„■♦* *;-- . \ «Vit/ h;. . 1^ * * !# ' #4^ ^^ \^y'<: .:K- ^^;;?V- ^ <*S _» "- ^ tt ..**%^ *<' .>-*^t '^.vit; . ^'^ v:*^"-^^< ^S'M, Redigirt von l>i*. H. Potoiiie, Docenteii der Pilaiizenpalaeontologie an der Kgl. Bergakademie zu Berlin und Geologen an der Kgl. Preuss. geologischen Landesanstalt. s^m^- ACHTER BAND -^ (Januar bis December 1893). BERLIN. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. Inhalts -Verzeichniss. Die Original-Abhandlungen, -Mittheilungen und -Abbildungen sind durch die Beifügung der Abkürzung „Orig." gekenn- zeichnet; ausserdem sind viele Autoren an den Referaten über ihre Arbeiten dadurch betheiligt gewesen, dass sie die Correcturen gelesen haben. Seite Allgemeines niul Verschiedenes. Aschersoii (siehe Zoologio). Driesch, Mathematisch- mechanische Betrachtung morphologischer Pro- bleme der Biologie 113 Franke, Zum Brunnenunglück in Sclineitlemühl (Orig.) 341 Friedel, Sechellen Nuss aus d. Spree- bett (Orig.) . . ._ 378 Hahn, Der Scheich im Nibelungen- liede 2« Jordan, Ist die unmittelbare Ge- dankenühertragung oder mentale Suggestion erklärbar? (Orig.) . 44, 152 Klein, Anmerkungen zu Jordan's Ar- tikel über Gedankenübertragung (Orig.) 45, 162 Lucks, Ursachen des natürlichen Todes (Orig.) 4.Ö3, 4il0, 503 — , Vererblichkeit erworbener Organ- Abänderungen (Orig.) 375 Nies, Ueberschätzung der Neigung bei Böschungen (Orig.) . . ... 287 Angelegenheiten der Naturwissenschaft- lichen Wochenschrift .... 10. 164 Philosophie. Dreher, (Jeher den Ursprung und die Bedeutung d. geometrischen Axiome (Orig.) 158 Anthropologie. Aisberg, F ritsch, von Hey den, Krause und Waldeyer, Rechts- und Linkshändigkeit .... 423, 424 Ammon, Natürliche Auslese beim Menschen 542, 553 Bedart, Vererbung einer Missbildung 159 Krause, Megalithische Denkmäler . 425 Liesegang, Die Gehörfarben (Orig.) 359 Merkel, Blumenbach's Schädelsamm- lung 421 Nehring, Gleichzeitigkeit des Men- .schen mit der sog. Mammuthfauna (Orig.) 589 Parizi, Ist der Mensch omnivor, her- bivor oder carnivor? 141 Ranke, Schwimmhautbildung beim Menschen 426 Kowald, Das Opfer beim Baubeginn 423 Schuchardt, Neuer deutscher limes 423 Stolpe, Ausgrabungen auf der Karls- insel 425 Seite V i r c h o w , Stand der prähist. Forschung u. Wiege des Menschengeschlechts 422 — , Zwergrassen 425 Waldeyer. Missbildungen am Schädel 425 Wallenberg, Raumvorstellung eines Blindgeborenen ((_)rig.) 357 W e s t e r m a r c k , Naturgeschichte d.Ehe 330 Wülfling, Untersuchungen über den kleinsten Gesichtswinkel .... 361 Die Heisterburg 421 Ende der Ca nnstadt- Rasse ... 67. 120 Geburten und Eheschliessungen in Venezuela 295 Zoologie. Alcock, Zusammenleben zweier ver- schiedener Thierarten 536 Ascherson, Die Ziegen mit goldenen Zähnen und das Goldkraut (Orig.) 121 Binet, Vergleichende Physiologie des Nervensystems der Coleopteren . . 593 Blanchard, Dasselfliegenlarven Inder Menschenbaut 377 Brandes, Blattläuse und Honigthau 583 Braun, Künstliche Erzeugung von Doppel-, Halb- und Zwergbildungen bei Thieren (Orig. mit Orig.- Abb.) . 265 Bü tschl i , Künstliche Nachahmung der karyokinetisehen Figur 149 C h o 1 o d k (1 v s k y , Zur Kenntniss der Coniferen-Läusi' 68 Cotejean und Werner, Selbstver- stümmelung bei Heuschrecken . . 178 Dareste, E.xperimental-Teratogenie . 386 Dreyer, Physikalische Erklärung v. Formenverhältnissen organ. Skelett- bihlungen (Orig. mit Orig.-Nachb.) 225 Dune k er, Maden an Kröten .... 361 Dutczynski, Insectentlug .... 445 Fleischer, Die Eiche als Käferwoh- nung 295 Gaubert, Autotomie bei Nymphon . 561 Gaule, Der Einfluss des Nervus trige- minus auf die Hornhaut des Auges 96 Giard, Lamarck's Theorie und die Vi'r- erbung körperlicher Abänderungen 441 G r a w i t z , Dochmins siehe unter Medicin. Greef u. Noll, Trichosphaerium Sie- boldii .548 Haacke, Träger der Vererbung . . 523 Hacker, Bedeutung des Haupt-Nu- cleolus 451 Hagen, Conservirungsflüssigkeit für zoologische Präparate (Orig.) . . . 337 Harn a c k , Giftfestigkeit des Igels gegen Cyankalium (z. Th. Orig.) . . 128, 329 Seite H e g e m a n n . Geschichte des Walfanges 259 H e n s e n , Einige Ergebnisse d. Plankton- Expedition 567 His, Aufbau unseies Nervensystems . 520 K e n n el , Verwandtschaftsverhältnisse der Arthropoden 160 K I e i n s c h m i d t . Wie hält der fliegende Rauhvogel die Fänge? 537 König, Die Biene als Depeschenträge- rin verglichen mit der Taube (Orig.) 305 Kükenthal, Pflanzenfressender Del- phin 274 — Zur Phylogenese der Säugethiere . 205 Kunckel d'Herculais, Farben Wech- sel der Wanderheuschrecke . . . 241 K u t a g i n , Verwandtschaft der E.skimo- hunde 188 Lach mann, Süsswasser - Aquarien (Orig. mit Orig.-Abb.) ..... 78 Loeb, Zur Experimental-Embryologie 460 Ihering, Leydig, Ludwig u. Wag- ner, Aufenthalt der Afterskorpione 572 Marey, Analyse der Sehwimm-Bewe- gungen des Rochens. (Mit Orig.- Nachbild.) 209 Martens, Ueber Schütt's „Analytische Planktonstudien" (Orig.) .... 158 Mehely, Verbreitung der Kreuzotter. 350 Mülli'r, Im Wasser lebende Raupen . 336 Nagel, Chem. Sinn bei Actinien . . 459 Nehring, Ki'euzungen von wilden und zahmen Meerschweinchen (Orig ) . 473 — , Neuer Wanderzug des Tannen hähers (Orig.) 500 — , Raupenfrass an Knieholz des Riesen- gebirges (Orig.) 445 Noe, Lebenszähigkeit von Skorpionen 593 Petersen, Dichogamie bei Schmetter- lingen 388 Piokering, Ph3'siol. des embryonalen Herzens 244 Piette, Equus zur Rennthierzeit . . 178 Poppe, Vorkommen von Mus alexan- drinus in Vegesack (Orig.) .... 505 Pouchet, Ocean-Sardine 260 Pouchet und Beauregard, Verzeich- niss über Cetaceen an der franzö- sischen Küste 171 Preyer, Angebliche Giftfestigkeit des Igels (Orig.) 255 Ra i 1 1 e t, Krätze b. Kaninchen u. Katzen 242 — , Megnin, Laver an u. Cadiot, Im Ohr V Säugethieren lebende Milben 27 Rey, Baldamus u. a., Fortpflanzung des Kuckuck 171 Ridgway, Erblindung von Krähen durch Kälte (z. Th. Orig.) ... 274 3 8 81.8 IV Inhalts -Verzcicliniss. Seite Rittmeyer, Ueber die Nonne (Liparis monacha) (Orig. mit Abb.) .... 83 Russ, Freilebende Papageien in der Mark Brandenburg {z. Th. Orig.) . 58 Scbmidt, Mitbewohner von Ameisen- baiiten 426 Schulze, System der Hvalonomatiden 414, 427 — , Zur Bezeichnung der Lage u. Ricli- tung im Thierlvörper 188 Seitz, Zur Mimicry 459 S tru b e 11 , Entwickelungsgeschichte der Pedipalpen 129 Thomas, Fischfressende Nagethiere . 274 Verhöff, Staehelapparate d. Insekten- puppen 323 Verworn, Physiologische Bedeutung des Zellkerns 485 Voigt, Fortpflanzung v.Planariaalpina 27 Vosseier, Biol. Mitth. über Orthopt. aus Oran 472 W e s t h o f f , Geschlechtsreife Larven bei unseren Lurchen 89!) Wiese's Conservirungsflüssigkeit . . 337 Ziemer, Stellung der Raubvögel- Fänge beim Fluge 336 Bison-Ausrottung 561 Material der essbaren indischen Vogel- nester 39 Neuseeländische Vögel 274 Schmetterlingsinvasion 242 Botanik. Ascherson sielie Zoologie. Baenitz, Herbarium Europaeum 10, 525 Binz, Ueber StJirkekörner 204 Eggers, In der Heimath des Caeao (Orig.) 51 Engler, Das natürl. Pflanzensystem . 31 Fauvelle, Transformation der Pflan- zenwelt (mit 1 Schema) ..... 417 Frank, Assimilation des Stickstoffs . 296 Giard, Neue Gattung der Laboul- beniaeeae 209 Giesenhagen, Hexenbesen an Farn und hygrophyle Farne 204 Graebner, Das Reifen der Früchte und Samen frühzeitig von der Mutter- pflanze getrennter BlUthenstiinde (Orig.) 581, 596 Haberlan dt. Anatomisch -physiologi- sche Untersuchungen über das tro- pische Laubblatt 179 — , Die Mangrove (mit Abb.) .... 577 Hennings, Algenflora des Müggelsees (Orig.) 81 Hock, Kosmopolitische Pflanzen (Orig.) 135 Kayser, Entwickelung der Samen- decken bei den Eupliorbiaceen . . 27 Keller, Myrniecophile Akazien. . . 8(il Klebs, Fortpflanzung der Vaucheria sessilis 381 Kuntze, Botanische Excursion durch die Pampas und Monte-Formationen nach den Cordilleren (Orig.) 4, 90, 214.'^ 264, 327, 575 Kurtz, Berichtigung zu Kuntze's Auf- satz (Orig.) ..... 214, 327, 551 Loesener, Zur Verbreitung, Biologie und Geschichte von Ilex Aqui- folium L. (Orig.) 15, 50 Loew, Anfänge epiphyt. Lebensw. b. Gefässpfl. Norddeutschi. (z. Theil Orig.) 210 Möller, Pilzgärten von Ameisen . . 247 Nägeli, Oligodynamische Erschein, in lebenden Zellen ... .... 455 Nawaschin, Betuhi ebenfalls chala- zogam (mit Orig.-Nachb.) .... 142 — , Die ,.Mikrosporangien" d. Torfmoose 295 Neil, Einfl. d. Phosphat-Ernährung auf Pflanzen (Orig.) " . . 181 Seife Otto. Einfluss von Lvsol auf Pflanzen (Orig) . . . . " 68, 181 — , Aufnahme und Speicherung von Kupfer durch die Pfanzenwurzel (Orig.) 565 Pfeffer, Reizbarkeit der Pflanzen . 533 Potonie, Das natürl. Pflanzensystem Engler's und Treub's Unters, zur syst. Stellung von Casuarina (< >rig. mit Orig.-Nachb.) ...... 31 — , Was sind Blumen? (Orig. m. z. Th. Orig.-Abb.) 195 — , Der Begriff der Blüthe (Orig. mit Orig.-Abb.) 517, 584 Pouchet, Neue schwimmende Meeres- alge 161 — , Pelagische Flora des Naalsoefjords und des Dyrefjords 286 Prantl, System der Farne .... 150 Seh midie. Algen des Schwarzwaldes und der Rheinebene 451 Schorler, Schinetterlingsfang durch Drosera rotundifolia (Orig.) ... 38 Seh weinf urt h, Balsam und Myrrhe. 547 Solms - Laub ach, Geschichtlielier Rückblick auf die Botanische Zei- tung 90 Stahl, Regenfall und Blattgestalt (mit Orig.-Nachb.) ......... 284 Stoney, Energiequellen der Bacterien 537 Ta u b e r t , Vorkommen einer Gleditschia in Süd-Amerika (Orig.) 161 Tavel, Wirth Wechsel der Rostpilzo . 350 Thomae, Bildung der Eiweisskörper (Orig.) 469 — , MyrmekophiliedesAdlerfarns(Orig.) 524 Tre a b, Untersuchungen über Casuarina (mit Orig.-Nachb.) 31 Williams, Jlonographie von Dianthus 244 Wollnj-, Elektrische Culturversuche 472 Zoobel und Mikosch, Function der Grannen der Gerste .... 223. 348 Botanisches Laboratorium in Florida . 474 Palaeontologie. Buschan, Die tertiären Primaten und der fossile Mensch in Südamerika (Orig.) .-.••• 1 Conwentz, Wasserniiss fossil in West- preussen (Orig'.) ...... 337, 362 Cope, Fos,siler SchlangenGiftz.-ihn . 388 Friedel, Reecnte Steinnüsse als ver- meintliche Fossilien (Orig.) . . . 378 G ü n t h e r, Palaeontologie und physische Geographie 556 Lesquereux, Florader Dakota-Gruppe 438 N e h r i n g , Ueber die Tundren-, Steppen- und Waldfiuina aus der Grotte „zum Schweizerbild" bei Schaffhausen (Orig.) 91 Pavlow, Rhinozeriden 254 Potonie, Folliculites eine fossile Ana- cardiaccen-Gattung (Orig.) .... 58 — , Stigmaria - Erhaltungsweise als Be- weis für die Autochthonie von Car- boupflanzen 312 — , Recente Steinnüsse als vermeiuriiclie Fossilien (Orig.) ........ 337 — , Eine Psilotacee des Rothliegenden (Orig. mit Orig.-Abb.) 343 — , Folliculites (mit Orig.-Nachb. und Orig.-Abb.) 395 — , Volumen-Reduction beiUmwandlung von Pflanzenmaterial in Steinkohle 485 — , Blattformen fossilm- Pflanzen in Be- ziehung zu den Niederschlägen (Orig.) ... 513 Rohon, Ein mesozoischer Fisch vom Altai- 87 Stirling. Diprotodon-Skelette ... 286 Weber, Vegetation des diluvialen Torf- lagers bei Klinge 398 Seite Weberbauer. Brasenia Victoria . . 398 W h i t e f i e 1 d , Gastropoda und Cepha- lopoda aus Kreide und Tertiär von New Jersey 439 Zeiller, Williamson und Potonie, Ueber die Sphenophyllaceen (z. Th. Orig., mit Orig.-Nachb.) 219 Zimmermann, Dictyodora Liebeana eine räthselhafte Versteinerung (Orig. mit z. Th. Orig.-Abb.) 1.55 Z i 1 1 e 1 , Geologische Entwickelung, Her- kunft und Verbreitung der Säuge- thiere . 501 Mineralogie imd Geologie. Berendt, Der Gletschergarton auf dem Adlerfels in Schreiberhau im Riesengebirge (mit 3 Abb.) . . . 165 — , Südbaltische Endmoräne .... 412 Brackebusch, Geologische Karte von Mittel Argentinien 412, 446 C r e d n e r , K e i 1 h a c k , N e h r i n g , P o - tonie. Wahnschaffe, Weber und Weberbauer, Neuere Unter- suchungen über das diluviale Torf- lager bei Klinge unweit Kottbus (mit z.'Th. Orig.-Abb.) 393 Endriss, Fr aas und Gussmann, Höhlen der scliwäbischen Alb (mit Orig.-Nachb.) 429 Franke, Zur Sidineidemühler Brunnen- kalamität (Orig.) .288 Gottsche, Südl)altische Endmoräne in Schleswig-Holstein .412 G r e b e , H a u c h e c o r n e und P o t o n i e , Devon-Kohle in der Eifel .... 221 Hague, Eureka-District 439 Herr m a n n , Culmgebict von Lenzkirch 450 .Jaeger, Eiszeit im Reicheidialler Thal 364 Keil hack, Wanderdünen in Pommern 413 K 1 o c k m a n n , Lagerungsverhältnisse des Ranimelsberges 412 Koch, Tektonische Verhältnisse des Oberharzer Diabaszuges . . .413, 446 Laspeyres, Beyrichit 29 Lepsius, Geologische Karte von Attika 412 — Moränen im Taunus und Odenwald 413 Meyer, Georg", Die Geologie, eine Lehr- meisterin des 19. Jahrhunderts (Orig.) 61 Meyer, Rieh. Jos., Künstliche Dar- stellung der Diamanten (Orig.) . . 245 Moissan, Künstlich» Darstellung der Diamanten 245 Munster, Gold und Silber im Meeres- wasser 800 Nios, Münznietalle und Ausbeute- münzen 275 Pfaff, Geologie aus dem badischen Oberland 451 Rinne, Verhalten der Zeolithe beim Erwärmen 399 Sieiniradzki, Zur Geologie von Nonl- Patagonien 299 Stelz ner, Obsidianbombeu aus Austra- lien 411 Supan, Erdbebenstatistik in Japan . 161 Thomson, Mitwirkung der atmosphä- rischen Niederschläge bei der Ge- staltung des festen Landes . . . 210 Wich mann, Ausbruch des Bunung Awu 413 — , Obsidia.nbondien von Biliton . . . 412 Geologie des Harzes 413 Physik. Bar US, Die bei der Condensation von Wassordampf auftretenden Farben . 222 Blondlot, Elektromagnetische Wellen 131 Iiilialts -Verzeicliniss. V Fiel)elkorn, Dichte Jer Erdo (Orif;.) Kelvin, Geschwindigkeit des Croolrig. mit Orig.-Abb.) 55 Glasenapp, Doppelsternbahnen . . 143 Knopf, Schmidt'sche Sonnentheorie . 233 Lockyer, Spectra hellerer Sterne. . 288 Markuse und Preston, Schwankun- gen der Polhöhe 8 Niessei, Aufsteigender Meteor . . . 261 S chaeb er lo, Planet Mars 151 Tisserand, LTober die Rotation der grossen Planeten 250 Wein eck, Bericht über die Thätigkeit der k. k. Sternwarte zu Prag 1892 (Orig.) . 175 Wolf, Photographien kleiner Planeten und Sternschnuppen 261 Andromediden-Beoiiachtungen .... 1U7 Jupiter . 39 Komet Holmes 48, 69, 88 Meteorologie. Elster und G eitel, Elmsfeuer-Beob- achtungen H ellnian n , Niederschlagsbeobachtun- tungen in Preussen Hildebrand H il debran dsson. Die kritischen Tage des Herrn Falb 270, Koebke, Bedeutung wissenschaftlicher Ballonfalu-ten (Orig. mit (_)rig.-Abb.) Rotch und Janssen, Arbeiten zur Errichtung eines r)bservatoriums auf dem Montblanc (mit Orig.-Nachb.) . Sohncke, Wissenschaftliche Luftfahr- ten Chemie. Bihal und Desyignes, Asbolin . . Bischoffund Waiden, Anilide und Toluide in zwei Modificationen . . Carnot, Prüfung der Manganoxyde . Engler und Loew. Organisehe Säu- ren und Esther bei höherer Tem- peratur 260 350 303 529 150 233 38 389 460 378 Engler und Fischer, Paraffin und Schmieröl im Fischtliran Hesse, Zur Kenntniss der Solanaceen- Alkaloide Jaonsch, Zn Spiegel's Aufsatz Natur der chemischen Elemente (Orig.) Jaffe, Apparat zur Destillation mit überhitzten Wasaerdämpfen . . . Jahns, Betain und Cliolin im Wurm- samen Liebermann, Synthese der AUo- Zimmetsäure Michel, Künstliche Darstellung des Granats (Melanits) und des Titanits M i 1 1 e r und P 1 o e c h 1 , Amido.xy Isäuren P o t i 1 i t z i n , Halbhydrat dos Calcium- sulfats Richardt, Atomgewicht des Kupfers Sammler, Campherarten Smith & Co., Xanthalin, ein neues Alkaloid des Opiums Spiegel, Jodoso- und Jodo- Verbin- dungen, .lodstickstoff und Stick- stofl'wasserstoffsäure (Orig.) . 548, — , Natur der chemischen Elemente (Orig.) . . . . _. Wiesner, Mikroskopischer Nachweis der Kohle in den verschiedenen Formen Geographie und Verwandtes. Buwernnd Thorold, Durclikreuzung von Tibet Bau mann, Ueber die Nilquollen . . Comstock, Stand des Breitenproblenis Dinglage, Treibeis in südl. Breiten V. Drygalski, Rolle des Wassers bei Bewegung von Eismassen .... Eggers, siehe Botanik. Hassert, Reisen in Montenegro (mit Orig.-Nachbild.) H e 1 1 ni an n , Columbus- Feierlichkeiten von 1892 in Genua, Huelva und Madrid Kling und Büttner, Hinterland von Togo. . . . . . Kuntze, siehe Botanik. M a i s t r e , Vom Congo zum Benue niger Mascart, TäglicheSchwankungen der Schwerkraft Neu m ay e r , Die Entdeckung Amerikas, ein Wendepunkt in dem Verkehr der Völker Pechuel - Loesche . Polarregionen und Eisliildung (z. Th. Orig.). • ■ Regel, Der 10 Geograpbentag (Orig.) Sievers, Die Umrisse von Asien (mit Abb.) .- • • • Wislicenus, Forschungsreise der „Manche" Gesellschaftsreise nach Spitzbergen. . Nansen's Nordpolexpedition . 7, 277, Neue Seekanäle Reisen, wissenschaftliche, Expeditionen 277, 301, 314, 402, 415, 450, 460, 515, Seite 389 88 44G 182 399 399 !29 426 538 221 221 473 594 293 Unterricht. Un- H a r m s , Naturwissenschaftlicher ti'rriclit auf den Schulen .... Bergschule in Ivkutzk Gruppe .Unterricht und Erzicdiung" der Berliner Gewerbeausstellung 1896 Unterrichtskurse in Jena 349 364 142 561 234 593 256 97 363 864 161 86 188 185 63 323 262 325 234 550 346 353 515 262 Seite Medizin, Hygiene und Verwandtes. Behring, Blutserumtherapie .... (i Brieger, Fränkel, Lassar und Lit- t hau er. Zu Liebreich's Vortrag über den Werth der Cholerabacterien- Untersuchung 334 Bunge, Assimilation des Eisens und therapeutische Wirkung der Eisen- präparate Ebstein, Aleuronat F^mmerich, Choleragift Grawitz, Vorkommen von Dochmius duodenalis bei Berlin Guttmann, Metylenblau als Heil- mittel der Malaria H u e p p e , Ursachen der Gährungen und Infectionskrankheiton Jaeger, Bacteriologische Diagnose und ihre Anfeindung Kobert, Giftstoffe der Flechten . . Koch, Die Cholera 1892-1893 . ^ . Krebs, Internationale Uebereinkunft in der Cholera - Frage (Orig. mit Orig.-Karte) Kusmin, Fall von Leberhernie . . . Liebreich. Werth der Cholerabac- terien-Untersuchung . . . .319, Lorenz, Uebertragung der Aphthen- Seuche Miyako u. Scriba, Neuer mensch- licher Parasit Nowaek, Symbiose und Kampf der Mikrobien Pettenkofer, Cholera von 1892 in Hamburg Pflüger, Neues Grundgesetz der Er- nährung und die Quelle der Muskel- kraft Ponfick u. Jacobasch, Ist die Mor- chel giftig? Rauer, 'Giftigkeit der Expirationsluft Schaefer, Die Chemotaxis der Leuco- cyten (Orig.) — , Die Rosenbach'sche Seekrankheits- Theorie (Orig.) Schaefer, Sonnenstich und Hitzschlag Or" 348 259 472 457 96 496 345 388 406 317 593 335 295 177 .572 232 (<- :•) Schenck. Bedeutung der Rheinvege- tation für die Selbstreinigung des Rheines Schiess u. Kartulis, Behandlung von Tuberculosen mit Tuberculin . Schmalz, Wiederkäuende Menschen . Schütz, Die erworbene Immunität . Strümpell, Entstehung und Heilung von Krankheiten durch A^orstel- lungen — , Alkoholfrage U f f e 1 m a n n u. H u e p p e , Zur Biologie des Cholera-Bacillus Uf fei mann. Lebenbegünstigeude Be- dingungen für Cholera-Bacillen . . Woliff liiisel , Lehre vom Luftwechsel 39 202 434 145 308 405 352 570 560 309 35 507 433 548 Landwirthschaft und A erwandtes. Eggers, siehe unter Botanik. Oh mann, Verwüstungen der Heu- Ara:entinieu Schreckenlarven (Orig.) 178 Rittmeyer, die Nonne (Orig. mit Abb.) 83 Werner, Eine Reise zur Weltausstel- lung nach Chicago (Orig.) .... 465 Mäuse Vertilgung mittelst Tvphusbacillus 273, 361, 561 Zuckerrolir-Cultur-Versuchs-Station . . 390 Teehnili und Instrunientenkunde. H äpke, Selbstentzündung von Scldffs- ladungen 447 Nieser, Apparat zur photographischen Darstellung schwach - vergrösserter Präparate (mit Abb.) 401 Oliver, Sonnenuhr für mittlere Zeit (mit Abb.) . 118 Ransome, Hi-rstellung künstlicher Steine 234 VI Inhalts- Verzeichniss. Seite Recklin ghausen, Queeksilberther- mometer für Temperaturen bis 500 Gr. C 389 Spolin, Färbe Vorgang 248 Füll-Federhalter 587 Lehmbeck u. Mecke's selbstthätige Spi- ritus-Gebläse (mit Orig.-Abb.) . . 487 Lephay-Compass -86 Photographischer Apparat 551 Biograpliieen, Necrologe, Personalien. Asche rson, Chr. K. Sprengel als Florist und als Frncht-Biolog (Orig.) 140 Gutzmer, Leopold Kronecker (Oiig.) 591 Kirchner, Christian Konrad Sprengel, der Begründer der modernen Blumen- theorie (Orig.) 101 Mittmann, Material zu einer Biogra- phie Christian Konrad Sprengel's (Orig.) . 124 Potonie, Kützing als Vorgänger Dar- win's (z. Th. Orig.) 432 Arago-Denkmal 2'(7 Cassini-Statue 3.38 Chappe-Denkmal 353 Chevreul-Statue 538 Emin Pascha 300, 52.5 Humboldt, A. v., Notiz über .... 431) Jnaudi, der Rechner 6 Lossen, K. A., ■(" 113 Pasteur's 70. Geburtstag 48 Personalien, kurze Angaben von Er- nennungen, Jubiläen, Todesfällen, Versetzungen u. dgl. 9, 17, 29, 39, 48, 59. 70, 77, 88, 99, 108, 1 19, 131, 143, 152, 162, 173, 183, 191, 204,213,223, 233, 242, 253. 2151,277,290,300,313, 325, 338, 353, 365, 378, 390, 402. 414, 426, 437, 4-iO, 460, 474, 488. .502, 515, - 525, 538, 549, 562, 572, 585, 594. Semmelweis-Denkmal ....... o25 Siemens, Werner von, f (mit Porträt) 19 Yereinswesen, Museen etc. Anthropologen-Congress, 24. deutscher 421 Ausstellungen 291, 378, 515 Baeteriologischos Institut 378 Biologische Stationen 366, 378 Congi-esse. Wis.senschaftliche Versamm- lungen 50. 99, 108. 131, 143, 153, 162, 191, 204, 213, 223, 242, 253, 262, 277, 290, 301, 314, 325, 3H8, 353, 365, 378, 402, 415, 421, 437, 515, 585. Gartenbau-Versammlung, internationale 525 Kakteenfreuude 9 Museum in Praetoria 525 Preis- Aufgaben 365, 390, 415 Stipendien 119 Versammlung, i40.) der Deutschen geo- logischen Gesellschaft 411 Versammlung der Gesellschaft Deut- scher Naturforscher und Aerzte 325, 496 Litteratur. Acloque, Les Champignons .... 173 — , Les Liehens 402 Ammon, Natürl. Auslese bei Menschen 460 Andree, Handatlas 193 Arndt, Biologische Studien .... 291 Arndt, Kraft und auslösende Kraft . 264 Arnold, Rep. der Chemie .... 391 Bach, Studium und Lesefrüchte aus dem Buche der Natur 131 Bail, Leitfaden der Zoologie .... 164 Bartels, Medicin der Naturvölker (mit Abb.) 573 S.-ite B a r u 8 , Phys. Behandlung und Messung hoher Temperaturen 379 — , Compressibility of liquids .... 490 — , Mccanism sol. viscosity .... 490 — , Volume thermodyn. liquids . . . 490 I Beck, Flora von Nieder-Oesterreich . 402 Bergemann, Anthropologie .... 353 Berghaus, Physikal. Atlas .... 89 Berteis, Erdöl, Schlammvulkane und Steinkohle 427 Berzelius, Verbindungs Verhältnisse d. unorgan. Bestandtheile der Natur . 253 Betti, Mathem. Schriften .... 89 V. Bezold, Meteorolog. Institut 1892 .596 Biedermann, Tintinnen-Gehäuse . 301 Binet, Seelenleben der kleinsten Lebe- wesen 89 Blum u. .lännicke, Botan. Führer durch Frankfurt a. M 163 du Bois-Reymond, Maupertuis . . 427 Börner, Lehrbuch der Physik . . . 133 Boltzmann. Vorles. über Maxwell's Theorie d. Elektricität u. d. Lichtes 79 Boys, Seifenblasen 253 Brathuhn, Katechismus der Mark- scheidekunst 277 Brehm's Thierleben 119, 132, 192, 338, 562 Breslich u. Koepert, Bilder aus dem Thier- und Pflanzenreich 5-50 Breuer. Verschiedene Schriften mathe- matischen Inhalts 70 Brinkmann, Naturbilder 415 Brockhaus' Conversations -Le.xikon 119, 253, 426 Brücke, C u m m i n g , H e 1 m h o 1 1 z , Ruete, Augenleuchten und Augen- spiegel 415 Buchheister, Bergsteigen .... 163 Buckmann, Vererbungsgesetz . . . 595 Bunsen, Unters, üb. die Kakodylreihe 78 — u. Roscoe, Photochemische Unter- suchungen 338 Buschbaum, Flora von Osnabrück . 402 de Candolle, Darwin 402 Cannizzaro, Lehrgang der theoreti- schen Chemie 79 Clark, Eoceno 489 Clarke, Rep. work. div. ehem. physics 490 Carnot, Betrachtungen über Kraft des Feuers 663 Coupin, L'aquarium d'eau douce . . 403 Dali u. Harris, Neocene 489 Darton, Rec. N. Am. geol 490 Darwin, Reise eines Naturforschers . 301 David u. Scolik, Photogr. Notiz und Nachschlagebuch 133 Dölter, Edelsteinkunde 263 Dreher, Materialismus 108 Dreyer, Ziele und Wege biologischer Forschung 17 Ebeling, Einf i. d.Kartenverständniss 163 — , Leitf. der Chemie für Realschulen 461 Eck, Geogn. Beschreibung der Gegend von Baden-Baden, Rotbenfels u. s. w. 109 Eckstein, Berieht überLeistungen der For.-=t- und Jagdzoologie . . 243, 574 — , Insoctenschaden im Walde . . . 253 Ed er, Recepte und Tabellen für Photo- graphie 18 Eisner, Praxis des Chemikers . . . 213 Engelmann, Ursprung d.Muskelki-aft .538 Engler u. Prantl, Natürl Pflanzen- familien 110, 164, 214, 315, 415. 488, 539 Esser, Bekämpfung parasit. Pflanzen- krankheiten 143 Falsan, Alpes fran^aises 253 Farwick, Nützliche Vogflarten . . 527 Ferrier, Catal. stratip-af Coli. . . . 596 Fickel, Litteratur über die Thierwelt von Sachsen 204 Fletscher, The optical indicatrix . 79 Foussereau, Polarisation rot., re- flexion et refraction vitreuse . . . 303 Fraas, Scenerie der Alpen .... 314 Frank, Lehrbuch der Botanik . 224, 390 Seite Fürst, Deutschlands nützliche u. schäd- liche Vögel 183 Gad u. Heymanns, Physiologie . . 354 Gand e r, Erdschichten u. Erdgeschichte 132 Gorland, Geschichte der Physik . . 133 G 1 0 y, Siedelungskunde Nord-Albingiens 163 Graber, Zoologie 183 Gravelius, Lehrbuch d. höh. Analj'sis 562 Gross, Aesthetik 213 Groth, Tabelle der 32 Abtheilungen der Krystallformen 99 Gucrin, Traite prat. d'anal. ehim. . 461 Gutzmer, Ueber gew. partielle Dif- ferentialgleichungen höh. Ordnung . 144 Haas. Kat. der Geologie 277 — , Sturm- u. Drang-Periode der Erde 391 Haase, Atmosph. Elektricität . . . 379 Haberlandt, Botan. Tropenreise . . 538 Haeckel, Monismus 191 Haenle, Chemie des Honigs .... 291 Hagen, Antike Gesundheitspflege . . 213 Hamann, Entwickelungslehre u. Dar- winismus 39 Hammer, Zeitbest. ohne Instrumente 502 Hampe, Tafel z. qualit. ehem. Analyse 550 Hansen, Rep. der Botanik .... 144 H a s b o r d t u. F i s c h e r , Mach's Gnind- riss der Physik 391 Heiden, Düngerlehre und Statik des Landbaus 302 Helmholtz. Physiologische Optik . 18 Hering, Hygienisches über den Staub 143 Hertwig, 0., Aeltere und neuere Ent- wickelungstheorien 415 — , O., Lehrbuch der Entwickelungs- geschichte 488 -, O., Zelle und Gewebe 427 — , O., Lehrbuch der Zoologie . . . 502 Herz, Untersuchungen über Wärme und Fieber 587 Heussi, Physik 120 Heydweiller. Elektrische Messungen 339 Hise, Archean and Algonkian . . . 489 Hock, Nadelwaldfläche Norddeutschi. 193 Hoernes, Erdbebenkunde 278 Ho ff mann, Catal. of min., rocks etc. 596 Holden, Californian earthquakes . . 490 Holfert, Ai-zneimittelnamen .... 213 Hdvestadt, Lehrbuch der absoluten Maasse und Dimensionen der physi- kalischen Grössen 89 Huxley. Physiologie 460 Jaensch, Aus Urdas Boiii . . 17, 133 Janusehke, Aotherdruck als einheit- liche Naturkraft 391 Jentzsch, Führer durch d. geologische Sammlung des Provinzial-Museums von Königsberg 291 Kays er, Lehrbuch der Geologie . . 438 Keller, Alpenthiere 366 Kenne 1, Zoologie 595 Kessler, Ausbreitung der Reblaus- krankheit 17 Klimpert, Lehrbuch der Bewegung flüssiger Körper 89 K 1 i n g g r a e ff, Leber- und Laub-Moose West- und Ost-Preussens .... 173 Klockmann, Lehrbuch d. Mineralogie 40 Klunzinger, Bodenseetische . . . 262 Knuth, Geschichte der Botanik in Schleswig-Holstein 29 Koehne, Dendrologie 302 Kölreuter, Vorl. Nachr. von einigen das Geschlecht der Pflanzen be- treffenden Versuchen 539 König, Beiträge zur Physiologie der Sinnesorgane in Neudrucken . . . 415 Koepert, Der Star 132 Koerber u. Spies, Physik .... 596 Kolbe, B., Einführung in die Elek- tricitätslehre 244 — , H. J., Einführung in die Kenntniss der Insecten 474 Kraft, Geometrisches Calcül . . . . 461 Inhalts -Verzeiclniiss. VIT Seite K ra u s e , E r n s t H. L., Mecklenburgische Flora 550 — , Ernst, 1. Tuisko - Land, 2. Die Troja-Burgen Nordeiirojtas . . . 585 Krüger, Catalog der färb. Sterne . . 563 Kriiss, Methode der Analyse . . . 244 L a c r o i X - D a n 1 i a r d , Poil des aniinaux et les fouriures 99 Lainer, Laboratoriumsarbeiten ... 40 Laisant, Geometrie analytique ä 2 di- mensions 133 Lambert, Photometrie 502 Langer, Psychophys. Streitfragen . 427 Lassar, O, Gesundheitsschädl. Trag- weite der Pros^titution 163 — , S., Das künstlerische Berlin ... S9 Lavoisier ii. Laplaee, Abhandlung über Wärme 438 Lefevre, Les races et les langues . 291 Lepsius, Geologie von Deutschland . 243 Liebig, Constitution der organischen Säuren 77 Loeb, Untersuchungen zur physiologi- schen Morphologie der Thiere, II. . 314 Loinmel, Exjierimentalphysik ... 415 Looss, Schmarotzer 366 Ludwig, Lehrbuch der niederen Kryp- togamen 10 Lunn u. Trüg, Die menschl. Stimme 183 Mach, siehe Harbordt u. Fischer. Mantegazza, Die Hygiene der inneren Organe 163 Marey, Chronophotogi-aphie .... 488 Martin, Das Vogelhaus 262 Massee, Mongr. of the Myogastres . 30 Mayer, Kleinere Schriften und Briefe 474 — , "Mechanik der Wärme 278 Meehsner, Karte des deutschen Ster- nenhimmels 278 Michaelis, Deutsche Giftpflanzen . . 367 Möller, Pilzgärten südamei'ikanisfher Ameisen 437 Moll, Der Eapport in der "Hvpnose . 119 Müller u. Pilling, Schulflora ... 183 Müller, C, u. Potonie, Botanik. . 9 — , F., Zeittafeln zur Geschichte der Mathematik, Physik und Astronomie 120 — , J., Gamophagie 192 Mulertt, Der Goldfisch 143 Munk, Physiologie 427 Nagel, Niedere Sinne der Insecten . 461 Neu mann, C., Beitrag zur mathema- tischen Physik 403 — , K., Aus Liel)e etc. der Vogehvelt . 474 — , L., Volksdichte in Baden .... 302 Nord au, Entartung 301 Ost, Technische Chemie 403 O s t w a 1 d ' s Classiker d. exacten Wissen- schaften 77 Oudemann's Rev. des Champignons 415 Palaz, Photometrie industrielle . . IS Pasteur, Assymetrie bei natürlich vor- kommenden organischen Verbind. . 78 — , Die in der Atmosphäre vorhande- nen Organ. Körperchen, Prüfung der Lehre von der Urzeugung .... 163 Peip, Taschenatlas von Berlin u. Um- gebung 263 Pernter, Falbs kritische Tage . . 144 Peter, Wandtafel zur Syst., Morph. . u. Biol. der Pflanzen 193 Peters, Mineralogie 291 Pick, Grundl. der astron. Geographie 475 Pilling, Botanischer Unterricht . . 183 Pizzighelli, Anleit. z. Photographie 503 — , Handbuch der Photographie ... 60 Poincar6.Le(j. s. 1. th^or. de l'elastieite 50 Potoni6, siehe Müller. Rawitz, Vergl. Anatomie 253 Ranke, Der Mensch 595 Regel, Thüringen 59 Reh fisch, Selbstmord 4,50 Rey , Aus dem Haushalte des Kuckucks 223 Richter, Ausbrüche des Vernagt- und Gurglergletschers 173 Seite Romanes, Geistige Entwickel. i.Thiei-- reich 10 — , Geistige Entwickel. beim Mensehen 587 Roscoe, Chemie 291 Rulil, Palaeaict. Grossschmetterlinge 474 Runge, Ridir-Steinkohlenbecken . . 193 Russ, Wellensittig 35t Rüssel, The Newark Syst 489 Sachs, Gesammelte Abb. über Pflanzen- Physiologie 143. 223 Samt er. Der hohe Sonnblick . . . 183 Sarrazin, Karte zur Darstellung der Hagelstatistik 587 Schenk, Biologie und Anatomie der Lianen 243 Schroeter, Taschenflora der Alpen 277 Schutt, Analyt. Plankton-Studien . 153 Schütte, Tuchelcr Haide 595 Schnitze, Fr., Hypnotismus .... 4.50 Schulze, E., u. B 0 rch erd ing, Fauna saxonica; Amph. et. Rept 461 — , M., Orchidac. Deutschlands . . . 353 S e h u r t z , Katecliismus derVölkerkunde 277 Send der,, Insects tert 490 Sicard, Evolution sexuelle de l'esp. liiimaine 183 Simon, Verkehrsstrassen in Sachsen. 327 Sohne ke, Physikalisclie Vorträge . 213 Sprengel, Entd. Geheimn. der Natur 354 St erneck, Die Schwerkraft in den Alpen 109 S trassburger, Histol. Beiträge . .391 — , Kl. botan. Practicum 502 Strobel, Namensregister zu Wiedem. Annalen 244 Tannery u. Molk, Elem. d. la theor. des fonct. ellipt 264 Taschenberg, Zoologie 89 Tavel, Vergl. Morph, der Pilze . . 60 Titus, Sternenzelt 550 Topinard, L'homme dans la Nature 291 Trinius, Alldeutschland in Wort und Bild 79, 261, 550 Trouessart, Geographische Verbreit. der Thiere 131 Vi olle, Physik: Mechanik der flüssigen u. gasförmigen Körper 303 Virchow, Lernen und Forschen . . 29 Volkmanu, Theorie des Lichtes . . HO Walt her, Binomie des Meeres . . . 367 — , Meereskunde 367 Was er, Kaninchenzucht 262 Weismann, Keimplasma 390 — , Kontinuität des Keiniplasmas . . 109 W e s t e r m a r c k , Geschichte d. menschl. Ehe 338 White, Cretaceous 489 Wiedemann, Elektricität .... 438 Wilhelmy, Das Gesetz, nach welehem die Entwickelung der Säuren auf den Rohrzucker stattfindet 78 Wilke, Leitfaden der Chemie und Mineralogie 475 Winkel mann, Moosflora von Stettin 214 W o 1 f - H a r n i e r , Naturgeschichtliche Charakterbilder 253 Woljiert, Luftprüfungsmethode auf Kohlensäure 143 Wünsche, Alpenpflanzen 539 Wundt, Ethik 366, 391 — , Menschen- u. Thierseele .... 594 Wunsch mann, Naegeli 164 Zacharias, Ber. d. biol. Station Plön 242 Zache, Geognosie von Berlin . . . 550 Ziehen, Physiol. Psychologie . . . 277 Zimmermann, Zur Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle . . 302 — , Botan. Mikrotechnik 144 Zograf, Types anthrop. des Grands Russes 192 Abhandl. des naturw. Ver. zu Bremen 339 Akademisches Berlin 244, 563 Annalen der Hj'drographie und marit. Meteorologie 234 Annales d. 1. soc. entom. d. France . 184 Seite Annuaire (du bureau des Longitudes) pour Tan 1893 79 Arbeiten d. Sect.f. Min , Geol., Palaeo., d. natw. Ver. f. Steiermark . . . 475 Archiv d. .Viathematik uml Physik 100, 291 Atti della Reale Accad.deiLincei. Rendi- conti 134, 291. 563 Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 50 Berichte der naturf. Gesellschaft zu Freiburg i. B 450 Bericht der oberhcss. Gesellsch. f. Nat. u. Heilkunde 551 Berichte über die Verhandl. d. königl. Sachs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig SO, 184 Botan. Jahrb 194 Botan. Ztg 90 Büchern. Abhandl., Liste im Buchhandel erschienener 10, 18, 30, 40. 50, 60, 70, 80, 90. 110, 134. 144, 151, 164, 174, 184. 194, 214, 224, 231, 244, 2.i4, 264, 291, 303, 315, 327, 339, 367, 379, 391, 403, 415, 427, 439, 451, 462, 475, 490, 503, 527, 539, 551, 563, 575, 587, 596. Bücher über deutsche Käfer .... 451 - über Herstellung bot. und entomol. Präparate , ... 451 Bull. d. l'Acad. Roy d. sc. et d. b.-arts de Belgi(|ue 100 Bull, de la soc. d'Anthrop. de Paris . 40 Bull, de la soc. imp. d. natural, d. Moscou . , 254 Bull, of the U. S. geol. Surv. . . . 489 Comptes rendus de la soc. d. Geogr. . 174 — Hebdomad. d. s. de l'ac. d. scienc. 70 Conchyliolog. Zeitschriften 379 Conferences Friedel 263 Ergebnisse der Plankton-Expedition . 525 Flora 204 Geologie. Magazine 40 Geological Survey of Canada . . . 596 Handbuch der Physik 354 Ibis 194 Index Kewensis 354 Intermediaire des Mathematiciens . . 551 Jahrbuch der k. k. CTeologisehen Reichs- anstalt 50 Jahrbuch der Königl. Preussischen Geo- logischen Landesanstalt und Berg- akademie 278 Jahrbuch für Photographie und Repro- ductionstechnik 462 Jahrbuch für wissenschaftliche Botanik 100 Jahresbericht der geographischen Ge- sellschaft in München ..... 70 Jahresbericht der Gesellschaft für An- thropologie der Oberlausitz . . . 214 Jahreshefte des naturwissenschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Lüne- burg 144 Journal of the Linnean Society . 174, 244 Journal of the Royal Microscopical So- ciety . . . ." 154 Kataloge über Bücher, Sammlungen und Apparate ... 40, 214, 475, 503, 575 Koloniales Jahrbuch 154 Mittheilungen aus der Firma „Dr. Hou- deck & Hervert" : . 224 Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien 120 Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle 70 Mittheilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus dem Deutschen Schutzgebiete 164 Monographs of the United States Geo- logical Survey 438 Neue Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften . . 462 Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geo- logie und Palaeontologie .... 173 Ornithologischer Monatsbericht ... 60 Physical Revue 234 Physikalische Revue 134 VIII Inhalts -Vcraeichniss. Seite Proceedings of the Royal Society . . 244 Sitzungsbericht der k. Bayer. Akademie der Wissenschaften zu München . 233 Sitzungsbericht der kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien ... 80, 223 Sitzungsbericht der königl. Preussischen Akademie der Wissenschaften 79, 110 Sitzungsbericht der Naturforscher-Ge- sellschaft bei der Universität Dorpat 379 Transactions of the Entomological So- ciety of London 184 Transactions of the Linnean Society . 174 Transactions of the Wisconsin Academy of Sciences 503 Transactions of the Zoological Society of London 154 Tschermak's mineralogische und petio- graphische Mittheilungen .... 90 Verhandlungen des botanischen Vereins 18 Verhandlungen der Gesellschaft für Erd- kunde 50 Zeitschrift für anorganische Chemie . 315 Zeitschrift für Ethnologie 18 Zeitschrift für Krystallographie und Mi- neralogie 120, J94 Zeitschrift für Naturwissenschaft . . 575 Zeitschrift für praktische Geologie . . 10 Seite Verzeichiii.ss der Abbildungen. Aquarium ( zum Klinger Dilu- vium . 39S, 394 Geometrische Figur zum Aufsatz Fried- richs über die Sonnenfleckeii . . . 56 Gomphostrobus bifidus (Orig.) .... 314 Gutenberger liühlo (Orig.-Nachb.) . . 43ii Kap Tscheljuskin 64 Karte der Durmitor-Gruppe (Orig.- Nachb.) 2.")8 — vom Skutari-See (Orig.-Nachb.) . . 258 — von Hamburg zur Cholera- Kpidemie (Orig.) 318 — von Montenegro (Orig.-Nachb.) . . 257 Mangroven 578, 579 Medicin-Mann der Schwarzfuss-Indianer 574 Mont - Blanc (Nord - Abhang) (Orig.- Nachb.) . .' . 150 Seite Nieser's phntograph. Zeichen-Apparat . 401 Nonnenraupen wipfelnd ... . . . lOG Nonnenschleier, -Brücken und -Zelte an Fichten 84, 85 Ovulum der Birke mit Pollenschlauch 142 Putamen von Prunus Pcrsica (Orig.) . 391) Rhvzophora mucronata .... 578, 579 Rhyzopoden (Orig.-Nachb ) 226 Rochen - Scbwinunbeweirungen (( 'rig.- Nachb.) '...... 210 Schema zur Darstellung der Transfor- mation der Pflanzenwelt .... 418 — zur Ueberschätzung der Böschungs- Neigung (rig.) 287 Schemata zur Erläuterung raeteondogi- scher Phänomene (Orig.) . . 530, 532 Siemens, Werner von (Porträt) ... 19 Sonnenuhr, Oliver's ((Jrig.-Naciib.) . . 118 SphenophvlUim cuneifolium, Laubblät- ter und Blüthenblätter (Orig.-Nachb.) 220 Spiritus-Gebläs.'-Lampen (Orig.) . 487. 488 Strömungs-Prolile (Orig.) . . . . 235 ff. Strudellöcher od Gletschertöpfe 166, 167, 168 Sundastrasse mit der Insel Krakatau . 65 Trisectionszirkel und seine Anwendung (Orig.) 276 Zelltheilungen in thierischen Einbryoneti (Orig.) . ... . . . .• . . . 265 ff. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Bniid. »Sonntag, den 1. Januar 1893. Nr. 1. Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 A. Grössere Auf'träga^MXV^i' »-' H / sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. InseratenaÄh(j»e - 'k)8]u\ ^ Abonnement: Man abonnirt bei allen BucbhandUmgen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahr.s]jreis ist J( 3.— Bringegeld bei der Post LS •} extra. bei allen Annocenbureaux. wie bei der Expedition. /, T^e? ^' ^^ Abdi-nvk ist nar mit voll!«tän«liger C^nellenangabe gestattet. Die tertiären Primaten und der fossile Mensch von Südamerika. Von Dr. ;iie(l. et pliil. (ieorg Biischan. Die Palaoiitoldoie der Primaten hat seit C'uvier's Zeiten, der das Aul'tiudeii von tertiären Aüf'en noeii als ein Ding- der ünmögiiehkeit hinstellte, bedeutende Fort- schritte gemaeht. Besonders die jüngsten Jahre sind reich an Eriahruugen und Entdecknngeii in Europa sowohl, als besonders in Amerika, die unsere Kenntniss \(ni der Ent- wicklung dieser dem Mensehen so nahe stehenden Säuge- thiere ein Stück weiter zu fördern im Staude sind. In- dessen der Ursprung des Menschen bleibt bei alledem noch dunkel und erfordert unausgesetzt weitere Nach- forschungen. Das Interesse, welches sicii an die soeben angeregte Frage knüpft, veranlasste Dr. E. Trouessart in einer in der Zeitschrift LWnthropologie*) veröfientlichten Abhand- lung eine znsaimnenfasseude zeitgeniässe Uebersicht dieser Entdeckungen und der ans ihnen berechtigten Schlüsse zu geben, der wir folgendes entnehmen. Die Leinurier, um mit diesen zu beginnen, scheinen einer Reihe von Säugethieren anzugehören, die sich in weit znrnckliegeuder Zeit durch Trennung von den wirk- lichen Affen abzweigten. Ein merklicher Unterschied zwischen diesen und ihnen besteht in dem Gebiss. Wenn auch die Anzahl der Zähne bei den Lemuriern eine sehr variable ist, so dass sie sich auf einen gemeinsamen Typus nicht zurückfuhren lassen, S" lässt sich im allgemeinen für das Gebiss der Grundsatz aufstellen, dass eigentliche d. canini inferiores liei ihnen (mit Ausnahme der Gattung Tarsus) nicht vorkommen, dass ferner die Anzahl der oberen Eckzähne (zumeist 4 an der, Zahl) öfters durch Atrophie (Tarsius, Nycticetus javanicus) oder durch Aus- fall im erwachsenen Zustande (.\\ ahis, Leiiilemur) reducirt erscheint. Dieser Umstand beweist, dass das Zahnsystem der Lemuren sich noch im Zustande der Entwicklung be- findet, sowie dass der Typus der l'rosimicr ein sehr alter und ursprünglicher sein muss. — Die Paläontologie be- *) L'Aiithropoldgie. Paris, G. Masson; editinir. 189:^. toint^ III. No. 3, S. 257 u, f. ' - |X2: : 40 Zähne. m stätigt diese Auffassung. Die ältesten Lemurenüberreste finden sich in den eocäneu Schichten der nördlichen Hemi- sphären beider Erdtheile, besonders in Europa; der Adapis parisiensis Cuvieri ist kein Ungulate, sondern ein Lemure. Nach Schlosser lassen sich die Leinurier in die Psendo- Icinuridae und Lemuridae eiutheilen. Die crsteren(^Pachy- lemuridac Filhol) unterscheiden sich von den letzteren durch die Zahl ihrer d. iucisivi (zwei Paar in jedem Kiefer, wie bei den Simien); ihre d. canini sitzen normal in beiden Kiefern, d. h. sie überragen das Niveau der incisivi; ein d. praemolaris mehr (4 statt 3) unterscheidet sie schliess- lich noch von den Simien. Ihre Zahnformel ist somit: J. 'j, C. [, Pm. ;* (selten |) M. Die fossilen Pseudolemurier zerfallen wiederum 2 Unterabtheilungen, die .\dapidae und Hyopsodidae. Europa, und zwar seinem Eocän, gehören au: Adapis parisiensis Cuvier; „ minor Filhol; „ magnus ders.; „ angustidens ders.; Coeuo])itherus lemuroides Rütimeyer, ,, pygmaeus ders.; lleterohyus armatus Gervais; Cryptopithecus siderolithicus Schlosser. Nordamerika weist viel zahlreichere Typen auf: ausser , den genera Notharctos^ Tomitherium, Pelycodus und Hyopsodus, die von Leidy, Cope Und Marsh be- schrieben worden sind, noch eine grosse Menge anderer vocäuer genera, die die Namen tragen: AVashakius Leidy, llipposyus Leidy, Microsyops Leidy, Apheliscus Gope, Opisthotomus GÖpe, Sarcolemnr Gope, Omomys Leidy, Sinopa Leidj-, Palaeacodon Leidy, Loxtihiphus Gope, Limnotherium Marsh, Telmatolestes Marsh, Thinolcstes Marsh, Stenacodou Marsh, Hathrodou Marsh, Mesacodou ,Marsh, Heuiiaeodou Marsli, .\ntiacodon Marsh etc. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. Die enge Beziehung der Pseudolemurier zu den Atfen (Cercopithecier oder C'yuopithecier) in Bezug auf das (tc- biss berechtigt zu der Vermuthung, dass beide Typen aus einer genieinsanien Staninitorni hervorgegangen sind, von der die eigentiicheu Lenjurier einen weiter abweichenden und theilweise degenerirten Zweig darstellen. Diese, die eigentlichen Lemuren, fossile und recente Formen, zeichnen sich von den wahren Affen durch ihr grundverschiedenes und nianchnial reducirtes Gebiss aus. Ihre urspriingliehe Zabnforniel, die man noch bei Galago, Stenops, Microcebus, Otolicnus, Chirogaleus, Lepilemur, Lemur, Hapaleniur antrifft, ist • .7. I, ü. I-, l'm. I, if. I X 2 = 36 Zähne. Bei Propithecus und Lichanotus ist sie rediirirt auf: .7. 4, C.\, Pm. I, M. '^. X 2 = 30 Zähne. Die Tarsius- und gewisse fossile Arten bilden eine Classe für sich, insofern ihre d. canini, die hinsichtlich der Form normal geblie])en sind, nicht denen der heutigen Lemuren, sondern denen der Pscudolemurcn gleichen; sie stellen somit den Uebergang zwischen beiden C'lassen dar. Alle wahre Lemuren der Vorzeit gehören dieser Gruppe an aus dem Eocän Europas: Necrolemur Edwardsi Filhol; „ antiquus ders. ; „ Zitteli Schlosser; „ Cartieri Riitimeyer; „ minor ders.; „ parvulus Filliol; V Microchoerus erinaceus Wood; Plesiadapis reniensis Lemoine; „ Gei'vaisi ders.; „ Daubrei ders.; aus dem Eocän Nordamerikas: Auaptomorphus homuneulus Cope; „ aemulus ders.; Cynodontomys latidens ders.; Mixodectes pungens ders.; „ crassiusculus ders.; ? Lemuravus distans Marsh; '? Indrodou malaris Cope. Der Schlusssatz, der sich aus den bisherigen Be- trachtungen ergiebt, besteht darin, dass man, worauf bereits Topinard aufmerksam machte, die Lenuiren von den Primaten nicht trennen darf. Auch Schlosser hat durch seine phylogenetische Tafel den gemeinsamen Ur- sprung aller Aften (im Gegensatz zu Schmidt, der die amerikanischen Affen vom Inseetivorentypus, die der alten Welt von Omnivoren Ungulaten herleiten will) ausgesprochen. Platyrhine Affen im fossilen Zustande kannte man bisher nur aus Südamerika (besonders aus den Höhlen von Limd in Brasilien), und zwar ans verhältnissmässig jüngeren Schichten (quaternären oder pleistocänen). Die tertiären Schichten des meridionalen und septentrionalen Amerika, die sonst au Säugethierformen so reich sind, haben keine Ueberreste geliefert, die man auf Affen bezieben kann. — Mit Ausnahme von Protopithecus brasiliensis, der Anspruch auf ein eigenes geuus erheben darf, unterscheiden sich die übrigen fossilen Platyrhineu, wie Hapale, Mysetes, Callithrix, Gebus, wenig von einander und von den anderen Formen. In jüngster Zeit (1891) hat Florentino Ameghino in den eocänen Schichten des südlichen Patagonien (Rio Santa -Cruz) eine Anzahl von Unterkiefern gefunden, ilie er mit Rücksieht auf das hohe Alter der Schichten für solche von Lemurinen ansah. Eine eingehende Unter- suchung derselben hat indessen gezeigt, dass es sieh um Reste \eritahler Aften handelt, denn die Zahnformel der- selben gleicht denen der (Jebier, d. Ii. aller amerikanischer Aften, ausgenommen den üistiti. Die amerikanischen Affen unterscheiden sich von denen der alten Contiuente durch die Anzahl der Zähne (3ß), d.h. durch die Anwesenheit eines d. jjraemolaris in jeder Kieferhälftc; die Uistitis dagegen haben zwar nur 32 Zähne, wie die wahren Aft'en und der Mensch, weichen aber doch von diesen ab, weil sie nur 2 d. molares und dazu einen praemolaris, wie die Gebier, aufweisen. Sie sind somit diesen letzteren zwar stammverwandt, scheinen aber einen inferioren oder degenerirten Tyjtus derselben darzustellen. In dieser Beziehung könnte man einen ge- wissen l'arailelismus zwischen den beiden (!rui)pen der amerikanischen Aften und den beiden der Lemurier fest- stellen: die IIa|)alier mit reducirtem Gebiss entsprächen den Lemuren v(m Madagascar, die nur .30 oder noch weniger Zähne besitzen; die Gebier mit vollständigerem Gebiss den primitiven Lemuriern, die wie sie mit 30 Zähnen ausgerüstet sind. Die Ureebier Patagoniens sind im allgemeinen von kleiner Statur; insofern gleichen sie auch den Uistitis. Sie scheinen ziendich mannigfaltig in der Eocänperiode gewesen zu sein; denn man kennt bereits 4 genera, die sieh unter einander immer noch mehr unterscheiden, als die heutigen amerikanischen Aften unter sich: Honnniculus patagoniens Ameghino, verwandt mit Ecphantodon ceboides Mcrccrat; Anthro])ops perfectus Ameghino; Hiimocentrus argentinus ders.; Eudiastatus lingulatus ders. Das Gemeinsame au den Unterkiefern dieser 4 Gebier, von denen Trouessart woblgelungene Abbildungen giebt, ist die Höhe und Breite der Kinnsyni)hyse, ein Merkmal, das sieh bei Mycetes, Callithrix und noch anderen Arten noch vorfindet. Die Kieferhälften sind ohne sichtbare Naht vollständig mit einander verschmolzen. Die Zabn- forniel, soweit sie sich für die Unterkiefern rec(mstruiren lässt, ist die der Gebier: ,7 - 0 ^ Pm ~ M ~ Die d. molares sind ein Avenig länger als Ijreit, fast viereckig. Alle Zähne stehen in einer fortlaufenden Reihe, in der die d. canini die übrigen Zähne kaum überragen; dieselben haben ihren Platz zwischen d. incisivi und pra- molaris gerade so wie beim Mensehen. Die Gliedmaassea dieser eocänen Aft'en hat man bisher noch nicht aufgefunden. Indessen lassen andere Extremi- täten, die in denselben Schichten zum Vfu-schein kamen und deren zugelniriges Gebiss an das von Chiromys er- innert (Jcochilus, verwandt mit Toxodontus) vcrmuthen, dass diese Thiere auf Bäume klettern konnten. .Mit grösserem Rechte dürfte man dasselbe von Homuneulus und Authro- pops annehmen. Bessere Kenntniss besitzen wir von den fossilen Affen der alten Welt, die der Miocäu- bis Quatcrnär- zeit angehören. Aus Europa kennen wir: Semnopithecus monspessulanus Gervais — Pliocän Frankreichs und Italiens; Mesopithecus Penteliei Gaudry — Pliocän Griechen- lands und Ungarns; Dolichopitheeus rascinensis Deperet — Pliocän Südfrankreiehs ; Nr. 1. Njvturwissciisf'liaftliclie Wochenschrift. Oreopitbccus l>;uiil)oli (icrvais — Miocäii Italiens; Macacus priscus Gervais — l'liiiciiii KSüdlraiikreiclis; Macacus (Aulaxinuus) florcntinus Cocchi — l'liocäii Italiens: Macacus pliocaenus Owen — Quaternär Eng'hxnds; Macacns tolosanus Harle — Quaternär Süd- tVankreiclis;*) aus Nordafriiia bislior nur eine eiuzii;c Art: Cynoccphahis atlantiensTlionias — Pliocän Algiers; aus Asien, das wiederum reicher (besonders Indien) ist: Senmopitliecus palaeindieus Lydekkcr — Pliocän Indiens; Semntipitliecus entellus (fossilis) Lyd. — Quaternär Indiens; j\[acacus sivalensis Lyd. — Pliocän Indiens; Cynocephalus suhhinialayanus H. V. Meyer — Plio- cän Indiens; C'ynocephalus Falconeri und sp. V Lyd. — Pliocän Indiens. Alle diese Typen sind zwar nahe Verwandte der heutigen Cercopitbecier, stellen jedoch auch Ueberg-änge zwischen den genera derselben dar — so ist Mesopithecus ein Mittelding- zwischen Scnmopitheeus und den ^lakaken, !>oliciii>pithecHs zwischen Senniupitheeus und den ('yno- cephalen, Ureoi)itliecus zwichen Schimpansen und den Makaken — . Es gewinnt somit den Ansehein, dass die gegenwärtig- wohl zu unterscheidenden Typen des Semno- pithecus, Cercopithecus und Cynocephalus zur Tertiärzeit noch auf dem ^\'eg■c der Entwicklung begritfV-n waren. Das Viirkonunen von Semnopithecicrn, Makaken und auch Cynoephalcn in der siidasiati.schen fossilen Fauna berechtigt zu dem Schlüsse, dass einst Verbindungen zwischen Indien und Afrika bestanden haben müssen. Von den anthropomorplien Affen kennen wir bis jetzt 4 fossile Spccies. In Europa: Dryopithecus Fontani Lartet frankreichs; Plioi)ithecus antiipius Gervais reichs und der Schweiz. In Asien: Troglodytes sivalensis Lydekkcr — Pliocän Indiens; Simia sp.V Lydekkcr — Pliocän Indiens. Der erstere ist in der Anthropologenwelt durch die ver- nieintliehen Silexgeräthscliaften berüchtigt geworden, die der Abbe Bourgeois in Tlienay sammelte uufl diesem Tliiernienschen zuschrieb, der, wie sich S))äter herausstellte, noch bestialischer als der Gorilla gewesen sein nniss. Der Plio])ithecus ist nahe verwandt den Gibbons, der Troglodytes sivalensis durch sein Gebiss dem Schim- ])ansen. Da dieser letztere gegenwärtig aber ein Be- wohner des tropischen Afrika ist, so erblickt Trouessart in diesem Unistande einen Hinweis für die schon oben angeführte Ilypotiiese von einem ursprüngliehen Zusannnen- liange der Fauna Indiens und Afrikas. Man kami daher die gegenwärtige afrikanisclie Fauna als das Pesultat einer Auswanderung von Indien lier beobachten, die sich auf einer Festlandsbrücke vollzog, von der Aralticn den letzten liest darstellt. Von dem zur Gattung Simia geinirigen fossilen Anthro- Ijomorphen weiss man aus Mangel an ^laterial noch zu wenig, um die Speeies bestinnnen zu krmuen. Im Anschluss an diese Auseinandersetzungen erörtert — Miocän Süd- — Miocän Frank- *) Das goiius Ci'boclioorus Goixai«, mit ileiii Colobiis i;i-;i,n- daevus Fraas vielleiclit synuiiyin ül, geliiirt uit-lit zu ticn Att'eu, sondern zu den Artiodaetyloii (SuidaH). der Verfasser uoeb die Frage, wie so es konmit, dass in den miocänen Schichten Europasbereits ein anthroponKn-pher Arte (Dryopithecus) auftritt, in den Jüngeren pliocäncn dagegen nur Atfen niederen Typus (Semnopithecns, Ma- cacus). Wenn auch der Hott'nung Kaum zu geben ist, dass man mit der Zeit auch noch andere Cercopitliecier im Miocän aufdecken wird, so lässt sich das Fehlen von Anthropomori)heu im Pliocän wohl durch eine Aus- wanderung dieser kleinen empfindlichen Speeies aus Europa nach Afrika oder dem Süden Asiens erklären, wo solche in dieser Formation nachgewiesen sind. Die weniger empfindlichen Gercopithecier haben sich dagegen bis in die Gegenwart hinein auf unserem Continente (Gibraltar) erhalten. Durch das Aufhnden von fossilen Aft'enrestcn in cUmi tertiären Schiciiteu Südamerikas ist gleichzeitig wieder die Frage nach dem ersten Auftreten des Men- schen unter diesem Himmelsstriche in Bewegung gebracht worden. Südamerika, im besonderen Südbrasilien und Argentinien, haben eine reiche Ausl)eute an vorge- schichtlichen Menschenresten geliefert. In den Ibihlen von Somidouro in Brasilien, zu Gordoba und im Tliale des Rio Negro in Argentinien sind quateriiäre Schädel von dolicliocephalem, hypostenopbalem, prognathem Typus mit sehr dicken Seitenwandbeinen, niederer Stirn und stark entwickelten Augenbrauenbögen aufgefunden worden, die somit an die Neanderthalra(,-e erinnern. Die dazu ge- hörigen liöhrt'nknochen — die cavitas olecrani weist eine Perforation bis zu 15 mm auf — sprechen für eine Race von niederer Statur. — Gewisse Schädel sind auch brachy- cephal oder subbrachycephal — ein Charaktcristicum der heutigen südami'rikanischen Autochthonen — und erinnern si'hr an die der Eskimos. Künstlich deformirte Schädel konnnen auch vor. Im allgemeini'u lässt sich jedoch von der quaternären Race Südamerikas sagen, dass sie grund- verschieden von der heutigen Bevölkerung war. Gebrannte Topfreste, Silextheile von St.-Acheul- und Chelles-Typus, Pfeilspitzen sowie Schalen vom Moustier- Typus zusammen mit den Riesenpanzern der Glyptodonten, die als Schutzdach gegen Regen und Wind gedient halben mögen, charakterisiren diese Bevölkerung der ., paläo- lithischen Periode". Aber uoch in älteren Erdschichten will man die Spuren des Menschen nachgewiesen haben. Leider gehen die Ansichten der Geologen über das Alter derselben sehr auseinand(M-. Während Dr.ring und Anieghino sie füi- pliocän, selbst miocän halten, rechnen d'Orbigny und Stein- manu sie zum Pleistocän oder (Quaternär. Die einzigen menschliehen Knochenreste aus dieser sehr alten Periode — der etage Ensenadien oder Pampeen, nach Ame^liino entsprechend dem unteren Pliocän — sind einzelne Zähne, die man anfänglich für solche eines Cebiers (Protopitheeus bonoerensis hielt. — Etwas häutiger konnnen ThierknocluMi- reste vor, die die Spuren nunseldielier Tliätigkeit (Be- arbeitung, Brand) an sich tragen sollen, sowie Topf- fragniente und Kohlenstücke. — Zu Monte -Hernn)so trug ein fossiles Scelett von ^lacrauclienia anti(ina — Formation Araucanienne, nach Anieghino Miocän — in einem seiner Knochen einen Quartzsplitter, der von einem absielitliciien Wurf herrühren kann, zumal da äimlieiie Splitter in der- selben Schicht noch zum Vorsciiein kamen. Durch diese Funde könnte das Vorkonnnen des ter- tiären Menschen für Südamerika bewiesen sein, wenn nur nicht das Alter dieser vermeintlich tertiären Schichten neuerdings stark angezweifelt worden wäre. Steinmaini in Freibnrg scheint nachgewiesen zu habfrestaurant zu Rio Cuarto mit Grog gefeiert; doch wollte eine recht fröh- liche Stimmung nicht Platz greifen, da wir in Ungewiss- heit waren über die Tropa — so nennt man die zu einer Expedition gehörigen ^laulthiere inel. der Madrina, einem Pferd, dem eine Klingel angehängt wird. Die Madrina übt einen eigenartigen Zauber auf alle Thiere einer Tropa aus und hält die Thiere zusannncn. Unsere Tropa be- stand schliesslich aus 1 Pferd i Madrina) und 11 Mulen (Maulthicre: Mula5, Macho j' ). In Villa Mercedes angekommen, fanden wir weder unsere Tropa, noch Nacliricht von Don Romulo, der uns eventuell liatte telegraphiren sollen. Wir nahmen einst- weilen Unterkunft in einem sehr niittelmässigen (iasthaus (Fonda); bessere giebt es kaum in dieser öden Camp- stadt. Prof. Bodenbender, der die Führung der Expedition übernonnnen hatte, telegraphirte nach allen Kiclitungen, die Don Komulo mit der Tropa hätte einschlagen können — eventuell auch nach Uebersteigung der Sierra de Oor- doba jenseits derselben. Die Depeschen waren ohne Er- folg — eine verspätete Antwort war sogar ganz falsch — ; wir blieben in Ungewissheit l)is zum 2. Januar Abends, als unsere Tropa mit Verlust eines zurückgelassenen Pferdes endlich eintraf. Die Mulen mussten min erst etwas aus- ruhen, wir mussten uns einen Vaqueano (Fuhrer) nach San Kafael, Provinz Mendoza, besorgen, für mich mussten o Maulthiere (ä 40 Pesos) hinzugekauft werden. Da die Regengü.sse auch hier sieh wiederliolten, wurde telcgraplii- schc Nachriclit eingezogen, ob der Rio Dianiante bei San Rafael und der Rio Atuel (bezw. Rio Salado) überhaupt passirbar seien. Da in diesem Sommer (also hier De- cember-Februar) auf den Cordilleren viel Schnee gefallen und im Abtliauen begriffen ist, so sind die Flussübergänge unberechenbar. Es liefen aber gute Nachrichten ein. Da- gegen war der Rio Quinto, an welchem \'illa Mercedes liegt, nicht mit beladenen Mulen zu passiren, und als wir es am 7. .lanuar \ ersuchten, mussten wir umkeln'cn. Glücklicherweise fand .sich ein Ausweg: die 3 Stunden entfernte Eisenbahnbrücke, über welche wir gehen und das Gepäck tragen mussten, während die Mulen den Fluss durchschwammen. Die Mulen hätten be(|uem auch über den 1 in breiten Steg der Eisenbahidiängeltriieke laufen können, aber Mulen sind eigenartige Thiere, mit deren Gewoiinheiten man auf Reisen sehr rechnen nniss; sie wären auf der Eisenbahnbrücke scheu geworden, und es musste daher das stets uiuständliciie Umladen des Gepäckes, das einige Stunden aufiiält, in der Mittagshitze — 32° C. im Sciiatten — vorgenonnnen werden. Die Zeit bis zur Abreise am 7. .lanuar hatten Kurtz und ich zu einigen kleinen, wenig loluiendcii Excursionen benutzt; eine mit der neuen Bahn nach San Jose de Jlorro hätte lohnend werden können, wenn wir darauf hätten 2 — 3 Tage verwenden dürfen; die Züge fahren bloss alle 2 — 3 Tage und an einem Tage lässt sich der Ccrro de ^lorro nicht erreichen; so konnten wir nur die niedrigen Vorhöhen des Cerro blaneo erreichen, die nichts Itesonderes boten; doch seien erwähnt: Ecbolium campestre ()k.^ Rhjtiglossa c. Nees = Justicia c. Grisel, eine blau- blüthige, 1 m hohe, aufrecht -diehtästige, starkbelaubte Staude, welche dichte Bestände bildet; 2 niedrige \ cr- bcna-Arten: V. chamaedryodes mit brennendrothen P>lüthen, krautigen, gestreckten Stengeln, welclie Art meist vereinzelt sich findet, und eine iicilblaublüthige Art, welche bis If) cm h(die, sparrig verzweigte Zwcrgsträucher bildet nnd mehr gesellig \'orkonnnt. .\uf den windigen Höhen blühte ein Meloeactus. In dem kleinen Thalkessel des Cerro blaneo standen einige riesenhafte, rt '/^ ni im Stamm dicke Feigenbäume, deren verlockende Früchte aber zu hoch hingen, um erreichbar zu sein; das Erklettern ist bei iler Brüchigkeit des Holzes unstatthaft. Unter dem Schatten dieser mächtigen iülumc lagerten wir zum Mittag; eine Ziegcnheerde suchte ebenfalls dort Schatten und lieferte uns Milch. Von Gräsern und anderen kleinen (iewäehsen, deren .Vufzählung hier zu weit führen würde und ohne nachträgliche Bestimmung im Herbarium zu Hause auch nicht gut möglieh und zweifelhatt ist, seien noch von jener Partie aufgeführt: Cestrum Pseudo- (|uina Mart., eine fast zur Ruderalpflanze gewordene ein- heimische, halbstrauchige, 1 — 1 'o m hohe, giftige Solanacee mit gelbgrünen bis gelben, cylindrischen Blüthen. Ziegen fressen diese Pflanze nicht, wohl aber wird sie von lieu- schrccken angegriffen. .lodina rhombifolia Tlk. u. .\rn. ist eine baumartige, bis 8 m h(die, oft aber nur hoch- strauchige Santalacee mit lederartigen. Ijlassgriinen, 4 bis 5 cm langen, cuneat- i-hondiischen, kahlen Blättern, deren 3 oberhalb gelegene Ecken in Staehelspitzen auslaufen. Prosopis alba (iriseb. wird ein mächtiger Baum bis zu 1 m stark und 12 m hoch; es ist eine Mimosaeee mit zartem Laub, die 1 — 2-jugatcn Blätter haben gefiederte ,loch- theile mit zahlreichen, kaum 1 cm langen und ' 4eni breiten ]>lättcheii. Die jungen Exem])lare sind reichlicher mit Dornen versehen. Auf dem Algarrobo blaneo, mit welchem italienischen Namen für das Johannisbrot man hier diesen Baum wegen der süssen, johannisl)rotähnliehen, aber 4 Mal schmäleren und 2 Mal kürzeren Hülsen bezeichnet, vegetirtc dort ein Loranthus mit sehr sehmalen, fast linealen Blättern, z. Z. noch nicht in Blüthe. Zu dieser Partie, deren kurze I^isenbahnfahrt (i Pesos Jedem kostete, hatten wir ausserdem 3 Pferde mit 1 Führer auf 4 Stunden ge- miethet, wofür wir nur zusannncn b Pesos zahlten. A'illa Mercedes ist eine Canipstadt, deren man t'ine zu besehreiben hat, um alle anderen hier damit zu schil dem. Die Strassen sind sehr breit, staubig, bezw. nach Regen schlammig, reelitwiid^clig sieh kreuzend und Cuadros bildend, die für Häuserxierccke einer künftigen tiross- stadt angelegt sind, auf denen jetzt ai)er meist nur .M- falfe (Luzerne) oder Mais gebaut wird: diese von Strassen umgebenen Felder sind mit dicht gepflnnzten Pyramiden- pappeln umgeben, welche infolge ihrer Höhe nnd ihres dichten Standes den Feldern einen weitgehenden Schatten gel)en. Die Häuser, welche sich nur stellenweise mehr zusannnengeljaut finden, sind ausschliesslich aus Lehm- ziegeln gefertigt; in der Nähe der Plaza finden sich dann meist die grösseren Gescliäftsläden etc. Gross geplant, ist eine solche schwach be\ölkerte Stadt wegen ihier .\us dehnung nur mit Pferden oder Droschken zu benutzen, die hier beispielhis billig sind — Fahrt pro Person 40 Cs. oder ]n'o Stunde (dme Rücksicht auf Personenzahl I Peso Jetzt etwa 1 Mark werth). Die vielen Pa|)pelreilien, an denen übrigens die Heuschrecken schliesslich auch weiden, wenn das Futter zu ebener Erde fehlt oder .-die geworden ist, machen eine solche Campstadt schon von Weitem er- kenntlich; für den Botaniker sind si(> trostlos, denn an den Wegen und freien Plätzen waidisen fast um' l\uder;il- pflanzen, vor allem Clienopodium album L., Xan- thium siiinosum L. und \'erbcsina enceliodes Bsigr. (Cav.). iJ''ortsetzung folgt.) 6 Naturwissenschaftliflie Wocliensclirift. Nr. 1. Der Rechner Iiiaiuli. — Da der in der letzten Zeit in Tageshlättern viel erwähnte „Wunderreehner" Inaudi die Absiclit haben soll, auch nach Deutschland zu kommen, sind vielleicht einige Notizen über ihn nach den Be- obachtungen der Pariser Akademiker in der Salpetriere und an der Sorbonne (Aerztc, ^Mathematiker und Philo- sophen habeu Theil genommen, liesonders der Neurolog Charcot, Binet, die Mathematiker Tisseraud, Dar- boux, Poincare), an dieser Stelle von allgemeinem Interesse. Es handelt sich bei ,1. Inaudi um einen Kopf- rechner, der den berühmtesten Erscheinungen dieser Art, Mondeux in Frankreich (1840 von Cauchy der Akade- mie vorgestellt), Colbum in England, Mangiamele in Italien u. s. f. nicht nachsteht und vielleicht nur von Zach. Dase übertroifen wird (Dase, 1824—1861, ist mit 15 Jahren ölt'eutlich als „Rechner" aufgetreten und hat übei'all das grösste Staunen erregt durcii seine Schnellig- keit im Zitfernrechnen; in Wien multiplicirte er z. \i. 40 Zahlen mit 40 anderen in 40 Minuten. Er wurde auch bei Zahlenrcchnungen für wissenschaftliche Arbeiten vielfach verwendet, z. B. von B es sei an der Sternwarte in Berlin , im preussischen Finanzministerium u. s. f.) Inaudi unterscheidet sich, um das gleich vorweg zu nehmen, in höchst interessanter Weise von seinen Vor- gängern: er hat von je die Ziffern, mit deren Kombination er sich von früher Jugend an leidenschaftlich befasste, nicht durch das Auge, sondern durch das Ohr erfasst. — Er stammt aus Onoraso in Piemont, ist am 13. October 1867 in ärmlichen Verliältnissen geboren und war lange Jahre Hirte (wie auch Mondeux und Mangiamele); Lesen und Schreiben hat er erst im 20. Jaln-e gelernt, im Rech- nen hat er nie einen Lehrer gehabt. Mit 5 Jahren ist er von jener merkwürdigen Leidenschaft für die Zahlen er- griffen worden, die alle diese Rechner im zartesten Alter erfasst und nicht mehr loslässt. (Uebrigens ist auch von vielen Mathematikern und Physikern l)ekannt, dass sie in frühester Jugend, Gauss und Ampere z. B. im dritten Jahre zu rechnen begonnen haben.) Schon in seinem 13. Jaiu"e hat sich des Knaben ein Impresario bemächtigt, der ihn u. A. nach Paris führte, wo ihn Broca unter- suchte. Er hat nie, auch als kleiner Knabe nicht, wie andere Rechner mit materiellen Dingen gerechnet, z. B. an den Fingern oder mit Kieselsteinen u. s. f. gezählt, sondern sofort im Kopf zu rechnen begonnen, nachdem er die Namen der Zahlen von seinem Bruder kennen ge- lernt hatte. Es ist schon angedeutet, dass ihm deshalb auch jetzt, da er lesen und S'ehreiben kann, die Schrift beim Rechnen gar nichts nützt; er fasst alle Zahlen nur durch das Ohr beim ^'orsprechen auf, um dann im Kopf die gewünschten Operationen zu machen. Gesehriebcue Zahlen fasst er viel schlechter auf; er sagt selbst, dass ihn die Schrift verwirrt. Er nudtiplicirt .jetzt acht- bis zehnstellige Zahlen mit einander. Dabei ist weniger eine ganz ausstn-ordeiitliehe Schnelligkeit, als die Sicherheit seiner Antwort überraschend, inmierhin ist auch die erstere nicht gering, z. B. braucht er zur Auffassung zweier vor- gesprochener 4zitfriger Zahlen, der Multiplication beider und dem Aussprechen des Resultats 20 Sekunden. Wäh- rend ein Erwachsener, von einer beliebigen Folge, ihm in bestimmtem Rythmus (z. B. in Gruppen von drei) vorge- sprochenen Ziffern nur etwa 8 bis 10 in richtiger Folge wiederholen kann, gelingt dies Inaudi ohne Anstrengung bei 24 bis 30; dabei prägen sieh diese Ziffern durch ein- maliges Nachsprechen seinem Gedächtniss sofort ein, dass er sie z. B. ebenso gut (dme alles Zuthun in umgekehrter Folge wiederholen kann oder die erste Hälfte in gerade, die zweite in umgekehrter ( »rdnung u. s. f. .fa er kann am Ende einer längeren Sitzung noch alle Zahlen hersagen, mit denen er während derselben zu thun hatte; es ist fast unglaublich und doch sicher verbürgt, dass er z. B. bei einem Besuch dieser Art in der Sorbonne 400 Ziffern so wiederholt hat nnt nur wenigen IrrthUmcrn, die er selbst sofort berichtigte, nachdem er zuvor gebeten hatte, ihn nicht zu unterbrechen. Eine 22-stellige Zahl, die ihm bei Darboux vorkam, wusste J. noch 8 Tage später, ohne auf diese Gedächtnissprobe vorbereitet zu sein. Das Linien- oder Formengedächtniss eines zeichnerisch, das Tongedäehtniss eines musikalisch ,,Begabten'' (Mozart hat das Jliserere der päpstlichen Kai)elle vollständig notirt, nachdem er es zweimal gehört hatte), ja alltägliche Klagen, wie „ich habe ein so schlechtes Zahleugedächt- niss", oder „wären doch die Leute numerirt, dass ich sie besser unterscheiden könnte", haben längst gezeigt, dass das „Gedächtniss" keineswegs eine einheitliche P^'unetion ist. Durcli die Kopfschnellrechner und ähnliche Er- scheinungen wird bewiesen, dass wohl jeder Theil n KiO Pferdekräften, die bei einem täglichen Kohlenverbrauch von 2,8 Tonnen dem Schiffe eine (!e- sehwindigkeit von 6 Knoten geben wird. Unter Segeln kann dasselbe etwa eine Schnelligkeit \ tni S — 9 Knoten er- reichen. Von der Wasserverdrängung von 800 Tonnen beansprucht die Maschine bei gefüllten Kesseln etwa 420 Tonnen. Da der Proviant auf t)0 Tonnen sich be- rechnet, so bleiben etwa 320 Tonnen füi- Kohle und anderes Brennmaterial, was um so mehr ausreichend er- scheint, als das Schiff nach der letzten K(dileneinnahme bis zur Heimkehr unter keinen Umständen länger als zwei Monate unter Dampf sein wird. Unter diesen Umständen kann die Hälfte des Heizmaterials zum Kochen und zur Wärmeerzeugung während der Ueberwinteruugen \er wendet werden. Ausserdem wirtl natürlicii zur Beleuchtung auch noch Petroleum und Paraffin, sowie zum Jvochen S])iritus mitgeführt. Mit Stolz sagt Nansen, dass ein Schiff gleich dem seinen und in gleich praktischer Einrichtung und Aus- rüstung noch niemals vorher gebaut ist. Uebrigens wird es in Lanrwig von Colin Archer angefertigt und geht seiner denniäclistigen \'ollenduug entgegen. Für den Fall, dass das Schiff gegen alle Voraussetzung doch unter- gehen sollte, führt Nan.seu noch zwei zweckmässig ge- baute Boote mit sieh, die im Stande sind, die gesannnte Bemannung und eine hinreichende Menge von Lebens- mitteln aufzunehmen, so dass auf iiinen die t^ahrt im Treib- eise „mit aller Behaglichkeit" fiu-fgesetzt werden kann. Eine grosse Unannehmlichkeit hat bei verschiedenen Polarexpeditionen darin gelegen, dass die Feuchtigkeit im Räume an den kalten Aussenwänden sich nieder- schlug und zu Eis gefror, und es ist eine ganz gewöhn- liche Sache, dass die Matratzen in den Mannschaftskojen, die an den Aussenwänden liegen, mehr oder weniger vollständig in Eisklumpen verwandelt wurden. Um dieser Unbeipiemlichkeit zu entgehen, ist alles Mögliche ge schelten, um die Aussenseiten zu erwärmen: sie sind mit getheertem Filz, mit Korklagen, mit Tannenbretteru, mit einer Lage dicken Filzes, einer luftdichten Linoleundage und noch einer Bretterverkleidung bedeckt. Ebenso be- steht die Decke im Salon und den Kajüten aus ver- schiedenen Lagen: Luft, Filz, Fichtenbretter, Linoleum, Rennthierhaardecken, Fichtenholz, Linoleum, Luft und noch- mals Fichtenholz, was zusammen mit den 4 Zoll dicken Deckplatten eine Stärke von IT) Zoll ergiebt. In ähn- licher \\'eise ist natürlich auch der Fussboden behandelt worden und der kalten Luft möglichst jeder Zugang ab- geschnitten. Als Hauptwohnraum, in welchem die ge- sammte Mannschaft bei der stärksten Kälte Tag und Nacht wohnen wird, wird der Salon dienen, wobei nach dem Princip der Eskimos das Ik'ieinanderhauseu im eng- sten Räume zur Wärmeei-zeugung dient. Auf dem Schiff'e sollen Hunde mitgeführt werden, zur Benutzung bei AusHügen übe. das Eis und über etwa zu findende Landstreeken, zu letzterem Zwecke natürlich auch Schneeschuhe. Vor dem Skorbut. hofft Nansen sich und seine Leute zu schützen durch Vermeidung schlechtpräservirten oder gesalzenen Fleisches, wofür es ja mancherlei P^rsatz giebt. Noch zwei andere Dinge sind wichtig für die Er- haltung der Gesundheit: Wärme und Licht. Zur Erzeu- gung der nöthigen Wärme dient also einmal das Zu- sammenwohnen im engen Räume, sodann warme Kleidung und drittens die Heizung. Für letztere hält er eine gute Paraffinlampe, die Tag und Nacht brennt, als ausreichend. Die durch dieselbe entwickelte Kohlensäure will er in einem Rohre so fortführen, dass sie auf ihrem Wege ihre ganze Wärme an den Wohnraum abgiebt. Zur Beleuch- tung in der monatelangen Polarnacht wird das elek- trisdie Licht dienen. Das Schiff wird eine Dynamo- maschine führen und die Elektricität soll mit Hilfe einei- Windmühle durch die bewegte Luft erzeugt werden. Wo diese Kraftquelle aber versagt, wird die Besatzung des Schiffes seihst sich in der Weise Lieht verschaffen, dass die Leute, zu je vieren auf dem Verdeck im Kreise lust- wandelnd, ein' Göpelwerk in Bewegung setzen werden, welches zur Erzeugung und Aufspeicherung von Elektrici- tät dient. Äussernder nützlichen und gesunden Bewegung kann auf diese Weise für eine täglich 8—10 Stunden brennende Bogenlampe die nöthige Elektricität geschafft werden, und Nansen hofft, dass seine Zuhörer ihm und den Seinen zuweilen ein freundliches Gedenken gönnen werden, wenn sie oben in der Stille der Polarnacht mit ihrer Rundwandcrnng auf dem Verdecke zum Zwecke der Licht- erzeugung lieschäftigt sind. Dr. K. Keilhack. Die Schw aiiliuiigen der Polhöhe, welche bereits seit einigen Jahren auf Grund genauester Meridianbeobach- tungen an einigen europäischen Sternwarten als äusserst wain-scheinlich gelten mussten, sind neuerdings durch ein im Auftrage der internationalen Erdmessung ausgeführtes experimentum crucis als sieher erwiesen zu betrachten. Nr. 1. Naturwissenschaftliche Wochensclirift. Es haben näniHch im vorigen Jahre Dr. Markuse und Mr.. Preston auf den Havai-Inschi Polhöhenbestimraungcn ausg-efiihrt, mit denen gleiclizeitige lieobacbtungcn in Berlin, Strassburg und Prag corresixmdirten. Dabei bat sich herausgestellt, dass die .Schwankungen der J'dlbölic in Honolulu das genaue Si)iegelbil(l der entsprechenden 8cbwanknngen in Deutschland darstellen, was bei einer wirklichen Verschiebung der Erdachse im Erdkörper noth- wendig der Fall sein mnsste, weil Honolulu ziemlich ge- nau an der uns diametral gegenüberliegenden Stelle der Erdoberfläche sich betindet. Der maximale Betrag dieser nunmehr also festgestellten, in ihren Ursachen aber noch nicht klar durchschauten Polhöhenschwankung beträgt eine halbe Bogensecunde, was einer Verschiebung des Pols um 20 Meter entspricht. Die Periode der Schwan- kung beläuft sich nach den neuesten Festellungen auf 386 Tage. Man beabsichtigt, zum Zweck der näiieren Erforschung- der vernuithlieii meteorologischen Crsaeiien der hochinteressanten Erscheinung an einzelnen, günstig gelegenen Punkten der Erdoberfläche dauernde Beobaeh- tungsstationen für dieselbe einzurichten. Das Spectriim des Yeränderlichen Sternes ß Lyrae ist in den letzten Monaten Gegenstand einer eingehenden Untersuchung durch Herrn A. Beloimlsky auf der Stern- warte in Pulkowa gewesen. Die benutzten Instrumente sind der dortige 30-Zöller und der neue Spectograph der Sternwarte. Die Spectren sind durch orthochromatische Platten flxirt worden. Im Ganzen sind 17 Spectrogranunc erhalten worden, welche hauptsäehlicli die Gegend zwischen den Linien H3 und 1) zur Darstellung bringen. Die Er- gebnisse lassen sicli so zusannnenfasscn: Es sind helle und dunkle Linien vorhanden. Erstere" sind der Mehrzahl nach sehr zart und in der Gegend zwischen Hp und H^ besonders gut zu sehen. Eine andere duulcle Linie, welche das Si)ectrum besonders charakterisirt, ist breiter als die ersterwähnten, sehr deutlich mit hellen Rändern, die man zuweilen als selbst- stäudige helle Linien beobachten kann. Die Linie D3 ist sehr hell. Das continuirliche Spectrum wird zuweilen sehr schwach. Hier ist die der Wellenlänge .501,4 /(/* (Mil- liontel ^Millimeter) entsprechende Linie besonders zu er- wähnen. Sie bleibt stets vorhanden, während die anderen von Zeit zu Zeit verschwinden. Dagegen werden ihre hellen Ränder zuweilen sehr schwach und verschwinden selbst gänzlich. Auch finden Wechsel in den relativen Intensitäten beider Ränder statt. Die Linien F (Wasserstoft") und Dg müssen besonders untersucht werden. Erstere ist grösstentheils, so vom 30. August bis 3. (Jetober 1892, doppelt gewesen. Hellig- keit und Breite l)eider Gomponenten sind häufigen Ver- änderungen unterworfen. Bald sind beide gleich, und zwischen ihnen sieht man eine dunkle Linie. Bald ist die eine breiter als die andere und umgekehrt, bald ver- schwindet die eine und an ihre Stelle tritt eine ziemlich breite dunkle Linie. Bald endlich sind beide Gomponenten als helle Linien zu sehen, die an einer Seite von einer breiten dunkelen Liniebegleitet werden. Zuweilen verschwindet, wie schon lange bekannt ist, die Linie Dg gänzlich. Aber neu ist, dass sie auch dop- pelt wird. Aus seinen bisherigen Beobachtungen konnte Herr Belopolsky noch nicht sicher entscheiden, ob daim zwischen beiden Gomponenten eine dunkle Linie entsteht. Ausser den erwähnten hat Herr Belopolsky noch eine grosse Zahl von Linien gemessen, von denen zehn als besonders scharfe bezeichnet werden. Dieselben erstrecken sich von 587, G2 [ift- bis 448,13 |U|(/ Wellenlänge. Sie sind tbeils helle, theils dunkle; einige sind dunkle mit hellen Rändern. Die Beobachtungen B's. sind umso werthvoller, als ß Lyrae zu denjenigen Variabein gehört, in deren Liclit- weclisel bisher noch keine rechte ( iesetzmässigkeit gebracht werden konnte, sodass auch eine Hy|)othese über die Ur- sachen der Veränderlichkeit noch nicht gewagt werden durfte. Auch jetzt ist es noch zu früli, um eine solche, definitiv aufzustellen. Dazu müssen die Beobachtungen der F-Liuie noch vervielfältigt werden. Es scheint nämlich aus den vorliegenden Wahrnehmungen, als ob eine dunkle Linie sich in der Gegend von F hin und her bewege, wo- durch das Aussehen einer hellen beeinflusst wird. Be- stätigt sich das, so würden wir allerdings in der Lage sein, zuverlässigere Schlüsse über die physikalischen Ver- hältnisse der Variabein zu ziehen. Die Verdoppelung der Dg-Linie sollte übrigens einen engen Doppelstern anzeigen, dem wohl etwa 26 Tage Undaufszeit zukonnnen würden. Allein auch für eine Entscheidung in diesem Punkte müssen weitere Beobachtungen abgewartet werden. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Eis wurden ernannt: liezirkstliicrarzt Steuert in iMenniiinfcen zum I-'rofessor iler Anatomie und Physiologie der Thiere an der landwirthseliaftliclien Schule zu Weihenstephan. — Zum Director der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien (an Stelle des aus- geschiedenen Herrn Dionys Stur) d^r seitherige Vicedirector Oberbergrath Dr. Guido Stäche. — Prof. S triebeck, zum Docenten für meclianische Technologie an der technischen Hocli- schule in Dresden. Der Botaniker Dr. Paul Preuss ist Anfang Januar im Auf- trage des auswärtigen Amtes wieder nacli Afrika, und zwar als Leiter des botanisclien Gartens und der Versuchsplantage nach Victoria am Kamerun-Gebirge gereist. Es ist gestorben: Der vergleichende Anatom Sir Rii-hard Owen in Kichmond bei London im 89. Lebensjalirc. Eine „ (lesel Ischaf t der Iva kte enfreunde " hat sich in Berlin constituirt. — Vorsitzender: Prof. Dr. K. Schumann- Berlin, Schriftführer: Chemiker Hans Fischer-Adlershof. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Carl MüUer's (Privatdoe. der Botanik au der Kgl. Land- wirthseliaftliclien Hochschule zu Berlin) und Dr. H. Potonie's (Doc. für PHanzenpalaeontologie au der Kgl. Bergakademie zu Berlin) Botanik. Dr. H. Potonie's Naturwissenschaftliche Repetitorien, lieft 3. 32o Seiten. Mit 43 Abbilduugeu im Te.\te. Berlin NW., Fischer's Medic. Buchhandlung. H. Kornfeld. 1893. Preis .5 M. In meinen „Elementen der Botanik", die für solche berechnet sind, die botanische Studien überhaupt noch nicht getrieben haben, konnte ich die Darstellung so wählen, wie sie mir am richtigsten scheint, und diejenigen Termini in den Vordergrund stellen und anwenden, die ich für die zweckmässigsten halte. In dem vor- liegenden Bcpetitorium mussten die beiden Verfasser — mit Rück- sicht auf die E.xaminatoren verschiedener Schulen — • auch die Termini und überhaupt die Wissenschaft auch der anderen botanischen Richtungen vorbringen, als derjenigen (der Scliwen- dener'schen Schule), welcher meine Elemente angehören. Herr Dr. Carl Müller, den ich die Freude hatte, als Mitar- beiter an dem vorliegenden Heft 3 (Botanik) der von mir heraus- gegebenen Repetitorien zu gewinnen, hat mich in der erwähnten Absicht unterstützt; bei zwischen zweien gepflogenen Berathungen musste der erwähnte Plan besser gelingen. Es kommt hinzu, dass Herr Dr. Müller als Verfasser einer ausgezeichneten ,Medicinal- Hora" bei ihrer Abfassung Gelegenheit hatte, sich eingehender mit medicinisch-pharmaceutisclier Botanik zu beschäftigen, die bei dem vorliegenden Repetitorium in Betracht kouuut, weil es auch mit Rücksieht auf die Bedürfnisse der Mediciner und Phar- maceuten verfasst ist. Abgesehen von dem Gesagten ist naturgemäss das Repetito- rium nur für diejenigen geschrieben, die schon — wenn auch ver- gessene — botanische Studien getrieljen haben und bereits An- schauungen mitbringen. Ein Repetitorium soll ja nur Kenntnisse und Anschauungen auffrischen, kurz und bündig sein und vor allen Dingen nur das Allerwichtigste bringen; ein Lehrbuch oder Grundriss hingegen sollte auch dem vollständigen Anfänger von Nutzen sein. P. 10 Naturwissenscliaftlichc Woclionsclirift. Nr. 1. Fr. Ludwig. Lehrbuch der niedern Kryptog:amen mit beson- derer Berücksichtigung' derjenigen Arten, die für den Menschen von Bedeutung sind oder im Haushalte der Natur eine hervorragende Rolle spielen. .Stuttnurt (Ferilinaiul Enkej. 189-'. ö". — Preis J-i Mk. Das vorliegende Buch verfolgt in erster Linie populäre Zwecke; es soll dem Lehrer, dem Studirenden und dem gebildeten Laien eine Einführung in d;ia Studium der niedern Kryptogamen geben und zugleich eine vollständige Uebersicht über diejenigen Formen bieten, welche in irgend einer Beziehung wichtig sind. Dieser letztere Zweck wird völlig erreicht, Verf. hat mit grossem Fleiss die gesammte Littevatur benutzt und giebt die neuesten Forschungen in ausführlicher Form wieder. Wer also sich über die krankheitserregenden Bacterien, über den Parasitismus und Saprophvtismus der Pilze oder über die A'erwendbarkeit der Algen und Flechten unterrichten will, der nehme das Buch getrost zur Hand, er wird in allen Fällen Belehrung und Auskunft finden. Den mehr praktischen Zwecken des Buches entsprechend sind die einzelnen Abtheilungen der Pilze, Algen u. s. w. in ver- schieden ausführlicher Form wiedergegeben. Ref. hätte gern ge- sehen, dass bei den Algen und Flechten, die ja naturgemäss nicht die Wichtigkeit besitzen wie die Pilze, die entwieklungsgeschicht- lichen Thatsachen ausführlicher angegcijen wären; es wäre dann das Missverhältniss, das zwischen der Seitenzahl di-r Pilze und der der übrigen Gruppen lierrscht und durch die Anführung aller bemerkenswerthen und wichtigen Arten l)edingt ist, zum grossen Theil ausgeglichen worden. Indessen lässt sich dies einigermaassen mit den praktischen Gesichtspunkten, von denen das Buch aus- geht, entschuldigen. Jedenfalls wird das Buch für alle Diejenigen, welche sich mit der Kryptogamenkunde befassen wollen und sich scheuen, die Fachlittoratur zu lesen, ein ganz willkommener Rathgelier und eine Quelle der Anregung sein. Dr. Lindau. Kine „Zeitschrift für praktische Geologie mit besonderer Berücksichtigung der Lagerstättenkunde' irscheint seit dem 1. Januar in niouatlichen Heften in der Verlagsbuchhandlung von Julius Springer in Berlin. Herausgeber ist Bergingenieur Max Kr ah mann. Sie will zwischen Wissenschaft und Praxis ver- mitteln, und ein wissenschaftlicher Centralpunkt für alle die ver- schiedenen Interessen werden, deren Ausgangs- oder Mittelpunkt die Erdkruste mit ihren Schätzen ist; sie will ferner die für das wirthschaftliche Leben wichtigen Resultate der geologischen Landesdurchforschungen sammeln, kritisch vergleichen, ordnen und einem grösseren Leserkreise zugänglich machen; sie möchte in durchaus wissenschaftlicher Haltung zwar, doch in allgemein verständlicher Form zwischen Lehre und Leben, zwischen Intelli- g^enz und Kapital vermitteln, der Praxis ein Führer sein und der Wissenschaft neues Boobachtungsmaterial zuführen. Das vorliegende — wie alle in dem genannten Verlage er- scheinenden Zeitschriften — gut ausgestattete Heft in Gross- Octav umfasst 48 Seiten und bringt die folgenden Original-Ar- tikel, deren Fortsetzungen zum Theil noch ausstehen: Fr. Bey- schlag, Geologische Specialaufnahmen: F. Wahnschaffe, Geologie und Ackerbau; A. Baltzer, Bericht über einleitende Arbeiten am unteren Grindelwaldgletscher zur empirischen Be- stimmung der Eiserosion; Th. Breidenbach, Das Goldvor- kommen im nördlichen Spanien; P. Groth, lieber neuere Unter- suchungen ostalpiner Erzlagerstätten; R. Beck, Das Steinkohlen- becken des Planenschen Grundes; R. Helmhacker, Die Mineral- kohlen in Russisch-Asien; Carl Ochsenius, Ueber unterirdische Wasseransammlungen. Das Heft bringt eine Anzahl Abbildungen und Kartenskizzen. — Der Preis für den Jahrgang der Zeitschrift beträgt 18 Mk. Nietzsche, F., Also sprach Zarathustra. 2. Aufl. Leipzig. 12 M. — .— Unzeitgemässe Betrachtungen. '2. Aufl. Leipzig. 5,75 M. Perregaux, F., Untersuchungen über die in den toten thierischen Geweben vom galvanischen Strom bedingten elektrolytischen Veränderungen. Basel. 3,20 M. Pfeil, L., Graf v.. Die Lufthülle der Erde, der Planeten und der Sonne. Berlin. 1 M. Von Dr. C. Baenitz Herbarium Europaeum werden soeben die Lief. 3o— 10, Vi, 5-', .5.5 und Gl) (109 No.), Lief. 51, 56, 58 und 65 (53 No.) in zweiter und die Lief. 70-74 in erster Aufl. ausgegeben. Lief. 70 (68 No.) enthält die niederen Cryptogamen (Moose und Pilze), von welchen die letzteren von Prof Dr. P. Magnus Berlin und Oertel-Halle, die 21 Sphagnum-Arten von Baenitz bei Königsberg und in Dovre Fjekl in Norwegen gesammelt worden. Lief. 71 (45 No.) bringt seltene und interessante Pflanzen aus Ungarn und Siebenbürgen. Lief. 72 (97 No.) umfasst die mitteleuropäische Flora, aus welcher 19 No. allein auf die Hie- racien kommen. Lief. 73 (82 No.) gehört fast ausschliesslich der skandina- vischen Flora an. Bemerkenswerthe Arten sind : der sehr seltene Juncus alpinus et lamprocarpus (Schweden), das neue vom Autor gesammelte Cerastium subtetrandum Murbeck, Heleoscharis am- phibia Dur. (Frankreich) u. zahlreiche Arten, sowie auch einige neue Varietäten (Ribes rubum L. v. pseudo-petraeum Baenitz etc.) des arktischen Norwegens und des Dovre Fjelds. Lief 74 (115 No.) umfasst Spanien, Portugal, Sicilien, Bul- garien und Griechenland. Die Namen der Sammler: El Rever- chon, Burchtien, H. Ross, Strebny und v. Heldreich bürgen für gut präparirte Exemplare. Besondere Erwähnung verdient die Thatsachi», dass diese Lieferung zahlreiche neue Arten enthält, welche Dr. v. Velenosky in seiner klassischen „Flora Bulgarica" (1891) beschreibt. Das Inhaltsverzeichnlss aller Lieferungen ist gratis zu be- ziehen durch den Herausgeber Dr. C. Baenitz in Königsberg i. Pr. Zur Nachricht. Ich sehe mich genöthigt, nochmals die folgende Mittheilung zu machen. — Die Angabe des „verantwortlichen Redacteurs" unter jeder Nummer der „Naturw. Wochenschr." geschieht nur. um dem Gesetze (Press-Gesetz § 7) zu genügen. In Bezug auf die Verantwortlichkeit der Redaktion gegenüber dem Leserkreise aber ist zu betonen, dass keineswegs Alles, was ein Mitarbeiter in der „Naturw. Wochenschr." ausspricht, auch im Sinne der Redaction liegt. Wer das Blatt aufmerksam liest, wird häufig genug sich widersprechende Ansichten finden, allerdinars nur auf theoretischem (xebiete, wie das in dem Worte „Ansichten" liegt. Die Redaction hält es bei der Selbständigkeit des Leser- kreises nicht für ihre Aufgabe, ausschliesslich für ihre Special- ansichten über das « und w der Welt Propaganda zu machen, sondern lässt auch solchen Richtungen das Wort, die — sei es wegen ihres grossen Anhanges, sei es, weil sie von bewähi'ten Fachleuten vertreten werden — Beachtung verdienen. Die Re- daction strebt danach zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, und meint nicht, dass sie für ihren Theil diese Erkenntniss bereits unumstösslich gewonnen habe. Die Autoren sind also besonders in der angedeuteten Hinsicht für ihre Mit- theilungen allein verantwortlich; die Verantwortung der Redaction den Lesern gegenüber erstreckt sich nur soweit, als sie bemüht ist, nur solche A'eröftentlichungen zuzulassen, die ihrer Meinung nach geeignet sind, dem genannten Streben zu dienen. Sie glaubt in dieser Hinsicht nicht zu engherzig sein zu dürfen. Dass aber auch eine Redaction nur Menschenwerk ist, dem stets Unvollkommenes anhaftet, wird der Leser gebeten, niemals zu vergessen. Sie ist daher auf Nachsicht angewiesen, und es muss ihr vollkommen genügen, wenn der freundliche Leserkreis die Ueberzeugung gewinnt, dass die Leitung bei Allem stets nur mit ihren besten Ki-äften im Sinne ihrer Aufgabe handelt. P. Briefkasten. Hrn. Prof. K. — Wir empfehlen Ihnen für den von Ihnen erwähnten Zweck dringend das Studium des Buches von (t. John Romanos (eines Schülers von Darwin): „Die geistige Entwicklung im Tliierreich. Nebst einer nachgelassenen Arbeit : Ueber den Instinkt, von Charles Darwin". Die gute deutsche Uebersetzung ist zu dem geringen Preise von 5 Mk. in Leipzig (Ernst Günther's Verlag) 1885 erschiene!. Wer sich näher über die Entwicklung der seelischen Erscheinungen unterrichten will, muss in erster Linie Romanes' Buch zur Hand nehmen. Inliiilt: Dr. med. et phil. Georg Buschan: Die tertiären Primaten und der fossile Mensch von Südamerika. — Dr. Otto Kuntze: Botanische Excursion durch die Pamjias und Monte-Formationen nach den Cordilleren. — Der Rechner Inaudi. — Die Blut- serumtherapie. — Dr. Nansens Nordpol('xi)edition. — Die Schwankungen der Polhöhe. — Das Spectrum des Veränderlichen Sternes /J Lyrae. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. Carl Müllers und Dr. H. Potonie's Botanik. Dr. H. Potonie's Naturwissenschaftliche Repititorien III. — Dr. Ludwig: Lehrbuch der niedern Kryptogamen mit besonderer Be- rücksichtigung derjenigen Arten, die für den Menschen von Bedeutung sind oder im Haushalte der Natur eine hervorragende Rolle spielen. — Zeitschrift für praktische Geologie mit besonden-r Berücksichtigung der Lagerstättenkunde. — Liste. — Dr. C. Baenitz: Herbarium Europaeum. — Zur Nachricht. — Briefkasten. Verantwortliclier Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidoustr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein. Berlin SW. 12. Nr. 1. Xaturwissenscliaftliche Woehcnsolirift. Cari ZeisSj i — Optische W^erkstätte. ^- k 3Xilii'osliope 1^ und I Mikrophotograpliische Apparate [| Wim vollständig-ercn und einraclu'reii Zusammenstellungen, [g! ]M lUustrirter Katalog gratis und franco. M Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur -Photographie. 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Herr Alexander Stuer beehrt sich mitzutheilen. dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können, in grossen Quantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eitel, Dluschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Flammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär aus dem Mainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche Mineralien Kauf odei' Tausch. Wegen der Bediag«ngen- bitte zu schreiböiian Alexander' Stuer 40 Ruo des-Mathurin.s iii Paris. -■■- a;najjjjjj.ij.i.t.ij.i.(jjjjj.i .'J.iJJ.iJ.t.iJj.ij^j.ijjjj.ij.ij.iajjj^tjjjjajja^aajaaj^jQjaaaj.i Uli IJ^IJ M I I M I I I n I I 1 I I I I I I 1 I I I 1 I I 1 I I I I I 1 I II I I I II j 5l)om 1. Sanuor 1893 ab cvfd|eint in imferm Söerlnge: pd|fiifd]i1ft iiir llrrlirritiiiiii rtljifdjrr iirltrrliiiiitini I Im ^iiftnigf öfr Dnitrtljni flicfrliriljaft für ttljifdje fiiiltiir l^crausgccjcbcn ron ^riiffl]'iH- ©corg nun ©ijijdu. IDödu'ntItdi eine iTummcr von 8 Seiten ai". 4". mr *)*rctö i)tcvtcljrt(u-lid) l.fiO Warf, -^m StbonncmentS burdj inmtlidjc iUtdjfianblungcu «nb -l^oitnuitaltcit. ==■ '^^roDenunimcrit grati§ itnfa fraitfo. = ^ffir» pitmtnUro llcrlnjiöbudflirtnbhiug/ in Pcvliu S\V. 12, Ziiiiiiiun-rtratji: 94. 'in II I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I 1 1 I I I I I I I n I I n I I I n I I I I 1 1 1 1 1 1 1 I I 'i I Wl' II Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. iJIIIWlllHnilll[llllllllllllllllllilllllllllilllllllll|[||||||||lllllllllllNIIII[llilllll[llllllllllllllllllllllllillltllllll]lilllllllllllllllllllllllUlllllllllllllll[lllllllllllillll In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SVV. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- iiiid Vorzeit mit hesonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. 866 S. gr. 8°. Preis 6 Mark. ^liililiiiliililliiilliiniiuimiiiiiiiHrltiiiiiiiiiiiiiiiiii ): In unserem Verlage erschien: Tierstelliye loprittimiscHripnonietrisclie Tafeln iür ilie Decimalteilung des Quadranten, nebst )' Tafeln der Logarithmen der Zahlen, Antilogarithmen, Tafeln der Zahlenwerte der trigonometrischen runktionen, ausführlichen Quadrattafeln und Logarithmentafeln der Hyperbelfimktionen. Von Harry Gravelius. Ijj 64 Seiten, gr. 8". Preis geh. 1,50 Marh, carionniert 1,80 Mark. Zu beziehen durch jede Buehliandlung. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. %^ ■^,-^,-^,~yAr.--iA ^^^^5?^2( ^^^i^^lM^i^i 3« if£rb. Bummlers llerlagshitrijliairöhmg in ßcrlin SW. 12 erfc^ien focbeu: für (Symnaficn un6 Kcaifchulcn. 5ßDlt D. Dr. SBiKicIm Stfirnbcr, ©e^. Dberregicnuigc-rat iinb i^urator bcv Itniueviitiit ju ijallc. Bmeite mit fintni ^nljoiige iibfr Vit nciicit Iclirjiinflc «ftftlicnc Anetiiuic Im- fünftfii hcririitiiitcn Autiaiu'- 644 ^cttm flv 8". ^rcts 10,50 Parß. Srr Änliamj ilt nuri) bcroiibcrs nim Prcifr uon 1,20 ^. !U bt;i£ljcn. l^fgtHrJIHHiCTiSIHFlInrJPiPlFiJt^iFSI^CipCTl^Iiif^CwOgjgFll^ Sil 3icrti. Pümintcrs ^crtagsßjid)6on&funij in Säcrfin SW. 12 erfii)ien focbcti: 3xt lit bettfrage ökottütttifdi tttttr etl|tfd|. Don Dr. ^tanj jiütgcnau. 22 Seiten, gr. 8». «PrciS 30 %l — 5« ßcjic^cn öurdj alle 'Jiudjrjnnötungcn. — |(5jggggg^^gjg3ig5ia[^pi(m3[iTn]Cns[^p][m^i^Ric?n^[nniGnJgiiPPüaggg[^^ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein-verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft 1. 3. (Separatahdrücke aus der „Naturwissenschaftlichen Wochenschrift.") Heft 10 6. 7. Ol 9. Ueber den sogenannten vlerdimensionalen Raum ... von Dr. V. Sclile-el. M Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von l'i.'t. Dr. .\. s^-|;ubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Krjie]ieliii. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Staplf. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Hob. Mittniunn. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. M F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. * Ueber Laubfärbungen von L. Kny. bchnitten. Mit 7 Holz- 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. 13. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie. Mit 2 Tafeln. 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof Dr. Hermann Credner in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. IG. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof Dr. W. J. van Bebber. Jlit I Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1—4 a 50 Pf.. Heft 5—16 ä 1 M. »«•••••4 a»- Hierzu eine Beilage von der Verlagsbuchhandlung Velhagen & Klasing in Bielefeld, betreffend: „Velhagen i: KlasiugS Monatshefte", die wir hiermit besonderer Beachtung empfehlen. Verlag: Ferd. Düminlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Honntag, den 8- Januar 1893. Nr. 2. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrapreis ist Ji 3.— Bringegeld bei der Post 15 4 extra. f Inserate : Die viergeapaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist iiar mit volliständi g:er ({nellenang-abe gestattet. Botanische Excursion durch die Pampas und Monte-Formationen nach den Cordiileren. Von Dr. Otto Kuntze. (Fortsetzung.) Als am 5. Januar eiu Landregen sich einstellte, wur- den die Reisegenossen schier verzweifelt und waren fast entschlossen, die Expedition aufzAigeben; wir hatten uns erkundigt, was meine 3 Mulen Eisenbahntransport nach Mendoza, von wo noch der kürzeste Andeniil)ergang, jetzt in 4 Tagen ausführbar ist, kostete. Da dies 116 Pesos, also etwa ebensoviel als der Kaufwerth der Mulen be- tragen sollte, verzichteten wir auf diesen Transport und wappneten uns mit Geduld, trösteten uns mit dem guten Mendoziner Rothweiu des Hotels, zur Abwechselung auch mit 1 Glas Gin mit Bitter-, oder Cognac mit Sodawasser. Da indess trotz der Pension von nur 3 Pesos für Jeden täglich bei dem infolge des Regens möglicherweise länger dauernden Aufenthalt die Gesellschaftskasse der Professoren zu sehr in Angritf genommen würde — ihre Gehälter sind nicht gestiegen, aber der Geldwerth ist auf Va gefallen, sodass Sparsamkeit hier wohl angebracht ist — , so siedelten wir von dem Gasthof zu unseren Mulen über und campirten in der Remise, wo unsere Bagage lagerte. Der Diener von Prof. Kurtz, Don Vicente, kochte für uns, so gut er konnte; wir assen alles aus je einer Feldschüssel, halb Teiler, halb Schüssel, schlürften Mate (Hex para- guariensis St. Hil.) mit der Bombilla, wuschen uns am Ziehbrunnen, oder manche Reisegenossen wuschen sich auch gar nicht, und schliefen Nachts auf unseren Plaids, den Sattel als Kopfkissen benutzend; der Besitzer des Grundstückes stellte uns Salon und Veranda dazu zur Verfügung. Nachts hatten die Hunde eine Viscacha, welche in unser Gehöft eingedrungen war, aufgejagt und todtge- bissen; Viscacha ist ein Nagethier mit kurzen Vorderfüssen, das Erdbaue aufführt, wie der Dachs, und das etwas grösser als ein Hase wird; 2 mal 2 gegenüberstehende, stark vor- ragende, 4 bis 5 cm lange, 1 cm breite Vorderzähue und lange Schnauzborsten geben dem Thier ein eigenes An- sehen. Januar Am 7. „.V„..... IWO.. .^V^ö""" Vl^...l.ll. L.lJO^l^ Xl.V.iO^, soweit sie uns nun in kaum bewohnte, strassenlosc, von civilisirten Pflanzen fast unverdorbene Florengebiete führte. Ehe wir die Eisenbahnbrücke passirten, ritten wir nahe dem Rio Quinto durch eine lichte Waldflora, von der Sierra abstammende AIonte-Formation, deren Hauptbestandtheile folgende Pflanzen waren: Prosopis alba, Jodina rhom- bifolia, Ecbolium campestre, Cestrum Pseudo- (juina (vergl. vorige No.), ferner Condalia lineata A. Gray, eine Rhamnacee, ein bis 3 m hoher, sparrig und dicht verästelter, dorniger Strauch mit etwa 1 cm langen, länglichen l)is ovalen, saftigen, dunkelgrünen Blättern, welche von den Heuschrecken verschont bleiben, währentl die jetzt nicht reifen kleinen Beeren von ihnen verzehrt werden. Duvaua praecox Gris., eine Anacardiacee mit kleinen, mehr lederigen, hellergrunen, obovalen, IV2 cm grossen Blättern; meist ein niedriger Dornstrauch, jetzt ohne Blüthen und Früchte. Celtis Sellowiana Miq., ein dichtsehattiger, nicht allzuhäutigcr Baum im Habitus be- kannterer anderer Celtis- Arten. Die Zygophyllacee Larrea divasieata Gav. mit gelben Blüthen, weissborstigen Früchten und den eigenthümlichen, schmetterlingsartigeu, kleinen Blättern ist ein weitverbreiteter, bis 3 m hoher, zartverästelter Strauch. Macaglia Quebracho Ok. = Aspidosperma Quebracho blanco Schi., eiu bis 12 m hoher und 73 m dicker Apocynaceenbaum mit lederigen, ganzrandigen, spitzen, stechenden, breitlanzettlieh, ± 3 cm langen Blättern, bicarjiellaten, holzigen, 5 — 6 cm grossen, zusannnengedrückten, später in die Hälften auseinander springenden Früchten mit schildförmig angehefteten, zahl- reichen, kreisrunden, dünnen Flügelsamen von etwa Durchmesser. Auf diesem liaume nisten gern kleine landsia-Arten. Ausserdem einige Krautptianzen, die, J cm Til- meist abwechselnd, gesellig grössere Flächen für sich allein ein- nehmen, so z. B. luucus acutus Lam. in bis V2 m dicken Rasen an feuchteren Stellen, Schkubria bona- 12 Naturwissenschaftliche Woehenselirift. Nr. 2. rieusis Hk. ii. Arn., eine zierliche bis Vi™ hohe, gelbe Composite mit fädlieheu Blättern, bezw. Blattsegmenten; die Ptianze dient zum Vertreiben der Flöhe nach Hiero- nymus' plantae diaphoricae. Die bekannte niedrige Mol- lugo verticillata L. bedeckt stellenweise den Boden. Eine V2 ^ hohe, weissbliithige Aster (cfr. linifolius) mit aufrechten, wenigverzweigten Stengeln ist sehr häufig; Gräser sind sehr sparsam in diesem manehnial der Ueber- sch'.venimung ausgesetzten Gel)iete. A'ou der Eisenbalmbrüeke ritten wir den Rio Quinto zum Tlieil entlang und lagerten Abends unter Bäumen von l'rosopis Algarrobilla, einer mit l'rosopis alba nah- verwandten Art, die wir des anderen Tages häufiger in der Pampa zerstreut fanden. Der Baum wird ebenso gross wie letztere Art, das Laub ist noch zarter; die unteren Aeste sterben in gewissem Alter leicht ab und dienten uns als Brennholz für d^s Lagerfeuer. Sei es, dass dieser Baum kein höheres Alter erreicht — vielleicht weil er mit trocknerem Boden vorlieb nimmt — , sei es, dass die öfteren Pampabräude die trocknen Aeste verzehren und so die Lebenskraft der dann unten angekohlten Bäume schädigen, der Anblick der vielen abgestorbenen oder nur noch in der Spitze der Krone grünenden Bäume, welche ein terpeutinduftendes Holz haben, ist dann kein wohl- thuender. Wir hatten die Zelte nicht aufgesehlagen, was bei 21 ° C. Nachts bei klarem Himmel und Mondscheinl)eleuch- tung auch nicht nöthig war. Das Lager in der Nähe einer schwachsalzigen Lagune war romantisch, und schwir- rende Leuchtkäfer vermehrten nur diesen Eindruck. Ausser der Algarrobilla trat jetzt auch Gourliea decorticans Gill., ein dorniger, bis 7 m hoher Leguminosenbaum mit bleichgrünem Laub, auf, dessen grüne Rinde sich in grossen Platten ablöst nnd dann die neue weisse innere Rinden- schicht erkennen lässt. Das weisse Holz scheint hart und zäh wie Buchsbaum zu sein. Jetzt ohne BlUthen und nur selten mit mandelartigen unreifen Früchten versehen — die einsamigen Hülsen sollen inseitig ein feinschmeckendes Fruchtfleisch haben — , ist dieser IJaum ein häufiger Be- gleiter anf den folgenden Tagereisen, soweit nicht reine Pampa auftritt, und hat der einheimische Name Chafiar Griesebach veranlasst, diese Region die Chafiarsteppe zu benennen; sie ist indess in ihrer Zusammensetzung, insbesondere was Holzgewächse betrifft, ziemlich \ erändcr- lich. In der Nähe unseres Nachtlagers fand sich auch, den Boden stellenweise allein nnd dicht bedeckend, eine niedrige (bis 10 cm hohe) Composite, Ambrosia sp., die recht unschuldig aussah, aber beim Anfassen verdeckte kleine Stacheln energisch fühlen Hess. Am 8. Januar zeitig aufgebrochen, ritten wir bis 11 Uhr nach einer italienischen Viehzüchterei, Medano Colorado (rothe Düne), wo es wiederum Wasser gab, und wo wir bis 6'/o Uhr in der grössten Hitze (327,/) blieben, um dann während der Nacht bis anderen Tages gegen 11 Uhr eine Travesia, d. h. wasserlose Einöde mit viel Dünen und fast nur Graswuchs, zu überwinden. Die wich- tigsten Gräser der Pampa sind: Stipa lehn Kth., Sor- ghum (Andropogon) saccharodes OK. (Svv.), con- densatuni GK. (IIBK.), Chamaeraphis (Setariaj sp., mit glauken Blättern und Stengeln (Dünengras), Chloris Beyrichiana Kth., diverse Aristida- und Paspalum- Arten, Melica niacra Nees. Zwischen den Gräsern wuchsen, mit Ausnahme der schon erwähnten häufigen Composite Hyaloseris argeutea, vereinzelt andere Pflan- zen, von denen wir aber wegen der Nachtreise, die noch dazu nach Monduntergang auf 3 Stunden, ohne die Pack- thiere abzuladen, unterbrochen wirde, wenig sammeln konnten. Es seien nur erwähnt: Baccharis micro- cephala DC. (B. articulata Griseb.), mit geflügeltem, blattartigem, gegliedertem Stengel; Senecio dealbatus hat filzig schneeweisse Stengel- und Blattbehaarung; Se- necio ceratophyllus, ein gelbblüliendes Kraut mit lineal- zersehlitzten grünlichen Blättern und dabei ein Solanum von gleicher Grösse und gleichen Blättern, so dass man an Mimicry denken möchte. Euphorbia piluliferaL. oder verwandte Art mit Salaginella-Habitus. Eine weisse, krautige Polygala bis 30 cm hoch, nnt linealen Blät- tern. Crassina peruviana OK. (L.) = Zinnia jjauci- flora L., die hier übrigens sicher wild ist, und Portu- laca grandiflora mit puri)urnen lüiithen, die indess bald, bezw. manchmal ins Bräunliche oder Orange ändern. A m a ry 1 1 i s h u ni i 1 i s hat kleine gelbe Blüthen. P a s c a 1 i a glauca Ort. ist eine interessante krautige Composite mit fleischigen, fädliehen Blättern und gelben Blütlienköpfen, die v(ni einem strohgelben, zuletzt braunen Hüllkelch ein- gehüllt sind. Ephedra sp., meist niedrige Formen in dichten Rasen. Die Thierwelt ist, von Insecten abgesehen, arm in diesen Regionen; wir bemerkten 2 Hirsche, 1 Strauss mit Jungen, von denen der Führer 3 fing, die wir aber wieder laufen Hessen; eine Erd-Eulenart — Lechuza — sass öfters in den Wipfeln der Aigorobilla; Aasgeyer — Carancho — und ein anderer, mehr krähenartiger Raubvogel, der meist von der Tijera (die Scheere), einem kleinen schwarzen Vogel mit sehr langen „scheerenartigen" Schwanzfedern, begleitet war, bilden den Rest. Gran Chichaca lieisst der Ort, den wir am 9. Januar gegen 11 Uhr erreichten. Einige Stunden vorher waren wir schon wieder in Monteformation eingetreten. Es waren von Sträuchern nur neu zu bemerken: Acantholippia, bez. Lippia sp., blattloser Strauch von 3 m Höhe, dicken grünen, glatten Zweigen und einzeln daran stehenden Früchten; Prosopis humilis ist ein anderer blattloser Strauch, al)er nui- bis 7 m hoch und jetzt blüthenlos; Siegesbeckia sp. ist eine ± 1 m hohe Staude. Grindelia pulchella Don V2 ™ hoch, bedeckt manche Flächen wie ein angebautes Feld. Eine Cereus-Art tritt vereinzelt auf, blüht alter nicht. Gran Chichaca ist ein in und an grossen Süsswasser- lagunen angesiedelter Ort, welche Lagunen jetzt aber schon fast ausgetrocknet sind. Das AVasser zum Trinken wird in Represaz, ausgestochenen Lehmgruben, die durch Dornheeken gegen Vieh und deren Badevisiten geschützt sind, gesannnelt und wird von uns, lehmig wie es ist, ver- wendet. Wir schlachteten eine junge Ziege — wie auch später noch einige Male — und riciiteten uns auf einem Schindanger unter einem Algarrobo-Baum ein, so gut es eben ging. Beim Wählen des Lagerplatzes war anf einen nahen Weideplatz Rücksicht zu nehmen, dessen unsere Maulthiere nach einem 14-stündigen Marsche dringend be- durften. Ich selbst benutzte eine leerstehende Ochsen- karre und schlief oben. Die Reisegefährten hatten sich zuerst im Schatten unterhalb derselben gelagert; ich hatte aber nolens volens den besseren Theil gewählt, denn ich konnte Nachts unbelästigt schlafen. Ein scharfer Wind, gegen dessen Richtung ich mich gelegt, vertrieb mir die Insecten, ausgenounnen die über mir in der Baum- krone wohnenden und früh von 9 — 11, Nachmittags von 7 — 9 Uhr concertirenden Licoden, von denen ich höchstens manchmal durch herabfallende Tropfen belästigt wurde, wogegen ich mich indess bald schützte. Die Parterre- bewohner hatten indess von ]\Iücken, Stechfliegen, Heu- schrecken und Mondschein zu leiden. Heuschrecken be- lästigen den Menschen, besonders wenn sie Abends in Heereszügen wandern; ihr Zug geht dann manchmal so- gar durch einen Rancho (hiesiges Haus letzter Sorte) über Mensehen hinweg, wo sie einem dann an den Hals und in die Aermel und in alle offen stehenden Säcke und Nr. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 13 Kotier springen; sie ljelästif;-en den Mensclien mehr durch ilire Meug'c und plumi^en Spriinj^'e, als dass sie ihn an- greiCeu. Jianchnial kneifen sie einen mehr aus Versehen, aber das hat keine Uebelstände im Gefolge. Bei Mond- schein kann Freund Kurtz nicht einschlafen. Gegen Mos- quitos nützt nur ein Tiillnetz (Gaze), das man doppelt um Kopf und Hals wickelt; einfach gelegt stechen die Mücken dort ikicIi durch, wo es der Haut anliegt. Die Hände incl. der Handgelenke schützt man am besten durch sehr lange und dicke IJuckskin-Handsclmhe, die, ausserdem angefeuchtet \icl Wasser absorbiren und so die juckenden Mückenstiche schnell heilen. Anliegende dünne Strümpfe halten die Mos(iuitos nicht ab. Die Füsse dürfen nicht blossliegen untl sind durch Hosen und Stie- feln oder Filzschuhe zu schützen. Don Vicente reist bei trockenem Wetter sogar in Filzscdiuhcn, mit mein-eren Strümpfen über die Hosen gezogen, so dass auch keine Insecten den Fuss liinanfkriechcn können. Sonntag, den 10. Januar, gegen Jlittag, zogen wir weiter, aber der Führer wusste nicht recht Bescheid, so- dass wir uns in menschenleeren p]inoden verliefen und, nach einem Hergkegel uns richtend gegen 6 Uhr Abends am Fuss des Cerro Varela einen Kancho und eine Lehm- pftitze fanden, wo >vir unter, bezw. an einem Baum von Jodina rhombifolia lagerten. Wir waren in Ibllie von 570 m und erkletterten noch vor Sonnenuntergang eine der l'orphyrkuppen, etwa 100 m höher, des Cerro Varela. Da auf dem Gebirge kein Tropfen Wasser bleibt, war die floristisehe Ausbeute gering: Dinoseris argentea Grisb., eine strauehige Composite; die Poly- galacee M(Minina pter()cari)a in Blüthe und Frucht; ein Gras, Boiiteloua curtipendula A. Gray; die Bromeliaceen I'itcairnea spathaeea Griseb., Ananas sp., letztere 2, ebenso wie 1 Oaetus, 1 Cereus, 1 Opuntia, ohne Blüthen. Die Gacteen und noch einige Pflanzen fanden wir auch am anderen Tage in einer Monte-Region, Tierritas auf der Landkarte genannt, die fast keinerlei Kräuter am ]5oden aufwies, wo infolge dessen die Heuschrecken den Wald, die Brnnukronen und Sträueher total abgefressen hatten, mit Ausnahme einer noch unbesebriebenen Art von Atriplex (Obione) ex affinitate A. pamparum Moq.-Tand.. efr. A. Cachiyuya Hieron. in msc. Dieser Strauch, jetzt weder in Blüthen noch in Fruclit, wird Ids 1' o ni hoch, ist von unten an stark verzweigt, die Stengel sterben aber ab, nachdem sie 3 — 5 cm dick geworden sind, und legen sieh dann strahlenförmig auf den Erdboden; die Blätter sind gelb- lich-graugrün, filzig, stachelförnug und an der Spitze etwas gezähnt. Kurz, dieser dort häutige Strauch zeigt genau dasselbe Bild, wie der berühmte Sage shrub der Prärien Nordamerikas, Artcniisia tridentata Nutt. Es war ein öder heisser Landstrich, diese Tierritas, durch welchen wir öVs Stunden ritten. Cassia aphylla, Lippia salsoloides (Grisb.) (Acantliolippia s. Griseb.) Acacia striata ebenfalls blattlos, die schon augedeuteten Cacteen hatten sich hier der abgefressenen Montefiora schon genannter Arten beigesellt. Als Kraut war fast nur die S cm hohe Trixis efr. discolor Gill. uiul Don zu erwähnen, ^^"enn manche solche fast krautlose Vege- tationsgebiete mit vorrherrschenden Sträuchern noch als Pampa-Flora bezeichnen, so ist das gewiss nicht zu Itilligen. Mittags lagerten wir am Rio Salado beim Paso Aqua dolce; die Hitze war auf 39° im Schatten, 44° in freier Luft, mit Schwingthermometer gemessen, gestiegen. Um den Verlust des gestrigen Tages wieder einzuholen, ritten wir Abends von 6 — 10 V2 Uhr weiter längs des Rio Salado und lagerten etwas entfernt vom FIuss. In ilcr Satteltasche, Alforja, die dem Sattel hinten aufgelegt wird und die allernötliigsten Reiscutensilien enthält, u. A. auch das Pilanzen})apier, in welches die uuterwegs ge- sammelten Pflanzen provisorisch gelegt werden, hat auch ein Jeder eine Reserveflasche mit Wasser. Da ich noch in der Rocktasche eine kleine Feldflasche trug, war mein Wasservorratli noch relativ reich, so dass ich es vorzog, um Mitternacht, nach des Tages ungewöhnlicher Hitze und Staubplage, nocii stehenden Fusscs ein Doncheliad zu nehmen, indem ich den Wasscrflascheninhalt langsam über den nackten Körj)er heraljlaufen Hess, ein Taschen- tuch mit Seife als Waschlappen benutzte und schliesslich mit einem grossen Handtuch den Körper tüciitig abrieb. l>ei der Morgentoilette in unseren Feldlagern wird in der Regel nur mit einem Becher voll Wasser und einem Taschen- tuch die Waschung besorgt. Meine Reisegefälirten sind sogar der Meinung, dass unterwegs eine feine Schnuitz- kruste die Haut vor Sonnenbrand und Austrocknen schütze. Manchmal putzt Jedoch einer der Herren die Fingernägel; das ist aber auch alles. Am 12. Januar kamen wir nur 2 Stunden AVegs \(jrwärts, bis zu einem Flussübergang, Pasa Tierra, wo au einer primiti\en Drahtseilverbindung zwischen beiden Ufern ein Fahrstuhl ans Kuhhaut nut höchstens 100 Kilo TragfähigkiMt fortwährend lierüber und hinüber gezogen wurde, was zwei Stunden dauerte, bis alles Gepäck und alle ß Personen das andere Ufer des Bio Salado erreicht hatten. Die Muten schwammen d;inn der hinübergezo- genen Madrina nach und durchkreuzten den tiefen und schnellfliessenden Strom schnell und geschickt; sie folgten der Madrina dabei so blindlings, dass sie ihr selbst an den steilen Uferabfall nachschwammen, wohin die Mailrina ungeschickter Weise vom Vaqueano gezogen worden war, und wo die Thiere gar nicht landen konnten. Don \i- cente corrigirte das Versehen schnell, leitete die ^Madrina an eine Böschung, wo die Landung aller Thiere glück- lich verlief. Ich selbst nahm währenddessen auch ein Bad im Strom; das Wasser war aber zu wann, um zu erfrischen; doch geschah letzteres durch die darauffolgende Al)kühlung durch Verdunstung des Wassers am Körper durch die Luft. Wir hätten nun noch einen Tagesmarsch von zehn Stunden nach dem Rio Diamante ausführen kfinuen, aber bis dahin war kein Wasser und am Rio dort kein Weide- platz zu finden; ausserdem hatte der Gaucho, diu wir auf 3 Leguas als Führer nöthig braucliten, sein Pferd nicht zur Hand. Kurz wir mussten den ganzen Nach- mittag dort liegen bleiben, was in einem Gehölz von Gourliea decorticans geschah, dem sich eine dürftige Weide für die Thiere anschloss. Auf den benachljarten Dünen zeigte sich wiederum ein anderes Florenbild: Baccharis salicifolia Pcrs., eine halbstrauchige Composite von 1 — 2 m Höhe bildete dichte Bestände, die nur mit Atriplex pamparum vel sp. äff. eine halbkrautige 30 — 50 cm, selten höhere Art mit stcngelumfassenden graugrünen, stark gekräuselten, ovalen Blättern, gemischt war. Weiterhin trat lletero thalanius spartiodes 11k. und Arn., ein blattloser, harzigl)itterer Compositenstrauch von 1 m Höhe, der vielfach zu Besen verwendet und von den Heuschrecken verschont wird, bestandbildend auf und hatte unter sich meist nur eine Vegetation der zwergigen Form des 10 — 30 cm hohen zarten Strauches, Prosopis strombulifera Bth., einer gelbl)lüthigen Mimose, deren Hülsen dichtschraubenförinig gewunden sind und schliesslich wachsgelb werden. Diese zwei bestandbildenden Compositcn, Baccharis sal. und Hetcrothalamus spart., begleiten uns noch einige Tage auf der Reise längs des Rio Diamante, jedoch meist nur an der Grenze oder ausserhalb des Ueberschwemmungs- gebietes; beide meist in ihren Beständen abwechselnd, 14 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2. seltener gemischt und stellenweise von anderer Vegetation unterbrochen. Am 13. Januar erfolgte also der Ritt nach und durch den Rio Diamante nach dem verlassenen und verfalleneu Fortin nuero. Es ging durch ein ausgetrocknetes Delta- gebiet, welches den Zusammenfluss dieser zwei Ströme zum Theil jetzt noch bildet. Es wechseln daher Lehm- boden, Dünen, die der Wind znsammengeweht und, tiefere, alte, trockene Flussbetten, worin sich öfters eine Salzflora und, nahe dem Rio Diamante, das dort in den Fluss- niederungen bestaudbildende Gynerium argenteum Nees findet. Zur Salzflora gehört dort Lerchea mari- tima OK. (Schoberia m. C. A. Mey.) imd fruticosa OK. (L.), Allenrolfea patagonica OK. (Spirostachys p. Griseb. = '? Halopeplis Gilliesii Griseb.) mit Sali- cornia-Habitus, krautig und strauchig 25 cm bis 1 m hoch. Gynerium argenteum bildet hier Hexenringe, d. h. die Rasen, welche bis 2 m Durchmesser erhalten, sterben im Centrum aus Nahrungsmangel ab, und dieses todte Cen- trum, \;-73 ™, wird meist bei Steppenbränden ausge- brannt. Die Rasen dieses auch in enropäischeu Ziergärten beliebten Grases stehen meist soweit von einander ab, dass man bequem dazwischen durchreiten kann. Je nach trockuerem oder nassem Staudort wechselt auch die Grösse dieser Pflanze; grosse Exemplare verbergen einen dahinter stehenden Mann vollständig, und wo solche, wie wir es später am Rio Diamante stellenweise sahen, in vollem Flor auf langen Strecken stehen, ist der Anblick dieser schönen Pflanze in der That ein erhabener. Das Gegentheil davon, eine hässliche Pflanze, wie ich solche kaum jemals so abschreckend sah, ist die dort in den Dünen vereinzelt vorkommende Flotowia Hys- trix, ein ± 1 Meter hoher sparriger Compositenstrauch mit kurzen nadelartigen, dichtstehenden Blättern von schmutzig ochergelber Farbe; die gelben Blüthen sind vereinzelt im Laub und beeinträchtigen den Eindruck kaimi; man stelle sich Juniperus communis L. recht unregelmässig gewachsen mit diesem düsteren Colorit der Blätter vor, so wird man einen annähernden Eindruck er- halten. Ein anderer durch seine ausserordentliche Brüchig- keit merkwürdiger Strauch wächst dort: die Capparidacee Atamisquea emarginata Micrs; jeder Zweig, den man von diesem dornigen, ± 3 m hohen Strauch mit dunklen kleinen Blättern und weissen unscheinbaren Blüthen brechen will, bricht auffallend leicht quer ab. Sonst ist die strauchige Monteflora dort recht gemischt, es finden sich viele Arten wieder, denen wir schon am Rio Quinto begegneten. Von der niederen Vegetation macht sich namentlich eine Lippia-Art mit Thymian-Geruch, ein Hall)Strauch, bis 30 cm hoch, und Lip])ia salsolodes bemerkbar, welche mehr einen Erica-Habitus hat; beide Arten sind jetzt in voller BIttthe und habituel von anderen Lippia- Arten recht abweichend. Ausserdem seltenere niedere Pflanzen sind dort: Verbena tt avescens und die Boraginacee Cortesia cuneata R. et P. Unterwegs fingen unsere Diener drei Gürtelthiere, Quirquinchos, die sofort ausgeweidet wurden und uns, anderntags gekocht, einen kalten Leckerbissen zum Früh- stück boten. In einem Rancho, wo gerade geschlachtet worden war, wollten wir wiederum einmal Rindfleisch kaufen; der Hambo schenkte uns aber nur ein Bruststück von vielleicht 8 Kilo, wofür wir nun seinem Kind ein Geschenk von 1 Peso machten, womit das Fleisch übrigens hinreichend bezahlt war. Der Fleischgenuss ist das billigste hier zu Lande; 1 Kilo bestes Oclisenfleisch gilt etwa 30 Cts. (Pf); 1 junge Ziege, wenn man das Fell zurückgiebt, nur ''^ Peso. Unterwegs haben wir meist täglich zwei Mal Spiessbratcn (Asado), der über glühenden Holzkohlen, die das verbraunte Holz zurücklässt, bereitet wird. Brot wird im Feldlager in der Regel gar nicht genossen, immer Asado, wozu das viele Mate-Trinken passt und mir auch gut bekommt. Die Temperatur schwankte an jenem Tage von 16° bis 35° und war, weil wir den ganzen Tag 12 Stunden durchritten, Nachmittags recht unangenehm. Vor dem Rio Diamante angekommen, wurde nochmals alles Sattel- zeug und die Packung der Cargo-Mulen auf ihre Festig- keit revidirt. Der Durchritt geschah dann mir unerwartet schnell, wahrscheinlich, weil man voranreitenden, die Fuln-t genau kennenden Argentinern schnell folgte. Die Mulen folgen bei solcher Gelegenheit dicht hintereinander und hinter der Madrina. Ich war also 20 Schritt zurück- geblieben, weil ich die Alforga neu umgepackt hatte und erst schnell auf den Sattel springen konnte, als der Zug schon in Bewegung war. Mein Reitthier schlug trotz meiner Zügelung nun direete Richtung nach der Madrina, also einen andern Weg als die andern Mulen ein ; es ging jedoch gut ab trotz der nicht unbedeutenden Strömung des Flusses, doch hatte das alte Thier, das ich erhalten, die unangenehme Gewohnheit, gelegentlich in die Knie zu sinken. Das passirte denn auch jetzt im Flusse ein- mal; ich sass jedoch fest im Sattel und zog das Thier schnell mit dem Zügel empor. Das Wasser, welches ohnehin bis an den Bauch der Thiere reichte, hatte aber meine Alforga genässt, und es war nur gut, dass ich vorher Pflanzen und Wasserflasche zu Unterst gepackt hatte, die diese Ueberschwemmung vertragen konnten. Anderntags wechselte ich jedoch meine Mule gegen eine bessere aus. Wir haben immer zwei zur Reserve, sodass eine Abwechselung bei den Thieren stattfindet und anderer- seits rückenwund gewordene oder lahmgetretene — was bei dem unterwühlten Boden manchmal eintritt — Thiere Erholungstage geniessen. Fortin nuevo wird nur noch von wenigen Hirten be- wohnt; die früheren Soldatenhäuser und das Fort, alles nur aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut, sind zerfallen ; als einziges Wasserbassin dient eine uneingezäunte Re- presa-Lehmgrube mit Regenwasser — in der jedoch auch, wie Professor Bodenbender meint, das Vieh gelegentlich ohne Standesunterschied badet. Wir campirten dort wiederum auf einem Schindanger; frühere Reisende hatten dort, wie wir es ja auch thaten, geschlachtet und die Knochen etc. den Insecten zum Reinigen hinterlassen. Zwischen den Hausruinen hatten sich noch Sidcachas angesiedelt und dachshöhlenartige Erdbauteu augelegt. Am 14. Januar wollten wir zeitig aufbrechen; es zogen sich jedoch die Wolken zusammen und vertheilteu sich dann gleichmässig, sodass ein Landregen in Aus- sicht stand. Wir schlugen daher ein Zelt auf und brachten uns und die (iepäckstücke darin in Trockenheit. Es regnete von Zeit zu Zeit etwas, aber unbedeutend, sodass wir gegen 9 Uhr aufbrachen. Gegen 10 Uhr aber weichte uns ein Gewitter gehörig ein, gegen welches der landes- übliche Poncho, ein Plaid mit Schlitz inmitten zum Kopf- durchstecken, nur wenig nützte. Der Landregen war glUcklielierweise nicht zum Ausbruch gekommen, und die Feuchtigkeit des Gewitters in unseren Anzügen trocknete später während des Reitens schon aus. Mittags hielten wir, um die Gürtelthiere kalt zu verzehren. Dabei kam eine Spottdrossel auf mein nachahmendes Pfeifen ganz nahe auf den nächsten Busch, und nun pfiffen wir um die Wette; ich war aber ausser Stande alle die Töne, die sich in ungleichen Melodien oft unvermittelt folgten, nachzuahmen. Jlan glaubt, falls man nicht weiss, dass alles von einem Vogel stammt, mindestens sechs ver- schiedene Vögel hintereinander zu hören. Die nächsten Tage Hessen uns diese Vogelart noch oft hören. Dann und wann war noch ein schwarzer Vogel zu sehen, der Nr. 2. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 15 ein metallglänzeudes kupferrothes ßrust- und Halsschihl zeigte, Trupial genannt. Abends campirten wir am Rio Diamante in einem Gehölz von G o u r 1 i e e n ; vor uns war eine Viehweide, die hauptsächlich ans Gyneri um -Rasen, ein sehr hartes Gras, von dem die Heuschrecken nur die Blüthenstände und Blattränder fressen, und einem jetzt verdorrten, sehr niedrigen, aber den Boden dicht bedeckenden Grase bestand, das die Thiere vorzuziehen scheinen, es ist dies Distichiis thalassica Desv. = ßrizopyrum spicatum A. Gray. Während bisher das flache Terrain nur aus fein- erdigen oder sandigen Substanzen bestand, stellten sich jetzt andere FlussgeröUe neben dem Rio Diamante ein, und zwar zuerst Gerolle von Bimsstein. In einem an einer Seite offenen Hexenring von Gy- neri um hatte ich mein Nachtlager aufgeschlagen und die halbtrockenen Sachen auf dem Rasen selbst ausgehängt; am anderen Morgen aber waren sie durch den Thau feuchter als vorher. Am 15. Januar, bei 18°— 36° Temperatur, reisten wir bis Rincon grande etwa 10 Leguas weit und campirten Abends zwischen Hetherothalamus spartiodes auf Sanddünen, wo wir erst die kleine stachelige Prosopis strombulifera vom Boden wegrasiren mussteu. Ver- einzelte Bäume lieferten uns Brennholz; ein ofiener Lager- platz war indess nicht vorhanden, und wenn sich die Aussichten auf Gewitter erfüllt hätten, wäre es nicht möglich gewesen, ein Zelt aufzuschlagen; wir legten uns mit dem Gefühl zur Ruhe, von einem Gewitter rettungslos überrascht zu werden. Es ging aber die Nacht ohne Regen vorüber. Der 16. Januar brachte uns etwa ebensoviel weiter nach einer Ackerbau-Colonie mit viel Wasserleitungen und einem Wäldchen vorher, in dem der Weg aus Sackgassen bestand, die uns wiederholt zum Umkehren zwangen, in dem Wald trat eine andere Larrea-Art auf mit zwei- zeiligen Aesten und Blättern: L. cuneifolia Cav., ein noch schönerer Strauch als die andere verbreitete Art. Der Ort und Wald waren noch von Heuschrecken ver- schont geblieben und boten ausser der Ruderalflora im Dorfe, deren Aufzählung ich unterlasse, manche seltene Pflanze, z. B. Munroia squarrosa Torr., Sterrhy- menia cynocrambe, Hoffmannseggia falcaria Cav., Flaveria Contrayerba Pers., Philibertia rotata Griseb./ Willoughbya tcnuiflora OK. (Mikania t. Grisel)., zwei Lyciuni- Arten, JMalveopsis cfr. bona- riensis und eine andere 3[alvacee mit brennendrothen Blüthen, sowie mehrere noch unbestimmte Pflanzen. Wir lagerten aussei halb des Ortes im Geröll des Flusses vor einem Juncus-Bestand; auf dem trockenen Geröllboden war Pluchea Quitoc DC, eine meterhohe, wenig verzweigte, krautige Composite mit röthhchen Köpfen und glauken Blättern häuflg und eine niedrig strauchige Patagonium-Art (Adesmia) aus den Cordilleren herab- geschwennnt. Im Uebrigcn bot die Flora der Rio Dia- mante-Gelände wenig Abwechselung; Gyneri um spec, Baccharis salicifolia, schliesslich Pluchea Quitoc und eine noch nicht bestinnnte Senecio-Art, ein Strauch von kaum 1 Meter Höhe mit einzelnen gro.ssen Köpfen, fleischigen, fädliehcn Blättern, die merkwürdigerweise von Grün in Schmutzigviolctt und häufiger in Wachs- gelb variiren, bilden die Typen der Flora, der die Sträucher und Bäume der Monteformation relativ wenig beigemischt sind. — Der Fluss ist so schlannnig, dass wir kein Bad nehmen mochten, obwohl wir meist in seiner Nähe waren. Am 17. Januar gegen 11 Uhr kamen wir wieder nach einem Ort, Ramecoida, wo es wenigstens Wein, Brot und Käse wieder gab; hier pausirten wir 4'/ 2 Tage, theils um die Maulthiere an Alhalfa wieder gut zu nähren, theils um sie für die Cordilleren wieder beschlagen zu lassen, theils um uns selbst etwas zu erholen, was aber ohne Bett und mit Besuch zollgrosser Wanzen geschah, und uns Führer für die Cordilleren zu besorgen. Die Prurt". Bodenbender und Kurtz wollen, weil über 3000 m anscheinend noch viel Schnee liegt, erst einen Abstecher nach Malargue unternehmen, woran ich aus Zeitmangel — denn ich muss spätestens im März die hohe Pona in Bolivien wegen der Schneestürme überwunden haben — nicht theilnehmen kann, sodass ich von hieraus direct mit einem eigenen Führer und Pean und gemietiieter Tropa (für =b 240 Mark) nach Santiago in Chili über den 3780 m hohen Paso de la cruz de Piedra gehe, wo ich in zehn Tagen einzutreffen hoffe. Es erübrigt mir noch, meinen verbindlichen Dank meinen Reisegefährten Professor Bodenbender, der alle Schwierigkeiten der Reise mit liebenswürdiger Geduld überwand, und Professor Kurtz, der mir auch die Pflanzen bestimmte, zu sagen. (Fortsetzung folgt.) Zur Yerbreituiig-, Biologie und Geschichte von Hex Aciuifoliuni L. — In den Verhandlungen des West- fälischen Provinzialvereins (Sect. Botanik) für 1891/92 bringt Dr. West ho ff interessante Mittheilungen über die Stechpalme, Hex Aquifolium L. und ihre Verbreitung im ]\Iünsterlande. Es werden von ihm nicht nur einige durch ihre ausserordentliche Grösse hervorragende Ilex- bäume von bis 6 liezw. bis 9 Meter Höhe eingehender besprochen, an denen die bekannte Thatsache, dass in den oberen Regionen der Krone die Stacheln an den Blättern nur in geringem Maasse oder endlich gar nicht mehr zur Ausl)ildung gelangen, sehr schön zu beobachten war, und bei denen ausserdem mit der zunehmenden Ganz- randigkeit eine Verschmälerung der Blätter bis fast zur linearen Form Hand in Hand ging; sondern der \\'rf. gelangt zugleich aus der genaueren Untersuchung der Standortsverhältnisse und Entwicklungsstadien einzelner Exemplare zu einem auch in cnlturhistorisclicr Beziehung beachtenswerthen Resultate. Es handelt sicli um das Laer- brok in der Nähe von Münster, einem mitten im Ilochwalde gelegenen, unbewaldeten, halbkreisförinigen, umwallten Be- zirke von etwa 200 m Länge und 150 m Breite, der, wie urkundlicli festgestellt ist, vom Beginne des 13. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts als Vcrsannnlungsort von den aus Geistlichkeit, Adel und Städten zusammen- kommenden Landtagen benutzt wurde. Mit dem 17. Jahr- hundert, als die Landtage nach Münster selbst verlegt wurden, gerieth die Stelle in Vergessenheit und erst nach ungefähr 30 Jahren gelang es in dieser Stätte das für das Münsterland historisch ehedem so bedeutungsvolle Laerbrok zu coustatiren. Etwa um 1830 wurde dasselbe getheilt und fiel zwei verschiedenen Gemarkungen zu. Seit dieser Zeit wurde die Stelle theils aufgeforstet, heils in anderer Weise culti\irt. Wie sie sich dagegen in den 200 Jahren vor diesem Zeitpunkt verhalten hat, ol) sie bewaldet war oder nicht, darüber feldt jegliche Kunde. Dies lässt sich indessen durch die Wachsthumsverliältnisse der Stechpalme auf dem Laerbroke entscheiden. Während sich nämlich in dem dasselbe umgebenden Hochwalde eine so üppige Ilexvcgetation findet, das stellenweise neben der Stechpalme, welche hier oft auch l)eträchtliches Ilöhenwachsthum zeigt, kein anderes Unterholz aufkommen 16 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2 kann, ist diese nur etwa 6 m weit ans den anliegenden Waldpartien über die Umwallung auf das Laerbrok vor- gedrungen. Je grösser die Entfernung von dem Walle ist, desto spärlicher wird der Bestand. Die am Rande des Planums wachsenden Exemplare sind durchweg frei wurzelnde, aus Samen (der im anliegenden Hocliwalde j-eichlich erzeugt wird) hervorgegangene Sprösslinge von kaum über 50 bis 60 Jahren, jedoch kein alter Wurzel- ausschlag. Dies ist also einerseits ein Beleg dafür, dass das Lacrln'ok von Alters her ))is in dieses Jahrliundert iiiuein unbewaldet gewesen sein mu.ss, andererseits beweist es, dass die Stechpalme sich nur äusserst langsam weiter zu verbreiten vermag, besonders dort, wo sie des Wald- schutzes entbehrt. Westhotf giebt sogar an, dass die Pflanze selbst, wenn ihr der nöthige Schutz gewährt wird, auch dann sicli nur äusserst schwer ansiedele, so dass nach seinen Beobachtungen in seinem Gebiete „das Fehlen von Hex im Verein mit anderen Anzeichen sehr gut als ein Kriterium für das verhältnissmässig jugendliche Alter eines Waldes angenommen werden kann und umgekehrt, dass mau aus einer reichen llex-Vegetation, bezüglicli aus zahlreichen Resten, welche eine Gegend an Hecken etc. aufweist, den Schluss ziehen darf, dass diese Gegenden einen uralten Wald besitzen, liezüglich früher besessen haben.'' Mit Recht sieht Westhott' den Grund für diese geringe Propagationsfähigkeit in dem Mangel an frucht- erzeugenden Pflairzen. Die Zahl der fructificirendcn Exemplare ist gegenüber der der im Ganzen vorhandenen eine äusserst geringe. Dies wiederum ist, wie Westhoft' ebenfalls richtig betont, eine Folge davon, dass die Pflanze nur erst bei einem gewissen Alter nnd einer gewissen Höhe anfängt, Blüthen nnd Früchte zu erzeugen, und dass .sie bei der heutigen Forstcultur, die in ihr ein mehr lästi- ges als nützliches Holz erblickt, jenes Entwicklungsstadium nur schwer erreichen wird. Ich wollte nun hier noch auf eine zweite Thatsache aufmerksam machen, die, wie ich glaube, bei dem Mangel an fruchterzeugenden Exemplaren nicht minder schwer ins Gewicht fällt. Es ist dies der Dioecisnuis. Hex Aqui- folium ist, wie die ganze Gattung, streng zweihäusig. Alle anderen Angaben in der Litteratur sind falsch.*) Es gelangen zwar in den weiblichen P>lnthen Staminodien zur Ausbildung, welche an Gestalt den Staubgefässen der männlichen Blüthen sehr ähnlich sind; dieselben sind aber stets steril; ebenso der Fruchtknoten der männlichen Blüthen, in welchem niemals Samenknospen zur Ausbil- dung gelangen und der niemals eine Narbe besitzt. Das geübte Auge kann sogar schon der Knospe ansehen, ob sie männlich oder weiblich ist. Unter der Voraussetzung also, dass durchschnittlich dieselbe Anzahl männlicher wie weiblicher Stämme erzeugt wird, würde demnach nur die Hälfte aller bisznrBlütiiencntwicklung gelangenden Stämme Früchte erzeugen können. Ob jene Voraussetzung richtig ist, darüber fehlt es bisher gänzlich an Beo)>achtungen, auch mag sich die Pflanze in den einzelnen Gebieten ver- schieden verhalten. Nach dem mir vorliegenden Herbar- material würde das männliche Geschlecht in Bezug auf die Individuenzahl überwiegen; von 186 Exemplaren waren 81 S. 60 5 und 4.ö ohne Blüthen resp. Früchte (also nnentsciiieden). Dies lässt sich aber nicht an Her- bannaterial, sondern nur in der Natur selbst entscheiden; nnd es würde sich daher wohl der Mühe lohnen, in den *) Trotzdem ich bereits in meiner Dissertation diese Verhält- nisse klar gelegt zu haben glaube (vergi. Verhdl. d. bot. Ver. d. Provinz Brandenburg XXXIII. 1891, S. 12, 14, 18 ff.), giebt den- noch Kronfeld in seiner Bearbeitung der Aquifoliaceae in Englor und l^rantl, die natiirl. Ptlanzenfam. III. .5. S. 186 in der Gattungsdiagnose für Ikx „Bl. polygam od. dioeciseh" an. Gegenden, wo die Hex reicher vertreten ist, auf die.se Verhältnisse zu achten. Die (5* Blüthenstände sind durchweg reicher ver- zweigt nnd reichblütliigcr als die 2, wie man dies ja auch bei andern Familien beobachtet hat. Es verhält sich in der Gattung Hex die Zahl der Blüthen eines 9-Astes zu der eines die gleiche Zahl blüthentragender Blattachseln besitzenden o -Astes wenigstens wie 1 : 3, oft aber wie 1 : 7 oder 1 : 15, und es beträgt somit unter obiger Voraussetzung bei der Stechpalme die Zahl der 5-UIüthcn höchstens den dritten Theil von allen, die überhaupt zur Entwicklung gelangen. Endlich sei es mir noch gestattet, auf einen l'unkt der Einleitung von Westhoff's Arbeit näher einzugehen. Nach der herrschenden Ansicht soll die eigenthündiche Verbreitung der Stechpalme in Europa auf eine Wande- rung nach Norden, längs der durch die Nähe des (iolf- stromes ein milderes Klima besitzenden westlichen Meeresküste, zurückzuführen sein; darauf soll sie dann nach Osten soweit vorgedrungen sein, wie es ihr die Vegetationsverhältnisse ermöglichten. „Will man etwas auf die Funde geben, welche hie und da betreffs fossiler Reste viin IJe.r gemacht worden sind, so ist die Pflanze nach Ablauf der Eiszeit zu uns herübergekonmien." Die Einwanderung soll erfolgt sein mit der Bildung der Wald- vegetation. Hiermit stehen die Angaben Nehrings über die interglacialen Ilexfunde von Klinge bei Cottbus, die in dieser Zeitschrift l)ereits öfters besprochen worden sind, scheinbar im Widerspruch; da ans demselben hervorgeht, dass Hex A(|uifo]ium ein uralter Bestandtheil unserer Flora sein und bereits bei Beginn der Diluvialzeit, jeden- falls vor Ablauf der sog. (i\a,e\n]/)en'ocle im norddeutschen Tieflande existirt haben muss. Der betreffende Blattfuud stinnnt in seiner Grösse. Nervatur, Berandung, (irösse der 15lattstacheln und der zwischen ihnen beflndlichen Buchten auf das (Jenaueste mit einem Stachelblatte unserer heute lebenden Stechpahne überein, wie ich mich durch Autop- sie überzeugen konnte. Auf den genannten Fund würde ich wenig oder gar kein Gewicht legen, wenn nicht in derselben Schicht auch einige Steinkerne von Hex Aqui- tolium gefunden worden wären, deren Zugehörigkeit zu unserer Art ich ebenfalls nur bestätigen konnte.*) Aus dieser Thatsache lassen sich mn- zwei Möglich- keiten folgern. Entweder ist die Pflanze bereits zur Tertiärzeit im norddeutschen Tieflande vertreten gewesen, oder sie ist während der bezw. einer Interglacialzeit nach demselben gewandert. Welche dieser beiden Mög- lichkeiten der Wahrheit entspricht, muss vor der Hand noch unentschieden bleiben. Was nun Westhoff's Angabe betrifft, so bezieht sich sein zu uns „herübergekommen", wie ich einer nachträglichen brieflichen Mittheilung entnehme, nur auf den westlichen Theil des norddeutschen Tieflandes, welches nur eine Vergletscherung durchgemacht haben soll, so dass die späteren Vereisungen des östlich der Elbe gelegenen Gebietes und die Interglacialzeit resp. Zeiten in Bezug auf den irestlielien Theil schon als post- glacial zu bezeichnen sind. Es ist daher sehr wohl mög- lieh, dass die für das Münsterland //o.s^glaciale Einwande- rung der Hex vor dem Absehliiss der G\nc\i\\qeri(/(le er- folgt ist. Jedenfalls ist Englei- vollkonnnen im Rechte, wenn er Hex Aquifolium mit unter den Pflanzen aufführt, die bereits vor der Glacialperiode in Europa weiter verbreitet gewesen waren (vergl. Entwicklungsgeschichte d. Pfl. I. S. 176 u. 177) imd es ist anzunehmen, dass die Pflanze *) Vergl. die Figur 10 auf .S. 45-t Bd. VII der „Naturw. Wochenschr." Ked. Nr. 2. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 17 auch im norddeutschen Tieflandc fridier eine weitere Verbreitiuii:: besessen hat als jetzt. Ob sie sich indessen während des Tertiärs in Europa selbst entwickelt hat, was deshalb nicht ganz nnwahrsclieinlich ist, da das Voriiandcnsein der Gattung auf uuscrni ('ontinente zu Anfan.i;- dieser Epoche als erwiesen gelten kann, oder ob sie während jener Zeit nach P.uropa eingcwanilcrt ist, dürfte schwer zu entscheiden sein. l»r. Th. Loesener. Aus dem wissenschaftlichen Leben. K.S wurden ernannt: l'rivatdooent Dr. Karl Gions zum Pro- fessor der Philosophie an der Universität Giessen. — Der Privat- docent an der Berliner Uuiversitiit Eugen Korselielt zum ordentlieheu I^rofessor der Zoologie und Dirertor des zoologi.schon Instituts an dar Universität Marburg. — I'rivatdocent der Sledicin Dr. Adolf l^aginsky von der Berliner Universität zum ausser- ordentlichen Professor. — Ausserordentli(dier Professor I>r. Helm an der technis spricht er von unzähligen win- zigen Hei fern des Baumes, echten Sonnenkindern, die überaus Heissig sind, aber winzig klein, lieschreibt höchst poetisch ihre Thätigkeit und ihr Können und bricht nach beinahe zwei Siuten (S. 6 unten), ohne auch nur ihren wirklichen Namen zu verrathen, ganz davon ab. Da soll nun der Laie sich belehren! Eine min- destens ungebräuchliche Redewendung dürfte der folgende Satz enthalten (S. 451): „nur sind die in ihm abgelagerton Stotie schon vor der Samenreife gänzlich in die Keimblätter überge- gangen; als welche denn auch den weitaus mächtigsten Tlieil des Keimlings darstellen". Recht stark poetisch klingt auf Seite U) der Satz: ,,Es würde neues Leben sich durchtiuthen fühlen, und wachsen, und schwellen" etc. — Eigenthümlich sind auch die fol- genden Ausdrücke: Der Blüthenstaub erhebt sich als „leises Wölkchen" (S. 9); „verstorbene Landschaft" (S. 13); „lebensbild- same Formen" (S. 44); „bei ihrer sonstigen Eigiuing für den fraglichen Zweck" (S. 36); „Schneidung" (S. 62); „Kai-, kalk-, talkstotf- u. s. w. -haltige Stoffe" (S. 38). Wie Druckfehler, welche der Correctur entschlüpft sind, lesen sich Wörter, wie „verstunden" (S. 12), „gewohn" (S. 13), „Zerstörwerk" (S.30), „erfahrniässig" (S.52). Dass die genauesten Uebersetzungen oft recht komisch klingen, mindestens aber bisweilen dem Leser schwerer verständlich sein können, als die Fremdwörter selbst, beweisen die folgenden: „zwischenvolklich" für international; „stofflieitliche" für <;hemi.sche Untersuchung; „Ohnblüthler" für Kryptogamen ; „barsichtig und unbarsichtig" für nuxkroskopisch und mikroskopisch, „Schlicht- gewebe" für Parenchyni. Die Bezeichnung „Keimlappen" für Kotyledonen ist anti([uirt, eine bessere Einsieht sagt Keimblätter. Dr. Kaunhowen. Dr. Fried. Dreyer, Ziele und Wege biologischer Forschung beleuchtet an der Hand einer Gerüstbildungsmechanik. Mit G lithogr. Tafeln. Verlag von Gustav Fischer in Jena. 1892. — Ueber den interessanten Inhalt der vorliegenden Arbeit wird der Herr Verfasser in einem besonderen Artikel in der „Naturw. Wochenschr." selbst berichten; wir beschränken uns daher an dieser Stelle mit einer Anzeige des Heftes. Prof. Dr. H. F. Kessler, Die Ausbreitung der Reblauskrank- heit in Deutsehland und derc'n l!ekäm]jfung uuter Benutzung von amtliehen Schriftstücken beleuchtet. Berlin, Verlag von R. Friedländer u. Sohn, 1892. - Preis 80 Pf. Der Verfasser giebt in diesem Schriftehen nach einer Ein- leitung, welche die Entstehung der Furcht vor der Reblaus be- handelt, einen historischen Ueberblick über die ursprünglichen Ansichten über die Ausbreitung der Reblauskraukheit in Deutsch- land, beschreibt dann die Eig-iMisehaften der Reblaus sowie die Vorgänge bei der Ernährung und dem Wachsthum der Rebe und schildert die Ausbreitung der Reblaus in Deutschland. Dem grössten Theil des Schriftchens sind die Darlegungen zur Abwehr des Rebenfeindes gewidmet. Der Verfasser ist ein Gegner der Verwüstungsarbeiten, welche seit einem Vierteljahrhundert behufs Vertilgung der Reblaus betrieben werden. Diese haben für das Deutsehe Reich ungeheure Geldkosten verursacht und sind für den Weinbau viel schädlicher als nützlich gewesen. Thatsächlich ist die Reblausgefahr in Deutsehland, zumal am Rhein, nur ge- ring. Der inticirten Stöcke sind wenige, und kerngesunde Stöcke leiden gar nicht trotz der Nachbarschaft mehr oder weniger be- fallenei-i Die bisherig<'n Anschauungen über die Bekämpfung der Reblaus müssen sieh ändern. — Das Schriftchen setzt sich haupt- sächlich aus Berichten von Sachverständigen zusammen. Kolbe. 18 Naturwisseuschaftlicbe Wochenschrift. Nv. 2. H. von Helmholtz. Handbucli der physiologischen Optik. Zweite luiiniMrlioit'-'fe Auri:ini> — Sii beute Liet'enmg. Verlag von Leopold Voss. Hamburg und Leipzig 18'J2. Preis 3 Mk. Von der zweiten Auflage des klassisehen v. Hehnholtz'sehen Handbuches der pliy.siologischen Optik, dessen frühere Lii-t'erungen einer eingehenden Besprechung in dieser Zeitschrift gewürdigt worden sind, ist nunmehr bereits die siebente Lieferung er- schienen, welche die SS 22, 23 und zum Theil 24 enthält. § 22 handelt von der „Dauer der Lichtempfindung", speciell von schnell wiederholten Eindrücken, von den Zeitbestinnnungen der Dauer, vom Farbenkreisel, dem Anorthoskop und den stroboskopischen Apparaten, wobei auch die jetzt so bekannten und beliebten Monientphotographien von Muybridge und Ansehiitz Berücksich- tigung gefunden haben. In § 23, „Veränderungen der Reizbarkeit" betitelt, werden die positiven, negativen und farbigen Nachbilder sowie die „flimmernden Scheiben" eingehend untersucht; neu ist hier insbesondere die Erörterung des zeitlichen Verlaufes eines durch constante Beleuchtung erzeugton Eindruckes und der dies- bezüglichen Versuche von Exner. § 24 endlieh enthält die Lehre vom successiven und simultanen Contraste ; in der Behandlung des simultanen Contrastes bringt die zweite Auflage neben viel- fachen Umarbi'itungen und zweckmässigen Umstellungen eben- falls manches Neue wie z. B. den auffallenden Einfluss schwächster Grenzlinien. Dr. G. Wallenberg. Dr. Josef Maria Eder, Recepte und Tabellen für Photographie und Repi'oductionstechnik, welche an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Keproductionsverfahren in Wien angewendet werden. 3. Aufl. Verlag von Wilhelm Knapp. Halle a. d. S. 1892. — Preis 2 Mk. Wenn es möglich war, in der während der letzten 10 Jahre so überreich angewachsenen Litteratur auf dem Gebiete der Licht- bildnerei und verwandter Zweige noch eine Lücke zu entdecken, so konnte ihre Ausfüllung keine berufenere Hände finden, als die des bewährten Autors. Das vorliegende Büchlein bringt in gedrängter, aber sehr übersichtlicher Form alle sonst nur in umfangreichen Werken zerstreuten, ungemein verständlich geschriebenen Angaben über alle möglichen Verfahren im Belichtungs-, Entwickelungs- und Druckprozess bis herab zum Klebemittel, wie solche an der k. k. Lehr- und Vei-sucbsanstalt für Photographie und Keproductions- verfahren in W^iei\ lur Verwendung gelangen, und wird namentlich für die Anwendung der Photographie auf dem weitverzweigten und schwierigen Gebiet der Wissenschaften von grossem Nutzen sein. Von diesem Gesichtspunkte aus dürften auch die angefügten optischen und chemischen Tabellen in manchen Fällen gute Dienste leisten. Pütz. A. Palaz, Traite de Photometrie industrielle specialement ap- pliquee ä l'eclairage electrique. (ieorges Carrc, Paris 181)2. Der Aufschwung der Beleuchtungsindustrie und der Wett- kampf zwischen den verschiedenen Beleuchtungsarten haben auch eine Steigerung der Ansprüche an die Photometrie im Gefolge gehabt, welche eine wesentliche Aenderung bezw. Verfeinerung der photometrischen Methoden hervorgerufen haben. Die Photo- metrie ist durch die sehr vielseitigen Anstrengungen zu einem ungemein wichtigen Gebiet geworden, und die Kenutniss der ver- schiedenen Photometer und ihrer Anwendung ist für den mit der Installation oder der Kontrolle von Beleuchtungsapparaten beauf- tragten Ingenieur ein unabweisbares Erforderniss. Speciell für die photometrischeu Aufgaben bezw. Apparate, welche bei elektrischen Beleuchtungsanlagen in Betracht kommen, besitzen wir in Deutschland das kleine W^erk von Krüss, die elektrotechnische Photometrie; aber dasselbe ist doch bereits wesentlich veraltet (erschien 18S5), und über die ganz erheblichen Fortschritte, die zahlreichen Verbesserungen und die feinen neuen Methoden, welche die Bestrebungen der letzten Jahre gezeitigt haben, muss der Interessent sieh in den verschiedensten Werken, Journalen und Gesellschaftssshriften unterrichten, während er doch eines sicheren und zuverlässigen Nachschlagewerkes dringeml bedarf. Diesem Bedürfniss kommt dass der Besprechung unterliegende Werk des Herrn Pahiz, welcher als Professor für industrielle Elektricität an der Universität Lausanne thätig und durch seine Aufsätze über die elektrotechnische Photometrie in der Zeitschrift „La Lumiere electrique" bekannt ist, in durchweg befriedigender Weise entgegen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieses Werk allen denen, die sich mit den schwii'rigeren Fragen des Beleuch- tungswesens (nicht nur der elektrischen Beleuchtung) zu beschäf- tigen haben, gute Dienste leisten wird. Die Behandlung des Stoft'es ist eine durchaus sacligemässo, und die einzelnen Kapitel sind .sehr vollständig. Dass dem Werke zahlreiche Abbildungen beigegeben sind, ist bei der Art des behandelten Stottes selbst- verständli(di; ungemein wichtig und sehr nützlich .sind die biblio- graphischen Angaben, die in Form von Fussnoten dem Texte beigefügt sind. Kurz: das Werk dürfti' nach allem auch in Deutschland weite A^erbreitung finden. Es erscheint uns sogar wahrscheinlich, dass sich das Bedürfniss nach einer deutschen Uebersetzung oder freieren Bearbeitung des Palaz'schen Werkes herausstellen wird. G. Zeitschrift für Heft IV. ~ Aussei Ethnologie. 24. Jahrgang, Berlin, 1892. vielen kleineren Mittlieilungen bringt das Heft einen Haupt- Artikel: Dr. S. Weissenberg, Beitrag zur Anthropologie der Turkvölker, Baschkiren und Meschtcherjaken (mit einer Tafel). Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden- burg. 33. Jahrgang. 1891. Berlin 1892. — Der Band enthält Beiträge von Abromeit, Altmann, Ascherson, Bauni- gartuer, Beyer, Bolle, Druce, Geisenhoy ner, Gurke, Hennings, Jacobascii, Koehne, Ernst H. L. Krause, G. Lehmann, Loesener, Loew, Magnus, Retzdorff, Koedel, Ruthe, Scheppicli, Seemen, Taubert, J. Winkelmann, Wittmack. Moewes, Fax, S e e h a u s , von W i n k 1 e r und 8 M. Leipzig. Pinner, A., Die Imidoäther und ihre Derivate. Berlin. Rawitz, B., Compendium der vergleichenden Anatomie. b M. Regel, F., Thüringen. I. Jena. 9 M. Reis, P., Elemente der Physik, Meterologie und mathematischen tii'Ographie. 5. Aufl. Leipzig. 4,50 M. Reye, Th., Geometrie der Lage. 3. Aufl. Leipzig. 9 M. Reyer. E., Geologische und geographische Experimente. Leipzig. 1,80 M. Rogel, F., Zur Theorie der höheren Integrale. Prag. 0,40 M. Rubner, M., Lehrbuch der Hygiene. 4. Aufl. Wien. 22,50 M. Sachs, J., Gesammelte Abhandlungen über Pflanzen-Physiologie. Leijizig. 16 M. Schmaus, H., Grundriss der pathologischen Anatomie. Wiesbaden. 1-J M. Schultze, E., Amphibia europaea. Leipzig. 0,50 M. Schumann, K., Morphologische Studien. Leipzig. 10 M. Spencer, H., Svstem der synthetischen Philosophie. Stuttgart. S M. Stevens, H. V., Materialien zur Kenntniss der wilden Stämme auf der Halbinsel Malaka. Berlin. 10 M. Teixeira, M F. G., Remarques sur l'emploi de la fonction (u) dans la theorie des fonctions ellipti<|ues. Prag. 0,10 M. Toula, F., Zwei neue Säugethierfundorte auf der Balkanhalbinsel. Leiiizig. 0,70 M. Weber's, W., Werke. Berlin. 34 M. Weinert. H., Die Grundbegriife der Chemie. Braunschweig. (I..-10 M. Weismann, A., Die Continuität des Keimplasmas als Grundlage einer Theorie der Vererbung. 2. Aufl. Jena. 2,50 M. WUser, L., Die Vererbung der geistigen Eigenschaften. Heidel- berg. 1 .M. Windisch, K., Die Bestimmung des Molekulargewichts in theo- retischer und praktischer Beziehung. Berlin. 12 M. Wittwer, W. G., Grundzüge der Molecular-Physik und der mathe- iuatis(dii-n Chemie. 2. Aufl. Stuttgart. 6 M. Wundt, W., Hypnotisnius und Suggestion. Leipzig. 1,50 M. Zschokke, E., Weitere Untersuchungen über das Verhältniss der Knochenbildung zur Statik und Mechanik des Vertebraten- Skelettes. Zürich. 8 M. Inhalt: Dr. Otto Kuntze: Botanische Excur.sion durch die Pampas und Monte-Formationen nach den Conlilleren. (Fortsetzung.) — Zur Verbreitung, Biologie und Geschichte von Hex Aquifolium L. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. Theodor Jaensch: Aus Urdas Born. — Dr. Fried. Dreyer: Ziele und Wege biologischer Forschung. — Prof. Dr. H. F. Kessler: Die Ausbreitung der Reblauskrankheit in Deutschland. — H. von Helmholtz: Handbuch der physiologischen Optik. — Dr. Josef Maria Eder: Recepte und Tabellen für Photographie und Reproductionstechnik. — A. Palaz: Traite de Photometrie industrielle specialement appliquee :i Teclairage electrique. — Zeitschrift für Ethnologie. — Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein. Berlin SW. 12. ^^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntiig, den 15. Januar 1898. Nr. 3. Abonnement: Man abonnirt bei allen liuchhandUingen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jt 'i.— Bringegeld bei der Post 15 -^j extra. 1^ Inserate: Die vicrgespaltene Petitzeile 40 -A. Grössere Aufträge ent- spiecheiulcn Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannalime bei allen Aunocenbureauj, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständiger ({nellenaii)j;abc gestattet. Werner von Siemens. (t 6. Dezember 1892.) Noch kurz vor der Jahreswende hat der Tod einen von Deutschlands grossen Männern abberufen. Werner von .Siemens, der Altmeister der Elektrotechnik, hat im fast vollendeten 7G. Lebens- jahr nach einem an Arbeit und Erfolgen gleich reichen Leben die Augen zum gen Schlummer ewi- ?eschlossen. Die Nachwelt kann es als eine gnädige Fügung des Schicksals betrachten, dass sein letztes Werk noch seine Autobiographie sein durfte. Der grosse Forscher ahnte freilich nicht, als er auf seiner lauschigen Villa bei Harzburg die „Lebenserinue- rungcn" schrieb, dass sie sein Nekrolog werden sollten. Am nördlichen Abhänge des Harzes hausten Siemens' Vorfahren seit dem dreissig- Jährigcn Krieg als eine an- gesehene Familie. Sein Vater, ein hochgebildeter und kluger Mann, der auf der alten Fürstenschule zu Ilfeld und später auf der Universität Göttingen sich ein reiches Wissen angeeignet hatte, war dem von den Vätern ererb- ten Beruf eines Landwirthes treu geblieben. Im .Jahre 1816, in dem ihm am 13. De- cember sein Sohn Werner geboren wurde, hatte er das Gut Lenthe bei Hannover gejiachtet. Einige Jalire später aber vertauschte er diesen AVohnsitz gegen die grossherzog- liche Domaine Menzendorf im Fürstcnthum Katzeburg, weil ihm die Verhältnisse auf Lenthe unerträglich wurden. Immerhin lernte Werner trotz seiner Jugend die Zustände in der damaligen „Königlich grossbritannischen Provinz Hannover" kennen und viel- leicht verachten. Einst hatte sich ein Rudel Hirsche in Lenthe auf den Gutshof ver- irrt. Vater Siemens, wohlbe- kannt mit den strengen Jagd- gesetzen, Hess die Thiere in einen Stall treiben und sandte einen Boten mit entsprechen- der Meldung nach Hannover. Sofort erschien auf dem Gut eine grosse Unter.^uchungs- kominission, welche die wider ihren Willen vergewaltigten Hirsche in Freiheit setzte und den alten Siemens ob des ver- übten Jagdfrevels mit einer hohen Geldstrafe belegte. Vorfälle und die der unter den Stürmen der fran- zösischen Revolution aufge- wachsen war, erweckten fndi- zeitig den Wunsch in dem Knaben, sein deutsches Vater- land einst einig, stark und mächtig zu sehen und diesem Vaterlande ein tüchtiger Sohn zu werden. Die Zeit in Menzendorf preist Siemens als die glück- lichste seiner Jugend. Hier durften er und seine Ge- schwister ungebunden mit den Altersgenossen aus dem Dorfc in l'\'ld um! Wah Derartige Erzählungen des Vaters Freiheit der Kinderjahrc iiinherscinveifen und die goldene so recht genicssen. Diese Frei- 20 Natui-wisseDsehaftliche Wocbensclirift. Nr. 3. lieit wurde erst eingescbi-äukt, als der erste Unterriebt begann, der zunäcbst von der alten Grossmutter und später ein balbes Jahr laug vom Vater ertbeilt wurde. Den elfjäbrigen Werner finden wir sodann auf der Bürger- schule zu Sebönherg wieder, die er jedoch nur kurze Zeit besuchte. Ostern 1828, als Werner elf und ein halbes Jahr alt war, nahm Vater Siemens seinen Kindern einen Hauslehrer. Dieser Mann, Namens Sponholz, verstand in vortrefflicher Weise auf seine Zöglinge einzuwirken. „In mir erweckte er", so schreibt Simens von ihm, „das nie erloschene Gefühl der Freude au nützlicher Arbeit und den ehrgeizigen Trieb, sie wirklich zu leisten." Ein früher Tod setzte dem Wirken Sponholz' ein Ziel. Sein Nach- folger, ein alter gedienter Hauslehrer aus adeligen Famiben vermochte ihn nicht zu ersetzen, und als auch dieser starb, brachte man Werner und seinen Bruder auf das Catbarineum zu Lübeck; Werner kam nach Uber- und Hans nach Untertertia. Der Ruf dieser Schule als gelehrte Schule war damals ein ausgezeichneter, aber gerade die alten Sprachen, die den wesentbchsten Theil des Unterrichts ausmachten, vermochten Siemens nicht zu fesseln. „Die alten Sprachen", schreibt er, „fielen mir recht schwer, weil mir die schulgerechte feste Grundlage fehlte. So sehr mich das Studium der Klassiker auch interessirte und anregte, so sehr war mir das Erlernen der grammatischen Regeln, bei denen es nichts zu denken und zu erkennen gab, zuwider. Ich arbeitete mich zwar in den beiden folgenden Jahren gewissenhaft bis zur Versetzung nach Prima durch, sah aber doch, dass ich im Studium der alten .Sprachen keine l'>efriedigung finden würde". Deshalb vertauschte er das (iriechische gegen Mathematik und Feldniessen, um sich in geeigneter Weise auf das Baufach, das einzige technische Fach jener Zeit, vorzubereiten. 1834 verliess Siemens als Trimaner das Gym- nasium. Seinen Wunsch, die Bauakademie in Berlin zu beziehen, musste er aus Mangel an Mitteln aufgeben; statt dessen beschloss er auf den Rath eines seiner Lehrer, eines ehemaligen Artillerieoffiziers, in das preussische Ingenieurcorps einzutreten!, in der Hoffnung, sieh dort dieselben Kenntnisse erwerben zu können wie auf der Bauakademie. So zog denn der siebenzehnjährige Jüngling nach einem schweren Abschied von der lleiniath mit froher Zuversiebt und ziemlieh beschränkten Mitteln nach Berlin, jedoch nur um eine abermalige Enttäuschung zu erfahren. Das Ingenieurcorps war überfüllt und die Aussiebt auf Aenderuug dieser Zustände lag in weiter Ferne. Ein Versuch, bei der nächstverwandten Truppengattung, der Artillerie, anzukommen, hatte endlich Erfolg. Nach einer dreimonatlichen Vorbereitung bestand Siemens die Eintrittsprüfung, der dann unmittelbar der Eintritt hei der preussischen Artillerie in Mageburg folgte. Obwohl die Thätigkeit, die ihn hier erwartete, herz- lieh wenig gemein liatte mit den Idealen, die ihn von der Schulbank nach Berlin gelockt hatten, warf sich Siemens doch mit der ihm eigenen Energie dem neuen Beruf in die Arme. „Ich denke", so sagt er, ..an meine Rekrutenzeit trotz der grossen mit ihr verknüpften An- strengungen, sowie grober und scheinbar harter Behand- lung durch die Exerciermcister n((ch heute mit Vergnügen zurück. Die (irobheit ist Manier und ist nicht mit krän- kender Absicht verbunden. Sie geht daher auch nicht zu Herzen, bat im Gegentheil etwas AuftVischendes und Anregendes, namentlich, wenn sie mit Humor verknüpft ist, wie es bei den berühmt gewordenen Mustern militä- rischer Grobheit fast immer der Fall war. Ist der Dienst vorbei, so ist die Grobheit vergessen und das kamerad- schaftliche Gefühl tritt wieder in sein Recht." — Vermöge seiner hohen tecbnischeu Begabung, deren er sich in dieser Zeit allmählich bewusst wurde, war es Siemens ein Leichtes, den an ihn gestellten Anforderungen zu genügen. Schon das folgende Jahr brachte ihm das beiss ersehnte dreijährige Commando zur vereinigten Ar- tillerie^ und Ingenieurschule in Berlin. Endlich sollte ihm nun Gelegenheit gegeben werden, „Nützliches zu lernen". Er war ein eifriger Schüler und bestand in diesen Jahren glücklich, wenn auch ohne Auszeichnung, das Fähnrich-, das Armeeofficier- und das Artillerieofficicrexamen. So viel wie möglich aber widmete er seine Zeit seinen drei Lieblingsdisciplinen-, Mathematik, Physik und Chemie. Ohm, Magnus und Erdmann verstanden es, dem jungen Mann ein reges Interesse für ihre Wissenschaften einzu- flössen, ein Interesse, das je mehr an Alter, desto mehr auch an Intensität zunahm. Daneben pflegte er einen fröhlichen kameradschaftliehen Verkehr mit Seinesgleichen, und dass es nicht an manch heitrer Stunde fehlte, in der der ju- gendliche üel)ernuith übersprudelte, bezeugen die Pauke- reien und Duelle, deren Zahl nicht gerade gering war. In seine Garnison Magdeburg zurückgekehrt, setzte der nunmehrige Artillerielieutenant seine wissenschaft- lich-technischen Studien und Versuche fort. Sein Vetter, ein hannoverscher Artillerieofficier, hatte damals die ersten Versuche mit Frictionsschlagröbren gemacht. Siemens erkannte die Wichtigkeit dieser Frage und bescbbiss, selbst an der Lösung derselben zu arbeiten. Der ihm zu Ge- bote stehende Apparat war freilich primitivster Art. In einer Pomadenkruke rührte er mit einem Streichholz einen Brei von Phosphor mit chlorsaurem Kali zusammen und verwahrte, als ihn der Dienst rief, das Ganze am kühlen Fenster. Nach Hause zurückgekehrt fand er die gefähr- liche Mischung zwar noch am selben Orte vor, beim Be- rühren des Streichholzes aber explodirtc die Masse unter heftiger Detonation. Der Boden der Kruke sass tief im Fensterbrett, während alles andere als feiner Staub im Zimmer herumwirbelte. Der Bursche hatte beim Auf- räumen des Zimmers die Kruke in die Ofenröhre gesetzt und dadurch ein mehrstündiges Trocknen des Präparats verursacht. Dem kühnen Experten trug dieser Versuch eine Quetschung der Hand und eine Zerreissung des rechten Trommelfells ein. Das Jahr 1840 wurde für Siemens ein an Ereignissen besonders reiches. Zunächst brachte es ihm die Versetzung nach Wittenberg, wo er die Leiden und Freuden einer kleinen Garnison kennen lernte. Sodann führte es ihn zurück nach Magdeburg, das heisst nicht in die Garnison, sondern in die Citadelle, und zwar zur Verbüssung einer fünfjährigen Festungsstrafe wegen Tbeilnabme als Se- kundant an einem Duell. Hier hinter den vergitterten Fenstern seiner geräumigen Zelle hatte er Jlusse genug für seine Forschungen. Jacobi's Erfindung, das Kupfer aus seinen Lösungen durch den galvanischen Strom me- tallisch niederzuschlagen, veranlasste Siemens, diesen Versuch nachzumachen und nachdem er ihm gelungen, auch andere ^letallhisungen dem galvanischen Strom zu unter- werfen. Das Resultat dieser Experimente war die Erfin- dung der galvanischen Vergdidung und Versilberung. „Ich glaube", äussert er sich hierüber, „es war eine der grössten Freuden meines Lebens, als ein neusilberner Tbcelöfl'el, den ich mit dem Zinkpole eines Danieirschen Elements verbunden in einen nüt unterscbwcfligsaurer Goldlösung gefüllten Becher tauchte, während der Kupfer- pol mit einem Louisdor als Anode verbunden war, sich schon in wenigen 3Iinuten in einen goldenen Lötfei \hnlicher Begleiter des Millerit auf den Nach- bargruben ist der Polydymit, durch dessen Beimengung sich der überschüssige, durch Abdestilliren zu beseitigende Schwefel erklärt. Laspeyres begründet seine Ansiclit über die Zu- sammensetzung des Beyrichit durch vier neue Analysen: I. IL III IV. V. VI. Schwofel (abdost.) . Spur Spur 1,35 G,8I 1^90 I in QR SchwefeUira Rückst.) 3.5,69 35,48 34,23 33,71 r''° 1 ■*"'^"' Eiseu 0,85) 2,9Ö 1,71 2,79 4,21 Nk-k.a 61,05 64,88 , ., , , . .g ^q 54,23 1 . , g, Kobalt 2,01 i I*'''*'-' P*''^'^ Spur ! ''*''^^ Mangan .... — — — — Spur — 99,60 100,06 100,00 100,82 99,88 100,00 I, II und III: Beyrichitkrystalle Laspeyi-es. IV. Dichter Beyrichit, Laspeyres. V. Beyrichit, Liebe. In Wahrheit etwas verun- reinigter Polydymit. VI. Die Werthe der Polydymitformel R4S5. Dr. H. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der Proscctor Dr. med. Kuil. Armin Fick zum ausserordentlichen Professor der Anatomie :in der Universität Leipzig. — Die Hilfscustoden bei der Kgl. Bibliotliek zu Berlin, die DDr. Johannes Paalzow, Johann Frantz, Alfred Schultzo, Richard Preuss, Rudolf Peter, Ernst Dorsch und Heinrich Reimann zu Custoden. Dr. Benno Kühn ist als Assistent in der mineralogischen Abtheilung der Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt und Berg- akademie eingetreten. Es shid gestorben: Professor der Chemie Dr. Hans Schulze in Santiago. — Der Biologe Dr. J. Leon Soubeiran in Mont- pellier. — Der Professor der Zoologie in Oxford John Obadiah Westwood. — Der Mineraloge Geheimrath Nikolai Iwano- witsch Kokscharow in Petersburg. — Der Zoologe Professor Dr. Benjamin Vetter in Blasewitz bei Dresden. — Professor der Medicin Dr. Eichstedt von der Universität zu Greifswald. L i 1 1 e r a t u r. Rudolf Virchow, Ijeraen und Forschen. Rede beim Antritt des Rrctorats an der Friedricli-Willn'lms-Univi'rsität zu Berlin geh. am 15. October 1892. Verlag von August Hirschwald. Berlin 1892. — Preis 0,80 Mk. Ueber den wesentlichen Inhalt der vorliegenden Rede haben wir bereits ausführlich in der „N. W." Bd. VII Nr. 45 berichtet. Paul Knuth, Geschichte der Botanik in Schleswig-Holstein. Zweiter Theil. (Die Zeit nach Linaö). Kiil u. L«'ipzig 1892. 157 S. 8". — Preis 1 Mk. Aus der Vorlinne'schen Zeit werden nachträglich Mittheilungen über Vasmorus (Daviil Wasmer, gegen Endi> des 16. Jahr- hunderts Arzt in Lübeck), Albin us (Jakob Witte, 1637 als Arzt in Hamburg gestorljcn) und besonders lungius (Joacliim .hinge, 1.587 zu Lübeck geboren, 1657 als Rector des akademischen Gym- nasiums und des .lohanneums zu Hamburg gestorben) gebracht. Das Junge'sche Werk Isagoge phytoscopica wird eingehend ge- würdigt und die Bedeutung Junge's als Schöpfer der botanischen Kunstsprache hervorgehoben. Damit erscheint Junge als ein Vorläufer Linne's, welcher einen noch grösseren Einfluss als die „Väter der Botanik" auf die Entwicklung der Pflanzenkunde auch in Schleswig-Holstein hatte. Durch die Herausgabe der Flora Lapponica und der Flora Suecica regte Linne die Botaniker zur botanischen Landes- erforschung an. I. Geschichte der floristischen Erforschung des Gebietes. Fünf Jahre nach dem Erscheinen der zweiten Auf- lage von Linne's Flora Suecica erschien das erste Heft der Flora Danica, jenes allbekannten berühmten Werkes, welches zu seiner Vollendung l'/j Jahrhundert bedurfte. Die Herausgeber waren Oeder, (). F. Müller, M. Vahl, Hornemann, Lieb- mann, Job. Lange. Die wichtigsten Mitarbeiter sind: Bargum, Drejer, Forchhammer, Frölich, Gottsche, Lehmann, Lynghye,, Nolte, Oersted, Rosonberg, Saxesen, Schiötz, Schouw, Schumacher, Sonder, Steenstrup, Vahl jun. Ausser der Flora danica erschienen von Mitte bis Ende des vorigen Jahrhunderts noch mehrere die dänische etc. Flora be- treffenden Arbeiten, so von Rafn (Danmarks og Holsteens Flora, 1796—1800), Rotzius (Florae Scandinaviao Prodromus, 1779). Die erste wissenschaftliche, grundlegende Arbeit speciell über die Flora von Schleswig-Holstein waren G. H. Weber's Primitiae Florao Holsaticae (1780), welchen 7 Jahre später ein „Supple- mentum" folgte. Von den botanischen Schriftstellern Schleswig-Holsteins gegen Ende des vorigen und zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts sind sonst noch hervorzuheben: H. P. Ch. Esmareh, Rektor der Domschule zu Schleswig; C h. W. Ritter, Dr. med. in Flensburg und Hamburg; F. Weber, D. M. H. Mohr u. J. J. P. Mol- denhawer, Protf. in Kiel. Von Hamburgischen Botanikern sind zu nennen: Rektor Lichten stein, Dr. med. Giseke, Buok, Flügge, Hayne, Mössler, Lehmann, Gottsche, Eimbcke, Schmidt, Sickmann, Hübner, endlich W. Sonder, durch dessen Flora Hamburgensis (1851) die botanische Erfor- schung Hamburgs einen vorläufigen Abschluss fand, ebenso wie einige Jahre vorher diejenige des Lübecker Gebietes durch G. R. Hack er 's Lübeckische Flora (1844), nachdem Avt5-Lal- lemant, H. Brehmer, Kindt, Lindenberg, Marc de Wolf u. A. die Erforschung der Pflanzen des Gebietes gefördert hatten. Für Dänemark ist dasselbe Ereigniss zu verzeichnen. Hier erschien 1851 Johann Lange's treff'liches Handbog i den Danske Floi-a. Als wichtigste Mitarbeiter sind zu nennen: L. Borst, V. Fischer-Benzon, Friederichsen, Gelert. Jensen, M. Th. Lange, Oersted, Penisen, Prahl, Raunkiaer, Schiötz, Steenstrup, V. Suhr, Vahl, Vaupell. Während also Dänemark, Hamburg und Lübeck bereits voll- ständige Florenwerke besassen, sollten erst noch mehrere Jahr- zehnte vergehen, bis Schleswig-Holstein (1887) auch in den Besitz eines solchen kam. Hier hatte E. F. Nolte 1826 die No- vitiae Florae Holsaticae herausgegeben, die zweite glänzende In- angrift'nahnie der Darstellung der Pflanzenwelt des meerum- schlungenen Landes. Aber mit der Herausgabe dieses noch immer sehr unvollständigen Pflanzenverzeichnisses hat Nolte seine bota- nischen Veröffentlichungen so ziemlich abgeschlossen. In der Vorrede zu den Novition nennt er u. A.: Bertram, Eckion, Esmareh, Flügge, Forchhammer, Gütschow, den vielleicht verdienstvollsten aller Schleswig- Holsteinischen Botaniker Lars Hansen, Hin- richsen, Hornemann, Kindt, Lehmann, Neuber, Prelni, Reichenbach, Ritter, Saxesen, Sienkneclit, Sonder, v. Suhr, Thun, Weber. Das Arbeitsfeld der Amtsnachfolger Nolte's lag auf einem ganz .anderen Gebiete. Zwar versuchte A. W. Eichler durch Versendung von Standortslisten an bekannte Schleswig-Holstei- nische Botaniker die völlig eingeschlafene Frage der Herausgabe einer Landesflora von neuem zu erwecken, doch ohne den rechten Erfolg. Auch die im Laufe der Jahrzehnte im botanischen Institut zu Kiel angesammelten Pflanzenschätze wurden dui'ch P. Hennings mit bewundernsworthem Fleisse geordnet. Ausserdem erschienen zahlreiche floristische Einzelarbeiten, z. B. von Borchmann, Claudius, V. Fischer-Benzon, Fuchs, Hennings, Kirmis, Klalt, Kuphaldt, Laban, Lenz, Lienau. Manch, Petit, Prahl, Prehn, Reinke, Schiötz, J. J. Schmidt, Timm u. s. w. „So lagen die Verhältnisse, als Verf. 1881 nach Kiel kam. Mit Staunen bemerkte er das Fohlen einer Gesammtttora des 30 Naturwissenschaftliclie Wochenschrift. Nr. 3. Gebietes, das riesige aufgehäufte Material, die zahlreichen Einzel- arbeiten, die Energielosigkeit oder Gleichgültigkeit der zur Herausgabe einer Flora etwa berufenen Persönlichkeiten.'" Er studirte die Litteratur und Herbarien, durchstreifte im Laufe der folgenden Jahre nach allen Richtungen das Gebiet und gab (1887) die erste Flora desselben heraus. Behülflich waren ihm u. A.: Borst, Brehmer, Buehenau, Burmester, Callsen, Fack, v. Fischer- Benzon, Fuchs, Garcke, Hallier, Haussknecht, Hennings, Hin- richsen, Jensen, Jessen, Krause, Lange , Lienau , Fax, Prahl, Prehn, Reinke, Reinbold, Rohwedder, Schmidt, Timm, Wüstnei etc. Als grössten Erfolg seiner Flora sieht Verf. das Erscheinen eines zweiten Werkes dieser Art an, welches von Prahl, V. Fischer-Be nzon und Krause (1888 — 1890) herausgegeben wurde, denen ausser den meisten der oben genannten noch zahl- reiche andere Männer behülflich waren. Auch auf dem Gebiete der Algenforschung ist ein vor- läufiger Absehluss durch J. Reinke's „Algenflora der westliclien Ostsee deutschen Antheils" (Kiel 1889), welcher sich desselben Verfassers „Atlas deutscher Meeresalgen" (Berlin 1891) anschliesst, gemacht worden. Ausser Reinke sind als thätige AI gen forscher zu nennen: Engler, Flögel, Kirchenpaur, Kuckuck, Lenz, Lüders, Magnus, Reinbold, Schutt. Chr. Sonder. Die Pilze bearbeiteten Eichelbaum, B. Fischer, Fuchs, Sadebeck; die Moose Burchard, Gottsche, Jensen, Langfeldt, Prahl, Timm, Wahuschaff; die Ge- fä sskry ptogamen Klatt, Langfeldt, Prahl, Timm, Wahnschaff, lieber Bl ü thenpflanz an schrieben ausser den oben genannten: Friedrich, Junge, Nathorst; Nöldecke, 0hl, Petersen, Raunkiaer, C. Weber, Zimpel etc. Anhangsweise werden Arbeiten über Gärten, Anlagen, Institute, Sammlungen, sowie über die Geschichte der Botanik, endlich in Schleswig-Holstein verfasste Lehrbücher augeführt. II. Nordfriesische Inseln und Helgoland. Die Litte- ratur über die Flora dieser Inseln beansprucht wegen der Eigen- artigkeit ihrer Ptlanzenwelt ein eigenes Kapitel in der , Geschichte der Botanik in Schleswig-Holstein". Der erste wissenschaftliche Botaniker, welcher Sylt liesuchte, war Oeder. Sodann machte Nolte zahlreiche interessante Entdeckungen auf den nordfrie- sischen Inseln. Spätere Erforscher der Flora derselben sind F. Müller, Spieker, Schiötz, Borst, Prahl, v. Fischer- Benzon, Hallier, v. Ebner, Buehenau, Raunkiaer, Knuth. — Die erste Arbeit über die Flora von Helgoland stammt erst aus dem Jahre 1829 und ist von F. H. Hotfmann verfasst. Nach ihm veröffentlichten Nolte, Threde, Röding, G. F. W. Meyer, Cohn, Hallier, Pringsheim, Wollny, v. DaÜa Torre, Haussknecht, Reinke arbeiten über die Pflanzenwelt Helgo- lands, insbesondere über die Algenflora. III. Biologie. Besonders den Bestäubungseinrichtungen ist neuerdings grosse Aufmerksamkeit geschenkt worden. Nach Würdigung der Verdienste Ch, K. Sprengel's, J. G. Köl- reuter's, Charles Darwin's, H. Müller's, J. Mac Leod's führt Verf. seine zahlreichen Arbeiten über die Bestäubungsein- richtungen Schleswig-Holsteinischer Pflanzen auf, zu denen er durch die Werke H. Müller's, mit welchem er einige Jahre in derselben Provinz und in gleicher Stellung thätig war, angeregt wurde. Zum Schlüsse macht er noch auf die biologischen Arbeiten von E. Warming aufmerksam. IV. Phaenologie. Der Begründer dieses Zweiges der Bo- tanik ist Linne. Die ältesten phänologischen Aufzeichnungen in Schleswig-Holstein sind durch Herzog Christian August 17.5Ü veranlasst; sie wurden durch F. H. Ger mar erhalten. Zu phäno- logischen Beobachtungen regte 1785 P. D. Giseke in Hamburg an. A. W. Nouber in Apeurade hat dort 1825 solche Beobach- tungen angestellt. Eine tiefer gehende Anregung gab erst G. Karsten in Kiel Ende der sechziger Jahre, doch nahm das Interesse sehr bald ab. Angeregt durch die Arbeiten von H. Hoff- mann in Giessen und die Schriften von E. Ihne unternahm es Verf., das Hotfmann'sche Schema für phäuologische Beobachtungen auch in Schleswig-Holstein einzuführen, und zwar mit dem Er- folge, dass er im ersten Jahre (1890) von 18, im zweiten (1S91) von 26 Beobachtern die Karten ausgefüllt zurückbekam. .\, G. Massee, A Monograph of the Myxogastres, 367 S, cum tab. col. 12. 8". London (Methuen & t'o.) 1892. — Preis 18 Mk. Da das Rostafinskisehe Buch über die My.xomyceten den meisten unzugänglich ist, weil es in polnischer Sprache abgefasst ist, so niuss das Erscheinen eines Werkes, welche diese interessanten Pflanzen in einer verständlichen Sprache dem Fachmanne und dem Laien vorführt, mit Freuden begrüsst werden. Wir Deutsche besitzen für die Gesammtheit der Myxomyceten ein ähnliches Werk nicht; allerdings sind unsere in Doiitschland heimischen Arten in mustergültiger Weise von Schröter in der schlesischen Kryptogamenflora bearbeitet worden. Zwar sind neue Gedanken über die Verwandtschaftsverhält- nisse der Gruppe in vorliegendem Buche nicht zu finden, auch ist auf praktische Bestimmungstabellen leider ein zu geringer Werth gelegt worden, aber doch ist das Buch seiner guten Be- sehreibungen und Abbildungen wegen für das Studium der Schloim- pilze zu empfehlen. Die Einleitung giebt eine Uebersicht über die Morphologie und die bisherigen Systeme und kann daher als Einführung in das Studium dienen. Wer zugleich neben diesem Buche noch die Schrötersche Bearbeitung hat, wird sich leicht auch das Verständniss der schwierigeren Gruppen erschliessen können. Zum Schluss sei es noch gestattet, das S3'stem mit den Abweichungen gegen die früheren hier wiederzugeben. Tubulinae: Tubulina (incl, Licea et Lindbladia), Protodermium. Cribrariae: Orcadella, Enteridium, Clathroptychium, Cribr.aria (incl. Heterodictyon), Dictydium. Stemonitae: Stemonitis (incl. Comatricha), Siphoptychium, Amaurochaete, Brcfeldia, Rostafinskia, Reticularia. Lamprodermae : Enerthenema, Ancyrophorus, Lam- proderma. Echinostelium, Raciborskia. Orthotricha. Die Gattung Clastoderma, die Schröter mit Orthotricha iden- tisch hält, wird von Masse nicht angeführt. Tricheae: Trichia, (.>ligonema. Arcyriae: Prototrichia (incl. Coruuvia pr. p.) Peri- chaena, Ophiotheca (incl. Coruuvia pr. p.), Heterotrichia (n. gen.), Lachnobolus, Arcyria (incl. Hemiarcyria), Lycogala (incl. Dermo- dium). Didymeae: Chondrioderma , Didymium, Lepidoderma, Spumaria, Diachaea. Physarae: Badhamia, Craterium, Plysarum, Tilmadoche, Leocarpus, Cienkowskia, Crateriachea, Fuligo. Dr. Lindau. Bachmann, P., Die Elemente der Zahlentheorie. Leipzig. 6,40 M. Barus, C, Die physikalische Behandlung und die Messung hoher Temperaturen. Leipzig. 3 M. Barvir, H., Beiträge zur Morphologie d. Korund. AVien. 0,60 M. Becker, E., Zonenbeobachtungen der Sterne zwischen 20. und 25. Grad nördlicher Declination. Berlin. Berteis, G. A., Erdöl, Schlammvulkane und Steinkohle. Riga. 1,60 M. Berzelius u, Liebig. Ihre Briefe von 1831—1845 mit erläuternden Einschaltungen aus gleichzeitigen Briefen v. Liebig und Wöhler, sowie Missenschaftlichen Nachweisen. München. 6 M. Beyschlag, F., Geologische Uebersichtskarte der Gegend von Halle a. S. Die Mausfelder Mulde und ihre Rändert Berlin. 3 U. Bibliotheka zoologica IL Leipzig. 12 M. Birch-Hirschfeld, F. V., Grundriss der allgemeinen Pathologie. Leipzig 7,25 M. Bock, E. C, Das Buch vom gesunden und kranken Menschen. 15. Aufl. Leipzig. 12 M. Börner, H., Lehrbuch der Physik für höhere Lehranstalten, so- wie zur Einführung in das Studium der neuereu Phvsik. Berlin. 6 M. Braune, W., u. O. Fischer, Bestimmung der Trägheitsmomente des menschlichen Körpers und seiuer Glieder. Leipzig. 4 M. Braus, H., Ueber die Rami ventrales der vorderen Spinalnerven einiger Selachier. Jena. 0,80 M. Brendel, M., lieber die Brechung des Lichts in Prismen etc. Bi'rliu. Bresg^en, H., Beitrag zur Kenntniss der Blattfallkrankheit der Weinrebe (Peronospora viticola) und deren Bekämjjfung. Kreutz- nach. 0,50 M. Claus, C, Ueber die Entwicklung der Scyphostoma von Cotylorhiza, Aurelia und Chrysaora, sowie über die systematische Stellung der Scyphomedusen. 2 Tbl. Wien. 11,20 M. Cohen, E., Meteoreisen-Studien. II. Wien. 1,20 M. Inhalt: Werner von Siemens f. (Mit Porträt) — Dr. Otto Kuntze: Botanische Excursion chircli die Pampas und Monte- Formationen nach den Cordilleren. (Fortsetzung und Schluss.) — Ueber den Scheich im Nibelungenliede. — Fort])rianzung des Wurmes Planaria alpina Dana. — In der * )hrmuschel und im Gehörgang von Nagern, Wiederkäuern und Raubtliieron lebende Milben. — Beiträge zur Entwicklungsgeschichte di-r Samendecken bei den Euphorbiaceen mit besonderer Berücksichtigung von Ricinus communis L. — Beyrichit von d^r Grube Lammerichskaule bei Altenkirchen im Siegeuschen — Aus dem wissen- schaftlichen Leben. — Litteratur: Rudolf Virchow: Lernen und Forschen. — Paul Knuth: Geschichte der Botanik in Schles- wig-Holstein. Zweiter Theil. (Die Zeit nach Linne). — G. Massee: A Monograph of tlic Myxogastres. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Beilage zur Naturwissenschaftlichen Wochenschrift. VIII. Band. Nr. 3. 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Der Vierteljahrspreis ist JC 3.— Bringegeld bei der Post 15 ..j extra. 1 Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ■},. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinknnft. Inseratenannahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nnr luit volIstänrperlichc Leiden erscheinen, während sie doch in Wirklichkeit nichts Anderes sind, als die uothwendigen körperlichen Folgen rein geistiger Vorgänge und daher auch nur mit diesen letzteren zu- sammen wieder verschwinden können. Derartige krank- hafte Zustände entstehen sowohl, wenn ein einmaliger, aber ungewöhnlich heftiger psychischer Shok eine an- haltende hochgradige Erregung des Bewusstseins ver- ursacht, oder wenn eine ähnliche Wirkung durch an sich leichtere, aber häufig wiederkehrende uud in ihrer Wir- kung sich daher sunnnirende Einflüsse erzielt wird. Für die praktische Bedeutung dieser Vorgänge ist aber Nichts von so einschneidender Wichtigkeit, wie die Thatsache der ungemein grossen individuellen Unter- schiede in Bezug auf ihre Stärke und Ausdehnung, sowie die Leichtigkeit ihres Eintritts. Wie wir verschiedene körperliche, so müssen wir auch verschiedene geistige Constitutionen annehmen, zu deren wesentlichsten Unter- scheidungsmerkmalen gerade die besondere Beschatfenheit des Abhängigkeitsverhältnisses zwischen seelischen und körperlichen Vorgängen besteht. Dabei kann aber kein Zweifel darüber sein, dass diese Unterschiede ihrem Wesen nach vorzugsweise auf dem geistigen Gebiete selbst liegen, dass also die Leichtigkeit des Eintritts psychisch bedingter körperlicher Störungen nicht etwa auf einer abnorm schwachen Widerstandskraft des Körpers beruht, sondern 36 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4. Von der besonderen Leichtigkeit und Häufigkeit des Ein- tritts abnorm starker seelischer Erregungen abhängt. Wenn man gegenwärtig die gewöhnlichen leichten Grade körperlich hervortretender, aber psychisch bedingter Reiz- oder Depressionserscheinungeu als „Nervosität" be- zeichnet, so müssen wir wohl daran festhalten, dass die Nervosität im Sinne der Wissenschaft eine besondere geistige, aber keine körperliche Constitution bezeichnet. Wohl kann sie zuweilen erworben und daher vielleicht im Zusammenhang mit gewissen körperlichen Veranlassungen entstanden sein; in den meisten Fällen ist sie aber nichts Anderes, als ein Ausdruck der besonderen geistigen In- dividualität, welche zweifellos durch die Verhältnisse des äusseren Lebens, durch Schicksal, Erziehung und Selbst- beeinflussung niodificirt und in Schranken gehalten werden kann, deren innerstes Wesen aber völlig zu unserer von Geburt an gegebenen Eigenart gehört und ein Erbtheil unserer Natur ist. Eine genauere psychologische Analyse der Nervosität lässt den in der Besonderheit des geistigen Naturells ge- legenen Ursprung derselben fast immer deutlich erkennen. Eine derartige Analyse führt zur genaueren Feststellung- aller Eigenthümlichkeiteu des „nervösen" Bewusstseins. Wir erkennen dann, dass das „nervöse" Bewusstsein durch das besondere häufige und leichte Auftauchen gewisser Vorstellungen und Vorstellungsgrnppeu cliarakterisirt ist, ebenso wie durch das erleichterte Eintreten gewisser Associationen mit anderen Vorstellungen meist ängstlichen und schreckhaften Inhalts, und endlich durch die auf- fallende .Schwäche der Hemmung, welche unter normalen Verhältnissen derartige ängstliche Vorstellungen durch andersartige ihnen entgegenwirkende Vorstellungen er- fahren. Auf die auf den Zustand des eigenen Körpers sich beziehenden Vorstellungen ängstlichen Inhalts, die hypo- chondrischen Vorstellungen, geht St. specieller ein. Der Einfluss und die Bedeutung derartiger Vorstellungen, von denen nur wenige Menschen völlig frei sind, und deren Ursprung ja zum Theil in den vollkommen be- rechtigten Gedanken der Vorsicht und der Selbsterhaltung gelegen ist, können kaum hoch genug angeschlagen wer- den. Denn nicht nur, dass hierdurch zahlreiche sonstige Vorstellungen und Thätigkeiten eine nicht unbeträchtliche Hemmung erfahren: die hypochondrischen Vorstellungen sind selbst unmittelbar die Ursachen einer grossen Reihe abnormer körperlicher Zustände. Bei ihrer gewölmlicheu Lebhaftigkeit und der besonderen Art ihres Inhaltes wer- den sie zunächst alle jene allgemeinen P"'olgeersc]ieinungen hervorrufen, deren nothwendiges Auftreten bei jeder stär- keren seelischen Erregimg überhaupt bereits bekannt ist. Ausserdem aber sehen wir, dass jede einer Erwartung entsprechende, besonders lebhafte Vorstellung unter Um- ständen die subjective Empfindung des erwarteten Vor- stellungsinhalts hervorrufen kann. Diese Thatsache erklärt uns die Entstehung einer grossen Reihe von Krankheits- zuständen. Wir erkennen, wie durch die blosse Angst vor einem Magenleiden alle subjectiven Empfindungen eines solchen, durch die Fmcht vor einem Herzfehler alle subjectiven Erscheinungen desselben entstellen. Immer ist hier die Vorstellung das Primäre, der körperliche Zustand die nothwendige Folge. Nicht von eingebildeten Krank- heiten dürfen wir da sprechen, sondern von Krankheiten, die dur^h Einbildung, d. h. durch Vorstellungen entstanden sind. Wie weit diese Beeinflussung des Körperlichen durch das Vorstellungsleben reichen kann, ahnt derjenige nicht, der diese Verhältnisse nicht eingehend studirt hat. Denn in ihrer weiteren Entwicklung und Ausbildung können die leichtesten Störungen dieser Art schliesslich in eine völlige Unordnung und Auflösung aller normalen Beziehungen zwischen den köi'perlichen und geistigen Vorgängen aus- arten. Die Vorstellung der Lähmung kann zu wirklicher Lähmung, die Vorstellung einer erwarteten Empfindung zur Hallucination führen. Nimmt man hinzu, wie hierbei in Wirklichkeit oft noch die Wahnvorstellungen eines von vornherein krankhaften Bewusstseins eine Rolle spielen, so gewinnt man eine Einsicht in die Entstehung jener schweren und traurigen Krankheitszustände, bei denen sich die krankhafte Erregung der Vorstellungen in dem völligen Verlust jeder geordneten Willensthätigkeit oder in den Visionen der Extase äussert. Nur durch die Analyse der einfachsten Verhältnisse können wir auch für diese verwickelten Zustände den Faden des Verständnisses ge- winnen. — Die Beeinflussung der Körperlichkeit durch die Zu- stände unseres Bewusstseins geschieht nun nicht nur in ungünstiger, sondern ebenso häufig in einer die Beziehun- gen beider zu einander regelnden und von Neuem be- festigenden Weise. Während die lebhafte Vorstellung eines gefürchteteu Uebels häufig die subjectiven Empfindungen der scheinbar bereits bestehenden Krankheit hervorruft, wird andererseits die Vorstellung der sicher gefundenen Hülfe in einem solchen Falle auch sofort die angstvolle Aufregung des Bewusstseins und damit auch alle hier- durch entstandenen körperlichen Folgezustände beseitigen. Durch das Auftauchen der neuen beruhigenden Vorstellung wird die vorhergehende beängstigende aus dem Bewusst- sein verdrängt. Diese Verhältnisse sind so einfach, dass sie einer aufmerksamsn und denkenden ärztlichen Beobachtung nie- mals ganz entgangen sind. Jedoch der volle Umfang ihrer Wirksamkeit und Bedeutung kann erst jetzt richtig beurtheilt werden, seitdem wir ein eingehenderes Ver- ständuiss für den psychischen Ursprung so zahlreicher, scheinbar rein körperlicher Krankheiten und Krankheits- syraptome gewonnen haben. Insbesondere ist es ein Um- stand, den man von den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart hinein häufig übersehen hat. Der erwähnte p.sychische Factor, nämlich der Einfluss der Vorstellungen auf die Beseitigung zahlreicher, scheinbar körperlicher Krankheitssymptome, wird sich natürlich oft auch allen sonstigen ärztlichen Hülfeleistungen beigesellen. Denn selbstverständlich wird das Auftauchen der neuen, die Hofl'nung und die Ueberzeugung der wiederkehrenden Ge- nesung ausdrückenden Vorstellungen in den meisten Fällen nur durch äussere Anlässe hervorgerufen, indem das Be- wusstsein den Glauben an die Wirksamkeit irgend welcher allgemein verbreiteter oder ihm durch sonstige Neben- unistände besonders heilsam erscheinender Mittel gewinnt. Hierdurch entsteht aber nicht nur für den Kranken, son- dern ebenso für den Arzt eine ergiebige Quelle von Irr- thümern. Denn auch der letztere versäumt es nur zu leicht, neben den unmittelbaren Wirkungen der von ihm getroffenen Maassnahmen, gleichzeitig auch die Bedeutung der hierdurch bei dem Patienten hervorgerufenen Vor- stellungen in Betracht zu ziehen. So kommt es, dass die Aerzte oft lange Zeit hindurch von der specifischen Wirksamkeit gewisser Heilmittel überzeugt sind, während doch die in der That beobachteten günstigen Heilerfolge keineswegs diesen Mitteln selbst, sondern in Wirklichkeit nur dem auf sie gesetzten Vertrauen entspringen. So er- klärt sich denn auch, warum die neu entdeckten Medi- camente so häufig ihre anfangs allgemein gepriesene Heil- kraft schon nach wenigen Jahren wieder verlieren. An- dererseits sind uns aber auch jetzt, seitdem wir eine genauere Keunfniss von der Maclit der Vorstellungen auf gewisse körperliche Zustände gewonnen haben, zahlreiche Vorkommnisse leicht erklärlich geworden, die früher von dem Nebel des Geheimnissvollen und Wunderbaren ver- Nr. 4. Naturwisseiiscbaftliche Wochenschrift. 37 hüllt waren. Selbst in den durch die Leg\'iidenbildung- und durch abergläubische Uebcrtreibunj;- häufig- noch aus- geschmückten Erzählungen von den überraschenden Hei- lungen schwer Kranker, Gelähmter, Besessener u. dgl. durch wunderkräftige Bilder und ]leli(|uien, durch Zauberei und Hexenkunst, durch Sympathie, Homöopathie und Heil- magnetismus, erkennen wir den wahren Kern wirklich erlebter, aber freilich falsch gedeuteter Tbatsaciien, und verstehen, wie allein durch diesen thatsächlichen Kern der Glaube an dei'artige übernatürliche Heilkräfte genährt und verbreitet wird. Theils in unndttelbarer Fortsetzung der überlieferten, theils in neuen Formen wird die Macht der Vorstellungen noch gegenwärtig in absichtlicher oder in unbewusster Weise tagtäglich gebraucht, um den Ruhm gewisser Heilkünstler zu mehren und den Glauben au gewisse Heilkräfte zu unterhalten. Die Macht der Vor- stellungen ist die gefährlichste Waft'e, welche dem soge- nannten Kurpfuscherthum in seinem Kam])fe gegen die wissenschaftliche Heilkunde zu Gebote steht. Die Wissenschaft hat nun die Grenzen festzustellen, bis zu welchen die Macht der Vorstellungen reicht. Dieses Machtgebiet ist natürlich ein beschränktes, die ganze Fülle der sogenannten organischen, anatomischen Krankheits- processe entzieht sich so gut wie ganz diesem Einflüsse. Nur, was durch Vorstellungen entstanden ist, kann auch auf diese Weise wieder beseitigt werden, und wenn eine genauere Einsicht uns auch gezeigt hat, dass die psychisch bedingten Kraukheitszustäude weit häufiger und mannig- faltiger sind, als man früher geahnt hat, so wäre doch eine Uebertreibung dieser Thatsachen eben so tadelns- werth, wie eine Unterschätzung derselben. Jedenfalls wird sich die wissenschaftliche ziel- und zweckbewusste An- wendung der psychischen Therapie streng unterscheiden von der immer halb unbewussten und ganz unverstandenen Verwerthung der gleichen Einwirkungen durch den Schwär- mer oder den Charlatan. Wie schwierig es aber gewesen ist, den Standpunkt zur riclitigen Beurtheilung dieser Ein- wirkungen zu gewinnen, geht schon daraus hervor, dass selbst Kant, der vor beinahe 100 Jahren eine Abhandlung verfasst hat „von der Macht des GemUths, durch den blossen Vorsatz seiner krankhaften Gefühle Meister zu sein", doch ein sehr ungenügendes Verständniss der hier in Betracht kommenden Vorgänge hatte. Kant betont nur, wie die durch einen festen Willen erfolgende Ab- lenkung der Aufmerksamkeit von den krankhaften körper- lichen Empfindungen diesen den Eintritt in das Bewusst- sein erschwert oder unmöglich macht, während ibm der ausgedehnte direete Einfluss der Vor.stellungen auf das körperliche Befinden selbst und auf das ungestörte Zu- sammenwirken der seelischen und körperlichen Vorgänge noch fast gänzlich unbekannt war. Der Arzt Hufeland, auf dessen Anregung hin Kant seine oben erwähnten Bemerkungen niedergeschrieben hat, war durch seine ärzt- liche Erfahrung schon zu einer viel eingehenderen Kennt- niss und richtigeren Beurtheilung der betreffenden Ver- hältnisse gelangt. Die Ziele der psychischen Therapie sucht die gegen- wärtige Medicin vielfach durch die Methode der „hypno- tischen Suggestion" zu erreichen. Hypnotismus, d. h. das künstliche Hervorrufen eines schlafähnlichen abnormen psychischen Zustandes, und Suggestion, d.h. die feste Einfügung einer bestimmten Vorstellung in das Bewusstsein eines Anderen — sind die neuen Schlagworte, deren Gebrauch, wie es bei neu ein- geführten Ausdrücken so häufig der Fall ist, zwar der raschen Verljreitung der Sache selbst dienlicii ist, anderer- seits aber auch nur zu oft einem oberflächlichen und mangelhaften Verständniss als bequemer Deckmantel dient. Bekanntlich ist nur das Wort „Hypnotismus" neu; die Keuntniss der hypuntischen Erseheinungen reicht nnn- destens ebenso weit zurück, wie überhaupt unsere Kunde von der Vergangenheit. Was wir von den wundersamen Künsten der alten indischen Fakire, von den marokkani- schen Marabuts, von den Mönchen auf dem Berge Athos lesen, was viel später unter dem Xamen des Sonmam- bulismus, Mesmerismus und des thierischen Magnetismus zahlreiche Geister in die grösstc Aufregung und \'er- wirrung gebracht hat — dies Alles ist sicher genau das- selbe, was gegenwärtig unter dem Namen des Hypnotismus endlich das wissenschaftliche Bürgerrecht erworben hat. Freilich war es nicht ganz leicht, aus dem durch Aber- glauben und Vorurtheil verworrenen Knäuel falsch ge- deuteter und daher scheinbar räthselhafter Beobachtungen den wahren Kern der Thatsachen herauszuwinden, und manche Aerzte können sich auch jetzt noch nicht von den letzten Spuren eines veralteten Mysticismus völlig frei machen. Im Allgemeinen besteht aber unter den wissen- schaftlichen Forschern über das Wesen des Hypnotisnms keine erhebliche Meinungsverschiedenheit mehr. Wir wissen jetzt, dass alle die mannigfaltigen hypnotischen Erschei- nungen, der künstlich hervorgerufene hypnotische Schlaf, die hypnotische Muskelstarre, die Gefühllosigkeit, endlich das hypnotische Irresein mit seinen Hallucinationen nichts Anderes sind, als neue Beweise für die Macht der Vor- stellungen auf die Zustände unseres Körpers. Wir wissen ferner, dass alle die verschiedenen früher angewandten besonderen Methoden zur Hervorrufung der Hypnose, das anhaltende Fixiren glänzender Glasknöpfe, das Heran- bringen schwingender Stimmgabeln oder starker Magnete, das leise und regelmässige Bestreichen der Haut' durch den vermeintlichen „Magnetiseur" u. s. w. an sich gar keine besondere Wirkung haben, und dass nur die durch alle diese Manipulationen erzeugten Vorstellungen die eigentliche Ursache des eintretenden hypnotischen Zu- standes sind. Freilich muss man sich häufig derartiger Mittel bedienen, um eben in den zu hypnotisirenden Per- sonen jene wirksamen Vorstellungen von dem bevorstehen- den und vermeintlich nothwendigen Eintritte der Hypnose in der erforderlichen Lebhaftigkeit und Ueberzeugungs- kraft hervorzurufen. Von wesentlicher unmittelbarer Be- deutung sind sie aber nicht, wie schon allein daraus hervorgeht, dass in sehr vielen Fällen die einfach ge- sprochene Versicherung ..Sie werden jetzt einschlafen" oder der mit dem scheinbar sicheren Gefühl der Macht ertheilte Befehl „schlafen Sie jetzt ein" genügt, um ein empfängliches Bewusstsein in den hypnotischen Schlaf zu versetzen. Natürlich wirkt hierbei stets eine Menge von Nebeuvorstellungen mit, die sich in der Regel auf den bereits bewährten Ruf des Hypnotiseurs und auf bekannte frühere Erfolge desselben bei anderen Personen beziehen. So erklärt sich die z. Th. noch jetzt verbreitete Meinung, als ob die Fähigkeit des Hypnotisirens nur gewissen be- stimmten Menschen verliehen sei, als ob der „Wille" ge- wisser Personen als solcher eine besondere objective, über die eigene Individualität hinausreichende Kraft besitze. Jener scheinbare Nimbus aber, mit dem der Hypnotiseur sich oft umgeben muss, um die beabsichtigten Wirkungen zu erzielen, birgt die grosse Gefahr in sich, dass der letztere nur zu leicht die schmale Grenzscheide zwischen erlaubter und unberechtigter Täuschung verliert und dann unrettbar dem Charlatanismus verfällt. Die Verwendung des Hypnotismus zu Heilzwecken geschieht in der Weise, dass dem zuvor hypnotisirten Kranken die Vorstellung von der hiermit bereits erfolgten Heilung oder wenigstens bedeutenden Besserung seines Zustaudes suggerirt wird. Die vorausgehende Hypnose ist dabei von Vortheil, weil der Kranke schon durch den Eintritt derselben die festeste Ueberzeugung von dem 38 Naturwissenschaftliche Wocbenschvift. Nr. 4. mäclitigeii Einflüsse des Hypnotiseurs auf seinen Zustand gewonnen hat und daher für die Aufnahme der zweiten heilenden Vorstellung aufs Beste vorbereitet ist. In der That sind mit Hülfe des Hypnotismus auf diese Weise bereits zahllose, oft anscheinend höchst wunderbare Hei- lungen erzielt worden. Zur häufigen berufsmässigen Ausübung des Hypno- tisirens gehört eine ganz besondere Neigung und auch ein gewisses schauspielerisches Talent. Mit" dem allge- meinen Bekanntwerden der hypnotischen Erscheinungen und der zunehmenden Einsicht in ihre Entstehung müsste ihr Glanz bald verblassen, und der gerade hier besonders zu fürchtende Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen würde dem Hypnotismus vollends den festen Boden ent- ziehen. Es ist kaum denkbar, dass ein geistig normaler Mensch, der genau weiss, was Hypnose ist, von einem anderen hypnosirt werden kann. Gegen wirkliche Er- kenntniss haben blosse Vorstellungen keine Macht mehr. Der Zustand der Hypnose besteht in der absichtlich hervorgerufenen Lockerung, ja z. Th. völligen Lösung der normalen festen Verknüpfung zwischen den seelischen und den körperlichen Vorgängen. Ist diese Verbindung aber einmal oder sogar häufig gelockei't worden, so verliert sie zweifellos dauernd an Festigkeit, und es besteht nun die Gefahr, dass bei oft hypnotisirten Personen ähnliche Zu- stände auch ohne ärztliche Absicht auf sonstige Veran- lassungen hin auftreten. Schon der Zustand der Hypnose selbst muss unbedingt als etwas Abnormes, Krankhaftes an- gesehen werden*). Genau dieselben Erscheimmgen, welche bei der Hypnose absichtlich hervorgerufen werden, keimt der Arzt auch als keineswegs seltene primäre, natürlich auch psychisch bedingte Krankheitszustände, die er mit dem Namen der Hysterie bezeichnet. Die hypnotischen Zustände und die Erscheinungen der Hysterie sind ihrem innersten Wesen nach aufs Engste mit einander verwandt. Die Hypnose ist nichts Anderes, als eine künstlich hervor- gerufene schwere Hysterie. Bei der Anstellung hypnotischer Versuche ist daher stets die Gefahr vorhanden, dass hier- mit die Veranlassung zum Ausbruche schwerer hysterischer Erscheinungen gegeben wird, und wenn auch die wissen- schaftlich gebildeten Hypnotiseure diese Gefahr kennen und nach Möglichkeit zu vermeiden wissen, so bleibt der Hypnotismus doch stets ein zweischneidiges Schwert, welches, zumal bei nicht ganz einsichtsvoller Anwendung, wie die Erfahrung schon öfter gezeigt hat, manches Unheil an- richten kann. Alle diese Einwendungen wären aber belanglos, wenn wirklich durch den Hypnotismus Heilerfolge zu erzielen wären, die man auf andere Weise nicht erreichen kann. Dies ist aber nicht der Fall. Nur so lange in der Me- diciu die Anwendung der psychischen Heilfactoren über- haupt nicht die genügende Beachtung fand, konnte der Hypnotismus zahlreiche Triumphe feiern über die Arznei- wissenschaft der herrschenden Schulen. Seitdem die Aerzte aber zu einer klareren Einsicht in das Wesen der zahl- reichen psychisch bedingten Krankheitszustände gelangt sind, fängt auch eine rationelle psychische Therapie an sich zu entwickeln, welche jener künstlich geschaffenen Bewusstseinsstörungen der Hypnose und jenes scheinbaren Nimbus besonderer geheimnissvoller Kräfte nicht mehr bedarf, sondern in der wissenschaftlichen Erkenntuiss und psychologischen Analyse der krankhaften Vorgänge selbst den Punkt findet, wo eine unmittelbare psychische Be- einflussung des Kranken die abnormen Zustände desselben zu beseitigen im Stande ist. Eine derartige psychische *) Auch der Psychologe W. Wuiidt iu Leipzig hat sieh neuerdings' in seinem Buch „Hypnotismus und Suggestion" dahin ausgesprochen, dass die liypnotischen Erscheinungen in das Gebiet der Pathologie gehören. Red. Therapie haben die bedeutenden Aerzte aller Zeiten ge- trieben. Den weitreichenden Einfluss dieser Therapie, freilich ebenso auch ihre durch die Natur der Dinge gegebenen Grenzen lernen wir aber erst jetzt völlig wür- digen, seitdem wir den tieferen Sinn des alten Satzes erkannt halien, dass der vollkommene Arzt des Körpers zugleich auch ein Arzt der Seele sein müsse. SchmetterHngsfaiig durcli Drosera rotiindifolia L. — In No. 52 des Bd. VII der „Naturw. Wochenschr.'- ver- öfientlichte Herr P. Krefft eine Beobachtung über den Sehmetterlingsfang von Drosera intermedia. In dieser Veröffentlichung und der angefügten Note wird die Jleinung ausgesprochen, dass Drosera rotundifolia ihrem Bau nach nicht recht zum Sehmetterlingsfang geeignet sei. Ich theile deshalb eine Beobachtung mit, "die "ich am 26. Juli vorigen Jahres auf einer Sumpfwiese bei Pansa im sächsichen Voigtlande gemacht habe. Auf dieser Wiese war Drosera rotundifolia L. (es kommt im Voigtland nur diese eine Art vor) weit verbreitet, an einigen Stellen sogar zu dichten üppigen Polstern gehäuft. Auf einem solchen Polster, von ungefähr 40 cm im Quadrat, hatten sieh acht Kohlweisslinge gefangen, die abgesehen von einigen noch lebenden — verschiedene Grade der Zerset- zung zeigten. Vielfach war nur ein Theil der Beine, der Flügel oder des Hinterleibes festgeklebt, aber die Thiere Sassen trotzdem fest. Manchmal betheiligten und unter- stützten sich auch 2 — 3 Blätter beim Fang eines Schmetter- lings. Hierbei konnte man beobachten, dass nicht nur die Tentakeln sich über die gefangenen Theile zusammen- neigten, sondern mitunter auch die dicken fleischigen Blätter sich mit ihren Rändern aufwärts krümmten, ja vollständig nach oben zusammenschlugen, so dass der be- treftendc Theil des Thieres dann von den Blatthälften um- schlossen wurde. Durch die todten Schmetterlinge wurden auch kleine schwarzbraune Ameisen angelockt, die geschickt, aber sehr vorsichtig zwischen den Blättern des Sonnenthaues herumkrochen, aber sofort zurückwichen, sobald sie sich den entgegenstarrenden Drüsenwimpern des Blattes näherten. Auf die Blätter selbst kroch keines der Thiere, und ich konnte, trotz eifrigen Sueheus, auch keine ge- fangene Ameise auffinden. Auf einer zweiten nicht viel grösseren Stelle derselben Wiese, die durch einen kleinen Teich von der ersteren getrennt war, fanden sich zehn durch die Drosera ge- fangene Kohlweisslinge. Hier wie dort deuteten herum- liegende Flügelreste auf den schon länger betriebenen Fang hin. Auflällig war es mir, dass, obgleich Drosera rotundifolia L. überall auf der Wiese wuchs, die Schmetter- linge sich doch nur an den erwähnten zwei Stellen und noch dazu in so grosser Menge gefangen hatten. Es schien mir, als ob nicht die einzelnen Sonnenthaupflanzen, sondern ein zufällig gefangener Kohlweissling das An- lockungsmittel für die übrigen gewesen wäre, und ich er- innerte mich hierbei der schon oft gemachten Beobach- tung, dass ein einziger Kohlweissling, der sich auf einer feuchten Stelle eines lehmigen Feldweges niederlässt, ganze Schaaren vorüberfliegender Schmetterlinge anlocken kann, die sich dann dicht gedrängt um ihn schaaren. Die vorstehende Beobachtung zeigt, dass die Drosera rotundifolia ebenso zum Sehmetterlingsfang geeignet ist, wie ihre beiden Schwestern. Dr. Schorler. Asboliu ^on Braconnet aus dem wässerigen Auszug des Kienrusses bereitet und als ^Mittel gegen Schwindsucht angewendet, besteht nach einer Untersuchung von Behal und Desvigues (Gompt. rend. 114, 1541) aus Brenzcatechin Nr. 4. Naturwissenschaftliche Wo chenschrift. 30 C.H-Oa (Sdp. 240° bei 761 mm) luid Homobreiizcatechin C^HgOo (Sdp. 251—252° bei 750 mm). Letzteres erwies sich als identisch mit dem bereits bekannten Körper gleicher Zusammensetzung. Sp. Ein neues Oiundgesetz der Ernährung und die Quelle der Muskelkraft. — E. Pflüger hat über diesen Gegenstand eine Anzahl ausführlicher Abhandlungen ver- ötfentlicht (Arcli. f. d. ges. Physiol. 50,98,,.j3„,,)96; 51,,o9,3n; 52,1 ,..39), welche sich gegen die aus Pettenkofer und Voit's Versuchen abgeleiteten Gesetze richtet. Seine hauptsäch- lichsten Resultate sind: 1. Eiweiss, in genügender Menge verfüttert, ist die alleinige Quelle der Muskelkraft; nur bei Mangel an diesem findet Ersatz durch Fette und Kohlen- hj'drate statt. 2. Das Körperfett bildet sich nicht aus Eiweiss, sondern aus den überschüssigen (d. h. das Be- dürfniss des Körpers übersteigenden) Mengen von Fett und Kohlenhydraten. Sp. Der Planet Jnpiter, der ebenso wie Mars zur Zeit ■nnier mehr von der Erde zurückweicht, wird Ende Januar in seiner nach Osten gerichteten Bewegung vom letztgenannten Planeten überholt. Am 23. Januar kommen beide Planeten in eine bemerkenswerthe Constellatiou mit dem Monde. Fragen und Antworten. Aus welchem Material bestehen die essharen „in- dischen Vogelnester''? L. Ihre Frage bezieht sich — wie Sie sagen — auf die Mittheilung S. 530—531 Bd. VII der „Naturw. Wochen- schrift" über die Verwendung der Algen, indem Sie an- nehmen, dass die indischen Vogelnester aus Algen-Material zusammengesetzt sind, welches die Vögel mit ihrem Speichel vermischen. Diese Annahme ist aber irrig. Der Reisende F. Jagor macht in seinem Buche „Singapore— Malacca— Java" (Berlin 1866) diesbezüglich die folgende Mittheilung. lieber den Stotf, aus dem die Nester bestehen, herrschten bis vor Kurzem sehr abweichende Vorstellungen. Erst Dr. Bernstein beschrieb nach wiederholten sorgfälti- gen Beobachtungen ihre Entstehung, sowie er auch der Gattung Collocalia Gr., die Bonaparte wieder zu den Schwalben gestellt hatte, in Folge genauer anatomischer Untersuchungen ihre richtige Stellung im System in der Familie der Cypseliden anwies und dadurch Gray's frühere Klassifikation, ohne sie zu kennen, bestätigte. Nach Bernstein*) kennt man von der Gattung Collo- calia bis jetzt nur vier Arten: C. esculenta Lath., C. nidi- fica Lath.", beide auf Java einheimisch, C. troglodytes Gr. & Mitch., den Molucken und Philippinen und C. fran- cica, allein der Insel Mauritius angehörend. Die Nester von C. esculenta, seit Jahrhunderten bekannt und oft be- schrieben, haben im Allgemeinen die Form einer der Länge nach geviertelten Eiscljale, die mit einer Seite am Felsen klebt, welcher die Rückwand des Nestes bildet. Von beiden Enden gehen flügelartige Ausbreiten aus, die mit ihrer flachen Basis am Gestein festsitzend, die Hauptstütze des Nestes bilden, das aus einer sehr dünnen, durchscheinenden, weissen oder bräunlichen Masse besteht, die am meisten Aehnlichkeit mit Hausenblase hat und wellige Querstreifen zeigt. C. nidifica, die auf Java wohl noch häufiger ist, als die andere Art, wohnt in weniger unzugänglichen Höhlen und baut ihre Nester, die den an- dern sehr ähnlich sehen, zum grossen Theil aus Pflanzen- bestandtheilen, welche durch die leimartige Sub.stanz an einander geklebt werden, während die Nester von C. es- culenta ausschliesslich aus dieser Substanz bestehen. Einige hielten diesen Stoff für den verhärteten Saft eines Baumes, Calambone*), andere für Seetang, vom Vogel verzehrt und wieder ausgespieen; doch hat mau in seinem Magen nie Spuren von Pflanzenstotf, sondern nur Insekten gefunden. Einen Kropf, in dem die Metamorphose vor sich gehen könnte, besitzt der Vogel nicht. Bernstein fand aber an ihm ungewöhnlich entwickelte Speichel- drüsen, besonders glandulae sublinguales, die zur Zeit des Nestbaues ausserordentlich anschwellen, dann wieder kleiner werden, und später die gewöhnliche Grösse dieses Organs bei verwandten Vögeln nicht übertreffen. Sie sondern einen dicken, zähen Schleim ab, der sich in grosser Menge an der Oeft'nung der Ausführungsgänge dieser Drüsen, vorn unter der Zunge, anhäuft. Die Masse hat, oberflächlich betrachtet, grosse Aehnlichkeit mit einer sehr dicken Lösung von Gummi Arabicum, trocknet schnell an der Luft und stimmt auch, unter dem Mikroskop be- trachtet, vollständig mit der Substanz der Nester überein. Bernstein beobachtete mehrere Male diese Vögel beim Nestbau. Sie fliegen wiederholt an die gewählte Stelle und drücken mit der Zungenspitze einen Tropfen des Speichels gegen die Felswand. Dies wiederholen sie zehn- bis zwanzigmal, ohne sich mehr als eine^EUe weit vom Platz zu entfernen, sie müssen also das Material, das sich schnell wiedererzeugt, in grösserer oder geringerer Menge bei sich führen. So entsteht als Grundlage des Nestes eine hufeisenförmige Erhöhung, der [Vogel klammert sieh daran und vergrössert, indem er mit dem Schnabel hin- und herfährt und den Schleim am Rande aufsetzt, das Nest, wodurch auch die oben erwähnten Streifen ent- stehen. Alle diese Angaben beruhen nicht auf Vermu- thungen, sondern sind die Ergebnisse von Dr. Bernstein's wiederholten, mit grosser Umsicht angestellten Beobach tungen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt : Dr. Leo Grunmach von der technischen Hochschule Charlottcnburg-Berlin zum Professor der Physik. — Der ausserordentliche Professor an der thierärztlichen Hochschule in Budapest, Dr. Leo Lieberniann , zum Director des chemischen Landesinstitutes und der cliemischen Ceutralversuchsstation in Budapest. — Professor von Lenhossek in Basel zum Prosector an der Universität Würzburg. — Dr. M. Gurke zum Gustos am Kgl. botanischen Garten zu Berlin. Es haben sich habilitirt: Dr. A. Wieler für Botanik an der technischen Hochschule in Braunschweig. — Dr. med Felix Hirschfeld, Assistent an der inneren Abtheilung des städtischen Krankenhauses Moabit, als Privatdocent für innere Medicin an der Universität Berlin. *) Over de zoogenoemde eetbare Vogelnesten. — Beiträge zur näheren Kenntniss der Gattung Collocalia Gr. L i 1 1 e r a t u r. Otto Hamann, Entwicklungslehre und Darwinismus. Eine kritische Darstellung der modernen Entwicklungslehre und ihrer Erklärungsversuche mit besonderer Berücksichtigung der Stellung des Menschen in der Natur. Gemeinfasslich geschildert. Mit IG Abbildungen. Verlag von Hermann Costenoble. Jena 1892. — Preis 8 Mk. In der Einleitung dieses für Laien geschriebenen, aber diesem wegen der Ansprüche, welche Hamann an die Vorkenntnisse des Lesers stellt, nicht verständlichen Buches behauptet der Verfasser, dass die Lehre Darwin's von seinen Nachfolgern immer von neuem nicht als eine Hypothese, sondern als feststehende heholz liefert, in Java *) Demselben, der das duftende Galioc aber nicht vorkommt. 40 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4. Thatsache angepriesen werde. Referent wird es schwer zu glauben, dass es dem Verfasser unbekannt gebliehen sein sollte, dass die Naturforscher verliiufig noch von der Darwin'schen Theorie sprechen. Aehnlich wie hier benutzt der Verfasser das gesammte von ihm angeführte Material, um seinen Ansichten eine möglichst breite Grundlage zu verschaffen: das Buch wimmelt also von Missverstäudnissen, wenigstens nach Ansicht des Ref., der viele Aeusserungen herangezogener Autoren anders versteht. Ref. hatte begonnen für die vorliegende Besprechung diese Miss- vorständnisse aufzudecken, hat aber bald einsehen müssen,^ dass das der Abfassung eines Buches gleichkommen würde. Bei dem Lesen des Hamann'schen Werkes drängte sich überdies die Au- sich auf, dass der Autor zu denen gehört, die nicht bekehrt sein wollen. Näher auf das Buch eingehen, hiesse demnach Eulen nach Athen tragen. Prof. Dr. F. Klockmann, Lehrbuch der Mineralogie. Für Stu- dirende und zum Selbstunterricht. 2. Hälfte, enthaltend den speciellen Theil mit 173 Textfiguren. Verlag von Ferdinand Enke. Stuttgart 1892. — Preis 7,20 Mk. Nachdem vor Jahresfrist der erste Theil des Buches, die allgemeine Mineralogie umfassend, erschienen ist, liegt jetzt der zweite Theil desselben, die specielle Mineralogie enthaltend, vor. Alle die Vorzüge, welche an jenem mit Recht anerkannt worden sind, finden sich auch in diesem wieder, besonders die treffende Kürze der klaren, erschöpfenden Definitionen. Der Umfang des Buches ist geringer als derjenige der bekannten Lehrbücher von Quenstedt, Naumann-Zirkel,' Tschormak und Bauer, aber trotzdem wird man in ihm nichts wesentliches vermissen, wohl aber manches finden, was dasselbe vor jenen voraus hat. Ueberall ist der heu- tige Standpunkt der Wissenschaft gewahrt. Neben der Mor- phologie, den physikalischen und chemischen Eigenschaften der Mineralien, finden auch ihre Lagerstätten, ihre Bildung und Umwandlung Berücksichtigung, In einem Anhang werden die nutzbaren Rlineralien, ihre Verwendung und ihr Vorkommen nochmals besonders hervorgehoben. Der systematische Theil zeichnet sich durch Vollständigkeit aus und besitzt den grossen Vorzug, dass bei den Angaben über das Vorkommen der Mine- ralien nicht nur Fundorte aufgezählt, sondern die Art des Auftretens, das Zusammenvorkommen mit andern Mineralien , kurz — die geologische Seite des Vorkommens gewürdigt wird; durch diese Verbindung des einzelnen Minerals mit anderen gewinnt die Be- schreibung sicher an Interesse. Das nach einem wohldurchdachten Plan in jeder Hinsicht sorgfältig ausgearbeitete Buch kann auf das Wärmste empfohlen werden. Es wird sieh als Lehrbuch auch zweifellos Isewähren, Wenn man vielleicht bei Bezeichung der Mineralien alte, gute, deutsche und bergmännisch gebräuchliche Namen noch mehr als es geschehen ist, angewendet sehen und hie und da eine Figur etwas schöner haben möchte, so können doch solche untergeordnete Ausstellungen gegenüber den Vor- zügen des Werkes nicht ins Gewicht fallen. Dr. R. Scheibe. Alexander Lainer, Anleitung zu den Laboratoriumsarbelten mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse des Photo- graphen, Mit 2-to Ablj. Verlag vnu Willi. Knapp. Halle a. S, 1892. — Preis 3 Mk. Das Heft bildet gewissermaasen eine Ergänzung zu dem Lehrbuehe der photographischen Chemie des Verfassers, die dem Photographen von grossem Werth sein dürfte. Verf. hat bei den betriebenen Operationen stets auf die einfachste Form ihrer Ausführung das Hauptgewicht gelegt. Die Arbeit ist aber nicht ausschliesslich für den Photographen berechnet, da sie überhaupt solche Operationen und Apparate erwähnt, deren Kenntniss zur Ausübung einfacher analytischer Arbeiten erforderlieh ist. Buddhismus. — Von Mittheiluugen nennen wir diejenigen von Rahon über Sechsfingerigkeit und theilweise Syndactylie; Be- dart, über vierfache Ectrodactylie an Händen und Füssen und ihre Vererbung durch drei Generationen , sowie über einige seltene Fälle von Muskel-Anomalien, beobachtet im anatomischen Laboratorium zu Toulouse; F. Regnaul t, über einen Greiffuss; Emil Potitot, über das Dolmengrab von Mareuil-les-Meaux; Georges Herve, über den Schädel von Canstadt; Alphonse Bertillon, Tafel der verschiedenen Farben, welche an der Iris des menschlichen Auges auftreten; Gabriel de Mortillet, über neuerlichst entdeckte Grabstätten bei Baousse-Rousse (bei Mentone). — Ausserdem bringt das Heft den Schluss eines Vor- trages von Varion und Bezancon über Samenerzeugung und kündigt die VerOfl:'entlichung eines Berichtes über das Verhältniss der Geburten zur Bevölkerungsmenge im Kanton Beaumont- Hague von A. Dumont und einer Abhandlung über den Körper- bau des Menschen in prähistorischen Zeiten von Rahon in den Memoiren der Gesellschaft an, F. K, The Geological Magazine. Herausgegeben von Henry Wood- ward und Anderen. Deceuibcr 1892. London, — Mit dem vor- liegenden Hefte schliesst der neunte Band der dritten Decade ab. Dasselbe enthält das Inhaltsverzeichniss für das verflossene Jahr, 8 Originalaufsätze, mehrere Mittheiluugen nach Vorträgen, welche in auswärtigen Gesellschaften gehalten worden sind; Besprechungen neuer litterarischer Erscheinungen; den Bericht der November- sitzung der Londoner Geologischen Gesellschaft; briefliehe Mit- theilungen, Nekrologisches und kleinere Mittheilungen verschie- denen Inhalte.''. — An Original-Artikeln sind vorhanden: 1) Arthur Smith Wo od ward — Beschreibung des Sclororhynehus atavus aus der Kreide: 2) J. E. Marr — Die Wenlock- und Ludlow- Schichten im See-Bezirke; 3) Bullen Newton — Ueber das Vorkommen von Chonetes Pratti in den carbouischen Gesteinen West-Australiens; 4) Charles Callaway — Ueber den Prozess der Schieferbildung in den Malveru Hills; 5) John Francis Walker — Lieber Yorkshire-Thecideen; 6) F. R, Kow])cr- Reed — Notizen aus dem Woodward-Museum (über eine abnorme Form von Platycrinus pileatus, Goldf.); 7) W. F. Hume — Be- merkungen zur Geologie Russlands: II, Der Löss; Beschreibung und Eigenart des russischen Löss, Der erste Aufsatz dieser Reihe erschien im September-Heft des Geol, Mag. und behandelte die russische Kreide. 8) Thomas R. Struthers — Ueber Granit. — Von den brieflichen Mittheilungen nennen wir die- jenigen über Glaeial-Geologie von R. M. Deeley und Ueber das Mammuth und die Glacial-Drift von A. J. Juk es-Bro w n e. F. K. Einen umfangreichen General-Catalog von Büchern und Se- paraten aus den Gebieten der Geologie, Mineralogie und Palae- ontologie bringt das „Comptoir gcologique de Paris" von Paul Pierrotet zur Versendung. Balla Torre, C. G. de, Catalogus hymenopterorum hujusque de scriptorum systematicus et synonymicus. Leipzig, 5 M Eisler, P., Der Plexus lumbosacralis der Menschen, Halle 6 M, Ernst, A., Eine bergmännische Excursion durch den Ural. Frei- berg. 3 M. Ewing, J, A., Magnetische Induktion in Eisen und verwandten Metallen. Berlin: 8 M, Fischel, F., Untersuchungen über die Morphologie und Biologie des Tuberculosc-Erregers. Wien. 2 M. Fischer-Sigwart. H„ Das Gebirge, ein Rückzugsgebiet für die Thierwelt. Aarau. 1,40 M. Fraas, E., Geologie, in kurzem Auszug für Schulen und zur Selbst- lielehrung zusammengestellt. Stuttgart. 0,80 INI. Franceschini, R., Die Biologie als selbständige Wissenschaft. Hamburg. 0,80 M. Pritsch, K., Ueber einige südwest-asiatische Prunus-Arten des Wiener botanischen Gartens. Leipzig. 1,20 M, Fröhner, E., Lehrbuch der allgemeinen Therapie für Thierärzte. Stuttgart. .5 M. Frohschammer, J., System der Philosophie im Umriss. München. 3 M. Inhalt: H. Potonie: Das natürliche Pflanzensystem A. Engler's und M, Treub's Untersuchungen zur systematischen Stellung von Casuarina. (Mit Abbild.) - Prof. Dr. H. Schubert: Mathematische Spielereien in kritischer und historischer Beleuchtung. -- Ueber die Entstehung und die Heilung von Krankheiten durch Vorstellungen. — Schmetterlingsfang durch Drosera rotundi- folia L. — Asbolin. — Ein neues Grundgesetz der Ernährung und die Quelle der Muskelkraft. — Der Planet Jupiter. — Fragen und Antworten : Aus welchem Material bestehen die essbaren „indischi-n Vogelnester. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Otto Hamann: Entwicklungslehre und Darwinismus, — Prof, Dr, Klockmann: Lehrbuch der Alineralogie. — Alexander Lainer: Anleitung zu den Laboratoriumsarbeiten mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse des Photographen. — Bulletin de la Societe d'Anthropologie de Paris. — The Geological Magazine. — General-Catalog. - Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoni^, Berlin N. 4,, Invalidonstr, 40/41, für den Inseratentheü: Hugo Bernstein in Berlin, — Verlag: Ferd. Dümmlors Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein. Berlin SW. 12, Bulletin de la Societe d'Anthropologie de Paris. 4, Serie, 3, Band, 3. Heft, Paris. — Das Heft umfasst die Monate April bis Juli und enthält die Sitzungsberichte, Mittheilungen und Vorträge, welche in der Gesellschaft gehalten worden sind. Von letzteren besitzen allgemeines Interesse: Lajard — Die Iberische Rasse (Untersuchungen an Schädeln von den Kanarischen Inseln und den Azoren), und Julien Vinson — Die Ent Wickelung des Nr. 4. Natnrwissenseliaftliche Wochenschrift. VII ♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke i ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Luiseiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfeitiguiig wissenschaftlicher Apparate ♦ J und Geräthschaften im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. T !«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦ Patentanwalt Uip. R. Maerz, Berlin, Leipzigerstr. 67. Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur -Photographie. Eigene Kunst-Tischlerei 1111(1 iiieeliaiiisclie Werkstatt. 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Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können, in grossen Quantitäten Fossilie von Silurien von Deutschland, Devon der Eifel, Oluschelkalk von Württemberg, Lias der Souabe, Dogger von Württemberg, Ba- lingen Schichten, Corallien von Natheim, Wealden, Fiammen- mergel, Quadersandstein, Plaener, Tertiär aus dem Mainzer Becken u. s. w. u. s. w. überhaupt Local-Suiten und deutsche Mineralien Kauf oder Tauscli. \yogon der Bcdingniigon bitto zu sehreiben an Alexander Stuer 40 Ruo dos iVIatlinrins in Paris. jjjjjjjjjjjo.ij.tjj.>jjjj.i,ijjjjjju.tj.i.tjjjjaj.i.tjjj^ijja'^»aaaaaaajjjj.ij.i.»jjjjj.»jjj.».JJJ.* VIII N'atuvwisseni5cliaftliche Wochenschrift. Nr. 4. Verlag von W. H. Kühl, Berlin W. 8, Jägerstr. 73. Wichtige Publikation. Vor Kurzem erscliienen. DREI KARTEN VON GERHARD MERCATOR EUROPA (l.ir.4) 15 Blatt. — BRITISCHE INSELN (1504) S Blatt. WELTKARTE (mit Nord- und Süd-Amerika (1569) 18 Blatt. 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Graf von Pfeil. ^. 33 Seiten gr. 8°. -= Preis GO Pf. ^— 1 Zu beziehen durch alle Buch- \z handlungen. i Ferd. Dümmlers Verlagsbuctihdlg, In Berlin SW. 12. JiBTirii 1 1 1 1 1 1 1 r I I I 1 1 1 I I I it 1 1 iTi Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis geheftet 50 Pf. Zu beliehen durch alle Buchhandlungen -^=ST W HJJJ'feu In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung iu Berlin ^'^llij SW. 12 erschien: Sammlung" von Vorträgen und Abhandlungen. (Dritte Folge.) Von "Willielni Foerster, Prof. au der Kgl. Universität und Director der Kgl. Sternwarte zu Berlin. 234 Seiten gr. 8». Preis 4 M. geh., geb. 5 M fe^^^! :i. ^k -k-'i-k^m -^ -^"^'t t ^ ^ '^ t ^' I I " I I I I I I I I I ' I I I I I I i I I H I I II I II I I 1 1 1 ( I u 1 1 II 1 II T i Seit 1. Saniior 1893 cvfc^ciut in unferm Iferlnge: PMinifdjrift m MWWwn ftljifdjrr gfllrrlinnöra. Im ^iiftrogc U\ PMfdjni (5t|"fUril)Qft für rtliifiljc liiltiir Ijerausgegcben von l^rnfelTiir %tmy m\\ %\}\)±l IDödjentlid] eine ZTummer oon 8 Seiten gr. 4". S«^ tpreig Uierteljöljrlicf) 1,G0 maxi. -*b 2(üonitcmcnt§ bitrcfj fämtlidje S3ucf;fiQitbhtiigen unb ^oftoiiftalten. ^ilcItjcitungsUlte I. ilarl)tnta Wr. 2070 a. = fNrobenumtnent gratig unb fronfo. in Berlin SW. 12, JtminEvlh-ajiE 94. In Ferd Dümmlers Verlagrsbuchhandltmg' in Berlin SW. 12. erscheinen: Mitteilungen der Vereinigung von Freuuilen der Astrouoinie und Ifosmisclieii Physik. Eedigiert von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährlich 10-12 Hefte gr. 8°. Preis pro Jalirgran;? 6 M. Man abonniert bei allen Buchhandlungen und Postanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Sclnvalin. T?prlin SW., Kreuzbergstr. 71 zu richten. lim I 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 litlaliiliiiüiiii' III 1 1 1 1 h 1 1 1 1 1 1 II i' \«vm ■^ .t .t '^. 'i 't ':i. 'i- 't' 'i^ 't' '4' '4 '^" '4' '-f 4 >' 4 'i^ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien : Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text zmd i Karte der Fundorte. £66 S. gr. S°. Preis 6 Mark. ... ,. , Hierzu eine Beilage \ :m der Verlausbuchhaiidlung Paul Parey, Berlin, betreffend nützliche und schädliche Vogel- die wir liiermit besonderer Beachtung empfehlen. „Fürst, Dr. H., Deutschlands ^.^ Redaktion: Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntilg, den 29. Jannar 1893. Nr. 5. Äbounement: Man aboonirt bei allen ßuchhaiuUuiigeii und Post- anstalten, wie bei der Espedition. Der Vierleljahrspreis ist M 3.— Bringegeld bei der Post 15 .( extra. ir Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereiukunft. Inseratenannalime bei allen Annocenbureaus. wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständiger <|nellenaii}«abe gestattet. Das natürliche Pflaiizensystem A. Engler's und M. Treub's Untersuchungen zur systematischen Stellung von Casuarina. Ein Beriflit von H. Potoniü. (Fortsetzung Bei Casuariua finden sich nun fo!i;eadc buchst auf fallende Abweichuns^en vom gewöhnlichen Bau der Ge- scblechtsoi-nanc der Angiospermen und der Art, wie die- selben fnnetioniren. Die weibliche ISliithe hat hier weder Kelch noch IJlumenkrone, sondern besteht aus 2 ver- wachsenen Fruchtblättern mit kurzem gemeinschaftlichen Griffel, welcher 2 lange fadenförmige Narben trägt (vgl. Tat". II. G). Der sonst vorhandene Oriffelcanal wird hier durch dünnwandiges Parenchym ansgefiillt, welches sich nahe der Spitze des äusseren Integunients unmittelbar in das Gewebe desselben (Tat. III, Fig. 7, a i) fortsi'tzt. Diese ausser dem Funiculns noch vorhandene Verbindung der Samenknospe mit der Fruchtknoten wand bezeichnet Treub als „Brücke" (pont), Taf. III, Fig. 7, br; dieselbe spielt, wie wir sehen werden, eine wichtige Rolle bei der Befruchtung. Es werden hier ebenfalls 2 Integiimente (Taf. III, Fig. 7, ai und ii) gebildet und, wie aus den Abbildungen Treult's hervorgeht, auch eine Mikropyle angelegt, jedoch tritt dieselbe niemals in Function. Auch die nrsprünglich augelegte Fruchtknotenliühle verschwindet hier zeitweise und wird erst bei Ausbildung der Samenknospe wieder sichtbar. Die Bildung der letzteren geschieht folgendermaassen: Im jugendlichen Nucellus entsteht ein durch die Grösse seiner Zellen aus- gezeichnetes sporogenes Gewebe (Taf. III, Fig. 1, sp), welches sich durch intercalares Wachsthuiu bald bis zur Chalaza fortsetzt. In dem grosszelligen Gewebe treten später Quer- theilungen ein, ähnlich denen, welche in den Emliryosack- Mutterzellen der Angiospermen stattfinden (Taf. III, Fig. 2). Dass diese grossen Zellen, obwohl ihre Zahl (z. 15. bei Casuarina subcrosa) bis zu 300 beträgt, in der That den Embryosack -Mntterzellen entsprechen, folgt daraus, dass sich ein Theil derselben (bei Gas. suberosa bis zu 20j zu und Scliluss.) Emb/yos;ickcn (3!al:.-c;pcro^> oiil.vk^d;.. EJ.v T\n\\ ddi- selben, namentlich diejenigen, welche zur Befruchtung be- stimmt sind, verlängern sich sclilauchartig(Taf.III, Fig. 3,m) und wachsen in das an das GefässbUndel des Funiculns grenzende dünnwandige Gewebe der Chalaza (Taf. III, Fig. 3, eh) hinein. Als besonders bemerkenswerth wollen wir noch er- wähnen, dass mit den Makrosporen zugleich im sporogenen Gewebe auch eine oder mehrere Tracheideu (Taf. III, Fig. 3, tr) entstehen, deren Auftreten mitten im (•"ruclit- knoten nicht recht erklärlich ist. Der Geschlcchtsapparat der zur Befruchtung be- stimmten (fertilen) iAlakrosporen bildet sieh in der Weise, dass aus einer gemeinschaftliehen Embryosack-Mutterzelle mehrere Schwesterzellcn entstehen. Obwohl nur eine der- selben sich zum Embryosack entwickelt, werden die an- deren nicht von dieser resorbirt (wie bei den Gymnosper- men und den übrigen Angiospermen), sondern erfahren oft noch ein beschränktes Waciistluim und eine Zweitheiiung. Später jedoch verschwinden die Seliwesterzellen auch hier. Der Eiapparat besteht aus der Eikngel (Oosphärc, Taf. III, Fig. 6, o) und 2 Hilfszellen (Synergiden, Fig. G, s). Antipoden wurden niemals beobachtet. Gewöhnlich werden 2 Ovula gebildet, selten 3 oder 4, von denen aber immer nur 1 l)efruchtet wird. Die Makro- sporen dieses Ovulums erzengen säninitlich an ihrem Scheitel einen Eiapparat; jedoch bildet nur einer der- selben einen befruchtimgsfähigen Embiyosack, die übrigen bleiben steril. Die fertilc Makrospore nnterschcitlet sich von den übrigen in der Regel (nicht immer) iladiirch, dass die Zellen ihres Eiapparats schon vor der Befruchtung Cellulosemembranen besitzen, wäiirend sie bei den übrigen nackt sind, wie ülierbanpt bei den Angiospermen, wo die Bildung der Cellulosewand sogar als ein Anzeichen der stattgehabten Befruchtung augesehen wird. 42 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. Das Bemerkenswertheste am ganzen Befruelitungs- vorgaug ist aber die Art, wie der Pollenschlancli zum Embryosack gelangt. Nachdem er die Narbe und das Gewebe des Grift'elcylinders durchwachsen hat, dringt er, anstatt sich der Mikrojiyle zuzuwenden, durch die oben erwähnte „Brücke" in das äussere Integunient ein, durch- wächst dieses der Länge nach und tritt unmittelbar ober- halb des Funiculus in die Chalaza ein, wo er sieh in der Regel in mehrere Aeste gabelt. Einer der letzteren legt sicli an eine der schlauchähnlich in die Chalaza vorge- drungenen Jlakrosporen und wächst, diese als Weg be- nützend, bis zur tertilcn Makrospore weiter. Naclidem er sich an diese (jedoch inniier unterhalb der Stelle, wo die weiblichen Sexualzellen angeheftet sind) fest angelegt hat, findet noch ein weiteres Wachsthum der Samenknospe statt. Hierbei wird der im Nucellus befindliche Theil des Pollenschlauches in der Mitte ausgezogen und zerreisst end- lich, so dass der hintere Theil desselben von der Befruch- tung ausgeschlossen wird. Da Treub ein Eindringen dcsPol- lenschlauches in denEml^rj^osack niemals bcoI)achtct liat, so vernnithet er, dassnur dermännlicheSexualkern weder direct noch mit Hilfe einer der Synergiden, sondern von unten her, den Embryosack passirend, in die Oosphäre eintritt. Das bisher bei keiner Phanerogameu-Gattung beob- achtete Eindringen des Pcdiensehiauches durch die Chalaza ist die Veranlassung zu dem Namen Chalazo- gamae. Treub stellt diesen Chalazogamen als zweite Ünterabtheilung der Angiospermen die Porogamen gegen- über, wobei er besonders die Thatsachc hervorheben will, dass der Pollenschlauch zum Eindringen im Gegensatz zu Casuarina einen ihm gewissermaassen vorgezeichneten Weg (einen Porus) benützt; Engler*) bezeichnet sie dagegen als Aerogamen, wobei er anscheinend besonders betonen will, dass der Pollenschlauch vom Scheitel aus und nicht wie bei Casuarina von unten her in den Embryosack eintritt. Engler's weitere Theilung der Angiospermen wird in der nachfolgenden Uebersicht in den Hauptzügen ge- boten. Die gesperrt gedruckten Namen bezeichnet Engler als „Reihen", die übrigen als „Familien". 1. Unterklasse. Monocotyledoiieae.**) Pandanales: Typhaceae, Pandanaeeae, Sparganiaceae. Helobiae: Potamogetonaceae, Najadaceae, Apouogeto- naceae, Juucaginaceae, Alismaceae, Butduiaceae, Hydrocharitaceae u. a. Glumiflorae: Gramineae, Cyperaceae. Principes: Palmae. Sj' u an t h a e : Cyelanthaceae. Spathiflorae: Araceae, Lemnaeeae. Farinosae: Restiouaeeae, Erioeaulaceae, Bromeliaceae, Connnelinaceae, Pontederiaeeae u. a. Liliiflorae: Juncaceae, Liliaceae, Amaryllidaceae, Taqca- ceae, Dioscoreaceae, Iridaceae. Scitaniineae: Musaeeae, Zingiberaceae, Cannaceae, Ma- rantaceae. Microspermae: Burmanniaceae, ürehidaceae. 2. Unterklasse Dicotyledoueae. 1. Reihengruppe: Archichlamydeae. Piperales: Saururaceae, Piperaceae u. a. Juglandales: Juglandaeeae, Myriaceae. Salicales: Salieaceae. *) In dem bereits 1889 erschienenen betreffenden Theile der von Engler und Prantl herausgegebenen „Natürlichen Pflanzen- familien" konnte diese Neu-Eintheilung selbstverständlich noch nicht Anwendung finden. **) Eine eingehendere Motivirung der Anordnung der Jlono- cotyledoneae bietet Engler in seiner von der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1892 herausgegebenen Abhandlung: „Die systematische Anordnung der nionoeotyledonen Angiospermen." Fagales: Betulaceae, Fagaceae. Urticales: Ulmaceae, Moraceae, Urticaceae. Proteales: Protcaceae. Santalalcs: Loranthaceae, Santalaccae, Balanophoraceae. Aristolochiales: Aristolochiaceae, Rafflesiaceae, Hydno- raceae. Polygonales: Polygonaceae. Ccntrospermae: ('henopodiaceae, Aniarantaceae, Nycta- ginaceae, Phytolaceaceac, Aizoaceae, Portulaeaeeae, Basellaeeae, Caryophyllaceae. Ranales: Nymphaeaceae, Ceratophjllaceae, Magnoliaceae, Anonaeeae, Myristicaccae, Ranunculaceae, Berberi- daceae, Menispermaceae, Calycantliaceae, Lauraceae. Rhoeadales: Papaveraeeae, Cruciferae, Capparidaceae, Resedaceae. Sarraceniales: Sarraceniaceae, Nei»enthaceae, Drosera- ceae. Rosales: Podostemaceae, Crassulaceae, Ccphalotaceae, Saxifragaeeae , Pittosporaeeae , Hamamelidaceae, Platanaeeae, Rosaceae, Lcguminosae. Gcraniales: Geraniaceae, Oxalidaeeae, Tropaeolaceae, Linaceae, Humiriaceae, Erythroxylaceae, Zygo- phyllaeeae, Cneoraceae, Rutaceae, Simarubaceae, Burseraceae, Meliaeeae , ]\Ialpighiaceae, Trigonia- ceae, Vochysiaceae, Tremandraceae, Polygalaceae, Chailletiaceae, Euphorbiaceae, Callitrichaceae. Sapindales: Buxaceae, Empctraceae, Coriariaceae, Gy- rillaceae, Limnanthaceae, Anacardiaeeae, Celastia- ceae, Aquifoliaeeae, Stackhousiaceae, Hippocratea- ceae. Icacinaceae, Aceraeeae, Sapindaceae, Me- liantiiaceae, Balsaminaceac. Rlianinales: Rhanmaceae, Vitaeeae. Malvales: Elaeocarpaceae, Tiliaceae, Malvaeeae, Bom- bacaeeae, Sterculiaceae. Parietales: Dilleniaceae, Eucrjphiaccae, Ochnaceae, Caryocaraceae, Maregraviaceae, Quiinaceae, Chlae- naceae, Theaecae, Guttiferae, Dipterocarpaceae, Elatinaeeae, Tamarieaceae, Frankeniaeeae, Cista- ceae, Bixaeeae, Canellaeeae, Violaceae, Flacourtia- ceae, Turneraceae, Malesherbiaeeae, Passifioraceae, Caricaceae, Loasaceae, Begoniaceae, Datiseaceae. Opuntiales: Cactaceae. Thymelaeales: Penaeaceae, Thymelaeaceae, Elaea- gnaeeae. Myrtifiorae: Lythraceae, Biattiaceae, Punicaeeae, Lc- cythidaceae. Rhizdjdioraceae, Myrtaceae, Combreta- ceae, Melastomaceae, Oenothcraeeae, Halorrhagida- ccae. Umbelliflorae: Araliaceae, Umbelliferae, Cornaceae. 2. Reihengruppe: Sympetalae. Ericales: Clethraceae, Pirolaceae, Lennoaeeae, Ericaceae, Epaeridaceae, Diapensiaceae. Primulales: Myrsinaceae, Primulaceae. Plumbaginaceae. Ebenales: Sapotaceae, Ebenaceae, Symploeaceae, Styra- caceae. Contortae: Oleaceae, Salvadoraceae, Loganiaceae, Gen- tianaceae, Apocynaceae, Asclepiadaeeae. Tubiflorae: Couvolvulaceae, Poknnoniaceae, Hydro- phyllaceac, Borraginaeeae, Verbenaceae, Labiatae, Nolanaceae, Solanaceae, Serophulariaceae, Lenti- bulariaceae, Orobauchaceae, Gesneraceae, Colu- melliaceae, Bignoniaceae, Pedaliaeeae, Globularia- ceae, Acanthaceae, Myoporaceae. P 1 a n t a g i n a 1 e s : Plantaginaceae. Rubiales: Rnbiaceae, Caprifoliaceae, Adoxaceae. Aggregatae: Valerianaceae, Dipsacaceae. Campanulatae: Cucurbitaeeae, Campanulaceae, Goode- niaeeae, Candolleaceae, Calyeeraceae, Compositae. Nr. f). Natnrwissciisphaftliclic Wochenschrift. 43 aiizciisvstciiR' der letzten ;'lcr'sehe System durchaus So sehr nun auch die PI Zeiten und besonders das En den heutigen Kennt- nissen möglichst ent- sprechend gestaltet worden sind, Eins dürfen wir nicht ver- gessen: das waln'c natürliche System ist noch lange nicht erreicht. So sehr auch für die Sy- stematik vcrwerth- bare Eortschritte in der Abtheilung der Kryptogamen in den letzten Dccennien ge- macht worden sind, die systematische Hanptgiicderung der Plianerogamen ist bei Engler die glei- che geblieben wie früher; auch die Familiengrnppirnng weist keine ])rin('ipi- ell bedeutend ins Ge- wicht fallende Ver- schiedenheit auf. Mag das nun darin seinen Grund haben, "dass die Plianero- gamen ja zweifellos besser und länger erforscht sind , als die Kryptogamen, l)ei denen ohne Mi- kroskop der jetzige Standpunkt nicht hätte erreicht wer- den können, so nuiss man doch anderer- seits stutzen , dass wir in Bezug auf die Gliederung der Phanerogamen in einer gewissen Hinsicht nicht über Linne hinaus sind. Denn verhehlen wir es uns nicht: so sehr auch in dem Streben, ein „natür- liches System" zu schatfen, darauf hin- gewirkt wird, nuig- lichst die Eigenthüm- lichkeitcn, welche von der ganzen Pflanze geboten wer- den, zu berücksich- tigen, so steht doch noch inmier, wie l)ei dem rein künstlichen System von Linne, die Betrachtung der Geschlechtsorgane, bei den höheren Pflanzen also der Blüthen, im Vordergrunde, und insofern haftet auch den heutigen Systemen inmier noch etwas Künstliclies an. Es Tafel III: Fig. 1,3,4—7, Sa, Sb Casuarina suberosa. Figur 1 u. 2. Läiig.ssclinitte tUin-li .iiigeiKUicIic NuooUi. In Figur I unterscheiden .sich die durch Schrat'firung kenntlich gem.iehten Zellen des sporogencn Gewebes (si)) schon durch ihre bedeutendere Grösse von den umgebenden Zell- sehiehten. (Vergrösserung: 190.) Figur 2. Die meisten Zellen des sporogenen Gewebes Csp) haben sich soeben durch mehrere Querwände getheilt. Diese Querwände sehen gequollen und glänzend aus, ähnlich wie diejenigen der Erabryosack-Mutterzellen der übrigen Angiospermen. (Vergrösser.: 157.) Figur 3. Axiler Längsschnitt durch einen Nueellus. - em = Embryosack-Mutterzelle mit 3 Querwänden. — tr = Tracheide. — m u. m, = Makrosporen, von denen die letztere bereits in die Ohalaza (ch) hiiieingowachen ist- (Vergröss. : 190.) — Die in der Mitte des Nueellus beüuil- liclieu Zellsehichten sind in der Zeichnung weggelassen. Figur 4. Längsschnitt durch den untern Theil einer etwas älteren Samenknospe. Der Pollensehhiuch (ps) sendet vor seinem Eintritt in die Chulaza (ch) einen Gabelast nacii unten, welcher last bis zur Epidermis vorgedrungen ist. Der nach oben gerichtete Gabelast ist bereits in den Nueellus eingedrungen. Die (jefä.sse (g) setzen sich nach rechts in den Fiuiiculus fort, dessen Gewebe nicht mitgezeichnet ist. (Vergrösser.: 80.) Figur 5. 3 Makrosi)oren (m, »ii, m;) nebst den angrenzenden Zellen, m-i ist der zur Be- fruchtung bestimmte Enibryosack. Die im oberen Theil desselben befindlichen beiden Zellen bilden den Eiajiparat. (Vergrösser.: 2üu.) Figur 6. Eiapparat eines Embryosackes. — s = Synergiden, o = Gosphäre. (Vergr.: 190.) Figur 7. Skizze eines medianen Längsschnitt durch das Centrum einer jungen 9 ISliitlie. — n = Nueellus. — ü = inneres Integument. — ui = äusseres Iiitegument. — br = Brücke, welche die Samenknospe an der Fruchtknotenwand festhält, und durch welche sjiäter der Pollenschlauch eintritt. — f = Funiculus. Figur Sa. Junger Embryosack, dessen protoplasmatischcr Inhalt contrahirt ist und 4 Zellkerne k enthält. Die Gosphäre (o) hat, wie bei Casuarina häufig, eine gekrümmte Gestalt. Die neben ihr liegende Zelle (a) zeigt einen homogenen stark liclitbrechendcn Inhalt, wie man Um oft bei den Kanalzellen der Areliegonien der höheren Kryptogamen findet. (Vergrösser.; 260.) Vig. SÄ. Skizze der Eückseite desselben Embryosacks, welche deutlich das Ende des an ihr haftenden l'oUenschlauches (p«) zeigt. scheint sieh allerdings gerade in der Aehnliciikeit und Un- ähnlichkeit des Baues der Blüthen die Verwandtschaft der Pflanzen am mei- sten auszusprechen und möglicher Wei- se stellt sieh daher immer mehr iieraus, dass sich durch die fast ausschliess- liche Berücksichti- gung der genannten Organe wirklich ein wahrhaft natürliches System aimähernd erreichen lässt. Si- cher ist das aber nicht: um dies be- stimmt behaupten zu kiinnen , (hizu rei- chen unsere Kennt- nisse nicht aus. Aber auch wenn wir die Annahme der heutigen Syste- matiker acceptiren, dass sich also im Bau (h'rGeschlechts- organe und in den Fortpflanzungsver- hältnisseil in der That das natürliche System ausspriciit, so ist doch zu be- achten, dass, soweit wir aucii hier in der Erkenntniss vorge- schritten sind, doch noch Vieles zu tiiun bleibt. So macht C. Fritsch am Schlüsse seiner Besprechung über die Treuli'schc Casuarina - Untersu- chung*), speeiell be- züglich der Monoco- tyledonen, die fol- gende Bemerkung. In allen älteren Systemen , so na- mentlich in dem lan- ge Zeit gangbaren von Endlicher, stan- den die Gymnosper- men, da ihre Fort- pflanznngsverhält- nisse nicht genau genug bekannt wa- ren, am Anfange der Dicotyledonen. Später wurden sie auf Grund der epochalen Untersu- chungen Hofmei- ster's an die Pteri- dophyten angereiht, so dass die Mo- nocotyledonen zwischen Gymnospermen und Dicotyle- *) In den Vcrhaiullungen der k. k. zoolog;isch -botani.schen Gesellschaft zu Wien 1892, Sitzungsbericht S. 52. Fig. 3 Casuarina glauca. 44 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. donen zu stehen kamen, obschon die Gymnospermen die mannigfachsten Bezieliungen zu den Dicotyledonen, liaum al)er solche zu den Monocotyledoneu aufweisen. Nun •werden heute die Casuariuaceen von den Dicotylen los- g'erissen und an die Gymnospermen angereiht. Andere Forseher (Caruel) weisen den Loranthaecen eine selbst- ständige Stellung an; und wer weiss, ob nicht auch für die liabituell so sehr an Coniferen erinnernden rroteaceen, die zudem häufig mein- als zwei Cotyiedonen besitzen, noch eigenartige Fortpflanzungsverhältnisse nachgewiesen werden! Alle diese Familien gehören aber den sogenannten „apetalen Dicotyledonen" an, während die tief stehenden Gruppen der IMonocotylcdoncn nicht die geringsten Ana- logien mit Gymnospermen aufweisen. Alles das Angeführte spricht seiir für Drude, der die Monocotyledouen an das Ende des Systems stellt und die Dicotyledonen direct an die Gymnospermen anreiht. Dass die höchst entwickelten Formen unter den gamopetalen Dicotylen eine höhere Ent- wicklungsstufe erreicht haljcn, als etwa die Orchideen, ist allerdings kaum zu leugnen, aber allen Anforderungen kann ein lineares System selbstverständlich niemals gleich- zeitig Rechnung tragen. Ist die unmittelbare Gedankenübertragung oder mentale Suggestion erklärbar? Von Dr. Karl Fr. Jordan' Es ist eine geheime oder ofi'en ausgesprochene An- sicht vieler Naturforscher, dass die Thatsächlichkeit einer Naturerscheinung bestritten werden müsse, welche sich nicht erklären lässt und in ihrem Wesen von der Mehr- zahl der bekannten Naturerscheinungen abweicht. Diese Ansicht ist durchaus verkehrt; denn es giebt in der uns umgebenden Welt wie im Erfahrungsgebiete in uns eine Menge von Thatsachen, die zu leugnen Niemandem ein- fallen wird, und die doch nicht — sei es mit Hilfe unserer gegenwärtigen Kenntnisse, sei es auf Grund der Forschungsergebnisse irgend welcher fernliegenden Zu- kunft — des Räthselhaften und Unbegreiflichen, das sie uns bieten, entkleidet werden können'). Ich will nur auf drei hierher gehörige Beispiele \erweisen. Welcher Chemiker vermrgane) stattfindende Uebertragung geistiger Vorgänge von einer Person auf eine andere. Nicht nur, wenn die zweite Person sich in Hypnose oder im Schlafzustande, von Träumen nmfangen, befindet, sondern aucli, wenn sie v(>llig wach ist, soll in ihr entweder auf Grund einer Vor- stellung, welche die erste Person hat, die gleiche Vor- stellung oder gar ein ihr entspreehemles Bild (eine Hal- lucination) entstellen, oder sie soll durch einen blossen Willensaet der ersten Person zu irgend einer Handlung veranlasst werden. Ich sage: sie soll, weil ich, obgleich ich die mentale Suggestion für möglich und sogar für wahrscheinlich halte, doch noch nicht unzweifelhafte Gewissheit von ihrem Dasein besitze. Es regt sich in dieser Beziehung der nüchterne Sinn des Naturforschers in mir, der sich hütet, neue Erscheinungen ohne vor- Nr. Naturwisscnscliaf'tliclie Wochenschrift. 4n sichtige Kritik und bloss dem unklaren Aufschwünge der Phantasie folgend anzuerkennen. Innnerhin will icli gern eingestehen, dass ich bereits mehrere Traumerlebnisse sowie Vorfalle des wachen Lebens zu verzeichnen habe, die sieh im Sinne der unmittelbaren Gedankenübertragung deuten lassen'"). Es entsteht uuu auf Grund der vorhergehenden Er- örterungen die Frage in uns, ob sich für die Thatsachen der mentalen Suggestion eine Erklärung finden lasse. Giebt es eine solche, so werden die genannten That- sachen das Frt'indartige, das sie sonst für uns an sich haben, verlieren und uns vertraut werden; al)er wenn es auch nicht gelingen sollte, sie begreiflich zu machen, würde nach dem oben Auseinaudergesetztcn ihr that- siichlichcr Werth deswegen doch noch nicht aufgehoben werden"). In der That sehe ich nun aber eine IMöglichkeit, wie man sich das Zustandekommen einer mentalen Suggestion denken kann. Berücksichtigen wir nändich, dass alles Geistige seiner Natur nach unriiumlich ist, so können wir die vVnnalnne machen, dass es in Gestalt des menschlichen Geistes keineswegs unbedingt an den raumerfüllenden Körper gebunden ist, sondern über die Grenzen desselben hinaus wirksam sein kann. Die Hauptsehwierigkeit liegt in Wahrheit nicht in der Erklärung der Einwirkung des Geistes auf einen fi'cmden Körper, sondern auf einen Körper überhaupt, mag es auch der eigene sein'-). Diesem Problem der Beeinflussung des menschlichen Oiganisnnis durch den in ihm wohnenden (ieist wolk'U wir uns daher zunächst zuwenden. Fassen wir es genauer, so handelt es sich dabei um einen auf die motorischen Nerven und die Drüsennerven ausgeübten Eiiifluss, der von bewussten Vorstellungen (Vorstellungen des Ich) her- rührt. Es giebt zwei Arten dieser als Innervation (im engeren Sinne) bezeichneten Beeinflussung: eine gewollte und eine nicht gewollte. Die erstere findet z. B. statt, wenn ich etwas heben oder einen Schiitt tliun will, die letztere zeigt sieh in dem Erröthen bei Schani, dem Er- bleichen bei Schreck, dem vermehrten Spcichelfluss beim Gedanken an Saures u. dergl., ferner in der Accomodation des Auges und in der Athmung, die freilich zum Theil auch in bewusster Absicht erfolgen kann'''). Wir haben es hier nur mit der (bewusst) gewollten Innervation zu thun'^). Obgleich nun bei dem Zustande- konnnen derselben der Anlass vom Ich gegeben wird, ist sich dasselbe doch seiner Einwirkung auf die zuvor ge- nannten Nerven nicht l)ewusst, und \i>r allem weiss und verspürt es nicht, inwiefern es dicsell)en beeinflusst. Es nniss denniaeh diese Beeinflussung unmittelbar nicht vom (wach-bewussten) Ich, sondern von (relativ) uube- wussten geistigen Factoren ausgehen, die wir dem sogenannten Uuterbewusstsein zurechnen. Den Nachweis, dass dies so ist, hat Dr. Eug. Dreher in seintT Schrift „Drei psychophysiologische Studien" geführt. Damit ist das Räthsel der Wechselwirkung zwischen Geist und Materie, das seit Descartes die Köpfe der Denker be- schäftigt und beunruhigt hat, wenn auch nicht gelöst, so doch der L(isung um einen Schritt cntgegenführt und jedenfalls in gewissem Sinne fasslicher gestaltet worden. Descartes hatte das Ich mit dem ganzen Geiste (bezw. der ganzen Seele) identiiicirt. Für ihn nmsstc die Ein- wirkung des Geistes was also nach seiner Anschauung zugleich die Einwirkung des Ich hiess — auf gewisse Nerven völlig nnfassbar sein, da doch das Ich, wie er- wähnt, nichts davon weiss noch verspürt. Nehmen wir nun aber ausser dem Ich (mit seinem wachen Ichbewusst- sein) noch andere Kräfte des Geistes an, deren Gesannnt- heit wir als Unterbewusstsein bezeichnen, durch welche die vielfachen (relativ) unbcwussten geistigen Vorgänge vollzogen werden, so können wir letzteren die Inner- vation au er menschliche AVcltbegrifl'-, Ernst Mach, „Analyse der Emptindungen'- und „Die Mechanik in ihrer Entwicklung", ferner den Aufsatz „lieber die Entstehung der Denkfrirmeu" von Dr. H. Potonie in dieser Zeitschrift 1891, Nr. 15, und meine binnen Kurzem im Verlage von Ferd. Dümmler erscheinenden „Grundzüge der Psychologie".) -) Wer macht diese Erfahrung (nicht etwa, wie man meinen sollte, von einem innigen Zusanmicnhangc, son- dern) von einer „innigen Wechselwirkung " zwischen Materie und Geist? Doch wohl nur Theologen, Meta- physikcr und Mystiker, die ja auch manchmal „Natur- forscher" sein mögen. Im übrigen ist die freie Erfahrungs- Wissenschaft und Forschung, unbekünmiert um Sonder- wttnsclie, in Verfolgung des Hauptzieles aller Wissenschaft auf der Bahn der Vereinfachung ihres Welt-Denkens ülicr den Dualismus hinweggeschritten und bekennt sich zu jener Hypothese, die die in Anm. 1 bezeichneten Aufgaben der Wissenschaft am besten erfüllt, nämlich zu der An- sicht, dass geistige und körperliche Vorgänge nur zwei iSeiten eines und desselben Processes sind, dass also gc- wisscrmaasscu ein Parallelismns zwischen beiden Arten von Vorgängen statt hat. Xon einer ja in der That völlig unbegreiflichen und die Sache nur verwickelnden und verdunkelnden Wechselwirkung kann bei Annahme dieser Ansicht natürlich nicht die Rede sein, sondern nur von einer Functionalbeziehung zwischen beiden (im mathe- matischen Sinne des Worts): mit dem Sicliändcrn des Geliirnprocesses treten gleichzeitig (nicht etwa darauf, also etwa verursacht) auch Aenderungcn der eventuell vorhandenen seelischen Thatsachen ein, und umgekehrt. Diese Ansicht stinmit mit allen Erfahrungsthatsachen über- cin, insbesondere auch mit dem Gesetze von der Erhal- tung der Energie (das durch Annalnne der Wechselwirkung- aufgehoben wird), und erklärt am besten die S(nist (bei dualistischen, spiritualistischen und materialistischen An- sichten) vorhandenen Dunkelheiten (z. B. bzgl. der Zeu- gung, des „Instinctes", der Abnormitäten, mancher Vor- gänge in Kranklicitszuständen u. s. w.). Sie ist an Ein- i'achlieit und Brauchbarkeit — und darauf kommt es ja an! — insbesondere der dualistischen Weclist'lwirkungs- Hypothese, die aus den Schwierigkeiten und Dunkelheiten nicht herauskonnnt und im fundamentalen Gegensatze zum Gesetze von der Erhaltung der Energie steht (da zwisclicn materielle Vorgänge etwas „Geistiges" einge- schoben wird) weitaus überlegen. -— Jedenfalls ist es aber keine fortwährend gemachte Erfahrung, dass eine„A\'echsel- wirkung" zwischen körperlichen und geistigen Vorgängen statt hat, sondern wir wissen nur von einem sehr innigen Zusammenhange, einem sehr innigen In-Bezichung-stehen beider Vorgangs -Reihen, das eben am besten durch die Parallelismus -Hypothese erklärt wird. ä) Der Vorgang ist vielmehr der, dass von den Reizen der „Aussenwelt" Veränderungen in den peri})herischcn Nervenorganen hervorgerufen werden, die sich durch die sensiblen Nerven hindurch zum Gehirn fortpHanzen und hier — vorausgesetzt, dass die Reize genügend stark und difterent waren — von Wahrnehmungen oder „Bewusstseinsvorgängen" („Abhebungen" würde ich nnt Richard Avenarius lieber sagen!) begleitet sind. — Die Witrter „Empfindungen" und „Bewusstsein" rufen den Schein hervor, als ob die erfolgten Wahrnehmungen etwas subjektives, also ..in meinem Kopfe" seien, während die wahigenonnnenen Sachen „draussen" wären. Das ist aber vom Standpunkte des Erfahrungsphilosophen aus unbedingt zu bestreiten. Die „Wahrnehmungen" sind von den „wahrgenommenen Sachen" keineswegs verschieden, ■\ielmchr decken sich beide Ausdrücke. Die Wahrneh- nningen sind nicht in meinem Kopfe, sondern theilen mit demselben nur dasselbe räumliche Feld: sie sind eben die Sachen da „draussen", die als „Reize" aufge- treten sind. *) „Entschluss" und „Willcns-Fcstsetzungcn" (ein etwas sonderbarer Ausdruck!) sind ebenfalls Begleiter- scheinungen von Hirnvorgängen, welche Hirn Vorgänge so beschaffen sind, dass sie Veränderungen in den motorischen Nerven nach sich ziehen. °) Nicht nur die Materialisten , sondern auch die Monisten, Positivisten und die empiriokritisehe Richtung (Richard Avenarius, Ernst Mach u. s. w.) meinen mit der „Parallelismus-Hypnthese" den Zusammenhang von Leib und „Seele" ganz leidlich erklärt zu haben. Die mate- rialistische Ansicht, nach der die seelischen Vor- gänge ein Erzeugniss von Nervenvorgängen sind, ist aller- dings wegen der Uukörperlichkeit jener zu verwerfen. Verhielten sich die Gedanken wirklich zum Gehirn so, wie der Urin zu den Nieren, d. li. wären jene ein körper- liches Absonderungserzeugniss des Gehirns, dann in der That böte der Materialismus die einfachste Erklärung der bezgl. Vorgänge. Wegen der tiefgehenden Ver- schiedenheit körperlicher und seelischer Vorgänge, welche letzteren sich docli niclit in den allgemeinen Kausalzu- sammenhang der materiellen Welt einreihen lassen, ist die materialistische Hypothese abzulehnen und die Paral- Iclismus-Hyiiotiiese vorzuziehen. Letztere leistet alles, was man billiger Weise verlangen kann. Allerdings muss das in Rede stellende „Problem" auch richtig, d. h. klar und den Erfahrungsthatsachen entsprechend gefasst sein, und nicht so, wie es dem Geschmacke mancher „Gläu- bigen" (allerdings nicht dem der im Texte erwähnten) entspricht. '') Dass die Zenonischen Beweise der AVirklich- keit der Bewegung nichts anhaben können, erkennt ja Dr. J. an. In der That: mittelst einer Denkoperation etwas tliatsächlich Vorhandenes zu einem Niclitvor- handenen zu maciien, ist noch Niemandem gelungen. Die Bewegung ist eine Erfahrnngs-Thatsache und — das genügt! Keine Denkoperation kann eine Thatsache aus der Welt schaffen. Wenn uns nun die Zenonischen Be- weise auch nicht zu beunruhigen vermögen, weil wir uns von vornherein sagen, dass schon irgendwo in den Beweisen ein gut Stück Spitzfindigkeit stecken wird, so ist es doch anderseits sicher nicht ohne Interesse, diese Spitzfindig- keit aufzudecken. Der täuschende Schein wird in dem von Dr. J. zunächst angeführten Beweise „Achilles und die Schildkröte" dadurch hervorgerufen, dass der Schein erweckt wird, als ob die Sunnnc der Weg-Theile eine unendliche Grösse ergebe, während doch tliatsächlich nur die Zahl der Theile eine unendbche, ihre Grösse da- gegen eine durchaus begrenzte, endliche ist. Der Versuch diese unendliche Zahl von Abschnitten einzeln sinnlich darzustellen und zwar jeden durch ein endliches Stück, ergiebt das Resultat, dass diese Stücke zuletzt alle nahezu oder vielmehr ganz gleich werden, weil sich die weitere „Theiluug" sonst nicht mehr sinnlich darstellen Hesse. AVenn eine solche sinnliche Darstellung richtig wäre, dann aller- dings wäre schwer begreifiich, wie die Summe aller jener Raumabsehnitte, die ja nun eine unendliche Grösse bilden würden, durchlaufen werden könnte. Jene sinnliche Dar- stellung ist aber eben falsch, weil sieh eine solche über- haupt nur bis zu einem gewissen Punkte geben lässt. Eine endliche Raumgrösse aber, möge die Zahl ihrer Nr. 5. Naturwissenspbaftlielic Woclicnscbrift. 47 Tlieile auch cJ" sein, wird — unser Denken wird es be- stätigen — stets durcbschritteu werden können. Zeno be- weist überdies zu wenig, wie das Ueberweg in seiner Logik (4. Aufl. S. 419 f) so klar (Lirgelegt bat. Wenn die beiden Gescinvindigkoiten sieh wie ii : 1 verhalten, wird i\iiieriialb der folgeiKk'n Reibe von Zeit- um! Weg-Tlieilen kein Kiidiiden stattfinden: 1 IH 1--.5+-. 1 in infin. 1 n n- rr u* Hierbei ist der urspriingiielie Abstand als Längen- einiieit und die Zeit, in der der sebneUere Körper dieselbe durchniis.st, als Zeiteiniieit angeseiien. Innerhalb dieser Reibe wird in der That der schnellere Körper den lang saraen nicht einholen (erreicht doch in der That die Reilie nie den von uns leicht zu berechnenden Einli(dungsort!) und die Weglassung des Vorbehaltes „iinierbalb dieser Reihe" ist der Trug, der in diesem Zenoniscbcn Beweise steckt. ■") Weshalb ein K('irpcr, wie der zweite von Dr. J. angeführte Zenoniscbe Beweis behauptet, nicht vom Flecken ki mimen soll, weil der zu durebschreiteiule Kaum in Gedanken unendlich oft getheilt werden kann (eben in Gedanken und zwar nur in Gedanken!), ist uns unerfind- lich! Wie oft der bezügliche Raum in Wirklichkeit auch getheilt werden mag, seine Tbeile Jtleiben hier doch end- liche Theile und jeder endliche Raumtbeil ist auch dem Urtheil unseres Denkens gemäss durchsehreitljar. Es wird hier wiederum der Schein hervorzurufen gesucht, als ob der endliche Raum dadurch, dass er in Gedanken un- endlich oft getheilt werden kann, in Wirklichkeit etwas Unendliches, und zwar in diesem Falle ein unendlich oft vorhandenes unendlich Kleines, würde. Das ist aber nicht der Fall. Unser endlicher Raum bleibt endlich, mag man ihn in Gedanken zerlegen, so oft man will. Der Unendlich- keitsljegrift ist wie alle Begriffe ein Erzeugniss des Men- sehen, bestimmt, ihm (dem Menschen) praktisch zu dienen, ihm im Daseinskampfe zu nützen. Thut er das nicht, so muss er — in seiner unklaren Fassung — verworfen werden. Der Unendlicbkeitsbegritf bildet keine Thatsachc in Ge- danken nach, sondern sein klargedaehter Inhalt ist nur ein rein negativer: die Verneinung eines Thatsächlicben, nämlich der Endlichkeit, der Begrenztheit, der Schranken. In Wirklichkeit giebt es nirgendwo einen unendlichen Iiaum (sei es einen unendlich grossen oder unendlich kleinen), wie es auch keine unendliche Zeit giebt. Unsere Erfahrung, d. b. unsere Wahrnelnnungen zeigen uns stets nur begrenzte Räume und Zeiten! Wie wir selber „be- grenzt", „endlich" sind, so ist auch alles, was wir wahr- nehmen, „endlich", „begrenzt". Der Raum der Wirklich- keit, der Raum unserer Wahrnehmung lässt sich nicht in ausdehnuugslose Punkte zerlegen, wie es der obige Zenoniscbe Beweis will. Für den, der diesen Funkt fest- hält und sich dannt von den unklaren Unendlichkeits- Vorstellungen fern hält, bietet der Zenoniscbe „Beweis" keine Schwierigkeit. 8) Dem dritten Zenoniscbcn Beweise („Der fliegende Pfeil ruht") liegt der Gedanke zu Grunde, dass eine Bewegung in einem ausdebnungslosen Punkte der Flugbahn nicht zu denken ist. Ganz recht! Wenn man den ausgedehnten Raum in ausdehnungslose Punkte zer- legt, d. b. den Raum zu einem Unraum macht, dann kann man auch alles Mögliche folgern. Es ist dersellie Fehler, wie früher, dass aller Wirklichkeit (die uns stets nur einen ausgedehnten Raum, aber nie einen unausgedehnten, d. b. unräumlichen Raum zeigt) zum Trotz die Zerlegung des Raumes in unausgedehnte Puids.te vorgenonnnen wird. Wer sich strenj;- an die Erfahrung, d. h. an das Ge- gebene, die Wirklichkeit hält, wird vor solchen fehler- haften Spekulationen bewahrt bleiben. '•) Warum Herr Dr. .1. nur die Materialisten für Gegner seiner Anschauungen hältV Oder soll der .\us- druQk etwa ein Sammelname für alle seir.e Gegner sein? — Auf die Zukunft brauchen wir bezgl. der Zenoui- s(;ben Beweise, wie ich oben bewiesen zu haben hoffe, nicht im mindesten zu vertrösten. — Was die Bemerkung anbetrirt't, dass man eine ..wunderl)are Ers(,dieinung" doch nicht deshalb bestreiten dürfe, weil sie „wunderbar" sei, so ist das ohne Weiteres zuzugehen, wofern damit nichts anderes gesagt sein soll, als dass eine Tbatsaehe, die wir augenblicklich noch nicht begreifen, d. b. nogh ni(;bt auf Bekanntes zurückführen und unter Bekanntes subsumiren können, doch aber eine Thatsachc ist und als solche anerkannt werden muss. Sicher! Alier wir möchten doch bitten, den P.egriff des Tbatsäcblicben nicht soweit auszudehnen, dass man auch die ganz individuellen „Erfahrungen", die von den meisten Nel)euraenschen nicht gemacht und von Vielen — und nicht den Ungebildetsten — als in Widerspruch mit fundamentalen Naturgesetzen stehend erachtet werden, als Thatsacben anerkannt sehen wilL Für jene Einzelnen möigen es „Thatsacben" sein, das soll ihnen unbenommen bleiben: aber uns andern gestatte man, jene „Thatsacben" zu bestreiten, solange sie für uns keine Erfahrung geworden sind und unsere Naturanscbau- ung diesell)e geblielten ist. 1") Wir treffen in der Natur geistige Vorgänge stets an materielle Vorgänge gebunden. Ohne körperliche Begleitvorgänge sind die geistigen Vorgänge noch nie von Seiten der Erfahrungs-Wissenschaft (der Glaube geht uns hier nichts an!) beoljacbtet W(u-den, Eine „unndttel- bare" Gedankenübertragung, d. h. eine solche ohne körperliche Begleitvorgänge, widerspricht dieser Funda- mentalthatsache aufs Schroffste und muss deshalb den schärfsten Widerspruch jedes „nUcbternen" Naturforschers hervorrufen! Soll eine „geistige Einwirkung", eine Ge- dankenübertragung eines Älenschen auf einen andern er- folgen, so ist eine solche nur denkbar, wenn der andere die betreffenden Gedanken, d. h. also die die- selben ausdrückenden Bewegungen (Worte, Mienen, Blicke u. s. w.) wahrnimmt. Ohne Wabrnehnumg des Andern können unsere Gedanken auch nicht demselben eingeflösst werden. Bezgl. Bewegungen unsrerseits, die unsere Ge- danken ausdrücken oder wenigstens doch „verrathen", und Wahrnehmung der bezgl. Bewegungen seitens des Andern siud die Grundbedingungen der Gedankenüber- tragung! — Dass die Traumerlebnisse u. s. w. des Herrn Dr. J., die „sich im Sinne der unmittelbaren Gedanken- übertragung deuten lassen", kein genügender Beweis für letztere sind, brauche ich wohl kaum noch ausdrücklich zu bemerken. 1') Im vorhergehenden Absätze war die mentale Suggestion nur als wahrscheinlich bezeichnet. In diesem wird sie schon als Thatsachc behandelt und soll nun — obwohl ihre Tbatsächlirbkeit noch nicht bewiesen ist — begreiflich gemaclit werden und wird ihr auch bei etwaiger Uubegreiflicbkeit ein „thatsäcblicher Wert" zu- gesehrieben ! 1-) Wie daraus, dass das Geistige unräumlich ist, folgen soll, dass es auch ohne Körper vorkonmien könne, sehe ich meinerseits nicht ein. Die geistigen Vor- gänge sind unbedingt an Ner\ envorgänge gebunden. Nirgendwo treten uns in den Erfahrungen jene ohne letztere entgegen! Die Annahme des Dr. Jordan ist durch- aus unberechtigt! — Dass der „Geist" über die Grenzen „seines" Kiirpers hinaus wirksam sein kann, braucht nicht bewiesen zu werden, denn das ist — körperlicbe Ver- 48 Naturwissenscliaftliclie Wochenschrift. Nr. .5. mittehing- vorausgesetzt Thatsache. Genau so gut, wie unser Körper auf die Anssenwelt einwirken kann, kann es der „Geist" : nämlich gleichzeitig. Wir Menschen zer- fallen nicht in zwei verschiedene Wesen: ein geistiges und ein körperliches, sondern wir sind eine untrennhare Einheit, ein geistig -kör})erliches System. Die geistigen und die körperlichen Vorgänge sind nur (wie in Anm. 2 von mir bereits ausgeführt wurde) zwei Seiten eines und desselben Vorganges. Und damit fällt auch die „Haupt- schwierigkeit", die von Dr. .Jordan angenommene Ein- wirkung des Geistigen auf Körperliches, fort. Solche Einwirkung gibt es für uns gar nicht, weil unsere einfache Hj'piithese vom „Parallelisnius" der geistigen und körper- lichen Vorgänge die verwickelte, widerspruchsvolle und mit der Wirklichkeit unvereinbare dualistische Hypothese, wie sie Dr. .Jordan vertritt, und damit auch die Ansieht von der in der That ganz unmöglichen Wechselwirkung zwischen Körperlichem und Geistigem, beseitigt. Das Einfachste und Brauchbarste ist das Wahrste! ^^) Die als „gewollte" und ,niehtgewollte" be- zeichneten zwei Arten von „ Jjecinflussungen" sind fiu- uns die durch l'rocesse im t'entralNervensystem veran- lassten Vorgänge in den motorischen und sekretorischen Nerven, die das eine Mal mit .Jlewusstscin", das andere Mal ohne solches verlaufen. Von einem „Willen", als besonderem „Vermögen", können wir von unserem Stand- punkte aus natürlich nicht reden. ^*) Giebt es denn auch noch eine unbewusst gewollte Innervation'? Wir dächten, dass da, wo „Wille" vorhanden ist, auch immer Bewusstsein vorhanden sei! '") Das „Ich" ist nach unserer Ansicht ein Komplex von Gedanken, Gefühlen und (wahrgenonnnenen) Sachen (Rumpf, Gliedmassen, Sprache, Jjewegungen u. s. w.), also nicht etwa eine geistige „Wesenheit", für die sich nicht der mindeste Nachweis bringen lässt. — Dass bei jenen von Bewusstsein begleiteten Nervervorgängen . die man als Willensrcgungen bezeichnet, nicht sänuntliehc Abschnitte der bzgl. Hirnvorgänge von Bewusstsein begleitet sind, stimmt. Das, was Dr. J. als „Unterbewusstsein" be- zeichnet, besteht eben iu Hirnvorgängen, die ohne oder fast ohne Bewusstsein verlaufen. Die von Dr. J. entwickelte Idee eines geistigen Unbewusstseins ist völlig mystisch und den wirklichen Sachverhalt nur verdunkelnd und wahrhaftig nicht eiufach und erst recht nicht brauchbar, auch nicht zu dem Zwecke, zu dem sie Dr. J. verwenden will, zur Erklärung der von ihm angenonnnenen Einwirkung des Geistigen auf Körperliches. Denn „(Jeist" bleibt „Geist", auch wenn er „geistiges Unterbewusstsein" genannt wird. Die alte „Hauptschwierigkeit" des Dr. J. und aller Dua- listen bleibt also nach wie vor bestehen. — Hazu kommt noch, dass von „relativ unbcwussten geistigen Vorgängen" reden, genau so klingt, wie wenn Jemand von „relativ hölzernem Eisen" sprechen würde. Die gemeinten \'orgänge sind die vorher bezeichneten Hirnprocesse, die theils von keinem, theils von äusserst geringem Bewusstsein begleitet sind. — Die Verwickeltheit und Dunkelheit der ganzen Hypothese spricht übrigens selber deutlich genug gegen dieselbe. ^''') Sicher kommt es darauf an, ob, naclnlcm vorher schon genügend unwahrscheinliche Annahmen gemacht sind, nun noch eine zehnfach unwahrscheinlichere hinzugefügt wird. Die Spur eines Beweises für die neue Annahme haben wir leider nicht zu entdecken vermocht. Auf die noch folgenden Bemerkungen Dr. J.'s brauchen wir wohl nicht nälier einzugehen. Dr. J. schwächt zu- nächst seine eben erwähnte Annahme ab, indem er mit Hilfe der (übrigens durchaus nicht genügend geklärten und wissenschaftlich begründeten) Ideen Jäger's zwischen den beiden Nervensystemen eine materielle Brücke zu bauen sucht, um dann aber, zu seinem obigen Gedanken- gange zurückkehrend, zu behaupten, dass man „übrigens auch (dnie die Annahme einer materiellen Vermittelung auskonnnen krmnte", wobei er dann noch einen falschen Vi'rgleieh mit dem l'hänomen des Mittöuens macht. — Dieser Vergleich erinnert uns übrigens in seiner ver- unglückten Erläuterung geistiger Vorgänge durch ganz anderartige kr)rperliehe \ orgänge an den eben so falschen Vergleich des Materialisten Karl Vogt, in dem er die Ge- danken als „Absonderiuigen" des Gehirnes mit Urin und Galle als Absonderungen von Nieren und Leber verglich. Der Komet Holmes soll nach einer neueren Berech- nung des Herrn V. CeruUi in Rom eine Undaufszeit von nur 6 .Jahren IOV2 Monaten haben. Obgleich dies Er- gebniss der Rechnung nur wenig von der Wirklichkeit sieh entfernen dürfte, so scheint doch nur wenig Wahr- schi'inlichkeit vorhanden, dass der Komet je wieder ge- sehen wird. Denn nach einer Photographie, die Herr Deslandres am 21. Novemljer mit einer Expositionszeit von 40 Minuten von diesem Kometen erhalten hat, zeigte derselbe schon damals deutlich eine beginnende Theilung. Das Auftreten der letzteren fällt übrigens zusammen mit der um jene Zeit ul)erall constatirtcn Helligkeitsabnahme des Kometen. Von demselben Himmelskörper legte Herr Ti SS er and, Director der Pariser Sternwarte, eine acht Tage früher aufgenommene Photographie vor, welche die Brüder Henry hergestellt haben. Auf dieser Platte zeigt die Coma einen scharf begrenzten, nahezu kreisförmigen Unn-iss. Der Kern war hell, exeentriseh orientirt und etwas elliptisch. Die Helligkeit desselben hinderte in- dessen nicht, einige hinter dem Kern stehende Sterne zu sehen. An einer Stelle dehnt sieh der Kern bis zur Grenze der Coma aus; ein Sehweif ist indessen nicht wahrzunehmen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Die Botaniker Oberlehrer Dr. F. Kraenz- lin und Dr. P. Sorauer, Leiter der pftanzenphvsiolosischi'n Versuelisstation in Proskau zu Pi-ofessoren. — Dr. Andreas Fioni zum Assistenten am König!, botanisehen Garten zu Padua. — Prof. Antonio Borzi zum ordentlichen Professor der Botanik und Director des Botanischen Gartens zu Palermo. — Prof. Dr. Fausto Mori zum ausserordentlichen Professor der Botanik an dir Universität Catania. — Prof. J. ß. Farmer zum Professor der Botanik an das University-College in London. — Der Bota- niker Prof. Dr. D. H. Scott von dem University-College in London ist an die botanischen Anstalten nach Kew versetzt worden. TJeber die Feier zu Pasteur's siebzigstem Gebuitstag in Paris am 27. December 1892 lierichten Prof. Metschnikoff und Dr. Loe av inli org in Paris in der „Berl. Klin. Wochi'uschr." Die grosse Bedeutung Pasteur's zeigt .sich auf das Schlagendste schon in seinen ersten Arbeiten, deren ausserordentliche Trag- weite zu erkennen erst späteren Jahren vorbehalten war. Dies war der Fall mit seinen ersten Untersuchungen über die optischen Eigenschaften der weinsauren Doppelsalze. Er fand . dass die wässrigen Lösungen derselben den polarisirten Lichtstrahl ver- schieden brechen, und dass die optisch wirksamen Salze in solche getrennt werden köinien, von denen die einen rechts-, die anderi'u linksbrechend sind. Diese Entdeckung führte Pasteur zur Auf- stellung seiner Theorie der moleculären Dissymetrie, au deren weiterem Ausbau er nur dadurch gehindert wurde , dass er sich der Bearbeitung anderer Probleme widmen musste. Allein die gute Saat blieb nicht unfruchtbar. Dreissig Jahre später er- Nr. fj. Natnrwissensehaftlichc Wochensclirift. 