scliriftmalerei und Emaillir- Aiistalt. Fabrik und Lager sämmtli eher Apparate, Gefässe uiiil Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser, Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. S CII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 47. 1^ = 9118 jtDcitrr Seil uiiftcr feffclnS unfi BcmfinbetflänSIii^ ßcfi^rifbcncn „ailßemcincn SönScrfunÖe" crf^ien focbcn: = :z ''•^^ !*'• ©ittc oQgcmcine Sanbc§!unbc ^^ \^ f %^ V^ -f- ^« ;fHit leoaubilöungcn im ffirrt, 14fiart£iut. V y I 22 Üafcln in -^iiljfdjiütt unb &l)roiiioI)tiidi. 3n ^aibfranj gebunben 15 iMk. (9 £d.), obtr in 13 ffiiftrmtgEn ju je 1 iMI?. (60 €r.). Ängfülivürijf flrorptktr Uoflfnfrci. $sm Sorjn[,t evfcljicn: „fStfrifa" non 'il.^rof. Dr. ffi. Sicnetö. 3n Sjalbfranj gebunben 12^)j;{. (7 gl. 20 Ar.). Sen nädjftcii S3ant! (1893) loirb „amcrifo" bilben. Saä (Siefamtroerl ift ouf fünf Sönbe (jeber ©rbtcil ein Sanb) Berechnet. ^ ^frlng öfs ^ililiogrnvllirtllfn 3ii|litiifö in fftpjig uiili ^teit. X" Soeben erschien: Die Lufthülle der Erde, der Planeten und der Sonne. Von L. Grraf von Pfeil. 54 Seiten gr. 8". -^^ Preis I Mark. ^=— Zu boziehen durcli alle Buclihandlungen. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung In Berlin SW. 12. Durch günstigen Kaiif kann ich liefern : Allgemeine Naturkunde 9 Bände couiplet. Eleg. Halbfvanz- bände in Carton für 85 Mark statt 144 Mark und die einzelnen Abteilungen derselben : Ranke, der Mensch, -' Bde. Nenmayr, Erdgeschichte, 2 Bände Kerner v. Klarilaun, Pflan- zenleben, 2 Bände . . Ratzel, Völkerkunde | 30 Mark 3 Bände . . . . | statt 48 Mk. F. E. Lederer (Franz Seeliger), Buchkandl. a. Antiquariat. Gegründet ISöl. Berlin C. Kurstr. 37. 21 Mk. statt 32 Mk. R. Friedländer & Sohn, Berlin NW., Carlstrasse II. In unserem Comraissionsverlage erschien: Oll tlie Origiii of Elemeiitary Substaiices and on some New Relatioiis of tlieir Atomic Weiglits. Ueber den Ursprung der Elementaren Körper und über einige neue Beziehungen ihrer Atomgewichte. By Henry Wilde, F. K. S. nS^it einer TaBelle. •4:''. Engliscli OirLd deu-tscli. Preis 4 Mark. ^ — Der Verfasser bietet neue interessante Aufschlüsse über den Zusammenhang und die Reihenfolge der Elemente und ergänzt viel- fach die physikalisch-chemischen Theorien, welche Mendelejeff u. a. aufgestellt haben. ! In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. I2 • : erschien vor Kurzem: : I Iielisclie SlriiiiBi auf t Erttericle | S und das S ■ ■ ■ ■ [ Gesetz der Analogie im Weltgebäude. | ■ ■ j Von : I L. Graf von Pfeil. 1 ■ ■ : Vierte, mit den neuesten Entdeckungen verstärkte und um- l ■ gearbeitete Auflage. • : Mit sechs Karten. 323 Seiten. Preis 7 Mark. \ •iJ.lJJ-Ajjjajjjj;ijjjjjjjjjjjjjjjj^jjj.tj.ij.i.i.M^jj^j^^^Mj^;>;^;ij^j3^^j^jaa^j^;j^l:l3J3^.i3-2ä Geologfisches LI. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des tVanzö-sischen Staates n. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können, in grossen Quantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eitel, Dluschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Flammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär aus dem Mainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche Mineralien Kauf oder Tausch. Wegen der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In l<'er(l. OUniuiler^ ^'erlai^a- baohhandlun^; in Berlin erschemt: Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Kustos am Königl. Moseum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ^cbcr Slaturfrcuitb fiubct eine gttlle Boit Stureguufl uiib SBelcbrung in ^latur unb §sm^ lUuHrtrtf Srttftljrtft für alle Siet'babcrcieii im Seid)« b e r 9! a t u r. Dr. §erau§acGeben ton L. Staby unb M. Hesdörffer. Iiie 3eitid)rift bebaiibelt tonriciienb folflenbc (Scbietc: giufjurilt, ficflc ititb auflegt ber Simmerpflatijcu uiib Slumen, gtulituoogcl- unb ronUige fflErvflcge uns -Budjt, Aquarien unb (Terrnricn, Eutomologiritic lirblinbereien, Rnfcr- unb gduurttcrlinge - Sniiimlunncn, HluMlcl- unb Sd)ncdtc«-, tntncrnlogirdje unb geolo- gifdic jieb|)nber-SiimniluugcH u. n. m. ÜUcncitlid) etidieiucu 2 teidi illultiirtc Riefte. 'Breie ticvteliäbrlid) (ö .ftefte) 1 mt. .50 'Vf. t'ci allen SBudibaiiblnnäeu unb *l>oftäniteru. iiiDL'ebeite ävatic- unb fianfo. Serlag ton Robert Oppenheim (Gustav Schmidt) in Berlin SW. 46. Plantae Schlechterianae. Es ist dem Unterzeichneten gelungen den in der Kap- Kolonie ansässigen deutschen Gärtner Schlechter für die Her- ausgabe von südafrikanischen Pflanzensammlungen (Phanero- gamen und Geiasscr3'ptogamen) zu interessiren und mit dem Genannten ein bezügliches Übereinkommen zu treffen. Die einzelnen Ceuturien sollen in regelmässigen Zwischenräumen vertheilt werden; die Bestimmung des Materials übernimmt der Unterzeichnete im Verein mit verschiedenen Monographen. Säramtliche noch vor Ende des laufenden Jahres zur Austeihing gelangenden ersten GOO ev. auch 1000 Nummern stammen aus der Südwest-Ecke der Kolonie, sind gut aufgelegt und tadellos getrocknet. Schlechter hat sich nun in Übereinstimmung mit mir nach den nordöstlichen Districten der Kolonie begeben und wird nächstes Jahr an die botanische Exploration der Trans- vaal etc. schreiten. Bei regelmässiger und noch vor Ende dieses Jahres zugesicherter Abnahme der zur Verteilung ge- langenden ersten 6 Centurien stellt sich der Einzelpreis sowohl dieser, als der nächstes Jahr auszugebenden auf 28 Mark. Dieser Betrag ist jeweilen nach Empfang einer Centurie zu entrichten. Auf Wunsch werden auch einzelne Centurien umgetauscht gegen Collectionen anderer Provenienz, vorzugsweise gegen Pflanzen tropischer Gebiete. Anfragen und Bestellungen sind ausschliesslicii an den Unterzeichneten zu richten. Zürich (Schweiz) Seefeldstr. October 1892. Dr. Hans Schinz, Professor der Botanik an der Universität. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. Vll. Band. Sonntag, den 27. November 1892. Nr. 48. Abonnement: Man abonnirt bei allen Biicbhandlungen und Post- v Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^'^. Grössere Aufträge ent- austalten. wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.— dp sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenanahme Bringegeld bei der Post 15 -^ extra. JL bei allen Aunocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnok ist nnr mit vollständiger QnolIeiiaiig;a1>e gestattet. Ueber Schungit, Graphitoid und Graphitit. Von Dr. VV. Luzi. Der KolileiistoffgT'lialt iKt Miuoralkuhlen uimnit von den Torfen an durch die Braun- und Steinkohle bis zu den Anthraciteu fortwährend zu; die Torfe enthalten 50 — 58, die Braunkohlen 55 — 75, die Steinkohlen 74 — 96 und die Anthraeite durehsehnittlieh 90 — 95 l'roeent dieses Elements. Parallel der Aureieherunü;' an Kohlenstotf g;eht eine fort- währende Abnahme der übrigen, die ursprüngliche Holzfaser zusammensetzenden Elemente, nämlich des Sauerstofts und des Wasserstoffs. Auch der im Torf durehsehnittlieh zwei Prozent betragende Stickstoffgehalt nimmt mit dem Alter der Kohlen ab; im Anthracit findet sich Stickstoff nur noch .spurenweise. Durch seine chemischen, morphologischen und |(hysi- kalischen Eigenschaften von der eben betrachteten Gruppe der Kohlen scharf getrennt steht nini der Gra]>liit da. Er i.st reiner Kohlenstoß', frei von Sauerstoff, Wasserstort' und Stickstoff. Zwischen ihm, dem krvstallisirten, reinen Kohlenstort' und dem amorphen, noch mcln'ere Proeent Sauerstoft' und Wasserstort' enthaltenden Anthracit fehlten bis vor wenigen Jahren jegliche Zwischenglieder. In der letzten Zeit hat man aber in der Natur Substanzen ent- deckt, welche wenigstens chemisch vermittelnd zwischen den Anthraciten und dem Gra})hit stehen. Da diese [Mineralien in weiteren naturwissenschaftlichen Kreisen ziemlich unbekannt sein dürften, so soll in dieser Abhandlung zunächst von ihnen die Rede sein. Es sind der Schungit und das Graphitoid. — Was den dritten der in der Ueberscinnft genannten Körper, den Graphitit an- betrifft, so sei zur Orientirung vorläufig nur erwähnt, dass dies eine, bisher in dem sog. (iraphit inbegrift'eue, neue Modification des Kohlenstoft'es ist, welche jüngst vom Ver- fasser entdeckt wurde. Doch hierüber später. Ende der siebziger Jahre wm'de auf Grund ausge- dehnter Schürfarbeiten am Onegasee in Russland eine anthracitähnliche Kohle bekannt, deren eingehendere Unter- suchung von InostranzelV, Professor der (Jeologie an der Universität zu St. Petersburg, vorgenommen wurde. Da mau sie zuerst in dem Powjenezer Kreise im (iouvernement Olonez unweit vom Dorfe Schungi fand, so wurde ihr von dem genannten Forscher, nachdem er ihre Eigenartigkeit festgestellt, der Name „Schungit" lieigelegt. Der Schungit findet sich in schwarzen Thonschieferu eingelagert, welche nach den Untersuchungen von Inos- tranzert' der hnronischen Formation angehören. Dieses hohe Alter der Kohle machte sie natürlicherweise besonders interessant. — Mau kann nach Inostranzeft", dessen aus- führlichen Darlegmigen hier gefolgt wird, vier Gruppen dieses Schungi'schen Kohlevorkommnisses unterscheiden.*) Die erste Gruppe wird durch eine sehr reine, schwarze, diamantartig- metallisch glänzende Kohle von schwarzem, schwach glänzendem Striche und schwach muscheligem Bruche repräsentirt. Sie liesitzt die für Kohlen ganz unge- wöhnlich grosse Härte 3,5 — 4. Die Mächtigkeit des Flötzes, welches aus dieser, die erste Gruppe bildenden Kohle besteht, beträgt circa 6,5 cm. Dabei machen die aus dieser Kohle bestehenden Lagen alle Biegungen der Schichten mit. Zwei Systeme von Spalten, welche die Kohle senkrecht auf einander durchsetzten, verursachen eine prismatische Absonderung derselben. Zur zweiten Gruppe gehört eine schwarze, ebenfalls l)rismatisch abgesonderte Kohle, deren spez. Gew. aber, in Folge ihres grösseren Aschengehaltes, höiher als das der eben beschriebenen ist. Sie besitzt einen schwachen Graphitglauz, schwarz-grauen bis grau-schwarzen Strich und schwaeh-muscheligen Bruch. Die Bruehtlächen haben gewöhnlich einen stärkeren Graphitglauz. Die dritte Grupjie wird durch schwarze, oder auch schwarzgraue', erdige, sehr weiche, aber an der Luft hart *) A. Inostranzeff. Neues Jiihrbucli für Mineral., (leol. unil Paläontol. 1880. T. 97. Ferner die (nissische) „Geologie" von Inostranzeff. Die ITeberset/.inii; der auf den Scluingit bezüglichen Stelle in diesem Werke verdanke ich Herrn L. Diniitrow. 482 Naturwissenschaftliclic Wochenschiii't. Nv. 48. werdende Varietäten von einem grauen Striche dargestellt. Das spez. Gew. dieser Varietäten ist in Folge des grössern Ascliengelialtes wiederum höher als das der Kohlen der zweiten Gruppe. In die vierte und letzte Gruppe stellt luostranzett' als Hanptrepräsentanten eine Masse, welche man nicht mehr als Kohle betrachten kann, sondern welche nur eine sehr viel kohlige Substanz enthaltender und durch diese schwarz getärbter Thonschiet'cr ist. — Die hier kurz charakterisirtcn vier Kohlevarietäten kommen alle auf ein und derselben Lagerungsstätte vor. Behnt's Ermittelung der chemischen Zusaunnensetzuug und sonstigen Eigenschaften der eben charakterisirten Kohlen wurden nun von Inostranzeff zahlreiche Analysen und Bestimmungen vorgenonnnen. Es seien hier nur die Untersuchungen kurz angeführt, welche mit der die erste (iruppi' repräsentirenden Kohle, also mit der reinsten Varietät des Schungits, angestellt wurden. Sie ergaben folgende Resultate. Das spez. Gew. der Kohle, wie sie unmittell)ar in der Natur vorkommt, beträgt 1,841; das spez. Gew. der getrockneten, von dem absorbierten Wasser befreiten Kohle ist 1,981 (bei 4" C). Sie ist un- gemein schwer verbrennlich; um die geringe Menge von einem Gramm pnlverisirter Kohle zu verbrennen, bedurfte es in einem geneigt gestellten offenen Tiegel einer neun- stündigen Erhitzung durch einen Gasbrenner. Diese schwere Verbrennbarkeit zeigte sich auch bei den, behufs Er- mittelung ihrer Zusammensetzung vorgenonnnenen, orga- nischen Elementaranalysen. Sie verbrannte nur bei starkem Sauerstoft'strome. Erhitzte man sie aber im Verhrennungs- rohre in einem heftigen Sauerstotfstrome bis zur dunkeln Rothglut, so entzündete sie sich und brannte nun mit einer blendenden, weissen Flamme. Wird der heftige Sauerstoftstrom auch nur im gcringten vermindert, so er- lischt sie augenblicklich. — Um die Menge des vom Schungit absorbirten Wassers festzustellen, nahm Inostran- zeff zahlreiche Bestimmungen vor, welche ergaben, dass er im Mittel 7,76 Procent Wasser absorbirt enthielt. Hieraus, sowie auch aus besonderen Versuchen des russischen Forschers geht also hervor, dass das Absorptions- vermögen dieser Kolde für Wasser ein ziemlich grosses ist. Was nun die wirkliche chemische Natur der ge- trockneten Kohle betritlt, so ergab sich als Mittel aus mehreren Analj'sen, dass sie folgende Zusammensetzung hat: Kohlenstoff 98.11 pCt. Wasserstoff 0,4b „ Stickstoff 0,43 „ mineralische Bestandtheile (Asche) 1,09 ., 100,07 pCt. Schwefel konnte in dieser Kohle nicht nachgewiesen werden. Die Analysen von Kohlen der übrigen drei Gruppen ergaben, dass in allen Varietäten das Verhältniss zwischen Kohlenstoff und Wasserstoff constant ist; die Verschieden- heiten der Varietäten werden nur durch verschiedenen Ge- halt an anorganischer Beimengungen bedingt. Die chemische Zusannnensetzung des Schungits, welche sich also in abgerundeten Zahlen auf 98 Procent Kohlen- stoff und je ein halbes Prozent Wasserstoff und Stickstoff sowie ein Procent Asche stellt, ist eine von den übrigen Gliedern der Reihe der Kohlen, von der Braunkohle, der Steinkohle und dem Anthracit, abweichende. Am nächsten steht ja der Schungit dem Anthracit, indessen sind die Unterschiede in der chemischen Zusannnensetzung der Anthracite und dieser Kohle doch ganz beträchtliche. Zu- nächst ist der Kohlenstoffgehalt der Inostranzeff sehen Kohle ein grösserer als der der bis jetzt untersuchten Anthracite. Ferner haben Analysen von Anthraciten der verschiedensten Fundorte ergeben, dass der Wasserstoff'gehalt meist 2,5 l)is etwas über 4 Prozent beträgt. Mit geringerem Wasser- stoffgehalte sind mir wenige Anthracite l)ekannt und unter 1,25 Procent geht er überhaupt nicht. Also unterscheidet sieh diese Olouezer Kohle auch durch den geringeren Wasserstoffgehalt von den Anthraciten. Ebenso liegt ein Unterschied in der chemischen Zusammensetzung darin, dass die Anthracite noch Sauerstoff enthalten, während diese Kohle frei davon ist. Hingegen hat die Olonezer Kohle einen ziemlich hohen Stickstoffgehalt, einen Stick- stoffgehalt, wie ihn die Anthracite nicht aufzuweisen haben. Den Graphiten gleicht der Schungit el)enfalls nicht, denn Graphit ist reiner Kohlenstoff. Ferner ist diese Olonezer Kohle amorph, während der (iraphit ein krystalli- sirter Körper ist. Auch in anderer Hinsicht zeigt der Schungit noch ein vom (Graphit abweichendes Verhalten. Wenn man (Graphit anhaltend und wiederholt mit con- centrirter Salpetersäure und chlorsaurem Kali behandelt, so verwandelt er sich allmählich in eine gelbe, krystalline Substanz, die sog. Gra))hitsäure. Diese Graidiitsäure nun lässt sich aus dem Schungit nicht herstellen. Dadurch gleicht er den anderen Kohlcnarten, niunlich den Jlineral- kohlen, der Holzkohle, der Tiiierkohle und dem Russ; sie alle geben, auf die eben angegebene Weise behandelt, keine oder doch nur Spuren von Graphitsäure. Das mittlere spez. Gew. der eimengung dieses Minerals gefärbt werden, DUnnsclditfe und betrachtet diese unter dem Mikroskop, so sieht man, dass das kohlige Mineral in Form vcm winzigen, durchaus unrcgehnässig gestalteten, schwarzen und voÜkonunen undurchsichtigen Partikelchen, welche oft zu moosähnlichen Aggregaten zusammengelagert sind, im Gestein eingebettet liegt. Dabei ist dieser schwarz färbende Bestandtheil zwischen und auch in die Gesteins- gemengtheile selbst eingelagert. Was nun die chemische Natur dieses kohligen Mine- rales anbetrifft, so hat eine Analyse ergeben, dass es aus 99,76 Procent Kohlenstoff und" 0,24 Procent Wasser- stoff besteht, d. h. fast reiner Kohlenstoff' ist. Es ähnelt also diese Substanz in ihrer chemischen Zusammensetzung ausserordentlich dem vorhin beschriebe- ■■) ErliintiTiinjicn zur geol. Spefialkarte ilrs Künigreichs R;ioliseii. Sect. WiesiMithal von A. Sauer. Ferner: A. Sauer, Zeit- schrift der D. geol. Ges. 1885. Nr. 48. Nut iirwisscuscliart liebe Wochen.schrift. 4S3 neu iSeliuiig'it. lu Aubctraclit der Thatsache, daslähungsreaction ganz vorzüglich, d. h. sie schwellen beim (ilühcn ganz gewaltig, oft wohl um das hundertfache ihres ur- sprünglichen Volumens, an, indem die beschriebenen, charakteristisch und gesetzmässig struirten Gebilde ent- stehen. Die Gra})hite der anderen Gruppe hingegen geben, auf dieselbe Weise behandelt, diese Reaction nicht, sie blähen sich niclit im geringsten auf. Im Nachstehenden sind einige der auf dieses Ver- halten hin untersuchten (iraphite zusammengestellt. 1. Grupiic. 1. Graphit von Ticoiideroga in New- York. 2. Graphit aus körnigem Kalk von I'faffcnreuth. 3. Feinschuppig-erdiger Ceylongraphit. 4. Grossblätterig- holzäbnliciier Ceylongraphit. 5. Grapiiit aus Massachusets. 6. Graphit aus Norwegen. 7. Graphit von Buckingham, Quebec, Canada. 2. Gruppe. 8. Flaserig-grossblättcriger Grajjhit von l'assan. 9. Graphit aus Sibirien, nördlich Tungulka, (JOÜ Werst östlich von Tunichaiisk, .lenisey. 484 Naturwissenschaftliche Wucbenschrift. Nr. 48. 10. Ein anderer Graphit aus Sibirien. 11. Säulenförmig abgesonderter Graphit von Colfax- County, Neu -Mexico. 12. Graphit aus Chiastolitliscliiofer xmi Burkhardts- walde, Sachsen. 13. Graphit von Wake County, Nord-Carolina. 14. Graphit aus dem Fichtelgebirge. 15u. 16. reihen sich hieran auch zwei künstliche Graphite, nämlich der elektrische Graphit und der Graphit, welcher aus Diamant entsteht, wenn man den- selben bei Luftabschluss heftig glüht. Die Graphite 1 — 7 geben die Auf blähungsreaction, die Graphite 8 — 16 geben sie nicht. Die meisten der Graphite der zweiten Grujipe zeigen gleich beim Befeuchten mit concentrirter Salpetersäure auch sonst noch ein eigenthümliciies, von dem der Gra- phite der ersten Gruppe abweichendes Verhalten. Die Graphitstückchen saugen nämlich die Säure förmlich in sich ein und kleinere zerfallen dabei zu einer Art Schlamm von kleinen Graphitpartikelchen. Untersucht man soleheu Graphitschlamm unter dem Mikroskop, so sielit man, dass er aus Schüppchen besteht. Indessen wurden auch eine Anzahl zur zweiten Gruppe gehöriger Graphite untersucht, welche diesen Zerfall nicht zeigten. Weiter wurde festgestellt, dass man, um bei den Graphiten der ersten Gruppe die Aufblähungsreaction hervorzurufen, nicht einmal nothweudig hat, den betreften- den Graphit mit der concentrirten, rothen, rauchenden Salpetersäure zu erhitzen, resp. zu glühen, sondern es genügt, wenn man diese Graphite l)ei gewöhnlicher Tem- peratur unter der Säure stehen lässt oder sie auch nur einige Augenbhcke in dieselbe eintaucht, hierauf mit Wasser auswäscht, bis das abfliessende Wasser nicht mehr sauer reagirt uud nun gleich glüht. Hierbei blähen sie sich ganz vorzüglich auf. Umgekehrt wurde constatirt, dass die Graphite der zweiten Gruppe selbst durch lange fortgesetztes, anhaltendes Erhitzen mit der concentrirtesten Salpetersäure und hierauf folgendes Glühen absolut nicht 7Aim Aufblähen gebracht werden können. Die beschriebene Aufblähungsreaction der Graphite der ersten Gruppe wurde vom Verfasser als die .,Salpeter- säurereaction der (Traphite" bezeichnet. Diese Salpetersäurereaction ist nun derart, dass man sie auch als mikrochemische Eeaction benutzen kann. So wurden im Gestein eingebettet liegende Graphit- schüppchen von 0,04 — 0,1 nun Durchmesser vermittelst dieser Reaction mit grösster Leichtigkeit als solche diagnosticirt. Hat man ein Gemenge von Graphiten der ersten und zweiten Gruppe, so kann man dies auf Grund der Sal- petersäurereaction trennen: Man braucht es nur mit Sal- petersäure zu glühen und darnach unter Umrühren in Wasser einzutragen, dabei sinkt der beigemengte Graphit der zweiten Gruppe, weil er unverändert geblieben, sofort zu Boden, während der aufgeblähte Graphit der ersten Grupi)e, infolge seiner Leichtigkeit, momentan au die Oberriäche steigt. Schöpft man iiui nun ab, so hat man das Gemenge getrennt. Zur practischen Ausführung dieser Versuche sei noch bemerkt, dass man sehr concentrirte Salpetersäure an- wenden muss, denn nur diese vermag die Würnierbildung hervorzurufen. Am besten wirkt die rothe, rauchende Säure vom specifisclien Gewichte 1,52—1,54. Was nun den Mechanismus des Aufblähungsvorganges anbetritft, so ist dieser noch dunkel. Vor allem über- raschend ist dabei die Geschwindigkeit, mit welcher die Graphite in Berührung mit der Säure aufblähungsfähig werden. In Anbetracht der durchaus regelmässigen, ja gesetzmässigeu Structur der wurmähnlichen Gebilde, sowie der Thatsache, dass im Innern der grösseren derselben Krystalle oder Krystallspaltungsstücke, d. h. Flächen und Kanten zu beobachten sind , möchte man vermuthen, dass den Graphitindividuen der ersten Gruppe überliaupt eine etwas andere Molecularstructur eisen ist, als denen der zweiten. Es scheint auch, als ob, wenn (iraphit- krystalle zum Aufblähen gebracht werden, diese sich senkrecht auf die Basis oder doch senkrecht auf eine hervorragend entwickelte Fläche aufblähten. Nach Feststellung der Thatsache, dass die in der Natiu" vorkommenden Graphite in zwei Gruppen zerfallen, handelte es sich um die Beantwortung der Frage, worauf die Verschiedenheiten derselben wohl beruhen köimten, resp. ob diesen aufgefuudeuen Gegensätzen nicht vielleicht noch andere, seien sie nun mor|)hologischer, physikalischer oder chemischer Natur, ])arallel gehen. Spccitische Ge- wichtsbestimmungen, welche mit Grajibiten der zwei (irui)])eu vorgcuonmicn wurden, Hessen durchgehende Unter- schiede zwischen ihnen nicht erkennen. — Am wain-sclicin- lichstcn schien es, dass geringe Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung der Grajjhite beständen, so, dass die Graphite der einen Gruppe vielleicht reiner Kohlenstort' wären und die der anderen etwas Wasser- stoff uud Sauerstort' enthielten oder dergl. Man hätte dann die Verschiedenheiten im Verhalten auf die Differenzen in der Zusammensetzung schieben können. Um diese Frage zu beantworten, hat der Verfasser eine grössere Anzahl von Graphitanalysen ausgeführt. Die Resultate aller dieser Analysen, zwölf an der Zahl, zeigten, dass die anal}^- sirten Graphite der ersten Gruppe genau dieselbe chemische Zusanmiensctzung haben, wie die Graphite der zweiten Gruppe, dass sämmtliche reinen Kohlenstoff darstellen. Das verschiedene Verhalten der Graphite der zwei Gruppen hat somit seinen Grund nicht in Verschieden- heiten in der chemischen Zusammensetzung. Die Grapiiite der beiden Gruppen müssen also zwei verschiedene Modi- ficatiouen des Kohlcnstoft'es repräsentiren. Da das Graphitvorkommniss, welches die meisten schönen und grossen Krystalle liefert, nämlich das von Ticonderoga, zu den Graphiten gehört, welche die Sal- petersäurereaction geben, so bezeichnet diese der Ver- fasser weiterhin als Graphite , diejenigen Vorkommnisse aber, welche diese Aufblähungsreaction nicht geben, als Graphitite. Ein weiterer Unterschied zwischen Graphit und (Jra- phitit dürfte nocli darin bestehen, dass beide Substanzen bei der Oxydation mit chlorsaurem Kali und concentrirter Salpetersäure verschiedene Oxydationsproducte liefern.*) Wird Graphit anhaltend und wiederholt mit chlorsaurem Kali und concentrirter Salpetersäure osydirt, so verwan- delt er sich schliesslich in ein gelbes, krystallines Product, das sog. Graphitoxyd. Dieses Graphitoxyd liesteht aus kleinen, schwefelgelben bis hell goldgelben Kryställelien, welche dünne Tafeln von rhombischem Habitus liilden. Beim Erhitzen zersetzt es sich mit Heftigkeit, und zwar unter Rttcklassung eines schwarzen, ungemein leicliten, aufgeblähten, moos- oder tlockenähnlichen Rückstandes, welcher infolge seiner Leichtigkeit bei der pyrogenen Zer- setzung zum grössten Theile davonfliegt. Die Zusammen- setzung des Graphitoxydes ist die folgende: 56,30 Procent Kohlenstoff, 1,86 Pro"^cent Wasserstoff und 41,84 Proceut Sauerstoff. Der (4raphitit hingegen, mit demselben Oxydations- gemische und unter den gleichen Bedingungen oxydirt, Hefert ein Oxydationsproduct, das sog. Graphititoxyd, welches folgende Eigenschaften besitzt. Seine Farltc ist gelb mit einem Stich in orange. Es ist wie das Graphit- *) W. Luzi, Berichte der D, Chem. Ges. XXV. (1892.) 1378. Nr. 48. Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. 4S5 oxyd iirystailin, aber man kann Krystallformen nicht er- kennen, sondern es besteht, wie man bei starker Ver- grösseriuif;' niiter dem Mikroskop sieht, aus unregelmässig bis rundlich bogrenzti'n. winzigen Blättehcn. Dass das (ii-aphititoxyd aber doch krystailin ist, gciit daraus hervor, dass es doppclbrechcnd ist. Jkim Erhitzen zersetzt es sich ebenfalls unter Aufzischen und Erglühen und unter Rücklassung eines schwarzen Rückstandes. Der- selbe ist aber nicht, wie der bei der Zersetzung des Graphitoxydes rostirende, flockig, aufgebläht und so ausser- ordentlich leiciit^ s(uidern stellt ein vollkommen unaufge- blähtes, nicht flockiges, feines, schweres l'ulver dar, welches sich bei der Zei Setzung auf einem kleinen Räume sannnelt. Die Zusammensetzung des Graphititoxydcs ist die folgende: rjl,9'.) — 51,95 Procent Kojilenstolf, 1,93 bis 1,55 Proceut Wasserstoff und 46,08 — 46,5ü Proceut Sauer- stoff. Dieses Graphititoxyd ist bisher allerdings erst aus zwei Graphititeu verschiedenen Ursprungs hergestellt wor- den, es ist aber anzunehmen, dass alle (Iraphitite das- selbe oder docii ganz ähnliche (irapliititnxyde, die also von dem Grapbitoxyd sich wesentlicii unterscheiden, liefern. Die Frauen bei den Piiehlo-Indiaiierii. — Das Bild eines 15jährigen Mädchens aus dem Pueblo von Wolpai im nordwestlichen Arizona begleitet Dr. Shufcld in den Proceedings des U. S. National-Museums mit einer Schilderung seines Lebensganges, welche zeigt, dass nicht bei allen Indianern die Frau eine i'.utergeordnete Rolle spielt. Gleich nach der Geburt wird die zarte Haut des Kindes mit feiner Holzasche stark eingerieben, damit die Knochen kräftig werden. Dann schnürt man es in einen Tragekorb ein, den die Mntter auf den Kücken ninmit oder auch im Hanse an die AVand stelltdder irgend- wo aufhängt. So wie das Kind gehen kann, darf es überall herumlaufen und die Hausleiter hinauf- und hcrunter- klettern, bevor noch der zweite Sommer über seinem Haupte dahingegangen ist. An Spielzeug und Zeitvertreili ist kein Mangel. Vom 3. bis zum 7. Jahre oder auch noch länger verbringt es seine Tage damit, mit den zahl- reichen übrigen Dorfkiudern herumznspringen und zu spielen. ( >hne jede Kleidung und mit einer heiligen Scheu vor Wasser zu anderem Gebraucii als zum TiiiiJu'n, ist es in diesem Alter so wild wi(> ein Bergscliaf und ver- mag auch fast mit derselben Schnelligkeit wie dieses, die stedcn Felswände, welche von drei Seiten des Dorfes sich jäh hinabsenken, hinauf und herunterzulaufen. Mit seinem zehnten Jahre wird das Mädchen gesetzter und ninnnt Haltung und Tracht seiner älteren Geschwister oder Genossinnen an. Es ist nun eifrig bemüht, sich diejenigen Künste und Fertigkeiten anzueignen, welche es zu einem nützlichen Gliede des Stanunes niaehen. Bald ist es mit den Erfordernissen der Küche vertraut und in diesem zarten Alter schon vollkommen unterrichtet in der Anfertigung von Thonwaaren und Fleehtwerk. Später lernt es noch das Krem])eln und Färben von Wolle., das We])en von Decken, Mänteln, Rricken, Bändern, (iürteln aus Baum- wolle oder Wolle. Mit 15 Jahren oder früher gilt die Jungfrau als heirathsfähig. Sie kann backen, nähen, färben, krempeln, weben und spinnen. Ihre tlinkeu Finger formen den Thon in jede Gestalt zum Hausgebrauch oder Zicrrath. Die zarten Scbösslinge der Weiden oder die biegsamen AVurzeln der Gräser gestalten sieh unter ihren Händen zu hübschen Körbehen mit lebhaften Farliennnisteru, welche die geheiligten Sinnbilder des Schmetterlings, des Hirsches oder des Donnervogels zeigen. — In der Zahl der Fleisch- speisen, Ragouts und Brühen, welche sie aus dem Fleisch der Ziege oder des Schafes zu bereiten versteht, der Ge- müsen und Backwaaren kann sie es nnt jeder amerikani- schen llaustrau aufnehmen. In allen McKiui-Dörfern haben die Mädchen das Recht. sich ihren Ehegeniahl zu wählen und wahrscheinlich auch, sich von ihm zu trennen, wenn sie sich in ihm geirrt haben. Die Tiiehter erben auch das Vermögen der Mutter. Monogamie ist die Regel unter den Pueblo- Indianern, und die Frauen werden nicht durch Kauf er- worben. Im Hause herrscht in der That die Frau und der Mann hat nur wenig zu sagen. Bei den Zunis kann innerhalb des Hauses kein Handel abgeschlossen werden, wenn nicht die Frau ihre Zustiumning giebt und dasselbe gilt bei den Moquis. Alles in Allem genommen ist das Leben einer Wdl- pai-Frau keineswegs ein unglückliches; von der Kindheil bis zur Reife ist es voll von freundlichen Bildern und ohne Zweifel trägt hierzu die zufriedene Gemütlisstinunung, die häusliche Gesinnung und die uni>rmttdliehe Thätigkeit sehr viel bei. A. K. ,,Zm' Eiitwickeliiugs-Gescliichte der Filaria pa- pillosa" liefert Deupser im „Zool. Anz." 1S92, S. 129 einen Beitrag. Dieser Fadenwurm lebt in geschlechts- reifem Zustand häufig in den serösen Höhlen, dem Binde- gewebe und der vorderen Augenkanmier von Pferden, Eseln und Rindern. Es bringt lel)endige Junge hervor, doch war deren Schicksal bisher unliekannt. Verfasser suchte dieselben in Wasser, physiologischer Kochsalzlösung, Augenkammerflüssigkeit, Dünudarminhalt, Muskelfascrbrei u. s. f. zu züchten, doch stets vergeblich. Dagegen ge- lang es ihm, bei Kaninchen, in deren Bauchhöhle tüchtige Filarien eingeführt waren, im Blut Endjryonen nachzu- weisen, die den Kontrollthieren stets fehlten. Filaria papulosa verhielt sich also ebenso, wie F. Bancrosti (des Mensehen) und F. atten'uata und F. tricuspis (der Vögel). Ein Zwisclienwerth aus dem Buche der Arthropoden konnte jedoch nicht angefunden werden. C. M. Ueber zwei in den Eingeweiden des Schimpansen nnd Orang-lltang vorkommende Cestoden machte R. Blanchard in der Juni-Sitzung 1891 der Pariser anthro- pologischen Gesellschaft eine Mittheilung. Dieselben ge- hören einem neuen Genus an, dem Blanchard zu Ehren seines Lehrers nnd Meisters Paul Bert den Namen Bertia beilegte. Der Parasit des Schimpansen ist Bertia Stu- deri R. Bl., der des Orang-Utang Bertia Satyri R. Bl. Die Merkmale des Genus Bertia sind folgende: Grosser, ziemlich sphärischer Kopf ohne Stirnzapfen und Haken- kränze; die elliptischen Saugnäpfe stehen in zwei Paaren sehr weit von einander ab. Hals kurz, beinahe so breit wie der Kopf. Kfirper sich aus sehr vielen, sehr kurzen, aber breiten, dachzicgelartig über einander geschobenen Gliedern zusammensetzend. (Jeschlechtsüffnungen rantl- ständig, sehr eng, mehr oder weniger regelmässig von einem zum anderen (ilied abwechselnd. Im geschlechts- reifen (!lied liegen die Eier zu mehreren, der Quere nach angeordneten, regelmässigen Packcten vereinigt. Dnco- sphäre von einem birnförmigen Apparate umgeben. — Ent- wicklung unbekannt. Ueber die einzelnen Sjjecics konnte Blanchard fol- gendes feststellen. Bertia Studeri misst in vollständig entwickeltem Zustande 130 nun bei einer nu\ximalcn Breite von 15 mm und einer Dicke von 2,5 nun. 418 Glieder waren zu zählen. — Der Kopf ist subsphärisch, nach 486 Natuvwissciischartliclie WoclicnsL-liviCt. Nr, 48. vorn in eine discusartige, massig gewölbte PromineDz aus- gezogen; seine Länge beträgt 0,61 mm, seine Breite 0,65 mm. — Die Saugnäpfe messen 340 — 345 ,ei den eigentlichen Affen beobachtet worden. Angenscheinliehe Verwandtschaft weist es dagegen mit den Täuiaden der herbivoren Thiere, speciell mit Moniczia E. Bl., Anoplo- cei>hala Em. Bl. und Plagiotaenia Pt. fim Rhinoceros) auf, darf jedoch mit diesen Cestoden nicht zusannnengeworfen werden. Es ist vielmehr charakteristisch für die Anthro- poiden, soweit die wenigen Beobachtungen solchen Schluss gestatten. Dass seine Repräsentanten auch im Darmtractus des Menschen fehlen, erklärt sich einfach dadurch, dass derselbe, als er sich zu seiner heutigen Entwicklungsstufe zu erheben begann, von der herbivoren zur carnivoren Nahrung ülierging und mit dieser die alten Darmparasitea verlor, dafür aber neue acquirirte. Späteren Forschungen wird es vorbehalten bleiben festzustellen, ol) die niederen Menschenrassen nicht auch Schmarotzer vom Genus Bertia bergen. — Dass die betreflenden Cestoden auch bei den i ([uadrumanen Affen fehlen, ist ein neues und wichtiges Argument zu Gunsten der Tlieorie der Transformisten, wonach eine tiefe Schlucht die Anthropoiden von den eigentlichen Affen trennt. Eigenthüinlich ist, dass zwei Cestoden desselben Genus bei zwei Anthropoiden vorkommen, die geographisch weit von einander getrennt leben. Buschan. Fossile Fuiule von Sclilangeii-düftzähiien waren liisher von grösster Seltenheit und auch nicht zweifelloser Glaubwürdigkeit. Es möge daher hier des ersten zweifel- losen Fundes gedacht werden, den F. Kinkelin be- schreibt. (Ein fossiler Giftzalin. .,Zool. Auz." 1892, S. 93.) Er iand in der oberen .Vbtheiluug des unter- iniocänen. mergelig mulmigen Kalkes vmn llcssier bei Morbacli-Bielirich neben zahlreichen Kriechthierknochen „ein schlankes, oben offenes, von einem Canal durch- zogenes, in einen schmalen Schlitz am distalen Ende aus- mündendes Zähnclien." Es ist 4,5 mm lang, oben -^ j, unten '/4 mm dick, und sein Krüminuiigshalbmcsser beträgt un- gefähr 5 nun. Er gehört einer Schlange vom Viperiden- Typus an; ob einer Viprine oder Crotaline, war nicht festzustellen. Verfasser nennt dieses Tliier Provipera Boettgeri. C. M. lieber die den Wasserspalten pliysiologiscli ent- spreclienden Organe hei fossilen und recenten Farn- arten hielt der Unterzeichnete in der Sitzung vom 17. Juli 1892 der Gesellschaft Naturforschender Freunde zn Berlin einen Vortrag. A'eranlasst wurde dersellie durch mehrere höchst auffallende AVedelreste einer Peeopteris-Art vom Typus der Pec. pseudoreopteridia H. Potouie (= P. densifdiia (Goeppert) Schimj)erj*) aus den Steinkohlen führenden Schichten bei Ilfeld am südliehen Harzrande, die mir im Sommer dieses Jahres für die von mir ver- waltete palaeophytologische Sammlung des Museums der Kgl. preuss. geologischen Landesanstalt zugegangen sind. Als Endigung jedes Nervchens und zwar auf der ( iberseite der Wedelfetzen bemerkt mau ein wie mit einer feinen Nadel gestochenes, mit einem schneeweissen Alineral, wahrscheinlich Kaolin, ausgefülltes Loch. Durch die schneeweisse Färbung dieser Punkte im Gegensatz zu der als schwn rzkohliges Häutchen erhaltenen Substanz der Farnreste und im (TCgensatz zu dem schwarzgrauen Thi inschiefer, welcher die Reste eingebettet enthält, mar- kiren sich die in Rede stehenden Punkte ausserordentlich auffällig. Andere Pecopteris-Arten, z. B. die in der Figur 1 in { abgebildeten beide Fiederchen letzter Ordnung der Pecopteris hemitelioides Brongniart ans dem Rothliegenden von Ilmenau in Thüringen, zeigen die punktförmigen Grübchen elienfalls, auch mir vorliegende Exemplare der typi- schen Peco])teris pseudoreopteridia von dem gleichen Fundort und andere Arten, nur dass hier die Löcher selbst in die Erscheinung treten, da in diesen Fällen eine mineralische Ausfüllung derselben unterblieben ist. Da diese cigenthümlichen Gebilde der Nervchen-Enden — wie sich leicht liegründen lässt — nicht Sori ihren Ursprung verdanken können, so muss eine andere Deutung für dieselben gesucht werden. *) Eine Begi-üiidang der obigen Namengebung wird in meiner von der Krmigl. preuss. geolog. Landesanstalt herauszugebenden, iui Drück betindlielieu Arbeit über „die Flora des Rothliegenden von Thüringen und von Stockheim" erfolgen. Nr. 48. Nattirwissenschaftliche Woehcnscbrift. 481 Es giebt eine, i;T0ssc Aiizalil vocoiitcr Farnarteii, doreii Li'itbiiiidelcii(li.i;iuii;('n sieh iuisserlicli obcntalls mehr oder niiiuler deutlieh ()l)er.seits als Grübchen iiiarkireu, z. I>. bei ]'olyi)odiuni vulgare L., und diese Grübchen entsprechen gewiss den Löcluini der Nervchcu-Endig-uiigen bei unseren Pecopteris-Arten. Was sind nun die erwähnten, zuweilen so auffallenden Grübchen, und welche jihysiologische Bedeutung haben sie V Ich habe begreiflicher Weise zuuäehst an Wasser- spalten (Wasscriioren) g-edaclit, obwohl solche meines Wissens auf lebenden Farnwedeln bisher nicht bekannt geworden sind. Eine anatomische Untersuehung hat das folgende Ergcbniss geliefert. Ich halte u. a. ßleehnuni Spieaut und Polypodiitm vulgare untersucht. Der Bodeu der Grübeheu wird bei diesen Arten von dicht aneinander schliessenden, inter- stitienlosen Epidermiszelleu gebildet, deren Vertical-Wau- dungen sieh aber von den entsprechenden Wandungen der übrigen f]piderniiszellen der Oberseite durch ihren geraden Verlauf und geringere Grösse unterscheiden. Vgl. Fig. 2, welche ein freundlichst für mich von Herrn Dr. R. Mitt- mann mit dem Zeiehenprisma aufgenonnnenes Grübchen von Polypodiuni vulgare L. in etwa SO maliger Ver- grösserung zeigt. Spaltriffnungen resp. Wasserspalten sind nicht vorhanden. Die Epidermiswandungen (1er Boden- auskleidung der Grübchen sind dünner als die Wandungen der Epidermiszelleu mit geschlängelten Wandungen ausser- halb der Grübchen. Im älteren Stadium der Wedel von Polypodium vulgare stirbt die Epidermis der Grübchen ab, wodurch sich dann die Grübchen als zuweilen sehr auftauende schwarze Pünktchen markircu. Dieselben Ver- hältnisse constatirte ich noch bei einigen anderen Arten. Dass trotz des Fehlens von Spaltöftuungen die Function der Grübchen — wenigstens so lange ihre Epidermis noch lebensfähig ist — dieselbe sein muss wie die der Wasser- spalten, gellt schon daraus hervor, dass bei gewissen Farn- Arten in den Grübchen Kalkschüppehen lieobaehtet werden können, die nur ein Niederschlag ausgeschiedener, also durch die Epidermis der Grübchen durchfiltrirter Flüssig- keit sein köinien. Auch Wasser-Ausscheidung aus den Grübchen in tropfbarer Form ist mehrfach direct be- obachtet worden. Wegen des Fehlens von Spaltrdfnungeii und Intersti- tiell muss der Wasser-Austritt, wie gesagt, durch Filtration erfolgen. Für die beschriebenen Wasser aussondernden Organe der Farne hat — wie mir Herr l'rofessor Stahl iiiitthcilt — ein schwedischer oder dänischer Autor den Terminus „emissaires" benutzt. Herr Geheimrath Prolessor Dr. F. E. Schulze schlug in der sich an meinen Vortrag an- schliessenden Discussion für die in Rede stehenden Organe den Terminus „Wassergruben" vor: er entspricht gut den Bezeichnungen Wasserspalten und Wasserporeu ; freilich ist aber zu berücksichtigen, dass die Wasseraustrittsstellen der Farne, wie es seheint, nicht immer als Grübchen, sondern auch ganz eben uiul ferner als Hervorwiilbungen entwickelt sein können. Eine Untersuchung der emissaires bei den verschiedenen Farn-Arten wäre verdienstlich, mir selbst fehlt hierzu leider die Zeit. H. Potonie. Pie graue Modification des Ziinis ist neuerdings wieder mehrfach erwähnt wordtni. Diese röthlich-graue Abänderung des Zinns, die ein liedeutend geringeres spec. Gewicht als das gewfihnliche Zinn hat (5,8 gegen T.o), wurde zuerst von Fritsche während des kalten Winters 1867/68 beim Zerfallen von Zinnblöcken beobachtet. Trotz wiederholter Untersuchungen verschiedener Forscher ge- lang es bislang nicht, den Grund dieser molekularen Ver- änderung zu finden. Ed. Hj'elt beobachtete die Desaggregation ebenfalls an Zinnblöcken, ferner an einer zinnernen Ridire eines Kohlensäurewagens und an einer Theekanne. Besonders häufig fand er in ungeheizten Kirchen die Orgelpfeifen in der angegebenen Weise verändert, deren in einer Kirche dadurch 2.") \ollständig zerstiirt waren. Es bilden sich zunächst kleine runde graue Flecken, die allmählich griisser werden. Hjelt sucht die Ursache für die Molekular-Ver- änderung in unvermittelten Temperaturübergängen izu heftiges Abkühlen beim (Jiessen etc.); starke Kälte be- günstigt nach seiner Auffassung die einmal vorhandene Neigung zur Desagregation. — Heribert Höveler theilt diese Auffassung nicht. Er schmolz eine sogenannte Weissgusslegierung, bestehend aus 50 pCt. Sn, 1 pCt. Sb, 4 pCt. Cu und 27 pCt. Pb, mit 20 pCt. Aluminium in einem Graphitticgel zusammen. Die Blöckchen, die er hieraus erhielt, zerfielen alle zu einem schwarzgrauen Pulver, welches die Eigenschaften des grauen Zinns zeigte. Dr. II. Ueber den Einfiiiss der Zusammeiisetzmig des Olases der (H»jeetträger und Deckgliisehen niikroscopi- scher Ohjeete äussert sich Rud. ^Weber (Bericht der Deutsch. (Jheni. Ges. XXV, 2374). P^s ist wiederholt die Beobachtung gemacht worden, dass regelrecht zwischen Objectträger und Deckglas ein- gekittete Präparate sieh schon nach kurzer Zeit ver- änderten, dass die Schärfe der Contur sich abminderte, dass oft sogar eine Zerstörung des ganzen Objects statt- fand, während andere Ghjecte gleicher Natur, auf dieselbe Weise behandelt, sich unverändert hielten. Der \'erfasser gewann die Ansieht, dass die mitunter so geringe Halt- barkeit der Objecte durch die Einwirkung der Glas- substanz von Objectträgern und Deckgläsern beeiuflusst werde, dass bei minder guter Qualität des Glases das höchst zarte Objeet angegritfen wird, während wider- standsfähiges (ilas dasselbe intact lässt. Bei längerer Be- rührung mit Luft behalten nämlich Requisiten aus gutem Glase ihren lebhaften ( •bcrtlächenglauz, während bei weniger guten eine Abininderung desselben, die Bildung eines Hauches erfolgt, der sich bis zu augenfälligen, IV'uehten oder staubartigen Besehlägen steigern kann. Diese Beschläge reaiiiren stark alkalisch und ihre Bilduiiü- an Objectträgern oder Deckgläschen kann zur Zerstörung zarter Obj'ecte führen. Vergleichende Untersuchungen an erfahrungsmässig guten und weniger brauchbaren Deck- gläsern erwiesen denn auch für erstere eine Zusammen- 488 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 48. Setzung-, welche sie, g'cniäss früheren Untersuchungen des Verfassers, gegen atmosphärische Eintiiisse widerstands- fähiger erscheinen lässt. Verfasser sehUigt desiiaih vor, um sicli der Brauchbarkeit der (iläser für Daucrpr;ii)aratc zu versieliern, ihr Verlialten bezüglich des Beschlagens bei längerem Verweilen in staul)freier Luft oder bei Ein- wirkung von Salzsäure -Dunst (während 24 Stunden) zu priii'en. Sp. H.ydrogTapliiscJieForsclningeii im Sclnvarzen Meere sind auf Veranlassung des russischen Marineniinisteriums und des Kais. Russischen (Tcographischeu Gesellscliaft in den Jahren 1890—91 angestellt worden, über welche Prof Woeikof einen Bericht in den Schriften der genannten Gesellschaft veröffentlicht hat, dem wir nach einem in den Annalen der Hydrographie und maritimen JMetcorologic enthaltenen llefcratc Folgendes entnehmen. Zunächst haben die Tiefenmessungen interessante Auf- schlüsse über das Becken des Schwarzen Meeres ergeben. Es stellt nämlich der nordwestliche Theil des letzteren, etwa bis zu einem von Burgas zum Ca]i Tarkhanküt ge- zogenen Linie, ein Haches (Tcbiet dar, während der ganze Rest bis auf die Ufergebiete ein tiefes Becken bildet; in zwei Drittel des letzteren beträgt die Tiefe mehr als 1800 ni und in der Mitte sogar mehr als 21(J0 m. Auch der nordfistliche Theil des Meeres, der im Jahre 1891 untersucht wurde, besitzt grosse Tiefen, nämlich, abge- sehen von der Küstenzone, mehr als 1800 m. Die Axe der tiefsten Einsenkung des Schwarzen Meeres erstreckt sich sich von S\V nach NO, also parallel der Hau]itfalte des Kirmschen Gebirges. Die Ausnahmestellung des Schwarzen Meeres unter den übrigen Meeren wircl aber besonders durch die wichtigen Ergebnisse der Messungen der Tem])eratur und des Salzgehaltes illustrirt. Die Tem- peratur nimmt im Sommer nur bis zu 54 Ins 63 m ab (dort beträgt sie ungefähr 7°), weiterhin aber steigt sie wieder auf 9° in 720 m und bleibt von nun an nahezu constaut. Die Ursache für diese auffallende Thatsaehe wird von den Herren Spindler und Bron AVrangell darin gefunden, dass durch die Dardanellen und den Bosporus dem Schwarzen Meere warmes und sehr salziges AVasser aus dem Mittelmeere zugeführt wird. Die durch Er- kaltung der Meeresoberfläche im AVinter erzeugten ab- steigenden Conventionsströme vermögen daher nm* bis zu geringer Tiefe einzudringen, darunter aber befindet sich eine grosse Masse wärmeren Wassers von grosser Dichte. Interessant ist auch folgende Zusammenstellung': Zieht nuui die Mitteltemperatur der ganzen Wassersäule tiefer Meere (über 1800 m Tiefe) in Betracht, so zeigen sich nur das Rothe, das Mittelmecr und das Sulu-Meer wärmer als das Schwarze Meer; die übrigen tiefen Meere er- halten in ihren tieferen Theilen Massen kalten polaren Wassers, so dass die Mitteltemperatur der ganzen Wasser- säule in den tropischen Oceanen nur etwa 4° C. beträgt. Durch Vergleichung der 1890 und 1891 erlangten Beob- achtungsresultate lässt sich nach Herrn Spindler der Satz erschliessen : „In einem halbjährigen Zeitraum, d. h. vom Ende des Januar oder Anfang Februar, zu welcher Zeit durchschnittlich die Temperatur der Oberfläche ihren niedrigsten Werth erreicht, bis zum Anfang August, wenn sie ihr Maxiunun daselbst hat, dringen die jährlichen Aenderungen der Temperatur nicht tiefer als 100 Faden (180 m) ein; so bildet demi im Mittel die 100-Fad.