40 biiuteu auf den Entdeckunficn l'iistcm-'s L('-Bel und Vant'llof ihre Lehvn vom asymmotriscluni Kolilenstott' und von der moli'Cu- lären Asvuinieti'io. Bekanntlicli bildet dietio Theorie heute, nach hiugon Kiun]ifi'u, die Grundlehro der modernen chomisehen Structurlehrc. Drs Weiteren ist an die epochomachendeu Arbeiten Pasteur's über Giilirung, Generatin aequivoca etc. zu erinnern. Es sei nur hcrvorgidiobeu, wi'lelie immense Tragwciti' der selion 1857 gi>- muchtcn Entdeckung Pasteur's über die Verursacduing der Milch- siUiregährung durch niedere Organismen innewohnte. Sie enthüllte einerseits dii' bedeutungsvolle Thatsaehe, dass Gährungen stets durch Organismen hervorgerufen werden, und andererseits, dass es ausser den Hefppilzen noch ganz anders geartete Lebewesen giebt, welche chemische Zersetzungen hervorrufen. Noch greifbarer trat die Wirksamkeit dieser Organismen zu Tage, als Pasteur im Jahre 1861 als Urheber der Buttersiiure- gährung ein viel voluminöseres und in der Form schon viel all- gemeiner bekanntes Wesen, — ein Stäbchen entileckte. Damit war es zum ersten Male festgestellt, dass derartige Organismen im Stande sind, wichtige und ganz speciell chemische Umsetzungen hervorzurufen. Diese Entdeckung fidirte unter Anderem zu der Ei-kenntniss von der ätiologischen Bedeutung ganz ähnlicher Stäbchen, wie sie andere ausgezeichnete Forscher schon früher im Milzbrandblnte gesehen hatten, ohne jedoch ihre Tragweite zu erkennen. Diese und andere Forschungen auf dem Gebic't(.' d<>r Gährungs- lehre, sowie der damit eng verknüpfte experimentelle Nachweis von der Unhaltbarkeit der althergebrachten Annahme einer Generatio spontanea, bilden die Grundsteine des Baues, auf dem ein grosser Theil der reinen und angewandten Biologie (inel. der Medicin) ruht. Die Erkenntniss der allgemeinen Verbreitung der mit blossem Auge unsichtbaren K(Hme, fidirte Pasteur zu den scharfsinnigsten Methoden, sich ihrer zu erwi-hren und bildete somit die Grundlage der modernen Antise])sis und Asepsis in der Chirurgie und Medicin, die durch geniale Nachfolger, vor Allem durch Sir Joseph Lister, bis ins Detail ausgearbeitet worden ist. Die Methode der künstlichen Züchtung vieler Mikroorganis- men, die Entdeckung der so bedeutsamen Fähigkeit, ohne atmo- sphärischen Sauerstoff zu leben etc., bildeten die weiteren Grund- steine der modernen Mikrobiologie. Die allgemein bekannten Entdeckungen Pasteur's über die Krankheiten der Seidenraupe (Prebrine und Flacherie) und das durch Bacterien erzeugte Verderben des Weines und des Bieres führten Pasteur zur Aufstellung ])raktisch so höchst wichtiger Methoden, die für den Wohlstand der Völker so bedeutungsvollen Industrieen zu schützen. Sie bildeten gleichzeitig eine wissen- schaftliche Grundlage für seine s])äteren Untersuchungen betreifs der Krankheiten der höheren Thiere und des Menschen. So die bekannten Arbeiten über die Bacterien, die Alischwächung ihrer Virulenz und die Möglichkeit, dadurch künstliche Immunität einer ganzen Reihe von Infectionskrankheiten gegenüber zu verleihen (Hühnercliolera. Milzbrand, Schweinerothlauf etc.). Diese Studien haben der wissenschaftlichen Forschung und deren praktischer Verwerthuug ein Feld eröffnet, dessen Ausdehnung noch nicht ab- zusehen ist. Nur nach einer solchen grossartigen Vergangenheit und ge- tragen von dem Bewusstsein, die Biologie und die Medicin umge- staltet zu haben, konnte ein Forscher den Muth fas.sen, einer der entsetzlichsten Geissein der Menschheit, der Hundswuth, activ entgeg<'nzutreten. Die Schwierigkeiten der Aufgabe waren um so bedeutender, als es gerade hier nicht gelang, ein zu Grunde liegeudrs Microbion zu entdecken. Hier nuissten andere Wege der Forschung eingeschlagen werden als die, die bisher so gross- artige R(>sultate geliefert hatten. Fassen wir nun alle diese grossartigon Leistungen zusammen und fragen wir uns, wie es einem Menschen vergönnt war, so viele und so grosse Probleme zu lösen, so liegt die Erklärung dafür ausser in dem ungewöhnlichen Genie dieses grossen Mannes in seinen hervorragenden Charaktereigenschaften. Eine ausser- ordentliche Arbeitskraft, gepaart mit dem nimmer rastenden Drange, die Wahrheit ans Licht zu bringen; ein fleckenloser Charakter und die Energie, mit welcher er Decennien lang den hartnäckigsten Widerstand gegenüber seineu Entdeckungi'ii ver- theidigti.', haben es ihm ermöglicht, noch bis ins späte Alter so Grosses zu leisten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Pasteur es verstanden hat, bedeuti-nde Männer zu seinen Schülern zu machen vnid gemeinsam mit ihnen dem grossen Ziele nachzu- streben. Nennen wir unter diesen vor Allem den unvergesslichen, zu früh verstorbenen Thuillier, sowie von den Lebenden Duelaux, Gayon, Eaulin, Joubert und von jüngeren, noch jetzt neben ihm wirkenden Roux und Chauiberland. Die Feier des Pasteur'schen Jubiläums war der Bedeutung des Gelehrten und der VortrefTlichkeit seines Charakters würdig. Die höchsten Würdenträger des Staates waren zugegen , inmitten der Estrade der Präsident der Republik. Neben ihm sasson die Herren d'Abbaxlie, Präsident der Akademie der Wissenschaft, Le Royer, Präsident des Senats, il^r Ministeriiräsident Ribot und die Mitglieder des diploiiiati.schen Corps. Links von Herrn Carnot nahmen Platz die Herren: .foseph Bertrand, Secretairo perpetuel der Akademie der Wissenschaft, Flo(|uot, Präsident der Deputirten- kammer, Charles Dupuy, Unterrichtsminister, und sämmtliclie übrigen Minister. Hinter dic'sen hohen \\'ürdenträgern sassen die Delegirten der fünf Klassen des „Institut ile France" (Academic franQaise etc.), der Academie de merst: Was habe ich für meine Belehrung gethanV Und dann, je meiir ihr voranschreitet: Was habe ich für mein Vaterland gethanV So bis zu dem Momente, wo Ihr vielleicht so unendlich glücklich sein werdet. Euch zu sagen, dass Ihr etwas zum Fortsehritte und zum Wohlsein der Menschheit beigetragen habt. Mögen diese Bestrebungen mehr oder weniger glücklich ausfallen, — Jeder muss sich, wenn die letzte Stunde naht, sagen können : Ich habe gethan, was ich konnte." „Meine Herren, ich spreche Ihnen meine tiefe Rührung und meine herzliche Dankbarkeit aus. Wie auf dem Revers tlieser 50 Naturwissenscliaftliclic Wot'liensehrift. Nr. Medaille der .arosse Künstli.T Roty daw Datum, das so sl-Ii« er auf meinem Leben lastet, unter Kosen versteckt hat, so haben Sie, theiire CoUegen, meinem Alter dasjenige Schauspiel vorführen wollen, das am Geeignetsten war, es zu erfreuen, nämlich das dieser liebe- und lebensvollen Jugend." Vom 22.-26. Mai 1893 feiert die American Philosophi- cal Society zu Philadelphia das 150. Fest ihrer Gründung durch eine Reihe wissenschaftlicher Sitzungen. L i 1 1 e r a t u r. H. P^incare, Ijecons sur la theorie de l'elasticite. Georges Carre. Paris lSy2. Es ist an dieser Stelle bereits wiederholt und auf das Nach- drücklichste auf die Vorlesungen aufmerksam gemacht worden, welclie Herr Poincare an der „Faculte des Sciences de Paris" ge- halten hat, und welche durch seine Schüler in sorgfidtiger Bear- beitung weiteren Kreisen zugänglich gemacht worden sind. Den Vorlesungen über die mathematisolie Theorie des Lichtes (vergl. „Naturw. Wochenschr." Bd. IV. S. 272), über Elektricität und Optik („Naturw. Wochenschr." Bd. VI, 91, VII 150) und über Thermodynamik („Naturw. Wochenschr." VII, 325) stellen sich in dem vorliegenden Werke die Vorlesungen über p^lasticität an die Seite. Dieselben sind von den Herren Bosel und Drach für den Druck ausgearbeitet worden. Indem wir auf die a. a. 0. ausgeführten Darlegungen betreffs der Bedeutung der Poincare'schen Vorlesungen verweisen und um das Gesagte nicht wiederholen zu mü.ssen, mag es gestattet sein, bei der Besprechung des vorliegenden Bandes im "Wesentlichen eine Uebersicht über den Inlialt desselben zu geben. In dem ersten Kapitel werden die Deformationen der Körper vom rein kinematischen Gesichtspunkt betrachtet, also ganz ab- gesehen von den Ursachen, welche die Deformationen erzeugen. Das Studium der elastischen Kräfte wird im zweiten Kapitel in Angriff genommen. Die Theorien der Elasticität werden dabei in der naturgemässen Weise unterschieden, dass die eine Art sich auf moleculare Hypothesen gründen, w'ährend die anderen Theorien keine Voraussetzungen über die innere Constitution der Materie machen und sich daher im Allgemeinen auf die Thermo- dynamik stützen. Es wird in diesem Kapitel auch der Nachweis geführt, dass es keine Verallgemeinerung der Voraussetzungen in sieh schliesst, wenn man Verbindungen und Verbindnugskräfte zwischen den Moleciden einführt; man kann zu ebenso allgemeinen Resultaten kommen, wenn man nur gewöhnliche Kräfte einführt, vorausgesetzt, dass man die Natur der Kräfte nicht näher präci- sirt. Mit Hilfe des Princips der virtuellen Geschwindigkeiten werden alsdann im dritten Kapitel die Gleichgewichtsbedingungen ermittelt; in demselben Tlieile werden auch die Drucke näher stndirt. Einige Specialfälle des Gleichgewichts bilden den Gegen- stand des nächsten Abschnittes, wiihrend die kleinen Bewegungen eines elastischen Körpers in Kapitel \ zur Untersuchung gelangen. Die Ausbreitung der ebenen Wellen, die Reflexion und einige Beispiele für Schwingungen elastischer Körper machen den Inhalt des sechsten Kapitels aus. Die beiden letzten Kapitel sind bezw. dem Problem von Saint-Venant und dem Problem der elastischen Linie gewidmet. Einige Schlussbemerkungen beziehen sich auf das Rotationsjjrobh'm eines schweren Körpers. Die Ausstattung des Werkes ist von der Trefflichkeit, die wir an den Werken des oben genannten Verlages gi'wöhnt sind. A. G. Berich.te der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Berlin 1892. Heft 9. — Das Heft enthält den Bericht über die Nov<'mber- Sitzung und di-ei Mittheilungen, von denen wir nur die eine er- wähnen: B. Frank: Die Ernährung der Kiefer durch ihre Myko- rhiza-Pilze. Die Versuche haben, wie früher für die Rothbuche, jetzt für die Kiefer den Beweis geliefert, dass sie der Mykorhiza-Pilze zu ihrer Ernährung unbedingt bedarf. Welche speciellen Nähr- stoffe der Pflanze durch den Pilz zugeführt werden, ist noch un- entschieden. F. K. Jahrbuch der Kai erlich-Köuiglichen Geologischen Reicis anstalt._ Jahrgang 1S92; XLII. Band, 2. Heft. Wien i>i'J'^. — Das Heft ist 1(31 Seiten stark und mit 5 Tafeln ausgestattet. An Aufsätzen enthält dasselbe die folgenden: H. B.v. Foul Ion, Ueber einige Nickelerzvorkommen; H. Höfer, Das Miocän bei Mühl- dorf in Kärnten. Zu jeder dieser Abhandlungen gehört eine Tafel. R.Trampl er, Die Loukasteine — (eigenthi mliche Kalkcon- cretionen aus der Gegend von Ruditz, nördlich Brunn) — mit 2 Tafeln; Julius Dreger, Ueber einige Versteinerungen der Kreide- und Tertiärformation von Korcha in Albanien (1 Tafel); K. V. John, Ueber die chemische Zusammensetzung verschie- dener Salze aus den k. k. Salzbergwerken von Kaluss und Aussen (1 Tafel);" J. J. Jahn, Zur Frage über die Bildung dos Erdöls; W. Waagen, Vorläufige Mittheiluugen über die Ablagerungen der Trias in der Salt-range (Punjab). F. K. Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde. Berlin 1892. Mit 9 u. 10 schliesst der 19. Band. Ausser den Berichten über Sitzungen enthält das Heft von Vorträgen und Aufsätzen: 1) Prof. Hellmann, Bericht über die Columbus-Feieidichkeiten in Genua, Huelva und Madrid (aus dem wir in der „Naturwissen- schaft]. Wochenschr." einen Auszug zu bieten gedenken). 2) Dr. Stuhlmann, Ueber seine Reise mit Dr. Emin Pascha, welche, Ende April 1890 angetreten, nach dem Westufer des Victoria- Nyansa ging, wo die Station Bukoba gegründet wurde, und weiter nach Norden und Nordwest führte bis zu jenem Urwalde, der von Stanley durchzogen worden war. Mangel an Lebens- mitteln, Pocken und andere Widerwärtigkeiten setzten dem wei- teren Vordringen ein Ziel. Am 10. Dez. 1891 wurde Dr. St. mit den noch gesunden Mannschaften vorausgesandt, gelangte am 13. Febr. 1892 nach Bukoba, von wo er nach EintrofJFen des Ab- lösungskommandos zur Küste aufbrach, die er am 12. Juli in Bagainoyo erreichte. Dr. Emin Pascha dürfte erst am 9. März vor J. seinen Rückmarsch angetreten haben und veranlasst worden sein, sich nach Kibonge am oberen Congo zu wenden. Einge- flochten sind kurze Aufschlüsse über das Land, seine Bewohner u. s. w. Hierzu eine Kartenskizze. 3) Dr. Marcuse, Die Erdmessungs - Expedition nach den Hawaiischen Inseln. Unter- nommen zur Erforschung des Gesetzes über die Veränderung der geographischen Breiten, vom Berichterstatter geleitet. Kurze Schilderung der Reise, der Inselgruppe und der Arbeiten der Expedition. 4) Dr. Th. Wolf, Ueber das westliche Tiefland Ecuadors. Erweiterung des geographischen Bildes, welches der Verfasser friüier über die Hochlande Ecuadors gegeben hat. — 5) H. Wagner, Arthur Breusing. Biographische Skizze des am 28. Sept. v. J. in Bremen Verstorbenen, — Das Heft bringt ferner einen Brief des Grafen Joachim Pfeil, datirt Ukamas, Gr.-Nama- land, 10. Aug. 1892, worin derselbe über die bisher durchreisten Landstreckeu kurz berichtet und die Fortsetzung seiner Tour nach Norden anzeigt. — Eine Uebersicht über Vorgänge auf geo- graphischem Gebiet (darunter die vorläufigen Mittheilungen über die Gesam m terge bnisse der Expedition Emin Paschas in den Jahren 1890 — 1892), litterarische Besprechungen und Be- richte von anderen geographischen Gesellschaften in Deutschland bilden den weiteren Inhalt des Heftes. F. K. Fuchs. E., Lehrbuch der Augenheilkunde. 3. Aufl. Wien. 14 M. Gegenbaur, C, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. 5. Aufl. Leipzig. 24 M. Gerber, G., Das Ich als Grundlage unserer Weltanschauung. Berlin. 8 M. Görtz, A., Ueber spectrophotometrische Affinitätsbestimmungen. Tübingen. 1 M. Graf, J. H.. Das Lelien und Wirken des Physikers und Astronomen Johann Jakob Huber aus Basel. (173o— 1798). Bern. 1 M. Haas. A., Lehrbuch der Dift'erentialrechnung. Stuttgart. 8 M. Haller, B., Die Anatomie von Siphonaria gigas, Less., einer o|)istlio)iranchen Gasteropoden. Wien. 11,20 M. Halliburton, W. D., Lehrbuch der chemischen Physiologie und Pathologie. Heidelberg. 4 M. Berichtigung. Auf Seite 15 Spalte 2 Zeile 15 von unten muss es anstatt „und erst nach ungefähr 30 Jahren" „und erst vor ungefähr 30 Jahren" heissen. Inhalt: H. Potonie: Das natürliche Pflanzensystem A. Engler's und M. Treub's Untersuchungen zur systematischen Stellung von Casuarina. (Fortsetzung und Schluss.) (Mit Abb.) — Dr. Karl Fr. Jordan: Ist die unmittelbare Gedankenübertragung oder mentale Suggestion erklärbar'? — Dr. M. Klein: Anmerkungen zu dem vorstehenden Aufsatz des Herrn Dr. Jordan. — Der Komet Holmes. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: H. Poincare: Le(,ons sur la theorie de l'elasticite. — Berichte der Deutschen Botanisehen Gesellschaft. — Jahrbuch der Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt. — Ver- handlungen der Gesellschaft für Erdkunde. — Liste. — Berichtigung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidonstr. 40/41, für den Inseratenthoil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ford. Dümnders Verlagsbucliliaiidlung. Beilin SW. 12. — Druck: G. Bernstein. Berlin SW. 12 Nr. Natiirwisscnseliurtliclie Wocliciiselirirt. IX Ungeheure Summen können bei ilirektcni Bezui;' von Bedartai-tikeln erspart werrlen. Wer elegante Kleidung liebt und dabei sparen will, verlange: der Tuchversandt -Firma Julius Köruer, Peg-au i. S. Dieselbe liefert: Drei Meter gezwirnter Biicksliin für 4,50 M. i ausreichend zu „ ., schwär/, oder blau CLevlot „ 4,50 , Kl:;™,. t-^ „ „ reiuwolleii t lieviot „ 9,00 „ ,„ schöner „ ., fein Kanim£:arn ,, 12,00 ,, ' schwerer Ware. Julius Körner, Tuchversandt, Pegau i. S. 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A«1olf Kobs, Berlin IW., Lnisoiistr. 3 f. 3(lu(triertc Sßveiälütcu fcnnto uiib Btotiö. üx» teilt' --t'«ftavit3tfla#s.HHd SJjifin S.3{envmmi\c fcljlcn feilte. „••Habeiitirfilinib in ÜV^oit uiib SBilb" umfalit 3 Sünbc. 3cbcr iScinb ift einzeln fäuflid). Söaub II unb 111 ericf;etneit im Saufe beä 3at)re§ 1893. ^cflcITungcn nimmt jcbc ■gäuc^öanöCung cntgcscn. ä>or Äiir^cm crjdjicn: im 58uiibe 8f(jfu blr lllclljfit bcr foß. f inljrit5= ober Joiirii=]}ritrii. 58on Dr. 55if6cfm Jocrftcr, ,«öl. >Jjtcu6. @cb. 3ieaieniua§vat, lirofcfjov an tcc llniBevfität unt Tivcftor tcr .«Ol. Sternwarte 511 SBcrlin. 32 Seiten, gr. 8". iJJrciS 60 '$]. 3u bejicfien burtf] alle S8uif)5anbluiigeit. f erb. Diiiiimirro ürrlnnoliuililinnblini!! in Crrliii SW. V2, jimiiirrflr. !U. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ein Ausflng nach Spitzbergen. Von Leo Creiiiei*, Bergreferendar. Mit wisseuschaftlichen Beiträgen von Prof. Dr. Holzapfel, Dr, Karl MüUer-Hallensis, Dr, F. Fax, Dr. H. 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Universität und Diioctor der Kgl. .Sternwarte zu Berlin. ii 234 Seiten gr. 8". -Sx LI Preis 4 M. geh., geb. 5 M. ^[WJ w fi*:*.it*4t*.*.^^*'^**:^*.^^i^1k*.^*.^^^*:*i*.il*.*.*:*-*.^^*ik*--m In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien ; Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung Dr. Robert Mlttmaiiii, (SctLÜler des Professor ICocii. ) Äiit S Holzschnitten. (Sonder-Abdruck aus der „Naturw. Wochenschrift.") Preis I Mark. 1* >♦ )♦ )» )«> % it^¥¥¥¥¥¥¥¥¥¥¥¥¥¥7¥¥?4^ ¥ ¥¥¥¥¥¥$^¥¥y¥yf¥¥¥¥7ä In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berhn SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorstelier der zoologischen Sammlungen .au der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. S66 8. gr. 8". Preis 3 Mark. Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung:, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 5. Februar 1893. Nr. 0. Abonnement: Man aboniiirt bei allen Buchhandlungen und Post- v Inserate: Die viergeapaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— dp sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uehereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 -j extra. jL bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nnr mit Tollständigei- (^iioileiiangabe gestattet. In der Heimath des Cacao. Von Barou H. Eggers. Der Cacaobaum, dessen köstliches Product mclir iiud raelir von einem Luxusartikel zu einer Volksnabrung- über- g-ebt, und dessen Bedeutunj;- au.s diesem Grunde in kurzer Zeit ohne Zweifel die aller anderen tropischen Cultur- pflanzen überwiegen wird, stammt bekanntlich ans dem tro})ischen Amerika, wo derselbe bereits vor der Ent- deckung der neuen Welt liesonders im südlichen Mexico (Soconuscoi, Jlittelamcrika, Westindien und dem nörd- lichen Südamerika angebaut wurde, und von wo aus der- selbe in neuerer Zeit aucli nach den Tropenländern der alten AVeit, wie z. B. Centralafrika und Cejdon, verpflanzt wurde. Unter den genannten Ländern scheint das Tiefland von Ecuador vorzugsweise die eigentliche Heimatli des Cacaotiamnes zu sein, indem derselbe hier nicht nur all- gemein wildwachsend vorkommt, sondern auch eine anders- wo ungeahnte Entwickelung erreicht, wie ich während eines sechsmonatlicheu Aufenthaltes auf einer Cacao- hacienda daselbst zu beobachten Gelegenheit hatte. In der reichen Alluvialebene, die sich zwischen dem grossen Flusse Guayas mit dessen zwei Quellflüssen, dem Rio Drule und dem Rio Babalioyo einerseits und der Riesenkette der Anden andererseits in einer Breite von 20 — 30 Kilometer und einer Länge von über 2i>() Kilo- meter von Norden nach Süden erstreckt, fast überall noch bedeckt von unermesslicben Urwäldern, die nnr hie und da, hauptsächlicli längs den zahlreichen kleinen Küsten- flüssen, von Ansiedlungeu unterbrochen sind, findet man das Geschlecht der Theobroma verbreitet, nicht nur den bekannten cultivirten Cacaobaum (Th. Cacao), sondern auch noch andere, nahe verwandte Arten, wie den Cacao blaneo (Th. bicolor) und den Cacao de monte (Th. Mariae), deren Samen denen des erstgenannten sehr ähnlich sind und gewiss mit der Zeit auch öconomische Bedeutung erlangen werden. Die Verbreitung des Cacaobaumes, dessen Früclite und Samen keine specielle Anpassungen zum Wandern besitzen, dagegen eine Lieblingsnahrung ver- schiedener Thiere sind und somit weit umher verschleppt werden, ist an den meisten Orten eine so bedeutende, dass man häufig im Walde grosse Bestände desselben in allen Stadien der Entwickelung vorfindet. Die Cacaogärten oder Huertas in Ecuador sind des- halb auch zweierlei Art, theils selbstgesäete, die soge- nannten Almasigales, theils von Menschenhand in Rodungen gepflanzte, Huertas sembradas. Die erstgenannten entstehen in der Weise, dass der Pflanzer, wo er im Walde eine grössere Anzahl von Cacao- bäumen antrifft, diesen durch Umhauen der übrigen klei- neren Bäume, die, ohne Schaden anzurichten, entfernt werden können, mehr Raum zum Wachsen verschafft, während die Riesen des Waldes, unter denen auch viele Palmen vorkommen, stehen bleil)en, theils des nöthigen Schatten wegen, theils um nicht durch das Fällen der- selben die Caeaobäume zu zerstören. Die letzteren sind in diesen Almasigales selbstver- ständlich von jedem Alter und stehen ohne jegliche Ord- nung zerstreut, oft so dicht, dass man des Raumes halber viele derselben beseitigen muss, andererseits aber auch oft mit grossen Zwischenräumen, die man alsdann durch Verpflanzen von jungen Bäumen auszufüllen sucht. Immerhin macht diese Art von Huertas indess einen sehr ungeordneten Eindruck und leidet an versebiedenen Uebelständen, unter denen besonders die zu starke Be- schattung, das Umfallen der stehen gebliebenen Wald- bäume und die sehr ungleiche Entwickelung des Bestandes die wesentlichsten sind. Dagegen bieten dieselben den Vortheil der geringen Muhe der Anlage, was in einem Lande, wo grosser ^Mangel an tauglichen Feldarbeitern herrscht, von ungemeiner Be- deutung ist und die Möglichkeit bietet, selbst bei be- schränkten Mitteln eine recht umfassende Cacaogewinnung zn betreiben. 52 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. ß. Im Gegensatz zu diesen Naturplantagen stehen die Huertas sembradas, für welche man zuerst den Wald voll- ständig tallt und abbrennt, indessen die Stümpfe stehen bleiben, hierauf Bananen in regelmässigen Reihen pflanzt, und wenn diese eine passende Höhe erreicht haben, die jungen Cacaobäume entweder aus dem Saatbeete ver- pflanzt oder auch den Cacaosamen gleich an Ort und Stelle niederlegt. Die Anpflanzung von Bananen, die jedes Jahr eine werthvolie Ernte der bekannten, ein allgemeines Nah- rungsmittel darstellenden Fracht liefern, ist unumgänglich notiiwendig des Schattens wegen, da die Cacaopflanze, besonders im jungen Alter, das directe Sonnenlicht durch- aus nicht verträgt. Die Entfernung zwischen den einzelnen gepflanzten Cacaobäumen ist in Ecuador gewöhnlich nur drei Meter, was bei dem reichen Boden und der hieraus folgenden üppigen Entwickelung des Baumes viel zu gering ist, in- dem die Bäume alle zu sehr in die Höhe schiessen und dünne, zweiglose Stämme ausbilden, anstatt sich genügend mit ihren Zweigen nach den Seiten hin auszubreiten, wo- durch ihnen nothwendigerweise die Möglichkeit einer kräftigen Ernährung und daraus entspringenden reich- lichen Fruchtbildung benommen wird. Eine Entfernung von fünf bis sechs Meter ist den Verhältnissen weit mehr angemessen und sichert einen bedeutend höheren Ertrag des gleichen Areals, weshalb dieselbe auch in neuester Zeit von mehreren Pflanzern eingeführt wurde. Gleichzeitig mit dem Aussetzen der jungen Cacao- bäume werden auch die permanenten Sehattenbäume ge- pflanzt, indem die Bananen nur während der ersten zwei bis drei Jahre den jungen Pflanzen Schatten spenden können, später von diesen aber überflügelt nnd alsdann ausgerodet werden, um den erwähnten höhereu Bäumen Platz zu machen. Der gewöhnlichste Schattenbaum hier ist, wie auch in Trinidad und Venezuela, die Erythrina, in Ecuador Palo prieto genannt, eine Leguminose mit grossen, drei- theiligeu Blättern und rothcn BlUthen, die sehr rasch wächst, sich leicht durch Stecklinge vermehrt und deren Laub einen Schatten von passender Helligkeit verbreitet, wie derselbe dem Cacao am förderlichsten scheint. Ausser diesem Baume werden noch einige andere, besonders Arten von Inga, als Schattenbäume benutzt; da dieselben jedoch den Nachtheil haben, langsamer zu wachsen und ein spröderes Holz zu besitzen, so dass oft grosse Zweige abbrechen und die Cacaopflanzen be- schädigen, hat man jetzt fast überall der Erythrina den Vorzug gegeben. Unter diesem Schatten gedeiht die Theobroma schnell, besonders wenn das rasch emporschiessende Unkraut fleissig mit der Machete niedergehalten wird, und trägt bereits im vierten Jahre eine Anzahl der bekannten schönen, goldgelben oder rothen, quittenförmigen Fruchte, deren Zahl sich mit jedem Jahre rasch vermehrt. Der grösste Feind der jungen Pflanze ist, wie bereits angedeutet, das Unkraut, der Monte, eine Mannigfaltig- keit von Strauch- oder krautartigen Gewächsen, darunter viele mit grossen Blättern und saftigen Stengeln, die häufig in wenigen Monaten eine Höhe von zwei bis drei Meter erlangen. Unter diesen sind besonders auffallend der Vijao*) (Calathea discolor), eine bis vier Meter hohe Scitaminee mit riesigen, eiförmigen, sehr zähen Blättern, die vielfache Verwendung, besonders zum Dachdecken finden. Ferner mehrere Arten von Piper, Aroideen, Heliconia, Costus, *) j überall im Spanischen wie ch, ch wie tsch. Urticaceen und Farne, die zusammen ein buntes und dichtes Gestrüpp bilden, das bald den jungen Cacao- bäumen verderblich wird, wenn dasselbe nicht, wie an- gedeutet, von Zeit zu Zeit mit dem säbelartigen Wald- messer, der Machete, dicht am Boden abgemäht wird. Dieses Reinhalten der Huertas, bei welchem zugleich die Wurzeltriebe der Cacaobäume beseitigt und andere ähnliche Arbeiten vorgenommen werden, bildet unter dem Namen Roza die Hauptarbeit der Leute und erfordert eine bedeutende Ausdauer und grosse üebung im Gebrauche des sowohl als Watte wie auch als Werkzeug gleich nützlichen Universalgeräthes des tropischen Landmannes, der Machete, die neben der zum Fällen der Bäume un- entbehrlichen Axt das einzige Ackergeräth in diesen Län- dern darstellt. Während die oben erwähnten Pflanzen alle nur den Boden einnehmen und, sobald der junge Cacaobaum eine gewisse Höhe erreicht hat, denselben nur noch indirect schädigen, sind dagegen die Lianen und die E])ipliyten, ob parasitische oder nicht, zwei Pflanzenfornien, die auch noch in späteren Jahren den Bäumen der Pflanzung nach- theilig sind und die man deshalb ebenfalls zu beseitigen strebt, was freilich bei dem leichten Verbreitungsvermögen und der grossen Menge derselben eine schwierige Auf- gabe bleibt. Wie bekannt, sind die tropischen Schlingpflanzen nicht nur sehr zahlreich, sowohl an Arten, als auch an Individuen, sondern gewöhnlich auch holzartig und aus- dauernd, weshalb dieselben eine bedeutende Rolle, als sogenannte Lianen, im Walde der heissen Länder spielen. Der gemeinsame Name in allen spanisch -amerikani- schen Ländern für diese Pflanzenform ist Vejuco, worunter man jede Art \on Schlingpflanze, von der kleinen kraut- artigen Batate bis zu der, einer Riesenschlange ähnlichen, holzartigen Entada oder Chamissan begreift. Es gehören zu diesen Vejucos Vertreter der ver- scliiedensten Pflanzenfamilien, besonders doch der Legu- minosen, Ampelidecn, Cucurbitaceen, Convolvulaceen, Amarantaccen und Aroideen, die alle meistens eine be- deutende Länge erreichen und mit iin-eu weitverzweigten Gliedern oft grosse Theile der Cacaopflanzung überdecken. Während im Allgemeinen das Durchhauen des Haupt- stammes die Liane zum Aussterben bringt und die wel- kenden Zweige bald ihre Blätter verlieren und stücken- weise herunterfallen, giebt es einige, die eine ganz be- wundernswerthe Lebensdauer besitzen und fast nicht aus- gerottet werden können. Es sind dies besonders die Cissus-Arten (C. sicyoides und andere), aus einem der Rebe nahestehenden Ge- schlecht, welche einen ziemlich weichen, nur hall) ver- holzten, mit sehr weiten Gelassen versehenen Stengel besitzen und sowohl im Walde wie in den Cacaopflanzungeu häufig vorkommen. Wenn man den Stamm eines solchen Cissus durch- schneidet, stirbt der ol»ere Theil nicht, wie bei anderen Gewächsen, ab, sondern es entsprossen demselben in kurzer Zeit eine ganze Anzahl dünner, glatter Luftwurzeln, die, nach unten wachsend, l)ald den Boden erreichen, hier sich einbohren und verzweigen und somit bald eine er- neuerte Verbindung mit der Nahrungsquelle herstellen, welche der Liane das fernere Wachsthum ermöglicht. Diese Zähigkeit des Lebens ist so gross, dass mau häufig Lianen der genannten Gattung tritt't, die nicht nur iiu'en Stamm, sondern auch die darauf gebildeten Luftwurzeln zwei oder mehrere Mal durchschnitten bekonnnen haben, die aber jedesmal wieder am oberen Theil neue Luft- wurzeln gebildet und mit Hülfe derselben eine fortgesetzte Verbindung mit dem Erdboden bewerkstelligt haben. Angesichts dieser Unverwüstliehkeit, die in demselben Nr. 6. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 53 Maasse auch nocli von einii;en Cucurliitaecen getheilt wird, bleil)t dem Pflanzer nichts anderes übrig, als die Lianen mit den Händen von den Caeaobilumen lösen und her- unterziehen zu lassen, was immer mit Mühe und Zeitver- lust wie auch Beschädig-ung' der Bäume verbunden ist. Neben den Lianen nehmen bekanntlicii die Epipliytcn einen bedeutenden Platz in der tropischen Pflanzenwelt ein und sind in den Cacaopflanzungen besonders vertreten durch die Familien der Piperaccen, Bromeliaceen, Orchi- deen und Farne, deren mannigfache Formen höchst malerisch, aber freilich nicht ohne Nachtheil für den Cacao, die Zweige und Stämme der Bäume bekleiden. Ausser den genannten Familien begegnet man von blüthentragenden Baumbewohnern auch noch einigen Gesneraceen, Aroideen und Cacteen, und neben diesen eine Menge von Oryptogamen, von denen besonders die Moose massenhaft auftreten und oft die ganze Oberseite der Stämme und dickeren Zweige überziehen. Da die Blttthen des Cacaobaumes, wie bekannt, nicht nur an den jüngeren Sprossen erscheinen, sondern sogar vorzugsweise unmittelbar aus der Rinde des Stammes hervorbrechen, liegt es auf der Hand, dass gerade beim Cacao ein Ueberzug von Moosen und grösseren Epiphyten einen in vieler Hinsicht schädlichen Einfluss haben muss und oft das Blühen des Baumes beeinträchtigt oder sogar verhindert. Die Moose werden nebenl)ei noch ferner schädlich, weil deren weiches und immer feuchtes Polster eine günstige Brutstätte für die zahlreichen herumfliegenden Samen der anderen, grösseren Baumbewohner, besonders für die mit langen Haaren versehenen Bronieliac-Scenamen, abgiebt, weshalb ein Aljkratzen dieser Decke, wie über- haupt eine Beseitigung der Epiphyten im Allgemeinen, zu den unvermeidlichen Arbeiten einer sorgfältigen Pflege des Cacao gehört. Während die im Obigen besprochenen Bewohner des Cacaobaumes alle nur einen Wohnsitz von demselben be- anspruchen, ihm indess keine Nahrung entzielien, sondern von der Luft, dem Regen und dem durch das Vermodern abgefallener Blätter gebildeten lluuuis leben, giebt es dagegen auch noch eigentliche Schmarotzer, die wahren Parasiten, welche zum Thei! ihre Nahrung aus dem Wirthe ziehen und in vielen Fällen denselben schliesslich zu Grunde richten. Von diesen findet man in den Cacaopflanzungen in Ecuador indess nur wenige Arten, die ausserdem durch- aus nicht sehr zahlreich auftreten, so dass der Schaden, den dieselben anrichten, nur unbedeutend zu nennen ist. Am bemerkenswerthesten sind der prachtvolle Lo- ranthus mexieanus mit seinen grossen gelbrothen Blüthen und einige, unserem Viscum sehr ähnliche, Arten von Phoradendron, deren klebrige Samen von Vögeln herum- getragen werden, die indess ohne Schwierigkeit von den Bäumen zu beseitigen sind. Verderblicher als alle die im Obigen erwähnten Pflanzeufeinde sind dem Cacao die noch zu besprechenden Baumwürger, die aus den meisten Tropenländern bekannt sind und die liier in Ecuador besonders durch einige baunuirtige Urticaeeen, nämlich Speeii'S von Fieus (Ili- gueron) und den Matapalo*) (Coussapoa villosa), ver- treten sind. Die sehr kleinen Samen dieser Bäume werden von Vögeln oder vielleicht auch vom Winde auf andere Bäume getragen, wo dieselben in der Mousbekieidung der Stämme oder in dem in einer Zweigklüftung angesannnciten Humus günstige Bedingungen zur Keimung vorfinden. Die junge Pflanze, welche sieh im Anfange mit der an ihrem Ge- *) Baumtödter. burtsorte vorhandenen Nahrunu- begnügen nmss, sendet so rasch wie möglich eine oder mehrere dünne Luftwurzeln nach abwärts, die, dicht an den Stamm des Wirtlies an- gedrückt, sich bis zum Erdl)oden verlängern, hier ein- dringen und, sich reichlich verzweigend, dem angehenden Baumwürger eine neue und unerschöpfliche Nahrungs- (luclle eröifnen. Weder die Fieus noch der naheverwandte ^Matapalo sind demnach eigentliche Parasiten, sondern höchstens Epiphyten, und auch dies nur im Anfange, indem die- selben sehr bald ihre Nahrung ausscliliesslich aus dem Boden beziehen und insofern ein ganz normales Dasein zu führen scheinen. Erst wenn man die fernere Ent- wiekelung dieser Bäume l>etrachtct, begreift man, wie verderblich dieselbe der armen Wirthpflanze werden muss, indem diese von den rasch zu holzigen Körpern sich ent- wickelnden Luftwurzeln des ungebetenen Gastes einge- seldossen und erdrückt wird und bimien Kurzem völlig abstirbt und vermodert. Höchst interessant ist es hierbei zu beobachten, wie der Baumwürger seine Glieder einer plastischen Masse gleich um sein Opfer rings herum anschmiegt, wodui'ch oft die seltsamsten Formen und Verschmelzungen der scheinbar ungefügigen Holzmasse entstehen. Die von dem Stamme entsendeten Luftwurzeln ent- wickeln sich zu einem diesem ähnliclien Kör})cr, treiben blättertragende Sprosse und bilden allmälig einen Pseudo- stanmi, der mit dem eigentlichen Stamme vollständig ver- selnnilzt und bald dem Würger das Aussehen eines selbst- ständig entwickelten, normalen Baumes giebt, in dessen Mitte man nur noch einige Zeit die Reste des erwürgten ( tpfers wahrnimmt, dessen frühere Gegenwart sich indess in den meisten Fällen durch das Hohlsein des Jlatapalo oder Fieus nachweisen lässt. Die Nemesis ereilt indess auch den oft zu kolossalen Verhältnissen anwachsenden Baumwürger, der gewöhnlich mit der Zeit einen riesigen Umfang erreicht und durch seine zahlreiclic Seitenstämme in Verbindung mit dem grossblättrigen, dichten Laube ganz das Ansehen eines kleinen Waldes im Walde anninnnt. Indem diese mächtige Holzmasse nämlich im Inneren hohl ist, wird diesell)e durch ferneres AVaehstlmm leicht in ihrem Gleichgewicht gestört, wovon häufiges Abbrechen grösserer Theile oder sogar das Umstürzen des ganzen Baumes bei etwas starkem Winde die Folgen sind, wodurch nicht selten Gefahr für die in der Pflanzung beschäftigten Arbeiter entsteht. Ein Durchhauen der Baumwürger im jugendlichen Alter tödtet dieselben und rettet somit den von ihnen ergriftenen Baum, weshalb das Uebel in diesem Stadium unschwer zu be- seitigen ist, ebenso wie mau durch Naehsuchcn auf den Cacaopflanzen die ganz jungen Keindinge dieser Feinde leicht entdeckt und entferni'n kann. Wo dagegen der Matapalo oder Fieus liereits einen grösseren Umfang erreicht hat, was leider an vielen Orten der Fall ist, besonders weil man irrthümlieher Weise ge- glaubt hatte, der Baum sei dem Cacao durch seinen Schatten von Nutzen, lässt sich derselbe niciit mehr ohne erln'blichere Schädigung der Cultiupflanzen beseitigen und naiss stehen gelassen und geduldet werden. Die Bekämpfung alier dieser Feinde aus dem Pflanzen- reiche giebt den Arbeitern selbstverständlich viel zu Schäften, dieselbe Uep])igkeit des Bodens und dasselbe günstige Klima, die im Verein den Cacao zu (»iner nirgends sonst gekannten Entwiekelung gelangen lassen, befördert auch andererseits die grossartige Entfaltung der übrigen Vegetation. Das Land ist vollständig flach und gänzlich steinlos, von einem Alluvium gebildet, das hauptsäcldich aus einer oft Meter dicken Seliicht von lehmiger Erde auf einem 54 Naturwissenschaftliche Woclienschrift. Nr. 6. Untergiunde von feinem, j)3M'ithalti,i;'em Saude, ein auch in physikalischer Hinsicht bekanntlich günstiger Boden, besteht. Das Klima ist ein mn- sehr geringen Schwankungen ' nnterworfeues, gleiehmässig heisses; die Regenmenge eine sehr bedeutende und selbst in den troekneren Monaten nie ganz unterbrochene, Factoren, die dem Gedeihen des Cacao möglichst günstig sind, weshalb die Huertas auch hier das ganze Jahr hindurch mit Früchten in allen Stadien der Entwickelung prangen und somit die Ernte eigentlich nie aufhört, wenngleich zu gewissen Jahreszeiten, be- sonders vom Juli bis zum Septenilier, die grösste Menge an reifen Früchten vorbanden ist. Aber auch die Frucht des Cacaobaumes hat eine Menge von Feinden, die dem Pflanzer die Ernte streitig machen und ihm nicht selten beträchtlichen Schaden zu- fügen. Hierzu gehören besonders mehrere Arten von Papageien, die Morgens ganz früh in die Huertas fliegen, hier den Tag über an den reifi'u Früchten sich gütlich thun, um Abends gegen Sonnenuntergang wieder schreiend und lärmend in kleinen Haufen nach den Mangrove- waldungen an der Küste zurückzukehren, wo sie zu nisten scheinen. Da der Schaden, den diese in grosser Menge auf- tretenden Vögel sehr beträchtlich und deren Fleisch neben- bei recht wohlschmeckend ist, wird ilnien durch dazu angestellte Jäger fortwährend nachgestellt und trotz ihrer Schönheit eine Menge erlegt. Dasselbe geschieht mit den verschiedenen Säugethieren, die sich zum Theil vom Cacao nähren, und von denen ich besonders einige Aflenarten, eine Beutelratte und ein kleines Eichhörnchen wie noch einige andere Nager erwähne. Im Ganzen genommen sind die Zerstörungen dieser Tbiere doch nur massig, und da auch die Verluste durch Krankheiten, unter denen besonders die durch Schmarotzer- pilze verursachten, keine bedeutende sind, bleibt dem Hacendado in der Regel ein reichlicher Ertrag übrig. Durch eintretende Dürre krmnen an einzelnen Orten zu- weilen die ganz jungen Früchte einschrumpfen und ver- dorren, an anderen verfaulen die Früchte zuweilen, be- sonders wo die Bäume zu dicht gepflanzt sind; trotz alle- dem hört man nie von einer Missernte, wenn gleich der Gesamnitertrag der einzelnen Jahre verschieden sein kann, so dass man im Allgemeinen die Cacaoeultur als eine sehr lohnende bezeichnen darf, die bei der über hundert Jahre anhaltenden Tragfähigkeit des Baumes die Grundlage eines dauernden Wohlstandes abgiebt. Der durchschnittliche Ertrag einer Caeaopflanze ist in Ecuador gewöhnlich \ o Kilo, was die trockenen Samen von 8 — 10 Früchten (mazorcas) darstellt. Wo die Bäume freien Platz zum Ausbreiten der Zweige haben, sieht man indess sehr oft 30 — 40 oder noch mehr Früchte an einem Baume, an einzelnen alten Bäumen zählte ich sogar nicht selten über 400 Früchte, was einer Ernte von 25 Kilo im Werthe von über 30 Mark pro Baum gleielikommt. Der geringe Durchschuittsertrag der Pflanzungen rührt hauptsäcldich von zu dichtem Pflanzen her, ein Fehler, den man erst in neuester Zeit durch Lichten der Huertas und grössere Entfernung bei der Anlage neuer Gärten zu berichtigen sucht. Bei dem grossen umfange der meisten Haciendas, von denen viele eine halbe bis eine ganze Million Bäume (matas) haben, ist die Gesammternte, selbst bei einem Durchschnitt von nur 500 Kilo pr. 1000 Pflanzen, dennoch immerhin von bedeutendem Wertli und beansprucht die ganze Aufmerksamkeit des Besitzers oder seines Verwal- ters wie auch eine erhebliche Arbeitskraft an Menschen und Tbieren. Durch die verschiedenen Huertas vertheilt gehen Ab- theilungen von 10 — 12 Mann mit einem Mayordomo als Aufseher, die eine Hälfte, die Tumbadores*), mit einem langen dünnen Rohr versehen, das an der Spitze ein scharfes, haUnnondförmiges Eisen trägt, womit die reife Frucht, die nicht von selbst herunterfällt, geschickt am Stiel durchschnitten wird, was mit einem nach oben ge- führten Stosse geschieht, um alsdann von der anderen Hälfte der Leute, den Recogedores, aufgesammelt und in grosse Haufen aufgeschichtet zu werden. Zu diesen Haufen begiebt sich dann, gewöhnlich am nächsten Tage, ein ^lann, der Sacador, welcher mit einem kurzen, breiten Eisen die dicke Schale der Früchte der Quere nach durchschneidet und dieselben hinter sich wirft, wo alsdann ein Knabe mittels eines Rippenknochens, der als eine Art schmalen Lotfels dient, die Frucht ihres In- halts entleert. Das Innere der Cacaofrucht besteht, wie bekannt, aus einer Menge von dicken, scheibenförmigen Samen, die in fünf Reihen geordnet und von einer weissen, säuerlichen Pulpe umgeben, in einer Anzahl von 40 — 50 den Hohl- raum erfüllen. Dieser schleimige, rohe Cacao wird als- dann in grosse starke Säcke gefüllt, die auf Jeder Seite des Packsattels auf einem kräftigen Maultliii're herab- hängen und in dieser Weise auf den gewrdmlich boden- losen Pfaden nach der Hacienda zur weiteren Behandlung gebracht. Sowohl die Tumbadores als auch die anderen Ar- beiter der Plantage tragen bei der Arbeit in den Huertas die Füssc und Beine sorgfältig eingehüllt, um sich gegen die vielen Giftschlangen, die eine wahre Landplage des ecuadorianisehen Tieflandes sind, zu schützen. Die Füsse sichert ein oftVner Schnürschuh aus dickem Leder, die Corba, nachdem der Fuss an Statt des Strumpfes mit den weichen, welken Blättern der Banane umwunden ist, wäh- rend die Beine mit einer dichten Umhüllung von den Blättern des oben erwähnten Vijao bekleidet werden, die mit Baststreifen des Cacao, der wie alle Büttneriaceen ein dem Lindi-nbast ähnliches Material liefert, festgebunden werden. Trotz aller Vorsicht kommen dennoch Schlangen- bisse nicht selten vor, besonders sind die Recogedores densellten beim Aufsammeln der Früchte vom Boden in dem oft sehr dichten ßlattgewirr des Unkrautes ausgesetzt. Die gefürchtetste aller Sehlangen ist die E()uis, so ge- nannt von den dunklen Zeichnungen auf dem Rücken, die dem Buchstaben x ähnlich sehen, welcher im Spanischen Equis (spr. Ekkis) heisst. Diese Natter wird bis 1 V-3 Meter lang und kommt nicht nur im Walde und in den Huertas, sondern auch in d(>r Nähe von Wohnungen oder in diesen selbst vor und Itesitzt eins der am heftigsten wirkenden Gifte, das bereits nach wenigen Stunden den T(h1 herbei- führt. Ein grosser Hund, der ganz nahe l)ei einem Wohn- hause von einer dieser Schlangen in's Ohr gebissen ward, verendete vor meinen Augen im Verlaufe einer Viertel- stunde. Als Mittel gegen das Schlangengift wird häufig eine braune Flüssigkeit, Curarine genannt und von einem Amerikaner fabricirt, nicht ohne Erfolg angewandt, ausser- dem Alkohol, Chinin, Ferrum sesquiehlorat und verschiedene einheimische Kräuter, durch welche auch zuweilen Patienten gerettet werden. Immerhin bleiben die Giftschlangen eine Art ^litbewohner dieser Gegenden, an welclie man sieh nur sehr schwer gewöhnt und die den Genuss der pracht- vollen Natur hier erheblich beeinträchtigt. Nachdem iu der oben erwähnten Art der rohe Cacao nach der Hacienda gebracht ist, wird derselbe sogleich auf grossen offenen Plätzen, Tendales, die mit gespaltenem Bambusrohr belegt sind, zum Trocknen ausgebreitet. Das *) Tumbür füllen, recogei' aufsammeln, sacar horausuehmen. Nr. 6. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 00 in Westindien i;cl»räu('hliche Fcrnientiren in (lurclil(ichertcii Behältern, wodurch in wenii;en Tagen die l'ulpe verfliesst und der Cacao eine passende Reife mid Farbe erhält, ist in E^cuador gänzlich unbekannt, wird indess zum Theil dadurch ersetzt, dass bei Kegenwetter und über Nacht die Samen in längliehe Haufen zusannncngcscliiclitct und mit Blättern des Vijan oder gel)ogenen Zinki)latten über- deckt werden, wodurch in der feuchten Masse jedes Mal eine Gähruug entsteht, die freilich am nächsten Morgen durch das Ausbreiten in der Sonne auf dem Tendal wieder unterbrochen wird. Die Qualität des Cacao scheint indess auch bei diesem \'erfalireii den wünschenswerthcn Grad von Güte zu er- reicln'n, indem der Cacao von Ecuador, gewrdnilich nach dem Hafenorte Guaya(iuil, von wo aus derselbe verschifft wird, benannt, wie bekannt zu dem besten der Welt ge- h(irt. Der bedeutende Unterschied zwischen den beiden llauptklassen des ecuatorischen Cacao, dem aus den oberen Flussgebieten (Cacao de arriba) und dem aus den süd- licheren Gegenden (Cacao de Balao und de Machala), ist nicht auf eine verschiedene Behandlung der Frucht zurück- zuführen, sondern scheint hauptsächlich von verschiedenen Bodenverhältnissen herzurühren, indem die oberen Gegen- den bereits mehr hügelig und steinig werden, je näher man dem Gebirge kommt. Der Cacao de arriba ist bedeutend bitterer als der andere und erlaubt deshalb dem Fabrikanten in Europa durch Zugabe einer gr(isseren Menge von Zucker ein be- deutend grösseres Quantum Chocolade aus derselben Menge von Cacao zu erzielen, was diesem also einen höheren Werth zu Fabrikationszwecken verleiiit und den besseren Preis desselben auf dem Weltmarkte bedingt. Wenn der nasse Cacao in der oben angegebenen Weise vollkonnnen getrocknet ist, wird derselbe von allen schwarzen und schlechten Bohnen mit der Hand befreit, durch Sieben von ünrath gereinigt und alsdann in Säcke verpackt auf kleinen Segelschiffen nacii Guay- aquil zum weiteren Export mittels Dampfer nach Europa gebracht. Die jährliche Ausfuhr von Ecuador an Cacao beträgt gegenwärtig 14 — 15 Millionen Kilo oder fast ein \'iertel der Gesannntproduction der Welt, die c. GO Millionen Kilo beträgt. Da der Consum im Lande sell)st merkwürdiger- weise ein sehr geringer ist und für die ganze nur etwas über eine Million betragende Bevölkerung wohl kaum 1 Millitm Kilo erreicht, ist die ganze Ernte dieses Heimath- landes des Cacao auf 15^16 Millionen Kilo im Jahre zu setzen, was zwar ein bedeutendes Quantum ist, jedoch immer nur einen kleinen Theil von dem darstellt, was dieses reiche Land bei rationellerer Beiiandiung der Plan- tagen und ausgedehnterer Ueberwachung hervorzubringen im Stande wäre. Wenn man erwägt, dass die kleine westindische Insel Grenada mit nur 55 ÜOO Einwohnern l)innen kurzer Zeit ihre Ausfuhr von Cacao bereits auf über 2 ^lillionen Kilo gebracht hat, und dass Trinidad nicht weniger als 6 bis 7 Millionen Kilo jtroducirt, so erscheint die Krnte von Ecua- dor, dessen hauptsächlicher, ja fast einziger Ausfuhrartikel von Bedeutung der Cacao ist, als verhältnissmässig gering und bei ^Veitem nicht den günstigen Xaturverhältnissen entsprechend. Wie in den anderen spanisch-amerikanischen Ländern tragen auch hier die, trotz des im Allgemeinen fried- lichen und arbeitsamen Charakters der Bewohner, noch ziemlich unsicheren politischen und socialen Verhältnisse die Hauptschuld daran, dass eine schnellere Entwickelung im Anljau des Cacao, der mehr wie irgend ein anderes tropisches Erzeugniss eine glänzende Zukunft zu haben scheint, eine Entwickelung, von der hier zugleich der materielle wie auch der daraus entspringende intellectuelle Fortschritt des Landes bedingt wird, bis jetzt noch innncr auf sich hat warten lassen. Kurze Darstellung einer Hypothese über Sonnenflecken.*) \'un HealscluiUclirur Die gewaltigen Dimensionen der Sonne, ihre ausser- ordentlich hohe Temperatur, entschuldigen oder rechtferti- gen vielmehr die Aufstellung von Vermuthungen, die nach unsern irdischen Verhältnissen gemessen allerdings unhalt- bar waren. Die Sonne ist ein grosser, gluthflüssigcr, wenig difteren- zirter Feuerball mit einer schweren und weit ausgedehnten Gashülle, mit einem Kern, der aus Gasen im sogen, über- kritischen Zustande gebildet wird. Dieser Kern oder seine weitere Umgebung reagirt nach der Oberfläche hin und diese Reactionen, welche sich in Flecken und Pro- tuberanzen (vielleicht auch Fackeln) aussen kenntlich machen, zeigen eine Periode, die sich für alle oben er- wähnten Erscheinungen deckt. Nehmen wir, ohne nach dem AVoher zu fragen, an, diese Periodicität werde durch allmälige Steigerung der Sonnenwärme in bestimmten Regionen hervorgerufen, so drängt sich uns die Analogie mit den Geysirs auf. Die Sonnenperiode ist eltjährig. Flecken und Protuberanzen haben zu gleicher Zeit einmal ein Alaximum uiul ein Mininuun in jeder Periode. Dazu sind ihre Bewegungen auf der Sonnenoberfläche ganz analoge, während dagegen Unterschiede in der Vcrtheilung *) Indem wir uachstehenden Aufsatz in unseren Spalten ver- öifcntlichen, erinnern wir an unseren stets nach Möglichkeit be- folgten Grundsatz, auch solchen Anschauungen in der „Naturw. Wochenschr." Raum zu geben, welche von den herrschenden An- sichten abweichen. Können wir also zwar die Ueberzeugungs- gewissheit des Verfassers nicht ohne Weiteres theilen, so ist es itoch nicht ausgeschlossen, dass die vorgetragene Hypothese ern- sterer Beachtung werth ist. " Ked. K . F r i e d r i v h s. auftreten. Protuberanzen treten allenthalben auf, wo sich Sonnenflecke zeigen, Iteschränken sich aber nicht auf die gefleckten Stellen der Sonne. Da wir uns den Sonneu- körper nur wenig differenzürt denken dürfen, von lokalen Unterschieden gar nicht reden dürfen, so steht zu ver- nmthen, dass die Reactionen ursprünglich gleichartig waren, durch hinzutretende einwirkende Factoren aber in verschiedene Erscheinungsformen hinübergeführt wurden. Als solche modifleirenden Factoren habe ich die Kugel- gestalt der Sonne und ihre Rotation im Auge. — Das weiter verbreitete von l)eiden Sonnenjihänomcnen sind jedenfalls die Protuberanzen; sie treten überall am Sonnen- körper auf, und über ihre Natur ist man sich soweit klar, dass man sie für Gasausströmungen aus dem Sonneu- innern hält und halten muss. Dagegen würde man die Sonnenflecke bei erster und flüchtigi'r Ueberlegung für feste Körper halten, da sie dunkel erscheinen. lU'i ein- gehender Ueberlegung jedoch wird man diese Vermuthung fallen lassen. Ein Sonnenkörper, der nach allen P>eob- aehtungen und besonders nach den spcktralanalytischen einen Gluthfluss darstellt, bei dessen ungeheurer Tempera- tur die Elemente grösstentheils im Dissociationszustande zu sein scheinen, kann unmöglich feste, nur schwach glühende Stellen für längere Zeit aufweisen. So sehen wir uns denn veranlasst, die Dunkelheit durch Comi)ina- tion flüssiger oder gasförmiger Massen mit dem Sonnen- körper nach optischen Gesetzen zu erklären. Von diesen beiden Condiinatiouen fällt die erste als höchst unwahr- scheinlich und unerklärlicii ohne Schwertstreich, während 56 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 6. die zweite uns g'cuug Wahrscheiniichlceit bietet, wenn wir uns nur der optischen Erscheinungen, die unter dem Namen der fttrahlenabsorption und der totalen Reflexion bekannt sind, erinnern wollen. Von zwei verschiedenen Ausgangspunkten machte ich also die gasförmige Natur der Sonuenflecke wahrscheinlich. — Wir wollen sehen, welche Harmonie zwischen dieser These und den statt- gefundenen Beobachtungen sich erzielen lässt, ohne den ganzen Hypothesenbau zu verkünstcln und zu verschnörkeln. rrotuberanzen sowohl wie Sonuenflecke kommen aus dem Innern, beides sind Gase, die eine Erscheinung bietet Helligkeit, die andere nicht. Wir stehen vor einem Räthsel, wenn wir nicht den Umstand berücksiclitigen, dass die Protuberanzen sich von der SonnenoberHäche erheben, während die Sonnenflecke haften Ideiben. Jetzt fällt es uns wie Schuppen von den Augen. Die Sonnen flecke sind Blasen, ungeheure Blasen für irdische Begriffe, dagegen gar nicht so abnorm für Sonneuverliältnisse. Die Gas- massen toben unter einer gewaltigen durchsichtigen Glocke, die aus glühender Sönnenmasse gebildet wird, nach innen gestützt durch die Spannkraft der eingeschlossenen Gase, vor dem Zersprengtwerden durcli ihre eigene Cohäsion und den solaren Atmosphärcudruck geschützt. Nach der von Pickering erforschten Thatsaehe, dass die Sonnenmitte dreimal heller als der Sonnenrand sei, muss ich den Körper der Sonne bis zu einem gewissen Grade für durchsichtig halten, wenn ich auch weiss, dass dieser Unterschied an Helligkeit meistens der Strahlen- absorption in der Sonnenatmosphäre ganz allein in die Schuhe geschoben wird. Die aus dem Sonneniunern kommenden Strahlen erleiden schon bei normalen Ver- hältnissen theilweise eine Reflexion in das Innere zurück, wenn sie iu die Atmosphäre eindringen wollen. Wie viel mehr sollte dies nicht den Strahlen geschehen, welche aus dem gluthflüssigen Blasengrunde in die durch Hitze stark verdünnten (iase des sogenannten Sonnen- fleckens eintreten wollen. Diese stark erhitzten Gase ab- sorbiren ausserdem von den eingedrungenen Lichtstrahlen wiederum einen ganz beträchtlichen Tlieil, und dem Rest ist auch noch nicht gestattet, unbehindert in die Sonnen- atmosphäre zu dringen, falls die Strahlen nicht unter günstigem Winkel durch die Blasenwantl sich bewegen und so der totalen Reflexion entgehen. — Kein Wunder, dass nach diesem dreimaligen Licht- . Verlust der Oontrast mit der strahlenden Sonnen- oberfläehe die Blase dunkel erscheinen lässt. Die Flecke kommen in den l'olarzonen gar nicht vor, in der Nähe des Ae([uators selten, am häufigsten jedoch in den Breiten von 10° — 30°. Südliche und nördliche Hemisphäre verhalten sich ganz gleich in Bezug auf Fleckenvertheilung, wenn wir von temporären Unterschieden absehen, — ein Grund mehr, nur die allgemeinsten Eigenschaften der Sonne bei unsern nächsten Ausführungen zu benutzen. — Die Sonne drelit sich von West nach Ost, wie unser ganzes Planetensystem. Die Geschwindig- keiten der einzelnen Punkte ihrer Gberfläche verhalten sich wie die Radien der Breitengrade, auf denen sie sich befinden. Vom Pol bis zum Aequator nimmt diese durch die Rotation hervorgerufene Bewegung zu und zwar nicht gleichmässig, sondern die Zunahme wird nach dem Aequator hin immer grrisser. In derselben Weise zeigen Punkte im Innern der Sonne eine im Sinne der Rotations- richfung fortschreitende scdinellere Bewegung, wenn sie weiter von der Drehungsachse entfernt sind. Aufsteigende Gasblasen gerathen also in Gegenden von schneller fort- schreitender Bewegung. Sie bleiben naturgemäss zurück, so dass sie schliesslich westlich von dem ursprünglich senkrecht über ihnen liegenden f)berflächenpunkt und nahezu in derselben Breite unter spitzem Winkel zur Ro- tationsrichtuug auftauchen. Diese Translation ist in höhe- ren Breiten bedeutend geringer als in niedrigen, wie ein Vergleich der 3 Linien p, -/ und r in untenstehender Figur sofort lehrt. Die Gasblasen werden daher iu höheren Breiten mehr senkrecht zur Oberfläche empor- tauchen. In niederen Breiten haben wir dagegen einen viel schrägem Auftrieb, so dass hier ein Haftenbleiben der Blasen eher möglich erscheint, als bei den nahezu vertikal nach oben schnellenden Blasen der Polarzone, deren Fleckenlosigkeit damit erklärt wäre; denn hier bleiben die Blasen nicht haften, sondern schnellen empor, krepiren und bieten die Erscheinung der Protuberanzen. Und nun kommt noch hinzu, dass bei schrägcrem Auf- trieb ein längerer Weg im Sonneninnern durchlaufen wird, bei dessen Durcheilen die Blasen, welche doch in Ge- genden immer geringeren Druckes gelangen, durch Aus- dehnung einen Theil ihrer hohen Spannung verlieren können, was bei den vertikal auftreibenden Blasen niclit in dem Maassstabe der Fall ist, so dass sie auch schon infolge der ihnen innewohnenden grösseren Energie leichter zerplatzen. Da der Auftrieb in der Aequatorial- zone jedenfalls am schrägsten ist, so müssten wir hier den grössten Fleckenreichthum vcrmutlien, womit wir je- doch der Beobachtung direct widersprechen. Wir haben aber auch einen Umstand ganz ausser Betracht gelassen. Wir müssen nämlich bei der Grösse derBlascn (häufig doppelte Erdgrösse) annehmen, dass die dem Aequator zugewandte Seite im stärkeren Fortschreiten begriffen ist, als die ab- gewandte Blasenseite. So treten Zerrungen und Span- nungen auf, denen die Blase nach ihrem Bau so gut wie möglieh nachgiebt, so dass die beobachtete Längsdehnung an der ursprünglich rundlichen Blase und ihr allmäliges Herabsinken in niedere Breiten hierdurch bedingt er- scheinen muss. Die Zerrungen nehmen nach dem Aequa- tor hin unverhältnissmässig stark zu und ^crursachen so das Zersprengen mancher Blase, die sieh einer weniger guten Bauart zu erfreuen hatte. Nur einige dieser Sonnen- kinder, deren Bau fester gegründet und gefügt ist, sinken allmälig auf spiraliger Bahn bis auf den Aequator und enden hier schliesslich, ich möchte sagen, an Alters- schwäche. Von den in niederen Breiten erzeugten Flecken enden viele frühzeitig in den Känq)fen des Da- seins, einige wenige erreichen ein hohes Alter, aber auch ihr Dasein ist Mühe und Arbeit gewesen. In den Polar- gegenden finden sich aber nur Todtgeburten. Eine Pro- tuberanz bezeichnet jedesmal das Ende eines Fleckens. Der Körper sinkt theilweise in die Sonne zurück, ein anderer Theil wird durch die hervorbrechenden Gase in feinste, glühende Partikelchen zerschellt und emp(U-geführt in die leuchtende Region der Korona. Den grössten Fleckenreichthum vermuthen wir also in der Sonnengegend, wo der günstige Factor des schrägen Auftriebs nicht zu sehr beeinträchtigt wird durch den ungünstig für das Bestehen der Blase wirkenden. Diese Combination des schrä- gen Auftriebs mit verhältnissmässig geringen Nr. 6. Naturwissenschaftliehe Wochenschrift. .57 Zerrungen finden wir in der Breitenlage von 30°— 10° auf beiden Hemisphären. Am Schluss einer Periode werden die Flecken in einer ungefähren Sonnenbreite von 10° grösstentheils ver- schwinden. Dagegen werden zu Anfang einer Periode die ersten Flecken in denjenigen Sonnenregionen wieder auf- tauchen, wo die die Periodicität hervorrufenden Factoren am ungestörtesten liahen wirken können; dies werden die schon längere Zeit im fleckenlosen und ruhenden Zustande befindliclien höheren Breiten von etwa 30° sein. Siiörer hat beobachtet, dass nach einem grossen Fleck sieh gewöhnlich noch kleinere Flecken auf demselben Parallelgrade bilden, die aber hinter dem grossen etwas zuriickbleiben, im Uebrigen jedoch das Bikl einer von West nach Ost ausgedelniten (iruppe liieten. Das Voraneilen des grossen Flecks, welches auf den ersten Blick merk- würdig ist, erklärt sich naturgemäss daraus, dass er eine viel grössere Ausdehnung über die Sonnenbreite als die kleinen Flecke besitzt, deswegen grösseren Zerrungen unterworfen wird, die sich in der Blase in der Form aus- zugleichen suchen, dass der voraneilende etwas südöstlich gerichtete Theil den langsameren an sich heranzuziehen bestrebt ist. Ausserdem nehme ich einen Wellenschlag auf der Sonne an, der durch den schrägen Auftrieb der Blasen hervorgerufen wird, dessen Richtung natürlich der Rotationsrichtung entgegengesetzt ist, so dass diese Wellen gegen die flottirenden Blasen prallen. Sind diese Wellen als Wirkungen der Blasen auch viel kleiner als letztere, so kann man ihnen doch wohl Bergesgrössc zuschrcilien. Unter allen Umständen beeinträchtigen sie die Bewegung- kleiner Blasen mehr als die grosser. Dass eine grosse, im Sonneninnern aufsteigende Blase bahnbrechend für mehrere kleinere wirken kann, liegt auf der Hand und so wären auch die Spörerschen Beobachtungen meiner Hypothese angegliedert. Der vorerwähnte Wellenschlag scheint sich unsern Blicken in der sogen. Weidenblattzeichnung der Sonnen- oberfläche kenntlich zu machen. Das Veränderliche der Erscheinung spricht mit für diese Vernuithung, und wenn ich den Wellenkänmicn relative Helligkeit, den Thälern und Hängen dieser Wellen dagegen eine geringere Licht- stärke zuschreibe, so habe ich hiermit eine Hypothese aufgestellt, die mit der ersteren so locker verbunden ist, dass ihre Verwerfung noch keineswegs die Blasenhypothese zum Wanken bringt. Aehnlich wie das V(n'aneilen grosser Blasen vor kleinen erklärt wurde, haben wir uns die schnellere Rotationslte- wegung gleich grosser Blasen in verschiedenen Breiten zu denken. In niederen Breiten sind die Zerrungen und Spannungen in der Blasenwand aus dem schon mehrfach erwähnten Grunde lebhafter. Die Unterschiede in den Ge- schwindigkeiten der beiden Blasenseiten nehmen nach dem Aequator hin immer mehr zu, desgleichen die Zerrungen und Spannungen, dadurch werden aber gewaltsamere Aus- gleiche bedingt, die wiederum eine grössere Geschwindig- keit für die ganze Blase hervorrufen. Mit dieser Er- klärung, die si(;h unmittelbar aus meiner Hy- pothese ergiebt, fällt zugleich das Merkwürdige an der verschiedenen Rotationszeit der Sonnen- fleeke in verschiedenen Sonnenbreiten. Da die Protuberanzen als Folgeerscheinungen der Sonnenblasen auch ihre Endgeschwindigkeiten angenommen haben müssen, so fordern wir für sie eine ähnliche Be- schleunigung in äquatcn-ialen Breiten, vermuthen jedoch, dass sie gegenüber den Sonnenflecken etwas zurück- bleiben aus dem Grunde, aus welchem die im Sonneninnern aufsteigenden Blasen ein Zurückbleiben in westlicher Richtung aufweisen. Zudem haben diese Phänomene eine zu kurze Dauer, als dass Ausgleiche wie bei den lang- lebigen SonnenHeckcn stafttimlen können. Diese rein theoretische Folgerung findet in astroni mischen Beobach- tungen ihre Bestätigung und dadurch wird wiederum un- sere Vermuthung von dem organischen Zusanmienhang zwischen Sonnentleckcn und Protuberanzen bedeutend ge- kräftigt und gestützt. Fassen wir alles Bisherige zusammen, so machten wir die Blascnnatur der Flecke zunächst nach logischen Grundsätzen wahrscheinlich, dann zogen wir Folgerungen in Bezug auf Bewegung und Vertheilung der Blasen, schlössen dann nebenbei weiter auf Vertheilung und Bewegung des Protuberanzen, und alles bisher Wunderbare in den Beobach- tungen scheint sich sehr gut mit diesen Folge- rungen zu vertragen. Dass damit unsere Hypothese zu einem hohen Grade von Wnhrseheinlichkeit gelangt, brauche ich kaum noch zu erwähnen. Viele Beobachtungen, denen ich eine geringere Be- deutung zusehreiben möchte, können doch nicht ganz umgangen werden. Sie mögen mir als Reservetruppen zum Befestigen meiner Stellung dienen. Ich denke liier an die Erscheinungsformen kleiner Blasen mit ihrem un- deutlichen Rande, an ihr Verschmelzen zu gr(isseren, an die Brücke, welche ich als senkrechte Blasenscheidewand auffasse, und die als solche auch wohl besonders schöne Liehteffecte darbieten könnte, lauter Beobachtungen, zu denen sich leicht Analoga bei Blasen auffinden lassen. Die Penumbra mit ihrer radialen Struetur wird vernuith- lich durch kranzförmige Anlagerung kleiner Blasen an eine grosse hervorgerufen. Ich begebe mich jetzt auf etwas unsicheres Gebiet, wenn ich auch die Fackeln in den Kreis unserer Betrach- tungen ziehe. Könnten diese nicht Reflexe der Gluth- masse an der äusseren, jedenfalls spiegelnden Blasenwand sein? Das Veränderliche in ihrer Erscheinungsform, ihr besonders schönes Auttreten am Sonnenrande, ihre häufit sternförmig zackige Ausbildung ihr allmäligcs Verkürzen am vorderen Fleckenrande und dazu im Gegensatz ihr Waehsthum am hinteren Fleekenrande, sowie zuletzt ihre Lage über den Flecken, spricht zu Gunsten meiner An- nahme. Dagegen ist das Vorkommen von Fackeln in fieckcnlosen Regi> !ScI)cc{ung iDimccr «■"■"ÄUUIH*!! .fwiiKtcllcn unb ffijiin6cii. tfnx9linlff«h i"^' echt we^'^v^ Zu haben in Zinntubcn ä 4U IT., in Blechdosen ä 20 und 10 Pf. in den meisten Apotlielien und Drogerien. General-Depüt: Richard Horsch, Berlin N.W. 21. Hempers Klassiker-Ausgaben. Ausführliche iSpocial Verzeichnisse. Ferii. PiiniDilers Terl;ij.sbiiclilianilliiii;'. I*atentan\valt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzifcorstr. 67. Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur -Photographie. Eigene Kunst-Tischlerei und iiu'chaiiiscbe Werkstatt. 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Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein-verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. (Separat abdrücke aus der ..Naturwisseiiscliattliclien Woclieiischrift.") Heft 1. 9 )i — ■ r, 3. „ 4. r Ö. ,. 8. „ 9. Ueber den sogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. Schlegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prol. Dr. A. .Seliuljert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepelin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapft". Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Kob. Mittmann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. 11. Potouie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. i i Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. Mit 7 Holz- schnitten. „ 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. „ 13. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. 11. Potonie. Mit -2 Tafeln. „ 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. liitsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Eeipzig, Mit vielen Abbildungen. „ IG. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bebber. Mit i Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf.. Heft 5—16 a 1 M. V**>- vi^^"^"^^ Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 12. Februar 1893. Nr. 7. Abonnement: Man abonnirt bei allen BuclihandluDgen und Po3t- austalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jt 3.— Bringegeld bei der Post IS 4 extra. \ Inserate : Die vicrgespaltene Petitzeile 10 A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nur mit vollstäiidi ger <^nellenanj>;abc gestattet. Die Geologie, eine Lehrmeisterin des 19. Jahriiunderts. Von Dr. Georg Meyer, Geognosie und Geologie*) wurden geboren im .Jahre 1780, in welclicm der berühmte Werner an der Bergakade- mie zu Freiberg in Sachsen zum ersten Male Vorträge über „Geoguosie" oder Gebirgskunde hielt, während diese bis dahin zusammen mit der Mineralogie vorgetragen wurde. Werner war der erste, welcher erkannte, dass die Erdfeste aus übcrcinanderlageniden Schichten zu- sammengesetzt sei, von denen jede einem besonderen Zeitabschnitt in der Erdgeschichte entspräche, indem die untersten die ältesten, die obersten die letztgebildeten seien. Indem er nun von der irrthümlichen Ansicht ausging, dass alle diese Gesteine und Erdschichten aus Wasser abge- lagert sein, wurde er Begründer der sogenannten „nep- tunischen Schule", welche sofort eifrig von der soge- nannten „plutonischen" liekämpft wurde. Diese hatte in dem Schotten Hutton ihren llauptvertreter und gab für einen Theil der Gesteine eine Entstehung aus Wasser zu; nahm jedoch für eine grosse Menge von Gesteinen, be- sonders für Basalte und Trachyte, eine Erstarrung aus gluthflüssigem Schmelzfluss, also eine plutoniseiie und \v\- canische Entstehung an. Dieser Kampf beider Schulen ist jetzt vollständig erloschen. Während es noch vor eini- gen Jahrzehnten einzelne Anhänger des Neptunismus gab, dürfte jetzt kein ernster Geologe mehr an der iilutonischen oder vulcanischeu Entstehung der meisten krystalliniselien Massengesteine wie .'"lycnit, l'orphj-r, Basalt und Tracliyt zweifeln. Einen grossen Fortschritt machte die Geologie als Cuvier und Lamarck am Anfang dieses Jahrhunderts er- kannten, dass die Versteinerungen von wirklich ausge- storbenen Thieren herstammten, und als Schlotheim in Deutschland zum ersten Mal darauf hinwies, dass die Versteinerungen für gleichaltrige Schichten im Allgemeinen *) Geognosie begreift die Wissenschaft von der Erdfeste, Geologie im engeren Sinne die Geschichte des ganzen Erdballes. dieselben, für verschiedenartige indessen verschieden seien, und dass man also mit ihrer Hilfe die älteren Ablage- rungen von den jüngeren ' Unterscheiden und die zu- sammengehörenden erkennen könne. Dadurch erhielten die Versteinerungen für die Geologie einen hervorragenden Werth, während sie in den vergangenen Jahrhunderten von den meisten Forschern, mit wenigen das Richtige ahnenden Ausnahmen, entweder für Naturspiele gehalten wurden, oder sogar für nicht zu vollständiger Entwicklung gelaugten Samen noch in den Tiefen des Oceans lebender Thiere, welcher durch das die Erdfestc durchtränkende Meerwasser in die Erdschichten hineingelangt sein sollte ! Charles Lyell bezeichnet dann den nächsten grossen Fortschritt in unserer Wissenschaft, indem er darthat, dass die Veränderungen der Erde nicht auf verschiedene, den ganzen Erdkörper in Mitleidenschaft ziehende grosse ^ Katastrophen, Ueberschwemmungen, Sintfluthen etc. zu- rückzuführen seien, sondern dass das allmälige Wirken der noch jetzt in Luft, Wasser und Erdfeste thätigen Kräfte im Lauf von unermesslichen Zeiträumen diese Umge- staltungen hervorgerufen habe, und dass besonders die Veränderung' in dem Eiuschluss' von Versteinerungen auf einen ganz allmäligen Artenwechsel zurückzuführen sei. Durch die Lehre Darwins von der natürlichen Züch- tung der Thier- und PHanzeuarten in dem Wettkampf um das Dasein wurde für diesen vtui Lyell erkannten, all- mäligen Artenwechsel eine naturgemässe Erklärung ge- liefert. Durch das Licht dieser Erkenntniss war aber am Baume der Geologie ein Same, ein ,,rollenstaub", zur Reife gebracht, welcher den erstercn verliess und sich befruchtend auf zwei anderen Bäumen niederliess, auf denen der Zoologie und Botanik. Die Paläontologie oder Versteinerungskuude wurde von nun an um ihrer selbst willen ge|)flegt, als ein selbstständiger Zweig der Thier- und Pflanzenkunde, als die Entwicklungsgeschichte des 62 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 7. Thier- und Pflanzenreichs, den Gesiclitslireis und die An- schauungsweise dieser Forschungsgebiete in grossartiger Weise erweiternd und vertiefend, während sie bisher nur als Hilfsmittel der Geologie zur Bestimmung des Alters- unterschiedes oder der Zusammengehörigkeit der Gebirgs- scliichten betrachtet wurde. Und während die Thier- und l'flanzenkunde, nebst Anatomie, Zootomie etc. bisher nur in verständnissloser Weise die lebende Schöpfung in ihrem Forschungskreis berücksichtigten, senkte sich jetzt ihr Blick in die uuermesslichen Tiefen der Vergangenheit. Das grossartige zeitliche Denken, welches bisher nur der Geologie eigen war, wurde übertragen auf die Thier- und Pflanzenkunde. Alle die Stützeu, welche die ver- gleichende Anatomie und Emluyologie der Darwinschen Theorie für die allmälige Umänderung der niederen Thiere und Pflanzen zu höheren bieten, würden in Nichts zusammenfallen, wenn die paläontologisehen Erfahrungen den geringsten Wider.sprueh erhöben. Die Paläontologie des Thierreichs zeigt aber in der That, dass in den äl- testen versteinerungsführenden Scliichten nur niedere Thiere, wie Muscheln und Krebse vorkonnnen, in den nächst jüngeren erscheinen Itereits niedrigstehende Fische, zum Theil unsern Haifischen ähnlieh, zum Theil von ganz abenteuerlicher Gestalt. Es folgen dann die ersten Am- phibien, dann Reptilien und auch die ersten unvollkommen organisirten Beutelthiere als Vertreter der Säugethiere, auch Vögel stellen sieh ein, und die Fische sind den jetzt lebenden schon sehr ähnlich geworden. Erst in verhält- nissmässig neuerer Zeit treten die höheren Säugethiere auf, und zum Schluss, da die Erde schon dem heutigen Zustand nahe ist, erseheint der Mensch. In ein gewisses Dunkel ist noch die Geschichte des Pflanzenreichs gehüllt. Ihre Entwicklung beginnt eben- falls mit ganz einfachen Formen, Zellenpflanzen; es finden sich Seetange in den ältesten Erdschichten. In den näehstjüugern treten dann die höher stehenden Gefäss- cryptogamen, z. B. riesige Schachtelhalme, Farrenbäume, Bärlappflanzen, z. B. Sigillarien, auf, um in der folgenden, der Steinkohlenperiode, das Material zu den mächtigen Ver- kohlungsproducten zu liefern, welche heute unsere Zimmer und Maschinen heizen. Bald treten die ersten Nadel- hölzer auf und Cycadeeu oder Sagopalmen, welche den Uebergang zu den höher stehenden Pflanzen bilden. Phitzlich tritt ohne jede Vermittelung der Formkreis der höheren Blüthenpflanzen auf dem Schauplatz des orga- nischen Lebens auf. Wo kamen sie her, wo hal)en sich die einfachen Palmen u. s. w. zu dieser Vollkommenheit umgewandelt? Diese der Darwinschen Theorie scheinbar widersprechende, für die Annahme eines plötzlichen Schöpfuugsaktes dagegen günstigen Unkenntniss kann nur durch geologische Forschungen beseitigt werden. Wodurch finden ferner die an sich oft ganz unver- ständlichen Erscheinungen der Thier- und Pflanzengeogra- pliic ihre Erklärung, wenn nicht durch Zuhilfenahme einer geologischen Betrachtungsweise? Die Thatsache, dass Grossbritannien dasselbe Thierleben besitzt, wie das euro- päische Festland, trotz des trennenden Canals, kann nur erklärt werden durch die Annahme einer noch in der geologischen Gegenwart, als die heutige Thier- und Pflanzenwelt bereits bestand, vorhandenen Landverbiu- dung beider. Und in der That lehren die Untersuchungen, dass die gegenüberliegenden englischen und französischen Küsten geognostisch ganz gleichartig gebildet sind und dass durch ein Sinken des Meeresspiegels von nur 50 Meter eine solche Verbindung hergestellt werden würde. Die Erscheinung, dass die Thierformen von Südafrika, Madagaskar, Ceylon und Vorderindien einander sehr ähn- lich, besonders clurch das Vorkommen von Halbaffen oder Lemureu sind, wird leicht erklärt durch die Annahme eines ehemaligen Festlandes, welches sich von Südafrika bis Indien durch den indischen Ocean erstreckt hal)c, und jetzt zum grössten Theil in die Tiefe gesunken wäre, und diese Annahme wird durch die Beobachtungen an älteren Gebirgsschichten bestätigt. Nach der, allerdings nicht genügend begründeten Ansicht einiger Forseher, soll auf diesem versunkenen Festland, welchem man den Namen Lemurien gab, die Wiege des Menschengeschlechts, das Paradies, gestanden haben. Der Aufschwung, den die Kemitniss der Gesteine durch die Anwendung des Mikroskops um die Mitte dieses Jahrinmderts nahm, war nicht nur für die Geognosie, die Wissenschaft von den fels- und gebirgsbildenden Gesteinen, sondern auch für die nahe verwandte Mineralogie, die Wissenschaft von den einzelnen Mineralien, von grosser Tragweite. Viele Jlineralien, welche bisher als sehr selten angesehen wurden, wurden als mikroskopischer Gestcins- gemengtheil in grosser Verbreitung entdeckt. So schien der Leueit, ein weisser, im quadratischen System mit 24 trapezförmigen gleichen Flächen schön krystallisirendes Mineral, lange nur auf den Vesuv und den Laacher See in der Eifel l)eschränkt zu sein. Neuere mikroskopische Gesteinsuntersuehungen haben nun ergeben, dass er ein sehr verbreiteter mikroskopischer Bestandtheil vieler vul- canischer Gesteine ist, die man Leucitgesteine genannt hat. A(dmliches gilt von dem Ulivin,' Nephelin I!util und andere. Ueher die Entstebungsart vieler Mineralien ist die Geo- gnosie ebenfalls in der Lage, der Mineralogie Aufsehluss zu ertheilen, so unter Anderem durch das Studium der sogenannten Kontacterscheinungen. Die gluthflüssigen, aus dem Erdinnern hervorgedrungenen Lavamassen haben sehr oft die Gesteine, welche die Ausliruchstelle umgeben, oder sonst mit ihnen in Berührung kamen, in bedeutendem Grade durch Hitze oder durch die alles durchdringenden heissen Dämpfe und Gase verändert, und besonders in Kalksteinen zur Bildung von vielen seltenen und schönen Mineralien Veranlassung gegeben. So ist das berühmte Vor- kommen seltener Mineralien in den losen krystallinischen Kalksteinblöcken des vuleanischen Kaiserstuhlgebirges am Rhein in Baden auf eine solche Wirkung glühender Lava- massen zurückzuführen; bei Predazzo und am Monzoui in Südtyrol haben Syenite ähnliche Erscheinungen hervor- gerufen : Granate, Epidote, Spinelle, Flussspath und Glinnner sind auf diese Weise entstanden. — Die Ciicmic hat die Aufgabe, die eheinsichen (iesetze zu ergründen, ohne die natürlichen Erscheinungen speciell zu berücksichtigen. In deu Tiegeln und Retorten der Chemiker werden die Elemente gemischt und erhitzt in Verhältnissen, in welchen sie in der Natur oft niemals vorkommen. — Andererseits stehen der Natur in ihrem Laboratorium, welches wir Welt nennen, ganz andere Mittel zu chemischen Arbeiten zur Verfügung als dem Menschen in seinem armseligen Laboratorium. Vor allem ist es die Zeitdauer, welche bei allen menschlichen Ver- suchen nur in ganz geringem Grade in Wirkung treten kann. Die Natur dagegen arbeitet mit Hunderten, Tau- senden, Millionen von Jahrtausenden. So ruft sie denn mit Hilfe der dem Chemiker so harmlos erscheinenden Kohlensäure Erscheinungen hervor, wie jener sie in ähn- licher Weise nur mit Hilfe der stärksten Säuren erzielen kann. Mit Kohlensäure beladene Gewässer durchsickern die Gebirge und Berge, die Tiefen der Thäler^ und den Untergrund der Gewässer auf Spalten und Klüften, oder durchdringen als Bergfeuehtigkeit das ganze poröise Ge- stein und zerstören im Laufe der Zeit selbst die im La- boratorium durch Kohlensäure kaum lösliehen Verbindungen von Kieselsäure mit Kalk, Kali, Natron, Eisen und Mangan, also die verschiedenen Feldspathe, Augit, Hornblende und Nr. 7. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 63 Olivin. Der gemeine Kalifeldspath, ein Geniengtheil vieler verbreiteter Gesteine, welcher aus Kali, Thonerde, etwas Natron, Kalk, Eisen und Kieselsäure besteht, wird auf diese Weise in Kaolin, die bekannte Porzellanerde, um- gewandelt, indem Kali und die geringen Mengen von Na- tron, Kalk und Eisen durch die kohlcnsäurehaltigen Ge- wässer in kohlensaures Kali — Natron — Kalk und Eisen- oxydul verwandelt, aufgelöst und mit einem Theil der Kieselsäure weggeführt werden, sodass nur eine Thonerde- Kieselsänreverbindung mit etwas Wassergehalt iilnig bleibt, und diese ist der schneewcisse zur Porzellanl)erci- tung gel>rauehte Thon oder Kaolin. Die fortgeführte, schwer lösliche Kieselsäure wird dann meist in nicht zu grosser Entfermnig wieder von den Gewässern abgesetzt, und so entstehen in diesen Kaolinlagern oder in ihrer nächsten Umgebung Kliunpcn und Gänge von Quarz, Chalcedon, (»pal und Karneol, Mineralien, die alle aus reiner Kieselsäure bestehen. — Wenn uns die Geologie lehrt, dass die schwache Kohlensäure im Stande ist, unzerstörbar erscheinende, aus- gedehnte Gesteinsmassen von Granit, Porphyr, 8j'enit, Trachyt, Phonolitii, Gnciss, Diabas, Melaphyr, Basalt zu zerstören und in ebenso mäclitige j\Iassen weichen oder stellenweise weichen Materials im Lauf von langen Zeit- räumen umzuwandeln, so wird der Chemiker die Kohlen- säure mit ganz anderen Augen betrachten, als nach den Erfahrungen, welche er in seinem Laboratorium ge- macht hat. Die merkwürdige Erscheinung der Pseudomorphosen dürfte gleichfalls für die Chemie von grossem Interesse sein, denn diese ist oftmals nicht in der Lage, ähidiche Verhältnisse in ihrem Laboratorium hervorzurufen und zu Studiren. Unter einer Pseudomorphose versteht man die Er- scheinung, dass eine jMineralsubstanz nicht in der ihr zu- konnnenden äusseren Krystallform, sondern in einer frenulen auftritt. Wenn also (juarz, der gewöhnlich als eine sechs- seitige Säule mit aufgesetzter sechsseitiger Pyramide er- scheint, in der Form des Kalkspath, als Riiomboeder, auf- tritt, so nennt man dieses eine l'seudomorjjhose von Quarz nach Kalkspath. Der kohlensaure Kalk (Kalkspath) ist in diesem Fall durch die Gewässer vollständig fortgeführt, und Kieselsäure (Quarz) in die noch bestehen gebliebene äussere Form al)gesetzt worden; da letztere oft noch ganz vorzüglich erhalten ist, muss man für diese allmälige Um- wandlung eine sehr lange Zeitdauer annehmen. Derartige Erscheinungen sind nicht selten, aber in ihrer Entwickehmg oft schwer zu verfolgen, und der Chemiker wird staunend anerkennen, dass die Natur mit einfachen Mitteln in grossen Zeiträumen Ergebnisse hervorbringen kann, zu denen die Kräfte des experimentirenden Menschen mit allen seinen künstlichen Hilfsmitteln nicht ausreichen. (Forts, folgt.) Die Umrisse von Asien. Aus Prof. Dr. Wilhelm Sievers: Asien. Eine ;illgenii;ine Landeskunde.*) Ol) wohl Asien etwas Wuchtiges, Massiges in seiner Gestalt hat, finden wir doch an seinen Umrissen eine nicht unbedeutende Gliederung. Was bei einer flüchtigen Betraciitnng Asiens auf der Karte zuerst auffällt, sind die drei grossen südlichen Halbinseln Arabien, Vorderindien, Hinterindien, ferner der Kranz v8 Naturwissenscbaftlicbe Wochensclivift. Nr. 7. stehungsursache die feuchte Kälte der Höhlen augeschuldigt. Ausserdem zeigt die Neandcrthalschädeldecke die Spuren einer mcclianischen Verletzung, die sie von aussen her ge- troiifen liat und nicht ohne Einfluss auf den Ernährungs- vorgang der Kuocheuniasse geblieben ist. — Ks leuchtet ein, dass der Schädel eines in solchem Grade durch Krankheit heimgesuchten Individuums nimmermehr den Typus für eine Rasse abgeben kann. Das Gebäude, welches Quatrefages und seine Anhänger durch Aufstellen der sogenannten Cannstattrasse so kunstvoll errichtet haben, fällt somit in sicli selbst zusammen. Es sei erlaubt, zum Schlüsse die Bedenken Virchow's auzufUhren, die derselbe auf dem am Eingänge erwähnten Cougresse ans klimatischen Gründen gegen die Coexistenz des Mammutli und Mensehen erhoben hat. Virchow giebt zu bedenken, dass alle Artefaete ans dieser Zeit auch aus fossilen Zäimen und Knoclien herzustellen sind. Er ist vielmehr der Ansieht, dass wir über die Rennthier- fuude noch nicht hinaus sind, und- dass diese immer noch die ältesten bleiben, bei denen wir die Coexistenz des Menschen sicher constatiren können. G. 15uschan. Beiträge zur Kenntiiiss der Couifereu ■ Läuse, deren Biologie bekanntlich äusserst schwierig zn erforschen und daher noch vielfach dunkel ist, und zwar insbesondere zur Kenntniss der Gattung Lachnus Jll. giebt N. Cho- lodkovsky im „Zool. Anz." 1892 S. 66 u. 73. Bisher sind oft'enbar Formen und Geschlechter einer und der- selben Art als verschiedene Arten beschrieben worden, und die Frage, ob bei allen Lachnusarten geflügelte Jlännehen vorkommen, ist noch keineswegs gelöst. Auch Zahl und Zeit der Generationen sowie Vorkommen oder Fehlen von AVanderungen keimt man noch nicht sicher. Verf. behandelt nun genauer drei auf der Kiefer und der Fichte lebende Arten: Lachnus pini L. auf der Kiefer, imd eine Abart auf der Arve, L. pineti Fb. auf der Kiefer, und L. farinosus auf der lichte. Bei Allen kommen geflügelte Männchen vor, die kleiner als die Weibchen mit und ohne Flügel sind und längere Fühler als diese haben. L. i)ini L. lebt auf der Rinde der Kiefer. Nach den in der Petersburger Umgegend angestellten Beol)achtungen Cholodkovsky's schlüpfen die Jungen aus den schwarzen an Kiefernadeln angeklebten Eiern Anfangs Mai aus. Sie bedecken sich bald mit weissem Puderstaub und ähneln der Rinde ausserordentlich. Im Juni waren bereits die jungen Triebe befallen; um ein dickes ungetiügeltes Weibchen sassen zahlreiche kleinere kahle Thiere herum. Bald fanden sich unter ihnen Nymphen und kurz darauf auch geflügelte Individuen. Ausser den genannten Weib- chen beflügeln sich allmählich alle Thiere einer Colonie und fliegen fort. Sie befallen benachbarte Kiefern, sam- meln sieh am Grunde des obersten Quirls und gebären hier flügellose Individuen, die sich später abwärts am Baum zerstreuen. Später fanden sieh einzelne Exemplare mit und ohne Flügel, deren Herkunft nicht genau zu be- stimmen war. Von Ende August ab bis in den Oetober hinein fand die Ablage der Wintereier statt, die anfangs gelb, später glänzend-schwarz sind. Hierbei fanden sich einzelne geflügelte Männehen und zahlreiche grosse Weib- chen. — Die Abart (_var. cembrae) auf der Arve ist in einigen Punkten verschieden. L. pineti Fb. lebt, dicht von weissgrauer Wolle be- deckt, auf den Kiefernadeln. Auch hier beginnt die Ei- ablage Ende August, die Eier sind wie bei L. pini ge- färbt, und die Jungen beginnen Ende April auszusehlüjifen. Die lebendiggebärenden geflügelten Weibchen erseheinen Ende Juni, die Männchen um den 1. September. L. farinosus, eine neue Art, lebt auf der Rinde der vorjährigen Fichteuzweige, und zwar auf deren Unter- seite. Ihre reichlieh entwickelte Wolle sammt den ab- geworfenen Häuten bepudert oft die Zweige wie nüt weissem lAlehle. Auch hier treten im Herbst geflügelte JMännehen, im Frühjalu- nngeflügelte und später geflügelte vivipare Weibehen auf C. M. Ueber den schädlichen Einfluss von wässerigen, im Boden beflndliclien Lysollösungen auf die Vege- tation, und über die Wirksamkeit der Lysollösungen als Mittel gegen parasitäre rflanzenkranklieiten liat unser Mitarbeiter, Dr. R. Otto, im pflauzenphysiologisehen Institut der Kgl. Landwirthschaftlichen Hochschule Unter- suchungen (vergl. Zeitsehr. für Pflanzenkrankheiten Bd. II S. 72 — SO) angestellt. — Es kam bei denselben darauf an, das Verhalten mehrerer Pflanzen gegen verschiedene concentrirte, wässerige Lysollösungen kennen zu lernen und zwar: 1. den Einfluss von wässerigen Lysollösungen auf Pflanzen zu erforschen, wenn diese Lö- sungen vor Beginn der Cultur dem Boden ein- verleibt waren. 2. Die Wirksamkeit von verschiedenen coucen- trirten, wässerigen Lysollösungen als Mittel gegen parasitäre Pflanzen - Krankheiten und -Schäd- linge zu erproben, wenn die betreffenden be- fallenen Pflanzen mit diesen Lösungen bestäubt wurden. 3. Den Einfluss der verschiedenen couceutrirten wässerigen Lysollösungen auf Pflanzen in un- gleichen Entwicklungsstadien zu erforschen, wenn sich die Pflanzen nach Art der so- genannten Wasserculturen in den Lysollösungen entwickelten, wobei natürlich neben dem Lysol auch alle anderen für ein normales Waehsthum nöthigen Bedingungen gegeben waren. — Im Nachfolgenden seien die Ergebnisse der Fragen 1 und 2 kurz mitgetheilt. Um den Einfluss einer wässerigen Lysollösung auf Pflanzen kennen zu lernen, wenn die Lösung vor P.eginn der Cultur dem Erdboden einverleibt ist, erschien es zweckmässig, zunächst näher zu untersuchen, wie sich eine öproeentige wässerige Lysollösung hinsichtlich desPflanzen- wachsthums verhält, wenn diese Lösung einmal direct dem Boden einverleibt wird, das andere Mal aber indirect ein- wirkt, indem nicht der Boden, sondern der in demselben zur Verwendung gekommene Dünger mit einer solchen Lysollösung desinticirt ist; ob in allen diesen Fällen nicht eine Schädigung des Pflanzen wachsthunis auf solchem Boden herbeigeführt wird. Die Versuche wurden aus besonderen Gründen in grossen runden Glasschalen ohne Bodenöftnung mit einem Innern Durchmesser von 38,5 ccm und einer Höhe von 14 ccm angestellt. In die Schale A wurde zunächst eine 5 cm hohe Schicht gewöhnlichen Pferdedungs gegeben und derselbe sodann mit 4 Ltr. einer 5 procentigen, wässerigen Lysol- lösung, entsprechend 2UU ccm conc. Lysol, gleichmässig durchtränkt. Ueber diese Schicht wurde dann eine 6 cm hohe Lage (= 8 1 Boden) von gröberen Bestandtheilen wie Holz , Steinen etc. vorher befreiten Gartenhumus gebracht. Die zweite Schale B war hinsichtlich des Dunges und Bodens genau in derselben Weise wie A. vorbereitet, nur fehlte hier die vorgenannte Lysollösung. Um zu erfahren, wie sieh ein Boden ohne Dung, di- rect mit Lysollösung durchtränkt, bezüglich des Gedeihens Nr. 7. Natiirwissciiscliaftliclic Wonliensclirift. ßU der Pflanzen im Vergieieh mit einem gewöbnliclieii nicht gedüngten und durclitriinktcn, mit Pflanzen bestandenem Boden verhält, wurde in einer dritten Sehale C eine 9 cm hohe gleichmässige, abgesiebte Iluniusscliicht (ca. 8 1 Boden) gebracht, und der Boden sodann mit 2 1 einer .0 procentigen wässerigen Lysollüsnng (^= 100 ccm conc. L3S0I) durchtränkt. Daneben wurde eine andere Schale D nur mit dem (iartenhumus, ohne Lysolliisung, sonst genau wie C beschickt. Diese vier Schalen blieben zunächst zwei Tage lang im Freien stehen, damit sieli der in denselben betindliche Boden erst etwas mit den Lysollösungen resjj. bei den lysolt'reienSehalen mit dem diesen vorher zugesetzten Wasser dnrehtränken sollte. Dann wurde am 1. Juni der Boden sämmtlicher vier Schalen quadrantenweis genau überein- stimmend mit Bohnen, Jlais, Hafer und Weizen besäet, indem stets dafür Sorge getragen wurde, dass es den sich entwickelnden .jungen Pflanzen weder an Feuchtigkeit, noch an Licht und Wärme und sonstigen Lebensbedin- gungen gebrach. Die Culturen standen während der ganzen ^'ersuchsdauer im Freien, nur einige Male nuissten dieselben in das Kalthaus gebracht werden, um vor allzu starkem Regen geschützt zu werden, da ja aus den Schalen kein Abfluss des übermässigen Regenwassers möglich war. Sonst waren die Entwieklungsbedingungen der Pflanzen die gleichen wie im freien Lande. Auf die im Original (Zeitschr. für Pflanzenkrank- heiteu Bd. II S. 74 u. flg.) näher mitgetheilten einzelnen Beobachtungen während der Versuehsdauer, kann hier nicht ausführlich eingegangen werden, es sei zu diesem Zweck auf das Original verwiesen, hervorgehoben sei nur, dass in der Sehale C, wo alsct der Boden direct mit der Lysollösung durchtränkt war, selbst nach 23 Tagen noch keine Pflanze aufgegangen war, während bei den übrigen Schalen nach S — 14 Tagen sich sännntliehe Pflanzen mehr oder weniger gut entwickelt hatten. Im Allgemeinen zeigten die \'ersuchc, dass das Lysol, wenigstens bei dieser Menge und Concentration, ein starkes Oift für den Boden und somit auch für die Vegetation ist, welche direct oder indirect mit solchen Lösungen in Berührung kommt. Der Boden, welcher direct mit einer öproceutigcn wässrigen Lysollösung inticirt war, vermochte absolut keine Pflanzen hervorzubringen; es war hier meist noch nicht einmal Keinunig eingetreten, sondern die Samen in diesem Boden verfaiüt. Lysol ist also für das Pflanzen wachsthum in hohem Grade schädlich, wenn es direct dem Boden einverleibt wird. Die Pflanzen in der Schale A, wo der Dünger mit der Lysollösung desinflcirt war, blieben in den ersten drei Wochen vorübergehend gegen die anderen zurück, sie erholten sich dann, so dass in der dritten bis sechsten Woche kaum ein merklicher Unterschied gegenüber den anderen Culturen zu constatiren war. Von dann ab aber machte sich ein ganz auffallendes Zurückbleiben der Pflanzen in A Ijemerkar, welches immer mehr zunahm, bis schliesslich die Pflanzen ganz eingingen, während die übrigen Culturen sich ganz normal weiter entwickelten und gute Früchte hervorbrachten. Also auch in diesem Falle, wenn das Lysol nicht zunächst direct mit den Samen und den jungen Keimpflanzen in Berührung ist, wird mit der Zeit durch dasselbe eine Schädigung der Vegetation herbeigeführt und niuss deshalb auch hier das Lysol als ein Gift, wenn auch nicht so stark wirkend, wie im ersteren Falle, angesehen werden. — Um die Wirksamkeit verschieden eoneen- trirter wässrig-er Lysollösungen als Mitteigegen parasitäre Pflanzenkrankheiten und -Schädlinge wenn die betreffenden Pflanzen mit diesen Lö- sungen bestäubt werden, zu erproben, diente zu- nächst eine 0,25procentige Lysollösung (0,25 gr conc. Lysol auf 100 ccm dest. Wasser). Dieseli)c wurde mittelst eines sogenannten Zerstäubers als ganz feiner Sprühregen Pflanzen (Dracaena ruba, Vicia Faba), welche von para- sitären Thieren stark befallen waren, aufgespritzt. Die Ergebnisse dieser Versuche waren im Wesent- lichen negativ d. h. während die Parasiten (weisse, wachsausscheidende Läuse und schwarze Läuse (Aphis viciae Kalt.j meist gar nicht von dieser Lösung behelligt wurden, machten sieh allniälilich an den Pflanzen (Dra- caena rubra) besonders bi'i Anwendung einer 0,5proeen- tigen Lösung, bedenkliche Krankeitserscheinungen bemerk- bar, so dass es geboten erschien, diese Bespritzungen nach einiger Zelt einzustellen. — Bei Anwendung einer 2 procentigen Lösung zu dem genannten Zwecke waren bei Vicia Faba naeii 24 Stunden zwar die meisten Para- siten todt, doch waren gleichzeitig die Pflanzen sehr stark von der Lysollösung angegriffen. Die Blätter, welche von der Lysollüsung g-etroffen waren, erschienen nach 24 Stunden an den Rändern sehr stark zu- sammengetrocknet und geschwärzt, gleichsam als ol) sie verbrannt wären. Auch die Neben- blätter an den Blattstielen hatten das gleiche Aussehen, ebenso sahen die Blüthen ganz schwarz und versengt aus. Die Pflanzen waren nach dieser Behandlung überhaupt nicht mehr lebens- fähig. Es ist also auch in diesem Falle eine 2pro- centige wässerige Lysollosuug ein sehr starkes Gift für die i'flanzen, (wenigstens für Vicia Faba), welches dieselben schon in 24 Stunden zu Grunde zu richten vermag, ohne dass der erwartete Erfolg, sich der Parasiten zu er- ledigen, zur Zufriedenheit erreicht wird. x. Plötzliche Aeiiderniig im Aussehen des Kometen Holmes. — In der am 17. .Januar abgeschlossenen Xummer 3145 der „Astronomischen Nachrichten" Ijerichtet Prof. Krüger Folgendes: .,Die Centralstelle iKiel) erhielt am 16. d. M. Abends 9 Uhr nachstehendes Telegramm aus Wien: , Komet Holmes soeben 7 Uhr gleicht Fixstern achter Grösse mit Nebelhülle von 20 Bogenseeundeu Durchmesser. Palisa.' Diese merkwürdige Beobachtung wurde seitens der Gesell- schaft sofort durch Telegramm weiter gegeben. (Ueicli danach klärte sich hier der Himmel für kurze Zeit auf und Professor Lanip konnte die Beobachtung von Dr. Palisa bestätigen, ohne dass indessen eine Positionsbestinnnung erlangt werden koinite." — Der Komet ist übrigens auch am 5. und 6. .lanuar von Dr. Kobold am ISzöll. Refractor der Kaiserl. Uni-. versitäts-Sternwarte in Strassburg beobachtet worden. Er erschien danuris als blasser Lichtfleck von zwei Bogen- minuten Ausdehnung, der nur schwach zu erkennen war. Die Beobachtung am G. war ausserdem noch durch einen Stern 15. Grösse, der dem Kometen nur um dreissig Bogenseeunden vorausging, gestört. (irs. Ueher das Spectrnm des Kometen Holmes macht der Direetor des Potsdamer Observatoriums, Professor H. C. Vogel, in den ..Astronom. Nachrichten'' (No. 3142), vom 5. Januar d. J., folgende Mittheilung. Der Komet war am 13. November 1892 heller als der Andromedanebel, und trotzdem war es nicht möglich, mit einem grösseren, am llzöU. Refractor angebrachten Spec- ;o Naturwisscuschaftliclie Wocbcnscbrift. Nr. tralapparat mit einfachem Flintiilasprisma vou 60° brechendem Winkel aucli nur die g-eringste Spur eines Spectrums zu erkennen. Später Avurde an demselben Tage der Komet pbotograpbirt, und es gelang Herrn Vogel, mit einem an dem 9zöll. Leitfernrohr des jthotographischen Refractors angebrachten Ocularspectroscope mit sehr schwacher Zerstreuung das Vorhandensein eines schwachen vollkommen continuiriicben Spectrums nachzuweisen. In diesem war indessen keine Andeutung der sonst für die Kometenspectra charakteristischen Bänder wahrzunehmen, Das Spectruni hatte eine Ausdehnung etwa von D bis /<', d. i. etwa über rund das zweite Viertel des sichtbaren Spec- trunis; sein Intensitätsmaximum lag im Gelbgrüneu. An den folgenden Tagen war keine Veränderung des Spectrums zu bemerken. Dasselbe bildet somit eine Abweichung von allen l)isher beobachteten Kometenspectren, in denen stets wenigstens das heilste, im Grün gelegene Band des Kohlen- wasserstoffspectrums, meist aber zwei bis drei Bänder dieses Spectrums sichtbar waren, welche das continuirliche Spectrum an Intensität beträchtlich übertrafen. Professor Vogel ist der Ansicht, dass die einfachste Erklärung für dieses abweichende Verhalten des Spectrums von Komet Holmes in der grossen Periheldistanz des letzteren zu suclien sein dürfte. Grs. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der Diroctor des Museums für Völker- kunde an der Univei-sität zu Kiel, Oberlehier Dr. Scheppig zum Professor. — Der ausserordentliche Professor in der raedi- cinischen Fakultät der Universität Berlin Dr. Gustav Fritsch zum Geheimen Medieinal-Rath. Die Mittheiluno- der Ernennung des Dr. Brieger zum Pro- fessor ist irrthümlieh. Es ist gestorben: In Bamberg der Ethnologe und vormalige Lyzeal-Professor Andreas Haupt. L i 1 1 e r a t u r. Adalbert Breuer. Die Logaritlimen complexer Zahlen in geo- metrischer Darstellung Preis O.r.O M ._, Die goniometrischen Functionen complexer Winkel. Preis 1 M. — . — , Imaginäre Kegelschnitte. Preis 1 M. — . — , Die einfachste Lösung des Apollinischen Tactionspro- blemes. l'n-is l,.')ii M. — . — , Ueber Conographie. l^reis 1 M. — Verlag von Bodo Bac- meister. Erfurt 1892. In den oben genannten Scdirifteu beschäftigt sich der Ver- fasser mit der geometrischen Darstellung der complexen Zahlen und mit der Bedeutung der Imaginären in der Geometrie. Ohne hier näher auf den Inhalt der einzelnen Schriftchen, denen Figuren- tafeln beigegeben sind, einzugehen, erwähnen wir nur besonders aus dem an letzter Stelle genannten Hefte die Beschreibung eines Universalconographen, d. h. eines Instrumentes, mit dessen Hilfe sich alle Kegelschnitte zeichnen lassen, und zwar in der Art, dass der Kegelschnittzirkel sich in Curven bestimmter Gestalt und von vorgeschriebener Grösse einstellen lässt. Daran schliesst sich noch die Beschreibung specieller ("'onographeu, die für die besonderen Kegelschnitte (Ellipse, Hyperbel, Parabel angepasst sind. Inwieweit die Entwürfe zu diesen Instrumenten sowie die in den übrigen Heften enthaltenen Ergebnisse neu oder von Werth sind, mag au dieser Stelle unentschieden bleiben. A. G. Comptes Rendus Hebdomadaires des Seances de l'acad. des Sciences. Band IIG, \o. 1. Paris 1893. — Der Iiilialt weist eine ßeihe von Mittheiluugen auf, von denen folgende genannt seien: G. Le Cadet: Beobachtungen über den Brook'schen Ko- meten (19. Nov. 1892) auf dem Observatorium zu Lyon. E. Ja- blonski: Ueber eine neue Methode der Nährungswerthe. E. M erradier: Ueber das allgemeine Gesetz der Schwingungs- bewegung in einem isotropen Medium. Henry Bagard: Ueber die thermo-elektrischen Erscheinungen zwischen zwei Elektrolyten. Wallerant: Ueber das Alter der frühesten Aetna-Eruptionen. In welcher Periode die ersten Ausbrüche des Aetna erfolgt sind, ist unbestimmt. Die ältesten bekannten vulcanischen Producte des Berges sind die Basalte, welche rings um seinen Fuss unter Strömen echter Lava, z. B. bei Palermo, la Motta, Aci Castello und Ileall vorkommen. Aus dem Verhalten dieser alten Basalte zu gewissen Thonen, z. B. auf den Cycloden-Eilanden, lässt sich der Schluss ziehen, dass der Aetna während des Plaisanciens, un- teren Pliocaens. bereits Schauplatz heftiger vulcanischer Thätig- keit war. F. K. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft in München für 18'JO und 1891 (14. Heftj. Herausgegeben von Dr. Eugen Ober- hummer. Theodor Ackermann in München 1892. — Das Heft bringt b Abbandlungen: Siegmund Günther, Die Entwicklung der Lehre vom gasförmigen Zustand des I']rdinneru; Ernst Liuhardt, Ueber unterseeische Flussrinneu (mit 2 Tafeln); Friedl Martin, Reise nach den Battakländern und an den Tobasee; Eugen Ober- hummer, Zwei handschriftliche Karten des Glareanus in der Münchener Universitätsbibliothek; Karl Dühinig, DerBergAthos Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a. S. Zugleich * Irgan des Thüringisch-Sächsischen Ge.sammt-^'ereins für Erdkunde 1892. Verlag von Tauseh u. Söhne. Halle a. S. 1892. — Pi'eis 5 Mk. — Das vorliegende Heft bringt die folgenden Ab- handlungen: Anglist Mertens, Die südliche Altmark. — Albert Danckwortt, Die Temperaturverhältnisse Magdeburgs. — Otto Lange, Die Temperaturverhältnisse Gardelegons. — Wilhelm Schulte, Ibrahim ibn .Ja'qübs Reiseiinie durch die heutige Pro- vinz Sachsen nach Böhmen. — Hermann Grössler, Führer durch das Unstrutthal von Artern bis Naumburg, I. Theil (nebst einer Karte und einer Tafel mit Grundrissen). — Johann Kl oos, Die Höhleu des Harzes und ihre Ausfüllungen. — Karl Picard, Die Einwirkung der in Nord-Thüringen anstehenden Gesteine auf die Bodengestalt iing. — Hermann Töpfer, Phänologische Beob- achtungen in Thüringen 1891 (11. Jahr). — Otto Koepert, Phänologische Beobachtungen aus dem Ostkreise des Herzogthums Sachsen-Altenburg 1891 (2, ßeobachtungsjahr). — Otto Koepert, Die Forstwirthsehaft im Herzogthum Sachsen-Altenburg. — Willi Ule, Die Mansfelder Seen. Bei'icht über die gegenwärtigen Ver- änderungen. Molien, Th., Ueber Svsteme höherer complexer Zahlen. Dorpat. 2 M. Philippi, F., u, R. A. Philippi, Botanische Abhandlungen. Leipzig. 4 M. PhilipiJi, E.. A., Be:uerkungen über die Flora bei den Bädern von t'hillan, Berlin. 1 M. — . — . Der Guenuil der Chilenen. Leipzig, 2,.j0 M. Fictet, A., et H. de Saussure, Iconographie de quelques Saute- relles vertes. Basel, -t M. Pöhlmann, R., Mineralogische Mittheilungen. Berlin. 0,G0 M. Prym, F., Ueber orthogonale, involutorische und orthogonal- iiivnlutorische Substitutionen. Göttingen. 2,60 M, Rebel, H., Beitrag zur Microlepidopterenfauna des canarischen Archipels. Wien. 3 M. Rehberg, H., Neue und wenig bekannte Korallen. Hamburg. li. .M. Reiche, C, Ueb. habituelle Aehnlichkeiten generisch verschiedener I'Hanzen. Berlin. 0,60 M. Reichenbach til., H. G., Xenia orchidacea. Leipzig. 8 M. Richter's, V. v,, Lehrbuch der anorganischen Chemie. 7, Anfl, Bonn. 9 M, Inhalt: Georg Meyer: Die Geologie, eine Lehrmeisterin des 19. Jahrhunderts. — Prof. Dr. Wilhelm Sievers: Die Umrisse von Asien. (Mit Abbild.) — Das Ende der Cannstatt-Rasse. — Beiträge „zur Kenntniss der Coniferen-Läuse". — Ueber den schäd- lichen Eiutluss von wässerigen, im Boden befindlichen Lysollösungen auf die Vegetation, und über die Wirksamkeit der Lysol- lösungen als Mitlei gegen parasitäre Pflanzenkraukheiten. — Plötzliche Aenderung im Aussehen des Kometen Holmes. — Ueber das Spectrum des Kometen Holmes. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Adalbert Breuer: Die Logarithmen complexer Zahlen in geometrischer Darstellung. — Derselbe: Die goniometrischen Functionen complexer Winkel. — Derselbe: Imaginäre Kegelschnitte. — Derselbe: Die einfachste Lösung des Ajjollinischen Tactionsproblemes. — Derselbe: Ueber Cono- graphie, — Comptes Rendus Hebdomadaires des Seances deT'acad. des Sciences. — Jahresbericht der geographischen Gesell- schaft in München. — Mittheilungen des Vereins für Erdkunde in Halle a. S. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Vorlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein. Berlin SW. 12. Nr. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XIII Carl ZeisSy ^ Optische AA^erkstätte. ^^ 3XiliVOsli:ope und Mikrophotograpliische Apparate erster' C^xxalitiit, in vollständigeren und eiuf'aehereu Zusammenstellungen. Illustrirter Katalog' gratis und franco. ♦♦«♦♦««♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦»♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ ♦ Luiseiistr. 58. BERLIN NW. Luiseiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Techniscbe.s Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ J und Geräthschaften im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦»»♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ 1 I'atenta.ii'vvalt Ulr. R. Maerzi i Berlin, Leipzigevstr. 67. Hempers Klassiker-Ausgaben. Ausfällrlicbe .Specialverzeichnisse. Fcril. lliimiiiltrs V('rla:;sl)iiiiili:iiiilliing. S«rfiii S.JCmwmmdmvtcnitt. 23. §id)crljcit5 - ^i^^cl•|lülJle. Adolf Kobs. Berlin NW., Uisoustr. '.'il. Snilftrierte «ßieiäliftcii finuto uiib otolii ^ :cQ Cd o l!'l: m c cd 5 .2 # s 2 <-> o: o rt 3 Q- ^ Q «2| «. = = - = s b-^f. - . e a ^ 'Ji fco . J^ = t; i ■= L §?§;: i tu c hr (0 3 o _to rt S ^ D 03 ' ' — cn _i CS ^ o M (0 :d (D CS > < = 1 1^ _o ? Qt~ö- c^ ■* '-'5 3 „. S 5. = ^im'&.s d l«-!,:; = k i Z 2= »♦ 5U| (•••••••••••••••»••••••••••e«l SauerstofT I --in Stal:ilc.ylir>cv Uinucrfität ju ,iijiil(c. Biiu-ite iiiil rincm Jiiliaiigt übrr bic nriirii ffliriilhnc urrffliciic Atisgalit irr fünften bcriri)tigtrn Äutlagr. «45 Reiten gr 8». w*rd6 10,50 ^Sarß. Cicn iBifitsern brr fünften Auflage inirb ber llari)trag nuri) tinieln jum ^retfr non 1,20 4M. grürftrt. Vor Kurzem erschien und ist durch jede Buchhandlung gratis zu beziehen: Verlags- Katalog von Ferfl, Dilinmlers yerlagsöiiclilidlg, 1808-1802. .& '^^^^ltuuiiiauu.üuuii.3 Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. 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E = 2. vermehrte Ausgabe. Mit einer ~ E Kartenskizze von Deutsch- Afrika. = E 5 Mark, gebunden 6 Mark. E I Ferd. Dlimmlers Vcdagsbucliliandhmj | E in Berlin SW. 12. 1 ^IIIIIMI III III II UM II III IM III HIN Hin II III III 11 Hin III li= ■W rl)cne Pflanzen lassen sich nur mit Ti'übung des Wassers entfernen, oder garnicht, da sie mit dem Boden- grund verwachsen, namentlich bei Anwendung von Torf- platten. Die meisten Wasserpflanzen wachsen willig in reinem Flusssand; solche, welche durchaus einer be- stimmten Erdart bedürfen, können wir, wenn wir auf solche Pflanzen nicht lieber verzichten wollen, in kleine Blumentöpfe oder in sog. Gefässe für Wasserpflanzen ein- setzen und diese Töpfe in die Flusssandschicht versenken, wo sie sich jederzeit leicht entfernen lassen, ohne dass damit eine dauernde Trübung des Wassers verbunden wäre. Der Flusssand muss 10 — 12 mal (einige Male mit heissem Wasser) gewaschen werden, so lange bis er völlig klar ist, d. h. das Wasser nicht mehr trübt. Mu- scheln, Schneckengehäuse, bunte Steine etc., mit welchen man den Boden etwa noch belegen will, müssen vorher ebenso behandelt werden. Das Aquarium erhält seinen Platz am besten dicht an einem nach Ost oder Süd-Ost gelegenem Fen.ster. Frühsonne ist dem Gedeihen der Pflanzen und Thiere zuträglich, gegen die Strahlen der Mittagssonne müssen wir jedoch das Aquarium schützen, indem wir vor der dem Fenster zugekehrten Aquariumscheibe einen grünen Kattun- Vorhang anbringen, jedoch am Aqua- rium selbst, nicht am Fenster, damit dem Aquai-ium nicht das Oberlicht entzogen wird, denn Oberlicht soviel als möglich muss jedem Sttsswasser-Aquarium zugänglich sein, wie es denn überhaupt sehr hell stellen muss, da andernfalls Thiere und Pflanzen l)ald verkünnneru. Für die Aufstellung grösserer Aquarien eignet sich am besten ein fester schmiedeeiserner Tisch oder ein paar fest gear- beitete Böcke. Eine möglichst gleichmässige Temperatur von + 12—14° R. für unsere einheimischen Fische muss innegehalten werden. Einige, wie Oesen, Elritzen etc., überhaupt alle ans schnellfliessenden Gebirgsgewässern oder aus grosser Tiefe stammenden Fische sind gegen Nr. Naturwisscnscliaftlichc Wocliensclirii't. 75 liöhore Tcnipcratur cmptiudlicli. Wir werden daher in heisseu Sonimeni bisweilen genötliigt sein, unsere Zu- flucht zu den beim Heewasser-Aquariuni (Bd. III, Nr. 23) erwähnten Kiiltcniiseiiungen zu nehmen. Goldfisehe, ver- scliiedene andere Karpfenarten ertragen eine höliere Temperatur, tVemdländische Zierfisehe gleichfalls, ja einige, z. B. japanische (ioldtische, Schleierschwanz- und Teles- kop-Goldfische, Makropoden, Gouraniis u. a. verlangen eine höhere Temperatur, wenn wir Zuchtcrfolge sehen wollen. Bei letzteren darf die Temperatur im ^\'inter nicht unter + 10° R. sinken, die übrigen ertragen noch -t- 5° K. und weniger, docii niemals darf das Wasser im Acpiariuni zufrieren, es würden in diesem Falle die Thiere an Luftniangel sterben, auch würden die A(|uariumschciben |)latzen. Es ist deshalb ein Thermometer im Aquarium fast unentbehrlich. Letzteres soll senkrecht schwinnncn und so tief eintauchen, dass die Quccksilbcrkngel sich in der Mitte des Wassers befindet, damit das Thermometer die mittlere Temi)eratur anzeigt; dassellie soll ganz aus Glas hergestellt sein. Von ihrer llolziiiUic befreite sog. Uadethermometer eignen sich vorzüglich; taucht solches nicht tief genug ein, so legen wir oberiialb der Kugel einen Blei ring herum. Ein Tutfsteinfclsen reicht, für gr(issere Aquarien namentlich, sehr gut aus; hält man Lurche, so können wir solchen kaum entbehren, wir_müssten dann unsere Zutinclit zu einer kleinen schwimmenden Korkinsel nehmen wollen. Jedenfalls ist für grössere Aquarien ein Tuifsteinfelscn vorzuziehen. Diese Felsen erhält man fertig in allen A(iuarienhandlungen. Wir krmncn uns jedoch einen solchen nach eigenem Geschmack leicht selbst herstellen, indem wir die uns passend erscheinenden Tuffsteinstüekc mittels nicht zu dünnen Zementbreies {3 Tlieilc Zement, 1 Theil Sand) verbinden. Die Steinstücke müssen vor dem Ge- brauch angefeuchtet werden. In dem über dem Wasser- spiegel l)etindlichcn Theil des Felsen bringen wir Ver- tiefungen aus oder bauen kleine IMumentöpfe ein, welche, mit Moorerdc gefüllt, zur Aufnahme von Sumpfpflanzen, Farrn etc. dienen. Auf einen etwa anzulegenden Spring- brunnen nuiss gleichfalls beim Bau des Felsens Rücksicht genommen werden. Der Felsen wird natürlich ausserhalb des Aquariums gel)aut und muss nachdem er trocken, gut ausgewässert werden. Nachdem das Aquarium mit der nrithigen Bodenschicht (Flusssand) versehen, der Felsen aufgestellt ist, geht es an das Bepflanzen. Die Pflanzen werden wir haniitsächlich an den dem Lichte voll ausgesetzten Stellen anl)ringeu, indem wir die Wurzeln entsprechend tief in den Flusssand betten und die Pflanzen vorläufig mittels dünner Holz- stäbchen stützen. Einige Pflanzen, z. B. Hornkraut, Wasserpest u. a. können wir auch ohne A\'urzeln in den Flusssand einsetzen, sie kommen so auch ohne AVurzeln gut fort. Nachdem der Boden mit Pflanzen besetzt ist füllen wir den Raum um die Pflanzen herum mit grobem Flusskies, darüber kleine Steinchen, Muscheln etc. aus; alles jedoch vorher klar gewaschen. Nun geht es an das Einfüllen des Wassers; dieses lassen wir durch eine Brause, Sieb etc. gegen den Felsen laufen, recht langsam, damit der B(»den nicht aufgewühlt wird. Wir können auch ein Stück steifes Papier auf eine von Pflanzen freie Stelle des Bodens legen und das Wasser langsam darauf laufen lassen. Das Iteste Wasser ist Quellwasser, welches san- digem Boden entquillt, in Ermangelung desselben müssen wir uns mit nicht zu hartem Brunnenwasser, Wasser- leitungs- oder geklärtem (filtrirtem) Bach- oder Flusswasser behelfen. Niemals darf das Wasser kalkhaltig sein oder sonstige Beimischungen enthalten. Nachdem das Wasser eingefüllt und etwaige Unreinigkeiten von dessen Ober- fläche abgeschöpft sind, bleibt das Aquarium 8— 14 Tage ruhig stehen, damit die Pflanzen anwachsen kihnien. Findet man nach dieser Zeit kränkliche oder abgestorbene Pflanzen, so sind diese vorsichtig zu entfernen. Ist das Aquarium mit Springbrunnen versehen, so lässt man den- selben auch wäineiid dieser Zeit in Tliätigkeit treten, er verhindert die Bildung einer Staub- und Algcnschicht auf der t )bcrflächc ilcs Wassers. Kleinere A(iuarien ohne Springbrunnen, werden mittels einer Glasscheibe, an welcher eine kleine Ecke fehlt, zugedeckt. Es können auch, noch besser, an Stelle der fehlenden Ecke zuei ganz dünne Ilolzstäbclien unter die Glasscheil)e auf den Aqnariumrand gcK'gt werden, die Luft kann so gleichfalls hinein. Die sich nacii einiger Zeit an den Seheiben an- setzenden grünen Algen, welche, ol)wohl sie von der guten Bcschaftenheit des Wassers zeugen, doch insofern lästig sind, als sie die Scheil)en mehr oder weniger un- durchsiclitig iiiachen, entfernt man zwei bis dreimal wöchentlicii mittels einer scharfen, an einen langen Stiel befestigten Bürste (Zahnbürste), indem man mit dcrscUien senkrecht an den Scheiben hinabfährt. Der braune Nieder- schlag, welcher sieh, namentlich ))ei kalkhaltigem Wasser an den Scheiben setzt, weicht, obwohl schwerer, auch dieser Behandlung. Es i.st jed(»ch zu empfehlen, bei einer etwa jährlich einmal oder nach Erforderniss öfters vorzu- nehmenden gründliciien Reinigung des Aquariums, wol)ei es völlig entleert wird, die Scheiben mittels gestossencr Eierschalen, welche man auf einen nassen wollenen Lajjpen nimmt, abzureiben, hierdurch wird der braune Ansatz sicher entfernt. Den sich nach und nach auf dem Boden ansammelnden Sclnnutz, Schlamm etc. entfernt man mittels eines Stech- oder Saughebers etwa jede Woche einmal. Futterreste, d. h. alles was vom Futter eine Stunde nach geschehener Fütterung niclit verzehrt ist, sowie abge- storbene Pflanzentheile, Thierleiclicn etc. müssen sofort entfernt werden. Kranke Thiere sind zu entfernen und behufs Behandlung isolirt zu halten, damit sie die ge- sunden nicht anstecken. Ein reichlich mit Pflanzen be- setztes, nicht ül)cr\ölkcrtes A(iuarium hält sich bei auf- merksamer Behandlung vorzüglich, das Wasser braucht nicht, oder doch nur jährlich ein bis zweimal erneuert zu werden; man hat nur n(ithig das nach und nach ver- dunstete AVasser zu ergänzen. Ist die Bevölkerung nicht zu stark, so dass der von den Pflanzen erzeugte Sauer- stoff ihrem Athnuuigsbedürfniss genügt, so braucht ein solches Aquarium weder Springljrunnen noch Dureh- lüftungs-Apparat. Es sind dann schon alle Bedingungen für das Leben der Thiere erfüllt, soliald das Gleichgewicht zwischen Thier und Pflanze hergestellt ist. Ein solches Aquarium brauchte nie geleert zu werden, wenn wir nicht von Zeit zu Zeit den Pflanzenbestand erneuern niüssten. Dass ist aber nicht zu umgehen, da die den Pflanzen im Aquarium gebotenen Lebensbedingungen denn doch nicht die sind, welche ihnen in der freien Natur zu Gebote stehen. Halten wir in kleineren Acjuarien eine grössere An- zahl Fische (auf einen ca. 5 cm langen Fisch rechnet man 1 1, auf grössere je 2 1 AVasser) als die Pflanzen mit Sauerstoff versorgen können, so müssen wir das Aquarium durchlüften. Hierzu eignet sich mein in Bd. HI, Nr. 25 beschriebener Durehluftungs-Ai)parat vorzüglich, da mit demselben mehrere A(|narien zugleich durchlüftet werden können und derselbe überall aufgestellt werden kann. Einen andei'en Apparat, welcher als Durchlüftcr oder als Springbrunnen-Apparat verwendet werden kann. werde ich später beschreiben und aiibilden. Nachdem die Pflanzen sich gut entwickeln, das Wasser klar ist, können wir die Fische, Würmer, Insekten etc. einsetzen, und zwar nur Arten, welche sich unter einander 7ß Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. vertragen, weshalb wir Goldtischen etc. keine grösseren Hechte , Barsche , Welze u. a. beigesellen dürfen. Auch der Stichling ist ein Raufbold, welcher sich mit anderen Fischen schlecht verträgt; einige rürchen aber sind, allein gehalten, ihies Nestbaues wegen, höclist interessante Be- obachtungsobjekte. Bei der Fütterung der Thiere sei man recht vor- sichtig, niemals gebe man mehr als die Thiere alsbald verzehren, was nach einer Stunde etwa noch vorhanden ist wird entfernt. J^enier füttere man stets an einer be- stimmten Stelle, z. B. immer in einer Aquarienecke, welche nicht mit Pflanzen am Boden besetzt ist und halte eine regelmässige Fütterungszeit inne. Die Thiere gewöhnen sich sehr bald daran und es wird einem Vergeuden von Futter so wirksam vorgebeugt. Für karpfenartige u. a. Fische sind Ameisenpuppen, ., Ameiseneier", ein gutes Futter; diese werden sorgfältig ausgesucht, von allem Schmutz befreit au der bestimmten Stelle in das Wasser geworfen. Für ganz kleine Fische muss ein Theil des Futters zwischen den Händen zerrieben Averden, oder man verwendet reines Ameisenpuppenmehl, Garnelen- schrot oder Fleischmehl. Auch getrocknete Eintags- fliegen (Weisswurm) sind ein gutes Futter. Bei der Fütterung mit diesem trockenen geriebenen Futter oder mit Futtermehl kann man sehen ob das Wasser gut ist. In gutes Wasser gebracht vertheilt sich das Futtermehl sogleich ganz fein nach allen Richtungen hin, während es in schlechtem, verdorbenem Wasser, in Klumpen zu- sammengeballt liegen bleibt, oder sich nur langsam und unregelmässig vertheilt. Hin und wieder, etwa einmal in der Woche kann man auch etwas fein geschabtes Rind- fleisch reichen, oder gehackte, vorher ausgedrückte Regen- würmer, doch stets nur sehr weuig. Das beste Futter ist das lebende, d. h. die kleinen Wasserinsekten, kleine Krebsthierchen, Daphnien, Gyclops etc., welche man in fast allen Tümpeln, Gräben u. a. , in unglaublichen Mengen mittels eines feinen Gazekätschers fängt. Sem- mel oder Oblaten füttere man niemals, auch das sogenannte künstliche Fischfutter ist nur mit Vorsicht zu verwenden, da man nie bestimmt weiss, aus welchen Be- standtlieileu es zusannnengcsetzt ist. Im Sommer kann man täglich füttern, im Winter jedoch lässt die Fresslust der Thiere nach und man füttert dann nach Bedarf, wöchentlich einmal oder zweimal, je nach der sich zeigen- den Fresslust. Die Auswahl unter den für Süsswasser-Zimmer-Aqua- rien geeigneten Wasser-, Sumpfpflanzen, Farren etc. ist eine so reichhaltige , dass ich mich hier auf die nament- liche Aufführung der geeignetsten beschränken muss. Jeder Graben, Tümpel, Teich etc. bietet uns einige Arten unserer iieimischen Wasserpflanzen, die wir so kosten- und fast mühelos erlangen können. Sehr hübsch aus- sehende Wasserpflanzen sind: Tausendltlatt (Myriophyllum spicatum), untergetauchtes Hornblatt (Ceratophyllum de- mersum, Wasseraloe (Stratiotes alo'üles), Wasserpest (Elodea canadensis), Braehsenkraut (Isoetes lacustris), schwimmendes Laichkraut (Potamogeton nataus), kraus- blättriges Laichkraut (Potamogeton crispus), und an- dere Laichkräuter, Tannenwedel (Hippuris vulgaris), Sumpf-llottonie (Hottonia palustris). Gemeiner Wasserstern (Caliitriclie verna), Froschbiss (Hydroeharis morsus ranae), schwimmende Salvinie (Salvinia natans), verschiedene Wasserlinsen (Lemna); im seichten Wasser: Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) , Froschlöffel (Alisma plantago), Wasserminze (Mentha aquatica), verschiedene Calla-, Iris- und Carex-Arten; für die Grotte: Straussfarn (Struthiop- teris germanica), Rippenfarn (Blechnum spieant), braun- stieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes), Mauerraute (Aspleuium ruta muraria) u. a. Asplenium-Arten; Hirsch- zunge (Scolopendrium vulgare), Vergissmeinnicht (Myo- sotis palustris), Blut- Weiderich (Lythrum salicaria), Moos- beere (Oxycoccus palustris), Kanadischer Haarfarn (Adian- tum pedatum) gem. Tüpelfarn (Polypodium vulgare), Frauenhaar (Isolepis gracilis), verschiedene Cyperus- Arten und viele andere. Auch unter den in neuerer Zeit ein- geführten Wasserpflanzen sind einige gut verwendbare; ich cultivire mit Vorliebe deutsche Arten und fahre sehr gut dabei, da diese meist anspruchloser sind, und es mich besonders interessirt, dieselben ihrem Standort entnehmen zu können. Von allen Fischen sind die verschiedenen Karpfen- arten am ausdauerndsten, von welchen einige eine ziem- lich hohe Temperatur vertragen können. Obenan steht wohl der Goldfisch (Carassins auratus Linne) und seine Spielarten. Für Aquarien, wo sie in Gesellschaft anderer Fische gehalten werden sollen, eignen sich am besten die sogenannten Zwerggoldfische. Zwischen den mehr oder weniger rothen, gefleckten, ungefleckten Goldfischen nehmen sich solche, welche sieh nicht verfärben, sondern ihr Jugendkleid beibehalten, d. h. mehr oder weniger schwarz sind, oder silberfarben werden (Silberfische) sowie einige milchweisse Albinos (Perlfische), oder solche mit ^\-formigen Doppelschwänzen, welche auch in allen Farben vorkommen, sehr hübsch aus. Die wunderbarsten Formen finden sich unter den japane- sischen Goldfischen, unter welchen der Teleskop- fisch, Schleierschwanz und Fächerschwanz nebst deren Mischlingen besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Durch bisweilen überraschende Farbenpracht zeichnen sich besonders die chinesischen Goldfische aus, von welchen folgende Spielarten vorkommen : der buntgescheckte Goldfisch, der prächtige Gold- fisch, der kleine blaue Goldfisch, der schwarze Goldfisch, der braunscheckige Goldfisch, der Bubien, die Rothflosse, der Tümmler, der zier- liche Goldfisch. Ein mit einigen Exemplaren von diesen Spielarten besetztes, reich mit Pflanzen ausgestattetes Aquarium gewährt einen prächtigen Anblick. Diese chine- sischen und japanesischen Arten und Varietäten sind etwas weichlicher als die deutschen und italienischen Züchtungen, die Temperatur des Wassers darf im Winter für diese nicht unter + 12° R. sinken. In Gesellschaft mit den Goldfischen können gehalten werden: der gem. Karpfen (Cyprinus carpio Linne) mit den Varietäten Spiegel- karpfen (C. rex ciprinorum), Lederkarpfen (C. nodus), die Karpf-Karausehe (Carpio kollars Heck), die Ka- rausche (Carassius vulgaris Nils.), der Bitterling (Rhodeus amorus Bloch), der Blei oder Brachsen (Abra- mis braraa Linne) nebst Varietäten, die Teichschleiche (Tinea vulgaris Cuv.), die Goldschleiche (Tinea aurata Cuv.). Karausche und Bitterling sind gegen hohe Tem- peraturen etwas empfindlich, -|- 12° R. sagt ihnen am besten zu. Bei -+- 12° R. und weniger fühlen sie sich am wohlsten, namentlich wenn das Wasser gut durchlüftet ist. Der Gründling (Gabio fluviatilis Cuv.), die Elritze oder Pfrillc (Phoxinus laevis Agass.), die Plötze oder das Rothauge (Leuciscus rutilis Linne), die Rothfeder (Seardinius erythropthalmus Linne), die Laube oder der Uckelei (Alburnus lucidus Heck), die Jungen desselben lassen sicli vurzügiich als Futterfische für kleine, isolirt zu haltende Welse, Hechte, Barsche, Quappen, Schwarz barsche. Silberbarsche, Steinbarsche, Hundsfische u. a. verwenden; ferner halten sich noch gut der Schlammbeisser (Cobitis fossilis Linne), die Schmerle (C. barbulata Linne), der Steinbeisser (C. taenica Linne), ganz junge Aale (Anguilla vulgaris Flem.), etwas empfindlicher ist die prächtige Goldorfe (Idus melauotus var. auratus), sie verlangt gut durch- Nr. S. Niitiirwisscnscliaf'tliclic Woclicnsclirift. 1 1 lüftetcs Wasser. Es können nocli viele andere Fische g-e- halten werden, überliaujit jeder Süsswasserfisch, soweit es seine Grösse zulässt und ilini die ihm zusagenden Lebens- bedingungen geboten werden. Neben Fischen, resp. mit diesen zusammen, werden hin und wieder auch Lurche gehalten, docli kann icli liierzu ebensowenig ratlien, als wie zur Haltung von kleinen Sumpfschildkröten (Testudo lutaria Gesn.) mit Fischen zusammen. Die Schildkröten würden Fische und Lurche veistiinnneln, die Fische die Lurche und umgekehrt; mau wird daher an dem Zu- sammenhalten dieser verschiedenartigen 1'liiere in einem Behälter nie Freude haben. Ein Fisch, welcher lierufen zu sein scheint, die Lieb- haberei für (ioldfische nach und nach zu verdrängen, ist der gezähmte Makropode, Gropflosser oder Paradiesfisch (Polyacanthus viridi-auratus Laccpede), welcher um so beachtenswerther ist, als er sieh selbst in kleinen A(iuarieu, ja selbst in grossen, als Aquarium ein- gerichteten Einmachegläsern, fortpflanzt, sowie er sieh auch durch Farbenpracht auszeichnet. Zur Paarungszeit prangt namentlich das Männchen in allen Farben des ßegenbogens, und wenn er um sein Weibehen herum- spielend sein herrliches Flossenwerk ausl)reitet, so gewährt er einen überrascliend herrlichen Anblick. Hinter dieser Pracht müssen sieh die schönsten Teleskopfisclic und Schleierschwänze verstecken, denn beim Paradiesfisch ist alles natürlich, er entfaltet bei allen Bewegungen eine uns in Erstaunen setzende Grazie, welche Schleierschwänzen und Teleskopfischen völlig abgeht, da alles was wir an diesen Fischen bewundern, nur krankliaftc Ausartungen, welclic künstlich weiter gezüchtet werden, sind. Die Be- wegungen dieser bisweilen sehr unfiirndiehen Geschöpi'e sind daiier aucii sehr uulicholt'eu langsam. In einem kleinen mit l'tiauzcu aller Art l)esetzten A(|uariuni (No. 5), welches im warnu-n Zimmer hell und sehr sonnig stobt, hält sieh der Makropode vorzüglich. Das AVasser seines A(|uarinms wird n i e gewechselt, nur das verdunstete nachgegossen. Nimmt das Wasser eine Temperatur von -I- 20° R. und darunter an, so sehreitet er zum Nestl)au und zur Fortiitlanzung. Das Männchen pflegt und bemuttert die nach einigen Tagen auskommenden Jungen, bis sie sich selbst weiterhelfen können. Sobald die Jungen das Sehaumnest endgiltig verlassen, entfernt man die Alten, welche in einem andern gleiehso eingericiiteten A((narinm alsbald wieder zur Paarung sehreiten, und so fort drei bis viermal, auch noch (itter im Jahre. Die Jungen werden mit Da])huien, Oyclops u. (h'rgl. grossgezogen, bis sie das Ersatzfutter verzehren können. Die älteren und alten Fische füttert man mit allem womit man Gold- fische füttert. In geheizten A(inarien halten sie sich weit besser, die Jungen wachsen schneller, die Farben werden prächtiger; eine beständige Temperatur von + 22 bis 25° R. beliagt ihnen am besten, nie darf die Temperatur unter -+- 10° R. sinken, bei -t- 5 bis 3° R. sterben sie. Aus dem wissenschaftlichen Leben. '■^ Es wnrilen enianiit: Privatdocent Dr. Hayduek vcm dci- Bfi'liner Universitilt zum Professor ilor Chemie. — Dr. Hans -Waldor ans Hambreclikoii zum Professor der organisc-lion Chemie am Pol3'tec.hiucum zu Ziiricli. — An der Universität Heidell)erg Privatdocent Dr. Max Wolf zum ausserordentlic-lien Professor der neuerrichteten Professur für Astronomie, mathematische und physi- kalische Geographie. Es Jiat sich habilitirt: Der Assistent an der Jenenser Stern- warte Dr. Knopf in Jena für Astronomie. Dr. Friedrich Plehn ist nach Kamerun gegangen, um dort im Auftrage des Deutsehen Ueiches ein bacteriologisches Labora- torium zur Erforschung der Malaria einzurichten. Es sind gestorben: In Cambridge bei Boston, Massachusetts, Professor Eben Norton Horsford, ein Kämpfer für Anerken- nung des ersten Entdeckers Amerikas, des New - Yorker Leif Crikson, der ums Jahr 1000 im neuen Welttheil landete. — In Wiesbaden der Geheime Sanitätsrath Dr. Wilhelm Valentiner. der sich eingehend mit der deutschen Bäderkunde beschäftigt hat. — In Batischtchewo im Gouvernement Smolensk der frühere Pro- fessor im Eorstcorps - Institut Alexander N i k olaj e witsch Engel bar dt. — Der Zoologe und Iledacteur dos „Zoologischen < iartens" Professor Dr. F. C. Noll zu Frankfurt aiu Main. L i 1 1 e r a t u r. OstM-ald*!« Kla>iisikei* der exaetenl'Vi»i)«eiiiiieliaf'toii. Verlag von Wilhelm Eugelmann in Leipzig. 181)2. Nr. 2G. Justus Liebig, Lieber die Constitution der or- ganischen Säuren. 1838. Herausgegeben von Hermann Kopp. — Preis 1,40 Mk. Die dualistische Theorie von Borzelius, nach welcher die Salze aus sogen, wasserfreier Säure und Baäis bestehen, die Säuren selbst aus dieser wasserfreien Säure und Wasser, welch letzteres danach fertig gebildet darin anzunehmen war, hatte ferner d.azu geführt, diejenige (Quantität Säure, welche sicli mit einem Atom*) Basis vereinigt, als das (lewicht von einem Atom Säure zu betrachten. Durch eingehende Untersuchung einer grossen Anzahl organischer Säuren führt Liebig den Beweis, dass diese Annahme entschieden irrig ist für neun derselben, ebenso wie für Phosphorsäure und Arsensäure. Er constatirt die Fähig- *) Die Bezeichnung des Origin.als ist hier und weiterhin bei- behalten. Heute würden wir natürlich Molecül sagen müssen. keit derselben, sich mit mehr als einem Atom Basis zu verbinden und, dass in allen beobachteten Fällen mit .Silberoxyd stets nur ein Salz entsteht und zwar dasjenige mit den meistmöglichen Atomen der Basis. Es ist hier nicht der Ort, die Einzelheiten der Untersuchung, die als solche für alle Zeiten mustergiltig ist, zu besprechen, um so weniger als die alte Nomenclatur und Formu- lirung dem Nichteingeweihten einige Schwierigkeiten bereiten würden. Die Zusammenfassung der erhaltenen Resultate schliesst mit der Eintheilung in einbasische, zweibasischo und dreibasische Säuren. Dann begründet Liebig eine Hypothese, welche der dua- listischen Ansicht direct zuwiderläuft. Wie oben erwähnt, muss nach derselben sogenanntes basisches Wasser als fertig gebildet in der Säure angenommen werden. Gründe zur Rechtfertigung dieser Voraussetzung sind aber nicht zu finden. Durch die Ab- scheidung desselben nimmt die Sättigungskapacität einer grossen Anzahl von Säuren ab und wird beim Zusammenbringen tler so modificirten Säure mit Wasser nicht wieder hergestellt. Das Silbero.xyd, eine ausserordentlich schwache Base, de2)lacirt das basische Wasser aus vielen Säuren, während es durch ilie starken Basen Kali und Natron nicht oder nur schwierig ersetzt werden kann. Dui'ch die oben erwidniten Anschauungen lässt sich dies nicht erklären, wohl aber durch die Theorie, welche Davy für die Chlor- und Jodsäure aufgestellt hat, und welche diese Sauer- stoff'säuren in Analogie zu den Wasserstottsäuren stellt. Wird diese Theorie verallgemeinert, so sind auch die Sauerstoft'säuren Wasserstoffsäuren, in denen nur statt des Halogens oder Schwefels ein sauerstoffhaltiges Radikal, z. B. SO^ enthalten ist. Die Salze würden alsdann durch Ersetzung des Wasserstoffs durch Metall entstehen, ebenso wie die ihnen in allen Eigenschaften ganz ana- logen Haloidsalze. Nur die (iewohnheit, unbewusst tue Eigen- scdiaften eines Körpers in die Verbindung, die er eingegangen ist, zu übertragen, kann einer solchen Annahme hindernd entgegen- stehen. Die geringe Berechtigung dieser Gewohnheit beweist Liebig schlagend durch das Beispiel des Schwefelcyankaliums, das man als analog den Haloidsalzen zusammengesetzt an- nehmen muss, und den Uebergang von diesem in das eyansaure Kalium, das sich nur dadurch von ersterera unterscheidet, dass au Stelle von Schwefel Sauerstoff steht, welchen Ersatz man in beiderlei Richtung beliebig vornehmen kann. Und hierbei soll nun widernatürlich sein, was bei der ersten Verbindung zum mindesten nicht unwahrscheinlich erschien? Dazu kommt, dass man nach der geltenilcn Ansicht einen grundlegenden Unter- schied zwischen Wasserstoff- und Sauerstoffsäuren trotz des ganz analogen Verhaltens ihrer A'erbindungou annehmen raüsste, dass in letzteren Wasser in dreierlei Formen, nämlich als Krystall- wasser, Ilalliydratwasser und basisches Wasser anzunehmen wäre. Alles dies fällt weg und die sonst unerklärliclien Vorgänge, die im ,,Thatsächlichen" besprochen waren, fügen sich harmonisch in das Ganze ein, wenn man alle Säuren als Verbindung von Radikal 78 Naturwissenscliaftliclie Woclicnsclirift. Nr. 8. mit Wasserstoff ansieht; als Wasserstoffverbindungen, in denen der Wasserstoff ersetzt werden kann durcli Metalle. Von dem Gehalt an diesem (extraradikalen) Wasserstoff hängt die Sätti- gungskapaeität der Säure ab, während die Zusammensetzung des Kadikais keinen Einfluss darauf besitzt. In der bescheidensten Weise urtheilt Liebig über den Werth chemischer Theorien und besonders der hier erwähnten. Seine Ueberzeuguug, ,dass dieser Weg einen jeden, der ihn betritt, zu wichtigen und umfassenden Kntileckuugen fiihren wird", hat sich im vollsten Maasso bewahrheitet und wir halten seine Theorie, auf Grund deren wir die complicirtesten Verbindungen nach einem einfachen und einheitlichen Schema zu betrachten im Stande sind, heute noch in allen wesentliclien Theilen für richtig. Nr. 27. Robert*) Bunsen, Untersuchungen über die Kakodvlroihe. (1837—184:1) Herausgegeben von Adolf von Baeyer.'— Preis 1,80 Mk. Diese Arbeit oder vielmehr diese Reihe von Arbeiten ist vor allem klassisch als ein selten erreichtes Muster einer E.\periniental- üntersuchung. Mit zäher Beharrlichkeit sind die grössten Schwierigkeiten überwunden worden, um zu den erwarteten Re- sultaten zu gelangen. Theoretisch bietet die Untersuchung her- vorragendes Interesse durch den Nachweis, dass Kakodyl, |ein zu- sammengesetztes organisches Radikal, von der Formel (CH^) As, sich durchaus ebenso verhält wie unorganische Elemente, dass es „ein wahres organisches Element" ist. Dieser Nachweis isj; bis in die geringsten Einzelheiten verfolgt und schliesslich die Existenz des Radikals durch seine Isolirung erwiesen, wobei es sich, ganz analogder Mehrzahl der unorganischen Elemente, zu eineniDoppel- molecül ["(CjH.,) As"| zusammenlegt. Ein Eingehen in die Natur des Radikals lehnt Bunsen noch ab; die Aufklärung derselben blieb der späteren Zeit vorbehalten. Nr. 28. L. Pasteur, Ueber die Asymmetrie bei natürlich vorkommenden organischen Verbindungen. (1860.) 2 Vorträge gehalten am 20. Januar und 3. Februar ISGO in der Societe chirurique zu Paris. Uebersetzt und herausgegeben von M. und A. Ladenburg. — Preis 0,60 Mk. Um die weittragende Bedeutung dieser uns von Neuem zu- gänglich gemachten Publikation zu übersehen, ist es nützlich, sich auf den Standpunkt zurückzuversetzen, den die Wissenschaft vor derselben einnahm. Drehung der Ebene des polarisirten Lichtstrahls war lieim Quarz im krystallisirten Zustande sowohl wie bei einer grösseren Zahl organischer Substanzen beobachtet worden. Beim t^uarz war ferner beobachtet worden, dass die Ab- lenkung bald nach rechts, bald nach links erfolge. Andererseits war beim Quarz wie bei einigen anderen Krystallen das Auftreten der sog. Hemiedrie constatirt worden, es hatte sich das Auftreten einer besonderen, dem Symmetriegesetz nicht unterworfenen Fläche gezeigt und herausgestellt, dass diese bei einer gewissen (Jrien- tirung bald nach rechts, bald nach links geneigt sei. Zwischen diesen beiden P.eol)achtungen hatte dann Herschell den Zusammen- hang vermuthet und experimentell nachgewiesen, dass von der Richtung dieser Neigung auch die Ablenkungsrichtung für den polarisirten Lichtstrahl abhängig sei. Derartige Vorstellungen liessen sich nun nicht ohne Weiteres auf drehende organische Substanzen übertragen. Beim Quarz geht das Drehungsvermögen aus der Art, in welcher die Mole- cüle im Krystall angeordnet sind, liervor, es verschwindet, sobald das Krystallgefüge vernichtet ist, d. h. im gelösten oder amorphen Zustande. Bei den organischen Substanzen tritt das Drehungs- vermögen gerade in der Lösung hervor, erscheint also als Folge der Anordnung der Atome im Molecül. Immerhin konnte man nach Mitscherlich's Untersuchungen über den Isomoriihismus auch den Gedanken, dass die Constitution des Molecüls die Krystall- form beeinflusse, nicht mehr fremdartig finden. So begann denn Pasteur seine Arl)eiten auf diesem Gebiete mit eingeiienden krystallographischen Untersuchungen zunächst der Weinsäure und ihrer Salze. Er fand in allen Hemiedrie und zwar bei allen Salzen im gleichen Sinne. Einen Schritt weiter gehend, prüfte er zahlreiche andere optisch active organische Substanzen, so weit sie krystallisirbar waren, und fand seiner Vernuithung entsprechend auch hier stets Hemiedrie, die aller- dings oft schwer za beobachten und daher früheren Forschern entgangen war. Im Gegensatz dazu erforschte er dann die Krystall- formen der Trauliensäure und ihrer Salze, einer Säure, die mit Weinsäure chemisch vollkommen identisch erscheint und sich nur durch den Mangel des Drehungsvermögens von ihr unterscheidet. Er fand die Formen stets gleicii denen des entsprechenden wein- *) Nach einem Zusatz Ostwalds sind die oft in seinen Ab- handlungen vorkommenden falschen Vornamen Bunsen's Folge von Druckfehlern. Der richtige Name lautet Robert Wilhelm (Eberhard). sauren Salzes, aber ohne die bei letzteren vorhandene Hemiedrie. Der Zusammenhang zwischen dieser und dem Drehungsvermögen schien also bewiesen, ganz analog dem von Herschell für Quarz erbrachten Beweis. Doch sollte diese Analogie noch in vollkom- menerer Weise sich herausstellen. Schliesslich gelang es nämlich Pastour, bei einem Salze der Trauliensäure, dem Natrium-Ammonium-Salz, hemiedrische Kry- stalle zu erzielen, aber stets in zwei Formen, die sich verhielten wie Bild und Spiegelbild, da die hemiedrischen Flächen sich als entgegengesetzt geneigt erwiesen. Wurden diese beiden Krystall- arten gesondert und jede für sich durch Säure zersetzt, so erhielt man in beiden Fällen optisch aktive Lösungen, von gleich starkem, aber entgegengesetztem Drehungsvermögen. Die eine enthielt die gewöhnliche Weinsäure, die andere eine neue, seither als Linksweiusäure unterschiedene. Beim Vermischen beider Lö- sungen, Aequivalent zu Aequivalent, entsteht dann unter Wärme- entwicklung wieder dieselbe inaktive Traubeusäure, durch deren Spaltung beide erhalten waren. So war nachgewiesen der Zusammenhang zwischen Hemiedrie und optischem Drehungsvermögen und es war ferner constatirt und erklärt das Bestehen einer Art von Isomerie, welche nur bedingt ist durch die Lagerung von Atomen resp. Atomgruppen innerhalb des Molecids zu eiuander. Die Grundzüge jener Theorie „von der Lagerung der Atome im Räume'', die heute von so maassgebender Bedeutung geworden, waren gegeben. Was später das Le Bei — van't Hoff'sche Gesetz durch weiteres Eindringen in die Ursachen der Asymmetrie präciser formulirte, klingt in seinen Grundzügen schon aus den Pasteur'schen Folgerungen: 1. Wenn die Elementaratome organischer Producte asymme- trisch gruppirt sind, zeigt die Krystallform der Körper jene mole- culare Asymmetrie durch eine sich nicht deckende Hemiedrie. 2. DieExistenz dieser Molecular-Asymmetrie zeigt sich ferner durch ein optisches Drehungsvermögen. 3. Wenn die sich nicht deckende Molecular-Asymmetrie in zwei einander entgegengesetzten Formen auftritt, wie dies bei den Rechts- und Links-Weinsäuren und allen ihren Derivaten der Fall ist, so sind die chemischen Eigeuschaften dieser identischen, aber optisch entgegengesetzten Körper genau dieselben, woraus folgt, dass diese Art der Gegenüberstellung und Aehnlichkeit das gewöhnliche Spiel der chemischen Affinitäten nicht stört, wobei indessen der letzte Satz eine Einschränkung erfährt. Bis hierher ist Pasteur auf dem Boden des wirklich Beob- achteten geblieben und so zeigt er denn hier auch seine ganze Be- deutung im scharfsinnig durchdachten Experimentiren und in seiner glänzenden Beobachtungsgabe. Aber auch seine schwache Seite tritt nun hervor. Leicht giebt er sich einer Hypothese hin, die alsbald die volle Stärke eines Vorurtheils erlangt und die Schärfe seines kritischen Urtheils beeinträchtigt. Die alte An- sicht von der Verschiedenheit der in der anorganischen und der organischen Natur wirkenden Kräfte, von der besonderen in letzterer thätigen Lebenskraft, die durch Wöhlers Harnstoff- synthese 32 Jahre zuvor den Todesstoss erhalten zu haben schien, sie erweckt Pasteur zu einem neuen kurzen Scheindasein. Frei- lich giebt er jetzt dafür eine bestinnutere Definition. Statt bei der Thatsache stehen zu bleiben, dass es bis dahin nicht gelungen sei, künstlich Körper von molecularem Drehungsvermögen zu er- zeugen, geht er sofort zu der Behauptung über, dass dies id^er- hau])t nur durch eine gewisse richtende Kraft der Organismen möglich, dann aber auch gewissermaassen nothwendig sei. Be- fangen in seinem Vorurtheil weist er auf die Möglichkeit hin, dass viele durch den Organisnuis erzeugte inaktive Körper die Traubensäureform vorstellen könnten, während er die mindestens ebenso wahrscheinliche Annahme, dass diese Form bei künstlichen Bildungsprocessen entstehe, nicht gelten lassen will. Aber auch die Irrlhümer bedeutender Menschen sind zuweilen nützlich. Aus der eben erwähnten Ansicht gingen die schönen und von bestem Erfolge gekrönten Versuche hervor, ojitisch aktive Säuren aus der inaktiven Traubensäuremodifikatiou zu isoliren, durch Verbindung mit asymmetrischen Basen wie Chinicin und Cinchoniciu oder durch Einwirkung asymmetrischer Kräfte in Gestalt von Gährungspilzen. Gerade durch Anwendung dieser Methoden ist es dann, nachdem durch vau't Hoff' dii' Ursache der moleeularen Asynunetrie erkannt war, gelungen, fast nach Be- lieben im Laboratorium optisch aktive Körper zu erzeugen und so die Theorie der Lebenskraft, hoffentlich für immer, zu begraben. Nr. 29. Ludwig Wilhelmy, Lieber das Gesetz, nach welchem die Entwicklung der Säuren auf den Rohr- zucker stattfindet. (1850.) Herausgegeben von W. 0.stwald. — Preis 0,80 iMk. Diese Arbeit stellt den ersten gelungenen Versuch dar, die Gesetze zu erforschen, nach denen iler Verlauf chemischer Reac- tionen in der Zeit erfolgt. Der Verfasser wählte als Beispiel die Inversion des Rohrzuckers, weil hier der Polarisationsapparat jederzeit den Punkt, l)is zu welchem die Reaction gediehen ist, mit Leichtigkeit festzustellen gestattet, wie denn auch dieses Nr. 8. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 79 Boisijiel für die spätere Entwicklung dieses Zweiges der tlioore- tischen Chemie miiassgebend geblieben ist. Er zeigt hieran die strenge zahlenmilssige Gültigkeit seiner aus allgemeinen Betrach- tungen theoretisch abgeleiteten Formel. Merkwürdigerweise ist diese Arbeit, die der fruchtbarsten Anregungen voll ist, von den Fachgenossen so wenig beachtet worden, dass spatere Forschor auf diesem Gebiete, ohne das hier gebotene Material zu ver- werthen, erst durch solbstständige Arbeiten zum selben Schlüsse gelangten. Erst der Herausgeber hat dann (Journ. f. prakt. Chem. (2) XXIX 385, 1884) die Aufmerksamkeit auf das ver- gessene Urbild dieser Arbeiten gelenkt und dasselbe jetzt in pietätvoller Weise durch die Aufnahme in seine Sammlung auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht. Durch die Beifügung des Lebenslaufs sowie eines Verzeichnisses seiner wissenschaftlichen Arbeiten wird der fast unbekannte Verfasser auch menschlich dem Leser näher gerückt. Nr. 30. Prof. S. Cannizzaro, Abriss eines Lehrgangs der theoretischen Chemie vorgetragen an der l'ni- versität Genua. (1858.) Uebersetzt von Dr. Arthur Miolati aus Mantua, herau.sgegeben von Lothar Meyer. — Preis 1 Mk. In Form eines Briefes an seinen Freund, Prof. S. de Luca, seliihlort C. in gedrängter und doch durchaus klarer Kürze, wie er in seinen akademischen Vorlesungen vor den Jüngern der Chemie das theoretifche Gebäude iln-er Wissenschaft aufbaut. Von erfreulichster Wirkung ist die Einheitlichkeit, welche er in einer Zeit, da noch die widersprechendsten Meinungen Unklarheit in die wichtigsten Grundlagen der cliemischen Theorien trugen, in seinen Lehrstoft' bringt. Vor Allem ist es das damals noch vielumstrittene Avogadro'sche Gesetz, dem er zur vollen Herrschaft verhilft. Für weitere Kreise von Bedeutung waren hierfür na- mentlich die Veröffentlichungen , zu welchen ihn die Unter- suchungen von M. H. Sainte-Claire Deville „über die Dissociation oder die Zersetzung der Körper unter dem Einfluss der Wärme" (die wir hoffentlich auch bald in der OstwaUrsclien Sanniilung be- grüssen dürfen) anregten. In dankenswerther Weise sind z\yei derselben dem obigen „Abriss" beigefügt. Wer das kleine Sehriftclien liest, wird ihm freudig den Platz unter den klassi- schen Schriften als verdient zuerkennen, insbesondere, wenn er aus der Anmerkung dos Heransgebers sich wieder den Wirrwarr in der theoretischen Chemie beim Erscheinen derselben klar macht. Dr. Spiegel. Ii. Boltzmann, Vorlesungen über Maxwells Theorie der Elek- tricität und des Lichtes. I. Theil. Ableitung der Grund- gh-ichungen für ruhende, homogene, isotrope Körper. Leipzig. Joiiann Andirosins Barth, 1893. — Preis 5 M. Der Herr Verfasser dieses Werkes hat seit langen Jahren schon in so hoch bedeutsamer Weise mitgewirkt auf dem Gebiete, das er hier darstellt, dass wir sein Buch schon von vornherein mit dem grössten Interesse begrüsst haben. Dies Literesse war bei dem Unterzeichneten umso lebhafter, als neuerdings die Mei- nung geäussert worden war, dass die Maxweirsche Darstellung (im Treatise of Electricty) unklar und schwierig sei. Ich konnte das nie finden, will aber zugeben, dass die Leetüre Maxwell'scher Arbeiten ein grösseres Maass von Ausdauer und intensiver Hingabe verlangt, als dies sonst, namentlich in französischen Werken, ver- langt wird. Herr Boltzmann hat nun allerdings in vollstem Maasse erreicht, was er angestrebt hat: Klarheit, Kürze, Anschaulichkeit. Es ist ein grosses Verdienst, dass hier die letzte mathematische Grund- lage der ganzen Theorie, die Holmholz'sche Theorie der cj'klisclien Bewegungen scharf und reinlich herausgestellt wird. Mit Anwen- dung der Lagrange'schen Gleichungen ergeben sich aus dieser Grundlage dann die Gleichungen der Elektricitätslehro in so ein- facher und klarer Weise, dass der Leser sich ohne Mühe in die ihm anfangs noch fremde, der gewöhnlichen so ganz gegen- überstehende, Maxwell'sche Anschauung hineinfindet. Die Ver- anschaulichung elektrischer Vorgänge durch mechanische Modelle ist eine in hohem Maasse gelungene, die mathematis<-he Durch- führung überall eine strenge. Dabei wird aber niemals die Be- ziehung zum Experimente — ohne welche Bücher über mathema- tische Physik für mich nur problematischen Wertb haben — ver- nachlässigt. Das Werk des Herrn Boltzmann, auf dessen reichen Inhalt ich au anderer Stelle eingehe, ist ein grosser Schatz für unseri' wissenschaftliche Littoratur und es sollte kein Studirender und kein Lehrer versäumen, sich mit dem Inhalte dieser Vorle- sungen bekannt zu machen. Grs. L. Fletcher. The optical indicatrix and the transmission of Ught in criptals. Henry Trowile, LouiIdu bSil'i. Das vorliefiende Work scdirint uns dii' Aufmerksamkeit so- wohl der Physik(>r und Mathemathiker als auch der Mineralogen, soweit sie an der mathematischen Behandlung der krj-stallogra- phischen Optik Interesse nehmen, zu verdienen. Angeregt durch seinen Lehrer Maskelyne macht der Verfasser den Versuch, einen möglichst einfachen Eingang in die Theorie der Ref'raction des Lichtes in Crj'stallen zu geben, der soviel als möglich jede Unter- suchung über die Eigenschaften des Aethers vermeidet. Einen erheblichen EinHuss hat unseres Erachtens die Bemerkung von Sir William Thomson (Lord Kelvin) auf das Werk ausgeübt, dass nämlich die seit Fresnel für die Stabilität des Aethers als unum- gänglich nothwendig betrachtete Imcompressibilität des Aethers thatsäehlich hierfür nicht nöthig ist. Der elastische Lichtäther wird hiernach also compressibel betrachtet. Wir müssen es uns versagen, auf eine nähere Analysirung des Inhalts des sehr intiM-- essanten Versuchs zu einer neuen Darstellung der krystallogra- phischen Optik einzugelien. Unser Referat aber schliessen wir mit dem Wunsche, dass dem vorliegenden Werke die gebührende Beaclitung zu Theil werde. Die Ausstattung des Buches ist in jeder Beziehung als vor- trefflich zu bezeichnen. Annuaire pour l'an 1893, public par le Bureau des Longitudcs. Avec des Notices seientihques. Gauthier-Villars et Fils, Paris 1893. — Preis 1 Fr. 50 C. Das vom Bureau des Longitudes für das Jahr 1893 heraus- gegebene Jahrbuch enthält ausser den üblichen Tabellen über Astronomie, Maasse und Gewichte, Münzen, Statistik, Geographie, Mineralogie, Physik und Chemie diesmal eine Reihe interessanter wissenschaftlicher Aufsätze aus berühmten Federn. Wir führen von den letzteren besonders an: über das Observatorium auf dem Mont-Blanc von J. Janssen; über die Beziehung zwischen den Er- scheinungen der statischen und dynamischen Elektricität und die Definition der elektrischen Einheiten von A. Cornu; ferner eine Rede von J. Janssen über die Aeronautik. Schliesslich sind zu erwähnen die Reden über Ossian Bonne t, über den Admiral Mou- ehez und den General Perrier. Es ist überflüssig, dem bekannten werthvoUen Werke, welches sich mit Recht eines ausgezeichneten wissenschaftlichen Rufes er- freut, eine Empfehlung auf den Weg mitzugeben. Der ausser- ordentlich geringe Preis ist nur bei einem so stark verbreiteten Werke möglich, wie es das vorliegende Jahrbuch ist. A. G. Alldeutschland in Wort vmd Bild. Eine malerische Schilderung der deutschen Heimath von August Trinius. Ferd. Dümmlers Verlag in Berlin. 1893. — ä Lief. 0,30 M. Seit unserer letzten Notiz über das genannte hübsche Werk sind nicht weniger als 10 Lieferungen, die Lief. 7 — 16, erschienen. D.as liebliche Thüringen findet sich bei S. 272 erledigt und der nächste Abschnitt ist „Die schwäbische Alb" überschrieben, dann folgt der Abschnitt „Am Rhein", der begreiflicherweise mit Lief. 16 noch nicht abgeschlossen ist. Die zahlreichen Skizzen nach Federzeichnungei], sowie Abbildungen nach Photographien sind stets charakteristisch und treffend gewählt; der Zeichner der ersteren, F. Holbein, versteht es mit wahrer Künstlerschaft seinen Bildern immer wieder neue, anniuthige Umrahmungen zu geben. Der Te.xt ist dem grossen Publikum sehr geschickt angepasst: jedermann muss seinen Gefallen an dem Werke haben. Sitzungsberichte der Kgl. Preuss. Akademie der Wissen- schaften. 1892. Hefte 54 und 55. — L. Fuchs: l'eber die Re- lationen, welche die zwischen je zwei singuläreu Punkten erstreckten Integrale der drei Lösungen linearer Dift'erential- gleichungen mit den Coefficienten der Fundamentalsubstitutioneu der Grupe derselben verbinden. — G. du Bois und Rubens: Uebcr Polarisation ultrarother Strahlen beim Durchgang durcli Metalldrahtgitter. — Wilhelm von Bezold: Der Wärmeaus- tausch an der F]rdoberfläclie und in der Atmosphäre. Der vorlie- genden Abhandlung sollen noch weitere über nach der angegebenen Richtung hin angestellten Untersuchungen folgen. Diese erstrecken sich auf die Vorgänge, welche die von der Sonne gelieferten Wärmemengen von ihrem Eintritt in die Atmosphäre bis zu ihrem Wiederaustritt nach dem Weltraum zu durchlaufen haben. (Welcher Bruchtheil der in bestimmter Zeit an irgend einem Ort zum Austausch gelangenden Wärme wird durch directe Einstrah- lung geliefert und durch directe Ausstrahlung entzogen; wie viel wird durch einfache und zusammengesetzte Convection gebratdit oder weggeführt; wie viel dii>nt zum V^erdunsten des Wassers oder zum Schmelzen dos EiHe,'< ; wie viel wird im Erdboden für spätere Abgabe aufgespeichert, etcV) Wir worden auf diese Arbeit noch 80 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 8. au anderer Stelle der „N. W." zurückkommen. — Curtius: Die Deichbauten der Minyer. Der heute berüchtigte Kopais-See war vor der bis jetzt bekannten griechischen Geschichte kein Fieber- Sumpf, sondern lag in wohl angebauter, blühender Gegend. Er- möglicht wurde dies durch die bedeutenden und praktischen Kanal- und Deichbauten des bis vor kurzer Zeit noch in die Mythe verwiesenen Stammes der Minyer. Eine Tafel. — Ernst Leumann: .Tinabhadra's Jitakalpa, mit Auszügen aus Siddhasena's Cürni. (Eine in Verse gebrachte Bussenliste der Jaina-Möncho ) Heft 1 des neuen Jahrgangs: Philipp Lenard: ITeber Kathoden- strahleu in Gasen von atmosphärischem Druck und im äussersten Vacuum. F. K. Sitzungsberichte der Eaiserl. Akademie der W issenschaften zu Wien. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe. Band 101, Heft 8. — 1. E. Mach: Ergänzungen zu den Mittheilungen über Prqjectile. Es werden neue Beweise mitgetheilt für die Existenz der sogenannten Kopfwelle, welche von Körpern mit grosser Bewegungsgeschwindigkeit erzeugt wird und einen Knall verursacht (z. B. beim Fallen von Meteoriten). — 2. Leopold Gegenbauer: Ueber die aus den vierten Einheitswurzeln ge- bildeten primären ganzen complexen Zahlen. — 3. Hermann Fritz: Die gegenseitigen Beziehungen der physikalischen und ehemischen Eigenschaften der chemischen Elemente und Verbin- dungen. — 4. Jos. Finger: Ueber die gegenseitigen Beziehungen gewisser in der Mechanik mit Vortheil anwendbaren Flächen zweiter Ordnung nebst Anwendungen auf Probleme der Astastik. (Ergänzungen und Erweiterungen zu den Daroux'schen geome- trischen Resultaten astastischer Probleme; gleichzeitig Einleitung zu einer Reihe von Abhandlungen über den Kräftepol eines be- liebigen auf ein starres Punktsystem einwirkenden Kräftesystems. 1 — 5. Leopold Gegenbauer: Ueber den grössten gemeinsamen Theiler. — 6. G. v. Eschcrich: Ueber die Multiplikatoren eines Systems linearer, homogener Differentialgleichungen. — 7. Josef Tesar: Ueber ein Paar unicursaler Degenerirungscurven dritter Ordnung des Normalenproblems und das Normalenproblem einer confocalen Kegelschnittschaar. 1 Tafel. — 8. E. Weiss: Unter- suchung der systematischen Differenzen einiger südlicher Stern- kataloge. (Um die Eigenbewegung einer grösseren Anzahl von Sternen südlich des Wendekreises des Steinbocks genauer be- stimmen zu können, hat der Verf. die systematischen Unterschiede zwischen mehreren Sternkatalogen entwickelt und theilt seine Re- sultate ausführlich mit. Er hat folgende Kataloge mit einander verglichen: a) Gill's CapKatalog für 18500 mit Argelander; b) Gill's C.-K. etc. mit dem Katalog von Gillis aus Beobachtungen in Santiago; c) Jacob's Subsidiary-Catalogue mit Gill's C.-K. etc.; d) Hagen-Holden's Katalog von Tacchinis südlichen Sternen mit Gould's Zonen-Katalog; e) Ta3dor's General-Catalogue mit süd- lichen Sternen des Kataloges von Piazzi; f) B. A. Gould's General- Katalog mit J. E. Stone's Cap-Katalog von 18800.) F. K. Berichte über die Verhandlungen der Kgl. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Mathem.-phys. Classe. 1892. N. — Ausser dem bereits in der „Naturw. Wocheu- schr." erwähnten Artikel H. Credner's: „Ueber die Geologische Stellung der Kliuger Schichten", auf den wir — wie damals ge- sagt — noch ausführlich eingehen werden, bringen F. Stohmann und H. Langbein die achtundzwanzigste ihrer Abhandlungen, in denen der orstere die von ihm im Verein mit anderen ange- stellten „Calorimetrischen Untersuchungen" beschreibt. In vor- liegender Arbeit handelt es sich um die Untersuchung der isomeren Allyl- nnd Propenylverbindungen. G. F. Lipps hat einen Artikel über „Thetareihen und ihren Zusammenhang mit den Doppel- integralen" gebracht. Rickert, H., Der Gegenstand der Erkenntniss. Freib. 2,20 M. Biecke, E., Molekulartheorie der piezoelektrischen Erscheinungen. Göttingen, h M. Rosenbusch, H., Mikroskopische Physiographie der Mineralien und Gesteine. Stuttgart. 24 M. Rost, G., Untersuchungen über die allgemeine lineare Substitution, deren Potenzen eine endlose Gruppe bilden. Leipzig. 1,20 M. Rüefli, J., Anhang zu den kleinen Lehrbüchern der Geometrie. Bern. 0.40 M. Saalschatz, L.. Vorlesungen über die BernouUischen Zahlen, ihren Zusammenhang mit den Secanten-Coefficienten und ihre wichtigeren Anwendungen. Berlin. 5 M. Scheffler, H., Die quadratische Zerfällung der Primzahlen. Leipzig. 3 M. Scheiner, J., Der grosse Sternhaufen im Hercules, Messier 13, nach Aufnahmen am Potsdamer photographischen Refractor. Berlin. 3,.j0 M. Schulze, E., Fauna piscium Germaniae. 2. Aufl. Königsberg. 3 M. Schulze, F. E., Ueber die innereren Kiemen der Batrachierlarvcn. Berlin, 6 M. Schwalbe, J., Grundriss der spcciellcn Pathologie und Therapie. Stuttgart. 14 M. See, T. J. J., Do]ipelstern-Beobachtungen. Berlin. SeeUg, E., t)rganische Reaktionen und Reagentien. Stuttgart. 15 M. Siebenrock, F., Zur Kenntniss des Kopfskelettes der Scincoiden, Anguiden und Gerrhosauriden. Wien. 4 M. Sievers, W., Asien. Leipzig. 15 M. Sommer, R., Grundzüge einer Geschichte der deutschen Psyclio- logie und Aesthetik von Wolflf-Baumgarten bis Kant-Schiller. Würzburg. 11,50 M. Specialkarte, geologische, v. ElsassLothringen. 1:2-5,000. Nr. 41. Lendjach. — 42. Weissenburg. — 43. AVeissenburg Ost. Berlin. a. 2. — . — , geologische, des Königreich Sachsen. 1 : 25,000. Nr. 37. Kloster St. Marienstern. Leipzig. Steffen, W., Lehrbuch der reinen und technischen Chemie. An- organische Experimental-Chemie. Stuttgart. 10 M. Steindachner, F., Ueber die tyidschen Exemplare von Lacerta niosorensis. Wien. 1,40 M. Stizenberger, E., Die Alectorienarten und ihre geographische A'erlireitung. Wien. 0.80 M. Stockt, A., Lehrbuch der Philosoi)hie. 7. Aufl. Mainz. 15 M. Strahl, H., Untersuchungen über den Bau der Planceta. Wies- b.aden. 3,60 M. Stricker, S., Ueber strömende Elektricität. Wien. 2,.50 M. Strümpel, A., Lehrbuch der speciellen Pathologie und Ther-apie der inneren Krankheiten. 7. Aufl. Leipzig. 10 M. Tavel, F. v., Vergleichende Morphologie der Pilze. Jena. 6 M. VioUe, J., Lehrbuch der Physik. Berlin. 11,20. Voigt, W., Bestimmung der Constanten der Elasticität und Unter- suchung der inneren Reibung für einige Metalle. Göttingen. 6,50 M Volhard, J., Ueber die Synthese der Vulpinsäure und die Consti- tution der y-Ketonsäuren. Halle. 1,20 M. Voll, A., Compendium der normalen Anatomie. Berlin. 8 M. Weismann, A., Aufsätze über Vererbung und verwandte bio- logische Fragen. Jena. 12 M. — , — , Das Keimplasma. Ebd. 12 M. Wiesner, J., Untersuchungen über den Einfluss der Ijage auf die Gestalt der Pflanzenorgane. Leipzig. 0,'JO M. Inhalt: Dr. Georg Meyer: Die Geologie, eine Lehrmeisterin des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung und Schluss.) — Hermann Lachmann: Süsswasser- Aquarien. (Mit Abbild.) — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Ostwald's Ivlassiker der exacten Wissenschaften. — L. Boltzmann: Vorlesungen über Maxwells Theorie der Elektricität und des Lichtes. — L. Fletcher: The optical indicatrix and the transmission of light in criptals. — Annuaire pour l'an 1893. — Alldeutschland in Wort und Bild. — Sitzungsberichte der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften. — Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissen- schaften zu Wien. Mathematisch- Naturwissenschaftliche Classe — Berichte über die Verhandlungen der Kgl. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inserathentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Yerlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck; G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. S. NaturM'issciischaftliclie Wochenschrift. XV •««♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦, ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiseiistr. 58. BERLIN NW. Liiiseiistr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung «issenschaftlicher Apparate ♦ J und (ieräthschaften im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. 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Der Vierteljahrspreis ist JL 3.— Bringegeld bei der Post \h ^J extra. r Inserate: Die vieigespaltene Petitzeile 40 -A. Grössere AufträKe ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. luseratenannahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdravk ist nur luit voUstäiidigci' <^nencnaii{>;nbe gestattet. Die Algenflora des Müggelsees. Von P. Hennings, Ciistos am Kgl. botanischen Museum in Berlin Obwohl Alexander Bi-auii. einer dei" iirö.ssten Algen- kennei' .seiner Zeit, über ein Vierteljalirhundert hinaus der Erforschung' der niärkisclien Alg-entlora seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet hatte, ist bisher sehr wenig über dieselbe bekannt geworden. Und doch sind die Ge- wässer der Jlark so reich an eigenthündiehen und seltenen Algen. Ich erinnere hier nur an die zahlreich vertretenen Arten der Characeeu, Oedogonieen, sowie an l'leuroeladia lacustris A. Br. Diese iuteressaute Süsswasser - Phaeo- phycee wurde von A. Braun, Mai 1855 zuerst im Tegeler See entdeckt und findet sich höchstwahrscheinlich auch heute noch dort. Dieselbe wurde von mir am 12. Mai 1882 in einem Teiche bei Mariendort', südwestlich von Berlin, in Menge autget'unden.*) Seit 12 Jahren mit der Ert'oi-schung der märkischen Algenflora gelegentlich beschäftigt, hatte ich diesen Sommer mein besondei'cs Augenmerk auf die des Müggelsees ge- richtet. Alexander Braun ist meines Wissens nicht oft nach diesem See gekomnieu und sammelte am Süilende desselben nur die im Sommci' ül)erall häutige Anabaeiia flosaquae. Sein Sohn Herrmann fand im August 1853 hier eine im Herbar Braun als Physactis vel Limnactis sp. bezeichnete Phycochromacee sowie Chaetophora radians Kg. Weitere Algen waren mir aus diesem Gewässer nicht bekannt. Durch die Erbauung der grossartigen Wasserwerke ist der gewaltige Müggelsee, dessen Flächeninhalt über 50 qkm beträgt, in den Bannkreis Berlins gezogen worden, und er ist berufen, dasselbe fortan mit einem unversieg- baren Strom des flüssigen Elementes zu versorgen. *) In No. 43 der „Naturw. Wochenschrift" findet sieh die interessante Mittheilung;, dass diese Alge von Dr. O. Zacharias im Gr. Plöner See aufgefunden worden ist. Ich vermuthe, die- selbe bereits 1880 im Tröndelsee bei Kiel gesammelt zu haben, erkannte dieselbe d. Z. aber nicht und wurde beim Auffinden derselben im Muriendorfer Teiche 1882 lebhaft an die Eigenthiim- lichkoit der liül.--teinischen Alge, die mir verloren gegangen war, erinnert. Aus diesem Grunde schien es mir sowohl von wissen- schaftlichem Interesse, wie auch von hoher praktischer Bedeutuflg- zu sein, die Algenflora dieses Sees nach Kräften zu erforschen, doch vermochte ich meine Beob- achtungen vorläufig nur auf einen recht beschränkten Theil desselben auszudehnen. Aber die Mühe ward ülicrreich belohnt. Es dürfte sieh in ganz Nord- und Mitteldeutschland kaum ein Land- see finden, welcher durch eine so eigenartige und reiche Algenflora ausgezeichnet ist, als der Müggelsee. Am 19. April unternahm ich in Begleitung der Herren Prof. Schumann und Dr. Taubert die erste Excursion und begingen wir das linke Seeufer von Friedrichshagen bis zur Rahnsdorfer Wassermühle. Die aus den flachen Stellen des Ufers überall heraustretenden Wurzelfasern sowie über- spülte kleinere Kieselsteine waren mit den lebhaft grünen, zarten Raschen von Ulothrix zouata Kg. dicht überzogen. Hin und wieder machten sich ti-eibende braune Flocken sowie grosse ausgeworfene Massen, aus den verschieden- artigsten Diatomeen bestehend, bemerkbar. In einer Quelle, die zwischen den Wasserwerken und dem Rahnsdorfer Forsthaus zum Müggelsee hineinfliesst, waren einzelne Steine mit dunkelgrünen Raschen von Stigeoclonium tenue Ag., sowie modernde Zweige spärlich mit Draparnaldia glomerata Ag. bewachsen. Dies war die ganze, nicht besonders reiche Ausbeute. Eine zweite Excursion wurde auf gleicher Strecke am 29. Mai unternommen. Ulothrix zonata war fast gänz- lich verschwunden und seine Stelle von einem sehr kurz- rasigeu dunkelgrünen Stigeoclonium, welches A. Braun in seinem Herbar als St. rei)ens A. Br. bezeichnet hat, ein- genommen. In einem Sumpf jenseits der Wasserwerke machte sich Nostoc earneum Kg. in schwimmenden, dünnen, zaj-ten, fleischrothgefärbteu Häuten bemerkbar, ebenso fanden sich in diesen Sümpfen Ciadophora glome- rata Kg. reich mit Diatomeen besetzt, ein steriles Oeoden weiter bis zum nächsten Sranniu' und so fort, bis sie verhungert. Es fehlt der Raupe jeder Impuls, nach Nahrung zu suchen, wenn solche nicht ganz in der Nähe ist. Die ilillionen von Raupen, von welchen die Kahlschlüge wiunnelten, machten keinerlei Anstalt, in die noch grünen Bestände, selbst wenn sie nur durch einen Weg von den kahlge- fressenen Flächen getrennt waren, auszuwandern. (Fortsetzung folgt.) Figur 2. Brücken und ZcHe, gesponnen von Nonneniänpcheu, die dnrch Leimringe vom durcli die Banme verhindert wurden. — (Aus Prof. Dr. Kitsche .Die Noimen, Wien, Ed. Hölzel, 1892.) lange fort, diesem Zur Biologie des (Uiolei-abacillus finden sieh inter- [ essante Daten in No. 7 der „Bcrl. klin, Wochenschr." Pi-of. Dr. J. Uffelmann hat den Einfliiss der Kälte auf die Lebensfähigkeit des Cholerabacillus untcisucht. Es ergiebt sich aus seihen Untersuchungen das Folgende. Die Cholerabacillen besitzen auch gegen Kälte eine erhebliche Widerstandsfähigkeit. Sie ertragen sicher eine Temperatur von '24,8° C. unter Null, auch in dem der kalten Luft frei ausgesetzten Eise und P.odenmaterial. Sie erliegen der Kälte ei'st nach einer gewissen Zeit. Die Dauer derselben scheint abhängig von der Intensität der Kälte zu sein. Ein wesentlicher Unterschied in diesem Verhalten gegen Kälte scheint z\vischen Cholerabacillen ganz frischer und älterer Gnlturen nicht zu bestehen. Aus diesem Ergebniss folgt für die Praxis, dass die Cholerabacillen an geschützten Orten, unter Schnee u. s. w. von der winterlichen Kälte nicht so leicht vernichtet werden, wie man vielfach annimmt, und dass sie im Eise, wenigstens im jungen, sehr wohl lebend vorhanden sein können. Der Cholerabacillus ist nicht eigentlich ein Parasit, sondern ein Saprophyt, ein Fänlnissbewohner. Die Infcction, .sagt Prof. Ferd. Huepi)e in einem Artikel über die Gl:olei-a-Epidemie in llambui-g IS92, erfor- dert, dass die ausserhalb, event. also in Bodenheerden ge- bildeten Kommabacillen in den Körper gelangen. Diesen Ti-ansport vermittelt die Luft wohl nicht, eher Nahrungs- mittel und sieher in vielen Fällen das mit den llecrden in Verbindung getretene Wasser. Die Cholera asiatica ist eine wescnthch miasmatische Krankheit und iln-e epidemiologisch als gesetziiiässig nach- gewiesene Abhängigkeit von örtlichen und zeitlichen \'er- hältnissen findet ihre natürliche Erklärung in dem Sapro- phytismus der Kommabacillen, die zur Erhaltung der Art auf diese Lebensweise angewiesen sind, und deren Para- sitismus nur ein facultativer ist. Nur bei der saprophyti- schen Lebensweise bilden die Konnnabacillen Formen, welche genügend widerstandsfähig sind, um mit einiger Sicheidieit die natürlichen Widerstände des menschlichen Organismus in einer grossen Anzahl von Fällen zu Über- 86 Naturwissenschaftliclie Wochensclirift. Nr. 9. winden. Die den Körper des Krauken verlassenden Formen sind in Folge der vorausgeg'angeneu Anaerobiose im Dann so wcnii;' widerstandsfähig', dass sie zur unmittel- baren lufection wenig geeignet sind. Die directc Con- tagiou wird aus diesem natürlichen Grunde zur Ausnahme. Besonders gefährdet sind in dieser Hinsicht die Wäsche- rinnen, weil sie bei ihren Gewohnheiten am unmittelbarsten mit grösseren Mengen virulenten, durch mitübertragenes Gift unterstützten Kommabacillen in Bei'ührung kommen, die ansserdem noch vielfach in der Wäsche eine sapro- phytische Vermehrung erfahren haben. Die plötzlichen Ausbrüche der Cholera finden ihre Erklärung ungezwungen darin, dass ausserhalb unvermerkt grosse Mengen Keime saprophytisch herangewachsen oder anderweitig nach aussen gelangt sind, die in ein allge- meines Vehikel, z. B. in eine Wasserleitung gelangten. Das langsame Ansteigen anderer Epidemien erklärt sich einfach daraus, dass die längere Zeit vorher saprophytisch gewesenen Kommabacillen der ersten sporadischen Fälle noch wenig- virulent sind, während mit Zunahme der Zahl von in Folge der parasitisclien Lebensweise viruleuter gewordenen Mikrobien auch die Zahl und Bösartigkeit der Fälle bis zu einem Maximum wächst, was man früher Contagiöswerdeu miasmatischer Krankheiten nannte. Die Entdeckuiig: Amerikas, ein Wendepunkt in dem Verkehr der Völker der Erde, betitelt sicii ein Aufsatz G. Neumayer's in den Annalen der Hydrogra])hie und Maritimen Meteorologie (Bd. 20, Heft T2,rzur 4ÜUjährigen Säcnlarfeier der Entdeckung Amerikas im Jahre 1892, welchem wir einige der hauptsächlichsten Gedanken ent- nehmen. Zur Beleuchtung des immensen Fortschrittes, welchen die Erschliessung der Neuen Welt und die Auffindung des Seeweges um das Cap dei' Guten Hoffnung nach Indien und damit weiter nach Osten, nach China hin, bedingte, weist der Verf. zunächst kurz hin auf die Anbahnung eines regelmässigen üeberland Verkehrs vom Westen Europas nach Ciiina zu : die grossen Quantitäten von Seide, welche aus Serika, dem im Dunkel schwebenden Lande jenseits Iniaus, nach Europa gelangten, wurden in den ersten Decennieu des 13. Jahrhunderts durch einen von Hand zu Hand gehenden Handel hefördert. Erst nach dem Rückzuge der Mongolen in ihre Heimath entwickelte sieh nach und nach eine Ueberlandverbindung. Die Reisen von Rashid f^ddiu, Abulfeda, Ibn Batuta haben dem Unternehmungsgeist der durch einen Continent getrennten Viilkerschaften einen mächtigen Impuls gegeben und die grossen, an diese anknüpfenden oder fast gleich- zeitig mit denselben erfolgenden Reisen des Venetianers Marco Polo in den Jahren 1280 — ^1297 sind nicht nur für die Entwickelung des Handels mit dem fernen Osten, sondern auch auf die den ganzen Weltverkehr umge- staltende Entdeckung Amerikas von der grössten Bedeu- tung. Hatte er doch als Grosswürdenträger des mächtigen Mongolenkhans Kubilai die beste Gelegenheit, unbe- schränkt Forschungsreisen in dessen Ländergebieten aus- zuführen und selbst über das Land Zipangu Erkundigungen einzuziehen. Marco Polo's Schilderungen sind die Haupt- triebfeder für das Unternehmen des Kolumbus. Durch das Werk Pegalotti's erfahren wir um 1340 Näheres über die Routen, welche man nach Marco Polo's Rück- kehr von Italien aus nach Innerasien verfolgte; Pegalotti, ein Florentiner, reiste für das Haus Bardi und gab eine genaue Schilderung des zu verfolgenden Weges vom Schwarzen Meere bis China. Von Tana aus wurde in 25 Tagen auf einem Ochsenwagen Astrachan erreicht; von dort nach der Hauptstadt des Reiches Kiptochak, •Serai an der Wolga, brauchte man einen Tag ('?), 8 Tage bis Saracanco am Uralfluss, um mit Kamelen von hier in 20 Tagen nach Organci (Urgendsch) zu gelangen. Weitere 3ö bis 40 Tage mit Kamelwagen brachten die Reisenden nach Oltrawe in der Nähe der heutigen Stadt Turkcstan; dann ging es mit Eseln in 45 Tagen nach Amales, d. i, Amalik i Ili), und dann in 70 Tagen nach Carnexu (Khou- Tchou-FuV, nach weiteren 45 Tagen zu Pferde erreichte man Carsai oder Quinsay, in 30 Tagen dann die Reichs- hauptstadt des grossen Khan. Die Landreise vom Schwar- zen Meer bis dahin dauerte unter den günstigsten Um- ständen in der IMitte des 14. Jahrhunderts 275 Tage. (Vergl. F. v. Riehthofen, China I, G12 ff.) Späterhin wurde der Landverkehr mehr und mehr geregelt, blieb al)er innnerhin von mancherlei Umständen abhängig und mit vielen Schwierigkeiten verknüpft. Von allen sonstigen Handelsrouten um jene Zeit ist die soeben beschriebene jedenfalls die interessanteste. (Ein reiches Material ent- hält die Berliner Festschrift von Kretschmer, Die Ent- deckung Amerikas in ihrer Bedeutung für die Bedeutung des \\'eltbildes, über die Handelsbeziehungen Europas in vorkolumbischcr Zeit.) Nach Humboldts Untersuchungen hatte Kolumbus die Werke Marco Polo's zwar nicht selbst an Bord der „Santa Maria", aber die Mittheilungen des Toscanelli über die Schilderungen des Reichthumes Kathais und Zipangus gaben dem kühnen Unternehmen, diese Länder nach Westen segelnd aufzusuchen, eine materielle Grundlage. Unzertrennlich von dem Glaul)en an die Wahrheit dieser Schilderungen stand die Wahrheit der Lehre von der Kugelgestalt der Erde im Geiste des Kolumbus fest, wenn er sieh auch über die Grössenvcrhältnisse unseres Planeten bis zu seinem Tode argen Täuschungen hingab: Kolumbus und Martin Behaim starben bekanntlich beide in dem Glauben, dass die Inseln Westindiens in das Bereich Ost- asiens gehörten. Das 16. und 17. Jahrhundert zeigen schlagend, wie sich nach der Entdeckung Amerikas und der Auf- findung des Seeweges nach Ostindien um das Cap der culturgesehichtliehc Horizont der Menschheit mit einem Male erweiterte. An die Stelle mühsamer Karawanenzüge durch unwegsame (Tcbirgsländcr oder Steppen und wasser- lose Wüsten trat nun ein neu auflebender Seeverkehr. Durch die zähen Kämpfe der Portugiesen in ihrem ost- asiatiscben Handelsgeldet, welche zur Verdrängung der Araber aus dem Indiselien Occan führten, erfuhren die nautischen Wissenschaften einen kräftigen Aufschwung. Die Spanier machten bald dem Dunkel, welches über der Neuen Welt schwebte, durch rasche Entschleierung der Küstenstriche ein Ende: Baiboa entdeckte die Südsee, Magalhaes traf auf seiner Weltumsegelung mit den von Westen kommenden Portugiesen zusanmien, sein Pilot Sebastiano del Cano kehrte 1522 von Osten her nach Spanien zurück und gab durch' die Verschiebung des Datums einen unwiderleglichen Beweis für die Kugel- gestalt und die Umdrehung der Erde. Nunmehr entfaltete sich die Schiffahrt in ungeahnter Weise, die Darstellung der Erdoberfläche und damit die Gestaltung des Welt- bildes machte riesige Fortschritte. Die „Suma de Geo- grafia'" des Martin Fernandez Enciso vom Jahre 1530 kann als das erste Handbuch der praktischen Navigation für Seeleute angesehen werden. Eine grosse Bedeutung gewann das 1563 in Sevilla erschienene Werk des Pedro de Medina über die Grundregeln der Navigation, welches ins Holländische übersetzt wurde und auch verschiedene erweiternde Comnientare erhielt. In England bildet das Werk von Martin Cortes den Ausgangspunkt für die Pflege der Navigation, allerdings stand England damals in nautischen Dingen weit hinter Portugal und Spanien Nr. 9. Naturwissci aftliclio Wof'lieusclii'irt. S7 zurück; Cortes wurde 1561, Mcdina 1581 ins Eng-lisclic iU)crtraj;en; soitdeiu nahm die cn,i;lischc Thätig'keit in diM- l'tk'i;-o der naiitiselien Wissenschaften rasch zu mit dem Aufscliwunj;- der maritimen Unternehmungen in der Zeit der Elisabeth. Zuerst hegeg-nen wir W. Hawkins, der ]5(j7 und 1568 mit dem „Jesus von Lübeck^ und anderen Sciiift'en Tlicilc von Guinea und Westindien aufsucht, um Handelsverbindungen anzuknüpfen und die Navigirunü' zu vervdiikonnnnen. An Bord eines seiner Schiffe befand sieh au(di Francis Drake, dessen Reise von loBO — 1587 alientiiallien den Spaniern den Weir zu verleg-en und der en,i;lisehen Flaj;'i;e zur Uerrsciiaft über alle Meere zu ver- helfen trachteten. Th. Ca vendish umsegelte 1586 bis 1588 zuerst die Erde von Westen nach Osten, W. Ra- leigh verhalf der britischen Maciit in Guayana zu einer festen Stellung-, am meisten aber that John Davis, der nicht nur als Entdecker in beiden Hemisphären Grosses ausführte, sondern auch eine für die Verbesserung der Navigation hochwichtige schriftstellerische Thätigkeit ent- faltete in dem Werke: „The Seamens Sea seerets" (1607). Melfach verwendet er den Jakobsstab, berechnet und be- nutzt neue astronomische Tafeln, vervollkonnnnet die Kartographie und widmet vor allem der Bestinnnung der geographischen Länge die gnisste Sorgfalt. Fast gleich- zeitig beginnen die holländischen Unternehmungen in Ostindien eine grosse Rolle zu spielen, die Cohnnsation Javas wird durch A. van Diemen in Angriff genommen, welcher den grossen Abel Tal man zur Entschleierung Neuhollands au.ssaudte. Nun wurde durch letzteren Van Diemens- Land ent- deckt (1642) und Neuseeland als eine vom Continent ge- trennt liegende Küste erkannt. Beinahe die ganze Strecke um Australien wurde untersucht, wenn auch die Con- turen dieses Continents erst viel, später genauer bekannt geworden sind. Ende des 17. Jahrhunderts fallen die fih- die Ent- faltung der Nautik epochemachenden Rei.sen von AVilliam Dampier ( 1(11)9 — 1700), ausgezeichnet durch zahlreiche lieobaclitungen auf dem (Jebiete der jMeteorologie und des Magnetismus. Das Reisewerk ist von Edm. Halley mit einer Vorrede verscheu, der selbst wieder durch seine unsterblichen Arbeiten zur Förderung der Nautik Grund- legendes geleistet hat. Man erinnere sich nur seiner treff- lichen Jsogonenkarte vom Jahre 1700. Weiterhin be- zeichnete die Einfuhrung von Hadley's Spiegelsextant einen ausserordentlichen Fortschritt in der Bestinnnung der Scliitfspositiou zur See und damit der Erleichterung des Verkehrs (die erste Beschreibung wurde 1731 vorgelegt). Nun war mit einem ]\[ale die Mrigliehkeit gegeben, wirk- lich genaue Beobachtungen von grösseren Winkehvi'rthen in irgend einer Lage zum Horizont zu messen; ein Vor- läufer war der Quadrant von Davis. Im 18. Jahrhundert kam der Sextant zu allgemeinerem Gebrauch; von grosser Bedeutung sind namentlich die Längenbestimmungen durch Mondaltstände von der Sonne oder den Sternen, welche Metlidde T. Mayer erörtert und Werner in Nürnlierg zur Einführung emjjfohlen hatte. Die Früchte dieser Erweiterungen in der instrumen- tellen Ausstattung in Verbindung mit den mehr und mehr vervollkomnnieten nautischen Ephemeriden erkennt man aus den trefflichen Arbeiten von James Cook und Mat- thew Flinders. Dem Weltverkehr waren nun kaum Schranken gesetzt, sofern bereits die erforderlichen Karten zur Küstenbefahrung vorhanden waren. Dieser kurze Ueberblick beleuchtet den Umschwung des Seeverkehrs, ja des gesammten Verkehrs auf der Erde von den Zeiten der grossen Entdeckungen bis zum Beginn unseres Jahrhunderts Aber auch noch in anderer Hinsicht kommt den Reisen des Kohunbus eine j-rosse Bedeutung zu: dieselben waren auch für die Beobachtung der physikalischen Verhältnisse unserer Erde wichtig. So be(d)achtete Kolumbus die Abweichung der .Magnetnadel, eimstatirte die agonischc Linie, schenkte dem Verlauf der Meeresströmungen, der .\usdehnung des Sargassomeeres Beachtung u. a. m. .Man sieht hier die Keime für die moderne physikalische Geographie, welche Dampier's und Cook's Reisen weiter entwickelten, wenn schon die volle Ausgestaltung und A'erwerthung für die Seefahrt erst dem 19. Jahrhundert ang(diört. ]\Iit der 4l)0jährigen Feier der luitdcekung der Neuen \Velt haben wir somit auch die Zeit des Wendepunktes in dem Verkehrsleben der Völker der Erde zu feiern. Nunmehr erst wurde der Verkehr zur See im modernen Sinne eröffnet: „Nun trennen die Meere die Völker nicht, sie bringen sie zusammen." Prof. Fr. Regel. Ueber einen mesozoischen Fisch, Lepidotus altuicns, vom Altai berichtet Dr. J. Victor Roho.n im Bull, de la Soe. Imper. des Naturalistes de Moscou 1892, Heft I, S. 76 ff. Lei)idotus altaicus nov. spec. entstammt einem Gebiete, aus dem bislang noch kein fossiler Fisch bekannt war. Es ist dieses das nahe der chinesischen (Jrenze am Flusse Kenderlyk sich erstreckende Maikant- schatschai-Gebirgc (Semipalatinskisches Gebiet, Saissans- kischer Kreis). Das einzige bisher gefundene Exemplar, welches im Museum der Universität Moskau aufbewahrt wird, kam in einem bräunlich grauen, schwach sanrlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dünimlers Verlagsbuchliandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 9. Naturwissenschaftliche Wochensclirift. XVII m Carl Zeiss, — Optische W^erkstätte. -^^ ]>Xilir*osli:ope und Mikrophotographische Apparate ersitei' (^ualitiit, iu vollständigeren und einfacheren Zusammenstellungen. Illustrirter Katalog gratis und franco. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ : Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Luisenstr. r)S. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparale ♦ J und Geräthschaften im (iesamratgebiete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦ Ir*atentanwalt Ulr. R. Maerz, Berlin, Leipzigcrstr. (57. HempePs Klassiker- Ausgaben. 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Von "Wilhelm Foerster, Prof. au der Kgl. UniviTsität und Director der Kgl. Sternwarte zu Berliu. . -234 Seiten gr. 8». '"^^^ Preis 4 M. geh., geb. 5 M. 3n £tti). Bummlers IpEdagsbudjljanölung in ߣrUn SW. 12 crf(f)im foc&cn: für (Symnaficn un6 Hcalfd^ulcn. D. Dr. aöt(f)clm Sc^raber, ®cl). CibevrcgicningSvat uiib Äiirnttiv bei Uniücriitat 311 .sjnfte. Bmcite mit einem äiiliniigf iibrr Vit iitutii ftljrpiüiir DtrffJicnr Äusgntic öcr füiiftfii iirririjtigtnt Antlagc. «45 ^fiffn flt 8". ^»tdö 10,50 ^Sora. Den ßertijcni öer fünften Auflage raii-b ier Jladjtrag auri) einicln ;um Preifr von 1,20 M- geliefert. In Ferd DOmmlers Verlagsbuchhandlung' in Berlin SW. 12. erscheinen: Mitteilungen (In- 1/ereiiiipng von Freuiiflen der Astronomie iiiiil kosmisclien Ptiysilf. Redigiert von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährlich 10—12 Hefte gr. 8». Preis pro Jahrgran^ 6 M. Man abonniert bei allen Buchhandlungen und Postanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung, Herrn Dr. P. Scliwahii. Berlin SW., Kreuzbergstr. 71 zu richten. Ferd. Düiiiiiilers Verlagsbiichhaiidliiiig; in ßerlin SW. Ziiunierstr. 94. Aufgaben zum Uebersetzen In das Lateinische für Sexta. Quinta und Quarta von Dr. H. O. Simon. Zelinte umgeänderte Auflage. 1 M., gel). 1,211 M. Lateinische Grammatik von C. G. Zumpt. i:'.. Autlage. Bearbeitet von A. W. Z u m p t. 4 M., geb. 5 M. Aufgaben zum Uebersetzen aus dem Deutschen ins I^ateinisclie aus den besten neueren lateinischen Schriftstellern gezogen von C. G. Zumpt. Fünfte Auflage. 3,t>u M. Griechische Grammatik von Phi- lipp Buttmann. 2'J. .A.ufl. Heraus- gegeben von Ale.x. Buttmann. .1 n., geb. 4 M. English, as It is spoken; being a series of familiär üialogues on va- rious subjects. By Will. Hanby Crump. Ninth edition. 1 M. Deutsche Uebersetzung v. Crump, Englisli, as it is spoken. Zum Rück- übersetzen ins Englische. Siebente Auflage. 6u l'f. Mustersammlung deutscher Ge- dichte. Für Schule und Haus. Ge- sammelt und methodisch zusam- mengestellt von Ernst Keller. Neunzehnte Auflage. mu Seiten. IUI l't., geb. 80 Pf. Methodik des Turnunterrichts. Den deutschen Turnlehrern, Turn- warten Mild Vorturnern gewidmet von Moritz Zettler, Oberlehrer an der Kealschule u. Oberturnlelirer in Chemnitz. Zweite, sehr vermehrte und umgeänderte Auflage. 2, SU M. Sammlung ausgeführter Stilar- beiten. Ein Hilfsbuch für Lehrer bei Erteilung des stihstischen Unter- richts in Stadt- und Landschulen. I. Abf. Für die Diedere Stufe der Mittellilassen. Nebst ein. An- hang grammat. Aufgaben. Beart). von C. O. Weigeldt und H. F. Richter. Siebente Auflage. l,2üM. II. Abt. Für Mittelklassen. Von Alex. Junghänel und J. G. Scherz. Sechste Auflage. Bearb. von Ale.x. Junghänel. 1,60 M. III. Abt. Für Oberklassen. Von Alex. Junghänel und ,T. G Scherz. Sechste Auflage. Bearb. von Junghänel. 2.4U M. IV. Abt. Für Mittelklassen höherer Lehranstalten. Von Dr. Kurt Hentschel und Alex. Junghänel. Zweite Aufl. 2,su M. Englisches Elementarbuch mit durchgängiger Bezeichnung der Aussprache. Ein Lehrbuch, mit welchem man auch selbständig die englische Sprache leicht und riciitig erlernen kann. Von Bernhard Schmitz. S.Auflage. l,2ü M. Englisches Lesebuch aus den be- deutendsten englischen Dichtern und Prosaikern mit einer Ueber- sicht der englischen Litteratur, er- läuterndenAnmerkungen und einigen Zeichen zur Erleichterung der Aus- sprache, nebst einer besonderen Auswahl von leichten Materialien zu Styl- und Sprachübungen. Von Bernhard Schmitz. 3. Auflage. 2,50 M., geb. 3 M. Englische Grammatik. Von Bern- hard Schmitz, i;. Auflage. 3 M., geb. 3,.5ii M. Französisches Elementarbuch nebst Vorbemcrkimgeu über Methode und Aussprache. Von Bernhard Schmitz. I. Teil. Vorschule der fran- zosisch.Sprache. 11. Aufl. besorgt von Adolf Neumann. 1,20 M. II. Teil. Grammatik und llebungsbuch für mittlere Klas- sen. 7. Auflage, l.sii M. Elementar-Grammatik der Fran- zösischen .Sprache. Vierte Auflage des 1. Theils von Beumelburg's Lehr- gang. Umgearbeitet und bedeutend erweitert von Dr. J. Baumgar ten. 1.61.1 M.. geb. 2 M. Erziehungs- und Unterrichtslehre für Gymnasien und Realschulen. Von D. Dr. Wilhelm Schrader. Geheimer Ober-Regierungsrath und Kurator der Universität Halle. Zweite mit einem Anhange über die neuen Lehrpläne versehene Aus- gabe der &. Auflage. lu,5ü M. Die Verfassung der höheren .Schulen. Pädagogische Bedenken von D. Dr. Wilhelm Schrader. Geheimer Ober-Regierungsrath und Kurator der Universität Halle. Dritte, sorgfältig ergänzte Auflage, 6 M. Karl Gustav von Gossler, Kanzler des Konigreiclis Preussen. Ein Lebensbild von D. Dr. Wilhelm Schrader. 2,40 M. Leitfaden beim geographischen Unterricht. Nach den neueren .\n- sichten entworfen von F. Voigt, Professor an dem Kgl. Realgym- nasium zu Berlin. 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Torstehende Werke können auf Verlangen durch jede Buclihanillunsr zur Ansicht Torg:elegt werden. vi^ Redaktion: Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 5. März 1893. Nr. 10. Abonnement : Man abonnirt bei allen Biiebhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrsprcis ist Jt 3.— Bringegeld bei der Post 15 .j extra. \ Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 -A. Grössere Auftiäge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkiinft. Inseratenannahnie bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständiger 4{aellenangabe gestattet. Ueber die Tundren-, Steppen- und Waldfauna aus der Grotte „zum Schweizerbild" bei Schaffhausen. Von Prof. Dr. A. Ne bring. Die „Naturwissenschaftliche Wochenschrift" hat seit Herbst 1891 mehrere Berichte über die interessanten Re| sultate (leijenigen Ausgrabungen geliefert, welche durch Herrn Dr. Niiesch. in der Grotte „zuui Sehweizerbild" 189J und 1892 veranstaltet worden sind.*) Bei dieser Gelegenheit wurden auch die von mir ausgeführten Bct stiininungen der kleineren Wirbelthier-Reste kurz erwähnt^ wobei es sich hauptsächlich nni Nagethier-Reste han- delte. Ich hatte in meinem Berichte über die 1891 gej wonnenen und mir übersandten Nagethier-Reste die Veri mutliung ausgesprochen, dass in der vertiealen Vertheilung derselben resp. der betr. Arten wohl noch gewisse Niveau] Unterschiede erkennbar sein dürften, untl dass es wün^ schenswerth sei, Ijei den 1892 zu veranstalteiulon neueii Au.sgrabungen hierauf genauer zu achten; diese mein4 Vermuthuug ist nunmehr vollständig bestätigt worden, und es hat sich eine klare, Aufeinanderfolge einer Tun» •dren-, Steppen- und Waldfauna von unten nach oben ergeben. . ' " i Herr Dr. Nüesch schrieb .mir unter Uebersendung der neu gewonnenen Reste kleinerer Wirbelthiere am 14. November 1892 Folgendes^ ! „Es freut mich ausserordentlich, nun nach Beendigung der diesjährigen Ausgrabungen Ihnen berichten zu kOnnenj dass entsprechend Ihrer Voraussage ...... sich beim „Schweizerbild" wirklich Niveau -Unterschiede im Vorkommen d(^r Nager gezeigt haben. Bei den Aus- grabimgen konnte ich dieses Jahr eine, grössere Fläche ebenfalls (wie voriges Jahr) schichtenweise abheben und dabei bin ich von oben nach unten auf folgende Schichten gestossen : 1. die Humusschicht; *) Siehe BJ. Vll', S. 289; 394, 495. Vergl. meine Mitthei- lungen in den Verhandlungen der Berl. .mthropol. Gesellschaft vom 16. Januar 1892, S. 82. ...'.,; ^ i 2. die graue Culturschicht, untermischt mit iin- glasirten, rohen Topfscherlien, geschlifteneu und geschla- genen Steinwerkzeugen, Knochen vom Edelhirsch, Wild- schwein, gemeinem Bär, Pferd u. a. ; ' . 3. die obere Breccienschicht, welche an einzelnen Stellen bis 80 cm mächtig ist und aus lauter eckigen, vom idjerhängenden Felsen heruntergewitterten Kalk- steinchen besteht; diese Schicht ist in der Nähe des Felsens natürlich am dicksten, weiter vom Felsen weg nimmt sie immer mehr ab, bis sie endlich nach aussen hin ganz verschwindet; \ 4. die gelblich - röthliciic Culturschicht. die eigentliche palaeolithische Culturschicht, mit Knochen vom Renn, Pferd, \'ielfrass, Schneehasen, Höhleubäi-, Schnee- huhn etc. ; 5. die ivntere Breccienschicht oder Haupt- Nagethierschicht; und schliesslich 6. das Diluvinm, d. h. ein Lehm mit einer grossen Zahl von abgerundeten (nicht eckigen) Kalksteinen ver- schiedener Grösse." „Die im Jahre 1891 aufgestellte „Ascheu- und ilirscli- schicht" sind nur Moditicationen der grauen, neolitiiisehcn Schicht, sowie die „schwarze Culturschicht" der nach aussen verlaufende Tlieil der gelben Culturschicht ist." „Inder oberen Breccienschicht, die also zwischen der, grauen und der gelben Culturschicht liegt, finden sich keine oder nur äusserst spärliche Ueberreste menschlicher Thätigkeit; dagegen zeigt sich in der Mitte derselben ein etwas dunkler gefärbter, 10 — 15 cm mächtiger Streifen mit Knöchelchen und Zähncheu von Nagern; es ist dieses die obere Nagethiersehicht, weiche also über der gelben Culturschicht liegt, während die untere Nagethiersehicht sich unter dieser vorfindet. Ich iiabc die Knöehelehen aus jener oberen Nagethiersehicht ge- 92 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 10. trennt aufgehoben und erlaube mir Ihnen beifolgend . . . eine grössere Anzahl derselben zur gefälligen Bestimmung zu übersenden, indem ich zugleich auch noch einige Proben aus den anderen .Schichten, namentlich aus der unteren Nagetiiierschicht beifüge." „Es hat mich diese Bestätigung Ihrer Voraussage durch die neuen Grabungen ausserordentlich frappirt, und ich habe nicht ermangelt, die Besucher des Schweizer- bildes d. J. auf diese von der Wissenschaft vorausgesehene Thatsache als einen Triumph . . . aufmerksam zu machen. Ich denke, dass Herr Prof. Dr. Virchow, der sich bei seinem kiirzlichen Besuche darüber sehr freute, Ihnen bereits schon mündlich die überraschende Thatsache in einer der Sitzungen der Berliner anthropologischen Gesell- schaft mitgetheilt haben wird. Auch sind bereits mehrere französische Gelehrte, wie Prof. Boule aus Paris, der im Auftrage der französischen Regierung 4 Tage liier weilte, ferner die Professoren Deperet und Zain aus Lyon bei mir gewesen und haben sich angelegentlich nach der couche des rongeurs determines par Mr. Nehring ä Berlin erkundigt." .... „Noch eine andere Voraussage Ihrerseits hat sich diesen Sommer vollständig bestätigt, nämlich die, dass die kleinen Nagethierknochen aus den Gewöllen grösserer Raubvögel herrühren; es lagen nämlich an verschiedenen Stellen ganze Häufchen von Knöchel- chen, Kieferchen und Zähnchen beisammen. Oben in der Felswand der Grotte finden sich tiefe, dunkle Löcher und Gruben, in denen noch heutzutage Eulen sich auf- halten." .... „Entgegen der vorjährigen Ansicht, dass zur Zeit der Bildung der (unteren) Nagcthierschicht der Mensch das Feuer noch nicht kannte, hal)e ich dieses Jahr (181(2) im oberen Theile jener Schicht eine Feuerstelle gefunden; allerdings war die Grotte in der betreffenden Epoche nicht dauernd, sondern nur vorübergehend bewohnt, was aus der geringen Menge von Feuerstein -Werkzeugen und zer- schlagenen Knochen in der 50 cm dicken, unteren Nagc- thierschicht hervorgeht. . . . Die Ausgrabungen dauerten vom 24. Juli bis 28. Octobcr d. J. und sind noch nicht beendet; es fehlen noch Vs (ier Fundstätte, welche im Frühjahr 1893 ausgegraben werden sollen." Im Anschluss an obige biiefliche Mittheilungen des Herrn Dr. Nüesch erlaube ich mir, im Nachfolgenden ganz kurz die Resultate meiner Bestimmungen der mir vorliegenden Wirbelthier- Reste, welche von den Aus- grabungen des Jahres 1892 herrühren, mitzutheilen und sie mit den zugehörigen Bestimmungen des Herrn Prof. Dr. Studer in Bern, dem die grösseren Thierreste über- sandt win-den, zu combiniren, soweit letztere Bestimmungen mir bekannt geworden sind.*) Aus der Humusschicht hat mir nichts vorgelegen; dagegen konnte ich aus der grauen Culturschicht feststellen: Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), Baum- marder (Mustela martes), Fuchs (Canis vulpes), Scher- maus (Arvicola amphibius), Maulwurf (Talpa europaea). Studer bestimmte aus derselben Schicht: Edelhirsch, Reh, Wildschwein, Pferd, braunen Bär, Dachs, Marder, Maul- wurf, Schneehase, Sehneehuhn, einige wenige Knochen und Zähne vom Rennthier. Es handelt sich hier offenbar in der Hauptsache um eine charakteristische Wald- fauna; nach den menschlichen Werkzeugen etc. gehört die graue Culturschicht der neolithischen Zeit an. Aus der oberen Nagcthierschicht, welche einen Theil der oberen Breceienschicht bildet, konnte ich fest- *) Vergl. die Mittheilungen des Herrn Dr. Nüeacli im Cor- respundenzblatte der deutschen anthropologischen Gesellchaft 1892, Nr. 10, S. 110 f. stellen: Gartenschläfer (Eliomys sp.), eine kleine Mäuse- Species (Mus agrarius'?), Maulwurf, mehrere Spitzmaus- Arten, die Schermaus (Arv. amphibius), mehrere andere Wühlmaus-Arten, darunter Arv. ratticeps, eine H.asen- Art (Lepus sp.), den Zwerg-Pfeifhasen (Lagomys pu- sillus), Hermelin, kleines Wiesel, Rennthier, mehrere Vogelarten, eine Sehlange, eine Kröte. — Studer be- stimmte aus der oberen Breceienschicht einige wenige Species, welche eine Mischung von Wald- und Steppen- thieren anzudeuten scheinen. Aus der gelben Culturschicht konnte ich fest- stellen: Arvicola amphibius, mehrere kleinere Wühlmaus- Arten, den gemeinen Hamster (Cricetus frumentarius), Maulwurf, eine mittelgrosse Ziesel- Art (Spcrmophilus Evers- manni*), Zwerg- Pfeifhase, mehrere Vogel- Arten. Studer bestimmte aus dieser Schicht: sehr zahlreiche Reste des Rennthiers und des Sehneehasen, sowie einige Reste vom Diluvialpferd, Viclfrass, Höhlenbär, Eisfuchs, AVolf, ür, Steinbock, Birkhuhn. Diese Schicht gehört der sogen, paläolithi sehen Epoche an; sie hat sehr zahlreiche und sehr beachtenswerthe menschliche Artefaete geliefert.**) Aus der unteren Breccien- oder Nagcthier- schicht stellte ich fest: Mehrere Reste des Zwerg-Pfeif- hasen (Lagomys pusillus), mehrere Kiefer einer kleinen Hamster-Art von der Grösse des heutigen Cricetus phaeus, zahlreiche Wühlmaus-Reste, darunter solche von Arv. gre- galis und Arv. nivalis, einige Reste von Lepus, Sorex und Talpa, zahlreiche Reste von Schneehühnern, endlich zahl- reiche Reste des interessanten Halsband-Lem- mings (Myodes torquatus), welche letzteren meistens etwas mehr „fossil" aussehen, als die erstgenannten Reste. Studer bestimmte aus dieser Schiebt: Rennthier, Schnee- hase (sehr zahlreich), eine kleine Pfeifhasen-Art (1 Unter- kiefer), Eisfuchs, Schneehühner etc. Nehme ich hierzu die Resultate meiner Bestimmungen aus dem Jahre 1891, welche sich fast ausschliesslich auf diese Schicht bezogen, so ergiebt sich, dass in der unteren Breccien- oder Nagcthierschicht einer- seits eine arktische, andererseits eine subarktische Steppenfauna angedeutet ist. Ein charakteristischer Vertreter der arktischen Steppenfauna, welche wir auch als Fauna der trockneren Tundren - Gebiete bezeichnen können, ist der Halsband- Lemming. Seine Reste sind „am Schweizerbild", soweit mein Material erkennen lässt, ganz und gar auf die untere Nagcthierschicht beschränkt, und dieses erscheint mir als ein wichtiger Umstand; es wird hierdurch dasjenige bestätigt, was ich an mehreren bemerkenswerthen Fundorten Deutschlands, namentlich bei Thiede, beobachtet habe, nämlich dass die Reste des Halsband- Lemmings (sowie auch die des Ob- Lemmings, Myodes obensis) in den diluvialen Ablagerungen jener Fundorte regelmässig tiefer liegen, als die Reste der subarktischen oder eigentlichen Steppen -Nager (Cricetus phaeus, Lagomys pusillus, Spcrmophilus Eversmanni etc.). Natürlich existirt keine scharfe Grenze zwischen den Lemmings-Resten und den Resten der eigentlichen Steppen- Nager, wie ja auch heute die Fauna der ostrussischen und westsibirischen Steppen gewisse Beziehungen zu der Fauna der nordostrussischen und nordsibirischen Tun- dren erkennen lässt***); aber die Lemmings -Reste ver- schwinden allmälig nach oben zu, und die Reste der eigentlichen Steppen -Nager gewinnen für eine Zeit lang *) Diese Ziesel -Reste (2 rechte Unterkiefer) stammen nach der bestimmten Angabe Nüesch's aus dem oberen Theile der gelben Culturschicht; sie wurden scliou 1891 gefunden. **) Sielie Nüesch, a. a. O., S. 1 IG. ***) Siehe mein Buch über „Tundren und Steppen", Berlin, Ferd. DUmmlers Verlagsbuchhandlung, S. 5 ii"., 54 f. Nr. 10. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 93 die Vorherrsdiaft, bis sie weiter nacii oben durch die der Waldfauna verdrängt werden. Diese Aufeinanderfolge einer Tundren-, Steppen- und Waldfauna, welche ich in den lössartigen Ablagerungen von Tliiede bei Braunschweig und an nianclicn anderen Fundorten Mitteleuropas wiederholt beoiiaclitet und trotz zahlreicher Einwendungen bis heute vcrtlieidigt habe*), ist durch die sehr sorgsamen, schichtweise ausgeführten Ab- grabungen am Schweizerbild bei Schaff hausen von Neuem so klar bestätigt worden, dass ein vorurtheilsloser. un- befangener Beobachter sich kaum noch liegen eine An- erkennung derselben wird sträuben können. Die untere Breccienschicht „am Scliwei/.erbild" ge- hört grösstentheils der Lemmingszeit an; doch treten schon neben den Lemmingeu und sonstigen arktischen Species die Vertreter der subarktischen Steppenfauna (Cricetus pliacus, Lagomys pusillus, Arvicola grcgalis) auf. In der gelben Culturschicht sind die Lemminge verschwunden; dagegen behaupten sich die Steppen -Nager, zu denen noch eine Spermophilus-Art kommt, durch diese Schicht hinauf bis zur oberen Nagethierscliicht. In der nach oben *) Siohe ebenda S. 157 ff., 225 ff. folgenden grauen Culturschiclit sind die Steppen -Nager verschwunden; wir iiaben hier eine charakteristische Wald- fauna, wie sie noch jetzt in unseren Wäldern haust. In welchem Verhältnisse diese faunistische Aufein- anderfolge zu der Annahme zweier Eiszeiten und einer sie trennenden Intergiacialzeit steht, nniss noch genauer untei'sucht werden; vorläutig möchte ich mein Urtlieil hierüber zurückhalten. Die sonstigen wissenschaftlichen Resultate, welclie die Ausgrabungen am „Sehwcizerijild" geliefert haben, sind schon bedeutend genug, und Herr Dr. Nüesch hat sicii ein grosses Verdienst durch dieselben erworben. In faunistischer Hinsicht erscheint es besonders wichtig, dass das eliemalige Verbreitungsgel)iet einerseits des Halsband- Leunnings, andererseits des Zwcrg-I'feif- hasen, des kleinen Steppenliamsters, des Eversnmnn'schen Ziesels, gewisser Arvicola-Artcn zeitweise bis zu der Gegend von Schaffliauscn ausgedehnt war. In urgeschiehtliclier Bezieliung erscheint mir bcsdu- ders der Umstand interessant, dass die gelbe Culturscliiclit mit ihren zahlreichen iialaeolitliisehen Instrumenten in die Zeit der Steppenfauna hineinreicht, während die graue, Culturschicht mit ihren neolithischen Instrumenten der Zeit der vorgeschichtlichen Waklfauna zusammenfällt. Ueber die Nonne (Liparis monacha). Von Obf'it'örster K. llittmeypr, (Fortsetzung.) Bezüglich der Frass weise hebt Forstmeister Fritz A. Wachtl hervor, dass die jungen Nonnenräupchen auf der Fichte zunäch.st die weichen zarten Nadeln der Mai- triebe verzehren, allfällig nach dem Durchnagen der sie bedeckenden zarten, trocknen Schuppen, während sie auf den später treibenden Kiefern sogleich die alten Nadeln in ihren unteren weicheren Theilen befressen. Dr. Altum ist bezüglich der Fichtenknospen der ent- gegengesetzten Ansicht, dass die jungen Räupehcn die Knospenschuppeu zu (lurchnagen nicht im Stande seien, in Fichtenbeständen vielmehr recht wohl dem Hungertode verfallen würden, wenn sie ihre Eihüllen eher verlassen, als die Knospen der Fichte aufbrechen. Dieses kann nun aber sehr wohl der Fall sein, da die jungen Ränp- chen ihre Hüllen allein in Folge des Einflusses der Luft- wärme verlassen, während die Fichtenknospen zu ihrer Entfaltung auch der Zufuhr von Säften bedürfen, sodass bei der oft rasch wechselnden Frtthjahrstemperatur diese Erscheinung sehr wohl eintreten kann und im Frühjahre 1892 — ebenso wie bei dem Nonnenfrasse der r)Uer Jahre — thatsächlich auch eingetreten ist. Später werden die Nadeln der Fichte und Tanne vollständig verzehrt, von denen der Kiefer jedocii nur die untere Hälfte, die obere der in der Mitte durchgebissenen Nadeln fällt zu Boden. Dass der Frass im Zwinger und im Freien verschie- den sei, stellte Fritz A. Wachtl fest; im Zwinger fressen die Nonnenraupen sowohl die Fichten- als auch die Kiefernnadeln ganz auf, zumeist deshalb, weil sie leichter zu ihnen gelangen können, im Freien lassen sie die halbe Kiefernnadel zu Boden fallen, weil sie, sieh mit dem zweiten oder dritten hinteren Fusspaare am Zweige fest- iialtend, nur die halbe Länge der Nadel erreichen können. An den Laubhölzern werden von den jungen Raupen zunächst die Knospen verzehrt, dann die Blattfläelien benagt und kantige Löcher in dieselben eingefressen. Fig. 3. Diesen Löcherfrass setzen sie bis zur zweiten Häutung fort (A.). „Später fressen sie die kurzgestielten Blätter, namentlich an Buche und Eiche, jederseits von der Mittel- rippe, an der noch Theile der Blatttläche übrig bleiben, lappig ein, so dass der Rest wie ein Anker aussieht. Man könnte dies .,Ankerfrass" nennen (B.). Sehr häufig wird schliesslich die Mittelrippe oben durchgebissen, am Zweige bleibt nur der untere Theil derselben mit seit- lichen, spitzen Blattlappen, der Endtheil der Blattspreite fällt dagegen ungenutzt zu Buden. Diese Endthcile sehen bei Buchen sehr häutig so aus, als hätte man künstlich an ihnen die Figur eines Eichenbiattes herausgeschnitten (15. CD.). An langgestielten Blättern wird höchstens die Ansatzstelle der Blattfläche an ilen Stiel etwas benagt, meist aber der Stiel gleich vollständig durchgefressen, so dass die ganzen Blätter völlig ungenutzt herabfallen, z. B. an Birken.''*) In den Baumkronen des ( »berholzes schreitet der Frass gewöhnlieh von unten nach aufwärts und von innen nach auswärts fort, am Unterholze erfolgt der Frass zumeist in umgekehrter Richtung. Als ganz sicher vor diesem polyphagen Schädlinge erwiesen sieh die Ellern und Eschen, die Rosska.stanie, Flieder, Weissdorn, Spindelbaum, Rainweide, Himbeere, Brombeere, Farn- kraut, Flechten und JMoose. Aus dem Leben der Falter würden die Falter- scli wärme und die Ei- Ablage hervorzuheben sein. Nach Forstmeister Wachtl flndet bei eingetretener Massen- vermebrung ein Auswandern der Schmetterlinge statt, diese Falterzüge können weite Strecken zurücklegen, so ist in Galizien ein Schwärm beobachtet worden, welelier aus Preussen konnnend eine Strecke von 60 km durch- flogen hatte. Dass dieser Verl)rcitungsart der Calaniität eine grosse wirthschaftliche Bedeutung beigemessen wer- den muss, ist erklärlich, denn alK' die Vorbeugungsmittel, welche das Entstehen einer Nonnen-Calamität ^ iclleielit liint- anhalten können, verlieren derartigen Nonnen-Invasionen gegenüber ihren Wertli. Professor Dr. Altum hält solche Wanderzüge für eine *) Professor Dr. H. Nitsclie: ,.Die Nonne". Sonderubdruck aus dem „Lehrbuch der Rlitteleuropiiischen Forstinsektenkiuule." Wien 1832. Ed. Hölz.il's Vorhig. 70 Pf. 94 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 10. „abnorm seltene Erscheinung" („Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw." 1890, S. 580), doch ist diese Anschauung nach dem Urtheile der übrigen Fachentomologen und den Ver- lautbarungen der meisten Forstleute eine irrige. „Der AVandertrieb des Nonnent'alters , die Tendenz dieser .Species bei erreichtem Maximum der Vermehrung in Schwärmen aus ihrem Entstchungsgebietc auszufallen und neue, oft äusserst entlegene Frassgebiete aufzusuchen imd zu inficiren, gehört als regelmässige Erscheinung in das Lebensbild der Nonne, und zwar als eines der alier- wichtigsten Momente in demselben" (Ür. Pauly, „Allgem. Forst- u. Jagdztg."). Vielleicht vom Winde fortgetragen , wahr- scheinlich aber mittelst der eignen Flugkraft (Henschers Ansicht) le- gen diese .Schwärme, wie schon oben ange- führt , weite Strecken zurück, und oft lässt sie der starke Wander- trieb von einem Orte, wo sie sich schon nie- dergelassen und voll- Nonne als regelmässig gehörige Erscheinung" (Dr. Pauly) sind zu wenige Masscnschwärme beobachtet worden. BezügUch der Ei -Ab läge soll der Nonnenfaltcr windgeschtttzte und dunklere Bestandestheilc vorziehen und luftige, lichte Orte meiden, sodass nach Dr. Altum „die Nonne nicht in zwei unmittelliar aufeinanderfolgenden Jahren in demselben Bestände sehr stark frisst" (Zeitschr. für Forst- und Jagdw. 1890 X), sondern zur Eiablage aus dem befressenen Theile in die noch verschonte, dunkel benadelte Umgebung übersiedelt. Für Kiefernbestände, in welchen der Frass wie auch die Bedeutung desselben eine ganz andere ist, triift dieses vielleicht zu, für Fichtenbestände, auf welche sich das hier Gegebene durchweg be- zieht, aber nicht, denn es ist in Bayern, Würt- temberg und Mähren beobaciitet worden, dass kommen gute Gelegen- heit zur Ablage der Eier gefunden, nach kurzem Aufenthalte wieder ab- ziehen, sie verschwinden dann eben so jäh, wie sie gekommen. Was es mit diesen ja schon seit den fünf- ziger Jahren bekannten Faltcrmassentiügeu für eine Bewandtnis hat, — darüber haben die Zoologen uns noch nicht ausreichend belehrt. Es ist unzweifelhaft er- wiesen, „dass die Falter von der Natur nicht angewiesen sind , sich bei zu grosser Ver- mehrung so weit zu ver- breiten, dass der Nah- rungsstand der Nach- kommen gesichert wäre, im Gegentheile , sie nehmen gar keine Kück- getres- sicht hierauf und legen ihre Eier auch in völlig kahlgefressenen Beständen ab, der Hungertod im Voraus sicher in den noch grünen Beständen Massen ab, dass eine Figur 3. A = Löcherfrass der jungen Nunnenraupeii an Iluolie. B = Tyiiischer Aukertrass der alteren Nonnenraupen an Buche. C = Vom Boden aufeenonimenes, befressenos Huchenblatt, bei dem die .Mittclrippe oben durchgebissen wurde. D = Huchenzweig, au dem die Bhxtt- rippen mit seil lieben Blattlappen stehen geblieben sind, nachdem die Blatttiächen in der bei C gezeichnolen Weise abgefressen; bei x neu austreibende Knospen. E = Ankerl'rass an Eiche. Origiiialzeichnung nach im August ls91 im Ebersberger Parke ge.sammeltem Materiale von Prof. Dr. Nitsche-Tharand. regelrechte wo den jungen Raupen ist; sie legen aber auch die Eier in so grossen Eniährunii- der iunaen die schon liciit senen Bestandestheilc stärker belegt waren, als die anstossendeu, noch verschont geblie- benen. Dass die Massen- vermehrung des Schäd- lings in geschützten Theilen des Waldes ihre Wiege hat, mag zuge- geben werden, um aber dem Falter für die Eiab- lage eine Vorliebe für dichtere , dunklere ge- schütztere Waldorte zu- zusprechen, dazu gehen die iiierüber gemaeliten Beobachtungen zu sehr auseinander , und da- gegen dürfte auch der Umstand sprechen, dass die Falterschwärme sich stets an den Wald- rändern und nicht (soviel man weiss) ini' Inneren des Waldes oder doch eine ge- wisse Strecke vom lich- ten, luftigen Waldrande entfernt zur Ablage der Eier niederzulassen pflegen, über den ga Brut uuniöglich wird." (Kgl. württeml)erg. Forstdirektor von Dorrer: „Die Nonne (Liparis monacha) im ober- schwäbischen Fiehtengebiete in den letzten fünfzig Jahren." Stuttgart 1891. Julius Ibiffmann's Verlag.) Wenn die Ursache dieser Masscnschwärme in dem Triebe, den Nachkommen die Nahrung zu sichern, gesehen werden soll, so müssten weit mehr derartige Schwärme stattgefunden halien, und es durften nicht in schon kahl gefressenen Bestandestheilen noch Massen von Eiern ge- funden werden, wie es thatsächlich fast überall der Fall gewesen ist. Für eine „abnorm st'ltene Erscheinung" (Dr. Altum) sind zu viele, ,,für eine in das Lebensbild der Dass die Nonne ihre Eier über den ganzen Baum hin ahlei;t, ist nach Fritz A. Wachtl eine Eigentiiümlich-^ keit, welche man hei keinem anderen Insekt findet, auch liinter den Schu})pen alter Zapfen, wie auch tief unter dem Haidekrante fand man Nonnen-Eierspiegel. An 210 gefällten Probe-Fichten von 1(5 bis 20 m Höhe wurden am Wurzelstoeke und den Wurzelrücken 8.86 "/„ der am ganzen Baum al>gelegten Eier gezählt, dann an den je 2 m langen Abschnitten des Stammes von der Wurzel nach der Spitze zu numerirt: I: 18.27 "/u; D: 9:43 7ii, III: 9.22%, IV: 8.22 <%. V: 6.0.ö«/o, VI: 3.96 «/o, 1.20 o/o' in (1er Krone (Gipfel und Aeste) 34.79 o/«; das unterste Drittel des Baumes kämen somit von VII: auf den Eiern 45.78 «/o, auf das mittlere 18.23 7,, und auf das des Baumes 54 7o Probe-Kiefern von /o obere 35.99%; auf die untere Hälfte und auf die obere 46%. An 100 Nr. 10. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. <.}5 1 18 bis 20 m Höhe fanden sich am WnrzelstocIetraclitung derselben nach ihrer Herkunft und ihrer Verwerthuiig gebracht. Abgesehen von dieser den Praktiker (also den Fabrikanten) interessirenden Seite „wird auch über die die verwerthbaren Haare liefernden Thiere, ihre Lebensweise uml Jagd das Nöthige beigebracht. Der Händler findet Angaben über die Hauptmärkte, Preise n. s. w. Auch eine Besprechung der Schädlinge der Haare und ihrer Bekämpfung sowohl amRoh])roducte als auch an den fertigen Artikeln f(ddt nicht. P. Groth. tlebersichtstabelle der 32 Abtheilungeu der Krystall- formen, mit Erläutervingen, Beispielen und graphischer Dar- stellung nach Gadolin zusammengestellt. Leij^zig, Wilhelm Engelmann. ISÜL'. — Preis 1. M. Es ist von Wertli, in übersichtlicher Weise einmal die sämmt- liclien Abtheilungen nebeneinandergestellt zu sehen, in denen natür- liche Krystallformen überhaupt möglich sind. In der V(ndiegenden Tabelle ist eine solche Aufstellung unter Anführung der Symme- trie-Elemente, die ihnen zu Grumle liegen, gegeben. Man ersieht daraus leicht, wie sich jene 32 Abtheihingen auf die sechs be- kannten Krystallsysteme vertheilen. Auf das trikline Krvstall- system entfallen 2, auf das monocliue 3, auf das rhombische 3, auf das tetragonah' 7, auf ilas hexagonale 12, auf das reguläre 5 Abtlieilungen. Eine Miller'sche Kugelprojection der allgemeinsten Krystallgcstalt jeder Abtheilung veranscliaulicht die Vorliältuisse und zugli'ich sind bei denjeuigmi Abtheilungen Beispiele von Sub- stanzen angeführt, wo solche bis jetzt in entsprechender kryst.-illo- gi-aphischer Ausbildung bekannt geworden sind. Bei ö Abtliei- lungen giebt die Tabelle an, dasa zugehörige Beispiele noch nicht bekannt seien. Ich füge hinzu, dass inzwischen für die hemimorph- 100 Naturmsseiiseliaftliclie Wocliciischvift. Nr. 10. liiiiiiiilrische Abtlieilung mit sechszähliger Hauptaxe des hexa- gonalen Systems im rechtsweinsauren Antimonoxyd-Strontium und rechtsweinsaureu Antimonoxyd-Bloi und für die hemimorph-heniie- drischo Abtheilung des tetragonalen Systems im rechtsweinsauren Antimonoxyd-Baryum Beispiele aufgefunden worden sind {vgl. Traube, Beilageband VIII des Neuen Jahrbuches für Mineralogie u. s. w). Scheibe. Bulletin de l'Academie Royale des Sciences et des Beaux- Arts de Belgique Brüssel 1892. — Nummer 11 {62. Jahrgang). E. Dupont: lieber Skelettreste im königl. naturhistorischen Mu- seum (Reconstruction von Carcharadon megalodon; Erwerbungen aus den Kreide-Phosphaten von Ciply; Mosasaurier, Chelonier, Te- leostier etc.). F. Swarts: Untersuchungen über das Fluochloro- form. A. van Gebuchten. Der Ursprung des Nervus oculo- motorius communis. Die Untersuchungen erstrecken sich beson- ders auf das Verhältniss der Nervenfiiden zu den Ausgangszellen und sind mit bestem Erfolge an einem 14 Tage alten Kanarien- Embryo angestellt worden. E. Lagrange et P. Poho: Licht- und Wärmeerscheinuugen, hervorgerufen durch den elektriischen Strom in Flüssigkeiten. Const. de Sain t-H il aire: Ueber die Resorption beim Krebse. Untersuchungen im physiologischen In- stitut der Universität Lüttich. Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik, herausgegeben von N. Pringsheim, 24. Band, Heft 3 und 4, Berlin 1892. — Heft o: Bart hold Hansteen: Studien zur Anatomie und Phy- siologie der Fucoideen. Besprochen werden Pelvetia canalieula, {Dcsne) Thuret, welche an der Westküste Norwegens ausgedehnte Algenformationen an der obersten Flutgrenze bildet (hauptsächlich die Gewebesystemo in anatomisch-i)hysiologischer Beziehung); in gleicher Weise Sargassum bacciferum, I. Ag., und IFueus serratus, L (besonders die in den Zellen constant auftretenden, lichtbrechenden, kugeligen Gebilde, welche VerfiFucosan nennt und für ein neues Kohlenhydrat der Gruppe (CoHioOs) n anspricht). Hierzu 4 Tafeln. — Franz Buchenau: Ueber die Bestäubungs- verhiiltnisse bei den Juncaceen. Allgemeiner Ueberblick über die Vorgänge während der Geschlechtsreife und die Verhältnisse, unter denen die Befruchtung geschieht. Tabelle der bei den Juncaceen vorkommenden Bestäubungsverhältnisse. Anführung zahlreicher Beobachtungen an einer Menge von europäischen und fremdländischen Arten der Gattungen Juncus und Luzula, ferner Distichia, Marsippospermum etc. Bau des Pistills und besonders der Narben der Juncaceen. Farben der Narben einer Anzahl Juncus- und Luzula-Arten). 2 Tafeln. — Julins Klein: Unter- suchungen über Bildungsabweichungen an Blättern. Verfasser tritt der Frage über die Entstehung dieser Bildungen näher, in- dem er mikroskopische Untersuchungen an Querschnitten von Blattstielen anstellt, welche derartige Blätter tragen, was bisher noch nicht geschehen ist. Seine Untersuchungen erstrecken sich auf Bildungsabweichungen an quirlständigen {hierunter auch die üpponirten) Blättern (Nerium, (Meander, Syringa vulgaris etc. etc.) und an spiralig stehenden (Morus, Ficus australis, Pyrus amyg- daliformis etc.). Ferner hat er einzelne Bildungsabweichungen an Blättern von Populus alba, Pulmonaria offioinalis, Plantago lan- tcolata u. a. m. untersucht. Er kommt zu dem Resultate, dass solche abweichende Blätter an einem Blattstiele entweder wirk- liche Doppelblätter (dann zwei Mittelnerven und doppelte oder doch vermehrte Zahl von Gefässbündeln), oder nur in zwei oder mehr Spitzen endigende Blätter sind (dann nur ein Mittelnerv und die für ein Blatt erforderliche Zahl Gefässbündel). Hierzu (j Tafeln. — Heft 4 ist Schlusshoft des Bandes, enthält das In- haltsverzeichnis und an Arbeiten: 1) J. H. Wakker: Unter- suchungen über den Einfluss parasitischer Pilze auf ihre Nähr- ))flanzen (Versuch einer pathologischen Anatomie der Pflanzen). Verfasser hat die bisher wenig berücksichtigten, durch den Para- siten im Innern seines Wirtes hervorgerufenen anatomischen Ver- änderungen zum Gegenstand eingehender Untersuchungen gemacht und führt eine Anzahl Fälle in der Aufeinanderfolge der natür- lichen Verwandtschaft der Pilze auf. Hierzu 5 Tafeln. — 2) G. de Lagerheim: Dipodascus albidus, eine neue geschlechtliche Hemiascee. Die Art gehört zu den Zwischenformen zwischen Phycomyceten und den aus diesen angebli<-h hervorgegangenen Ascomyceten und und zeigt noch die an die ersteren erinnernde Geschl'echtlichkeit, welche bei den meisten anderen Hemiasceen nicht bekannt ist. Ausser der genauen Beschreibung der (neuen) Gattung und Art, stellt der Verfasser möglichst eingehend die Entwicklungsgeschichte und Morphologie der Form dar. 3 Tafeln. F. K. Archiv der Kathematik und Physik mit besonderer Rück- sieht auf die Bedürfnisse der Lehrer an höheren ITnterrichtsan- stalten. Gegründet von J. A. Grunert, fortgesetzt von R. Hoppe. Zweite Reihe, elfter Theil (Koch's Verlagsbuchhandlung; Leipzig 1892). — An grosseren Aufsätzen, die in dem genannten Bande enthalten sind, können wir folgende anführen: Leib, neue Con- struction der Perspective; Regel, die Nullwerthe höherer Ab- leitungen gewisser zusammengesetzter Functionen; Regel, arith- metische Entwickelungen; Hoppe, das Tetraeder bezogen auf seine Hauptträgheitsaxeu; Schlegel, die allgemeinen Grund- lagen zweier Probleme aus der Unterhaltungs- Arithmetik; (Vgl. hierzu auch: Gutzmer, Naturw. Wochenschr. Bd. VII S. 2.51); Hoppe, Curven von constanter Krümmung, Torsion, Total- krünnnung und Krümmungsverhältniss; Bazala, neue Bcleuch- tungs-Constructionen für Flächen, deren zu einer Axe normale Schnitte ähnlieh und ähnlich liegend sind, im Allgemeinen und für Flächen II. Grades im besonderen; (jekinghaus, zur Theorie der elliptischen und hyperelliptischen Integrale; Reich, zurTheoric der quadratischen Roste ; Hoppe, Curve gegebener Kriimuuing auf gegebener Fläche; Reich, über Variationen und Combinationen zu bestimmten Suunnen; Laab, Lösung des Problems über den Schnitt von Curven zweiter Ordnung; Holtze, einige Aufgaben aus der Combinatorik ; Hoppe, die Willensfreiheit und der |)hy- sische Determinismus; Hoppe, Construct.ion einer liegeliläche aus gegebener Strictionslinie; Kühne, Beiträge zur Lehre von der n-fachen Mannigfaltigkeit (u. a. werthvolle Mittheiluugen aus Kronecker's Vorlesungen über Determinantentheorie enthaltend); Panzerbieter, Dreitheilung jedes Winkels mittelst fester Kegelschnitte; Rogel, über die Reihe der reciprokeu Binomial- Coefficienten. Fischer, W., Uebersicht der von Herrn Dr. F. Stuhlmann au Sansibar und an der gegenüberliegenden Festland.sküste ge sammelten Gephyreen. Hamburg. 1 M. Frech, F., Die Karnischen Alpen. Halle. Oerstaecker, A., Bestimmung der von Herrn Dr. F. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Hemiptera. Hamburg. 1 M. Qöhre, R., Dottersack und Placenta d. Kalong (Pteropus edulis, L.). Wiesbaden. 2 M. Grobben, C, Beiträge zur Kenntniss des Baues von Cuspidaria (Neaera) cuspidata olivi, nebst Betrachtungen über das System der Lamellibranchiaten. Wien. 9 M. Halaväts, I., Palaeontologische Daten zur Kenntniss der Fauna der südungarischen Neogen-Ablagerungen. Budapest. 1,20 M. Halliburton, W. D., Lehrbuch der chemischen Phj'siologie und Pathologie. Heidelberg 20 M. Jäger, G., Ueber die Aenderung der Capillaritätsconstanten des yuecksilbers mit der Temperatur. Leipzig. 0,40 M. — ,— , zur Theorie der Flüssigkeiten. Ebd. 0,40 M. Ihering, H. v.. Zur Kenntniss der Saooglossen. Leipzig. 4 M. Katalog luathematischer und mathematisch-physikalischer Modelle. München. 14 M. Klein, H. J., Führer am Sternenhimmel für Freunde astronomischer Beobachtungen. Leipzig. 9 M. Klemencic, J., u. P. Czermak, Versuche über die Interferenz ilektrischer Wi'llen in der Luft. Leipzig. 1,10 M. Knies, M., Grundriss der Augenheilkunde unter besonderer Be- rücksichtigung der Bedürfnisse der Studircnden und Aerzte. 3. AuH. Wiesbaden. 6 M. Krümmel, O., Reisebeschreibung der Plankton-Expedition. Kiel. 30 M. Berichtigung. Auf S. 85 Spalte 2 Zeile 2 muss es praktischen anstatt ark- tischen heissen. llllinit: Prof. Dr. A. Nehring: Ueber die Tundren-, Steppen- und Waldfauna aus der Grotte „zum Schweizerbild'' hei Schatf- hausen. — Oberförster R. Rittmeyer: Ueber die Nonne (Liparis monancha.) (Fortsetzung.) (Mit Abbild.) — Heilmittel der Malaria. — Untersuchungen über den Einfluss des Nervus trigeminus auf die Hornhaut des Auges. — Bericht über die 1892 stattgehabten Columbus- Feierlichkeiten in Genua, Huelva und Madrid. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Lacroix-Danliard: Le poil des animaux et les fourrures. — P. Groth: Uebersichtstabelle der o2 Abtheilungon der Kry.stall- formen, mit Erläuterungen, Beispielen und graphischer Darstellung nach Gadolin zusammengestellt. — Bulletin de TAcadeuiie Rovale des Sciences et des Beaux-Arts de Belgique. — Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. — Archiv der Mathematik unil Physik. — Liste. — Berichtigung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dünimlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 10. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XIX ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke * ♦ Luiseiistr. 58. BERLIN NW. Luiseustr. 5S. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenscliaftlicher Appaiaie ♦ T und Genlthschaften im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ HuUddCUChCU, Sönigl. $reuf; eilDcnte ©taatSmcbaifle. 3entncr 18,50 Wd. %xohi 5 kg puftfrct -.',80 3Jit. ßofliinpl ripicoh '3>«itl)"rf ^i' ^liitjuifit »on .öiiljiicni, 5ntoiicii, umiuym-r leibuii- j„„i,f„. ßtr. m ~s;f. ^^.u-obc .5 kg poitfr. a aüt. Berliuer Huuflekiiclieii-FaMIk J. Kayser iu Tempelliof ki Berliu, Lanorm-ToiiettB-cream-Lanoün 'in Lanolinlabrik, Marlinikenlelde bei Berlin Vorzüglich ;uc ^flegc bei' .t>m>t. mf,^_— ;:«B:n|a MIC Siänlialtmto iinb iScbccfuiitt njuiiU-i' ■»OniUgilOn .vamticUcn uiib iSunbfii. mf_ ■■ |:-»|-iutGrfiaUuiui sutcc saut, bejonbcrä 6ei a. e^^, ^^(vtv Zu haben iu Zinnluben h 4U l'f., in Blcelidosen a 20 und 10 Pf. in den meisten Apotheken und Droserien. General-Depöt: Kictaard Horsch, Berlin N.W. 21. Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausfülirlicbc Specialverzeichnis.se Ferii. Dümmiers Veriagsbnchhamiliins;, Patentanwalt UIp. R. Maepz, Berlin, Leipzigerstr. 67. Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. 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Jim II II Hill III iMilll III II iMiiii IM IUI III III II IUI III nie. [ Zu Schülerprämien 1 I vor/,üg'Iicli geeignet = E ist das Buch: i I Deutsch - Afrika [ i und .si'im.' 1 iNaciarnifflscliwarzeuErflteiLl 1 Eine Kundrei.se = i in abgerundeten Naturscliilde- = = ruugen, Sittenscencn und elhuo- = i graphischen Charakterbildern, i E Nacli den E E neuesten und be.-iten Quellen für E E Freunde d. geosraiilii.scbcii Wissen- E E Schaft u. der KolouialJu'.strebungen E E sowie für deu höberen Unterriclit E E von E I Dr. lohannes Baumgarten, l E G>'muasial-(_)bi.'ilelui'r. E = 3. vermehrte Ausgabe. Mit einer E E Karlenskizze von Deutsch-Afrika. E E 5 Mark, gebunden 6 JMark. E I Feril. IHimnilors Verla2;sl)ii(blianilliing | i in Berlin SW. 12. E ^iiiiii II IM Hill II II III III III IUI III II III III Min Kl III IM iir j^^^ji^^^^^^^g^^^^^^^'^.^^^^^^^^^^^^^^^^j^^^sj Ijüciicr ~A.iik«iiif ! ■|: In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 -l,; !Si! orscbion: iJntiivbc)d)icibint(| nUcr l'nnbcr bcr Kntic, iII'^llc(o^^cl■c bcv aiii;cvouvopäijd)cn, ituö ötljilöcnniiji iljrci- iUiuoljuct unter Lu'l'üiiticrei- l3crüri',riri|tiijuiui ticr nrucftcii (L'nt^rl1!mu^arci|■n^. läicbittcteii greuiibcii bev G•^■^tunt>c gcunbinct nou Dr. ^. ^r. ^. ^tttttJtci-ntanit. B! (^Iftc ^(uflngc. ■■ 3icucr aibbrud bcr iteuutcn, uon Dr. ®, JtalifdKr neu burcfjgcfetjcitcn ttnb ucrnollftiiiibigtcu 2luflngc. ffliit 143 9tl)l)ilbuii9cii. «ßvci« 11 9)lnrt, nclmiibcn i:J 9Jiarf. ^iiill iii lifjicl|fii iii Vi ficfcniiisni ;'i :i(> jlf. I Ferd. Düminlers Verlagsbuchbandiung In Berlin SW. 12. Soeben erscliien: System der II formalen und realen Logik. Von Dr. Geors; ITIrit-li. 91 Seiten gr. S". Preis 1,80 Mark. ) Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.); Vor Kurzem erschien und ist durch jede Huchbaudliing gratis zu beziehen : Verlags- Katalog VOM Ferd, Diimiiilers YerlaislJiiclilKlli, 1808-1892. Ferd. Dümmlers Veriagsbuchbaudlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 JL\ geb. Preis 4 M- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Ferd. Diüniiilers Terlag;sbiieliha]idluiig in ßerliii SW. Ziiiiiiierstr. 94. Aufgaben zum Uebersetzen in das ; Lateinische für t>exta, Q,iiinta und Quarta von Dr. II. O. Siino n. Zehnte umgeänderte Auflage. 1 M., gel). l,i'(i M. Lateinische Grammatik von c. G. Z u m p t. 1 ;;. Autlajj;e. Bearbeitet von A. W. Zumpt. 4 M.. geb. 5 M. Aufgaben zum Uebersetzen aus dt'iii Deutschen ins Lateinische aus den licsteii neueren lateinischen Sclirit'l.-tellern gezognen vou C. G. Zumpt. Fünfte Auflage. 3.'or ^^iielleiiaiiffab» s^^^t^^tct. Christian Konrad Sprengel, der Begründer der modernen Blumentheorie. Villi l'rof. Dr. (_). Kirclmer. Ein JalirliuiKk'rt ist in (licscii Tan'cii verflossen seit dem Er.sclieiiieii eines Werkes, welches Darwin f( >rclii(i. S. 20!)) als ein eiii'eiitliiimlielies Buch mit einem eigen- thiiinlichen Titel ))ezeichnet, eines Werkes zugleich, das den Grundstein eines in unserer Zeit fröhlich enipor- f;ediehenen Neubaues der botanischen Wissenschal't dar- stellt, das den Ausr-ansspunkt der Forschungen iilier die Hiiilogie der l)lütlieii bildet. Es ist Christian Konrad Spreng-els liuch : „Das entdeckte Gidieininiss im Bau und in der Befruchtung der Blumen", welches zu Anfang des Jahres 1793 (Berlin, bei Friedrieb Vieweg dem älteren) erschien, und dessen Vorrede vom 18. Decenibcr 1792 datirt ist. Wenn gleich unter den modernen Naturtorsciiern und ihren Jüngern, die der F.rrungenseliaften der (iegen- wart sieb freuen und mit l'länen für die Zukunft be- schäftigt sind, wenig Neigung zu Httekblicken in die Ver- gangenheit ihrer Wissenschaften sich bemerkbar macht, so ist es doch Sitte, wenigstens die Jubiläen wichtiger wissenschaftlicher Ereignisse und ihrer Urheber zu be- geben, und an einem solchen (Tcdenktage die Wirksam- keit Oh. K. Sprengcls rückblickend zu überschauen und zu würdigen, ziemt uns um so mehr, als es gilt, früher Versäumtes nachzuholen, dem Todten diejenige Anerken- nung zu spenden , welche dem Lebenden durchaus ver- sagt blieb. Ein „Gebeiinniss" durfte Sprengel für seine Zeit den Bau der Blüthen mit Recht nennen; ilenn wenn man auch im allgemeinen die Bedeutung der Geschleclitsorgane kannte, ja ihre Gestalt, Zahl und Anordnung durch den (ilebrauch des Linne'schen Sexualsystemes eingehend zu untersuchen gezwungen war, so fehlte doch noch viel zu einer richtigen Vorstellung nicht nur über die l)esondereii Einrichtungen derverscbiedenen Blüthen, sondern sogar über den Vorgang der Bestäubung und der darauf folgenden Be- fruchtung selbst. Nur die Notbwendigkeit der Uebertra- guug von Pollen auf das weibliche Organ zum Zwecke der Samen- und Fruchtbildung war gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts als wisseuscbaftlich festgestellte Thatsache, die übrigens später noch einmal wieder angezweifelt wurde, anzusehen; in welcher Weise diese Uebertragung sich vollziehe, das war eine Frage, die man überhaupt kaum näher erwog, weil man ihre Beantwortung für ganz selbst- verständlich hielt. Nur die scharfsichtigen Beobachtungen von Joseph (iottlieb Koelreuter*) liegen über diesen Gegen- stand aus der Zeit, bevor Sprengel sich damit beschäftigte, \»r] dieser ausgezeichnete Beobachter zeigte, während andere Botaniker seiner Zeit sich in müssigen S})eculatio- ncn ergingen, dass bei mehreren l'flanzenfamilien die Mit- hilfe von Insecten zum Eintritt der Bestäubung unbedingt notliwendig ist, und dass in manchen Blüthen das Statt- finden einer Befruchtung ohne fremde Hilfe dadurch un- möglich gemacht ist, dass die beiderlei Geschlechtsorgane einer Zwitterblütbe nicht gleichzeitig entwickelt sind. Dass aber Grösse, Gestalt und Farbe der Blüthen, dass An- ordnung und gegenseitige Stellung der einzelnen 151üthen- organe, dass Duft- und Nektarabsonderung eine bestimmte biologische Bedeutung hätten und im engsten Zusanunen- hange mit dem Vorgange der Pollenübertragung ständen, diesen Gedanken hatte noch Niemand gehabt oder weni,g- stcns nicht klar ausgesprochen. Die Lösung dieser Räthsel, welche die Blunienwelt bot, nahm Sprengel in Angriff, und eine glückliche Ver- einigung seltener Eigenschaften Hess ihn den richtigen Weg dazu einschlagen. Von Hause aus Philologe, hatte er anfangs aus Liebhaberei, bald aber mit grosser Gründ- lichkeit sich dem Studium der Botanik, namentlich der einheimischen Blüthenpflanzen, gewidmet; da er aber hauptsächlich auf sich allein angewiesen war, so wurden seine originellen Ideen durch den Hemmschuh alther- *) J. G. Koeh-eiiter, Vorläiitigo Ncacliricht von einigen das Goschleeht der Pflanzen betnrtVnden Virsiichen und Bcobiicli- tungen. ITGl. 102 Naturwissenscbaftliclie Wochenschvift. Nr. 11. gebrachter Lelircu nicht beeinflusst, seiu Scliarfblick und .seine hervorragende Beobachtungsgabe durch keinerlei Voreingenommenheit beeinträchtigt. Ausgerüstet mit den besten Attributen eines Naturforschers, Objeetivität und Scharfsinn, Combinationsgalje und Kritik, tritt er an seine Aufgabe iieran, und stellt die Ergebnisse seiner Unter- suchungen in einer Sprache von wohlthuender Klarheit und Folgerichtigkeit mit einer gewissen behaglichen Breite dar, einer Sprache, die uns im Vergleich zu der noch nicht überwundenen Schwülstigkeit und Gespreiztheit jener Zeit ganz modern anmuthen würde, wenn sie sich nicht durch die Sorgfalt der rhetorischen Durcharbeitung von der heutzutage in wissenschaftlichen Werken so häutigen Darstellungsweise unterschiede, welche in Anbetracht des Werthes des Inhaltes auf eine anmuthige Form der Mit- theilung Verzicht leistet. Geringfügig scheinende Thatsachen, die viele andere vor ihm bereits beobachtet hatten, regen Ijei Sprengel weitere Ucberlegungen und Schlussfolgerungen an, geben ihm Anlass zu neuen Untersuchungen und zur strengsten Prüfung seiner eigenen Ansichten. Bekannt und vielfach citirt ist ja namentlich der Anfang der Einleitung seines Buches, worin er in der anziehendsten Weise den Aus- gangspunkt seiner späteren Theorie, die Bergung des Nektars in den Blüthcn von Geranium silvaticum schildert, und dann weiter erzählt, wie er bei der Untersuchung der Blüthe von Myosotis palustris auf die Bedeutung des Saftmales und der Färbung der Blumen überhaupt auf- merksam wurde. Schon in den Sätzen dieser Einleitung spricht sich die ganze Methode des Mannes mit ihrer Klarheit, Einfachheit und Fruchtbarkeit aus. Diese seine ersten, folgenreichen Beobachtungen wurden i. J. 1787 und 1788 gemacht; im Sommer 1789 sieht er bei der Untersuchung einiger Iris- Arten, dass die Befruchtung un- möglicli anders, als durch Insecten vollzogen werden könne. Er betrachtet darauf hin zahlreiche andere Blüthen und findet, dass viele, ja vielleicht alle Bhmien, welche Saft (d. h. Nektar) haben, von den Insecten, welche sich von diesem Saft ernähren, befruchtet werden; dass also der Saft ein Mittel ist, um die zur Befruchtung nöthigen Insecten zum Besuch der Blüthen anzulocken. Im Früh- jahr 1790 beschäftigt ihn das Problem saftloser Blumen (seiner „Scheinsaftblumen"), wie z. B. Orcliis- Arten und Aristolochia; im Sommer dessellien Jahres entdeckt er die ungleichzeitige Entwickelung der beiderlei Geschlechts- organe innerhalb einer und derselben Blüthe bei Epi- lobium angustifolium und Nigella arvensis, eine Erschei- nung, die er als Dichogamie bezeichnet, und die er im Frühjahr 1791 durch die Auffindung der „weiblich- männ- lichen" ((I. i. protogynischen) Dichogamie bei Eupborltia Cyparis,sias vollständiger erkennt. Im Jahre 1792 ist seiu Werk mit einer grossen Anzahl von Abbildungen vollendet. Das Ziel, welches Sprengel bei seinen Untersuchungen die sich zunächst nur auf Saftblumcn und Scheiusaftblumen — also auf solche Pflanzen, die wir jetzt insectenblüthig nennen — bezogen, bezeichnet er selbst mit folgenden Worten (S. 21): Die Structm- einer Blume ist dann vollständig erklärt, wenn man gezeigt hat, dass und wie alle Theile derselben zur Erreichung der Befruchtung des Fruchtknotens durch Insecten das ihrige beitragen. Bei der Untersuchung der Structm- jeder Blume müssen zwei Punkte berücksichtigt werden (S. 3): „1. Diese Blume soll durch diese oder jene Art von In- secten oder durch mehrere Arten derselben befruchtet werden. 2. Dieses soll also geschehen, dass die Insecten, indem sie dem Safte der Blumen nachgehen, und des- wegen sich entweder auf den Blumen auf eine bestimmte Art aufhalten, oder auf eine bestimmte Art entweder in im Auge hat oft klebrigten dieselben liiueiiikriechcn, oder auf denselben im Kreise herumlaufen, notlnvendig mit ihrem mehrenthcils haarigten Körper, oder nur mit einem Theile desselben, den Staub der Antheren abstreifen und denselben auf das Stigma bringen, welches zu dem Ende entweder mit kurzen und feinen Ilaaren, oder mit einer gewissen Feuchtigkeit überzogen ist." Nach diesen Gesiclitspunktcn untersucht Sprengel die ihm zugänglichen Gewächse und besehreibt in seinem Werke die Blütiieneinrichtungcn von 461 Arten, indem er jedesmal, bald mehr, bald weniger ausführlich, Saftdrüse und Safthalter, Saftdecke und Saftniaale darstellt, auf Gerucii und Färbung der ganzen Blütiie, sowie auf die gegenseitige Lage der BUithenorgane achtet, und endlich das Benehmen der Insecten beim Besuche der Blüthen beobachtet. Mit bcwundernswerther Geduld und Ausdauer häuft er in dem Zeiträume von etwa 5 Jahren den Schatz von Beobachtungen auf, welcher die Grundlage seiner Theorie von der Befruchtung der Blumen durch Insecten bildet. Die Einzelheiten des Baues der von ihm unter- suchten Blüthen, oft auch die besuchenden Insecten sind auf den 26 Kupfertafeln seines Werkes in nicht weniger als 1117 Figuren dargestellt — das Resultat eines stau- nenswerthen Fleisses. Denn nur wer sich selbst an ähn- lichen Arbeiten versucht hat, weiss, wie viele und oft wiederholte Beobachtungen auch jetzt noch, wo zahlreiche Vorarbeiten und bekannte Analogien die Untersuchung erleichtern, erforderlich sind, um über die Bedeutung und Function einer Blütheneinrichtung ins Klare zu kommen. Nicht jedermanns Saelie ist es, stundenlang eine blühende Pflanze zu überwachen, um die Art der besuchenden In- secten und ihr Benehmen auf der l)lüthe kennen zu lernen; Spreugel freilieh scheut keine Mühe, fürchtet kein Wetter, wenn es gilt, draussen in der freien Natur seinen geliel)ten Blumen ihre Geheimnisse abzulauschen. „Man niuss", sagt er (S. 22 f.), „die Blumen an ihrem natürlichen Stand- ort untersuchen, und besonders darauf Acht geben, ob sie von Insecten, und von welchen Insecten sie besucht werden, wie sich diese verhalten, indem sie in die Blumen hineinkriechen und ihren Saft verzehren, ob sie die An- theren und das Stigma berühren, ob sie irgend eine Ver- änderung in Ansehung irgend eines Theiles der Blumen hervorbringen etc. Kurz, man muss die Natur auf der That zu ertappen suchen. . . . Man muss es sich nicht verdriessen lassen, lange bei einer blühenden Pflanze sieh zu verweilen und Beobachtungen Einer Art von Blumen öfters zu wiederholen, weil dieselbe nicht jederzeit so- gleich das erste Mal gerade von demjenigen Insect besucht wird, welches zu ihrer Befruchtung bestimmt ist. — Man muss die Blumen in verschiedenen Tageszeiten beobachten und untersuchen, damit man erfahre, ob sie Tages- oder Nachtlilumcn sind, und bei verschiedener Witterung, z. B. während eines Regens und nach demselben, damit man einsehe, auf welche Art ihr Saft gegen den Regen ge- sichert ist. Besonders aber sind die Mittagsstunden, wenn die am unbewölkten Himmel stehende Sonne warm oder wohl gar heiss scheint, diejenige Zeit, da man fleissig Beobachtungen anstellen nniss. Denn die Tagesblumen erscheinen alsdann in ihrer grössten Schönheit und buhlen mit allen ihren Reizen um den Besuch der Insecten, und ihre Befruchtung kann alsdann um so viel leichter von Statten gehen, weil der Staub auch solcher Antheren, welche an der freien Luft liegen, vrdlig trocken ist. Die Insecten aber, denen die grösste Hitze gerade am liebsten ist, sind alsdann in und auf den Blüthen in der grössten Thätigkeit, um, ihrer Absieht nach, im Nektar derselben zu schwelgen, nach der Absicht der Natur aber, um sie zugleich zu befruchten. Im Reich der Flora, deren Weis- heit nicht minder bewundernswerth ist, als ihre Schön- Nr. 11. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 103 iieit, geschehen alsdann Wunderdinge, von denen der Stuhcnbotaniker, welcher unterdessen sich damit be- schäftiget, den Forderungen seines Magens ein Geniige zu thun, nicht einmal eine Alinung hat." Nicht weniger achtungswerth als Sprengeis Fleiss, nicht geringer zu sehätzen als sein Scharfblick, ist die Sorgfalt und Zuverlässigkeit seiner lieobachtungcn, die Wahrhaftigkeit seiner Berichte. Es ist selbstverständlich, dass ihm auch Irrthümer gelegentlich unterlaufen, im Grossen und Ganzen aber siud seine Untersuclningen später wohl vermehrt und vervollständigt , von ihm fest- gestellte Thatsachen anders gedeutet worden, aber nur selten war eine Berichtigung erforderlich. Ein bemerkens- werthes Beispiel für seine Gründlichkeit bietet die aus- fiiiirliche, fast spannend geschriel)ene Schilderung des Hliithenbaues uud der Bestäubung von Aristolochia Clema- titis (S. 418 — 428), welche, wie vor Kurzem festgestellt wurde*), sorgfältiger und scharfsichtiger ist, als alle späteren Bescln-eibungen dieser merkwürdigen Blüthen- einrichtung. Von Sprengeis Wahrheitsliebe legen be- sonders solche Stellen Zeugniss ab, wo er sein Unvermögen, aufgefundene Thatsachen zu erklären, oder mit seiner Theorie in Uebereiustimmung zu bringen, ohne Weiteres zugiebt. So stellt er bei Lilium Martagon, deren Be- stäubung durch Insecten er nach dem ganzen Bau der Blüthe vermuthete, durch einen Versuch fest, dass Selbst- bestäubung ohne fremde Mithülfe eintritt, und sagt darüber (S. 188): „Dass diese Blume dennoch auf mechanische Weise befruchtet wird, habe ich durch einen Versuch er- fahren, welchen ich verschweigen würde, wenn es mir mehr um die Durchsetzung meiner Theorie, als um die Erforschung der Wahrheit zu thun wäre." Grosse Schwierigkeiten macht ihm die Deutung der Einrichtung der Grasblüthen; nacli allen sonstigen IMerkmalen meint er, dass sie durch den Wind bcfruclitet werden, allein er glaultt in ihnen Nektar gesehen zu haben, wobei er sieh wahrscheinlich durch die zur Zeit der vollen Blüthe prall angeschwollenen und glänzenden Lodieulae täuschen Hess. Mit diesem ver- meintlichen Vorhandensein von Saft kann er sich gar nicht auseinandersetzen. „Wozu dienet aber ihr Saft?" fragt er (S. 32) zu beantworten. Ein wahres Vergnügen gewährt es bei dem Studium des Sprengel'schen Buches, zu sehen, wie überall die Begeisterung des Verfassers für seine Aufgabe, seine naive Liebe zur Natur, seine Bewunderung der von ihm aufgedeckten Einrichtungen der Blüthen zum Ausdrucke kommt. Ueber eine neue Entdeckung geräth er in helles Entzücken, und mau mag es wohl glauben, dass über seinem Feuereifer für die Blumen uud Insecten seine eigentlichen Amtsgeschäfte bisweilen schlecht weg- gekonnnen sind. Bei der oben erwähnten Beschreibung der Aristolochia-Blüthe sagt er: „Nachdem ich dieses ge- schrieben hatte, erwartete ich mit Verlangen die Zeit, da die Blumen zu blühen anfangen würden. Als icli im folgenden Mai die Pflanzen in der Blüthe fand, tiel ich mit grosser Hitze über die Blumen her, und gerieth, nachdem ich dieselben untersucht hatte, in ein frohes Erstaunen, da ich durch den Augenschein überzeugt wurde, dass, so wie ich mir vorgestellt hatte, der grosse Urheber der Natur die kleinen Fliegen erst in diese Blume einsperrt, damit sie dieselben befruchten, hernach aber, wenn dieser Endzweck erreicht worden ist, sie wieder aus ihrem Gefängniss lierauslässt, folglich durch die wundervolle Einrichtung dieser Blume eben so sehr seine Gittc als seine Weisheit an den Tag legt.'" „Diese Frage bin ich nicht im Stande *) Vgl. W Bürde, Uebei- dio BefnichliiiiE: Blütiie. Bot, Zeitg. 1892. S. 121 ti'. i'i- Aristiilochi:i- Mit derselben Naivetät, die aus diesen Sätzen spricht, verräth er unzählige Male, wie unbedingt er die Weis- heit des Schijpfers, des „Blumensehöpfers", oder der Natur bewundert , und wie er sich dabei lieruhigt , die Zweckmässigkeit und Vollendung der Werke dieses Schöpfers kennen zu lernen und zu verehren. Dass er in der Vermensehlichung des Blumenschöpfers so weit geht, diesen ein Wohlgefallen an einem „glücklichen Ein- fall" empfinden und Insecten bisweilen seinen Einrichtungen zuwider handeln zu lassen, das ist bereits von H. Müller*) hervorgehoben worden. Es lässt sieh auch nicht bestreiten, dass dieser naive Standpunkt, mit den in unserer Zeit maassgebenden Anschauungen verglichen, vielfach einer tieferen Einsicht Sprengeis hinderlich war, und ihn davon abhalten musste, den Gründen und dem Zusammenhange der von iinn beobachteten Erscheinungen weiter nach- zuforschen. Allein es scheint mir doch ungerecht, ihm diese Befangenheit zu iioch anzurechnen, und iinn, wie es H. Müller im Grunde genonnnen thut, daraus einen Vorwurf zu machen, dass er nicht schon die Schritte zu weiterer Erkenntniss that, die erst über ein halbes Jahr- hundert später gemacht worden sind. Von der so über- aus fruchtbaren Idee einer gegenseitigen Anpassung von Blumen und Insecten an einander, sowie von der Rolle, welche die Insecten als unbewusste Blumeuzücliter spielen, konnte natürlich Sprengel noch keine Ahnung haben. Und ebenso ist es eigentlich selbstverständlich, dass er von dem Nutzen der Kreuzung im Pflanzenreiche nichts wissen konnte; ihm deshalb vorzuwerfen, der eigentliche Schlüssel für das Verständniss des Nutzens der Insecten- befruchtung lial)e ihm gefehlt, das scheint mir nicht grade von historischem Sinn und historischer Gerechtigkeit zu zeugen. Es ist allerdings beinahe aufregend, zu sehen, wie nahe Sprengel dieser Entdeckung vom Nutzen der Kreuzung gekommen ist, ohne sie aber thatsächlich zu machen. Seinem Scharfblick entging es nicht, dass die Insecten, welche die Blüthen besuchen, sehr häufig Pollen aus einer anderen, früher besuchten Blüthe mitbringen, um ihn auf der Narbe abzusetzen, dass z. B. von den diehogamisehen Blüthen die protandrischen durch den Pollen einer jüngeren, die protogynischen durch solchen einer älteren Blüthe befruchtet werden müssen, und dass auch sonst in Folge des ganzen Blüthenbaues oder in Folge des Benehmens der Insecten häufig keine andere Bestäubung, als mittelst Pollen aus einer anderen Blüthe stattfinden kann. Sprengel begnügt sich nun damit, diese Thatsachen festzustellen, und sagt nur (S. 43): „Da sehr viele Blumen getrennten Geschlechts, und wahrscheinlich eben so viele Zwitterblumen Dichogamisten sind, so scheint es die Natur nieiit haben zu wollen, dass irgend eine Blume durch ihren eigenen Staub befruchtet werden Sdlle. Einen einzigen Versuch kann ich anführen, welcher diese Behauptung in Ansehung der homogaraischen Blumen be- stätiget. Es blühete uändich im letztvergangenen Sommer in meinem Garten eine Pflanze der Hemerocallis fulva. Einige von ihren Blumen habe ich mit ihrem eigenen Staube (denn es blühete jedesmal nur Eine) auf eine künstliche Art zu befruchten gesucht. Es hat aber keine einzige eine Samenkapsel angesetzt." Wenn er nuu den weiteren Schritt nicht timt, zu fragen, ob oder welcher Nutzen für die Pflanze mit dieser Vermeidung der Sell)st- bestäubung verbunden sei, so dürfen wir doch nicht ver- gessen, dass den Zeitgenossen Sprengeis diese Art der Fragestellung, die uns heute so geläufig ist, überhaupt fern lag. Und wer möchte sieh erkühnen, zu sagen, wie- viel von den durch Darwin zur (ieltung gel>rachten .\u- *) 11. Miillor. Die Bcfniclitiiiij; der BIiiiiR'n iliindi liificotrn etc. 1873, S. 4 und 25. 104 Natui-wisscnschaftliclic Wochciisclirift. Nr. 11. I schauungeu über den Nutzen der Kreuzbefruclitung-, die heute sclion mancherlei Einschränicungen haben ül)er sich ergehen lassen müssen*), nach .,aber hundert Jahren" noch als testhegründete Lehre bestehen wird ! 1 )ie con- statirten TJiatsachen müssen ihren Werth belialten, die hineingelegten Deutungen aber sind dem Wechsel unter- worfen. Ich kann es auch nicht für zutreffend lialten, wenn man in dem angedeuteten Mangel der Grundanschauungen Sprengeis den Grund dafür hat tinden wollen, dass seinen Beobachtungen und seiner ganzen Theorie nicht nur von seinen Zeitgenossen, sondern auch von den Botanikern der Folgezeit eine so geringe Anerkennung gezollt worden ist. Diese Ansicht wird von H. Midier an mehreren Stellen mit besonderem Nachdruck ausgesprochen ; nament- lich in folgender Präcisirung seines Urtheils:**) „Sjjrengcls entdecktes Geheimniss ist ein lehrreiches Beispiel, wie auch ein an scharfsinnigen BeoI)achtungen und glücklichen Deutungen überaus reiches Werk wirkungslos bleiben kann, wenn sein Grundgedanke verfehlt ist." In dem- selben Sinne heisst es an einer anderen Stelle:***) „Gleich- zeitige und spätere Botaniker fühlten vor allem die Schwäche seiner Blumentheoric heraus und legten, mehr oder weniger sich bewusst, dass sie in ihrem letzten Grunde doch unhaltbar sei, mit dem mangelhaften Grund- gedanken Sprengeis auch den reichen Schatz seiner sorg- fältigen und scharfsinnigen Beobachtungen und seine weitgreifenden richtigen Deutungen xmbeachtet bei Seite." Aber von derartigen Motiven ist nichts zu bemerken, wenn man die geringschätzigen Aeusserungen sjjäterer Botaniker über Spreugels Entdeckungen durchmustert:!) Da wird vielmehr die Kichtigkeit seiner Angaben schlechtweg be- stritten, das Stattfinden von Dichogamie einfach geleugnet, von seiner Blumentheorie gesagt, sie sei mehr auf meta- physische Speculationen, als auf thatsäehlicher Beobachtung begründet u. s. f. Hätte nicht vielmehr die Fülle neuer Beobachtungen und Anregungen in Sprengeis Werk Ver- anlassung zur Nachprüfung seiner Angaben, zum Aus- bau seiner Theorie, und zur Ausfüllung- der von ihm ge- lassenen Lücken geben müssen, wenn in jener Zeit überhaupt Verständniss für die von ihm aufgeworfenen Proldeme vorhanden gewesen wäre? Im .Jahre 1790 stellte Andrew Knight den Satz auf, dass keine l'flanze eine unbegrenzte Anzahl von Generationen hindurch sich selbst befruchten könne; 1837 zeigte Herbert und 1S44 C. F. Gärtner, dass die Befruchtung durch Pollen von einem andern Individuum der nämlichen Art ein besseres Resultat ergebe, als die Selbstbefruchtung — damit waren die Grundlagen zu einer Vertiefung der Sprengersehen Blumentheoric gegeben, aber auch jetzt noch fiel es Nie- mandem ein, diese neuen Anschauungen mit jener in Be- ziehung und Verbindung zu bringen. Nicht die Mängel, nein, vielmehr die Vorzüge der Lehre Sprengeis waren es, die eine Anerkennung derselben einer späteren Zeit vorbehielten; die Neuheit und Kühnheit der von ihm vor- getragenen Ansicht, ihre Fremdartigkeit im Vergleich zu Allem, was man damals als Aufgaben der Botanik be- trachtete, mit einem Worte das Vorauseilen vor seiner Zeit, halte ich für den Grund der Theilnahmelosigkeit, ja Abweisung, mit welcher Sprengeis P^ntdeckungeu von den meisten Botanikern seiner und der späteren Zeit auf- *) Vgl. F. Rosen: Bemerk unaen über ' die Bedeutung der Heterogamie für die Bildung und Erlialtung der Arten. Bot. Ztg. 1891, S. 201. **) Befruchtung der Blumen ete. S. 26. ***) a. a. O. S. 4. t) Vgl. die Zusammenstellung bei S. Axell: < 'm anoriining;iru;i för de fanerogama växternas befruktniug. 186'J, S. 4. genommen wurden.*) Nur vereinzelte Stiunnen der An- erkennung wurden dagegen laut,**) und erst durch Darwin und F. Delpino wurden Sprengeis Untersuchungen wieder ans Licht gezogen und nach Verdienst gewürdigt. Man muss in der That Delpino Recht geben, wenn er in die unwilligen Worte ausbricht***): „Es ist fürwahr ein schmerzliches Schauspiel, diese Kämpfe des Irrthumes gegen die Wahrheit mit anzusehen, besonders wenn der Kampf von einem später Lebenden begonnen wird, der, anstatt sich die von dem Vorfahren ihm enthüllten Wahr- heiten zu Nutze zu machen, in thoriehtcr Weise sich darauf verlegt, sie zu leugnen. Das ist eine iiarte Lection für die stolze menschliche Vernunft". Der Maugel eines jeden äusseren Erfolges lälnnte die weitere Thätigkeit Sprengeis; die beabsichtigte Heraus- gabe eines zweiten Theiles seines Werkes, von dem der Verfasser beim Erscheinen nicht einmal ein Freiexemplar erhalten hatte, musste unterbleiben, und damit gingen die Früchte der noch weiter fortgesetzten Beobaclitungen Sprengeis zum grössten Theile derNachwelt verloren. Nur in einem kleinen Aufsatze, welcher im Jahre 1811 von ihm unter dem Titel: Die Nützlichkeit der Bienen und die Noth- wendigkeit der liiencnzucht, von einer neuen Seite dar- gestellt, herausgegeben wurde, findet sich eine Reiiie von Bemerkungen über Blütheneinrichtungcn, namentlich auch windblüthiger Pflanzen, welche in dem Hauptwerke nicht enthalten sind. — Auch diese spätere Abhandlung, welche jetzt nur schwer zugänglich ist, und in den Kreisen der Botaniker fast ganz unbekannt zu sein scheint, zeigt die charakteristischen Merkmale der SprengeFschen Schreib- weise, Klarheit und Scharfsinn, wenn anch daneben aller- dings eine gewisse Breite der Darstellung noch mehr be- merklich wird. Ausgehend von der Beobachtung, dass in der nächsten Umgebung von Berlin der Buchweizen nur sehr spärlich Früchte ansetzt, führt Sprengel die Ur- sache dieser geringen Fruchtbarkeit darauf zurück, dass in dieser (iegend zu wenig Bienen vorhanden sind, um eine ausreichende Bestäubung der Blüthen vollziehen zu können. Zum Verständniss des Baues der Buchweizen- blüthe und der in derselben durch die Bienen vollzogenen Befruchtung giebt er (S. 4 — 24") einen ganzen Abriss seiner im „Entdeckten Geheimniss" niedergelegten Blunicn- theorie, in welchem die für Windl)estäubung eingerich- teten Pflanzen mit derselben Ausführlichkeit besprochen werden, wie die Insectenblüthler. Bei dieser Gelegenheit werden als windblüthig aufgezählt : die Gräser, die Kiefern, Fichten und Tannen, die Eichen, Buchen und Weiss- bnchen, Elsen (.\lnus), Birken, Walnussbänme, Kastanien- bäume, Haseln; ferner von zweihäusigen Pflanzen die *) So urtheilt aueh Darwin (Die Wirkungen der Kreuz- und Selbstbefruchtung im Pflanzem-eich. 1877, S. ü): „Ev war aber seiner Zeit vorausgeeilt und seine Entdeckungen wurden lange Zeit hindurch vernachlässigt.'' **) Kurt Sjjrengel würdigt in seiner Geschiclite der Botanik (Bd. II. 1818. S. 2G6 f.) die Verdienste seines Oheims, und nimmt ihn gegen den Angriff, er habe der Befruchtung der Blumen durch Insecten eine zu allgemeine Geltung eingeräumt, in .Schutz. It. Brown bestätigte in seinem Aufsatz über die Befruchtung bei Asclepiadeen und Orchideen (Linn. Soc. Transactions. 18.33. vol. XVI. p. 704) die Richtigkeit von Sprengeis Angabe, dass In- sectenbesuch zur Best.äubung dieser Pflanzen nothwendig sei, und sagt von Sprengcis Buch, dass nur Diejenigen darüber lachen können, welche nicht viel von der Sache verstehen. (Citirt von Darwin, Orchid. S. 209, Anm.) Der bekannte Zoologe M. H. K. Lichtenstein (1780—18.57) sprach — nach gütiger brieflicher Mittheilung des Herrn Forst- meisters Sprengel in Bonn stets mit hoher Achtung von dem ,,Ent- deckten Geheimniss" und nannte Christian Konrad den für die Wissenschaft bedeutendsten unter den Trägern des Namens Sprengel. ***) Suir oiiera La distribuzione dei sessi nelle plante del prof. F. Hildebrand. Note critiche. 1SG7. S. 10. Nr. 11. Naturwissenschaftliclie Wochensehiit't. 105 rappclii, Espen, Eilicn, Waclilmlder, lidpt'eii, Hanf, Sjunat, nnd von zwittcrblUtliiffcn: Küster, \Vi'i;ebreit, (länsefiiss und Bete. Von ander\veitii;en ISeobaelitiuii^en, die in dem Hauptwerke keine Erwiilnuing tiuden, sind die folgenden lienierkenswertli. Als Saftliluinen werden u. a. ani;cfiUirt die rtlaumcn und Aprikosen, Preisseibeere, spanischer Flieder (dessen Unfruchtbarkeit wegen mangelnden In- sectenbesuches beobachtet wurde), l'astinak, Mohrrübe, Kümmel, Dill, retersilie, Zuckcrwurzel, Salat, Cieiiorie, Scliwar/.wnrzel, Alant, Kamille, Woldverleih, Kainfarn, Krause MinzA', Pfefferminze*), Majoran, Luzerne, Knob- *) Nach iler siiätcr crwäliiitL-n l)io}2;r!i|iliisL-hon Mittheiliini; iii der Flora Bil. '^. 1819 (S. .')47) hat S|)roiigvl auch die G^iujdiücic der Meiitha-Arteii beobachtet. lauch, Schalotte, Jlelone. Sell)ststerilität Itei Insectenab- sehluss wird für die borstij;e Robinie, Johannisbeere, Stachcn)eere, Apfelblütlie, Rüijsen und Veilchen angei;Tben; bei den letzteren lUüthen war der Insectenbesuch durch ein über die Pflanze gezogenes „kleines Zelt von Gaze" verhindert worden. Der Inhalt dieses Werkchens über die Nützlichkeit der Bienen liefert demnach den Bewei.s, dass Sprengel fortfuiir, sich mit den Untersuchungen zu beschäftigen, von deren Werth er trotz des Ausbleibens jeder Anerkennung fest überzeugt war. Aber freilich rief diese üble Erfahrung bei ihm eine leicht liegrcifliche Missstinunung hervor, in der er sich zu einem einsamen Leben zurückzog, nachdem er sein Amt in Spandau auf- gegeben liattc. (Schluss folgt.) Ueber die Nonne (Liparis monacha). Von (Jljerförster U. K i 1 1 in e y er. (Schhiss.) Eine weitere, noch wichtigere Aufgabe bietet sich dem Botaniker in der Erforschung des Nonnen-Schlaff- sucht-Bacillus lind überliaupt der Pilzkrankheiten der Nonnenraupe. So fand Kobert Hartig eine durch nasses Futter verursachte Pilzkranklieit der Raupen, welche er „Degncration" nennt. Diese Pilze fänden sieh auf den Nadeln stets vor; während sie sich aber bei trockenem Wetter im Ruhezustande befänden und sich — mit den Nadeln aufgenommen — in der kurzen Zeit im Körper der Raupe nicht weiter veränderten, .sondern wieder mit dem Kothe abgingen, entwickelten sie bei nassem Wetter auf den Nadeln Sporen nnd fingen an zu wachsen; konnnen sie nun in diesem Zustande mit den Nadeln in den .Magen der Raupe hinein, so verursachen sie Ernährungsstörungen, Erkrankung des Darmkanals, Kolik nnd den Tod der Raupe*). Hartig fand in den Ranpen Nosenia bombycis Nag., Medicinalrath Dr. Hofmann-Regensburg Botrytis Bassiana, Micrococcus wahrscheinlich bombycis, Stajjhy- lococcus wahrscheinlich ccreus-albus, Bacillus wahrschein- lich flur. Osoar Sclinei«ler ♦ Sclmlytrassc 10—1-2 Leipzig Schiilstriissc 10— li' | <'iij]>li<'lilt 1 den Herren Si-liiildirektoreii iiiid SchulvorstäiKleii « zum bevorstehenden I5eginn des neuen .Schuljahres I ihr reichhaltiges Lager von t Reclieiimascliiiieii . .... Tilliclis Reclienkasten .... LesebrettiT und Lesemascliiiien Waiidtafolii Stativen Wandtafel -Linealen Wandtafel-Winkeln Wandtafel •TransiMirteure . . Wandtafel -Zirkel für Kreide . Wandtafel -Reissscliienen JC 5.- bi.s M 25.- s.— „ „ 1.».- 5.- ., „ 2.->.- •">.— „ „ 1*).— 10.- „ „ 12.- —.to „ „ 6.— 2- „ , r,.- 3.- „ „ S.- 3.50 „ „ 10.- 2.50 „ „ 5 - Wandtafel -Kreide (lA Cliampajjner Kreide) Dtz.l. ,///■ -.20, Gi-ops M 2.- Ki-d- und Himmelsgloben . . . Tellnrien -X • Scluihvandkarten Anseliaunngsbildern ....... Anatomiselie Modellen ..... ßotanisclie Modellen Sammliing'en Physikalischen Apparaten .... (Jeönietrisclien Kör|iern in Kisen u. 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Preis 4 M- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. «t •'SS t^ " ro So c S S 33 .- n ^5 2 ^ 2»^ i» S-l '^1 -« H ra g ST. 5 55 o CS.,. . »« 2 vj = 'S. 2 » M 2 • •^ P 5 - • 5 s-;— 5 2 S < O (9 o: P> e ET- S i— 'S :r CD >f^ f » yq oq » CBS 3 (I«S es <* ü< 4« Mit I SSs o «% 3 : »'S 2 3 S -T* ^r B 3 O «i- :? jr C a- m O P-o o 3 s% ^ 1 ■2 ® 0 P O ' I 2. = "2. ^ :;iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiL I Zu Schälerprämien | I vorzüglicli geeignet | i ist das Buch: i I Deutsch ■ Afrika [ i und seine = iNaciarnimscliwarzeflErM.j 1 Eine Rundreise E i in abgerundeten Naturschilde- | 1 rungen, Sittenscenen und ethno- i i graphischen Charakterbildern, i = Nach den = H neuesten und besten Quellen für i i Freunde d. geographischen Wissen- 1 = Schaft 11. der Kolonialbestrebungen = i sowie für den höheren Unterriebt i i Dr. lohannes Baumgarten, = i Gymnasial-Oberlchrcr. = I 3. vermehrte Ausgabe. Ml einer = E Kartenskizze von Deutsch- Afrika. ~ i 5 Mark, gebunden 6 Mark. E 1 Ferd. 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Gravitation und Elelitrostatik. 64 Seiten gr. 8°. Freis 1,50 ]S.^a.xk. Zu bezichen durch alle Buchhandlungen. Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntas-, den 19. März 1893. Nr. 12. Abonnement: Man aboniürt bei allen BuchhandUuigen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist JC 3.— BriDgegeld bei der Post 15 -^ extra. i Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. luseratenannahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nur mit vollständiger (^nellenangabe gestattet. Christian Konrad Sprengel, der Begründer der modernen Blumentheorie. Von Prof. Dr. U. Kirchner. (Schluss.) beeug"te Verhältnisse Theologie und Philologie gewidmet haben. lieber die Lebensschicksale des merkwürdigen Jlannes besit7.cn wir nur ziemlich spärliche Nachrichten*). Geboren wurde Christian Konrad Sprengel im Jahre 1750 zu Brandenburg a. H. als Sohn eines Geistlichen. Sein Ju- gendlcben spielte sich im elterlichen Pfarrhause ab, und hier bot sich ihm Gclegenlieit, die Natur beobachten und lieben zu lernen; nur widerwillig soll er sieh dem durch ihm aufcedräns'ten Studium der Von 1774 bis 1780 war er als Lehrer an der Schule des Grossen Friedrichs-Hospitales in Berlin angestellt, wobei er zu- gleich Unterricht an der königlichen Ecole inilitaire er- theilte. Am 25. April 1780 wurde er auf Empfehlung eines Professors Zierlein am grauen Kloster als Reetor an die Grosse Schule (jetzt Gymnasium) nach Spandau berufen, nachdem er am 20. März seine Probeleetion ge- lesen hatte. Er hielt, wie uns berichtet wird, eine An- trittsrede von dem Nutzen der griechischen und latei- nischen Sprache „gründlich und mit Beifall." In dieser Stellung verblieb Sprengel bis zum Jahre 1793, unter vielen Widerwärtigkeiten, welche durch Streitigkeiten mit *) Als Quellen zu der -folgenden biographischen Skizze dienten ausser Sprengels eigenen Schriften: 1. Erinnerung an Christian Konrad Sprengel, nebst einigen Bemerkungen aus seinem Leben. Von H. B. in der Flora, Bd. 2. 1819, S. .541— 552. 2. Wort- getreue Auszüge aus dem im Besitze der St. Nieolai-Kirelie zu Spandau befindlichen, von dem ehemaligen Inspector (d. i. Super- intendent) D. F. Schulze (gestorben 1811) herrührenden Manuscript : „Zur Beschreibung und Geschichte der Stadt Spandau gesaumielte Materialien". Diese Auszüge Hess die Redaetion der „Naturw. ■ Wochenschr." anfertigen und stellte sie dem Verf. zur Verfügung, der Herrn Dr. Potonie nicht hur aus diesem Anlass, sondern auch für die sonstige von ihm im Intex-esse des vorliegenden Aufsatzes aufgewendete Midie und für nuinche werthvolle Anregung seinen vi'rbindlichsten Dank ausspricht, (Die Auszüge aus dem Schulze- scheri Manuskript werden 'in der ,,Naturw. Wochenschr." zur Ver- öffentlichung gelängen. — Red.) 3. Schriftliche Mittheilungen von Seiten des Herrn Forstmeisters Sprengel in Bonn, dessen Nachforschungen nach biograiihischem Material- indessen leider von geringem Erfolge waren. Aucli ihm spreche ich an dieser Stelle meinen besten Dank aus. . - ■ • seinem kirchlichen Vorgesetzten, einem Inspector (d. i. Superintendent) Schulze, und durch Beschwerden von Eltern, die ihre Söhne von dem Schulreetor zurückgesetzt und niisshandelt glaubten, veranlasst wurden. Von diesen Streitigkeiten ist eine sehr ausführliche Schilderung aus der Feder Schulze's in dem schon erwähnten Manuscript, der sogen. Schulze'seheu Kirchenchronik, enthalten, in welcher natürlich Sprengel in einem wenig günstigen Lichte erscheint; es geht aus der Darstellung hervor, dass letzterer es einerseits mit einem sehr wenig wohlwollenden Vorgesetzten zu thun hatte, andererseits aber wohl auch durch uunöthigcn Eigensinn und durch Uebereilungen selbst mancherlei Schwierigkeiten bereitete. Sprengel scheint übrigens in Berlin einflussreiche Gönner gehabt zu haben, bei denen er sich Eatbs erholte, und die ihn gegen die einseitigen Berichte Schulze's in Schutz nahmen; so viel ist sicher, dass seine amtliche Thätigkcit im Ver- laufe der vielfachen Anklagen, Berichte und Entschei- dungen des Oberconsistoriums in Berlin mehrfach aus- drücklich anerkannt wurde. Wenn ihm also auch eine Vernachlässigung seiner Amtspflichten nicht direct nach- gewiesen werden konnte, so hat er sich doch oft'enbar — spätere eigene Aeusserungen von ihm bestätigen das — um Zeit für seine botanischen üntersuchunge n zu ge- winnen, auf das unbedingt Nothwendige beschränkt. So lehnte er es — auch dies war ein Anlass zu vielen Zwistigkeiten — jahrelang mit gleicher Entschiedenheit ab. Privatstunden zu ertheilen, was früher immer üblich gewesen war, und wozu man ihn durchaus wieder ver- anlassen wollte. Seine Stellung war nicht gerade glän- zend, aber für die damaligen Zeitverhältnisse und für einen unverheiratheten Mann, wie Sprengel es gewesen und geblieben zu sein scheint,*) auch nicht schlecht; er *) In dem Aufsatz in der Flora heisst es (S. 54-i): „Verhei- rathet ist er, soviel ich weiss, niemals gewesen." — Herr Forst- meister Sprengel schreibt: „Es ist mir nicht gelungen, festzustellen, ob er verheirathet gewesen ist; Kinder sind aus einer etwaigen Ehe nicht hinterblieben." ■ 112 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. bezog- anfänglich etwa 260 Tlialer baar, besserte .sich aber im .Jahre 1791 durch ein dem Keetoramt zugefallenes auf Legat so auf dass sich seine „sichere Einnahme" 402 Thlr. 20 Gr. belief. Dabei hatte er in der Woche nur 13 Stunden Unterricht zu ertheilen; erst zu Beginn des Jahres 1792 wurde ihm auf unermüdliches Betreiben Schulze's zur I'rticht gemacht, (J hStuuden mehr zu geben, und nun hatte er zu unterrichten : i\ Std. Latein in der oberen, 2 Std. Latein iu iler combinirten o. und 4. Classe, 2 Std. Religionsunterricht, 1 Std. Naturgeschichte, 3 Std. Deutsche Sprache, o Std. Rechnen und Mathematik, 2 Std. Französisch. (Tclegentlich dieser Vorschrift bemerkt sein Vorgesetzter und Gegner mit merklichem Aerger: „es sei Sprengel iu dem Rescript so sanft begegnet worden, dass sogar seine dem OberschulcoUegio hinlänglich bekannte Geschicklichkeit gerühmt worden". ludessen hörten die Zänkereien nicht auf, und 1798 setzte Schulze endlich die Pensionirung des „jähzornigen und eigensinnigen Mannes", wie er ihn nennt, durch. Dieselbe erfolgte definitiv am 26. August 1794 mit einer Pension von 150 Thlr. Es ist also keineswegs richtig, wenn später in dem Bericht in der Flora, und danach in anderen Lebensbeschreibungen Sprengel's, erzählt wird, er sei wegen Vernachlässigung seiner Amtsptiichten über seinem Eifer für die Botanik seines Amtes entsetzt worden. So unerquicklich verlief der Aufenthalt Sprengel's in Spandau in amtlicher Hinsicht, dass er es später vermied, auch nur von dem Orte zu sprechen, an dem er seine bota- nischen Studien begonnen, und wo er die lange Reihe seiner Entdeckungen gemacht hatte. Die Anregung zur Be- schäftigung mit der Botanik verdankte er dem berühmten Arzte Ernst Ludwig Heim, welcher 1775—1783 in Spandau lebte; also nuiss wohl Spreugel bald nach seiner Ueber- siedeluug dorthin (1780) sich der Botanik zugewendet haben. Später mag ihm das nahe Berlin litterarische Hilfsmittel, sowie Belehrung durch persönlichen Verkehr geboten haben. Der bekannte Geschichtsschreiber der Botanik, Kurt Sprengel, einer der hervorragendsten Bo- taniker seiner Zeit, war sein Neffe, und mit diesem nur um 16 Jahre jüngeren Manne dürfte der (Jheim wohl auch in wissenschaftlicher Verbindung gestanden haben. Nach seiner Pensionirung wohnte Sprengel in Berlin; verbittert durch die Spandauer Streitigkeiten und durch den^ Misserfolg seiner botanischen Untersuchungen zog er sich auf sich selbst zurück, und beschäftigte sich mit philologischen Arbeiten, ohne jedoch auf die Fortsetzung seiner Beobach- tungen über die Bestäubungseinrichtungen der Blüthen zu verzichten. Zur Verbesserung seiner Einnahmen ertheilte er Unterricht in Sprachen und in Botanik, und stellte Sonn- tag Vormittags gewöhnlich Excursionen an, woran Jeder- mann gegen 2 — 3 Gr. für die Stunde theilnehmen konnte. In der letzten Zeit seines Lebens, von 1809 an, wohnte er am Hausvoigteiplatz in einem Hintergebäude; einer seiner frühereu Schüler, die ihn dort bisweilen aufsuchten, entwirft in der Flora (a. a. 0.) eine anziehende Schil- derung des Mannes und seiner Umgebung, und da sie, mit liebevoller Anhänglichkeit an den Vereinsamten ver- fasst, für uns zugleich die einzige eingehendere Charakte- ristik desselben enthält, so soll einiges daraus zum Schlüsse hier Platz finden: „Ich fand ihn jedesmal in einem alten Schlafrocke mit der Nachtmütze und einer langen Pfeife, die Stube wie eine Rauchkammer mit Tabakswolkeu augefüllt. Er sass gewöhulich am Fenster, bei einem Buche, oder bei seinem ausgelegten Herbario. Ein Repositorium mit Büchern, seine Pflauzensammluug und einiges alte Haus- geräthe machten den Inhalt des Zimmers aus, welches mit dieser Ausstattung gegen das Aeussere seines Bewohners gerade nicht abstach. Von Gestalt war Sprengel wohl- gebildet, mehr gross als klein, hager und stark von Knochenbau. Sein Gesicht war ausdrucksvoll, die Farbe frisch, das Auge lebhaft. Das vor Alter ins Graue gehende Haar trug er unbesehnitten, frei um die Schultern hängend. Sein Gang war aufrecht und fest, er ging ziemlich schnell und, trotz seinem Alter, ohne auszuruhen halbe Tage lang. Er war massig und einfach in seiner Kost, mehr aus Sorge für seine Gesundheit, als aus wirklichem Mangel, der ihn, wie sich nach seinem Tode gezeigt hat, mehr in seiner Bedenklichkeit wegen der Zukunft, als in der Gegenwart gedrückt haben mag. Er trank damals nichts als Wasser. Einfach, wie in der Lebensweise, war er auch im gesellschaftlichen Betragen. Er wusste nichts von Schmeicheleien und war selbst mit den gewölmlieheu Höfliehkeitsausdrückcn nicht freigebig. Er sprach, was er dachte, schnell und offen heraus, und da sein Geist leicht in jedes Wesen eindrang, Wahrheit aljer ihm über alles ging, so musste das, was er sprach, oft hart an die durch Täuschungen verw(ilmte Welt anstossen. Er nahm keine Meinung unbedingt, und nichts auf blossen Glauben an, auf seine eigenen Ansichten verliess er sich mehr, als auf jede fremde, sie mochte sein, von wem sie wollte; was ihm eiumal recht schien, behauptete er hartnäckig und bis zur Leidenschaft. So geschah es, dass er den Vorwurf der Grobheit und Halsstarrigkeit auf sich lud, und nach und nach von allen gelehrten Freunden ver- lassen wurde. Im Ueberdrussc der Streitigkeiten und viel- leicht auch aus verstecktem Stolze vermied er nun selbst allen Umgang mit der gelehrten Welt, und zog sich in sein finsteres Zimmer zu philosophischer Ruhe zurück. Von der Zeit an lebte er unbemerkt und ungenannt, nur von Wenigen gesehen und von wenig Schülern benutzt. Diese Wenigen aber erinnern sich seiner mit Liel)c; denn sie verdanken ihm viel. Sein mannigfaltiges Wissen war ihnen eine reiche Quelle, sein eigenthümlicher Charakter in vieler Hinsicht ihr Vorbild, wie auch oftmals ihre ge- heime Lust und Freude. — Er lebte in einer seltenen liebenswürdigen Unschuld des Herzens, seine Sitten waren aus einem vergangenen Jahrhundert, sein Geist gehörte für ein künftiges; bei dieser Verfassung konnte ihn kein besseres Schicksal treffen. Er stand, anstössig für die Welt, unleidlich für den Gelehrten, ohne Verbindung und Geuuss, als Einsiedler unter seinen Zeitgenossen da." Dieser lieltevollen Charakterzeichnung muss der wahrheitsgetreue Berichterstatter noch hinzufügen, dass Sprengel offenbar den richtigen Entdeekerstolz besass; dieser verräth sich neben vielen Wendungen in seinen Schriften schon durch den Titel seines Hauptwerkes, und nicht minder durch das Motto, welches er vor seine Ab- handlung über die Nützlichkeit der Bienen setzte, den Ovidischen Vers: Magna, nee ingeniis evestigata priorum, Quaeque diu latuere, canam. Sprengel starl) am 7. April 1816 in völliger Ver- gessenheit; nicht einmal wo er begraben wurde, hat sich feststellen lassen. Botanischer Sitte gemäss ist sein Name der Nachwelt in einer Pfianzengattung überliefert, indem J. E. Smith i. J. 1794 eine in Australien einheimische Epacrideen-Gattung Sprengelia nannte*). Aber auch ohne dies wird er in der Geschichte der Botanik unvergessen bleiben, denu seine Saat ist, wenn auch spät, aufgegangen, und trägt jetzt tagtäglich neue Früchte. *) Zwar bemerkt Pfeiffer (Nomenciator botanicus. Bd. II. 1874. S. 1251) bei der Gattung Sprengelia: „Dicat. Curt. Sprengel, prof. Halensi", jedoch dürfte dies auf einem Irrthume beruhen, da das erste Werk botanischen Inhaltes von Kurt Sprengel, der 17S)4 erst 28 Jahre alt war, aus dem Jalire 1798 stammt. In der Sache richtiger ist die Angabe von Pritzel (Thesaurus Lit. bot. 1872. S. oOo), welcher hinter dem Namen von Ch. K. Sprengel als diesem dedicirte Gattung Sprengelia „Batach" anführt. Nr. 12. Naturwisseiischaftliolie Wochenschrift. 