- Tiefe die Grenze der Circulation des Wassers im Becken des Schwarzen Meeres; dieselbe Tiefe bildet zugleich die untere Grenze der Verbreitung organischer AVesen und auch des von Schwefelwassei'stoff freien Wassers." Der Salzgehalt des Wassers ninnnt zuerst nur sehr laugsam zu, darauf — zwischen 54 und 540 m — schneller, hierauf aber wieder langsam bis zum Boden. Es ist also eine obere Schicht, welche durch die zuströmenden Fluss- wässer und durch die Strömung aus dem Asow'schen Meere (Strasse von Kertsch) fortwährend \'ersüsst wird, und eine untere, bedeutend salzreichere Schicht vorhanden. Hervorzuheben ist die interessante Bemerkung, dass in der Nähe der Donau trotz des sehr geringen Salzgehaltes an der ( )berfläche das Wasser in 84 m Tiefe salzreicher ist als in der Nähe des Bos])orus. Es ist zur p]rklärung dieses Umstandes die Hypothese aufgestellt worden, dass durch eine Strömung in dieser Tiefe das salzigere Wasser von der Krindiüste dorthin geführt werde. Wie bereits in dem oben angeführten Satze aus- gesprochen ist, fand sich die bemerkenswerthe That- saehe, dass das Tiefenwasser des Schwarzen Meeres einen für den Geruch bemerkbaren und auch durch die Analyse nachzuweisenden Gehalt an Schwefelwasserstoff besitzt; dieser erklärt auch höchstwahrscheinlich den überraschen- den Umstand, dass sich unterhalb 180 m Tiefe kein organisches Leben findet. Es ist das eine Erscheinung, welche dem Schwarzen Meere eine Ausnahmestellung vor den übrigen Meeren und besonders vor den (Jeeanen giebt. A. G. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Prof. Dr. Oskar v. Gebhavdt zum Obei-bil)liothekar an der Univ.-Bibliothek in Leipzig. — Professor AV. R. Dudli'v zum Professor für systein. Botanik an der Leland Stanford junior Univ. zu Palo Alto, Californien. — Professor G. F. Atkinson an Stelle Diidley's als Assist.-Prof. für kryptogam. Botan. au der Cornoll Univ. zu Itliaca, New-York. — Dr. B. L. Ro- binson zum Curator des Gray Herbar. an der Harward Univ. N. A. — a. o. Professor der Zoologie Dr. A'^ejdovsky an der böhiu. Univ. Prag zum o. Professor. — Der Kgl. Astronom von Irelaiid Dr. Arthur A. Rambant zum Professor an der Univ. Dublin. Der Oberlehrer am Königstädtisehen Realgymnasium , der PteridoUige I^rof Dr. M. Kuhn, tritt am 1. Januar 1893 in den Kuliest.ind. Es habilitirten sich: Dr. Partheil an der Univ. Marburg für das Fach der pharmaceutischen Chemie. — Dr. Rimbach für Chemie an der Univ. Berlin. — Au der Univ. Basel Dr. Jaquet für experiment. Pathologie und Pharuuikologie. Es ist gestorben: Der Univ<'rsitatsprofessor für mathematische Physik in Graz Dr. Heinrich Streintz. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Otto Zacbarias, Die Bevölkerungsfrage in ihrer Beziehung zu den socialen Nothständen der Gegenwart. 5. revidirte Auflage. Friedr. Mauke's Verlag (A. Schenk) in Jena 1892. — - Preis 1,50 Mk. „Nicht die A^.'rvielfältigung der Menschen ist zu wünschen, sondern ihr Glück." Dieses einsichtsvolle AVort Montesquieu's hat Verfasser als Motto seiner Schrift gewählt. Fügen wir gleich das Motto des Schlusswortes der Zacharias'schen Schrift hinzu, so kennen wir auch das Resultat derselben, es lautet: „Wie viel Länder hat es gegeben, wo die Menschen hätten zufrieden und glücklich sein können, wenn ihrer nur weniger gewesen wären." (Walter Bagehot.) Der Naturforscher, der durch eigene, lange wissenschaftliche Arbeit ein wahres Verständniss der Darwinischeu Lehren gewonnen hat, kann nicht anders als einem Satze zu- stimmen, der schon wiederholt von berufenen Autoren, wie z. B. von dem trefflichen J. H. v. Kirchmann mit Scharfsinn ver- fochten worden ist. Die „sociale Frage" ist allerdings ein rein naturwissenschaftliches Problem, d. h. sie lässt sich nur auf der Grundlage der Naturwissenschaften discutiren. Was aber dann, wenn triftige Gründe die Unlösbarkeit des Problems klarlegen? Ist daim „der stereotype Zweifel an dem endlichen Siege des (iuten" bin'cclitigtV Dr. Karl Russ, Die einheimischen Stubenvögel. Handbuch für Vogelliebhaber, -Züchterund -Händler. 11. Bd. ]>ritte völlig umgearbeitete Auflage. (Magdeburg 1S92, Creutz'sche Verlagsbuchhandlung). — Preis 6 Mk. In der grossen Gemeinde der Thierfreunde nimmt die Zahl der Vogelliebhaber Jedenfalls und wohl mit Recht die erste Stelle ein. Denn der Vogel muss vom ästhetischen Slamlpunkt aus als Nv. 48. Xalurwissenscliafflielic Woclicnsclirift. 489 der bevorzugteste Kepräsentant der Tliiorwelt angesehen «erden, wie er andererseits seiner Anspruelilosigkeit we^'eu iils Haus- und Ziiinnerbowohner der Menschen sich am besten eignet. Auch der ärmste Dorfbewohner hält sich und ernährt mit bescheidenen Küehenabtallen ein Rothkehlclien, einen Hänfling. Und in diesen, mit der Vogehvelt in Wahl und Fhir in nächster Berührung stellenden Kreisen ist die Sitte des Haltens von Zimmervögeln auch wahrscheinlich aufgekommen und hat sich von da aus. nach- dem Vogelzüchter und Händler dem neuauftanchenden Geschmach und Bedürfniss entgegengekommen, in weitere Schicditen verbreitet. So sehen wir die drei Stufen kultureller Entwicklung, die wir über überall beobachten können, auch hier. Erst fängt der Landmann seinen Vogel im Flur und Wald sich selbst und ver- pflegt ihn in seiner bescheidenen Wohnung, clann kommt der Händler, bei dem die Stubenvögel aller Art käuflich zu haben sind, und hat sich dann der Stubenvogel in weitesten Kreisen eingebürgert, tritt der Gelehrte hinzu, der die Vögelbositzer über Natur und Wesen ihrer kleinsten Schutzbefohlenen unter- riclifet und ihnen biicherniässige Anweisung zur Pflege, Aln-ichtung und Zucht denselben giebt. Hierzu gehört neben einem gründlichen, ornithologischon Wissen natürlich eine reiche, in der eigenen Vogelstube ge- sanuiielte Erfahrung und über diese beiden P'igenscluiften ver- fügt der Verfasser des vorliegenden Werkes Herr Dr. Karl Kuss bekanntlich in hohem M;ia.sse. Er gilt unbestritten als die erste -Autorität auf diesem Gebiete, und seine Bücher werden daher als besonders zuverlässige lnformationst|uellen für das ganze Ge- biet der Vogelzucht und -Pflege angesehen. Das vorliegende Werk zerfällt in drei Theile, wovon der erste sich mit der Katur- geschichte der Vögel, der zweite mit ihrer Pflege, Abrichtung und Zucht, der dritte mit dem Vogelfang und -Schutz beschäftigt. Ein sehr weitläuflges Register bildet den Schluss. Der Inhalt des Buches steht selbstredend über jeder Kritik. Wenn wir äusserlich etwas an ihm auszusetzen hätten, so wäre es die sehr störende, fortwährende Aenderung der Seitet worden, als an Stelle der von Dini angenommenen Dedekind'schen die in Deutschland im allgemeinen bevorzugte Cantor'sehe Definition der Irrationalzahlen aufgenommen wurde. Dies zog auch einige weitere Aendi'rungen in späteren Paragraphen nach sich. Als besonders dankenswertli verdient Erwähnung, dass die Herren Herausgeber die Brauchbar- keit und den Werth des Buches durch eine Reihe von Zusatz- paragraphen ganz wesentlich erhöht haben; in diesen sind die seit 1878, der Zeit des Ei'scheinens des Originals, vercitt'entlichten Arbeiten, insoweit sie wichtige Begriffe oder Resultate der Wissen- schaft zugeführt haben, dem Werke einverleibt worden, wohin- geffen die übrige Litteratur in Anmerkungen Berücksichtigung gefunden hat. Eine fernere willkommene Aenderung bestellt darin, dass die beiden letzten, unverhältnissmässig langen Capitel des Originals eine weitere (lliederung erfahren haben, wodurch die Uebersicht über den Stoff wesentlich erhöht worden ist. Wenn wir noch bemerken, dass die Herren Bearbeiter des Dini'schen Werkes dem letzteren ein nach Autoren geordnetes Verzeichniss der im Buche angeführten Arbeiten, sowie ein sehr gutes und den bef|uemen Gebrauch förderndes Inhaltsverzeichniss zugefügt haben, dürften wir die wesentlichen Vorzüge der deut- sehen Bearbeitung vor dem Original aufgezählt haben. Es er- scheint mir danach ganz unzweifelhaft, dass die vorliegende Aus- gabe überall freudig begrüsst werden und dass sie ilie verdiente weiteste Verbreitung finden wird. Die Ausstattung ist die be- kannte gute des Teubner'schen Verlag. A. G. Leon Autonne, Sur la thcorie des equations diSerentielles du Premier ordre et du premier degre. G. Massen, Paris 1892. Prix 9 Eres. Die vorliegende umfangreiclie Abhandlung ist im dritten Bande der Annales de l'Universite de Lyon erschienen, die in Form von Monographien veröffentlicht werden, welche einzeln käuflich sind und entweder einen ganzi'n Band oder Theile eines solchen bilden; dabei werden möglichst Abhandlungen desselben Geliietes zu einem Bande vereinigt. Indem wir der uns freund- lichst übersandten Abhandlung des Herrn Autonne eine kurze Be.sprechung widmen, machen wir gleichzeitig auf diese auch äusserlich gut ausgestatteten Annalen der Universität Lyon em- pfehlend aufmerksam. Zum Verständniss der Untersuchung des Herrn Autonne ist eine genaue Kenntnis einer früher erschienenen und von der Academie der Wissenschaften zu Paris mit einer ehrenvollen Erwähnung ausgezeichneten Arbeit (vgl. Journale de l'Ecole Poly- technique LXl. et LXII. Cahier) unerlässlich. Um daher bei der Besprechung der vorliegenden Fortsetzung nicht zu weit ausholen zu müssen, bitten wir den für den Gegenstand interessirten Leser, die genannte und die hier in Rede stehende Abhandlung selbst zur Hand zu nehmen; wir beschränken uns daher auf folgende Angaben. Die Untersuchungen des Herren Autonne bieten in mehrfacher Beziehung neue Gesichtspunkte und Resultate in Bezug auf die Differentialgleichungen erster Ordnung und ersten Grades dar. Es werden in dem vorliegenden Supplement zu der im Journal de FEcole Polytechnique erschienenen Abhandlung besonders zwei schon dort in Angriff genommene Theorien eingehend studirt. nämlich die polykritischen Punkte und die Transformationen, welche eine Differentialgleichung erster Ordnung und ersten Grades durch eine Cremona'sche Substitution erleidet. Diese an sich interessanten Theorien verdienen auch deshalb besondere Beachtung, weil sie mehrere neue integrale Fälle geliefert haben. Die Differentialgleichung wird in der Form P = 2- Fi (xd.r) = 0 (j = 1, 2, 3) angesetzt, wo 1' von iler Dimension iii und P, teruare Formen in JHter (Ordnung in xij sind). Dann ist ein polykritischer Punkt «ter Ordnung gegeben durch diese Bedingung, dass P = dP = ... = dr.~\ P = o ist unabhängig von den Differentialen dxi, d-xi, ■ ■ ■, d"xi. An Stelle dieser rein algebraischen Definition setzt dann der Ver- fasser noch eine geometrische, welche die Bedeutung dieser poly- kritischen Punkte in das rechte IJcht treten lässt. Dabei ergiobt sich zugleich noch eine andere charakteristische Zahl für einen polykriti.schen Punkt, die der Verfasser als dessen Kategorie be- zeichnet, welche hier aber nicht ohne übermässige Weitschweifig- keit definirt werden kann. Von diesen charakteristischen Zahlen wird ein ausgedehnter Gebrauch gemacht; die Bedeutung derselben ist auch in dem zweiten Theile der Abhandlung zu erkennen, in dem es sich um die Transformationen der Dift'erentialgleichun<'' mittels Gremona'schen Substitutionen handelt. Den Schluss der Abhandlung bildet ein genaues Studium des Falles , dass die ge- gebene Differentialgleichung die Dimension vier besitzt. A. G. Arbeiten aus dem Königl. Botanischen Garten zu Breslau. Herausgegeljen \ on Pidfe.-sur Dv. K. l'rantl. I. Band. 1. Hi-t'f. J. U. Kern's Verlag (Ma.x Müller). Breslau 18'J2. — Preis 7 Mk. Mit dem vorliegenden 166 Seiten umfassenden Heft beginnt der Direktor des Kgl. Botan. Gart, zu Breslau die Herausgabe von Arbeiten an dem Botanischen Garten, die in zwangloser Heft- Folge erscheinen sollen. Das Gebiet iler Systematik wird im Vordergrunde stehen, wozu auch die vergleichende Anatomie ge- hört. Das Heft bringt zunächst den Anfang einer für die Pteridologie sehr wichtigen Arbeit aus der Feder Prantl's: „Das System der Farne." Es bringt die Klasse der Filicinae in zwei grosse Gruppen : die Ptcridales und die Osmundales. Die einzelnen Familien ordnet er in der folgenden Weise unter: Pteridales ■ Hymenophyllaceae Cyatheaceae Polypodiaceae Salviniaceae . Marsiliaceae Osmundales Schizaeaceae Gleicheniaceae Osmundaceae lossaceae aceae. 1T_'SiiinU(_Ul Ophioglo Marattiai Die gegenseitige natürliche Verwaudschaft der Familien er- giebt sich aus dem folgenden Stammbaum; Marattiaceae Marsiliacaeae Polypodiaceae Gleicheniaceae Ophioglossaceae Salviniaceae Cyatheaceae Hymenophyllaceae Osmundaceae Schizaeaceae Mit der Veröffentlichung der Einzelstudieu, welche zur Auf- stellung obigen Systems geführt haben, sowie der Studien über Unterscheidung und Gruppirung der Arten innerhalb der Gat- tungen beginnt nun die vorliegende Arbeit. Ausser dieser enthält das Heft noch 2 Abhandlungen, nämlich W. Pomrencke, Vergleiche Untersuchungen über den Bau des Holzes einiger sympetaler Familien (mit 1 Tafel) und C. Mez, Spicilegium Laureanum. Schnitze, O., Milchdrüsenentwickelung und Polynuistie. Würz- burg. 0,50 M. Seekarten der kaiserlichen deutschen Admiralität. Weltkarte in Alercator's Projektion. 1 : 80,000,000. Berlin. 0,60 M. Thomas, Fr. A. W., Beobachtungen über Mückengallen. Berlin. 1 M. Inhalt: Dr. W. Luzi: Ueber Schungit, Graphitoid und Gra.phitit. (Mit Abbild.) — Die Frauen bei den Pueblo-Indiauern. — Zu'' Eutwickelungs-Geschichte der Filaria ]iapiIlosa. — Ueber zwei in den Eingeweiden des Schimpansen und Orang-Utang vor- kommende Cestoden. — Fossile Funde von Schlangen-Giftzähnen. — Ueber die den Wasserspalten pliysiologisch entsprechenden Organe bei fossilen und recenten Farnarten. (Mit Abbild.) — Die graue Modification des Zinns. — Ueber den Einfluss der Zusammensetzung des Glases der Objectträger und Deckgläscheu mikroskopischer Objeete. — Hydrographische Forschungen im Schwarzen Meere. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. Otto Zacharias: Die Bevölkerungsfrage in ihrer Beziehung zu den socialen Nothständeu der Gegenwart. — Dr. Karl Russ: Die eiuheimischen Stubenvögel. Handbuch für Vogelliebhaber, -Züchter und -Händler. — Prof. Andr. Jamieson: Elemente des Magnetismus und der Elektricität. Ins- besondere für angehende Elektrotechniker. — ■ Eugene Rouche et Ch. de Comberousse: Traite de geometrie. — Ulisse Dini: Grundlage für eine Theorie der Functionen einer reellen veränderlichen Grösse. — Leon Autonne: Sur la theorie des equations differentielles du premier ordre et du premier degr(5. — Arbeiten aus dem Königl. Botanischen Garten zu Breslau. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoui6, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin, — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW, 12. Nr. 48. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. cm ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Dr. Robert Muencke ♦! Liiiseustr. 58. BERLIN NW. Liiiscnstr. r)S. ♦! ecliiiisclie.s In.stitut für Anfertigung wissenschaftlicher Ap|iaralo ♦ und Geräthschafren im Gesammtgebiete dei- Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦*♦♦♦ ^ Chemisches Laboratorium >♦ « von >» ?4 Dr. r. Fernandez-Knig und Dr. W. Hanipe. >» T; Ehemalige Chemiker der Köuigl. Bcrgaliademie und dt r ICüiiigl. cheiii- tielm. «» "•^ ^'crsuchsallstal^ zu Berlin. rT « Berlin SW. Zimmerstrasse 97. >» *( )* I« Ausführung chemisch- technischer Untersuchungen jeder Art. )♦ 2J (Specialität: Analyse von Berg- und Hiittenpi-oduUten.) ?* 4{ Unterricht in der Mineralanalyse, au.-h liir Fortgcsclirittenere; )ii ti Anleitung zu wissenschaftlichen Untersuchungen. ^ Lanolin-Toiiette-cream-Lanolin 'lui Lanolinlabrik, Marlinikenfelde bei Berlin Vorzüglich ;uv ^^tfu-üc b»- .^out. tf,^_— ;:„B:-.|, .nit aianlialtund uiib Scdediuiü iDiuitu'c ■WI AUyilOSI .^iQut(ti'(lcn unb SBiuibcM. ^ Zu li;il.. 11 in Zinnlubeii ii 40 IT., in Blcclidosen a 20 und 10 Pf. in deu meisten Apotheken und Droserien. General-Dejjiit: Itictiard Ilursch, Berlin N.W 21 Sauerstoff I iin Stahlc.ylinclei'n.i Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. l&.j Hempel's Klassiker-Ausgaben. Anstühr liehe Special verzeich ui.^.sf. Fcril. Ihinimlcrs VerlaKbiichhandliin«;. ititiiiitiiiiiii Traten tanwfvlt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. = 9Ui' jiucitcr ifil uiifrcr icficliili iiiiö ofiiiciuiunftitiitilid) ncirtirirliciu'u „9lllgciiicincn l'ouiicrfuntii'" critfticii focbcii: = Jll^TCtl. ©ine aUgemcinc l'anbc§f"unbe Bon |Jrof. Dl'- P- §ici>i^rö. jMit KiO Äbbiltmngni im ii rvt, U ßartrii ti. 22 ®afclii in ^üljfiljuitt uiili irijroinoliniA. 3n «iaihfra«! flEbuiirn;n 15 ß\k. (9 £L), ohn- in 13 fficftvungtn ju je 1 M^i. (60 t;r.). a,uöfül)iiifl]C yrnrptklc l;o|U'iifrci. 3m S,!oiiiil,i- cvfd;icn: „?lfvifa" ucut 1>rof. Dr. äl'. Sieuer«. 3ii ,'öalbfraii,; gotniiiBcu 1211». (7 gt. 20 Ar.). Seil luidiftcn 23nnb ( 1893i wirb „?lmrriftt" bilbcii. 2)iis Öcfaiutiuert ift auf fünf Sänbc (jcber (irbtcil ein i'nnb) bevodinet. ^ ^fi-Ittg ifs gibltutU'npljirrljni anftiints in Jrip^ig uiiii ^tcii. X" Soeben erschien: M Die Liiftliülle 1 1 der Erde, der Planeten i und der Sonne. ||| Von II 1 j. GJi-af' von 1*1 eil. Ii .J4 Seiten fi'c. S". I — -^— Preis I Mark. Ii Zu Iji'zielioii du>cii nllc Ijuc lilKiiidliingon. i Ferd, DüiuiDlers VerkgsbuchhaBdluug ||| in Berlin SW. 12. || _, jEil In l'erd. DUnimlers VcrlaRS buclihandliiiig in Berlin erscheint !?S.K!L':tls!JSS.'i Geologisches und mineralogisches Oomtor Museum für Naturkunde in Berlin. M" a4) E,.c,.eiutinue..iM.!^ Alexander Stuer vielen Holzscbn, 0. Berlin 8.42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Gescliäft für Amateur -Photographie. Eigene Kunst-Tischlerei iiud ineclianisclie Werkstatt. Specialität: VollstäiKlige Ausriistiiiigeii jeder Preislage. Specialität: Saehse's liclitstarliesUiiiversal-ADlaiiat, Bildgrösse 9:12 13 : 18 18:24 cm Mk. 25 35 60. Wird auch in ausserordentlich leichter Aluminiumfassung und mit hisblenden geliefert. (^ 40 Rue des Mathurins in Paris. Ife. (i3) Lieferant des französisclieii Staates und aller fremden Stauten. ?*.|i riSl Herr Alexander Stuer empfielilt sich den Herren Directoren {«*/( )^ und Professoren der Museen und den Liehhabern als Lieferant S»^/ v^ aller geologischen französischen Serien, welche für ihre Samm- J^ vf) lungcn oder Studien von Interesse sein könnten. («^ i(^ Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermen und andere ^>s; Abtheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, ans der 1(55 Kreide und dem Tertiär. — Fossile PHanzen nnd Miucraliea 'V^ aus allen Ländern en gros und en detail. ,i?3) ^= Meteoriten und Edelsteine. =; tyat«ul'-t'cctjiii5clj<3,i«»3 Smilin S.3f«mtiti-. .T. Ktnhl. X ♦Berlin N., Friedrichstrasse 131 d ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ^tdjf rljcttö - i^^^^cl•|lftlJU. .«hu'F" uub 2aui= itühle, .ftinbei" (cfaS, ©ef= !el ;c. Adolf Kob^i. Bcrliii KW., Lnisoustr. 3 f. Jjtliifti'iertc 93rei§liftcii irnufo iiiib Bintio. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Soeben erschien und ist durch jeilc Buchhandlung- j^ratis zu beziehen: Verlags -Katalog von Ferd, Diinimlers VeiiagsMicliMlg. I8(is-is;t2. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ BERLIN C, Niederlage eigener Glashüttenwerke und Dampfschleifereien, „ Mechanische Werkstätten, :=rSN| Schriftmalerei und Emaillir- ^^^ Anstalt. Fabrik und Lager säniintliclier .\pparate, Gefässc und Gc- räthe für wisseuschaftliche und technische Laboratorien. VerpaclcuDgsgefässe, Schau-, Stand- ond Aussteiliingsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Ge?chäften u. s. w. Ä CIV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 48. g.j> j>.»^»:»j^:j^#»^^^g In iiiiserm Verlage ersehieu siicbeii und ist dnieh jede Buchhandlung zu beziehen : Die Begründung" einer Gesellschaft für ethische Kultur. Einleitungs - Rede gehalten am IS. Odober 1802 zu Berlin. Von Wilhelm Foerster, Profes.sor und Diiettor der Kgl. Sternwarte zu BcrUii. Ferd. üüuimlers Verlagsbuchhandlung, ßeiiiu SW., 12, Zinimerstrasse %. ^i^^^^^^^^^^y^^^^^^ ^ j^yyy^yyyyyyyj^yjji^yyj^a ^eicv SJoturftcunb f i II t c t eine 5 » 1 1 e r o ii Sl n v c 9 u ii g u 11 b S3 c I e t) ni 11 0 i » '^latur imb ^an^ gUulti-irtf Jfttfrijnft 1 11 1' oll e S i c b b a l' e v c i c 11 i m ill c i di c tev Üintiir. .0 Pteiinig. -jBfe Enthält u. A. einen autlientisehen Berieht über die konsti- ttiirendc Generalversammlung der Dentsehen Gesellsehaft für ethische Kultur. ^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, zir ^'y^^9r-'v^^fl'''r^rFt':'^t'rti'^v^m^^;x:^^Z^^ g :' 1» J'^/ j ' V^VV j ' Tvj'rA i ^ :X^7TT. ^ Herder'sehe Vorlagsliandlniig, Freibnrg' im Breisgan. Soeben ist or,sciiienen und diirtli alle Buehhandliiugen zu beziehen: Pesch, Tiliiiatiu, S. J., Die grofsen Welträtlisel. Philosophie der Xatur. Allen denkenden Natnrfrennden darseboten. /^ireäe, verbesserte Auflage. 2 Bde. gr. 8". Erster B and: Philosophische Naturerliläruiig. (XXVIII und 80ü S.) Zweiter Band: Naturphilosophische Weltault'ivssung-. (XII u. fil6 S.) Beide Bände zusammen M. 18: geb. in IIallifr:inz .1/. 2-J. R. Friedländer & Sohn, Berlin NW., Carlstrasse II. In unserem Commissionsverlage erschien: Oll tlie Origiii of Elemeiitary Substaiices aiid on some New Kelatioiis of tlieir Atoiiiic \Veii|,hts. Ueber den Ursprung der Elementaren Körper und über einige neue Beziehungen ihrer Atomgewichte. By lleiu-y Wilde. F. B. S. ]VCil einer Tatelle. 4". Engliscb. lind devitscli. — r— T Preis 4 Mark. ■ — ^ — Der Verfasser bietet neue interessante Aufseliliisse über den Zusammenhang und die Reilienfolge der Elemente und ergänzt viel- fach die physikaliseh-chemisehen Theorien, welclie Mendelejetf u. a. aufgestellt haben. \\Tla,g villi (iiistav Fischer iu .Jena. Osear, o. o. Professor der Anatomie und Direlitor iitoinisehen Instituts au der Unive'-sitilt Berlin. Hertwig, ^ T^^ Die /eile und die Oewebe. GnindzUge der all- gemeinen ,\natomie und Ph.v.siologie. Erster Teil. Mit 16S Ab- bildungen im Texte. Preis: 8 Mark. Mittheihnigeii, botanische aus den Tropen, licaaiisgegcben von Dr. A. F. W. Schlmper, a. (.. Prolessur der Botanik an der Universität Bonn. ttn1i£kiii^1r '*''■ "■' Privatdoeent der Botanik an der Hefl 4: ki(IH?llClii Universität Bonn. ISciträjre zur Bio- logie und Anatoiiiio der Lianen, im Besonderen der in Brasilien einlieimiseben Arten. I. Teil: Beiträge 'iir Bio- logie der Lianen. .Mit 7 Tafeln. Preis: 15 Jlark. t1 I \^i> "•'• Leoiihard, ord. Professor der Physik an der ÖOllllCKe, teehnisehen Hochsehule in München, Geuieiliver- stiindliclie Vorträge aus dem (Jehiete der Physik. Mit 27 .yidjildungeii im Tc.\te. Preis: 4 .Mark. Inhalt: Was dann? — Über den Zustand und die Ziele der heutigen Physik. — Über Wellenbewegung. — Die Um- wälzung unserer Anschauuugen vom Wesen der elcktrisehen Wirkungen. — Aus der Moleknlarwelt. — Einige oiitisehe Er- scheinungen der Atmosphäre. — Über das Gewitter. — Nene Theorien der Luft- und Gewitter-Elektrieität. — Wandernde Berge. teohnikum in Zürich. Vergleiclieildc Mor- von Tavel, pliologie der Pilze. Mit so Holzschnitten. Preis: i; Mark. \Y ^ , I>r. Max, Privatdocent der Physiologie an der Uni- erWOlll, vcrsität Jeua, Die Beuegung der lebendigen Substanz. Eine vergleichend-physiologische Untersuchung bei Contractionserscheinuugen. Mit 19 Abbildung. Preis .1 Mark. WeiSlliailll, "/••/»f«*' P™tesor « Freibm-g i. Br. Das ' Keiniplasuiai eiiieTlieorie der > ererhiiiiy. Mit 21 Abliildnngen im Te.xt. Preis: 1? Mark. jVufsUtze über Vererbung niid veruandte liiologisdie Fragen. Mit r,i Abbildungen im Text. Preis: 1.' Mark. Inhalt: llber die Dauer des I^ebens ('i,ss2). — Über die Vererbung (l.'>s:i). — Über Leben und Tod (I8.S4). — Die Contimiitiit des Keimplasmas als Grundlage einer Theorie der Vererbung (1SS5). — Die Bedeutung der sexuellen Fort])tlanzuiig lür die Selektionstheorie (1SS6). — Über die Zahl der Eichtungs- kcirper und über ihre Bedeutung für die Vererbung (lS8i). — Veiineintliche botanische Beweise für eine Vererbung erworbener Eigenschaften (1S881. — t'lber die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen (ISS'.i). — Ü'ber den Rückschritt in der Natur CISSB). — Gedanken über Musik bei Thieren und beim Menschen (ISS'.I,). — Bemerkungen -zu einigen Tages-Problemen (IS'.iü). — Anndiiiuixis oder die Vrrnii-^ liuiiii' der Individuen (IS'.il). Hierzu eine Beihtge von der Verlagsbueliliandliiiig Leopold Voss Physiologie der Sinnesorgane"', die wir lue Hamburg lietrrlleiid die .,Zeitsebri;t für Psychologie und rmit besonderer Beachtung empfehlen. ^^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dtimmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 13, Zimmerstr. 94. VII. Band. Sonntag, den 4. Dezember 1892. Nr. 49. Abonnement: Man abouiiirt bei allen Bucbluindlnngen und Post- austalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljabrsprels ist JC 3.— Bringegeld bei der Post 15 -^j extra. ir Inserate: Die viergespaltene Petitzeüe -10 ^. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nacii Uebereinkunft. Inseratenanalnne bei allen Annoeenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nur mit vollständio-er Quellenangabe «^eNtattet. Die Grundprobleme der Mechanik. Von Dr. Georg Ulricl I. Die Wirklichkeit. Ehe wir die Begriffe der Materie und der Beweguug- eingehender untersuchen, ist es wichtig, sich deutlich zu machen, was der umfassendere Begriff der Wirklichkeit besagt. Was meinen wir, wenn wir von „Thatsacheu" reden, wenn wir etwas als „wirklich" bezeichnen? Die Antwort werden wir am schnellsten finden, wenn wir uns über- legen, wie wir überhaupt dazu kommen, jene Bezeich- nungen anzuwenden. Fragen wir also: Wann bezeichnen wir etwas als wirklich? Nun — fürs erste wird natürlich nöthig sein, dass wir von der Sache irgend welche Vorstellung haben; wie sollten wir sonst davon reden. Aber dies allein ist nicht genug, denn sind wir uns klar darüber, dass etwas nur in unserer Vorstellung vorhanden ist, so sagen wir wohl, „ich denke mir das so und so", „ich stelle mir das so und so vor", „ich bin der und der Meinung", „meine Ansicht darüber ist die" u. s. w. , nicht aber, das ist so. Als zweites muss die sinnliche Anschauung der blossen Vorstellung sich gesellen, wir müssen die Sache auch wahrnehmen, um sie wirklich zu nennen: „Sehen macht wahr." Wenn man hierbei freilich nur die äussere An- schauung im Sinne hat, so genügt auch das noch nicht. Die Geistergestalten , die ein geschickter Taschenspieler uns heraufbeschwört — wir sehen sie recht gut, und doch ist ims alles leerer, wesenloser Schein. Der Tisch, der hier vor mir steht — wie überzeuge ich mich, dass er kein l)losser Schein, dass er mehr als ein Phantom — dass er wirklich da sei? Nun, ich greife zu, ich mache eine Anstrengung: und greife ich ins Leere, fährt meine Hand widerstandslos dahin, ja, dann ist nichts wirklich da und alles nur Einbildung und lauter Schein; slosse ich aber auf Widerstand, fühle ich mein Wollen gehemmt und eingeschränkt, dann erst sehe ich mich ge- zwungen, ein Wirkliches anzuerkennen: Dadurch erst gewinnt der Tisch für mich Realität! Hier wurzelt der Begriff der Wirklichkeit, in dem inneren Gefühl der Entgegensetzung des WoUens und der Hemmung. Dass eine Sache, die wir uns vorstellen und wahrnehmen, unserem Willen (überhaupt oder doch bis zu einem gewissen Grade) nicht unterworfen, dass sie ihm gegenüber selbstständig- sei — dass sie unserem Wollen unter Umständen ein Stein des Anstosses werden, es be- liindern kann — dass sie jedenfalls, wenn nicht gegen, so doch ohne unsere Anstrengung da sei, dieses eben wollen wir zum Ausdruck bringen, wenn wir sie als etwas Wirkliches anerkennen. Schon im Worte liegt diese Be- ziehung zum Willen ausgeprägt, denn Wirklichkeit kommt von Wirken her. Drei Formen des Seins also setzen wir gemeinhin voraus, das Sein als Vorstellung, als äussere Anschauung und als inneres Gefühl des Wollens und Gehemmtseins. Und wir denken die drei nicht unabhängig neben ein- ander, sondern zu einem Processe eng verbunden: das Vorstellen und die äussere Wahrnehmung gelten uns als Folgen und Nebenerscheinungen jenes Dritten, das uns somit allein das wahrhaft Wirkliche ist. Ein jeder ist sich des Vorstellens als einer Bethätigung seines Willens bewusst, der äusseren Sinnesempfindungen aber als einer Wechselbeziehung zwischen der eigenen, vom Willen be- herrschten Persönlichkeit und der vom Willen unabhängigen, ilnu gegenüber selbstständigen Wirklichkeit. Und dadurch eben, dass uns das Vorstellen und Empfinden nur Be- thätigungen unserer selbst sind, während das dem Wdlen Andere von ihm unabhängig ist, durch ihn nicht gesetzt wird, ja trotz seiner sich geltend macht, — dadurcli eben kommen wir zu der Aussage, dass die Dinge, abgesehen 492 Natiirwisscnscliaftliclic Woche iiseliri lt. Nr. 4«). vou ihrer Erscheinung (im Empfinden und Vorstellen i, ein .Sein an sich selbst haben; ein Sein, das da nicht erst mit der Wahrnehmung entsteht, noch mit ihr zu schwinden braucbt. Dies das „Ding an sich". In zweiter Linie erst wird es uns zum äusseren Anlass der Siunesempfindungen, als den es die Philosophie bisher nur betrachtet hat; im Grunde ist es uns viel mehr als das. Und von einer Un- begreit'lichkeit desselben ist uns nichts bewusst, vielmehr ist es uns mit mächtiger, aufdringlicher Realität unmittel- bar und leibhaftig in innerer Anschauung gegenwärtig. Ich will, ich strenge mich an, ich stemme mich gegen und ich fühle mich gehemmt und zurückgehalten: was in dieser allerersten und grundlegenden Erfaln-ung als wahr und gewiss empfunden wird, das eben ist das Wesen der Dinge. Wechselseitiges sich Ausschliessen , Undureh- dringiichkeit, dies ist demnach die Grundbestimmung der Dinge, wie sie an sieh sind, — das einzige, was ab- gesehen von ihrer sinnlichen Erscheinung den Dingen eigen ist. Unsere Naturwissenschaft befindet sich durch- aus im Rechte, wenn sie uniglichst alle Naturerscheinungen auf Bewegungen undurchdringlicher Theile zurückzuführen sucht. Was wir dem Willen gegenüber als Selbstständiges, ja als Hemmung erfahren, wird gemeinhin Natur ge- nannt. Wir bezeichnen es näher als Stoff, sofern es eine vom Willen eingeleitete Bewegung aufhält und hin- dert — als Kraft, sofern in ihm selbst, ohne, ja gegen unseren Willen gewisse Veränderungen vor sich gehen. Die heutige Naturwissenschaft hat diese letzteren Begriffe etwas allgemeiner bestimmt; aber es ist gut, wenn man sich ihres Ursprungs bewusst bleibt. Der Naturkraft und dem Stoffe gegenüber nimmt der Wille nach unserer Analyse der Bewusstseinsthatsachen eine selbstständige Stellung ein, wie sie ihm die herrschenden Theorien nicht einräumen mochten. Doch kann ich diesen Punkt hier nicht näher erörtern und verweise auf die betreffenden Abschnitte meiner Logik; nicht die psychologischen, sondern die mechanischen Probleme sollen in diesem Auf- satz behandelt werden. II. Der Raum. Wird das Gefühl der Undurchdringlichkeit, — das wechselseitige sich Ausschliessen zweier ßestandtheile, das wir in seiner Wahrheit und Wesenheit innerlich empfin- den, — rein der Form nach betrachtet, so kommen wir zum Begriff des Raumes. Dass etwas draussen, dass es räumlich ausser uns sei, dies besagt also nur eben das- selbe, als die Angabe, dass es nicht unserem Willen unter- geordnet, sondern als Schranke ihm zugeordnet sei. In der That: Man versuche es, sich eine Mannig- faltigkeit vou einander ausschliessenden Bestandtheilen vorzustellen, und man wird unwillkürlich von der Raum- vorstellung Gebrauch machen; man findet sich ausser Stande, dieselben anders als räumlich ausser einander liegend zu denken. — Andererseits: Man stelle sich reale Dinge im Räume vor, und man wird nicht umhin können, sie als für einander undurchdringlich zu denken; in den Ort, da ein Ding sich befindet, kann ein zweites nicht eindringen, ohne das erste bei Seite zu schieben. Beides also, die Vorstellung räumlichen Daseins und die Vor- stellung undurchdringlicher Bestandtheile ist ein und dasselbe. Daher sind denn auch für die Ausbildung der sub- jectiven Raumvorstellung diejenigen Sinnesorgane die wichtigsten, die vermöge ihrer Structur am besten geeignet sind, die ündurehdringlichkeit der Aussendinge für ein- ander und für uns abzubilden: das Auge, die tastende Hand. Wohl nelmie ich wahr, wie zwei Lichtbilder zusammen- rücken; so das Lichtbild „meine Hand" und das andere „Mond". Aber da sie nun in einander übergehen würden und in so weit dies geschähe, verschwindet das eine, „wird unsichtbar", und nur das andere „bleibt sichtbar". Eben diese Unmöglichkeit ihres Uebergehens in einander, eben dies wechselseitige Sich-ausschliessen gewisser Licht- gebilde ist es, was wir (unbewusst) im Sinne haben, wenn wir von einer räundichen Ausbreitung des Gesehenen sprechen. Viel unmittelbarer freilich wird die Thatsaehe der Undurchdringlichkeit in den Druck- und Stosscmpfindungen offenbar, wie sie mit den Wahrnehmungen des Tastsinns stets verbunden sind. Hier beengt sie uns mit lästig auf- dringlicher Wirklichkeit und zwingt uns mit harter Ge- walt zu scheuer Anerkennung. Was W^under, wenn uns bald der Tastraum als Wesen und Wahrheit, der optische Raum als das Abbild — das tastend Em})fundene als wahrhaft Ding und Sache, das Gesehene nur als Zeichen für die Sache erscheint? Wenn wir nun die Lichteindrücke als Zeichen des tastend Empfundenen deuten, die Licht- bilder durch Tastbilder zu ergänzen und zu corrigireu streben? Solche Combination wird dadurch möglicli, dass sich das Bild des Leibes aus dem fliessenden Gesammtbilde der Lichtwelt als der constante, bleibende Theil heraus- hebt — kenntlich als mein Leib durch die unmittelbare Unterordnung nicht von allen, aber doch von gewissen seiner Bewegungen unter den Willen. Ich sehe nun, wie ein Theil meines Leibes, „meine Hand", mit einem anderen Gegenstaude zusammenrückt und diesen verdeckt. Das eine Mal zeigt zugleich der Tastsinn eine Berührung, eine Hemmung meiner Willens- anstrengung an, und ich bin geneigt, dieses Sich-verdrängen optischer Gebilde im Sehrauni mit dem hSich-ausschliessen undurchdringlicher Bestandtheile im Tastraum zu identi- ficiren. Ein anderes ^lal aber zeigt der Tastsinn eine Berührung nicht an und diese Bemerkung bringt mich in einige Verwirrung: Sollten die optischen Zeichen des WirkHchen so zweideutig sein? Da entsinne ich mich einer anderen Beobachtung: Betaste ich mit einer Hand die andere, so empfinde ich in dieser letzteren einen Druck — besehe ich sie mir, so ist das nicht der Fall; beim blossen Ansehen eines Gegenstandes trete ich also nicht in unmittelbare Berührung mit ihm. Diese Erfahrung genügt, meine frühere Verwirrimg zu beseitigen; ich be- greife : die Verdeckung eines optischen Bildes durch meine Hand kann durch Berührung, durch Auflegen der Hand geschehen — aber auch durch blosses Einschieben der Hand zwischen Auge und Gegenstand; erst das etwa ein- tretende Tastgefühl entscheidet, ob das erste oder nur das zweite der Fall sei. So Orientire ich mich durch den Tastsinn über die wahre Bedeutung des optischen Weltbildes. Allmählich mache ich dabei eine nützliche Erfahrung. Es geschieht wohl häufig, dass irgend ein Lichtbild an das meines Leibes heranrückt, oder auch umgekehrt, bis dann eine Tastempfindung die Berührung anzeigt. Dabei bemerke ich wieder und wieder gewisse Veränderungen an Grösse und Deutlichkeit des beobachteten Gegenstandes. Bald verwerthe ich diesen Umstand, um die Entfernungen der Dinge nun auch mit blossem Auge ungefähr abzuschätzen. So entwickelt sich das räumliche Sehen; und so bildet sich der Raumsinn aus durch Combination der Licht- und Tastempfindungen. Die letzteren hal)en deu Vorzug, dass sie uns die Thatsaehe der Undurchdringlich- keit, d. i. eben die der Räumlichkeit, in ihrer unmittel- baren Wahrheit und Wirklichkeit offenbaren; aber sie haben den Mangel, dass wir durch sie immer nur ein Nr. 49. Naturwissenschaftliche Woclienschrift. 493 ganz enges Gebiet des Eanmcs kennen lernen. Daliin- gegon lassen nns die Lichteiiidiiicke — freilich in erst zu deutender Zeichensprache — die weite Ausdehnung des Raumes überschauen. Beide also, Auge und Hand, ergänzen sich hier in vortheilhaftestcr Weise. Und unsere Betrachtung lehrt, wie beide Sinne gerade durch das in ihnen hervortretende Sieh-ausschliessen der Dinge, da- durch, dass sie die Thatsache der ündurchdringlichkeit mehr oder minder deutlich offenbar werden lassen, die Ausbildung des Raumsinnes gestatten. III. Die Materie. Wurzelt die Rauniausdehnung erst in der ündurch- dringlichkeit, besteht das ränndiciie Dasein lediglich in dem wechselseitigen .Sieh-ausschliessen einzelner Bestand- tlieile, so müssen diese Bestandtheile für sich noch un- räumlich gedacht werden: Sollen sie doch durch ihre Entgegensetzung zu einander den Raum erst hervor- bringen. Denken wir uns ein Atom, einen einfachen Bestandthcil, so kann im Inneren desselben ein wechsel- seitiges Sicii-ausschliessen, gegenseitige Undurchdring- lichkeit, nicht stattfinden — eben weil er einfach ist — ; d. h. aller, in ilnn kann keine Ausdehnung sein. (4ehen wir nicht vom Begriffe des Raumes, sondern von der Anschauung aus, so führt die folgende Erwägung zu demselben Ergebniss: Es nmss letzte, einfache Theile geben; denn liestände das Zusammengesetzte nicht aus einfachen Theilen „so würde, wenn alle Zusammensetzung in (ledankeu aufgehoben würde, kein zusammengesetzter Theil und (da es keine einfachen Theile giebt) auch kein einfacher, mithin gar nichts übrig bleiben." „Da nun alles Reale, was einen Raum einnimmt, ein ausserhalb einander befindliches Mannigfaltige in sich fasset, mithin zusammengesetzt ist," so müssen die einfachen Theile raumlos, unausgedehnt sein. Ein System von Punkten ist also die Materie der Form nach; über ihnen gilt das Gesetz, dass zwei Atom- punkte nie in einander übergehen dürfen. Sie mögen einander nahe konnnen; aber in dem Augenblick, da sie nun zusammenfallen würden, hört die Möglichkeit weiterer Annäherung auf. Es ist dies gleichbedeutend mit der Festsetzung, dass sich die Atompunkte nur bis auf einen unendlich kleinen Abstand einander nähern können; dass ein jeder um sich her ein unendlich kleines kugelförmiges Gebiet abgrenzt, in das kein zweiter eindringen darf, (ündurchdringlichkeit der Materie). IV. Die Bewegung. Jede Vielheit lässt die mannigfachsten Anordnungen zu, durch deren Verwirklichung tür ein jedes Element die benachbarten wieder und wieder durch andere ersetzt werden. Das Enthaltenseiu der verschiedenen möglichen Anordnungen der Atome im Räume ist die Zeit — der stetige Uebergang von Anordnung die Bewegung. Die Bewegung selbst muss hiernach zeitlos gedacht werden, da ja durch sie erst, durch den Uebergang von einer Anordnung zu einer anderen, das Enthaltenseiu einer Vielheit von Anordnungen der Atome im Räume, die Zeit hervorgebracht wird: Ebenso, wie die Atome deshalb raumlos sind, weil ja erst durch ihre wechsel- seitige ündurchdringlichkeit die Rauniausdehnung zu Stande kommt. Nicht die Folge der Uebergänge von Anordnung zu Anordnung, sondern die Reihe der Anord- nungen selbst wird als Zeitreihe empfunden: Ein Atom- punkt ruht also in jedem Momente an seinem Ort, und er springt (zeitlos) von Moment zu Moment nach einem benachbarten Orte ü))er. Ist die Bewegung zeitlos, so sind natürlich erst recht die Atome als zeitlos zu bezeichnen, da ja die Zeit erst durch Bewegung entsteht und schon diese die .Vtome voraussetzt. Während aber die Atome zugleich auch raumlos sind, so ist die Bewegung bereits räumlicher Natur. Und so giebt es zwei Daseinselemente, von denen das erste, das Atom, räum- und zeitlos, das zweite, die Bewegung, zwar räumlich, aber ebenfalls zeitlos ist. Das erste bringt den Raum, das zweite in diesem die Zeit hervor. Was raumlos ist, das ist nothwendig unveränderlich, da Veränderung nur als Bewegung (oder als Abglanz derselben in der Wahrnehmung) denkbar ist. Und was zeitlos ist, kann weder entstehen noch vergehen. Daher ist ein Atom seinem Begritte nach ewig und unveränder- lich — die Bewegtheit der Materie ebenfalls ewig, aber veränderlich. — Bewegung ist ein relativer Begrifi. Es ist nicht möglich, ein Atom in Bewegung zu denken, ohne zugleich mindestens einen zweiten Punkt vorzustellen, in Bezug auf den die geilachte Bewegung eine Veränderung der früheren Anordnung bedeutet. Es liegt also nicht im Begriffe der einzelnen Atome selbst, dass ihnen irgend weiche Geschwindigkeit beizulegen sei, sondern die Vor- stellung der Bewegung entspringt erst aus der Betrachtung ihrer Gesammtheit, genauer, aus der Vorstellung der ver- schiedenen möglichen Anordnungen jener Gesammtheit. Nur von dieser aus ist der jedesmalige Bewegungszustand eines Atoms bestimmt, nicht aber kann derselbe aus der Natur des einzelnen Atoms selbst abgeleitet werden. Nicht befindet sich ein Atom für sieh in Ruhe oder Be- wegung; nicht kann aus ihm heraus je eine Beschleu- nigung entstehen oder aufgehoben oder verändert werden ; vielmehr ist es rein passiv zu denken, unfähig, von sich selbst aus irgend eine Bewegung anzunehmen oder die ihm ertheilte nach Richtung oder Geschwindigkeit zu ver- ändern. Dies ist neben der Undurchdringlichkeit die zweite Grundeigenschaft der Materie, das Beharrungs- vermögen. Aus ihr folgt unmittelbar, dass jede einfache, d. h. durch einmaligen Anlass bestimmte Bewegung eine solche von konstanter Richtung und Geschwindig- keit ist. V. Der Stoss. a) Es habe der Atompunkt A eine bestimmt einfache Bewegung, der Art, dass er nach einem bestimmten Zeit- theil t in B sich befinden müsste; und lassen wir in ihm gleichzeitig eine zweite Beschleunigung gesetzt sein, der zufolge A nach derselben Zeit t in C ruhen würde. So ist diese zweite Be- schleunigung genau genominen nicht in diesem Atompunkte als solchem, sondern in dem bereits mit der Geschwindigkeit Nicht der in A ndiende AB --— behafteten Punkte gesetzt. Punkt soll zu einem nach t Sekunden in C ruhenden ge- macht werden, sondern es soll der Punkt, der sich von A aus in der durch dit- Bahn AH bestimmten Richtung mit gegebener Geschwindigkeit bewegt, in einen von C 494 Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. Nr. 49. aus mit eben dieser Richtung und Geschwindigkeit fort- bewegten, also nach t Sekunden in D sich befindenden Punkt umgewandelt werden. Und das soll gescliehen, während der Punkt die Verschiebung AB ausführt; hier- mit zvigleich soll seine Bahn Ab verlegt werden in die ihr an Eichtuug und Länge gleiche Bahn CD, und dies A-C . mit der gleichmässigen Geschwindigkeit — — Geschieht das, so gleitet der Punkt auf der Diagonale AD des aus AB und AC konstruirten Parallelogrammes in der Zeit t mit gleichmässiger Geschwindigkeit bis D. c) Zwei Atome A und B mögen sich jetzt mit den Geschwindigkeiten r und v' auf einer Geraden CD in gleicher Richtung, nach D zu, bewegen; und es sei ■t>v'. Cm '^fV-L ^ J^' dann wird nach einer gewissen Zeit der Fall eintreten, dass sich beide Atome bis auf das gestattete Minimum d ihres Abstandes ein- ander genähert haben. Was geschieht nun? Weitere An- näherung ist ausgeschlossen , und damit hört für die Atome die Möglichkeit auf, in den bisherigen Geschwin- digkeiten zu verharren: der Zusammenstoss ist also identisch mit der metaphysischen Nothwendigkeit einer Bewegungsveränderung. Nun aber ist die zwischen den Atomen bestehende Wechselwirkung einerseits ein von A ausgehendes Fernhalten jedes anderen Atoms in Richtung AB andrerseits eine gleiche Tendenz von JB aus in Richtung BA. Diese Richtungen fallen hinein in die Gerade "cd, so dass gemäss dem letztentwickelten Ge- setze vom Parallelogramm der Bewegungen ein Heraus- treten eines der Punkte aus CD nicht gefordert wird. Es handelt sich also nur um eine Aenderung der Geschwin- digkeiten unter Beibehaltung der Bahn Hierbei gilt Folgendes : 1) Das Vorhandensein des mit der grösseren Ge- schwindigkeit V bewegten Punktes A auf CD im Abstand d hinter B ist für dieses die Nothwendigkeit, ebenfalls die Geschwindigkeit v zu haben. 