113 Professor Dr. K. A. Ijosseii f. — Vor wenigen Taigen hat wiederum der Ttid dem leider zu kurzen Leben eines deutsehen Oclelirten ein Ziel gesetzt. Der König], preuss. Landesgeologe Professor Dr. Karl August Lossen ist am 24. Februar nach längerem schweren Leiden in Berlin gestorben. In erster Linie betrauert die Königl. geolog. Landesanstalt und Bergakademie den unersetz- lichen Verlust ihres langjährigen treuen Mitarbeiters und Docenten; aber auch die Friedrich -Wilhelms -Universität, deren Lehrkörper Lossen seit zwei Decennien als Doeent für Geologie und Pctrographie, seit sieben Jahren als ausserordentlicher Professor angehörte, verliert in ihm ihrer bedeutendsten Lehrer einen. Kaum möchte wohl ein Gelehrter bi'i allen denen, welche dt'U Vorzug ge- nossen, mit ihm in nähere Berührung zu konmien, eines treuen Angedenkens so sicher sein, wie der Dahinge- schiedene ! — Karl August Lossen entstammt einer weitverzweigten Gelehrtenfamilie; ein Bruder von ihm ist der bekannte Professor der Chemie in Krmigsberg, ein andert'r ist Historiker und Sekretär der Münehener Akademie der Wissenschaften, ein dritter Jurist in Strassburg etc. Lossen wurde geboren am 5. Januar 1841 zu Kreuznach, wo sein Vater Jlcdicinalrath war. Nach absolvirter Schulzeit wid- mete er sich dem Bergfach, das er dann später verliess, um sich der Geologie, speeiell der Pe(rograj)liie zu- zuwenden. Im Jahre 1807 promovirte Lossen bei der iiliiiosophi- schen Facultät der Universität Halle auf Grund seiner Arbeit „De Tauni montis parte transrhenana". Im Harz, als dessen erster Kennei- er unbestritten dasteht, hat er bereits als Student unter Beyrich seine ersten geologischen Aufnahmen in der Gegend von Ilfeld gemacht. Mit der Erforschung des Harzes wurde er auch im Jahre 1872 bei seinem Eintritt in die Kiinigl. i)reussi- sclie geologische Landesanstalt von Seiten der Direction beauftragt. Dieser Aufgabe hat er all die Jahre mit so unermüdlichem Eifer obgelegen, dass er im Harz eine volksthümliche Persönlichkeit geworden ist, die fast jedes Kind keimt. — Eine schöne Frucht dieses Schattens ist seine „Geognostische Ucbersichtskarte des Ilarzgebirgcs (1 : 100,000)", die er unter der bescheidenen Bezeichnung „zusammengestellt nach den Aufnahmen der preussischcn geologischen Laudesanstalt und älteren geologischen Karten von K. A. Lossen" der Oettentlichkeit übergab, die aber zum weitaus grössteu Theil sein eigenstes geistiges Eigen- thum repräsentirt. Hier im Harz machte Lossen auch seine Beobach- tungen, welche eine neue Richtung in der Gesteinskunde veranlassten. Er ist der Begründer der Dynamonietamor- phose, die den Einfluss der niechanischen Kräfte auf die Structur der Gesteine zum Vorwuif hat. Er lieferte zuerst den Nachweis von Ditt'ereuzirung in den Gesteinsniagmen. Er warf die Methoden der Handstüeks- und Stuben-Petro- graphen über den Haufen nnd setzte au ihre Stelle die Bestimmung der Gesteine nacli ihrer strncturcllen und chemischen Beschatt'enheit unter Berücksichtigung der Lagerungsformen, 'indem er die verschiedenen Erstarrungs- verhältnisse ein und desselben Magmas unter verschiedenen Bedingungen studirte. Von einschneidender Bedeutung sind ferner seine Studien über den Verlauf \on Gang- spalten und ihre Beziehungen zur Teetonik des Gebirges. Dickleibige Bücher hat Lossen nicht gesehrieben, aber in einer stattlichen Reihe mehr oder weniger umfang- reicher Abhandlungen hinterlässt er der Nachwelt die Früchte seiner Forschungen. Die grössere Mehrzahl seiner Publicationen findet sich in dem Jalnbuch der Königl. preussischcn geologischen Landesanstalt und Bergakademie, in den Berichten der deutschen geologischen Gesellschaft und in den Sitzungsberichten der Gesellschaft der natur- forschenden Freunde. Im Jahre 1879, als es sich zum Zweck „der Reini- gung und Entwässerung Uerlins" um die geologische Untei'- suchung des Berliner Weichbildes handelte , war auch Lossen im Auftrage des Magistrats an dieser Aufgabe l»etheiligt. Jener Zeit entstammt seine Arbeit ..Ueber den Boden der Stadt Berlin" und die geologische Karte der Reiehshauptstadt. Im persönlichen Verkehr war dem Verstorbenen seine grosse Schwerhörigkeit, die er sich als ganz junger Berg- mann in seinem praktischen Jahr zugezogen hatte, leider sehr störend; aber weit entfernt von dem Misstrauen, welches schwerhörigen Menschen so oft eigen ist, war er ein zufriedener, innerlich abgeschlossener Charakter, der für seine Mitmenschen nur freundliches Wohlwollen und liebenswürdiges Entgegenkommen kannte. Aus dem reichen Schatze seines Wissens schöpfend, förderte er in uneigen- nützigster Weise bereitwillig jeilermann, der seinen Rath begehrte. Ein ganzer IMann, iiat er unter seinen Freunden, CoUegen uml Schülern wohl kaum jemanden hinterlassen, der je den leisesten Schatten eines Uebelwollens gegen ihn gehegt hätte. Von einer allgemeinen Unterhaltung durch sein Gehörleiden ausgeschlossen, verstand er es doch durch sein hervorragendes Redncrtalent bei ernsten und heiteren Gelegenheiten alle mit sieh fortzureissen. — Am 27. Februar wurde Lossen auf dem neuen Kirch- hofe der katholischen Mathias-Gemeinde hei Südende zur ewigen Ruhe gebettet. Die oberste Bergbehörde war ver- treten; ebenso waren die Angehörigen der geologischen Landesanstalt und Bergakademie fast vollzählig erschienen, um dem unvergessliehen Todten die letzte Ehre zu er- weisen. Neben den Fahnen der Bergakademie benuM-kte man die Fahnen der katholisclien Studentenvereiue „Bur- gundia" und „Aseania", deren Alter Herr Lossen war. Im Grossen und Ganzen aber verlief die Trauerfeier scidicht und bescheiden, wie der grosse Gelehrte selbst im Leben innner war. In die Annalen der Wissenschaft ist sein Name mit unvertilgbaren Zügen eingetragen und Allen, die ihn kannten, wird er unvcrgesslieh sein! — Dr. H. Die niiitheinatiscli-meeliaiiisclie lietraclituiig mor- pliologisclier Probleme der Biologie'-') Ijchandelt Dr. Hans Driesch in einer besoiuleren, zwar schon 1891 erschienenen Schrift, deren wichtiger Inhalt uns aber veranlasst, noch jetzt auf denselben ausführlicher ein- zugchen. Ueber ein Gedankensystem, welches, ohne ein Wort zu viel zu enthalten, in streng geschlossenen Gedaid^en- gängen entwickelt ist, lässt sich natürlich nur in der Weise berichten, dass man die Hauptpunkte, durch die der Gang der Betrachtung seinen Weg nimmt, charakteri- sirt. Dies, und zwar möglichst mit den eigenen Worten des Verfassers, möge in Folgendem geschehen. Die Schrift Driesch's ist eine kritisch-methodologische Untersuchung des Forsehung.sgi'bietes der biologischen Morphologie, sie „stellt sich die Aufgabe, die in der mor- phologischen Litteratur niedergelegten Bestrebungen, welche sich den Namen „„mechanisch"" geben, kritisch zu vergleichen und ihren Erklärnngswerth zu l)estinnnen." „I. Vorläufige Uebersicht über den Gebrauch des Wortes „„mechanisch"". „Das Wort „„mechanisch"" ist ein Lieblingsansdruck der heutigen Morphologie." Die verschiedenartigsten Be- *) Verhig von Gustav Fischer in Jena, 1891. Preis 1,50 Mk. 114 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. trachtiingen und Untersuchung'cn suchen sich das Prädicat „mechanisch" beizulegen: „Die Gestaltung- eines ausge- bildeten Organismus ist die „„mechanische"" Folge des Keimwachsens nach His; die Phylogenie ist die „„mecha- nische"" Begi'üudung der Ontogenie nach Häckel" etc. etc. „Was haben aber diese beiden Dinge, die Phylogenie und das Keimwachsthum, Gemeinsames, als dass sie eben beide als Ursachen eines anderen Vorganges aufgefasst werden?" — Was zunächst das „Mechanisch" der Darwinisten an- betrifft, so liegt es auf der Hand, dass dies „lediglich als Gegensatz zu metaphysischen Erklärungspriucipien, zu Eingriffen einer schöpferischen Gewalt u. s. w. gemeint, aber durchaus kein streng forniulirfer Begriff ist. Nur das principiell „„Nichtmeclianisclie"" soll eliminirt wer- den." „Häckel meint also, die Phylogenie erkläre die Ontogenie, insofern beide überhaupt uaturgesetzlich zusammenhängen." „Angesichts der Bedeutung dieses Be- strebens können wir einige Unklarheiten des Ausdrucks schon mit in Kauf nehmen." „Das Gesagte berechtigt uns aber, den Begriff des „„Mechanischen"" in der land- läufigen unbestinmiten Fassung der Darwinisten im Fol- genden nicht weiter zu berücksichtigen." Nach Vorausschickung dieser Abrechnung geht Driesch zu einer vorläufigen, kritisch-skizzirenden Aufzählung der verschiedenen Anlässe über, „in denen Forscher in be- stinnnterer Weise von mechanischer Auffassung morpho- logisciier Vorgänge geredet haben". Von dieser vorläufigen Aufzählung wollen wir nichts weiter sagen, da wir ja nachher über die Resultate der speciellen Erörterung der verschiedenen „mechanisch- morphologischen" Unterneh- mungen zu berichten haben. Dass Driesch in eine solche nähere Betrachtung nicht gleich eingeht, motivirt sieh dadurch, dass schon bei der flüchtigen Orientirung sich herausstellte, dass zwei Begriffe, der des „Mechanischen" und der des „Mathematischen", oft nicht scharf genug unterschieden werden. Um die wünschenswerthe Klarheit in die Situation zu bringen, empfiehlt es sich daher, vorher Wesen und wissenschaft- liche Bedeutung einmal des „Mathematischen" und dann des „Mechanischen" festzustellen. IL Ueber den Unterschied zwischen mathe- matischer und mechanischer Betrachtungsweise und ihr gegenseitiges Verhältniss. Alles, was unserer Beobachtung entgegentritt, unsere Aussenwelt, ist räumlich. Die Wissenschaft vom Räume ist die Geometrie. „Raumgrössen sind Grössen; die Geo- metrie fällt mit der Analysis zusammen unter den Gattungs- begriff Mathematik. Also . . . muss jedes Problem, das die Aussenwelt uns stellt, sobald es wissenschaftlich for- ruulirt, d. h. endgültig analysirt werden soll, zu einem mathematischen Problem führen; sobald im speciellen räumlich Angeschautes als solches zu wissenschaftlicher Verarbeitung gelangt, resultirt ein geometrisches Problem. Sofern die ^Iorphologie Wissenschaft von Formen ist", muss also dies auch auf ihrem Gebiet gelten. „Ein Formen- problem ist erst dann wissenschaftlich formulirt, wenn es geometrisch formulirt ist, d. h. in räumliche Gesetzmässig- keit aufgelöst." „Diese auf eine geometrische Aufgabe hinauslaufende Formulirung haben wir oben provisorisch als mathe- matische Betrachtungsweise bezeichnet. Es ist ohne weiteres klar, dass Formulirung und Lösung eines Problems zwei verschiedene Dinge sind. Ein mathematisch formulirtes Problem ist dadurch noch nicht gelöst, aber es ist dadurch zur Lösung vorbereitet, und umgekehrt an eine Lösung kann ohne diese Formulirung nicht gedacht werden." Ehe ein naturwissenschaftliches Problem end- die Eigenschaften der Gase .Mecha- zu die gültig exact naturgesetzlich, d. h. eben mecha- nisch, gelöst werden kann, muss es vorher scharf, ;d. h. mathemathisch formulirt sein. ' Die Wissenschaft, xcn' i'ioxrjv, die Physik, ist im Stande gewesen, gewisse Fundamentalsätze des Natur- geschehens aufzustellen , auf die sich eine grosse Zahl aller Geschehnisse bereits hat zurückfuhren, und umge- kehrt, aus denen sie sich hat ableiten lassen, während diese Sätze selbst elementar sind. Naturgemäss haben sie ein mathematisches Gewand. Man bezeichnet bekannt- lich die Summe dieser Grundsätze nebst dem unmittelbar aus ihnen Deducirbaren mit dem Worte „„Mechanik"". Man nennt ein wissenschaftliches Problem gelöst, wenn es, nachdem mathematische Analyse vorhergegangen, bei gewissen Voraussetzungen auf mechanische Sätze zurück- geführt, als Folge von ihnen dargestellt ist. Es ist daim mechanisch erklärt. Für z. B. leistet dies die kinetische Gastheorie." — „In der Gestalt, wie uns der Begriff des „„ nischen"" als mechanische Erklärung irgend welchen Naturgeseheheiis jetzt vorliegt, können wir ilin jedoch für unseren Zweck noch nicht verwcrthen aus dem ein- fachen Grunde, weil in diesem erschöpfenden Sinne noch Niemand morphologische Probleme „„mechanisch be- trachtet"" hat. Das Leben als Ganzes meciianisch erklären, hat begreiflicherweise fast keiner versucht, schweige durchgeführt." • „Wohl aber hat es nicht an Forschern gefehlt, gewisse Seiten des morphologischen Geschehens mecha- nischen Gesichts])uid\fen unterstellt haben. Wie definiren wir kurz die hier geübte Betrachtungsweise? Wir wollen eine längere Discussion der unschwer zu fassenden Be- griffe unterlassen und in Zukunft unter mechanischer Be- trachtungsweise im engeren Sinne verstehen: den Nach- weis, dass irgend eine Erscheinungsgruppe innerhalb eines Problems nichts ihm speeifisch eigenthümliches ist, viel-, ■ mehr bei gewissen Voraussetzungen als Ausdruck physi- kalisch bekannter Ursachen sich darstellt." III. Morphologisches in der Physik. Bevor Driesch in die specielle Betrachtung der bio- logisch - morphologischen tlnternehmungen mathematiscli- mechanisehen Charakters eingeht, widmet er sich noch einer Umschau, Physik gäbe. Es kämen hier die Gebiete der Statik starrer und flüssiger Körper in Betracht. „Die Gleichgewiehtsbedin- gungen starrer Körper finden ihren Ausdruck in der Krystallographie, diejenigen flüssiger Körper finden ihn in der Lehre von der Oberflächenspannung. Diese beiden Gebiete physikalischer Forschung sind es, die man vielleicht mit Recht als anorganische Mor- phologie bezeichnen könnte." „Was die Krystalle anlangt, so füln-t ihre theoretisch- physikalische Analyse trotz ihrer hohen Vollendung eigent- lich ül)er eine geometrische Formulirung niciit weit hin- aus; wenn auch gezeigt wurde, dass sie als Gesammtheit der Ausdruck der möglichen regelmässigen Punktsysteme sein mögen, so ist doch die Erkenntniss der Nothwendig- keit irgend eines dieser Systeme für einen bestimmten Stoff nach dem Begründer genannter Theorie, Sohncke, zur Zeit ein „„Problem hiiherer Ordnung""; hinsichtlich der Gesetze der Oberflächenspannung und der durch sie bedingten Gestalten (Plateau) hat man bezüglich der Zurückfuhrung ihrerUrsächlichkeit auf allgemeine Mechanik wohl einen genügenden Einldick erlangt." . Diesem Hinweis, dass der Formbegriff auch in der Physik eine Rolle spielt, knüpft Driesch eine Betrachtung an einerseits über das Verhältniss dieses Fornd)egriffs zur ob es auch Morphologisches in der Nr. 12. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 115 iil)rij;-cu l'hysiiv, andererseits über eine etwaige Bezieiiuni;- der biologischen Morphologie zur physikalischen „Form".— Nun geht Driesch zu seiner Hauptaufgabe über: IV. Specielle Betrachtung der wichtigsten Gebiete der mathematisch- mechanischen Mor- phologie. A. Die Promo rphologie (Iläckel, Generelle Mor- phologie, Berlin 1866, Bd. I, Buch IV: Generelle Pro- morph(dogie). — „Häckel hat bekanntlich im ersten Bande seiner gene- rellen Blorphologie den Versuch gemacht, die Formen aller Lebewesen, und zwar nicht nur ihre äussere Kör])erform, sondern den ganzen Ausdruck ihrer Organisation, nach stereometrisehen Gesichtspunkten, nach Synnnctricprincipien zu ordnen, oder vielmehr, dieselben stereonu'trischen Ge- bilden zuzuordnen." „Die Häckel'schc Promorphologie ist ein ausgezeichnetes Beispiel für unsere mathematische Art der Betrachtung, wie auch gleiciizeitig für ihre Consequenzen. Häckel gie))t eine geometrische Ana- lyse; seine Thesen sind daher unzwcifelliaft richtig. Eine andere Frage ist freilich die, ob Hackers mathematische Formulirung die Vorbereitung einer meclianischcn Be- trachtungsweise ist." „Da die lebenden Kiirper die Eigen- schaften, welche den Stoft' der Promorphologie bilden, mit jedem Angeschauten theilcn, da sie Bedingungen der Anschauung sind, da ferner die Thatsachcn der Morpho- logie uns lehren, welch unendliche Mannigfaltigkeit sich bei Pflanzen und Thiercn in diesem nothwendigen äusseren Rahmen al)spielt (im Gegensatz zu den Krystallcn), so folgt ohne Weiteres, dass Häckel's Promorphologie, ob- wohl, wie gesagt, unanfechtbar richtig, für mechanische Erkenntniss, da sie das Wesen der organischen Formen nicht trifl"t, unbrauchbar ist. Mathematische Formulirung allein macht eben noch nicht den erklärenden Werth einer Betrachtung aus." B. Die Gelenkmechanik. — Die sogenannte „Ge- lenkmechanik" thciit den rein formalen Charakter des Gesichtspunktes in gewissem Grade mit der Promorpho- logie: „Die Aufgabe, aus gegebener Gestalt der Gelenk- flächen nnd der Art und Weise ihrer Verknüpfung den Bewegungsbereich beider Skeletstücke zu bestimmen, ist durchaus mathematischer Natur. Letzterer ist mit ersteren Factoren zugleich schon gegeben; beide sind eigentlich ein verschiedener Ausdruck für dieselbe Sache. Die geo- metrische Darlegung der Gelenkfläehenverhältnisse und diejenige des 8treiehungsbereiches der in ihnen sich be- rührenden Skelettheile sind also identisch hinsichtlich ihres bcgritflichen Werthes, die eine, wie gesagt, eine blosse Unn-echnung der anderen. Beide sind mathematische Formulirungen, zielen aber nicht auf eine mechanische Erklärung in unserem Sinne ab — was sollte auch auf diesem Wege erklärt werden?" — „Auch die Gclenkmechanik wäre sonach erledigt, und wir können uns jetzt solchen Bestrebungen zuwenden, durch die eine, wenn auch beschränkte, mechanisclic Er- kenntniss morphologischer Verhältnisse bereits erreicht ist." C. Die Zellnetze. — Das Sachs'sche „Princip" („Die Anordnung derZellen in jüngsten Pflanzentheilen" und .,Zellenanordnung und Wachsthum"; Arl). a. d. bot. Inst. Würzburg, l'.d. II.) der r e c h t w i n k 1 i g e n S c h n e i d u n g der Z c 1 1 w ä n d e erweist sich als ein Versuch auf diesem Ersclieinungsgebiete vom Werthe einer mathematischen Fornndirung. Es finden sich jedoch noch in grosser Verbreitung Abweichungen (Befunde nach simultanem Zellenzerfall: Pollennnitterzellen z. B., Auftreten des „Zwischenstücks", wo vier Zellwände in einer Kante zusammenstossen sollten, die Umlagerungen beim sog. gleitenden Wachsthum etc. etc.) von demselben. — „Das Verdienst, die "(Sac]is'sehe)„ Regel und die Ausnahmen "(von derselben)„ unter den- selben Gesichts|)unkt gebracht zu haben, indem sie das Princip der kleinsten Flächen als die Bildung der Zellnetze leitend nachwiesen, gebührt Bertiiold" (Studien über Protoplasmamechanik, Leipzig 1886, Capitel VII: Theilungsrichtungen und Theilungsfolge) „und Errera" (Sur nne condition fondamentale d'equilibre des eellules Vivantes, Bull. d. seanees d. 1. Socicte beige de micro- scopie, t. XIII, No. 1, 1886.). „Indem diese Forscher aber ferner die Ergebnisse der Plateau'sehen Forschungen an Flüssigkeitslamellen, deren Anordnung in den sogenannten Schaumgeweben von demscllien Gcstaltungsgesetze be- herrscht wird, zum Vergleiche heranzogen, sind sie von blosser Formulirung zur Anbahnung mechanischen Verständnisses fortgeschritten." Die Verschiebung der Zellwändc emilich in trajcctorisehen Kurven hat Schwenden er (Ucber die durch Wachstlium bedingte Verschiebung kleinster Tiieilchcn in trajcctorisehen Kurven, Sitz.-Bcr. d.^Bcrl. Akad. d. Wiss., 1880) als nothwendig nachzuweisen unternommen, „als folgend aus der analyti- schen Untersucliung des ungleich vertheiUen radialen Wachsthums im allgemeinen. Indem im Verlaufe dieses jeder Raumtheil trajeetorische Kurven beschreibt, ist die Verschiebung der Zellwände in solchen nur ein besonderer Fall. Die Sciiwendcner'sche Leistung ist der L('isung einer Aufgabe aus der analytischen Mechanik zu vergleichen. Die Trajectoricn sind der geometrische Ausdruck des Wachsens, letzteres involvirt erstere; ein ähnliches Vcr- hältuiss, wie wir es bei der Gelenkmechanik errirtcrten, folglieh eine begrifflich wesentlich anderswerthige Leistung als diejenige Berthold's. Schwendener hat eine mathematische Formulirung für das Wachsthum im allgemeinen gegeben; die Zellwandfrage wird durch seine Ausführungen nur insofern berührt, als diese Wände auch wachsende Raumtheile sind." D. Goette's Formg-esetz (Entwickelungsgeschichte der Unke. Leipzig, 1875). — „Die Zerklüftung des „„todteu"" Eies soll nach Goettc durch den Einfluss von Dift'usionsströmnngen, die zwischen der umgebenden Flüssigkeit und den gelösten Eiweiss- substanzen des Dotters stattfinden und durch den ex- centrisehen Aufbau des Eies .synnnetrisch geregelt werden, bewirkt sein. Die Einkerbung ist das Zeichen einer dureii eben diese Ströme bedingten Modification in der Vertheilung der Oberflächenspannung. Der ganze weitere Verlauf der Furchung führt sicli cl)enfalls auf Diffusionsströme in geregelter Weise zurück, er steht immer noch in, wenn auch weiterer, Abhängigkeit von dem anfänglichen ex- centrischen Aufbau des Eies. Diese Abhängigkeit jedes Stadiums von allen vorhergehenden, damit, wenigstens in gewissem Grade, vom Ganzen, zieht sich nun durch den ganzen Process der Ontogenese hindurch, sich immer mehr und mehr specialisirend und complicirend. Die Ursache der Entwickclung, zu der die Wechselwirkung mit dem Medium veranlassend hinzukam, war der excentrische Ei- aufbau, also ein formales Princip; formal sind also auch die Ursachen aller weiteren Entwickelung, sie sind keine Folge der Natur des Stoffes. — Nach diesen Ausführun- gen können wir die Goette'schen Definitionen "(eben seines Formgesetzes)„ verstehen: „„Die Summe der Bedingungen, die weder den Stoff, noch seine Wechselwirkung mit der Aussenwelt verändern , dagegen das ]\Iaass und die An- ordnung derselben modifieiren und dadurch eben die Lei- stung, ruft Entwickelung hervor."" Diese Bedingungen heissen: „„Formbedingungen""; ihr Inbegrift" „„Form- gesetz"". „„Das Formgesetz ist nie inhärente Eigenschaft des Stoffes."" „..Obwtdd spätcM- aus- , schliesslich an die Entwickelungserscheiuuugeu und deren 116 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. Substrat gebiiüden, ist das Formgesetz doch nacli seinem Ursprung als ein ansscrbalb desselben verursaebtos und vorbereitetes Motiv der Eutvvickeluug anzusehen."" „Das Wesentlichste an dem ,,,, Formgesetz"" ist die Darlegung der causaleii Continuität der ganzen Entwickclung vom I']i an und der Versuch, ihre bekannte physikalische Natur nachzuweisen, ihre Aldeitltarkeit aus bekannten Kräften. In dem verschiedenen Formaufbau der Eier würde die Verschiedenheit der Organismen Ijegründet sein; nicht, wie wohl die herrschende Ansicht ist, in ihrer ditferenten stofflichen Natur, wonacli sich der Entwickelungsprocess gleichsam als Ausdruck eines chemischen Vorganges dar- stellen würde. ( >b jene Ableitung aus bekannten Kräften freilich haltbar ist, das ist eine andere Frage, die uns hier fern liegt; jedenfalls können wir mit Liebmann "(Zur Analysis der Wirklichkeit, Ötrassburg 1880),, (ioette das Verdienst nicht absprechen: „„das Problem, die Ent- stehung und den Lebcnsprocess zunächst nur eines In- di\iduums als nothwendige Folge aus Grundkräften . . . abzuleiten, als solches erkannt zu haben."" Was jene Ableitung aus bekannten Agenticn betrifft, so ist sie bei Goette, im Gegensatz zu den Bcrthold'sclicn Forschungen, ganz allgemein gehalten. „„Indem er sich aus naheliegen- den Gründen zur Erkenntniss nur der allgemeinsten Gründe liescheidet, wird zugleich die Existenz unbekannter, aber nothwendiger besonderer Bedingungen zugestanden, unter denen allein aus jenem allgemeinen Grunde die concrete Erscheinung hervorgellt."" (Untersuchungen zur Entwicke- lungsgeschichte der Würmer; vergleichender Theil, Ham- burg 1884). — Goette's Leistung ist schwer mit den vor- her besprochenen zu vergleichen. Hat er in geringerem Grade als Sachs, Berthold und Scli wendener unseren directen Einblick in die mechanischen Principien der Formbildnng gefordert, so hat er dafür gleichsam in grossen Zügen den Weg vorgezeiehnet, den eine con- sequente mechanische Erklärung der leitenden Formen vielleicht einst gehen könnte. Ob die näheren An- gaben über diesen Weg dem Sachverhalt entsprechen oder nicht, muss die Specialforschung lehren. Goette's Leistung geht nicht den strengen Weg physikalischer Forschung und Hypothesenbildung, sie ist vor allem eine allgemein-philosophische, methodologische Directive." E. Die Massencorrelation. — His. „Es handelt sich hier "(His, Unsere Kfirperforni und das physiologische Problem ihrer Entstehung, Leipzig 1874)„, kurz gesagt, um Wirkungen mechanischen Druckes oder Zuges im Verlauf der Entwickclung eines Organis- mus, um Agentien, welche zur Erscheinung konnnen, da die lebenden Körper zugleich physikalische Körper sind, und da sie ein geschlossenes System bilden. Denken wir uns, um ein ganz einfaches Beispiel dieser Art heraus- zugreifen, eine Blastula, und an entgegengesetzten Orten derselben eine Einstülpung nach dem Centrum zu wuchern; sobald beide Einstüli)ungen sich berühren, werden sie, weiteres Wachsthum vorausgesetzt, sich gegenseitig einen Widerstand entgegensetzen und einer Bildung (platten- artig) den Ursprung geben, die in jeder für sich nicht bestimmt war. Jedes Gebilde ist für das andere ein äusseres Agens, obwohl oder eben weil sie demselben (geschlossenen) System angehören. Ein Gunnniball, von verschiedenen Seiten eingedrückt, würde dasselbe Ver- halten zeigen; beide Erscheinungen sind in der Tliat direet vergleichbar." — „Eine wichtige und lehrreiche Illustration der Massencorrelation wird uns durch Schwendener's Blattstellungstheorie "(Mechanische Theorie der Blattstellungen, Leipzig 1878)„ gegeben. Wird der Ursprung der Blattanlagen am Vegetationsi)unkt als nach Zahl und Grösse bestimmt gegeben vorausgesetzt, so zeigt uns Schwendener, dass die in den bekannten Spiralen ihren geometrischen Ausdruck findende Anordnung der- selljcn die Folge gegenseitigen Druckes ist, der durch das Geschlossensein des vorliegenden Formsystems be- dingt ist. Die Spiralen sind nichts Neues, niclits Spe- cifiscbes. sondern etwas durch die Natur des Systems aus einem anderen Specifischen mechanisch Folgendes. Dass die mechanische Folge hier in klarem geometrischen Gewand auftritt, ist wohl wieder eine Folge der Natur des Systems." — „His geht in seinen Betrachtungen aus von dem gesetzmässig vertheilten Wachsthum des als gleichartige Fläche gedachten Keimes. Dieses nach Ver- thcilung und jeweiliger Intensität geregelte, an verschie- denen Stellen ungleiche Wachsthum soll vermöge der Natur des geschlossenen Systems, das der Keim darstellt, durch die erwähnte Massencorrelation mit Nothwendigkeit den Organismus in Erscheinung treten lassen. „„Hat die Entwickelungsgeschichte für eine gegebene Form die Auf- gabe i)liysiologischer Ableitung durchgreifend erfüllt, dann darf sie mit Recht von sich sagen, dass sie diese Form als Einzelforni erklärt habe."" Die Körperforra wird also nach His durch das Keimwachsthum erklärt; sie ist eine „„unmittelbare Folge"" desselben. Sein „„Bestreben geht also 1) auf empirische Feststellung des Wachsthums- gesetzes und 2) auf die Ableitung der sich folgenden Formen des entstehenden Körjiers aus jenem Gesetz"", eben durch Massencorrelation. — Bekanntlich theilt His mit Goette das Schicksal, auf Grund seiner Anschauungen ■ von fast allen Seiten angefeindet, wenn nicht unbeachtet gelassen zu sein. Man wirft ihm namentlich vor, dass er ; hier von dem „„Erklären"" einer Form spräche aus Ur- sachen, die doch selber der „„Erklärung"" höchst be- dürftig seien, nändich den geregelten Wachsthumsvor- ; gangen, die er ohne weiteres als vorhanden annehmen soll." Driesch bemerkt hierzu, dass sich, auch wenn man hier von einem näheren „Eingehen auf den höchst schwan- kenden Jiegrifl' des Erklärens" absieht, an der Hand eigener Aeusserungen von His zeigen lässt, „dass genannte Anfeindungen ihr Ziel verfehlen." „Wohl nimmt His zunächst für die Ableitung der fertigen Form (eigentlich dann eine geometrische Aufgabe) die speeifische Wachs- thunisanordnung als gegeben an, wie in entsprechender Weise aucli Schwendener; seine vorhergehenden Aus- führungen zeigen aber aufs deutlichste, dass er hierin nur die zunächst liegende „„unmittelbare"" Erklärung sieht. Wenn nach seiner Ansicht „„in endloser Ferne die Mög- lichkeit steht, die Waclistbumsgesetze organischer Wesen in Formeln niederzuschreiben"", so scheint mir doch daraus evident zu sein, tlass diese mathematische Formu- lirung nach seiner Ansicht eine Erklärung des Wachsens selbst vorbereiten soll. — Wir müssen in His nicht nin- den Begründer einer Art der mechanischen Betrachtung, der Lehre von den Massencorrelationen, son- dern zugleich auch den Deidicr eines skizzirten Ideen- gebäudes der mechanischen Morphologie erblicken." V. Die mechanische Zweckmässigkeit. Die Untersuchungen einer Anzahl von Forschern haben uns mit moriihologischen Erscheinungen bekannt gemacht, die mit den Erzeugnissen eines Ingenieurs oder Mecha- nikers grosse Aehnlichkeit darbieten. Es sind mechani- sche Zweckmässigkeiten, Anpassimgen an mechani- sche Functionen: Druck, Zug etc., dem zu widerstehen ist: „Die Mechanik lehrt den Ingenieur gewisse Gesetze kennen, die er bei seiner Thätigkeit in Anwendung zu bringen hat, wenn er mit möglichst geringem Material eine möglichst grosse oder aber bei gegebenem Material die grösste mögliche Wirkung (Festigkeit etc.) erzielen will. Wenn wir also morphologische Gebilde, die mechani- sche Function erfüllen, derart "geliaut„ antreffen, dass sie wie der Ingenieur die genannte Minimum -Maximum -Auf- Nr. 12. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 117 gäbe lösen, dass sie wie von einer Intelligenz ausgeführt er- scheinen, nennen wir sie mechanisch angeitasst, nieehanisch zweckmässig." — Es kommen hier also die Stütz-, allge- mein Festigkeitseinriehtungen in den Organismen in Be- tracht: bei den Thieren, speciell den Wirbelthicren, sind dies die Knochen und anderweitige bindegewebige Partien, mit der mechaniscli zweckmässigen Structur dieser haben uns die Untersuchungen besonders von Hermann Meyer, J. Wditf (von diesem Forscher erschien soeben ein diesen Gegenstand behandelndes znsaunnenfassendes Hauiitwerk: Das Gesetz der Transformation der Knochen, Berlin lb92), Roux (vergl. bes.: Beiträge zur Morphologie der funetio- ncllen Anpassung. I. Structur eines hoch ditferencirten bindegewel)igen Organes [der Schwanzilosse des Delphin]. — Archiv f. Anat. u. l'hysiol. [His u. Braune], Jahrg. 1883, Anatom. Aiitheilg.) bekannt gemacht; bei den l'tlauzen ist es das sogenannte „mechanische Gewebesystem", dessen mechanisch zweckmässigen Bau uns Sehwendener in dem grundlegenden Hauptwerk: Das mechanische Priucii) im anatomischen Bau der Monocotylen mit vergleichenden Ausblicken auf die übrigen Pflanzcnklassen (Leipzig, 1874), dargelegt hat*). — Driesch betont nun mit Recht, dass diese mechanischen Zweckmässigkeiten mit den morphologischen Befunden, die auf eine mechanische Erklärung hindeuten, und deren kritische Betrachtung er sich in seiner Schrift zur Aufgabe gemacht hat, nichts zu thun haben, von ihnen in Bezug auf ihren Erklärnngs- werth principiell verschieden sind. Es ergiebt sich dies ja von selbst aus dem Wesensunterschiede der beiden Begrifte des „Ursächlichen" und des „Zweckmässigen". Betrachte ich eine Erscheinung in Bezug auf die Causal- reihe, der sie angehört, unter causalem Gesichtspunkte, so suche ich retrospectiv das vorhergehende Glied der Reihe zu bestimmen, durch das sie als von ihrer Ursache bewirkt ist; betrachte ich jedoch dieselbe Erscheinung unter teleologischem Gesichtspunkte, so beleuchte ich pro- spectiv ihr Verhältniss zu dem nächstfolgenden Gliede der Causalreihe, das dann als Zweck von ihr als Mittel be-i dingt ist. Durch den Nachweis der Zweckmässigkeit wird eine Erscheinung nicht erklärt, auf ihre Ursache zurückgeführt, sondern, selbst als gegeben hingenonnnen, selber als Ursache, als Bedingung einer causal folgenden Erscheinung dargestellt. So gelangen wir auch bei den mechanischen Zweekmässigkeitserscheinungen „nicht zu einer mechanischen Erklärung; wir erkennen ein „„für Mechanik"", aber kein „„durch Mechanik"", kein „„nach bekannten mechanischen Gesetzen"". Dieser fun- damentale Unterschied, der gerade durch die unglückliche, botanische Nomeuclatur auf diesem Gebiete besonders ver- dunkelt wird, wird dadurch noch weit bedeutsamer, dass die Erkenntniss des mechanischen Zweckes im Gegensatz^ zu derjenigen der mechanischen Ursache nicht nur nichts „„erklärt"", sondern im Gegentheil ein neues unge- heures Räthsel aufgiebt, dessen Lösung immerhin durch die Theorie der functionellen Anpassung und den Kampf, der Theile im Organismus von Roux "(Der Kampf der Tlieile im Organismus, Leipzig 1881 )„ nicht ohne Erfolg versucht ist." In dem Abschnitte über „die mechanische Zweckmässigkeit" erfüllt also Driesch im Wesentlichen nur die Aufgabe zu zeigen, dass der in der Ueberschrift bezeichnete Gegenstand in den Rahmen seiner Betrachtung nicht hineingehört.**) *) Vei-gl. „Natm-vv. Woclienscln-." Bd. IV S. 82 ft\ — Red. **) Wonn Driesch hier das Vurhilltuiss der „mechanischen Zweckmässiglveit" zu seinem Gegen.stande, der mathematisch- mechanischen Betraclitnnti; resp. Erklärung, in khires Licht setzt,; so wird hier natürlich keine Herabscitzung des bereclitigten Ver- diensti-'S der Anfdeclvinig di>r liierlicr geliürig('n Erscheiiiinigen herauszulesen sein. — Kef. Nachdem dann Driesch in einem kurzen Abschnitt: VI. Z n s a m m e n f a s s u n g ein Resume der Resultate seiner kritischen UntersncJHmg der verschiedenartigen Unternehmen einer mathematisch- mechanischen Betrachtung nn)rphologisch-biologischcr Pro- bleme gegeben hat, geht er zu seinen Sehlussbetrachtungen über. In denselben — , ihrem schwerwiegenden gedanken- reichen Inhalte nach möchten wir sie entsprechender als anderen ilaupttheil der Schrift bezeichnen, — stellt er einen weiteren Ausblick an, dahingehend, welche Aus- sicht die morphologische Biologie habe, sich zu dem Range einer exacten, der Physik gleiehwerthigen, Disciplin her- auszuarbeiten, und welche Wege hierzu zu verfolgen seien. Wir halten diesen Abschnitt in gewisser Hinsicht für den bedeutendsten Theil der Schrift Driescli's. Gleichwohl müssen wir es uns versagen, auf seinen Inhalt näher einzugehen, denn bei der gedrängten, organisch in sich zusammenhängenden Art seines (Tcdankenaulbaues er- scheint ein auszugsweises, kürzendes Referiren nicht gut zulässig. Wir beschränken uns daher darauf, mir an- zudeuten, um was es sich handelt. „Um zu zeigen, welchen Weg eine Wissenschaft ein- schlagen könne, um sich zum Range einer exacten Dis- ciplin zu erheben, muss die ünteisuchung vorangehen, ob ihr dies ihrem inneren Wesen nach überhaupt milglieh sei. Wir wollen daher v(u- allem anderen die Jlorphologie der Organismen auf dieses ihr Wesen hin untersuchen, indem wir die beiden fundamentalen Ansichten mit ein- ander vergleichen, die über das Wesen der lebenden Formen a priori möglich, und die auch beide in irgend einem Gewände geäussert sind. Dass diese beiden An- schauungen die Prädicate zufällig und gesetzlich ver- dienen, schicken wir zunächst ohne Begründung mid Er- läuterung voraus. " Die eine dieser beiden Anschauungen, die Theorie der zufälligen Formbildung, haben wir im Darwi- nismus. Dies weist Driesch nach und damit zugleich die Unfähigkeit dieser Auffassungsrichtung zu einer exacten Entwickelung der biologischen Morphologie. Hieraufwendet sich Driesch zur anderen der beiden Anschauungen, zur Ansicht der gesetzlichen Forui- l)ildung. „Da ihr contradictorischcs Gegentheil", eben die Theorie der zufälligen Formbildung, „unzureichend ist, so folgt ihre principielle Richtigkeit." Er skizzii-t nun in der Richtung der Lehre der gesetzlichen Formbildung in einigen grossen Zügen die Perspective von unten au bis zu der auf der Grenze der Erkenntniss liegenden Kategorie höchster letzter Probleme. Prüfen wir den gegenwärtigen Stand der Forschung an dem Maassstab dieser Perspective, so müssen wir bei aufrichtiger Prüfung Driesch in folgen- dem Bekenntnisse leider beipflichten: „Wie weit die Theorien der gesetzlichen Fornd)ildung von diesen ge- gebenen Grenzen des Erkennens noch entfernt sind, ja dass sie positiv noch gar nichts, auch nur im ersten Stadium erklärt haben, brauche ich wohl nicht besonders zu betonen. Dem Unwerth der Descendenzthcorie, der Falschheit der Theorie der zufälligen Formbildung reiht sich als drittes das Nichtwissen von gesetzlicher Ge- staltung an; ein nicht sehr erfreuliches Resultat." — - „Unsere Untersuchung hat uns gezeigt, dass das Pro- blem der Morphologie weder durch die im Darwinismus ihren Ausdruck findende historische Auffassungsart gelöst wird, weil .... sie eben kein historisches Problem ist, dass aber auch andererseits die thatsächlich geäusserten Auffassungen einer Gesetzlichkeit der morphologischen Processe nicht mehr zu sein beanspruchen dürfen, als Hypothesen allgemeinsten Charakters oder vielmehr als 118 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. Directiven; dass sie zumal den Tlieorieen der therhanden sein, der eine von Juni bis Deccmber, der andere von Deccmber bis Juni zu benutzen; der grösste Fehler bei Anwendung eines symmetrischen Körpers B beträgt aber nur 1 Min., was bei der Genauigkeit mit welcher an der nicht sein- scharfen Schattengrenze abgelesen werden kann, ziemlich gleich- gültig ist. Aus dem angedeuteten Grund fallen übrigens die oben angegebenen Umstellungszeiten für A nicht genau mit den Zeiten zusanmien, zu denen die Z.-61. = 0 ist.) Man erhält mit dem Instrument leicht die M. Z. auf 1 bis 2 Minuten, was ja für die meisten hier in iSetraeht konmienden Zwecke genügt. Für südliche Breiten muss der schattenwerfende Körper umgekehrt liegen. — Auch eine bestimmte Normalzeit statt der Ortszeit kann das Instrumentchen selbstverständlich angeben, man hat dazu nur statt des Strichs XII denjenigen Strich der Zitferldatttheilung auf 1 oder r zu stellen, der dem Unterschied jener Normalzeit und der Ortszeit entspricht; wenn z. B. in Stuttgart die M. E. Z. abgelesen werden soll, so ist der Strich XIV' 23™ einzustellen. Für Länder mit meist klarem Himmel und wenig Gelegenheit zur Uhrcontrole ist dieser einfachen Mittleren- Zeit-Sonneuuhr praktische Bedeutung nicht abzusprechen. llaunuer. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der C"Stos au tler zoologischen Abthei- liiiip; do.« Kgl. Museums für Naturkunde zu Berlin Dr. F. Hilgon- dorf zum Kgl. Professor. — Dr.- Wilhelm Hiill\v;n-hs in Strass- burg zum Professor der Physik am PolyteLdmicum in Dresden. Es hat sieh habilitirt: Kreisthierarzt Wilhelm Klier vom Polizeipräsidium in Berlin als Privatdoeent für Thiorheilkundo an der PTniversität Jeua mit gleii-hzeitifcer Berut'urg zum Leiter der Voterinäranstalt an dem laud\virthscliat'tlieh(^u Institut der Universität. Modicinal'Assessor Dr. Schuster, Leiter der Veterinäranstalt an dem landwirthschaftlichen Institut der Universität Jena, ist in den Ruhestand getreten. Es sind gestorben: Der ordentliche Professor der Botanik und Direetor des botanischen Gartens zu Neapel Cav. Giuseppe Antonio Pasquale. — In Warschau der bekannte Mediciner Professor Konstantin Kose. Die Direction der Senckenbergisehen naturforschenden Ge- sellschaft in Frankfurt a. M. beabsichtigt im Laute dieses Jahres- aus der Küppel-Stiftung ein Stipendium von ca. 12 OOO Älark Zu einer Forschungs- und Sammelreise nach dem ma- la yischen Archipel zu vergeben. Bewerber, welche eine gründliebe wissenschaftliche Vorbildung naehweiseii können, im Sammeln und Conserviren von Thieren geübt sind und womöglich lleiseerfahrung haben, wollen sieh bis 1. Juli schriftlich bei tler Direction melden. L i 1 1 e r a t u r. Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. vollständig neub(>arb. AuH. 5 Bd. Deutsche Legion-f^lektrodi.aguostik. F. A. Brock- haus in Leipzig. Berlin uiul Wien 1892. — Preis 10 Mk. Der 5. Band bringt W> Tafeln, unter diesen 6 in farbiger Ausführung 22 Karten und Pläne und 228 Textabbihlwngen; auch er entspricht dem, was die ersten Bände versprechen. Ein gut gemachtes Lexikon giebt ein interessantes Bild seiner Zeit und bleibt insofern immer von Werth. So bringt der vorliegende Band reiches Material zur Würdigung der deutscheu Militärvor- lage. Derselbe enthält unter der Fülle textlichen und illustrativen Stoffes zwei zu der Artikelreihe üb<'r Deutschland geh;irende Karten der Dislocation der deutsehen, österreichischen, russischen und französischen Trupjien, namentlich an den Grenzen, wie auch im Binneulande. Von den Chromos erwähnen wir rweist der letzteren übrigens zuviel Ehre, indem er sie eine „Theorie" nennt (S. 15). 120 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 12. Die sinnreich variirten Experimente liaben unabhängig von jeder Anffassiing der hypnotischen Thatsachen und Suggestions- wirkungen zum grossen Theil ein hohes psychologisches Inter- esse, weil sie auf die verschiedenen Arten der geistigen Ab- hängigkeit einer Person von einer andern Licht werfen. Leider wird der Werth derselben dadurch erheblich beeinträchtigt, dass die den Rapport-Beobachtungen unterworfenen Individuen mit X, Y, Z bezeichnet werden, so dass man nicht weiss, ob die An- zahl derselben gross oder klein war und Zweifel entstehen, in- wiefern Dressur, Gewöhnung, Einschüchterung u. s. w. die Re- sultate beeinflusst haben mögen. W. Preyer. J. Heussi, Leitfaden der Physik. 13. verbesserte Auflage, mit l.j'iHolzscbnitten. Bearbeitet von H.Weinert. Braunschweig. Verlag von Otto Salle. 1892. — Preis 1.80 Mk. Der altbewährte Leitfaden der Phj'sik von Heussi erscheint in der vorliegenden neuen Auflage vermehrt durch einen die Grundbegriffe der Chemie behandelnden Anhang, der auch ge- sondert käuflich ist. Dadurch schliesst er sich dem vorbereitenden Kursus, der durch die neuen Lehrpläne an allen höheren Schulen eingeführt worden ist, vollständig und wird in hohem Grade geeignet, bei der Unterstufe dos physikalischen Unterrichts zu Grunde ge- legt zu werden. — Da der Leitfaden die physikalischen Erschei- nungen nur insoweit behandelt, als sie für einen Anfänger ohne mathematische Kenntnisse verständlich sind, sind zweckmässig Erscheinungen, wie z. B. die Interferenz und Polarisation des Lichts unerwähnt gelassen. Bei der völligen Verständlichkeit aller Abschnitte eignet sich das Büchlein auch vorzüglich zur Ein- führung in Mädchenschulen. Prof. Dr. Felix Müller, Zeittafeln zur Geschichte der Mathe- matik, Physik und Astronomie bis zum Jahre 1500, mit Hin- weis auf die Quellen-Litteratur. Verlag von B. G. Teubner. Leipzig 1892. — Preis 2,40 U. In dem vorliegenden Werkchen begrüssen wir ein sehr ver- dienstliches Unternehmen, da einige historische Kenntnisse ge- rade beim Studium der schon im Alterthum verhältnissmässig so hoch entwickelten exacten Wis.senschaften unbedingt erforder- lich sind. Tragen doch viele Methoden und Lehrsätze den Namen ihres Entdeckers und weisen dadurch unmittelbar auf die Berück- sichtigung der historischen Entwicklung hin. Nicht Jedem werden allzeit umfangreiche Geschiclitswerke, wie das treft"liche Cantor- sche, zur Verfügung stehen; ihnen wird das MüUer'sche Compen- dium sicherlich stets die für den Augenblick gewünschte Auskunft schnell und zuverlässig ertheilen. Die überall durchgeführte An- gabe der Quellenwerke wird aber auch demjenigen unnützes Suchen ersparen, der in irgend einer Frage specieller unterrichtet zu werden wünscht. Der Umstand, dass der Tafel ein nicht nnr die Namen, sondern auch die Sachen enthaltendes Register ange- fügt ist, erhölit ihre Brauchbarkeit ausserordentlich. — Hoffent- lich wird es dem vei'dienten mathematischen Polyhistor recht bald möglich, sein Unternehmen bis zur Gegenwart fortzuführen und durch die Vervollständigung den Werth der Publication noch we- sentlich zu steigern. Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie, heraus- gegeben von P. Groth. Leipzig 1892. — 21. Band, Heft 1. und 2. — Alexander Schmidt: Daten zur genaueren Kenntniss einiger Mineralien der Pyroxengrnppe. (Krystallographische Untersuchun- gen an Diopsiden aus dem Alathal, weissen und grünen Diopsiden von Achmatowsk, Diopsiden von Nordmarken und dem Schwarzen- stein im Zillerfhal [beide Arten: die neueren, kleineren, fast farb- losen Krystalle und die grösseren, älteren, fast dunkel gefärbten] und an schwarzen und gelben Augitkrystallen vom Aramyer Berg.) 4 Tafeln. — P. Philipp Heberdey: Krystallisirte Schlacken von Raibl. Cliemische Untersuchungen und Krystallmessungen an Schlacken, herrührend von den auf der Schmelzhütte zu Kalt- wasser bei Raibl verarbeiteten Bleiglaiizerzen. Zwei Handstücke, deren eines Röstgut war, welches aus einer mikrokrystallinischen Grundmasse und krystallisirtem (künstlichen) Bleizinkchrysolith bestand, während das andere krystallisirte Schlacke war, die der späteren Niederschlagsarbeit entstammte und in einer derben Grundmasse zahlreiche säulenförmige und wenige tafelförmige Krystalle in Drusenräumen enthielt. Als Anhang: Thallium und Lithium haltender Dolomit von Raibl. — P. Pjatnitzky, Char- kow: Ueber die Krystallform des Uranotil. Krystallmessungen und optische Untersuchungen. — K. Zimanyi, Budapest: Ueber den Augurit vom Laurion-Gebirge in Griechenhiiul. Krystall- messungen. Zu den beiden letzten Abhandlungen gehört eine Tafel. — L. J. Igelström: Frindelit aus der Sjögrube Haus- mannit (Braunit- und Eisenerzgrube), Grythytte, Kirschspiel Oerbro. Chemische und Löthrohr- Untersuchungen. — Bruno Do SS, Riga: Krystallographische Untersuchungen organischer Ver- bindungen. Messungen an Ki-ystallen der 1) Ester von Anili- dosäuren, 2) Säureanilide (Milch), 3) Derivate der Glutar- und Bernsteinsäuren. — Ferner enthalten die Hefte zahlreiche Referate über krystallographische und mineralogische Abhandlungen. F. K. Die Mittheilungen der Kaiserl. Eönigl. Geographischen Gesellschaft in Wien (18:i2, Band XXXV No. 11 und 12) ent- halten: Dl'. Leo Prochnik: Skizzen aus Niedorländiscli-Ost- indien. Amboina und Ceram. Es sind Schilderungen, welche der Vortragende, der lange Zeit dort gelebt hat, nach seinem Ge- dächtniss ülier die abseits gelegenen und von Touristen und For- schern wenig besuchten Inseln und ihre Bewohner, unter denen besonders die Alfuren Ceranis interes.sant sind, entwirft. — Stefanovic von Vilovo: Die Eisenbahn im Klostcrthal in Vor- arlberg und die Katastro|)he am 9. Juli 1892. Untersuchung über die Ursachen, welche die bekannte Katastrophe herbeigeführt haben, und darüber, wie eine weitere zu vermeiden ist. — Kleinere l\Iitth eil ungen und Forschungsberichte. (Die Schwankungen der geographischen Breiten. Ueber die Besitzer- greifung von St. Paul und Neu-Anisterdam durch die Franzosen. Eine schwimmende Insel im nordatlantischeu Ocean. Aus der grossen Menge heben wir ferner Iiervor: Zur Erforschung des Juba- Beckens; Zustände in Wadai; Montoil's Reise vom Senegal zum Tschad-See und nach Tripolis; Vom Assal-See; Ibna und Udea oder Doani etc. etc.) — Berichte über auswärtige geo- graphische Gesellschaften. Litteratu rb e rieht. Notizen. (Gefährdung der meteorologischen Station auf dem Sonnblick- gipfel, der höchsten meteorologischen Station F^uropas. Durch eine Verkettung misslicher Umstände ist das fernere Bestehen der bekannten Station in Frage gestellt; die österreichische meteoro- logische Gesellschaft hat jedoch bereits Schritte gethan, das von ihr bisher unterhaltene wichtige Institut weiterführen zu können. Hoft'entlich ist ihre Mühe erfolgreich!) F. K. Berichtigung. Ich mache auf eine kleine Verwechselung aufmerksam, die Herrn Busch an in seinem Artikel „D.as Ende der Caunstatt- Rasse" passirt ist, und die mir, um Irrthum zu vermeiden, der Berichti- gung werth erscheint. „Naturw. Wochenschr." S. 67 links unten Zeile 7 wird „Prof. Gustav Jäger" für die falsche Einreihung des berüchtigten Schädelstücks und somit für den ganzen Spuk der Cannstatt-Rasse verantwortlich gemacht und jedermann wird hierbei an den bekannten „Seelen- Jäger" denken, während in Wirklichkeit Georg Friedrich Jäger, ehemals (bis in die 50er Jahre) Conservator am Naturalien-Cabinet in Stuttgart, in seiner Arbeit über die fossilen Säugethiere Württembergs 183.') (S. 141) den Grund zur späteren Vei'sündigung des Herrn Quatrefages gelegt hat. J. Eichler, Assistent am Kgl. Naturalien-Cabinet in Stuttgart. Inhalt: Prof. Kirchner: Christian Konrad Sprengel, der Begründer der modernen Blumentheorie. (Schluss.) — Professor Dr. K. A. Lossen f- — Die mathematisch-mechanische Betrachtung morphologischer Probleme der Biologie. — Sonnenuhr für mitt- lere Zeit. (Mit Abbild.) — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Brockhaus' Konversations-Lexikon. — Brehms Thier- leben. Die Insekten, Tausendfüsser und Spinneu. — Albert Moll: Der Rapport in der Hypnose. — J. Heussi: Leitfaden der Physik. — Prof. Dr. Felix Müller: Zeittafeln zur Geschiclite der Mathematik, Physik und Astronomie bis zum Jahre 1500. — Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. — Mitthoilungen der Kaiserl. Königl. Geographischen Gesellschaft in Wien. — Berichtigung. Die Erneiieriiiig des Abonnements wird den geehrten Abnehmern dieser Wochenschrift hierdurch in geneigte Erinnerung gebracht. Die Verlagsbuchhandlung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck; G, Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 12. Naturwissenschaftliclie Wochenschrift. XXIII I I Die Leipziger Lehrmittel-Anstalt von Dr. Oscar Ncliiieider Schulstrasse 10- Leipzig empfiehlt Schulstnissc 10— li den Herren Sclitildirektoreii niid Scliiilvorstiiiideu /.um bcvorsteiicudcn Beginn des neuen Schuljain-cs ihr reichhaltiges Lager von is M 2.->.- ,, „ 15.- „ „ 2.>.- „ n 16.— I" — i> ij 3.— . , 5.- S — . „ 10.- I Keclieiiinascliinen JC ').— 1 Tilliciis Kochciikasteii „ 8.— Lesebretter und Leseiuascliineii . . . „ 5.— Wandtafeln , 5.— Stativen „ 10.— Wandtafel -Linealen „ —.75 Wandtafel -Winkeln „ 2.— Wandtafel -Transporteure „ 3.— Wandtafel -Zirkel für Kreide .... „ 3.50 Wandtafel -Keissscliienen „ 2.50 Wandtafel -Kreide (la Cliaui])a^ner Kreide) Dtzd. M -.20, Gross ..U 2.- Erd- und Himmelsgloben Jt 1.— bis M 300.— , 3!M).- , 00.- , S.— , 3."iO.- , .>0.- .'>00.- .»00.- 25.- 150.- 'l'ellurien Schulwandkarten . . Anscbauungsbildern . Anatomische Modellen . . . . , 10.- . . . . „ C- . . . . „ -.50 . . . . „ 3.50 Botanische Modellen ,, —.50 Samnilungen „ 5.— riiysikalischen Apparaten .... „ 30.— (ileometrischen Körpern in Eisen ii. Holz „ —.50 Tnrngeräten ,, 2.50 Bei Bedarf von Schulgeräten sowie Anschauungs- und Lehrmitteln jeder Art bitten wir unsern Haupt- katalog zu verlangen, den wir kostenlos und franko versenden. tkeitui' S. Xmmumiiwtm^i 23, ^**f.*^** »,^t,» j>,»,^,»jt jt» jt» Vor Kmzom erschien und ist durch jede Buchhamilung gratis zu beziehen: Verlags -Katalog von Fem. Diimnilers YerlagstiiicliMIg, 1808-1892. ifif^^^^^^-f ^ ^y¥$^»¥»'¥¥ 4il!MILIi'J«liilMlMMl!ilMii^!KLll[inMfeli[lii' Soeben erschien : Protuberanzen, Meteoriten, Weltennebel iinil Kometen. Von L. Graf von Pfeil. 33 Seiten gr. 8». -^ Preis 60 Pf. ^- Zu beziehen durch alle Buch- liandhingeu. Ferd, Dümmlers Verlagsbuchtidlg. E in Berlin SW. 12. j= iilllilllllllllllllllllllllliilllllllllliilillliiiiliilillillllllilllllllllllllllliiliir Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 Jt; geb. Preis 4 Jl. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Lanolin-Toiiette-cream-Lanolin der Lanolinfabrik, Marlinikenfelde bei Berlin VOI*ZUyliCn im ^me ba- Simt. If -»__iS„i;-,|, jur Siciulinltuna unb »cbctfuiig uniiitiT "OPiMgllUn .fiautftcttcu unb sauiibm. w_ "„i;-»!- un- Ci^mtiuni a"ta .fwm, bcjonbnä bei «/>I<"> echt «e^V' Zu haben in Zinnlubon ä 10 Vt., in Blechdosen a. 20 und 10 Pf. in den meisten Apotheicen und Drogerien. Geucral-Depöt: Riehard Horsch, Berlin N.W. 21. ♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luiseustr. 58. BERLIN NW. Lulsen.str. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ J und Geräthschaften im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. T ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Patentarfwalt Ulr. R. Maerz, Berlin., Leipzigerstr. 67. Sauerstotl' iin Stalilc.ylindei'n.j Dr. Th. 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Abdrnek ist nnr mit vollständiger «{nellenangabe gestattet. Die Ziegen mit „goldenen Zähnen" und das „Goldkraut". Von P. Aschers on. Als icli V(ir nuiiniclir drcis.sig' Jahren mich auf eine botanische Reise nach Sardinien vorbereitete, den ersten Austlui;-, der mich weit über die Grenzen des deutschen Vaterlandes hinausführen sollte, fand ich in dem classi- schcn Handbuch La Marmora's*) eine Stelle, die sich unauslöschbar meinem Gedächtniss eingeprägt hat. Der genannte Forscher berichtet von der kleinen Insel Tavo- lara unweit der Nordostküste Sardiniens, dass die wilden Ziegen, welche in beträchtlicher Zahl den schroff sich er- hebenden Kalkberg, der den grössten Tlieil der Insel bildet, bewohnen, an ihren Zähnen einen goldglänzenden Ueberzug zeigen, eine Erscheinung, die ein früherer Rei- sender, Valery, mit dem sonderbaren Ausdruck eines „vergoldeten Schnurrbarts" bezeichnete. Meine Hoffnung, diese merkwürdige Thatsache durch eigenen Augenschein kennen zu lernen, sollte sich erst ein Viertcljahrhundert später erfüllen. Die Dampferfahrt von Orosei nach Mad- daleua führte mich zwar Anfang Juli 18G3 in unmittel- barer Nähe der Goldzahn-Ziegen-Insel vorüber, allein be- treten habe ich sie nicht, obwohl es mir vergönnt war, auf einer anderen, wenige Stunden nördlicher gelegenen Ziegen-Insel, der weltberühmten Caprera, unvergessliche Stunden im gastlichen Hause ihres gefeierten BeAvohners zu verleben. Ich wurde an diese Angelegenheit erst wieder er- innert, als ich am Südrande der ob ihres Mörissees seit uralten Zeiten gepriesenen Provinz Fajuni, in der, eine Ausbuchtung der Libyschen Wüste füllenden, wenig be- suchten Oasenlaudschaft Rharaq, Ende März 187G wieder von Ziegen mit goldenen Zähnen hörte. Die dortigen Beduinen fügten noch hinzu, dass diese Erscheinung vom Genuss eines „Goldkrautes'' herrühre, das mir aber keiner zu zeigen wusste. Noch einmal erfuhr ich davon auf meiner letzten ägyptischen Reise im April 1887, an einer noch bedeutsameren Stelle des Pharaonenlandes, am Ost- *) ItimJriiire de l'ile de Sardaigne. II. (1860) S. 191. rande des Delta unweit der Konigstadt des grossen Ramses, Tanis, des Zoan der Bibel, in dessen Nähe die Tradition die Königstochter den kleinen Moses im Röhricht auf- fischen lässt. Wenige Wochen früher hatte mir der hoch- verdiente Biologe Forsyth Major in Florenz einen Ziegenkiefer von Tavolara vorgelegt, au dem der gold- glänzende Ueberzug der Backzähne deutlich zu er- kennen war. Diese persönlichen Erinnerungen mögen es entschul- digen, dass ich als Botaniker mich veranlasst sah, mich mit einem dem Gebiet meiner sonstigen Thätigkeit fern- liegenden Gegenstände zu beschäftigen, mit welchem der- selbe nur durch das geheimnissvolle „Goldkraut" einen gewissen Zusammenhang besitzt. Das Vorkommen eines metallgläuzeuden Ueberzuges auf den Zähnen von Wiederkäuern (vorzugsweise in dieser Gruppe*) ist derselbe, so viel mir bekannt, bis jetzt beobachtet worden) ist keineswegs eine so seltene Er- scheinung, als man nach den spärlichen und dürftigen Erwähnungen dieser Thatsache in der Fachlitteratur er- warten sollte.**) In seltenen Fällen ist sie selbst in Deutsch- land an unseren Haustliieren beobachtet worden. So liefert Hertwig***) 1874 Beschreibung und Abbildung des von dem Thierarzt van Heil eingesandten Ober- kiefers einer in dem uralten niederrheinischen, neuerdings *) Von Angehörigen anderer Säugethier-Ordnungen nenne ich den Wildesel, an welchem Geh. Rath. Roh. Hartmann (Sitzung der Gesellschaft Naturforscher Freunde am 21. Febr. 1893) die Erscheinung in Nubien 1860 beobachtete. Ferner theilte mir Dr. J aekel mit, dass er dieselbe an den Zähnen eines fossilen Raubthiers, Hyaenodon, bemerkt habe. **) Forsyth Major beobachtete sie sogar an den Zähnen eines fossilen Wiederkäuers, des von ihm in dem Tertiär von Samos entdeckten Samotherium (Giraftidae). ***) Gurlt und Hertwig, Magazin für die ges. Tliierheil- kunde. XL. 8. 345 Tafel III. Das Präparat wurde mir aus der Sannnlung der hiesigen Thierärztlichen Hochschule, durch Prof. Schütz anvertraut. 122 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. so viel genannten Städtchen Xanten geschlachteten Ziege. deren Mahlzähne mit einer stellenweise 5 mm dicken, lebhaft silberglänzenden Kruste bedeckt waren. Derselbe erwähnt einen damals im Besitze des hiesigen Zahnarztes Dr. Linderer betiudlichen Hammelkiefer, dessen Zähne einen schwarzen, schön goldglänzendeu Ueberzug be- sassen. Geheimrath Virchow theilte mir mit, dass er Aehnliches an Kidieu gesehen habe. Viel häufiger aber wird die Erscheinung an wilden Wiederkäuern oder doch an mehr in Freiheit weidenden »Schafen und Ziegen in den sonnigen Landschaften des Mittelmeer- Gebietes und des Orients beobachtet. Von ersteren ist sie z. B. an Damhirschen festgestellt*); noch häufiger zeigt sie sich an den Gebissen von Anti- lopen, wie Prof. Nehring berichtete, der auch die Güte hatte, zur Demonstration in der December- Sitzuug 1892 der Gesellschaft Naturforschender Freunde die Unterkiefer einer Gemse und einer Saiga-Antiloi)e mitzul)ringen. Namentlich der letztere zeigt die Erschei- nnui;- v(illig typisch. An den [Molaren sind die äusseren und namentlich die der Mundhöhle zugewandten Seiteu- flächen mit einem dunklen, bei geeigneter Beleuchtung messinggelben Jletallglanz reflectirenden Ueberzug be- deckt, der auf den Kauflächen und in deren Umgebung fehlt, ebenso an den von Zahnfleisch bedeckt gewesenen Partien, sowie auch die Schneidezähne völlig frei davon sind. Diese Kruste ist ziemlich dünn und rissig, haftet aber fest auf ihrer Unterlage. Es kann somit keinem Zweifel unterliegen, dass es sich nicht um eine Färbung der eigentlichen Zahnsubstanz, sondern um einen Nieder- schlag aus der Mundflüssigkeit, bez. dem Speichel han- delt, dass also die von Hertwig angewendete Bezeichnung „metallglänzender Weinstein" völlig zutreffend ist. Ueber die chemische Zusammensetzung desselben giebt letzterer nur eine dürftige Andeutung; doch ist wohl nicht zweifel- haft, dass derselbe, wie der sog. Weinstein überhaupt, grösstentheils aus Calciumcarbonat besteht. Zeigen doch auch andere Ausscheidungen deren Verbindung im thie- rischen Körper ähnliehen Metallglanz, worauf mich R. Vir- chow noch besonders aufmerksam machte, wie die schon von Hertwig erwähnten Nierensteine, welche vergoldeten Pillen gleichen. Die Ursache dieses Glanzes ist schwer- lich in einem von diesem erwähnten geringen Gehalt an Ferrocarbonat zu suchen, sondern, wie schon Hertwig und ^'irch()w und neuerdings Ficalbi**) mit Recht annehmen, in der mikroskopischen Structur dieses Niederschlages, der aus zahlreichen sehr dünnen übereinander abgelagerten Lamellen besteht. Der Eisengehalt könnte höchstens für die gelbliche Färbung dieser Ablagerung in Frage kommen, welche die Gold-, Messing- oder Bronzefarbe bedingt, wogegen eine farblose Substanz bei gleicher Structur in Silberglanz strahlt, was nach Ficalbi besonders bei Rinder- gebissen vorkommen soll. Viel wahrscheinlicher rührt aber diese gelbliche Färbung (nach Ficalbi) von einem organi- schen Pigment her, sei es, dass dieses aus dem Blute abgesondert wird oder den Säften der von den Thieren abgeweideten Pflanzen entstammt. Die uns interessirende Erscheinung ist mir, grössten- *) Lungershausen theilt im „Zoolog. Garten" 18GG S. 475 einen an einem Damhirsch in der Provinz Posen beobachteten Fall mit. Nach Herrn F. v. Jjuschan ist die Erscheinung in der Gegend von Seudschirli (Nord-Syrien) an Damhirschen, und Antilopen, wie auch Ziegen und Schafen nicht selten. Einen dieselbe zeigender Hirschschädel hatte derselbe in der März- Sitzung 1893 der Anthropologischen Gesellschaft hierselbst aus- gelegt. **) Atti della Societä Toscana di Scienze Naturali Processi Verbau Vol. V, S. 251. Adunanza del di 8. maggio 18S7. (Be- sprechung des Forsyth Major'sc-hen Präparates, \V(dil ilessidbi'n. das auch ich gesehen habe.) theils in Verl)indung mit dem bereits erwähnten, Sdfort näher zu besprechenden Volksglauben an eine dieselbe veranlassende bestimmte Pflanze, von folgenden zahl- reichen Oertlichkciten Südeuropas und des Orients be- kannt geworden: Sardinien: Insel Tavolara (La Marmora, For.syth Major). Sicilien: Berge um Palermo (Pariatore nach Carnel); Aetna (La Marmora). Griechenland: Parnass (v. Heldreich, Orphanides); Oeta; Tymphrestos [jetzt Veluchi]: Dirphys auf Euboea; Kyllene (v. Heldreieh); Parnon [jetzt MalevöJ (Orphanides): Taygetos (v. Heldreieh). Kreta: Ida [Sphakia] (Buondelmonti, Porcacchi, Sieber, V. Heldreich, Raulin). Karpathos [Scari)anto]: Lastos (Ross, Tli. Beut, Forsyth Major). Syrien: Seudschirli (F. v. Luschani; Libanon (Seetzen, Consul Gays nach Zoolog. Garten 1860 a. a. O.). Mesopotamien (Haussknecht). Kurdistan und Armenien (Sintenis). Persien: Demawend (Morier). Aegypten: Rhara(|; Tanis [San] (Ascherson). Dass dieser merkwürdige Goldglanz der Zähne pflanzenfressender Thiere durch eine Besonderheit des Futters, vielleicht durch eine bestimmte Pflanze hervor- gerufen werde, ist eine naheliegende Vermuthung, die sich auch nüchternen Forschern, wie La IMarniora und Ficalbi aufdrängen musste. Der Volksglaube südlicher und (istlichcr Nationen, angeregt durch Geheimlehren der mittelalterlichen Alchyniie, hat diese Hypothese zu einer mit aller Gluth ihrer Phantasie ausgeschmückten Sage aus- gestaltet, welche nahezu an allen oben genannten Orten von zahlreichen Reisenden aufgezeichnet wurde; hier vollständiger, dort nur in einzelnen Zügen. Als Ur- sprungsgebiet dieser Sage dürfen wir vielleicht die Ge- birge Griechenlands und die Inseln des Aegaeischen Meeres ansehen, wo sie wenigstens noch heut am meisten verbreitet*) und am niannichfaltigsten ausgeschmückt im Volksnnmde lebt. Zwar ist es mir nicht gelungen, Nachrichten darüber in der classischen Litteratur anzu- treffen**), wie von der gleichfalls bei den griechischen *) „Diese mir so überlästig gewordene und bis zum Ekel wiederholte Erzählung." Sieber, Heise nach Kreta. I. (1823) S. 545. **) Ueber die Sagen, welche sich an die Mandragoras-Arten (Airann) knüpfen, und die sich in einem Punkte, dem nächtliclien Leuchten, mit denen vom (ioldkraut berühren, vgl. F. v. Luschan, P. Ascherson und R. Beyer in Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1801 (Sitzung vom 17. October) S. 7-2G— 746. Wie daselbst (S. 731 Anm.) bemerkt ist, wird eine der später an Mandragoras angelehnten, in der Nacht leuchtenden Wunderpflanzen, die Aglaophotis, von Hermes Trismegistos (vgl. E. Meyer. Geschichte der Botanik. II. S. 344) als das „Kraut des' Mondes" bezeichnet. Die Nachrichten der Alten über leuchtende Pflanzen hat der berühmte Konrad Gesner in einer eigenen, 1555 in Zürich er- schienenen Schrift zusammengestellt, in deren langen Titel es aus- drücklich heisst: „von seltenen und wunderbaren Kräutern, welche theils weil sie in die Nacht leuchten, theils aus anderen Gründen Mondkräuter genannt werden." In diesem Werke wird u. a. nach dem Manuscript eines ungenannten Verfassers ein ..Mondkraut" erwähnt, das (allerdings nur bei zunehmendem Monde; lUxs Kraut soll überhaupt mit dem Monde wachsen und ab- nehmen!) Nachts leuchtet und durch dessen Saft unedle Metalle in edle verwandelt werden sollen, und zwar durch den der Blüthen in Silber, den der Wurzel in Gold. Mit dem Namen „Mond- kraut" wird auch das uns hier beschäftigende Goldkraut in der ersten dasselbe behandelnden litterarischen Nachricht bezeichnet. Es sind somit in dem Volksglauben der Mittelmeerländer und des Orients Wahnvorstellungen lebendig geblieben, die einst in den Köpfen der Alchymisten im Abend- und im Morgenlande spukten! Nr. IB. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 123 Hirten nach Orphani des weitverbreiteter Erzählung vom aiöriQoyooiov, einem Kraute, mit dem man verschlossene Tliürcn öffnen und verborgene Heliiitze heben kann, wel- ches schon von Plinius*) mehrfach erwähnt wird, und in dem jeder die Spring-wur/.cl unserer deutschen Volks- märchen erkennen wird. ludess kann auch die Sage vom Goldkraut nahezu ein halbes Jahrtausend zurückver- folgt werden, da bereits der Florentiner Presbyter Cristo- foro Buondelmonti**), welcher 1422 Kreta besuolite, berichtet, dass ihm die Hirten vom Berge Ida er/ählt hätten, dort wüchsen grosse Mengen von .,M(jndkraut" (herba hmaria), durch dessen Genuss die Zähne der dort weidenden Heerden vergoldet werden. Theodor von Held reich, der vielerfahrene Naturforscher, der nun schon seit einem halben Jahrhundert die deutsche Wissen- schaft auf dem classiseheu Boden von Hellas so rühm- lich vertritt, schreibt mir über die von ihm vielfach (auch auf Kreta) vernonmiene Sage vom Goldkraut l'^olgendes: „Es ist eine Pflanze, deren Blüthen (oder Blume) bei Nacht leuchtet***), sich aber nicht pflücken lässt, weil, wenn man sich dem Lichtschein nähert, derselbe zu leuchten aufhört. Mau nmss zu Zweien sein, sagen die Hirten; der Eine in der Ferne stehen bleiben, der Andere mit einem Mantel (sog. Kappa aus Ziegenhaar) versehen, um denselben auf die leuchtende Lampidonia Xujintjdovia, auch Xaiinijdövri oder laiintjöovßfSa („die leuchtende" im ganzen Bereich der neugriechischen Sage bekannter Name der Wunderpflanze) zu werfen, sobald ihn der in der Ferne gebliebene Gefährte zuruft, dass er sieh nahe genug daljei beflnde. ^\■er die Lampidonia fassen und in Menge sannneln könnte, muss reich werden, weil sie Alles, wo- mit sie in Berührung konunt (nicht nur die Zähne der Schafe) in Gold verwandelt. Geht man der Sache auf den Grund, so hat keiner der Erzähler selbst die Lampi- donia gesehen, sondern sein Vater, Grossvater oder ein Dritter, der nicht zugegen ist, davon reden gehört. Ganz übereinstiunnend sind die Angaben des verstorbenen griechischen Botanikers Orphauides, der in seinen ririimovixü Band I. S. 61 einen kurzen Artikel unter dem Titel Ovcixrj [iv'/o?.oylce tTjc i'fonfQctc ' EXXädoc veröffent- licht init. Diesen Forscher trieb sein folkloristischer Eifer soweit, dass er auf dem Parnass und Parnon Nachtwache hielt, um unter Anleitung der Hirten die Wunderpflanze zu suchen. Auf dem Parnass sah er gar nichts, auf dem letztgenannten Gehege aber einmal in grosser Ferne einen weiss phosphorescirenden Lichtschein, der aber bei der An- näherung verschwand." Auf den fast völlig gleichlautenden Berieht Seetzens über das Goldkraut des Libanongebirges konnne ich weiterhin ausführlich zu sprechen. *) Nat. Hist. X., 20. XXV, 5. XXVI, 9. **) Creta, Sacra auet. Flaminio CornelioT. I. Venet. 1755. Christopliori Bondelmontii Presbyteri Florentini Descriptio Cretap P. 10.5. ***) Erzilliluupen von nächtlich leuchtenden Zauberkräutern finden sich bei den Schriftstellern des Alterthums vielfach. Ausser den Baaras des Josephas und der Aglaophotis des Aelian, (siehe oben S. 122 Anm. **) macht Forsj'th IMaJor auf Nyete- gretos und Nyctalops bei Plinius (Nat. Hist. XXI. 3(5.) auf- merksam. P. Sintenis hörte auch jetzt noch in Poutus bei Sumila unweit Trapezunt von einem bei Nacht leuchtenden Zauberkraut, das ein Kaloger (griechischer Mönch) entdeckt haben soll und das alle Kranklieiten heilt, wenn man sich nackt darauf herum wälzt. Auch der Kretenser, welcher 1817 unsern Sieber noch auf der Ueberfahrt nach Aegypteu um Nachweis des die Zähne der Schafe vergoldenden Zauberkrautes anging und so den oben mit- getheilten Ausbruch des Ueberdriisses veranlasste, war ein Kaloger. Mönche (nuin braucht nicht gerade an Pater Aurelia n zu denken), Hirten und meist bejahrte Vertreter des schönen Geschlechts, welche in der Heilkunde dilettireji („Kluge", Kräuter- und Streichfraucn etc.) halten überall am hartnäckigsten am Aber- glauben fest oder sind, wem das schöner klingt, die treuesten Bewahrer des Folklore. Die Abweichungen, welche anderwärts von dieser Er- zählung aufgezeichnet werden, sind verschiedenartig. Die Eigenschaft des Leuchtens scheint der Pflanze nur in Griechenland, auf den Inseln des Archi])elagus und in Syrien zugeschrieben zu werden. Dagegen glaul)t man anderwärts, auf Sicilicn wie in Persien, dass die Pflanze auf goldhaltigem Boden wachse, sei es als Anzeichen natürlicher Erzadern, oder an Oertlichkeiten, wo Schätze vergraben seien. Man scheint sich dort vorzustellen, dass dies Gold in die Pflanze übergehe und so an die Zähne der Ziegen oder Schafe gelange. Daran knüpft sich der Glaube, dass Fremde (seien es nun die überhaui)t als grosse Zauberer geltenden Stadtherren*) bezw. Euru- päer (deren Beschäftigung mit Kräutern und Inschriften häufig als Bemühung um Aufsuchung verborgener Schätze aufgefasst wird, wie es auch mir in der Oase Farafra begegnete), seien es Derwische aus Indien nach An- leitung ihrer Zauberl)ücher, wie man am Demawend meint) es verstehen, das Gohl aus dem Goldkraute zu gewinnen. In Mesopotamien glaubt man, dass diese Operation in kupfernen Kesseln vorgenommen werde. Sehr charakteristisch ist es jedenfalls, dass die Nach- forschungen der Botaniker nach dem Goldkraute fast stets erfolglos blieben, dass vielmehr die Hirten von diesen verlangten, dass sie ihnen die Pflanze zeigen möchten, und falls diese, wie natürlich, diesen Wunsch nicht er- füllen konnten, zuweilen recht verdriessliche Weiterungen eintraten. So soll es, wie Professor Caruel Herrn Dr. Forsyth Major mittheilte, Filippo Parlatore, dem hochberühmten Verfasser der Flora Italiana, ergangen sein, welcher in seiner sicilianischen Heimath bei einem Ausfluge in der Nähe der Hauptstadt sein Heil in der Flucht suchen musste, weil er den dortigen Landleuten nicht das Kraut, welches die Zähne der Ziegen vergoldet, zeigen konnte. Auch an Siel)er und Sintenis wurden ähnliehe Zumuthungcn gestellt. Nur wenige Fälle sind mir bekannt geworden, in denen umgekehrt die Hirten dem Botaniker eine vermeintlich so werthvolle Eigen- schaften besitzende Pflanze verrathen haben. So wurde meinem Freunde Ilaussknecht Euphorbia tinctoria Boiss. et Huet in Mesopotamien als solche bezeichnet. Noch bedeutsamere Aufschlüsse ergeben sich aus dem schon oben berührten Berichte des berühmten Orientreisenden U. J. Seetzen**), auf welchen mich Herr Consul Wetz- stein aufmerksam gemacht hat. Also auch diesmal habe ich, wie noch bei jeder irgendwie mit orientalischen Dingen sich befassenden Arbeit, dem umfassenden Wissen dieses meines langjährigen Freundes die wesentlichste Förderung zu danken. Seetzen hielt sieh im Juli 1805 zu Beschirra (im Libanon, "/^ Stunden von dem welt- berühmten Cedernwalde gelegen) im Hause eines französi- schen Kaufmans Bertrand auf, der dort, seit der Bona- parte'schen Expedition 1799 eine Zuflucht vor dem grausamen Dschesär-Pascha gefunden hatte. Von seinem Wirthe erhielt der Reisende Exemi)lare der Pflanze, durch deren Genuss die Ziegenzähne jenen im Vorhergehen- den besprochenen glänzenden üeberzug erlangen sollen. Der Reisende giebt von ihr folgende Beschreibung: Aus einem Schöpfe dicht sich deckender pfriemen- und laucett- förmiger Blättchen, die an den Rändern steife Borsten tragen, und zusammen fast an den Kelch einer Centaurea erinnern, konmien höchstens spannenlange einblüthige *) Selbst in der Mark Brandenburg glaubt man noch hie und da unter der Landbevölkerung an die Existenz eines sechsten und siebenten Buches Mose, das „in Spandau an einer Kette liege". (W. V. Schulenburg.) Auch der mitteldeutsche Glaube an den goldsuchenden „Walen" und „Venediger" bietet ein Analogen. **j Reisen durch Syrien und Unter-Aeijvpten, herausgegeben von Dr. Fr. Kruse. Berlin 1851, Bd. 1 S. 160 und 161. 124 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. Stengel. Die Blume hat 2 Kelch- und 4 gelbe Blumen- blätter und scheint zu der Klasse Polvandria zu gehören. Einige der oben erwähnten Wurzelblätter haben eben solchen Metallglanz wie die Ziegcnzähue. Das Leuchten der Pflanze will Mr. Bertrand selbst beobachtet haben und obwohl Seetzen das Vorgeben, dass die Pflanze un- edele Metalle oder Erze in Gold verwandele, lächerlich tindet, so erscheint sie ihm doch wegen dieser Phos- phorescenz und der „firuissgebenden Kraft" Aufmerksam- keit zu verdienen. Dass die angegebenen Blüthenmerkmale eine Papaveracee charakterisiren , ist so einleuchtend, dass man sich wundern muss, dass Seetzen, der eine gute naturwissenschaftliche Bildung besass, diese Be- stimmung nicht gemacht hat. Die niedrigen einblüthigen Stengel leiteten mich sofort auf das in Boissiers Flora Orientalis I. p. 111 angeführte Papaver libanoticum Boiss., allein die laucettlich-pfriemlichen Blätter Seetzens schienen mit der dort gegebeneu Beschreibung unvereinbar. Doch sollte sich sofort zeigen, dass auch hier „Probiren über Studiren" gehe. An einem im August 1880 von G. S ch wein für th oberhalb der Cedern gesammelten Herbar-Exemplare fand ich sofort, dass der Vergleich mit einem Centaurea-HüU-Kelch gar nicht so unzutreffend ist, da die frischen, tief eingeschnittenen Blätter von trockenen Resten wenig getheilter bezw. von den Blattstielbasen ge- theilter dicht umgeben sind. Noch mehr war ich erstaunt, an einigen dieser halb oder ganz vertrockneten Blattstiel- reste einen schönen Goldglanz zu bemerken, und so konnte ich nicht daran zweifeln, das Seetzen'sche Goldkraut vor mir zu haben.*) Die einzige Abweichung der Beschreibung unseres Landsmannes betrifft die Blüthenfarbe, welche Schweinfurth als „hell ziegelroth" bezeichnet. Indess hat Seetzen ja die Pflanze nur in einem vermuthlich nicht allzu sorgfältig getrockneten Exemplare gesehen. Um den Goldglanz der Ziegenzähne mit dem ähnlichen der Blätter des Libanon-Mohns in ursächliche Verbindung zu bringen, dazu bedurfte es nicht gerade einer orienta- lischen Phantasie. Selbst die auf den ersten Blick so unglaub- würdig erscheinende Angabe des nächtlichen Leuchtens, kann möglicher Weise einen thatsächlichen Hintergrund be- *) Die von Herrn P. Gr aebner vorgenommene miki-oskopische Untersuchung der betreffenden Stellen ergab auf einer aus massig verdickten Zellen bestehenden Epidermis, deren Zellwände gelb gefärbt sind, einen mächtigen Wachsüberzug. Auch unser deut- sches Papaver alpinum zeigt übrigens einen ähnlichen, wenn auch schwächei-en Metallglanz. Viel auffälliger als P. alpinum und selbst libanoticum sind mir kürzlich von Freund Sintenis mit- §etheilte Fruchtexemplare von P. armeniacum (L.) Lam. vom ipikordagh (Sint. Iter Orient. 1890 No. 3070.), bei denen der reichverzweigte Stengel und die Blätter einen schönen Goldglanz besitzen, so dass ich mich nicht wundern würde, wenn sich die auch dort nicht unbekannte Sage au diese Pflanze knüpfte. sitzen. Bekanntlich hat schon der grosse Linne in den Schriften der Schwedischen Akademie 1762 mitgetheilt, dass seine Tochter in der Abenddämmerung an den Blumen von Tnipaeolum, der bekannten „spanischen Kresse", ein blitzähnliches Leuchten bemerkt habe. Diese Beobachtung wurde vonHaggren an Calendula, von Pursh an Oeno- thera, überhaupt also an lebhaft rothgelben und gelben Blumen wiederholt. Die Sache erregte auch die Auf- merksamkeit unseres grössten Dichters, welchem dieselbe Wahrnehmung an den Blumen des „orientalischen Mohns" in seinem eigenen Garten am 19. Juni 1799 zu später Abend- zeit gelungen ist.*) Goethe erklärt diese Erscheinung, wie auch schon vor ihm Ingen-Housz und Andere, nicht wie Linne, für eine wirkliche Phos])horescenz, sondern für eine „physiologische Farl)enerscheinung", d. h. eine op- tische Täuschung, indem das Nachbild der lebliaft gefärbten Blume in der complemeutären blaugrünen P"'arbe erscheint. Diese Erklärung wird auch von Treviranus, der diese von ihm selbst mehrfach beobachtete Erscheinung in seiner Physiologie der Gewächse II. S. 70 — 72 eingehend be- spricht, angenommen. Die Vermuthuug dürfte wohl nicht zu gewagt sein, dass ähnliche Beobaclitungen auch wohl \on den Hirten am Libanon gemacht und von diesen wunder- gläubigen Naturkindern so gut wie von Linne und Anderen für ein wirkliches Leuchten gehalten wurden. Durch diese Annahme würden ja auch die Angabe ihre Erklärung linden, dass der Lichtschein bei der Annäherung erlischt. Fand doch auch Goethe, dass wenn er sich vor die Stauden hinstellte und aufmerksam darauf sah, nichts bemerkt werden konnte, dass es ihm aber bei mehrmaligem Hin- und Wiedergehen gelang, indem er seitwärts darauf blickte, die Erscheinung so oft zu wiederholen als ihm beliebte. Nahe verwandte Papaver-Formen finden sich auf den Hochgebirgen Kurdistans, Armeniens (siehe die vor- hergehende Anm.) und Persiens, aber nicht auf denen Griechenlands. Weitere Nachforschungen müssen lehren, ob nicht auch dort Hochgebirgspflanzen vorkonnnen, welche ähnliche Anhaltspunkte für den Volksglauljen liefern, oder ob der letztere lediglich als aus Vorder-Asien eingeführt gelten muss. So viel habe ich bis jetzt ermittelt. Selbstverständ- lich werde ich für Mittheilung weiterer Litteraturnotizen oder unveröJfentlichterThatsachen sehr dankbar sein. Ausser den schon mehrfach genannten Herren bin ich auch Herrn Sanitätsrath Dr. Bartels, Herrn Thierarzt (irimme und Herrn Matschie, Assi.stenten am Museum für Natur- kunde, für hierauf bezügliche Mittheilungen verpflichtet. 1 *) Goethe, Farbenlehre. No. 54. Ausgabe letzter Hand. Bd. 52 S. 37. Material zu einer Biographie Christian Konrad Sprengel's. Zusammengestellt im Auftrage der Redaktion von Dr. Robert Mi tt mann. Schall sagt in der Einleitung zu seinem Buch: „Ur- kundliche Nachrichten zur Geschichte der Garnison und Garnisongemeiude in Spandau" (Verl. v. Herrn. Osterwitz. Spandau-Berlin 1888): Die Stadt und Festung Spandau besitzt über ihre Vergangenheit einen so reichhaltigen Schatz von Urkunden und Aufzeichnungen, wie ein solcher ver- hältnissmässig wohl nur wenigen Orten von gleicher Grösse und Bedeutung zu Gebote steht. Sowohl in den städtischen, als auch in den kirchlichen Archiven — von den mili- tärischen ganz abgesehen — findet sich ein umfangreiches Quellenmaterial aufgeführt. Eine der wichtigsten dieser Quellen ist die von dem ehemaligen Inspector*) (d. h. Superintendent) und Prediger an St. Nicolai, Daniel Friedrich Scliulze (j 1811) mit unendlichem Fleiss und grosser Sorgfalt zusannnengetragene und niedergeschrie- bene sogenannte Kirchenchronik, die derselbe unter dem Titel „Zur Beschreibung und (Seschichte der Stadt Spandau gesammelte jMaterialien", der St. Nicolaikirciic als Manu- script hinterlassen hat, und die noch heut in Besitz und *) Als „I n spectoren" der Schulen fungirten damals Per- sonen, welche etwa denselben Rang hatten, wie heutzutage die Superintendenten. Nr. IB. Naturwi8.sens('liaftliche Wochensclirift. 12.Ö Aufbewahrung derselben sicli befindet. Dieselbe bildet einen dicken Folioband von 1071 eng und schön ge- schriebenen Seiten in schlicliteni, bereits ziemlich schad- haften Einband. Dieselbe reicht bis 1804. Inspector (Superintendent) Schulze war der un- mittelbare Vorgesetzte und einer der heftigsten Gegner .Siirengers. Die Streitigkeiten zwischen beiden sind des- iialh in der Chronik besonders ausführlich geschildert. Die dankenswerthe Liebenswürdigkeit des derzeitigen ()ber]iredigers an St. Nicolai, Herrn Recke, hat es der Redaction der „Natnrw. Woehenschr." ermöglicht, säinmt- liclies auf Sprengel bezügliche Material nachstehend wort- getreu zu veröffentlichen*). (Schulze'sche Chronik S. 1017. Jahr 1780.) Den 31 Dec. 1779 resignirte der rector Recke bey Gelegenheit eines gehabten Verdrusses mit der Mutter eines Schulkindes, aus hypochondrie seine Stelle, die er auf Ostern verlassen wolle. Da man ihn nicht bewegen konnte zu bleiben; so wurde der vom professor Zierlein aus Berlin empfohlene Lehrer am grossen Friedriehswaysenhause daselbst, H. Conrad Sprengel, nachdem er d. 20. Maerz seine Prol)e hier gelesen, vom Magistrat und mir zum rector erwählt, aucii, nach erhaltener confirmation, beruÖ'eu. — (Chronik S. 406. Von den Rectoren No. 45). Christian Conrad Si)rengel (1780 — 93), aus Brandenburg geburtig. Er iiatte seit G Jahren an der Schule des grossen Friedrichsliospitals gestanden und zugleich auf der königlichen ecole niiii- taire lection gegeben. Der jirofessor Zierlein vom (Jrauen Kloster empfahl ihn an mich als einen geschickten Schul- mann und so befanden wir ihn, als er in meiner, Herrn Staats und Fidlers, auch der Schulcollegen Gegenwart, vor dreyen Mitgliedern des Magistrats und Herrn Justiz- rath Lemcke, Proconsul**; und Amtsrath Hart, auch Post- meister und Senator Puhlmann, an der Schule die Probe*-'*) las. Der conrector der Schule zu Berlin (nachmals pro- fessor), Herr Moriz, meldete sich auch bey mir persöniicli um die Stelle, welcher aber ohne Probelection beruften seyn wollte, welches doch, da Herr Sprengel schon zu einer dergleichen eingeladen war, nicht geschehen konnte : so konnte daraus nichts werden. Herr Sprengel wurde dem Oberconsistorio zum tentamen praesentirt und von solchem approbirt; hierauf hier den 25. April 1780 vocirt und von mir introdueirt und hielt er seine Antrittsrede von dem Nuzen der griechischen und lateinischen Sprache gründlich und mit Beyfall. Allein so geschickt dieser Manu wUrklich war; so unruhig und eigensinnig war er. Gleich im May 1780 reichte er mir und dem Magistrat einen unvorgreifliehen Versuch eines abgeänderten lections- plans für hiesige grosse Schule ein. Im Ausgange 1781 schlug er schriftlich die Ab- schaffung der Morgen Praecesf) vor, an deren Stelle jeder Schulcollege wöchentlich eine Stunde mehr infor- miren und die, seitdem das Snbrectorat eingegangen, zu sehr combinirten Classen mehr auseinander gesetzt und sorgfältiger bearbeitet werden sollten. Wir liessen uns *) Die vielfach vorkommenden orthographischen und son- stigen Fehler sind nicht dem Unterzeichneten zur Last zu legen, sondern sind nur, weil in den Quellen vorhanden, lieluifs buch- still)!ich genauer Wiedergabe des Textes nicht verbessert worden. — Die an verschiedenen Stellen gegebenen Fussnoten sind mit Benützung der von Herrn Oberprediger Otto Recke gütigst or- theilten mündlichen Erläuterungen abgefasst. R. M. **) „Proconsul" entspricht etwa dem was man heutzutage als Syndicus bezeichnet. ***) Ueber Sprengel's Probelection ündet sich (Chronik S. 2-20) die Bemenun-kung: . . . „die ich ihm aus Phaedri Fabeln, der Aeneide, dem Hcr.az, des Plutarch Buch de pueroriim institutione und dem ersten Ebräischen Psalm aufgab." t) „Praeces" sind die damals (und in manchen Gegenden wohl auch heut noch) üblichen, vor Beginn des Schul-Unterrichtes abgehaltenen, gemeinschaftlichen Morgen- Andachten, Beydes gefallen. Allein in Kurzem ging er immer weiter; er zählte nicht mehr nach jeder Chorpost, sondern kaum einniahl die Woche das Chorgeld*) aus, das er solange dem Praefectus mit der Büchse in Händen Hess. Er ging grausam in seiner disciplin mit den Kindern und willkühr- lich mit seinen lectionen um. Wir mussten ihn einigemahl zu Rathhause vt rnehmen und ernstlich seiner Pflicht er- innern. Dies war ihm unerträglicli; daher er unterm 9ten Octob. 1782 beim Oberconsistorio über Magistrat und mich weitläufige Besehwerde führte ; welches doch, nach von uns eingezogenen Berichten, da hinauslief, dass er vom Oberconsistorio angewiesen wurde, künftig seinen Vorgesetzten mehr Folgsamkeit und in der Disciplin mehr Mässigung zu beweisen. — (Chronik S. 240. 1782). D. 17. Octob. theilte das Ol)ereonsistorium dem Magistrat und mir eine Beschwerde des hiesigen Rector Sprengel über uns vom 9. ejusd. nebst Begleitung eines sich dahin be- ziehenden Gesuchs einiger von der Bürgerschaft d. Uten ejusd. mit, mit Befehl, darüber fördersamst zu berichten. Er Iiatte vorgestellt: dass wir, anstatt ihn bei der Aus- übung seines Amtes zu unterstüzen, ihn gänzlich muthlos machten; eine Klage, die schon die vorigen rectores, der professor Hcindorft' und der rector Becker geführt hätten, von welchen letzterer, weil er von einer Bürgerfrau be- schimpft worden und keine satisfaction erhalten können, seine Stelle sogar verlassen müssen. Ihm habe einmahl Insp. befohlen, einen Knaben wieder sitzen lassen, dem er zur Strafe aufgelegt, zu stehen. Allein jener Knabe sey ein Sohn des Bürgermeister Reinike gewesen. Ebenso, nachdem er den Sohn des Postmeister und Rathmann Puhlmann, weil er in den carcer gegangen, darinn seine Nothdurf't zu verrichten, zur Strafe drey Stunden darinn sitzen lassen und ihm seinen Privatunterricht verbothen, bis ihm sein Vater versprochen, ihm völlige Freyheit über seinen Sohn zu lassen, habe ihn Insp. auf's sehnödeste darüber zur Rede gestellt, Antworten von ihm heraus- gelockt und diese zum Justizrath getragen: worauf er folgenden Tages zu Rathhause gefordert worden. Hier sey er gemisshandelt, von dem Amtsrath und Polizey- bürgermeister**) Hart calumnieux beschuldigt, den Sohn des Postmeisters wieder in privat zu nehmen Itefehligt, auch was zu unterschreiben gezwungen worden, was er für Bestürzung selbst nicht gewusst habe. Weil er einem faulen Choralisten durch den Sinn gefahren und ihm den Namen gegeben, der so einem Menschen gehöre, seyen die grossen Schüler insgesamt aus der Schule geblieben und haben ihn beym Insp. verklagt, der ihn hart darüber zur Rede gestellt und, da er verschiedenes von dem, was sie ihm vorgebracht, negirt, ihn mit seinen Schülern zu confrontiren, gedroht, auch, weil er das Chorgeld nicht die Woche drey-, sondern einmahl auszahlen lasse, um seiner Gesundheit wegen die nöthigen jiromenaden zu machen, ihm befohlen, schlechterdings es l)eym Alten zu lassen. Da er nicht geglaubt, dem Insp. hierin unbedingt gehorchen zu müssen, habe ihn dieser an eben dem Tage wieder zu Rathhause fordern lassen, wohin er auch aus seinen lectionen, ob er gleich, um dies zu vermeiden, an den Insp. ein billet geschrieben, dass er thun wolle, was er ver- lange, konnnen müssen. Hier sey ihm verwiesen worden, dass er so lange auf sich warten lassen und gegen seinen Vorgesetzten so obstinat gewesen, auch ihm, als eine Art Strafe aufgelegt worden, 14 Tage lang das Chorgeld dem***) *) Das ist das Geld, welches bei Beerdigungen, Hochzeiten etc. mit der Büchse eingesammelt wurde, um unter die Schüler ver- theilt zu werden, welche bei der betreffenden Feierlichkeit ge- sungen hatten. **) Polizeybürgermeister entsprach dem Range des heutigen Amtsanwalts. ***) Verf. wollte offenbar schreiben: nach dem jedosmuhligcn Singen. 126 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. jedesmahligeu Singen auszuzählen, nach welcher Zeit es ihm wöchentlich zu tluin frej- stehn solle. Er habe, als ihm ein Vater eines Knaben, den er mit dem Stocke ge- straft, iu der Schule zur Rede gestellt, von dem Justizrath keine satisfaction erhalten können, ob sie ihm (Chronik S. 241) gleich versprochen gewesen, und das unter dem Vorwande, weil man den Knaben braun und blau ge- schlagen gefunden, der doch noch nicht genug müsste bekonnnen haben, da er am Tage darauf seinen Ankläger geprügelt habe. Er werde oft dadurch gestört, dass ihn Justizrath und Insp. zu sich beordern lassen. Jener be- fehle dann, dass er seine Methode im kalligraphischen Unterricht, als sehr lächerlich abschaffen, oder die Schider mit der grammatic quälen, oder das Zeichnenlehren unter- lassen solle, was er nicht gelernt habe und doch ein solcher ^lann geworden; oder dass er das monatliche exercitium allemahl aus dem Deutschen ins Lateinische machen lassen solle. Insp. auf der andern Seite lasse ihn kommen, weil etwa der Küster, der das Schneider- Iiandwerk gelernt und zugleich Schulcollege sey und aus begreifUchen Gründen bey ihm viel gelte, ihn verklagt, dass er seinen Sohn, einen jungen Bösewicht, nach Ver- dienst abgestraft, oder, weil er ihm bekannt machen wolle, was der Magistrat in Ansehung seiner privatstunden de- cretirt habe, oder, weil er ihm eine Predigt anmuthen wolle pp. Eben der Magistrat, dem die Schule so nahe am Herzen zu liegen scheine, wenn von der Methode und andern Dingen die Rede sey, sey völlig gleichgiltig in Ansehung dessen, was gerade seine Pflicht sej-, und liabe ihm der Bürgermeister Reinike mit dürren Worten gesagt, dass er, wenn sein Sohn nicht auf der Schule wäre, nicht sich um sie kümmern wollte. Vor der Schule sehe es scan- daleux aus, wogegen keine Klage und selbst Anzeige derer, die exeremente hinwürfen, helfte. Das Schulgebände sey lange nicht reparirt, das Dach schadhaft, das Ge- bäude stockicht, und schon einmald, während des docirens, ein Stück herausgefallen. Im Winter habe man wegen, der schlechten Oefen, die der Töpfer nicht mehr aus- bessern wollen, vor Rauch und Staub zuweilen niclit Ideiben können und die lectionen aussetzen müssen. Seit dem Julio werde der Unterricht in der geographie da- durch gehindert, dass die Landcharten, für welche man Leisten zum Aufhängen anschlagen wollen, weil man nicht Wort gehalten, nicht aufgehangen werden könnten. Seit zwey Jahren habe er beym Magistrat auf reparatur des Sehulgebäudes augehalten; mau habe es innner ver- s))rocheu und wieder vergessen, bis er endlich durch Be- schwerde bey dem Kriegsrath Lindenau es dahin gebracht, dass der Anschlag angefertigt werden müssen, der nun auch, weil man das Gebäude so lange seinem Schicksal überlassen, sich auf 500 Tbl. belaufte. Wann indess dieser Anschlag nach Berlin zur a])probation geschickt werden werde, stehe noch zu erwarten. Das Obercou- sistorium habe vor verschiedeneu Jahren die Subrector- stelle an der Schule eingehen lassen, um durch die Ver- theilung des Gebalts und der emolumente*) die Einkünfte der übrigen Lehrer zu verbessern. Hierzu habe die Sub- rectorwohuung gehört, wovon die Lehrer die Miethe ge- nossen, bis zur Zeit seines Vorgängers ein neuer Jungfern- schulmeister hergekommen, dem, ob er gleich seine eigne Amtswohnung gehabt, der Magistrat noch ausser- dem die Subrectorwohnung angewiesen, ohne den rector und andere collegen, die sich darüber beschwert, einer Antwort zu würdigen. Die traurigen Folgen, die aus allem diesem stünden, Verachtung des Schulstandes, Ver- wegenheit der Aelteru, seltsame Forderungen derjenigen unter ihnen, die bey der Stadt was vorzustellen glaubten, Heiterkeit und Gemüthsruhe gänzlich Hierzu kam eine Vorstellung von *) emolumente == Nebeneinkünfte, Ungehorsam, Muthwille und Faulheit der Jugend, beson- ders das obstinate Wesen der älteren Chorschüler und endlieh seine eigene IMuthlosigkeit hätten ihn bewogen, beym ( »berconsistorio Schutz und Unterstützung zu suchen, die er sich auch gewiss verspreche und welche ihm seine sehr verlohrne wiedergeben würden. 12 Bürgern unterschrieben die aber der rector selbst ge- macht hatte: die hiesige Schule, so glänzende sie vordem gewesen, so sehr sey*) seit einigen Jahren verfallen, und das hauptsächlich, weil man die Lehrer, besonders die rectoren, nicht genugsam untcrstüzet. Das habe der prof. Heindorö", noch mehr der rector Becker erfahren, dem eine Frau, weil er ihren Sohn bestraft, Ohrfeigen ange- boten und der, weil er keine satisfaction erlangen können. Schule und Land verlassen habe. Jetzt habe man unter dem rector Sprengel einen gelehrten Mann, unter dessen Aufsiclit sich die Kinder verädelten; allein der ermüdet und gedrückt werde, sobald man ihn verklage und das desto mehr, nachdem er der Sohn eines Rathmannes oder Bürgermeisters sei, den er beleidigt halien solle. In Kurzem werde er eben den Weg nehmen müssen, den die vorigen ergriffen. Da der grösste Theil der Bürgerschaft wünsche, ihn auf immer zu erhalten; so bäten sie, dass er geschützt und ihm mehr autoritaet gegeben werden möchte, damit der seichtdenkende Theil der Bürgerschaft ihn nicht be- leidigen dürfe. Dadurch würde der Rector aufgemuntert und die Bürgerschaft zufrieden gestellt werden. (Der rector selbst hatte Vorstellung und Anlage der Unterschrift gemacht und die Stadtchirurgi Jacobi und Greiser die Leute, die nicht einmal (Chronik Seite 242) alle Altern voüjeines**) privatisten waren, dazu verleitet. Ich antwortete dem Consistorio auf die Besehwerde, die mich; der Magistrat auf die, so ihn betraf. Meine Antwort ging dahin,: es müsste das Oberconsistorium selbst befremdet haben, da wohl nicht leicht au einem Ort zugleich über Magistrat und Inspector geklagt werde und über uns noch nie Beschwerde geführt worden, dass der rector Sprengel jezt dergleichen führe. Habe es doch mich befremdet, dies von einem Manne zu hören, den ich hauptsächlich hier angebracht und stets gegen aufge- brachte Altern gesichert. Er könne nicht klagen, dass ich ihn bey Ausübung seines Amtes nicht uuterstüze son- dern***) muthlos mache. Ich habe ihm sonst geholfen, als er nicht eigensinnig und leidenschaftlich verfahren habe. Mit Unrecht sage er: schon mehrere rectoren hätten hier Klage führen müssen. Ich sey von 1763 — 67 rector gewesen und habe von 1769—72 das rectorat mit ver- waltet und nicht geklagt; H. Heindorft', der zu meiner Zeit hier gestanden, habe das ebenso wenig gethan; H. Becker selbst habe zur Ursache seiner resignation seine schwächliche Gesundheit angegeben und in Ansehung seines Verdrusses mit der Tischler Carlsdorifen Unter- suchung und Ahndung verbeten. Was die Beschwerden betreffe, die der rector Spreugel iusbesondere über mich führe, so seyen sie sehr unrichtig. Es sey wahr, dass ich ihn gebeten, den jungen Reinike wieder niedersezen zu lassen, wieder den sonst rector nichts gcwusst & der sieh inmier gut aufgefübret & sey vielmehr des rectors Antwort klagewUrdig: er möge sich sezen, aber, sobald ich wieder weg sey, soll er wieder stehen. Den neun- jährigen Sohn des Postmeister Puhlmann habe er auf falsche Angabe an einem kalten Oetobertage ohne Hut in *) Hier hat Verf. offenbar das Wort „dieselbe" d. h. „sie" oder „die Schule" ausgelassen. **) jeines = je eines. ***) sondern = oder. Verf. wollte vielleieht schreiben : „und besonders"?? Nr. 13. Naturwissenscliaftliebe Wochenschrift. 127 den earcer ^^-eschickt c^ dem Vater, der dreyniahl lur iiiii g-ebeten. ihn his zu lassen, es abg-cschiagen ; noch nieiir das KiatI, das nielits weiter beg^ang-en, ans seinen lectin- nen gewiesen. Anf meine VorsteUung- «i Frage hierüber habe er mir anfangs geantwortet: er branche mir niclit Reclienschaft /.n geben, welches er doch, als er sich be- sonnen, anders erklären wollen, anch dentlich gesagt, dass, wenn ich zu ihm gescliickt liaette, ihn heraus- zulassen, er es nicht gethan haben wucrde i^ wenn der magistrat es gefordert, lieber diesen die Thür aufbrechen lassen & hernach beym Oberconstistorio geklagt haben wuerde. Es sey eine Unwahrheit, dass auf meine An- regung beym Justizrath reetor jezt zu Rathhause gefordert worden. Aul' eine schriftliche Klage des Postmeisters beym magistrat, dass der reetor seinen Sohn aus der Schule verwiesen, sey dies geschehen & ich zur confereuz eingeladen worden; wobei ihm nicht mehr, als was Recht sey, wiederfahren, & koenne magistrat durch Einreichung des dabey aufgenommenen protocolls das beweisen. Die beyden adjuncti des Chores, nebst den zwey groessten Chorsehülern seyen zu mir gekommen, dass sie der reetor um einiger Fehler im Griechischen schimpflich herunter- gemacht i^ dass sie alle reisen sollten, sie geheisseu; da- her sie nicht weiter in die Schule zu gehen sieh getrauten. Diesen Leuten habe ich aufgegeben, fleissig zu seyn & sogleich wieder in die Schulstunden zu gehen; aber doch auch bey dem reetor nach dem Vorgange mich erkundigt, der mir, wie er pflege, was er in der Heftigkeit gethan, sich nie mehr besinne, die Sache geleugnet. Ich habe ihm geantwortet, dass es mir unglaublich vorkomme, dass diese Leute sich unterstehen sollten, dergleichen Be- schwerde zu führen, wenn kein Wort daran sey i^ dass es sich nur nicht schicke, ihn mit seyneu Schülern zu confrontiren ; eine Erzählung, die er sehr verdreht habe. Ich habe nicht undiin gekonnt, ihn zu erinnern: dass er nicht möchte durch öffentliche Beschimpfung der Chorad- juneten sie bey den kleineren Schülern verächtlich machen, oder, dass sie gar weggiengen, verursachen milchte, als welches wegen der Chortische hier schwer zu ersezen seyn würde; dass er ihnen lieber die etwan nöthig be- fundenen strengeren Verweise privatim geben & überhaupt bedenken möchte, dass erwähnte Chorschüler das Grie- chische in ihrem Leben nicht brauchen wurden. Bey dieser Gelegenheit habe ich erfahren, dass er nicht, wie es die Observanz, gute Ordnung i^ Sicherheit des Chor- geldes, auch die Bezahlung, die er mit 12 Thlr. jährlich dafür bekömmt, erfordern, das zusammengesungene Chor- geld jedesmahl, sondern nur wöchentlich eiumahl bey sich auszählen lasse. Was ich ihm auch hierüber vorgestellet & ob er gleich selbst gesagt, dass ihm schon eiumahl anderthalb Thaler davon gefehlet; er habe sich geweigert. Da ich es für Pflicht gehalten, den wiedersezlichen Mann zurecht zu weisen, habe ich mit dem Justizrath Lemeke davon gesprochen, (Chronik, Seite 243) der ihn zu Rath- haus, wo ich gegenwärtig gewesen, fordern lassen. Hier haben wir dreyviertel Stunden auf ihn warten müssen & er anfangs bloss ein billet an mich geschickt, dass er nun thun wolle, was ich verlangt habe, nachher aber, als mau seine Gegenwart noch wegen anderer Dinge dennoch nöthig befunden, um 12 Uhr, nachdem seine privat Stunden zu Ende gewesen, sich eingestellet. Hier sey ihm mit Recht .aufgegeben worden, entweder, wie seine Vorfahren, ordnungsmässig jedesmahl die Chor posten bey sich auszählen zu lassen oder dem conrector die Auf- sicht der Chorcasse nel)st dem emohiment*) davon zu übertragen. Seine zur Entschuldigung vorgewandten pro- menaden müssten billig nach den Umständen eingerichtet *) emolumcnt = Antheil, Tantieme. werden, oder er sich nicht für das bezahlen lassen, was er nicht verrichte. Wenn Reetor v(n-gegeben: die Ur- sachen, warum ich ihn zu mir ruften lassen, seyen un- bedeutend; so seyen sie in der Tliat nichts weniger, als dieses. Ich hatte Recht, ihn rntt'en zu lassen, als er des Küsters, der beyläutig gesagt, keine Schneiderprofession i^ in seinem Unterrieht ein brauchbarer Mann ist, als er dessen Sohn braun & blau geschlagen, weil er ihm ein Paar Pflaumen von einem auf seinem Hofe stehenden Baum abgeschlagen haben sollte, welches doch keiner gesehen. Für wen schickte es sich mehr, als für den inspeetor & von wem sollte es ihm lieber seyn hören, was Magistratus bey seiner Schularbeit mangelhaft gefunden? i^ er sey wohl unbescheiden genug gewesen, mir zu ant- worten: magistrat solle ihm das selbst sagen, er werde darauf antworten, er lasse sieh nicht vorschreiben. Ich habe ihn einmahl, als mir Backe & Auge geschwollen gewesen, angesprochen, meine Predigt zu übernehmen & er habe es abgeschlagen, ob er gleich, als er ums Rectorat angehalten, ohne mein Verlangen, durch den professor Zierlein mir seine Hülfle dabey, wenn ich sie brauchte, angeboten. Es sey hämisch, dies als eine Ursache an- zuführen, warum ich ihn zu Rathhause fordern lassen, da dies der Zeit nach fast Jahr & Tag auseinander gewesen. Jetzt werde mir wohl nicht verargt werden können, von ihm anzuführen, was ich aus Duldung bisher verschwiegen. Die Collegen dieses Mannes haben oft bitteres Klagen über ihn gefuliret; viele Besehwerden von Aeltern haben Magistrat & ich unterdrückt oder gütlich beygelegt; keinen einzigen unsern gemeinschaftlichen Rath habe er ohne Wiedersezlichkeit angenommen, ob ich gleich, wenn ich auch nicht sein inspeetor wäre, weil ich S Jahre hier Reetor gewesen, bey meinem Rath ihm wichtig seyn sollen. Das monathliche exercitium aus dem Deutsehen ins Latei- nische haben nicht nur wir, sondern auch der professor Zierleiu, so wiederholt es geschehen, umsonst ihm em- pfohlen; er lässte eher ein griechichcs machen, ehe er, was er verlange, thue. Auf der andern Seite strafte er Kinder ohne Untersuclmng um Kleinigkeiten unbarmherzig; was er wohl im Berlinschen grossen Waysenhause, wo kein Vater für sein liebendes Kind sprechen können, an- genommen. So habe er den Sohn des Bürgermeisters Reinike mit dem Stocke nahe ans Auge, dass er eine Zeit lang durch einen chirurgus curirt werden müssen; so den Sohn des Einnehmers Schnakenburg um eines Kinderscherzes wegen mit 31 Schlägen, dass er sich vor ihm winden müssen; so den Sohn des Postmeisters Puhl- mann, dass er einige Nächte nicht liegen können; den Sohn des Schuster Prillwiz, weil er ein VVort, das er nicht recht verstanden, von seinem Nachbar erfragt, mit dem Stock anf dem Kopfe blutrünstig geschlagen, auf einer Stelle, wo der junge Mensch vor vielen Jahren beschädigt worden, & nun leicht seinen Verstand verlieren kiinnen. Auf gleiche Weise habe er den Sohn des Schuster Bürger, wenn er einem andern auf der Strasse ein Papier aus der Hand gerissen, so gezüchtigt, dass ihm beyde Schul- tern blau aufgetrieben; des Sohns vom Küster Wilcke & anderer zu geschweigen. Schon scheuen sich Aeltern ihre Kinder in die Schule zu schicken. Die wenigen Bürger, die sieh für ihn unterschrieben in dem, was er ihnen auf- gesezt, sejcn theils aufgeredt, theils weil sie bey ihm Kinder in privat haben, durch Furcht bewogen & eine kleine Zahl unter 500 Bürgern, von denen man, wenn man wollte, ihm weit mehrere, die über ihn klagen, ihm entgegenstellen könnte. lusp. bitte daher, dem Reetor sein bisheriges Betragen & ungerechtes Klagen zu ver- weisen, auch ilni zu mehrerer Folgsamkeit gegen seine Obern & zu Menschlichkeit bey Bestrafung anzuhalten. Der Magistrat berichtete insbesondere : der reetor Sprengel 128 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. hätte vernünftiger gethan, wenn er mit seiner Beschwerde zurückgeblieben wäre. Die Antwort des Insp., für deren Znverlässigkeit der niagistrat Bürge sein wolle, schildere richtig seinen Character. Sein Eigensinn sey unbeschreib- lich & seine Züchtigungen ohne Maasse. Hieraus rühre alles, was ihm bisher begegnet & er so weitläufig unwahr & calumnieux (Chronik Seite 244) vorgetragen hal)e. Was er von schnöder Behandlung voriger reetoren sage; da- von koeiuie das Gegentheil bewiesen werden. Die dem rector Becker wiederfahren sejui sollende Beschimpfung in öft'entlieher Schule sey nie zur Klage gekommen; sonst sie gewiss geahndet seyn würde, da der Becker sich nie von einer so unmässigen Hize sich übernehmen lassen, als der Sprengel. Diesem sey es zuzuschreiben, wenn er wegen des Scluister Bürger keine so grosse satisfactiou bekommen können. Es habe sich nämlich gefunden, als der Justizrath Lemcke noch am folgenden Tage den blossen Rücken des jungen Bürger gesehen, dass er nicht etwan, wie der rector vorgegeben, ein Paar Schläge be- kommen, sondern der ganze Rücken sey schändlich zu- gerichtet & so wie die Striemen gegangen, ganz nnt Blut unterlauft'en gewesen. In den Umständen habe er dem rector das verwiesen & iimi sagen müssen, dass nach solcher Begegnung er nicht die ihm anfänglich gewisse satisfaetion erhalten könne; indess der Frau zu Rathhaiise im Beyseyn einiger Bürger ein öfl'entlicher Verweis ge- geben werden solle; welches aueli geschehen. Mehr habe er, der Justizrath, nicht thun können, wenn er nicht die Bürgerschaft noch mehr gegen ihn aufbringen wollen, die ohnedies schon so schwürig sey, dass er iimi nicht rathen wolle, in der Folge mit den Kindern so umzugehen, wie er es mit dem Bürger & mehreren andern bisher gemacht habe: denn auf die 12 Bürger, die zum Theil in ihrer Unschuld das wahrscheinlich von ihm selbst abgefasste Bittschreiben d. 11. October unterschrieben & unter denen welche seyen, die gar keine Kinder haben, zum Theil auch bey Vorzeigung ihres Namens solchen gar nicht ge- schrieben haben wollen, könne er nicht reclmen, da viel- leicht viele Hunderte ihm zuwieder seyen. Seine Unbeug- samkeit i^ Starrsinn haben die Zusanunenkunft mit ilnn veranlasst, wo er versprochen, sich den Anordnungen des Magistrats ä Insp. in Schnlsaehen besser, wie bislier, zu aecomodiren, & bey Züchtigung der Jugend mehr Mässi- guug zu gebrauchen. Das darüber aufgenommene pro- tocoll habe er unterschrieben & seyen ihm, wie billig, bey dieser Gelegenheit, seine opiuiatrete & die besoudern facta zu Gemüthe geführt, aber uiclit er gemisshandelt worden. Die zweytc Zusammenkunft zu Rathhause mit ihm sey wieder gewesen, weil er schlechterdings darinn nicht folgen wollen, es mit der Chorljüchse zu halten, wie es bisher üblich gewesen; wobey man doch so nach- gebend gewesen, dass man es mit ihm so genau hierinu nicht nehmen wolle, wenn er sich nur im Übrigen folg- sam bewiese. In Ansehung seiner Methode zu dociren habe man bloss verlangt, dass er der aemulatidu wegen oft Übersetzungen aus dem Deutscheu ins Lateinische pro loco ausarbeiten lassen & die jungen Leute gelegent- lich die Regeln der grammatic, um ihrem Gedächtnis zu Hülife zu kommen, aufschlagen, nicht aber auswendig lernen lassen möchte; welches sie doch von seinem un- beugsamen Sinne nicht erlangen können. Auf die Ab- schaftung der Art des Unterrichts, da er auf einer Bogen- seite nur einen & denselben Buchstaben z. E. ,,i" schreiben lasse; ebenso die Kinder billionen, trillionen, quadriliio- nen auf dem Papier berechnen lassen, welches in keine öffentliche Schule gehöre, haben sie mit Recht gedrungen. Er, der Justizrath Lemcke habe ihm gerathen, dafür ge- meinnüzigere Sachen vorzunehmen it es könne seyn, dass er dabey gesagt: er habe auch nicht zeicimen lernen, welches rector, als in einer privat Unterredung gesprochen, nicht so, ihn öffentlich herumzunehmen gebrauchen sollen & es zeige das von einem schlechten Herzen, gegen einen Mann, der so oft seine Parthey genommen, als es nur irgend möglich gewesen. Die Sehulgebäude seyen, was das Nothwendigste betreffe, reparirt & gehöre die Sache nicht hierher. Die Sultreetorat Stube sey schon seit etlichen Jahren dem sogenannten Jungfernschulmeister zur Seiden Cultur eingegeben, ohne dass deshalb sonderliche Be- schwerde geführet worden & habe der jezige Schnlhalter diese Anstalt vermittels solcher Wohnung zu solcher Voll- kommenheit gebraclit, dass er in diesem Jahr durch eignen Fleiss über 40 Pfd. Seide gewonnen. Hieraus werde das Oberconsistorium ersehen: dass es einer anderweitigen Unterstüzung des rector Sprengel nicht bedürfte, wenn er nur seinen Eigensinn breche, sieh zu mehrerer Folgsam- keit gewöhne, die Jugend mit mehr Mässigung behandle & sieh solchergestalt das Vertrauen des hiesigen publici zu erwerben suche; (Chronik S. 245) wozu der magistrat ihn anzuweisen & ihm seine beleidigende Schreibart zu verweisen bitte. Hierauf decretirte das Oberconsistorium d. 12. Dec. an den rector Sprengel: dass zwar wegen den entzogenen Miethsgelder noch ein näherer Bericht vom magistrat & Insp. werde gefordert werden, seine übrigen Klagen aber theils unbegründet, theils abgemacht befunden worden; übrigens ihm aber hierdurch aufgegeben werde, seinen Vorgesezten Folgsamkeit & in Bestrafung der Jugend mehr Mässigung zu beweisen. Dem Magistrat & mir wurde das unter eben dem dato mitgetheilt, mit der Beyfüguug: dass wir, weil sich der Puuct wegen der entzogenen Miethsgelder noch nicht klar genug darstelle, darüber noch fordei'samst berichten sollten. Übrigens würden wir zugleich angewiesen, den sonst sein Amt mit Geschicklichkeit & Fleiss verwaltenden rector bey autori- taet zu erhalten, wie bisher besonders der Insp. nicht genug gethan habe, wenn er in Gegenwart der Schüler die Verfügungen des rectors getadelt & aufgehoben habe. Ich hätte gegen diesen Ausspruch Vorstellung machen können, der eine gewisse Partheylichkeit des referenten im Oberconsistorio, Raths Büsching, zeigte. Allein ich unterliess es, weil wir doch in der Hauptsache gewonnen hatten. Wegen der Subrectorwohuung statteten wir keinen näheren Bericht ab. Da aber daran die Schul coUegen mit Recht Forderung hatten, wie ich dies mehrmals ge- sagt hatte: so wurde die Sache so eingerichtet, dass als ein Vierteljahr nachher der Jungfernschulmeister Loeffler als Lehrer im practischen Seidenbau an die realschule kam & dem Garnisonküster Hoepfner zugleich die Jungfern- schule anvertraut wurde (Fortsetzung folgt.) Die Giftfestigkeit des Igels gegen Cyaiilialium betitelt sich ein Artikel des Prof. Erich Harnack in der Pharm. Zeitung. Harnack schreibt: Dass unter allen Warmblütern, welche bisher zu toxicologischen Versuchen henutzt worden, der gemeine Igel (Erinaceus europaeus) sich durch eine ganz besondere und erstaunliche Unem- pfindlichkeit gegen Giftwirkungen auszeichnet, ist eine allbekannte Thatsaehe. In erster Linie sind es thierisehe Giftstoffe, welche dem sonderbaren Stachelhelden nichts anhaben zu können scheinen: man kann ihn ruhig mit Canthariden füttern, die doch für Fleischfresser, wie die Katze u. a., in ludiem Grade giftig sind, ohne dass ihm irgend ein Schaden daraus erwächst. Fast noch erstaun- licher ist die Thatsaehe, dass er bei seinen heldenmüthigen Kämpfen mit der Kreuzotter wiederholentlich blutende Bisse in die Schnauze und andere unbestachelte Körper- Nr. 13. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 129 theile erhält, ohne dass die geringste Gesundheitsstörung sich in Folge dessen an ihm erkennen Hesse. Inuncrhin ist diese Immunität gegen animalische Gifte heim Igel leichter begreif licli: ein Tiiier, dass sich vorherrschend von Käfern und anderen Insekten, Reptilien und Anipliil)ien nährt, muss durch Anpassung an seine Existenzbedingungen allmählich eine Innnunität gegen die im Körper dieser Thiere enthaltenen Giftstoffe gewonnen haben, ßcobachtcn wir doch auch, dass Kaninchen mit den Blättern der Tollkirsche und anderer GiftpHanzen gefüttert werden kfinnen, ohne irgendwie Schaden dabei zu nehmen. Dass Kertjäger gegen Käfer- und Schlangen- gifte, Krautfresser gegen gewisse Pflanzengifte relativ unemptindlich sind, ist demnach wohl begreiflich. Gegen Käfergifte sind daher auch Hühner und Frösche immun. Aber beim Igel geht die Giftfestigkeit viel weiter, sie erstreckt sich auch auf eines der stärksten organischen Gifte, die Blausäure, und zwar nicht etwa nur bei Ein- bringung des Giftes in den Magen. Dafür mögen zwei von mir angestellte Parallelversuche Zeugniss ablegen, die ich im Folgenden in protokollarischer Form mit- theilen will. Katze von 1900 grm Körpergewicht. Zeit. 7" Sul)cntane Injection von 0,01 Cyankalium. 7^ Das Thier stürzt auf die Seite, athmet dyspnoisch, wälzt sich auf dem Boden. Augen starr. l'u])illen weit. 7- Opisthotonus und klonische Krämpfe treten ein, das Thier stösst einen Schrei aus. Abgang von Harn und Koth. 7^ Einzelne Herzschläge sind noch fühlbar. Tod. Ausgewachsener männlicher Igel. Zeit. 5" Subcutane Injection von 0,01 Cyankalium. Es lässt sich keinerlei Wirkung erkennen. 5"^ Subcutane Injection von 0,04 Cyankalium. Das Thier wird zuerst sehr schreckhaft und zieht bei der leisesten Berührung die Stachelhaut über den Kopf. Dann erscheint es müde, soporös. Allmäh- lich beginnt ein reichlicher Sekretabfluss aus Maul und Nase, die Athmung wird tief und mühsam, der Blick starr. Die ^lattigkeit nimmt zu, das Thier vermag sich nicht mehr zusammenzurollen, die Augen thränen, das Maul ist weit geöffnet. 5^** Die Athmung ist äusserst dyspnoisch. Dyspnoe und Lufthunger steigern sich zum höchsten Grade, das Thier liegt wie gelähmt da, der Tod scheint unmittel- bar bevorzustehen. Dieser Zustand dauert bis zum Abend an. Am folgenden Tage ist jede Wirkung des Giftes bis anf eine geringe Schläfrigkeit des Thieres völlig ge- schwunden: ein vorgeworfener Frosch wird von dem Igel sofort begierig gepackt und verzehrt. Das Quantum Cyankalium also, welches eine grosse, fast vier Pfund schwere Katze in vier Minuten tödtet, macht dem Igel, dem verhältnissmässig kleinen Thiere, gar nichts und selbst die fünffache Dosis vermag ihn nicht zu tödten, wenn sie freilieh auch einen sehr schweren Krankheitszustand erzeugt. Soll man aus dieser Thatsache nicht schliessen dürfen, dass in den Leibern der von dem Igel verzehrten Kerbthiere oder Eeptilien auch giftige Cyanverbindungcn vorkommen können und dass die Widerstandsfähigkeit des Thieres gegen Cyanwirkungen auch durch Anpassung erlangt ist? Bei der Leichtigkeit, mit welcher sich Verbindungen des Cyans unter gewissen Bedingungen bilden können, er- scheint diese Annahme keineswegs als so fern liegend. Ja, das Vorkommen giftiger Cyanverbindungcn in Thieren oder Thierproductcn kann sogar bereits als sicher erwiesen gelten. So hat man z. B. die Bildung von Cyanwasser- stofifsäure im Leibe eines Myriapoden (Tausendfüsslers) beobachtet, wahrscheinlich infolge fermentativer Wirkung aus einem amygdalinähnlichen Stotfe. Ferner ist das Vorhandensein der allergiftigsten Cyanverbindungcn, der Carbylamine, im Hautgiftc der Batrachier (Kröte, Tri- ton, Salamander) und wahrscheinlich auch dem der Scor- pione nachgewiesen worden. Bei der nahen Verwandt- schaft des in den Eiweisskörpern enthaltenen Stickstoffes mit den Cyanverbindungcn (Pflüger u. A.) erscheinen diese Thatsachen als durchaus wohl erklärlich. Wir dürfen demnach auch die Cyanverbindungen als animalische Gifte ansehen und kiinnen auf (4rund dessen die relative Immunität des Igels gegen Cyanwirkungen eher begreifen. Die bisher noch nicht völlig aufgeklärte „Entwicke- luiigsgeschichte der Pedipalpeii" oder Scorpionspinnen (Geisselscorpione) förderte neuerdings A. Strubell e- stehen wesentliche Bedeutung für die neue Lichttheoric hat. (Archives des sciences, Geneve. dec. 1892.) Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der l^riviitdocent der l^hysik an der Universität Berlin Dr. Paul Glau zum Professor. — Dr. Ernst Siemerling, von der psychiatrischen Klinik in Berlin, zum Professor der P.sychiatrie und Director der psychiatrischen Klinik der Universität "Tiibingen. — Der Apotheker Dr. N. Wender zum Docenten der Agricnlturchemie und Technologie an der Landwirthschaftlichen Lrdn-anstalt in Czernowitz. — Der ausser- ordentliche Professor Dr. Olcarski zum ordentlichen Professor an der Techniseheu Hocliscliule zu Lemberg. Es haben sich hal)ilitirt: In der medicinischen Facultät der Universität Berlin Stabsarzt Dr. Ernst Grawitz, Assistent an der Gerhardt'schen Klinik, für innere Medicin, Dr. med. Paul Heymann, für Hals-, Nasen- und Kehlkopfleideu, und Dr. med. Hugo Neumann für innere, insbesondere Kinderkrankheiten. — An der Universität München Dr. Gramer als Privatdocent für Bakteriologie. Es sind gestorben: Der Mineraloge Dr. F. A. Genth in Phi- ladelphia.— Der Archäologe Ludwig Lindenschrait in Mainz. — Der Ornithologe Victor Aime Olphe-Galliard in Hendaye. — In Göttingen der Professor der Physiologie Gustav Herbst. Die X. Hauptversammlung' des Preussischen Medicinal- beamtenvereins wird in den Tagi'n vom 10.— 11. Ajn-il in Berlin abgehalten werden. Der Botanische Verein der Provinz Brandenburg hat an seine Mitglieder eine Tabellarische Zusammenstellung einer Zahl Pflanzenarten zum Zweck phaenolog-ischer Beob- achtungen zur \'er.srndung geljvacht. Wir theilen dies mit, weil sich vielleicht Liebhaber solcher Beobachtungen unter den Lesern der ,,Naturw-. Wochenschr." linden, Beobachtungen, die nur an einer Centralstelle verarbeitet zu einem ergiebigen Resultat führen können. Interessenten erhalten auf Verlangen von dem derzeitigen Vorsitzenden des Vereins, Herrn Prof Dr. P. Magnus (Berlin W., Blumeshof \b, III), dem die Beobachtungen auch zur Verarbeitung einzusenden sind, ein Exemplar der Zusammenstellung zugesandt. Die erste Mineralienhandlung Berlins, Luisenstr. 19, bleibt nach wie vor, entgegen der Mittheilung in No. 52 Bd. VII der „Naturw. Wochenschr." in den bewährten Händen des Herrn Pech. L i 1 1 e r a t u r. Dr. M. Bach, Studien und Lesefrüchte aus dem Buche der Natur. Für jeden Gebildeten, zunächst für die reifere Jugend und ihre Lehrer. 3. Bd. 4. Aufl. von A. Jülkenbeck und -1. Bd. 4. Aufl. ebenfalls von A. J. Verlag von Ferdinand Schöningh. Paderborn 1889 u. 1892. — Preis a Bd. 2,50 M. Die beiden Bände bringen Aufsätze meist zoologischen In- haltes, die dem Freunde der Katur. dem Laien, eine angenehme und gute Unterhaltung und Belehrung bieten, jedoch sind wir verpflichtet darauf aufmerksam zu machen, dass der reine Xatur- forselier freilich hier und da gern eine weitgehendere Beschränkung sehen würde: die Resultate und Ansichten der Naturforscliung, die dem Geiste der katholischen Kirche unliebsam sind, werden bekämpft^ Glücklicherweise handelt es sich meistens um Themata, die den Glauben nicht tangiren. Um nur einige Tliemata zu nennen, seien nur ein paar Ueber- schriften erwälint, z. B. der Biber, der Häring, die Schmarotzer- pflanzen, die Reblaus, das Aquarium, der Thee, der Tabak u. s. w. E. L. Trouessart, Die geographische Verbreitung der Thiere. Aus dem Französischen übersetzt von W. ^larshall. Mit 2 Karton. Verlag von .1. J. Weber in Leiiizig. 1892. — Preis geb. 4 M. Das handliche Bändchen (No. 5 von Weber's naturw. Biblio- thek) ist ein vorzügliches Handbüchelchen über die Thiergeogra- phie, das vielen, die Schmarda's und Wallaee's umfangreiche und theure Werke nicht zur Hand haben — die obendrein in vielen Punkten veraltet sind und von denen das erste wegen seines eigenartigen Standpunktes vielfach nicht beliebt ist — recht will- kommen sein muss. Es umfasst nicht weniger als 380 Seiten und hat durch hier und da eingeschaltete Anmerkungen des kenntuiss- reichen Uebersetzers seinem französischen trett'iicheu Original gegenüber noch an Werth gewonnen. Nicht nur wird das Ge- sammtgebiet der Thiergeographie behandelt, sondern es werden auch die Beziehungen dieser Disciplin zur Paläontologie besju'oehen. Die eine der beigegebenen Karten veranschaulicht die thiergeo- graphischen Regionen und Subrcgionen, die andere die Verbrei- tung von Seethieren durch die Meeresströnuingen. 132 Naturwissenschaftliche Wocheuschrift.. Nr. 13. Brehm's Thierleben. Kleine Ausgabe für Volk und Schule. 2. Aufl., gänzl. neubearbeitet von Richard Schmidtlein. I. Bd. Die Säugethiere. Mit 1 Cliroraotafel und 226 Abbildungen im Text. Bibliographisches Institut. Leipzig u. Wien. 1898. — Preis geb. 10 Mk. Gleichzeitig mit der 3. Auflage des ..grossen" Brehm erscheint die 2. Aufl. des „kleinen", der „Volks- und Schul-Ausgabe" des beliebten Werkes. Wir müssen sagen, dass es dem Herausgeber der kleinen Ausgabe sehr gut gelungen ist, aus den zeitgemässen Veränderungen, welche die 3. Aufl. der grossen Ausgabe erlitten hat, Nutzen zu ziehen und das Wichtigste und Interossansteste zu berücksichtigen. Dabei hat Schmidtlein stets die Benutzung der kleinen Ausgabe in der Schule im Auge gehabt, also alles weggelassen, was sie nicht für geeignet hält. Der vorliegende 1. Bd. umfasst die ganze Gruppe der Säugethiere, die in der grossen Ausgabe 3 Bände einnehmen. Dr. Otto Koepert, Der Star (Sturnus vulgaris L.) in volkswirth- schaftliclier und biologischer Beziehung. Ein Beitrag zur Vogel- schutzfrage. Verlag von Stephan Geibel in Altenbui-g, L.-A., 1892. — Preis 1,80 Mk. Nicht nur nn menschlichen Verkehr stossen wir zuweilen auf Pei-sönlichkeiten, über deren Charakter die Ansichten getheilt sind: auch über einzelne Thiere, namentlich Vögel, sind die Ge- lehrton sich nicht ganz klar, ob sie zu den nützlichen oder den schädlichen gehören. Aus neuester Zeit hat namentlich der Semper'sche Amselprocess einen Beleg hierzu geliefert. Auch der fröhliche muntere Star, nächst dem Sperling wohl der be- kannteste und zutraulichste unserer Wildvögel, ist dem allge- meinen Schicksale der Verleumdung und Anschwärzung nicht ent- gangen. Wer den Landmann kennt, weiss, dass demselben im Allgemeinen ein kleinlicher, ,.gnitschiger" Zug anhaftet, der mit der Grösse und Freigebigkeit der Natur, in der er lebt, in einem merkwürdigen Widerspruche steht. Dass der bereits früh ein- trefl'eude Star zahlreiche, der Pflanzenwelt schädliche Larven, Käfer, Raupen im Frühjahre verzehrt, wird als selbstverständ- lich hingenommen: zieht derselbe aber einmal ein paar junge Pflanzen aus, vergreift er sich im Sommer an den Kirschen und Weinbeeren, oder fällt er im Herbst in ein Rohrdickicht ein und bricht einige Halme um, so wird alsbald über die „Schädlichkeit" des Vogels ein grosses Lamento erhoben und womöglich seine Ausrottung verlangt. Solche Gegner des Stares haben es in Elsass-Lothringen durchgesetzt, dass derselbe dort als „vogelfrei" erklärt worden ist und diesem Umstände verdankt die vorliegende Schrift ihre Entstehung. Der Verfasser, ein bekannter Vogel- freund, hat alles Wichtigere, was in den ornithologischen Blättern über den Star veröfi'entlicht worden ist, gesammelt und mit den Gutachten, welche er selbst von hervorragenden Vogelkennern darüber eingeholt hat, zu einer erschöpfenden Monographie des Stares verarbeitet, welche die Streitfrage, ob derselbe ein nütz- licher oder schädlicher Vogel ist, gewissermaassen und zwar zu Gunsten des Stares, zum Abschluss bringt. Vogelfreunden wird das kleine Buch, welches eine Fülle werthvoller Beobachtungen über den Star enthält, eine angenehme Leetüre sein. . Dr. H. J. Böttger. P. Martin Gander, O. S. B., Erdschichten und Erdgeschichte. Ein Wort über die Altersbestimmung der Enischichten. Sonder- abdruek aus „Natur und Offenbarung", 38. Bd. Münster i. W., 1892. 68 Seiten. Zweck vorliegender Schrift soll sein zu zeigen, dass die heutige geologische Formationslehre gar nicht so sicher durch Theorie und Thatsachen begründet sei, wie man gemeinhin glaube; insbesondere betrefte dies die Altersgleichsetzung weit entlegener, nicht zusammenhängender Schichten und Formationen allein auf Grund der Fossilien. Nachdem, wie in genügender Breite ge- schichtlich dargestellt wird, das ursprüngliche petrographische Princip für die Formationsbestimmung aufgegeben war, habe man sich mit Uebereifer dem paläontologischon zugewandt. Dasselbe beruhe auf der Annahme, dass die Organismen von ursprünglich ganz abweichenden Typen aus zu den gegenwärtigen allmählich sich entwickelt haben. Aber die Entwickelungstheorie selbst sei schon falsch, wie ja gerade die Descendenztheoretiker jeder seinen Vorgänger „schlagend" und ,.ganz vernichtend" widerlegt hätten. (Das wird ziemlich ausführlich „bewiesen".) Aber auch die theo- retische Möglichkeit der Entwickelung zugegeben, so brauche sie doch nicht über die Erde hin so gleichzeitig gewesen zu sein, dass man aus der grösseren oder geringeren Aehnlichkeit der Floren und Faunen mit den gegenwärtigen auf ein geringeres oder höheres Alter schliessen dürfe. Der Herr Verfasser wirft den Geologen sogar vor, dass sie „die meisten Fossilien un- richtig bestimmt" haben und solche Bestimmungen könnten natürlich zu Aehnlichkeitsvergleichungen gar nicht taugen. Die Unähnlichkeit der Faunen beruhe auch häufig auf Facies- unterschieden, und man wisse z. B. gar nicht, ob nicht die für Trias und Lias immer als charakteristisch angesehenen Saurier „schon vorher die ausgedehnten, heute in der Tiefsee versunkenen oder unter unerforschten Festländern verborgenen Landstriche bewohnt haben". Einen Kreidedinosaurier habe ja White schon in den Laniaric- Schichten des Cambriums entdeckt. (Referent kennt allerdings bloss Laraniie -Schichten der obersten Kreide.) Nun, vielleicht findet Herr Gander demnächst ein Dinotherium in dem cambrischen Medusensandstein, der ja wohl zwar keine „Festlandsschicht" ist, aber wohl nicht allzuweit davon entstanden sein mag. Aber freilich wieder sollen „die Ivnochen der höheren Thiere die Umwandlungen in den Erdschichten viel weniger über- dauern, als die Schalen der Meeresthiere". Mit dieser Lücken- haftigkeit der paläontologischen Ueberlieferung hilft sich der Herr Verfasser also auch! Wenn es aber die Paläontologen thiin und dadurch eine „scheinbare" Uebereinstimmung der Thatsachen mit der Entwickelungstheorie erzielen, so wird es ihnen zum Vorwurf gemacht, — da bildet die Lückenhaftigkeit bloss ein Glied in einem Trugschluss! Auch darin begingen ja die Paläontologen einen Zirkelschluss, dass sie diejenigen Formationen, die nur niedere Pflanzen und Tliiere als Fossilien enthielten, eben zu den untersten machten und solche mit höheren Formen zu neueren Formationen stellten, selbst wenn sie unmittelbar auf der Primitiv- formation aufruhten. — Aber „so oft und so gründlich auch die Entwickelungstheorie widerlegt wird, immer erhebt sie wieder ihr PLaupt" ; denn ihre Anerkennung hängt nicht allein vom Ver- stand, sondern auch vom Willen ab; des religiösen Hintergrundes wegen wollen die bösen modernen Naturforscher keine andere Theorie. Der Herr Verf. bringt nun einige Beispiele „von ver- fehltem Vorgehen bei Bestinnnung der Formationen" (so bei der Barrande'schen Colonienfrage, liei den Kalkeinlagerungen im Gneiss des Glärnisch, bei den fälschlich basischen Belemnitenschiefern von Bünden, beim russischen Silur u. s. w.). Nach diesem negativen Theil wendet sich Herr Gander der Frage zu, was nun positiv fest und sicher sei. Das sei 1) dass die untersten Schichten stets aus sog. Urgestein, 2) die oberste Grenzschicht aus lockeren Gerüllmassen besteht und ebenfalls allgemeine Verbreitung hat, und 3) dazwischen mehrere Schichten von grösserer Festigkeit eingelagert sind. Danach sind zu unterscheiden: 1) „Periode der Urgesteine", Alterthum der Erde, die Zeit, wo die Eigenwärme der Erde noch mächtig nach aussen wirken konnte, in „absoluter Zeit" ausgedrückt „die Zeit zwischen der ersten (eigentlichen) Schöpfung und dem 6-Tagewerk". 2) Periode der festen Sediment- gesteine (Mittelalter der Erde). Ueber diese doch sehr mannig- faltigen Gebilde lässt sich der Herr Verf. nur in ganzen 2 Seiten sehr vag aus; hervorgehoben sei nur, dass er der Meinung ist, es dürfte wohl die Kohlenformation eines Gebietes zeitlich äquivalent der Juraformation eines ajideren und dem Eoeän eines dritten Gebietes sein; und dass diese Periode die Zeit des 6-Tagewerkes bis zur Sündfluth ausfüllt, ohne dort eigentlich strenge begrenzt zu sein. 3) „Periode der losen Trümmergesteine, Neuzeit der Erde"; fällt fast genau mit dem Diluvium und Alluvium der historischen Geologie zusammen; diese Ablagerungen charakteri- siren sich als Folgen einer allgemeinen plötzlichen Ueberschwem- mung; diese wieder hatte eine allgemeine Abkühlung und so die Eiszeit im Gefolge. „In dieselbe Zeit ungefähr fällt nach allge- meiner Annahme der Geologen die hauptsächlichste Hebung der grossten Kettengebirge (Alpen, Himalaia)." „Alle diese für die Geologie sicher feststehenden, aber räthselhaften und unerklär- lichen Erscheinungen" werden erklärt, und zwar einheitlich, durch die in Bibel und VölkerUberlieferungen beglaubigte Sündfluth. Diese ist ein „ausserordentliches Ereigniss, nicht zurückzuführen auf rein natürliche Ursachen, sondern gewollt und unmittelbar ge- setzt von Gott zur Strafe der Menschheit, freilich ausgeführt mit den Kräften und Mitteln der Natur." „Es brachen nämlich", wie es in der Bibel heisst, „alle Brunnen der grossen Tiefen auf (d. s. die grossartigen Gebirgsbildungen) und die „Schleusen des Himmels thaten .sich auf." Der Verfasser ist anscheinend auf diese Entdeckung und auf seine Erklärung der Ursachen der Eis- zeit sehr stolz. Diese Zeit fällt übrigens gar nicht weit zurück, wie die prachtvolle Erhaltung der glacialen Felspolituren und der Moose bei Schussenriod erweise; „von hunderttausend Jahren seit der Eisperiode redet ein Geologe nicht mehr." „Wir finden also nirgends einen Widerspruch zwischen dem geologischen Bericht und dem historischen (der Bibel), im Gegentheil findet der erste gerade durch den zweiten die beste, einzig befriedigende, einheit- liche Erklärung. Warum also sollten wir diesen Bericht der hl. Schrift von der Hand weisen?" Der Referent muss die Leser dieser Wochenschrift um Nach- sicht bitten, wenn er den Inhalt der vorliegenden Schrift des Verfassers so ausführlich wiedergegeben hat; denn sie werden wohl alle zu denen gehören, welche solche Gelehrsamkeit nicht annehmen wollen; religiöse Motive, wie Herr Gander meint, dürften allerdings diesmal hierfür nicht den Grund bilden. — Es ist sehr zu bedauern, dass die Hüter der Religion so ungeschickte Dolmetscher und Vertheidiger vorschicken, welche nicht nur keinen Gegner überzeugen, sondern höchstens selbst noch Spott ernten werden. E. Z. Nr. 13. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 133 H. Börner, Lehrbuch der Physik der für höhere Lehranstalten, sowie zur Einführung in das Studium der neueren Physik. Mit 470 in den Text f^edriiekten Abbild. VVeidmanu'sLdie Buch- handlung. Berlin 1892. — Preis 6 Mk. In dem vorliesenden Werk begriissen wir eine sehr danken.s- werthe Neuscluipfiing, die sich durch Originalität der Darstellung und mancherlei N'orzüge vor vielen ähnlichen Unternehmungen auszeichnet, bei denen oft die Bedürfnissfrage verneint werden muss. Wir besitzen bereits mehrere vortreffliche, zur Einführung in der Schule geeignete physikalische Comi)endien — es sei hier nur an das so w'oit verbreitete Buch von Joehmann-Hermes er- innert — , Römers Lehrbuch ist aber bedeutend eindringender und macht namentlich die mathematischen Kenntnisse der Schider in ausgiebigerer Weise für die Behandlung physikalischer Probleme nutzbar. Um ein vollständigeres Verständniss der elektrischen Vorgänge zu ermöglichen, hat der Verfasser, wohl zum ersten Mal in einem Schulbuch, eine konsei[uent durchgeführte, elementare Anwendung des Potentialbegrifi's für zweckmässig erachtet, ein Schritt, den Kef. voll billigt. Doch ist das Buch derart eingerichtet, dass man bei anderer Ansicht unter Weglassung des betreffenden Abschnitts sich auch mit dem Begriff der „elektromotorischen Kraft" durchhelfen kann. Das Material, welches von Börner geboten wird, ist sicherlich, wenigstens für den Gymnasialunterricht, zu umfangreich ; dies will uns indessen durchaus nicht als ein Fehler erscheinen. Es ist zweifel- los anregend, wenn strebsameren Schülern im Lehrbuch Gelegen- heit geboten wird, durch eigenes Studium über das vom Lehrer absolvirte Pensum hinaus vorzudringen. Da die Vermehrung des Stoffs trotz der Steigerung des Umfangs auf 584 Seiten keine entsprechende Preiserhöhung im Gefolge hatte, wüsste Ref. nicht, warum man dem Verfasser nicht für die Fülle des Materials dank- bar sein sollte. Den neuen Lehrplänen entsprechend theilt der Verfasser den gesammten Lehrstoff in zwei Stufen, deren erste, wesentlich e.\- perimentelle, dem in Tertia und Untersecunda vorgeschriebenen propädeutischen Cursus entspricht. In diesem ersten Theil be- rührt besonders wohlthuend die scharfe, logische Gliederung in: Erfahrung, Versuch, Gesetz, Beweis, Begriffsbestimmung, Mitthei- lung u. s. w. Dadurch wird die logisch bildende Wirkung des physikalischen Unterrichts zweifellos wesentlich gehoben werden, da der Schüler bekanntlich von selbst den Lernstoff' nie genügend im angedeuteten Sinne zu ordnen weiss. — Schliesslich sei noch hervorgehoben, dass die zahlreichen Figuren sich durch seltene Einfachheit und Schärfe auszeichnen. — Möge es dem Buche be- schieden werden, recht vielfachen Nutzen zu stiften! F. Kbr. E. Gerland, Geschichte der Physik. Mit 72 Text-Abbildungen. Verlag von .1. .1. Weber. Leipzig 1892. — Preis eingebunden 4 Mk.' Auch der vorliegende vierte Band von Weber's naturwissen- schaftlicher Bibliothek beweist, dass dieselbe die gediegene, ein- mal betretene Bahn innehält. Das sauber illustrirte und ausge- stattete Bändchen zerfällt in drei grössere Abtheilungen. Die erste behandelt in zwei Abschnitten das Alterthum: die Baby- lonier und Aegypter sowie die Griechen und Römer; die zweite ist der Geschichte der Physik im Mittelalter gewidmet. Seine drei Abschnitte verbreiten sich über die Araber, über das christliche Abendland und den Uebergang zur neuen Zeit. Die dritte Ab- theilung, welche die Geschichte der Physik in der neuern Zeit bietet, ist die naturgemäss weitaus längste. Seine fünf Abschnitte sind überschrieben: Galilei, Keppler und Snell ; Galileis Nach- folger; Huj'gens, Newton, Leibniz und ihre Zeit; das achtzehnte Jahrhundert; das neunzehnte Jahrhumlert. Die Kenntniss der Geschichte derjenigen Wissenschaft, welche die Grundlage der Naturwissenschaften ist, der Physik , ist so wichtig, dass die anziehend und sachkundig geschriebene Arbeit Gerland's, da sie kurz und bündig mit grossem Geschick das Wichtigste ins richtige Licht rückt, sicherlich von vielen Seiten willkommen geheissen wird. C. A. Laisant, Recueil de problemes de mathematiques. Geo- metrie analytique ä deux dimensions (et geometrie superieure) ä l'usage de classes des mathematiciues speciales. Gauthier- Villars et Fils, Paris 1893. — Preis 6 Fr. 50 C. Das vorliegende Buch bildet den vierten Band der inter- essanten Sammlung mathematischer Probleme, welche von Herrn Laisant herausgegeben wird. Es ist das ein sehr verdienstliches Unternehmen. lienn die zahlreichen Aufgaben, welche im Laufe der .lahre in den mathematischen Zeitschriften oder in einzelnen Lehrbüchern erschienen sind, unterliegen der Gefahr, dass sie nicht die Beachtung von wissenschaftliclier Seite und die Berück- sichtigung seitens des Unterrichts finden, deren sie werth sind. Das Unternehmen ist auf sieben Bände geplant und dürfte nicht nur in Frankreich als ein ausgezeichnetes Unterrichtsmittel gelten, sondern auch in Deutschland mit Interesse aufgenommen werden. Jedenfalls wünschen wir die Aufmerksamkeit der mathematischen Docenten und Lehrer in hohem Grade auf diese Sammlung zu lenken. Die Probleme sind nebst den Lösungen ausschliesslich fran- zösischen Quellen entnommen, besonders den Nouvelles Annales de Mathematiques, der Nonvelle Correspondance rnathematique de Catalan, dem .lournal de Mathematiques elementairps et spe- ciales de Bourget, dem Journal de Mathematiques elementaires de M. de Longchamps und der belgischen Zeitschrift Mathesis. Gewiss ist es bedauerlich, dass die zahlreichen deutschen Zeit- schriften keine Berücksichtigung gefunden haben; indessen darf nicht übersehen werden, dass das Unternehmen in erster Linie für die Bedürfnisse und Zwecke des französischen Unterrichts- wesens berechnet ist. Die Aufgaben werden nebst einer oder mehreren Lösungen mitgetheilt und die Quellen aufgeführt, denen beides, Aufgabe und Lösung, entnommen ist. Sehr glücklich hat der Verfasser eine Hauptschwierigkeit überwunden, welche sich bei der Abfassung eines Werkes vom Charakter des vorliegenden naturgemäss darbietet: die Anordnung des Stoffes ist nändicdi eine so geschickte, dass es ohne viel Mühe und Zeitverlust mög- lich ist, sich zu Orientiren und Aufgaben aus einem bestiuunten Gebiete aufzufinden. Die Austtattung in Druck und Papier ist von mustergültiger Ausführung. A. G. Ludwig David und Charles Scolik, Photographisches Notiz- und Nachschlagebuch für die Praxis. .Mit 7 Kunstbeilagen. 3. umgearb. Aufl. Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 1893. — Preis 3 Mk. Die Erfahrungen eines wissenschaftlich gebildeten und schon seit Jahren durch eine Reihe trefflicher Leistungen, namentlich auf dem Gebiete der Moment- und Landschaftsphotographie be- kannten Liebhabers vereinigen sich mit denen eines hervorragenden Fachmannes, um hier ein Werkchen zu schaffen, welches als ein vademecum aller Freunde der Lichtbildkunst bezeichnet werden darf, als welches sich das sauber und gediegen ausgestattete Bändchen auch wegen der verschiedenen zu wertlivollen Notizen bestimmten Registerblätter eignet. In den mit prägnantester Kürze behandelten und die neuesten Erfolge berücksichtigenden allgemeinen Abhandlungen wird auch der Erfahrendste manch dankenswerthe Angabe finden, das Kapitel: „Die malerische Wir- kung in der Photographie" aber wird er sich gerne ganz zu eigen machen. Auch die kürzeren Rubriken : „über photographische Objek- tive, Bestimmungen des Gesichtsfeldes nebst entsprechender Plattengrösse und Herstellung farbenenipfindlicher Platten" ent- halten höchst s(diätzenswerthe Bemerkungen. Die beigegebenen Illustrationen, Heliogravüren nach Negativen der beiden Autoren sind wahre Mustcrieistuugen der Reproduktiouskunst sowohl wie künstlerischer Auffassungen bei der Aufnahme. W. P. Erwiderung. In Nr. 2 dieses Jahrganges der „Naturw. Wochenschr." ist eine Besprechung meines Buches ,.Aus Urdas Born" enthalten, an deren Schlüsse sich folgender Satz findet: .Die Bezeichnung „Keimlappen" für Kotyledonen ist antiquirt, eine bessere Einsicht sagt Keimblätter." Ich habe das Gefühl, dass jeder Leser dieser Zeilen hiernach glauben muss, ich bediente mich in meinen Darstellungen des obigen falschen Ausdruckes. In Folge dessen habe iidi eine Nachsuchuug angestellt, um mich zu überzeugen, ob mir ein solches Versehen vielleicht unbewusst wirklich begegnet und trotz allen wiederholten Druckberichtigungen entgangen sei. Ich finde nun aber, dass die einzige Stelle, auf die sich die Bemerkung des Referenten, Hrn. Dr. Kaunhowen, beziehen könnte, Seite 49 steht und folgendermaassen lautet: „Es gilt dies indess nur von den Keimblättern oder „Keimlappen", die daher bis zum Verbrauche der Vorräthe in der Samenhülle stecken bleiben u. s. w." — Ich habe also 1. den Ausdruck Keimblätter vorangestellt, 2. die Bezeichnung „Keimlajip en" nur nebenher und in Gänse- füsschen gegeben (ebenso wie den als Fussanmerkung hinzu- gefügten, gleichfalls veralteten Namen „Kotyledonen"), 3. den be- a nstandeten Ausdruck überhaupt nur ein einziges M a 1 angewandt. Hierzu kommt, dass ich mich sonst überall (allein auf derselben Seite noch zwei Mal) der besseren Bezeichnung ohne jede weitere Hinzufügung bedient habe, woraus doch wohl allein schon zur Genüge hervorgeht, dass ich sie ebenfalls für die angemessenste halte. In der That halie ich den veralteten Ausdruck „Keim- lappen" überhaupt nur deswegen an der fraglichen einzigen Stelle mit aufgenommen, weil er noch immer sehr allgemein be- kannt ist, — also um anzudeuten, dass es sich bei dem anderen, von mir bevorzugten Worte um denselben Begriff handele. Hier- nach scheint mir die einschlägige Bemerkung des Hrn. Dr. K. nicht 134 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. genügend begründet, vielmehr geeignet zu sein, irrthümliche Vor- stellungen zu erwecken. — Auch sonst wäre noch so manches Aehnlichen zu erwähnen. Vom Titel ist gesagt, er lasse den natur- wissenschaftlichen Inhalt nicht verniuthen, obgleich doch der Untertitel, den Hr. Dr. K. selbst anführt, ausdrücklich lautet „Schilderungen und Betrachtungen im Lichte der heutigen Lebenserforschung" (nicht „Lebensforschung"). Das Fremd- wort „Phantasie" ist als folgewidrig mir zugeschoben, während es an der fraglichen Stelle deutlicli genug in einer wörtlichen An- führung nach Seh wendener stellt. Unverfälschte Lehnwörter, wie „botanisch", „Kamerad", „Krystall", werden als „ganz unver- fälschte Fremdwörter (!)" bezeichnet und als mir „passirtes Malheur" angesehen, die im Widerspruche mit der Vorrede stünden. Da ist es nur zu verwundern, dass nicht auch Wörter wie Pflanze, Zwiebel. Krone, Küche, Koch, Kammer, ßütfel und dergleichen als „Ketzereien" beanstandet sind. Sogar Namen, wie Cordia nodosa, Siredon pisciformis u. s. w. zählt ja Hr. Dr. K. unter diese Ketzereien, betrachtet sie also wohl ebenfalls als „un- verfälschte Fremdwörter"! — Die Forderung der Einheit des Stiles in der A'oi-rede, die ich übrigens durchaus nicht unbedingt erhoben habe, scheint Hr. Dr. K. für einen Angriff auf „unsere Klassiker" zu halten. Da wäre wohl nach Herrn Dr. K. schliess- lich such Goethe, fortan wirklich zu bedauern", wenn man Formen wie „Vermesse dich die Pforten aufzureissen" und ähnliche von ihm gebrauchte nicht für nachahmenswerth hält. — Als„genaueste Uebersetzungen"(!) tadelt Referent unter Anderem „Ohn- blütler" für Ki'yptogamen, „Schlichtgewebe" für Parenchym u. s. w., — ich habe aber im Gegentheile z. B. Kryptoganien ausdrücklich mit „Verborgenehige" übersetzt, und zwar in einer Anmerkung aus der klar ersichtlich ist, dass ich mich aus eben diesem Grunde der genauen Uebersetzung nicht bediene; denn bekannt- lich sind die sogenannten „KryjJ t ogamen" in Wirklichkeit gerade die wahren Ph anerogamen. — L'nd so weiter. — Dr. Theodor Jaensch. Atti della Reale Accademia dei Lincei. Serie Quinta. Die Fascikel 7 — 12 1892 der Rendiconti der römischen Academie ent- halten eine grosse Zahl von Aufsätzen, von denen wir nur einige wenige, besonders interessante aufführen: Guglielmo, Beschrei- bung einer neuen Quecksillierpunipe; Agamennone, über einen neuen Erdbeben-Registrirapparat; Volter ra, über cylindrische Wellen in isotropen Mitteln: Cantone, Einfluss des transversalen Magnetismus auf die Widerstindsändorung des longitudinal magnetisirten Eisens und Nickels; Agamennone, über ein neues seismographisches Pendel: Brioschi, die algebraischen Integrale der Lame'schen Differentialgleichungen; Pascal, über die 315 einer allgemeinen ebenen Curve 4. Ordnung coordinirten Kegel- schnitte; Cantoni, über den philosophischen Werth der Schriften Galileo Galilei's. Physikaliscli» Revue. Herausgegeben von L. Graetz. Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart. (Preis für das Quartal 8 M.) Die Lieferungen iO — 12 (October bis December 1892) bieten eine Reihe interessanter Aufsätze ausländischer Arbeiten in guter Uebersetzung dar. und zwar: Linebarger, über die Beziehungen zwischen der Oberflächenspannung von Flüssigkeiten und ihrer chemischen Constitution; Mace de Lepinay und A. Perot, Beiträge zum Studium der Luftspiegelung; Michelson, über die Anwendung der Interferenzmethode bei spectroskopischen Messun- gen; Pisati, über eine bei der Fortpflanzung der temporären magnetis0 M. Giesbrecht, W.. Svstematik und Faunistik der pelagischen Cope- lioden. 2 Bde. Berlin. 1,.Ö0 M. Graflf, L. v., Pelagische Polycladen. Leipzig. 3 M. Haberlandt, G., Aiuitomisch-ph3'siologische Untersuchungen über das tropische Laubblatt. Leipzig. 0,60 M. Hansen, E. Gh., Untersuchungen aus der Praxis der Gärungs- industrie. Beiträge zur Lebensgeschiehte der Mikroorganismen. IL Heft. München. 4,40 M. Hartl, H., Bestimmung von Pohlhöhe und Azimut auf der Stern- warte in Athen. Leipzig. 1,60 M. Hauptmann, C, Beiträge zu einer dynamischen Theorie der Lebe- wesen. I. Die Metaphysik in der modernen Physiologie. Dresden. 8 M. Iillialt: P. Ascherson: Die Ziegen mit „goldenen Zähnen" und das „Goldkraut". — Dr. Robert Mittmaun: Material zu einer Biographie Christian Konrad Sprengel's. — Die Giftfestigkeit des Igels gegen C3'ankalium. — Entwickelungsgeschichte der Pedipalpen. — Darstellung des Granats (Melanits) und des Titanits. — Ueber die Bestimmung der Moleculargrösse aus dem Verdunstungsvermogen. — Ueber elektromagnetische Wellen. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. M. Bach: Studien und Lesefrüchte aus dem Buche der Natur. — E. L. Trouessart: Die geographische Verbreitung der Tliiere. — Brehm's Thierleben. — Dr. Otto Koepert: Der Star. — P. Martin Gander: (). S. B., Erdschichten und Erdgeschiclite. — H. Böruer: Lehrbuch der Phj'sik der für höhere Lehranstalten, sowie zur Einführung in das Studium der neueren Physik. — E. Gerland: Geschichte der Physik. — C. A. Laisant: Recueil de problemes de mathematiques. Geometrie aualytique a deux dimensions. — Ludwig David und Charles Scolik: Photographisches Notiz- und Nachschlagebuch für die Praxis. — Erwiderung. — Atti della Reale Accademia dei Lincei. — Physikalische Revue. — Liste. Die Erueueruiii!; des Abonnements wird den aeelirteii Abnehmern dieser Wochenschrift hierdnrch in geneigte Krinnerung gebracht. Die Verlagsbuchhandlung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalideustr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 13. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XXV I - I I Leipziger Lehrmittel- Anstalt i Oscar i^chiieidei' « Leipzig ,Suhul>^trasse 10—12 | HlliptlL'lllt Ä den Herren Sdiuldirektoren und Scliulvorständen ' zum bevorstehenden Beginn des neuen Schuljahres I ihr reichhaltiges Lager von t von Dr Sohulstrassc 10—1 I Keclioiiiiiiiticliiiieu ♦ Tilliclis Recheiikasteii .... ■ Lesebrt'ttcr und Lesemascliiiieii I Waiultaft'lii ♦ Stativen !♦ Wandtafel -Linealen Wandtafel- Winkeln Wandlafel -Transportenre . . Wandtafel-Zirkel für Kreide . - Wandtafel -Keissscliienen Jl 8.— 5. — 5.- 10.- — .75 2.- 3.- 3.50 2.50 i Wandtafel -Kreide (la Champagner Kreide) Dtzd. JC -.-20, Gross Erd- und Himmelsgloben Jt Tellnrien „ Schulwandkarten „ 5 Anschauunarsbildern ,, A Anatomische Modellen „ I Botanische Jlodellen „ 1 Samnilungen „ s Physikalischen Apparaten .... „ I (Jeonu'trischen Körpern in Eisen n. Holz „ I THrngerilten „ lis M 25.- I >. 11 t5.— ♦ 1, ii25.-t ,1 16.- I 11 . l-i.- I 3 — ♦ 11 n f>— I „ „ 8.-1 1.- 10.- 6.- -.50 3.50 -.50 5. — 30- -.50 2.50 U 2.- bis Ji 300.- „ „ 390.- , , 60.- 11 11 f«!.- , r 350.- , „ 50.- „ „ 300.- 1, „ 500.- . .. 25 — 150. IBei Bedarf von Schulgeräten sowie Anschauungs- iind Lehrmitteln jeder Art bitten wir unsern Haiij>t- ♦ kataloff zu verlangen, I versenden. den wir kostenlos und franko Ernst Ci)flr[iiO.Mse, Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur -Photographie. Eigene Kunst-Tischlerei und mechanische Werkstatt. Specialität: Vollständige Atisriistiiugeii jeder Preislage. Specialität: S aeh se's lictitstarkes Uuiversal-Aiilauat. Bildgrösse 9 : la 13 : 18 18 : 24 cm Mk. 25 35 60. Wird auch in ausserordentlich leichter Aluminiumfassung und mit Irisblenden geliefert. llluslrirte Preisliste nnberechnct ii. postfrei. Telegr.-Adr. : „Ecos". — Fernsprech- Anschluss: Amt IV. 3099. 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Faunistische und Wologisclie Beobaclitungen am Gr. Plöner-See. Von Dr. Otto Zacliarias, Director der Biologisclien. Station. Mit I Tafel. Preis 2.50 Mark. Inhalt: I- Fauna des Gr. Plüuer-See's. — II. Beschreibung neuer Formen. — III. Biologische Mittheilungen. Theilll: Winter-Beohaclitungen unter dem Eise wird gegen Ende des Jahres erscheinen. ■ ■■■■■■■■ r*^ k*4 fei" i " ■|; In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 ;; [fei; erschien: •' Ein Ausflug nach Spitzbergen, i Von Leo Cremer, Bergreferendai'. m ;&; Mit wissenschaftlicheii Beiträgen von Prof. Dr. Holzapfel, :< \i\ Dr. Karl Müller-Hallensis, Dr. F. Fax, Dr. H. Potonie j| ■li und Prof. Dr. W. Zopf. :! :|: ^ s hi Mit I Portrait, 12 Abbildimgetu i Tafel und i Karte. : jp 80 Seiten gr. 8». Preis 1,20 Mark. j jä); Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. = ; £1111 III Ulli II III itiii III Hill III IM Hill lim iiiiiiiiiiiiiit: I Zu Schülerprämien [ i vorzüglich geeignet | = ist das Buch: = 1 Deutsch - Afrika 1 i und seine i [Naciara im scliwaneii Erdteil. I I Eine Rundreise = i in ahgenmdeten Naturschilde- = I rungen, Sittenscenen und ethuo- i i graphischen Charakterbikleru. = = Nacli den E i neuesten und besten Quellen für = : Freunde d. geographischen Wissen- i I Schaft u. der Kolonialhestrehunsen = i sowie für den höheren Unterricht z I von i 1 Dr. lohannes Baumgarten, | = i.ymuasi.al-Uberlchrer. E E 2. vermehrte Ausgabe. Mit einer = = Kartenskizze von Deutsch- Afrika, i i 5 Mark, gebunden 6 Mark. E 1 Ferd. Dümmlers Terlagsbaclihaiidlüiig | I in Berlin SW. 12. | EiiiiiiiniiiiMiiinMiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiir rt srns " s ^ HZ er 2 — ' -^^ i"® m •J CO J» ^ o ^ ^ O p ^ O CD C = 2 S* f» o •-t 3 :i = .3^ 5 " — 5- = -s "^ 'S —Sa - n •* 3 05' -QC CO CS Ä SS- s : 3 O öl «^:3 s S E-'='-i3 — a :? o Sc liivil n- o pa es: (w Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Vor Kurzem erschien: System der formalen "and realen Logik. Von Dr. Georg Ulrich. 91 Seiten gr. 8". Preis 1,80 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. llj Vor Kurzem erschien: 1 Die Lufthülle Ider Erde, der Planeten und der Sonne. | Von I L. Graf von Pfeil. 54 Seiten gr. 8°. ^z^ Preis I Mark. | Zu beziehi'n durch alle Buch- lianilhmgen. i Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung ^ m^Berlin_SW^12^ I In unserem Verlage erschien: Tierstellip loprillmiiscii-Trijononielrisctie Tafeln für die Declmaiteilung des Quadranten, nebst Tafeln der Logarithmen der Zahlen, Antilogarithmen, Tafeln der Zahlenwerte der trigonometrischen Funktionen, ausführlichen Quadrattafeln und Logarithmentafeln der Hyperbelfunktionen. Von Harry Gravelius. 64 Seiten, ffr. 8". Preis geh. 1,50 Mark, carionniert 1,80 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Sil gierit. pümmfcrs ?erfa9sett(6§ott6fun9 in ?3crfin SW. 12 ift crfd)ieneii: |Halrrifd)f iMn- nnb ilolkrtkunk. ßinc ^tnturkf^vcibung nüer Sönbcr bcr (Srbc, inöbcfonberc bcv auBerciivopciiidicii, iiub Sdjilbcrmtg tljrct Oriuol)urr unter brfoniiErrr ßeriitkrtdjtigung ier nfuclten (KntbeikuugsrrirJtt. (Sebilbcten greunbcn ber Srblunbe gewibniet Bon Dr. ^. §R. 31. 3it«tner«aann. Mi dljte ^tuflngc. ^ Steuer 2lBbrucC bcr neunten, non Dr. (£. Änltfd)cr neu bur^gefe^enen unb ueröoCIflänbigten Sluflagc. Sölit U3 «Ibbilbuiigcn. ifrci? 11 Wart, (ic6unbcn i:? Miort. !Aud| ju bcjiflini in 37 lipfprmiam ä 30 |lf. i) = 0, u. s. w. Diese Dift'erentialgleichungen, deren allgemeine Form also AW(!<) ^ 0 ist, bilden den Gegenstand der nach mehr als einer Richtung interessanten Abhandlung, und zwar untersucht der Ver- fasser nicht nur den Fall zweier und dreier unabhängiger Varia- bein sondei-n auch den allgemeinen Fall von q Veränderlichen. Der Verfasser entwickelt zunächst diejenigen Lösungen der in Frage stehenden Differentialgleichungen, welche nur von der Ent- fernung des veränderlichen und eines festen Punktes abhängen. Dann werden diejenigen Integralausdrücke angegeben, welche den Massenpotentialen für das Newton'sche Attractionsgesetz ent- sprechen. Den Schluss der Abhandlung bildet eine Verallgemei- nerung des für die Theorie des Potentials so wichtigen Green'schen Satzes. Fritz Kötter. Jahreshefte des naturwissenschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Lüneburg. XII. 1890—1892. Lüneburg 1893 — Knthält folgende Aufsätze: M. Stümcke: Verzeichniss der bei Lüneburg aufgefundenen Pilze, Ad. Stölting: Beitrag zur Kryp- togamen-Flora des Fürstenthums Lüneburg, C. Gottsche: Oberer Gault bei Lüneburg, Stümcke: Neu aufgefundene Kryptogameu, Kohlrausch: Zoologische Mittheilungen und derselbe: Meteoro- logische ücbersicht der Jahre 1889—1891. Hecker, E., Hvpnose und Suggestion im Dienste der Heilkunde. Wiesbaden. "1,20 M. Heitzmann, C, Die descriptive und topographische Anatomie des Manschen in 650 Abbildungen. 7. Aufl. Wien. 32 M Hempel, G., und K 'Wilhelm, Die Bäume und Sträucher des Waldes in botanischer und forstwirthschaftlicher Beziehung. Wien. 19,80 M. Hering, E., Zur Kenntniss der AIciopiden von Messina. Leipzig. 3.80 M Höhenschichtenkarte des Grossherzogtums Hessen. 1 : 25 OÜO. 1890—92 Blatt Brensbach. Dannstadt. 2 M. Hoppe-Seyler, F., Handbuch der physiologisch- und pathologisch- chemischen Analvse für Aerzte und Studirende. 6. Auflage. Berlin. U M. Jäger, G., Ueber die Art der Kräfte, welche Gasmolekeln auf einander ausüben. Leipzig. 0,30 M. Hligens, E., Die unendliche Anzahl und die Mathematik. Münster. 1 Mark. Kauffmann, M., Immanente Philosophie. 1. Buch Analyse der Metaphysik. Leipzig. 3 M. König, A. und C. Dieterici, Die Grundempfindungen in normalen und anomalen Farbensystemen und ihre Intensitätsverteilung im Spektrum. Hamburg. 3 M. Koenig, W., Lieber Gesichtsfeld-Ermüdung und deren Beziehung zur concentrischen Gesichtsfeldeinschränkung bei Ei'krankungen des Centralnervensystems. Leipzig. 4 M. Langer's, C. v., Lehrbuch der systematischen und topographischen Anatomie. 5. Aufl. Wien. 15 M. Langer, P., Psychologische Streitfragen. Ohrdruf. 0,80 M. Lessing, E., Vervollkommnung der Refractionsbestimmung bis zur Unabhängigkeit vom Gesuchten. Hamburg. 2 M. Luksch, J., V^eröflfentlichungen der Commission für Erforschung des östlichen Mittelmeeres. Leipzig. 0,50 M. Mojsisovics, E. v., Die Hallstätter Entwicklung der Trias. Leipzig. 0,40 M. Nalepa, A., Neue Arten der Gattung Phytoptus Duj. und Ceci- domyes Nal. Leipzig. 2,80 M. Partheil, A., Zur Erinnerung an Scheele's 150. Geburtstag. Stutt- gart. 0,.50 M, Paulinus, M„ Die Sittenlehre Geulincx', dargestellt in ihrem Zu- sammenhange mit der Metaphysik und beurteilt in ihrem Ver- hältnisse zu der Sittenlehre Spinozas. Leipzig. 1,-50 M. Pfeil, L. Graf v., Protuberanzen, Meteoriten, Weltennebel und Kometen. Berlin. 0,60 M. Rüge, S., Die Entwickelung der Kartographie von Amerika bis 1750. Gotha. 5 M. Inhalt: Dr. F. Hock: Kosmopolitische Pflanzen. — Dr. Robert Mittmann: Material zu einer Biographie Christian Konrad Sprengel's. (Fortsetzung.) — P. Ascherson: Christian Konrad Spreugel als Florist und als Frucht-Biolog. — Ist der Mensch omnivor, herbivor oder carnivor? — Betula ebenfalls chalazogam. (Mit Abbild.) — A. Baumann und die Nilquellen. — Doppelsternbahnen. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Stabsarzt Dr. Hering: Hygienisches über den Staub. — Dr. Hch. Wolper: Eine einfache Luftprüfungs- Methode auf Kohlensäure mit wissenschaftlicher Grundlage. — Hugo Mulertt: Der Goldfisch und seine systematische gewinnbringende Zucht. — Dr. P. Esser: Die Bekämpfung parasitischer Pflanzonkrankheiten. — Julius Sachs: Gesammelte Abhandlungen über Pflanzen-Physiologie. — Dr. A. Zimmermann: Die botanische Mikrotechnik. — Prof. Dr. Adolph Hansen: Repetitorium der Botanik. — Prof. Dr. J. M. Pernter: Falbs kritische Tage. — A. Gutzmer: Ueber gewisse partielle Differentialgleichungen höherer Ordnung. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Bei-lin SW. 12. — Druck: G. Bernstein. Berlin SW. 12. Nr. 1-4. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XXVII ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke * ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Luiseiistr. 58 ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenächaftlicher J und Geräthschaften im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ 1K~ itiirfltniiut ecbcii|liri)ftr0 glittet-. "^Bg, Sbntgl. ^^u'cuf;. 2iIIJL'nte Stnat'^mebfittlc. Bcittiicr 18,.iU Wf. X-iobc 5 liu poftfrci -VSo aiif. ♦ ♦ ♦ Apparaie ♦ Huiiflelaiclien. Rofliinol Plaicoh :,">i«icl)«ff Uir *Jliii,iucfit Moii .öülliieni, iVniflncn UCIIUlJCI-r ICIdUII- j„„t,c„. 3tv. r.) Wd. ^xaht'.i k- ^loitfr ai;t\ Berliner HuuMiiclieii-Faürik J. Kayser iu Teiiipelliof bei Berlin, Neu! Neu! 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Abonnement : Man abonnirt bei allen Bucbhandhmgen und Po3t- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrypreis ist .// 3,— Bringegeld bei der Post 15 .J extra. r Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Ä. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist unr mit vollständiger C^nellenangabe gestattet. Die Chemotaxis der Leucocyten. Von Dr. Karl L. Schaefer. Dass wir fast ausuabm.slos alle Entzüiiduiig,'s- und Eiterniigsproccsse, deren Schauplatz der tliierisclie Orga- uismus werden kann, einer Einwanderung kleinster Lebe- wesen zu verdanken haben, i.st eine Thatsache, die wegen ihrer Wiclitigkeit für uns selbst bereits allbekannt ist. Aber die Vdu der Wissenschaft daran geknüpften Folge- rungen und neuesten, bedeutsamen Entdeckungen sind iidch nicht Gemeingut weiterer Kreise geworden. Das liegt nicht allein in der relativen Neuheit des Gegen- standes begründet, sondern auch darin, dass es sich hier um mikroskopische Details handelt. Es war I)ckanntlich dem IMikroskop in der Hand Cohnheim's vorbehalten, das Wesen der Entzündung aufzudecken, von dem mau bis dahin nichts als die äusscrliehen Symptome: Hitze, Röthung, Schwellung, Schmerz, kannte. Jetzt weiss mau, dass im Zustande der Entzündung die feinsten Ver- ästelungen der Arterien, die dichten Maschennetze der Maargcfässe, sich erweitern, dem erkrankten Tlieile un- gewöhnlich viel Blut zuführen und ihm damit sowohl mehr Wärme als auch die charakteristische Röthe verleihen; man weiss ferner, dass die Beschaffenheit der Blutgefäss- wändc eine andere wird: Es tiltrirt Flüssigkeit aus der Blutball n in die Umgebung, was sich äusserlich durch die Schwellung und, wenn gleichzeitig ein Druck auf feinere Nervenzweige ausgeübt wird, auch durch Schmerzen documentirt. Erreicht die Entzündung höhere Grade, so nimmt die Durchlässigkeit der Gefässwände immer mehr zu. Es beginnt alsdann auch ein Theil der festen Blut- bestandtheile, nämlich der weissen Blutkörperchen oder Leucocyten, auszuwandern, indem dieselben sich dank der Fähigkeit, selbststäudig ihrem Körper so ziemlich jede lieliebige Gestalt zu geben und kriechend ihren Platz zu wechseln, durch das Gefüge der Gefässwände hindurch- zwängen. Wenn dieser Proccss ungestört einige Zeit ge- spielt hat, so ist der ganze Entzündungsherd mit Leuco- cyten „infiltrirt". Damit hat sich dann eine Vereiterung vollzogen, denn der Eiter besteht eben wesentlich aus Leucocyten, denen er Farbe und Consistenz verdankt, aus Gewebstrümmern und — Mikroorganismen. Dieses constante Zusammentreffen von Bacterien und Eiterkörperchen legte von vornherein den Gedanken an eine engere Beziehung zwischen beiden nahe. Die geist- volle Phagocytentheorie Metschnikoff's behauptete direct, es sei die Aufga))e des Leucocyten, die Eindringlinge zu ergreifen, zu tödten und fortzuführen*). Eine solche Auf- fassung hatte in der That auch experimentell manches für sich; aber gewichtige Einwände sind gegen sie er- hoben, wie der, dass die weissen Wauderzellen gar nicht die lebenden Bacterien „frässen", sondern nur die ab- gestorbenen wegschafften. Demnach hätten wir hier einen Aualogiefall zu der bekannten Eigenschaft der Leucoc3'teu vor uns, die Gewebe von eingedrungenen anorganischen Fremdkörpern zu säubern. Man hat das Experiment ge- macht, Fröschen unschädliche Farbstoft'lösungen in die Blntbahn einzuspritzen. Nach einiger Zeit war in den Blutgefässen kaum noch etwas von Farbekörnchen zu finden, dagegen die Umgebung voll davon und eine Menge damit beladener Wauderzellen im Begriff, die störenden Partikelcheu nach weniger darunter leidenden Körper- stellen zu transportiren. Etwas ganz Aehuliches pflegt übrigens unter der Haut frisch Tätowirter vorzugehen. Zum Zwecke des Tätowirens wird mit einer Nadel oder kleinen Lanzette das Bild in die Haut geritzt und in die leicht blutenden Risse pulverisirte Kohle oder Zinnober eingerieben. Der grösste Theil der Farbe bleibt freilich für immer an Ort und Stelle liegen; nicht wenig davon findet sich aber auch gelegentlich bei Obductionen in den benachbarten Lymphdrüsen, eben durch die Leucocyten dort abgelagert. Wäre deshalb ein so trivialer Vergleich erlaubt, so könnte man diese amoelxiiden Wesen als eine Art Schutzpolizei unseres Körpers bezeichnen, jedoch ist in Wahrheit ihr Werth für das Leben noch weit umfang- *) Vergl. „Natui-w. Woehfiisclir." IV S. 25. 146 Naturwisscnscliaftlichc Wochenschrift. Nr. 15. reicher. Ganz zu schweigen von ihrer Bedeutung als Regeneratoren der rothcn Blutkörperclien, hahen neuere Untersuchungen ihnen auch einen erhel)Hchen Antheil an dem Abhxuf des Stoffwechsels eingeräumt. Sie betheiiigcn sich diesen zufolge an der Resorption des in der Nah- rung aufgenommenen und durch die Darmverdauung in eine feine Emulsion verwandelten Fettes, indem sie sich dicht unter die Oberfläche der Schleimhaut begeben, in das Darmlumen Fortsätze hineinsenden und diese mit Fetttröpfchen beladen wieder einziehen, um dann mit ihrer Beute nach den grösseren Lymphbahnen zurückzuwandern. In ganz ähnlicher Weise liegt ihnen die Vertilgung und Beseitigung aller organischen Fremdkörper, sie seien nun dem Organismus künstlich einverleibt oder eigene abge- storbene Theile desselben, ob; eine Thatsachc, zu deren Feststellung Medicin und Zoologie sich die Hand reichten. So benutzt die moderne Chirurgie schon seit einer Reihe von Jahren ein aus Schafdarm präparirtcs Nähmaterial, Catgut, für tief im Innern gelegene Wunden, die nach dem Verschluss der äusseren Körperdeckc möglichst für immer dem Auge und der Hand des Operateurs entzogen bleiben sollen. Die Catgutfäden werden mit der Zeit bis zum völligen Verscliwinden resorbirt: Parenchymflüssigkeit und zahlreiche Leucocyten dringen in ihre Lücken, lösen sie auf, zertrümmern sie und führen die Trümmer bis auf den letzten Rest fort. Auch noch in einer anderen Be- ziehung sind die Wanderzellen für den Wundarzt von hohem Interesse, insofern nämlich der Vernarbungsprocess jeder Gewebstrennung durch das Eindringen weisser Blut- körperchen in die nächste Umgebung der Verletzung ein- geleitet wird und dereu Anwesenheit einen bemerkens- Averthen, wenn auch noch nicht in allen Funkten ganz klaren Einfluss auf die Heilung ausübt. Von naturwissen- schaftlicher Seite haben uns hinsichtlich des Antheils der Leucocyten an physiologischen Resorptionsvorgängen na- mentlich die Untersuchungen Metschnikoft"s über die Re- duction des Ruderschwanzes der Batrachierlarvcn und jene von Kowalewsky und van Rees über die bei der Metamorphose der Dipteren stattfindenden Reductious- processe aufgeklärt. Aus dem Gesagten geht wohl zur Genüge hervor, dass die Leucocyten schaarenweise überall dahin wan- dern, wo immer im Körper lebende oder todte Mikro- organismen eingedrungen sind; wo anorganische oder organische Fremdkörperchen lagern; wo Gewebsstörungen stattgefunden haben; wo es gilt. Abgestorbenes zu re- sorbiren. Was giebt aber die Veranlassung dazu? Nach Analogie gewisser Vorgänge bei der Fortpflanzung nieder- ster Lebewesen möchte man annehmen, dass sich hier Processe chemotaktischer Natur abspielen, dass mit anderen Worten von den Zielen der Leucocytenwauderungen aus sich chemische Stoffe in die Umgebung verbreiten oder sonst chemische Veränderungen in der Nachbarschaft an- geregt werden, welche, auf die Lymphkörperehen treffend, diese zu Bewegungen in specifischer Richtung, nämlich auf das Erregungscentrum zu, veranlassen. Allerdings ist damit die zu erklärende Thatsache eigentlich mehr um- schrieben als erklärt, aber es ist doch wenigstens die Richtung vorgezeichnet, in der weitere Forschungen statt- zu finden hätten und inzwischen auch stattgefunden haben. Einige frühere Versuche anderer Autoren vervoll kommnend, hat Buchner den Beweis geliefert, dass aus dem Protoplasma der Mikroorganismen sich Stoffe dar- stellen lassen, welche eine stark chemotaktische Wirkung auf die Wanderzellen ausüben. Der in die inficirten Gewebe übergehende Inhalt abgestorbener Bacterienzellen ist also die Ursache der Eiterung, und es sind nicht die Stoffwechselproducte der lebenden, denen vielmehr die Rolle der Fiebererzeuger zufällt. Genauere Prüfungen, zuerst am Friedländer'schen Pneumobacillus — dem Erreger der Lungenentzündung — angestellt, ergaben, dass die pyogene Substanz von den Albuminaten der Zelle ge- bildet wird. Isolirt und sterilisirt, ruft sie typisciic Eite- rungen liervor, die sich von den alltäglichen nur durch das Fehlen der Bacterien unterscheiden.*) Somit ist end- lich die Möglichkeit echter aseptischer Eiterungen, welche der berühmte Chirurg Hueter noch energisch bestritt, er- wiesen und die Bedeutung der vielfach erfolgreichen Ver- suche, durch sterile, Ijacterienfreic, chemische Agentien, wie Crotonfil, Calomel, Höllenstein, Abscesse zu erzielen, ins rechte Licht gesetzt: Die genannten Chemikalien üben eben auch eine chemotaktische Wirkung auf die Leuco- cyten aus. Nachdem Büchner zuerst aus Kartoffelculturen des Pneumobacillus von Friediänder einen Eiweisskörper, das ,,Pneumiil>acillenprotein", dargestellt und dessen chemo- taktische Wirkung erprobt hatte, unterwarf er noch etwa 15 weitere BaciUenartcu derselben Methode und erhielt unter anderem von B. pyocyaneus, B. subtilis, B. acidi hictici, vom Typhusbacillus und Staphylococcus pyog. aureus analoge Proteine. Diese wurden in gelöstem Zu- stande in spindelförmige, einige Millimeter weite Glas- röhrchen eingeschmolzen; die Röhrchen durch Auskochen sterilisirt, Kaninchen aseptisch unter die Haut gebracht und später subcutan durchgebrochen. 2—3 Tage darnach zeigten sich in den Ivöln'clien mehrere Millimeter starke Eiterpfropfen, wie immer zahllose weisse Rundzellen ent- haltend. Den Bactcrienproteinen stehen die Pflanzencaseine chemisch nahe. Auch diese erweisen sich als stark leuco- cytenanziehend, sei es, dass reines Glutencaseiu, dar- gestellt aus Weizenklcber, zur Verwendung kam, oder dass eine subcutane Injection von sterilem Erbsenmehlbrei vorgenommen wurde. — Von den Umwandlungsproducten thierischer Gewebe zeigten sich wohl reinste Gelatine, gewisse Alkalialbuminate und Hemialbumose, keineswegs aber Eiweispepton chemotaktisch. Dass gerade Albuminate unter Umständen chemotaktisch wirken, erscheint übrigens besonderer Beachtung wertli in Rücksicht darauf, dass die Darmschleimhaut resorbirtes Pepton in P^iweis zurückvcr- wandelt. Beide Thatsachen zusannnengehalten, werfen, worauf Hueppe kürzlich aufmerksam gemacht hat, ein neues Licht auf die erwähnte Betheiligung der Wander- zellen an der Fettverdauung. Die Frage, ob nicht auch die sogenannten Zersetzungs- stoffe der Bacterienzellen die Leucocyten anlocken, muss auf Grund von ähnlichen Röhrchenversuchen, wie die eben beschriebenen, negirt werden; und zwar sind hierfür gerade die Röhrchenversuche von positiver Beweiskraft. Denn wenn die fraglichen Substanzen einfach unter die Haut eingespritzt werden, so ist, falls eine Eiterung folgt, immer noch der Einwand erlaultt, dass die Injections- masse nichts selbst, sondern nur infolge der von ihr be- dingten chemischen Veränderungen der Umgebung chemo- taktisch wirkt. Vielleicht werden eben auf diesem in- directen Wege die aseptischen Eiterungen durch Terpentin, Calomel, Quecksilber, von denen schon die Rede war, erregt. Denn eine directe Anziehungskraft auf die Lymph- körperchen wird man den genannten Chemikalien kaum zuschreiben dürfen. Wie bereits erwähnt, kommen Entzündungen ohne Eiterungen vor, nie aber letztere ohne erstere. Mit der Eiterbildung ist stets eine Schwellung des betroffenen Ge- *) Es ist interessant, dass ein Zusatz wässeriger Methyl- vioIottlösunR zu der sterilen Emulsion von Pneumobacillen die Eitererregunjn; hemmt, gemäss der Thatsache, dass basische Anilin- farben die Albuminate des Bacillenplasmas chemisch binden. Nr. 15. Natiirwissenschaftliclic Wochenschrift. 147 vvebes, also eine abnorine Durclitrilukung desselben mit Blutflüssiglveit verisnüpft. Dalier liei^'t die Frage nahe, ob diese regelmässige iieglcitersclieiming der Leucoeyten- ansannulung, diese entzündliche Reizung ebenfalls der Einwirkung der chemotaktischen Stofte ihren Ursprung dankt. Subcutane Injectionen von Protein des 15. pyo- cyaneus, am Menschen ausgeführt, beantworteten diese Frage in entschieden affirmativem Sinne. Leucocytose und entzündliche Schwellung, Röthung und Scbmerzhaftig- keit sind untrennbar vergesellschaftet. Von den hier in Kürze dargestellten Resultaten mühe- voller Forschungen wird eine neue Entzündungstheorie ernstlich Notiz nehmen müssen; vielleicht kommt ihnen auch einmal eine praktische Bedeutung in der Heilkunde zu. Vor allem aber sei hier auf ihren Werth für die Biochemie aufmerksam gemacht. Material zu einer Biographie Christian Konrad Sprengel's. Zusammengestellt im Auftiago der Redaktion von Dr. Robert Mittniann. (Schluss.) (Chronik Seite 2G7.) Bereits S. 264 ist ausgeführt worden, dass der rector seine privat Stunden aufgegeben, unter dem Vorwande, dass der privatisteu zu wenig seyen, als dass ihm seine j\lühe bezahlt werde; & dass er, als man ihn hier dazu anhalten wollen, mit seiner Vorstellung ans Oberconsistorium gegangen. Dies theilte unterm loten Sept. dem niagistrat & mir sein Gesuch mit & be- fahl uns, binnen acht Tagen darüber zu berichten. Seine Vorstellung vom 4ten Sept. gründete sich theils auf die zu wenigen privatisten, derentwegen seine Arbeit nicht gemig bezahlt werde, theils auf den Verdruss, den er davon oft schon gehabt, theils auf seine vocation, die ihn dazu nicht verbinde; erwähnte auch, dass ihn Insp, hierzu nicht verpflichtet achte, hingegen Üirigens es ihm zum Gesez machen wolle. Magistrat & ich stellten theils gemeinschaftlich den 27ten Octob. vor: dass, solange diese Schule existire, privat Stunden gehalten worden, & wenn es in des Rectors vocation nicht stehe, man nichts daraus haben können, ihn durch Vorschrift zu seinem Vortheil zu verbinden; dass es die Umstände der Schide, an der der Subrector eingegangen, von dessen Gehalt auch seines vermehrt sey, nöthig machten, dass er privat Stunden halte; dass er an der jetzt kleinen Zahl seiner privatisten selbst Schuld sey & wenn er menscidiclu'r mit iinien umgehen möchte, mehr deren haben würde; allein, dass er sich, wie alles zeige, nicht zum Rector hiesiger Schule schicke & uns nur nachgelassen werden möchte, einen andern zu erwählen: theils wieder- holte & bestätigte ich dies Alles insbesondere noch durch mehrere Gründe; zeigte, wie unschicklich er unterrichte, was für Schallen er der Schule thue, wie so ganz sie zu Grunde gehe & das an einem ( )rte, wo die Lehrer nicht schlecht besoldet & wo 4 Stipendien seyen; stimmte end- lich mit ein in die Versicherung; wie nöthig eine Verände- rung mit ihm & eine Wahl eines anderen Rectoris für diese Schule sey. Allein die resolution war: dass, da er nicht durch seine vocation zu privat Stunden verpflichtet sey, er wieder seinen Willen nicht dazu angehalten werden könne. Er hat also seitdem keine privat gehalten & die Schule muss durch seinen Eigensinn, der Unterstüzung findt, leiden. (Chronik S. 268.) D. 1. Dez. fragte der rector Sprengel bey mir schriftlich an: Ob er den Sohn des Juden Gabriel, den ihm der ( »Inistlieutenant von Lattorflf empfohlen habe, in die Grosse Schule aufnehmen dürfe? Ich antwortete ihm, dass die Aufnahme ohne Bedenken geschehen könne. (Chronik S. 270 1785.) D. 23. Juny verwies ich dem rector schriftlich, dass er, ohne mein Vorwissen, zur Schulzeit verreist sei & durch candidaten seine lectionen versehen lassen & erinnerte ihn an seine vocation, die ihn verbände, in soleben Fällen sich vorher bey mir zu melden, auch durch seine coUegen seine lec- tionen zu besorgen. (Chronik Seite 287.) D. 8. Januar hatte der rector Sprengel die Secundaner nicht aus der Schule lassen wollen, als sie zu den rredigern zum Unterricht im Christenthum gehen wollten, auch behauptet: die Prediger koenuteu erst um lOh den Unterricht anfangen, wenigstens wäre er nicht verbunden, sie eher dazu fortzulassen. Als mir 11. Fidler dies anzeigte, bedeutete ich dem I\Iann ernstlich, dass der Unterricht zum Abendmahl der Schreib- stunde vorgehen & er keine Weitläufigkeiten & Hinder- nisse gegen die hier eingeführte & nicht so leicht abzu- ändernde ( )rdnung machen solle. (Chronik S. 298. 1790.) D. Uten Febr. theilte mir der magistrat eine Klage mit, die ein Theil der Bürger- schaft wieder den rector, der ihnen erst Kosten für Bücher & Landcharten gemacht habe, wenn er ihre Kinder heraufsezeu solle & nun sie sizen lasse; der nicht auf die andern Lehrer sähe; der sie hinderte, zum Prediger in Unterricht zu gehen; der aus der Religion nichts machte und in keine Kirche ginge angebracht Jiatte um mein Gutachten darüber, dass ich dahin gab: it bat dass in der Klage so manch unwahre & unerhebliche Beschwerde unter wenig wichtigen sey & dass man sie nicht, wie die Bürgerschaft verlange, höheren Orts vorlegen könne; dass über dem die Hauptveranlassung der Beschwerde, nach- dem gestern die Kinder heraufgesezt worden, bereits ab- gethan sey; dass endlich die wichtigsten Klagen noch einer näheren lieleuchtung nöthig hätten, wenn man einen guten Endzweck erreichen wollte. Gegen- Indess man Hess ihn d. 25. Febr. in meiner wart zn Rathhause kommen, wo er, nach einigen Debatten, sich nicht abgeneigt erklärte, die Wünsche der Bürger- schaft zu erfuellen; nur moechte man ihm schriftlich zu- stellen, was man eigentlich von ihm verlangte, da er dann gleichfalls darueber schriftlich sich erklaeren wollte. Unterm 20 März wurde ihm diess vom Magistrat & Insp. geschrieben (welches ich doch, da es mir aus \'er- sehen nicht zur Unterschrift zugeschickt war, nicht mit unterschrieben hatte): Er sollte auf den Schulfleiss i*c Methode der andern Lehrer Acht haben & bey deren Maeugeln in letzterer ihnen mit gutem Ratli zu llülftc kommen; die Kinder nicht zurückhalten, wenn sie aus der Schule zum Prediger gehen wollten; die Jugend mehr durch Guete als Haerte ziehen; den Religionsunterricht nicht ])ei Seite sezen; den Unterricht im Briefstyl >.*i: Grie- ciiischen nicht versaeumen ; hauptsaechlich auch wieder privat Stunden halten: ohne welchem mau die Sache ans Oberschulcollegium bringen werde. Er antwortete d. oOten Maerz darauf: dass er wohl wisse, wie man Knaben behandeln muesse, aber auch, wo Guete nichts helft'e, Ernst gezeigt werden nniesse; dass er selbst Religionsunterricht gebe, aber andere, die keine Gaben haben, darinn zu unterrichten, dazu nicht anweisen koenne; dass er solche Knaben, als er jetzt habe, noch keinen Brief zu schreiben, lehren koenne; 148 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 15. dass er den Unterriclit im Sciioensclireil)en für nütliiger als Griechischen halte; dass er die privat Stunden nur unter der Bedingung wieder anfangen koenne 1.) dass die vier Nachmittagsstunden davon wegfallen, 2.) dass 12 Schüler dazu seyen, die jeder vierteljährlich 2 Thlr. geben, also 100 Thlr. zusammen konnnen, als soviel man als collaborator*) beym Wcrdcrschcn Gymnasio für so- viele Stunden empfange, 3.) dass er an den recordationen**) seinen Theil habe, wenn er auch nicht mitgehen & koennten von ihm, conrector & Küster in der Zeit (Chronik S. 299) Schulstunden gehalten werden & bloss der cantor mit- gehen. Übrigens seyen in der Schule einige Luftfenster- chen nöthig, ferner nothwendig, dass die Tische in Sexta näher an einander gel)racht & die Schulstube ausgeweisset werden. Der Justizrath theilte mir dicss mit & verlangte meine Meinung darüljer, dem ich antwortete: dass wir auf keine Weise damit zufrieden sein koennten; dass seine Angaben zum Theil unwahr, zum Theil rechthaberisch & eigensinnig seyen & dass man ihm geradezu aufgeben nmesste im Briefstyl oder Griechischen zu informiren & die privat Stunden, wie sie hier gebraeuehlich waeren, zu halten: wiedrigenfalls man hoeheren Orts die Sache ausmachen würde. Der Polizeybürgermeister Hertig über- nahm das, hats aber bis 1791 liegen lassen, da davon weiter vorkommen wird. (Chronik Seite 301) .... theils der z. Z. Cantor Bremer, als er zum letzten Male das Cliorgeld auszahlte, gegen den rector sich verging tt ihm sein freylich zu ge- ringes & besser verdientes Zeugniss vor die Füsse warf. Da der rector dies dem Gberconsistoiio anzeigte & aut satisfaction drang: so wurde dem Bremer die approbation zum Zehdenickschen Cantorat versagt. (Chronik Seite 303.) Von den inspectoren meiner Amtsgeschichte 1790 & 1791. .... Der rector Sprengel hatte im Ausgange des Februar das jährliche Examen gehalten & in der Foelde- richschenRede***) nach seiner Gewohnheit allerley empfind- liche Sachen über anders Denkende & Lehrende ein- tliessen lassen. Als er einige Tage nachher bey der Schul- conferenz unwillig that, dass so wenige Leute & kein einziger Bürger zugegen gewesen: so sagte ich ihm, wo- her das käme & dass in jeder seiner Schulreden Anzüg- lichkeiten wären, die die Leute von ihm vertrieben. Dies wollte er nicht einsehen & schickte mir den 4ten Maerz 1791 seine letztere Schulrede zu, damit ich darinn bemerken möchte: was jemanden darinn emptindlich sein koeunte? Ich unterstrich ihm verschiedene Stelleu & schrieb ihm, dass er gut thun wuerde, dergleichen zu vermeiden oder sich endlich alles zu Feinden machen wuerde, was doch der rechthaberische Mann nicht begreiffen wollte. — (Chronik S. 305.) Den 26. Jnly 1791 hatte endlich der Polizeybürgermeister Hertig, was er schon im Maerz 1790 übernommen hatte, dem Oberschul collegio vorge- stellt, dass unsere Stadtschule in der groessten decadence sey, was man keinem Andern als dem rector zuschreiben koenne, der mit Unlust & Haerte lehre, weder mit den Predigern & Schullehrern, noch mit der Bürgerschaft sich vertrage; gegen alles, was Theologie heisst, beym Unter- richt sich unwillig zeige; durch keine Vorstellung & Zu- reden bessern lasse; das Chor vernachlaessige ; keine jjrivat Stunden halte: welche Nachlaessigkeit auf die Unterlehrer & Schuljugend die traimgste Würkung habe. *) collaborator ^ nichtetatsmitssiger Hilfslehrer. **) recordationen = Geldgeschenke, welche die Chorschüler, wenn sie bei Beerdigungen oder andern Gelegenheiten gesungen hatten, in der Chorbüchse einsammelten. *■■'■*) Zum Halten dieser Rede war der Rector durch das Foelderich'sche Legat verpflichtet, welches er während seiner Amtsdaucr genoss. Er bat, Maassregeln zu ergreitfen, dies zum Vortheil der Stadt abzustellen. Hiernach ergieng d. 6. Sept. ordre an mich, hier- über desfordersamsten Bericht abzustatten. Ich that diess & bezeugte, dass alles dies & noch mehr wahr sye; be- wies aber auch sowohl aus der ganzen Denkungs- & Lehrart des rectors, als aus seiner Unlust, hier zu unter- richten & besonders aus seinem Mangel an Religion & Menschenliel)e, dass, so lange er hier rector seyn werde, es nicht besser werden werde; bat, ihn bey einer hoeheren Anstalt, wo er nüzlicher werden koennte & unter direetion eines Mannes, dessen autoritaet er nicht verkaeunte, wer- den müsse, anzustellen & bis dahin zur Haltung der hier unentbehrlichen privat Stunden anzuhalten; einer Sache, die er jetzt unentgeldlich thun koenne, da einem hiesigen rector durch testament des Hofstaatsholzschrcibers Ebel ein legat von fast 150 Thlr. jährlieh zugefallen. (Dieser Ebel, der d. 31 August zu Berlin verstorben war, hatte in seinem testament vom 27ten July ej. a. festgesetzt, dass, da er in Spandow gebohren & von einem ehe- mahligen hiesigen rector nicht nur die Grundlage zu mancherley nüzlichen Kenntnissen erhalten, sondern vor- nehmlieh auch zur Gottesfurcht & Tugend geleitet worden, wovon er sein ganzes Leben hindurch bis jetzt vielen Trost & Beruhigung eingeerndtet & also aus Erfahrung wisse, was ein geschickter, erfahrener & menschenfreund- licher rector einer Schule für Nuzen stiften koenne, er drey 1000 Thlr., wovon 2000 bey der Landscliaft zu 5 pro Cent & 1000 bey der Seehandlung zu 4 pro cent stünden, legire, deren Zinsen einem jedesmaidigen rector der Spandow'schen Stadtschule zufallen sollten, damit man hier einen solchen Mann haben könnte, der sie wieder zu diesem vorigen Flor brächte.) Dies legat bewog das Oberscinil collegium, d. 1. Nov. dem magistrat ä mir zu befehlen, da es das hiesige Schulwesen auf einen bessern Fuss sezen wolle, fordersamst den jezigen lectionsplan einzusenden & dabey anzuzeigen, zu wieviel oeft'entlichen Schulstunden der rector verpflichtet sey & ob es Schwürig- keit finden dürfte, die privat Stunden, sowie es in andern Staedten l)ereits geschehen, in oefl'entliche Stunden für ein maessiges Schulgeld zu verwenden; übcrhaujit aber wegen besserer Einrichtung des hiesigen Schulwesens gut- achtliche zweckmaessige Vorschlaege zu thun. Ehe wir dies thaten, conferirten wir mit dem rector & sämmtliehen Schul collegen an einem aussergerichtlichen Tage zu Rathhause; thaten allerley nüzliche Wirschläge; suchten besonders den rector durch Vorstellung des legats, das er erhalte, & der Absicht des testatoris, zu Haltung von privat Stunden zu bewegen; konnten aber nichts l)ey ihm ausrichten, als der immer dabey blieb, dass dies nicht buchstäblich im legat von ihm gefordert war. Wir über- reichten also d. 10. Dec. dem Oberschulcollegio 1) den bisherigen lectionsplan des Rectors & einen von uns etwas abgeänderten & uüzlichern dergleichen; bewiesen für's 2.), dass der Rector für seine Einnahme zu wenig Stunden gebe, & nach solchem Zuwachs an Gehalt, als er nun erlange, taeglich Vormittags privatim eine Stunde mehr gratis geben koenne, legten 3) dar, dass wegen des Foelderich'schen legats hier für keine oert'entlichen Schul- stunden was ))ezahlet werden koenne; zeigten endlieh 4), dass unserer Schule am Besten durch Wegsezung des Rectors an eine hoehere Schule & durch Zurruhcsezung des alten Conrectors Dilsehmann geholfen werden koenne. Letzter würde gerne aljgehen, wenn er nur von seinem Nachfolger jaehrlich 100 Thlr. erhielte; was aber nicht zu erwarten stünde, da die Conrectorstelle kaum 180 Thlr. trage. Ersterm, dessen sichere Einnahme nach Zuwachs des Ebel'schen legats 402 Thlr. 20 gr. mache, moechte man, bis zu anderweitiger Versorgung, von der Rector- Nr. 15. Naturwissciiscliaftliclio Wochensclirift. 149 ciniiajinic jaehrlich 200 Tlilr. lassen & kiimitc hotil'en, für das Übrige & die Aussiclit der Verbesserung- einen jungen, geseliickten & willigen Mann zu erhalten. Sollte das Oberseliulcollegium das nielit genelniiigen; so baetcn wir wenigstens, ihn nachdriieklieh zu zweekniässigerer (Chro- nik S. 306) Haltung- seiner bisiierigen oetf'entlichen Stun- den i*v: zu wenigstens 6 neuen Stunden woechentlieli l'ürs Ebel'sehe legat anzuhalten. Unsere Vorstellungen hey ihm deshalb seyen vergeblich gewesen & doch scy es sowohl die Absicht des testatoris, der Schule durch ihn mehr aufgeholfen zu sehen, als unsere Pflicht, für die Er- fuellung dieser seiner sichtbaren Absicht zu sorgen. Er werde sd gut dafür Ijelohnct, als der, wenn er nur wolle, über .''lOO Thlr. jaehrlich haben koenne, & behalte nocli soviel Zeit für sich dabey übrig, dass wir uns auf nach- drückliche ünterstüzung- des Oberschulcollegii Rechnung machen koennten, ohne welche die schwierige Bürger- schaft innnediatc an den Koenig gehen nioechte. (1792.) Wir erhielten hiernach d. 17. Jan. 1792 zur resdlutiiin, dass, obgleich unser lections Entwurf noch manche Verbesserung uoethig haette, es doch bey der- niahligem Unvermoegen des Conrectoris raehrentheils da- bey bleiben nioechte; auch solle Rector, nach unscrm Vorschlage, woechentlich sechs Lehrstunden mehr geben, & dadurch dem Ebelschen legat ein Genüge thun, wovon drey Stunden zur arithmetie & zum elementarunterricht in der matheniatic, zwey Stunden zum Franzoesischen & eine zum Lateinischen angewandt werden moechte; & sollten wir die Tage & Stunden dazu mit Zuziehung des Rectoris cintheilen. An den Rector rescribirte es insbesondere, dass nicht zu leugnen sey, dass der Rector l)isher zu wenig Lelir- stunden gehabt habe. Es werde ihm also zur Pflicht ge- macht, ausser seinen bisherigen dreyzehn Stunden noch sechs zu übernehmen, welches um so nothwendiger sey, als er von jeher zwanzig oeffentliche Lehrstunden haben sollte; welcher Einrichtung nur durch eine naclitheilige combiuation ausgewichen worden. Auch sey dies der Stiftung-, die ihm jezt eine so ansehnliche Verbesserung gewähre, gemäss; da ihre Absicht die Erneuerung & Er- haltung des Flors der Spandowscheu Schule sey. Er solle also künftig haben 6 Lateinische Lehrstunden in der oberen, zwey dergleichen in der combinirten dritten & vierten classe, zwey Stunden zum Religionsunterricht, eine Stunde zur Naturgeschichte, drey Stunden zum Unterricht in der deutschen Sprache, verbunden mit practischen Üliungen im Briefstyl & andere kleinere Stylübungen, drey Stunden zum Untcrriclit im Rechnen & überhaupt zum mathematischen elementarunterricht, die zwey übrigen Stunden zum Französischen. Da in dem rescri))t ihm so sanft begegnet worden, dass sogar seine dem (tber- schulcollegio hinlänglich bekannte Geschicklichkeit ge- rühmt worden; so machte er sich das zu Nuze bei Ein- theilung der Stunden, wo wir ihm mehrcntiicils den Willen lassen & zufrieden seyn mussten, dass er nun doch sechs Lehrstunden mehr zu geben hatte. Die neuen lectionen gingen erst nach Ostern an, weil sich die Kinder erst die Buecher dazu anschaffen mussten. Zu der Zeit wurden aueli auf seinen Antrag die Schulstunden nach Mittags wieder um 1 Uln- angefangen, die seit verschiedenen Jain-en erst um halb zwey Uhr angefangen waren; wo- durch er theils eine halbe Stunde frueher fertig werden, theils den Lärmen der bald nach 1 Uhr sich versannueln- den Kinder vom Kirchhofe wegschaffen wollte. (Cln-onik S. 407. — 1794.) 1794 d. 26. Aug. wurde er durch rescript aus dem Geistl: departement auf 150 Rthlr. pcnsion gesezt und d. 22. Sept. vom Magistrat it mir zum neuen Rector, H. M. Carl Ludewig Schnitze von hier gebürtig, gewählt, der auch von uns d. 23ten Oct. ej. a. vocirt & von mir introducirt wurde. Aus den Acten des Gymnasiums zu Spandan. Im Jahre 18.'')3 wurde die Schule zum Range eines Progymnasiums erhoben und am 15. October eröffnet. In dem aus diesem Anlass gedruckten Festprogramm giebt der damalige Oberprediger Gutlicke eine Geschichte der Anstalt. Ueber die Amtszeit Sprengel's flnden sich in dieser Geschichte nur die folgenden, ohne Zweifel aus der Schulze'schen Chronik entlehnten Bemerkungen: 1791 vermachte der Staatsholzschrciber Ebell 3000 Thlr. dem Rectorat, davon der Rector die Zinsen erhielt. Unter dem L'ector Spi-engel, einem jähzornigen und eigen- sinnigen Mann von 1780—93 fing die Schule zu verfallen an, hob sich zwar dann unter Carl Ludwig Schulze wieder etwas, sank al)er waehrend des Freiheitskrieges und nach demselben unter Plischkowsky zur gewöhnlichen Bürger- schule, nur dass das Lateinische beiltehalten wurde, bis sie zur Zeit ihren gymnasialen Character wieder anerkannt erhalten hat. Weiteres ist aus den Acten des (iymnasiums, welche der derzeitige Directoi-, Herr Dr. Pfautsch, auf Ersuchen der Redaction der „Naturw. Wochenschrift'- die Liebens- würdigkeit hatte darauf hin einzusehen, nicht zu ent- nehmen. Die Acten der Stadt Sjjandau. Auch in dem z. Z. im Archiv der Stadt aufbewahrten Theil der alten Acten der ehemaligen „Grossen Schule'-, welchen Herr Stadtrath Wolff zu diesem Zweck durch- zusehen die Freundlichkeit iiatte. findet sich keine weitere auf Sprengel bezügliche Nachricht. Die künstliche Niicliiiliimniif der karyokiuetischeii Figur. — Wie M. Traube 1867 auf clicmischcm Wege wachsende, künstliche „Zellen" erzeugt hat, um zu einem Verständuiss des Wachstiinms der lebenden Zellwandung zu gelangen, so hat neuerdings 0. Bütschli versucht, sich experimentell die Karyokinese klar zu machen, also die Entstehung der eigcnthümlichen bei der Zeilenkcrn- theilung in die Erscheinung- tretenden Figuren (Verhandl. der naturh.-nied. Ver. zu Heidelberg). Schon frühere Exj)crimente des Genannten verfolgten die Richtung- den Bau des Protoplasmas verständlich zu machen, indem er z. B. durch Schütteln einer Mischung von Oel und AVasser eine der Plasmastructur ähnliche Masse insofern erhielt, als sie sich als Wabenräumen zusammengesetzt zeigte. Gerinnende (iclatinc-Oeischäume, die er neuerdings be- S(niders eingeliend stuiliit hat, zeigten nun bei mikrosko- pischer Betrachtung eine von den Zclltlieilungsvorgängen her bekannte Erscheinung, indem in der Umgebung von Luftblasen eine radiäre Strahlung „Sonnen"-Bildung be- obachtet wurde, die an die Strahlung an den beiden Polen der karyokinetischcn Figuren erinnerten. Bei der Abkühlung der Schäume erleiden die Luftblasen eine Zu- sammenzichung, und es entsteht ein Zug auf die Um- gcbungsbestandthcilc nach der Richtung der Blase, dieser äussert sich durch die Badiärstructur dieser Bestandtheile. Wenn zwei Luftblasen sich in einer Entfernung- von ein- ander befinden, dass die Zugwirkungen beider sich merk- lich beeinflussen, so werden die beiden Luftblasen biru- 150 Naturwissenschaftliche Wochenschiift. Nr. 15. eifönuig-, indem die spitzen Enden beider einander zu- gekehrt sind. Zwischen zwei solchen Blasen entsteht eine Spindel- bis tonnenfönnige Figur durch Ablenkung der sonst radiär um jede einzelne Luftl)lase gruppirten Strahlen : wir erhalten also eine mit der karyokinetisehen übcrein- stinnnende Figur. Nach Bütschli sind demnach die Ceutrosomen (Luft- blasen) die Verursacher der „Sonnen"; freilich nehmen, umgekehrt wie die Luftblasen, die Centrosomeu, wie es scheint, während der Bildung der Sonnen an Grösse zu, aber das erklärt der Autor als nicht sehr belangreich für den Vergleich, da die Vergrösscrung offenbar in Folge der Aufnahme von Flüssigkeit stattfinde, die man sich als chemisch mit der Centrosomcn-Substanz gebunden vor- stellen könne, und weil die Centrosomeu-Zuuahme im Vergleich mit der Abnahme des umgebenden Plasmas geringer sein dürfte. Eine Probe auf diese Anschauung, die Bütschli durch Ilineinbringung kleinster Stückchen ge- brannten (also H^O anziehenden) (iypses in die Schäume machte, zeigte die Bereelitigung derscllien, indem in der That auch der gebrannte Gyps, wenn auch be- schränkter, Strahlen hervorruft. Die die Aequatorialplatte bildenden Partikelclien werden nach Bütschli's Auffassung durch die Zugwir- kungen der beiden Centrosomen in zwei Gruppen zerlegt. lieber „das System der Farne" hat der kürzlieli verstorbene Prof K. Prantl in den von ihm neu heraus- gegebenen „Arl)eitcn aus dem königlichen botanischen Garten zu Breslau" (vcrgl. „Naturwissenschaitl. Wochen- schrift" VII S. 490) einen Abschnitt begonnen, iu welchem er auch schon die Familien der Farne neu gruppirt. Zum besseren Vergleich der Nova in dem Prantrschen System wollen wir vorerst kurz an die bisherige Gruppiruug er- innern. Die gesamnite Grujjpe sehen wir z. B. in Eichler's Syllabus, eingetheilt in 1. Filiees und 2. Riiizocarjjcae (Hydropterides), letztere mit den Familien der Marsilia- ceen und Salviniaccen. Die Filiees sehen wir unterab- theilt in A. Leptosporangiatae, mit einzcUschichtiger und B. Ensporangiatae, mit mehrzellschichtiger Sporan- gienwand. Die Leptosporangiatcn enthalten die Familien der Mymenophyllaceen, Polypodiaceen, Cyatheaceen, Glcicheniaceen, Schizaeaceen und Osmundaceen, welche bekanntlich alle ebenso wie die beiden P'amilicn der Eusporangiaten, die Marattiaceen und Ophioglossaccen auf Grund der Verschiedenheiten im Sporangicnbau klassi- ficirt wurden. Das Prantl'sche System ist wesentlich ab- weichend. Er sclieidet die Gesammtgruppe in I. Pteri- dales mit den Hymenophyllaceen, Cyatheaceen, Polypo- diaceen, Salviniaccen und Marsiliacecn und in II. Osmun- dales mit den Schizaeaceen, Gleicheniaceen, Osmundaceen, Ophioglossaccen nnd Marattiaceen. Im Folgenden einige Worte zur Begründung dieses neuen Systems. Die Merk- male der drei erstgenannten Familien der Pteridales, welche eine besondere (iruppe für sich bilden, da diese Merkmale allen ü))rigen Familien fehlen, liegen im Auf- bau des Sporangiums und in der Gestalt des an dem Aufspringen desselben betheiligten Ringes. Dieser ver- läuft entweder der Länge nach oder nahezu der Länge nach — etwas schräg. Das Aufspringen erfolgt .- arbeitiiii;; yun l-'rfiiidiiii::rii. Prospecle gratis und franco ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke j ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. LuLsenstr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Tecliuisches Institut für Anfertigung wissen.schaftlicher Apparate ♦ J und Gerät hschafien im Gesaramtgebiete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦«♦♦ Seiftti S, 3Cotn»Han* ^ « i : M »o r! « o tß c CS '^ .c tiD f hn SS CO i m ^ CD _j 3 -a 0 N ■j^ 0 If C9 > < 3 'S sS-s''S'?s or ^«5^8« = ... ^ tu . « ,« y , . A 4S «-. « rs r Sc/5 » = 2=!= 5j5 g S g«S " J'^'S ? r^ SS - - 3 »■ 3 .i» S^^, ".■6-° .5---=i: *•— .0— O Ä ■ffS - IS £.2 k _ - g »• ••••••o«*«««e«»« »••«•«••••••! §tdjcrljcit5 ■ ^i^^cliliilJlc. iinb Saut- itfihle, ,«iiilier> iofaä, Sei" Icl ;c. .\dolf Berün NW., LDiscustr. 3 f. '3(lnitricrte !ßreiSli(teii froiifo uiib srotie. Sauerstoff j iin Stalilc3^1inclei-n.: Dr. Th. Elkan, jBerlin N. Tegeler Str. 15.1 Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung j j in Berlin SW. 12. Vor Kurzem erschien: System. der formalen und realen! Logik. Von Dr. Geoi-K Ulrich. ;u Seiten gr, s", Preis I,S() !>Iark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. 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(Seitaralabdrücke aus der „Natiirwis.seiiscliafÜi(lieii Woclieiisclirift.") Heft 1. 3. lieber den sogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. Scidegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von l^-ol. Dr. ,A. Sc-hubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepelin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Staijtf. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Ivob. Mittniann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. II. Potonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korsclielt. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. t 1 Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L Kny. Mit 7 Holz- schnitten. ,, 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. „ lo. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. 11. Potonie. Mit -1 Tafeln. 14. Untersuchungen über das Ranzigwerdender Fette \ on Dr. Ed. Ritsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. „ IG. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof Dr. \V. J. van Bcbbcr. Mit 1 Tafel und 5 Holzschiutten. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf.. Heft 5—16 a 1 M. ^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIH. Band. Sonntag, den K). April 1893. Nr. 10. Abonnement: Man abnnnirt bei allen Bucliliandlungon und Post- j Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 »«,. Grössere Aufträge ent- anstalten. wie bei der Expedition. Der VierteljahrspTeis ist JC 3.— GÖ sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebcreinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post Ih -i extra. JL bei allen Aiinocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit voliständig^er <{nelleiiaiisabe gestattet. Dictyodora Liebeana Weiss, eine räthselhafte Versteinerung. Von E. Zimmermann. Dinj;e und Vorjriini;-e, dar, Die Natur bietet liauli.j deren Deutungen .seitens derForsclier sicli schnurstracks ent- gegenstellen und doch trotzdem oder ebendeswegen gerade zu den interessantesten, vielleielit sogar zu den sehr weit- tragenden gehfiren. Ein Beis})iel für die k'tzteren bieten die da und dort gemachten Funde von in grossen Mengen auftretenden .Splittern und sogen. „Nuclei" von P^euerstein: Die einen Forscher glauben hier die .Stätten uralter „Messerfabrikeii'" \or sich zu sehen, die andern weisen darauf hin, dass von den in der Natur vorkommcmlen Feuersteinkn ollen bei heftiger .'Sonnenbestrahlung von selbst messerähuliche .Splitter abspringen und „Nuelei" zurück- bleiben, — die einen schliessen also auf eine reiche menschliche Industrie, die andern bestreiten womöglich v(illig die Existenz von Menschen in den seiner Zeit sonnen- dnrchglühten AVüsten. Ei)enso widerstreitend sind die Deutungi'u, welche manche geologisch-paläontologische FuiuU' erfahren haben: was der eine Forscher als Reste ehemaliger Lebewesen bezeichnete, sah der andere für durchaus anorganische Gebilde an. In vielen dieser Fälle erkannte man ja bald das Verkehrte (b'r einen Meinung, so t)ei den einmal als Algen beschriebenen chloritischen Körnchen in nudapliy- rischen Laven, und bei den als Sickleria zu den .Schwämmen gestellten Netzleisten (.Ausfüllungen von Trockenrissen) in vielen .Sandsteinbildnngen. Oft aber auch erfreute sich irgend eine (und zwar zumeist die or- ganische) Deutung lange Zeit nicht blos allgemeiner Be- liebtheit, sondern es regte sich nicht einmal ein leiser Zweifel an ihrer Richtigkeit. Wer hätte noch vor wi'iiigen Jahren geglaubt, dass die zierlich verzweigten Fucoiden im ali)inen Flysch (Tertiär) und die ganz entsprechenden Chondriten des Lias und der älteren Formationen jemals aus dem Reiche der Algen, geschweige denn aus dem organischen Reiche überhaupt herausgewiesen werden könnten? Und doch hat dies sogar ein Holaniker, der berühmte schwedische Forscher Nathorst, fertig gebracht, indem er auf Grund seiner am Meeresstrande gemachten Beobachtung von verzweigten, röhrenförmigen Kriech- spuren, welche gewisse jetztlel)ende Würmer hinterlassen (z. B. Glycera), auch jene Chondriten als Kriechspuren deutete. Viele Forscher (— glücklicherweise jedoch nicht alle*) — ) haben sich durch diese Deutung der Chondriten und anderer „Algen" und „Würmer" als Kriech- und son- stige Bewegungsspuren bestechen lassen, und wenn ich auch zugebe, dass diese Deutung geistvoll und für viele Dinge ein grosser Fortschritt unserer Erkenntniss ist, so muss ich doch dabei bleiben, dass sie von Vielen zu weit ausgedehnt wird, und dass „Spuren" und ebenso auch „Druckerscheinungen" zu Modeschlagwöi'tern geworden sind für viele Dinge, mit denen sich länger abzugeben „Zeitvergeudung sei." Auch die in der Ueberschrift genannte Dict_yodora Liebeana gehört für die meisten neueren Paläontologen, die sie gesehen haben, zu jenen aus dem Organismen- reiche Ausgestossenen, während ich sie sogar zum höchsten Vertreter einer neuen, in eiiifachereu Formen auch aus dem Untersilur bekannten Familie, der Dädaleae**), mache, von der ich freilich selbst noch nicht beweisen kann, ob sie zum Thier- oder Pflanzenreich zu stellen sei. Von meinen (iegiuTii hat sich sorgfältig und gewissenhaft — und ich muss ihn darum rühmend von der Mehrzahl der Andern ausnehmen — nur ein Forscher, Rauff in Bonn, mit der Dictyodora beschäftigt, aber nur mit sehr spär- lichem Material und nur mit Hilfe des Mikroskops; ich habe mich zwar des letzteren weniger bedient, weil mir die ersten .Schlitfe nicht viel ergaben; um so mehr alier *) So hat sich z. B. auf (Inind einer — durch ilire Gewissen^ ; liaftigkeit vor vielen obertiächlicli sich auszeichnenden — ein- gehenden Untersucliung eines reichen Materials der Genfer Ge- lehrte Maillard gegen Nathorst ausgesprochen. **) Der Name scheint uns bei dem Vorbaudeuscin der 1801 von Persoon gegründeten guten PilSigattuüg Dädalea nicht gut gewählt. — Red. 156 Natnrwissenschaftlicbe Woclicnsclirift. Nr. IG. stand mir ein überrciclics Material an grossen und scliönen Stücken und die Beobachtung in der Natur zur Verfügung-. Rauf!' kam zu dem Ergebniss, dass die üietvodora einer Druckwirkung ibre Entsteluing verdankt, dass sie ein Ge- biet niecbaniscb defoiniirter Oesteinsstructnr darstellt. Füge ich noch hinzu, dass z. Tb. noch in der Zeit, wo man .,Spuren" und „Druekerseheinungen'- noch nicht kannte, wo aber auch nur erst einzelne unvollständige und z. Tb. schlecht erhaltene Exemplare der Dictyodora vorlagen, die einzelnen Tbeile, bczw. durch die natürlichen ßruchflächen dargeltotenen Ansichten des Körpers bald als Algen (und zwar unter den drei vcrsebiedencn Gat- tungen Dityophj'tum, Paläochorda und Taouurus), Ausnahmen (meist liegen dieselben auf und parallel den SchichfHächen) und findet sich besonders l)ci Corallen und Baumstämmen. Schon darum ist also die Dictyodora höchst beachtcnswerth und als Versteinerung allerdings etwas proljicmatisch. Schnitte i)arallel zu den Schicbtt'ugen wird man als Querschnitte, Schnitte rechtwinklig dazu als Längsschnitte zu bezeichnen haben. Die natürliche Spaltbarkcit („Sehieferung'v) der Schiefer und Sandsteine an den Fund- orten der Dictyodora erfolgt nun nur zuweilen parallel der ursprünglichen Schichtung, aber dann meist sehr voll- konnnen, und liefert dabei so ebenflächige Querbrücbe unseres fragliehen Körpers, dass diese die künstlichen Figur 2 •i i ^;:-^>iv-;:.%ni Figur I Figur 3. Dictyodora Liebeana. Drei verschiedene Exemplare in ' . der natürlichen Grösse. Ans dem Culmdachschiefer Wurzbach im Frankenwald. — (Von den düteuförmig gerollten Körpern ist durch Abspalten die Spitze entfernt, dadurch ist der Querbruch sichtbar geworden; ausserdem die ge- .streifte Dütenfläche selbst zu sehen.) bald als Palmfarn (Nöggerathia), bald als Schnecke (Conularia), bald als Ringelwürmer (Nemertites, Ne- reites imd Crossopodia) beschrieben, bald endlich auch als „Kriechspuren" von Würmern, Schnecken oder Crusta- ceen gedeutet wurden, so dürfte es den Lesern dieser Wochenschrift vielleicht nicht uninteressant sein, zu er- fahren, wie denn dieser vielgedeutete Körper aussieht. Eine ziemlich ausführliche Beschreibung habe ich in dem Jahresbericht der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften zu Gera vom Jahre 1892 (vgl. „Natur- wissensebaftl. Wochenschr.'' VII S. 514) gegeben, dem auch unsere Abbildungen Fig. 1—3 entnommen sind. Die Dictyodora ist bisher fast ausschliesslich in der Culmformation Thüringens und zwar in Schiefer und Grau- waekensaudstein an vielen Orten gefunden worden. Diese beiden Gesteinsarteu wechseln in in mehr oder minder dünnen Schichten vielfach mit ein- ander ab. Die Dictyodora steht nun darin aufrecht, d. h. sie durchsetzt dieselben quer zu den Scbiebtfugen und er- reicht dabei Höben bis zu 18 cm. Dies aufrechte Durch- setzen gehört bei den Versteinerungen zu den grossen der Regel Querschnitte vollkommen ersetzen können; — oder aber sie findet rechtwinklig oder schräg zur Schichtung besser statt als parallel derselben (..Transversalschieferung") und liefert dann ziemlich ebene natürliche Längs- (und schräge) Brüche, welche ebenfalls ohne künstliehe Nachhilfe für die Untersuchung gut brauchbar sein können. Auf den Quer brücken, die wir zunächst betrachten wollen, bildet die Dictyodora einen dünnen (V2 — 1 bis 2 mm breiten), aber langen (bis über 2 m) ununter- brochenen, nicht in sich zurückkehrenden Strang (also eine offeuc Curve) von wurmartigem, mehr oder minder wirrem, häufig sich durchkreuzendem Ver- lauf, zu vergleichen einem Faden, den man von einem Knäuel abwickelnd, achtlos auf den Boden hat fallen lassen. (Vergl. Fig. 1 — 3.) Der Durehmesser des Raumes, den diese wirreu Windungen in der Mitte dichter, nach dem Rande zu immer lockerer überspinnen, kann Vo m über- schreiten, doch liegen mir alle Grössenübergänge vor bis herab zu unter 1 cm grossen Individuen. Hat man eine grosse Schieferplatte vor sich, so kann in mehreren Metern oder auch nur Centimetern Entfernung ein zweites, grosse- Nr. 16. Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. 157 res oder kleineres Individuum liegen, ja dieses kann mit einzelnen Theilen sogar in das erste hineinragen, sodass sich beiderseitige Strangstücke mehrfach ganz ebenso durchkreuzen können, als ob es Stücke desselben Indivi- duums waren! Alle Dnrehkreuznngen finden so statt, dass hinter dem Kreu/nngspunkt die kreuzende wie aneli die durelikreuzte Strecke den diesseits begonnenen Curvenvcrlauf völlig ungestört fort- setzt, gerade als ob gar kein Henminiss im Wege ge- wesen wäre (vergl. Fig. 4 c.) Betrachten wir einen höheren oder tieferen Quer- schnitt (Querbruch), so finden wir nach Zahl, Lage und Gestalt tast genau dieselben Win- dungen und Falten wieder, also einen im matiiematisehen Sinne „ähnlichen" Curvenvcrlauf, nur ist auf einem über dem ersten gelegenen Schnitt der Durchmesser jeder einzelnen Falte ein kleinerer, auf einem tiefer gelegenen Schnitt ein grösserer. Je weiter nach unten, um so mehr wachsen dabei einzelne Falten einander entgegen und schliesslich durcheinander, so- dass eine Querschnittreihe durch die- selben zwei benachbarten Falten die Bilder Fig. 4 a (olien), b (Mitte) und e (unten) liefern kann. Es nimmt nun auch der Durch- messer des insgesamnit übersponnenen Raumes auf verschiedenen Quer- schnitten desselben Individuums von oljen nach unten zu und man muss sich darum die Dictyodora als einen blattartig (Vg — 1 — 2 mm) dünnen, wie eine Krause, aber noch viel complicirter und mit vielen S e 1 b s t d u r c h w a c h s u n g e n , ge- falteten Körper von nach oben sich kegelförmig verjüngendem Gesamnitumriss vorstellen. (Un- sere Abbildungen Fig. 1-3 stellen in ^2 der natürlichen Grösse drei Indi- viduen in Gestalt flacher Kegelstumpfe dar, da die Kegelspitze, um den Curvenvcrlauf auf dvm Querschnitt zu zeigen, abgespalten ist.) Um den Körper noch anschau- licher zu machen, wollen wir uns vor- zustellen suchen, wie man ihn etwa aus Carton sich niodelliren könnte. Man denke darum zunächst daran, wie man aus einem Cartoudreieck eine Düte sich herstellen würde; man falte nun von derjenigen Ecke des Dreiecks ans, die zur Düten- spitze werden soll, den (Karton radial zu einer Krause; die Falten werden dabei natnrgemäss nach aussen immer grösser; nun wickele man den Carton in mehreren Umgängen zu einer Düte auf. Hierbei können sich die einzelnen Windungen und Falten natürlich nur berühren, aber man wird sich dann weiterhin leicht eine Vorstellung davon machen können, wie dieselben sich schliesslich auch durch- kreuzen. Freilich — , wie dieses Durchwachsen, mit un- gestörtem Curvenvcrlauf, bei einem lebenden Organismus zu Stande kommt, das ist ein noch unaufgeklärtes Räthsel, welches darum für sich allein schon Vielen genügt iiat, die Dictyodora aus der organischen Welt auszuschliessen. Wir k()nuen uns nun auch leicht den Längssciinitt durch die Dictyodora vorstellen. Falls er durch die Kegclspitze geführt ist, muss er aus einem Bündel mehrerer bis sehr vieler, radial ziendich von einem Punkte aus- Figur 5 Im oberen Theile axialer Längsschnitt, im unteren Tlieile Anssenansiclit eines verlängerten Exemplares von Dictyodora. (Skizzenhafte Darstellung in ' 2 der natürlichen Grösse.) Culm von Ziegenrück. strahlender Stränge bestehen, und die Beobachtung lehrt, dass dies in der That auch fast genau so sich verhält, dass die Stränge fast geradlinig verlaufen und dass die äussersten, welche also die Form des Gesammtumrisses bestinnnen, an verschiedenen Individuen Winkel von etwa 30 bis 120° einschliessen. Neuerdings habe ich davon etwas abweichende Stücke gefunden: bei ihnen sind nicht alle Umgänge und Falten durch einen Punkt gelegt; sondern nur eine An- zahl der inneren; für die äusseren aber ist jener Punkt, also die Kegclspitze, nach oben hin in eine Linie aus- um welche herum die einzelnen Windungen schraubenförmig in die Hohe steigen. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die Beschreibung davon noch ausführlicher zu machen, es genüge nur die Abbildung eines beinahe genau axialen Längsbruches durch ein der- artiges verlängertes Exemplar, wie ich ihn mehrfach aufgefunden habe. (Fig. 5.) Aus dem steifen Verlauf der Längsschnitt - Stränge müssen wir, falls die Dictyodora wirklich einmal ein organisches Wesen war, auf eine ziemlich bedeutende Steifheit der Körpersubstanz schliessen, weil doch sonst der blattartig dünne Körper beim Yersteinerungsprocess von dem sich auflagernden Schlamm unregel- mässig zusammen gedrückt worden wäre. Da drängt sich denn die Frage auf: woraus mag denn nun dieser Körper bestanden haben"? oder war seine Steifheit durch irgend ein inneres oder äusseres Gerüst bedingt? Diese ' Frage ist noch nicht genügend zu beantworten. Es besteht nämlich jetzt der Körper niakro- und mikroskopisch aus derselben Substanz wie seine Um- gebung, nämlich ans Schiefermasse, wenn er in Schiefer sich findet, — aus Sandstein, wenn er in Sandstein vorkommt; ja nach einer zuerst von Rauft' gemachten Bcoliachtung besteht sogar dassell)e Individuum abwech- selnd aus beiden Substanzen, wenn es abwechselnd Schiefer- und Sandstein- schichten durchsetzt. Diese Beob- achtung stellt somit, zu den beiden schon erwähnten, eine dritte auffällige Eigenthümlichkeit der Dictyodora dar und dient dem genannten Forscher in Verbindung mit seiner weiteren Beobaelituug, dass or- ganische Substanz und organische Structur weder in Resten noch in Andeutungen vorhanden seien, als Beweis dafür, dass die Dictyodora überhaupt niemals ein Lebewesen war. Meine eigenen Beobachtuii'^en haben mich aber d(icli — wenigstens an Harzer Excni])larcn, die ich mit den Thürin- gischen der (Gattung nach vereinige — sowtdil eine ge- wisse Structur als auch eine besondere, in der Umgebung fehlende Substanz (Eisenoxyd) kennen gelehrt, welch' letztere, nach Analogien, sehr wohl an Stelle von or- ganischer Substanz getreten sein kann; und der mir be- freundete Herr Knab in Lehesten hat auch an allen thü- ringischen Exemplaren bei starken Vergrösseningen eine Structur zu erkennen gemeint, die man woiil al.s organiscii betrachten inüsste. Ich gehe jedoch hieraui' nicht weiter ein, weil ich die Untersneliungen darüber erst selbst noch weiter führen mus.s. 158 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 16. Wir wenden uns jetzt der Frage zu, welche Ober- flächenzeichnung die Dictyodora gehabt hat. Die Seitenliäclien dieses blattartigen, dütenförniig gewundenen Gebildes werden durch die naturliche Spaltbarkeit (Schiefe- ruug) des Gesteins nur dann und soweit l)lossgelegt, wenn und soweit sie mit dieser annähernd parallel sind, wäh- rend es nach andern Richtungen grosse, oft nicht zu über- windende Schwierigkeiten macht, jene Flächen künstlich herauszupräpariren. (Es geht daraus liervor, dass solche Stücke, welche die kegelförmige Gestalt zu mehr als Vs des Umfangs zeigen (vgl. unsere Fig. 1) zu den Selten- heiten und zu den besonders lehrreichen Exemplaren ge- hören.) Diese Seitenflächen zeigen nun, beiderseits gleich, erstens eine überaus regelmässige, sehr dichte Streifung oder Liniirung welche radial von der Kegelspitze nach der Basis ausstrahlt, und zweitens, in etwas weiteren, aber auch ganz regelmässigen Abständen, ungefähr rechtwinklig zu jener, eine Runzelung, welche parallel der Kegelbasis und damit der Schichtung verläuft und als Anwachsstreifung gedeutet ist. Radialstreifung wie Querrunzelung sind so fein, dass mau sie beim Darüberstreichen mit dem Finger meist kaum merkt, dabei aber doch, bei günstiger Be- leuchtung, so deutlich sieht, dass sie, wegen ihres netz- artig gegitterten Gesammt-Aussehens, den Namen Dictyo- dora (dictys = Netz) veranlasst haben. Schliesslich wenden wir uns dem der Kegelspitze eutgegengesetzen Unterrande zu. Derselbe ist nicht ganz eben, sondern scheint in unregelmässigen Entfer- nungen sehr flachwellig auf- und alizusteigen und ist im Ganzen bei den äusseren Windungen der Spitze oft näher als bei den inneren. Er ist stets und seiner ganzen Länge nach zu einem cyliudrischen Wulst verdickt, so dass man schliesslich auch die Dictyodora als aus Wulst (Rhachis) und einseitigem, blattartigem Theil (Spreite) zusammenge- setzt bezeichnen kann. Aus Fig. 5 ist dies deutlich zu er- sehen. Die Spreite sitzt der Rachis dann in ähnlicher Weise auf, wie einem Fisch oder Triton seine Rückenflosse, nur dass die Spreite unverhältnissmässig viel höher ist. Je nach der Grösse des gesammten Individuums und der Lage näher an der Spitze oder an der Basis des einzelneu Lidividuums ist die Rachis l bis über 15 nun dick; sie er- reicht Längen bis über 2 m. Da sie alle Faltungen der Spreite mitmacht, gleicht sie auch einer Schlange oder einem Wurm, nur hat man niemals daran einen Kopf oder Schwanz entdecken können. Wohl aber erinnert an Riugel- würmer die innerlich und äusserlich niehl selten zum Aus- druck gelangende Quergliederung aus lauter dichtgedrängten, flachuhrglasförmigen Schaalen (Segmenten) und an vielen, besonders günstig erhaltenen Stücken, das Vorhandensein einer dünnen, schwarz-fettglänzeuden Linie, welciic mau als Darm, Axe, Mittelnerv oder sonstwie benennen könnte, wenn man nur erst ihre Bedeutung kennte. Rauft', der die ganze Dictyodora für ein allerdings höchst sonder- bares Product starker mechanischer Gesteinsumformung erklären will, glaubt in diesem Sinne, in einer hier nicht näher zu erläuternden Weise, auch diesen gra- phitischkohligen vStreifen, mechanisch deuten zu können. Ich nuiss aber gestehen, dass ich mir zur Zeit die mechanische Entstehung der beschriebenen complicirten und doch so regelmässigen Gebilde nicht vorzustellen vermag. Nach dem Gesagten ist es nun nicht mehr zu ver- Avundern, dass man früher, ehe der Zusammenhang von Rhachis und Spreite, von Längs- und Querschnitt und Seitenansicht bekannt war, alles dieses, jedes für sich als etwas besonderes, unter den oben genannten, so verschie- denen Thier- und Pflanzengruppen beschreiben konnte. Wir haben eine Reihe von Eigenthümlichkeiten zu nennen gehabt, die. wenn Dictyodora doch eine Versteinerung ist, die Aufstellung der besonderen Familie der Dädaleae rechtfertigen, die aber andererseits, wenigstens zum Theil, sogar gegen die organische Natur der D. zu sprechen scheinen. Wenn aber Rautf mit seiner auf DUnn- schlitfuntersuehungen gegründeten Behauptung, wie ich kaum glaube, doch Recht behielte, dass die Dictyodora ein durch den Gebirgsdruck zu Stande gekommenes Ge- bilde, eine Zone starker mechanischer Gesteinsumfornuuig sei, so wäre das eine in ihren übrigen Eigenschaften in der anorganischen Welt nicht minder neue und räthsel- hafte Erscheinung, weil sie uns spiralig schlangenartig verlaufende Stcirungszonen neben den bisher allein ge- kannten ziemlieh geraden darböte. Lieber den Ursprung und die Bedeutung der geometrischen Axiome. Von Dr. Eua;en Dreher. Ueber die Stellung der Mathematik zu den übrigen Wissenschaften herrschten zu allen Zeiten verschiedene Ansichten, insofern der eine Theil der Forscher die Mathe- matik als eine von aller Erfahrung unabhängige Wissen- schaft, als eine auf angeborenem Denken sich aufl)auende Lehre erachteten, während die Anderen glaubten, sie zu den Erfahrungswissenschafteu zählen zu müssen, wenngleich ihre Gesetze bei weitem nicht hi dem Maasse den Stempel der Empirie tragen, wie dies bei den anderen Wissenschaften der Fall ist." Der alte Satz: dass die Sinne die alleinigen Pforten der Erkenntniss sind, schien den Anhängern der empiristischen Hypothese Recht zu geben, während die zwingende Evidenz der mathematischen Lehrsätze, ihre durch nichts Iteschränkte Allgemeingültigkeit zu Gunsten der Ansicht sprach: diese Wahrheiten seien von aller Er- fahrung unabhängig. Auf letzten Betrachtungen fussend, erachtete Des- cartes die geometrischen Axiome, die man merkwürdiger- weise behufs Entscheidung des vorliegenden Problems viel mehr ins Feld führte, als die doch abstracteren arith- metischen Grundsätze, für angeborene Wahrheiten, und Kant, der ihm hierin, jedoch bei Zugrundelegung seiner Epoche machenden Anschauung von der subjectiven Natur des Raumes, auf die wir später eingehen müssen, bei- pflichtete, sprach sich für die theoretische Möglichkeit aus, dass alle Lehren der Geometrie ganz unabhängig von jeder Erfahrung als Consequenzen rein logischen Denkens aufzustellen seien. Die Mehrzahl der Forscher aber erklärte sich für die empiristische Natur der gesammten Mathematik, indem sie auf den oft vorgebrachten Fall hinwies, dass wir nie behaupten würden : das Ganze sei grösser, als einer seiner Theile, wenn uns nicht die Erfahrung gezeigt hätte, dass ein Gegenstand durch die Wegnahme eines seiner Theile an Grösse verliert. Bevor Kant jedoch seine reformatori- schen Ansichten von der angeborenen Natur der An- schauungsformen von Raum und Zeit aufstellte, schwebte ihm eine Ansicht von dem Wesen des Raumes vor, die derartig auf bestechenden Trugschlüssen sich gründete, dass sie bis auf den heutigen Tag nicht wenige bedeu- tende Jlathematiker dazu verleitete, ganze Systeme von geometrischen Sätzen oder, besser gesagt, ganze „meta- mathematische" Lehrgebäude auszuarbeiten, die für Räume gelten, welche, nicht vorstellbar an sich, gegen die Gesetze Nr. 16. Naturwissenschaftliche Wochensehrift. 159 des durch die Sinuc erschlossenen Raumes streiten. Fra- gen wir aber: wie Kant vor dem Entwürfe seiner „Kritik der reinen Vernunft'' dazu kam, die sich aufdrängende Ansicht von der dreidimensionalen Beschaft'enheit des Haunies aufzugeben und den Raum im Widerspruche mit den Aussagen der Siime als vierdimensional zu eraciiten, um welclu' kühne Erweiterung der Zahl der Abmessungen des Raumes es sich bei dem jugendlielien Philosophen handelte, so war es die zunächst wirklich sehr auffallende Thatsaclie, dass rein symmetrische dreidimensionale Raum- gebilde gleicher Grösse nie zur Deckung gebracht werden können, während doch symmetrische zweidimensionale Raunigebilde gleicher Grösse, und sei es auch mit Be- nutzung der dritten Abmessung des Raumes, stets zur Deckung zu bringen sind. Kant meinte nun, dass diese Deckung für genannte dreidimensionale Gebilde dennoch möglich sei: unter der Voraussetzung jedoch, dass die vierte Abmessmig des Raumes herbeigezogen werde, die aber unserer Anschauung der Natur unserer Sinne zufolge verschlossen sei. — Statt einzusehen, dass nur in dem zweidimensionalen Räume, für die gerade Ebene also, der Bcgrift" von Aehu- lichkeit mit dem der Symmetrie identisch ist, weil die Congruenz symmetrischer Raunigebilde gleicher Grösse hier stets zur Anschauung zu bringen ist, dass aber im dreidimensionalen Räume zwischen Aehnlichkeit und Sym- metrie unterschieden werden muss, weil nur ähnliciie dreidimensionale Raumgebdde gleicher Grösse zur Deckung gebracht werden können, hauten Nachfolger von Kant, unter ihnen namentlich Zöllner, die Hypothese von der vierdimensionalen Natur des vorhandenen, den Sinnen und der Anschauung aber verschlossenen Raumes zu einer zwar geistreichen, aber inhaltslosen philosophischen Welt- anschauung aus.*) Nacli dieser Anschauung sollte, um hier nur ein kennzeichnendes Beispiel dieser Richtung herauszugreifen, die beiden Arten von Weinsäure: die rechts und die links drohende Weinsäure, zwei verschiedene dreidimensionale l'rojectionen der vierdimensionalen Dioxybernsteinsäure sein, woraus sieh die auf Krystallisation und Polarisation Bezug nehmenden Eigenschaften der beiden genannten Weinsäuren ergeben sollten. Die Unterscheidung beider Weinsäuren war nach dieser Hypothese also nicht sachlich begründet, sondern war allein die Folge der beschränkten Auffassung unserer Sinne der vierdimensionalen Dioxy- bernsteinsäure gegenüber. — Diese gegen den uns durch die Sinne vorgeführten Euklidischen Raum von drei Abmessungen streitende Auf- fassung rief eine ganze Flutii von m e tani at h ein a tischen Speculationen ins Leben, die in ihrer Gesamnitheit nur dazu dienen können, zu zeigen: wie notiiwendig es ist, dass der Mathematiker von Beruf sich mit der meta- physischen Seite seiner Wissenschaft gründliclist be- schäftige, d. h. aber nichts anderes: als sich über den Ursprung und die Bedeutung der Grundsätze seiner Lehre Rechenschaft zu geben. — Um aber den Laien in die „metamathematischen" Speculationen derjenigen Mathematiker einzuführen, welche *) Vergl. Schlegel, Ueber den sogenannten 4 dimensionalon Kaum. „Naturw. Woehenschr." Bd. I] S. 41. — Red. sich ihr Raisonncment üiier die Natur des Raumes nicht von der durch die Sinne i)ediiigten dreidimensionalen An- schauung beschränken lassen, geht Herr von Hclmholtz in seinem Vortrage: „Ueber den Ursprung und die Bedeu- tung der geometrischen Axiome" (gehalten 1870) auf die erkenntnisstheoretische Seite der geometrischen Ciruiul- sätze ein. Wir können dieses Verfahren nur billigen, da wir uns für seine metamathematischen Speculationen nur dann entscheiden können, wenn wir in Betreff der Bedeutung der Axiome seinen Standpunkt theilen. Nachdem nun Herr v. Ilelmholtz einige geometrische Axiome angeführt hat, unter diesen die Grundsätze: dass der kürzeste Weg zwisciien zwei Punkten die gerade Linie ist: dass durch je drei Punkte des Raumes, die nicht in einer geraden Linie liegen, eine Ebene gelegt werden kann: dass durch einen Punkt nur eine einzige Linie zu construiren ist, welche sich mit einer gegebenen Linie als gleichlaufend erweist, erklärt genannter Forscher: „Woher kommen nun solche Sätze, unbeweisbar und doch unzweifelhaft richtig im Felde einer Wissenschaft, wo sich alles Andere der Herrschaft des Schlusses hat unterwerfen lassen? Sind sie ein Erbtheil aus der gött- liciien Quelle unserer Vernunft, wie die idealistischen Phi- losophen meinen, oder ist der Scharfsinn der bisher auf- getretenen (Generationen von Mathematikern nur noch nicht ausreichend gewesen, den Beweis zu findenV" Die erste Frage nach der dem Ich angeborenen An- schauung des Raumes müssen wir verneinen, da das Ich, inn dessen Erkenntnissvermögen es sich bei mathematischen Problemen allein handelt, nie und nimmer zur Vorstellung irgend welcher Raumgebilde gelangt wäre, wenn nicht die Wahrnehmung der äusseren Sinne ihm eine Aussen- welt vorgeführt hätten, deren räumlicher Charakter ein von den Aussagen der äusseren Sinne nicht abzustreifendes Gewand ist. Sehen wir so von den eigentlichen Energien dieser Perceptionen wie: Licht, Farbe, Ton, Wärme, Druck u. s. w. ab, so bleibt vor unserem geistigen Auge zwar ein Etwas bestehen, was wir als Raum bezeichnen, zu dessen Vorstellung unser Ich jedoch nie gelangt wäre, wenn nicht die genannten Perceptionen auf unser Ich ge- wirkt hätten. Als entscheidender Beleg für die Richtigkeit dieser Auffassung der empiristischen Natur des Raumes hinsicht- lich unseres Ich diene die einfache Ueberleguug, dass wir nie zu der Anschauung oder zum Begriff" des Raumes gelangt wären, wenn unser Ich von blossen inneren Sinnen, von Gemeingefühlen also, wie: Hunger, Durst, Muth, Angst u. s. w. bedient worden wäre, da sich an diese Perceptionen als solche auch nicht die verschwommenste Raumvorstellung knüpft. Dass vielfach die Gemeingefühle von den Wahrnehmungen äusserer Sinne wie von Tast- und Druckgefühlen begleitet sind oder diese bedingen, weckt bisweilen den Schein, als werde das Gemeingefühl lokalisirt empfunden. Theoretisch denkbar wäre es, dass wir, mit Gemein- gefühlen allein begabt, wohl eine ganze Aritlimetik, nie aber eine (Geometrie ersinnen würden, eine Wissen- schaft, zu der wie dargelegt, die mit räumlichem Geiiräge versehenen Perceptionen der äusseren Sinne erforder- lich sind. (Schluss folgt.) Einen interessanten Fall von Vererbung einer Missbildung durch mehrere Generationen hin bcol)ach- tete Bedart (ectrodactylie quadruple des pieds et des mains se transmettant pendant trois generations. In Bullet, de la Soc. d'anthro]). de Paris 1892. S. 336). Es han- delte sich um eine gleichzeitige Verstümmelung der vier Extremitäten, die, wo sie in der Descendenz auftritt, stets das gleiche Verhalten zeigt. — Der Fuss ist gabelförmig gespalten und besitzt nur zwei ausgel)ildete Zehen, die 1. und 5., deren Enden gleich den Armen einer Kneif- zange einander gegenüberstehen. Die übrigen Finger sind auf ihre Metatarsen reducirt und stecken in einer Art 160 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 16. Hauttasche. Ein ganz anderes Verhalten zeig;t die Hand. Hier sind der 3. und 4. Fing-er intact erhalten und die aussen stehenden Finger nieiir oder minder auf ihre Jleta- carpen reducirt. Es erinnert dieses Verhalten an den Typus der paridigitaten Perissodactylen. Soweit sicli die geschilderte Diflrormität in die Des- cendenz hinauf verfolgen lässt, stellte sie sich zuerst con- genital hei einem männlichen Individuum ein, das von wohl gestalteten Eltern abstammte. Ans der Ehe dieser Person mit einem gesunden Weibe gingen vier Kinder hervor, von denen drei die Verstümmelung aufweisen. Die aus der ^'erbinduug dieser Kinder mit wohlgestalteten Gatten stammenden Nachkommen waren zum Theil mit der DifTormität belastet, zum Theil von ihr frei. Auffällig ist, dass dieselbe sich mit Vorliebe durch und auf die weiblichen Individuen vererbte. — Die Stammtafel ist kurz folgende. Der Urheber der Verunstaltung hatte vier Kinder. Erster Sohn an Händen und Füssen diffor- mirt; von seinen Kindern aus erster Ehe ein Knabe und ein Mädchen desgleichen, aus zweiter Ehe ein intacter Knabe. — Zweiter Sohn gesund; seine 5 Kinder eben- falls gesund. — Erste Tochter au Händen und Füssen diftbrmirt; von einem Zwillingspaar der Knabe intact, das Mädchen difformirt. — Zweite Tochter in gleicher Weise difformirt; von 7 Kindern 3 Jlädchen difformirt, desgleichen 1 Knabe; die 3 anderen Knaben wohl- gestaltet. Buschan. Prof. Dr. J. V. Kennel behandelt in seiner Schrift „Die VerwaiKltschaftsverliältiiisse der Arthropoden'' (Schriften herausgegeben von der Naturforscher - Gesell- schaft bei der Universität Dorpat. VI. 1891) einen Gegen- stand phylogenetischer Forschung, welcher im Laufe der letzten Jahrzehnte von den verschiedensten Zoologen be- arbeitet worden ist. Der Verf. bezieht sich auch auf mehrere Forscher und beleuchtet deren Resultate auf obigem Gebiete, um schliesslich mit seinen eigenen An- sichten und Ergebnissen hervorzutreten. Darnach be- stehen die Gliederfüssler aus zwei ganz gestrennten Haupt- stämmen : 1. den Branchiaten (Crustaceen oder Krebse), 2. den Tracheaten (Arachniden oder Spinnen, IMyriopoden oder Tausendfttssler und Inseeten oder Sechsfüssler). Die Branchiaten athmen durch Kiemen (Blutkiemen), die Tracheaten durch Tracheen (Luftröhren). Der Stanmi der Branchiaten ist direct zurückzuführen auf rotatorien- artige, ungegliederte Vorfahren, die als Ersatz für die allmählich verschwindenden Wimperkräuze paarige, seit- liche Ausstülpungen des Körpers zur Ausbildung brachten, welche als Locomotionsapparate dienten. Bei dem er- folgenden Längenwachsthum trat auch eine quere Gliede- rung der Haut und der ■Muskulatur, sowie der Bewegungs- organe ein. Eine secundär in mancher Weise abgeänderte Andeutung dieser Urahnen ist die heutige Naupliuslarvc der Crustaceen. Zu den Anneliden (Ringelwürmern) haben die Crusta- ceen keine stamm verwandtlichen Beziehungen; diese und die Anneliden sind vielmehr zwei in divergenter Richtung auseinander gehende gleichwerthige Aeste von gleichem Ursprung. Die Tracheaten sind es vielmehr, welche von den Anneliden abzuleiten sind. Peripatus ist die bekannte hochinteressante Uebergangsform zwischen den Würmern und Tausendfüsslern. Wie wir sehen, hätten also die Branchiaten und Tracheaten ganz gesonderte Entwicklungsbahnen und keine Spur von Blutsverwandtschaft. Wie ist aber die dennoch bestehende grosse Uebereinstimmung in der Organisation der Branchiaten und Tracheaten zu erklären, welche uns die Vorstellung von einer nahen genetischen Beziehung beider Alttheilungen durchaus nahe legt? Eine nähere Vergleichung muss diesen lange und oft gehegten Ge- danken zurückdrängen. Alle Tracheaten besitzen Tracheen und Malpighische Gefässe, nichts dergleichen die Bran- chiaten. Die Aehnlichkeiten beider Abtheilungen können dagegen nicht ins Gewicht fallen. Die Gliederung des Chitinskelets, die Bildung einheitlicher K('irperabschnitte durch Verschmelzung mehrerer Segmente, die Gliederung der Extremitäten und ihre theilweise Umbildung zu Tast- und Fresswerkzeugen können entweder aus mechanischen Ursachen oder als Anpassungserscheinungen erklärt wer- den. Körperanhänge in der Nähe des Mundes sind auch in anderen Thicrklassen in den Dienst der Nahrungsauf- nahme getreten und haben eine dementsprechende Um- bildung erfahren. Zu nennen sind z. B. die Tentakeln der Holothnrien und der sedcntären Anneliden und die Arme der Cephalopoden. Die Aehnlichkeiten in der Bil- dung des Herzeus, des Nervensystems und der Muskulatur sind nur Convergenzerscheinungen. Dagegen kommen zu den schon angeführten Unter- schieden zwischen den Branchiaten und Tracheaten noch folgende. Die ersteren besitzen zwei Paar präorale Glied- maassen, die Tracheaten nur ein Paar, nämlich Antennen. Bei den Branchiaten sind die Gliedmaassen typisch zwei- ästig, bei den Tracheaten einfach und mit Endkrallen versehen, welche bei Crustaceen nicht vorkommen. Dann ist noch auf die Verwendung der Extremitäten als Kiemen bei den Crustaceen hinzuweisen. Wenn l)ei Tracheaten kiemenähnliche Gebilde, nämlich Trachcenkiemen auf- treten, so treten sie als Ausstülpungen der Haut, niemals aber in Verbindung mit den Extremitäten auf. Die grosse Aehnlichkeit in der Ausbildung der Fa- zettenaugen der Crustaceen und Inseeten müsste für eine Zusammengehörigkeit beider Abtheilungen sprechen, wenn man nicht annehmen wollte, dass Augen von so gleichem Baue und so verschieden von denjenigen anderer Thiere zweimal in verschiedenen Thierstämmen zur Ausbildung gelangt seien. In Wirklichkeit sind indess die Augen gar nicht von identischem Baue. Beträchtliche Unter- schiede maciien sieh bei der Betrachtung der embryo- nalen Entwicklung bemerkbar; das Krebsauge gewinnt nämlich einen Theil seiner Anlage durch eine Einstülpung, während das Insectenauge nur inoditicirtes Epithel ist, ohne Einsenkung und Abschnürung. Die Gruppe der Prototrochosphära ist der ge- meinsame Urquell, aus welchem 1. die Rotatorien, 2. die Mollusken, 0. die Anneliden und 4. die Crustaceen entspringen. Von den Anneliden (Riugelwürmern) stammen die Peri])atiformes, die sich in die zwei Aeste mit ver- schiedener Lagerung der Genitalöffnung spalteten, nämlich : 1. Peripatus, Chilopoden und Inseeten, 2. Diplopoden, Pauropoden. Symphylen und Arachnoiden. Diese Gruppen zeigen alle wieder einzelne in be- sonderer Richtung ausgebildete Organisationsverhältnisse, wodurch sie sich als Endzweige erweisen und nicht Durehgangsphasen für höher stehende Gruppen darstellen. Die Inseeten sind wohl eine einheitliche Thiergruppe und stammen von einer einzigen ziendieh nahe liegenden Wurzel myriopodenähnliclicr Thiere ab. Dafür spricht ihre" trotz aller äusseren Verschiedenheiten recht gleichmässige Organisation. Dagegen sind die Ära eh- Nr. 16. Natnrwissenschaftliche Woclienschrift. 161 noidcn jedenfalls von peripatit'drnien Vorfahren ab- /Ailciten. Für die Ableitung der secbsbeinigen Tracbeaten von vie 11) ein igen ist die Tbatsacbe vcrniutblicb von grossem Belang, dass die Jugendformen der Myriopoden eine geringere Zabl von Beinpaaren, nandicb 8 oder 6 bis 7, besitzen, als die Erwachsenen, also darin an die Iniberen Traelieaten (Insecten) erinnern. Die Ürei/ahl der Beiii- paare der letzteren wurzelt also schon bei den niederen Tracbeaten. II. J. Kolbe. Ueber das Vorkommen einer Oleditschia in Süd- amerika. — Die (iattung Gleditscbia, deren be- kanntester Vertreter die l)ei uns nicht selten als Zierbaum ange])tlanzte G. triacanthos L., jenes durch ziemlicii gnisse, stark verzweigte Dornen und Hidsen von ausser- ordentlicher Länge ausgezeichnete und wohl den Meisten bekannte Gewächs, ist, war bis zu Anfang der 70er Jahre nur aus dem gemässigten Nordamerika und Asien bekannt, wo sie in nieln-eren, nahe verwandten Arten auftritt. Auf letzterem Continent geht eine Hpccies, G. casiiica Desf., westlich bis nach Nordpersien und bis zum Caspischen Meer und erreicht dauut ziemlich die Grenzen Kuropas. Höchst überraschend war daher die Entdeckung einer Art im westlichen, tropischen Afrika, der G. africana Welw., einer von den übiigen Formen durch völlige Dorn- losigkeit ausgezeichneten ^^pecies, üi)er welche Bentham 1872 in den Transaet. of the Linn. 8oc., \o\. XXV S. 304, eingehende Mittheilungen brachte. Zu der ptlanzcngeogra- phisch hoch interessanten Tbatsacbe, dass diese der ge- mässigten Zone angehörende und daselbst verbreitete Gattung im tropischen Afrika wiederum auftritt, hat sich vor Kurzem in .Südamerika ein Analogon gefunden, indem die von Grisebach 1879 beschriebene, zur Familie der Burseraceen gerechnete Garugandra amorphoides sich nach Taubert's (vgl. Ber. d. Deutsch, botan. Ges. 1892, Heft 10, S. 637) Untersuchungen als typische Gle- ditscbia herausgestellt hat. Gleditscbia amorphoides (Gris.) Taub, ist ein in den argentinischen Provinzen < »ran und Corrientes nicht seltener Baum, der eine Höhe bis zu 16 ni erreicht und von allen übrigen Gleditschien dadurch ausgezeichnet ist, dass der oft bis ^/^ m Durchmesser erreichende Stamm fast vom Grunde bis zu 3 oder 4 m Höhe mit ungeheuren, bisweilen über \.j m langen, starken und vielfach ver- zweigten Dornen (Adventivsprossen) bewehrt ist. Der Baum ist den Argentinern seines Nutzen und seiner Ge- fährlichkeit wegen wohl bekannt und wird als quillay, coronillo, espina de Corona Cristi, espinillo aniaro etc. bezeichnet. Hieronymus (PI. diaphor. Ar- gent. S. 59) macht über seine Verwendung und Schäd- lichkeit folgende Mittheilungen : Die Rinde wird an Stelle von Seife zur Entfernung von Flecken aus WoU- und Baumwollstoffen benutzt (da- her der Name quillay). Das Holz dient zur Anfertigung von Gefässen, die zur Aufnahme von Flüssigkeiten be- stimmt sind, zu Drechslerarbeiten und zur Herstellung von Holzsohlen und Holznägeln. Die Blätter, jungen Zweige, sowie die Wurzeln wirken adstringirend. An den riesigen Stanundornen verletzen sich häutig die Hausthierc. Nicht selten bildet der Baum geschlossene Wäldchen, die schwer passirbar sind und namentlich Thieren, besonders dem Weidevieh, gefährlich werden, da diese, wenn sie durch Zufall in einen derartigen Bestand gerathen, sich ver- letzen, rasend werden und schliesslich in Folge der zahl- reichen Verwundungen elend zu Grunde gehen. Bisweilen wird Gleditscbia amorphoides auch als Heekenptianze benutzt. Dr. T. lune neue scliwinimende Meeresalge beschreil)t G. Pouchet in den Compt. vend. de la Soc. de I5iol. de Paris, t. 4, S. 34. P.llariot hat sie Tetraspora Poucheti genannt. Pouchet fand sie 1882 von den Lofoten l)is zum Varangerfjord in ungeheuren Massen. Die gelben (Jalicrt- kügelclien von 1 bis 2 nmi Durchmesser fanden sich zu etwa 40 000 in 1 cbni, was etwa 10 ccm entsprechen würde. Im Jahre 1890 fand er sie zu Thorhaven auf den Faröerinseln wieder. Die Kügelchen bestehen aus einer Anzahl sich schneidender Kugeln. In der Gallertc liegen zu je vieren kugelige Zellen eingebettet. Die Vermehrung geschieht durch birnförmige Zoosporen mit zwei langen Geisseln. Matzdorft". Erdbebenstatistik in Japan. — Prof. Supan hat kürzlich die Ergebnisse der japanischen Erdbebenbeobach- tungen von 1885 — 1S89 übersiebtlicli zusammengefasst (Petermanns Mittheilungen 1893. S. 15—17); seine Uebcr- siclit ist von zwei instructiven Karten begleitet ; die eine stellt die Verbreitung der Erdbeben in Japan überhaupt, die zweite diejenige der starken Erdbeben der Jahre 1885—1889 dar. „Der tektonische Charakter der japa- nischen Erdbeben springt auf Karte I sofort in die Aogen; die Vertheilung der \Mdcane ist ohne nennenswerthen Einfluss auf die Verbreitung des seismischen Phänomens, das am häufigsten und stärksten au der pazi- fischen Seite auftritt. Weitaus den ersten Rang nehmen die Gegenden westlich und nördlich von Tokio, die Provinzen Meesaschi, Schimotsuke und Hitatschi ein." Dass dies unstreitig und in allen Jahren das Haupt- schüttergebiet Japans ist, \\ird besonders beim Vergleich von Karte I und Karte II klar, welche nur die starken Erdbeben berücksichtigt und die beiden anderen, auf Karte I erscheinenden i^laximalgebiete, diQ Halbinsel Nemuro auf Jesso und die Westküste von Kiuschui, süd- lich von der Hizenhalcinsel, sehr zurücktreten lässt. Ausser diesem interessanten Einblick in die örtliche Verthei- lung der Erdbeben für das Japanische Reich sind noch zwei andere Ergeltnisse der eingehenden Erdbeben- statistik hervorzuheben: 1) die auffallende Zunahme derselben seit 1887. In Tokio wurden z. B. von 1885 bis 1889 je 82, 65, 96, 122 und 137, in ganz Japan je 80, 79, 80, 105 und 166 Erdbeben beobachtet, und die völlige Unabhängigkeit der Erdbeben von den Jahreszeiten. Fr. Regel. Ueber die täglichen Schwankungen der Schwer- kraft. — Herr Mascart hat vor Jahren unter der Be- zeichnung „barometre de gravite" ein Instrument ange- wendet, welches die Veränderlichkeit der Schwerkraft von einem zum anderen Orte, etwa bei Forschungsreisen, bequem zu bestimmen gestattete. Eines ist indess wenig angenehm bei dem Apparate: er ist sehr zerbrechlieh. Aber seine ganze Einrichtung, das Princip, auf das er sich gründet, macht ihn doch in hohem Maasse geeignet, zur Verfolgung etwaiger localer, mit der Zeit sich voll- ziehender Schwankungen der Schwerkraft zu dienen. Seit mehreren Jahren hat nun auch Herr Mascart, wie er am 30. Januar d. J. in der Pariser Akademie mit- theilte, ein solches Instrument beobachtet, welches aus einer Barometerröhre besteht, in der eine Quecksilbersäule von 4™, 50 dem Drucke einer in einem seitlich ange- brachten Behälter betindlichen Masse von Wasserstoff das Gleichgewicht hält. Der ganze Apparat ist in die Erde eingelassen mit Ausnahme einer kurzen Quecksilbersäule am oberen Ende. Die Höhe der Flüs.sigkeit in der Röhre wird mit Hülfe einer seitlich betindlichen Theilung ge- messen, deren Spiegelbild mau nach der Axe der Baro- 162 Natnrwissenscliaftliche Wochenschrift. Nr. Iß, meteiTöhre reflectiren lilsst. Die Ablesungen werden bis auf 0,01 """ getrieben. Die direeten Beobachtinigen. zu mehreren bestimmten Stunden am Tage, haben nur einen eontinuirlichen Gang nachgewiesen, dessen Verlauf sich im Wesentlichen ab- hängig erweist von den unvermeidl)aren Temperatur- schwankungen. Man wird zur photographischen Re- gistrirung greifen müssen, wenn man in dieser Beziehung bestimmte Ergebnisse zeitigen will. Die von^Mascart der Akademie vorgelegten graphi- schen Darstellungen der Beobachtungen (in zwanzigfacher Vergrösserung) zeigen, wie gesagt, im Allgemeinen regel- mässigen Gang, der sich dem der Temi)eratur an- schliesst. Seitvveuigen Tagen vor dem 30. Januar aber, bemerkt man, dass diese Curven durch plötzliche rasche Aenderungen der Schwerkraft gestört erscheinen. Die Dauer dieser Störungen schwankt zwischen lö" und 1^; ihre Amplitude erreicht — und überschreitet in einzelnen Fällen — den Betrag von 0,05"""; der bedeutend grösser ist, als die Aenderungen der Schwere, welche etwa durch die Erscheinungen der Gezeiten verursacht werden können. (Die Möglichkeit, dass diese Störungen etwa von Er- schütterungen des Erdbodens herrühren könnten, scheint ausgeschlossen zu sein, da der französische Physiker ihrer mit keinem Worte gedenkt.) Herr Mascart wird im Park St. Maur ein neues Instrument nach gleichem Princip aufstellen lassen, das vor jeder zufälligen Störung durch die leisen Bewegungen des Erdbodens vollkommen geschützt werden soll. Erst nach Anstellung weiterer Beobachtungen wird man dann näher über die Frage der Realität täglicher Schwankungen der Schwere entscheiden dürfen. Besondere Bedeutung dürften «lei'artige organisirte Wahrnehmungen aber namentlich in vulkanischen Gegenden finden, sofern man annehmen darf, dass die Schwerkraft- Aenderungen abhängen von unterirdischen Massenver- setzuni,-en. ^^i'*- Entgegnung auf die Erwiderung des Herrn Dr. Jordan in No. 15. Zu Anmerk. 2: Es ist völlig richtig, dass ich (lie Uebereiustimnuiug der empiristischen Ansicht von einer zwischen körperlichen und geistigen ^^n■gängen vorhande- nen Functioualbeziehuug mit dem bedeutungsvollsten aller Grundgesetze der Naturwissenschaft, d. h. mit dem Gesetze von der Erhaltung der Energie, für eine sein- wichtige Stütze jener Ansicht halte. Was i.un die Gegenbemer- kungen "des Herrn Dr. .1. wollen, verstehe ich nicht, da sich" das Gesetz der Erhaltung der Energie — ich darf doch wohl sagen: bekanntlich — auf das Gebiet der körperliehen Vorgänge bezieht. Ich wüsste nicht, wo und wann und warum ich den Versuch gemacht haben sollte, die Geltung jenes Gesetzes auch auf das Gebiet der geistigen \'orgänge auszudehnen. Für mich genügt völlig die" unbedingte Geltung des Energie-Gesetzes auf dem'körperlichen Gebiete, mit der jeglicher Dualismus (also auch die Ansicht des Herrn Dr. J.) ausgeschlossen ist. _ Herr Dr. J. scheint meine Ausführung etwas flüchtig gelesen zu haben, und wohl eben so auch Wandt, dessen Anführung hier entschieden nicht am Platze ist, da Wundt ja auch "Anhänger der Parallelismus-Theorie ist. ZuAnmerk. 3: Was die „Abhebungen" anbelangt, so ist dieser Ausdruck allerdings für denjenigen ein „blosses AVort", der nicht weiss, was damit gemeint, bezw. was damit ausgeschlossen werden soll (nämlich die An- nahme eines substanziellen Bevvusstseins!). Auf diesen Punkt werde ich in dieser Zeitschrift noch bei anderer Gelegenheil zurückkounnen. Zu Anmerk. 4: Das Wort „Begleiterscheinung" ist völlig gleichbedeutend mit dem Worte „Begleitvor- gang" gebraucht. In diesem Sinne sind diejenigen, denen etwas erscheint, alle die, für die etwas zur „Abhebung" gelangt, d. h. alle die, die etwas wahrnehmen, also die mit Nerven versehenen Organismen (die keineswegs etwa als „geistige Wesen" bezeichnet werden können). — Dass die von Herrn Dr. ,1. beliebte Anwendung des Ausdrucks „Materialismus" als Sammelname für grundverschie- dene Standpunkte in keiner Weise zu billigen ist, brauche ich wohl nicht noch besonders darzulegen. Es liegt solchem Gebrauche jenes Worts meist die Absicht zu Grunde, den dem Materialismus anhaftenden Makel auch den andern Anschauungen anzuheften Zu Anmerk, 10: Wir kennen aus Erfahrung, die doch die einzige Quelle unseres Wissens ist, sicher nur eine Art von Gedankenübertragung, das ist die durch Bewegungen (Sprechen, Schreiben, Mienen, Geberden) vermittelte. Wer eine andere Art von Gedankenüber- tragung als diese aus der Erfahrung allein sicher nach- weisbare behauptet, ohne dafür den Beweis zu liefern, der stellt damit einen Glaubenssatz (Dogma) auf, nicht aber der. der sich streng an die Erfahrung hält. Inuner derjenige hat den Beweis zu führen, der eine neue Ansicht, d. h. eine von der bisher üblichen, auf allgemeiner Erfahrung beruhenden , wissenschaftlichen Ueberzeugung abweichende Behauptung, aufstellt. Zu Anmerk. 15: Die in meinem Innern sich ab- spielenden Vorgänge sollen für Herrn Dr. J. „relativ nn- bewusstc" sein?! Nun ich denke, sie dürften ihm wohl völlig „unbewusst" — oder riciitiger: v('illig „unbekannt" sein! Denn das ganze Beispiel des Herrn J. passt ganz und gar nicht hierher. Es handelt sich hier um die Bezeichnung der geistigen Vorgänge eines Men- schen, und zwar nicht nur vom Standpunkte eines andern, sondern auch von dessen eignem aus! Und da ist es für mich allein verständlich und annehmbar, von geistigen Vorgängen als bewussten Vorgängen zu reden. Die Ausdrücke „geistig" und „bewusst" decken sich. Infolge dessen ist es unbedingt zu verwerfen, von un- bewussten, bezw. relativ unbewussten geistigen Vorgängen zu reden. Das ist ebenso richtig, wie wenn man von un- bewusstem Bewusstsein oder von bewusstem Unbewussten oder aber von nichteisernem (z. B. hölzernem) Eisen (bezw. relativ nichteisernem Eisen) sprechen wollte. Solche Aus- drücke widersprechen dem logischen Grundgesetze des zu vermeidenden Widerspruchs. Auch ich hoffe, dass das Gesagte genügen dürfte, um die ..vorurtheilslos prüfenden Leser" in den Stand zu setzen, ihr Urtheil zu fällen,*) Dr. M. Klein. 1 Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wiirdeii eniannt: Dlm- Hygieniker l'i-ufessor Uffelmanii au der Universitilt Kostock zum Honorar-Professor, — Der Chirurg Professor All)ert Landerer in I^eipzig zum Leiter des Karl- Olga Hospitals zu Stuttgart, — Dr, Julius Scheiner vom astro- physikalischen Observatorium zu Potsdam zum Professor. — Der Privatdocent in der mediciuisclieu Facultiit der Urdversität Heidel- berg, Dr, Friedrich Maurer, zum ausserordentlichen Professor. Der Gymnasialdirector a. D. und Privatdocent für Philosophie an der Berliner Universität, Dr, August Döring, zum Professor. Es ist gestorben: Der Botaniker Alphonse de Candolle in Genf. Die Versammlung der Deutschen zoologischen Gesellschaft findet am 24, bis 26, Atai im zoologischen Institut in ßöttingen statt, — Vorsitzender Professor J. W, Spengel in Giessen, *) Wir erklären hiermit die Discussion zwischen den Herren Dr. J. und Dr. Kl, in der „N. W." für geschlossen. Red, Nr. in. Naturwissciiscliattliclie Wochenschrift. 163 L i 1 1 e r a t u r. Paul Mantegazza, Die Hygiene der inneren Organe. Verlag von Heiiirioh M;iU. Königsberg (Ostpr.). Olmc Jalireszahl. — Preis 1 Mk. Diis Heftchen ist das lä. aus der Reihe der Hygienen Mante- gazza's, aber noch nicht das letzte. Wie die früheren ist es flott geschrieben: ni;in wundert sich, wie der Verfasser es fertig bringt, den anscheinend spröden Stoff allgemein-anziehend zu behandeln. Dr. J. Buchheister, Die Berechtigung und gesundheitliche Be- deutung des Bergsteigens. iSanimlung geineinv.-wissenschaftl. \'nrtr;l"e. .\. F. 7. Ser. Heft 1.32.) Verlagsanstalt A.-G. (vor- mals J. F. Kichter). Hamburg, !8;»2. — Preis 0,60 Mk. Schon vor mehreren Jahren liat Verf. ein gediegenes Schrift- chen über das Bergsteigen veröffentlicht (vgl. Naturw. Wochenschr. 1889, Bd. IV, S 232). Auch das vorliegende Schriftchen können wir nur angelegentlichst allen denen empfehlen, die Wanderungen im Gebirge lieben: es giebt treffliche und beherzigenswerthe Kathschläge dem Touristen und wissenschaftlichen Reisenden. Dr. Oscar Lassar, Die gesundheitschädliche Tragweit« der Prostitution. Kine social - mediciiiische Befruchtung. Verlag \on August Hirschwald. Berlin, 1892. Nachdem der Verf., Privatdocent für Hautkrankheiten, die Gefahren unvorsichtigen geschlechtliclien Verkehres geschildert hat, spricht er energisch im Interesse der Gesellschaft dafür.^ dass jeder geschlechtlich Kranke alle und leichte Wege offen linden müsse, um zu gesunden, was bei den jetzigen Zuständen that- sächlich nicht der Fall sei. Er macht Vorschläge, wie das zu er- reichen sei. F^erner wünscht er Belehrung der Jünglinge, denen die Gefahren bekannt zu geben seien. li. Pasteur, Die in der Atmosphäre vorhandenen organischen Körperchen, Prüfung der Lehre Ton der Urzeugung. Keber- setzt von Dr. A. Wieler Mit 2 Tafeln ((.>»t.wald's Klassiker der exakten Wissenschaften No. 39). Verlag von Wilhelm F;ngelmann. Leipzig 1892. — Preis 1,80 Mark. Die 1862 von Pasteur in den Annales de Chemie et de Physique veröffentlichte bedeutungsvolle Abliaiidlung ist eines der werthvollsten Dokumente für die Geschichte der Wissen- schaften von den Lebewesen: bringt sie doch den uralten Streit über die Urzeugung zum definitiven Abschluss. Pasteur war der erste, der in wissenschaftlich genügend erscheinender Weise die Entstehung auch der niedersen, einfachsten uns bekannten Or- ganismen aus Keimen von ihresgleichen nachwies und zeigte, dass eine spontane Entstehung von Organismen nicht koustatirbar ist, dass die bis dahin angestellten Versuche, die Urzeugung zu er- weisen, nicht mit den nöthigen Kautelen angestellt worden sind. Die beiden der so bedeutsamen Abhandlung beigegebenen Tafeln sind Abzüge der Originalplatten der Pasteur'schen Arbeit- Prof. Dr. Bau, Neuer methodischer Leitfaden für den Unter- richt in der Zoologie Mit zahlreichen Holzschnitten. Verlag von 0. R. Reisland. Leipzig 1892. — Preis geb. 2,20 Mark. Dieser neue Leitfaden stellt eine Umarbeitung des früheren dar, erweitert durch die Grundbegriffe der Thiergeographie und der Gesundheitspflege. Der erste Abschnitt desselben giebt die Beschreibung einzelner Säugethiere und Vögel, ents|:irechend dem Pensum der Se.xta. Der zweite gleichfalls Einzellieschreibungen aus dem ganzen Kreis der Wirbelthiere, zudem die Grundzüge des menschlichen Skelettes. Im Weiteren nimmt der Gang einen mehr .systematischen Charakter an; so giebt der 3. Abschnitt das „Svstem der Wirbelthiere", der 4. und 5. das „System der wirbel- losen Thiere, der 6. beschäftigt sich mit dem Menschen. Der Raum gestattet nicht, die Vorzüge des vorliegenden gegen die anderer neuerer Leitfäden eingehender abzuwägen. Er" ist nicht so streng methodisch und inductiv wie einige andere, z. B. die Vogel-Müllenhoff'schen Leitfäden — denen er sonst in den ersten beiden Abschnitten verwandt ist — , andererseits über- trifft er in der Frische der Darstellung viele neuere. Der Verfasser hat liämlicli besonderen Werth auf eine fliessende ungezwungene erzählende Sprache gelegt, zumal in den Einzel- beschreibungen, die durch reichliche Abbildungen noch mehr be- lebt wird. Es ist dadurch ein Lo-ebuch im besseren Sinne ge- schaffen, dazu geeignet „nach der Stunde die Schüler zu nochmaliger freudiger Beschäftigung mit dem Durchgenommenen" anzuregen. Hinzugefügt sei, dass der Leitfaden in einigen Punkten den Anschauungen Götte's (Thierkunde) folgt, so z.B. in der Auseinandersetzung auf R. .'). Die allenthalben hervor- tretende Absicht des Verfassers, Liebe zur Natur in den Schülern zu erwecken, ist besonders anzuerkennen und wird gewiss ihren Zweck nicht verfehlen. Nicht einverstanden ist Referent mit der zwei bis drei Seiten einnehmenden Einleitung: Der Mensch. Es werden hier, also auf der untersten Stufe, zuviel neue Begrift'e ohne hinreichende Anschauung übermittelt; einzelne derselben sind auch verfrüht, wie „Kehldeckel, Iris, Nerven". Der beigegebene kleine schemati- sche Durchschnitt eines Torso (der u. a. auch bei Götte, aber doch mit anderer Begründung zur Darstellung gelangt) ist zur ersten Einführung ganz ungeeignet, auch in ästhetischer Hinsicht wird er abstossend und verwirrend auf das Kindesgemuth ein- wirken. Dagegen zeichnen sich die späteren, eingehender vom menschlichen Körper handelnden Abschnitte gerade durch An- schaulichkeit aus. . Der Bail'sche Leitfaden ist jedenfalls ein werthvoller Bei- trag zur Behandlungsweise des naturgeschichtlichen Unterrichts und wird deniKemäss zu einer weiteren erhöhten Würdigung dieses Unterrichtszweiges mitwirken. 0. Ohmann. Oberlehrer J. Blum und Dr. W. Jännicke, Botanischer Führer durch die städtischen Anlagen in Frankfurt am Main. Mit 7 Planskizzen. Verlag von Mahlau & Waldschmidt. Frank- furt am Main 1892. Das befpiem in der Tasclie zu tragende Büchelchen ist mit Unterstützung des Vereins zur Förderung des öftentlichen Ver- kehrslebens (des Verschönerungs-Vereins) zu Frankfurt am Main herausgegeben worden. Frankfurt zeichnet sich durch seine Garten-Anlagen, namentlich durch seine „Promenade" und sein , Nizza" vortheilhaft aus Die zahlreichen Zierpflanzen, welche die Anlagen schmücken, finden in dem vorliegenden Schriftchen Besprechung und Erwähnung und zwar so, dass man die einzelnen Arten nach den gemachten Angaben gut auffinden kann. Dem angehenden botanischen Systematiker und Pflanzenfreund, der sich in der genannten Stadt aufhält, wird die Schrift angenehme Dienste leisten. Dr. Max Ebeling, Einführung in das Kartenverständniss. Eine methodische Anleitung für den geographischen Anfangs- Unterricht an dem Beispiel' einer Berliner Schule durch Lehr- proben dargestellt. Mit 18 Abbildungen. Weidmann'sche Buchhandlung. Berlin 1892. - Preis 1 Mark. Das verdienstliche Schriftchen will entgegen dem früheren Gebrauch, nach welchem den Schülern einfach ein Atlas in die Hand gegeben wurde und dieser nun ein Kartenverständniss so gut es ging selbstständig zu erlangen versuchen musste, zuerst dieses Verständniss methodisch gelehrt wissen. Man muss sich in der That wundern, dass diese Forderung erst neuerdings Platz greift. Die Schrift Ebeling's will dem Lehrer zur Erreichung des Zieles ein Leitfaden sein: sie ist ganz elementar gehalten und setzt keine Vorkenntnisse aus der Mathematik voraus. Da sie für den Unterricht von Schülern von 10—11 Jahren bestimmt ist, lässt sie die Erläuterung der Kartenprojectionen und Höhenlinien ausser Acht. Es ist dies eigentlich bedauerlich, da ein kurzer Abschnitt diese wesentliche Ergänzung hätte bringen können und dadurch der Leitfaden auch für reifere Schüler benutzbar ge- worden wäre. Der Verfasser ist ordentlicher Lehrer an einer höheren Bürgerschule in Berlin und hat — wie man schnell sieht — aus der Praxis des Unterrichts geschöpft. Dr. Arthur Gloy, Beiträge zur Siedelungskunde Nord-Albin- giens. (Fortsetzungen zur deutschen Laudes- und Volkskunde, herausgegeben von Prof. A. Kirchhoft'. 7. Bd., Heft 3.) Mit 3 Karten und i Text -Abbildungen Verlag von J. Engelhorn. Stuttgart, 1892. - Preis 3,40 Mk. Das nur 44 S. umfassende Heft berücksichtigt eingehender die ländlichen Siedelungen und bietet eine wichtige Ergänzung zu Jansen's Untersuchungen, der sich der Hauptsache nach mit der wechselseitigen Bedingtheit des Orts durch den Verkehr und das Strasi^ennetz beschäftigt hat. Es zerfällt in zwei Theile. von denen der erste „Die Dichte d er Bevölkerung-', „ausgedrückt durch die d(?r Wohnplätze und durch die Kaumgrösse der Siede- lungen" (Ratzel), und der zweite die „ Siedelungstypen " be- handelt. Zunächst findet die , Karte der Siedelungsdichte Erläu- terung, um dann die Ursachen für die verschiedene Dichte der Wohnplätze und der Bevölkerung darzulegen. Bei der Behandlung der ländlichen Siedelungstypen hat Verf. namentlich die slavischen berücksichtigt, „welche um so mehr Beachtung verdienen, als sie von Ratzel wohl erwähnt weiden, aber nicht als im Deutscheu Reich vorkommend." 164 Naturwisseuscbaftlicbe Wochensclirift. Nr. 16. Dr. Ernst Wunschmann, Carl Wilhelm von Naegeli. (Wiss. Beilage zum Programm der Charluttcusehule zu Berlin. Ostern 1893.) E. Gaertner's Verlagsbuchhandlung (Hermann Hevfelder). Berlin 1893. .' - ' Die vorliegende Schrift ist mehr eine Darstellung der wissen- schaftlichen Anschauungen und der wissenschaftlichen Thiitigkeit des talentvollen Botanikers Naegeli, als eine blosse Lebensbeschrei- bung. Nur in aller Kürze finden wir am Eingange der Schrift eine Darstellung des Lebenslaufes, während der Haupt-Inhalt die einzelnen Hauptrichtungen des Wirkens von Naegeli behandelt. Dieser ist in VI Abschnitte gegliedert, und zwar I. Schriften zur Entwicklungsgeschichte der Organe und Gewebe, II. Schriften über die Stärkekörner, Intussusceptionslehre und Micellartheorie, III. Schriften zur Kr_yptogamenkunde, IV. Systematische Schriften, V, Abstammungslehre und Moleculartheorie, VI. Gährungstheorie und Bacterienfrage. Den Schluss der verdienstlichen Arbeit bildet ein Verzeichniss der gedruckten Schriften Naegeli's. Mittheilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus den Deutschen Schutzgebieten. Mit Benutzung amtlicher (i)uellen herausgegeben von Dr. Freiherr von Danckelmann. VL Bd. Heft. Berlin 189o. E. Siegfr. Mittier & Sohn. Von diesem für die wissenschaftliche Kenntniss der deutschen Schutzgebiete besonders wichtigen UninilerN VerlasN- l>uclihancllunc in Kerlin erscbien : Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbp, Kustos am Königl- Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschn. Erscheint in Lief, a 1 M. Neu! Neu! SelbstMle Spitiis-öetiläse-Laniiie. (System: Herbert- Lehmbeck.) Colossale Hitzentwickelung (bis 16uo" Geis.), ge- fahrloser Betrieb, regulirbare Flammengrösse ; für alle Zwecke verwendbar, besonders geeignet für Spectral- Analysen. Polarisation etc. Kein Docht. Keine Ersatztlieilc. G. Herbert, Ingenieur, Berlin NW., Spener-Strasse 17. Meehanist'he Werkwtätte für .4iis- arlxMtiiii::' \ttn F.rtiiiiliing;eii. 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Inseratenannahmc Bringegeld bei der Post 15 -) extra. JL bei allen Aiinocenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nur mit vollstäntliger Quellenangabe g^estattet. Der Gletschergarten auf dem Adlerfels in Schreiberhau im Riesengebirge. Weltbekannt ist der Luzerner Gletschergarten. Kein Reisender, der die Schweiz und den Vierwaldstädter 8ee zum ersten Male besucht, wird es versäumen, au dem berühmten Löweudenkmal vorbei, auch den Gletscherg"a,rten zu besuchen. Aber auch das Rieseug-ebirge hat jetzt seinen Gletscher- garten. Von der Natur war er bereits seit der Eiszeit fertiggestellt, von Menschenhand ist er erst unlängst zu- gänglich gemacht worden. Inmitten zwischen der Bismarekhöhe und dem Moltke- felsen, oberhalb des freundlich im tiefen Zackeuthale ge- legenen Gasthauses zum Kochelfall, des ehemaligen Vitriol- Werkes, erhebt sich der Adlerfels. Mit seinem Blick auf das Hochgebirge einerseits, ins freundlich lachende Warm- brunner Thal andererseits und seinem Einblick ins wild romantische Zackenthal zu seinen Füssen, vereinigt er die Vorzüge der Bismarekhöhe und des Moltkefelsen mit dem für den Reisenden besonders augenehmen Umstände, dass er in ungleich geringerer, kaum den dritten bis fünften Tlieil in Anspruch nehmender Zeit und mithin mit ganz geringer Mühe vom Zackenthaie aus erstiegen werden kann. Seine Höhe bilden mehrere E''elsengruppen, deren süd- westliche auf einer nur flach gerundeten Oberfläclie von etwa 50 qm in wunderbarstem Gewimmel eine Anzahl von über 40 Strudellöchern, kleinen und grossen, zum Theil durch flaclie Rinnen mit einander verbunden, ein- gegraben zeigt. Da weit und breit in seiner Umgebung kein höherer Punkt vorhanden ist, von dem herab einst strömende oder gar stürzende Wasser sich über seine Oberfläche er- gossen und die Strudellöcher ausgekesselt haben können, so bleibt keine andere ungezwungene Erklärung übrig, als dass auch hier, wie einst in der Schweiz, das Gebirge so weit hinab vergletschert gewesen ist und die durch Spalten während der Sommerszeit alljährlich und zur Zeit des allgemeinen Abschmelzens in grösster Menge herab- stürzenden Sclimelzwasser die Strudellöcher auskesselten und wir es hier also mit echten Gletschertöpfen zu thun haben, wie solches in einer, im Jahrbuch der Kgl. Preuss. Geologischen Landesanstalt für 1891 erschienenen Abhandlung des Landesgeologen Professor Dr. Berendt „Spuren einer Vergletscherung des Riesen- gebirges", der wir in den wissenschaftlichen Ausfüh- rungen hier auch, z. Th. sogar wörtlich, folgen, ausführ- lich nachgewiesen worden ist. Verlässt man die von Petersdorf im Zackenthal auf- wärts führende Chaussee kurz vor dem Vitriol- Werke beim alten Chaussee-Hause und folgt rechts der an einer malerisch gelegenen Glasschleife vorüber bergaufsteigenden Dorfstrasse oder schlägt man nach eingenommenem Im- biss im freundlichen Garten des Kochelfallhotels den von liieraus bergansteigenden Fussweg ein, so gelangt man in 10 bis 15 Minuten zum Eingang des in Privatbesitz befindlichen Gleschergartens auf dem Adlerfels. Nach wenigen Schritten auf breitem schlangenförmigeu Fusswege, kommen wir an einer senkrecht stehenden Felsplatte vorüber, deren muldenförmige Vertiefungen nicht mit Unrecht sofort die Aufmerksamkeit des Vor- übergehenden auf sich ziehen. Da wir diese Platte jedoch erst später besprechen wollen, umgehen wir sie und sehen uns, einige kolossale Granitblöcke, zwischen denen hin- durch sich der Weg windet, im Rücken lassend, vor dem mit altgermanischer Zier gekrönten (iatterthore des Haupt- einganges. Durch die Baumstämme schimmern bereits die Mauerreste und ein hoher gothischer Bogen, der hier plötzlich durch den jetzigen Besitzer emporgezauberten alten Burgruine. Den nach wenigen Schritten von links um den eigentlichen Adlerfelsen herumkommenden Weg un- beachtet lassend, stehen wir binnen Kurzem vor dem un- mittelbar aus dem Felsen aufwärts strebenden Bau, dessen nur noch theilweise erhaltene gothische Bogen in iin'cn oberen Feldern die Reste eines eingemeisselten altheral- dischen Adlers zeigen — das Wahrzeichen des Adlerfels. Die in den Stein gehauenen Stufen führen uns rechts am Gebäude an der kleinen Hütte des Thurmwarts vorbei zum 166 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. Eingang in einen zu einem kleineu Museum bestimmten Saal bezw. Durchgang in das nur noch vou Mauerresten angedeutete Innere des umfangreichen Burgthurmes. Wir durchschreiten jedoch, den Saaleingang links lassend, das von Kunst und Natur sich eigenartig wild über uns wölbende Steinthor, biegen rechts um an der grauen Steinbauk ehemaliger Burgmanneu vorbei und er- reichen nun, auf Steinstuten innerhalb der alten Mauer emporsteigend, die jetzige Plattform des Gebäudes, die rings noch von Steintrümmeru und theilweise verfallenen Bogen umgeben ist. Hier bietet sich dem Auge der seit seiner Freilegung unbestreitbar als einer der herrlichsten bekannte Rundblick des Adlerfels*). Rauschen und Brausen gar oft auch hier oben den lau- schenden Wanderer lockt und ladet. Aber wir vergessen ob der wunderbaren Schönheit des Rundblickes den eigentlichen Zweck unseres Auf- stieges die, wenn auch in anderer Art, noch wunder- bareren Strudellöcher oder Gletschertöpfe. Niu- einen Blick hinab über die Brustwehr der langen Südwestseite dürfen wir tluin und in buntem Gewinmiel zu Rinnen verbunden liegen sie vor uns. Wohl gab es Forscher, welchen diese, auch an anderen Stellen im Gebirge, wenn auch nirgends in gleicher Häutigkeit, zu- weilen beobachteten, mehr oder weniger flachen Öchaalen, ßf i f^py^K 'S > "^ , ^jn^% , ^. "^^C.Vil^t^^^Äi^C" •^-7 "ia-isiÄS!?' .