2) Ebensogut ist das Vorhandensein des mit der Geschwindigkeit v' behafteten Punktes B mit CD im Abstand 6 vor A für dieses die Nothwendigkeit, selbst auch die Geschwindigkeit v' zu haben. 3) Beide Sätze widersprechen sich nicht. 4) Träte nun eine der beiden Forderungen, z. B. die einer Be- scldeunigung von B, zuerst auf, — wäre also vor dem Auftreten der zweiten ein noch so kleiner Zeitraum für die Verwirklichung der ersten vorhanden, so würde für jene kein Aulass mehr sein, sie würde also überhaupt nicht mehr zur Geltung kommen. 5) Dem ist nicht so: beide Forderungen treten gleichzeitig ein, in dem Augen- blicke nämlich, da beide Atome zusammentreft'eu ; gleich- zeitig und mit gleichem Rechte. 6) Immerhin würde die Erfüllung beidei" Forderungen zugleich unnötbig erscheinen, wenn das Problem gestellt wäre, dass die beiden Ge- schwindigkeiten V und v' durch Verzögerung der schnelle- ren oder durch Beschleunigung der langsameren oder durch beides zugleich mit einander ausgeglichen werden sollen. 7) Aber nicht darum handelt es sich; wird die Aufgabe so gefasst, so trägt mau bereits eine vorgefasste Meinung über den zu untersuchenden Vorgang in die Be- trachtung hinein. Wir wissen nicht, ob die im Augen- blick des Zusammenstosses hervortretende Kombination der Tliatsachen „Undurchdringlichkeit" und „vorhandener Geschwindigkeiten" zur Ausgleichimg dieser letzteren mit einander oder wozu sonst führe: das kann erst die Unter- suchung lehren. 8) Die Ausgleichung der Geschwindig- keiten, d. h. die momentane Ersetzung beider durch ein und dieselbe dritte wäre nicht ein Ergebniss der Kom- bination jener beiden Thatsachen, sondern ein Ver- meiden derselben durch Aufhebimg der anfänglichen Geschwindigkeiten. 9) Hierzu wäre ein jedesmaliger Will- küract erforderlich, bestehend in der Festsetzung: So oft jene Kollision eintritt, sollen die beiden Geschwindigkeiten durch ein und dasselbe dritte ersetzt werden. Und auch die Wahl dieser letzteren wäre durchaus willkürlich und könnte entweder jedesmal besonders getroffen werden, oder nach Maassg'abe einer beliebig festgesetzten Regel. 10) Denn dass etwa v um dieselbe Grösse abnehmen müsste, um die i-' zunimmt, wäre eine ganz willkürliche Festsetzung: El)ensogut könnten beide bis zu ein und der- selben Grösse cg anwachsen oder abnehmen; oder es dürfte die Verzögerung der einen Geschwindigkeit doppelt so gross sein, als die Beschleunigung der anderen, u. s. w. 11) Ja, statt beide Gesehwindig-lveitcn durch ein und die- selbe dritte zu ersetzen, könnte man auch jede derselben durch eine andere, v durch t'i, v' durch u\ ersetzen, der Art, dass v-^ und v'i sich nicht stören. 12) Das alles sind willkürliche, künstliche Lösungen, welche die Annahme besonderen Eingreifens eines Bewegungsprincipes erforder- lich machen. Eine solche Annahme enthält nun an sich keinen Widerspruch ; aber es fragt sich, ob sie zur Lösung unseres Pr()l)lems nöthig ist. 13) Dies wäre nur dann der Fall, wenn eine natürliche Lösung, d. h. eine logische Folgerung aus der erwähnten Kombination der That- sachen „Undurchdringlichkeit" und .,Beharrung" unmög- lich wäre. Eine solche aber ist in den Sätzen 1) und 2) enthalten, und so bedarf es keines Wunders. 14) Im Augenblick des Zusammenstosses beider Punkte hat B den mit der grösseren Geschwindigkeit c behafteten Punkt A hinter sich: jedenfalls in diesem Augenblicke besteht also für ihn die Unmöglichkeit, seine Geschwindigkeit v' zu behalten — und d"ie Nothwendigkeit, die Geschwindigkeit L- zu haben (ein Zustand, der aber durch das Beharrungs- vermögen ein dauernder wird). Nur eine vorherige Verzögerung des A würde diese Konsequenz vereiteln, aber eine solche stünde mit dem Beharrungsgesetze im Widers]n-uch. Eine vielleicht mit dem Stosse selbst erst eintretende Verzögerung des A ist eben im Augenblick des Zusammentreffens noch nicht vorhanden, kann also jene Konscfiuenz nicht aufheben. 15) Dieselbe Ueber- legung gilt auch umgekehrt: A erhält durch den Zu- sammenstoss mit B dessen Geschwindigkeit v' . Dasselbe Resultat eines Austausches der Geschwindig- keiten würde sich ergeben, wenn sich die Atompunkte .1 und B in entgegengesetzter Richtung bewegten. — Betrachten wir schliesslich den allgemeinen Fall, dass sich die beiden Punkte in ganz beliebigen Richtungen bewegen und nun in einem Abstand J < d an einander vorübergleitcn müssten. Macht man eine durch A und B gelegte Gerade zur A-axe eines Koordinatensystems, dessen Nullpunkt einer der Atompunkte ist , so werden sich die }'- und Z- Komponenten der beiden Geschwindigkeiten nicht stören, da sie ja eine Verkürzung der Zentrale nicht hervorrufen, — während sich die A-Komponenten nach dem soeben entwickelten Satze kombiniren. Sind also die Geschwindigkeiten der Punkte vor dem Zusammenstoss {vx, i-y, fr) und ((•;, i\j, iQ, so ergeben sich die resultirenden Geschwindigkeiten, wie folgt: (t'i, Vy, l\) und (C^, Cy, c'^. Dies das allgemeine Gesetz räumlicher Wechsel- wirkung; es gesellt sich zu den früher entwickelten des Beharrungs-Vermögens imd des Bewegungs-Pa- rallelogramms als das dritte Grundgesetz der Mechanik. Aus ihm ergiebt sich sofort ein viertes, das Gesetz von der Erhaltung der Arbeitskraft. Das mit der Geschwindigkeit v behaftete Atom .1 hat Nr. 49. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 495 eine gewisse Arbeit geleistet, nämlich es hat dem mit der kleineren Geschwindigkeit v' behafteten Atom B die Be- schleunigung i'— r' ertheilt. Sollte es dieselbe Arbeit noch einmal leisten, sollte es noch einmal einem mit der Ge- schwindigkeit (•' sich bewegendem Atom jene Beschleu- nigung (• — (•' ertheilen, so müsste es vorher erst wieder die Geschwindigkeit v erhalten, die es ja gegen c' ein- getauscht hat: d. h. es müsste dem A dieselbe Beschleu- nigung v—v' wieder ertheilt werden, die es durch die vorige Arbeitsleistung verloren hatte, oder es müsste an ihm dieselbe Arbeit ausgeübt werden, die es selbst an B verrichtet hatte. Dagegen hat B die Geschwindigkeit v erhalten, also genau die Arbeitsfähigkeit gewonnen, die A einbüsste. — Da nun alle Arbeit in der mechanischen Welt sich aus den Arbeiten zusammensetzt, welche die Atome an einander verrichten, — da hier in Wahrheit nichts geschieht, als ein Uebergehen von Arbeitsfähigkeit von Atom zu Atom, so muss die Summe aller in der Natur aufgespeicherten Arbeitskraft konstant sein; soviel ein Atom davon einbüsst, giebt es an ein anderes ab — so- viel es gewinnt, raubt es einem anderen, die Gesammt- summc bleibt also unverändert. Schluss. lieber den Causalitätsbegriff. Der Naturwissenschaft wird es nicht bald gelingen, alle Erscheinungen auf Atombewegungen zu reduciren; zumeist wird sie sich begnügen müssen, sie nach dem Schema „Ursache und Wirkung" zu einem übersichtlichen Weltbilde zu verknüpfen. Eine kurze Erörterung des Kau- salitätsbegriifes möge deshalb unsere Betrachtung schliessen. Fällt ein Stein vom Dache: so fragen wir: „Wie kam das?" — und tindeu wir, wie mancherlei mechanische und chemische Vorgänge (Verwitterung u. s. w.) den Stein gelockert haben, so nennen wir das die Ursache. Es wäre nun falsch, in der blossen Aufeinanderfolge das Wesen der ürsäclilichkeit zu sehen : eine Unzahl anderer Ereignisse ist ebenfalls dem Fall des Steines direkt voran- gegangen, so vielleicht mein Wunsch, ihn fallen zu sehen. Wo liegt der Unterschied? — ■ Nun, dass ein Stein auf meinen blossen Wunsch vom Dache fällt, habe ich höchst selten oder gar nicht beobachtet; dagegen erfuhr ich sehr, sehr oft, dass ein Gegenstand fällt, wenn er keine Unter- lage hat. Dies also liegt uns im Sinne, wenn wir etwas als Ursache eines Ereignisses bezeichnen: 1. dass es ihm zeithch voranging, und vor allem 2. dass allen ähn- lichen Ereignissen, die beobachtet wurden, Aehnlichcs voranging. Hat sieh durch häufige Erfahrung der Allgemein- begriff eines Vorganges stabilirt, so heisst das Gelten desselben im einzelnen Beispiele die Ursache. Werden wir nach der Ursache gefragt, dass der Ziegel vom Dache fiel, so antworten wir freihch kurz: „Er hatte sich ge- lockert, d. h. er hatte keine genügende Unterlage mehr." Aber wir meinen : „.Jene allgemeine Regel, dass ein Gegen- stand ohne Unterlage zu Boden fällt, hatte nacliweislich hier Gültigkeit." Wenn wir nur diesen Nachweis er- wähnen, so ist dies lediglich eine sprachliche Abkürzung. So bedeutet der Causalitätsbegriff für Veränderungen, was der Artbegriff für constante Grössen: Eintheilung in Gruppen behufs leichterer Uebersicht. Das aber, Uebersicht schaffen über die Natur, heisst sie be- greifen. lieber die weiteren Ausgrabungen beim Schweizei'- bild (über die frühereu Ausgrabungen haben wir ausführ- lich S. 289 und 394 berichtet) äusserte sich Dr. Nüesch in der Naturforschendeu Gesellschaft zu Schaffhausen. Die Fundgegenstände seien lauge nicht mehr so zahlreich wie in dem Probegraben vom letzten Jahr; namentlich gering an Zahl seien die aus Knochen und Rennthier- geweih gemachten Artefakte, auch beschränken letztere sich auf ganz wenige Formen. In der letzten Zeit seien in der grauen Kulturschiclit, also in jener Schichte, wo die Rennthiere sehr selten, dagegen die Knochen des Edelhirsches und Wildscliweines zahlreich sind, und wo die Menschen schon die Kunst des Steinschleifens ver- standen, eine grössere Anzahl Kinderskelette aufgefunden worden. Diesen Kindern seien Halsbänder aus Ringen des Röhrenwurmes, sowie zur Vertheidigung auf der langen Reise ins Jenseits noch Feuersteinwaften mitgegeben worden ; ein Kind sei in ein trocken gemauertes Grab sorg- fältig bestattet worden; es trug eine Kette aus Serpularingen um den Hals und ein grosses, gelbes Feuersteinmesser, eine rothe an der Spitze abgebrochene Lanze aus Feuerstein, eine Feuersteiusäge, ein fein spitziges, dolchartiges, weisses Feuersteimnesserchen, sowie eine Kralle eines Raubthieres bei sich im Grab. Bei seinem Besuch beim Schweizerbild habe Professor Virchow in dem an der östlichen Wand des Felsens stehen gelassenen Profil selbst ein Kinderskelett mit Ser- pularingen um den Hals entdeckt und ausgegraben; das Profil wurde express stehen gelassen, um die Aufeinander- folge der Schichten genau sehen zu können. Ausser dem Kindergrab seien gegenwärtig noch zwei Herde, die ur- sprünglichen Feuerstellen der Rennthierjäger, aufgedeckt. X. Torkommen von Cordylophora lacustris b. Berlin. Der Polyp Cordylophora lacustris AUm., der noch 1871 von F. E. Schulze für ein Brackwasserthier angesprochen wurde, ist seitdem auch im Binnenlande beobachtet worden, wenn auch selten. W. AVeltner bespricht nun sein Vorkommen bei Berlin. (Sitzungsber. d. Ges. natf. Fr. zu Berlin, 21. Juni 1892.) Er stellt zunächst die bis- her bekannten Fundorte zusanmien und findet, dass es 1. mit dem Meere in Verbindung stehende Oertlichkeiten an der Ost-, der Nordsee und am atlantischen Öcean sind. 2. findet sich Cordylophora in unteren süssen Flussläufen, so in der Oberwaruow bei Rostock, in Londoner Docks, im Kanal bei Ostende, bei Stockholm, im Fairmont-Re- servoir bei Philadelphia, im Dniestr. 3. Brackische Binnengewässer, die ihn herbergen, sind die salzigen Seen bei Halle a. S. und der Caspi. -1. Konnnt er in süssem Binnenwasser vor und zwar in der Seine bei Paris und in Berliner Flussläufen. In den 60er Jahren wurde er bereits an Flossholz der Oberspree beobachtet, 1878 bis 1S80 fand ihn Riehm an der Woltersdorfer Schleuse und bei Rüdersilorf. Weltner konnte diesen Fund im Juni d. J. bestätigen. Möglicherweise ist der Polyp durch Mollusken oder aufwärts treibende Pflanzen hierher geschafl't worden. C. M. Einiges über essbare Trüffeln des Mittelnieer- gebietes.*) — Bei dem Worte Trüffel denkt jeder sofort an die unscheinliaren schwarzen Knollen, welche uns eine nuserer besten Delicatessen liefern und auf keinem feineren Tische fehlen dürfen. Die echte Speisctrütt'cl, die Pcrigord- trüffel. Tuber melanosporum, hat nur einen beschränkten *) Nach den Aufsätzen von A. Chatin über Tiibcr und Terfezia im Bulletin de la Sociötd botaniquc de France 1891 und 1892. 496 Naturwissenschaftliclie Wochenschrift. Nr. 49. Verbveitung'sbezirk in Frankreich, und so erklärt sich auch der theure Preis, der den Genuss nur den Wohl- habenderen ennöglicht. Im südöstlichen Frankreich in grösserem Maassstabe angebaut, geht sie nördlich bis 7A\v Loire und noch etwas darüber hinaus und bildet für ge- wisse Gegenden die hauptsächlichste Erwerbsquelle. Wie hoch dieser Pilz im Preise steht, geht daraus hervor, dass das Kilogramm etwa 12 Mark reellen Werth hat, der sich im Handel auf über das Doppelte steigert. Der Werth der in Frankreich gesammelten Trüffeln beträgt jährlich etwa IG Millionen, der Haudelswerth 40 Millionen Mark. Mit dieser echten Trüffel werden nun gleichzeitig noch 4 andere Arten gefunden, welche zwar ebenfalls eine gute, aber doch minderwerthige Speise liefern. Es ist dies in erster Linie Tuber uncinatum, deren Verbrei- tungsbezirk über den von melanosporum hinausgreift und sich nördlich bis zur Champagne und Lothringen erstreckt. Weniger häufig, etwa in den Grenzen der Perigordtrüffcl, ist Tulier hiemalbum, das sich durch seine ausserordent- lich zerbrechliche Pcridie sofort von den andern Arten unterscheidet. Tuber brumale hat wieder dieselbe geo- graphische Verbreitung wie uncinatum. Endlich noch Tuber montanum, das in den höher gelegenen Bergwäldern der westlichen Alpen gefunden wird. Die Gattung Tuber ist blos auf Euro]ia beschränkt, in Nordafrika und Vorderasien wird sie durch ualie ver- wandte Gattungen abgelöst, die für gewisse AVüsten- gegenden ein ungleich werthvolleres Nahrungsmittel bilden, wie die Tuberarten. Ganze Araberstämme nähren sich zu gewissen Zeiten des Jahres nur von diesen Pilzen, die in ungeheurer I\Ienge im WUstensande wachsen. Die hierher gehörigen (lattungen sind Terfezia und Tirmania. Bereits durch Tulasne war die Terfezia Leonis genauer beschrieben worden, doch hatte er noch ver- schiedene andere verwandte Species mit ihr zusammen- geworfen. Es ist A. Chatin 's Verdienst, die Formen von Terfezia und Tirmania endlich scharf gesondert und dabei auf die Wichtigkeit dieser Pflanzen als Volksnahrungs- mittel in ihrer Heimath hingewiesen zu haben. Terfezia ist bisher nur von Nordafrika und Vorderasien bekannt geworden; nur die älteste Art, T. Leonis, geht auch nach dem südliehen Europa hinüber. Tirmania ist mit ihren beiden Arten T. africana und Chambonii nur auf Algier beschränkt. In Nordafrika sind die Terfezia-Arteu unter dem Namen Terfas bekannt und werden von den Araljcru gern gegessen. In Vorderasieu bildet eine unter dem Namen Käme bekannte Terfeziaart in der Nähe von Damascus in der Zeit von Glitte März bis JMitte April einen bedeu- tenden Marktartikel; bei Bagdad und Smyrna kommen verwandte Arten vor. In welchen ungeheuren Mengen diese Pilze auf den Markt kommen müssen, geht daraus hervor, dass das Kilogramm, trotz ziemlicher Nachfrage, doch nur etwa 16 — 25 Pfennige W^erth hat. Betrachten wir jetzt die bisher bekannten Terfezia- Arteu auf ihre geographische Verbreitung etwas näher. Das grösste Gebiet ninnnt Terfezia Leonis ein; von Südeuropa und Nordafrika bis nach den westlichen Küsten Kleinasiens ist der Pilz, stellenweise sogar recht häufig, verbreitet. Geringere Ausdehnung haben Terfezia Boudieri in Algier und ihre Varietät arabica bei Damascus, Terfezia Hafizi und Metaxasi bei Bagdad. Ganz besonders merkwürdig und bis jetzt unerklärlich bleibt das Vor- kommen der T. Claveryi, die bei Damascus zu Hause ist, im Süden von Algier, üeber die Verbreitung der beiden Tirmania -Arten habe ich bereits oben das Nothwendige mitgetheilt. Die Gattungen Tuber und Terfezia sind nun in allen Punkten höchst charakteristisch verschieden. Beginnen wir zuerst mit den morphologischen Unterschieden, so finden wir, dass die Arten von Tuber eine schwarze und warzige Peridie, dunkles, oft schwarzes Fleisch (mit Aus- nahme von T. hiemale und aestivum, wo es heller gefärbt ist) und meist 4 Sporen im Ascus haben. Dagegen zeigt Terfezia helle und glatte Peridie, helles Fleisch und meist 8 Sporen. Die Zeit der Reife ist bei den Tuber -Arten der Winter vom November bis etwa zum Frühjahr, für die Terfezien die Zeit vom März bis April. Die Ent- wicklung beider Pilzformen wird nur durch vorhergehende starke Regengüsse ermöglicht; deshalb hat der erstere Pilz die Sommer-, der letztere die Winterregen zum Ge- deihen nöthig. Die Tiefe, in welcher die Tuber-Arten im Boden noch zu wachsen vermögen, ist sehr wechselnd; durchschnittlich liegen die meisten Exemplare 10 — 15 cm tief, doch konnnen auch Knollen vor, die bis 50 cm und noch tiefer gehen. Anders die Terfezia-Arteu. Sie wachsen ganz oberflächlich, nur leicht vom Wüstensande bedeckt und sehen bei der Reife, etwa wie unser Rhizopogon luteolus, mit dem Scheitel aus dem Saude heraus. Wenn nun die Terfezien so ausserordentlich ergiebige Pflanzen sind, weshalb macht man sie dann nicht zu einer Cidtur})flanze und \erleiht ihr dadurch für die Allgemein- heit höheren Werth V Dies verbietet sich durch die Art ihres Waehsthums. Bekanntlich schmarotzen die unter- irdisclien Trütt'elarten auf AVurzeln von allerhand Pflanzen, namentlich Bäujiicn. Für die Speisetrütt'el ist eine Cultur leicht durchzuführen, da sie Parasiten auf den Wurzeln der Eichen sind. Der Ertrag ist also innner ein gleich- massiger, da ja die Wirthspflanzcn auf lange Zeiträunu' unverändert wachsen. Anders liegen diese Verhältnisse bei den Terfezien. Diese schmarotzen auf kleinen Cistacecn, hauptsächlich einjährigen Helianthemum- und strauehigen Cistusarten. Es ist daher ohne weiteres verständlieh, dass in diesem Falle eine Cultur unmöglich ist, weil die Kosten — da in jedem Jahre oder doch nach wenigen Jahren die Plantage neu augelegt werden müsste — doch zu hohe sein würden. Wenngleich also auch Terfezia schwerlich ein Handelsartikel werden wird, so ist ihre Bedeutung für die Gegenden, in denen sie wächst, mindestens eben so hoch anzuschlagen, wie die der Perigordtrüfiel ; erstere bilden ein wirkliches Volksnahrungsmittel, letztere nur eine Luxusspeise, die erst mittelbar zur Erhaltung der Bewohner der betreffenden Landstriche beiträgt. Dr. G. Lindau. Neue ni.vriiiecophile Pflanzenarten. — Die Zahl der „myrmecophilen- Pflanzen wird neuerdings durch C. Keller vermehrt: „Neue Beobachtungen über Sym- biose zwischen Ameisen und Akazien." (Zool. Anz. 1892, S. 137.) Während man aus Mittelamerika Akazien (A. cor- nigei'a, A. sphaerocephala) kannte, in deren zu Dornen umgewandelten Nebenblättern, die blasig aufgetrieben und mit einer Oeftuung versehen sind, Ameisen wohnen, kannte man aus der alten Welt sicher solche Akazien nicht, wenn auch A. fistula in dem Verdacht der Myrmecophilie stand. C. Keller fand nun in der üwadi- Akazie der Somaliländcr, die er für A. fistula hält, dass die Dornen meist normal schlank, zuweilen jedoch mit hasel- bis wahiussgrossen Blasen versehen sind. Nur ganz junge Bäume entbehrten sie. Die kleineren Blasen sind weiss, wie die Dornen, die älteren dagegen schwarz. In letzteren fand sich Crematogastcr Chiarinii Eniery in grosser Menge, während die kleineren hellen Blasen Ruspolii Forel und Cr. Acaciae Forel enthielten. Die Thiere stürzen sofort bei der Inangrift'nahme einer Blase heraus und kneifen den Angreifer tüchtig. Man sieht sie auch in grossen Karawanen Stamm und Aeste belaufen. Auf dem Boden Nr. 49. Natiirwissenscliaftliclie Wocbonsctirift. 497 jagen sie wahrsclieiulich. Die IMaseii dienen iimcn als Wohn-, aber auch als Bruträunic. Sic entstehen zu An- fang- der Regenzeit und sind dann grün, weich und ge- schlossen. Erst später werden sie von den Ameisen ge- öffnet. Da der Verf. nie Wunden oder äludiclies sehen konnte, was auf eine Verbildung durch Insceten hätte hinweisen können, glaubt er berechtigt zu sein, die in Rede stehenden Dornblasen nicht zu den Gallbildungen zu rechneu, sondern sie für ursprünglich abnorme Bil- dungen zu halten, die durch Anpassung an das Ameisen- leben normal geworden sind. Damit steht in Einklang, dass von Schweinfurth in Kairo aus .Samen gezogene Akazien ebenfalls Blasen bekamen. Weiter ist der Um- stand von Interesse, dass die Ameisen im vorliegenden Fall indirect auch in den Dienst des Menschen treten, weil Acacia fistula eine wichtige Gummiakazie ist. Ferner lebt bei den Ameisen als Gast der Käfer Paussus spini- cola Wasmann. Endlich alnnen die meist paarweise am blasenlosen Zweige gehefteten Cocons eines Spinners die auch meist (jaarweise entwickelten Blasen aufs täu- schendste nach. Anhangsweise giebt A. Forel die Beschreibungen der drei genannten Crematogasterarten. Die beiden letztge- nannten sowie der erwähnte Käfer sind neue Arten. Dr. 0. M. lieber die durch osmotische A^orgänge mögliche Arbeitsleistung der Pflanzen. — Veranlasst durch wieder- holte Hinweise von Pfeifer, dass durch osmotische Pro- cesse in und von der Pflanze Arbeit geleistet, sowie auch freie Wärme in Arbeit übergeführt werden kciune, hat H. Rodewald es in den Berichten der deutscheu botani- schen Gesellschaft (X. Jahrgang Heft 2, Berlin 1892) unter- nommen, zu untersuchen, „wie gross sich die osmotische Arbeitsleistung unter bestimmten physiologisch wahr- scheinlichen Annahmen gestaltet, und wann und zu welchem Antheil die äussere freie Arbeit dabei in Wärme übergeht." Nachdem van t'Hoff im Jahre 1887 nachgewiesen, dass für verdünnte Lösungen dieselben Gesetze gelten wie für (iase, wenn man statt des Druckes bei den Gasen den osmotischen Druck bei den Lösungen anninnnt, war der Weg für die Erledigung von Aufgaben vorgezeichnet, welche sich Herr Rodewald in seiner Arbeit gestellt. Die Grundlage für die Discussion ist dann gegeben in der Gleichung*) BT= VF, wo V das Volumen, P den osmotischen Druck, T die absolute Temperatur (also T= 273 + t, wenn t in Celsius- graden ausgedrückt ist) und R eine Constante**) ist, nämlich 273 ' wo /'(, einen Normaldruck und T'o das einer Normal-Tem- peratur entsprechende Volumen bedeutet. Der numerische Wertli von 7/ wird in der Theorie der Gase***) zu 845 bestimmt, so dass also TT =845 T die definitive Grundgleiehuug ist. *) In der Tlieorie der Gase haben wir dieselbe Gleichung, die dort als zusammenfassender Ausdruck der Gesetze von Boyle, Gay Lussac und Avogadro auftritt. **) Dieselbe hat für alle Gase den gleichen Werth. ***) Gehen wir bei dieser Bestimmung von dem Molecular- gewicht, in Kilogramm ausgedrückt, aus, so sind die in Rechnung- gezogenen Volumina nach dem Avogadro'sehen Gesetz alle gleich, denn die Moleculargewichte verhalten sich wie die Gewichte der Volumencinheit. Wir benutzen zur Berechnung von R den Wasser- stoft', dessen Molcculargewicht 2 ist. 1 Cubikmetcr // wiegt bei der absoluten Temperatur 273 (d. i 0° C.) und dem Druck von 10 333 kg pro Quadratmeter (d. i. 1 Atmosphäre) 0,08956 kg. Die Die Arbeit eines osiuotischen Processes wird sich für die Pflanzenzellc in äussere und innere spalten. So wird äussere Arbeit geleistet, wenn bei Vergrösserung der Zelle der Luftdruck überwunden oder von einer Keim- pflanze eine Erdscholle gehol)en wird. Innere Arbeit ist durch Ueberwiiulung von Spannungen in der Zellwand zu leisten. Solange eine solche Spannung erhalten bleibt, wird also der Energieinhalt der Zelle, und somit die Ver- brennungswärme, zunehmen. Der Verfasser behandelt zunächst die Frage, wieviel innere und äussere Arbeit ein Kilogramm-Molecül Rohr- zucker in einer in Wasser schwimmenden Zelle überhaupt leisten kann, wenn dabei die osmotische Kraft so giinstig verwerthet wird, als dies physikalisch überhaupt möglich ist. Wenn dieses Kilogramm-Molecül in der oben bc- zeichneteu Volumeneinheit Wasser gelöst ist, so wird es einen osmotischen Druck von einer Atmosphäre auf die Zelle ausüben können. Wenn dieser Werth erreicht ist, tritt osmotisches Gleichgewicht ein und es wird also, wenn nicht irgend eine weitere Veränderung herbeigeführt wird, keine Arbeit geleistet. Wenn aber das Molecül Rohr- zucker nach der Gleichung C,oH,,0,, + H.ß = 2 C,H,„0^ sieh spaltet, so verdoppelt sich die Anzahl der Molecüle, mithin auch der Druck; und nach wiedereingetretenem Gleichgewicht hat sich das Volumen verdoppelt, während der Druck wieder auf eine Atmosphäre zurückgegangen ist. Mit jeuer Volumcnvergrösserung ist eine Arbeit ge- leistet, bei deren Berechnung Herr R. uoch folgende An- nahme macht. Da mit Beginn der Volumenvergrösserung der osmotische Druck und die Temperatur die Tendenz zum Sinken erhalten, so nimmt R. an, dass die Volumen- änderung so allmählich vor sich gehe, dass die Temperatur der Zelle sich mit der der Umgebung fortwährend aus- gleichen könne; und dass ferner der gegen die Volumen- vergrösserung geleistete Widerstand jederzeit nur um un- endlich weniges geringer als der osmotische Druck sei, dass er ihm also gleich gesetzt werden könne. Bei diesen Voraussetzungen wird die osmotische Kraft am vortheil- haftesten ausgenutzt. Soll die geleistete Arbeit auf dem- selben Wege rückgängig gemacht werden, also das ver- grösserte Volumen sich auf die Hälfte seines Betrages zusammenziehen, so ist die dazu erforderliche Arbeit der vorhin geleisteten gleich. Für eine Temperatur von 15° C, also T = 288, er- giebt sieh die gemachte Ari)eitsgrösse zu 401 Calorien. Machen wir nun die Annahme, dass der Zerfall der Kilogramnnnolecülc Rohrzucker nicht auf einmal, sondern Molecül für Molecül verfolgt, so gleicht sieh dann der Druck fortwährend aus und bleibt während des ganzen Vorgangs constant. Die durch Ausdehnung bewirkte Ab- kühlung werde durch Wärmezufuhr von aussen compen- sirt. Wenn dann die Umsetzung beendet, die Verdoppelung des Volumens eingetreten ist, so beläuft sich die geleistete Arbeit auf 575 Calorien. Unter diesen Umständen leisten die osmotischen Kräfte die meiste Arbeit, die man bei Erhöhung der Temperatur Die höchste zulässige Annahme in noch steigern kann. Volumeneinheit oder die des Volumens von 2 ksr // ist also 2 OOS957- Kubikmeter. Es ergiebt sich also, nnter Einsetzung der hier gegebenen numerischen Worthe 273 II = 10 333- H = 845. 2 Man bemerke auch, dass ..^r,—^ ■■= 22,3!) Cubikmeter ist, 0,08!:lo6 welche Zahl also die Normaleinheit des Volumens ist für die folgendun Darlegungen. 498 Natuvwisseuschaftliche Wochenschrift. Nr. 49. dieser Beziehung ist wohl rund 50° C. Für diesen Werth ( T = 323) ergiebt sich dann eine Arbeitsgrösse von 644 Calorien. Auf die oben angegebene Spaltung des Rohrzueker- niolecüls kann eine abermalige Spaltung des Trauben- zuckers und des Fruchtzuckers folgen, und mit der so wiederholten Verdoppelung der Molecülzahl wird sieh auch der Druck verdoppeln. Dieser Verdoppelungsvorgang wird sich bei der endlichen Anzahl der Atome in dem Molecül Ci'2^2-2^J\\ aber nur eine beschränkte Anzahl von Malen wiederholen. Die höchste für den osmotischen Process in Betracht kommende Molecülzahl, die aus einem Molecül Rohrzucker entstehen kann, ist 12, da die entstehenden i/oO-Molecüle natürlich für die Steigerung des osmotischen Drucks unwirksam sind. Die osmotische Arbeitsleistung eines Kilo- gramm-Molecüls Rohrzucker bei 15° C. kann also den Werth von rund 6900 Calorien (oder 2 920 320 Kilogrammmetern) nicht übersteigen. Die Verbrennungswärme ist 1 322 172 Calorien, so dass also die osmotische Leistung nur 0,521 pCt. der ge- sammten Verbrennungswärme des Kilogramm- Molecüls Rohrzucker ausmacht. In Wasser schwimmende Pflanzen können also, wenn sie bei einer Temperatur von 15° C. ein Kilogramin- Moleeül Rohrzucker verathmen, ohne weiteren Stoffzusatz durch Vermittelung von osmotischen Processen mit oder ohne Aufnahme freier Wärme eine Arbeit von rund 6900 Cal. leisten, d. h. nur 0,521 pCt. der gesammten Verbrennungswärme der Kilogramm-Molecüle Rohrzucker. Diese Verhältuisszahl gestaltet sich nahezu gleich für andere Kohlehydrate. Wenn die oben augezeigte Spaltung des Rohrzuckers eintritt, dann entsteht Reactionswärme. Verf. untersucht deren Verwerthiuig und kommt zu dem Ergebniss: Wenn die Bedingungen für die osmotische Arbeitsleistung am günstigsten sind, dann sind auch diejenigen für die Ver- werthung der Reactionswärme am günstigsten-, wenn die Zelle äussere Wärme in Arbeit verwandelt, so ist die überhaupt erreichbare osmotische Arbeit jedenfalls kein Maximum. Es bezieht sich dies Resultat noch inmier auf den Fall der im Wasser schwimmenden, d. h. untergetauchten Zelle. Der Verfasser betrachtet aber auch den Fall einer nicht völHg untergetauchten Zelle, also einer solchen, die AVasser verdunsten kann, und findet, dass, wenn in diesem Falle freie A\"ärme durch Hervorbringung von Conccntra- tionsunterschiedeu in Arbeit verwandelt wird, die freie Wärme höchstens zu 0,004433 pCt. in Arbeit verwandelt werden kann. Grs. Fliegenlarven als geologisclie Factoren. — Einen interessanten Beitrag zu der Thatsache, dass die winzigen Lebewesen selbst für die Entstehung geologisch nicht unbedeutender Erscheinungen sorgen können, worauf Darwin z. B. gelegenthch der Erörterung der Guano- inseln und der Thätigkeit der Regenwürmer aufmerksam gemacht hat, liefert C Pouche t, indem er einen Fall vor- führt, bei welchem Fliegenlarven als geologische Factoren auftreten, (cf. Compt. rend. de la Soc. de Biol. de Paris T. IV. 1892. Seite 36.) Zu Dyretjord auf Island fand er, dass die bei Seite geworfenen Reste der des Thranes und des Fischbeins beraubten Wale gewaltige JLassen bilden, die von unzähligen Maden bewohnt wurden. Ueber der Bai, in der die Leichen lagern, erhebt sich 2V2 ™ lioch eine Ebene mit steiler Böschung. Auf dem unteren Drittel der letzteren fand nun Pouchet eine Art Moränenbildung. Sie erstreckte sieh 500 m weit, bestand aus Kieseln, war 50 bis 60 cm hoch, und unten ungefähr 10 cm dick. In den oberen zwei Dritteln des Abhanges waren die Kiesel mit lockerem Boden gemischt. Pouchet konnte eine Nachts beobachten, dass die lichtscheuen Maden diese Moräne geschafieu hatten, indem sie auf die Böschung zwecks der Verpuppimg hinaufsteigen, sich unter die Steine wühlen, diese freilegen und, soweit sie noch im oberen Theil der Böschuug liegen, zum Herab- rollen bringen. Erreichen die Thiere die Rasenwurzelu, so verpuppen sie sich hier. Die genannte Ebene war an ihrer Kante durch die Thätigkeit der Larven völlig erodirt. .M. Ueber das Aiihydrid und Hydrat der Ueber- mangaiisäure macht ,). M. Loven folgende Mittheilung (aus Chalmer's Institut, Gothenburg): Das Anhydrid, dargestellt dm-ch Zusammenreiben von reiner concentrirter Schwefelsäure mit allmählich zugesetztem ganz reinem Kaliumpermanganat, sammelt sich auf der Oberfläche der Masse in öligen Tropfen von gelbgrünem Metallglauz, die später zu Boden sinken und nach kurzem Stehen im Exsiccator leicht von der teigigen Masse getrennt werden können. Zusammensetzung MugO^; Farbe lirauu mit me- tallisch-grünem Reflex; sp. Gew. = 2,4. Hält sich in trockener Luft tagelang unverändert, in feuchter leicht zersetzlich unter Ausstossung violetter Dämpfe, Gasent- wicklung und Bildung von Manganhyperoxyd. Bei vor- sichtigem Erhitzen geräth das Oel ins Sieden (Temperatur nicht "angegeben), wobei es sich, zuweilen unter Detona- tion, zersetzt. Löst sich in Essigsäure unverändert mit kirschrother Farbe, während die meisten organischen Stoffe heftig augegriöen werden. Langsam in viel Wasser eingetropft, löst es sich nach und nach mit violetter Farbe und zwar, wie die Wärmeentwicklung zeigt, unter Bildung eines Hydrats. Coucentrirte Lösungen zersetzen sieh leicht, solche mit V, bis 1 % Gehalt können indessen gekocht werden, ohne" dass Sauerstoff entweicht. Sie können so- wohl durch Kochen (im Kolben), als durch Ausfrieren concentrirt und mit Vortheil an Stelle von Kaliumperman- ganat verwendet werden. Die Säure besitzt sehr starke Affinität; sie zersetzt Jodkalium und Bromkalium, theil- weise sogar Chlornatrium. Sp- Beleuclituiig durch Ahiminium empfiehlt Villon mit Hilfe eines Aluminiumblitzpulvers, das au Helligkeit und photochemischer Wirkung dem Jlagnesiundicht fast gleichkommt. Die für photographische Zwecke am besten geeignete Mischung besteht aus 20 Gramm Kalunnehlorat, 8 Gramm Aluminiumpulver und 2 Gramm Zucker, verbrennt ohne Rauch (?) und kostet nur den dritten Theil des be- kannten Magnesiumblitzpulvers. Zum Verbrennen in einer Alkoholflamme verwandte V. ein Gemenge von 100 Grm. Aluminium, 25 Grannn Lycopodium mit 5 Gramm Ammoniumnitrat. Die Flamiüe lässt sich durch Zusätze von Bor- und Strontiumsalzen färben. Dr. H. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Bai-on Leon de Lenval :uis Nizza liat einen Preis von 3000 Francs aust^esetzt für eine Erfindung, durch welche man am besten die Principien des Mikrophons auf die Construction eines tragbaren Apparates zur Verbesserung dos Gehörs lauber Personen anwendet. Zur Bewerbung geeignete Instru- mente müssen an den Professor Adam Politzer oder Professor Victor von Lang in Wien bis zum 31. December 1892 einge- sandt werden. Die Zuerkennung des Preises erfolgt auf dem fünften internationalen otologischen Congress in Florenz im September 1893. ^___ Nr. 49. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 499 L i 1 1 e r a t u r. Theodor Curti, Die Sprachschöpfung. Versuch einer Embryo- logie der inenschliolien Sprache. A. Stuber'.s Verlag. Würzburg 1890. - Preis 1,50 Mk. Der Verfasser der Schrift sucht in derselben durch eine Ver- bindung von Resultaten der Naturwissenschaft und der Sprach- geschichte die Anfänge der Sprache aufzuklären, und die Ur- wörter in Classen zu ordnen. Er unterscheidet 0 Urwörterclassen : Enaptindungswörter, begleitende Empfindungswörter, Gebärden- wörter, Thierschreiwörter, kosmische Wörter, sj'mbolische Ur- wörter, die er in einzelnen Kapiteln begründet und bespricht. Die genannte Reihenfolge entspricht nach Curti im Wesentlichen dem Entwicklungsprocess der Sprache selbst. Diejenigen, die sich für das Werden der Sprache interessiren, und deren scheint es ja in unserer „sprachreinigenden" Zeit, viele zu geben, können wir die Arbeit Curti's empfehlen. Das Studium solcner Werke wie des vorliegenden ist diesen überhaupt an- zurathen, um aus ihnen die Einsicht zu schöpfen, dass die Sprache nicht nach den Wünschen und Launen des Einzelnen gestaltet wird. A. B. Frank, Lehrbuch der Botanik. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft bearbeitet. Erster Band: Zellenlehre, Anatomie und Ph^vsiologie. Mit 227 Abbildungen in Holzschnitt. Leipzig 1892. Verlag von W. Engelmann. — Preis 15 Mk. Das vorliegende Werk ist der eigenen Bestimmung des Ver- fassers gemäss eine Neubearbeitung des allbekannten und seiner Zeit in jeder Beziehung mustergültigen Sachs'schen Lehrbuches der_ Botanik, welches zuletzt im Jahre 1874 in 4. Auflage er- schienen war. Wenn der jetzige Herausgeber bei der Neubearbeitung jenes so berühmten Werkes, welches seit seinem letzten Erscheinen naturgemäss in vielen Punkten nicht mehr den Anforderungen der heutigen Wissenschaft entsprechen kann, vielleicht zuerst Be- denken getragen haben mag, diese allerdings nicht leichte Auf- gabe zu übernehmen, insbesondere deswegen besorgt war, „ob der zu machende Versuch nicht dem meisterhaften Vorbilde gar zu sehr nachstehen dürfte", so lehrt wohl schon ein kurzer Ein- blick und ein nur ganz geringes Vertiefen in das Werk, wie sehr der Verfasser seiner schwierigen Aufgabe gewachsen war, und wie glänzend er dieselbe bis in alle Einzelheiten durchgeführt hat. Nicht zum Geringsten befriedigt hier wohl in gleicher Weise den bewährten Forscher, wie auch den mit der botanischen Wissenschaft noch weniger vertrauten Anfänger, dass in diesem neuen Werke das so reichlich vorhandene Wissensmaterial in einer sehr geordneten und leicht übersichtlichen Form vorgeführt wird. Der Lernende wird in der That durch die einfache, aber lebendige und eindringliche Darstellung zum Verständniss gleich- sam gezwungen. Der vorliegende und bis jetzt erschienene L Band des Werkes, welchem im Allgemeinen hinsichtlich der Begrenzung und der Aus- führung des StoiFes die Sachs'sche Botanik zu Grunde gelegt ist, behandelt für sich gesondert die Lehre von der Pflanzenzelle (Zellenlehre), sodaun die Lehre von den Geweben der Pflanze (Anatomie) und endlich die Pflanzenphj'siologie; während die Morphologie und die Systematik, inniger als früher in dem Sachs- schen Werke zusammengefasst, in einem besonderen Bande zu Anfang des nächsten Jahres erscheinen sollen. Die Physiologie ist naturgemäss, entsprechend ihrer grossen Fortschritte in den beiden letzten Jahrzehnten, in dem vorliegenden Werke, sowohl was Inhalt als auch den äusseren Umfang an- langt, bedeutend erweitert worden; sie nimmt zwei Drittel des Ganzen ein. Hier sind gleich mustergültig die allgemeinen äusseren Lebensbedinungen der Pflanzen, die physikalische und die chemische Physiologie (der Stoffwechsel) und endlich die Ver- mehrung der Pflanzen behandelt. Besonders ist der chemische Theil der Physiologie, insbesondere die Ernährungslehre und die Pflanzenstnffe, erweitert worden. Ein ganz neues Kapitel nehmen die Gährungsscheinungen S. 505 ein. Ebenso sind in einem besonderen Abschnitte die neuesten Forschungen über die Symbiose mitgetheilt. Die zahlreichen und sehr guten Abbildungen sind zum Theil dem Sachs'schen Lehrbuche, zum Theil auch anderen Autoren entlehnt, eine Anzahl sind früheren Werken des Verfassers ent- nommen, viele sind auch neu von demselben gezeichnet. Zahlreiche Litteraturangaben am Schlüsse der einzelnen Ka- pitel bieten denen, die sich noch weiter in die behandelten Fragen vertiefen wollen, eine bequeme und schnelle Orientirung in der weiten Litteratur. Dr. R. Otto. Dr. Günther Bitter Beck von Mannagetta, Flora von Nieder- Oesterreich. Handliuoh zur Bestinunung ^ämmtliclier in diesem Kronlande und den angrenzenden Gebieten wildwachsenden, häufig gebauten und vorwildert vorkommenden Samenpflanzen und Führer zu weiteren botanischen Forschungen für Botaniker. Pflanzenfreunde und Anfänger. 2. Hälfte. (1. Abtheilung)! Mit .51 Abbildungen. Verlag von Carl Gerold's Sohn. Wien 1892. Die 1. Hälfte der umfangreichen Flora Becks wurde in Bd. VI S. 429 angezeigt, die vorliegende 2. Hälfte bringt die Fort- setzung der Dicotyledonen und zwar die Gruppen der Rhoea- difloren, Cistifloren, Columniferen, Serpentarien, Tricoccae, Obdi- plostemones, Aesculifloren, Celastrifloren, Rhamnifloren, Thvmelaei- floren, Loranthifloren, Umbellifloren, Sa.xifragifloren, M3rtifloren und Leguminosen. In Bezug auf die Gliederung treffen wir manche auffallende resp. wenig gebräuchliche Neuerung. So sind die Rosifloren eingezogen und bei den Myrtifloren untergebracht worden, die Spiraeaceen werden aber bei den Saxifragifloren aufge- führt u. s. w. Die Nomenclatur der Arten ist vielfach geändert. Es zeigt sich immer wieder das dringende Bedürfniss einer Reform auf dem Gebiet der botanisch-systematischen Terminologie : möchte doch bald ein botanischer internationaler Congress die Sache gewissenhaft in die Hand nehmen! Beim Erscheinen des Schlusses der Beck'schen Flora werden wir ausführlicher auf das ganze Werk eingehen. Prof. Dr. H. Ambronn, Anleitung zur Benutzung des Polari- sationsmikroskops bei histologischen Untersuchungen. Mit 27 Textabbililungen und einer Farbentafel. Verlag von J. H. Ro- bolsky in Leipzig. 1892. — Preis 2,50 M. Die vorliegende Abhandlung umfasst nur 59 Seiten; sie bildet eine vorzügliche, für weitere Kreise berechnete Anleitung, da sie beim Leser nur die Keuntniss der Elemente der Undniationstheorie voraussetzt und mathematische Formeln vermeidet, wir müssen sagen: ganz ohn» Schaden für die Sache. Hoffentlich wird der treffliche Leitfaden bewirken, dass in Zukunft die Botaniker und Zoologen dem Polarisationsmikroskop mehr Beachtung schenken, als das bisher geschehen ist. Dr. Eugen Traeger, Die Halligen der Nordsee. Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, herausgegeben von Prof. A. Kirchhoff. Bd. VI, Heft 3. Mit 3 farbigen Karten und 19 Textabbildungen. Verlag von J. Engelhorn. Stuttgart 1892. — Preis 7,50 Mk. o & e Das Heft behandelt jene kleinen, wenig bekannten der schles- wig-holsteinischen Nordseeküste vorgelagerten Inseln, die Halligen, die um ihr Bestehen mit dem Meere kämpfen. Unter einer Hallig ist speciell ein insularer Rest des in geschichtlicher Zeit durch Sturmflutlien, Eisgang und die Gezeitenströmungen zerrissenen Marschlandes zu verstehen, welches das Meer ehedem in den Sümpfen hinter den Dünen der jütischen Nordseeküste in hori- zontalen Schichten abgelagert hatte. Diese ,noch heute gegen Ueberschwemmungen recht schutzlosen Inseln, 11 an der Zahl, haben viel Leid gesehen, denn viele Menschenopfer hat das Meer gefordert und immer wieder haben von Zeit zu Zeit grosse Kata- strophen Menschen, Hab und Gut verschlungen. In geschicht- lichen Zeiten haben sich die topographischen Verhältnisse der Halligen und der grösseren Inseln immerwährend auffallend ver- ändert. So erblicken wir auf einer Karte von 1684 — um nur ein Beispiel anzuführen — eine Insel, die Insel „Nortstrant", wo wir heute deren zwei, jede wesentlich kleiner als eine Hälfte von Nortstrant, nämlich Pelworm (damals nur eine Halbinsel) und Nordstrand erblicken. Die Schilderung der menschlichen Ver- hältnisse und die Sicherung der Halligen gegen ihre fortschrei- tende Zerstörung steht in Traeger's sachkundige Arbeit im Vorder- gründe; sie nimmt S. 22— 117 ein. Voraus gehen kurze Abschnitte aus der Vorgeschichte der Halligen und über ihren gegenwärtigen Zustand. Dr. Alfred Ritter von tTrbanitzky. Physik. Eine gemein- verständliche Darstellung der physikalischen Erscheinungen und ihrer Beziehungen zum praktisch™ Leben. Mit 564 Abbildungen. A. Hartleben's Verlag. Wien, Pest, Leipzig. 1892. — Preis t' Mk. Das umfangreiche Buch ist ein Gegenstück zu den in dem- selben Verlage erschienenen Büchern von Zeisel „Chemie" und Umlauft „Das Luftmeer". Den im Titel ausgesprochenen Zweck erfüllt es durchaus. Durch den steten Hinweis auf die Pra.xis und Bevorzugung der Apparate der Praxis, wenn es sich darum handelt ein Satz verständlich zu machen, ist das Werk ganz be- sonders für die weitesten Kreise geeignet. Der Optiker, Mechaniker, .Maschinenbauer, Musikinstrumentenmacher u. s. w., sie alle finden ihrer Thätigkeit entsprechende Belehrung und der Laie findet an dem Studium des Buches ein besonderes Vergnügen, weil er zu einem Verständniss der ihm alle Tage entgegentretenden Apparate und Instrumente der Praxis geführt wird. 500 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 49. Newcomlj-Engelmaaii's Populäre Astronomie. 2. verm. Aufl. herausgegeben von Dr. H. C. Vogel, Directoi- des astrophysi- kalischen Observatoriums zu Potsdam. Mit .dem Bildniss W. Herschcl's, 1 photogr. Tafel und 196 Holzschnitten. Verlag - von Wilhelm Engelmann. Leipzig 1892. — Preis 13 Mk. Es ist für den Gelehrten nicht ganz leicht, populär zu schreiben : er mnss sich dabei in die Seele eines Niehtwissenden hineinversetzen, und das bei jedem niedergeschriebenen Wort festzuhalten, erfor- dert viel Aufmerksamkeit. Das, was dem Laien begreiflicherweise noch unklar sein muss, ist dem Gelehrten höchst elementar; aber dieser hat auch erst Studien macheu müssen, und es ist ihm erst allmählich elementar geworden. Er vergisst das später oft und ist dann geneigt, auch wenn er populär zu sprechen oder zu schreiben beabsichtigt, wissenschaftliche Begritfe einfach ohne Definition einzuführen und anzuwenden, Nowcomb und seine Uebersetzer und Bearbeiter R. Engelmann (für die 1. Aufl.) und H. C. Vogel (für die vorl. 2. Aufl.) haben das sehr wohl beachtet und immer im Auge gehabt, dass das Werk bestimmt ist, „dem all- gemein gebildeten Leser eine gedrängte Uebersicht der Geschichte, Siethoden und Eesultate astronomischer Forschung zu bieten, hauptsächlich in jenen Gebieten, welche heutzutage das meiste populäre und philosophische Interesse erwecken, und in solcher Sprache, dass sie ohne mathematische Kenntnisse verständlich ist." Die „Populäre Astronomie" ist eine ernste Arbeit, welche — im Gegensatz zu anderen populären naturwissenschaftlichen Büchern, die die neuesten Errungenschaften der Wissenschaft wegen mangelnder Kenntnisse der Verfasser nicht berücksichtigen, und es stellenweise, um dem grossen Publikum zu schmeicheln, mit den wirklichen Errungenschaften nicht allzu genau nehmen — dem wahren Freunde der Natur hohe Befriedigung gewährt. Das Studium des Buches befähigt den Leser sich selbstständig ein Ver- ständniss der wissenschaftlichen Astronomie unserer Tage zu ver- schaffen. Abweichend von der dem Laien ebenfalls so nutz- bringenden Li ttrow'schen Himmelskunde „Die Wunder des Himmels" behandelt Newcomb's populäre Astronomie den Stoff geschicht- lich. Der Inhalt zerfällt in 4 Theile: in dem 1. wird die ge- schichtliehe Entwickelung des Weltsystems, in dem 2. die prak- tische Astronomie, in dem 3. das Sonnensystem und in dem 4. die Stellarastronomie behandelt. In einem Anhang finden wir bio- graphische Skizzen, Angaben der Elemente der Planeten, Satel- liten, der Cometen und Verzeichnisse der veränderlichen und neuen Sterne, von Doppelsternen sowie von Nebelflecken und Stern- haufen, endlich verschiedene dem Astronomen unentbehrliche Tafeln. Ein gutes Register bejächliesst den 748 S. umfassenden, für das Gebotene ausserordentlich billigen Band. Man ersieht aus dieser Aufführung, dass das Werk Newcomb's in seiner deut- schen Bearbeitung auch dem Fach-Astronomen dienlich ist. Es ist ein wundervolles Buch, das also auch dem Laien die Möglich- keit erött'net, in das Heiligste der erhabensten Naturwissen- schaft selbständig einzutreten. Möchte es recht viele Weihnachts- tische schmücken ! Alldeutschland in Wort und Bild. Eine malerische Schilderung der deutschen Heimath von August Trinius. Ferd. Dümm- lers Verlagsbuchh. Berlin 1892. ä Lieferung 0,30 Mk. Von dem hübschen Werk liegen nunmehr 6 Lieferungen vor, die also zusammen zu dem unglaublich billigen Preise von 1,80 Mk. geliefert werden. Die letzte Lief, behandelt Thüringen, die .5. bringt den Anfang dieses Abschnittes. Vorher finden sich be- sprochen: der Spreewald, das Fichtelgebirge, die Hohe Rhön und der Teutoburger Wald, alle Abschnitte mit charakteristischen, allerliebsten Bilderchen geschmückt. Alldeutschland wird ein echtes, prächtiges Volk.sbuch, an dem viele ilu'e Freude haben werden. Mittheilungen aus dem Osterlande. Herausgegelien von der Naturforscbenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg in S.-A. Neue Folge. 5. Bd. Zugleich Festschrift zur Feier des 7.5jährigen Bestehens der Naturfoi'schenden Gesellschaft des Oster landes (Kommiss.-Verlag der Schnuphaseschen Hofbuchhandlung [Max Lippold] in Alteuburg in S.-A. 1892). — Der vorliegende als „Festschrift" besonders umfangreiche Band enthält ausser dem Bericht über die Thätigkeit der Gesellschaft für die Zeit vom 1. Oktober 1888 bis 30. Juni 1892, erstattet vom Sekretär der Gesellschaft Dr. Max Voretzsch, 13 Abhandlungen. Es sind: Anderssohn sen., Aurel: Welcher Unterschied besteht zwischen dem Newtonschen Gravitationsgesetz und dem sogenannten At- traktionsgesetz? — Bergt er, Richard: Die Insel C'ura<;ao in West- indien. Auf Grund eines sechsjährigen Aufenthaltes geschildert. — Engelhardt, Hermann: Ueber böhmische Kreidepflanzen aus dem geologischen Institute der Deutschen Universität Prag. Hierzu Tafel 1. — Franke, Dr. Hermann: M. Friedrich Frieses Anweisung zur Fhysica, ein naturwissenschaftliches Schulbuch aus alter Zeit. — Geinitz, Dr. Hans Bruno: Die Versteinerungen des Herzogsthums Sachsen-Altenburg. Hierzu ein Holzschnitt im Texte. — Göldi, Dr. Emil A.: Zur Oriontirung in der Spinnen- fauna Brasiliens. — Goering, Anton: Zur Kenntniss des Pflanzen- und Thierlebens der Päramos. Hierzu Tafel II. — Koepert, Dr. Otto: Der Star (Sturnus vulgaris L.) in volkswirthschaftlicher und biologischer Beziehung. Ein Beitrag zur Vogelschutzfrage.*) — von Lippmann, Dr. Edmund O.: Die chemischen Kenntnisse des Plinius. — Schlesinger, Josef: Thatsachen und Folgerungen aus dem Wirken des allgemeinen Raumes. Hierzu eine Zinko- graphie im Texte. — Schultze, Albert: Die Phanerogamenflora um Altenburg. Zweiter Theil. — Tempi e, Rudolf: Das Trink- wasser. — Zetzsche, Dr. K.Eduard: Ein Beitrag zur Geschichte des Sömmerringschen Telegraphen. Hierzu Tafel III. Schriften der naturforchenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. 8. Bandes 1. und 2. Heft. (t'ouun.-Verl. v. W. Engel- mann in Leipzig.) Danzig 1892. Das stattliche Heft 1 bringt systematisch -botanische Mit- theilungen von Luerssen, Bail, Bockwoldt, Lützow. Lackowitz, Preuschoff, Buschke und Hennings, ferner eine Abhandlung von E. Kays er, Bestimmung der Fehler des Spiegelsextanten und seine Erweiterung zum Messen aller Winkel und eine von Paul Dahms, Markasit als Begleiter des Succinit. Heft 2 ist eine Festschrift zur Feier des 1.50jährigen Be- stehens der Gesellschaft am 2. Januar 1893; es enthält aus der Feder E. Schumann's eine Geschichte der Gesellschaft (1743 bis 1892). Die 9 Tafeln bringen meist Bildnisse von Persönlich- keiten, die sich um die Gesellschaft besonders verdient gemacht haben. Es sind Jacob Theodor Klein, Daniel Gralath, Karl Theod. Ernst von Siebold, K. Th. Anger, Nath. Matthaeus v. Wolf, Job. Gottfried Kleefeld, Fried. Strehlke, Martin Heinr. Rathke und Mich. Christophorus Hanow. Ein hübscher Lichtdruck zeigt das Haus der Gesellschaft. Jahres - Bericht der Naturf. Gesellschaft Graubilndens. Neue Folge. XXXV. Jahrgang 1890,01. in Comm. der Hitz'schen Buchh. Chur 1892. — Preis 4 Mk. — xVus der Feder von Paul Lorenz bringt das vorliegende Heft eine Biographie des ver- storbenen langjährigen Präsidenten der Gesellschaft Dr. E. Killias, der eine Photographie desselben beigefügt ist. Von wissenschaft- lichen Mittheilungen finden sieh u. a. : Chr. Tarnuzzer, Der geologische Bau des Rhaeticongebirges, J. G. Amstein, Beiträge zur Mollusken-Fauna Graubündens, Ad. v. Planta, Ueber Honig- bildung (PI. neigt zur Ansicht, dass die Conoentration des Pflanzen- Nectars zur Honigdichte auf dem Wege der freien Verdunstung im Bienen-Stocke geschehe) und 0. Bernhard, Perlsüchtige Gemse. Berichtigung. Auf S. 486 in No. 48 muss es in meiner Mittheilung Zeile 7 und 8 nicht heissen Pec. pseudoreopteridia H. Potonie (= P. den- sifolia (Goeppert) Schimper), sondern Pec. oreopteridia (Schlotheim) Brongn. ex parte (= P. densifolia (G.) Seh.). Die Pec. oreopteridia der heutigen Autoren ist = Pec. pseudo- reopteridia H. Pot. Näheres, wie gesagt, in meiner Flora des Rothliegenden von Thüringen. P. *) Auch besonders erschiene n. Das Heft wird in der Natur- wissenschaftlichen Wochenschrift besprochen werden. Iiliialt: Dr Georg Uli „^„.p, ^.rich: Die Grundprobleme der Mechanik. (Mit Abbild.) — Ueber die weiteren Ausgrabungen beim Schweitzer- bild. — Vorkommen von Cordilophora lacustris bei Berlin. — Einiges über essbare Trüffeln des Mittelmeergebietes. — Neue uiyrmeeophile Pflanzenarten. — Ueber die durch osmotische Vorgänge mögliche Arbeitsleistung der Pflanzen. — Fliegenlarven als geologische Factoren. — Ueber das Anhydrid und Hydryt der Uebermangansäure. — Beleuchtung durch Aluminium. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Theod or Curti: Die Sprachscliöpfung. — A.B.Frank: Lehrbuch der Botanik. — Dr. Günther Ritter Beck von Mannagetta: Flora von Nieder-Osterreich. — Prof. Dr. H. Ambronn: Anleitung zur Be- nutzung des Polarisationsmikroskops bei histologischen Untersuchungen. — Dr. Eugen Traeger: Die Halligen der Nordsee. — Dr. Alfred Ritter von Urbanitzky: Physik. — N e wcomb-Engelmana's Populäre Astronomie. — Alldeutschland in Wort und Bild. — Mittheilungen aus dem Osterlande. — Schriften der naturforscbenden Gesellschaft in Danzig. — Jahres- Bericht der Naturf. Gesellschaft Graubündens. — Berichtigung. erantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 49. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. CV m m iS»S Carl Zeissy -^ Optische W^erkstätte. - — ^Xilii-osliope und ^^ Mikropliotographische Apparate ^^*^ erster' C^iTalität, in vollständig-eren und einfacheren Zusammenstellungen. Illustrirter Katalog gratis und franco. 1 ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Luisenstr. 58. ♦ ♦ « ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ J und Geräthschaften im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Fenl. Diiuiuilers Vcrlagsbuchhand- luug in Kcrliü SW. 1*2 i.st erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelin Foerster, l'i-of. u. I»iiLClur Hrr K-^\. St. rnwartc /.u Berlin. Preis 7 Mark. Patentanwalt Ulr. R. Maerz, BerlirL, Leipzijjerstr. 67. tCöl Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur -Photographie. Eigene Kunst-Tischlerei und mechanische Werkstatt. Specialität; Yollstäudiie Ausriistuuieii jeder Preislage. Specialität: Sachsens licIltstariesüuiversal-Aplaiiat, Bildgrösse 9 : 12 13 : 18 18 ; 24 cm Mk. 25 35 60. Wird auch in ausserordentlich leichter Aluminiumfassung und mit Irisblenden geliefert. lllustnrleProislisleuBkerechnetii.posIfrci, Telegr.-Adr. : ,,Ecos". — Fernsprech Anscliluss: Amt IV. 3099. Vortlieilhafteste Beziigsqaelle für Wiederverkäufer. Verlag von Julias Springer in Berlin KT. Vollständig liegt vor: von J. Violle, ProfeHsor an der Ecole Normale zu Paria. Deutsche Ausgabe von Dr.E.Gumlich, Dr.L. Holborn, Dr.W.Jaeger, Dr. D.KreicIigauer, Dr. St.LindecSi. Erster Theil: IHecIianik. £ Bände mit 566 in den Text gedrucltteil Figuren. Preis U. 20,— ; in 2 leiiwandbänden M. 22,40. Erster Band. Zweiter Band. Allpiemeine Mechanik Mechanik der flüssigen nnd gas- end Meclianik der festen Körper. förmigen Körper. Mi/ 257 in ihn Tt-rr fiedruckten Fignreit. Mit 309 in den Text jedrnekten Finf/ren. Ircis M 10, — ; in Leinwand gebunden M. 1 1,20. Preis M. 10,— ; in Leinwand gebunden M. 1 1,20. Der II. Theil des Lehrbuchee, „Akustik und Optik'* enthaltend, eon im Laufe des Jahres 1893 folgen, — der III. Theil, „Wärme**, sowie C.'-v IV. Theil, „E 1 ek tr i cit ä t und Magnetismus**, werden nach Er- scheinen des französischen Originals ausgegeben werden. Wir empfehlen das Viollesche Lehrbuch den zahlreichen Interessenten angelegentlich. Zu beziehen durch Jede Buchhandlung. §tdjcrljcttiSi - ^inöcr|lfl|jle. uub Siuif. (tfiMe, Sinbcr- lel !C. Adolf Kobx. Berlin NT, Lniseustr. 3 f. Sllitftriertc !Crei§Iifteii froiito'tinb otiitiS.^ Oatcilt- tVc^lltM*M5 M»d ^l4uiS.'3imMi\mAaiiAeWih. 23. Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausführiiche Specialverzeicbnisse gratis und franco. Ferd. Hiimmlers Veriagsliuclilianilliiiig. ^ ^^^^W ^ ^ fl£ afflf «£«£«£«&«£«£«£ <£ «f uQr^M'j^^u;ia^ja>i'.jjjjjj.tjjj^ijjjjjj.jj.iaj.jjj.ij j;i;ju';)^'j — Über Leben und Tod (1884). — Die Continuitat des Keimplasmas als Grundlage einer Theorie der Vererbung (1885). — Die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Selektionstheorie (1886). — Über die Zahl der Richtuugs- körper und über ihre Bedeutung für die Vererbung (1887). — Vermeintliche botanische Beweise für eiue Vererbung erworbener Eigenschaften (1888). — Über die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen (1889). — Über den Rückschritt in der Natur (1886). — Gedanken über Musik bei Thieren und beim Menschen (1889). — Bemerkungen zu einigen TagesProblemeu (1890). — Amphimi.xls oder die Vermischung der Individuen (1S91). Durch günstigen Kauf kann ich liefern: Allgemeine Naturkunde 9 Bände complet. Eleg. Halbfranz- bände in Carton für 85 Mark statt 144 Mark und die einzelnen Abteilungen derselben : Ranke, der mensch, 2 Bde. Nenmayr, Erdgeschichte, 2 Bände Kerner v. Blarilaun, Pflan- genleben, 2 Bän.ic . . Ratzel, Völkerkunde | 30 Mark 3 Bände . . . . | statt 48 Mk F. E. Lederer (Franz Mv^n) Buchhandl. a. Antiquariat. Gegi'ündet 1851. Berlin C. Kurstr. 37. 21 Jlk. statt 32 Mk. «*************:»**»*!» ik^*.*.*.^^^*.^^*.^*.^*^*.^^'k'n chion (leben und ist durch jede 4^ 4( In unserm Vorlage ersc 4< Buchhandlung zu beziehen ; \ Die Begründung" 2| einor * Gesellschaft für ethische Kultur. IJ^ Einleitungs - Rede M. gehalten am IS. October 1S92 zu Berlin. « Von '% Wilhelm Foerster, ^ Professor und Director der Kgl. Sternwarte zu Berlin. \ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW., 12, Zimmerstrasse 94, «»»¥»¥»y»?¥»»i^¥¥»»yy '4 »»y»yyi^»»'»»»»<^»¥»»y« Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis geheftet 50 Pf. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen g'^g\g\g\g\g\g\g\g^.g\g'.g\g^st dieses jetzt als ganz sicher nachgewiesen, namentlich seit Robert Koch die höchst interessante und wissenschaftlich jedenfalls höchst wichtige Entdeckung gemacht hat, dass in den Ausleerungen Cholerakranker ganz regelmässig ein Mikrobe, ein Bacillus sich findet, welchen sein Entdecker Kommabacillus genannt hat, und welcher jetzt ziemlich aligeinein Cholerabacillus heisst und als Erreger der asiatischen ßrechruhr .oder Cholera angesehen wird. Die Fragestcllnng ist heutzutage nur mehr, wie man diesem Bacillus bc-ikommt, wie man ihn vernichtet oder wie man seine Verbreitung verhindert. Diesen Bacillenkampf hält man jetzt für die wesentlichste, ja die Mehrzahl der Menschen für die einzige \yirksarae Prophylaxis, und ignorirt die grosse Reihe epidemiologi- scher Thatsachen, welche ganz entschieden g'egen die Annahme einer einfachen Contagiosität dej' Cholera sprechen. Viele sehen nur mehr auf das Verhalten des Kommabacillus im Reagensglase oder auf der Platte oder in seinen Culturen und kümmern sich nicht im geringsten um das Verhalten der Cholera bei ihrer thatsäehlicheu epidemischen Verbreitung. Schon vor vielen Jahren sagte ich, dass mir die, Aetiologie der Cholera wie eine Gleichung' mit drei lin- bekannten Grössen x, y und z erscheine, welche die For- schung aufzulösen sich bemühen müsse, x sei ein spe- cifischer, durch den menschlichen Verkehr verbreiteter Keim, y etwas, was von Ort und Zeit ausgehe, was ich zeitlich örtliche Disposition nannte, und mit z kann man die individuelle Disposition bezeichnen, welche ja bei allen Infectionskrankheiten, sowohl bei den direct an- steckenden (Syphilis, Poeken etc.), als auch bei anderen (Abdominaltyphus, Malaria) eine wichtige Rolle spielt. Die Contagiouisten sind nun der Ansicht, dass das ganze x durch Koch's Entdeckung des Kommabacillus in den Ausleerungen der Cholerakrankeu gefunden sei, und sie brauchen für das zeit- und ortsweise Auftreten von Cholera- epidemien zu ihrem x nur mehr das z, die individuelle Disposition, ansteckungsfähige, nicht immune Menschen. Wo Menschen mit ungewaschenen Händen Kommabacillen an die Lippen, oder mit Wasser und anderen Nahrungs- mitteln in den Magen bringen, muss Cholera ausbrechen, wenn z gegeben ist. ... Dem Epidemiologen, selbst wenn er die Koch'sche Entdeckung voll anerkennt, steigen gewaltige Bedenken auf, ob der Choleraprocess wirklich ein so einfacher ist. Die Localisten unter den Epidemiologen mindestens weisen immer noch auf Thatsachen hin, welche für ein offenes unbewaffnetes Auge so feststehen, wie der Konimabacillus unter dem Mikroskope, denn es giebt nicht bloss eholera- immune Mensehen, sondern auch cholerainmume Orte, und selbst in für Clioleraepidemieu empfänglichen Orten wieder immune Zeiten, wo das x und z, eingeschleppte Cholera- ; fälle und disponirte Mensehen, zugegen sind, ohne dass sich die Krankheit epidemisch ausbreitet. Diesen von t >rt und Zeit stammenden Einfluss habe ieli : bekanntlich mit y bezeichnet. Auch das y suchte icdi in eine bekannte, leicht dar- stellbare Formel -/ax bringen, habe aber nur gefunden, ^dass es keine s.o. einfache Grösse wie das x ist, und bis- her nur bestimmt nachweisen können, dass Bodenbesciiaifen- 502 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. heit und Feuchtigkeit des Bodens darauf einen wesent- lichen Einfluss haben. Manche, welche wegen vieler feststehender epidemio- logischer Thatsachen der contagiouistisehen Lehre wider- sprechen, gehen so weit, dass sie den Koch'schen Komma- bacillus nur als eine belanglose, wenn auch regelmässige Begleiterscheinung des Choleraprocesses ansehen, und diese gehen nach meiner Ansicht zu weit. Für den Krankheitsprocess, wie wir ihn beim Aus- bruch von Choleraepidemien sich abspielen sehen, ist von allen Geschcipfen auf Erden nur der Mensch empfänglich, lieber die Rolle des Konnuabacillus dabei können daher Experimente an Thieren nicht, sondern nur Experimente am Menschen entscheiden. Selbst die sogenannte Meer- schweinchencholera, welche Koch dadurch erzeugt, dass er den Thieren öproc. Sodalösung, dann eine Reincultur von Kommabacilleu in den Magen und schliesslich noch eine grosse Menge Opiumtinctur in die Bauchhöhle spritzt, oder Gruber dadurch, dass er den Thieren intraperitoneal eine verhältnissmässig grosse Menge einer sehr frischen Reincultur von Kommabacillen beibringt, scheint mir der tausendfach bestätigten Thatsache gegenüber, dass die Choleraepidemien nie von Choleraepizootieu begleitet wer- den, von keiner entscheidenden Bedeutung. Es ist aller- dings hie und da beobachtet worden, dass während in einem Orte viele Menschen an Cholera starben, gleich- zeitig auch viele Hühner, Katzen u. s. w. zu Grunde gingen, aber es hat sich in Indien, der Heimath der Cholera, und bei uns unzweifelhaft ergeben, dass dieses Zusammen- tretfeu etwas höchst seltenes und zufälliges ist. In Agra z. B., was oft von Cholera heimgesucht wird, ging einmal neben einer Choleraepidemie auch eine Katzenepizootie einher, aber bei den Epidemien, welche dieser voraus- gingen und nachfolgten, sind die Katzen gesund geblieben. Auch die letzte Hamburger Epidemie hat den Meer- schweinchen in Hamburg nichts geschadet. AVenii man ähnliche Versuche an Meerschweinchen mit anderen nicht pathogenen Pilzen, z. B. mit Bacterium coli commune macht, gehen die Thiere auch zu Grunde, und vermehren sich die in die Bauchhöhle eingespritzten Bakterien, wie die Kommabacillen. Unanstreitbare, einwurfsfreie, experimentelle Infections- versuche mit Kommabacillen können nur am Menschen gemacht werden. Das regelmässige Vorkommen des Kommabacillus in den Cholerastühlen weist darauf hin, dass der Pilz jeden- falls etwas mit dem Choleraprocesse zu thun hat, aber es ist noch fraglich, ob er allein die Ursache der Krank- heit ist, ob er allein das Krankheitsgift, das Choleragift erzeugt. Nach meiner localistischen Auffassung kann er es weder in Orten, welche ständig choleraimmun sind, noch in Orten, welche, wenn zeitweise auch für Cholera empfänglich, doch zur Zeit nicht für Cholera disponirt sind. Da München 1892 trotz vieler Zuzüge von Personen aus Hamburg und Paris und trotz Abhaltung seines October- festes von Cholera frei blieb, entschloss ich mich unbe- denklich, an mir selbst einen Infectionsversuch mit Komma- bacillen zu machen, welche ich' aus bester Hand von Hamburg bezogen hatte. Mein sehr verehrter Herr College Gaffky war so freundlich, mir eine Agar- Reincultur zu schicken. Ich Hess durch meine jüngeren Collegen im hygienischen Institut dahier, Dr. Pfeiffer und Dr. Eisen- lohr, eine Bouilloncultur lege artis herstellen, um sie in genügender Quantität per os einnehmen zu können. Da Gruber gefunden hat, dass ganz frische Culturen auf Meerschweinchen viel sicherer und stärker wirken, als Culturen, welche mehrere Tage alt sind, so wählte ich eine Bouilloncultur, welche sich noch nicht ganz 24 Stunden im Brutschrank befunden hatte. Eine Platten- cultur davon zeigte, dass 1 Kubikcentimeter selbst bei tausendfacher Verdünnung noch eine unzählbare Menge Kommabacillen enthielt, und dass ich in 1 ecm wohl eine Milliarde dieser gefürchteten Pilze einnehmen musste, jedenfalls viel viel mehr, als man in den Leib bekonmit, wenn man mit ungewaschenen Fingern an die Lippen greift. Da Koch wiederholt darauf aufmerksam gemacht hat, dass der saure Magensaft die Kommaltacilleu tödtet, selbst auch eine grössere Menge tödten könnte, so sorgte ich dafür, dass ich die Bacillen bei fast leerem Magen Mor- gens einnahm, nachdem ich 2^/^ Stunden vorher mein gewöhnliches Frühstück zu mir genommen hatte. Unter diesen Umständen durfte ich nach Versicherung meines Freundes, des Physiologen Karl v. Voit, nicht 100 ecm Magensaft mit 0,3 Proc. Salzsäure im Magen annehmen. Um nun aber auch noch diese geringe Säuremenge im Magen zu neutralisiren, löste ich 1 g doppelt kohlen- saures Natron in 100 ecm Münchner Leitungswasser auf, goss 1 ecm der kräftigen frischen Bouilloncultur ins Glas, trank das Ganze auf einen Zug aus und spülte das Glas mit 50 ecm AVasser nach, um ja mögliehst alle Bacillen in den Magen zu bekommen. Diesen Choleratrank, der wie reinstes Wasser schmeckte,^ nahm ich am 7. October 1892 vor Zeugen zu mir. Einige waren bange für mich und erboten sich sogar, wenn ich überhaupt durchaus wollte, dass dieser Versuch gemacht würde, sich für ihren alten Lehrer zu opfern: — aber ich wollte nach dem alten ärztlichen Grundsatze handeln : fiat experimentum in corpore vili. Ich habe das Recht, mich als ein Corpus vile zu be- trachten. Ich bin 74 Jahre alt, leide seit Jahren an Glykosurie, habe keinen einzigen Zahn mehr im Munde, gebrauche beim Essen zum Kauen mein künstliches Gebiss nicht, dessen ich mich nur bediene, wenn ich längere Zeit und vernelnnlich zu sprechen habe, und spüre auch sonstige Lasten des hohen Alters. Selbst wenn ich mich täuschte und der Versuch lebensgefährlich wäre, würde ich dem Tode ruhig ins Auge sehen, denn es wäre kein leichtsinniger oder feiger Selbstmord, ich stürbe im Dienste der Wissenschaft, wie ein Soldat auf dem Felde der Ehre. Gesundheit und Leben sind, wie ich schon oft ge- sagt habe, allerdings sehr hohe irdische Güter, aber doch nicht die höchsten für den Menschen. Der Mensch, der höher stehen will, als das Thier, muss bereit sein, auch Leben und Gesundheit für höhere ideale Güter zu opfern. Aber die Sache erschien mir gar nicht tragisch, denn ich war fest tiberzeugt, dass mich das x ohne mein y nicht umbringen kann. Ich lebte nach Einnahme der Kommabacillen wie ge- wöhnlich weiter. Zur Zeit der Infection war meine Körper- temperatur unter der Achsel gemessen 36,7° C. Wenn man für die Temperatur im Innern des Körpers auch nur ^2° zuzählt, so macht es 37,2° C. — Pulzfrequeuz war 86. — Um 11 Uhr 50 waren Temperatur 36,8° C, Puls 84. . . . Nachmittags 4 Uhr Temperatur 36,8° C, Puls 82. . . . Um 9Vä Uhr ging ich zu Bett und sehlief ruhig. Am 8. October stand ich Morgens G Uhr auf, früh- stückte wie täglich. . . . Um 7'/2 Uhr Stuhlgang, normal in Consistenz und Farbe. ... 4 Uhr Nachmittags Stuhl- gang, breiig, von normaler Farbe. . . . Um 10 Uhr ging ich zu Bett und sehlief gut. Am 9. October stand ich Morgens 6 Uhr auf, früh- stückte um 7 Uhr wie täglich. Um 7V2 Uhr hatte ich Stuhlgang, weichbreiig, von brauner Farbe. Um 9 ',2 Uhr hatte ich starkes Gurren in den Gedärmen. . . . Um 11 Uhr wieder Stuhlgang, Consistenz und Farbe wie um 7Vo Uhr. Das Gurren dauerte an. Um 1 Uhr ass ich ausserhalb meiner Wohnung. . . . Um 2Vo Uhr Nach- Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 503 mittags nach Hause gegangen, fühlte ich mich ganz wohl, hatte nur Gurren im Ünterleibe, aber weniger als am Vormittage. — Um 474 Uhr hatte ich Stuhlgang, quan- titativ weniger, aber dünner, als der um 11 Uhr Vor- mittags war. . . . Um 9V2 Uhr wieder eine dünne Aus- leerung. — Um 10 Uhr ging ich zu Bett und schlief trotz anhaltenden Gurrens in den Gedärmen ein. Aber am 10. October früh 1 Uhr erwachte ich schon wieder, hatte eine sehr dünne Ausleerung, welche fast farblos war, nur \om rothen Weine etwas gefärbt er- schien. — Um 1 Uhr 35 wieder eine wässerige ergiebige schmerzlose Ausleerung, — um 4 Uhr Morgens wieder, aber quantitativ weniger. — Um 6V.2 Uhr stand ich auf. — Um 8 Uhr Stuhlgang, wenig, aber sehr flüssig. Den ganzen Tag sehr starkes Gurren im Darm, aber sonst Wohlbefinden, so dass ich wie gewühnlich meinen Ge- schäften nachging. — Um 1 Uhr ass ich zu Mittag mit bestem Appetit. . . . Den Nachmittag aber spürte ich sehr starkes Kollern, hatte aber keinen Stuhlgang, ob- schon ich zweimal einen zu erzielen versuchte. — Um 9 Uhr Abends einen flüssigen, sehr hellen, missfarbigen Stuhlgang. — Um 10 Uhr ging ich zu Bette. Am 11. October Morgens 6 Uhr aus gutem Schlaf erwacht; sofort Stuhlgang wie Abends vorher. Starkes Gurren. . . . Den ganzen Nachmittag Gurren und Kollern im Unterleibe. Nachmittag 3 Uhr setzte ich mich auf den Nachtstuhl, um einen Stuhlgang zu erzwingen, weil ich hoffte, dadurch das Kollern wegzubringen. Endlich drückte ich einen kleinen Kothballen von normaler Con- sistenz und Farbe heraus. Das Kollern lässt nach, tritt aber zeitweise immer wieder ein. . . . Um 9 Uhr hatte ich starkes Kollern und einen ergiebigen flüssigen Stuhl- gang. Bald darauf ging ich zu Bett und schlief ein. Am 12. October erwachte ich Morgens 3 Uhr, hatte starkes Kollern und einen Stuhlgang, wie den vorher- gehenden von Abends 9 Uhr. Ich schlief wieder ein und erwachte Morgens 5*/ 4 Uhr, hatte wieder einen Stuhlgang wie vorher, nur noch reichlicher. — Um 7 Uhr früh- stückte ich wieder wie gewöhnlich. Das Kollern hatte wesentlich nachgelassen. — Um 8^^ Uhr wieder Stuhl- gang, wenig, aber ganz wässerig, von gelbbräunlicher Farbe. — Temperatur unter der Achsel 36,7° C. Puls 86. — Um 12 Uhr 15 Stuhlgang, wenig, breiig, mit Speise- resten, braungelb. . . . Um 6V2 Uhr Stuhlgang, dünner als der Mittags. . . . Um 9 Uhr ging ich zu Bett. Am 13. October erwachte ich Morgens 2 Uhr, hatte Stuhlgang, dünn, aber sehr wenig. Andauerndes Kollern. — Um 7 Uhr das gewöhnliche Frühstück. — Um 7V2 Uhr Stuhlgang, wässerig, aber von bräunlicher Farbe. — Um 9 Uhr Kollern und Drang zur Oeftnung, die ich aber unterdrückte, weil ich ins hygienische Institut gehen sollte. Während des Weges dahin nahm das Kollern ab, stellte sich aber dort angekommen wieder ein. — Um 10 Uhr Stuhlgang, geringe Menge, gelbbraun, dünn, aber nicht so flüssig wie früher. . . . Um 3 Uhr Nachmittags Stuhl- gang, dünnbreiig, gelbbraun. — Um 7 Uhr ass ich zu Abend Schleimsuppe mit etwas Zimmtpulver und ein Salz- stängelchen und trank Bordeaux, in welchem etwas Zimmt- rinde aufgewärmt worden war, weil ich meinte, warmes Getränk reize weniger zu Diarrhöe.*) — Kollern verschwand fast gänzlich. — Um 10 Uhr ging ich zu Bett. — Um 11 Uhr 50 musste ich zu Stuhl gehen. Ausleerung gelb- braun, breiig, mit geformten Theilen. Dann ging ich wieder zu Bett und schlief ein. Am 14. October erwachte ich Morgens 5 Uhr 45 ohne *) Da P. im Uebrigen dui-chaus wie gewöhnlicli lebte, haben wir sonst die Angaben der Mahlzeiten in dem Bericlit gestrichen. Vergl. aber Obiges mit der Bemerkung weiter unten, dass jeder medicamentöse Eingriff ferngehalten worden sei. Red. Gurren. . . . Um 2 Uhr 45 hatte ich Stuhlgang von normaler Consistenz und Farbe, ohne Gurren. ... Zu Bett gegangen schlief ich die ganze Nacht ruhig. Am 15. October stand ich Morgens nach 6 Uhr auf und hatte um 9 Uhr 45 einen ganz normalen Stuhlgang. . . . Nachmittags hatte ich eine Commission in einer Fa- brik, wo ich wieder Kollern und Drang zur Oeffnung fühlte, den ich aber unterdrückte. Von dort nach Hause gekonnuen, hatte ich Stuhlgang, dickbreiig von normaler Farbe. — Von da ab konnte ich nichts Abnormes mehr wahrnehmen. Hinzufügen muss ich noch, dass meine Harnsecretion vom 7. — 15. October ganz normal war, und dass ich ihn wiederholt auf Eiweiss prüfte, aber stets mit negativem Resultate. Absichtlich hielt ich während meiner Diarrhöe jeden medicamentosen Eingriff ferne. Ein mir befreundeter Col- lege, dem ich den Sachverhalt mitgetheilt hatte, rieth mir, als die Diarrhöe mehrere Tage schon gedauert hatte, um sie nicht chronisch werden zu lassen, Calomel oder etwas Opiumtinctur anzuwenden, aber ich glaubte, es getrost weiter wagen zu können. Ueber das Schicksal der von mir genossenen Komma- bacillen in meinem Darm haben meine Collegen Pfeiffer und Eisenlohr fortlaufende bakteriologische Untersuchun- gen augestellt. Es hat sich ergeben, dass die Komma- bacillen in meinen Darmtractus nicht nur gelangt sind, sondern dass sie sich dort ganz gewaltig vermehrt haben, dass mein Darm und was sich darin befand ein vorzüg- licher Nährboden für dieselben war. Schon als die ersten dünnen Stuhlentleerungen sich eingestellt hatten, zeigten die Platten ein Uebermaass von Kommabacilleu, und die nachfolgenden ganz wässerigen Stühle ergaben Rein- culturen von Kommabacillen. Am 14. October fanden sich im normal aussehenden Koth nur mehr vereinzelte Kommabacillen auf der Platte, am 16. früh 8 Uhr waren gar keine mehr zu finden. Die meisten Bakteriologen nehmen bekanntlich an, dass die Kommabacillen die asiatische Brechruhr nicht durch ihre Auswanderung aus dem Darme in den Gesamuit- organismus erzeugen, sondern dass sie im Darme bleiben, aber da einen Giftstoff absondern, welcher resorbirt wird und dann die Cholerasymptome hervorruft. Der Cholera- anfall hat ja eine ganz frappante Aehnlichkeit mit einer acuten Arsenikvergiftung. Wie viel Gift müssen 8 Tage hintereinander die vielen Milliarden Kommabacillen in meinem Darme erzeugt haben! Und ich spürte auch nicht das Geringste von einer Vergiftung, befand mich ganz wohl, hatte stets besten Appetit, nicht die Spur einer Brechneigung, kein Sinken der Temperatur, kein Eiweiss im Harn u. s. w., ging täglich aus und meinen Geschäften nach, so dass ich schliesse, der Kommabacillus kann wohl Durchfall verursachen, aber keinen Brechdurchfall, weder einen europäischen, noch einen asiatischen. In Hamburg wäre mein Experiment vielleicht tödt- lich ausgegangen, weil dort am 7. October 1892 neben dem asiatischen x auch noch genügend von dem Ham- burger y vorhanden und in mir gewesen sein könnte, um selbst bei einer viel geringeren Menge x noch einen schweren Brechdurchfall entstehen zu lassen. . . . Nachdem ich am 15. October kommabacillenfrei ge- worden war, ti-ank Prof. Dr. Emmerich am Montag den 17. October Vormittags 9 Uhr in Gegenwart von 3 Zeugen eine Mischung von 100 ccm Iproc. Natriumbiearbonat- Lösung und 0,1 ccm einer 24 Stunden alten, üppig ent- wickelten Kommabacillen-Bouilloncultur. — Um 7 Uhr 30 Vormittags hatte er 2 Tassen Kafl'ee mit Milch und Kuchen als Frühstück genonnnen. — Um 1 Uhr Mittagessen: Suppe, Kalbsbraten, Kartoffelknödel, Zwetschgenkuchen, 504 Naturwissenschaftliehe Wochenschrift. Nr. 50. 72 Liter Bier und Kaffee. — Um 7 Uhr Abendessen; Gansbraten, geröstete Kartoffeln, Semmel, 3 V2 Liter Kochel- bräu-Märzenbier. Durch diesen absiebtlichen Diätfehler wollte E. das Zustandekommen der durch die Komma- baeillen angeblich verursachten Cholera unterstützen. Er ass deshalb auch Nachts 11 Uhr noch ein grosses Stück Zwetschgenkuchen. — Abends 7 Uhr hatte er einen con- sistenten normalen Stuhl, Morgens 2 und 4V2 Uhr je eine breiige, kotliige Entleerung, und Früh 8 Uhr (18. X.) einen dünnflüssigen, noch braun gefärbten Stuhl. . . . Im Verlauf des Tages liatte er 3 erbsenbreiäbnliche Entleerungen, und in der Nacht vom 18. auf 19. October Früh 2, 3 und 5 Uhr je einen ca. 500 ccni betragenden reiswasserähnlichen, d. h. ungefärbten Stuhl. In der Zeit von 3 — 5 Uhr Früh befand er sich (da er einen so raschen Verlauf nicht erwartet und daher Nichts vorbereitet hatte) 3 mal je V4 — V2 Stunde lang nur mit dem Hemde be- kleidet auf dem kalten Abort, durch dessen Brille ein mit der Hand fühlbai-er kalter Luftstrom bestäntlig her- einzog. . . . Vom 19. Abends ab stellte sich grosser Durst ein, weshalb er sehr viel kaltes kohlensaures Wasser und hie und da auch etwas Heidell»eerwein trank. Vom 19. Früh 6 Uhr bis zum 20. Abends 7 Uhr hatte er 15—20 farblose, wässerige Entleerungen von je 100 bis 200 ccm. Auf Rath unseres hochverehrten Herrn Geheimrath von Ziemssen nahm er am 19. Abends 7 Uhr 15 Tropfen Tinct. thebaic. als Klystier und im Verlauf des 20. und 21. drei aus Acid. tannic. 0,1 und Pulv. Opii 0,01 be- stehende Pulver. In der Nacht vom 19. auf 20. October hatte er noch 8 und vom 20. — 21. October Vormittags 10 Uhr noch 12 farblose, wässerige und theihveise flockige Stühle von je 100—200 ccm. Am 21. October Nachmittags 1 Uhr kam der erste breiige, braungefärbte kothige Stuhl, als- dann hatte er während 24 Stunden überhaupt keine Ent- leerung, und vom 22. October ab waren die Stühle wieder regelmässig, normal, Anfangs noch dickbreiig, und vom 24. October an consistent und geformt. Kommabacillen waren vom 18. October (Stuhl Früh 11 Uhr) bis zum 28. October nachweisbar. Dieselben fanden sich in den farblosen Stühlen vom 19. October in Reincultur. Vom 24. October an nahm College Emmerich wieder die gleichen Speisen wie vor dem Versuch. Während der ganzen Krankheitsdauer war das Allgemeinbefinden un- gestört, der Appetit meist vorzüglich. Er hatte nicht die geringsten Sclmierzen, weder im Magen noch im Darm, ja nicht einmal ein Gefühl von Unbehaglichkcit. Die Stimmung war stets sehr gut. Obgleich er sich nach den vielen Diarrhöen körperlich etwas schwächer fühlte, so kam ihm docli sein Zustand zu keiner Zeit irgendwie bedenklich vor. Die einzigen auffallenden Symptome waren, abgesehen von den Diarrhöen: häufiges Kollern im Darm, eine etwas belegte (leicht heisere) Stimme und das Gefühl von Trockenheit im Pharynx. Die Harnsecretion war auch auf der Höhe des Krankheitsprocesses nicht auffallend vermindert. Dieselbe Itetrug z. B. am 20. October von Früh 8 Ulir bis Mittags 12 Uhr, trotz der voraus- gegangenen zahlreichen Stühle, ca. '/o Liter. Diese beiden au Menschen gemachten Versuche sprechen sehr dafür, dass der Konnnabacillus durch sein Lel)en im Darme das specifischc (liift, welches die asiatische Brech- ruhr hervorruft, nicht erzeugt, und stimmen diese beiden Versuche sehr genau mit dem überein, was kürzlich erst Prof. Bouchard (Les mierobes pathogenes) über Versuche mit Reinculturen von Kommabacillen und mit Entleerungen namentlich Harn von Cholerakranken an Thieren mitge- theilt hat. Bouchard hat gefunden , dass Kaninchen, welchen er Darm- oder Nieren-Ausscheidungen von cholera- kranken Menschen beibrachte, der menschlichen Cholera entsprechende Symptome bekamen (Brechdurchfall, Cya- nose, Krämpfe, Erniedrigung der Temperatur, Verengerung der Pupille), hingegen nicht, wenn er ihnen bloss Rein- culturen von Kommabacillen oder deren Stoffwechsel- producte beibrachte. Er schliesst daraus, dass der Komnia- bacillus das (Jholeragift nicht erzeuge. Was Bouchard an Kaninchen gefunden hat, haben ich und Emmerich nun auch am Menschen nachgewiesen. Es seheint beim Cliolera- pilz nicht anders, als beim Hefenpilz zu sein, der auch nur bei Gegenwart gewisser Zuckerarten den berauschen- den Spiritus erzeugen kann. Auch die Versuche von Bouchard beweisen, dass Infectionsversuche an Thieren mit Kommabacillen nichts beweisen, denn sie zeigen nur zu deutlich, dass das eigentliche Choleragift in ihnen nicht entsteht, sondern nur im menschlichen Organismus und nur Von diesem aus, auch mit Ausschluss von Bacillen, Thieren beigebracht, diese cholerakrank machen kann. Ich glaube jedoch annehmen zu dürfen, dass trotz- dem Robert Koch und seine zahlreichen Anhänger getrost sagen werden, dass nichts bewiesen sei, als dass, wie sie schon immer angenommen haben, ich und Emmerich nach Einnahme von Kommabacillen regelrecht einen Cholera- anfall, wenn auch leicliterer Art und ohne tödtlichen Ausgang durchgemacht haben. Aber zu ihrer Ansicht, dass für Choleraepidemien x und z genügend seien, und dass man dazu kein y brauche, kann ich mich aus epidemio- logischen Gründen immer noch nicht bekennen, ebenso wenig wie zu den Maassregeln, welche man auf Grund der Entdeckung des Kommabacillus in Deutschland, Oester- reich- Ungarn und Italien zur Ausführung gebracht hat. Ich will nur obenhin erwähnen, dass zwei Kliniker, welche schon viele (J'holerakranke gesehen und behandelt haben, versicherten, dass unser Krankheitsbild ihrer klini- schen Beobachtung und Erfahrung bei Choleraepidemien niclit entspräciie. Ich hatte Prof. Dr. l'auer und Geheim- rath Dr. von Ziemssen ins Vertrauen gezogen. Weiter durfte ich selbstverständlich von diesen Cholerainfections- versuchen an Menschen nichts verlauten lassen, denn nach- dem in meinem Stuhle Kommabacillen nachgewiesen waren, wäre ich ohne Barmherzigkeit in eine der auch bereits in München bestehenden projibylaktischen Cholerabaracken gesperrt und ich und meine ganze Wohnung der Des- infection reichsmässig unterworfen worden. Eigentlich ist es schade, dass das niclit geschehen ist, denn wenn es geschehen wäre, hätten die Contagionisten stolz ausrufen können, dass sie allein ganz München vor Cholera ge- rettet haben, während ich und Ennnerich mit unseren Stühlen, die wir thatsächlich Undesinficirt in Abtrittsgruben und in Wasserclosefe entleerten, die Stadt sicher ange- steckt hätten. Doch Spass bei Seite! Ich würde ja gerne auch Contagionist werden, die Ansicht ist ja so bequem imd ers])art alles weitere Nachdenken, wenn nur die Herren nur erklären könnten, wie es so viele Orte geben kann, in welche die Cholera eingeschleppt wird und wiederholt eingeschleppt worden ist, ohne dass sie sich epidemisch entwickelte. Eines der überraschendsten Beispiele ist be- kanntlich Lyon, die zweitgrösste Stadt Frankreichs, durch welche der grosse Verkehr zwischen den beiden Infec- tionsheerden Paris und Marseille geht. Koch bat zwar schon einmal versucht, die Immunität von Lyon con- tagionistisch davon abzuleiten, dass dort die Cholera- wäsche auf Wäscherschiffen auf der Rhone und Saone gewaschen werde, wodurch nur das Flusswasser, das weiter fliesst, aber nicht die Stadt verseucht werde. Diese Nr. 50. Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. 