-Ä^^'fer^'-^'^'^'^^ Figur 1. Vor uns zieht sich, an einzelnen Tagen in blauem Duft, an anderen in, wie man zu sagen pflegt, greifbarer Nähe der Kamm des Riesengebirges hin von dem stolzen Gipfel der Schneekoppe an bis zu dem, Schreiberhau in- sonders beherrschenden, Reifträger. Ueber dem sich malerisch im Thale ausbreitenden Mittel- und Nieder - Schreiberhau folgt Hochstein und Schwarzer Berg und seine Ausläufer bis zum Moltkefels; dann jenseits des tief einschneidenden Hartenbcrger Thaies die breite Gruppe der Biebersteine und daran an- schliessend der Ausblick in den von BergrüQken rings umzogeuen Hirschberger Thalkessel. Im Hintergrunde, über den Thürmen Hirschbergs und Warmbrunns erreicht unser Blick sogar das ferne Bober-Katzbach-Gebirge und die weiter nach Osten hin sich erstreckenden Berggruppen. Vor uns aber entzückt das Auge der Einblick in das von hohen Tauneuwänden umsäumte Thal des Zacken, dessen *) Eine auf der Plattform angebrachte Richtungstafel zeigt durch Pfeile die Lage aller nennenswerthen Punkte der Rund- schau au. besonders wenn sie sich vereinzelt auf Kuppen von düsteren Tannen umrahmt vorfanden, mit der blutigen Götterverehrung unserer Ahnen in dunkeln Zusammenhang brachten und in ihren Beschreibungen in oder über ihnen das dem Gotte geweihte Opfer verbluten Hessen ja be- haupteten, dass in den scharf eingeschnittenen Rinnen der Felsen das Blut jener Gemordeten einst seinen Abfluss gefunden habe. Doch gerade hier auf dem Adlerfels liegt der beste Gegenbeweis vor uns — die grosse Menge auf kleinem Raum zusammengedrängt (einige 40 Kessel oder Schaalen auf einer Fläche von etwa 50 Quadrat- metern) und die vielfache, nur durch die Thätigkeit fliessenden Wassers zu erklärende Unregelmässigkeit der Form. Wohl kann hier und da ein einzelner dieser Kessel, der sich besonders eignete und bequem lag, zu Opfern später benutzt sein, geschafi"en aber hat sie die allgewal- tige Natur und nicht die Hand eines Priesters dieser grausigen Menschenoi)fer in grauer Vorzeit. Noch um ein bedeutendes märchenhafter klingt nun gar der Volksmuud, welcher in den an den Felsrändern Nr. 17. Naturwissenscliaftlichc Wochenschrift. 167 belindlichcn, zum aiuleni Tlicil schmi abyehrocheiieii, einem Armsessel oft niciit unäliniichen Halb- oder Drei- viertel-Muldeu in sagenhafter Vorzeit, als das Gestein, noch weich war, die Holzwaibel, eine Art ihic Sitze bei geheimen Versammlungen wie es heisst, Wiirzelvolk, linden lässt. Die richtige Erklärung derselben als Strudellöchcr kennen wir bereits. Auch darauf ist soeben schon hin- gewiesen worden, dass nirgends besser als hier auf dem Adlerfels, wo Fülle und Form der Löcher und Rinnen Auge des Laien als FoL e der erscheinen Einwirkung lässt, sie auch dem strömenden und strudelnden Wassers diese Erklärung verstanden wird. Veranschaulichen wir uns jedoch zunächst die Ver- hältnisse, wie sie eine längere Zeit hindurch einst hier bestanden haben müssen. Wer von der Plattform des Adlerfcls aus den Blick nach Westen riciitct, erkennt hier sofort ein bereits zwischen Reifträger und Hochstein bezw. Schwarzem Berg, also zwischen Riesen- uud Iscrgebirge gelegenes Hochthal, in welchem sich Dorf Schreiberhau emporziclit, durch welches aber einst der grosse Schrei- be r h a u e r ( 1 1 e t - scher seine Eis- massen herab- schob. Gespeist wurde dieser Gletscher von dem unge- heuren Firu- becken, das sich bei der zur Eis- zeit offenbar weit tieferen Schnee- grenze nothwen- dig in der wei- ten, die genaue Fortsetzung des Schreiberhauer Thaies bildenden Senke zwischen dem schon genannten Hochstein einerseits, dem Todtenwürgberg und der Tafelfichte und dem Sieghübel andererseits bilden musste und das noch jetzt die weiten Flächen des Isermoores und der Iserwiese enthält. Bei einem Flächeninhalt von beinahe 1',., Qnadratmeilen ent- wässert es heute fast nur noch nach Süden, wo ein seit- licher Abflugs, die heutige Iser, sich inzwischen tiefer und tiefer eingeschnitten hat. Dieser gewaltigen Griisse des Firnbeckens*) entsprach denn auch naturgemäss die Grösse des damals bei der jetzigen Michelsbaude, durch die Senke der alten Zollstrasse sich ül)er die östliche Gebirgskante hinabzichenden Gletschers selbst. Er erfüllte die ganze Thalsenke, in welche sich heute der grosse Zacken, der Weissbach und das Zakerle ihr tieferes Bett und besonderes Thal ausgewaschen haben. Sein den Adlerfels bedeckendes Eis reichte also einer- seits bis nahezu an das von dem Ausläufer des Iser- kammes und dessen Gehänge herüber leuchtende Häus- chen des Moltkefelsen und andererseits bis zu der hohen Tannenwand der jenseitigen Uferberge des Zackenthaies, *) Es erstreckt sich, bei einer zwischen der Tafelfichte (1123 in) und dem Sieghübel (1120 m) im Westen 6,4 km, zwischen der Abendbiirg (1017 m) und dem Todtenwürgberg (1123 m) im Osten 5,.0 km betragenden Breite, fast genau 2 deutsche Meilen (15 km) in westüstlicher Richtung und findet seinen Abschluss erst mit dem Rothenftossfelsen und dem Weiberberge am obi-rn Grossen Zacken. an welchen steil der Fusspfad nach Kiesewald und zur Bismarckhöhc hinauf klinnnt. Die höchste Erhebung inmitten dieser Senke bildet eben an dieser Stelle der Adlerfcls. Was Wunder, dass die Eismassen des Gletschers, welche sich anfänglich vor dem Adlerfels wie vor einem Eisbrecher getheilt hatten, nachdem sie, mächtiger und mächtiger geworden, den- selben überklettert hatten, hier über der Felskuppe des Adlerfels, abermals wie über einem Eisbrecher, in Folge der Spannung barsten und lange und tiefe Spalten bildeten. Wo aber sich im Gletschereise Spalten bilden, finden naturgemäss die zur Sonnuerszeit täglich auf dem Gletscher erzeugten Schmelzwasser auch ihren Abfluss. In die Spalte stürzend, waschen sie sich schnell, falls dieselbe nicht bereits bis auf den hier nahen Felsgrund hinab- reicht, einen Kamin in dem Eise aus und erreichen so im- mittelbar oder stufenweise fallend den Felsgrund. Gesteins- Ijruchstücke oder doch nundcstens Sand findet sich immer hinzu und die Gletscher müh le ist fertig. Wenn schon der Tropfen den Stein aushöhlt, wie viel mehr der fallende Wasserstrahl. Grösser und grösser kreiselt sich im Laufe der Zeit das entstehende Strudelloch, und trifft der Strahl im nächsten Jahre nicht mehr genau dieselbe Stelle, so wird das an- fänglich kreis- runde Loch all- mählich länglich oder es bildet sich bei ruckweisem Vorschreiten der Mühle und ihres Kamins ein zwei- tes, das, grösser und grösser wer- dend, sehr häufig mit dem alteu zu Beispiele für alle diese unter den Gletscher- Figur 2. i"| einem Zwilling zusammenschmilzt. Erscheinungen erkennen wir leicht topfen des Adlerfels. Neben einem solchen Vor- und Zurückrückeu in der betreffenden Spalte hat ott'enbar aber auch, wie aus der Anordnung der Kessel zu dicht neben einander liegenden parallelen Reihen hervorgeht, im Laufe der Zeit eine seitliche Verschiebung der Spalte selbst stattgefunden. Immer aber erzeugten sich nothwendigerweise, in Folge der grössten Spannung des Eises über der höchsten Kuppe des Adlerfels die Spalten und mit ihnen die Gletseher- mühlen auch gerade über dieser Kuppe. Daher die grosse Anzahl der über 40 zählenden Gletschertöpfe auf so kleinem Räume. Wie in dem Luzerner Gletschergarten, finden sie sich auch hier in den verschiedensten Grössen und Graden der Ausbildung. Erreichen die grössten derselben auch nur die mittlere Grösse der dortigen nicht wie hier in festem Granit, sondern nur in sogenanntem Molasse -Sandstein ausgearbeiteten, so überrascht doch hier wieder gerade die schon mehrfach betonte Zahl und Dichtigkeit der Töpfe. Der bis jetzt tiefste der Kessel des Adlerfels, (s. Fig. 1*) *) Die Benutzung der drei in diesem Artikel gebrachten Original-Figuren-Stöcke aus der genannten Abhandlung des Herrn Prof. Behrendt ist uns gütigst von dem Director der Kgl. Preuss. getdogischen Landesanstalt und Bei-gakademie , Herrn Geheim. Obor-Bergrath Dr. W. Hauchecorne, gestattet worden. — Red. 168 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. F den wir am besten von dem an den Eesten der alten Um- fassungsmauer zu unseren Füssen angebrachten Holzgerüste aus betrachten*), niisst jetzt noch fast einen Meter (0,90 m), während seine Tiefe vor Abspülung- des Randes und Ein- schneiden seines späteren Abtiusses mindestens 1,25 m betragen haben muss. In den verschiedensten Abstufungen nach Tiefe und Durchmesser gehen die Kessel sodann hinab bis zu flachen Schaalen von 20 bis selbst 17 cm Tiefe. Betreffs einer näheren Beschreibung der oft durch Ineinandergreifen zu Zwillingen, ja sellist Drillingen ver- bundenen Gletschertöpfe des Adlerfels sei hier noch ein- mal auf die bereits Eingangs angezogene Abhandlung hingewiesen.**) Besonders aufmerksam gemacht sei hier nur noch auf die aus Seitenansicht Fig. 2 erkennbaren, gleichfalls von dem Standpunkte auf dem erwähnten Holzgerüst gut zu übersehenden randlich gelegenen und in Folge der Verwitterung oder auch eines späteren Eis- sehubes halb abgebrochenen Kessel, die vorhin schon ge- nannten „Arm- sessel". — . ^ _ Den Stand- punkt, von wel- chem aus man die in Fig. 2 ge- gebene Ansicht gewinnt, erreicht man, wenn man den bereits oben erwähnten, unter- dem eigentlichen Adlerfels herum- laufenden Weg verfolgt, der uns ^SM^ •' ?'-. %.! nach wenigen Schritten zur so- genannten Hun- dingsh litte, mit reizendem Aus- blick auf den Ge- birgskamm, führt. Noch ehe wir die- selbe betreten, wenden wir uns rechts und erblicken das scharfgezeichnete Profil der Glet- schertöpfe, von denen der mit I bezeichnete einen Durch- messer von 85 cm, die mit II und VI bezeichneten einen solchen von 74 cm besitzen. Die Tiefe des Kessel V be- trägt 80 cm. Aus der Abbildung erkennt man am besten auch, wie stark einerseits die spätere Verwitterung, andererseits die ünterwaschung auf die Gestaltung und theilweise Zer- störung der Felskuppe eingewirkt haben. Dasselbe Schmelzwasser, das als senkrechter Strahl die Kessel auf der Oberfläche des Felsens auswirbelte, musste, namentlich beim späteren völligen Abschmelzen des Gletschers, die in ihm aufragende Felskuppe um- tosen und, bei der ausgezeichneten Horizontalklüftung des Granitites, sich rings in die, durch die ebenso ausgeprägte VerticalklUftung gebildete Steilwand des Felsens einfressen, wie die Abbildung auch einigermaassen erkennen lässt. Und dass dies gerade am meisten auf der nach Westen gekehrten Seite des Felsens, der auch die Abbildung ent- nommen ist, geschah, steht in vollem Einkl.ange mit den *) Man gelangt dorthin, wenn man den unteren Saal durch- schreitet. **) „Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges", von Prof. Dr. G. Berendt, erschien im Jahrb. d. Kgl. Geol. Landes- anstalt für 1891. Auch befinden sich einige wenige Sonderabzüge im Buchliandel. von Westen herabgekommenen Eis- also auch Schmelz- wassermassou. Eins der besten Beispiele solcher Unterwaschung zeigt ausser dieser abgebildeten Westseite der die Strudellöcher tragenden Felskuppe des Adlerfels die in nächster Nähe desselben unter dem Namen „Zuckerschaale" bekannte Felsgruppe, welche einem auf die Spitze gestellten flachen Kegel gleicht, der auf horizontaler Felsplatte ruht. Auch auf ihrer Oberfläche finden sich zwei kleine flache Gletscher- töpfe. Von der Oberfläche des Felsens abfliessende Regen- oder Schmelzwasser heutiger Zeit würden nie im Stande sein, auch unter Berücksichtigung der die Auswaschung begünstigenden Klüftung, solche horizontal unter die über- hängende Felskante hineingehende deutliche Auswaschung irgendwie zu erklären oder auch nur denkbar erscheinen zu lassen. Wie hier in diesem Falle nur eine geringe weitere Unterspülung die kegelartige Felsplatte ins Kippen und Umschlagen ge- bracht haben ^-^,„^. raüsste, so ist es in vielen anderen Fällen in . der That geschehen. Auch hier liefert der Adlerfels wie der eins der bes- ten Beispiele. Un- mittelbar an dem auf der Ostseite jetzt neu ge- schaffenen Hin- aufwege bemerk- ten wir bereits beim Eintritt eine senkrecht auf hoher Kante ste- hende, ungefähr 6 Meter lange und 5 Meter hohe Felsplatte, Fig-ur 3. |-|jg sogenannte Blendenplatte. Auf der linken Hälfte ihrer, dem jetzigen Wege zuge- kehrten, einstmals die horizontale (Oberfläche des Felsens bildenden Längsfläche befinden sich mehrere flache Strudel- löcher (s. Fig. 3). Ihre längliche Form und der Ucber- gang in eine abflussartige Verlängerung lässt unschwer die einstmalige Nähe der ursprünglichen Felskante erkennen, über welche das aufschlagende Wasser sehr schnell seinen Abfluss fand, so dass wirbelnde und seitlich abfliessende Bewegung sich in die Aushöhlung des Steins theilten, wie solches bereits von einigen Kesseln der noch erhaltenen Oberfläche des Adlerfels angedeutet wurde. Es entstand auf diese Weise die, namentlich in ihrer späteren Vertical- stellung, als sogenannte Blende bezeichnete Form des Strudellocbes, welche nach Mosch*) zur Aufnahme von Götzen oder Heiligenbildern bestimmt war, unter Umständen auch wohl dazu gebraucht sein konnte. Eine besondere Ab- art dieser Blenden, wie sie aus einem der Zwillingstrudel- löcher in dieser aufgerichteten Stellung für das Auge ent- steht, sieht man am äussersten linken Rande der Platte noch zum Theil erhalten. Das beste und bekannteste Bei- spiel dieser besonderen Blendenform ist aber der in allen Führern durch das Riesengebirge genannte und auch von Mosch besprochene „Mannsteiu", nahe der als Fundort für ■i *) Karl Friedrich Mosch, und Vorberge. Leipzig, 1858. das Riesengebirge, seine Thäler Nv. 17. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 169 I Gletsciicit(i|)te von Bereiult a. a. O. ;i;-leichtalls erwähnten „g-oldenen Anssicht" in Hain. »Seinen Namen trägt er von der aus der Ferne bei richtiger Seitenbclcuchtung allenfalls an eine menschliche Gestalt erinnernden Form seiner IJlende. In der That ist er gerade wie unsere hier auf dem Adlerfels in Rede stehende Platte, nichts anderes als ein bei der Zerstörung- der Felskuppe, deren Ober- fläche seine jetzige Seitenfläche l)ildete, auf die Seite gekippter Felsblock mit einem Doppelstrudelloeh, oder einem Zwillings-Gletschertopf. Ja die Aufeinanderhäufung der die Felsgruppe bildenden Blöcke, welche durch Menselienhaml sicher nie bewegt worden sind, weist auch ilort sehr nachdrücklich auf die Annahme eines dabei thätigen ScIiuIk-s durch Gletschereis hin. Professor Berendt in seiner schon mehrfach ange- führten Abhandlung geht überhaupt uoch weiter mit seinen Schlüssen auf eine ehemalige Vereisung im Riesen- gebirge, indem er dort wörtlich sehreibt: „Wenn somit einerseits diese Blöcke in ihrer Ver- theilung auf Hohen und Kämmen, andererseits jene auch aus den Angaben von 0])ferkesscln sich ergebenden, so gut wie ausnahmslos als Gletsehertöpfe sieh erweisenden Strudellöcher als Beweise einer ehemaligen Vergletscherung- in Anspruch genonnuen werden müssen, so lehj't ein Hlick auf die Vcrtheilnng beider sofort, dass es sich bei dieser Vergletscherung nicht nur, wie anfangs angcuonnnen wurde, und wie auch unbedingt zu einer gewissen Zeit der Fall gewesen sein muss, um einen grossen Schreiber- hauer Gletscher und vielleicht daneben um eine Anzahl kleiner Gletscher gehandelt haben kann, dass vielmehr diese Vergletscherung im Bereiche des Riesengebirges — und somit wahrscheinlich der Sudeten überhaupt — eine weit allgemeinere gewesen ist." „Nicht nur, dass die eigentlichen Gehänge des Ge- birgskammes und die sich von ihm nordwärts zwischen den einzelnen Ripjjcn hinabziehenden Senken ganz mit Eis bedeckt und erfüllt gewesen sein müssen. Auch diese Rippen selbst und die sich bis zum IJober erstreckenden Vorberge müssen hiernach unter Eisdecke gelegen haben." „Das würde unter Umständen hier ein eigenes zu- sammenhängendes Inlandeis an der Nordseite des Riesen- gebirges ergeben, wie es — nur in grösserem Maass- stabe — die Glacialforschungen für die Alpen längs des Nordfusses derselben schon länger — für die Ostalpen, ergeben haben." X. aber auch nicht gerade seit langem Ueber den Ursprung und die Bedeutung der geometrischen Axiome. Was nun die zweite Frage von Helmholtz' in Betreff der Beweisbarkeit der Axiome anbelangt, so haben wir hierauf nur zu erwidern, dass jeder Beweis Voraus- setzungen verlangt, die in letzter Reihe der Organisa- tion unseres Denkens gemäss als nicht mehr beweisbar zu er- achten,somit Sache der Anschauung- sind. Hieraus folgt aber, dass wir nichts weiter verlangen können, als dass ein Axiom in Folge der Klarheit der Anschauung und der Schärfe der ihm zu Grunde liegenden Begriffe sich un- serem Geiste als eine nicht anders zu denkende That- sache, d. h. als eine subjective Wahrheit aufdrängt, als eine Uebereinkunft des logischen Denkens unseres Ich und der auf dieses einwirkenden Wahrnehmungen. So können wir z. B. den Begriff der geraden Linie,, obwohl wir eine unverkennbar deutliche Anschauung- von ihr be- sitzen, dennoch nicht deliniren, es sei denn durch nichts anderes sagende Umschreibungen, womit für unsere Er- kenntniss keine Bereicherung erwüchse Der Begriff der geraden Linie schliesst aber den des kürzesten Weges in sich, wie das schon aus der einfachen Betrachtung erhellt, dass z. B. eine Seite a h eines Dreiecks u h c nicht die mindeste Berechtigung hätte, wenn wir nicht unter der Seite ab den kürzesten Weg von « nach h verständen. Es ist daher ein Fehler in der Mathemathik, wenn man den Satz: der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist die gerade Linie, wie dies üblich ist, daraus zu beweisen sucht, dass in demselben Dreiecke dem grösseren Winkel auch die grössere Seite gegenüberliegt, da, um es noch- mals jirägnant hervorzuheben, man bei diesem Beweise schon den Begriff der geraden Linie, des kürzesten Weges zwischen zwei Punkten also, einschmuggelt. In entsprechender Weise genügt mir z. B. die zwin- gende Vorstellung, dass wenn ich eine (gerade) Ebene um eine (gerade) Linie schwenke, der ganze Raum von der Ebene durchlaufen werden nmss, um einzusehen, dass durch drei Punkte, die nicht in einer geraden Linie liegen, stets eine gerade Ebene und zwar nur eine einzige ge- legt werden kann. So genügt die einleuchtende De- finition: dass gleichlaufende Linien solche Linien sind, \'s und Neues aus dem Hiiushiilte des Kuckucks von Dr. Eug. Rey, Leipzig, Verl. v. R. Freese 1802. **) Das Leben der europiiisclien Kuckucke von Dr. A. C. Ed. Baldamus, Berlin 18'J2. 172 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. wenn die erkorenen Pfleger dasselbe für kurze Zeit ver- lassen haben, gelingt ihm die Ausführung seines Planes. Bei der Ablage seines Eies entfernt der Kuckuck meist ein oder mehrere Nesteier, manchnuil geschieht dies bereits einen Tag vor dem Legen. Ueljer die An- zahl der Eier, welclie der Kuekuck aus den Nestern ent- fernt, liisst sieh nach Rey, durch dessen >Sohn 56 Fälle beobachtet worden sind, wenig Allgemeingültiges sagen. Es ist nach ihm im hohen Grade wahrscheinlich, dass die specifischen Gepflogenheiten der Kuckucksweibehen beim Entfernen von Nesteiern individuell verschieden sind und dass es demgemäss auch vorkommen kann, dass durch Vererbung solcher Gewohnheiten iirtlielie Unter- schiede in der Art und Weise des Gebahrens bemerkbar werden. Die meisten Vögel legen, nach demselben Be- obachter, nachdem der Kuckuck sein Ei ins Nest ge- bracht hat, die zur normalen Gelegezahl gehörigen Eier nach, gleichgültig, ob und wieviele Eier der Kuckuck herausgeworfen hatte. Andere dagegen sind, unter diesen wie schon erwähnt der Zaunkönig, leicht geneigt, das Nest zu verlassen. Ist das Ei einmal angenommen, dann wird es von den Pflegern ausgebrütet und das Junge mit gleicher Sorgfalt wie die eigenen Kinder behandelt, mit gleicher Liebe beschützt und vertheidigt, bis es selbstständig geworden ist. Die meisten Beobachter stimmen darin überein, dass jedes Kuckucksweibchen nur in die Nester einer be- stimmten Vogelart und wohl derjenigen, von der es selbst erzogen worden ist, erst im Nothfalle in solche anderer legt, dann aber zunächst diejenigen auisueht. die ähnlieh bauen. Nach Baldamus, der diese Thatsache zuerst auf- geklärt hat, wird die AVahl des Pflegerweibchens Seitens des Kuckucks durch dessen eigene Provenienz bestimmt, wenn man die Erziehung derselben durch die Pfleger so bezeichnen darf. „Die Weibchen", bemerkt Ad. Walter hierzu, „haben sieh ihre Kinderstube von oben und unten, innen und aussen betrachtet, als sie schon flugfähig waren und doch noch acht Tage im W(dnilichen Neste blieben, haben auch ihre Pflegeeltern kennen und von andern Vögeln unterscheiden gelernt." Sicher festgestellt ist auch, dass sowohl alte wie junge Kuckucke zur Unterbringung ihrer Eier innner ein und dasselbe, oft begrenzte Revier aufsuchen (Naumann, Rey), bezüglich den Ort, wo sie geboren wurden (Bal- damus). üeberaus verschieden sind die Kuckuckseier in Bezug auf Farbe und Zeichnung. Sie variiren hierin bei Weitem mehr als die Eier aller bisher bekannten Vogelarten. Besonders charakteristisch sind nach Rey die kleinen, runden, scharfbegrenzten, leicht abwaschbaren Flecke von schwarzer Farbe, welche der Oberfläche aufgelagert er- scheinen nnd nur in seltenen Fällen gänzlich fehlen. Ferner wird von demselben Beobachter als Eigenthümlich- keit der Kuckuckscier hervorgehoben, dass die Dichtigkeit der Zeichnung häufig auf der einen Längsseite eine wesentlich andere ist, als auf der entgegengesetzten, nnd dass, wenn grosse Flecke von intensiver Farbe vor- kommen, diese fast niemals geschlossen, sondern vielmehr zerrissen erscheinen. Die Form der Kuckuckseier ist im Gegensatz zu der ungemein grossen Versehiedenartigkeit derselben in Bezug auf Färbung und Zeichnung eine ziemlich constante und nähert sich dem Typus der gleichhälftigen Eier. Relativ, d. h. im Verhältniss zu der Körpergrösse des mütter- lichen Vogels sind die Eier als sehr klein zu bezeichnen. Die absolute Grösse beträgt im Durchschnitt für die Längsachse nach Rey 's Messungen 22,41 mm, für die Breiteuaxe 16,52 mm, das Gewicht der Eier im Durch- schnitt, berechnet aus einer Zahl von 523 gewogenen, 232,9 Milligr. Uebrigens hat Rey für die Bestimmung von Kuckuckseiern ein Verfahren benutzt, welches er als praktisches Hilfsmittel zur allgemeinen Verwendung in der Oologie empfiehlt. Er dividiert nämlich das Produet der Grössen beider Axen durch das Gewicht des Eies und erliielt auf diese Weise einen Quotienten, der bei den Eiern einer jeden Vogelart, die er auf diese Weise untersuchen konnte, recht konstante Resultate geliefert haben soll. Speziell für die Kuekuckseier ist der Quo- tient so konstant, dass die Abweichungen vom Büttel von mehr als 25 7o schon zu Zwt'ifeln an der Echtheit der Eier berechtigen. Bemerkeuswerth als Kennzeichen für die Kuekucks- eier ist auch die Festigkeit der Schaale, die jedenfalls die der Singvögeleier bedeutend übertrifft. Von fast allen Beobachtern wurde bisher als sicher hingestellt, dass die Kuekuckseier in Bezug auf ihre Färbung den Eiern der am häufigsten Pfleger angejtasst wären und grosse Aehnliehkeit mit diesen zeigten. Rey hat 531 Kuckuckseier untersucht und ist dabei zu der Ueberzeugung gekommen, dass eine speeialisirte An- passung ausser bei Ruticilla phocnicurus nnd montifringilla nur sein- selten ist. Sie findet sich ausserdem bei Sylvia cinerea, Sylvia hortensis, Calamoherpe arundinacea nnd phragmitis verhältnissmässig oft. Bei allen übrigen Vogelarten findet eine solche Anpassung viel seltener, und bei Troglodytes parvulus, Accenlor modularis und den Arten der Gattung Phyllopneuste, wie es scheint, gar nicht statt. Die meisten Kuckuckseier imitieren in der Färl)ung und Zeichnung den Typus der Eier einer der gewöhnlichsten Singvogelarten. Andere zeigen einen so- genannten Mischtypus und manche lassen sieh in dieser Beziehung mit anderen bekannten Eiern garnicht ver- gleichen. Weitere Beobachtungen werden diese Frage endgültig entscheiden müssen. Dass jedes Kuckucksweibchen für die Dauer seines Lebens gleiche oder fast gleiche Eier legt, hat Baldamus sehmi 1857 (Naum. VII. S. 183) ausgesprochen. Be- stätigt wurde dies zunächst durch die Beobachtungen Pässlers (J. f. 0. 1857 S. 402, 1859 S. 105), neuerdings auch durch Walter, Kutter, Rey u. a., so dass über diesen Punkt Zweifel nicht mehr vorhanden sein dürften. Das Kuckucksweibehen legt in ein und dasselbe Nest nur ein Ei, werden zwei oder nu^hrere in einem Nest ge- funden, so sind sie von verschiedenen Weibchen gelegt worden. Ausnahmen von dieser Regel, die durch un- anfechtbare Zeugnisse bestätigt wären,. sind bisher nicht bekannt. Man findet die Kuckuckseier in Mitteleuropa von Ende April bis Anfang Juli, meist aber nur bis in die zweite Hälfte des Juni, selten bis Ende Juli. Es liegt auf der Hand, dass unser Vogel, wenn der Zweck seiner parasitiven Brutpflege erreicht werden soll, sich nothwendiger Weise auch der Brutzeit derjenigen Vögel anpassen muss, in deren Nester er seine Eier unter- zubringen pflegt. Und so finden wir denn auch, dass die Legezeit, die normaler Weise 35 bis 45 Tage nicht über- schreitet (Rey), an einzelnen Orten sehr verschieden ist. Die Fortpflanzungszeit des Kuekuck währt, nach Brehm, so lange er schreit, ist also nicht allein nach der in dem Jahre herrschenden Witterung, sondern auch nach Lage des Ortes verschieden, beginnt beispielsweise im Norden oder im Hochgebirge später, dauert dafür aber auch länger als im Süden oder in der Ebene. Aus ver- schiedenen Beobachtungen folgert er sogar, dass der Kuckuck erforderlichen Falles während seiner Legezeit wandert, um neue, für ihn noch brauchbare Nester auf- zusuchen. Nr. 17. Naturwisscnschaftliclie Wnchenpclirift. 173 lieber die Zeitdauer, in welcher die aufeinander folg-enden Eier des Kuckucks reifen, herrschen ver- schiedene Ansichten. Während die meisten diese Zeit auf 6—8 Tage scliätzen, versichert Ad. Walter von zwei Kuckucken auf das bestimmteste erfahren zu haben, dass sie wenigstens zwei Eier in einer Woche lieferten. Rey ist, gestüzt auf eigene Beobachtungen, sowie solche seines Sohnes, Krüger-Velthusens u. a. zu der Ueberzeugung gelangt, dass der Kuckuck im Jahre einige zwanzig Eier legt und soll das Ablegen derselben einen Tag um den andern geschehen. Durch verschiedentliche Untersuchungen von Eierstöcken glaubt er den Nachweis geliefert zu haben, dass die Pausen, die zwischen dem Ablegen zweier Eier verstreichen, unmöglich auch nur annähernd so gross sein können, als gewöhnlich angenommen wurde. So fand er beispielsweise in der Kloake eines Kuckucks ein voll- ständig legereifes Ei von grünlicher Grundfarbe und bräunlicher, am stumpfen Ende zu einem Kranze ver- dichteter Fleckenzeichnung von 22,5 mm Länge und 16,2 nun Breite. Ein zweites Ei ohne Kalkschale maass 18 und 12 nnn, die nächst grösste Dotterkugel 6,5 mm. Rey glaubt, dass der Brutparasitismus des Kuckucks aller Wahrscheinlichkeit nach durch die hohe Zahl der im .lahre gelegten Eier bedingt würde. Baldemus glaubt den Parasitismus aus den Zwischenräumen von 6—7 Tagen, der auch nach seinen Beobachtungen zwischen der Ablage der einzelnen Eier liegen soll, erklären zu können. Je nachdem man die Eierzahl des jährlichen Kuckucksgeleges auf 4, 5, 6 oder gar 7 Stück annimmt, würde die Lege- zeit 18 bis 42 Tage dauern, das Ausschlüpfen der Jungen zwischen 14 und, bei 7 Eiern, 50 Tage geschehen, stetige Bebrütung vorausgesetzt. Angenommen, dass diese sofort begönne, würde der aus dem erstgelegten Eie ausge- schlüpfte Kuckuck das zweit- inid drittgelegte neben sich gefunden haben, und vor seiner gänzlichen Reife auch wohl das viert-, fünf- und sechstgelegte. Unter diesen Umständen ist aber ein erfolgreiches Selbstbrüten Seitens der Mutter oder beider Eltern gänzlich ausgeschlossen. Zu demselben Schlüsse innss man auch konmien, wenn man Rey's Ansicht bezüglich des Eierlegens gelten lässt. Denn auch hier würde, wenn der Kuckuck 20 Eier im Jahre legte, zwischen dem ersten und letzten ein Zeitraum von 40 Tagen liegen. Sorgfältige und andauernde Beobachtungen werden nocli nöthig sein, um die vorerwähnten Fragen zu ent- scheiden und zum sichern Abschluss zu bringen, bei dem grossen Interesse aber, das unserni Vogel entgegen- gebracht wird, dürfte auch dies in absehbarer Zeit mög- lich sein. Dr. C. Müller-Potsdam. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Professor Wernicke, Director der Klinik für Nerven- und Geisteskrankheiten in Breslau, zum Di- rector der zweiten psychiatrischen Klinik der Universität zu Wien. — Der Chemiker Dr! M3lius von der physikalisch -technischen Reichsanstalt zu Charlottenburg zum Professor. — Der Mineraloge Professor H. Laspeyres zum Geh. Bergrath. Privatdoeent Dr. Dührssen, Assistent zu Berlin an der Chariteeklinik für Frauenkrankheiten, ist aus seiner Stellung bei der Charitee ausgeschieden. Es sind gestorben: Der frühere ausserordentliche Professor der Philosophie an der Universität Berlin Dr. Karl Werner in Berlin. — Der Professor der Chirurgie zu Utrecht Dr. F riedrich Adolph Salzer, zuletzt in Dresden. — Der Chemiker Professor Dr. Hugo Blanck von der Universität Pittsburg in Nordamerika. L i 1 1 e r a t u r. A. Acloque, Les Champignons au point de vue biologique ecouomique et taxononiitiue. Avec 60 figures intercalees dans le texte. Libraire J. B. Bailliiire et fils a Paris 1892. — Prix 3,50 frcs. Das in der „Bibliothoque scientifique contemporaine" er- schienene Bändchen behandidt in allgemein-verständlicher Weise die allgemeine Pilzkunde und berücksichtigt in einem besonderen Abschnitt die essbaren, giftigen und schädlichen Pilze sowie deren Kultur und ihre Ernte; als Einführung in die Mycologie dürfte es geeignet sein. H. V. Klinggiaeff, Die Leber- und Laubmoose West- und Ost- preussens. Dauzig 1893, in Commission bei W. Engelmann. Leipzig. — Preis 5 M. Eine Lokalflora zu schreiben, bleibt immer ein verdienstliches Werk, weil hier in engem RahmCm die Formen genauer unter- sucht und ihre Standortsbedingungen besser erforscht werden können; ungleich werthvoller aber ist ein solches Werk, wenn in ihm die Erfahrungen eines Menschenlebens enthalten sind. Seit 50 Jahren hat Verf. die reizende Mooswelt zum Object seiner Studien gemacht und die vielerlei Beobachtungen, die er während dieses langen Zeitraumes angestellt hat, in vorliegendem Werke niedergelegt. Wir finden also in den Diagnosen nicht blos die Unterscheidungen, wie sie die heutige fortgeschrittene Anatomie der Moose lehrt, sondern auch die für das schnelle Erkennen einer Art ebenso werthvollen praktischen Kunstgriffe, wie sie lange Uebung erst erkennen lässt. 89 Lebermoose und über 300 Laubmoose sind bisher aus der Provinz Preussen bekannt. Die Moosflora muss deshalb als eine sehr gut bekannte bezeichnet werden; hat ja doch die Mark Brandenburg, die seit viel längerer Zeit bryologisch durchforscht ist, numerisch nur ebensoviele Arten aufzuweisen. Der Gebrauch des Buches ist deshalb nicht blos auf die Provinz Preussen beschränkt, sondern dasselbe kann mit demselben Vortheil auch in Brandenburg, Posen, Pommern und im ebenen Theil von Schlesien benutzt werden. Besonders werthvoU ist die Einleitung, worin der Verf. die Vergleiche mit dem Artbestand der benachbarten Provinzen zieht und zugleich ausführliche Angaben über die Standortsverhältnisse einer Menge von Arten macht. Alles in Allem genommen, kann das Buch den Moosfreunden warm empfohlen werden; nicht blos der Anfänger, sondern in noch höherem Maasse der Geübtere wird es bei seinen Excursionen mit Vortheil gebrauchen können und reiche Belehrung daraus schöpfen. Dr. Lindau. Prof. Dr. Eduard Richter, Urkunden über die Ausbrüche des Veruagt- und Gurglergletschers im 17. und 18. Jahrhundert. Aus den Innsbrucker Archiven. Mit 2 Karten (Forschungen zur Landes- und Volkskunde herausgegeben von Prof. A. Kirchhoft'. 6. Bd. Heft 4.) Verlag von J. Engelhorn. Stuttgart 1892. — Preis 7 M. Die Arbeit ist ein interessanter Beitrag zur Geschichte der in Verbindung mit den Klimaschwankungen stehenden Gletscher- schwankungen. Sie bildet eine gewissenhafte Zusammenstellung der Acten-Mittheilungen, die es erst ermöglichen, sichere Folge- rungen zu ziehen, die auf Grund unvollständiger Angaben nur zu leicht in falsche Bahnen gerathen. Dass die Folgerungen exacte seien, hat nicht allein ein wissenschaftliches, sondern begreiflicher- weise auch ein sehr praktisches Interesse; ermöglichen sie doch event. dem von den Ausbrüchen schon so oft unvorhergesehen ge- schädigten Menschen der Erscheinung weniger rathlos gegenüber- zustehen als bisher. Zweifellos hat der Verfasser recht in seiner Vorrede auch auf den culturhistorischen Werth der veröft'ent- lichten, jahrhundertelangem Schlaf entrissenen Briefe und Be- richte, die zum Theil von untergeordneten Beamten, Landgeist- lichen und Bauern stammen, aufmerksam zu machen: das Buch gewinnt dadurch einen besonderen Reiz. Die Acten geben .\us- kunft über 4 Katastrophen: 3 Ausbrüche des Veruagtgletschors (1600, 1G80 u. 1770) und ein drohender Ausbruch des Gurgler- gletschers (um 1718). Die eine der beigegebenen Karten stellt die Umgebung des Eissees, die andere die Umgebung des Gurgler-Eissees dar. Diese Seen kommen dadurch zu Stande, dass die Gletscher bei starkem Anwachsen in ein Thal vor- dringen. (Der Vernagtgletscher in das Hauptthal, der Gurgler- gletscher in ein Seitenthal), und hier den Bach des von dem Gletscher durchquerten Thaies zu einem See aufstauen, der plötz- lich im Sommer und zwar meist unter dem Gletscher abfliesst und gefährliche Ueberschwemmungen anrichtet. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie. Jahrgang 1893, Band 1, Heft 1. Stuttgart 1893. — Das Heft bringt zunächst eine Fortsetzung von Fr. Maurer 's „Paläon- tologische Studien im Gebiete des rheinischen Devon", worin dies- mal in Form einer Entgegnung an Prof. Kayser Untersuchungen 174 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. über den specifischen Wert einiger Brachiopoden aus der Siegener Grauwacke angestellt werden. Hierzu gehören die vier dem Hefte beigegebenen Tafeln. Weiter folgen ein Aufsatz von G. Bo dl ander. — Die Zusammensetzung des Meliliths — und von Joseph v. Siemiradzki — Zur Geologie von Nord-Pata- gonien. Diese letztere Arbeit, obwohl als vorläufige Mittheilung gehalten, bringt doch bereits eine Menge interessanter, von den bisherigen abweichender oder ganz neuer Angaben über die Lage, Höhe, Beschaffenheit und den Bau der Gebiete des südlichen Argentinien und nördlichen Patagonien und gestattet Schlüsse auf den Bau eines grossen Theiles des südamerikanischen Fest- landes. An anderer Stelle dieser Zeitschrift werden wir nochmals auf Siemiradzki's Arbeit zurückkommen. — Von den brieflichen Mittheilungen seien genannt: H. Kredner, E. Geinitz und F. Wahnschaffe „Ueber das Alter des Torflagers von Lauen- burg a. d. Elbe." Dasselbe ist nach der Meinung der Autoren nicht, wie ursprünglich von Keilhack angenommen, interglacial, sondern postglacial. W. Ji Ketgers: Ueber crystallinische Schiefer, insbesondere Glaucophanschiefer und Eruptivgesteine im südlichen Borneo; G. Kau ff: Ueber Polygonosphaerites (mit 8 Holzschnitten); A. Streng: Mikrochemische Notizen; F. v. Sand- b erger: Widdringtonia Keuperina, Heer, im untersten Keuper- gypse von Windsheim (Mittelfranken). — Ausserdem enthält das Heft sehr zahlreiche Besprechungen von litterarischen Erscheinungen auf den Gebieten der Mineralogie, Geologie und Paläontologie. ' F.K. Comptes Rendus des Seances de la Societe de Geographie. Paris 1892. No. 17 und 18. — Aus dem Berichte über die Sitzungen seien genannt: Buchet, Notizen über die Gletscher der nordwestlichen Halbinsel Islands. Der Verfasser sollte die Gletscher des ganzen betreffenden Theiles von Island erforschen, ungünstige Witterungsverhältnisse verhinderten ihn jedoch daran, und so konnte er nur den mittleren Theil des grossen Gletschers und seine nächste Nachbarschaft untersuchen. Die heutigen Gletscher sind nur Reste früher zusammenhängender Eismassen und ziehen sich gegenwärtig ziemlich schnell zurück. — E. A. Martel et G. Gaupillat: Unterirdische Forschungen. (Bericht der beiden Forscher über ihre 472 Monate währenden Untersuchungen der Höhlen einiger Theile von Frankreich, z. B. der Vaucluse, Ardeche [Höhle von Saint-Marcel], Lozere, von Avey- ron etc. etc.) — J. de Cavelier de Cuverville: Canada und die französischen Interessen. Ausgehend von der einstigen Zu- gehörigkeit zu Frankreich, zeigt der Verfasser, welcher als Ge- schwaderchef verschiedentlich Canada besucht hat, wie trotz der Trennung das französische Element dort zugenommen hat, und fordert auf, regelmässige Dampferlinien einzurichten und dem Handel mit demselben in jeder Weise Aufmerksamkeit und Unter- stützung zuzuwenden. — Marcel Monnier: Von der Elfenbein- küste nach dem südlichen Sudan (Mission des Kapitains Binger). Der Verfasser hat selbst die Reise des Kapt. Binger mitgemacht und giebt einen fesselnden Bericht davon. F. K. The Transactions of the Iiinnean Society of London. 2. Serie. Zoologie. Band 5, Theil 9. — Den Inhalt bildet eine Abhandlung von A. D. Michael: Ueber die Abweichungen im Innern Bau der Gamasinae, besonders über denjenigen der Genital- Organe und über die Art ihrer Begattung. Der Verfasser, welcher seine Untersuchungen auf ein bedeutendes Material aus verschie- denen Gegenden (England, Schweiz, Tyrol etc.) ausgedehnt hat, bespricht nur jene Organe und Lebenserscheinungen . welche seiner Ansicht nach bisher noch nicht dargestellt worden sind, oder von denen die neuerlichen Forschungen Abweichungen von früheren Befunden ergeben haben, und beschreibt zum Schlüsse mehrere neue Arten. Die Gamasinae, Unterfamilie der Gamasi- dae, sind wohl die höchst organisirten Acarinen. Ihre Nahrung besteht, entgegen der früheren Annahme, durchaus nicht immer aus in Zersetzung befindlichen Pflanzenstoffen, sondern ist sehr häufig eine animalische; ebenso ist die alte Ansicht, dass die Gamasinen Parasiten sind, falsch — die Mehrzahl ihrer Arten lebt frei. Wenn auch im Grossen und Ganzen eine Ueberein- stimmung in den Organen der verschiedenen Formen vorherrscht so zeigen doch manche, oft bei Species einer Gattung, ganz auf- fallende Abweichungen. Dies gilt besonders von den Reproduc- tionsorganen. 4 Tafeln. F. K. The Journal of the Linnean Society. Zoologie. London 1892. Band 24, No. 153. — Hilderic Friend: Studien über britische Baum- und Erdwürmer. Die Untersuchungen erstrecken sich zunächst auf diejenigen Würmer, welche in vermodernden Baumstümpfen leben und deren schnelle Verwandlung in Humus herbeiführen. Obwold auf dem Festlaude längst bekannt und be- schrieben, hatte man in England diese Formen noch gar nicht beachtet, und es ist des Verfassers Verdienst, dieselben zuerst für die Britischen Inseln nachgewiesen und eingehend untersucht zu haben. Die von ihm bisher gefundenen Formen (6 Arten der Gatt. Dendrobaena) haben sich alle mit solchen vom europäischen Festlande bereits bekannten identificiren lassen. Von Erdwürmern beschreibt der Verf. eine neue Art der Gattung Lumbricus, be- richtigt alsdann dieses Genus und führt die in England nachge- wiesenen Species desselben auf. Zum Schlüsse giebt er eine Uebersicht über die auf den Britischen Inseln vorkommenden Erdwürmer und berichtigt ihre Synonymie. — R. J. Pocock: Ergänzende Bemerkungen über die Arachniden und Myriopoden des Mergui-Archipels, nebst Beschreibungen einiger neuen Arten von Slam und Maleysia. Zu jeder Abhandlung gehört 1 Tafel. F. K. Adler, G., Ueber die an Eisenkörpern im Magnetfelde wirksamen (_)bertlächenspannungen. Leipzig. 0,30 M. Bennet, A., Bemerkungen über die Arten der Gattung Pota- mogeton im Herbarium des k. k. naturhistorischen Hofmuseums. Wien. 0,60 M. Beyschlag, F., Höhenschichtenkarte des Thüringer Waldes. 1 : 100,000. Berlin. 6 M. Blochmann, F., Untersuchungen über den Bau der Brachiopoden. .Jena. 2,5 M. Bumat, E., Flore des Alpes maritimes ou catalogue raisonne des plantes qui croissent spontanement dans la chaine des Alpes maritimes y compris le departement fran(;ais de ce nom et une partie de la Ligurie occidentale. Basel. 7,20 M. Chun, C, Die Canarischen Siphonophoren in monographischen Darstellungen. Frankfurt. 10 M. Classen, A. , Bemerkungen zu den Abhandlungen des Herrn F. Rüdorft', quantitative chemische Analyse durch Elektrolyse betreffend. Hamburg. 0,60 M. Claus, C, Die Antennen der Pontelliden und das Gestaltuugs- gesetz der männlichen Greifantenne. Leipzig. 0,40 M. Eisner, F., Die Praxis des Chemikers bei Untersuchung von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen, Handelsprodukten, Luft, Boden, Wasser, bei bakteriologischen LTntersuchungen, sowie in der gerichtlichen und Harn- Analyse. 5. Autl. Hamburg. 1,25 M. Elster, J., u H. Oeitel, Elmsfeuerbeobaehtungen auf dem Sonn- blick. Leipzig. 2 M. Fröhner, E., Lehrbuch der Arzneimittellehre für Thierärzte. 3. Aufl. Stuttgart. 13 M. Gaebler, C. , Ueber Schichten -Verjüngung im oberschlesischen Steinkohlengebirge. Kattowitz 3 M. Gauss, F. G., Die trigonometrischen und polygonometrischen Rechnungen in der Feldmesskunst. 2. Aufl. 8. Hft. Halle. 3,50 M. Gmelin, B., Beiträge zur Kenntnis der Leucins. Tübingen. 1,20 M. Graber's, V., Leitfaden der Zoologie für die oberen Classen der Mittelschulen. 2. Aufl. Leipzig. 4 M. Grunwald, M., Das Verhältnis Malebranches zu Spinoza. Bres- lau. 1 M. Hansgirg, A., Prodromus der Algenflora von Böhmen. Prag. 6 M. HantzEch, A., Grundriss der Stereochemie.. Breslau. 4 M. Haentzschel, E., Studien über die Reduction der Potentialgleichung auf gewöhnliche Differentialgleichungen. Berlin. 6 M. Herrnheiser, J., Die Refractionsentwicklung des menschlichen Auges. Berlin. 1 M. Hock, F., Nadelwaldflora Norddeutschlands. Stuttgart. 3 M. Kaiser, J. E., Die Acantocephalen und ihre Entwickelung. Stutt- gart. 5 M. Kaufmann, N"., Die teleologische Naturphilosophie des Aristoteles und ihre Bedeutung in der Gegenwart. 2. Aufl. Paderborn. 3 M. Kiefl, F. X., Pierre Gassendi's Erkenntnistheorie und seine Stellung zum Materialismus. Fulda. 1,80 M. Inhalt: Der Gletschergarten auf dem Adlerfels in Schreiberhau im Riesengebirge. (Mit Abbild.) — Dr. Eugen Drt den Ursprung und die Bedeutung der geometrischen Axiome. (Schluss.) — Ein neues Verzeiehniss über das Ersehe Cetaceen an der französischen Küste. — Die Fortpflanzung des Kuckuck. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. - A. Acloque: Les Champignons. — H. v. Klinggraeff: Die Leber- und Laubmoose West- und Üstpreussens. • Eduard Richter: LTrkunden über die Ausbrüche des Vernagt- und Gurglergletschers. — Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie. — Comptes Rendus des Seances de la Societe de Geographie. — The Transactions of Society of London. — The Journal of the Linnean Society. Zoologie. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. ■her: Ueber ■inen grosser - Litteratur: - Prof Dr. Mineralogie, the Linnean Nr. 17. Naturwissensehaftliche Wochenschrift. XXXIII Verlag von Lipsius & Tischer in Kiel und Leipzig. Die Ergebnisse in dem Atlantischen Ocean von Mitte Juli bis Anfang- November 1889 ausgeführten Plankton -Expedition der Humboldt -Stiftung. Auf GrunIIIIS:. von Dr. O. KrUmmel nebst Einleitung von Dr. Mensen und Vorberichten von Drr. Dahl, Apstein, Lolimaun, Boigert, Schutt und Brandt. Mit lOii Figuren im Te.xt, sowie 5 Karteu, 2 Tafeln und einer Pbotograviire. 380 Seiten. 4". Preis kart. M. 30.-. Elegant gebunden M. 32.-. Bd. II Kd. Die Akale|ilioii. von Dr. i Mit 4 Tafeln und einer Karte. 28 Seiten. 4". Preis brocli. M. 8. A'anötten. Bd. 11 Ga. IIall>l»atltleil. Von Dr. Fr. Dahl und HalacarillOII* von Dr. Lolmiann. 96 Seiten. 4". Mit II Figuren im Text, sowie mit 13 Tatein. Prets broch. M. 16.—. Unter der Presse befinden sich: Bd. IC. Croopliy^ikali^clio Booliac*litiiii;;;cii. von Dr. Krihnmei. .4bonnpntpn, welche sich für .\bnahme des ganzen Werkes verpflichten, haben Anspruch auf fiiieii um 10"/,, ermässigten Subscriptions- preis. Die Namen der Subskribenten »ollen bei Ausgabe des Schlussheftes veröffentlicht werden. In unserem Verlage erschienen ferner: Hensen, Professor V., Die PI ank ton - Expedition und Haeckels Darwinismus. Ueber einige Aufgaben und Ziele der besclireibenden Naturwissenschaften. Mit zwei Steindruck tafeln. Preis M. 3. — . Diese erste z. Z. einem grösseren Leserkreise dargebotene Verötfentlichung dürfte als Entgegnung auf die HaeckePscbe Schrift .Plankton- Studien", in der er die E.xpedition sclion vor der Bekanntgabe ihrer Ergebnisse in Misskredit zu bringen versucht, auch jetzt noch von hohem Interesse sein. Schutt, Dr. Franz, Analytische Plankton-Studien. Ziele und Methoden der Plankton-Forschung. Preis M. 3.-. Diese Schrift, in der die genannte Methode, die Planktonfänge nach Mass, Zahl und Vertheilung zu bestimmen, beschrieben wird, ist fü Zoologen und Botaniker von gleicher Bedeutung. , Das Pflanzonleben der Hoclisee. Kond('rabdruck aus Band I A der Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt- Stiftung. Preis M. 7. — . XXXIV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. Soeben erschien in meinem Verlage: Leitfaden für den Unterricht in Chemie und Mineralogie SLXX liöliez-eaa Xiein-anstalten von Albrecht Wilke, Direktor des Realprogynniasiuins zu Gandersheim. 8'\ 88 Seiten kart Mk. 1,20. Verfasst anf Grund der neuen Lehr|il:ine dürfte dieser Leitfaden den höheren Schulen wie den seehsstntigen ein willkommenes und boiiuenies Unterrichtsmittrl sein. Der Stoff dazu Ist von dem Herrn Verfasser aus dem eigenen Unterricht herausgesammelt und nach den Erfahrungen langjähriger Thätigkeit gesichtet. Der ergebenst Unterzeichnete giebt sich daher der Hoffnung hin, hiermit deii höhereu Lehranstalten ein praktisches Werk bieten zu kr.nnen. Kiel, April 1893. H. Eckardt. Verlagsbuchhan 1 11 »ug Carl Zeiss, ^ Optische W^erkstätte. ^ IVIilii'osliope und Mikrophotographische Apparate ei'stex* Cr^xTalität, in vollständigeren und einfacheren Zusammenstellungen. Hlustrirter Katalog gratis und franco. SauerstoIT jin Stahlcylindei-n.l Dr. Th. Elkan, j Berlin N. Tegeler Str. 15.1 ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Dr. Robert Muencke | ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Liiisenstr. 58. ♦ ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ T und Geräthschaften im Gesammtgehiete der Naturwissenschaften. 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Abonnement: Man aboniürt bei allen Buchhandlungen und Post- v anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jt 3.— dj3 Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. -IL Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 -A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annocenbureaux, wie bei der Expedition. AbUriiok ist nur mit vollständiger 4^nellenan«'abe gestattet. Bericht über die Thätigkeit der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1892. Vom Direetor der Sternwarte Profes.sor Dr. L. Weinek. Auf meine Mondzeichiiungen nach den vorzüg- lichen photogi'aphischen Aufnahmen der Licii-Sternwarte am Mt. Hamilton verwendete ich im Jahre 1892 insgesammt 332,5 Stunden gegen 296,25 Stunden im Jahre 1891. Der grösste Theil dieser Zeit wurde der Vollendung der, zu Ende 1891 begonnenen, Wallebenen Vendelinus und Langrenus gewidmet. Beide Bilder sind 20fache Ver- grösserungen nach dem focalen Lick-Negative bezw. Dia- positive vom 31. August 1890, 14"^ 27" P. s. t., haben jedes die Grösse von 12 : 18 cm und stossen derart an einander, dass sie ein einziges Bild von 12 cm Breite und 36 cm Höhe geben. Vendelinus beanspruchte 122,0, Langrenus 127,5 Arbeitsstunden. Ausserdem wurde die 20fach ver- grösserte Tuschirung der ßingebene Flammarion (so benannt von Gaudibert auf dessen 64 cm grosser Mond- karte), welche nordöstlich von Herschel liegt und auf ihrem Ostwalle den, für die Librationsmessuugen wichtigen, Krater Moesting A hat, nach einer Lick- Aufnahme vom 15. August 1888 in der Grösse von 10 : 10 cm fertig- gestellt. Die Arbeitsdauer war 71,0 Stunden. — Andere Zeichnungen und Studien bezogen sich auf eine Reihe von Entdeckungen rillen- und kraterartiger Objecte, die an den Mond - Platten der Lick -Sternwarte gemacht werden konnten. Iiu Folgenden sei nur die Uebersicht derselben gegeben, wobei die angefügte eingeklammerte Zahl für jeden Fall die Anzahl der in Prag vorhandenen photo- graphischen Platten (gemäss einer vorläufigen Revision) darstellt, auf welchen das fragliche Object zu erkennen ist. Wo nur eine Platte angeführt erscheint, halte ich die betreflcndeii Formationen auf Grund meiner bezüglichen, an zahlreichen Lick-Photographien erworbenen, Erfahrung für reell. Rillensystem durch das ganze von der Centralhöhe, mit der S. 1:2.) II. In Walter. Rillen- im nordöstlichen Inneren. . (1.) I. In Longomontanus. mittlere Innere, westlich allgemeinen Richtung: N.- uud Kraterformationeu Richtung : III. Zwischen Petavius B und Santbech b. Rillensystem. W.-O. (3.) IV. In Hell B. Rille durch das mittlere Innere. Richtung: SW.-NO. Grösserer Krater im Süden von Hell B. (1.) V. Im Marc Nubium, südlich von Thebit B (Birt), ein deutlicher Krater, ferner Kratergruben, feine Rillen. (3). VI. In Ptolemacus. Rillen- system im Inneren, südöstlich vom Krater A; am südlichen Walle desselben ein kleiner Krater. (2.) VII. In Alphonsus. Rillensystem durch das ganze westliche Innere, zwischen Schmidt's Rille am Westrande und der Centralhöhe. Richtung: N.-S. Kleiner Krater im NO. des Central- berges. (2.) VIII. In Eratosthenes. Rille durch das ganze mittlere Innere, westlich von der Centralhöhe. Richtung: SW.-NO. Andere feine Rillen. (2.) IX. Auf der west- lichen Abdachung der geraden Bergwand ß im Mare Nu- bium, westlich von Bii't. Mehrere rillenartige Züge, eben- solche zwischen ß und Birt. (7.) X. Auf dem Nordwalle von Herschel a und südöstlich von IMoesting A je ein gi'össerer Krater. (5.) XL Oestlieh von Reaumur ein grösserer Krater. (5.) Mit Ausnahme von IX und XI sind bereits sämmt- liche Objecte in 20facher Vergrösserung gezeichnet wor- den. Dass solche photographische Rillenzeichnungeu, namentlich wenn die Rillenzüge feine lichte Wälle auf- weisen, zufolge ihrer Zartheit, stelleiiweisen Unbestimmtheit und mannigfaltigen Verwirrung durch das Plattenkorn nicht allein für das Auge sehr anstrengend sind, sondern auch technisch zu den schwierigsten Arbeiten gehören, ist noch besonders hervorzuheben. Das Fehlen der sub X und XI angeführten, fast 1 geogr. Meile grossen Krater bei Schmidt, welche auch optisch gut sichtbar sind, niuss am meisten Wunder nehmen. — Bisher gelang die optische Verificirung des sub V bezeichneten Kraters dem Astro- nomen G. Witt in Berlin (Urania-Sternwarte) und T. G. Elger in Bedford, während die sub X genannten Krater von mir und Herrn Adjuncten Dr. R. Spitaler am 27. De- 176 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 18. ceuiber ohne Mühe mittelst des .Steinheirschen 6 -Zöllers gefunden wurden. Es ist zu bemerken, dass bei letzterer Beobachtung- das Fehlen des Objectes XI auf der Schmidt- schen Karte mir noch nicht bekannt war (diese Ent- deckung erfolgte erst am 30. December), weshalb unsere Aufmerksamkeit damals auf diesen Krater nicht gerichtet gewesen. Doch theilte mir Herr C. M. Gaudibert in Vaison freundliclist mit, dass er den erwäiinten Krater östlich von Reaumur bereits am 24. Februar 1874 und am 15. Mai 1883 teleskopisch beobachtet habe. Diese, von Schmidt auf Sect. I nicht verzeichneten, grösseren Krater in der Umgebung von Flammarion und Reaumur sind besonders deutlich auf einer, von Herrn Albert Freiherr von Roth- schild in Wien trefflichst ausgeführten, 15 maligen photo- grai)iiischcn Vergrösserung nach einer Lick- Platte vom 14 Juli 1891 zu sehen. — Ferner konnte ich zwei optische Entdeckungen auf dem Monde photographisch verificiren. Die eine Ijetrifft eine ^-förmige Rille, welche am 4. April 1892 an der Berliner Urania -Sternwarte von Kellner ent- deckt und von Astronom Witt bestätigt wurde, die andere zwei Krater zwischen Landsberg und Reinhold, welche von Krieger in Gern-Xymphenburg am 29. November 1892 gefunden wurden. Die /-Rille mit ihrer Umgebung ist auch von mir nach der sehr scharfen Lick-Aufnahme vom 22. September 1890, 8^ S"» P. s. t gezeichnet worden, wo- bei viel neues Detail zum Vorschein kam. Namentlich ergab sich, dass der rechte Schenkel des 1 in eine lange, nach Osten führende Rille übergeht und dass westlich von dieser A- Rille eine andere, photographisch sehr eclatante Rille mit mehreren Abzweigungen bis nach Boscovich zieht. Um den Nachweis für die Realität photographisch entdeckter Rillen auch auf Grund einer einzigen Platte ziemlich sicher treffen zu können, habe ich mir zu meinem Zeichenapparate noch zwei weitere Mikrometer -Oculare, mit Vs und V4 Pariser Zoll Aequivalent- Brennweite, von Reinfelder & Hertel in München beschafft, welche für meine deutliche Sehweite von 28 cm die linearen Ver- grösserungen 32 und 42 ergeben. Werden nämlich die rillenartigen Objeete von dem Korne der Platte selbst gebildet, so treten sie als schmale Lücken zwischen den Kornpartikelcheu auf, während sie, wenn ihr Ur- sprung im Monde liegt, sich allgemein auf diesen Theil- chen abbilden, was aber bei entsprechend starker Ocular- Vergrösseruug wohl zu unterscheiden ist. Um noch weiter die Realität der Rillen zu prüfen, ist es zweckmässig, die Platte auf die verschiedenste Weise, von der rückwärtigen und vorderen Seite aus, zu beleuchten, da dadurch so zahlreiche Variationen im Schatteuwurfe des Kornes be- wirkt werden, dass es möglich erscheint, aus dem Ver- änderlichen das Coustante, also das vom Korne Un- abhängige, zu erkennen. Endlich ist es auch zuweilen von Vortheil, den allgemeinen Verlauf der Rillenzüge der- art zu Studiren, dass man bei Betrachtung derselben das Ocular nicht vollständig scharf einstellt. Damit man von den zufälligen Fehlern der Platte, die als solche nicht immer offenkundig zu Tage liegen, sicher und schnell unabhängig werde, empfiehlt es sich, stets nach min- destens zwei Diapositiven gleicher Güte, die kurz hinter einander aufgenommen worden, zu zeichneu. Wüuschens- werth ist es hierbei, nebst den Diapositiven auch noch die originalen Negative zu besitzen, da erstere als Copien zumeist weniger vollkommen wie die Originale sein wer- den. — Um meine Arbeiten in der zuletzt bemerkten Art ausführen luid namentlich auch beiden Platten die genau gleiche Drehung in Bezug auf die Verticale, beispiels- weise in der Absieht einer Identificirung zweier Objeete derselben nach orthogonalen Coordinaten, geben zu können, habe ich einen neuen, grösseren Zeichenapparat coustruirt, welcher nunmehr allen Anforderungen entspricht und auch gestattet, ausgedehntere jMondlandschaften in Angriff zu nehmen. Derselbe wurde von dem Prager Mechaniker R. Eitel (Firma: Deckert & Homolka) in zufriedenstellend- ster Weise gebaut. Damit ferner die vergrösserten Zeich- nungen, selbst bei 40faeher Ocular- Vergrösserung, mit aller erforderlichen Sicherheit angefertigt würden, Hess ich noch Glasscalen mit Strich-Intervallen von nur ^/., mm nach zwei, zu einander senkrechten, Richtungen anfertigen, die Herrn Präcisions- Mechaniker G. Heyde in Dresden vollkommen gelangen. Herrn Professor Edward S. Holden, Director der Lick-Sternwarte, bin ich abermals zu grösstem Danke für die fortlaufende, reiche Versorgung der Prager Sternwarte mit neuem Plattenmaterial verpflichtet. Dasselbe umfasste zu Ende des Jahres 1892 (mit Einschluss einiger Dia- positive, die hier nach Lick-Negativen angefertigt wurden) über 120 Mondplatten, welche nunmehr in vielen Fällen völlig ausreichende ►Sicherheit zur Entscheidung der sich aufdrängenden selenographischen Fragen bieten. Auch Herrn Professor J. K. Rees, Director der Co- lumbia College -Sternwarte in New-York, bin ich für die gütige Zusendung von 14 Rutherfurd 'scheu jMond- Diapositiven, welche bis zum Jahre 1862 zurückreichen, sehr verpfliciitet. Besonderen Dank schulde ich noch dem hiesigen k. u. k. Hof- und Kauuner-Photograplien H. Eckert, welcher sich stets in liebenswürdigster und uneigennützig- ster Weise bereit fand, meine neu vollendeten Mond- zeichnungen photographisch aufzunehmen und der Prager Sternwarte eine beliebige Anzahl von Copien derselben in vorzüglicher Ausführung zur Verfügung zu stellen. Hierdurch wurde es erst miiglich, diese Prager Mond- arbeiten und die darin niedergelegten Entdeckungen thun- lichst rasch an die verschiedenen Akademien und Seleno- grapheu behufs eingehendsten Studiums des Dargestellten am Teleskope senden zu können. Schliesslich ist noch zu erwähnen, dass diese Prager Untersuchungen der Mondoberfläehe nach den photo- graphischeu Aufnahmen der Lick-Sternwarte eine hoch- willkommene Forderung durch Herrn Walter W. L a w in Yonkers, New-York, erfahren haben, welcher zu Beginn des Jahres 1892 die Summe von 1000 Dollars Herrn Di- rector Holden für die Publication derselben in Amerika überge])en hat. Die im Februar 1889 begonnenen Polhöhenbestim- mungen nach der Talcott-Horrebow'schen Methode wurden im Jahre 1892 fortgesetzt und in den letzten Tagen des Monats Mai, zu welcher Zeit die correspondirenden Beob- achtungen der Internationalen Erdmessungs- Expedition in Honolulu auf den Sandwich-Inseln ihr Ende erreichten, abgeschlossen. Im Ganzen wurden in Prag vom Jahres- anfang bis 24. Mai 506 Breiten in 48 Nächten ge- messen, und zwar von mir 191 Breiten in 19 Nächten, von Herrn Adjuueten Dr. G. Gruss 315 Breiten in 29 Nächten. Die weitere Untersuchung der Micrometerschraube des, Pistor und ]\Iartins- schen gebrochenen zu diesen Messungen verwendeten Durchgangs - Instrumentei- erfolgte wieder durch Passage-Beobachtungen des Polarsternes im Meridiane, welche am 7. und 25. Februar von mir, am 10., 18., 19., 29. Febr. und 3. März von Herrn Dr. Gruss ausgeführt wurden. Die grossen Sonnen flecken im Februar, aufweiche die Prager Sternwarte durch ein Telegramm des Herrn Pfarrers L. Kaschka in Tuschkau freundlichst aufmerk- sam gemacht worden, wurden von mir und den Herren Dr. G. Gruss und R. Lieblein am 15. und 18. Februar beob- achtet. An ersterem Tage ist auch das Fleckenbild von mir . gezeichnet worden. Hierauf wurden die Sonnen- Nr. 18. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 177 flecken an weiteren 48 Tagen von Herrn Assistenten Lieblein gezählt. Die partielle Mondfinsterniss vom 11. Mai 1892 konnte bei günstigem Wetter in ihrem ganzen Verlaufe mit bestem Erfolge von mir und Herrn Assistenten Lieblein beobachtet werden. Auch wurden von mir zur Zeit der grössten Phase einige Sternbedeckungen (Eintritte) durch den Jlond erhalten. Die totale Mondfinsterniss vom 4. November 1892 war in Frag der Rechnung gemäss bloss in ihrer zweiten Hälfte wahrnehmbar, da der Mond bereits total verfinstert aufging. Die Beobachtung der Erscheinung gelang übe dies nur durch Wolken. Beobachtet haben Professor Weinek, Adjunct Dr. Spitaler und Assistent Lieblein. Bei der Uranusbedeckung durch den Mond am 16. März 1892 erhielt Herr Adjunct Dr. Gruss den Ein- tritt des Planeten am hellen Mondrande, während der Austritt am dunklen Rande von den Assistenten Liebleiu und Pin beobachtet wurde. Rei der zweiten Uranus- bedeckung desselben Jahres am 3. Juli gelang mir selbst die Zeitnotirung des Uranus-Eintrittes am dunklen Mond- raude ziemlich sicher, wogegen auf die Austrittsbeobach- tung des relativ schwachen Planeten am hellen Mondrande verzichtet wurde. Von S t e r n b e d e c k u n g e n durch den Mond erhielten wir eine Reihe von Eintritten und Austritten. Die Beobachtungen wurden von mir und den Herren: Adjunct Dr. (iruss, Adjunct Dr. Spitäler und Assistent Lieblein ausgeführt. In die Beobachtung der Jupitertrab ante u-Erschei- nungen theilten sich Herr Adjunct Dr. Spitaler und Herr Assistent Liebleiu. Der am 6. November entdeckte Komet Holmes konnte wegen seiner relativ hohen Declination nur ausser- halb des Meridiancs und insofern bloss mit dem grösseren Fraunhofer'schen Fernrohre von der (Valerie des Thurmes aus in Anwendung eines Ringmicrometers beobachtet werden. Seine Position wurde bestimmt: Von mir am 18. November, von Herrn Adjunctcn Dr. Spitaler am 18., 19., 23. uud 24. November und von Herrn Assistenten Liebleiu gleichfalls an den zuletzt genannten Tagen. Begreiflieherweise wurden diese Messungen nuter solch' missliehen Umständen nicht weiter fortgesetzt. Vom Monate Mai an wurden fortlaufend Mond- culminationen in Verbindung mit Passagen des Kraters Moesting A unter Anschluss an die im Nautical Ahnanac gegebenen Sterne von Herrn Assistenten Lieblein am geraden Fraunhofer'schen Passagen-Instrumente beobachtet. Die Zeitbestimmungen geschahen durchschnittlich dreimal im Monate und wurden zum grössten Theile von Herrn Assistenten Lieblein besorgt. Von demselben Beob- achter unter Mitwirkung des Herrn Assistenten Pin er- folgte auch eine Neubestimmung der Fadendistanzen des geraden Fraunhofer'schen Passagen-Instrumentes mittelst des Polarsternes. Die meteorologischen und magnetischen Beob- achtungen nahmen auch in diesem Jahre ihren ununter- brochenen, regelmässigen Fortgang. An Publieationen erschienen im Jahre 1892: „Magnetische und meteorologische Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1891, 52. Jahrgang" und .,Astronomische Beobachtungen an der k. k. Stern- warte zu Prag in den Jahren 1888, 1889, 1890 uud 1891, nebst Zeichnungen und Studien des Mondes". Letztere enthält 9 Tafeln imd zwar: Tafel 1: Das neue Meridian- zinnner der k. k. Sternwarte in Prag mit dem Arrange- ment der Polhöhenmessung nach der Horrebow-Tallcott'- schen Jlethode (Photolithographie), Tafel 2, 3, 4: 18 neue Zeichnungen von Mondkratern uud Mondlandschaften am Fernrohr (Heliographie), Tafel 5: Die Mondfinsterniss vom 28. Januar 1888 in Farbendruck und vier Mondabbildungen in Lithographie, Tafel 6: Das Marc Crisium in vierfacher Vergrösserung nach einer Liek-Platte vom 23. August 1888 (Heliographie), Tafel 7: Die Ringebenen Archimedes und Ärzachel, je zweimal mit entgegengesetztem Schatten- wurfe, in zehnfacher Vergrösserung nach den Lick-Platten vom 15. und 27. August 1888 (Heliographie), Tafel 8: Die Mädler'sche Specialkarte von Petavius und Tafel 9: Die Wallebene Petavius in zwanzigfacher Vergrösserung nach der Lickplatte vom 31. August 1890 (Heliographie). Für die vorzügliche heliographische Reproduction meiner Mondzeichnungen nach der Natur und meiner ver- grösserten Tuschirungen nach den photographischen Mond- aufnahmen der Lick- Sternwarte durch das k. und k. militär- geographische Institut in Wien bin ich dieser hochgeschätzten Anstalt zu grossem Danke ver- pflichtet. Im Personal der k. k. Sternwarte erfolgte im Jahre 1892 eine wesentliche Veränderung, indem der, seit 1. De- cember 1881 an ihr wirkende Adjunct, Herr Dr. Gustav Gruss, zum ausserordentlichen Professor der Astronomie an der Prager k. k. czechischen Universität und zum Leiter des mit ■ dieser verbundenen astronomischen Insti- tutes*) ernannt wurde. Herr Dr. Gruss verlicss die Stern- warte am 1. Mai 1892, und ich verlor mit demselben einen langjährigen, ebenso eifrigen als sachkundigen, Mit- arbeiter. An seine Stelle trat mit dem 1. October 1892 der Assistent der k. k. Sternwarte in Wien-AVähring, Herr Dr. Rudolf Spital er. *) Der officielle Titel desselben lautet: „Astronomicky üstav c. ii. k. öeske university v l^raze" (Astronomisclies lustitut der k. u. k. czechisehen LTniversität in Prag) uud nicht „k. k. böh- mische Sternwarte", wie er in die Kieler „Astronomischen Nach- richten übergegangen ist und bereits zu mehreren unliebsamen Verwechslungen mit der, von mir geleiteten, seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bestehenden, Prager k. k. Sternwarte ge- führt hat. Jenes Observatorium besitzt wolil einen achtzolligen Rcfractor, ist jedoch gegenwärtig wenig günstig in einem Privat- gebäude untergebracht. Ueber einen neuen menschlichen Parasiten bringen der Assistenzarzt Dr. H. Miyake und der Prof. Dr. J. Scriba von der Chirurgischen Klinik der Kaiserlichen Universität in Tokio (Japan) in der Berliner Klinischen Wochenschrift eine vorläufige ]\littheilung. Am 10. Januar kam ein Mann in die Poliklinik mit der Klage über Blutharnen (Haematurie). Der cutleerte Harn sah rotli, leicht milchig-getrübt aus und nach kurzem Stehen l)ildeten sich darin reichliche blassrothe Gerinnsel, wie bei Fibrinurie, dazwischen aber lagen eine Anzahl reiner Blutgerinnsel. Die vorläufige Untersuchung ergab nur rothe uud weisse Blutkörperehen, keine Parasiten. Einige Tage später Hess sich der Patient in die Klinik aufnehmen. Er war 37 Jahre alt, aus Katsuura in der Provinz Awa (etwa V2 deutsche Meile entfernt von der Küste des stillen Oceans), hatte zum ersten Mal im 25. Lebensjahre durch einige Tage, später durch sieben Monate und jetzt seit 7 Monaten Fibrinurie und Haema- turie, so dass er hochgradig anämisch geworden war. Da die lieiden Genannten eine parasitäre Ursache ver- mutheten, so machte Miyake etwa 1000 Präparate und fand auch endlich eine Milbe. Während der folgenden 8 Tage wurden noch 23 Milben und 6 Eier gefunden und zwar in jeder Tagesportion des Urins 1 bis 4 oder 5. 178 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 18. Die Beschaffenheit des Urins spracli dafür, dass d&r Para- sit in der Niere seinen Sitz habe; zum Ueberfluss wurde noch die Blase ausgespült, aber in dem mit Urin ge- gemischten Spülwasser nur eine Milbe gefunden. Alle Milben waren todt. Der Patient wurde früh durch ruhige Lage und eine Dosis von Seeale cornutum von seiner Fibrinurie und Haematurie befreit, so dass bald keine Milben mehr ge- funden wurden. Dadurch, dass die Milbe selbst, und zwar Sbeinige Männchen und Weibchen, ferner Eier imd abgeworfene, nur G beinige Häute gefunden, weiter dadurch, dass in jeder Portion blutigen und fibrinhaltigen Urins diese Thiere gesehen wurden, ist der Beweis geliefert, dass es sich um einen echten Parasiten handelt. Die Milbe, welche die beiden Autoreu Nephrophages sanguinaris benannt haben, ist bis jetzt unbeschrieben und ähnelt am meisten dem Dermatocoptes communis, hat aber deutliehe, dicke Augen. Das Männehen ist y^ so lang, wie Sarcoptes hominis, das Weibchen im ausge- wachsenen Zustande fast eben so lang, beide aber nur '/ä so breit. Die Verf. meinen, dass die Milbe die Ursache der in vielen tropischen (TCgenden und im Süden von Japan vorkommenden Fibrinurie sein dürfte. Verwüstungen der Henschreckenlarven in Argen- tinien. — Nachdem schon in No. 1 dieses Jahrganges der „Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" erwähnt war, dass Südamerika und l)esonders Argentinien im vorigen Sommer wieder unter der Heuschreckenplage zu leiden hatte, wird vielleicht eine Schilderung der eigenartigen Verwüstungen, welche die ungeflügelten Larven an- richteten, einiges Interesse finden. Nach dem uns vor- Hegenden Berichte eines Augenzeugen, Besitzers einer Estancia bei Villa Mercedes, erschienen zunächst im Früh- jahr, d. i. nach argentinischen Verhältnissen im September und October, die geflügelten Thiere in grossen Schwärmen und legten ihre „Eipackete" in die Erde. Bei dem dort herrschenden Mangel an Arbeitskräften ist nicht daran zu denken, der Gefahr entgegenzutreten. Im December krochen die Larven aus, und nun fing der eigentliche Schaden an. In unabsehbaren, Kilometer langen und breiten Schaaren ziehen diese Larven dahin, eine hinter und neben der anderen. So lange die Thiere sehr klein sind, kann man die gefährdeten Felder durch Gräben einigermaassen schützen, aber wenn sie etwas grösser werden, hilft alles nichts. So drangen sie auch in die Estancia (wie dort die einsam gelegenen, der Viehzucht dienenden Niederlassungen heissen) des Obengenannten ein, nichts verschonend; in den Gärten nicht nur die Blätter, sondern auch die Rinde der Bäume vertilgend; selbst Wäsche frassen sie. Bei verschlossenen Thüren und Fen- stern drangen sie durch Ritzen in die Zimmer und frassen sogar die auf dem Schreibtisch liegenden Bücher an. Nirgends konnte man sich ihrer erwehren, keinen Fuss draussen setzen, ohne drei oder vier zu zertreten. Wo sie auf ein Gebäude trafen, kletterten sie an den Wänden empor und an der anderen Seite wieder herunter. Tage- lang dauerte der ununterbrochene Zug und wurde zu einer fürchterlichen Plage. Die Weidenflächen waren grössten- theils so kahl gefressen, dass das Vieh Hunger litt und anfing mager zu werden. — Rathlos muss der Mensch diesem Treiben zusehen. Die Frage der Vernichtung von massenhaft erscheinenden schädlichen Gliederfüssern ist durch das neuerliche Auftreten der Nonne in Süddeutsch- land wieder brennend geworden. Freilich stellen sich hier den Bemühungen der Wissenschaft, helfend einzu- greifen, ausserordentliche Schwierigkeiten entgegen. Mög- lichenfalls liefert al)er die bacteriologische Forschung, wie sie beispielsweise gelehrt hat, die Mäuse durch Erregung des Mäusetyphus zu vertilgen, auch hier ein Mittel, um die schrecklichen Verwüster abzuwehren. Wenn auch der Mensch der herannahenden und sich auf seine Felder herabsenkenden Heuschreckenwolke stets machtlos gegen- über stehen wird, so wird es vielleicht dereinst gelingen, der jungen Brut Herr zu werden, um so die Gefahr für andere abzuwenden oder wenigstens abzuschwächen. 0. üeberdie„Selbstverstümmelungl)eiHeuscLrecken", insbesondere der Umstand, dass diese Thiere, an den Sprungbeinen erfasst, diese leicht im Stiche lassen, hat vor einiger Zeit Cotejean in den Berichten der Pariser Akademie Mittheilungen gemacht. Neuerdings theilt nun Franz Werner mit, dass sich die Heuschrecken unter Umständen auch der Vorderbeine berauben. Laubheu- schrecken, wie Ephippigera vitium, Barbitistes serricanda, Saga serrata, seltener Lorusta viridissima u. a., heissen sich wenn sie gefangen werden, diese Beine an der Wurzel ab, oder fressen in der Gefangenschaft trotz vor- handener Nahrung ihre eigenen Fussglieder, Schienen und Legestachel allmählich auf. Sie zeigen dabei nicht den mindesten Schmerz, sterben aber natürlich bald an den Verstümmelungen. Matzdorff. Die Species Equus zur Renntliierzeit. — Für die Charakteristik der Species Equus zur Rennthierzeit sind einige bildliehe Darstellungen von Werth, die von dem paläolithischcn Menschen dieser Periode angefertigt worden sind und in den Niederlassungen zu Thayingen, Arudy und Lourdes aufgefunden wurden. Am lehrreichsten ist von diesen Zeichnungen die von Lourdes in den Pyrenäen, eigentlich aus der Caverne des Espelugues bei Lourdes, eine Schnitzerei auf einem Stück Mamnuithzahn, die mitten unter Feuersteingeräthen vom Madeleine-Typus in der ge- nannten Höhle aufgefunden wurde. — Nach der Schilde- rung, die Piette (l'equide tachete de Lourdes in Bulletins de la Societe d'anthropologie de Paris 1892, S. 436) giebt, lassen sich gewisse Aehnlichkeiten mit dem Pferd, dem Esel und dem Zebra des Alluviums nicht verkennen. Der Kopf ist zart und fein gezeichnet, seine Con- turen abgerundet. Die Stirn ist steil, in der Gegend der Augen ganz leicht gewölbt. Die Uhren sind kurz (auf der rechten Seite stellt sieh ihre Länge zu der des Kopfes wie 2 : 5, auf der linken wie 5:11). Die Mähne ist kurz und aufrecht stehend. Der Schweif ist zwar abgebrochen, lässt jedoch noch erkennen, dass er an der Wurzel breiter ist, als an dem abgebrochenen Ende. Interessant ist die Färbung der Haut. Die Beine sind zeliraartig gestreift. Längs des Rückens zieht sich ein dunkler Streifen von der Mähne bis zum Schwanz entlang; zu ihm stehen senk- recht zwei andere Streifen, die von der Höhe des Wider- rists zur Schulter verlaufen. (Vergleichbar dem Scliulter- kreuz des Esels.) Am Halse zieht sieh ein breiter dunkler Streifen von der Schulter zum Ohre hin und auf dem Kopfe zeigen sich um die Nüstern herum und vom Maul zum Ohr eine Reihe von Strichelungen, die P. indessen eher für die Nachbildung eines Halfters hält. Der Rest der Haut, also die Flanken, die Schultern und die Schenkel weisen dunkle Flecken auf, die deutlich in Reihen ange- ordnet sind und, wie es scheint, nur Abänderungen der ursprünglich vorhandenen Streifen darstellen. — Dieser Schilderung zufolge })esteht hinsichtlich des kleinen Kopfes, der kurzen Ohren und des scheckigen Aussehens eine gewisse Verwandtschaft mit dem Pferd, hinsichtlich der Nr. 18. Naturwissenschaff liehe Wochenschrift. 179 aufrecht stellenden kurzen Mähne und des den Kücken sich entlang- ziehenden Bandes eine solche mit dem Esel, und hinsichtlich der Streifung' an den Extremitäten und der linienartig angeordneten Flecken, die eigentlich nur durciihrochene Streifen sind, eine solche mit dem ZcJjra. Dieser Typus des Equiden aus der Rennthierzeit scheint sich nach den Nachforschungen, die P. angestellt hat, in den dortigen Gegenden noch erhalten zu liaben. Im Thale Cauterets trifft mau häufig genug eine Esel- varietät an, die mit dem Thier von Lourdes mancherlei Uehereinstimmung ])ictet. Die Ohren sind zwar lang und der Kopf ist hinsichtlich seiner Form und seiner Masse deutlich der eines Esels, aber die Haut ist gefleckt, schwarz auf schmutzig-weissem oder braunem Grunde. Am Hals zieht sich ein langes dunkles Band von der Schulter bis zum Ohre entlang und auf der Kruppe nahe an der Schwanzwurzel zeigen sich kleine transversale schwarze Bänder, ähnlich denen des Zebra. Der Schwanz endlieli ist an seiner Ursprungsstelle breiter und voller an Haaren als an seinem Ende. Ebendaselbst giebt es noch eine zweite Art Esel, die kleiner sind. Ihre Beine sind quer gestreift und auf dem Rücken und den Sciiultern verlaufen dunkle Streifen, die sich unter einander kreuzen wie beim Thier von Lourdes. Die übrige Haarfarbe ist gleichförmig und der sonstige Körperbau bietet keine Analogie zu dem des quaternären Equiden von Lourdes. Buschan. Anatomisch - pliysiologisehe UntersucliHiigen über das tropische Laubblatt veröft'entlieht Prof. Dr. G. H a b e r - landt in den Sitzungsberichten der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Aus der Vergleichung der in den von H. gebotenen Tabellen mitgetheilten Daten ergiebt sich, dass im All- gemeinen die Transpiration der untersuchten Tropen- pflanzen in dem feuchtwarmen Klima von Buitenzorg bedeutend geringer ist, als die Transpiration von Ge- wächsen, welche in unserem mitteleuropäischen Klima gedeihen. Unter den 17 Pflanzenarten, deren Transpira- tionsgrössen bestimmt wurden, und welche, wie aus den anatonuschen Anmerkungen ersichtlich ist, bald derbe, lederartige, bald zarte, krautige Blätter liesassen, trans- pirirten neun xVrten, d. i. circa die Hälfte pro Tag und 1 dm- Oberfläche weniger als 1 g; bei sechs Arten schwankte die Transpirationsgrösse zwischen 1 und 2 g und nur bei zwei Arten (Phönix und Acalypha) erreicht sie 2-6, bezw. 3 • 25 g. Bei unseren einheimischen und eingebürgerten Kräutern und Holzgewächseu dagegen beträgt die Trans- pii'ation nur selten weniger als 2 g pro Tag und 1 dm'-, sie schwankt gewöhnlich zwischen 2 und 5 g, erreicht aber nicht selten auch 6 — 7 g und darüber. Im Durch- schnitt bleibt also die Transpiration in einem feucht- warmen Tropenklima mindestens um das Zwei- bis Drei- fache hinter den Transpirationsgrössen, wie sie in unserem Klima gewöhnlich sind, zurück. Dieses Ergebniss war ja im Grunde genommen vor- auszusehen; allein es gewährt doch immerhin einiges Interesse, dasselbe zahlenmässig zum Ausdruck gebrach ^ zu haben. Die geringe Transpiration, welche die doch so üppig- wachsenden Pflanzen der feuchten Niederungen Javas und jedenfalls noch in ausgesprochenerem Maasse die Vege- tation der mittleren und oberen Bergregionen, soweit der Nebelgürtel reicht, kennzeichnet, ist gewiss ein schwer- wiegendes Argument gegen die noch immer sehr ver- breitete Annahme, dass „der Transpirationsstrom" als Vehikel der Nährsalze für die Ernährung der grünen Landpflanzeu von maassgebender Bedeutung sei. Diese Auffassung, welche sich hauptsächlich auf die Autorität von Sachs stützt, kommt in prägnantester Weise in der bekannten Arbeit Kohl's über „die Transpiration der Pflanzen" (S. 10) zum Ausdruck: „Ohne lebhafte Trans- piration ist eine genügende zur Assimilation nöthige Zu- fuhr von Mineralsubstanz unmöglich, ohne lebhafte Trans- piration daher keine ausgiebige Assimilation und ohne diese meist ein relativ unbedeutendes Wachsthum. Daher die Substanzarmuth aller in feuchter Atmosphäre wachsen- den Pflanzen, daher die relativ reichliche Stoftproduction aller stark transpirirendcn, grünen Pflanzen". An anderer Stelle (S. 113j heisst es: „l'flanzen, die in wasserdampf- reicher Luft wachsen, wird wenig Mineralsubstauz vom Boden zugeführt, denn die Wasserströmung ist eine sehr träge, es wird weniger assimilirt". Alle diese Behaup- tungen können nicht schlagender widerlegt werden, als durch den Hinweis auf die grossartige Fülle der Vegetation des feuchtwarmen tropischen Urwaldes, wo die Assimi- lationsenergie bei sehr geringer, oft ganz sistirter Trans- piration, die höchsten Werthe erreicht. Wiederholt ist zwar in gleichem Sinne bereits auf das üppige Wachs- thum der Pflanzen in unseren feuchten Gewächshäusern hingewiesen worden, doch hat man von gegnerischer Seite auf dieses Argument vielleicht mit Recht kein grosses Gewicht gelegt, da die äusseren Existenzbedingungen der Gewächshauspflanzen doch gar zu abnorm sind, als dass sich aus ihrem Verhalten weittragende Schlüsse ableiten Hessen. Um so bestimmter sprechen dafür die von H. mitgetheilten ziftermässigen Angaben über die geringe Transpiration der Pflanzen im feuchten Tropenklima, wenn man sich gleichzeitig vor Augen hält, wie kräftig sich eben dieselben Pflanzen ernähren, wie reichlich sie assimi- liren und Trockensubstanz erzeugen. Es kann sonach nicht zweifelhaft sein, dass das Aufsteigen der Nährsalze keineswegs erst eine indirccte Folge der Transpiration ist; der sogenannte „Transi)irationsstrom" mag unter Um- ständen, besonders bei krautigen Pflanzen, die Bewegung der zur Ernährung nöthigen Mineralsubstanzen begünstigen, doch ist er keine conditio sine qua non, als welche er von Sachs u. A. aufgefasst wurde. Der grünen Land- jiflanze stehen osmotische Kräfte zur Verfügung, welche ganz unabhängig von jenen Betriebskräften, die den zur Deckung der Transpirationsverluste nöthigen Wasserstrom einleiten und unterhalten, selbst bei reichlichster Assimi- lation eine hinreichende Menge von Aschenbestaudtheilen aus den AVurzeln in die höchsten Baumkronen hinauf- befördern. Schon Volkens hat 1887 gegenüber der von Sachs, Kohl u. A. angenommenen Bedeutung der Trans- piration und des Transpirationsstromes für die Ernährung der grünen Landj)flanzen den gegeutheiligen Standpunkt mit aller Schärfe betont. Wenn wir den anatomischen Bau der Versuchspflanzen mit Rücksicht auf die Transpirationsverhältnisse betrachten, so tritt uns die anscheinend paradoxe Thatsache ent- gegen, dass trotz der infolge der grossen Luftfeuchtigkeit so geringen Gesammttranspiration und trotz des grossen Wassergehaltes des Erdbodens, welche eine ununter- brochene leichte Wasserversorgung ermöglicht, dennoch so häufig Einrichtungen vorhanden sind, welche auf Trans- pirationsschutz im weitesten Sinne des Wortes hindeuten. Stark cuticularisirte, dickwandige Epidermen, eingesenkte Spaltöfl'nungen, vor Allem aber die verschiedenen Formen von Wasserreservoiren, wie typisches äusseres Wasser- gewebe, Schleimzellen und Speichertracheideu treten uns in verschiedenen Combinationen bei der Mehrzahl der untersuchten Pflanzenarten entgegen. Die nur au den Meeresküsten wildwachsende Cocos- palme wird von Schinqier unter den Pflanzen der „Bar- ringtoniaformatiou" aufgezählt, deren xerophiles Gepräge 180 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 18. von dem genannten Forscher nicht auf Trockenheit des Standortes, sondern auf den Salzgehalt des Bodens zurück- geführt wird. Nun behält aber das Blatt der Cocos- palme auch im Innern des Landes, im feuchten Klima von Buitenzorg, sein xerophiles Gepräge vollständig bei, wie aus dem anatomischen Bau deutlich hervorgeht. Seine auf Transpiratiousschutz abzielenden Einrichtungen können daher nicht bloss vom Salzgehalt des Bodens abhängig sein. Bekanntlich sind auch die Blätter vieler anderer Palmen, auch solcher, die auf feuchten Standorten leben, mit derartigen Schutzeinrichtungen, namentlich mit mehr oder minder mächtig ausgebildetem AYassergewebe ver- sehen. Bei dieser (xelegenheit möge auch an das meist sehr stark ausgebildete Wassergewebe der Musaceen, Cannaceen, Zingiberaceen und Marantaceen erinnert wer- den, die in der Regel andauernd feuchte Standorte bevor- zugen. Bei Ficus elastica sprechen die sehr stark verdickten und cuticularisirten Ausscnwände der Epidermis, das beider- seitige Wassergewebe und die tief eingesenkten Spalt- öffnungen für einen sehr ausgiebigen Transpirationsschutz. Der Baum kommt in den feuchten Wäldern Ostindiens, am Fusse des östlichen Himalaja, in Assam, Bnrmah und im malayischen Archipel vor. Auf Java tritt er nach Junghuhn besonders in den Wäldern von Süd-Bantam (Westjava) vereinzelt auf. Conocephalus ovatus, ein kletternder Strauch mit sehr grossen Blättern, die oberseits ein mächtiges Wasser- gewebe mit grossen Schleimzellen besitzen, kommt in den tiefer gelegenen Urwäldern Westjavas vor. H. begegnete ihm in der Waldschlucht des Tjiapus am Fusse des Salak, wo das ganze Jahr hindurch die grösste Feuchtig- keit herrscht. Das Blatt von Theobroma Cacao besitzt eine gross- zellige obere Epidermis mit zahlreichen sehr grossen Schk'imzcllen. Die Heimatli dieses Strauches umfasst hauptsächlich die ausgedehnten, überaus feuchten Wal- dungen am Solimoes im Aequatorialgebiet des Amazonen- stromes. Das sind allerdings bloss einige Stichproben, die sich aber leicht vermehren Hessen. Die Mehrzahl der kleinen Unkräuter, die H. im Buitenzorger botanischen Garten gefunden und untersucht hat, sind durch den Besitz von oft mächtig entwickeltem Wassergewebe ausgezeichnet. So ist z. B. bei der kleineu Peperomia exigua die obere Epidermis als enorm gross- zelliges Wassergewebe entwickelt; das Assimilationsgewebe bildet eine einzige Lage kurzer Trichterzellen, dann folgen zwei chlorophyllose Schwammparenchymzelllagen und die untere Epidermis repräsentirt wieder ein gross- zelliges Wassergewebe. Oxalis sensitiva, die im Quartier der Kletterpflanzen häufig ist, besitzt sehr dünne Fieder- blättchen; die beiderseitigen Epidermen, von denen die untere aus blasig erweiterten Zellen besteht, sind aber zusanmien fast ebenso dick wie das Assimilationsgewebe. Die kleine kriechende Euphorbia thymifolia besitzt in ihren Laubblättern isolirte Nester ans grossen Wassergewebs- zellen, die ihrer Form und Lagerung nach aus Schwamm- parenchymzellen hervorgegangen sind. Wie from Japan. Ausführlicher Prospect und Inhaltsverzeichniss iiber die früher erschienenen Bände ist durch die Verlagsbuchhandlung zu beziehen. mittheilUngen, botanische, aus den Tiopen. Herausgegehen von Dr. A. F. 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Abdruck ist nnr mit vollständig^er Qneilenangabe gestattet. Der zehnte Geographentag in Stuttgart (5.-7. April 1893). Ein Bericht von Prot'. Dr. Fr. Regel. Voi-bemerkung: Mehr und mehr befestigt sich die Sitte, iiu Auscblusse an die seit 1888 in zweijährigem Turnus stattfindenden deutschen Geographentage eine grössere Exeursion in ein geographisch und geologisch besonders lehrreiches Gebiet zu unternehmen. Diesmal wurde am 9. April ein kürzerer Ausflug nach der Schwäbischen Alb und zwar in die Gegend von Metzingen und Urach, und sodann vom 10. bis 15. April eine grössere Tour nach Oberschwaben und in die Umgebung des Bodensees unter- nommen, um die Ausdehnung des Rheingletschers während der drei Gletscherperioden der Glazialzeit näher zu ver- folgen. An diesem von Prof. A. Penck trefflich ge- leiteten Ausflug nahm auch der Referent theil, wodurch sich der nachfolgende Bericht verzögert hat. Letzterer geht nicht auf den äusseren glänzenden Verlauf des Kon- gresses ein, sondern beschränkt sich auf einen knappen Uebcrblick der gehaltenen Vorträge mit Ueliergcliung derjenigen Vorträge, welche den geographischen Unter- richt betreffen. Erste Sitzung: Mittwoch, 5. April, Vormittags Vorsitzende: Graf K. v. Linden und F. v. Richthofe n. Nach Begrüssung Ihrer Maj. des Königs und der Königin von Württemberg durch den Ehrenpräsidenten des Kon- gresses, Prinz Hermann zu Sachsen- Weimar, und nach Eröffnung des Geographentages durch Geh. Ad- miralitätsrath Dr. Neumayer-Hamburg spricht zunächst Prof. Rein- Bonn über die Rückwirkung der neuen auf die alte AVeit, sodann Dr. F. Stuhl mann- Ham- burg über die Zwergvölker am Ituri unter Vor- führung der beiden von ihm mitgebrachten Akka- Zwerg innen. Da sich die Tagespresse in letzter Zeit mehrfach anlässlich verschiedener Vorträge des verdienten Forschers eingehend mit den Pygmäen Afrikas beschäftigt hat, kann an dieser Stelle von einem näheren Eingehen Abstand genommen werden*). Die Besucher des Kongresses vom Graf Karl von Linden, dem Vor- Württembergischen Vereins für Handels- geographie, veranstalteten geselligen Zusammensein noch hatten bei dem sitzenden des *) Vergl. auch „Naturw. Wocheiischr." Bd. VII Nr. 42 S. 427. an demselben Abend die beste Gelegenheit, die beiden Zwerginnen genauer zu beobachten. Prof Rein be- handelte hauptsächlich den intellectuelleu, wirthschaft- lichen und moralischen Niedergang Spaniens und stellte dann als Gegenbild zu demselben die Zustände der englisch-puritanischen Vereinigten Staaten gegenüber, die sich soeben zu der glänzenden That von Chicago vor- bereiten. Zweite Sitzung: Mittwoch, 5. April. Nach- mittags. Vorsitzende: Geh. Regierungsrath Professor Dr. H. Wagner- Göttingen, Oberstudienrath V. Henzler- Stuttgart. Nach verschiedenen geschäftlichen Mittheiluugen und Berichten spricht Dr. Kapff-Stuttgart, anknüpfend an die Gruppe der Ausstellung, welche ein Bild der geo- graphischen Leistungen von Württembergern im Auslande giebt, über „Württ ein bergische Forschungsreis ende" in den einzelnen Erdtheilen; derselbe zeigte, welch' grosser Antheil den Schwaben an der geographischen Erforschung der Erde zukommt. Viele Missionare wie Krapf, Reb- mann, Ehrhardt, Flad, Olpp, Ferner Ileuglin, Kinzelbach, K. Manch, Th. v. Hahn, Jordan, K. Kluuzinger in Afrika; A. G. Gmelin, Graf Waldhurg-Zeil, Veesenmcyer, Dr. Wolö", Dr. Euting, Warth, Balz, die Missionare Pfander, Gunders, Mögling u. A. in Asien; F. v. Hochstetter, Dr. K. Faber, Dr. Weinland in Australien und der Südsee; für Amerika sind die Reisen der Herzöge Paul, Wilhelm und Eugen von Württemberg und des Fürsten Karl von Urach, die topographischen Arbeiten von R. Schott in der Union, das geologische Werk von Romiuger über Michigan, die Ar- beiten von Dr. Hahn über Canada, von Fritzgärtner und Ludwig nam, Th. Wolf Forschun hervorzuheben über Ccntralamerika, von über Ecuador, A. Kapplei und die über Suii botanischen cn Lechlers über grosse Gebiete von Südamerika 186 Natnrwissenscliaftlicbe Wocbenschrift. Nr. 19 Professor Theo bald Fischer -Marburg- sprach über die Grundzüge der BodenplastiU von Italien (ver- g-leiche dessen austilbrliche kürzlich erschienene Dar- legungen über dieses Thema in Kircbhoft's Länderkunde von Europa II. Band). Eine lebhafte Discussion knüpfte sich au einen von Prof. Köppen-Hamburg gestellten Antrag betreft'eud die Schreibung geographischer Namen; an derselben betheiligteu sich namentlich R. Sieger- Wien, A. Supan- Gotha und F. v. Richthofen-Berlin. (Vergl. die in der Schlusssitzuug gefasste Resolution.) Dritte Sitzung: Donnerstag, 6. April, Vor- mittags. Deutsche Landesforschung. Vorsitzende: Prof. Dr. A. Kirchhoff-Halle, Prof. Dr. A. Penck- Wien. 1. Prof. Penck-Wien erstattet eingehenden Bericht über die Thätigkeit der Centralkommission tilr die Pflege der wissenschaftlichen Landeskunde Deutschlands als Vorsitzender derselben. 2. Prof. Dr. Jul. Hartmann-Stuttgart beleuchtet die landeskundliche Erforschung Schwabens und dessen Besiedelung. Den naiv berichtenden Chronisten Fabri (f 1502) und Suntheim (f 1526) folgten lange Zeit niedere Verwaltungsbeamte (..Schreiber"), welche topographische Handbücher anfertigten für staatliche Zwecke; ein solcher ist M. Zeiler (f 1661), Verfasser des Textes zu den Bildern von Merian. Die eigentliche wissenschaftliche Laudesforschung ist in Schwaben vor etwa 100 Jahren begründet worden von Gottl. Friedr. Rösler (1740—1790) durch dessen Beiträge zur Natur- geschichte des Herzogthums Württemberg und seine Schrift über das Filsthal. Nach den Napoleonischen Kriegen wurde dann 1818 eine ofticielle Landesvermessung begonnen und für Erforschung und Beschreibung des er- heblich vergrösserten Landes ein eigenes Amt „das Statistisch-topogra[)hisclie Bureau" errichtet, an welchem Bohnenberger, Schültier. Hehl, Plieninger, Jäger, von Alberti und der Tübinger Magister Memminger wirkten. In den 40er und 50er Jahren führten Männer wie der Botaniker Hugo von Mohl, der Geognost A. Quenstedt, der Zoolog Krauss, der Historiker Chr. Fr. Stalin, der Alterthumsforscher Ed. Paulus, der Statistiker Rümelin, der Geograph Reuschle einen lebhaften Aufschwung herbei. Durch das Fehlen eines geographischen Lehrstuhles in Stuttgart und Tübingen macht sich gegenwärtig ein Mangel an geschulten jüngeren Kräften fühlbar, so ist z. B. die Frage nach der Besiedelung Württembergs noch nie im Zusammenhang behandelt worden. Der Vor- tragende hat zur Lösung dieser Frage einen werthvollen Beitrag geliefert durch eine dem Geographentag ge- widmete Schrift über die Besiedelung des württem- bergischen Schwarzwaldes, insbesondere des oberen Mnrgthales. Ausserdem hat er 7 Karten zur Be- siedelung Württembergs entworfen und ausgestellt; dieselben zeigen 1) die vorrömischen, 2) römischen, 3) allemanuisch-fränkischen Ansiedelungen, sodann 4) die Orte auf „ingen", 5) die nach Heihgen benannten und 6) die vor dem Jahre 1000 n. Chr. urkundlich erwähnten Ortschaften. Eine siebente Karte giebt eine Zusammen- setzung der vorher getrennt dargestellten Besiedelungs- phasen. Der Vergleich dieser Karten ergiebt, dass im Grossen und Ganzen in sämmtlichen Perioden dieselben Gegenden bevorzugt und die gleichen Landes- theile vernachlässigt worden sind: Zahlreich sind die Ansiedelungen in den fruchtbaren Geländen längs der Alb, im Gau zwischen Neckar, Nagold und Enz, im mittleren und unteren Neckarthal und in der Bodensee- gegend im Gegensatz zu den dünn besiedelten Schwarz- walddistrikten und den waldreichen Keupergebieten an den Flüssen Kocher, Jagst, Renis und Murr, sowie in den ehedem feuchteren Strichen von Obersehwaben. 3. Graf Eberhard von Zeppelin-Konstanz ver- breitet sich eingehend über das Relief des Bodensee- 1) ecken s im Anschluss an das vom topdgraphisclien Bureau in Bern ausgestellte Kartenniaterial, speziell an die neue mit zahlreichen Isobathen versebene neueste Karte des Schwäbischen Meeres: Im oberen Theil des Sees finden sich zwei gesonderte Tiefbecken, der „Bregenzer" (bis 62,8 m tief) und der „Lindauer Schweb" (bis 77,5 m tief). Der Wasserburg-Lindauer Moräuenzug trennt dieselben. Auf dem Boden des Öee- beekens verläuft als Fortsetzung des Rheins ein flussartig gewundenes Rinnsal mit 50*3—600 m Breite und bis zu 75 m Tiefe zwischen seinen Seitendämmen eingeschnittener Sohle von der Rheinmündung bis gegen Romanshorn; ein zweites ähnliches Rinnsal zieht von Altenrhein aus 3 km weit bis in den „Rorschacher Schweb". Dieselben ent- stehen dadurch, dass die Kältereu und somit schwereren 1 Wasser des Rheius mit starker Strömung unter die war- ■ meren Wasser des Sees untertauchen, was man mit blossen Augen beobachten kann. Der tiefste Schweb des ganzen J Beckens ist eine ziemlich, das mittlere Drittel des Sees \ einnehmende, sehr flache Ebene (von 230 m Tiefe ab noch 25,5 qkm, von 240 m ab 17,9 qkm und von 250 ab nur noch 4,2 qkm Areal umfassend): Der Mainau- Neubirnauer Querrücken macht das Ende des Ueber- linger Sees zu einem gesonderten Tiefbeeken mit 117 m Maximaltiefe ; aus einer südlichen Steilabdachung ragt die Felsnadel des „Teufelstisches" bis nahe zum Wasserspiegel empor. Bemerkenswerth ist die lebhafte von Algen her- rührende Kalktuft'bildung im Konstanzer Trichter. Uutersee und Bodensee bikU-ten vordem ein einheitliches Becken; die beide jetzt trennende Landbrücke bei Konstanz gehört derselben ]\Ioräne an, welche den Mainau-Neubirnauer Rücken bildet. Der heutige Untersee zerfällt in fünf getrennte Becken, drei im südlichen Seearm (Maximaltiefe bei 46,4 m), die zwei andern in der Radolfzeller Bucht und im Gnadensee (nur wenig über 20 m tief). Die diese Becken trennenden Rücken sind wohl glazialen Ursprungs. 4. Privatdozent Dr. W. Ule- Halle sprach sodann noch über Temperaturverhältnisse der baltischen Seen: Die Messungen, welche der Vortragende im Auf- trag der Centralconunission für Deutsche Landeskunde in zaldreichen Seen Ostholsteins und Ostpreussens unlängst ausgefülirt hat, haben ergeben, dass die Wärmeverhältnisse derselben von den an Alpenseen besonders von E. Richter am Wörther-See in Krain gemachten Beob- achtungen wesentlich abweichen: Die baltischen Seen besitzen namentlich ausserordentlich w a r m e s W a s s e r in den tieferen Regionen, wahrscheinlich in Folge starker Grund wasserspeisung. Die hohen Tempera- turen auf die geringe Tiefe der norddeutschen Seen zurückzutuhren, geht nicht au, denn dieselben sind weit tiefer, als die directe Sonnenwirkung reicht; letztere ist hier überhaupt gering, wie die unerhebliche tägliche Amplitude der Wassertemperatur an der Oberfläche dar- thut, doch ist auch hier eine allmähliche Erwärnmng des Wassers durch die Sonne vorhanden; es zeigt sich die von E. Richter zuerst beobachtete sogenannte „Sprung- schicht"; diese liegt aber hier durchweg tiefer. Auf ihre Lage und Form übt wahrscheinlich auch der Wind Einfluss aus, denn nach stürmischen Tagen zeigte sich eine Veränderung der thermischen Verhältnisse. Ueber- haupt ist diejenige Schicht des Wassers, innerhalb welcher die Temperatur sprungweise sich ändert, keine fest- liegende, sondern bewegt sich fortwährend auf und ab. durchweg Nr. ly. Natuvwissensehaftliclie Wochenschrift. 187 Es bedarf zur v(")llig-en Erkeuntniss dieser Veriiältnisse nocli zaldreielier vergleichender üntersueiiungeii. — An diesen Vortrag' knüpfte sieh eine längere l)iseussienes Vieleck, sei es durch eine solche auf den Mantel von ein- oder umgeschriebenen, den Breitengraden entsprechenden, abgestumpften Kegeln, als das Richtige erkannt worden sei. Bei den Regierungen sind zwar noch keine offi- ciellen Schritte gethan worden, doch liegen bereits Zu- sagen für die Betlieiligung an diesem grossen Kartenwerke vor: so sind die Vereinigten Staaten dazu bereit, des- gleichen Spanien. Die niederländische Regierung hat beschlossen, nach den von der internationalen Com- mission aufzustellenden Normen eine Karte ihrer Colonien in dem bezeiehneten Maassstab, d. h. 1 mm der Karte gleich 1 km der Wirklicldvcit herauszugeben; die kais. russ. geographische Gesellschaft sammelt bereits Material für die Karte und erwägt die Herausgabe von Probeblättern. Hiernach besteht die begründete Hotfnung, dass das grossartige Werk zu Stande konmieu wird. In der sich anschliessenden Discussion erklärt Dr. Brackebusch-Cordoba, da.ss er bei seiner demnächstigen Rückkehr nach Argentinien bei der dortigen Regierung- Schritte thun werde Grenzfestlegun heitlichen Karte entgegenstehenden Hindernisse hinweg zuräumen. Prof. Penck giebt der Hotfnung Ausdruck, dass die zur Zeit noch vorhandenen grossen Schwierig- keiten zu überwinden sein werden: die Karten der Erde befänden sieb heute noch etwa in dem Zustande, wie die- jenigen von Mitteleuropa im Zeitalter des Ortelius. 6. Prof. Dr. Löczy- Budapest legt die soeben voll- endete deutsche Ausgabe des grossen Werkes vor, welches die Ergebnisse der Expedition des Grafen Bela Szecheny in Ostasien enthält, mit dem dazu ge- hörigen reichen Kartenmaterial. Prof. F. v. Rieb tliol'en weist auf die grosse Bedeutung dieses Werkes hin und wünscht Dr. Loczy Glück zu dessen nunmehriger \'oll- endung. 7. Ebenfalls auf Antrag des Freiherrn F. v. Richt- uni die dort durch die schwierige der Durehfülirung einer derartigen ein- 188 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 19. hofen wird die von Prof. W. Koppen gewünsciite Com- mission zur Erzielung einer möglichst einheit- lichen Schreibweise geographischer Namen vom Geographentag ernannt; in dasselbe werden aufgenommen: 1) das KaiserHch Hydographische Amt, 2) die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 3) das Institut von Justus Perthes in Gotha. Die Ergebnisse, zu welchen diese mit dem Rechte der Cooptation eingesetzte Commission gelangen werden, sind dem nächsten deutschen Geographentag und sodann dem nächsten internationalen Geograjihen-Congress zu London (1895) zur Begutachtung event. zur Beschluss- fassung zu unterbreiten. 8. Hierauf erfolgt der Schluss des Geographen- tages Geh, Regierungsrath Prof. Dr. H. Wagner- Göttingen spricht noch herzliche Worte des Dankes für alles Dargebotene; derselbe dankt noch besonders dem Ehrenpräsidenten der diesmaligen Tagung Sr. Hoheit dem Prinzen von Weimar, welcher gleich dem Fürsten Karl von Urach sämmtlichen Sitzungen beigewohnt habe, sowie dem Ortsausschuss, dem Grafen K. von ^ Linden und dem Prof. Dr. Lampert für ihre grosse ■ Mühewaltung. Nachdem er noch besonders der inter- essanten, die geographischen Leistungen Württend)ergs so trefflich zum Ausdruck bringenden geographischen Ausstellung gedacht, schliesst er mit einem Hoch auf die gastliche Stadt Stuttgart! Eine Studie über die verwandtschaftlichen Verhält- nisse des Eslvimohundes veröffentlicht Nicolaus Ku- tagin in Moskau. („Mittheilungen über die Hunderasse Laika (Eskimohunde) in Russland." Zool. Jahrb. Abth. f. Syst, etc. B. C. S, 435,) Die Laika sind als eine der ältesten Rassen anzusehen, wie das einmal aus ihrer Ver- breitung bei Völkern niedriger Cultur, sodann aber auch aus der Aehnlichkeit ihrer Erscheinung mit wilden Caniden hervorgeht. Ausser einigen Schädeln konnte Verf. ein im Moskauer Zoologischen Garten lebendes Thier unter- suchen; seine Abbildung ist dem vorliegenden Aufsatze beigegeben. Die Laika sind hauptsächlich in Nordruss- land und Sibirien verbreitet; dort dienen sie zum Jagen, hier ausserdem zum Fahren und Rennthierhüten. Die „Vorspannlaika" sind die grössten Vertreter unserer Rasse, und haben stark entwickelte Füsse. Es folgen die „Jagd- laika" und am kleinsten sind die .,Rennthierlaika". — Nach Anutsehin lebten in Russland während der Stein- periode zwei Hunderassen, Canis familiaris palustris lado- gensis, die dem westeuropäischen Dorfhunde nahe steht, und C. fam. inostranzewi. Der letztere hatte alle Eigen- schaften eines Jagdhundes und ist dem Can. matris opti- mae Icitt, aus der westeuropäischen Bronzezeit ähnlich. Diesem C. inostranzewi steht nun der Eskimohund nahe und er eignet sich in seiner Form der Jagdlaika auch vortrefflich zum Jagen von Bär, Elenthier, Reh u. s. w. Zum Schluss schliesst sich Verf. der Ansicht Nehrings an, dass C. inostranzewi und C. matris optimae von Canis pallipes Sykes, einer dem gewohnlichen Wolf nahestehenden Form, abstammen. Damit in Uebereinstimmuug steht die Thatsache, dass viele Jäger zwischen dem Wolf und gewissen Jagdlaika eine grosse Aehnlichkeit linden. Dr. C, M. Die von uns bereits in Bd. VII, S. 474 und 475 be- sprochene Anregung des Geheim-Rath Prof. F. E. Schulze in Betreff der Ausdrücke zur Bezeichnung der Lage und Richtung im Thierkörper hat Verfasser im Bio- logischen Centralblatt XIII. Bd No. 1 mit einigen Modi- ficationen erweitert. Zu dem ersten Grundsatz (vgl. Bd. VII S. 474, 1.) bemerkt der Verfasser, dass die zunächst geradlinig ge- dachte Haupt- oder Principalaxe auch etwaige Biegungen des Körpers als Führnngslinie mitmachen und so zu einer gebogenen Linie umgewandelt werden kann. Ausserdem ist es auch zulässig, die Axen auf einzelne bestimmte Organsysteme — nicht nur auf die äussere Gestalt — zu beziehen und dementsprechend zu constru- iren. Jedoch muss dies stets besonders hervorgehoben und durch die Bezeichnung der Axe bestimmt ausgedrückt werden. So wird man z. B. in einer ausschliesslich das Skeletsystem des Wirbelthierkörpers berücksichtigenden Beschreibung die Principalaxe in die Führungslinie der Chorda legen dürfen, aber dann als Chordoprincipalaxe zu bezeichnen haben. Bei einer Darstellung des Nerven- systems der Wirbelthiere wird man die Principalaxe in die Führungslinie des Rückenmarksrohres saramt Gehirn- erweiterung legen können, aber dann als Neuroprincipalaxe besonders bezeichnen müssen. Als sechsten und siebenten Grundsatz fügt er noch hinzu : 6. Die Bezeichungen sollen correct gebildet, mög- lichst kurz, flexibel und einigermaassen wohllautend sein. 7. Es empfiehlt sich, für die verschiedenen Begriflfs- kategorien durchgängig bestimmte eigenthümliche Adjectiv- und Adverbial-Endungen festzuhalten; z. B. alle Adverhial- bezeichnungen der Lage auf — al fresp. —an), diejenigen der Richtung dagegen nach dem Vorgange von Clealand Wilder u. a. auf — ad enden zu lassen. Bis auf diese letzte Aenderung, dass die Richtungs- bezeichnuug von der Lagebezeichnung getrennt wird, stimmt das Folgende mit dem in dem früheren Artikel angegebenen überein. Die beiden differenten Enden der Principalaxe der Sympeden nennt Verfasser nicht mehr proral und caudal, sondern rostral und caudal. x. Z. Die Polarregionen und die Eisbildung. — Am 2(1 Februar sprach Professor Dr. Pechuel - Loesehe in der Geographischen Gesellschaft für Thüringen zu Jena über die Polarregionen. Wir entnehmen diesem Vortrag Folgendes : Die Polarregionen sind die grössten unbekannten Ge- biete der Erde, denn das nördliche Polargebiet umfasst 6 Millionen, das südliche 16 Millionen Gkm. Nur Muth- maassungen über diese Gebiete sind möglich, aber wir können doch einige Schlüsse ziehen, wie etwa die Haupt- theile, auch die innersten Gebiete um die Pole beschallen sein mögen. Das nördliche Polargebiet besteht grössten- theils aus Land oder ist wenigstens von Land umschlossen. Nur drei Zugänge führen zum Pol: 1) das Meer zwischen .Skandina\nen und Grönland, 2) die Davisstrasse, 3) die Behringstrasse. Das Eismeer ist eigentlich nur ein An- hängsel des nordatlantischen Oceans und ganz von ihm ab- hängig, namentlich in Bezug auf die Meeresströmungen. Das südliche Polargebiet dagegen ist ganz von Wasser um- schlossen. Nur selten sind Seefahrer in diese Gegenden gedrungen, sie fanden Inseln, den Melbourneberg und zwei hohe Vulcane (Erebus und Terror), im übrigen fuhren sie an einer 30 — 50, ja 80 m hoch aufragenden Eisschranke entlang. Das nördliche Polargebiet muss ein Kontinentalklima haben, da das Land überwiegt. Im Landgebiet wirkt die Erwärmung durch die Sonne ganz anders als im Wassergebiet: schnelle Erwärmung und Abkühlung. Ausser- Nr. 19. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 189 ordentliche Schwankuntjen des Luftdrucks und der Tem- peratur sind die P^'oige. Im nordliehen Polargebiet schwanken die Tempcraturditferen/.en etwa um 60 Grad, der Barometerstand etwa um 60 nna (zwischen 783 und 722 mm), in verliältnissmässig kurzer Zeit kann eine solche Differenz eintreten. Weiterhin herrschen in jenem Gebiet hauptsächlich kalte und trockene Nordwinde^ das arktische (iebiet ist verhältnissniässig- trocken. Wenn dort kein Eis wäre, keine Gletscher sich bildeten, so würden jene Gebiete initer wannen Verhältnissen wie Innerasien oder die Sa- hara aussehen, sie würden wüst und leer sein. Diese Nordwinde haben sehr bedeutenden Einfluss auf die Eis- verhältnisse. In Folge der niedrigen Tenii)eratur sclniielzen die Gletscher, die sich in ganz ungeheurer Ausdehnung dort bilden, nicht ab, obgleich sie nicht viel Niederschläge erhalten. Herrschte dieser Mangel an Niederschlägen nicht, so würden die Gletscher weit nach Süden vor- dringen. Nur in Grönland und Siiitzbergen erreichen sie noch das Meer, im nordwestliciien Amerika nur bis zum 60sten Grad n. Br., in Norwegen schneiden sie bei 60 '4 Grad schon 300 m über dem Meere ab. Im Süden herrscht ein Seeklima, die Schwankungen der Temperatur und des Luftdrucks sind daher gering: etwa 10 — 15° und 10 — 1.5 mm. Da das Wasser sich lang- samer als das Land erwärmt und abkühlt, sind die Winter hier verhältnissniässig warm, die Sommer verhältnissniässig kühl. Der sehr niedrige Barometerstand (etwa zwischen 735 und 740 mm) bewirkt, dass von allen Seiten Luftströ- mungen dort hinziehen und zwar wegen der Drehung der Erde als stürmische Westwinde. Sic blasen über un- geheure Wasserflächen, sind feucht, umkreisen den Pol und erheben sich. Dieses Aufsteigen der feuchten Luft bewirkt fortwährende Bewölkung und wahrscheinlich sehr reichen Schneefall. Diese Niederschläge erklären, dass dort und in umliegenden Gebieten ganz andere Verhält- nisse als im arktischen Gebiete herrschen. Im Feucrland dringen die Gletscher bis ins Meer vor, ebenso in West- Patagonien bis etwa 46\'o° s. Br., obgleich seine mittlere Jahrestemperatur der von Wien entspricht, in Neusee- land (43Vo° s. Br.), die der von Nordspanien und Nord- italien entspricht, schneiden die Gletscher erst etwa in 230 — 250 m über dem Meere ab. Man hat über die Beschaftenhcit der unbekannten Theile der Südpolar- region viele Vermuthungen aufgestellt. Die einen nehmen einen sechsten Kontinent, die Antarktis, an, dessen Ränder die Eismauern und die einzelnen Landstücke bilden, die man hier und dort sah, die andern behaupten, es könne dort ein Kontinent nicht vorkommen, denn das Eis, welches von dort ausgeht, sei derart beschaffen, dass es sich auf dem Meere gebildet haben müsse (Tafelförmig- keit, horizontale Schichtung, Freiheit von Gesteinsbrocken und Schinutz). Sie nehmen daher einen ungeheuren Gletscher an, der zwischen theilweise sehr hohen Inseln sowie auf Flachland und in Flachsee ruhe. Beide An- sichten haben viel für sich. Wie geht nun auf dem Meere überhaupt die Eisbil- dung vor sichV Drei Hauptarten finden sich: 1) Gletscher- eis, 2) Flächeneis, 3) ins Meer geführtes Südwasser- eis. Von letzterem, dessen Masse unbedeutend ist, sieht Redner ab. 1) Genau in derselben Weise wie in den Hochge- birgen bilden sich auch in den Polargegenden schon in niederen Regionen Gletscher. Man nimmt an, dass ein grosser Theil, vielleteht ganz Grönland, von einem Eis- mantel überdeckt ist, also einem ungeheuren Gletscher gleicht. Dies Eis ist nicht unbeweglich, alle seine klein- sten Theile sind in fortwährender Bewegung, veranlasst durch Temperaturunterschiede, den Druck der höher lie- genden Massen und durch die Schwere. So bewegt sich das Elis uiiauflnirlich abwärts mit sehr verschiedener Schnelligkeit (3 — 10, auch 20 — 25 m in 24 Stunden). In Grönland kommen Gletscher von 10—100 km Breite dutzendweise vor, ungeheure Eismassen schieben sie zum Meere hinab. Da dies Eis porös und mürbe ist, ist es leichter als Meerwasser (im Durchschnitt um ^/-'), es wird also, wenn es ins Meer dringt, schwimmen, doch hängt es so lange mit der Hauptmasse zusammen, bis der Auf- trieb des Wassers gross genug wird, um ein Stück abzu- brechen. Das abgebrochene vStüek steigt empor und wälzt sich umher, bis es sein Gleichgewicht findet. Man nenni diesen ganzen Vorgang „kalben". Bei der ungeheuren Ausdehnung der Gletscher entstehen ununterbrochen Eis- berge, oft tausende an einem Tage. Hauptgebiet der Eis- berge ist das Meer westlich und östlich von Grönland, im Norden der Behringstrasse giebt es gar keine Eisberge, da das Meer dort zu flach ist, auch im nördlichen Archipel von Amerika kommen nur ganz kleine vor. Finden sie sich sonstwo, so sind sie durch Meeresströmungen oder Winde dahin geführt. Der Eisberg wird selbstverständlich mancherlei Wand- lungen seiner Gestalt erleiden. Manchmal zerstören ihn rasch die Temperaturdifferenzen im Eise selbst. Im Innern herrscht zuweilen noch eine Kälte von 30°, bei der er entstand, während aussen 0 — 5° herrschen, das erzeugt gewaltige Spannungen, die das Eis auseinandersprengen: der Berg „platzt". Es wirken ferner die Temperatur- difterenzen zwischen Tag und Nacht. Am Tage schmilzt durch Sonnenbestrahlung, warme Luft und Regen ein Theil des Eises, das Schmelzwasser sammelt sich in Höhlungen. Nachts gefriert es und sprengt Stücke des Berges ab. Werden die unteren Theile zu leicht, so sucht er wohl eine neue Lage: er „kippt um." Die „Berge" sind gar nicht so gross, die meisten haben nur die Grösse von Häusern, sie sind zunächst formlose Klumpen, werden dann modellirt. Da sie nun Vt leichter sind, als Meereswasser, so nimmt man an, dass V7 '*'on ihnen übers Wasser ragt, '^/^ unter Wasser liegen, wobei es jedoch nur auf die Masse, nicht auf die Höhe ankommt. Die durchschnittliche Höhe der P^isberge über Wasser beträgt wohl 20 — 40 m, selten 50 — 80 m; 100 m kommen schwerlich vor. Alte Eisberge imponiren mehr durch ihre wunderbare — CD & > < 3 «2| — *» Ö £82 »SS m 3« w a S=^ S 2 — ^C■- ■2 - sn = 2 «■ ?■ Qt- :3— »'S S Ol »"iE S 'I lO ^ " k ä r ? »• = = i. (•••••••«•••••••09*e®ee«9eo««(i Sauerstoff I ;iii S!jtahlc.vlinn'i^liiten flrotio unö irniito. Neu! Neu! SelbsüMtiie Siiiritiis-&el)läse-Lainiie. (System: H(^rlpert-I.elinibeck.) Colossale Hitzentwickelung (bis Itiuü ^ Cels.), ge- fahrloser Betrieb, rej^ulirbare Flammengrösse : für alle Zwecke verwendbar, besonders geeignet für Spectral- Aualysen. Polarisation etc. Kein Docht. Keine Ersatzfheile. G. Herbert, Ingenieur, Berlin NW., Spener-Strasse 17. Mooliaiiisolic Werkstatt«' für Aus- ai'lM'itiiiiu \4»ii r.i-fiiuliiii;;'<'ti. Piospecte gratis und franco. XXXVIII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 19. 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Wie sehr die Kinder Floras die Lieblinge des ganzen Volkes sind, liisst sich überzeugend schon allein unserer Sprache entnehmen: so sprechen wir von den Blüthen der Kunst, von dem Keim der Liebe und Freundschaft, und wir wissen keinen besseren Vergleich für das Schönste, das uns die Erde bietet, zu finden, als es mit der Ge- sammtheit des Pflanzenreiches zu vergleichen, indem wir von dem Flor der .Tungfrauen reden. So also spricht unser Gefühl; doch wir müssen unserem Verstände die Zügel überlassen, der uns den Weg weisen soll, unsere Lieblinge zu erkennen. Es ist si)eciell das Fortpflanzungssystem, jenes System, das der Erhaltung der (Tcschlechter gewidmet ist, das uns beschäftigen soll, und zwar deshalb, weil hierher die *) Wie in No. 16 niitgi.'tlieilt wurde, hat der Artikel de.s Herrn Prof. Kiroliner über Christian Konrad Sprengel in No. 12 einige der geehrten nichtljotanischen Leser veranlasst, der Redaetioii vorzuschlagen, in der „Naturw. AVochensehr." einen Aufsatz üljer die Grundzüge der heutigen Blumentheorie zu veröffentlichen. Da — wie itdi dort sagte — ein solcher Aufsatz natürlich mir ganz elementare, jedem Botaniker bekannte Dinge bringen könnte, die „Naturw. Wochenschrift" jedoch im Wesentlichen die Aufgabe hat, über die Fortschritte in der Naturwissenschaft zu berieliten, so wagte ich es nicht, allein auf Grund der wenigen vor- liegenden Aeusserungen, eine Auseinandersetzung über den ge- nannten Gegenstand zu bringen. Es haben sich nun aber in Folge dieser Mittheilung in No. 16 aus dem freundlichen Leserkreis noch eine grössere Anzahl Stimmen eingefunden, die ebenfalls den Wunsch geäussert haben, eine solche populäre Darstellung der Blumen- theorie in der „Naturw. Wochenschr." zu lesen. Ich zögere daher nunmehr nicht länger, diesem Wunsche nachzukommen. — Der obige Artikel ist ein Theil der soeben erschienenen, mit Hrn. Prof. Kirchner gemeinsam herausgegebenen Jubiläums-Schrift („Die Geheimnisse der Blumen", Ferd. Dümmler's Verlagsbuchh.) zum Andenken an Chr. K. Sprengel. Der dort gebotene Aufsatz schliesst sich in erweiterter Form an einen von mir wiederholt vor wenigen Jahren in dem populär-wissenschaftlichen Theater „Urania" zu Berlin gehalteneu Vortrag an. Er möchte also dem Laien nach dem lieutigen Stande der Wissenschaft das interessante Gebiet erschliessen, für welches der bewunderungswürdige, seiner Zeit weit voi-auseilende, grosse Gelehrte, der einfache Schulmeister Blüthen gehören und insbesondere diejenigen Blüthen, die wegen der Schönheit ihrer Formen, Färbungen und wegen ihrer Wohlgerüche unser Wohlgefallen in hohem Maasse verdienen, und die wir durch den besonderen Namen Blumen auszeichnen. Die einfachsten Gewächse pflanzen sich auch in ein- fachster Weise fort; sobald ein solches Wesen eine be- stimmte Grösse und Ausbildung erreicht hat, zerfällt es in zwei gleiche Theile, die heranwachsen und wiederum eine einfache Thcilung eingehen und so fort. Als Beispiel nehme ich die einzellige, kugelige Alge, die auf unserer Abbild. 1 bei I veranschaulicht wird. Sobald sie aus- gewachsen ist, entsteht eine Wand, welche den proto- plasmatischen Inhalt in 2 Theile sondert. Die so ent- Christian Konrad Sprengel in .Spandau, einen breiten Grund ge- legt hat. Der in der genannten Schrift folgende Aufsatz des Hrn. Prof. Kirchner, einer Autorität auf dem Gebiete der Blumen- Biologie, ist daher die eigentliche Veranlassung zur Veröfl'ent- lichung meines Aufsatzes. Er ist also eine Einleitung, die dem Laien ein volles Verständniss der Biographie Sprengel's ermög- lichen soll, und es finden in demselben daher alle wissenschaft- lichen Termini, die Herr Prof. Kirchner benutzen musste, ihre elementare Erläuterung. In der Schi'ift „Die Geheimnisse der Blumen" schliesst sich an die Biographie der gewissenhafte Mit- mann'sche Auszug aus der einzigen Quelle, welche uns über den wichtigsten Lebensabschnitt Sprengel's einige Auskunft giebt, an; er ist ebenfalls zuerst in der „Naturw. Wochenschr.'' erschienen. Ich glaubte ihn in der erwähnten Schrift nicht weglassen zu sollen; denn sind diese Tagebuch-Aeusserungen über Spreugel von Seiten eines seiner Mitlebenden auch sehr individuell gefärbt, weil der Verfasser des Tagebuches, ein Theologe, der ausschliesslich in seinem Berufe aufging, den grossen Naturforscher nicht verstehen konnte, so ge- winnt man doch den Eindruck, dass sie mit ehrlichem Hei-zen niedergeschrieben wurden. Von dem Kampf, der sich zwischen dem übrigens tlurchaus gläubigen Naturforscher Sprengel und dem Theologen in des letzteren Tagebuch offenbart, hat jeder di'r Leser gewiss mit Interesse Kenntniss genomnuie' Sprengel rück uns durch diese unmittelbaren Aeusserungen über ihn menschlicu näher, als es irgendwie anders möglich ist: wir vernehmen den Hauch seiner Zeit; ein Stückchen Kulturgeschichte thut sich in demselben auf. 196 Natnvwissenschaftliche Woehenscbrift. Nr. 20 standeiien beiden Zellen beginnen sicli zu individnalisiren (II), indem sie sich von einander abschnüren. Die Ein- schnürung nimmt mehr und mehr zu und cndiieii werden die beiden Zellen frei: trennen sich von einander: III. Es entstehen also hier neue Wesen einfach durch das Zerfallen eines der ursprünglichen in mehrere. — Ein weiterer Schritt ist es schon, wenn an einer bestinunten Stelle des Pflanzenleibes Gebilde hervorspriessen, die sich vom Mutterkörper loslösend, neue Individuen erzeugen, wie das z. B bei der in der .,Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" Band VII, S. ' 78 abgebildeten Alge der Fall ist. Auch dieser Vorgang ist eine einfache Theilung des Mutterkörpers, aber der letztere bleilit in seiner In- dividualität erkennbar und der kleine Theil, den er als Keimkörper abge- stossen hat, bedarf einer längeren Wachsthumsperiode, um das Aus- sehen und die Grösse des Mutter- körpers zu erreichen. Auch manche höheren Pflanzen können sich durch Bildung von Keimkörpern der be- zeichneten Art fortpflanzen. AVir brauchen hier nur an die Kartoffel zu denken, deren Knollen unterirdische Steugelanschwellungen sind, die sich durch Absterben der verbindenden, dünnen Stengel- theile von der Mutterpflanze trennen, neue Individuen zu erzeugen. Ihnen sind für die Dauer ihrer ersten Jugend reichliche Nährstoffe in der Knolle gegeben. Denn die Knollen sind Speisekammern, die wir uns ja bekanntlich zu Nutze machen : Vorrathsbe- hälter namentlich für Stärke und Wasser, welche Producte die sorgsame Mutterpflanze ihren Kindern als ersten Lebens- unterhalt bietet. — Allein nur die allereinfachsten Pflanzen begnügen sich mit der ge- schilderten Fortpflanzuugsart, alle übrigen Gewächse besitzen noch eine andere Weise der Fortpflanzung, die sehr vielen höheren Wesen sogar aus- schliesslich eigen ist. Hier werden zweierlei Sorten von Zellen erzeugt, die einzeln, für sich, nicht entwickelungs- Auflösung der trennenden Wand eine ofl'ene Konimuni- cation zwisciien den beiden Zellen iier. Der eigen- thüraiich gestaltete, sehleimig-fliissige (])rotoplasmatische) Inhalt jeder Zelle mitsannnt dem grünen Spiral Ijande hat sich zu einer Kugel zusamnieugeballt, und der Inhalt der einen ist schliesslich in die andere Zelle durch den ent- standenen Kanal hinübergewandert, nm hier mit der Protoplasma-Kugel dieser Zelle zu verschmelzen. Bei r ist der Inhalt der Zelle links Zelle rechts und Vereinigung begrifl:en. Bei und vollzogen toplasmatisclie sich dann (III) Dieses Gebilde (III) din"un. günstigen B( auf der Wanderung in die mit dem Inhalt derselben d ist die Vereinigung das entstandene ])ro- Gebilde Sp umgiebt mit einer festen Haut. nun wächst unter nachdem ;en und Figur Einzellige Alge (Pleurococcus vulgaris) in etwa 40uiaclier Vergrösserung. des zu es eine Ruiieperiode im (gründe Gewässers durchgemacht hat, einem neuen Algenfaden aus. Nur soviel über die Fortiiflanzung Gewächse. — Wir wollen nach dieser Vor- einer näheren Betrachtuni;- der hiiheren ein- der niederen bereitung zu gehen, um zur IjcantwortunK' nachdem solcher vereinigt Diese beiden Zellen sind durchaus gleich, in der eine kleiner, die andere zu machen, will fähig sind und erst, nnoliflpm Spirogyra. der Inhalt zweier Zellen sich materiell bat, keimfähige Gebilde liefern entweder in Form und Grösse Älehrzahl der Fälle jedoch die grösser. Um das Gesagte verständlicher ich ein Beispiel vorführen. Unsere Abbildung 2 zeigt bei II ein vier- und ein fünfzelliges Stück gewisser Algenfäden aus unseren Teichen nebeneinander liegend und in eigenthümlicher Weise miteinander verwachsen. Ursprünglich war jeder dieser beiden Fäden frei: sie haben sich ihrer Länge nach, parallel an einander gelegt und die gegen- über liegenden Zellen der Fäden haben zuerst kleine Aussackungen, die gegen einander gerichtet sind, ge- bildet, wie dies bei a und h zu sehen ist. Diese Aus- sackungen stellen — wie c veranschaulicht — durch unserer Frage zu gelangen: Was sind Blumen? Wir wollen also wissen, was sie in der freien Natur sind, sie, die unser Leben schmücken den Dichter zur Begeisterung anfachen und bei ihrer Schön- heit und doch so schnellen Vergänglichkeit dem Sorgen- losen ein Sinnbild sind, die flüchtige Gegenwart zu ge- niessen und der Dornen nicht zu achten, die doch selbst der Königin unter den Blumen, der Kose, nicht fehlen! Bei den höheren Pflanzen sind nicht alle Zellen im Stande sich zu vereinigen, wie bei den vorgeführten Algen- fäden, sondern nur ganz be- stimmte Zellen des Pflanzen- körpers vermögen eine Ver- schmelzung einzugehen , um eine einzige, neue Zelle zu bilden, aus der dann ein neues Indi\iduum hervorgeht. Die bestimmten Körperstellen, in denen diese Zellen erzeugt werden, sind nun die Blüthen, und die wunderbaren Einrich- tungen, welche diese aufweisen, haben den ausschliesslichen Zweck, die Verschmelzung jener beiden Sorten von Zellen her- beizuführen. Aber der Vorgang ist nur verständlich, wenn wir wissen, wie eine Blüthe gebaut ist, und so muss ich denn den Blüthenbau zuvörderst an einem Beispiel erläutern. Ich habe es leicht, da es sich nur um eine kurze Recapitulation von AlUickanntem handelt. Wir wählen eine Blüthe, die einfache Verhältnisse zeigt und schauen hinein. Unsere Abbildung 3 stellt eine Blüthe der Nieswurz dar. Sie zeigt uns zu äusserst, beziehungsweise zu Unterst fünf Lappen: das sind fünf Blätter der sogenannten Blüthen decke, Bd. Sie umgeben in einem Kreise stehend die anderen Blüthenorgane. Im Innern unserer Blüthe erblicken wir eine Anzahl Fäden, die an ihrem Gipfel je einen Beutel, den Staubbeutel, prak- 4 tisclterßeziehiing ♦ und wird von T jedem Fachmanne ^ als das Ideal ♦ einer Schreib- T inaschine be- ^ trachtet. ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ : Dr. Robert Muencke ♦ ♦ Luisenstr. 58. BERLIN NW. Luisenstr. 58. t ♦ ♦ ♦ Technisches Institut für .Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ X und Geräthsohaften im (Tesainmtgehiete der Naturwissenschaften. J ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦ * W iimbruMj, Qiilitz S, O©,,,*" BERLIN C, Niederlage eigener Glasliiittenwerke und Dampfscliieifereien, llechaui.sche Werkstätten, Scliriftmalerei und Eniaillir- Aiistalt. Fabrik und Lager säiumtliclier Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorifiii. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorieu, Apotheken, Drogeu-Geschäftcii u, s. w. )S R XL Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 20. /»crftcr'frfje ^crfafls^ttnöfunfl, ^^•vctßttvg ttn 33ret§gau ©oeBen tft erfc^iencn itnb burd) attc SJu(f)f)anbIungen ju begießen: Jira^, Dr. TO., iiub Dr. §. l'auboii^, Sc^ibiict) für bcn lllltcrridjt in t>ev 9Jotuibcfrf)rcttiiut!j. Isüv öh;in= naficit, Sicalgijmnaficn imb aiibcrc (jöftere S'cfjranftaltcn 6c= arbeitet, gr. S". 3roeiter Xci(: Scl)rbnd) für itcn Untcrrtdit IM i>Cr ©Otrtttit. giiit 27.j eingchrucrtnt 3(bbilbungeii. Srittc, iiad) ben neuen S cf)rpliincn ncrbcffcrte 3litflage. (XVI u. 292 ©.) .1/. 3; geb. AJ. 3.40. — ?ivüi)cr \\t erfdjienen: tSrfter Jeil: .fcßrliuifi für den 2lnlcrriifil in bcr BooCogic. »B!it21S ciii- gctnicfteii Sfbtnlbiiiiaeii. Tritte, reitcfjci tc SliifKiae. (XVI mit' 340 ©.) /!/. :S.3i) ; oel'. .1/ S 70. iTittct Seil iSdiliiB): ^cBrBmS für bcn ^Ititcrridit in >cr saincraCogii'. 93iit 108 eingctnictten Sl'bt'iltuiigcii iinb 3 Safelii .«iHitiiUfotmeuuc6c. (X u. 128 ®.) M. 1.60; .leb. M. 1.95. •iWtünd), Dr. %, ücifvbndt bcr "^Mitjfif. mu einem 3(n= ftonge: 2'ie ©riiiiblclircii bor Cliciiüe iiiib bcr iiintlKuintiiilicu IScogrnpljic. i'iit 327 in ben Scjt gebructten Slbbilbungen unb einer Spettraltafel in 5"''i^6'^"'5i-'w*- 3<^6"*i^' uerbefferte 3(itttrtge. gr. 8". (.\VI «. 4.52 ©.) .)/. 4; geb. .1/. 4,4-5. JKcinl)ciuu*r, '■?(,, Vcitfnbcn tev sSotnuif. Mr bie untern ftloffen fiöfterer i'ebranftolten. Stritte, oerniefjrte unb £) erb eiferte 3(uflage. 3Jiit 120 in ben Jejt gebrucftcn Slbbilbungcn. gr. 8». (IV n. 96 @.) M. 1 20; geb. M. 1.55. Im Verlage von R. Friedläiider & Sohu, B(>rliii NW., Karl.strasse 11 erscheinen nml sind dnrcli .alle Buchhandlungen zu bezielii'u: Ornithologisclie Monatsberichte lieransgesfoben von Dr. And. Reichenow. I'i'eis jäHrlicli 6 Js/Zen-ls:. Die Ornithologisclien Monatsberichte erscheinen in nionatlichon Nummern und enthalten kleinere Aufsätze systematischen, faunisti- schen und biologischen Inhalts, Referate über die gesamnite neu erscheinende ornithologisclie Litteratur, Nachrichten über Reisen, Museen, zoologische Gärten und Privatsanimhingen, sowie Bio- graphien. Ein mit „Verkehr" bezeichneter Abschnitt bringt Tausclie und Kaufgesuche und Angebote, Anfragen und andere persönliche Angelegenheiten ornithologischer Richtung der Leser kostenfrei zur Anzeige. 3n j'rri). Düiiimleiü Ucriiiii6biuljiiuiibluiui ui ßtrltu SW. 12 crfcfjien uor Äurjem: ärpl^ungs- imh i^itbrricIjUbljr rur (5ymnaficn unb Hcalfd]iikn. I). Dr. 3öill)elm Sd)rabcr, ®efi. Obcvvciiievniiij'Srat inib .fiuvator ^^'r Uiiiuevittöt ,ui .vnlle. Biucitr mit tiiiem ^iiliaiijt iibrr üe iitucn fcljttilniic t)trfcl)tiic Auagabf btr fünften bcriditigtcn Äiiflniir. G4.5 ^ciffn flr 8". »»reis 10,öO mark. üni ßcril!rnt öer fünften Auflap tuirö licr llariitrait autli einifln juiit ^lU-fifr uon 1,20 M- geliefert. 3n 5ierö. 5>ümmfer5 ^^erfaftsöudi^anöfunji in 3Serfin SW. 12 ift erfd iciien : IHalrrifdir üwhx- unb Jlölkfrkiinbt (Sine yintmbc|d)rcil)mifl nllcr l'ünöcr bcr (5riic, il^^tlcio^^eve ^ev nuiicvcuvopiiiichen, unb örljilbcrmiij iljrcr öriuoljiirc unter bel'oniJerer ßerüritlulitiginut ber nrueften C-ntJeriuuui&rrilcn. ©ebilSttcn g-reunbeii ber (i'rblunbc iicuntiiiet Hon Dr. ^. ^1. ^. 3t»»t«temtai%n. W &ntc ^Iiiflage. ip 3ieuer 3lbbrnrf ber neunten, non Dr. i». . Bringegeld bei der Post Ih •) extra JL Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. .4lidriic*k ifiit nur mit vollMtiiii4li{>-oi • 4{aellenangabe gestattet. Zur Phylogenese der Säugethiere. Nach den Untrrsuehiingon des Prof. Willy Kti li enthal.*) Profes.soi- Willy Kükentlial bat zwei Vorträge vci- üffentlicht, die deu Titel führen: „Ueber den Ursprunj;' und die Ent Wickelung der Säus'etbierzähne" (Jenai.sclie Zeitschv. f. Naturw. XXVI. N. F. XIX, 1892) und „Uel)er die P^ntstebung- und Entwiokelung- des Säug'etbierstammes" (Biolog.Ceiitralhl.XII No. 13, 1892), welcbe bemerkenswertlie Beiträge zur Piiylogenese der Säugetbiere bieten. Wir geben zunächst einen Au.szug aus dem ersten der genannten Aufsätze. Während bei den ältesten Wirbelthieren, den Hai- fischen, Zahiigebilde nicht nur auf den Kiefern, stnidern auf der ganzen Körperoberfläche vorkommen, hat sich bei den höher organisiiten die Bezahnung mehr und mehr auf die Kiefer beschränkt. Der Bau der einzelnen Zähne wurde aber mit der Abnahme der Zahl complicirter, auf Grund der verschiedenen und erhöhten Anforderungen, die an die einzelnen Zahngebilde gestellt wurden. In unserer Jugend, zwischen das 6. und IS. Jahr fallend, hat bei uns allen ein eigenthttinlichcr Process stattgefunden, den man als Zalmwechsel bezeichnet. Die 20 Zähne, welche wir bis dahin besessen hatten, waren nacheinander ausgefallen und durch neue ei-setzt worden, ausserdem waren aber noch neue Zähne hinten in jedem Kiefer erschienen, 3 in jeder Kieferhälfte, von denen der letzte, der sogenannte Weisheitszahn, erst spät, im 1 't. bis 30. Lebensjahre, in vielen Fällen (in 42 Procent bei uns, in nur 19 Pi'oeent bei niederen Passen) überhaupt nicht durchbricht. Die Serie der zuerst erscheinenden Zähne nennen wir Milchzähne, die später darauf folgenden, bleibende oder Ei'satzzähne. Besonders ausge])rägt tindeii wir diesen Process des Zahnwechsels bei den höheren Säugethieren, die niederen zeigen im allgemeinen entweder nur einen sehr beschränkten oder gar keinen Zahnwechsel. *) Herr Prof. Kükenthal hat die Güte gehabt, die Correcti des obigen Aufsatzes zu lesen. Als einfachster Typus der Säugethierbezahnung wird vielfach der der Zahnwale angesehen. Während im allgemeinen bei den Säugethieren eine Ditifercncirang des Gebisses in meisselförmige Schneide- zähne,- spitze Eckzähne und breite, mit mehreren Höckern oder Falten versehene Backzähne erfolgt ist, sehen wir bei den Zahnwalen keine Verschiedenheit in der Form. Vordere wie hintere Zähne sind einfach konisch zugespitzt und sitzen in meist grosser Anzahl in jedem Kiefer, ein jeder vom andern gleichweit entfernt. Das Gebiss wird dadurch dem der Reptilien sehr ähnlich, es wird als ein gleieliartiges, homodontcs Gebiss bezeichnet. Es giebt indessen Zahnwale, deren Gebiss recht be- deutend von diesem homodonten Typus abweicht, so der Narwal mit seinen als kolossale Stosszähne entwickelten oberen Eckzähnen, oder wie die Entenwale und Ver- wandte, bei denen im Unterkiefer ein Zahnpaar, vermuth- lich ebenfalls die Eckzähne, sehr stark entwickelt sind, während von den anderen Zähnen sich nur noch Eudi- mente vorfinden. Von den 25 in jeder Kiefei'hälfte vor- handenen Zähnen eines Embiyos , des Braunfisches , Pho- caena communis, sind ferner äie ersten 18 durchaus gleichartig zugespitzt, die hinteren 7 dagegen sind rund- licher, einzelne von ihnen sogar mit zwei und drei deut- lichen Höckern versehen. In diesem Falle ist also die Un- gleichartigkcit der Bezahnung, die Heterodontie, ganz deutlich ausgesprochen. Bei den Zahnwaleu lassen sich also noch Spuren eines einstmalig ungleichartigen Ge- bisses auffinden. Als feststehend wird ganz allgemein die Thatsache betrachtet, dass die Zähne der Zahnwale der zweiten, also der permanenten Dentition angehören, und dass ein Milchgebiss nie auftritt. Die Zahnwale werden damit als monophyodonte den mit zwei Zahnserien verseheneu diphyodonten Säugern gegenübergestellt. K. aber behauptet, dass das Zahnwalgebiss ein echtes Milchgebiss ist, also der 1. Dentition angehört, welche nicht durch eine zweite Dentition ersetzt winl. 206 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. -21 vielmehr persistirt. Ein untrügliches Merkmal ist ihre Ent- stehung. Die zweite Dentition entwickelt sich stets nach innen zu von der ersten, aber unabhängig von derselben aus einer beiden gemeinsamen Epitheleinsenkung. Die Behauptung K.'s, dass das Gebiss der Zahnwale der ersten Dentition angehört, lässt sich unwiderleglich durch die an einer grösseren Anzahl von Embryonen ver- schiedener Species gefundene Thatsaeiie beweisen, dass die zweite Dentition ebenfalls angelegt wird, aber nur embryonal, und später verschwindet. Die Anlagen der aus der siebartig durchlöcherten Zahnleiste entspringenden Ersatzzähne sind bedeutend kleiner als die der ersten Dentition, sie zeigen ein rudimentäres Aussehen, doch kann man deutlich eine Schraelzkaiipe und Andeutungen der darin befindlichen charakteristischen Schmelzpulpa unterscheiden. Weshalb der Zahnwechsel bei den Zahnwalen unter- bleibt, und die erste Dentition persistirt, ist eine noch offene Frage, es lässt sich vielleicht darüber folgende Vermuthung aufstellen. Die meisten Zahnwale nähren sich von Fischen, die sie in grosser Anzahl verschlucken; die Thätigkeit der Zähne beruht also nicht in Kau- functionen, sondern nur darin, die glatte Beute fest- zuhalten. Besondere Verrichtungen kommen keinem der Zähne zu, sie sind daher gleichmässig gross und stehen in gleichweiten Abständen von einander. Eintretender Zahnwechsel würde die Schwierigkeit des Ergreifens und Festhaltens der Beute sehr vergrösseru. Dieser Mangel besonderer Functionen macht es erklärlich, dass die Zähne vieler Zahnwale im Alter hinfällig werden und z. B. bei älteren Weisswalen gar ausfallen. Andere Zahnwale sind keine Fischfresser, sondern nähren sich ausschliesslich von weicherer Kost, von Tintenfischen. Bei diesen verkümmern die Zähne noch mehr, die harten Kieferränder übernehmen deren Function, und wenn z. B. beim Entenwal in ver- einzelten Fällen ein unterer Eckzahn noch durchbricht, so functionirt er doch nicht mehr. Der geringen, aber andererseits ganz gleichmässigen und andauernden Inanspruchnahme der einzelnen Zähne ist es vielleicht zuzuschreiben, dass der Zahnwechsel bei den Zahnwalen unterbleibt. Die Ordnung der Bartenwale zeichnet sich aus durch den Mangel an Zähnen und an Stelle derselben den Be- sitz von eigenthümlichen Hautgebilden, den Barten, welche zu beiden Seiten des Oberkiefers in die Mundhöhle hinab- hängen und bei ihrer grossen Anzahl, dichten Stellung und" Zerfaserung ihrer Sulistanz, des Fischbeins, als Filter wirken, in welchem sich die Nahrung, Millionen kleiner pelagiseher Mollusken und Krebse, fängt. Im Kiefer jüngerer Embryonen der Bartenwale finden sich eine grosse Zahl deutlicher Zahnanlagen. Mit Recht erblickt man darin ein geradezu klassisches Beispiel für die langandauernde Vererbungsfähigkeit nutz- los gewordener Organe; denn niemals treten diese Zähne in Function. Eschricht fand Zähne im Ober- wie im Unterkiefer nicht nur des grönländischen Wales, sondern auch bei Buckel- und Finnwalen. Die 9 vorderen Zähne erschienen ihm schmaler cylindrischer,und er stellte sie daher Schneide- zähnen gleich, im Gegensatz zu den übrigen, welche breiter und in der Mitte bauchiger waren. Es wurde da- nach von ihm und späteren Forschern Heterodontie an- genommen. Eine derartige Differenz zwischen den 9 ersten und den übrigen Zähnen vermag K. nicht aufzufinden; wo er ferner an den hinteren Zähneu konische Tuberkeln fand, zeigte es sich, dass dieselben stets von dem an der Spitze beginnenden, unrcgelmässig fortschreitenden Rcsorptions- process herrührten. K. hält die Bartenwalbezahnung trotz- dem für ursprünglich heteroddut, aber ausschliesslich auf Grund der Thatsache, dass sieh in unregelmässiger Weise noch Zähne vorfinden, die als aus 2 oder 3 Einzel- zähnen zusammengesetzt ei-scheinen. Derartige zusammen- gesetzte Zähne kommen aber auch zwisclienden 9 eisten vor, so dass also von einem morphologischen Gegensatze der letzteren zu den übrigen nicht die Rede seui kann. Gegen eine secundäre Verschmelzung spricht die Er- wägung, dass die Kiefer der Bartenwale ganz enorm ver- längert sind, ein Zustand, den sie embryologisch nach- weisbar erst im Laufe ihrer Entwickeliing als Wale er- worben haben. Demgeniäss können auch die Zähne nicht nüt einander nachträgiicii verwachsen sein; entweder be- iiieiten sie ilnx- gegenseitige Lage wenigstens annähernd bei, oder sie rückten weiter auseinander. Die Annahme, dass die zusammengesetzten Zähne primitive Zustände darstellen, das heisst Backzähne sind, ist also die wahr- scheinlichere; denn eine Serie von 7 verschieden grossen Emi)ryonen einer Bartenwalspecies zeigte nändieh, dass die Zahl der Doppelzähne mit zunelimendcm Waclisthum beträchtlich alniimnit, während die Zahl der einzelnen Zahnsi)itzen constant in jeder Kieferhälfte ö3 beträgt. In den jüngsten Stadien sind 9, ja 15 Zäime mit ein- ander verschmolzen, in den darauf folgenden 5, 4 und 3 und in den ältesten niii- noch 2. Dasselbe Resultat ergab sich aus Vergleichung von jüngeren und älteren Embryonen anderer Bartenwalarten. Daraus folgt, dass die ver- schmolzenen Zälnie ein ursprüngliches Verhalten darstellen, und dass aus Backzähnen durch Theilung derselben ein- spitzige kegelförmige Zähne entstehen. Wir haben die Erscheinung kennen gelernt, dass bei Säugethieren. deren Kiefer sich verlängern, die Back- zähne sich in eine Mehrheit von konisch zugespitzten, reptilienzahnartigcn Gebilden theilen; sind nicht die Back- zähne auch umgekehrt so entstanden, dass bei der ein- tretenden Verkürzung der Kiefer, welche die Vorfahren der heutigen Säuger bei ihrer Umwandlung aus Reptilien erlitten, je eine Anzahl einfacher konischer Reptilienzähne zur Bildung eines Säugethierbackzahns zusammentraten? Die ältesten bekannten Säugethiere, z. B. Triconodon aus dem oberen Jura, zeigen Backzähne von je drei gleich- artigen, hintereinander liegenden konischen Kronentheilen, die mit einander verschmolzen sind. Von diesem, dem trieonodonten und tritubercularen Typus aus, lassen sich die Backzähne aller andern Säugethiere ableiten. Zweifel- los ist das Gebiss der Bartenwale wie der Zahnwale als eine Anpassung an das Wasserleben zu betrachten, es lässt sich daher vermutheu, dass auch bei anderen pelagischen Säugethieren eine ähnliche Umwandlung ein- getreten ist, und in der That können wir in der Ord- nung der Robben derartiges beobachten. Bei den Bartenwalen, und sicherlieh auch bei den Zahnwalen, ist als mechanischer Grund der Vermehrung der Zähne in erster Linie die enorme Vergrösserung der Kiefer zu nennen, die Theilung der Backzähne in ihre Elemente, einspitzige Zähne, wurde aber nur durch den gewissermaassen gelockerten Bau derselben ermöglicht. In letzter Linie ist es, wie wir es auch bei der Barten- robbe sehen, mangelhafte Verkalkung, welche die Um- änderungen ermöglicht hat. Verringerte und verlangsamte Verknöcherung ist eine pelagischen Säugern ganz allgemein zukommende Er- scheinung, die uns verständlich wird, wenn wir deren Lebensweise ins Auge fassen. Für Thiere, welche, auf hohem Meere lebend, als Lungenathmer gezwungen sind, sich fast stets auf der Oberfiächc zu halten, ist die Ver- ringerung des speeifischen Gewichtes eine unerlässliche Bedingung, und wie könnte ihr besser entsprochen werden, als durch eine verringerte Ablagerung von Kalksalzen! Nr. 21. Naturwissenschaftliche- Wochenschrift. 207 Skelette von Zahnwalen, Bartenwalen und auch manchen Robben zeigen dies aufs deutlichste. Bei den Zahnarmen ist ein Zahnwechsel bei ein paar Gürteltierarten seit langem bekannt, und K. fand die Anlagen bei der Dendition auch bei einer anderen Species. Bezüglich der Heutelthiere steht jetzt widerspruchs- los fest, dass ihre in Schneidezähne, Eck- und Back- zähne wohlgegliederten Gebisse keinen oder nur bei einem Backzahne Zahnwechsel besitzen. K. hat nun im Gegen- satze zu der bis dahin herrschenden Ansiclit gefunden, dass das Beutelthiergebiss nicht zur zweiten Dentition, sondern zur ersten gehört. Der einzige, später auf- tretende Zahn gehört dagegen der zweiten Dentition an. Der Beweis wird geführt durch die Tiiatsache, dass in einem gewissen Stadium der Entwickelung neben Anlagen der bleibenden Zähne noch Anlagen von diesen ent- sprechenden Ersatzzähnen auftreten. Sie treten als Ver- dickungen der nach innen von den l)leii)enden Zähnen \erlaufenden Zahnleiste auf. Eine öfters von verschiedenen Forschern ausgesprochene Ansicht ist die ])oly]ihylctische Abstannuung der riaeental- thiei-e von den einzelnen Beutelthierordnungeu. Die Raub- thiere z. B. sollen also von den Raubbeutlern, die Nage- thiere von den Nagebeutlern abstammen. Soweit sich diese ))olyphyletische Hypothese auf die anscheinend gleich- artige Bezahnung stützt, und sie thut es in hervorragendem Maasse, lässt sie sich nicht mehr halten, denn es geht natürlich nicht au, die erste Dentition der Beutler, welche das persistirende Gehiss darstellt, mit der das persistirende Gebiss bildenden zweiten Dentition der höheren Pacental- thiere zu homologisiren. Die Aehnlichkeiten der Gebisse sind Convergenzerscheinungen. Innerhalb der Säugetliierklasse, von den niedersten bis zu den höchsten Formen aufsteigend, sehen wir nun, wie die zweite Dentition in Bezug auf Form und Leistung mehr und mehr die Oberhand gewinnt, während bei den niederen die erste überwiegt. Indem eine Dentition unter- druckt wird, kommt es zur Monophyodontie, die also gleichfalls wie die Homodontie als eine secundäre Er- scheinung aufzufassen ist. Ferner lässt sich die Frage, welche von beiden Zahnreihen der Säugethiere die ältere, also die primitive, und welche die secundäre war, in der Weise beantworten, dass innerhalb der Klasse der Säuge- thiere beide Dentitionen in ihrer Anlage gleichwerthig sind. Die Entwickelungsgeschichte giebt durchaus keinen Anhalt für die oft ausgesprochene Behauptung von der Abhängigkeit einer Dentition von der andern, l)eide sind Schwestern, deren Mutter die einfache Epitheleinstülpung im Kiefer ist, die wir als Zahnleiste bezeichnen. Natürlich ist die erste Dentition als die ältere, die zweite als die jüngere Schwester aufzufassen. Prinei|)ielle Unterschiede zwischen Reptilien- und Säugethierzähnen tinden sich nicht vor, es können eben- sowohl Reptilienzähne Eigenthümlichkeiten der Säugethier- zälme aufweisen (so verschiedene Form der Zähne des- selben Kiefers, oder Einpflanzen in Alveolen), andererseits können letztere durch mancherlei Reductionen typischen Reptilienzähnen ganz gleich werden. Ferner findet sieh auch bei Reptilien ein Zahnersatz vor, dersell)e ist sogar bei weitem ausgeprägter als der der Säugethiere, da nicht nur zwei, sondern mehrere Dentitionen aufeinander folgen können. Bei den Haien sitzen die Zähne nicht nur auf den Kieferrändern, sondern über die ganze Körperoberifäche zerstreut, es sind Hautproducte von denkbar einfachstem Bau. Sind die auf dem Kiefer stehenden Zähne al»ge- nützt, so rucken von der Innenseite her neue Zähne nach, um die ersteren zu ersetzen. Dieser Ersatz ist ein unbe- grenzter. Die einzelnen Zähne sind durchaus noch nicht specialisirt, ihre Jlenge ist dafür um so grösser. Die zweite Stufe der Zahnentwickelung repräsentiren die Amphibien und besonders die Reptilien. Von der Hautoberfläche sind in diesen Klassen die Zähne ver- schwunden, sie haben sich auf die Kiefer concentrirt. Auch der unbegrenzte Ersatz der abgenützten ist einge- schränkt worden, es finden sich nur noch einige wenige Reihen nach innen von der ersten. Mit der zunehmenden Specialisirung, die besduders bei höheren Reptilien ein- tritt, nimmt die Zahl der Zähne ab. Von den mehrfachen Reihen zeitlich aufeinander fol- gender Zahnserien, wie sie bei den Reptilien angetroffen werden, sind bei den Säugethicren durch theilweise Ver- schmelzung dersell)en nur noch zwei übrig gebliel)en: Milchgebiss imd bleibendes Gebiss, oder besser erste und zweite Dentiti(m, von denen die letztere sich genau wie bei den Reptilien nach innen von der ersteren anlegt. Mit der nunmehr erfolgenden höheren Specialisirung der Zähne, die sich den verschiedensten Functionen an- zupassen hatten, kam es zu einer Verminderung ihrer Zahl. Die Umwandlung der Reptilienzähne in Säugethier- zähne kann man sich folgendermaassen vorstellen. Bei der eintretenden Verkürzung der Kiefer rückten die Zahn- keime der einspitzigen Reptilienzähne näher und näher aneinander und verschmolzen gruppenweise zu mehr- spitzigen Zähnen, den ursprünglichen Backzähnen der ersten Säugethiere. Durch die infolge verschiedener phy- siologischer Leistungen geforderten Umformungen bildeten sich die Backzähne aus, wie wir sie bei den jetzt leben- den Säugethicren kennen. Besonders durch Heranziehen paläontologischer Funde sind wir heutzutage im Stande, die einzelnen Höcker der Backzähne bei den verschieden- sten Säugethicren mit eben derselben Sicherheit homolo- gisiren zu können, wie wir etwa die einzelnen Finger innerhalb der Säugethierklasse zu homologisiren ver- In dem zweiten am Eingange dieses Artikels ge- nannten Aufsatz Kükenthal's „Ueber die Entstehung und Entwickelung des Säugethierstannues" haben die vor- stehend mitgetheilten Resultate wesentlich als Grundlage gedient. Unter allen Wirbelthieren treten die Säugethiere zu- letzt auf der Erde auf, ihre ersten spärlichen Reste finden wir in triassischen Formationen. Während sie sich im Laufe der Zeit die Herrschaft sicherten, so dass wir unser geologisches Zeitalter als das der Säugethiere bezeichnen können, hatte vor ihrem Auftreten der Stamm der Saurop- siden das Uebergewicht. Es ist daher ganz natürlich, mit der Betrachtung dieses Stammes zu beginnen, wenn wir der Frage nach der Entstehung der Säugethiere näher treten wollen. Von dem ausserordentlichen Formenreichthum der Reptilienklasse vermögen wir uns keine Vorstellung zu machen, wenn wir die jetzt lebenden Eidechsen, Schlan- gen, Schildkröten und Krokodile heranziehen. Sie sind nur die letzten kümmerlichen Sprossen eines einst weit- verzweigten Baumes, der über die doppelte Anzahl von (Ordnungen enthielt, welche uns die Erdschichten auf- bewahrt hal)en. Auf Grund der ))aläontologischen Funde, welche sich von Jahr zu .Jahr mehren, sind wir in den Stand gesetzt, die Stammesgeschichte der Reptilien, wenig- stens in ihren Hauptzügen, mit einiger Sicherheit zu ver- folgen. Man nimmt meist die paläozoische Reptilien-Ordnung der Theroniorphen als Säugethiervorfahren an, da sie die grösste Aehnlichkeit mit ihnen aufzuw^eisen haben. In der That zeigt eine Vergleiehung der Skelette, nach denen allein wir gehen können, da uns keine anderen Reste 208 Naturwissenscliaftliclie Wochenschrift. Nr. 21. überkonimeu sind, eine grössere Anzahl der gleichen Merkmale bei beiden Gruppen. Besonders auffällig ist die Aehnlichkeit in der Dif- fereneirung des Gebisses. Wie bei den Säugetliieren, so finden wir auch liei den Theroniorphen eine morphologische Verschiedenheit innerhalb der Zahnreihe; auch hier können wir von Schneidezähnen, Eck- und Backzähnen sprechen, zum Unterschiede von anderen Reptilien, wo nur gleich- massige konische Zähne im Kiefer stehen. Von den 4 Unterordnungen der Theromorphen zeigen die Fareiasaurier in ihrer liezahnung noch die meisten Anklänge an die anderen Reptilien. Alle Zähne, deren Zahl ziemlich hoch war (bei Pareiasaurus bombidens: 76), wurden zu ziemlich gleichmässiger Function herangezogen, und zeigen demgemäss in ihrem Bau nur geringe Ver- schiedenheiten. Nach innen von der Zahnreihe sind bei allen beschriebenen Gattungen (Tapinocephalus, Pareia- saurus und Anthodon) deutliche Ersatzzahnkeime vor- handen. Viel weiter differencirt ist das Gebiss der Therio- dontia, deren Zähne nach dem Raubthiertypus gebaut sind. Von Ersatzzahnanlagen ist bei keinem dieser Ranb- reptilien etwas gefunden worden. Die beiden anderen Unterordnungen haben ein sein- abweichend gestaltetes Gebiss; die Anomodontia bcsassen nur ein paar mächtige Fangzähne im Oberkiefer (ähn- lich den Stosszähnen vom Walross) oder waren gänzlieli zahnlos. Die Placodontia, deren Zugehörigkeit zur Ordnung der Theromorphen indess nicht sicher steht, waren noch sonderbarer ausgestattet, indem vorn Sclineidezähne, hinten im Oberkiefer rundliche Backzähne, im Unterkiefer grosse Pflasterzähne standen, und der Gaumen ausserdem mit grossen Pflasterzähnen bedeckt war. Eine ganz ähnliciie Bezahnung findet sich übrigens bei fossilen Fischen, den Pycnodonten, zu denen diese Reptilien zuerst gestellt wurden. Lassen wir die beiden letzterwähnten Gruppen zu- nächst bei Seite und betrachten wir Pareiasauria und Theriodontia, so fällt besonders auf, dass wir hier nicht, wie es bei anderen Reptilien der Fall ist, eine Aufein- anderfolge mehrerer Dentitionen vor uns haben, die bei Fossilien vortrefflich erhalten sein können, sondern dass . hier nur ein einmaliger oder überhaupt kein Ersatz statt- findet, letzteres bei den am meisten specialisirten Gebissen. Innerhalb der Theromorphenordnung geht also mit der höheren Specialisirung der einzelnen Zähne die Bildung von Ersatzzähnen verloren. Ganz analoge Verhältnisse finden wir bei den Säuge- thieren wieder, wie weiter oben geschildert worden ist. Betrachten wir also die l)es])rochenen Gruppen mit unbefangenem, nicht durch phylogenetische Hyi)othesen voreingenommenem Blicke, so sehen wir, wie bei Thero- morphen, Marsupialiern und Placentaliern der ursprüng- liche Zustand des Gebisses der polyphyodonte, respective diphyodonte war, wie aber durch die gleiche Ursache, Specialisirung der einzelnen Zähne, bei den Theroniorpheai, alle Dentitionen ))is auf die erste unterdrückt wurden, bei den Marsupialiern wenigstens ein Zahn der zweiten Dentition zum Durchln-uch kam, bei den Placentaliern aber trotz der Specialisirung beide Dentitionen erscheinen. AVir haben also in den drei Gruppen der Thero- morphen, Marsupialier und Placentalier drei verschieden hohe Stufen der Zahncntwickelung vor uns, die sich nach denselben Gesetzen, aber von immer höherer Basis aus bildeten. Es macht den Eindruck, als ob die Höhe der Gebis.s- entwickelung jedesmal der Höhe der Organisationsstufe der betreffenden Thiergruppen entspräche, ein Gedanke, der ja durch das Princip der Correlation der Organe durchaus wahrscheinlich gemacht wird. Damit ist zugleich ausgesprochen, dass die Aehnliclikeiten, welche sich in den drei verschieden hoch entwickelten Gebissformen finden, auf Conv«rgenzerscheinungen beruhen und zu phylogenetischen Verknüpfungen nicht verwandt werden können. In der That sehen wir, wie das Gebiss der Theriodontier wohl dem der Raubbeutler und Raubplacen- talier, nicht aber dem der niedersten Säugethiere ähnlich ist, welche wir durch jialaeontologische Funde kennen, und zu deren Betrachtung wir nunmehr übergehen wollen. Die ältesten Reste der Säugethiere kennen wir aus der Trias, und zwar weisen sie schon eine grosse räum- liche Verbreitung auf, da man vereinzelte Zähne oder unvollständige Schädel in Schwaben, Nordkarolina, im Basutoland und im Caplandc gefunden liat. Dies allein spricht schon für ein höheres Alter des Säugethierstammes und macJjt seine Entstehung im Palaeozoicum wahrschein- lich. Bei der Untersuchung der triassischen Säuger sind wir fast ausschliesslich auf die Zähne angewiesen, deren Bau ein höchst eigenthümlicher ist. Zwar sind sie in mancher Hinsicht noch reprilienähnlich, besonders durch die geringe Ausbildung der Wurzel, es tritt aber nicht nur eine Specialisirung des Gebisses in Schneidezähne, Eckzahn und Backenzähne ein, sondern letztere sind auch höchst auffällig gebaut. Ein jeder Backzahn setzt sich nämlich zusammen aus zahlreichen Höckern, die in zwei oder drei Reihen geordnet und durch Längsthäler ge- trennt sind. Man hat diesen alten Säugethieren deshalb den Namen ,,Multitul)erculaten" gegeben. Sind die Multituberculatenbaekzäiine — wie oben be- gründet — durch gi'M]ipenwcise verschmolzene, ursprüng- liche, konische Reptiiicnzähne enstandcn, so müssen sie in sehr geringer Zahl vorhanden sein, da ja jedesmal ein Zahn einer ganzen Anzahl einfacher Reptiiicnzähne ent- spricht. In der That finden sich in jeder Kieferhälfte nur 1 oder 2 ^Molaren, von den ähnlich gebauten Prä- nnilaren iKlchstens 4, meist weniger \or. Wie der Process der Verschmelzung vor sich gegangen, ist schwer zu ver- stehen, da er aus der Verkürzung der langen Reptilien- kiefer zu kurzen Säugethierkiefern allein nicht zu erklären ist; dennoch ist die Verschmelzung von Zähnen bei den Wirbelthiercn nach K. eine Thatsaciic, und daher durch- aus nicht mit Zahnbildungsvorgängen bei niederen Wirbel- thieren in Widei'sprueh. Die Backzälnie der theromorphen Reptilien sind nur homolog einem einfachen Reptilienzahne, oder aber es kommt, wie bei den Theriodontiern, zu einer Verschmel- zung. Diese Verschmelzung aber betrifft stets nur den ein- zelnen Zahn und seine entsprechenden Ersatzzahnanlagen, welche in der Zahnleiste cntlialtcn sind. Die Backzähne der Säugethiert' dagegen stellen viel complicirtcre Gebilde dar, sie sind entstanden aus Verschmelzung einer grösseren oder geringeren Anzahl konischer Reptilienzähne, die hinter einander liegen , und meist treten dazu noch die entsprechenden Zahm-eihen der zweiten eventuell der dritten Dentition hinzu. Der Process der Kieferverkürzung muss bei diesem Processe ein wiciitiges meciianisciies Moment gewesen sein. K. stellt für die Entwickeluug der Zähne innerhall) der gesammten Wirbelthierreihe das Princip auf, dessen hypothetischen Charakter er indessen ausdrücklich betont, dass die Ausbildung der Zähne in erster Linie auf die Verschmelzung von Einzelzähnen zurückzuführen ist. Als ursprüngliches Element ist der einfache Dentin- zahn der Fische anzusehen. Wie durch das Verwachsen der Basalplatten dieser Elementargebilde die Belegknochen der Mundhöhle entstanden sind, so haben sich auch durch Nr. 21. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 209 Verschmelzung der Zähne selbst complicirtere Zahnformen gebildet. Dieser Vorgang lässt sich bei Selacbiern vergleichend- anatomisch verfolgen. So hat z. B. Oladodus, eine der ältesten Haifischformen, folgenden Zahnbau aufzuweisen; auf einer langgestreckten Basis erheben .sich eine Anzahl konischer Spitzen, von denen die mittelste und die beiden äusseren die längsten sind. Die Entstehung dieses Zahn- gebildes würde ganz unverständlich sein, wenn wir an- nehmen wollten, dass es durch allmähliche Differeucirung einer einzigen Zahnspitze entstanden sein soll; es erscheint vielmehr ganz selbstverständlich, diese Bildung aus einer Reihe verschmolzener Einzclzähne bestehend anzunehmen. Durch immer inniger werdende Verschmelzung der Einzel- elemente sind dann die anderen Zahnformen entstanden. Es ist ja dabei keineswegs ausgeschlossen, dass auch ohne Verschmelzung einzelne Zähne in Folge erhöhter In- anspruchnahme an Grosse zunehmen, nur lassen sich daraus nicht die mehrspitzigen Zähne erklären. K. stellt also den ursprünglichen Einzelzahn der Fische als Zahn erster Ordnung den durch Verwachsung mehrerer entstandenen Gebilden, wie innerhalb der Fischklasse, als Zähnen zweiter Ordnung gegenüber. Mit dieser Complication erfolgt naturgemäss eine ^'erringerung in der Zahl der sich anlegenden Dentitionen. Bei Fischen ist im allge- meinen der Zahnwcchsel unbegrenzt, er hört aber bereits innerhalb dieser Klasse bei Ausbildung sehr grosser Einzel- zähne, also bei eintretender Specialisirung auf (z. B. bei Chimaera oder Ceratodus). Auch bei den Reptilien ist die Zahl der Dentitionen eine begrenzte. AVollen wir den Einzelzahn eines Reptiles mit den Zähnen der Fische vergleichen, so werden wir sie besser mit den Zähneu zweiter Ordnung zusaninieu- stellen. Wie diese, so zeigen auch manche Reptilien- zähne Coniplicationen, die auf eine ehemals erfolgte Ver- schmelzung hindeuten. Zu einer nochmaligen Verschmelzung kam es bei der Entstehung der Säugethiere aus reptilienähnlichen Vor- fahren. Die Backzähne der Säugethiere sind also Zähne dritter Ordnung, entstanden durch Verschmelzung von Reptilienzähnen. In schönster Ausbildung zeigt sich das Resultat dieses Processes bei den ältesten bis jetzt be- kannten Säugethieren, den Multituberculaten. Einfacher Fisehzahn, Reptilienzahn und Säugethier- backzahn sind also miteinander nicht homologisirbar. Dem- zufolge ist also eine phylogenetische Verknüpfung der betreffenden Formen auf Grund der Bezahnung durchaus unzulässig. Die Frage nach dem Ursprünge der Säugethiere be- antwortet K. nunmehr folgendermaassen. Die Vorfahren der Säugethiere waren nicht, wie meist angenommen, theroniorphe Reptilien, sondern uralte zur palaeozoischen Zeit lel)cnde Formen (von denen ja die Theromorphen ebenfalls ihren Ausgang genonunen haben können) mit weniger specialisirtem, noch aus glcichmässigen konischen Zähnen bestehendem Gebiss. Aus ihnen heraus ent- wickelten sich zuerst Säugethiere mit Mnltitubereulaten- gebiss. Die jetzt lebenden Säugethiere werden in drei Unter- klassen eingetheilt, die Monotremen, die Beutelthiere und die Placentalthiere. Der KöriJcrbau der noch eierlegenden Monotremen zeigt, obwohl durch Specialanpassung rnannig- facii modifieirt, so primitive Charaktere, dass wir sie als Al)könnnlinge der primitivsten Säugethiere ansehen müssen. Es müssten nun nach dem Vorausgehenden die Mono- tremen Nachkommen der alten Multituberculaten sein. Diese Annahme hat vor kurzem eine Bestätigung erfahren durch die Entdeckung, dass, während die erwachsenen iK'iden Formen, das Sehnabcithier und der Ameisenigel, zahnlos sind, die jungen Schnabelthiere unterm Zahn- tieisch verborgen zwei Backzähne besitzen, welche einen deutlichen multitul)ereularen Bau aufweisen. Die Mono- tremen scheinen also in der That ein speeialisirter Seiten- zweig der Mnltitul)erculaten zu sein. Die ^'ertreter der zweiten Unterklasse, die Beutel- thiere, haben sich schon sehr frühzeitig von diesem alten Stamme abgezweigt, ihr Gebisstypus lässt sich auf eine Modification des Multitubcreulatentypus zurückführen. Ihr Körperbau zeigt im allgemeinen eine zwischen Monotremen und Placentalthieren stehende Ausbildung, und man sieht sie als ein mittleres Säugethierstadinm an, aus dem sich die letzteren entwickelten. Nach manchen Autoren stam- men die einzelnen Ordnungen der Placentalthiere von den entsprechenden Beutelthierordnungen ab, sind also poly- pliyletisch entstanden, nach anderen nahm die Unterklasse der Placentalier von einem mehr generalisirten Beutelthier- typus aus ihren Ursprung. Die bis jetzt für eine directe Ableitung der Placentalier von den Beutelthieren ins Feld geführten (iründe sinil aber sännntlich nicht stichhaltig, wohl aber giebt es dagegensprechende. Es lässt sich wohl denken, dass die Placentalier ihren Ursprung von dem alten Säugethierstamme nahmen, der in den Monotremen noch am wenigsten verändert fortlebt, und dass einzelne ihrer Ordnungen die Placeuta un- aldiängig von einander erworben haben. Ein den Pla- centaliern parallel laufender, ebenfalls aus dem Haupt- stamme entstandener Zweig sind die Beutelthiere. Die Aehnlichkciten innerhalb der einzelnen Ordnungen beider Unterklassen erseheinungen. wären dann nur Convergenz- Eine neue Gattung der Laboulbeniaceen, einer Familie der Ascomyceten, deren etwa 32 Arten .sämmtlich auf Käfern oder Fliegen wohnen, beschreibt Alfred Giard unter dem Namen Thaxteria Kflnekeli. (Compt. rend. de la Soc. de Biol de Paris. S. 9. T. 4. S. 156.) Dieser Pilz fand sich zu Perak auf dem ostindischen Lauf- käfer Mormolyce phyllodes Hagenbaeli Die Laboul- beniaceen sind bisher nur aus Europa und Amerika be- kannt. Die vorliegende Form übertriftt alle Verwandten an Grösse; sie wird 3 — 4 mm hoch. Sie überzieht den Thorax und die Flügeldecken mit einem Wald zierlichster Palmen. Bemerkenswerth ist die Verwandtschaft dieser neuen Art zu den fliegenbewohnenden Familiengenossen. M. Eine interessante Analyse der Sehn imnibewegnngen des Rochen veröflentlieiit Marey in den Comptes rendus der Acadcnne zu Paris (1893, "S. 77—81.) Vermittels geeigneter Vorriciitungen war ein Versuchsthier orientirt worden, so dass die beiden Serien photographischer Auf- nahmen hergestellt werden konnten, welche die neben- stehende Figur zeigt. Die Bewegungen geschehen mittels der Seitenflossen und sind vertikal wellenförmig, d. h. jeder Punkt des Flossenrandes hebt uud senkt sich ab- wechselnd. Sie beginnen am Vorderrande der Flossen, indem sich derselbe emporhebt, schreiten, gleichzeitig griisser werdend, nach hinten fort und enden am Hinter- rande in ähnlicher Weise, wie sie am vorderen begannen. Die einzelnen Phasen sind am besten aus der neben- stehenden Figur ersichtlich, in welcher No. 1 jedesmal das Anfani;stadium darstellt. Bevor die eine Welle am 210 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 21. Hinterrande verlaufen ist, erscheint eine neue bereits am Vorderrande. In der von der Seite dargestellten Reihe (zuerst aufgenommen) besteht die Welle aus 8 Phasen, in der von vorn geselienen nur aus 6; im ersteren Falle beanspruchte sie '^^q, im zweiten nur "/lo einer Secuude. Grosse Aehnlichkeit zeiat die Reihe der Vorderansichten mit gleichen Darstellungen des Vogelfiuges. lu gleicher Weise, wie die Flügel des Vogels, wenn sie am stärksten nach unten gebeugt sind, einen Halbkreis beschreiben, dessen mittleren und höchsten Theil der Körper einnimmt, stellen sich auch die Seitenflossen zum Körper des Rochen (Vorderansicht No. 6). Wenn der Flügel des Vogels von dem erreichten höchsten Punkte aus sich abwärts zu beugen beginnt, kann der aus biegsamen Federn bestehende hintere Rand desselben, in Folge des Widerstandes der Luft, der Bewegung nicht so schnell folgen und wird auf- wärts gekrümmt-, ebenso geschieht es beim Rochen (Vorder- ansicht No. 3 — 5) durch den Widerstand des Wassers. Dr. F. K. DieMitwirkuiiff der atmosphärisclieuNiederschläge bei der Gestaltung des festen Landes. — Ein bemerkens- werthes Beispiel für diese Erscheinung hat Herr John Thomson auf der Insel Fcirmosa beobachtet. Im Jahre 1634 sind dort von den Holländern zwei Forts angelegt worden, deren eines, Ft. Providence, damals an der Jlün- dung des Formosaflusses gelegen war. Gegenwärtig ist dieser Punkt aber nicht weniger als fünf englische Meilen von der Küste entfernt. Das andere, Ft. Tai Wan, ist aber seit langer Zeit völhg ins Innere der Insel gerückt. Herr Thomson erklärt die Erscheinung folgenderniaassen. Die Luft, welche über die Kuru Sliiwo Strömung hinweg- streicht, belädt sich mit reichlicher Feuchtigkeit. Die solcher Gestalt mit Wasserdampf gesättigten Wolken wer- den während des Nordost - Monsuns (Ende October bis April) gegen die bis über 3000 m ansteigenden Höhenzüge der Insel angetrieben, dort aber festgehalten und lösen sich dann in starke Regengüsse auf. Diese letzteren werden grosse Mengen Materials von dem Gebirge los- reissen, das sich dann in einer Entfernung von 15 engl. Meilen dem Boden angliedert, der ohnehin durch die stete Anschwemmung der Wasserläufe der Insel gebildet wird. Auf diese Weise hat sich eine vollkommen bewohn- bare Alluvialebene gebildet, die von Jahr zu Jahr in Folge der Regengüsse eine immer weitere Ausdehnung erhält. In der That ist also aus diesem Beispiele zu ersehen, dass die atmosphärischen Niederschläge, auf einer be- grenzten Fläche, die Gestaltung des Bodens wesentlich moditiciren können, indem sie auf Kosten des Meeres eine Ebene schaffen und erhalten, die wohl geeignet ist zur dauernden Wohnstätte und zum dauernden Unterhalt einer Zahl beträchtlichen Bevölkerung. Grs. an Anfänge epiphytischer Lebensweise bei Gefäss- pflanzen Norddeutschlands betitelt sich ein Aufsatz aus der Feder von Prof. E. Loew in den V^erhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. XXXIII, dem wir das Folgende entnehmen. — In den ..pflanzen- biologischen Schilderungen" Goebel's wird der Reichthum der Tropen an epiphytischen Pflanzen im Gegensatz zu der Armuth unserer gemässigten Zone an derartigen Ge- wächsen hervorgehoben. Dagegen beschränken sich die einheimischen Epiphyten in der Regel auf rinden- bewohnende Flechten und Moose; auch treten bisweilen Farne (Polypodium vulgare) in unseren feuchten Gebirgs- wäldern und an der See epiphytisch auf. Bei näherer Umschau lässt sich aber z. B. innerhalb des norddeutschen Florengebiets nicht verkennen, dass gelegentlich auch bei uns eine grössere Zahl von Gefässpflanzen ihren Standort auf Baumstämmen zu nehmen und daselbst den Kreislauf ihres Lebens von der Keimung bis zur Fruchtreife zurück- zulegen vermag; es thun dies, nicht bloss krautartige, sondern selbst Holzgewächse. Wo derartige Vorkommnisse zur Beobachtung gelangen, rufen sie leicht den Eindruck des Zufälligen hervor, so dass sie von den Floristen meist nicht weiter beachtet wurden. Es knüpfen sich jedoch an diesen gelegentlichen Epiphytismus einige biologische Fragen, die dem Verf. Veranlassung gaben, der iu Rede stehenden Erscheinung etwas näher zu treten. Eine reiciilicher entwickelte Epiphyten -Flora inner- halb des norddeutschen Florengebiets fand er im Sommer 1890 in Travemünde an der Ostsee — und zwar daselbst nur an einer engbegrenzten Localität. Vom dortigen Badestrande führt unweit des sog. Seetempels ein ca. 1,1 km langer, mit alten Kopfweiden umpflanzter Feldweg auf die Fahrstrasse nach Brodten. Die von einem flachen Graben begleiteten Seiten dieses Weges sind, wie vielfach in der Gegend, zum Schutz der angrenzenden Felder und Viehtriften mit einer dichten Gesträuchhecke umzogen, die von Corylus Avellana L., Carpinus Betulus L., Populus tremula L., Salix Caiirea L. und aurita L., Prunus spinosa L., Rosa canina L., Rubus-Arten, Acer campestre L., Frangula Alnns Mill., Ribes Grossularia L., Evonymus europaea L., Cornus sanguinea L., Fraxinus excelsior L. u. a. gebildet wird. Die Kopfweiden (vorwiegend Salix alba L.), deren Alter ein ziemlich bedeutendes sein muss, da einzelne Exemplare derselben durch Vermoderung bereits in zwei, fast völlig getrennte Stammreste zerfallen waren, trugen auf ihrem gekappten Stammende zwischen den eigenen, lutbenförmigen Trieben ganze Büschel dort angesiedelter „Ueberpflanzen" (nach Kerner's Bezeich- nung). Auch dem Laien pflegten auf diesem Wege u. a. die Erdbeeren aufzufallen, deren Früchte man hier von den Bäumen ablesen musste und welche — gleich der neben ihnen wachsenden Nepeta Glechoma Benth. — ihre langen Ausläufer nach Art von Ampelpflanzen von der Höhe herabhängen Hessen. Auch Himbeersträucher waren häufig auf dem ungewöhnlich hoch gelegenen Stand- ort anzutreffen und entwickelten bereits hier und da ihre Früchte. Vereinzelt traten ferner rein vegetative Stamm- I Nr. 21. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 211 cheu von Ribes rubrum L. und Pirus aucui)aria Gacrtu. auf; von ersterem fand sich ein Exemplar, dessen Stamm einen Durchmesser von etwa 1,8 cm besass, von letzterer ein 4 jähriges Individuum, dessen Wurzel mehr als 1,6 dm tief in das vermoderte Holz des Wirthstannnes einge- drunju-en war. An Liancnbildung- erinnerten die windenden Stänune des reichlich blüiienden, wilden Geisblatts und Exemplare von Solanum Dulcaniara L., deren Wurzeln zum Theil ebenfalls der fremden Unterlage aufsasseu. Als Repräsentant der bodenständigen Epiphyten trat ferner nicht selten Hedera Helix L. auf Zu den genannten Gewächsen, die mit Ausnahme von Fragaria sänuntlieli Holzpflanzen sind, gesellte sich endlich eine ganze Schaar von baumbewohnenden Kräutern und (iräsern unter denen sich auch der ^•on Goebel genannte Farn (Polypodiuni vulgare L.) befand. Das specielle Verzeichniss der übrigen Arten folgt weiter unten. Die sich zunächst darbietende JVage betrifft die Aussäungseinrichtungen dieser auf den Weidenstämmen epiphytisch auftretenden Pflanzengenossenschaft. Denn wenn A. F. W. Schimper nachgewiesen hat, dass die tropischen Epiphyten vorwiegend zu solchen Ptlanzen- familien gehören, deren Früchte oder Samen für die Ver- breitung- durch Thiere oder den Wind eingerichtet sind, während Pflanzen aus Familien mit grossen und schweren Samen nicht zu atmosphärischer Lebensweise überzugehen pflegen, so könnten vielleicht Andeutungen dieses biologi- schen Zusammenhanges zwischen epiphytischem Vorkommen und der Art der Sauienausrüstung sich auch in unserer einheimischen Flora nachweisen lassen. Von diesem Ge- sichtspunkte aus stellte Verf die von ilini auf den Weiden- stämmen bei Travemünde beobachteten Pflanzen nach ihrer Verbreitungsausrüstung in Gruppen zusammen. Es ergab sich so folgende Liste, in welcher zugleich An- gaben über die Häutigkeit der betreffenden Art, sowie über die Aussäungsform aufgenommen sind. Gruppe 1. Früchte beerenartig. 1. Rubus Idaeus L. (Häufig.) Nach Foeke durch Vögel ver- breitet. 2. Pirus auciiparia Gaertn. (Vereinzelt.) Nach Piccone durch Vögel verbreitet. 3. Fragaria vesca L. (Häufig.) Nach Piccone durch Vögel ver- breitet. 4. Ribes rubrum L. (Vereinzelt.) Wie vorige. 5. Hedera Helix L. (Häufig, nur bodenständig beobachtet; ob immerV) Durch Vögel verbreitet (Piccone). 6. Lonicera Periclymenum L. (Vereinzelt.) 7. Solanum Dulcainara L. (Vereinzelt.) Gruppe 2. Früchte mit Klettborsten. 8. Galium Aparine L. (Vereinzelt ) Frucht hakig-borstig. Nach Huth zugleich „WoU- und Kletterklette". Gruppe 3. Samen oder Früchte, resp. deren Anhaugs- theile mit Flugapparat. 9. Epilobium parviHorum Schreb. (Vereinzelt.) Samen mit Haarschopf. 10. Taraxacum vulgare Schrk. (Sehr vereinzelt.) Frucht mit Haarkrone. 11. Hieracium boreale Fr. (Sehr vereinzelt.) Desgl. 12. Rumex Acetosa L. (Vereinzelt.) Die Verbreitungs- Ausrüstung besteht nach Hildebrand in den Flügeln des Perigons, das die Frucht einschliesst. Gruppe 4. V e r ra e h r u n g s o r g a n e (F r ü c li t e , Samen oder Sporen) klein und leicht. 13. Moehringia trinervia Clairv. (Häufig.) Die kleinen Samen der Caryophylleen nach Hildebrand leicht durch den Wind verbreitet. 14. Cerastium caespitosura Gil. (Vereinzelt.) Wie Moehringia. 15. Stellaria Holostea L. (Vereinzelt.) Desgl. 16. Artemisia vulgaris L. (Vereinzelt.) Frucht nach Hildebrand wegen ihrer Kleinheit leicht durch den Wind verbreiet. 17. Aehillea Millefolium L. (Sehr vereinzelt.) Wie Artemisia. Vgl. Hildebrand. 18. Campanula rotundifolia L. (Sehr vereinzelt.) Die kleinen Samen der Campanulaceen nach Hihlebrand leicht durch den Wind verbreitet. \'.>. Prtica dioica L. (Häufig.) Frucht nach Hildebrand durcli den Wind verbreitet, nach Harz 1.4 — 1,46 mm lang, von 2 vcr- grösserten etwas borstigen Perigon-Abschnitten eingeschlossen. Möglieherweise spielt auch die nacli der Reife der Frucht durch Wasserzufnhr aufquellendi' Schleimschicht (vgl. Harz) eine Rolle bei der .\ussäung. ( Klebt'rucht?) 20. Poa nemoralis L. (Häufig.) Die besjjelzte Frucht 3 mm lang, mit geringer Behaarung (.Jessen), nach Hildebrand durch den Wind verbr(irein : Ht'rhert-Lcliiiihefk.) CoIos.sale Hitzentwickelung (bi.s icou " Cels.), gc- fahrlo.ser Betrieb, regulirbare Flammengro^se ; für alie Zwecke verwendt>ar, besonders geeignet für Spectral- Analy.sen, PoIuri.sation etc. Koiii l>o('ht. Keine Ei'satztheile. G. Herbert, Ingenieur, Berlin NW., Speuer-Strasse 17. Me<'liaiiis«'lic Worksfjitto l'llr .\ii>*- arboitims;' \»n Krliiiiliiii;;cii. Prospecte gratis und franco. Vor Kurzem erschien und ist durch .jede Buchhandlung gratis zu beziehen: Verlags -Katalog Ferd, Dilmnilers VerlagsliiiclitKllg. 1808-1892. 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Vou Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoolugic und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Köuiglichen landwirthschaftlichcn Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und l Karte der Fundorte. 866 S. gr. 8». Preis 6 Mark. lUllllllllllllMllllllllllllllllllllllll 'lllillliliillllflhllllllilliilllinlllilllllllllilinilllliniuilllilllininiliiii^iillllliiilimiillllliliii IllllllllllHIHilllllllllllllllllf Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 28. Mai 1893. Nr. 22. Abonnement: Man al>onnirt bei allen Bucliliandlungen und Post- v Inserate: Die viergcspaltene Petitzelle 40 ^. Grössere Auftrage ent- austalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist .^^ 3.- G;j3 sprechenden Rabatt. lieilagen nach Uebereinkunft. Insoratenaiiuahnie Bringegeld bei der Post l.'i -^ extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Ab< 21 ungerade C Neuere llildungsweisen für Felderzahl. — Mit Recht wird der Leser fragen, ob es nicht noch richtige magische Quadrate giebt, die auf audcre Weise, als auf die eben angegebene, gebildet werden, und ob es niciit Bildungsverfaliren giebt, die auf alle (lenkl)ar('n niagisclien Quadrate von bestinnnter Felder- zaid führen. Für ungerade Felderzald ist ein solches allgemeines IJildungsvertahren zuerst von De la Hire an- gegeben und jüngst von Herrn Schefi'ler vervollkonnnnet. Um dieses Verfahren kennen zu lernen, wählen wir das Beis])iel von 5 mal 5 Feldern. Zunächst formiren wir zwei nilfs(iuadrate. In das erste schreil)en wir fünf mal die Zahlen von 1 bis 5, in das zweite die Vielfachen von fünf: U, f), lü, li"), 20. Es ist nun klar, dass durch Ad- direu jeder der Zahlen von 1 bis 5 mit jeder der Zahlen 0, 5, 10, 15, 20 alle 25 Zahlen von 1 bis 25 entstehen. Es handelt sich also bloss noch darum, die Zahlen so einzuschreiben, dass durch Addition der beiden Zahlen in zwei entsjirechend liegenden Feldern auch wirklich jede Zusaninienstellung einmal und auch nur ciimial heraus- kommt, und dass ferner in jeder horizontalen, verticalen und diagonalen Reihe in jedem Hilfsquadrat jede Zahl auch wirklich erscheint. Dann muss die erforderliche »Summe 65 erscheinen, weil die Zahlen von 1 bis 5 zu- sanniien 15 und die Zahlen 0, 5, 10, 15, 20 zusammen .50 ergehen. Mim erreicht die eribrderliclic Art der Ein- schreibung dadurch, dass man sich die Zahlen 1, 2, 3, 4, 5 (oder 0, 5, 10, 15,20) cyldisch denkt, d. h. auf 5 folgend wieder 1, und dass man nun, von irgend einer Zahl aus- gehend, entweder keine, oder immer eine, otler immer zwei u. s. w. Zahlen überspringt. 8o entstehen Cyklen der ersten, zweiten u. s. w. Ordnung, z. B. 3, 4, 5, 1, 2 ist ein Cyklus erster Ordnung, 2, 4, 1, 3, 5 ist zweiter Ordnung, 1, 5, 4, 3, 2 ist vierter Ordnung. Man hat nun bei beiden Hilfsquadraten nur darauf zu achten, dass horizontal in allen Reihen dieselbe Cyklus-Ordnung fest- gehalten wird, dass dasselbe auch in den verticalen Reihen geschieht, dass aber die Cyklus-Ordnung horizontal und vertical verschieden ist. Endlich hat man nur noch darauf zu achten, dass zu denselben Zahlen des einen Hills- (|uadrats in dem andern Hilfsciuadrat nicht gleiche Zahlen, sondern verschiedene Zahlen zugehoren, d. h. in ebenso liegenden Feldern stehen. Möglich sind also etwa folgende llilfsquadrate: 3 4 5 1 2 5 1 2 3 4 2 3 4 5 1 4 5 1 2 3 1 2 3 4 5 II II Feldern kennen gelernt. Der Vollständigkeit wegen lassen wir hier noch eins mit 8 mal 8 und eins nnt lU mal lü Feldern folgen. Die Bildungsweise dieser Quadrate ist ähnlich der oben bei niederer gerader Feldcrzahl erörterten Methode. 1 63 62 * 5 59 58 8 56 10 11 53 52 14 15 49 48 18 19 45 44 22 23 41 25 39 38 28 29 35 34 32 33 31 30 36 37 27 26 40 24 42 43 21 20 46 47 17 IG 50 51 13 12 54 55 9 :>1 7 = 60 c, 3 ■' G4 1 99 3 97 96 5 94 8 92 10 90 12 88 14 86 85 17 83 19 11 SO 79 23 77 25 26 74 28 22 71 31 69 68 34 66 65 37 33 62 40 60 42 58 57 45 46 44 53 49 51 50 52 43 47 55 56 54 48 59 41 61 32 38 64 36 35 67 63 39 70 21 29 73 27 75 76 24 78 72 30 20 82 18 84 15 16 87 13 89 81 91 9 93 4 6 95 7 98 2 100 Die so gebildeten magischen Quadrate mit gerader Stellenzahl sind nicht die einzigen; es giebt vielmelu- noch viele, die andern Bildungsgesetzen geliorchen. 8o hat man berechnet, dass bei 4 mal 4 Feldern S8ü, bei (> mal (3 Feldern al)cr schon viele Millionen verschiedener magischer Quadrate möglich sind. Sehr gross wird auch die Zahl der nach De la Ilire's Methode formirtcn magischen Qua- drate mit ungerader Stellenzahl. Deren giebt es bei 7 mal 7 Feldern schon .'Ük! Millionen und '.Hl') SOG. Noch ungeheurer wird die Anzahl der Möglichkeiten bei Iniiierer Felderzahl. (Fortsetzung folgt.) Ueber die Si»lieiiopli,vUaceeii sind im vorigen Jahre wichtige Untersuciiungen vcrötfcntlicht w(n-den, die über die systematische Stellung dieser cigenthiindichcn (irui)|)e etwas mehr Aufsehluss zu geben in der Lage sind, als unsere bisherigen Kenntnisse. Zur Orientirung über diese l'flanzcn ist sehr zu empfehlen Solnis-Laubach's Einleitnng in die Palaeoi)liyt(dogie von 1887 (S. 352— 304), in wid- chem Werk die wichtigste Litteratur bis 188G berück- sichtigt und angegeben ist. Nach dem Erscheinen des Solms-Lauliach'sclu'n Buches haben aber Zeil 1er und WilliamsonMittheilung engebraeht, die einen ganz wesent- lichen Fortschritt in unserer Kenntniss der genannten Gruppe bedeuten. Zeiller's Abhandlung erschien in den Goni. rend. de l'Acad. des sc. in Paris im Juli 18il2 und Wdliamson giebt in der englischen Wochenschrift „Naturc" vom 3. November 18Ü2 (S. 11 — 13) eine kurze Zusannnen- 220 Naturvvi«sciisclial'tlirlic Wocliciiselirif't. Nr. 22. l']iu Bhittwirtcl von Sphciio- lihyllum cuneifblium in [■ Kin eiuzclu. Blatt von Sjtheno- l)hyllnni cimeifolinni in etwa j . fassuug- unserer Kenutuissc unter tleni Titel: „The yeiius kSpheuopliylluiii". Die nur fu^isii (;ius dem Piiiaeozoi'cum) IjeUanuten Sphen(ii)iiylhieeen waren kleine Gewächse mit (fuirii;;- jj;estellten, .snper])(inirten IMättern. Die Zahl der Ülätter in jedem Quirl ))(träi;t (1 otUr Multipla von 3 (Fig. 1). Ihre Gestalt ist im Ganzen keiliürmig; sie sind sitzend; die Spreite ist ganz oder ein- bis niehrfaehgabelig zer- theilt. Die Nerven sind wiederholt gegabelt, Fig. 2. Der Stengel wird von einem centralen, triarcheu Xylemstrang im AVesent- lichen aus IIofkü|)el- tracheiden durchzogen, der später — worauf wir (vgl. Azolla weiter unten) besonders auf- Figur merksam machen — einen secundäreu Zuwachs er- „ 2 hält. Die Rinde ist ver- hältnissmässig dick. Die Fortpflanzuugsorgane treten an den Enden der Sprosse als äln-enförmige, gestreckt-cylindrische Bliithen auf Die- selben bestehen aus einer centralen Stengelachse, a Fig. o, welche wirtelig stehende Sporophyllc trägt. — Fig. b. — Die Sporophyllc eines Wirteis sind am Grunde seitlich mit einander verwachsen. Jedes Spoi-ophyll trägt auf seiner Obertläche auf der das Sporophyll der Länge nach hal- birenden Linie eine Zeile weniger Sporangicn. Diese sind gestielt, und durch den Stiel verläuft ein Leitbiindel mit Xylemelementen. p]s sind in den Sporangien zahlreiche Sporen constatirt worden; jedoch konnte nicht entschieden werden, ob die Si)henophyllaceen isospor oder, was wahr- scbeinlieher ist, heterospor sind. Renault behauptet, sie seien heterospor, jedoch sind seine Präparate nicht be- weisend. Die typischen, sicheren Spheuophyllum-Arten kommen vom mittleren Carbon bis zum Unter- Roth- liegenden vor. Durch den von einem Leitbiindel durchzogenen Spo- raugiuüistiel erinnern die Spheimphyllaceen an die Sal- Figur 3. Scliematischc r'ar.stelUuig eines Stiickehens der Blüthe von Sphcnüi)hyHuni cnneifoiium (naeli WillianisonJ. a = Achse, a = Sporaiigium, liurch dessen Stiel als einfaehe Linie an- gedeutet ein Leitbiindel verläuft. In dem links von diesem Sporaugium belindliclicn Sporanglum siml die Sporen an- gedeutet. (Vergrössert.) viniaceen aber auch Marsiliaceen, bei denen freilich der Stiel eine coniplicirt geljaute, die Sporangien enthaltende Kapsel trägt. Jedenfalls aber ist die bisher übliche Stellung der Sphenophyllaceen zu den Lycopodineen, nach- dem nunmehr etwas mehr über den Pdätlienbau bekannt geworden ist, sehr erschüttert, da ähnliciie Spor(ii)hylle, wie diejenigen der Si)heuoi)hyllaceen bei den Lyeojjodineen nicht bekannt sind. Da allerdings die einzelnen Blüthen- theile und die vegetativen Urgane der Sphenophyllaceen auch von den übrigen reeenten Pteri(loi)iiytengruppen autfallend genug abweichen, so dürfte es geratlien sein, die in Rede stehenden fossilen Pflanzen bis auf Weiteres wie bisher als besondere Abtheilung bestehen zu lassen. Icii würde sie vorläufig in die Nähe der Ilydroptcrides bringen; ich erinnere dabei daran, dass auch bei den Salviniaceen die Blätter zu dreien in (freilich alterni- renden) Wirtein stehen, und dass die Sporangienbehälter ))ei den Ilydropteridcs an der niorjiliologischen Oberseite der Blätter sitzen (j\[arsiliaceen), wie die Sporangien von Sphenophylluni, oder randständig sind (Salviniaceen). Endlich ist auch iiiciit unbeachtet zu lassen, dass E. Stras- burger (üeber Azolla, Jena 1873, Taf. I, Fig. 24) im Umkreise des fertia'cn, centralen Stanmibündels von Azolla „Oainbium" anhiebt. Man könnte — wenn ein A. Engler's Bezeichnungen benutzen wir die Pteridophyten 2. llydropterides. gruppiren in: I. CI;is.Mo: Filicalos, 1. Filicos, II. Classe: Sphunoiiliylltileo. III. Cliisse: Equisctiiles. IV. Classe: Lycopodiales. Berücksichtigen wir die neueste Classification der Fili- cincn, diejenige K. Prantl's (vgl. diesen Jalirgang der „Naturw. Woelienschr." No. 15 S. 150), S(i müssten wir die Sphenupliyllaceen zu den „Pteridales" stellen. Prantl macht darauf aufmerksam, dass den Arten dieser Gruppe meist als Basis der Sori ein von einem besonderen Tracheideiibündel durchzogenes „Receptaculum" zukommt, welches seiner zweiten Gruppe, den „Osmundales", dureh- gehends fehlt. Die Salviniaceen besitzen ebenfalls ein solches Receptaculum, und er rechnet diese daher — trotz der Heterosporie — zu den Pteridales und meint, dass aus gleichem Grunde die Zugehörigkeit sogar der Mar- siliaceen zu den Pteridales zu vermuthen sei. Der von trachcalen Elementen durchzogene Sporangium-Stiel von Sphenophylluni würde dem „Reeeptaculuin", entsprechen, wir müssten S(niacli hier die Sporangien — wie der theo- retische Morphologe sagen würde — als monangische Sori annehmen wie die 9 Sori bei der Salviniaceeii-Gattung Azolla. Wie wir auch aus diesem ersehen, haben die Spheno- ])liyllaceen ihre nächste Verwandtschaft unter den lebenden Pteridophyten bei den Salviniaceen, in deren unmittel- barer Nälie ich dieselben wenigstens vorläufig unterbringen würde. In Prantl's Gliederung würde phyllen wie folgt unterbringen: Pteridales ( Hyinenophyllaceeu Isospor I Cyathcaceen I Polypodiaceca Heterospor? Splieuoph3'llaceeii ,j , I Salviniaeueii Heterospor , jiarsiliaeeon ich also die Spheno- O s m 11 n d a 1 e s iSchizaeaceeii Gleiclieniaceeu Osmiindaceen Opliioglossaceeu Marattiaceeu Die Gliederung von Spheiiopliyllum-Arten kann nur auf Grund der Verscliiedenheiten in den Blattturmen der Reste erfolgen. Von den Arten nenne ich als Beispiele nur: 1. Sphenophylluni cuneifolium (Steriiberg) Zeiller (-Spheno- phylluni erosum Lindh'y et Hutton) (Fig. 1) mit breitkeil- förniigen, am Gijjfel gestutzten, gezähnelten bis wiederholt gabeiig-getheilten Blättern; besonders häufig im mittleren Horizont des pniductiven Carbons. 2. Sphenophylluni emarginatumBrongniart mit gekerbtem, elienfalls gestutztem, breitem Gii»fel der Blätter,' und 3. Sphenophylluni Thonii Mahr, besonders aus dem Unter-Rotbliegcnden, mit ver- hältnissmässig grossen, am abgerundeten Vorderrande fransigen Blättern. P- Nr. 22. Naturwissenscbaftliclic Wochenschrift . 221 Devoii-Kolilc iii der Eifel. — Des Ocf'teren scIkhi lialtoii die in den (irauwaekeuschiefcrn der oberen Coblcuz- Schichten (Unter-Devon) der Eifel nicht gerade seltenen, kleinen Koldenjiartien nnbes'ründete Iloffniinf;cn wach- i;-enifcn uihI \'cranlassinij;' zu mehr oder minder kost- s])ieiii;-en, stets \erg'el)lichen Scliürl'versuchen g-ei;'('l)cn. Das ü'Ci^cn dcrartii;-e Funde und ihre Anpreisuni;- rcservirtc Verhalten der fachmännischen Kreise, auch ein in der Trierisclien-Zeitnnf? (No. 362) im ,Iain-c 1^84 veröffentlichter Hinweis des Landesgcologen Herrn Grabe auf die Un- MKiglichkeit des Vorkonnnens bauwürdiger Steinkohle in der Grauwackcuformation der Eitel haben nichts ge- fruchtet. So durfte es denn aucli nicht Wunder nelimen, als vor einiger Zeit die überraschende Nachricht durcli die Tagesblätter ging, dass bei dem Dorfe Neunkirclien, westlich der Kreisstadt Dann, in der Eifel eine „Antln-acit- Kettk(dde'- gefunden worden sei. Beim Niederbringen eines Versuclis-Schachtes war man hier, ebcntivlls im Niveau der oberen Coblenz-Schichtcn auf zwei H) resp. IT) cm dicke Kohlensidinntze gcstossen, die sich in einer Tiefe von 9 m zu einem 75 cm mäcbtigen, vertikal stehenden Flötze vereinigen. Letzteres theilt sich bei 14 m Tiefe wieder und umschliesst als Zwischenmittel graue, mürbe und sandige Schiefer- und Lettenschichten, welche ganz erfüllt sind von Pfianzenrestcn. Die Mächtig- keit von 75 em war bei einem Kohlenvorkonnnen in diesem Horizonte noch nicht beobachtet worden und setzte auch die fachmännischen Kreise in Erstaunen; indessen lehrte das baldige Auseinandergehen desselben in zwei Schmitzen, dass auch dieser Fund keine Aussichten auf erfolgreichen Abbau biete. Herr Grebe, welcher das \'orkonniien in verschiedenen Stadien der Erschliessung untersuejit und es „anfangs als lirandscliiefer, durch Kolilenpartikelchen intensiv schwarz gefärbt, zum Theil lebhaft glänzend", theils aucli als „zu thonig- lettiger Masse zersetzten Schiefer, ebenfalls durch Kohlen- |)artikelchen intensiv schwarz gefärbt'-, und nur zum kleinen Theil als anthracitische Kohle bezeichnet, auch Ürennproben damit vorgenommen hatte, empfahl die Ueberseudung geeigneten Slaterials an die Königl. Geo- logische Landesanstalt nach Berlin. Im Schniiedefeuer unter Anwendung von Gebläse brannte die Kohle mit Icbhattcr Flannne, machte einen 4 em starken Eisenstab weissgliihend, brachte denselben zum Schweissen und hinterliess ea. 20 "/„ an Asche und Schlacke (Grebe: Der Kohlenfund in der Eifel; Kölidsche Zeitung ISOS, Nr. 239). Ueber die Ergebnisse der Untersuchungen an dem nach Berlin eingesandten Materiale berichtete Herr Geh. ()l)cr- Bergrath Dr. Hauchecorne unter Vorlegung von Probe- stücken in der April-Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Die oft stark glänzende Kohle, welche allerdings auf den ersten Blick an Anthracit erinnert, ist sehr mürbe und zerbröckelt leicht. Sie ist eine bitu- minöse, backkohleuartige Kohle, welche nach der Analyse 49 Vä o/o Asche, Vg 7o Wasser und 50 Va ^o Kohlcnsubstanz enthält. Letztere besteht aus etwa 83 "/o Kohlenstoff, 13 "/o Sauerstoff und 5 % Wasserstoff. Nach dem er- folgreichen Vcrkokungsprozess könnte man die Kohle als eine leidlich gute Kokeskohle (Seheibe, Referat des Vortrages des Herrn G.-R. Hauchecorne in der Zeitschr. f. Prakt. Geolog., 1893, S. 214) ansehen, indessen schliesst ihr hoher, etwa die Hälfte betragender Aschengehalt die technische Verwerthung aus. — Der geringe Sauei'stidf- gehalt der Eifel-K(dden könnte vielleicht, wie auch in der Diskussion in der genannten Sitzung bemerkt wurde, auf eine der Bogheadkohle analoge Zusammensetzung hin- deuten und eine Verwerthung ermöglichen; jedoch steht diesem der viel geringere Aschengehalt der letzteren ent- gegen, welcher, wenn eine Verwendung überhaupt mög- lich sein S(dl, nicht 20 " „ üliersteigen darf. Für die Wissenschaft ist dies Kcdilenvorkommen nicht unwichtig, da es eines der im Allgemeinen nicht gerade häufigen unterdevonischen i.st, wenigstens in der (d)en nngc- gebencn Mächtigkeit, also ein bedeutend Iniliei-cs .\lter besitzt, als die eigentliche StcinkdIdc der nach ihr be- nannten Formation; die interi^ssante, viel umstrittene Fiage über das Vorkonmien echter 'l'angkoble, d. h. einer Kohle, welche durch die Ablagerung grosser autochthoner Tangmassen gebildet worden ist, hat aber auch durcdi diesen Fund keineswegs ihre definitive Lösung gefunden. Allerdings erfüllt nach der Bestimnunig des Herrn l)i-. Potonie Halj'serites Dechenianus Göpp. das Zwisehen- mittcl, den Schieferthon, ganz und gar; indessen ist die Deutung derselben als Alge, speciell als Tang, durchaus nicht über allen Zweifel erhaben. Hn'c Keste stellen lange, stengclförmige, schmale, sieh gabelnde (Jebilde dar, welche freilieh an eine Fucoidec erinnern , und die in der Glitte einen, vielleicht als Leitbiindel zu deutenden, längs ver- laufenden Strang zeigen. Die Stellung zu den Algen ist eine durchaus provisorische. Als Leitfossil ist Ilalyserites Dechenianus für das ganze rheinische Unterdevon lange bekannt. Dass an einen Abbau der Eifelkohle garnieht zu denken ist, haben die Untersuchungen jetzt bewiesen, und damit dürften denn die Hoffnungen aller derjenigen, welche dem neuen VorkoH, so dass die Formel des Tanacetons zweifellos aufzulösen ist in C'sHij-CO-CHa. Da nun aber sowohl Tanaceton als die daraus entstehenden Verbindungen Tanacetylalkohol und Tanacetogensäure, wie ihr N'erhalten gegen Brom zeigt, vollständig gesättigt sind, 999 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. -li. so müssen in ilnien zweifach rini^-förmig geschlossene Kohlcnstott'atoniketten vorhanden sein. Diesen Anforde- rungen werden die folgenden Constitutionsformehi gerecht: / CO-CH, ,CH-OH-CHo C c HoC/ II,C\ \C: / CH, / "OH, /CHo HaCx C H Tanaceton \ \c: .011, "OH, /CH2 0 H / Tanacetylalkoiiol 00„H 0 H.O/ H.,C\ \c: /OH, HJH. / /CHg C H Tanacetogensäure. In Uebereinstimniung damit steht das Verhalten des Tanacetons gegen Kalinmi)ermanganatl('isnng. Hierbei ent- steht eine Ketonsäure von der Formel CiuH|i;03, Tanacct- kctoearbonsäurc, welche, wie aus der Al)S])altung von Bromoform bei der Behandlung mit Brom und Alkali her- vorgeht, die Gruppe OO^CHa unverändert enthält und deren chemisches Verhalten in jeder Beziehung die An- nahme eines unangegriffenen Tetramethylenringes recht- fertigt, die also wahrscheinlich, den obigen Formeln ent- sprechend, die Oonstitution O-OO-OH3 H,C/ HX\ \OHv /OH, OH., 0- H COoH besitzt. Wird diese Verbindung nnt Brom in Natronlauge behandelt, so entstellt neben Breht, ebenso wie dieses, beim Schmelzen mit Kalihydrat glatt in Pimelinsäure über, deren bekannte Oonstitution HO.,C-0H2-0h(0H(^^}J-^)-CO.,H mit den obigen Oonsti- tutionsformeln im besten Einklang steht. Durch die beschriebenen Derivate hat das Vorkommen des Tanacetons ausser im Rainfarnöl bereits im Absinth-, Salbei- und Thujaöl, möglicherweise in Form von Raum- isomeren, erwiesen werden können. Sj). lieber die bei der Coiideiisatioii von Wasserdaini»!" auf treteudeii Farben hat Herr 0. Barus Beoachtungen an gestellt, über die er im Februarheft des „American Jour- nal of Science" (vol. XLV. S. 150) einige Mittheilungen macht. Danach ergiebt sich. wenn gesättigter Wasser- damiif ph'itzlicli von einer hölicren zu einer niederen Temperatur üliergetüin-t wird, im durchfallenden weissen Lichte folgende Farbenfolge Itei wachsender Diffe- renz der Temperaturen: Schwach grün, scliwach Itlau, bleich violett, bleich violett-roth, bleich-roth, schmutzig braun-orange, stroligelb, grünlich-gelb; grün, blau-grün, grau-blau, intensivblau, indigo, intensiv dunkel-violett, schwarz; intensiv braun, intensiv orange, gelb, weiss. Im retiectirtcn Licht erscheint der Dami)f stets von stumpfer, weisser Farbe. Es ist nun zu beachten, dass die aufgezählten Farben — aber in umgekehrter Folge, mit weiss beginnend — vollkommen identisch sind mit den Interferenzfarben 1. und 2. Ordnung, welche dünne Blättchen, im durch- fallenden weissen Lichte, bei normaler Incidenz des- selben, zeigen. Damit gewinnt die Frage ein Interesse, ob kleine Wasserbläschen, wenn weisses Licht in nor- maler Incidenz durch sie hindurchgeht, sich in der That wie dünne Blättchen verhalten. Ist nun für eine gegebene homogene Farbe ./ die Intensität des einfallenden Lichts und k der ReMcxionscocffieient (0,04 bis 0,05), so sind nach einem einzelnen Durchgang die Intensitäten der Interferenz-Maxima und Minima gegeben durch ])ezw. (1— fc2)(H-/.-2)J und (1—^2) (1— /.'V, untersclieiden sich also nur wenig von einander. Wenn aber eine beliebig grosse Zahl von Tlieilchen gleicher Grösse vorhanden ist, so wird dieser Interfercnzprocess ebenso oft wieder- holt bezw. vervielfältigt, der Art also, dass das farbige Licht nicht ausgelöscht, das weisse aber immer mehr ge- färbt wird. Nach einer hinreichend grossen Zahl auf einander folgender Durchgänge wird also der endlieh aus (lern Aggregat von Bläsehen heraustretende Strahl intensiv gefärbt erscheinen müssen. Fürreflcctirtes Licht wird die Sache sich gerade umgekehrt verhalten. Die Interferenz wird dann für jedes einzelne Theilciien sehr voUkonnnen sein, also es vi'ird keine beliebig häufige Wiederholung — also auch keine Sunnnirung von Wirkungen — eintreten können, da nach jeder Reflexion die Richtung des Strahles ge- ändert ist. Durch diese steten Richtungsänderungen des Strahles wird das Licht gemithigt worden sein, die ein- zelnen Theilehen (einer gewissen Schicht) des Aggregates zu durchlaufen, sodass also in letzter Linie es auch als durchfallendes, nicht nur als refleetirtes Lieht interferirt; seine Farl)c wird daher nothwendig bis zu dem erwähnten stumpfen weiss herab ausgelöscht werden. Das Auftreten von Dunkelheit oder schwarz zwischen braun und dunkel violett der ersten Ordnung ist unschwer zu verstehen. Man muss sich dazu erinnern, dass an dieser Stelle der Interferenzerscheinungen bei einer nur ganz geringen Zunahme der Dicke der Pdättchen die Farbe sehr schnell übergeht von braun durch roth, carmin, dunkel rothbraun zu violett. Bei der sieher nicht überall voU- konnnen gleichen Anordnung innerhalb eines Aggregates von Dampfbläsehen, ist die Annahme vollkommen am Platze, dass die eben genannten Interferenzfarben zur gegenseitigen Deckung gebracht werden, und so vereint also die Dunkel- heit, d. h. schwarz, hervorliringen. Also auch dieser Punkt widerspricht nicht der Mei- nung des amerikanischen Physikers, dass die Farben, welche bei wolkenartiger Oondensation auftreten, als ein besonderer Fall des interferenzphänomens zu betrachten sind, wie wir es als Farben dünner Blättehen, Newton'sche Ringe etc. kennen. Nr. Niitufwisseiiscliaftlk-Iie VVofheiisclirift. •223 Herr Barus wird seine Untersuchungen noch in einigen linderen, allgemein |ihysikalisch intcressirenden Bezieiiun,:;cn turtsetzen und vervollkunimncn. Ucber die beahsiclitigten Wege macht er a. a. 0. nur kurze Angaben, verspricht aber eine eingehendere Mitthciluiig für das Märzhot't des American Mcteorulogical Journal, nach dem ich dann s: Zt. bericiiten werde. Grs. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernaunt: Ddr Forstbotanikfr Dr. Dietfich Bran- dis in Bonn zum Protcs-sor. ^ Mr. Charles Chree vo~in Iving's Collofre in CamliridEjc zum Vorstelicr des Ke\v-< llisorvatoriums. — Dor Matliomatiker Prot'. Lindemann in Königsberg zum Pi-o- tV.ssor au der Univci-sität Münclien. — Der I^rofessor J. Mark Baldwin an der Universität Toronto zum Pr Professor der Mathematik, Geh. Kegierungsrath Dr. Ernst Eduard Kummer an der Universität Berlin. — Der Conchyliologe G. W. Lie ht entli ale r in San Fraucisco. Kinr Gesellschaft zur Förderung der uaturhistorischen Erforschung des Orientes ist in Wien in Bildung begriÖ'en. — Vorstand des vorbereitenden Comites: G. v. Beck, F. Brauer und Th. Fuchs. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Eugene Rey, Altes und Neues aus dem Haushalte des Kuckucks. (Zoologisehe Vorträge, herausgegeben von W. Mars- hall. 11. Heft.) Richard Freese. Leipzig 1892. — Preis 1 M. Aus ilem Inhalt der vorliegenden, von ausserordentlich eingeliender Kenntniss des Gegenstandes zeugenden, wichtigen Schrift haben wir bereits S. 171 interessante Punkte mitgetlieilt. Wir haben dort gesehen, dass Verf. namentlich über die Fort- ])flanzung des Kuckucks ganz neue, wesentliche Thatsachen bei- bringt. Der als Autorität auf zoologischem Gebiet geltende Verf. zeigt, dass entgegen bisheriger Annahme nur 3,6 "/o ^'^r Eier des Kuckucks denjenigen der Nesteigenthümer ähnlich gefärbt sind. Er bespricht Färbung, Zeichnung, Form, Grosse und Gewicht der Eier und die Festigkeit ihrer Schale. Der Kuckuck entfernt bei der Eiablage ein oder mehrere Nesteier, zuweilen schon einen Tag vor dem Legen, naclilier kümmert er sich nicht mehr um die Brut. Zu ihrer Entwicklung bedürfen die Eier keineswegs längere Zeit als diejenigen anderer Vögel; auch ist eine Anomalie im ganzen Ei-Apparat des Kuckucks nicht zu constatiren. Die Eiablage er- folgt einen Tag um den anderen; im Jahre werden über 20 ge- legt, und die Brutzeit richtet sich nach derjenigen der Nestvögel. Julius Sachs, Gesammelte Abhandlungen über Pflanzen- Physiologie. 2. Bd. Abhandl. XXX l)is XLIIl. Mit 10 litlio- grapliischen Tafeln und 80 Textabbildungen. Wilhelm Engel- mann. Leipzig 1893. — Preis 13 M. Der 2. Band der Sachs'schen Abhandlungen enthält vorwiegend diejenigen über Wachsthum, Zellbildnng unil Reizbarkeit. Welche Arbeit steckt in den 43 Abhandlungen beider Bände! Jede ein- zelne hat ihre hohe Bedeutung in der Wissenschaft ! Wir können nur wiederholen, dass wir Sachs sehr dankbar sein müssen, dass er noch selbst — wie einst Hugo von Mohl — seine Abhandlungen in einer Sammlung so bequem zugänglich gemacht und hier und da mit neuen Anmerkungen versehen hat. Nur wenige Botaniki'r sind so fruchtbar gewesen wie Sachs, seine Leistungen muss jeder Botaniker kennen. Beide Bände sind liei|uem fortlaufend ]iaginirt; der vorliegende beginnt mit S. 677 und reicht, incl. einem Register, bis S. 1243. In der 43. Abhandlung, der Fortsetzung des Aufsatzes, „Stoft' und Form der Pflanzenorgane'' bietet Sachs einen kurzen Zusatz, welcher die „Continuität der embryonalen Substanz" behandelt, in welchem er einigo Sätze aus seinen Vor- lesungen über Pflanzen-Physiologie nochmals zum Abdruck bringt, mn zu zeigen, dass er den von Weismann 1885 betonten Unter- schied zwischen „somatischen" Zellen und Geweben und „Kt^im- plasma" der Sache nach schon 1882 klar hervorgehoben hat. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Mathem.-naturw. Classe. Wien 1MI2. Band 101, lieft 8 und 'J., Abtiieilung I, enthalten u. a. Hering: Zur Kenntniss der Alcio- jiiden von Messina. tj Tafeln, v. iSIujsiso vics: Die Hallstätter Entwicklung der Trias, auf Grunil seiner seit 1874 bctriidxMien Forschungen, wonach die bisherigen Ansieliten theilwi'ise zu modi- ficiran sind. Entgi'gcn der bis jetzt üblichen Annahme, dass die Hallstätter Entwicklung nur eine besondere Facies der (Jjereu Trias sei, zeigt v. M , dass dieselbe sich auf den ganzen Umfang der oberen und mittleren Abtheilung dieser Formation erstreckt. Sie beginnt in f^eringor Höhe über den Werfener Schichten, um- fasst den ganzen Muschelkalk und die verschiedenen Stufen (hir obvren Trias nn<| wird vom unteren Lias überlagert. Ihre Ge- biete sind räundich beschränkt und bilden „vereinzelte kleine Gebirgsgruppen oder Gebirgsabsclinitte inudtten der grössere Räume beherrschenden Wetterstein- und Dachstein-Entwi<'klungen". WiUn'end die letzteren eine Mächtigkeit von l.')00 — 2000 m er- reichen, beträgt dieselbe bei di'r Hallstätter Trias-Facies im Ma.ximum nur 200 m. Die Altersfcdge der verschiedenen Faunen- Hcirizonti' ist: I. .Iura — Unterer Lias (Hangendes). — II. Trias. A. Hallstätter Entwicklung: 1. Fossilienarme Kalke (Rhätische Stufe); 2. Linsen mit Cyrtopleurites bicrenatus; 3. Graue Kalke mit Pinacoceras Metterniclii; 4. ZlambachSchichten ; 5. Rothe äbaao9ium tci SiiHicftau. ilit inner tfafcl in StfinSrurt!. ^nititc ucrmclirte 3 » 0 0 a 3 Q C & 0 3 03 W Vi sc» o ?* » <» '» *2 n ** 2 — ° S o ^ ^ «2f bC e a 0 0 (O bo hfl ffl f ■"f m *"■ -Cl 0 ^ O) — 0 £c > < 3 • *r St; CO o - o "^ 2 so ..- r «Jfj j;,- «■ « S-"^ 3 - S • <-> W •- CS 1* i !F*atentar»A^'alt Uir. R. Hiaerz, : Berlin NW, Luisenstr. 22 pt. = In Ferd. DUiumleriii Verlags- huchliaiKlluns in Berlin erschien: Einführung in die Kenntnis der Insekten vun H. «1. Kolbe. Kustos am Köuierl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschn. Erscheint in Lief, a 1 M. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung; in Berlin SW. 12. Vor Kurzem erschien: System der formalen und realen- Logik. Von l>r. Georg Ulrioli. 91 Seiten gr. S". : Preis 1,80 Mark. Vi Zu beliehen durch alle Buchhandlungen, '■öj V oaK»tl'-l'«eljuiMla«>iiiid ijj) jötttfLtölitig-TOivwau' '"^y^^ft K cBefcÄ«'. ^ft SauerstofT iin Stahlc.ylinclei'ii.j Dr. Th. Elkan, iBerlin N. Tegeler Str. 15.1 Hempers Klassiker- Ausgaben. Ausführliche Special Verzeichnisse. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandl. Ti BERLIN C. Niederlage eigener Glasliiittenwerite und Dampfsciileifereien. Mechaiii.sclie Werkstätten, Schriftmalerei und Emaillir- Anstalt. Fabrik und Lager sümmtlicher Apparate, Gefässc und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, k( » Drogen-Geschäften u. s. w. R jry I / j aW~ ontrhonnt gcbtililidjilre futtcr. nlindekUChen, .«onigl. %tn\l. Stlbcmc ©toatSmcbntn 3cnt)tcr 18,;J0 fflif. fsro&c 5 kj,' poftfrci 2,80 äüf. Rpfllinpl ripicoh ^H'icbnrf \\\x «turjiicfit »on .Oüftncrn, 3«inimi, UCIIUIJCI riCiaUII-2„„i,f„_ .:^(.r j,, 3j.f ^.U-obe'.j k? (.uiftfr. 3 IKt. Berliner Hiiuileliiiclieu-Faörik J. Kays er iu Tempeltiof bei Berlin, ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Uie „Yost"-Sclireil)mascliine i.st die jüngste, issidr ♦ * schienene und anerkannt beste Construction Yost's, des Er- ^ A. Boerleii & Co. Berlin W., Leipzigerstr. 104 finders der „l\e- ^ miiigton"- ( 1873 ♦ bis 78) und „Cali- J grapli." - Sehreib- ^ masehiue (188(1), ♦ und übertrifft T diese wie alle ^ anderen Systeme ♦ sowohl in üiecha- J nisclier wie prak- ^ tischer Beziehung ♦ und wird von X jedem Faehiiianne ^ als das Ideal ♦ einer Schreib- J masehine bi- ^ traehtet. ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦ XLIV Naturwisscuschaftliche Wochenscbrift. Nr. 22. äiiiiiiiiiiiiiiiiinmiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinimiiiHiiiniiiiiiiiiiTi» Vor Kurzem erschien: Protuberanzen, Meteoriten, Weltennebel und Kometen. Von L. Graf von Pfeil. 33 Seitoii gr. 8". -^ Preis 60 Pf. ^- Zu beziehen dui-fh iille Buch- liandlun^en. Ferd. Dümnilers Verlagsbuchhdl;*. i: in Berlin SW. 12. j; Verlag von Julius Springer in Berlin. lUustrirte Flora Von Nord- und Mittel -Deutschland iiiil riiiiT Klulnlirun^ iu ilin llulauik. Vnll l»i-. II. I'otonie. Vierte AuH;ise. 5il8 Seiten mit 598 Textflgnren. Preis MI, «,— . Elegant geb. tl, 7,-. Elemente il.-r Botanik. Von l»i-. H. Potonii-. Zweite Au.s^abe. 232 Seiten mit 53U Te.xtfignren. Preis Hl. S,SO. Gebundin Hl. :i.flO. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. 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Oesterreich 1 Mk., nach anderen Ländern des Weltpostvereins 1 Mk. 20 Pfg. = 1 Shilling 2 Penoe = 1 Fr. 50 Cent. m hl Ferd Dümmlers Verlagsbuchliandlung' in Berlin SW. 12 erscheinen : Mitteilungen der Vereiiiipg m Freuiifleu der Astronomie iiufl kosiiiisclieii Physik. Ivedigiert von Prof. Dr. W. Foerster zu Berlin. Jährlich 10-12 Hefte gr. 8". Preis i>ro Jahrgang G M. Mun .ibonniert bei allen Buciiliandlnngcu und Postanstalten. Die Mitglieder der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärnngen sind au den Schriftfüln-er der Vereinigung, Herrn Dr. P. Sclnvaliu, Berlin SW., Kreuzbergstr. 71 zu richten. HJJI%, In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin ►iflW j SW. 12 erschien: - Sammlung von Vorträgen und Abhandlungen. (Dritte Folge.) 1 Prof. ^ Von "Wilhelm Foerster, au der l-kgl. Universität und IMroctor der Kjjl. Sternwarte zu Berliu, 234 Seiten gr. 8°. Preis 4 M. geh., geb. 5 M. J 151 Vor Kurzem erschien: Die Lufthülle der Erde, der Planeten und der Sonne. Von L. (iraf von Pfeil. b\ Seiten gr. 8". ^Z_ Preis I Mark. ' " Zu beziehen durch alle Buch handlungcn. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. !il Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammeugcstellt von Harry Gravelins, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis geheftet 50 Pf. Zu beziehen durch aUe Buchhandlungen. iiiiiuiiiiiiniiiiiHitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiniiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiifiniiiinmiiiii In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- iiiul Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu herliu. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. 866 8. gr. 8". 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Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nur mit vollständiger C^nellenangabe gestattet. Physikalische Erklärung von Formverhältnissen organischer Skelettbildungen. Von Dr. Friedlich Dreyer.*) Die Ehizopoden, speciell diejenigen des Meeres, die beiden Hanpt- undSchwesterabtiieilungcn der kalkschaligen Thalamoplioren (Foraniiniferen) und der kieselsehaligen ßadiolarien, zeichnen sich bekanntlich durch eine Formen- mannigfaltigkeit und -differeuciruug der Schalen und Skelette, der Gerüstbildung aus, wie es sonst im Reiche der Lebewesen nicht annähernd wieder zu finden ist. Es scheint dies mit der primitiven Natur des aus unditi'erencirtem Protoplasma bestehenden Weichkörpers dieser Protisten im Widerspruch zu stehen, das Paradoxon löst sich jedoch in der folgenden Weise. — Das Protoplasma derRhizopodenkörper besitzt flüssigen Aggregatzustand, also müssen auch bei ihm die in der anorganischen Natur geltenden Gesetze der Flttssigkeits- raechanik zu Recht bestehen. Wenn wir uns weiter die Protoplasmakörper der Rhizopoden etwas näher ansehen, so constatiren wir die bekannte Thatsache, dass Wasserblasen. Vacuolen, in ihnen zu den häufigsten Vorkommnissen gehören und dass speciell die Protoplasmakörper der pelagiseh, auf hoher *) In vorliegendom Artilcel komme ich einer Aufforderung des geehi'ten Herrn Rediictems dieser Zeitschrift nach, ein Referat über meine „Ziele nnd Wege" zu verfassen. Mein in Rede stehen- des neuerdings erschienenes Buch (Ziele und Wege biologischer Forschung, beleuchtet an der Hand einer Gerüstbildungsmechanik. — Mit (i lithographischen Tafeln. — Jena, Verlag von Gustav Fischer, 1892) zerfällt in zwei Theile, einen ersten speciellen und einen zweiten allgemeinen Theil. Der erste, specielie Theil ent- hält eine Darstellung des Wichtigsten der Resultate meiner nunmehr zu einem gewissen Absehluss gekommenen Studien über die Skelett- resp. Gerustbildung bei Rhizopoden, Spongien und Echinodermen, der zweite allgemeine Theil bringt einen kritischen Kssay über die Ziele und Wege biologischer Forschung. Der Zusaunnenhang der beiden Theilo ist ein 29 25 21 28 14 32 42 41 46 24 23 19 31 I 17 1 20 33 10 l.'i 11 7 11 12 1 56 55 11 .53 13 1 14 57 (;3 (■i2 4 15 147 22 ' 42 24 45 2 3 61 60 6 49 18 44 25 28 4,0 34 31 10 17 21 46 37 35 30 39 26 32 38 59 58 8 19 38 27|29 36 20 18 43 1 23 41 50 7 r,i ;i 10 54 1 12 .r-' .".1 Bei dem ersten dieser Quadrate enthält das inwendige Quadrat von 3 mal 3 Feldern die Zahlen von 21 bis 29 derartig, dass jede Reihe die Summe 75 ergiebt. Dieses (Quadrat liegt in einem grösseren von 5 mal 5 Feldern, welches die Zahlen von 13 bis 37 derartig enthält, dass jede Reihe die Summe 125 liefert. Endlich ist dieses Quadrat wieder Theil eines Quadrats mit 7 mal 7 Feldern, das die Zahlen von 1 bis 49 derartig enthält, dass jede Reihe die Summe 175 ergiebt. 230 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 23. Bei dem zweiten Quadrat enthält das inwendige Quadrat von 4 mal 4 Feldern die Zahlen von 25 bis 40 derartig-, dass jede Reihe die Summe 130 ergiebt. Dieses Quadrat ist die Mitte eines Quadrats von 6 mal 6 Fel- dern, das die Zahlen von 15 bis 50 derartig- enthält, dass jede Reihe die Summe 195 liefert. Endlicii ist dieses Quadrat wieder die Mitte eines gewöhnlichen magischen Quadrats der Zahlen 1 bis 64. G. Magische Quadrate mit magischen Thcilen. Zerlegt mau ein Quadrat von 8 mal 8 Feldern durch die beiden, den Seiten parallelen Mittellinien in 4 Theile von je 4 mal 4 Feldern, so kann man die Aufgabe stellen, die Zahlen von 1 bis 64 so einzufügen, dass nicht allein das Ganze ein magisches Quadrat vorstellt, sondern dass auch jeder der 4 Theile für sich magisch ist, d. h. dieselbe Summe aus jeder Reihe liefert. Auch diese Auf- gabe hat man zu lösen vermocht, wie folgendes Beis])icl zeigt. 1 1 4 63 62 5 8 59 .'-8 64 61 2 3 60|57 6 7 42 43 24 21 34 35 32 29 2:; 22 41 44 31 30 33 36 13 16 51 50 0 12 55 54 52 49 14 15 56 53 10 11 38 39 28 25 46 47 20 17 27 26 37 40 19 18 46 48 Hier liefern die vier Zahlen in jeder Reihe eines Theil-Quadrats die Summe 130, sodass" die Summe jeder Reihe des grossen Quadrats 260 ergiebt. Endlich bieten wir noch unsern Lesern ein ganz merkwürdiges Quadrat der Zahlen von 1 bis 81. Dasselbe ist durch Parallelen in neun Theile zerlegt, deren jeder neun aufeinanderfol- gende Zahlen enthält, die ein magisches Quadrat für sich bilden : 31 36 29 7G|81 74 13 18 11 30 32 34 75|77 79 12 14 16 35 28 33 80 73 78 17 10 15 22 27 1 20 40 1 45 38 58 (53 1 56 21 23 1 25 39 41 43 57 59 61 26 19 24 44 37 1 4-.' 62 i .^.5 60 67 , 72 1 65 4,9,2 49 54 47 66 68|70 3,57 48 50 52 71 64 69 8 1 6 53 46 51 1 So wunderbar die Eigenschaften dieses Quadrats er- scheinen, so einfach ist das Gesetz, nach welchem der Verfasser dieses Quadrat gebildet hat. Man hat nämlich nur die neun Theile als die neun Quadrate eines magischen Quadrats der Zahlen I bis IX anzusehen und dann in das mit I bezeichnete Quadrat die Zahlen von 1 bis 9, in das mit II bezeichnete Quadrat die Zahlen ^on 10 bis 18 u. s. w. magisch einzuschreiben. Dann entsteht das obige Quadrat aus folgendem grundlegenden Quadrate: IV IX 11 III V VII VIII I VI H. Magische Quadrate, die zugleich Rössel- sprünge sind. Wer von den Lesern kennt nicht die in den Ünterhaltungs-Zeitschriften enthaltenen Aufgaben, bei denen es darauf ankommt, 8 mal 8 quadratisch geord- nete Silben zu einem Verse zusammenzusetzen, dass je zwei aufeinanderfolgende Silben in zwei Feldern stehen, die derartig zu einander liegen, dass der Springer des Schachspiels von dem einen zu dem andern springen darf? f]rsetzt man dabei die aufeinanderfolgenden 64 Silben durcii die Zahlen von 1 bis 64, so erhält man einen Zahlen-Rösselsprung. Es giebt zwar auch Me- thoden, derartige Rösselsprünge, die dann die Grundlagen zu den Aufgaben in den Zeitschriften bilden, zusammen- zusetzen. Doch werden die meisten solcher Rösselsprünge mehr durch Probiren als methodisch geschaffen. Ist es nun schon eine harte Geduldsprobe, durch Probiren einen Rösselsprung zu formiren, so ist es natürlich eine noch viel härtere Geduldsprobe, zugleich dafür zu sorgen, dass die den Rösselsprung bildenden 64 Zahlen auch noch ein magisches Quadrat darstellen. Dieser Geduldsprobe hat sich ein auf dem Lande lebender mährischer pensionirter Beamter, namens Wenzelides, vor mehreren Dezennien unterzogen. Nach Jahre hindurch dauernden Versuchen ist es ihm gelungen, in die 64 Felder des Schachl)retts die Zahlen \on 1 bis 64 so einzuschreiben, dass die auf- einanderfolgenden Zahlen, und auch 64 und 1, immer um einen Springerzug abstehen, und dass ausserdem die hori- zontalen und die vertikalen Reihen immer dieselbe Summe 260 ergeben. Er fand schliesslich mehrere solcher Qua- drate, welche die Berliner Schachzeitung veröffentlichte. Das eine dieser Quadrate sieht so aus: 47 1 10 23 1 64 49 2 59 6 22 63 48 9 |60 5 |50 M 11 |46 61 24 1 1 52 1 7 j58| 62 21 12 45 1 8 57 4 51 19|36 25 40 13 1 44 1 53 30 26 1 39 20 33 56 29 14 43 1 35 18 37 28 4l|l6 31 54J 38 27 34 17 32 55 42 15 1 Man beachte also sowohl den Rösselsprung wie auch die Gleichsummigkeit der horizontalen und der vertikalen Reihen. Was die diagonalen Reihen anbetrifft, so geben sie nicht die Summe 260. Vielleicht verlockt es einen unserer Leser, der Zeit und Geduld dazu hat, Wenzelides noch zu übertreffen, indem er einen Rösselsprung schmiedet, der nicht allein in den horizontalen und den vertikalen, sondern auch in den beiden diagonalen Reihen die Summe 260 liefert. I. Magische Polygone. Bis jetzt haben wir nur solche Erweiterungen des dem magischen Quadrate zu Grunde liegenden Gedankens besprochen, bei denen die geometrische Figur des Quadrats festgehalten ist. Man kann jedoch auch Erweiterungen schaffen, bei denen statt eines Quadrats ein Rechteck oder ein Dreieck, Fünfeck n. s. w. auftritt. Ohne auf die Methoden zur Bildung solcher Figuren näher einzugehen, wollen wir hier nur einige von Herrn Schcff'ler gelieferte Beispiele solcher magischen Polygone anführen : 1. Die Zahlen von 1 bis 32 lassen sich zu 4 mal 8 so in ein Rechteck schreiben, dass die langen horizontalen Reihen die Summe 132 und die kurzen vertikalen Reihen die Summe 66 geben, nämlich: Nr. 23. Naturwissen.seliaftliclie Woclienscliril't. 2.31 1 10 j 11 29 28 19. 18 16 9 1 2 30 12 20 27 1 7 1 25 1 24 31 3 1 21 1 13 6 26 8 32 23 1 22 4 5 14| 15 17 2. Die Zahlen von 1 bis 27 lassen sich um einen Punkt als gemeinsames Ceutiutn zu drei regulären Drei- ecken gruppiren, so dass jede Seite des äussersten Drei- ecks G Zahlen mit der Summe 96 und jede Seite des mittleren Dreiecks vier Zahlen mit der Summe 61 ergiebt, wie folgende Figur zeigt: 26 — 3^6—10—24 \ 20 — 9 — 11 -27 ^■/ \ \ 16 17 / / \ 15 \ / 8 / 22 \ I / / \ 7 12 13 / \ 19 / 1 14 3. Die Zahlen von 1 bis 80 lassen sich um einen Punkt als gemeinsames Centrum zu vier Fünfecken for- miren, sodass jede Seite des von innen ersten Fünfecks zwei Zahlen, des zweiten Fünfecks vier Zahlen, des dritten Fünfecks sechs Zahlen, des äussersten vierten Fünfecks acht Zahlen enthält. Die Summe der Zahlen jeder Seite des zweiten Fünfecks beträgt 122, jeder Seite des dritten Fünfecks 248 und jeder Seite des vierten Fünfecks 254. Dazu kommt, dass auch die Summe von je vier Eckzahlen, die mit dem Centrum in gerader Linie liegen, dieselbe ist, nämlich 92. 31 ' \ 26 54 15. 49 \ 10 '^\ 80 76^ 3C 44, Xg 50 / ifi \ ^2 / 71 /■^°\ 66 ^ / .45 /' K^ 37^ 2 \ 11 /'^ 60 -\ 14 / 30 20 17 / 53 \ 40 \ 56 59 / 43 / 35 \ 21 * 64 / 48 \ 69 \ 57 58 / 73 / 6 \ 62 23 / 79 \ 75 \ / 67 / 77 \ 19 — 22-63—18 / 8 \ 41 38 / 46 \ 33 \ 12-39-68—74 — 42—13 / 51 28 \ / 4—29 — 34— 7 —78 — 47 — 52—3 4. Die Zahlen von 1 bis 73 lassen sich um ein Cen- truni, in das die Zahl 37 geschrieben wird, zu drei Sechs- ecken gruppiren, welche beziehungsweise 3, 5, 7 Zahlen in jeder Seite enthalten und folgende hübsche Eigen- schaften haben. Jedes Sechseck liefert nicht allein durch seine sechs Seiten, .sondern auch durch seine sechs Eck- Durchmesser und seine sechs auf den Seiten senkrechten Durchmesser immer dicsell)e Sunnne, welche für das von innen erste Sechseck 111, für das zweite 185 und für das dritte 259 beträgt. Magisches Sechseck. 1 — 5 — 6 — 70 — 60- 59 — .58 16-69 — 68— 4 —14-15 — 73 K. Magische Würfel. Mehrere Forscher, nament- lich Koschansky (1686), Sauveur (1710), Hügel (1859) und Scheffler (1882) haben das Priueip der magischen Qua- drate von der Ebene auf den Raum ausgedehnt. Man denke sich einen Würfel durch Ebenen, die parallel den Seitenflächen gehen und gleichen Abstand von einander haben, in lauter würfelförmige Fächer getheilt, und dann denke man sich die Aufgabe gestellt, den Fächern die aufeinanderfolgenden natürlichen Zahlen so einzufügen, dass jede Reihe von links nach rechts, jede von vorn nach hinten, jede von oben nach unten, jede Diagonale eines Quadrats und auch jede durch das Centrum des Würfels gehende Hauptdiagonale Zahlen enthält, deren Summe immer dieselbe bleibt. Für dreimaldreimaldrei Fächer lässt sich kein solcher magischer Würfel herstellen. Für viermalviermalvier Fächer kann man es erreichen, dass jede einer Würfelkante parallele Reihe und jede Haupt- diagonale die Summe 1.30 liefert. Um einen nuigischen Würfel mit 64 Fächern darzustellen, denken wir uns die in die Fächer gehörigen Zahlen oben auf dieselben auf- geschrieben, und dann je 16 Zahlen schichtenweise von oben nach unten abgehoben. So erhalten wir vier Quadrate von je 16 Feldern, die zusammen den magischen Würfel darstellen, wie folgendes Beisi)iel zeigt: Erste Seilicht von oben. Zweite Schiofit von oben. 1 48 32 49 60 21 37 12 56 25 41 8 13 36 20 61 63 18 34 15 6 43 27 54 10 39 23 58 51 1 30 46 1 3 232 Natnrwissenscliat'tliclie Wdolieusclinft. Nr. Dritte Schicht von oben. Unterste Schicht. 62 19 35 14 4 45 29 52 7 42 26 55 57 24 40 y 11 38 22 59 53 28 44 5 50 31 47 2 16 33 n 64 Es ersclieint liier dieselbe Summe 130 uiclit wenig-er als 52 mal, nämlich erstens aus 16 Reihen von links nach rechts, zweitens aus 16 Reihen von vorn nach hinten, drittens aus 16 Reihen von oben nach unten, und auch noch aus den vier Reihen, die zwei Gegenecken des Würfels verbinden, nämlich aus den Reihen 1, 43, 22, 64; 49, 27, 38, 16; 13, 39, 26, 52; 61, 23, 42, 4. Für einen Würfel mit fünf Fächern an jeder Kante lässt es sich schon erreichen, dass alle 75 Reihen, die einer Kante parallel sind, dass alle 30 in einer Quadrat-Diagonale liegenden Reihen und dass alle vier eine Hauptdiagonale bildenden Reihen eine und dieselbe Sunune, nämlich 315, bilden. Sowie die magischen Quadrate mit ungerader Felderzahl aus zwei Hilfsquadraten gebildet werden können, so können auch die magischen Würfel mit un- gerader Fächerzahl aus drei Hilfswürfeln formirt werden. Auf diese Weise ist der folgende magische Würfel mit ftlnfmalfüDfmalfünf Fächern gebildet, bei dem überdies die mittelste Zahl zwischen 1 und 125, nämlich 63 in das mittelste Fach gestellt ist, wodurch den vier Hauptdiago- nalen und den 30 Nebendiagonalen die Erhaltung der Summe 315 gesichert wird. Die Bedingung, dass auch, wie bei den magischen Quadraten, die den Nebendiago- nalen parallelen Diagonalen-Paare die Summe 315 liefern, ist hier noch nicht erreichbar, wohl aber bei grösserer Fäeherzahl. Erste Schicht von obe 121 27 83 14 j.70. 10 61 117 48 79 44 100 1 57 113 53 109 -40 91 22 s, 18 1 74 105 31 Dritte Soliiclit von oben. 33 89 20 71 1 102 67 76 123 29 85 11 7 63 119 50 115 24 41 97 3 59 55 106 37 j 93 Zweite Schicht von oben. 2 58 114 45 96 36 92 23 54 110 75 84 101 32 88 19 15 66. 122 28 _ 118 49 80 6 62 Vierte Schicht von oben. 64 120 ' 46 77 8 98 4 60 Uli 42 1 107 16 38 94 25 51 72 103 34 90 30 81 12 68 124 Unterste Scliicht. 95 1 21 52 108 39 104 35 86 17 73 13 69 125 26 82 47 78 9 65 116 56 112 43 99 5 (Wird fortgesetzt.) „Ueber die Cholera von 1892 in Hamburg nnd über Schntzniaassregeln" hat Prof. Max v. Pettenkofer *) in München eine neue Streitschrift zur Cholerafrage ver- öffentlicht (Archiv für Hygiene). Sie enthält keine wesent- lich neuen Gesichtspunkte, sondern ist darauf gerichtet, der kontagiouistischen Choleratheorie gegenüber eine Reihe von Thatsachen aufzuführen, welche diese Lehren vollkommen unerklärt lässt, und anderseits die Beweis- kraft dieser Theorie vielen epidemiologischen Erfahrungen gegenüber als hinfällig zu erweisen. Pettenkofer knüpft an Dr. die J. Schlussfolgerungen an, welche Medizinalrath Reinke in Hamburg auf Grund seiner Beob- achtungen über die Verbreituugsweise der Cholera ge- zogen hat. Reinke hat das Trinkwasser der Hamburger Wasserleitung als Verbreitungsmittel angeschuldigt. Petten- kofer hält den Beweis nicht für erbracht und weist auf die Verhältnisse in der französischen Hafenstadt Ilavre während der Choleraepidemie 1892, wo die Seuche die von ein und derselben Quelle mit Wasser versorgten Stadttheile in sehr ungleichmässiger Weise ergrift'en hat. So wird z. B. das Wasser der St. Laurent-Leitung, in deren Bereich viele Choleraerkrankungeu vorgekommen sind, auch in einer Kaserne, wo 1200 Soldaten untergebracht sind, und in eiuem Gefängnisse mit 500 Insassen getrunken, und in beiden Anstalten ist kein einziger Cholerafall vor- gekommen. Daraus schliesst Pettenkofer, dass das Wasser nicht als Trinkwasser, sondern als Nutzwasser, womit Haus und Hof, der Fussboden der Zimmer u. s. w. ver- ») Vergl. „Natur«-. Wocheuschr." Bd. VII, S. 501 ff. Red. unreinigt sind, den Cholerakeim verbreite. Erst im Schmutze finden die Kommabazillen den geeigneten Nähr- boden zu ihrer Entwickelung und bleiben, wenn das Wasser längst verdunstet ist, an den festen Tlieileu haften. Des Weiteren bekennt sieh Pettenkofer, was in ärztlichen Kreisen nicht geringe Ucberraschung hervorrufen wird, zu der in Hamburg von Laieuseite aufgestellten Behauptung, dass Cholerakranke am besten im eigenen Hause verpflegt werden, weil mit dem Trausport in's Krankenhaus für sie : die Lebensgefahr wächst. Dafür spricht scheinbar die Thatsache, dass die Mortalität in den Hamburger Kranken- häusern eine viel höhere war als in der Privatpraxis. Diese Thatsa,che wird voraussichtlich wohl eine andere Deutung erfahren. Im weiteren Verlauf seiner Darstellung führt Pettenkofer von Neuem statistische Zahlen mit gra- phischen Aufzeichnungen zum Beweise seiner Autfassung an, dass der epidemische Charakter der Cholera von der Gegenwart der Kommabazillen allein nicht abgeleitet werden kann. Der fast gleichmässige Verlauf der meisten Epidemieen lässt auf gemeinsame örtliche und zeitliche Dispositionen schliessen, die in den abnormen Verhältnissen des Regens und des davon abhängigen Grundwasserstandes zu suchen sind. Die sogenannte Durchseuchung des Fluss- wassers, deren hypothetische Annahme zu der Einrichtung von Beobachtungsstationen in den deutschen Flussgebieten geführt, zweifelt Pettenkofer an, weil sich in der Ver- breitung der Cholera keine regelmässigen Beziehungen zur Stromrichtung nachweisen lassen. Die Kommabazillen gelangen nur vom Lande aus in das Flusswasser hinein, und gehen dort bald zu Grunde. Nicht der Cholerakranke Nr. 23. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 233 ist der Ansteciiungsherd, sondern der Cholera-Ort. Der Cholerakranke trägt ausser seinem Kommabazillus auch noch etwas anderes und so viel vom Cholera-Ort fort, dass es noch zur Infection einer oder einiger Personen hinreicht, die alsdann nicht weiter inticirend wirken, ob- schon auch sie massenhaft Kommabazillen ausscheiden. (?) Manche Orte und Gegenden werden nicht epidemisch er- griffen, obwohl sporadische Fälle von f!holera dort vor- gekommen sind. Der Cholerakeim kann gegenwärtig sein, ohne Epidemieen zu erzeugen. Deshalb nöthigen nach Pettenkofer die epidemiologischen Thatsachen zu der Annahme eines „latenten Stadiums der Epidemieen". Er hat die Ueberzengung, dass das vom Ort zeitweise ausgehende disponirende Moment von den Bacteriologcn schliesslich entdeckt werden wird, wie der Kommabazillus von Koch. — Den letzten Theil der Pettenkofer'schen Arbeit bildet eine Kritik der jetzt in Deutschland ge- planten „Schutzmaassregeln gegen die Cholera". Die unter Führung der Koch'schen Schule empfohlenen Schutzmaass- regeln beginnen immer erst mit dem Nachweis des Komma- bazillus bei einem Kranken. Dieser Nachweis hat keinen praktischen Werth, weil er immer zu spät, post-festum, kommt, und nur ein Beweis dafür ist, dass der Keim be- reits eingeschleppt ist. Nur ein vollständiges Aufheben jedes Verkehrs mit einem verseuchten Ort könnte gegen die Einschleppung schützen. Bei der Cholera müsste vor Allem jeder Verkehr mit Indien aufhören. Trotz aller Quarantänen und Verkehrshemmungen kommt so viel Keim über die Grenzsperren, als zum Entstehen von Epi- demieen notliwendig ist, wo die örtlichen und zeitlichen Bedingungen gegeben sind. „Bei Menschensenchen kann man sich auf furchtlose Pflege und gute Behandlung der Kranken und auf Schaffung guter hygienischer Verhält- nisse für die Gesunden beschränken. Es ist kein Nihi- lismus, wie manche sagen, sondern ein sehr praktisches Vorgehen, welches bleibende Vortheile schafft, während die kontagionistischen Maassregeln blos Mühe und nutzlose Plackereien sind, welche viel Geld kosten, wovon man gar nichts hat, wenn die Epidemieen vorüber sind. Das Publikum soll man nicht mit Furcht vor Bazillen in Schrecken setzen, sondern darauf aufmerksam machen, dass es gelingt, auch für Cholera empfängliche Orte durch Assanirungswerke unempfänglich zu machen, z. B. London". Die Epidemie in München 1836, wo das Königl. Bayerische Ministerium die Cholera für nicht ansteckend erklärte, und den Verkehr vollkommen frei gewähren Hess, hat ge- zeigt, dass es nichts schadet, wenn man während der Dauer einer Epidemie kontagionistisch gar nicht vorgeht, sondern alles dem einst hochverehrten Genius epidemicus überlässt. Die enorme Entwickelung des Verkehrs in den letzten Jahrzehnten durch Eisenbahnen, Dampfschitfc u.s. w. hat die Verbreitung der Cholera weder schneller noch allgemeiner gemacht. „Vom lokalistischen Standpunkte aus giebt es sehr viel gegen Cholera zu thun, allerdings nicht so viel während des Herrschens einer Ortsepidemie, als schon vorher. Die Assanirung der menschlichen Wohnorte ist das Hauptmittel gegen Cholera. Orte, welche durch gute Hausentwässerung, reines Wasser, durch Drainagevorrichtungeu und Abfuhr ihren Boden rein gemacht haben und rein erhalten, haben wenig zu fürchten, wenn ihnen auch die Cholera eingeschleppt wird. Ich bin für vollständige Freigebuug des mensch- lichen Verkehrs, weil er doch nie pilzdicht zu gestalten ist, und die Prohibitivmaassregeln im Ganzen mehr schaden als nützen". Dr. A. Die Schmidt'sche Sonnentheorie, tiber welche wir S. 460 des vorigen Bandes referirten, ist neuerdings von Dr. 0. Knopf in Jena mathematisch weiter ausgebaut und aufs lebhafteste vertheidigt worden. Der genannte Gelehrte zeigt in seiner Habilitationsschrift*) zunächst, dass schon der berühmte Kummer bei seinen Untersuchungen über die atmosphärische Strahlenbrechung zu Resultaten gelangt war, aus denen sich die Folgerungen Schmidt's als sehr nahe liegende Anwendungen ergeben. Jedoch hat Kummer die Uebcrtragung seiner Ergebnisse auf die Sonne, ver- muthlich im Banne der Kirchhoff'schen Auffassung dieses Gestirns als eines glühend - flüssigen Körpers, unter- lassen und Schmidt war die Ausbeute der Theorie unter der V^oraussetzuug eines durch und durch gasförmigen Sonucn- korpers, die heutzutage nicht mehr als unwahrscheinlich gilt, vorbehalten. Der wesentlichste Theil der Knopf- schen Arbeit sucht nun die beobachteten Linienver- schiebungen im Sonnenspectrum vom Standpunkte der Schmidt'schen Theorie aus zu interpretiren. Dabei stellt sich heraus, dass die beobachteten Verschiebungen bei Annahme jener Theorie weit unsicherer zu deuten sind, als nach den bisherigen Vorstellungen, da man die Stelle, an welcher sich das die Linie erzeugende Gas befindet, nicht mehr mit Bestimmtheit anzugeben vermag. Dem- gemäss würden die Messungen jener Verschiebungen viel von dem ihnen bisher beigemessenen Werth zur Be- stimmung der Rotatiousdauer der Sonnenoberfläche ver- lieren. Andererseits erhöht sich aber das Interesse an diesen Verschiebungen dadurch, dass sie ims vielleicht eine von innen nach aussen erfolgende Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit im Sonnengasball verrathen. Kbr. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der Privatdocent für Frauenheilkunde in Marburg Dr. Ernst Fraenkel zum Professor an der Universität Breslau. — Dr. Hermann v.I he ring zum Director der zoologischen Abtheilung des Museums in Sao Paolo (Brasilien). — Dr. Edward J. Bles B. Sc. zum Director der biologischen Station in Plymouth. — Der Botaniker Gymnasiallehrer Dr. O. E. K. Zimmermann in Chemnitz zum Professor. Es hat sich habilitirt: Der Assistent Siegmund Feit 1er für physikalische und theoretische Chemie an der technischen Hochschule in Brunn. Es sind gestorben: Der Elektrotechniker Dr. Math. Hipp in Zürich. — Der Hofintendant Christian Due, Begleiter Han- steen's nach Sibirien, in Drontlieim. — Der Professor der Biologie Jacob Moleschott in Rom. — Der Entomologe J. C. Martin- dale zu Camden, New Jersey. — Der bekannte französische Graveur naturwissenschaftlicher Illustrationen Philibert Picart in Paris. — Di-. Friedrich Heyer, Docent für Obstbaulehre und Cultur exotischer Nutzpflanzen am landwirthschaftlichen In- stitute der Universität Halle („Die Natur", Jahrg. 42, No. 22). — Leibarzt Dr. v. Teuf fei in Stuttgart. — Der als Botaniker bekannte Obergärtner am Kais, botanischen Garten Ernst Ender in St. Petersburg. L i 1 1 e r a t u r. Sitzungsberichte der Mathem. -Physik. Cl. der Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften zu Slünchen. 18H2, Heft 3. Das Schlusslieft des .Jahrganges bringt ausser den Sitzungsberichten vom 5. und lü. November und 3. December, drei Abhandlungen: L. Boltzmann: III. Theil der Studien über Gleichgewicht der lebendigen Kraft. L. So büke: Ueber wissen- schaftliche Luftfahrten des Münchener Vereins für Luftschift'fahrt. Der vor etwa 3 Jahren gegründete Verein zählt bereits 363 Mit- glieder, darunter 6 Prinzen des königlichen Hauses, und erfreut sich grosser Popul.arität. Eine Anzahl von Auffahrten mit dem Vereins-Ballon sind wissenschaftlich vorbereitet und durchgeführt worden und haben recht gute Resultate ergeben, so dass man sie auch *) Die Schmidt'sche Sonnentheorie und ihre Anwendung auf die Methode der spektroskopischen Bestimmung der Rotationsdauer der Sonne. 234 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 23. in Zukunft fortzusetzen gedenkt und bereits das Studium mehrerer wichtigen Fragen spociell in Aussicht genommen hat. Die gleich- zeitige Ablesung von Barometer und Thermometer soll dadurch noch vervollständigt werden, dass man die drei neben einander aufgestellten Instrumente (Aneroid, Thermometer und Uhr) auf dieselbe Platte photographirt. Zur Beobachtung von Luft- temperaturen bei Nacht sollen Nachtfahrten von Mitternacht bis zur Morgendämmerung ausgeführt werden. Zum Schlüsse be- spricht der Verfasser das Zusammenwirken der beiden Vereine in München und Berlin. E. Lammel: Sichtbare Darstellung der äquipotentialen Linien in durchströmten Platten. Erklärung des HalFschen Phänomens. F. K. Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, herausgegeben von der Deutschen Seewarte in Hamburg. 21. Jahr- gang, 1893, Heft 1-3, Berlin, Fr. Mittler & Sohn. Aus dem reichen Inhalt der ersten drei Hefte im laufenden Jahrgang heben wir für die Leser dieser Zeitschrift als haupt- sächlich wichtig folgende Aufsätze und Mittheilungen hervor: Heft I: 1) Die tägliche Variation der Deklination zu Wilhelmshaven, im Mittel aus den Jahren 1883 bis 1888, (S. 2—4); die Jahresmittel der Deklination betrugen von 1883 ab: 14° 4,„'; 13° 57„'; 13° 52,3': 13° 46,,,'; 13°40,e'; 13° 34,8'; die jähiliche Aenderung mithin seit 1884: — 6,5'; —b,i'; — 6,0'; . — 5,,'; — 5,7'. 2) Rückblick auf das Wetter in Deutsch- ,land im Jahre 1892 von Dr. W. J. van Bebber (S. 7—15); 3) Ausgewählte tropische Wirbelstürine im südlichen Indischen Ocean von Kapt. Carl H. Seemann und Prof. Dr. W. Koppen (Fortsetzung vom Jahrgang 1892, S. 361 — 375; S. 16—2.5 und Schluss in Heft III, S. 81— '.U). Angaben von geographischem, Interesse enthält auch der Keisebor.ich t des Kapt. J. G. Nichelson (S. 28 — 36), welcher mit der Bark „Theodore' im .Januar 1892 von Mexiko zur Ladung von Gelbholz 'nach San Pedro und Ciudad de David, Provinz Chiriqui, Co- lumbia, reiste; die „Theodore" (680 Reg. Tons) gelangte als erstes grösseres Seeschiff den Rio David oder Chiriqui bis Ciudad de David im Schlepptau eines Dampfers liinBuf; hier konnte Nichelson interessante Beobachtungen über die dortigen Indianer sammeln. Heft II: 1) L. E. Dinklage, Treibeis in südlichen Breiten (S. 41— -54)., Der Verfasser berichtet hier auf Grund sehr zahlreicher, aus allen erreichbaren Schiffsjournalen, Briefen und Zeitungsberichten zusammengebrachten Nachrichten über ■ eine grosse Eistrift im Südatlantischen Ocean; dieselbe ist vielleicht das hervorragendste Naturereigniss des Jahres 1892, jedenfalls in seiner Art ein Vorkommen, wie es in den Annalen der Schiff fahrt bisher wohl noch nicht berichtet worden ist: diese gewaltige Trift zeigte sich nach vorhergehendem Auftreten einzelner Eisberge im November und Dezember 1891 zuerst An- fangs April 1892 in voller Mächtigkeit auf der Route der rund Kap Hörn kommenden Segelschiffe und hat bis in die letzte Zeit, so weit die eingegangenen Nachrichten reichen, d. h. bis Ende October fortgedauert, ohne dass während dieser 7 Monate die kolossale Massenhaftigkeit des Eises erheblich nachgelas.sen hätte. Seinen Ort hat das Eis in dieser Zeit nur wenig verändert; die Hauptmasse befand sich zuerst (April) in 45° S. Br. und 35°W. Lg., zuletzt, (October) in 43° S. Br. und ol ° W. Lg. Anfänglich bildete die Trift eine compacte, in Winkel- oder Hufeisenform gestellte Eismauer, deren Winkel erst nach NO, später mehr nach 0 ge- richtet war und deren Schenkel eine Länge von über 70 See- meilen hatten. Später hat sich das Eis mehr und mehr nach N und NO hin ausgebreitet; einzelne Eisberge drangen über die gewöhnliche Grenze hinaus bis 37° S. Br. vor. 2) Mittheilungen über den Walfischfang (S. 63 — 67, dieselben werden an anderer Stelle dieser Zeitschrift mitgetheilt). Heft III enthält einen Aufsatz, betitelt „Neue Seekanäle"; derselbe bespricht zunächst den 1891 eröffneten Seekanal Liver- pool-Manchester als ein Beispiel solcher Anlagen, welche grosse Binnenstädte direct mit der See in Verbindung zu bringen streben, sodann in kurzer, sachkundiger Zusammenfassung die technischen Arbeiten und die wirthschaftlichen Gesichtspunkte, welche beim Nordostseekanal, dem durch finanzielle Schwierig- keiten vorläufig unvollendet gebliebenen Kanal von Korint h und dem 1889 begonnenen Nicaragua-Kanal (von ersterem und letzterem sind Skizzen beigefügt) von besonderem Interesse sind. Sodann wird ein näherer Bericht erstattet über die Ergeb- nisse einer E.\pedition vom Juni 1892 unter Freg.-Kapt. E. Correa nach der Bai von San Sebastian, welche in der Umgebung des östlichen Eingangs der Magellau-Strasse hydrographische Arbeiten ausgeführt hat; weiter folgen kürzere Berichte über einzelne Seereisen nach Ostasien u. s. w., ein Aufsatz über das Klima von Madras und, wie bei jedem Heft, der herkömm- liche Bericht über die Witterung an der deutsch en Küste vom vorangehenden Monat, hier also vom Februar 1893 nach den Aufzeichnungen an den Normal-Beobachtungstationen der Seewarte. Fr. Regel. Eine neue Zeitschrift für e.xperimentale und theoretische Physik „The Physical Review", geleitet von Edward L. Nichols und Ernest Merritt, wird Seitens der Cornell University durch die Herren Macmillan u. Co., New-York und London, herausgegeben werden. No. 1 soll am 1. Juli erscheinen. Monatlich 2 mal, jede Nummer wenigstens 64 Seiten stark. Hauptsächlich Original- Aufsätze. Neubner E., Untersuchungen über den Thallus und die Frucht- anfäuge der Calycieen. Köln. 3 M. ITeumann, B., Studien über den Bau der Strombetten und das Baersche Gesetz. Königsberg. 2 M. Neumann, C, Beiträge zu einzelnen Theilen der mathematischen Physik. Leipzig. 10 M. Offner, M., Die Psychologie Charles Bonnet's. Ohmeyer, G-. , Beiträge zur Kenntniss der chemischen Bestand- theile der Ratanhiawurzel. Leipzig. 1 M. Ostwald, W., Lehrbuch der allgemeinen Chemie. 2. Band. 2. Auflage. Leipzig. 18 M. Pantocsek, J. , Beiträge zur Kenntniss der fossilen Bacillarien Ungarns. III. Theil. Berlin. 90 M. Pasig, W., Spinoza's Rationalismus und Erkenntnisslehre im Lichte des Verhältnisses von Denken und Ausdehnung. Leipzig. 1 M. Philippi, R. A , Tertiärversteinerungen aus der argentinischen Kepublik. Leipzig. 5 M. Sachs, J., Gesammelte Abhandlungen über Pflanzen-Physiologie. 2. (Schluss-) Band. Leipzig. 2 M. Sarasin, P., und F. Sarasin, Ergebnisse naturwissenschaftlicher Foi-schungen auf Ceylon in den Jahren 1884 — 1886. 3. Band. 6. (Schluss-) Lieferung. Wiesbaden. 24 M. Schenck, H., Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen. Schirmer, A. M., Beitrag zur Geschichte und Anatomie des Pankreas. Tübingen. 2,40 M. Scholl, R. , Entwicklungsgeschichte und kritisch-experimenteller Vergleich der Theorien über die Natur der sogenannten Knall- säure und ihrer Derivate. München. 2.40 M. Schweigger, C, Handbuch der Augenheilkunde. 6. Auflage. Berlin. 12 M. Stern, P., Ergebnisse zwanzigjähriger meteorologischer Beob- achtungen der Station Nordhausen am Harz. Leipzig. 1 M. Thoma, R., Untersuchungen über die Histogenese und Histo- mechanik des Gefässsystems. Stuttgart. 4 M. Treves, F., Handbuch der chirurgischen Operationslehre. 2. Band. Jena. 12 äI. Weygandt, W., Entstehung der Träume. Leipzig. 1 M. Wislicenus, 'W. F. , Tafeln zur Bestimmung der jährlichen Auf- und Untergänge der Gestirne. Leipzig. 6 M. Ziehen, Th., Leitfaden der physiologischen Psycliologie in 15 Vor- lesungen. 2. Auflage. Jena. 4,50 M. Briefkasten. Hrn. Prof. F. — Der von dem kürzlich verstorbenen Frederick Ransome erfundene Stein wird wie folgt hergestellt: Flint wird in kaustischem Kali unter hohem Drucke gelöst, das erhaltene Natrium-Silicat mit feinem Sande gemischt und in die gewünschte Form gebracht. So lange er weich ist, wird der Stein in eine Lösung von Chlorcalcium gebracht und diese durch Anwendung von Druck in seine Poren gepresst. Nachdem er in klarem Wasser abgespült, ist der Stein zum Gebrauch fertig. F. K. Inhalt: Dr. Friedrich Dreyer: Physikalische Erklärung von Formverhältnissen organischer Skclettbildungen. — Dr. H. Scliuber|t: Mathematische Spielereien in kritischer und historischer Beleuchtung. — Ueber die Cholera von 1892 in Hamburg und über Schutzmassregeln. — Die Schmidt'sche Sonnentheorie. Aui dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Sitzungsberichte der Mathem.-Physik. Cl. der Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. — Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie. — Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: i. V. Dr. Friedrich Kaunhowen, Berlin N. 4., Invalidenstr. 44, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 23. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XLA^ m m $?? «'S §;« m ü «tS* Die Insekten-Börse jetzt vereinigt mit der „Sammler -Börse" .,^r3^ DitomploqiMl)CS Organ '^^N^ ^, Va^lur «„gebor N.tM.jqi *;-' »^ iSiS^ Ä SJi ist für „Entomologen" und „Sammler" das hervorragendste Blatt, welches wegen der belehrenden Artikel sowie seiner internationalen und grossen Verbreitung betreffs Ankauf, Verkauf und Umtausch aller Objekte die weitgehendsten Erwartungen erfüllt^ wie einProbeabonnement lehren dürfte. Zu beziehen durch die Post (Zeitungsliste No. 3 135) und die Verlags-Buchhandlung Frankenstein & Wagner, Leipzig, Augustusplatz 1. Abonnement bei Zusendung unter Kreuzband in Deutschland u. Oesterreich 1 Mk., nach anderen Ländern des Weltpostvereins 1 Mk. 20 Pfg. = 1 Shilling 2 Pence = 1 Fr. 50 Cent. »'S m «r. Georg IHrieh. 91 Seiten gr. 8". Preis 1,80 Marli. Zu beziehen durch alle Suchhandlungen. Iq Ji'ei-d. UUiumlerei Verlags- iMic-lihanclIiine iu Berlin erschien : Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. .T. Rolbe. Kustos am Königl. Aluseum für Naturkunde in Berlin. Mit j vielen Holzschn- Erscheint in Lief, a 1 M. In Ferd. Diimmlers TerlagsbachhanJ. lung in Berlin SW. 12 ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von WUhelin Foerster, Prüf. u. Director der Kgl. Sternwarte zu Berlin. Preis 7 Mark. ^^-$^>-$^'¥$$^^$y¥yyy¥^ Neu! Neu! SellistMtige Spiritus- deliläse-Lamiie, (System : Herbert-Lcbmbeck.) 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Er bespricht im Ganzen 238 Species, bringt alsdann eine Liste der Hybriden-Formen und be- handelt in einer kui'zen Schlussliemerkung die im de Candolle'schen Prodromus aufgeführten .Arten, von denen er nur 66 anerkennt. Das sehr genaue alphabetische Verzeichniss enthält nicht allein die in der Abhandlung genannten Formen, sondern auch deren vorstehend noch nicht erwähnten Synonyma — F. K. Das akademische Berlin. Sommer-Halbjahr 1893. Mayer u. Müller. Berlin 1893. — Preis 0,80 M. Das Büchelchen dürfte jedem, der in akadeudschen Kreisen Bi'rüns zu thun hat, nicht nur dein Studircnden, für den es in erster Reihe bestimmt ist, sondern auch dem Docenten erwünscht sein. Es orientirt über die Uni- versität, Akademie der Wissenschaften, Akademie der Künste, Militärärztliche Bildungsanstalten, Technische Hochschule, Geolog. Landesanstalt und Bergakademie, Landwirthschaftliche Hoch- schule, Tliierärztliche Hochschule u. a. Den Bibliotheken ist ein besonderer Abschnitt gewidmet, den Schluss bildet ein Personal- Register. Amnion, O., Die natürliche Auslese beim Menschen. Jena. M. 7. Bittner, A. , Decapoden des pannonischcn Tertiärs. Leipzig. I M. Boys, C. V., Seifenblasen. Leipzig. 3 M. Bücking, H., Der nordwestliche Spessart. Berlin. 10. M. Cloetta, A., Lehrbucli der Arzneimittellehre und Arzneiver- (iidnungslehre. 8. Autlage Freib. 7 M. Dickhuth, M., Ueber einige Imligo-Derivate. Jena I M. Dahl, F., «. Die Halobates Ausbeute der Plankton-Expedilion. Kiel Goldbreck, E., Descartes' mathematisches Wissenscliaftsideal. Berlin. 1 M. GUntsche, R., Beitrag zur Integration der Dift'erentialgloichung dl/ dz ^ f" "•" P' ■' "•" P^ ■'•'' "^ P' y'- B'21"''"- 1 '^^■ Inhalt: K. Schmidt: Ueber das Strömen von Flüssigkeiten. (Mit Abbild.) — Dr. Friedrieh Dreyer: Physikalische Erklärung von Formverhältnissen organischer Skeh'ttbildungen. (Schluss.) — Farbenweclisel, dem die Wanderlienschrecdve unterliegt. — Die Ansteckungsmögliclikeit der Krätze der Kaninchen und, Katzen. — Ueber eine eigentliüniHche .Sidimetterlings-Invasiou. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. Otto Zacharias: Forschungsbericlite aus der Biologischen Station zu Plön. Theil I. Faunistische und biologische Beobachtungen am Grossen Plöner See. — Dr. Karl Eckstein: Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Forst- und Jagdzoologie. — Privatdocent Dr. H. Schenck: Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im Besonderen der in Brasilien einheimischen Arten. — Prof. Dr. Richard Lepsin s: Geologie von Deutschland und den angrenzenden Gebieten. - G. Krüss: Specielle Methoden der Analyse. — Bruno Kolbe: Einführung in die Elektricitätslehre. — Strobel: Namenregister. — Proceedings of the Royal Society. — The Journal of the Linnean Society. Botany. — Das akademische Berlin. — Liste. Verantwortlicher Rodakteur: i. V. Dr. Friedrich Kaunhowen, Berlin N. 4., Invalidenstr. 44, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin -SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 24. Natur wisscnschaftliphc Wochenschrift. XLvri §1? Sei Die Insekten-Borse jetzt vereinigt mit dei „Sammler -BÖrSG" i5 I im aiTim(cr-3ör5 üffsrlcnblatt 'ienste aller Sammi Interessen ist für „Entomologen" und „Sammler" das hervorragendste Blatt, weLLes Wcgeu der belehrenden Artikel sowie seiner internationalen und grossen Verbreitung betreffs Ankauf, Verkauf und Umtausch aller Objekte die weitgehendsten Erwartungen erfüllt wie ein Probeabonnement lehren dürfte. Zu beziehen durch diePost(ZeitungslisteNo.3135) und die Verlags-Buchhandlung Frankenstein & Wagner, Leipzig, Augustusplatz 1. Abonnement bei Zusendmig unter Kreuzband in Deutschland u. 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Elemente der Botanik. Von I>r. H. Potoni^. Zweite Ansgabe 2»2 Seiten mit 5:t9 Textfigoren. Preis »f. ?,.SO. Gebunden .». .».«W. •"ocben er.sc.hien: |g|| Lateinische Scilulgrainmatik von Dr. Franz Friedersdorff, Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Gymnasialdirektor in Halle a. .S. 2(15 Seiten rt. S". Preis gebunden 1,80 Mk. Diese Grammatik entspricht den .Anforderungen der neuen Lebrpläne in voUkominenster Weise, indem sie grösste Voll- ständigkeit mit möglichster Kürze vereint. Ferd. Dümmlers VeriagsbuchhaDdig. in Berlin SW. 12 In KorU. I>llniiulci-N VerlasM- tiiirliliHiiilliiii;; in Ificrliii erschien : EiDführuDg JD die Kenntnis der losekten von II. J. Kolbe, Kustos am Köuigl. Museum für Naturkunde iu Berlin. Mit vieleil Holzschn, Erscheint in Lief, a IM. Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber in Leipzig. Soeben is' erschienen und durch jede Buclihandhiug zu beziehen: Webers Naturwissenschaftliche Bibliothek. AllgemeliirMeereskunde vdii Johannes Walther. ■ Mit 72 in den Text gedruckten Abbildungen und einer Karte. In Original - Leinenband .5 Mark. Inhalt. Znr Geschichte der Meereskunde. — üie Tiefe des Meeres. — Ver- ändernngen der Meerestiefe. — Die Fläche des Meeres — Wellen und Brandung. — Die Abrasion. — Tektoiu'si lie \'er;inderungen der Meercsbetken. — Temperatur des Wassers. — Treibeis uimI Ki^tierge. — Ltie Farbe de^ Meeres. — Der 8alz- prehalt. — Zirkulation inid Struuuuigen. — Die Organismen des Meeres. — Die Meiris]itiaiizen. — Die Fauna der Flachsee. — Die Thiere des Plankton. — Die Koraleiirilfe. — Die Bewohner der Tiefsee — Ilie Wirbeltliiere des Meeres. — Die Sedimente der Flachsee. — Die Sedimei^te der Tiefsee. — Vulkanische Inseln. — Inselleben. — Landengen und Meerengen. — Geschichte des Meeres. Verzeichnis der früher orsoliienenen Bünde en und Al)hauo M. Griechische Grammatik von Phi- lipp Buttmann. 22. Aufl. Heraus- gegeben von Alex. Buttmaun- 3 M., geb. 4 M. English, as It Is spoken; being a series of familiär dialogues on va- rious subjects. By Will. Hanby Crump. Ninth edition. 1 M. Deutsche Uebersetzung v. Crump, English, as it is spoken. Zinn Rück- übersetzen ins Englische. Siebente Autlage. (M Pf. Mustersammlung deutscher Ge- dichte. Für Schule und Haus. Ge- sammelt und methodisch zusam- mengestellt von Ernst Keller. Neunzehute Auflage. 16u Seiten. 60 Pf., geb. SO Pf. Methodik des Turnunterrichts. Den deutschen Turnlehrern, Tlu-u- warten und Vorturnern gewidmet von Moritz Zeltler, Oberlehrer an der Kealschule u. Oberturulehrer in Chemnitz. Zweite, sehr vermelirte und umgeänderte Auflage. 2,Sü M. Sammlung ausgeführter Stilar- beiten. Ein Hilfsbuch für Lehrer bei Erteilung des stilistischen Unter- richts in Stadt- und Landschulen. I. Abt. Fiii' die niedere Stufe der Mittelklassen. Nebst ein. An- hang grammat. Aufgaben. Bearb. von C. O. Weigeldt und H. F. Richter. Siebente Auflage. 1,20 M. II. Abt. Für Mittelklassen. Von Alex. Junghänel und J. G. Scherz. Sechste Auflage. Bearb. von Alex. Junghänel. 1,60 M. III. Abt. Für Oberklassen. Von Ale.x. Junghänel und J. G Scherz. Sechste Auflage. Bearb. von J u n K h ä n e 1. 2.40 Xl. IV. Abt. Fiir Mittelklassen höherer Lehranstalten. Von Dr. Kurt Hentschel und Alex. Junghänel. Zweite Aufl. 2,so M. Englisches Elementarbuch mit durchgängiger Bezeichnung der Aussprache. Ein Lehrbuch, mit welchem man auch selbständig die englische Sprache leicht und richtiK erlernen kann. Von Bernliard Schmitz. S. Airflage. l,2u M. Englisches Lesebuch aus den be- deutendsten engUschen Dichtern und Prosaikern mit einer Ueber- sicht der englischen Litteratur, er- läuterndenAnmerkungen imd einigen Zeichen zur Erleichterung der Aus- sprache, nebst einer besonderen Auswahl von leichten Materialien zu Styl- und Sprachübungen, Von Bernhard Schmitz. 3. Autlage. 2,50 M., geb. 3 M. Englische Grammatik. Von Bern- hard Schmitz. 1'.. Auflage. 3 M., geb. 3,50 M. Französisches Elementarbuch nebst Vorbemerkungen über Methode und Aussprache. Von Bernhard Schmitz. I. Teil. Vorschule der fran- zösisch.Sprache. 11. Aufl. besorgt von Adolf Neumann. 1,20 M, II. Teil. Grammatik und Uehungsbuch für mittlere Klas- sen. 7. Autlage. 1,8(1 M. Elementar-Grammatik der Fran- zösischen Sprache. Vierte Auflage des l.Theils von Beumelburg's Lehr- gang. Umgearbeitet und bedeutend erweitert von Dr. J. Baumgarten. 1,60 M., geb. 2 M. Erziehungs- und Unterrichtslehre für Gymnasien und Realschulen. Von D. Dr. Wilhelm Schrader, Geheimer Ober-Regierungsrath und Kurator der Universität Halle. Zweite mit euiem Anhange über die neuen Lehrpläne versehene Aus- gabe der 6. Auflage. lo,5ü M. Die Verfassung der höheren Schulen. Pädagogische Bedenken von D. Dr. Wilhelm Sehrader. Geheimer Ober-Eegierungsrath und Kurator der Universität Halle. Dritte, sorgfältig ergänzte Auflage. 6 M. Karl Gustav von Gossler, Kanzler des Königreichs Preussen. Ein Lebensbild von D. Dr. Wilhelm Schrader. 2,40 M. Leitfaden beim geographischen Unterricht. Nach den neueren An- sichten entworfen von F. Voigt, Professor an dem Kgl. Realgym- nasium zu Berlin. Zweiunddreissig- ste verbesserte und vermehrte Auf- lage. 1,20 M., geb. 1,50 M. Geschichte des brandenburg- preuss. Staates. Von F. Voigt, Professor an der Kgl. Realschule in Berlin. Dritte verbesserte Aufl. Mit der Karte der territorialen Ent- wickelung des brandenburg-preuss. Staates. 7 M., geb. 8 M. Grundriss der brandenburgisch- preussischen Geschichte in Verbin- dung mit der deutsehen. Von F. Voigt. Siebente Auflage, so Pf Grundriss der alten Geschichte. Von F. Voigt. Vierte Aun. 6ir Pf Volkwirtschaflliche Ergänzungen zum LeliistotVi- d. Volksschule. Vom christlicli - iiationali-n Standpunkte entwiekelnil bearlieitet von A. Pa- tuschka, Mittelsehullehrer. 2 M. Repetitorium des evangelischen Religionsunterrichts. Bearb. von Dr. Hermann G. S. Preiss. Mit ausführlichem Register, Zweite Aus- gabe. Preis 2,40 M. Deutsche Lieder in lateinischer Uebersetzung von Fr. Strehlke. 1 M. Enthält eine Anzahl deutscher klassischer Gedichte im Versmass der Originale lateinisch übersetzt Vorstehende Werke können auf Verlangren durch jede Bnchhaiidlun^ znr Ansieht Torsrelosrt irerden. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. Vin. Band. Sonntag, den 18. Juni 1893. Nr. 25. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- j ansialten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.— GÖ Brinsegeld bei der Post 15 -j extra. JL Inserate: Die viergespaltenc Petitzeile 40 ^., Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nachUebereinkunft, Inseratenannahnic bei allen Annoncenbureaux. wie bei der Expedition. Abdruck i»it nur mit vollstäiiilis^er ({acllcnaugabe gestattet. Ueber die künstliche Darstellung des Diamanten. Im Jahre IGiJö wurde in der Akademie zu Florenz von Averaiiii und Targioni der erste Diamant im Foeu.s eines ,i;-rossen IJreimspiegels veiflüclitigt. Die wi.sseu.scliaft- lielie Welt nahm staunend Notiz von dieser Thatsache, und doeh war es inög-lich, dass noch 80 Jahre S|)äter der kostbare Edelstein für eine besonders schöne Art von Berg'krystall, d. h. für Kieselsäure gehalten wurde. Man darf sieii darülier nicht allzusehr wundern, denn die da- maligen Vorstellungen über die Natur der Verbrennung, sowie die gänzliche Unkenntniss der Methoden, welche die chemische Analyse heute anwendet, waren der Lösung des Problems nichts weniger als günstig. Lavoisier und seiner Schule war es vorbehalten, auch hier, wie auf so vielen anderen Gebieten der chemischen Wissenschaft, Auf- klärung zu schaffen. Man erkainite, dass der Diamant bei hoher Temijeratnr wirklich verbrannte, dass ,;') bis 3, .55. Nachdem die chemische Natur des Diamanten zweifel- los festgestellt war, wurde uaturgemäss sehr bald die Frage aufgeworfen, oh es nicht gelingen könne, das seltene Mineral künstlich aus Kohlenstoff darzustellen. Man durfte hoffen, durch eine solche Reproduction einen Einl)lick in die Arbeitsweise der Natur zu erhalten, d. h. die Frage nach dem natürlichen Bildungsprocess des Diamanten, welche im Laufe der Zeit zu mancherlei Hypo- thesen Veranlassung gegeben hatte, endgültig zu ent- scheiden. . Im Januar dieses Jahres machte der franzüsische Chemiker Moissan in einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Paris die Mittheilung, dass ihm die künstliehe Darstellung des Diamanten gelungen sei; seine Versuche sind in den Berichten der französischen Akademie veröfif'entliciit. Bevor wir jedoch auf dieselben eingehen, müssen wir uns mit denjenigen Thatsachen und Ideen beschäftigen, deren logische und conscquente Verfolgung schliesslich zu dem erstrebten Ziele geführt hat. Die einfachste und einleuchtendste Anschauung, welche man sich über die natürliche Bildung des krystailisirten Kohlenstoffs machen kann, ist die, dass derselbe direct aus amorphem Kohlenstotf entstanden ist, den ja die Natur in ihren gewaltigen Kohlenlagern in ungeheurer Menge zur Verfügung hatte. Pflichten wir dieser Anschauung bei, so entsteht die weitere Frage: Wie, das heisst, unter welchen Eintiü-ssen ist die Krystallisation vor sich ge- gangen? Feste Körper krystallisiren erfahrungsgemäss bei dem Uebergange aus dem flüssigen in den festen Aggregat- zustand; sie müssen sehr hoch, zum Schmelzen oder auch bis zum Verdampfen erhitzt werden, um dann beim Erkalten sich zu Krystallen zu verdichten. Bei gewissen mineralischen Substanzen liegt nun der Schmelzpunkt ausserordentlich hocli; die Krystallisation kann also erst bei sehr luiher Temperatur vor sich gehen. Die in der Natur vorkommende amorphe Modification des koiilensauren Kalkes, die Kreide, kann künstlich in die krystallisirte Jloditication, den .Mar- mor, überi;eführt werden, wenn man sie in . einem ge- 246 Natnrwisscnscliaftliclie Woclicnsclirift. Nr. -25 schlosseiien Stahlrohr auf 1020° erhitzt. Andere Sub- stanzen bedürfen noch höherer Temperaturen, um zu krystalli.^iren. Erst vor Kurzem liat Moissan gezeigt, dass gebrannter Kalk, den man bisher nicht krystallisirt er- halten konnte, bei einer Temperatur von 2500 bis 3000° schmilzt, leiehtflilssig wie. Wasser wird und sich beim Er- kalten zu schön ausgebildeten Krvstallen verdichtet. Eine andere Art der Krystallisation konmit zu Stande, wenn ein fester Körper sich aus der bei höherer Tem- ])eratur gesättigten Lösung irgend eines Lösungsmittels beim Erkalten ausscheidet, oder bei ungesättigten Lösungen, wenn der Ueberschuss des Lösungsmittels verdunstet wird. Es sprechen nun eine ganze Reihe von Thatsachen datlir, dass die natürliche Krystallisation des Koldenstoft's „auf trockenem Wege" vor sich gegangen ist. Der Kohlenstoff ist ja in allen bekannten Lösungsmitteln unlöslich und die au sich interessante Hypothese von Semnder: der Diamant sei aus flüssiger, durcirstarken Druck verdichteter Kohh'ii- säure auskrystallisirt, ist mit den beol)achtcten Erschei- nungen nicht recht in Einklang zu bringen. Danacli müssen wir annehmen, dass der diamantbildcnde Kohlenstoff durch vulkanische Actionen auf eine ausserordentlich hohe Tem- peratur gebracht wurde, und dass der Diamaut beim Ab- kühlen krystaliisirte. Vcriiält sich das so, dann niüsste es gelingen, durch Erliitzen von Kohlenstoff auf holte Tem])eratur und bei Luftabsehluss den Diamanten dar- zustellen. Derartige Versuche sind schon früher von Despretz angestellt worden; die Resultate lassen aber nicht mit Sicherheit erkennen, ob mit, ob ohne P]rfolg. Für die Beurtheilung dieser Frage kommen noch andere physikalische Momente in Betracht. Die bei hohen Tem- peraturen sich l)ildenden Modificationen sind meist auch nur bei hohen Temperaturen beständig und zeigen die ausgesiirochene Tendenz, sowie die Abkühlung eine be- stimmte untere Grenze überschritten hat, in eine andere, bei niedriger Temperatur iteständige Modification über- zugchen. So verhält sich z. B. der sogenannte „weiche" Schwefel, welcher sieh in die octaedriselie Form umlagert, so verhält sich nach den höchst interessanten Unter- suchungen von Osmond und Roberts- Austen auch die it?-Mo(litication des Eisens, welche i)eim Abkühlen in die beständigere «-Modification übergeht. Dürfen wir diese Erfahrungen auf die Modificationen des Kohlenstoffs über- tragen, so wäre der Diamant die normale und beständige Form liei einer sehr hoiien Temperatur. Beim Erkalten würde sich diesellie dann in die bei niedriger Temperatur beständige ^ioditicati,8. Danach muss also, wenn wir mit den Beobachtungen in Einklang bleiben wollen, für das Verhältniss v : V doch immerhin ein schon wohl merklich von der Einheit ab- weichender Werth angenommen werden. Ja, es ist sogar wahrscheinlich, das für Uranus das Verhältniss i' : U noch beträchtlich unter dieser Grenze 0,89 liegt, sodass also t entsprechend hoch über die Grenze 7'', 8 sich erhebt. Für Uranus wird also doch wohl die Relation v = T' sieh nicht aufrecht erhalten lassen. Ueber die Verhältnisse bei Neptun kann zur Zeit noch nicht entschieden werden, da wir ohne exacte Daten betr. der Aiiplattung dieses Planeten sind, deren Kenntniss aber, wie wir sahen, zu einer Piüfung der gemachten Annahme durch die Beob- achtungen erforderlich ist. Grs. Ueber den veränderlichen Stern Y C.vgni, dessen Variabilität im Jahre 188G von Herrn Chandler entdeckt wurde, hatte Herr N. C. Duner bereits früher in den Astronomischen Nachrichten und im Astronomical Journal einige Mittheilungen gemacht und auch versucht, die Anomalien des Lichtwechsels dieses zum Algoltypus*) gehörenden Veränderliehen zu erklären. In einer am 14. September 1892 bei der kgl. schwedischen Akademie der Wissenschaften eingegangenen Abhandlung ist er aus- führlich auf den Gegetistand eingegangen und hat den- selben zum Abschlüsse gebracht. Die Arbeit ist ver- öffentlicht in No. 7 des 49. Jahrgangs der Ufversigt af kongl. Veteuskaps-Akadeniiens Förhandlingar. In seineu früheren Untersuchungen hatte Herr Duner gefunden, dass die Minima von Y Cygni auf die durch die Formel 1886,0 + 343'^,4GS4 + 1 '^,498124 E (Mittl. Zeit Greenwich) *) Die Veründcrlifhkeit des bekannten Sternes Algol ist der Art, dass die Variation in der Lielitstärke fast ausschliesslich be- schränkt ist auf einen ganz kleinen Tlioil der ganzen Periode, während dessen die Lichtstärke im Verhmfe nur weniger Stunden bis zu einem Minimum herabsinlit, um naeldier in ungefähr der gleichen Zeit wieder bis zu ihn-in gewölinliclien Betrage zu steigen. 252 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 25. gegebenen Zeitpunkte fallen , wobei E die Nummer des betreffenden Minimums bedeutet.*) Diese Formel wird dann in der neuen Veroftentlicluing' mit den Beobachtungen verglichen und die Differenzen Beobachtung minus Rechnung (ß — B) ermittelt. Dabei zeigt sich die schon früher von Duner festgestellte That- sache wieder, dass ein bemerkenswerther Unterschied be- steht zwischen den Differenzen, welche den Minimis von gerader Ordnungszahl entsjjrecheu, und jenen, welche man erhält, wenn E eine ungerade Zahl ist. Es zeigt sich nämlich nahezu durchgängig, dass für die geraden Minima (also diejenigen von gerader Ordnungszahl E\ das zweite, vierte u. s. w.) diese Differenz B — ■ B posi- tiv ausfällt, während sie sich für die ungeraden Minima stets negativ ergiel)t. Das besagt, dass die geraden Minima in Wirklichkeit später fallen, als die Rechnung erwarten lässt, während die ungeraden sich früher einstellen, als jene angiebt. Diese Thatsache hat Herrn Duner veranlasst, die geraden und die ungeraden Minima getrennt zu behandeln. Unter Berücksichtigung des gesammten vorliegenden Beob- aehtungsmaterials kommt er dabei zu folgenden Ergeb- nissen. Die geraden Minima treten ein um die Zeiten 1886,0 + 343 •',4827 + 1<',498221 E, die ungeraden um die Zeiten 1886,0 -t- 343'',4090 + l'i,498113 E, und zwar sind diese Zeitangaben jetzt in mittlerer Pariser Zeit zu verstehen. Hier bedeutet nun noch E die laufende Nummer in der Reihe aller Minima. Wir können aber auch die geraden, sowie die ungeraden je für sich allein numeriren. Dann ist also für die geraden die Miniraumzeit 1886, Dec. 9, 11'' 35'" 5* + (2'' 23* 54»' 52^59) R und für die ungeraden 1886, Dec. 10, 21'' 46'" 15* + (2'* 23* 54'« 33^93) R, wo also jetzt in beiden Fällen R die Reihe der Zahlen 1, durchläuft. Setzt man in der ersten Formel R^l, so erhält man als Zeit des zweiten geraden Minimums: 1886, Dec. 12, 11* 29'» 58^ Man sieht aus den so gegebenen Momenten für das erste gerade, das erste ungerade und das zweite ungerade Minimum, dass im Jahre 1886 das Intervall zwischen einem geraden und einem ungeraden Minimum 1'' 10* 11'" 10' war, während dasjenige zwischen einem ungeraden Minimum und dem folgenden geraden 1'' 13* 43'" 43' Iii'trägt. Die merkliche Differenz, welche hiernach zwischen diesen Intervallen besteht, führt nun auch zur Kenntniss der Art und Weise, wie der Lichtwechsel von Y Cygni zu Stande kommt. Die früher schon allgemein angenommene Hypothese, nach der die Veränderlichkeit der Sterne vom Algoltypus dadurch erklärt wurde, dass ein dunkler oder wenig leuchtender Körper um den hellen Hauptstern kreise, der Art, dass die Minima des Veränderlichen als eine Art Verfinsterungen aufzufassen seien, indem der dunkle Be- gleiter in die Gesichtslinie zwischen Ilauptstern und Erde trete, schien wegen der kurzen Undanfszeiten, die mau annehmen musste, Schwierigkeiten zu bereiten, wurde aber auf rationellen Boden gestellt, als Herr H. C. Vogel in *) d (Abkürzung von „dies") bedeutet Tag'. Danach sagt also obige Formel, dass das Minimum, von welchem dio Betrach- tung ausgellt, 3J3,4ü84 Tage nach dem Anfange des Jahres 188lj stattfand, d. h. also einige Zeit nach IIA Abends am 9. December 1886. Das zehnte Minimum z. B. fällt dann 1,4!18124-10 Tage später oder rund am "24. December 188(>. Abends lO'i iic». Potsdam seine bedeutsamen Entdeckungen über Algol selber bekannt gegeben hatte. Es nn'ige mit einigen Worten an den Inhalt dieser Entdeckung erinnert werden. Herr Vogel hat gefunden, dass in den JMinimis und in der Mitte zwischen zwei benachbarten Minimis die Speetral- linien Algols mit denjenigen coincidircn, welche eine nnt verdünntem Wasserstoff gefüllte Geissler'sche Röhre giebt, dass jene aljcr von diesen abweichen in den Viertelzeiten (also in den Zeitpunkten, welche einem Viertel und drei Vierteln des ganzen Intervalles zwischen zwei benach- barten Minimis entsprechen), und zwar dass diese Ver- schiebung der Spectrallinien in der einen Viertelzeit nach dem rothen, in der anderen nach dem violetten Ende des Spectrums hin stattfindet.*) Durch diese Thatsache ist bewiesen (s. untenstehende Anmerkung), da.ss um den Algol sich ein anderer Körper bewegt, dessen Umlaufs- zeit der Periode des Lichtwechsels von Algol gleich ist. Man darf deshalb wohl allgemein annehmen, dass für alle Sterne vom Algoltypus der Grund der Veränderlichkeit ein analoger sein würde, immer indessen vorausgesetzt, dass das Intervall zweier aufeinander folgender Minima stets dasselbe bleibe oder hr>chstcns nur solch kleine Ab- weichungen von einem Mittelwertlie aufweise, dass die- selbe dm'ch St. August in Göttingon mit lirsichtigung der Blumeulnich'schen Sammlungen. Am G.August sollen einige Hünengräber in der Provinz Hannover besucht «erden und vom 7. — 9. finden die Sitzungen in Han- nover statt. L i 1 1 e r a t u r. Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. vollständig neubcarb. Aufl. (3. Banil. Elektrodynamik-Forum. F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin u. Wien. 1893. — l'reis 10 M. In dem (i. Baude des zweckdienlichen Brockhaus'schen Lexi- kons finden sich nicht weniger als 6 Chromo- und 40 schwarze Tafeln, eine Lichtdrucktafel (der „Genfer Altar"), 12 Karten und Pläne sowie 2ö9 Textabbildungen. Wir können nur wiederholen, dass das Le.xikon, trefflich redigirt, weitesten Ansprüchen genügen dürfte: die Naturwissenschaften haben in den bisher erschienenen 6 Bänden angemessene Berücksichtigung gefunden. Eduard Wolf-Harnier, Naturgeschichtliche Charakterbilder. Mit 2i; I )riginal-Hanilzeichnungen. H. Mieki.->ch (Firma E. Mecklen- burg). Berlin 1892. Das für die Jugend bestimmte Buch bringt, von poetischen Auslassungen durchwoben, eine Anzahl Schilderungen namentlich aus dem Vogelleben. Privatdocent Dr. Bernhard Kawitz, Compendium der ver- gleichenden Anatomie. Zum tiebrauche für Stiidirende der Medicin. .Mit '.K) Alibildinigen. H. Härtung & Sohn (G. M. Herzog). Leipzig 1S93. — Preis 5 M. Das Büchelchen dürfte vorzügliche Dienste husten: es sind in demselben „nur die wichtig.-ten Thatsachen, gewissermaassen die Leitmotive der Morphologie, angeführt worden", ein niidit zu unterschätzender Vortheil für den Medicin Studirendeu, der bei dem Umfang seiner Disciplin sich möglichst auf das für ihn alier- wichtigste aus den Hilfsdisciplinen zu beschränken suchen muss. Die ausserordentlich klaren und exacten, einfachen kleinen Ab- bildungen des Repetitoriums fallen besonders angenehm auf. Dr Karl Eckstein, Insectenschaden im Walde. (Gemeinverst. wissenschaftl. Vorträge, lierausgrgeln'n von Virchow u. Watten- bach, N. F. Heft 1.2.')) Verlagsanstalt und Druckerei A. G. (vorm. J. F. Richter). Hamburg 1892. — Preis 0,80 M. Der als Forstzoologe bekannte Verf. bringt eine hidische Zu- sammenstellung des Gegenstandes, die Jedermann, namentlich Forstleute und Gutsbesitzer, interessiren muss. Albert Falsan, Les alpes francaises. Les montagnes, les eaux, les glaciers, les phenomenes de l'atmosphere. Avec .51 fig. Bibliotheque scientilique coutemporaine. J. B. Bailiiere et fils. Paris 1893. — Pri.x 3,50 frcs. Wer die französischen Alpen besucht und auf seinen Reisen und Wanderungen gern über die entgegentretenden Natur- Erscheinungen nachdenkt, dem kann das Buch Falsan's angelegent- lichst empfohlen werden. Zunächst bringt Verf. Allgemeines über die Alpen, namentlich Geographisches, das 2. Kapitel ist wesent- lich geologischen Inhalts, ebenso wie das 3. Kapitel, das sich jedoch wie die folgenden speciell mit den französischen Alpen beschäftigt. Die einzelnen Borgzüge und Berge derselben, die Gewässer, die Gletscher, sowie die meteorologischen Verhältnisse werden in leicht verständlicher, anregender Weise behandelt. Prof. C. V. Boys, Seifenblasen. Vorlesungen über Capillarität. Autoris. deutsche Uebersetzung von Privatdocent Dr. G. Meyer, Mit 56 Text-Figuren und 1 Tafel. Johann Ambrosius Barth (Arthur Meiner). Leipzig 1893. — Preis 3 M. Die prächtige französische Guillaume'sche Uebersetzung des Boys'schen Schriftchens haben wir in No. 39 S. 400 von Bd. VII angezeigt; es ist freudig zu begrüssen. dass nunmehr auch eine deutsche Uebersetzung vorliegt. Auch die deutsche Wiedergabe ist nicht wortgetreu, sondern der Uebersetzer hat mit Genehmi- gung Boys' einige Partien fortgelassen, stellenweise eine andere Anordnung des Stotfes vorgenommen und auch den Styl der ur- sprünglichen Niederschrift, die sich unmittelbar an die wirklichen Vorträge hält, geändert. Jacob Berzelius, Versuch, die bestimmten und einfachen Ver- hältnisse aufzufinden, nach welchen die Bestandtheile der unorganischen Natur mit einander verbunden sind. (1811 bis 1812). ((Istwald's Classüier der exacten Wissenschaften No. 35). Wilhelm Engebnann. Leijjzig 1892. — Preis 3 M. Es hiesse Eulen nacli Athen tragen, wollte man viele Worte über die grundlegende Bedeutung der Berzelius'schen Arbeiten verlieren. Wohl haben die Entwickelung der organischen Chemie und die Folgerungen , welche sich daraus auch für die anorganische ergaben, Bresche in Berzelius' System gelegt und manche seiner Schlüsse hinfällig gemacht; aber all' dies basirt zum grössten Theile auf seinen Untersuchungen über die Verbiudungsverhältnissc, und wenn auch hierin einzelne Correcturen nicht ausldieben, so hat dies der Mann, der in der Selbstkritik vielleicht ilen besten Theil seiner Grösse besass, selljst vorhergesehen (S. 208). Seine Bestimmungen sind mit der denkbar grössten Genauigkeit ausgeführt, so dass sie uns noch heute trotz unserer unendlich verbesserten Hilfsmittel Bewunde- rung abnöthigen. Trotzdem hat Berzelius bis an sein Lebens- ende nicht geruht, selbst seine Resultate wieder und wieder zu prüfen, so oft eine Verbesserung der Hilfsmittel genauere Ergeb- nisse in Aussicht zu stellen schien. Dass auch weitsichtige und 254 Naturwissciiscliat'tüclic Wofhciiscluilt. Nr. 25. frnchtbai-e Auregungeu für künftige Forscher in diesen Schriften entliiilten sind, dafür sei als Beispiel nur die vom Herausgeber mit Recht hervorgehobene Erörterung auf Seite 168/169 angeführt bezüglich der Möglichkeit, die Verwandtschaften chemischer Körper in Zahlen auszudrücken, welche mit jeder beliebigen me- chanischen Kraft verglichen werden könnten. Sp. Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. Jahrgang 1892, No. 1 — 4. Von den AbliainUmigen seien hier die folgenden genannt: Zykoff: Die Entwickelung der Gemmulao bei Phydatia fluviatilis Zj-koff. (Untersuchungen über die soge- nannte innere Knospung bei den Süsswasserschwämmen der Um- gegend von Moskau, speciell der genannten Art.) 2 Tafeln. Becker: Neue Pflanzen- und Insecteu-Entdeckungen in der Um- gegend von Sarepta und Zusammenstellung derRauijen und Käfer, die nur von einer Pflanzenart leben, und zwei, di-ei Pflanzenarten leben, die aber zu einer Familie gehören. Kohon: Ueber einen mesozoischen Fisch vom Altai. Tzebrikow: Studien über die oberjurassischeu und untercretaceischen Ablagerungen der Krim. Der Verfasser hat das geologisch und paläontologisch nahezu unbekannte Gebiet der südlichen Krim durchforscht, welches nördlich durch eine Linie begrenzt wird, welche die beiden Städte Simfero])ol und Karassubazar verbindet, südlich durch das Kalk- l)lateau der Djai'law, von dem selbst noch ein Theil in den Bereich der Untersuchung gezogen wurde. Die Schichten, aus denen dasselbe besteht, gehören dem Tithon und Neoeom an; die Tren- nung beider hält aber oft sehr schwer. Belikow: Die Topo- graphie der Umgegend von Moskau in ihrer Beziehung zu geologi- schen Ursachen. Vorläutige Mittheilung. Der Verfasser erklärt in instructiver Weise die heutige Urographie der Umgegend Mos- kaus aus ihrem tectonischen Aufbau. Sewertzoff: Zur Frage über die Segmentirung des Kopfmesoderms bei Pelobates fuscus. Die Untersuchungen schliessen sich an diejenigen an, welche Goette in seinem klassischen Werke über die „Entwickelungs- geschichte der Unke" niedergelegt hat, und ergänzen dieselbe für die in Rede stehende, der Unke nahe Form. S o k o 1 o f f : Die posttertiären Ablagerungen von Kolomenskoje bei Moskau. Vor- läufige Mittheilung. Es handelt sich im Wesentlichen um eine von Nikitin als Löss angesprochene, vom V^erfasser jedoch als „immer feingeschichteten Mergel" bezeichnete Ablagerung, die er als voi'glacial (zum Unterschiede von präglacial) bezeichnet. Des fernei-en wird über einen ebenfalls vorglacialen Susswasser-Mergel derselben Localität berichtet. Gerassimoff: Ueber die kern- losen Zellen bei einigen Conjugaten. Vorläufige Mittheilung. Trautschold: Gedeukblatt für Ferdinand Roemer. Marie Pavlow': Studien über die Paläontologie der Ungulaten. VI. Die Rhinoceriden Russlands und die Entwickelung der Rhinoceriden im Allgemeinen. Verfasserin hat ihre Studien sowohl in den meisten europäischen, an Rhinoceriden reichen Sammlungen ge- macht, als auch gelegentlich des internationalen Geologen -Con- gresses in den berühmtesten amerikanischen. Nach einigen ein- leitenden Bemerkungen über den Werth mancher auf unzulängliches Material hin aufgestellten Art und über die von manchen Autoren vorgenommene Abtrennung von Gattungen besin-ieht sie die in Russland gefundenen fossilen Reste der Rhinoceriden und geht dann zu dem Haupttheile ihrer Arbeit, der Entwickelung der- selben im Allgemeinen, über. Die ersten Angehörigen der Rhi- noceriden erscheinen im Unter-Eocän Nordamerikas mit der Gattung Systemodon; im Mittel -Eocän folgt alsdann Hyrachius agrarius, von dem sich weitere Formen in jüngeren Ablagerungen als directe Nachfolger erweisen (namentlich Araynodou im Ober- Eocän und Hyracodon im Oligocän Nordamerikas). Mit Amynodon ist ein neuer Typ aufgetreten, der sich auf dem nordamerikanischen Festlande in der Gattung Aceratherium bis in das untere Pliocän fortsetzt; dann aber auch in Europa im Oligocän einen Vertreter in Amynodon Croizeti hat. In Europa erreicht Aceratherium sowohl als auch die eigentliche Gattung Rhinoceros eine hohe Entwickelung und bringt, stets weiter nach < tsten sich ausbreitend, innner neue Formen hervor. Auf diesem Zuge ostwärts erscheinen dann auch die ersten Rhinoceriden im Ober-Miocän in Asien (Rhinoceros sivalonsis) und dauern hier bis auf die Jetztzeit fort, während sie in Europa mit dem Pleistocän verschwinden. Aus Afrika kennt man mit Sicherheit dieselben erst aus der Gegen- wart, Reste fossiler Thiere haben noch nicht zweifellos nach-, gewiesen werden können. Bourdeille de Montresor: Quellen über die Flora der Provinzen, welche an der Zusammensetzung des Unterrichts-Bezirkes Kiew theilnehmen. (Aufzählung der die Flora der betreffenden Gegenden behandelnden Werke.) Stolz- mann: Beitrag zur Ornithologie Transcaspiens nach den von Thomas Barey angestellten Untersuchungen. Der Verfasser zählt 230 Species auf, welche bereits einen interessanten Einblick in die faunistischen Verhältnisse des wissenschaftlich noch wenig bekannten Gebietes gewähren. Kris chtaf ow itsc h: Die ober- tithonischen Ablagerungen Central -Russlands. Vorläufige Mit- theilung. Die beiden als Wolga-Etagen bezeichneten Schichten- complexe, sowie die Schichten mit Hoplites rjasanensis werden auf ihre Altersstellune; hin untersucht. Die beiden ersteren hält Verfasser für typisch oberjurassisch, die letzteren für obertithonisch. Trautschold: Gletscher in Russland. Der Autor erklärt sich aus verschiedenen Gründen (Fehlen genügend hoher Gebirge, Horizontalität des russischen Bodens) gegen die Annahme ehe- maliger Gletscher und führt die als Gletscherproducte ange- sprochenen Bildungen auf Eis-Drist zurück. Strem o vukho w: Notiz über die Zone mit Olcostephanus nodiger bei dem Dorf'e Miikowo, Distriet Podolsk, Gouvernement Moskau. Zickendrath: Kurzer Bericht über die in den Gouvernements Jaroslawl und Wologda während der Jahi'c 1S91 und 1892 unternommeneu geologischen und botanischen Excursionen. Ognoff: Ueber das Neurokeratin. Untei-suchungen über die Bedeutung der in den peripherischen Nerven, dem Gehirn und der Retina von Kühne und Ewald entdeckten, dem gemeinen Keratin sehr ähnlichen, daher von ihnen Neurokeratin genannten Substanz. D. Litviuov: Astragalus Uralensis spec. nov. Beschreibung einer neuen Art aus der Nachbarschaft von Slatoust. B. Sresnewsky: Ueber die Kälte im Januar 1893. — Als Anhang enthält der Band die „Meteorologischen Beobachtungen" des Meteorol. Observatoriums der Laudwirthschaftl. Akademie bei Moskau während des Jahres 1892. F. K. Haeusler, R., Notes sur la distribution des Lituolides dans les tirrains jurassiques de la Suisse. Berlin. 5,60 M. Hertwig, O., Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen und der \\'irbelthiere. 4. Auflage. Jena. 12,50 M. Hilber, V., Fauna der Pereirai'a-Schichten von Bartelmae in Unter-Krain. Leipzig. 0,S0 M. Hundeshagen, K., Ueber die Wirkung des Chloroforms auf Mikroorganismen. Jena. 1.50 M. Jelinek, Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beob- achtungen, nebst einer Sammlung von Hilfstafeln. 4. Auflage. Leipzig. 1,20 M. Kinkelin, F., Die Tertiär- und Diluvial-Bildungen des Unter- mainthales, der Wetterau und des Südabhanges des Taunus. München. S. Heft. 1. M. Kitt, Tli. , Bacterienkunde und patliologische Mikroskoi)io für Thierärzte und Studirendo der Thiermedicin. 2. Auflage. Wien. '.) M. Krafft, F., Kurzes Lehrbuch der Chemie. Wien. 15 M. Krollick, H., Grenzen und Gliederung der Alpen. Berlin. 1 M. Laar, J. J. van. Die Thermodynamik in der Chemie. Leipzig. 7 M. Iiauterborn, B., Ueber Periodicität im Auftreten und in der Fortpflanzung einiger jielagischer Organismen des Rheines und seiner Altwasser. Heidelberg. —,60. M. Lipski, A., Ueber die Ablagerung und Ausscheidung des Eisens aus dem thieri.sclien Organismus. Dorpat. 1,50 M. Lehmann, H., ß, Die Haiacarinen des Plankton-Expedition. Kiel. Loriol, P. de, Etudes sur les moUusriues des couches coralligenes interieures du Jura bernois. Berlin. 33,110 M. Maillari, G., et Locard, A., Monograjihie des mollusques tertiäires terrestres et fluviatiles de la Suisse. Berlin. 12 M. lyiannaberg, J. , Die Malaria-Parasiten, auf Grund fremder und eigener Beobachtungen dargestellt. Wien. 6 M. Messtischbätter des' Preussiscben Staates. 1:25,000. Nr. 826. Ilouksiel. — 919. Esens. — 1196. Emden. — 1G35. Altenflies. — 1638. Driesen (Ost). — 1702. Massin. — 1704. Landsberg a./W. 1778. Schwerin a./W. — 1846. Alt-Limmritz. — 1847. Kriescht. — 1924. Zembowo. — 2128. Rakwitz. Inhalt: Dr. Richard Jos. Meyer: Ueber die künstliche Darstellung des Diamanten. — Die Pilzgärten einiger südamerikanischer Ameisen. — Zur Kenntniss des Fäi'bevorganges. — Ueber einige Verhältnisse bei der Rotation der grosj^en Planeten. — Ueber den veränderlichen Stern Y Cygni. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Brockhaus' Konversations-Lexikon. — Eduard W olf-Harnier: Naturgeschichtliche Charakterbilder. — Privatdocent Dr. Bernhard Rawitz: Compendium der vergleichenden Anatomie. — 'Dr. Karl Eckstein: Insectensehaden im Wühle. — Albert Falsan: Les alpes francaises. Prof. C. V. Boys: Seifenblasen. Vorlesungen über Capillarität. — Jacob Berzelius: Versuch, die bestiunnten und ein- fachen Verhältnisse aufzufinden, nach welchen die Bestandtheile der unorganischen Natur mit einander verbunden sind. — Bulletin de la Societe Imjieriale des Naturalistes de Moscou. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 40/41, für den luseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagebuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bornstein, Berlin SW. 12. Nr. 25. N;iturvvisscnscli;it'tli('lio Wocheuscliril't. M Kl« m Die Insekten-Börse jetzt vereinigt mit der „Sammler -BÖrSG" V'^ *l^^^'^^^^ Ditpmnloqtit'jes Organ 'NS1^-**T«. ' '^SÄ^i^ /r^ '«y? für Angebot. Nachfrage L^Mi/! 4 ""/Qietiste aller Sammel-Inler«sen.p^^^|2 ist füi- „Eutomologen" und „Sammler" das hervorragendste Blatt, welches wegen der belehrenden Artikel sowie seiner internationalen und grossen Verbreitung betreflfs Ankauf, Verkauf und Umtausch aller Objekte die weitgehendsten Erwartungen ei füllt wie ein Probeabonnement lehren dürfte. Zu beziehen durch die Post ( Zeitungsliste No. 3 135) und die Verlags-Buchhandlung Frankenstein & Wagner, Leipzig, Augustusplatz 1. Abonnement bei Zusendung unter Kreuzband in Deutschland u. 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(finlettunoi tu Mc iimiUjtiffljf OBrüiurtrir Ultfcl tu W gcljrr umt i»ru ^cöd|cl)uittru. «cm Dr. ?5». ^rl'cr, lU'ofcttor iinb DtH'rlcfiu'r am Äöiüal. i^äbaaoaium bei 3iUlii1)iiii. ilit riitcr ©afcl in Stciniiriicl!. Biuritc uevmtl)i-tc ««!> ucvbt|T«vt« ^iiflaac. $ret§ 1 3\axt. Sauerstoff | jin Stahlc.vliiidei-n.i Dr. Th. Elkan, j Berlin N. Tegeler Str. 15.1 Ferd, Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. In unserem Verlage erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Hari-y Gravelin», Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis ijeJieftet 50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen .1 I I I I I I I I I I I M I M I I lll|ll|:l|l||ll|lllll|a|!l|l Vitr I\urzoiii erscliien: Protuberanzen, = Meteoriten, Weltennebel iniil Kometen. Von L. (liraf von rfeil. 33 Seiten gr. 8". I -^ Preis GO Pf. .^- - Zu beziehen durch alle Buch- 't linndliuiLiw.'n. Ferd. Dümmlers Verlaäsbüchhdlg. p in Berlin SW. 12. liHiii'ii!iiiiaiM|HTi'Fifiinil^i.!ii!i.ii'!ri'r'i''-T'iiri|iri Neu! Neu! 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SJiit 143 «IbbilbitiiBcn. t'rciS 11 9Jkrf, gcbuubcn 13 9Jloit. !^iiii| jii liciiflini in :i7 Ciffcruiiofii ä 3» Jlf. Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber in Leipzig. Soeben is' erschienen inid durch jede Bnchhftndhing zu beziehen: Webers Naturwissenschaftliche Bibliothel<. Sechster Itniid. Allgemeine Meereskunde von Johannes Walther. Mit 72 in den Text gedruckten Abbildungen und einer Karte. In Original • Leinenbaml h Mark. Inhalt. Zur Geschichte der Meereskunde. — Uie Tiefe des Meeres. — Ver- änderungen der Meerestiefe. — Die Fläclie des Meeres — Wellen und Brandung. — Die Abrasion. — Tektonische Veränderungen der Meeresbecken. — Temperaiur des Wassers. — Treibeis und Eisberge. — l'ie Farbe des Meeres. ~ Der Salz- gehalt. — Zirkulation und Strömungen. — Die Organismen des Meeres. - Die 5leer«-s|'ilanzeu. — Die Fauna der P'lachsee. — Die Thiere des Plankton. — Die Ki'iall'uvilTe. — Die Bewohner der Tiefsee — Die Wirbelthiere des Meeres. — Liii. s.iliuiente der Flachsee. — Die Sedimente der Tiefsee. — Vulkanische Inseln. — Insellebeu. — Landengen und Meerengen. — Geschichte des Meeres. Yerzeichnis der früher crKChieuenen Bände der NatamiNsenschaftlicIien Bibliothek. Die Vorfahren der Säugetiere in Europa. Vou Albert Gaudry. Aus dem Französischen tibersetzt vou IVittiiitn 3titrftitatl, Mit 40 in den Text gedruckten Abbild. — Preis in Original-Leiuenband 3 Mark Die MWm. Von Dr. W. Mig-ula. Mit :i2 in den Text gedruckten Abbild. — I'nis in Original-Leinenband :! Mark. Die Sinne und Sinnesorgane der niederen Tiere. Vou E. Jourdan. Aus dem Französischen übersetzt von 11////««* J/«/**/««//. Mit 4.S in den Text gedruckten Abbild. — Preis in Original- Leinenband 4 Mark. Gescliiclite der Pliysili. Von Dr. E. Gerland. Mit 72 in den Text gedruckten Abbild. ~ Preis in Original-J>einenband 4 Mark. Die geograpliische Verbreitung der Tiere. Von E. L. Trouessart. Aus dem Französischen übersetzt von 117///«/« .!/«>•.*/*«//. Mit 2 Karten. — Preis in Original-Leiuenband 4 Maik. hl Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein-verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft 1. 3. (Separatalxh'ücke aus iler ,.NatHrvvis.seiisfliaftliclieii Wochenschrift. Ueber den sogenannten vierdimenslonalen Raum von Dr. V. .Schlegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von l'rol. Dr. .A. .Sehubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepelin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. U. .Stapff. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung vou Dr. Kob. Mittuiann. Mit 8 Holzscbuitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. i Mit 7 Holz- I Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. schnitten. „ II. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen 1 )relier. ,. 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. ICarl Friedr. Jordan. ,. Vö. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie. Mit 2 Tafeln. „ 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Leijizig. Mit vielen Abbildungen. „ lll. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bubbcr. Mit 1 Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf.. Heft 5—16 a 1 M. Redaktion: ' Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIIL Band. Sonntag, den 25. Juni 1893. Nr. 26. Abonnement: M;iii ahonnirt bei allen Hiielihandlungeii nnd Post- y anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— dp Bringeseld bei der Post 15 4 extra. JL Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 ^, Grössere Aufträge eiit - sprechenden Rabatt. Beilagen nach Ucbereinkunft. Inseratenannalime bei allen Ännoncenbureaux, wie bei der Expedition. .\l>«lrnck \st mir mit vo]l!stäii«li;;ei' C(nelleiians;abe gestattet. Die angebliche ,,Giftfestiglosnien und der Herzegowina, so auch in Montenegro die Segnungen geordneter Verhältnisse, seit- dem die furchtbaren Kämpfe mit den Türken aufgehört haben; die früher als Hannneldiebe und Nasenabschneider verrufenen Montenegriner sind durch ihre jetzige tüchtige Regierung mehr und mehr der sich ausbreitenden Segnungen der Civilisation theiliiaftig geworden, so dass der Gelehrte .jetzt hier zwar nicht bequem, aber doch sicher reisen kann. Fr. Regel. Von all den in neuerer Zeit lebhaft empfohlenen künstlichen Näliniiittelii sciieint das Aleuronat das ein- zig werthvolle zu sein, da es sich inmier weiteren An- wendungskreis erobert. Das Aleuronat ist ein Präparat aus Weizeneiweiss, das von Dr. Job. Hundhausen in Hanmi in Westfalen erfunden und neuerdings zur Her- stellung der verschiedensten Nahrungsmittel verwerthet wird. So thcilt z. B. Dr. Ebstein (Göttingen) in der Deutschen Medieinischen Wochenschrift Vorschriften zur Herstellung eines eiweissreichen Brotes aus Aleuronat mit, die für die weitesten Kreise Beachtung verdienen, da sie eine billige und dabei kräftige Volksernäln-ungsweise in Aussicht stellen. Der Werth dieses Aleuronatbrotes liegt hauptsächlich darin, dass es sich jede Hausfrau im eigenen Hause unschwer selbst bereiten kann. Das Aleu- ronat ist ein feines Mehl, das sehr dauerhaft und haltbar ist, wenn es trocken aufbewahrt wird. Es wird durch Wärme nicht zersetzt, verdirbt nicht durch den Transport und dergleichen mehr. Dr. Ebstein sagt: „Der Preis des Aleuronats ist mit Rücksicht auf seinen Reichthum an Eliweisssubstanz (mindestens 8Ö pCt. der Trockensubstanz) ein überaus billiger. Das Aleuronat ist thatsäehlich das weitaus billigste Ei weiss." Es bietet erwiesenermaassen den gleichen Nährwerth wie das in der thierischeu Nah- rung, im Fleisch, den Eiern, der Jlilch u. s. w. enthaltene Eiweiss. Man kann durch Zuthun von Aleuronat den Nährwerth der Kartoffeln-, Mehlsup])en u. dgl. wesentlich erhöhen ; die Speisen werden durch diesen Zusatz zugleich aber auch bekönnulicher, Milch mit Zusatz von Aleuronat — ein Esslöffel auf '/4 Liter — hält sich sehr gut. Auch als Zusatz und Geschniackscorrigens kann Aleuronat zu Bouillon, Saucen, Cacao, Gemüse u. dgl. gebraucht werden. Das Aleuronat, das durch Abkochen ganz rein wird, kounnt in verschiedenen Formen in den Handel, am besten soll das feingestäubte Aleuronat sein. Zum Backen von Brot ist indess das gröbere mehr geeignet. Um tadelloses Aleuronatbrot zu erzielen, ist nothwendig : erstens die pein- lichste Sauberkeit und Reiulieit aller zum Backen er- forderlichen Ingredienzien und Utensilien, zweitens eine Hefe mit guter Triebkraft, und drittens ein genaues Ein- halten der Itei den einzelnen Vorschriften angegebenen Flüssigkeitsmenge. Das Backen kann in dem Backofen jedes zweckmässig eingerichteten Kochherdes geschehen. Selbst unter Berücksichtigung der etwa geringeren Aus- nutzung des Ptlanzeneiweiss im Brot im Vergleicii zu dem PHauzeneiweiss im freien Zustanile würden etwa 400 bis 500 Gramm eines Aleuronatbrotes genügen, wenn es darauf ankäme, den Eiweissbedarf eines Erwachsenen lediglich durch Pflanzeneiweiss zu decken. Zur Herstellung eines etwa 30 pCU. Eiweiss in seiner Trockensubstanz enthaltenen Brotes würden 1 Gewichtsantheil Aleuronat und 3 Gewichtsantheile Weizen- oder Roggenmehl er- forderlich sein. Prof Dr. Ebstein gie))t nun speciell drei Vorschriften zur Herstellung von Weizenbrot, das 27,5 pCt. bezüglich 50 pCt. Eiweiss in seiner Trockensubstanz ent- hält, sowie von Roggenbrot mit ersterem Inhalt. Nur bei dem 50-procentigen eiweisshaltigen Brote muss das Ver- hältniss des Aleuronats zum Weizenmehl 1 zu 1 sein, sonst ist es in der Regel 1 zu 4. Wir geben die erste Vor- schrift hiermit wieder: 600 Gramm Weizenmehl, 150 Gramm Aleuronat, 20 Gramm Hefe, Vo Liter Milch, 5'/2 Gramm Kochsalz und 1 Gramm Zucker. Di-. Ebstein's Vorschriften gelten nur für den Hausgcl)raueh und werden für Bäckereien wohl entsprechende Modificationen erfahren müssen. Das Aleuronatbrot hat nach Dr. Elisteiu stets einen normalen Feuchtigkeitsgehalt, ist locker, porfis, nicht bröckelig, zeigt keine Loslösung der Kruste u. s. w., freilich muss man aber auch das Backen von Aleuronatbrot erst lernen. Der angenehme Geschmack macht denGenuss auch dauernd möglich. Dr. A. Zur Oescliichte des Walfaiiares. — In den Annalen der Hydrographie, 1893, Heft 2, berichtet Capt. Fr. Hege- mann über den Walfang im Stillen Oceau und nördlich der Beringstrasse während der 60-er Jahre. Wir ent- nehmen diesem Bericht die folgenden Angalien: In den vierziger und noch im Anfang der fünfziger Jahre ting man im Stillen Ocean und zwar an der Küste von Neu- seeland, bei den japanischen Inseln bis zur Küste von Kadiak (Alaska) den Sf>gen. Right Wale; viel weniger betrieb man den Fang des Pottwales. Die meisten Schifte blieben bis zur Eri)eutung einer vollen Ladung Thran und l''isch- beiu von Hause fort, meist 3 — 4 Jahre, und wurden daher für diese Zeit mit Dauerpro\iaut und Fanggeräthen ver- sehen; Ergänzungen beschaffte man in Hobbertown (Tas- manien) und Honolulu, Erfrischungen boten fast alle Inseln der Südsee, besonders Neuseeland, die Gcsellschafts- und Bonin-Inseln, oder auch der sehr lielielite Hafen von Talca- huano im südlichen Chile. In den fünfziger Jahren trat, zuerst allmählich, später rascher, an die Stelle des Right-Wale-Fanges dei;jenige des Bowheads oder Polarwals im üchotskisehen, Bering- oder Polarmeere nördlich der Bering-Strasse, sowie in der letzteren selbst. In den sechziger Jahren wurde nur noch gelegentlich ein Right Wale gefangen; llegemann be- kam in dieser ganzen Zeit überhaupt nur einige dieser Thiere in der Südsee zu Gesieht. Derselbe befand sich von 1860 — 1868 im Dienst der Oldenburgischen Aktiengesellschaft Visurgis, welche fünf Schiffe zum Walfang ausrüstete. Von Honolulu wurde alljährlich der Faugertrag nach Bremen befördert. Hono- 260 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 26. luhi war damals der Sammelplat/, der Waler (meist Ameri- kaner), zeitweise lag der Hafeu gedrängt voll von Schiflen, welche Ende October bis Ende November einliefen, um ihn Ende December oder Anfang Januar wieder zu ver- lassen zur Jagd auf den Pottwal oder auch in geringerer Zahl, um den kalifornischen Wal, den sogen. Grayback oder Teufelfisch, in der Margarethen-Bai von ünterkali- fornien zu fangen, in welcher diese Thiere ihre Jungen zu werfen pflegten; im April kamen dann die Schiffe von der Margarethen-Bai nach Honolulu zurück, um bald darauf nach dem Norden zu fahren. Als guter Durchschnittsfang während der Sommermonate in den nordischen Gewässern galten damals 10 Bowheads; dieselben lieferten etwa lOOÖ Barrel Thran und 16 000 Pfund Fischbein (1 Barrel = 30 Gallonen oder 113,5 Ltr.); 1868 kostete in Bremen der Barrel Thran nach jetzigem Geld 68,75 Mark und das Pfund Fischbein 3,60 Mark. Der grösste Pottwal aus jener Zeit, welchen Hege- mann, und zwar bei den Bonin-Inseln, mit erbeutete, lieferte 90 Barrel Thran, der grösste Bowhead 160 Barrel Thran und 2500 Pfund Barten. Nach und nach wurden die Wale immer mehr aus dem offenen Polarmeer nördlich der Beringstrasse und den angrenzenden Gewässern verscheucht und zogen sich nach Norden zurück, wohin die Segelschirte ihnen nicht folgen konnten; erst sjjät im Herbst, wenn sich junges Eis bildete, zogen die Wale wieder nach Süden und ver- anlassten so die Schifte zu einem immer längeren Ver- bleiben im Polarmecre. 1860 vcrliess z. B. Hegemann dasselbe Mitte September, 1868 passirtc er die Bering- strasse erst am 23. October. Das von ihm geführte Schiff Julian war das letzte, welches unter deutscher Flagge von Honolulu aus für den Walfang Verwendung ge- funden hat. Damals jagte man den Finnwal, der jetzt in so grosser Anzahl an der Nordküste von Norwegen gefangen wird, nur selten, weil er sich nur ganz kurz an der Meeres- oberfläche zeigt, seine Erlegung daher vielmehr vom Zu- fall abhängt, besonders aber, weil er im Vergleich zu den Pott- und Polarvvalen einen geringen Werth hatte. Man wandte sich auf den Sandwichinseln neuerdings, als der Walfischfang mehr und mehr zurückging, dem Plantagcnbau zu, und es wurde nunmehr der Hafen von San Francisco der Sammelplatz der erheblich verkleinerten nordischen Fischerflotte, deren Betrieb unter Einstellung von Dampfern mit grosser Zähigkeit und Kühnheit fort- geführt wurde. Neuerdings sind die amerikanischen Wal- fisehfänger immer weiter in das Polarmeer vorgedrungen und haben, wie wir einer anderen Mittheilung derselben Zeitschrift entnehmen (a. a. 0. S. 63 und 64), jenseit von Point Bassow neue Jagdgebiete auszubeuten begonnen: diese Fischerei in neuem Gebiet hat mit einem überaus reichen Erfolg der Fangdampfer Mary D. Hume mit einer Tragfähigkeit von nur SB Tf)nnen Netto soeben eröffnet; nach 27.;; jähriger Abwesenheit kehrte das Schiff am 1. October vorigen Jahres nach San Francisco zurück mit einem Gcsammtergcbniss von 104 600 Pfund Barten im Wcrthc von 630 000 Dollar ((■)4 600 Pfund waren be- reits in verschiedenen Schiffen vorausgesandt worden, 40 000 Pfund brachte das genannte Schiff selbst zurück). Die erste Ueberwinterung (1890/91) hatte auf der Herschel- Insel (139 W-Lg.) stattgefunden, die zweite (1891/92) an der Mündung des Mackenzie-Stromes (!). Den eben ver- gangenen AVinter 1892,93 haben noch 4 Schiffe am Mackenzie zugebracht. Der gesammte Thranertrag der getödteten Wale (etwa 5000 Barrels) ist in ersterem Fall aus Mangel an Tonnen und Arbeitskräften unbenutzt ge- lilii'bcn. Fr. Regel. auf. Mündung Ueber das Auftreten der Oceaii-Sardine im Jahre 1890 berichtet G. Pouchet in den Comptes ßendus de 1891, (Bd. 113). Die grossen Sardinen- der atlantischen Küste Frankreichs nur in welches sich von Les Sables (nord- der Sevre Niortaise) im Süden, Belle Ile, Quiberon, Concarneau bis Douarncncz (Bretagne) im Norden erstreckt. Sie er- scheinen in diesem Räume jedoch nicht zu gleicher Zeit, sondern zuerst im Süden und schreiten von dort aus un- gefähr im Laufe eines Monats bis zum Norden vor. Regelmässig beginnt der Fang bei Les Sables am 10., bei Belle Ile und Quiberon am 25., bei Concarneau am l'Ac. des Sc., Züge treten an einem Gebiete westlieh de über die Ile d'Vcu Concarneau und endet September, bei bei 30. Mai, bei Douarnenez am 13. Juni Saint-Gilles und der Ile d'Yeu am 18. Les Sables am 25. September, bei Croisie am 11. October und bei Douarnenez am 30. October. In der Zusammen- setzung weichen die frühen Sardinenzüge von den späteren ab, indem die ersteren aus gleicli grossen oder annähernd solchen, die letzteren dagegen (in der Regel gegen Ende der Saison) aus Individuen verschiedener Grösse und ver- schiedenen Alters bestehen, und zum Schlüsse Scharen viel kleinerer Fische auftreten. — Das Jahr 1890 brachte hiervon ganz abweichende Ersclieinungen. Im südlichen Theile des Gebietes, zwischen der Ile d'Yeu und Les Sables, fehlten rwcndung einer aplanatischen Linie von U"',lo Üeß'nung. Nachdem es durch einige Versuche dahin gebracht war, dass die Platten immer richtig sich im Brennpunkt befanden, hatte der Heidelberger Astronom am 22. December 1891 das Glück, den Fachgenossen die Mittheilung machen zu können, dass die erste photographische Entdeckung eines neuen Planeten gelungen sei. Seitdem hat er noch eine grosse Anzahl kleiner Pla- neten |)hotographirt und so z. B. vom 28. November 1891 bis 25. Ajiril lS',t2 im Ganzen 125 verschiedene Positionen von 58 kleineu Planeten fixirt, worunter sieh nicht weniger als 17 Neuentdeckungen finden. Die genaue Positionsbestinnnung der photographirten Planeten geschieht dadurch, dass man die Mitte des Lichtstreifcliens, welches der Planet auf der Platte ent- worfen hat, an die benachbarten, stets in au.sreiehender Menge auf der Platte vorhandenen, bekannten Fixsterne anschliesst. Es lässt sich das cinfacii genug mit einem ndkrometriseh eingerichteten Mikroskop machen. Von den Sternschnuppenaufnahmen Wolf 's ist nament- lich die vom 25. September 1892 bemerkenswerth. Sie zeigt drei nach dem Gentrum der Platte convergirende Bahnlinien. Die von Herrn Wolf ausgesprochene Hoff- nung, dass es schon jetzt ohne zu grosse Schwierigkeiten möglich sein werde, die Radianten der einzelnen Stern- schnuppenscliwärme (wenigstens diejenigen, bei denen die sichtbaren Tlieile der einzelnen Baimen nicht allzu weit auseinander gehen) in dieser Weise photographisch genau zu bestinnnen, ist eine wohl berechtigte und dürfte zur Stunde M'ohl auch schon für diesen oder jenen Einzelfall erledigt sein. Grs. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der Privatilocent für (iynäkologie und Geburtshilfe Mano Gutli — und der Privatdocent für Geburtshilfe Gabor Engel zu ausserordentlichen Professoren an der Uni- versität Ivlausenbnrg. — Der Privatdocent der Botanik Dr. Fische r zum ausserordentlichen Professor an der Universität Bern. — Privatdocent Dr. Wilhelm Kochs zum Professor in der medi- cinischen Facultät der Universität Bonn. — Dr. Karl Heider zum ausserordentlichen Professor der Zoologie an di>r Universität Berlin. — Der Professor der Uhrenheilkunde J. K. A. Lucac zum Geheimen Medicinalratii in Berlin. — Dr. (I. Bujwid, Vor- steher des hygienischen Ijaboratoriunis in Warscliau, zum ausser- ordentlichen Professor iler Hygiene an der Universität Krakau. — Privatdocent für innere Medicin an der Universität Prag Dr. liitter von Limbeck — und Privatdocent für innere Medicin Dr. J. Pabl zu ordinirten Aerzten und Abtheilungs- Vorständen an den Wiener k. k. Ivrankenanstalten — Dr. Richard Ivretz zum Prosector an der Universität Wien. — Der (.)rdinator des Ssemenow'sclien Alexanderhospitals in St. Petersburg Dr. W. W. M a X i ni o w zum ausserordentlichen Professorfür operative Chirurgie unil chirurgische Anatomie an der Universität Warschau. — Der f^rivatdocent Dr. Oscar Israel, erster Assistent am pathologischen Institut der Universität Berlin, zum ausserordentlichen Professor. Es haben sich habilitirt: Dr. Konrad Zindler für synth. Geometrie an der Universität Graz. — Dr. Karl Diener für Geologie an der Universität Wien. — Dr. Hans Ijohmann für Zoologie an der Universität Kiel. — Der Prosector Dr. Rudolf Benecke für patliologische Anatomie und allgemeine Pathologie an der Universität Göttingen. — Dr. J\.nopf für Astronomie an der Universität Jena. — Dr. Hammerschlag für innere Medi- cin — und Dr. Heida für Hygiene an der Universität Wien. Geh. Hofrath W. Erb, I^rofessor der speciellen Pathologie und Therapie in Heidelberg, hat den Ruf nach Wien abgelehnt. Dr. Karl Ritter von Kofista, ordentlicher Professor der Geodäsie an der Universität Prag, ist in den Ruhestand getreten. Es sind gestorben: Dr. Robertson, Councillor der Univer- sität und Docent an der medicinischen Schule in Melbourne. — Professor Peter in Paris, bekannt als hartnäckiger Gegner der Pasteur'scheu und Koch'schen Infections-Theorie. — Der Adjuuct der Mathematik an der Universität Lund E. W. von Zeipel. — J. M. F. Bigot, bedeutender Dipteren-Forscher, auf seiniMu Land- sitze Petit - tiuincy, Dep. Seine et Oise. — P. P. Schalfejew, Conservator am zoologischen Museum der Akademie der Wissen- schaften in St. Petersburg. — Der als Lepidopterologe bekannte Kunsthändler E. (i. Honrath in Lichterfiddi' bii Berlin. — Der Oberlehrer Prof. Dr. Friedrich Marthe, laugjähriges Mitglied 262 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 20,. dex- Gesellschaft für Erdkunde und eifriger Geograph, in Friedenau bei Berlin. — Der königl. Hof - Gartonbaiidirector Joh. Beruh. Ferd. .Jiihlke in Potsdam. — Der königl. Oberhofgiirtner a. D. Emil Sello. — Der Lector der Mathematik Abraham Rund- bäck in We.\iö (Schweden). — Dr. Jakob Fr oh seh am m er, Professor der Philosophie an der Universität München, in Tegern- see. — Der Wirkl. Staatsrath Alexander Koslow, Profe.ssor für Gynäkologie und Geburtshilfe, in Kasan. — Der Universitäts- Professor und General-Inspeetor der Civilingenieursehule Belgiens Emanuel Bondin in Gent. Ein Internationaler Botaniker-Congress findet während der Culunibiani.schen Weltuii.sstelhuig in Chicago daselbst im August statt. Mittheilungen nimmt Prof. C. E. Berrey entgegen. Zu einem Internationalen Chemiker - Congress, welcher ge- legentlich der Weltansstellung in Chicago im Laufe des August abgehalten werden soll, ladet die American Chemical Society ein. Der Congress wird in 10 Sectionen getheilt: Agriculturchemie; analytische Chemie; didaktische Chemie; historische Chemie und Bibliographie; anorganische Chemie; organische Chemie; physi- kalische Chemie; physiologische Chemie; Gesundheitswesen; tech- nische Chemie. Auskunft ortheilt J. H. Long, VVorld's Congress Auxiliary Chicago. Die freie Vereinigung der Vertreter für angewandte Chemie in Bayern hält ihri> diesjährige Jahresversanunhing in Lindau am 31. Juli und 1. August ab. Eine Gesellschaftsreise nach Norwegen und Spitzbergen wird aucli in diesem Jahr«', und zwar vom 1. — ul. August xun Capt. W. Bade-Wisniar veranstaltet werden. Fortbildungskurse an der TJniversität Jena für Lehrer Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz. — Es wird beab- sichtigt, wie in früheren Jahren, an der Universität Jena vom 3. — 17. August zweiwöchentliche Kurse, welche für academisch gebildete Lehrer und Lehrer an Seminaren bemessen sind, abzu- halten. — Die Themata der Kurse sind: Moderne ])hysika]ische Demonstrationen (Prof. Auerbach), Bau und Leben der Pflanzen (Prof. Detmer). Anleitung zu botanisch-mikroskopischen Ai-bciten und pflanzenphysiologischen Experimenten (Prof. Detmer), Anlei- tung zu physikalischen Experimenten (Prof. Schätfer), Schulhygiene (Prof. Gärtner), Unterrichtslehre (Prof. Rein), Geographische Orts- bestimmungen mit praktischen Uebungen auf der Sternwarte (Dr. Knopf), Geometrische und physikalische Theorie des Mikro- skops (Dr. Straubel). Physiologische Psychologie (Prof. Ziehen), Anleitung zu Untersuchungen mit Spectral- und Polarisations- apparaten (Dr. Gänge), Uebungen im Glasblasen (Glasbläser Haak). Das Honorar für jeden einzelnen Kursus (10 — 12 Stunden) beträgt 15 Mk. Diejenigen Herren, welche sich an den Fortbildungskursen betheiligen wollen, erhalten nähere Auskunft von den Herren Prof. Detmer und Prof. Rein in Jena. L i 1 1 e r a t u r. Philipp Leopold Martin, Das Vogelhaus und seine Bewohner oder die heutigen Aufgaben in der Pflege und Züchtung ge- fangener, wie der des Schutzes bedürftigen freien Vögel, .'i. Aufl.*) Bernhard Friedrich Voigt. Weimar 1S93. — Preis 2 M. Das Buch stellt sich ungefähr dieselben Aufgaben, wie die an dieser Stelle schon erwähnten Russischen Bücher: die Erthei- lung nützlicher Rathschläge für die Pflege und Züchtung von Stubenvögeln; ist aber ganz anders wie diese geschrieben und geht von anderen Gesichtspunkten aus. Während in Russ ledig- lich der Praktiker zum Ausdruck kommt, der kühl und nüchtern, aber um so sachlicher und belehrender seinen Gegenstand be- handelt, steht Martin mehr auf dem Standpunkte des Thier- schutzvereinlers und traktirt die Materie in einem etwas gefühls- warmen, nicht selten mit Citaten geschmückten, poetisch ange- hauchten Style. Als Lesebuch ist das Martin'sche Buch dem Russ'schen zweifellos vorzuziehen, wie es auch weitere und all- gemeinere Gesichtspunkte vielfach eröffnet; der wirklich prak- tische Vogelzüchter wird aber wohl doch den Russ'schen Büchern und ihren reichen praktischen Erfahrungen und Anleitungen den Vorzug geben. Dr. H. J. Böttger. P. Waser, Sport- und Schlacht-Kaninchenzucht. Ein Handbuch zur speziellen Beurtheilung, l'flege und Zucht aller einzelnen Racen der Sport- und Schlacht-Kaninchenzucht. Mit 30 Ab- bildungen im Text. Magdeburg. Croutz'sche Verlagsbuchhand- lung (E. & M. Kretschmann) 1893. Preis 2,50 Mark. *) Eine Vorrede zur „.5. Aufl." fehlt, die gegebene ist „zur 4. Aufl." überschrieben und vom März 1883 datirt. Red. In den letzten Jahren ist eine ganze Reihe von Brochuren und Handbüchern über Kaninchenzucht erschienen. Es darf dies wohl als Beweis dafür aufgefasst werden, dass in Deutschland das Interesse an der Zucht von Kaninchen in hohem Grade ge- wachsen ist. Mittelbare Ursache dieser Erscheinung ist die zunehmende Fleischthenerung, durch welche der Propaganda in Wort und Schrift für die Gewiniuing eines billigen Nahrungs- mittels die Wege geebnet wurden. Naturgemäss entwickelte sich neben der Schlacht-Kaninchenzucht auch die Sport- und E Woehensclirift. 263 sflidii im Mittelalter und seitdem liis in unsere Zeit zur Kegelunf;, Erlialtung und V'crbesserung der Fiselierei verordnet und ausge- führt wurde, mit besonderer Riielcsicdit auf die Constanzer-Fischorei- Ordnung von 1790, an der sich die Melirzahl der umliegenden Städte utid geistliehen Körperschaften hetheiligtcn, und auf die Lindauer Beschlüsse von 1881, welche zwischen amtlii-lien Ver- tretern der sämmtiichen Uferstaaten vereinbart wurden; beide bewegen sich hauptsächlich um Festsetzung von Schonzeiten, Bc- stinnnungen, welche Arten von Netzen u. dgl. zu gestatten seien, und Erklärungen, wer zur Fischerei lierechtigt sei. Ferner werden die Anstalten für künstliche Fischzucht und deren Leistungen auf- gefidirt, worunter die Eiid)ürgerung des Zunders und des Aals be- sonders hervorzuheben ist, während eine Vermehrung der Sal- moniden und der Erfolg des Einsetzens nordamerikanischer Arten noch nicht sicher nachzuweisen ist. Den dritten Theil der Schrift bildet igl. auch die Angabe über Lichtbrechung (S. 18). Die Bezeichnungen: octaedrisches Krystallsystem (S. 54), glasiger Glanz (S. 165), orangefarbener Stich (S. 138) sollten vermieden werden. Die Angabe: zwei schai-fe Pyramidenflächen an Euklas (S. 119) erscheint unvei'ständlich. Beim Phenakit (S. 123) stinnnt die Figur 35 nicht zur Be- schreibung. Gerade das wichtigste sächsische Topasvorkommen vom Schneckenstein findet sich nicht im Granit. Echter Marmor soll der Urformation stets angehören (S. 1!I6), für Carrai-a z. B. trifft das nicht zu. Die Formeln des Jadeits und des Malachits sind in NaAlSi-( •" und CuC( )' + H-CuC)^ umzuändern. Nachzu- tragen wäre vielleicht auch an Fundorten: beim Saphir Australien, beim sidiwarzen Spinell Südtirol, beim Amazonenstein Miask, bei llämatit statt Thüringen das Erzgebirge (Platten); ferner könnten beim Zirkon die grünen und blauen Arten, und beim Bernstein die Darstellung grösserer Stücke durch starkes Zusammenpressen kleinerer erwähnt werden. Verfasser tadelt (S. 19) die gebräuch- liche Verwendung von Farbeubezeichnungen, bei denen eine feste Vorstellung der Farbe sich nicht erzielen lasse; er selbst aber scheint mir darnach nicht zu handeln. Er verwendet einmal selbst wieder solche Bezeichnungen und führt neue an, die jeden- falls nicht gerade treffend sind, z. B. neutralorange, cadmium- orange beim Bernstein (S. 188). Endlich möchte ich noch dem Bedenken Ausdruck geben, ob die Viertel- und luilben Härtegrade, die man auch anderweit oft angeführt findet, nicht überflüssig sind; denn selbst wenn sie überhaupt ohne feinste Instrumente erkannt werden könnten, würde nur durch grosse Hebung dies zu erreichen möglich sein. Liebhabern und Händlern von p]delstcinen kann das voi-- liegeude Buch immerhin empfohlen werden. 11. Scheibe. Conferences faites au laboratoire de M. Friedel. 1889 — 1890. Troisieme fascicule. (Cours de la fac. d. sc. de Paris.) Georges Carre, Paris 1892. In Folge des enormen Anw.'ichsens der Einzelforschungen auf allen Gebieten der Chemie wird es für den Einzelnen immer schwieriger, wenn nicht unmöglich, sich die uöthige Uebersicht über dieselben zu verschaffen und zu erhalten. Selbst unsere besten Handbücher sind jetzt schon zum Theil veraltet, bevor sie abgeschlossen w'erden können. So machte sich allerorts das Be- dürfniss geltend, in möglichst gedrängter Kürze Ueberblicke über die Errungen,schaften auf einzelnen, besonders wichtigen Gebieten zu geben. Es sei hier darauf hingewiesen, dass die Deutsche Chemische Gesellschaft in den letzten Jahren wiederholt hervor- ragende Mitglieder zu derartigen Vorträgen, die dann auch in den Sitzungsprotokollen veröft'entlicht wurden, veranlasste. Während durch diese vornehmlich die älteren Chemiker mit den Ergebnissen der neueren Forschungen vertraut gemacht wurden, haben auch vielfach Laboratoriunisleiter im engeren Kreise ihrer Schüler und durch diese selbst regelmässig über die wichtigsten Fortschritte in zusammenhängender Weise berichten lassen. Dies thut auch Friedel, und es ist mit Dank zu begrüssen, dass er durch Publi- cationen wie die vorliegende auch weiteren Kreisen diese in- structiven Berichte zugänglich macht. Eigene Untersuchungen der Vortrageuden sind hierbei natur- gcmäss wenig vertreten; als solche zeigen sich theilweise der Aufsatz von V. Auger über die Chloride zweiljasischer Säuren und der von C. Bigot über einige Derivate des Glycerius. Ei-sterer weist darauf hin, dass die zweibasischen organischen Säuren nicht als gleichartige Körper aufgefasst werden dürfen, .sondern in natürliche Familien nach der Anzahl von Kohlenstoffatomen, welche zwischen die beiden Carboxylgruppeu eingeschoben er- scheinen, eingetheilt werden müssen; wie der hierdurch bedingte Unterschied sich geltend macht, wird durch die Verschiedenheit der Chloride gezeigt. Bigot weist nach, dass selbst das so viel- fach zum Gegenstand von Untersuchungen gemachte Glycerin noch manche der Aufklärung harrende Punkte zeigt; es ist ihm gelungen, ein Isomeres des Epichlorhydrins und eine neue Dar- stellung des Glycids zu finden. Ph.-A. Guye bespricht im Anschluss an die Arbeiten \on van der Waals, Sarrau und Clausius die Theorie vom kritischen Punkt und der Gleichung der Flüssigkeiten. Es zeigt sich, dass die scheinbaren Abweichungen vom Mariotte'scheu Gesetz in der 264 Naturwissenschaftüchc WoclienscIiviCt. Nv. 26. Niilic des orstcren nur den Ausfluss dieses Gesetzes und der für die Flüssigkeiten geltenden Gesetze, welclie in dem labilen Zwischen- zustande sich gegenseitig beeinflussen, darstellt. Die Forschungen Van 't Hoff's und Kaoult's über den osmdti- achen Druck finden eine geeignete Interjiretation durch R. Lespieau. F. Couturier bespricht die Forschungen über Pinakone, jene Körper, welche durch Reduction von Ketonen entstehen und durch Wasser- abspaltung die Pinakoline liefern. In einem Vortrag über die Oxydation der Kohlenwasserstoffe schildert L. Tissier die Ein- wirkung verschiedener U.xydationsmittel auf die verschiedenen Klassen der Kohlenwasserstoffe. Den Schluss bildet ein austiihr- liches Referat über die Forschungen von Curtius betreffs der Diazokörper der Fettreihe von Demeter Vladesco, einem jungen Rumänen, der acht Tage, nachdem er durch diesen Vortrag einen ehrenvollen l'h-folg errungen, im Laboratorium einen plötzlichen Tod fand. Friedel schickt diesem Aufsatz einen ehrenden Nach- ruf für den unglücklichen jungen Forscher voran. S])iegol. Prof. Dr. Rudolf Arndt, Bemerkungen über Kraft und aus- lösende Kraft im Besonderen. Julius Abel, (.ireifswald 1S',)2. — Preis 1.20 M. Verf. definirt den Begriff der Kraft wie folgt: „Kraft ist das Etwas, das an die Bewegung gebunden, die Wirkung dieser zur Folge hat." Kraft ist Bewegung und Bewegung ist Kraft. Es giebt nun keinen unbewegten Stoff, und so folgert Verf.: Kraft und Stoff sind nur zwei Seiten, beziehentlich menschliche Auf- fassungsweisen ein und desselben Dinges. Kraft, Stoff, Bew<'gung sind nur menschliche Ausdrücke menschliche Vorstellungsweisen für ein und dasselbe in seinen verschiedenen Bezii'hungen. Kraft ist Stoff in Bewegung; Bewegung ist kraftiiussernder Stoff; Stoff ist in Bewegung sich darstellende Kraft. Die verschiedenen Stoffe, welche wir kennen, und die verschiedenen Formen, in denen sie uns entgegentreten, sind sonach nur verschiedene Aus- drucksweisen der verschiedenen Beweguiigsfnrmcn, welche ilas Weltall durchwogen. Potentielle (virtuelle, statische, todte) Energie, Spannkraft ist gehemmte Kraft. Was wir Spannung nennen, ist eine Kraftanliäufung, welche einen Druck ausübt, (daher sagt Secehi Druckkraft). Die Kraft nun, wehdie die Spannkraft oiler Druckkraft in lebendige Kraft, die jjotentielle Energie in actuelle Energii», d. i. die stehende Bewegung in fort- schreitende ülierführt, indem sie das die erstere bedingende Hemm- niss beseitigt, ist die „auslösende" Kraft. Sie ist die Differenz zwischen der ausgelösten Spann- oder Druckkraft und der nach ihrer Auslösung sich bethätigenden lebendigen Kraft. Auslösende Kraft ist also der Zuwachs an Bewegung, der die Differenz zwischen actneller un4. 'km M »■& m m ¥;*;<• Die inseicten-Börse jetzt vereinigt mit dei- „Sammler-BÖrSG" ■"'"■:.•-;-**.. 9li 'f- ist fiü- „Eutomologeu" und „Saiiimlor" das hervorragendste Blatt, welches wegen der belehrenden Artikel sowie seiner internationalen und grossen Verbreitung betreffs Ankauf, Verkauf und Umtausch aller Objekte die weitgehendsten Erwartungen erfüllt wie ein Probeabonnement lehren dürfte. Zu beziehen durch die Post (ZeitungslisteNo.:5 135) und die Verlags-Buchhandlung Prankenstein & 'Wagner, Leiiizig, Augustusplatz 1. Abonnement bei Zusendung untei' Kreuzband in Deutschland u. Oest erreich 1 Mk., nach anderen Ländern des Weltpostvereins 1 Mk. 'JO Pfg. = 1 Shillinf; 2 Pence = 1 Fr. bO Cent. M M xroz In Ferd. 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Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollistäiKligei' 4{nellenang;abe gestattet. Ueber die künstliche Erzeugung von Doppel-, Halb- und Zwergbildungen bei Thieren. Von Prof. Dr. M. Braun. Uuter den fast zalillosen Missbikliingeii, die im Laufe der Zeit von höheren Thieren !)ekannt geworden sind, liaben besonders die Zwiiiingsbihlungen von jelier das Interesse der Forscher auf sieh vereinigt; vergeht doch noch jetzt kaum ein Jahr, in welchem nicht neue Fälle, namentlich vom Menschen, doch auch von anderen Siiu.i;ern und von Vögeln beschrieben würden. Wir kennen die von einer (in der Hypo- uiid von Vögeln beschrieben würden, nit wie lückenlose Reihe, eine ganze, so äusserlieh nicht bemerkbaren Verdoppelung physis cerebri) bis zu zwei völlig getrennten Früchten, die aus einem Eie hervorgegangen sind, führt. Viel Mühe und Scharfsinn ist aufgeboten worden, um das Zustandekommen solcher ]mrticller oder totaler Doppel- bildungen zu erklären, ohne dass je- doch diese Frage bis j'etzt einen wirk- lichen Abschluss erreicht hätte. 80 lange die normalen Entwickelungsvor- gänge nicht genügend bekannt waren, Flgu so lange waren alle Ansichten, die ülier die Entstehung der Doppelbildungen geäussert wurden, reine Hypothesen, und keine verdiente an und für sich den Vorzug vor einer anderen. Aber mit der Zunahme der Kenntnisse der normalen Entwickelungsvorgänge nuisste die Wahrscheinlichkeit für eine oder mehrere solcher Hypothesen wachsen. Im Grunde genommen handelt es sich bei allen diesen Hypothesen um zwei: um die Annahme einer mehr oder weniger weitgehenden Verwachsung ursprünglich ge- trennter Anlagen oder um eine Spaltung der ursprüng- lich einheitliehen Anlage. Die älteren Anhänger der Ver- wachsungstheorie (zutreffender der primitiven Dualität) führten die Doppelbildungen auf zwei sich nebeneinander entwickelnde Eier zurück (T.,einerv 1724. Geoffrov St. Hilaire 1836, Barkow, II. Meckel ISHUetc), die neueren dagegen auf zwei Anlagen in demselben Eie (Coste, Lereboullet 1855, Schnitze 1854, PanumlBGO und 1878, Darestel877), wobcimanschhesslich(Schultze) bis auf die Existenz zweier Keimbläschen in einem Ei als die Ursache der Doppelbildungen zurückging. Neuerdings (Fol 1878) wird auch der Eintritt zweier oder mehrerer Spcrmatozoen in ein Ei als Ursache der Dopjtclbildungen (bei Seesternen) angesehen. Dagegen erklärte schon C. F. Wolff die Missbildungen als durch Abänderungen der Bildungskräfte zu Stande gekommen und die Doppelbildungen, die er zu den Monstra per excessuni rechnet, als Folgen der auf bestimmten Einbryonalstadien abnorm gesteigerten Bildungskraft; wesentlich dasselbe lehrte auch J. F. Meckel (1^12), der noch auf die künstlichen Thcilungen von Poljpen hinweisen konnte. Nahm letzterer an, dass die Spaltung eines Keimes auf relativ spätem Stadium eintrete, so einigte man sich unter den nainentlich in Deutschland zahlreichen Anhängern der Spaltungstheorie liald dahin, dass eine Trennung (der Länge nach, eventuell auch der Quere nach — Reichert 1864) schon auf früiien Stadien auf- treten müsse. Der Verwachsungs- resp. Spaltungstheorie hat Rauber (1878) die der Radiation gegenübergestellt; von Unter- suchungen über die Embryonalanlagc der Knochentische ausgehend und die hier gewonnenen Erfahrungen auf die übrigen Wirbelthierc übertragend, nimmt Rauber an, dass nach der Furchung sich im Blastoderm eine cen- trale Partie (Mittelscheibc) von dem dieselbe umgebenden Randthcile (Keimring) dirtereneire; diesen letzteren fasst Rauber als die Embryonalanlage selbst auf Die Aclisen- tlieile des Embryo gehen aus diesem Ringe derart her- vor, dass an einer bestinuntcn Stelle der Ring sich gegen das Centruin der Mittelsclieibe faltet und in radiärer 26G Naturwissenschaftliche Woehenschvift. Nr. 27 Richtung vorstösst; durch weiteres Zusammenschliessen der Randwnlsthält'ten entsteht der lang-gestrecivte Embryo. Bei jMehrl'achhildungen treten mehrere solclie radiär ge- richtete Verstösse auf (Fig. 1), relativ häufig zwei, selten drei; mehr als drei sind bisher nicht zur Beoi)achtnng gekommen. Je nach dem Winkel, den die l)eiden Anlagen unter einander bilden, kaim es zu einer vollständigen oder partiellen Doppelbildung kommen, wobei die vorderen oder die hinteren Körperhälften doppelt sein können; das dann einfache Hinter- rcsp. ^'orderende ist aber nicht durch Verwachsung zweier getrennter und vollständiger Enden entstanden, sondern diese Körpertheile sind auf ganz normale Weise (durch Schluss der restirenden Keimring- theile) gebildet worden; eine Verwachsung, aber auch eine Spaltung ist dabei nur scheinbar. Nach Gerlach (1882) nimmt die Rauber'sche Ra- diationstbeorie, welciie die normalen Entwickelungsvorgänge auch für die Mehrfaehbildungen verwerthet, unter allen über die Genese der Doppelbildungen geäusserten Theorien den ersten Rang ein, trifft jedoch nur für die niederen Wirbelthiere zu. Doch nicht nur durch Untersuchung von Doppel- bildungen auf verschiedenen Entwickelungsstadien und durch Vergleich dieser mit normalen Entwickelungsvor- gängen hat mau sich Anschauungen über das Zustande- kommen der Doppelmonstra gebildet, sondern es ist auch versucht worden, der Frage auf experimentellem Wege näher zu treten. Dabei musste man annehmen, dass ent- weder neben inneren auch noch äussere, der Untersuchung leichter zugängliche Ursachen bestimmend sind, oder ülier- haupt nur letztere in Frage kommen. Durch die Erfah- rungen zahlreicher Autoren wusste man, dass Hühnereier, die man den verschiedenartigsten Eingriffen ausgesetzt hatte, sehr oft Missbildungen Hefern; aber die meisten dieser Versuche hatten nur eben dieses Resultat zur Folge, dass überhauj)t Missbildungen — und oft sehr verschieden- artige nach dem nändichen Eingriffe — auftraten. Nur in wenigen Fällen war man dahin gelangt, bestimmte Ab- normitäten als die Folge bestimmter Eingrifi'e hinstellen, sie also von solchen ableiten zu können. So war es Liharzik gelungen, abnorme Vergrösserungen des Vorder- resp. Hinterendes dadurch zu erzielen, dass er bebrütete Hühnereier auf bestimmter Entwickelungsstufe aufrecht stellte und weiter bebrüten Hess; Dareste hatte ferner durch Ueberfirnissen des stumpfen Eipoles die normaler Weise nach diesem hin gerichtete Allan tois von dieser Stelle abgelenkt und auch dadurch, dass er mittelst eines hier nicht näher zu schildernden Apparates die Wärme auf bestimmte Stelleu der Eioberfläche einwirken Hess, beliebige Gestaltveränderungen der Keim- und Gefässhaut erzielt. Was nun speciell die experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen anlangt, so schien es, als ob hier die Verhältnisse günstiger lägen; berichtete doch Valentin (1837), dass es ihm gelungen .sei, durch Spaltung der hinteren Körperhälfte eines zweitägigen Hühnerembryos Verdoppelung des Beckens und der hinteren Extremitäten zu erzielen; derselbe Autor (1851) sowie auch Knoch (1872) sind geneigt, vielfach beobachtete Doppelbildungen bei Hecht- resp. Salmonideneiern mit einer stattgehabten mechanischen Erschütterung der Eier in Znsammenhang zu bringen, doch sind die letzteren Versuche nicht aus- gedehnt genug, um ein sicheres Urtheil abgeben zu können, auch hat Lereboullet auf diesem Wege keine Doppel- bildungen erhalten. Und auch in Bezug auf die Pro- duction von Doppelbildungen durch künstliche Spaltung des Keimes lehrte die Folge bald (Leuckart und Schrohe 1862), dass auf dem eingeschlagenen Wege das gewünschte Resultat nicht zu erzielen sei; so haben sich mehrere er- Figur 2. artiger fahrene Forscher gegen die Möglichkeit, Doppelbildungen künstlich zu erzeugen, überhaupt ausgesprochen (Panum, Dareste, Rauber). Es ist nun das Verdienst Gcrlach's (1882), durch erneute Versuche dem P^xperiment wieder den Boden er- obert zu haben; bei den grossen Verschiedenheiten, welche die Doppelbildungen aufweisen, konnte Gerlach nicht eine Ursache als die alleinige betrachten, sondern musste, wie die Dinge damals lagen, der Einwirkung innerer wie äusserer Umstände gleichen Werth beilegen; eine Unter- suchung der letzteren bot günstigere Chancen für das Gelingen, und so wählte Gerlach sich die Erzeugung einer Duplicitas anterior zum Ziele. Er versuchte dies dadurch zu erreichen, dass er die Schale von Hühner- eiern bis auf eine Y- oder V-förmige Stelle über der Keimhaut überfirnisste nnd dann die Eier im Brutapparate sieh entwickeln Hess. Im Ganzen wurden 60 Eier ver- wendet; 20 von diesen enthielten bei der (nach 3 — 6 Tagen vorgenommenen) Untersuchung normale, wenn auch in der Entwickelung zeitlieh zurückgebliebene Embryonen; 14 Eier schienen unbefruchtet oder verdorben und von den restiren- den 26 Eiern zeigten 19 ausge- sprochene Abnormitäten, während bei den letzten 7 die Abnormitäten zufällige zu sein schienen. Von den 19 abnormen Eiern enthielten zwei eine ausgespro- chene Duplicitas anterior (Fig. 2); bei dreien war eine theilweise V e r d 0 p p e 1 u n g des \'orderendes wenigstens wahrscheinlich, und bei zweien das Vorderende deutlich verbreitert. Bei der Seltenheit der- Formstörungen liei Hühnerembryonen ist es voll- ständig berechtigt, die gewonnenen Missbildungen auf Rechnung des Eingriffes zu setzen; durch das Ueber- firnissen war die Sauerstoffzufuhr auf eine kleine und be- stimmte Stelle der Keindiaut beschränkt, wodurch wenig- stens in 7 unter 46 resp. 60 Fällen die gewünschte Ab- normität mehr oder weniger ausgesprochen erreicht war. So interessant das Resultat an sich ist — es hat Ger lach Veranlassung gegeben, tur die Entstehung der Doppelbildungen bei \'()geln neben der (seltneren) Pluri- radiation noch die (häufigere) Bifurcation anzunehmen — so interessant also das Resultat ist, glänzend und besonders bestechend kann man es nicht nennen. Der Autor fühlte das selbst, hoffte jedoch von einer Verbesserung der Me- thode präcisere Erfolge. Ganz kann man nach den bis- herigen Erfolgen diese Hoffnung nicht bestreiten, aber es lässt sich leicht einsehen, dass (Ue Aussichten ziemlich geringe sind. Das liegt an dem Material — der Keim ist von Aussen, ohne dass von vornherein sehr schwere Störungen gesetzt werden, nicht direct zugänglich; auch erhalten wir bekanntlieh die Hühnereier erst auf einem Stadium, wo die Bildung der beiden primären Keimblätter bereits vollzogen ist, wo also die Furchung abgelaufen und das zunächst indifferente Furchungsmaterial bereits diflferencirt ist; man ist daher gar nicht im Stande, die ersten Entwickelungsphasen bei Vogeleiern zu ])eeinflussen, und doch dürfte das gerade von hohem Werth sein. Nun bieten sich uns die Eier vieler Thierarten dar, gegen die man diese Einwände nicht machen kann, die auch noch sonstige Vorzüge vor Vogeleiern besitzen — an solchen ist nun in den letzten Jahren so vielfach ex- perimentirt worden, dass wir eine grosse Reihe von Er- fahrungen, unter diesen auch solche, die uns hier inter- essiren, gewonnen haben. Freilich sind alle diese Versuche nicht darauf ausgegangen, Doppelbildungen zu erzielen, sondern es handelte sich zunächst darum^ eine neuerdings Nr. 27. Naturvvisscnschaftliclic Worhensehrift. 267 wieder aufgetauelite, ältere Anschauung' von His zu ent- kräften resp. zu l)ej;rUnden. Von His rührt die Lehre von den ,,or,nanhildendcii Keim bezirken" in der KeiniselR'ihe (der Vi'pgel) her, nach welelicr in der Keimscheibe die Auhigen der Orgaue in flacher Ausbreitung vorgebildet sind und jeder Punkt oder Bezirk der Keiniseheibc sich in einem erst später entwickelnden Organe wiederfindet. Es ist klar, dass mau dasselbe Priucip niclit nur auf die Keimscheibe, son- dern auch auf früiiere Stadien, ja selbst auf das Ei an- wenden kann, und es ist ferner crsiclitlicli, dass eine der- artige Präformation, wenn sie überhaupt richtig ist, nicht nur für die Eier der Vögel, für welche sie von His auf- gestellt war, gelten wird, sondern in gleichem Umfange für die übrigen Thiere Geltung haben muss. Nun ist von Pflüger das Irrige dieser Ansicht durch Versuche am Froschei gezeigt worden. Bekanntlich zeigt das kiiglige Froschei einen dunklen und einen hellen Pol; wegen der grösseren Schwere des letzteren stellt sich das Ei im Wasser stets mit dem hellen Pole nach unten und bei Eintritt der Entwickelung theilt die erste, stets verticale Furchungsel)eue das Ei in zwei Hall)kngeln; jede derselben besteht aus einem oberen dunklen und unteren hellen Abschnitt. ^Vürden nun organliildendc Keimbezirke am Froschei Aorhanden sein, so müsste mit einer Drehung des Eies auch die Richtung der ersten Furchungsebene (ebenso der folgenden) in entsprechendem Sinne abgelenkt werden. AV^enn man jedoch, wie Pflüger es that, be- fruchtete Froscheier in Zwangslagen bringt und erhält, so bleibt die erste Furchungsebene vertieal, sondert aber nun andere Portionen, als bei normaler Lagerung, z. B. eine helle von einer dunklen Halbkugel, und doch bildet sich auch in diesem Falle ein normaler Embryo. Seine Körperhälften entstammen aber ganz anderen Partien des Eies, als unter normalen Verhältnissen; es können denmach nicht bestimmte Portionen der Eisubstanz zur Ausbildung bestimmter Organe im Voraus bestinnut sein; alle Tlieile sind einander glcichwerthig, das Ei ist isotrop. Si)äterhin hat Roux die Lehre von den organbildenden Keimbezirken, wenn auch in gcwisserModification, wiederum aufgestellt, da ev Beziehungen zwischen den drei ersten Furchungsebenen zu gewissen Ebenen des erwachsenen Körpers (beim Frosche) gefunden hat. Die erste, stets verticale Furchungsebene fällt nämlich, nach Roux, mit der Medianebene des Körpers zusammen und sondert da- her das Material für die rechte und linke Körperhälfte; die zweite, ebenfalls verticale, aber zur ersten senkrecht stehende Furchungsebene theilt den künftigen Köi|)er (|uer durch, scheidet also vordere und hintere Körperhälfte, während die dritte, horizontale Furchungsebene in die Frontalebene des Körpers fällt und die Rücken- von der Bauchhälfte sondert. Der Entwickelungs])rocess ist daher nach Roux niclit eine Folge der Zusammenwirkung aller Theile oder auch nur aller Keimtheile, sondern eine Selbst- differencirung der ersten Furchungszcllen und des Com- plexes ihrer Derivate zu einem bestimmten Stück des Embryo; er ist eine Mosaikarbeit aus mindestens vier verticalen, sich selbstständig entwickelnden Stücken. Um dies noch näher zu begründen, hat Roux eine der beiden ersten Furchungshalltkugeln von Froscheiern mit einer heissen Nadel angestochen und beobachtet, dass, wenn überhaupt eine Weiterentwickelung eintrat, die un- verletzte Halbkugel sich zu einer Halbbildung ent- wickelte, der an Stelle der fehlenden Körperhälfte die mehr oder weniger verletzte zweite Halbkugel ansass. In den meisten Fällen allerdings war die letztere durch- aus nicht todt, sondern ergänzte thcils durch einen nach- träglichen in ihr auftretenden Furchungsprocess, theils von der unversehrten Hälfte aus den Defeet mehr oder weniger vollständig. Diese I>gebnisse scheinen nun in der That die Roux- sche Ansicht bedeutend zu stützen, und man kann, wie dies Roux selbst erwähnt, in der Litteratur eine ganze Reihe von Fällen unter den wirbellosen Thieren auffinden, bei denen dieselben Beziehungen zwischen den ersten Furchungsebenen und den llau])tebenen des später ent- stehenden Körpers existireu; theils sind diese Beziehungen den Autoren bewusst gewesen, theils ergeben sie sich aus den Abbildungen, aber Niemand hat die gleichen Schluss- folgerungen gemacht. Jedenfalls haben die Roux' sehen Versuche den An- stoss zu einer ganzen Reihe ähnlicher an den Eiern anderer Thiere gegeben; die Resultate weichen meist recht bedeutend von dem Roux'schen ab. Was zuerst ilie Beziehungen der ersten Furchungs- ebene zur Medianebene des Körpers anlangt, so ist auf einen Versuch Ilertwig's hinzuweisen, der ein Tritonei auf dem Zweistadium durch einen feinen Seidenfaden so einschnürte, dass der Faden genau mit der Furchungs- ebene zusammenfiel; das Resultat war keine Halbbildung im Sinne Roux's, sondern ein ganzer Embryo; auch lag der Faden nicht in der Medianebene, sondern ging (pier um den Embryonalkörper herum, so dass demnach hier die erste Furchungsebene nicht wie beim Froschei die Seitenhälften des Körpers, sondern vorn und hinten ge- sondert hatte. Ferner hat eine Amerikanerin, 0. M. Clapp, die ;") nun im Durchmesser haltenden Eier von Batrachus tau auf diese Verhältnisse untersucht und mir in Ausnahme- fällen das Zusammenfallen der ersten Furchungsebene mit der späteren Medianebene constatiren können; umgekehrt war es Roux selltst bekannt, dass nicht gerade sehr selten auch beim Froschei die erste Furchungsebene eine quere oder beinahe quere und die zweite erst die mediane ist, was Roux als Anachronismus, als eine Verwechselung der Folge der beiden ersten Furchen bezeichnet! Zur Zeit der Publieation der Roux'schen Versuche lag bereits eine Arbeit Chabry's vor, der an den Eiern von Ascidia asjiersa ex])erimentirt hatte. Diese Versuche wurden durch die Beobachtung veranlasst, dass auch spontan durchaus nicht selten eine der ersten beiden Furchungszcllen bei den Eiern der genannten Ascidie ab- stirbt, während die andere sich weiterfurcht; es bildet sich eine Halliblastula, die sich aber schliesst und sieh weiter zu einer ganzen Gastrula und einem ganzen Embryo entwickelt, jedoch sind die betreffenden Stadien Zwerge von ungefähr nur halber Grösse, als die entsiirecheiiden normalen Stadien. Das gleiche Resultat erreichte Chabry, wenn er mit einem hier nicht näher zu schildernden Ap- parate eine der beiden ersten Furchungszellen abtödtete. Die erhaltenen Larven unterschieden sich von normalen nur durch die Körpergrösse und den Mangel einiger untergeordneter ( »rgane (< »tolith und eine Hattpapille). Nach Oh ab ry und Roux haben Fiedler undDriesch entsprechende Versuche an Ecliinodermeneiern angestellt; letzterer experimentirte an den Eiern von Echinus micro- tuberculatus in Triest. Durch starkes Schütteln der auf dem Zweizellenstadium befindlichen Eier gelang es, die Eihaut zu sprengen und die beiden Furchungszellen zu isoliren; freilich waren viele durch diesen mechanischen Eingriff abgctödtet, aber andere erwiesen sich als lebend, sie wurden isolirt und weiter gezüchtet. Der Vergleich d«r Furehung dieser Halbeier (isolirter Zellen des Zweizellenstadiums) mit entsprechenden nor- malen Stadien ergab nun, dass in den meisten Fällen die Furchungsstadicn die Hälften normaler Stadien dar- stellen; ganz besonders deutlich war dies auf dem Mll-Stadiuin, das dem halb XVI-Stadium normaler Eier 2r58 Naturwissenschaftliche Woclieuschrift. Nr. 27. entsprach. Letzteres besteht normal (Fig. 3) aus drei ZeHringen: vier kleine Zellen (Micromeren) Itilden einen Ring am animalen Pole, vier grosse einen mittleren Ring, während am vegetativen Pole ein Ring von 8 grösseren Zellen liegt. Das entsprechende Halbstadium (Fig. 4) be- stand aus 2 Micromeren, 2 Macromeren und 4 grösseren Zellen am vegetativen Pole. In anderen Fällen aber war der Keim bereits auf dem XXXIIStadium {= halb LXIV) zur Kugel geschlossen oder das typische Schema der Furchung- überhaupt nicht zu constatiren. In der ^Mehrzahl der Fälle bot der Halbkcim am Abend des ersten Befruchtungstages das Bild einer ottcnen Halbkugel, was man als typisch ansehen kann, üeber Nacht liatten sich dieselben zu kugligen Blasen (Blastulae) geschlossen, die aber nur die lialbe normale Grösse be- sassen. Die sie znsannnensetzenden Zellen boten in Bezug auf ihre Grösse keinen Unterschied von denen normaler Blastulae, und so darf man unter Berücksichtigung des Figur 3. Figur 4. Furchungsmodus annehmen, da^s diesen Zwergen nur (ungefähr) die Hälfte der Zellen, die eine normale Blastula derselben Art zusammensetzen, zukonmit. Am Ende des zweiten Tages starben viele Blastulae ab; bei den gesunden begann am vegetativen Pole die Einstülpung und am Morgen des dritten Tages schwammen Zwerggastrulae in den Gefässen herum; ein Theil dieser entwickelte sich schliesslich zu typischen Plutei, die sich von normalen nur durch die Grösse unterschieden. Durch diese Versuche war also bewiesen, dass unter Umständen jede der beiden ersten Furchungskugeln eines Eies von Echinus microtubcrcuiatus eine normal gebildete, ganze Larve, aber von halber Grösse, aus sich hervor- gehen lässt; aus einem Ei können demnach duich Tren- nung auf dem Zweizellenstadium zwei Larven, also voll- kommen getrennte Zwillinge hervorgehen; es sind dies nicht Halbbildungen im Sinne Roux's, S(Mulern Theil- bildungeu. Eben solche Theilbildungen erhielt Driesch, wenn er die Eier von Sphaerechiuus granularis etwa 8 Stunden einer Temperatur von +31° G. aussetzte; auch diese wirkt trennend auf die Furchungsstadien ein und lässt Theilbildungen von normaler Form, aber halber Grösse hervorgehen. Es lag nahe, diese Versuche auch auf das Vierzellen- stadium auszudelaien, um zu erfahren, ob die Furchungs- zellen ein gleichartiges Material darstellen, das durch Entnahme eines Tlieiles nur (piantitativ geschädigt wird. Durch Schütteln der Seeigeleier während der zweiten Furchungsphase, also auf dem Vierstadium, gelang es eine der vier Zellen zum Platzen zu bringen, denniach drei Viertel lebend zu behalten. Meist versagte aber diese iMethode, um ein ^Mertel lebensfähig abzusprengen, doch gelang dies leichter bei Anwendung von Druck zwischen zwei Glasplatten. Um kurz zu sein, geben wir nur das Resultat: die isolirten Viertel und die Dreiviertel- gebilde furchen sieh in der giossen Mehrzahl der Fälle so, wie sie sich geturcht hätten, wenn der fehlende An- theil vorhanden ge^vcsen wäre. Es war dies ganz be- sonders ersichtlich auf jenem Stadium, das dem normalen XVI-Stadium entspricht, welches im ersten Falle, bei den Viertelbildungen aus 4, bei den Dreiviertelgebilden aus 12 Zellen bestand und genau V4 i'csp. ^,\ des normalen Furchungsstadiums darstellte. Aus den Dreiviertelbildungen entstanden schliesslich typische Pluteuslarven, die nur wenig kleiner waren als normale Gontrolexemplare; dagegen verzögerten die Viertel- bilduugen ihre Entwiekelungen, wenn dieselbe überhaupt über die Furchung hinausging, autfallend lange und nur ein kleiner Theil derselben lieferte typische, aber sehr kleine Plutei mit kurzen Armen. Auch Chal)ry hat ganz analoge Erfahrungen bei Ascidia aspersa gemacht, nur gelangten die Viertelbildungen nicht über das Gastrula- stadium hinaus. Die Wärme- .und Druckversuche haben noch ein weiteres, sehr wichtiges Resultat ergeben; es gelingt nämlich, durch Wärme, noch mehr durch Druck, den Fur- chungstypus ganz ausserordentlich zu modificiren, und doch entwickeln sich die abnorm gefurchten Eier zu ganz typischen Plutei, denen man ihre eigenartige Entstehung nicht im geringsten ansieht. So unterbleibt z. B. bei den Eiern von Echinus microtubcrcuiatus, die abnormer Wärme ausgesetzt werden, die Ausbildung von vier Micromeren ganz und tritt bei denen von Sphärcchinus granularis nur ausnahmsweise ein. Das Gleiche tritt bei Druck ein; das XVI-Stadium z. B. war hierbei eine Zellplatte, die aus zwei Kränzen von je acht Zellen geliildet worden ist, einem inneren und einem äusseren Kranze — nach Auf- hellung des Druckes, der übrigens oft genug auch die Eimend)ran, unbeschadet der weiteren Entwickelungsfähig- keit, gesprengt hatte, entstanden schliesslich normale Larven, ebenso aus anderen Furchungsstahnlich durchsichtigem Atmosphär (V!) bemerklich macht; es folge dann ein Streit zwischen diesem Strom und einem entgegengesetzten nördlichen, charakterisirt durch Cirrus-Wolken oder im Allgemeinen diü'ch solche Wolken, die eine besondere Neigung haben, parallele Streifen zu bilden, die dicken, flockigen Feder- wolken ähnlich seien und gewöhnlich auch parallele Quer- furchen zeigen; endlieh seien auch Regenbogen, Regen- güsse und häutig vorkommende Wechsel zwischen Regen und Soimenschein, sogenanntes Aprilwetter, diesen Ver- hältnissen zu verdanken. Kurz, alle nK'iglichen atmo- sphärischen Veränderungen, theilweise einander ganz ent- gegengesetzte, sollen durch diese Fluthpliänomene im Luftkreise hervorgerufen werden. Was sind aber dann die „kritischen Tage" des Hrn. Falb? Es sind ganz einfach die Tage, wo Neu- oder Vollmond ist, und sie sind wieder in kritische Tage erster, zweiter und dritter Ordnung eingetheilt, je nachdem mehr oder weniger von den oben besprochenen Factoren zusammen- treffen, z. B. ob der Mond in diesen 'Fagen am nächsten oder am fernsten ist, ob er gerade über dem Aequator steht oder nicht, ob er so in einer geraden Linie mit der Sonne und der Erde steht, dass es Finsterniss wird u. s. w. „In Bezug auf die Zeit", sagt er, „wo die atmosphärische Hochfluth sich in dieser Weise zu äussern anfängt, hat es sich fast als Regel gezeigt, dass dieses zwei Tage vor dem berechneten kritischen Tag eintrifft. Dies gilt von den theoretisch grüssten Fluthwerthen, während die klei- neren im Allgemeinen zwei bis drei Tage später kommen." Dies ist insofern ganz richtig, als die Fluth natürlich nicht auf einmal kommt, sondern umsomehr zunimmt, je mehr man sich Neu- oder Vollmond nähert, und wieder all- mählich abnimmt, wenn man sich einem Viertel nähert. Die von einem solchen Phänomen abhängigen Erschei- nungen müssen infolgedessen an den Tagen um Neu- und Vollmond am stärksten und um die Viertel am schwächsten sein. Ehe wir weiter gehen, wollen wir zunächst nachsehen, welche Ergebnisse die wissenschaftlichen Untersuchungen über diese Ebbe und Fluth im Luftmeere gegeben haben. Die Vermuthung einer solchen ist durchaus keine Ent- deckung des Herrn Falb. Schon d'Alembert hat 1746 in seinem Werk „Reflections sur la cause generale des vents", angenommen, diese Ebbe und Fluth im Luftmcerc wäre vielleicht die wichtigste Ursache u. a. der Passat- winde. Indessen hat nachher Laplace mathematisch be- wiesen, dass die Elibe und Fluth, die im Luftmeere auf- treten müssen, von gar keiner praktischen Bedeutung sein kömien. Und mit dieser Berechnung stinnmn auch die ilirecten Barometerbeobachtungen vollkiinnnen überein. Der (Tcneral Sabine, der berühmte englische Physiker und Mctt'orologe, hat die magnetischen und nieteorolo- gisehen Beobachtungen publicirt, die mehrere Jahre zwischen 1840 und 1850 tagelang in St. Helena ausge- führt wurden. Er hat u. a. die Beobachtungen nach Mondzeit zusannnengestellt und bere(dni('t*), um zu unter- suchen, inwiefern Ebbe und Fluth im Luftnieere Iteoi)- aehfet wci-den könnte. Wegen der ausserordentlichen Schärfe und Genauigkeit der Beobachtungen ist das wirk- lich gelungen, und das Resultat war, dass der Baro- meter in St. Helena bei Fluthzeit (der Mond im Meridiane) vier Tausendstel engl. Zoll höher stand als bei der Ebbe (der Mond sechs Stunden östlich oder westlich vom Meridiane), und zwar wenn der Mond im Perigeum (am nächsten) sich befand; befand er sich aber im Apogeum (am fernsten), so betrug die Differenz nur drei Tausendstel Zoll. Da kann man doch mit gutem Grund fragen: wie kann eine Aenderung des Barometer- standes von ?> bis 4 Tausendstel Zoll eine so kräftige Wirkung haben, wie Herr Falb behauptet? Sollte wirk- lich diese kleine Aenderung alle möglichen atmosphä- rischen Störungen und sogar die fürchterlichsten Orkane hervorrufen können? Die ünglaublichkeit einer solchen Annahme ist so deutlich, dass wir eigentlich nichts mehr zu sagen brauchten. Aber wir wollen doch die Falb'sche Beweisführung noch etwas näher untersuchen, um zu sehen, ob er oder seine Gegner „durch einen schweren Mechanismus des Denkens und durch unlogische ünter- suchungsmethoden verwirrt und verdunkelt werden." Wie macht Herr Falb seine Untersuchungen? Er sagt .selbst, dass die Hochflutlitage von ihm mit der grössten Aufmerksamkeit beol» achtet werden. Er notirt und beschreibt ausführlich alle bemerkenswerthen Naturerscheinungen dieser Tage auf der ganzen Erde. Und er findet seine Theorie bestätigt durch ein Erdbeben in P^uropa, einen Sturm auf den Samoa-Inseln, Schnee in Spanien, Gewitter in Rom, Ueberschwcmmung im Weiehselgebict, ein sehr verbreitetes Nordlicht in Amerika, Telegraphenstörungen in Japan, den Untergang eines Dampf bootes auf dem Atlantischen Ocean, einen „Tornado" im Thal des Mississippi, oder eine Kohlengruben-Explosion in England. Einen grossen Theil von diesen Unglücken beschreibt er genau, um ganz deutlich zu zeigen, wie gut seine Voraussagungen eintreffen. „Konnte die Natur", so ruft er aus, „deutliclier zeigen, wie richtig die Anschauung des Verfassers ist? durchaus nicht!" Diese Untersuchungs- und Beweismethode des Hrn. Falb ist aber doch nicht anders, als wenn Jemand den Einfall hätte, die meisten Begräbnisse fänden an Donners- tagen statt, und dies zu beweisen suchte dadurch, dass er zusammennotirte, welche und wie viele Begräbnisse an jedem Donnerstag auf den grösseren Friedhöfen der Erde vorkämen, und nachher eine Zusammenstellung der Re- sultate machte, mit genauer Besehreibung einiger von den prachtvollsten — ohne die geringste Rücksicht darauf, was in den übrigen sechs Wochentagen auf den Fried- höfen geschehen ist. Doch wir wollen versuchen, die Lücke in der Beweis- führung des Hrn. Falb auszufüllen. *) Obsorvations maJe at the Miagnctieal and meteorological obseivatory at St. Helena. Vol. I, London 1847, S. 98. 272 Naturwisseuschaftliche Wochenschrift. Nr. 27. Wir fangen mit dem Wichtig-sten, den Baronieter- depressionSn und den Stürmen, an. Weil die Fluth im Lul'tkreise sich am besten in den tropischen Gegenden zeigen soll, haben wir die von Chambers in Broraberg und John Eliot in Calciitta herausgegebenen Verzeichnisse über Gyklone auf dem Arabischen Meer und auf dem Meerbusen von Bengalen vom Jahre 1850 ab durchsucht und eine Anzahl von 153 gefunden. Die meisten von ihnen sind, wie dies auch mit unseren europäischen Stürmen der Fall ist, wahrend einiger Tage über die Erd- oberfläche hingegangen. Es ist jetzt sehr einfach, die Tage, wo diese Stürme entstanden oder wo sie wenigstens zuerst beobachtet worden sind, nach den Mondwechseln zu ordnen. Dabei sind zu jedem Mondweclisel auch die drei Tage vorher und die drei Tage nachher mitgerechuet. Das Resultat ist folgendes: bei Vollmond [®] 30 Neumond |®] 34 Sunuiie fi4 für Hrn. Falb. bei letztem Viertel [c] 37 erstem Viertel [^j 34 Sunnne 71 sreiren llni Falb. 18 waren zwischen zwei Mondwechseln und sollen folglich nicht gerechnet werden. Gehen wir jetzt zu unseren europäischen Barometer- depressionen oder Sturmcentra hinüber, so können wir die Tage rechnen, wo ein Minimum von 735 Millimeter oder noch weniger Upsala passirt hat, und zwar vom Anfang der stündlichen Beobachtungen am 30. Mai 1865 bis Ende des Jahres 1889. Diese Tage sind in folgender Weise geordnet: © 50 ® 33 C 46 O 2G Summe '2 gegen Hrn. Falb. Sunnne 83 für llrn. Falb, Hier sind 1 1 Tage ausgeschlossen, weil sie auf den Octantcn fallen. Einige von den fürcliterlichsten Wirbelstürmen der nördlichen temperirten Zone sind die nordamerikanischen Tornadoes. Sie haben eine Breite von nur wenigen Meilen, aber wo sie entstehen, werden Wälder und Dörfer, ja sogar ganze Städte weggefegt, und der Verlust an Menscheuleben ist bisweilen sehr bedeutend . Häufig finden mehrere am selben Tage statt. In „Professional papers of the Signal Service" 1882 hat Finley einen ..Report on the Character of six hundred tornadoes" publicirt. Daraus geht hervor, dass man in den Vereinigten Staaten seit 1830 338 Tornado-Tage gehabt hat. - -• ■ - die Mondwechsel ist folgende: © 72 66 C 3 Ihre Vertheilung auf 90 71 Summe 138 für Hrn. Falb, Summe 161 gegen Hrn. Falb. Die übrigen 39 waren auf den Octanten. In der ersten und der letzten von diesen Zusammen- stellungen haben die Viertel ein kleines üeliergewicht, in der zweiten Neu- und Vollmond. Der einzige annehm- bare Schluss daraus ist, dass die Mondwechsel mit den Stürmen gar nichts zu thun haben. Wären der Fälle genügend viele, so wären die Summen wahr- scheinlich ganz gleich. Jetzt könnte man aber den Einwurf machen: Stürme können freilich irgendwann eintreffen, aber vielleicht werden sie bei Neu- und Vollmond heftiger. Doch es ist leicht zu zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Der schwierigste Tornado-Tag von Allen in den Vereinigten Staaten war der 18. April 1880. Nach der oben citirten A))handlung gab es an diesem Tage nicht weniger als 25 Tornadoes, von welchen mehrere sehr gewaltsam waren. In Eureka Springs wurden 18 Häuser zerstört, in White wurden 10 Menschen getödtet und 20 verwundet, die Stadt Darda- nella wurde theilweise zerstört, in Shopiere wurden 23 Gebäude, in Marshfield mein* als 200 zerstört, 65 Men- sehen wurden getödtet, mehr als 200 verwundet und die Verluste in zwei angrenzenden Counties wurden zu einer Million Dollars berechnet, in Texas county im Staat Missouri wurde eine kleine Stadt von 300 Einwohnern vertilgt, in Washington in Arkansas wurden mehr als 100 Gebäude zerstört, 2 Menschen getödtet und 20 bis 30 verletzt u. s. w. Und doch war das erste A'iertel am Tage vorher, oder am 17. April, und Apogeum am 14. Die Verhältnisse lagen also für Herrn Falb so ungünstig wie möglich. Damit wir nicht denselben Fehler machen, den wir Hrn. Falb vorwerfen, nämlicli nur einige für uns sprechende Beispiele anzuführen, hallen wir einen anderen Weg ver- sucht. Wir haben in unserer Bibliothek specielle Be- schreibungen von Stürmen und Cyklonen aufgesucht, und seit dem Jahr 1850 haben wir 50 solche gefunden. Das ist ja klar, dass diese alle irgendwie bedeutend und be- ujerkensweith gewesen sind. Sie vertheilen sich in fol- gender Weise: © 9 ® 10 Summe 19 für Hrn. Falb. Summe 29 gegen Hrn. Falb. Zwei Fälle sind auf Octanten eingetroffen. Da muss man doch erkennen, dass die Zusammen- stellung ungünstig für Hrn. Falb ausfällt! Die Anzahl ist freilich zu klein, um daraus eine Statistik aufzubauen. Wären die Zahlen aber zufälliger Weise die entgegen- gesetzten gewesen, so hätten wahrscheinlich unsere Gegner triumphirt! Doch wir wollen aus so wenigen Zahlen gar keine allgemeinen Schlüsse ziehen; sieher aber ist, dass die Zahlen, wie sie jetzt sind, wenigstens nicht für die Ansichten des Hrn. Falb si)rceiien. Gehen wir jetzt zu dem angebliehen Zusammenhang zwischen den Donnerwettern während des Winters und den Mondwechseln über, so haben wir Folgendes anzuführen. Im Jahre 1871 wurden in Schweden mehrere hundert Stationen eingerichtet, um u. a. Donnerwetter zu beoltachten. Wir haben die Berichte für die drei ersten Jahre 1871 bis 1873 durchgesehen und alle Tage der kalten Jahres- zeit, (Ictober- April, wo Donner wahrgenommen wurde, aufgezeichnet, es waren 42, die sieh nach den Mond- wechseln so vertheilen: C 8 3 21 © 8 © 12 C 10 3 12 Summe 20 für Herrn Falb, Summe 22 gegen Herrn Falb. Die Tage mit Donner während der kalten Jahres- zeit sind somit von den Mondwechseln unabhängig, und die Ansicht des Herrn Falb auch in dieser Beziehung unrichtig. Uebrigens mag hier die Bemerkung gemacht werden,"dass hervorragende Meteorologen einen Zusaunnen- hang zwischen Donner und Mondwechseln gesucht und an einen solchen auch geglaubt haben. So hat W. Koppen in DeutS(ddand die Gewitter der Jahre 1879—83 mit den Mondwechseln zusannuengestellt. Er fand die Anzahl Gewitter für jede Station im Mittel während der ver- schiedenen Mondwechsel : @ 5,3 O 6,3 © 4,0 C 4,8 Und A. Richter hat während 8 Jahren folgende Anzahl von Stunden mit Donner gefunden: ® 1388 3 1239 © 767 C 846. Nr. 27. Naturwissenschaftliche Wochcnsehrift. 273 Beide Untersuchungen stimmen darin überein, dass die Gewitter am liäutigsten zwischen Neumond und erstem Viertel und am seltensten um den Vollmond vorzukommen .scheinen. Dies ist aber ein ganz anderes Ergebniss als das des Hrn. Falb, der ja gefunden zu haben glaubt, dass diese Erscheinungen bei Voll- und Neumond am häutigsten vorkämen. Uebrigens ist es auch lauge nicht sicher, dass die obigen Resultate gemeingültig sind; wenn die beiden Reiben untereinander übereinstimmen, so kommt das daher, dass dieselben Jahre, die Koppen untersucht hat, auch in der etwas längeren Reihe von Richter enthalten sind. Vl'^enn man nicht einsehen kann, wie die gefundene Variation zu erklären ist, so ist es am sichersten, noch erst Untersuchungen auch aus anderen Ländern und für andere Zeiten abzuwarten, ehe man die Frage als abgemacht ansehen kann. Falb ))chandc!t in einem besonderen Capitcl die Nord- lichte und die Störnngen der Erdstrüme und der erd- magnetischen Elemente. Diese sollten an den kritischen Tagen besonders gross und zahlreich sein. Dass es einen Zusammenhang giebt zwischen diesen Erscheinungen untereinander und zwischen kosmischen Phänomenen, be- sonders mit den Sonnenflecken, das ist seit lange be- wiesen. Mehrere Forscher haben auch geglaubt, eine Ein\\irkung des Mondes auf die magnetischen Kräfte nachgewiesen zu haben, welche Einwirkung aber auch wieder ganz anders wäre als die von Falb angenommene. Die Anzahl der Nordlichte der nördlichen IIall)kugel ist am grössten innerhalb einer elliptischen Zone, die mit der Nordküste Sibiriens nahe zusannnenfällt, das nördliche Lappland durchzieht und in Amerika bis auf etwas übei' 60° N. Lat. hinuntergeht. Dieser Zone entlang kommen die Nordlichte, wenigstens während gewisser Jahre, fast täglich vor, nehmen aber von da ab sowohl nördlich als südlich an Pracht und Anzahl ab. Sie sind bald mehr oder weniger local, bald aber auch fast über die ganze N(trdhalbkugel auf einmal verbreitet. Oft kommen bei solchen Gelegenheiten Südlicbte auf der Südhalbkugel vor. Es ist deswegen nicht immer so sehr leicht zu ent- scheiden, was man unter einem „ungewöhnlich grossen Nordlieht" verstehen soll. Wir haben indessen im grossen Nordliclitcatalog für Schweden von Rubenson die Tage der Jahre 1865 — 76 aufgezeichnet, wo Nordlicht an min- destens 10 Plätzen des Landes beobachtet worden ist. Diese Tage vertheilen sich so: © 2 C 20 3 10 Sunnne 27, Sunnne 30, wozu noch 4 kommen, die auf Oetanten eingetroffen sind. Das Resultat stimmt wiederum gar nicht mit den An- sichten des Hrn. Falb überein, aber um so viel mehr mit dem, was man erwarten kann. Es ist ja selbstverständ- lich, dass der Mondschein das Nordlicht verdeckt und dass ein Nordlicht höchst selten bei Vollmond prachtvoll sein kann. Dagegen nmss ein solches bei Neumond sehr stattlich sein, ^\'enn ferner von den oben genannten Nord- lichten in das erste Viertel nur halb so viel fallen, wie in das letzte, so ist auch das leicht zu erklären : im er- steren Falle leuchtet nämlich der ]Mond Abends, im letzte- ren dagegen früh .Morgens. Hr. Falb giebt uacii seiner Gewohnheit Beispiele an ungewöhnlich prachtvcdlem oder verbreitetem Nordlichte als Bestätigung seiner Hypothese. Er sollte aber doch das grossartigste Phänomen dieser Art, das in den letzten Decennien sich gezeigt, nicht vergessen, dass nämlich vom 4. Februar 1872, wo die ganze Erde mit Ausnahme einer Zone liei dem Accpiator von Polarlicht beleuchtet war. Das Nordlicht wurde bis auf Ceylon und das Südlicht weit in Australien hinauf gesehen, — aber unglücklicher- weise für Hrn. Falb war das letzte Viertel am 2. Februar. Nach alledem scheint es uns nicht der Mühe werth, diese Untersuchungen weiter zu verfolgen. Was eben ge- zeigt worden ist, dürfte für jedermann, der nicht getäuscht werden will, genügend sein. Es ist aber leider sehr be- kannt, dass die Leute getäuscht werden wollen. Auch sind keine Propheten in einer günstigeren Stellung, als die Wetterpropheten. Sie sind nicht derselben Gefahr ausgesetzt wie ehemals die chinesischen Hof-Astronomen: auf den Magen geklopft zu werden, wenn ihre Voraus- sagungen nicht eintrafen. Im Gegentheil sind die Leute insofern sehr liebenswürdig, dass sie jede solche Gelegen- heit nicht bemerken oder wenigstens verzeihen oder ver- gessen, es dagegen sehr bemcrkenswerth finden, wenn das Vorausgesagte eintriftt. Das ist aber eben der Be- weis, dass die Erscheinungen Nichts miteinander zu thun haben, wenn die Voraussagung gleich oft eintrifft wie das Gegentheil. Uebrigens wäre es sehr merkwürdig, wenn die Vor- aussagungen des Hrn. Falb nicht gewissermaassen immer wahr wären. Er ist nämlich so klug, dass er nicht an- giebt, welches Phänomen, oder wo auf der ganzen Erde es eintreffen soll! Der Tag wäre aber ein sehr glück- licher, wo nirgend auf der Erde eine von diesen vielen Naturrevolutionen oder einer von den vielen Unglücks- fällen eintreffen würde. Die synoptischen Karten zeigen, dass in gewissen Theilen der Erde der Luftdruck hoch und gleichmässig vertheilt ist, während es in anderen Barometerdepressionen mit Uugewitter giebt. Und es giebt keinen Tag, wo dies nicht der Fall wäre. Die Sturmccntra sind bald mehr, bald weniger entwickelt, aber gewöhnlich ist es so, dass sie in einer Gegend schwach, in einer anderen um so bedeutendor sind. Wenn wir nur an Stürme denken, so kann jedermann ohne grosse Gefahr voraussagen, dass an einem, oder noch besser, wie Herr Falb, u m einen gewissen Tag ein Sturm irgendwo auf der Erde eintreffen wird. Einen Nutzen aber können wir wenigstens in einer solchen Voraussaguug durchaus nicht sehen! Mäiisevertilgung vermittelst des Mäusetyphiisba- ciUiis. — In Schlesien wurden im vergangenen Herbst zahlreiche Feldversuche mit dem Typhusbacillus des Prof. Löffler*) ausgeführt. In Uppersdorf, Reg.-Bez. Oppeln, ist das Mittel auf grossen Flächen von vielen Landwirtheu angewendet worden. Nachdem man vorher Vertilgungs- versuche mit gefangenen Feldmäusen angestellt hatte und diese vollkommen gelungen waren, wurden die Versuche auf dem Felde wiederholt. Die Vcrsuchsansteller wurden hier enttäuscht; eigenthümlicher Weise wurden die Mäuse nicht soweit inficirt, dass sie am Typhus zu Grunde gingen. *) VergT. „Naturw. Wocliensclir." Bd. VII. S. 396 ö'. Man konnte, trotzdem die Versuche auf einer grösseren Fläche wiederlndt wurden, trotzdem man reciit concentrirte Baeillen-Aufschwemmungen verwendet hatte, ein Abnehmen der Mäuse nicht wahrnehmen. Da die Versuche ganz vorschriftsmässig ausgefülu't wurden und ganz frische Reinculturen Verwendung fanden, nuisste es befremden, dass das Mittel nicht zur Wirkung kam! Es darf wohl angenommen werden, dass die Feldmäuse der dortigen Gegend eine besonders grosse Widi'rstandsfähigkeit zeigen, und die etwaige Erkrankung nicht hinreichte, um den Tod dieser Schädlinge herbeizufuhren. 274 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 27. Ein pflanzeiifresseiuler Delpliiu. — Im Kameruner Kriegs.schiä'shafen wurde seinerzeit von E. Teusz ein von Haifischen bereits angefressener 8 — 9 Fuss langer Delphin erl)eutet, der von dem genannten, schon zehn Jahre in Kamerun wohnhaften Herrn noch niemals gesehen worden war. Auffallend waren au ihm die röhrenförmig über den Kopf hervorragendeu Verlängerungen der Nasengänge, und ganz besonders der Umstand, dass sich sein Magen mit PHanzenstoft'en, Blättern und l'^rüchten von Mangroven und etwas Gras, angefüllt fand. W. Kükeuthal giebt mm in den Zool. Jahrb., Abth. f. Syst. etc., B. 6, 8.442*), eine Besehreibung des ihm überwiesenen Schädels. Üie 27, ist also Zahl der Zähne jeder geringer wie z. B. bei beträgt Kieferhälfte Delphinus. Von den 9 bisher bekannten Sotalien ist ausser anderem die Kameruner neue Art durch ihre stumpfen und, besonders im Unterkiefer, so stark abgenutzten Zähne verschieden, dass breite Kau- flächen vorhanden sind. Es liegt hier offenbar ein Süss- oder Brackwasserthier vor, und zugleich die erste Sotalia- art aus Afrika. Die übrigen Gattuugsgenossen leljcn in Indien, China, Australien und Südamerika. C. M. FischfresseiKles Nagethier. — Oldfield Thomas giebt in der April -Nummer von „Natural Science" interessante Mittheilungen über ein fisch fressendes Nage- thier aus Central-Feru, welches der bekannte Reisende J. Kalinowski im Jahre 1891 entdeckt hatte. Ich- thyomys gehört zu den hamsterartigen Mäusen, gleicht unserer Wasserwühlmaus in der äusseren Erscheinung, ist jedoch grösser, hat sehr starke und zahlreiche Sclmurrborsten und sehr kleine Augen und Uhren. Dieses Thier nährt sich ausschliesslich von Fischen, vorzüglich von kleinen Tetragonopterus-Arten. Kein anderes Nage- thier, mit einziger Ausnahme der Zibethratte Nordamerikas, welche wohl gelegentlich einen selbst gefangenen Fisch verzehrt, hat sich so vollständig von vegetabilischer Kost emancipirt. Es ist sehr interessant, dass bei Ichthyomys sowohl der Blinddarm, welcher bei den übrigen Mäusen eine bedeutende Grösse erreicht, auf ein Rudiment re- ducirt ist, als dass die Schneidezähne durch grössere Ent- wickelung der äusseren Kanten zu langen scharfen Spitzen vorzüglich geeignet geworden sind, schlüpfrige Fische zu erfassen. Matschie. Eiblindiingvoii Krähen diircli Einfluss (lerKiilte. — Über eine eigenthümliche „Krankheit'-, an welcher während der ungewöhnlichen Kälte des letzten Winters die Krähen (Oorvus americanus) der Umgegend von Washington viel- fach zu leiden hatten und massenhaft zu Grunde gingen, berichtete Herr R. Ridgway, Kurator der ornithologischen Abtheilung des Smithson'scheu Institutes (Washington), am 10. Februar in der amerikanischen Zeitschrift „Science". Auf eine diesbezügliche an ihn gerichtete Anfrage war Herr R. so gütig, uns in einem Schreiben vom 25. Mai nicht allein seine früheren, in der Science geschilderten Beobachtungen zu bestätigen, sondern auch noch neue Mittheilungen, besonders über die Verbreitung des Uebels zu machen. — Darnach war ein beträchtlicher Theil (nach Schätzung etwa die Hälfte) der in grosser Zahl die Um- gebung genaimter Stadt bevölkernden Krähen vollständig erblindet. In Folge dessen war es den Vögeln nicht möglich, sich Futter zu suchen, und sie gingen in grossen Mengen vor Hunger zu Grunde. In den Nadelwäldern um Washington, in welchen sie ihre Rüstplätze haben, wurden sie zahlreich todt aufgefunden, während andere, noch am Leben befindliche, völlig erschöpft am Boden oder *) „Sotalia teuszüi n. sp., ein pflanzenfressender (?) Delphin aus Kamerun." auf den Zweigen sassen und den Schnee aufpickten oder die Kicfernuadeln zu fressen versuchten. Ohne Mühe konnte man ihrer habhaft werden, da sie bei einem Versuche, davonzufliegen, überall gegen die Aeste und Zweige der Bäume stiessen und kraftlos zu Boden fielen. Eigcnthümlich war nun die Art und Weise der Blindheit; Herr R. schreibt darüber (Science): „Bei vielen waren die Augen geschlossen und stark angeschwollen; bei manchen waren ein Auge oder beide Augen aufge- sprungen und gefroren (burst and frozcn), was möglicher- weise darauf zurückzuführen ist, dass sie gegen die scharfen Spitzen abgebrochener Zweige geflogen waren. In allen Fällen, wo die Augen nicht geschlossen oder entzündet (closed or inflamed) waren, zeigte sich die Pupille milchig weiss und die Iris bläulich." Hinsichtlich der Verletzung der Augen schreil)t uns Herr R.: „Die Augen vieler In- dividuen waren thatsächlich geborsten und gefroren, d. h. die Membran war mehr oder weniger durchlöchert oder aufgeplatzt und die hervorquellende Flüssigkeit erstarrt (The eyes of many individuals were actually bursted and frozcn. That is, the membrane had been in some way punctured or ruptured, and the escaping fluid con- gealed".) Diese Verletzungen sind nach Herrn R. rein t äusserlicher Natur, verursacht durch Anfliegen an scharfe Zweige oder Anstossen an Kiefernadeln seitens der bereits erblindeten Vögel. Welche Ursachen der Erblindung zu Grunde liegen, darüber herrscht Meinungsverschiedenheit; Herr R. hält es für am natürlichsten, dass die Vögel auf dem Wege zu ihren Rüstplätzen bei der überaus strengen Kälte gegen eisigen, vielleicht winzige Eispartikel mit sieh führenden Wind fliegen mussten, in Folge dessen ihre Augen litten und erkrankten. — Interessant ist, dass das Uebel sich nur an Individuen des Corvus americanus zeigte, während der ebenfalls bei Washington häufige Corvus ossifragus ganz davon verschont blieb. — Ver- breitet scheint die Krankheit über einen grösseren Theil der östlichen Staaten gewesen zu sein; denn Herrn R. sind Berichte darüber aus verschiedenen Orten zugegangen. Wenige Wochen nach dem Erscheinen des Berichtes des Herrn R. vcrriffentlichte, wie letzterer uns nnttheilt, ganz unabhängig davon, Dr. M. G. Eeilzey (Maryland) einen Artikel über dieselbe Erscheinung in der Zeitschrift „Forest and Stream". Die Erhaltung der einheimischen Vögel Neil- Seelands. — In der zweiten Hälfte des verflossenen Jahres hatte der inzwischen verstorbene Gouverneur der Insel, Lord Onslow, dem Parlamente einen Gesetzentwurf unterbreitet, dem zu Folge die beiden Inseln, Little Bar- rier oder Hauturu im Golfe von Hauraki im Norden und Resolution im Süden Neu-Seelands, zu dem Zwecke reser- virt werden sollten, um auf ihnen der einheimischen Flora, besonders aber der Vogelwelt, welcher theilweise nahe Vernichtung droht, eine ungestörte, unter Staatssehutz stehende Zufluchtsstätte zu gewähren. Leider haben sich inzwischen in dem gesetzgebenden Körper der Durch- führung dieses schätzenswerthen Planes Schwierigkeiten entgegengestellt, sowohl hinsichtlich der Mittel als auch anderer, zumal das Besitzthum der Barrier-Insel betref- fender Punkte. (Dieselbe bildet nämlich einen Theil der sogenannten Maori-Reservation.) — Resolution Island ist bereits seiner edlen Bestimmung zugesprochen worden. Der neue Gouverneur steht zum Glücke dem Plane eben- falls freundlieh gegenüber, und so hoft't man denn, zumal auch die Londoner Zoologische Gesellschaft sich der Sache angenommen hat, zum Ziele zu gelangen. Eine ganze Anzahl interessanter Vögel würden so erhalten werden, z. B. Apteryx BuIIeri, Notornis Mantelli, Oestrelata Gouldi etc. Nr. 27. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 2U lieber Münzuietalle und soiieiiaiinte Ausheiite- niiiiizeii gicbt Professor Dr. Nies in ilolieniieini in den Jahreslieften des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg 1893 einige interessante Mittheilung-en, welche sich im Wesentlichen auf Stücke einer Sammlung bezichen, die er für Lchrzwecke an der dortigen land- wirthscliaftlichen Hochschule zusanmicngebraelit hat. Als Miuiznietalle sind Gold, Siil)er, Kupfer, Nickel, Platin, Palladium, Aluminium, Eisen verwendet worden, letztere drei aber, wie ferner der Silberglanz (natürliches Schwefel- silber) w(dd nur bei besonderen Gelegenheiten für Denk- münzen. Historisch merkwürdig ist, dass König l'^riedrich von Schweden, welclicr 1720 zur Regierung kam, ähnlich der den Spartanern zugeschriebenen A¥eisc, sein Volk zur Massigkeit erziehen wollte, indem er auch grössere Münz- werthe aus Kupfer anfertigen Hess. So waren die Halb- dalerstückc quadratische Kupferplatten von 9,5 cm Seiten- länge und oSd g Schwere. Reines Nickel \crwendet die Schweiz für Scheidemünzen; die deutsclu'n Nickelmünzen führen nur 25 <•/„ Nickel neben Kupfer. — Platin ist ausser in Russland auch versuchsweise in Dänemark (1830) und anscheinend auch in Bayern für Münzen verwendet worden. — Aus Palladium sollen früher die Ehrenmedaillen der geologisclien (Gesellschaft in London bestanden haben. — Aus Silberglanz Hess König August von Polen, Kurfürst von Sachsen, Medaillen mit seinem lüldniss schlagen (l(i9i)). Die sogenannten Ausbeutemünzen liefern für die Ge- sciiichte des Bergbaues, seinen Ort, seinen Ertrag, seine Daner u. s. w. mitunter recht werthvoUe, mindestens doch anregende Beiträge. Der Verfasser erwähnt, dass er 21 Jahrgänge von Münzen mit der Inschrift „Segen des Mansfelder Bergbaus" besitze , von denen die älteste aus 1811 stammt und die Inschrift Hieroni/iims Napoleoit auf dem Avers trägt. Vier Ausbeutemünzen von 174.'3, 1747, 1752 und 1756 der Grube Güte des Herrn im Harz tragen den Vermerk: Die Grube Güte des Herrn kaiii in Aus- beute 1740; eine fünfte von 1774 dagegen: Die Güte des Herrn kam ivieder in Ausbeute 1774. Etliche Münzen geben Aufschluss über ilesitzwechsel bei Ländern und Gruben. „Welche beredte Sprache für die Zeit von Deutsehlands tiefster Erniedrigung", so schreibt Verfasser, „sprechen die Münzen, die auf dem Avers: L'arnii'c d'Hanovre ä Napoleon, enipereiir des Frangais 1804 tragen und auf dem Revers: Des mines et usiues du Harz protegees pendant la guerre und, direct unter dem gekreuzten Schlägel und Eisen, den guten deutschen Bergmannsgruss ..Glück auf." — An die Per- sonalunion von Hessen und Schweden erinnern Münzen aus Eddergold mit dem Bildniss des Landgrafen von Hessen und der Umschrift re.r- Sueciae. Die Zeiten des „Kommunionharzes" vergegenwärtigen Ausbeutemünzen der Harzer Gruben Güte des Herrn, Lautenthals Glück, König Carl, welche mit den Jahreszahlen 1745, 1745 bezw. 1752 theils das braunscbweigische, thciis das hannoversch- englische Wappen tragen, der l)eiden die Auslicute unter sich theilenden Länder. — Thalcr vom Jahre 1728, unter Eberhard Ludwig, Herzog von Württemberg, geprägt, zeigen die Inschrift: Von genntchsenem Hilljer aus der Fundgr. 3 K. Stern. Das Metall ist also natürliches gediegen Silber gewesen. — Eine Medaille, die zum 50jährigen Regierungsjubiläum Friedrich August's, König von Saclisen, 1818 geprägt worden ist, trägt auf dem Revers die Angabe: Himmelsfürst Fu)ulgrube hinter Erhis- dorf, gab seit 50 Jahren 1,100 458 Thlr. 1(> Gr. Aus- beute. — Abschnitte in den Unternehmungen der hnden Verfasser erwähnt Wichtige Bergleute und die erste Ausbeute neuer Betriebe sich auch öfters „Erstlinge" mit den Inschriften: Primitiae argenti fondiiiae gekennzeichnet. Fisclihachensis tutori dicatae 1750; ferner eine Münze, auf deren Avers eine Landschaft mit dem Orte Rudelsdorf und einem Göpel (Andeutung der Adlerfundgrube) dar- gestellt ist. Unter dem Spruch : Befiehl dem Herrn Deine Wege und hoffe auf Ihn steht: Wir schürfen beide den 25. Jan. 1747. Der Revers trägt die Fortsetzung des Spruches: Er wirds wohl machen und ferner: Jhid Schmelzen heute, den 25. Jul. 1749 mit der Darstellung einer Schnielzhütte. — Eine andere Silbermünze zeigt auf dem Avers eine Hüttcnanlage in einer Berglaiidschaft und — den Endpunkt \ou or^ := dem Spitzen- abstand — eine Parallele zu (JS, setzen den Zirkel mit den Spitzen in Q n. 0 ein und bescinx'ibcn mit dem be- weglichen p eine Kurve. Der Schnitt dieser Kurve mit der Parallelen ist ein Punkt P, der Dreitheilungslinie; wenn wir P, mit Q verbinden, so ist ^ P,QS= Vo 0Q8. Es folgt aus der Figur, dass die bisher bekannte Dreitheilung des rechten Winkels nur ein spezieller Fall war. Die Geltung für grössere Winkel als 90° lässt sich leicht ableiten. Fig 1 zeigt den Zirkel (für die Hand des Schülers). Fig. 2 seine Anwendung. QO = a = OM=b = M P, = c. Es ist bekannt, dass das Prolilem der Trisektion auf eine Gleichung dritten Grades führt; das Merkwürdige ist nun, dass jede Zirkelöffnung — vom Bleistift bis zur ist nach Art der Einrichtung des Zirkels AB = BE = EC. Hieraus folgt sofort die aus der Figur ersichtliche Grösse der Winkel ausgedrückt durch «. ba= 180°, « = 36°. (V'ergl. Fig. 3.) 2. Der Punkt C wird auch erhalten, wenn man von AB aus mit dem Zirkel 2 symmetrische Kurven be- schreibt. Der Dreitheilungszirkel dient ferner zur Theilung von Linien nach dem goldenen Schnitt. In obiger Zeich- nung des Winkels von 36° ist BE Winkelhalbirende, also gilt sofort die Proportion: BC : BA = CE : EA. Da CE = BA, und BC = AC, so wird die Pro- portion AC: EC=EC: AE. d. h. „£■" ist der goldene Schnitt. Verlängert man BA, BE, BC nach beiden Seiten, so werden alle Parallelen zu AC durch die Linie BE nach dem goldenen Schnitt geteilt. Nr. Naturwissenschaftliclic Woolionsclii-ift. 277 Anmerkung: Der goldene Schnitt ist also jetzt eine Folge der Konstruktion iles Winkels von ?A\° und nicht, wie früher, der Winkel von 36° eine Folge des goldenen Schnitts. Der Dreitheilungszirkel dient ferner zur Errichtung von Loten, da die Kurven sich senkrecht über einem Punkte schneiden müssen, von dem aus nach rechts und links der Zirkel aufgesetzt wurde. Zur lienutzung als gewöhnlicher Zirkel eignet sich ausserdem der allgemeine Dreitheilungszirkel, welcher sich von dem vorliegenden nur dadurcli unterscheidet, dass er in allen 3 Armen mit Spalten und verstellbaren Schraulteu versehen ist. Der Zirkel wird von Seiten der „Preussischen Uni- versitäten" in Chicago ausgestellt Die genauere Ausführung ist in der Brochure: „Die Dreitheilung des Winkels" von Dr. E. Eckhardt, Marburg, enthalten. Die wissenschaftliche Diskussion der Frage enthält die Dissertation: „Rotationsproblem — Dreithei- lung des Winkels." Ueber die Bewegung eines schweren Punktes in einem Kreise, der in der Verticalebene um einen beliebigen Punkt derselben mit constantcr Winkel- geschwindigkeit rotirt. X. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden eriKiniit: Dlt ordentliche Professor der Physik an der Universität Freiliurg Dr. Km i 1 Warburj;' zum Uofrath. — Prof. Dr. Bernliard Naunyn von der Universität Strassbnri; zum Nach- folger Ivahler's an der Lelirkanzel der ersten Klinik der Universität Wien. — Der Privatdocent für Hygiene an der Universität Breslau Dr. Heinrieh Bitter zum Leiter des bakteriidogischen Labora- toriums in Alexandria. — Dr. Giessler, Assistent am botanischen Institut der Universität Jena, zum Assistenten am botanischen Museum und botanischen Garten der Universität Göttingen. — Dr. Hallier zum Assistenten am botanischen Garten zu Buiten- zorg auf Java. — Dr. Dreyor aus St. Gallen zum Assistenten am pflanzenphysiologisehen Institute der Universität Göttingen. — Der Custos am botanischen Garten zu Athen Dr. Spyridon Mi- liarakis zum Professor der Botanik an der dortigen Universität. — Prof. Dr. Renvers zum Director der inneren Abtheilung des Krankenhauses Moabit in Berlin. — Dr. von Benary zum Leiter der inneren Abtheilung des Elisalietb-Krankenhauses in Berlin. — Der Physiker, Oberlehrer Dr. Nahrwold zum Director der neuen höheren Bürgerschule in Berlin. Der Geologe Dr. Friedr. Kaunhowen ist als Assistent bei der pflanzenpalaeontologischen Abtheilung der Kgl. Preuss. geolog. Landesaustalt in Berlin eingetreten. Es haben sich habilitirt: Der Assistent am zoologischen Institut der Universität Breslau Dr. Braem. — Dr. Braunschweig für Augenheilkunde an der Universität Halle. — Der Zoologe Dr. (_)tto Fischer in der philosophischen Facultät der Universität Leipzig. Dr. J. Hofnieior, bisheriger Leiter der inneren Abtheilung des Elisabeth-Krankonhauses verlässt seiner angegriffenen Gesund- heit wegen für längere Zeit Berlin. Es sind gestorben: In Sifu der Afrikaforscher Oberst Messe daglia Boy, naher Freund und Mitarbeiter Gordon's, mit dem zusammen er Darfur hielt. — Professor Dr. Wilhelm Zuelzer, Docent an der medicinischen Facultät der Universität Berlin. Ein internationaler Congress der Mathematiker, Astro- nomen und Astrophysiker wird geleginflich der ^Vl•ltau^stcllung in Chicago in der Woche vom 21. bis 26. August daselbst abge- halten werden. Secretair ist George E. Hahi vom Kenwood- < »bservatorium in Chicago. Eine internationale Hygiene-Ausstellung w ird am 12. August d. J. in Le Ilavre eröffnet werden. Ihre 8 Gruppen sollen die private und ötfentliche Gesundheitspflege und Schift'shj'giene um- fassen. Unter dem Namen „Geographica! Club" bat sich in Philadelphia eine neue geographische Gesellschaft constituirt und auch bereits •die erste Nummer einer von ihr herausgegebenen Zeitschrift ver- öffentlicht, in welcher sich ein bemerkenswerthcr Aufsatz „Ueber Gebirgsforschung" aus der Feder von E. S. Balch befindet. Mr. F. G. Jackson's beabsichtigter Versuch, den Nord- pol von Kaiser-Franz-Joseph-Land aus zu erreichen, ist um ein Jahr hinausgeschoben worden. Der Reisende wird den kommen- den Winter in Novaja Semlja zubringen, um sich n\it den Ver- hältnissen des arktischen Winters vertraut zu machen. Eine kühne Dame, Miss Taylar von der Chinesischen Inland- Mission, hat ganz allein einen grossen Theil des östlichen Tibet durchwandert und befindet sicli jetzt auf dem Wege nach Eng- land, wo uian ihrer Ankunft mit Spannung entgegensieht. Dr. Frithjof Nansen'a Nordpolexpedition, die von langer Hand sorgfältigst vorbereitet und nach den neuesten Erfahrungen der Wissenschaft und Technik ausgerüstet ist (vergl. „Naturw. Wochenschr." VIII. S. 7), hat auf dem für sie erbauten und mit Rücksicht auf die zu überwindenden Eisverhältnisse eigens con- struirten Schiffe „Fram" („Vorwärts") am 24. Juni den Hafen von Christiania verlas.=en, um sich nach den Neusibirischen Insclii zu begeben , von wo aus der kidme Reisende den Pol mit Hilfe der darüberhinführenden Ströminig zu erreichen hofft. ~ Unter den Theilnehmern der Expedition nennen wir folgende: Dr. Frithjof Nansen, Chef und Leiter; Kapitän (_>tto Sverdrup, Führer des Schift'es, Nansen's Begleiter auf seiner Grönland- durchquerung; Marineliontenant S. Scott Hansen, wird als Leiter von Ausflügen und Beobachtungen auf dem Lande oder dem Eise dienen; Cand. med. Henrik G. Blessing, Schiffsarzt; Adolf Juul, Proviantverwalter und Stuart; T. C. Jacobson, erster Steuer- mann; Anton Amundsen, erster Mascliinist; Second -Lieutenant Hjalniar Johansen, wird bei Ausflügen als Schütze und Skiläufer, ai'i Bord als Matrose, Heizer u.s. w. fungircn; Peder L. Heuriksen, Harpunier aus Tromsö; Lars Pettersen, Maschinist und Schmied. Möge das Glück die kühnen Männer begünstigen, und ihnen eine erfolgreiche Fahrt und glückliche Rückkehr in die Heimath be- schieden sein. Eine Arago-Statue aus Bronce wurde vor einigen Tagen auf dem hinter dem Pariser » »liservatorium gelegenen Platze durch Poincare in Gegenwart zahlreicher Mitglieder der Akademie, der Beamten der Sternwarte und einiger Zuschauer enthüllt. Es ist dies das dritte Monument, welches dem grossen Astronomen errichtet worden ist. L i 1 1 e r a t u r. Webers illustrirte Katechismen. — \'erlag von .1. J. Weber in Leipziii'. 1892 und l.s:»:). No. 42: Prof. Hipj). Haas, Katechismus der Geologie. 5 vermehrte und verbesserte AuH. Mit 149 Text-Abbildungen, 1 Tafel und 1 Tabelle. — Preis 3 M. No. 142: Oberbergamts-Markscheider 0. Brathuhn. Kat. der Markscheidekunst. Mit 174 Text- Abbildungen — Preis 3 Mark. No. 14.3: Privatdocent Dr. II ein r. Schur tz, Kat. der Völker- kunde. Mit CT Text-Abbildungen. No. 42. Der Autor bemüht sich, die neueren Errungenschaften der Wissenschaft zu verwerthen. Als elementarer Leitfaden der Geologie kann sein Buch emptVdilen werden. Die Tafel bringt eine Darstellung des Berliner Exemplares der Archaeopteryx lithographica. No. 142 ist jedem, der sich mit der Vermessung und Dar- stellung unterirdischer Räume zu befassen hat oder eine Orientirung auf diesem Gebiete sucht, sehr zu empfehlen. No. 14.5. Das 310 Seiten umfassenile Buch über Völkerkunde zerfällt nach einer kurzen Einleitung in zwei Theile : 1. Ver- gleichende Völkerkunde (Ethnologie), 2. Beschreibende Völker- kunde (Ethnographie); es bietet eine gute, sowie praktische Ueber- sicht über das Gebiet und ist als kleines Handbuch wegen des sorgfältigen Registers brauchbar. Prof. Dr. Th. Ziehen, Leitfaden der physiologischen Psycho- logie in 15. Vorlesungen. Mit 21 Text-Abbildungen. Zweite vermehrte u. vi'rbesserte Auflage. Gustav Fischer, Jena 1893. — Preis 4,50 Mk. Erst in No. 41 (vom 11. Oktober 1891) Bd. VI haben wu- die erste Auflage der Ziehen'schcn phys. Psychologie so ausführlich besprochen, dass wir uns hier darauf beschränken müssen, die Veränderungen, welche das gute Buch in der vorliegenden Auflage erlitten hat, anzugeben. Die 1. Auflage umfasste 176 Seiten, die 2. ist auf 220 Seiten angewachsen, wobei freilich zu berücksich- tigen ist, dass der Druck der neuen Auflage etwas weitläufiger ist. Sehr dankenswerth ist die Beigabe eines Registers, das in der 1. Auflage fehlte. Diese brachte 14 „Vorlesungen", die vorliegende enthält deren 15, indem als 9. Vorlesung eingeschaltet ist: „Der Gcfühlston der Vorstellungen. — Affecte.'' Auch sonst ist hier und da eine Vermehrung und eine Verbesserung des Inhaltes zu constatiren. Im übrigen verweisen wir auf das schon genannte frühere Referat. Schröter, Taschenflora des Alpen -Wanderers. Colorirte Ab- bildungen von 170 verbreiteten Alpenpflanzen, nach der Natur gemalt von Ludwig Schröter. Mit kurzen botanischen Notizen in deutscher, französischer und englischer Sprache von Prof. 278 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 27. Dr. C. Schröter. Dritte, vnllstäiulig umgearbeitete nud ver- inelirte Auflage. Meyer & Zeller (Reimann sehe Buehhaiullung). Zürich 1892. — Preis Ü Mk. Die erste Auflaij,e des prächtigen Büchelchens erschien 1889 und wurde Bd. IVNo. 12S. 95 der „Naturwissensch. Wochenschr." besprochen. Die dritte Auflage ist ganz umgearbeitet worden: alle 18 Tafehi sind neu gemalt worden, und es sind mit Ausnahme von Tafel 4, welcho die grossen Arten von Geutiana (wie lutea u. s. w.), Aconitum Napellus, Veratnnn album und Eryngium al- pinum veranschaulicht — sehr zweckmässig verkleinerte Darstel- lungen der Objecte vermieden worden. In der ei-sten und zweiten Auflage werden nur 11.5 Arten vorgeführt, in der dritten nicht weniger als 170. Die AbViildungen sind tretflich charakteristisch, die botanischen Notizen durchaus zweckmässig verfasst. Referent kennt kaum ein geeigneteres Mittel, das dem Laien als erste Ein- führung in die scientia amabilis in die liand gegeben werden könnte. Dass die Verf. in der That durch Abfassung ihrer Schrift einem Beilürfniss ents]iroclieu haben, beweist die Thatsache des Erscheinens von 3 Aufl. innerhalb von nur 4 Jahren. Prof. Dr. Budolf Hoernes, Erdbebenkunde. Die Erscheinungen und Ursachen der Erdbeben, die Methoden ihrer BeobiichtiiU};. Mit vielen Te.\tabbilduui;en u. Karten u. 2 Tafeln. Veit & Co. Leipzig 1893. — Preis 10 M. Nach einer historischen Einleitung werden die Erscheinungen, die Methoden der Beobachtung und der Bebenforschung in um- fassender Weise erörtert. In den folgenden Capiteln werden die Erdbeben-Typen, nach genetischen Gesichtspunkten geordnet, vor- geführt. Der Verfasser behandelt mit Recht vorwiegend jene Beben der jüngsten Zeit, welche durch bewährte Facldeutc be- schrieben und kritisch erörtert worden sind; die wichtigen Ar- beiten der Japanischen Gesellschaft und der Schweizer Connnission, die Untersuchungen von Suess, C'redner, Bittner, Wähn er, Barrois u. a. werden zu Grunde gelegt. Li zwei Abschnitten werden behandelt die tektonischen Be- dingungen der Einsturzbeben (das Karst-Phänomen) und die vulcanischen Beben, dann folgt der wiclitige Abschnitt idjer tektonische Beben, deren Bedeutung treft'end charakterisirt wird: „Mögen die Spannungen sich in tangentielle Faltung oder in senkrechte Senkung umsetzen — immer wird mit ihrer ruck- weisen Auslösung eine seismische Bewegung Hand in Hand gehen". Hoernes führt Typen von einfachen Brüchen (lineare Beben, Blattbeben) vor, die Faltung wird als Ursache von Erschütte- rungen erörtert; endlich werden nach dem Vorgange Suess grosse tektonische Comple.xe : die Faltengebirge mit ihren Längs- und Querbrüchen, mit ihren peripherischen Rupturen und radialen Sprüngen beschrieben und mit Bezug auf die seismischen Er- scheinungen kritiscli behandelt. Wähner schloss bereits aus seinen Beobachtungen idjer das Beben von Agram, dass in diesem Falle eine grosse Scholle der Erdkruste sich senkte. Hoernes behandelte analoge Fälle (Sen- kungsfelder in vulcanischen Gebieten etc.). Li den meisten Fällen ist es bisher bekanntlich nicht gelungen, eine namhafte Dislocation als Folge des Bebens nachzuweisen; der Autor scheint aber doch zu kritisch vorzugehen, wenn er die Verticalbewegung nur im Falle des Mt. Nuovo und Ullah Bund als erwiesen gelten lässt. (S. 78.) Weitverbreitete Beben, welche mehrere tektonisch selbst- ständige Gebiete beherrschen, dürften in manchen Fällen durch kosmische Agentien ausgelöst werden, während sie nach Hoernes Ansicht in der Mehrzahl der Fälle als Relais- Beben zu be- zeichnen wären: es wurden eben durch ein Beben die reifenc};ter»^ör5e. %\ß EMtt>mnl,ciui^i.f)Ci Organ für Angebot. Nathffagc =^ ^ St« ist fm- „Eutomologen" und „Sammler" das hervorragendste Blatt, welches wegen ■ ^0;;. der belehrenden Artikel sowie seiner internationalen und grossen Verbreitung betreffs ! vi;5 Ankauf, Verkauf und Umtausch aller Objekte die weitgehendsten Erwartungen erfüllt I %;;;| wieeinProbeabonnement lehren dürfte. Zu beziehen durch die Post (Zeitungsliste No.:il35) ^''* und die Verlags-Buchhandlung Frankenstein & "Wagner, Leipzig, Auguatusplatz 1. Abonnement bei Zusendung unter Kreuzband in Deutschland u. Oesterreich 1 Mk., nach anderen Ländern des Weltpostvereins 1 Mk. 20 Pt'g. = 1 Shilling 2 Pence =-= 1 Fr. 50 Cent. I^atentanwalt Ulr. R. Nlaerz, : Berlin NW, Luisenstr. 22 pt. ^^^^ J^^^-^Av^K ,i^ ^^ £/*\ t:^ j^^ g*^ ^-s g*> g^ fi^> '* J^ J^ ^^■s Hempel's Klassiker- Ausgaben. Ausführliche Special verzeichni.<:se. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandl. atf^if tf tf if a^i^aCitfiC^tf ^tf^^^i^^ Ji||ll|lllllll[|[||lll|[||lllllll|ll|ll|l!|!l|il|ll|li|ll|ll||l|l||l||ll|i[|i||lli[|||l«; 11 Vor Kurzem erschien: Protuberanzen, 1 Meteoriten, Weltennebel und Kometen. Von L. Graf von Pfeil. 33 Seiten gr. 8". -^ Preis CO Pf, — Zu beziehen durch alle Buch- handlungen. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchiidlg. in Berlin SW. 12. hilMIII|i||IIHIIII|lllll|lll|[|llllllll|ll|i||:H;l||i|ii|ll|ll|l[|[l|ll||:|;'|r||[^ Verlag von Julius Spriuger in Berlin. Illiistrirte Flora Von Nord- und Mittel -Deutschland mit eiuor Eiarülimiig iu ilio Diiijiiiik. von Dr. H. Potonie. Vierte Auflafce. 5!»H Seiten mit 598 Textfigaren. Preis .ff. «,-. Elegant geb. ». 7, . Elemente der Botanik. Von l>i-. H. Potoiii«:. Zweite Ausgabe. 232 Seiten mit 5:19 Textfigaren. Preis Itl. -i.SO. Gebiindeu .11. Sft.O. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Dp. f. Krantz, Rlieiiiisclieiit Mineralien- Confor. Verlag geognostischer Reliefkarten. Geschäftsgründung 1S33. Bonn ü. Rh. Geschäftgriindung I8:i3. In meinem Verlage sind erscliieiien : 1. Geognostische Reliefkarte der Umgegend von Coblenz auf Grundlage des Jlesstischblattes der tomographischen Landcsaulnalime und geognostischen Bearbeitung von E. Kavser; modellirt von I'r. Fr. Vogel Maassstab 1 : 25,000 (vierfache Ueberhr.lnnig.) In elegantem schwarzen Holzralmien JI. 45.—. 2. Geognostische Relieflcarte des Harzgebirges .auf Grundlage der AnliaBen'sclieii to|iograidiisclien Karte und der geo- gnostischen Uebersicht.skartc von K. A. Lcjssen ; modellirt von Dr. K. Bubi. Maassstab 1 : luo.ouo (aelitlaclie Ueberhilhung.) In eleg. Holzrahmen M. 160.—. 3. Gegnostiscbe Reliefkarte vom Kaiserstnhl i./B. auf Grundlage der topographischen Landesaufnahme und der geognostischen Karte von A. Knop (Leipzig ls;rj ; modellirt von Dr. Fr. Togel. Maa.ss- stab 1 : 25,1100 (vierfache Ueberhöluing.) Iji elegantem schwarzen llolz- rahmeu M. 50.—. alleu Ländern durch Max Mylius,F;"„,„ TlieofloroFic & C«"'i'- BERI.,IX \'W. Thurmstr. 14. Stitl877 [ibei- II UUUPatc-nte. In Ferd. DUmnilerH Verlajsrs- bnohhaiKlIuns in Berlin erschien : Einrührung in die Kenntnis der Insekten von H. 3. Kolbe, Kustos am Königl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschu, Erscheiut iu Lief, a 1 M Soeben erschien ; Lateinische Schulgranimatikl Dr. Franz Friedersdorff, Gymnasialdircktor in Halle a. S. 205 Seiten gr. s'i. Preis gebunden 1,80 Mk. 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Potonii'. Berlin N. 4., Invalidenstr. 40,41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Fertl. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. ^^ Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. Vin. Band. Sonntag, den 9. Juli 1893. Nr. 28. Abonnement: Man abonnirt bei allen Bnchbandlungen und Post- anstalten, wie bei der ExpedKlon. Der Vierteljahrspreis ist M 4.— Bringegeld bei der Post K) A extra. l T Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannah;Q!%| bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. X^ ^ Abdruck ist iinr mit vollstäiidis;er 4{ncllenan)»;abe gestattet. 7^;> .^' - Die Dichte der Erde. Von Max Fiebelkorn. Zu Anfang des XIII. Jahrlnnulei'ts wurden, wie all- gemein bekannt, die Wissenschaften aus dem tiefen Schlunnncr geweckt, in dem sie acht Jahrhunderte gelegen hatten. Au vielen Orten wurden Universitäten gegründet, und ein Eifer, die Wissenschaften zu erweitern und zu heben, ist unverkennbar; jedoch weisen erst das XVI. und XVII. Jahrhundert grössere Fortschritte auf. Unter den anderen Wissenschaften kam jetzt auch die Geophysik zur Geltung, und ihr Studium wurde wesent- lich gefördert, als 1492 Kolum])us seine kühne Fahrt nach dem fernen Westen augetreten hatte, und es Magelhaeus gelungen war, die Erde zum ersten Male zu umsegeln. Hierdurch war der Beweis für die Kugelgestalt der Erde gegeben. Es ist erklärlieh, dass man, als erst die Kugelforni unseres Planeten bewiesen war, auch bald anfing, andere physikalische Eigenschaften der Erde zu untersuchen, so das specitische Gewicht oder die Dichte derselben. Seit dem Jahre 1738 haben eine grosse Anzahl von Physikern Versuche angestellt, dieselbe zu l)(?stimmen und, wenn auch nicht ganz, so doch im Allgemeinen übereinstimmende Resultate gewonnen. Im Folgenden sollen die angestellten Versuche zusammengestellt und erläutert werden. Wir leiten zunächst eine Formel ab, durch welche wir im Stande sind, die Dichte der Erde zu berechnen. Unter Dichte versteht man Ijekanntlich das Verhältniss zwischen Masse und Volumen eines Körpers: Nehmen wir nun ein von Newton gefundenes zu Hilfe, nach dem sich vfrlialfen: I. Die Anziehungen zweier Körper wie ihre Massen, oder a : A^ m : M. II. Die Anziehungen zweier Körper umgekehi't wie die Quadrate der Entfernungen beider Körpei-, oder c- f vereinigen wir diese beiden Ausdrücke mit einander und setzen gleichzeitig so resultirt: in = du und AI = D U, dv DV obiger Forme d = Hieraus folgt m d V oder für eine andere Masse M von der Dichte /' und dem Volumen V M = D V. Ist in dieser Formel a die Anziehung eines Körpers, d seine Dichte und v sein Volumen, A die Anziehung der Erde, D ihre Dichte und V ihr Volumen, so ist uns von diesen Grössen nur D unbekannt, welches wir mithin aus berechnen können. Die ersten Versuche, die Dichte der Erde zu be- stimmen, stammen aus dem Anfange des XVIII. Jahr- hunderts. Damals war es bereits aufgefallen, dass ein Lot, in der Nähe einer freistehenden liergkuppe aufgehängt, aus seiner vertikalen Lage weicht und sich dem Berge zuneigt, und schon Newton hatte darauf hingewiesen, dass man diese Erscheinung zur Bestimmung der Dichte des Erdkör]iers benutzen könnte. 1738 unternahmen Bouguer und la Condamine zum ersten Male den Versuch am Chimborazo in Süd-Amerika, ohne jedoch zu einem weitereu Ergebniss zu koinmen, als dass ilas Lot durch den Berg wirklieh abgelenkt würde. 1774 wurden die Vei'suche erneuert von Hutton und Mas- kelyne, welche sich für ihre Experimente den isolirteu 282 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 28 Berg Shehallien in Schottland auswälilten. Sie berechneten den Inhalt des Berges und Hutton nahm die Dichte des- selben anfangs zu 2,5 an, änderte diese Zahl jedoch später in 3 um. Die beiden Forscher fanden, dass das Lot durch den Berg um 5' j Secunden aus seiner Lage gebracht wurde. Darnach ergab sich die Dichte der Erde als 4,7; bei späteren Versuchen erhöhte Hutton diese Zahl auf 5. Er hielt seine Methode für ganz vorzüglich und wollte noch im späten Alter seine Messungen an einer der altägyptischen Pyramiden wiederholen, kam jedoch nicht mehr dazu. Die Huttonsche Methode wurde in späteren Jahren noch dreimal wiederliolt. Zunächst 1881 durch Play fair und Lord Webb Seymour, welche wiederum den Sliahel- lien zu ihren Versuchen benutzten, aber die Verschieden- heit der Gesteine in Betracht zogen, aus denen der Berg zusammengesetzt war. Aus ihren Untersuchungen er- gab sich im einen Falle D = 4,55886, im anderen D = 4,866997. Zum zweiten Male wurde das Huttonsche Verfahren wiederholt von James im Jahre 1856 am Berge Arthur's Seat bei Edinburg, welcher D = 5,3 fand. Schliesslich prüfte 1880 Mendenhall die Versuche Huttons am Fusi y ama, einem vulcanischen Berge Japans von kegelförmiger Gestalt und der Dichte 2,12. Menden- hall erhielt D = 5,77. Ein zweites Verfahren, die Dichte der Erde zu be- stimmen, schlug nicht lange nach Hutton Cavendish ein, indem er zu seinen Versuchen ein Instrument benutzte, welches in der Physik unter dem Namen der Drehwaage *) bekannt ist. Die Anziehung der beiden Kugeln an den Endpunkten des horizontal liegenden Stabes durcli eine oder zwei andere Kugeln spielt bei diesen Versuchen die Hauptrolle. Die Drehwaage wurde 1784 vom Physiker Coulomb erfunden und in die Physik eingeführt, jedoch hatte schon vorher Michell die Idee, mit Hilfe eines solchen Apparates die Dichte der Erde zu bestimmen. Er construirte daher 1768 ein Instrument, welches durch mehrere Hände ging und schliesslich von Cavendish vom 5. August 1797 bis 23. März 1798 zu seinen Versuchen benutzt wurde. Im Ganzen machte er 17 Versuche und erhielt hierbei 29 Bestimmungen für die Dichte der Erde. Er fand im Mittel D = 5,48. Im Laufe der Zeit wurden jedoch Fehler in seiner Rechnung gefunden, und nach Laj)lace's Berech- nung ergab sich I) = 4,761. Ferner nahm Hutton als 84jähriger Greis noch einmal eine Revision der Rechnung vor und fand J) = 5,32. Nach längerer Zeit sah schliess- lich E. Schmidt die Berechnung Cavendish's von neuem durch und erhielt D = 5,52. Die Methode Cavendish's hat unzweifelhaft grosse Vortheile vor der Hutton's; denn einerseits braucht man nicht die hypothetische Annahme über die Zusammen- setzung und Gestaltung eines Berges zu machen, anderer- seits aber kann man bei den Versuchen Kugeln der ver- schiedenartigsten Metalle anwenden und uiuss doch über- einstimmende Resultate erzielen. Die Versuche Cavendish's wurden wiederholt von Reich in Freiberg, welcher im Herbst 1835 mit den Vor- bereitungen begann und seine Versuche im August 1837 beendete. Reich verwandte vor allen Dingen besondere Sorgfalt darauf, jeden Luftzug von seinem Apparate fern zu halten und experimentirte deshalb in einem leer- stehenden Keller der Freiberger Bergakademie. Seine Versuche unterscheiden sich nicht wesentlich von denen *) Ich .setze die Einrichtung dieses Instrumentes wie auch diejenige aller folgenden Apparate als bekannt voraus. Im Uebrigen giebt jedes Lehrbuch der Physik über die Construction derselben Aufschluss. seines Vorgängers. Reich fand D = 5,43 ± 0,0233 und unter Berücksichtigung der Centrifugalkraft der Erde D = 5,44. Gleichzeitig mit Reich, aber ohne dass beide von ein- ander wussten, stellte Baily Versuche mit der Drch\v;iage an, welch' letzteren Ajiparat er jedoch wesentlich ver- änderte, indem er z. B. nicht nin- Kugeln eines Metalles, sondern auch solche von Glas und Elfenbein etc. ver- wandte. Er machte im Ganzen 2153 Experimente, welche im Mittel ergaben D = .5,67. Nicht lange nach den Versuchen Baily's unterzog Reich im Jahre 1847 die Sache einer nochmaligen Prüfung, indem er gleichzeitig seinen A])]tarat aus dem Keller in ein leeres Zimmer brachte, da er die Fäulniss des um- gebenden Mahagonikastens fürchtete. Gleichzeitig über- zog er ihn auf Forbe's Rat rtiit einer Metallschicht. Die neuen drei Reihen von Versuchen ergaben folgende Resultate : L Reihe /> = 5,5712 ± 0,0113 IL Reihe X>= 5,6173 db 0,0181 III. Reihe i» = 5,5910 ± 0,0169. Aus allen Versuchen ergab sich im Mittel D := 5,5832 =b 0,0149. Während einiger Jahrzehnte ruhten jetzt die Versuche mit der Drehwaage, bis 1872 Cornu und Baille sich von neuem daran machten, mit Hilfe dieses Apparates die Dichte der Erde zu bestimmen. Sie achteten besonders darauf, alle störenden Einflüsse in der Berechnung zu be- rücksichtigen. Auch sie nahmen an der Drehwaage einige Veränderungen vor. Die beiden Forseher stellten zwei Reihen von Beob- achtungen an und erzielten in der Zeit vom Juli — August 1872 im Mittel . . D =^ 5,56, in den Wiutermonaten 1872/73 im Mittel D = 5,50. Eine dritte Methode, die angewandt worden ist, die Dichte des Erdkörpers zu bestimmen, basirt auf der Wir- kung, welche die Anziehungskraft der Erde auf die Schwingung eines Pendels ausübt. Hierbei konnten zwei Wege eingeschlagen werden, deren erster der fol- gende ist: Man nimmt zwei Pendel von gleicher Länge und vergleicht ihre Schwingungen an der Erdoberfläche und in sehr tiefen Bergwerken mit einander. Hieraus lässt sich der Eiufluss des Theiles der Erde auf die Pendel- schwingungen berechnen, welcher sieh zwischen beiden Beobaehtungsstationen befindet. Dieser ist durch den Bergbau in Bezug auf seine Masse und Dichte genau be- kannt. Weiss man nun den Einfluss dieses Theiles der Erde auf die Pendel, so kann man auch die Wirkung des ganzen Erdkörpers auf dieselben finden und darnach die Dichte der Erde berechnen; denn die Tiefe, bis zu welcher wir in die Erde eindringen, ist im Verhältniss zum Erd- radius so unendlich gering, dass wir diese kleine Strecke mit Recht vernachlässigen können. Der erste, welcher auf Grund dieser Beobachtungen das Pendel zur Bestimmung der 1 tichte der Erde benutzte, war Airy, welcher zusammen mit Whewell 1826 — 28 seine Versuche in einem Kupferbergwerk in Coruwallis an- stellte, indem er dabei einen Schacht von 1200 m Tiefe benutzte. Die Untersuchungen waren höchst mühsam und umständlich, und schliesslich fand das Unternehmen ein vorläufiges klägliches Ende, als beim Hinaufschaften des einen Pendels das Gehäuse durch Zufall Feuer fing und das Pendel in den Schacht hinabstürzte und zerschellte. Airy besorgte sich jedoch bald ein neues Instrument und berechnete im Juli 1828 D = ungefähr 6. Seine Rechnung, die höchst ungenau war, wurde von Houghton revidirt, und es ergab sieh jetzt D = 5,480. Nr. 28. Natnrwisscnschaftliclic Wochenschrift. 283 1854 stellte Airy seine Versuciie von neuem an in der 1256' tiefen Grube llarton unweit South Shields. Er ver- fuhr mit der gr(isstcn Genauigkeit und fand D = 6,566. Neben Airy experinientirten andere Forscher ebenfalls mit dem Pendel; so erhielt Drobisch in den Kohlengruben von Dolcoatii in Cornwallis D = 5,43, Folie I) ="6,439, von Sterneck zu Przibram am St. Adalbertsberge in einem Falle /> = 6,28, im anderen D = b.O\. Der zweite Weg, der bei den Untersuelningen mit dem Pendel eingeschlagen werden kann, besteht darin, dass man die Länge eines Pendels auf einem hohen Berge misst und damit die füi' die gleiche Höhe über dem IMceresspiegel theoretiscb berechnete Länge des Instrumentes veri^leicht. messenen und berec durch Die Differenz zwischen der ge- ineten Län';e des Pendels ist bedingt Ist die die Anziehung der Masse des Berges. letztere in Bezug auf ihr Volumen und ihre Dichte be- kannt, so lässt sich die Dichte der Erde mit Hilfe dieser Methode l)erechnen. F. Carlini unternahm derartige Versuche auf dem Mont Cenis und wurde dabei von Biot in Bordeaux unter- stützt. Dieser l'hysikcr berechnete die Länge des Se- kundenpendels auf dem Mont Cenis auf 993,498 m, Carlini fand in Wirklichkeit aber eine Länge von 993,708. Hieraus ergab sich D = 4,39. LS85 stellte Wilsing von neuem Versuche mit dem Pendel an, bediente sich jedoch bei seinen Experimenten des Eeversionspendels. Er wandte eine 1 m lange pris- matische Stange von Eisenblech an, deren Enden mit Bleikugeln von je 300 gr beschwert waren. Die Schneide war in der Mitte der Stange angebracht und drehte sich auf einem Achatlager. Wilsing erhielt /> ^ 5,594. Einen neuen Weg zur Bestimmung der Dichte des Erdkörpers schlug Jolly ein im Jahre 1878, indem er die Waage zu Hilfe nahm. Er machte seine Versuche in einem von drei Seiten freistehenden Thurme, in dessen Mitte eine bis zur Spitze führende Wendeltreppe einen Raum von 1,5 m Seitenmesser frei Hess. Cben war eine Waage aufgestellt, deren Schalen über dem freien Raum hingen. Von jeder derselben führte ein Draht nach unten, geschützt durch eine Blechröhre; jeder Draht trug wiederum eine Waage. Jolly wog nun zunächst einen Körper auf der oberen und dann auf der unteren Waage und konnte daraus die Anziehungskraft der Erde auf den Körper berechnen. Dann brachte er unter die untere Schale, auf die der zu wägende Körper gelegt wurde, eine Bleikugel von bedeutendem Volumen. Aus der Differenz, welche sieh im Gewichte des Körpers ergab, jenachdem beim Wiegen die Bleikugel unter der Sehale lag oder nicht, ergab sich die Anzieliungskraft der Blei- kugel. Durch Vergleich der Attraction der Erde mit der der Bleimasse fand Jolly leicht die Dichte der Erde; denn es verhalten sich die Anziehungen zweier Körper wie die Produete aus Dichte und Volumen, oder «: A = dv : DV- daraus folgt: D = Adv Jolly fand I) = 5,692 ± 0,068. Spätere Versuche, bei denen die Bleimasse durch andere Metalle ersetzt wurde, ergaben dasselbe Resultat. Denselben Weg wie Jolly schlug J. H. Poynting ein, welcher aus 11 Versuchen im Mittel Z* == 5,69 fand, ein Resultat, welches mit dem Jolly's fast völlig überein- stimmt. Jedoch waren die Werthe, welche die einzelnen Versuche ergaben, sehr ungleich und schwankten zwischen 4,4 und 7,1, so dass der mittlere Werth 5,69 doch mit grossen wahrscheinlichen Fehlern verbunden ist. Augenblicklieh werden noch ebensolche Versuche an- gestellt von Kiinig und Richarz in den erdbedeckten Kasematten Spandaus, welche ihnen das preussische Kriegsministerium bereitwilligst zur Verfügung gestellt hat. Die beiden Forscher wenden als anziehende Masse einen Pdeiklotz von 100 000 kg an. Die Einrichtung ihres -Vpparates unterscheidet sich etwas von dem ihrer Vor- gänger, indem in der Mitte der horizontalen Oberfläche der würfelförmigen Bleimasse eine Waage derartig an- gebracht ist, dass ihre Schalen dicht über der Oberfläche des Bleies schweben. Unter jeder Schale sind zwei Rinnen durch den Klotz gebohrt, durch die Stangen nach nuten führen, welche an ihren Enden dicht unter dem Blei wiederum je eine Schale tragen. Wie gesagt, sind die Versuche, obwohl sie schon mehrere Jahre dauern, noch nicht zu Ende geführt, da dieselben mit jeder nur möglichen Exaetheit vorgenommen werden. In allerneuster Zeit sind schliesslich noch Versuche angestellt worden von Prof. Dr. 0. Tundirz, welcher die Dichte der Erde aus der Schwerebeschlcunigung und der Abplattung herleitet. Er findet in einer complicirteren Berechnung, dass sich die mittlere Dichte der Erde zur Dichte in der Oberfläehensehicht verhält wie 2,3383 : 1, und die Dichte im Mittelpunkte zur Dichte in der Ober- flächenschicht wie 4,3458 : 1. Ninnnt man nun die Dichte der Oberflächenschicht zu 2,5, so erhält man D im Mittelpunkte der Erde = 10,864 die mittlere Dichte der Erde = 5,846. Nun sind aber die Zahlen für die Dichte im Mittel- punkte und für die mittlere Dichte der Erde abhängig von den Werthen r/^ und ^9,j, und so berechnet Tundirz, wenn er die von Listing angegebenen Werthe für diese Grössen setzt D im Mittel]nmkte der Erde 12,929 die mittlere Dichte der Erde = 6,672. Seit über P/.j Jahrhunderte sind, wie wir gesehen haben, die tüchtigsten Physiker damit beschäftigt ge- wesen, die Dichte der Erde zu bestimmen und hai)en zu ihren Untersuchungen die verschiedensten Instrumente verwandt. Trotzdem weichen fast alle Resultate mehr oder weniger von einander ab, und es blieb nichts anderes übrig, als sich dazu zu entschliessen, eine Durchschnitts- zahl als die wahrscheinlichste anzunehmen. Zu dieser Zahl ist das von Cornu und Beille gewonnene Resultat l) = 5,56 ersehen worden. Die so für die Dichte der Erde gefundene Zahl ist von der höchsten Bedeutung. Betrachten wir nämlich die die Erdrinde zusammensetzenden Gesteine, so sehen wir, dass sie sämmtlich eine viel geringere Dichte besitzen, als das Erdinnere selbst. So haben die Sedimentgesteine im Durchschnitte eine Dichte von 2,6, Granit von 2,7, Basalt von 3 etc. A'erglcichen wir diese Zahlen mit dem gewonnenen Resultat der Erddichte, so ergiebt sich leicht der Schluss, dass im Inneren der Erde Gesteine von grösserer Dichte vorhanden sein müssen, als diejenigen, welche die Erdrinde zusammensetzen. Eine wesentliche Stütze hat diese Annahme gefunden durch das Vorkommen meteorischer Eisenmassen und durch den Fund gediegenen Eisens auf der Insel Disko an der grönländischen Küste durch Nordenskjiild Es kann somit gar keinem Zweifel unterliegen, dass wir völlig berechtigt sind, das Innere der Erde uns mit sjiecifisch schweren Gesteinen erfüllt zu denken, und Brci.'^- lach war daher vielleicht nicht ganz im Unrecht, wenn er sich das Erdinnere aus festem Magneteisen bestehend vorstellte, dessen Dichte bekanntlich 5,5 bis 5,6 beträgt. 284 Naturwisseuschaftliche Wochenschrift. Nr. 28. Laubblatt von Ficus religiosa (in j nat. Grösse) mit langer, säbelförmig gekrümmter Träu- felspitze. lieber die Beziehung zwisclieu dem Regenfall und der Gestalt der Laubhlätter hat E. Stahl („Regen- fall und Blattgestalt" in Ann. du Jard. Bot. de Buiten- zorg- Vol. XI, 1893) eine interessante Arbeit geliefert. Die Tropenpflanzen müssen in ihrem Baue den ge- wahigen und zur Regenzeit mit grosser Regelmässigkeit wiederkehrenden Niederschlägen Rechnung tragen. Zuerst macht Stahl auf die mehr oder minder oft merkwürdig lang ansgezogene Blattspitze vieler Tropenpflanzen aufmerksam, die er als Träufelspitze bezeichnet, (vgl. die Figur), da sie der Ableitung des Regen wassers derartig fördeilich ist, dass das Laubdach in kürzester Frist nach einem Regenfall ent- wässert erscheint, während bei der grossen Mehrzahl unserer heimischen Gehölze, die weniger vollkommene Einrichtungen zur Ableitung des Wassers be- sitzen, sich noch lange nach dem Regen zahlreiche Tropfen abschütteln lassen. Unterstützt wird die schnelle Ableitung des Wassers durch die hoch- gradige Benetzbarkeit der Blatt- oberseiten der Tropenpflanzen. Träufelspitzcn fehlen Blättern resp. Blättchen ganz oder fast ganz, wenn diese Variations- bewegungen ausfuhren , und zwar derartige, dass die Blätt- chen in Schlafstellung aufwärts oder vorwärts gerichtet sind. Bei diesen trifft der Regen schräg auf die Flächen, die bei ihrer eigenthümlichen Stellung nicht ne\e Wassertropfen au sich behalten können. Umge- kehrt wie an den Blättern mit Träufelspitzen findet die Ableitung des Wassers bei spitzenlosen Blättern im all- gemeinen in der Richtung nach der Ansatzstelle derselben zu statt, so dass also hier, bei vorhandenem Blattstiel, dieser als Ableitungsorgan dient. Dass die Träufelspitzen in der That vorzüglich ge- eignet sind, die Laubblätter zu entwässern, lässt sich leicht experimentell feststellen, wenn man mit Wasser benetzte, ganz gelassene Blätter mit ebenfalls benetzten, aber ihrer Tränfeispitzen künstlicii beraubten Blättern ver- gleicht, bei denen vermittelst der Scheere an Stelle der Träufelspitzen abgerundete Enden geschaffen werden. Die Entwässerung so behandelter Blätter von Justicia picta dauerte etwa 3 mal länger, als die der unversehrt gelassenen Blätter. Dasselbe Experiment mit Blättern von Coffea arabica zeigte die Entwässerung des unversehrten Blattes nach V4 Stunde, während bei dem in der genannten Weise . beschädigten Blatt dasselbe Resultat erst nach 2 Stunden eintrat u. s. w. Je länger die Träufelspitze ist, um so mehr rückt der hängende Tropfen natürlich von der eigentlichen Spreite weg und diese wird daher weniger leicht von dem vom Tropfen aus capillar aufsteigenden Wasser benetzt bleiben. Bei einer säbelförmigen Krümmung der Träufelspitze, wie in dem hier abgebildeten Fall, geht die Trocken- legung — wie wiederum das Experiment zeigt — schneller von statten, als bei gerader Spitze. Bilden die Nerven auf der Blattobcrseite Rinnen, so bewegt sich das Wasser fast ausschliesslich in diesen, die sich häufig durch grössere Benetzbarkeit von der übrigen Blattfläche auszeichnen. Der Verlauf der Nerven steht in diesen Fällen häufig in Beziehung zu der Drainirung der Blattfläche, indem die Ilauptnerven bogenförmig nach der Träufelspitze convergircn, ein Typus, der den Ge- hölzen der gemässigten Zone fehlt. Die „Sammetblätter", also die Blätter einer Anzahl tropischer Arten mit papillös sanmietiger Oberfläche be- sitzen eine nach Benetzung rasch wieder trocken werdende Blattoberseite, da das Wasser durch die eapillare Aus- l)reitung zwischen den Papillen bald eine äusserst dünne Schicht bildet, die sehr leicht verdunstet. Die Sammet- blätter sind also einer raschen Trockenlegung angepasst. Bei starken Güssen träufelt der Ueberschuss von der Spitze ab und es bleibt eine minimal dünne Wasserschicht übrig, die schnell verdampft ist. Die schon angedeutete Correlation zwischen leichter Benetzbarkeit der Blattoberfläehe und dem Vorhandensein einer Träufelspitze wird in interessanter Weise bestätigt durch die Thatsache, dass bei Blättern, deren Oberfläche nicht benetzbar ist, die freilich in den feuchten Tropen- Wäldern selten sind, die Träufelspitzen fehlen. Wir wollen als Beispiel nur die beiden allbekannten Arten Irapatiens noli tangere und Impaticns parviflora erwähnen, von denen die erstcre durch ihre blau bereiften, stumpfen Blätter in schroffem Gegensatz zu der spitzblättrigen, benetzbaren zweitgenannten Art steht. Bei den nicht benetzbaren, oft weiss oder blau „bereiften" Blättern rollt das Wasser ein- fach ab. Bei der Beurtheilung der Bedeutung der Entwässerung für die Blattfläche konmit zunächst in Betracht die Ent- lastung des Blattwerks. Die Zweige und der Stamm eines Baumes, von dessen sämmtliehen Blättern die Träufelspitze entfernt würde, müssten natürlich nach den obenerwähnten Experimenten beim Regen und nach demselben eine wesent- lich grössere Last tragen, als bei dem Vorhandensein der Spitzen, so dass dann unter Umständen eine Ueberlastung eintreten könnte. Dieselbe ist um so weniger zu unter- schätzen, als auch unter natürlichen Verhältnissen nach jedem anhaltenden Guss zahlreiche Blätter und Zweige zum Opfer fallen, auch wenn dabei voUkonmiene Windstille herrscht. — Die Leitung des vom Blattwerk aufgefangenen Wassers zu den Wurzeln ist ebenfalls in Betracht zu ziehen, be- sondere Anpassungen dürften aber nach Stahl in dieser Richtung nicht zur Ausbildung gelaugt sein. — Ferner ist ist die durch schnelle Ableitungsvorrichtungcn erleichterte Reinigung der Blattoberseite, z. B. von l'ilzsporen und blattbewohnenden Bryophyteu, Algen und Flechten, nicht ausser Acht zu lassen. In der That sind die träufel- spitzenlosen Blätter, die auf der Oberseite glatt und eben sind, besonders reich an Epiphyten. — Dass endlich die schnelle Wasserableitung der Transpirationsthätigkeit zu statten kommt, ist leicht einzusehen, da eine Wasserdampf- abgalie durch die Spalt(iffnungen wesentlich beeinträchtigt werden muss, wenn das Blatt von Wasser benetzt, durch Verdampfung die Temperatur des Blattes herabgesetzt und ausserdem die Atmosphäre in der Umgebung des Blattes mit AVasserdampf geschwängert ist. Ob freilich eine Corre- lation zwischen Wasserableitung und Transpiration in dem erwähnten Sinne vorhanden ist, dürfte auf Grund der G. Haberlandt'schen Untersuchungen (vgl. „Naturw. Woclien- schr." VIII, S. 179) zweifelhaft sein, da auch die Tropen- j)flanzen die Transpirationsgrösse durch besondere Vor- richtungen herabzudrüeken streben. Nach Haberlandt ist die Transpiration keineswegs „eine hauptsächliche Be- dingung der Aufnahme mineralischer Nährstoffe". Die Träufelspitze ist ein charakteristisches Merkmal der Pflanzen regenreicher Klimate, während sie an luft- trockenen Orten, z. B. auf Berggipfeln, selten vorkonnnt. Auch bei Pflanzen gemässigter Klimate kommen Träufel- spitzen vor, und zwar auch hier an den Arten der feuch- testen Standorte. Acer platanoides mit seinen spitzlappigen Blättern kommt wild nur in feuchteren Gebirgslagen, Acer campestre mit meist stumpflappigen Blättern in Ebenen und hügeligen Gegenden des mittleren und südlichen Nr. 2S. Natnr\visscuscli;if"tliclie Woclieiischriri. •2«f) lüiiiipa vor. Ja man kann au ein und derselben Ai't (/,. 1j. hei der Buche) beobaeliten, dass die Blätter niclir oder minder weit voryezog-enc Träufelspitzcn entwickeln, je nachdem die zuc:eliörigcii Bäume an trockeneren oder feuchteren ()rten stehen. Im Hinblick auf die Gewalt der tropischen Güsse entwickelt die Pflanze oft Hän,2:eblättcr und Hängezweig-e, die sich erst nach vollendeter Entwickcliin^ enip(nrichten, zu welchem Zwecke die Häni^cblätter an ihrem Grunde Polster besitzen. Wenn auch nicht so auffallend wie in den Tropen, so kommen doch Hängeblätter auch bei Holzgewächsen der gemässigten Zone vor. Wir erinnern nur an Aesculus Ilippocastanum mit in ihrer Jugend hän- genden Blättchen. Die Hängelage hält Stahl für eine Schutzvorrichtung der jugendliehen, nocii zarten Theile gegen den Anprall der schweren tropischen Regentro])fen, die das noch un- feste (iewebe bei schrägem Auftretfen natürlich mechanisch weit weniger angreifen, als bei verticalem oder fast ver- ticalem Aufschlag, wie er die fertig entwickelten Blätter tritt't. p]s ist dabei zu beachten, dass die schweren Ge- witterregen in den Tropen meist bei sehr luhiger Luft stattfinden. Es giebt auch Arten mit permanenten Hängeblättern, wie gewisse grossblättrige Araccen, bei denen wohl die hängende Lage gewählt ist, weil grosse Blätter leichter mehr oder minder zerschlagen werden als kleinere. Auch die umgewendeten Blätter (z. B. von Alstroe- mcria) bringt Stahl in Zusammenhang mit dem Regen- schiag, der in seiner Wirkung durch die Torsionen der Basalthcile der umgewendeten Blätter geschwächt wird. Dass Regenfall und Blattgestalt in noch weiterem Zusammenhang stehen, ist nicht zu verkennen: man brauclit nur darauf aufmerksam gemacht zu werden. — Die starken Biegungen und Schwankungen der senkrecht zur Blatt- fläche getroft'enen Theile erläutert die Bedeutung von Spreitentheilungen: Zerthcilung der Spreite bei Philoden- dron-Arten in Lamellen, die sich euizeln biegen und wieder aufrichten können, ist ein einfaches Mittel, dem Anprall ohne Gefahr der Spreitenzerreissung zu begegnen. Die dem Anschein nach unzweckniässig dünkende Structur des Musaeeenblattrandes, welche das Einreisscn erniiiglicht und bei Hclieonia sogar V()rl)ereitet, crgiel)t sieh bei genauerer Berücksichtigung der Umstände als vortiieilhaft für die P^xistenz des gesammten Blattes, ja der ganzen Pflanze. Durch die Zersehlitzung der Spreite in einzelne Streifen, welche übrigens noch lange das Ge- schäft der Assimilation Iiesorgen, wird dem auffallenden Regen und dem Winde ein geringerer Widerstand ge- boten und somit dem Altbrechen des ganzen Blattes vor- gebeugt. Die Zersehlitzbarkeit ist ein nützliches Correctiv der bei der saftigen Beschaffenheit der ganzen Pflanze übermässig grossen Spreitenausdehnung. Bei den Palmen sind die der Anlage nach einfachen Spreiten schon beim Austritt aus der Knospenlage zer- schlitzt. Was bei den Mu.sacccn in roher, unvollkommener Weise gewissermaassen dem Zufall, das heisst den directen Einflüssen von Regen und Wind überlassen ist, wird hier im normalen Entwickelungsgang des Blattes durch eigen- thümliche Wachsthums- und Differenzirungsvorgänge her- gestellt; die Thcilungen der Spreite entstehen durch Auf- lösung und Zerrcissung der an den Falten des jugend- lichen Blattes liegenden Gewebepartien. Auch bei vielen Araceen mit getheiiter Blattspreite (Philodendnm, .^lonstera, Pothos u. s. w.) wird das ursprünglich einfache Blatt erst später in die einzelnen Abschnitte zerrissen, während l)ei anderen Formen (Anthurium, Sauromatum, Amorphophallus u. s. w.) die Lappen oder Fiedern nicht durch Zerrcissung, sondern als Ausgliederungeu der jungen, zunächst ein- fachen Spreite entstehen. Die hier vorkommende, echte Verzweigung, die ohne Zweifel die höchste Stufe der Ent- stehungsarten getheiiter Spreiten darstellt, ist wie bekannt bei Farnen und Dicotvledonen mit gegliederter Blatt- spreite allgemein verbreitete Regel. Die Zerthcilung der Blattspreite in mehr oder weniger von einander unabhängige Lamellen bringt den Vortheil, dass, bei im übrigen gleicher Structur und gleicher Ge- sammtoberfläche, die Spreiten schwächer gebaut sein können, als wenn sie ganz sind. Hieraus ergiebt sich, dass die Herstellung einer gegen Regen und Wind gleich resistenten, getheilten Spreite einen geringeren .Material- aufwand erheischt, als die einer einfachen ungetheilten. Die \'erschiedenartigkcit der Gestalt der Laubblätter (Heterophylliei mancher Monocotyledoncn und epiphyten Farne erklärt sich ebenfalls aus der Beziehung zum Regen- fall: ]\Iit der expi>nirteren Lage der Blätter geht die Spreitentheilung Hand in Hand. Die beim kriechenden Stengel für die Wurzelprotection geeignete, einfache Spreite wird durch die andere, dem Regenfall besser angepasste und der exponirteren Lage überhaupt besser entsprechende Blattform — das Fiederblatt — ersetzt. Der zweizeilig beblätterte Stengel von Pothos aurea z. B. wächst anfangs, gleich dem Epheu, Baumstämmen eng angeschmiegt, em}ior, um sich erst später vom Sub- strate abzuwenden. So lange der Stamm sich im kriechen- den Stadium befindet, entwickelt er fast sitzende, einfache, ganzrandigc .Mantelblätter, welche die aus dem platten Stengel entspringenden Wurzeln wie auch die Unterlage feucht halten. Sobald sich der Stengel vom Substrat ab- hebt, bilden die Blätter einen längeren Blattstiel aus und die ebenfalls grösser gewordene Spreite löst sich in ein- zelne, an der starken Mittelrippe sitzende Fiedern auf. Bei einem Vergleich von Arten ein und derselben Dicotylen Gattung fällt oft — mit Rüeksieiit auf die Wir- kung des Regenfalls nunmehr erklärlich — auf, dass gross- blättrige Arten in vielen Fällen ihre Spreite, vorausgesetzt, dass sie nicht durch besonders derbe Beschaffenheit aus- gezeichnet ist, durch mehr oder weniger weit gehende Theilung widerstandsfähiger gestalten, während kleinere Spreiten dagegen häufig einfach sind, ^'on europäischen Formen sind besonders die Pappeln erwähnenswerth. Die grössten Blattei', die an jüngeren und üppigen Trieben oft bis 13 cm lang und 12 cm breit werden, besitzt Poitulus alba. Hier sind auch die Einschnitte des Blattrandes am tiefsten, die Spreite nicht selten drei- bis fünflappig, wäh- rend dieselbe bei Populus tremula und P. nigra, deren Blätter immer nur geringere Dimensionen erreichen, nie- mals so weit getheilt, höchstens mit Randkerben oder Zähnen versehen ist. Die Blattspreiten gewisser tropischer Formen zeichnen sieh gegenüber eur(i]iäisehen (gleicher Gattungen), welche breiter als lang sind, durch ihre die Breite um das zwei- bis dreifache übertreffende Länge aus. In beiden Fällen wird dasselbe Resultat erreicht, nändich die Herstellung elastischer, dem Regen nach- giebiger Lamellen. In beiden Fällen sind die Einrich- tungen derart, dass das Verhältniss des Spreitcnunifanges zum Flächeninhalt ein relativ grosses wird. Bei sehr zahlreichen dicotylen Ki-äutern mit von ein- ander abweichend gestalteten (Jrund- und Steiigelblättern zeichnen sich die letzteren den er.steren gegcnülier da- durch aus, dass sie entweder durch ihre Gestalt oder durch ihre Stellung besser gegen die vom Platzregen drohenden Gefahren geschützt sind. Stahl unterscheidet folgende Fälle: 1. Aufrechte Stellung der Stengelblätter bei im we- sentlichen gleich bleibendem Blattnmriss. 286 Naturwissensehaftlicbe Wochenschrift. Nr. 28. 2. Spfeiteintheihing: weiter durcbg'cführt andenStengel- bliittern als an den Grnndl)lättern, oder wenn die Thei- hing bei beiderlei Blättern vorbanden ist, so sind die Blattabscbnitte an den Stengelblättern schmäler als an den Grundblättern. 3. Stengelblätter den Grundblättern gegenüber bedeu- tend verschmälert, also mit relativ längerer Spreite. Hinsichtlich der Nervatur ist zu crwälnien, dass mit der Verbreiterung zusanimenhängendcr Assin diationsfläeben, seien dieselben ganze Blattspreiten oder nur Spreiten- abschnitte, häufig eine andere Ausbildung der Beri]»pung Hand in Hand geht. Die z. B. hei der grossen Mehrzahl der Farne, vorbereitete getrenntläufige Nervatur wird näm- lich l)ei Formen aus verschiedenen Verwandtschaftskreisen durch netzförmige Aderung ersetzt, und zwar besonders bei Arten mit grossen, einfachen, gela])pten oder grob- fiederigen Blättern. Es leuchtet ein, dass dadurch die Siireiten eine festere Beschaifenheit erhalten und nament- lich, auch bei sonst zailcrem Bau, gegen Zcrschlitzung besser geschützt sind. Durch die Arbeit Stahl's wird in intensiverer Weise, als das bisher geschehen war, der Schleier gelüftet, der die Antwort auf die Frage nach der Bedeutung der nianuiehfaltigen Blatt - Formen und -Eigenthünilichlveiten verhüllte. Einzelnes haben schon frühere Autoren (z. B. Jungner, Kny) erkannt, aber in so zusammenhängender Weise wie von Stahl ist das Thema noch nicht behan- delt worden. Die Anregung zu der Arbeit empfing er durch seine bei einem niehrmonatlichcn Aufenthalt auf Java gemachten Beobachtungen, x. P. Ueber die pelagische Flora des Naalsocfjords (Faroer) und über diejenige des D.vrefjords (Island) berichtet G. Po uchct in zwei Mittheilungen in den Comptes Rendus de l'Ac. des Sc. 18'J2, Bd. 114! Der Verfasser hat sich im August 1890 auf den Farocr und während des Juli und August 1891 auf Island auf- gehalten und eingehende Untersuchungen der mittels fein- maschiger Netze gefischten Meercsproducte angestellt, deren Ergebnisse er in den beiden Abhandlungen kurz darstellt. — Der Naalsoefjord trennt die Inseln Thorshaven und Naalsoe und wird beim Wechsel von Ebbe und Fluth von einer starken Strömung durchflössen. Das in ihm enthaltene Leben ist dasjenige der benachbarten Theile des Oeeans. Sein Wasser ist grün und enthält vorwiegend Vegetabilien, deren gelbe Farbe im Verein nnt der blauen des Meeres dieses grün eischeinen lässt. An der Luft sterben diese pflanzlichen Körperchen schnell ab und färben sich dann grün. Die Vertreter des Thierreiches (Copepoden, Embryonen und Larven von Mollusken, Eehinodermen, Anneliden, Tunicaten, Bryozoen) treten gegen die ersten zurück. Nimmt man eine annähernd gleiche Vertheilung der lebenden Substanz für den ganzen Fjord an, so erhält man für diesen (pro Cbni. vier Cbcm. lebende Subst.) 6000 Tonnen, was mit der mittleren Plank- ton-Masse des Atlantischen Oeeans gut übereinstimmt. Von Algen herrschen vor Rhizosolenia, Diatomeen, Peri- dineen; häufig ist Gynniodinium pseudonoctiluca, Pouchet und Tetraspora Poucheti, Hariot, welche letztere Ver- fasser schon 1882 aus Lappland mitgebracht hatte. Her- vorzuheben ist, dass im Naalsoefjord die mikroskopische Flora und Fauna des Wassers sehr eonstant ist, wogegen sie in der Bai von Concarneau an der französischen Küste beinaiie täglich stark variirt. Das Leben in den Gewässern des Dyrefjords ist trotz ihrer grünen Farbe ein vorwiegend animalisches, und die Menge der lebenden Substanz beträgt pro 1 Cbm. 1 Cbcm., was für den ganzen Fjord 2000 Tonnen ergicbt. Am häufigsten ist eine Rotifere, Synchaeta pectinata, Ehrbg., die in ganz ungeheuren Mengen vorkommt, während Cope- poden, Larven von Aseidien, Eehinodermen, Mollusken, Würmern etc. zurücktreten. Die Flora besteht der Haupt- sache nach aus Peridineen; Gymnodinium pseudonoctiluca wurde nicht beobachtet. Auch hier zeigte sieh, wenn auch weniger als im Naalsoetjord, Flora und Fauna sehr e(nistant. Das pelagisehe Leben des Dyrefjords, Naalsoc- fjords und der Bai von Concarneau stellt drei wohl ver- schiedene Typen dar. Diprotodon - Skelette. — Professor Stirling in Adelaide hat der Zo(dogical Society of London mit- getbeilt, dass in Süd-Au"stralien eine grössere Anzahl von vollständigen Skeletten jenes wombatähnliehen Riesen- beuteithiers, welches unter dem Namen „Diprotodon" von Owen beschrieben wurde, aufgefunden worden sind. Man kannte von diesen gewaltigen Pflanzenfressern, welche die Grösse eines Rhinoceros erreichten, bisher nur Theile der Gliedmaassen, das Rumpfskelctt und den Sebädel. Nunmehr scheint Aussicht vorbanden zu sein, dass durch Untersuchung der bisher unbekannten Skeletttbeilc über die systematische Stellung von Diprotodon grössere Klar- heit geschaffen wird. Matschie. Der Lepliay-Conipass. — Das Märzheft der „Marine- Rundschau" Itriiigt ül)er diesen Compass eine kurze Mit- theilung, die auch unsere Leser interessiren wird. Der Erfinder dieses Compass „ä reperes lumineux", der fran- zösische Marinclieutenant Lephay, hat es durch eine ge- schickte Combinatiou von Linsen und Spiegeln zu Stande gebracht, von der Compasslampe aus einen senkrechten Lichtstreifen auf die innere Seite des Compassgehäuses, zwischen Rose und Glas, zu werfen. Dieser Streifen, der übri^•ens auf jeden Punct der Peripherie eingestellt werden kann, bildet für die Dauer der Einstellung eine feste Linie, die zu der Kiellinie in einem bestimmten Verhält- nisse'steht. Sie lässt sich daher verwenden, um den Kurs des Schiffes zu bezeichnen. Durch eine zweite Conibination von Linsen und Spiegeln über dem Mittelpunkt der C(nn- passrose wird ein zweiter Lichtstreifen auf das Innere des Compassgehäuses projicirt. Dieser Strahl wandert, wenn der Apparat richtig eingestellt ist, in gleichem Sinne wie die Rose. Um den Kurs zu steuern, hat der Mann am Ruder nur nöthig, die beiden Lichtstreifen in Eins zu halten, während "es Sache des Navigationsoffiziers ist, den Kurs so einzustellen, dass die beiden Linien zu- sammenfallen, wenn das Schiff richtig anliegt. Die Vor- theile, welche sich aus der Anwendung dieser neuen Er- findung ergeben, sind mehrfache. Zunächst wird der Mann am Ruder weniger angespannt als jetzt; dann werden sich Abweichungen vom richtigen Kurse weit leichter bemerkbar machen, da die Lichtstrahlen einen grösseren Radius haben, als die Compassrose, aus welchem Grunde jene Abweichungen auch schon viel leichter zu vermeiden sind. Durch die Abbiendung des Lichtes der Compasslampe werden ferner die auf der Brücke befind- lichen Personen nicht im Sehen bei Dunkelheit gehindert; und endlich, was von grösster Wichtigkeit erscheint, es wird jede Gefahr ausgeschlossen, dass der Mann am Ruder die Befehle für das Steuern falsch versteht, da seme Thätigkeit eine rein mechanische ist. Der Lephay -Compass war zunächst versuchsweise auf dem Panzerschiff „Hoche'- zur Verwendung gekonnnen. Die zur Prüfung des Instrumentes eingesetzte Connnission hat sich auf Grund der auf dem „Hoche" erlangten Er- gebnisse dahin ausi;esprochen, dass es sehr zu eini)tehlen sei, die Lephay 'sehe Einrichtung auf allen grossen Kriegs- schift'eu der französischen Marine anzunehmen. Nr. 28. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 2R7 Die Ueberschätzuiig der Neigung bei Böschungen. Der auf der beigegebeuen Tafel ausgeführten Zusammen- stellung liegt die Absicht zu Grunde, einer Täuschung entgegenzuarlteiten, welcher unser Auge oft unterliegt. Diese Täuschung ist die üeberschätzung der Neigung von Büschungcn. Allgemein bekannt i.st dieser Irrtlunn im Sinne einer Uebertreibung, wenn der Beobachter vor einem Abhänge steht und ihn auf sein Fallen oder sein Steigen zu schätzen bat. Die schwach ansteigende Strasse wird zum senkrecht emporgerichteten Streifen, wenn man direct vor ihr steht, und ebenso glauben wir von einem erha- benen Punkte aus die umgebende Landschaft direct unter uns landkartenartig zu sehen. Jene Aufgabe, welche an vielen Punkten, wo den Fuss eines Abhangs ein Fluss halben Rechten bleiben, so dass also (um dies an eiuein Beispiel in das Praktische zu übersetzen) bei jeder noch so kühnen Bergbesteigung die Verschieliung in horizon- taler Riehtimg die weitaus grossartigere Leistuni;- liildct gegenüber der Erhebung in vertikaler Riebtnng. Noch sei auf eine (iptisehe Täuscliinig, der man lieini Anschauen der Tafel leicht unterliegt, aurmerksam gemacht. Die mit den Schenkeln der Neigungswinkel voll^-ezogcne untere Hälfte des rechten A\'inkels wird für grösser ge- halten werden, als die signalfreie obere Hälfte, ähnlich wie von zwei gleich langen Linien diejenige für die grössere geiialten wii'd, die durcli kleine senkrechte Striche getheilt wurde: das iMv Länge der Linie schätzend i durchlaul'emle Auge l)leibt gleiebsani hängen an den Sig- U)ii"„ Halber rechtiT Winkel. SO'Vo Kaum besteigliarer Abhang Max. egerloeh. Max. der Simplon-Strasse. ...„/ Max. der Uetli-Beri^-r.ahn. ^" Max. der VuUeisenbahnen. -< Deutliche bemerkbare Neigung. oder See bespült, dem Besucher gestellt wird : mit einem Steine in das Wasser zu treft'en, wird wohl regelmässig erst nach dem Versuche als unh'isbar erkannt. Das Auge überschätzt eben die Böschung und unterschätzt damit die horitzontale Entfernung des Ufers vom Standpunkte des Beobachters. Aber auch bei Schätzungen der Winkel im Profil ver- lässt uns des Auges Sicherheit. Hier auf unser Auge corrigirend und erziehend ein- zuwirken, ist der Zweck der beifolgenden Zusammen- stellung. Der erste Eindruck beim Anschauen der Tafel ist wohl sicher für alle unvorbereiteten und ungesehulten Beobachter der einer P^nttäusehung ob der Kleinheit der dar- gestellten Winkel. Sind doch von allen Neigungswinkeln, welche natürliche Abhänge oder technische Anlagen dar- bieten, die kleineren bis zum Drittel des rechten Winkels (30°) die weitaus häufigsten. Darüber hinaus wird z. B. die Grenze aller Besteigbarkeit (soweit dieselbe durch Reibung der Fusssohle mit dem Boden bedingt wird) rasch erreicht (38°); bei noch grösserem Winkel tritt die Leiter in ihre Rechte. Es ist ferner bemerkenswerth, dass alle auf der Tafel zusammengestellten Winkel unter dem nalcn, während es die ungetheilte Linie rascher durch- läuft und dadurch den Weg einmal ülier-, das andere Mal unterschätzt, und wäre es nicht nniglich, wenigstens zum Theil, den Grund der Üeberschätzung der Fallwinkel in der Natur in ähnlichen Verhältnissen zu finden, auf eine ähnliche optische Täuschung zurückzuführen? Zwischen dem die Neigung eines Berges schätzenden Auge und dem Berge liegt meist eine signalreiehe Landschaft, an deren Einzelheiten das zur Spitze des Berges sich erhebende Auge haftet, während über dem Berge, wie auf unserer Tafel, sich ein von Signalen freier, oder doch an solchen, armer Himmel erstreckt. Immerhin bin ich aber geneigt, in dieser optischen Täuschung nur eine Ursache der Üeber- schätzung zu suchen: eine andere liegt gewiss in der namentlich von unsern Schulatlanten bis ins Abenteuer- liche gesteigerten Unsitte, Berge auf Höhenkarten, geolo- gische Profile etc. mit zur Länge stark übertriebenem Höhemnaassstab zur Darstellung zu bringen.*) — Zur Messung der Böschung geneigter Terrainstrecken *) Wir haben uns schon früher wiederholt geg-on diese ITn- sitte jieäussert. Vcrgl. „Naturw. Wochenschr." Bd. I, S. 170 und Bd. III, S. 73. Kod. 288 Natuvwisscnseliaftlichc Wochenschrift. Nr. 28. dient entweder der Neigungswinkel oder der Neigungs- quotient (Brucii, dessen Zähler = 1, dessen Nenner die Cotangente des Neigungswinkels ist, oft auch in der Form 1 : dem Wert des Nenners angegeben) oder endlich die Angabe der Neigung (Steigung) in Proeenten. Zimi Vergleich sind in der folgenden Tabelle die in die Tafel eingezeichneten Neigungen der Böschungen in diesen drei Bezeichnungsarten zusannnengestellt: Winkel 1 : pCt. Deutlicli bomerkbare Neigung . . . 0°20' 172 0,(5 Maximum für Volleisenbabnen ... "2° 17' 25 4 „ der Uetlibergbiihn (Adhilsions- bahii) 4° 0' 14 7 , der Simplon.strasso .... 5°4o 10 10 „ der Zahnradbalin Stiittgart- Degerloch ...... y°46' 5,8 17,2 „ der Fahrstrasson für Fulir- werke 13° 0' 4,33 23 „ der Zahnbahn auf den Pilatus 25°40' 2,1 48 Kaum besteigbare Steinplatten (oder Neigung einer Treppe mit Stufen halb so hoch als breit) 26°34' 2 50 Saumpfade (für bepackte Maulthiere) . 29° 0' 1,8 55 Ma.vimum der Seilbahnen (Vesuv) . . 32° C 1,6 63 Kaum besteigbarer Abhang .... 38°40' 1,25 80 Halber rechter Winkel 45° 0' 1 100 Auf der Tafel sind die Flnssläufe wegen der Klein- heit des Neigungswinkels nicht einzuzeichnen. So fällt der Rhein: von der Vereinigung der beiden (iuellHüsse bis zum Bodensee . 191 m auf 102 km Länge Konstanz bis Basel 151 „ „ 167 „ „ Basel bis Mainz 163 „ „ 331 „ „ Mainz bis zur deutschen Grenze . 72 „ „ 357 „ „ Dies ergiubt in der oben gewählten dreifachen Ausdrucksweise: Winkel 1 : pCt. QuellHüsse bis Bodensee 0°(;,5' 534 0,18 Konstanz bis Basel 0°3,0' llOG 0,09 Basel bis Mainz 0°1,5' 2031 0,05 Mainz bis Grenze 0°0,7' 4960 0,02 Prof. Dr. Nies. Zur Scliiieidemühler Bruiineii-Kalamitüt. — Vor einigen Wochen konnte man in vielen Tageszeitungen lesen, dass der grosse See bei Neu-Stettin seit der — An- fang Mai d. J. erfolgten — Erschliessung der artesischen Quelle in der Kleinen Kirchstrasse zu Schneidcmühl um mehrere Meter gefallen sei. Diese Angabe ist, wie seitens des Unterzeichneten durch Rückfrage bei dem Magistrat zu Neu-Stettin festgestellt worden, nicht zutrefi'end. Von einem auffallend starken und schnellen Fallen der Seen um Neu-Stettin während der fraglichen Zeit ist dort nichts bekannt. Der Wasserstand derselben wird täglich an einem nach NN. eingerichteten Pegel, der am Ausfluss des den Streitzigsee mit dem Vilmsee verbindenden Niesedop an- gebracht ist, von einem Magistratsbeamten abgelesen und vermerkt. Aus den abschriftlich übersandten Aufzeich- nungen für den Monat Mai d. J, geht nun hervor, dass während des letzteren der Wasserspiegel sich im Ganzen um nicht mehr als 8 Centimeter gesenkt und dass diese Senkung sich ganz allmählich vollzogen hat. Diese Ersciicinung wird seitens des Magistrats lediglich auf die lange anhaltende Dürre zurückgeführt. Wie derselbe ferner mitthcilt, ist allerdings der Vilm- see vor Jahr und Tag infolge Räuumng und Vertiefung des Küddow-Kanals um etwa 1 Meter und der Streitzig- see im vorigen Frühjahr nach Vornahme derselben Ar- beiten im Niesedop ebenfalls gefallen, doch ist das Wasser natürlich längst durch die Kuddow abgeflossen. — Der Ursprung des fraglichen artesischen Wassers wird vielmehr auf gewissen, in nicht zu weiter Entfernung von Schneidcmühl sich erhebenden Höhen zu suchen sein. Vielleicht gelingt es, hierüber bald Näheres festzustellen. — Eine illustrirtc Darstellung über die Entstehung und den Verlauf des Ereignisses in Schneidcmühl soll in einer späteren Nunnner der „Naturw. Wochenschr." folgen. Prof. G. Franke. lieber die Spectra einiger helleren Sterne hat Herr Norman Lockyer in der Sitzung der Royal So- ciety vom 8. December 1S92 eine Abhandlung gelesen, deren wesentlicher Inhalt im Folgenden skizzirt wird. Dieselbe beruht auf der Discussion von 443 Photographien von 171 Sternen, die in den letzten beiden Jahren in Kensington und Westgate-ou-Sea erlangt worden sind. Es ist dabei mit hinreichend grosser Dispersion gearlieitet worden, sodass die erhaltenen Originalaufuahmen Ver- grösserungeu bis zum Dreissigfachen gestatteten, ohne dass dadurch die Deutlichkeit beeinträchtigt wurde. Durch diese Aufnahmen wurde eine mehr ins Einzelne gehende und daher auch wohl exactere Classification der Sterne ermöglicht, als dies bisher der Fall war, wo man die letzteren nur auf Grund der direeten Beobachtung ihrer Spectra in Classen anordnete, ein Verfahren, bei dem die Unterschiede der einzelnen Classen sich naturgemäss nur in ihren grossen Zügen zum Ausdruck bringen konnten. Lockyer hat — ohue auf die bisher aufgestellten Classificationen Rücksicht zu nehmen — die beobachteten Sterne in Tafeln angeordnet, und zwar war ihm dabei der Grad stetiger Absorption am blauen Ende des be- trelfendeu Spectrums das ordnungsbestimmende Moment. Mau bemerkt, dass die Verwendung eines derartigen Ein- theilungsprincips bei den direeten Beobachtungen nicht angänglich ist. Die Sterne der ersten Tabelle Lockyers charakteri- siren sich durch die Abwesenheit jeder merklichen con- tinuirlichen Absorption am blauen Ende und durch die Gegenwart breiter blauer Wasserstofflinieu iu ihren Spectren. Der Autor giebt dieser Classe vier Unter- abtheilungen, die er je nach Gegenwart oder Abwesenheit bestimmter anderer Linien aufgestellt hat. Bei den Sternen der zweiten Tabelle findet ein beträchtlicher Grad continuirlicher Absorption im Ultra- violett statt ; die Spectra sind jenseits Ä' sehr schwer zu photographiren im Vergleich zu denen der vorigen Classe. Die Stärke der Wasserstofi'linien dieser Spectra ist nahezu gleich derjenigen im Sonnenspectrum. Lockyer theilt die Sterne dieser Classe in zwei ünterabtheilungen. Bei den Sternen der dritti'u Tabelle findet eine sehr beträchtliche continuirliche Absorption im Violett statt, die sich nahe bis G ausdehnt. Es ist um so schwieriger, Photographien dieser Spectra zu erhalten, als die meisten der Sterne dieser Classe kleiner als 3. Grösse sind. Die Wasserstotflinien sind sehr schmal. Lockyer stellt zwei Ünterabtheilungen auf. Die eiue umfasst solche Spectra, welche helle, breite, säulenförmige Streifen ent- halten, die gegen das weniger brechbare Ende des Spec- trums hin verbleichen. Die andere Classe besteht aus Sternen mit Spectren, in denen solche Streifen nicht vor- kommen. Der hellste Stern dieser Classe, « Orionis, wird eingehend discutirt: das Ergebniss weist ilarauf hin, dass die Temperatur der absorbirenden Eisendämpfc nicht viel höher sein kann als diejenige der Sauerstoff-Wasserstoff- Flamme (Knallgas). Als ein allgemeines und wichtiges Ergebniss der ge- sammten Aufnahmen stellt sich klar heraus, dass, worin man auch das Einthcilungsprincip finden möge — ob in der verschiedenen Stärke der Linien des Wasserstoffes oder derjenigen anderer Elemente — es immer unmöglich Nr. 28. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 289 bleibt, alle Sterne in Bezug auf ihre Temperatur auf gleiche Stufe zu stellen. So kommen Sterne vor, bei denen die Wasserstotflinicn von gleicher Stärke sind, während die übrigen Linien alle und erheblich von einander ab- weichen. Eine Znsanimenordnung solcher Sterne in eine Classc ist offenbar nicht thunlieh, sondern es müssen für sie besondere Unterclassen aufgestellt werden. Es ist nun bekannt, dass HeiT Lockj'er vor einigen Jahren eine kosmogonische Hypothese aufstellte, nach der alle Himmelskörper aus meteorischen Schwärmen ent- standen sind, bezw. solche Schwärme in verschiedenen Zuständen der Condensation sind. Auf Grund dieser Hypothese hatte die physikalische Classification der Himmelskörper auch ein gegen früher etwas verschiedenes Aussehen erhalten, da bei ihrer Annahme die Vor- stellungen über den Gang der Entwickelung zu modifi- ciren war, indem jetzt nicht mehr, wie für die Lapiace'sche Hypothese, der Anfangszustand eines Körpers auch der heisseste war, sondern der letztere viel später eintritt. Es wurde daher im Rahmen von Lockyers „meteoric liypotliesis" nothwendig, auch Körper mit wachsender Temperatur anzunehmen, nicht nur mit abnehmender, wie es für die Lapiace'sche Annahme lediglich erforder- lich ist. Lockyer vergleicht nun die Vorstellungen, welche seine Hypothese in den einzelnen Fällen liefert, mit den Resultaten, die uns seine photographischen Aufnahmen an die Hand geben. Die folgende Zusammenstellung giebt einen Ueberblick über diese Vergleichung: Nebel. Nach Lockyers Hypothese liaben die hellen Linien der Nebelspectreu folgenden drei- fachen Ursprung: L Sie sind Linien, welche von Stoffen herrühren, welche die Zwischenrünine zwischen einzelnen Meteoren ausfüllen. Unter diesen Substanzen dürfen wir auf Grund unserer Labora- tiiriumsversuche vornehmlich Wasserstofl' und gaslorniige Kohlcnstoffverbindungen er- warten. 2. Da die weitaus grosste Zahl von Zusaninienstössen zwisciicn den ciDzelui'n Meteo- riten nur tlicilweise (stärkere Streuungen) sein werden, so werden dieselben auch nur ver- liiiltnissiniissig geringe Tempe- raturerhöhungen zur Folge iiabcn können. 3. Ohne Zweifel werden aber auch eine, wenn wohl aucli nur geringe Zahl directer und voll- kommener Zusammenstösse vor- kommen, die dann sehr hohe Temperaturen veranlassen, was sicii durch entsprechende Linien im Spectrum offenbar machen muss. Sterne mit zunehmender Temperatur Die Spectra der von Lockyer Die Beobachtung liefert: l. Linien, deren Wellenlän- gen ausserordentlich nahe gleich denjenigen der\Vasserstoff"l;nien sind, ebenso Linien, deren Wellenlangen in grosser An- näiiernug übereinstimmten mit derjenigen der hellen Kohlen- stoftbanden. 2. Nabe bei der Wellenlänge X = 500 findet sieb eine kleine liclle fiaride, wahrscbeinlicli dein Magnesium angeliörig; Eisen-Calciuiii-Magnesiunilinien treten auf. 3. Die der Ciiromospiiäre an- gehörende Linie Dj und eine dort stets mit ihr zusammen vorkommende fjinie {X == 4471) sind in der That im Spectrum des grossen Orion-Nebels ge- funden worden. Sterne mit nur bellen Linien. Die Linien tlieser Spectren müssen der Hypothese nach mit denen der Nebelspection im Grossen und (Janzen überein- stimmen. Professor Pickering bat in der Tiiat gefunden, dass die hellen Liuien der Spectra dieser Sterne nahezu identisch sind mit denen der Nebelspectra. 1. Zustand. Im Anschluss an den Zustand, in dem das Spectrum nur lielle Linien aufweist, muss sich ein an- derer ausbilden, indem die hellen Linien, welche der in Zwischenräumen zwischen den Meteoriten existirendeii Materie entsprechen, verscinvinden, wäii- rend an ihrer Stelle dunkle Linien erscheinen, die durch die .Absorption der die glülien- den Meteoriten umgebenden Dämpfe entstehen. Da nun die Zwisclienräume bei der fortschreitenden Con- densation sich verengern, so müssen die Absorptionserschei- nungen zunehmen; und jene streifenförmige, auf Metall- dämpfe niedriger Temperatur weisende Absorption wird auf- treten. Die von den Zwisciien- raumen ausgehenden Strahlen werden sich nun wesentlich in den hellen Kohleustoffliuien offenbaren. Unter solchen Umständen wird der IJetrag continnirlicher Absorption am lilauen Ende am grössten sein. 2. Zustand. Bei weiter fort- schreitender Condensation müs- sen die von der Strahlung der Zwischenräume herrührenden hellen Ijinien nach und nach verschwinden ; dunkle Linien werden an Stelle der streifigen Absorption bei zunehmender Temperatur treten, obgleich diese lineare Absorption nicht nothwendig ühereinzustiminen braucht mit der im Soinien- spectrum. 3. Zustand, a. Die lineare Absorption und die continnir- liche Absorption am Idauen Ende werden mehr und meiir mit der Zahl der einzelnen Con- densationen abnehmen, da dann nur noch diejenigen Däuipfe, welche in den höclistcn Scliicli- ten der Atmosphären der qu. Condensationsgebiete schweben, Absorptionserscheinungen her- vorbringen können, und zwar in Bezug auf die hellen conti- nuirlichen Spectren der unter ihnen liegenden nocli im Störungsznslande befindlichen Theiie der betreffenden .Atmo- sphären. b. Die Condensation niTiimt weiter zu. Die Linien des Ei- sens und anderer Stoffe ver- schwinden, da nnnmelir die hellen Linien, die von den Zwischenräumen herrühren, sich mehr und mehr ausgleichen mit den denselben Stellen im Spec- trum entsprechenden .Absurp- tionslinien, die von den umge- benden Dämpfen herrühren. in seiner jetzigen dritten Ta- belle vereinigten Classe von Sternen zeigen vollkommen den hier von der Hypothese gefor- derten Charakter. Die dunkeln Streifen des siclitbaren Spectrums stinunen ihrer Lage nach sehr nahe mit jenen zusammen, welche die bei niedriger Temperatur entwor- fenen Spectra von Mangan, Blei und Eisen zeigen. Die Pboto- grajihie weist deutlich auf die Anwesenheit glühender Ivohlen- stoffe hin. Die aufgenommenen Photo- graphien zeigen in der That eine sehr merkliche continuir- licbe Absorption im Ultraviolet und im Violet. Die thatsächlich beobachteten Spectra enthalten allerdings zahlreiche dunkle Linien, die indessen nichtgenau zusammen- fallen mit denen des solaren Spectrums. Typen von Sternen dieser Entwickelungsstufe sind a Tauri und 7 Cygni. Erscheinungen dieser Art finden wir bei Sternen, wie a Cygni, liigel, Bellatrix, 0 Orio- nis und a Virginis. Bei ihnen ist in der That keine continnir- liclie Absorption am blauen Ende zu constalircn und ilire Spectren zeigen nur lineare Absorption. Bei a Cygni zeigen sich noch einige der grössten Eiseulinien. Bei anderen Sternen, die im Uebrigen zur selben Classe ge- hören, aberoflenbarscbon weiter fortgeschritten sind, verschwin- den diese Linien. 290 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 28. c. Endlich, bei noch mehr In der That treten bei einer vorg'eschrittener Condensation, Reihe von Sternen die chronio- wird die Möglichkeit für zahl- sphärischen Linien bei X ^ 4471 reiche heftige Znsammenstösse und, wie mit einer ziemlich gegeben. Wir haben solche grossen Wahrscheinlichlceit an- Absorptions-Erscheinungen zu genommen werden darf, aucii erwarten, wie sie Dampfe von noch andere Linien der Chromo- sehr hoher Temperatur dar- Sphäre auf. bieten. Die Linien der solaren Chromosphäre können als Bei- spiele für die bei solchen Tem- peraturen auftretenden Linien gelten. Die heissesten Sterne. Die Anordnung der absorbirenden Dampfschichten darf wohl als identisch angenommen werden mit der Ord- nung der aufeinanderfolgenden Dampfscbichten, die die einzelnen Meteoriten im Anfangszustande des Schwarms umgaben. Es wird demzufolge, bei immer zunehmender Temperatur, in der Entwickelung eines Sternes endlich ein Zustand eintreten (höchste Temperatur), in dem gerade die Linien, die bei den Nebeln hell erscheinen, nahezu allein als dunkle Linien in dem sideralen Spectnim auf- treten. Die Beobachtung liefert uns Beispiele in Sternen, als deren Typus u Andromedae gelten kann, Sterne mit dunkeln Absorptionslinien, deren Lage genau überein- stimmt mit einigen der hellen Nebelliuien. Sterne mit abnehmender Temperatur. 1. Zustand. Bei fortschreitender Verringerung der Tiefe der absorbirenden Atmosphäre werden die Wasser- stoff linien immer schmäler werden; und neue Linien werden erscheinen. Diese letzteren müssen nicht noth- wendig mit irgend welchen Linien identisch sein, die bei Sternen mit wachsender Temperatur gefunden werden. Bei den Sternen letzterer Classe treten fortwährende Ex- plosionen von einzelnen Meteoriten als ein für die betr. Atmosphären wesentlich gestaltender und modiiicirender Factor auf. Dagegen haben wir es bei einer sich ab- kühlenden Masse inuner nur mit der Absorption der höchsten Dampfschichten zu thun. Am ersten werden wohl bei den hier betrachteten Sternen die bedeutendsten, niedrigen Temperaturen entsprechenden Linien der ver- schiedenen chemischen Elemente auftreten. — Herr Lockyer hält Sirius für einen Stern von diesem Typus. Das Spectrum zeigt viele der bedeutendsten Eisenlinien. 2. Zustand. Die Wasserstoflflinien werden fortfahren schmäler zu werden; und die Spectra werden jetzt viel mehr solche Linien zeigen, welche den verschiedenen Elementen bei hohen Temperaturen entsprechen. Diese Linien werden sieh aber wohl unterscheiden von denen, welche bei den Sternen mit wachsender Temperatur auf- treten, und zwar weil hier und dort verschiedene relative Zusammensetzungen der absorbirenden Schichten statt- finden werden. — Sterne von diesem Typus finden wir in der That in « Persei, ß Arietis u. a. m. In ihren Spectren lassen sich nahezu alle Linien des Sonnenspectrums nachweisen, zu denen dann noch breite Wasserstofflinien hinzutreten. 3. Zustand. Bei noch weitergehendem Schmälerwerden der Wasserstofflinien und fortgesetzter Erniedrigung der Temperatur der absorbirenden Atmosphäre werden nun die Absorptionsstreifen der Kohlenstoffverbindungen auf- treten müssen. — Diese Forderung der Lockyer'schen Theorie ist noch wenig geprüft an der Erfahrung. In den Spectren der Sonne und des Arcturus kann wohl nicht an dem Vorhandensein von Hinweisen auf Absorption ge- zweifelt werden, die auf Kohlenstoffverbindungen zurück- zuführen sind. Es kann nicht geleugnet werden, dass diese Zu- sammenstellung, die Herr Lockyer von Forderungen der Hy- pothese und Thatsachen der Beobachtung bringt manches, ja vieles enthält, was zu Gunsten der Hypothese spricht. Und deshalb erschien es angebracht, von der Arbeit hier Kenntniss zu nehmen. Man darf aber keine zu weit gehenden Schlussfolgerungen aus einer derartigen Ueber- einstimnumg ziehen wollen. Denn wenn ein auf experi- mentellem Gebiete in Bezug auf speetralaualytische Dinge so erfahrener Mann, wie Lockyer, eine Hypothese über einen auf demselben liegenden Gegenstand aufstellt, so darf man immer vertrauen, dass dieselbe hinreichend vorsichtig ausgedacht ist, um einer gewissen, nicht allzu spärlichen Approximation an die Erfahrung sicher zu sein. Grs. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Privatdocent in der medicinischen Facultät der Universität Strassburg Dr. Bayer zum ausserordentlichen Pro- fessor. — Oberbergrath Lorber, aus.serordentlicher Professor an der Bergakademie zu Looben, zum Ordinarius für Geodäsie an der deutsehen technischen Hochschule in Prag. — Privatdocent Bobek an der deutschon technischen Hochschule in Prag zum ausserordentlichen Professor für Mathematik an der deutschen l^Tniversität Prag. — Der Privatdocent für vergleichende Anatomie Wiren zum ausserordentlichen Professor an der Universität Stock- holm. — Dr. Vedmann, Oberarzt an dem Irrenasyl zu Lnnd, zum Professor der Psychiatrie an der dortigen LTniversität. Es haben sich habilitirt: Dr. Baas für Augenheilkunde an der Universität Freiburg i. Br. — Dr. Krüger für physiologische Chemie an der Universität Dorpat. — Dr. Wilhelm Trabert für Meteorologie an der Universität Wien. — Der Assistent am physikalischen Institut der Universität Berlin Dr. August Raps für Physik. Es sind gestorben : Oberbergrath von Brunn vom Oberbergamt in Breslau. — Der Professor der Psychiatrie Dr. Nils Gustav Kjellberg in Upsala. — Der deutsche Arzt Dr. Emmerling auf Kaiser- Wilhelms-Land. — Der bekannte Geologe Dr. Anton Sjögren, Bergmeister und Inspector der Bergschule zu Falun, auf seiner Besitzung in Södermanland. — Bergrath Brabänder in Bochum. — Professor Dr. Max Hantken von Prudnik, Sectionsrath und Director des Instituts für Paläontologie in Budapest. Der Allgetaeine österreichische Bergmannstag w ird in diesem Jahre vom 14. bis 17, August in Klagenfuit stattfinden. Anmel- dungen zur Theilnahme sind bis spätestens den 15. Juli zu richten an das „Comite für den allgemeinen Bergmannstag, zu Händen des Herrn k. k. Oberbergrathes Ferdinand Seeland in Klagenfurt". Von den geplanten Ausflügen verspricht derjenige am 17. August nach Raibl das meiste. Internationaler Congress für Zoologie. — Das permanente Comite hat seinen Sitz in Paris und bestellt aus folgenden Mit- gliedern: Milne-Edwards — Paris, Präsident; Jentink — Leiden, Graf Gapnist- Moskau, Th. Studer— Bern, L. Vaillant— Paris, Vice- Präsidenten; R. Blanchard— Paris, General-Secretär; Baron J. de Guerne — Paris, Secretär. — Zur Bewerbung um den vom Gross- fürsten Thronfolger gestifteten Preis schlägt das Comite Arbeiten vor, welche das „Studium der Fauna einer der thiergeographischen Provinzen und ihre Verwandtschaft mit den benachbarten Faunen" zum Gegenstande haben. Der Preis wird auf dem Congress in Leyden im Jahre 1895 ertheilt werden. Die Jury nimmt Arbeiten entgegen, welche über einen Zweig oder eine Classe des Thier- reichs handeln. Die Arbeiten, welche seit dem letzten Congress über diesen Gegenstand geschrieben oder gedruckt worden sind, müssen vordem 1. Mai 1895 an den Vorsitzenden des permanenten Comites unter der Adresse der Zoologischen Gesellschaft von Frankreich — Paris, Rue des Grands, Augustins 7 — eingesandt werden. Die überreichten Arbeiten werden von einer Commission geprüft, welche aus den Herren besteht: Milue-Edwards— Paris, Präsident; R. Blanchard— Paris, Generalsecretär; A. Bogdanow — Moskau; Jentink — Leyden; R. B. Schärpe — London; Th. Studer — Bern; N. Zograf— Moskau. Die Preise können in Medaillen oder Geldsummen bestehen und werden in feierlicher Sitzung während der Dauer des Congresses ertheilt. Zugelassen zur Bewerbung wird jeder Gelehrte; davon ausgeschlossen sind aber die Gelehrten des Landes, in welchem der jeweilige Congress stattfindet, für die auf dem Congress zu Leyden 1895 zu ertheileuden Preise also diejenigen Hollands. Nr. 2S. Natnrwisseuscbaftliche Wochenschrift. 291 Eine Ausstellung für Physiographie, Anthropologie, Ethno- graphie, Archäologie und Geschichte der Krim, viTlnmileii mit üiuer Abthoilung für Industrie iiiul Kunst, wird mit Genelimigung des Ministers des Innern von dein Alpenlclub der Krim in Odessa ira Herbst d. J. veranstaltet werden. Tbeibiehmer wollen sich bis spätestens zum 1. August d. J. an die Direetion des Univer- sitäts-Alpenklubs der Krim in Odessa wenden. Vorsitzender: N. Van-der-Flitt; Secretär: Prof. Dr. Fr. Kamienski. L i t t e r a t u r. Paul Topinard, L'homme dans la nature. Avec 101 gravures. (Bibl. seient. intern.) Felix Ak-an. Paris 1891. — Preis geb, (j Francs. Die vorliegende gute Topinard'selie Anthroiiologio wirft zu- nächst einen ganz kurzen Blick auf die Anthropologie vor, wäh- rend und nach Broca, beschäftigt sich dann mit der Umgrenzung der Disciplin und bespricht die Beziehungen derselben zur Bio- logie, Psychologie, Ethnographie und Sociologie, um dann in 20 weiteren Capitebi den Gegenstand selbst zu behandeln. Als ein- führendes Lehrbuch in das Geljiet ist das Buch sehr brauchbar. Wir müssen aber darauf aufmerksam machen, dass es den Gegen- stand im engereu Sinne behandelt. Der Autor bezeichnet als Aufgabe seines Buches klarzulegen: „la place quc FHomme occupe materiellement parmi les animaux et sou origine probable ou descendence." Prof. Andre Lefevre, Les Races et les Langues. (Bibliotheque scientifique internationale.) Felix Alcan. Paris 1893. — Preis gell. 6 Francs. Leffevre zeigt sich bei der Behandlung seines Gegenstandes als echter Naturforscher. Bezüglich des VVerdens der Sprache steht er auf dieser Basis und auch die Methodik, die er bei der Bearbeitung des ungeheuren Gebietes anwendet, ist diejenige der Naturforschnng. Das Buch zerfällt in 3 Abschnitte. Der 1. be- handelt das Entstehen und die Entwickelung der Sprache, der 2. die geographische Vertheilung der Sprachen und Kacen, der 8. den grossen Complex der indo-europäischen Sprachen. Prof. Dr. Rudolf Arndt., Biologische Studien. I. Das biologische Grundgesetz. Julius Abel, (ireifswald 1X92. — Preis 4,SU M. Das Buch enthält 9 Abhandlungen, von denen ein Theil zwar bereits als gewissermaassen vorläufige Mittheilnngen in niedici- nischen Zeitschriften erschienen sind, die aber hier, um sie auch Nichtmedicinern bekannt zu machen, in Zusammenhang mit an- deren und überarbeitet geboten worden. Die Aufsätze behandeln in ihrer Beziehung zum biologischen Grundgesetz 1. die Elementar- organismen, 2. den gehaubten Kanarienvogel, die Möwchen-, Per- rücken- und Pfauentaube, 3. die Heilkunst, 4. den Plattfuss und Klumpfuss, 5. Riesen und Zwerge, 6. Schwarz und Weiss bei Thier und Mensch, 7. die Körperwärme, besonders das Fieber und end- lich 8. die Psyche. Als biologisches Grundgesetz bezeichnet Verf. die Thatsache: schwache Reize fachen die Lebcnsthätigkeit an, stärkere, mittelstarke beschleunigen, fördern sie, starke hemmen und stärkste heben sie auf. Er erläutert dieses biologische Grund- gesetz in dem das Buch einleitenden Artikel „Leben und Lebens- äusserungen." *) Manche Ansichten des Verf. weichen wesentlich von den üb- lichen ab. Um nur eine solche zu erwähnen, so erblickt er in dem Protoplasma der höheren Organismen eine Symbiose von Bakterien. Die anregenden und geistreichen Aufsätze werden jeden iüteressiren, dessen Blick über seine eigene engere Special-Wissen- schaft hinausgeht. Prof. Dr. Alfred Jentzsch, Führer durch die geologischen Sammlungen des Provinzialmuseums der |diysikaiiseh iikono- mischen Gesellschaft zu Königsberg. Mit 75 Textabbildungen und 2 Tabellen enthaltend Uebersicht der Geologie Ost- und Westpreussens. Komm. b. Wilh. Koch in Königsberg in Pr. 1892. - Preis 2 M. Der „Führer" ist kein solcher im gewöhnlichen Sinne des Wortes: er bringt das Ausgestellte in Zusammenhang und hebt das Wichtigste gebührend hervor; er ist iilsofern als eine knappe Geologie Ost- und Westpreussens zu bezeichnen. Die klaren Ab- *) Vergl. auch „Naturw. Wochenschr.", Bd. VIll, S. 2G4., Spalte 1. bildungen des „Führers" erhöhen den Werth desselben wesentlich. Nicht nur dem in Königsberg Studinuiden wird durch denselben mit Benutzung der Sammlung ein treffliches Lehrmittel geboten, auch der Fachmann, der sich über die geologischen Verhältnisse dos Gebietes schnell orientiren will, wird ihn mit Vortheil benutzen. Dr. Oscar Haenle, Die Chemie des Honigs. Chemisch-analytische Prüfuiigs-Methode zur Erki'iinuug von echten und mit Glycosc oder Rohzucker gefälschten Honigen. Ein Beitrag zur Nahrungs- chemie. 2. Aufl. El.säss. Druckerei u. Verlagsanstalt (vorm. G. Fischbach). Strassburg 1892. Verfasser, der Director des chemischen Laboratoriums des Elsass-Lothring. Bienenzüchter-Voreins, hat eine grössere Anzahl echter Honigsorten verschiedener Provenienz untersucht, ebenso wie verfälschte Honige und giebt ausführlich die Mittel zur Unterscheidung beider Kategorieen an. Naturwissenschaftliche Elementarbücher. No. 1. Chemie von H. E. Ruscoi'. Deutsche Ausg. besorgt v. Prof. F. Rose. Mit Abb. und einem Anhang von Fr.-igen und Antworten. .5, Durch- gesehene Autlage No. 9. Mineralogie von Prof. Karl F. Peters. Mit Abbildungen. 3. verbesserte Auflage, durchges. von Prof. H. Bücking. Karl J. Trübner in Strassburg 1892 — Preis a 0,80 Mk. Von den mit Recht beliebten Elementarbüchern liegen die ge- nannten in neuen Auflagen vor. Die Bücher sind bekannt ge'nug und wir können uns desshalb auf die blosse Anzeige beschränken. Archiv der Mathematik und Physik (herausgegeben von R. Hojjpe). Zweite Reihe, zwölfter Theil. Das erste Heft enthält folgende Aufsätze: G. Mohrmann, neues Verfahren der Fou- rier'schen Entwickelung der doppelperiodischen Functionen; Heinrich Seipp, über einige Sätze aus der elementaren Raum- geometrie; H. Ekama, geometrische Oerter bei Curvensystemen; Franz Rogel, Ableitungen arithmetischer Reihen; F. Pockels, über die durch dielektrische und magnetische Polarisation hervor- gerufenen Volum- und Formänderungen (Elektrostriction und Magnetostriction); R. Hoppe, osculirende Kugel nebst den ana- logen Gebilden für n Dimensionen. Miscellen. Litterarischer Bericht. Atti della Reale Accademia dei Lincei Rendiconti. (Serie quintn, vol. 11"). Die ersten sechs Fascikel der Rendiconti der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Römischen Aka- demie enthalten u. a. folgende uns bemerkenswerth erscheinende Aufsätze: Ricci, über Coordinatensysteme, welche geeignet sind, den Ausdruck des Quadrats des Linienelementes einer Fläche auf die Form ds' = {U + V) {du- + dv-) zurückzuführen; Guglielmo, Beschreibung eines neuiui Sphaerometers leichter Construction; Alvisi, über die Vertheilung des specifischen Gewichtes der ein- fachen Körper im periodischen System der chemischen Elemente; Bassani e De Lorenzo, über die Geologie der Halbinsel von Sorrent; Pascal, über die Oberflächen vierter Ordnung mit dop- peltem Kegelschnitt; id., über ein System von Geraden (3,4); Nac- cari, über den osmotischen Druck; Del Re, über ein System von Geraden (3,4); Frattini, über ein<>n doppelten Isomorphis- mus in der allgemeinen Substitutionstheorie; Tonelli, über die Lösungen der Congruenz x- :':. c {mod. ^'■). Rebeur-Paschwitz, E. v.. Das Horizontalpendel und seine An- wendung zur Beobachtung der absoluten und relativen Richtungs- Aenderungen der Lothlinie. Leipzig. 15 M. Schaflfer, J., Beiträge zur Histologie und Histogonesc der quer- gestreiften Muskelfasern des Menschen und einiger Wirbel- thiere. Leipzig. 3,70 M. Schulze, E., u. F. Borcherding, Fauna saxonica. .Jena. 1,80 M. Strasburger, E., Das kleine b(jtanische Practicum für Anfänger. Jena. 6 M. Studer, Th , Ueber zwei fossile dekapode Krebse aus den Molasse- ablagerungen des Belpberges. Berlin. 4 M. Warburg, E., Lehrbuch der Experimentalphysik für Studirende. Freib. 7,(;0 M. Wiedemann, G., Die Lehre von der Elektricität. 2. Auflage. 1. Bd. Braunschweig. 26 M. Zache, E., Geognostische Skizze des Berliner Untergrundes. Berlin. 1 M. Zoebl, A., u. Mikosch, C, Die Funktionen der Granneu der tierstenähri'. Leipzig. 0,.50 M. Inhalt: Max Fiebelkorn: Die Dichte der Erde. — Ueber die Beziehung zwischen dem l^■^enfall und der Gestalt der Laubblätter. (Mit Abbild.) — Ueber die pelagische Flora dos Naalsoetjords (Faroer) und über diejenige des Dyrefjords (Island). — Diprotodon-Skelette. — Der Lephay-Conipass. — Die Ueberschätzung der Neigung bei Böschungiui. (.Mit Abbild.) — Zur Schneidemühler Brunnen-KahTinität. — Ueber die S])ectra einiger helleren Sterne. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Paul Topinard: L'homme dans la Nature. — Prof. Andre Lefevre: Les Races et les Langues. — Prof. Dr. Rudolf Arndt: Biologische Studien. 1. Das biologische Grundgesetz. — Prof. Dr. Alfred Jentzsch: Führer durch die geologischen Sammlungen des Provinzialmuseums. — Dr. Oskar Haenle: Die Chemie des Honigs. — Naturwissenschaft- liche Elementai'bücher. — Archiv der Mathematik und Physik — Atti della Reale Accademia dei Lincei Rendiconti. — Liste. 292 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 28. UM m *f'5J «'S* §^- ^^ ■>fm Die Insekteri-BSrse jetzt vereinigt mit dei „Sammler -BÖrSG" -''i^^ß Entomnl(iüii.e, Kustos am KÖuigl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzsclin, £rscheint in Lief, a 1 M. Sauerstotr iin Stalilcj^linclei-n.j Dr. Th. Elkati, i Berlin N. Tegeler Str. 15.1 Verlag von Julius Springer in Berlin. Illustrii'te Flora Von Nord- und Mittel -Deutschland mit liurr Einfölinm^ in die Botanik. von l>r. H. Potoni«;. Vierte Auflaji^e. 508 Seiten mit 598 Textflgareii. Preis iW. C,— . Elegant geh- -W. ^j— • Elemente * der Botanik. Von I>r. H. Potonie. Zweite Ausgabe. 232 Seiten mit 539 Textfigaren. Preis .W. S,SO. Gebunden Hl. .»,»«. Zu beziehen durch Jede Buchhandlung. Patentanwalt Ulr. R. Maepz, Berlin NW, Luisen.str. 22 pt. Hempel's Klassiker- Ausgaben. Ausführliche Special Verzeichnisse, Ferd. Dämmlers Verlagsbuchhandl. Berlin S. 42. 50 Oranienstrasse 50. Special - Geschäft für Amateur- Photographie. Eigene Kunst-Tischlerei und ini'chaiiisclie Werk-^itatt. Specialität: Vollütäuiige Ausriistiiugeii jeder Preislage. Specialität: Saeh se's liclitstar!(es üiuTersal-Aplauat. 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Potonie, Berlin N. 4., Invalidcnstr. 40/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dummlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW^. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 10. Juli 1893. Nr. 29. Abonnement : Man abonnirt bei allen Buchhandinngcn und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 4.— Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. Y Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^J,. Grössere Aufträge ent- eis sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständiger l^nellenaugabe gestattet. Die Natur der chemischen Elemente. Die Anschauung, das.s die Materie ursprünglich ein- heitlich gewesen und dass die Verschiedenheit der vor- handenen Körper erst durch spätere allniiihliche Ditferen- ziruiig bedingt worden sei, drängt sich bei dem gegenwär- tigen Stande der naturwissenschaftlichen Kenntnisse fast von selbst auf. DieThatsache, dass bei der Zerlegung der Körper eine ganze Anzahl von Elementen, d. h. von untereinander verschiedenen, auf keine Weise weiter zerlegbaren Körpern, resultirten, steht mit solcher Anschauung im Widerspruch. Kein Wunder, dass mau diesen zu lösen trachtet. Die im Jahre 1815 aufgetauchte Prout'sche Hypothese, dass alle Elemente verschiedene Verdichtungszustäude des Wasserstoffs seien, hat lauge Zeit hindurch die Chemiker in hervorragender Weise beschäftigt. Wurde auch schliess- lich die Unhaltbarkeit der Hypothese in dieser Form er- wiesen, so hat ihr Grundgedanke doch stets Anhänger i)ehalten und deren Zahl musste sich mehren, je mehr die Beziehungen zwischen den Atomgewichten und den Eigenschaften der Elemente erkannt wurden. Mendelejeif hat auf Grund dieser Beziehungen die Elemente ihrem Atomgewicht nach in ein System eingeordnet, in welchem periodisch eine gleichartige Aenderung der Eigenschaften mit dem Wachsen des Atomgewichts zu constatiren ist. Auf Grund dieses Systems konnten falsch oder ungenau bestimmte Atomgewichte berichtigt und es konnte auf das Vorhandensein bisher unbekannter Elemente hinge- wiesen werden, von denen nun schon zwei (Gallium und Germanium) entdeckt und als den vorhergesagten Eigen- schaften entsprechend erwiesen wurden. Ist sonach die Berechtigung des periodischen Systems kaum einem Zweifel unterworfen, so lag die Frage nach der Ursache dieser Regelmässigkeiten nahe und als solche konnte in letzter Linie nur die Einheit der Materie in Betracht kommen. Die richtige Formulirung des der l'rout'schen Hypothese zu Grunde liegenden Gedankens muss den Schlüssel für die Aufklärung der Natur che- mischer Elemente, mit anderen Worten für den ganzen Auf- bau des Kosmos geben. Einen Versuch die Prout'sche Hypothese in ihrer ur- sprünglichen Form aufrecht zu erhalten und aus den classischen Versuchen von Stas, welche zu ihrer end- gültigen Beseitigung führten, durch gekünstelte Deutung ihre Richtigkeit zu erweisen, macht G. Hinrichs.*) Er wird damit kaum viel Anklang finden, man wird vielmehr der Meinung W. Spring's**) beipflichten müssen, dass etwaige Zweifel an der Richtigkeit der Stas'schen Resul- tate nur allein durch neue Experimente von gleicher Voll- kommenheit begründet werden könnten, nicht aber durch Speculationen, welche von vorgefasster Jleinung l)eherrscht sind und sich auf Exti'apolationen stützen, die den Stas- schen (einzelnen) Beobachtungen viel mehr zumuthen als der Autor selbst gethan. Anders verfährt W. Frey er.***) Er nimmt als Stamni- substanzen die sieben leichtesten Elemente, mit Ausschluss des Wasserstoiis, also Lithium, Beryllium, Bor, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoft" und Fluor an ; indem er diese sieben Elemente direet durch Condensation des Wasserstoffs ent- standen sein lässt, betrachtet er sämmtliche ülirigen als durch Verdichtung in einer Reihe von Stufen (Generationen) aus obigen sieben hervorgegangen, einige auch direet aus Wasserstoff, und ordnet sie danach in ein Sj'stem, über welches er selbst bereits das Wesentliche in dieser Wochenschrift (VI, No. .52 und VII, No. 1—3) veröffent- licht hat. Die so gefundenen Gruppen sind naturgemäss ganz dieselben wie die des periodischen Systems, alle angeführten Belege, welche die Richtigkeit der Einord- *) Compt. rend. 115,1074 u. 11G.431 u. 69Ö; D. Cliem. Ges. Ber. 26, Ref. 137, 356, 347. **) Bull, de l'Acad. Roy. de Belgique 18i)3, 83; D. Cliein. Ges. Ber. 2G, Hof. 358. ***) Das genetische Svsti'Ui der chemischen Elemente. Bi'vlin, R. Fi-iedländei- & Sohn 1893. — Preis 4 M. 294 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 29 nung beweisen sollen, sind für dieses neue Bekräftigungen. Die über das periodische System hinausgehende Hypo- these, dass die einzelnen Glieder der Gruppen die ver- schiedenen Verdichtungszustände des Grundelenicnts dar- stellen, könnte nur, wie s. Zt. A. W. von Hofniann nach dem Vortrage Preyer's in der chemisclien Gesellschaft mit Recht hervorhob, durch das Experiment, durch die Dar- stellung eines dieser Elemente aus einem weniger ver- dicliteten derselben Gruppe oder umgekehrt, bewiesen werden. Bis dahin bleibt Preyer's Genetisches System eine mit sehr schätzeiiswcrther Zusammenstclhing des Jla- terials und mit einigen interessanten arithmetischen Zu- thaten versehene Parajjhrase des Mendelejew'schen perio- dischen Systems. Die Abweichungen der Atonigewichts- zahlen (bezogen auf Wasserstoff = 1) von ganzen Zahleu bleiben unerklärt, das zu erwartende Verhältniss, dass die Atomgewichte der einzelnen Gruppenglieder ganze Viel- fache des Anfangsgliedes seien, tritt nur in wenigen Fällen, wenigstens annähernd, ein. Dagegen hat Herr Dr. Eduard Mensel in Liegnitz, wenigstens seiner eigenen Ansicht nach, deuStein der Weisen gefunden. Der Monismus der chemischen Elemente*) be- titelt sieh die kleine Schrift, deren einer Abschnitt in ge- sperrtem Druck die folgende Ankündigung bringt: „Der nachstehende Absclmitt bietet der Cliemie das, was seiner Zeit Newton der Astronomie durch sein Gravitations- gesetz gab; erst durch die hier vorzutragenden Berech- nungen erhält die Thermochemie den Adelsbrief der Wissenschaft." Sehen wir, auf welche Denkerarbeit diese kühne Aeusserung sich stützt. Es gehört gerade kein grosses rechnerisches Talent dazu, herauszufinden, dass jede ganze Zahl, welche grösser ist als sieben, sich in zwei Theile zerlegen lässt, die Viel- fache von 3 respective 4 darstellen [z. B. 87 = 15(4) + 9(3)]. Die Atonigewichtszahleu weichen meist nur um einige Hundertstel , erst oberhalb 50 um Zehntel von ganzen Zahlen ab. Ninnnt man also statt der Theil- zahlen 3 und 4 solche, die um Hundertstel grösser oder kleiner sind, so müssen diese Differenzen einigermaassen ausgeglichen werden. Meusel nimmt als solche Theil- zahleu 3.99 und 3.02 und es ist, wie gesagt, natürlich, dass er mit Hilfe dieser annähernd, in einigen wenigen Fällen sogar genau, die wirklichen Atomgewichtszablen combiuiren kann. Wo die Combination aber gleich zu Beginn ein nicht genehmes Resultat ergeben konnte, stellt sich wohl auch zur rechten Zeit ein Rechenfehler ein. So berechnet er gleich in einer der sieben als Grundlage seines Systems geltenden Gleichungen für das Element Bor das Atomgewicht 10,9 = 2(3.99) + 3.02, während diese Summe nach Adam Riese 11.00 ergiebt, also eine Differenz von 0.1 gegen die gesuchte Zahl.**) lu dem einzigen Falle, wo das Atomgewicht bei einem Werth von weniger als 50 um mehrere Zehntel von einer ganzen Zahl abweicht, nämlich bei Chlor = 35.37, vermag auch die Combination des Herrn iMeusel diese Differenz nur um 0.05 zu verringern, so dass eine Abweichung von nicht weniger als 0.32 unaufgeklärt bleibt. Eine eben so grosse Differenz bleibt beim Antimon (Atomgew. 119.6), beim Brom (A. 6. 79.76) und beim Jod (A. G. 126.54), bei anderen, wie bei Eisen, Zink, Calcium ist die Diffe- renz sogar grösser als die Abweichung von der ganzen Zahl. *) Liegnitz. Verlag von Ewald Scholz. 1803. **) In der spateren Zusammenstellung findet sich die richtige Zahl, so dass möglicherweise nur ein, an solcher Stelle jedenfalls Diese so problematischen Theilgrössen 3.99 und 3.02 geben nun Meusel die Grundlage seines Systems. Die Hundertstel zu motiviren, bedarf es natürlich eines Ur- stoffs, des Protogens, von welchem genau 100 Atome zu einem Wasserstoffatom vereinigt sein müssen; zu diesem Zwecke denkt er sich je 4 Protogeuatome zu einem Te- traeder vereinigt und je 33 solcher Tetraeder derart an die Peripherie eines Halbkreises gelagert, dass je zwei Tetraeder ein Protogenatom gemeinsam haben; eine zier- liche Zeichnung stellt uns die resultirende Haarsjjange als AVasserstoffatom vor. Aus solchen Wasserstoffatomen baut Meusel unter willkürlichster Wegnahme oder HinzufUgung von Protogen- atomen sein Trigen (3.02) und Tetragen (3.99) auf. Um nachher mit seinem Versuch, aus dem Atomvolum der Elemente die Existenz dieser fragwürdigen Gebilde zu erweisen, nicht in den Sumpf zu gerathen, führt er für beide eine grosse und eine kleine Modification ein. Da aber auch hierdurch noch nicht allen Anforderungen ge- nügt wird, so sollen bei den Schwermetallen und anderen Elementen die Tetraeder der Urmaterie nicht mehr von 4 oder 3, sondern von mehr Atomen gebildet werden. Wie sich der Verfasser eine derartige Anordnung vorstellt, ist aus seinen Ausführungen in keiner Weise ersichtlich. Hei der Annahme einer solchen Anzahl verschieden- artiger Componenten, für die immer besondere Volum- und Wärmetönungsverhältnisse berechnet werden, und Itei Einführung noch einiger Correcturen lässt sich natür- licli auch für Atomvolumen, Verbrennungswärme u. s. w. eine annähernde Uebereinstimmung mit den experimentell gefundenen Zahlen herbeiführen. Dass dabei immerhin noch Differenzen bis zu 10 7o vorkommen, kann die an und für sich geringe Beweiskraft dieser Uebereinstimmungen allerdings nicht fördern. Hat man sich mit etwas mehr Aufmerksamkeit, als die Abhandlung eigentlich verdient, durch dasselbe hindurchgearbeitet, so hinterbleibt der Eindruck, dass man es mit einer Tüftelei zu thun hat, an welcher das Gute alt und das Neue nicht gut ist. Ich habe diesen litterarischeu Erscheinungen einige Worte, die bei dem geringen Ergebniss vielleicht zu aus- führlich scheinen möchten, gewidmet, um zu zeigen, dass die grossen Gesichtspunkte der Naturforschung nach wie vor das Denken von Fachmännern beherrschen. Die Ein- heit der Materie darzuthun, ist zweifellos eins der wesent- lichsten Probleme, aber dazu fehlt es, wie gerade diese Versuche aufs Neue zeigen, immer noch an genügendem Material. Wer freilich schon alle Räthsel gelöst zu hab.en glaubt, wie Herr Meusel, der mag verächtlich herabsehen auf den, „der chemische Niederschläge oder Farbeu- reactionen erzeugt, der irgend eine chemische Verbindung künstlich herstellt"; Andere aber können nur in dieser stillen Arbeit, wenn richtig geleitet, die Quelle sehen, aus welcher einst der Strom des Wissens stark genug hervor- quellen kann, um das Schifflein der Philosophie zur rich- tigen Erkenntniss des Natur-Ganzen zu tragen. Merk- würdig ist es, dass in allen Betrachtungen über den Auf- bau der Elemente die Spectralanalyse unberücksichtigt bleibt. Sollte sie, die zur Auffindung vou Elementen ge- führt hat, nicht auch zur Aufklärung ihrer Natur beitragen können? Ist doch allein durch sie, wenigstens in gewissem Sinne, eine Zerlegung auch der einfachen Elemente, inso- fern als ihnen eine Anzahl verschiedener Linien im Spectrum zukommen, möglich. Vielleicht kann hier eine syste- matische Erforschung und Vergleichung der Spectren zu einheitlichen Gesichtspunkten führen. Dr. L. Spiegel. I Nr. 29. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 295 Geburten und Eheschliessungen in Venezuela im Jahre 1892. — Die folgenden statistischen Daten be- ziehen sich nur auf die beiden Staaten Zulia und Miranda der „Vereinigten Staaten von Venezuela" und sind dem vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten, der Boden- kultur und des Unten-ichts herausgegebenen „Boletin de la Kiqueza Publica de los Estados ünidos de Venezuela" (3. Jahrg., 4. Bd.; Caracas 31. März 1893) entnommen. Der Staat Zulia umfasst die Gebiete am West- und Siid- ufer des Meerbusens von Maracaibo. Miranda hatte während des letzten Bürgerkrieges viel zu leiden. Staat: Zulia. Geborene Ins Ehe- Bezirk Ehelieho Uneheliche ge- sclilics- Knaben Mädchen Knaben Mädchen sammt sangen Maracaibo . 447 393 496 470 1806 149 Urdaneta . 108 113 64 77 362 34 Perijä . . 57 61 67 76 261 24 Cokin . . 43 45 80 96 264 8 Sucre . . 92 70 82 94 338 14 Bolivar . . 43 31 105 99 278 18 Miranda. . 83 74 59 78 294 48 Mara . . 49 32 58 58 197 28 Total: 922 819 1011 1048 3800 323 Bezii-k Staat: Miranda. Geborene lus- Ehe- Eheliche Uneheliche ge- schlifs- Kuaben Mädchen Knaben Mädclien sammt sungnn Sucre . . 145 141 247 221 754 8 Paz Castillo 60 53 157 128 398 2 Vargas . .128 224 190 187 729 64 Päez ... 48 37 124 179 388 5 Cüa ... 42 25 87 69 223 2 Lander . . 27 17 57 48 149 1 Guaicaipuro 86 75 104 124 389 8 Acevedo .9 18 15 20 57 — Total: 545 981 976 3087 90 Es waren demnach in Zulia von 3800 Kindern 1741 ehelich, 2059 unehelich; - Miranda - 3087 - 1130 - 1957 - ; für beide Staaten also unter 6887 Geljorenen 4016 un- ehelich, d. h. 58,3 7o- Nach dem „Statistischen Jahrbuche für das Deutsche Reich" für 1893 waren im Königreiche Preussen im Jahre 1891 von 1 177 380 Geborenen 90183 unehelich, d. h. 7,66 ^'/^,. Den höchsten Procentsatz un- ehelicher Geburten wies Bayern mit 14,09 % auf. Uebertragung der Aplithen-Seuclie durcli den Oe- nuss von Süssralimbutter. — Während es längst bekannt ist, dass- die Aphthen-Seuche (Maul- und Klauen-Seuche) der Rinder durch den Genuss roher, ungekochter Milch sehr leicht auf den Menschen übertragen werden kann, sind Ansteckungen durch den Genuss von Butter und Käse so selten, dass viele Aerzte die Möglichkeit der Uebertragung auf diesem Wege überhaupt geleugnet haben. Unterstützt wurde diese Meinung noch durch die Thatsache, dass Versuchsthiere, denen mau Butter und Käse (hergestellt aus der Milch an Aphthen-Seuche er- krankter Kühe) verabreicht hatte, vollkommen gesund blieben. Dementsprechend verbieten auch die einschlägigen gesetzlicheu Vorschriften nur das Weggeben der rohen, ungekochten Milch (der an Maul- und Klauen-Seuche er- krankten Kühe) zum menschlichen Genuss, während der Verkauf der aus der rohen Milch gewonnenen Producte keiner Beschränkung unterliegt. Wie nun Kreisthierarzt Lorenz (Kempen) in Heft 9 der „Zeitschr. für Fleisch- und Miich-Hj'giene" mittheilt, erkrankte ein Geistlicher, dessen Kühe von Aphthen-Seuche befallen waren, nach dem Genuss von Butter, welche aus süsser Sahne bereitet war. Die Krankheit äusserte sich in leichten Schüttelfrösten, Durchfall und Hautjucken an den beiden ersten Tagen, Sdwie am dritten Tage im Auf- treten zahlreicher Bläschen im Munde, im Gesicht, am Halse, auf der l>rust und auf den .\rmen. In 10 Tagen war das Exanthem geheilt. Dieser Fall beweist unwiderleglich, dass die zur Zeit bestehenden gesetzlicheu Bestimmungen über den Verkauf der Milch erkrankter Kühe einer Ergänzung bedürfen. Zum Schutz der mcn.schlichen Gesundheit gegen Ueber- tragung der Aphthen-Seuche durch Molkerei-Producte ist die Vorschrift uncrlässlich, dass die Milch der an obiger Krankheit leidenden Kühe nur nach vorhergegangener ausreichender Erhitzung verarbeitet werden darf. R. M. Die Eiche als Käfer-Wolmung. — In wie zahl- reichen Arten die verschiedensten Kerfe gerade unsere Eichen bewohnen, das ist namentlich von den Gallwespen bekannt. Ein Beitrag, der die Käfer, die in einer morschen Eiche hausten, betrifft, liefert A. Fleischer in der „Wiener entomol. Zeitung", 11. J. S. 206. Der Stamm, der \ielfach von Borkenkäfern zerstört und in seinem unteren Theile von Ameisen bewnhnt war, wurde von ihm ausgesiebt, und er fand in ihm nicht weniger als 53 Käferarten auf diese Weise. C. M. Ueber die vermeintlichen Mikrosporangien und Mikrospuren der Torfmoose äussert sich S. Na w asciiin in einer Arbeit über die Brandkrankheit der Torfmoose i;Bull. d. l'Akad. imper. des sc. de St. Petersbourg T. XIII.) Seit dem Erscheinen der Monographie Schimper's über die Torfmoose ist es bekannt, dass in dem Sporen- sacke der Sphagnumkapsel ausser deu normalen tetraedrischen zuweilen auch viel kleinere polyedrische Sporen sich entwickeln. Nach Schimper's Angabe sind diese polyijdrischen Sporen ein Product der weiteren Thei- lungen der normalen Sporenmutterzelleu; anstatt uämlich die gewöhnlichen Sporen -Tetradcu durch Viertheilung zu erzeugen, theilt sich, nach ihm, jede Sporcnmutterzelle in sechzehn kleinere Polyeder, die Sechzehnflächner sein sollen. Das Schicksal dieser „jiolyedrischen" Sporen ist unbekannt geblieben (bleibt auch unbekannt bis heut zu Tage), da, in allen von Schimper angestellten Aussaat- versuchen, diese Sporen als unkeimfähig sich erwiesen haben. Schimper hat ausserdem nachgewiesen, dass diese kleineren Sporen zuweilen neben den tetrai'drischen in derselben Kapsel erzeugt werden; während solche Kapseln beinahe von dersellten Dimension sind, wie normale, nur tetraedrische Sporen enthaltende, erscheinen die mit den kleineren, „polyedrischen" Sporen allein erfüllten Kapseln viel kleiner, wie verkümmert. Solche kleinere Sphagnum- kapseln wurden von einigen liotanikern Mikrosporangien genannt, und die kleineren, „polyedrischen" Sporen zu- gleich als den Mikrospuren der höheren Ivryptogamen homologe Gebilde angesehen. Die Fähigkeit, sich ver- mittelst zweierlei Arten von Sporen zu vermehren, ist von Schimper sogar als ein Merkmal der Ordnung Sphagnaceae hervorgehoben worden, was er in folgenden Worten kurz zusammenfasst : „sporae dimorphae, majores depresso- tetraedrae, minores polyedrae". (Monogr., S. 9.) Später jedoch wurde diese Ansicht Schimper's, als auch überhaupt die Existenz dieser Gebilde seitens mehrerer Botaniker vielfach geleugnet, denn, erstens, gicbt es ja keinen analogen Fall bei den übrigen Moosen, die, wie 296 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 29. bekannt, alle ohne Ausnahme, nur Sporen von einerlei Art erzeugen, und zweitens, weil die Erzeugung der klei- neren Sporen in den Sphagnumkapseln überhaupt keine häutige, vielmehr eine anomale Erscheinung ist. Hinsichtlich der Natur der fraglichen Sporen spricht Goebel in seinen „Muscineen" die Vermuthung aus, dass „diese räthselhaften Bildungen" vielmehr ein durch die Thätigkeit eines unbekannten Pilzes hervorgebrachtes De- formationsproduct der normalen Sporen seien. Der deutsche Hepaticolog Stephani, der ähnliche kleinere Sporen, welche unzweifelhaft einem Pilze gehörten, in der Kapsel von Anthoceros einmal beobachtete, deutet die von ihm übrigens nicht untersuchten Mikrosporen von Sphagnum als Sporen eines Schmarotzers. Warnstorf hingegen erklärt diese Ge- bilde für echte Mikrosporen, welche männliche Sphagnum- ptlanzen erzeugen, weil sie, seinen Beobaclitungen nach, nur bei zweihäusigen Sphagnumartcn vorkommen sollen. Diese Angabe Warnstorf's ist N. genöthigt schon deshalb als unrichtig zu erklären, weil er die „Mikrosporen" bei einem einhäusigen Sphagnum, nämlich bei Sph. squarrosum gefunden hat. Um die Frage über die wahre Natur der Schimper- schen „Polyeder" bestimmt zu beantworten, musste deren Entwickeluug aufgeklärt werden. Eine der gestellten Forderung entsprechende Untersuchung hat N. schon im Jahre 18Ö0 ausgeführt, indem er die Entwickelung der polyedrischeu Sporen, die er als unzweifelhafte Pilzsporen sofort erkannte, von ihrer Anlage an bis zur Reife ver- folgte. lieber die Assiinilatioii des freien Stickstoffs bei den Pfiaiizeu in ilirer Abhängigkeit von Species, von Eruälirungsverliältuissen und von Bodenarten. — Im Anschluss an meine früheren Mittheilungen über die Stickstoff - Ernährung der Pflanzen (vergl. „Natur- wissenschaftliche Wochenschr." Bd. VI S. 59, 205 u. s. w. und Bd. VII S. 103 u. 515), besonders aber als weitere Ausführung und Ergänzung zu dem vor einiger Zeit von mir gebrachten Eeferate: „In wieweit ist der freie Luft- stickstoft' für die Ernährung der Pflanzen verwerthbar?" (vergl. „Naturw. Wochenschr." Bd. VII S. 108), erscheint es mir angemessen, in gedrängter Kürze die neueren Resultate*) hier wiederzugeben, welche Professor Dr. A. B. Frank bei seinen weiteren Untersuchungen über die Ernährung der Pflanzen mit Stickstoff erhalten hat.'-*) Diese auf Grund der sehr eingehenden Versuche, welche zum Theil schon früher, hauptsächlich jedoch aber in den Jahren 1890 — 92 im pflanzenpiiysiologischen In- stitut der Königl. Laudwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin angestellt sind, erhaltenen Ergebnisse des genannten Forschers sind nach meiner Ansicht nicht allein für die Pflanzenphysiologie und den Ackerbau von sehr grosser Wiclitigkeit, sondern sie dürften vielleicht auch ein allge- meineres Interesse beanspruchen. — Zunächst hat man nach den sehr treffenden Aus- führungen Frank' s in der oben citirten Abhandlung streng zwischen den Begriffen „Stickstoffanreicherung oder Stick- stofl'sammlung durch die Pflanzen im Sinne der Land- wirthschaft" und „Assimilation von Stickstoff' aus der Luft im pflanzenphysiologischen Sinne" zu unterscheiden. Denn der pflanzenphysiologische Begriff Assimilation von Stick- stort' aus der Luft ist keineswegs immer gleichbedeutend mit dem, was in der Landwirthschaft als Stickstofi"- ') Bezüglich aller Einzelheiten sei auf die €)rig;insepilze den Höchsti'rtrag an Erntestickstoff erst dann, wenn sie zu- gleich durch gebundenen Stickstoft', besonders in Form von salpetersauren Salzen ernährt wird, obgleich auch diese Pflanze bei Ausschluss aller Stickstofl'verbinduugen entwickclungsfähig ist, wenngleich mit geringerem Erfolge. Das Quantum des zu diesem Zwecke erforderlichen ge- bundenen Stickstoffes scheint jedoch nach den hierüber angestellten Versuchen geringer zu sein, als man nach gewöhnlicher Auffassung für nötliig hält. Gute, d. h. hunms- und stickstoffreichere Btxlen eignen sich überhaupt nicht für die gelbe Lupine, indem sie hier auch im Symbiosezustande weniger Stickstoff aus der Luft assimilirt und geringere Stickstoft'ernten liefert, als auf stickstoffarmem Boden. Nr. 29. Naturwisseiiscbaftliclic Woclienselirift. •299 Die Erbse, der Rotliklee und walirsclieinlich viele andere noch niclit liierauf geprüfte Leguminosen erzielen dagegen auf diesen Hodenarten einen grosseren ErtVdg iiezüglieh der lM-\verl)ung von Stickstoff aus der Luft, als auf den leicliten, stickstoffarnien Böden, auch bei einer genügenden Düngung der letzteren mit Kalk, Kali und iPbos])liat, was nach Frank gleichfalls mit dem Vorrath an StickstoftSerbindnngen in den besseren Böden im Zu- sammenhange steht, welche, wie ans den N'ersuciien iier- vorgeht, auch sclmu ohne eine besondere .Stiekstofl'dnngung auf die PHanzenentwickeiung kräftig wirkten. Hiernach erscheint es fraglich, ob auf den besseren Böden eine Stickstoffdüngung zu den genannten Leguminosen überall nothwendig ist; die Wirkungen des Stalldungs auf Erbse u. dgl. auf den besseren Böden beruhen möglicher Weise auch auf dem Gehalt des Dungs an Kali etc. und können dann auch durch künstliche Düngemittel erwartet werden. Die den Boden an Stickstoff bereichernde Wirkung der Leguminosen, welche auf dem Zurückbleiben der stickstoffreichen Wurzelreste im Boden beruht, findet nicht bloss auf den stickstoffarmen, sondern auch auf den besseren und humusreichen Böden statt. Bei den Nicht- Leguminosen dagegen ist die Ver- besserung des Bodens, gegenüber dem Quantum von ge- bundenem Stickstoff', welchen sie dem Boden entziehen, nur eine geringe. Aber auch sie entnehmen einen Theil ilu'es Stickstoft'bedarfes aus der Luft, und der Effect der Stickstoffsannnlung zeigt sich, sobald der von den Pflanzen gesannnelte Stickstoff nicht als Ernte vom Boden weg- genommen, sondern die gesannnte Pflanzenmasse dem- selben einverleibt wird. In dieser Beziehung treten als Gründttngungspflanzen auch Nicht- Leguminosen den Le- guminosen als bodenbereichernde an die Seite. Doch bedarf der Fähigkeitsgrad der verschiedenen Nicht-Leguminosen in dieser Beziehung nach Species erst noch einer ein- gehenderen Erforschung. Dieselben werden jedoch zu dieser Stickstoffverbindung aus der Luft um so l)efähigter, je mehr sie durch Anbau auf guten, für sie geeigneten Bodenarten, beziehentlieh durch eine Gabe von gebundenem Stickstoff' in ihrer ersten Leijensperiode zu einem kräftigen Entwickelungszustand gebracht werden. Diese nunmehr durch vielfache wissenschaftliche Versuche festgestellte Fähigkeit der Pflanzen, den Luft- stickstoff zur Ernährung zu verwenden, welche, nach Frank im Pflanzenreiche weit verbreitet und nicht nur auf die Leguminosen sich beschränkt, ist nun nach ge- nanntem Forscher (vergl. Deutsche Landw. Presse 1893 S. 133) je nach den einzelnen Pflanzenarten grosser oder geringer, so dass unsere Aufgabe darauf wird ge- richtet sein müssen, weiter zu untersuchen, weiche Pflanzen in dieser Beziehung das Meiste leisten, nnd ob und wie man im Stande sein wird, durch geeignete Kulturmethoden diese Fähigkeit bei den einzelnen Pflanzenarten noch zu verstärken. . Jedenfalls ist, wie bereits aus zahlreichen Untersuchungen von Frank als auch von Petermann und Liebscher hervorgegangen, je besser die Entwickelung ein und derselben Pflanzenspecies ist, auch desto ergiebiger ihre Stickstoftsammlung aus der Luft; oder mit anderen Worten: „Jede Steigerung der Pflanzenentwickelung, die durch Begünstigung der Factoren des Pflanzenwachstbums (Boden, Düngung, Witterung) zu erzielen ist, vermehrt auch die Erwerbung von Stickstoff aus der Luft dureii die Pflanze, und zwar sowtdd bei den Leguminosen als auch bei den anderen Pflanzen (Frank). Der Luftstickstoff steht, nach Frank, in viel ausge- dehnterem Maasse, als man bisher glaubte, der landwirth- liclicn Produktion offen. Auf den gebundenen Stickstoff des Bodens können freilieii, wie erwähnt, die Pflanzen, wenigstens gewi.sse Arten, nicht ganz verzichten. Aber bei dem Anbau von Pflanzen, die selbst keine starken Stickstoffsainnder sind und deren .Stickstoff geerntet wird, kann man durcli Anliau stärkerer Stickstoffsanmiler und \ erwcndung dersellien als (lründUni;:ung immer wieder neuen Luftstickstotf in gebundenen Bodensfickstoff über- führen. Jede Gründüngungspflanze, Leguminose (ider Niciitleguminose, wo sie nur am rechten Platze ist, wirkt nach Frank nicht bloss stickstofferhaltend, dadurch dass sie einen Theil des sonst versickernden h'islicheu Boden- stiekstoffs in Form von Pflanzensubstanz in der ( )ber- krume iestlegt. sondern auch stickstntfNcrmehrend. weil sie Luftstickstoff in Pflanzenstickstoff umwandelt. Dr. R. Otto. Zur Oeologie von Nord-Patagonieii, ~ In einer Arl)eit, die als vdrläuflge jMittheilung vom Verfasser be- zeicJmet wird, giebt Jos. von Siemiradzki in Lemberg im L Hefte 1893 des Neuen Jahrbuches für Mineralogie etc. einen kurzen Bericht über seine Forschungsreise nach Nord-Patagonien, in jene Gebiete , welche unter den ad- ministrativen Bezeiclinungen Pamjja central, Rio Negro und Neuquen bekannt sind. Der Weg führte über Bahia Bianca zur Jlilitair-Golonie General Acha, über die Pam- pasgebirge von Lihue-Calel und Choique-Mahuida nach Choele-Choel am Rio Negro, diesen und den Limay-Fluss hinauf bis zum See Nahuel-Huapi, über den Pass von Lonquimay nach Santiago nnd zurück über üspallata nach Buenos Ayres. Die beispiellose Ungenauigkeit der sogenannten Generalstabskarte des Oberst Rhode veran- lasste den Verfasser, trotz seiner unzureichenden In- strumente, ein Croquis seiner Route aufzunehmen, wonach die Gegend eine von der bisherigen ganz abweichende Gestaltung zeigte. Instructiv ist ein Profil, welches man sich von der Mündung des La Plata über die Pampa central nach W. S. W. verlaufend vorzustellen hat. 1 )iesem folgend, trifft man zuerst auf die kaum 80 m sich er- hebende eigentliche Pampa, welche aus Löss mit der bekannten Glvptodon-Fauna besteht, der von pliocäneu Muschelbänken unterlagert wird, aus denen inselartig ältere Partien miocöuen und eocänen Gesteines hervor- ragen. In nordwestlicher Richtung von Bahia Bianca nach San Luis zu erhebt sich das Land zu einer 300 m hoiien, durch zahlreiche abflusslose Seeen ausgezeichneten Terrasse, welche zur Pampa central hinüberführt. In diese letztere sind ausser den Thälern der beiden grössten pa- tagonisehen Flüsse, des Rio Colorado und Rio Negro, zahlreiche lefe Erosionsthäler mit Nordost- oder Ost-Verlauf eingeschnitten, in denen häufig abflusslosc, stark salzhaltige Seen liegen und wo allein sich üi)pige Vegetation vor- findet; auch alle Ansiedelungen der Pampa central werden in diesen Vertiefungen angetroffen, da ausserhall) der- selben keine Feuchtigkeit gefunden wird. Die Pampa central steigt allmählich, aber stetig immer höher empor, bis sie in der Nähe der Cordillere eine Hrdie von lOOU m erreicht. liir Boden wird aus einer weissen Kalkmergel- schicht unbekannten Alters gebildet, der allmählich in das patagouische Geröll übergeht, welches oft in einer Mächtigkeit von 10 m ungeheure Flächen bedeckt und dessen Entstehung nach dem Verfasser noch nicht erklärt worden ist. — Der gewaltige Bitter-See Urre-Lafqucn liegt ebenfalls in einem mächtigen Erosionsthale, wird rings von Salzsteppen, Salitrades, umgeben und zerfällt in der trockenen Jahreszeit in eine Reilie getrennter See- becken. Hierauf sind die Widersprüche auf den ver- schiedenen Karten zurückzuführen. — Eine beachtens- werthe, von den bisherigen abweichende Erklärung giebt Siemiradzki für die in der ganzen Pamjja zerstreut aul'- taueheudeu Gebirgsgruppen, welche als „V'irgatiouen der Cordillere" gewöhnlich zusammeugefasst werden. Nach 300 Naturwisseuschaftliche Wochenschrift. Nr. 29. ihm stellen dieselben „ein ungeheures paläozoisches Faltung'ssystem vor, welches den ganzen Ürboden Süd- amerikas zusammensetzt, ein constantes S. (.). -Streichen besitzt und mit der meridionaleu Richtung der jung- eruptiven Vulcanreihe nichts zu thun hat." Südamerika besitzt nämlich zwei verschiedene Dislocationsrichtuugen; eine ältere, südöstliche, welche mit Eintritt der Carbon- Periode ihr Ende erreichte, und eine junge, meridionale. welche besonders während der Tertiärzeit wirkte, höchst wahrscheinlich aber auch noch gegenwärtig thätig ist. Der ersteren verdanken die sogenannten Virgationen der Anden ihre Entstehung, der zweiten die Vuleanreihen der Cordillere. Diese letztere Richtung tritt im nördlichen und mittleren Theile der südamerikanischen Anden zurück, herrscht dagegen in Chile vor, so dass sie die Spuren der älteren nahezu verwischt hat. Verfasser führt für seine Ansicht verschiedene, sehr iustructive Beispiele an, welche derselben hohe Wahrscheinlichkeit gewähren. — Längs des Alumine-Flusses entdeckte der Verfasser eine ganze Reihe erloschener Vnlcane, die trotz ihrer Höhe bis zu 2000 m bisher auf keiner Karte angeführt sind. Dieselben liegen vollständig getrennt auf der Ostseite der Cordillere von Chile, welche ihre Hauptvulcane entweder auf ihrem Gipfel oder am Westabhange entwickelt zeigt. — Die diluvialen Glacialbildungen haben nicht die ge- waltige Ausdehnung, wie von mancher Seite angenommen wird. In erster Linie darf ihnen die patagonische Geröll- schieht nicht zugerechnet werden. Typische Gletscher- spuren, Moränen und Gletschersehliflfe, finden sich in der Umgegend von Tandil, besonders aber in der Nähe der Cordillere. — Eine Eigcnthiimlichkeit der Cordillere sind ihre zahlreichen Torfmoore, welche besonders an den Glacialmoränen auftreten, und die sogenannten Torfquellen, runde Löcher, rings von üppiger Vegetation verdeckt, welche dem Reisenden und seinem Thiere oft recht ge- fährlich werden können. Ueber das im Meerwasser enthaltene Gold und Silber macht V. Freudenberg im Auslande (Jahrb. 66, Seite 306) die folgende Mittheilung: Dass Gold und Silber im Meerwasser enthalten ist, hat man schon seit den Forschungen Malagutis und Durochers gewusst, aber eine zweckmässige Methode, diese Edelmetalle zu gewinnen, ist bis jetzt noch nicht gefunden worden. Herr C. A. Munster bespricht diese Frage in einer norweg-isehen Zeitschrift und schlägt eine Methode der Gewinnung dieser Metalle vor, welche nicht ohne allgemeines Interesse ist und unseres Erachtens einige Beachtung verdient. Der Genannte entnahm zum Zwecke der Untersuchung 100 1 Seewasser aus dem Christiania-Fjord, die er bis zur Trockenheit des Bodensatzes verdampfen Hess, und die 1830g Niederschlag lieferten. Dieser ward gemahlen und in Portionen von je 300 g eingetheilt, deren eine jede dem gleichen chemischen Verfahren unterzogen ward, was das Gewicht von 19 mg Silber und 6 mg Gold per Tonne Seewasser von durchschnittlicher Beschaffenheit ergab. In Erwägung nunmehr des äusserst geringen Gehaltes des Seewassers "an Edelmetallen hält der Schreiber des Artikels dafür, dass keine Methode des Niederschlages in Behältern oder Gefässen von Erfolg sein könne; es müsse der Niederschlag, meint er, im Meere selbst stattfinden, wo das Wasser durch eine natürliche Strömung fortwäh- rend erneuert wird. Er schlägt daher zu diesem Ende vor, dass man einen etwa 60 m breiten Kanal zwischen zwei kleinen Inseln, wie deren, von Felsen gebildet, die norwegische Küste in Masse aufzuweisen habe, aufsuche, und zwar da, wo die Strömung ungefähr 4 m pro Minute beträgt, sowie in einer Lage, die vor dem Wellenschlag und vor Winden möglichst geschützt sei. Ueber diesen Kanal soll der Unternehmer 60 Stück 2 m breite galvani- sirte Eisenplatten in der Weise legen, dass sie in einem Winkel von 30° gegen den Strom geneigt sind. Durch die ganze Platteuserie soll dann ein elektrischer Strom behufs Niederschlages der Edelmetalle geleitet werden. Für die Erzeugung eines so geringfügigen Stromes, wie er hierfür erfordert wird, erachtet Munster wenige Pferde- kräfte als hinreichend, und die könnten durch Wasser- kräfte, Wind oder auf thermo-elektrischem Wege leicht aufgebracht werden, indem man die Differenz der Tempe- ratur zwischen Meer und Luft benutzt. Das grosse, hier- zu erforderliche Kahmenwerk, meint unser Gewährsmann, könne auf billige Weise aus mit Graphit und Theer ge- tränktem carbonisirtem Holze hergestellt werden, da die leitende Kraft für einen so schwachen Strom keine grosse zu sein brauche. AVenn alle die genannten Platten passi- renden Edelmetalle niedergeschlagen würden, meint er, so könnten selbige leicht den jährlichen Werth von 1 500 000 Dollars erreichen, und da die Arbeitskosten sehr gering seien, so würde es sich der Mühe lohnen, selbst wenn die Ausbeute nur Vioo o*^l^i' Viooo obiger Sunmie betrüge. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt : Der Kaiserliche Rath, Honorardocent Dr. G. A. Koeli zum ausserordentlichen Professor der Minei-alogie, Petrographie und Geologie an der Hochschule füi- Bodencultur in Wien. — Der Privatdocent Dr. Bayer zum ordentlichen Professor in der medicinischen Facultät der Universität Strassbnrg. Es haben sich habilitirt: Der Assistent am physikalischen In- stitut der Universität Jena Dr. Rudolf St r anbei für Physik. — In der medicinischen Facultät der Universität Berlin: Dr. Dietrich Nasse für Chirurgie — und Dr. Kurt Schimmelbusch. Es sind gestorben: August B. Ghiesbreeht, bekannt durch seine Forschungsreisen in Brasilien, Centralamerika und Mexico. — Der Arzt und Naturforseher F. C. Kiär in Christiania, liekannt durch seine Untersuchungen der Kryptogamen, speciell der Moose. — Der frühere Lehrer an der Centralschule in Paris Professor Daniel Colladon, bedeutender Physiker, in Genf. Emin Pascha's Tod ist heute noch in Dunkel geliüUt. Nach dem Deutschen Kolouialblatt (S. 275) hat Tippu Tipp im April d. J. von seinem Verwandten Raschid ben Jlohamed bin Said el Mai-jabi einen vom 2. December 1892 datirten Brief erhalten, demzufolge Emin Pascha auf dem Rückzuge nach einem unglücklichen Gefecht gegen den arabischen Sclavenjäger Said ben Abed el Khuduri im November vorigen Jahres mit allen seinen Begleitern nieder- gemacht worden ist. Tippu Tipp giebt als Platz, wo das Massacre stattgefunden haben dürfte, einen Mlimani genannten Ort an, welcher eine Tagereise von den Flüssen Ituri und Nyoro und circa 30 Tagereisen von den Stanley -Fällen entfernt liegen soll. Ent- kommen sollen nur diejenigen Leute des Paschas sein, welche im Lager zurückgeblieben waren. Der genannte Brief ist an den Staidey-Fällen aufgegeben und auf dem Umwege über den Congo und Europa an Tippu Tipp gelangt. Scheint hiernach also eine Bestätigung des Todes Emin's vorzuliegen, so ist damit noch keineswegs gesagt, dass die Nachricht auf Wahrheit beruht. Ver- dächtig ist bei dem öfters genannten Briefe der ganz ungewöhn- liche Weg, welchen derselbe genommen hat. Daher verdient eine Stelle aus einem Briefe Professor Seh w e Inf urth's an die „Neue Freie Presse" über das Schicksal des Paschas besondere Beachtung; wir geben dieselbe im Folgenden wieder: „Kann ich Ihnen nun auch auf dem Gebiete der Vermuthungen nichts Neues und Ueber- raschendes bieten, so möchte ich doch nicht unterlassen, da auf einen Umstand aufmerksam zu machen, der allerdings hervor- gehoben zu werden verdient, wenn es sieh um die Möglichkeit handelt, dass Emin Pascha am Ende doch noch leben könnte. Als Stuhlmann ihn verliess, war Emin Pascha in Verbindung mit seinen ehemaligen Soldaten am Albert -See. Kurze Zeit nach Stuhlmann's Abreise kann die Nachricht von dem Herannahen der Kerkhoven'schen Expedition, die auf dem Marsche nach Lado war, zu Emin gelangt, vielleicht dieser durch Briefe direct auf- gefordert worden sein, zu kommen. Wenn Emin (er brauchte dazu nur über den See zu fahren) sich den Belgiern anschliessen wollte, SU würden diese ihn gewiss mit offenen Armen aufgenounneii haben. Ueber die ehemalige Provinz Emin's wissen wir aber seit Jahr und Tag nicht d.is geringste, da die Belgier, si'itdrin sie dort. Nr. 2!». Naturwisscnscliaftliflie Wocliciischrift. 301 sind, iiDgeblich jede Nachricht über ihre Erwerbung am oberen Nil unterdrücken, um den englischen Blättern keine Gelegenheit zu geben, ihr Anrecht an dieses Gebiet zu bemäkeln. Die britische Regierung lässt die Congo- Leute vorläufig gewähren auf der clfenbeinfetten Domäne ihrer Interessensphäre, wehe aber, wenn die Zeitungen dahinter kommen. Emin Pascha, das obere Nil- gebiet, die Congo -Regierung und die britische Interessensphäre am oberen Nil sind alle sanimt und sonders ein Mysterium. Da- her kann man nur sagen: „Nichts (ilewisses weiss man nicht!" Möchte die Ansicht des Herrn Professor Schweinfurth, dem in allen Verhältnissen, welche auf die hier in Frage kommenden Gegenden Bezug haben, vor allen anderen ein der Wirklichkeit am nächsten kommendes Urtheil zusteht, die richtige sein, und eines Tages die freudige Botschaft durch die Blätter eilten, dass Emin Pascha mit seinen Leuten wohlbehalten an seinem Ziele angelangt sei. Freilich wollen wir nicht verhehlen, dass uns Herr Professor Schweinfurth in der letzten Sitzung der geogr. Gesellschaft in Berlin die Hoffnungslosigkeit dieses Wunsches bestätigt hat. Die VIII. Generalversammlung des Internationalen Ento- mologischen Vereins findet in Prag am l'-'. August d. J. statt. Die 40. Versammlung der Deutschen Geologischen Gesell- schaft findet in Goslar vom 14. August d. J. ab statt. Eine Internationale Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung, ver- anstaltet zum fünfzigjährigen Bestehen des Leipziger Gärtner- Vereins, findet vom 25. August bis ä. September in Leipzig statt. Die bergmännische Ausstellung in Gelsenkirehen w urde am 1. ,Juli durch den Bergliauptmaini Täglichsbeck aus Dortmund eröfl'nrt. Astor Chandler und I«. von Höhnel haben Ende des vorigen und Anfang dieses Jahres von Hanieye aus eine zweimonatliche Reise ausgeführt und auf derselben einen Theil des Laufes des Tana, den Lauf seines Nebenflusses Mackenzie bis zu einem seiner Quellflüsse und endlieh eine Strecke des noch unerforschten Guasso Njiro erkundet. (Petermaim's Mittheil. 1893, S. 120.) Der bekannte Islandforscher Th. Thoroddsen ist von Kopen- hagen nach Island gereist, um das unbewoluite Hochland am süd- westlichen Rand des Vatna Jökull, die noch unbekannten Qnell- flüsse des Skapta und Hoerfisfljat und die Gegend um den Katla zu erforschen. (Verhdlgu. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin, S. 361.) C. N. Fotanin, welcher mit seiner Expedition zur Erforschung von Sz'-tschuan am 18. October (a. St.) 1892 von Kiachta auf- brach, hat über Urga und Kalga Peking erreicht und ist Mitte December v. J. von hier wieder aufgebrochen, um seine Reise fortzusetzen. (Globus G4, S. 1.'j.) L i 1 1 e r a t u r. Max Ifordau, Entartung. Carl Duncker in Berlin. I. Bd.: 1S92. IL Bd.: 1893. — Preis a 6 Mk. Ein neues Werk des geistreichen Schriftstellers Nordau wird Jeder gern zur Hand nehmen und lesen. Es ist immer von Inter- esse zu wissen, was er sagt: mag man nun in der Lage sein, ihm ganz zuzustimmen oder mehr oder minder in den von ihm ent- wickelten Ansichten abzuweichen. Die vorliegende, neueste zwei- bändige Arbeit „Entartung'' beschäftigt sich mit dieser Erschei- nung und mit den Werken und Einflüssen der „Entarteten" auf die Gesellschaft. Die Entartung ist dem Verf. mit Morel eine krankhafte Abweichung von einem ursprünglichen Typus. „Diese Abweichung — sagt Morel — auch wenn sie anfänglich noch so einfach wäre, schliesst übertragbare Elemente von solcher Be- schaffenheit in sich, dass derjenige, der ihren Keim in sieh trägt, immer mehr unfähig wird, seine Aufgabe in der Menschheit zu erfüllen, und dass der geistige Fortschritt, der schon in seiner Person gehemmt ist, sich auch bei seinen Nachkommen bedroht findet." Das Ende unseres Jahrhunderts trägt nach Nordau das Gepräge der Entartung. Morel führt dieselbe in der Hauptsache auf Vergiftung zurück. „Ein Geschlecht, das regelmässig, selbst ohne Uebermaass, Betäubungs- und Reiz-Stoft'e in irgend einer Form gebraucht (also gegohrene , weingeisthaltige Getränke, Tabak, Opium, Haschisch, Arsenik), das verdorbene Nahrungs- mittel geniesst (mutterkornhaltiges Brod, schlechten Mais), das organische Gifte in sich aufnimmt (Sumpffieber, Syphilis, Tuber- cnlose, Kroptlvrankheit), erzeugt entartete Nachkommen, die, wenn sie denselben Einwirkungen ausgesetzt bleiben, rasch zu den tiefsten Stufen der Degeneration, zum Blödsinn, zur Zwerg- haftigkeit u. s. w. hinabsteigen." Nordau fügt noch die schäd- lichen, die Sinne übermässig und unaufhörlich reizenden Einflüsse des Lebens in der Grossstadt hinzu. Die Eigenthümlichkeiten und Merkmale der Entarteten werden ausführlich erläutert und sodann in den Werken der „modernen" Künstler aufgewiesen. Ein Hauptmerkmal der Entartung ist das mystische Delirium, die beständige Beschäftigung mit mystischen und religiösen Fragen, die übertriebene Frömmigkeit u.Js. w. Nordau findet diesen Mysti- cismus u. a. vertreten bei Tolstoi und Richard Wagner. Auch die „Ich-Sucht", ilie Nordau im Gegensatz zur „Selbstsucht" unter- scheidet, w'elche letztere nicht ein krankhafter, sondern ein sitt- licher Mangel ist, ist ein Charakteristikum des Entarteten. Der e.vtreme Ich-Süchtige sieht nur sich und di^nkt nur an sich. „Er hat — sagt Legrain — nur eine einzige Sorge: seine Begierden zu befriedigen." Erscheinungen der Ich-Sucht sind u. a. nach Nordau der „Ibsenismus"' Auch der Naturalismus Zola's dem ein grösserer Abschnitt gewidmet ist (das 4. Buch des 2. Bandes), ist nach Nordau eine auf Entartung zurückzuführende Erscheinung. Prognose und Therapie der Entartung finden Besprechungen in zwei Schlussabschnitten des Werkes. Der Kampf ums Dasein wird die Zahl der Entarteten wieder herabmindern, aber Nordau verlangt auch Belehrung des Volkes über die Entartungs-Erschei- nungen von Seiten der Irren-Aerzte. Charles Darwin, Reise eines Naturforschers um die Welt. Autorisirte deutsche Ausgabe. Aus dem Englischen übersetzt von J. Victor Carus. Mit 14 Holzschnitten. 2. durchgesehene Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (E. Koch). Stuttgart 1892. - Preis 9 Mk. Man muss sich ei.üentlich wundern, dass die prächtige Dar- win'sche „Reise eines Naturforschers um die Welt" in Deutsch- land nicht mehr als nunmehr 2 Auflagen erlebt hat. Denn man sollte doch annehmen, dass jeder, der sich Naturforscher nennt, das Buch gelesen hat. Die erste deutsche Ausgabe erschien 187.5 also vor bald 20 Jahren! Wir möchten ausdrücklich darauf auf- merksam machen, wie sehr geeignet das Buch ist, der reiferen, sich für Naturbeobachtung interessirenden Jugend in die Hand gegeben zu werden. Es ist eine wundervolle Vorschule zur An- leitung der Beobachtung in der freien Natur, die Darwiu, w-ie er das eben in dem Buche so glänzend beweist, bewunderungswürdig verstanden hat. Wenn num berücksichtigt, dass Darwin erst Anfang der Zwanziger war als er die Weltreise mitmachte, so überrascht die Reife seines Urtheils und seiner Auffassungen um so mehr. Rieh. Biedermann. Ueber die Structur der Tintinneu-Gehäuse. Aus dem zoolog. Institut der Universität. Kiel. Lipsius & Fischer. 1892. 'b8 S. 2 Tafeln 4". — Preis 2 Mk. Die vorliegende Schrift ist ein Ergebniss der LTntersuchung der von der deutschen Plankton-E.xpedition gesammelten pela- gischen Infusorien. Die zierlichen Gehäuse der Familie der Tin- tinnen zeigen mehr oder weniger regelmässige Hohlräume in der Substanz ihrer Wandung, eine alveoläre Bildung, welche geringe Schwere mit Widerstandsfähigkeit und Elasticität vorbindet und zugleich den Vortheil hat, dass weniger Material dazu nöthig ist; nebenbei erhält das Gehäuse dadurch eine eigenthümliche Zier- lichkeit und Schönheit. Man kann darunter etwa folgende G nippen unterscheiden : 1. Das Gehäuse ist in ein rundliches Wohnfach und einen mehr cylindrischen Aufsatz geschieden und zeigt eine sehr feine netzartige Zusammensetzung, während einzelne Stellen einen beson- deren Bau zeigen (secundäre Structurtiguren); diese Stelleu sind meist symmetrisch und nicht unmittelbar mit einander zusammen- hängend. a) Am Aufsatz immer, am Wohnfach meistens grosse scharf- begrenzte, runde oder vieleckige sehr durchsichtige Stellen, sogenannte Fenster. Nie Fremdkörper am Gehäuse. — Dictyocysten-Gruppe. b) Nur am Wohnfach und auch da nicht immer Fenster vor- handen, dagegen andere Structiirfigureu oft am ganzen Ge- häuse. Fremdkörper selten. — Codonella-Gruppe. 2. Gehäuse schlank oder glockenförmig ohne besonderen Aufsati^, netzartig, ohne Fenster, mit Neigung zu Spiralen oder Kreisriugelung. Zahlreiche Frenulkörper an die Schale angekittet und dadurch die Regelmässigkeit der primären sechseckigen Fel- dorung oft gestört. — T i n t i n n o p s i s - G r u p p o. 3. Ciehäuse schlank, ohne besonderen Aufsatz, netzartig ohne Fenster, oft mit secuudären Structurfiguren oder auch Verstär- kungszügen, welche regelmässig unter sich zusammenhängen und sich gegenseitig begrenzen. a) Spitze einfach oder fehlend. Zwischenrippen der grossen Felder sehr stark. Mündungsrand meist gezähnt. — Cytta- ro cy tis-Grup p e. b) Spitze oft complicirt. Zwischenwände der grossen Waben dünn. Felder regelmässig sechseckig, an verschieileneu Stellen vim verschiedener Grösse. — Lauzon-Tintinneu. 302 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 29. c) Nur gleichgrosse regelmässig sechseckige Felder am ganzen Gehäuse. Undella-Gruppe. d) Längsleisten an der Oberfläche des Gehäuses. Grössere runde oder ovale Felder zwischen den gleichmässigen sechs- eckigen eingestreut. Streifen-Tintinnen. Das Litteraturverzeichniss enthält 22 Nummern, beginnt mit zwei Werken von O. Fr. Müller, 1776 und 1786 und endet mit 0. Nordquist 1890. Die gut ausgeführten Tafeln zeigen die wich- tigsten Formen und einzelne besondere Structnrverhältnisse in Vergrösserungen von 145 bis 1480. E. v. Martens. Prof. Dr. Eduard Heiden, Leitfaden der gesammten Dünger- lehre und Statik des Landbaues. 3. vermehrte und verbessiMte Aufl., umgearbeitet von Dr. Hermann Gräfe. Philipp Cohen (M. Berliner). Hannover 1892. — Preis 3,25 M. Das bewährte und ausgezeichnete Buch erschien zuerst 1873, die vorliegende 3. Aufl. hat die verhältnissmässig zahlreichen Fort- schritte im Gebiete der Agriculturchemie des letzten Jahrzehntes passend berücksichtigt. Die 1. Abtheilung behandelt die Ernäh- rung der Pflanzen, die 2. den Dünger im engeren Sinne. Das Buch ist möglichst gemeinverständlich gehalten, um auch dem Landwirth, dem nur geringere wissenschaftliche Kenntnisse zur Verfügung stehen, verständlich zu sein. Prof. Dr. Emil Koehne, Deutsche Dendrologie. Kurze Be- schreibung der in Deutschland im Freien auslialtenden Nadel- und Laubholzgewächse zur schnellen und sicheren Bestimmung der Gattungen, der Arten und einiger wichtigeren Abarten und Formen. Mit etwa 1000 Einzelfiguren in 100 Abbildungen nach Original -Zeichnungen des Verfassers. Stuttgart, Verlag von Ferdinand Enke. 1893. — Preis 14 Mk. Die vorliegende neue, ausgezeichnete, von vielen Seiten sehn- süchtig erwartete Dendrologie wird jeden, der sich für die wilden und bei uns im Freien aushaltenden Gehölze interessirt, in höchstem Maasse befriedigen. Dem gelelirten Fachmann und Praktiker, wie z. B. dem Baumschulen-Besitzer, ist das Buch unentbehrlich, denn es resumirt nicht nur die heutigen Kenntnisse in dem Gebiete auf das Treft'lichste, sondern der gewissenhafte Verfasser hat auch alles selbst untersucht und dadurch ganz wesentliche Fortschritte errungen. Der Fachmann würde das Buch, das nur 602 Seiten umfasst, weit umfangreicher wünselien: er möchte sich von dem Verf. möglichst viel sagen lassen, und diejenigen, die den Herrn Verf. kennen, wissen recht gut, dass er in der That das Buch sehr viel umfangreicher hätte gestalten und dabei immer aus eigener Kenntniss schöpfen können. Freilich wird das Buch in der vorliegenden Form grössere Verbreitung finden, namentlich wird der Liebhaber, auf dasselbe aufmerksam gemacht, leichter die Beschaffung desselben bewerkstelligen, als wenn es sich um ein umfangreiches und dann nothwendigerweise kostspieliges Werk handeln würde. Referent hat nach dem Buche einige Bestimmungen probe- weise vorgenommen: glatt und schnell führten dieselben zum Ziel, kurz, Verf. hat in jeder Beziehung das Menschen-Mögliche erreicht. Die Diagnosen sind bei ihrer Kürze, die stets die wichtigsten Merkmale herausgreifen, mustergültig: die Unterschiede sind in einer grossen Anzahl von Fällen weit schärfer erfasst worden, als es bis dahin geschehen war, und viele überhaupt zum ei-sten Male erkannt worden. Es steckt in dem Werk eine gewaltige Arbeit: jedes Wort ist der Beachtung würdig. Den wissenschaftlichen Anforderungen in gleicher Weise entsprechende Abbildungen, wie die vielen Original-Zeichnungen des Verfassers, hat Referent bisher in keiner anderen Dendrologie gefunden. Privatdoc. Dr. A. Zinunermann, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. Heft III (Schluss von Bd. I). Mit 1 Doppeltafel und 21 Textfiguren. H. Laupp'sche Buchh. Tübingen 1893. — Preis 4 Mk. Verl. hat in dem voi'liegenden Hefte auch Untersuchungen Fremder aufgenommen, weshalb wir auf dem Titelblatt dieses Heftes und dem ihm beigegebenen Haupttitelblatt des Bandes I die Angabe finden „herausgegeben" von A. Zimmermann, während die beiden früheren Hefte einfach als Beiträge „von" A. Z. be- zeichnet sind. Heft III bringt die Abhandlung 9 — 15 und zwar: 9. Ueber die Elaioplaston, 10. Zur Wachsthumsmechanik der Zell- membran, 11. Ueber Apiocystis Brauniana Naeg. (von C. Correns), 12. Zur Kenntniss der inneren Structur einiger Algenmembranen (von demselben), 13. Ueber eigenartige Membranverdickungen im Blatte von Gyperus alternifolius, 14. Ueber Calciumphosphataus- scheidungen in lebenden Zellen und 15. Ueber eigenartige Cuti- cularbildungen (von K. Schips). No. 9, 10, 13 und 14 haben den Herausgeber zum Verfasser. Die trefflichen Untersuchungen sind für die Lehre von der Pflanzenzelle von grossem Werth, seit Hofmeister's berühmter Arbeit ist kein Werk erschienen, dass so eingehend und resultat- reich den Gegenstand gefördert hätte: der Botaniker muss es kennen. Prof Dr. Ludw. Neumann, Die Volksdichte im G-rossherzog- thum Baden. Eine anthropogeographische Untersuchung. Mit einer Höhenschichtenkarte und einer Volksdichtekarte Badens in 1:800 000. Forschungen zur deutschen Landes- und Volks- kunde, herausgegeben von A. Kirchhofif, Bd. VII, Heft 1.) 8°. 172 S. Stuttgart, J. Engelhorn, 1892. — Preis 9,40 Mark. Der 7. Band der Forschungen erött'net eine sehr eingehende, mit peinlichster Sorgfalt ausge.arbeitete, auf langjährigen Special- Studien bestehende Arbeit des durch seine orometrischen Arneiten über den Schwarzwald u. s. w. rühmlichst bekannten Freiburger Geographen, welche bereits 1890 abgeschlossen war, aber wegen der Kostspieligkeit der beiden grossen zu derselben gehörigen Karten nicht veröffentlicht werden konnte. Durch das Badische Statistische Bureau, welches von mehreren Ministerien unterstützt wurde, ist die Herausgabe der beiden schönen Kartenblätter er- möglicht worden. Als Grundlage für die Volksdichtekarte glaubte der Verfasser erst eine Höhenschichtenkarte neu schaft'en zu müssen, was an sich schon eine sehr zeitraubende und mühselige Arbeit erforderte. Nach welchen Grundsätzen dann mit Hilfe der- selben die Volksdichtekarte ausgearbeitet wurde, ist in dem ausführliehen ,, Allgemeinen Theil" (S. 11-70) näher dargelegt und zu den bisherigen Darstellungen der Volksdichte Stellung ge- nommen. Das Wesentliche ist, dass hier nicht von den po- litischen Eintheilungen ausgegangen wurde, sondern dass Neu- mann die natürlichen Momente möglichst berücksichtigen will. Die Aufgabe, welche er zu lösen sucht, lautet: „Wie ver- theilt sich die gegenwärtige Bevölkerung des Grossherzogthums Baden unter dem Einfluss der orohydrographischen Lage, der Höhe, des Klimas, der Bodenbeschalfenheit und Bodenbebauung, endlich unter Berücksichtigung der grossen Verkehrsstrassen und der modernen Ausgestaltung der Grossindustrie?'' Er beschränkt sich dabei auf Baden, einmal, weil die statistischen Aufzeichnungen der verschiedenen Länder, welche nun einmal das Urraaterial für Volksdichtestudien bilden müssen, nach recht verschiedenen Ge- sichtspunkten gewonnen wurden und daher keine gleichwerthige Verarbeitung gestatten, ausserdem aber, weil die auf Autopsie be- stehende Vertrautheit des Verfassers mit seinem Arbeitsgeliiet, hauptsächlich Baden, dieses aber auch nahezu vollständig, um- fasst. Er gelangte zu folgenden natürlichen Untergruppen: 1. Die nordöstliche Stufenlandschaft zwischen Main und Neckar; 2. der Odenwald zu beiden Seiten des unteren Neckars; 3. das Kraichgauer Hügelland im Süden des Odenwaldes bis zum Schwarzwald; 4. die Rh ein ebene; 5. der Schwarzwald; 6. die Hochebene der Baar im Osten des Schwarzwaldes und an der oberen Donau; 7. der südliche Theil des badischen Jura im Klettgau zwischen dem Rhein und dem Schweizer Kanton Schaft'hausen; 8. der Jura längs der Donau vom Randen bis in die Gegend von Sigmaringen; 9. die Hochebene des Hegaues zwischen Oberrhein und Jura; 10. das Linzgauer Bergland im Norden des Bodensees. Es werden nun kurz die klimatischen Zustände dieser L;indestheile dargelegt, die hydrographischen Verhältnisse, besonders namentlich diejenigen der Rheinebene besprochen und eine geschichtliche Uebersicht der Besiedelung des heutigen Badens gegeben, bei welcher auch die prähistorischen Funde Be- rücksichtigung finden. Es folgen dann eine Anzahl Tabellen über Fläche, Volks- zahl und Volksdichte der Landestheile und Höhenstufen (S. 71 bis 83), hieran schliesst sich der „Spezielle Theil". Dieser bespricht die Volksdichte der oben genannten natürlichen Landestheile und sucht namentlich die auf der Karte nicht zum Ausdruck gebrachten geographischen Momente, welche bei der heutigen Volksdichte eine Rolle gespielt halien, darzulegen. Ver- fasser gelangt dabei zu dem schliesslichen Ergebniss, dass das Moment der Meereshöhe (welches die Karte veranschaulicht), und die von ihr bedingten klimatisciien Einflüsse nicht so ein- schneidend wirksam ist, wie er von vornherein eigentlich erwartet hätte. So findet man wohl im Allgemeinen in der gesammten Rheinebene, welche bis 300 m unter derselben klimatischen Be- günstigung steht, wie in ihren tiefsten Theilen, weiter im oberen Rheinthale bis zu derselben Höhengrenze, sodann in den ti(>f liegenden Theilen des Main, der Tauber, des Neckar, der Murg und Kinzig bis zu 200 m eine mittlere Dichte von 230 Köpfen auf 1 qkm, aber es zeigen sich im einzelnen doch grosse Abweichungen von diesem Mittelwerthe, wie z. B. beim Neckarthal im Bereich des Buntsandsteins und Muschelkalks, in der Rheinebene über und unter dem Hochufer u. s. w. Ueberall nimmt wohl im allgemeinen Nr. 29. Naturwissenschaftliche Woclieiisciirift. 303 die Volkszahl mit der Höhe ab, aber die Art dieser Abnahme ist grundverschieden je nach der orographischen Ausgestaltung der Höhenformen. So besitzt z. B. die rauheste badische Landschaft, die Baar, mit ihren strengen Wintern auf einer Mittelhöhe von nicht weniger als 770 in durch iliren treff liclien Boden eine Volks- dichte, die bei rein landwirthschaftlichem Charakter der Be- völkerung in unseren Breiten kaum wieder angetroft'en wird. Der Kampf mit dem Klima wurde hier aufgenommen und siegreich durchgeführt, da dauernde materielle Hilfskräfte ihm zum Sieg verhalfen. Verfasser muss einräumen, dass für die Zusammen- häufung der Bevölkerung in Niederlassungen hauptsächlich die Beschaffenheit des Bodens und sodann die Lage einer Siedehuig zum allgemeinen Verkehr entscheidend sind. Natürlich giebt es auch hinsichtlich der Höhenlage Grenzen, welche nicht Über- schrittenwerden. So liegt z. B. im Schwarzwaldo die obere Grenze ständiger Wohnhäuser genau bei 12ÜÜ m; das Jalu-esmittel der Temperatur ist liier nur 5/C., die Mittel für Winter, Frühling, Sommer, Herbst betragen — 1,; 4,; 13,; 5|i°C. Im Allgemeinen kommt e.« aber auf die Höhenlage durchaus erst in zweiter Linie an, denn nach Fr. Ratzeis Wort ist „die geographische Ver- breitung des Menschen das Ergebniss aus dem Zusammenwirken seiner eigenen Natur mit der Natur, die ihn rings umgiebt." Es wäre daher wohl ein noch naturgemässeres Bild der Bevölkerungs- dichtigkeit Badens erzielt worden, wenn Neumann, statt der un- geheuren Arbeit, welche ihm die hier vorliegende Dichtekarte gemacht hat, die einzelnen Wohnplätze ihrer Einwohnerzahl ent- sprechend durch kleinere und grössere Punkte bezüglich Kreisn bezeichnet hätte, wie dies Katzel neuerdings vorgeschlagen hat. Fr. Kec:el. Prof. J. Violle, Lehrbuch der Physik. Deutsche Ausgabe von Gumlich, Holborn, Jaeuer, Kreichgauer, Lindeck. 1. Theil : Mechanik. 2. Bd. Mechanik der flüssigen und gasför- migen Körper. Mit 1309 Textfig. Julius Springer. Berlin 1893. - Pr. 10 Mk. Die günstige Beurtheilung, welche der erste Band des vor- liegenden, für die physikalische Welt höchst willkommenen Werkes erfahren hat, kann in gleicher Weise auch auf den zweiten Band ausgedehnt werden. Derselbe beginnt mit einer sehr ausfüln-- lichen Besprechung der bisher au.sgeführteu Versuche über die Compressibilität der Flüs.sigkeiten. Es folgt dann die Hydrostatik in althergebrachter Form. Eine besonders ausführliche Darstel- lung finden danach die Capillaritäts- und Ditiusionserscheinungen, sowie die Theorie der inneren Reibung. Die letzteren beiclen Erseheinungscomplexe sind auch in der Lehre von den gasför- migen Körpern sehr gründlich behandelt. Besonders wohlthuend berührt in dem vorliegenden Handbuch, dass Theorie und Praxi.s in ganz gleichem Maasse Berücksichtigung finden, sodass infolge- dessen der nebenhergehende Gebrauch eines zweiten Compendiunis wohl nur sehr selten erforderlich sein dürfte. Koerber. G. Foussereau, Polarisation rotatoire, reflexion et refraction vitreuses, reflexion metallique, Lecons faites a la Sorbonne cu 1891 l)is 1892. Georges Carre, a Paris 1893. Für denjenigen, der an der Anwendung des mathematischen Rüstzeugs auf physikalische Probleme und an der Verfolgung einer fruchtbaren Theorie bis zu ihren letzten Consequenzen Freude hat, giebt es kaum ein anregenderes Studium, als das der höheren Optik. Hier ist auf den von Fresuol geschaffenen Grundlagen ein so reiches und harmonisch gegliedertes Gebäude aufgeführt worden, dass man vielfach bereits im Stande war. theoretisch als Fol- gerungen der zu Grunde gelegten Hypothesen Erscheinungen ab- zuleiten, deren experimentelle Bestätigung erst später genau in der vorher bestimmten Weise erfolgte. So complicirt und so schwer fasslich für unser Vorstellungsvermögen auch immer die hypothe- tischen Voraussetzungen der Undulationstheorie sein mögen, der- artige Untersuchungen müssen jeden Zweifler davon überzeugen, dass diese Theorie, selbst wenn' sie der Wirklichkeit nicht völlig entsprechen sollte, doch für die gegenwärtige Wissenschaft ein unschätzbares Kleinod ist. — Das vorliegende Werk, aus an der Pariser Sorbonne gehaltenen Vorlesungen entstanden, ist in holiera Maasse geeignet, beim weiteren Eindringen in die Fragen der hrdicrcn (Jptik als Führer zu dienen. Freilich wird eine sichere Kenntniss der allgemeineren Grundlagen der Lehre von der Pola- risation des Lichts vorausgesetzt, im Uobrigen ist jedoch dem Stoff eine möglichst elementare Behandlung zu Theil geworden, die noch durch zahlreicha einfache Figuren unterstützt wird. — Den ersten Abschnitt des Buches bildet die Besprechung der natürlichen Drehung der Polarisationsebene im Quarz und in ge- wissen Flüssigkeiten. Es werden dann in einem zweiten Abschnitt die merkwürdigen Einwirkungen des Magnetismus auf die Pola- risationsebene mit Ausführlichkeit auseinandergesetzt. Den dritten Abschnitt bildet die Theorie der Spiegelung und Brechung bei durchsichtigen Körpern, während im letzten Theil des Werkes die Reflexion an Metallen behandelt wird. Der Autor nimmt überall auf die Originalabhandlungen Bezug und hat insbesondere auch den neuesten Fortschritten auf seinem Gebiete gebührende Auf- merksamkeit geschenkt. So finden wir im ersten Abschnitt die Arbeiten von Mallard und Gouy, im zweiten diejenigen von Wiener, Wedding und Chauvin eingehend berücksichtigt, und im letzten Alischnitt werden die Ergebnisse, zu denen in neuester Zeit Rayleigh, Wiener und Lippmann gekommen sind, sorgfältig besprochen. Koerber. Klapalek, F., Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Biihmens. Prag. 3,G0 M. Babor. J., et J. Kostal, Note sur une espeoe nouvelle d'Arion. Prag. 0,4(1 M. Beijerinck, M. W., Uebi'r die Butylalkoholgährung und das Butyl- fiTuient. Amsterdam. ],lü M. Bergemann, P., Die ^'erbreitung der Anthropophagie über die Erde und Ermittelung einiger Wesenzüge dieses Brauches. Bunzlau. 1,20 M. Bezold, W. V., Die Meteorologie als Physik der Atmosphäre. 0,.">0 M. Buckmann, S. S., Vererbungsgesetze und ihre Anwendung auf den Menschen. Leipzig. 2 M. Bung'B, K. V., Ein Beitrag zur Kenntniss der Hydrastis canadensis und ihrer Alkaloide. Dorpat. 4,50 M. Correvon, H., Les orchidees rustiques. Genf. 4 M. Dippe, A., Untersuchungen über die Bedeutung der Denkform- Idee in tler Philoso])hie und Geschichte. Berlin. 1 M. Dubois, E., Die Klimate der geologischen Vergangenheit und ihre Beziehung zur Entwickelungsgeschiehte der Sonne. Leipzig. 1,50 M. ' ^ Eisler, P., (Jrundriss der Anatomie des JNIenschen. Stuttgart. 7 M. Emmerich, A., Der Koordinatenbegriff und einige Grundlehren vou di'U Kegelschnitten. Essen. ü,S0 M. Fenchel, A., Die Entwicklung und Degeneration der Hartge- bilde im Thierreich in ihrer Bedeutung für die Degeneration des menschlichen Gebisses. Hamburg. 1 M. Figdor, W., Versuche über die heliotropische Emjifindlichkeit der Pflanzen. Leijizig. 0,30 M. Frank, A. B., Lehrbuch der Botanik, nach dem gegenwärtigen Stanil der Wissenschaft. 2. (Schluss-)Bd. Leipzig. 11 M. Frank, H., Grundriss der Chirurgie für Studirende und Aerzte. Stuttgart. 6 M. Frenzel, J., Untersuchungen über die mikroskopische Fauna Argentiniens. Gravelius, H., Die Anwendung der elliptischen Functionen bei Berechnung absoluter Störungen. Berlin. 2 M. Gremli, A., Excursionsflora für die Schweiz. 7. Aufl. Aarau. 5,10 M. Grimsehl, Die magnetischen Kraftlinien und ihre schulgemässe Behandlung zur Erklärung der Induktionsströme. Hamburg. 2,.'i0 M. Gruson, H., Im Reiche des Lichtes. Sonnen, Zodiakallichte, Kometen, Dännai'rungslicht-P\-ramiden nach den ältesten ägypt. t^luellen. Braunschweig. 1 M. Hertzer, H., Fünfstellige Logarithmentafeln. 3. Aufl. Berlin. 1,20 M. Berichtigung. Seite 272, erste Spalte, Zeile 4 von oben muss es statt Brom- berjr — Bombav heissen. Inhalt: Die Natur der chemischen Elemente. — Geburten und Eheschliessungen der Aphten-Seuche durch den Genuss von Süssrahmenbutter. — Die Eiche als Käf Mikrosporangien und Mikrosporen der Torfmoose. — Die Assimilation des freien Abhängigkeit von Species, von Eruährungsverhältnissen \uu\ vcm Bodenarten. — Zur das im Meerwasser enthaltene Gold und Silber. — Aus dem wissenschaftlicheti Leben. Charles Darwin: Reise eines Naturforschers um die Welt. — Rieh. Bieder m: Gehäuse. — Prof. Dr. Eduard Heiden: Leitfaden der gesammten Düngerlehre und Koehne: Deutsche Dendrologie. — Privatdocent Dr. A. Zimmermann: Beitrag Pflanzenzelle. — Prof. Dr. Ludw. Neu mann: Die Volksdichte im CTrossherzogthum Physik. — Ct. Foussereau: Polarisation rotatoire, reflexion et refraction vitreuses, rc enezuela im Jalire 1892. — Uebertragung 'er-Wohiuuig. — Ueber die vermeintlichen Stickstofts bei den Pflanzen in ihrer (iCdlogie von Nord-Patagonien. — Ueber — LItteratur: Max Nord au: Entartung. — nun: Ueber die Structur der Tintinneu- Statik des Landbaues. — Prof. Dr. Emil e zur Morphologie und Physiologie der Baden. — Prof. J. Violle: Lehrbuch der tlexion metallique. — Liste. — Berichtigung. 304 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 29. Die Insektei >°ooB*se jetzt vereinigt mit der „Sammler -BÖrSe" ii ^ [animier _>or5C.i üffertcnblatt . . Sammel-lnteress. ■fMM Crsfe raicX illuslrierla Garienzcitung Dr. Neubert's ist für „Entomologeu" und „Sammler" das hervorragendste Blatt, welches wegen der belehrenden Artikel sowie seiner internationalen und grossen Verbreitung betreffs Ankauf, Verkauf und Umtausch aller Objekte die weitgehendsten Erwartungen erfüllt^ wie ein Probeabonnement lehren dürfte. Zu beziehen durch die Post (Zeitungsliste No. i 135) und die Verlags-Buclihandlung Frankenstein & Wagnei-, Leipzig, Augustusplatz 1. Abonnement bei Zusendung unter Kreuzband in Deutschland u. Oesterreich 1 Mk., nach anderen Ländern des Weltpostvereins 1 Mk. 20 Pfg. = 1 Shilling 2 Pence = 1 Fr. 50 Cent. 'i <:»->v\v\i;'i- GARTEN-MAGAZI vierteljährlich 9 Nummern = Mk. 2.50. t^roßanummern kostenlos ' M, SchofBS München, Könia"^»"aisfl I Verlag von CARL DUNCKER, Berlin NW^6. Wer ein richtiges und anziehendes Bild von ^^ 3X e: IM K ^^ besitzL'ii will, clcr lese das soeben cisohieiioiK' Werk: Altes und Neues ;eituiis: von Ki'liiidiiiis:eii. Prospecte gratis unti iranco. Zeitbestimmung (öiiiioiitroie) ohne Instrumente vuii K. Ilaiiiiitcv. 48 Seiten, gr. 8" Preis Jt 2.— Der Verfasser ersetzt die seit- herigen populären Instrumente znr Zeitbestimminig durch eine kurze elementare Rechnung auf Grund einer von .Jedermann an- zustellenden Beobaclitung. Die beigegcbenei' Tafeln machen zu- dem die Anschaftung eines Astro- nomisclicn Jahrbuchs entbehrlich. Sauerstoff jin Stahlc.ylinclei-n.j Dr. Th. Elkan, I Berlin N. Tegeler Str. 15.! tefift S.diemmanituitmAh.ii, I*atentan"w-al t Ulr. R. Maerz, Berlin NW, Luisenstr. 22 pt. .»»».»^ j^.** j^^.*.* j^'*.*^^ j^ j^^ ^ .»##.»» j>».*^-».*.'tjt»*j>j>»_^j> 3n 3erb. Xiimiiilcv-5 ä»cvlnn-5bii(li(inn})luiin in ü^eiiiii SW. 12 cr= fdiicitcii freLuMi : Pir ncnm JJifnljifdjrn StrMfigffrk uou 1893, crgänät ttnb erliiittcrt burdt) btc anitltcfjcn Siatcrinlicii bcr ©cfelj» gebitiig uon 3t. .H>i.iing!) nity : (Sß c nit ö g e n '3 fi e u c r = ö e f c I) ncbft SB a f) 1 g c f c g. 94 ecitcit. $rciä GO %^\. nclift belli i^'uMiMj au-gcMi 3(uf Ijel-i w't g biveflcr i2 taii i >5ftciier it uiib bem öcfcg i)ftr. a3ci()ülfe ju SoI£gfcf|uUmuUMi. 167 Seiten. f^rctS 1 Sriorf. 3u Bejieficn burcfi jebc SBuc^^anbluttg. 1 1 Carl ZeisSy -^ Optische W^erkstätte. pAfpTOfPlj' iWax NlyliuSjKi'la ^^^^^^ .iTHeodorofic&C-p. J in allen Lündci duruli BKRLIX X\V. Tliurmstr. 14. SeU 1877 über 11 HW l'ntriili' In Ferrt. DUmmlers Verlaes- buclihandluns in Berlin erschien: Einführung in die Kenntnis der Insel^ten von H. J. Kolbe. Kustos am Küniiäl. Museum für N:durkunde in Berlin. Mil vielen Holzschn, Erscheint in Lief, a 1 M. 3ülii*osli:ope lind §i Mikrophotograpliische Apparate 1^ erstei' C^ualität, ^ in vollstäiidigereu und einfacheren Zusaniineustelluugeu. föl Illustrirter Katalog gratis und franco. Verantwortlicher Redakteur: Dr. H. Totonie, Berliu N. 4., Invalidoustr. 4U/4I, Verlag: Ferd. Düiuinlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. für den liiseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 2:1 Juli 1893. Nr. 30. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- v Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträge ent- anstalten. wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist ^M.— dp sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL bei allen Annoncenbureaui, wie bei der Expedition. Ahdriirk ist nur mit vollstäii4liv;cr t^nellcnangabe gestattet. Die Biene als Depeschenträgerin, verglichen mit der Taube. Von Oberleliror Clemens Könis;. Dass der Hund, der Begleiter des Menschen, der Hüter seines Hauses nnd seiner Herde;i, dass die.ser Jagd- geseile, Komödiant und barmherzige Bruder zu St. Bern- hard auch als Wegweiser, Wachtposten und Postbote auftritt, ist allbekannt. Ei)enso bekannt ist, dass Tauben allerlei Botendienste verrichten. Dagegen dürfte die Idee immer noch neu und originell sein, die „Renner unter den Insecten", die „Meister der lebendigen Steine'', die Honig- bienen, für dergleichen Dienste zu gebrauchen. Dieser Gedanke stammt aus Frankreich, aus der Gironde. Die Liebe 7Aim Vaterland hat ihn gross ge- zogen. Herr Teynac ist sein geschickter und beredter Anwalt; in den „Inventious nouvelles", 1891 No. 9, hat er ausgeführt, warum er gerade diese Thiere dazu aus- ersehen. Wenn der Feind, so sagt er, wieder ins Land kiniimt, Städte und Festungen mit eisernen Netzen dicht umstrickt und alle Post- und Telegraphenverbindungen zerstört, dann müssen Hunde und Taulien die Depeschen besorgen, und wie viele Thiere werden dabei weggefangen und niedergeschossen? Die Bienen gclien nicht so leicht ein Objekt zum Niederschiessen nnd Wegfangen ab. Des- halb sind unsere kleinen Lieblinge, die im Fiieden durch ihre Spenden an Honig und Wachs den Nati(nialrciclithum erhöhen, ganz l)esonders dazu geeignet, während eines Krieges allerlei Nachrichten von Ort zu Ort zu tragen. Es ist viel leichter, diesen ansprechenden Gedanken ins Lächerliche zu ziehen, als ihn auf seinen Wcrth und seine Bedeutung hin abzuwägen. Und ist das notliwcndigV (ialt bei uns Deutschen nicht aucii die Brieftauben- zucht vor dem grossen Krieg für nichts weiter als eine zweck- und nutzlose Spielerei? Erst die Thatsache, dass im Jahre 1870—71 durch die Tauben 150 000 amtliche und eine Million Privatdepeschen und Postniandate nach Paris befördert wurden, hat uns veranlasst, die Brief- taubenzueht als eine dem Vaterlandc dienende Sache auf- zufassen, sie zu heben uud zu fördern. Erst im Jahre 1883 haben sich die deutschen BrieftaubenzUchter- Vereine zu einem Verbände geeinigt, der unter dem Profectorate Sr. Majestät des Kaisers von Jahr zu Jahr leistungs- fähiger geworden. Ihm hatte das königliche Kriegs- ministerium bis zum Jahre 1889 bereits 17 goldene, 496 silberne und 490 bronzene Staatsmedaillen verliehen und ausserdem alljährlich 1000 Mark für Prämien zum Ab- schiessen der Habichte. Am Ende des genannten Jahres zählte der Verband bereits 1.52 Vereine mit 2500 Mitgliedern und 70000 Brieftauben, die im Kriegsfalle den Militärverwal- tungen zur Verfügung stehen. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass so manche deutsche Festung ihren eigenen Brieftaubenschlag unterhält. Kann sich in ähnlicher Weise nicht auch eine Brief- bienenzucht entwickeln? In diesem Vergleiche liegt un- bedingt die ernste Mahnung, den aufgestellten und aus- gearbeiteten Plan der Franzosen vorurthcilsfrei zu prüfen. Den Maassstab hierzu liefert die Geschichte der Brief- taubenzueht; sie schildert uns Einrichtungen und Leistungen, die auch für die Bicneupost gelten können. Wie die mit Raben, Dohlen und Elstern angestellten Versuche ausgefallen sind, habe ich nicht erfahren können. Aus Buddes „naturwissenschaftlichen Plaudereien" wissen wir, was die Schwalben leisten. Am 24. Sept. 1888, so lesen wir, wurden zu Rheidt, das westlich von Düsseldorf gelegen, aus zwei Nestern, die sich in einem dortigen Tanzsaale befanden und wegen ihrer Insassen tieissig be- obachtet wurden, drei alte Schwalben genommen. Sie wurden mit einem rothen Bändchen am Beine gezeichnet und einem Herrn übergeben, der im Begriffe stand, nach Berlin zu fahren. In Gütersloh Hess er die erste Schwalbe, in Minden die zweite und in Hannover die dritte auf — und davinifliegen. Eine jede fand sich nach Rlieidt zurück; die erste hatte 156, die andere 212 und die dritte 26n Kilometer Luftlinie zurückgelegt, und alle hatten auf ihrer Reise das Bändehen vom Beine abgestreift. 306 Naturwissenschaftliehe Wochenschrift. Nr. 30 Die Versuche mit Tauben sind viel älter. Schon Vater Noah schickte drei Tauben aus. Auf den Denk- mälern der alten Acgypter lesen wir, dass aus Cypern und Kreta heimkehrende Seeleute, fern vom Lande, Tauben aussaudten, um Verwandten und Bekannten ihre Ankunft zu melden. Auch den Griechen und Römern war der Gebrauch bekannt. Von Taurosthenes berichtet Aeli - anus, dass er die aus dem väterhchen Hause mitgenom- mene Taube, als er in Olympia den Preis errnng-eu, mit einem Purpurläppchen behiug und nach Hause, zu seinem Vater in Aegina (etwa 170 km), fliegen Hess. Und De- cimus Brutus, so erzählt Plinius, sandte, als ihn seine Feinde im Jahre 43 v. Chr. in Mutina (:= Modena) ein- geschlossen hatten, Briefe, die er deu Tauben an die Beine gebunden, ins Lager der Konsuln (vergl. Lenz, Zoologie der alten Griechen und Römer. Gotha 1856. S. 358, 360). Im Mittelalter bestand in Bagdad eine vollständig- eingerichtete Taubenpost. Die berühmte Khalifenresidenz, die damals 2 Millionen Einwohner hatte, reichte mit ihren Karawanenverbindungen bis Byzanz, Peking und Marokko. Als die Stadt in die Hände der Mongolen fiel, verwelkte ihre Bliithe, und damit erreichte die Taubenpost ihr Ende. Im fernen Orient, im verkehrsreichen Land der Mitte, in China, blühte diese Einrichtung von neuem empor; in Europa dagegen wollte sie gar nicht gedeihen. Nur hier und da bemerken wir ein vereinzeltes Beispiel: Den Bewohnern von Harlem, als Friedrich von Toledo i. J. 1572 ihre Stadt belagerte, imd den Be- wohnern von Leyden, als die Spanier i. J. 1575 vor ihren Mauern lagen, brachten Brieftauben die frohe Kunde, dass der Prinz von Oranien mit seiner Hilfe heranrücke. Später, in der Napoleonischen Zeit finden wir die Tauben wieder auf dem Kriegsschauplatze, besonders in Diensten des Hauses Rothschild. Sie bi'achten z. B. der Londoner Filiale die Nachricht von Napoleons Niederlage bei Water- loo drei volle Tage früher, als die englische Regierung davon Kunde erhielt. Diese Zeit, so heisst es, wusste das Bankhaus durch Aufkaufen und Verkaufen der geeigneten Staatspapiere so auszunützen, dass ihm ein Verdienst von Millionen zufiel. Und was die Brieftauben während der Belagerung von Paris geleistet, das haben wir schon mit- getheilt. Und wie schnell und wie weit fliegen die Thiere? Wenn Masius in den „gesammten Naturwissen- schaften" (Essen 1874. II. Bd. S. 639) schreibt, dass zwei dieser Vögel „den Weg von Paris nach Köln in ungefähr 30 Minuten zurücklegten," so ist das ein Irrthum oder ein Druckfehler; denn die schnellsten Thiere, soweit mein Wissen reicht, haben diesen Weg von 385 km in etwas weniger als 3 Stunden durchsegelt, d. h. in der Stunde 130 km, in der Sekunde 35 m. Auch unter den vielen Tauben, die ganz besonders auf die 30 km lange Strecke Hildesheim-Hannover eingeübt waren, brauchten die besten Flieger, wie Hoerter (Der Brieftaubensport, Leipzig 1890. S. 92. 182) angiebt, und noch dazu bei kräftigem und günstigem Winde 15 Minuten, d. h. sie brauchten eine Sekunde zu 33V3 m Wegstrecke. Das ist eine Riesen- leistung; denn unser schnellster Eisenbahnzug, der Berlin- Hamburger Eilzug, durchbraust die 286 km lange Strecke in 3 Stunden 38 Minuten, d. h. in der Sekunde durch- schnittlich 22 m. Mit diesen schnellen Boten können nur elektrische Bahnen wetteifern. Auf der Linie St. Louis- Chicago sollen die von elektrischen Motoren getriebenen Wagen in der Sekunde 45 m weit laufen. Wie sehr die Fluggeschwindigkeit der Vögel vom Winde und vom Wetter überhaupt (auch vom Regen und Nebel) abhängig ist, haben die vielen Versuche mit Brief- tauben klargestellt. Von deu bei entgegengesetztem Sturm und Regen in Hildesheim ausgeflogenen Tauben kehrten die ersten nach 1 Stunde 30 Minuten in Hannover ein; zu 5V 3 m hatten sie durchschnittlich 1 Sek. gebraucht. Die längsten Linien, die die Tauben durchflogen haben, heissen, soweit meine Erfahrung reicht, Barmen- Dresden mit 460 und Barmen-Königsberg mit 980 km. Im Kriege spielen kleinere Entfernungen eine wichtige Rolle, und für diese lassen, wie Hoerter durch Versuche bewiesen, sich die Tauben auf Hin- und Rückflug dressiren. Und auf welche Weise befördern diese Vögel ihre Aufträge'? Auf Brief bogen und Briefumschlägen tragen sie das versiegelte Schreiben bald im Schnabel (eine Vor- stellung, die ganz und gar gegen , die Natur der Thiere spricht), bald am Halse, bald au den Füssen oder unter den Flügeln. AH' diese Versuche haben sich nicht be- währt; denn sie beschränken allzu sehr das Thier in seiner freien Bewegung. Später, als das Bauniwollenpapier aus den Fabriken von Samarkand von den Arabern nach Europa gebracht wurde, verbreitete sich auch der Gebrauch, den Tauben einen festen Papierstreif mit der weiterzugebenden Nach- richt um einen Fuss zu binden. Wie damals, so tragen noch heute Tag für Tag Brieftauben die Preise für allerlei Waaren, die Ankunftszeiten von Dschunken, den Tageskurs des Dollars in chinesischem Kupfergeld z. B. nach und aus Shanghai, dem grossen Stapelplatze Chinas. Die eigen- artige Entwickelung, die das Reich der Mitte genommen, ist unseren Besitzungen in Afrika sicherlich nicht vor- gezeichuet. Hier werden Telegraphen und Eisenbahnen, sobald es die finanziellen Mittel gestatten, gezogen und gebaut werden, uud deshalb wird hier, trotz der auer- kennenswcrthen Bemühungen der Herren Roeder in Heidelberg und Hoerter in Hannover, die Brieftaubenpost nie eine so wichtige Rolle im Verkehrsleben spielen, als bei den Söhnen des himmlischen Reiches. Während der Belagerung von Paris wurde in der Herstellung und Befestigung der Depeschen für Brief- tauben ein grosser Schritt vorwärts gethan. Die ins Land zu schickenden Nachrichten wurden gross, plakat- artig gedruckt und durch einen Mikrophotographen auf- genommen und vervielfältigt. Die Verkleinerung betrug durchschnittlich Vsuo- Sechzehn Druckseiten mit je 2500 Buchstaben, also 40 000 Buchstaben fanden dadurch auf einem 5 cm laugen und 3 cm breiten Kollodiumhäutcheu Platz, das kaum '/.jo Gramm wiegt. Dieses Blättchen wurde zusannnengerollt, in eine Federspule oder in eine dünne Glasröhre gesteckt und diese mittelst eines feineu Fadens der zum Ausflug bestimmten Taube au die mittelste Schwanzfeder gebunden oder geuäht. Der eingetroflenen Taube wurde die Depesche abge- nommen, und ein der Laterna magica ähnlicher Apparat, in dem sie eingeschaltet ward, warf die aufgedruckte Nachrieht tur jedermann lesbar auf eine au.sgespannte Leinwand. Wie die Federhalter mit Photographie be- weisen, genügt schon eine Lupe oder ein einfaches Mikroskop, den Druck zu lesen. Diese Fortschritte und Errungenschaften iuteressireu auch den Imker. Oder sollten die Bienen nicht im Stande sein, dergleichen kleine Photographien weithin fortzutragen? Wie dabei zu verfahren ist, wollen wir kurz angeben. Aus einem hinreichend bevölkerten und hinreichend mit Nahrung ausgestatteten Stocke, so lauten die Vor- schriften, werden eine Anzahl Bienen entnommen, in eine sogen. Reiseschachtel gethan und darin dorthin geschickt, woher die Nachrichten kommen sollen. Die kleine Schachtel ist fest gebaut und hat im Deckel eine mit Metallgase verschlossene OeHnuui;-. Als Muster ohne Werth kann Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 307 sie zur Post gegeben werden. Sobald am Bestimmungs- ort die lebendige Sendung ankommt, wird sie in einem verschlossenen Zimmer geöffnet, damit sich die Thiere von der Reise erholen. Am nächsten Morgen, wenn das Wetter zur Heinn-eise günstig ist, werden die Bienen be- sonders gefuttert; es wird ihnen ein Teller mit Honig vorgesetzt, und während sie sich zur Mahlzeit darauf niederlassen, werden sie mit der Depesche bepackt. Die- selbe steht auf einem schmalen Streif von 5 nun Breite und 10 mm Länge und kann 700 bis 800 Buchstaben aufnehmen. An der vorderen Schmalseite trägt der Streif zwei schwalbenscbwanzähnliche, mit Fischleim bestrichene Enden, die dem Boten, der mit einer Pincette vorsichtig an den Flügeln festgehalten wird, über den Rücken her um die zwischen Brust und Hinterleib befindliche Ein- schnürung gelegt und dann auf der Brustseite zusammen- geklebt werden. Wie bei den Tauben, so ist auch bei den Bienen das Anbringen der Depesche keine leichte Arbeit. Allein durch Uebung und Hilfe wird das müh- same Werk bald leicht und schnell gethan. Ist es voll- bracht, dann werden die Fenster geiiffnet, und die Brief- bienen fliegen ans; sie steigen auf, und nur zu bald sind sie den aufmerksamen Augen entschwunden An ihrem Stocke finden wir sie wieder. Hier wurde während ihrer Abwesenheit vor das Flugloch ein Kästchen aus Draht- gase gestellt. Darin sammeln sich die kleinen Depeschen- trägerinnen; darin werden sie gefangen und auf das Zimmer gebracht, wo ihnen die Depeschen abgenommen und Süssigkeiten zur Stärkung dargereicht werden, und dann werden sie zu ihrem Stande zurückgetragen. So originell die Idee einer Bienenpost klingt, so schlicht und einfach ihre Ausführung erscheint, so bleiben nach meiner Meinung doch einige Umstände recht störend. 1. Unstreitig ist die Liebe, Treue und Anhänglichkeit der fiienen zu ihrer Königin, zu ihrem Stocke sehr gross. Je ffcissiger die K(inigin Eier legt, je besser sich die Brut im Bau entwickelt, je zahlreicher das Volk und je grösser die Reichthümcr au eingetragenem Honig, desto fester und stärker halten die geheimnissvollen Fäden, die jede Biene in ihren Stock zurückziehen. Und trotzdem verfliegen sich soviele Thiere, weit mehr als Tauben. Jeder Imker, der einmal nelicn seine Stöcke mit schwarzen Bienen einen Stock mit gelben Italienern aufgestellt hat, weiss, wie bald jeder Stock fremde Insassen hatte. Jeder Imker wird uns erzählen, wie viele von den fleissigen Thieren auf dem Fluge verloren gehen. Damit kommen wir zum zweiten Punkte. 2. Während der bunte Schmetterling mit seinen breiten Flügeln im Zickzackfluge auf- und nieder-, vor und rück- wärts gaukelt, während die gemeine Stubenfliege mit hastiger Sehnelle in die Höhe steigt (sie macht in der Sekunde nach Prof. Giebel 600 Flügelschläge), während die mit zarten Netzflügeln ausgerüsteten Libellen, die schnellsten Segler unter den Inseeten, bald nach Art der Schwalben über dem Wasserspiegel dahinschiessen, Itald nach Art der Wasserjungfern in zierlichen Linien dahin und dortbin tanzen, fliegen die Bienen, sobald sie ihren Magen mit Honig oder ihre Körbchen mit Blumenstaub gefüllt haben, schnurstracks heim. Mit Recht nennen daher die Amerikaner den geraden und kürzesten Wc^ „Bienenlinie" (Bee line). Allein innere und äussere Mächte bewirken bald einzeln, bald vereint, dass der Flug miss- lingt. Die kräftige Muskulatur, die reichverzweigten Athmungsröhren und weiten Luftsäckc, die feste Verha- kung der Vorder- und Hinterflügel reichen zuweilen nicht aus, die emsigen und reichbeladenen Thiere nach Hause zu tragen. Müde lileihen sie unterwegs liegen. Libellen und Vögel aller Art stellen ihnen nach. Winde werfen sie nieder; angenehme und süsse Gerüche führen sie in die Irre. Plötzlicher Regen oder plötzlicher Wärmerück- gang machen sie so schwer und starr, dass sie nicht weiter fort können. Dazu konniit noch das geringe Alter und die leichte Verletzbarkeit der Thiere. Fassen wir alle diese feindlichen Factoren ins Auge, so will es scheinen, als sei der Satz buchstäblich wahr: So vielmal die Taube grösser als die Biene, so vielmal ein Bienenvolk kopf- reicher als eine Taubenfamilie ist, so vielmal mehr Ge- fahren lauern während des Fluges auf die Bienen als auf die Tauben. 3. Der letzte und wichtigste Einwand betont die Flugweite der Bienen. Wenn Friedrieh Spee in seiner „wunderlieblichen Hantirung (1649) der Bienen" singt: Mit FlÜReln, dünn gezogen Von giilduem Pergamen, Sie dickmals (d. i. oftmals) — ungelogen — Zwo kleiner Meilen gehn, SO hat der Dichter, weil er sich auf ein Jahrzehnte lang licflogenes Terrain bezieht, nicht ganz Unrecht. Dagegen leiden die vielgehörten Schilderungen von den ägyptischen Bienen, die auf Nilschitfen je nach der Jahreszeit auf- und abwärts geführt werden und viele, viele Meilen weit auf Tracht ausfliegen sollen (vgl. James Samuelson, Die Honigbiene. Uebers. von Eduard Müller, Nord- hausen 1862. S. 4 ff.), offenbar an Uebertreibung. Auf exacte Versuche gestützt, haben wir bereits in der Leipziger Bienenzeitung (1892. S. 107 ft'; 1893 S. 40 ff"; S. 193 ff.) her- vorgehoben, dass von allen Bienen, die in einer Entfernung von 12 km, von ihrem Standorte ar die Quadratur dieser Fragwürdigkeit. Aber gesetzt, die molecularen Verschiebungen beständen wirklieh und wären — eine neue Annahme ohne Stütze — intensiv genug, um bei ihrer wellenförmigen Fortpflanzung den nächsten sensiblen Nerven — die Versorgung der Organe mit sensiblen Nerven ist übrigens grösstcntheils noch ganz dunkel — zu erreichen, so ist erst zu beweisen, dass die Erschütterungen, die sie dem Nerven ertheilen, nicht unter die Reizschwelle fallen. Angenommen, der Beweis sei erbracht, was müsste die nothwendige Folge sein? Da alsdann, wie alle Organe, so auch das Gehirn, von molecularen Schwingungen durchsetzt werden würde, welche einen genügenden Nervenreiz darstellen, so müssten alle Nervenbahnen des Gehirns gereizt werden und daher nach dem Princip der specifischen Energie der Nr. 30. Natuvvvissenschaftliche Woeliensclirift. 309 Sinnesnerven Hallucinationeii in säninitliclieu Sinnes- gebicten nebst den mannicbfaclisten motorischen Effecten auftreten!! Nun noeli zu einigen Details des Artikels: „Moleculare Störungen und Seekrankheit." 1 ) Zunächst lege ich abermals Verwahrung gegen den Ausdruck „moleculare Störungen" ein, was nach dem Vorstehenden wohl keiner weiteren Begründung bedarf. Will man der Thatsache, dass in unserem nicht starren Körper bei ])assiveu Bewegungen Verschiel)ungen möglich sind, Ausdruck geben, bevor man an die nächste Frage herantritt, wo die Verschiebungen stattfinden, so ist wohl die Bezeichnung: „Verschiebungen vim Masseni)unkten oder Massenpunktsystemen", worunter alles, vom Molecül an bis zu einem ganzen Organ oder einer ganzen Extremität, verstanden werden kann, ganz gut am Platze, jedenfalls wenigstens unverfänglich. Warum bei einer Betrachtung unseres Körpers vom rein physikalischen Standpunkt der Ausdruck „Massenpunktc" „mciglichst vermieden werden sollte", vermag ich nicht einzusehen. 2) Der in mannichfaltiger Anwendung wiederkehrende Satz: „Die IMoleeüle unseres Organismus befinden sich im labilen Gleichgewicht", entbehrt einer klaren Deutung und Begründung. 3) Ich weiss sehr wohl, dass man durch einen Stoss gegen den Unterleib Erbrechen und noch schwerere Er- scheinungen erzeugen kann. Wenn Herr Rosenbach mir irrthümlich diese Kenntniss abspricht, so habe ich aller- dings durch einen schiefen Ausdruck selbst dazu Ver- anlassung gegeben. Ich sagte 1. c. „WerthvoUcr . . . wären Versuche darüber gewesen, ob man durch Stösse gegen den Magen P]rbreclien erzeugen kann ..." Hiermit meinte ich nicht die Stösse eines Bo.xers oder der Deichsel eines durchgehenden Gefährtes, sondern Folgendes: Ein Ex- perimentator soll mit den Fingerspitzen auf das Abdomen einer vor ihm stehenden Person recht leichte, kurze und rasch den Platz wechselnde drückende Stösse ausüljcn, um so aus einer mciglichst getreuen Nachahmung der hypothetischen Verschiebungen, die die Abdominalorgane auf schwankendem Schiff erfahren, zu ersehen, ob Er- brechen u. s. w. die Folge ist. Man könnte hieran auch nachstehenden Versuch anschliessen. Der Kopf wird durch eine Holzkapi)e, wie sie Mach zu seinen Versuchen über Bewegungseniptindnngen benutzt hat, unverrückbar fixirt. Alsdann wird der Rumpf, soweit die Halsgclenke Ex- cursionen gestatten, hin und her geschaukelt. Für die etwa auftretenden Erscheinungen von Seekrankheit sind dann „moleculare Erschütterungen" des Gebirns nicht mehr verantwortlich zu machen. 4) Ob übrigens Erbrechen nach einem Stoss gegen das Abdomen als eine rein locale Erscheinung in dem Sinne auftreten kann, dass es nicht rcflectorisch unter Mitwirkung des Centralorgans ausgelöst wird, lässt sich doch wohl erst durch Versuche entscheiden, in denen jede nervöse Verbindung des Jlagens ndt dem Centrahiigan durchtrennt wird. Die erworbene liiiiiiiiiiiiät war das Thema eines im Club der Landwirthe zu Berlin Anfang dieses .Talu^'S von Prof. Dr. Schütz von der Thicrärztlichen Hochschule gehaltenen Vortrages (Archi\- f. wissensch. u. prakt. Thicr- heilkunde XIX.). Bei Menschen und Thieren kann man zwischen festen und flüssigen Bestandtheilen des Körpers scheiden. Die festen Bestandtheile sind die Zellen, und bisher wurde angenonmien, dass alle Eigenschaften des menschlichen und thierischen Körpers in den Zellen residirten. Hierzu gehörte auch die Innnunität, d. h. die Eigenschaft des Körpers, gegen Infectionskrankheitcn, z. B. die Pocken, geschützt zu sein. Diese Eigenschaft war entweder an- geboren oder wurde durch die Impfung erworben, und man stellte sich dabei ^'or, dass die Zellen liei geimpften Individuen auf Schädlichkeiten, welche durch Bacterien gebildet werden, nicht mehr reagirten. Später hat Metschnikoff diese Auffassung etwas geändert.*) Bekannt- lich sind viele Zellen des mensehlichen oder thierischen Körpers im Stande, fremde Dinge in sich aufzunehmen oder, wie man sagt, zu fressen. Zu diesen Dingen ge- hören auch die Bacterien, welche nach der Meinung von Metschnikoff von den Zellen gefressen werden und im Innern der Zellen zu Grunde gehen sollten. Diese Tliätig- keit der Zellen konnte geübt werden, und diese Uebung sollte nach der Impfung stattfinden, wobei die in der Impfflüssigkeit enthaltenen, weniger schädlichen Bacterien in die Blutbahn gelangen und den farbhisen Blutkör]ierclien als Material dienen sollten, damit die letzteren das Fressen üben. Hiernach beruhte die Innnunität auf der gesteigerten Fähigkeit der Zellen, die in den menschlichen oder thierischen Körper eingedrungenen Bacterien zu fressen und zu zerstören. In dieser Lehre der Immunität bleibt nur fraglieb, ob die Bacterien wirklich erst durch die Zellen getödtet werden, oder ob sie nicht schon vorher, ehe sie gefressen *) Vergl. „Naturw. Woclic-iiselir." IV 8. 25 ti'. worden, unter der Einwirkung der Flüssigkeiten des menschlichen oder thierischen Körpers zu Grunde gegangen sind, oder, wenn die Ansicht von Metschnikotf zutreffend sein sollte, ob nicht wenigstens den Flüssigkeiten des Körpers gleichfalls die Fähigkeit zugesprochen werden kann, die Bacterien zu vernichten. Denn man hatte durch Behring eine merkwürdige Eigenschaft des Rattenblutes kennen gelernt; während sich die Milzbrandbacillen im Blute oder im Serum des Blutes von Rindern, Schafen, Kaninchen, Meerschweinchen, Mäusen etc. vermehren, gehen sie im Blute oder im Serum des Blutes vmi Ratten zu Grunde. Mithin besitzt das Rattenblut bacterientödtende Eigenschaften, und die Immunität der Ratten gegen Milz- brand ist auf diese Eigenschaft des Rattenblutes zurück- zuführen, beruht also bestimmt nicht auf der (iefrässigkeit der zelligen I^lemente. Diese Beobachtung hatte zur Folge, dass man die Aufmerksamkeit auf die flüssigen Bestand- theile des mensehlichen oder thierischen Körpers beim Zustandekonmien der Innnunität lenkte und behauptete, dass durch die Impfung eine Aenderung der Blutbeschart'en- lieit, namentlich der löslichen, unbelebten Theile des Blutes zu Stande käme. Die Aenderung der Blutbeschatt'enhcit kann man sich in der Weise denken , dass das Blut eines geimpften Thieres diejenigen Krankheitserreger tödtet, gegen welche es durch die Im)ifung innnun geworden ist. Diese Auf- fassung würde eine Verallgemeinerung der -bei Ratten ge- machten Beobachtung einsehliessen. Dies trifl't indess bei keinem anderen Thiere weder für den Milzbrand, noch für andere Infectionskrankhciten zu, denn im Blute von Schafen, welche gegen den Milz])rand immun gemacht worden sind, wachsen und vermehren sich die Milzbrand- bacillen gerade so gut, wie die Starrkranipfi)acillen im Blute von Pferden, welche durch Impfung gegen den Starr- krampf geschützt sind. Die Iiimuniität der Ratten gegen den Milzbrand ist eine erei-btc, keine erworbene Eigen- schaft des Blutes, und nur die nach der Impfung erworbene Eigenschaft des Blutes, welche der Innnunität zu (Jrunde 310 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. lieg-t, also die künstlich erzeugte Immunität, ist Gegen- stand des Schütz'schen Vortrages. Die Baeterien der lufcctionskrankheiten der Menschen und Tliiere, z. R. die Komniabacillen der Cholera, die Typhus-, Diphtherie-, Starrkrampf-, Milzbrand, Rausch- brand- etc. Bacillen bilden specifische Gifte, die Toxine oder Toxalbiimine genannt werden. Diese Gifte sind Stotl'- wechselproducte der Baeterien. Alle Infcctionskrankheiten werden durch solche Gifte verursaciit und müssen dem- nach im strengeren wissenschaftlichen Sinne zu den Ver- giftungen gerechnet werden. Diese heftig wirkenden Gifte bilden die Baeterien aber nicht nur im Körper der Men- schen und Thiere, in welchen sie gelegentlich einmal bei den Infectionen eindringen, sondern auch in künstlichen Cnlturen, in sog. Rcinculturen der Baeterien. Jlithin kann man auch durch Uebertragung von Rcinculturen bei ge- sunden Thieren die specitischen Erscheinungen einer In- fectionskrankheit, für welche die betreffenden Thiere empfänglich sind, hervorrufen. Ferner bilden die Baeterien immunisirend wirkende Substanzen, also Substanzen, welche Menschen und Thiere gegen die giftigen Wirkungen der Baeterien schützen und desshalb schützende Substanzen oder kurz Schutzsubstanzen genannt werden. Auch diese Substanzen entstehen in den Reinculturen der Baeterien. Hieraus ergiebt sich, dass durch Einspritzung von Rcin- culturen der Baeterien, deren giftige Wirkung abgeschwächt oder aufgehoben ist, Menschen und Thiere immun ge- macht werden können, weil mit solchen Reinculturen l)e- sonders die schützenden Substanzen zur Wirkung gelangen. Diese Entgiftung der Rcinculturen kann durch Chemikalien bewirkt werden, z. B. Phenol, Goldnatriumchlorid, Sublimat- Natriumchloroborosum und besonders durch Jodtrichloriil. Zuerst wurde eine locale Behandlung mit den Chemikalien versucht, d. h. es wurden zuerst bestimmte Mengen einer giftigen Reincultur unter die Haut eines Thieres gespritzt und gleich hinterher Lösungen der genannten Chemikalien. Dieses \'erfahren hat sich jedoch nicht bewährt, weil die Entgiftung der eingespritzten Cnlturen häufig eine unge- nügende war und denuiach viele Thiere der vergiftenden AVirkung der Baeterien erlagen. Einen besseren Erfolg ci'zielte man dagegen, wenn die Lösung der Chemikalien, z. B. des .Jodtrichlorids, vorher der Reincultur zugesetzt wurde. Denn bei dieser Methode konnte man ])eide Flüssig- keiten inniger mischen und die Dauer der Einwirkung des Jodtrichlorids genauer bestimmen, man konnte starke und schwache Lösungen des .Jodtrichlorids zu den Cnlturen hinzusetzen und mit der Einspritzung stark entgifteter Cnlturen beginnen, dann zur Einspritzung weniger ent- gifteter Cnlturen übergehen und schliesslich giftige Cnl- turen zur Anwendung bringen. Die Baeterien werden in den mit Chemikalien be- handelten Cnlturen nicht getödtet, auch nicht ai)geschwächt, sondern sinken nur auf die Stufe der unschädlichen Bae- terien, die zwar weiterleben, sich vermehren, vielleicht anch noch schmarotzen, aber nur geringe oder keine all- gemeine (Vergiftungs-) Erscheinungen hervorrufen können. Mithin sind durch die Chemikalien nur die Toxine, welche die Baeterien gebildet haben, abgeschwächt oder zerstört worden. Jodtrichlorid bewirkt diese Atischwächung der Cnlturen in 36 — 48 Stunden. Werden derartig abge- schwächte Cnlturen unter die Haut von Menschen oder Thieren gespritzt, so entsteht eine hochgradige Veränderung im Stoffwechsel, welche sich durch gewisse Reactionen (Ansteigen der Körpertemperatur etc.) zu erkennen giebt. Die eingespritzte Reincultur der Baeterien mit den in ihr enthaltenen Schutzsubstanzen bedingt jetzt die Bildung des Gegengiftes, der Antikörper, und diese Bildung findet in gewissen, noch nicht genauer bekannten Organen der Menschen und Thiere statt. Nach Beendigung der Reaction sind Menschen und Thiere immun gegen die betrefteude Infectionskrankheit, auch ist man im Stande, bei solchen Menschen und Thieren durch Einspritzung immer grösserer Mengen abgeschwächter Cnlturen die H(')he der Imnumität so zu steigern, dass schliesslich giftige Cnlturen der Bae- terien ohne Schaden ertragen werden. ^Mithin sind Men- schen und Thiere befähigt, antitoxische Substanzen (Gegen- gifte) bilden zu können; die Bildung dieser Gegengifte ist die Folge einer durch die eingespritzten Cnlturen bedingten Reizung gewisser Organe, und diese Reizung ist eine dauerhafte, so dass entweder für das ganze Leben, oder wenigstens für einen grösseren Theil desselben Gegengifte gebildet werden können. Eine Immunität, welche auf dieser Fähigkeit der Menschen und Thiere beruht, wird als „activc Immunität" bezeichnet. Die Antikörper immuner Thiere befinden sich im Blute und werden entweder verbraucht oder durch die Secretionsorgane, z. B. die Milchdrüsen, aus dem Blute ausgeschieden. Mit der Steigerung der Immunitätshöhe nimmt der (4ehalt des Blutes und demnach auch der Ge- halt der Milch etc. an Antikörpern zu. Folglich würde der Vorrath an letzteren durch Verl)rauch und Ausscheidung bald erschöpft sein, wenn nicht fort und fort neue Anti- körper in den activ-inununen Menschen und Thieren ge- bilflet würden. Auf dieser andauernden Bildung von Anti- körpern beruht die Unerschripflichkeit des Vorrathes und folglich die Dauerhaftigkeit der Immunität. Es kömnen aber anch Menschen und Thiere ininuin gemacht werden durch Einsiiritzung von Blut oder Milch activ-immuncr Thiere. Bei diesen Einspritzungen entstehen keine schädlichen Nebenwirkungen; anch tritt die Im- munität sofort ein und ist die Höhe derselben abhängig von der Menge der eingespritzten Antikörper. Diese Im- munität beruht auf der blossen Zufuhr fertig gebildeter Antikörper, sie wird daher als „passive" bezeichnet und die Dauer derselben ist nur eine vorübergehende. Denn die mit dem Blute oder der Milch ni)crtragenen Anti- körper werden, wie bei activ-immunen Thieren, verbraucht oder ausgeschieden, ohne dass ein Ersatz derselben statt- findet. Für den Starrkrampf beträgt die Daner der passiven Immunität öO Tage, für die übrigen Infcctionskrankheiten aber ist die Dauer noch nicht mit Sifherheit festgestellt. Ein Junges, dessen Vater innnun gemacht und dessen Mutter normal (d. h. nicht immun gemacht) ist, erweist sich als nicht immun, weil die Menge der Antikörper, welche durch den mänidichen Samen auf das Junge über- tiagen wird, nicht ausreicht, um das ganze Blut des .lungen mit Antikörpern zu versorgen. Wenn dagegen der Vater nornial und die Mutter immun gemacht ist, so fehlt dem Jungen niemals die Innuunität. Während der fötalen Entwickelnng wird das Junge durch das Blut der Mutter monatelang ernährt und dadurcli werden die Antikörper der Mutter dem P)lutc des Jungen in grösseren Mengen zugeführt. Alter auch das Junge verbraucht die Anti- körper und scheidet sie aus; folglich nuiss die Innnnnität desselben allmählich abnehmen. Ferner verringert das Wachsthum und die dadurch bedingte Gewichtszunahme die Inununität des Jungen, weil die Menge der mit- gegebenen mütterlichen Antikörper auf eine grössere Menge lebender Substanz sich vertheilt. Dieser Ausfall wird aber während des Sängens gedeckt, weil die Milch dem Jungen neue mütterliche Antikörper zuführt. Denn die mit der Milch entleerten Antik(irper werden in den Ver- daunngsorgancn des säugenden Jungen nicht zerstört, son- dern gehen unverändert in das Blut desselben über. Auch findet der Uebergang der Antikörper in dcu Organisnms des sängenden Jungen ungewöhnlich schnell statt. Mithin ist die angeborene Immunität eine ])assive, welche sich aus der fötalen Versorgung des Jungen mit Antikörpern und Nr. 30. Naturvvissenschaftliclic Woclienscliiit't. m\ der Lactationsininuinisirung (Säuglingsschutz) zusamuieu- setzt. Ol» es überliaupt möglich ist, den Fiitus während seiner Eutwickelung im Uterus activ zu immunisiren, bleil»t bis jetzt noeh zweifelhaft. Wenn Cliauveau eine Immunität gegen den Milzbrand bei Lämmern nachweisen konnte, deren Mütter während der Trächtigkeit einer Schutz- impfung unterworfen worden waren, so darf man nicht unbeachtet lassen, dass Chauveau die Probeimj)fung der Läunner in den ersten 14 Tagen nach der Geburt vor- nahm, also zu einer Zeit, in der auch die passive Im- munität bei den Lämmern ausgereicht hätte, um diese Probe ohne Schaden zu überstehen. In jedem Falle geht aus diesem Versuche nicht hervor, dass die Lämmer nach der Impfung der Mütter aetiv-immun geworden, d. h. wäh- rend der ganzen Dauer des Lebens gegen den Milzbrand geschützt waren. Hiernach ist die Muttermilch für die Zwecke des säugenden Organismus von einer kaum geahnten Bedeutung und daher auch die Neigung, die natürliche Ernährung der Kinder durch eine künstliche zu verdrängen, keines- wegs zu billigen. Namentlich ist hervorzuheben, dass eine ganze Reihe infectiöser Krankheiten, z. B. Scharlach, Ma- sern etc. bei Kindern, welche sich im ersten Lebensjahre befinden, entweder gar nicht oder nur äusserst selten vor- kommen, dass also die in Rede stehende Innnunität gerade während der Dauer der Lactationsperiode nachzuweisen ist und .später allmählich erlischt. Dieser Umstand weist darauf hin, dass zwischen der Innnunität und der Lactation eine bestimmte Beziehung bestehen uuiss. Die Toxine oder Toxalbumine sind specifisciic Gifte, welche durch die Bacterien gebildet werden, und die Antikörper im Blute und in der Milch immun gemachter Menschen und Thiere sind ihre Gegengifte. Mithin sind sowohl die mit der activen, wie die mit der passiven Im- munität behafteten lebenden Individuen gegen dießacterien- gifte geschützt, also giftfest. Nur ist die Giftfestigkeit bei der activen Immunität eine andauernde und bei der passiven Immunität eine vorübergehende Eigenschaft des Blutes und der Al)Sonderungsproducte vieler Drüsen. Den Toxinen ähnliche Gifte entstehen auch beim nor- malen Stoffwechsel gesunder Mensehen und Thiere. Diese Gifte werden physiologische Stoft'wechselgifte genannt. Auch diese Gifte gehören zu den Eiweisskörperu, und zwar rechnen wir zu denselben das Pepton und die Fer- mente: Pepsin, Pankreatin, Trypsin etc. Sie gelangen in das Blut und kreisen in demselben, bis sie verbrannt sind. Aber während dieser Zeit üben sie keine giftigen Wir- kungen aus, weil Menschen und Thiere die Fähigkeit be- sitzen, diese Gifte zu zerstören. ^lithin können .Menschen und Thiere giftzerstörende Substanzen in den Zellen ge- wisser Organe bilden, und zu letzteren rechnen wir die- jenigen, welche reich an Zellen und Blut sind und in welchen ein lebhafter Stoffwechsel stattfindet, wie Lymph- drüsen, Thymusdrüse (Kälbermilch) und .Schikldrüse. Wenn man sich durcli eine Hautwunde inticirt, so reicht die Infection gewöhnlich nur bis zur nächsten Lymphdrüse und nicht darüber hinaus, weil in letzterer antitoxische Substanzen (Gegengifte) gebildet werden, welche das durch die Lymphgefässe eingeführte Gift zerstciren und dadurch den übrigen Körper gegen den nachtheiligen Ein- fluss desselben schützen. Wenn einem Thiere die Schild- drüse herausgeschnitten worden ist, so treten schwere allgemeine Störungen im Körper ein, die am besten mit einer chronischen Vergiftung verglichen werden können. Dieses Krankheitsbild wird mit dem Namen der Cachexia strumipriva bezeichnet und die Entstehung desselben auf die schädliche Einwirkung giftiger Substanzen bezogen, die in der Schilddrüse hätten zerstört werden müssen. Für die Annahme, dass in der Schilddrüse Gegengifte ent- stehen, spricht auch, dass Hunde, welche noch die Schild- drüse besitzen, erheblich grössere Mengen von Coffein (einer dem Xanthin verwandten Substanz) ertragen, als Hunde, denen die Schilddrüse herausgeschnitten worden ist. Auch können die nach der Entfernung der Schild- drüse entstehenden Krankheitserscheinungen durch Ein- spritzung von Schilddrüsensaft in die Blutbahn beseitigt oder durch Transplantation von Schilddrüsengewebe ge- bessert werden. Demnach kann es nicht zweifeliiaft sein, dass in gewissen Organen bei ^lensclien und Thiercn Gegen- gifte gebildet werden, welche in die Blutbahn gelangen. Ferner wurde der Eintluss der in den Zellen der ge- nannten Organe enthaltenen autitoxischen Substanzen auf diejenigen Gifte erjjrobt, welche durch Bacterien erzeugt werden. Zu diesem Zwecke wurden entweder Reinculturen der Bacterien in keimfrei gemachten wässerigen Auszügen der Thymusdrüse gezüchtet oder zu Bouillonculturen der Bacterien der wässerige keimfreie Auszug der Thymus- drüse hinzugefügt. Hierbei ergab sich, dass die in Rein- culturen der Starrkrampf-, Cholera-, Diphtheriebacterien gebildeten Gifte durch den Thymus -Auszug zerstiirt, die immunisirend wirkenden Substanzen (Schutzsubstanzen) aber nicht verändert werden, und dass deshalb durch Ein- spritzung eines Gemisches von Reinculturen der Bacterien mit wässerigem Thynnis-Auszuge Thiere gegen die be- treffende Infectionskrankheit activ immun gemacht werden können. ^lithin wirkt der Thymus-Auszug auf die Rein- culturen der Bacterien in ähnlicher Weise, wie z. B. das Jodtrichlorid.*) Weiter wurde festgestellt, dass auch Blut und Milch derartig iunnunisirter Thiere im Stande sind, anderen Thieren passive Immunität zu verleihen. Endlich zeigte Ehrlich, dass nach der mitgethcilten Methode Thiere selbst gegen giftige Pflanzcneiwcisse, z. B. Ricin, Abrin, Robin etc. immun gemacht werden krmuen. Denn diese PHanzeneiweisse sind in ihrer Wir- kung und chemischen Zusammensetzung den Toxinen und Toxalbuminen sehr äindich. Auch wies Ehrlich nach, dass das Blut von Thieren, welche gegen die giftige Wir- kung der Pflanzeneiweisse geschützt sind, Antikörper (Antiricin etc.) enthält, und dass durch Einsjjritzung von Blut solcher Thiere auch auf andere Thiere Antikfirper und dandt die Eigenschaften, giftige Pflanzeneiweisse un- schädlich zu machen, übertragen werden können. Es ist zweifellos, dass die Bacterien durch die Gifte, welche sie erzeugen, krankmachend wirken. Demnach beruht der Schutz, welcher bei Menschen und Thieren gegen die Infectionskrankheiten künstlich erzeugt werden kann, entweder darauf, dass die Bacterien get(idtet werden, bezw. im Körper der Menschen und Thiere sich nicht mehr vermehren können, oder darauf, dass die von den Bacterien gebildeten Gifte zerstört werden. Die Eigen- schaft eines Menschen und Thieres, Bacterien zu tödten oder die Vermehrung der Bacterien zu verhindern, nennen wir jetzt die Innnunität, die Eigenschaft dagegen, Hac- teriengifte unschädlich zu machen, die Giftfestigkeit. Kaninchen sind zwar gegen die Bacillen des Starrkrampfes immun, weil letztere bei ihnen nicht fortkommen können, sie erliegen aber der Einwirkung des durch die Starr- krampfbaeillen gebildeten Giftes mul sind folglich nicht giftfest. ' X ') Das Jodtrichlorid zersetzt sich beim Auflösen in Wasser in Jodmonochloriil, Joilsäure und Salzsäure nach der Gleichung 4 JCI3 + 5 H.O = 10 HCl + 2 JCl -+- JA- Die antiseptische Wirkung der Jodtriehloridlösung beruht auf dem Mouochloridgehalte derselben. Jodsäure und Salzsäure spielen nur eine unterstützende, nebensächliche Rolle. 312 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. Eine gewöhnliche Art der Erhaltung von Stig- niaria als Beweis für die Autochthonie von Carbon- Pflanzen besprach Dr. H. Potonie in der Juli-Sitzung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Berlin. Die Frage, ob die Pflanzen der Steinkohlen-Formation an demselben Orte gewachsen sind, wo heutigen Tages ihre Reste und Spuren gefunden werden, oder ob sie, bevor sie au die heutigen Fundstellen gelangten, einen mehr oder minder weitgehenden Transport erlitten haben, wird von Zeit zu Zeit immer wieder aufgeworfen und erörtert. So hat neuerditigs Herr Carl Ochsenius in der Zeitschrift der Deutschen geologischen (iesellschaft (XLIV, Seite 84 tt'.) speziell wieder „Die Bildung von Kohlenrtötzeu" besprochen und ist dabei zu dem Schluss gekommen, dass die Kohlcnflotze ganz über- wiegend aus transportirtem Pflanzenmaterial zu- sammengesetzt werden (alloclithone Entstehung), während autochthone Entstehung nur sehr untergeordnet anzu- nehmen sei. Da von den Conglomerat-, Sandstein- und Schieferthon-Mitteln speciell der Kohlenflötze des Carbons nach Oehseuius dasselbe gilt, so ist jeder auch nur aut Grund des Studiums der Mittel sich bietende Fall, der in der Lage ist, die Frage von einer neuen Seite her zu beleuchten, auch von einem gewissen Werth für die An- sichten über die Entstehung der Kohlenfliitze. P. betont nun, dass nach seinen lieobaclitungen im Carbon von Oberschlesien (mit dem er sich alle Jahre mehrmals seit fast einem Jahrzehnt an Ort und Stelle zu beschäftigen Gelegenheit hatte) sich speciell im Schiefer- thon ausserordentlich häufig Stigmaria ticoides Brong- niart*) in einer Erhaltungsweise flndet, die den Schluss zu gebieten scheint, dass das genannte Fossil niitsammt seinen oberirdisciien Theilen an derselben Stelle ge- wachsen ist, wo es heute gefunden wird, dass solcher Schieferthon demnach gewissermaassen „versteinerter Humus" genannt werden kann. Es ist nämlich als ganz gewöhnliche Erhaltungsweise von .'tigmaria zu constatiren, dass die cylindrisch ge- weseuL' lind als flache, lineale, wie Blätter den Stigmaria- Hauptkörpe..; ansitzenden Anhänge — wenn wir uns einen Querschnitt durch den Haujjtkörpcr vorstellen — nach allen Riehtungen hin vom Ilauptkiiiper aus- strahlen, also keineswegs alle in derselben Schichtungs- fläche verlaufen wie dei- horizontal kriechende Hanpt- körper, wie das verlangt werden müsste, wenn die Stigmarien allochthon wären. Wenn man berücksichtigt, dass die Anatomie der Stigmaria-Appendices genügend bekannt ist, um sich das Urtheil bilden zu können, dass sie mechanischen Ein- flüssen gegenüber sehr wenig resistenzfähig gewesen sein müssen, da sie aus einem grosszelligen Parenchym und einem nur schwachen centralen Leitbündel bestehen (Skelett-Zellen sind nicht beobachtet], so dass sie, aus dem Boden lebend hei-ausgezogen, sofort schlaft' herabhängen mussten, so erscheint ein Transport von Resten wie die Stigmarien mit noch anhaftenden und senkrecht vom Haupt- körper ausstrahlenden Appendices — wenn man nicht annehmen will, dass der Erdboden, in dem er wuchs, mit transportirt wurde — ganz und gar ausgeschlossen. Auch wenn die Appendices wie Borsten starr von den Haupt- körpern der Stigmarien abgestanden hätten, wäre ein weitgehenderer Transport kaum annehmbar, da dabei eine häufigere Schädigung durch Alibrechen von Theilen beobachtet werden müsste, als das bei vorsichtigem Hcr- ausmeisselu thatsächlicli gefunden wird. P. hat die Appen- *) Zur Orientirung über Stigmariti ficoiUes, verf^l. „Natiirw. Woclienschr." Bd. 11 S. 74 u. Bd. Vit S. 337 ff. dices in den vielen Fällen, die untersucht werden konnten, intact gefunden. Wäre der geschilderte Fall ein vereinzelter, so würde er zwar zu denken geben, da ein so feiner Sehlannn, wie es der Thonschiefer gewesen ist, sich schwerlich lange bei einem Transport zwischen den Appendices halten würde, aber er könnte doch nicht benutzt werden, um aus ihm irgend etwas Sicheres bezüglich der Ent- stehung des Stigmaria-Schiefers zu folgern, weil noth- gedrungen Ausnahmezustände beim Zustandekommen des- selben anzunehmen sein würden; der Fall ist aber — wenigstens in Oberschlesien, wo P., wie gesagt, in der Lage war, grössere Erfahrungen zu sammeln — durchaus der gewöhnliche. Ja es ist P. nicht einmal erinner- lich, jemals eine Stigmaria mit noch anhaftenden Appen- dices gefunden zu haben, bei der die letzteren sich nicht in gleicher Weise verhielten wie angedeutet. Es ist P. in Oberschlesien stets aufgefallen, dass der Stigmaria-Schiefer beim Zerschlagen in Richtung der Schichtungsfläche zur Constatirung etwaiger Petrefacten sofort ilaran zu erkennen ist, dass er kaum und schwer in der gewünschten Weise zerfällt, sondern dass er nach allen Richtungen hin zerl)röckelt: eine Folge der radial vom eylindrischen und zusammengedrückten Hauptkürper aus- strahlenden Appendices, während Ijci angeschwemmten Materialien dieselben also naturgemäss nur in parallelen Ebenen, den Schichtungsflächen, liegen. Sehr bezeichnend ist auch die Petrefacten-Armuth des Stigmaria-Schiefers, was sich bei der Annahme, dass die Stigmarien an Ort und Stelle, wo sie gefunden werden, auch gewachsen sind, von selbst versteht, da in einem Schlamme, der die unterirdischen Theile noch lebender Pflanzen-Arten enthält, die den Boden activ durchwühlen, eine Verwesung von abgestorbenen Pflanzenresten besonders intensiv sein muss. Petrefacten sind in „versteinertem Humus", abgesehen von unterirdischen Organtheilen von Pflanzen, im Allgemeinen von vornherein nicht zahlreich zu erwarten. Noch ein anderes Verhalten der Stigmaria, welches allen Pflanzen-Paläontologen, die sicii mit der Anatomie der fossilen Reste beschäftigen, gut bekannt ist, scheint dafür zu sprechen, dass autochthone Entstehung min- destens weit häufiger ist, als es Ochsenius anninnnt. Gar- nicht selten kann man nändich an echten Versteinerungen z. B. von Stammstücken, die also die innere, zellige Structur der Pflanzenreste zeigen, beobachten, dass die- selben von Stigmaria-Appendices durchzogen werden. Man muss sich wohl \orstellen, dass diese Stigmaria- Appendices erst in die versteinerten Stammstücke lebens- kräftig eingedrungen sind, als das letztere bereits in dem Humus, in weleheni die Stigmaria mit ihren Appen- dices eindrangen, eingebettet lag. Man muss nach dem Gesagten duichaus annehmen, dass ein grosser Tlieil der Schieferthon-Flützmittel des oberschlesisehcn Carbons bereits angeschwemmt war, bevor die Stigmarien darin wuchsen. Auch aus anileren Carbon-Revieren sind ähnliche Er- scheinungen bekannt, so senkrecht zu den Schichtungs- flächen stehende zahlreiche Reste unterirdischer Organe, deren Wurzeln sich noch durchaus in derselben Lage befinden wie zu Lebzeiten der zugehörigen Pflanzen-Arten. Aufrecht stehende (d. h. senkrecht zu den Schichtungsflächen stehende) Stämme sind längst zur Begründung autochthoner Entstehung herangezogen worden," sind aber freilich nicht so beweiskräftig wie die geschilderte Erhaltungsweise von Stigmaria und die Wurzeln. Die Annainne, dass es sich in allen solchen Fällen um den Transport ganzer Schollen haudele, begegnet weitaus grösseren Schwierigkeiten, als die Annahme autoch- Nr. ^0. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 313 thoner Bildungen; denn schwimmende Inseln dürften iumicrhin auch zur Carbonzeit eine untergeordnete Er- scheinung gewesen sein. Ochsenius meint (1. c. S. 91, 92 1, dass sich die am Platze gewaclisenen unterirdischen Organe in unter Wasser gesunkenem Lande befänden. Er sagt, „der Fall gehört wohl nicht zu den häufigen, ist aber schon mehrmals bc- ohaclitct worden." Für Oberschlesien passt nach dem Gesagten die letztere Aeusserung gar nicht , da hier specicll der Stigmarien-Sehiefer mit der geschilderten Erscheinung, die durchaus für eine autochthone Ent- stehung spricht, ausserordentlich verbreitet ist. Für all' die oberschlesischen Fälle abgesunkenes Land anzunehmen, scheint bei der verhältnissmässigen Seltenheit des Vorkommens plötzlicher Senkungen ebenfalls auf grössere Schwierigkeiten zu stossen, als die Annahme von Ueberschwemnmngen. Für die vielen Stigmarien-Schiefer Oberschlesiens kann also bis auf Weiteres nur autochthone Entstehung der Stigmarien angenommen werden, so dass jedenfalls autochthone Bildungen in Carbon- schichten bei Weitem häufiger sind, als sie Ochsenius mit Anderen anzunehmen geneigt ist. Schwerkraftsbestimmungen auf den Sandwich- Inseln, welche fHerr E. D. Freston im letzten Jahre ausgeführt hat, haben zu Resultaten geführt, die um so bemerkenswerther erseheinen, als sie so hohe Werthe für die Gesteinsdichte daselbst ergeben haben, dass die ame- rikanischen Gelehrten zuerst geneigt waren, an Fehler in den Beobachtungen oder in den zugehörigen Rechnungen zu glauben; eine Vermuthung. der aber, wie gleich be- merkt sein möge, nicht definitiv Folge gegeben werden kann. Die Beobachtuugsstationen, auf denen Herr Freston gearbeitet hat, und die erlangten Ergebnisse sind folgende: ,, Tj -. ^ I ■■ Meeres- Schwer- Urt Ceogr. BreUe Geogr. Lan^-e ^..^^ j^ ^^^^^^ eiifil F, Dyn. Washington -|- 38° 53' 20" + 77° 1' 35" 34 980,100 Lick Ohservatoi-y . . 37 20 2h 121 38 35 4 2o5 979,85; Honolulu 21 18 3 157 51 46 20 978,936 Waihihi 21 16 25 157 H) 1 10 978,922 Kawailian 20 2 25 155 49 36 8 978,803 Kalaieha 19 42 32 155 27 53 6 660 978,490 Mauna Kea +19 49 11 155 28 48 13 060 978,060 Bei Betrachtung der in dieser Tabelle enthaltenen Beobachtungen auf den Hawaiischen Inseln ergiebt sich zunächst das Resultat, dass die untere Hälfte vom Mauna Kea (vorletzte Station) eine sehr viel grössere Dichte der ober- flächlichen Schichten ergiebt als die obere Hälfte. Der erstere Tlieil führt für die Dichte zu dem Werthe 3,7, der untere zu 2,1, sodass als IMittelwerth für die Dichte des ganzen Berges sich 2,9 ergiebt. Dieser Werth übersteigt sehr merklich den sonst für die oberflächliche Gesteins- dichte gefundenen. Er dürfte der grösste bisher aus Fcndclmessungen gefundene Werth dieser Grösse sein. Freston giebt in einem Schreiben an J. D. Dana, einen der Herausgeber des American Journal of Science (vgl. Märzheft gen. Zeitschrift) die folgende Vergleicliung der- artiger Resultate : Mauna Kea . . 2,9 Fushinojama . 2,1 Haleakala . . . 2,7 St. Helena. . . 1,9 Aseension ... 1,6 (Haleakala ist eine andere Hawaiische Station). Das überraschende Resultat ist um so bemerkens- werther, als CS unter Anwendung MendenhaH'scher Ilalb- sekundenpendel erlangt wurde, die einen bisher nicht er- reichten Genauigkeitsgrad erlangen lassen. Professor Mendenh all macht daher auch selber noch einige Bemerkungen zur Sache, im gleichen Hefte des Am. Journ. of Science. Er erwähnt, dass das Resultat, wonach die untere Partie vom Mauna Kea eine Dichte von 3,7 besitze, auch ihm so überraschend vorgekommen sei, dass er Herrn Freston zu einer sorgfältigen Sui»errevision aller Beobachtungen und zugehörigen Rechnungen veran- lasst habe. Dieselbe hat indessen keinerlei Fehler auf- decken können. Im Uebrigen waren grobe Beobachtungs- fehler auch gar nicht zu erwarten. Denn wenn solche zu dem Zwecke herangezogen werden sollten, um den Betrag der gefundenen Dichte auf den der gewöhnliehen Ge- steinsdichte herabzudrücken, so müsste man annehmen, dass bei Beobachtung der Schwingungsdauer (0 des l'endels Fehler von Vaoooo ^''^" ' gemacht worden seien, während Apparat und Methode so eingerichtet sind, dass auch bei relativ kurzer Beobachtungszeit Ergebnisse erlangt werden. bis jenes Betrages genau die bis auf Vaüooooo sind. Mendenhall geht noch näher auf die Thatsachen ein, welche die Unwahrscheinlichkeit, dass es sich hier um Messungsfehler (entweder hinsichtlich der Methode oder der Apparate) handeln sollte, noch deutlicher ins Lieht rücken. Er weist darauf hin, dass die Ergebnisse ganz unabhängig sind von den Schweremessungen in Washing- ton. Es sind relative Messungen, indem man das Pendel im Meeresniveau in der Nähe des Berges schwingen liess. Die Pendel sind sowohl vor wie nach der Expe- dition in Washington sorgfältig geprüft worden; und es hat sich, obgleich beide Prüfungen nun mehr als ein Jahr auseinander lagen, doch keinerlei Differenz in den Schwingungszeiten erweisen lassen. Man wird auch wohl noch hinzufügen dürfen, dass Freston einer der geübtesten Fachmänner auf dem Gebiete dieser Beobachtungen ist, so dass die Annahme, es könne sich durch seine Beobach- tungen ein beträchtlicher systematischer Fehler durch- schleppen, ohne dass P. aus dem erlangten Zahlenmaterial und den Umständen, unter denen es erlangt ist, nicht selber auf die Natur und Grösse eines solchen Fehlers hätte schliessen können, hinfällig ist. .Man wird also kaum an dem allerdings ganz ungewöhnlichen Resultat, eine Dichte von 3,7 für die untere Hälfte des Mauna Kea, zweifeln können. Grs. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Geheimer Medicinalrath Prof. Dr. Hein- rich Fritsch von der Universität Breslau zum Professor der Gynäkologie an der Universität Bonn. — Prof. Ernst von Meyer von der Universität I^eipzig zum Professor der Chemie an der technischen Hochschule in r)resden. — Dr. phil, G. Hörig zum Assistenten am zoologischen Institut der Köuigl. Laudwirthschaft- lichen Hochschule in Berlin. — Mr. Samuel Alexander zum Professor der Philosophie am Owens College in Manchester. — Der ausserordentliche Professor der Chemie an der Universität Giessen Dr. Eugen Seilmann zum Ordinarius. Es hat sich habilitirt: Der Assistent am chemischen Institut der Universität Erlangen Dr. Max Busch für Chemie. Wirklicher Staatsrath Dr. Arthur von Oet fingen, ordent- licher Professor der Physik an der Universität Dorpat, beabsichtigt, nachdem er jetzt aus seinem Amte entlassen worden ist, nach Deutschland überzusiedeln und hier weiter wissenschaftlich thätig zu sein. — Es treten in den Ruhestand: Geheimer ( )ber-Meilicinal- rath Prof. Dr. Veit, Dircctor der geburtshilflichen Klinik und Professor für Gynäkologie an der Universität Bonn, zum 1. Oc- tober d. J ; — am Polytechnikum in Dresden: Gelieimcr Hofrath Dr. Rudolf Schmitt, Professor für allgemeine Chemie, und — Geheimer Regierungsrath Dr. August Nagel, Professor der Ver- messungslehre. Es sind gestorben: Der Chemiker Dr. Kobeck in Folge einer Explosion in der chi'inischen Fabrik vuii Schuster und \\'i\- 314 Naturwissenschaftliche Wochcnsclirift. Nr. 30. liolmy in Reichenbach (preussische Obei-lau.sitz). — Der frühere Professor der Mathematik am Owens College in Manchester Dr. Archihalil Sande mann in Perth. — Der Mathematiker Professor Dr. Schieck am Gymnasium in Weimar. Der Internationale botanische Congress wird niedit, wie in No. 26 angegeben, in Chicago, sondern in Madisoii, Wisconsin, Ver. St., abgehalten werden; er beginnt am 2.3. August und wird 3_4 Tage währen — Vorsitzender des Comitcs: Professor J. C. Arthur, La Fayette, Indiana, Ver. St. Der erste internationale Samariter - Gongress findet vom 8.— 10. September d. .1. in Wien statt. Prii.-^idi-nt: Professor Dr. Billroth; Vicepräsidenten: Bürgermeister Dr. Pri.v und Dr. A. Loew. Der bekannte amerikanische Polarreisende Marinelieutenant Peary hat mit seiner aus 10 Personen bestehenden Expedition am 2. Juli auf dem Walfischfiinger-Barkschiff „Falcon" eine neue Reise in die arktischen Regionen angetreten, um die NordkUstc, sowie den nocli unbekannten Theil der Ostküsto Grönhmds bis zuni Cap Bismarck zu untersuchen. Die Reisenden werden in der Inglefields- bucht an der Westküste von Grönland auf ungefähr 77 Gr. n. Br. landen, wo Peary Winterquartier zu nehmen gedenkt Von hier aus will Peary niiit sieben seiner Begleiter die Schlittenfahrt nach der von ihm auf seiner letzten Grönlandreise entdeckten lüde- pcndencebucht an der Nordküstc antreten, dort zwei Mann zurück- lassen, welche durch Jagd auf Moschusochsen das nöthige Hunde- futter herbeischaffen sollen, selbst aber mit einem oder zwei Mann nordwärts vorzudringen versuchen, um die Nordküste von Grön- land eingehend zu erforschen. Während dann Peary nach einer eventuellen Ueberwinterung bei einigermaassen günstigen Eis- verhältnissen gegen den Pol vorzudringen beabsichtigt, sollen die übrigen Mitglieder die Küsten bis Cap Bismarck (77 Gr. n. Br.) genauer feststellen und darauf quer durch Grönland nach der Inglefieldsbucht zurückkehren, wo die Vereinigung der ganzen Ex- pedition zu erfolgen hat. Gleichzeitig will Peary Nachrichten über die Grönlandexpedition des Schweden Björling einzuziehen versuchen, über deren Verbleib seit langer Zeit nichts mehr be- kannt geworden ist. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Jacques Loeb, Untersuchungen zur physiologischen Mor- phologie der Thiere. II. Organbildung und 'Wachsthum. Mit 2 Tafeln und 9 Textfiguren. Georg Hertz. Würzburg 1892. — Preis 4 Mk. Im 6. Bande No. 5 der .Naturwissenschaftlichen Wochenschr." ist dem I. Theil der Untersuchungen zur physiologischen Morpho- logie der Thiere, der sich mit dem Theuui: Heteromorphose be- schäftigt, eine Beschreibung zu theil geworden; Herr Dr. Loeb hat einen II. Theil folgen lassen, in dem er, auf den Darstel- lungen über Heteromorphose fussend, unter Anwendung ähn- licher Methoden die Organbildung und das Wachsthum zu er- klären sucht. Folgen wir seinen Untersuchungen. Zunächst bezogen sich dieselben auf Antennularia antennina; an diesem Hydroidpolypen will der Verfasser die Abhängigkeit der t)rganbildüng von der Orientirung des Thieres zum Erdmittel- punkte nachweisen. Bei Neigung des sogenannten Stammes strebte die weiterwachseude Spitze desselben senkrecht nach oben, die Wurzel zeigte sich, weniger abwärts geneigt, dem Erdmittelpunkte zustrebend. Bei herausgeschnittenen .Stammstücken entstehen bei senkrechter Aufhängung, gleichgültig, ob das basale Ende nach unten oder oben zeigt, oben Sprosse, unten Wurzeln, desgleichen zeigen sich bei schräg gerichteten Stammstücken bald an der Oberseite neue Sprosse, auf der Unterseite neue Wurzeln. Ob für diese Erscheinung die Worte „positiver und negativer" Geotro- pismus zur Erklärung ausreichen, bleibe dahingestellt. An hori- zontal orientirten .Stücken bilden sich die unteren Fiederchen zu wurzelähnlichen Gebilden um ; bei Kontakt verwachsen sie mit der Oberfläche des betreffenden Körpers. Unverletzte wachsende Sprosse des Thieres, nach unten gerichtet, erhalten an der früheren Spitze Wurzeln, falls dieselbe nicht abstirbt. Loeb will nun aus besonders orientierten Stämmen unter be- stimmten Umständen eine Varietät der Antennularia gezogen haben mit verzweigtem Stamm; da jedoch genauere Angaben versehwiegen sind, verzichte ich, darauf einzugehen. Das zweite Object bildet Tubularia mesombryanthemum. Daran haben sich an Stammstücken sowohl basal als apical Polypen gebildet. Befand sich das apicale oben, so wurde die Polypenbildung am basalen Ende verzögert, bei umgekehrter Stel- lung jedoch beschleunigt. Dabei zeigten Licht und Schwerkraft ■ keine Einwirkung auf die Entstehung von Neubiklungen. Nach einigen Rückblicken auf Heft 1. „Heteromorphose", kommt der Verfasser zu den Versuchen an Ciona intestinalis, deren Hauptergebnis in den Sätzen gipfelt: „Macht man einen Einschnitt in eine der Röhren einer C. intestinalis, so bilden sich an hei an frühere Publikationen anknüpfende ausführliche LTntersuchung kompIe.\er Säuren von Carl Friedheim. An den sogenannten Arsenmolj'bdänsäureii wird die Natur derartiger Verbindungen in eingehendster Weise ent- wickelt, indem das E.xperiment Schritt für Schritt der Spekulation folgt. Daher machen die aus den Versuchen gezogenen Folge- rungen fast durchweg einen überzeugenden Eindruck und, wenn auch in Einzelheiten noch manches zwingender zu erweisen sein wird, so bedeutet das Ganze zweifellos einen bedeutsamen Fort- schritt auf einem der dunkelsten Gebiete, Wo man bisher sich mit der Angabe der analytisch ermittelten Zusannnensetzung be- gnügte, wird man in Zukunft das Hauptaugenmerk der Consti- tution zuwenden. Die sorgfältigste Untersuchung der Bildungs- weise, wie Friedheim sie betreibt, wird hierzu die Handhabe bieten. Ebenfalls mit Constitutions- Untersuchungen und auf ähnlichem Wege beschäftigen sich die Mineralchemischen Studien von St. J Thugutt, der eine Anzahl Mineralien der Sodalitligrui>pe auf pyro- chemischem \yege darstellte und sich mit der Frage der Kaolin- bildung, dem Eiiifluss der Concentration der einwirkenden Lö- sungen auf den chemischen Umsatz bei den Silikaten, der Um- wandlung des Korunds und des Diaspors, den Sulfoferriten, den basischen Salzen von Magnesium und Zink und mit den Um- wandlungen einiger natürlicher Gläser durch destillirtos Wasser, sowie durch verdünnte Natriunu-arbonatlösung bei 200" beschäf- tigt. CTleichfalls zur Erklärung gewisser mineralischer Vorkomm- nisse sollen die Versuche von W. Spring und M. Lucion „Ueber die Entwässerung des Kupfero.xydhydrates und einiger seiner basischen Verbindungen bei Gegenwart von Wasser" dienen; die- selben constatiren die wasserentziehende Kraft von Salzlösungen. Aus dem Laboratorium von Krüss liegen zwei Mittheilungen über Kobalt und Nickel vor, welche in Bestätigung früherer Mitthei- lungen') die Nichteinheitlichkeit dieser, sorgfältig gereinigten, Me- talle feststellen. S. M. Jörgensen setzt seine frühiu-en, im Journal für praktische Chemie veröft'entlichten, Untersuchungen über die Constitution der Kobalt-, Chrom- und Rhodiuiidjasen fort. Die übrigen Abhandlungen, theils analytischen, theils I)eschreibcnden Inhalts haben mehr specielh>s Interesse. Neben den Originalabliandlungen, von welchen man einigen, im Interesse der Uebersichtlichkeit, etwas weniger Länge wünschen köiuite, laufen Referate über die in anderen Zeitsidn-iften aller Länder orscdiienenen, in das Gebiet fallenden Arbeiti'ii, bei denen theilweise der gegentheilig ■, Wunscdi angebracht erscheint. Zwar, so weit wirklii-h referirt ist, erscheint die Art, in welcher dies ge- schehen, einwandsfrei, da sie das Nothwcndige in knapper Form giebt; aber nur zu häufig findet sich die einfaidu- Angabe des Titels auch da, wo der Inhalt aus diesem nicht hinreichend zu er- sehen ist. In dieser Beziehung wäre eine Aenderung erwünscht. Spiegel. Hofmann, J.. ExkursionsHora für die Umgebung von Freising Fr.'ising. 1,GÜ M, Jäger, G., Aus Natur- und Menschenleben. Leipzig. 2 M. Jaerisch, P., Zur Theorii" der elastischen Kugehvellcn mit An- wendung auf die Reflixion und Brechung dis Lichtes. Ibnnburg. 2,50 M Israel, O., Practicuni der pathologischen Histologie. Berlin. 15 M. Eennel, j., Lehrbuch der Zoologie Stuttgart. 18 M. Kirchner, O., u. H. Potonie, Die Geheimnisse der Blumen Berlin. 1 .M. Eoehne, E., Deutsche Dendrologie. Stuttgart. 14 M. Ereidl, A., Weitere Beiträge zur Physiologie des Ohrlabyrinthes. Leipzig. 1,20 M. Legendre, A. M., Zahleutheorie. 2 Bde. Leipzig. 6 M. Lenhartz, H., Mikroskopie und Chemie am Krankenbett. Berlin. s M. Linck, G., Ueber das Krystallgefüge des Meteoreisens. Wien. (),(;0 M. Blargules, M., Luftbewegungen in einer rotirenden Sphäroid- schale Leipzig. 1,80 M, Messtischblätter des Preussischen Staates. 1:2.5,000. Nr. 1017. Jever. — 1 105. Loppersum. — 1630. VVartenberg. — 1701. Neudanun. — 1703. Hohenwaltje. — 1705. Zantoch — 1774. Vietz. — 20(iO Konkolewo. — 2126. Kübnitz. Berlin. 1 M. Mielke, C, Ueber die Stellung der Gerbsäuren im Stoffwechsel der Pflanzen. Hamburg. 2,50 M. Müller, J., Beiträge zur Anatomie holziger und succulenter Compositen. Berlin. 3 M. Nernst, W., Theoietische Chemie vom Standpunkte der Avo- gadro'scdien Regel und der Thermodynamik. Stuttgart. 13 M. Neubauer, H., Ueber die Zuverlässigkeit der Phosphorsäurebe- stimmung als Magnesiumpyrophosphat. Hamburg. 1 M. Pohlig, H.. Eine Elephantenhöhle Siciliens und der erste Nach- weis des Cranialdomes von Elejihas auticjuns. München. 2.80 M. Preyer, W., Die geistige Entwickelung in der ersten Kindheit. Stuttgart. 4 M. Ramsay, W., Kurzes Lehrbuch der Chemie nach den neuesten Forsclningen der Wissenschaft. Anklam. 4,50 M. Bomanes, G. J., Die geistige Entwicklung beim Menschen. Lei], zig. 6 M. Kzehak, E. C. F., Charakterlose Vogeicier. Wien. 0,60 M. SchacRo, G., Foraminiferen und Ostracoden aus der Kreide von Moltzow. Güsirow. 0,40 M. Schichtel, C, Der Amazonen-Strom. Strassburg. 2 .M. Schreutzel, W., Ueber die Integration der Difi'ereutialgh'icbung. Berlin 2 M. Sobotka, J., Beitrag zur Construction von umgeschriebenen Dcveloppablen. Prag. 0,40 M. Staude, O., Ueber das Foucault'sche Pendel. Güstrow. 0,25 M. Sterzel, J. T., Die Flora des Rothliegenden im Plauenschen (irunde bei Dresden. Leipzig. 12 M. Stüber, J. A., Die obere Abtheilung des unteren Lias in Deutsch- Lothringen. Strassburg. 4 M. Toldt, C, Ueber die massgebenden Gcsichtspuidvte in der Ana- tomie des Bauchfelles und der Gekröse. Berlin. 2,.'s0 M. Uebersichts-Karte, Geognostische, des Königreichs Württend)erg. Stuttgart. 2 M. Vetters, K. , Abriss der darstellenden Geometrie. Chouuiitz. 3 M. *) Ber. il. Deuts(di. Chem. Ges. 22,11 2026. Inhalt: Oberlehrer Clemens König: Die Biene als Depeschenträgerin, verglichen mit der Taube. — Dr. Karl L. .Schaefer: Die Rosenbach'sche Seekrankheitstheorie. — Die erworbene Immunität. — Eine gewöhnliche Art der Erhaltung von .Stigmaria als Beweis für die Autochthoni«' von Carbon-Pflanzen — Schwerkraftsbestimmungen auf den Sandwich-Inseln. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. Ja(|ues Loeb: Untersuchungen zur physiologischen Mor|ihologie der Tliien«. IL Organbildung und Wachsthum. — Eberhard Fraas: Scenerio der Alpen. — A. Engler u- K. Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien. — Zeitschrift für anorganische Chemie. — Liste, 316 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. Die Insekten-Börse jetzt vereinigt mit der „Sammler -BÖrSG" ■■"^^ß Diromnlo4ti'i|)C5 Organ s^ i ^ ist für- „Entomologen" und „Sammler" das hervorragendste Blatt, vrelches wegen der belehrenden Artikel sovsde seiner internationalen und grossen Verbreitung betreffs Ankauf, Verkauf und Umtausch aller Objekte die weitgehendsten Erwartungen erfüllt wie ein Probeabonnement lehren dürfte. Zu beziehen durch die Post (Zeitungsliste No. 3135) und die Verlags-BuclLhandlung Frankenstein & Wagner, Leipzig, Augustuaplatz 1. Abonnement bei Zusendung unter Kreuzband in Deutschland u. Oesterreich 1 Mk., nach anderen Ländern des Weltpostvereins 1 Mk. 20 Pfg. = 1 Shilling 2 Pence = 1 Fr. 50 Cent. Crsle reicß illusirisrio Sarianzoilung all /artigan tXumti tilj^i Dr. Neubert's GARTEN-MAGAZIN vieneljahrlich 9 Nummern = Mk. 2.50. <^rc6enummern /sosfen/os M. SchOrss München, Königln»lta»»t >^> . j j arm anerltatiitt (icbciltltd)[te6 Butter, -^mi HUI}uekUC/te>h -«önigl- %-cm\- ülfiemc StaatSmcbairic. 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Juli 1893. Nr. 31. Abonnement : Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrapreis ist Jl 4.— Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. I Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft, Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Internationale Uebereinkunft in der Cholerafrage. Von Wilhelm Krebs. Der vei-storbene Generalfeldmarschall Graf Moltke schrieb dem Kriege eine sittlichende Kraft zu. Allgemeiner findet sich derselbe Gedanke in dem alten Sprichwort aus- gedrückt: Noth lehrt beten. Die Wahrheit liegt wohl dem besonderen Moltke'schen Gedanken näher. Der Einzelne ist viel mehr in Gefahr, unter dem Drucke trauriger Zu- stände zu verderben, als die Mehrheit eines ganzen Volkes. Brechen Kriege oder anderes Unglück über sie herein, so besitzt sie vervielfältigte Gelegenheit, sich zu einem er- höhten Gefühl des Zusaramengehörens aufzuraften. Wohl- thätiger und sicherlich auch in weiterem Umfang muss dieses Gefühl wirken, wenn es sich nicht gegen Menschen fremden Stammes, sondern gegen Feinde fremderer Art richtet. Es giebt Kriegszustände, in denen die mensch- liche Geraeinschaft sich noch bitterer zu wehren hat, als je ein Volk gegen ein anderes. Ihre Schauplätze sind gerade die volkreichen Städte, in denen ihr Wüthen, grossen Schlachten nicht nachstehend, Zehntauseude an der Gesundheit zu schädigen. Tausende des Lebens zu berauben pflegt. Es sind die grossen Epidemien in unserer Zeit, vor allem die asiatische Brechruhr. So sind die schwere Cholera-Epidemie, welche im vorigen Jahre Ham- burg, die noch schwerere, welche vor zwanzig Jahren Magdeburg heimgesucht haben, auch deshalb unvergesslich und sollten es bleiben, weil sie aus tiefer, allgemeiner Niedergeschlagenheit ein Zusammenwirken von Behörden und Bürgein, Aerzten, Ingenieuren und Laien wachgerufen haben, welches sich den schönsten Bewegungen der Cultur- geschichte würdig anschliesst. Die Geschichte der Magde- burger Epidemie 1873 ist in der Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege von einem hervorragenden Arzte des damaligen Magdeburg geschrieben. Diejenige der Hamburger Eiiidemie, in einzelnen Zügen schon von Zeitungen und Zeitschriften, leider noch vorwiegend von ihren abschreckenden und auch beschämenden Seiten be- handelt, verdient die gleiche Würdigung und wird sie wohl erhalten. Noch wichtiger ist ein anderer Erfolg, den vor allem sie, doch in Gemeinschaft mit den gleichjährigen cj)ideini- schen Ereignissen zeitigte. Die durch Seuehengefahr und noch mehr durch Seuchenfurcht liediugten Beschränkungen des Verkehrs, besonders des Waarenverkehrs, schädigten schwer den Handel jener bedeutendsten Hafenstadt des europäischen Festlandes und des Deutschen Reichs. So hatte gerade dieses ein hervorragendes Interesse daran gewonnen, dass solche beschränkende Bestimmungen nicht über die Grenze hinaus getroffen würden, welche von dem herr- schenden Standpunkt der Wissenschaft als nothwendig angesehen ist. Eine dahingehende Uebereinkunft vor- erst der zunächst betheiligten Staaten, derjenigen Europas, erschien wünschenswerth. Die Anregungen und Vorver- handlungen gingen von Oesterreich- Ungarn aus, welches durch die Herbstepidemie in Budapest ebenfalls benacli- theiligt worden war. Die Einladungen zu einer diplo- matischen Conferenz erfolgten danach von Seiten des Deutschen Reiches. Die Sanitäts Conferenz kam zu Stande und fand in der Zeit vom 11. März bis zum 15. April 1893 in Dresden statt. Beschickt war sie von allen Staats- regierungen Europas, mit Ausschluss des Süzeränen Bul- garien. Ihr Arbeitsplan umfasste vier Gegenstände: Bestim- mungen über den Reise- und Waarenverkehr Europas, über das Sanitätswesen an der unteren Donau, über die Reform des Sanitätsrathes in Konstantinopel, über den Reise- und Waarenverkehr mit Persien. Die Verhandlungen beschränkten sich auf die beiden ersten Fragen, welche bei der gegenwärtigen Sachlage, nachdem die Cholera in mehreren Gegenden Europas schon Fuss gefasst hat, allein dringend sind. Aus den Zeitungen ist bekannt, dass eine Uebereinkunft von zehn Staaten unterzeichnet wurde, wäh- 318 Naturwissenschaftliche Wochcnsclirift. Nr. 31 55 E'S — 's 3 Ä Ä c ji .2 c Sö^^Mg S cätC^^isS n XUI. XIV. XV. XVI xvn. XVIII. 3 d o d s ^ OJ c « = £ = ffl o = W o = a S«-.? O fl ^■SISSs (.. "d ^.ilfeSl d aiHiaSH^ f tV '-"-*k-Jt O 0^ a a ü n ^ S '"^ .a^ 5 Q C S rf = Nr. 31. Naturwissenseliaftliche Woclieiisclirift. 319 rend die Delegirten der neun übrigen dieselbe nur zur Berichterstattung an ihre Regierungen übernahmen. Jene zehn umfassen aber den gesammten Rumpf Europas und in Italien eines seiner Glieder. Zu den neun übrigen ge- luiren ausser Grossbritannien und Irland*) nur Dänemark und diejenigen der skandinavischen, der pyrenäischen und der ]5alkanhalbinsel. Eingehen auf die einzelnen Theile der Uebereinkunft ist ja hier ausgeschlossen. Es genüge hervorzuheben, dass vom Verkehr zu Lande gebrauchte Wäsche und Kleidungs- stücke und unzureichend verpackte Lumpen als AVaaren ausgeschlossen, als Reisegepäck die ersteren, ebenso wie alle im Verdacht der Cholera- Verunreinigung stehenden Gegenstände der Desinfectiou unterworfen sein sollen. Das letztere gilt im Seeverkehr auch für die seuche- verdächtigen .Schilfe, deren Kielraum vor allem aus- gepumpt und desinficirt werden soll. Die Jlannschaft und die Reisenden haben inzwischen eine fünftägige Quarantäne abzuhalten, Cholerakranke werden sogleich isolirt. Die Waaren sollen jedoch auch im Seeverkehr nicht anders als wie im Landverkehr behandelt werden. Besonderer Werth wird, entsprechend den Anschauungen der Berliner bacteriologischen Schule, auf Versorgung seucheverdächtiger Schitle mit neuem, gutem Trinkwasser- vorrath, und in dem zweiten, den Donauverkehr behan- delnden Theile der uebereinkunft auf eine entsprechend verbesserte Wasserversorgung der Hafenstadt Sulina, am mittleren schiffbaren Arme des Donau-Deltas, gelegt. Von dieser Verbesserung wird sogar das Bestehen der haupt- sächlichen Beschränkungen jenes Verkehrs abhängig ge- macht. Doch ist das keineswegs weder in ihrer örtlichen Beschränkung auf Sulina, noch in ihrer saclilichen, auf die Wasserversorgung eine zureichende Bedingung, den Verkehr auf jenem wichtigen Wasserwege aus dem seuche- reicheu Osten nach dem volkreichen Abeudlande nicht zu beanstanden. Das Gleiche gilt in höherem Grade von den noch zurückgestellten Gegenständen internationaler Ver- handlungen: der Reform des Sanitätsrathes in Konstanti- nopel und der persischen Frage. Die Hamburger Epidemie des Jahres 1892, von welcher im Vergleich zu den gleichzeitigen in Altena und Wands- bek Professor Koch und seine Schule für die erwähnte Ansicht entscheidende Bestätigung gewonnen zu halten glauben, lässt den Einfluss ungünstiger Bodenverhältnisse mindestens ebenso stark hervortreten, wie denjenigen der ungenügenden Wasserversorgung der Stadt Hamburg mit unliltrirtem Eibwasser. In dem Kärtchen ist eine Ueber- sicht über das Auftreten der Herbstepidemie nach der im Deceuiber veröffentlichten Statistik entworfen. Unter- schieden ist dasselbe nach den viererlei Bodengebieten, welche für die drei Städte in Frage kommen. Es sind ein Geestgebiet mit guter Entwässerung, auf welchem Altona, Wandsbek und ein Thcil (Bezirke X, IX und V2 VIII) des nordwestlichen Hamburg erbaut sind, ferner zwei Geestgebiete Hamburgs, deren eines im Südwesten unter ungenügender Abführung der Oberflächen-, deren anderes im Norden und Osten unter ebensolcher der Grund- *) Nach Niedpi-schi-ift dieses im .Juni d. J. vollendeten Auf- satzes ist ausser der britischen :iuoh die ägyptische Regierung den Beschlüssen der Dresdner Sanitiitskonferenz beigetreten. Wasser leidet, endlich die Stadtmarschen im Südosten Hamburgs. Für Beurtheilung der daraus sich ergebenden örtlichen Einflüsse ist es nun von geradezu beweisendem Werth, dass alle vier, an einander entlegenen Stellen zweimal wiederkehrend, paarweise eine fast genaue üebereinstim- mung in den Verhältnisszahlen der Clnderasterblichkeit, eine annähernde in den weniger genauen der Erkran- kungen erkennen lassen. Diese Uebereinstimmung der Choleragefahr in den örtlich vergleichbaren Gebietepaaren verleiht jenen Verhältnisszahlen hinreichende Sicherheit, um die Wirkung der örtlichen Einflüsse gegen einander abzuschätzen. Derjenige des unfiltrirten Eibwassers der Hamburger Wasserversorgung verdreifachte danach die Cholerasterb- lichkeit in Hamburg gegenüber derjenigen in Altona, welches nut gut filtrirteni Eibwasser, und in Wandsbek, das mit Quellwasser versorgt ist. Der Einfluss der Bodenver- unreinigung durch ungenügende Entwässerung verdoppelte aber diese erhöhte Sterblichkeit, derjenige des sumpiigen Marschbodens vermehrte sie noch um ein Drittel. Aehn- liclie Verhältnisszahlen ergiebt ein Vergleich der Erkran- kungsziftern. Noch mehr tritt aber die für jene Epidemie geltende Bedeutung der Bodenverunreinigung hervor, wenn man aus jenen Verliältnissen berechnet, wie viele Opfer an menschlicher Gesundheit und menschlichem Leben jeder der drei in Hamburg waltenden besonderen Nach- theile gekostet hat. Dem Bewohnen der Marsch allein ist danach ein Mehr von etwa 1300 Erkrankungen und 600 Todesfällen, der Wasserversorgung allein ein Mehr von 7000 Erkrankungen und nahezu 2600 Todesfällen, der Bodenverunreinigung, durch gestaute und ungenügend ver- sickernde Wasser, aber ein Mehr von rund 8000 Erkrankun- gen und 3000 Todesfällen zur Last zu schreiben. Unwiderleglich geht wohl daraus dasselbe hervor, was aus vielen Beispielen anderer Städte in und ausser Europa zu ersehen, dass auch gelegentlich der schweren Hamburger Epidemie der Einfluss ungünstiger Bodenverhältnisse dem- jenigen mangelhafter Wasserversorgung mindestens gleich- geordnet war. An beiden Seiten haben demnach vor- beugende Maassregeln gegen Cholera und andere, ähnliche Epidemien nach wie vor anzusetzen. Für den Schiffs- und überhaupt Reiseverkehr kommt allerdings zuerst die directe Ansteckungs- und vor allem die Trinkwasserfrage in Betracht. Für die Verhinderung eines Vordringens der Seuche in und aus dem Orient wiegt aber in gleichem Grade wieder die Frage der örtlichen Gefahr vor. Für sie behalten deshalb Vorschläge vor allem Geltung, welche auf europäische Reinhaltung orientalischer Städte abzielen. Sehr günstig für ihre Verwirklichung erscheint, dass die in Betracht kommenden Wohnsitze, wie zunächst die türkischen, arabischen und ägyptischen Grossstädte der mohamedanischen Welt angehören, welche Vorschriften gesundheitsgemässerReinlichkeitseitAlters in ihre religiösen Grundsätze aufgenommen hat. Schon bei Einrichtung des türkischen Sanitätsdienstes wurde die Autorität der mo- hamedanischen Geistlichkeit erfolgreich zu Hilfe gerufen. Vielleicht gelingt es, die besten Vorschriften der Städte- Hygiene in derselben Weise schnell zur Geltung zu bringen, dtirt, wo ihre strenge Befolgung auch für den europäischen Westen von unschätzbarer Bedeutung ist. lieber den Werth der Cholerabacterieu -Unter- suchung findet sich ein Aufsatz Oscar Lieb reich 's in der „Berlin. Klin. Wochenschr.", dem wir das Folgende entnehmen: Die von Koch in seinem Aufsatze: „Zum gegenwär- tigen Stand der Choleradiagnose ^- (Zeitschrift f. Hygiene, Bd. XIV, Heft 2) niedergelegten Vorschriften zerfallen in 6 Abtheilungen: 1. die mikroskopische Untersuchung, 2. die Peptoncultur, 3. die Gelatineplattencultur, 4. die Agarplattencultur, 5. die Cholerarothreaction, 6. der Thier- versuch. 1. Von der mikroskopischen Untersuchung möge zu- 320 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. nächst zugestanden werden, dass mit einer Sicherheit von beinahe 50 pCt. erkannt werden Icann, dass man es mit Cholerabacterien zu thun habe. Der Werth dieser Be- stimmung- soll nicht einzig in der Kommaform der Bacillen liegen, sondern in der eigenthümlichen Anordnung der- selben. „Sie bilden nämlich Häufchen, in denen die ein- zelnen Bacillen sämmtlich dieselbe Richtung haben, so dass es so aussieht, als wenn ein kleiner Schwärm der- selben, wie etwa Fische in einem langsam fliessenden Gewässer hintereinander her ziehen." Es liegt hier eine Anordnung vor, welche, nach den Versuchen Pfefter's, wahrscheinlich auf Chemotaxis zurückzuführen ist. „Erst wenn das Bacteriengemisch ein complicirteres wird, fängt die mikroskopische Diagnose an unsicher zu werden" und man soll sich nun 2. zu dem Peptoncultur- verfahren wenden. „Man wendet dasselbe jetzt in der Weise an, dass in die sterihsirte 1 procentige Pepton- lösung, welche sich in Reagensgläsern befindet, man ein oder mehrere PlatinOsen der Dejection, oder wenn dieselbe Schleimflockeu enthält, einige solcher Flocken bringt und bei einer Temperatur von ST'^ hält." Bei sehr reichlichem Vorhandensein der Cholerabacterien sollen sich Reinculturen derselljen finden, welche die Diagnose feststellen. Dieser Fall tritt aber nicht immer ein; denn, um mit den Worten Koch's zu reden, „sind weniger vorhanden gewesen, dann erscheinen sie später an der Oberfläche und mehr oder weniger gemischt mit Fäcesbacterien (hauptsäch- lich Bact. coli), so dass die mikroskopische Unter- suchung schliesslich in Zweifel lassen kann, ob die vor- gefundenen gekrümmten ßacterien Cholerabacterien sind." Zunächst ist also auch diese zweite Methode nicht ausreichend, um ein positives Resultat zu erzielen, um so mehr als das Mikroskop eine Entscheidung nicht liefern kann. Infolge dessen wird als weiterer Versuch die so- genannte Gelatineplattencultur angestellt. — 3. Diese über- trifft nicht die Peptoucultur au Feinheit, wie Koch selber angiebt. Geringe Unterschiede in der Zusammensetzung der Gelatineplatte liefern ein abweichendes Aussehen und diejenigen Kulturen, welche im Laboratorium längere Zeit fortgezüchtet sind, „geben ein ebenfalls von dem typisclien mehr oder weniger altweichendes Wachsthum." Wenn dieses atypische Wachsthum auch von Koch nur einmal beobachtet worden ist, von anderen Bacteriologcn ist es dagegen häufiger beobachtet worden, so dass sie glaubten, nicht echte Cholerabacterien, sondern andere rascher verflüssigende Bacterien vor sich zu haben, so zfeigt dasselbe doch immerhin an, dass eine Constanz in den Wachsthumsbedingungen nicht unbedingt ausge- sprochen werden kann. Man sollte nun meinen, nachdem diese drei Versuche kein sicheres Resultat ergeben haben, würde man auf ein Verfahren hingeleitet, welches über jeden Zweifel erhaben ist, und welches zum mindesten besser als das Gelatine- und das Peptonverfahren sei. Dem ist aber nicht so. Koch empfiehlt 4. die Agarplatten- cultur. Es kann keine bessere Kritik dieser Cultur ge- geben werden, als wenn ich des Verfassers eigene Worte wieder vorführe. „Das AVachsthum der Cholerabacterien auf Agar ist kein so charakteristisches, wie das in Gelatine, und man ist nicht im Stande, sie nach ihrem Aussehen allein ohne Weiteres als Choleracolonien zu bezeichnen." Nur „mit ziemlicher Sicherheit" kann ein „geübter Blick die Choleracolonien von Fäces- und Wasserbacterien unterscheiden." Zwar kann man dann mit Hülfe des Mikroskops feststellen, ob man gekrümmte Bacterien vor sich habe, doch sind dieselljcn dadurch allein, wie Koch selbst angiebt, namentlich wenn sie dem Wasser entstammen, als Cholerabacterien nicht zu erkennen. Bis zu diesem Moment hat man weiter nichts als Reinculturen von gekrümmten Bacterien erhalten und es wird daher zu den entscheidenden Nummern 5 und 6 übergegangen. Diese Versuche beziehen sich auf die sogenannte Cholerarothreaction und auf den Thierversuch. Die Wichtigkeit, welche Koch diesen beiden Punkten zu- weist, ergiebt sich aus seinen Worten: „Auf den Thier- versuch muss ebenso wie auf die Cholerarothreaction des- wegen grosser Werth gelegt werden, weil derselbe in verhältnissmässig kurzer Zeit eine Eigenschaft der Cholera- bacterien erkennen lässt, welche ihnen ausschliesslich zu- kommt. Unter allen gekrümmten, d. h. spirillenartigen Bacterien, welche bei der Untersuchung auf Cholera in Frage kommen, ist bisher keine gefunden, welche in der angegebenen Dosis auch nur annähernd ähnliche Sym- ptome bewirkt, wie die Cholerabacterien." Die Unrichtig- keit dieser Behauptungen soll in Folgendem nachgewiesen werden. — Was zunächst die Cholerarothreaction bctriff"t, deren Entdeckung Koch irrthümlich Bujwid und Dunham zuschreibt, so muss dem gegenüber dieselbe als eine alt- bekannte bezeichnet werden. Nur der Name „Choleraroth" ist neu und als ein wenig passender zu bezeichnen. In Kurzem lässt sich darüber Folgendes sagen: Schon lange ist das Auftreten einer Rothfärbung bei Zusatz von Sal- petersäure zu faulenden Massen bekannt; bei Cholera- stühlen ist sie zunächst von Virchow bereits vor 40 Jahren beobachtet worden, seine Worte lauten folgendermaassen: „Die Salpetersäure brachte ausserdem jene schön rosen- rothe Färbung hervor, die schon von F. Simon und Heller beobachtet und auf Gallenfarbstoft" bezogen war; es be- stätigt sich hier die schon von mir 1846 ausgesprochene Vermuthung, dass die Färbung von verwester Proteinsub- stanz herstamme." Diese Vermuthung Virchow's ist durch nachfolgende chemische Untersuchungen vollkommen be- stätigt worden. Es wurde nämlich bei faulender Eiweiss- substanz zunächst ein Körper entdeckt, welcher als eine wesentliche Ursache der rothen Reaction bezeichnet werden muss, es ist dies das Indol, ein Körper, welcher besonders dadurch erhöhtes Interesse gewann, dass er von A. V. Baeyer als Reductionsproduct des Indigos festge- stellt worden ist. Später hat Herr Poehl und uiclit, wie Herr Koch annimmt, die Bacteriologcn Bujwid und Dun- ham, diese Reaction in Choleradejectionen und Culturcn beobachtet. Als nun Brieger gefunden hatte, dass die rothe Farbbase ein Indolabkönnnling sei, proclamirte er dieselbe als „specifisch" für die Cholera und versah sie mit dem Namen Choleraroth. Da nun im faulenden Eiweiss und durch andere Bacterien dieselbe rothe Farbe erhalten werden kann, so sieht man leicht, dass der Name insofern unglücklich gewählt ist, als er die irrige Meinung erwecken muss, man habe es hier mit einer Farbe zu thun, die nur bei Cholera erzeugt werde und somit für die Diagnose der Krankheit als eine wichtige Entdeckung zu betrachten sei. Eine Aufklärung über den Verlauf der Reaction erfolgte zu- erst aus dem chemischen Laboratorium des pathologischen Instituts durch Salkowski. Für das Zustandekommen der Rothfärbung ist bei Gegenwart von Indol salpetrige Säure bez. Nitrit erforderlich. Diese Nitrite nun werden in manchen Bacterien neben Indol gebildet, und dann kommt die Rothfärbung wie gewöhnlich zu stände, wenn man eine reine Mineralsäure hinzufügt; andere Bacterien bilden Indol allein; bei diesen muss man, um die Rothreaction zu erhalten, noch salpetrige Säure oder Nitrite hinzufügen. — Enthält eine Säure, wie dies z. B. bei Salpetersäure und Schwefelsäure zuweilen der Fall ist, salpetrige Säure, so ist der Zusatz der letzteren natürlich überflüssig. Es ist deshalb die von Salkowski aufgestellte Behauptung- vollkommen richtig, dass die Cholerareaction nichts anderes sei wie eine ganz gewöhnliche Indolreaction und „dass dieselbe in Choleraculturen schon mit Schwefelsäure ein- tritt, liegt einfach daran, dass die Cholerabacillen constant Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 321 salpetrige Säure produciren, welche sich als Nitrit in der P^lüssigkeit befindet." „Es giebt ferner kein specifisches Choleraroth, wie es Brieger angenommen hat, dieses ist einfach Indolroth und aus jeder faulen Peptonlösung dar- stellbar." Das Resultat der Untersuciiung Salkowski's ist: Es kann sein, es kann auch nicht sein, da es allgemein Bacterien giebt, welche Nitrit zu Ammoniak reducireu, und Bacterien giebt, welche Ammoniak zu Nitrit oxydiren. Die von Salkowski benutzten lieferten Nitrit; die von mir untersuchten Choierabacterien haben ebenfalls Indol- und Nitrifbildung gezeigt und so Veranlassung zur ludolroth- reaction gegeben. Ich will auch zugestehen, dass sehr viele als Choleramikrobeu angesprochene Bacterien die fragliche Reaction geben, sogar dass andere gekrümmte Bacterien sie nicht zeigen, trotzdem aber ist, um dies auch gegen Salkowski auszudrücken, die Reaction kein Characteristicum derselben, keine Eigenschaft, die als Er- kennnngsmittel in Anspruch genommen werden darf Für die Richtigkeit dieser Behauptung, dass die als Choiera- bacterien angesprochenen gekrümmten ilikroorganismen in Bezug auf gleichzeitige Indol- und Nitritbildung sich ungleich verhalten, sind die Angaben von C. Fraenkel 1892 als beweisend zu erwähnen. Er findet in dem Duis- burger Wasser gekrümmte Bacterien, die er für Choiera- bacterien erklärt, erhält die rothe Indolreaction jedoch nicht und sagt, wie ich, um kein Missverständniss zu er- regen, wörtlich hier anführe: „Aber ich habe ganz das gleiche Verhalten auch bei den im Laufe der vorigen Woche hier aus dem erwähnten Duisburger und aus einem zweiten in 8t. (ioar vorgekommenen Fall gezüchteten Choierabacterien, sowie ferner bei einer mir im Juli d. J. aus Paris durch Roux übersandten Cultur beobachten können." Diese Culturen waren wieder unter sich in sofern verschieden, als die Cultur des Roux nach vierzehn- tägigem ümzüchteu erst die sogenannte Cholerareaction gab. Dass hier die Ausfüln-ung der Reaction in Bouillon- Pepton geschah statt im bouillonfreien Pepton, oder die angewandten Reagentien nicht rein gewesen sein sollten, kann nicht als Grund des Misslingens angeführt werden, da die französischen Bacillen, die ebenfalls in Bouillon- pepton gezüchtet werden, nach 14tägiger Cultur schliess- lich die Reaction zeigten ! Trotz dieser Unsicherlieit misst Koch der .,Cl)olera-Rotli-Reaction für die Unterscheidung der Choierabacterien von ähnlich geformten Bacterien einen sehr hohen Werth bei". — Eine ruhige Beurtheilung führt nach dem Vorstehenden zu dem Sehluss, dass die Cholera-Roth- Reaction in derselben Weise wie die übrigen Versuchsanordnungen keinen sicheren Beweis gebracht hat. ~- 6. Zur sechsten Probe wird von Koch die Giftig- keit der gekrümmten Bacterien benutzt. Es wird Bezug genommen auf eine Arbeit von R. Pfeiffer, welcher Meer- schweinchen Agarcultur in die Bauchhöhle einspritzt. Pfeiffer zweifelt nicht, dass die von ihm an Meer- sehweinehen hervorgerufenen Krankheitssymptomc mit dem Bilde der menschlichen Cholera übereinstimmen; er stützt sieh dabei auf die auffällige Muskelschwäche, auf die Muskelkrämpfe und das Sinken der Körpertemperatur. Abgesehen davon, dass dieses Bild ein sehr allgemeines Vergiftungsbild ist, fanden sich diese Symptome auch bei anderen Vergiftungen, die gleichzeitig eine Peritoneal- reizung hervorrufen. Ich eitirc hier nur den Berieht, welchen Klein an das Medical Departement of the Local Government Board (1893) geliefert hat. Er zeigte, dass der ^'ibrio von Finkler, der Bacillus coli, der Proteus vul- garis und der Bacillus prodigiosus dieselben Erscheinungen hervorrufen. Gruber und Wiener fanden ferner bei ihren Versuchen, dass die verschiedenen als Choierabacterien angesprochenen Bacillen nicht das von Pfeiffer beschriebene Vergiftungsbild lieferten, selbst solche nicht, die sie direet aus dem Koch'schen Institut erhalten hatten. Trotzdem nun die Pfeiffer'schen Angaben als unbestätigt dastehen, stützt sich Koch lediglich auf diese Versuche, um eine Diagnose der Cholcrabacillen durch sie als sicher erziel- bar hinzustellen. Diese Thatsache allein genügt schon, um die ganze sechste Probe zu verwerfen. Nehmen wir selbst an, dass die Pfeiffer'schen Resul- tate constant wären, so wäre die Methode der Ausführung, die Koch vorsehreiljt, noch in einer anderen Hinsicht un- zulässig. Bei allen toxicologischen Versuchen muss der Be- stimmung der Qantität des anzuwendenden Materials eine entsprechende Bedeutung beigemessen werden. Da, wo es sich nur um qualitative Untersuchungen handelt, kann man unter Umständen auf die genaue Bestimmung der wirksamen Substanz des Giftes verzichten und sich mit annähernden Methoden helfen. Wie verfährt nun Pfeiffer? Er benutzt eine Platinöse, auf welche er die Cholera- cultur heraufbringt. Ich bemerke, wie es ja bekannt ist, dass diese Cultur keine flüssige, sondern eine festweiche Substanz ist; es kann also hier nicht, wie es bei flüssigem Körper vermöge der (Japillaritätsgesetze der Fall ist, da- \on die Rede sein, dass man unter allen Umständen mit einer Oese annähernd dieselbe Quantität heraushebt. Pfeiffer giebt an, dass der Durchschnitt des Gewichtes 1,5 mgr betrage; dabei wird aber weder die Dicke des Platindrahtes, der Durchmesser der Oese, noch die Maxima und Minima der Einzelgewichte, aus denen der Durchschnitt genommen ist, angegeben. Für den Zweck, welchen Pfeiffer mit seinen Untersuchungen erreichen wollte, mag die Ungenauigkeit dieser Bestimmung nicht zu sehr betont werden. Ganz anders verhält es sieh aber, wenn Koch die Pfeifferschen Resultate zu einer gesetz- mässigen Reaction erheben will. Er sagt: „Unter allen gekrümmten, d. h. spirillenartigen Bacterien, welche bei der Untersuchung auf Cholera in Frage kommen, ist bis- her keine gefunden, welche in der angegebenen Dosis auch nur annähernd ähnliche Symptome bewirkt, wie die r;holerabactcricn." Es geht hieraus deutlich hervor, dass nicht die Symptome aliein das Maassgebende sein sollen, sondern der Zusammenhang der Dosis mit den Symptomen, ja dass die Symptome eine Function der Dosis sind, und dass somit der zuverlässigen Bestimmung der Dosis eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Und nun erhebt koch eine so rohe Dosirungsraethode, wie die Bestimmung des Herrn Pfeiffer mit der Oese, zu einem Maass, welches auf Genauigkeit Anspruch machen soll. Er sagt: „Nach Pfeifers Vorgang verfährt man so, dass man von der Agarol)erfläche mit einer Platinöse, welche ungefähr 1,5 mgr der Cultur zu fassen vermag, eine volle Oese entnimmt, in 1 ccm sterilisirter Bouillon vertheilt und in die Bauchhöhle injicirt. Hier fehlen vor allen Dingen die Grenzwerthe der Gewichte, welche eine Platinöse ergiebt, und es fehlen zweitens die Grenzwerthe der (üftdose, die untere, bei welcher die Virulenz der Choierabacterien beginnt, und die obere, bei welcher man nicht mehr sicher ist, ob die Er- scheinungen auch schon durch andere Bacterien hervor- gerufen werden können. Was ferner die Platinöse betrifft, so zeigen sich hier bezüglich der Capacität Differenzen bis zu 50 pCt., wie ich mich durch Wägungen von Oescn verschiedenen Durchmessers überzeugt habe. Andererseits ist noch zu berücksichtigen, dass sich die Höiiic der Dosis, mit welcher man einen bestimmten Effect erzielen kann, wie Pfeiffer bemerkt, nach der Virulenz der Cultur richtet. Man sieht wohl, dass selbst bei der grössten Sorg- samkeit der Untersuchung, bei der grössten Sachkenntniss, 322 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. es oft nicht möghch sein wird, bei strenger Befolgung der von Koch in seiner Arbeit gegebenen Vorsclirifteu, zu einem bestimmten Resultat zu kommen. Es liegt aber auch noch die andere Möglichkeit vor, dass bei einer dieser sechs Untersuehungsstationen oder bei mehreren derselben das beabsichtigte Resultat erreicht wird, aber deshalb zweifelhaft werden nmss, weil die gesannnten charakte- ristischen Proben kein übereinstimmendes Resultat geben. Wenn also beispielsweise die Agareultur, die Peptoncultur Resultate ergeben, der Thierversuch und das Olioleraroth nicht, zu welchem Urtheil über die Qualität der Bactcrien soll man gelangen, da auch andere gekrUnnnte Bactcrien die angegebenen Eigenschaften zeigen? Es erübrigt nun, diejenigen Merkmale anzuführen, welche ferner von den Bacteriologen als für die Cholera- bacillcn charakteristisch angegeben werden. Hier sei zunächst erwähnt, dass auf Bouillonculturen sich ein Häutchen bilden soll. Aber C. Fränkel sagt von seinen Bacillen, die er als Cholerabacilleu anspricht: „sie bil- deten in Bouilloncultur das sogenannte charakteristische Häutchen nicht. Dasselbe thun die von Herrn Roux ge- züchteten französischen Cholerabacterien aucli nicht". Und Herr Bleisch erklärt ebenfalls, dass er bei echten Choleravibrionen dieses charakteristische Häutchen nicht gefunden habe. Dagegen findet Fischer bei anderen ge- krümmten Bactcrien, die er nicht als Cliolerabacillen an- spricht, dass dieselben Häutchen bilden können. Diese Unsicherheit in der Untersuchung führt zu dem merk- würdigen Ergebniss, dass es kein hinreichendes Er- kennungszeichen für Cholerabacterien giebt. Eine scharfe Charakteristik für einen einzigen als Cholerabacillus anzusprechenden Bacillus fehlt. Es scheint mir auch zweifelhaft, ob Koch's indischer Cholera- bacillus derselbe gewesen ist, den er in Hamburg ge- züchtet hat oder derselbe, der in Paris aufgetreten ist, und ob es nicht überhaupt eine Reihe verschiedener Rommabacillen sind, die bei der Cholera auftreten, wie es der englische Forscher Cuninghani behauptet. Hierfür lässt sich Folgendes anführen. Koch sagte 1884: „Die Kommabäcillen wachsen nun aber auch in anderen Flüssig- keiten, vor allen Dingen wachsen sie in Milch sehr reich- lich und schnell. Sie bringen die Milch nicht zum Ge- rinnen und fällen das Casein nicht aus." Ferner sagt Löfflcr 1887: „Der einzige der kommaförmigen Organis- men, welcher sich in der blaugefärbten Milch durch sein besonderes Verhalten auszeichnet, ist der Millcr'sehe Ba- cillus; er fällt das Casein und peptonisirt es ganz ener- gisch." Im Jahre 1892 jedoch verhält sich der Cholera- bacillus vollkommen anders, und Herr Finkeinburg ist in der Lage zu zeigen, dass die Laboratoriums-Bacillen in 50 Stunden, die Pariser Vorortsbacillen in 40 Stunden die Milch coaguliren und in derselben Zeit leisten auch dieses die Hamburger Bacillen. Ein weiterer Anhaltspunkt für die Beurtheilung der Cholerafrage liegt nun aber ferner darin, dass der Cholera- bacillus, der von italienischen Forschern aus der Cholera- epidemie von Massauah und Ghinda gewonnen ist, tibcr- haupt kein gekrümmter Bacillus mehr ist, sondern ein gerader Bacillus, wie von Sclavo constatirt wurde. In Verbindung mit dieser Thatsache wird jedenfalls der wei- tere, von Fischer herrührende Befund höchst beachtens- werth bleiben, dass der gekrümmte Bacillus durch künst- liche Züchtung allmählich in eine so gerade Form über- gehen kann, dass das Mikroskop keinen Unterschied von anderen geraden Bacillen tindct. Was die Erscheinungen im Darm betrifft, so darf man sich durch den einfachen Befund gekrümmter Ba- cillen im Darm nicht direct der Vorstellung hingeben, dass sie die Ursache der schweren Darmerscheinungen seien. Solche Schlussfolgerungen, die Gegenwart einer Bacterienai't oder mehrerer sofort als Ursache der Er- krankung anzunehmen, haben ja bekanntlich zu manchen Täuschungen geführt. Pneumokokken finden sich im ;\Iunde, mit der vollen Charakteristik der Giftigkeit an Thieren: das Bild der Pneumonie konnnt zu Stande, wenn die Erkrankung des Organismus die Aufnahmefähigkeit bewirkt. Keine Desinfection der Welt würde im Stande sein, die Kokken von der Menschheit fernzuhalten. Was uns überrascht, ist die Plötzlichkeit und die Massenbaftig- keit des Auftretens von Bactcrien, wenn eine Widerstands- losigkeit des Organismus, d. h. eine Erkrankung der Zellen, eintritt. — Die schwersten Darmerscheinungen treten nicht durch directe Reizung des Darms ein, sondern sie können bewirkt werden durch Aufnahme von Schäd- lichkeiten, welche in den Körper ohne Vermittelung des Intestinalcanals eintreten. Quecksilber und Arsenik liefern bekanntlich hierfür das beste Beispiel, und der pseudo- (liphtheritische Prozess, dessen Auftreten beim Quecksilber von mir beobachtet wurde, giebt hierfür einen guten Be- weis. Bei der Vergiftung mit arseniger Säure, welche das Bild dei- Cholera vollkonunen vortäuscht, finden sich massenhafte Mikroorganismen im Darm, so dass derjenige, welcher nicht wüsstc, dass Arsenik die Krankheitsursache sei, ähnlich wie bei der Cholera die Ursache in diesen erst secundär afficirtcn Theil des Körpers verlegen würde. Andererseits ist das Vorhandensein von gekrümmten liac- terien bei Menschen constatirt, welche gesund bleiben. Bei der Cholera hat man bisher nur zeigen können, dass eigenartige Bacillen und zwar verschiedener Art oder Eigenschaft auftreten können. Für die Annahme, dass sie die Ursache sind, liegt bis jetzt kein Anhaltspunkt vor; ferner hat die experimentelle Aufnahme der Bactcrien bei den bekannten Selbst-Experimenten das vorauszu- sehende Resultat ergeben, dass dieselben sich im Darm vermehren können, keine Cholera herbeiführen, sondern nur jene Störung im Organismus erzeugen, welche durch die Aufnahme von putriden Massen längst bekannt ist und welche, ohne dem Heldenmuth der Mttnchener Ex- perimentatoren*) zu nahe treten zu wollen, durch die all- bekannte Einwirkung der Psyche auf den Darm in etwas schärferer Weise markirt worden sein mag. Wir müssen es offen bekennen, dass die Ursache der Cholera eine noch unbekannte Schädlichkeit ist, welche die Zellen trifft und dass diese Erkrankung ähnlich wie bei der Diphtherie und der Pneumonie, den Organisnuis in einen Zustand überführt, in welchem die den Fäuliuss- bacterien nahestehenden Mikroorganismen einen Angriffs- punkt bieten. Das Auffinden der Cholerabacilleu allein bedeutet nicht „Cholera", ebenso wie das Auffinden des Diphtheriebacillus oder der Pneumokokken bei gesunden Menschen Diphtherie oder Pneumonie nicht anzeigt. — Die Wehrlosigkeit der Zellen gegen Mikroorganismen ist nicht allein eine theoretische Erörterung der cellular- pathologischen Lehre, sondern Thierversuche zeugen für die Richtigkeit dieser Anschauung. Man kann die Zellen durch pharmakodynamische Mittel erkranken lassen. Ein sehr interessanter Versuch Zuelzer's 1874 sei hier zuförderst erwähnt. Wenn man Thieren Fäulnissbacterien einspritzt und dieselben davon nicht afficirt werden, nach- her eine Atropiulösung in so minimaler Quantität giebt, dass die gewöhnliche physiologische Action nicht bemerkbar wird, so sind sie jetzt durch die Bactcrien zum Tode zu führen. Noch beweisender ist ein äusserst interessanter Versuch von A. Gottstein. Er konnte bei Thieren, welche für Hühnercholera nicht empfänglich sind, durch vorher- gehende Verabreichung von Pyrodin die Erkrankung der- *) Vergl. „Nutüi-w. WofheiLscbr." Bil. VII, S. .Wl. Re Nr. 31. Natuvwissenschaftlielic Wochcnsclirift. 823 selben bewirken, wobei zu bemerken ist, dass Pyrodin nicht etwa ein Nähritoden für llühnercholera ist. Bei dem Auftreten von Epidemien wird eine wesent- liche Ursache immer in der ( »rganisation des Menschen zu suchen sein. Sein Wohlbetindeu wird durch richti.i;c hygienische Verhältnisse, die ausserhalb liegen, und durch die Ernährung- und Pflege des Organismus bedingt sein und setzt sich zusammen aus der normalen Function aller seiner Elementarorganismen, der Zellen. Dass z. 15. Hunger unter ganz spcciellen Bedingungen die eigentliche Ursache ist, welclie die Organismen für eine Krankheit disponiren und ihre Widerstandsfähigkeit gegen pathogene Einflüsse herabsetzen, kann in seiner Richtigkeit auch heute nicht bestritten werden, und jeder Hygieniker wird zur Beseitigung der Epidemien diesen Umständen Rechnung tragen. Folgender an den Hungertyphus anknüpfender Ver- such als Beweis für den Einfluss, welchen der Ernährungs- zustand auf die P^mpfängliehkeit der Menschenzelle gegen- über Infectionsstotfen ausübt, möge hier angeführt werden : Tauben sind für Milzbrand nicht empfänglieh, weder ejti- demisch tritt er bei ihnen auf, noch bei der Impfung geht er fast jemals an. Man würde vergebens nach chemischen Stoffen suchen, welche diese Thatsachen erklären ; bereitet man dagegen die Tauben durch Hunger vor, oder lässt sie sofort nach erfolgter Impfung hungern, so gehen sie fast ausnahmslos an Milzbrand wie andere Thiere zu Grunde. Man sieht also, welch mächtiges Kampfmittel einer so schweren Infection gegenüber die normale Zell- function darstellt. Beim Ausbruche einer Epidemie, in welcher der ur- sprüngUch geringe Infectionsstotf in mächtigster Weise exponentiell sich vermehrt, wird die Summe "der Wider- stände der thierischen und menschlichen Organismen zur erfolgreichen Bekämj)fung der Infectionsstofte nicht mehr ausreichen, und nur so können wir es uns erklären, dass durch den geschaftenen Infectionsstoft' auch Individuen betroffen werden, die vermöge ihrer sonstigen Verhältnisse verschont geblieben wären. Wir können — schliesst Liebreich seinen Aufsatz — bis jetzt in den bei der Cholera gefundenen Bacillen nur ein Symptom der Cholera anerkennen; wer dieselben als primäre Ursache der Cholera hinstellen will, ist ver- pflichtet, zwingendere Beweise dafür beizubringen, als es bis jetzt geschehen ist. Die. Stachelapparate der Insecteiipuppeii dienen mannigfachen Zwecken. Ihre biologische Bedeutung setzt für verschiedene Kerfe C. Verhoeff in seinem Aufsatz „die physiologische Bedeutung des Stachelapparates be- sonders der Hymenopteren-Nymphen" auseinander, (Zool. Anz., No. 401_, S. 355). Die Puppen des Heidenliohrers rollen sich mit ihren Stacheln „wie mit Steigeisen" bis zum Flugloch "empor. Die Nymphen der Anthracinen (Dipteren) können mit ihren Stacheln sowohl bohren als auch, wie der genannte Schmetterling, sich fortbewegen. Dagegen konnte Verhoeff feststellen, dass die Puppen der Fossorien unter den Hymenopteren sich nicht mit ihrem Stachelapparat fortbewegen, kein Bohrwerkzeug haben, nicht vor dem Ausschlüpfen der Imagines den Cocon verlassen, dass ferner der Stachelapparat zu schwach ist, um der Ortsbewegung zu dienen und gegen das Ende der Nymphenzeit schrumpft. Auch ist einlocomotorischer Apparat bei Puppen von Kerfen mit kräftigen Oberkiefern zwecklos. Vielmehr unterstützen die Stachel- und Zapfen- Bewehrungen der Hautflüglernymi)hcn die letzte Nerven- häutung und entsprechen den Häutungshaaren der Kriech- thiore und höheren Kruster. Bei Trypoxylon konnte beoljachtet w-erden, dass die nach hinten gerichteten Stachelehen, nachdem die Körpersegmente nach vorn in einander geschoben waren, bei der nunmehr eintretenden Streckung derselben die Larvenhaut lockerten und, bei wiederholter Zusammenziehuiig und Streckung des Körpers abschoben. Verhoett' betrachtet ferner den Hymenopteren- ajjparat, den er „hetrodermatisch" nennt, als eine ph3'lo- genetische Vorstufe der „locomotorischen" Apparate der Fliegen und Schmetterlinge. Letzterer ist auch helco- dermatisch, hat aber daneben eine zweite Verrichtung übernonnncn und erfährt infolgedessen keine schliessliche Schrumpfung. Eine dritte Function übernahmen die Kopf- uud Analstacheln der Anthracinennymplien, nändich die des Bohrens. Auch von mehreren Käfernymphen kennt ^'crf. helcodermatische Stachelvorkehrungen. Die Noth- wendigkeit des besonderen Werkzeuges bei der letzten Häutung geht daraus hervor, dass die Spannung bei der- selben am Hinterleib am geringsten ist, die Nymphen also leicht im Abdomen stecken bleiben würden. Da hier aber die Mehrzahl der Stigmen liegt, würde der Gasaustausch mindestens erschwert werden. Es sterben auch in der That bei Züchtungen solche steckenbleibenden Puppen bald ab. C. Matzdorfif. Die Forscliuiigsreise des französischen Kriegs- schiffes „Manche." — Kapt.-Lieut. a. D. Georg Wisli- cenus entwirft in den Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie (1893, Maiheft) nach amtlichen Be- richten eine Schilderung von der Forschungsreise des fran- zösischen Kriegsscbiftes "Manche" und der Islandflseherei, der wir das Folgende entnehmen: Im Frühjahr 1892 er- hielt Liniensehiffskapitain Bienaime, Kommandant des Transportschiffes „Manche", den Auftrag, die Station der Islandfischer zu lieaufsichtigen und dabei zugleich wissen- schaftliche Beobachtungen auf Jan Mayen und Spitz- bergen anzustellen. Nachdem das Schiff, seiner Sendung entsprechend, ausgerüstet worden, verliess es am 4. April Cherbourg und traf nach mehrfachem Aufenthalte unter- wegs am 4. Mai in Reykjavik ein. Der Aufenthalt in den isländischen Gewässern währte bis zum 8. Juli, dann wurde, da inzwischen die speciellen Ordres für das wissen- schaftliche Unternehmen eingetroffen waren, nach Leith gesegelt, wo die Mitglieder der wissenschaftlichen Sendung (Prof. Pouchet vom Pariser Museum, der österreichische Linienschiffslieutenant August Gratzl und die Herren Charles Rabot und Pettit) an Bord kamen und die letzten Vorbereitungen für die Reise getroffen wurden. Am 20. Juli lief die „Manche" von Leith aus und erreichte die Insel Jan Mayen am 26. abends nach sehr guter Ueberfahrt. Man hatte nicht den graden Kurs dort- hin genommen, sondern war im Gebiete der höchsten Wassertemjjeratur so lange nordwärts gelaufen, bis man das Gebiet kälteren Wassers auf seiner geringsten Breite schneiden konnte. Die Annäherung an die Insel auf gradem Kurse ist häufig der grossen Eismassen wegen schwierig. Die auf der „Manche" beobachteten Wasser- temperaturen stimmten genau mit der Karte des be- rühmten Hj'drographen Prof. Mohn Uberein. Dieselbe Methode wurde später bei der Ueberfahrt von Jan Älayeu nach Spitzbergen angewendet. In beiden Fällen durfte nach der Karte kein Eis getroffen werden, und es wurde auch thatsächlich keins angetroffen. Am 27. wurde in der Bai Jlary-Muss geankert, vor den Häusern der alten österreichischen Polarexpedition. Lieutenant Gratzl landete hier mit einem Pendelapparat und bestimmte am Orte der Station während des Tages die Fallbeschleunigung in 71° N-Br. und 11 m Höhe über dem Meere zu 9,82345. Während des 28. wurde eine 324 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. Rundfahrt um die Insel gemacht und am Nachmittage am Südende, in der Bucht Bois Flotte, g-eankert; leider verbot die heftige Brandung das Landen. Neue geogra- phische Beobachtungen wurden nicht gemacht, dagegen konnte festgestellt werden, dass die von der österrei- chischen Sendung aufgenommenen Karten so genau und vollständig sind, wie man es nur wünschen kann: daher ist die Seefalirt an der Küste der Insel ganz so, als wenn man in einer vielbefabrenen Gegend sich befände. Am Abend des 28. wurden Segel gesetzt und wurde Kurs nach Spitzbergen genommen; nach einer günstigen, etwas nebligen Ueberfahrt kam diese Inseln um 11'' am Abend des 31. Juli in Sicht. Am 1. August 4'' a ankerte die „Manche" in der Kecherche-Bai, im Süden des grossen Beil-Sundes*). Die Karten dieser Gegend von Spitzen- bergen zeigten keineswegs die Genauigkeit jener von Jan Mayen. Es war geradezu erstaunlich, dass die so oft schon besuchten und auch vermessenen Küstengegen- den so sehr ungenau in die Karten eingetragen sind. So viel in der kurzen Zeit sich thun Hess, geschah von der „Manche", um bessere Aufnahmen zu machen. Alle Ankerplätze wurden durch Triangulation genau aufge- nommen, die langen Küstenstrecken wurden unter Dampf durch „flying survey" bestimmt. Einige Seiteuthäler wurden von Land aus mittelst des Kompasses aufgenom- men, so das Innere der Sassen-Borg. Am 4. August dampfte die „Manche'" in die Advent-Bucht im Eisjord, die an demselben Tage erreicht wurde. Am 6. wurde in die Sassen-Bai gelaufen; Im Innern dieses Golfes wurden der Liuienschiffsfähnrich Lancelin und Herr Rabot gelandet, die einen viertägigen Erforschungsmarsch in das Innere der Insel machen sollten. Abends ankerte die „Manche" in einer vorzüglichen Bucht innerhalb der Klaas-Billen-Bai, nicht weit vom Skaasberg; Kapt. Bien- aime gab dieser kleinen Bucht den Namen Manche-Bucht. Inzwischen war Lieut. Gratzl mit seinem l'endelapparat auf das Kap Thordsen, den Stationsort der früheren schwedischen Polarexpedition gestiegen und hatte dort die Fallbeschleunigung zu 9,82866 in 52 m Höhe über dem Meere bestimmt. Gleichzeitig machte Lieut. Carfort in der Recherche- und Manche-Bai Gezeitenbeobachtungen; vorher waren an mehreren Stellen in Reykjavik und im Patrixfjord auf Island ebensolche Beobachtungen gemacht worden. Es zeigte sich, dass die Gezeiten in Spitzbergen schwächer als in Island sind, und dass ihre Höhe über- haupt abnimmt, je mehr man sich dem Pole nähert. Magnetische Beobachtungen wurden auf allen Sta- tionen von Lieut. Exelmans gemacht. Es zeigte sich dabei, dass die magnetischen Störungen, denen der Kom- pass in Island unterworfen sein soll, eben so sehr in das Reich der Fabel gehören, wie die Störungen, die infolge von „Lokalattraktionen" nach Jahrhunderte alten und immer wieder aufgefrischten Berichten beim Kap Finistere stattfinden sollen. Das Wahre an der Sache ist, dass freilich die Horizontaliutensität des Erdmagnetismus sehr schnell abnimmt, je mehr man sich dem Pole nähert, in- folge wovon geringe örtliche Einflüsse erhebliche Ab- weichungen der Nadel erzeugen und die Nadel bei jeder Ablenkung nur langsam in ihre richtige Lage zurückkehrt. Die an Land angestellten Beobachtungen haben aber selbst unter den ungünstigsten Verhältnissen besonders zu Reykjavik ergeben, dass diese Störungen nie grösser als 2° bis 3° werden. Auf dem Meere ist dieser Einfluss natürlich infolge der viel grösseren Entfernung von grossen Gesteinsmassen viel geringer. Es kann daher gar nicht die Rede davon sein, dass derartige magnetische Stö- *) Vergl. die Karte von Spitzbergen in der ,. Naturwissen- schaftlichen Wochenschrift" Bd. VI S. 426. — Red. rungen jemals für Fischerfahrzeuge, bei denen es gewiss nicht auf Yg Strich Fehlweisung ankommt, schädlich werden könnten. Die Fehler, die durch die veränderlichen Strö- mungen in das Besteck gebracht werden, sind stets uur vergleichlich viel grösser. Neben den gewöhnlichen meteorologischen Beobach- tungen wurden auch fortlaufende Aufzeichnungen eines Barographs und eines Anemometers gewonnen, so wie Messungen über Temperatur und Dichtigkeit des See- wassers an der Oberfläche und einige Tiefseetempera- turen. Von Pflanzen und Fossilien konnten auf Jan Mayen und auf Spitzbergen reichhaltige Sammlungen angelegt werden. Einige Pflanzenversteinerungen vom Kap Lyell dürften das Werthvollste darunter sein. Die Treibholz- proben werden vielleicht noch einige Aufschlüsse für die Oceanographie geben. Niedere Thiere wurden sowohl auf hoLem Meere als auch auf dem Lande und in der nördlichen Lagune auf Jan Mayen gefangen. Die wenigen Wirbelthiere, deren man habhaft wurde, gaben eine inter- essante Ausbeute an Eingeweidewürmern. Während des 9. August wurden die an Land ge- schickten Beobachter wieder eingeschifft; dann dampfte die „Manche" wieder in die Advent-Bucht. Alle Fahrten wurden zu Vermessungen ausgenutzt, und gleichzeitig eine grosse Zahl von Küstenansichteu photographisch aufge- nommen. Am 11. August dampfte die „Manche" nach Green-Harbour, konnte dort aber keinen Ankerplatz finden, da noch in 200 m Abstand vom Lande 60 m Tiefen sind. Schliesslich wurde die bisher ganz unbekannte äussere Küste der Prince-Charles-Insel im Vorbeidampfen ver- messen. Der Kommandant beabsichtigte, bei günstigem Winde bis zur Eisgrenze nordwärts zu segeln, doch auf 78° 30' N-Br. trat frischer Nordwind ein, deshalb wurde, nm Kohlen zu sparen, in den Beil-Sund zurückgelaufen. Dort wurden noch einige hydrographische Arbeiten voll- endet. Am westlichen Gletscher der Recherche-Bai konnte von Lieut. Carfort aus mehrtägigen Beobachtungen eine jährliche Bewegung von nur 30 m festgestellt werden. Der östliche Gletscher hatte sich seit der letzten, 1838 angestellten Beobachtung sehr verändert; er ist um 2300 m zurückgetreten und hat an dem von ihm ver- lassenen Platz Wassertiefen bis zu 60 m zurückgelassen. Am 15. wurde endgültig die Recherche-Bai verlassen und längs der Küste von Spitzbergen südwärts gesteuert; am 16. kam das Land aus Sicht. Am 19. August wurde Tromsö erreicht und dort bis zum 25. verweilt; nach längerem Aufenthalte in Bergen und Christiania erreichte die „Manche" am 23. September Kopenhagen. Am 29. September verliess die „Manche" diese Stadt und traf nach stürmischer Ueberfahrt am 7. October in Chcrbourg wieder ein. Wir übergehen aus Rücksicht auf den Rahmen unserer Zeitschrift die sehr interessanten Ausführungen des Herrn Verfassers über die Islandfischerei etc. und bringen zum Schluss aus seiner Abhandlung noch den Abschnitt „lieber den Nutzen der Messung der Wasserwärme für den Kabeljaufang." Dr. Dupouy, welcher bei den Inseln Saint Pierre und Miquelon nach dieser Richtung hin interessante Versuche angestellt hat, glaubt, die Frage, woher es kommt, dass der Ertrag des Fischfanges an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Tiefen so verschiedenartig aus- fällt, mit Hülfe folgenden Grundsatzes lösen zu kiinnen: „Der Kabeljau hält sich, wie alle anderen Fische, meist dort im Wasser auf, wo die Wasserwärme seinem Leben und seinem Gedeihen am günstigsten ist." Freilich giebt er zu, dass der Aufenthaltsort des Fisches je nach der Jahreszeit noch von anderen ür- Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 325 Sachen, wie von der Laichzeit, von der Verfolgung- durch andere Fische, von der Nahrung u. s. w. abhängig sein muss. Beobachtungen haben ergeben, dass der Grund- satz vom Einfluss der Wasserw<ärnie stets niaassgebend ist; danach scheint der Kabelj'au sicii in Wassertenipera- turen von 6° bis 7° C am wohlsten zu fühlen; man findet ihn noch in 10° bis 11°, doch nie in wärmerem Wasser. Dr. Dupouy hat im Juli 1892 mit einem Negretti- Zambra'schcn Unikehrthermometer folgende Beobachtungen auf den Neufundland-Bänken in der Nähe von Saint Pierre gemacht: Oberflächen- Temi)eratur Wassertiefe auf dem Grunde der Bank Grund- temperatur. F"angertrage 11,3° .'i — 1 j 111 9.2° Sehr viele Kabeljaue (14 in ein paar Auf;eublicken). 9,4° 45 m 6,0° Einige wenige Kabeljaue. 9,8° 60 m 4,4° Die Fische beissen nicht an. 10,6° in 20 m ohne Grund 5,5° " " H " n 10,ß° 05 m 5,0° 11 1 .1 « „ — 25 m 7,0° Ueborfluss an Fischen. — 25 m 7 2° Viele Fische. In Gegenwart der Mitglieder der Handelskammer machte später Dr. Dupouy Temperaturbeobachtungen an Stellen, wo die Küstenfischer täglich reichen Fang er- beuten, und fand auch dort überall 7^ Wasserwärme. Auf Grund dieser Beobachtungen spricht Dr. Dupouy die Hoffnung aus, dass in Zukunft der Hochseefischerei- Betrieb durch Benutzung des Thermometers in neue, er- folgreichere Bahnen gelenkt werden könnte. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: An der Technischen Hochschule in Braun- schweig der Professor der allgemeinen und gerichtlichen Chemie R. Otto zum Geheimen Hofrath und — der Privatdocent der Geodäsie und Meteorologie B. Pattenhausen zum Landes-Ver- messungs-Director. — Der Privatdoceut für anorganische Chemie an der Technischen Hochschule in Hannover G. Merling zum Professor. — Der ausserordentliche Professor für Psychiatrie an der Universität Tübingen Dr. E. Siemerling zum Ordinarius und Vorstand der Irrenklinik. — An der Universität Wien der ausserordentliche Professor für Kinderkrankheiten Dr. A. Monti zum Dircctor der Poliklinik und — der ausserordentliche Professor für angewandte medicinische Chemie Dr. J. M au thn er zum stell- vertretenden Director der Poliklinik. — Der Docent an der Universität Basel Dr. med. et pliil. Griesbach von der Kaiser- lich Deutschen Regierung in Strassburg zum Professor. — An der Universität Ko]ieuhagen der Privatdocent für allgemeine Pathologie und medicinische Bacteriologie Dr. J. C. Salomo nsen zum ordentlichen Professor und — der Privatdocent für Geschichte der Medicin Dr. J. J. Petersen zum ausserordentlichen Professor. — Der ausserordentliche Professur für specielle Pathologie und Therapie an der Universität Moskau Dr. W. J. Jelsinskij zum Ordinarius. — Dr. .lohann Franz Meschedc, Director der städtischen Krankenanstalten in Königsberg i Pr., zum Professor für Irrenheilkunde an der dortigen Universität. — An der Uni- versität Freiburg die Privatdocenten für Physik Dr. Ludwig Zehnder — und Dr. Georg Meyer zu ordentlichen Professoren. — Dr. Westphal, Hilfsarbeiter am Kgl. geodätischen Institut in Potsdam, zum Professor. — Dr. Gerlach von der agricultur-chemi- schen Versuchsstation zu Halle a. S. zum Director der Versuchs- station Posen. — Dr. Charles K. Mills zum Professor für Psychiatrie und forensische Medicin an der Universität Philadelphia. Es haben sich habilitirt: Dr. A. Wieler an der Technischen Hochschule in Brannsehweig für Botanik. — Dr. Bloch an der Universität Freiburg für Ohrenheilkunde. — Dr. R. Zuber als Privatdocent für dynamische Geologie der Karpathen au der Univer.sität Lemberg. Professor der Physiologie Dr. Kahler in .Jena hat die Be- rufung zum Leiter der zweiten medieinischen Klinik in Wien ab- gelehnt. — Der Senior der medieinischen Facultät der Universität Dorpat, Professor der Pharmacie Dr. Georg Dragendorff, scheidet aus seinem Amte aus und siedelt nach Bern über. - Professor Naunyn in Strassburg und Professor Erb in Heidel- berg haben die Uebernahme der zweiten medieinischen Lehrkanzel an der Universität Wien abgelehnt. Es sind gestorben: Dr. Gjmo Pilar, ordentlicher Professor der Mineralogie und Geologie und Custos des Naturwissenschaft- lichen Museums an der Universität Agram. — Der Professor der Botanik an der Universität Klagenfurt Dr. G. A. Zwanziger. — Der Professor der Naturwissenschaften am Kgl. Athenäum Dr. Ursmar Grosse in Folge Entladens seines Revolvers zu Ath im Hennegau. — Der Physiker Marie- Davy auf seinem Landgute bei Clamecy. — Der Professor der Anatomie Poctovin zu Montreal in Canada. — Der auch durch seine litterarische Thätigkeit bekannte Sanitätsrath Dr. Adolf K a 1 i s c h e r in Berlin. — Der augseriirdentliclie Professor für Zoologie an der Universität Strassburg Dr. Justus Carriere. — Werner Kümmel, Di- rector der Altonaer Gas- und Wasserwerke, bekannt durch seine Leistungen auf dem Gebiete der Wasserfiltration im Grossen, in Chicago. Zur Errichtung eines Semmelweis-Denkmals hat sich in Pest ein Comite gebildet. Professor Semmelweis, der vor etwa 30 Jahren starb, erkannte zuerst die wahren Ursachen des Wund- und Kind- bettfiebers. Eine medioinisch - hygienische Ausstellung wird mit dem im September d. .1. in Komi tageudon Internationalen medi- einischen Cougress verbiiudeu sein. Das Reichsgesundheitsarat hat seine Betheiliguug zugesagt. Der Geschäftsausschuss für Deutschland besteht aus den Herren Rudolf Virchow, Albert Guttstadt, S. Guttmann, Posner und Theodor Weyl. Die British Association of Naturalists h.ilt ihre diesjährige Versamndung vom 13. September in Nottingham ab. Die Nordpolexpedition Dr. Fridjof Nansen's welche am 12. .Juli in Tromsoe angekommen war, hat dieses bereits wieder verlassen und befindet sich auf dem Wege nach Nowaja-Sendja. 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnii(n-g vom 11. bis 15. September 189.^. Am 2!). August 18i)2 — 12 Tage vor Beginn der Versamm- lung — wurde dieselbe wegen der Cholera abgesagt. Der Vorstand hat nun in seiuer Sitzung vom 12. Februar 1893 zu Leipzig beschlossen, die ausgefallene 65. Versamudung im laufenden Jahre in Nürnberg abzuhalten und hat die 1892 in Halle gewählten, hier unterzeichneten CTCSchäftsführer beauftragt, die Vorbereitungen so zu trefi'en, dass die Versammlung in der Zeit vom 11. bis 15 September stattfinden kann. Diese Zeit wurde besonders mit Rücksicht darauf gewählt, dass denjenigen Herren, welche den internationalen medieinischen Congress in Rom be- suchen wollen, die Möglichkeit aufrecht erhalten werde, von Nürn- berg aus mit aller Bequemlichkeit noch rechtzeitig zur Eröfl'nung nach Rom zu gelangen. Wer an der Versammlung Theil nimmt, entrichtet einen Bei- trag von 12 Mark, wofür er Festkarto, Abzeichen und die für die Versammlung bestimmten Drucksachen erhält. Mit der Lösung der Fcstkarte erhält der Theilnehmer Anspruch auf Lösung von Damenkarten, zum Preise von je 6 Mark. An den Berathungen und Beschlussfassungen überGesellschafts- Angelegenhciten können sich nur Gesellschaftsmitglieder bethei- ligen, welche ausser dem Theilnehmerbeitrag noch einen Jahres- beitrag von 5 Mark zu entrichten haben. Als Ausweis dient die Mitgliederkarte. Nach Beschluss r. Georg ITlrieli. 91 Seiten gr. S". Preis 1,80 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Dr. F. Krantz, RIieiiiiHclieii) Mineralien- Coiitor. Verlag geognostischer Reliefkarten. Geschäftsgründung lS:t:i. 00/7/7 Q.l Rh. i ieschärt.^griimliing ls33. Liefert Kineralien, Meteoriten, Edelsteinmodelle, Versteine- rungen, Gesteine, Gypsabgüsse berülimter Goldklumpen, Meteoriten und seltener Fossilien, sowie alle mineralogisch - geologischen Apparate und Utensilien als Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht. liLiiiene Werk^trltten Tür lHrei':^t lluiiij: von Krystallmodelle in Holz und Glas, sowie von mathematischen Modellen aller Art und von Petrographischen Dünnschliffen zum mikroskopischen Studium der Gesteine. l0(ie. -Vf. / Mtni^ralien und Krifs/n/!'i/i'^rh j>oi/nr In Fercl. UUmnilerH Verlaei«- Itiieliltandluiit; in Berliu erscbien : Einführung in die Kenntnis der Inseiften von H. .f. Kolbe, Kustos am Köniel. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschn. Erscheint in Lief, a 1 M. Sauerstoff jin Stahlc,ylinclei-n. Dr. Th. Elkan, IJeiliii N. 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Trockene und nasse Jahre. Durch zalilreiclie Beobaclitiingen steht fest, dass ver- mehrte oder verminderte Niederschläge nicht blos einzelne Gegenden treffen, sondern dass sie sich gleichzeitig über die ganze Erde verbreiten. Man hat bisher die Ab- dunstungeu der Gewässer, hervorgerufen durch die Wärme der Sonne, als die einzige Quelle der Niederschläge be- trachtet. Diese Annahme jedoch kann nicht richtig sein, denn da die Sonucnwärnie sich aou Jahr zu Jahr gleich bleibt, so müssten auch, wäre jene Annahme richtig, die Niederschläge sich gleich bleiben. Wir sind darum genöthigt, uns neben der Abdunstung der Gewässer] nach einer anderen Quelle der Nieder- schläge umzusehen. Nordenskjöld, der berühmte Diirch- forscher der Polarregion, giebt in seinem ausgezeichneten Werke „Studien und Forschungen", welches in keiner Sammlung naturwissenschaftlicher Bücher fehlen sollte, zwar kosmische Ursachen für das Heral)fallen von Wasser in unsere Atmosphäre an; solche Ursachen genügen je- doch für die Veränderung der Niederschläge in keiner Weise. Dagegen ist eine, bisher unbeachtet gebliebene Quelle der Niederschläge vorhanden, welche solche Ver- schiedenheiten vollständig erklärt. Diese Quelle ist das Vei'brennen von Leuchtgas im Polarlicht, wodurch Wasser gebildet wird, welches den aus den Meeren aufsteigenden Dünsten hinzutritt. Leuchtgas bildet nämlich die obere Atmosphäre unserer Erde, ebenso wie die der Sonne und aller Planeten, wie ich dieses in meiner kleinen Schrift „Die Lufthülle der Erde, der Planeten und der Sonne" durch zahlreiche und starke Gründe nachgewiesen habe. Man hat meine Ausführungen bis jetzt weder anerkannt, noch durch Gründe bekämpft, und der Raum verbietet mir, sie hier näher auszuführen; ich verweise deshalb auf meine Schrift. Nur einen der Gründe will ich anführen, welcher allein schon genügt, obige Behauptung als un- widerleglich nachzuweisen. Bekanntlich wird die Erde durch elektrische Ströme umkreist. Solche Ströme zersetzen im Laboratorium des Gelehrten das Wasser, und es wäre wunderbar, wenn die uuermesslich stärkeren Ströme unserer Erde nicht die gleiche Wirkung äusserten; auch sie zerlegen das Wasser in seine Bestandtheile Sauerstoff und Wasserstoff. Der erstere bildet im Meere und in allen Gewässern den Athembedarf der im Wasser lebenden Geschöpfe, und geht aus diesen in die Atmosphäre über, während das Wasser- stoffgas in die Höhe steigt und sich über der uns zugäng- lichen Atmosphäre lagert, ebenso wie bei der Sonne. An der Berührungsfläche beider ei'folgt die Verbrennung im Polarlicht, ebenso wie bei der Sonne im Sonnenlicht. leb beschränke mich, um die obere Leuchtgashülle unserer Erde nachzuweisen, wie gesagt, auf einen ein- zigen Grund, der allein schon genügt, wären auch gar keine anderen vorhanden. Die Feuerkugeln durchziehen mit kosmischer Geschwindigkeit die obere Schicht unseres Luftkreises, indem sie einen, durch eine halbe, ja ganze Stunde glühenden Schweif zurücklassen. Sie erlöschen dann plötzlich mit heftiger Detonation, wobei kleinere oder grössere Körper aus ihnen verhältnissmässig langsam zur Erde fallen. Man hat aus dem Schweife der Feuer- kugeln einen schwärzlichen Staub auf schwedische Schnee- gefilde und auf Polareis niederfallen sehen. Dieser Staub enthält Eisen und Kohle, löst sich leicht im Wasser und ist brennbar. Die 'Jlieilchen dieses Staubes fallen, je nach ihrem specifischen Gewicht, früher oder später zur Erde herab; die leichtesten gehen in den Passatstaub über und scheinen Monate lang in der Atmosphäre zu kreisen. Sic erfüllen die Luft über dem atlantischen Ocean und haben in grossen Gebieten, in China und anderswo, mächtige Lager einer gelben Erde gebildet, den sogenannten Löss. Offenbar ist der Schweif, welchen die Meteoriten zurücklassen, nicht in unserer atmosphärischen t»ftft ent- standen; die winzigen Theilchen, aus denen er besteht, würden sonst im Augenblick verbrannt sein. Dagegen haben bekanntlich viele Körper die Eigenschaft, Wasser- stoff einzusaugen und dabei zu glühen. Der gleiche Vor- gang also, und zwar dieser Vorgang allein, erklärt das Fortglühen der Schweife der Feuerkugeln in der oberen Luft. Diese kann also nur aus Wasserstoftgasen bestehen. Ferner: Das Erlöschen der Feuerkugeln geschieht phitzlich, und die dabei stattfindende Detonation in einer Höhe von 35 — 37 km, wo die atmosphärische Luft dünner sein muss, als die beste Luftpumpe sie zu verdünnen ver- mag, diese Detonation ist gleichwohl so mächtig, dass sie nicht nur den Flug der mit mehr als planetarischer Geschwindigkeit fortstürmenden Boliden augenblicklich hemmt, sondern dass man sie auch aus solcher Höhe herab und auf Entfernungen wie Dresden von Berlin, und weiter, als lauten Donner gehört hat. Kein Gewitter erzeugt sich in solchen Höhen, und kein Donner eines Gewitters wird auf solche Entfernungen wahrgenommen. Hier erklärt wiederum die obere Leuchtgasatmosphäre allein die De- tonation. Ich übergehe, dass die herabgefallenen Boliden stets das mehr als Hundertfache ihres Volumens an Wasser- stoffgas enthalten, von dem sich unschwer annehmen lässt, dass sie dasselbe bei ihrer Bewegung in der oberen Luft- schicht durch den starken Druck aufgenommen haben. Ich übergehe, wie gesagt, andere Gründe, welche die obere Leuchtgasumhüllung unserer Erde beweisen. Wird dieselbe jedoch zugestanden, so erklärt sie zugleich die Verschiedenheiten trockener und nasser Jahre, indem in crsteren mehr Meerwasser zersetzt wird, dessen Product durch Verbrennung im Polarlicht in die Atmosphäre tritt, in letzteren weniger. Bekanntlich ist das Aufflammen von Polarlichtern in verschiedenen Jahren verschieden. Das Gleiche muss also auch von den daraus gebildeten Niederschlägen gelten. Da der elektrische Strom und also die Zersetzung des Wassers durch Berührung des letzteren mit lösbaren Me- tallen entsteht, so liegt der Gedanke nahe, dass zeitweilig- andere, grössere oder kleinere Flächen lösbarer Metalle der Einwirkung des Meerwassers blossgelegt werden, wo- durch dann natürlich auch Verschiedenheiten in der Stärke und dem Ort der Wasserzersetzung und in der Richtung der elektrischen Ströme entstehen müssen. Die Richtung dieser Ströme hat, seitdem sie zuerst im Jahre 1580 in den Kellern der Pariser Sternwarte beobachtet wurde, die Magnetnadel um 33° 4' von Osten gegen Westen, und dann bis zum Jahre 1874 um 5° 4' von Westen gegen Osten in unseren Geilenden verändert, und jetzt ist ihre Abnahme etwa jähilich 6': was doch unmöglicli anders, als dui'ch Veränderungen der Erzeugungsorte der elek- trischen Ströme erfolgt sein kann. Auch die ungeheure Menge meteorischen Eisens, welche in der Nähe Grön- lands vorkommt, und wahrscheinlich auch daselbst im Meere liegt, scheint den magnetischen Pol in dieser Ge- gend zu erklären. Der Raum verbietet mir jedoch, auf diesen Gegenstand näher einzugehen. Ich knüpfe hieran noch einige Bemerkungen über den gegenwärtigen Nothstand der Vichfütterung, obschon sich derselbe durch die, gewöhnlich gegen Joliannis fallenden Regen einigermaassen gemildert haben dürfte. Es ist (ikonomisch fehlerhaft, in solcher Lage das Vieh durch eine Hungernahrung zu erhalten, anstatt es zu tödten; denn einmal opfert man durch ein Hungerfutter bei Kühen den Ertrag der Milch und bei Schafen den der Wolle auf, und dann ist der Ankauf, insbesondere von Rauchfutter, viel zu theuer, um die Erhaltung des Viehstandes zu lohnen. „Die Kuh milcht durch den Hals", wie das Sjirichwort sagt. — In einer grösseren Oekouomie wurden wegen Futtermangels ein Drittheil der vorhandenen Kühe auf den Markt geschickt und verkauft; mit dem Tage hob sich der Milchertrag beträchtlich. In der Schafherde liess man in dem Nothjahre keine Lämmer konnnen und er- sparte dadurch wesentlich an Heu. Man hat mehrfach vorgeschlagen, es solle die Staatsverwaltung durch den Ankauf von Vichfutter Hilfe leisten. Die Ausführung dieses Vorschlages wird sich sehr bald als unmöglich heraus- stellen, und der Versuch kann nur schädlich sein, indem er viele Landwirthe veranlasst, ihr Vieh mit Hungerfutter zu erhalten, welches sie sonst, wenn auch zu den niedrig- sten Preisen, weggegeben haben würden. Um nicht das Vieh zu verschleudern, könnte man dasselbe einsalzen, ein Verfahren, welches jetzt fast gänzlich ausser Gebrauch gekommen ist, obschon es in früheren Zeiten allgemein üblich war. Ehe Arthur Young die weissen Rüben, die Turnips, für das Winterfutter empfahl, lebte die ganze Bevölkerung Englands den Winter über fast nur von ein- gesalzenem Fleisch. Sollte der Nothstand die Oekonomen veranlassen, mehr als es bis jetzt geschehen, Rieselwiesen anzulegen, ihre Felder zu draiuiren, und durch erh(ihten Futterbau immer mehr ihre Anstrengungen auf die Erzeugung von fettem Fleisch und von Milchproducten zu richten, so dürfte die Folge des gegenwärtigen Nothstandes im allgemeinen eine segensreiche sein. Man wolle erwägen, welche Fort- schritte die Landwirthschaft seit dem Verfolgen dieser Richtung und seit dem Aufgeben der alten Dreifelder- wirthsehaft gemacht hat. Man ist hierin noch lange nicht au dem Ende der möglichen Verbesserungen an- gelangt. L. Graf von Pfeil. Druck von G. Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 6. August 1893. Nr. 32. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchbandhuigen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jt 4,— Bringegeld bei der Post 15 4 extra. Y Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 .,5.. Grössere Aufträge ent- ep sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkuuft. Inseratenannahme JL bei allen Ännoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnek ii^t nur mit vollständiger <{nellenaugabe gestattet. Ueber die Giftfestigkeit des Igels. Von Erich Ilarnack. Auf die Kritik, welche Willi c Im l'reyer in No. 26 der „Naturw. Wochenselir." meiner kleinen Mittlieiliing über die relative Resistenz des Igels gegen Oyanwirkungen hat angedeihen lassen, habe ich Folgendes zu erwidern: 1. Es gicbt kein Tiiier unter unseren gewöhnlichen warmblütigen Versuchsthiereu, bei welchem sich die sub- cutane Injection leichter und sicherer ausführen Hesse, als beim Igel. Wer das Gegentheil beiiaui)tet oder gar von besonderer Schwierigkeit der Suljcutaninjection beim Igel spriclit, der erweckt den Verdacht, dass er selbst eine solche beim Igel nie ausgeführt hat, was dann frei- lich auch zu grösserer Vorsieht in der Aufstellung von Beliauptungen veranlassen sollte. Die Stacheln hindern die Injection gar nicht, im Gegentheil: man kann das Hautzclt, in welches man einsticht, daran aufheben, was bei behaarter Haut viel schwieriger ist. Wen aber wirk- lich die Stacheln hindern sollten, der kann sie zuvor ab- schneiden. Ueberhaupt muss jede Art der Beibringung eines Giftes dem Toxikologen von Fach ein Kinder- spiel sein. 2. Jede sogenannte „Giftfestigkeit" eines warm- blütigen Thicres ist selbstverständlich nur eine relative. Dieser Gedanke liegt meiner ganzen kleinen Mittheilung zu Grunde, da ich ja die schwere Erkrankung des Igels nach Beibringung von 0,06 Gramm Cyankaliiim zur Genüge geschildert und hervorgehoben habe. Aber wenn eine grosse Katze durch 0,01 Gr. in wenigen Minuten getiidtet wird, während der kleine Igel eine Dosis von 0,06 über- lebt, so darf man von einer auffallenden Resistenz des letzteren gegen die Cyanwirkung wohl reden. 3. Wodurch eine solche relative Giftfestigkeit im einzelnen Falle bedingt wird und erklärt werden kann, das ist selbstverständlich eine andere Frage. Es könnte sich im Allgemeinen z. B. handeln um eine besonders langsame Aufnahme oder eine besonders rasche Aus- scheidung des Giftes, um eine Giftes im Körper oder Bindunt Verbindung, um eine besondere fenden Thiergattung oder eine rasche Zerstörung des zu einer unschädlichen Organisation der betref- besondere Beschatfenheit einzelner Theile des Körpers u. s. w. Dass die Re- sorption vom Unterhautzellgewebe beim Igel besonders langsam stattfindet, ist eine Behauptung, die mir indess noch keineswegs erwiesen zu sein scheint. Nach subcu- taner Injection von 1 Milligr. Stryehninsalz tritt beim Igel die Wirkung ebenso rapide ein und führt mindestens ebenso schnell zum Tode, wie bei anderen, etwa gleich grossen Thieren. Wie sollte erst das flüchtige Cyanid nicht schnell resorbirt werden? 4. Eingehende Untersuchungen über die Wirkung ge- wisser Giftstoffe auf den Igel, welche in meinem Institute von einem meiner Schüler in jüngster Zeit ausgeführt wurden, haben zu dem Ergebniss geführt, dass verschie- dene dem Thi erreich entstammende Gifte auf den Igel unverhältnissmässig viel sciiwäeher wirken als auf andere Warmblüter, ohne dass es sich dabei um Unterschiede in der Schnelligkeit der Resorption handeln kann. Gewisse dem Pflanzenreiche entstammende Gifte dagegen wirken auf den Igel nicht minder heftig als auf andere Warmblüter. Dass man die Cyanverbindungen auch als animalische Gifte bezeichnen kann, halte ich für wahrscheinlich. 330 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 32 Westermarck's Forschungen über die Naturgeschichte der Ehe. Der Dozent für Sozioloi;ic an iler tininschcn Univer- sität zu Melsingl'ors, Eduard Westermarck, hat vor Kurzem in englischer Sprache ein Ruch veniffentlicht, das entschieden zu den interessantesten und gelehrtesten Werken der an interessanten Leistungen so reichen anthi'opologischen Lilteratur gehört. Welch grosse wissen- schaftliche Bedeutung seiner „History of human marriage" (London*) innewohnt, geht schon aus dem Umstand hervor, dass Alfred Hnssell Walhice ein Vorwort ge- schrieben hat, in welchem er sagt, dass die Anschau- ungen Westermarcks, soweit sie von denen Darwins, Spencers, Lubboeks, Tylors und anderer berühmten An- tln'opologen abweichen, berufen sind, den Sieg davon- zutragen und grösstentheils in Fleisch und Blut der Wissenschaft überzugehen. Dem was Wallacc über die Oründliehkeit der Forsclinng, die Klarheit der Schreibweise, die Schärfe der Argnuientatinn und die Wichtigkeit der Schiussfolgeruugen des Verfassers sagt, möchten wir durchaus beistimmen, hinzufügend, dass dessen sich in einem ganz besonders imposanten Quellenverzeichniss spiegelnde Iklesenheit unser Staunen erregt, dass der nicht weniger als 128 Spalten lange Index höclist musterhaft gearbeitet ist und dass W. nicht nur viel neues Material, sowie manche neue Ansicht l)eibringt, sondern sich auch eine eigene Untersuchuugsmethode zurecht gelegt hat, die ebenso geistvoll wie praktisch und wahrhaft wissen- schaftlich ist und der er werthvolle Ergebnisse verdankt. Wir widerstehen der Versuchung, diese Methode ein- gehend zu beleuchten und beschränken uns anf eine knappe, aber übersichtliche Wiedergaiie des luhalts des Buches an der Hand des Schlusskapitels, in welchem W. die Resultate seiner mühevollen Arbiet zusammenfasst, wobei er selbstverständlich zug-iebt, dass viele seinerSehlüsse „mehr oder minder hyi)otlietisch" sind, für die meisten aller in Anspruch nimmt, sie seien „notliwendige Folgerungen auf Grund vertrauenswcrthen Beweismaterials." Was zunächst die naturwisseuschaftliche Definition der Ehe betrifi't, so bezeichnet W. diese als „eine mehr oder minder dauernde Verliindung zwischen Männchen und AVeibchen, über die Fortpflanzuugsthätigkeit hinaus bis nach der Geburt des Sprösslings anhaltend." Die Ehe k((mmt bei vielen niedrigeren Thiergattungen vor, bildet bei den menschenähnlichen Affen die Regel und ist bei den Menschen allgemein. Sie erscheint eng ver- knüpft mit Elternpflichtcn, wobei die unmittelbare Sorge für die Kinder hauptsächlich der Mutter obliegt, während dem Vater mehr die Aufgabe zufällt, die Familie zu be- schützen. Da die Ehe für das Dasein mancher Arten von Geschöpfen unerlässlieh ist, nmss ihr Ursprung offenbar einem durch den mächtigen Eintluss der natürlichen Zucht- wahl zur Entwickelung gebrachten Instinkt zugeschrieben werden. Wenn es in der Urzeit, wie sich als wahr- scheinlich annehmen lässt, auch für die Menschen eine bestimmte Brunstzeit gab, so kann lieira Ursprung der menschlichen Ehe eine fortgesetzte Erregung des Ge- schlechtstriebes nicht in Betracht gekonnnen sein, d. h. falls der Urmensch die Ehe überhaupt schon kannte. Dass er sie kannte, darf mau mit grösster Zuversicht muthmaasscn, denn die Ehe der Primaten (Menschen und Affen) scheint aus der kleinen Anzahl der Jungen und aus der Länge des Kindesalters hervorgegangen zu sein. Sjiäter, als die Menschheit in erster Reihe fleischessend wurde, erwies sich die Mitwirkung eines erwachsenen *) Es ist aiicli eine deutsclie Uel)ei'setzuni;: erschienen, vergl. weiter hinten in dieser No. — Ued. Mannes an dei- Eilialtung der Kinder umso nothwendiger, als die Jagd üiierall zu den Aufgaben des Mannes zu gehören begann. Die v\nnahme, dass in alten Zeiten nicht der Vater, sondern ein Bruder der Mutter der natürliche rjcscliiitzer der Kinder war, ist ganz unbe- gründet, und dasselbe gilt von der Muthmaassung, dass sännntliche Männer eines Stammes zur Vornmndschaft über jedes einzelne Kind berufen waren. Ueberhaupt scheinen alle auf uns ülicrkonnncnen Beweismittel darzuthun, dass bei den Urmenschen nicht der Stannn, sondern die Familie den Kern jeder (Jesell- sehaftsgruppe bildete und in vielen Fällen selber die einzige vorhandene Gesellschafts - Grupjie war. Die menschenähnlichen Affen leben nicht in Herden und ihre Einsamkeitsliebe muss hauptsächlich auf die Schwierig- keiten zurückgeführt werden, denen sie bei der Beschaf- fung ausreichender Nahrungsmengen begegnen. Wir dürfen getrost folgern, dass auch unsere früchtefressenden halbmensehliehen Vorfahren nicht geselliger waren; und später, als der Mensch nicht mehr ausschliesslich Früchte genoss, sondern auch Fleisch, setzte er sein EinzcUeben fort, weil das Ilerdenleben allen grossen fleischfressenden Thieren Nachtheile bietet. Unter den auf der niedrigsten Stufe stehenden Wilden gibt es nocli jetzt Völkerschaften, die zwar Familien, aber keine Stämme bilden, und die Thatsachen lehren, dass der Grund auch hier in der Un- zulänglichkeit der vorhandenen Nahrungsmittel liegt. Demgemäss ist die Geselligkeit des Menschen in erster Reihe ein Ergebniss des geistigen und matt'riellen Cultur- fortsehrittes, während in den Anlangen des nicnschlichen Gesellschaftslebens die einzige oder doch die wichtigste Rolle den Banden zufiel, welche Mann und Gattin, Eltern und Kinder zusannnenhielten. Mit aller Wahrscheinlich- keit lässt sich die menschliche Ehe als ein von den aft'en- ähnlichen Urmenschen Uberkonunenes Erbe bezeichnen. Die meisten der Anthropologen, die über vorgeschicht- liche Sitten geschrielteu haben, glauben, dass der Mensch ursprünglich in Ehegemeinschaft lebte. Diese Annahme erklärt Westermarck für „durchaus unwissenschaftlich." Sie beruht auf Berichten über einige wilde Völker, die angeblich die Ehegemeinschaft kennen und über gewisse seltsame (iebräuche, die für Ueberbleibscl aus einer Zeit gehalten werden, in welcher es noch keine Ehen gab. Allein die Angaben über jene wilden Völker sind bereits grösstentheils als irrig nachgewiesen und die Richtigkeit der übrigen ist mindestens zweifelhaft; sollten jedoch einzelne wirklich richtig sein, so wäre es nach Ansieht Westermarcks verfehlt, aus diesen wenigen Ausnahme- fällen zu sehliessen, dass die ganze Menschheit das gleiche Entwickelungsstadium durchgemacht habe, und gerade Ijci den am niedrigsten stehenden Völkerschaften nähern sieh die geschlechtlichen Beziehungen am wenigsten der Promiskuität. Auch die Thatsache, dass in manchen Gegenden vor der Verheirathung ein ganz freier ge- schlechtlicher Verkehr gestattet ist, berechtigt nicht zur Annahme des einstigen Vorherrschens der Ehegemeiu- schaft, denn es giebt zahlreiche wilde, barbarische Völker, bei denen der geschlechtliche Verkehr ausserhalb der Ehe äusserst selten vorkommt und unkensche Weiber für ehr- los oder verbrecherisch gelten. „Die Beridnnmg mit einer höheren Gesittung hat sich der Sittlichkeit der Wilden verderblich erwiesen, und wir haben allen Grund zu dem Glauben, dass mit dem Fortschreiten der Cultur die aussereheliehen Beziehungen der Geschlechter im grossen Ganzen zugenommen haben." Ueberdies ist der freie ge- schlechtliche Verkehr vor der Verheirathung durchaus Nr. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. )VM verschieden von der Ehe/^^-enieinschaft; diese bedingt niünlicli, im Gegensatz zu jenem, eine Unterdriicliung per- sönlicher Neigungen. Die Hauptform jenes „freien Ver- kehrs", die Prostitution, findet sieh nur sehr selten hei Natur-Völkern, die von der Cultur noch gänzlich unbe- leckt sind. Morgan's Anschauung, dass das einstige Vorlicrrschen der rroniiskuitiit durch die bei vielen Völkern geltende Art der Eintheiluug der Verwandtschaftsgrade bewiesen sei, wird von unserem Gewährsmann widerlegt. Diese Anschauung setzt voraus, dass die Namen der Verwandt- schaftsgrade auf der lilutsverwandtschaft beruhten, soweit die Eltern jedes Individuums sieh feststellen Hessen. Aber nach unserem Autor unterliegt es kaum einem Zweifel, dass die für jene Grade ersonnenen Bezeichnungen ur- sprünglich blos Ansprachezwecken dienten und hanptsäch- iicli dem Alter und Geschlecht des Angesprochenen, sowie dessen gesellsciuvftliehen 15eziehungen zum Sprecher au- gepasst waren. Was das Argument betrifft, dass das .System der „Verwandtschaft auf weildidier Seite allein" (vvonaeli die Kinder nicht nach dem Vater, sondern nach der Mutter benannt werden und Besitz und Rang aus- schliesslich in der weiblichen Linie sich vererben) eine Eolge der aus der Eliegenieinschaft hervorgegangenen üngew issheit der Vaterschaft gewesen sei, so erklärt Westermarck den einschlagigen EinÜuss der Bamh' des Blutes ebenfalls für viel geringer als man allgenu'in an- nimmt. Es giebt verselnedene andere Gründe, Kinder nach der IMutter statt nach dem Vater zu benennen. In dieser Hinsieht verdient der Braueii vieler Völker liervor- geiiol)en zu werden, dass der .Alann nach seiner Verhci- rathnng das Weib nicht mit sich führt, sondi'rn ndt ihr das Haus seines Schwiegervaters bezieht. Wahrscheinlich haben die Ursachen, aus denen Kinder den Namen der Mutter annahmen, auch die Erltfolgebestimnmngen beein- dusst; aber der Name selbst scheint eine noch grössere Macht ausgeübt zu haben. Dazu konnnt, dass, soviel man überiiaupt weiss, keine allgemeine zeitliche Uebcreinstinnnung nachweisbar ist zwischen dem \^orherrschen grösserer oder geringerer Sittlichkeit oder Unsittlichkeit und dem Vorherrschen des männlichen oder des weibliehen Verwandtschaftssystems. Auch bei solchen Völkern, bei denen wegen ihrer Viel- männerei die Vaterschaft oft unsicher erseheint, hat zu- weilen die männliche Linie Geltung, und die ausschliess- liche Anerkennung der weiblichen Linie seitens einer \'ölker- schaft besagt durchaus nicht, dass die letztere nichts von männlichen Verwandtschaftsgraden weiss. Endlich ist zu bemerken, dass es zahlreiche Urviilker giebt, die keinerlei Spuren des ausschliesslich weiblichen Vcrwandtschafts- systems aufweisen. Während somit die von anderen Forschern zu Gunsten der Promiscuitätshypothese vorgebrachten Argumente nach unserem Autor vidlig unstichhaltig sind, bezeichnet er diese Hypothese selbst geradezu als „mit allen richtigen Vor- stellungen, die wir uns vom Urzustand des Menschen zu machen vermögen, unvereinbar". Ungeregelter Verkehr der Geschlechter erzeugt leicht eine pathologische Be- schaffenheit, die der Fruchtbarkeit entgegenstellt, und das Vorherrschen der Eifersucht bei den Naturvölkern, die von frenuler Beeinflussung frei sind, sowie bei den untergeord- neteren Säugetliiercn, lässt es als luichst unwahrscheinlich erscheinen, dass die Menschheit jemals die Eliegenieinschaft gekannt hat. Der Gedanke, dass ein Weib ausschliesslich p]incni Manne gehört, ist bei manchen Völkern so einge- wurzelt, dass er zu verschiedenen empörenden Unsitten und Misshandlungen geführt hat. Hinsichtlich der Ehelosigkeit liel)t der Verfassi'v her- vor, dass sie bei den wilden und barbarischen Stännnen verhältnissmässig selten ist. Die Angehörigen di'r letzteren heiratlieii in der Kegel früher als die der Culturvölkcr. Unverehelicht sein, dünkt ihnen fast unnatürlich. Aehnlich dachten im Altertlium auch die Culturvölkcr und im Osten thun sie es noch jetzt. Die iiiddernc Civilisalion dagegen ist — thcils aus wirtliscJiaftlicben, theils aus ideellen Gründen — dem Elicstaiide minder günstig. Demgemäss hat in Europa die Zahl der Ehclosen eine Zunahme, das Durchsebnittsalter der Eliescliliessung eine Tlinaufscliraubung erfahren. „Eine sonderbare Form der Ehelosigkeit ist die erzwungene von Personen, die mit dem Dienste der Re- ligion verknüpft sind; wir begegnen ihr bei verschiedenen \ lilkern auf vcrseliicdenrii Entwickclungsstufen der .Mensch- heit. Sie beruht olfcnl)ar auf der Vorstellung, der ge- sehleehtliche N'erkehr sei unrein, und diese Vorstellung scheint ursprünglich aus einem uubcwussten Widerwillen gegen den gesehlcchtliclien Umgang zwischen Mitgliedern derselben Familie oder desselben Haushaltes hervorgegangen zu sein." Was die Bewerbungen betrilft, so s|)ielt bei fast allen Tliiergattungen das Männchen die thätige Rolle und ge- wöhnlich hat es mit anderen Männchen um den Besitz des Weibchens zu kämpfen. Zweifellos war das (Jleiclie beim Urmenschen der Fall, und noch heute findet sich diese Art der Werbung bei einigen mitergeordneten Rassen, während an ihrer Steile .jetzt im allgemeinen beim Manne eine längere Zeit der Liebesbezeugungen getreten ist, bei denen der weibliche Tlicil sieh keineswegs ganz unthätig verhält. Die Wilden schmücken, bemalen, täto\viren und vcrstünnneln sich, um dem andern Geseblecht anziclicndcr zu erscheinen, die hierfür gewählte Zeit ist die der .Mann- barkeit, — ein Beweis dal'iir, dass diese \'crriclitungen nur Werbungszweeken dienen. In sehr vielen Fällen dürfte auch die Kleidung ursprünglich aus derselben Ursache hervorgegangen sein; weit entfernt, die Grundlage der Bekleidungsgewohnlieit zu bilden, ist das Gefühl der Scham vielmehr wahrseheinlieh die Folge dieser Ge- wohnheit. Li der Regel sind die Männer die Bewerber, aber meist steht es den Weiiiern frei, anzunehmen oder ab- zulehnen. Obgleich die ^J'öchter bei den niedrigen Völker- schaften als Besitzgegenstände gelten und oft schon in der Kindheit verlobt werden, so erfolgt ihre Verhciratliung gewöhnlich doch nicht ohne ihre Zustimmung. Unter den heutigen Wilden haben die \\'eiber eine grosse Wahl- freiheit und in den vorgescliiebtliclien Zeiten dürfte diese noch beträchtliclier gewesen sein, denn damals erhielt sich jedes Individuum selber, es gab keine Arbeit für Amlere und deshalb war die Tochter keine Sciavin und kein Handelsartikel. Später änderte sich das, indem bei den- j'enigen Nationen, die einen verhältnissmässig hohen (hiltiu-- grad erreichten, die Macht des Vaters in Folge der Aus- bildung der Ahnenanbetung immer grösser wurde. Bei vielen dieser Völker ist die Vaterverehruug nicht nur auf Seiten der Töchter, sondern auch auf Seiten der Söhne so bedeutend, dass keine Ehe ohne Zustiiinnuiig des Vaters geschlossen wird, während die erwaclisenen Söhne der Wilden sieh der vol freuen. Der geschlechtlichen Zuchtwahl widmet Westermarck selbstverständlich eine sehr eingebende Behandlung. Er weist auf die Widersprüche innerhalb Darwins Leine von der natürlichen .Viislcse und der gesclileehtliehen Zucht- wahl hin und zeigt, dass die letztere bei den niedrigeren Tliieren gänzlich dem grossen Gesetz vom Ueberleben des Geeignetsten unterworfen ist. Aus der Art der Vertheilung der geschlechtlichen Farben, Gerüche und Laute bei ver- schiedenen Tliiergattungen zieht er den Sehluss, dass sie, obgleich die Gattung stets bis zu einem g'cw'issen Maassc couimensten Unabhängigkeit er- 332 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 32. beeinträchtigend, im Ganzen insofern vortlieilhaft sind, als sie es den Geschlechtern erleichtern, einander zu tinden. Er fuhrt Thatsachen an, welche sich nicht in Ueberein- stimniung- bringen lassen mit Darwin's Erklärung- des Zu- sammenhanges zwischen Liebe und Schönheit beim Menschen und des Ursprungs der verschiedenen Menschenrassen. Zwar ist der gesamnitcn Menschheit ein Schönheitsideal ge- meinsam, aber dasselbe bleibt ein abstracter Begritf, da den allgemeinen Aehnlichkeiten besondere Abweichungen des Geschmacks gegenüberstehen. Nach Darwin sind die Rassen- Verschiedenheiten Folgen der Verscliicdenartigkeit der Schönhcitsl)egriti'e, nach Westermarck gehen die letz- teren aus den ersteren hervor, — also gerade umgekehrt. Die Eigcnthümlichkeiten einer Rasse hängen ciniger- maassen zusammen mit den äusseren Umständen, unter denen dieselbe lebt; „da wir aber nicht bestinnnt wissen, ob angeeignete Charaktereigenschaften vererbt werden können, ist es höchst zweifelhaft, ob jene Verschieden- heiten die ererbten Folgen der Lebensverhältnisse voran- gegangener Gescidechter sind; viel wahrscheinlicher dürfte es sein, dass sie von einer natürlichen Auslese herrühren, die diejenigen angeborenen Abweichungen, welche den Lebensl)edingungcn der Rassen am angemessensten waren, beiböhalten, bewahrt und verstärkt hat." In dem Oajntel „Das Aehnlichkeitsgesetz" beschäftigt sich Westermarck mit jenem mächtigen Trieb, der die Thiere fast stets von der Paarung mit anderen Gattungen abhält. Der Ursprung dieser Abneigung ist in der Un- fruchtbarkeit erster Kreuzungen und Bastarde zu suchen. Beim Menschen werden die verschiedenen Rassen ^•on keinem solchen Instinct einander ferngehalten, und die AVissenschaft weiss heutzutage, dass selbst zwischen den verschiedenartigsten Menschen - Rassen die Unterschiede nicht gross genug sind, um die Hervorbringung einer ge- mischten Rasse zu verhindern, wenn nur die sonstigen Umstände gunstig sind. Eine grosse Aehnliclikeit mit dem Abscheu vor der Bestialität hat derjenige vor der Blut- schande. Derselbe macht sich im Principe fast bei der ganzen Menschheit geltend, doch schwanken die Verbot- grenzen ausserordentlich. Beinahe überall verwirft man P>eziehungen zwischen Eltern und Kindern, fast allgemein auch solche zwischen Geschwistern, oft solche zwischen Geschwisterkindern und bei zahlreichen Naturvölkern ist sogar die Ehe innerhalb des eigenen Stammes oder Clans untersagt. Westermarck verschmäht sännntlichc bisherigen Theorien über den Ursprung all dieser Verbote. Und während die anderen Forscher voraussetzen, dass die Menschen die Blutschande nur deshalb vermeiden, weil sie hierzu angehalten werden, meint unser Gewährsmann, dass weder Gesetze noch Gewohnheiten noch Erziehungs- lehren hier in Betracht kouuuen, vielmehr ein Naturtrieb. „Ein solcher macht unter normalen Verhältnissen die ge- schlechtliche Liehe zwischen den allernächsten Verwandten zu einer seelischen Unmöglichkeit." Freilich, eine ange- borene Alnieigung gegen die Ehe naher Verwandten ist nicht vorhanden, wohl alier eine natürliche Abneigung gegen die Verlieirathung von Personen, die von Kindheit auf beisammen gewohnt haben, und da solche Personen gewöhnlich Verwandte sind, ninmit dieses Gefühl haupt- sächlich die Gestalt des Absehens vor Verbindungen zwi- schen naiien A'erwandtcn an. Nicht nur die allgemeine Erfahrung bestätigt das Bestehen dieser natürliclicn Ab- neigung, — auch eine Fülle ethnographischer Thatsachen beweist, dass die Wechselheirathsvcrbotc weniger gegen Verwandte als gegen Zusannnenlebende gerichtet waren bezw. sind. Bei vielen Völkern haben .örtliche Exogamien Geltung, die überhaupt nichts mit irgendwelchen Verwandt- schaftsgraden zu thun haben, und die Bestinnnung der die Weclisellieiratli ausschliesscndcn Verwandtschaftsgrade bei den verschiedenen Nationen steht in engem Zusanmien- hang mit dem Beisamnienleben der Betreffenden. Die IMutsehandeverbote sind oft mehr oder minder einseitig, indem sie sieh bald mehr auf die Verwandten mütterlicher-, bald mehr auf diejenigen väterlicherseits er- strecken. In vielen anderen Fällen werden sie nur mittel- bar vom Beisammenleben beeintinsst. Die Abneigung gegen Wecliselheirathen Beisammenlebender hat zum Ver- bot von Verwandtenheirathen geführt, und da die Ver- wandtschaft in der Regel mit der Namensgleichhcit zu- saninicnfällt, ist man mehrfach dazu gelangt, die letztere unter allen Umständen mit der ersteren zu verknüpfen auch dann, wenn keine Sj)ur von Verwandtschaft vor- handen ist, die Ehe zwischen Namensvettern zu unter- sagen. Die Regel, dass das Beisanuuenleben eine Ab- neigung gegen Wechselheirathen eintlösst, erleidet Aus- nahmen, aber die meisten bekannt gewordenen Beispiele von Ehen zwischen Bruder und Sciivvester sind in krmig- lichen Familien vorgekommen und lediglich dem Geburts- stolz zuzuschreiben. Auch ein Ucbcrniaass von Abge- schlossenheit und Einsamkeit kann zur Blutschande führen; andere solche Verbindungen gehen aus einer Verderbtheit der Naturtriebe hervor. Was insbesondere die Ehe zwischen Halbgeschwistern I)etrift't, so tindet auf sie das Brincip der Abneigung schon deshalb nicht innner Anwendung, weil die Vielweiberei sehr oft kein enges Beisamnienleben, sondern vielmehr die Zersplitterung der Familie in so viele Unterfamilien nach sich zieht, wie in ihr Weiber mit Kin- dern vorhanden sind. Die wichtige Frage nach der Ursache der Al)neigung gegen Wechselheirathen von Personen, die seit ihrer Kind- lieit mit einander aufgewachsen sind, beantwortet Wester- marck dahin, dass die Ursache in der instinctiven Scheu vor den übeln Folgen der Ehen zwischen Blutsverwandten zu suchen ist. Für die Wohlfahrt der Gattung scheint es erforderlich zu sein, dass die sich vereinigenden gosehlecht- lichen Factoren sich von einander einigermaassen unter- scheiden, was natürlich nicht ausschliesst, dass auch eine gewisse Aehnlichkeit zwischen ihnen vorhanden sein nniss. Die schädlichen Folgen der Selbstbefruchtung liei Pflanzen und der Verwandtenpaarung bei Thieren beweisen den Bestand eines solchen Gesetzes, und es unterliegt keinem Zweifel, dass dieses auch für den Mensehen Geltung hat, und zwar hält unser Forscher den schlimmen Eintluss der Blutsverwandten-Ehen bei den Wilden, die oft einen sehr harten Kampf ums Dasein zu fechten haben, für weit bedeutender als bei der Culturmenschheit. Auch „sind bisher noch keine wissenschaftlich stichhaltigen Beweise gegen die Anschauung vorgebracht worden, dass Wechsel- heirathen Blutverwandter die Gattung mein- oder minder schädigen. Durch natürliche Auslese muss sich ein In- stinct entwickelt haben, der zumeist mächtig genug ist, um schädliche Verbindungen zu verhindern." Dieser Trieb hat die Form einer Abneigung gegen das Sichvermählen mit Personen angenonmien, mit denen man aufgewachsen ist, und da dies gewöhnlich Blutsverwandte sind, ergiebt sich das Ueberleben des (Geeignetsten. Hinsichtlich des Einflusses der Zuneigung, der Sym- pathie und der Berechnung auf die gi^schlechtliche Zucht- wahl findet Westermarck, dass die Liebe sich nur langsam zu dem verfeinerten Gefüld herausgebildet hat, als welciies sie in der modernen Culturwelt eine so grosse Rolle spielt. Innnerhin ist auch den wildesten Stämmen die eheliche Zuneigung durchaus nicht unlickannt. Die endogamischen Ehevorschriften, welche gewissen Viilkern, Kasten, Klassen und Religionsbekennern die Weehselheirath mit anderen Völkern etc. verbieten, rühren von gegenseitiger Abneigung her und verlieren innner mehr an Boden, weil die Nächstenliebe, die Duldung und die Civilisation inmier Nr. 32. NaturwissensclKiftliclic VVoeheiisclirift. 333 mehr ziinelinieii und die Zahl der trenuenden Schranken stetig- verringern. Was die Art der Elieschliessnng hetrifl't, so darf aus dem allgemeinen Abscheu vor der BlutscliaMdc und aus der Schwierigkeit des AVilden, sich in gütlicher Weise ein Weib zu verschallen, ohne den Vater für den Verlust der Tochter zu entschädigen, geschlossen werden, dass zu eiuer Zeit, da die Menschen infolge der Herausbildung eines grösseren Geselligkeitssinnes in Fannlieiigruppen zu leben begannen, aber den Tauschhandel noch nicht kannten, die Ver- heiratlnnig im Wege des Weiberraubes etwas Alltägliches gewesen sein nuiss. Mit dein Auftreten des Tauschhandels wich die Kaubehe der Kaufehe; später wurde auch diese aufgegeben, weil man es für unehrenhaft zu halten be- gann, die Töchter an (Jatten zu verkaufen. Das all- mälige Aufhören des Wi'iberkaufs vollzog sieh in zweierlei Weise: theils verwandelte sich der Kauf in eine blosse Förndichkeit, in ein Scheingeschäft oder in einen Aus- tausch von Geschenken, theils machte man aus der Kauf- summe die Morgengabe und die Mitgift, — die erstere erhält die Braut von dem Bräutigam, die letztere vom Vater. Diese Umgestaltungen haben nicht nur bei den grossen Culturnationen, sondern auch bei mehreren wilden und halbbarl)arisehen Völkern stattgefunden. Im AU gemeinen jedoch spielt bei den Wilden die Mitgift keine erhebliehe Ren verschiedene Mediciner das Wort ergrift'eu (vergl. .,Berliuer Klin. Wochenschr." No. 30). B rieger sagte u. a.: Herr Liebreich hat mich der Ehre gewürdigt, mich als denjenigen zu bezeichnen, der den Namen „Choleraroth" erfunden hätte. Auf die Be- zeichnung lege ich gar keinen Werth. Ich habe zuerst das Choleraroth isolirt und als ein Indolderivat erkannt, sowie die Meinung ausgesprochen, dass dessen frühzeitige Bildung für die Cholera charakteristisch ist. Wenn nun Herr Liebreich sich hier gegenüber den bacteriologischen Methoden, denen er Mangel an Exactheit vorwirft, in seiner Eigenschaft als exaeter Chemiker brüstet, so hätte er wenigstens für die chemisclicn Vorgänge bei der Cholera, soweit sie bekannt sind, ein besseres Verständuiss zeigen müssen. Ich habe das Indol aus dem Choleraroth direet durch Zinnstaub abgespalten und konnte dadurch beweisen, dass das Choleraroth ein Abkiinnnliag des Indols ist. Wenn Herr Liebreich nun meint, dass das Cholcraroth von Alters her bekannt ist, so muss ich doch Herrn Liebreich dahin belehren, dass hier ganz ver- schiedene Dinge vorliegen. Herr Virchow, der nach Herrn Liebreich angeblich die Cholerareaction zuerst anwandte, hat mit Salj)etersäure gearbeitet, ebenso wie schon lange vorher Tiedemann und Gnielin durch Sal- petersäure in Kothextracten eine rothe Färbung hervor- riefen. Nun ist es eine bekannte Thatsache, dass Sal- petersäure mit Extracten aus faulen Eiweissstoffen eine röthliche Färbung giebt. Die Cholerarothreactiou beruht aber auf Anwendung von concentrirter Schwefelsäure und gerade die Salpetersäure ist dabei zu vermeiden. Die Rothfärbung mit Salpetersäure bat also nnt der Cholera- rothreaction nichts zu scharten. Das genügt wohl, um die an meine Adresse gerichtete persönliche Bemerkung auf ihren richtigen Werth zurückzuführen. B. Frank el: Ich möchte bemerken, dass die ver- schiedenen Untersuchungsniethoden, die Herr Liebreich kritisirt hat, nicht den Zweck haben, eine Krankheit zu diagnosticiren, sondern nur den, einen Bacillus, der unter dem Mikroskop eine ganz bestimmte Gestalt hat, von anderen, ähnlichen Bacillen zu trennen. Es ist selbst- verständlich, dass man während dieser ganzen Unter- suchungsmethoden immer wieder das Mikroskop zu Hülfe nehmen muss. Alle diese Methoden iiaben doch nur den Zweck, den Kommabacillus in Reinkultur von anderen ähnlich aussehenden Bacillen zu unterscheiden, und soviel ich mich damit beschäftigt habe — es ist ja nicht viel, sondern immer nur mit dem Bacillus, der im Speichel vorkonuut und ähnliche Gestalt hat — kann ich aussagen, dass dieser Bacillus nicht die Kennzeichen darbietet, welche der Cholerabacillus bei der Züchtung aufweist. Litthauer: Es steht zweifellos fest, dass die echte asiatische Cholera durch die klinische Analyse der Einzelfälle häufig nicht entdeckt worden ist. Kaum in einer einzigen Epidemie in der ganzen Reihe der Epi- demien, die in Europa oder sonst wo vorgekommen sind, ist die Cholera festgestellt worden, bevor dieselbe eine bedeutende Verbreitung gefunden und der Tod reiche Ernte gehalten hatte. Mit Hülfe der bacteriologischen Untersuchung dagegen konnten schon vor mehreren Jahren in Breslau und Wien und im vorigen Jahre in sehr vielen Ortschaften die Einzelfälle richtig erkannt und unschäd- lich gemacht werden. Diese frühzeitige Feststellung der Cholera muss ich als einen bedeutsamen Fortschritt an- sehen, und diesen verdanken wir der bactcriologischeu Untersuchung der Darmentleerungen und der mit dieser verunreinigten Wäschestücke und anderen Gegenständen. Wenn die bisherigen Reagentien und Methoden nicht diejenige Exactheit angenonnnen haben sollten, die man wünschen möchte, wie Herr Liebreich vorgeführt hat, so kann daraus in keiner Weise ein Vorwurf gefolgert werden. Es liegt eben in der Natur aller organisirten Gebilde, dass sie nicht eine derartig exacte Reaction zeigen wie die physikalischen und chemischen Vor- gänge und Substracte. Gewiss dürfen die klinischen Symptome nicht vernachlässigt werden; die Diagnose muss eben nach meinem Dafürhalten — und Koch und seine .\nhänger werden dies sicherlich nicht bestreiten — aus dem Verein der klinisciien Symptome mit denjenigen Thatsachen, die durch die bacteriiilogische Forschung festgestellt werden, hervorgehen. Klinische Analyse und bacteriologischc Forschung müssen sich gegenseitig er- gänzen. Die durch die Bacteriologie festgestellten That- sachen haben auch treft'liche Handhaben geliefert für ]\Iaassnahmen in prophylaktischer Beziehung. Ich will hier nur auf eine Frage, die Trinkwasser- frage und die Bedeutung des Trinkwassers in Cholera- zeiten recurriren. Wir waren alle gewohnt, dem Trink- wasser eine sehr grosse Bedeutung bei der Verbreitung der Cholera zuzuerkennen, ganz besonders, wenn es sich um ein explosionsartiges Auftreten der Cholera handelte. Sobald mau sich aber an die Untersuchung und die Feststellung der Thatsachen heranwagte, haben wir bis zu Koch's Auftreten immer Schift'brueh gelitten. Eine gewisse Berühmtheit erlangte die Cholera- epidemie in London, die in jenen Stattheilen heftiger auf- trat, in welchen die die Wasserleitung speisenden Fluss- gebiete durch Dejectionen Cholerakrankcr verunreinigt waren. Allein die Thatsachen lagen so, dass die Ver- bindung derselben im Sinne der Trinkwassertheorie zwar möglich war, aber immerhin nur dadurch, dass die Lücken, wie sich Virchow ausdrückt, durch eine wohl- wollende Kritik ausgefüllt wurden. Virchow hat 1866 eine ganze Reihe von Untersuchungen vorgenommen, um festzustellen, welchen Antheil scheinbar inticirtes Wasser au der ^'erbreituug der Cholera hat. Die statistischen Nr. 32. Natuvwissen.spliaftliche WochenschvüY. 335 Uiitersuclninj^eii lial)en nicht zu einem sieheren Ergebnis« gctulirt. Nach der Epidemie im Jahre 1873 hat vor- zug'swei.se J'istor in einer ganzen Reihe von Ortsciiaften üntersnclnnigen angestellt, nm festzustellen, nli die Ort- schalten, welche gutes Leitungswasser lialien, mehr oder weniger iVei gelilieheii sind, und unigeUidirt, oh solche (Jrtsciiat'ten, welche durch Brunnenwasser gesjjcist werden, besonders lieimgcsuclit werden. Niemals ist dies gelungen. Teil liahe mieli ebenfalls bemüht, festzustellen, (dt das Verbreitungsgebiet der Cholera sieh ndt dem zugelnirigen ,/J'rinkwnsscrfelde" deckte. Ich i)in ebenfalls zu keinem annähernd beweiskräftigen Ergebniss gelangt. Dagegen ist jetzt wohl das Eine festgestellt worden, dass das Trinkwasser bei der Eitidcniie einen sehr be- deutsamen Antheil an der Verbreitung der Cholera hatte. Ich mag nicht auf die ganze Reihe von Beweisgründen, welche Koch angeführt hat, eingehen, aber die eine Thatsache dürt'te wohl nicht angezweifelt werden, dass die Wasserverbreitung oder die Sj)eisung der Häuser durch die Altonaer oder Ilandiurger Ijcitung sieh mit dem Freibleiheu der betreffenden Häuser von der Cholera, bezw. mit der Verbreitung der Cholera deckte, und dass das Freibleiben, bezw. Befallensein der Häuser an den nrenzgebicten Altona- Hamburg exaeter die Zugehörigkeit der betreffenden Häuser zu Altona oder Hamburg bewiesen hat als jedes andere Kennzeichen. Es sei noch gestattet, den einen Punkt zu erwähnen, dass eine plötzliche Zunahme des Wassers an Mikro- organismen, mit der keineswegs immer eine Zunahme der Mengen der ein verdächtiges Wasser anzeigenden chemi- schen Bestandtheile i)arallel zu gehen braucht, darauf hinweist, dass die Filterwerke oder die einen ]>runnen umgebenden Erdschichten nicht him-cichend keimfangend wirken. Ich bin daher der Ansicht, dass man doch nicht so mit einer gewissen Leichtigkeit über den Wertli der bacteriologischen Forschung hinweggehen kann, ich glaube vielmehr, dass man der baetericdogischen Forschung nicht bloss in Bezug auf die Darlegung der Aetiologie, sondern auch in Bezug auf die prophylaktischen Maassnahmen eine grosse Bedeutung zuerkennen mnss. ^Vir treten der Cholera nicht mehr, wenn auch noch S(dn- viele Punkte ihrer L('isung harren, entgegen, wie ein Wanderer, der, um mit V. Peftcnkofer zu sprechen, ein unbekanntes Ziel mit verbundenen Augen zu erreichen sucht. Die Proi)hy- laxis der Cholera darf nicht auf dem Cholerabacillus balanciren, sie muss auch heute, wie Herr Liebieich richtig hervorgehoben hat, in der allgemeinen Assanirung der ( »rtschaften ihre Hauptstütze haben. Als richtig anerkennen muss ich ferner in den Aus- führungen des Herrn Liebreich, dass das Verhalten der Menschen von bedeutendem Einfluss auf die Vcrl)reitung der Cholera ist. Es gehören eben zur Entstehung der Cholera, wie Herr Liebreich richtig ausgeführt hat, zwei Dinge. 1. Die Ursache, 2. das Individuum, auf welches die Ursache einwirkt. Ich stehe ganz auf dem Standpunkt, dass die Be- schaffenheit der Zellen, der aus der Fusion der Zellen sich entwickelnden Gewebe, der aus der, wie nnin sagt, organischen Verbindung der Gewebe entstehenden Organe und des Gesammtorganismus für die Einwirkung der I5a- cilleu maassgebend ist. Das, was wir früher Disposition, Anlage zu Krankheiten nannten, ist keineswegs durch die bacteriologische Forschung aus der Welt geschafft. Nach dieser Richtung hin stehe ich ganz aul' dem Standpunkte des Herrn Liebreich. Andererseits aber dürfen wir auf die Bekämpfung der Disposition zu Krank- heiten, welche durch Mikroorganismen erzeugt werden, nicht den ausschliesslichen Werth legen, wir müssen viel- mehr der Krankheitsursache selbst entgegen zu treten suchen und der bacteriologischen Forschung dankbar sein, uns hierzu die Wege geebnet zu halten. Lassar erinnert daran, dass die Entdeckung der Scabics-Miliien doch wohl älteren Datums sei, als die Anwendung des peruanischen Balsams. Das Schlusswort Liebreich 's lautete: Herrn Lassar nnichte ich erwidern, dass die Einfidn-ung des peruanischen Balsnnnnittcls von Bosch, einem praktischen Arzt, zuerst empfohlen wurde. Die Verötfentlichuug erfolgte in einer kleinen Broschüre. Ich möchte noch erwähnen, dass die Bacteriologie in Bezug auf die Krätzmilbe ein Beisiiiei dafür bietet, wie sehr die Epizoen selbst abhängig von dem Gesundheitszustande des Kiirpers sind. Wenn nmn vte in flachen Gräben und Pfützen an einem Gras. Sic baut ausserhalb des Wasers ein Gehäu-ie aus einer Bl attspitze und ninnat diese Wohnung, die zugleich Sauerstott' ent- hält, unter Wasser. Häufig wird ein neues Gehäuse ge- fertigt. Die Larve lebt an sonnigen Stellen und streckt in der Nacht den Körper aus dem Futteral heraus, um mit ihm im ^V^nsscr hin und her zu schlagen. Beide EigeuthüiLdichkeiten haben den Zweck, die zur Athmung nöthige frisclie Luft bczw. den Sauerstoft' zu gewinnen. Alle Paraponyxraupen haben Trachccnkiemcn. Das Puppcugehäuse der brasilianischen Paraponyx wird an der Wasseroberfläche, bakl ül)er, bald unter dem Wasser, angelegt. C. Matzdorfl'. Wie lialten unsere Raubvögel Stoss ausstrecken, sie aber nicht im Fersengelenk gebogen und unter den Leib ge- zogen halten. Von da an bemühte ich mich, zu ermitteln, ob unsere einheimischen Raubvögel ihre Fänge im Fliegen ebenso halten, wie die beiden genannten indischen Arten, oder ob sie dieselben unter den Leib ziehen, wie ich bisher geglaubt hatte und wie es allgemein angenommen wurde. Aber alle meine Bemühungen waren so ganz ohne jeg- lichen Erfolg, dass ich sie nach längerer Zeit aufgab und schliesslich die Frage überhaupt ganz vergass. In letzter Zeit gelangen mir jedoch an drei einhei- mischen Raubvogelarten einige ganz sichere Beobachtungen, die ich nachstehend mittheilen will. Am 1.5. Mai a. c. richtete ich mein Glas ohne be- stimmte Absicht auf einen F. tinnunculus, der in geringer Entfernung von mir von einem ganz niedrigen Busch ab- strich. Seine laug herabhängenden Fänge brachten mir diese Frage wieder in Erinnerung, so dass ich den Vogel scharf beobachtete, gespannt zu erfahren, wo er seine Fänge lassen würde. In ganz laugsamem Fluge, immer mit lang herabhängenden Fängen, stieg er in schräger Richtung gegen den scharfen Westwind an, bis er in einer Höhe von etwa 10 m angelangt war. Dann klappte er die gerade ausgestreckten Fänge nach hinten in die Höhe und ging in wagerechten Flug über. So lange ich ihn genau sehen konnte, hielt er die Fänge ganz still nach hinten ausgestreckt und als er nach einiger Zeit wieder in geringer Entfernung an mir vorüber strich, hielt er sie noch ebenso. Am 29. Mai beobachtete ich längere Zeit hindurch einen Buteo buteo. Der Vogel war nur etwa 200 m ent- fernt, ungewöhnlich dunkel, fast schwarz, so dass sich Nr. 32. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 337 die gelben Fänge ihrer ganzen Länge nach ganz be- sonders scharf abholten, und obenein waren Beleuchtung und Stellung sehr günstig, so dass ich durcii mein Doppel- glas die geringsten Einzelheiten erkennen konnte. Auch dieser Bussard hielt die Fänge gerade nach hinten weg ausgestreckt, nicht aber unter den Leib gezogen, und ausserdem benutzte er sie aucli noch recht fleissig zum Halanciren. Am 4. Juni lagen wir — mein Bruder, mein Schwager und ich ~ gegen Abend auf einem Hügel, vou welchem aus wir ein gut Theil des Revieres übersehen konnten. In der Nähe jagte ein Paar Baumfalken, F. subbuteo, auf Insecten. Beide Vogel kamen mehrmals ganz nahe an uns vorbei, ausserdem hatte ich meinen ständigen Be- gleiter, mein Doppelglas, zur Hand. Beide Vdgel hielten die Fänge gerade nach hinten hin ausgestreckt. Das sind nun zwar erst vereinzelte Fälle, innuerhin aber beweisen sie, dass die allgemein verbreitete Ansicht zum mindesten so ganz allgemein nicht richtig ist. Auch ist kaum anzunehmen, dass ich gerade lauter Ausnahme- fälle sollte beobachtet haben. eni neuer Fundort hier kurz mitgetheilt Die AVasfsernuss, Trapa nataus L., konnut bekannt- lich gegenwärtig in Westpreusscn nicht mehr leitend vor, hingegen mehren sich die Anzeichen dafür, dass sie früher hier weit verbreitet gewesen ist. Ueber das Vorhanden- sein fossiler Früchte iu unseren Torflagern ist bereits wiederholt in dieser Zeitschrift (VL Bd. S. 426. — VIL Bd. S. 388) berichtet worden, und daher mag im weiteren Verfolg auch werden. Bisher waren die Gelände bei Mirchau im Kreise Karthaus, bei Lessen im Kreise C4raudenz und bei Jaco- bau im Kreise Eosenberg die einzigen in unserer Provinz, wo fossile Wassernüsse in grösserer Menge mir bekannt geworden sind. Neuerdings habe ich ein neues Vor- konnnen in einem Torfmoor beobachtet, welches unmittel- bar südlich an EHcrbruch bei Waplitz im Kreise Stuhm angrenzt und ca. 10 ha gross ist. Hier lagern die Früchte in 1 bis 1,5 m Tiefe, zumeist schon im Leber- torf, und erfüllen ganz eine Schicht, die sich unter einem grossen Theil des Bruches erstreckt. Ueber die hier beob- achteten Spielarten der Trapa natans L., sowie über die Reste der sie begleitenden Pflanzen, wird eine aus- führliche Mittheilung später folgen. Dieser Fundort liegt etwa vier Meilen nördlich von dem zuletzt genannten bei Jacobau, und es ist anzu- nehmen, dass vornehmlich in dortiger Gegend künftighin noch weitere Lagerstätten von Wassernüssen werden auf- gedeckt werden. H. Convventz. Receiite Steiiiiiüsse als vernieintliche FossiHeii. — Angeregt durch eine ^Mitthcilung des Herrn Geh. Rath Rud. Virchow in den Verhandlungen der Berliner Gesell- schaft für Anthropologie (1893 S. 41), in der er den Kopf eines neugeborenen, wahrscheinlich nicht ausgetragenen Kindes beschreibt, der ihm mit der Angabe, dass der- selbe aus der Steinkohle des Carbons stanmie, übergeben worden war, will ich hier eine kleine Erfahrung mittheilen, die ich im Verlauf der letzten Jahre während meiner Thätig- keit als Pflanzenpalaeontologe an der Kgl. Preuss. Geo- logischen Landesanstalt gemacht habe. Kein der recenten Lebewelt angehöriges Object ist mir nämlich so oft und aus Sit verschiedenen geologischen Horizonten als ver- meintliches Pflanzenfossil in die Hände gekonnnen als gewisse Palmensamen, die wegen ihres harten Endosperms unter dem Namen Elfenbein- und Stein-„Nüssc" resp. vege- tabilisches Elfenbein bekannt zu kleineren Objecten der Drechslerkunst (wie namentlich Knöpfen) vielfach Ver- wendung flnden und deshallt nach Europa massenhaft im- portirt werden. Die dunkele Aussenseite dieser Objecto und ihre Härte machten es begreiflich, dass der Laie leicht zu der erwähnten Verwechselung kommen kann. Die pflanzenpalaeontologisehe Abtheilung der genann- ten Anstalt besitzt eine kleine Sammlung von (Jbjeeten, welche a) Pflan/.enfossilien vortäuschen und b) von Nicht- pflanzcnpalaeontologen als PHanzenfossilien angesehen und der Sannnlung als solche zugestellt worden sind. Unter diesen Jlaterialien fand ich mehrere Samen von Phyte- le]dias (einheimisch im tropisciieii Amerika) vor, auf deren Etiquette von der Hand des verstorbenen Prof. E. Weiss vermerkt ist „angeblich in Braunkohle aus Böiimen ge- funden". Seitdem sind mir von derselben Palmen-Art zwei Samen aus Oberschlesien durch gütige Vermittelung des Herrn Gcneraldirectors O. Junghann zugegangen mit der Angabe, dass dieselben von Arbeitern bei Lublinitz- Herby bei Schachtarbeitcn resp. Eisenbahnbauten aufge- funden worden seien. Dreimal wurden mir ausserdem von ganz verschie- denen Seiten und Fundpunkten die charakteristischen, apfelförmigcn, durch eine knollenförmige Raithewucherung tief ausgehöhlten (daher auch der Name der Untergattung Coeloeoccus Wendl.) Samen von Sagus amicarum Wendl. von den Freundschaftsinscln als Fossilien zur Bestimmung vorgelegt. Zuerst angeblich aus Gaskohlen, die aus Australien kamen und von der Gasanstalt Haag vergast werden, ge- funden am Antwerpener Hafen. Zweitens ebenfalls an- geblich aus dem Carbon (das Nähere ist mir entfallen) ein Exemplar, das dem Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin zum Verkauf als „versteinerter Apfel" angeboten worden war. Drittens endlieh durch Vermittelung des Herrn Prof. Wahnschaffc ein Exemplar des Samens der genannten Art angeblich aus dem Diluvium von ßixdorf bei Berlin. Das Endosperm aller Exemplare sowohl von Phytelephas als vou Sagus amicarum zeigte durchaus die normale Beschaft'enhcit der recenten Samen, dasjenige von Phytelephas war schnecweiss, das von Sagus ami- carum hellgelb, und auch das Aeussere der Samen ent- sprach ganz den Verhältnissen der in den Handel ge- brachten, sodass auch iu dieser Beziehung an der Her- kunft der Objecte ganz und gar nicht zu zweifeln ist. H. Potonie. Eine iiene, den höch.sten Anforderungen genügende Conservirungsflüssigkeit für zoologische Präparate. — Durch langjährige, mühsame Versuche ist es dem Präparator am Naturläistorisclien Museum in Hamburg, Herrn Wiese, gelungen, eine Flüssigkeit iicrzustellen, welche Farbe und Biegsamkeit der darin aufbewahrten Olijectc zu erhalten im Stande ist, sodass man vollkommen den Eindruck des lebenden Thieres erhält. Diese Erfindung ist um so über- raschender, da ja alle bisherigen Conservirungsmcthoden dieses Ideal vergeblich angestrebt haben, und man sich längst an die im Alkohol aufbewahrten farblosen (»bjecte gewöhnt und damit eine ganz falsche Anschauung der Thierwelt gewonnen hat. Schreiber dieser Zeilen hatte Gelegenheit, eine grössere Serie von auf die Wiese'sche Art eonservirter Thiere zu sehen und war von dem eigen- artigen Anblicke auf das Inichste überrascht. Ein leuch- tend rother Seestern in einer alkoholischen Flüssigkeit — die neue Flüssigkeit besteht nämlich zum grossen Theile aus Alkohol — ist fürwahr ein ganz merkwürdiger Anblick. Weiter eine Ophiure mit zarten blauen und rosafarbenen Tonen, mit noch völlig bcweghchen Armen seit Monaten 338 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 32. in Alkohol, das ist ja nicht nur für den Zoologen ein herz- erquickender Anblick. Alle bisherigen Versuche mit Ver- tretern der verschiedenen Typen sind als unzweifelhaft gelungen zu betrachten. Besonders schön sind die Fisch- präparate. Die mannigfaltigen zarten Farbentöne des Lippfisches, die feine Zeichnung der Flossen, der silberne Glanz der Schuppen, ja die typische Haltung der Flossen, alles erscheint in derselben Weise wie beim lebenden Thiere. Dasselbe gilt von den Batrachiern, Eidechsen, Myriapoden und Raupen. Alle genannten Objecto be- finden sich genügend lange in der Flüssigkeit, die übrigens in allen Staaten patentirt ist, um jeden Zweifel auszu- schliessen. In Alkohol hätten sämmtliche Objecte bereits seit langer Zeit Farbe und Beweglichkeit verloren und wären längst in entstellender Weise eingeschrumpft, wie es ja bekannterweise das Loos aller Alkoholpräparate ist. Der Vortheil der neuen Conservirungsflüssigkeit für die Zoologie, Anatomie, Physiologie, kurz alle biologischen Wissenschaften und nicht in letzter Linie für die Museo- logie ist schier unermesslich, falls sie sich, wie es den Anschein hat, in allen Fällen bewähren sollte. Wie anders würden sich die zoologischen Museen präsentiren, wenn die ausgestellten Präparate ihre natürlichen Farben, ihre volle Lebensfrische dem Beschauer darbieten! Um wie- viel bequemer hat es der zoologische Sammler, wenn er sich nicht mehr mit langen Schilderungen über die Farben- verhältnisse seiner Objecte abzuquälen braucht, eine Auf- gabe, die ohnehin in den meisten Fällen unmöglich, min- destens aber sehr schwierig ist! Somit sei zum Schlüsse den interessirten Kreisen der Gebrauch der Wiese'schen Flüssigkeit auf das Angelegentlichste empfohlen. Ein näherer Prospect des Erfinders steht jederzeit auf Anfrage zu Diensten. Dr. K. Hagen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: An der Universität München Professor Dr. Herrn im n Tapp ein er, Vorsteher des Instituts für Arznei- mittellehre, zum Ordinarius, — Dr. Leo Grae tz, Privatdocent für Physik, zum ausserordentlichen Professor. — Der Landes-Ver- messungs-Director und Privatdocent für Geodäsie und Meteorologie an der Technischen Hochschule in Braunschweig Bernhard Pattenhausen zum Professor an der Technischen Hochschule in Dresden. — Der Docent für Pädiatrik und praktische Medicin Dr. Hildehrandt zum anssei'ordentlichen Professor an der Uni- versität Lund. — Der ausserordentliche Professor Dr. Anton Weichselbaum von der Universität Wien zum Ordinarius für pathologische Anatomie daselbst. — Der Privatdocent für Mathe- matik Dr. Eduard Study zum ausserordentlichen Professor an der Universität Marburg. — Prof. Dr. Otto Ernst Kuestner von der Universität Dorpat zum Professor für Frauenheilkunde an der Universität Breslau. Es hat sich habilitirt: Dr. Jores in der medicinischen Facultät der Universität Bonn. Der Privatdocent für Ingenieurwissenschaft an der Technischen Hochschule in München Frank tritt von seiner Lehrthätigkeit zurück. Es sind gestorben: Der Polarreisende Dr. John Rae in London, bekannt durch seine Führung der zur Aufsuchung Sir John Franklins ausgesandten Expedition Anfang der fünfziger Jahre. — Der Geologe Oberlehrer Dr. Kuniscii in Breslau — Der frühere Director der Landesgeburtsanstalt in Wien Professor Dr. Ferdinand Weber von Ebenhof. Eine Cassini-Statue, und zwar zu Ehren des dritten Vertreters dieser bedeutenden Gelehrten - Familie (fünf ihrer Angehörigen waren Mitglieiler der Französischen Akademie der Wissenschaften) — Cesar Fran^ois Cassini's — beabsichtigt die Societe de Topo- graphie de France in Clermont-enBeauvais (Oiso) zu errichten. Die Schweizerische Oeologische , Botanische und Ento- mologische Gesellschaft halten in Verbindung mit der Societe Helvetique des Sciences Naturelles eine allgemeine Ver- sammlung vom 3. bis 6. September d. J. in Lausanne ab. Zahl- reiche den verschieinen Ansicht abweichendes Resultat erhalten — der Pollen der fremden Art zeigte sich näm- lich zum Theil sogar kräftiger als derjenige der eigenen, während man bisher vielfach annahm, dass bei hinreichender Menge des eigenen Pollens jener der Abart oder gar der fremden Art von der Befruchtung ausgeschlossen werde. Hartlaub: Vier seltene Rallen. Es werden beschrieben Ralius monasa Kittl, von r. H. Potonie. Zweite Ausgabe. 232 Seiten mit 539 Textfigaren. Preis JU. S,SO. Gebunden M. :t,OU. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. PATENTE ^"^^"^""^r 1.1 aik:„ Liind.ru J Thurmstp. 14. üurcü c..:. loiT j-.v...- 1 muri t>,.(^ t 1877 Über 11000 Patoi I I 1 .li li IIIIIIIJIIllllll'^llllillllllllNIlillililliillJlllüllllllJ^ ^i Vor Kurzem erschien : l~ Protuberanzen, = \ Meteoriten, Weltennebel = uiul Kometen. Von - L. Graf von Pfeil. öo Seiten gr. 8". —^ Preis 60 Pf. ^- Zu beziehen durch alle Buch- 1^ handlungen. Ferd, Dümmlers VerlagsbuchMlg. z in Berlin SW. 12. T I I I I I I I I I I I I I I I I I 1 I I I M I I I I I Sil gerb. Siimmlcvä Uevlagebuiftöanbauifl in SBcrlin SW. 12 cr= frfiicncn foeben : pf Ufuen Jlrfu^ifdjftt Stfurrgcfc^c uou 1893, crgönät «nb crliintcrt burd) bic anitlidi cit 3JintertnIicu bcr ® efeg= gcbuiig uon 31. .Tjüingl) au§: (a?crmDgengflcucr=®efc|) nebft SBof)lgcfcg. 94 Seiten. %xi\s, 60 %\. nebft beni (Sefc^ luegcn 2lufi)ehiung birctter ©laatSftcuerii unb bent @cfcg betr. S8ci[)ülfc ju Solf ^fc^ulbaiitcn. 167 Seiten. ^rei§ 1 SDiarf. 3u bejicfien burdi jebc Si«d|f)onbIitng. 1* m i& ijl BERLIN C, Niederlage eigener Glasiiüttenweriie und Dampfsclileifereien. „ Mechanische Werkstätten, =r^ Schriftmalerei und Emaillir- s!s-^ Anstalt. Fabrik und Lager säuiuitliclior Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Laboratorien. Verpackungsgefässe, Schau-, Stand- und Ausstellungsgläser. Vollständige Einrichtungen von Laboratorien, Apotheken, Urogeu-Geschäften u. s. w. _, Verantwortlicher Redakteur: Dr. ilenry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 44, für den luserateutheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW^. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. ^^ Redaktion: ~f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 13. August 1893. Nr. 33. Abonnement: Man abonnirt bei allen Bnchhandhmgen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 4.— Bringegeld bei der Post 15 4 extra. \ Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Ännoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit voliständi jjer <{nelleuang;abe gestattet. Zum Brunnenunglück in Schneidemühl. ^'^011 Bergassessor G. Franke, lieber die Brunnenbohning- in Schneidenniiil und deren so aiisserordentlicb unbeihoile Wiriiiiiiyen sind von den Tagesblätteni zum 'J'lieil sehr au.stiiliriiebe Mittboilrini;-en ,gebraebt worden. Trotzdem dttri'te die naciistebende »Scliilderuni;- der Eutsteluini;- und des Verlaufes dieses seltenen Ereignisses wobl nocb Interesse erwecken, zumal Verfasser in Folg-e persönlicber Tbeilnahine an den Be- strebungen zur Behebung der Kalamität in der Lage ist, manelie in den bisherigen Darstellungen entlialtenen Irr- tliUiner und Lücken zu berieiitigeu und auszufüllen. Aus Anlass der im vorigen Jahre drohenden Cholera- g-efabr liess der Magistrat von Schneidemühl in einem alten, an der Ecke (Icr Kleineu und Grossen Kirchstrasse belegenen 4 m tiefen jMauerbrunnen, der unbrauchbares Wasser lieferte, durch einen dortigen Hrunnciimaeher ein Tiefbohrloch zur (lewinnung artesischen Quellwassers niederbringen. Diese im Herbst v. Js. begonnene Bohrung wurde ursprünglich mit einem Durchmesser von 118, später von 92 mm betrieben; und es wurden dabei, nach den mündliclicn Angaben des Brunnenmeisters — Bohrnotizen waren leider nicht geführt, auch keine Bohrproben auf- bewahrt worden — folgende Schichten durchsunken. Aufgefüllter Boden . . . 2,50 in mächtig- Grober Kies (),80 - Fetter Thon .3,(X) - Thoniger Sand .... 2,00 - Thon I,.'i0 - Feinster thoniger Sand (Schluff) 5.5,00 - 70,80 m Am 5. Mai d. Js. stiess man bei etwa 70 m Tiefe auf eine besonders wasserreieiie Scliicht, aus welcher ein durch feinsten thonhaltigen grauen Sand (Schwimmsand) stark verunreinigter Wasserstrahl mit grosser Kraft zu Tag-e Professor der BiTgbaukundo. drang und mehr als 5 m über die Strassenkrone empor- schoss. In der ILrwartung, das Wasser werde allmählich klarer heraufkommen, liess es der Brunncnmeister eine Zeit lang fliessen, zumal das in der Kleinen Kirchenstrasse vorhandene starke Gefälle einen schnellen Abfluss durch den Rinnstein nach einem tiefen Graben gestattete, der es nach kurzem Laufe einem in den Küddow-Fluss ein- mündenden Müiilenbach zuführte. Als sich aber keine Abnahme der Sclihunmfülirung zeigte, trieb er den die Verkleidung des Bohrlochs bildenden eiserneu Röhren- strang durch Drücken und Rammen noch um 2 — 3 m tiefer ein. Während dieser Arbeit verminderte sich zwar die aus demselben heraussprudelnde Wassermenge, in- dessen quoll alsbald auch neben den Röhren mit zu- nehmender Heftigkeit schlammiges Wasser empor. Man bestellte nun bei einem Brunnenuiacher in Berlin eiserne Rohre von weiterem Durchmesser, mit denen man nach Entfernung des alten Röhrenstranges die Quelle wieder zu fassen hoft'te. Nach längerem vergeblichen Warten auf das Eintreffen derselben entschloss man sieh zu einem Verstopfungsversueh und liess zu diesem Zwecke durch einen zweiten Brunnenmeister die Röhren aus dem Bohr- loch sämmtlich herausziehen und in dieses alsdann (am 26. Mai) längliche mit Thon und Sand gefüllte Säcke eintreiben. Der Versuch misslang, mit unverminderter Kraft drang der schlammige Wasserstrom neben der ur- s))rünglichen Bohrlochsinündung zu Tage und liess sich auch dadurch nicht ziu-ückdämmen, dass in und auf den Quell noch eine Meufe Steine, Sand- und Thonsäeke, auch Trottoirplatten geworfen wurden. Inzwischen waren in dem, dem Brunnen gegenüber liegenden massiven Eck- gebäude der Kleinen und Grossen Kirchenstrasse, sowie an mehreren benachbarten Häusern feine Risse entstanden, die auf eine, wenn auch nur sehr geringe Bodensenkung sehliessen Messen. Wie durch Ueiierkleben von Papier- streifeu festgestellt wurde, erweiterten sich diese Risse 342 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 33 fast täg'lich inii ein Weniges, der Putz fiel in kleinen Stücken und Schalen von den Zinnvierdecken, neue Risse kamen in den bereits beschädigten, sowie in den bisher noch unversehrt geldiebcnen Gebäuden zum Vorsehein, mitunter geschah das Bersten des Mauerwerks mit lautem Knall. Manche Wohnungen niusstcn geräumt werden. So war die Sachlage, als Unterzeichneter infolge eines au die hiesige Königl geologische Landesanstalt und Bergakademie gerichteten Ersuchens des Schneide- mühlcr Magistrats um schleunige Entsendung eines Bcrg- sach^'erständigen am 28. Mai dort eintraf. Er gelangte zu der üeberzeugung, dass die verhängnissvollen Boden- senkungen in der Hauptsache auf den Schlammaus- wurf der artesischen Quelle zurückzuführen seien. Der Schlannn entstammte unzweifelhaft dem Lager von feinstem das mit der Bohrung bei 16 bis 70 m demnach 04 m mächtig aufgeschlossen war und schlickigem Sand, Tiefe in welchem die gegen das Borloch hinströmenden und in seinem verwilderten Schlünde emporsteigenden Drnckwasser, indem sie Schlicksand massenhaft lockerten und mit sich fortrissen, jedenfalls sich auch umfangreiche Auskesseluugen unter den festeren oberen Schichten her- l)eigeführt hatten. Eine am 29. Mai vorgenommene Messung der dem Bohrloch entströmenden Wassermenge ergab rund 2 cbm in der Minute; gleichzeitig wurde der Gebalt des Schlammwassers an festen Bestandtheilen zu etwa 7,5 oder 6,6 v. H. ermittelt. Unter der Annahme, dass während der ganzen Zeit des Auftriebs der Quelle die Wassernienge und der Festgehalt auf gleicher }Iöhe geblieben wären, berechnete sich hiernach die dem Unter- giunde der Stadt Schueidemühl entführte und zu Tage geförderte Erdmasse auf täglich rund 200 cbm, mithin im Ganzen zu etwa 4600 cbm. Das Fehlen so be- deutender Massen musste, selbst wenn sich dieselben auf einen grösseren unterirdischen Flächenraum vertheilten, unausbleibHch umfangreiche Bodensenkungen zur Folge haben, sofern es nicht gelang, den die ausgespülten Räume erfüllenden Wassermengen den Ausweg zu ver- schliessen, durch welchen sie sonst unter der gewaltigen Last der darüber gelagerten, meist aus lockeren Massen bestehenden Gebirgsschichten alimählich nach der Tages- oberfläche hin verdrängt werden mussten. Es kam also nach Ansicht des Verfassers vor Allem darauf an, den diesen Ausweg bildenden ]5runnenschlund sobald als möglich zu verstopfen. Zur Erreichung dieses Zwecks erschien es am natürlichsten, die Wasser der artesischen Quelle auf irgend eine Weise zu umfassen und sie soweit über die Tagesoberfläcbe hinaufzutühren, dass sie durch ihr Eigengewicht dem aus der Tiefe wirkenden natür- lichen Auftriebe das Gleichgewicht zu halten vermochten. War die Quelle dadurch zum Stillstand gebracht, so würde eine Stopfung keine besonderen Schwierigkeiten mehr darbieten können. Der nicht fern liegende Gedanke, die Quellwasser mittelst eines neuen Bohrloches zu fassen und nach oben zu leiten, wurde gleichfalls erwogen, aber nicht als em- pfehlenswerth erachtet, weil bei den zweifellos bedeutenden Veränderungen, welche die ursj)rüngliche Bohrlochs- wandung in dem lockeren Erdreiche durch die empor- strümeuden Druckwasser inzwischen erlitten haben musste, sieh nicht mehr feststellen hess, welcher Durchmesser einer Bohrröhre zu geben sein würde, wenn sie den wild fassen sollte. Dagegen wurde in dem von einem höheren Bau- beamten aus Bromberg angerathenen Abteufen eines etwa 3 m weiten runden Senkbrunnens ein Mittel erblickt, das diesen Zweck mit Sicherheit erreichen lassen würde. Die vom Verfasser befürwortete Ausführung desselben wurde aufsteigenden Schlammstrom sieher und ganz um- 12 m unter Tage hinabreichte und aus fettem, Beendigung- undurchlässigem Thon bestand dieser grundlegenden Arbeit einem mit ähnlichen Arbeiten vertrauten und zuverlässigen dortigen Maurermeister übertragen und sofort in Angriff genommen. Der Senkbrunnen sollte unter Ausbaggerung der inneren Erdmassen bis in die nächste feste Thon- schicht niedergebracht werden, die nach Angabe des ersten Brunnenmeisters bei 9 m Tiefe begann, bis etwa wasser- War nach ein Abschluss der oberen wasserdurchlassenden Schichten erzielt, so sollte die Mauerung des Senkschachtes über Tage bis zu der für die Zurückstauung der Quelle erforderlichen Höhe (etwa 4 bis 6 m) hinaufgeführt und alsdann die Verstopfung vorgenommen werden. Für die letztere war eine Aus- füllung des ausgebaggerten Schachtinnern mit einer im Wasser schnell erhärtenden Betonmasse oder mit Thon in Säcken unter Belastung derselben in Aussicht genommen. Nachdem vorerst die zur Verschliessung der Bohr- lochsmündung hinaufgeworfenen Steine, Granitplatten und Sandsäcke u. s. w. entfernt worden waren, wurde der Senkschacht um den alten Strassenbrunnen herum mit 3,76 ni äusserem und 2,74 m innerem Durchmesser in der üblichen, bewährten Weise aufgeführt. Seinen untersten Theil, den zum Tragen der Mauer und zum Eindringen in das Gebirge dienenden Rost, stellte man aus mehreren mit der nöthigen keilförmigen Zuschärfung versehenen Bohlen- kränzen und einem daran befestigten schneidenden Schuh aus starkem Eisenblech her. Auf dieser Unterlage wurde die zwei Stein starke Senkmauer, mit angemessener Verjün- gung nach oben und unter Einmauerung von acht senk- rechten, unten am Rost festgeschraubten und durch den- selben hindurch gehenden eisernen Ankerstangen empor- geführt. An den letzteren und den später auf sie aufzu- schraubenden Verlängerungsstangen sollte der Senkschacht indegewebe der Lunge sicli ansammelt und bisher seiner wahren Natur nach noch nicht genü- gend aufgeklärt wurde, bestellt aus Russkohlc in Form kleinerer oder grfisserer dunkler Körper, welche durch Chronisäure in feine punktförmige, wochenlang in diesem Reagens sich anscheinend unverändert erhaltende Körnehen zerfällt. Die Melanine unterscheiden sich von den Körnchen des Lungenpigments durch ihre leichte, häufig schon nach wenigen Minuten erfolgende Zerstörung in "Chromsäure. lieber den AVirtliweclisel der Ro.stpilze äussert sich der Myeologe F. v. Tavel in den Berichten der schweizerischen botanischen Gesellschaft (Heft IIL 1S93). — Der Verfasser geht von einer Untersuchung aus, welche Stehler und .Schröter über die Wiesentjpen der Schweiz im Jahre 1892 veröftentliehten und worin sie die Ver- gesellschaftungen der PHanzenarteu feststellten, welche für die einzelnen Wiesentypen charakteristisch sind. Die ge- nannten Autoren unterscheiden z. ß. eine „Burstwiese," ausgezeichnet durch das Vorherrschen von Bromus erectus, der regelmässig von Carex montana und verna, Brachy- podium piunatum, Festuca ovina, Briza media, zahlreichen Bapiliouaceen, Labiaten, Plantago- Arten, Euphoibia Cypa- rissias u. s. w. begleitet wird. Das regelmässige gemein- schaftliche Vorkommen dieser Pflanzen gestattet die Auf- stellung eines besonderen Wiesentypus, eben der Burstwiese. Der Verfasser macht nun darauf aufmerksam, dass unter den Pflanzen, deren gemeinsames Vorkommen das Wesen eines Wiesentypus ausmacht, sich auch jeweileu die Nähr- pflanzen gewisser heteröciseher Rostpilze befinden, in der Burstwiese z. B. die Träger des Uromyces Pisi und stria- tus. Man kann also solche Rostpilze mit zu den Charakterpflanzen eines Wiesentypus rechnen, z. B. die genannten Uromyces für die Burstwiese, aber auch für die „Borstgras- Wiese"; Puccinia Sesleriae für die „Blau- grashalde", Puccinia firraa für den „Polsterseggenrasen," Puccinia Moliniae, P. dioicae, P. paludosa, Melampsora repentis für die „Besenriedwiese", das „Molinietum", u. s. w. Diese Beziehungen heteröciseher Uredineen zu beson- deru Vegetationstypen gelten übrigens nicht bloss für Wiesen, sondern auch für andere Formationen. Indessen lassen sich durchaus nicht alle heteröcischen Rostpilze besoudern Vegetationstypen zuweisen, so wenig als man das mit allen höheren Pflanzen thun kann. Wo es aber möglich ist, ergiebt sieh die betreifende Formation ge- wissermaasseu als die Heimath des entsprechenden Rost- pilzes und es lässt sich somit erkennen, dass die Be- ziehungen des einen Pilzes zu zwei Nährpflanzen keine ganz zufällige sind. X. Die Verbreitung der Kreuzotter ist seinerzeit von J. Blum (Abhandlungen Senckenb. Naturf. Gesellschaft Frankf. a. M., B. 15, H. 3) für Deutschland abgehandelt worden. Neuerdings schildert L. von Mehely ihr Vor- kommen in Ungarn. (Zoologischer Anzeiger, 1893, S. 186.) Die Grösse der ungarischen Kreuzotter ist, wie in Deutsch- land, beträchtlich. Verfasser besitzt ein Exemplar von 68 em Länge. Die britischen, niederländischen und Schweizer Individuen sind kleiner. Die Männchen sind stets kleiner und schmächtiger als die Weibchen. Die von Entz in Anbetracht der Kopfform aufgestellten schmal- und breitköpfigen Abarten sind die beiden Geschlechter. Die erstere Abart bilden die Männchen, die letztere die Weibehen. Bei erstereu verhält sich die Längsachse des Kopfes zur Breitenachse wie 1,94 bis 1,53 : 1, bei letzteren wie 1,52 bis 1,27 : 1. Nach Leydig ist jedoch bei den deutschen Kreuzottern der Kopf des Weibchens länglicher. Sodann hält Verfasser die Schreibersche Angabe, dass beim Männchen der Schwanz etwa ',(,, beim Weibchen etwa Vs iler Gesammtlänge betrage, für irrthümlich. Boulanger fand, dass der Schwanz der britischen ,S 5'/o bis 7-/3 mal, der der 2 8 bis 9^/4 mal in der Gesannnt- länge enthalten ist; ein russisches Exem|>lar zeigte einen Körper, der 11,4 mal so lang als der Schwanz war; und bei der ungarischen Otter betrug die Sehwanzlänge des Weibchen den 8,5 bis 12,4 ten, die des Männchen den 7,1 bis 8,9 ten Theil der Gesammtlänge. Es sind also die westeuropäischen Kreuzottern mit längerem, die ost- europäischen mit kürzerem Schwänze versehen. Das Schuppenkleid ist ziemlich beständig. Interessant ist das Vorkommen von zwei das Auge umgürtenden Sehuppen- reihen (anstatt einer), da dies eine Beziehung zur Aspis- viper darstellt. Die aus dem abweichenden Individuum gewonnenen Jungen zeigten jedoch das normale Ver- halten. Freilich waren bei einem russischen in gleicher Weise gekennzeichneten Thiere von 14 Jungen sieben der Mutter gleich, sieben nicht. Die Rumpfschuppen stehen in 21 Reihen; je einmal wurden 20 und 23 Reihen ge- funden. Die Var. räkosiensis (s. u.) hat stets 19. Die Männchen hatten 141 bis 148, die Weibchen 146 bis 154 Paare Bauchschilder, erstere 32 bis 40, letztere 24 bis 32 Paare Sehwanzschilder. Der Färbung nach kann man drei ungarische Abarten unterscheiden. Die Stamm- form typica s. montana entspricht der westeuropäischen Form. Das Zickzackband ist für sie charakteristisch. Die Var. räkosiensis (s. 0.) ist in der Jugend oben lichtbraun, im Alter hell grünlichgrau. Die Zickzackbinde ist gleichgefärbt, nur dunkler, und schwarz gesäumt. An diesen Saum schliesst sich ein hellerer Streifen an. Die Rumpfseiten sind mit 3 Längsreihen schwärzlich -brauner Flecken geziert. Die Bauchseite zeigt weisse Fleckeu- reihcn. Diese Abart ist bisher nur auf dem Räkos-B^elde (linkes Donauufer bei Budapest) gefunden worden. Die dritte Form ist die Var. prester L.; sie kommt in Ungarn als seltene Gebirgsform vor, doch steigt sie nicht so hoch als die Stammform. Die schwarze Färbung kommt so- wohl Männchen als Weibchen zu. — Dass die Formen typica imd prester Gebirgsformen sind, bestätigt die Ansicht Blums, dass die Kreuzotter ein ziemlich rauhes, feucht-kaltes Klima beansprucht. Die Var. räkosiensis ist eine an die ungarische Tiefebene, die wärmer als die deutsche ist, angepasste Form. Prester fand sie in den Karpathen und dem südliehen Siebenbürgen zwischen 1000 und 1400 m abs. Höhe; typica wurde noch bei 1958 m (südl. Siebenbürgen) erbeutet. Ebendort kann man beobachten, wie die Kreuzotter bei steigender Wärme immer mehr ins Gebirge flüchtet und die Thalsohlen der Sandviper, die Wärme liebt, überlässt. Im Banater Erz- gebirge herrscht letztere allein. Schliesslich tritt Ver- fasser für die Immunität des Igels gegen Kreuzotter- bisse ein. Matzdorif. Ueber die Niederschlagsmessungeu im Königreich Preusseu. — Seitdem im Jahre 1885 mit der Reorgani- sation des Kgl. preussischen meteorologischen Institutes begonnen wurde, bat die Thätigkeit desselben eine fort- währende Vermehrung, das Stationsnetz eine rasch wachsende Ausdehnung erfahren. Hand in Hand damit ging eine entsprechende Erweiterung des Umfanges der von dem Director des Institutes, Professor W. von Bezold, heraus- gegebenen Veröft'entlichungen, und während das gesammte Beobachtungsmaterial des Jahres 1890 noch in einem Bande vereinigt werden konnte, so schien es deshalb Nr. 33. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 351 ncueidinfjs geboten, die Ergebnisse von den Stationen II. und III. Ordnung, von den Regen- und von den Ge- witter-.Stationen, sowie diejenigen der magnetischen und der meteorologischen Beobachtungen des Observatoriums in Potsdam alljährlich in fünf getrennten Abschnitten zum Druck zu bringen. Den Anfang hiermit hat jetzt die unter der bewährten Leitung von Professor 6. Hellmann stehende Regenabtheilung des meteorologisclicn Institutes gemaclit, von welcher die „Ergebnisse der Nicder- schlagsbeobachtungen im Jahre 1891" soeben er- schienen sind. In der Einleitung wirft Hell mann einen kurzen Rück- blick auf die Entwickelung des Netzes der Stationen zur ausschliesslichen Beobachtung der atmosphärischen Nieder- schläge, aus welchem man ersieht, imieriialb wie kurzer Zeit dasselbe von recht unbedeutenden Anfängen sieh zu einem wahren Riesenkörper ausgewachsen hat. Nachdem nämlich im Jahre 1847 das neu gegründete preussisehe meteorologisclie Institut etwa 35 meteorologische Stationen zur Erforschung der allgemeinen klimatiselien Verhält- nisse der Monarchie ins Leben gerufen und deren Zahl in Preussen und den übrigen norddeutschen Staaten in den folgenden Jahren sich schon etwas vermehrt hatte, wurde bei einem ersten Versuche des Königl. Oekouomie-Com- missarius vonMoellendorff, eine zusammenhängende Dar- stellung der Regenverhältnisse Deutschlands zu geben, die Unzulänglichkeit des dafür vorhanilenen Beobachtungs- materiales deutlich erkannt und durch denselben die natur- forschende Gesellschaft in Görlitz veranlasst, einige be- sondere Regenstationen einzurichten. Dieselben lagen fast sämmtlich in der Lausitz, in der Uckermark und der Neumark; die meisten haben nur 5 l)is 6 Jahre, von 1856 an, bestanden, andere dagegen, welche später vom Königl. meteorologischen Institut übernommen wurden, blieben bis in die achtziger Jahre in Thätigkeit und gingen dann grösstentheils in Stationen höherer Ordnung über. Erst vom Jahre 1879 ab folgte. Dank der Fürsorge des Pfarrers Richter in Ebersdorf, die Anlage einiger Regen- stationen in der Grafschaft Glatz, deren Beol)achtungs- ergebnisse vom Königl. meteorologischen Institute mit ver- öffentlicht wurden. Kurz vorher hatte Hellmann in einer bei Gelegenheit des zweiten internationalen Meteorologen- Congresses (Rom 1879) veröffentlichten kleinen Schrift den näher motivirten Vorschlag gemacht, die Einrichtung eines dichten Netzes von etwa 2000 Regenstationen in Nord- deutschiand mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse derLandwirthschaft und die wasserwirthschaftlichen Fragen ins Werk zu setzen, und da zu dessen Verwirklichung die nöthigeu Mittel vorderhand noch fehlten, so war der- selbe seitl882 bemüht, wenigstens die grössten räumlichen Lücken im Stationsnetze durch Gründung von etwa 25 Regenstationen auszufüllen, während ungefähr gleichzeitig durch einige locale Vereine für Wetterkunde in deren Itc- sonderen Gebieten sehr viel dichtere Netze eingerichtet werden konnten. Die Anlage des ganz Norddeutschland umfassenden Netzes von Regenstationen, welches in den Reorganisationsplan des Königl. meteorologischen Institutes mit aufgenommen worden war, nahm im Johre 1887 mit Einverleibung der schon vorhandenen Vereinsstationen im Regierungsbezirk Gumbinnen und in Mitteldeutschland, so- wie mit der Einrichtung zahlreicher neuer Stationen in der Provinz Schlesien ihren Anfang, schritt in den folgenden Jahren ungefähr von Osten nach Westen allmählich fort und hat bereits 1892 ihren Abschluss erreicht. — Im Jahre 1891, als nur noch das nördliche Hessen-Nassau und die Rheinprovinz übrig blieben, war die Zahl der Regen- stationen des Institutes schon auf 1425 angewachsen, von denen 1300 im Königreiche Preussen, 125 in anderen nord- und mitteldeutschen Staaten gelegen sind. Alle sind mit gleichartigen Regenmessern von '/,,,„ Quadratmeter grosser Auffangfläche ausgerüstet, deren oberer Rand sich in der Regel 1 Meter, nur in schneereicheren Gegenden IV4 bis IV3 Meter über dem Erdboden befindet. Die Messung der von denselben etwa aufgefangenen Niederscidagsmengen wird täglich um 7 Uhr Morgens und ausserdem bei starken Regenfällcn, Gewitterregen, sogenannten Wolkenbrüchen u. s. w. gleicli nach deren Aufhören vorgenommen. Die vorliegende Veröffentlichung enthält in ihrem ersten Hauptabschnitte kurze Ueb er sichten über die in den ein- zelnen Monaten und im Jahre 1891 vorgekommenen Nieder- schläge von fast sämmtlichen, nach Kreisen angeordneten Stationen, von denen nur 28 ausgeschlossen werden mussten, weil ihre Beobachtungen der im meteorologischen Institut vorgenommenen scharfen Prüfung nicht Stand hielten. Der Vergleich bei denjenigen Stationen, von welclien schon langjährige Niederschlagsmessungen vorlianden sind, mit den mittleren Ergebnissen derselben zeigte, dass das Jahr 1891 fast üljerali zu nass war. Die Monate ]\Iärz, April, Juni, Juli und Decembcr wiesen zum Theil sehr erheb- liche Ucbcrschüsse auf, während nur der Februar durch- weg und der October im grössten Theile vctn Nord- deutschland zu trocken waren; namentlich im südwestlichen Theile der Monarchie fielen im Februar 1891 ungewöhn- lich geringe Niederschläge, an manchen Orten kaum 5 Pm- cent der normalen Menge. Wenn die zahlreichen Einzeltabellen des ersten Ab- schnittes wohl ausschliesslich als Material für rein meteo- rologische und klimatologische Untersuchungen Verwendung finden dürften, so werden die folgenden Abschnitte des Werkes hingegen ebenso sehr den besonderen Zwecken der Hydroteclmik dienen. Im zweiten Abschnitte sind die Monats- und Jahressunnnen des Niederschlags, sowie die grösste Tagesmenge im Jahre nach Flussgebieten ge- ordnet, und zwar für jedes in einer solchen Reihenfolge, dass man bei jeder beliebigen Station eines Flussgebietes die oberhalb gelegenen ohne weiteres übersehen, also auch schnell ermitteln kann, welche Niederschlagsmengen bei der Beurtheilung der an dem betreffenden Orte zum Durcli- fluss gelangenden Wassermengen in Betracht konnnen. — Zum ersten Male für ein dichteres Beobachtungsnetz findet man ferner eine Zusammenstellung der stärksten Nieder- schläge, welche in den meisten Fällen nur sehr kurze Zeit angehalten haben. Die heftigsten Gussregen von etwas mehr als 9 Stunden Dauer kamen im Jahre 1891 am 1. Juli zu Kalvörde im Herzogthum Braunschweig und am 25. Mai zu Kobylin in der Provinz Posen vor, wobei im Ganzen 86, H und 73,5 Millimeter, in der Minute durchschnittlich 0,16 und 0,13 Millimeter Regen fielen. Die heftigsten Gussregen von 374 und S'/^ Stunden Dauer lieferten am 27. .hini zu Grevcl in Westfalen 53,7 und am 21. Juni zu Lübcn in Schlesien 61,6 Millimeter, in der Minute dalier 0,28 und 0,29 Millimeter. Bei 27^-, 2- und 1 - stündiger Dauer waren die grössten Erträge, welche alle drei an verschiedenen Stationen Westfalens am I.Juli gemessen wurden, 78,2, 66,0 und 63,3 Millimeter, so dass also auf jede Minute schon durchschnittlich 0,52, 0,55 und 1,06 Mdlimeter Regen kamen. Am 30. Juni fielen zu Kosuchen in Ostpreussen binnen 24 Minuten 50,2 Milli- meter, am 16. Juli zu Pinnow in Pommern binnen 15 Mi- nuten 32,0 Millimeter, also auf die Minute berechnet 2,09 bezw. 2,13 Millimeter. Die dichtesten unter sämmtlichen Regenfallen des Jahres 1891 aber waren diejenigen, welche am 1. Juli binnen 5 Minuten zu Oesterholz in Lijipc- Det- mold 12,5, zu Melle in Hannover 13,0 und am 30. Juni binnen 3 Minuten zu Mühlenthal in Ostiireusscn 11,7 Milli- meter, in der Minute daher die enormen Mengen von 2,5, 2,6 und 3,9 Millimetern erbrachten. Schon das eine Jahr 1891 zeigt also auf das deutlichste, wie die Dichtigkeit, 352 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 33. bis zu welcher sich ein Niederschlag zu steigern vermag, mit der Dauer desselben abninmit. Doch wird man bei Benutzung jener Zahlen wohl zu beachten haben, dass fast jeder, noch so starke Gussregen mit Regentropfeu zu beginnen und wieder aufzuhören pflegt, woraus eine Un- sicherheit in der Zeitbestimmung der Regenfälle erwächst, die bei den kürzesten gerade am schwersten ins Ge- wicht fällt. Da von den in der Form von Schnee fallenden Nie- derschlägen nur ein Bruchtiieil sofort zum Abfluss gelaugt, so darf man einem Vergleich der Wasscrniengen der Flüsse mit den Niederschlagsmengen im Winter nicht die gewöhn- lichen Angaben der letzteren zu Grunde legen, in denen die dem Schnee entsprechende Wasserschicht mitenthalten ist. Es ist zu einem solchen vielmehr noch die Kenntniss der Höhe der Schneedecke erforderlich, welche den Erd- boden bedeckt, und die deshalb an den Stationen II. und III. Ordnung des preussischen meteorologischen Institutes jeden Morgen um 7 Uhr gemessen wird. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen sind im letzten Hauptabschnitte des vorliegenden Werkes mitgetheilt. Auf einer kleinen Zahl zweckmässig vertheilter Stationen wurde ferner im Winter 1890/91 zum ersten Male der Versuch gemacht, systematisch die Werthe des wechselnden Wassergehaltes zu ermitteln, welchen die Schneedecke an bestimmten Tagen besitzt und den man kenneu muss, um beurtheilen zu können, welche Wassermengen bei plötzlich eintretender Schnee- schmelze im Frühjahr den Flüssen zugeführt werden. Für diese Messungen wird ein nach Helhnann's Angaben ge- fertigter kräftiger Zinkblechcylindcr von 50CentinieterHöhe zum Ausstechen eines Schneecylinders von Vöo Quadrat- meter Fläche angewandt. Nach erfolgtem senkrechtem Ausschnitt führt mau eine kleine Blechschaufel unter die Oeifnung, dreht den Cylinder vorsichtig um und lässt die so gewonnene Schneeschicht, deren Höhe man zuvor mit einem Maassstabe bestimmt hat, im Gefässe schmelzen, nachdem man dasselbe, zur Verhütung der Verdunstung, mit einem passenden Blechdeckel bedeckt hat. So lange eine Schneedecke vorhanden war, wurde jeden fünften Tag ihr Wassergehalt an 11 Stationen in dieser Weise ermittelt. Schon die Ergebnisse des einen Winters lehren, wie das specifische Gewicht der Schneedecke, das bei frisch gefallenem Schnee um 0,1 herumschwankte, mit deren Alter zunimmt und bisweilen Werthe (0,4 bis 0,7) erreichen kann, welche an die beim Firnschnee der Hoch- gebirge gemachten Befunde heranreichen. Es lässt sich ja auch sehr wohl begreifen, dass der Schnee einer alten Schneedecke im Flachlande, auf welchen dieselben Kräfte eingewirkt haben, wie auf den Hochgebirgsschnee, dessen Structur annehmen muss. Die Fälle sind freilich ausser- ordentlich selten, weil eine mehr als 8 Wochen alte Schneedecke im Tieflaudc nicht häutig vorkommt. Dr. E. Less. Ueber die Bedeutung der liheiiivegetation für die Selbstreinigung des Rheines hat jüngst Dr. H. Schenck in Bonn Beobachtungen veröffentlicht, indem er liier zum ersten Male die scharf präcisirte Fiage aufvvirft, welche Organismen denn überhaupt vermöge ihres massenhaften Auftretens eine Selbstreinigung des Wassers verursachen könnten. Fettenkofer hatte die Ansicht aufgestellt, dass die Isar bei München durch die in ihr vorkonmienden Bac- terien, grünen Algen, Diatomeen u. s. w. einen Selbst- reinigungsprocess vollzöge, so dass bereits wenige Meilen unterhalb der Stadt die in den Fluss geleiteten Abfall- stoffe vollständig durch die Lebensthätigkeit der genannten Organismen unschädlich gemacht wären. Er stützte dabei seine Ansicht hauptsächlich auf Beobachtungen, aus denen hervorging, dass niedere grüne Algen in geringem Maasse im Stande seien, organische Stotl'e aufzunehmen. Dass die Bacterien natürlich immer eine Hauptrolle bei der Vernichtung der organischen Reste spielen würden, gie))t auch Fettenkofer ohne weiteres zu. Schenck argumentirt nun folgendermaassen: Wenn in einem verunreinigten Flusse wirklich die Algen Vegetation eine so hervorragende Rolle bei der Selbstreinigung spielt, so müssen diese Organismen an den Stellen, wo sie nütz- lich sein sollen, erstens massenhaft auftreten und zweitens auch das ganze Jahr über vegetiren. Beides ist nun für den Rhein zwischen Bonn und Köln nicht der Fall. um ein Urtheil darüber zu gewinnen, in welcher Masse die Algen und Pilze sich im AVasser vorfinden, sind während längerer Zeit genaue Beobachtungen über die Zusammensetzung der Wasservegetation vorgenonnnen wor- den. Daraus ergiebt sich, dass die Algen ausschliesslich an solchen Stellen vorkommen, wo sie gegen allzustarke Strömung geschützt sind und zugleich eine geeignete Unter- lage finclen, um sich festzusetzen. So sind geschützte Uferbuchten, grosse Steine im seichteren Wasser, Pfähle und schwiunnen {If. ¥¥¥$¥4^¥¥¥»¥¥»'«^i^'¥¥¥»>' ¥ »¥i^¥»>¥¥#¥¥«¥¥y¥$¥¥ Selbstthätige Spiritus -Gebläse- Lampe. 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Meinert. Er fand, dass eine Lucilia sp. ihre Eier auf die Rückenliant der Kröte absetzte. Die Larven drangen sodaini in die Augen des Lurches ein. Endlich konnte R. C. iMortenscn die Dnnckersche Beoii- achtujng bestätigen. (L. sylv. als Schmarotzer an 1!. vnlg. *) Zt'itschr. f. Biologie. -.'9. Bd. Hoft 2. S V.19. **) fl. h. der ziipffiiföriiiigeu Norven KiuIl-u in der .sug. Stäbflicn Scliicht der Nutzliaut. Den in dm- horizontalen A.\e, in der Mitto der Hinterwund des Augapfel.-^ gelegenen und für Liclitemdrücke besonders stark empfindliehen Theil der Netzhaut nennt man fovea centralis (auch „gelbor Fleck-'). Zool. Anz. No. 392, S. 193.) Er fand bei Kopenhagen eine Kröte deren Nase die genannten Maden enthielt. Dieselben tödteten den Wirth, krochen dann in die Erde und verpuppten sieh hier. Die Frage, ob die Lueilicn etwa nur kranke Tliiere befallen, ist nicht sicher gelöst. Duncker glaubt sie verneinen zu müssen. M. Ueber die Feldnian.splase in Schottland hat die deswegen eingesetzte Konnnission unlängst ihren lierielit erstattet, der insofern von allgemeinem Interesse ist, als darin auch des von Professor Löft'ler entdeckten Mäuse- typhus-Bacillus*) nnd der damit gemacliten Erfahnmgen eingebend Erwähnung geschiciit. Wir entnehmen dem I5erichte nach der „Nature" (10. Juli 1893) das Folgende: .,Die in so ungeheurer Zahl und so zerstörend auf den südlichen Berg-Farmen auftretende Art ist die kurz- schwänzige Wühlmaus (Arvicola agrestis), welche auf den Weidegründen Englands zu jeder Jahreszeit und in allen Hrdicn angetroffen wird. Gewöhnlich wirft sie 3- bis 4 mal je 4 bis 8 Junge im Jahre; in manchen Zeiten aber ist sie weit fruchtbarer, die Wurfzeit dauert alsdann bedeutend länger, und Junge können von Februar bis November beobachtet werden. Die einzelnen Würfe be- stehen in solchen abnormen Zeiten aus 10 und selbst mehr Jungen. Der Beginn der gegenwärtigen Plage muss bis in das Jahr 1888 zurückdatirt werden, wo man bereits eine Zunahme der ftfäuse auf der Glenkerry-Farm und an an- deren Orten in Selkirkshire k(nistatiren k(mnte. Im Scnnmer 1.S89 waren die tiefliegenden Weidegründe bei Closcburn (Dunifriesshire) von ungeheuren Mengen dieser Schädlinge lieinigesucht, welche sich dort auch das Jahr 1890 über hielten, dann aber im Laufe von 1891 ver- schwanden und wahrscheinlich nach den höher gelegenen Gegenden zogen, über welche sie sich im Juni 1892 aus- breiteten. Hau])tsächlich davon zu leiden haben die Bergwiesen nordwestlich von Roxburglishire, die südlichen Thcile der Grafschaften Sclkiik, Peebles und Lanark und endlich der Norden von Dumfries zwischen Eskdalenniir (Moff'at) und Thornhill. Viele Mäuse sind auch in der Gegend von Dalry, Carsjjliairn und Kirdcudi)right beobachtet worden. Ein genauer Kenner der Verhältnisse, R. F. Dudge, schätzt die Sehadenfläche in Roxburglishire auf 30—40 Tausend acres, wovon 12— lo Tausend vollständig ver- wüstet sind, in Dunifriesshire auf 40—50 Tausend und in Kirkcudbright auf 10 — 12 Tausend acres. Dem IJcrichte der Kommission ist eine Karte beige- gegeben, auf welelier sich der von den Mäusen Iieim- lange gesuchte Landstrich als eine 600 englische Meilen und 12 — 20 englische Meilen breite Zone darstellt. Die Kommission ist zu den folgenden Schlüssen ge- langt: Sie sieht sich vollkommen ausser Stande, irgend eine geeignete JIcthode zu empfehlen, welche wirksam wäre, um der gegenwärtigen Kalamität ein Ende zu setzen. Dieselbe scheint wieder einmal dafür ein Beispiel zu sein, welche Gewalt kleinen Geschöpfen innewohnt und vyic massenhaft die letzteren sich unter günstigen klima- tischen und Nahrungsverhältnissen zu vermehren im Stande sind. Die Ei'fahrung lehrt, dass ein Zusammentreffen so glinstiger Bedingungen stets auch dieselbe Plage zeitigt. Es ist daher jedes Landniannes und Schafzüehters Pflicht, stets aufzupassen und den vorgesetzten Instanzen sofort Mittheilung zu machen, sobald er irgend wie ein Häufiger- werden der Schädlinge bemerkt, damit geeignete Mittel *) Vorgl. „Naturwissenschaft!. Wocheiischr." VIT, S. 396 ff": VIII, S. 273. 362 Naturwissenschat'tlicbe Wochenschrift. Nr. 34. nicht uur auf einer Farm allein, sondern im ganzen Be- zirlvc ergriffen werden liönnen. Die wirksamsten Mittel scheinen periodisches Ab- brennen der Wiesen und Stoppeln zu sein, worauf dann die Menschen selbst mit Holzspaten und Hunden in Thätigkeit treten. Geschieht dies sofort beim Ausbruch der Plage, so ist alle Aussicht vorhanden, dass dieselbe ganz abgewendet, oder doch sehr eingeschränkt wird. Vor allen Dingen nmss sofort der Besitzer des Grund und Bodens benachrichtigt werden, damit er seine rächter und Beamten zu gegenseitiger Unterstützung anhält, weil sonst bei weniger schnellem Einschreiten das Uebel rascii wächst und bald alle Kreise, welche mehr oder minder von der Landwii'thschaft al)hängig sind, in Mit- leidenschaft zieht. Wo kleinere Landparzellen befallen sind, empfiehlt sich die Anwendung von Grubeufalleii, welche am Boden weiter als an der Oeft'nung und etwa 18 Zoll tief sind. Die Mäuse fallen in dieselben hinein und können nicht entrinnen-, das Land ist bald von ihnen gesäubert. Ver- giftetes Korn kann die Konnnission höchstens nur bei ganz kleinen Ackern empfehlen. Die Kommission hat von der durch Professor Löffler angewandten JMetliode kein günstiges Resultat zu erzielen vermocht. Der Vorsitzende und Sekretär haben sich in Thessalien persönlich davon überzeugt, dass die wirk- lichen Resultate weit hinter den erhoft'ten zurückbliebeu. In manchen Theilen l'liessaliens waren die Mäuse nach den Aussagen der Laudeigentlüimer und anderer Personen im Januar 1893 ebenso zaiilvcich, wie je zuvor. Die Kommission giebt gern zu, dass die Löft'ler'sche Flüssig- keit im frischen Zustande ein wirksames, wenn auch etwas dilatorisches Gift für Mäuse etc. ist und überdies vor mineralischen Giften den Vortheil hat, dass es er- fahrungsgemäss für Menschen und andere Thiere un- schädlich ist. Prof. Löffler hat die ihm aus Schottland zu Versuchs- zwecken lebend übersandten Jläuse ebenso für den Mäuse- typhusbacillus empfänglich gefunden, wie ihre griechischen Verwandten, Indessen stehen der Anwendung des Mittels drei Hindernisse im Wege, welche es mit Ausnahme von Häusern, Gärten, eingehegten Acekern und anderen kleinen Landparzellen nahezu werthlos machen: i. Die bedeutenden Kosten. Das der griechischen Regierung gelieferte Mittel kostete 4 Schillinge (ca. 4 M.) pro Gefäss und genügte für zwei Aecker. In Scliottlaud würde dieser Preis in vielen Fällen den Ertrag der Berg- weiden übersteigen. Vermehrt werden die Kosten noch durch das zur Vertheilung nöthige Brod. Sollte denniach ein schottisches Berggut von beispielsweise 6000 acrcs wirksam damit behandelt werden, so würde dies einen Kostenaufwand von 700 — 1000 I'fund Sterling verursachen — dadurch käme das Mittel theurer zu stehen als der an- gerichtete Schaden. 2. Der Mäusetyphus ist nicht contagiös. Er kann nur auf solche Thiere übertragen werden, welche von dem Virus selbst geniessen. Die Annahme, dass gesunde Thiere durch das Verzehren solcher am Mäusctyithus Verendeter inticirt werden, ist nicht genügend bestätigt worden. Die Beobachtung, dass griechische Mäuse in der Gefangenschaft die Kadaver ihrer Artgenossen auffrassen, bedingt noch nicht, dass die schottischen es in freiem Znstande ebenso machen; und wenn die Krankheit nicht von einem leben- den Thiere auf ein anderes übertragbar ist, so lässt sich schwer absehen, wie das Mittel im Grossen wirken soll. 3. Die Flüssigkeit wird in 8 bis 10 Tagen nach der Herstellung unwirksam. Wenn demnach Regenwetter oder Schneefall die Vertheilung des Mittels über ein Areal unterbräche, so würde seine Wirkung überhaupt illusorisch. Am wirksamsten hat sich in Thessalien Schwefel- kohlenstoff' erwiesen, dessen Dämpfe in die Löcher geleitet wurden; indessen ist dies IMittel noch kostspieliger und überdies für die damit Arbeitenden schädlich. Dazu konunt, dass die schottische Wühlmaus (Arvieola agrestis) nicht solche tiefen Löcher gräbt, wie ihre thessalisehe Ver- wandte (Arvieola Güntheri), sondern nur in oberflächlichen Gängen zwischen den Wurzeln der Kräuter lebt; mithin die Anwendung von Schwefelkohlenstoftdämpfen aus- schliesst. Die Konmiission bespricht alsdann die natürlichen Feinde der Mäuse und theilt dieselbe, mit Ausnahme der drei weiter unten zu nennenden Arten, in zwei Klassen: I. Mäusevertilger, welche dem Landmanne wenig oder keinen Schaden zufügen (ungefährlich für Schafe, Getreide, Geflügel): Alle Arten von Eulen, Bussarde, Kestrels und die kleineren J\löwen. II. Mäusevertilger, welche dem Landnianne schädlich, daher von der Schonung auszuschliessen sind: Füchse, Raben, Aaskrähen, Seemöwen, Nattern. Die Kommission eniptiehlt dringend Maassnahmeu zur Verhütung des Wegfangens und Tödtens der unter I auf- geführten Vögel. Wenn diese zahlreich vorhanden sind, so vermögen sie, wenn auch nicht die Plage zu verhüten, so doch bedeutend abzuschwächen, und die Erfahrung hat, z. B. hinsichtlich der kurzohrigen Eule, gelehrt, dass sie bei ungewöhnlich reichlicher Nahrung sich überaus stark vermehrt. Auf alle Fälle sind sie dem Menschen höchst nützliche Verbündete in der Bekämpfung von Schädlingen, die auf dem Boden leben. Ferner schlägt die Konnnission die strengsten Maassregeln vor, um das Wegfangen der Habichte mittels Fallen zu verhindern, da es sowohl un- menschlich als auch ungerechtfertigt ist, und gleichzeitig auch ganz unschädliche Eulen, Kestrels und Bussarde auf diese Weise vernichtet werden. Ausser den oben genannten Thieren giebt es noch drei Arten, welche eifrigste Mäusevertilger sind, gleichzeitig aber auch dem Geflügel gefährlich werden. Die erste ist die gewöhnliche Saat- oder Mandelkrähe, deren Nützlichkeit für den Landmann jetzt aber allgemein anerkannt wird. Die beiden anderen Thiere sind der Iltis und das Wiesel. Dem Geflügelzüchter sind sie am meisten verhasst, und es ist wohl kaum angängig, für den Iltis in der Nachbar- schaft von Geflügelställen und Fasanerien Schonung zu empfehlen. Dagegen thut letzteres die Kommission unbe- dingt hinsichtlich des Wiesels, welches ein wüthender Mäusejäger ist und dem Geflügel nur wenig Schaden zu- fügt. Wenn nicht anders, so sollte man dem Letzteren wenigstens auf den Mooren und Bergwiesen nicht nach- stellen, weil es hier wenig Schaden anzurichten vermag, dagegen durch ^'ernichtung zahlreicher Schädlinge sehr nützlich werden kann. Zwei neue Trapa-Lager in Westpreussen. — Etwa 1 km östlich von Schadrau bei Sclnincck in Westpreussen, zwischen den nach Neu- und nach Alt-Englershütte füh- renden Wegen, liegt ein Torfbrueh, welches neuerdings insofern die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich ge- lenkt hat, als dort vom Besitzer Derra ein Einkahn zu Tage gefördert ist. Aus diesem Anlass besuchte ich ge- meinsam mit Henn Treichel-lloch-Paleschkcn am 1. August die vorerwähnte (»ertlichkeit und stellte Nachfolgendes fest. Am Nordrande des Bruches, wo der schwarze Torf schon früher bis 1 m tief abgestochen war, steht derselbe noch 0,4 m mächtig an. Er enthält von grösseren Ein- schlüssen: Stamm- und Aststücke von Eichen, Birken, Kiefern u. s. w. und an einzelnen Stellen viele Zapfen der letzteren Baumart; überdies iindet sich auch ange- Nr. 34. Naturwissenschaf'tliclic Wochenschrift. 86.S brannte» Kiefernholz in derselben Schicht. Das Lieg'endc derselben bildet gelblichbrauner Lebertorf — dort Fuchs genannt — , der auch noch einzelne Kicfern/apfen, vor- nehndieh aber zahlreiche verdrückte Wassernüsse (Trapa natans L.) nebst anderen Früchten und Hamen, sowie Flügeldecken von Küfern u. a. führt. Auf das Voi'- liandensein dieser Schicht war ich aufmerksam geworden, weil ieii schon vorher in den dort in Haufen gesetzten Ziegeln ein paar zusammengetrocknete Trn])a Früchte be- merkt hatte. Am Ostendc des Bruches war schon seit lauger Zeit eine grössere Fläclie tiefer ausgestochen und iiatte sieh nachher mit Wasser gefüllt, in welches man Karauschen (Oarassius vulgaris Nilss.) eingesetzt hatte. IJeini Fischen mit Netzen hiernach war man auf jenen Kahn gestossen, dessen eines Ende ins Wasser ragte, während das andere noch im torfigen Untergrund steckte. Das Fahrzeug ist 13,90 m laug und 0,45 m breit und im Innern mit zwei aus dem vollen Holz gearl)eitctcn Querwänden versehen. Es besteht aus Holz von Pinus silvcstris L.. das ober- Hächlich vom Wasser stark angegriften ist und daher schon lange Zeit der Einwirkung desselben ausgesetzt gewesen sein niuss. Sein Alter ist kaum annähernd zu bestimmen, zumal jegliche Beigaben fehlen; indessen lässt die Verwendung von Kiefernholz zum Bau nicht darauf schliessen, dass es einer frühg-eseiiichtliciicn Zeit angehört. Die alten Einkähne, wie ein solcher z. B. in dem gleich- falls im Kreise Bereut gelegenen Przsiboda-See früher gefunden Avurde, bestehen hier durchweg aus Eichenholz. Das andere Torfbruch, in weleiiem Trappa natans L. fott. vorhanden ist, erstreckt sich um eine ehemalige Insel bei Ostrow Lewark, 3 km westlich von Stuhm. Die Früchte sind den Besitzern schon seit Jahrzehnten bekannt, ohne dass sie denselben eine besondere Be- achtung geschenkt hätten. Erst als neulich Herr Töebter- schullehrer Floegel in Marienburg im Interesse des Pro- vinzial-Museums bei fTelegenheit eines 'i'orfeinkaufs nach- fragte ob etwa auch Wassernüsse dort vorkämen, wurde ihm dies bestätigt. Darauf reisten wir am 11. d. M. gemeinsam dorthin und trafen die mit zahlreichen Früchten von Trapa natans L., ferner mit Zapfen von Pinus silvcstris L. u. a. erfüllte Schicht etwa 2 m unter Tage im nördlichen Theile des Bruches unweit der von Wcissen- berg nach Stuhm führenden Chaussee an. In derselben Schicht und besonders im Hangenden finden sich auch Holz unrl liindenreste von Kiefern, Birken, Erlen u. a. ni. Durch die obigen neuen Funde von Trapa natans L. ist in Westpreussen das fünfte und sechste grössere Lager fossiler Früchte dieser jetzt hier ansgest(u-benen Wasser- pflanze festgestellt, und zwar vertheileu sich die bisher bekannten Fumhn-te folgendcrniaassen. Reg. -Bez. Danzig: Mirchau im Kreise Karthaus und Schadrau im Kreise Bereut. Reg.-Bez. Marienwerder: Abbau Stuhm und Ellerbrueh im Kreise Stuhm, Jacobau im Kreise Kosen- berg und Lessen im Kreise Graudenz.*) Conwentz. Ergebnisse der Forschungen im lUuterlande von Togo 1890 bis 1S92 von Hauptmann E. Kling und Dr. R. Büttner. Die „Mittheilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen Schutzgebieten" bieten im neuesten Heft des 6. Bandes unter obigem Titel eine sehr dankenswerthe Zusammenfassung der in den letzten Jahren geleisteten Arbeit. Der Herausgeber der „Mitthei- lungen", welche bekanntlich die wissenschaftliche Beilage des Deutschen Colonialblattes bilden, hat sich zunächst der mUhsaiiien Aufgabe unterzogen, die Tagebücher des *) Vbi-gl. „Niitnr\yisscnschaftl. Woolicnschr.'' Bd. VT. S. 12(1. Bit. VII. S. 388. — Bd. Vlli. S. 337. leider verstorbenen, so verdienten Reisenden Hauptmann Kling zu bearbeiten, welche derselbe auf seiner letzten grossen Reise 1891 geführt hat und die fleissigen Routenaufuahmen Klings zu einem Kartenbild der von ihm bereisten (Tcbicte zusammenzustellen. Als sehr branch- bar erwiesen sieh die Breitenbestimmungen, die Längen- bestimmungen waren hingegen wegen der Mangelhaftig- keit der gebrauchten Uhr nicht verwerthbar. Die allgemeinen Ergebnisse der von Kling geleiteten Exi)cdition bestehen zunächst in der Berichtigung einer Anzahl Irrthihncr in dei- Wolf'schen Karte: Wolf hatte namentlich die Stromrichtungen vieler Wasserläul'e ver- kehrt eingetragen, weil dieselben in der Jahreszeit, in welcher Dr. Wolf diese Gebiete durchreiste, meist aus- getrocknet waren — vor allem aber in der Erweiterung- der Wolf'schen Karte von Sugu aus nach Norilen hin. Das Gebiet zwischen Salaga und den Borgustaaten, der Schauplatz eines sehr lebhaften Karawanenverkehrs von den Haussaläuderu her, ist durch Klings Expedition zum ersten Mal betreten und kartographisch fixirt worden; die- selbe brachte die erste Kenntniss ganz unerwartet reicher Volkscentren wie Bafilo und Basari — übertrifft dfich Bafilo das berühmte Salaga an Häuser und Mensehenzahl bedeutend. Wir vernehmen mit Staunen von den unab- sehbaren Flächen auf das sorgfältigste bestellter und mit peinlichem Fleiss gepflegter Yamsfelder; auf schier end- los .sich ausdehnenden Hirsefeldern wogen 5 ni hohe, schwere Aehrcn, eine fleissige, ihr Loos zufrieden tra- gende Selavenschaar birgt von Sonnenaufgang bis Sonnen- untergang die reiche Ernte und zieht unter Trommel- und Pfeifenklang zur Arbeit in den Dörfern aus und ein. Die Bilder einer ausgedehnten Landbau und Viehzucht trei- benden Bevölkerung berichtigen unsere Vorstellung von dem angeblich wenig fruchtbaren Charakter der Hinter- länder Togos. Wird diesem Lande der Schutz seiner friedlichen Arbeit seitens einer europäischen Macht ge- bracht, gegen feindliche Nachbarn und herumziehende Räuberschaaren, werden ferner gesicherte Verkehrsstrassen angelegt, so niuss einem solchen Lande eine gewisse, den Handel der Küste befruchtende Kaufkraft inne wohnen. Die durchzogeneu Gebiete bestehen aus vielen, von ein- ander unabhängigen Staatengebilden, welche noch frei von dem politischen Einfluss irgend einer anderen euro- päischen Macht geblieben waren und am wenigsten mit den Borgustaaten in politischem Zusammenhang stehen-, bisher war kein Vertreter irgend einer euro])äisclien JMacht in dieses unabhängige Land gedrungen: Wolf und Kling haben als die beiden ersten Europäer in moderner Zeit die Grenze der Borgustaaten erreicht. Auch die Reise Klings von Salaga nach Westen gegen Kiutanipo hat geographisches Interesse. Durch dieselbe ist das Zusammenflussgebiet der drei Quellströme des Volta, des weissen, des rothen und des schwarzen Volta zum ersten Male umgangen worden; Kling- hat hier die Aufnahmen seiner Vorgänger von Frangois und Binger wesentlich vervollständigt. Unter den ethnographischen Sammlungen haben be- sonders die seltenen (Gegenstände aus dem Mosiland Interesse; die zoologische Sammlung ist leider während der Krankheit des Reisenden grüssteutheils zu Grunde gegangen. Klings Angaben über das Auftreten einzelner Charakterpflanzen in den von ihm durchzogenen Land- schaften berichtigen zum Theil ganz wesentlich die karto- graphische Darstellung des Sheabutterbaumes, der Oel- palme, des Maniok im westlichen Sudan im zweiten Band von Bingers grossem Reisewerk (Du Niger au Golfe de Guinee, Tome II). So ist z. B. die Südgrenze der Ver- breitung vom Sheabutterbaum (Passia Parkii und biglo- bosa) als viel zu weit nördlich verlaufend gezeichnet unter 364 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 34. etwa 12° n. l>r., während diese Bäume noch unter 8° 40°, ja bei Kratgc noch unter ca. 8° n. Br. vorkommen. Auch die Nordgreuze der Oelpahne gestaltet sich durch Klings Angaben wesentlieii anders. Diesen austuhrlichen Mittheilungen aus den Tage- büchern des Hauptmann Kling reihen sich sodann die von Dr. L. Ambronn berechneten geographischen Orts- bestimmungen an, welche 1888/89 von Dr. Wolf und 1891/92 von Kling im Hinterland des Togogebieles aus- geführt wurden, ferner Siedepunkt-Bestimmungen \on Klings Reise nnd Erläuterungen zu den Karten -Con- structiouen. Weiter folgen nicht weniger als acht verschiedene Originalbeiträge zur Fauua des Togolandes, meist nach den von Dr. R. Büttner herrührenden Sammlungen von Specialforschern bearbeitet, Säugcthiere von P. Matschie, Vögel von A. Reichenow, Reptilien und Amphibien eben- falls von P. Matschie, Fische von F. Hilgendorf, Mollusken von E. v. Martens, Hexapoden von Dr. Stadelmanu, H. J. Kolbe und Dr. F. Karsch, Würmer von A. Collin. Ueber die Flora des Togolandes ist ein Verzeichniss der von Dr. R. Büttner 1890 und 1891 in Bismarckburg gesammelten Pflanzen mitgetheilt. Den Beschluss machen fesselnd geschriebene Bilder aus dem Togohinterlande von R. Büttner, welche die Erläuterung zu 13 beigefügten Lichtdrnckbildern «eben. Derartige neuesten zusanniienfassende Veröffentlichungen der über ein deutsches Colouialgebiet Forschungen werden in wissenschaftlichen Kreisen gewiss mit grossem Dank aufgenonnnen werden, dieselben sind aber auch geeig- net, in weiteren Kreisen durch die getreue Uebermittelung der Reiseergebuisse ein reges Interesse zu erwecken. Fr. Regel. Maistre's Reise vom Coiigo zum Benue-Nigei* er- weist sich als glänzende geographische wie colonial-poli- tische Leistung. Nach Crampels Tod am Oberlauf des Sehari i. J. 1891 entsandte das Comite de rAfriipie fran- Qaise C. Maistre mit einer neuen Expedition, obwohl bereits J. Dybowski am Congo war, um Crampel zu folgen. Schon am 1. April 1892 war Maistre in Brazzaville und traf hier mit dem von seinem Vorstoss an den Sehari zurückgekehrten Dybowski zusammen. Anfang Juni wurde die Station Baugeei am Ubangi und sodann die von Dybowski am Kemo gegründete gleichnamige Station er- reicht und das Material von dessen Expedition übernommen. Maistre brach am 28. Juni nach N. anf, hielt sich jedoch westlicher als Crampel und Dybowski; Mitte Juli über- schritt er bereits die niedrige Wasserscheide zwischen Congo und Sehari, erreichte aber erst Ende September den Oribingi oder Gribissi, einen Quellfluss des Sehari, durch Regen und Feindseligkeiten aufgehalten. Am 7. November erreichte M. in Palem den Anschluss an Nachtigals Route im S. von Bagirnd; Gundi, Nachtigals zweimonatlicher Aufenthalt i. J. 1873, lag in Trümmern. M. konnte nicht nach N. bis Kuka vordringen, sondern musste nach W. reisen, um möglichst bald Adamaua zu erreichen. Am Zusammenfluss der beiden Quellflüsse des Benue betrat er bereits erforschtes Gebiet. (Peterm. Mitth., Juliheft, S. 175.) Durchkreuzung von Tibet. — Kapt. H. Bower und Dr. G. W. Thorold ist es gelungen, das .so schwer zu- gängliche Tibet von W. nach 0. in voller Ausdehnung zu durchkreuzen, eine Grossthat ersten Ranges auf dem Gebiete geographischer Forschungen. Ein erster Bericht erschien im Londoner Geogr Journ. 1893, No. 5. Im Juni 1891 erfolgte der Aufbruch von Leb, im Passe Lanak Pa wurde die Grenze übersehritten und am See Mangtza Cho der fernste von einem Europäer (Carey) erreichte Punkt berührt; von hier verlief die Route fast immer um 1 — 2° nördlicher als der Weg des Punditen Naiu Singh zum Tengri uor nnd nach Lhasa (1873 — 1875). Der Marsch führte über eine 4G00 — 5200 m hohe Hochebene an zahlreichen Seen vorüber. Um Bowers Aimäherung an Lhasa zu verhindern, wurde die Ex])edition im NW. vom Tengri nor zu einem weiten Umwege nach N. ge- zwungen Ueber Tschiamdo erreichte die Expedition in Batang die häufig begangene Haupt-Handelsstrasse zwischen China und Tibet, welche über Thatsienlu bis Ya Tu ver- folgt wurde; von hier wurde bis Shanghai der Flussweg benutzt. (Petermanns Mittheilungen, Juliheft, S. 174.) Ueber die Eiszeit im Reiclienlialler Thale macht J. Jäger im Ausland (S. 415) die folgende Mittheilung: Das breite Thal von Reichenhall, heute durch seine Milde und Lieblichkeit berühmt, hat in alten Zeiten auch an der Vergletscherung theilgenommen, welche unser Alpen- und Voralpenland ähnlich dem heutigen Grönlande mit Kälte, Eis und Unfruchtbarkeit heimsuchte und das organische Leben hinausdrängte. Bei einem Spaziergange von Reiehenhall nach dem freundlichen Kirchberg sieht ein für die Natur offenes Auge, wie die i\[oränen des hier aus dem Hochgebirge heraustretenden Saalachgletsehers sich den Höhen im Süden wie im Osten und Westen des grossen Thalbodens anschmiegen, das Thal selbst aber freilassen. Dabei macht die auf dem linken Saalaehufer sich hinziehende Seitenmoräne beim Austritt der Saalach aus dem Gebirge mit diesem Flusse eine Unddegung und schmiegt sieh den Abhängen des Müllnerhorns an, dort westlich von Kirch- berg und noch vor St. Pankraz endigend; die Seitenmo- räne des Saalachgletschers am rechten Saalachufer bildet den breiten Hügelrüeken des Schlossberges und Streit- bühls, der Rcicbenliall östlich begrenzt und in das viel besuchte Kirehholz übergeht. Ein aus dem Hallthurmpasse herausdrängender Gletscher hat hier offenbar mitgewirkt und dieser grossen Vereinigung von Moränen die Richtung nach Nordosten auferlegt. Vom Thumsee dringt ein anderer Moränenzug am Fusse des Zwiesels bis an den hohen Staulfen vor und trägt u. a. die Padinger Alp und das liebliche Non. Auf diesem Wege schob sich ein vom Ristfeuchthorne herabkounncnder Gletscher in unser Thal, welcher im Tinunsee — nach Pencks Ausdruck — seine centrale Depres- sion fand, durch die Kalkfelsen Karlstein und St. Pankraz aufgehalten und auf die westliche Seite des Reiehenhaller Thaies hingedrängt wurde, wobei er am nordöstlichen Ende des Thumsees eine grosse, wollsackähnliche Moräne aufhäufte, die man als den Aushub dieses Seces ansehen könnte, wenn man mit Tyndall, Kamsay, Penck u. a. an- ninnnt, dass die Gletscher sich die Becken solcher Alpen- secen selbst ausgruben. Auch z. B. beim Starnberger-, Ammer-, Traunsee u. a. liegt gerade am Nordende ein grosser Aufwurf, auf den noch weitere Moränen in nörd- licher Richtung folgen. Au dem Thumsee und den Mo- ränen seines ehemaligen Gletschers möchte sich mit Vor- theil die immer noch offene Frage studiren lassen, ob dieser See und ähnliche durch Gletschererosion oder durch tektonische Verbältnisse oder aber lediglich in Folge Ab- dämmung durch die vorlagernde Moräne entstanden seien. Vielleicht haben hier mehrere Ursachen zusammengewirkt. Wie bedeutend hier die Gletscherwirkung war, geht sclion daraus hervor, dass man am hohen Stauften noch in einer Höhe von 1000 m Granitfindliuge trifit, während Reichenhall nur 470 m über der Nordsee liegt. Hatten aber die Gletscher nur Tod und Erstarrung verbreitet, so spriesst doch jetzt aus dem Lehm ihrer Mo- Nr. 34. Naturwissenschaftliche Wochcusciirift. 365 räiieu ein frisches, üppiges Lel)en, da gerade diese Ruiid- buekel die herrliciisten Alpeuwiosen tragen, während das Kalkgebirge vorzugsweise nur Wahl und dürftige Gräsercien beherbergt. Augenscheinlich ist der heutige Thalboden Reichenhalls ganz frei geblieben von den Zügen der Moränen. Hier niuss der mächtige, von dem Thumsee- und Hallthurmglet- sehcr Hankirte Eisstrom des Saalachthalcs sich in voller lireite gedehnt und den ganzen Thalboden bedeckt haben, Sil dass für Seitcnnioränen kein Platz im heutigen 'J'hale blieb, diese vicinieiir links und rechts an die alten Gebirge hingedrängt wurden, wie wir dies oben zu schildern ver- suchten. Diese grossen Gletscher und später deren Schmelz- wasser haben uns das weite, liebliche Thal ausgeglättet, auf welchem sich nun gesun(U' und kranke Menschen an den Reizen einer erhabenen Bergwelt in milder balsa- mischer Luft erfreuen. Dass auch schon die alten Völker an diesem Thale Gefallen fanden und es besiedelten, geht aus den Funden von römischen Alterthümern und nachrömischen aber vor- christlichen Gräbern hervor, welche vor mehreren Jahren am Fusse des Müllnerhorns \)vi Kirchlierg entdeckt wurden. In neuester Zeit hat Herr v. Chlingensperg aljcr auch bei „Langacker", nordöstlich vom Thumsee, eine grosse Niederlassung aus der sog. Broucezeit aufgedeckt, wobei dieUeberreste von Tausenden geschlachteter und verbrannter Thiere, ausserdem zahlreiche Broncegegenstände zu Tage traten. Erwägt man die Lage dieser Niederlassung auf höherem Terrain an den Abhängen des Stauffengebirges und im Moränengel)icte des Thumseegletschers, so wird man un- willkürlich an das ,.Schvveizerbild" bei Schaft'hausen er- innert, ein Hoehthal, das — nächst dem Rheingletscher und seinen Moränen gelegen — schon Renthierjägcrn aus der Periode der letzten Eiszeit zur Niederlassung gedient hatte, dann aber auch s})äteren Bewohnern bis zur neo- lithischcn Zeit. Es wäre nicht verwunderlieh, wenn au den End- moränen des Saalach- oder Thumseegletschers auch einmal eine Renthierstation gefunden und so der Beweis geführt werden würde, dass auch diese heute so liebliche Land- schaft schon vom Ende der Eiszeit an von Menschen auf- gesucht und besiedelt wurde. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden eniaiint: I-'rofossor Dr. lians Sohiiiz zum Di- rector des BütaiiisL-lii'n Gartens in Zürich. — Der Privattlocent Dr. Otto Schirm er in Halle zum ausserordentlichen Professor der Augenheilkunde an der Universität Greifswald. — Der Privat- docent Dr. Ivraus zum ausserordentlichen Professor für interne Modicin an der Universität Wien. — Professor Dennstedt zum Director des chemischen Staatshxboratoriums in Hamburg. Es haben sich habilitirt: Dr. Pommerang für Chemie an der Universität Wien. — Dr. Wien für I^hysik an der Universität Würzburg. — Dr. Voit in der medicinischon Facultät der Univer- sität München. Der Director der Universitäts-Augenklinik in Greifswald Pro- fessor Dr. Hermann Schirmer tritt von seiner Lehrtliätigkeit zurück. Es sind gestorben: Dr. Libbrecht, Leiter rtheil verspüren wird. Haud- und Lehrbücher, in ilenen die astrophysischen, tektonischen und experimentalen Fragen für geologisch-historische Probleme vor- bereitet und angewandt werden, besitzt die Litteratur zur Ge- nüge aller keines, das wie das vorliegende zusammenfassend die Beurtheilung vorbereitet: wie sind die Gesteine des I'lötzgebirges gebildet worden, welches sind die Bedingungen, unter denen die fossilen Organismen gelebt haben und gestorben sind. Das Buch füllt daher eine bedenklich!' Lücke in der Litteratur aus. 2 Die ,.AIlgemeine Meereskunde" hat zwar nicht den ausge- sjjrochenen Zweck als Grundlage für ein Studium der Geologie zu dienen, aber es ist nach dem voran."! Gesagten klar, dass anch diese eiiu' Vorschule für die Geologie bildet; der Verf^. behandelt denn auch in dem '7b. Abschnitt die „Geschichte des Meeres" uml erreicht so den Anschluss an die Geologie. Das Buch ist in erster Linie für den Laien, den Naturfreund, berechnet, und wir wünschen, es mochte von den Besuchern des Meerosstrandes als Lektüre und treÖ'liche Anregung für eine Beurtheilung des zu Sehenden weite Verlireitung finden. Jedem der der Natur gern denkend gegenüber stellt, wird ein Studium desselben grossen Genu.ss bereiten. Eunz, W., Ueber die Abhängigkeit der magnetischen Hysteresis, der Magnetisierbarki.'it und des elektrischen Leitungsvermögens des Eisens und des Nickels von der Temperatur. Diirmstadt. 1 M. Kurella, H,, Naturgeschichte des ^'erbrechers. Stuttgart. 7 M Lipps, Th., Gruudzüge der Logik. Hamburg. 3 M. Lübsen, H. B., Ausführliches Lehrbuch der analytischen oder hohem Geometrie zum Selbstunterricht. 13, Aufl. Leipzig. 4 M. Luerssen, Ch., Grundzüge der Botanik. ;>. Aufl. Leipzig. 8 M, Mach's Gruiidriss der Physik, für die höheren Schulen des Deutsehen Keicdies, 1, Theil. Leipzig 2 M. Mach, E. u, B Boss, Bemerkungen zu den Theorien der Schall- phänoui.'ne bei iMrteoritenfällen. Leipzig, 0,30 M, Mantegazza, P, Die Physiologie des Weibes. Jena, 4,50 M. Marchand, Die Morphologie des Stirnlappens und der Insel der .\iitlirii|ionu.irplien. Leipzig. Marenzeller, E. v., Neue Echinodermen aus dem Mittelmeere. Leipzig. 0,20 M. Nägeli, C. V., Ueber oligodynamische Erscheinungen in lebenden Zellen. Basel. 2,80 M. Neumann, Gr., Beiträge zur Biologie anaerobiotisch wachsender gasbilileniler Bacterieuarten. Leipzig. 0,50 M. Niessl, Gr. V., Bahnbestimmung des Meteors vom 7, Juli 1892. Leipzig. (1,70 M, Oppolzer, E, v., Ueber die Ursache der Sonncuflecken. Leipzig 0,80 M, Ozegowski, A„ Die Quadratur des Kreises, Ostrowo. 1,50 M. Paulitschke, Ph , Ethnographie Nordost-Afrikas. Berlin. 23 M. Pfeffer, G., Ostafrikanische Reptilien und Amphibien. Hamburg ~ M. Pompeckj, J. F., Beiträge zu einer Revision der Ammouiten des Scliwiildselien Jura. 1. Lfg, Stuttgart, 5 M, Posewitz, Th., Erläuterungen zur geologischen Special karte Umgebungen von Körösmezö und Bogdän, Blätter (l : 75 000) der geologischen Specialkarte der de *) Vergl. Naturw. Woclienschr. Bd. VI, No. 3, S. 28. Col. XXXI Länder der ungarischen Krone. Budapest. 1,20 M. Priwozuick, E., Ueber Vorkommen von Tellur. Puluj, J., Methode zur Messung der Phasendift'erenz von har- monischen Wechselströmen und deren Anwendung zur Be- stimmung der Selbstinduction. Leipzig. 0,^0 M. — Ueber die Phasendift'erenz zwischen der elektromotorischen Gesanimtkraft und der Spannungsdifl'erenz au einer Verzwei- gungsstello des Stromkreises bei Anwendung harmonischer Wechselströme. Leipzig. 0,50 M. — Ueber die Wirkung gleichgerichteter sinusartiger elektro- motorischer Kräfte in einem Leiter mit Selbstinduction. Leipzig. 0,50 M. Inhalt: Dr. G. Walleuberg: Ueber die Rauinvorstelluug eines Blindgeborenen. - R. Ed. Liesegang: Die Gehörfarben.— UnteTsuchungen über den kleinsten Gesichtswinkel. - Myrmekophile Akazien. — Die Maden an lebenden Kröten — Ueber die leldmaiisplage m Scliottland, — Zwei neue Trai.a-Lager in W^•^tl)reussen. — Ergebnisse der Forschungen im Hinter- lande von Fogo 1890 bis 1892. - Maistie's Reise vom Congo zum Beiiue-Niger. — Durchkreuzung von Tibet. — Ueber die Eiszeit im Keicheuhaller Tliale. - Aus dem wissenschaftlichen Leben, - Litteratur, — Wilhelm Wundt: Ethik. Eine Unter- suchung der Thatsachen und Gesetze des sittlichen Lebens, - Prof. Dr. Conrad Keller: Alpenthiore im W'echsol der Zeit. Dr. Arth. l.oos: Schmarotzer in der Thierwelt. — Ad. Alf. Michaelis: Die bekanntesten deutschen Giftpflanzen. — 1. Prof Johannes W^alther: Bi Meeri W^alther: Allgemeine Meereskunde. — Liste. 368 Naturwisseiischaftliclic Wucliensclirift. Nr. 34. Die Insekten-Borse jetzt vereinigt mit der „Sammler -BÖrSe" vl^N^ EntomolpQi<.vi)e^ Organ ha ■sMl & ^ 'icinimUr^örsQ. U| üffertcnblatt ^-'' im JDicnsle aller Samrr.el-InltressenU, ist füi- „Etttomologeu" und „Sammler" das hervorragendste Blatt, welches wegen der belehrenden Artikel sowie seiner internationalen und grossen Verbreitung betreffs Ankauf, Verkaut' und Umtausch aller Objekte die weitgehendsten Erwartungen erfüllt^ wie ein Probeabonnement lehren dürfte. Zu beziehen durch die Post (Zeitungsliste No. 3 135) und die Verlags-Buclihandlung Frankenstein & Wagner, Leipzig, Augustusplatz 1. Abonnement bei Zusendiuig unter Kreuzband in Deutschland u. Oesterreich 1 Mk., nach anderen Ländern des Weltpostvereins 1 Mk. 20 Pfg. = 1 Shilling 2 Pence = 1 Pr. 50 Cent. *■■■»■■"■ '" »IB 'Crsta reicK illustrierte ßartcnzcitung ^ Dr. Neuberl's GARTEN-MAGAZIN vierteljährlich 9 Nummern = Mk. 2. i^roßanummern £estonlo9 M- Scbofss Mün JJWrIsel, ;)0 F.A.HinTze , V"''Tv'Pi'ei;courö(ite grarii.tfriitcoi 5J Linnaea", Naturhistorisclies Institut. (Naturalien- & Lehrmittel-Handlung.) Berlin N"W. Zjiiisenplatz 6. 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(Aiisslopfcn von Siiiigclieren uni] Vögeln.) ff 1 j ] a*" oncrimniit gcbciljlidjflce futtcr. I lUHUeKUChen. Äüntgl. *prmR. eilbente ©taatgiiiDfanillc. Scittuer 18,.j0 3Jif. iproBc 5 kg voftfrct -2,80 9J!t. ßpfliinpl.ripicph ^luifbart \\\\ ?liuju(fit «oii .C>iil)iicni, Sniniicii, UCiiUljCl riCIdUll Jniibcn. '^tr. l'J 3«f. ^U-obc 5 k- poilfr. 3 TOf. Berliner Huüdetiiclieii-Faljrik J. Kayser iu Teiiiuelliof bei Berlin. » pAaiPTJrnri . Max Mylius,Ki'°=,a ^^^^^^^^lTlieo(loMlc&C«">v. allen Ländern durch J BERL.IX \W. Thurmstr. 14. it 1877 über lluOüI'atcn In Ferd. UUniuilei'S Vri-Iag» buohliaiiilliiiis: in Berlin erschien, Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. 3. Koll>e, Kustos am Künigl. Musenm für Naturkunde in Berlin. Mii vielen Holzschn. Erscheint iu Lief, a 1 M. » BERLIN C, Niederlage eigener GlasiiüUenweiie und Dampfsclileifereien, Mecliaiiische Werkstätten, Ncliriftiualerei iiiul Emaillir- Aiistalt. 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Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nnp mit vollständiger «^nellenaiigabe gestattet. Mathematische Spielereien in kritischer und historischer Beleuchtung. Von Prof. Dr. H. Schubert. VII.*) Boss-Puz'/lc oder Fuufzchner-Spicl. Seit Meiischeiigetlenken hat kein GeduUlspiel ein der- artij;'es Interesse bei der ganzen g-ehildetenJIensclilieit hervor- gerufen, als in den Jahren 1879 und 1880 das in Deutsch- land unter dem Namen „Boss-Puzzle", in Frankreich unter dem Namen „Jeu du Taiiuin" (Neek-Spiel), in England unter dem Namen „Fifteenth-Puzzle" eingeführte Spiel. Monate lang bildeten die an dieses Spiel sieh anknüpfenden Erörterungen eine stehende Itnbrik in Journalen und Zei- tungen. In Hamburg ging das Interesse an dem Spiel so- weit, dass man selbst in Pferdebahn-Wagen die kleinen Kästchen mit den IT) llolzklötzehen erblicken und un- ruhige Hände darin schieben .sehen konnte. In manchen Comptoiren sah man Warnungen angeschlagen, welche den Gomptoiristeii l)ei sofortiger Entlassung verboten, Boss - Puzzle - Spiele mit in das Comptoir zu bringen, weil der Principal sich davor schützen musste, dass seine Angestellten die ihren kaufmännischen Pflichten gehörende Zeit auf das fesselnde Spiel verwandten. Der unter- nehmende Wirth des Elb-Pavillon veranstaltete ein grosses Boss-Puzzle-Tournier, zu dem mit amerikanischer Reclame eingeladen wurde; und an einem schönen Sonntag Nachmittag sah man im Elb-Pavillon viele Hun- derte von Menschen an kleinen Tischen sitzen, auf denen Boss-Puzzle-Kästchen standen, und vergebliche Versuche machen, das vom Wirth gestellte, überall angeschlagene Boss-Puzzle-Problem zu lösen. Obwohl eine hohe Summe demjenigen versprochen war, der es zuerst gelöst hätte, war Niemand im Stande, den Preis zu erringen — aus dein einfachen Grunde, weil das Problem zu den unlös- aus dem Folgenden hervorgehen *) Der am 28. Mai und 4. Juni erschienene Artikel i.st von uns aus Versehen mit VII statt mit VI bezeichnet. Ke gleich 370 Natnrwisscnscliuftlichc Wocliensclivift. Nr. 35 g-rosse Steine mit quadratisclicr Oberfläche gerade Platz hat, aber nur 15 solche mit den Zahlen von 1 bis 15 beschriebene und sich be- rührende Steine enthält, diese Steine, wenn sie ))eliebig liegen, durch blosses Verschieben so zu ändern, dass die folgende Figur entsteht: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 leer Die durch diese Figur bestimmte Stellung der lö Steine zu einander wollen wir die reguläre Stellung nennen. Beispielsweise sei die folgende Stellung durch Verschieben in die reguläre überzuführen: 1 6 2 o ö 10 7 4 11 8 1-2 l.'-) 9 n 14 Unter anderm wird man dieses Problem dadurch lösen können, dass man bei der gegebenen Anfangs-Stellung zunächst den mit 1.') beschriebenen Stein auf das leere Feld rückt, dann die drei Steine 11, 8, 12 nach rechts schiebt. Ans der so gewonnenen Stellung 1 6 2 3 5 10 7 4 11 8 12 9 13 14 15 kann man nach und nach die folgenden Stellungen leicht durch Schieben erreichen: 1 G 2 3 5 10 7 4 9 11 8 12 13 14 15 1 G 2 3 5 10 7 4 9 11 S 13 14 15 12 1 2 3 5 G 7 4 9 10 11 8 13 14 15 12 1 2 3 4 5 G 7 9 10 11 8 13 14 15 12 woraus nun durch Aufwärts-Schieben der Steine 8 und 12 die reguläre Stellung sofort erreicht werden kann. Es fragt sich zunächst, wieviel Probleme mög- lich sind, d. h. wieviel verschiedene Anordiumgen sich den 15 Steinen geben lassen, wobei vorausgesetzt werden soll, dass bei jedem Problem das leere Feld, wie bei der regulären Stellung, rechts unten ist. Wir kommen in das (lebiet der Permutationslehre. Zunächst sieht man ein, dass zwei Dinge a und b nur zwei Anordnungen a b und b a haben können. Bei drei Dingen giebt es schon drei- mal soviel, also 6, weil a vor b c und vor c b gesetzt werden kann, und ebenso zwei Anordnungen da sind, die mit b anfangen, sowie zwei, die mit c anfangen. Hieraus folgt wieder, dass vier Dinge a, b, c, d viermalsoviel, also 4x3X2 = 2-1 verschiedene Anordnungen haben können. Und so muss diese Schlussfolge beliebig fortgesetzt werden können. Also kann man den 15 Steinen im Ganzen 2x3x4x5x6x7x8x9xl0xllxl2xl3x 14 x 15 Anordnungen geben. Rechnet man dieses Multiplications- Exempel aus, so erhält man die stattliche Anzahl von 1 Billion 307 674 Millionen und 365 000 Boss-Puzzle-Aufga])en. Dieselbe Zahl ergiebt sich natür- lich auch, wenn man fragt, wieviel Platz-Verschiedenheiten eine Tischgesellschaft von 15 Personen haben kann, wo- bei es natürlich schon als eine neue Platzordnung gerechnet ist, wenn nur zwei Personen ihre Plätze geändert haben. Wollte also eine solche 'J'ischgesellschaft alle Tage anders sitzen, so brauchte sie über 3600 Millionen Jahre dazu, alle möglichen Anordnungen durchzusitzen; und selbst, wenn die 15 Personen im Stande wären, alle Secunde eine neue ( *rdnnng einzunehmen, so würden sie ohne Unter- brccliung über 41 000 .fahre daran arbeiten müssen, ehe sie alle denkbaren Platzverschiedenhciten durclijjrobirt hätten. Dieses Beispiel giebt vielleicht eine Ahnung von der Grösse der berechneten Zahl aller möglichen Boss- Puzzle- Aufgaben. Wer eine dieser Aufgaben zu lösen unternimmt, wird bald die ersten 12 Steine auf ihre richtigen Plätze durch Schieben bringen können. Dann al)er wird er in der vierten Reihe eine müssen: 1) 13, 14, 15; 4) 13, 15, 14; der folgenden 6 Stellungen erhalten 2) 14, 15, 13; 3) 15, 13, 14; .5) 14, 13, 15; G) 1.5, 14, 13. Die Praxis wird dann Jedem bald zeigen, dass man das durch die erste Stellung angegebene Ziel auch bei der zweiten und dritten Stellung durch Mitbenutzung der Steine 9, 10, 11, 12 der dritten Reihe erreichen kann, und zwar nach mindestens 18 maligem Rücken eines Steines, dass man aber bei der vierten, fünften und sechsten der 6 angegebenen Stellungen die geforderte reguläre Stellung nicht erreichen kann. Die Lösung einer solchen Aufgabe kann nur durch Betrug oder Taschenspielerei bewerkstelligt werden. Man gelangt nändich immer dann zur Lösung, wenn man irgendwann, statt zu schieben, einmal zwei Steine ihre Plätze wech- seln lässt. Um der Theorie der Boss-Puzzle-Aufgaben näher treten zu können, gehen wir von folgenden einfachen Ueberlegungen aus. Unter „Zug" hn Boss-Puzzle-Spiel verstehen wir die Verschiebung eines Steines auf den be- nachbarten leeren Platz. Bewegen wir nun einen Stein von seinem anfänglichen Platze fort, schieben dann so, dass er weiter wandern kann, und lassen ihn nun so be- liebige und beliebig unterbrochene Wanderungen aus- führen, aber derartig, dass er schliesslich einmal auf seinen alten Platz zurückkehrt, so hat der Stein innner eine gerade Anzahl von Zügen ausgeführt, gleichviel, Nr. Sf). Natiuvvisscuscliat'tliche Wochenschrift. welche Platz- Aeiulcrungcn die Ul)rigen Steine dabei er- halten haben. Denn jeder Zug in horizimtalcr oder ver- tikaler Richtung muss irgendwann und irgendwo einmal wieder durch eine parallele Verschiebung in entgegen- gesetzter Richtung rückgängig gemacht sein. Was hiermit von einem Stein als richtig erkannt ist, muss auch für das leere Feld gelten, welches ja auch bei .jedem Zuge horizontal oder vertikal um einen Schritt vorwärts oder rück- wärts wandert. Hieraus geht aber folgende Wahrheit hervor: „Wird eine Stellung der 15 Steine durch beliebig fort- gesetzte Verschiebung iu eine andere Stellung übergeführt, bei welcher der leere Platz wieder da ist, wo er vorher war, so ist die Gesa mmtsu nunc aller der während der Ueberführung der einen Stellung in die andere aus- geführten Züge eine gerade Zahl. Bei jeder s tauschen lassen, um die neue Stellung zu erzielen. Jedenfalls erhalt man auch dann eine gerade Zahl von Vertauschungen. Wenn also zwei Stellungen durch Verschiebung aus einander hervorgehen, so kann man sie auch durch eine gerade Zahl von Vertauselningen zweier benachbarter Steine in einander überfülu'cn. Befolgt man dabei nun nicht gerade die aus der Verschiebung selbst resultirende Vertauschungs- ( Ordnung, sondern irgend welche andere, bei der man aber auch das Ziel erreicht, so hat man vielleicht mehr oder weniger Vertauschungen gemacht, jedenfalls aber eine gerade Anzald mehr oder weniger, weil man eine gerade Anzahl von ^'ertauschungen vornehmen muss, um aus einer gewissen Anordnung von Dingen dieselbe Anordnung wieder zu erhalten. Hieraus kann man also die folgende Wahrheit scidiessen: Ist eine alte Stellung der 15 Steine des Boss- Puzzle durch blosses Verschieben in eine neue übergeführt, bei welcher der leere Platz wieder auf sein altes Feld zu- rückgekehrt ist, so nmss die Zahl der Vertauschungen, die man mit je zwei benachbarten Steinen vornehmen muss, um ebenfalls aus der alten Stellung die neue zu er- halten, gerade sein. Wenn man min zwei nicht benachbarte Steine ihre Plätze wechseln lässt, z. B. bei der regulären Stellung 2 und 11, so kann man diesen Tausch auch durcii niclir- malige Vertauschung je zweier benachbarter Steine er- setzen. Man hat nändieh 2 mit 3, 2 mit 7, 2 mit 11 und dann nur nocli 7 mit 11, 7 mit 2 die Plätze wechseln zu lassen. Man sieht also, dass die Vertauschung zweier nicht benachbarter Steine immer dadurch geleistet werden kann, dass man soviel Vertausehungen je zweier Nachbarsteine vornimmt, als die um 1 verminderte doppelte Anzahl der Züge beträgt, welche mau von dem Platz des einen Steins zum Platz des andern Steins niaclien müsste. AVenn man also eine Vertauschung zweier nicht benachbarter Steine an die Stelle zweier benachbarter Steine setzt, so fügt man dadurch immer eine gerade Anzahl von Vertauschungen zweier l)enachbarter Steine hinzu. Dieses Resultat giebt im Verein mit der oben erkannten Wahrheit das folgende wichtige Resultat: Wenn man zwei durch blosses Verschieben in einander überfülir))are Stellungen der 15Steine des Boss-Puzzle dadurch in einander überführt, dass man auf irgend welche Weise immer je zwei beliebige Steine mit einander vertauscht, so nimmt man stets eine gerade Zahl von Ver- tausehungen vor. Es wird zweckmässig sein, dieses Resultat durch einige Beispiele zu eriiärten: 1) Man gehe von der regulären Lage der Steine aus, schiebe auf den leeren Platz den Stein 12, auf den dann leer gewordenen Platz den Stein 11, auf den so erhaltenen leeren Platz den Stein 15 und auf dessen Platz den Stein 12. Dann kann man diese auch dadurch bewirken, dass man erst Stein 11 und 12 ihre Plätze wechseln lässt und darauf Stein 12 mit Stein 15 vertauscht. Man hat dann zwei, also eine gerade Zahl, von Vertauschungen vorgenommen. 2) Man gehe wieder von der regulären Stellung aus, rücke auf den leeren Platz den Stein 15 und dann immer auf den jedesmal leer gewordenen Platz die Steine 14, 10, 11, 7, (•), 11, 10, 14, 15. Dann kann man die neue Stellung natürlich aucii erreichen, wenn man den Stein 15 nach einander mit 14, 10, 11, 7, (j, 11, 10, 14 austauscht. So führt man 8 Vertauschungen aus. Da jedoch die erste Vertauschung der Steine 15 und 14 durch die letzte von 14 und 15 wieder rückgängig gemacht wird, und dasselbe dann für die zweite und vorletzte, sowie für die dritte und dritt- letzte Vertauschung gilt, so kann man statt durch 8 auch durch 3 mal 2 weniger, also nur durch 2 Vertauschungen 372 Naturwissciiseliaf'tliclic Woclicuschril't. Nr. 35. die neue Stellung erzielen. Man braucht nämlich nur 11 mit 7 und dann 11 mit 6 den Platz wechseln zu lassen. 3) Man gehe \on der regulären Stellung aus und rücke auf den jedesmal leeren Platz die Steine 1-2, 11, 10, 14, 15, 10, 14, 9, 13, 15, 10, 14, 9, 10, 15, 13, 10, 9, 11, 12. Dadurch erhält man als neue Stellung: 1 •-} o 4 5 6 7 8 10 9 11 12 13 15 14 Diese neue Ordnung geht aber auch aus der alten durch zwei, also durch eine gerade Zahl von Vertauschungen hervor, nändich durch den Platzwechsel der Steine 9 und 10, sowie der Steine 14 und 15. 