505 Waschgelegenheit findet sich aber auch in Orten, weiche schon heftige Clioleraepidcmien gehabt haben, z. B. in Zürich, und findet sicli in vielen Orten nicht, welclie sich trotzdem stets als cholerainnnun erwiesen haben, z. B. in Stuttgart, wo man die Imnnuiität schwerlich von Schitfen auf dem Neseubach ableiten kann. Ich kann hier nicht wiederholen, was ich in meinem Buche „Zum gegen- wärtigen Stand der Cholerafrage" schon gesagt habe, sondern nur bitten, nachzulesen, was da von Seite 505 bi.s 539 steht, ebenso was ich üljer örtliche und örtlich- zeitliche Disposition von Seite 2ö7 bis 468 mitgetheilt habe. Die dort mitgcthciltcn epidemiologischen That- sachen und die daraus gezogenen Schlüsse sind von den Contagionisten und Bakteriologen weder angegriffen noch widerlegt, sondern nur gründlich ignorirt worden. Solehe epidemiologische Thatsachen stimmen eben gar so wenig mit der contagiouistischen Anschauung. Hamburg und Berlin sind seit dem Jahre 1831 oft von Cholera heimgesucht worden, Hamburg lö mal. Berlin 12 mal. Der Verkehr zwischen den lieiden Städten ist zu Land und zu Wasser von jeher ein lebhafter gewesen, so dass man denken muss, dass durch denselben stets der Cholerakeim, also der Konnnabaeillus hin- und her- gesclileppt worden ist. (In Tabellen, die P. giebt, sind alle Choierazeiten von Handiurg und Berlin angegeben, ebenso alle gemeldeten Ciioleratodesfälle, und da zeigt sich eine sehr geringe zeitliche Uebereinstimmung, und auch keine quantitative bezüglich der Zahl der Todes- fälle). . . . Die Resultate der ersten Choleracommission für das Deutsche Reich werden seit Entdeckung des Konnna- baeillus für belanglos gehalten. Betrachtet man das Herrschen der Cholera in Berlin und Hamburg nur etwas genauer, so findet man viel, was mit den gegenwärtig herrschenden Ansichten durch- aus nicht übereinstimmt. Im Jahre 1831 beginnt die Cholera in Berlin bereits am 30. August und braucht bis zum 31. October, bis sie auf dem Wasser- oder Landwege nach Hamburg gelangt. Im Jahre 1837 hatte Berlin wieder eine der heftigsten Epidemien, die es je gehabt hat, und konnnt in Hamburg kein einziger Fall vor. Im Jahre 1848 hatte Berlin eine schwächere Epidemie, die Ende Juli begann, während die Ciiolera in Hamburg einen Monat später, aber ebenso explosionsartig, wie die Epidemie von 1892 auftrat. Es starben damals 7 Per- sonen im August, 766 im September, 808 im October, 70 im November und 23 im December, was zusammen 10 pro Mille der Bevölkerung entspricht, während in Berlin nur 3,9 pro Mille starben. Im kommenden Jahre 1849 war es umgekehrt; da starben in Hamburg, obschon die Epidemie in Hamburg vom 14. Juni bis 22. November dauerte, nur 3,3, während in Berlin 8,8 pro Mille starben. Das Jahr 1850 war für beide Städte ein schwaches Cholerajahr und das Jahr 1851 ganz cholerafrei; auch das Jahr 1852 zeigt in Berlin nur wenig Cholerafälle und in Hamburg gar keine. Das Jahr 1854 ist für Berlin cholerafrei, während Hamlmrg eine schwache I^pideniie hatte. Vom Jahre 1855 bis 1859 kamen in Hamburg stets Cholerafälle vor, die sich im letzten Jahre zu einer grösseren Epidemie steigerten, während 3 Jahre hinter- einander in Berlin kein Fall vorkam. Sehr auffallend ist auch die Thatsache, dass seit 1831 weder Berlin noch Hamburg eine Winterepidemie hatten, dass die Cholera so regelmässig erst mit Anfang des Sommers begimit und schon im November, längstens December endet. Der Kommabacillus scheint da sein Winterkleid anzuziehen, in welchem er weder in den menschlichen Magen, noch ins Trinkwasser, oder ins Spree- und Elbewasser gelangen kann, während in München, wo wii- bis jetzt erst 3 Choleraepideraien hatten, doch schon 2 Winterepidemien (1836/37 und 1873/74) waren. Der Bacillus, von dem doch Alles herkommt, scheint sehr sonderbare zeitliehe Launen zu haben, je nachdem er in Norddeutschland oder in Süddentschland zu thun hat. Da die Cholera in Indien, ihrer Heimath, jedenfalls die nämliche Krankheit wie bei uns ist, so fragt sich's, ob sie auch dort eine .Abhängigkeit von der Jahreszeit zeigt, und worin der (Inind davon liegen kann. . . . Die Abhängigkeit bei uns zeigt sich wohl in keinem Beispiele deutlicher und überzeugender, als in der Zusammenstel- lung aller im ganzen Königreiche Preussen von 1848 bis 1859 angemeldeten Erkrankungen und Todesfälle. Da- mals hatte Preussen 12 Jahre iiintereinander jedes Jahr Choleraepidemien mehr oder we;:iger bald in einer Pro- vinz, bald in einer anderen. . . . Das Minimum der Erkrankungen und Todesfälle fällt da in die erste Hälfte der Aprilmonatc, wo im ganzen Königreich Preussen binnen 12 Jahren nur 71 Erkran- kungen und 50 Todesfälle an Cholera gemeldet wurden, während in der ersten Hälfte des September 57 395 Er- kraidcnngen und 31 048 Todesfälle gemeldet sind. Nimmt man das halbmonatliche Minimum an Todes- fällen als Einheit, so kann man leicht das allmähliche An- und Absteigen der Fälle nach der Jahreszeit be- rechnen. . . . Die Ciiolera im ganzen Königreiche Preussen steigt nach Jahreszeiten von einem Minimum 1 zu dem er- schreckenden Maximum von 620, und geht dann ebenso gleichmässig und allmählich wieder zum Minimum zurück. Man muss ausschliesslich ein Bakteriologe sein, der nur zu zählen gelernt hat, wie viel Bakterien aus einem Kubik- centimeter auf der Platte sich entwickeln, um dieses Naturgesetz zu verkennen. Wie will man die kolossalen zeitlichen Untersciiiede mit den Eigenschaften des Konnna- baeillus in Einklang bringen'?! Warum wirkt der Komma- bacillus in Hamburg und Berlin in einer Epidemie so stark, in einer anderen so schwach? Der Kommabacillus kann den Sprung von 1 bis auf das 620fache unmöglich erklären, da von ihm ein einziger hinreichen soll, um die grösste Epidemie hervorzurufen. Dagewesen ist er in Preussen ja im A]iril wie im Sep- tember. Was kann der jahreszeitliche Einfluss sein? Die Meisten möchten an die Temjjeratur denken. Auch in Hamburg und Berlin beginnen ja die Cholera- epidemien meistens im Monate Juni unil enden im No- vendjer, oft schon im October, längstens im December. Dieser Annahme widersprechen aber die heftigen Winter- epideraien in anderen Gegenden. Dem widerspricht auch das Verhalten der Cholera selbst in Indien. In Calcutta, das im endemischen Choleragebiete liegt, fällt das Minimum der Cholera in den August, manchmal aueii in den Sep- tember, und das Maxinmm in Januar bis April, meistens in den April. Die mittlere Temperatur des April ist in Calcutta 30° C, die des August 28° C, mithin nahezu gleich. Wenn der Kommabacillus so einfach von Mensch zu Mensch übergehen kann, dann kann die Jahreszeit überhaupt keinen Einfluss haben, am allerwenigsten die Temperatur, denn im menschlichen Darme angelangt, findet er stets die gleiche Wärme von 37,5° C. die einem tropischen Klima entspricht. Ein grosser Unterschied aber ist in Calcutta in einem anderen klimatischen Factor. Die mittlere Regenmenge im April ist 60, im August 365 i^Iilli- meter. Calcutta hat durchschnittlich im Jahre 16U0 Milli- meter Niederschläge, aber sehr ungleicii auf die Jahres- zeiten vertheilt. Die Regenzeit beginnt dort mit dem Eintritte eines Passat- Windes, des Südwest -Monsuns im 506 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. Monate Mai uud endigt Ende September oder im October. Nach dem Aufhören der Regenwinde fällt oft 4 bis 5 Monate lang kein Tropfen Regen. Wenn man nun die monatlichen Choleratodesfälle und die monatlichen Regen- mengen in Curven aufträgt, so erhält man ein sehr über- raschendes Bild. Die beiden Curven gehen umgekehrt. Das kann man nicht als eine Wirkung des Regens auf eine Bakterienart, namentlich nicht auf den Komma- bacillus auffassen, welchem Trockenheit tödtlich ist, der nur im Feuchten leben kann. Ich habe den Einfluss der Regenzeit bezüglich der Ciiolera in Calcutta daher stets auf die Bodenfeuchtigkeit bezogen. Damit stimmt auch die Cholerabewegung im Königreiche Preussen. Da fallen die Cholera-Maxima und -Minima gerade auf die entgegen- gesetzten Monate, wie in Niederbengalen. In Norddeutsch- land ist das Choleraminimum im April und das Maximum im September, also gerade umgekehrt. Das Ansteigen der Bodenfeuchtigkeit wirkt, in unserem Klima wenig- stens, der Eutwickelung von Choleraepidemien entgegen; das Absteigen derselben, die Zeit der Austrocknung ist ihrer Entwickelung günstig. Der September ist durchschnittlich der bodentrockenste, der April der bodenfeuchtestc Monat. Aus den Regenverhältnissen erklärt sich auch, warum Hamburg und Berlin unter 27 Cholerazeiten noch nie Wintercholeraepidcmien hatten, während in München solche unter dreimal schon zweimal eintreten konnten. Mir liegen Mittheilungen vor, aus welchen erhellt, dass Spätherbst und Winteranfang in Norddeutschland stets zunehmende Regenmengen zeigen gegenüber München, wo es gerade umgekehrt ist. Aus den Regenverhältnisseu erklärt es sich auch, weshalb die örtlichen Choleraepidemien von jeher mit der Annäherung an ein Gebirge oder mit der Lage in einem Gebirge so auffallend abgenommen haben, weil damit auch die Regenmenge zu- und das Sättigungsdeficit der Luft und damit die Austrocknung des Bodens abninnnt. Das choleraimmune Salzburg und Innsbruck, wohin sich bei Ausbruch von Choleraepidemien in Oesterreich und Bayern schon so viele Choleraflüchtlinge begeben haben, haben durchschnittlich 50 Procent mehr Niederschläge als München, obschon beide Städte zwar im Gebirge, aber zum grössten Theile auf Flussalluvium, auf dem der Salzach und des Inus liegen, wie München auf dem Alluvium der Isar. Eines der schlagendsten Beispiele vom Einfluss des Regens auf die Cholera ist die Bewegung der Epidemie von 1873 in München. . . . Die Epidemie begann zur günstigsten Zeit für die Cholera, Anfang August, stieg rasch an, so dass man allgemein befürchtete, es käme wieder zu einem so heftigen Ausbruche, wie im Jahre 1854, wo München mehr als 20 Voo seiner damaligen Bevölkerung verlor. Aber schon vom 12. August an begann sie wieder zu sinken, sinkt noch rascher den September hindurch, so dass am 30. Sej)- temljer, am 1. und 2. October kein einziger Fall mehr gemeldet wurde. Schon zu dieser Zeit dachte man daran, die Epidemie als erloschen zu erklären. Es lagen aber zwei Gründe vor, welche zur Vorsicht mahnten. Erstens kehrten Ende September, wo die Schulen begannen, zahlreiche Cholera- flüchtlinge zurück. Zweitens war der Wohnungswechsel damals noch fast ausschliesslich auf die Ziele Ende April und Ende September beschränkt, so dass viele Personen undurchseucht in Quartiere kommen mussten, welche im August und September Cholerafälle hatten, ebenso wie aus verseuchten Quartieren die Cholera in bisher davon freigebliebene getragen werden konnte. Ich konnte erfahren, dass zu Michaeli 1873 mehr als 20 000 Personen die Wohnung gewechselt haben. Wir waren nun sehr gespannt, wie die Cholerafrequenz im darauffolgenden Monat October sich gestalten werde und waren sehr erstaunt, dass im October weder unter den Cliolerafluchtlingen, noch unter den Umgezogenen eine Vermehrung der Cholerafälle sich zeigte. Ihre Zahl blieb auf dem Minimum, auf welchem sie Ende September angelangt war, ja an 11 Tagen im October wurde nicht ein choleraverdächtiger Fall gemeldet. Erst als in der ganzen ersten Hälfte des November nur 1 Cholerine- und 1 Cholerafall gemeldet wurden, er- klärte der Gesundheitsrath die Epidemie von 1873 als erloschen, nachdem inzwischen auch kaltes Wetter und Winterfrost eingetreten war. Sie schlummerte aber nur uud erwachte bereits am 16. November wieder, stieg rasch an, so dass sie schon am 4. December eine tägliche Höhe von 56 Fällen er- reichte, während in den 31 Tagen des Monats October zusammen nur 21 Fälle gemeldet worden waren. Wie erklärt sich Koch und die Contagionisten, dass der Kommabacillus in München, nachdem er kaum auf- getaucht war, schon im August und September, sonst seinen gedeihlichsten Zeiten, wieder zurückgegangen, im October und Anfangs November fast ganz verschwand und dann plötzlich zu einer bedeutenden uud lang dauern- den AVinterepidemie erheben konnte? — Dieses Ruhen der Cholera im Winter in Berlin uud Hamburg ist con- tagionistisch ebenso wenig begreiflich, wie das Aufflackern der Cholera in München bei Winterkälte, und doch sind es feststehende, unangreifbare epidemiologische That- sachen. Vom localistischen Standpunkte aus ist diese höchst auffallende Cholerabeweguug in München leicht zu er- klären. Der Keim x zur Epidemie war bereits nach München gelangt, lange bevor Münchener zu erkranken begannen. Es ist eine epidemiologische Thatsache, dass die Cholera in einem Orte sowohl in Indien als auch ausserhalb Indiens oft monatelang ruht, l)is sie wieder ausbricht, ja es sind Fälle bekannt, wo man ein viel längeres Ruhestadium, als in Hamburg und Berlin und München annehmen muss. Im Dorfe Bellinghausen bei Essen und in einigen anderen Orten in der preussischen Rheinprovinz und in Westfalen brachen im Sommer 1868 Choleraepidemien aus. Damals war nicht nur ganz Preussen, sondern ganz Europa frei von Cholera. Wenn man nicht autochthone Entstehung annehmen will, muss man diese Epidemie als Nachzügler der Epidemie von 1866 annehmen, an welcher auch die Stadt Essen Theil genommen hatte. Im Jahre 1883 war die grosse Choleraepidemie in Aegypten, die sich nicht auf andere Orte im Mittelmeer- gebiete verbreitete, was man von der Wirksamkeit der Quarantaine abzuleiten besonders in Frankreich geneigt war, wo sie aber im Jahre 1884 heftig ausbrach. So entwickelte sich 1873 in München Ende Juli und Anfang August eine Ortsepidemie, welche aber durch irgend etwas in ihrer Weiterentwickelung gehennnt worden sein musste. Nach meiner Ueberzeugung war es das nämliche Etwas, was auch in Calcutta jedes Jahr die Cholera wesentlich vermindert, eine für München ganz abnorme Regenmenge im August. Nach einem sehr trockenen Juli fiel im August 171 mm (d. i. 70 Procent über dem Mittel) Regen. Seit die Regenmenge in München gemessen wird, ist noch nie so viel im August beobachtet worden. — Danach folgte wieder eine abnorm trockene Zeit, nach welcher sich die Winterepidemie entwickelte. Der Kommabacillus und einige Cholerafälle waren auch den ganzen October und in der ersten Hälfte des No- Nr. 50. Naturwissciiscliaftliclie Wochenschrift. 507 vember noch iniiiier vorhanden, aber die Bewegung der Epidemie war davon augensclieinlicli nicht regiert. Der nändiclie Eintiuss der Regenmenge machte sieh in der benacidiarten Stadt Augsburg lienierlvlich. Auch Augsburg ist eine für Cholera empfängliche Stadt, welche im Jahre 1854 sogar 25 pro Mille ihrer Bevölkerung an Cholera verloren hat. Im Jahre 1873 aber blieb sie trotz mehrfacher Einschlcppungcn aus München frei. — Die Augsburger leiteten zwar iin' Freibleiben von ihren Des- infectionsniittcln ab, die aber keine anderen waren, als man auch in Munclien ebenso gebrauchte. Damals war der Kommabacillus noch nicht entdeckt und hatte Koch noch nicht nachgewiesen, dass die Anno 73 in Augsburg und München gebrauchten Desinfectionsmittcl wirkungslos auf ihn sind, aber Augsburg hatte 1873 einen sehr nicder- schlagreichen Winter und einen so heftigen Niederschlag, wie ihn München erst im August hatte, schon im Juni (169 mm). Die mittlere Regenmenge im Durchschnitt mehrerer Jahre ist für München und Augsburg zwar gleich, aber einzelne Jahre zeigen hie und da gewaltige Unterschiede. Im Jahre 1873 fielen in München im Ganzen 806, in Augsliurg 1059 mm. Der nämliche Einfluss des Regens auf die Cholerabewegung zeigt sich bei den vielen Epidemien, welche Genua am Mittelmeere von 1835 bis 1884 gehabt. Solche atmosphärische Einflüsse spielten unzweifelhaft auch bei der Epidemie von Hamburg in diesem Jahre eine entscheidende Rolle. . . . Der Sommer 1892 in Ham- burg war ein höchst abnorm trockener und heisser. . . . Die Hitze im August war unerträglich, gegen 5° über dem Mittel, während die Niederschläge in den drei Mo- naten Juli, August und September weit unter dem Mittel waren. . . . Selbstverständlich erniedrigte sich auch der Grund- wasserstand, welcher der richtigste Index für den Wechsel der Durchfeuchtung der über dem Grundwasserspiegel liegenden Bodenschichten ist. . . . Die Temperatur der Elbe wird in Hamburg täglich Morgens 8 Uhr in Mitte des Stromes gemessen. Sie erreichte im August 22° C. Diese Witterungsverhältnisse haben sich allerdings auch noch auf weitere Gegenden Norddeutschlands er- streckt, die sonst auch für Cholera empfänglich waren, heuer aber noch nicht epidemisch ergriften wurden, wo sich wahrscheinlich erst in kommender Zeit Epidemien zeigen werden. Bezüglich der Regenmengen jedoch soll man nur Orte miteinander vergleichen, in welchen sie fortlaufend beobachtet wird; denn wenn die durchschnitt- liche Regenmenge in naheliegenden Orten und Gegenden auch die gleiche ist, so kann sie, wie das Beispiel von München und Augsl)urg zeigt, in einzelnen Jahren und in einzelnen Jahreszeiten doch sehr verschieden sein. Der Cholerakeim ist in diesem Jahre aus Russland und Frankreich sicher schon weiter auch in Deutschland verbreitet worden; dass er nur in Hamburg einen so günstigen Boden gefunden hat, wird daher noch einen besonderen Grund gehabt haben. Hamburg macht seit Jahren im wachsenden Zustande ein eigenthUmliches hygienisches Experiment in grösstem Maassstabe, es glaubt, sich mit einem höchst unreinen Wasser rein waschen zu können. Die Hamburger Wasser- kunst vertheilt unfiltrirtes Elbewasser in der ganzen Stadt und darüber hinaus. In den Leitungsröhren findet man grosse Rasen von Pilzen pflanzlichen und thierischen Ur- sprungs, hie und da einen Wasserhahn durch den Kopf eines Aales verstopft, welcher darin stecken blieb. . . . Mit diesem Schmutzwasser brachte man seit dem Bestehen der Wasserkunst einen Theil des Unrathes, welchen man mit Hilfe der sehr guten Canalisation in die Elbe ab- schwemmte, immer wieder in die Stadt und über die ganze Stadt zurück, denn derselbe fliesst in Hamlnu-g nicht immer flussabwärts und so weit, dass er auf seinem Wege durch die Selbstreinigung des Flusses aufgezehrt werden könnte, sondern er fliesst zweimal im Tage bei eintretender Kluth stromaufwärts, und gemessener Maassen von seiner Hauptausmündungsstellc bis über die Wasser- schöpfstelle der Hamburger Wasserkunst hinauf. Ein solches Nutzwasser nuiss zu einer allmählichen Buden- verunreinigung beitragen und der reinigenden Wirkung der Canalisation zuwider arl)eiten. Die Elbe kommt oberhalb der Schöi)i'stelle wohl als gereinigtes Flusswasser an, wird aber durch Hamburg so verunreinigt, dass innerhalb dieser Strecke eine genügende Selbstreinigung nicht eintreten kann. Wenn solches Wasser zur Wasserversorgung als Trink- oder Nutzwasser verwendet werden soll, so ist selbstverständlich, dass es auch noch einer anderen Reinigung bedarf, und als solche kann die Sandfiltration eintreten, wie sie ja auch die Stadt Altena einige Kilometer unterhalb Hamburg mit Erfolg ausführt. In Kuxhafen ist die Elbe wieder frei von Hamburger Verunreinignng. Nebstdem ist selbstverständlich, dass ein gleicher Grad von Verunreinigung des Wassers ganz verschieden auf verschiedenen Boden wirkt, und haben daher alle Choleraepidemien in Hamburg gezeigt, dass zwischen den Quartieren auf Marschland und auf Geesteboden wesent- liche Unterschiede bestehen . . . In Hamburg geht seit Einführung der Canalisation nach dem grossen Brande 1842 die Typhusfrequenz ebenso, wie in den englischen Städten, die damit und mit reinem Wasser versehen wurden, herunter, mit Ausnahme einiger Schwankungen, welche in abnorm trockene Zeit fallen. Die Typhusepidemien haben dies mit den Choleraepide- mien gemein. Dass aber Hamburg trotz seiner vortretf- lichen Canalisation in relativ trockenen Zeiten immer noch ein fruchtbarer Typhusbodeu werden kann, haben die Typhusepidemien von 1885 bis 1887 zur Genüge ge- zeigt, und es schliesst sich auch an die diesjährige Cho- leraepidemie wieder eine erhebliche Steigerung der Typhus- frequenz an. In München sind wir glücklicher daran. Da hatten wir sonst beim besten Trinkwasser, aber tiefem Grund- wasserstand jährlieh oft mehr als 20 Typhustodesfälle auf 10 000 Einwohner, seit 1881 aber, selbst bei sehr niedrigem Grundwasserstand, höchstens 1. Der einst so verrufene MUnchener Typhusboden hat sieh durch Assa- nirungsarbeiten allmählich sehr gereinigt, ohne immer neue Verunreinigungen zum Verarbeiten zu erhalten. Wir blicken daher auch einer neuen Heimsuchung der Cholera mit einigem Trost entgegen . . . Die Rolle, welche das Wasser bei der jüngsten Epi- demie gespielt, wird verschieden aufgefasst, die Trink- wassertheoretiker glauben, dass in die Elbe Kommaba- cillen von russischen Juden gekommen, mit der Fluth stromaufwärts bis zur Sehöpfstelle der Wasserkunst ge- schwommen und so gleichzeitig über die ganze Stadt vertheilt und getrunken worden seien. Die Trinkwasser- theorie wird schon deshalb gerne angenommen, weil sie einen nie in Verlegenheit bringt; denn bricht eine Epidemie aus, dann ist etwas ins Trinkwasser gelangt, wenn man es auch nicht nachweisen kann, bricht keine aus, dann ist eben nichts hineingelangt. Das explosionsartige Auf- treten der Epidemie von 1892 führt der Trinkwasser- theoric jedenfalls wieder viele Gläubiger zu. Wer erklärt aber die früheren Hamburger und viele Epidemien, die auch ohne Hilfe des Trinkwassers vorkommen. Icher innere nur au die Choleraexplosion von 1873 im Gefängnisse zu Laufen, an die Sommerepidemie von 1854 in München, an die 1884 in Genua, wo es auch am einfachsten gewesen wäre, sie 508 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. vom Wassertrinkeu abzuleiten, wo aber die epidemiolo- ft-ische Untersuchung zur Evidenz nachgewiesen hat, dass das Wasser als Trinkwasser keine Rolle gespielt haben kann. Ich lasse unentschieden, ob 1892 das Hamburger Wasser als Trinkwasser direct, oder als Schmutzwasser indirect auf die Menschen gewirkt hat. Auffallend bleibt mir, dass man von den Komma- bacillen, welche das ganze Unglück angerichtet haben sollen, trotz eifrigsten Suchens nichts im Eibwasser und nichts im Hamburger Leitungswasser finden konnte. Man sagt zwar, der Nachweis gelinge nicht, weil neben den Kommabacillen so viele andere Bacillen vorhanden seien, welche die Nährgelatine verflüssigen. Doch hat Koch in Calcutta in einem Weiher (tank), als an dessen Ufer Cholera herrschte, seine Bacillen nachgewiesen, ebenso in jüngster Zeit Fränkel im Rheinwasser, wo ein Schiff lag, welches Cholerakrauke hatte. Aus den indischen Weihern wird nicht bloss Wasser getrunken, sondern es wird darin auch gewaschen und gebadet. Mir scheint, wenn Kommabacillen aus dem menschlichen Darme in Fluss- oder Weiherwasser nur in einiger Menge gelangen, so müssen sie nachweisbar sein, aber sie versehwinden im Wasser, wo sie den Kampf uni's Dasein mit den ge- wöhnlichen Wasserbacterien zu bestehen haben, sehr bald, und Koch fand deshalb auch in dem indischen Weiher, als die Cholera an seinen Ufern verschwand, keine Konnnabacillen mehr, und sie verschwanden auch aus dem Rheinwasser so schnell wieder, nachdem sie kurz vorher von einem Cholerakranken hineingelangt waren. Kraus hat gefunden, dass die Koch 'sehen Vibrionen, in nichtsterilisirtes Wasser gebracht, schon nach 24 Stunden nicht mehr darin nachweisbar waren. Ich bin durchaus nicht gegen den Kommabacillus und spreche ihm nicht jede ätiologische Bedeutung ab, aber ich kann unmöglich glauben, dass er das x sei, welches ohne y Choleraepidemien hervorrufen und ent- wickeln kihine. Wenn man bei einer Infectionskrankheit auch einen specifischen Mikroorganismus gefunden hat, darf man nicht hoffen, dass damit auch schon gefunden sei, was man zur Bekämpfung der Krankheit braucht. Der schlagendste Beweis dafür ist die Tuberculose. Die Entdeckung des Tuberkelbacillus im Auswurf der Schwind- süchtigen war wissenschaftlich eine ebenso interessante und wichtige, wie die des Kommabacillus in den Aus- leerungen der Cholerakranken. Aber seit der Entdeckung des Tuberkelbacillus, die wesentlich älter ist, als die des Kommabacillus, ist noch kein Mensch weniger oder mehr an Schwindsucht gestorben, als früher auch. Zum Schlüsse seien mir noch einige Betrachtungen über die jetzt angeordneten Schutzmassregeln gegen die Cholera gestattet. Sie stehen ganz auf contagionistischer Grundlage, aiif rein theoretischem Boden, losgelöst von aller epidemiologischer Empirie. Man glaubt, die Cholera müsse sich von jetzt an nach der herrschenden Theorie, und nicht die Theorie nach der Cholera richten. Man ist sehr einseitig geworden. Den Kommafang beim ersten Cholerafalle, der in einem Orte vorkommt, hält man für das Wichtigste. Wenn das asiatische Komma nachgewiesen ist, kann man den Kranken isoliren, seine Ausleerungen und was mit diesen möglicherweise in Berührung gekommen sein kann, ja seine ganze Wohnung dcsinficiren — dann ist, wie man glaubt, der Ort, sei es Dorf oder Stadt, vor der Cholera geschützt. Wenn man in Hamburg den ersten Fall gleich isolirt und desinficirt hätte, hätte die Epidemie, wie man glaubt, nicht ausbrechen können. Ehe ein Cholerafall im Orte zu officieller Kenntniss kommt, hat aber derselbe schon mit anderen Menschen und Localitäten verkehrt und seine Darmentleerungen uu- desinticirt gelassen. — Wenn der Fall angezeigt ist, muss erst bakteriologisch festgestellt werden, ob es asiatische oder Cholera nostras ist. Dann soll man wissen, wo sich der Kranke inficirt hat, um den lufectionsherd zu zerstören, mit welchem übrigens schon so und so viele Personen in Berührung gekommen sind, ehe man mit Maassregeln hin- kommen kann. Selbst beim grössten Eifer wird man immer post festnm kommen. In jedem gi'össeren Orte, der von einer Choleraepidemie befallen wird, und wo man unter- sucht, welchen persilnlicheu und localen Zusannncnhang die ersten 10 bis 20 Fälle haben, findet man keinen. Als die Cholera in Hamburg ausbrach, brach sie gleichzeitig und mit Heftigkeit auch in der benachbarten Eibinsel Wilhelmsburg aus, das ganz auf preussischem Gebiete liegt und wohin sich die Hamburger Wasserkunst nicht erstreckt .... Der menschliehe Verkehr ist nie pilzdicht zu gestalten und alle Beschränkungen undüeberwachuugen des Verkehrs sind uiclit im Stande, die Cholera von Hamburg abzu- halten, wenn die örtliche und zeitliche Disposition dazu gegeben ist, und der Verkehr den Cholerakeim dahin bringt. Nur vollständige Unterlassung jedes Verkehrs könnte helfen, und das wäre ein grösseres Unglück, als die Cholera. Wer den Segen des menschlichen Verkehrs will, muss auch damit unvermeidlich verbundene Uebel mit in den Kauf nehmen. Die Verbreitung des Cholerakeims ist weder in Indien, noch ausserhalb Indiens durch Isolirungeu, Desinfectionen, Kordone, Quarantänen u. s. w. zu verhüten. Man meint, es müsse schon helfen, wenn man auch nicht alle, aber doch eine grössere Anzahl von Cholerafällen isolirt und desinficirt. Man hat es mit der Ueberwachung von Zoll- grenzen verglichen und gesagt, wenn auch trotz der auf- gestellten Zollwächter auf jeder Grenze geschmuggelt wird, so würde doch viel viel mehr geschmuggelt und würden die Verluste der Zolladministration viel grösser sein, wenn man die Zollschutzwaclien aufbeben würde. Dieser Ver- gleich hinkt sehr, da Bacterien und Infectionsstoffe ganz andere Eigenschaften haben, als geschmuggelte Zollgegen- stände. Wenn ein einzelner geschmuggelter Ochse jenseits der Grenze sich binnen 24 Stunden zu Milliarden seines- gleichen oder eine einzelne geschmuggelte Waare gleich zu grossen Waarenlagern vermehren könnte, hätte man die Zollschutzwachen auch längst als nutzlos aufgegeben, denn da käme es nicht darauf an, ob mehr oder weniger, ohne Zoll zu zahlen, durchkommt, sondern darauf, dass gar nichts durchkäme. Es geht mit den Cholerakeimen wie mit Gedanken, wo man auch glaubte, gewisse Ge- danken könne man durch Pressgesetze an der Verbreitung hindern; aber sie sind trotz aller Censuren immer weiter gekommen, bis es schliesslich zur Pressfreiheit kam und so wird es auch bei Choleraepidemien zur Verkehrsfreiheit kommen. Nützlicher und erfolgreicher wäre es, dafür zu soi-gen, dass jenseits der Grenze die eingeschmuggelten Waaren sich nicht vermehren können, sondern zu Grunde gehen. Und für Cholerakeime hat die Empirie solche Mittel in der Assanirung der menschlichen Wohnplätze gefunden. An den Choleraepidemien, welche in den drcissiger und vierziger Jahren auf dem europäischen Continente herrschten, haben die englischen Städte gleichen Antheil genommen. In den sechziger Jahren, wo Preussen, Belgien, Holland und Frankreich die schwersten Epidemien hatten, trat die Cholera in Grossbritannien schon höchst bescheiden auf, und seit 1866 ist in England trotz seines kolossalen Ver- kehrs mit dem Mutterlande der Cholera, mit Indien und zahlreicher von aussen eingeschleppter Cholerafälle keine einzige Ortsepidemie mehr vorgekommen, weder während der Cholerazeit auf dem Continente von 1871 bis 1874, Nr. 50. Naturwisscnschaftliclie Wochenschrift. .509 noch während 1884 — 1887. Auch in diesem Jahre ist die Cholera von Hamhurg, Russhmd und Frankreich nicht nach Eng-Lind geiiommen, obschon England (London) das einzige Land war, welches auch während der Cholera in Hamburg ohne Furcht mit Schiften aus dem verseuchten Hafen verkehrte. Wenn man den menschlichen Verkehr gegenüber dem Cholerakeime x nicht pilzdicht gestalten kann, so muss man in den zwei anderen Richtungen, gegen y uud z zu wirken suchen, und da lassen sich dauernde Vortheile erzielen. Man nniss streben, die Orte oder die Menschen zu imnuuiisiren. Dass viele Mensclien gegen Cholera immun sind, das z, die individuelle Disposition nicht besitzen, zeigt sich bei jeder Epidemie. Der menschliche Organismus lässt sich in einen Zustand bringen, dass in ihm das Choleragift nicht entsteht, wenn er sich auch an einem Choleraorte betindet. Die Bakteriologie hat zur Entdeckung von Eiweissarten gefüin-t, welche in geringster Menge einverleibt, die Entwickelung von Infeetionskrank- heiten zu hindern vermögen — icli erinnere nur an die Untersuchungen von Hans Buchner über die bakterien- feindlichen Wirkungen des Blutes und des Blutserums. — Wie es gegen die Pocken eine Schutzimpfung giebt, so darf man auch eine gegen Cholera erwarten. Die Ver- heerungen des Poekencontagiunis konnte man auch durch Isolirung und Desinfeetion der Pockenkranken nicht be- kämpfen, erst die Schutzpockenimpfung zeigte Erfolg. Die Cholera hat vor den Pocken voraus, dass sie nicht contagiös ist, wie das Verhalten der Aerzte und Krankenwärter zur Oenüge zeigt, sondern dass sie auch von örtlichen Verhältnissen abhängig ist, gegen welche man schon vorgehen kann, noch ehe der specitische Cholerakeim in den Ort gebracht wird. Es giebt von Natur aus cboleraimmune Orte, aber auch für Cholera empfängliche Orte können immun gemacht werden, wie die Assanirung des Fort William bei Caleutta und die der Grube in Haidhausen bei München zeigt. Dass das Isoliren der Kranken in Cholerabaracken, das Desinticiren und das Abkochen des Wassers auch bei der jüngsten Epidemie in Hamhurg nichts genützt haben, geht daraus hervor, dass so heftige Epidemien wie diese an anderen Orten und zu anderen Zeiten ebenso verlaufen sind, wie die in Hamburg. Ich habe die Epidemie in Hamburg von 1892 mit der von München von 1854 verglichen, w'elche auch eine so explosionsartige Sommerepidemie war. München verlor damals verhältnissmässig mehr als Hamburg, denn es starben bis zum 20. October von 106,715 Einwohnern 2231 (21 pro mille) an Cholera. Die Einwohnerzahl von Ham- burg wird im Jahre 1892 zu 640,000 angegeben, was gerade das sechsfache der Einwohnerzahl von München im Jahre 1854 ist, und starben bis zum 29. November 7614 = 12 pro mille .... Der rasche Abfall der Epidemie in Hamburg könnte dahin gedeutet werden, dass man so viele Cholerabaracken gebaut, so viele Kranke isolirt und dann ihre Wohnungen mit Carbolseifenwasser bestrichen und desiutieirt, dass man so viel Wasser gekocht habe u. s. w. : — aber in München, wo von alledem nichts geschah, ging es ebenso schnell, ja noch etwas schneller herunter. Ich schliesse daraus, dass es in Hamburg 1892 ebenso gegangen wäre wie 1854 in München, wenn auch in Hamburg nichts geschehen wäre. Man hat in Hamburg nur der herrschenden Theorie Genüge geleistet, aber nicht die Cholera vertrieben, die von selbst gegangen wäre, um sich im November oder December wie früher auch ganz zur Ruhe zu legen, sich dort in ihren üblichen Winterschlaf zu begeben .... Das Verbieten von Menschenansammlungen in einem Orte (Märkte, Messen, Volksfeste u. s. w.) hat nur einen Sinn, wenn in einem Orte die Cholera herrscht oder zu herrschen beginnt. Man hat in diesem Jahre aus tinancielleu Gründen die grösste Messe Russlands in Nishnii-Nowgorod abgehalten und die bereits ausgebrochene Cholera verlief da ziemlich gelinde. In Leipzig hat man die Messe, obschon Leipzig und ganz Sachsen cholerafrei waren, aus Furcht vor Kommabacillen nicht abgehalten. Zu Michael 1866, als man den Bacillus noch nicht kannte, hatten die Leip- ziger noch mehr Muth. Das war das Kriegs- und Cholera- jahr, in welchem Leipzig seit je die heftigste Epidemie hatte, welche gerade Mitte September ihren Höhepunkt erreicht hatte, von dem sie nun abzufallen begann. Es entstand daher die Frage, ob man Ende September die Messe abhalten soll oder nicht, bei welcher Gelegenheit sich die innere Stadt in ihrer Einwohnerzahl zu verdoppeln pflegte. Die grosse Anzahl undurchseuchter Jlenschen, welche da zusammenkam, könnte nicht nur die Epidemie in Leipzig wieder neu aufleben lassen, sondern die Mess- leute könnten bei ihrer Abreise auch die Cholera wieder weiter verbreiten. Aus tinanciellen und handelspolitischen Gründen glaubte man damals aber die Leipziger Michaelis- messe doch abhalten zu müsseu. Bei der Cholerakonferenz 1867 in Weimar theilte Wunderlich, der berühmte Kliniker an der Leipziger Universität, wörtlich mit: „Gerade in die Zeit der Messe fiel der rapide Abfall der Epidemie, und wenn auch durch Fremde die Krankheit von Leipzig da und dorthin ver- schleppt worden ist, so entstand doch unseres Wissens dadurch nirgends eine Epidemie" .... Die Coutagionisten bilden sich zwar ein, sie hätten durch ihre Maassregeln, die in Handjurg und Umgebung ergrift'en wurden, nicht nur Berlin, sondern ganz Deutseh- land vor Verbreitung der Choleraepidemie gerettet, — aber ich fürchte solclie leider für das nächste Jahr, wenn der Himmel nicht wieder so viel Regen schickt, wie im Jahre 1867 nach dem Cholerajahr 1866. Dem schlinnnen Jahr 1866 waren auch so vereinzelte Choleraepidemieu vorausgegangen, die sich auf Altenburg und Werdau im Pleissethale beschränkten. Die Cholera mochte 1865 nicht einmal von Altenburg nach dem nahen Leipzig hinab, sondern stieg nur bis Werdau hinauf. Auch Berlin und Hamburg hatten damals keine Cholera, wurden aber im nächsten Jahre heftig ergrift'en. Aber wenn die Cholera in einem Orte ausgebrochen ist, werden die Coutagii misten sagen, dann muss man ja doch die Maassregeln ausführen, welche ihre Theorie vor- sehreibt. Auch das ist nach meiner Ueberzeugung eine Täuschung. Ich kenne Fälle, wo man gar nichts dieser Art gethan hat, und die Epidemien doch auffallend gelinde verliefen, viel gelinder, als wo man contagionistisch vorging. Ein antieontagionistisches Experiment in grossem Maasstabe hat man vor etwa 60 Jahren seht)n in Bayern gemacht. Als alle contagionistischen Maassregehi in Nord- deutschland und anderen Ländern nicht den geringsten Erfolg zeigten, glaubte man in Bayern sich auf den ent- gegengesetzten Standpunkt stellen zu müssen, und erliess am 10. September 1836 eine Ministerialentscheidung, die asiatische Brechruin- betreft'end, in welcher die beiden ersten Paragraphen lauten: 1) Bekanntlich sind Furcht und Niedergeschlagenheit des Gemüthes die sichersten Verbündeten und die gefähr- lichsten Träger der in ihrem eigentlichen Wesen noch nicht vollständig ergründeten, in ihren Erscheinungen aber ziendich genau constatirten Brechruhr. — Oberster Grund- satz muss es daher sein, bei Annäherung sowohl, als auch bei wirklichem Vorhandensein dieser verderblichen Krank- heit Alles zu vermeiden, was Beängstigung verbreiten und sonach die moralische Empfänglichkeit erzeugen oder befördern könnte .... 510 Natnrwissenscbaftliehe Woclieiischrift. Nr. 50. 2) Da feruer, abgesehen von dem beinahe einstimmig-en Urtheile der Techniker über die miasmatische Natur der Seuche, gänzliche Absperrungen durch die Erfahrung als unausführbar, theilweise Vorkehrungen der Art aber als unnütz belästigend anerkannt sind, da ferner selbst bei entgegengesetzter Annahme Maassregelu im Sinne der Contagiosität jedenfalls durch Beunruhigung mehr schaden würden, als ihre strengste und gelungenste Durchführung gegenüber eines so mächtigen Uebels zu nützen vermöchte, so sind Sperren und Contumazanstalten, Erschwerungen des Verkehrs durch Abforderung von Gesundheitszeug- nissen u. s. w. durchaus zu umgehen und die diesfallsigen früheren Vorschriften in keiner Weise mehr als existent zu betrachten. Das bayerische Ministerium ging damals so weit, dass es am 10. September 1836 sogar auch eine Belehrung für Nichtärzte ülier die epidemische Brechruhr amtlich bekannt machte, in der es unter anderem heisst: „Ist in einer Familie ein, oder sind mehrere Cholerakrauke zu pflegen, so rufe man baldigst einen Krankenwärter herbei, soferne nicht die Krankenwart durch Mitglieder der Familie, An- verwandte und Dienstboten vollkommen zweckmässig geschehen kann und gerne geschieht. Die Familicnglieder, Angehörigen und Dienstboten können übrigens ohne jede Furcht vor Ansteckung dem Kranken jeden nöthigeu und nützlichen Dienst leisten." Als nun Mitte October die Cholera wirklich in München auftrat, handelte man ganz in diesem anticoutagionistisehen Sinne. Nur diejenigen Kranken wurden in das Kranken- haus gebracht, welche zu Hause keine genügende Pflege fanden, München hatte damals jeden Samstag einen grossen Getreidemarkt, der nicht nur von Laudieuten aus der nächsten Umgebung, sondern aus ganz Oh er- und Nieder- bayern, aus Schwaben und Neuburg und anderen Kreisen stark besucht wurde, der Markt fand im Centrum der Stadt statt. Nach Ansicht der Contagionisten hätte die Cholera in München und Bayern schrecklich um sich greifen müssen. Sie dauerte von October bis Februar, befiel als die erste Epidemie eine ganz undurcbseuchte Bevölkerung. München war damals noch nicht im geringsteu assanirt und als Typhusstadt schon damals verrufen; — aber von den drei Choleraepideniien, welche München gehabt hat. war gerade die von 1836 die mildeste. Auch die Verbreitung in der Umgebung Münchens und in ganz Bayern war eine so geringe, wie sie in den späteren Epidemien nie mehr vorkam .... Diese Epidemie ist mir eine Jugenderinnerung. Ich war 18 Jahre alt und in der Oberklasse des Gymnasiums und wohnte mit einem Vetter zusannnen, welcher damals bereits absolvirter Candidat der Medicin und als Assistenz- arzt bei einer ärztlichen Cholerabesuchsanstalt verwendet war, Avelche Anstalten wesentHch zur prophylaktischen Behandlung dienten. Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie man damals keinen Cliolerakraidicn scheute, sondern sie nur zu pflegen und ihnen zu helfen bestrebt war, wie die Reichen furcht- los in die Häuser der Armen gingen und reiche Gaben brachten, wie cholerakranke Handwerksgesellen und Dienst- boten in den Häusern ihrer Meister und Dienstherrschaften mit furchtloser Liebe gepflegt wurden, wie Aerzte und Geistliche zu Kranken nnd Sterbenden in jede Hütte gingen, ohne angesteckt zu werden, wie namentlich auch von unserem Leichenpersonal im Friedhofe kein einziger erkrankte*). *) In der nächsten No. der Xaturw. Wochenschr. werden wir einen zweiten Artikel über C'liolera bringen, in weleliem auch gegnerische Stimmen Ansdriicli finden sollen. Red. Eine Erdkarte im Maassstabe von 1 : 1 000 000. — Zu den Fragen, mit welchen sich der im Jahre 1891 zu Bern abgehaltene 5. internationale Congress beschäftigt hat, gehörte auch die nach der Herstellung einer grossen einheitlichen Erdkarte. Es ist zwar über dieses Pro- jeet schon in No. 5 (S. 46) der ,,Naturw. Wochenschr." be- richtet worden, doch so kurz, dass etwas Ausführlicheres darüber erwünscht sein dürfte. Prof. Penck aus Wien betonte die hohe Bedeutung eines solchen Werkes und auf seinen Antrag wurde dann auch eine Kommission von 20 Mitgliedern ernannt, welche der Sr.che näher treten sollte. Die dieser Kommission von Pixf. Penck unter- breiteten Vorschläge, welche in den deiit;>chen geogra- phischen Blättern, Bd. 15 S. 165—194 veröffentlicht worden sind, geben über die Einzelheiten des Planes die beste Auskunft und es wird auch unsere Leser inter- essiren, einiges aus ihnen über die Begründung und den Umfang des Unternehmens zu erfahren. So gross auch das vorhandene K:.'.tenmaterial von allen Theilen der Erde bereits ist, so wird seine wissen- schaftliche und praktische Verwendbarkeit doch sehr we- sentlich durch seine grosse Ungleichmässigkeit beein- trächtigt. Nicht nur ist der Maassstab der einzelnen Karten sehr verschieden, auch durch Projection und In- halt sind sie höchst ungleichartig. Ferner sind viele Karten nur in Zeitschriften veröffentlicht worden und daher schwer zugänglich. Eine kartographische Darstellung der gesamniteu Erdoberfläche in demselben Maassstabe und nach einheitlichen Grundsätzen niuss daher ein Werk von ebenso hoher wissenschaftlicher wie praktischer Bedeutung sein. Ueber den anzuwendenden Maassstab sind ver- schiedene Meinungen geltend gemacht worden. Der Con- gress hat sich auf den Vorschlag von Penck für den Maassstab 1 : 1 000 000 entschieden. Wenn auch dieser Maassstab heute noch für verschiedene Theile der Erde imnöthig gross erscheint, so muss doch auf die Zukunft Rücksicht genommen werden. Ein bedeutend kleinerer Maassstab würde nicht erlauben, unser gesammtes geo- graphisches Wissen wenig bekannter Länder niederzu- legen. Zudem spricht auch die Bequemlichkeit für den gewählten Maassstab, 1 mm der Karte entspricht einem km in der Natur, 1 cm einem MjTiometer, 1 qmm einem qkm und 1 qcm einem Quadratmyriometer. Bei diesem Maassstabe ist freilich nicht daran zu denken, eine zusammenhängende Uebersichtskarte zu schaffen. Asien allein würde eine 8 m hohe Wand decken. Es können immer nur einzelne Blätter anein- ander gefügt werden. Penck empfiehlt deshalb den Polyeder- Entwurf zu wählen, der auch für die Special- karten von Deutschland, Oesterreich-Ungarn und anderen Ländern benutzt worden ist und der nahezu flächen- und winkeltreue Bilder liefert. Bezüglich der Grösse der ein- zelnen Blätter wird eine Zouenhöhe und Columnenbreite von 5° vorgeschlagen. Es ergäben sich dann je 18 Zonen zwischen dem Aequator und den Polen und je 36 Co- lumnen beiderseits des Mittelmeridiaus, als welcher der von Greenwich angenommen wird. Ein Uebelstand ist freilich, dass die Blätter als Trapeze erscheinen und pol- wärts immer schmäler werden. Letzterem Mangel lässt sich einigermaassen dadurch begegnen, dass die Zonen über den 60. Grad nördlicher und südlicher Breite hinaus in die halbe Columnenzahl getheilt werden. Was den Inhalt anlangt, so soll weder das politische noch das rein physikalische Bild in den Vordergrund ge- Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. öll rückt werden. Die Darstellung der Gewässer soll in blauer Farbe geschehen, dasC4eläude durch braune Seliraffi- tüng oder Schummerung gegeben werden. Es wird vorge- schlagen, 5 Höhenstufen, von 0 — 100 m, 100 m bis 300 ra, 300 m bis 500 m, 500 m bis 1200 m und über 1200 m durch verschiedene Farlientöne zu unterscheiden und durch zahlreiche Höhenangaben in Dekametern den lieber- blick zu erleichtern. Sehr schwierig ist die Frage nach der Beschreibung der Karte. Eine einheitliche phonetische Scln'cibweiso hält Penck mit Recht für unmöglich. Die Weltkarte muss die Namen aller der Länder, die sich des latei- nischen Alphabets bedienen, in der offiziellen Gestalt an- nehmen und daher indianische Namen in Nordamerika in englischer und in Brasilien in portugiesischer Schreib- weise geben. Für diejenigen Länder dagegen, welche das lateinische Alphabet nicht besitzen, wird eine rein literale Trauskription empfohlen, nach Regeln, die entweder von dem betrettenden Lande selber in Vorschlag gebracht werden, oder durch Vereinbarung festzustellen sind. Nach diesen Vorschlägen stellt sich die geplante Weltkarte als ein Werk von riesigem Umfange dar, dessen Herstellung die volle Kraft zahlreicher Mitarbeiter in An- spruch nehmen und grosse Mittel erheischen würde. Eine Fläche von über 151 qm würde davon bedeckt werden und die Herstellungskosten kämen auf etwa 3 800 000 Mk. zu stehen. Penck weist aber darauf hin, dass für wissen- schaftliche Zwecke schon grössere Summen aufgebracht worden sind, so für die Polarforschung und für die Er- schliessung Afrikas, auch die von dem internationalen astronomischen Cougress in Paris 1887 beschlossene An- fertigung einer grossen einheitlichen Himmelskarte wird Millionen von Mark kosten. — Wie gross der Antheil der einzelnen Länder an dem Werke sein würde, zeigt eine üebersicht. Auf das britische Reich würden 222 Blätter kommen, auf Russland 192, auf die Vereinigten Staaten 65, auf Frankreich 55, auf Skandinavien 54. Das Deutsche Reich steht mit 21 Blättern an 10. Stelle, Oester- reich-Ungarn mit 7 an 19. Wenn sich die ersten 10 Na- tionen an dem Werke betheiligen würden, so dürfte das grosse Unternehmen gesichert sein, das für die Entwick- lung der geographischen Wissenschaft von hervorragender Bedeutung zu werden verspricht. A. K. Das Wachsthiim der Pilzhjplieu hat der Privat- docent an der Berliner Universität Dr. M. 0. Reinhardt neuerdings untersucht, als einen Beitrag zur Kenntniss des Wacbsthums vegetabilischer Zellmembranen. (Prings- heims Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik. Band XXIII, Heft 4. 