4) Man verschiebe die Stellung 1 3 4 7 1 2 3 4 5 2 8 5 6 7 9 6 11 12 m 9 10 11 8 Vä 14 Iti ir> 18 14 15 12 z. B. durch die Züge 11, 10, 15, 12, 8, 7, 4, 3, 2, 6, 10, 11. Wie man nun auch versuchen mag, durch Vertausehung von Steinen aus der alten Stellung die neue zu erreichen, immer wird man eine gerade Zahl von Vertauschuugen vorzunehmen haben; z. B. kann man die Steine 15 und 4, 15 und 3, 15 und 10, dann 10 und 2, 10 und 6, dann 8 und 4, 8 und 12, endlich 7 und 4 ihre Plätze wechseln lassen. Aus unseren obigen Ueberlegungen folgt auch die ümkchrung des erhaltenen Resultats, die wir hier aus- sprecheu und dnrcli Beispiele verdeutlichen wollen: Eine alte Stellung der 15 Steine des Boss- Puzzle ist in eine neue Stellung überführbar oder nicht, je nachdem die Anzahl der irgend wie vorgenommenen Vertauschungen, welche gleichfalls aus der alten Stellung die neue her- stellen können, gerade ausfällt oder nicht. Hierzu einige Beispiele: 1) Die Preis-Aufgabe, welche 1880 im Eibpavillon zu Hamburg angeschlagen war (vergl. Einleitung), verlangte, die Stellung, bei welcher alle Steine bis 13 an ihren richtigen Plätzen waren, dagegen 15 und 14 vertauscht waren, in die reguläre Stellung überzuführen. Die Auf- gabe war unlösbar, weil eine Vertauschung zweier Steine dasselbe bewirkt, und 1 eine ungerade Zahfist. Aus dem- selben Grunde sind auch die beiden Aufgaben unlösbar, bei denen die Steine von 1 bis 12 an ihren richtigen Plätzen stehen, dann aber 14, 13, 15 oder 15, 14, 13 folgt. Dagegen sind lösbar die beiden Aufgaben, bei denen die Steine der ersten drei Reihen richtig stehen, dann aber 14, 15, 13 oder 15, 13, 14 folgt. Denn hier erreicht man durch zwei Vertauschungen die reguläre Stellung 13, 14, 15, und 2 ist eine gerade Zahl. 2) Man hat sich die Aufgabe gestellt, durch Ver- schieben die erste der beiden folgenden Stellungen in die andere überzuführen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 ir, 14 13 4 3 2 1 5 14 13 12 G 15 11 7 8 9 10 Unsere oben gefundene Regel entscheidet sofort dar- über, ob es möglich oder unmöglich ist. Man schiebe zunächst so, dass der leere Platz bei beiden Stellungen an demselben Orte ist, also etwa 12 auf den leeren Platz und auf den dadurch leer gewordenen Platz den Stein 11. Darauf kann man etwa so tauschen: 4 mit 1, 2 mit 3, 9 mit 6, 15 mit 7, 14 mit 8, 13 mit 9, 12 mit 10, 14 mit 12, 15 mit 13, 14 mit 15. Da man durch 10, also durch eine gerade Zahl von Vertauschungen auch zum Ziel gelangen kann, so ist die gestellte Aufgabe lösbar. 3) um zu prüfen, ob man die Stellung: 4 3 2 1 8 7 6 5 12 11 10 9 15 14 13 in die reguläre verschieben kann, schie))e man 13, 14, 15 nach links, so dass der leere Platz an seine richtige Stelle konnnt. Dann erkennt man sofort, dass man nur die Steine 4 und 1, 3 und 2, 8 und 5, 7 und (i, 12 und 9, 11 und 10, 13 und 15 zu vertauschen braucht, um die reguläre Stellung zu erzielen. Da dies 7, also eine un- gerade Zahl von Vertauschungen sind, so ist die Aufgabe unlösbar. Aus den beiden oben als richtig erkannten Regeln folgt auch: 1) dass zwei Stellungen, welche sich durch Ver- schieben in eine und dieselbe dritte Stellung bringen lassen, in einander verschoben werden können; 2) dass zwei Stellungen, welche sich beide nicht durch Verschieben in eine und dieselbe dritte Stellung überführen lassen, in einander verschiebbar sind; 3) dass zwei Stellungen nicht in einander verschoben werden können, wenn sich die eine in dieselbe dritte Stellung überführen lässt, nicht aber die andere. Ebenso erkennt man nun leicht, dass jede nicht in die reguläre Stellung verschiebbare Stellung zu einer doch so verschiebbaren wird, wenn man einmal oder eine ungerade Anzahl Male entweder zwei Steine vertauscht oder, was auf dasselbe hinauskommt, einen Stein oder eine ungerade Anzahl von Steinen überspringt. Wenn bei einer Boss-Pnzzle-Aufgabe, welche die Ver- schiebung in die reguläre Stellung verlangt, viele Steine zufällig auf ihren richtigen Plätzen liegen, so wird man schnell die Zahl der Vertauschungen übersehen, die vor- zunehmen sind, um die übrigen Steine richtig zu ordnen. Fällt jene Zahl gerade aus, so ist die Aufgabe lösbar, fällt sie ungerade aus, unlösbar. Wenn aber bei einer complicirteren Aufgabe sehr wenige oder gar kein Stein an seinem richtigen Platze liegt, so hätte man viele, h(ichstens freilich 15, Vertauschungen vorzunehmen, um die Entscheidung über die Lösbarkeit treffen zu können. Man kann aber in solchem Falle die Vertauschuugen ordnungsmässig in Reihen zusammenfassen und so übersichtlicher gestalten, wie folgendes Beispiel zeigt: Es sei zu prüfen, ob die erste der beiden folgenden Stellungen in die zweite reguläre verschiebbar ist: Nr. 35. Naturwisscnscluil'tlichc Wochcuschriit. 2 4 (j s 5 O 10 12 1 U 11 7 0 13 15 1 2 o 1 .) G 1 8 '.1 10 11 12 13 U lö Da auf dem ersten Felde oben links der Stein 2 liegt, der Stein 1 aber liegen soll, so vertausche ich die beiden, dann lege ich Stein 2 an die Stelle, wo 4 liegt, den Stein 4 wieder dahin, wcdiin er gehört, also auf das Feld, wo Stein !-! liegt, dann werden in derselben Weise 14, 13, 9 herausgenonnnen, nnd die Steine 12, 7, lU, schliesslich wird der Stein 9 auf den Platz gelej. anfänglich der Stein 1 t, wo ag. Auf diese Weise bilden die Steine 1, 2, 4, 8, 12, 7, lü, 14, 13, 9 einen Vertauschungs- kreis, der aus 9 Vertauschungen von 10 Steinen besteht. Ebenso bilden die Steine 3 und ß einen zweiten Kreis, der aus einer Vertauschung von zwei Steinen bestellt. Endlich bleiben noch drei Steine, nändich .">, 11, If), übrig, die schon auf ihren richtigen Plätzen liegen. Man kann also sagen, dass jeder dieser Steine einen Kreis von 0 Ver- tauschungen und einem Steine darstellt. Wir erkennen dabei, dass jeder solcher Vertauschungskreis einen Stein mehr unifasst, als Vertauschungen darin vorkommen. In unserem Peispiel haben wir f) Vertauschungskreisc, also im ganzen 5 Steine mehr als Vertauschungen. Folglich ist immer die Gesanuntzahl der Vertauschungen gleich dem Ueberschuss der Steiuzahl über die Zahl dei 15 weniger 5, Vertauschungskreisc, d. b. bei uns gleich oder 10. Da 10 gerade ist, so ist die Aufgabe lösbar. So haben wir die folgende Uauptrcgel gerade aus- Eine Boss-Puzzle-Stellung ist in eine andere verschiebbar oder nicht, je nachdem der Ueber- schuss der Steinzahl (beim gewöhnlichen Boss- Puzzle l,''))über die Zahl der Vertauschungskreisc, die man durchwandern muss, um die eine Stel- lung in die andere überzuführen fällt oder ungerade. Diese Hauptrcgel ermöglicht die denkbar schnellste ^Entscheidung üher die liösbarkeit von Boss- Puzzle -Auf- gaben. Man verfährt behufs dessen am zweckmässigsten, wenn man sich die beiden Stellungen, die in einander verschoben werden sollen, der Reihe der Zahlen nach, unter einander schreibt. Dann kann man mit dem Auge schnell und sicher die Vertauschungskreisc erkennen, und demgemäss nach dem obigen Satze die Entscheidung treffen. Dies verdeutlichen folgende Beispiele: 1) Es sei zu prüfen, ol) die erste der beiden folgen- den Stellungen in die zweite reguläre verschiebbar ist: G S 12 11 1 2 O 4 5 11 4 1 5 6 7 8 13 15 '2 9 in 9 10 11 12 3 10 7 13 11 15 Dann schreibe man die beiden Stellungen in folgen- der Weise: G 8 12 11 5 14 4 1 13 15 2 9 3 IG 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 U 12 13 14 14 2 13 1 9 8 3 (i 4 7 5 12 11 15 10 13 0 11 4 14 o G 8 2 7 1 12 15 10 '.) Nun erkennt man leicht die folgenden Vertauschungs- kreise: 1) 1, fi, 14, 10, 15, 7, 4, 11, 2, S; 2) 3, VI, 9, 13; 3) 5. Die Zahl '.\ der Vertauschungskreisc, abgezogen von der Steinzahl 15, gicht die gerade Zahl 12; also sind die beiden Stellungen in einander verschiebbar. 2) Man habe zu prüfen, ob die beiden tblgeudcn Stel- lungen in einander verschiebbar sind: UlJll Man schreibe die in gleichliegenden Feldern stehenden Zahlen unter einander, um die V^ertauschungskreise leichter zu erkennen. Also: 10 9 Mau erkennt nun leicht die folgenden Vertauschungs- kreisc : 1) 13, 14, 9, 10, 15, 11; 2)5,2,4,1; 3) 3, S, «; 4) 7; 5) 12. Wir haben also 5 Vertauschungskreisc bei 15 Steinen, 15 minus 5 giebt eine gerade Zahl. Daher lautet die ^Entscheidung^ dass die vorgelegten Stellungen in einander verschiebbar sind. Unsere Regel giebt uns auch die Entscheidung dar- id)er an die Hand, ob bei einer vorliegenden Stellung des Boss- Puzzle die Steine in richtige Reihenfolge gebracht werden können, ohne dass gerade die Stellung erzielt wird, die oben als regulär bezeichnet ist. Es giebt im ganzen 8 Stellungen, bei denen man sagen kann, dass die Zahlen auf den Steinen in natürlicher Reihenfolge stehen; und unsere Regel ergiebt dann leicht, dass diese 8 Stel- lungen in zwei Gruppen von je 4 so zerfallen, dass die \ier Stellungen jeder Gruppe in einander verschiebbar sind, dass aber keine Stellung einer Grupiic in eine Stel- lung der andern verschiebbar ist. Die beiden Gruiipeu sind folgende: G V u p p '■ A. 4 2 13 1 9 8 3 6 4 7 5 1-2 11 15 3 5 11 4 14 3 0 8 2 7 1 12 15 10 1 2 3 4 -> G 7 8 9 10 11 12 l.'. 11 15 1 1 5 9 13 ') G 10 14 :■■ 7 11 15 1 s 12 12 8 4 15 11 7 3 14 10 6 2 i:i 9 5 1 15 14 13 12 11 10 9 8 7 G 5 4 3 2 1 374 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 35. G r u 2) p <- ii- 4 3 2 1 8 7 6 5 12 n 10 3 15 14 13 13 9 5 1 14 10 6 2 15 11 7 12 8 4 4 8 12 ) 2; 3) 3, 8, 4; 4) 6. Da die Steinzahl 8 beträgt, und 8 weniger 4 eine gerade Zahl ist, so sind die l)eidcn Stellungen in einander verschicl)l)ar. 2) Es sei zu entscheiden, ob die beiden folgenden Stellungen durch Schieben in einander übergeführt werden können : 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 IG 17 18 19 20 1 2 8 IG 15 4 17 14 5 18 13 6 19 12 7 20 11 10 8 9 Schiebt mau bei der zweiten Stellung die Steine 10 und II beide nach links, damit der leere Platz bei beiden Stellungen gleich liegt, so hat man zu schreiben: 14 18 19 20 8jl0 9 Hieraus gehen die folgenden 4 Vertauschungskreise hervor: 1) 1; 2) 2; 3) 3; 4) 4, 1(3, 20, 9, 5, 15, 7, 17, 11, 13, 19, 10, 18, 8, 14, 12, 6. Da 20 weniger 4 eine gerade Zahl ergiebt, so ist die gestellte Frage mit ja zu beantworten. Zum Schluss wollen wir noch kurz eine Boss-Puzzle- Spielerei besprechen, welche bald nach Erfindung des gewöhnlichen Boss-Puzzle-Spicls auftauchte und auch das Interesse und die Geduld vieler Menschen in Anspruch nahm. Man In-achte nändich das Spiel in Verbindung nnt dem Problem*) der magischen Quadrate und verlangte, die reguläre Stellung der 15 Steine derartig zu verschieben, dass, wenn man sich das leere Feld durch die Zahl IG besetzt denkt, die Summe der 4 Zahlen in jeder iiori- Zdntalen, verticalen oder diagonalen Richtung immer gleich ausfällt. Dieses Problem möchte der Verfasser dahin ver- bessern, dass man sich das leere Feld gar nicht l)csetzt denke, und demgemäss es beim Addiren nicht mitrechne. Die Lösung des so verbesserten Problems ist im wesent- lichen ganz dieselbe, wie die Lösung des ursprünglich gestellten. Am einfachsten entsteht ein magisches Quadrat von 1() mit den Zahlen von 0 bis 15, indem man diese Zahlen sich der Reihe nach in die Ki Felder geschrieben denkt, bei den 8 Feldern aber, die nicht die Mitte und die Ecken bilden, die Zahl wählt, welche sich ergiebt, wenn man die eigentlich hineingehörige von 15 abzieht. Demnach handelt es sich darum, etwa die beiden fol- genden Stellungen in einander überzuführen: 1 2 O 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 11 15 15 1 2 12 4 10 9 7 8 G 5 11 O 13 14 Das zweite Quadrat erfüllt die gestellte Bedingung, indem sich innner die Summe 30 ergiebt, gleichviel, ob man horizontal, vertical oder diagonal addirt. Es fragt sich aber, ob die Ueberführung der einen Stellung in die andere durch Verschieben möglich ist. Unsere Haupt- regel verneint diese Frage, da es 4 Vertauschungskreise giebt. Hieraus können wir aber schliessen, dass sich die *) Dieses Problom ist in dem vorigen Artikel („Naturw. Woeheuschr." vom 28, Mai und 4. Juni) behandelt. Nr. 35. Naturwisscnschaf'tlielic Woclicnschrit't. ;>('.) rei;uläre Stellung in das Spiegelbild der zweiten Stel- Iniig verseliieben lilsst. Es kann also die reguläre Stel- lung durch Seiliehen in das folgende auch magische Quadrat verwandelt werden: 12 •> 1 1.') 7 9 10 4 11 fj G 8 14 13 3 Ebenso wird man leicht finden, dass die reguläre Stellung von 8 Steinen in ein magisches Quadrat nnt der eonstantcn Summe 12 verschohen werden kann, nämlich: 1 ') 3 :; s 1 4 r> f, in 0 4 i; 7 8 t f) (Willi fortgesetzt.) Ueber die Vererbbarkeit erworbener Organabänderungen als Grundlage für eine Theorie der Vererbung. Von Robert Lucks. Dui'ch zahlreiche Versuche ist festgestellt worden, dass in Folge veränderter Ernährung und äusserer Ein- wirkungen morphologische und physiidogische Verände- rungen der betreft'enden Organe sich ergeben, und man glaubt dadurch den Boden für eine Theorie der Ver- erbung erworbener Eigenschaften gewonnen zu haben. Aber mau hat dabei weit am Ziel vorbeigeschossen, in- dem von verschiedenen Forschern die anscheinend so günstig für die erwähnte Theorie sprechenden lleob- achtungen auf ganz andere Ursachen zurückgeführt worden sind. Ich erinnere nur an die Correlation in der Spross- cntwickelung bei Thuja oecidentalis, Hcdera etc., weiches einfach Anpassungserscheinungen sind. Als Musterbeispiel steht aber dasjenige der schwanzlosen Katzen da. Wie überall, so wird auch hier bei dem Strelicn nach Klar- heit im Eifer des Gefechtes der goldene Mittelweg, man verzeihe mir den bereits sehr profan gewordenen, aber dessenungeachtet nicht minder bezeichnenden Ausdruck, verfehlt, indem man aus einem I'^xtrem in das andere geräth. Auch ich bin gegen eine Vererbung erworbener Eigenschaften in der grobsinnlichen Bedeutung des Wortes, welche zu dem oben erwähnten Versuch geführt hat: aber ich l)in nichtsdestoweniger für eine solche Vererbung, wenn man darunter einen nach bestinnnten, noch aufzu- findenden Gesetzen exact sich vollziehenden Vorgang meint. Ganz abgesehen von den Anpassungserseheinungen von Thuja und Hedera will ich das berühmte oder vielmehr berüchtigte Katzenbeispiel näher ins Auge fassen. Ich würde mich nicht darüber wundern, wenn nach einer Reihe von Schwanzal)hackungcn, welche von mitleidslosen Forschern, allerdings in der besten Absicht, gemacht wurden, die Natur sich wirklieh, wenn auch nur aus Mit- leid für die so unbarmherzig verstümmelten Wesen, bereit finden Hesse, auf die Idee der bewussten Forseher ein- zugehen, ich wundere mich aber über die Kurzsichtigkeit jener Forscher, welche, die Möglichkeit nnt der Noth- wendigkeit verwechselnd, sich selbst eine solche harte Geduldsprobe auferlegten. Dass ihre Bemühungen zum Theil erfolgreich schienen, ist wohl mehr ein Spiel des Zufalls als eine nothwendige Consequenz. In demselben Sinne fasse icli aucli einen mir mitgctheilten Fall auf, dass nämlich von dem Wurfe einer .lagdhiindin, welcher, sowie einer Reihe ihrer Ahnen, der Schwanz a))gehaekt worden war, von 4 Jungen o nur einen Sclnvanzstummel bcsasscn. Die wirklich vorhandenen Fälle sind weiter nichts als Missbildungen in Folge Organerkrankungen etc., wie solche ja auch an anderen Organen beobachtet werden, und nicht das Resultat gegebener Voraussetzungen, und zwar aus folgendem Grunde: Der Schwanz ist ein wesentlicher Bestandtheil des Individuums, wenn er Art- eigenthum ist; sogar seine bestimmte Länge ist von Bedeutung, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass bei verschiedenen Arten I)edeutcnde Schwankungen statt- finden, welche auf eine in Entwickelung begrifl'ene Verlängerung oder Verkürzung hinzielen. Im letzteren Falle ist er bedeutungsv(dl gewesen; die Verhältnisse haben sich jedoch dergestalt verändert, dass der Schwanz allmählich an Bedeutung verloren hat. Es ist nun gleich- giltig, ob er als Steuer, Gegengewicht, Greifwerkzeug oder dergleichen benutzt wird, er ist in seiner vorhandenen Ausbildung nöthig, wenn der Besitzer den Cliarakter der Art beibehalten will, und nur wenn die Verhältnisse in der angedeuteten Weise sieh verändern, so dass an die Organe ganz andere .Vnforderungen gestellt werden, dass das Individuum unter den neuen Bedingungen mit den alten Voraussetzungen nicht weiterexistircn kann, wenn also eingreifende Veränderungen der Organe n(ithig werden, kann ein Organ ülterflüssig werden, indem seine Functio- nen entweder nicht mehr erforderlich sind, oder aber auch durch andere <_)rgane ersetzt werden. Es liegt liier eine ganz eigenartige Correlation vor. Verliert z. B. die Katze durch Zufall ihren Schwanz, dann w'ird sie in ihrer Er- werlisfähigkeit beeinträchtigt. Sie ist auf F^rwerb durcli Sprung angewiesen; darauf deuten die zum Ergreifen des ßeutethieres dienenden seliarfcn Krallen an den Vorder- füssen, das zum Erfassen im Sprunge untaugliche Maul, die kräftige Beinmusculatur hin. Der Schwanz leistet beim Sprunge eine wesentliche Unterstützung, indem er, gewissermaassen als Steuer dienend, die genaue Richtung des beabsichtigten Sprunges sichert. Fehlt der Schwanz aber, dann kann der Sprung nicht mehr mit derselben Sicherheit erfolgen, und das Thier wird manchmal hungern oder aber sieh an Nahrung gewöhnen müssen, welche es auf leichtere Weise erlangt, aber im Vollbesitze seiner Organisation aus verschiedenen Gründen verschmähte. Daraus ergiebt sich eine der neuen Erwerbsweise ent- sprechendere Ausbildung der Organe: das Maul muss unter Umstilnden die Nahrung selbst ergreifen können, die Füsse zum Schwimmen etc. eingerichtet sein, die Sinnesorgane wechseln in Bezug auf die Höhe ihrer Aus- bildung u. s. w. u. s. w. Es würar machen. Die Versuche müssen an einer .sich schnell vermehrenden Art ausgeführt werden, die veräuderudeu Einflüsse immer schärfer hervortreten und dauernd bleiben, und es muss eine beständige planmässige Kreuzung vorgenommen werden. Zu den Versuchsthieren eignen sich am besten solche Thiere, welche sich in einem Uebergangsstadium befinden, also vielleicht gewisse Amphibien etc. Pflanzenfresser müssen allmählich an Fleischnahrung, Baumthiere an Leben auf der Erde gewöhnt werden u. s. w. Es sollte mir zur Freude gereichen, wenn man allmählich von der grau- keinem be- Zwangslage Samen Methode der Verstümmelung, die zu friedigenden Resultat führen kann, zu der übergeht, welche zwar auch in gewissem Sinne grausam, dafür aber auch aussichtsreicher und dcnniach zweck- entsprechender ist. Zum Schlüsse möchte ich noch eine Frage ins Auge fassen. Professor Weissmann („Ueber Vererbung", Jena 1892.) ist im Princip gegen eine Vererbung erworbener Eigenschaften und füln't jede Veränderung der Organismen auf Keimesabänderungen zurück. Eine solche Annahme hat ja insofern viel für sich, als sich dadurch eine ganze Reihe von Erscheinungen lässt, aber im Grunde j durchaus nichts nähe leicht und genügend erklären [•enommen führt sie dem Ziele denn es drängt sich uns sofort die Frage auf, wie eine solche Keiraesabänderung und deren Rückwirkung auf den Organismus möglich ist. Die ganze Vcrerbuugsfähigkeit auf eine speeifische Molecularstructur zurückzuführen, ist entschieden falsch, weil man dadurch zu der Annahme gedrängt wird, dass zu jedem Organ, und zu jedem Theil desselben, ja zu jedem Fäserchen, welches im Organismus vorhanden ist, die Anlage im Keime liegen muss. Welche horrende Zahl von Modifi- cationen müssen im Keime resp. in den mikroskopischen Kernstäbchen der Keimkerne liegen, und wie genau nuiss die Embrvdgenese arbeiten, damit keine Verschicbungen zu Ungunsten des Keimlinges entstehen, welcher doch dadurch den ^rössten Zufälligkeiten ausgesetzt ist. Und wie ist übrigens die Molecularstructur? Wie werden die Keimesanlageu durch die ganze Embryogenese hindurch aufgespart, bis die Reihe der Entwickelung an sie kommt? Wie gelangen sie au ihre Stelle? Wenn wirklich eine Wanderung der Anlagekör]ierchen stattfindet, dann müsste der Fall eintreten, dass einmal die Anlage zu einem Organ an falscher Stelle liegen bleibt, so dass z. B. eine Nase aus dem Rücken herauswachsen müsste. So lächerlich eine solche Annahme erscheint, so berechtigt ist sie. Der- ii'leichen Einwände lassen sich noch viele machen, so dass der Organismus sich aus den Anlagen welche im Keime enthalten sind, ein- Diese Theorie ist weiter nichts als enie Umlormung der Einsehachtelungstheorie, und man konnte zu einem solchen Ergebniss nur auf dem Wege der speculativen Vernunft gelangen. Was aber hat man durch mikroskopische Untersuchungen gewonnen? Nichts, was einer solchen Theorie einen Stützpunkt gewähren kann. Zwar sind Keim- und Samenzellen bei den ver- die Annahme, dass heraus entwickelt, fach unhaltbar ist. Umformung schiedenen Arten, abgesehen von iln-er logischen Gleich werthigkeit, verschieden, ist aber weiter nichts als Anpassun; enthalten einen Kern, welcher sich in eigenen physio- Der Grund dazu Alle Keimzellen der Hauptsache wenig unterscheidet. Dieser Kern enthält zu Zeiten ganz eigenthümliche Gebilde — Kernschleifen — welche in ihrerZahl abwechseln. Diese Schleifen sind es, welche man als die Träger der Vererbungserscheinungen auffasst, nachdem die Annahmen, dass die Keimzelle oder der Kern die Vererbungstendenzen enthalten, unhaltbar geworden sind, wobei man aber vevgisst, dass zu Zeiten gar keine Schleifen vorhanden sind, indem sich diese auf- hisen und im ganzen Kern vertheilen und in einem nur scheinbaren Zusammenhange bleiben. Das einzige, was man mit Sicherheit weiss, ist, dass während der Ent- wickelung mit dem Kern ganz eigenartige Umwandlungen vor sich gehen, über deren letzte Ursachen man aber noch sehr" im Unklaren ist. Soviel aber steht fest, dass von der Ausstossung der Riehtungskörperchen an die Ent- wickelung durch einen steten Zelltheilungsprocess im ganzen Reich der Organismen vor sieh geht, dass die Entwicke- lung auf einem frühern oder spätem Standpunkte stehen Nr. 35. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 377 blcilit und diircli diesen Standi)uukt eine bestimmte Art cliarakteiisirt. Im Gegensatz zu der Tiieorie ^■on der Keiniesahande- rung nehme ich an, dass im Keime nur sein- wenig von dem angedeutet ist, was aus demselben einst werden soll, so dass derselbe nur ein bestinnntes Entwiekelungsstadium darstellt mit der Fälligkeit, in das folgciule überzugehen. In er diese Schmarotzer ein. De la Condann'nc hat zuerst 174'J die Krankheit „Maca([uc" von Caycnnc; erwähnt. M. 378 NaturwisscnschaCtlicIic Woclicnschrift. Nr. 35. Keceute Steiimüsse als vermeintliche Fossilien. — Zu der unter dieser üeberschrift in No. 32 S. 337 der „N. W." eutlialtenen Mittbeiiung des Herrn Dr. Potonle lassen sich aus der neunzelinjäiiri^-en Praxis des Mär- kischen Provinzial-Museums mehrere Parallelen au die yeitc setzen. Die >Steinniisse werden der Direction nicht selten als Versteinerungen überbracht, und die Finder sind meist nur schwer vom Gegentlieil zu überzeugen. Bei den Baggerarbeiten für die neue KönigsbrUcke, welche, noch nicht vidlig fertig, wieder abgebrochen ward, um der Stadtbahn Platz zu machen, wurden mehrere Stein- nüsse in dem nunmehr verschütteten Königsgraben ge- funden, wahrscheinlich gelegentlich von Knopfarbeitern oder Drechslern hineingeworfen, desgleichen bei Arbeiten zur Austiefung der Spree innerhalb Berlins. Hier brachte der gehorsam arbeitende Bagger Steinnüsse mit wirklichen Versteinerungen aus der Kreideformation, sogen. „Kröten- steinen" und „Donnerkeilen" herauf. Auch in alten, nach Art der Raritätencabinets von Sammler-Laien angelegten Steinsannnlungen findet sich ab und zu die Steinnuss als „Fossil", meist für versteiuerte Aepfel oder versteinerte Wallnüssc geltend. Sechellen-Nuss aus dem Spreebett. — Hieran an- knüpfend, sei noch ein Fund aus unserm heimathlichen Strom erwähnt, der gewiss zu den seltensten und eigen- artigsten gehört. Gleichzeitig mit allerhand Geräthsehaften wurde in diesem Frühjahr von der Königl. i\linisterial- Baukomniission als im Flussbett vorm Schloss gegenüber der Burgstrasse ausgebaggert „ein grosser unbekannter Gegenstand" dem Märkischen Museum übergeben. Ich erkannte in demselben sofort eine ausgehöhlte halbe Meer- oder See-Cocosnuss, auch Sechellen-Nuss oder Ma- ledivische Nuss genannt. Die gewaltigen, mitunter ein- knolligen, meist aber zweiknollig aneinander gewachsenen Früchte rühren von der Palme Lodoicea Sechellarum her, die anscheinend nur auf zwei von den Sechellen- Inseln, Curieuse und Praslin, wild wächst. Lange vor der Entdeckung und Besiedelung der entlegenen Insel- gruppe sind diese seltsamen grossen Früchte bekannt gewesen. Sie treiben vermöge der herrschenden Winde und Strömungen nordnordöstlich auf das Ufer der ein- samen Tschagos-Inseln und Diego Garzia sehr selten, dagegen am Strande der Malediven, die aus etwa fünf- zebntausend Korallen-Atolls bestehen und sieh in n('ird- licher Richtung längs des 91. Meridians zwischen dem Aequator und 10° n. Br. hinziehen, etwas häufiger an, mögen deshalb auch schon den antiken Taprobane-Fahrern bekannt gewesen sein. Jedenfalls galten sie im Mittel- alter und bis ins vorige Jahrhundert als äusserst seltene und kostbare Stücke unbekannter Herkunft, welche für die sogen. Kunstkammern der Vornelimen und Fürsten sehr begehrt waren. Auf Ceylon und in ( »stindien sollten sie gegen Schlangenbiss, selbst gegen die Cobra helfen, auch in Europa maass man ihnen allerhand abergläubische Beziehungen und Kräfte bei. Wie kommt die Sechellen- Nuss nun in das Spreebett vorm Königlichen Schloss? Seit dem Grossen Kurfürsten ])efand sich hier nach der Wasserseitc die Kunstkammer, welche wirkliche Kunst- sachen, aber auch Geräthe von wilden und halbwilden Völkern, sowie abenteuerliche und seltene Naturerzeugnisse umfasste. Von dieser Kunstkanmier wird man beim Auf- räumen, vielleiclit während der Franzosenzeit, die kostbare Nuss aus dem Fenster in die Spree geworfen haben, wo sie sich im Schlamm und Sand leidiicii erlialten hat. Ernst Friede!. C. Engler und Ed. Loew: Verhalten einiger or- ganischer Säuren und Ester bei höherer Temperatur. — (D. Chcm. Ges. Ber. 1893, 1436.) Diese Untersuchung liefert einen Beitrag zur Erklärung der Petroleumbildung aus thierischen Stoffen. Es wird nachgewiesen, dass aus Phenylessigsäure, einem normalen Zersetzungsproduct fau- lender Eiwcisskörper, durch Hitze und Druck Toluol entsteht. Sp. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Dr. nioil. i't ))lul. Richard Nounieister, l'rivatdocent für physiologische Chemie an der Universität Jena, zum ausserordentlichen Professor. — Dr. Paul Ernst, Privat- docent in der modicinischen Facultät der Universität Heidelberg, zum ausserordentlichen Professor. — Dr. Oskar Loew, Privat- docent an der Universität München, zum Professor der Agricultur- Chernie an der Kaiserlichen Universität Tokio, Japan. — Dr. Her- mann Köttger zum Suppleanten des Medicinalcomites der Uni- versität Würzbiirg. — Der ausserordentliche Professor Dr. David Hilbert zum Ordinarius für Mathematik an der Universität Königsberg. — Privatdocent Dr. J. Jaumann zum ausserordent- lichen Professor für Experimentalphysik und physikalische Chemie an der deutschen Universität Prag. — Dr. A. Kolisko, ausser- ordentlicher Professor für pathologische Anatomie an der Univer- sität Wien, zum provisorischen Nachfolger Kundrat's. — D. T. Mac Dougal, Assistent an der Purdue-Universität, zum Docenten der Pflanzenphysiologie an der Universität von Minnesota. — Miss Alice Eastwood zum Curator des Herbariums der California Academy of Sciences in San Francisco. Es haben sich habilitirt: Dr. Hippel für Augenheilkunde an der Universität Heidelberg. — An der Universität Wien Dr. Ko- vacs für innere Medicin, — Dr. Helder für Hygiene. — Prof. Dr. Rzchak für Paläontologie und Geologie an der Universität Brunn. — Dr. Ivepinski für Mathematik an der Universität Krakau. Der ordentliche Professor der Mineralogie an der Universität Zürich Dr. A. Kenngott tritt von seiner Lehrthätigkeit zurück — Der Privatdocent der Thierheilkunde und Vorsteher der Thier- klinik in Breslau, Dr. Georg Schnei demühl, legt sein Amt nieder. Es sind gestorben: Dr. Julius Sommerbrodt, ausser- ordentlicher Professor für innere Medicin an der Universität Breslau. — Das Mitglied der Livingstone-Mission in Central- Afrika, der Reisende Dr. George Henry. — Der Professor der Psychiatric und Director der Irrenanstalt Dr. Heinrich Cramer in Mar- burg. — Dr. Antoine Emil Blanche, bedeutender Irrenarzt in Paris. — Professor an der Salpetriere Dr. Jean Martin Charcot, einer der bedeutendsten Forscher auf dem Gebiete der Nervenkrankheiten, auf seinem Landsitze in Morvan (Dep. Nievre). Die VII. Conferenz, betreffend das Idiotenwesen, findet vom 5. bis 7. September d. J. in Berlin statt. Die Jahresversammlung der Australian Association for the Advancement of Science findet im Laufe des September in Sydney statt. Der Internationale Samariter - Congress , welcher in der ersten Hälfte des September (vgl. „Naturw. Wochenschr." No. 30, S. 314) in Wien stattfinden sollte, ist wegen der drohenden Cholera- gefahr vertagt worden. Eine Meteorologische Gesellschaft ist in Zi - Ka - Wei bei Shanghai gegründet worden. Präsident: Rev. S. Chevalier. Die Vorgänge in der Gesellschaft und wissenschaftlichen Arbeiten werden in jährlich erscheinenden Berichten veröffentlicht. Eine Allgemeine Ausstellung industrieller und landwirth- schaftlicher Maschinen findet im November d. J. in Porto Rico zur Feier der vierhundertsten Wiederkehr des Tages der Ent- deckung der Insel statt. Das Bacteriologische Institut in der Cap-Colonie ist jetzt fertig gestellt. Zu seiner Unterhaltung steuern ausser der Colonie noch Transvaal und Natal bei. Eine Biologische Station ist soeben seitens der Universität von Minnesota an dem in diesem Staate gelegenen, ca. \b km langen und etwa 5 km breiten GuU-See errichtet worden. Die Lage des Sees, dessen Gewässer zum Mississippi abfiiessen, in- mitten einer abwechslungsreichen Umgebung (Berge, Ebenen und Sümpfe), ist eine sehr günstige, und dem neuen, aufs beste aus- gestatteten Institute steht ein grosses Arbeitsfeld zu Gebote. Nr. 35. Natuiwisseuscbaftliclie Wochenschrift. 379 L i 1 1 e r a t u r. F. H. Haase, Die atmosphärische Elektricität. Bctraditiinf];cn über ilcreii Kiifsti'luiiif; iiiiil Wiikungswoist'. (ieors Sieinons. Berlin 1892. — Preis 1,20 M. Das voiliegoiKle Scliiiftchcn will einen Beitrag zur Erklärung der mit der atuiospliiiriselien Elektrieität zusaininenh.ängcnden Er- scheinungen geben. Nacli des Referenten Ansieht kann diese Ab- sicht jedoch nicht als erreicht gelten. Was der Verf. vorbringt, ist entweder, soweit es neue Gedanken sind, unklar und unhalt- bar, oder aber es sind nur Ausführungen bekannter Dinge, rcsp. selbstverständlicher Folgerungen aus solclien. Die Ur.sache der atmosphärischen Elektrieität sucht Verf. im Auftreten von „wäl- zenden Lufwellen" in der Atnios]diiire, womit er offenbar Luft- strömungen meint, die liekanntlich ganz etwas anderes sind, als Wellen. Ein anderer Irrthum ist ■/.. B die Annahme, dass die Luft vor einem Gewitter sehr trocken sei, während die Seliwüle der Gewitterli;ft bekanntlich gerade einen hohen Feuchtigkeits- gehalt beweist. Dass die grosse Klarheit der Luft vor dem Wetterumschlag eine Folge der Feuchtigkeit ist, leugnet Verf., indem er das Gegentheil behauptet; er weiss offenbar nicht, dass gelöster Wasserdampf durchaus keine Trübung der Luft Viedingt, sondern sogar deren Durchsichtigkeit erhöht. Den Ausführungen des Verf. fehlt auch alle Anknüpfung an die einschlägigen, früheien Untersuchungen hervorragender Gelehrter, wie Sohncke, Elster und Geitcl und anderer. — Am ehesten dürften die Ausführungen über Blitzableiter von Wcrth sein. Hier befindet sich der Verf. als Ingenieur und Patentanwalt auf dem Felde, wo er Fach- mann ist. F. Kbr. Dr. Carl Barus, Die physikalische Behandlung' und die Mes- sung hoher Temperaturen. Mit 30 TextHguren und 2 Tafeln. Johann Ambrosius Barth (Arthur Meiner) Leipzig 1892. — Preis 3 Mk. Der Verfasser, Physiker der U-S. Geological Survey in Wash- ington, giebt im ersten Theil des Buches zunächst eine kurze Uebersicht über die so verschiedenen, bisher in Anwendung gekommenen Methoden der Messung hoher Temperaturgrade. Ziemlich alle e.xistirenden physikalischen Wirkungen der Wärme sind, wie aus dieser Zusammenstellung zu ersehen ist, zu Ver- suchen der Lösung pyrometrischer Aufgaben herangezogen worden. Für das in der Praxis brauchbarste Verfahren hält Barus das thermoclektrische. Das von ihm gebrauchte Thermo- element besteht aus Platin und Iridioplatin. Im zweiten Abschnitt des Buches werden dann die wichtigsten Calibrirungsmethoden des Thermoelements (mit Ausnahme des in einer weiteren Publikation zu behandelnden gasthcrmometrischen) besprochen. Barus wandte hierzu bekannte Siedei)unkte, le Cha- felier dagegen Schmelzpunkte an. Schliesslich folgt noch eine Beschreibung des Galvanometers und der besten Beobachtungs- methoden. Das Buch wird voraussichtlich dazu beitragen, die Verdienste des Verfassers um die thermoelektrische Pyrometrie, über deren Nichtbeachtung derselbe sich im Anfang beklagt, neben denen le Chatelier's ans Licht zu stellen. Kbr. Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. X. Band, 1. Heft, 1802. Dorpat 1893. — Das Heft enthält die Berichte über die im Jahre 1892 abgehal- tenen Sitzungen der Gesellschaft, darunter die Festsitzung zur Feier des lüO. Geburtstages Karl Ernst von Baer's (17. Februar), und eine grosse Anzahl von Vorträgen und Mittheilungen, von denen wir die folgenden nennen. Schur: lieber den Flächen- inhalt gradlinig begrenzter ebener Figuren. — Dragendorff: Bericht iUjer die von Hiller-Bombien ausgeführten Untersuchungen der Cortex Geoff'royae. 1824 stellten Hüttenschmied in Heidel- berg und Overduin in Breda aus den zu jener Zeit als vortreff- liches Anthelmiuthicum gerühmten Rinden von Arten der Geoffroya (Andira) einen crystallinischen, mit Säuren sich zu Salzen ver- bindenden Körper her, den sie deshalb als Alkaloid ansprechen zu müssen glaubten und Geoft'royin resp. Surinamin benannten. Seit der Zeit ruhten die Untersuchungen darüber, bis sie jetzt von Hiller-Bombien wieder aufgenommen worden sind, wobei sich herausgestellt hat, dass das Geofroyin oder Surinaniin ein Methyl- Tyrosin und ident mit dein von Kuge aus einem amerika- nischen Ratanhiaextract hergestellten und Eatanhin benannten, sowie mit dem durch Gintl aus dem Harze des Ferreira spectabilis (Resina d'angeline pedra) erzeugten Angelin ist. Es wird vorge- schlagen, die ISfZeiehnungen Surinaniin, Geoffroyin. Katunkin mid Angelin fallen zu lassen und dafür fortan ilen Namen Andirin zu gebrauchen. — K romer: Die Ilar/.glycosido der .Scaunnonia- und der Turpethwurzel. (Untersucluingeu über zwei Con\olvula- ceenharze). — Graf Alcxan der Kayserling: Ueber die Lehre Darwins (bisher un veröffentlicher Brief vom 7. Decemb. 1888). Graf Ber g -Sa gn i tz: Das nifritieirendo Moment des Bodens. — Thomson: Ueber die Wirkung von schwefels.aunin Eiseii- oxydul auf ilie PHanze. Verfasser berichtet über seine Versuche an Triticum vulgare, Zea Mays. Aviuia orientalis und elatior, Pisum sativum, Mcdicago sativa und Trifolium pratense, bei denen sich da.'^s Eisenvitriol als solches für sämmtliche Versuchs- ptlanzen in den verschiedenen Vegetationsstadien als schädlich erwies. — Stieren: Ueber einige Dero aus Trinidad nebst Be- merkungen zur Systematik der Naidomorphen. 1 Tafel. — Schmidt: Die Chorda dorsalis und ihr Verhalten zur Wirbel- säule im Schwanzende der Wirbclthiere. Verfasser bespricht die Zusammensetzung der Chorda dorsalis und die Herausbildung der Wirbelsäule im Schwanzende und kommt zu dem Schlüsse, dass bei den Knochenfischen die Wirbelsäule kürzer angeh'gl winl als die Wirbelsaite, das spätere Axenskeictt kürzer ist als das ur- sprüngliche. Bruthan: Bryologische Ergebnisse des Jahres 1S92. LTntersu(diungen über die Moostlnra der Umgegend von Dorpat. Kobert: Ueber Giftstoffe der P^leehten. Derselbe: Ueber die wirksamen Bestandtheile im Wurmfarnextract. Auf beide Mit- theilungen werden wir noch an anderer Stelle der ..Xaturw. Wochenschr." zurückkommen Barfurt h: Extraovat und Intrao- vat. Untersuchungen an nach dem Vorgange Roux's operirten Am))hibieneiern. Beichenow, A., Die von Herrn Dr. F. Stnhimanu in Ostafrika gesanunelten Vögel. Hamburg. I M. Bhiner, J., Die Gefässpflanzen der Urkantone u. v. Zug. 2. .\ufl. St. Gallon. 1,60 M. Bogel, F., Trigonometrische Entwicklungen. Prag. 0,80 M. Schiflfner, V., Ueber exotische Hepaticae, hauptsächlich aus Java, Amboina und Brasilien. Leipzig. 1.5 M. Schmeil, O., Copepoden des Rhätikon-Gebirges. Halle. 3 M. Schroeder's, K., Lehrbuch der Geburtshülfe. 12 Aufl. Bonn. 1,2.5 M. Siebenrock, F., Das Skclet von Brookesia superciliaris Kühl. Leipzig. 1,70 M. Siebert, H., Ueber einige aromatische Thionylamine und über die Einwirkung von Thionylchlorid auf Säureamide. Berlin. 1 M. Sieger, R., Postglaciale Uferlinien des Bodenseees. Linvult j Ulr. R. Maerz, j Berlin NW, Luiseustr. 22 pt. = fi5i55?i?'^)r^?ii^5t^P>r^'^"^'^'g^KlCi5^'Jigl5ra'Jl("aN Soeben erschien: Lateinische Scliiilgranimatik V(in Dr. Franz Friedersdorff, Gynina,sia,ldiri-lilur in Halle a. S. ~'(iri Seiten {;i-. n '. Preis gebunden 1,80 Mk. Diese Grammatik enispricht den Anforderungen der neuen Lehrpläne in vollkonitnenster Weise, indem sie grösste Voll- ständigkeit mit möglichster Kürze vereint. Ferd. Düuiralers Veriagsbuchhandig. In Berlin SW. 12 [ofggsggraagsgsg^sglsgsgls&isg.'BaagsaagggBäj Wüii.sclii'ii Sic aus sämmtlichen Motiven mit den Bewohnern aller Länder sowie mit gleich in te rossirten Tanschfreunden aller Weltgegen- den fast kostenlos in fortwäh- rendem Connex zu sein, so ver- langen Sic umgehend gratis das Statut der Internationalen Korrespondenz. Association in Bolleso (Ungarn). In Fcnl. 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Abonnement : Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 4.— Bringegeld bei der Post 15 4 extra. \ Inserate : Die viergespaltene Petitzeüe 40 .A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Äunoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mft vollständiger Quellenangabe gestattet. Zur Physiologie der Fortpflanzung von Vaucheria sessilis. Eine nothwendig'c Anfeinaiulertblg'e von ungeschlecht- lichen und g-esehlechtlichen Generationeu, wie sie in der Eutvvickclungsgesehiclite der Farne und Moose begründet liegt, galt bisher auch als eine Eigenthünilichkeit einer grösseren Anzahl von Algen. Vor Allem schien für ein' (lerartiges Verhalten der Entwickelungsgang des gemeinen' Wassernetzes, Hydrodictyon utriculatum, zu sprechen. Wie aber in jüngster Zeit in diesen Blättern schon mehr-, fach zur Sprache gekommen ist, ist diese Annahme durch die neuesten Arbeiten von Professor Dr. Gg. Klebs in Basel als eine irrige erwiesen worden. Aus seineu um-j fassenden Versuchen hat sich niiinlicli ergeben, dass die bei dieser Alge beobachtete Aufeinanderfolge der beiden Ver- mehrungsweisen, deren Regelmässigkeit die Annahme eines Generationswechsels bisher zu rechtfertigeu schien, nur, eine Folge des zufälligen Zusammentreifens derjenigen Bedingungen ist, welche die Fortpflanzung in die eine oder in die andere der beiden Bahnen lenken. Es ge- schieht dies entgegen der bisher herrschend gewesenen Meinung nicht etwa aus iuneren Ursachen, welche sich deshalb der Erforschung entziehen, sondern lediglich unter der Einwirkung von Einflüssen, welche von der Aussen- welt nur ausgehen. Es musste sich deshalb ein Weg auf- finden lassen, auf welchem man die Alge veranlassen kann, bei ihrem Uebergang zur Fortpflanzung den einen oder den anderen der beiden Wege einzuschlagen. Durch die Auffindung geeigneter Cuiturinethoden ist es denn auch Klebs thatsächlich gelungen, dieses Ziel zu erreichen. Denn er konnte z. B. durch Versetzen ausgewachsener Netze aus einer 0,5 7o Knop'schen Nährlösung in reines Wasser bei geeigneter Lichtzufuhr die Bildung von Zoo- sporen, aus deren Vereinigung wieder ein Netz hervor- geht, uud durch längeres Belassen derselben in einer 5 7o Rohrzuckerlösung bei einer Temperatur von ungefähr 28° C die Bildung von Gameten, durch deren Verschmel- zung die den Winter überdauernden Zygoten entstehen, hervorrufen. Auf diesem Wege konnte er der Frage, ob bei der Entwickelung des Wassernetzes ein Generations- wechsel stattfinde, mit Erfolg näher treten, und es gelang ihm auch, aus ungeschlechtlich entstandenen Netzen sowohl Zoosporen wie auch Gameten zu erhalten. Aber durch den umständlichen Entwickelungsgang, welchen die ge- schlechtlich erzeugten Zygoten während und nach ihrer Winterruhe durchzumachen haben, glückte es ihm nicht, auch mit diesen den gleichen Erfolg zu erzielen, und in Folge dessen entstand in seineu Untersuchungen eine Lücke, wodurch sich immer noch die Annahme eines Ge- nerationswechsels rechtfertigen lassen könnte. Denn nach den bisherigen Erfahrungen gehen aus den Zygoten immer nur auf ungeschlechtlichem, dagegen niemals auf geschlecht- lichem Wege entstandene Nachkommen hervor. Um eine endgiltige Entscheidung in dieser wichtigen Frage herbei- zuführen, suchte Klebs einen anderen Gegenstand für seine Untersuchungen zu gewinnen, welcher das Verhalten der Zygoten besser zu beobachten gestattet. Er fand einen solchen in Vaucheria sessilis, einer Fadenalge, welche in langsam fliessenden Gewässern und auf feuchter Erde sich in Form von mehr oder weniger dichten Rasen allenthalben vorfindet. Dieselbe gehört in die Familie der Siphoneen, in welcher alle diejenigen Formen vereinigt sind, deren Körper im Gegensatz zu allen anderen Algen einen einfachen oder verzweigten Schlauch, welcher aus einer einzigen vielkernigeii Zelle gebildet ist, darstellt. Ihre Fortpflanzung erfolgt sowohl auf ungeschlechtlichem, als auch auf geschlechtlichem Wege. Im einen Falle ge- schieht sie durch die Bildung von Zoosporeu und im an- dern durch die Eutwickelung von männlichen und weib- lichen Geschleehtsorganen, Anthcridien und Oogonien, durch deren Znsammenwirken ein der Zygote des Wasser- netzes entsprechendes Gebilde, die Oospore, hervorgeht. Diese beiden Fortpflanzungsweisen sollen bei dieser Alge ebenso wie beim Wassernetz in einer bestimmten Auf- einanderfolge auftreten. Unter den älteren Beobachtern kam schon Walz auf Grund seiner Untersuchungen über 382 Natunvisse.nschaff liehe Woclienschrift. Nv. 36 diesen Punkt zu dem Schluss, „dass aus der Spore g-e- wöhnlich Individuen sich entwiclceln, welche BefVuchtungs- organe tragen, und aus den Oosporen Individuen, welche sich zunächst dnrcii Sporen fortpHanzen." Dem pflichtete auch Pringsheim, welcher unter vielen anderen Algen auch Vaucheria auf ihre Fortptlanzungserscheinungen untersucht und die gleichen Beobachtungen gemacht hatte, später vollkommen bei, obgleich er mit seinem Vorgänger ein- gestehen musste, dass dabei mancherlei Unregelmässig- Und «-erade dieser Umstand Grund hat. Er suchung dieser Frage*), über keiten vorkommen könnten, war es, welcher Klebs den Gedanken nahe legte, dass auch bei dieser Alge kein Generationswechsel stattfindet, sondern dass die Aufeinanderfolge ihrer beiden Fort- pflauzungsweisen in einem zufälligen Zusammentreffen der für ihren Eintritt erforderlichen äusseren Bedingungen ihren unternahm daher eine eingehende ünter- deren Ergebnisse wir im Folgenden berichten wollen. Zu diesem Zweck verwandte KlebsRasen von Vaucheria sessilis in der Form repeus, welche auf Coaksstücken im Gewächshause gewachsen waren. Wenn er sie in Wasser brachte, so trat die schon längst beobachtete Erscheinung ein, dass die Alge anfangs zur Zoosporenbildung und nachher zur Eutwickelung von Antheridien und (Jogonien überging. Es musste ihm dabei sofort auffallen, dass hier kein Generationswechsel, sondern nur eine einfache Auf- einanderfolge der geschlechtlichen Fortptlanzungsweise auf die ungeschlechtliche stattfindet, weil sich diese Erschei- nung nicht nur an dem gleichen Rasen, sondern sogar an ein und demselben Faden beobachten Hess. Die keimungsfähigeu Zoosporen, welche er auf diesem Wege erhalten hatte, sammelte er durch Filtrireu über Glaswolle und verwendete sie zu seinen weiteren Versuchen, durch welche entschieden werden musste, ob sie im Staude sind, bei ihrer Fortpflanzung sowohl den einen, wie den anderen der beiden vorhandenen Wege einzuschlagen oder gar vollständig unfruchtbar zu bleiben. Er musste deshalb ihre Entwickelung durch geeignete Culturmethoden in solche Bahnen zu lenken suchen, dass ein jeder von diesen drei möglichen Fällen mit grösster Sicherheit zu seiner Verwirklichung gebracht werden konnte. Seine Bemühungen um die Lösung dieser folge begleitet. Aufgabe waren vom schönsten Er- Von diesen drei Fällen lässt sich die geschlechtliche Fortpflanzung am leichtesten hervorrufen. Wenn die Keim- linge nur auf einige Tage in eine 2—5 'Vo Rohrzucker- lösung verbracht werden, so bilden sie selbst unmittelbar an der Zoosporenkugel ihre Antheridien und Oogonien aus. Bei der näheren Untersuchung der Bedingungen, unter denen diese Erscheinung eintritt, hat sich ergeben, dass Wasser, ein gewisser Mangel an anorganischen Nähr- salzen, Vorhandensein von organischen Nährstotfen, eine Temperatur über 3 Grad und Licht unbedingte Erforder- nisse sind, um ihren Eintritt mit zwingender Nothweudig- keit herbeizuführen. Gelegentlich gehen die Keimlinge sofort wieder zur ungeschlechtlichen Fortpflanzung über. Dies ist schon seit längerer Zeit bekannt, und Walz war es sogar gelungen, dies durch Zugiessen von frischem Wasser zu bewirken. Klebs hat nun auch hier die ertbrderlichen Bedingungen genauer erforscht und gefunden, dass sich der Eintritt dieser Vermehrungsweise auch mit unfehlbarer Sicherheit durch eine zweckmässige Cultur herbeiführen lässt. Zu diesem Zwecke lässt mau die Vaucherienrasen auf einige Zeit in einer 0,5 "/^ Knop'schen Nährlösung am Lichte verweilen, worauf man sie in reines Wasser überträgt *) Gg. Klebs, Zur Physiologie der Fortpflanzung von Vauclieria sessilis. Verhandlungen der Naturforsclienden Gesellschaft in Basel, 1892. und unter Lichtabschluss bringt. Es werden alsdann un- geheure Mengen von Zoosporen gebildet, welche bei ge- nügendem Vorratii an Nährstotfen ihrerseits sofort wieder zur Zoosporenbildung übergehen können. Auch den dritten Fall, die Keimlinge anf längere Dauer an ihrem Uebergang zur Fortpflanzung zu hindern, konnte Klebs auf verschiedenen Wegen zur Verwirklichung bringen. Am einfachsten gelang ihm dies durch Cultur in concentrirter Zuckerlösung. Während die Keimlinge in einer S-procentigcn Lösung noch Fortpflanzungsorgane ausbilden können, werden sie bereits in einer 10-|)rocentigen daran verhindert. Aber auch unter solchen Verhältnissen, in welche die Alge in der freien Natur zuweilen kommen mag, kann die Bildung von Geschlechtsorganen unter- bleiben. Wenn die Keindinge sich in ständig fliessendem Wasser befinden, so zeigen sie keine Neigung zur ge- schlechtlichen Fortpflanzung. Zoosporenbildung kann in S(dchem Falle hin und wieder eintreten, unterbleibt aber bei Culturen auf feuchtem Torf oder Lehm, wodurch wiederum die geschlechtliche Vermehrungsweise in hervor- ragendem JMaasse begünstigt wird. Weim mit diesen Versuchen für die Zoosporen fest- gestellt war, dass ihre Keindinge durch äussere Einflüsse nur zum Uebergang zu der einen oder der anderen Fort- pflauzungsweise veranlasst werden, so musste dies auch für die Oosporen in gleicher Weise dargethan werden, da ja die Möglichkeit nicht ausgeschlossen war, dass sie ein anderes Verhalten in dieser Hinsieht zeigen. Nachdem dieselben zwei Monate nach ihrer Aufsaninilung im Dun- keln verweilt hatten, wurden sie unter geeigneter Licht- zufuhr in Wasser gebracht, wo sie bald zur Keimung kamen. Hierauf wurden die Keindinge zum einen Theil in eine Zuckerlösung versetzt, wo sie grösstentheils in wenigen Tagen schon zur geschlechtlichen Fortpflanzung übergingen. Zum anderen Theil wurden sie nach kurzem Verweilen in U,4 "/o Knop"seher Nährlösung bei genügender Belichtung in reines Wasser übertragen und ins Dunkele gestellt, wodurch sie in kurzer Zeit zur Zoosporenbildung geuöthigt wurden. Bei Cultur auf Lehm in einem über Winter ungeheizten Zinnner blieben die Keindinge, welche sich ungestört weiter entwickelten, auf einige Wochen vollkonnnen steril. Aus den sännntlichen Versuchen, welche Klebs mit den sowohl aus Zoosporen, als auch aus Oosporen er- zogenen Keindingen angestellt hat, geht unzweifelhaft her- vor, dass eine bestinmite, aus inneren Gründen verursachte Reihenfolge im Auftreten der verschiedenen Lebensprocesse nicht befolgt wird. Vielmehr sind alle die Erscheinungen, welche zur Annahme eines solchen Generationswechsels geführt haben, nur auf ein zufälliges Zusannnenwirken derjenigen äusseren Einflüsse, welche eine solche Auf- einanderfolge in vielleicht nicht sehr seltenen Fällen ver- anlassen können, zurückzuführen. Mit Hilfe der von Klebs angegebenen Behandlungsweisen kann man die Alge ganz nach seinem Belieben zu derjenigen Lebensäusserung zwingen, welche man hervorrufen will, und Vaucheria bietet für derartige Versuche gegenüber Hydrodictyon den sehr wesentlichen Vortheil, dass sich die verschiedenen Lebensvorgänge hier zur selben Zeit am gleichen Objeete vollziehen können, während sie sich dort gegenseitig aus- schliessen. Auch konunt hier das Alter der Pflanze nicht in Betracht, da sowohl bei den Zoosporen, wie auch bei den Oosporen der Uebergang zur Fortpflanzung gleich nach der Keinnnig geschehen kann, während dies dort beim Wassernetz nur au der ausgewachsenen Zelle mög- lich ist. Eine Reihe anderer Versuche, welche Klebs mit Vaucheriarasen von beliebiger Herkunft angestellt hat, sprachen ebenfalls sehr deutlich dafür, dass hier ein gesetz- Nr. 36. Natui-wisscnschaftliche Wochenschrift. 383 Illässiger Geiiei-ationswechsel nicht vorliciicn kann, da sich ihr AhiiängigkeitsverhiUtniss von der Aussenwelt dazu ver- wenden lässt, um sie jederzA'it durch geeignete Versuchs- anstclhiug zur Vermehrung auf ungeschleciitliclicm oder geschlechtlichem Wege zu zwingen. Es entsteht jetzt für die weitere Forschung die keineswegs so einfache Frage, in welcher Weise die Einflüsse der Aussenwelt auf die Lebensvorgänge im Inneren der Pflanze einwirken, um sie zu derartigen Lebcnsäusserungen zu veranlassen. Eine Lösung derselben ist bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse in der Zellphysiologic noch niclit möglich, allein zu ihrer allmählichen Anbahnung hat Klebs bereits die physi(dogischen Bedingungen der beiden Vermehrungs- weisen eingehender untersucht und weitere Aufschlüsse hierüber dürften von den fortgesetzten Arbeiten auf diesem interessanten Gebiete zu erhörten sein. Ungeschlechtliche Fortpflanzung. Die Verdunkelung der zuvor belichtet gewesenen Vau- cheria-Rasen, welche von Klebs dazu benutzt wurde, um die ungeschlechtliche Fortpflanzung hervorzurufen, ist für diesen Vorgang keineswegs ein unumgängliclies Erforder- niss. Schon Walz hatte bemerkt, dass Zoosporcnljildung ebensowohl im Lichte als wie im Dunkeln niöglicli ist. Sobald die auf CoaksstUcken gewachsenen Vaucherien- rasen in Wasser gebracht und der Belichtung ausgesetzt werden, gehen sie bis zum nächsten Tage schon zur Zoosporenbilduug über. Als Ursache dieser Erscheinung betrachtete Walz die Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoft'es. Klebs hat indessen sowohl bei seinen Ver- suchen mit Hydrodictyon, wie mit Vaucheria die Ueber- zeugung gewonnen, dass dieser dabei nur insoweit in Be- tracht konnnt, als er für das Leben der Alge überhaupt von Bedeutung ist. Wenn nändich Vauchcricn, welche sieh auf CoaksstUcken angesiedelt haben, in Wasser ge- bracht und dem Lichte ausgesetzt werden, bilden sie be- kanntlich anfangs Zoosporen und nachlicr Geschlechts- orgaue. Wird hierauf die Cultur ins Dunkele gebracht, so stellt sieh die ungeschlechtliche Fortpflanzung wieder ein und nach einiger Zeit tritt die geschlechtliche an ihre Stelle. So kann durch den wiederholten Wechsel von Licht und Dunkelheit sowohl in Culturen mit Wasser, als auch nach längerem Aufenthalt in 0,2 "/o Näin'lösung mit nachfolgender Versetzung in reines Wasser dieser Wechsel der beiden Vermehrungsweisen bis zur schliesslichen Er- schöpfung der Alge, welche aber durch neue Zufuhr von Nährstoffen die Fähigkeit zur Wiederaufnahme ihrer Fort- pflanzungsthätigkcit, wenn auch nur auf kurze Dauer, wiedererlangt, herl)cigeführt werden. Hierbei kann also eine besondere Einwirkung des Sauerstoft'es keinesfalls in Frage kommen, weil Itci einer derartigen Versuchsanstellung die Zoosporenbildung innuer erst daim eintritt, wenn die Alge unter Lichtal)sciduss gebracht worden ist. Da durch die Assimilation Sauerstoff' in grrissert'u Mengen gebildet wird, so sollte man glauben, dass sie gerade l)ei reich- licher Liclitzufuhr in besonders hohem Grade angeregt werden müsste. Dieser Annahme widersprechen ausser den bereits angeführten noch andere Tliatsachen. So gehen solche Keimlinge, welche sich vorher in ständig fliessendem Wasser befanden, sofort zur Bildung von Zoosporen über, sobald sie in ruhig stehendes übertragen werden, trotzdem ihnen dort verhältnissmässig mehr Sauer- stoff' zu Gebote stand als hier. Ferner hat Klebs Vaucherien- keimlinge auf zwei Gläschen vertheilt, wovon das eine mit frischem Wasser angefüllt und olfen stehen gelassen, und das andere mit abgekochtem Wasser versehen und durch einen eingcsehliff'enen Stopfen luftdicht verschlossen wurde. In beiden Gefässen war in den nächstfolgenden Tagen fast zur selben Zeit die Zoosporenbildung einge- treten, obgleich diejenigen Keimlinge, welche sich in dem verschlossenen Gläschen befanden, kaum mehr Sauerstotf zu ihrer Verfügung hatten, als durch sie in das abgekochte Wasser hineingelangt war. Die mitgetheilten Versuche lassen klar erkennen, dass keine anderen Umstände die Veranlassung zum Uebergang zur Zoos]iorenbildung sein k(innen, als die Veränderung der äusseren Bedingungen. Es ergiebt sich dies aus dem Verhältniss, in welchem das Waehsthum und die unge- schlechtliche Fortjjflanzung zu einander stehen. Beide Vorgänge spielen sich nämlich am Ende der Fäden ab, wesshalb der eine den anderen aussehliesseu muss, und äussere Bedingungen k(innen nur darüber entscheiden, welcher von ihnen überwiegt. Da das Waehsthum unter gewöhnlicheren Verhältnissen vor sich gehen kann, so muss die Zoosporenbildung meistens hinter demselben zurückstehen. Eine Erklärung für diese Erscheinung lässt sich vielleicht darin flnden, dass im Stoffwechsel Stofi'e entstehen, welche unmittelbar zum Waehsthum verwendet werden können, während sie durch weitere Veränderungen erst für die Zoosporenbildung Itrauchliar gemacht werden müssen, wozu die Mitwirkung besonderer äusserer Be- dingungen unentbehrlich zu sein sciicint. Unter solchen Umständen, welche auf das Waehsthum einen förderlichen Einfluss ausüben, findet daher keine Bildung von Zoosporen statt. Dies ist beispielsweise unter der Einwirkung von Temperaturen bei 0—3° und bei 26° C der Fall. Ferner erfolgt in feuchter Luft ein sehr lebhaftes Waehsthum, dagegen nmss die Zoosporenbildung unterbleiben, weil sie nur in einem flüssigen Medium von Statten gehen kann. Ebenso vermögen die Vaucherien- rasen in einer 1 "/„ Nährlösung zu wachsen, aber nicht sich fortzupflanzen. Unter solchen Verhältnissen, unter denen beide Vorgänge sicli vollziehen können, tritt solange keine Störung im Waehsthum ein, als dieselben keine Aenderung erfahren. Soll die Zoosporenbildung eintreten, so muss das Waehsthum zeitweise unterbrochen werden, ohne dass die Pflanze dadurch in ungünstige Lebensverhältnisse ge- bracht wird. Durch die Unterbrechung des Wachsthunies werden die Bedingungen zum Eintritt der Zoosporcnbildung gegeben. Die Ueberführung in fliessendem Wasser er- wachsener Fäden in stehendes und die Versetzung in feuchter Luft erzogener Fäden in Wasser bedingen eine Störung des Wachsthunies und führen den Eintritt der Zoosporenbildung in F(dge dessen nach sich. Wenn diese stattgefunden hat, so wird das Waehsthum wieder fort- gesetzt, bis durch Verdunkelung wieder von neuem eine Unterbrechung desselben herbeigeführt wird, welche die Wiederkehr der Zoosporenbilduug zur Folge hat. Es liegt auf der Hand, dass die Umgestaltung der äusseren Bedingungen einen förderlichen Einfluss auf die Fortpflanzungsverliäitnisse der Alge Idoss dann ausülien kann, wenn der Zustand, in welchem sich die Fäden gerade befinden, ein guter ist. Nach vorau.sgegangener schlechter Ernährung unterbleibt deshalb der Eintritt der Zoosporenbildung, wenn sie nach längerem Verweilen im Dunkeln ans Licht gebracht werden, weil vorerst nur das Waehsthum die geeigneten Bedingungen findet. Wenn man das Verhalten der Vaucheria mit dem- jenigen von Hydrodictyon vergleicht, so bemerkt man einen sehr auffallenden Unterschied in der Einwirkung des Lichtes auf die Zoosporenbilduug. indem diese hier daran gebunden ist, dort aber ganz unabhängig davon vor sich gehen kann. Ferner erfordert die Cultur des Wasser- netzes eine reichliehe Zufuhr von Nährsalzen. Dieselben sind auch für Vaucheria von hoher Bedeutung. Die aus- giebigste Zoosporenbilduug kounte Klebs dann erzielen, wenn er die Versuehsobj'ecte nach vorhergegangener Cultur in 0,41 'Vo Nährlösung in Wasser übertrug und ins Dunkele 384 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 36. brachte. Die Neiii'ung zur Zoosporenbildung-, welche durch den längeren Aufenthalt in der Nährlösung wachgerufen wurde, kann offenbar nicht zum Durchbruch kommen, solange durch die äusseren Bedingungen, unter denen sich die Alge befindet, das Wachsthuni mehr begünstigt wird als die Fortpflanzung. Dies geschieht indessen sofort, wenn die Nährsalzlösung, welche durch die osmotischen Eigenschaften ihrer Bestandtheile den Eintritt dieser Er- scheinung verhinderte, entfernt und durch Wasser ersetzt wird, weil dadurch eine Aufhebung des Wachsthumes herbeigeführt wird. Gleichwohl kann aber die Fort- pflanzung noch nicht dafür eintreten, wenn man die Cultur unter eine Temperatur von 0—3° oder 24—26° C bringt, da in Folge dessen die Bedingungen für ihren Eintritt bereits nicht mehr gegeben sind, indem jetzt wieder das Wachsthuni überwiegt. Erst wenn sie unter eine mittlere Temperatur (12° C) zurückversetzt wird, steht ihrem Ein- tritt nichts mehr im Wege. Es muss vor der Hand dahin- gestellt bleiben, worin bei diesem Verfahren die nähere Veranlassung zu den beobachteten Vorgängen zu suchen ist, da es sich nicht entscheiden lassen wird, ob der Tem- peraturwechsel unmittelbar die Unterbrechung der Wachs- thumsvorgänge veranlasst, oder ob durch ihn bloss das Hcmmuiss lieseitigt wird, wodurch die Neigung zur un- geschlechtlichen Fortpflanzung nicht zum Durchbruch kom- men konnt(\ Es bedarf wohl kaum einer besonderen Erwähnung, dass grössere oder geringere Veränderungen der äusseren Bedingungen, unter denen die Zoosporenbildung statt- findet, z. B. durch Wechsel in dem Gehalt der Nährlösung oder in der Gr/isse der Lichtzufuhr, in der Höhe der Temperatur oder in der Bewegung des Wassers, auch nur entsprechende Wirkungen auszuüben im Stande sind. Es erklären sieh hieraus alle die Beobachtungen eines ge- legentliehen Auftretens von Zoosporen in solchen Culturen, welche scheinbar unter scheinbar unveränderten äusseren Einflüssen sich befunden hatten. Die Abhängigkeit der ungeschlechtlichen Fortpflanzung von der Aussenwelt spricht sich bei Vaucheria sessilis nach den mitgetheilten Ergebnissen der Klebs'schen Ver- suche in den Wirkungen aus, welche eine merkbare Ver- änderung der äusseren Bedingungen — mögen sie nun in einem Uebergang aus Luft in Wasser oder aus lebhaft bewegtem in ruhig fliesscndes Wasser bestehen oder durch einen Wechsel in der Beleuchtung oder in dem Gehalt der Nährlösung an Mineralsalzen oder in der Höhe der Temperatur herbeigeführt werden — auf einen stark ge- wachsenen und kräftig ernährten Rasen ausübt. Ein weiteres unumgängliches Erforderniss bildet hierbei das Vorhandensein von Wasser und die Einwirkung einer Tem- peratur zwischen 3 — 22° C. Eine reichliche Zufuhr von anorganischen Nährsalzen übt einen f(irderlichen Einfluss auf die Zoosporenbildung, welche in Folge dessen mit besonderer Lebhaftigkeit vor sich geht, aus. Geschlechtliche Fortpflanzung. Wie die ungeschlechtliche, so lässt sich auch die ge- schlechtliche Fortpflanzung bei Vaucheria sessilis nach Belieben hervorrufen, wenn die äusseren Bedingungen, wovon ihr Eintritt abhängt, herbeigeführt worden sind. Bei dem Wassernetz schliessen sich diese beiden Vor- gänge gegenseitig aus, bei Vaucheria dagegen nicht, weil sie sich nicht an ein und demselben, sondern an ver- schiedenen Orten abspielen. Aus dem nämlichen Grunde schliessen sich auch das LängenAvachsthum und die ge- schlechtliche Fortpflanzung nicht unmittelbar aus, denn jenes erfolgt nur an den Enden, diese dagegen an allen, sowohl älteren, wie jüngeren Theilen der Fäden. In Wirklichkeit muss aber doch wohl eine Hemmung der Wachsthumsvorgänge stattfinden, sobald die Alge zur ge- schlechtlichen Fortpflanzung ül»ergelit. Von diesem Gesichts- punkte ist Klebs bei der Anstellung seiner Versuche, welche die Abhängigkeit dieser Vermehrungsweise von äusseren Einflüssen darthun sollten, ausgegangen und erreichte seinen Zweck durch die Vorenthaltnng einer Zufuhr von anorganischen Nährsalzen, welche bekanntlich das Waehs- thum in erheblicher Weise fördern, in der vollkommensten Weise. Bei diesen Vorgängen lassen sich die engen Be- ziehungen, welche zwischen dem Wachsthuni und der ge- schlechtlichen Fortpflanzung bestehen, nicht verkennen. Zu ihrer Erklärung muss man hier ebenso wie bei der vegetativen Vermehrung annehmen, dass bei der geschlecht- lichen Fortpflanzung keine so einfach gebauten .Stoffe zur Verwendung kommen, als beim Wachsthuni. Die bei der Assimilation unter der Gegenwart von anorganischen Nähr- salzen entstehenden organischen Substanzen können also bei den Vorgängen des Wachsthums unmittelbar verwandt werden, wogegen sie für diejenigen der geschlechtlichen Fortpflanzung erst durch besondere Wandlungen verwend- bar gemacht werden müssen. Demnach hängt die J5ildung dieser Substanzen nicht unmittelbar von dem Vorhanden- sein von Nährsalzen ab, sondern vielmehr von dem Vor rath an solchen Stoffen, welche aus diesen durch Ver- mittelung der Assimilation hervorgegangen sind. Da aber bei der geschlechtlichen Fortpflanzung eine grössere Menge solcher vorgebildeter Substanzen nöthig wird, so ist unter gewöhnlichen Lebensverhältnissen eine derartig reich- liche Anhäufung derselben, wie sie zu diesem Zweck er- forderlich ist, nur durch Aufhebung der Wachsthums- vorgänge bei ununterbrochen fortgesetzter Ernährungs- thätigkeit möglich. Es lässt sich dies auf künstlichem Wege durch eine reichliche Zufuhr von organischen Stoffen von aussen erreichen, indem man die Fäden oder Keim- linge von Vaucheria in einer 2 — 5 % Rohrzucker- oder 1 — 2% Maltoselösung cultivirt, wodurch sie in kürzester Zeit zu einer lebhaften Fortpflanzungsthätigkeit angeregt werden. Für den Eintritt der geschlechtlichen Fortpflanzung, welcher nur bei einer mittleren Temperatur von 10 bis 20° C stattfindet, ist vor Allem die Einwirkung des Lichtes ein unbedingtes Erforderniss. Es ist dies deshalb besonders bemerkenswerth, weil dieser Factor bei der sexuellen Vermehrung des Wassernetzes überhaupt nicht in Betracht kommt. Klebs konnte unter völligem Liclit- abschluss die Vaucherien niemals zur Bildung von Ge- schlechtsorganen veranlassen. Dagegen gelang es ihm bei vorhergegangener Belichtung angelegte Antheridien und Oogonien im Dunkelen zum Abschluss ihrer Ent- wickelung zu bringen, worauf die Befruchtung eintrat und die Reife der Öospore unbehindert nachfolgte. Eine weitere Anlage von Geschlechtsorganen fand aber nicht statt, sondern die Fäden gingen wieder nach und nach zum Wachsthuni über. Dass der Grund für diese auf- fallende Erscheinung nicht in einem Mangel an genügender Ernährung zu suchen, geht daraus hervor, dass das Wachs- thum bei Culturen in feuchter Luft, in welcher die unge- schleclitliehe Fortpflanzung nicht aufzutreten vermag, unter einer ständigen Temperatur von 12 — 1,5° C auf längere Zeit unter Ausschluss jeder Lichtwirkung erfol.uen kann. Der Einfluss des Lichtes ist daher für den Ein- tritt der geschlechtlichen Fortpflanzung eine nothwendige Bedingung. Die Stärke der Belichtung kann sich inner- halb weiter Grenzen bewegen. Durch einen sehr ein- fachen Versuch konnte Klebs nachweisen, dass bei hellem Licht die Vaucherien in kürzerer Zeit und mit grösserer Lebhaftigkeit zur geschlechtlichen Fortpflanzung über- gehen, als bei schwachem. Der Uebergang der Alge aus dem vegetativen Zu- Nr. 36. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 385 stand zur Fortpflanzungsthätigkeit, sowie die Meng-e der dabei entstellenden Oos])oren iiängt von den vorerwähnten Bedingungen al), wch-lie die Aufliebung der Waclistlmnis- vorgänge zur l'Vilgc haben. Dieselben verwirklielien sieh ebensowohl in der Natur, wie im g-esciilossenen Kauuie. Um sterile Rasen zu erzielien, muss man auf die Alge entweder eine niedere Temperatur, oder schwaches Licht, möglicherweise auch beides zu gleicher Zeit einwirken lassen. Klebs konnte auf diesem Wege die Keimlinge von Vaucheria sessilis innerhalb einiger Monate zu kräf- tigen Rasen heranziehen, ohne dass sie eine Neigung zeigten, zur Fortpflanzung überzugehen. Es lässt sich hieran die interessante Frage knüpfen, ob die Vaucherien im Stande sind, längere Zeit fortzuwacbsen, ohne in- zwischen wieder zur Fortpflanzung übergehen zu müssen, um nicht an einer allmählich eintretenden Erschöpfung zu Grunde zu gehen. Denn nach neueren Untersuchungen von Maupas gehen gewisse Infusorien, welche sich durch viele Generationen hindurch durch Theilung vermehrt haben, einer senilen Erschöpfung entgegen, indem sie nicht durch geschlechtliche Fortpflanzung in den Stand gesetzt werden, sich gleichsam wieder zu verjüngen. Auch für die höheren Pflanzen wird die Vermehrung durch Stecklinge u. s. w. als die Ursache eines nach und nach eintretenden Rückganges, der sich durch das Auftreten krank- hafter Erscheinungen bemerkbar machen soll, angeschen und die geschlechtliche Fortpflanzung als der einzige Weg, welcher zur sicheren Erhaltung der Art führt, betrachtet, ohne dass ein sicherer Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme bis jetzt erbracht worden ist. Die vor- liegenden Beobachtungen über das Verhalten der Vau- cherien lassen vermuthen, dass eine derartige Auffrischung bei ihnen nicht nothwendig ist, denn in der freien Natur werden sehr häutig vollkommen steril gebliebene Rasen gefunden, besonders solche von der in stark strömenden Bächen und Brunnen vorkommenden Form Vaucheria sessilis fluitans. Klebs hat diese nachweisbar fortpflanzungs- fähigen Rasen in einem kleinen Wasserfalle mehrfach geprüft und stets steril gefunden. Aller Wahrscheinlich- keit nach dürfte die Alge unter derartigen Umständen vorwiegend günstigere Bedingungen für die Fortpflanzung ihres Waclisthums finden. Klebs glaubte anfänglicli den Grund für diese Ercheinung in der Bewegung des Wassers suchen zu sollen und brachte daher die Keimlinge von Vaucheria zum Theil in reinem Wasser, zum Theil in 47o Zuckcrlösung auf einen Centrifugalapparat, welcher in der Secunde etwa 1 — 3 Umdrehungen ausführte, um sie einer ähnliehen Wirkung zu überlassen, wie sie das fliessende Wasser eines Wasserfalles oder eines Brunnens ausübt. In- dessen wurde dadurch keineswegs eine Störung in der Fortpflanzungsthätigkeit herbeigeführt, sondern es trat diese um dieselbe Zeit ein, wie bei denjenigen Rasen, welche in ruhig stehendes Wasser gebracht worden waren, um zur Controlle zu dienen. Offenbar müssen sich mit der Erschütterung noch andere Wirkungen verl)inden, wo- durch der Alge der üebergang zur Fortpflanzung unmög- lich gemacht wird. Wenn man zwischen der ungeschlechtlichen und der geschlechlichen Fortpflanzung einen Vergleich zieht, so ergeben sich daraus die Beziehungen Ijeider zu einander. Dass sie sich nicht mit Nothwendigkeit einander aus- schliessen, ist früher bereits hervorgehoben worden. Wälirend beim Wassernetz die ungeschlechtliche Fort- pflanzung als die ursprünglichere und darum häutiger sich einstellende Vermehrungsart erschien , scheint dies bei Vaucheria sessilis im Gegensatz hierzu für die geschlecht- liche Fortpflanzung zu gelten, denn sie tritt überall und sicher ein, wogegen die ungeschlechtliche Vermehrung ohne besonderen Schaden ausgeschlossen bleibeni'^kann, wie dies bei Culturen auf feuchtem Nährboden geschieht. In flüssigen Medien, wo die Möiglichkeit zum gleichzeitigen Eintritt beiden ^'ennehrungsweis('n gegeben ist, ist ein gemeinsames Auftreten derselben dennoch nicht UKigiieh, weil die Bedingungen für beide zu verschieden vonein- ander sind. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung tritt am stärksten auf, sobald ein gut ernährter Rasen unter ver- änderte Lebensbedingungen gebracht wird und läuft in kürzester Zeit ab. Die geschlechtliche dagegen zeigt sich dann, wenn bei ununterbrochen fortgehender Ernährung das Wachsthum nach und nach zum Stillstand gebracht wird, wozu viel mehr Zeit erforderlich ist. Daher konnnt die vielfach beobachtete regelmässige Aufeinanderfolge dieser beiden Vermehrungsarten, welche die Veranlassung zur Annahme eines Generationswechsels gewesen ist. Die vorliegenden Untersuchungen haben den Beweis erbracht, dass zu jeder Zeit die eine oder die andere der beiden Vermehrungsarten hervorgerufen und folglich die Reihen- folge derselben ganz nach unserem Belieben geändert werden kann. Aus der Verschiedenheit der Bedingungen, unter denen die Fortpflanzungserscheinungen bei Vaucheria sessilis im Vergleich zum Wassernetz auftreten, geht klar und deutlicii hervor, dass das Abhängigkeitsverhältniss der Vermehrungsvorgänge gegenül»er den Einflüssen der Aussenwelt unter den einzelnen Pflanzenformen ein ver- schiedenes, aber für eine jede Art ein bestimmtes ist, wofür die Gattung Vaucheria selbst das beste Beispiel liefert. Der Eintritt der geschlechtlichen Fortpflanzung geschieht bei den einzelnen Arten unter den gleichen Bedingungen wie bei Vauclieria sessilis. Bei der unge- schlechtlichen Vermehrung zeigt sich eine grosse Ver- schiedenheit unter denselben. Es giebt einige Formen darunter, wie Vaucheria terrestris und aversa, welche überhau])t keine für diese Fortpflanzungsweise bestimmten Organe iicsitzen, während andere, wie Vaucheria gemi- nata und uncinata, nur unbewegliche Sporen (sogenannte Aplanosporen) bilden können, deren Entstellung oftmals unter solchen Bedingungen vor sich geht, welche ohne Weiteres als sehr ungünstige bezeichnet werden müssen. Das verschiedene Verhalten einzelner Arten bei der ungeschlechtlichen Fortpflairzung tritt in einem Vergleich zwischen Vaucheria sessilis repens und einer ihr sehr nahe stehenden, von Unger zum ersten Male beobachteten, aber von Klebs erst neuerdings wieder aufgefundenen Form, Vaucheria clavata, besonders deutlich hervor. In morphologischer Beziehung weisen diese beiden Arten keine bemerkenswerthen Unterschiede auf, so dass zu ihrer Unterscheidung nur die physiologischen Eigenschaften herangezogen werden können. Die letztgenannte Form lebt vorzugsweise in fliessendem Wasser. Da sie durch die besonderen Wirkungen desselben an der geschlecht- lichen Fortpflan'/ung liehindert wird, so ist sie darauf an- gewiesen, sich auf ungeschlechtlichem Wege zu vermehren, was unter Bedingungen geschieht, wie man sie für \'au- cheria sessilis überhaupt nicht kennt. Wenn nändich diese Form aus lebhaft Ijcwegtem in ruhig stehendes Wasser überführt wird, so erfolgt die Bildung von Zoo- sporen nicht nur innerhalb einiger Tage, sondern setzt sich unter passenden Temperatur- und Beleuehtungs- verhältnissen auf mehrere Monate ohne Unterbrechung fort, ohne dass in den äusseren Bedingungen eine der- artige Veränderung stattgefunden hatte, wie sie zum Ein- tritt der vegetativen Vermehrung bei Vauclieria sessilis erforderlich ist. Ferner erfolgt die ungeschlechtliche Fort- pflanzung bei Vaucheia clavata selbst in feuchter Luft, während ihr Auftreten bei Vaucheria sessilis innner an das Vorhandensein eines flüssigen Mediums gebunden ist. Selbstverständlich können unter solchen Umständen keine beweglichen, sondern nur unbewegliche Sporen (Aplano- 386 Naturwissenschaftliche Wochenschritt. Nr. 36. sporeu) g-ebildet werden. Je mehr der Feuchtii;k.eitsf;ehalt der Luft abninnnt, umsomchr schwindet auch die Neigunj;- zur Zoosporenbildung- und auch das Wachstlnun kommt nach und nach zum Stillstand. Die Cultur in 0,5 — 1% Knop'scher Nährlösung- ruft nur eine vorüberg-ehende, und die Verdunkelung überhaupt keine Neigung zur Zoosporenbildung bei Vaueheria clavata hervor, während diese beiden Factoren für Vaueheria sessilis ein unum- gängliches Erforderniss für den üebergang- zur ungeschlecht- lichen Vermehrung bilden. Unsere Form lässt sich aber merk- würdigerweise durch Zerschneiden ihrer Fäden zur Zoo- sporenbildung veranlassen. Die dabei entstehenden Schnitte schliessen ihre Wunden und treiben neue Zweige hervor, au deren Enden die Zoosporen gebildet werden. Wie sieh aus diesem Vergleich zweier einander so nahe stehender Formen ergiebt, können die physiologischen Eigenthündichkeiten der einzelnen Arten mit Erfolg- zu ihrer Unterscheidung herangezogen werden. Durch die auszugsweise hier mitgethcilteu Unter- suchungen hat Klebs den Beweis geliefert, dass die Fort- pflanzung bei Vaueheria se.^silis und einigen anderen ihr verwandten Arten in einem gleichen Abhängigkeitsver- hältniss zu den Einflüssen der Aussenwelt steht, wie die- jenige des Wassernetzes. Es ist damit ein weiterer Schritt auf dem von ihm selbst augebahnten Wege ge- scliehcn, um das dunkele Gebiet der Fortpflanzungs- physiologie der experimentellen Forschung zu unterwerfen. A. J. Schilling. Experimental -Teratogenie. Nacli Cumille Darestr.*) ahrzchnten beschäftigt sich Camille Dareste Seit vier mit der künstlichen Hervorbringung von Monstruositäten: mit Experiiuental-Teratogenie. Die von ihm geseliaffcnen Methoden dienen dem Studium der Variabilitätsfälligkeit der thierischen Organisation, seine Untersuchungen stehen daher im Dienste der Klärung der Theorie der Ali- stammungslehre. Die Arten besitzen und vererben auf ihre Naeh- kommeuschaft eine Anzahl Merkmale, welche einen be- stimmten „Typus" bilden. Nun kommt es bekanntlich vor, dass gewissen Individuen einer Art ein oder mehrere Merkmale fehlen können, für welche eventuell neue Merk- male auftreten. Dies der Ursprung der Varietäten. Sind die neuen Charaktere nicht lebeugefährdend, d. h. sind sie nicht unvereinbar mit den Aussenbedingungcn des Lebens, so vermögen sie sich oft erblich zu erhalten und werden Ausgangspunkte neuer Racen (wenn man unter „Race" eine systematische Einheit verstehen will, mit einer Zwischenstellung zwischen Varietät und Species). Die Variationsfähigkeit ist grösser als man gemeinhin anzunehmen geneigt ist, ja das Verschwinden einer grösseren Anzahl von Merkmalen und ihr Ersatz durch neue kann mehr oder minder den ursprünglichen Typus zum Verschwinden bringen: wir erhalten dann Monstru- ositäten. Dies die Deflnition Darcste's über diesen Be- griff. Geringfügig vom Tyjius abweichende Varietäten und extreme Monstruositäten gehören also in dieselbe Kategorie: sie unterscheiden sich nur hinsichtlich des Grades der Variationsschwankung vom Typus. Die Ursachen der Variation lassen sich in der freien Natur nur sehr schwer erkennen: das Experiment nuiss zur Eruirung derselben Platz greifen. Die Entwickelungsrielitung eines Individuums ist das Resultat zweier Factoren: Constitution des Keimes und 2 bedingungeu. Schon Geoffroy Saint-Hilaire versuchte es 1820 — 1826, bei Experimenten die Aussenbedingungcn zu variiren, in- dem er Hühner-Eier künstlich ausbrütete, diese aber hier- bei unter Bedingungen brachte, von denen er annehmen konnte, dass sie auf die Eier einen Einfluss ausüben mussten, und er erzielte in der That mehrere Male Monstruositäten. Jedoch hat erst Dareste eine Wissenschaft aus der Experimental-Teratologie gemacht. Speciell beim Huhne, seinem Hauptuntersuchungsobject, hat Dareste ge- *) Vergl. C. Daresto: Kecherchos sur la production artiticiellr des monstruositds on essais de teratogenie e.xperimentale. 2. edition revue et augment^e. Q2 fig. et 16 planches. C. Roinwald & Co. ä Paris 1891. - Preis 28 fres. nändich abhängig 1. von der von den Aussen- funden, dass fast alle teralogischen Typen, die er con- statireu konnte, schon bei den Säugethieren und bei Menschen beobachteten Typen entsprechen: eine Er- scheinung, die sich aus der Einheit des Wirbelthiertypus erklärt. Alle Wirbelthiere durchlaufen ja zunächst, Ijcim Beginne ihrer Entwickelung gleiche inid dann sehr ähn- liche Zustände, bevor sich in der Form der Embryoneu die Verschiedenheiten der Charaktere der Klassen l)emerk- bar machen. Die Entwickelung muss denniach bei allen in gleicher Weise moditicirt werden können, woraus gleiche tcratologische Typen folgen. Die Teratogenie des Huhns gilt also für alle Wu-belthiere. Der Embryo besteht zuerst aus lauter gleich werthigen Zellen, und erst später bilden sich die einzelnen Organe aus solchen Theileu, welche ihrer allgemeinen Form ent- sprechen oder, wie Dareste sich ausdrückt, ihren Ver- richtungen sozusagen zuerst dienen. In gleicher Weise entstehen nun die terat;on und der HiltsKOologH T)r. Ernst Zimmermann zum Bczirksgeologen. — Der ( )rnitiiol(ip;e Dr. med. Paul Leverkiihn in Miinclien zum Dirrotor di'r wi.s.senschat't- lichen Sammlungen und der Bibliothek des Fürston Ferdinand von Bulgarien in Sofia. — Der Unterbibliothekar Dr. Pa u 1 S e h wen k e zum Bibliothekar der Königliclien Universitäts-Bibliothek in Königs- berg. — Dr. Dunbar in Giessen zum Leiter des hygienischen Institutes in Hamburg. — Dr. Moeller, Privatdocent der Botanik au der Universität üreit'swakl, zum l'nit'essor. — Der Professor 390 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 36. E. P. Mall zum Lehrer der Anatomie an der John-Hopkins-Univor- sität (Baltimore). Professor Dr. Johannes Gad vom physiologischen Institut der Universität Berlin begiebt sich mit Urlaub auf 1 Jahr nach Cleveland. Ohio, um den physiologischen Unterricht an der dortigen Universität zu organisiren. — Dr. V. Schiffner, Privatdocent an der deutschen Universität Prag, geht auf 10 Monate nach Buitenzorg (Java), um daselbst wissenschaftliche Forschungen an- zustellen. Es sind gestorben: DerKönigl.Oberbergamtsmarkscheider a. D. Bergrath Moritz Kliver in Saarbrücken, der sich um die Er- forschung der stratigraphischen Verhältnisse des kohleul'ührenden Saar-Rhein-Gebietos verdient gemacht hat, daselbst. — Der Königl. Hofgärtner Ferdinand Ludwig Ters check, der letzte Spross einer um die Entwickelung des Gartenbaues liochverdienten Familie, in Dresden. — Dr. Henri Viallanes, Director der zoologischen Station Arcachon. Der nach Utrecht einberufene Astronomisoh.e Congress ist mit Rücksicht auf die drohende Choleragefahr verschoben worden. Die unter Dr. Fr. Benecke's Leitung stehende Versuchs- station für Zuckerrohrcultur „Midden-Java" ist laut Beschluss der PHanzer aufgelöst worden. Freisaufgabe betreffend die Entdeckung des Ansteckungs- stoffes bei der Maul- \uid Klauenseuche. — Im Auftrage des Herrn Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten schreibt die Königliche Technische Deputation für das Veterinärwesen folgende Preisaufgabe aus: Der Stoft', durch welchen die Ansteckung bei der Maul- und Klauenseuche vermittelt wird, ist bis jetzt unbekannt. Es wird nunmehr ein Preis von 3000 Mk. für die Entdeckung desselben ausgesetzt. Der Bewerber hat die Aufgabe, nicht nur den ge- suchten Stoff unter Anwendung der für derartige Untersuchungen gebräuchlichen, eventuell neuer Methoden zu ermitteln und ihn womöglich zu isoliren, sondern auch die Wirksamkeit desselben durch entscheidende Thierversuche zu erweisen. Der schriftlichen Darlegung sind die nöthigen Beläge, wie mikroskopische Präparate, Culturen, Versuchsprotokolle u. s. w. beizufügen. Vor Krtheilung des Preises hat der Bewerber eine etwa erforderliche Demonstration der beweisenden Experimente vor einer von der genannten Deputation zu wählenden Commission zu geben. Die Bewerbungsschriften sind bis zum 30. Juni 1894 an die Königliche Technische Deputation für das Veterinärwesen im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten zu Berlin einzureichen. DieVerkündung desUrtlieils erfolgt am I.Januar 1895. Jede Bewerbungsschrift muss leserlich geschrieben und in deutscher Sprache abgefasst sein. Sie ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem versiegelten Briefumschlage, welcher den Namen und die Adresse des Verfassers enthält, aussen zu wiederholen. Preisaufgaben aus der Hodgkins - Stiftung. Mr. Th. G" Hodgkins aus Setauket, N. Y.. überwies im October 1891 der Smithsonian Institution in Washington eine bedeutende Summe, deren Einkünfte zum Theil „für die Vermehrung und Verbreitung e.xacteren Wissens in Bezug auf die Natur und die Eigenschaften der atmosphärischen Luft im Zusammenhange mit der Wohlfahrt der Menschen" zu verwenden sind. Die Smithsonian Institution hat jetzt folgende Preise aus- gesetzt: 1. Einen Preis von 10 000 Dollar für eine Abhandlung, welche irgend eine neue und wichtige Entdeckung in Bezug auf die Natur oder die Eigenschaften der atmosphärischen Luft enthält. Diese Eigenschaften können in ihrer Beziehung zu einer oder allen von den einschlägigen Wissenschaften betrachtet sein, — z. B. nicht allein in Bezug auf Meteorologie, sondern auch auf Hygiene oder irgend einen Zweig des biologischen oder physikalischen Wissens. 2. Einen Preis von 2000 Dollar für die beste Abhandlung a) über die bekannten Eigenschaften der atmosphärischen Luft, in ihren Beziehungen zu allen Zweigen der Naturwissen- schaft, und über die Wichtigkeit des Studiums der Atmosphäre angesichts dieser Beziehungen; b) über die beste Kiclitung für künftige Studien in Zusammen- hang mit den Lücken unseres Wissens von der atmosphärischen Luft und der Verknüpfung dieses Wissens mit anderen Wissen- schaften. Die Abhandlung soll den Zweck verfolgen, den geeignetsten Weg zu zeigen, um bei der weiteren Verwaltung der Hodgkins- Schenkung werthvoUe Ergebnisse zu erzielen. 3. Einen Preis von 1000 Dollar für die beste populäre Schrift über atmosphärische Luft, ihre Eigenschaften und Beziehungen (einschliesslich jener zur Hygiene). Diese Schrift braucht nicht mehr als 20 000 Worte zu umfassen und muss in leicht verständ- licher Sprache geschrieben sein. I. Es wird eine goldene Denkmünze gestiftet unter dem Namen „The Hodgkins Medal of the Smithsonian-Institution", welche alle 1 bis 2 Jahre ertheilt werden wird für wichtige Beiträge zu uuserm Wissen über die Eigenschaften der atmosphärischen Luft oder für praktische Anwendung des vorhandenen Wissens über diese zur Wohlfahrt des Menschengeschlechts. Die Abhandlungen müssen in englischer, deutscher, französi- scher oder italienischer Sprache geschrieben sein und dem Secrctär der „Smithsonian-Institution" bis 1. Juli 1894 (für Preis 1 bis zum 31. December 1894) eingesandt werden. Ausserdem können Originaluntersuchungen von Specialisten über atmosphärische Luft durch Geldbewilligungen unterstützt werden. Gesuche in dieser Richtung müssen von der Em|)fehlung seitens einer der bekannten gelehrten Körperschaften begleitet sein. L i 1 1 e r a t u r. Prof. August Weismann, Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Mit 24 Te.xt- Abbildungen. Gustav Fischer. Jena 1892. — Preis 12 M. Das umfangreiche Buch (es umfasst 628 S.) fasst die Weis- mann'sche Theorie der Vererbung erschöpfend zusammen. Nach einer Einleitung, welche Geschichtliches bringt und den Begriff der Vererbung erläutert, werden die materiellen Grundlagen der Vererbungserscheinungen besprochen. Sodann geht der Verf. ein auf die Vererbung bei oinelterlicher und bei geschlechtlicher Fort- pflanzung. Das „4. Buch" ist überschrieben „Die Abänderung der Arten in ihrer idioplasmatischen Wurzel". Den Schluss bildet eine Zusammenfassung und ein ausführliches Register. A. B. Frank, Lehrbuch der Botanik. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft bearbeitet. Zweiter Band: Allge- meine und specielle Morphologie. Mit 417 Abbildungen in Holzschnitt. Nebst einem Sach- und Pflanzennamen-Register zum I. und II. Band. Leipzig 1893. Verlag von W. Engelmann. — Preis 15 M. Dem im vorigen Jahre erschienenen 1. Bande des früheren Sachs 'sehen Lehrbuches der Botanik, welcher nach seiner Neu- bearbeitung durch Professor Dr. A. B. Frank in der jetzigen Form die Zellenlehre, Anatomie und Physiologie umfasst (vergl. „Naturw. Wochenschr." 1892, Bd. VII, S. 499), ist nunmehr in gleicher Vorzüglichkeit der II. Band gefolgt, mit welchem das Werk seinen Abschluss gefunden. Dieser vorliegende IL Band behandelt die Allgemeine und specielle Morphologie, welche durch 417 beigefügte gute Abbil- dungen im Holzschnitt trefflich erläutert wird. Am Schluss des Werkes finden wir sodann ein sehr ausführ- liches und musterhaft bearbeitetes Sach- und Pflanzennamenregister sowohl zu dem früher erschienenen 1. als auch dem 2. Bande, welche für den Gebrauch und die schnelle Orientirung in dem ziemlich umfangreichen Werke von grosser Wichtigkeit sind. Was die Behandlung des Stoffes im Einzelnen anlangt, so wird in dem 4. Buche die Allgemeine Morphologie (Unterschei- dung der Gestalten im Pflanzenreiche, Wachsthumsrichtungen, Allgemeine Stellungsgesetze der Glieder des Pflanzenkörpers) be- handelt. Das 5. Buch von S. 55—380 umfasst die specielle Morphologie der Systematik und zwar zunächst der Thallo- phyten mit den Unterabtheilungen Myxomycetes, Schizophyten, Peridineae, Diatoniaceae, Algae und Fungi. Zweitens die Arche- goniaten mit den Unterabiheilungen Muscinei und Pteridophyta und drittens von S. 234 — 380 die Phanerogamen mit den beiden Unterabtheilungen Gymnospermae und Angiospermae (Monocotyle- doneae, Dicotyledoneae). Bei der Unterabtheilung Angiospermae werden im 1. Capitel die Vegetationsorgane (Vegetationsformen, Stamm- und Blattoildung, Metamorphose der Blattbildung, Spross- folge, metamorphe Stengel- und Blattformen, Wurzelbildung, vege- tative Vermehrungsorgane, Gewebebilduug und Eruährungsverhält- nisse), im 2. Capitel die Fortpflanzungsorgane (Blüthenstand und Blüthe) mit ihren einzelnen Theilen sehr eingehend besprochen. Ferner befinden sich auch hier im zweiten Bande, wie in dem früheren ersten, unter den einzelnen Capiteln zahlreiche Litteratur- augaben, wodurch der Werth dieses sch(m an und für sich vor- züglichen, ausführlichen Lehrbuches der Botanik noch sehr erhöht wird. Das Werk wird sich sicherlich zu den alten Freunden noch viele neue erwerben. Dr. R. Otto. Nr. 36. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 391 Prof. Eduard Strasburger, Histologische Beiträge. Heft IV: 1) Ufbe-r das V it iiul tc ii des Pullrns und clie Hefrucli- t u iiss V orgiingü ln'i ilon Gy in imn jinin lui. l') S c li wiirinsporen, (Jitmeteii, ji t'l anz 1 iche S puiina to- zoidon und das Wesen der Befruchtung. Mit 3 litliographischon Tafeln. Gustav Fischer in Jena IS9:J. — Preis 7 M. In der ersten Abhandlung bestätigt Veif. im Wesentliclien diu Untersuchungen Belajett"s ül)er denselben Gegenstand, dass nämlich auch bei den Gymnospermen e))enso wie bei den Angio- spermen, die kleineren aus dem Pollenkoru hervorgehenden Zeilen die generativen und die grosse Zelle die vegetative ist. Das Hauptresultat der 2. Abhandlung ist, dass bei dem Bo- fruchtungsprocess nicht der Kern allein, sondern auch die Centro- Sphären und das Kinoplasma betheiligt sind. Hippolyt Haas, Aus der Sturm- und Drangperiode der £rde. Krster Theil. Verlag des Vereins der Uiielierfreiinde (Seliall u. Grund). Berlin 1893. — Preis 4 Mk. DieseSkizzen aus derEntwickelungsgeschiehte unseres Planeten sind Muster populärer Darstellung. Der Verf. besitzt in hohem Maasse die Gabe, trotz aller Wissenschaftliehkeit doch gemein- verständlich zu schreiben. In leichter, gefälliger, vielfach auch poetischer Form werden die wichtigsten Ergebnisse der geologi- schen Forschung vorgetragen, so dass hier eine zugleich lehr- reiche und unterhaltende Leetüre geboten wird. In der Einleitung schildert Verf. die Entstehung des Weltalls und der Erde. Es werden nacheinander die Ansichten von Plinius, der Brahmanen, von Leibniz, Büti'on und Kant dai-gelegt; alsdann wird die Kant-Laplace'sche Theorie eingehend gewürdigt und da- bei die Beweise für die Kichtigkeit derselben, sowie die ver- schiedenen Ansichten über den jetzigen Zustand des Erdinnern mitgetheilt. Der erste Abschnitt: „Aus der Esse Vulcans", schildert zu- nächst die Entwickehmg unserer Kenntniss der Vulcane, sodann die Entstehungsbedingungen der Feuerberge, sowie die verschie- denen Formen, welche dieselben annehmen können, unter besonderer Berücksichtigung von Vesuv und Aetna. Namentlich dieser Theil des Werkes ist mit zahlreichen, erläuternden Abbildungen ver- sehen. Hieran schliesst sich die Schilderung der Thätigkeit der Vulcane: Vorboten, Anfang, Höhe und Abnahme der Eruption, die Beschaft'enheit der Lava und der E.xhalationen, der Fumarolen, Solfataren und Motetten. Dem Ausbruche des Vesuv im December ](i31 und der Geschichte der Insel Ferdinandea, ihres Erscheinens und Wiederverschwindens im Jahre 1831, ist ein besonderes Capitel in diesem Abschnitte gewidmet. Alsdann geht Verf. zur Schilde- rung der Reihen- und Gru]ipenvulcane, zur Vertheilung der er- loschenen und thätigen Vulcane Europas, des Vulcangürtels um die Oceane über und schildert im Schluss-Ca|)itel die Ursachen der vulcanischen Erscheinungen, insbesondere die Rolle, welche das flüssige und gasförmige Wasser hierbei spielt. „Alles spricht für das Vorhandensein eines gemeinsamen Feueroceans in der Tiefe unseres Planeten", doch lassen sich nach Reyer die vulcani- schen Erscheinungen mit der Voraussetzung eines starren Erd- körpers in Einklang bringen. Der zweite Abschnitt: „Etwas vom Bau-Material unserer Erde und den hauptsächlichsten Kräften, welche dasselbe bilden und wieder zerstören", belehrt uns zuerst über den Begriff des Ge- steins, sowie die Klintheilung der Felsarten und beschreibt Vor- kommen und Arten der massigen Gesteine, und zwar der vulcani- schen oder Ergussgesteine, sowie der plutonischen oder Tiefenge- steine und der Ganggesteine. — Die letzten vier C'a)iitel behandeln die Thätigkeit des Wassers auf der Erde: Kreislauf, chemische Thätigkeit, Verwitterungserscheinungen, Auflösung, Einsturzbeben, Tropfsteinbildung, sodann die (.,»uellen, Thermen, Geysire, Salsen oder Schlannnvulcane, ferner Fluss und Meerwa.^ser und deren Ab- sjltze, die sedimentfiren Gesteine, endlich die Gletscher, ihre Ent- stehung, Beschaffenheit und geologische Arbeit, das Inlandeis Grönlands und die Erosionsarbeit der ililuvialen Gletscher. Es ist zu hotten, dass der zweite Band dieses trett'lichen Werkes, welcher die Entwickelungsgeschichto der Erde behandeln wird, bald erschenit. P. Knuth, Prof. Pr. Carl Arnold, Repetitorium der Chemie. .Mit besonderer Berück.siclitigun;; der für die Medicin niiditigen \'erbindungeii, sowie des „Arzneibuches für das Deutsche Reicli," namentlich zum (iebrauche für Meilicinur und Pharmaceulen. b. vcrb. und ergänzte Aufl. Leopold Voss. Hamburg und Leipzig 1803. — Preis 6 M Die 1. Aufl. des guten Buches ist erst vor 9 Jahren (1884) erschienen. Gegenüber der vorletzten 4. Aufl., die erst vor l'/z Jahren erschien, haben ilie Arzneimittel eine etwas grössere Berück- sichtigung gefunden. In einem Anhange sind die Beschlüsse der Genfer internationalen Conferenz zur Reform der chemischen Nomenklatur enthalten. Auch sonst finden sich überall Ver- besserungen, und in jeder Beziehung sind die neuesten Errungen- schaften berücksichtigt. Mach's Grundriss der Physik für die höheren Schulen des Deutschen Reiches bearbeitet von l)r. Feril. H.irburdt lunl Max Fischer. I. Theil. Vorbereitender Lehrgang. Au.sgabe für das Gymnasium. Mit 3(l6 Abbildungen. G. Frevtag. Leipzig 1893. — Preis geb. 2 Mk. Der vorliegende (irundriss ist eine Bearbeitung des vorzüg- lichen „Grundriss der Naturlehre" Mach's im Anschluss an die Lehrpläno für die höheren Schulen des Deutschen Reichs und unter Berücksichtigung der preussischen Lehrpläne von 1891. Der Grundriss ist wohl der beste, den Referent kennt. Nach Mach's Vorgang werden durchaus und wir möchten sagen einzig richtig erst die Erscheinungen, ilann das Gesetz bespi-ochen. „Theorien und Hypothesen kommen erst dann zur Sprache, wenn ein Be- dürfniss für dieselben fühlbar wird." Hans Januschke, Der Aetherdruck als einheitliche Naturkraft. (Beilage zum XX Jahresbericht d. k. k. Staats-Gberrealschule in Teschen.) Teschen. Der Verfasser sucht in der vorliegenden Schrift einen Bei- trag zur Lehre von der Einheit der Naturkräfte zu geben. Die Grundannahmen, von denen er ausgeht, sind eine Verallgemeine- rung der MaxweH'schen Theorie der elektrischen Verschiebung. Die Aetheratome und die Körperatome werden als cartesische Aetherwirbel von verschiedener Grösse angenommen, deren Centri- fugalkraft die Elasticität entwickelt. Kräfte werden durch Aether- verschiebungen geweckt. Die kinetische Energie hat als Träger die Körpermasse, die potentielle den Aether. Die Schwerkraft wird durch eine bei der Bildung der Körper entstandene Aether- verschiebung erklärt, ähnlich wie eine solche auch durch elek- trische Ladung eines Körpers bewirkt werde. Alle Gesetz« der Physik sucht der Verfasser aus diesen Grundanschauunuen liiM-aus durch mathemathische Entwickelungen abzuleiten. Trotz der strengen Darstellung seiner Gedankenreihen bleiben aber doch einem Neuling gar viele Vorstellungen des Autors unklar und es wird durch die Kürze der erläuternden Auseinandersetzungen die Bildung eines Urtheils über die Zulässigkeit der geistvollen Hypo- thesen erheblich erschwert. F. Kbr. Joöl, Privatdoc. Dr. Karl, Die Zukunft der Philosophie. Basel. 0,80 M. Krümmel, Prof. Dr. Otto, Geophysikalische' Beobachtungen der l'lankt(in-Ex])eilifif)n. 10 M. Luerssen, Prof. Dr. Chr., Grundziigi' der Botanik .'i. .VuH. S M. Schiflfner, Dr. "Vict., Ueber exotische llepalicae, liauptsä(ddich aus Java, Auiboina und Brasilien. Halle a. S. ].j M. Sieger, Dr. Rob., Po.sfglaciale Uferlinien d' s Bodensees Lindau. 11,80 M. Simony, Ho&. eni. Prof. Dr. Frdr., Das Daclistein^-ebii't. Wien. 14 M. B e r i c h t i [j II 11 (j. In No. 34 muss es auf Seite oiW (^^■il|lelnl Womit, Ethik. Erster Abschnitt, letzte Zeile) statt Militarismus — U til i tar ism us heissen. Inhalt llt: Zur Physiologie der Fortpflanzung von A'aucheria sessilis. — C'aniille Dareste: Experimi'Utal-Teratogenie. — Die Un- gleichzeitigkeit in der Erscheinung des Geschlechtes bei Schmetterlingen, — Ueber dini fossilen Schlaugen-Üiftzalin. — Ueber Giftstoffe der Flechten. — Nachweis von Paraffin und Schmieröl in dem Druckdestillat des Fischthrans. — Ueber das neue Quecksilberthermometer für Temperaturen bis 550° C. — Ueber einige Anilide und Toluide, welche in zwei Modificationen auftreten. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. - Litteratur: Prof. August Weismann: Das Keimplasma. Kine Theorie der Vererbung. — A. B. Frank: Lehrbuch der Botanik. — Prof. Eduard Strasburger: Histologische Beiträge. — Hippolyt Haas: Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde. — Prof. Dr. Carl Arnold: Repetitorium der Chemie. - Mach s Grundriss der Physik für die höheren Schulen des Deutschen Reiches. — Hans Januschke: Der Aetherdruck als einheitliche Naturkraft. — Berichtigung. 392 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 3ß. Dr. F.^Krantz, Rheinisclies Mineralien- Contor. Verlag geognostlscher Reliefkarten. Geschaftsgrüiulung ISICi. BoPll ü. Rh. lieschäftgrüiulung 183J. In meineüi Verlage sind erscliienen ; 1. Geognostische Reliefkarte der Umgegend von Coblenz auf «rundlage des Messtischblattes der topographisclien Landesaulnalime nnd geognostiscben üearbeituni? von E. Kayser; modellirt von Ur. Fr. Vogel Maassstab 1 : i'5,i-iuu (vierfaehe Ueberhcihiing.) In elegantem schwarzen Ilolzrahmen M. 45. — . 2. Geognostische Reliefkarte des Harzgebirges auf firnndlage der .\nliagen'schen topographischen Karte inid der geo- gnostischen Uebersichtskarte von K. A. I.ossen; modelUrt von Dr. K. Bnsi. Maassstab 1: Kiu.oOn (.achtfache Ueberhohung.) In eleg. Holzrahmen M. IbO.—. 3 Gegnostisctae Reliefkarte vom Kaiserstuhl i./B. auf (inindlaae der topographischen Landesaulnahme und der geognostischen Karte von A.Knop (Leipzig Ts^2:; modellirt von Dr. Fr. Vogel. Maass- "'">> 1:25 DUO (vierfache Ueberhöhung.) In elegantem schwarzen Holz- ' rahmen M. TtO. — . Stab ''^tiWCLt'4ulHg-(Xi«VMr. Georg Ulrich. 91 Seiten gr. 8". Preis 1,80 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Selbstthätige Spiritus- Gebläse -Lampi Neue Aiisfiihriing. — Als Bunsenbrenner. Ohne Schlauch. — Ohne Docht. Regiüirbar wie Gas. Absolut zuverlässisr. Temperatur 1200— IKtiu" Celsius. 0,3 Liter Spiritus (denatr.) = 3 Stunden Brenndauer. Preis 12 Mark. — Preisliste franco. Tli. Lehmbeck & Mecke. Metall waarou-Fabrik. 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Graf von Pfeil. 33 Seiten gr. 8". -^ Preis 60 Pf. ^— Zu beziehen durch alle Buch- handlungen. Ferd, Diimmlers Verlagsbuctihdlg. in Berlin SW. 12. ' iPiiniffiiiaiiiiiiiBiiiiiiliiliiiiiiBiiijiiiiiTiTiliiiiiTiiliiiiiiiiiit'i.i'i'". » IßOOTafeln. I Chromotafeln 1300 Karten. ScIlwarzdrncL I pAmrrji'K Max Myiius, ,;;;„. in allen Ländern \ ^ durch J BKlCr^IX xw. a Thurmstr. 14. Seit 1877 über 11 000 Patente. Hempel's Klassiker-Ausgaben. Ausführliche ypecialverzeichnisse. Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandl. H BERLIN C. Niedei'lajle eigener Glashiittenweiie und Dampfschleifereien. .Hef'lijuiische Werkstätten, Schriftmalerei nnrig erkannte Gattung fossiler Nym- pbaeaceen-Samen Orafoiilcura Weber''') aus dem Klinger Torf hat A. Weberbauer (wie es scheint ohne auf die Acusserung Potonie's aufmerksam geworden zu sein) iu den Berichten der Deutschen Botan. Gesellschaft (Berlin 1S93, S. 3C)6— 374, Taf XVIII) einen Aufsatz veröffent- licht, in welchem er die Beziehungen der beiden genannten Gattungen zu der recenten Gattung Brasenia bespricht.**) Er kommt zu dem Schluss, dass die beiden fossilen Gattungen sogar zu ein und derselben Art gehören und sogar in die reccnte Gattung Brasenia unterzubringen sind. Er nennt die fossilen Samen Brasenia Victoria. *) In seiner schon citirten Abhandlung im N. min. .Jahrb. wiederholt Potonie in einer Fussnote (S. 87): „Ausser Foiliculites cariuatus weist auch die mit der tertiären Holopleura Caspary offenbar mindestens generisch zusammengehörige „Cratopleura helvetica" Weber's aus dem Klinger Torf auf das Tertiär." **) Ueber Brasenia vergl. „Naturw. Wochenschr." Bd. VII, S. 454 ff. u. Figg. 27-30. Nr. 37. Nat 11 rwisseiiscliat't liehe Wocl •hriff. H99 Wiilireiul bei dem mcxikani.seljcu Axulotl Geschlechts- reife Larven alli;cinein bekannt sind, ja die liiiii;cn- atlnnenden Thiere erst si)ät als zu ilineii gehörig- erkannt wurden, gehören bei uiLSeru Lurchen derartige Ab- weichungen zu den gi-össteii Seltenheiten. Bei dem bei uns liäutigeii kleinen Molch, Triton taeiiiatus Laur., sind von Jullien 1869 gesehleehtsrcife Männclieii und ^^■eibchen in der Nähe von Chatillou gefunden worden. Neuerdings besehreibt nun Fr. West hoff ein träehtiges Weibehen dei'selben Art aus der Koerheide bei Münster in West- falen.*) Das 1'hier hat die Länge der ausgewachsenen luftatlnnenden Indi\iduen, ist aber abweichend gefärbt. Ks fehlen die dunkleren Flecken und Punkte des Rückens sowie die hellen Seitenpunkte, lieber den Rücken hin läuft ein sich bis 1,0 mm erhebender Ilautkaniin. Die C'loakenlippen sind nicht so stark und nicht gcköi'iit, wie bei gewöhnlichen lungenathnienden Weibchen. Die Kienien- spalte ist ofl'en. Es ragen jederseits drei grosse BUschel- kiemen nach hinten heraus. Lungen felden völlig. In den Eierstöcken nnd dem linken Oviduct liegen auf allen Entwickelungsstufen betindliche Eier. C. M. E. Jahns : Vorkommen von Betaiii nnd Cholin im Wurmsamen. (D. Chem. Ges. Ber. 1893, 1493.) — Im Jahre 1885 fanden Heckel und Schlagdenhauften in Ar- temisia gallica Wild neben verschiedenen anderen Körpern ein nicht näher untersuchtes Alkaloid, während in der nach den sonstigen llefunden sclir nahe stehenden Arte- misia Cina, der Stannnptianze des tifticinclleu Wnrnisaniens nach Flüekiger ein solches nicht aufzutindcn war. Der Verfasser hat jetzt, bei erneuter Prüfung des Wiu-msamens, auch in diesem organische Basen aufgefunden und die- selben als Betai'n und Cholin identitieiren können. Sp. C. Liebermann: Ueber eine neue Synthese der Allozimmtsäure. (D. Chem. Ges. Ber. 1893, 1571.) — Die Tsomerie der Zimmtsäure und Allozimmtsäure ist nur er- klärbar auf Grund der Van't Hoft-Wislicenus'schen Theorie, nach welcher sich die Formeln ableiten: CßH^-C II C' H-C-H und CO.II • C • H Allozimmtsäure diese Constitution resp. H • C • CO^H Zimmtsilure Einen hübsehen Beweis für Structur erbringt die vorliegende Untersuchung. Aus der Benzalmalonsäure, welcher zweifellos die Formel <'oH5-C.H II zukommt, hatten Claiscn und Crösmer CO.H • C • CO2H durch Erhitzen gegen 195° angeblieh quantitativ Zimmt- säure und Kohlensäure erhalten; es war also die Kohlen- säure der dem C^ H^ räumlich nächsten COall-Gruppe ab- gespalten worden. Ist das Formel- Verhältniss zwischen Ziinmt- und Allo- zinnutsäure das oben angedeutete und lässt sich, statt der oben erwähnten, die andere Carboxylgruppe in derselben Weise abspalten, so müsste Allozimmtsäure entstehen. Dies ist nun in der That der Fall. Schon bei dem Versuch nach Claiscn und Crosmer entsteht neben der Zimmtsäure, wie Lieberniann nachweist, Allozimmtsäure, und zwar in solchem Verhältniss, dass etwa 5— 6 "/„ der Benzalmalonsäure diese Zersetzung erlitten haben niuss. Es sollen noch Bedingungen gesucht werden, unter denen die Spaltung zu Allozimmtsäure die begünstigtere, das jetzige Nebenprodnct also llauptproduct der Reaction wird. '^P- *) Geschlechtsreife Larve von Triton taeiiiiitus Laur. (Zoul Anz. 1893, S. 256.) Das Verhalten der Zeolitlie beim Erwärmen. — Bekanntlich verlieren die Zeolitlie beim Erwärmen Wasser und werden zu trül>en, undurchsichtigen Substanzen, deren Aussehen die Vennuthung nahe legt, dass nach dem Weggange des Wassers das Krystallgefüge Ndllkommen zerstört und nunmehr ein regelloses Haufwerk von Zer- setzungsi)rodueten an seine Stelle getreten sei. In der That hat diese naheliegende Vermuthnng die Forscher von der weiteren Untersuchung abgehalten. Ausserdem trat der optischen Prüfung die Undurchsichtigkeit dieser umgeänderten Zeolithe hindernd in den Weg. Erst Rinne (Ueber die Umänderungen, welche die Zeolithe durch Erwärmen bei und nach dem Trübewerden erfahren. Sitzungsbericht der Königl. Aead. 1890, S. 11(33) hat durch ein einfaches Verfahren auf optischem Wege nach- gewiesen, dass diese Vernnithung eine irrige ist und dass höchst interessante Umlagerungen in den Krystallen statt- finden. Er fand nämlich, dass die erwärmt en und da- durch trübe gewordenen Zeolithe ihre volle Durchsichtig- keit wieder annehmen und eine genaue optische Prüfung zulassen, sobald man sie in Gel oder Canadabalsam ein- bettet. Es zeigen die einzelnen Zeolithe nach Rinne folgendes liöchst interessante Verhalten, das zu manchen anderen Mineralien, wie Leucit, Boracif u. a. ein Anabigon sein dürfte. Auch hier geht nämlich die molcculare Um- lagerung unter Erhaltung der ursprünglichen Kry st allform vor sich. Der rhombische Natrolith zeigt nach der Erhitzung und Aufhellung, dass er unter Beibehaltung seiner Form monokliii geworden ist. Und zwar ist die frühere Axe c jetzt zur Orthodiagonalc h geworden und demzufolge haben die Flächen folgende liezeichnung jetzt anzu- nehmen: Natrolith normal : oP ooP Natrolith, erhitzt: P ^ und — P 00 . Zugleich ist aber der Krystall zu einer Zwillings- (iruppe vnngestaltet nach den Zwillingsebenen r_^ P^ und oP. Bleiben erhitzte Natrolithe einige Stunden an der Luft liegen, so hellen sie sich zwar nicht auf, aber die optische Untersuchung zeigt, dass sie wieder rhombisch geworden sind in Folge von Wiederaufnahme des vorhin verlorenen Wassers. Bei dem monoklinen Skolecit bleibt nach der Er- hitzung bis zur vollkommeiißn Trübung wohl das niono- kline System, aber die Grientirung ist eine andere ge- worden. Aus 00 P'^ ist ^ P oa und umgekehrt geworden. Die Zwillingsbildnng, welche im unerhitzten Skolecit nach „P„ geht, verläuft auch jetzt nach ooPod, d. h. nach dem früheren »Pc», so dass sich also die Substanz in der alten Form gewissermaassen uin 90° gedreht hat. Er- hitzt man diese umgeänderten Krystalle noch weiter, so werden sie rhombisch. Eine Rückkehr zum wasserhaltigen Zustande beim Liegen an feuchter Luft tindet nicht statt. Besonders einfach stellen sich die Umänderungen beim Thomsonit dar, bei dem alles erhalten bleibt, nur die Doppelbrechung schwächer wird. Der Desmin, welcher ebenso wie die folgenden Harmotom und Phillipsit dadurch ausgezeichnet ist, dass er durch Verzwillingung minder symmetrischer Individuen Formen höherer Symmetrie erlangt, nimmt durch die Um- lagerung diese höhere Syninietrie wirklich an. Er wird durch das Erhitzen nun wirklich rhombisch und zwar so, dass die Ebene der optischen Axen der früheren Basis und die erste positive Mittellinie der Axe a entspricht. 400 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 37. Beim Liegen au feuchter Luft stellt sich der frühere Zustand wieder ein. Erhitzt man Phillipsit bis zum Trübe werden, so erkennt man bei der Untersuchung, dass das trikliue System und die Zwillingsbilduug- geblieben sind. Die Ebene der optischen Axeu aber, welche im stumpfen Winkel ß gegen oF geneigt liegt, hat sich um etwa 6U° der l'arallelstellung mit dieser Fläche genähert. Erhitzt man ihn nun noch stärker, so nimmt die optische Axen- ebene schliesslich eine Stellung ein, welche sich nur wenig von der senkrechten auf der Basis und der parallelen zu CO P ^ unterscheidet; zugleich nähert der Axenwiid\cl stark dem Werthe von Ö°. „Es ist (nach Rinne) un- benommen bei letzterem Verhältnisse eine Annäherung an die Zustände im tetragonalen Systeme zu sehen, dessen Symmetrie der Phillipsit in seiner Flächenanlage in Folge vielfacher Zwillingsbildung zur Schau trägt." Bei dem Harmotom dagegen tritt nur eine Erhöhung der Doppelbrechung und eine Annäherung der optischen Axenebene an die Basis nni ungefähr bO° ein. Der monokline Epistilbit, welcher durch Zwillings- aufbau nach oo -P « rhombische Symmetrie in vollendetster Weise nachahmt, wird durch Erwärmen rhombisch. In der umgewandelten Substanz liegt die optische Axenebene im oo P oo , a wird = b, i ^ a und c = c. Phillipsit, Harmotom und Epistilbit kehren ebenfalls beim Liegen an der Luft in ihren früheren wasserhaltigen Zustand zurück. Ganz besonders interessant sind aber die Verhältnisse beim monoklinen Heulandit. Auch er ahmt rhombische Symmetrie nach, was besonders deutlicli wird, wenn man unter Üeibehaltung von oP das 2P der üblichen Auf- stellung zu CO P macht. Seine Umänderungen lassen sich nach Rinne in vier Stadien gruppireu, über welche er folgendes angiebt: Uuerhitzte Krystalle: Monoklin. Ebene der opti- schen Axen senkrecht zu ^ P„. Erste positive Mittel- linie in Axe b. Feldertheiluug auf dem seitlichen Pina- koid. L In Oel gekochte Krystalle: Rhombisch. Ebene der optischen Axen parallel ooP^, negative Mittellinie senkrecht uP. Keine Feldertheilung auf dem seitliehen Pinakoid. II. Bis zur vollzogenen Trübung erhitzte Krystalle. Rhombisch. Ebene der optischen Axen senkrecht auf oo P ^. Positive Mittellinie senkrecht /-" c^. Feldertheilung auf ^ P]„. in. Stark erhitzte Krystalle. Rhombisch. Schwache Doppelbrechung. Eliene der oi)tischen Axen senkrecht zum seitlichen l'inakoid. Positive Mittellinie senkrecht P~. Keine Feldertheilung auf =» P\. O ^ CO IV. Auf glühendem Platinl)lech erhitzte Krystalle. Rhombisch. Ausserordentlich schwache Doppelbrechung. Sonst wie III. Nur die ersten Stadien nehmen an der Luft wieder Wasser auf. Beim regulären Analeim ist schon lange die optische Anomalie bekannt, und Bensaude (N. Jahrb. für Min. 1882 I. S. 41) war zu der Anschauung gelangt, dass die Krystalle aus Pyramiden bestehen, deren Basis die Krystallfläehen sind und deren Spitzen im Mittelpunkte des (Janzen liegen, so dass also etwa ein Ikositetraeder aus 24 Pyramiden bestehen würde. Diese Erscheinungen treten nun nach dem Glühen noch viel schärfer hervor und ergeben eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit mit Leucit. Bei näherer Untersuchung kam Rinne in der That zu dem Resultat, dass der entwässerte Analcim einen trikliuen Natronleucit darstelle. Und zwar ist derselbe, ganz dem rhombischen Kali- leucit entsprechend, aufgebaut aus sechs pseudoquadrati- schen Hauptsectoren, deren Längsrichtungen liegen wie die drei Hauptaxen des Würfels, und die ihrerseits zwillingsmässig in vier Einzelsectoren zerfallen, nach den ihrer Längsrichtung parallelen zwei Würfelebenen. Es ist das um so interessanter, als hier die Natronverbindung ebenfalls einem System niederer Synnnetrie angehört, ebenso wie bei Feldspath, Orthoklas und Albit. Bezüglich des Chabasits, der in der Natur in positiv und negativ doppclbrechendcn Krystallen vorkommt, ist Rinne zu der Vei-nnithung gelangt, dass es wesentlich eine Verschiedenheit des Wassergehaltes ist, welche diese Unterschiede hervorruft. Bei seinen Untersuchungen stellte sich heraus, dass die positiv doppelbrechenden Cliabasite beim Erhitzen negativ werden. Bei weiterem Erhitzen werden dann positive und negative Krystalle gleiehmässig zu stark positiv doiii)elbrechenden, innner unter Bei- behaltung der triklinen Zwillingsbilduug. Doch ist zu beachten, dass Rinne sich bezüglich des Chabasits „mit dem nöthigen Vorbehalte" äussert und auf weiterhin an- zustellende chemische und optische Untersuchungen ver- weist. Aus allen diesen Untersuchungen geht nun hervor, dass zunächst moleculare Umlagerungen tiefgreifender Art bei den Zeolithen vor sich gehen, ohne dass die ursprüng- liche Krystallform geändert wird. Man kannte solche Vorgänge von den Paramorphosen her, wie beim Leucit, BoracitjAragonit (Ueberführung in Kalkspath). Hier linden wii- dasselbe bei durch Wasserverlust entstandenen Pseudo- morphosen. Zu beachten ist feruer, dass wie ))eim Ara- gonit die angedeutete hexagonale Symmetrie durch den Uebergang zu Kalkspath erreicht wird, auch bei den Zeolithen "dasselbe stattfindet (Desmin, Skolecit, Epistilbit, Heulandit). Andererseits sind diese Erscheinungen aber eine feste Stütze für die Erklärung der optischen Anomalien der Zeolithe von Prof C. Klein. Eine optische einheitliche Substanz kann durch Entwässerung in ojjtiscli abnorme übergeführt werden, deren Verhalten bei verschiedenen Krystallen ein wechselndes ist, je nach dem mehr oder minder grossen Wasserverluste, und deren Zwillingsaufbau deutliche Beziehungen zu den ursprünglichen Krystall- fläehen zeigt Ferner betont Rinne noch die Beziehungen zwischen den Zeolithen und den Mineralien, welche als wasserfreie Silicate in der Natur vorliegen. Heulandit z. B. CaÄl.,Si^Oic -\- 5HJ ) entspricht wasserfrei zunächst dem Albit^ Na.^Al.ßif^Oif,, welcher mit dem Anorthit in be- kannter Weise in Verbindung gebracht werden kann. Vergleicht man die Formen beider, indem man bei dem Heulandit das übliche oP zu „ P oo macht, wodurch derselbe zu einem rhombisch erscheinenden Complex P P«:,oP und /' wird, so ergiebt sich eine Aehnlichkeit in den Hauptzonen, die sieh bis auf die Winkelwerthe erstreckt : Heulandit Anorthit „P-:oP =116° 20' 116° 3' oP-.P-^ = 129° 40' 128° 34' P»:»P^ = 114° 0' 115° 23' Aehnlich ist das Verhältniss zwischen der Desmin- gruppc und den triklinen Feldspäthen, und auf Analcim und Leucit ist vorher schon hingewiesen. Paul Siepert. Nr. H7. Ncaturwissenscliaftlicbe Wochenschrift. 401 Ueber eine neue Methode, srossse mikroskopische Präparate lici «erinffer A'eryiMisserung- jtliotojjraphiscli (larziistelleii, vorölTcntliclit I>r. O. Nieser in der lieriiiicr kliiiiseiu'ii Wochi'iisciiritt einen Anlsatz. Er macht den bereits in Lid. VII N». 31 S. 314 hescliriehenen und ah- gebihleten Edini;er'schen Zeiciienapparat nutzbar durch Einschaltung eines photographiselien Apparates. — Vcrgi. die Figur. Die pliotograpbisehe Reproduction mikroskopischer Träparate, und zwar grosser (»bjecte in geringer Ver- grösserung bei leichter Handhabung der Teclniik, wäre damit erreicht. Der Edinger'sciie Zciciienapparat beruiit auf einem Princip, das bereits 1887 1 )r. Lange in Brauuschwcig an- wandte. Durch einen zuerst horizontalen, dann nach abwärts rechtwinkelig geknickten Tubus (^4), an dessen einem Ende eine Convexlinse, an dessen Knickungsstelie ein unter einem Winkel von 45 "gestellter rian- spiegel und an dessen auderm Ende sich wieder eine Convex- linse befindet, werden Stralilen von einer Lampentlamnie iL) auf ■iinen Objectträger ge- leitet und ein ver- grössertes Bild dieses beleuchteten Objectes mittels einer Lupe (C) auf eine weisse Fläche — im Edinger 'sehen Falle die als Zeichen- tisch fungirende Stand- platte des Ajiparats — geworfen. Die Lampe steht im Brennpunkte der ersten Cmnexlinse, die dadurch parallel gemachten Strahlen werden vom i^lan- spiegel direct nach unten reflectirt, fallen auf die zweite Convexlinse und werden von dieser etwas convergirend gemacht, so dass auf der Standplatte des Apparats nach Kreuzung der Strahlen ein ziemlich grosser Zerstreuungskreis gebildet wird. Unabhängig hiervon wird von dem durch die durchfallenden Strahlen beleuchteten Ob- jeet, das etwas vor der oberen Brennweite der Luite liegt, mittelst dieser Lupe in dem hellen Flannnenprojections- kreis ein umgekehrtes, reelles, vergriissertes Bild auf der Standplatte entworfen, das durch Versehieben der Lupe mittelst Zahntrieb scharf eingestellt und dann gezeichnet werden kann. Der kleine Tisch (/<), auf dem das Oliject liegt, kann ebenfalls an dem Ap])arate auf und ab ge- schoben werden und dadurch die 7\.rt der Vergrcisscrungen, die je nach Stärke der zwei dem Apparate beigegebenen Lupen in der Breite zwischen 2- und 16 -fach schwankt, beliebig variirt werden. Zur photogra)ihisehen Aufnahme des Bildes hat N. einige Lupenveränderungen vorgenoumien (Central Wirkun- gen der Lupen), sowie eine Camera aus Holz ausführen lassen, die in folgender Weise dem Edinger'schen Appa- rate angepasst ist. Dasselbe besteht aus einem am Boden quadratischen, 25 cm in den Dimensionen zciigen- den, nach oben sieh etwas konisch einengenden Ilolz- kasten (E), der nach oben mit einem Lederbalg in der Art der photographiselien Bälge versehen ist. Als Ab- schluss trägt er eine Schlussplatte, die lichtdicht sich an den die Lupe tragenden Tisch des Edinger'schen Apparates anschrauben lässt und zwei Oeffuungen zeigt; die eine zum Aufnehmen der Lupe, die andere, mit einem lichtdichten Deekel versehene, vordere, zum lieidj- aehten des Bildes. Diese ziendieh grosse, quervcr- laufende, rechteckige Oeffnung {D} gestattet in der be- quemen Leseweite bi- nocular das auf den Boden des Apparates ge\\orfene Bild zu be- obachten und scharf ein- zustellen. Der Kasten selbst ist nach hinten durch Einkerbungen in seinem Boden in zwei Hervorragungen des Edinger'schen Appara- tes einzuschieben, nach vorn aussen trägt er l)eiderseits Einschnitte, die zwei Klennnschrau- ben ermöglichen, den Kasten nach hinten fest anzupressen und zu- gleich einen festen Wi- derhalt an dem jeweili- gen Tisch zu gewähren, auf den der ganze Appa- rat gestellt wird. Was bei dem Holzmodell noch besonders ins Auge gefasst wurde, ist die Art und Weise der Plattenführung. N. hat zu diesem Zweck in den Boden des Holzkastens einen Ausschnitt ma- chenlassen, der seitlich Läugsnuteu trägt, in den Cassetten eines einfachen jjhotogra- phischen Apparates hineinpassen und in den Nuten als Führungsebenen gleiten. N. schiebt beim Photographiren also nur eine mit Pappplatten geladene Cassette (F) — für Visit- und Cabinetgrösse — ein, stellt das Bild auf diesen Platten scharf ein, zieht die Cassette aus und setzt an ihre Stelle eine mit photographischen Platten lichtdicht geladene gleiche Cassette. Es ist ihm hierdurch miiglich, fortwährend in massig erleuchtetem Zimmer zu photographiren, ohne dass Schäd- lichkeiten für die Platten daraus erwachsen. Was die Beleuehtungsart und -Zeit betritt't, so nimmt er das ruhige Petroleundicbt und setzt bei schwacher Vergrösserung 10 Seeunden, bei stärkerer 12— IS Seeundcn aus, je nach der Farbe des Präparats. Es ist ihm hierdurch gelungen, innerhalb eines Zeitraums von nur 2 Stunden 6 brauch- bare Platten von 6 verschiedenen Objecten photographiren, entwickeln und fixireu zu können. Al)gesehen von den geringen Kosten, die die Anschaffung des einfachen Ap- parates mit sich bringen- wird, ist auch seine Handhabung eine einfache, leicht zu erlernende und wenig zeitraubende. Der ganze Apjiarat kostet hv\ E. Leitz in Wetzlar 12pM. 402 Naturwissenschaftliche Wociicnschrift. Nr. 37. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der Privatiloccnt in clor nitMlioinisclien riieultät clor Universität Berlin Dr. v. Noordon zum I'rot'essor. — Der Privatdocent in der medicinischen Faeultät der Universität Leipzig Dr. Wilhelm Moldenhauer zum ausserordeutlicbeu Professor. — Der frühere Assistent an der Station für Nerven- krankheiten der Charitee in Berlin I>r. Oppenheim zum Pro- fessor.— Dr. Dittrich, ausserordentlicher Professor für gericht- liche Medicin an der Universität Innsbruck, zum Professor an der deutschen Universität Prag. — Der k. k. Gymnasialprofessor Dr. Karl von Dalla Torre, Privatdocent für Botanik an der Universität Innsbruck, zum ausserordentlichen Professor. — Der Privatdocent für mathematische Physik an der Universität Wien Dr. Adler zum au.sserordontlichen Professor. — Der Professor Dr. Siemerling in Berlin zum Ordinarius für Psychiatrie und Direetor der psychiatrischen Klinik an der Universität Tübingen. Es sind gestorben: Der Arzt und Naturforscher Dr. .lulius Knoch, bekannter Embryologe, im Gouvernement Rostroma. — Dr. G. W. Coakley, Professor der Mathematik und Astronomie au der Universität New-Yoi-k, daselbst. — Der Direetor dos zoologischen Museums in Petersburg. Dr. Alexander Strauch, in Wiesbaden. — Der Entomologe C. N. F. Brisont de Barnc- ville in St. Gormain-en-Laye. — Der Lepidopterologe Fritz Kühl in Zürich. — Der Medicinalrath Dr. Bach in Zeulenroda (Thüringen). — Der Kartograph Professor Dr. Henry Lange in Berlin. Die Vereinigung deutscher lüathematiker tagt in München vom 4. — 10. September d. J. Mit dieser Jahresversammlung ist eine Ausstellung von Apparaten, Instrumenten, mathematischen und physikalischen Modellen etc. verbunden, welche am 3. Sep- tember in der Technischen Hochschule eröft'nct wird und bis zum 30. desselben Monats dauert. Der nach Spalato auf den 8. September d. J. einberufene Archäologen-Congress ist wegen der drohenden Choleragefahr bis 1804 verschoben worden. Die VII. internationale Versammlung der Bohringenieure und Bohrtechniker findet in der zweiten Hiilfto des September dieses Jaln-es in Teplitz statt. Präsident: Bergdirector L. W. G. Kreuzberg-Nürschau; Vicepräsident: Bergrath Kübrich. Die Societe Göologique de France hält ihre Jahresversamm- lung vom 14. bis 24. September d. J. in Le Puy (Dep. Haute- Loire) ab. Zahlreiche Excursionen sind in die geologisch so ausser- ordentlich interessante Umgegend dieser Stadt geplant. Der ungarische Bergmannstag tritt am 10. September d. J. in Nagybauya zusammen. Dr. J. W. Gregory's Expedition an den Baringo - See ist eine recht erfolgreiche gewesen. Der Forscher, wolchm- Ende August in Mombasa glücklich anlangte, hat die (,|uelltlüsse des Tana, sowie die Wasserscheide zwischen den Flüssen Tana und Atlii erforscht und erstieg auf seinem Rückmärsche über Likipia den über 17,000 Fuss hohen Kenia. L i 1 1 e r a t u r. Alph. de Candolle, Darwin, sein Lehen und seine Bedeutung. Erweitert und deutsch herausgeg. von Abert Südekum (Wiss. Volksbibl. No. 17). Siegbert Schnurpfeil. Leipzig. — Preis 0,20 M. Die treffliche Schrift de Candolle's hat die üebersetzung wohl verdient. Darwins Leben wird im 1. Abschnitt von Südekum be- sprochen, dann erst folgen zwei Abschnitte aus der Feder de Can- dolle's: 2. Darwin's Lehre imd o. Darwins Bedeutung. Kurz, bündig und leicht verständlich findet der Laie in den Schriften das Wissenswertlieste über den Darwinismus und Darwin. Dr. Günther Bitter Beck von Mannagetta, Flora von Nieder- Oesterreich. 2. Hälfte (2. Abtheil.) (Schluss). Mit 246 Figuren in 30 Original-Abbildungen. Carl Gerold's Sohn. Wien 1893. — Preis 15 M. Von der gross angelegten Flora Beck's liegt hiermit der Schluss vor. Das Gesammtwerk (in Gross 8°) umfasst 1396 Seiten, von denen 62 engbedruckte auf das Register entfallen, ferner 74 be- sonders paginirte Seiten, welche einen allgemeinen Theil enthalten. Dieser verbreitet sich über die geographische Lage des Gebietes, die hydrographischen, die orographischeu und geologischen Ver- hältnisse. Der umfungreicliste Theil ist naturgemäss der Pflanzen- gi'ograplii'' drs Gel)iotes gewidmet. Dieser Abscluiitt gliedert sich in 1. PHanzonregionen und deren Klim.i, 2. Vegetationsgi'bieto, 3. Eintluss des Bodens auf die Vertheilung der Arten, 4. Verthei- lung der Bodenflächo nach ihrer Bedeckung, 5. Statistik. Der beschreibende (s])ecielle) Theil des vorliegenden Schlusses be- handelt die gesammten Sympetalen. Für die I<"orschor auf floristischem Gebiete ist die Flora Beck's unentbehrlich, da in ihr Alles zusammengetragen ist, und durch die zahlreicheren Litteraturhinweise der Weg zu woiterem Studium beriuem gebahnt wird. Aber auch der Anfänger wird das Buch mit grossem Vortheil benutzen, die Diagnosen und die sonstige Einrichtung des Werkes sind diesem durchaus angepasst. Zur Vertiefung einer zunächst laienhaften Beschäftigung mit der Pflanzenwelt kann dem in Nieder-Oesterreich Sesshaften kaum ein besseres Buch als das Beck'acho empfohlen werden. H. Buschbaum, Flora des Regierungsbezirks Osnabrück und seiner nächsten Begrenzung. Zum Gebrauehe in Schulen und auf Excursionen liearbi'itet. Zweite, dundigesehene und ver- mehrte Auflage. Osnabrück, Verlag der Rackhorst'schen Buch- handlung. 1891. — Preis 2,75 M. Die Umgebungen der alten westfälischen Bischofsstadt Osna- brück gehören, wie geologisch so auch floristisch, zu den an- ziehendsten Landschaften im nordwestlichen Deutschland. Die letzten Ausläufer der niitteldcutscheu Bergzüge, der Teutoburger Wald und die Weserkette, dringen hier am weitesten nach Norden vor, so dass zwischen ihnen und der Nordsceküste nur ein Zwischen- raum von etwa 1.50 km Breite übrig bleibt. Die in diesem Theile der norddeutschen Ebene so entwickelte Moor- und lleideflora dringt bis an den Fuss der Berge vor und steigt zum Theil sogar noch an denselben auf, so dass man hier z. B. bei der bekannten Georg- Marienhütte (wie in Westfalen mehrfach an analogen Ocrtlichkoiten) eine so charakteristische Hoidepflanze, wie Erica Tetralix auf einem Substrat von festem Gestein beobachten kann. Diese Localflora. in der sich Vertreter des Berglandes und der Ebene mit charak- teristisch-„atlantischer" Färbung begegnen, ist schon in früheren Decennien eifrig erforscht worden; doch waren die auf dieselbe bezüglichen Verötfentliehungen zerstreut und zum Theil schwer zugänglich, bis der fleissigc und kenntnissreiche Verfasser des hier besprochenen Büchleins zum ersten Male 1879 eine nach zweckmässigem Plane bearbeitete, in erster Linie für den Schul- gebrauch bestimmte Localflora herausgab, welche nunmehr in einer neuen, wesentlich verbesserten Gestalt vorliegt. Für den descriptiven Tlieil sind die besten Vorbilder in verständiger Weise benutzt ; auch wurden, wie in den Büchern des mit Recht hoch- geschätzen Floristen der benachbarten Provinz Westfalen, die Cultur- und selbst die Zierpflanzen ausgiebig berücksichtigt. Eut- s])richt also das Werk vollkommen seinem nächsten Zwecke, so giebt es auch dem Pflanzengeographeu befriedigende Auskunft über ein hochinteressantes, bis dahin wenig bekanntes Gebiet. Wenn wir etwas tadeln möchten, so wäre es die nicht gerade zweckmässige Abgrenzung des Gebietes dieser Flora. Der Re- gierungsbezirk Osnabrück hat die schon für ein Verwaltungsgebiet wenig günstige Form eines Winkelhakens mit der Hauptstadt nahe der südöstlichen Ecke. Es konnte diese Begrenzung, ob- wohl auch hier Gebiete sehr verschiedener Geschichte und Con- fession (gehört doch auch die sogenannte „Mutfrica" mit Meppen, dem Wahlkreise der „schwarzen Perle", zu diesem Bezirk) zu- sammengeschweisst sind, nicht wohl anders ausfallen, weil clurch das weit nach Süden vordringende Herzogthum t)ldenburg das Emsland nahezu ganz von der übrigen Provinz Hannover abge- trennt wird. Für ein Florengebiet hätten aber derartige politisch- historische Rücksichten kein Gewicht haben sollen. Das Gebiet reicht einerseits im Norden bis Papenburg, also bis an die Breite von Bremen, schliesst aber andererseits die Gegend von Diepholz und die noch näher liegenden, weit in dieselbe einspringenden Theile Oldenburgs und Westfalens aus, bez. berücksichtigt sie nur in ihren nächsten Grenzstreifen. Wir möchten dem verdfieust- vollen Verfasser des sonst in jeder Hinsicht empfehlenswerthen Buches anheimstellen, in einer hoffentlich nicht ausbleibenden dritten Auflage das Gebiet in zweckmässiger Weise abzurunden. P. Ascherson. A. Acloque. Les lichens, etude sur l'anatomie, la physiologie et la niorplinlon'ie de l'organisine lichenicpie. 82 Textfiguren. J. B. Bailiiere & fils. Paris 1893. Das Buch ist wohl geeignet, in die Flechtenkuude einzuführen- Es beschäftigt sich im Wesentlichen mit den allgemeinen Erscheinun gen dieser Gruppe und beliandelt die Systematik nur in Ueljersich' im letzten (12.) Capitel. In dem ersten Capitel wird das Notlüge über Bau und Leben der in Rede stehenden Organismen gesagt. Capitel 10 beschäftigt sich aber mit dem Nutzen der Flechten und Capitel 11 giebt Rathscliläge über Einsammlung, Cultur und Aufbewahrung der Flechten. Nr. 37. Naturwissenschaftliche Wcx'henschrift. 403 Henri Coupin. L'aquarium d'eau douce et ses habitants. animaux et vegetaux. (r>ibliothi'i|uo des ('oiuiaissancos utiK's.) Mit 'J28 Tcxtfif^iu-L'n J. B. Baillicre v.t fils. Paris 1893. — Pruis }ifh. 4 Fr. Das Buch ist eines diu- geeignetsten für den Aquariiim-Frcuiid. Es lässt i"d>er kaiini eine Frage, die demselben anftanidien künnte, im Stieb. Das Wasser und seine Bebandhing. die AquariiimiiHanzcn, die Jagd fürs Aquarium und der Transport der Tliiere, das Stnduim der Thiere im Aquarium, die cinzehien Aliflirihingen der Tlnerc und dieArten, die für dasSüsswasser-Ac|uarium in Uctracbt konnnen : alb's findet gel)ührendo und faebmännisi-he Berücksichtigung. Oeui Knaben, der Sinn für die Natur hat, kann kein besseres Buch in die Hand gegeben werden, das ihn zu Beobachtungen in der Natur .•mh'itot, aber auch der Erwachsene, (Ut Interesse an der Natur liat, wird das Bncli mit Freuden benutzen. Prof. Dr. H. Ost, Lehrbuch der technischen Chemie. 2. verli. Auli. Mit 'i(lG Text-Alil)iblungen und 6 'I'atVhi. liobort tlppeii- heim (Gusta,v Schmidt). Berlin 1893. — Phms 12 M. Erst 1890 erschien die 1. Aufl. dieses treffliclien Compendinnis (vergl. „Naturw. Wochensehr." Bd. VI, S. 103) und jetzt liegt schon eim> neue vor. Die ganze Anhige ist dieselbe geblieben wie die der 1. Aufl. (vergl. unser frülieres Referat). Das Buch ist aber von 680 auf 712 Seiten angewachsen und bringt eine Text- abbild, und 2 Tafeln mehr. Inhaltlich sind viele und stellenweise wesentliche Verbesserungen zu bemerken. Neu sind die Ab- schnitte: Rauchloses Pulver und Zündhölzer. Zahlreiche Unter- stützungen aus Fachkreisen sind dem I[(>rrn Verf. zur Seite ge- wesen. Das Buch ist das Beste seiner Art; wir zweifeln niclit daran, dass es — wie einst Wagner's Technohigie — ein stan- ding-work wird. Nicht nur als Lehrbuch für Studirende, sondern durch das sorgfältige Register als Nach.schlagebuch ist es für die W(dtesten Kreise und zwar nicht allein der Praxis von holiem Worth. Prof. Dr. Carl Neumann, Beiträge zu einzelnen Theilen der mathematischen Physik, insbesondere der Elektrodynandk und Ilydroilynamik, Kh'ktrnstatik und magnetischen Induction. Mit Textfiguren. B. (.!. Teubner. Leijjzig 1893. — Preis 10 M. Das vorliegende Werk besteht aus eiiu'r Reihe unter ein- ander nur lose zusammenhängender Kapitel, deren gemeinsames Band die Beziehung zur mathematischen l'heorie der Elektricitiit ist. Nach des Verfassers Meinung wird man in der Lehre von der Elektricität ebenso wenig, wie in der Wärmelehre die volle Erklärung auf Gruiut bloss mechanischer Principieu jemals er- bringen können, vielmehr werden hier s])eeifisch elektrische Prin- cipieu, wie dort thermische, zunächst zu suchen sein. Die Auffindung jenerelektrischen (.Irundprincipien wird aber naturgemäss erleichtert werden, wenn zuvörderst die Consequenzen bereits constatirter Gesetze, wie derer von Coulomb, Poissoii, Ampere und F. Neu- niann, einem gründliehen Studium unterworfen werden. Solchem Studium ist nun das vorliegende Werk gewidmet. Im ersten Kapitel werden mathematische Hilfssätz(^ abgeleitet, das zweite beschäftigt sich mit der Elektrodynamik, das dritte und vierte mit Flächenströuien und das fünfte mit Strömen im Innern und ander Oberfläche von Körpern. Alsdann werden in zwei Ka- )>iteln Gesetze der Hydrodynamik besproclu'n, um dii^ von Kirch- liofl' entdeckten Analogieen zwischen hydrodynamisclien und elek- trodynamischen Erscheiiuingen näher beleuchten zu können, was im acht<'n Kapitel geschieht. Neumann konnnt dabei zu dem be- merkenswerthen Resultat, dass diese innnerhin sehr interessanten Analogieen tiefere Gründe nicht haben urjd nicht etwa für einen noch weiter zu erforschemlen gemeinschaftlichen Boden der beidi>n Disciplinen sprechen. — Die letzten beiden Kajdtel Ijeschäftigen sich mit den Gesetzi-n der Elektrostatik und des iuducirten Ma- gnetismus. Endlicdi handelt ein rein mathematischer Anlunig noch von der Verwandlung eines gegebenen Raumes in einen einfach zusammenhängenden. Koerber. A.mann, Apoth. J., Contributious a la tlore bryologique de la Suisse. Bern. 0,(50 M. Beck V. Mannagetta, Cust. Privatdoc. Dr. Günther Kitter, Flora von Nieder-t )esterr<'ich. Wien. 45 M. Boettger, Prof. Dr. O., Katalog der Batracliier-Sammlung im Museum der Senekenbergischen naturforschenden Gesellscliaft. Frankfurt a. M. 1 M. Bohl, Piers., Uebcr die Darstellung von Functionen c. Variabcln durch trigonometrische Reihen mit mehreren e. Variabein pro- ])ortiotialiMi Argumenten. Jurjew (Dorp.-it). 1,20 M. Bukowski, Gejza v., Die levantinische Mollu.skenfauna der Insel Rhodus, Wien. 4 M. Christ, H., Les differentes formes de Polystichum aculeatuui (L. sub Polypodio), leur groupement et leur dispersion y com- ])ris les Varietes exotiques. Bern. 0,()() M. Dalla Torre, Prof. Dr. C. G. de, Catalogus Hymenoptei-onun hujusque desc-ript(.irum systematicus et svnonvmicus. Cvni|jidae. Le'ipzig. i; M. Eder, Dr. Jos. Maria, u. Ed. Valenta, Ueber das Emissions- Spectrum di's Kohlenstoffes und Silieiums. Wien. 2 M. Elten, Max, Zur Kenntniss der basischen Metallsulhte. Tü- bingen. 1,40 M. Gallasch, Hans, Die Grundlagen der Algebra im Kant'schen Sinne. Wien. 1,20 M. Gassner, Fachlehr. Gust. Adf., Das Pflanzen- und Thierleben der Umgegend ( iiiiundcns. (imunden. 1 M. Ginzel, F. K., Untersuchungen über die Bahn des Olbers'schen Cometen. Berlin. 2 M. Glieb, Dr. Jos., Kölreuters's vorliiuflge Nachricht von einigen das Gescddecht der PHanzeri betrefl'enden Versuchen und Beob- aiditungen. L(dpzig. 4 M. Handbuch der a:norganischen Chemie. Stuttgajt III. Bd. 45 M. Hammer, E., Zeitbestimmung (Uhr-Kontrole) ohne Instrumente durcli Benützung der Ergebnisse einer Landesvermessung. Stutt- gart. 2 M. Heermeyer, Ed., Histologische Untersuchungen einiger bis jetzt wenig Ijekaiinter Rinden, .lurjew (Dorpat). 1,80 M. Heller, Cust. Dr. K. M., Zygopiden-.Studien mit besonderer Be- rücksiclitigiiiig der (Gattung Mecopus. Berlin. 8 M. Humboldt, Alex. v. u. J. F. Gay Lussac, Das Voluuigesetz gas- förmiger ^'erbindungen. Leipzig. UfiO M. Jäggi, Prof., Der Ranunculus bellidillorus des Job. Gessner. Bern. 1 M. Janson, Dr. Otto, Versuch einer Uebersicht über die Rotatorien- F.iinilic» der l'liiloilinaeen. Bremen. 1.20 M. Karagiannides, Dr. A., Die nichteuklidiscdie Geometrie yom Alter- tliuüi bi> zur ( li'genw art. Berlin. 1,60 M. Kayser, Prof. Dr. Eman., Lehrbuch der Geologie für Studiri'ude und zum Selbstunterricht. .Stuttgart. 29 M. Kayser, H. u. C. Runge, Prof., Die Disiiersion der Luft. Berlin. 1,.JU M Korschelt, E., u. K. Heider, Piof., Lehrbuch der vergleichenden Entwickelungsgescbichte der Wirbellosen Thiere. Jena. 14 M. Kraflft-Ebing, B. v.. Hypnotische Exi)erimente. Stuttgart. 1 20 M. Kükenthal, Dr Willy, Vergleichend-anatomische und ontwicke- lungsgesidiichtliche IJntersuchungen an Walthieren. Jena. 40 M. Kurella, Dr. H., Naturgeschichte des Verbrechers. Stuttgart. 7 M. Lietz, Alex., Ueber die Vertheilung des Phosphors in einzelnen Pilzen unter Berücksichtigung der Frage nach dem Lecithin- gehalt ders.'lbeu. Jurjew '(Dcirpat). 1 M. Mayer, Rob., Klei]ieri' Schriften und Briefe. Stuttgart. 10 M. Meyerhoflfer, Dr. W., FJie Phasenregel und ihre Anwendungen. Wien. 1,.0() M. Möbius, M., Heber den Habitus der Pflanzen. Heidelberg. 0,60 M. Pietsch, Friedr. Max, Die Vegetationsverhältnisse der Phaue- rugamen-Flora von Gera. Halle. 1,50 M. Retzius, Prof. Dr. Gust., Biologische Untersuchungen. Stock- holm. o(! AI, Schmidt, Archidiac. Adf., Atlas der Diatomaceen-Kund(!. Leii)zig. ö M. - - i ^ Schwalbe, Rect. Prof. Dr. G., Ueber einige Probleme der physischen Antliropologie. Strassburg i./E. 0,60 M. Sokolow, N., Die untertertiäreu Ablagerungen Südrusslands. St. Petersburg. 13,50 M. Spezialkarte, Gi'ologisehe, des Königreichs Sachsen. 1 : 2.5,000. 6i:!. Dresden. — 70 Schirgiswalde-Sciduckenau. Leii)zig. 3 M. Stolz, Prof. Dr. Otto, Grundzüge der Dift'erential- und Integral- leiduiung. Leipzig. 8 M. Vogel. H. C, Ueber den neuen Stern im Fuhrmann. Berlin. 3,50 M. Wiedemann, Eilh., u. Herm. Ebert, Pliysikalisches Praktikum mit besonderer Berücksichtigung der physikalisch-chemischen Methoden. 2. Aufl. Braunscliweig. 10 M. Wiedersheim, Prof. Dir. Dr. Rob., Grundriss der vergleiclienden Anatomie der Wirlielthiere. 3. Aufl. Jena. 18 .M. Inhalt: Neuere Untersuchungen über das diluviale Torflager bei Klinge unweit Kottbus. (iMit Abbild.) — Geschlechtsreife Larven. — E. Jahns: Vorkomnum von BetaTu und Cholin im Wurmsamen. — C. Liebermaini: Ueber eine neue Synthese der x\lloziunnt- säure. — Das Vcrb.alten der Zeolithe beim Erwärmen. — Ueber eine neue Metliode, grosse mikroskopischePräparate bei geringer Vergrösserung photographisch darzustellen. (Mit Abbild.) — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Alph. de Caudolle: Darwin, sein Leben und seine Bedeutung. — Dr. Günther Ritter Beck von Mannagetta: FLu-a von Nieder-Oesterreich. — H. Buschbauui: Flora des Regierungsbezirks Osnabrück und seiner nächsten Begrenzung. — A. Acloque: Les Lichens. — Henri Coupin: L'ac^uarium d'eau douce et ses habitants, animaux et vegetaux. — Prof. Dr. H. Ost: Lehrbucl Chi Prof. Dr. Carl Neum.iun: Beiträge zu einzelnen Thelleu der uiatliematischen Physik rbuch der technischen Liste. 404 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 37. ^efxnij. 5'ür einen ctfjiifu'iiien .Ünabcn, iJor im Seifte bcr (^cfetlfdiaft für ct()ifcl)c .Üulhir crjogcn iinb auf ben S^cfnd) einer .focOfcfiiile uorbcreitet loerben foH, luirb Sinfnatjnte in eine gebilbcte gnnülie ober — nidjt ju grofie — 3inftalt gefudit. Slncrbictuncjen mit ScfaitntgaBc bev SBebingungen luerbeit an bie Sjpcbitiort biefe-S Slatteg mit bcm Semcrfen erbeten, baf; ber Sater in Jjnbien luobnt, nnb ber Sriefiuedifel babct etiooä langwierig fein loirb. Carl Zeiss, — ■ Optische W^erkstätte. -— ]>l!ilii*osli:ope und Mikrophotographisclie Apparate ei'stei- C^ualität, in vollständigeren und einfacheren Zusammenstellungen, niustrirter Katalog gratis und franco. In Ferd. 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Preis i/e/ieftet 50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Hierzu eine Beilage von der Verlagsbuchhandlung Bibliographisches Institut in Leipzig betreffend: „Meyers Konversations-LexikOM, .5. Auflage," die wir hiermit besonderer Beachtung ein|ifehlen. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 44, für den Inseratentlieil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmiers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Drnck: G. Bernstein, Berlin SW. 12 ^^ Redaktion: Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. Abonnement : Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 4.— Bringegeld bei der Post 15 -4 extra. Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 -A. Grössere Aufträge enl - sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Ahdrnck ist nnr mit volli^tändiger ({nellenangabe gestattet. Sonnenstich und Hitzschlag. Von Dr. Karl L. Schaefer. In j'edem Sommer, besonders zur Zeit der Trnppen- nianöver, hiirt man, dass bald bicr bald dort Ofiiciere lind Mannschaften vom Hitzschlag befallen und ihm zum Theil erlegen sind. Man hat gewiss mit Berechtigung Hitzschlag und Sonnenstich geradezu als eine Militärkrank- heit bezeichnet. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass beides nicht auch in anderen Ständen und bei anderen Gelegenheiten voikäme. Auch die Bedienungsmannschaften, vor Allem die Feuerleute unserer Kriegsschitfe und Ocean- dampfer sind, wenn sie nicht von einem vorsichtigen Capitän und einem aufmerksamen Scliiflfsarzt davor be- wahrt werden, öfter der (iefahr des Hitzschlages ausge- setzt. Bei dem unerfahrenen Touristen, der trotz ^Müdigkeit undSonnengluth vorwärts strebt, stellen sich zuweilen wenig- stens die leichteren Anfangssymptome des Hitzschlages und Sonnenstiches zusammen ein; die des letzeren allein treten gelegentlich bei dem Parforceschwimmer, welcher den un- bedeckten Kopf den blendenden und sengenden Sonnen- strahlen darbietet, auf. Ein Opfer des echten Sonnenstichs aber wird der Wanderer, der bei windstiller Luft am Strassengraben einschläft und sich stundenlang die heisse Mittagssonne auf den ungeschützten Kopf scheinen lässt. Aeussert sich schon die längere Einwirkung der Licht- und AVärmestrahlen auf die Haut von Menschen, besonders Damen mit zartem Teint als eine leichte Entzündung, durch Röthung, Brennen und spätere Abschilferung cha- rakterisirt, so ist die stetig zunehmende Erhitzung der behaarten Schädeldecke von noch weit schlimmeren Folgen begleitet. Durch einfache Contaetwirkung theilt sich die- selbe nämlich dem Innern des Schädels, dem Gehirn und seinen Häuten mit. Wie überall, so ist auch hier zunächst eine Erweiterung der Blutgefässe ein uothwendiger Effect der Erwärmung, und das um so leichter, wenn, wie ge- wöhnlich in diesen Fällen, der ähnlich wirkende Alkohol schon vorgearbeitet hat. Die Erweiterung der Blutgefässe ist aber der Anfang einer Entzündung, in diesem Falle also einer Gehirnhaut-Entzündung, und in typisch ausge- sprochenen Füllen von Sonnenstich lassen denn auch die höheren Grade der Gehiruentzündung. mit ihren Symp- tomen, Benommenheit oder Delirien, Krämpfen und tödt- licher Lähmung der Ganglienzellen, nicht lange auf sich warten. Glü-^-klicherweise ist der Sonnenstich weit seltener als der Hitzschlag, der deswegen auch von jeher im Vorder- grunde des Interesses gestanden hat. Nichtsdestoweniger war sein Wesen lange in Dunkel gehüllt. Mau theoreti- sirte von einer Eindickung des Blutes durch den Wasser- verlust bei der Transpiration oder machte ziemlich kritik- los einfach die Uebcranstrengung für die Krankheit ver- antwortlich. Dank der physiologischen Schulung unserer jetzigen Militärärzte haben die letzten Decennien Auf- klärung über die Entstehung und Bedeutung des Hitz- schlages gebracht. Er ist nichts anderes als ein acutes Fieber von zuweilen ausserordentlicher Höhe. Für gewöhnlich lebt ja der Mensch im Wärmegleich- gewicht, das heisst, wir haben eine Körpertemperatur von etwas über 37° C, in der Axelhöhlc gemessen, und werden durch complicirtc, theils automatische, theils re- flectorische Vorgänge in unserem Körper vor jedem üeber- schuss und jedem Deficit geschützt. Gegenüber dem uns hier allein intercssirenden Wärmeüberschuss, der durch kräftige und anhaltende Muskelarbeit, wie sie beispiels- weise ein in feldniarschmässiger Ausrüstung marsehirender Soldat zu leisten hat, geliefert wird, stehen uns folgende Schutzmittel zu Gebote. Zunächst erweitern sich die feinsten Blutgefässe, die Capillaren, der Haut. Dadurch gelangt eine grössere Menge Blutes unmittelbar an die Körperoberfläche und tiiidet hier Gelegenheit zur Wärme- abgabe an die umgebende kühlere Luft. Alsdann be- ginnen aber auch die Schweissdrüsen zu secerniren; der Schweiss verdunstet und die Wärme, welche bei dieser Verdunstung verbraucht wird, wird dem Körper entzogen. 406 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. ß8 Hat jedoch diese bedeutend abkühlende Verdunstung- eine Weile g-edauert, so ist die den Körper umschliessende Luftschicht zwischen Haut und Kleidung mit Wasserdanipf gesättigt und deshalb nicht mehr im Stande, weitereu Wasserdanipf aufzunehmen. DieÖch weiss Verdunstung stockt, mit ihr die Abkühlung und Avir sehen uns genöthigt, un- .sere Kleidung zu lockern, um anderer, trocknerer Luft den Zutritt zur Haut zu ermüglichcn. Dabei wird ein massiger Luftzug angenehm emjifunden, denn er beschleunigt den Wechsel zwischen körperwarmer, feuchter und kühlerer, trockener Luft in der nächsten Umgebung unserer Haut. Von diesen Httlfsmitteln gegen eine Ueberhitzung der inneren Organe kann nun der marschirende Soldat nicht innucr Gebrauch machen. Die dicken und vorwiegend dunklen Uniformstücke brauchen nur kurze Zeit den di- recten Sonnenstrahlen ausgesetzt zu sein, um eine Tempe- ratur anzunehmen, die die Körperwärme erheblich über- schreitet. Alsdann kann von einer Wärmeabgabe natür- lich nicht mehr die Kede sein, und auch die dem In- fanteristen vorschriftsmässig gestatteten Erleichterungen ermöglichen diese nur in ganz ungenügendem Maasse, wenn Windstille herrscht und die Luft verhältuissmässig feucht ist. Unter solchen Umständen sind die Truppen schon nach kurzer Marschzeit geradezu von einer Hülle von Wasserdampf umgeben, die eine weitere Schweiss- verdunstung verhindert und die Mannschaften fortwährend begleitet. Dauert inzwischen die Wärmezufuhr fort, so muss sich demnach die Körpertemperatur fortwährend er- höhen. Sie steigt auf 39°, 40° und darüber, und nun beginnt der schädigende Einfluss auf das Centralncrven- system. Wie immer, erlahmen zunächst die eomplicirteren geistigen Vorgänge; das Interesse an Gesang, Unterhal- tung und Umgebung hört auf und die seelische Thätigkeit beschränkt sich auf die eigenen körperlichen Leistungen. Allmählich wird das Fortbewegen des Körpers immer schwerer, Willenskraft und Muskelinnervation lassen nach, die Sinnesorgane beginnen ihre Thätigkeit einzustellen, und die Hirnrinde fängt an auf die Erhitzung mit Hallucina- tioneu zu reagii-en. In der Regel machen alsdann auch sehr bald Bewusstlosigkeit mit oder ohne Convulsionen dem Weitermarsch ein Ende. In diesem Stadium, das übrigens zuweilen auffal- lend schnell und intensiv eintritt, ist das Leben äusserst bedroht und die Hirnfunction so schwer geschädigt, dass oft später nach scheinbarer Wiederherstellung doch noch der Tod eintritt. Es ist daher nunmehr schleunige Wärme- entziehung geboten. Man pHegt zu diesem Zweck den Erkrankten mit kaltem Wasser zu begiessen und ihm Kälte auf den Kopf zu apphciren. Allein man hat hier- bei oft genug Verschlimmerungen gesehen, und dies ist auch theoretisch wohl verständlich. Die Kälte zieht näm- lich die Hautgefässe energisch zusammen; das Blut wird also nach dem Innern zurückgedrängt und kann seine Wärme nun erst recht nicht abgeben. Ausserdem wird aber auf diese Weise dem schon sehr geschwächten Herz- muskel auch noch das liiudurchtreibeu des Blutes durch die (Tcfässe bedeutend erschwert, denn die contrahirten Capillaren setzen natürlich dem Blutstrom einen beträcht- lichen Widerstand entgegen. Es werden daher neuerdings lauwarme protrahirte Bäder gegen die Symptome des Hitzschlages empfohlen. Diese sind indessen nicht über- all sofort zu haben, und auf Manövermärschen ist das Wasser wohl überhaupt selten sogleich in genügender Menge zu beschaffen. Es dürfte daher auch hier die Prophylaxis, die Verhütung des Uebels, das sicherste und beste Mittel sein. Wie wohl aus dem Vorstehenden zur Genüge hervor- geht, verfällt man dem Hitzschlag weder in Folge einer körperlichen „Schlap])heit" noch einer moralischen Wider- standsschwäche gegenüber körperlichen Strapazen. Mit demselben Rechte könnte man einem durch Kohlendunst Erstickten „Schlappheit" seiner Athemmuskeln nachsagen! Der Hitzschlag entsteht aus äusseren, vom menschlichen Körper nicht compensirbareu physikalischen Schädlich- keiten, und es kann daher nicht dringend genug davor gewarnt werden, die ersten leichten, aber unverkennbaren Symptome aus falschem Ehrgeiz zu vernachlässigen und trotzdem den Weitermarsch forciren zu wollen. Die Cholera in Deutschland während des Winters 1892 bis 1893. Wörtliche Auszüge aus einem Artikel von Prof. R. Koch in der Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten. Bereits früher habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass die Cholera bei ihren Ausbrüchen zwei ganz ver- schiedene Typen zeigt. Der eine besteht in einem ex- plosionsartigen Verlaufe. Die graphische Darstellung eines solchen Ausbruchs giebt eine Curve mit steil ansteigendem, hoch hinaufgehenden ersten Schenkel und fast ebenso steil abfallendem zweiten Schenkel. Der zweite Typus erscheint, gra]>hisch, dargestellt dagegen wie eine nur wenig über die Grundlinie sich erhebende Curve. Ham- burg zeigt diese beiden Typen in seinen letzten Epide- mieen in einer geradezu extremen Form. Die Curve der Sommerepidemie erseheint wie ein sehr hohes und spitzes Dreieck mit ganz schmaler Basis, die Curve der Nachepidemie erhebt sieh so wenig über die Basis hinaus, dass sie mit letzterer fast zusammenfällt. Der erste Typus kommt dadurch zu Stande, dass der Infectionsstoff auf einmal und gleichmässig über den be- fallenen Ort ausgestreut wird. Es muss dann eine Epi- demie entstehen, welche explosionsartig verläuft und in graphischer Darstellung eine um so höhere und steilere Curve bildet, je grösser die Menge des gleichsam ausgesäten Infectionsstoffes war. Bedingung für diesen Typus der Epidemie ist aber, dass die örtliche Verthei- lung der Erkrankungsfälle eine einigermaassen gleich- massige ist und dass die einzelnen Fälle keinen unmittel- baren Zusanmienliang untereinander erkennen lassen. Allerdings darf man sich, selbst wenn dieser Typus am reinsten auftritt, die Vertheilung nicht zu gleichmässig und zu schematisch vorstellen. Denn die Aussaat wird wohl kaum jemals eine ganz gleichmässige sein und auch der Boden, auf welchen sie fällt, ist nicht in allen seinen Theilen in gleicher Weise geeignet, den Keim zur Ent- wickelung zu bringen. Es werden individuelle Disposition, Reinlichkeit, Ernährung, Bevölkerungsdichtigkeit, mancher- lei Lebensgewohnheiten u. s. w. einen nicht zu unter- schätzenden Einfluss ausüben. Eine gleichmässige Aus- saat, wie sie bei diesem Typus vorausgesetzt wird, kann nur durch etwas zu Stande kommen, was auf alle oder doch die meisten Bewohner eines Ortes zu gleicher Zeit wirken kann, wie Luft, Wasser, Boden, Nahrungsmittel. Aber weder Luft noch Boden, noch Nahrungsmittel konnten bisher als Vermittler explosionsartiger Cholera-Ausbrüche Nr. 38. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 407 nachgewiesen werden. Auch Insecten, an welche man mit Recht gedacht hat, können hier nicht in Frage konnnen; da Cliolcraexplosionen gar nicht so selten in der kalten .Jahreszeit vorkommen, wo die Uebertragung durch Insecten bestimmt ausgeschlossen ist. Kleinere Gruijpen- erkrankungen mögen durch inficirte Nahrungsmittel wohl vorkommen und es ist auch nicht zu bestreiten, dass In- secten durch Verschleppung des Infectionsstoffes auf Nah- rungsmittel hierbei eine Rolle spielen können; aber die plötzliche Infection ganzer Ortschaften, wie wir sie bei der Cholera so oft erleben, lassen sich auf diese Weise nicht erklären. Es bleibt also nur das Wasser; und das dieses in der That der Träger des Cholerakeimes nicht nur für einzelne Gruppen in der Bevölkerung einer Ort- schaft, sondern für ganze Ortschaften und selbst ganze Städte sein kann, haben frühere Epidemieen und ganz besonders wieder die jetzige an den Choleraausbrüchen in Hamburg, Altona und Nietleben bewiesen. Aber gerade gegen die Annahme, dass der Infectionsstoflf durch das Wasser verschleppt wird, hat mau den Einwand ge- macht, dass die Vertheilung der Krankheit in solchen Epide- mieen eine zu ungleiehmässige gewesen sei; das inficirte Wasser gelange doch in alle Haushaltungen und trotzdem finde man Häuser und ganze Strassen in dem mit solchem Wasser versorgten Gebiet, welche wenig oder gar nicht von Cholera ergriflen wurden; es müssten doch eigentlich, wenn das Wasser die Ursache sei, alle Menschen, welche damit in Berührung kommen, nach einem gewissen Pro- centsatz ergriffen sein. Diese Voraussetzung würde aller- dings dann richtig sein, wenn das Choleragift ein im Wasser aufgelöster, ganz gleichmässig vertheilter Stoff wäre, wenn alle erkrankten Menschen genau gleiche Mengen davon zu sich genommen hätten nnd die Em- pfänglichkeit für das Gift bei allen Menschen gleich gross wäre. Aber wir wissen doch zur Genüge, dass nicht eine einzige dieser Bedingungen zutrifft. Es besteht unzweifel- haft, wie auch ganz besonders von bakteriologischer Seite von jeher ^hervorgehoben ist, eine grosse Verschiedenheit in der individuellen Disposition für Choleraerkrankung. Ferner braucht wohl kaum darauf hingewiesen zu werden, dass die Möglichkeit der Infection durch Wasser für ver- schiedene Menschen eine sehr verschiedene sein muss, je nach ihren Beziehungen zumWasser. Der eine geniesst über- haupt kein Wasser, er kommt nur indirect durch die Ver- wendung des Wassers im Haushalt damit in Berührung und er ist somit der Gefahr der Infection entsprechend weniger ausgesetzt, als ein anderer, welcher das AVasser trinkt. Aber auch in Bezug auf den letzteren wird es nicht gleichgültig sein, ob er viel oder wenig Wasser trinkt, zu welcher Zeit er es trinkt, ob bei leerem oder gefülltem Magen, ob seine Magen- und Darmfunetionen gleichzeitig in Ordnung sind oder nicht, ob Excesse be- gangen u. s. w. Auch die Vertheilung des Infectionsstoffes, d. h. der Cholerabaeterien im Wasser, ist allem An- scheine nach nicht so, wie man vielfach annimmt. Die neuesten bakteriologischen Untersuchungen lassen erkennen, dass die Cholcrabaktcrien vielleicht nur aus- nahmsweise in grösserer Menge im Wasser vorkommen, und es ist deswegen durchaus nicht nothwendig, dass in jedem Tropfen oder in jedem Schluck inficirten Wassers Cholcrabaktcrien enthalten seien. Es ist auch sehr die Frage, ob sie von Anfang an ganz gleichmässig in dem Wasser vertheilt sind oder, wenn sie dies sind, auch bleiben. Man kann sich wohl denken, dass sie ebenso wie andere Bakterien gelegentlich an festen Gegenständen, z. B. der Innenwand einer Rohrleitung, festhaften, was besonders dann der Fall sein wird, wenn die Bewegung des Wassers vorübergehend oder dauernd verlangsamt ist. Sie können dann an der Stelle, wo sie sich festgesetzt haben, zu Grunde geben, nnter günstigeren Verhältnissen sich aber auch vermehren, oder durch stärkere Strömungen wieder losgerissen werden. Ucbcrhaupt muss die ungleich- massige Bewegung des Wassers in einem Leitungsnetz einen erhebliclicn Einfluss auf die Beförderung der Cho- lerabaktcrien ausüben, und es kann allein dadurch schon bewirkt werden, dass in einem Robrstrang viele, in einem anderen Strang wenige Cholerabakterien in die ange- schlossenen Häuser gespült werden. Sind dann zufällig noch diese Häuser von Wohlhaltenden bewohnt, welche in F'olge ihrer Lebensgewohnheiten an und für sich der Cholera wenig Angriffspunkte bieten, dann kann es kom- men, dass ganze Häuserreihen, selbst Strassen von der Krankheit verschont bleiben, ohne dass man berechtigt wäre, daraus einen Beweis gegen die Annahme der Wasser- infection abzuleiten. Der zweite Typus der Cholera unterscheidet sieh von dem ersten nicht allein durch die Gestalt der Curve, son- dern auch durcii einige andere charakteristische Eigen- schaften. Die Vertlieilung der einzelnen Fälle ist bei dem- selben keine glcichmässige; es bilden sieh in ganz ausgesprochener Weise Herde, an denen sich die Krank- heit einnistet. An einem solchen Herde entstehen auch nicht plötzlich viele Fälle, sondern sie folgen einander, bilden gewissermaasscn Ketten und es lässt sich sehr oft ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen des Herdes ermitteln. Es erkrankt z. B. zuerst ein von auswärts gekommener Mensch, nach wenigen Tagen das eine oder andere Mitglied der Familie, in welcher der Erkrankte verpflegt wurde, dann rasch hinter- einander, oft aber auch in längeren Pausen, weitere An- gehörige der Familie, Bewohner desselben Hauses, Nach- barn, Menschen, welche in dem verseuchten Hause ver- kehren u. s. w. Von dem ersten Herde kömnen durch Verschleppung neue Herde in anderen Stadttheilen, in be- nachbarten Orten ausgehen, in denen wiederum ketten- förmig aneinandergereihte Fälle eine mehr oder weniger grosse Gruppenerkrankung ausmachen. Auch hier darf man nicht verlangen, dass in der Kette der Erkrankungen jedes einzelne Glied deutlich erkennbar sein muss. Es ist unmöglich den Verkehr der Menschen untereinander l>is in seine feinsten Fäden blosszulegen und jede Person herauszufinden, die mit einem Cholerakranken direct oder indirect in Berührung gekommen ist. Würden die einzelnen Cholerafälle von vornherein so schwer ver- laufen, dass sie sämmtlich zur ärztlichen Kenntniss kom- men müssten, würde die Ansteckungsfähigkeit der Cholera- kranken mit der Ueberstehung des Choleraanfalles beendigt sein und geschähe die Ansteckung nur durch unmittel- baren Contact, dann würden allerdings trotz der verwickelten Beziehungen des Verkehrs mit Hülfe der bakteriologischen Diagnose mit nur wenigen Ausnahmen die einzelnen Kettenglieder herauszufinden sein. Aber wir wissen jetzt, dass unter den Cholerainficirten neben schweren auch Erkrankungen so leichten Grades vorkommen, dass sie in der Regel unerkannt bleiben; wir wissen ferner, dass der eigentliche Choleraanfall nur den am meisten in die Augen fallenden Theil der Erkrankung bildet, und dass sowohl vor als nach demselben der In- fectionsstoff in den Ausleerungen der Kranken enthalten sein kann, also zu einer Zeit, wo diese Menschen für den Verkehr noch nicht verdächtig oder schon wieder als un- verdächtig gelten. Schliesslich kommt noch in Betracht, dass die Uebertragung durchaus nicht immer unmittelbar von dem Cliolerakranken ausgeht, sondern viel häufiger noch durch Wäsche, Kleider, Betten, Nahrungsmittel, In- secten u. s. w. auf indirectem Wege zu Stande kommt. Wenn man dies Alles berücksichtigt, dann wird man es gewiss erklärlieh finden, dass zwar in einer dünn gesäten 408 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38. Bevölkerung auf dem Lande mit wenig complicirten Ver- kchrsverhältnisscu der Zusammenhang zwischen den ein- zelnen Fällen noch ziemlich vollständig gefunden wird, dass es aber in grösseren Städten nur hin und wieder ge- lingt, die Zusammengehörigkeit der Glieder einer solchen vielfach verschlungenen, oft auch in Verästelungen aus- laufenden Kette zu ermitteln. Ganz besonders wird der Ucberblick über diese Art der Choleraverbreitung dadurch erschwert, dass sie sich fast ausschliesslich auf die un- tersten dicht zusammengedrängten und fortwährend fluc- tuirenden Schichten der IJevülkerung beschränkt, und nur hier und da einmal auf die besser Situirten übergreift. Und doch lässt sich dieser Typus der Cholera ziemlich leicht an der tleckwcisen, herdförmigen Gru])pirnng der Cholerafälle erkennen. Bei sorgfältigem Nachforschen findet man in solchen Fällen regelmässig Choleranester, in denen die Einschleppung und das weitere schrittweise Umsichgreifen deutlich hervortritt. Es würde nun aber irrig sein, anzunehmen, dass die Cholera inmier nur den einen oder den anderen der beiden Typen einhalten muss; denn es liegt doch auf der Hand, dass beide miteinander combinirt sein können, oft genug sogar combinirt sein müssen. So wird namentlich der erste Typus, welcher meistens Anfangs rein auftritt, sich im weiteren Verlaufe mit dem zweiten Typus combiniren und schliesslich ganz in denselben übergehen. Auch kommt es vor, dass die Ortsepidemie mit dem zweiten Tj'pus beginnt, bis der Infectionsstotf zufällig seinen Weg in das Wasser findet und dann je nach der Art der Wasserversorgung kleine umschriebene Esplosionen be- wirkt, oder einen ganzen Bezirk, unter Umständen auch den ganzen Ort plötzlich inticirt. Auch das darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Ge- stalt der Choleracurve allein nicht ausschlaggebend für den einen oder anderen Typus ist. Es kann die Curve sehr niedrig bleiben und doch eine Wasserepidemie vor- liegen; wenn nämlich die Aussaat der Cholerabakterien durch das Wasser nur eine sehr dünne ist. Andererseits ist auch nicht ausgeschlossen, dass viele und fast gleich- zeitig entstandene Herde der Curve eine Gestalt geben können, welche sich derjenigen des ersten Typus mehr oder weniger nähert, so dass der zweite Typus die äussere Form des ersten Typus annehmen kann. Man darf eben bei der Beurtheilung von Choleraepidemiecn, wenn man Irrtliümcr veiineiden will, nicht in das Schematisiren ver- fallen, sondern muss jede einzelne Ortsepidemie für sich untersuchen, um entscheiden zu können, wie viel davon dem einen oder dem anderen Typus angehört. Die jetzige Epidemie hat uns in dieser Beziehung ausserordentlich lehrreiche Beispiele geliefert. So gehörte die Hamburger Sommerepidemie in ihrem ersten Theile ausschliesslich dem ersten Typus an. Von Anfang an waren die Erkrankungen ohne Zusammenhang und wiesen zuerst auf den Hafen als einzige Infections- quelle hin. Wegen der J5eziehungen der Wasserver- sorgung Hamburgs zur Elbe und indirect zum Hafen niusste schon damals eine allgemeine Explosion befürch- tet werden, welche leider auch nicht ausgeblieben ist. Gegen Ende ging dann die Epidemie in den zweiten Typus über. Die Hamburger Winterepidemie dagegen hat sich während ihrer ganzen Dauer fast rein in der Form des zweiten Typus gehalten. Sie hatte von vornherein die Neigung zur Herdbildung. Einer dieser Herde hatte seinen Sitz in der Neustadt, ein zweiter im Stadttheil St. Georg und der dritte in der Vorstadt St. Pauli. Ol) alle drei Herde in Zusannnenliang stehen, hat sich nicht ermitteln lassen. Es ist alter auch nicht wahrscheinlich, dass dies der Fall gewesen und dass die Krankheit etwa von dem ersten Herd in der Neustadt nach St. Georg und St. Pauli verschleppt ist. Es hat vielmehr den Anschein, dass die beiden ersten aus un- entdeckt gebliebenen Nachzüglern der Sommerepidemie hervorgegangen sind. Die Sommerepidemie war, wie bereits früher angegeben ist, am 23. Oktober beendet. Aber am 9. und 11. November wurden noch Fälle von echter Cholera constatirt und diese werden wohl nicht die einzigen gewesen sein. Wenn also am 6. December die Nachepideniie ihren Anfang nahm, so war kein grösserer Zwischenraum zwischen den beiden Hamburger E])idenneen als höchstens vier Wochen, und da ist es wohl nicht nothwendig, an eine neue Einschlej)ituug zu denken. Ich wüsste auch nicht, woher die Cholera ein- geschleppt sein sollte, da sie zu jener Zeit überall er- loschen war. Ob die Erkrankungen in St. Pauli als Herd zu be- zeichnen sind, kann bezweifelt werden. Einige von ihnen sind höchst wahrscheinlich auf Altona zurückzuführen, andere stehen möglicher Weise mit dem Herd in der Neu- stadt in Beziehung, so dass nur sehr wenig übrig bleibt. Sehr charakteristisch ist für die Nachepidemie, dass die Erkrankten ausnahmslos den untersten Volksschichten angehrirten. Es waren zum Theil arbeits- und obdachlose Menschen, Alkoholiker, welche in Bettlerherbcrgen und Branntweinschänkcn hausten; umherziehende lläniller, welche Streichhölzer, Wurst oder dergleichen verkauften und durch ihr Gewerbe ebenfalls in jene Localc geführt wurden; einzelne Matrosen, Hafenarbeiter, Polizei- gefangene n. s. w. ]\Iit Ausnahme von acht Fällen Hessen sich überall Beziehungen zu solchen Personen nachweisen, welche vorher an Cholera erkrankt waren und von denen sie direct oder indirect inficirt sein koimten. Dieser Nach- weis ist allerdings nur der überaus gründlichen Unter- suchung zu verdanken, welche die Sanitätspolizei auf jeden einzelnen Fall verwendet hat. Eine oberflächliche Untersuchung, wie sie früher unter ähnliehen Verbältnissen üblicli war, hätte den Zusammenhang gewiss niclit heraus- gefunden, und es wäre zu den vielen scheinbaren Cholera- räthseln aus früheren Zeiten ein neues hinzugekonnnen. Irgend eine gemeinsame Ursache, wie Einfluss des Bodens, Wassers oder dergleichen konnte während dieser Epidemie mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Die Wasserleitung konnte nicht in Frage kommen, da der Cholerabezirk sich nicht wie im Sommer mit dem Bereich der Wasserleitung deckte. Der Boden hätte insofern ver- dächtig erscheinen können, als die Krankheit mit einzelnen Localitäten verknüpft war. Doch konnte auch hierbei niclit der Ort das Maassgebende sein, sondern die auf demselben befindlichen Menschen, weil immer sofort nach Entfernung der Kranken und Verdächtigen die Krankheit aufhörte. Hätte das inficirendc Agens an der Localität gehaftet, dann hätten trotz der Beseitigung der inficirteu Menschen weitere Erkrankungen unter den ungehindert in den betreffenden Häusern Verkehrenden vorkommen müssen. Es bleilit also nur übrig, an Uebertragung von Mensch zu Mensch zu denken. Für diese Auffassung spricht auch entschieden die kettenförmige Verbindung der meisten Fälle. Dabei ist aber innner wieder daran zu erinnern, dass die Cholerainfection sich ganz anders verhält, wie diejenige von Pocken, Masern u. s. w., bei denen schon der einfache Contact oder selbst der vorüber- gehende Aufenthalt in den Krankenräumen genügt, um die lufcction zu Stande kommen zu lassen. Eine solche unmittelbare Uebertragung tritt nur gelegentlich auf und ist wohl nur da anzunehmen, wo in einer Familie hinter- einander mehrere Cholerafälle entstehen, welche durch eine dem lucubationsstadium entsprechende Zeit von ein- ander getrennt sind. Etwas dem Entsprechendes ist auch Nr. 38. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 4011 in der Hamburger Nachepideniie vori;-ekonnHen, indem in zwei Familien je vier Personen an Cholera erkrankten. Im üebrigen scheint die Infeetion immer eine indirecte gewesen v.n sein, ohne dass sich erkennen liess, auf welchem Umwege der Infectionsstofif von dem einen Menschen zum andern gelangt war. Dies Verhalten der Cholera erinnert ganz an das auf Auswanderer-, Pilger- und Truppcntransportsehiffen Beobachtete, auf denen unter den dicht zusammengedrängten und in schlechten sanitären Vcrliältnisscn betindlichcn Menschen die Krankheit wochen- lang in lose aneinander gcreiliten Fällen sich hinzog. Eins der am meisten charakteristischen Beispiele dieser Art ist die Choleraepidemie auf dem italienischen Aus- wandererschiffe Matteo Bruzzo. Wenn das Wasser in der Nachepidemie anch nicht als gemeinsam wirkender Factor zur Geltung gckonmien ist, so hat es doch seinen mächtigen Einfluss auf die Cholera Verbreitung nicht ganz verleugnen können; denn liei dem Ausbruch der Cholera nnter den Mannschaften von zwei Schitfen, welche im Hamburger Hafen lagen, ist es unzweifelhaft betlieiligt gewesen. Das erste dieser lieiden Schiffe war der spanische Dami)fer Murciano, welcher Anfangs am Asiaquai in der Nähe eines Closets lag, das von einem an Cholera er- krankten Hamburger Arbeiter benutzt sein soll. Am 8. Januar mussten zwei Leute vom i\[urciano als cholera- krank in's Hosjntal geschafft werden; die übrige Mann- schaft wurde darauf evaeuirt, und es fanden sich unter derselben bei genauerer Untersuchung noch vier weitere Cholerafälle. Darauf brachte man den Murciano nach dem Htrandhafen, wo die Desiufection vorgenonunen und die eingefrorenen Closets des Schiffes aufgethaut wurden. An dieser zweiten Stelle lag er neben dem Dampfer Gretchen Bohlen, unter dessen ans Negern bestehender Besatzung am iö. Januar (drei Tage, nachdem der Murciano daneben gelegt war) die Cholera ausbrach. Auch von diesem Schiffe kamen ebenso wie vom Murciano Anfangs zwei schwerkranke Leute in's Krankenbaus und erst bei weiterer Untersuchung wurden noch vier leichte Cholerafälle entdeckt. Als die ersten Fälle auf dem Murciano auftraten, dachte mau zunächst an eine Lifection durch das er- wähnte Closet, und zwar an eine unmittell»are Infeetion durch die Benutzung des Closets. Gegen diese Annahme sprach jedoch der Umstand, dass von den 24 Personen, aus denen die Mannschaft bestand und von denen gar nicht einmal sicher war, dass sie das am Ufer befindliche Closet benutzt hatten, sofort sechs Leute erkrankten, während nnter den zahlreichen am Ufer verkehrenden Hafenarl)eiteru, die ebenfalls auf das Closet angewiesen waren, sich kein Cholerafall ereignete. Viel wahrschein- licher musste es sein, dass die Lifection nicht direct durch Benutzung des Closets, sondern indirect in der Weise zu Stande gekommen war, dass der Closetinhalt in das Hafen- wasser geflossen und durch dieses, das vielfach im Schiffe zum Trinken und Reinigen gebraucht wurde, die Mannschaft inficirt hatte. Die einzelnen Quais des Ham- burger Hafens haben nämlicli Siele, welche nicht mit dem städtischen Canalisationssystem verbunden sind, sondern jedes für sich am Ende des Quais in den Hafen münden. Alle Schmutzwässer dieser Siele, also auch der Lihalt der zu ihnen gehörigen Spülclosets geht in die Elbe und wird bei Ebbe und Fluth neben den am Quai liegenden Schiffen hin und her geschwemmt. Auf diese Weise konnte auch der Inhalt des fragliclien Spülclosets und etwa in dieses gelangte Choleradejectionen durch Ver- mittelung des Wassers auf ziendich kurzem Wege in das Schiff gelangt sein. Man bat es hier mit ganz denselben Verhältnissen zu thun, welche höchst wahrscheinlich die Choleraepidenne im vorhergehenden Sommer im Hamburger Hafen zum Ausbruch gebracht liaben. Damals war es die Baracke der russischen Auswanderer auf dem Amerikaquai, von welcher aus durch das Siel des Quais ganz ungenügend desintieirte oder, richtiger gesagt, undesinficirte Fäkalien und Schnnitzwässer von der Reinigung beschmutzter Wäsche in den Hafen gelangten. Diese Abgänge waren gar nicht unbedeutend, denn es kamen täglich einige Hundert Auswanderer an, welche sich mehrere Tage in der Baracke aufhalten mussten, bis sie weiter Itefördert werden konnten. Zur Zeit des Choleraausbrnclis befanden sich in Folge dessen durchschnittlich tausend Auswanderer in der Baracke, welche die Unterbrechung ihrer Reise vielfach dazu benutzten, eine Reinigung ihres Vorraths an schmutziger Wäsche und Bekleidungsstücken vor- zunehmen. Gegen die Annahme, dass die russischen Auswanderer die Cholera nach Hamburg gebracht haben, ist eingewendet, dass unter denselben vor dem Ausbruch im Hamburger Hafen keine Cholera vorgekommen sei. Schwere, klinisch unverkennbare Fälle von Cholera sind unter den Auswanderern allerdings nicht lieobaclitet, aber beweist denn das, dass die Auswanderer überhaupt keinen Ciiolera-Infectionsstoff eingeschleppt haben können? Sie kamen zum grossen Theil aus schwer verseuchten Gegen- den, und wer kann da wohl behaupten, dass nicht Leicht- kranke oder Reconvalescenten, welche noch zwei bis drei Wochen lang Cholerakeime in ihren Dejeetionen haben können, darunter gewesen sind, oder dass nicht in den massenhaften mitgeführten Betten, Wäschestücken u. s. w. Choleradejectionen hafteten. So wie die Verhältnisse lagen, wäre es wunderbar gewesen, wenn durch solche Auswanderer kein Choleraiufectionsstoff eingeschleppt und wenn, nachdem er einmal in die Auswandererbaracke und von da in das Siel und von diesem in den Hafen seinen Weg gefunden hatte, die Hafenbevölkerung nicht inficirt wäre. Der Hamburger Hafen mit seinen damaligen Einrichtungen bildete einen ausserordentlich schwachen l'unkt gegenüber der drohenden Cholerainvasion und an diesem musste die Cholera Fuss fassen, wenn ihr durch einen unglücklichen Zufall Gelegenheit dazu geboten wurde. Eine andere Einschleppung der Cholera, etwa vmi französischen Häfen her, hat sich nicht nachweisen lassen, und da bleibt nichts anderes übrig, als den Ans- wandererverkehr zu beschuldigen, welcher, wie gezeigt wurde, überreiche Gelegenheit dazu gel)oten hat. Während man in Betreff des spanischen Dampfers Murciano, wenigstens Anfangs, nocli unentschieden war, ob die Infeetion dem Wasser zuzuschreiben sei, blieb bei dem zweiten Schiffe von vornliercin kein Zweifel darüber. Das Schiff war l)ereits am 5. Januar im Hamburger Hafen angelangt; am 12. Januar wurde der Murciano in die Nähe desselben gebracht, desinficirt und gereinigt und am 15. Januar l)rach die Cholera auf (Tretehen Bohlen aus. Die aus IT Negern bestehende ^Mannschaft war bis dahin cholerafrei gewesen, hatte sonst keine Gelegenheit zur Infeetion gehabt, aber, wie in diesem Falle bestimmt festgestellt ist, reichlich Wasser direct aus der Elbe ge- trunken. Da der Verlauf auf diesem zweiten Schiffe sich genau so verhielt, wie auf dem ersten, so wurde dadurch die Annahme, dass es sich auch auf diesem in der Tliat um eine Wasserinfectiou gehandelt habe, noch sicherer gemacht. In der Hamburger Nachepidemie haben wir es zum ersten Male mit einer Epidemie zu thun, bei welcher die bakteriologische Diagnostik in möglichst vollständiger Weise durchgeführt und jeder Fall als Cholera registrirt ist, bei welchem Cholerabakterien gefunden wurden. Unter diesen Fällen befinden sich nicht nur solche, weiche 410 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38. mau früiier für choleraverdächtig gehalten, sondern auch solche, welche klinisch ganz unbedeutende, selbst gar keine Symptome darboten und nur deswegen untersucht wurden, weil sie mit unzweifelhaften Cholerakranken in Berührung gewesen waren. In dieser Epidemie sind eben zum ersten Male ausser den klinisch Verdächtigen auch die ätiologisch Verdächtigen untersucht, was zu dem so ausserordentlich wichtigen Ergebniss geführt hat, dass auch unter diesen eine gewisse Anzahl von Cholera- Inficirteu sich befinden, welche nur mit Hiüfe der bakterio- logischen Untersuchung als solche herausgefunden werden können. Es steht jetzt die Thatsache fest, dass unter einer Anzahl von Menschen, welche der Cholerainfection aus- gesetzt gewesen sind, die daraus resultirenden Er- krankungen qualitativ die ganze Stufenleiter von den schwersten, schnell tödtlichen, Ijis zu den allerleichtesten, nur noch bakteriologisch nacliwcisbaren Fällen aufweisen können. Auf den beiden erwähnten Choleraschiffeu des Ham- burger Hafens erkrankten je zwei Leute unter Symi)tomeu, welche sie klinisch als choleraverdächtig erscheinen lassen mussten; sie wurden sofort isolirt. Hätte man nun nach Desinfection der Schiffe die übrige Mannschaft, welche ganz gesund zu sein schien, unbehelligt gelassen, dann würden acht Menschen, in deren Dcjcctionen sich Oholera- bakterieu befanden, Gelegenheit gehabt haben, den In- fectionsstoff in der Umgebung des Hamburger Hafens auf's Neue zu verschleppen. Gesetzt den Fall, dass die Schiffsmannschaften nicht Ausländer, sondern Inländer waren und nach der Abmusterung in ihre Heimathsortc reisten, hier vielleicht Anfangs auch noch zur Entwickelung leichter und unerkannt bleibender Fälle Veranlassung gaben, während sie selbst niemals klinisch cholerakrank waren, dann hätte auf solche Weise die Cholera auf weitere Entfernung verschleppt werden können, ohne dass spätere Untersuchungen auch nur den geringsten Anhalt für die Herkunft der Cholera zu ergeben brauchten. Den Erfahrungen, welche in der Hamburger Nach- epidemie gemacht sind, verdanken wir auch das richtige Verständniss für die Ergebnisse der bisher an Menschen gemachten absichtlichen und unabsichtlichen Cholera- Infectionsvcrsuche. Wenn also bei den vereinzelten Laboratoriums-In- fectionen und den nur wenige Personen umfassenden ab- sichtlichen Infectionen*) nur leichte Erkrankungen ent- standen sind, so entspricht dies noch vollkonmien dem, was nach den bisherigen Erfahrungen erwartet werden konnte. Selbst wenn jene Versuche ganz negativ aus- gefallen wären, würden sie gegen die Specitität der Cholcrabakterien noch nicht das Geringste beweisen, da ja unter den gruppenweise auf gewöhnlichem Wege In- ficirten die Mehrzahl auch nicht krank wird. Wenn der- artige Experimente den beabsichtigten Zweck erreichen sollen, dann müssen sie ganz den natürlichen Verhältnissen angepasst sein. Es müsste also eine grössere Anzahl von Personen sich der Infection mit Cholerabakterien aussetzen. Einige davon müssten die Bakterien bei leerem Magen zugleich mit vielem kalten Wasser zu sich nelmien; andere müssten, wenn sich Durchfall und Cholcrabakterien in den Ausleerungen eingestellt haben, Diätfehler begehen und Speisen zu sich nehmen, welche erfahrungsgemäss den Ausbruch der Cholera begünstigen u. s. w. Erst wenn bei einer derartigen Versuchsanordnung und bei Verwendung frischer, vollvirnlenter Culturen nur leichte Erkrankungen resultiren, dann würde man weiter danach zu suchen haben, unter welchen besonderen Bedingungen Vgl. „Naturw. Wochenschr." Bd. VII, S. 501. Rod. beträchtlichen Zahl von Menschen das Leben ^ hat, nicht zu verhüten gewesen wäre die schweren Cholerasymptome zu Stande kommen und ob noch besondere Hülfsmoniente dazu erforderlich sind, welche ausserhalb der Eigenschaften der Cholcrabakterien und ausserhalb der Schwankungen im Zustande der Ver- dauungsorgane liegen. Bis dahin liegt kein Grund vor, die jetzige Auffassung zu bezweifeln, dass die Cholera- bakterien für sich allein im Stande sind, je nach der in- dividuellen Disposition der Infieirten, das eine Mal leichte und ein anderes Mal schwere Cholerasymj)tome zu l)e- wirken. Damit verlieren selbstverständlich die bisher an- gestellten Versuche durchaus nicht ihre Bedeutung; sie liefern auf jeden Fall einen höchst werthvollen Beitrag zur Beurtheilung der Leistungsfähigkeit der Cholcra- bakterien; aber sie ])e weisen nicht das, was diejenigen, welche sie an sich angestellt haben, damit zu beweisen gedachten. Wenn man sich mit der Nietlebener Cholera-Epidemie zu beschäftigen hat, dann drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob denn dies Unglück, das einer nicht un- eküstet Gewiss war es zu verhüten. Es hätte nur Sorge dafür getragen werden müssen, dass die an und für sich zweckmässigen sanitären Einrichtungen der Anstalt, das Wasserwerk mit den Fil- tern und die Canalisation mit den Rieselfeldern, richtig functionirten. Man kann aber unmöglich verlangen, dass der ärzt- liche Director einer Irrenanstalt oder der technische Beamte der Regierung neben ihren Speeialkenntnissen auch noch bessere Hygieniker sein sollen, als es manche Professoren der Hygiene sind, denen es auch noch an dem genügenden Verständniss für die feineren Vorgänge beim Filtrations- jn-ocess in Sandfiltern und im Boden fehlt. Ueberhaupt darf in den Anforderungen an die hygienische Veraut- wortlichkeit der ärztlichen Anstaltsdirectoren nicht zu weit gegangen werden. Es giebt gewisse Kenntnisse, die man sich nicht mit dem gewöhnliehen für praktische Aerzte berechneten hygienischen Studium aneignet und die auch nicht aus Büchern zu erwerben sind, sondern nur durch Specialstudium und durch die in der Praxis gemachten Erfahrungen erlangt werden. Auf diesem Gebiet hört die Verantwortlichkeit der mit gewöhnlicher hygienischer Vor- bildung ausgerüsteten Aerzte auf, und ebensowenig wie man einen Anstaltsdirector dafür zur Verantwortung ziehen wird, dass in seiner Anstalt ein Dampfkessel wegen eines leicht zu erkennenden und zu vermeidenden Fehlers esplodirt ist, ebensowenig soll man denselben auch wegen einer Cliolcra- explosion in Folge von Fehlern, die bei der Wasserfiltration und bei der Berieselung gemacht sind, zur Rechenschaft ziehen. Hier giebt es nur ein Auskunftsmittel, auf das ich bereits früher hingewiesen halte und das ich an dieser Stelle nochmals so dringend als möglich befürworten möchte, das ist die staatliche Ueberwachung derartiger Anlagen durch Special-Sachverständige, die mit den einschlägigen Verhältnissen vertraut sind und, mitten in der Praxis stehend, sieh die erforderlichen Erfahrungen angeeignet haben. Aber wird der Staat sich hierzu verstehen V Soweit ich die Verhältnisse zu übersehen vermag, glaube ich nicht, dass er dies schon bald thun wird. Einmal wird man sich bestimmt dazu entschliessen müssen; aber vor- läufig hält man die ganze Frage noch nicht für spruch- reif. Immer wieder begegnet man in den maassgebenden Kreisen der Ausiclit, dass die Gelehrten ja unter sich noch nicht einig seien und dass man deswegen noch damit warten müsse, bestimmte Stellung zu dieser Frage zu nehmen. Von bakteriologischer Seite werde zwar be- hauptet, dass Cholera und Typhus durch Wasser verbreitet Nr. 38. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 411 werden ivönuteii, aber von anderer nicht minder auto- ritativer Seite werde das bestritten, und man wisse ja übeiliaui)t noch nicht, ob die Cholerabakterien auch wirk- licii die Ursache der Cholera seien und ob sie verdienten, l)ci der Bekämpfung der Cholera so bcrUeksichtii;t zu werden, wie von den Bakteriologen angerathen werde. Wie tief derartige Anschauungen eingewurzelt sind, geht am besten daraus hervor, dass vor noch nicht so langer Zeit der Grundsatz aufgestellt wurde, dass die Lehrstühle der Hygiene abwechselnd zu besetzen seien mit einem llygieniker, welcher zugleich Bakteriologe sei, und mit einem solchen, der der entgegengesetzten Richtung ange- liöre, das heisst doch wohl, der von Bakteriologie nichts hiilt. Wer sind denn nun aber die Gelehrten, welche über die Bedeutung der Cholerabakterien nicht einig sein sollen? Selbstverständlich können dies doch nur Leute sein, welche sich selbst mit Bakteriologie beschäftigt haben, also die sogenannten Bakteriologen. Nun kann ich mit Bestimmt- heit behaupten, dass wohl kein namhafter Bakteriologe existirt, welcher nicht die Cholerabakterien als die nächste Ursache der Cholera gelten lässt. Selbst die Münchener Schule, welche am längsten opponirt hat, musste sich ganz allmählich dazu verstellen, ihm wenigsten die Eolle des X in der bekannten Gleichung mit drei Unbekannten ein- zuräumen. Der einzige Meinungsuntersehied unter den in dieser Frage allein eompetenten Gelehrten besteht noch darin, welche weiteren in und ausserhalb des Menschen wirkenden Hilfsmomente und in welchem Umfange solche anzunehmen sind. Aber über die eigentliche Haujjtfrage sind die Gelehrten vollkommen einig. Diejenigen Gelehrten, welche von den Cholerabakterien nichts wissen wollen, sind also keine Bakteriologen, ihre Gelehrsamkeit wurzelt auf einem anderen Gebiete. Aber sie haben in der Discussion über die Cholerafrage einen grossen Vortheil. Sie machen es nämlich eben so, wie andere Leute, die von einer Sache nichts verstehen; sie reden darüber mit einer Bestimmtheit und Sicherheit, welche dem Laien, in diesem Falle also dem Nicht- Bakteriologen, imponiren nniss und bisher auch noch immer imponirt hat. Von dem ärztlichen Publicum und von den Behörden, welche mit Cholera- Angelegenheiten zn thun haben, werden sie deshalb als Autoritäten, als „Gelehrte", angesehen, die mit den anderen Gelehrten noch nicht einig geworden sind. Dafür, dass die Nicht-Bakteriologen aufhören würden, in diese Fragen hineinzureden und immer von Neuem dem grossen Publicum den Sinn zu venvirren, liegen I)is jetzt noch keine Anzeichen vor. Wenigstens hat v. Pettenkofer, welcher doch, wie er selbst bei jeder Gelegenheit hervor- hebt, sich nicht mit Bakteriologie l)eschäftigt hat, noch in seiner letzten Publication sich gegen den jetzt von allen Bakteriologen und selbst von seinen eigenen Schülern eingenommenen Standpunkt erklärt und sich mit der bakteriologischen Seite der Cholerafrage mit Seherzen über den „Bacillenfang" und über die „Unmöglichkeit, den Verkehr pilzdicht zn machen" abgefunden, obwohl er doch recht gut wissen sollte, dass das l'rincip der jetzt zur Anwendung konnncnden Choleramaassregehi nicht thirin beruht, den Verkehr pilzdieht zu machen, llollcntlich wird er sich nach den Erfahrungen, welche in der letzten Ei)idemie mit den von ihm so hartnäckig bekämpften ^laassregeln gemacht sind, schon überzeugt haben, dass dieselben denn doch nicht so schlecht sind, als er sich vorgestellt hat. Wenn v. Pettenkofer trotz alledem auch ferner auf seinem ablehnenden Standpunkt beharren sollte, so würde ich das zwar nicht vom wissenschaftlichen, jedoch vom menschlichen Standpunkt begreifen. Es muss ihm, der mit seinen viele .(ahre hindurch mit dem gn'issten Auf- wand von Genie und Scharfsinn vertretenen Ansichten verwachsen und mit ihnen alt gewi irden ist, ausserordent- lich schwer werden, sich davon, wenigstens theilweise, zu trennen. Aber unbegreiflich ist es mir, dass ein .Mann wie Liebreich, welcher sich auch nicht mit Bakteriologie beschäftigt hat und, wie fast jeder Satz in seinem vor der Berliner Medicinischcn Gesellschaft gehaltenen Vortrage*) beweist, von Bakteriologie thatsäcldich nichts versteht, ausserdem offenbar auch nicht ein einziges Mal eine Choleradejection bakteriologisch selbst untersucht hat, es unternehmen kann, über die bakteriologische Cholera- diagnostik im Besonderen und über die Bakteriologie mit ihren bisherigen Leistungen im Allgemeinen den Stab zu brechen. Was soll wold daraus werden, wenn auf der einen Seite die Gelehrten der Bakteriologie sich alle er- denkliche Mühe geben, um nachzuweisen, dass filtrirtes Wasser auf seine Reinheit Ijakteriologisch geprüft werden muss, und auf der anderen Seite der Gelein'te Liebreich erklärt: „In Bezug auf die Wasserfrage hat die ]5akterio- logie nichts Neues gebracht; gutes Wasser wurde schon früher verlangt; dass fauliges Wasser krank macht, wussten wir lange schon." Heisst das nicht mit aller Gewalt Ver- wirrung anrichten? Icli fürchte, dass man, so lange solche Reden geführt werden, an maassgebender Stelle immer wieder sagen wird: Die Gelehrten sind noch nicht einig und es muss vorläufig Alles beim Alten bleiben. Wenn uns dann aber, wie ich ebenfalls furchte, solche Katastrophen, wie in Hamburg und Nietlebcn, auch in Zukunft nicht erspart bleiben, dann möge man sieh auch an diejenigen „Ge- lehrten" halten, welche sich das höchst verantwortliche Amt vindieiren, über Dinge zu reden, von denen sie nichts verstehen. *) Vergl. „Natimv. Wocliensclir." Bd. VIII, S.319. Red. Die XL. Versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Goslar vom 14. bis 19. August. Die Geschäftsführung für die diesjährige Versamm- lung lag in den Händen Professor Klockmann's aus Klausthal; den Vorsitz hatte am 14. August Berghauptmann von Strombeck aus Braunschweig, am 15. Geheimer Ober-Bergrath Dr. Haueheeorne aus Berlin imd am 16. Professor von Koenen aus Göttingen. Es waren gegen 60 Mitglieder anwesend. Die XLI. Versammlung der Gesellschaft findet 1894 in Coburg statt im Anschlüsse an den in Zürich tagenden Internationalen Geologen- Congress. Zum Geschäftsführer derselben wurde der Königl. Landesgeologe Dr. Loretz (Berlin) gewählt. Von den Vorträgen erwähnen wir die folgenden: Bergrath Stelzner (Freiberg) sprach über eigen- thümliche Obsidianbomben aus Australien, von denen er eine Anzahl, von 4 Fundpunkten stannnend, vor- legte. Dieselben, bald massiv, bald einen dünnkrustigen Hohlkörper vorstellend und in letzterem Falle auf dem Wasser schwimmend, in Folge dessen sie über weite Ge- 412 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38. biete verbreitet werden krnnien. bestehen aus zwei Hähten von verschiedener Wölbung- und zeigen auf der Oberfläche conceutrische und radiale Sculptur und feine Löcher. Am nierlvwürdigsten ist ihre Verbreitung über ein ausgedehntes Gebiet, welches keine Vulcane besitzt, so dass nvu- anzunehmen ist, dass sie von einem unbekannten Erup- tionspunkte aus durch Wasser an ihre jetzige Lager- stätte transportirt worden sind. Die Entstelning der eigen- thümlichen Form ist auf den Widerstand der Luft zurück- zuführen, welchen die emporgeschleuderten flüssigen Lava- tropfen zu überwinden hatten. Aehnlichc Erscheinungen flnden sich an einigen Meteoriten und bei den Geschossen des Mausergewehres, wenn dieselben in Saud schlagen und zu Hutpilzform zusammengepresst werden. Den Fund- punkten dieser sonderbaren vulcanischen Bomben in Australien, Ungarn und Mexico (in beiden letzteren aber nur massive), welche der Vortragende aufzählt, fügt Pro- fessor Wichmanu aus Utrecht noch einen neuen hinzu, nämlich die Sundainsel Biliton, wo er ganz gleiche Ge- bilde in alluvialen Zinnseifen jedem vulcanischen Herde fei'u gefunden hat. Professor Brackebusch (Bockenem) erläuterte die von ihm vorgelegte geologische Karte von Mittel- Argentinien in ze solche, die feink<'irnig sind und Schwerspath ent- halten. Die Entstehung dieses Erzlagers wird auf directen A))satz in einem Meeresbecken zurückgeführt, in welchem JMetallsalze unbekannter Herkunft reducirt wurden, x. Professor Berendt (Berlin) legte vor und besprach die 16 Messtischblätter (aufgenommen von Berendt, Wahnschaft'e und Schroeder) der Gegend zwischen Teniplin, Fürstenwerder, Prcnzlau, Eberswalde und Oderberg, auf welchen der der Uckermark an- gehörende Theil der südbaltischen Endmoräne zur Dar- stellung gelangt. Diese gewaltige Moräne, die älteste und grösste Norddeutschlands, von der sich mehrfach jüngere Endmoränen, entsprechend den Perioden des Stillstandes des sich zurückziehenden diluvialen Inland- eises abzweigen, zieht sich von der dänischen Grenze durch Schleswig-Holstein, südlich Lübeck durch Mecklen- Inu-g hin, tritt nahe Feldberg in die Uckermark ein, welche sie in S. O.-Richtung bis Oderberg durchzieht, übersehreitet die Oder, setzt sich über Schwiebus und Bomst bis Lissa (Posen) fort und ist in Russisch Polen südlich Kaiisch bis Radomsk wieder beobachtet worden. Von den jüngeren Abzweigungen ist am be- deutendsten bei ims die Endmoräne, welche von Oderberg über Soldin und Dramburg durch ganz Hinterpommern bis nach Schweiz an der Weichsel streicht. Die Ge- biete dieser Endmoränen zeigen ihnen eigene Charaktere: grossen Seenreichthum (theils Stauseen, hinter den Moränen; theils Ausfüllungen der von den Abschmelzwassern gegra- benen Rinnen vor denselben); vor den Moränen ferner oft sehr bedeutende Sandmassen (abgelagert durch die Schmelz- wasser), hinter denselben den Lehm des oberen Geschiebe- mergels. Gebildet werden die Endmoränen aus Anhäu- fungen von Blöcken aller Grössen, die oft fortlaufende Züge bilden, oft als einzelne Kuppen untl Kegel auf- treten, zuweilen auch (z. B. zwischen Feldberg und Fürsten- werder) in Parallel-Zügen angeordnet sind, entsprechend der Verschiebung des Eisraudes.*) x. Im Anschluss an diesen Vortrag berichtete Dr. Gottsche (Hamburg) über seine Untersuchung- und *) Vergleiche über die südliche baltische Endmoräne in der Uckermark und Mecklenburg-Strelitz den Original-Artikid und die Karte des Herrn Prof. Berendt in Bd. II, S. 130 ft'. der „Naturw. Woclicnschr." ; ferner Keilhack, der baltische Hülienrücken in Hinterpommern und Westpreussen, „Naturw. Wochenschr." Bd. VU, S. 57. Nr. 38. Naturwisscuscliiiftliche Wochouscln-ift. 413 Kärtiruiig der: südbaltiseheu Endmpräue in Schleswig-Holstein,! wo sie den Westrand der frucht- baren Ostholsteiuischen CTeschiebenierfjellandst'hai't bildet und cbentalls die charakteristischen Eigenthümlichkeiten ihrer südlieben Fortsetzung ausgeprägt zei^t. ■ . iBezirksgeologe Dr. Koeh- (Berlin) sprach über die tektoiiisoheu A^erhältnisse des Oberharzer Diabas- zuges. Dieses, Diabasvorkonimen in einiger Eutt'ernuug- vou' Klansthal ist vom Vortragenden Hntersueht und karto- graiiUiseh dargestellt worden. Der Diabas bildet hier in den, mittel- und oberdevouischen Schiefern eingeschaltete Decken -. und grosse Diabastufflager, in denen Eisenerze nichts seltenes sind. Der gesammte Sc.hiehtencomplex hebt sich in Gestalt eines langgestreckten Zuges aus den jüngeren Culmschichteu heraus und bildet eine überkippte Mühle. AV'eitere Faltungen, Zerreissungen und Ueber- schiebungen haben die Lagerungsverhältnisse ausser- ordentlich coraplicirt gestaltet und machen eine richtige Deutung sehr schwer. Landesgeologe Dr. Keilhack (Berlin) berichtete über die Wanderdünen an der hinterpomnierschen Küste. Auf den 1 — 1'/„ km breiten Landbändern (Neh- rungen), welche die beiden Haffseeen des Vietzker Seees und seines Nachbarbeckens von dem Meere trennen, liegen gegen 20 durch den Wind zusammengehäufte, 20 — 50 m hohe, etwa dojjpelt so lange als breite Sandmassen, ohne alle Vegetation, welchen man mit Recht den Namen Wanderdünen beigelegt hat. Ihre Bewegung ist fast genau nach Osten gerichtet, lässt hinter sich, also im Westen, eine thalartige, von niedrigen, bewachsenen Dünen zu beiden Seiten begrenzte Ebene, die sogenannte Wanderbahn der Düne zurück und schreitet im Jahre etwa 8 — 18 m vorwärts. Von Westen, derjenigen Richtung, wo in dieser Gegend die meisten und heftigsten Winde wehen, steigt die Sandmasse ganz laugsam an und fällt nach Osten unter einer Neigung von 30—31° (für Sand die grösstmögliche) nicht selten 20 — 30 m ab. Die Wanderbahn ist in der Regel mit einem nach Osten zu immer jünger werdenden Walde bedeckt und enthält, wenn sie bis auf den Grundwasserspiegel ausgeblasen ist, nicht selten kleine Tümpel nnt SüsswassermoUnsken. Wird solch ein Tümpel wieder von Sand verschüttet, so werden seine Bewohner mit begraben und bilden dann inmitten der äolischen Ablagerungen dünne Bänke mit einer Süsswasserfauna. Wenn die Wanderdüne auf ihrem W&^a Wald antrifft, dringt sie in denselben hinein, ver- schüttet ihn und lässt beim weiteren Vorschreiten später die abgestorbenen Stumpfe wieder zu Tage treten. Der Vortragende schätzt das höchste Alter dieser Dünen auf nicht viel mehr als 500 Jahre und glaubt, dass ihre Ent- stehung auf Vernichten der ursprünglichen Grasnarbe durch weidendes Vieh oder unvernünftiges Abholzen der einstigen Wälder zurückzuführen ist.*) x. Professor Wich mann (Utrecht) berichtete über den Ausbruch des Gunung Awu auf der zwischen Mindanao und Celebes gelegenen Insel Sangi, am 7. Juni 1892. Der bei dieser Eruption stattgehabte Aschen- und Bimstein - Ausbruch, der viele Menschen tödtete, lieferte einen reichlich Schwefelgase aushauchen- den Schlammstrom, welcher durch die Entleerung des den Krater füllenden Sees verursacht wurde. Ein eigent- licher Lava-Erguss, wie irrigerweise behauptet wurde, hat nicht stattgefunden. Augenblicklich befindet sich im Krater nur eine Pfütze, an deren Rande Solfataren tiiätig sind. Der Vortragende machte auf die Aehidich- keit des Materiales dieses Schlammstromes mit dem *) Vergl. auch über Wanderdünen den Original-Aufsatz de.s Herrn Prof. Berendt in Bd. V, S. 4 der „Naturw. VVochenschr." als Baustein i: SO geschätzten ;Tra§S;d«s Brohlthalcs auf- merksam Und stellte den Vulcan Gunimg Awu in eine Vulcanreihe,v,w,e\clje., derjenigen .4ej: ,Mc)lukken-Iusclu pa^-, rallel läutt.f->fiifioi/rc'«';«if); r!;>dbi'>;f) rs;(,i . . i ?,•(.: Professor Lepsius (Darmstadt) berichtete über die Aiiffindung von Moränen im Taunus und Oden- wald e. Dieselben gehen bis 150 m über der Rheinthal- ebene hinab, sollen der Haupteiszeit angehören und sind von Lriss bedeckt, den der Vortragende für ein einheit- liches Ganze hält, das sich zwischen der vorletzten und letzten Vereisung gebildet hat. Zur selben Zeit hätten' sich weiter itnten fluvio-glaciale Schotter und in der oberen Rlieihebene mächtige Schottermassen abgelagört. Das vollständige Aequivalent des Löss sollen die Dünen sein, nur mit dem Unterschiede, dass sie die gröberen Ausblasungsproducte darstellen. Ein unmerklicher üeber- gang beider Bildungen in einander lasse sich in einer 1 km breiten Zone konstatiren. Ferner sprach der Vor- tragende über die Annahme dreier Eiszeiten und eine dem entsprechende Eintheilung des süddeutschen Diluviums, wobei er dann die Deckensehotter der löcherigen Nagel- fluh als Producte dei- ersten, die A1)lagerungen der Hoch- terrassen der zweiten und diejenigen der Niederterrassen der jüngsten Eiszeit ansprach. Die Wahl Goslars zum Versammlungsort der Deut- schen Geologischen Gesellschaft war eine überaus günstige; dies zeigte sieb so recht bei den Excursionen. Ist schon die Stadt an und für sich als alte Kaiserstadt an histo- rischen Erinnerungen sehr reich, so ist es an Naturschön- heit die Umgebung noch weif mehr, und vor allen Dingen tritt für den Mann der Wissenschaft der Harz mit seinem ausserordentlich interessanten, complicirten Aufbau in den Vordergrund. In seltener Vollständigkeit kann man an ihm und in seiner Umgebung die Reihe der geologischen Formationen und die während der Bildung derselben hier vor sich gegangenen Veränderungen der festen Erdkruste studiren. Der eigentliche Harz besteht aus Gesteinen, deren jüngste dem unteren Steinkohlengebirge, dem Kulm, angehören. Nach der Ablagerung dieser Formation trat eine Erhebung des Gebirges ein, welche sich in Verbin- dung mit anderen tektonischen Veränderungen und Be- wegungen bis in ganz junge Perioden fortsetzte. Die Folge davon ist, dass alle jüngeren Formationen nur rings um das Gebirge auftreten und an seinem Rande sämmtlich steil aufgerichtet sind. Diese Aufrichtung geht vielfach so weit, dass unmittelbar am Fusse des Gebirges eine Ueberkippung stattgefunden hat, so dass, wie wir das bereits bei dem Referat über den Vortrag von Pro- fessor Klockmann über den Rammeisberg ausgeführt haben, die älteren Gebirgsglieder von den jüngeren unter- lagert werden. Diese tektonischen Störungen haben na- türlich auch das eigentliche Gebirge betroffen und hier- durcli Faltungen, Ueber- und Unterschiebungen bedeutende Veräudeiungen hervorgebracht, dazu kommt das Emi)or- dringen von Gesteinsmassen aus dem Innern der Erde, welche an ihren Berührungspunkten mit den Sedimentär- gesteinen diese metamorphosirt haben, so dass ganz fremdartige Gesteine entstanden sind, deren Zusammen- hang mit dem unveränderten Gestein erst ein sehr ein- gehendes Studium feststellen konnte. Die obere Steinkohlenformation tritt nur lokal und in einem ganz schmalen Bande auf, auf sie folgen aber das Rothliegende, der Zechstein, Buntsandstein, ^lusehel- kalk und Keuper um den ganzen Harz herum. Jura und Kreide haben sich dagegen nur am Nordrande desselben abgelagert, sind aber auch hier am Fusse des (Jebirges von den dasselbe betreffenden tektonischen Veränderungen in Mitleidenschaft gezogen worden. 414 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38. In dieses an historischem und naturwissenschaftlichem Interesse, sowie an Naturschönheiten so überreiche Gebiet waren die Excursionen der Theilnehmer an der Versamm- lung gerichtet. Dass dieselben ausserordentlich anregend waren, lässt sich wohl denken; dazu kam noch das liebenswürdige Entgegenkommen der lokalen Behörden und bergbaulichen und gewerblichen Instanzen, welche den Mitgliedern der Gesellschaft alles sie Interessirende vor Augen zu führen bemüht waren, sowie die fach- männischen, an Ort und Stelle abgegebenen Erläuterungen der in diesem Gebiete arbeitenden Gelehrten. Nachdem am Nachmittage des 14. August die Sehens- würdigkeiten der Stadt in Augenschein genommen waren, wobei Kreisbauinspector von Beer als Führer diente, wurde der Steinberg und Verlorene Berg besucht und hier ein genussreicher Abend verlebt, dessen Arrangements der städtische Oberförster Reuss bestens geleitet hatte. Der Nachmittag des zweiten Tages (15. August) wurde zu einer Excursion in die Randgesteine des Harzes benutzt. Es wurde der östlich der Stadt gelegene Petersberg be- sucht und seine steil aufgerichteten Jura- und Kreide- schichten besichtigt; weiter ging es zu dem jenseits der Gose gelegenen Sudmer-Berge, an dessen Aufbau zu Unterst die Emscher Mergel und darüber noch jüngere Schichten der oberen Kreide theilnehmen, die hier, im Gegensatze zu den Schichten des Retersberges, nicht mehr steil aufgerichtet sind, sondern nur noch eine ganz schwache Neigung nach Norden zeigen. Der Vormittag des dritten Versammlungstages war der Besichtigung des Rammeisberges gewidmet, wobei Oberbergrath AVimmer von der Betriebsleitung des Rammeisberges als Führer diente. Hinsichtlich des geologischen Aufbaues dieser Localität verweisen wir auf das obige Referat über den Vortrag von Prof. Klockmann. Nachdem am 16. August Nachmittags die Schlusssitzung stattgefunden hatte, wurde am 17. eine Excursion nach der bei Vienenburg gele- genen Gnibe Hercynia unternommen, welche in einem gewaltigen Betriebe die werthvollen Abraumsalze (hier Kalisalze) des oberen Zechsteins abbaut. lieber Oker ging es nach Harzburg, wo die Gabbrobrüche des Radau- thales besichtigt wurden, dann zurück nach Goslar. Der 18. und 19. August war zu einem grossen Ausflug in den Oberharz bestimmt. Von Goslar ging es mit der Bahn über Langeisheim nach Klausthal, von wo nach einem erläuternden Vortrag über die geologischen Verhältnisse des Oberharzes durch Professor Klockmann und Besichti- gung der Sammlung der dortigen Bergakademie die Silberhütte und der Iberg besucht wurden und die Mit- glieder sich nach Grund begaben. Im wesentlichen be- steht der eigentliche Oberharz aus Kulm; in diesen ragen jedoch am Nordrande, im Iberge und südlich von Klaus- thal devonische Massen hinein, oder treten inselartig hervor. Dazu kommen Eruptivgesteine, wie Diabase, Granit und Gabbro, und tektonische Störungen machen die Lagerungsverhältnisse aller dieser Gesteine ausser- ordentlich complicirt. Am 19. August ging es von Grund über Klausthal zur Besichtigung des neu angelegten Kaiser- Wilhelm-Schachtes, von dort zum Oberharzer Diabaszuge (siehe oben bei Dr. Koch) und endlich nach Altenau, in dessen Nähe der Granitstock von Oker interessante Con- tactmetamorphosen hervorgebracht hat, und zur Romker- halle. Hiermit war die Excursion lieendct und Abends schieden bereits die Mitglieder der Versammlung von einander. System der Hyalonematiden. — Zu den Glas- schwämmen oder Hexactinelliden, jenen in früheren Erd- perioden mannigfacher als heute entwickelten, jetzt nur in bedeutenden Meerestiefen lebenden Kieselschwämmen, gehören die Hyalonematiden. Ihr System ist neuerdings von Fr. Eilhard Schulze in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie (S. 541 ff.) einer Revision unter- zogen worden. Die Hyalonematiden haben Amphidisken, dagegen fehlen ihnen die Hexaster. Ihre äussere Haut und in der Regel auch ihre Gastralmembran sind mit senkrecht gestellten pentactinen oder hexactinen Pinulen dicht besetzt. Die äussere Haut wird von pentactinen Hypodermalien gestUzt, der osculare Grenzraum durch gerade diactine Marginalia gebildet. Im Meeresboden sind sie durch einen Nadelschopf von zwei- oder vier- zähnigen Ankern befestigt. Sie kommen daher nur auf lockerem, nie auf felsigem Grunde vor. Niemals ver- schmelzen oder verkitten die Nadeln ihres Gerüstes. Die Hohlräume weisen keine gesonderten Kammern auf, son- dern die mit Geisseizellen besetzte membrana reticularis ist unregelniässig ausgebaucht. Die äussere Form des Körpers ist meist die eines dickrandigen Kelches. Sie ist für die Gattungen und Arten von Bedeutung. Die Gattung Semperella besitzt ein communicirendes System gleichweiter Röhren, während die Gattungen Pheronema, Poliopogon und Hyalonema ein baumförmig verzweigtes Kanalsystem haben. Schulze begründet hierauf und auf den bei Semperclla eigenthümlichen Nadelbau die Unter- familien der Semperellinae und Hyalonematinae. Die ein- gehendere Betrachtung der vier Gattungen zeigt, dass von dem von den Urhyalonematiden aufsteigenden Stamm, dessen Spitze Pheronema bildet, sich anfangs divergirend Hyalonema und Semperella, später Poliopogon abgezweigt haben. Sodann geht Verf. auf die Arten ein, um am Schluss eine ausführliche Bestimmungsübersicht der Fa- milie zu geben. Pheronema umfasst 6 Arten, die im atlantischen Ocean, bei den Philippinen und Molukken in 200 bis gegen 3000 m Tiefe gefunden worden sind. Poliopogon mit 2 Arten gehört den Canaren sowie dem grossen Ocean, nördlich von Neu-Seeland, an und wurde (von jeder Art ist nur ein Exemplar bekannt) in 2790, bezw. 1153 m Tiefe gedregt. Hyalonema unifast 20 Arten, von denen zwei, H. cupressiferum und fruticosum, neu sind. Die Hyalonemen sind vorzugsweise im Stillen Ocean und meist in bedeutenden Tiefen (bis 4400 und 4600 m) ge- funden worden, nur H. Sieboldi von Japan und H. toxeres von St. Thomas fanden sich in flacheren Meeren (300 bis 500 ni, bezw. 417 m). Semperella umfasst die eine Art S. Schultzei. Matzdorff. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Dr. Janosik, ausserordentlicher Pro- fessor für Histologie und Embryologie an der böhmischen Univer- sität Prag, zum Ordinarius. — Der ausserordentliche Professor für Philosophie an der Universität Marburg Dr. P. Natorp zum Ordinarius. — D. Davydow, Privatdocent am Veterinär-Institut in Charkow, zum Professor für Pharmaoie und Pharmakognosie an der Universität Warscliau. — Dr. Boeddinghans zum Assistenten am chenuschen Laboratorium der Bergakademie zu Freiberg in Sachsen. Es hat sich habilitirt: Der Assistent am physiologischen Laboratorium der Kgl. Versuchsstation für Gährungsgewerbe an der Akademie Hohenheim Dr. Franz Lafar für Gährungs- physiologie an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Dr. Karl Maria Finkeinburg, Profes.sor der Hygiene an der Universität Bonn, beabsichtigt, seine Lohrthätigkeit einzustellen. Es sind gestorben: Der Professor für Embryologie an der Universität Edinburgh Brook daselbst. — Der Professor der Mediciu Dr. John King in Cincimiati. — Professor M'Fadden A. Newell, Superintendent of Public Instruction des Staates Maryland, früher Lehrer der Naturwissenschaften am Lafayette Nr. 38. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 41.") — Patui- li. r. Vin. College, hiTvon-agondoi- Schriftstell Director des Belen- Observatoriums in Havaiinah. — Der durcl seine wissenscliaftlielie Arbeiten bekannte Sanitätsrath Dr. B Schmitz in Neueuahr. — Der frühere Oberbibliothekar Königl. Bibliothek in Stockholm Dr. Gustav Kduard ming in Södermanland. — Der Geheime Sanitätsrath Dr. vant, bekannter medicinischer Schriftsteller, in Frankfurt a. M. an der K 1 e m - Passa- Die Englische Photographische Gesellschaft und ihr nahe- stehende Körperschaften werden vom 10. l)is \2. (Ictober d. J. eine allgemeine Versammlung in London ablialten. Geschäfts- führer ist Mr. Chapman Jones, 50 Great Rüssel Street, W. C. Eine Internationale Ausstellung für Armateur-Photographie findet vom 1. bis 31. October d. J. in Hamburg in der Kunst- halle statt. Die Q-rönland- Expedition des amerikanischen Marinelieute- nants Peary scheint ihren Bestimmungsort, die unter 77° n. Br. an der Westküste Grönlands gelegene Inglefieldsbucht (vergl. Naturw. Wochenschrift, VIII, S. 3U) erreicht zu haben. Die internationale Preisaufgabe für den Königspreis für das Jahr 1897 ist soeben vom Moniteur beige verötfentliclit worden und lautet: „Die geologischen, hydrologischen und meteorologischen Verhältnisse der Gebiete Aequatorial-Afrikas sollen vom sanitären Gesichtspunkte aus behandelt werden. Nach dem jetzigen Stande unseres Wissens über diese Verhältnisse sollen für die genannten Gebiete die geeigneten diätetischen Grundsätze doducirt und mittels geeigneter Beobachtungen das beste Regime in Lebensweise, Er- nährung und Arbeit, in Bekleidung und Wohnung bestimmt werden, um die Gesundheit und Kraft zu erhalten. Es soll die Syniptomeu- lehre und die Ursache der Krankheiten, welche die Gebiete Aequatorial-Afrikas charakterisiron, dargestellt und ihre Behand- lung in vorbeugender und therapeutischer Hinsicht angegeben werden. Es sollen ferner die Grundsätze festgestellt werden in der Wahl und dem Gebrauche der Heilmittel, sowie in der Er- richtung von Krankenhäusern und Sanatorien. Die Bewerber sollen bei ihren wissenschaftlichen Nachforschungen und prak- tischen Schlussfolgerungen besonders die Existenzbedingungen der Europäer in den verschiedenen Theilen des Congo-Beckens berück- sichtigen." Der Preis beträgt 25 000 Francs. An der Lösung der Aufgabe können sich alle Nationen betheiligen. Die Arbeiten sind bis zum 3L December 1896 dem Ministerium des Innern in Brüssel einzureichen. L i 1 1 e r a t u r. Albert Brinkmann, Naturbilder. Schilderungen und Betrach- tungen im Lichte der neuesten Naturanschauung. M. Heinsius Nachfl. Bremen 1893. — Preis 3 M. Dem Freunde der Natur unter den Laien ist das Buch zu empfehlen. Es bringt 30 kurze Vorträge, die Verf. gehalten hat namentlich aus den Gebieten der Zoologie und Botanik, aber auch aus der Naturforschung ferner liegenden Gebieten, wie die Vorträge „Das Brot", „Die Entwickelung der Telegraphie" u. s. w. Wir haben mehrere der anregend geschriebenen Aufsätze gelesen und gefunden, dass der Verfasser wohl orientirt ist. Prof. Dr. O. Hertwig, Aeltere und neuere Entwickelungs- Theorien. Rede gehalten zin- Feier des Stiftungstages der militär. Bildungsanstalten am "2. Aug. 1892. August Hirsclnvald. Berlin 1892. — Preis 1 M. Behandelt den Gegenstand übersichtlich, kurz und bündig und zwar im Speciellen die als Präformation und Epigenese be- kannten Theorien. Oudemans, C. A. J. A., Revisions des Champignons tant supc- rieurs qu'inferieurs trouves jusqu'ä ce jour dans les Pays- Bas. Vol. I. Hvmenomycetes, Gasteromycetes, Hypodermees, Amsterdam (S. Müller). 1893. 638 S. 8". Der vorliegende erste Band des seit Jahren vorbereiteten Werkes soll in erster Linie nur die kritische Aufzählung der bis- her in den Niederlanden beobachteten Hvmenomvceten, Gastro- myceten, Uredineen und Ustelagineen tiringen, geht aber bei w(dtem über dieses Ziel hinaus. Das Werk, hätte sich können eine »Pilz- flora" der Niederlande nennen, wenn die ausführliehen Diagnosen jeder Species gegeben wären. Indessen wird dieser scheiidjare Mangel vollkommen ersetzt durch genaue Bestimmungstabellen der einzelnen Arten, die dabei in sehr ausführlicher Weise charak- tcrisirt werden und durch Benennungen, über die Unterscheidungs- merkmale der nächst verwandten Species. Es ist deshalb das Buch zum Bestimmen und Unterscheiden der Formen sehr ge- eignet, zumal alles, w.as an Bemerkungen sich vorfindet, auf eigener Beobachtung beruht. Da die Floren der Niederlande und Deutschlands sich zum grossen Theil decken, so dürfte das Buch sich bald auch in Deutschland einbürgern und der Pilzkunde neue' Freunde zuführen. Ref. kann es jedem Sammler angelegentlichst empfehlen. Lindau. Arthur König, Aeltere Beiträge zur Physiologie der Sinnes- organe in Neudrucken und Uebersetzungen. Heft i. Leopold Voss. Hamburg und Leipzig 1893. — Preis 2,5Ü M. Das vorliegende I. Heft des im Titel genannten Unternehmens Arthur König's ist Hermann von Helmholtz zum 50jährigen Dr.-Jubiläum gewidmet und betitelt sich demgemäss: Das Augen- leuchten und die Erfindung des Augenspiegels dargestellt in Ab- handlungen von E. von Brücke, W. Cumming, H. von Helm- holtz und C. G. The od. Ruote. Es bringt die 6 wichtigen Abhandlungen zu dem Gegenstande aus der Feder der genannten Autoren. Das Unternehmen König's ist sicherlich verdienstlich: werden doch dailurch die Fundamental-Abhandlungen, die Gruud- und Ecksteine des Baues unserer heutigen Erkenntniss allgemein, leicht und billig zugänglich gemacht. Prof. Dr. E von Lommel, liehrbuch der Experimentalphysik. Mit -124 Textfiguren. Johann Ambrosius Barth (Arthur Jleiner). Leipzig 1893. ^ Preis 6,40 M. Das vorliegende, aus den Vorträgen des bekannten Münchener Universitätsprofessors hervorgegangene Buch stellt sich die Auf- gabe, die Physik in ihrer gegenwärtigen Gestalt ohne ausgedehnte mathematische f^ntwickelungen allgemein-verständlich dar- zulegen. Die wichtigsten mathematischen Ableitungen sind mög- lichst knapp in ergänzenden, kleingedruckten Abschnitten hinein- gefügt worden. Die Fülle des gebotenen Stoffes muss bei der Massigkeit des Preises sehr befriedigen. Die Darstellung ist ge- drängt, aber dabei klar und bestimmt. Einfache Abbildungen in grosser Zahl dienen zur Veranschaulichung der beschriebenen Apparate. Das Werk dürfte sich zum Selbststudium in weiten Kreisen empfehlen. Kbr. Engler und Prantl, Die natürlichen PflanzenfamUien, fort- gesetzt von A. Engler. Lief. 87 — 89. W. Engelinann in Leipzig. 1893. Preis k Lief. 1,50 in Subscription, sonst 3 M. — Lief. 87 u. 88, ein Doppelheft bildend, enthält den Schluss der Amarantaceen (bearbeitet von A. Schinz), die Batidaceen (U. Dammer), Cyno- crambaceen (V. A. Penisen), und die Basellaceen (G. Volkens). Damit ist die 1. Abtheilung des III. Theiles abgeschlossen, auf die wir noch näher eingehen werden. Ferner bringt das Heft den Schluss der Myrtaeeen (F. Niedenzu), die Combretaceen (I). Brandis) und den Anfang der Melastomaeeen. Lief. 89 bringt die Fortsetzung der Compositen (0. Hofl'mann). Michaelis, Karl, Uelier die Wechselwirkung zwischen Pliosiiliaten und Vanailaten des Kaliums und Natriums. Hamburg. 1,.J0 M. Straubel, Dr. Rud., Theorie der Beugungsurscheinungen kreis- förmig begrenzter, symmetrischer, nicht sphärischer \Velli'n. Älünchen. 3 M. Tavel, Doc. Dr. F. v., Bemerkungen über den Wirthwechsel der Kcistpilze. Bern. U,60 M. Walther. Prof Johs., Einleitung in die Geologie als historische Wissenschaft. 2 Die Lebensweise der Meeresthierc. Jena. .■^..'lO M. Wellisch, Ingen, ehem. Assist. S., Die Berechnungen in der praktischen Polygonouietrio. Wien. 2 M. Wolf, Prof. Dr. Rud., Handbuch der Astronomie, ihrer Geschichte und Litteratur. Zürich. S M. Inhalt: Dr. Karl L. Schaefer: Sonnenstich und Hitzschlag. — Prof. R. K oc li: Die Cholera in Deutschland während des Wintei-s 1892 bis 1893. — Die XL. Versammlung di'r Deufschi'n Geologischen Gesellschaft in GosLar vom 14. bis 16. August. — System der Hyalonematiden. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Albert Brinkm ann: Naturbilder. — Prof. Dr. 0. Hertwig: Aeltere und neuere Entwickelungs-Theorien. — C. A. J. A. (Judemans: Revisions des Champignons tant superieurs quinferieurs trouves jusqu'a ce jour dans les Pays-Bas. — Artliur König: Aeltere Beiträge zur Physiologie der Sinnesorgane in Neudrucken und Uebersetzungen. — Prof. Dr. E. von Lommel: Lehrbuch der Experimentalphysik. — Engler und Prantl: Die natür- lichen Pflanzenfamilien. — Liste. 416 Naturwissenschaf'tliclic Wocbcnsclirift. Nr. 38. Selbstthätige Spiritus -Gebläse- Lampe. Neue Aiisi'ühruni^. 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Der Vierteijahrspreis ist ^ft 4.— Bringcgeld bei der Post \i ^ extra. Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 .ä. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaox, wie bei der Expedition. Abdrnck iist nnr mit voIl!«tändi{>;er f^nellenangabe gestattet. Die Transformation der Pflanzenwelt. Nach Prof. M. Fau volle. Auf der 9. Transformisten-Conferenz zu Paris lieferte Professor 1\[. F au v eile ßeiträfte zur Entwickehuigsge- schichte der Pflanzenwelt. (Bulletins de la Societe d'An- thropologie de Paris 1891. 3. Fascic. S. 386—417.) — Nach den Ausführungen des Vortragenden ist die Entstehung der einzelnen Thier- und Pflanzenclassen durch eine Ah- änderung der Nahrungsweise bedingt, wie sich eine solche beim Uebergange aus einem Medium ins an- dere einstellen nuisste. Die Erdgeschichte berechtigt uns zu der Annahme, dass beide, Thiere und Pflanzen, im marinen Elemente ihren Anfang nahmen, sodann, ent- sprechend der fortschreitenden Entstehung von Siisswasser- ansammlungen (Silur und Devon), in diese vordrangen, um nach einem entsprechenden Aufenthalt in einem sumpfigen oder von stagnirenden Gewässern durchzogenen Terrain (Steinkohlenperiode) endlich trockenen, nur durch Regenniederschläge feucht und fruchtbar gehaltenen Boden zu gewinnen. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass Thier und Pflanze aus einer einzigen Zelle hervorgegangen sind, und zwar, wie Fauvelle annimmt, das erstere aus einer farblosen, die zweite aus einer grünen Zelle. Die grüne Pflanzenzelle muss die ältere von beiden gewesen sein; je- doch soll ihr nach Fauvelle die Bildung des Chlorophylls selbst vorausgegangen sein. Man hat hiergegen einzuwerfen versucht, dass die grüne Färltung gewisser Thierspecies an die Anwesenheit von Chlorophyll gebunden wäre, jedoch ist dies nicht der Fall. Denn dieselbe beruht vielmehr auf der Anwesenheit monocellulärer Algen, die sich in dem Ge- webe eingenistet haben und mit dem Thiere gleichsam ein Conubium nach Art der Flechten eingegangen sind. Meeresalgen. Ueber die ersten Anfänge der grünen Zelle wissen wir nichts genaues, denn die ersten marinen Gewächse, die uns in der Paläontologie entgegentreten, sind bereits polycellulärer Natur. Dass jedoch ihnen unicelluläre Wesen vorausgegangen sind, ist sehr wahr- Algen geht durch Endos- scheinlich. Die Ernährung der mose vor sich, der Aufbau der organischen Substanz durch Vermittelung der Lichtstrahlen. Aus diesem Grunde überschreiten die Meerwasseralgen auch selten die Tiefe von 100 ni-, über 400 m hinaus kommen keine mehr vor. Bekanntlich unterscheidet man blaue, grüne, braune resp. schwarzgelbe und rothe Algen : es ist dies die Reihenfolge, in welcher diese 4 Arten entsprechend der zunehmenden Wassertiefe vom Ufer aus aufzutreten pflegen. Eine solche stricte Differenzirung hinsichtlich des Staudortes der Pflan- zen nach der Farbe ist ohne Zweifel auf die grössere oder geringere ßrechbarkeit des Sonnenspectrums in den ver- schiedenen Tiefen zurückzufiilireii. — Was das Verhältniss der angeführten Arten zu einander betrifft, so ist bekannt, dass die an den tiefsten Stellen wachsenden Algen, also die rothen, die höchstentwickelten sind. Die Erklärung liegt auf der Hand. Die nahe der Meeresoberfläche wachsenden Pflanzen sind zu sehr den beständig über sie wegstreifenden Winden und Stürmen ausgesetzt gewesen, als dass sie eine ruhige Entwickelung hätten durchmachen können ; bei tiefer wachsenden Algen war dies schon eher der Fall. Die grünen Algen sind als der Normaltypus, als das ursprüngliche zu betrachten. — Die blauen sind schon entwickelter, wenngleich sie auch Zeichen der In- sich tragen. Die meisten von ihnen sind geschlechts- feriorität an fadenförmig; die Vermehrung gescliieht durch lose Sehwärmsporen. — An den braunen und gelb- schwarzen Algen sind die Anzeichen einer höheren Ent- wicklungsstufe schon einschneidender. Sie sind riesen- hafte Streifen, die sich immer aufs neue theilen. Die Fucaceen zeichnen sich durch eine an die höheren Pflanzen erinnernde morphologische Gliederung aus. Man trifft hier auch geschlechtslose Sporen an, die in der Nähe des Fusses sitzen, sich nicht mehr loshisen, vielmehr neuen, im Zusammenhang mit der Mutterpflanze bleibenden In- dividuen den Ursprung geben. — Die höchstentwickelten 418 Naturwissensdiaftliche Wochenschrift. Nr. 39 Meeresalgen sind" die rothen. Die Initialzelle lässt hier eine fadenförmige Alge entstehen, aus welcher sieh später der Typus der Art entwickelt. Oft geschieht die Ver- mehrung durch Brut-Knospen. Die vermeintliche Ver- wandtschaft zwischen Florideen und Laubmoosen, die man hieraus hat herleiten wollen, ist nur eine zufällige; dagegen besteht hinsichtlich der Eibildung bei gewissen Formen eine Annäherung*) an die Phanerogamen. Süsswasseralgen. Die blauen und grünen Algen, die in den Meeren seltener sind, herrscheu im Süsswasser Landalgen. Die Entwickelung der Landalgen voll- zog sich aus den niedrigst stehenden der Wasseralgen zu dem Zeitpunkte, als der Boden sich zu heben begann. Es versteht sich von selbst, dass diese Flüchtlinge erst einen längeren oder kürzeren Aufenthalt in den Süss- wasseransammlungen nehmen mussten, bevor sie sich dem Inftförmigen Medium anzupassen vermochten. — Bestimmte dieser Algen verloren bei diesem Uebergange infolge mangelhaften Lichtzutrittes ihr Chlorophyll und, da sie von in Auflösung begriftenen l'flanzen umgeben waren, a/Ait^-i^/e^A cMlan^vn . c/ftirn _4M'<^a^--^^cÄr^_ . I vor; hingegen sind hier die braunen und rothen in der Jlinderzahl vertreten. Natürlich, denn es fehlt ihnen die Tiefe, die sie zu solchen umgestaltet hat. Dass die Süss- wasseralgen niedriger stehende Typen als die entsprechen- den Meerwasseralgen repräsentiren, erklärt sich leicht da- durch, dass die Anpassung an das neue JMcdium für die vollkommenere Species nicht mehr möghch war, sondern nur für solche, die noch nicht weit in der Entwickelung vorgeschritten waren. *) F. denkt ohne Zweifel an das als weibliehos Organ dienende Procarpium der Florideen, welches mit seinem haar- förmig verlängerten, mit den männlichen Spermatien copulirenden Theil (Trichogj'ne) allerdings an einen Fruchtknoten mit Griffel erinnert. absorl)irten sie nunmehr von diesen ihre Nahrung, wodurch eine weitere Verarbeitung derselben durch die Sonnen- strahlen überflüssig geworden war. Sie wurden zu Pilzen. Es ist dies eine Hypothese Fauvelle's, die derselbe auf die zwischen Süsswasseralgen und Pilzen bestehende Aehnlichkeit — das Mycel gleicht den fadenförmig ver- zweigten Algen — stützt. — Eine andere Gruppe von farblos gewordeneu Algen, die sich hinsichtlich ihrer niederen Entwickelungsstufe den blauen Algen nähern, haben sich zu jenen Organismen umgewaudelt, die wir im Allgemeinen als Bacterieu bezeichnen. — Diejenigen grünen Algen dagegen, die bei der Anpassung an die genügend feuchte Erdoberfläche ihr Chlorophyll beibe- hielten, gaben möglicherweise den Laudpflauzen deu Nr. 39. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 419 Ursprung. Einzelne von ihnen vernioelitcii ihr Dasein nur in der Weise zu fristen, dass sie sieh loslösten und einzeln zu vegetiren suchten. Es sind dies jene Algen, die Felsen, Mauern und Baumstännuc bekleiden. Andere wiederum behielten eine gewisse Verwandtschaft mit den Pilzen bei und gingen mit diesen eine Art von Vernunft- ehe ein, aus der beide Theile Nutzen schöpften. Trotz dieser engen Verbindung behielten Pilze sowohl als auch Algen die ihnen eigene Fortpflanzung bei, sodass mau sie nocli jetzt von einander trennen kann. Es sind dies die Flechten. Zu einer jüngeren Zeit sind andere tilamcntösc Algen auch mit höheren Landpflanzen ähnliche Verbin- dungen eingegangen, aus denen sie die zu ihrer Ernäh- rung und Vermehrung nothwendige Nahrung beziehen. Eine solche Alge ist die Myeoidea, die in den Intercellular- räumen der Cameliablätter lebt. Muscineen. Die Entstehung der Moose stellt sieh Fauvelle folgendermaassen vor. Eine Algenspore fällt auf sumpflges, vom Süsswasser diu-chtränktes Terrain. Sie sprengt ihre Umhüllung und wächst zu einer grünen Alge aus, die sich in den meisten Fällen nur verzweigen und verästeln, mitunter aber auch lamellöse und selbst massive Formen annehmen wird. Eine Zeit lang wächst sie in der alten Weise ihrer Vorfahren weiter; in dem Augenblick aber, wo der Hoden auszutrocknen beginnt, werden sich mehrere ihrer Zellen in einem der bisherigen Richtung entgegengesetzten Sinne theilen. Diese beiden neuen protoplasmatischen Körper vermehren sich ihrer- seits mehr und mehr und bilden schliesslich eine enibryo- näre Masse, die sich leicht von dem Rest der Alge unterscheiden lässt. Die im Contact mit dem Boden be- findlichen Zellen verlieren ihr Chlorophyll und verlängern sich in Gestalt von Haaren bis zu einer gewissen Tiefe in die noch mit Flüssigkeit erfüllten Interstitien des Bodens. Hierdurch befestigen sie die Pflanze. Gleichzeitig ver- mehren sich wieder die oljeren grün gebliebenen Zellen in verticaler aufsteigender Richtung und entwickeln in der Luft einen mehr oder minder cylindrischen, mit laub- artigen Anhängen besetzten Stengel. Die an dieser Stelle eintretende Verdunstung wird weiter eine Absorption durch die Haare (Wurzeln) zur Folge haben. Ein aufsteigender Saftstrom mit den mineralischen Nährsalzen wird eine oder mehrere Reihen von Zellen im Innern der Pflanze zerstören und hin und wieder die Wände durchbrechen. Durch diese übermässige Circulation findet das Problem der Luft- vegetation seine Lösung. — Die soeben geschilderte Ent- wickelung gleicht der unserer Moose, nur mit dem Unter- schiede, dass bei diesen die Spore von einem Moose, bei dem obigen Vorgange aber von einer Alge .stammt. — Die Moose pflanzen sich durch Eier fort, die sich in eine bestimmte Anzahl sich aussäender Sporen wieder theilen. Was die geschlechtslosen Sporen anbetriflt, so sind dieselben hier stets adhärent und geben die Mutter- pflanze nur in der Form von Zweigen wieder. Indessen lösen sich unter ihnen auch gewisse los, nachdem sie eine kleine Alge*i, das Protonema, haben hervorkeimen lassen. Dieser Vorkeim entwickelt sich auf sumpfigem Terrain gleich einer Initialalgc und erzeugt ein oder mehrere Moospflanzen. Die geschilderten Vorgänge, die denen an den höchstentwickelten rothen .Algen gleichen, könnten zu dem Schlüsse einer nahen Verwandtschaft zwischen beiden Pflanzenclassen berechtigen, jedoch nur scheinbar. Denn es ist nicht gut anzunehmen, dass eine rothe Alge aus einer Tiefe von 50 m sich plötzlich an der freien Luft, wenn auch auf sumpfigem Boden, zu einer Muscinee entwickeln konnte. Die eigentlichen Moose sind nicht zum Ausgangspunkt *) d. i. einen algeuähnlichen Zellkörper. folgenden stehung für eine höher organisirte Pflanzenelasse geworden. Da- gegen trift't dies für die Lebermoose zu. Diese be- stehen aus einem einem einfachen Laubblatt ähnlichen Zell- körper, der auf der Oberfläche des sumpfigen Bodens aufliegt. Seine nach dem Boden gekehrte Fläche entwickelt Haare, die den schon früher am Ende des Stengels erzeugten zu Hilfe konnuen, seine obere Fläche ist der Sitz der Zeugungsorgane, die in derselben Weise wie bei den Laubmoosen in Function treten. — Die Lebermoose sind somit als Ausgangspunkt der Gefäss- pflanzen zu betrachten, und zwar wurden sie dies durch Mechanismus. Gefäss-Kryptogamcn. Den Vorgang der Ent- von Kryptogamen können wir uns folgender- maassen vorstellen. Nehmen wir ein Lebermoos an, das auf feuchtem, aber dem Luftzutritt mehr als bisher aus- gesetztem Terrain wächst. Seine obere Blattflächc wird, da sie der raschen Verdunstung ausgesetzt ist, verhärten und das Aussehen gewöhnlicher Blätter annehmen. So- mit sind die sexuellen Sporen gezwungen, sich auf der Unterseite, mitten zwischen den Haaren, zu entwickeln, wo sich die Befruchtung sodann in der gewohnten Weise abspielt. Nur theilt sich unter diesen neuen Verhältnissen das Ei, anstatt dass es Ausstreusporen entstehen lässt, in eine celluläre Masse, die zum Emliryo einer neuen Pflanze wird. Dies würde eine Gefässkryptogame sein. — Noch heute sehen wir denselben Vorgang sich wiederholen. Den Botanikern war es schon längst bekannt, dass der Prothallus der Farnkräuter in der That nur ein Leber- moos ist, das aus einem Protonema oder einer Fadenalge hervorgegangen; aber sie haben bisher nicht daran ge- dacht*), aus dieser Aufeinanderfolge der Formen einen Schluss auf die Phylogenie der Pflanzen zu ziehen. Der auf die soeben geschilderte Weise sich ent- wickelnde Emliryo treibt nach unten zu eine Wurzel mit o])erflächlichen Zellen von der Gestalt eines Haares und nach oben zu einen Stengel, der sich mit Blättern be- deckt. Aufsaugung und Verdunstung werden mehr und mehr kräftig, somit auch der aufsteigende Saftstrom. Die Zellen, durch welche derselbe treibt, verlieren nicht nur ihr Protoplasma, sondern werden im Sinne des Stromes durchbrochen. Es entstehen Gefässbündel. Auf den Blät- tern bilden sich dann weiter Sporen aus, die auf den Boden fallen und sieh zu einer Algen- und sodann zu Algen- einer Lebermoosform entwickeln, wie wir bereits oben ge- sehen haben. — Bei einzelnen Formen lassen diese Sporen ein eingeschlechtiges Prothallium entstehen; die gegen- seitige Befruchtung kommt aucli hier, wie bisher, auf dem Wege des flüssigen Mediums zu Stande. Hiermit ist der erste Schritt zur Phanerogamie gekennzeichnet. Solche Neigung zur Geschleehtsdifterenzirung der-Sporeu markirt sich noch mehr bei anderen Familien. Am Ende der Stengel entstehen bei diesen an den im Volumen reducirten Blättern getrennt mäimliche Mikrosporen und weibliche Makrosporen, die ditferente Prothallicn erzeugen. Gleich- zeitig kürzt sich der Eutwickeiungsprocess ab: zuerst nehmen die Alge und das Lebermoos an Volumen ab, so- dann geht ihre Entwiekelung frühzeitiger vor sich. So spielt sich bei den Selaginellen die Ausbildung des Vor- keiines schon v(n" Lostrennung von der Mutterpflanze im Sporangium al); bei den Salviniaceen ebenso frühzeitig Itereits die Befruchtung. Aber innncr wird hier die männ- liche Spore mittelst iln-er Cilien sich den Weg durch eine wenu auch noch so dünne Wassersehicht zur weiblichen Spore bahnen. Dieser Vorgang bleibt für die Gefäss- kryptogamen charakteristisch; er zeigt gleichzeitig, dass *) Die Fach botaniker haben es schon längst ausgesprochen 420 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. sie ihrer Entstehung nach dem sumpfigen Terrain an- gehören. Phanerogamen. Die Phanerogamen durchlaufen eine den Kry])togamen gleiche Entwickelung, nur mit dem Unterschiede, dass die abgekürzten eml)ryona]en Phasen sich bei ihnen immer auf der Mutterpflanze selbst abspielen, und dass die Vereinigung der männlichen und weiblichen Sporen nicht mehr das feuchte Medium, sondern die Luft zum Vermittler hat. — Die Anthere gleicht bei den Pha- nerogamen dem Mikrosporangium, das Pollenkorn der Mikrospore, der Knospenkern oder vielmehr eine seiner Zellen dem Mikrosporangium. Es ist dies der Embryo- sack, dessen Protoplasma sich in ein Lebermoos, d. h. in ein rudimentäres weibliches Prothallium (Eudosperm) um- bildet. Eine oder mehrere Zellen des Embryosackes werden zur weiblichen Makrospore. Bei der Befruchtung nun fällt bekanntlich die Mikrospore oder das Pollenkorn auf das Pistill, wird hier zurückgehalten und wächst in ein rudi- mentäres Prothalhum aus, dessen eine Zelle sich in den Pollenschlauch verlängert und seinen Kern in Contact mit der weiblichen Spore bringt. Das so gebildete Ei ab- sorbirt das rudimentäre Prothallium und erzeugt eine celluläre Masse, den Embryo. Dieser löst sich indessen nicht sogleich ab, wie dies bei den Kryptogamen der Fall ist, sondern erst nachdem er sich in Folge der durch die Gefässbündel der Mutterpflanze zugeführten Nahrung zum Samenkorn ausgebildet hat. Also auch hier wieder ist die Ontogenie die abgekürzte Phylogenie. Von den Phanerogamen stehen den C4efässkryptogamen am nächsten die Gymnospermen: ihre Carpellblätter sind noch nicht vollständig über den Makrosporangien ge- schlossen. Die Polaeontologie zeigt uns in der That, dass sie zuerst aufgetreten sind. Die Angiospermen entwickelten sich erst später durch hermetischen Sehluss des Pistills. Diese Eintheilung ist somit vom phylogenetischen Stand- pimkte aus ganz berechtigt. Dasselbe lässt sich bei dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft jedoch nicht von derjenigen Eintheilung der Angiospermen sagen, die nach der Zahl der Cotyledonen geht. Indessen ist zu betonen, dass unter den Gymnospermen die Cycadeen, die die nächsten Verwandten der Kryptogamen sind, viel Ver- wandtschaft mit den Monocotyledonen, die Coniferen solche mehr mit den Dieotyledonen aufweisen. Die Phanerogamen sind im grossen und ganzen Fest- landsbewohner geblieben. Jedoch einzelne von ihnen kehrten mit der Zeit wieder zum Sumpf und flüssigen Element zurück, ohne jedoch dabei die wesentlichen Merk- male ihrer Classe aufzugeben. Dasselbe trifft übrigens auch für die Moose und Kryptogamen zu. Dieser Rück- tritt ins Medium der Vorfahren erstreckt sich, abgesehen vom sumpfigen Terrain, nur auf das Süsswasser. Eine einzige Pflanze indessen hat auch einige Species in geringe Meerestiefen gesandt, und dies bereits zur Tertiärzeit. Es ist dies die Gattung Najas. Fauvelle selbst hat vor einigen Jahren eine solche Najadee im Grobkalk aus der Umgebung von Bicetre nachgewiesen. Morphologie der Gefässpflanzen. Während sich in den oben erwähnten Fällen die geschlechtslosen Sporen von der Mutterpflanze loslösen, sind sie bei den Gefäss- pflanzen adhärent. Es sind dies nach Fauvelle jene Zellen in der Mitte des Vegetationspunktes, die von den Botanikern als Initialzellen bezeichnet werden. Dieser Beziehung zwischen den agamen Sporen der Algen und den genannten Zellen hat man bisher noch keine Auf- merksamkeit geschenkt. Die Vermehrung der Art ist so- mit nicht nur als das Resultat der Vereinigung der freien Geschlechtssporen, sondern auch als das der adhärenten Sporen zu betrachten. Jedes Jahr kann man an einem ausgewachsenen Baume unter derGesammtzahl von Zweigen eine bestimmte Menge von unfruchtbaren herausfinden, denen die Pflicht zufällt, für das nächste Jahr die Entstehung der Blüthenäste vorzubereiten. Die Wurzel ihrerseits treibt auch Wurzeln zweiten, dritten u. s. w. Grades, die in gleicher Weise auch aus adhärenten Sporen hervorgehen. Der Stengel endlich, um denselben Vorgang auch auf diesen zu übertragen, verdoppelt und verdreifacht*) alle Jahre die Zahl seiner Holz- und Bastbündel. Es kann hiernach kein Zweifel darüber bestehen, dass eine Correlation zwischen den oberirdischen und unterirdischen Enden einer Gcfäss- pflanze existirt, wenn man auch nicht gerade behaupten kann, dass alle Zweige eines Baumes einer gleichen Menge von Wurzelfasern entsprächen, und dass ein Baum als die Vereinigung von ebenso viel im Stengel und seinen Ver- zweigungen vereinigten Individuen zu betrachten sei. In derselben Weise wie für die Entstehung der Pflanzen- classen sucht Fauvelle auch die der verschiedenen Thier- classeu auf eine Veränderung des umgebenden Mediums sowie auf die damit zusammenhängende Abänderung in der Ernährung zurückzuführen. Den Ausgangspunkt für seine Betrachtung bildet ein Vergleich zwischen der pri- mordialen grünen und der primordialen farblosen Zelle. — Die vegetabilische grüne Zelle nimmt ihre Nahrung aus der mineralischen Materie ihrer Umgebung auf. Zum Schutze gegen die Aussenwelt umgiebt sie sich bald mit einer Hülle, die indessen die weitere Aufnahme der Nähr- salze und auch die Umbildung derselben mit Hilfe der Sonnenstrahlen nicht im geringsten ändert. Ihre Nach- kommen ernährten sich in derselben Weise wie sie und konnten daher im flüssigen Medium keine sonderlichen Veränderungen erleiden, ausgenommen nur solche der Farbe, Ausdehnung und Consistenz. Sie blieben Algen. Die thierische farblose Zelle dagegen war von Anfang an von der vegetabilischen abhängig; sie durfte sich daher nicht mit einer festen Umhüllung umgeben, sondern be- hielt ihre Motilität und Sensibilität bei. So lange sie in isolirtem Zustande sich bewegte, konnte auch sie sich keinen weiteren Veränderungen unterziehen. Anders im Zellencomplexe. Da in diesem die einzelne Thierzelle auf selbstständigc Nahrungsaufnahme aus der Aussenwelt an- gewiesen war, so konnten die Zellen nur in der AVeise im Zusammenhange weiter existiren, dass sie sich zu einer kugelförmigen einzelligen Schicht, zu einer Sphärula, zu- sammenformten. Die Folge der reichlichen Uebernährung derselben war eine Einstülpung: die Gastrula. Die Gastrula- formen theilten sich sodann weiter in zwei Gru])pen, in solche mit einem festsitzenden, der oralen Oeftnung ent- gegengesetzten Theile und in freilebende Formen, die auf dem Meeresboden liegen blieben und sogleich eine zur Längsaxe des Körpers bilaterale Gestalt annahmen. Die Individuen beider Gruppen pflanzten sich wie die Pflanzen durch Eier, d. h. durch die Vereinigung geschlechtlicher Sporen fort; nur bestimmte festsitzende Gastrulaformen pflanzten sich gleichfalls durch adhärente geschlechtslose Sporen fort, ein Vorgang, der an die Vermehrung bei den Moosen und besonders bei den Gefässpflanzen erinnert (Thierstock, Pflanzenstoek). Auf solche Weise entstanden die Spongien, Bryozoen, Polypen und Echinodermen, alles Abk(immlinge des festsitzenden Gastrulathieres. — Die freilel)enden Gastrulaformen konnten in Folge ihrer Loco- motion reichlichere Nahrung zu sich nehmen, unter deren Einflu.ss sich das Thier bis zu einer gewissen Grenze ver- längern und, wenn es diese erreicht hatte, in Segmente mit gleichzeitiger Differenzirung der Ernährungs- und Fort- pflanzuugszellen theilen konnte. Es entstand so ein Wurm. Von den Würmern erwarben sich die einen eine durchsichtige, hornartige Oberhaut, die anderen eine solche *) Allerdings nur in der Jugend ! Nr. 39. Naturwisseuscbaftiiclic Wochenschrift. 421 von chitiuüser Beschaffenheit. Durch diese Differencirung- ist ein neues wichtiges Eintheihnigsprincip gegeben. Aus der ersten Gruppe gingen die Anneliden, dann die Mol- lusken, ferner die P"'ische, die sich in Knorpel- und Knochen- fische differenzirten, und schliesslich die Tunicaten hervor. Die chitinösen Würmer erzeugten in dem marineu Medium nur die Crnstaceen. Bei der Entstehung von Sü.sswässern und stagnirenden Gewässern gaben alle angeführten Würmernacbkomnicn, mit Ausnahme der Tunicaten, Colonien ab. — Bei diesem Uebergange vom flüssigen zum luftf(irmigcu Medium waren die Schwierigkeiten für die Anpassung nicht so grosse im Thierreiche wie im Pflanzenreiche. Die freilebende Gastrula- forni gelangte leicht zur Absorption des Sauerstoffes durch Einstülpung eines Respirationstractus, die festsitzende, die für solchen Vorgang nicht vorbereitet war, konnte es nicht und blieb im flüssigen Element. Von den Nachkommen der keratinösen Würmer ver- mochten die .\unciidcn und Mollusken nur kleine Colonien auf das Festland zu schicken: die Lumbriciden und die Gasteropoden. Die Fische dagegen waren hierin glück- licher. l)ie Gruppe der Knochenfische gab den Batrachiern den Ursprung. Die Khorpelfische machten sich gleichfalls von dem flüssigen Medium los und wurden zu Kcptilien. — Aus den chitinösen Würmern gingen als Landbewohner die Asseln liervor, und aus den Würmern mit wasser- führenden Gefässen die grosse Classe der tracheenathmen- den Gliederthiere; die meisten von diesen letzteren be- vorzugen nocii heute ein sumpfiges, resp. feuchtes Terrain; Spinnen und Insecten dagegen haben sich vollständig dem Aufentlialt in der Luft angepasst. .\usser diesen beiden Tliierclassen sind nur noch die Eidechsen, die Viigel und Säugethiere im Stande gewesen, sich an das luftformige Medium zu gewöhnen. Die Ent- hängt mit der Ab- stehung der ^'ögel und Säugethiere änderung der Temperatur zusammen. M. u. B. XXiV. Deutscher Anthropologencongress in Göttingen und Hannover vom 5. bis 9. August 1893. Zur Besichtigung der berühmten Blumenb ach 'sehen Schädelsaninilung war eine Vorversammlung des diesjährigen Anthropologencongresses in Göttingen anberaumt. Prof Friedrich Merkel, zur Zeit der Ordinarius der Anatomie an der G(ittinger Universi- tät, übernahm die Führung. Von seinen Älittheiluugen über die denkwürdige Schädelsammlung gelten wir hier dasjenige wieder, was auch von allgemeinem Interesse ist. Blumenbach legte die grosse Schädelsaninilung vor fast 100 Jahren an in der Absieht, aus der Lehre der Varietäten des menschlichen Schädels eine Rassen- kunde aufzubauen. Er lebte in dem Glauben, aus den Schädeln Typen reeonstruiren zu können, ein Glaube, der heute den Anthropologen längst geschwunden ist. Was Blumenbach noch als Kennzeichen niederer Bildung und Rassenstellung betrachtete, ist heute vielfach anthro- pologisch als gleichwerthig mit den höehstentwiekelten Formen anerkannt oder, richtiger gesagt, als gleich werth- los für die Rasseneintheilung der Menschheit. Es giebt keine fundamentalen Unterscliiede zwischen dem Schädel des diluvialen Neanderthalnienschen, des afrikanischen Negers und hochcivilisirten Europäers. Blumenbach hat mit Bienenfleiss gegen 400 Menschensehädel aus aller Herren Länder zusammengetragen, für seine Zeit ein er- staunlicher Erfolg seines Sanmielcifers. Ein Theil der Schädel ist durch einen Herrn v. Asch aus St Petersburg beigebracht worden, später haben noch Rudolf Wagner, Jacob Heule und Merkel die Saunnlung entsprechend er- gänzt, so dass die Zahl ihrer Nummern fast nahezu an 1000 beträgt. Sie hat im „anatomischen Theater" eine musterhaft geordnete und tibersichtliche Anordnung gefunden und enthält zahllose Prachtstücke, welche Staunen und Ver- wunderung der sachverständigen Besucher erweckten. Es finden sich Schädel von Deutschen aller Stännne, von Franzosen, Engländern, Türken. Juden (deren Schädel und Skelette bei noch streng ritueller Beerdigung der Juden für die Anthropologen sehr selten zugänglich sind), ferner sind u. a. die Schädel von Australiern und Poly- nesiern (Papua, Neuseeland, Neucaledonien u. dgl. rn.) sehr zahlreich vorhanden, die zum Theil von einem deut- schen Arzte in Sidney geschenkt worden sind, der seine Schulden an die Gfittinger Universität damit beglichen hat. Darunter findet sich ein Neuseeländerschädel mit so reichen Tätowirungen, wie ihn selbst die Berliner Samm- lung nicht aufzuweisen hat. Auch sonst zeigen die austra- lisclicn Schädel nmncherlci interessante Sonderheiten, z. B. Bemalungen. An den Schädeln der Lappen findet sich zumeist die aft'enähnliehe Auftreibuug am liarten Gaumen, Torus palatinus, die neuerdings namentlich von Waldeyer als antliropoiogisehes Kennzeichen verfolgt wird. Wie wenig aber aus Schädelbau auf Rasseneigenthüudichkeiten Schlussfolgcrungen gemacht werden dürfen, wies Professor Merkel durch den demonstrativen Vergleich von Schädeln nach dem Ty|)us des Neanderthales und von Ostfriesen, die von der Insel Marken und aus unseren Tagen stam- men, nach. Ebenso täuschend ähnlich sehen die Schädel von Darfonr-Negern, Südsecinsulanern von Honolulu, Basch- kiren u. a. m. denen von iiannoveraner Menschenkindern. Durch solche Beobachtungen konnte schon Heule die Blumenbach'sche Grundidee der Rasseneintheilung als hin- fällig darthun. Das Prachtstück der lUumenbacli'schen Sanmdung ist ein altgriechischer Schädel, der ein un- vergleichlich schönes Profil zeigt. Es ist ein Geschenk von König Ludwig dem Ersten von Bayern an Blumen- l)ach. Schliesslich weist die Sanmdung noch eine Reihe von Mikrocephalenschädeln auf und als Curiosum eine menschliche Wirbelsäule, durch die eine Banmwurzel gewachsen ist. Angesichts der berühmten Schädel- sammlung haben die deutschen Anthropologen von Neuem ihr Verdict dahin abgegeben, dass ihr keine Bedeutung zukonnnt in der Hinsicht, in der sie einst geschaffen worden ist, aber sie behält dennoch ihren unverlierbaren Werth als anatomisches und anthropologisches Studien- material. Der zweite Tag des Congresses galt einem Ausflug nach der Heisterburg auf dem Deister bei Bad Neundorf Die Heisterburg bildet hinsichtlich ihrer Ur- sprungszeit seit vielen Jaln-en den Gegenstand lebhafter Meinungsverschiedenheiten unter den Anthropologen und Prähistorikern. Zur Seliliclitung dieses Streites sollte der heutige Augenschein der Gelehrten ein Sehcrflein bei- tragen, und das hat er in der Tiiat in der Richtung wenig- stens gethan, dass die Fachleute darüber einig wurden, aus welcher Zeit die Heisterburg nicht stammt. Die viel- umstrittene Burg liegt am nördlichen .\usläufer des Deisters, der mit dem parallelziehenden Süntel, einem Höhenzug des Wesergebirges, und dem beide verbindenden Bücke- 422 Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. Nr. 39. burger Cle])irg'e einen Kessel ciuschliesst, der eine weite Ebene l)ilclet. In diesem Kessel hat einst die berühmte üeberrumpelung' des Heeres Karls des Grossen durch seine sächsischen Verbündeten stattgefunden, mit deren Hilfe er die Slaven liekricgeu wollte. Dieses Terrain ist ver- niuthlich auch der .Schauplatz der Schlacht bei Idistaviso gewesen, in der Germanicus die Cherusker besiegte. So knüpfen sich Erinnerungen aus sehr verschiedener Zeit an diese Gegend, und die Heisterburg versetzten die Einen in die heidnische Vorzeit zurück, die Anderen erklären sie für römischen Ursprungs, und die Dritten schliesslich halten sie für ein mittelalterliches Schutzwerk. Der Streit ist zuerst durch den General von Oppermann hervorgerufen worden, der bei der kartographischen Landesaufnahme auch die norddeutschen Ringwälle eifrigst studirte. Er hielt die Heisterburg für den Rest einer altgermanischen Befestigung. Dann haben Dr. Stolzenberg und Dr. Schuch- hardt, der jetzige Director des Kastner-Museums in Han- nover, dort Ausgrabungen gemacht, die sie zu dem Schlüsse kommen Hessen, dass die IJurg das bei Weitem am meisten nach Osten vorgescho))ene Castell der Römer gewesen sei. In j'üngster Zeit haben über dieses denkwürdige Monu- ment in der Berliner Anthropologischen Gesellschaft Ver- handlungen stattgefunden, in denen Virchow und Professor Wilhelm Krause ihre übereinstimmende Ansicht daliin äusserten, dass es sich um ein mittelalterliches Bauwerk handelt. Die Zeit ist nicht genau festzustellen, sie schwankt zwischen 60ü — lÜOÜ n. Chr., und als die Erbauer sind die Sachsen zu betracliten. In diesem Sinne heut die Mehrzahl der hier versammelten entschieden, und die rönusche Annahme Dr. Schucldiardt selbst bereits fast preisgegeben Die Besiclitigung der Heisterburg ist auch für Franken oder hat sich auch Anthropologen ist von worden Laien niclit ohne Interesse, zumal sie mit einer landschaft- lich schönen i'artie verbunden ist. Sie liegt etwa 1000 Fnss über dem Meer. Von dem Badeorte Neundorf aus, dessen schwefelhaltige Moorbäder einer Besichtigung werth sind, führt ein schattiger und friedlicher enger Waldweg, der von Buclien und Tannen dicht eingezäunt ist, immer höher hinauf. Ein kleiner Umweg führt zu der Rodenberger Höbe — das nah gelegene Rodenberg bat dem bekannten Schriftsteller Julius Rodenberg seinen zweiten Namen ge- geben — wo die sogenannte schöne Aussicht sich in der That ihres Namens würdig erweist. Unter den Aussichts- punkten in der weiten Ferne ist besonders anziehend das Steinhuder Meer, in dessen Mitte die künstlich aufge- schüttete Insel liegt, welche die 1795 dort erbaute Festung Wilhelmstein trägt. Die Heisterburg setzt sich aus zwei Theilen zusammen. Der Vorwall zieht sich etwa •'74 Stunden lang auf dem Kanmi des Deistcrs entlang und ein enges Thor tuhrt in das Innere. Der Wall ist mit Hilfe von Sandstein, der sich dort in reicher Menge findet, aufge- worfen. Der Wall ist aber nicht ringförmig, sondern stellt nur eine Schutzmauer nach einer Seite hin dar. Auch die Frage, ob es sich um künstliche oder natürliclie Erd- erheliungen handelt, wurde discutirt und in crstcrer Hin- sicht ausser Frage gestellt. Höheres Interesse nimmt noch der eigentliche Wall in Anspruch, der ein viereckiges Castell darstellt. Das Eingangsthor ist an einer Ecke an seinen Resten noch deutlieh erkennbar. Der Aufbau des Walles ist ein sehr kunstgerechter. In gerader Horizontale lagern die einzelnen Steinschichten auf einander, die durch Mörtel verbunden sind. Die Anwesenheit dieses Binde- mittels ist für die Beurtlieilnng des Alters der Burg von Wichtigkeit. Keine Spur findet sich von Ziegeln, die Römer als Grundlagen all ihrer Mauerwerke grosser welche benutzten. Auch im sonstigen Bau und in der Anlage Ausser den Wällen selbst finden sich noch die Reste eines Wohn- weicht die Burg von römischen Riugwällen sehr ab. hauses und einer Cisterne. Bei den in neuester ZeitiWieder von Dr. Schuchhardt vorgenommenen Ausgral)ungein haben sich nur wenig Funde ergeben und aus diesen lassen sieh keine Schlussfolgerungen auf ihr Alter machen. Zumeist sind es Thonseherben, daneben noch, ein halbes Hufeisen^ ein Schleuderstein u, dergk m, So ist: denn die Frage nach den Erbauern der Heisterburg einstweilen noch in Dunkel gehüllt. Die Zukunft wird darüber hoffentlich noch sichere Auskunft bringen. . ,. .• In Hannover eröffnete Virchow den Gongress mit einer Rede über den gegenwärtigen Stand derprär historischen Forschung, besonders der, Frage nach der Wiege des Menschengeschlechts, die jetzt wieder in lebhaften Fluss gekommen ist, und er zeichnete dann die Wege und Ziele,, welche diese For- schung zu verfolgen habe, um zur Klarheit undi Wahrheit zu gelangen. Die Deutsehe Anthropologische, Gesellschaft hat ihre Thätigkeit begomien, kurz nachdem gerade in Frankreich die ersten Spuren des diluvialen Menschen gefunden waren, der sich als ein Zeitgenosse des Renn- thiers auswies. Der anthropologischen Forschung bot sich deshalb in erster Reihe die ^^u^'gab^ des Studiums des Diluvial- und Hrddenmenschen. Die Auf*findung der schwei- zerischen Pfahlbauten mit ihren reichen Ergebnissen Hess auch in Deutscldand solche vermuthen. Kein See und kein Sumpf, in dem sich ein Pfahl fand, blieb verschont. Allniäblich ist eine ruhigere Auffassung der Dinge ein- getreten, und der Diluvial- und Höhlenmensch ist auch in Deutsehland gefunden worden, wie die Pfahlbauten. Da- durch haben wir den Vorsprung, den andere Völker in der Anthrojjologie iln-es Landes hatten, wieder eingeholt. Von den Tertiärmensehen ist aber noch keine sichere Spur gefunden. Denn die Feuersteinsplitter, die den Ein- druck machen, als seien sie von Menschenhand geschlagen, können durch die verschiedensten Ursachen, elementare Pir- eignisse und dergleichen zertrümmert worden sein. Es ist kein durchgreifender Unterschied zwischen natürlichen Sprung- flächen und künstlichen Schlagmarken zu erkennen. Ist aucli die Kunde von der Existenz des Diluviainienscbcn fest- gesetzt, so fehlt uns doch jedes Kennzeichen über seinen anthropologischen Charakter, d. h. seinen Rassentypus. Denn Knochentheile, insbesondere Schädel, hat man aus dieser Zeit nicht aufzuweisen. Durch die Sprachgelehrten ist allgemein die Vorstellung erweckt worden, als ob unsere Nation mit den Indiern in Beziehung' stehe. Unsere Vor- fahren hätten einst in Asien gesessen und wären allmäh- lich innner weiter nach Westen vorgerückt. Das ist die berühmte arische Wanderung der STossgestalteten und blondhaarigen indogermanischen Rasse. In regelmässiger Marschordnung haben sie sich auf irgend einem Wege, der von Indien nach Europa führte, hinter einander her- geschoben, so dass diejenigen, welche jetzt am meisten nach Westen sitzen, die älteste Urbevölkerung darstellen, die östlichsten die jüngsten dagegen sind. Durch eine Reihe ebenso kühner wie gelehrter Untersuchungen ist nun im Laufe der letzten fünf Jahre diese Rangordnung der Nationen geradezu umgekehrt worden. Die Ureinwohner hätten im hohen Norden Europas gesessen und von dort hat eine allmähliche Wanderung nach Osten stattgefunden. Diese Theorie ist sogar schon so weit ausgedehnt worden, dass man Griechen und Römer als eine Descendenz der Germanen dargestellt hat. Man hat ihre Sprache und Mythologie auf die altnordische Edde zurückgeführt, welche als das Grundbuch der ^Menschheit gepriesen wird. Diese neue Auffassung von dem Werdegang der europäischen Bevölkerung ist doch noch nicht genügend bewiesen. Wenn dem so wäre, dann mUsste gerade Hannover der eigentliche Sitz dieser Urbevölke- rung gewesen sein. Es müssten die grossen Steindenk- Nr. 39. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 423 niäler auf den Ilöhenzügön des Deister als Monumente der Urarchitektur gelten, wie früher die Steinhäuser auf den Gebirgen Vorderindiens. Es ist ja benierkenswertli, dass sich an beiden Enden der Entwickelungsreihe die gleichen Monumente aus der ältesten Zeit finden. Die neue Theorie von der Wiege der Urbevölkerung Eurojjas stützt sich zum guten Theil auf philologische Beweis- gründe. So hat z. U. Professor Penker in Göttingen nach- gewiesen, dass allen Sprachen der arischen Völker nur solche Wörter gemeinsam sind, welche aus dem Norden stammen. Zum Beispiel die Buche, der im Norden heimische Baum, hat sich allmählich bis nach Griechenland und Kleinasien verbreitet. Die Erforschung der ältesten Perio- den der Menschheit stösst vornehmlich deswegen auf so unüberwindliche Schwierigkeiten, weil wir keine Reste vom Menschen selber haben und unsere Schlussfolgcrungen auf die archäologischen Fundstücke aufbauen müssen. Zwar war in den ältesten Zeiten die Bestattung der Leichen üblich, aber schon 6 — 800 vor Chr. hat sich die Leichenverbrennung eingebürgert, sich immer weiter ausge- dehnt und bis mehrere Jahrhunderte n. Chr. erhalten. Des- halb ist uns aus diesem mehr als tausendjährigen Zeitraum wenig erhalten. Aus der älteren Steinzeit ist überhaupt nichts übrig geblieben, dagegen aus der jüngeren eine Reihe werthvoller Funde. In dieser Zeit haben die Leute schon regelrechte Grabfelder und Friedhöfe gehabt, weil sie ansässig waren, Ackerbau und Viehzucht getrieben haben. In der Altmark hat man ein Gräberfeld ausge- graben, dessen Funde so reichhaltig waren, dass man einen anthropologischen Typus der dort sesshaft gewesenen Bevölkerung hat feststellen können. Bei den Schädeln aus dieser neolithisclien Periode hat mau durcligehonds Lang- köpfigkeit gefunden, welche immer mit Blondhaarigkeit verbunden zu sein pflegt. Daraus hat man vielleicht nicht mit Unrecht den Schluss gezogen, dass die Menschen der jüngeren Steinzeit den sogenannten arischen Typus gehabt haben. Im hannoverschen Gebiete ist bisher wenig posi- tives Material zur Entscheidung dieser Fragen gefunden worden. Die Forschung wird hier besonders auf die Auf- suchung neolithischer Gräberfelder zu richten sein. Die Wissenschaft kann nicht recht vorwärts konunen, wenn die Entdeckungen dem Zufall überlassen bleiben; es muss eine systematische Methode zur Anwendung gebracht werden, die bei einigem Eifer auch Erfolge zeitigen wird. Baurath Prof. Köhler (Hannover) gab einen kurzen Ueberblick über die Baugeschichte Hannovers. Danach sprach Stadtbaninspector Rowald (Hannover) über das Opfer beim Baubeginn. Die Sitte der feierlichen Grundsteinlegung lässt sich auf religiöse Vor- stellungen in uralter Zeit zurückführen. Schon den Ent- schluss zum Bau schrieb man einer göttlichen Anregung zu, bei der Wahl der Baustelle Hess man sich durch mystische Erwägungen und Umstände leiten. Eine einmal benutzte Baustelle durfte nie wieder veröden. So er- neuerten die babylonischen Könige die Pyramiden, der kapitolinische Tempel in Rom wurde viermal von Neuem aufgebaut, an der Stätte des Kölner Doms stand schon vor 2üU0 Jahren ein Gotteshaus. Hinsichtlich der Zeit bevorzugte man für den Baubeginn Frühling und Herbst, und zwar meist Tage, die den Heiligen geweiht waren, im Leben des Erbauers irgend eine bedeutsame Rolle spielten und dgl. m. Einzelne Wochentage, z. B. der Montag gelten als unheilbringend. Ausser dem Grund- stein wurden vielfach auch noch Ecksteine in den vier Himmelsrichtungen gelegt. Die Lage des Grundsteins wird sehr verschieden gewählt. Er liegt in den Kirchen meist unter der Kanzel, im Berliner Ratldiause unter dem Thurme, im neuen Reichstagsgebäude unter dem Prä- sidialsitz. Die Gegenstände, die man meist dem Grund- stein beifügt und heut zu Tage eben Dokumente der Zeit sein sollen, waren früher Opfergaben, wie Münzen, j\Ie- daillen, Früchte, Inschrifttafeln u. a. m. In ältester Zeit suchte man den Schutz der Gn (_)i-igin:il;irtiki'l ilos Herrn Prof. v. Martens iu Bd. V. S. 461 der „Naturw. Woclionscdir." 424 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. 8. Lebensmonat eine Bevorzugung der einen oder der anderen Hand nicht festzustellen ist. Erst zu dieser Zeit pflegt das Kind in Zuständen der Erregung die rechte Hand vornelnnlich zu bewegen. Aisberg hat durch eigene Beobachtungen diese Thatsache bestätigen können. Wilson theilt die Mensehen in drei Kategorien: 1. Rechtshänder, 2. Linkshänder, deren Häufigkeit 2 bis 4 pCt. ausmacht, 3. solche, die beide Hände mit gleicher Geschicklichkeit gebrauchen können. Dass durch ausdauernde Uebung eine (Jleichwerthigkeit beider Hände erzielt werden kann, ist ebenso zweifellos, wie die Thatsache, dass nach Ver- lust oder Lähnmng der rechten Hand die linke voll- kommen deren Funktion zu Ul)eruehnieu im Stande ist. Eine Reihe sicher festgestellter Fälle beweist, dass die Linkshändigkeit auch erblich ist. Der vorzugsweise Ge- brauch der linken Hand kann wohl durch Achtsamkeit und Uebung eingeschränkt, aber niemals ganz beseitigt werden. Die liidvc Hand gebrauchen wir vielfach zur Ausfuhrung von Arbeiten, wel 'he grosse Exaktheit und Präcision in der manuellen Thätigkeit erfordern, ferner bei ausserordentlichen Kraftanstrengungen, Widerstands- leistungen und dgl. Von den bisher zur Erklärung der vorwiegenden Rechtshändigkeit aufgestellten Theorien ist keine gegenwärtig als zutreftend anzuerkennen, so die- jenige, welche die Rechtshändigkeit auf den Gebrauch der Watten bei gleichzeitigem Schutze der linken Körper- seite mit dem Schilde zurückgeführt hat. Der Schild ist vielen Völkern überhaupt unbekannt gewesen. Charles Bell hat darauf hingewiesen, dass die rechte Körperhälfte im Allgemeinen besser entwickelt sei. Das ist aber vielleicht gerade eine Wirkung des vorwiegenden Ge- brauchs der rechten Extremitäten. Buchanan hat die nach rechts neigende Lage des Schwerpunktes des Kör- pers als Ursache angenommen. Die rechte Körperhälfte ist um 22 bis 23 Unzen schwerer als die linke. Der Säugling aber, der schon rechtshändig ist, hat noch gar keinen Schwerpunkt, und mit der so seltenen Unilagerung der Organe im Innern des Körpers ist Linkshändigkeit durchaus nicht verbunden, wie man es nach dieser Theorie erwarten müsste. Neuere Untersuchungen namentlich von Rüdiger (München) machen es nun aber zweifellos, dass im Gewicht und in der Entwickelung der beiden Hirnhälften ein erheblicher Unterschied besteht, indem die linke nach beiden Richtungen hin überwiegt. Da nun bekanntlich die Nervenfasern sich vor dem Ein- tritt ins Gehirn kreuzen, so lässt sich aus dem üeber- gewicht des linken Grosshirns die kräftigere Entwickelung der rechten Hand schlussfolgern. Broca in Paris hat zuerst darauf hingewiesen, dass das seelische Sprachcentrum in der linken dritten Stirnwindung sitzt, welche stärker entwickelt ist, schwerer wiegt als die rechte und in Fällen von seelicher Sprachstörung, der sog. Aphasie, fast ausschliesslich immer der Heerd der Erkrankung ist. Die entsprechende Erfahrung von der Prävalenz der linken Stirnwindnng hat man u. a. auch bei Gambetta, einem der glänzendsten Redner, gemacht. Die Mehrheit der Menschen sind linkshirnige Sprecher. Ist das linke Sprachcentrum durch Erkrankung ausgeschaltet, so kann wohl allmählich das rechte seine Functionen übernehmen. Wie die dritte linke Stirnwindung überwiegt, so ist auch überhaupt die ganze linke Hirnhälfte an Volumen und Gewicht der rechten überlegen. Die Hirnoberfläche sind zahlreicher und Wenn des linken Hirns als Ursache der Rechtshändigkeit richtig ist, dann nmss auch die ürakehrung richtig sein, und in der That hat man schon bei zwei linkshändigen Frauen ein erhebliches Uebergewicht der rechten Hirnhälfte fest- stellen können, ebenso bei einem irländischen Soldaten, der Windungen der mehr ausgebildet. diese Annahme von der stärkeren Entwickelung ein so vollständiger Linkshänder war, dass er das Ge- wehr zum Schiessen über der linken Sclmlter anlegte und mit der linken Hand schoss. Er wurde immer als linker Flügelmann in der Kompagnie verwendet. Woher stammt nun diese ungleiche Entwickelung der Hirnhemisphären vmd die Präponderanz der linken? Aisberg stellt folgende Vernnithung darüber auf Sie hat ihre Ursache in der rechts und links verschiedenen Vertheilung der grossen Blutgefässe des Halses, die zum Gehirn aufsteigen. Die linke Arteria Carotis communis entspringt direct aus dem Bogen der Aorta, die rechte dagegen erst als ein Ast der aus der Aorta entspringenden Arteria anonyma. Die vom linken Herzen kommende Blutwelle erfährt daher rechts bei der Gabelung der Arteria anonyma in die Carotis und Subclavia einen starken Reil)ungswiderstand, der Blutdruck wird abgeschwächt, während links die Blutwelle dem Hirn im ungehemmten Strom zuflicsst, daher sind die Ernährungsverhältnisse des linken Grosshirns günstiger, der Stoifwechsel ist gesteigert, die Energie des Nervensystems grösser als rechts. In Uebereinstinnnung mit diesen Verhältnissen der Blutbahn steht die Thatsache, dass die freie Bahn der linken Carotis häufiger den Weg für Fortschleppung von Blut- gerinnseln (Emboli) aus dem Herzen nach dem Hirn ab- geht. So erklärt sich die stärkere Entwickelung der linken Hirnhemisphäre. Nun kommen Abnormitäten in dem Ursprung der grossen Halsgefässe, eine Umkehrung ihrer Lage u. dergl. mehr vor. Durch solche Abweichungen vom Typus ist wahrscheinlich die Linkshändigkeit be- dingt. Schon Hyrtl hat auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. Die Verschiedenartigkeit der Blutzufuhr nach dem Gehirn ist also als die Ursache der ungleichen Ent- wickelung der Hirnhälften anzusehen. Zum Sehluss lenkt Vortragender die Aufmerksamkeit noch darauf, dass auch bei Thicren, Affen, Elephanten, Pferden, Papageien u. a. eine Bevorzugung der rechten Extremitäten beobachtet wird. An den interessanten Vortrag knüpfte sich eine sehr lebhafte Discussion. Geh. Rath Waldeyer erhob Be- denken gegen die Richtigkeit dieser Theorie. Die Un- gleichheit der Blutversorgung des Gehirns werde schon einmal dadurch wieder aufgehoben, dass der Gesammt- (piersehnitt der Gefässc auf beiden Seiten derselbe ist und des Weiteren auch noch durch den sogenannten Circulus arteriosus Willisis jede Verschiedenheit in der Blut- versorgung der beiden Hirnhälften compensirt wird, weil dieses kreisförmige Arteriensystem das Blut, das zur rechten und linken Hemisphäre abgeführt wird, sammelt. Die ungleiche Entwickelung der beiden Hirnhälften selbst scheint Waldeyer unzweifelhaft zu sein. Wenn die Thiere Rechtshänder auf Grund der Alsberg'schen Theorie wären, dann dürfte der Ursprung der grossen Halsgefässe nicht so mannigfaltig sein, wie er thatsächlich bei ihnen ist. Zum Sehluss macht Waldeyer noch darauf aufmerksam, dass kaum je ein Familienname an das Wort „rechts" anknüpft, dagegen sehr häufig an das Wort „links" in allen Dialecten und Sprachen. Uft'enbar ist hier die Links- händigkeit die Ursache der Namengebung gewesen. Prof. W. Krause (Berlin) betont, dass man die Rechtshändig- keit von der Bevorzugung der ganzen rechten Körper- liälfte unterscheiden müsse. Die letztere herrsche bei den Thieren vielfach vor, beim Menschen dagegen die erstere. Prof. Fritsch (Berlin) hält an der älteren Theorie fest, dass die Rechtshändigkeit durch die Lage des sich entwickelnden Foetus bedingt werde. Gemäss der stär- keren rechtsseitigen Anlage wird dieselbe auch durch die spätere Uebung noch verstärkt. Herr von Hey den machte auf den Maler Adolf Menzel als ein exquisites Beispiel von Linkshändigkeit aufmerksam. Ursprünglich Nr. 39. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 425 vollkonnner Linksliändcr, hat er nur mit vieler Mühe ge- lernt, aucii mit der rccliten Hand den Pinsel zu führen. Die Ueberlegung, dass der Verlust der linken Hand iini für seineu Beruf untauglich machen könnte, hat ihm den Ansporn dazu geg;eben. Er ist jetzt im Stande, mit beiden Händen in gleicher Geschicklichkeit zu arbeiten. An der Discussion betheiligten sich des Weiteren noch Virchow, Kanke (München), Mies (Köln) und Dr. Behla (Lnckau). Das Ergebniss der Discussion lässt sich dahin zu- sammenfassen, dass das Problem der Rechtshändigkeit um eine geistvolle Theorie, eine der werthvollsten, reicher ist, die aber auch noch nicht die Lösung des Räthsels zu bringen scheint. Oberlehrer a. D. Dr. Meyer (Hannover) sprach über den Roggen als Urkornder Indogermanen, General- arzt Dr. Ornstein (Athen) über die Physiologie als Hülfsmittel der Anthropologie. Dr. Stolpe (Stock- holm) berichtete über die Ergebnisse der Ausgrabungen in einer Höhle der bei Gothland gelegenen Karls- insel, die von Wichtigkeit für die nordische Prähistorie sind. Die Ibible ist von ungewöhnlich grosser Ausdehnung und macht einen sehr wohnlichen Eindruck. Die Befunde lassen den Schluss zu, dass hier eine Bevölkerung dau- ernd sesshaft gewesen ist, welche Kannibalisnms trieb. Unter den Geräthen befinden sich solche aus künstlich zugeschlagenen Thierknoehen, z. B. Angelhaken, auch das Mark der Knochen scheint gewonnen worden zu sein. Auch vorgefundene Skelettknochen vom Mensehen zeigen Schlagspuren, wie sie sich liei Steinhämmern und Stein- äxten finden. Die Scbädelknochen sind meist zerschlagen. Die knochenhaltige Bodenschicht ist fast fünf Meter hoch. Conservator Krause (Berlin) legt Abbildungen von niega- lithischcn Denkmälern aus der Provinz Hannover vor, die sich in dieser Gegend Deutschlands in klassischer Form finden. Die durch ihre Grösse, besonders ihre Höhe aus- gezeichneten Steinhäuser haben als Familien- oder Massen- gräber gedient. Gemeinsam mit Dr. Schöttensach (Heidel- berg) hat Krause die megahthischen Steindenkmäler der Altniark jetzt insgesammt aufgenommen und demnächst sollen auch die westlichen Theile Deutschlands in ebenso systematischer Aufzeichnung dargestellt worden. Freiherr von Andrian (Wien) sprach über den Wetterzauber der Alt-Arier. Waldeyer (Berlin) besprach danach verschiedene Missbildungen am Schädel, die als Rasscneigenthüm- lichkeiten zu betrachten sind. Nachdem Stieda und Lissauer zuerst auf einen Wulst am harten Gaumenbein bei der ostin'eussischeu Bevölkerung aufmerksam gemacht haben, hat W. auf dem vorjährigen Congress in Ulm*) nachweisen können, dass diese Missbidung (Toms pala- tinus genannt) bei allen Völkern vorkommt, dennoch aber in aufiallend häufiger Weise bei den Lappländern. W. hat jetzt weiteres Material an Schädeln dieser Art ge- sannnelt und verfügt jetzt über neunzig Schädel von Lappländern, von denen achtzig jene Missbildung zeigen und vielfach sogar in einer sehr starken Ausbildung. W. glaubt deshalb, diese Missbildung als ein Rassen- charakteristikum betrachten zu müssen. Aehnliclie Wulst- bildungen an den Knochen kommen, wenngleich weit seltener, auch an der Hinterhauptsschuppe, an der Ver- bindungslinie der beiden Stirnbeine und der beiden Scheitelbeine und schliesslich auch noch an dem Ansatz des grossen Schläfenmuskels vor. Eine anthro])ologische Bedeutung konnnt auch den Abweichungen in dem Aus- sehen des Flügelfortsatzes des Gaumenbeins zu. Gewöhn- lich überragt die äussere Platte desselben bei Weitem *) Vei-gl. „Naturw. Wochcnschr.