1892;. Nach den bisherigen Untersuchungen verlegte man das Wachsthum der Pilzhyphen theils in die Spitze (Scheitel) selbst und die ihr zunächst gelegene Zone (Naegeli, De Bary, Brefeld), theils in die unmittelbar hinter dem Scheitel gelegene Region (Noll, J. Wortniann), theils nahm man neben dem Spitzenwachsthum noch eine Streckung der einzelnen Zellen der Mycclfäden an (Eschenhagen 1889). Dass völlig übereinstimmende Re- sultate bisher nicht existiren, liegt zum Theil darin, dass die einschlägigen Untersuchungen nicht nur sehr zeit- raubend sondern auch sehr schwierig sind. Verf. wählte ftir seine Untersuchungen meist die Mycelieu von Peziza Sclerotiorum, ausserdem P. Trifoliorum, P. Fuckeliana und P. tuberosa. Die Uebereinstimmuug der hierl)ci erhaltenen sehr interessanten Resultate berechtigt zu dem Schluss, dass wahrscheinlich bei den meisten Pilzmj'celien ähn- liche Verhältnisse obwalten. Die obigen Arten schma- rotzen auf verschiedenen Wirthspflanzen, gedeihen aber auch als Saprophyten in verschiedenen Nährlösungen und auf versclüedenen Nährböden. Die Hauptäste der Mycelien erreichen sehr bald eine bedeutende Dicke und wachsen nach allen Richtungen in die Nährlösung hinein; auf diese Hauptäste beziehen sich alle folgenden Angaben. Ihre Gestalt ist streng cy- lindrisch. Nur die End- (Scheitel-) Zelle wächst in die Länge; von ihr theilt sich durch eine senkrechte Quer- wand stets eine neue, bald längere bald kürzere Glieder- zelle ab. Das Maximum der Wachsthumsgeschwin- digkeit betrug 34 ft (d. h, **/,ooo mm.), gewöhnhch 14—23 fj. in 1 Minute. Die Gestalt der ruhig wachsenden Spitze lässt sich am treffendsten vergleichen mit einer Halbkugel, welche nach hinten durch die paraboloidische in die Cylinder- form des Fadens übergeht. (Bei ungestörtem Wachsthum "^(TT^ sieht mau die Spitze der wachsenden Hyphe in immer gleichbleibender Gestalt gleichsam passiv durch das Ge- sichtsfeld geschoben). Mit der Intensität des Wachsthums ändert sich jedoch die Form der Spitze, indem die Halbkugelform in die ellipsoidische übergeht und auch diese bei noch steigen- der Intensität sich mehr und mehr zuspitzt, bei Verlang- samung des Wachsthums allmählich wieder in die halb- kugelige übergeht und manchmal noch weiter sich abflacht. [So entstehen bei sclniell wechselnder Intensität die von De Bary beschriebenen undulirten Profile (Fig. 3)J. Solche Formänderungen sind aber nur möglich, wenn das Wachsthum in der sich ändernden Spitze selbst stattfindet. Genaue Messungen an gleich- massig wachsenden Spitzen haben ergeben, das jegliches Längenwachsthum nur in der halb- kugeligen bezw. parabolisch gestalteten Spitze und der sich daran schl icssenden schmalen Cy- linderzoue stattfindet, deren Höhe etwa gleich dem Radius ist. Bei gleicher Antheilnahme der wach- senden Region am Längenwachsthum, und dieses selbst durch Dehnung zu Stande gekommen gedacht, müssfen demnach die einzelnen Flächentheilchcn bei normalem Wachsthum um das Doppelte, bei maximalem um das Dreifache gedehnt werden. Durch Reiz bewirkte Störungen im Wachs- thum. Jene oben erwähnten undulirten Profile treten nur bei Störung in der Ernährung auf; wenn die Nährlösung 512 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. concentriter oder durch Wasserzusatz verdünnt wird, wie z. B. bei der Beobachtung unterm Miicrosliop. In ähnlicher Weise wird das Wachsthum durch Wechsel der Tem- peratur beeinflusst, während eine Einwirkung des Lichtes nicht beobachtet wurde. Sind die Störungen anhaltender Art, so rundet sich die Spitze ab und schwillt kugelig an (Fig. 1 u. 2). Bei noch empfindlicheren Störungen plattet sich die Kugel vorn ab, das Wachsthum an der Spitze erlischt zuerst, während die nach den Längs- seiten zu hegenden Theile noch weiter wachsen und die ruhende Spitze in extremen Fällen wie ein Ringwall überragen (Fig. 4), bis auch hier das Wachsthum zum Stillstand kommt. Das weitere Wachsthum, oft schon nach wenigen Minxiten, wird nicht von der Spitze, son- dern von einzelnen Punkten des Ringwalles wieder aufgenommen durch Hervorsprossungen , welche ihrer seits durch Spitzenwachsthiun zu Hyphen auswachseu (Flg. 4. u. 5). Bei ungestörtem Wachsthum entstehen die Nebenäste in grösserer oder geringerer Entfernung hinter der Spitze, in acropetaler Reihenfolge, indem am Haui)tfaden kleine, zunächst halbkugelige, ein wenig zugespitzte Hervor- stülpungen auftreten, die bald zu meist schwächeren Nebenästen weiterwachsen. Ausser diesen acropetal ent- stehenden wachsen öfter aus älteren Hyphen neue Neben- äste auf gleiche Weise hervor, ohne erkennbare Veran- lassung. Ob bei diesem Auswachsen die ältere Membran, oft von nicht unerheblicher Dicke, vorher eine chemische Umänderung erleidet, lässt Verf. unerörtert. Was die Zeit betrifft, nach welcher Membrantheile noch zu neuen Fäden auswachsen können, so ist zu be- achten, dass darauf die Art und Weise, wie die Pilz- fäden im Ruhezustande gehalten sind, nicht ohne Einfluss ist. Myceltheilchen, von Kulturen entnommen, die seit Wochen kein Wachsthum mehr gezeigt hatten, aber in massig feuchter Kammer aufbewahrt waren, nahmen an den verschiedensten Punkten das Wachsthum schon nach einigen Stunden wieder auf, sobald sie in zusagende Nährlösung gebracht wurden. Aus Sclerotien, die über ein Jahr trocken gelegen hatten, geschnittene Scheiben wuchsen nach 48 Stunden an einigen Punkten der Schnitt- fläche zu neuen Fäden aus. Aber nicht allein der Zusatz neuer Nahrung, lie- ziehentlich das Uebertragen in frische Nährlösung oder das Eintreten sonstiger günstiger Vegetationsverhältnisse veranlasst das Auswachsen neuer Nebenäste, sondern auch die wachsende Nachbarhyphe giebt direkt dazu Veran- lassung. Anastomosen zwischen Pilzhyphen sind bei Keimschläuchen, namentlich bei Aussaat vieler Sporen eine allgemeine Erscheinung; an jungen, schwach er- nährten oder dem Nährboden noch nicht genügend an- gepassteu Mycelien von Peziza sind sie ebenfalls häufig. An älteren Hyphen kommen sie anf zweierlei Weise zu- stande und führen dann zu unvollkommener oder voll- kommener Fusion. Die Spitze einer wachsenden Hyphe wächst direkt senkrecht auf die ältere Wand einer andern Hyphe zu bis zur Berührung plattet sich dann an der- selben ab und verwächst mit ihr. Die Verbindung bleibt eine äusserliche, die ältere Membran bleibt erhalten und ein Verkehr der Inhalte kann nur auf osmotischem Wege vor sich gehen. (Figuren 6 — 10, A). Ob überhaupt ältere Membranpartien bei solchen Anastomosen direct von jungen sieh anlegenden Hyphen aufgelöst werden, ist fraghch und konnte nie beobachtet werden; wogegen in vielen Fällen leicht festgestellt wurde, dass die Fusion dauernd eine unvollkommene blieb. Die zweite Art, eine wirkliche offene Fusion, entsteht vielmehr auf folgende Weise. Von zwei neben einander liegenden Hyphen ent- wickelt die eine einen Nebenast, der mehr oder weniger senkrecht auf die zweite Hyphe zuwächst, und von dieser zweiten Hyphe erhebt sich nun, genau der heranwachsen- den Spitze gegenüber, ebenfalls ein Nebenast, beide wachsen weiter und nähern sich bis zur Berührung, und die Spitzen platten sich an einander ab (Figuren 6 u. 7, B)] die Membranen erscheinen an der Verschmelzungsstelle noch kurze Zeit als stärker lichtbrecheude Masse, werden aber dann bald völlig resorbirt (Fig. 8, B), ein Vorgang, der eine gewisse Aehnlichkeit hat mit dem von Brefeld geschilderten Entstehen der sogenannten Schnallen. Quer- wände treten auch in solchen Anastomosen auf, jedoch an anderen Stellen als dort, wo die Fusion vorher statt- gefunden hatte (Figuren 9 u. 10, B). Interessant ist die Art und Weise, wie sich die My- celien verschiedener Pilzgattungen und -Arten verhalten, wenn sie auf demselben Nährsubstrat mit einander in Berührung kommen. Peziza-Kulturen, in welche Mucor- Mycelien auf irgend eine Weise gelangt sind, zeigen eigenartige Mycel-Wucherungen der Peziza. Das End- resultat ist immer dasselbe; die JIucor-Hyphen werden von den Peziza-Hyphen (oft in 3-4facher Lage) um- wachsen, ihres Zellinhalts beraubt und sterben sehneil ab. Ein Eindringen von Hyphen oder Hyphenfortsätzen, welche als Saugorgane zu dienen hätten, wie das von den auf Mueor schmarotzenden Verwandten desselben bekannt ist, konnte nirgends nachgewiesen und beobachtet werden. Die Entziehung des Zellinhalts geschieht also durch os- motische Kräfte. Die zarten Hyphen von Acrostalagmus cinnabarinus und Triehothecium roseum starben so schnell unter den ümschlingungen der Peziza, dass jegliche Sporeubildung unterblieb. Ganz anders ist die Einwirkung wachsender Mycelien von Penicillium glaucum und Asper- gillus auf Peziza. Zu den Versuchen dienten A. niger und A. flavus. Ueppig wachsende Mycelien dieser drei verbreiteten Schimmelpilze tödten Peziza, indem sie über das Mycel derselben hinwachsen. Die Art des gegenseitigen Bekämpfens, Verdrängens und Abtödtens von Pilzen durch andere lässt sich wie folgt zusannnenfassen : Penicillium verhindert durch Aus- scheidungen und schliessliches Ueberwachsen, gleichsam durch Ersticken, das Wachsthum von Aspergillus flavus und A. niger und in noch entschiedenerer Weise das der Peziza- und Mucor- Arten. Aehnlich, wenn auch schwächer, wirken die beiden Aspergillus-Arten. Die Peziza-Arten werden ausserdem, sowohl von Penicillium und Aspergillus, als auch von jeder anderen Pcziza-.A.rt, zur Bildung eigen- thümlicher Wuehsformen veranlasst, bevor ihr Wachsthum gehemmt, beziehentlieh ganz unterdrückt wird; auch von den Mucor-Arten wird aus der Ferne ein ähnlicher Reiz auf das Wachsthum der Peziza ausgeübt, dieses selbst aber dadurch eher gefördert als gehemmt; auch geben die Mucor-Arten und andere Pilze, Fumago, Triehothe- cium u. a., zu wulstigen Umschlingungen Veranlassung, denen sie ebenfalls unterliegen, von Peziza an den Be- rührungsstellen ihres Inhalts beraubt. Jedenfalls haben diese Einwirkungen der verschie- denen Pilze auf einander auch eine Bedeutung für ihre Verbreitung in der Natur. Gewisse Mucorideen werden in der That, ausser von ihren specifischen Schmarotzern, den ihnen verwandten Chaetocladium und Piptocephalis, durch Aspergillus und Penicillium auch von ihren natür- lichen Standorten verdrängt, und ebenso ergeht es den Coprinus- Arten. Aus den Untersuchungen von de Bary geht hervor, dass nicht allein eine abgeschiedene Säure das Mittel ist, durch das Peziza die Zellen der Pflanzen tödtet, auf denen sie schmarotzt, sondern dass dies vor allem durch ein abgesondertes Enzym bewirkt wird. Die Versuche des Verf. zeigten, dass von den verschiedenen Peziza- Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 513 Arten, welche alle lebhaft Oxalsäure abscheiden, auch verschiedene Enzyme gebildet und abgeschieden werden. Dass diese Enzyme in der That verschieden sind, ergiebt sich aus dem gegenseitigen Verhalten der verschiedenen Peziza-Arten. Ohne Zweifel sind die ausgeschiedenen Stoffwechsel- producte, mit ihren für die Verdrängten so nachtheiligen Folgen, eines von den Mitteln, denen die weniger gut angepassten Formen im Kampf ums Dasein unterliegen. Als Schmarotzer auf lebenden Pflanzen sondern die Pe- zizen Oxalsäure und ein Enzym ab, tödten vermittels derselben die Zellen der Wirthspflanze und können erst dann in diese eindringen. Ob die Ausscheidung dieser beiden Stoffe für das Leben der Peziza nöthig ist, d. h. ob sie im Lebensprocess ausgeschieden werden müssen als Endproducte der stofflichen Zersetzung, wie Kohlen- säure und Sauerstoff", kann nach den vorliegenden Ver- suchen nicht entschieden werden. Ausser der Einwirkung der Peziza auf andere Pilzarten wurden auch verschiedene Stoffe in ähnlicher Weise, wie Pfeffer bei seinen Unter- suchungen über chemotaktische Bewegungen verfuhr, auf ihre Wirkung auf Peziza geprüft. In einigen Versuchen konnte eine die Wachsthumsrichtung direct beeinflussende Reizwirkuug nachgewiesen werden. Aus anderen Ver- suchen ging hervor, dass die Peziza-Hyjdien durch Aen- derung der Wachsthumsrichtung passende Nah- rung aufzusuchen vermögen. Das Spitzenwachsthum. Der Theorie Nae- gelis über das Wachsthuni durch Intussusception sich anschliessend sagt Sachs: „ . . . dass durch die pas- sive Dehnung der Zellhäute, welche der Turgor oder auch die Scliichtenspannung in passiv gedehnten Geweben be- wirkt, die vollständig durchtränkte Zellhaut erst befähigt wird, in den Flächenrichtungen neue Substanz einzulagern, womit jedocli nicht gesagt ist, dass nicht noch andere Ursachen auf diese Einlagerung mitwirken." Und ferner: „Nach der von mir aufgestellten Theorie ist eine wesent- liche Bedingung des Wachsens der Zelle der hydrosta- tische Druck . . . ." Im Gegensatz hierzu sagt de Vries: „Die Ausdeh- nung der Zellwände din-ch diesen Turgor beschleunigt die Einlagerung neuer fester Theilchen zwischen den bereits vorhandenen Molekülen der Zellhaut; diese Ein- lagerung ermöglicht ihrerseits eine weitere Turgoraus- dehnung." d. h. also, der Turgor ist niclit die Ursache sondern er wirkt beim Wachsthuni durch Intussusception nur fördernd mit. Strasburger, Schmitz und Wortmann dagegen fassen das Flächenwachsthum der Membranen nur als Dehnung der vom Plasma auf irgend eine Weise ausgeschiedenen oder angelegten Membranlamellen auf; die Hauptstütze für diese ihre Ansieht bildet die Beob- achtung des Spitzenwachsthums der Alge Bornet ia se- cundiflora, wo die neugebildeten kappenförmigen Mem- branlamellen direct aus dem Plasma abgeschieden werden und die älteren Membranlamellen vom Protoplasma ab- schliessen, passiv dehnen und schliesslich zersprengen. Verf. hat an den von ihm untersuchten Objecten weder eine solche Lamelleubildung noch einen Unterschied in der allerdings sehr zarten Membran nachweisen können. Da selbst beim gewöhnlichen regelmässigen Wachstiuun, falls letzteres ausschliesslich durch Dehnung zu Stande käme, die Membran sich schon auf das Doppelte, bei zunehmender Wachsthumsgeschwindigkeit sieh besonders in den nahe der Axe liegenden Theilen sogar noch stärker dehnen müsste, so würde diese Dehnung sich gewiss durch Abnahme der Dicke bemerkbar machen, direct gegen so ausgiebige Dehnung spricht das geringe Vorwölben und Sprengen junger Querwände. Hierzu kommt noch, dass man die bei Störungen in der Ernäh- rung und chemischen Reizen eintretenden, oft ziemlich schnell sich vollziehenden Aenderungeu in der Gestalt der neugebildeten Membrantheile nur durch die sehr un- wahrscheinliche Annahme einer stets wechselnden und zwar nach den verschiedenen Richtungen in verschieden- artiger Weise sich ändernden Cohäsion der Molecüle ge- nügend erklären könnte. Verf. hält deshalb ein Wachs- thuni der Membran durch Intussusception für wahrscheinlicher, um so mehr, da ein au.sgiebiges Flächenwachsthum, welches auf Dehnung beniht, noch nicht nachgewiesen ist. Verf. kommt somit zu dem um- gekehrten Schluss wie Strasburger in seiner letzten Arbeit über das Flächenwachsthum. Um die an den Pilzhyphen gemachten Beobachtungen an einem ähnlichen Object event. zu bestätigen, wählte Verf. die Wurzelhaare von Lepidium sativum. Die Wachs- thumsgeschwindigkeit derselben beträgt jedoch meist nur Aoo Vso derjenigen der Pilzhyphen. Diesem lang- sameren Wachstlium entsprechend ist die Spitze des Wurzelhaares fast streng halbkugelig, häufig sogar schwach abgeplattet. Die von Haberlandt experimentell nachgewiesene Thatsache, dass nur der calottenförmige Scheiteltheil des Wurzelhaares wächst, wurde auch für die Versuche des Verf. vollauf bestätigt. Ob das Wachs- thum der Membran durch Intussusception geschieht, Hess sich hier nicht mit genügender Sicherheit aus den beob- achteten Thatsachen schliessen. x. R. Mittinann. Fragen und Antworten. Was verstellt man unter „Brown'scher Molecuiar- BewegungJ" Die sogen. „Brown'sche Molecularbewegung" ist keine Molecular-Bewegung im eigentlichen Sinne dieses Wortes, sie ist nur „Bewegung kleinster Körper", welche in einem Medium suspendirt in tanzende Bewe- gung gerathen, weil sich die Resultirende aller auf diese Körperchen einwirkenden Kräfte, beständig nach Grösse und Richtung ändert. Die Aenderung der Resultirenden ist erklärlich, weil kein materieller Punkt eine endliche Zeit von sich nicht ändernden Kräften afficirt wird. Ist das der Masse proportionale Trägheitsmoment eines Körpers sehr klein gegenüber der Schwankung der Re- sultirenden — und das ist bei äusserst kleinen Körper- theilchen, deren Masse verschwindend klein ist, der Fall — so niuss eine sichtbare Bewegung eintreten. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der o. Professor der Pharmakologie und Pharmakognosie an der Universität in Innsbruck, Dr. .Joseph Möller, zum o. Professor dieser Fächer an der Universität in Graz. — Der Botaniker, Prof. der Pharmakognosie Planchon zum Director der höheren Pharmacieschule in Paris. — Der Che- miker Dr. Lochner zum technischen Hilfsai heiter bei dem Kaiser- lichen Patentamt. — Privatdoc. Dr. Tammann zum a. o. Prof. der Chemie an der Univ. Dorpat. — Der von Königsberg nach Halle berufene Prof. v. Hippel zum Leiter der Augenklinik der Univ. Halle a. S. — Der a. o. Prof. der Medicin Dr. Wesener in F\-eiburg i. B. zum Leiter iles städt. Krankenhauses in Aachen. — Dr. P. Kuckuck zum Botaniker an der Kgl. Biolog. Anstalt auf Helgoland. — Dr. Ernst Wilczek zum Professor d. System, u. pharm. Botanik an der Univ. Lausanne. — Dr. P. Lachmann zum Doceuten der Botanik an der Faculte des sciences de Gre- noble. — Francis Darwin, bisher Lector der Botanik an der Univ. Cambridge in England, zum a. o. Prof. — Dr. Lellmann zum a. o. Professor der Chemie an der Univ. Tübingen. Es habilitirten sich: Der Berliner Ohrenarzt Dr. Katz an der Univ. Berlin. — Dr. F. Rosen für Botanik an der Univ. Breslau. Dr. Osann, Prof. für Mineralogie in Heidelberg, ist von der Regierung von Texas zu zweijährigem Aufenthalt daselbst zum Zwecke mineralogischer Untersuchungen angeworben worden. — Der Zoologe Prof. So lenk a in Erlangen unternimmt eine wissen- 514 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50 schaftliche Reise nach Ostindien, Japan und Australien. — Prof. E. Häeckel in Jena hat eine Wissenschaftliche Reise nach Schott- land uüternoinmeri. . , , . ' , , Es sind gestorben: Der Begrihider der „Oesterr. Botanischen Zeitschrift" Dr. Alexander Skofitz in Wien. — Der Entomolog Dr. Karl Fixsen im Kaukasus. — Der Botaniker Robert Fitzgerald zu Sydney.— Der Geograph General Karl Spru- ner V. Mertz zu München.— Der Thierheilkundige Geh. Modic- Rath Dr. med. et phil. Theodor Leiseriug. — Der Bibliothekar der techn. Hochschule zu Hannover Ernst Rommel. — Der Baineologe Geh. Hofrath Dr. Flechsig in Bad Elster. Herr Thomas Hodgkins von Long Island, New-York, hat der Royal Institution zu London 400 OUO Mark zur Förderung naturwissenschaftlicher Untersuchungen überwiesen. L i 1 1 e r a t u r. M. Plessner Ein Blick auf die grossen Erfindungen des XX. Jahrhunderts. II. Heft. Die Dienstbarmachung der Wind- kraft für den elektrischen Motorenbetrieb. Mit einer Tafel. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchandlung. Berlin 1893. — Pr. i M. Die Thatsache, dass bei einer Fortentwickelung unserer In- dustrie in dem heutigen Maasse die erreichbaren Kohlenvorräthe, welche uns die Erde darbietet, in einer verhältnissmässig sehr kurzen Zeit vorbraucht sein wei-deu, hat bereits mehrfach Vor- schläge über die Heranziehung anderer Energiequellen gezeitigt. Die Verwendung der kinetischen Energie des fliessendeu Wassers, welche im Jahre 1891 änlässlich der Frankfurter Elektrotech- nischen Ausstellung mit vollem Erfolge durchgeführt wurde, hat sich als sehr aussichtsvoll erwiesen. Nur fragt es sich, ob eine allgemeine Anwendung dieser Energie nicht Schwierigkeiten sich entgegenstellen werden, welche auf rechtlichem Gebiete liegen, da durch Ausnutzung der \Vasserkraft in der That in vielfacher Weise in die bisherigen Rechte Einzelner eingegriÖ'en werden müsse. Der Plessner'sche Vorschlag ist daher mit Interesse und Wohl- wollen aufzunehmen. Selbstverständlich denkt Herr P. nicht daran, die Windkraft in der von Alters her üblichen Weise durch feststehende Apparate auszunützen. Das würde kein Fortschritt sein. Denn wenn diese Apparate nicht auf absolut unrentabele Dimensionen gebracht werden, können sie einen grösseren Procent- satz der wirklich vorhandenen Windkraft als bisher nicht ausnutzen, ohne der Zertrümmerung ausgesetzt zu sein. Die Plessner'sche Anlage besteht denn auch aus einer Reihe direkt an einander gekuppelter Fahrzeuge, die durch den Winddruck auf einer Kreisbahn bewegt werden. Eine ingeniös ausgedachte Einrichtung der ganzen Maschinerie erlaubt deren ununterbrochenen Gang auch bei beliebigen häufigen Umsetzen des Windes, was natur- gemäss von höchster Wichtigkeit für die practische Anwendung ist. Dieser „Windgöpel", wie Verf. seine Anlage nennt, ist nun direct mit den Elektromotoren (Lichterscheinen u. s. w.) gekuppelt und andererseits ist durch Verbindung mit Accumulatoren dafür gesorgt, die nicht völlig ausgenützte Windkraft anzusammeln und aufzusparen für Zeiten etwaiger anhaltender Windstille, während deren ja die primäre Maschinerie, der Windgöpel, still stehen wird. Verf. gibt einen Kostenanschlag und Rentabilitätsberech- nung, auf Grund deren man sich zu seinen Vorschlägen nur mit umso grösserem Wohlwollen stellen darf. Es ist eine praktische und verdienstliche Sache, die Verf. hier zur öffentlichen Kenntniss und Discussion bringt. Namentlich unsren Ingenieuren darf die Kenntnissnahme von diesem Buche auf's dringendste empfohlen werden. Sie werden viel dankenswerthe Anregung darin finden. Aber auch weitere das dankenswerthe Buch mit Interesse und wirklicher Förderung in der Einsicht in eine technische Frage.von markanter Wichtigkeit lesen. Verf. hat durch seine Darstellung dafür gesorgt, dass jeder Gebildete ohne Mühe vollkommen erfassen wird, worauf es hier ankommt. Vielleicht ist Herr Plessner in dem Bestreben, populär zu sein, sogar etwas zu weit gegangen. Grs. Zeitschrift für anorganische Chemie, heransg. von Gerhard Ktuss, I. Bd. Verlag von Leopold Voss in, Hamburg u. Leipzig. 1892. — Preis 12 Mk. Mit dem vorliegenden stattlichen Bände von 514 Seiten Umfang beginnt die Herausgäbe eines für dfe'ni Chemiker seht wichtigen Repettorinms, das speciell dem Anor- ganiker das Litteraturstudium erleichtern wird, da ausser Original- Abhandlungen und Uebersetzungen neuer wichtiger Arbeiten auch Hurzgefässte Referate und zusammenfassende Uebevsiehten über die Arbeiten aller Länder geboten werden, sodass die Errungen- schaften auf dem gcsammten Gebiet, der anorg. Chemie verfolgt werden können. In dem vorliegenden Bande finden sich nicht weniger als 34 Abhandlungen, weit über 100 Referate und einige Bücherbesprechungen. Es ist uns daher aus Platzmangel leider nicht einmal möglich auch nur die Titel der Original-Abhand- lungen hier mitzutheilen. 33. bis 35. Jahresbericht der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften zu Gera. 1^89-1892; Gera 1892. — Der Bericht enthält u. a. nachstehende Abhandlungen: 1) E. Zimmermann. Dictyodora Liebeana (Weiss) und ihre Beziehungen zu Vexillum, Palaeochorda marina und Crossopodiii Henrici (eine Abhandlung, auf die wir demnächst in einem aus- führlichen illustr. Bericht in der Naturwissenschaftl. Wochenschr. zurückkommen werden). 2) Eisel, Vorläufige Uebersicht prähisto- rischer Funde in C>stthüringen. 3) Naumann, Zur Flora von Gera (eine pflanzengeographische Behandlung der Flora des mitt- leren Elstergebietes an der Grenze von Thüringen und Sachsen). 4) Moos.Ueber das Wasser (eine populäre Darstellung der Punkte, welche bei der modernen Wasserversorgung der Städte in Betracht kommen). 5) Auerbach, Bibliotheka Ruthenea; die Litteratur zur Landeskunde und Geschichte des Fürstenthums Reuss j. L. — Aus dem „27.— 31. Jahresbericht'' derselben Gesellschaft (Gera 1888) heben wir die Arbeit von F. Dieterich über die geogra- phische Verbreitung der echten Raben (Corvinae) hervor; dieselbe ist von 3 Karten begleitet, welche die Verbreitung für 32 Arten in farbigen Linien angeben; die Abschnittsübersehriften I. Omni- vorität in ihrer Wirkung. II. Litteratur und Plan. III. Die Brutgebiete der Corvusarten. IV. Winterquartiere. V. Zugver- hältnisse. VI. Entwickelung der gegenwärtigen Brutgebiete der Corvus-Gruppen, mögen den Inhalt der ausserordentlich fleissigen und umfangreichen (160 Seiten) zu erkennen geben. Abhandlungen, herausg. vom naturwissenschaftl. 'Verein zu Bremen. XII. Band, 2. Heft. Mit 2 Tafeln. Verlag von C. Ed. Müller in Bremen. 1892. — H. Sandstede bringt 3 Ab- handlungen zur einheimischen Lichenenflora, Fr. Buchen au 2 botanische Abhandlungen, von denen die eine einen 3. Beitrag über die „springenden Bohnen" aus Mexiko enthält, über die wir in der Naturwissenschaftl. Wochenschr. Bd. VII S. 37. Eingehendes mitgetheilt haben. G. Hartlaub, bringt einen Beitrag zur Omi- thologie Chinas. W. robc b \<'S poittvci -',80 Wt. Pofli'inol rioienh ^»uitbnff luv 9(iiijH(f)t uon .Oüfineni, ("»njancn, UcIlUym-r IBI6L.ii- Tnubcn. ritr. üif. 1'.». '■^robe .'i li'j poitfr. Mt. 3. Berliner Hundekuclieü-FaMt J. Kayser in Teinselliof bei Berlin. Sauerstoff [in Stahlc^^linclei'n. Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15. EKtConraflO.MsB. Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur -Photographie. Eigene Kunst-Tischlerei iiiul mecliaiiisclie Werkstatt. Specialität: Vollständige Ausrüstungen jeder Preislage. Specialität: Saehse's lichtstarkes Uniyersal-ADlauat, Bildgrösse 9 : 12 13 : iS iS : 24 cm Mk. 25 35 60. Wird aucli in ausserordentlicti leichter Aluminiumfassung und mit Irisblenden geliefert. illusti'irte Preisliste unberechnet u. poslfrei, Telegr.Ailr.: „Ecos". — Fernsprech- Anschtuss: Amt IV. 3099. Vortlieilhiifteste Bezugsquelle für Wiederverkäufer. Patentanw^alt UIp. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. Lanorm-Toiiette-cream- Lanolin der Lanolinfabrik, Martinikenfelde bei Berlin VOPZiiglich ;uc Wt-sc t>cr .^aut. «f «.__;:Mlä««lm ä"r McinljQltuns uub Scijciiiiig rouitlcc VOPZUgilCn goutfteaen uiib SBuiitim. «___;■ |;_|,3Ut ßrlialtuTiit gutt-r .(Saut, bejotibnä bei «,/-Aa echt vien^V». Zu hulHii in Ziiiutuben ii 40 Pf., in Blechdosen ii 20 und 10 Pf. in den meisten Apotheken und Drogerien. Geni-ral-Depiit: Ricliard Horsch, Berliu N.W Jl Soeben erschien und ist durcli jede Buchhandlung gratis zu bezichen: Verlags - Katalog von Feril Diimmlers Yerlagstiucliliillg, 1808-1892. ••••••«••o®®9«« •••«••••••! ♦♦♦♦♦♦♦♦< ♦ Dakteriologische Kurse, ♦ ♦ Unterricht in Nahrungsmittel-, ♦ ♦ sowie Harnanalyse, monatlich. ♦ J Gelegenheit zum Ausführen J J selbstständiger Arbeiten. ^ ^ Uebernahme von technischen und^ ^ wissenschaftlicheu Untersuchungen^ ^ jeder Art. ^ ♦ Dr. E. Ritsert'« Bakteriologisch-* ♦ chemisches Institut, ♦ X Iiil). Dl-. •*■ >«talil. X ♦Berlin N., Friedrichstrasse 131 d* ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ hingen oder Studien von Interesse sein könnten. yl Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermen und andere Gj Atitheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, aus der \ Kreide und dem Tertiär. — Fossile Pflanzen und Mineralien (| aus allen Ländern en gros und en detail. (\ ^= Meteoriten und Edelsteine. (i Hempers Klassiker-Ausgaben. Ausführliche Specialverzeichnisse gratis und franco. Ferd. Diimmlers Veriagsbuchiiandlung. Berlin NW., Luiseustr. 3 f. SUuftrierte *Cie'älittcu iranfo uiib gratiö. In Ferd. Diimmlers Yerlagsbuehhand. long in Berlin SW. Vi ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlung-eu von WUlielm Foerster, Prof. u. Director der Kgl. Sternwarte zu Berlin. Preis 7 Mark. m itl BERLIN C, Niederlage eigener Glashüttenwerke und Dampfschleifereien. Mechanische IVerkstätteii, Schriftmalerei uud Emaillir- Aiistalt. Fabrik und Lager sämmtlicher Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Vcrpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Aussteiiungsgiäser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drogen-Geschäften u. s. w. » « cvin Natiivwissenschaftliclie Wochenscliritt. Nr. 50. Yerlag von FERDINAND ENKNE in STUTTGART. Soeben erschien: liehi'biic'li der Ifliiieralogie für Studirende und zum Selbstunterricht von Professor Dr. F. Klockiiiann in Clausthal am Harz. Zweite Hälfte, enthält den speciellen Theil mit 173 Textfiguren gr. 8. geh. M. 1.20. (Die erste Hälfte erschien im Vorjahr und kostet M. 4.80. Empfehlenswerthe Festg'escheiike aus dem Verlage von Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Littrow, Wunder des Himmels. 7. AuH. beiub. v. Edm. Weiss. 17 M., geb. 20 M. — — Atlas des gestirnten Himmels. 4. Aufl. bearbeitet v Edm. Weiss. 4 M., geb. (i M. Bernstein, Dr. A., Naturwissenschaftliche Volksbücher, i. Aufl. 4. Abdruck. 21 Teile. 12,60 M., in 5 Bände geb. 17 M. — — Neue Folge. 10 Teile 13,20 M., in 4 Bände geb. 16,40 M. — — Naturkraft und Geisteswalten 2. Aufl. Neue Volksausgabe. 2,40 M., geb. 3 M. Zimmermann's Wunder der Urwelt. 32. Aufl. Neu bearb. von Dr. S. Kalischer. Mit 322 Abbildgn. 7 M., geb. 9 M. — Malerische Länder- und Völkerkunde. 10. Aufl. Neu bearb. V. Dr. S. Kalischer. Mit Abbildgn. u. Kart. 11 M., geb. 13 M. — Der Mensch, die Räthsel und Wunder seiner Natur etc. 6. Aufl. Neu bearb. v. Dr. H. Zwick. 11,50 M., geb. 13 M. — Die Geheimnisse der Naturkräfte, Handbuch der Physik zum Selbstunterricht. 5. Aufl. Neu bearb. v. F. Matthes. Mit 710 Abbildgn. 2 Bände. 15 M., geb. 18 M. Lazarus, Prof. Dr. M., Das Leben der Seele in Monographien. 3. Aufl. 3 Bde. Jeder Band 7,50 M., geb. 0 M. Rau, Jul., Das Lebens- und Welträtsel. Ein philosophisches Volks- buch. 1,60 M., eleg. geb. 2.40 M. Bamngarten, Dr. Joh., Deutsch-Afrika. 2. vermehrte Ausgabe. 5 M., geb. 6 M. Seier, Dr. Ed., Reisebriefe aus Mexiko. Mit vielen Abbildgn. 6 M., geb. 7 M. Triuius, Aug., Krieg von 1864. 2. Aufl. Mit b Karten und 46 Ab- bildungen. 6 M., geb. 7,50 M. — — Krieg von 1866. 2. Aufl. Mit 6 Karten und 78 Abbildgn. 7,50 M., geb. 9 M. — — Krieg von 1870/71. 2. Aufl. 2 Teile. Mit 10 Karten und 129 Abbildgn. 16 M., geb. 19 M. — — Alldeutschland in Wort und Bild. Eine malerische Schilde ung der deutschen Heimat. I Band. 5,40 M., eleg. geb. 7 M. Inhalt: Teutoburger Wald. Hohe Rühn. Fichtelgebirge. Spree- wald. Thüringen. Schwäbische Alb. Der Rhein. Hempels wohlfeile Classiker -Ausgaben: Bürger, Ohamisso, Geliert, Goethe, Hauff, Herder, E, T. A. HofFmann, Jean Paul, Jmmermami, Ewald von Kleist, Heinrich von Kleist, Klopstock, Korner, Lenau, Lessing, Musäus, Platen, Schiller, Seume, Soltau, Voss, Wieland. Anerkauut beste und voUstäudigste Ausgaben. Speeialverzeichnisse gi-atis und franco. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ?^ T„ T7„..I „..^,.1,' „ u^„ ,,„.1 ;„*■ .1 .u x.^A^ if Die ethische Bewegung in Deutschland. "VorToereitertcie !LvdIitteiliJ.rLg-erL eines Kreises gleichgesinuter Männer und Frauen zu Berlin. Zweite vermehrte Auflage. 52 Seiten gr. 8». Preis 60 Pf. Die In unserm Verlage erschien soeben und ist durch jede ^^ Buchhandlung zu beziehen: * % )•> % % )» )•> % * )•< ethischen Gesellschaften. Ein Vorti'agr g-ehalten in Berlin am 3. Jnli 1893 von Dr. Felix Adler aus New-York. 17 Seiten gr. 8». Preis 25 Pf. (In der ersteren Schrift ist dieser Vortrag mit abgedruckt.) Die Begründung" einer (jesellscliaft für etliisclie Kultur. Einleitungs - Rede gehalten am 18. October 1892 zu Berlin. Von Wilhelm Foerster, Professor uiul Uirector der Kgl. Sternwarte zu Berlin. 21 Seiten gr. 8". Preis 40 Pf. Ferd. Dümniiers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimraerslrasse 94. M?¥¥¥¥¥$?¥¥¥¥¥?¥¥¥P¥¥¥¥¥¥¥¥¥?¥$¥$¥4^¥$4^¥«?3i Ferd. Dümmlers VerlagsbucUiandlung in Berlin 8W. 12 Soeben erschien: i „Ethische Cultur" | I ! und ihre Geleite. ]. Nietzsche-Narren (in dfr ,.Ziikuiift" und in der „Gegenwart"). II. Wölfe in Fnclispelzen p Kirciienzeitungen.) Von Ferdinand Tönnies. Wm- 32 Seiten gr. 8». Preis 75 Pfennig. ^■^■^^■^•f^fff^^f^-^^-f-^-iff y ^^f4'*^'*^*^'4'*''*^^4'*'*'*'*¥ I ♦' Mitteilungen DBDtscliß» GesellsiiMi lir iMt VM. Herausgegeben von Prof. CiJeorg von Giiycki. ag* 44 Seiten gr. 8. Preis 50 Pfennig. "IW Enthält u. A. einen authentischen Bericht über die konsti- tuirende Generalversammlung der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur. -^^- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ^^— ♦ ! I I Dieser Nummer liegt ein Prospekt der Firma T. O. Weigel Nachf. in Leipzig, betreffend: „Fraas, Scenerie der ^.r- Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VlI. Band. Sonntag, den 18. Dezember 1892. Nr. 51. Abonnement: Man abonnirt bei allen BuchhaiKllimgen und Post- v Inserate: Die vicrgespaltene Petitzeile 40 ^*. Grössere Aufträge ent" anstaltcn, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.— ab sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. Inseratenanahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdi-nck ist nnr mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Weitere Untersuchungen über die Entgiftungskraft des Erdbodens. Voll Dr. R. ()ttu vom pHanzcnpliysiologisehen Institut der Kgl. Landwirthscluiftlichen Hochschule in Berlin. II. Mittlit'iUuig- „Neuere Till Ansclilnss an viieiue frülierc Versiu'lie betreffs der Enti;iftuDi>'skraft de.s Erdbodens" in ISd. VII. (1892) No. ll\ler ^Naturw. Wocbeiischrift" möcbte ich hier in aller Kürze die Resultate noch einiji,-er weiterer Untersuehung-en mittheilen , die ich in Gemeiii- scliaft mit Herrn Professor Dr. med. Falk"') bezüglich der Eiitgiftungskrat't des Erdbodens vor Zeit im pflanzenphysiologischen Institut der Kgl. Landwirth- schat'tlichen Hochschule zu Berlin angestellt habe. Am Sehluss meiner früheren Mittheihing (vgl. „Naturw. Wochenschrift'- Bd. VII. S. 106) über die Entgiftungs- kraft des Erdbodens hatte ich erwähnt, dass wir, um der Bedeutung der Microorganisnien für jene Wirksamkeit des Erdbodens näher zu kommen, Bodenproben auch aus tieferen Schichten auf freiem Felde entnommen hätten. Wir bezweckten nämlich, die gleiche Bodenart in ver- schiedener Tiefe, überdies in natürlicher Lagerung heran- zuziehen, da anzunehmen war, dass man mit fortschreitender Tiefe auch wachsender Keimarniuth begegnen würde. Zu diesen Versuchen diente ein Sandboden, der noch nie mit Culturptianzen bebaut gewesen war und in ver- schiedener Tiefe von dem Terrain des \^ersuelisfeldes der Königl. Landwirthschaftlichen Hochschule, im Norden der Stadt entnommen, in die früher beschriebenen (vergl. „Naturw. Wochenschrift" Bd. VII. S. 103), oben und unten gut mit Watte verschlossenen, evcntl. zu diesem Zwecke vorher erst sorgsam sterilisirten Glasröhren eingefüllt wurde.**) Mit diesem Sandboden und zwar *) Vergl. auch F. Falk und R. Otto: Zm- Kenntiiiss ent- giftender Vorgänge im Erdboden; Viertcljahrs.schrift für gericht- liche Modicin und öft'eatl. Sanitätswesen (l891) 3. Folge II. 1. und (18;)2) 3. Folge 111., sowie (1892) o. Folge IV. 1; woselbst die Einzelheiten der Untcrsiicluingen näher niitgetheilt sind. **) Ausführlichere Angaben über die Art der Entnahme dieser Sandbodenproben finden sich in der Vierteljahrsschrift für ge- richtliche Medicin u. s. w. (1892) 3. Folge IIl'.; 2. S. 269 und 270. mit einer Schicht desselben in natürlicher Lagerung aus 10—60 cm Tiefe, beschickten wir zunächst eine nicht sterilisirte Röhre, sodann eine solche gleichfalls nicht sterilisirte mit einer Schicht in natürlicher Lagerung von 110 — 180 cm Tiefe, während eine dritte, voriier sterilisirte Röhre unter sorgfältiger Vermeidung des Zutrittes von Keimen aus der Luft mit einer Schicht in natürlicher Lagerung aus 130 — 180 cm Boden- tiefe gefüllt wurde. Zugleich erschien es aber auch zweckmässig, Boden- proben aus einer Tiefe sowohl von 20—30 cm als auch solche von 170—173 cm Tiefe mit allen hierbei zu be- achtenden Vorsichtsmaassregeln in vorher gut mit Watte verschlossene und sterilisirte Reagensgläser behufs Prüfung dieser Bodenschichten auf Bacterien zu entnehmen. Zur Entscheidung dieser letzteren Frage, wie sich dieser Sandboden bezüglich seines Keiragehaltes sowohl in den oberen wie in den tieferen Schicliten verhielt, wurden einerseits Bodenproljeu aus der Tiefe von 20 bis 30 cm, andererseits solche aus 170 — 173 cm Bodentiefe sowohl in Reageusgläser mit vorher frisch sterilisirter Nährgelatine als auch auf ebenso behandelte Gelatine- platten geimpft. Schon nach drei Tagen erwies sich die Nährgallerte der Platten, welche mit der oberen Schiciit beschickt war, ganz flüssig; sie Hess einen leiniartigcn, aber nicht gerade faulenden Geruch erkennen, und in den betreffenden Reagensgläsern zeigte sich nach dieser Zeit eine deutliche Colonie-Entwickelung, kleine weisse Pünkt- chen neben grösseren runden Haufen, welch' letztere die Gelatine verflüssigten. Die Gelatineplatten aus der tieferen Bodenschicht hingegen waren nach gleicher Zeit nur theilvveise verflüssigt, während in den Reagensgläsern fast keine Entwickelung ausser einigen wenigen weissen Pünktchen zu bemerken war. Nach weiteren drei Tilgen war dann aber auch die in den Reagensgläsern mit der 516 Natnrwissenschaftliclie Wocliensolirift. Nr. f)l. oberen Bodenschicht geimpfte Gelatine vollständig- ver- flüssigt, während keine Vermehrung- bezüglich der Colonien in den mit der tieferen Bodenschicht geimpften Reagens- gläsern eingetreten war. Die oberen Bodenschichten waren also sehr reich an Keimen, welche die Gelatine schnell verflüssigten und sich bei der microscopischen Prüfung hauptsächlich aus Cokken neben sehr kleinen Stäbchen bestehend erwiesen. In der unteren Bodenschicht dagegen war der Keini- gehalt ein ganz geringer, denn nach zehn Tagen waren erst im Ganzen circa 10 kleine weisse runde Pünktchen auf der Gelatine sichtbar, welche als Cokken erkannt wurden. In gleicher Weise wie trüher (vergl. „Naturw. Wochen- schrift^' "Bd. VII. S. 103) wurde nun wieder täglich auf die vorerwähnten mit Sandboden in natürlicher Lagerung gefüllten Röhren je 6 Pravaz'sche Spritzen (= 1 cem) einer 1 procentigen , wässrigen Strychninsulfatlösung auf- gegossen und zwar wurde zunächst die vorher nicht sterilisirte Röhre, welche mit der Bodenschicht aus 10—60 cm Tiefe gefüllt war, mit nicht sterilisirter Lösung beschickt. Bei einer Sandschicht von 45 cm Höhe in der Röhre erschien das erste Filtrat nach 9 maligem Aufgiessen der genannten Menge als eine wasserhelle Flüssigkeit von fast neutraler Reaction (die aufgegossene Strychninsulfatlösung reagirt dagegen stark sauer), dasselbe zeigte keinen bitteren Geschmack und gab auch keine chemische Re- action auf Strychnin. Salpetersäure, salpetrige Säure und Ammoniak waren in demselben nicht vorhanden, doch wurde eine verhältnissmässig starke (im Gegensatz zu der im ursprünglichen Sandboden vorhandenen) Reaction auf eine organische stickstoffhaltige Verbindung erhalten. Die Stiychninlösung wurde dann noch weitere drei Tage nach dem Abtropfen des ersten Filtrats aufgegossen-, doch auch nach dieser Zeit erwies sich das Filtrat bei der physiologischen und chemischen Unter- suchung strychninfrei. VoH Wichtigkeit erscluen es nun auch, wieder zu wissen, bis zu welcher Tiefe das Strychnin im Boden bei diesem Versuche zu finden sei. Dasselbe wurde in wäss- rigen Auszügen des Bodens deutbeh am Geschmack sowie mittels der chemischen Reaction bis zu 40 cm nach- gewiesen; bei 42 cm waren der Geschmack und die chemische Reaction schon undeutlich und ein solches wässriges Extraet aus dieser Sandbodenschieht erzeugte am Frosche erst nach einer Viertelstunde den bekannten Strychninstarrkrampf. An Stelle des unterhalb 42 cm nicht mehr nachweisbaren Strychnins wurde jedoch wiederum, wie früher (vergl. S. 106), eine stickstoffhaltige organische Substanz gefunden. — Bei der mit der 110 bis 170 cm tiefen Schicht angefüllten, nicht vorher sterilisirten Röhre erschien nach täglichem Aufgiessen von je 6 Pra- vaz 'sehen Spritzen der vorerwähnten 1 procentigen Strych- ninsulfatlösung das erste Filtrat nach 7 Tagen als wasser- helle und neutrale Flüssigkeit, welche von Strychnin, Ammoniak, salpetriger Säure und auch von stickstoff- haltigen organischen Verbindungen frei war. Doch zeigte sich anfangs, wie auch noch nach weiteren 5 Tagen m dem Filtrate, eine ganz geringe llenge von Salpetersäure, die jedoch unzweifelhaft aus dem Boden selbst stammte, denn sie verschwand nach weiterem Aufgiessen und trat auch nicht wieder auf als sich nach im Ganzen 4^/o wöchent- lichem Aufgiessen in dem Filtrate plötzlich das Strychnin einstellte. Mehrere Male wurde während der Zeit des Aufgiessens in dem Filtrate in mehr oder minder grösserer Menge eine stickstoffhaltige organische erbinduug gefunden, ganz besonders war dies der Fall an dem Tage vorher, ehe das Strychnin in dem Filtrate erscliien. Ammoniak und salpetrige Säure wurden in den Filtraten niemals gefunden. Bei der dritten Röhre, welche vorher sterili- sirt, mit der Sandbodenschicht aus 130 — 180 cm Tiefe gefüllt, und nun stets mit derselben Menge der früheren, doch jedesmal vorher frisch steri- lisirten Strychninsulfatlösung beschickt wurde, er- schien es, um die Bodenschicht möglichst keimarm zu er- halten, zweckmässig, die Lösung nur so lange aufzugiessen, bis das erste, oder richtiger gesagt, die drei ersten Fil- trate, welche zu eingehenderer Prüfung verwendet werden mussten, erschienen waren, dann wurde, wie schon früher, auch bei dieser Röhre die Tiefe des Strychnins in der Sandschicht festgestellt. Die Höhe der Sandsehicht dieser Röhre betrug 44 cm; nach 6 maligem Aufgiessen erschien das erste Filtrat als wasserhelle Flüssigkeit, neutral, ohne bitteren Geschmack und ohne sonstige pbj'siologi- sche wie chemische Strychnin-Reaction. In den ersten Filtraten waren einerseits kein Strychnin, anderer- seits aber auch keine Salpetersäure, salpetrige Säure und keine Ammoniak-Verl)indungen zu finden, dagegen wurde eine flüchtige stickstoffhaltige organische Ver- bindung festgestellt. Als das dritte Filtrat wiederum strychninfrei erschienen war, wurde, wie erwähnt, der Versuch abgebrochen, um die einzelnen Sandschichten auf An- oder Abwesenheit von Strychnin zu prüfen. Das Strychnin konnte in der früher beschriebenen Weise an wässrigen Extracten der einzelnen Boden- schichten bis zu 30 cm Tiefe sowohl am Geschmack wie auch in der physiologischen und chemischen Reaction deutlich nachgewiesen werden; bei 35 cm trat nicht mehr die Violettfärbung, sondern nur noch eine Purpurfärbung bei der chemischen Reaction ein. Fröschen wurde sodann eine Spritze eines wässrigen Extractes aus der Höhe von 38 cm injicirt, ohne dass zunächst eine Strjchnin-Wirkung zu erkennen war, dieselbe trat jedoch dann plötzlich nach etwa einer Viertelstunde mit deutlichem Starrkrampf ein, aus dem nach 10 Stunden wieder Erholung Platz griff. Bei 40 cm Tiefe war der Geschmack indifferent, und es wurde auch durch die chemische Reaction die Abwesen- heit von Str3'chnin festgestellt. Es verhalten sieh also bezüglich der Tiefe des Ein- dringens des Strychnins in den Boden die unsterilisirte Röhre mit der natürlichen Bodenschicht von 10 bis 60 cm Tiefe, welche nachweislich sehr viel Microorganis- men enthält und stets mit gewöhnlicher Strychnin- lösung begossen war, und die sterilisirte und stets mit sterilisirter Strychninlösung beschickte Röhre der 130 — 180 cm tiefen Schicht, wo sehr wenige Keime vorhanden waren, fast ganz gleich. Dasselbe zeigt sich aber auch bezüglich der anderen Eigenschaften (Menge und Zeit des Abtropfens, Entgiftung etc.), so dass es für das Entgiftungsvermögen des Bodens auch hier nebensächlich zu sein scheint, ob viele Microorganismen, wie es in den oberen, oder sehr wenige, wie es in den tieferen der Fall ist, vorhanden sind. Zur Beantwortung weiterer Fragen, wie sich der Erdboden mit seinem Eutgiftungsvermögen gegen- über sehr starken Alkaloidlösungen verhält, ob er dieselben auch zunächst, bezw. wie lange un- giftig von daunen schickt, oder ob dieselben un- zersetzt resp. unabsorbirt den Boden passiren, wurde eine lOprocentige, wässrige Strychninsulf'atlösung in einer täglichen Menge von je 6 Pravaz'schen Spritzen sowohl gewöhnlichem Sandboden als auch gewöhnlichem Gartenhnmus einverleilit. Ferner wurden in gleicher Weise täglich je 6 Spritzen einer lOprocentigen', wäss- Nr. 51. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 517 rigen Lösung' von Nicotin auf Sand und Gartenhumus aufgegossen. Die Versuciiansteliung im Einzehien war genau dieselbe, wie in der früheren Mittheilung schon an- gegeben. Zunächst zeigte sich, dass schon bei der Herstellung der lOprocentigen Strychninsulfatlüsung, besonders beim Erkalten derselben, das Strychninsulfat sich in grossen prächtigen nadelförmigen Krystallen sehr schnell ausschied. Es musste daher die zum täglichen Aufgiessen erforder- liche Mens'e der Lösung Immer sehr heiss aufgespritzt werden, ohne dabei verhindern zu können, dass sich nicht dennoch im Innern der Riihre oben auf dem 8and-, be- sonders aber auf dem Hunmsboden eine circa 3 cm starke Strychninsulfatsschicht, sowie auch noch etwas tiefer zwischen den Sand-, bezw. Humusliodentheilchen Krystalle von Strychninsulfat abschieden. Doch wurde nicht alles aufgegossene Strychniu oben auf der Bodenschicht oder zwischen den Bodenpartikelchen im krystallisirten Zu- stande zurückgehalten, dcun in allen Fällen enthielten die zunächst uugiftig al)tropfenden Filtrate nach be- stimmter Zeit das Alkaloid mit seinen charakteristischen Eigenschaften. Hinsichtlich dieser Versuche im Einzelnen liess der Sandboden das erste Filtrat nach 8 maliger Verabreichung von 6 Spritzen der concentrirteu Strychninlösung als wasserhelle Flüssigkeit, Aon schwach -saurer Reaction, je- doch ohne bitteren Geschmack erscheinen. Dasselbe sowie die nächstfolgenden enthielten also, wie auch noch durch die physiologischen und ehemischen Reactionen dargethan wurde, kein Strychnin; ebenso wurde auch die Abwesenheit von Ammoniak constatirt. Salpetersäure, welche hei vorheriger Prüfung eben so wenig wie Ammoniak und salpetrige Säure im Boden nachgewiesen war, fand sich in Spuren im Filtrate an; dieselbe war jedoch verschwunden, als nach im Ganzen 1 1 maligem Aufgiessen im Filtrate plötzlich wieder das Strychnin erschien. Salpetrige Säure und Ammoniak wurden auch SDäter in den Filtrateu niemals ange- trotfen. Es vermag also sogar der Sandboden bei sehr concentrirteu Alkaloidlösungen, wie diese lOprocentige, eine Zeit lang zu entgiften; bei den früheren Versuchen mit der Iprocentigen Strychnin- sulfatlösung hatte entsprechend der geringen Concentration, diese Entgiftungsdauer allerdings um Wochen länger ge- währt. Der mit der lOprocentigen Strychuinsulfatlösung be- gossene Humusboden, welcher sich gleichfalls bei der chemischen Untersuchung frei von Salpetersäure, sal- petriger Säure und von Ammoniak gezeigt hatte, liess nach Smaligem Aufgiessen das erste Filtrat als waser- helle, neutrale Flüssigkeit, natürlich ohne jede Spur von Strychnin, wie sich schon an dem durchaus nicht bittern Geschmack zu erkennen gab, erscheinen. In diesem ersten und den darauf folgenden Filtrateu war jedoch viel Salpetersäure vorhanden, während Ammoniak und salpetrige Säure stets fehlten. Nachdem das Filtrat 14 mal abgetropft war, also nach im Ganzen 3 wöchent- lichem Aufgiessen, liess sich in demselben chemisch noch kein Strychnin nachweisen, doch war der Geschmack be- denklich und 1 ccm des Filtrates erzeugte bei Fröschen nach kurzer Zeit starken Starrkrampf. Auch am folgenden Tage war im Filtrat noch keine chemische Stryehnin- reaction zu beobachten, doch zeigten sich nach Injectiou des Lihaltes einer Spritze vom Filtrate an einem Frosche Vergiftungserscheinungen, während nach Verabreichung einer zweiten starke tibriUäre Zuckungen auftraten und der Frosch bald ohne starke Convulsionen, namentlich ohne Streckkrämpfe in Erschlaifung todt war. Der Humusboden besass also auch in dem vorliegenden Falle die Fähigkeit, sogar be- sonders starke Alkaloidlösungen auf lange Zeit zu entgiften. Was nun das Verhalten einer lOprocentigen Nicotin- lösung, in Wasser, welche eine gelbe Flüssigkeit von starker alkalischer Reaction, ziemlich stechendem Geruch und brennendem Geschmack darstellt, dem gewöhnlichen Sand- boden gegenüber anlangt, so erschien hier das erste Filtrat nach 6 maligem Aufgiessen und zwar wasserhell, neutral, ohne Geruch und ohne jeden Geschmack, also durchaus keine Spur von Nicotin enthaltend, wie sich schon aus der neutralen Reaction des Filtrates zu erkennen gab. Ammoniak war in diesem Filtrate nicht nachzuweisen. Am darauffolgenden Tage wurde ein ganz dunkel- braunes Filtrat mit eigenartigem dumpfem Gerüche er- halten, welcher keine Aehnlichkeit mit dem ursprünglichen Nicotingeruche zeigte. Dies Filtrat war stark alkalisch, frei von Ammoniak, salpetriger Säure und Salpetersäure. Es ergab mit (Quecksilberchlorid einen weiss - grauen, amorphen Niederschlag sowie eine starke Reaction auf eine stickstoffhaltige organische Verbindung. Da das Filtrat an einem Frosche in Menge von 2 Spritzen injicirt, sofortigen Tod verursachte, andererseits sogar 1 ccm des Filtrates genügte, um den Tod des Frosches nach 2 Mi- nuten, wenn auch nicht unter den bekannten Nicotin- vergiftungs-Erscheinungen, herbeizuführen, so lag der Ge- danke nahe, dass hier ein Umwandelungs-Product des Nicotins vorläge, nämlich das vor einiger Zeit von A. Pinner und R. Wolfenstein (vergl. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1891, Bd. XXIV, S. 63 und folg.) aus Nicotin imd Wasserstolfsuperoxyd bei Gegenwart von Platinschwamm erhaltene Oxynicotin (C10H12N3O), über dessen toxicologisehe Wirkung, sowie über die des gleichfalls zuerst von diesen P^orscheru dar- gestellten pikrinsauren Salzes [pikrinsaures Oxynicotin = CioHjjNaO . 2C2H2(NO;j)30H], welches in feinen rhom- bischen Nädelchen vom Schmelzpunkte 154 — 158° krys- tallisirt, bis jetzt keine nähereu Angaben vorliegen. War also in dem Filtrate Oxynicotin vorhanden, so musste es auch gelingen, das pikrinsaure Salz dieser Ver- bindung nach der von jenen Autoren mitgetheilten Methode darzustellen. — Beim Versetzen des Filtrates mit einer kalt gesättigten wässrigen Pikrinsäurelösung wurde nun zunächst ein gelber Niederschlag erhalten, der sich jedoch anfangs wieder löste und erst auf weiteren Zusatz von Pikrinsäure sich in schönen gelben mikroskopischen Nadeln abschied. Dieselben, mehrmals aus heissem Wasser um- krystallisirt , zeigten aber keineswegs den erwarteten Schmelzpunkt von 154—158°, sondern vielmehr, in mehreren Bestimmungen übereinstimmend, einen solchen von 218°, welchen die erwähnten Forseher für das pikrinsaure Nicotin [CmHi^N^ . C^HotNO^)., OH) an- führen. Es hatte sich also im vorliegenden Falle bei der Filtration des Nicotins durch den Boden kein Oxydations- product desselben gebildet, sondern das ursprüngliche Alkaloid war, wenn auch eriieblich kürzere Zeit wie in den früheren Fällen, hier nur noch einen Tag nach dem Erscheinen des Filtrates im Boden als solches zurück- gehalten, um gleich am nächsten Tage in dem Filtrate, allerdings durch vom Boden aufgenommene Verun- reinigungen nicht leicht erkennbar, zu erscheinen. Die Filtrate aus dem Sandboden waren also auch bei lOprocentiger Nicotinlösuug zuerst ungiftig, am folgenden Tage jedoch giftig. Eine bedeutend grössere Entgiftungskraft als Sand zeigte aber wieder Humus. Hier erschien das erste Filtrat nach Bmaligem Aufgiessen farblos, neutral und ohne die 518 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51. geringste Spur Nicotin enthaltend. Letzteres Hess sich auch dann noch nicht im Filtrate nachweisen, nachdem noch 5 mal seit dem ersten Erscheinen desselben auf- gespritzt war, denn in dem Filtrate erzeugte zu dieser Zeit einerseits Quecksilberchlorid keinen Niederschlag, andererseits machte 1 ccm des Filtrates einen Frosch nur vorübergehend krank (schreckhaft), ohne hernach den Tod herbeizuführen. Der Versuch wurde dann abge- brochen, da ja durch denselben schon jetzt die starke und verhältnissmässig lange Entgiftungskraft des Hunmsboden gegenüber dieser sehr concentirten Nicotinlösung dar- gethan war. Um nun auch einmal zu untersuchen, wie lange denn eigentlich das Strychnin als solches sich in den mit 1 pro- centigen Lösungen des schwefelsauren Salzes behandelten Sandböden nachweisen lässt, und ob nicht vielleicht das in demselben zuerst gefundene Strychnin bei längerem Stehen des Bodens an der Luft in andere chemische Ver- bindungen, schliesslich gar in Ammoniak, salpetrige Säure oder Salpetersäure umgewandelt wird, blieb der Sand, welcher bei Beginn der früheren Untersuchungen (vergl. Bd. Vn. S. 104) mit der 1 procentigen Strychninsulfatlösung begossen war und bei dem sich nacli drei Wochen das Gift im Filtrate gezeigt hatte, 11 Älonate in einer offenen Schale im Laboratorium an der Luft stehen. Zahlreiche Prüfungen während dieser Zeit und noch zuletzt ergaben stets vollständige Abwesenheit von Ammoniak, salpetriger Säure und Salpetersäure, hingegen konnte Strychnin mittels der chemischen Reaction in vvässrigen Auszügen selbst der kleinsten Sandmengen deutlich nachgewiesen werden. Es war also nach einem Zeitraum von 1 Jahr hier durchaus noch keine Zersetzung des Alkaloids fest- zustellen. Weiter wurde in einer kurzen Versuchsreihe die Filtration pathogener Stoffe geprüft, deren Erreger gerade im Erdboden eine besondere Lebensfähigkeit erkennen lassen. (Fortsetzung folgt.) Weiteres über Cholera. Im Aiisclilnss an Pettenkofer's jüngste Veröffentlichung. Der in der vorigen Nummer zum Abdruck gebrachte Aufsatz Pettenkofer's ist ein Vortrag, den dieser Forscher im Aerztlichen Verein zu München gehalten hat. In der sich an denselben anschliessenden Discussion hat auch Prof. Emmerich das Wort ergriffen (vergl. Münchener med. Wochenschr.). Er meint, dass die an Pettenkofer und ilmi ausgeführten Infectioncn gezeigt hätten, dass der künstlich gezüchtete Konnnabacillus selbst dann, wenn er in den durch Neutralisation der Säure disponirten Magen in der Zahl von vielen Millionen, also in so enormer Menge gelangt, wie es unter natürlichen Verhältnissen kaum inöglicli ist, — dass er selbt dann nur eine choleraähnliche Diarrhöe mit ihren physiologischen Consecpienzen zu erzeugen vermag. Dagegen habe sich gezeigt, dass bei diesem Infectionsmodus absolut keine Giftwirkungen, auch nicht die anderen bei klinisch wohlausgeprägter Cholera vorhandenen Symptome zu Stande kommen. „Es »luss daher in der Natur die Infection in an- derer Weise erfolgen: Vielleicht von den Lungen oder zugleich von den Lungen und dem Magen aus, — ich sage vielleicht von den Lungen aus, in der Weise, dass die Kommabacillen massenliaft ins Blut eindringen, wo sie zum Theil zu Grunde gehen und durch die Auf- lösung der Bacterienprotei'ne im Blute die Hanptvergif- tungserseheinungen : Muskelkränipfe, Myosis, Anurie, Uebel- keit, Erbrechen etc. erzeugt werden, während gleichzeitig Kommabacillen durch den Blutkreislauf in den Darm ge- langen, wo sie dann die Choleradiarrhöe verursachen. Dass pathogene Bacterien von den Lungen aus durch den Blutkreislauf in den Darm gelangen können, ist ex- perimentell festgestellt. So kann das gesammte sympto- matologische Bild der Cholera zu Stande kommen! Damit aber die Konmiabaeillen in dieser Weise In- fectioncn und namentlich damit sie Epidemien verursachen können, müssen die Bedingungen der örtlichen und zeitlichen Disposition erfüllt sein! Diese Bedin- gungen der örtlich-zeitlichen Disposition sind meiner An- sicht nach diejenigen Bedingungen, unter welchen der Kominabacillus seine volle Virulenz, eine massenhafte ectogene Vermehrung und seine Verbreitung findet. Nach den Untersuchungen v. Pettenkofer's scheint ein gewisser Grad von Bodenfeuchtigkeit die Virulenzsteigerung und Vermehrung, ein hoher Grad von Trockenheit der Boden- I Oberfläche die Verbreitung der Kommabacillen zu be- wirken. Es ist bekanntlich auch festgestellt, dass der Bacteriengehalt der Luft überhaupt bei grosser Trocken- heit sehr bedeutend zuninuut, bei starkem Regen herab- sinkt, und bei fortdauerndem Regen eine minimale Grösse erreichen kann." Auch Prof. H. Buchner erklärte eine besondere Be- dingung, ein y, für das Zustandekommen des wirklichen Choleraprocesses als unerlässlich. Wenn selbst so gewaltige Mengen von Kommabacillen, wie sie von Pettenkofer und Emmerich verschluckt wurden, Dasjenige, was für den Choleraprocess hauptsächlich charakteristisch ist, die Vergiftung und die Vergiftungs- .symptome nicht erzeugen, so müssen wir nothwendig schliessen, dass eine weitere Bedingung, ein Etwas, das wir allerdings noch nicht kennen, zum Zustandekommen des wirklichen Choleraprocesses eben gefehlt hat. B. möchte im Darm, ausser dem Choleravibrio, noch etwas Weiteres, zunächst hypothetisch, annehmen, denn z. B. wäiu'end der ganzen Dauer der Müncheuer Winter- Epidemie von 1874 war auch nicht ein einziges Mal auf Stunden, auch nur vorübergehend und auch nur annähernd durch die niedere Temperatur die Möglichkeit zu einer Vermehrung des Choleravibrio im Boden, überhaupt ausser- halb des Menschen gegeben. Höchstens wäre in geheizten Räumen, etwa auf Speisen und Getränken eine zufällige Vermehrung hie und da möglich gewesen. Aber das sind dann nur einzelne Fälle, und so etwas erklärt niemals eine grosse, heftig auftretende Epidemie. Die letztere verlangt eine, in weiter Ausdehnung allgemein wirkende Ursache, und diese konnte durch eine ectogene Vermeh- rung des Choleravibrio absolut nicht gegeben sein. So bleibt der Kommabacillus nur das contagiöse x, und. dann müssen wir eben das unbekannte y in etwas anderem suchen. Bei Pettenkofer habe im Darme offenbar jenes unbekannte Etwas gefehlt, in das sich der Kommabacillus hätte gewissermaasscn einhacken und durch dessen Ver- mittlung er hätte zur Gittproduction gelangen können. Berliner wissenschaftliche Aerzte haben sich niehr- facii über das Pettenkofer - Enunerich'sche Experiment geäussert. Geheimrath Dr. S. Guttmann sagt in der „Deutschen medin. Wochenschrift" : Die Beurtheilung des wissenschaft- lichen Werthes dieses Experimentes in der zweifellos noch Nr. 51. Naturwissciischaftlicbe Wochensohrift. 519 viele Lücken bergenden CholerafVage möge den Facli- uuiiiuern, wenn sie überliaupt notlnvendig ist, vorbebalten bleiben. Sensation nmsste dieser Versuch in die weitesten Schichten der BevölUening tragen, weil er von einem unserer bedeutendsten Epidemiologen und dem Begründer unserer wissenschattliehm Hjgiene an seiner Person aus- geführt und von einem namhaften Forscher wiederholt worden ist. Das Ergebniss ))eider ^\'rsuche war die ]5e- stätigung der für die Cholera angenonmienen Incubation durch die nach dem Verlaufe von zwei Tagen erfolgte Erkrankung an Choleradiarrhöe bei v. Pettenkofer, und den durciiaus iiiclit harmlosen, ganz ausgesi)rochencn Choleraanfail bei Emmerich. Im weitern verweist Gutt- mann auf die Ansicht R. Virciiow's. Die Cholerabacillen sind nach Virchow unbedingt nöthig zur Erzeugung der Krankheit; während sie aber in einem Körper die dazu nöthigen Bedingungen antreffen, passiren sie den anderen, ohne Schaden anzurichten. Die Bacillen sind also die Ursache der Krankheit, ohne die Krankheit selbst oder das Wesen der Krankheit aus- zumachen; (las letztere besteht eben in der unter günstigen Verhältnissen durch sie gesetzten Veränderungen. Im Anschluss hieran mag daran erinnert werden, dass das Pettenkofer -Emmerich'sche Experiment einen Präcedenzfall besitzt. Bei (Telegenheit der Choleracurse, welche nacli der Koch'schen Entdeckung seiner Zeit im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin stattfanden, in- ficirte sicli nändich, und zwar zu einer Zeit, als Berlin absolut cholerafrei war, einer der Cursustheilnehmer un- freiwillig mit den Bacterien und erkrankte an einem heftigen Anfall von Cholerine. Er liatte sehr häutige, wässerige, farblose Entleerungen, grosse Schwäche, un- löschbaren Durst, fast völlig aufgeJiobene Urinabsonderung, starkes Ziehen in den Fusssohlen u. s. f. — in den De- jectioneu fanden sich Mengen echter Kommabacillen. l)ieser Fall steht dem Pettenkofer-Emmerich'sehen Ex- periment gegenüber, und das verschiedene Resultat in den beiden Fällen lässt sich durch die verschiedene indi- viduelle Empfänglichkeit erklären. Nach R. Koch sind sogar über die Hälfte aller Menschen für Cholera gar nicht empfänglich. Zum Schluss sei der Einwände des einen der Re- dacteure der Berliner klinischen Wochenschrift, des Privat- docentcn Dr. C. Posner, gedacht. Zwei Personen sind — sagt P. — obwohl sie sich künstlich nach Möglichkeit unter die scheinbar geeignetsten Bedingungen versetzten, nicht an einer Affcction er- krankt, die die behandelnden Aerzte (v. Ziemssen und Bauer) als echte, asiatische Cholera anerkannten. Sie haben eine locale Darndvrankheit acquirirt, die, wie jede intensivere Diarrhöe, eine gewisse Beeinflussung des All- gemeinbefindens hervorrief — sie boten aber keinerlei Zeichen einer Vergiftung mit irgend einem speeifischen Gift dar. Also: die eingeführten Bacillen erwiesen sich als pathogen, insofern sie eine Diarrhöe mit ihren Folge- zuständen erzeugten, — aber nicht als virulent, denn es blieb die Anfnahmc der von ihnen producirten Gift- stoffe in den Körper aus. Man kann Pettenkofer und Emmerich einwenden: einmal, dass beide vielleicht „giftfcst" gewesen seien, dann aber, dass die Bacillen durch irgend welche in der Natur des Versuchs liegende Umstände an der vollen Ent faltung ihrer Giftwirkung verhindert gewesen seien, oder endlich, dass die (ienannten an wirklicher Ciioleradiarrhöe liezw. Cholerine gelitten hätten. — Es wäre zur Entschei- dung dieser Fragen von Werth gewesen, zu untersuchen, wie sich die Bacillen in den Dejectioncn in Bezug auf ihre Virulenz — vielleicht auch, wie sich das Serum der Herren nach der Genesung in Bezug auf seine immuni- sirende Eigenschaft an Thieren verhalten hätte. Wie die Dinge liegen, kann mau bisher nur den einen Schluss ziehen, dass nicht immer und nicht überall die Einfuhr von Kommabacillen in den Darm ge- nügt, um einen typischen, schweren Cholera- anfail auszulösen. Zu einer Entscheidung der alten Frage, ob die Bodenverhältnisse oder ob die Einschleppung von Choleragift das Entscheidende sei, darf der Münchener Versuch nicht herbeigezogen werden. Lehrt er auf der einen Seite, dass der Kommabacillus an sich nicht stets eine Choleraerkrankung erzeugt, so sagt er doch gar nichts aus über den Kernpunkt der Frage: wie w^ird denn nun eine Choleraepidemie verbreitet? Und da lässt doch das Auftreten der Cholera auch in diesem Jahre keinen Zweifel an einer Verbreitung auf mechanischem Wege zu, l)ei der die Bodenverhältnisse jedenfalls primär eine" recht geringe Rolle spielten; man wird sich der An- sicht nicht erwehren können, dass der Gebrauch des un- filtrirten Flusswassers doch eine sehr grosse Bedeutung für die Verbreitung der letzten Epidemie besessen hat. Und so müssen auch diesmal alle Folgerungen ohne Zweifel im Sinn derer ausfallen, die die Cholera als eine übertragbare Krankheit auffassen. Freilich: „nicht jeder Verkehr vermittelt die Verbreitung der Cholera — aber diese wird nur durch den Verkehr vermittelt" — wie Hirsch sich ausdrückte. Zur Verbreitung gehört eben auch, dass die eingeführten Keime unter für ihre Ent- wickelung speciell günstige Bedingungen gelangen. In Deutschland hat diesmal nur Hamburg solche Bedingungen gegeben — von all den Fällen, die nach auswärts kamen, war keiner im Stande, eine Epidemie auszulösen. Dieses aber konnte doch Niemand vorher wissen! So wenig man eine Ahnung haben konnte, dass die „Disposition" in Hamburg eine so ausserordentlich hohe, die rasche Entwickelung der Seuche begünstigende sei, so wenig konnte irgend Jemand garantiren, dass in Berlin die Dis- position fehlte. „Die Erfahrung, dass weggeworfene bren- nende Schwefelhölzer im Walde in der Regel keinen Waldbrand erzengen, widerlegt doch gewiss nicht die Thatsaehe, dass (ladurch zuweilen ein Waldbrand hervor- gerufen wird, also auch nicht die Ansteckungsfähigkeit eines brennenden Schwefelholzes." (Virchow.) Die „Loca- listen" wollen nur für einen Waldboden sorgen, der das Aufflammen verhindert, — die sog. „Coutagionisten" (dieser Name deckt die Sache keineswegs) wollen vorerst das achtlose Wegwerfen von Schwefelhölzern inhibiren. Uel»er S. 45t> und Fig. \>^ bis 26 auf S. 454), erklärt liat, sich als Ptlanzenpalaeouto- loge auf die Seite Nehring's und Walmschaft'e's stellen zu müssen. Die Flora des Torflagers spricht Potonie's Ansicht nach nicht für ein postgjaciales Alter desselben. Was speciell die „Räthsclfrüchte" Asclierson's, Paradoxo- carpus carinatus Xehring, anbetrifft, so geliörcn diese in die alle rnächste Verwandtschatt des niittcltcrtiären FoUieuIites Kaltennordhcmiensis Zenker und sind — falls sich eine specifische Trennung von der letztgenannten Art aufrecht erhalten lässt — Folliculites carinatus zu nennen. Der äussere Bau der Blätter von Ainmlaria stellata (Sclilotheim) Wood mit Ansblickeii anf Equi- setites zeaeforuiis (Sclilotheiin) Aiidrä und auf die Blätter von Calamites varians Sternberg: war das Thema eines Vortrages, den der Unterzeichnete in der October-Sitzung der deutschen botanischen Gesellschaft gehalten hat (vergl. Perichte der D. Bot. Ges. 1892, Band X. Heft 8 S. 561 ff'.) — Ich halte Gelegenheit ge- habt, mich eingehend mit den mir aus Thüringen zahl- i'eich in die Hände gekommenen Resten der Annularia stellata (Schlotheim) Wood (^ Annularia longifolia Brongniart et antorum) zu beschäftigen. Ich gestehe, dass ich dieselben mehr aus Pflichtgefühl einer näheren Betrachtung unterzogen habe, da auch ich zuerst die An- sicht der neueren Autoren theilte, dass diese schon seit E. F. V. Scblotheim 1804 bekannte Pflanze ihrem äusseren Baue nach genügend bekannt sei. Annularia stellata ist in den Ottweiler Scliicliten des Carbons und im Rothliegen- den sehr häutig und jedem Pflanzenpaläontologen aus eigener Anschauung bekannt. Die längsten Blätter der thüringer Exemplare erreichen über 4,5 cm Länge, viele sind 3, andere nur gegen 2 cm lang; meist aber wird die Länge von 2 cm über- troft'eu. Sie sind ober- und unterseits behaart, F'igur 1, imd stehen dicht gedrängt, in grosser Anzahl im AVirtel, stets über 20 bis gegen 40, 2. Am Grunde sind sie, M N Fig wie diese Figur zeigt, eine kurze Strecke mit einander verbunden und l)il(len so eine wie l)ei Equisetum den Sten- gel umfassende S c beide oder, da diese bei Annularia stellata flach ausgebreitet ist, eine Scheibe. In der ab- gebildeten scheibenförmigen Scheide Seh. sieht man hei besonders günstiger Beleuchtung des Stückes die Mittelnerven der Blätter zum Stengel- knoten als sehr zarte Leitl)ttndel L verlaufen, genau in derselben Weise wie bei Equisetum. Figur i. Ein Blattstück von Annularia stellata in cc ■?, — k, k = koh- \i^ erhaltene Blattreste, die be- haarte Blattoberflüche zeigend. — « = Abdruck der Blattunter- fläche (nach Entfernung der Kohle-Bedeckung) mit punkt- förmigen ITaarnärbchen. — N = Mittlerer Mesophyllstrei- fen mit dem nicht siclitbaren Nerven. — il/ = Die beiden iV begrenzenden hervorgewölb- ten Mesophyllstrcifen (mit Spaltöftnungen V). — S = Säu- me des Blattes. Diese scheibenförmige Seheide ist, wie es scheint, nur Blätter verbindenden verdickten Ring an, der sich aller- dings sehr oft markirend in AVirklichkeit weiter nichts ist, als der verdickte Rand des Diaphragmas. Annularia stellata hat auser dem zum Stengel gehörigen Diaphragma-Ring B. E. durcliaus den heutigen Equise- tinen ents]n'echende, am Grunde zu einer gemeinsamen Scheide verbundene Blätter, und auch die letzteren stimmen in ihrem äusseren Bau mit allen Blättern der Equisetinen überein. Die Scheide ist nun freilich nur an ausnahmsweise gut erhaltenen Stücken von Annularia stellata zu kon- statiren, alter man kann wenigstens stets beobachten, dass die Blätter an ihrem Grunde keinerlei Zwischenräume zwischen sich zeigen, wenn auch diese meisten Stücke es unklar lassen, ob es sich um eine unmittelbare seit- liche Berührung der unteren Partien der Blätter handelt, oder um eine durch Faltenbilduug längs der Commissuren nicht klar zu eruireude Scheide. Von den AVinkeln d).B in einem Falle erkannt, aber nie abgebildet worden. Vielmehr geben die meisten Autoren einen den Grund der Seil. Figur 2. Ein Theil der centralen Partie eines Blattwirtels von Annularia stellata in cc. f. — D. R. = Diaphragma- Ring. — Seh = Scheide. — L = Leitbüudel der Scheide. — N = Den Blattmittelnerven enthaldender l\Iesoi>hyll- streifen. — M = Hervorgewiilbte Mesophyllstreifen zu beiden Seiten von N. — S = Saum der Blätter, zwischen je zwei Blättern innerhalb der Scheide sich her- abziehende Falten werden eine vollständige Trennung der Blätter vortäuschen müssen. Dass es sich in der That in den Fällen, wo die Blätter bis zum Diaphragma- Ring in der beschriebenen Weise seitlich getrennt er- scheinen, bei x\nnularia stellata um eine Faltenbildung in der Scheide handeln muss, ist nach der sicheren Con- statirung des Vorhandenseins einer Scheide anzunehmen. Der äussere Blattbau der Annularia stellata ist merk- würdiger Weise bisher noch niemals richtig erkannt und beschrieben worden. Die Blätter dieser Art zeigen, je nachdem die Ober- oder Unterseite dem Beobachter zuge- kehrt ist, zwei längsverlaufende Hervorwölbungen oder Rinnen, die leicht eine Zweinervigkeit vortäuschen. Vergl. Figuren 1 und 2. Diese — je nachdem die Ober- und Unterfläche vor- handen ist — Hervorwölbungen oder Rinnen schliessen zwischen sich den ziemlich breiten Blattnerven N, oder wohl richtiger einen ^Mesophyllstrcifen ein, in welchem der Nerv verläuft. Die Hervorwölbungeu oder Rinnen M gehören zum Mesophyll; vielleicht sind es die die Spaltöffnungen tragenden Streiten, da auch hei Equisetum maximum, einer Art, die ich näher angesehen habe, dort die Spalt- öffnungen tragenden Mesophyllbäuder verlaufen, die zwischen sich die Mesophyll-Mittelfläche einsehliessen, welche von einem nur schwachen Nerv durchzogen wird. Durch die Hervorwölbung der beiden Mesophyll- Nr. 51. Niiturwisscnschaftliche Wocbensclirift. 021 Bänder gleicht das Annularia-Blatt einem schmalen Well- bleehbande. Wellblechconstriictioncn werden aber znr Er- höhung der liieg'iingsfestiglveit verwendet, und es ist da- her die Steifigkeit der Annularia stellata- Blätter aus diesem ihrem eigeuthüralichen Bau erklärlieh. Die leistenfiirmig hervorgewölbten Mesophyllbänder res]), die Rinnen werden nun an ihrem Aussenrande von schmalen, flachen Säumen -S' l)egleitet, so dass alle Theile, die sich an den Blättern derjenigen von Calamites varians feststellen lassen, auch Ijci den Blättern der Annularia stellata zu beobacliten sind. Dieser Saum war offenbar verhältnissuiässig hinfällig, da er an den meisten Blättern nicht mehr constatirbar ist, eventuell auch nur dem Be- schauer unsichtbar im Gestein steckt. Zahlreiche der mir vorliegenden Stücke zeigen diesen Saum aber mit ausser- ordentlicher Deutlichkeit. Auch die Blätter des Eqnisctites zeaeformis (Sehlot- heim) Andrae (= Poaeites zeaeformis Schlotheim), die freilich — weshalb ich sie auch mit Andrae zu Equisetites stelle — meist, wie bei Equisetum, weit verbunden mir vorliegen, lassen deutlich den Mittelnerv, die Mesophyll- bänder und die Hautsäume unterscheiden. Es sind also nur untergeordnete Kleinigkeiten, die ich als Unterschiede zwischen den mir vorliegenden ein- zelnen Blättern von Equisetites zeaeformis nnd den freien Blatttheilen von Annularia stellata auffinden kann, aber ich bemerke, dass gewisse mir vorliegende Blattstiicke dieser Art auch in diesen untergeordneten Unterschieden mit Annularia stellata fast übereinstimmen, ebenso wie besonders die Blätter von Calamites varians. Ich will aus diesen Thatsachen nun nicht etwa den Sehluss ziehen, dass die Annularia stellata beblätterte Zweigsysteme von Calamites varians bezeichnet; denn es ist ziemlieh annehmbar, dass verschiedene Calamites- Arten in ihrer Beblätterung kaum von einander zu unterscheiden sind. Aber diese Thatsache unterstützt gewaltig die frei- lieh ohnedies jetzt allgemein acceptirte Ansicht, dass die Annularia stellata Zweige einer oder von mehreren Cala- mites-Arten vorstellt, resp. dass die Annularia stellata — falls diese Reste einer stammlosen Art angehören sollten — in der That der Gruppe der Equisetinen resp. Cala- marien zuzurechnen sind. Das Vorhandensein der Hautsäume an den Blättern der Annularia stellata ebenso wie an den losen Calamiten- Blättern und bei Equisetites zeaeformis in Verbindung mit der Thatsache, dass auch die Equisetum-Zähne (resp. die freien Blatttheile der Equiseten) solche Säume, die leicht und bald eintrocknen, als ursprüngliche Verbindungs- lamellen zwischen den Zähnen besitzen, berechtigt aucli ohne Kenntniss der Entwiekelungsgesehiclite der Annularia stellata-Wirtel und der losen Calamitenblättcr, anzunehmen, dass die Annularia- und Calamitenblättcr wie die Scheiden- zähne von Equisetum entstehen. Schon A. Schenk nennt den Annularia- AVirtel „eine tiefspaltige Scheide, deren Ab- schnitt, wäre uns die Entwickelungsgesehiehte bekannt, wie die Scheidenzähne von Equisetum entstehen", aber un- mittelbar vorher sagt Schenk nur .,wirtelständige Blätter an der Basis zu einem Ringe verwachsen'-. Hier ist also aus dem Diaphragma-Ring anderer Autoren, z. B. von Schimper und Renault eine ringförmige Scheide geworden, denn, wenn die Blätter am Grunde mit einander ver- wachsen sind, so haben wir doch eine „Seheide", während — wiederhole ich nochmals — dieser Ring zum Stengel, aber nicht zu den Blättern gehört. Nur bei Solms-Laubach finde ich die Annularia-Scheide richtig beschrieben und daher wohl auch richtig erkannt. „Bei Annularia — sagt er — sind sämmtliche Blätter des Wirteis an der Basis zu einer kleinen tellerförmigen Platte verwachsen, die wie ein flacher Kragen den sie in der Mitte durchsetzenden Stengel umgiebt." Er wendet in Folge dessen auch gleich dahinter für die losen Blatttheile den Terminus „Blattzähne" au. Bei dem Vorhandensein von Hautsäumen auch bei den Blättern von Calandtcs varians dürften auch bei dieser Art die Ulättcr in der Jugend mit einander \crwachsen gewesen sein wie bei E((uisetites zeaeformis — die man ebensogut wegen der später getrennten Blätter zu Cala- mites stellen kann — und sich erst nachträglich, naeii Maassgabe des Dickcnwachsthums des Stammes, dem die Blätter angesessen haben, von einander getrennt haben, so dass jedes Blatt die Hälfte des Zwischenstreifens als Flügel erhielt. kleiner Meinung nach ist die folgende Ansieht auf Grund der bisher bekannten Thatsachen sehr wahr- scheinlich. Die Blätter der Calamiten von dem Typus der- jenigen der Calamites varians sind in ihrer Ju- gend, solange die Stengeltheile, denen sie an- sitzen, nicht wesentlich in die Dicke wachsen, scheidenbildend, durchaus wie die Scheiden der Equiseten, seitlich mit einander verwachsen. Nach Maassgabe des Dickcnwachsthums der zu- gehörigen Stengeltheile mussten natürlich die Blätter auseinander rücken und sich längs der Commissuren von einander trennen. Hiernach wäre prineipiell die Beblätterung der in Rede stehenden Calamiten dieselbe, wie bei Equisetum; der aus der Beblätterung beider entnommene funda- mentale Unterschied müsste danach fallen, wonach diese Calamiten stets getrennte Blätter haben sollen, die Equi- seten stets verbundene, während bei den letzteren sich hier und da z. B. Equisetum maximum Lamarck (E. Tel- mateja Ehrhart) zwei benachbarte Blätter in der freien Natur vollständig von einander trennen können, gleichsam als Erinnerung an die Getrenntblättrigkeit im älteren Stadium der Blätter bei den Vorfahren. Ausführlicheres, namentlich die Abbildungen zu den obigen Ausführungen über Annularia stellata und Equi- setites zeaeformis, werde ich in meiner von der k. preuss. geolog. Landcsanstalt herauszugebenden umfangreichen, im Druck befindlichen Arbeit: „Flora des Rothliegenden von Thüringen" veröffentlichen. H. Fotonie. Ueber die Kanäle auf dem Mars. — In den „Comptes rendus" (Tome CXV, No. 18, 1892) veröffentlicht Herr St. Meunier einen kurzen Artikel, worin er mittelst eines sehr einfachen Experimentes die merkwürdige Erscheinung der Verdoppelung der sog. Marskanäle darzustellen und zu erklären versucht. Nachdem er die bisherigen Er- klärungsversuche in Kürze aufgestellt, geht er zu seinem Experimente über. „Ich zeichne mit schwarzem Lack auf eine polirte Metallfläehe eine Reihe von Linien und Flecken, die mehr oder weniger genau die geographische Karte des Mars darstellen, sodann lasse ich auf diese Fläche Sonnenstrahlen oder die Strahlen irgend einer Lichtquelle fallen. Ich stelle nun in einem Abstände von einigen Millimetern von der Metallfläehe und parallel zu ihr ein auf einen Rahmen gespanntes feines und sehr durchsichtiges Musselingewebe auf, und ich sehe jetzt alle Linien und alle Flecke verdoppelt oder paarweise infolge des Schattenbildes, das sich auf dem Musselin durch das von der Metallfläehe zurückgeworfene Licht bildet. Die Aelmlichkeit des erzeugten Bildes mit der Karte, in welcher Schiaparclli alle beobachteten Verdoppelungen darstellte, ist geradezu packend. Nun erkennt man bricht, dass die wesentlichen ]>edingungen des Experimentes nnf der Oberfläche des Mars und in seiner Atmosphäre ver- 522 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51. wirklicht sind. Das auf die Planeteuscheibe fallende Sonnenlicht wird sehr uugleichmässig reflectirt, stark von den Continenteu, viel weniger stark von den dunklen Flächen der Meere und Kanäle. Ist nun die Mars-Atmo- sphäre sehr klar und hell, so tritt diese Ungleichheit für uns weniger merklich auf; enthält aber das Luftmeer eine dm-chsichtige Nebelschicht in passender Höhe und von der gehörigen Öpalescenz, so tritt der Contrast auf wie auf "dem Musselin, durch die Erzeugung von Schatten, welche für ein nicht auf der Verlängerung der reflectirten Strahlen befindliches Auge neben jeder der schwach re- fleetirenden Fläche ein ihr ähnliches Bild producireu. Hier möge auch daran erinnert werden, dass Schiaparelli ein n e b e 1 a r t i g e s A u s s e h e n derj enigen Regionen, welche sich verdoppelten, beobachtet hat. Diese Schattenerscheinung infolge Reflexion kann nicht dem Mars ausschliesslich eigen sein; sie muss auch auf der Erde und auf der Venus sich entwickeln; aber wir sind nur in Bezug auf Mars so gestellt, um sie be- obachten zu können. Auf dem Monde könnte sie nicht stattfinden, weil dort eine Atmosphäre fehlt; umgekehrt bildet das P'elilen dieser Erscheinung auf dem Monde einen neuen Beweis für das Nichtvorhandensein einer GashUlle. Schiaparelli beobachtete, dass zur Zeit der Verdoppel- ung die beiden conjugirten Kanäle nicht immer ])arallel sind, dass zuweilen der eine deformirt ist, dass gewisse Kanäle nur auf einem Theile ihrer Länge verdoppelt sind etc. Alle diese Eigenthümlichkeiten erklären sich von selbst durch die Unregelmässigkeiten der Dunstschicht, und man kann sie nachmachen, indem man den ]\Iusselin in wellenförmige Bewegung versetzt, was ähnliche Modi- ficationen der Schatten hervorruft. Die Schwankungen in dem Abstände zwischen den verdoppelten Kanälen er- klären sich ebenso leicht durch die veränderliche Höhe der Schicht, in welcher der Schatten sich abzeichnet und durch den grössei-en oder kleineren Winkel, unter welchem wir die Erscheinung beobachten; endlich kann mau auch die Verschiebung der Kanäle selbst, welche man beobachtet hat, auf die ungleichmässigen Brechungsverhältnisse, welche durch die Wasserdämpfe bestimmt werden, zurückführen. Alle Beoljachter, und besonders Perrotin, liaben auf die Rolle hingewiesen, welche die Dünste und Nebel bei den von einem Tag zum anderen wechselnden Erscheinungen auf der Marsscheibe offenbar spielen." Dr. P. A. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurtlen crnaunt: Der a. o. Prui'essor der Botanik an der Univ. Jena Dr. Biisgen zum Lein-er der Naturw. an der Forst- leliranstalt in Eisenaeh. — Dr. Carl Fritsch zur provisorischen Führung- der Agenden dos Adjnncten am k. k. botanischen Garten in Wien. — Unser Mitarbeiter, der Zoologe Dr. Ad albert Seitz von der Univ. üiessen, zum Director des zoologischen Gartens in Frankfurt a. M. — Der Redacteur der „Weimarisch. Ztg.", Geh. Hofratli Paul v. Bojanowski, zum Vorstand der grossherzogl. Bibliothek in Weimar. Der Privatdocent der Botanik an der Universität Berlin, Dr. G. Volkens, geht im Auftrage des Preuss. Auswärtigen Amtes nnd der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften nach Ost- Afrika, um im Kilimandscharogebiet Studien zu machen. In den Ruhestand sind getreten: Dr. Michael, Lehrer der Naturw. an der Forstlehranstalt zu Eisenach. — Der Director der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien, der Geologe u. Pflanzen- paläontologe D. Stur. Es sind gestorben: Geh. Rath Werner von Siemens in Charlottenburg. — Der o. Prof. der Anatomie Johann Georg Joessel von der Universität zu Strassburg i. E. — Der Professor der Philosophie an der Univ. Leipzig Rudolf Seydel. Denkmal für Gauss und W^eber. — „Ein Jahr ist vergangen, seitdem auch der Jüngere des grossen Frenndespaares, Carl Friedrich Gauss und Wilhelm Weber, das Jahrzehnte hin- durch der Göttinger Hochschule einen durch die ganze wissen- schaftliche Welt strahlenden Glanz verlielien hatte, die Augen zur ewigen Ruhe geschlossen hat. Was Beide im Dienste der Wissenschaft gewirkt haben, ist keineswegs das alleinige P]igenthum ihrer Jünger, sondern ein kostbares Besitzthum der ganzen Menschheit, das sich bereits vielfältig im Dienste des Fortschrittes der Technik, des Verkehrs und der ganzen Cultur fruchtbar erwiesen hat und noch weiter erweisen wird. Gauss, in der Universalität des Geistes fast olnie Gleichen unter den Gelehrten des Jahrhunderts, hat nicht nur in allen Gebieten der reinen Mathematik imponirende Merksteine seines Wirkens hinterlassen, er hat auch alle Gebiete ihrer Anwendung in Astronomie und Physik mit seinen Gedanken befruchtet und gefördert. Und wie für die Theorie, so sind für die Beobachtung seine Untersuchungen grundlegend geworden. Wo immer ein Forscher die Naturerscheinungen messend verfolgt, wendet er zur Herleitung der Ergebnisse aus den unmittelbaren Beobachtungen die von Gauss gegebenen Regeln an. Weitesten Kreiser aber ist das von ihm entdeckte Verfahren zu Gute gekommen, die physikalischen Agentien, die man ehe- dem, als der exacten Messung unzugänglich, Imponderabilien nannte, ebenso bequem als sicher nach ihrer Quantität zu be- stimmen und in den sogenannten absoluten Einheiten der Länge, Zeit und Maasse auszudrücken. Was Gauss in dieser Hinsicht für den Magnetismus durch- geführt hat, leistete Weber, den der ältere Meister auf Grund seiner Jugendarbeiten über Acustik sich zum Mitarbeiter erkoren hatte, für die Stärke der galvanischen Ströme, für die sie trei- benden electromotorischen Kräfte und die sie hemmenden Wider- stände. Indem er gelehrt hat, diese Grössen in absoluten Einheiten unabhängig von den Umständen der Beobachtung zu messen, hat er nicht nur der Wissenschaft ein äusserst wichtiges Hülfsmittel für ihre Forschungen, sondern auch der Electro-Technik ein unent- behrliches Werkzeug für ihre Arbeiten geliefert, dessen Vortreff- liclikeit die widerspruchlose allgemeine Annahme desselben be- weist, und dass nicht wenig zu dem riesenhaften Aufschwung der Technik beigetragen hat, von dem das letzte Jahrzehnt Zeuge gewesen ist. Auf die andern Errungenschaften, welche wir der gemein- samen Arbeit der grossen Forscher verdanken, näher einzugehen, verbietet der Zweck dieser Zeilen — erinnert werden mag nur an die folgenreiclien Untersuchungen über die Gesetze des Erd- magnetismus, aus denen gewissermaassen eine neue Disciplin der Physik erwachsen ist, an die Versuche, die Erscheinungen der Electrostatik, Electrodynamik nnd Induction durch ein einziges Gesetz zu umfassen, die, wie immer die Zukunft darüber urtheilen mag, eine wichtige Epoche der wissenschaftlichen Entwicklung bezeichnen, — endlich an die populärste Frucht ihres Zusammen- wirkens: die Errichtung des ersten zum Verkehr in die Ferne wirk- lich geeigneten Telegraphen. Von den übrigen Arbeiten Weber's mag nur die zusammen mit R. Kohlrausch ausgeführte Bestimmung des Verhältnisses der electrostatischen zur electromagnetischen Stromeinheit erwähnt werden, welche den directen Anstoss zu der neuesten Entwicklung der Electricitätslehre und der damit zusammenliängenden elec- trischen Lichttheorie gegeben hat. — Die Geburtsstadt von Gauss besitzt seit 1877 ein von Ge- lehrten der ganzen Erde gestiftetes Andenken an ihn, aber Güttingen, wo er, wie Weber, den bei weitem grossten Theil seiner Wirksamkeit entfaltet hat, entbehrt bisher eines solchen. Es scheint den Unterzeichneten eine Pflicht der Dankbarkeit gegen beide Männer, zur Errichtung eines Denkmales für Gauss und Weber in Göttingen den Anstoss zu geben. Der erlauchte Rector der Göttinger Hochschule, Seine König- liche Hoheit Prinz Albrecht von Preussen. Regent des Herzog- tliums Bi-aunschweig hat geruht, das Protektorat des Werkes zu übernehmen, hohe Staatsregieruugen haben ihre thätige Unter- stützung zugesichert, aus den Kreisen der Gelehrten, Lehrer und Techniker ist uns freudige Zustimmung entgegen gebracht worden. , , i r? So geben wir uns der Hoffnung hin, dass durch das Zu- sammenwirken aller dieser Kräfte in nicht zu langer Zeit ein Monument erstehen wird, würdig der Bedeutung der grossen Forscher, deren Andenken zu feiern seine Bestimmung ist". Der Wortlaut dieses Rundschreibens trägt eine grosse Anzahl Unterschriften hochstehender Persönlichkeiten und Forscher ersten Ranges. Beiträge sind bis zum 1. April 1893 an das Bankgeschäft von Siegfried Benfey in Göttingen einzusenden. Der geschäftsführende Ausschuss besteht aus den Herren: S. Benfey. Banquier. F. Klein, Professor. E. v. Meier, Nr. 51. Naturwissenschaftliche Wochenschrift.' b2^ Curator der Univoi-sitüt Göttingen. F. Merkel, Proroctor der TTnivcrsitiit. G. Merkel, Oberbürgermeister. E. Riecke, Pro- fessor. E. Schering, Professor. W. Sehur, Professor. W. Voigt, Professor. H. Weber, Professor. Zur Feier des siebzigsten Geburtstages des französischen Mathematikers Charles Hermite, geb. am 24. December 1822 in Dieuze (Dep. Meurtlie), hat sieh ein Comite gebildet, welches dem Jubilar an seinem Festtage eine kunstvoll ausgeführte Me- daille mit seinem Bildnisse überreichen will und zu dem Zwecke eine Sammlung von Beitragen veranstaltet. Von deutsehen Mathematikern gehören dem Comite die Pro- fessoren L. Fuchs-Berlin, Sophus Lie -Leipzig, R. Lipschitz- Bonn an, welche zur Annahme von Beiträgen bereit sind. L i 1 1 e r a t u r. G. J. Rotnaues, Darwin und nach Darwin. Eine Darstellung der Darwinschen Theorie und Erörterung Darwinistischer Streit- fragen. 1. Band : Die Darwinsche Theorie. Aus dem Engl, übers, v. D. B. Vetter. Mit dem Bildniss Darwins und 124 Fi- guren im Text. Leipzig, Wilhelm Engelmann, 1892. VII und .542 Stn. Kl. 8°. — Preis 9 Mk. Dieses vortreft'lich geschriebene Buch des auch in Deutsch- land durch seine frülieren Werke rühmlich bekannten Verf. ver- dankt seine Entstehung einer Reihe von Vorlesungen, welclie theils an der Londoner Royal Listitution, theils an der Edinburger Universität von ihm gehalten worden sind. Es ist der erste Theil einer Darwinistischen Trilogie, deren zweiter Theil ausschliess- lich der Cieschichte der Biologie gewidmet sein wird, während der dritte den Titel „Darwinistische Streitfragen" tragen soll. Leider muss jedoch die Fertigstellung dieser beiden Werke hinausgeschoben werden, weil der Herr Verf. sich wegen eines Augenleidens zu einer Einschränkung seiner Arbeitszeit hat ent- schliessen müssen. Der vorliegende Band ist im besten Sinne des Wortes popu- lär. Auch der mit den Grundbegriffen der Biologie nur wenig liekannte Leser erfährt hier, um was es sich beim Darwinismus handelt, und zwar aus der zuverlässigsten Quelle. Der Inhalt wird zwar in nur sieben Rubriken gegliedert, nämlich: „Klassifi- cation", „Morphologie", „Embryologie", „Paläontologie", „Geogra- phische Verbreitung", „Theorie von der natürlichen Zuchtwahl" nebst Beweisen und Kritik derselben, endlich „Theorie von der geschlechtlichen Zuchtwahl", aber es kommen eine sehr interessante Einleitung und neben ausführlichen Schlussbemerkungen eine Reilie von Zusätzen mit einem kritischen Anhang paläontolo- gischen Inhalts hinzu, so dass kaum irgend ein wichtigerer Punkt des Darwinismus im Sinne Darwins vermisst werden wird. Wie es nach des Verf. eigener Forscherthätigkeit zu erwarten war, ist die Begründung weit überwiegend auf zoologische That- sachen gestützt. Die Botanik tritt in den Hintergrund. Auch werden von den unmittelbaren Folgerungen der Darwin'schen Lehre nur einige angedeutet im Besonderen die vom ^'erf. und schon fridier vom Ref. verfolgten psychologischen und psycho- genetischen Probleme nicht berührt. Hingegen hat der Verf. nianclie von den Einwänden, welche seit drei Jahrzehnten beharrlich gegen die Beweiskraft der von Darwin gesammelten Thatsachen und gegen die Bedeutung seiner Selectionstheorie vorgebracht werden, einer sorgfältigen Prüfung unterworfen, und wenn er auch hier und da — z. B. gegen Mivart und Wallace — ein wenig polemisirt, so ist doch im Ganzen ge- rade der ruliige und sachliche Ton seiner Ausführungen bemerkens- werth. Wesentlich unterstützt werden dieselben durch die grosse Anzahl sehr lehrreicher Originalzeichnungen. Nur ausnahmsweise, z. B. in dem Kapitel ülier Embr3'ologie, welches überhaupt von allen das am wenigsten selbständige ist, häufen sich die anderen Büchern — besonders Haeckel's Anthropogenie — ent- lehnten Figuren. Die Uebersetzung ist fliessend und lässt nirgends den Leser im Zweifel über das, was der Verfasser meint. So steht zu er- warten, dass „Darwin und nach Darwin" auch in der Deutschen Gewandung viel Beifall finden wird. W. Preyer. Theodor Meynert, Sammlung von populär-wissenschaftlichen Vorträgen über den Bau und die Leistungen des Gehirns. Verlag von Wilhelm Braumüller. Wim u. Leipzig. 1892. — Preis'5 Mk. Der leider im Mai verstorbene bedeutende Psychiater Mey- nert beherrschte sein Gebiet wie selten einer. Er hatte wie der echte Naturphilosoph das Bedürfniss, sich hin und wieder über seine Specialstudien zu erheben, um den Zusammenhang derselben mit dem Verwandten und dem Ganzen zu überschauen und zu über- denken. Von einem solchen Standpunkt aus sind die vorliegenden trefflichen Vorträge gehalten worden, die jedem, der der Psycho- logie, die Meynert wcsiMitlich gefördert hat, auch nur einiges Interesse entgegenbringt, dringend als Studium zu empfehlen sind. Ziehen, auf dessen Urtheil als tüchtiger Fachmann wohl etwas zu geben ist {vergl. Naturwissenschaft!. Wochenschrift Band VI, S. 4i9), urthcilt über Meynert's Buch in der folgenden Weise (Zoitschr. f. Psycholog, u. Physiol. der Sinnesorgane IV S. 223): „Geben uns die in diesem Bande zusammengestellten Vorträge Meynert's auch nur ein unvollständiges Bild von seinen vielsei- tigen Forschungen, so wird docli schon aus diesen Vorträgen das Hauptverdienst Meynert's klar: zum ersten Male wird hier über den unfruchtbaren Satz, dass das Gehirn im allgemeinen einen Zusammenhang mit den ps^-chischen Funktionen zeige, hinaus- gegangen und der Zusammenhang der Gehirntheile und der psy- chischen Funktionen im einzelnen aufgesucht. Damit ist die Pforte zur physiologischen Psychologie geöft'net. Neben Fechner und Wundt wird man als Mitbegründer der phj'siologischen Psy- chologie stets Meynert nennen müssen." K Q. Lutz, Der Schmetterlingszüchter. Lebens- und Enl- wicklungsweise unserer einheimischen Schmetterlinge nebst einer Anleitung zur Schmetterlingszucht. Mit 262 Abbildungen auf 1.5 Farbendruck-Tafeln und 106 Textillustrationen. Süd- deutsches Verlags-Institut. Stuttgart. — Preis 5 Mk. Das Buch ist geeignet dem Schmetterlingsliebhaber, dem Sammler Dienste zu leisten und dem Naturfreunde desshalb in praktischer Weise über die häufigsten und häufigeren Raupen, Puppen und Schmetterlinge Aufsehluss zu geben, als eine grosse Anzahl derselben gut zur Darstellung gelangt sind. In der Einleitung geht Verf. ganz kurz auf Bau und Ent- wickelung der Schmetterlinge ein, um darauf über die Sclimc>tter- lingszucht das Allgemeine mitzutheilen. Dann folgt S. 17 — 172 eine systematische Behandlung der hauptsächlichsten einheimischen Arten mit besonderer Berücksichtigung des Lebens und der Ent- wickelung derselben. Zum Schluss finden wir einen Raupen- kalender ;^ die letzten Seiten werden von einem Register einge- nommen. Wilh. Jännicke. Die Sandflora von Mainz, ein Relict aus der Steppenzeit. Verlag von Gebrüder Knauer in Frankfurt a. M. ohne Jahreszahl (1892). — Preis 1,50 Mk. Die vorliegende Schrift ist eine Umarbeitung der 1889 in der „Flora" erschienenen Veröffentlichung „Die Sandflora von Mainz". Das Resultat der Arbeit steht bereits im Titel: Jännicke erklärt — und dem Referenten, der in den siebenziger Jahren die Mainzer Sandflora besucht hat, scheint das Resultat sehr annehmbar — die in Rede stehende Sandflora als ein Relict aus der Steppenzeit. Vergl. die Mittheilungen des Referenten in der Naturw. Wochen- Bd. VI S. 265 und 28ö. P. G. Lutze, Flora von Nord-Thüringen. Mit Bestimmungstabellen zum Gebrauche auf Exkursionen, in Schulen und beim Selbst- unterrichte. Verlag von Fr. Aug. Eupel. Sondershausen 1892. Das Gebiet der Flora wird von der Grenzlinie umschlossen im Norden beginnend von Windehausen nach Kelbra, Tilleda, Ai-tern (dem äussersten Ostpunkte), südwärts über Oldesleben nach Greussen bis zum südlichsten Punkte Tennstedt. Von hier geht die Grenzlinie nordwestlich über Schlotheim, um von Grosskeula bis Bleicherode die Westgrenze abzuschliessen und über Nord- hausen den Ausgangspunkt, Windehausen, wieder zu erreichen. Also im Norden die Helme resp. die Vorberge des Harzes, im Osten und im Süden die Uustrut und im Westen das Eichsfeld sind etwa die Naturgrenzen. Verf. kemit die Flora des Gebietes gut, und so hat er denn ein zuverlässiges Werk über den gegenwärtigen Bestand an Phanerogamen und Pteridophyten Nord-Thüringens geschaffen. Das werthvoUste an dem Buch sind die Fundortsangaben. Der nach Nord-Thüringen reisende Florist wird Lutze's Flora mit Vortheil benutzen; für die Schulen des Gebietes ist sie gewiss brauchbar. P. A. V. Schweiger-Lerchenfeld, Das Mikroskop. Leitfaden der mikroskopischen Technik nacli dem heutigen Stande der theo- retischen und praktischen Erfahrungen. Mit 192 Abbildungen. A. Hartleben's Verlag in Wien, Pest und Leipzig. 1892. — Preis 3 Mk. Für eine autodidaetische Beschäftigung am Mikro.skop und zur elementaren Einführung in die Mikroskopie ist das Buch Schweiger-Lerchenfeld's recht brauchbar-. Es bespricht zunächst die Mikroskope und ihre llilfsai)parate , dann den Gebrauch des Mikroskops, ferner die Präparate, und endlich die gra|)hische Darstellung der Präparate, wobei die immer wichtiger werdende mikrophotographische Darstellung gebührende Berücksichtigung findet. 524 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51. Wilhelm Behrens. Tabellen zum Gebrauch bei mikrosko- pischen Arbeiten. Zweito neu bearbeitete Auflage, Verlag von Harald Bruhn in Braunschweig 1892. — Preis 6 Mk. Bei der rapiden Fortentwiclielung der mikroskopischen Tech- nik ist es kein Wunder, dass das treffliche Buch in der neuen Auflage vollständig umgearbeitet und wesentlich erweitert er- scheint, obwohl erst 5 Jahre seit dem Erscheinen der 1 . Auflage ver- flossen sind. Für den ernstlich am Mikroskop arbeitenden Botaniker, Zoologen und Mineralogen ist es unentbehrlich. Mit ausserordent- licher Einsicht in die Bedürfnisse des Mikroskopikers sind die Ta- bellen ausgewählt und zusammengestellt; es sind deren nicht weniger als 75 auf 190 Seiten. Ein Register (begreiflicherweise für ein Nachschlagebuch wie dem vorliegenden unumgänglich noth- wendig) und ein Inhaltsverzeichniss bringen das Buch auf 205 Seiten. F. Gomes Teikeira, Curso de Analyse infinitesimal Calculo integral. (Segunda Parte.) Typographia occidental. Porto 1892. Den ersten Band des vorliegenden Werkes, welcher die Dift'erentialrechnung behandelt, haben wir in der „Naturwissensch. Wochenschrift" Bd. VI S. 31 ausführlich besprochen. Wie diesem, so haben wir an anderer Stelle auch dem ersten Theile des zweiten Bandes, welcher der Integralrechnung gewidmet ist, in Uebereinstimmung mit allen übrigen Referenten des Werkes des Herrn Teikeira unsere volle Anerkennung nicht versagen können. Denselben Beifall verdient nun auch der letzte Theil des „Curso de Analyse infinitesimal". Der Verfasser trägt im ersten Capitel r liiucli jede Buctihanilliuig gratis zu bezielifiu: Verlags -Katalog von Ferfl, Diifliinlers YerlagsMicliMli. 1808-1892. Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - (wescliäft für Amateur -Photographie. Eigene Kunst-Tischlerei und iiiecliiuiisrlie Werkstatt. Specialität; VoUstäiiöige Ausriistuuiieu jeder Preislage. Specialität: Saehse's liclitstarkeslJniversal-Aplaiiat, r.ildgrüssc g : 12 13 : iS iS : 24 cm Mk. 25 35 60. Wird auch in ausserordentlich leichter Aluminiumfassung und mit Irisblenden geliefert. liliisirirtc Preisliste uiibereclinel ii. foslfrei, Telegr.-Adr.: „Ecos". Fernsprech- Anschluss: Amt IV. 3099. VortJieilhafteste Bezugsquelle für Wiederverkäufer. c 0 -1 CO # •'i üi c u 0 ID n 3 09 Q. fe 0 *:«=> «s j2 m a .^ -^ ^ V*f -s « g a> ... Ö^ ^ ^ ~ 5 ß ' c c S« 5 5 ♦. e o u S ■4-* =53 «2 hD C 0 3 W) fco ho CO S ■* m c -a 0 ffl a < 3 p; 2S . _• o . £" ^ 'S s^ -■ t. •;■•*.■- c ■-' „ö — ' o Z S .-: ^,2 "S> *.^ '' :S=:.e| .5-5 3 s e so P?) ■es; 2" fei ig» ^»«««•«©•••••o»®®s9 9®«^e«««««d I'atentan'walt UIp. R. Maepz, IBei-liEi, Leipzigerstr. 67. §icljcrljcit0 •^ilt^fr|l^ilJlc. filaiM). JlSStk mib ?imt' ti ^^-~^ ftfiblc, . j, y ßjt ^^\ .«inber. ^^~^ '^L.../3yC^ ■^S icfaä, ©ei" '1^^^ ^.^^>i-'.-- ^ , /.^^ fei :c. ^ ^ ll'fe ■' Adolf 1 Kol)»«. ^^^ i^^^^^Ä Berlin MV., ^=- tnisciistr. 3 f. ^^^L Snuftricrte ^Bvcigliftcn franfo uii* arotiö. t)' l'ravaz'.sche Spritzen der 1 procen- tigen Strychninsulfatlösung gegeben. Schon nach 1 Mi- nute erfolgte hier das Abtropfen, und das Filtrat cntiiiclt nach diesem so schnellen l'assiren des Bodens nicht die geringste Spur Strychnin, aber auch keine Salpetersäure und salpetrige Säure, deren Gegenwart in grösserer Menge doch ein sicheres Zeichen einer chemisciien Zersetzung des Alkaloids im Boilen gewesen wäre. Audi nachdem zum zweiten Male am folgenden Tage die gleiche Menge der Strychninlösung dem Boden einverlciljt war, wirkte das sofort ersclieinende Filtrat noch nieiit giftig und war frei von Salpatersäure und salpetriger Säure; erst nach dem dritten Aufgiessen, wo also den 14 ccm Humus schon 0,21 g Strychninsulfat zugeführt waren, tropfte das Filtrat strychninhaltig ab. Sandl)oden in der gleichen Weise behandelt, gab bei einer 2 cm hohen Schicht, (ebenfalls 14 ccm Buden) so- fort nach dem Aufgiessen von 5 Spritzen der Strychnin- lösung ein ungiftiges Filtrat, frei von Ammoniak, salpet- riger Säure und Salpetersäure. Nach sogleich fortge- setzter Beschickung des Bodens mit weitern 5 Spritzen der Alkaloidlösung war dann allerdings in dem jetzt ab- tropfenden Filtrate Strychnin nachzuweisen, niclit aber Ammoniak, salpetrige Säure und Salpetersäure. Der Sand lässt also auch eine sofortige Entgiftung der Alkaloid- lösung infolge von Absorption zu, wenn auch nicht solange andauernd wie beim Humus. Aus dem eben Erwälinten geht also wohl deutlich hervor, dass bei diesen Entgiftuiigsvorgängen zunächst nur die Absorption des Bodens die Wirkung hervor- bringt. Ob aber bei längerem Verharren der zunächst nur absorbirten Alkaloide im Boden nicht dennoch wei- tere chemische Veränderungen, sogar End-Umwandlungen in anorganische Verbindungen, wie z. B. in Ammoniak und Salpetersäure erfolgen, lässt sich erst dann mit voller Sicherheit entscheiden, wenn man Alkaloidlösungen in quantitativ bestimmter Menge, welche verschiedenen Bodenarten einverleibt sind, zugleich mit den betreffenden Böden längere Zeit hindurch unter natürlichen Bedingungen der Einwirkung der Atmospiiärilien aussetzt. Bei einer späteren Prüfung der Böden würde dann die An-, resp. Ab- wesenheit des Alkaloides in denseliien, vor Allem aber die (|uantitative Wiedergewinnung des urs))rnnglic]i vei- ablblgten Alkaloids ergeben, ob noch eine chemische Zer- setzung neben der blossen Absorption statt hat. Ich bin gegenwärtig mit der Beantwortung dieser Fragen beschäftigt und hoffe darüber, sowie über Ver- suche, betreffend die Entgittung von Alkaloidhisungen durch bepflanzte Böden, demnäclit weitere Mittheilungeu bringen zu können. Ueberzälilige Beine bei Raupen. — Während die Raupen der Schmetterlinge gewöhnlich 5 Paare von Hinterleibsbeinen tragen, und nur in einzelnen Fällen, wie z. B. hei den Spannern, weniger auftreten, kommen auch Fälle von grösserer Beinzahl vor. Einer derselben lic- trifft eine Spinnerraupe aus der Gattung Lagoa und wird von A. S. Packard im Zool. Anz. vom 27. Juni d. J. beschrieben: On the larva of Lagoa, a Bombyeine Caterpillar with seven pairs of abdominal legs; etc. Bereits 1864 machte Verf. auf diese Raupe aufmerksam. Sie trägt nicht allein am 3., 4., 5., 6. und 10. Hinterleibs- ring, sondern auch am 2. und 7. Beine. Diese sind frei- lich nur ein Drittel so gross als die ersteren, aber im Uebi-igen wohl ausgebildet. Ihre Thätigkeit beim Gehen wxu-de beobachtet. Ebenso ist die Raupe der verwandten Gattung Chrysopyga, die 1879 von H. Burmeistcr be- schrielien wurde, mit 10 Beinpaaren ausgestattet. Bei diesen Thiercn blieben also sonst nur im Endiryonaleben auftretende Organe liestehen, und erstreckt es sich die sonst „ephemere Pantopodie" bis auf eine späte Entwick- luv» «-»dcifn + j-^ I ^ \f lungsstufe C. M. Drosera intermedia Hayne als Sclnnetterlingsfalle. — Eine interessante Beobachtung, ähnlich derjenigen, welche Dr. v. Klinggracrt' in Danzig vor einigen Jahren an der Drosera anglica Huds. gemacht und in der „Na- turw. Wochensehr." (V. Band, No. 17) beschrieben hat, konnten wir, Herr V. v. Koch und ich, im August dieses Jahres gelegentlich einer naturwissenschaftlichen Excursion, welche eine nördlich von Braunschweig gelegene Moor- 530 Naturwissenschaftlifhe Woclicnselirift. Nr. 52. landscbaft zum Ziele hatte, an unserer Drosera intermedia Hayne machen.*) Beim Betreten einer im Friiiijahr und Frühsonuner gänzlich versumpften, jetzt aber dureh anlialtende Dürre abg-etroekneten und zug-änglich gewordenen Moorwiese sahen wir den Sphagnuni- Teppich von zahllosen im üppigsten Waelisthuni begrift'enen Rosettcnbüschchen des gemeinen rnndblattrigen Sonnenthaus, Drosera rotuudi- ifolia L. sowohl als auch der selteneren zierlichen Drosera intermedia Hayne überwuchert. Zugleich wurde unsere Aufmerksamkeit auf grosse weisse Flecke an graswuchs- freien Stellen hingelenkt. Als wir näher herantraten, sahen wir, dass dieselben von weissen Schmetterlingen der Gat- tung Pontia F. gebildet wurden, welche der hier dichte Polster bildenden Drosera intermedia Hayne zur Beute ge- fallen waren. Theils zappelten sie nocli verzweiflungsvoll in der räuberischen Umstrickung der Sonnenthauarme, theils waren sie schon todt und von dem sauer reagiren- den Sekret der Blätter und Drüsenliaare maccrirt; auch Flügel lagen undier, welche der Wind mit der übrigen unvcrdauiiclien Chitinsubstanz fortgetragen hatte, um Raum für neue Opfer zu sciiaflen. Da der Nachmittag schon ziemlich weit vorgesehritten war, so sahen wir keinen Schmetterling mehr fliegen, und das Glück des zuvor er- wähnten Danziger Beobaeiiters, welcher das Ergriffen- werden der Schmetterlinge durch die Tentakeln der Blätter selbst sali, war uns daher nicht l)escliieden. Auch ver- säumten wir leider die Art der gefangenen Schmetterlinge festzustellen. Indessen glaube ich die Pontia rapae, viel- leicht mit einigen Stücken anderer Species untermisciit, liemerkt zu haben; die durcii ihre grünlieh -marnidrirte Flügeluntcrscite leicht kenntliche P. Daplidiec, welche bei Danzig hauptsächlich beobachtet wurde, erinnern wir uns nicht bemerkt zu haben. Die von der Natur zur Jagd auf grösseres Wild weniger gut ausgerüstete**) rund- blättrige Gattungsschwester der länglichblättrigen Drosera intermedia Hayne erfreute sich keiner Scinnetterlinge als Jagdbeute, sondern begnügte sieh mit weit schmäleren Bissen, als Motten, Spinnen, kleinen Zweiflüglern etc. Bei der grossen Virtuosität, welche Drosera anglica Iluds. sowie die von uns beobachtete Drosera intermedia Hayne im Fangen und Vertilgen der schädlichen Weiss- linge entwickelt, — ich unterschied auf einem ca. IV2 Fuss ins Geviert messenden Polster der Dmsera intermedia 15 Schmetterlinge oder deren Ueberreste — dürfte sieh viel- leiciit der Versuch verlohnen, diesen langblättrigen Sonnen- thauarten in der Gartenkultur einen Platz als Schmctter- lingsfalle anzuweisen. Paul Krcfift. Ueher die Ursachen der Blitzschläge in Häunie verötfentlieht Dimitrie Jonesco in den Jahresb. d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württemberg eine Unter- suchung, deren Hauptergebnisse sich in folgende Sätze zusammenfassen lässt. Bei sehr hoher elektrischer Spannung können alle Baumarten vom Blitz getrotfen weiden. Fettbäumc alter, die auch während des Sommers reich an Gel sind, sind in hohem Grade gegen Blitzschlag gesichert, diejenigen *) Die Beobaclitiing des Schmettnrliiis'.'-fHiiges ist bei (üeser Art wolil noch wunderbarer als hei der mit viel grösseren Blättern versehenen Drosera anglica lluds. **) Die Tentakeln des Pdattes der Drosera rotnndif. conver- giren nach dem Mitteliuuikte und können daher nur immer einen kleinen Theil eines grösseren Insektes fesseln, wälirend Ijei den langblättrigen Arten (Drosera anglica und intermedia) die Stellung der Tentakeln, denen jene Convergenz fehlt, einen Angrift' auf grössere Partien des Opfers ermöglicht, welcher Efl'ekt durch die erhöhte Fähigkeit der Blätter sich einzurollen noch verstärkt wird. Auch bieten ihre dichter- und hochstehenden Blätter den In- sekten bessere Gelegenheit zum Anfluge. am meisten, die den grössten Oelgehalt besitzen. Stärke- bäume und Fettbäume, die wäln-end des Sounners arm an Gel sind, werden hingegen vom Blitzschlag bevorzugt. Der Wassergeiialt der Bäume ist auf die Blitzgefahr ohne Einfluss. Ahgestorl)ene Aeste erhöhen sowohl bei Stärke- ais aucli bei Fettbäumen die Blitzgefahr. Canibium, Rinde und Belaubung sind nicht im Stande, das elek- trisciie Leitungsvermögen der Bäume zu alteriren. Die Bodenart steht in keinem directen Zusammenhange mit der lläuflgkeit der Blitzschläge in Bäume. Uel»er den Nntzen und die praktische Verwendung der Meeresalgen tindet sich in den Scln-iften des Natur- wissenscluiftiiclien Vereins für Schleswig-Holstein Bd. IX das Referat eines von Th. Reinbold gehaltenen Vor- trages. Der Vortragende führte ungefähr Folgendes aus: Wenn man die Pflanzenklasse der Tliallophyten in Bezug auf Schaden und Nutzen für die ^lenschen be- ti-achtet, so stellen \vohl an Wichtigkeit die Pilze obenan: die Bedeutung der Algen erscheint zwar weit geringer, ist aber immer doch gross genug, um durch eine kurze Besprechung interessiren zu können. Beschränken wir uns hier heute auf die wichtigeren Algen des Meeres, so fragen wir zuerst nacli ihrer allgemeinen Bedeutung für den llauslialt der Natur. Da wird uns die Antwort: Ohne Algen keine Fische! Wir sehen, dass die Algen in demselben Verhältnisse zur Meeresfauna stehen, wie die Pflanzen des festen Landes zu den Thieren auf demselben. Auch jene sind nämlich befähigt, die für die Thiernahrung notiiwendigen organischen Stott'e aus undrganischen zu l)ro(luciren. Diese Nahrungsstorte gelangen auf indirektem Wege, durch die niedere Thierwclt des Meeres, in den Magen der Fische; nur ganz ausnahmsweise ernähren sich dieselben direkt durch Algen (Sardinen). Bei dieser Thier- (Fisch-) Nahrung hat man nun aber niclit etwa an die mehr oder weniger grossen Al^en zu denken, welche man gewöhnlich als „Tang" bezeichnet und die bei niedrigem Wasser zuweilen als ausgedehnte Wiesen vor unsere Augen treten. Zwar nützen auch diese den Fischen zur Ablage des Laichs, zum Schutz der Brut, und dienen der kleinen Thierwclt als Schirm, aber als Nahrungsmittel sind dieselben garnicht oder doch nur in sehr lieschränk- tem Maasse aufzufassen. Die eigentliciie Urnaln-ung der I'isclie ist dem uniiewalfneten Auge nicht oder kaum sichtbar; sie geliört dem durch Prof. llensen's For- schungen in den letzten Jahren so viel genannten Plank- ton an (dem im freien Meere willenlos umiiertreibenden Material an Pflanzen und Thieren). Zwei Algenfamilien sind d(n-t hauptsäcldich vertreten: die Peridineen (Gat- tung Ceratium) und die Diatomeen (Chaetoceros und Rhizo- solenia). In staunenerregender, fast unbegreifliclier Menge füllen diese mikroskopischen Algen das Meer und bilden die Nahrung für die kaum sichtbaren, aber ebenso massen- haft auftretenden Tliierchen des Planktons, vor allen der Copepiiden (Spaltkrebse), der ausschliesslichen Nahrung des Härings etc. l)v\\ hauptsäclilichstcn Nährstdtf liefern die Peridineen, während die Diatomeen im entwickelten Zustande der scharfen, kieseligen Hüllen wegen dem Thiermagen weniger zusagen ; jedoch ist es wohl zweifel- los, dass ihre anfangs nakten Sporen ebenfalls in aus- giebiger AVeise zur Nahrung dienen. Sodann aber tragen die auf den Meeresboden niedersinkenden Diatomeen zur Bildung des Schlammes bei, wo durch die Zersetzung der- selben die organischen Bestandtheile mehr oder weniger für die hier lebende Thierwclt nutzbar werden. Inter- essante Details über die Urnahrung der Fische findet man in dem eingehenden und sehr klarem Aufsatze von Dr. Heincke: Die Untersuchungen von Hensen über die Nr. 52. Naturvvissenschaftliclie Wochenschrift. 531 Produktion des Meeres an belehter Substauz. (Mitth. der Sekt, für Küsten- und Hochsc('-l''ischcrci 1889.) Al)er nicht allein auf diese indirekte Weise liefern die Meeresalgen den Menschen Nahrung-, sdudcrn auch auf ganz direkte, vermöge ihres mehr oder weniger grossen Gehalts an Stärke, Eiweiss, Zucker etc. Die eigentlichen Tangesscr kommen auf der Erde hauptsäch- lich in zwei Gruppen vor. Die eine wohnt an den (ic- stadcn des nördliclien atlantischen < »eeans und des nörd- lichen Eismeeres: Schotten, Iren, Nnrwcger, Lappen, Is- länder etc. Die wichtigsten Algen, welciie hier genossen werden — als Sauce, Suppe oder zu Gallerle eingedickt, zusammen mit Oel, Essig oder auch Milch — sind: Rlio- dymcnia i)almata (Dulsc, Dillesk), Laurencia pinnatifida (Fcjipcr dulse), l'orj)hyra vulgaris (Laver, slakc, marine sauce), sowie Clunulrus crispus und Gigartina niamilldsa (Carageen oder Irisch Moos). Alle diese Arten gehören den rothen Algen (Florideen) an. Von einigen braunen Algen (Fucaceeu) werden hier und da die jungen Ftlanzen gegessen. Mit fortschreitender Kultur und Wohlhaljcnheit ist allmälig der Gebraucli oitiger Algen als Nahrungs- mittel mehr und mehr im Seilwinden begriffen. Iren, Norweger etc. sind nur aus Noth Tangesscr. Anders verhält es sich mit der zweiten Gruppe: den im und am Indischen Ocean wohnenden ]\lalayen und Mongolen. Hier ist die Alge nicht nur ein Nothbehelf für den Armen, sondern auch ein Leckerbissen für den Reichen, ein be- deutender Handelsartikel. Hauptsächlicli sind es Arten der (Tattungen Euciicuma — als Agar-iVgar auch bei uns eingeführt — , Gelidium und Graeilaria (Ceylon Moos), welche hier, nachdem sie in Kaltwasser ausgewaschen, gei)lcicht und getrocknet, meist in der Form von Gallerten zur Verwendung gelangen. In der feineren Küche dienen diese Gelees dazu, die scharfen (Tcwürzc der Speisen zu mildern. Line ausj'iihr- liclie Liste der in China als Nahrung benutzten Algen mit ihren einheimischen Namen lindet sich in A. v. Martens: Tange der ostasiatisehen Expedition. Als in der Mediciu gebräuchlich sind zu nennen: das oben erwähnte Carageen — noch jetzt in der neuen deutsehen Pharmaeopoe aufgeführt — sowie das haupt- sächlich im Süden Europas als Wurmmittel verwandte Alsidium helmintlidchorton (Corsica Moos). Ferner tinden noch die aus getrockneten Stengeln von Laminaria ge- schnittenen Stifte in der Chirurgie hier und da Verwen- dung zur ErweitcTung von Wundkanälen etc., da die ange- feuchteten Stifte bis zu (b'eifachcm Umfange anschwellen. In der Landwirthschaft tinden noch heute einige Fucaceen und Laminariaceen in Schottland, Norwegen, Nordamerika etc. als vorzügliches Düngungsmittel (Sea wrack) ausgiebige Verwendung, und dienen dieselben ausserdem im hohen Norden als werthvoUes Viehfutter. Auch Industrie unil Gewerbe ziehen aus den Mecres- algen ihren Nutzen. Das Verbrennungsprodukt aus ver- schiedenen Laminariaceen und Fucaceen, Kelp genannt, diente früher in ausgedehntem, jetzt allerdings sehr be- schränktem Maasse zur Gewinnung von Kali-Salzen (Tang- Soda) und Jod. Noch im Anfang dieses Jahrhunderts wurden in Schottland, auf den Orkney- Inseln etc. die Kelp shores theuer verpachtet und Fucus sogar künstlich angeptianzt. Der Gewinn aus den Kelp-Produkten betrug z. B. im Königreich England in der Zeit von 17'Jü — 18ÜU ca. 12 Millionen Mark. In China wird der aus Glocopeltis tenax gewonnene Leim zum Firnissen von Papierlaternen und Gitterfenstern ausgiebigst benutzt, und ebendort Ge- lidium Amansii zum Schlichten des Seidenzeuges. Die Diatomeen - Erde (Kieseiguhr) wird als Polir- material bei der Glas- und Steingutfabrikation, sowie zur Herstellung des Dynamit verwandt. Manche Verwendungen untergeordneter vVrt Hessen sich noch anführen — so liefert Chordefilum (Sea face) den Schotten v(>rzügliche Fischlcinen, die Stengel von Laminaria werden zu dauerhaften Wasserschalen ver- arbeitet etc. etc., doch bleibe dieses unausgeführt, da es sich hier nur darum handelt, den Nutzen der Meeres- Algen im grossen Ganzen vorzuführen. Bemerkt sei noch am Sehluss, dass giftige oder idicr- haupt schädliche Meeresalgeu bis jetzt nicht bekannt sind. lieber einen rothen Koliienwas.serstoff, Dihiplieny- leniitlien. — Die Existenz farbiger Kohlenwasserstotfe ist vielfach verneint oder doch als unsicher hingestellt worden, da man ursprünglich als gefärbt beschriebene Kohlen- wasscrstortV, wie das Chrysen, durch weitere Reinigung farblos erhalten hatte. Es hatten nun de la Harpe und van Dorp hei Ueberleiten von Fluoren über erhitztes Bleioxyd einen Kohlenwasserstoff Co^Hiß erhalten, der rothe Farbe besass und nicht entfärbt werden konnte. Von Mantz hatte einen Körper derselben Zusanmiensetzuug von schön rother Farbe durch Einwirkung von Brom auf Flnoren bei 240 — 300° erhalten, dessen Eigenschaften mit der von den ersteren Entdeckern genmthmaassten Cousti- tutionsformel des Dihii)henylcnäthens CßH^ C,H, c=c C0H4 CfiH. übereinstimmten. C. Grabe (Ber. d. Deutsch. Chem. Ges. XXV., 3146) hat die vollkommene Identität i)eider Körper nacligewiesen und constatirt, dass die rothe l-'arbe um so schöner und intensiver hervcu'tritt, je reiner der Körper ist. Als besonders beweisend dafür, dass dieselbe dem KohlenwasserstoH' eigenthümlich ist, betrachtet er mit Recht den folgenden Versuch: Durch Einwirkung von Brom geht der Kohlenwasserstoff in ein Bromadditions- ju-oduct C^.fJliijBrg über, welches voUkonnuen farblos er- halten werden kann. Dieses wird durch Erwärmen mit Natrium und einer zur Lösung genügenden Menge Toluol in den K(ddenwasserstoft' zurüekverwandelt, wobei die anfangs farblose Lösung sich um so riither färbt, je weiter die Broniabspaltung vorsehrcitct. Man erhält durch Undcrystallisiren ein vollkommen bromfreies Pro- duet, welches in Krystallform, Löslichkeit und Schmelz- punkt (187 — 188''), genau mit dem sorgfältig gereinigten Dihipheuylenäthen übereinstimmt und dessen Krystalle genau dieselbe intensive gelblichrothe Färbung besitzen. Als chromophore Gru[(pc ist ^-C^C-c anzusehen. Sobald die Doppelbindung, durch Brom- oder Wasser- stoffaddition, aufgehoben wird, verschwindet die Färbung. ^\>- Aluniininni ist nach Bailand (Compt. rend. 1 14, 153()) vortheilhaft znr Herstellung von Gefässen für häusliche Zwecke zu verwenden. Derselbe stellte fest, dass Luft, Wasser, Wein, Bier, Cider, Kaffee, Milch, Oel, Butter, Fett etc. das Aluminium weniger angreifen als die ge- wöhnlich benutzten Metalle: Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Ziim. Auch durch Essig sowie durch Kochsalzhisung wird das Metall, selbst bei mehrmonatlicher Berührung, verhältnissmässig wenig angegritt'en. Sp. Der Hercnles-Sternhaufen, eines der interessantesten teleskopischcn Objecte am nördlichen Himmel, ist kürz- lich zum ersten Mal von Dr. Scheiner in Potsdam auf Grund einer photographischen Aufnahme genau ausge- messen worden. Das Gelingen dieser mühevollen Ari>eit — im Ganzen konnten über 800 Sternörter festgelegt werden — giebt einen neuen Beweis von dem grossen 532 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 52. Vorzug' der photographischeu Fixsternforschung, der in der viel erheblicheren Genauig'keit der Positionsbestimmung gegenüber den älteren Beoljachtungsmethoden besteht. Im Oentrum des Sternhaufens, der ültrigens in der Mitte viel sternreicher ist, als bei gleichmässiger Vertheilnng der Sterne innerhalb eines kugelförmigen Raumes erwartet werden dürfte, befinden sich dichte Nebelmassen, die na- mentlich deutlich in der Umgebung von Sternen sichtbar sind. Die Sterne des Haufens scheinen demnach verhiütniss- mässig nahe bei einander zu stehen, so dass sich ihre Atmo- sphären gegenseitig fast berühren. Dementsprechend wird man vielleicht durch Vergleich mit den Scheinerschen Auf- nahmen in nicht ferner Zeit im Stan- de sein, Bewegun- gen innerhalb des Sternhaufens constatireu. — Vertheilnng zu Die der Igt zwar Uuregel- Sterne manche mässigkeiten, doch sind solche nach Scheiners Ansicht wohl dem Zufall zuzusehreiben, wäh- rend Holden auf Grund einer auf der Licksternwarte gemachten Aufnah- me die leeren Stel- len für Kraftcen- tren hält. Das von Lord Rosse behaup- tete Vorhandensein dunkler Kanäle im Steridiaufen konnte von Scheiner nicht constastirt werden. F. Kbr. Der Horizout, eiu Hilfsmittel für den liiiterrifht in der Hiiiimelfskiiii- de nach Ludwig Butb, Inspeetor des Erziehuugshau- ses der Stadt Berlin. Nord-Südliuie, Tagkreis, Tag- und Nachtbogen, Sonnen- aufgangs- und Sonncnuntergangs])uiikt, Morgen- und Abendvveite, Kulminationspunkt, Aequator, Wendekreise, Mittagshrdie und Polhöhe. Zur Fixirnng und Reproduction der Vorstellungen ist ein Hilfsmittel unerlässlich. Dasselbe wird um so vor- züglicher sein, je mehr das ))ei ilnn Erschaute der wirk- lichen Anschauung sich nähert und je fi'eier es von un- wesentlichen, die Schüler ablenkenden Zuthaten ist. Der abgebildete als „Horizont"' bezeichnete Apparat sucht diesen au ein gutes Hilfsmittel beim Unterrichte zu stellenden Forderungen zu entsprechen. Er ermöglicht die Fixirung und Reproduction der genannten Vorstellungen, aber er verhilft auch zur zuverlässigen Beantwortung der Fragen: Wann und wie weit vom Ost-, bezw. Westpunkte entfernt geht die Sonne auf oder unter ':' — Wie gross ist der Tag-, der Nachtbogen V — In welcher Höhe steht die Sonne (Winkel mit der Horizontfläche)? — Welche Neigung hat die Horizontfläche zur Erdachse (Polhöhe)? Die Fragen können gestellt werden für jeden Ort Construirt von Ferdinand Ernecke, Berlin. — Diesterweg sagt in seiner populären „Himmelskunde", dass wahre und lebendige Vorstellungen von den Himmels-Erscheinungen nur durch die wirkliche Anschauung des Himmels und der an ihm vorkommenden Bewegungen vermittelt werden können. Aber das Erschaute soll auch festgehalten (fixirt) und was in zeitlich weit aus einander liegender Beobachtung gesehen worden ist, in enger Folge der Anschauung wieder zugänglich gemacht (reproducirt) werden. Bei der Betrachtung des „Horizontes" müssen folgende Vor- stellungen gewonnen werden: Standpunkt, Horizont, Hori- zontfläclie, Ost-, West-, Nord-, Süd-punkt, Ost-Westlinie, der nördlichen Erd- hälite und für jeden Tag im Jahre. Die Handhabung des Apparates ist sehr einfach. Z. B. Ort der Beobach- tung: Berlin, 5272° nördl. Br., Zeit: 21. März. Der grosse Schieber wird dass -'erüekt. so der Zeiger desselben auf52',2° zeigt; der kleine Schieber (Ringträ- ger) wird so ge- stellt , dass der Zeiger auf den 21. März weist. An der Scheibe (Hori- zontfläche) ist ab- zulesen, dass die Sonne genau im Ostpunkte auf-, im Westpunkte unter- geht; an dem Ringe (Tagkreis, Bahn der Sonne) : dass die Sonne um6 Uhr Morgens auf-, um (1 Uhr Abends unter- gebt, und dass der Tag- und der Nacht bogen gleich sind. Ein von dem höch- steu Punkte des Ringes zur Mitte der Scheibe geleiteter Faden (Sonnen- strahl lässt auf ilem Winkelmesser 37 '/■<"' als Mittags- höhe erkennen. Ein durch die Scheibe geführter Stab, (eine Parallele zur Erdachse) zeigt die Polhöhe und giebt die Neigung der Horiz(mttläche zur Erdachse als 52'/2° an. Der Ring (Sonnenbahn) ist als Himmels- Aequator an- zusehen. Zweites Beispiel: Berlin, 21. Juui. Sonnenaufgang 3'/,, Uhr, niirdlich vom Ostpunkte (Morgenweite 41'^). Tagbogen (17 Stunden) = 17 X 15° = 255°; Naehtbogen (7 Stunden) = 7 X 15° = 195°; Mittagshöhe 37' ^ + 2372° = 61 °; Polhöhe 527.,°. öer Ring ist als Wendekreis des Krebses anzusehen. Die Scheibe des „Horizonts" hat einen Durchmesser von 30 cm und der den Tagkreis vorstellende Ring einen solchen von 32 cm, Grössen, welche die Verwendung des Apparates auch in Klassenräumen gut gestatten. Nr. 5'J. Niitnrwissciiscliaftliche Woclicnschiit't. 533 Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Privutdoc. der Aiiatoinii.' Dr. med. Wer- ner Spaltoliolz zum Prof. in der nicdieinisclieu Facultät der Universität Leipzig. — Privatdoeent Dr. Lemlce an der Univ. Rostock zum a. o' Professor in der mcdicinisehen Faeultät. — Der Chemiker Dr. Ricliard zum Assistenten am chemischen Laboratorium der Universität Münclien. Der stnd. A. Laue ist an der von Dr. H. Potonie ver- walteten ptianzenpalaeontologisclien Abtheilung des Museums der Kgl. geologischen Landesanstalt in Berlin als Hilfsarbeiter ange- nommen worden. — Der an der von Dr. R. Scheibe verwalteten mineralogischen Abtheilung des vorgenannten Museums thätig gi- weseue Hilfsarbeiter Karl Koch wird am 1. Januar .lustnten, um das Pech'sche Mineralien-Contor in Berlin zu übernehmen Dr. Achillc Ferraciano aus Rom ist im Interesse bo- tanischer Studien im December nach Nordost-Afrika gereist. — Mit Herrn Dr. Volkens zusammen geht der Geologe Dr. Lent aus Freibiirg in Baden nach dem Kilimamlsi-haro, und zwar im Auftrage der deutschen Kolonialgcsellscliaft. Todtgesagt wird Kmin Pascha (Dr. Schnitzer). Es sind gest(n-ben: Alfonso Corradi, Professor der Medicin an der Universität Pavia. — Dr. J. B. Stamm in ger, zweiter Bibliothekar der Universitäts-Bibliothek in \Vürzburg. L i 1 1 e r a t u r. M. Carriere, Das Wachsthum der Energie in der geistigen und organischen Welt. (Aus ([■•n Abhamll. d. k. bayerischen Akademie der Wissenschaften. L Cl. XIX. Bd. III. Abtheil. Verlag der k. Akademie. In Commission bei G. Franz. München 1892. - Preis 2 Mk. In diesem schwungvollen und geistreichen Essay unternimmt der berühmte Aesthetiker den kühnen Versuch, Geist und Ma- terie von einer neuen Seite zu lielcuchten und sie darauthin von einander zu unterscheiden. Den Schwerpunkt dieser Abhandlung kennzeichnet na(difolgende Stelle: .,In der Xatur gilt die Erhal- tung der Energie, im Geiste aber die Steigerung und das Wachs- thuin der Energie, und dies ist der Unterschied des Geistes von der Natur". Dass in der unbelebten (seelenlosen) Natur das Gesetz von der Erhaltung der Kraft gilt, entspricht unseren Denkformen, er- klärt Öarriere ausdrücklich, wobei er es nicht unterlässt, die ge- wöhnlicli heute in der Naturwissenschaft angenommenen Kraft- metamorphose im Sinne von Helndiolz zu deuten, ohne jedoch einen causalgemässen Zusammenhang der Erscheinungen aufzu- decken. — Für die Annahme, dass die geistige Kraft eine Vermehrung erfährt, werden viele sehr beachtenswerthe, aus der Erfahrung geschöpften Belege gebracht, die dem Verfassi-r genügen, der hier nicht nnconsequenter Weise danach fragt, ob die Er- fahrungen sich mit unseren Denkgesetzen vertragen, eine Kraft- vermehrnng im Reiche des Geistes anzuerkennen, obwohl er anfangs ein ganz besonderes Gewicht auf diese Uebereinstimmung von Erfahren und Denken legte. — Die Anerkennung der Existenz des Ich als die einer Bewusstseinsthatsache bildet den Ausgangspimkt der philosophischen Untersuchungen Carriere's, der im echt Descartes'schen Sinne diese Grundwahrh(>it zu ver- werthen versteht. Das alte Problem: wie der Wille bewegend auf die Materie einzuwirken vermag, die Wechselwirkung zwischen geistiger und materieller Welt, auf die alle Innervationsphänonieue hinweisen, findet leider keine genüg<'nde Berücksichtigung. — Obwohl das Essay nicht frei von tiefeingreifenden Wider- sprüchen ist und manche Probleme (wie das der Lebenskraft und das des Unbewussten im Seelenleben) zu oberflächlich be- handelt, so wird dennoch der sinnige Leser durch die reiche Anregung zur Genüge entschädigt, die er aus dieser Schrift schöpfen wird, ganz abgesehen von dem positiven Wissen, was sie enthält. Wir müssen dieses Essay, das indirect nur die Unsicherheit und Verschwommenheit herausstellt, die sich heute noch mit dem Begriff von Kraft oder Energie verknüpfen, als einen recht be- achtenswerthen Beitrag zu der grossen Litteratnr des Robert Mayer'schen Gesetzes von der Erhaltung der Kraft kennzeichnen. Im Anschluss an Carriere's Hypothese von der Kraftvermeh- rnng in der Welt des Geistes fragen wir schliesslich noch: findet nicht auch eine Vermehrung der Energie in der materiellen Welt statt, wenn wir, unserer heutigen H3'pothese folgend, die Atome als unerschöpfliche Kraftquellen ansehen V — Ein Atom zieht so das Andere seiner Gravitation zufolge an, erzeugt so bewegende Kraft, ohne an seiner Gravitationskraft hierbei etwas einzubüssen. („Kleine Ursaclien: grosse Wirkungen".) Ist vielleicht nicht die Kraft als der Ausfluss einer Substanz anzusehen, so dass alle Kraftvcrmehrung nur eine scheinbare ist? — Dr. Engen Dreher. Dr. MaxVerworn, Die Bewegung der lebendigen Substanz. Eine vergleichend-physiologisclie IJntersuchnng der Contractionser- scheinungon. Mit 1!» Abbildungen. Verlag von Gustav Fischer. Jena 1892. — Preis 3 Mk. Verfasser hat die Lösung des schwierigen Problems des We- sens der Contraction, auf welche Grunderscheinung die Bewegungen der lebendigen Substanz, sofern es sich nicht um Wachsthum, Secretion und dergl. handelt, zurückzuführen sind. Verf geht von der Untersuchung der Rhizopoden aus. E.xpansion und Con- traction der Theile des Plasmaleibes führt Verfasser auf Chcmotro- pismus zurück. Die E.xpansion geht von der Peripherii' aus, wo die Piasmatheile untereinander nicht gleiche Beschatfenheit haben. Die Affinität gewisser derselben besonders zum Sauerstoff die Umgebung aber auch anderer chemischer Stofl'e, besonders Nah- rungsssofie, welche chemische Affinität zu Theilen des Plasmas haben, bewii-ken Expansion, indem an diesen Stellen die < )ber- flächenspannungen geringer sind. Die Contraction bezeichnet V. als einen Chernotropismus nach gewissen, unter Mitwirkung des Kerns gebildeten Störten, die in der Umgebung des Kerns, also im Centrum des Körpers, am dichtesten angehäuft sind. Das Eintreten der Contraction, also des Zuströniens der Substanz von der Peripherie zum Centrum geschieht auf erregemle Reize hin, sodass sie im Erregungszustand einen Klumpen (eine Kugel) dar- stellt. Der Reiz bringt eine Aenderung der chemischen Constitu- tion, eine chennsche Spaltung im Plasma zu Wege und die Theile suchen sich mit Hülfe der Kernstoffe zu coustitniren. Ist dies geschehen, so ist das Plasma wieder chemoti-opisch auf .Sauerstoff. Das ist in aller Kürze die Theorie des Verfassers; aus ihr leitet er die übrigen Bewegungsformen ab. — Der interessanten Arbeit wünschi.'u wir viele Leser. Gaston Bonnier, Cours complet d'histoire naturelle. Ouvrage redigi' suivant les nouveaux prograujuies de IS'.Jl. Avec 7G7 figures. Paul Dupont a Paris 1892. — Das 007 Klein-Octav-Seiten umfassende, also leidlich dick- leibige, reich bebilderte Buch bringt die Grundzüge der Zoologie, Botanik und Geologie aus der Feder des genannten Professors der Sorbonne für den Elementarunterricht. Wir treten entschieden in eine neue Epoche naturwissenschaftlicher Elomentar-Lehrbüchcr, deini anch in Frankreich gab es eine grössere Zahl höchst oberfläch- lich zusammengeschriebener Lehrmittel, die mm — ■ wie es scheint — nach und nach verdrängt werden. Dom Bonnier'schen Bucli merkt man angenehm die fachmännische Feder an, die Abbil- dungen sind trefflich ausgewählt und entsprechen durchaus dem Text. In dem Buche ist zweierlei Textdruck in Anwendung ge- kommen, grösserer und kleinerer, zur Unterscheidung derjenigen Abschnitte, die allen französischen Lehrprogrammen ents|)re(dien, von denjenigen, die six'ciellerem Unterricht gelten. Zur ße- capitulation des Durchgenommenen und Gelernten finden sich eingestreut, am Schlüsse bestimmter Abschnitte, kurze Resumes, die an das Wesentlichste noch einmal erinnernd sehr zweck- mässig erscheinen. Die übersichtliche Disposition des Ganzen und die Klarheit und CTcdiegenheit des Textes machen ans dem Bonnier'schen Werk ein treffliches Lehrmittel. ■Westfalens Thierleben in Wort und Bild. Herausgegeben von der zoolog. Section für Westfalen und Lippe unter Leitung ihres Vorsitzenden Prof. Dr. H. Landois. 3 Baude. Verlag von Ferdinand Schöningh. Paderborn 1883—1892. — Preise: Bd. I: 12 Mk.; Bd. II: 10,50 Mk. ; Bd. III: 10 Mk. Um das prächtige Werk, eine ausführliche Fauna der Wirbel- thiere Westfalens, müssen wir die in Westfalen sesshaften Natur- freunde beneiden; aber seine Anschatt'ung wird auch den in an- deren Provinzen Wohnenden, namentlich den im Westen des Königreichs Preussen Ansässigen nicht gereuen, da doch die faunistischen Verhältnisse hier im Ganzen und Grossen dieselben sind. Jeder Vater, der nur einigernuiassen Interesse für die Natur zeigt, der die erholenden Spaziergänge mit seiner Familie gern mit einigem Nachdenken und mit dem Wunsch nach Aufklärung über die ihm in den Weg kommenden Thiere macht, kann sich einen besseren Rathgeber als Westfalens Thierleben nicht wniuschen. Der I. Band enthält die ausgestorbenen und verdrängten Säugethiere (bearbeitet von Landois und E. Rade), die Haus- säugethiere (von Brüning, Landois und Rade) und die wildlebemh-u Säugethiere (von L. und R.); Bd. II beschäftigt sich mit ileu Vögeln (v. Rade, Landois unf., in Blechdosen ii 20 und V) Pf. in den meisten Apotheken and Drogerien. General-Depöt : Uicliard Horseh, Berlin N.W 21 Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausfuhrliche Specialverzeichuisse. Ferd. MniDilers Verlas'sbucliliandluii!'. OS 3 C . - tD a i -* -■?. iS ' 2 ■= £ c 3 o ^« o n^ C ö CD (!l»» S • OJ O ra n a Q. ^ a 3 'O) C B o J« - s fco C c9 o Crt fcn T »-.n Q 5 CQ '"' ^ c» _l 3 J O N :5 S C3 ^ > < 3 ^= = c i; ' c "^ H 1-. = > o Z o 9 ^ ^^^■^- M _ -ff ö »SS il5i tu P ^)" ** '} ^; rt' M o o .. ~ in ^>- s-g i S P- s ^■ .a »«••••09«0 »••«••••••••( F*atentanAvalt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. SJjrfift S.3(«ivriiaiuli-. .T. Stahl. X »Berlin N., Friedrichstrasse 131 d ♦ ♦»»»»»»»»»»»♦♦»»♦»»♦♦ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Viei'stellise Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gi'avelius, Astronom. 2t Seiten. Tascln^nforinut. Preis geheftet 50 /'/'. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen. Geologisches und mineralogisches Comtor^ Alexander Stuer M 40 Rue des Mathurins in Paris. ^ Lieferant des französischen Staates und aller fremden Staaten, 'f^^ Herr Alexander Stuer empfiehlt sich ilen lleiren Hirectoren UTid Professoren der Museen und den Liebhabern als Lieferant aller geologischen französischen .Serien, welche für ihre .Samm- lungen oder Studien von Interesse sein könnten. Cephalopoden, Brachyopoden, Echinodermen und andere Alitheilungen der ältesten und jurassischen Formationen, .aus der Kreide und dem Tertiär. — Fossile Ptlanzen und Mineralien aus allen Ländern en gros und en detail. = Meteoriten nud Edelsteine. = BERLIN C, Niederlage eigener Glashüttenwerke und Dampfschleifereien. Mechaiiisclie AVerkstiitteii, Seliriftnuilerei und Emaillir- Austalt. Fabrik und Layer sauiiiiiliclier Aiiparate, Gefässe und Gc- rätlic für wisseuscliaftliohc und technische Laboratorit;n. Verpackungsgefässe, Schau-, Staud- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Drosren-Geschäftni u. s. w. » Z ^ R CXII Naturwissenscbaftliche Wochenschrift. Nr. 52. Richard Jordan, München, Türkenstr. 11. Antiquariat für N;itiir\vi.ssi_ii,s<'Iiaftcii. Katalog 1: Botanik. Bibliuthck des t I»r. Carl v. Kliiiggiiilt in KiiiiigslKTg. Katalog 2: Zoologie iiK'l. Allgem. Naturgeschichte. Bililiotliuk d. f Prof. Dr. Heiiii'icli Frey in Zürich. Auf Verlangen kostenfreie Zusendnng. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ In Ferd. UUnimleriü VorlagM- bnehhaiKlIiing in Berlin erscheint^ EiofüliruDg in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Itustos am Könii;!. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holz.schniItcn. Ersch. iu Lief a 1 M. ♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦ Verlag vun Leopold Voss in Hauiburi;. Soeben erschienen Lieferung 1 u. 2 von; [ *•< y^ , ,7 . , • , ,..,,.,)♦ Die Praxis des' Chemikers hei Hiitersncluing vun Nahrungsmitteln ' ^W und Gebrauchsgegenständen. Handels- j '*( Drodukten. Luft. Boden, Wasser, hei hak- ♦< teriologischen Untersuchungen, sowie in | '•( *♦{ der gerichtlichen und Harn-Analyse K in 11 iilfshneh für riiemiker, ApodirkRr uiid (lesiindhcitsbRfiinle von Dr. Fritz Eisner. Fünfte umgearbeUcte imd vermehrte Auflage. -Mit zahlreiehen Ahbildungeu im Text. I ^ Die ."i. Anflage erseheint in 8 Liefernngen -/.n .///, 1.25. I Iißlisclm StriJinii M t MMkli I ■ ■ I uikI das S ■ ■ ■ ■ I Gesetz der Analogie im VVeltgebüude. [ ■ m ; Von : ■ ■ : L. Graf von Pfeil. : ■ ■ ! Viorlf, mit. dt'ii iieunstoii Entdockuiii;cii vcrstärktu iiml um- ! ■ . ■ • gearbeitete Auflage. S : 3Iil scclis Kiirtni. 3:i3 Seiten, l'nna 7 Bliirk. ; In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ! I n( ersfliien vor Kurzorn : ; ■ ♦{ *( « *{ *^ «( Ijxzzs:jz7jxzzzzzzzzmzzzzz7:i. ZZIZIJ:ZZZZZ/2..7J:,UZ7TfI 3n itnfertn Serlage crfd^icn : fiii pfiifol'opriil'fllps Uof^-sGurii DOll 1-24 ©ettcii S". ^'veis 1,60 5aarB, cfcfl. flcß. 2,40 Povß. :^= 3" Be3tef)ctt biirc^ attc Söudjfianblungcn. ^=;=; 3 $n-Ji. f üiiiiMlfrs ^frlagsümljliniiMmig iu gcrliit SW. 12. ^T~T^^T^F^f~I'f^TT^' -^""^^"^^^"'^ -rm-rrn In unsorm Vorlage erschien soeben und ist durch jode Bucldiandlung zu bezieben: Die ethische Bewegung in Deutschland. ■Vorbereitexid-e ü^s-dZitteilung-eriL eines Kreises gleichgcsinntcr .Männer und Frauen zu Berlin. ZtvcUe veniichiic Anjlagc. 62 Seiten gr. 8". Preis «0 I'f. Die ethischen Gesellschaften. gehalten in Berlin am :{. Juli 1893 von Dr. Felix Adler aus New- York. 17 Seiten ^'r. 8". Preis 2.5 Pf. (In der erstereii Schrift i.st dieser Vortrag mit abgedruckt.) Die Begründung" einer Gesellschaft für ethische Kultur. Einleitungs - Rede gehalten am 18. October 1892 zu Berlin. Von Wilhelm Foerster, Professor nnd üirector der Kgl. Sternwarte zn Berlin. 21 Seiten sr. 8". Preis 40 Pf. Ferd, Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstrasse 94. )•> )•( )•> )•> )•> )•> »• )» )•> % % >» )» % )» )» it(?¥¥$?¥¥¥¥¥¥¥4^¥j^¥y¥¥ ¥ $y$¥¥¥¥¥¥¥¥¥4^y¥#$^$})i j^ ..C:^') .C:|;') .C^'' c4'' ^4'' .('iJ;'' C^'' C:|;') C:^'^ f^'' <■#' ^4^ '%"' '-k' ''4'' ''4' '^kl ^4'' ''4'' ''4 ' il i|l II I I I I I I I I I I I I 1 1 I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I i I I I I I I I I I I aSom 1. Sonuor 1893 ab crft^eint in uuferai SSerlnflC: CilitfriH 5lultitx[ Poü)ni|(l]i1ft nir ilntirrltiniiirtljil'üjrr iicltrrlnnigni, Im auftrugt öcr iiEiitl'djcii iclrllfdinft für ttijirdjc liiltiir Ijcrausgcijcbcn rou IDöd^entlidj eine Hummer oon 8 Seiten gr. 4^ S*~ «Prciö Dicvtcljüövltdj 1,60 »lavf. -üß 2lßonnement§ burcf) fäuitltcfje SSuc^fianbhtugen unb ^voftanftaltcn. =^ *^."rotienitmtnent grntt§ unb fraufo. =^ in Bedin SW. 12, JimniEvliraße 94. III 1 1 I iTTi I I I I I I 11 I 11 I I I I I 1 I I 11 I I I I I I I I I I I I I I I I II I I I I I I I I I I I I I 1 1 I I ♦ I I Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhamlluiig in Berlin 8W. 12. I ♦ Soeben erschien: ♦ I „Ethische Cultur" ! I ♦ I ♦ I ♦ I ♦ I Dttcbeii GesGlIsnlafl tiir etlische Kultur. (Herausgegeben von IProf. Georg von '"' f, , ii. !•-■■ •%*■■■,,„ / *"•*•< ' ■ *■., • 'i, .■•■■■■•'• V , ™ '" '■ ' -1 S' ' « * -:- w- / *«•' iP\/ - i'\-^'' „/v v„«> ■^;;r xV ■'■■■■""''■■■ """"' :.;:,„ j,i,J„;J.,. ^^^-, ■■■•ffli i, * 'I'", .1!' \.l !■•■■ •„■iii!-:n ^' ..^>r?>' N •>■^,/ >;; .. ' .,. /"'"':?:::;:"' > !\ I, '■■••.,-• ', ' Vi\>V ■"::>.,/ i,:^i^'\. , '«'*., iAirtt:^ ti>,iA-f- .V «*» /* y k*^ ' . ' ? V. , V vt -^V >^ >*^ VI^Ktx^ V?iN./^-^ 4-^:' /< vsr ' -»A^ .'v.>i * -1 ' V. ■> ■>^^^*%- m^pJ^iS^/i^: ^^' k^^- ^^^! ä^^^^f- "#^*V2^ < .^'^'W^-* -^^.c .*.-.' IkM *^-,, it^ki'^ä'fm W: iL.