« Bd. VII S. 3Ö5. die innere Lamelle und bildet mit ihr eine Grube von mittlerer Tiefe. Bei den Negern ist diese Durchselmitts- form nun sehr häufig so verändert, dass beide Lamellen schwach entwickelt sind, nahe bei einander stehen, und die Flügelgrube deshalb nur schmal und kaum vertieft ist. Andererseits findet sich bei den Slaven oft eine ausserordentlich starke Entwiekelung der inneren Lamelle, so dass die Flügclgrube sehr vertieft ist. — Zur Discussion nahm Dr. Mies (Köln) das Wort. Virchow .sprach über Zwergrassen*). Das Studium der Zwergvölker hat durch die beiden jüngst von Dr. Stuhl- mann nach Deutschland gebrachten beiden Akkamädchen eine neue Anregung erhalten. Der dritte Akka ist be- kanntlich auf der Reise verstorben. Virchow hat sein Skelett erhalten und ist gegenwärtig mit der Untersuchung desselben, sowie überhaupt mit einer Zusammenstellung unserer Kenntnisse von den Zwergrassen beschäftigt. Er macht darüber heute folgende Mittheilungen: Die Bezeich- nung Akka (von Schweinfurt eingeführt) ist garnicht zu- treffend, weil er weder einem Ortsnamen entspricht, noch der eigenen Bezeichnung des Volkes. Letztere ist viel- mehr „Ewe". Afrikanische Zwergrassen finden sich am oberen Nil und am Kongogebiet, ausserdem in Südafrika, die dazugehörigen Buschmänner. Die Akka sind Neger von reinster Form, haben aber keine Verwandtschaft mit den Nubiern. Sie haben spirallockiges Haar, das eine Länge bis zu 3 cm erreicht und den Eindruck künstlicher Drehung macht. Es ist nicht ganz schwarz, sondern hat einen bräunlichen Ton. Auch die Haut ist etwas leichter, als man sie sich beim Neger vorstellt. Sie hat einen un- gewöhnlichen Reichthum an Talgdrüsen, durch deren starke Secretion die Haut eine solche Fettdecke erhält, dass sie, wenn sie angespannt ist, stark glänzend er- seheint. Der Glanz schwindet aber, wenn sich die Haut in Falten legt. Es ist derselbe Anblick im Unterschied beim glatten oder gefalteten Sammet. Es handelt sich lediglich um eine Reflexerscheinung. An Handflächen und Fusssohlen fehlt jede Färbung der Haut, sie ist an diesen Stellen vollkommen weiss. Wo die Talgseeretion aufhört, ist auch die Grenze des Hautglanzes, und mit derselben scharfen Grenze beginnt dort das Schwitzen der Haut, das sich nur über die weissen Flächen ausdehnt. Was die sonstigen körperlichen Eigenthümlichkeiten der Akka anlangt, so fallen die langen Arme auf, die am Rumpfe herabhängen und eine gewisse Thierähnlichkeit zeigen, die aber sonst nirgends, besonders nicht an den Schädeln nachweisbar ist. Von einer niedrigeren ethnologischen Stellung dieses Volkes kann daher keine Rede sein. Zer- sprengte Elemente der Zwergrasseu finden sich in ganz Afrika, aber es findet sich kein Gebiet auf dem ganzen Erdtheil, an dem sie sesshaft sind. Es sind Waldmenschen, (in holländischer Sprache Orang-Utang), sie haben keine Häuser und keine Wohnungen, stehlen ihren Nachbarn die Nahrung, sind geschickte Jäger, beziehen aber ihre spitzen Pfeile von ihren kunstgeübten Nachbarn. Sie be- finden sich noch nicht einmal in der Steinzeit, sondern in der Holzzeit. Auch in Asien findet sich eine Reihe solcher Zwergrassen; auf Ceylon die Wedda, einer der kleinsten Stämme, der mit den Australiern und Neu- holländern verwandt ist, kein spiralloekiges Haar und auch keinen Negerschädel haben. Ferner hat Quatre- fages eine solche Menschenrasse auf den Andamanen, der an der Westküste von Vorderindien gelegenen Inselgruppe, entdeckt. Diese sog. Minkobis sind Negritos ihrer ethno- logischen Stellung nach. Ihnen sehr nahe stehen die Zwerge von der Halbinsel Malakka, von denen jüngst die ersten Schädel naeli Europa gelangt sind. Zwischen Ver „Natiii-w. Woehenschi-." Uil. \'1I S. -127. 426 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. den asiatischen und afrilianischen Zwergrassen besteht ein sehr wesentlicher Unterschied im Schädelbau. Die ersteren sind nämlich Brachycephalen (Kurzköpfe), die letzteren Dolichocephalen (Langktipfe). Auch einzelne Stämme der Dravidier in Vorderindien sind Zwerge. Uebersieht man die gesamniten Zwergvölker mit all ihren körperlichen Eigenschaften, so lässt sich keine unmittel- bare Annäherung an die anthropoiden Atfen erkennen, vielmehr sind sie vollkommen ausgebildete Menschen, wenngleich sie auch nicht zu den höchst organisirten ge- hören. Sie können unserer Gesellschaft vollkonmien würdig betrachtet werden, und es erscheint durchaus möglich, dass sie auf eine höhere Kulturstufe gebracht werden können. Ranke (München) machte darauf einige Mit- theilungen über „Seh winimhautbildungen" beim Menschen, worüber jüngst einer seiner Schüler, stud. Birkner, eine grössere statistische Arbeit auf Grund des im MUnchener anatomischen Institute vorhandenen Mate- rials verötfentlicht hat. Man hat diese Schwinmihaut- bildungen au den Fingern auch als Rassenmerkmale ge- deutet, und Schaafi'hausen hat insbesondere auf ihre starke Entvvickeluug bei den Negern aufmerksam gemacht. Birkner hat bei seinen sich über 1000 Individuen er- streckenden Untersuchungen, die sich namentlich auf die Maassverhältnisse der Schwimmhäute bezogen, eine all- mähliche, regelmässige Abnahme der Ausdehnung der Schwimmhäute an den Fingern von der Geburt an bis zum 7. Lebensjahre wahrgenommen. Die weibliehe Hand steckt im Allgemeinen etwas mehr in der Schwimmhaut als die männliche. Im höheren Alter nimmt diese relativ an Länge zu wegen der spontanen Verkürzung der Finger. Auch die Arbeit hat einen Einfluss auf die Schwimmhaut- bildung, indem sie sie steigert. In dem Entwickelungs- grad der Schwimmhäute kommen sehr grosse Schwan- kungen vor, es können '/4 bis 73 der Fingerlänge in der Schwimmhaut stehen. An fetten Händen ist sie weniger auffällig als an mageren. Diese enorme Bildung ist also keine Rasseneigenthündiehkeit der Neger, sie findet sich auch bei den Affen, und nur bei den niederen Affen wird durch die Schwimmhäute ein stärkeres Einziehen der Finger bedingt. Dr. med. Albu. Thiere als Mitbewoliiiei' von Ameisenbauten. — Es ist bekannt, dass zahlreiche Thiere, namentlich Kerfe, Mitbewohner von Ameisenbauten sind. Die bei uns am Dung und an Thierleiehen lebenden Stutzkäfer (Histeriden) stellen im tropischen Amerika zu diesen „Myrmecophilen" ein Contingent von nicht weniger als etwa 40 Arten. Mehrere neue unter ihnen lehrt uns Job. Schmidt kennen. („Myrmecophile Histeriden aus Amerika." Deutsche entom. Zeitsehr., 1893, S. 171.) Während sonst die Histeriden in ihrem Bau recht eintönig sind, zeigen die beschriebenen, aus Bolivia und Mexico stammenden Ameisen- und Termitengäste, die nur klein (1 liis S'/e mm) sind, zum Theil eine sehr absonderliche Organisation, die sich aus ihrer Lebensweise erklärt. So kommen lang- beinige und durch Einschnürungen ameisenartig aussehende Formen vor. M. lieber Amidoxylsäuren bieten W. v. Miller und J. Ploechl in der Deutsch. Chem. Ges., Ber. 1893, 1545 eine Veröffentlichung. — Zwischen den Isonitrososäuren /.NOH von der allgemeinen Formel X-C und den \COOH /NH2, Amidosäuren, X-CH Hessen sich als Zwischenpro- \COOH duct Hydroxylamin- oder Amidoxyl-Säuren von der Formel /NHOH X-CH erwarten. Versuche, diese Körper bei der \COOH durch verschiedene Mittel bewirkten Reduction der Iso- nitrososäuren zu gewinnen, schlugen fehl, es entstanden stets direct die Amidosäuren. Dagegen führte die von den Verfassern frtüier beschriebene Jlethode, Anlagerung von Blausäure an Anhydroverbiudungen und Verseifen der erhaltenen Nitrile, zum Ziel. Aus Oximen entstehen auf diese Weise die Nitrile der Amidoxylsäuren, welche, diu-cli concentrirte Salzsäure verseift, die freien Säuren liefern. In Bezug auf Löslichkeitsverhältnisse gleichen diese neuen Säuren vollkommen den Amidosäuren. Infolge des noch vorhandenen Hydroxylaminrestes (-NHOH) sind sie einerseits selbst gegen die schwächsten Oxydations- mittel sehr empfindlich, andererseits befähigt, mit Alde- hyden Condensationsproducte zu bilden. Sp. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Ks wurden eruannt: An der Universität Kiel: Dr. Georg Iloppe-Sey 1 er zum ausserordentlichen Professor in der medi- cinisehen Facultiit, und — Dr. Alberti, Custos an der Univer- sitäts-Bibliothek, zum Professor. — Oberlehrer Dr. .Seheppig, Director des Museums für Völkerkunde in Kiel, zum Professor. — Der Professor am Polytechnieum in Zürich Dr. Ulrich Gruben- mann von Trogen zum Ordinarius für Mineralogie an der Uni- versität daselbst. — Dr. Lindfors, Docent an der Universität Lund, zum Professor für Gynäkologie an der Universität Upsala. — Dr. Jendrassek zum ausserordentlichen Professor für Nerven- krankheiten an der Universität Budapest. — Klisee Reclus in Paris zum Professor der Geographie an der Universität Brüssel. — J^r. Gluzinski, ausserordentlicher Professor für allgemeine und experimentelle Pathologie an der Universität Krakau, zum Ordinarius. Es hat sieh habilitirt: Dr. F ritsch für Chemie an der Universität Marburg. Der Professor der Chirurgie an der Universität Amsterdam Dr. Tilanus tritt von seiner Lehrthätigkeit zurück. — Der Pro- fessor der Zoologie an der Universität Jena Dr. Willy Ivüken- thal begiebt sich zwecks wissenschaftlicher Forschungen auf ein Jahr nach den Molukken. Es sind gestorben: Dr. Parke, seinerzeit Arzt bei Stanley 's Expedition zum Entsätze Emin Pascha's, in Schottland. — Der Wirkliche Staatsrath Dr. Robert Wreden, bedeutender Ohren- arzt, in AbasTuman. — Der Professor für Bodencultur Dr. Emil Pereis in Wien. — Der Botaniker Rev. Henry Hugh Higgins in Liverpool. — Der Botaniker Professor Dr. Friedrich Trau- gott Kützing in Nordhausen. — Der Gründer der Linnean So- ciety Rev. Leonard Blomefield in Bath. L i 1 1 e r a t u r. Brockhaas' Konversations-I.exikon. 14. vollständig ncubearb. Aufl. 7. Bd. Foscari-Gilboa. Mit 50 Tafeln, darunter (3 farbige, 12 Karten und Pläne und 282 Textabbildungen. F. A. Brock- haus. Berlin und Wien 1893. — Preis 10 Mk. Die neue Aufl. von Brockhaus' Lexikon, von der wir hiermit das Erscheinen des 7. Bandes anzeigen, trägt s-o recht das Gepräge ihrer Zeit: den wichtigeren Neuigkeiten namentlich der Politik folgt sie gewandt auf dem Fusse. In naturwissenschaftlicher Hinsicht giebt das Lexikon bessere Aufschlüsse wie gewisse Specialwerke. Wir werden zu dieser Bemerkung durch den guten Artikel „Giftpflanzen" veranlasst, dem 2 Chromotafelu gewidmet sind, und die Thatsache, dass wir in No 34, S, o67 eine Special-Arbeit über Giftpflanzen tadeln mussten. Wir erwähnen nochmals, dass das Lexikon in geographischer Beziehung einen besonderen Werth besitzt nicht nur hinsichtlich der geographischen Verhältnisse, wie sie unsere heutigen Kenntnisse gestaltet haben, sondern auch bezüg- lich der Geschichte der Disciplin ; so sind die dem geschichtlichen Abschnitt des Artikels „Geographie" beigegebenen Karten sehr dankenswerth und interessant. Kurz, wir können nur wieder- holen, dass das Werk weitgehenden Ansprüchen genügen muss und auch, abgesehen von der Benutzung als Nachschlagewerk, als Quelle der Belehrung empfehlenswerth ist. Nr. 39. Naturwissenschaftliebc Wochcnsdiril't. 427 TJBmil du Bois-Beymond, Maupertuis. Rede zur Feier des Ge- liiirtstafres Frieilriolis IL und des Gi-liurtstaiies seiner Majestät llusk(>n, seltener von Fischen. Die Bildung des Oe'les war nur möglich 1) beim Vorhandensein grös.serer Massen dieser Meerestluere und 2) liei einem Festlaiul nnt steilen Uferrändern, von denen periodisch bei stärkeren Niederschlägen mit reissender Gewalt grosse Schhimmmassen ins Meer geworfen werden konnten, wodurch die Lebewidt begraben wurde. Beiile Bedingungen haben zu vielen Zeiten, auch jetzt, stattgi'fund(ui, das Erdrd ist clarum au keine bestiuunte Formation gebunden. — In Süsswasserbecken sind wahrscheinlich keine odc^r nur verein- zelte Erdöllager entstanden, wahrscheinlich weil jene Bedingungen dort selten erfüllt sind. Die Zersetzung der organischen .Sub- stanzen (Eiweisskör]ier und Fette), fand durch organisirte und nicht orgMuisirte Fermente in (ilurch das entst(diende Ammoniak | neutraler Lösung und Luftabschluss statt; das salzige gewöhnliche Meerwasser vermag die Gährung nicht zu verhindern. Die Pro- teinstoft'e gaben die vorwiegend schweren und naturgemäss zugleich etwas Schwefel-, Phosphor- und Ammouiak-haltigeu (Asphalt und Bitumen genannten) Kohlenwasserstoffe, aus den Fetten entstaudi'u die leichten Kohlenwasserstoffe (Gele und Gase) also wohl ineht erstere aus Ictzeren durch Condensation infolge von Druck ; die stete Begleitung des Bitumes von Eisenkies wird auf den Schwefelgelialt des Eiweisskörpers zurückgefidn-t. — Das Vorhandens(;in von Ammoniak im Bitumen weist darauf hin, dass hohe Temperaturen nie gelierrsciit haben. Der Druck, unter dem die Erdülbildung stattfand, war in den meisten Fällen grösser als der einer Atmosphäre. Wenn der Verf. aber meint, dass bei der deutschen Colonie Miclielsfeld sich das Erdöl unter einem sehr geringen Drucke gebildet habe, wie man ihn aus der geringen Mächtigkeit der auflagernden Schichten von wenigen Handbreiten schliessen müsse, so hat er offenbar nicht daran gedacht, dass diese' geringe Mächtigkeit eine Folge der Erosion sein kann. Verf. glaubt Grund zu haben, dass der Erdölbildungsprocess selbst in den Tertiärscliicliten gegenwärtig noch nicht allerorts abge- schlossen ist, sondern noch fortschreitet (er glaubt in der Guilaja Bälka noch nicht völlig zersetzte Muscheltliiere in einer petro- lösen Flüssigkeit gesehen zu haben, welche die Schalen erfüllte). In den vorausgehenden Abschnitten behandelt der Verf. die Ansichten von Helmersen, Abich, Romanowsky, iMendelejeft', Pabst, (letzere in dieser Wochenschrift V. 276), Kngler, (vergl. diese Wochcnschr. 111, 54) und Ochsenius u. A. über die Bildung des Erdöls mehr oder nunder eingehend und kommt im V. Abschnitt auch auf die Schlammvulkane zu spreclien, die er von den echten Vulkanen durch keinen grundsätzlichen Unterschied trennt; erstere haben nur ihren Herd in geringerer Tiefe, in Erdöllagern. Im Allgemeinen ist aber dieser Abschnitt ebenso wie der grösste Theil des Buches sehr aphoristisch abgefasst, es sind einige gute Gedanken (insbesondere die Mitwirkung von Fermenten betr.) verquickt mit vielen unreifen und zum Theil verworrenen. Immer- hin wäre es wünschenswerth. wenn der von B. angeregten Frage, inwieweit Fermente unter gewissen Bedingungen tbierischo Sub- stanzen in Petroleum überführen können, weiter nachgegangen würde. E. Zimmermann. Baer, Geh. San.-R. Bez.-Phys. Ob.-Arzt Dr. A., Der Verbrecher in anthro]i(d()gischer Beziehung. Leijizig. 15 M. Ergebnisse der in dem AtUmtischcn Ocean von Mitte ,luli bis Anfang November 188y ausgeführten Plaid^ton-E.xpedition der Humboldt-Stiftung. (2. Bd.) Kiel. 2 M. Groth, P., u. F. Grünling, Repertorium der nuneralogischen und krvstallographischen Literatur vom Anfang d. J. 1885 bis An- fang d. J. 1801. Leipzig. 21 M. Harpf, Dr. Aug., Beiträge zur Kenntniss der chemischen Vor- gänge l)eini Sulfitverfahren. Leipzig. 0,50 M. Howorth, Henry. H., M., P., F., S., A., M., B., A., S., Das Mammut und die Flut. London. 4,50 M. Koken, Prof. Dr. Ernst, Die Vorwelt unil ihre Entwickelungs- geschiclite. Lidpzig. 16 M. Krause, Ernst H. L., Mecklenburgische Flora. Rostock. 3,80 M. Pawlitschek, Gymn.-Prof. Dr. Alfr. , Beobachtungen an der Makrolejjidopterenfauna von Radautz. Czornowitz. l),8Ü M. Berichtigung. Seite 414 Spalte 1 Zeile 13 von unten muss es heissen dick- wandigen und nicht d ick ran digen. Die Eriieneruiis; des Abonnements wird den i'eehi'teii .Vbiieliniern dieser Woelieiiselirit't liierdurcli in geneigte Kriiiiieriing gebraclit. Die Verlagsbuchhandlung. Inhalt: Prof. M. Fauvelle: Die Transformation der Pflanzenwelt. (Mit einem Schema) — XXIV Deuts<-her Anthropologencon- gress in Göttingen und Hannover vom 5. bis 9. August 1893. — Thiere als Mitbewohner von Ameisenbauten. — Ueber Ami- do.xylsäuren. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Brockhaus' Konversations-Lexikon. — Emil du Bois-Rey niond: Maupertuis. — P. Langi'r: Psycho|ihysisclie Streitfragen. — Dr. Immanuel Munk: Physiologie des Menschen und der Säugethiere. — Prof. Dr. Oscar Hertwig: Die Zelle und die Gewebe — Dr. G. A Berteis: Erdöl, Scldaninnulkau id Steinkohle. — Liste. — Berichtigung. 428 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. Für Laboratorien. Laboratoriiim-Lainpoii mit 1—2 blau breiiiieiuleii und leicht rc^nlirbarcii Heizflammeii. ahiilicli dem Bunsenbienner, von ausser- ordentlich intensiver Hit/.e. Die Rrgulirung der Flammen ist ebenso leicht wie bei Kohlon- gas-Bunsenbrennern. 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Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 -^ extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit voHstänerechnet werden. Sie gehen auf den Markt, Jacob mit Ludmilla, Peter mit Anna, Mitrofan mit Sophie. Sie kaufen Sachen ein und es bezahlt jede Person pro Stück so viel Rubel, als sie Gegenstände gekauft hat. Nachher stellt sieh heraus, dass Jacob 11 Sachen mehr als Ludmilla, Peter 23 mehr als Anna, Mitrofan 23 weniger als Sophie gekauft hat, und dass jeder Ehemann 63 Rubel mehr ausgegeben hat, als seine Frau (nicht: als seine Begleiterin). Wie waren die Ehepaare zusammen- gesetzt?" 1. Lösung: Bezeichnet man die Anzahl der vom i ten Ehepaar gekauften Sachen mit ,t, und i/i , nämlich Xi für den Mann, iji für die Frau, so ist nach den Be- dingungen der Anfgabe ^•^ - y'i = 63 oder, da a' — h" = (a -\-b) (« — h) ist, {^i + yd b-i — Vi) = 63. Dazu kommt noch die Bedingung, das j', und y'' ganze Zahlen sein müssen, also auch (jc, H- ?/,) und (x, — y,). Nun ist die Zahl 63 auf drei Arten in ein Product zweier ganzer Zahlen zu zerlegen, nämlich 63 = 1 ■ 63, ^ 3 • 21, = 7.9. Unsere Gleichung ist also nur möglich, wenn X, -j- yi = 63 und zugleich X; — i/,- = 1, oder Xi + y,- = 9 „ „ Xi — y,- = 7, „ Xi -+- .(/,- = 21,, „ Xi — //; = 3 ist. Dies giebt die drei Werthepaare: a'i = 32, y/i = 31, J-3 = 12, y-2-- In Folge der noch nicht benutzten Bestimmungen der Aufgabe vertheilen sieh diese Werthe für die Anzahl der gekauften Sachen, wie man leicht sieht, folgeudermaassen auf die 6 Personen: Jacob x^ = 12, Ludmilla i/o = 1, Peter 32, Anna y-i 9, Mitrotan x., = 8, Sophie //i=31. Da nun die Personen mit gleichem Index der x und y verheirathet sind, so bilden Ehepaare Jacob ( 144 Rubel) und Anna ( 81 Rubel) Peter (1023 „ ) „ Sophie (961 „ ) ^Mitrofan (64 „ ) „ Ludmilla (1 „ ) 2. Lösung: Eine andere, zahlentheoretische Lösung ist die folgende: Beim Einkauf von n Sachen werden »- Rubel be- zahlt, also bei M=l, 2, ... 7, 8, 9, 10, 11, 12,... 31, 32, m w2 = 1, 4, . . . 49, 64, 81, 100, 121, 144, . . . 961, 1024, m« Die Differenzen zwischen diesen Quadratzahlen sind 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 2b,... 61, 63, 65, (2 m -I- 1.) Nun ist die Summe der sieben auf einanderfolgenden Differenzzahleu 2 (2 m -M) = 3 -H 5 + 7 4-11 -+-13 -4- 15 = 63. m := 1 Zweitens ist die Summe der drei Differenzzahlen m = 11 2 (2 m -4- 1) =■ 19 + 21 4- 23 = 63. m = 9 Drittens ist die Differenz zwischen den beiden Quadrat- zahlen 961 und 1024 selbst gleich 63. Dies sind die einzigen Möglichkeiten, die Zahl 63 als Summe von auf- ein anderfolgenden ungeraden Zahlen darzustellen. Also ist 322 — 31- = 63. 12-— 9^ = 63. 82— 12 = 63. Und hieraus folgt dann weiter das Resultat wie oljen. 0. Thulesius. . Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Dor Professor der Geodäsie an der Uni- versität Berlin Dr. Friedrich Robert Helmer t zum Geheimen Regierungsrath. — Der Professor der Anatomie an der Universität Halle Dr. Joseph Eberth zum Director der anatomischen An- stalt daselbst. — Dr. Stanislaus JoUes in Aachen zum Professor für Mathematik an der Technischen Hochschule in Charlottenburg bei Berlin. — Dr. Adolf Hof mann, ausserordentlicher Professor für specielle Geologie der Lagerstätten und analytische Chemie an der Bergakademie zu Przibram zum Ordinarius. Es haben sich habilitirt: Oberlehrer Dr. Emil Häntzschel für mathematische Physik an der Technischen Hochschule in Charlottenburg bei Berlin. — In der medicinischen Facultät der Universität Strassburg Dr. Klemperer und Dr. Wein traud. — Dr. H. Burg er für Laryngologie und Rhinologie an der Univer- sität Amsterdam. Der Professor der Anatomie an der Universität Halle Dr. Her- mann Welcker beabsichtigt, von seiner Stellung als Director der anatomischen Anstalt zurückzutreten. Es sind gestorben: Der Wirkliche Staatsrath Pawel Iwa- nowitsch Nebolssin, verdienter Forscher auf den Gebieten der Geographie und Ethnograpliie, in Wilna. — Der frühere Pro- fessor der Medicin Dr. Hjalmar August Abel in in Stock- holm.— Der Professor der Pharmacie Johann Michael Maisch in Philadelphia. — Der ausserordentliche Professor für Pharmacie an der Universität Tokio Dr. Yoshito Inoko in Berlin. — (Ober- stabsarzt I. Cl. Dr. Leopold Müller in Berlin. Der Verstorbene entfaltete eine reiche wissenschaftliche Thätigkeit. Die 32. Jahresversammlung des Preussischen botanischen Vereins iindet in Molirungeu am 2. uml 3. <_'ctuber statt. Litteratur. Alfred Möller, Die Pilzgärten einiger südamerikanischer Ameisen. Mit 7 Tafeln und 4 Text-Abli. (lieft 6 der „Hotan. Mittheil, aus den Tropen" herausgegeben von Schimiier). Gustav Fischer in Jena. 1893. — Preis 7 M. lieber den sehr interessanten Inhalt dieser gediegenen Schrift liaben wir bereits ausführlich in No. 2.3 S. 247 berichtet, sodass uns hier nur übrig bleibt, auf das äussere derselben aufmerksam zu machen. Sie umfasst 127 S. und zerfallt nach einer kurzen Einleitung in 4 Abschnitte und einen Anliang, der \or('inzeltc 438 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nv. 40. Beobachtungen an den für die UntersnchunK gesammelten Ameisen bringt. Die 4 Abschnitte sind überschrieben: I. Die Eilzgärteii der Schleppameisen, K. Die Pilzgärten der Haarameisen und in. Die Pilzgärten der Höckerameisen. Abschnitt IV enthält einen Rückblick auf die mykologischen Ergebnisse. Die Ab- bildungen sind tretTlich und sehr exact. Die fleissige und inhalt- reiche Abhandlung wird in botanischen Kreisen die gebührende Beachtung finden. Prof. Dr. Emanuel Kayser, Lehrbuch der Geologie für Studi- rende und zum Selbstunterricht. In zwei Theilen. Erster Theil. Allgemeine Geologie. Mit 364 Texlfiguren. Stuttgart,- 1893. Verlag von Ferdinand Enke. — Preis 15 M. ; ; -; - - i Es hält schwer, neben einem so vorzüglichen Buche, wie es Credner's Elemente der Geologie sind, welche mit dem Fortschreiten der Wissenschaft stets Schritt gehalten haben, ein neues Lehr- buch zu empfehlen, und doch befinden wir uns dem vorliegenden Werke gegenüber in der augenehmen Lage, jeden Freund der geologischen Wissenschaft auf dasselbe aufmerksam machen zu müssen. Bürgt schon der Name des Verfassers alleia für die Güte seines Buches, so überzeugt das Studium desselben jeden Kenner bald von der Gediegenheit des darin Gebotenen. Das Buch ist in erster Linie für den Studirenden berechnet, es führt demselben in klarer, leicht verständlicher Weise das vor, was etwa „einem fünfstündigen Wintercolleg' entspricht. Verfasser hat sich eben auf das für den Lernenden allernothwendigste beschränkt und es dabei meisterhaft verstanden, doch ein abgerundetes, in den ein- zelnen Theilen wohlproportionirtes, lückenloses Ganzes zu bieten. Da die Petrographie sich als eine selbststäudige Disciplin von gewaltigem Umfange allmählich herausgebildet hat, deren Behand- lung allein einen grossen Raum beanspruchen würde, der über den Rahmen eines eng begrenzten Lehrbuches der gesammtcn Geologie hinausginge, so hat Verfasser, abweichend voii seinen Vorgängern, derselben nur in knappester, niclitsdestoweniger aus- reichender Weise gedacht (S 74—111), wobei besonders die Frage nach der Bildung der Gesteine berücksichtigt worden ist. Der vorliegende Theil gliedert sich nach einer kurzen, sach- lichen, überaus klaren Einleitung wie folgt: I. Physiographische Geologie — astronomisch-geophysikalischer, geographischer und petrographisch-tectonischer Abschnitt — . II. Dynamische Geolo- gie — a) exogene Vorgänge: geologische Wirkungen der Atmo- sphäre, geologische Wirkungen des Wassers, geologische Wir- kungen der Organismen und als Anhang „Bildungsweise der durch exogene Kräfte entstehenden Gesteine;" b) endogene Vorgänge: vulcanische Ausbruchs- (Eruptions-) Erscheinungen, Bewegungen der Lithosphäre, (Erdbeben oder seismische Er- scheinungen, gebirgsbildende Vorgänge, mechanische Gesteins- metamorphose, continentale Niveauveränderungen, Gründe der Be- wegungen der Lithosphäre) und als Anhang „Bildungsweise der durch endogene Kräfte entstehenden Gesteine." — Die Ausstattung des 498 Seiten starken Bandes ist eine in jeder Beziehung gediegene: Papier und Druck sind tadellos, die zahlreichen Abbildungen entsprechen in Wahl und Darstellung durchaus dem Zwecke des Buches. Sie sind vom Verfasser mit grossem Geschicke ausgewählt und entstammen theils anderen namhaften Werken, theils sind es Reproductionen von Photo- graphien, von denen viele Prof. Kayser selbst aufgenommen. Ein nicht unerheblicher Theil der Abbildungen sind für ein Hand- buch der Geologie neu oder, wenn bereits vorhanden, oft nach anderen, zweckdienlichen Gesichtspunkten neu angefertigt. Den zweiten Theil dieses neuen Lehrbuches der Geologie bildet das bereits im Jahre 1891 erschienene Lehrbuch der For- mationskunde des' Verfassers, welches wir im VI. Bande der „Na- turw. Wochen sehr." (1891) S. 174 eingehend besprochen haben. Für die Beliebtheit desselben spricht hinreichend der Umstand, dass es bereits in englischer Uebersetzung erschienen ist. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass auch der erste Band und damit das ganze Werk sich schnell recht viele Freunde erwerben wird. Bei einer Neuauflage des Buches, welche bei dem für das- selbe günstigen Prognosticum nicht lange auf sich wird warten lassen, wird der Herr Verfasser gewiss auch den seit dem Er- scheinen seines Lehrbuches der Formationskunde nicht unwesent- lichen Fortschritten der Pflanzenpaläontologie Rechnung tragen. Der Preis des ganzen Werkes stellt sich auf 29 M. F. K. A L Lavoisier u. P. S. de Laplace. Zwei Abhandlungen über "die Wärme. (Aus den Jahren 1780 u. 1784.) Herausgeg. von J Rosenthal. Mit 13 Textfiguren. (Ostwald's Klassiker der exacten Wissenschaften. No. 40.) Wilhelm Engelmann, Leipzig. 1892. — Preis 1.20 M. , ■ , Die Abhandlungen erschienen 1780 und 1784 und enthalten die Besehreibung grundlegender Versuche über die specifische Wärme verschiedener Körper, die mit dem von den Verfassern erfundenen Eiscaloriraeter angestellt wurden. Während die zweite Abhandlung nur den Bericht über ergänzende, spätere Versuche enthält, gliedert sich der Inhalt des ersten in vier Abschnitte, deren erster nach einer theoretischen Einleitung das Calorimeter beschreibt. Der zweite Abschnitt enthält die Versuchsresultate, der dritte deren Prüfung und einige Betrachtungen über die Theorie der Wäi-me, der vierte aber behandelt zum ersten Male den Verbrennungs- und Athmungsprocess vom physikalisch- chemischen Standpunkte aus auf Grund der von Scheele wenige Jahre früher gemachten Entdeckung des Sauerstofts, der hi«r noch als „air pur", bezeichnet wird, da Lavoisier den Namen „oxygene" erst später, einführte. Kbr. Gustav Wiedemann, Die Lehre von der Elektricität. 2. umge- arbeitete u. vermehrte Aufl. Zugleich als 4. Aufl. der Lehre vom Galvanismus und Elektromagnetismus. I. Bd. Mit 298 Holzschnitten und 2 Tafeln. Verlag von Friedrich Vieweg & Sohn. Braunschweig 1893. — Preis 2G M. Ein Decennium ist vorstrichen, seit das Monumentalwerk „Die Lehre von der Elektricität" als gänzlich neugestaltete dritte Aufl. der „Lehre vom Galvanismus und Elektromagnetismus" erschien. Eine neue Aufl. muss daher als ein äusserst dringendes Zeit- bedürfniss erscheinen, wenn man erwägt, dass gerade auf diesem Gebiete der Physik in der Gegenwart aller Orten aufs emsigste und erfolgreichste geforscht wird. Zugleich wird aber auch ein- leuchten, welch' gewaltige Arbeitssumme der berühmte Leiter der ersten physikalischen Fachzeitschrift in der vorliegenden neuen Auflage deponirt hat; galt es doch, die Ergebnisse zahlloser Specialuutersuchungen über Elektricität nicht blos in geordneter Weise aneinanderzureihen, sondern auch mit einander in möglichst inniger Weise zu verschmelzen und so jedem Fachgenossen einen allgemeinen, vollständigen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft zu ermöglichen; dass dabei der Umfang des Werkes von vier auf fünf Bände erhöht werden musste, dürfte wohl Niemanden verwundern. — Was die Anordnung des Stofts betrifft, so weicht Wiedemann von der bisher in Lehrbüchern gebräuchlichen Trennung der Reibungs- und Berülirungselektricität, die mehr historisch als sachlich gerechtfertigt ist, ab. Ein erster Abschnitt behandelt nach einer historischen Einleitung die all- gemeinen Eigenschaften der Elektricität, die Gesetze der elektro- statischen Wechselwirkung und die Elektrometer. Der zweite Abschnitt, der den gröbsten Theil des Werkes füllt, behandelt die Elektricitätserregung durch Berührung heterogener Körper. Zunächst wird hier nun die Elektricitätserregung bei Berührung von Leitern (erster und zweiter Classe) abgehandelt, wobei die Grundgesetze des galvanischen Stroms, die Bestimmungen des Widerstandes und der elektromotorischen Kraft, und schliesslich die Beschreibung der wichtigeren Formen galvanischer Elemente ihre passende Stelle finden. Den Beschluss des ersten Bandes bildet dann die Besprechung der Elektricitätserregung bei Be- rührung von Nichtleitern unter einander und mit Leitern, wobei die Elektrisirmaschinen in ihren verschiedenen Formen mit grosser Ausführlichkeit besprochen werden, sodass die Erregung der Elek- tricität durch Reibung nur als eine Folge der mit der Reibung verbundenen innigen Berührung angesehen wird. Schliesslich fiuden auch die Diaphragmenströme und die sogenannte elektrische Endosmose im Anschluss hieran eine gebührende Darstellung. Es dürfte wohl kaum irgend eine publicirte Wahrnehmung auf elektrischem Gebiete geben, die in dem vorliegenden Werke an passender Stelle nicht wenigstens mit Angabe der Quelle kurz erwähnt wäre. So bietet das ohne Concurrenz dastehende Special- wer'k einen köstlichen Schatz von zahllosen Erfahrungen, bei deren theoretischer Deutung die verschiedenen einander ent- gegenstehenden Ansichten mit erfreulicher Sachlichkeit und Un- parteilichkeit zu Worte kommen. Kbr. Monographs of the United States Geological Survey. Band XVII. Leo Lesquereux, The flora of tlie Dakota Group, a posthuinous work. Edited by T. H. Knowlton. Government Printing Office. Washington 1891. In einem 25(3 Quartseiten starken, mit 6G Tafeln ausgestatteten Bande wird die bisher bekannt gewordene Flora der Dakota- üruppe beschrieben. Die Dakotagruppe, welche besonders in den Staaten Kansas, Nebraska und Minnesota entwickelt ist, besteht der Hauptsache nach aus Sandsteinen (Dakota-Sandsteinen) und wird dem Cenoman zugerechnet. Sie zeichnet sich unter allen durch das erste Auftreten der Dicotyledonen so interessanten Ab- theilungen der Kreideformation durch einen sehr grossen Reich- thum an Pflanzen aus, welcher denjenigen aller bisher aus creta- ceischen Ablagerungen bekannten Floren weit übertriflt, und wird dadurch noch wichtiger, dass sie durch die Art und Weise der Lao-erung der Pflanzenreste, ihre Vertheilung über die einzelnen Fundpunkte unil ihre Erhaltung einen schlagenden Beweis für die Autochthonie der Gewächse liefert. Die beste Vorstellung von dem grossen Pflanzenreichtum der Dakota-Gruppe liefert ein Ver^^leich derselben mit den Cenoman- Ablagerungen anderer Nr. 40. Naturwissenschaftliche Wochensclirift. 439 Länder. Während in Europa aus den letzteren im Ganzen etwa 110 Arten, durch Heer in Grönland 274 hckannt geworden s-ind, steigt ihre Zahl in der Dakota-Gruppe Nord-Ainerika's auf 46U Species, von denen G zu den Farnen, 12 zu den Cycadeen, 15 zu den Coniferon, 8 zu den Monocotylcilonon und 419 zu den Dico- tyledonen gehören. Nicht alle diese Arten werden ausführlich in dem vorliegenden Bande boschrieben, sondern diejenigen, welche bereits früher genügend bekannt geworden sind, wurden nur auf- gezählt. Band XVIII. Robert Parr Whitefield, Gastropoda and Cephalopoda of the Raritan Clays and Greensand Marls of New Jersey. Washington 1892. Nachdem der Verfasser schon früher die Brachiopoden und Lamellibranchiaten der Kreide und alttertifiren Schichten von New Jersey monographisch behandelt hatte, bringt er in dem vor- liegenden Bande die Molluskenfauna derselben durch die Dar- stellung der Gasteroi.ioden und Cephalojioden zum Abschluss. Es ist dem Verfasser gelungen, eine Reihe ])aläontologischer Hori- zonte zu unterscheiden. In den zuunterst liegenden Raritan- Thonon tritt im Nordosten des Staates über einem Pflanzen-füh- renden Horizonte eine aus wenigen Formen bestehende Fauna auf, welche auf das Vorhandensein früherer Aestuarien hin- deutet; an einer anderen Stelle, nahe Camden, erscheint eine ausgesprochene Süsswasserfauna, in welcher zwei Gattungen aus der Familie der Unioniden mit im Ganzen 12 Arten be- sonders zu nennen sind. Auf den Raritan-Tlion folgt der un- tere Mergel mit einer reichen typisch marinen Fauna, welcher sich bei genauerem Studium in zwei Horizonte scheiden lässt. Die darüberliegendou mitileren Mergel schüessen eine sehr charakteristische Partie von gelben , kalkhaltigen Sanden mit zahlreichen Terebralulae ein. Der darauf folgende Schichten- coniplex, welcher den gemeinsamen Namen des oberen Mergel führt, enthalt an seiner Basis eine von den vorhergehenden zwar verschiedene, aber in ihrem ganzen Habitus noch echt orota- ceisehe Fauna, in seinen oberen Horizonten dagegen eine solche von typisch eocänem Charakter. Diese vom Verfasser festgestellten paläontologischen Horizonte stimmen sehr gut mit der schon seit langer Zeit von den Geologen vorgenommenen stratigraphischen Theilung überein — Rariton-Thon, Camden-Thon, unterer, mitt- lerer, oberer Mergel. Von diesen enthält der obere Mergel nur in seinen unteren (Kreide-) und oberen (Eocän)-Partien Mollusken- Reste. Die Gesammtzahl der vom Autor beschriebenen Formen beläuft sich an Gasteropoden auf 80 Gattungen mit 190 Arten, an Cephalopoden auf 12 Gattungen und 22 Arten. Die Vertheilung auf die einzelnen Horizonte ist die folgende : Untere Mergel Kreide Mittlere Mergel Untere Partie der oberen Mergel Tertiär. Eocän. Obere Partie der oberen Mergel Gastropoda Cephalopoda 125 19 52 0 Unter den KreidcGastropodon sind die Muricidae (24), Volu- tidae (\1), Strombidae (14), Fusidae (13), Fasciolariidae (13) und Tornatellidae (12) am artenreichsten und von diesen erscheinen die Fusidae und Vidutidae auch in den eocänen Schichten mit 10 resp. 8 Species, während die übrigen Familien, mit Ausnahme der Pleurotomidae (7), hier meist nur durch je eine Form ver- treten sind. Für die Cephalopoden bilden die mittleren Mergel die Grenze ihrer Verbreitung nach aufwärts ; Verfasser giebt zwar noch auf Seite 26 2 Arten von Nautilidae aus dem Tertiär an, lässt die- selben, und wohl mit Recht, in seiner Schlusstabelle weg. — Der Erhaltungszustand des verarbeiteten Materiales ist ein recht mangelhafter, da fast ausnahmslos nur Bruchstücke von Stein- kernen, von den Gastropoden auch unvollständige Abdrücke zur Verfügung standen. Die vorliegende Monographie stellt einen stattlichen Quart- baud von 296 Seiten dar und ist mit 50 Tafeln ausgestattet Band XX. Arnold Hague, Geology of the Eureka District, Newa da. With an Atlas. Wasliington 1892. Der in vorliegender Monographie dargestellte Bezirk umfasst ein verhältnissmässig kleines Bergmassiv im centralen Thcile des Staates Nevada, z. Th. in Eureka, z. Th. in White Pine county, zwischen den Seeen Lahontan im Westen und Bonneville im Osten, und ist niclit mit dem vielgenannten Eureka-Minen-Bezirk zu ver- wechseln, der nur einen Theil des hier beschriebenen Gebietes bildet. Auf dem Plateau von Nevada erhebt sich zwischen dem Diamond Valley im Norden, dem Fish Creek und Nowark Valley im Süden und Osten und dem Autclope Vallej' im Westen eine gewaltige, isolirte Bergmasse, welche nur durch schmale Grate nach Süd- und Nordwesten, sowie nach Nordosten mit den bc- nachb.arten Gebirgszügen verbunden ist. Sie besteht aus einer Anhäufung von zerrissenen Ketten und einzelnen mächtigen Kuppen und steigt in dem dem Centralrücken aufsitzenden Prospect Peak bis zu 9,604 Fuss Höhe an. Dies ist der hier in Rede kommende Eureka-Bezirk, der geologisch von ausserordentlichem Interesse und durch seinen bedeutenden Montanbotrieb weit über die Grenzen Amerikas hinaus bekannt geworden ist. An der Zu; '' sainmensetzung dieses Berglandes nehmen paläozoische Gesteine : vom Cambrium bis zum oberen Carbon in 30 000 Fuss Mächtigkeit theil, welche durch tektonische Vorgänge zu 6 deutlich von ein- ander geschiedenen Bergmassen zusammengestaut sind, die man als Prospect Ridge, Fish Creek Mountains, Silverado and County Peak Group, Mahogany Hills, Diamond Mountains und Carbon Hill and Spring Hill Group bezeichnet. Zufolge dieser Faltungen, Ueber- kippungen und Verwerfungen können die einzelnen Formationen in mächtigen Aufschlüssen studirt werden. Das Cambrium, welches in seinen 3 Abtheilungen des Unter-, Mittel- und Obercambriums entwickelt ist, erreicht 7,700 Fuss Mächtigkeit; das concordant darüber liegende Silur öüOO Fuss; das Devon ca. 8000 und die Knhlenformation, deren oberste Partien nicht einmal mehr er- halten sind, sogar 9,300 Fuss. Jüngere Sedimontärgesteine sind bis zum Quarternär nicht vorhanden; die paläozoischen Forma- tionsglieder werden dann direct vom letzteren überlagert, welches weite Strecken bedeckt. Einen recht erheblichen Antheil an der Zu- sammensetzung des Gebietes nehmen endlich vulkanische Gesteine, welche in dem 8,392' hohen Richmond Mountain (östlich der Stadt Eureka) und in dem 7,880' Indien Pinto Peak (im Centrum des Bezirkes) zu gewaltigen Kegelbergen angehäuft sind. Die abbauwürdigen berühmten Mineralien konunen in mächtigen Lagern im Cambrium, Silur und Devon, namentlich aber in ersterem vor. Alle diese kurz erwähnten Verhältnisse werden vom Verfasser eingehend erörtert In einem Anhange A giebt der um die pa- liiontologischo Erschliessung des Eureka-Bezirkes vordiente Mr. C. Dr. Walcott eine Liste sämmllieher von dort bekannter Fossilien und in einem Anhange B Mr. Joseph P. Iddings eine Beschreibung der krystallinischen Gesteine, welche durch eine Anzahl von Tafeln erläutert wird. Der Band ist 420 + XVIII Seiten stark und mit S Tafeln ausgestattet, ferner gehört dazu ein Atlas von 11 Blättern. Da- von sind 9 Doppel-Blätter und bringen die geologischen Details des Gebietes im Maassstabe 1:19 200 zur Darstellung; die beiden anderen sind einfache Blätter und geben eine Ueborsicht des Eureka-Bezirkes im Maassstabo von 1:86 400, das eine in topo- graphischer, das andere in gofdogischer Beziehung. Was endlich die Ausstattung der 3 vorliegenden Bände be- trifft, so ist dieselbe die bekannte durchaus solide der Publi- cationen der United States Geological Survej'. Studer, B., et A. Escher v. der Lintli, Carte geologiijue de la Suis-e. l:38U,OUO. Zürich. 12,60 M. Titus, Prof. Dr. Carl, Das Sternenzelt. Berlin. 5,75 M. Wehmer, Privatdoc. Dr. Carl, Beiträge zur Kenntnis einheimischer Pilze. Ilannovi'r. 4 M. Wenzel, Leodegar, Ein Beitrag zur Schwingungstheorie elastischer Saiten. Klaiienfurt. 1 M. Briefkasten. Hr. N. — Jawohl, A. v. Humboldt soll sich niemals einer Prü- fung unterzogen haben. So berichtet Heinrich Brugsch in seiner in der Vossischen Zeitung erscheinenden Selbstbiographie ,Mein Leben und Wandern" Kapitel XII: „Die Zeit war allmäh- lich herangerückt, um mich für die Prüfung zum Doctor der Philosophie an der Universität zu Berlin vorzubereiten, und des- halb sah ich mich genöthigt, meine ägyptisclien .arbeiten während mehrerer Monate bei Seite zu legen und der Weltweisheit und den freien Künsten als zukünftiger inagister liberalinin artium meine ganze Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ich beneidete fast A. von Humbolilt, der mich versicherte, niemals in seinem Loben eine Prüfung bestanden und dennoch sein Fort- kommen gefuudon zu haben." Inhalt: Neue Beobachtungen über Höhlen der Schwäbischen Alb. (Mit einer Karte). — Friedrich Traugott Kützing (t). ein Vor- gänger Darwin's. — Ueber Bedingungen, unter denen die Lebensdauer der Cholerabacillen sich verlängert. — Untersuchuntjon übei^ die Giftigkeit der Exspirationsluft. — Eine algebraische Aufgabe nebst ihren Lösungen. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Alfred Möller: Die Pilzgärten einiger südamerikanischer Ameisen. — Prof. Dr. Emanuel Kayser: Lehrbuch der Geologie. — A. L. Lavoisier und P. S. de Laplace: Zwei Abhandlungen über die Wärme. — Gustav Wiedeniann: Die Lehre von der Elektricität. — Monographs of the United States Geological Snrvey. — Liste. — Briefkasten. 440 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 40. 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Nucli di:ii Ansiclitt'ii von Alfres die betreffende Art in nene Lebensverliältiiisse gerieth nnd dadnreli veranlasst wnrde, nene Gewohnheiten anzunehmen. Diese ihrerseits bedingten eine erhöhte oder eine veränderte Thätigkeit gewisser Theile und in Folge dessen aueh eine kräftigere oder eine schwächere Ausbildung derselben, welche sich dann auf die Nachkommen übertrug. Da nun diese Nachkommen unter denselben abgeänderten Ver- hältnissen weiterlebten und also auch dieselbe abgeänderte Art, jenen Theil zu gebrauchen, beibehielten, so musste sich bei ihnen im Laufe ihres Lebens die von den Vor- fahren überkommene Abänderung des Theils in derselben Richtung noch weiter steigern, und so bei jeder folgenden Generation, so lange, bis das Maximum der möglichen Abänderung erreicht war." Wenn Lamarck's Theorie unrichtig ist und nicht er- wiesen werden kann, so begreift man, dass dann der Werth der Hauptfactoren ungemein beeinträchtigt wird. Da die üebertragung der durch diese Factorcn deutlich bestimmten Charaktere nicht mehr eine wissenschaftliche Thatsache ist, so wirken sie nur in unbestinnnter Weise auf die Abäuderungsfähigkeit der Keime ein, ohne dass es möglich ist, einen genauen, ursächlichen Zusammen- hang zwischen dem wirkenden llauptfactor und der her- vorgebrachten Veränderung nachzuweisen. Die Bildung- neuer Arten wird etwas in wissenschaftlicher Hinsicht ebenso schlecht Definirtes, wie die von gewissen Natur- forschern (H. Milne-Edwards z. B.) ausgegangene Behaup- tung von der Entstehung gewisser Arten durch die Um- hildung eines Keimes im mütterlichen Organismus unter dem Einflüsse einer äusseren Macht, jedoch mit dem von den Gegnern Lamarck's zugestandenen Unterschiede, dass an .Stelle einer planmässig schaffenden Vernunft die regelnde Wirkung der natürlichen Zuchtwahl tritt, welche inmitten unzähliger Abänderungen nur die an die ganze Umgebung am besten angepassten bestehen lässt. Bevor wir jedoch die Wirkung der Nebenfactoren untersuchen, entsteht die Frage: bis zu welchem Grade müssen wir die Einschränkungen zugeben, welche von Weismann gegen die Wichtigkeit der Hanptfactoren an- geführt werden, und vor allem, was müssen wir von der gänzlichen Ableugnung des Lamarck'schen Princip.s denken? Wenn wir Weismann in seiner zu weitgehenden Kritik folgen, so sehen wir bald, dass er die Grenzen beträcht- lich enger zieht, in welchen Lamarck das Gesetz der Erblichkeit erworbener Abänderungen anwandte: „Als Thatsachen, die ohne weiteres eine Üebertragung erworbener Eigenthümlichkeiten beweisen können", sagt Weismann oder Verstümmelungen zu berufen." Weismann behauptet übrigens, dass die aus Mangel an Uebung verkümmerten Organe sich vollkommen er- klären lassen auch ohne Zuhilfenahme des Lamarck'schen Princips. Schliesslich beschränkt er das, was man erworbene Eigenschaften nennt, auf eine sehr eng begrenzte Classe von „Abänderungen", die keineswegs dem entsprechen, was Lamarck darunter verstand. Unter den bei lebenden Wesen sich zeigenden Ab- änderungen, die oft sämmtlich mit dem Namen „erworbene" Abänderungen bezeichnet werden, unterscheidet Weismann die somatogenen, d. b. diejenigen, welche nur die *) Wir entnehmen dieselbe dem oben sclion erwälinten Vor- trag Weismann's auf der Naturforsclier -Versammlung von 1888 zu Köln: Ueber die HypOtliese einer Vererbung von Verletzungen. Red. „brauchen wir uns nur auf die Verletzungen Elemente des Körpers (somatischen Elemente), und die blastogenen Abänderungen, welche die Fortplianzungs- organe betreffen. Wenn z. B. einem Menschen ein Finger al)gcschnittcn worden ist, so soll seine vierfingerige Hand eine somatogcne Eigenthündichkeit sein; wenn jedoch ein Kind mit sechs Fingern geboren wii'd, so soll seine scchsfingerige Hand aus einer besonderen Beschaffenheit des Keims cutstan(lc;i, d. h. eine blastogene Eigenthündichkeit sein. Wenn man diese Definition vorausschickt und die somatogenen Ab- änderungen auf Verstümmelungen und Verwundungen be- schränkt, wie es Weismann zu thun scheint, so ist es sicher, dass die Mehrzahl der somatogenen Veränderungen sich nicht vererben wird. „Indem der Gärtner einen Strauch durch besondere Wachsthunisbedingungen langsam umändert, lässt er Ver- änderungen entstellen, von denen er hoffen kann, dass sie Generationen hindurch sich wiederholen; aber wenn er die Zweige eines Strauches willkürlich abgeschnitten hat, so weiss er wohl, dass er weder durch Ableger noch durch Samen aus diesem beschnittenen Strauch neue Sträucher nnt denselben Abweichungen ziehen könnte." Aueh scheint es uns, dass sich Weismann in seiner Abhandlung „Ueber die Möglichkeit einer erblichen Üeber- tragung von Verstümmelungen" zu viel Mühe gegeben hat wegen eines dürftigen Ergebnisses. Bei einer solchen Untersuchung muss jeder Fall besonders studirt werden; und wenn Weismann, als er fünf Generationen von weissen Mäusen die Schwänze abgeschnitten hatte, keine Verände- rung bei den Nachkonnnen dieser Thiere fand, so beweist das einzig, dass das Abschneiden des Schwanzes einer Maus keine tiefgreifende Veränderung im Organismus dieser Thiere nach sich zieht. Eine ganze Reihe von Thatsachen hätte Weismann für seine Ansicht anführen können; aber sie liefern keinen besseren Beweis gegen die Erblichkeit der somatogenen Veränderungen, wenn man diesem Worte eine weitere Be- deutung giebt, als diejenige einfacher Verstümmelungen. Ich meine die so seltsamen Erscheinungen freiwilliger Verstünmielung oder Autotomie. Ungezählte Generationen von Eidechsen haben freiwillig ihren Schwanz abgebrochen, um verschiedenen Feinden zu entschlüpfen, ohne dass jemals dieses Anhängsel bei der Nachkommenschaft dieser Thiere wieder zu erscheinen aufgehört hätte. Vielleicht hat der Organismus die Fähigkeit erlangt, diesen oder jenen Theil leicht zu verlieren, und doch hört dieser zu- weilen scheinbar nutzlose Theil nicht auf, bei jeder neuen Generation wieder zu erscheinen, weil seine Unterdrückung keine Nachwirkungen auf die anderen Organe ausübt. Aber das ist nicht immer der Fall. Verstümmelungen, Verwundungen, deren Wichtigkeit zu allererst unbedeutend erscheint, ziehen jedoch oft erbliche somatogcne Um- änderungen nach sich, weil sie in dem davon betroffenen Organismus eine Störung veranlassen, die sich wahrschein- lich auf die Zeugungselemente erstreckt. Nachstehend einige durch Erblichkeit übertragbare Wirkungen zufälliger Verletzungen: 1. Epilepsie bei den Nachkommen von Meerschweinchen, Männchen oder Weibchen, bei welchen mau dieselbe Krank- heit durch ein Durchschneiden des Hüftuervs oder des Rückenmarks hervorgerufen hatte. 2. Vorfall des Auges bei den Nachkommen von Meer- schweinchen, welche dieses Hervortreten des Auges nach einer Verletzung der Rückgratwurzel zeigten. 3. Das Fehlen von Zehengliedern oder von ganzen Zehen an einer der Hinterpfoten bei den Nachkommen von Meerschweinchen, welche zufällig diese Zehen in Folge einer Durchscbneiduug des Hüftnervs verloren haben. Nr. 41. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 443 4. Muskelsclnviind am Sclicnkcl und Hein hei Aleer- sdiweinciien, welche von solchen Individuen abstanuuen, die Muskelschwund in Folge von Verkürzung des Hüft- ner vs hatten. Die Vererbung mehrerer dieser krankhaften Zustände kann von Generation zu Generation gcscheheu. Das Vorliandeuscin von gewissen Fällen solcher Ver- änderungen hat man bis in die 5te und selbst bis in die 6te Generation bestätigt gefunden. Es scheint mir nach dein Voriiergehcnden, dass die, welche Weismann's Ansichten theilen, ihre Aufnierksiuukeit nicht genügend auf die Nachwirkungen gerichtet iiaben, welche gewisse somatogenen Verletzungen auf den davon betroflFenen Organismus und damit auch auf die Nach kommenschaft haben können. Die Botaniker haben kürzlich noch andere merk- würdigere Beispiele von Uebertragung erworbener Eigen- schaften bekannt gemacht. Nach den schönen Untersuchungen von A. K. Lund- stroem sind die „Weichselzöpfe" genannten Entstellungen, welche auf den Blättern von Linden u. a. Bäumen oder Sträuchern durch den Stich von Milben hervorgebracht werden, vollkommen erblich, selbst dann, wenn man diese Gewächse vor den Schmarotzern schützt, welche diese Entstellungen bei den Vorfahren erzeugt haben. Eine gewisse Anzahl von erworbenen Eigensciiaften, welche sich besonders in somatogenen Eigenthümiiclikeiten kund thun, werden jedoch begleitet von blastogenen Um- änderungen, welche gleichzeitig statttinden (und nicht blos unmittelbar nachfolgen, wie in den vorhergehenden Fällen), so dass es unmöglich wird, die von Weismann vorge- schlagene Unterscheidung zu machen, und dass diese Eigenschaften mit Recht von den meisten Naturforschern als erbliche betrachtet werden. Da in diesen Beispielen die Hauptfactoren das Einzel- wesen zugleich mit der Nachkommenschaft umgeändert haben, so kann das Lamarck'sche Princip durchaus nicht bestritten werden. So schreibt z. B. Godron: „Nach dem anglikanischen Bischof Heber bedeckt sich das Fell der Hunde und Pferde, die aus Indien in die Gebirge von Cacliemire gebracht werden, sehr bald mit Wolle. In den Ländern der heissen Zone dagegen wird das Haar der zahmen Säugethiere spärlich und kürzer. Man hat in den sehr heissen Ländern sogar den voll- ständigen Verlust der Haare beobachtet, und wir finden Beispiele davon beim Guineahunde, bei gewissen Rindern Sudamerikas u. s. w. Jedoch erfahren nicht alle unsere Hausthiere, wenn sie in äquatoriale Gegenden gebracht werden, eine gleich vollständige Einwirkung des Klimas, und andererseits erhalten diese unltehaarten Rassen, wenn sie in gemässigte oder kalte (Jegeuden gebracht werden, durch die Wirkung der umgekehrten Ursachen, selbst nach mehreren Generationen ihr ursprüngliches Haarkleid nicht wieder." Diese letzten Fälle beweisen doch, dass die hervor- gebrachte Umänderung nicht einzig von der Wirkung der Hauiitfactoren auf die Lebewesen herzuleiten ist, sondern dass die blastogenen Eigenthümiiclikeiten in gleicher Weise beeintlusst sind, und dass folglich das Princip Lamarck's seine Anwendung findet. Welcher Züciiter weiss nicht, dass er mehr Aussicht hat, diese oder jene Rasse zu erlangen, indem er als Er- zeuger Individuen nimmt, welche in der ausgesprochensten Weise die Eigenthümliehkeitcn dieser Rasse an sieh tragen? Uebrigens sind seiir häufig die zahmen Rassen nur zu dem Zwecke gezüchtet worden, um gewisse Körpereigenschaften unrzuändern, und so hat unbewusster Weise der Züciiter gleichzeitig die entsprechenden blastogenen Veränderungen hervorgebracht, welche die Uebertragung der somatogenen Eigenthündichkeiten sichern. Selbst wenn es sich um den Hauptfaetor, den Lamarck besonders im Auge hat, die Lebensweise, handelt, können wir ebenso die Uebertragung der erworbenen Abänderungen darthun. Es ist eine bekannte physiologische Thatsache, sagt Godron, dass gerade die am iiäufigsten gebraueilten Organe sieh am meisten entwickeln und die grösste Kraft er- langen; die Muskeln dagegen, welche während einer grossen Anzahl von Generationen keine Uebung mehr ge- iiabt haben, selirnmpfen zusammen, und eine ähnliehe Wirkung wird auf den Tlicil des Skeletts ausgeübt, den diese Muskeln in Bewegung setzen. Dalier kommt es, dass bei den (Jocliinchina- und Braniajmtrahühnern, die während einer langen Reihe von Jahren in die Unmöglich- keit versetzt waren, das Muskelsystem, das die Flügel bewegt, auszubilden, die Brustiiiuskeiii weniger stark und weniger thätig wurden, die Flügel sieh \erkürzten und diese Vögel sehliessiich die Fäiiigki'it zu fliegen verloren haben, und dies um so mehr, als nacii dem Gesetze des Gleichgewichts der Organe die Beine eine übermässige Entwickelung erlangt haben. Wenn die wissenschaftlichen Umzüchter sich meistens mit Experimenten liegnügen müssen, welche in unbewusster W'eise durch die Natur oder durch die Züchter ins Werk gesetzt sind, statt sieh auf Beweise zu stützen, die mit der ganzen Strenge moderner wissenschaftlicher Genauig- keit geführt sind, so geschieJit das doch in diesem wie in vielen anderen Fällen wegen der beklagenswerthen Un- zulänglichkeit unserer Laboratorien; und man muss doch darüber erstaunen, dass es noch bei keiner Nation, selbst bei denen, wo die Wissenschaft am meisten geehrt wird, ein „transfornüstisches Institut" giebt, das den langen und kostspieligen Versuchen gewidmet ist, die in Zukunft für die Fortschritte der eutwickelungsgeschichtlichcn Biologie unerlässlicli sind. Die Anhänger der Ideen Weismann's halten stets ent- gegen, dass in allen zuvor erwähnten Fällen das erblieh Uebertragene nicht eine somatogene, sondern eine blasto- gene EigenthUmlichkeit ist, kraft deren der Nachkömmling in demselben und selbst in einem hciheren Grade als seine Eltern für die llauptfact(u-en empfänglich ist, die diese somatogene EigenthUmlichkeit bestimmen. Diese wechselseitige Abhängigkeit zwischen der blasto- genen und der somatogenen Abänderung ist schon schwer erklärlich, wenn man darin nur ein einfaches mit der Ab- stammung zufällig verbundenes Zusamnientreft'en sehen will, das blos später durch die Zuchtwahl dauernd wird. In Wirklichkeit geht alles vor sich, als ol) die somatogene Eigenthündiehkeit selbst angeerbt wäre; und wenn wir alle theoretische Voreingenonmienlieit beiseite lassen, so scheint es viel einfacher und richtiger, die Sache in dieser Weise aufzufassen. Denn wollte man sagen, ein Tiiier erbe die Möglichkeit, in einem gegebenen Momente sein Haar unter dem Einfiuss der Hitze zu verlieren, so hiesse dies so viel wie, es vererbe den Ilaarverlust, der sich bei seinem Nachkommen unter gleielien Beiiinguiigen zeigt. Die Erörterung wird also nur ein einfacher Streit um Worte, wenn man den Dingen auf den Grund gehen will. Uebrigens giebt es noch andere Thatsaehen, welche zeigen, dass die Trennung der Fortpflanzungszellen und der somatischen Zellen nicht eine so vollständige ist, wie es Weismann und seine Anhänger zu beiiaiipten seiu'inen. Bei gewissen Lebewesen und insbesondere bei ge- wissen Pflanzen seheint es sogar, dass irgend eine beliebige somatische Zelle in gewissen bekannten Fällen fähig ist, als eine jungfräulich gebärende Zeugungszellc aufzutreten und das ganze Wesen wieder zu erzeugen. Das hat 444 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41. Sachs au bestimmten Zellen von Wurzeln, Blättern und Knospen mehrerer Moosarten dargethan. Man weiss auch, dass man, wenn man Begonien-, blätter zerschneidet und diese Abschnitte einpflanzt, neue Pflanzen erhält, welche Blüthen und Früchte tragen. Ebenso wäre es ohne Zweifel mit gewissen Thieren, deren wiedererzeugende Kraft sehr entwickelt ist (l)ci Turbellarien und Oligochäten z. B.), wenn man es erreichen könnte, die ktinstlich getrennten Stücke hinreichend zu ernähren. Tlieoretisch könnte man sagen, dass jede Zelle eines Plattwurms alles in sich besitzt, was zur Erzeugung eines neuen Individuums nöthig ist. Wie kann man behaupten, dass einer Umänderung dieser somatischen Zellen nicht zugleich eine entsprechende Umbildung des Products und der blastogenen Zellen des- selben folgen sollte? ' Interessant in dieser Hinsicht sind gewisse Beob- achtungen über den Einfluss, welchen das durch Pfropfen veredelte Individuum nicht allein auf die somatischen Elemente, sondern selbst auf die Früchte des Pfropfreises haben kann. „Es ist bekannt", sagt Darwin, „dass mehrere Arten . von Pflaumenbäumen und Pfirsichbäumen Nordamerikas durch Kerne in gleicher Beschaffenheit wiedererzeugt werden können; aber Downing behauptet: wenn man einen Zweig eines dieser Bäume auf einen andern Stamm i)fropfe, so verliere er die P^igenschaft, seine eigene Gattung durch' Kerne zu vermehren und werde wie die andern, d. h. seine Früchte, seine Nachkömndinge seien sehr ver- änderlich. Umgekehrt kann das Pfropfreis bei dem neuen Stanmie gewisse somatische Veränderungen hervorrufen, die es selber hat. Wenn man z. I>. die buntgestreifte Abart des Jasmins auf die gewöhnliche Sorte pfropft, so treibt diese letztere zuweilen Sprosse mit buntgestreiften Blättern. Derselbe Fall hat sich beim ßoscnlorbeer und bei der Esche gezeigt. Diese letzteren Beispiele veranlassen uns, Thatsachen anderer Art anzuführen, die heute noch nicht genügend erklärt sind, aber die auf unwiderlegliche Weise den Ein- fluss somatischer Zellen auf die blastogenen Zellen zu be- weisen scheinen. Seit 1721) hatte man bemerkt, dass die weissen und die blauen Erhsenarten sich wechselseitig kreuzten, wenn sie sicli nahe bei einander befanden, so dass im Herbste in denselben Hülsen weisse und blaue Erbsen sassen. Aber diese Umänderung der Farbe der Frucht kann sich selbst auf die Hülsen erstrecken, d. h. auf die somatischen Zellen des mütterlichen Organismus, wie Laxton über- zeugend nachgewiesen hat. Viele ähnliche Beispiele von dem Einfluss des P,lüthen- staubes gewisser Pflanzen auf den Fruchtknoten benach- barter Abarten sind durch Gallcsio, Naudin, Anderson u. a. gesammelt worden. Erinnern wir nur an den berühmten Apfelliaum von Saint -Valery. Dieser Baum brachte in Folge der Verkümmerung seiner Staubfäden keinen Blüthen- staub hervor und musste jedes Jahr künstlich bet'ruclitet werden. Dies wurde jährlich durch die jungen Mädchen des Ortes ausgeführt vermittelst iles Blumenstaubes, der von verschiedenen Sorten entnonnnen war. Daraus ent- wickelten sich Früchte, verschieden an Grösse, Farbe und Geschmack, welche den Früchten der Abarten entsprachen, die das befruchtende Element geliefert hatten. Da der Fruchtknoten der Gewächse nach Hervor- bringung der Frucht vergeht und mit der Pflanze selbst nur zeitweilige Verbindung zeigt, so ist es nicht wahr- scheinlich, dass die somatischen Veränderungen, die durch den Blüthensfaub hervorgebracht sind, sich auf die Zellen der Zweige und des Stammes ausdehnen: diese Umände- rungen können aus demselben Grunde keine nachhaltige Einwirkung auf die späteren Früchte haben. Aber bei den Thieren und besonders bei den Säuge- thieren, bei denen die Leibesfrucht lange in enger Ver- liindung mit der Mutter bleibt, kann man annehmen, dass die Thätigkeit des männlichen Elements zuerst einen Ein- fluss auf den niütterliehen Organismus und dann auch auf die spätere Nachkonnnenschaft haben wird. Das beweist in der That der oft erwähnte Fall der Stute Lord Morton 's. Diese fuchsrothe Stute von fast reiner aral)iseher Rasse Hess man von einem Quagga decken, und nachdem sie dann einen Bastard geworfen, kam sie in die Hände Sir Gore Ousely's, der später von ihr zwei Fohlen durch einen schwarzen arabischen Hengst erhielt. Diese Fohlen waren theilweise isabellfarbig, und ihre Beine waren deut- licher gestreift als die des Bastards und selbst als die des Quaggas; l)ci beiden waren auch Hals und einige andere K('irpertheile deutlich gestreift. Die Streifen auf dem Körper und die Isabellfarbe sind bei unsern euro- päischen Pferden sehr selten und bei den Arabern un- bekannt. Aber was den Fall sehr auffällig macht, ist der Umstand, dass bei den beiden Fohlen die Mähnenhaare kurz und steif waren und sich in die Höhe richteten wie beim (Quagga. Es besteht also kein Zweifel über die Thatsache, dass dieses letztere deutlieh die Eigenschaften des späteren Fohlens beeinflusst hatte, das von dem schwarzen arabischen Hengste abstanmite. Es scheint also, dass die Stute, während sie den Bastard im Leibe trug, von ihm die Fähigkeit erlangt hatte, ilie Eigenschaften des Quagga weiter zu übertragen. Allgemein bekannt ist es, dass, wenn eine Hündin das erste J\Ial durch einen Hund von fremder Rasse tra- gend geworden war, ihre späteren Würfe eins oder mehrere Junge von dieser fremden Rasse haben können, selbst wenn sie seitdem nur von Hunden ihrer eigenen Rasse gedeckt worden war. Obige Thatsachen an sieh selbst, abgesehen von jeiler Theorie, beweisen hinreichend die enge Abhängigkeit, welche zwischen den Fortpflanzungselementen und den somatischen Elementen besteht. Um nicht das Gebiet der wissenschaftlich festgestellten Thatsachen oder der mehr oder weniger leicht zu be- stätigenden Hypothesen zu verlassen, werde ich den Ein- fluss bei Seite lassen, der die auf die Sinne und das Nervensystem der Mutter hervorgebrachten Eindrücke für die Nachkommenschaft haben können. Es scheint mir jedoch sehr schwer, zuzugeben, dass die psychischen Erregungen und Eindrücke, welche so energisch und deutlieh auf unsere Secretionen wirken, keinen Einfluss auf die Erzeugnisse unserer Geschlechts- drüsen haben sollten. Vielleicht muss man, abgesehen von dem Einfluss des Temperaments und der Erziehung, die in erster Linie angezogen werden müssen, als eine Ein- wirkung dieser Art die Thatsache anführen, dass eine ganze Generation mit der grössten Leichtigkeit Gedanken aufninmit, die durcii die vorangehende lebhaft bekämpft und zurückgewiesen worden wären. Es scheint mir un- möglich, dass die geistige Bewegung, die durch begabte Menschen in einem oder mehreren Zweigen des mensch- lichen Wissens hervorgerufen war, eine geistige Bewegung, die durch Gelehrte und Künstler weit verbreitet wird, nicht eine Nachwirkung auf die Zeugungselcmente der gleichzeitigen Generation und folglieh auch auf die nach- folgende Generation ausüben sollte, welche so durcli eine erbliche Uebertragung auf eine ganz neue Ordnung seelischer Zustände vorbereitet wäre. Zum Schlüsse führt uns eine letzte Betrachtung dazu, die Meinung derjenigen zurückzuweisen, welche behaupten, Nr. 41. Naturwisseiischai'tliclie Wochenschrift. 445 dass die erworbenen kfirperlichen Eiijcn.schaften sich nicht von den Eitern auf die Kinder Uljertragcn liönnen. Wenn man, worauf schon Turner aufmcrlisam i^eniaciit hat, aus dieser Anscliauunn'sweise tue letzten Folgcrunj;en zielit, so wird man anzunelnnen genötliii;t, dass die Vorfahren der gej;enwitrtig-en Lelicweseu und seihst das ürplasma alle seitdem gezeigten Veränderungen in sieh selbst be- sassen. Wir würden somit auf die Annahme von freilich durch die Selection geregelten sehöpferisehen Kräften zuriickgetuhrt werden. Die Tliür wäre von neuem für die leitenden Kräfte geöffnet, die der Materie inne wohnen oder ihr äusserlieh anhaften, und wir würden snmit auf die erhabene nieehauische Auffassung vom Weltall ver- zichten müssen, die Descartes ahnte und der später die Gelehrten des XVIII. Jahrhunderts (Button und die En- cyclopädisteu) gefolgt sind. Wenn wir im Gegentheil die Uebertragung der Körper- eigenschaften in dem dureii die oben auseinandergesetzten Thatsaehen bewieseneu Maasse eiin'äumen, so wird die Umbildung der Lebewesen viel schneller geschehen, da sie nicht mehr einzig von den Zufällen der inneren Ver- änderung abhängen, sondern durcii die Thätigkeit der Ilauptfactoreu bestimmt werden wird. Bevor wir zur rrüfung der Faetoreu zweiten Ranges sehreiten, werden wir zuerst eine biologische Thatsaehe zu untersuchen haben, welche wir überall da finden, wo sieh neue organische Formen bilden: die erbliche Ueber- tragung. Als wir, um die Entstehung neuer Formen zu erklären, das l'rinci[i Laniarck's, das Gesetz üeli)ocuf's, oder die Zuchtwaid und die andern Nebenfactoreu mit- wirken Hessen, haben wir gesehen, dass wir inuner die Wirksamkeit der Vererbung zugeben mussten. Die Vererbung ist streng genommen weder ein Haupt- factor noch ein Nebenfactor, sie ist eine Integrale, d. h. die Summe der unendlich kleineu Veränderungen, die bei jeder vorhergehenden Generation durch die Haui)tfact(nen hervorgebracht worden sind. Die Gesetze der Vererbung, die experimentell kaum studirt sind, bieten ein ungelieures Feld für die Biologen. Mehrere dieser Gesetze und be- sonders das Gesetz der homochronen oder gleichzeitigen Vererbung liefern auch gute Beweise für das Lamarck'sche Prineip. Die neuesten endjryohigischen Untersuchungen fangen kaum an, uns den mechanischen Frocess der erb- lichen Uebertragung und der geheimsten Ersclieinungen der f\)rtpflanzung ahnen zu lassen. Nur nachdem man alle erlangten Kenntnisse über diese heiklen Funkte sorgfältig geprüft hat, kann man mit Erfolg in das Studium der Nebenfaetoren eintreten. Uaujteiifrass am Knieliolz des Uieseii??el»irs?es. — Als ich am (>. Se|iteniber d. J. mich auf dem Kannne des Kiesengebirges zwischen dem „Reifträger'- und der Sehnee- grubenbaude befand, bemerkte ich an mehreren Gru}ipen des Knielndzes (l'inus pumilio), welches bekanntlich zu den Charakterptianzen des Riesengebirges gehört, deut- liche Spuren von Raupenfrass und fand bald bei genau- erem Nachsuchen an deu Nadeln des Knieholzes eine An- zahl grau-grünlicher, mit hellen und dunklen Längs- streifen versebener Lophyrus-Kaupen, welche offenbar die Urheber jenes Frasses waren. Ich sannnelte etwa ein Dutzend Exemplare, von denen sich mehrere im frisch- gehäuteten Zustande befanden, und couservirte sie in Alkohol, um sie demnächst genauer zu bestimmen. Von dem stellvertretenden Herrn Forstmeister aus Hermsdorf am Kynast, den ich in der Schneegrubenbaude kennen lernte, erfuhr ich, dass die betr. Lt)})byrus-Art in den Acten der Forstverwaltung als L. similis bezeichnet werde, dass die Raupen seit Kurzem (d. h. in den letzten Wochen vor dem 6. Sept. d. J.) in den Knieholzbcständen der Oberförsterei Sehreiberhau stark schädigend aufge- treten seien, und dass die reichsgräfl. Schaffgottsche Forstverwaltung darauf bedacht sei, dieselben nniglichst vertilgen zu lassen. Schon im Jahre 1881 habe man dort einen ähnlichen Raupenfrass in deu Knieholzbeständen beobachtet. Da mich die Sache sehr interessirte, so habe ich nach meiner Rückkehr aus dem Riesengebirg-c die mitgebrachten Raupen hier in Berlin näher studirt und bin zu dem Re- sultate gelangt,*) dass es sich bei den \on ndr gesam- melten Exem[)laren nicht um Lophyrus sindlis, sondern um L. rufns handelt. Dass die Raupen (genauer: Afterraupen) der Kiefern- Blattwespen (Gattung Lophyrus) an der gemeinen Kiefer häufig beobachtet werden und stellenweise grossen Schaden hervorrufen, ist bekannt, und man findet in der einschlägigen Litteratur zahlreiche Angaben darüber**) Dagegen scheint das Auftreten von Lophyrus-Raupen am Knieholz (Pinus pumilio) bislier nur sehr selten beobachtet zu sein; ich habe nach längerem Suchen in der mir zugänglichen Litteratur nur den schon oben erwähnten Fall aus dem Jahre 1881 gefunden, und zwar bei ludeich und Nitsche, Lehrbuch der ndtteleuropäischen Forstiusektenkunde, III. Abtheilung, 1893, S. 646, wo Bezug genonnnen wird auf das Jahrbuch des sehlcsischen Forstvereins, 1882, S. 58 f., und die Vereinsschrift des böhmischen Forst- vereins, 1883, S. 91 ff'. Hier wird die betreffende Spccics, welche 1881 schädigend aufgetreten ist, als Lophyrus similis bezeichnet, und man könnte die Frage erheben, ob die Bestimmung der Raupen damals mit voller Exact- heit gemacht worden ist. leb werde versuchen, diese Frage womöglich aufzuklären. Innnerhin erscheint es bemerkenswerth, dass die Lophyrus-Raupen 1893 genau in derselben Gegend des Riesengebirgskammes wie 1881 sich gezeigt haben. In dem letztgenannten Jahre sind leider ansehnliidie Partien der dortigen Knieholzbestäude durch jene Raujien ruinirt und zum Absterben gebracht worden; hoffentlich gelingt es der Forstverwaltung, den Raupenfrass des Jahres 1893 möglichst zu beschränken und unschädlich zu machen. Da das Knieholz des Riesengebirges nicht nur wissenschaftlich und landschaftlich interessant, sondern auch praktisch schi- wichtig ist, so muss man wünschen, dass die vorhandenen Bestände nach Möglichkeit erhalten bleiben. Prof. Dr. A. Nehring. ^) ITntei- Beihilfe der Herren Dr G. Rörig und Dr. Stadel- maiiu, sowie unter Benutzung des Vergleiclismaterijils des hiesigen Museums für Niiturkunde. **) Sielu.» ludeieli und Nitsidio, Lehrbuch drr niittulcurop. Forstiusektenkunde, und Eckstein, Die Kiefer und ihre tliierischen Schädlinge, Berlin 1893. Der Iiisecteiifliig ist von Alfred R. v. Dutezynski eingehender untersucht worden. In einem liedeutsamen Artikel des Autors in der „Zeitschrift für Luftschiffahrt", auf den wir hierndt hinweisen, wird das Problem nnt Saehkenntniss und Geschick behandelt. D. fasst die Re- sultate seiner Untersuchungen in den folgenden Sät/.cn zusammen : I. Die Bewegung der Flügel während des Fluges geschieht im Allgemeinen in der Form eines Kegels, dessen Spitze gegen die Brust (an den Enden der Queraxe), dessen Basis aber nach aussen gerichtet ist. II. Die beiden Angrifl'spunkte der treilicnden Flügel liegen in der Ebene der Flugaxe, wodurch dem grösstcn Widerstände auch die grösste Kraft entgegengesetzt wird. 446 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41. III. Die Hebe- und riui;ar))eit erfolgt mit einer so ausserordentiiciicn Geschwindigkeit aufeinander, dass sie in der Praxis als ununterbrochen betrachtet werden kann, wodurch der Flug dem Auge als vollkommen gleichmässig- erscheint. IV. Die Zeit der wirksamen Flügelschlagperiode ist stets grösser als jene der unwirksamen. V. Die Axen der Rotationskegel sind sowohl zur Horizontalen als Verticalen in verschiedeneu Winkelu ver- stellbar. VI. Die Flügelfläclien sind ebenfalls verstellbar; und zwar schlägt der Flügel zum Begiune mit der Schneide nach vorne und oben, wogegen er in der zweiten Periode nach ab- und rückwärts, mit der vollen Fläche auf die Luft druckt. VII. Die Wendung wird olnie Steuer bewirkt, und zwar durch die Verstellung der Axe eines Flügels, und somit durch die Differenz des Druckes an den Angriffs- punkten der Flügel resp. der Queraxe des Thorax. VIII. Der Bau des Flügels ist so beschaffen, dass er bei dem geringsten Gewichte das Maximum der Steif- heit bedingt, und er dieses Maximum der Steifheit nur besitzt, wenn seine untere Fläche dem Drucke der Luft ausgesetzt ist, also er beim Aufschlage des Flügels über- haupt keine Arbeit leisten könnte. IX. Die Muskulatur der Flügelbrust ist eine solche, dass sie mit der vollen Kraft nur dann wirkt, wenn der Flügel für die Hebe- resp. Vorwärtsbewegung eingestellt ist, alle übrigen Muskeln sind nur als Verstcllniuskeln auf- zufassen. X. Der Hau der Flügell)rust und die Angriflsi)uukte der Muskeln bestätigen die Rotation der Flügel. XL. Versanunliiiig der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Goslar vom 14. bis 1(>. August (Nach- trag). — Wir sind in der Lage, zu unserem Bericht oben- genannter Versammlung (in No. 38 S. 411) den folgenden Nachtrag liefern zu können. Prof. Dr. Brack ebusch (Cordoba, z. Z. Bockenem) erläuterte die von ihm vorgelegte geologische Karte von Nordwest-Argentinien, vim welcher 4 Blätter erschienen sind, während 3 in Handcolorit vorlagen. Das Gebiet östlich und westlich der vortertiären Hauptkordillere ist durch seine geologische Zusammensetzung scharf von einander unterschieden. Oestlich derselben sind die Ge- steinsschichten bis in das Rhät hinab nur äolische oder Süsswasserbildungen, westlicii dagegen treten auch Jura und Kreide marinen Ursprunges auf. Zahlreiche Ein- lagerungen von mesozoischen Eruptivgesteinen finden sich beiderseits. Die westliche (theilweise marine) mesozoische Sehichtenreihe, welche in ihrer nördlichen Erstreckung wesentlich an der Zusammensetzung der Westkordillere theilnimmt, nimmt weiter nach Süden ein südöstliches Streichen an und setzt sich wahrscheinlich bis zurSt.Georg's Bai fort; daneben erscheint dieselbe aber auch längs der interoceanischen Wasserscheide über die Magellanesstrasse hinaus bis zum Feuerlande. Zwischen beide Verbreitungs- gebiete legte sich zur Tertiärzeit ein grosser Jlcerbusen, der den grössten Theil von Süd])atagonien einnahm. Marine Tertiärschichten sind nur aus diesem, der heutigen atlantischen Küste und den ehemaligen Meerbusen des Rio Parana's und Rio Uruguay's bekannt. Die Vuleane hegen auf Spalten, welche in nordwestlicher Richtung verlaufen, und stets auf den Schnittpunkten dieser mit der Wasserseheide der l)eiden Kordillerenketteu. Die frühere Annahme einer grossen Längsspalte, dem Baue der Kordillere entlang, ist irrig. Das häufige Vorkommen von Salz in den Salzebenen (Salinas) der Niederung ist darauf zurückzuführen, dass die zum Atlantischen Oeean strömenden Flüsse aus den an Salzlagern reichen Jura- schichten der westlichen Kordillere entspringen. Sobald sich der Lauf dieser Flüsse änderte, entstanden auch neue Salinas. In grossartigem Maassstabe hat der Wind seine Einwirkung auf die jüngsten Ablagerungen der Hoch- flächen geäussert, indem er dieselben aufbereitet und zu Wüstenboden umgewandelt hat. Die Verbreitung der Gletscher war zur Eiszeit eine sehr bedeutende. Aus dem Moränenschutt haben sich später äolische Massen gebildet, deren weichere Theile weite Gebiete als jüngerer Löss bedeckten, während die härteren (sandigen) als enorme Dünenablagerungen (medanos) von den Kordilleren bis zum Atlantischen Gcean sich erstrecken. X. Bezirksgeologe Dr. Koch (Berlin) sprach über die tektonischeu Verhältnisse des Oberharzer Dia- baszuges. Dieses Diabasvorkommen in einiger Entfernung von Klausthal ist vom Vortragenden untersucht und karto- graphisch dargestellt worden. Der Zug gliedert sich vom Liegenden zum Hangenden in drei Zonen: 1. Wissenbaeher Schiefer mit zahlreichen Einschal- tungen körniger Diabase, 2. Blattersteine und Sehalsteine mit Stringocephalen- kalk- und Eisensteinlagern, 3. Cypridineuschiefer mit vorherrschend variolitisch entwickelten Diabasen. Dieser gesammte Schichtencomplex hebt sich in Ge- stalt eines langgestreckten Zuges aus den jüngeren Gulni- schichten heraus und bildet eine nach NW. überkippte Sattelfalte, deren Bau durch Faltenverwerfungen, ver- bunden mit bedeutenden Ueberschiebungen, sowie durch zahlreiche Querzerreissungen gestört ist. Die Lagerungs- verhiütnisse sind daher ausserordentlich complicirte und haben erst in jüngster Zeit durch den Nachweis, dass sich Oberdevon an der Zusammensetzung des Zuges be- theiligt, ihre völlige Klarlegung gefunden. X. Prof. Dr. Brackebusch legte eine grosse Anzahl sehr verschieden ausgebildeter Imatrasteine aus dem Rhät Argentiniens vor und besprach das Vorkom- men der Culmforniation von Retamito, dessen Pflanzenreste unlängst von Professor Szanocha beschrieben sind. Vortragender kannte die Localität bereits im Jahre 1886 und hatte sein damals gesammeltes Material an Pro- fessor Dr. Kurtz in Gordoba zur Bearbeitung übergeben. Hieran schlössen sich einige Bemerkungen über die Wahrscheinlichkeit einer carbonen Eiszeit in Argentinien, die vom Vortragenden schon seit Jahren vernuithet wurde, ehe er von der neueren Litteratur über dies Thema Kenntniss erhalten hatte. X. Bemerkung zu (lern Aufsatze über die Natur der chemischen Elemente. — In Nr. 29 der „Naturw. Wochenschr." hat Herr Dr. Spiegel einen Aufsatz ver- öffentlicht, in dem er unter Anderem Preyers gene- tisches System als eine „mit einigen interessanten arithmetischen Zuthaten versehene Paraphrase" des Mendelejefflschen i)eriodischen bezeichnet. Diese Bemer- kung hat mich befrenulet. Da die Leser der „Naturw. Wochenschr." I'reyers System ja aus dessen eigener Dar- stellung kennen, so möchte ich mir nur erlauben, ganz kurz darauf aufmerksam zu macheu, dass dieses eine An- zahl ganz neuer Gesetzmässigkeiten, darunter die sehr wichtigen betreffs der specifischen Wärme, ent- hüllt hat. Ferner ist der Begriff der Stufenzahlen wohl ebenso neu wie die Bezeichnung und führt eben zur genetischen Auffassung. Hierzu kommt noch, dass gerade Mendelejeff selbst sich bekanntlich durchaus gegen Nr. 41. Natnrwissenscliaftliclie Wochenscbiift. 441 jede genetisclie Auslegung seines periodischen Systems verwaiirt liat, während andererseits die sännntlichen Haupt- reihen, wie etwa Chlor, Brom, Jod, sciion lange v o r Mendelejeft' anerkannt, und von Newiands nach dem Atomgewichte geordnet waren. Meines Wissens hat über- dies Preyer zuerst auf die höchst wiclitige nu^rkwürdige Stellung" der organischen Elemente aufmerksam ge- macht, die aus seiner Auffassung durchaus verständlich wird, und der Chemie völlig neue Beziehungen zur Bio- logie, dieser aber selbst bedeutsame Aufgaben eröftnet, an die man vorher wohl kaum gedacht hatte, üeber- haupt ergeben sich, neben dem rein Theoretischen, aus l'reyers System Pläne für weitere Untersuchungen auf den verschiedensten Gebieten, die wohl nicht ausbleiben werden; und es wird sich mindestens zeigen müssen, was diese Untersuchungen leisten. Vielleicht ergicbt sich dann, dass auch die „Zusammenstellung des Materials" in der That sehr schätzenswerth gewesen ist. — Dr. Jaensch. Ueber Selhstentzfiiidimg:, insbesondere von Schilfs- ladungen, Banmwolle und anderen Faserstott'en, Stein- kohlen nnd Heuhaufen vcröttcntlicht Dr. L. lläpke (A))handlungcu herausgegeben vom naturwissenschaftlichen Vereine zu Bremen. XII. Bd., 3. Heft, S. 439 ff.) einen Aufsatz, dem wir .die folgenden, allgemeines Interesse be- ans])ruchenden Einzelheiten entnehmen. — Die Frage der Selbstentzündung ist für den gesammten Handel und Ver- kehr, für die Industrie, Landwirthschaft und selbst den Haushalt von der grössten Wichtigkeit. Lange war man über die Vorgänge dabei im Unklaren, bestritt einerseits die Möglichkeit der Selbstentzündung überhaupt oder doch für Stoffe, von denen sie heute allgemein als erwiesen gilt, während mau sie andererseits wieder von solchen Gegenständen, z. B. Baumwolle, annahm, bei denen sie nie hat constatirt werden können oder geradezu für aus- geschlossen gilt. Die ersten wissenschaftlichen Unter- suchungen über diese Frage wurden in England unter- nommen, in dessen gewaltigem überseeischen Verkehr die meisten hierauf zurückzuführenden Schiffsunfälle sich er- eigneten. Während dort verschiedentlich specielle Com- missionen sich mit der Untersuchung der einschlägigen Verhältnisse zu befassen hatten, ist man in anderen Län- dern und auch in Deutschland der Frage noch nicht so energisch näher getreten; denn obwohl in letzterem zu wiederholten Malen Untersuchungen angestellt worden sind, so hatten dieselben sich doch meist nur mit speciellcn Fällen zu l)eschäftigcn und die Frage wurde bisiier nicht von einem allgemeinen Standpunkte behandelt. Es darf denn auch hierauf wohl zurückgeführt werden, dass die deutsche einschlägige Litteratur keine bedeutende ist und dass die grossen deutscheu Werke, wie Liebig's Annalen der Chemie und Pharmazie, Poggcndoff's Annalen, Jahres- bericht der ehemischen Technologie von Wagner und Fischer etc. etc., diese Frage nicht in dem ihrer Wichtig- keit entsprechenden Maasse behandeln. Am einschneidend- sten ist die Frage der Selbstentzündung für die Schiff- fahrt. Welche furchtbaren Unglücksfälle durch Selbst- entzündung der Ladung schon auf dem Meere sich ereignet haben, wieviel Menschenleben dadurch schon auf grausame Weise vernichtet worden sind und wieviel werthvolles Gut verloren gegangen ist, davon kann man sich einen Begriff machen, wenn man nur die mit mehr oder minder Sicherheit darauf zurückführbaren Schift'snnfälle eines Jahres sich vergegenwärtigt. Der Verfasser hat die Frage seit langer Zeit eingehend studirt, er hat alles ihm zugäng- liche statistische Material gesannnclt und ist in seinen Bemühungen in anerkennenswerthcr Weise von den Be- hörden unterstützt worden; er darf nach allem als eine Autorität auf diesem Gebiete gelten und ist auch ver- schiedentlich als Saciiverständiger bei Brandkatastrophen hinzugezogen worden. Aus seinen einleitenden l'.cmer- kun.nen sei hier noch seine Erklärung des Vorganges der Selltstentzündun.g wicdergegclicn: „Die Sclitstentzündun.:;' entsteht durch chemische und i)hysikalischc Verändcnmgcn kohlenstofthaltigcr Körper hauptsächlich unter Einwirkun.g des atmosphärischen Sauerstoffs, wobei soviel Wärme ent- steht, dass die Körper zerstört werden und in Brand gc- rathen. Damit die frci.gewordene Wärme sich ansammelt und nicht durch die umgebende Luft und andere Mittel weggeführt wird, muss der zur Selbstentzündung geneigte Stoft" ein schlechter W^ärmeleiter sein. Moleculare Uni- lagerungen durch Störung des Gleichgewichtszustandes kleinster Massentheilchen, mechanisch feine Zerstttekelung und Vertheilung, Feuchtigkeit und äussere AVärme sind im Verein mit rasch oxydirenden Stoffen die wichtigsten Ur- sachen der Selbstentzündung. Bei gesteigerter Temperatur findet naturgemäss auch eine gesteigerte Oxydation statt, welcher Process tortsehreitet, bis der Entzündnn.nspunkt erreicht ist und eine Feuererscheinun.g auftritt." Dass auch hierlici mikroskopisch kleine Organismen, Spaltpilze, eine Rolle spielen, darauf hat zuerst Professor Ferdinand Colin in Breslau hingewiesen. Verf. giebt alsdann einen kurzen geschichtlichen Ueberblick über die Erkenntniss der Körper, welche zur Selbstentzündung neigen, führt eine Reihe von Elementen und ihren Verbindungen (festen, flüssigen und gasförmigen) an, welche hierher gehören, sowie Beispiele von darauf zurückführbaren Bränden und den dabei stattfindenden Vorgängen und konmit dann kurz auf seine, Dr. Kiesling's und Dr. H. Ranke's Versuche zu sprechen behufs Ermittelung der Entzündungstemperatur verschiedener Stoffe. Nachdem er endlieh noch darauf hingewiesen hat, wie schwierig es ist, die Versuche der Wirklichkeit entsprechend zu- gestalten, da neben der Ver- schiedenheit der Stoffe auch die jedesmalige Witterung (Barometerstand, Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, Stand der Somie, Stärke des Windes etc.) nicht ohne Ein- fluss ist, geht er auf die Besprechung der für Handel, Verkehr, Industrie, Landwirthschaft und Haushalt wichtig- sten Stoffe ein und behandelt zunächst die Steinkohlen, dieses jetzt und für die nächste Zukunft wichtigste Brenn- material, welches an allen Stapel- und Lagerplätzen in gewaltigen Mengen angehäuft ist und bei welchem die meisten Selbstentzündungen vorkommen. Von den mine- ralischen Beimengungen kommen hier die Verbindungen des Eisens und Schwefels, der Schwefelkies oder Pyrit und der Wasserkies oder Markasit, in Betracht, von denen letzterer der gefährlichere ist, da er sich am leichtesten zersetzt. Beide zersetzen sich an der Luft, indem der Schwefel sich mit dem Sauerstoff derselben unter Erhitzen verbindet und schwefelsaures Eisen entsteht. Beschleunigt wird dieser Vorgang noch durch Zutritt von Feuchtigkeit, wobei dann auch die Wärmeentwickclung eine intensivere ist und schliesslich Selbstentzündung eintritt. Diese Kiese sind in sehr wechselnden Mengen in den Kohlen vor- handen; während manche nur Spuren davon enthalten, glänzen andere durch reichliche Mengen derselben wie Messing. Von den englischen Kohlen sind die der Zechen von Cardift' und Wales, besonders aber der West Hardley Maine an der Ostküste sehr arm daran nnd eignen sicii deshalb auch besonders für den Schiffstransport, während diejenigen der Garn -Grube in Wales davon sehr ange- reichert sind und bei Seeleuten und Rhedern in bösem Rufe stehen. Der verschiedene Gehalt der Kohle an diesen gefährlichen Beimengungen je nach ihrer Herkunft nia.i;' schon zu absichtlichen Täuschungen Veranlassung gegcl)en 448 Naturwisseuschaftliche Wochenschrift. Nr. 41, haben und Verf. ist der Meinung, dass beim Schififstransport von Steinkohlen die betreffenden Behörden scharf auf das Vorhandensein von Seliwefelkies und Wasserkies achten und Kfdilen von solchen Gruben, welche ervviesenerniaassen kiesreiche liefern, von der Verschiffung ausschliessen müssteu. Liebig's im Jahre 1866 auf Veranlassung der Vegesacker Seescbiffcr-Gescllschaft abgegebenes Gutachten bezeichnet den Gehalt der Kohlen an Schwefelkiesen, worauf Wasser und Luft leicht einwirken können, als Ur- sache der Selbstentzündung. Kohlen dürften nicht nass oder bei Regen verladen werden und seien in grossen Stücken weniger gefährlich denn als Kohlenklein. Um den Einfluss der Luft und des Wassers abzuhalten, thue mau gut, die Kohlen beim Verladen in das Schiff schicht- weise mit Steinkohlentheer zu besprengen. Eine andere grosse Gefahr für Kohleuladungen auf Schiffen bildet der Kohlenwasserstoff oder das Gruliengas, CH*, welches aus den Spalten und Rissen der Stückkohlen besonders beim Einladen in den Schiffsraum und durch heftige Bewegungen auf dem Transport entweicht und mit S — 10 Theilen atmosphärischer Luft ein leicht exi)lodiren- des Gemenge bildet, das sich an einem Funken oder Licht sofort entzündet und furchtbare Explosionen hervorruft. Diese Art der Entzündung hat mit Selbstentzündung nichts zu tliun, bildet aber eine mindestens ebenso grosse Gefahr für den Seemann, zumal das Grubengas nicht durch den Geruch wahrnehmbar ist. Die Untersuchungen, welche hinsichtlich der ersteren angestellt worden sind, haben auch stets die letzteren berücksichtigen müssen, daher sind beide nicht von einander zu trennen. Alle liisher angestellten Ermittelungen uud darauf bezüglichen Schriften, sowie die Untersuchungen des Verf. (Bericht der im Jahre 1876 eingesetzten englischen Commissiou; Steinkohlenladungen in Kauffahrtei- schiffen etc., bearbeitet im Auftrage des Reichs- amts des Innern, Berlin 188U; ferner das Buch des Navigationslehrers W. Döring, Feuer im Schiff etc., Hamburg 1888) haben zu folgenden Ergebnissen betreffs der Entstehung von Schifisbränden durch Selbstentzündung der Kohlen uud Gasexplosionen, wie der Mittel und Wege zur Verhütung derselben geführt: Der Zutritt von Luft, besonders feuchter, bewirkt die < »xydation des Schwefel- kieses, namentlich in bröcklicher Kohle; es tindet dabei Wärmeentwickelung statt, welche sich bis zur Selbstentzün- dung steigern kann. Begünstigt wird dies durch das Zer- brechen der Kohlen beim Einladen und durch das Zer- kleinern derselben durch Reiben in Folge schweren Ar- beitens des Schiffes bei stürmischem Wetter. Diesen Ursachen dürften auch die häufigen Fälle von Selbst- entzündungen von Kohleuladungen auf Schiffen unter den Tropen (der hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft) uud in der Gegend von Cap Hörn zuzuschreiben sein. Mit der Grösse der Ladung und der Länge der Reise wächst auch die Gefahr. Rheder und Sehiftseigenthümer sollen beim Empfang des Ladungsauftrages auf den Sehwefelkies- gehalt der Kohlen achten. Eine allgemeine Ventilation des Schiffsraumes ist nicht zu empfehlen, dagegen eine kräftige Obertläehenventilation, bei welcher durch eine Oett'nung ein starker Luftstrom über die Kohle geleitet und durch eine zweite Üeffuung wieder ins Freie geführt wird. Die Lagerung der Kohlen ist möglichst so zu be- wirken, dass sie beim Stampfen uud Rollen des Schiffes möglichst festliegen (Einbauen von Längs- und Quer- schotten). Sehr wichtig sind Temperaturmessungen in verschiedenen Theilen der Ladung, weil dadurch der See- mann auf die Gefahr aufmerksam wird und vielleicht noch rechtzeitig einen Nothhafen anlaufen kann. Der Seemann soll ferner genaue Barometerbeobachtungen anstellen, da sich die Explosionsgefahr bei abnehmendem Luftdruck, namentlich beim plötzlichen Fallen des Barometers, stei- gert. Ferner soll das Kohlenlager eines Schiffes nur mit einer zuverlässigen Sicherheitslauipe betreten werden. Zum Löschen von brennenden Schiffsladungen hält die eng- lisciie Kommission Kohlensäure nicht für empfehlenswerth, da dieselbe keinen kühlenden Eintiuss ausübt, sondern allein Wasser und Dampf. Die Breussisehe Technische Conunission für Seeschifffaln-t rieth von dem Erlasse sicher- heitspiiiizciliclier Vorschriften ab und empfahl dafür Be- lehrung und Wanumg der betreffenden Bernfskreise mittelst kurzer gemeinverständliclier Anleitung — ihrer Anregung entsprang die oben genannte Seinift (unentgeltliche Ver- theilung derselben durch die Seemannsäinter an Schiffer, Matrosen und Heizer; Unterricht auf den Navigations- schulen — Prüfungen). Verf. führt alsdann zur Illustrirung der Wichtigkeit seiner Ausführungen 17 Kohlensehiffe an, welche von Mitte 181)0 bis zur selben Zeit 1892 verloren gegangen sind. Davon sind 7 total verbrannt, 2 liefen mit brennender Ladung Nothhafen an und 8 sind verschollen. Von diesen hatten 12 die amerikanische Westküste, .3 andere Trojien- gegendeu zum Ziel, und nur je eins verbrannte an der norwegischen resp. fran/.ösisclien Küste. Die Liste ist dabei keineswegs vollständig, sondern enthält nur die dem Autor sicher bekannt gewordenen Fälle. Der Verlust aller Nationen für Dampfer beläuft sich im Durchschnitt (ziem- lich constant während der letzten Jahre) jährlich auf 180,000 Tonnen Netto und betrug für Segcischiffe 1891 480,000. 1892 sogar 634,000 Tonnen. Rechnet man nach dem Vei-f. nur für Segelschiffe 4 "/;, als auf Selbstentzün- dung und (iasexplosion, so ergiebt dies allein im letzten Jahre über 20,000 Tonnen. H. erwähnt alsdann noch das Preisausschreiben der Deutschen Spediteur- und RhedereiZeitung (F. W. Rade- niacher in Hamburg) „zur Erlangung eines chemischen Mittels oder einer maschinellen Einrichtung, wodurch die Selbstentzündung von Koldenladungen in Seeschiffen durch- aus sieher uud ohne weiteres vermieden werden kann", das Vermeiden des Kenterns der Schiffe und Löschen des Brandes durch Kohlensäure, und bespricht alsdann die Selbstentzündung von Stein- und Braunkohlenlagern. ( »b- wohl auf dem Lande in Folge des Wegfallens der mecha- nischen Wärmeentwickelung, wie solche durch die heftigen Bewegungen des Schiffes bei unruhiger See hervorgerufen wird, die Fälle von Selbstentzündung seltener sind, so ereignen sich dieselben trotzdem nicht gar selten, wie aus der grossen Menge der angeführten ersichtlich ist (z. B. brannte am 8. September 189() das Kohlenlager von Rick- mer's Reismühlen am Neustadtsdeich in Bremen, am 8. August 1891 dasjenige der Gasanstalt in Mainz etc. etc.). Wie sehr die Feuchtigkeit hierbei mitwirkt, beweist der Brand eines grossen Kohlenlagers in Iquique, das unter freiem Himmel sich befand, während ein zweites, welches nur überdacht war, keine abnorme Temperatur zeigte. Ueber- liaupt vermehrt das Lagern der Kohlen unter freiem Himmel nicht allein die Gefahr der Selbstentzündung, sondern entwerthet dieselben auch, indem die Gasausbeute (bis 7 %) geringer wird. Nachdem Verf. noch über die IJildung von Bittersalz bei einem brennenden Kohlenlager berichtet hat, erwähnt er endlich die Abhandlung von Vogler (Hansa, Zeitschrift für Seewesen, 1889), in welcher die Selbstentzündung der Steinkohle nicht ihrem Gehalt an Schwefelkies, sondern ihrer porösen Beschaffenheit zuge- schrieben wird. In ebenso eingehender Weise behandelt H. als- dann die Baumwolle, welche nach den Steinkohlen die meisten Schiffsbrände verursacht hat. Aber nicht allein auf Schiffen kommen Nr. 41. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 449 Brände dieses Stoffes vor, sondern auch in Laj^erschuppen, Falirikeu und nicht am seltensten auf Eisenhahnwagen. P^s iiandclt sich hier natürlicli um die so,i;-cnanntc rohe Baumwolle, wie dieselhe in ungeheuren Quantitäten in den Vereinigten Staaten von Nordamerika (jäln-licli ca. 8 Mil- lionen Ballen) producirt und in ausserordentlich fest- gepackten Balkan in grossen Mengen nach Europa aus- gefiiln-t wird (Bremen jährlicii ca. S(X),000, Liverpool 2-'/4 Millionen Ballen). Verf. führt ein umfangreiches Ma- terial an Gutachten von Oomniissioncn und Gelehrten, Erfahrungen mit Baumwolle beschäftigter Personen und sehr viele statistische Daten über Brände etc. an, sowie endlich seine eigenen Untersuchungen, und gieht eine genaue Darstellung der Structur der Baumwollfaser. Sein Gesaunntresume lautet dahin, „dass eine Scll)stcntzündung feuchter Baumwolle absolut ausgeschlossen ist und jeder Brand auf Funkentlug oder sonstige äussere Einwirkung zurück/.ufidn-en ist". Die Gutachten von Prof. Kraut uml Prof. Stahlschmidt haben die Unmöglicldvcit der Scllist- entzünduug der Baumwolle dargethan; gleiches hat die englische Commission 1887 erklärt und denselben Stand- punkt nehmen Fachleute und Schiffsführer, wie Capitän Corner und Willigerod, ein. Corner führt folgende Ur- sachen für Baumwollbrände an: Funken von Locomotiven; sorgloses Fortwerfen von zum Putzen der Maschinen be- nutzten öligen Baumwollabfällen; Verstauung von Baum- wollsamenmeld in der Nähe der Ballen; Rauchen auf den Quais; lose Zündhölzer, welche sich in den Taschen der an den Bauniwollschrauben arbeitenden Leute befinden und oft zwischen die Ballen fallen; Wirthschaften auf den Quais — und schlägt zur Verhütung folgende Maass- nahmen vor: Gründliche Sicherung der Vcntilationsröhren; Dichtung der Luken mit Werg, um sie vollständig luft- dicht zu machen; vollständig dichter Ver.schluss der Ventile; Anbringung von durchlöcherten Röhren, durch welche jederzeit Dampf in den Raum getrieben werden kann. Wer nicht mit der Structur der Baumwollfaser vertraut ist, kann sich ihr Verhalten bei Bränden nicht erklären und findet natürlich die l)C(juemstc Erklärung für die Ent- stehung eines Brandes in der Selbstentzündung. Im Jahre ]Si'i>^ schlugen 7 Wochen nach einem Brande in Bre- men plötzlich wieder helle Flannncn aus einem der ge- retteten Ballen hervor, und in demselben Jahre gerieth auf 2 Eisenbahnwagen in Wunstorf die Baumw(jllladung in Brand, trotzdem manche Ballen mehrere Zoll tief von Seewasser durchdiungen waren. Das Feuer wurde mit vieler Mühe gelöscht, kam aber nach 6U .Stunden wieder zum Ausbruch. Verf. führt noch zahlreiche ähnliche Bei- spiele an, auf welche wir hier aber nur verweisen müssen. Bei demselben Brande in Bremen (1868) gerieth ein Baum- wollballen in die Weser und wurde erst 3—4 Wochen später herausgefischt; als man jedoch die Reifen von dem- selben entfernte, schlugen die hellen Flammen daraus hervor. Die Erklärung dieser auffallenden Erscheinungen liegt in der Structur der Baumwollfaser; dieselbe stellt ein breites Band mit weiter Röhre dar, in welcher Luft enthalten ist. Diese Luft, welche sich in verhältniss- mässig grosser Jlenge auch in der kleinsten F'aser vor- findet und trotz der starken Pressung an der ausser- ordentlich grossen äusseren und inneren Oberfläche haftet, gestattet dem angeflogenen Funken, der aussen sofort er- löschen würde, ein Fortglimmen nach innen und ermög- licht die Entstehung eines inneren Feuerherdes. Verfasser fasst die Feuergefährlichkeit der Baumwolle in folgende Sätze zusammen: Sie vermag sich leicht zu entzünden; absorbirt die brenzlichcn Producte, so dass ein Schwelen durch den Geruch nicht bemerkbar wird: diese Producte sind sehr leicht entzündlich und nähren wieder den Funken; die Baumwolle ist ein so schlechter Wärmeleiter, dass sie das Feuer wochenlang im Innern zu bewahren vermag; sie nimmt kein Wasser an und wird nur theilweise an der äusseren ( )berlläche benetzt. In einem Falle allerdings vermag sich Baumwolle von selbst zu entzünden, wenn sie nändich mit Gel getränkt ist. Fette Oele besitzen die Eigenschaft, aus der Luft Sauerstoff zu absorbiren; diese Absorj)tion ist um so in- tensiver, je grösser die Oberfläche ist, nnt welcher das Oel mit der Luft in Berührung konnnt. Eine solch grosse Oberfläche findet dasselbe nun in der Baumwolle; daher die intensive Sauerstoft'aufnahmc und eine starke Wärme- cntwickelung, welche unter Umständen bis zur Entzündung sich steigern kann. Für Fabriken ist dies sehr wichtig; mancher Brand hat schon hierin seine Ursache gehabt. Besonders leicht zur Selbstentzündung neigen fettige Putz- lappen von Baumwolle oder Twist. Weiter bespricht Verfasser dann Wolle, Seide, Werg und Jute hinsichtlich ihrer Feuergefährlichkeit. Die Wolle vermag sich ihrer Structur nach nicht von selbst zu entzünden, wohl aber als Abfälle wiederum in Verbindung mit fetten Oelen (Steinöl, Mcdinöl, Rüböl). Am gefährlichsten ist eine Mischung von Baumwolle mit Wolle. Die Fabriken wenden daher auch hier, gedrängt schon durch die Versicherungsgesellschaften, grösste Vor- sicht an. Von der Seide hat der Chemiker Persoz festgestellt, dass sie, mit fremden Stoßen beschwert (Rostbeize etc.), leicht zur Selbstentzündung neigt. Beispiele dafür liefern ein 1878 (October) auf dem Lloyddam})fer „Mosel" ent- standener, nur mit Mühe gelöschter Brand, zwei andere in Pariser Seidcnniagazinen, und endlich ein weiterer in einem New- Yorker Packhause, welche sämmtlich von ge- färbten Seidenballen ausgingen. Dass Werg (zerschnittenes und zerzupftes, mit Theer und Oel behaftetes altes Tauwerk, welches zum Kalfatern der Schiffe benutzt wird) sich selbst entzünden kann, hält Verf. in Folge eines Pjrandcs im Anitshause zu Wilhelms- haven am 10. October 1891 für möglich und wahr- scheinlich. Ob Jute zur Selbstentzündung neigt, hält Verf. noch für eine offene Frage. Ausgeschlossen ist da.ssellie, zumal in Berührung mit Oel, bei ihrer Structur inclit. Ein auf dem englischen Schifte „Montevideo" im Juni 1891 aus- gebrochener Brand wird direct von vielen darauf zurück- geführt. In Jutefabriken wacht man sehr scharf darüber, dass die lagernden Juteballcn nicht mit Oel in Berührung kommen. Von besonderem Interesse sind H.'s Ausführungen über die Selbstentzündbarkeit des Heues. Dass frisch gemähtes Gras und feuchtes Heu, wenn sie in Haufen dicht zusammengepackt lagern, starke Wärme- entwickelung hervorbringen, ist eine allen Landwirthen bekannte Thatsache. Die Erhöhung der Temperatur in den Haufen ist schon nach wenigen Stunden mit der Hand fühlbar und kann sich unter Umständen bis zur Entzün- dung steigern. Nachdem Ranke in München durch Ex- periment die Möglichkeit der Selbstentzündung dargethan hatte, hat Prof. Ferdinand Cohn in Breslau die hervor- ragende Thätigkeit der Heubacillen dabei nachgewiesen und Prof. Märkcr in Halle als die Ursache der bedeu- tenden Temperatursteigerung drei Agentien bezeichnet: In dem frischen, halbfeucht in die Scheunen gebrachten oder zu Haufen im Freien zusammengeschichteten Heu lebt die Zelle noch weiter und bewirkt durch ihren Athmungsprocess eine bedeutende Wärmcentwickelung; 450 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41. dazu kommt alsbald eine lebhafte CTährthätigkeit der mikroskopischen Organismen und endlich entwickelt sieh durch dircete Oxydation eine ausserordentliche Wärme. H. erörtert noch die Feuergefährlichkeit einer ganzen Reihe anderer .Stoffe. Zwei Fälle sind bekannt geworden, in denen die Entstehung des Brandes auf die Selbstent- zündung von Torfstreu zurückgeführt wurde. In dem einen Falle, wo zwei mit diesem Material beladene Eisen- bahnwagen verbrannten, wird die JMöglichkeit der Selbst- entzündung von fachmännischer Seite direet bestritten, in dem anderen, auf einem Schiffe im Jahre 1889 einge- tretenen, wurde der Brand dadurch hervorgerufen, dass die die Torfstreu enthaltenden Säcke durch Leckage mit Leinöl durchtränkt worden waren. Von Selbstentzündung von Kohlenzündern, Fisch- guano und Knochenmeld sind dem Verf. ])eglaubigte Fälle berichtet worden. Durch das Fermentiren des Tabaks entsteht ebenfalls eine beträchtliche Wärme, zumal wenn derselbe in grossen Mengen angehäuft ist, wie es bei Schift'sladungen der Fall ist; der Tabak „schwitzt" und verkohlt unter Umständen. Dass Schiffsladungen von Tabak in Brand geriethen, ist verbürgte Thatsachc — die Segelschifte „Windflower", „Clementine" und „Bell". Ein weiteres sehr gefährliches Material ist Zinkstaub, ein zur Farbenfabrikation benutztes Pulver, welches in Folge seiner sehr feinen Zcrtheilung bei Zutritt von Feuchtigkeit eine intensive Oxydation eingeht, wobei eine bedeutende Wärme entwickelt wird, die sich bis zur Entzündungstenii)eratur steigern kann, wie denn auch aus der Praxis ein Fall (der Dampfer „Lord Clyde") bekannt geworden ist. Von anderen Stoffen sei hier noch der Badescbwämme ge- dacht, von denen einmal eine grössere Quantität, welche in einem Schuppen lagerte und mit Oel in Berührung ge- kommen war, in Köln einen nicht unbedeutenden Brand verursachte. Verfasser führt noch andere Stoffe und Flüssigkeiten an, von denen feststeht, dass sie durch grosse Wärme- entwickelung Brände verursachen können, — wie Press- kohleu, Putzlappen, Farbwaareu, Schwefel- und Saljjeter- säure — ; indessen verbietet uns der Raum, näher darauf einzugehen, und verweisen wir daher die Leser auf die interessante und lehrreiche Abhandlung des Herrn Autors. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ei-uiuint: Dr. F. A. v. Zenker, onlciitlifher Pro- fessor für Staatsarzneikunde und pathologische Analoiniy an der Universität Erlangen, zum Kgl. Geheimen Rath. — Dr. E. A. K e h r e r , Doeent für (U'ganische Clicmie an der Techiiiscluui Hotdischule in Stuttgart, zum Professor. — I^rofessor Dr. Reuschle zum zweiten mathematischen Hauptlehrer an der Technischen Hoclischule in Stuttgart. — Dr. P. Bruns, ordentlicher Professor und Director der chirurgischen IClinik an der Universität Tübingen, zum General- arzt. — Der ausserordentliche Professor für mathematische Physik an der Universität Innsbruck Dr. A. Wassuiuth zum Ordinarius an der Universität Graz. — Der Professor der Mathematik an der Universität Innsbruck Dr. L. Gegenbauer zum Professor an der Universität Wien. — Der Professor der Physiologie an dei* Universität Prag Dr. E. Hering zum Hofrath. — An der Univer- sität Wien der ordentliche Professor und Director des zweiton uerdislocation dasselbe im SW. ge- senkt. An der Zusammensetzung des Gebietes sind betheilijrt: Granit, versteinerungsleeres Rothliegendcs (unteres, mittleres und oberes), Trias (Buntsandstein, Muschelkalk inid Keuper), .Iura (Lias, Dogger, Mahn), Tertiär (Oligocän, Miocän uikI Plincän) uml Diluvium. Hierzu 1 Tafcd nut Kartenskizze und Profilen. — Kenkitzi Horiuchi: lii'obaclitinigen über den Genitalapparat eines zweijährigen Weibchens von Chilnpan^■e. Anatomische Studien. Berntbsen, Prof. Dr. A., Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie. 4. Autl. Braunschweig. 10,80 M. Blasius, Wm., Stiirme und moderne Meleorologi<\ Braunschweig. L'.ilO M. Pischer-Sig^art, H., Dii; em-opäische Sumpfschildkröte. Fr.ink- furt a.,M. I,--'(l M. Franck, weil. Dir. Prof. Dr. Ludw., llanilimch der Airahunie der Ha.usthiere mit beiomlerer Berücksichtigung des Pferdes. 3. Aufl. Stuttgart. 32 M. Hagemann, Prof. Dr. Geo., Elemente der Philoso|due. f). Aufl. Freiburg i./l!. 2,50 M. Holzapfel, Prof. Dr. E., Das Rheinthal von Bingerbrück bis Lahnstein. B.'rliu. 12 M. Koenen. A. v., Das Norddeutsche Unter - Uligocän und seine M.)llu.sken Fauna. Berlin. 21) M. Krause, Prof. W., Die anatomisclu^ Niunmiclatur. Leipzig. 1 M. Ludert, Hugo, Ueber lH'xauieta)ihosphorsaure Salze. H.amburg. IM. MöUmann, Apoth. Gust., Zusammenstidlung der Säugethiere, Viigel, Reptilien, Anipliiliieu und Fiselii'. Quakenbrück. 1 M. Obersteiner, Prof. Dr. Heinr., Die Lehre vom Hvpnotisuuis. Wien. 1,80 M. Briefkasten. Herrn Reallehrer Dörfer in .Schwetzingen. — Ein Werk, welches sich zum lii'stinniuui \'on Naturkiirpcrn eignet, ist Leunis, Synopsis der 3 Naturreiche. Leunis hat gerade als einen wesent- lichen Zweck dieses grossen Werki'S (jeder Theil ist einzeln käuf- lich), das Bestinnnen der ( )bjecte angeselien, während in ilen nach seinem Tode erfolgten Neu-Auflagen diese Tendenz etwas mehr zu- rücktritt. Wir würden Ihnen daher empfehlen, den Versuch zu machen, die letzte noch von Leunis selbst besorgte Aufl. (die gewiss anti(|uarisch zu haben ist) zu beschaffen. Freilich finden Sie trotz des Umfanges des Werkes sidbstredeud nur die wichtigeren und häufigeren Dinge angeführt und beschrieben, aber es ist dennoch in sehr vielen Fällen von grossem Werth als Nachschlagebuch. Red. Hr. V. in K. — Die besten Bücher über die deutschen Käfer sind Redtenbacher, Fauna Austriaca. Die Käfer. III. Aufl. und Seidlitz, Fauna Baltica. Die Käfer. 11. 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Versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft in (loslar vom 14. bis 16. August. — Bemerkung zu dem Aufsatze über die Natur der ehemischen Elenuuite. — Ueber Selbsti'ntzündung, insbesondere von Schiffsladungen, Baumwolle und aiuleren Faserstoffen, Steinkohlen und Heuhaufen. — Aus dem wissenschaft- lichen Leben. — Lllleratur: Dr. Eugen Rehfisch: Der Selbstmord. — Prof. L^r. Fr. Schnitze: Ueber den ll\pnotismus besonders in praktischer Beziehung. — Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Froiburg i. B. — Liste. — Briefkasten 452 Natiirwissensehaftlicbc Wochcuschrift. Nr. 41. Selbstthätige Spiritus -Gebläse- Lamp Nfue Aiisiülirmif,'. Als IJuiisenhien Ohne Schlauch. — Ohne Docht. Begulirbar wie Gas. Absolut zuverlassii-'". 'l'euiperatur ]'_'n(i— itiim» Celsius 0,3 Liter S|iiritiis (dciiatr.) = :i Stuinlcii lii cniidaiicr Preis 12 Mark. - Preisliste franco. Tli. Lelimbeck & Meike. Motullwaarrii-Falirik. Mechanische Versuehs-Werkstatt. Berlin NW. . Spener - Strasse 23. 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Nr. 42 Abonnement: Man aboonirt bei allen Bnchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 4.— Bringegeld bei der Post 15 ^S extra. -j|- laserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 ^. Grössere Aufträf;e ent- ;abo o;o»tatt4»t. Ueber die Ursachen des natürlichen Todes. Von R. L u 0 k s. Werden durch irgend welche Umstände an einem Organismus wielitige Organe verletzt oder sonstwie in iliren FnnctioTien Terhindert, so tritt ein Stillstand der Lebeusverrichtungcn ein, und die mit dem Leben der organischen Wesen unauflöslich verbundenen eigenthüm- liehen Erscheinungen des Stotfwechsels, der Bewegung etc. verschwinden vollständig, der Organismus ist todt. Der Eintritt des Todes kann ein ganz allmählicher, aber auch ein sehr plötzlicher sein, je nach den Umständen, welche ihn verursacht haben. Nun hat man beobachtet, dass am Thierkörper, wenn der Tod bereits als detinitiv einge- treten zu constatiren ist, noch mancherlei Erscheinungen sich bemerk! )ar machen, welche an die Tbätigkeit des lebenden Individuums erinnern, so dass man nicht mit Bestimmtheit sagen kann, in welchem Moment der Tod eintrat. .Solche postmortale Erscheinungen, wie z.B. Muskel- zuckungeu, sind nicht nur bei niederen Thieren, als Cö- lenteraten, Würmern etc., sondern auch in höheren Thier- classen walirzunehmen, wie man sich leicht überzeugen kann. Es geht daraus hervor, dass der Tod nicht gleich den ganzen Organismus erfasst, sondern dass die einzelnen Organe oft erst längere Zeit nach dem erfolgten defini- tiven Tode abzusterben beginnen. Der Tod ist also nicht ein Moment des Aufhörens sämmtlicher Lebenserschei- nungen, sondern ein allmäliliches Verschwinden derselben. Dabei hat man noch zu beachten, dass, im Gegensatze zu dem durch Altersschwäche erfolgenden Tode, bei ge- waltsamer Unterl)rechung des Lebens das entfliehende Leben sicli oft noch erhalten lässt, wenn rechtzeitig Hilfe eintritt. Wenn hier nun vom Tode gesprochen wird, dann ist nicht nur der Zustand gemeint, wo alle Organe auf- gehört haben zu fuuctioniren, sondern überhaupt derjenige, von welchem aus eine Weiterfuhrung des Lebens nicht mehr möglich ist. Die gewaltsame Unterbrechung des Lebens, welche uns täglich in so reichlichem Maasse entgegentritt, nennt man den unnatürlichen oder gewaltsamen Tod, indem die davon betrotfenen Wesen beim Ausbleiben der verderb- liclien Einwirkungen wenigstens vor der Hand ilir Leben weiter gefristet hätten. Es fragt sieh aber, ob die Dauer ihres Lebens eine unbegrenzte sein würde, wenn sie von allem verschont blieben, was einen unnatürlichen Tod im Gefolge hat. Die Erfahrung beantwortet diese Frage mit nein, indem nämlich auch alle diejenigen Organismen, welche angenscheinlich allen auf gewaltsame Vernichtung hingerichteten Einflüssen entzogen sind, früher oder sjiäter dem Tode anlieimfallen. Der Eintritt dieses Zeitpunktes kann wohl, wie gezeigt wurde, früher herbeigeführt wer- den — beim gewaltsamen Tode — nicht aber beliebig weit hinausgeschoben werden, sondern er findet bekannt- lich stets innerhalb gewisser für die besondern Arten charakteristischen Grenzen statt, so dass er dem unbe- fangenen Beobachter als eine mit den organischen Wesen unauflöslich verbundene Eigenschaft erscheint, also in ihrer Natur begründet ist, weshalb man ihn auch als den natürlichen Tod bezeichnet. Es drängt sich uns nunmehr die Frage auf, warum ein ()rganismus stirbt, der augenscheinlich von allen ver- derblichen Einwirkungen verschont geblieben ist. Für die Beantwortung dieser Frage bieten sich uns zwei Möglicli- keiten dar, entweder ist das Unverletztsein nur ein schein- bares, so dass die dem natürlichen Tode anheimfallenden Organismen ebenfalls in Folge von Organverletzungen etc. dem Tode verfallen, wobei es dann wunderbar bleibt, dass der Eintritt desselben ein so präciser ist, oder aber der Tod ist eine im Wesen der organischen Substanz be- gründete Eigenthümlichkeit derselben. (Gölte.) Die zweite Möglichkeit hat die geringste Wahrscheinlichkeit für sich, indem es nicht denkbar ist, wie organische Substanz ent- stehen konnte mit der immanenten Nothwendigkeit, nach relativ kurzer Zeit zu Grunde zu gehen. Ausserdem be- weisen die Protozoen gerade das Ciciientheil, indem sie 454 Naturwissenschaftliche Wocbenschrift. Nr. 42 iu gewissem Sinne unsterblich sind. Ich schliesse mich hier der Weissmann'schen Theorie von der „Continuität des Keimplasmas" an, welche eine gewisse Unsterblich- keit der organischen Grundsubstanz für unabweisbar hält. Demnach bleibt zur Motivirung des natürliclicn Todes nur noch die erste ]\Iöglichkeit, dass sänuntliehe Organismen an den Folgen von erworbenen Verletzungen sterben. Der hier nach bestimmter Zeit eintretende natürliche Tod ist aber nicht eine Anpassungserscheinung (Weissmann) in der Weise, dass die Einführung desselben in den Kreis der Metazoen sich auf Zweckmässigkeit gründet, insofern nändich, als diejenigen Individuen, welche der Art gegen- über ihre Schuldigkeit getlian haben, überflüssig geworden, indem sie den Xaehkonmien den Platz wegnehmen, ja sogar schädlich sind dadurch, dass sie, im Kampfe ums Dasein nach verschiedenen Seiten zu krüppelhaften Wesen umgewandelt, nur noch schwächliche Nachkonmicn er- zeugen werden, wodurch die Art in ihrer Existenz ge- fährdet wird, sondern eine gewaltsame Unter- brechung des Lebens, nur mit dem Unterschiede, dass diesellje nicht erst bei dem betreffenden Individuum sich herausgebildet hat, sondern dass sie eine von den Vorfahren erworbene, auf die Nachkommen vererbte und von diesen ver- stärkte ist. Die mit dem Alter eintretenden Involutionserschei- nungen an einem Individuum sind daher nur eine AVieder- holung der von seinen Vorfahren im Laufe sehr vieler Generationen erworbenen und weiter vererbten Orgau- zerstörungen und der Tod die dadurch bedingte Kata- strophe. Die von den Wesen erworbenen Örgauverletzungen müssen nämlich dauernde S|iarcn zurücklassen, da nur wenige Organismen die Fähigkeit besitzen, verletzte oder verlorene Organe vollkommen zu ersetzen. Etwas anders liegt die Sache bei den Protozoen, welche, soweit man eben sehen kann, die Reproductionsfähigkeit in hohem Maasse besitzen, so dass eine erworbene Verletzung für das betroffene Individuum nur eine zeitweilige ist und bis zur nächsten Fortjjflanznngsperiode spurlos verschwunden sein kann, und bei denen die ganze Organisation überhaupt eine so niedrige ist, dass Organzerstörungen im eigent- lichen Sinne des Wortes bei ihnen gar nicht vorkommen können. Wenn auch scheinbar gewisse Stellen des Körpers diesen, andere jenen Verrichtungen dienen müssen, so ist doch jeder Verlust au ihrem Körper in Folge der geringen morphologischen Dirterenzirung wohl kaum mehr als Substanzverlust. Substanz aber lässt sich vollkommen ersetzen, wie ja auch die That- sachen lehren. Die Unmöglichkeit bei den Metazoen, ganze Organe oder doch hochdifferenzirte Theile derselben ersetzen zu können, ist die erste Ursache des naturlichen Todes; denn wenn die Elemente des Thierkörpers, die somatischen Zellen selbst die Fähigkeit besitzen, sich bis ins Unend- liche 7Ai vermehren, so wird doch die Wichtigkeit dieser Fähigkeit hier illusorisch, da bei den höheren Thieren die somatischen Zellen sich in einem bedeutenden Ab- hängigkeitsverhältnisse befinden, wodurch eben die vor- handene Arbeitstiieilung mögHch wurde. Die nächste Folge davon ist nun die, dass Zerstörungen, welche au einem Zellcomplex auftreten, die mit ihnen in Beziehung stehenden übrigen Zellen in Mitleidenschaft ziehen müssen. Durch einen Heilungsprocess können verloren gegangene Zellen infolge ihrer eigenen Vermehrungsfähigkeit ersetzt werden, das ist zweifellos, aber es ist fraglich, ob bei der Heilung nicht Verschiebungen zu Ungunsten des be- troffenen Organes stattfinden können und werden. Ist jedoch ein Organ vollständig zerstört, oder sind Theile desselben verloren gegangen, dann kann ein Ersatz nicht | mehr stattfinden, weil der Verlust bestiunnte Zellgruppen betrotfen hat, welche sich von allein nicht wieder erzeugen können, deren Vorhandensein aber zur Anlage und Aus- bildung des beschädigten Organs nöthig waren. Jede ungünstige Veränderung, so gering sie auch immer sein mag, muss aber auf die Ernährung, überhaupt auf die ganze weitere Entwickelung des betroffenen Individuums zurückwirken, unisomehr, je häufiger solche Widerwärtig- keiten sich einstellen. Ich sage: „so gering die Y&r- änderung auch sein mag", weil ich überzeugt bin, wie ich auch in einem früheren Aufsatze über Vererbung er- worbener ( »rganabänderungen nachzuweisen versucht habe, dass es geraile die ganz geringen Veränderungen der (Or- gane sind, welche, nachdem sie bereits auf das betrolfeue Thier selbst nachtheilig gewirkt haben, auch auf die Nachkommen desselben ihre abschwächenden Einflüsse geltend machen, während bedeutende Umwandlungen dazu weniger im Stande sind, weil sie die ganze weitere Ent- wickelung in bedeutendem Maasse henmien, so dass sie in vielen Fällen den Tod nach sieh ziehen und ebenso oft das Individuum zur Fortpflanzung untauglich machen. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, dass sie nicht auch bisweilen als bedeutende Faktoren in Rechnung zu ziehen sind. Die Vererbung fehlerhafter Anlagen muss sich mit mindestens annähernd derselben Kraft äussern, mit der sich Orgauverbesserungen vererl)en, um so mehr, als auch Seleetion auf beide gleichmässig ihre A\'irkung ausübt. Die Verschlechterung wichtiger Organe wird aber in Ver- bindung mit innner mehr hinzukommenden selbst erwor- benen Fehlern früher oder später zu einer hochgradigen Absciiwäcbung der Organe führen, dass das betrefl'ende Wesen nicht weiter leben kann, weil sein Organismus nicht mehr in ausreichender Weise funetionirt und der Tod durch Erschöpfung eintritt. Man wird sich sehr wohl au diesen Gedanken gewöhnen können, wenn mau stets im Auge behält, dass die Verschärfung der fehlerhaften Anlagen, welche wir kurz Todesursachen nennen können, eine ganz geringe ist, so dass ihr definitiver Abschluss erst im Laufe vieler Generationen erfolgen konnte. Dem- nach müssen die ersten Metazoen ein sehr hohes Alter erreicht haben, vorausgesetzt, dass sie keinen gewalt- samen Tod starben. Nachdem der natürliche Tod aber erst einmal gegeben war als unausbleibliche Folge der relativ geringen Widerstandsfähigkeit des Thierk(>rpers gegen nachtheilige Einwirkungen, musste er auch allge- mein werden. Die Unregelmässigkeit, mit der er sieh an- fangs einstellte, glich sich im Laufe der Zeit in Folge be- ständiger Kreuzung immer mehr aus, bis er schliesslich, für jede Art normirt, nur noch zwischen ganz geringen Grenzen schwankend eintritt. Dass es wirklich für jede Art eine durchschnittliche Lebensdauer giebt, ist zu bekannt, um an dieser noch besonders erörtert zu werden. Ganz bedeutimgslos für die obigen Ausführungen ist die That- sache, dass die äusserste Lebensgrenze von einzelnen In- dividuen um ein bedeutendes überschritten wird. Erb- lichkeit, Langlebigkeit, bessere Constitution oder gar eine Art von Rückschlag mögen die Ursachen davon sein. Dass in der Zeit, nach welcher der Tod bei männlichen und weiblichen Individuen einer Art eintritt, oft bedeu- tende Unterschiede sich bemerkbar machen, sind Verhält- nisse, die noch zu wenig aufgeklärt sind, um hier näher beleuchtet zu werden. Aus dem bisher Entwickelten ergiebt sieh mit unab- weisbarer Gonsequenz ein Sehluss von der grö.ssten Trag- weite. Es ist nämlich Thatsache, dass erworbene Ver- letzungen etc. auf die entsprechenden Organe der Nach- kommen schwächend einwirken, dass diese Schwächen im Laufe vieler Generationen sich immer mehr erhöhen, und schliesslich Ursachen zum natürlichen Tode werden, Nr. 42. Niiturwisscnselial'tliclie WoclicnscliiiCt. 455 so dass letzterer eine erworbene und vererbbare Eigen- schaft ist, dann niiiss der Eintritt desselben immer früher stattfinden, so dass die durchsclinittliche Lebensdauer der Individuen einer Art eine innner kürzere wird. P^s dürfte Wühl mit ciidger Mühe nachzuweisen sein, dass die durch- schnittliche Dauer des Lebens tbatsäehlich im Abnehmen begriften ist. Wenn die Abnahme auch noch so gering- ist, so dürfte doch ihr Voriiandcnsein l)edeutungsvoll genug sein. So schwerwiegend der gezogene Schluss ist, so wahr ist er. l!ei manchen Insecteuarten ist die durch- schnittliche Lebensdauer bereits soweit herabgesnnken, dass ihre Mitglieder sich nicht mehr im reiten Zustande fortpflanzen können, sondern bereits vor vollendeter Ent- wickelung ihre Eier etc. ablegen, wie z. B. bei Palingenia. Es ist hier nicht anzunehmen, dass die betretlcndc Art seit ihrer Entstehung ein solch kurzes Leben besessen hat, sondern es liegt hier ein Fall vor, aus welchem wir mit liestinnntheit entnehmen können, dass es ganz eigenartige Verhältnisse gewesen sein müssen, welche diese kurze Lebensfähigkeit nothwendig erforderten. Zwar hält man diese Verhältnisse für einen besondern Fall von Anpassung, doch kann ich mich dieser Ansicht nicht auschliessen, da keine zwingenden Gründe dazu vorhanden sind. Es ist durchaus nicht erwiesen, dass die bewusstcn Insecteuarten mehr der Verfolgung preisgegeben sind als andere, so dass es hier nur auf möglichst schnelle Vermehrung ab- gesehen sein sollte. Es lässt sich dann auch nicht ver- stehen, warum das Thicr sofort nach dem Eierlegen ab- stirltt. Hier wäre doch Langlebigkeit in ^'erl)indung■ mit starker Fortptlairzungsfähigkeit das einzige Mittel, um der Vernichtung der Art zu steuern. Ich halte dafür, dass bei den paragenetisch sich fortpflanzenden Thieren die aus sich stetig vermehrenden vererbten Todesursachen sich ergebende Verkürzung der durchschnittlichen Lebensdauer bereits auf einem sehr niedrigen Standpunkte angelangt ist. Weitere Verkürzung muss das Aussterben der Art zur Folge haben. Es tritt nun an uns die Frage heran, wie es unter solchen Umständen möglich war, dass gewisse Arten von Thieren noch im Stande waren, sich auf einen solchen relativ hohen Standpunkt der Entwickelung zu schwingen. wie er heute vor uns liegt. Die Antwort auf diese Frage ist bereits angedeutet worden. Es werden wohl die- jenigen Veränderungen der Organe vererltt, ^velche eine Schwächung der letzteren nach sich ziehen, aber auch und zwar in hohem Maasse auch solche Veränderungen, welche auf Organverbesscrnugen hinzielen. Diese beiden Vererbungsthätigkeitcn sind die Ursachen des Lebens und des Todes. Beide sind in stetem Kampfe begriffen, dessen augenblickliches Resultat zwar auf ein auf Zweckmässig- keit gerichtetes Anpassungsin-inzip schliessen lässt, aber man darf nicht vergessen, dass manches, was uns zweck- mässig scheint, noch nicht innner zweckmässig ist, und dass Anpassung nur auf Ausnutzung gegebener Verhältnisse beruht, also Folge nicht Ursache ist. Die Art aber in ihrer Entstehung, Entwickelung und Rücktdldung giebt uns ein vollstäncligis Bild von dem Werden und Vergehen des einzelnen Individuums und umgekehrt. Wie jene im Laufe der Jahrtausende sich zur vorhandenen Vollkonnneidieit em[torgeschwnngen hat, so muss das Individuum alle die Phasen der Entwickelung wenn auch in ungemein kurzer Zeit durchmachen, und wie dieses im Kami)fe mit den Mühsalcn und Zufällig- keiten des Lebens sich allmählich Ijis zu seiner Ver- nichtung aufreibt, so kann auch jene den \er(lerblicheu Einflüssen auf die Dauer nicht entrinnen, sondern geht einem langsamen aber sicheren Untergänge entgegen. Und nur wenigen Wesen, welche auf der Höhe der Ver- vollkonminung stehen, ist es vergönnt, ihre untergegangeueu Brüder auf kurze Zeit zn überdauern. „Oligodynamische" Erscheinungen in lebenden Zellen. Nach oiucT nacligeliLSseneu Arbeit von Carl von N;ii;eli.*) Was man gewöhnlich als ganz reines Wasser be- zeichnet, — sagt N. — nämlich nicht bloss das destillirte, sondern auch das Brunnenwasser, ist für das Plasma (Protoplasma) der gesunden Zellen unter gewissen Be- dingungen todbringend, während das sogenannte unreine Wasser, nämlich Fluss-, See- und Sumpfwasser diese Wirkung nie hat. Die Untersuchungen wurden mit Süss- wasseralgen angestellt, also mit Zellen, die an das Wasser gewöhnt sind. Die Veranlassung zu den Untersuchungen war folgende. Im Winter 1880/81 waren von den Herren Dr. 0. Low und Dr. Bokorny Studien über die Lebensursache des Protoplasmas veröffentlicht worden mit der Behauptung, die Lösungen von Silbernitrat werden durch lebendes, nicht aber durch todtes Protoplasma rcducirt. Ich wollte nur durch eigene Beobachtung ein Urtheil über die Reactionserscheinungen bilden und kann die Angabe der Verfasser, dass unter den verschiedenen Pflanzenzellen die Süsswasseralgen und unter diesen die Spirogyren die geeignetsten Objeete seien, bestätigen. Das Verhalten des Zellinhaltes zu der Silberlösung Hess sich hier bald in überzeugender Weise erkennen, insofern als die in der Zellflüssigkeit gelösten Albuminate (Hygroplasma) sieh *) Die in Rede stehende höchst bemerkenswerthe Arbeit ist in den „Neuen Denkschriften der allfi;. schweizer. Gesellsch. für die gesamiiiten Naturw." (Bd. XXXIII. Ahth. I, 189o) erschienen und von S. Schwendoner herausgegeben und kurz bevorwortct worden. körnig ausschieden und schwärzten, die ungelösten aber (Stereoplasma, Protoplasma) ungeschwärzt blieben. Das Interesse wendete sich aber sofort einer anderen Frage zu. Um die Wirkung des Reagens besser studiren zu können, wurde die von Low angewandte alkalisehe Lösung von salpetersaurcm Silberoxyd (1 NAgO;. 1 NH.j und .3,6 K.,0 in 100 000 Wasser), welche fast augenblick- liches Absterben der Zellen verursachte, noch weiter ver- dünnt und daneben auch die Wirkung des Silbersalzes, ebenso des Ammoniaks und des Actzkalis allein geprüft. Sowie nun mit steigender Verdünnung das Absterben langsamer eintrat, zeigte sich die merkwürdige Erscheinung, dass nicht die Veränderungen, die man früher beobachtet hatte, langsamer und deutlicher, sondern dass ganz aiulers- artige Veränderungen sichtbar wurden. Wenn die Spirogyren durch die angegebene oder wenig verdünntere Lösung des Silbersalzes getödtet werden, so ninmit das bewalfnete Auge die nändiehen morpho- logischen lirscheinungen wahr, wie wenn der Tod durch eine andere giftige Verbindung oder durch Hitze ver- ursacht wird oder wenn bei Zimmerkultur aus noch un- bekannten Ursachen die Zellen absterben und in Fäulniss übergehen. Der ganze Inhalt mit dem Plasmaschlanch zieht sich wenig von der Membran zurück; die Bänder, ohne ihre gegenseitige Anordnung zu verlassen, ändern Farbe und (icstalt (Querschnitt); die Zellflüssigkeit trübt sich körnig; tler ursprünglich centrale Kern rückt an die 456 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 42. Wandung-; die Zelle verliert ihren Turgor. N. nennt dies die Erscheinungen des gewöhnlichen Absterbens. Die des ungewöhnlichen Absterbens, die bei sehr starker Ver- dünnung des Giftes eintreten, bestehen vorzüglich darin, dass die Chlorophyllbiinder von dem l'Iasniascldauch, der vorerst noch genau in seiner ursprünglichen, wandständigen Lage verbleibt, sicii ablösen, verkürzen und zusammen- ballen, wobei die Zelle ihren Turg-or vorerst noch behält. Es war nun sehr auffallend, dass, während die ge- wöhnliehen Veränderungen mit zunehmender Verdünnung des Silbersalzes abnaiimen, die ungewöhnlichen im Gegen- theil sieh steigerten. N. glaubte daraus schliessen zu können, dass die ei'steren die Wirkung des Giftes, also einer chemischen Ursache, die letzteren die Wirkung einer andern, nicht chemischen Kraft seien. Und da jede der bekannten Kräfte ausgeschlossen schien, so drängte sich N. die Vernuitlmng auf, er könnte auf die >Spur der neuen Naturkraft gekommen sein, deren Vorhandensein aus theoretischen (Tründen ihm sein- wahrscheinlich war und auf dereu Nachweisung er seit Jahren gelegcutlich seine Aufmerksamkeit richtete. Die Lösung des Silbcrsalzcs wurde stetig weiter ver- dünnt. Die ungewöhnlichen, vorhin näher bezeichneten Ersclieinungen traten nun in voller Reinheit hervor; aber was ganz unerwartet und paradox war, die Wirkung Illieb bei fortschreitender Abnahme des Giftes selbst bis zum Verschwinden desselben ungeschwächt. In der quadrillionfachen Verdünnung starben die Algen oft schon in 0-— 4 Minuten. Bei dieser Verdünnung treffen auf 1 1 Wasser bloss noch 2 bis 3 Moleküle Sill)crnitrat, 27 Moleküle Ammoniak und 18 ^folcküle Kali, so dass mit vollkonnnener Sicherheit in der Mehrzahl der Versuchsgläser, welche je 100 ccm Flüssigkeit enthielten, keine Spur des giftigen Silbersalzes enthalten sein konnte. Die Vermuthung, dass das destillirte Wasser, das zu den Verdünnungen verwendet wurde, die unge- wöhnlichen Erscheinungen bewirkt halie, kam mir an und für sich sehr unwahrscheinlich vor; denn dasselbe konnte, wie wohl anzunehmen war, nur durch den Mangel an Nährstoffen, also langsam wirken. Die stärkste Ver- dünnung tödtct aber die am kräftigsten vegetirendeu Spi- rogyren bei einer Temperatur, die dem lebhaftesten Waehsthum entsprach, wie bereits bemerkt, oft in weniger als 4 Minuten. Gegen die Annahme, dass das destillirte Wasser die Ursache des Todes sei, sprachen auch die hin und wieder mit solchem Wasser angestellten Versuche; denn grössere Mengen der nämli'hen Pflanzen blieben darin stets unverändert. Indess erwies sicli die daraus gezogene Folgerung, dass reines Wasser unschädlich sei, später bei der nälieren Kemitniss der ursächlichen Momente als irrthümlich. Auch war es schon vorher selir auf- fallend, dass die am stärksten verdünnte und eigentlich giftfreie Flüssigkeit, wenn sie gekocht wurde, ihre nach- theiligen P^igcnscliaftcn ganz oder grösstentheils verlor. In diesem ersten Stadium der Untersuchung sah N. keinen andern Ausweg als die Vermuthung, es könnte die ungewülniliciie Veränderung durch eine von dem Silber- salz auf das Wasser übergegangene und nunmehr von der Substanz unabhängig wirkende Kraft verursacht werden. Mit der quadrillionfachen Verdünnung schien die Grenze der Nachwirkung erreicht zu sein. N. nennt nun die specifisclien Wirkungen des Giftes die chemischen, diejenigen der noch unlickannteu Ursache die olygodynamisclien. In der septillionfachen Verdünnung einer Quecksilber- chloridlösung, die in 1 1 Wasser blos noch den trillionsten Theil eines Moleküls HgCl, enthielt, starben die Zellen mit denselben oligodynamischen Erscheinungen und in der angestellt Dazu waren aber stets verhältnissmässig von Algen verwendet gleichen Zeit wie in der trillionfachcn Verdünnung, bei welcher auf 1 1 mehr als eine Million Moleküle traf. Es war nun bewiesen, dass die Vernuitlmng, die oligodynamischen Erscheinungen könnten von einer von dem Gift auf das AVasser übergegangenen Kraft iier- rühren, unrichtig sei; denn sonst hätte die übertragene Kraft nach Maassgabe der Verdünnung abnehmen und ver- schwinden müssen, während im Gegentheil bei einigen Versuchsreihen die schädliche Wirkung ungeschwächt blieb oder selbst noch zunahm. Die Ursache der Oligodynamik musstc demnach im Wasser oder im Glase gesucht werden. Culturen in reinem destillirteui Wasser, die zur Controlle wurden, gaben meist ein günstiges Resultat. rössere Mengen worden. Nun nahm N. die Ver- suche mit reinem Wasser wieder auf, jedoch mit viel grösseren Mengen Flüssigkeit als früher, d. h. mit nur wenig Spirogyra-Fäden ;iuf 10 ccm Wasser. Das Er- gebniss entsprach der Erwartung. Die Spirogyreu starben im destillirtcn Wasser fast inuner in kurzer Zeit, zuweilen in weniger als 4 Minuten. Und IJrunnenwasser verhielt sich häufig genau so wie destillirtes Wasser. Aus der nun unzweifelhaft festgestellten Thatsache, dass reines Wasser, wie es im chemischen Laboratorium durch Destillation erhalten wird, und frisches, im gewöhn- lichen Leben elienfalls als rein bezeichnetes Wasser, wie es aus dem Hahn einer Brunnenleitung ausfliesst, auf lebende Zellen tödtlieli wirken können, ergab sich die Frage, woher diese verderblichen Eigenschaften stannuen. Die nächsten Versuche hatten den Zweck, Aufklärung hierüber zu ^■ers<•haf["en. Dieselben ergaben ganz un- erwartete Resultate und schienen zu beweisen, dass die Todesursache weder in einer chemischen Einwirkung, noch in der Temperatur, noch in einer andern bekannten Kraft zu finden sei. Die oligodynamischen Erscheinungen können nicht — wie Experimente zeigen — von einem im Wasser absorbirten Gase herrühren. Dass sie durch eine feste, gelöste Verbindung verursacht würden, war noch weniger wahrscheinlich wegen der Ergebnisse, welche die Versuche mit vielen unlöslichen und schwerlöslichen Körpern lieferten. Einerseits wurde die oligodynamische Wirkung in destil- lirteui Wasser vennelirt oder in neutralem Wasser lier- vorgerufen durch Körper, \on denen man annehmen durfte, dass sie nicht oder nur in minimalen Mengen löslicli seien; andererseits wurde die (tligodynamische Wirkung durch ganz unlösliche Körper und ferner durch micellarhisliche (colloide) Substanzen, die für sich selbst wirkungslos waren, geschwächt oder gänzlich aufgehoben. Ferner l)lieben in Gläsern, welche einige Zeit gefüllt mit oligodynamisch wirksamem Wasser gestanden hatten, sehr deutliche und merkwürdig lokalisirte zurück. Zu den sebwerlösliehen Körpern, welche oligody- namische Wirkung hervorbringen, gehören vor Allem die eigentlichen Jletalle : Kupfer, Silber, Blei, Zinn, Eisen, Quecksilber. Besonders zahlreiche Versuche wurden mit gut gereinigten jMünzen angestellt, weil dicsellien eine leichte quantitative Abstufung und Bestimmung der wirk- samen Oberflächen erlaubten und zwar durchweg in folgender Art. Nachdem sieh gezeigt hatte, dass die Metalle dem Wasser oligodynamische Eigenschaften erthcilen, wurde das destillirte oder das Brunnenwasser, wenn dassell)e nicht den hinreichenden Grad von Schädlichkeit besass, vor der Verwendung mit Metallen behandelt. Meistens diente hierzu das Kupfer. Durch einige Kupfermünzen, die mehr oder weniger lang in mehrere Liter Wasser ge- legt wurden, konnte ein beliebiger Grad von Oligodynamik Nachwirkungen Nr. 42. Naturwissenschaftliche Woclicnschrift. 457 licrgestellt werden. — Solches Wasser Hess sich dann auf verschiedene Weise wieder unschädlich machen. Seine oli,i;-()dynaniischen Eigenschaften \vurden vermindert und anfgeli(il)eii, indem unlösliche Körper einige Zeit in das- selbe gelegt wurden. Von solchen Iviirpcrn sind zu nennen einige wenige Elemente, wie Schwefel und Kohlenstoff, auch Coaks, Steinkohlen, Torf, — ferner einige Super- oxyde, wie Braunstein, — dann nentrale oder fast neutrale organische Verbindungen, wie Stärkemehl, Cellulose (als schwedisches Filtrirpapier, Baumwolle, Leinwand oder Holz angewendet), Seide, Wolle, Stearinsäure, l'araftin etc. Wie Baumwolle, Leinwand, Holz und Papier wirken auch die Algenzellen selbst, so dass ihre relative .Menge bei manchen Versuchen das Ergebniss sehr wesentlich beein- flussen kann. Es wurde eine Reihe von Gläsern mit je 100 ccm destillirtem Wasser S(i behandelt, dass dieselben gruppen- weise steigende Mengen von Algenfäden erhielten. Das Ergebniss war, dass die Zellen um so früher sich ver- änderten und abstarben, je weniger Fäden sich in dem Glase befanden, und dass in den Nummern mit der grüssten Menge von Spirogyren, die Zellen keine Veränderung zeigten, sondern unversehrt fortvegetirten. — Eine andere Vcrsuclisreihe bestand aus ungleicli grossen Gläsern; die kleinsten derselben mit bloss 100 ccm, die griissten mit 1000 ccm schwach oligodamischem Wasser. Jedes Glas Hiebst gleich grosse Menge von AI{;'eu- erhielt eine n)ö.i fäden. In den grössten Gläsern starben die Zellen zuerst ab; je \veniger Wasser die Gläser enthielten, um so länger blieben die Zellen am Leben. Li den kleinsten mit 100 ccm Wasser trat eine Veränderung der Zellen garnicht ein. Die lebenden Zellen neutralisiren also gerade so wie Lein- und BauniwoUenfaseru das oligodynamische Wasser. Hiebei ist aber selbstverständlich, dass die steigende Menge von Spirogyrenfädcn nur so weit günstig wirkt, bis (las Wasser neutralisirt ist und dass sie von diesem Punkte an schädlich wirkt. Li gleicher AVeise wie feste Körper wirken micellar- lösliche Verbindungen. Oligodynamisches Wasser, in welchem man Gummi, Dextrin, Eiweiss, Leim auflöst, wird je nach Umständen weniger schädlich oder neutral. Die ehemisch verwandten molekularlöslichen Ver- bindungen (Zucker) zeigten diese aufhebende Eigenschaft entweder gar nicht oder in viel geringerem Gra(le. Das Glas selber schien ungleich sich zu verhalten, indem durch Glasplatten oder Glasperlen die oligody- namische Wirkung des Wassers vermehrt oder vermindert wurde. Ln allgemeinen schien es, als ob neutrales und schwach oligodynamisches Wasser durch das Glas schäd- licher, stark oligodynamisches dagegen weniger schädlich werde. Dieses ungleiche Verhalten des Glases klärte sich einigermaassen auf, als die Jletalle zur Erzeugung von ( tligodynauiik verwendet und dabei die Nachwirkung, welche sie in den Glassgefässen zurücklassen, entdeckt wurde. Im Verlaufe der Untersuchung kam es einige Male vor, dass die ganz gleich angesetzten Gläser einer Versuchsreihe nicht genau das gleiche Resultat gaben, dass z. B. von den drei Kontrolgläsei'u, die bloss Wasser enthielten, in dem einen die PHauzen früher oder auch später oligodynamische Veränderungen zeigten als in den beiden andern oder dass von den drei Gläsern, die einen gleichen Zusatz zu dem Wasser erhalten hatten, das eine Glas sich günstiger oder ungünstiger erwies als die beiden andern. Diese Unregelmässigkeiten traten be- sonders hervor, als Versuche mit Metallen angestellt wurden. Für die Beantwortung der Frage nach der Ur- sache der Störungen tauchte die Vermuthung auf, es möchte die Nachwirkung eines früher in dem Glase be- findlichen Kör])ers sich geltend machen. Und diese Ver- nuithung wurde auch alsbald durch eigens hierfür angestellte Versuche zur Gewissheit. Mau lege z. B. in ein Glas mit etwas Wasser mehrere Goldstücke, lasse dieselben einige Tage darin, nehme sie nun iieraus, giesse das Wasser weg und spüle das (ilas gut aus, so hat das Glas oli- godynamische Eigenschaften angenommen. Wenn man mehrere Gläser in der angegebenen Weise behandelt, andere Gläser dagegen bloss mit Wasser gefüllt hält; wenn man nach dem Ausgiessen und Reinigen alle Gläser wieder mit Wasser füllt und mit Spirogyren ansetzt, so weist der Erfolg in den vorgängig mit den Goldmünzen be- handelten Gläsern eine grössere Menge Olygodynamik nach als in den übrigen, indem die Algeuzellen in jenen friUier als in den letzteren sterben. Durch das Metall werden an das Glas oligodymanische Eigenschaften ab- gegeben, welche es nachher wieder dem Wasser ndttheilt. Die Aufspeicherung in dem Glasgefäss kann selbst ziemlich beträchtlich und auch ziemlich dauerhaft sein. Kupfer (gereinigte oder neue Zweipfennigstücke eignen sich ganz gut zu dem Versuche) macht das Glasgefäss stark oligo- dynamisch. Nach der Reinigung sterben die Spirogyren rasch darin ab; man kann das Gefäss dann noch 3 oder 4 mal nacheinander zur Kultur verwenden, bis die Nacli Wirkung so geschwächt ist, dass sich das Glas wie andere Gläser verhält, wobei selbstverständlich bei jeder folgenden Kultur bis zum Absterben der Zellen eine längere Zeit erfordert wird. Wenn der Versuch in der angegebenen Weise ausgeführt wird, so koncentrirt sich die Nachwirkung auf die Stelle, wo die Kupferstücke das Glas berührten. Au dieser Stelle sterben die auf den Grund sinkenden Spirogyrenfädcn zuerst ab, was man schon mit blossem Auge wahrnimmt, indem dieselben dort weiss werden, während sie sonst im Uebrigeu noch grün sind. Man kann vernuige dieses Umstandes genau an- geben, wo die Kupfermünzen in einem Glase gelegen haben. Doch bedarf es zur Erzeugung der Nachwirkung nicht der unmittelbaren Berüinung des Metalls. Wenn man oligodynamisches Wasser in einem Glasgefäss stehen lässt, oder wenn man in einem mit Wasser gefüllten Glas- gefäss die Metallstücke frei aufhängt, so erhält das Glas ebenfalls oligodynamische Eigenschaften, die es nachher wieder auf neutrales Wasser übertragen kann, aber die- selben sind glcichmässig über die ganze Oberfläche ver- breitet. Gläser mit oligodynamischer Nachwirkung ver- lieren dieselbe langsam, wenn man sie wiederholt mit neutralem Wasser füllt und stehen lässt, und schneller, wenn man sie in einer grossen Menge von neutralem Wasser kocht. Es scheint nach dem Gesagten unmöglich, dass die oligodynamischen Wirkungen von einer gelösten Verbindung herrühren kiinnten. N. glaubt daher, die Ursache müsse wohl in einem imponderablen Agens ge- funden werden, entweder in der Elektricität oder eiuer neuen analogen Kraft. (Fortsetzung folgt.) Das Vorkonnueii des Fadeinvnniies (der Nematode) Docliiiiiiis diiodeiialis Dub. (Aiicli.vlostoiiiuiii duodenale) bei Ziegelarbeiterii bei Berlin hat Stabsarzt Dr. E. Grawitz beobachtet (Berliner klin. Wochenschr.). — In den neueren Lehrbüchern der Zoologie (z. B. in R. llertwig's Lehrb., 2. Autl., Jena 1893, S. 248) ünden wir zur Orien- tirung über den genaunlen, etwa 1 cm laugen (das ''/) oder etwas kleineren (das o ) AVurm, dass derselbe im Dünn- darm des Menschen lebt und durch Saugen starke Blut- verluste und daran sich scbliesseude Bleichsucht (Chlorosis aegyptiaca) erzeugt. Die Eier entwickeln sich in Schlamm und feuchter Erde zu kleineu Larven, welche im Darm 458 Naturwisscnschaftliclie Woclienschrift. Nr. 42. des jreiischeii zu geschlechtsreifeu Thieren werden. Die Kraiiklieit tritt besonders bei Leuten auf, die schlammiges Trinkwasser nicht umgehen können (Fellahs von Aegypten) oder die viel mit feuchter Erde zu thun haben (Ziegel- arbciter). Schon lange war sie aus Aegypten und aus dcH Tropen bekannt; sie trat bei den Arbeitern des Gott- hard-Tunnels epidemisch auf und hat sich seitdem auch in Deutschland verbreitet. Der von Grawitz beo))achtete Fall bctriH't einen 17 Jahre alten Arbeiter Namens Fictro de Monte. Der- selbe hatte in seiner früheren Jugend in Oberitalien bei San Martino auf Weinljergen und Reisfeldern gearbeitet, kam dann mit zahlreichen Landsleuten aus Italien nach Graz, wo er mit denselben in einer Ziegelfabrik arbeitete, später war er in der Gegend von München ebenfalls als Ziegelarbeiter besciulftigt und siedelte von dort mit mehreren seiner Landsleute nach einer Ziegelfabrik in der Nähe von Berlin über. Der Patient gab an, bis auf eine Halsentzündung zu Anfang dieses Jahres stets gesund gewesen zu sein, auch jetzt war eine Halsentzündung die Ursache seines Eintritts in die Cliarite. Es bestand eine foliiculäre Angina, die in kurzer Frist l)eseitigt wurde. Der Patient zeigte im Uebrigen keine Krankheitserschei- nungen, besonders war seine Hautfarbe eine durchaus gesunde und auch an den sichtbaren Schleimhäuten war keine Blässe zu bemerken. Auch subjectiv hatte der Kranke, ausser den Halsbeschwerden, keinerlei Klagen. Trotzdem wurde eine genaue Untersuchung seines Stuhles auf Würmer resp. deren Eier vorgenonnnen, und zwar aus doppeltem Grunde: erstens weil der Kranke aus Italien stannute, und zweitens, weil er Ziegelarbeiter war, — beides Momente, welche an Anwesenheit von Anchylostomen ])ei dem Kranken denken Hessen. In der That fanden sich denn auch im Stuhl Eier von Anchylostonuun duo denale, ferner zahlreiche Eiei- von Trichoeei)halus disi)ar und endlich späterhin ein Exemplar von Ascaris luml)ri- coides. Die Auchylostomeneier waren nicht gerade sehr zahl- reich vorhanden, zu Anfang etwa in jedem mikroskopi- schen Präparate ein Exemplar, später noch weniger, au 2 Tagen konnte G. in zablreiciien Präparaten kein ein- ziges iinden, weiterhin waren dann wieder mehr vorhanden. Sie zeigten säunutlich den Embryo in verschieden weit vorgeschrittenen Stadien der Furchung. In der sommer- lichen Zimmerwärme entwickelten sich in dem feuchten Kothe die Emlnwonen in den Eiern zur Reife und zeigten lebhafte Eigenbewegungen, im Uebrigen fanden sich im Kothe nur die gewöhnlichen, aus den Speiseresten und Verdauungssäftcu herrührenden Gebilde, dagegen keine Charcot' sehen Kry stalle, die nach Leichtenstern so häufig bei Anwesenheit besonders von Anchylostomen, aber auch von anderen Entozoen im Darm gefunden werden. Es wurde bei diesem Kranken nach dem Erheben dieses Befundes eine ganz genaue Analyse seiner Blutzusammen- setzung vorgenonnnen, bei welcher folgende Verhältnisse gefunden wurden: Zahl der rothen Blutkörperchen 4,3 Millionen, „ „ weissen „ 5000 im ecui, Gesannnttroekensubstanz . . 21,8 pCt., Trockensubstanz des Serums . 11,8 ,, Morphologisch waren au den Blutkörperchen keine Abweichungen und es bestätigten diese Befunde somit lediglich das schon durch die Besichtigung des Kranken vermuthete normale Verhalten seines Blutes. Das Vorkonnnen von Anchylostomen im menschlichen Darme und ihre verderbliche Wirkung auf den Gesammt- organismus ist durch Griesiuger im Jahre 1851 zuerst con- statirt worden, und zwar in Aegypten, wo Griesiuger diese Schmarotzer als die eigentliche Ursache der sog. ägyptischen Chlorose erkannte. Später veranlassten die zahlreichen und exacteu Untersuchungen Wucherer's über das Vorkommen und die krankmachende Wirkung der Anchylostomen in Brasilien vielfache Nachforschungen über die Verbreitung dieses Parasiten, und es fand sich durch zahlreiche Beobachtungen, die in Kurzem von verschie- denen Autoren in verschiedenen Ländern gemacht wurden, dass das Anchylostonium in warmen Ländern eine weite Verbreitung hat, so z. B. in den Niiländern, Algier, Seue- gambien, Italien, Vorder- und Hinterinackt. Die Seerosen hal)en also einen Geschmack. Fernere Versuche erwiesen, dass er seinen Sitz in den Tentakeln hat. Andererseits konnte nachgewiesen werden, dass die Actinien „kein Schmerzgefühl, h(ichst\\ahrsclieinlicli überhaupt kein Ge- fühl'" haben. Gegen Wärme sind die Tentakeln allein empfindlich, und da sie auch der Sitz des Tastsinnes sind, so sind sie als „Wechselsinnesorgane" aufzufassen, d. h. (h'gauc, die den 3 genannten Sinnen gleichzeitig oder abwechselnd dienen. Die Werkzeuge dieser verschiedenen Sinne sind stäbcheutragende Epithelzellen. Für eine specifische Anpassung der einzelnen Zellen fehlt jeder Beweis. *) Vgl. „N.aturw. Woclu'iischr.", VII. B. S. 383. **) „Ueber den Wortli der iiiiinetisehen Verkleiduni;- im Kampf iim's Dasein." „Zool. Anz." 1893. S. 381. 460 Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. Nr. 42. Nagel konnte auch am Muudrande der Rippenqualle Beroi' ein localisirtes Wechselsinnesorgan für die drei ge- nannten Wahrnehmungen nachweisen. Die von P. Fischer an Edwardsia lueifuga bco])achteten Licht- und Schallcmplindlichkeiten fehlten den von Nagel untersuchten Seerosen. M. Zur Experinieiitalcmbr.vologie. — Im Ansehluss an die ausfttinlichcn Älitthciiungen über exjierimentelle Tera- togenie in No. 27 S. 265 ff. und No. 35 S. 386 des vor- liegenden Bandes der „Naturvv. Wochenschrift" sei hier noch eines wichtigen Versuches von J. Loeb (Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 54 S. 525 ff.) Erwähnung gethan. Derselbe brachte Va Stunde nach der Befruchtung- Eier des marinen Fisches Fundulus in eine Lösung von 1,5 gr KCl pro 100 ccm Seewasser. Die Eier entwickelten sieh ganz normal und blieben bis zum sechsten Tage am Leben, jedoch wurde niemals eine Blutcirkulation beob- achtet. Abgesehen davon, dass die Gefässlumina uu- regelmässig, stellenweise rosenkranzförmig aussahen, was dem Mangel des intravaskulären Druckes zuzuschreiben sein dürfte, war ein vollkonunenes Blutgefässsysteni ent- wickelt, ebenso zeigten sich keine Anomalien in der Ent- wickelung von Auge, Ohr, Urwirbeln u. s. w. Es er- giebt sich also die bemerkenswerthe Thatsache, dass das Wachsthum der Organe, insbesondere das Aussprossen der Gefässe in dieser Zeit von der Blutcirculation und der Herzthätigkeit, die sonst ca. 60 — 70 Stunden nach der Befruchtung beginnt, unabhängig ist. Die einzige, mehr nebensächliche Anomalie betraf die zwischen und auf den Dottergefässeu gelegeneu Chromatophoreu. Diese pflegen bei normaler Entwickelung, sobald die Cirkulation sich einstellt, also durchschnittlich vom dritten Tage an, durch amöboide Bewegungen auf die tiefässe zu kriechen, wo sie fixirt werden. Diese Erscheinung bleibt bei den circulationslosen Embryonen aus, so dass wohl auf eine chemotaktische Wirkung des Blutes auf die Chrinnato- phoren geschlossen werden niuss. Seh. Eine bequeme Prüfung der Manganoxyde auf ihren Gehalt an wirksamem Sauerstoff führt A. Carnot (Compt. rcnd. 116, 1295) aus, indem er auf dieselben Salpeter- säure und Wasserstoffsuperoxyd einwirken lässt, den ent- wickelten Sauerstoff auffängt und niisst. Das Wasserstoff- superoxyd wirkt auf Mangansuperoxyd bekanntlich nach der Gleichung MnOj -f ILO, = MnO + HgO + O2 und auf die niedrigen Manganoxyde ebenso, entsprechend ihrem Gehalt an disponiblem Sauerstoff, so dass für je 1 Atom desselben 1 Molecül Wasserst(;ffsu])Croxyd in Reaction tritt. Von dem entwickelten Sauerstoff ent- spricht also die Hälfte dem in den Oxyden disponiblen. Sp. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurdeu erniiniit: Dr. .lolm M. Coiilter zum Prilsidenten der Lake Forest Uiüversity, Illinois. — l^rofessor von Hauer zum Director der Bergakademie in Leoben. — Professor Ziegen- lieim zum Diroctov der Bergakademie in Przibram. — Dr. llot- gaus, Lehrer der Cliiriirgie an der ITniversitiit Groningen, zum Ordinarius an der Universität Amsterdam. — Der ausserordentliche Professor Dr. Julius Wagner von Jauregg in Graz zum Ordinarius für Irrenheilkunde an der Universität Wien. — Mr. C. H. Tawney zum Oberbibliothekar des indischen Amtes in London. Der ordentliche Professor für Philosophie an der Universität Berlin Geheimer Kegierungsrath Dr. Eduard Zeller beabsich- tigt in den Ruhestand zu treten. — Der bisherige Oberbibliothekar im indischen Amte in London Dr. Rcinhold Rost tritt in den Ruhestand. Es sind gestorben: Contre- Admiral Tobias Freili(M-r von Oosterroicher, ehemaliger Leiter der Küstenaufnahme im Adria- tischen Meere und verdienter Geograph, in Wien. — Der Ingenieur Thomas Hawskley in London. — Der Director der ober- schlesischon Bergschule Dr. Geisenheimor in Tarne witz. — Professor Hewith, Lehrer der Gelnirtshilfe am ITniversity Col- lege, in London. — Der französische Reisende Müller auf einer Forschungsreise im Innern Madagaskars. Die Nordpol -Expedition des amerikanischen Marine -Lieute- nants Pearv überwintert in der Bowdoin - Bucht in Nordgrönland unter 78° ür/ n. Br. L i 1 1 e r a t u r. Otto Ammon, Die natürliche Auslese beim Menschen. Auf Grund der anthrojiulugischeu Untersuchungen der \\'i.'lu']itlicli- tigen in Baden und anderer Materialien. Gustav Fischer. Jena 1893. — Preis 7 Mk. Auf die anthropologischen Untersuchungen Ammon's an den Militärpflichtigen Badens haben wir schon Bil. IV, S. '244 kurz hingewiesen; in der vorliegenden höchst bemerkenswerthen, um- fangreichen Arbeit verwertliet er vornehmlich diese, Materialien zu seinem interessanten Gegenstande. Die Untersuchungen au den Wehrpflichtigen wurden zu dem Zwecke unternommen, die örtlichen Verscliiedenheiten in der Beschaft'enheit der Bevölkeruug festzustellen und daraus Schlüsse auf die vorgeschichtlichen Wan- derungen und Besiedelungen abzuleiten ; wir müssen dem Verf. zustinunen, dass das in seinem Buche behandelte Special-Thema das ursprünglich gesetzte Ziel an Wichtigkeit weit überlritt't. Für das Studium der Erscheinungen der natürlichen Auslese beim Menschen ist Ammon's Werk grundlegend und zeichnet sich durch Vertiefung aus, wie wir sie von Ch. Darwin gewöhnt sind. Das Zusannnenstellen der Thatsachen und ihre exact-methodische Gruppirung nimmt den Haupttheil der Arbeit ein, die sich aus denselben ergebenden Schlussfolgerungen sind für den die That- sachen würdigenden und logisch-denkenden Forscher zwingend und so auch für den Verf., der im Vorwort gesteht, dass sie zum Theil mit seinen früheren Ansichten im schroffsten Widerspruch standen, und er sich daher — echt-menschlich — lange gesträubt halje, dieselben als richtig anzuerkennen. Wie sehr spricht Veif. aus unserem eigensten Empfinden heraus, wenn er sagt: „Für den Naturforscher giebt es kein höheres Gesetz als die VVahrhoit" und „bei einer neuen wissenschaftlichen Erkeuntniss handelt es sich in erster Linie nur darum, ob sie erweislich wahr ist; die praktischen Folgen, welche ihi-e Geltendmachung haben kann, sind zunächst Nebensache." Bei der hohen Bedeutung des Buches müssen wir ausführlicher auf seinen Inhalt eingehen, und wir werden das baldigst in einem besonderen Artikel thun durch Ab- druck des am Schlüsse des Buches von dem Verf. selbst gegebenen übersichtlichen Gesaunntbildes über das in dem Buche Vorgetra- gene. Freilich kann die alleinige Kenntnissnahme dieses Ab- schnittes dem Naturforscher nicht genügen, wenn auch speciell mancher Zoologe und Botaniker die (Quintessenz des Buches als Resultat seiner Studien selbst gewonnen haben muss, denn sie ergiebt sieh aus den Thatsachen der organischen Naturwissen- schaften — wie ich meine - für den Logisch-denkenden olnie Umwege. Diejenigen, deren wissenscliaftliche Arbeiten nicht aus- schliesslich vom Verstände geleitet werden, sondern die auch ihren Gemüthsbedürfnissen einen l'^.iufluss auf dieselben gestatten, werden mit manclu'n Resultaten nicht einverstanden sein. In Gebieten, die das Menschenleben nahe berühren, hat ja die reine Wissenschaft, wenn das in einer bestimmten Riehtvnig erzogene Gemüth unbefriedigend lassende Resultate wittert, einen schweren, meist vergeblichen Kampf zu versuchen mit vorgefassten Mei- nungen und Gefühlsregungen, die bestimmte Resultate wünsche n. in einigen nebensächlichen, die allgemeinen Resultate kaum tangirenden Punkten wenlen, das ist bei dem umfangreichen Gegen- stand nicht anders zu erwarten, einige Modiflcationen nöthig werden. P. Thomas H. Huxley, Grundzüge der Physiologie. Mit Bewilli- gung des Verfassers herausgegeben von Professor Dr. I. Rosen- thal. Dritte verbesserte und erweiterte Auflage. Mit 118 Ab- bildungen. Hamburg und Leipzig, Verlag von Leopold Voss. 1893. — Preis 9 M. Hu.xley's Werk ,Grundzttge der Physiologie" ist — wie alle Arbeiten dieses Autors — mustergültig. Die stets klare und dem Anfänger durchaus a,ngepasste Schreibweise des Autors, die der Uebersetzer geschickt zu wahren gewiis'^t hat, machen es so leicht wie möglich, das Buch mit Erfolg zu studiren. Dem Autodidacten Nr. 4-2. NaturwisseuSLliaftlichc Wochenschrift. 461 und Laien, aber ancli den Mediein Studiroiiden als erste Kin- fühviinf; kann man über den Gegenstand kaum ein besseres lUu-li empfehlen. In 12 „Vorlesunpeu" werden die ])liysiologisehen und, soweit nötliig, natürlich auch die morphologischen Thatsaehen vorgeführt, und in 11 kürzeren Abschnitten bringt Rosenthal Er- gänzungen zu den Vorlesungen. Ein gutes Register besehliesst den Band. Bedauerlicher Weise ist die Physiologie der Fortpflanzung in dem Buche, trotzdem es doch wahrlieh kein Kinderbuch ist, nicht behandelt. Dr. Willibald Nagel, Die niederen Sinne der Insekten. Mit 19 autotypischen Aldiildungen. Verlag von Franz Pietzcker, , Tübingen 1892. — Preis 2 Mk. Unsere und die Sinnesorgane der höheren Thii're entsprechen | nicht denen der niederen Thiere. Bei diesen haben ilie Sinnesorgane i einen sehr gleichmässigen Bau, und doch ist es natürlich, dass sie j verschiedene Emptindungen für verschiedene äussere Eindrücke haben müssen. Die niedrigsten Thiere, die Protozoen, reagiren : nachweislich auf mehrere Sinnesreize, ohne dass sie eine sichtbare Spur von eigenen Organen für die einzelnen Reizarten besitzen; | die ()l)erfläche ihres einzelligen Körpers st(dlt demnach ein Uni- versal sinn i'sorgan dar. Schon bei den ludieren Formen der Protozoen, den Infusorien (Ciliaten), tritt eine Difl'erenzirung der i Sinnesorgane ein, insofern ihre Wimpern eine besondere Siinies- thiltigkeit ausüben. i)eu Gegensatz zu einem llniversalsinnesorgau bilden die speeifischen Sinnesorgane. Diese dienen nur je einer be- stinunten Art von Sinnesthätigkeiten und sind am besten beim Menschen und den höheren Thieren ausgebildet. Gesicht, Gehör, Ge.schmack, (Icruidi uml Gefühl sind hier auf bestimmte, vonein- ander getrennte Organe beschrankt. Es giebt auch Sinnesorgane, welche abwechselnd verschiedenen Sinnen dienen können; es sind die Wechs e 1 Sinnesorgane So sind z. B. die Hantsinnesorgane der Insekten einander meist so ähnlich, dass angenommen werden muss, dass theilweise ver- schiedene Reize von demselben Organ aufgenonnuen werden können. Daneben konniien aber auch änsserlich verschieden ausgerüstete Sinnesorgane vor, welche deshalb specifische Funktionen an- nehmen lassen Daraus folgt, dass die zu den Sinneswerkzeugen führenden Nerven im Stande sein müssen, mehrerlei Arten von Erregungszuständen fortzupflanzen. Anzunehmen ist indess, dass die Zald der möglichen Empfindungsarten bei den Insekten eine geringere ist als beim Menschen. Die Farben wirken auf die Ins(^kten vielleicht nur als Gradunterschiede einer bestinunten Er- regungsa.rt. Die verschiedenen Gerüche und Geschmacksarten . geben sich gewiss nur insoweit kund, als das Insekt nur zwischen angenehmen" und unangenehmen unterscheidet. Alle diese Fragen und Verhältnisse sind in der Abhandlung eingehend auseinander- gesetzt. Ferner enthält die Abhandlung eine Schilderung der dickwandigen und massiven Haargebilde als Organe des mecha- nischen Sinnes, dünnwandige Haargebilde als Organe des che- mischen, mechanischen und thermischen Sinnes; dann je ein Kapitel über die Bedeutung der chemischen Sinne für die Insekten, über weitere unter den Begriff der niederen Sinne fallende Sinnesthätigkeiten, über niedere Hörwerkzeuge (Wahrnehmung von Erschütterung, Gleiehgewichtssiiui oder statischer^ Sinn, Schmerzempfindlichkeit, Temperatursinn, Verhalten gegen Elektri- zität), schliesslich über den Lichtsinn und über die Möglichkeit des Bestehens noch weiterer unbekainiter Sinne („der sechste ; Sinn"). . ; Die ganze Ausführung über die niederen Sinne der Insekten i in dieser Schrift steht auf der Höhe der gegenwärtigen Wissen- schaft. Der Verfasser beherrscht das Material von einem höheren Standpunkte der Intelligenz, als bisherige Forscher auf demselben Gebiete. Die Abhandlung ist für Jeden, der sich über diesen Gegenstand der Naturwissenschaft unterrichten will, reclit^ lesens- '■ werth und belehrend. Kolbe. Dr. Erwin Schvilze und Friedrich Borcherding:, Fauna saxonica. Ampbibia et reptilia. Verzeichniss der Lurche und Kriech- thiere des mirdwestlichen Deutschlands. Mit 2-5 Abbildungen. , Gustav Fischer, Jena 1893. — Preis 1,80 Mk. Die Amphibien des vorzüglichen Werkeheus bilden die 2. er- weiterte Auflage von Sehulze's Fauna saxo-thuringia. Wir finden lateinische und deutsche Diagnosen und gewissenhaft zusammen- gestellte Fundpunkte. Von besonderem Werth sind die 2 ge- wissenhaften Litteratur- Verzeichnisse. Allen, die sich mit der Fauna unserer Heimath beschäftigen, wird das Heftchen unent- behrlich sein. G. Guerin, Traite pratique d'analyse chimique et de recherches toxicologiques. Georges Carre. Paris 18!to. Das Buch ist ausserordentlich geeignet, in den ganzen Um- fang der chemischen Analyse einzuführen und den Fachmann zu unterstutzen und zwar nicht nur den ausschliesslichen Gelchrton, sondern auch den Mann der Praxis wie den Gerichtschemiker u. s. w. Dem letzteren dürfte das Buch besonders werthvoll sein, ist doch der Verfasser (professeur agrege ä la facidte de medecim^ de Nancy und Directeur du laboratoire des cliniques) in dem Ge- biete der gerichtlichen Chemie ausgezeichnet bewandert. Das Buch umfasst etwa .'JOO Seiten, enthält an geeigneten Stellen Textfiguren und farbige Tafeln, unter di'uen zwei be- sonders erwähnenswerth sind, welche die Borax- und Phosphor- salzperl-Färbungen in derReductionsffammezurDarstellungbringen. Max Ebeling, Leitfaden der Chemie für Bealschulen. Mit 22.5 Abbiliiungen. Weidmannsche Buchhandlung. Berlin 1892. — Preis 2,20 M. Der Verf., Oberlehrer an der 4. Realschule in Berlin, hat es sich angelegen sein lassen, in dem Leitfaden die Praxis gebührend zu berücksichtigen. Ein Theil der geschickt ausgewählten Ab- bildungen bezieht sich auf diese; so erläutern Figg. 10:3 — lOH die Herstellung von Glaswaaren, Fig. 179 das Innere eines Scharf- feuerraumes eines Porzellanofens u. s. w. Das Buch umfasst 1-57 Seiten. Ferdinand Kraft, Abriss des geometrischen Kalküls. Nach den Werken des Prof. Dr. llerniauu Günther Grassinnnn. Mit Te;;t- Figuren B. G. Teubner in Leipzig 1893. — Preis G Mk. Ueber die Bedeutung der von Grassmann in seiner „Aus- dehnungslehre" entwickelten Methoden besteht heut wohl kein Zwcdfelmehr. Sowohl der allgemeine wissenschaftliche Werth, als auch der grosse Nutzen ihrer Anwendung auf Geometrie und Mechanik werden mehr und mehr anerkannt. Dass trotzdem die Grassman'schen Ideen noidi nicht die wünschenswerthe Verbreitung gefunden haben, liegt unstreitig an den Schwierigkeiten, welche die allgemein und abstrakt gehaltene Darstellung Grassmann's dem Studium entgegensetzt. Deshalb kann ein Werk, welches sich, wie das vorliegende, die Aufgabe stellt, durch einen „mehr praktischen als theo- retischen Gedankengang" weitere Kreise mit den Elementen der Ausdehnungslehre bekannt zu nuichen und auf das Studium des erwähnten Grassmann'schen Werkes vorzubereiten, nur mit Freuden begrüsst werden. Im allgemeinen können wir uns mit der Art, in welcher Herr Kraft seine Aufgabe gelöst, nur einverstanden erklären; der auf das Konkrete gerichtete Gang der Entwickelung und die meist klare Dai-stellung machen den vorliegenden Abriss zu einem Werk, welches recht geeignet erscheint, in das Wesen des geome- trischen Kalküls einzuführen. Im einzelnen jedoch hat das vor- liegende Werk zu einigen nicht unerheblichen Bedenken Anlass gegeben, zu deren Begründung mit einigen Worten auf das Wesen des geometrischen Kalküls eingegangen werden muss. Genau wie in der Algebra die Verknüpfung zweier Zahh'n wird man die Verknüpfung zweier geometrischer Gebilde durch eine abgekürzte Bezeichnung darstellen können, ja man wird sich direkt der in der Algebra üblichen Operationszeichen bedienen können, um geometrische Verknüpfungen anzudeuten. Natürlich wird man aber dann <'rklären miissmi, welchen Sinn die aus der Algebra entlehnten Zeichen in der Geometrie haben sollen. Denn was unter Addition und Multiplication von Punktgrössen oder Strecken verschiedener Richtung zu verstehen ist, wird auch der nicht er- rathen können, welcher mit den Gesetzen des algebraischen Rech- nens völlig vertraut ist. Ganz willkürlich wird man allerdings bei der Bezeichnung geometrischer Operationen durch algebraische Namen nicht vor- gehen dürfen. Damit näudieh für die Umformung der Ausdrücke, welche die durch Verknüpfung geometrischer Gebildi' entstan- denen Ergebnisse darstellen, — d. h. für das geometrische Rechnen — dieselben oder doch wenigstens ähnliche Regeln wie für das Rechnen mit Zahlen gelten, wird man nur solche Operationen als Addition oder Multiplication bezeichuen dürfen, welche nut den entsprechenden algebraischen Ojierationen die fundamentalen Eigenschaften gemeinschaftlich haben, aus welchen die Regeln für das algebraische Rechnen fliessen. Nach diesen Auseinandersetzungen ist der Gang, welchen eine Darstellung der gi^onietrischen Rechenregeln zu nehmen hat, eigentlich völlig bestinnut. Zunächst hat man diejenigen Eigen- schaften zu fixiren, welche die Verknüpfung irgend welcher Gebilde haben muss, wenn sie als Addition oder Multiplication gelten soll, und aus diesen dann die allgemeinen Rechenregeln .abzuleiten. Ferner hätte man von den Verknüpfungsweisen geo- metrischer Gebilde nachzuweisen, dass sie jene Eigenschaften be- sitzen, welche für die Addition oder Multiplication charakteristisch sein sollten. Dann könnte man die eben erwähnten Rechenregeln anwenden, um geometrische Sätze abzuleiten. In der Mehrzahl der in Betracht kommenden Fälle verf^ihrt auch Herr Kraft in der angegebenen Weise. Er setzt in der Einleitung fest, dass die Verknüpfung zweier Gebilde a und b, weicht- zunächst 462 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 42. durch a • b bezeichnet werde, allemal dann Addition heispcn soll, wenn erstlich das commut.ative Gesetz a ■ h != h ■ a, zweitens das asso- ciative Gesetz (a • b) • c = a • (b • c) und wenn drittens die Aufgabe a • X ^ b für x stets eine eindeutige Lösung liefert. Das Ver- knüpfnngszeichen für die Addition soll + sein. Eine zweite Verknüpfnngsart (:) soll allemal dann eine Multiplication heissen, wenn (a + h) '. c ^ a '. c + b : c und auch c'. (a + b) ^ c '. a -\- c '■ b ' ist. Auch hier wird das algebraische Zeichen für die Verknüpfung gewählt. Dann wird genau definirt, dass unter der Verknüpfung zweier Strecken « und ß zu einer dritten Strecke y, die dritte Seite eines Di-eiecks verstanden werden soll, dessen andere Seiten nach Grösse und Richtung eben ilie Strecken « und ß sind. Nachdem dann gezeigt ist, dass diese Verknüpfung alle für die Addition festgesetzten Merkmale hat, wird y = « + /« gesetzt. Ganz anders verfährt Herr Kraft in dem zweiten Abschnitt des ersten Kapitels, welcher von der .Summation der Punktgrössen handelt. Zunächst erscheint schon die Definition der Punktgrösse für einen einzelnen Punkt sehr äusserlicli. F'.s wird gesagt, wenn n Punkte in einem Punkt ^4 zusammenfallen, so soll die Ge- ,=amnitheit dieser Punkte eine Punktgrcisse heissen, welche durch nA dargestellt w'ird. Dieses Zeichen ist also nur für ganze posi- tive Zahlen «, nicht aber für negative oder gebrochene Zahlen definirt. Was unter der Summe von Punktgröi5sen zu verstehen ist, wird gar nicht deutlich definirt. Es wird nur gesagt: „Weil Gleiches zu Gleichem addirt Gleiches giebt, so wird die Summe der Punktgrössen eines Punktvereins eine gewisse Punkt- grösse sein." Sind aA, bB, eG. . . die zu addirenden Punktgrössen, ist xS das näher zu bestimmende Ergebniss, so muss die Gleichung aA + bB + cC . . . = xS bestehen. Wenn nun aber keine besondere Voraussetzung über den Sinn der Addition gemacht wird, so kann sie zunächst nur eine rein formale Bedeutung haben. Sie sagt dann nichts weiter als das gleichzeitige Vorhandensein der zu addirenden Elemente aus, und die Summe ist dann nur ein abgekürzter und zusammen- fassender Ausdruck für die Gesammtheit dieser Elemente. Zwar kann auch die so aufgefasste Summe mit Hülfe der Formeln a + b = b + a und (a + b) + c =^ a + (h + c) umgebildet werden, aber diese Umgestaltungen sind rein formaler Natur. In welche Gestalt auch immer die in Frage stehende Summe mit Hülfe der angeführten Gleichungen gebracht werden möge, nie sagt sie etwas anderes als das Vorhandensein der von vornherein ge- gebenen Elemente aus. Deshalb ist die Wendung, vermöge welcher Herr Kraft die Summe eines Vereins von Punkt- grössen zu einer einzelnen Punktgrösse zusammenfasst, offenbar unzulässig. Die nähere Bestimmung der einzelnen Punktgrösse, welche die Summe darstellen soll, gelingt nur deshalb, weil unter der Form ungerechtfertigter Schlüsse da.sjonige eingeführt wird, was als Erklärung an die Spitze der ganzen Entwickelung gestellt werden mussto. nämlich der Begi'ifF der Aequivalenz nicht identi- scher Vereine von Punktgi-össen. Im zweiten Kapitel kommt der sogenannte Drehungsfactor zur Sprache, dessen Einführung auf eine recht äusserliche Weise begründet wird. Von der Thatsache ausgehend, das,*; die Drehung einer Strecke um einen gestreckten Winkel in der Wirkung mit der Hinzufügung des Factors — 1 identisch ist, wirft Herr Kraft ohne weitere Ausführung die Frage auf: Welcher Factor x dreht eine Strecke « aus der Anfangslage um einen rechten Winkel? Natürlich wird / gefunden. Nachdem dann für die Winkel ip, welche n Vielfache von -- sind, das Resultat der Drehung durch 2w dargestellt ist, wird dieses Resultat ohne weitere Begründung auf beliebige Winkel übertragen. Im ersten Theile des dritten Kapitels, welcher die äussere Multiplication der Strecken be- handelt, schliesst sich Herr Kraft zuerst wieder etwas näher an Grassmann an. Es wird zunächst gezeigt, dass die Verknüpfung n • ß zweier Strecken zu dem Inhalt eines Parallelogramms, welcher je nach dem Sinne der von ß nach « auszuführenden Drehung als positiv oder negativ anzusehen ist, so lange völlig distributiv bezüglich der Streckenaddition ist, als alles in einer Ebene bleibt. Ohne Zweifel ist also die in Frage stehende Operation für den Fall, dass alle in Betracht kommenden Linien und Punkte in einer Ebene liegen, als Multiplication zu betrachten. Herr Kraft überträgt nun aber, ohne irgend ein Wort der Begründung zu verlieren, die bis dahin nur unter der angegebenen, beschränkenden Voraussetzung gültige Formel (n, + «j) /? ^ «,/S + n,/5 auch auf den Fall, dass die drei Strecken «,,«,, /J nicht in einer Ebene liegen. Das richtige Verfahren wäre offenbar gewesen, zunächst den noch nicht definirten Begriff der Summe zweier nicht in einer Ebene liegenden Flächenstücke so zu be- stimmen, dass die Formel («, + «j) ■ ß = a, ■ ß + (if ß für beliebige gegenseitige Lage der Stiecken richtig wird, und dann aus der jetzt allgemein gültigen Formel den multiplicativen Charakter der Verknüpfung tcß füf den ganzen Raum zu schliesson. ^ Das äussere Produkt von Punktgrö.ssen füln-t Herr Kraft durch die Bemerkung ein, dass es dieselbe Eigenschaft liaben müsse, wie das äussere Produkt aus zwei Strecken. Vermittelst einiger rechnerischer Wendungen, welche aus dieser Bemerkung fliessen, wird dann das Produkt aus zwei Punkten in ein solches aus einem Punkt und einer .Strecke verwandelt und dann von diesem Pi'O- dukt ausgesagt: „es fällt mit dieser Strecke zusammen und heisst zur Unterscheidung von einer .Strecke ein Linientheil." Uns scheint, dass dieses Verfahren sowohl an Strenge wie auch an Verständlichkeit hinter dem von Grassmaun befolgten zurücksteht. Zunächst kann man gegen die Art, wie Herr Kraft das äussere Produkt der Punktgrössen einführt, das Bedenken er- heben, ob es überhaupt eine solche Verknüpfung zweier Punkt- grössen giebt, auf welche die für das äussere Produkt zweier Strecken gültigen Rechenregeln anzuwenden sind. Dam aber sieht man'' auch gar nicht ein, warum die Bedeutung des Pro- duktes der Linientheil sein soll, d. h. nach blosser rechnerischer Umwandlung durch Unterdrückung des einen Faktors gewonnen werden soll. Diese Schwierigkeiten fallen fort, wenn man von der Verknüpfung zweier Punktgrössen zu einer Strecke ausgeht und zeigt, dass diese Verknüpfung die Eigenschaften des äusseren Productes besitzt. Das vierte Kapitel behandelt die Multiplication von geometri- Gebilden litereii). Wien. 0,60 M. Hansgirg,' Prof. Dr. Ant., Physiologische und phycophytologische Untersuchungen. Prag. 17,20 M. Hartmann, Ed. v., Kants Erkenntnisstheorie und Metaphysik in den vier Perioden ihrer Entwii-kelung. Leipzig. 4 M. Herbart's, Job. Frdr., Sämmtliche Werke, 13. Bd. Hamburg. (.0 M. Huxley, Thom. H., Grundzüge der Physiologie Hamburg. '.) M. Jäger, Dr. Gust., Die Theorie der Wärineleitung der Flüssig- keiten. Wien. 0,30 M. Kaerger, Privatdoc. Dr. Karl, Aus drei Erdtheilen. Leipzig. 3 M. Karsch, Dr. F., Die Insekten der Berglandschaft Adeli im Hinter- lande villi Togo (Westafrika). Berlin. 18 M. Knuth, Dr. Paul, Blumen und Insekten auf den nordfriesischen Inseln. Kiel. 4 M. Koch, Rath Prof. Dr. Gust. Adf., Die Naturgase der Erde und die Tiefliohrungen im Sclilier von Oberösterreich. Wien. 1,80 M. Koenen, A. v., Uelier die unter-oligocäne Fauna der Mergel von Burgas. Wien. 0,30 M. Kohl, Dr. C, Rudimentare Wirbelthieraugen. 2. Tbl. 1. Lfg. Stuttgart. 28 M. Kolbe, Cust. H. J., Kinfülirung in die Kenntniss ih'r Insecti^n r.erlin. UM. Lang, Vikt. v., Versuche mit Wechselströmen. Wien. 0,30 M. Lerch, M., .Sur un tlieoreme de Kronecker. Prag. 0,32 M. Iiöwy, Ernst, Ueber die Einwirkung der Parawolframate des Natriums, Kaliums und Ammoniums auf die entsiirecliendcii normalen \'anadate. 11,'imliurg. 1 M. Ludewig, D. Dr. Carl, S. J., Die .Substanztheorie bei Cartesius im Zus.-immenliang mit der scholastischen und neuiu-eii Philo- sophie. Fulda. 1,80 M. Luzi, Dr. W., Ueber den Diamant. Berlin. 0,60 M. Mertens, F., Ueber die Bestimmung eines Fundamental.systems. ^Vien. 0,50 M. Messtischblätter des preussischen Staates. 1 : 25,000. Nr. 101.5. Middels. -- 1016. Wittmund. — 1560. Schildberg. — 1564. Büssow. - 1566. Woldenberg. -- 1631. Rosenthal. - 1632. Staf- feide. — 1633. Gr. Fahlenwarder. — 1634. Lotzen. — 1636. Friedeberg. (In der Neumark.) — 1637. Driesen. (West.) — 1708. Altsorege. — 1709. Schiieidemühlchen. — 1710. Neubrück. — 1711. Wronke. - 1775 Költschen. — 1777. Trebisch. — 1779. Waitze. — 1782. Klodzisko. — 1925. Neustadt. (Bei Pinne.) — 2350. Grafwegen. — 2411. Kuttlau. ~ 2497. Linden- hof. Middendorf, E. W., Peru. Beobachtungen und Studien über das Land und seine Bewohner während eines 25 jährigen Aufent- halts. Berlin. 20 M. Neumann, Prof. Pr. C, Die Haupt- und Brenn-Punkte eines Linsen-Systems. 2, Aufl. Leipzig. 1,20 M. Obenrauch, Prof. Ferd. Jos., Monge, der Begründer der dar- stellenden (teometrie als Wissenschaft. Brunn. 2 M. Oltmanns, Frdr., Notizen über die Algen tlora bei Warnemünde. (jüstrow. 0,25 M. — Das Kostcicker Universitätsherbarium. Güstrow. 0.25 i\I. Ostwald, Prof. W., Hand- und Hülfsbuch zur Ausführung physiko- chemischer Messungen. Leipzig 8 M. Ortmann, Assist. Dr. Arnold, Decapoden und Schizopoden. Kiel. 14 M. Philippi, Frdr., Ein neues Beutelthier Chile's. Berlin. 0.20 M. Philippi, Dr. R. A., Analogien zwischen der chilenischen und europäischen Flora. Bnlblcbcrliiinbcju je ISSJit. (Si JL*. Sollftiiiibiii licflcn ton i)cr „Sllliicmrincu Suilnvfitnbc" tor: Srelim, iicricbcii, 10 .fiiilbk'bevbiintic ju je 15 iif. — Mnljcl, ißölf erf uitbc , 3 Molblciicvliänbi' ,iii je t(j ffit. — JVcrner, liflnninilcbcn, _' J>nlblcLievbänbc jii je 16 llit. — 'Jlciimnlir, isrbflfirtiicfitc, 2 Sjnlblcbovbänbc jn je 16 S)it. C rfte i'iefcnmiicn burd) jobe SBudjtjaublung äur 9lnftd)t. — '$rof(.u'£tc fciftciif rot. llrrlnn brs 6thlioiira|il)irrtlfn ?n|lituts in ffriviiti nnö ttücn. atent-technisches und I Verwertliung Bureau Betclie. Berlin S., Kommaiidauteii.str. '2'i. ^Illilll|i{|illllllilill;i|il|il|!!|:<|::|:il'.lr:l.:li:|i:llillillll!l|i:lillll i In Ferd. Diimmlers Verlags- Z ^ buchhandlung in Berlin er.scheint: ~ Z Einfiiti.3?"iing !~ 2 in die Kenntnis der Insekten = — von H. .T. Kollie, Kustos am — _ KöniRl. Museum für Natuikunde _ r# in Berlin. Mii :V34 Holzschnitten. — 1 724 Seiten gi. 8". Preis 14 Mark, r f!l'i|ii|iii:i|iiliili:|i;l'|i|:ll'ilillilllll|{||i|!il:!l:il»|{||:i|[||lllli?' 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Ln,nJ\virth.scliaftlichen Hochschule zu Berlin rrofessor Dr. Hugo Werner an (Hg Redaction. New-York, den 24. September 1893. Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Ihrem Wunsehe entsprechend, beehre ich mich, Ihnen einiges über meine Reise nach Chicago für Ilire geschätzte „Naturwissenschaftliche Wochenschrift" mitziitheilen, be- merke aber, dass es in der Hauptsache nur landwirth- schaftliche Dinge sind, über welche ich zu bericliten vermag. An Bord des Schnelldampfers „Fürst Rismarck" traten wir Mittags 12 Uhr von Cuxhafen aus unsere Amerika- fahrt an. Eine Beschreibung des Schiffes ist hier nicht am Platze, wohl aber interessant zu wissen, dass die Be- satzung aus 300 Köpfen besteht, das Schift' 1C> OOO Pferde- kräfte besitzt, die zwei Schrauben treiben, deren Wellen einen Durchmesser von 45 cm haben. Zur Erzeugung der Dampfkraft für eine Eeise nach Amerika sind ferner 240 Doppclwagen Steinkohlen und zum Sclimieren der Maschinen 1200 Pfund Schmieröl nöthig. Am nächsten Mittag erreichten wir bei ruhiger See Southampton. Erwähnenswerth ist, dass uns bei der Fahrt durch die Nordsee Sehaaren von Möven bis Nachmittags 5 Uhr, als das Feuerschiff von Tersehelling in Sicht kam, begleiteten, um die Abfälle der Küche in Empfang zu nehmen, dann aber ihren Flug wieder heimwärts richteten. Auch ein blinder Passagier, wie es schien ein Stieglitz, hatte sich eingefunden, häufig das Schiff umflatternd und sich darauf niederlassend; nach 3 Tagen wurde er nicht mehr gesehen, ob verhungert oder verdurstet, wer kann es sagen? Von Southampton beginnt die eigentliche Oceanfahrt und die grünen, langen Wellen der Atlantik nahmen uns auf. Durch einen voraufgegangcneu Sturm war das Meer in etwas erregter Stimmung, welche sich auch den Men- schen mittheilte und sie vielfach zu Opfern zwang. In nahezu parallelen Reilicn stürmten die Wellen))erge auf das Schiff ein. Diese sog. Dünung wurde vom Schitt' nahezu rechtwinklig geschnitten, so dass der pendelnde Ausschlag des ca. 150 m langen Schiffes zwischen Spitze und Steuer ein recht erheblicher war. Als diese Dünung nach 3 Tagen aufhörte, war eitel Fröhlichkeit an Bord. Wir durchliefen die 3053 Seemeilen (1 Seemeile = 1,8 km) zwischen Southampton und New-York in nicht mehr als 6 Tagen und 14 Stunden. Uebrigens waren wir, ti-otz der Schönheit des Meeres und der Vortrefflichkeit der Küche, doch froh, als Firc-Island in Sicht kam. Nachts verblieben wir auf der Rhede und liefen bei schönstem Wetter Morgens in den prachtvollen Hafen von New- York ein. Auf dem Schiffe bietet die Beobachtung des Thier- lebens im Meere eine willkommene und interessante Unter- haltung. Zunächst sind es die eigentlichen Seevögel, wie die dreizehige Müve, welche entweder paarweis das Schiff umkreisen oder schwimmend sieh ausruhen; auch der kleine Schwalbcnstunnvogel zeigt sich sehr häufig. Einen eigenthümlichen Anblick" bot auch eine grosse Schaar Delphine, welche, weil theilweis mit ihrcu Körpern ans dem Wasser hervorragend, als Wellenbrecher sich er- wiesen, so dass ein täuschendes Bild der Brandung am Lande entstand. Eine kleine Delphincnart, der Tümmler, kommt sehr häufig vor und jedermann wird sich an den lustigen Bogensätzen derseli)en aus dem Wasser heraus und in das Wasser hinein ergfitzen; schaarenweis eilen sie mit überaus grosser Geschwindigkeit auf das Schiff zu, um unter demselben zu verschwinden. Auch vier Finwale konnte ich in nicht allzugrosser Entfernung beobachten, doch stiessen sie, vvie das die Abbildungen der Kinderbücher zeigen, nicht einen soliden Wasserstrahl aus, sondern stpssweise erfolgte ein Ausspritzen sich verstäubenden 466 Natuvwissenscliaftliche Wochenschrift. Nr. 43 Wassers. Ehien wundervollen Anblick gewährte auch das Meerleuchten im Golfstrom. Von New -York aus trat ich meine Landreise, den Hudson aufwärts liis Albany an. Dieser Fluss, welcher mit dem Rhein verglichen zu werden ptiegt, zeigt haupt- sächlich bis Ncwlim-gh grossartige Landschaften und ist an manchen Stellen vielleicht dreimal so breit wie der Rhein bei Cölu, doch der Rhein ist es nicht, dazu fehlt es an den Städten und Burgen, den rebcnumkränzten Bergen und den lustigen Mensclien. CTrossartig ist die Scenerie, aber lieblieh nicht. Unsere Fahrt geht weiter zu den Niagara -Fällen, die zu oft beschrieben sind, als dass meine sehwache Feder hier noch einmal den Ver- such machen sollte. Zuerst fühlte ich mich etwas ent- täuscht, als ich den amerikanischen Fall sah, später, als ich einen üebcrblick über beide Fälle erhielt und als ich diese längere Zeit beobachtet hatte, begriff ich die Gross- artigkeit dieser Naturerscheinung. Bis jetzt hatte ich von Amerika nur eine Gebirgs- landschaft gesehen und ti-at in Canada zuerst in die grosse Ebene hine'in, welche zwischen den Alleghanis und dem Felsengebirge liegt. Hier begannen meine landwirthsehaft- lichen Studien. Im Allgemeinen zeigt die Landwirthsehaft Nord- Amerikas eine auftallende Einseitigkeit des Betriebes, was auch eine grosse Einförmigkeit in den Gebäuden der Farmen zur Folge "hat. Annähernd sieht in diesem grossen Gebiet eine Farm so aus wie die andere, wenn man von den wenigen grossen Farmen reicher Grundbesitzer absieht. Diese Gleichförmigkeit ist die Folge eines vorherrschend trockenen, warmen Klimas, das in den Mittelstaaten zum ausgesprochenen Steppenklima wird, sowie eines fast überall ebenen, nicht schweren Bodens und einer verhält- nissmässig extensiven Cultur, deren Hauptfruchte Mais und Weizen sind. Von diesen wird der Weizen von Osten nach Westen zu immer mehr verdrängt, weil die West- staaten ihn billiger zu erzeugen vermögen; dies hat zur Folge, dass an seine Stelle der Futterhau tritt, also die Viehzucht eine innner grössere Bedeutung gewinnt und der Körnerbau innner mehr auf jene Gegenden beschränkt wird, welche sich für den Anbau der Futtergewächse ihrer trockenen, heissen Sonnuer wegen wenig eignen, auch ziu- Zeit noch ohne Düngung, also durch Raubbau ge- nügende Ernten liefern. liier in den West- und Nordwest- Staaten werden eigentlich nur zwei Früchte im Wechsel gebaut, der Mais und der Weizen. Unter dem Einfluss der sich immer mehr entwickelnden Viehzucht hat sich in den Ost- und einem Theil der iMittclstaaten eine Feld- graswirthschaft herausgebildet und dürfte als Normal- fruchtfolge häufig die untenstehende anzutreffen sein: 1. Mais (Kornmais). 2. „ (Futtermais). 3. Weizen und Hafer. 4. — 6. Kleegras. Natürlich kommen mannigfache Abweichungen von dieser Fruchtfolge vor. Bekanntlieh bilden die meisten Staaten der Union Rechtecke oder nähern sich diesen in der Form, die gleiche Gestalt ist auch auf die Farmen und auf die Schläge übertragen, welche also Rechtecke bilden, die in den holz- reichen Gegenden mit Fenzen, d. i. Holzzäunen, oder in der l)aumlosen Prairie mit lebenden Hecken oder Draht- zäunen umgeben sind. Diese Umfriedigung dient zur Er- möglichung" eines freien Weideganges der Thiere. In der Mitte des Besitzthums liegen die Gebäude der Farm, welche mit seltenen Ausnahmen aus Holz hergestellt und ausserordentlich einfach und unseren deutschen Wirth- schaften gegenüber wenig zahlreich sind. Neben dem meist sehr kleinen weiss oder roth angestrichenen Wohn- gebäude liegt der Stall für Pferde und Rindvieh, etwas weiter entfernt der Schweinestall und zuweilen sind noch einige Schuppen vorbanden. In der Regel sind die Farmen von gleicher Grösse, nändieh KiO Acres umfassend. Nicht selten sind die kleinen Gehöfte von Bäumen oder einem Obst- und Gemüsegarten umgeben, doch häufiger sind die Fälle, wo nur ein sehr bescheidener Gemüsegarten vor- handen ist. Das Getreide wird sehr bald nach der Ernte gedroschen und das Stroh, ebenso wie das Heu, in Feimen untergebracht. Was die Viehhaltung ani)etrifl't, so ist in den Ost- und Mittelstaaten für Rindvieh und Schafe der Weidegang ganz allgemein. Die Winterernährung stützt sicli auf Sauerfutt'er von Mais, etwas Heu, Mais- und llaferschrot, und nur in den selteneren Fällen wird Kraftfutter ver- wandt. In den Steppen des Westens bleibt das Vieh Sonnner und Winter im Freien. Das Rindvieh der Steppen, welches nrsiirünglich spanischer Abkunft ist, jedoch zur Verbesserung in neuerer Zeit mit frühreifen Shorthorns und llerefords häufiger durchkreuzt wurde, zeigt den Charakter des Steppenviehes, es ist also wenig mastfäliig, dick- häutig, von schlankem, hochgestelltem Körperl)au und es werden die Ochsen hauptsächlich zur Herstellung von Fleischfabrikaten, welche nach Europa ausgeführt werden, sowie zur Erzielung wcrthvoller Häute benutzt. Dieses sog. Texas oder Range Cattle entstannnt den Ebenen von Texas, New -Mexico, Colorado, Wyoming, Montana etc. Die östlich von obigen gelegenen Staaten halten vorzugs- weise „Natives", d." h. vor nicht gar zu langer Zeit ein- geführte Rinder, welche den Mast- und IMilchschlägen des nordwestlichen Europas entstammen und l)ereits die alten Viehschläge, das „Common oder Shrub-Cattle", nahezu verdrängt" haben. Dieses letztere, welches unserem Land- vieh entspricht, stellt sieh als Kreuzungsproduct aller der- jenigen Viehschläge dar, welche früher einmal von den Colonisten aller Länder mit hinüber gebracht worden sind. In den mittleren Staaten, welche vorzugsweise Ochsen- zucht und Mästung betreiben, sind die Shorthorns, llere- fords, Devons, sowie das Black und Red polled- Cattle herrschend, während in den Oststaaten mit ihrem feuch- teren Klima und den grossen Städten, welche mit Milch und P)Utter versorgt werden sollen, die Milchschläge, wie Holländer (Holstein-Friesian Cattle), Jersey's, Guernsey's und A}rshires am häufigsten angetroffen werden. An zweiter Stelle in der Viehzucht Amerikas steht das Schwein, dessen Haltung sich fast ausnahmslos auf den Maisbau stützt; weshalb die Schweinehaltung dort, wo der Mais, wie im Westen, das Hauptgetreide bildet, eine sehr ausgedehnte ist. Besonders aus den stark Mais bauenden Staaten wird den grossartigen Export-Scldächte- reien von Chicago, welche jährlicli zwischen 7 — 8 Millionen Schweine schlachten, und von Cincinnati, deren Verlirauch nicht viel weniger hoch sein wird, das Jlaterial zugeführt. Eigentlich sind es 2 Schläge, der Berkshire und der Poland- Cliina-Schlag, welche vorwiegend gehalten werden. In den östlichen Staaten wird nur der Bedarf des Landes ge- deckt, sodass mithin hier die Schweinezucht erheblieh zu- rücktritt. Von den Schafen findet sich die grösste Zahl in der Stei)penregion und es werden hier überwiegend feinwollige Merino-Schafe gehalten, während in den Oststaaten die Fleischschafe, wie Shropshires, Cotswolds, Southdowns etc. hervortreten. Werfen wir einen I51ick auf die Bearbeitung der Aeeker, so ergeben sich recht Ijedeutende Unterschiede. Die älteren Besiedelungen, oder solche, welche einst- mals aus dem baumlosen, humosen Prairieboden heraus- Nr. 43. Naturwissenselialtliche Wochenschrift. 467 geschnitten wurden, zeigen Felder, welche denen inDeutsch- l;ind l)ey,iiglic'li ilirer tüchtigen ilearbcitung und ihrem .Vusselicn gleichen. Doch wird das Bild ein anderes, wo auf Waldbodcü in neuerer Zeit Bcsiedelungcn entstanden sind oder die Farm mich nicht ganz zu Ackerland ge- macht ist. Der Farmer hat die Vertilgung des Waldes an vielen ytellen einfach durch Feuer oder dadurch bewirkt, dass er einen Rindenkranz von entsprechender Breite am Baume abschälte, infolgedessen derselbe abstarb. Es stehen in solchen Feldern die grauweissen Baumlcichen so lange, liis sie Sil weit verfault sind, dass ein .Sturm sie briciit, aber die Stiimi)fe bleiben im Boden, bis auch sie dem Zahn der Zeit verfallen. Zwischen diesen Baunn-esten wird nun geackert, gesäet und geerntet. Selbstverständlich ist, dass unter solchen erschwerenden Umständen von einer guten Ackerwirthschaft keine Reile sein kann. Es kommt aber auch vor, dass die Bäume gefällt wurden und am Boden liegend allmählich verfaulen, wenn aus irgend einem Grunde der Farmer die weitere Oultur des Landes untcrliess. Die Stoekaussehläge wachsen dann empor und der Busch, in welchem armseliges Vieh weidet, ist fertig. Unzweifelhaft ist die Waldverwüstung in Nord- Amerika eine zu ernsten Folgen führende Angelegenheit und hervor- gegangen aus der dem Amerikaner eigenen Selltstsucht, welche nicht danach fragt, in welchem Zustande das Land den Nachkounnen überliefert wird, wenn nur ein augen- blicklicher Gewinn herausschaut. Was soll man dazu sagen, wenn ein Californier, John Muir, die Ansicht aus- spricht, dass im Staate Washington die Bäume nichts anderes als eine grössere Gattung von Unkraut seien, das man auf jede Weise auszurotten habe. Die rücksichts- bisen Wälderausrottungen, wie sie in den östlichen Staaten geübt worden sind und noch geübt werden, krmnen leicht dahin führen, dass das heisse, trockene Klima sich inmier intensiver gestaltet und die Landwirthsehaft hierdurch noch mehr, als bereits geschieht, leidet. Mit Hülfe einer rationellen Forstwirthschaft könnten auch jetzt bereits Renten aus dem Walde gezogen werden und die Wälder blieben zum Heil des Volkes erhalten. Lii Jahre LS85 sandte die bayerisciie Regierung einen Faclnnann nach Amerika, der den Auftrag hatte, die amerikanische Forst- wirthschaft zu Studiren. Er berichtete, dass in bO Jahren Amerika Holz wird einführen müssen, und da Amerika wahrscheinlich für amerikanische Hölzer Vorliebe haben wird, so empfehle er, solche zu pflanzen, um zu Zeiten für die Deckung des Bedarfes bereit zu sein. In der neuesten Zeit suchte der l'räsident llarrison Waldreser- vationen zu schatfen, doch können sich diese nur auf die neueren Staaten des Nordwestens beziehen, denn die ^^'aldungen in den östlichen und nnttleren Staaten be- finden sich Ijercits sännntlich in l'rivathänden. Allerdings besitzt das I^and gegenwärtig noch Wald genug, um die Bevölkerung in Zukunft genügend mit Holz zu versehen, dann hat aber sobald als möglich eine geordnete Wald- wirthschaft zu beginnen. In der Ebene habe ich fast ausschliesslich Laublnilzer angetroffen, und die Mannigfaltigkeit der Bauniarten ist in diesen weit grösser als in den Wäldern P^uropas. Zuerst sind zu nennen die prachtvollen Eichen und Ahorne, darunter der Zuckerahorn (Suggar niapple-tree), von dem viel Zucker zum Verkauf kounnt, dann aber auch Buchen, Hickorys, Tulpenbäume (Liriodendnin tulijjifera) n. a. m. Die Gebirgswälder entsprechen in ihrem Aussehen mehr denen der deutschen Mittelgebirge und es konnnen darin namentlich schöne Föhren vor. Auf dem Weltausstellungsplatz Chicagos wandte ich mich zuerst der Agricultur-Halle, einem stolzen Renaissance- bau am Seeufer, zu, und um einen Begritf seiner Grösse zu geben, will ich erwähnen, dass das Gel)äude 800 Fuss lang, 500 Fuss breit und das sog. Mammouth- Glasdach LSÖ Fuss hoch ist. Der erste iMudruck, welchen dieser mit den land- wirthschaftlichen Erzeugnissen fast der ganzen Welt er- füllte Raum machte, war in der That ein grossartiger. Weder die Wiener, noch die Pariser Ausstellung wiesen eine ähnliche Fülle auf. Selbstverständlich sind es die Vereinigten Staaten und Canada, welche von ihren reichen Schätzen am meisten zur Ausstellung gebracht haben und allein die Hälfte des gewaltigen Raumes füllen. Die verschiedenen Staaten der Union haben jeder für sich und zwar in höchst geschmack- voller Ausstattung und letztere entsprechend der Eigenart des Landes ausgestellt. Je nach den klimatischen und Bodenverhältnissen ge- währen diese Einzelausstellungen eine sehr bedeutende Altwechsclung. Die Erzeugnisse der subtropischen Zone bis zu der des kälteren, gemässigten Klimas und selbst der arktischen Zone sind hier aufgespeichert. Interessant ist es aber, zu sehen, in welchen zahlreichen Spielarten und Sorten der Mais von Punta arenas, der Südspitze Süd-Amerikas, über den Aequator hinweg, bis tief nach Gauada hineinreicht. Der Mais beherrscht aber nicht nur die Agricultur-Ausstellung und drückt ihr ein eigen- artiges Gepräge auf, sondern überhaupt die Landwirth- sehaft Amerikas. Die Südstaaten der Union glänzen durch prächtige Baumwolle, Zuckerrohr und Producte daraus. Reis, Yams, und die bekannte Rannc-Faserpllanze, deren Anbau, leider vergeblich, viclfacii in Deutschland versucht worden ist, ihre Stengel hatten eine Länge von 2,25 m erreicht, ferner den Fisal-Hemp, die flachsartige Faser einer Aloe, Prachtvoll waren die Früchte, wie Citronen, Orangen, Oliven, Ananas, Ptirsiche, Cocosnüsse etc. Die Weststaaten, allen voran Californien, zeichneten sich durch einen grossen Reichthum au Südfrüchten aus, so durch riesige Pfirsiche und Birnen, darunter solche, welche per Stück ca. 1 kg wogen; ferner waren Mais- kolben von 30 — 40 cm Länge, sowie eine 70 Pfd. schwere Runkelrübe ausgestellt; letztere ist natürlich nur mit Hülfe der Bewässerung zu diesem ungewöhnlich grossen Gewicht gelangt. In den Mittel-, Nord- und Oststaaten treten besonders die europäischen Getreidearteu und namentlich die zahl- reichen schönen Weizeusorten, neben dem Mais in den Vordergrund. Die meisten der Staaten hatten auch die Fauna ihres Landes sehr zaidreich und schön, darunter auch die jagd- baren Thiere ausgestellt. Hiernach liätte mau auf einen grossen Reichthum an Wild schliessen müssen. Aber das Gegentheil ist der Fall. Ich bin mehrere tausend Kilometer durchfahren, ohne auch nur ein einziges Blal ein Stück Wild zu sehen. Es sciieint, dass mit der Aus- rottung der Wälder auch die des Wildes Hand in Hand ging. Ich zweifie nicht daran, dass in grossen Wahlungen, namentlich im Gebirge, Wild sich noch zahlreich findet, aber sonst nirgends. In diesem Lande der Freiheit ist ja auch die Jagd frei und nur in gewissen Schonzeiten darf nicht geschossen werden. Die Folgen sind sichtbar genug, denn der Amerikaner vertilgt Alles, wenn es ihm nur augenblicklich einen kleinen Nutzen abwirft; dies hat sich deutlich genug in der fast gänzlichen Vernichtung von 4 Millionen Bisons von 1870 — 1876 gezeigt, welche mau häufig nur der Zunge und Haut wegen tikltete. Jetzt irren noch weniger als 100 Stück im Felsengebirge um- her, 200 Stück sind in den Vcllow-Stone-Park eingetrieben uml vielleicht ebensoviel befinden sich in den Zoologischen 468 Natnvwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 43. Gärte«. Sie alle sind binnen kurzer Frist, in Folge der lucestzucht, dem Tode verfallen, während sie noch vor wenigen Jahren die weiten Prärien zwischen Mexico nnd dem grossen Sclavensee und andererseits zwischen den Allegiianies nnd dem Felseugebirge bevölkerten. Aehn- lich ist es dem Elennthier, (Moose) Älces alces L. ergangen, welches immer noch als Wild der Union bezeichnet wird, wohl aber kaum noch in seinem letzten Znfluchtsortc im Staate Maine angetroffen wird. Bis zu welchem elenden Zustande das edle Waidwerk in den Oststaaten herabgesunken ist, geht aus einer Er- zählung eines reichen Grundbesitzers hervor. Bei einem Besuch auf seiner Farm erzählte mir derselbe, dass in seiner Fasanerie in diesem Jahre 7000 Fasanen ausge- brütet seien. Auf meine Bemerkung, dass dann auf den Feldern vorzügliche Fasanenjagden zu erlioft'eu seien, sah er mich erstaunt an und sagte, dass sie dann von anderen weggeschossen würden. Sie niüssten im Walde, der ein- geziiimt sei, bleiben und damit sie nicht forttliegen, werden ihnen die Schwungfedern herausgezogen. Er werde in einiger Zeit einem Jagdclub 700 Fasanen senden, wofür die Herren pro Stück 2 Dollars bezahlen; todt kosten sie auch 2 Dollars, mithin hätten die Jäger das Vergnügen, diese Fasanen zu schiessen, nahezu um- sonst, da sie nur den Transport, sowie das Pulver und Blei zu bezahlen hätten. Die Ausstellung des National-Muscums, der Smitho- nian Institution U. S., war eine ausserordentlich schöne, namentlich, so weit sie die Fauna Nord-Amerikas betraf. Es wurden, systematisch geordnet, die Familien der ameri- kanischen Säugcthicre, Vögel, Rei)tilien, Fische, Insectenetc. vorgeführt und zwar in vorzüglichen Exemplaren. Vor- zugsweise zu nennen sind: Rocky Mountain Goat (Ma- zama montana) weiss, mit dem schwarzen Hörn der Gemse. Rocky Mountain sheei) (Ovis canadensis Shaw). Höchst interessant war die Gruppe der amerikanischen Wallrosse, z. B. Pacific Walrus (Odobaenus obesus Illiger), Steller's Sea-Lion (Eumctopias Stellcri Lesson); ferner eine Gruppe der in den Grenzen der Vereinigten Staaten vorkounnenden Sehlangen und Schildkröten. Prächtig war auch eine Dar- stellung der Prärichühncr in ihren Kämpfen im Frühjahr, sowie "des Ptarmigan (Lagopus lagopus). Dieser hühner- artige Vogel ist deshalb so sehr interessant, weil er im Winter vollkommen weiss ist und mit dem Schmelzen des Schnees nach und nach die braune Farbe der Moose und Flechten seiner Umgebung anninunt. Sehr schön dargestellt war auch die grössere und kleinere Renuthierabart Nord-Amerikas, nändich das grössere Woodland Caribou (Rangifcr tarandus caribou [Kerr]), welches New-Foundland, Labrador, Nova Scotia und Alaska bewohnt, auch zuweilen in Maine, New Hampshire und Nord-Michigan angetroffen wird. Das Geweih ist schmäler, gleicht also mehr dem des Hirsches. Die kleinere Abart, P>arren-Gronnd Carribou (Rangifer ta- randus groenlandicus [KerrJ), bewohnt den hohen Norden. Ziemlich häufig scheint in den Vereinigten Staaten eine kleine Dachsart zu sein, der American Badger (Taxidea americana), welche fast von jedem Staate aus- gestellt worden ist. Eine grosse Zahl der Staaten der Union hatte auch ihre anthropologischen Funde ausgestellt, insbesondere Colorado. Zunächst sind es Indianer-Leichen in der be- kannten hockenden Stellung in Zeuge eingenäht, welche auffallen; dann aber auch die Beigaben, welche sämmt- lich, verglichen mit den ägyptischen und trojanischen Funden, ein hohes Alter nicht bekunden. Diese Beigaben, ausser Waffen und Gefässen aller Art, bestanden haupt- sächlich aus Mclonenkernen, Mais in Körnern und Kolben, BaumwoUensamen, Bohnen, Haselnüssen und Samen, welche als Portulacea bezeichnet waren. Benierkenswerth ist, dass in einigen Fällen den Todten Krücken beigelegt worden sind. Höchst interessant war auch, dass der Staat New- York, wo das Skelett eines Mastodon gigantcus zu Cohoes in 50' Tiefe gefunden worden ist, eine treffliche Nach- bildung eines Mammouth hat anfertigen lassen, so dass man von diesem gewaltigen Thier, wie es im Leben aus- gesehen, sich eine recht gute Vorstellung machen konnte. Chicago verlassend, durchreiste ich zunächst die Prärielandschaften von Illinois und Kentucky, wo der fruchtbare Präriebodeu, entstanden durch aljgestorbene Präriegräser, von denen das werthvollste, das Kentucky bluc-grass (Poa pratensis) ist, einen bis i")' tiefen schwarzen Humusboden bildet, welcher sich durch grosse Fruchtbar- keit und leichte Bearbeitungsfähigkeit auszeichnet, sodass mithin die Landwirthschaft sich hier in einem blühenden Zustande befindet. Eine wundervolle Fahrt durch die Alleghanies, welche reich an prächtigen Wäldern und schönen (icbirgslandschaften sind, führte mich nach New- York zurück. Hier ist das noch im Bau begriffene naturliistorische Museum erwähnenswerth, denn nach dem, was bisher darin aufgestellt und die schöne Art, wie dies geschehen ist, lässt darauf schlicssen, dass es sieh zu einem höchst sehenswerthen Museum herausbilden wird, namentlich be- züglich des Studiums der Fauna Amerikas. Beispiels- weise ist eine prächtige Gruppe von sieben amerikanischen Bisons, vom Stier bis zu dem noch gelb gefärbten Kalbe, also in den verschiedenen Altersstufen und Geschlechtern in ihrem Treiben auf der vertrockneten Prärie dargestellt; auf letzterer sind nur noch einige Cacteen, Salbei- und Wcrmuthpflanzen in Vegetation. Hier ist die Snhlstelle nachgebildet nnd finden sich die schmalen Steige, welche die hinter einander gehenden Thiere auf der Prärie ge- treten haben und endlich auch die Losung. Es ist eine anregende, lebemlige Darstellung des Treibens dieser im Aussterben begriffenen Thierart. Ferner finden sich sehr schöne ausgestopfte Exemplare des Rennthieres, des Big- horns (Ovi.s^ montana), des Grizzly-bear (Ursus horribilisi, sowie eine vortreff'liche Sammlung von Seelöwen, See- elephantcn und Seebären. Weiter finden sich Riesen- excmplare des American Alligator (Alligator mississippicnsis) bis 3 m lang und des American Crocodil (Crocodilus ameri- canus), welches aus Florida stammt und 4 m lang ist. Auch fossile Skelette, in Amerika gefunden, erwecken ein hohes Interesse, und zeichnen sich durch Vollständig- keit aus. Von diesen sind zu nennen: Aceratherinm tridac- tyluni Osborn. Dieses dreizehige Rhinoceros ist im Sand- stein von Daeota gefunden; ferner Hyracotherium venti- colum, Co]ie, vom Wind-river aus Wyoming. Dieser Vor- fahr des Pferdes besitzt an den Vor'derfüssen 4, an den Hinterfüssen 3 Zehen. Zum Schluss will ich noch auf einen Riesenbaum der Scrpioia gigantea Descn. aus Califoriiien aufmerksam machen, von dem im (iuerschnitt ein Stück Stamm auf- gestellt ist. Letzteres besitzt einen Umfang von 1)0' und der Baum soll 350' hoch gewesen sein. H. Werner. Nr. 43. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 469 Die Bildung der Eiweisskörper in der Pflanze. Kill J!evk-iit von Dr. Ksirl Thoiiiue. Wenn wir bis jetzt auch noch über den chemischen Aufbau des Eiwcissniolelvüls im Unklaren sind, so können wir uns an der llaud der neueren Untersuchuni;en doeh sclion ülier die Art und Weise, in welcher die Ptianze aus den iiir zu Gebote stehenden Nährstoffen die Eiweisskörper bildet, liestiunntcre Vorstellungen machen. Ueber die Form wenigstens, in welcher die Baustofi'c des Eiweisses von der Pflanze aufgcnonnnen werden, scheinen die Untersuchungen, nachdem die von einer Reihe von Forscliern behandelte Frage nach der Ver- wendbarkeit des atmosphärischen Stickstoffs durch die Arbeiten von Frank und Otto ihre endgültige Beant- wortung im bejahenden Sinne gefunden hat, wohl noch Ergänzungen und Erweiterungen, nicht aber mehr wesent- lich Neues bringen zu können. Es handelt sich, wenn wir zunächst diesen Punkt einer Betrachtung unterziehen, um die Aufnahme der fünf Stoffe: Stickstotf, Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasscrstotf und Schwefel. Was zunächst den Stickstoff angeht, so entwickelt sich die chlorophyllhaltigc Pflanze für gewöhnlich am besten, wenn wir ihr denselben in Form von Nitraten bieten. Auch die Mehrzahl der Chlorophylllosen scheint, wenn sie auch den Stickstoff in .Vnmionsalzen oder orga- nischen Verbindungen vorziehen, bei der alleinigen Dar- bietung von Nitraten wenigstens fortzukommen; auf Schimmel- und Spaltpilze wirken nach 0. Loew (Ueber das Verhalten niederer Pilze gegen verschiedene an- organische StickstoflVcrbindungcn. Biol. Centralbl. J5d. X, 1890. No. 19 und 20) Nitrate sogar besser als Ammoniak- salze, falls wasserstoffreiclie Kfirjier und labile Verbin- dungen nebenbei als Nährstoffe vorhanden sind. Dass unter Umständen chloioi)h} llhaltige Pflanzen lediglieh durch Amnion salze ernährt werden können, zeigen Versuche, welche Laurent (Reeherchcs sur la valeur comparee des nitrates et des sels ammouiacaux conmie aliment de la levure de biere et de quelques autres plantes. Sep.-Abdr. aus den Annales de l'institut Pasteur 1889) angestellt hat. Es gelang ihm in Nähr- lösung Keimlinge von Pisum sativum, Avena sativa und Zea Mays zur Entwickelung zu bringen; wurden die Pflanzen dagegen in reinem Sande, der mit der Nährlösung l)eschickt war, cultivirt, also unter Verhältnissen, welche den natürlichen näher konnnen, so keindca die Samen entweder gar nicht, oder die Keindinge entwickelten sich bei weitem langsamer, gelangten aber wenigstens zur Reife. Laurent überzeugte sich bei allen Versuchen, dass keine Niti'iflcation stattgefunden hatte. Dass gewisse grüne Pflanzen unter natürlichen Ver- hältnissen ihren Stickstotf jedenfalls nicht in Form von Nitraten aufnehmen, schlicsst Serno aus seinen Unter- suchungen (Ueber das Auftreten und Verhalten der Sal- petersäure in den Pflanzen. Landwirthsch. Jahrbücher, Bd. XVIII. 1889). Er konnte bei Sumplpflanzen, wie Myosotis, Lcdum, Caltha, Drosera, Comarum etc. in keinem Theile des Pflanzenkörpers Salpetersäure nachweisen; au(d] fand sich dieselbe nicht in dem wässerigen Auszuge des betreffenden lloorbodens. C»b diese Pflanzen ähnlieh den Papilionaceen vielleicht die Fähigkeit hal)en, elemen- taren Stickstoff in grösserem Maasse zu assimiliren, dar- über müssten Versuche entscheiden. AVenn die chlorophylllosen Pflanzen, wie bemerkt, im allgemeinen Ammoniak oder organische stiekstotyiialtigc Nährmittel den Nitraten vorziehen, so ist uns schon seit längerer Zeit in den Hefepilzen eine (iruppe bekannt, welche durch Nitrate überhaupt nicht ernährt werden kann. Die Vermuthung Laurent's (I. c), dass die Nicht- verwendbarkeit der Nitrate in der Bildung von Nitriten, welche gitfig auf die Pflanze wirken, ihren (Jrund hal)e, fand derselbe durch das Experiment bestätigt. Auch wies er nach, dass nicht die Nitrite an sich schädlich seien, sondern die durch organische Säuren daraus frei ge- machte sal[)etrige Säure die (iiftwirkung ausübe. Nun hat 0. Loew auch bei den übrigen niederen Pilzen eine stets stattflndende Reduetion der Nitrate zu Nitriten nach- gewiesen (I. c). Entweder fehlen also hier freie Säuren, welche salpetrige Säure entbinden könnten, oder es findet sofortige weitere Verwendung der Nitrite statt. Das letztere müssen wir auch für die Reductionsproducte, die bei den höheren Pflanzen aus der Salpetersäure sicher gebildet werden, annehmen, da diese Pflanzen ebensowenig eine .Speichcrung von Annnoniaksalzen, wie von Nitriten vertragen, worin vielleicht auch der Grund der Nichtver- wendbarkeit der Annnoniaksalzc als Stickstoffquelle bei den grünen Pflanzen zu suchen ist. Ammoniak vermag ausser in Salzen von den grünen Pflanzen auch als Gas in geringen Mengen aufgenonmicu und verarbeitet zu werden. Dasselbe gilt nach den Untersuchungen von Frank und Otto auch für den atmosphärischen -Stick- stoff (Siehe Dr. R. Otto. Die Assimilation freien atmo- sphärischen Stickstoffes durch die Pflanze. Zusannnen- fassendes Referat über die wichtigsten, diesen Gegenstand betreffenden Arbeiten. Bot. Centralbl. Bd. XLVI, 1891, S. 387; ferner die Referate der „Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" Bd. V, S. 48(5; Bd. VI, S. 59; Bd. VII, S. 108; Bd. VIII, S. 296. Frank. Noch ein Wort zur Stiekstofl'frage. Deutsche Landwirts(diaftliche Presse 1893). Speciell bei den meisten Leguminosen — eine sichere Ausnahme seheint von den untersuchten Arten nur Phaseidus vulgaris zu machen — erfährt die Assimilation atmosphä- rischen Stickstotfs durch den Reiz des von den A\'urzeln aus sieh durch die ganze Pflanze verln-eiteuden, nnt dem Zellplasnia in Symbiose stehenden Rhizoliium Legumino- sarum, wenn die Pflanze auf einem an organischem Mateiiale armen Boden wäcdist, eine derartige Steigerung, dass weit- aus die grösstc Menge des Stickstoffs in elementarer F(n'ni aufgenonunen wird. Der Pilz seihst scheint denselben da- gegen nicht verarbeiten zu können, wie auch Loew (I. c.) bestätigt. Die übrigen chlorophylllosen niederen Pflanzen verhalten sich nach den bisherigen Untersuchungen ebenso, doch ist eine neue Controle geboten. Was endli(di die Aufnahme des Stickstoffs in orga- nischen Verbindungen anlangt, so werden eine ganze Reihe derselben, obenan die löslichen Eiweissstoffe und Peptone, von den Pilzen jeder anderen Nährquelle vor- gezogen; aber auch die grünen Pflanzen vermögen eine Anzahl organischer Verbindungen zu benutzen, so nament- lich Harnstort', Lcucin, Tyrosin, Glykcr das Auf- treten und Verhalten der Salpetersäure in der Pflanze; Landw. Jahrb. Bd. XVIII, 1889) bei einer grossen An- zaid von Pflanzen bis in die Blätter verfcdgen (Malvaceen, Conifcren, Papaveraceen, Convidvulaceen, Lal)iaten, Com- positen, Urtieeen); bei anderen geht sie kaum über die Wurzel hinaus; speciell bei Pflanzen mit Mykorrhiza ist sie nicht einmal in der Wurzel nachzuweisen, da sie schon vor ihrem Eintritt in dieselbe assimilirt wird. An Stelle der Nitrate treten Amidverbindnngen, namentlich Asparagin (nacii Serno), und oxalsaure Salze auf. Die Oxalsäure, welche nach den Pesnltateu Kohl's (Zur physio- logischen Bedeutung des oxalsauren Kalkes in der Pflanze, Bot. Centralbl. Bd. XLIV S. 337) von allen Pflanzen, chlorophyllhaltigen und chlorophylllosen, produeirt wird, macht also die Salpetersäure aus den Nitraten frei, und dieselbe muss dann einem Reductionsprocess unterliegen. Da nun Stoffe von stark rcducirender Wirkung in den Pflanzenzellen nicht nachzuweisen sind, nimmt Loew (Ueber die Verarbeitung der salpetersauren Salze in den Pflanzen, Bot. Ceutralbi. Bd. XLII, S. 203) an, dass das Protojilasma eine catalytische Wirkung auf Salpetersäure und Dextrose ausülje, und hat diese Ansicht durch Ver- suche, in welchen der catalytisch wirkemle Körper Platin- niohr war, gestützt. Danach flndet zwischen den beiden Körpern ein Atomaustausch in der Weise statt, dass die Salpetersäure ihren Sauerstoff an die Dextrose abgiebt und dafür aus letzterer Wasscrstoft' aufnimmt. Das ge- bildete Anunoniak gelangt jedenfalls sofort zu weiterer Verwendung. Wo anorganische Ammousalze als Stickstofif- (pielle benutzt werden, tritt das Anmioniak jedenfalls in Verbindung nnt organischen Säuren, und es wäre denkbar, dass die so gebildeten Salze direct weiter verarbeitet werden. Für diese Ansicht spricht, dass organische Annnonsalze eine viel bessere Nähninelle für Pilze sind, als anorganische. Ganz eigenthnndiche cliemische Vor- gänge müssen wir bei den oben erwähnten Nitrobacterien annehmen. Während Winogradsky der Ansieht ist, dass zunächst aus Kohlensäure und Annnoniak ein harnstoff"- ähnlicher Körper entsteht und daraus die Eiweisskörper gebildet werden, nimmt Loew (Ueber die Ernährungs- weise des nitrificireudeu Spalti)ilzes Nitromonas, Bot. Centralbl. Bd. XLVI, S. 222) an, dass das Ammoniak Nr. 43. Naturwissenschaftliche Woclienschrit't. 471 zuniichst durcli Sauerstoft' uiivollstäudig- zu salpetriger Säure oxydirt wird: 2NH3 + 20. = 2N().H + 411, und'dass der entstehende Wasserstoif sofort die Kohlensäure reducirt: CO2 + 4H = CH2O -t- HoO. In weicher Weise der elementare Stiekstol'f zu- nächst Verbinduni;eii eini;eht, darüber sind wir nticii im Unklaren. Frank und Otto (IJntersucliMnjueii über Stick- stolTassimilation in der l'tlanze. „Naturw. Woclicnschr." VI. S. 207) nehmen an, dass der Alehri^ehalt von Aspa- ragin, welchen die i;'rüucn Blätter am Abend aufweisen, auf Rechnuni;- des durch die Blätter selbst aufgenonnnencn Stickstott'es zu setzen ist, wobei sie die Fraise, ob das Licht direct oder nur mittelbar die Assimilation beein- tiusse, zunächst offen lassen. Die Stickstoftaufuahnie durch die Blätter wird indessen durch Kossowitsch (Durch welche Organe nehmen die Leguminosen den freien Stick- stoff aufV Botan. Zeitung 1892) bestritten. Seine sorg- fältig angestellten Versuche machen es wahrscheinlich, dass der Stickstoff nur durcii die Wurzeln aufgenommen wird. Kossowitsch ninnnt an, dass derselbe auch in den Wurzeln gebunden wird. An Stelle der verarbeiteten Kohlensäure sehen wir Kohlehydrate auftreten, zumal Stärke. Schon Bayer war der Ansicht, dass eine S])altung der Kohlen- säure stattfinde: CO3II0 = CH.,0 -f- O., [CO., = CO + 0; CO + H^O = CH..0 + 0], wobei das dem' Volumen der verbrauchten Kohlensäure gleiche Volumen Sauerstott", das durch die Erfahrung gefordert wird, auftritt. Konnten wir an der Thatsächlichkeit dieses Vorgangs kaum noch zweifeln, nachdem E. Fischer (Synthesen in der Zucker- gruppe. Ber.d. deutsch, ehem. Ges. Bd. XXIII; siehe darüber „Naturw. VVochenseh." Bd. V, S. 423) Zucker aus Formal- dehyd gewonnen hatte, so hat neuerdings Bokorny (Ueber Stärkcbildung aus Fornialdehyd. Ber. d. deutsch, ehem. Ges. Bd. XI, 181)1) den experimentellen Beweis erbracht, dass bei Ernährung mit oxyniethylsulfonsaurem Natron als alleiniger Kohlenstoffquelle, welches, wie oben bemerkt, leicht Foi-maldehyd alispaltet, in Spirogyren reichliehe Stärkemengen erzeugt werden. Seine Versuche gestatten ferner den Sehluss, dass das Licht nicht nur zur Ei-zeugung des Forniahlchydes aus Kohlensäure noth- wcndig ist, sondern auch zur Condensation desselben zu Kohlehydrat. Welche Kräfte, abgesehen von der Licht- wirkung, bei der Bildung des Formaldehyds aus Kohlen- säure wirksam sind, wissen wir nicht; nach Bokorny (1. c.) ist Kalium imlirect bctheiligt. Die Stärke hat an und für sich nichts mit der FA- weissbildung zu thun. Jedenfalls tritt Fornialdehyd oder daraus gebildete Glykosc mit den Eeductionsproducten der Salpetersäure in direetc Wechselwirkung und nur, im Falle eine Ueberjiroduction von Formaldehyd oder Gly- kosc eintritt, wird der Ueberschuss zeitweise in Stärke verwandelt. Die Verwendung der Assimilationsproducte ist nach Loew eine doppelte. Einmal wirkt, wie oben erwähnt, Glykose bei der Reduction der Salpetersäure mit, und zweitens tritt Formaldehyd in Wechselwirkung mit dem gebildeten Ammoniak, wobei zunächst Asparaginsäure- aldchyd entsteht, aus dem durch einen Condensationsvor- gang Eiweiss sich bildet. Loew veranschaulicht diese Vorgänge durch die Gleichungen: 1) 4CHoO -4- NH, == CJI,NOo -+- 2H.,(> Aldehyd der Asparagiiisiiurc 2) 3C,H,N0, = C.oIli.NaOi + 2H.,0 3) ßCaH.-NaO, -+- GIL + ILS = C,oHn.,Ni8S033 + 2IL0 Einfach.ster Ausdruck für Kiweiss. Nach dieser Auffassung ist also die Erzeugung asparaginartiger Körper das Resultat bereits vollzogener Wechselwirkung der Reductionsproducte der Salpetersäure mit Assinulati(»nsproducten. Andere Forscher, so vor .\llem Oscar Müller, nelniien an, dass zuerst die Uebcrl'idnning der Salpetersaure in Asparagin erfolge, welches dann erst mit 7\ssiiiiilationsprodncten zusannnen die Eiweisskör))er bihU'. Fehlen nun letztere, so muss nach dieser Annahme eine Anhäufung von Asparagin eintreten, und in der That findet eine solche bei Pflanzen, die dunkel gehalten werden, statt. Ferner sprechen für die Annahme die Untersuchungen von Serno (1. e.) welcher an Stelle der verschwundenen Sal])ctersä.ure Asparagin fand. Dem- gegenüber haben I'feffer und Borodin die Auffassung, dass Asparagin mit der Synthese der Eiweisskörper gar nichts zu thun habe, dass es vielmehr beim Zerfall der- selben auftrete und aus Mangel an Kohlehydraten nicht wieder regenei'irt werden könne, sich also anhäufen müsse. Versuche, welche Monte verde (Ueber den Einfluss der Kohlehydrate auf die Anhäufung des Asparagins in den Pfiauzen. (Arb. d. St. Petcrsb. Naturf. Ver. Abth. f. Bot. Bd. XX.) anstellte, sollten zwischen beiden Theorien entscheiden. Er bot einem Tlieile im Dunkeln gehaltener Pflanzen den Kohlenstofl' in Form v(ui Traubenzucker, Rohrzucker und Mannit; diese Pflanzen zeigten keine Asparaginbiidung, während die Pflanzen, denen die Kiddehydrate nicht zur Verfüguug standen, reichlich Asparagin gebildet hatten. In dem Verhalten der ersteren erblickt er einen Gegen- beweis .gegen Müller, da derselbe angenommen habe, dass beim Fehlen von Assimilationsproducten eine Aspara- ginanhäufung eintreten müsse. Assimilationsproducte sind nun allerdings nicht vorhanden; aber es sind doch Kohle- hydrate auf dem Umwege durch die Wurzel in die Blätter gelangt, und gerade der Umstand, dass in diesem Falle kein Asparagin auftritt, spricht doch unseres Eraehtens für die Müller 'sehe Theorie der Eiweissbildung. Dennoch möchten wir uns auch Müller nicht anschliesscn, sondern sind vielmehr nicht abgeneigt, den von O. Loew an- gedeuteten Verlauf der Eiweissbildung für richtig zu halten, da auch nach E. Fischer (1. c.j die Annnoniakderivate der Zucker für wichtige Zwischenglieder bei der Eiweiss- synthese zu halten sind. Wo die Aufnahme des Kohlenstoffs in organischen V e ]• b i n d u n g e n erfolgt, wird der Verlauf der Ei weiss- bildung wohl zum Tlieil ein anderer sein. Zumal werden Kör])er wie Asparagin und \'erwaudte, welche als Kohlen- und Stickstoffquelle zugleich dienen, eine direete Verar- beitung erfahren, während bei Ernährung mit Kohle- hydraten der Verlauf obigen Gleichungen ents])rechen wird. Die Entstehung des Schwefelwasserstoffs, der in der letzten derselben gefordert wird, aus .Sulfaten hai)en wir uns ebenso zu denken, wie die des Ammoniaks aus Nitraten. Es wäre noch der Herkunft der Säuren, vor allem der Oxalsäui'c zu gedenken, durch welche die aufge- nonunenen Mineralsäuren in Freiheit gesetzt werden. Es entstehen, wie oben erwähnt, einmal Säuren bei der Re- duction der Salpetersäure, indem die K(ddehydrate für den abgegebenen Wasserstoff' Sauerstoff eintauschen; ferner aber unterliegen jedenfalls die stickstoff'freien Spaltungs- producte der Eiweisskörper einem Oxydationsi)rocess durch den elementaren aus der Luft aufgenommenen Sauerstoff, wie es auch in einigen Fällen wahrscheinlich ist, dass schon bei der Spaltung direct Säuren entstehen. Die Fortsehritte, welche die Frage nach der Bildung der Eiweissstolfe in der Pffanze in letzter Zeit gemacht hat, lassen uns hoffen, dass wir uns auf dem richtigen Wege zu deren Lösung befinden und somit auch zur Er- kenntniss der Constitution des Eiweissmoleküls. 472 Naturwisseusehaftlicbe Wochenschrift. Nr. 43. In der Erforschiiui^ des eigentlichen Cliolei-afj^iftes, also der Sul)stanz oder der Substanzen, welche, von den Koniniabacillen producirt, die Symptome der Cholera- erkrankuni,' hervorrufen, hat Prof Eluunericli in München kürzlich einen Fortschritt gemacht, dessen Tragweite sich zwar heute noch nicht übersehen lässt, der aber jedenfalls als sehr bemerkenswerth zu bezeichnen ist. Der genannte Forscher macht auf die Bedeutung der von den Chnlcrabactcrien rcichlicii erzeugten salpeterigen Säure oder ihrer Salze aufiiierksani. Schon gegen ge- ringe Mengen von Nitriten sind Thiere und gerade in besonders hohem Maassc der Mensch sein- eniptind- lich. Die Symi)tonie der Vergiftung gleichen in ihrem Gesammtbilde einer Erkrankung an Cholera auffallend, und E. ist denn auch der Ansicht, dass die Nitrite die wesentlichste Ursache der Choleraerkrankung und des tödtlichen Ausganges bilden, wobei er sich unter anderem auf Versuche stützt, welche beweisen, dass Choleraculturen, die mehr Nitrite liefern als andere, auch entsprechend giftiger wirken. — Demnach hätte eine zweckmässig geleitete Propliylaxe der Cholera auch die möglichste Vermeidung nitrathaltiger Nahrungsmittel anzustreben, damit die im Darm vorhandenen Konniui- baeillen keine (iclegenheit linden, Nitrite aus den einge- führten Nitraten zu bilden, und so die Cholera eben eme unschuldigere Cholerine bleibt. Im Gegensatz zur Pflanzenkost ist das Fleisch so gut wie niti-atfrci, falls es nicht etwa in Form einer mit Sal- peter zubereiteten Conscrve genossen wird. Es eni])tiehlt sieh also, in Epidciniczciten nK'igiichst wenig Vegetabilien zu geniessen, und die innner wiederholte Warnung vor dem Essen von Salat und Gemüse wird theoretisch verständ- licher. Auch manclie sonst keimfreie Leitungs- und Brunnenwässer wirken durch ihren Nitratgehalt schädlich. Daher können chennsche Untersuchungen des Trinkwassers beim Herannahen der Cholera nicht dringend genug em- pfohlen werden. Seh. Elektri.sclie KnltHrversuche theilt Prof. Wollny (München) in den „IVirschungen auf dem (iebiete der Agrikulturpliysik'- iKi. Bd., Heft 3/4) mit. Die sichtbaren Acusserungen der atmosphärischen Elektrieität legten die Vermuthung nahe, dass dieselbe auch einen merklichen Einfluss auf das Pflanzenwachsthum ausüben müsse. Die im Boden eingewurzelte Land]»flanze bietet mit iin'cn Zweigen der Luft eine grosse ( )bcrtläche dar, noch inniger stehen die Wurzeln mit dem feuchten Erdreich in Berüh- rung und ein grosser Theil des Prtanzenköri)ers besteht aus stellenweise sehr wasserreichem Gewebe, welches einen geeigneten I^lektricitätsleiter bildet. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass ein Ausgleich der beständig- wechselnden elektrischen Spannungsditferenzen zwischen Atmosiihäre und Erdboden durch den Pflauzeukörper hin- durch stattfindet. Die ersten elektrischen Kulturversuche reichen bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück. Der Gedanke, die atmosphärische Elektrieität i)raktisch auszunützen, hat sogar den Abbe Bertholon (1783) zur Construction eines „Elektro-Vegetometers" veranlasst, welches dazu dienen sollte, dieselbe den Pflanzen zugänglich zu machen. Die zahlreichen, späteren Arbeiten, welche den Einfluss der Elektrieität auf das Wachsthum und dieProductionsfähigkeit zum Gegenstand hatten, führten zu vielfachen und unlös- baren Widersprüchen, deren Ursachen zum grossen Theil in der meist fehlerhaften Versuchsanordnuug zu suchen sind. Abgesehen davon, dass wahrscheinlich in vielen dieser Versuche gewisse wirksame Nebenumstände (nament- lich Licht und Wärme) nicht genügend berücksichtigt wurden, besitzen fast alle Untersuchungen dieser Art den Fehler, dass die Zahl der Pflanzen eine zu geringe und deshalb dem Zufall der weiteste S])ielraum gewährt war. Prof. Wollny hat nun in den Jahren 1888, 1889 und 1891 Versuche in grösserem Maassstabe mit folgenden Pflanzen angestellt: Kartott'cl, Sommerroggen, Erbse, Ackerb(dnie, Sonnnerraps, Leindotter, Lein und Runkel- rübe. Er gelangte daliei zu dem Schluss, dass die atmo- sphärisclu' Elekti'icität sieh ohne Wirkung auf das Wachs- tlium und Pniductionsvermiigen der Pflanze erweist. Wenn auch die Versuche, die Elektrieität als Reiz- mittel auf bewegliche Blätter und Blüthcntheile etc. an- zuwenden (vgl. .,Natur\v. Wochenschr." Bd. VII, S. 313) einige beachtcnswerthe Ergebnisse geliefert haben, so sind doch die l)ctrcft'endcn Forschungen noch unzureichend, um ein klares Bild des wahren Verlaufes dieser Vegeta- tionserscheinungen unter dem Einfluss der Elektrieität zu liefern. R. M. Interessante biolosisclieMittheiliuiffen übereinige Or- tJiopteren ansOraii nuicht J.Vosselcr (Jahresh.Ver. vaterl. Naturk. Wurttcndtcrg. 49. J. Stuttgart 1893. S.LXXXVIl). — Er sannneite im Juni und J>di 1892 im westlichen Dran und erbeutete etwa 60 Arten Geradflügler, von denen 9 Formen neu waren. Ohrwürmer und Schaben waren selten, häutig Gottesanbeterinnen. Auch Grillen waren nicht liäuflg, dagegen überaus gemein die Laub- und Feld- heusehrecken. Einzelne Formen sind auf eng begrenzte Gebiete beschränkt. Im allgemeinen ist die Fauna die der Steppe; mit der westlichen Lage steht im Zusammen- hang, dass wenig oder ungeflügelte Arten vorherrschen. Einige Formen sind der Wüstenfarbe ausgezeichnet an- gepasst, einige sind ausgesprochen Bergformen, wieder andere leben stets in der Nähe des Wassers. Meist leben die Heuschrecken auf dem Boden oder dürrem Grase. Eine Locustide konnnt nur auf Disteln vor. Von den vier Wanderheuschrecken des Mittelmeergebietcs kommt Pachy- tylus migratorius L. mehr im Osten, Calo}denus Italiens L. in Süd-Europa, Schistoeerca peregrina (Miv. und Stauro- notus maroecanus Thunb. in Algier und südlich vor. Die letzten beiden, namentlich Schistoeerca, sind Oran gefährlich. Diese niisst erwachsen 6,ö cm und ist roscn- roth oder gelb, mit Braun und Schwarz gemischt. Die Eier werden von den Weibchen, die dabei eine sonder- bare Stellung einnehmen, in Höhlungen des Bodens ein- gekittet. Die jungen Larven kriechen im März oder April blass aus der Erde und werden in wenigen Stunden schwarz. Mit jeder Häutung ändert sich die Farbe. Zu- erst treten weisse Flecken auf; nach der dritten Häutung überwiegt rosenrotli, nach der vierten citronengelb. Mit der sechsten und letzten kommt wieder das Rosenroth zur Gel- tung, jedoch werden die erwachsenen Thiere nach etwa 14 Tagen gelb. Etwa nach der vierten Häutung schaaren sich die bisher einzeln lebenden Thiere zusannncn. Vosseier betheiligte sich an der Vernichtung der ungeheuren ge- frässigen Schwärme. In Weingärten richten sie nament- lich dadurch Schaden an, dass sie die Stiele der un- reifen Trauben abbcissen, ohne diese zu fressen. Die Thiere werden in Gruben getrieben und verbrannt oder gegen ein aufgespanntes Tuch und an diesem entlaug in ein Fass mit Erdöl gejagt. Auch triel) man sie auf Stoppelfelder und zündete diese an. Die Eierhäufchen werden von Kindern eingesammelt. Dass die Heuschrecken- plage trotzdem nicht abninunt, konnnt daher, dass im Süden, auf dem Hochplateau der Steppen und am Nordrande der Wüste immer neue Schaaren unbehelligt vom Menschen heranwachsen. Der natürlichen Feinde sind wenige. Larven von Schmarotzerinsecten fand Verf. nicht. Lerchen und Nr. 4:i Naturwissensiliaftlifhe Woehensclirif't. 473 Ilüliiu'v tVcsson die HcuscIiroL'kcn y-cni. Die Infectioii mit dem Pilz Lacliiiidinm acridiorum Giard sclieint wenig Er- folg- gehabt zu haben. Die flugfertigen Tliiere warten, bis alle Altersgenossen voll entwiekelt sind. Doeli lagern aueli dann mtrli die Sehwärme oi't, (dnie zu wandern, im sogenannten ilalfameer fuhr der Zug stundenlang dureh solche Seinvarme, die die Luft vom l'oden bis zu 10 und 15 m H(ihe erfüllten. Der Flug der Thicre ist gut, ähn- lich dem der Wasserjungfern. Nur in den Hügelketten an der marokkanischen Grenze und im Gebiete des grossen Atlas lebt die grillen- iihnliche Eugaster Guyoni Gero. Sie Hüchtet vor den Sonnenstrahlen in Felsspalten. Die Weibchen sind tlügel- los, die Männchen zirpen mit ihnen, wobei der Hinterrand der Mittelbrust als Schalldeekel wirkt. Werden die Thiere angegritfen , so spritzen sie dem Feinde bis auf ^j., Meter Entfernung kräftige Strahlen einer gelb- licligrünen Flüssigkeit entgegen, die ätzt und namentlich Schleimhäuten unangenehm wird. Sie konunt aus Poren, die sich zwischen Hüfte und Scheukelring der zwei ersten Beinpaare befinden. Mit grosser Sicherheit treffen die Insekten genau die sich nahende Hand, indem sie, j'e nach der Grösse des greifenden Köi'pers, die vier Strahlen con- oder divergiren lassen. Es ergab sieh, dass es das Plut ist, welches das Thier ausspritzt. Es liegt hier also der- selbe Fall wie beim Oelkäfer vor. C. M. Krenzuiigcii von wilden und /ahmen Meei*- (scliweinchen. — Seit dem Erscheinen von Kengger's Naturgeschichte der Säugethiere von Paraguay, Basel 1830, sind die von diesem Autor S. 277 angeführten Beobachtungen über das Verhältniss von Cavia aperea und Cavia cobaya oft citirt und als allgemein gültig hingestellt worden. Dem gegenüber habe ich bereits 1891 in meiner Ab- handlung „über die Fortpflanzung und Abstannnung des Meerschweinchens", welche im „Zo(dogischen Garten", 1891, Heft 3, erschienen ist, nachgewiesen, dass die meisten Angaben Rengger's entweder geradezu unrichtig, oder nicht allgemein gültig sind. Inzwischen ist es mir durch die Güte des Herrn Dr. Heck, Direetors des hiesigen Zoologischen Gartens, möglich gewesen, die Frage, ob sich diejenige wilde Meerschweinchen-Art, welche als Cavia ajjcrea bezeichnet wird, mit dem Hausmeerschweinchen fruchtl)ar kreuzen lässt, genauer zu verfolgen und zu prüfen. Hierbei hat sich herausgestellt, dass die ßengger'schen Beobachtungen, sofein sie als allgemein gültig hingestellt werden, völlig- unzutreffend sind.*) Indem ich mir vorbehalte, über die betreffenden Zuehtversuche im „Zoologischen Garten" aus- führlich zu berichten, theile ich hier kurz die Haupt- resultate mit: 1. Im Widerspruch mit den Angaben Rengger's lässt sich die wilde Ca\ia aperea mit Cavia cobaya (dem Ilaus- meerschweinchen) ohne alle Schwierigkeiten kreuzen, so- wohl wenn man ein Männchen der wilden Art mit einem Weibehen der zahmen Art zusammenbringt, als auch wenn man umgekehrt verfährt. 2. Die erzielten Bastarde zeigen eine unbedingte Fruchtbarkeit bei Anpaarung, d. h. bei der Paarung mit einer der Stannn-Arten. Bei Paarung unter einander scheinen die Bastarde, soweit die bisherigen Versuche reichen, nur eine geringe Fruchtbarkeit zu entwickeln. *) Renfjger giebt an, dass es ihm trotz mehrfacher Versuche niemals gelungen sei, Hausmeerschweinchen mit Apereas zu paaren. Auf Oruml dieser Angabe wird oft behauptet, dass eine solche Paarung überhaupt nicht angiingig sei. Vergl. z. B. Blasius, Säugethiere Deutschlands, S. 430. 3. I5ci allen den erzielten zahlreichen Bastarden hat sich der bemcrkenswerthe Umstand gezeigt, dass die gleichmässigc, feinnielirte Färbung des Haarkleides, welche wir bei den wilden Cavien üiierhaupt und insbesondere auch bei C. aperea sehen, mit grosser Zähigkeit festgehalten wird. Fleckenbiblung in der Färbung des Haarkleides, wie sie bei C. cobaya übli(di und speeiell auch bei den zu vorliegenden Züchtungen verwendeten Exemplaren vorhanden ist, hat sich bisher nur bei einem Bastard und auch hier nur in sehr unbedeutendem Maasse gezeigt; alle anderen sind gleichmässig gefärbt, ohne Flecken- bildung. Die Haarfarbe der wilden Art wird also bei der Vererbung sehr bevorzugt. Einige Exemplare zeigen Melanismus; sie sind glänzend schwarz gefärbt. 4. Obige Versuche könnten zu Gunsten derjenigen Ansicht gedeutet werden, dass Cavia aperea die wilde Stammart des Hansmcerscdiweinehens sei. Dieser Ansieht stehen aber wichtige historische Gründe entgegen, wie ich in dem oben citirten Aufsatze nachgewiesen habe. Als wirkliehe Stannnart des Hausmeerschweinchens hat man die in Peru verbreitete Cavia Cutlcri anzusehen, welche von den alten Peruanern domesficirt worden ist. C. Cutlcri und C. aperea sind aber mit einander nahe verwandt. Prof. Dr. A. Nehring. Xantlialin, ein neues Alkaloid des Opiums, von T. und A. Snuth ^^ Co. (Pharm. .Journ. and Trans. 52, 793/94). Das neue Alkaloid wurde in den von der Krystallisation der rohen Chlorhydrate von jMorphin und Codein hiiiter- bleibenden Mutterlaugen aufgefunden. Aus diesen wird es gemeinsam mit Narcotin und Paiiaveriu durch Ver- dünnung und sorgfältige Neutralisation gefällt. Von beiden letzteren Alkaloiden wird es auf Grund seiner geringen Affinität zu Säuren getrennt, indem der gereinigte Nieder- schlag mit einer zur völligen Lösung ungenügenden Menge Salzsäure behandelt, der verbleibende Rückstand nach sorgfältigem Auswaschen in verdünnter heisser Salzsäure gelöst wird. Bei genügender Koncentration dieser Lösung erstarrt dieselbe beim Erkalten als schwammige Masse, nach Entfernung der dunklen Mutterlauge dem Narcein gleichend, aber durch seine leuchtende gelbe Farbe von ihm unterschieden. Das so erhaltene, aus verdünnter Salzsäure uinzukrystallisirende Chlorhydrat scheidet schon beim Kochen mit Wasser oder beim Erhitzen auf 150° während einiger Stunden die freie Base als weisses Pulver ab, das den Namen Xantlialin wegen der gelben Farbe seiner Salze erhalten hat Dasselbe schmilzt bei 206° und erhielt auf Grund der Analysen die Formel C.j7H.j(;N.0;i. In Wasser und Alkalien ist das Alkaloid unlöslich, in kochendem Weingeist schwer, in Benzol reichlicher, in Chloroform sehr reichlich löslich. Das Chlorhydrat bildet gelbe voluminöse Nadeln von der Zusammensetzung C.j;H3öN.,09 • 2HC1 + 4H.(). — In concentrirter Schwefel- säure löst sich Xanthnliii mit tief orangerother Farbe, wird aber ohne Erhitzung nicht zersetzt; beim Stehen, rascher nach Zusatz von Wasser, geht das dunkle Orange in Blassgelb über, und es krystallisirt das Sulfat in gelben Nadeln heraus. — Auch Saliietersäure löst das Xantlialin in der Kälte ohne Zersetzung, bei grossem Ueberschuss von verdünnter Salpetersäure kann die Lösung sogar bis zum Sieden erhitzt werden. Das Nitrat bildet glänzende, orangegelbe Nadeln. Das Xanthaliu wird in schwefel- saurer Lösung durch Zinkgranalien leicht reducirt, wobei die gelbe Farbe versehwindet und, nach dem Erkalten, das Sulfat einer neuen Base, des Hydroxanthalius, (in Ver- bindung mit Zink) auskiystallisirt. Diese Base wird aus der wässerigen Lösung des Sulfats als harzartiger Körper gefällt und dureh Umkrystallisiren aus Alkohol in Form 474 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 43. weisser, harter Krystailc gewonnen. Dieselben schmelzen bei 137°, sind wasserfrei und besitzen die Formel CstHtoNoO,,. Die Salze sind farblos, leicht löslich und krystallisiren gut. Mit concentrirter Schwefelsäure geben die geringsten Spuren des Alkaloi'ds eine tiefviolette Lösung, welche auf Zusatz von Wasser verschwindet, durch Zufügung von mehr Vitriolöl aber wieder hervor- gerufen wird. Sp- Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Professor Dr. Mo eli, DirHctor der städti- schen Irrenanstalt in Horzberge bei Berlin, zum Hilfsarbeiter im Cultusmiuisterium. — Mr. Leonard ,J. Spencer vom Sidney Susse.x College in Cambridge zum Nachfolger des verstorbenen Petrographen Thomas Davies an der mineralogischen Abtheilung des British Museum in London. — Der Lehrer der Zoologie an der Universität des Staates Michigan Dr. Henry B. Ward zum Professor an der Universität Lincoln in Nebraska. — Prof. hon. Dr. F. Treadwell zum Ordinarius für analytische Chemie am eidgenössischen Polytechnicum in Zürich. — Der Mitarbeiter am geographischen Institut in Weimar Dr. Kettler zum Professor. — Professor Dr. Behrend Pick in Zürich zum Bibliothekar an der herzoglichen Bibliothek in Gotha. Prof. Dr. Paul Sorauer tritt von seiner Stellung als Leiter der ptIanzeuphysiologi,schen Versuchsstation in Proskau zurück. Es haben sich habilitirt: Dr. M. von Lenhossek, Prosector an der anatomischen Anstalt der llniversität Würzburg, in der medicinischen Facultät. — An der Universität Wien Dr. Meyer- hofer für Chemie und — Dr. Hammerschlag für innere Medicin. Es sind gestorben: William Ruxton Davison, Curator des Raffles-Museums, in Singapore. — Der Ornithologe Wilhelm Theo bald, Prediger der evangelisch - reforniirten Gemeinde in Kopenhagen. — Professor Dr. Karl Jenny, früher Lehrer an der Technischen Hochschule in Wien, daselbst. — Dr. Etienne Michel van Kempen, Professor der Anatomie an der Univer- sität Loewen, daselbst. — Der Geologe und langjährige Director der k. k. geologischen Reichsanstalt Hofrath Dionys Stur in ■\yien. — Dr. Friedrich Gustav Narr, ausserordentlicher Pro- fessor der Physik an der Universität München, daselbst. Ein subtropisches botanisches Laboratorium ist in Eutis im Staate Florida errichtet worden und steht unter der Leitung von Professor Swiuglo. L i 1 1 e r a t u r. Robert Mayer, Kleinere Schriften und Briefe. Nebst Mit- theilungen aus seinem Leben. Herau.sg. von Prof. Jacob J. Weyrauch. Mit zwei Tafeln. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Nachfolger. Stuttgart 1893. — Preis 10 Mk. In No. 27, S. 278 konnten wir die durch Prof. Weyrauch er- folgte Herausgabo der dritten Auflage von Mayer's Sannnelwerk „Die Mechanik der Wärme" anzeigen ; das vorliegende Buch bildet eine vorzügliche Ergänzug zu diesem Werk. Mit derselben Liebe und demselben Fleiss wie die erste hat der Herausgeber die vor- liegende neue Veröffentlichung behandelt, für die ihm, abgesehen von Anregungen, die durch dieselben die Wissenschaft selbst er- halten wird, die Geschichte der Naturwissenschaften besonderen Dank schuldet. Das Buch ist in 2G Abschnitte gegliedert: 1. Jugendbriefe an Laug, 18o2 — 1844; 2. Das Santonin, Inaugural- Dissertation, 1838; 3. Tagebuch der Reise nach Ostindien 1840; 4. Familienbriefe von 1839 und 1840; 5. Erste Fassung des ersten Aufsatzes, 1841; 6. Briefwechsel mit Carl Baur, 1841 — 1844; 7. Brief- wechsel mit Wilhelm Griesinger, 1842—1845; 8. Erste Beurthei- lungen über Mayer's ersten Aufsatz und über den Aufsatz „Die organische Bewegung"; 9. Kleine Aufsätze, 184.5— 1866; 10. Mit- theilungen an die Pariser Akademie, Prioritätsstreit mit Joule, 1846—1851; 11. Briefwechsel mit Gustav Reuschle, 1848 — 1871; 12. Zwischenfall mit Seyft'cr, 1849—18.50; 13. Mayer und die Fort- schritte der Physik, 1850—1881; 14. Mittheilungen an die Akadenue in München, Wien, Turin, 1851, 1869; 15. Göppingen, Winnenthal, 1851—1892; 16. Falsche Todesnachricht, 1854-1873; 17. Au.szeich- nungen Mayer's, 1858—1875; 18. Tyndall, Clausius, Reusch, 1862 bis 1866; 19. Autobiographisches, 1863—1877; 20. Kennenburg, 1865-1871; 21. Mohr, Liebig, Schaft'hausen, 1867— 1869; 22. Mayer als Rezensent; 28. Naturforscherversammlung zu Innsbruck, 1869 bis 1892; 24. Verschiedenes 1866-1877; 25. Familienbriefe, 1845 bis 1874; 26. Grabreden, 1878. Auf der einen Tafel ist Mayer im Jahre 1868, auf der anderen sein Wohn- und Sterbehaus in Hoil- bronn zur Darstellung gebracht worden. Karl Neumann. Aus Liebe, Ehe und Eheleben der 'Vogelwelt (Heft 169 der neuen Folge, 8. Serie von Virchow-Wattenbach's Samndung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge). Verlagsanstalt A. G. (vormals J. F. Richter) Hamburg 1893. — Preis 0,60 Mk. Das Heftchen stellt kurz das Bemerkenswertheste über das geschlechtliche Loben der Vögel zusammen. H. J. Kolbe, Einführung in die Kenntniss der Insecten. Mit 324 Abbildungen, 709 Seiten. Ferd. Dümmler's Verlagsbuch- handlung. Berlin 1893. — Preis 14 Mk. Das Erscheinen des Buches ( 14 Lieferungen ä 1 Mk.) hat lange gedauert (von 1889 bis jetzt), aber in diesem Falle bewährt sich das Sprüchwort: „Was lange währt, wird gut." Man kann dem- jenigen, der nicht nur spielerig sammelnd, sondern mit dem Wunsch, den Gegenstand wissenschaftlich zu erfassen, sich mit Insecten- kunde beschäftigt, kein besseres Buch empfehlen als das von Kolbe. Dabei ist aber wohl zu beachten, dass es durchaus auch dem Verständnisa derjenigen angepasst ist, denen zoologische Vorkenntnisse fohlen. Es befähigt den angehenden Entomologen, sich allmählich fachmännisch in das von dem Autor (Custos an iler zoologischen Sammlung des Königl. Museums für Naturkunde zu Berlin) so durchdringend beherrschte Gebiet einzuarbeiten und weist ihm durch die zahlreichen Litteraturangabon auch den Weg zur Weiterforschung. In einer Schulbibliothek sollte es nirgends fehlen. Die Litteratnrlisten und die geschickte Zusammenstellung unserer Kenntnisse aus der allgemeinen Insectenkunde und das vorzügliche und umfangreiche Register machen das Work auch zu einem trefl'lichen Handbuch für den Fachmann, der es oft mit Nutzen zu Rathe ziehen wird. Wir hoffen bald aus den allgemeiner interessanten Abschnitten dos trefflichen Werkes Probon ebenso wie von denjenigen Abbildungen bringen zu können, die dem Buche einen besonderen Werth verleihen. Fritz Bühl, Die palaearktischen Orossschmetterlinge und ihre Naturgeschichte. 1. und 2. Doppel-Lieferung. Ernst Heyne. Leipzig 1892. — Preis k 1,20 Mk. Es kam dem Verfasser darauf an, die zahlreichen Species und Varietäten der paläarktischen Grossschmetterlinge dem sich dafür interessironden Publicum in einem Sammelwerke in Beschreibungen zur Anschauung zu bringen. Die zahlreichen entomologischen Zeitschriften haben bekanntlich eine grosse Zersplitterung des littorarischen Materials im Gefolge, so dass es den meisten Schmettei-lingsfreunden fast nicht möglich ist, sich die Beschrei- bungen aller Arten zu verschaffen; jedenfalls ist dies sehr be- schwerlich und umständlich. Die europäisch en Grossschmetter- linge sind ja meist in selbstständigen Werken behandelt; aber es finden sich in ihnen nicht alle Varietäten, welche namentlich in den letzten Jahrzehnten bekannt geworden sind. Das Werk soll alle Grossschmetterlinge Europas, Nordafrikas, West-, Nord-, Central- und Ostasiens umfassen. Der Verfasser hat die Boschrei- bungen theils selbst gemacht, theils aus der Litteratur entnommen. Uebersichtstabellen der Arten und Varietäten enthält die erste Lieferung nicht, obgleich solche bei grossen Gattungen, wie Par- nassius, wohl angebracht wären. Das Buch ist daher mehr als ein Sammelwerk der bekannten Arten und Varietäten der paläark- tischen Grossschmetterlinge zu bezeichnen und hat als solches praktischen Werth, namentlich wegen der zum Thoil recht aus- führlichen Beschreibungen und der genauen Angabe des Vater landes, der Oertlichkeit und der Flugzeit. Die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben entzieht sich natürlich der augen- blicklichen Controlle. Eine Einleitung zu dem Werke bilden Kapitel über „die muthmaassliche Ableitung der Schmetterlinge und ihr erstes Auf- treten", „Einwanderung und Verbreitung", „die geographische Umgrenzung," ferner Kapitel über die Verwandlungsstadien und Anleitungen zum Sammeln, Präpariren u. s. w. Bei der Durchführung der ersteren Kapitel der Einleitung, deren Inhalt sehr wenig befriedigt, sind mir mehrere bedenkliche Unrichtigkeiten aufgestossen. So z. B. scheint es dem Verfasser unbekannt zu sein, dass es in Deutschland Lepidoptoron giebt, deren Raupen im Wasser loben, nämlich Paraponyx stratio- tata und Acentropus niveus*). Bei Besprechung der etwaigen Stammverwandtschaft der Lepidopteren und Neuropteren, speciell Trichoptoren, deren Larven im Wasser leben, verweist (ilblchcrbiiiibe3U je 15 ?j;t. (9S1.1. SPoIIftäubig lic()cn tion bcr „^(lUicmriiicii Scatuvfuube" bov: SBrcl)m, licrlcbcii, 10 .■CniHilobcrbänbc ä» if 1» Sei. — Jlntjcl, liöifcrfuitbe, 3 .'palbk'bcvUtiniio ju io 10 Wt. — Äcriter, »pjlanirnltbcit, 2 4inlblcbcvbftnbc äu je 10 9Jif. — "Jitumal)r, (frbgcjifiiifite, 2 .fmlblcbcibäiibe 311 ic 16 3)it. (Sijte Stcferungcn burd) jebe SBudjtjnublung juv '»Jlnfid)!. — '!|.ävo[peEte Joftenf tci. Verlag its <6tblio(!rnpl)iftljni Sn(iituts in ffripng unb Wm\. \l Fremdländische Zierfische Macropodeu, Teiescop-Sclilelerschwaiiz-Goldfisohe und andere Arten, sowie Wasserpflanzen für Aquarien und Gartenbassins, (auch Einrichtung derselben) l>urchUiftungs-Apparate, Hülfsmittel, Fischfutter etc. em])fiehlt LiinUwitz a. d. ßcrl. Anh. Hahn. Paul Matte, (Von Berlin in 12 Min. zu erreichen.) Zücliterei fremdl. Ziorlischc. (Besichtigung Ist gestattet.) Verlag von Julius Springer in Berlin. Kill ganz neues Exeinplar dor „Flora Deutschlands*' von Sclileohtendal etc., neueste Aus- gabe, Ijrarb. V. Halliei-, inOriginal- biiiiden (30 Bde.) liillig zu verlvauf. Tadelloses, gänzlich uubenutztos Exemjjlar, zum Geschenk geignet. Näheres auf Anfragen sub. Chiffre Y 4262 7j an die Annoncen-Expe- dition Haasenstein & Vogler, Zürich. ^^ämmHithe photograph. Artikel fj 'pci-. II. Potouie. Zweite Ausgabe. 2112 Seiten mit 539 Textfigareu. Preis I». S,SO. Gebunden 31. .?,««. 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Von Prof. Dr. H. Schubert. VIII. Das Nonnenspiel. (Solitilrspiel.) Wer hat niebt in seiner Kiudbeit einmal das Gednld- spiel geschenkt bekommen, das in Nord -Deutschland Nonnenspiel und sonst meist Solitärspiel genannt wird? Es besteht aus einem Kästchen, in welchem sich 32 Holz- Pfl(ickchen befinden, und in dessen Deckel ;53 Löcher von der Grösse angebraelit sind, dass die Pflöckeben gerade hineingesteckt werden können, und dann aufrecht auf dem Deckel stehen. l>ei den in Deutschland ültlicben Nonnen- spielen bilden die 33 Löcher des Deckels die folgende Figur: Bei Anfang des Spiels werden die 32 Pflöekcben in die 32 Löcher gesteckt, welche um das Mittelloch, das frei bleibt, symmetrisch gnippirt sind. Die .Sj)ielregel be- steht darin, dass, wenn von drei horizontal oder vertical liegenden, aufeinanderfolgenden Löchern das eine äussere frei, das andere äussere aber und das mittlere Loch be- setzt sind, der in diesem andern äusseren Loch steckende Pflock herausgenommen und in das freie äussere Loch gesteckt werden darf, wobei aber dann nothwendiger Weise auch der mittlere Pflock entfernt werden nniss. Jede derartige Pflock- Veränderung soll ein „Zug" heissen. Es ist klar, dass durch jeden Zug ein Pflock vom Spiel- ))retf verschwindet. Gewöhnlich betrachtet man a,ls Ziel des Geduldspiels, die Züge so einzurichten, dass schliess- lich nur noch ein einziger Pflock übrig bleibt. Natürlich sind zur Erreichung dieses Zieles 31 Züge erforderlich. Dem Anfänger wird es aber gewöhnlich so ergehen, dass ihm schon nach wenigen Zügen mehrere Pflöcke stehen bleiben, die er durch die Zug -Regel nicht mehr entferuen kann. Man wird sich daher, bevor man grosse Uebung in dem Spiele erlangt hat, schon damit begnügen, wenn am Schluss nicht gar zu viel unentfernbare Pflöekcben stehen geblieben sind; und man wird das Nonnens])iel um so besser gespielt haben, je weniger solche Pflöckchen einem sehliesslicli übrig geblieben sind. Hat man aber ausreichend Geduld, so wird es einem endlich gelingen, alle Pflöckchen bis auf einen zu entfernen; ja, es lässt sich sogar erreichen, dass der übrig bleibende Pflock beim 31sten Zuge gerade auf das Mittelloch zu stehen kommt. Vielfach steckt man sich auch als Ziel bei dem Nonnen- spiel, es so einzurichten, dass auf ganz bestimmten vorher bezeichneten Löchern Pflöckchen stehen bleiben, so dass diese dann eine interessante Figur bilden. Andererseits sucht man auch Probleme zu lösen, welche davon aus- gehen, dass nicht alle Löcher des Spielbretts besetzt sind, sondern nur solche, deren Pflöckchen ein Kreuz, ein Qua- drat, ein Achteck oder sonst eine hübsche Figur bilden, und man betrachtet es dann gewöhnlich als das Ziel des Geduldspiels, diese Pflockchen sämintlich zu entfernen, bis auf ein einziges, das beim letzten Zuge gerade auf das Mittelloch gerathen soll. Diese letzteren Probleme sind, wenn sie überhaupt lösbar sind, leichter als das zuerst genannte, von 32 Pflöekcben ausgebende Problem. Um die verschiedenen Probleme stellen, kritisch be- handeln und lösen zu können, müssen wir eine Bezeich- nung der 33 Löcher einführen. Es ist dabei zweckmässig und übersichtlich, sich die Bezeichnung der Felder des Damenbrctts für Schacii-Aufgaben zum Muster zu nehmen und demgemäss die Verfical-Columnen von links nach rechts, der Reihe nach, durch die 7 Buchstaben von A bis G, 478 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 44 dag-egcn die horizontalen Reihen, von unten nach oben, der Reihe nach, durch die 7 Zahlen von 1 bis 7 7,u be- zeichnen. So wird dann jedes Loch durch die Verbindung einer Zahl mit einem Buchstaben unzweideutig- gekenn- zeichnet, nämlich so: C7 D7 K7 06 D6 E6 A5 B5 C5 D5 E5 FSjGö A4JB4 04 D4 E4 F4 G4 A3 B3 03 D3 E3 F3 G3 0 2 D2 E2 Ol Dl El Mit Hilfe dieser Bezeichnung kann man dann auch die Züge selbst symbolisch darstellen; und zwar empfiehlt es sich, einen Zug, welcher einen Pflock von einem Loch in «in anderes versetzt, wie einen Bruch zu bezeichnen, dessen Zähler und Nenner so heissen, wie das Anfaugs- E4 und das Schlussloch. So würde z. B. ^^^-r den Zug be- 0 4 deuten, bei welchem ein in E 4 steckender Pflock auf das unbesetzte Loch C 4 rückt, was nach der Spielregel nur gestattet ist, wenn das dazwischen liegende Loch 1) 4 besetzt war, und der in ü 4 steckende Pflock bei dem Zuge entfernt wird. Aus dieser Darstellungswcisc der Züge geht hcivor, dass bei jeder Zug- Bezeichnung die beiden oberhalb und unterhalb des Striches stehenden Zeichen entweder gleiche Zahlen oder gleiche Buchstaben haben. Im ersten Falle müssen die beiden Buchstaben solche sein, dass zwischen ihnen nur ein Buchstabe im Alphabet vorhanden ist, im zweiten Falle müssen die beiden Zahlen sich um 2 unterscheiden. Wir beginnen nun mit der inmier leicht auffindbaren Lösung einiger von den oben zuletzt erwähnten Problemen, bei welchen nur ein Theil der sämmtlichcn Löcher des Spielbretts besetzt ist und dann verlangt wird, dass schliess- licli nur ein Pflock im Mittelloeh stehen bleibt. In jedem der Probleme bezeichnen die schwarzen Felder die an- fänglich als besetzt betrachteten Löcher. Manche Probleme haben mehrere Lösungen, von denen jedoch nur eine hier mitgetheilt ist, und zwar mit Benutzung der oben einge- führten Bezeichnung der Züge. Die Züge sind natürlich in der aus der Nunierirung hervorgehenden Reihenfolge zu maciien. I. 9 Pflöcke, die ein Kreuz bilden: ^ Lösung: 1) 8) D3 Dl' DG Di 2) D5 D3' ... B4 "^D4' 4) D4 D2' 5) F4 D4' 6) Dl D3' 7) D3 D5' IT. 9 Pflöcke, die ein Dreieck bilden: T •• i^F.3 -. E5 ,,03 ,, F3 ., D4 „, 05 B3 Losung: 1) -, 2) ^, 3) j^, 4) ^^, o) ^,^, f.) ^3, 7) ^, 8) D2 D4' in. 24 Pflöcke, die ein schräg liegendes Quadrat bilden : E3 El E5 G! Lösung: l) ^^^ 2) g-J, 3)^, 4)^, 5) g|, 6)^, 7)^, DO 8) ^;, 9) -^ 10) ^^, 11) ^-. 12) ~, 13) ~, 14) ^, ir.) ^, Ifi) 07 E7' D4 B4'- E7 E5' E5 05' 04 06' E3 D6 B6' A4 04' B6 ß4' ,„, B5 ,_, 02 ,^,, E3 „,04 .,,,01 „„> B3 D2 ") B3' '^^ 04' 1^) 03' -°^ 02' ^') 03' ^^^ D3' ^"^^ D4- IV. 16 Pflöcke, die eine Doppeltreppe bilden. (Der übrig bleibende Pflock kommt auf I) 5 zu stehen.) w//////ymm\ v/zv/mw/m, \i'Jim Lösung: 1) E5 E3' 21^ «•§ 4) E5 8) 03 05' 9) 06 E6' 10) ^. 11) ^' D6' 0(5' 12) E7' B5 D5' 5) 13) E7 07' 07 05' G) 14) 05 03' 05 E5' 7) 15) A4 Ü4' F5 D.V Von Problemen, welche umgekehrt von dem besetzten Spielbrett ausgehen und dann verlangen, dass schliesslich eine vorgeschriebene Figur übrig bleibt, sei beispielsweise das folgende erwähnt. Die Löcher des Spielbretts sind mit Ausnahme des mittleren, D 4, sämmtlich besetzt. Dann soll so gezogen werden, dass schliesslich das Mittelloch Nr. U. Naturwisseuscliaf'tliclic WocliciiSL-liiirt. 47'J D 4, sowie die 12 Lfidier (k'S Uiiifani;s mit Ansiiahiiui der beiden Löciier A 4 und G 4 in der liorizontalcn Mittel- linie besetzt sind, so dass also am Selduss noch 1 1 Pflöcke vorhanden sind. Dieses Problem lässt sich dureii die tollende Zuy- Serie lösen: '' D4' C5 17) G3 E2 C2' CG E6' 0 5 4) C5 C3' ,- C2 ?6' 6) 12)^, ' E5 13) E5 E7' E5 C5' 14^^^ '^'C3' „.ET IM ^^ '^^A3' 8) F5 D5' E3 E5 A5' ■8) E3' '9) G3' 20) K5' -1' G5' Gewöhnlich sncid mau jeddch beim Nonncns])iel nicht die beiden soeben bcsiirochcnen Aut'!;-aben-Arten zu hiseu, sondern man betrachtet es als das Ziel des Spiels, so zu ziehen, dass alle Pflöcke, bis auf einen, entfernt, oder wie man nach Analoi;ie des Dame-Sjtiels sagt, „gesch!ag:eu" werden. Man kann sich diese Aufgabe dann noch da- durch erschweren, dass man es so cinzuricliten sucht, dass der allein übrig bleibende Pflock auf ein vorher be- stinuntes Loch zu stehen kommt, gerade so wie man auch als das anfänglich allein leere Loch statt des mittleren irgend ein anderes wälden kann. Das anfangs allein leere Loch soll im Folgenden immer Anfangsloeh, das am Schluss allein besetzte Loch Schluss-Loch der Zug-Serie heissen. Es ist bcvveislnxr, dass l)ei beliebig gewähltem Anfangs- loeh nicht jedes, sondern nur einige ganz bestimmte Löcher Selduss- Löcher werden können. Wenu man also zwei ganz beliebige Löcher als Anfangs- und als Sehluss-Loch auswählt, so kann es leicht vorkonniien, dass das Problem, alle Pflöcke bis auf den letzten zu entfernen, ganz un- lösbar ist. Wohl aber ist das Problem inniier lösbar, wemi mau nur das Anfangsloeh, nicht aber auch das Schlussloch von vornherein willkürlich Itcstimmt. Ins- besondere lässt sich auch beweisen, dass das Nonnenspiel immer gelingen kann, wenn man die Bestimmung trifft. dass ein beliebig gewähltes Loch Anfangs- und Schluss- Loch zugleich sein soll. Doch erfordert die Auffindung einer Lösung dieses Problems \\q\ Geduld und Ueber- legung. Als Beispiel für eine solche Lösung wählen wir die von Dr. Reiss in Frankfurt a. M. in Crelle's Journal ( Band 54) gelieferte Lösung der Aufgabe, von den 32 Pflöcken, welche die sämnitlichen Lficher des Nonnenspiels mit Aus- nahme des Mittelloehs besetzen, 31 Pflöcke nach der Spiel- regel zu entfernen und es dabei so einzurichten, dass der allein auf dem Brett bleibende 32ste Pflock gerade auf das Mittelloch zu stehen konnut. Diese Lösung lautet: <4 ^)iT ^'?1- ^)i' ^' E3' «)|^- „. D3 G3 ^^T3' ^^'e3 »I& ■»)!■ ">ii -)ij' 1S^°^ ^^^ B5' -)S' i^^E7 C4 15)^7' IG) CG "'S -)S ^ statt =r-r heissen-, iL t jii 4 11) E 7 bis E 1, in den ersten G Zügen wie 10), dann 24 Züge horizontal .symmetrisch zu dem 7tcu bis 30ten Zuge F ^ in G) und als 31ten Zug endlich :!^; P2) B 4 bis B 4 wird durch folgende Zug-Reihe gelöst: IM CG A5 C4 07 E7 EG D5 C7 B5 C2 A3 C4 BT C4' 05' CG' 05' 07' CG' ß5' 05' Dö' 04' 03' 02' Cl El E2D3C1B3E4G5G3D5G5E6F4 C3' Ol' 02' B3' 03' D3' E6' Ed G5' F5' E5' E4' D4' D4 F3 D2 A4 D4. IF2' D3' D4' 04' B4' 13) E f) bis E 5 wird durch folgende Zug-Reihe gelöst: E3 G3 G5 F5 E2 G3 E4 El Cj C2 D3 El F3 El' E3' G3' F3' E4' E3' E2' E3' El' E2' F3' E3' D3' D5 E7 F5 C5 D7 E5 B5 C7 D5 A5 A3 B3 04 F5' E5' D5' E5' D5' 05' D5' 05' B5' 05' A5' B5' CG' A_5 CG 03 04 E3. 05' 04' E3' E4' E5' 14) E 5 bis Vj 2, ebenso wie 13), nur der letzte Zug muss :R-7i statt ^ heissen; E 2 E 5 15) E2 bis E 2, ebenso wie 14), nur der erste Zug E4 , ,, E3 , . muss =rH statt ^^^ heissen; E 2 E5 IG) E2 bis B .0, die ersten 28 Züge so wie 15), dann D3 D4 B3 aber : Die eben hergestellten Lösungen der 16 Fundamental- probleme des Nonnenspiels beziehen sich nur auf ein Spielbrett ndt 33 Löchern von der oben geschilderten Form. In Frankreich sind jedoch Spielbretter mit 37 Löchern von folgender Gestalt üblich: 07 D 7 j E 7 B6 C6 DG E6 FG A5 B5J05 D5 E5 F5 G5 A4 B4 C4 D4 E4 F4JG4 A3 B3 03 D3 E3 F3 G3 B2 0 2 D2 E2 F2 01 Dl El *) In Lucas' Arbeit ist liier ein Druckfehlev, es muss dort VI statt VIIl heissen. 482 Natiirwisscnscliaftliche Wochenschrift. Nr. 44. Sehr bcmerkeiiswcrth ist, dass Reiss (Crelle's Journal Band .54) uiatiicnialisch streng- bewiesen iiat, dass bei diesen französischen Siiielbrettern nicht jedes Feld als Anlangsfeld g■e\^:ihlt werden darf, wenn es gelingeu soll, alle rtlöcke bis auf einen zu entfernen. Beispielsweise ist das Nininenspiel-Problem geradezu unlösbar, wenn man anfangs das lAlittelfeld 1)4 allein frei lässt. Es können überhaupt nur IC) Felder als Anfangsfelder gewählt wer- den, damit das Problem der Entleerung lösbar werde. Diese 16 Felder gruppiren sich uaturgemäss in 4 Gruppen, von einander cong-ruenten Feldern, nämlich: Erste Gruppe: D 5, G 5, D 2, A5; Zweite Gruppe: D 3, DG, G 3, Ao; Dritte Gruppe: C 4, C 7, F 4, Gl; Vierte Gruppe: E4, E 7, El, B 4. Nun lässt .sieh folgende Regel beweisen: „Wenn das Anfangsfeld in der ersten Gruppe gewählt wird, so muss ein Feld der zweiten Gruppe .Schhissfeld werden, oder umgekehrt; ebenso, wenn das Anfangsfeld in der dritten Gruppe gewählt wird, so muss ein Feld in der vierten Gruppe Schlussfcld werden, oder umgekelirt." Insbestlanzt und darauf erwärmt wurde, so ergab sich, dass in den beiden ersten Partien die Pflanzen bald zu Grunde gingen, in der letzten aber, selbst nachdem die Temperatur 26 llinutcn lang zwischen 20 und 30° C. geschwankt hatte, auf die Dauer unversehrt blieben. Dass rasche Temperaturschwankungen die oligodynamischen Veränderungen nicht bewirken können, zeigten hierauf bezügliche Versuche. Auch das Licht ist nicht die Ursache der oligo- dynamischen Erscheinungen. Weit mehr als die Wärme schien die Elektricität dazu angethan, die oligodynamischen Erscheinungen er- klären zu können. Bei näherer Ueberlegung ergaben sich aber verschiedene Bedenken, und zuletzt stellte sich die Unmöglichkeit der genannten Annahme heraus. Es war schon auffallend, dass die elektromotorische Spannungs- reihe der Metalle eine ganz andere ist, als die Reihe, welche sieh aus dem Grade der oligodynamischen AVir- kung ergab. Während unter den Scliwermetallen in AVasser Zink der stärkste Elektromotor ist, theilt Kupfer dem- selben die stärksten oligodynamischen Eigenschaften mit. U. s. VF. Bei directen Versuchen mit Elektricität befanden sich die Spirogyren im Wasser. Es Hess sich somit ein Vergleich mit den Erfahrungen über die oligodynamischen Erscheinungen anstellen und mit Bestimmtheit die Schluss- folgerung ziehen, dass die letztern einer andern Ursache zugeschrieben werden müssen; denn elektrische Spannungen, welche auf Wasser mit Spirogyreuzellen wirken, und elektrische Ströme, welche durch solches Wasser gehen, haben keine bemerkbaren Veränderungen zur Folge. Es musste aus alledem geschlossen werden, dass für die Erklärung der oligodynamischen Erscheinungen eine Ursache ausserhalb des Rahmens unserer jetzigen Kennt- nisse und Vorstellungen zu suchen sei. Die Erscheinungen entsprachen weder den Begriffen, die wir von dem Ver- halten einer Lösung, noch denen, die wir von den Wir- kungen der bekannten Kräfte haben. Es nuisste entweder ein neues Agens oder eine besondere Wirkungsart der gew(ihn- lichen Agentien sein. Das Hauptaugenmerk richtete sich nun auf tlie Entscheidung der Frage, ob gänzlich unlösliche Körper oligodynamische Wirkungen ausüben oder nicht. Körper, wie Kohle, Schwefel, Braunstein, Holz, Stärke- mehl, schwedisches Filtrirpapier, Baumwolle, Wolle, Seide, Federn u. s. w. vermögen dem Wasser keine oligodynami- schen Eigenschaften mitzutheilcn. Nun musste ferner entschieden werden, ob die Metalle als feste Körper oder als Lösung wirkten. Die meisten derselben sind in geringem Grade löslich; Gold und Platin konnten als in Wasser unlöslich gelten. Nr. 4J. Naturwissenscluiftlifhe Wochcnsclirift. 4.S3 Das reine Gold, wclclie.s ans (xdldclilurid darn-estcllt wurde, war vtMnht auf einem ganz anderen \'organg, als die Klärung einer trüben Flüssigkeit durch Eiweiss. Im letzteren Falle werden die susi)endirten Theil- ehen mechanisch in einen Bodensatz niedergerissen, im ersteren Falle bleibt die Lösung ohne Niederschlag. Die Micellartheoric erhält durch diese 'riiatsache eine neue Bestätigung. Die bemerkenswerthe Erscheinung, dass in einer bestimmten Menge von schwach oligodynamischem Wasser eine kleine Anzahl von Spirogyrcnfäden rasch ab- stirbt, während eine grössere Anzahl derselben viel später erliegt und eine noch gnissere gar nicht afflcirt wird, bietet nun keine Schwierigkeiten mehr dar. Die gelösten Kupfertheilchen, welche auf die Algenfäden trefl'cn, setzen sich zunächst an der Oberfläche und in der Substanz der Seheide denselben an und erst, wenn sich hier ein ent- sprechender Niederschlag gebildet hat, dringen sie auch in erheblicher Menge in das Innere der Zellen ein. Nur die letzteren vernnigcn die oligodynannschen \'erände- rungen hervorzubringen. Je weniger Algenfäden sich in einer gegebenen Lösungsmenge betindcn, um so grösser ist die Zahl der Kupfertheilchen, welche für die Aufnahme in die Zellhöhlungen disponibel bleibt. Sind die Spirogyreu 484 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 44. in grosser Menge vorhanden, so heiindct sich nach Bil- dung des Kuiifcrbclcges auf den Scheiden so wenig Kupfer in Lösung, dass es dein Zellenlcbcn keinen Scliaden mehr verursachen kann. Auch die verschiedenen Thatsachen, die wir als Nachwirkung kennen gelernt haben, sind nun vollkommen erklärt. Ein Glas, in welchem während einiger Zeit Wasser mit Kupfer oder wässerige Kupferlösung- sich befunden hat, besitzt einen Ueberzug von Metalltheilchen. Derselbe giebt, wenn das Glas geleert und mit reinem Wasser gefüllt wird, Kupfertheilchen an letzteres ab. Die Concenfration der neuen Kupferlosung hängt von der Menge des Wassers, von der Grösse der Oberfläche und von der iMächtigkcit des Kupferbeleges ab. Dass sich ziemlich viel Ku})fer an die Glaswandung ansetzen kann, beweist die Thatsache, dass unter Umständen ein mit Nachwirkung begabtes Glas mehrmals nacheinander seinen Inhalt oligodynamisch zu machen vermag. Dass der Kupfer- beleg ziendich fest an der Glaswandung anhaftet, ergiebt sich aus dem Umstände, dass derselbe durch Reinigen mit einer Bürste nicht entfernt wird. Wenn in einem reinen Glas die Nachwirkung durch Kupferhisung oder durch ein mitten im reinen Wasser aufgehängtes Kupferstück er- zeugt wird, so vertheilt sich begreiflicherweise der Kupfer- beleg ziemlich gleiehmässig über die Wandung. Wenn aber das die Nachwirkung verursachende Kupferstück ein- seitig die Wandung berührt, so müssen an dieser Stelle viel mehr gelöste Kupfertlieilchen anprallen und sich an- legen als an der übrigen Oberfläche, so dass der Kupfer- überzug hier viel mächtiger wird. Dementsprechend geht nach Entfernung des Kupferstückes und Ersetzung der Lösung durch reines Wasser von dieser Stelle in der Zeit- einheit eine weit grössere Zahl von Kupfertheilchen in Lösung, und unter den im Glase befindlichen Siiirogyren- fädeu erfahren diejenigen, die hier liegen, die oligodyna- mische A\'irkung zuerst, oder wenn die Gesammfmenge des Kupfers gering ist, auch allein. Die Stelle der Glas- wandung, welche früher ein Ivujjferstück berührt hat, verhält sich also wie ein im Wasser befindliches KupferstUck selber. Die diesem anliegenden Algen sterben zuerst und die übrigen im Wasser befindlichen um so früher, je näher sie liegen. Es ist nun leicht, das mannigfaltige Verhalten des Wassers von ungleichem Herkommen zu verstehen. Wenn mau weiss, woher ein Wasser stammt, mit welchen lös- lichen und unlöslichen Stoffen es in Berührung gekommen ist, so kennt man deu grössern, geringern oder mangeln- den Gehalt desselben an oligodynamischen Eigenschaften. Das Wasser aus Quellen, Flüssen, Sümj)fcu, Torfmooren, Seen ist neutral. Die schwerlöslichen, oligodynamisch wirksamen Stoffe (Metalle), die es einmal entiialten mochte, haben sich auf unlösliche Körper niedergeschlagen und die geringen Mengen der noch in Lösung befindlichen Verbindungen sind unschädlich. Die meisten der leichtlöslichen Verbindungen lassen durchaus keine Nachwirkung in den (iläsern zurück, sie mögen in gesättigter oder verdümitcrer Lösung ^\'ährend kürzerer oder sehr langer Zeit darin gestanden haben. Dies wurde beobachtet an Schwefelsäure und anderen Säuren, an Aefzkali, an verschiedenen Kali-, Natron- und anderen Salzen, an verschiedenen organischen Substanzen. Dagegen giebt es einige Verbind inigen, welche bezüglich der Nachwirkung sich ähnlich wie metallisches Kupfer verhalten. Lässt mau eine gesättigte Lösung von Kupfer- chlorid einige Tage in einem Glasgefäss stehen, giesst dieselbe aus, reinigt das Glas durcii mehrmaliges Aus- spülen mit neutralem, destiilirfeui Wasser und Abreiben mit einer Bürste und füllt es dann mit neutralem Wasser, so erweist sieh dieses in kurzer Zeit oligodynamisch und es feten an den Spirogyren die nämlichen Erscheinungen ein, wie wenn früher metallisches Kupfer sich in dem Glase befunden hätte. Wie Kupferchlorid verhalten sich andere, leicht lösliche Kupfersalze, ebenso Silber- und Quecksilbersalze. Dieses Ergebniss war gegen die Er- wartung, da es im Widerspruche zu stehen schien mit der Thatsache, dass ein Glas, in dem sich Wasser und Kupfer befunden und ein dünner Beleg von Kupferoxydhydrat gebildet hat, durch Ausspülen nnt verdünnter Salzsäure von der Nachwirkung befreit wird, woraus N. den Schluss zog, dass Kupferchlorid wegen seiner leichten Löslichkeit an der Glaswandung nicht haften könne. Die beiden genannten, scheinbar sich widersprechenden Thatsachen lassen sieh durch folgende Erklärung, die übrigens schon von vorneherein sich als sehr wahrscheinlich hätte darbieten müssen, in Uebereinstinimung bringen. Wenn eine Lösung sieh in einem Gefäse Ijcfindet, so legen sich Molecüle an die Wandung an und bilden einen Beleg. Die Mächtig- keit des letzteren, d. h. die Zahl der an der Flächen- einheit befindlichen Molecüle, hängt ab von der Verwandt- schaft der Gcfässwaudung zur Substanz des gelösten Stoffes, von der Verwandtschaft desselben zum Wasser oder dem Grade seiner Löslichkeit und von der Concenfration der Lösung. Von der Verwandtschaft des gelösten Stoffes zur Substanz der Gefässwandung wissen wir vorerst nichts-, wir können aber vermuthen, dass Kupferoxydhydrat, Kupferchlorid, salpefersaures Ku|ifer sich gegenüber von Glas ziendich ähnlich verhalten werden. Was die Ver- wandtscliaft zum Wasser betrifft, so nmss aus Lösungen gleicher < 'oncentration um so mehr sich an die Wandung anlegen, je geringer die Löslichkeit ist. Was endlich den Concentrafiousgrad der Lösung- anlangt, so niuss von der- selben Verbindung eine um grössere Zahl von Moleeülen sich an die Wandung anlegen, je concentrirfer die Lösung- ist. Hierdurch erklären sich alle be(djachfeten Thatsachen. Vergleichen wir zunächst bloss das schwerlösliche Kupfer- oxydhydrat und das leichtlösliche Kui)fercldorid. Beide hal)cn in Lösungen von 1 : 10 Millionen Wasser oligodyna- mische Wirkungen. Eine gesättigte Lösung von Kupfer- oxydhydrat hinterlässt in dem Glase, in dem sie gestanden, eine sehr starke Nachwirkung, während aus einer glciciicn oder auch ziemlich eoncentrirteren Lösung von Kupfer- chlorid sich so wenig an die Glaswand anlegt, dass eine Nachwirkung an Spirogyrenzelleu nicht bemerkbar ist. Aber in einer stark concentrirfen oder gesättigten Lösung von Kupferchlorid wird der Wandbeleg so mächtig, dass nach wiederholtem Reinigen, vvährentl dessen das Spül- wasser doch nur kurze Zeit lösend einwirkt und nur einen verhältnissmässig geringen Tlicil wegninnnt, hnmcr noch genug für eine kräftige Nachwirkung übrig bleibt. Dass der Beleg von Kupferoxydliydrat durcli Salzsäure haltiges Wasser, welches Ku])fercldorid bildet, entfernt wird und der Beleg von Kupferchlorid nach gleich langer Behand- lung mit Wasser grösstentheils unversehrt zurückbleibt, ist leicht begreiflich. Ln ersten Fall gerathcn alle Atome des wandständigen Kupferoxydhydrats in heftige Bewe- gung, indem sich das Gl der Salzsäure mit Cu, und das H der Salzsäure mit OH des Kupferoxydhydrafs verl)indet. p]s ist begreiflieh, dass die Molecüle Cl.jCu vermöge der Bewegung, in der sie sich im ^lomenf ihrer Bildung be- finden, zum weitaus grössten Theil als Lösung ins ^\'asscr gehen, zu dem sie eine grosse Verwandtschaft haben, und dass nur äusserst wenige vielleicht sieh an die Wandung anlegen, welche eine geringe Airziehung ausübt. Anders verhält es sich, wenn kupfcrfreics Wasser mit einem Beleg von Kupferchlorid in Berührung kommt: Die in Ruhe befindlichen iMolecüle des letzteren werden nur langsam durch die Bewegungen der Wasserinoleeüle in Lösung übergeführt. (Fortsetzung folgt.) Nr. 44. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 485 Die physiologische UtMUntiiiiur des Zellkerns. — Eine ilcu iiliyisioloi;isclieii Vc rliültni.sscu i;ereclit wer- dende Anschauung- von der IScdeutuni;- des Zellkerns, dessen Rolle iin Zellenlebcn bisher fast aussehlicsslicii von morphologischen Forschern auf Grund morphologischer Erscheinungen erschlossen wurde, zu begründen, ist die Absicht, welche JI. Verworn in seiner Arlicit tibcr „die physiologische Bedeutung des Zellkerns ( PHüger's Ar- chiv für die gesanmitc riiysiologici verfolgt. M. Verworn stützt sich dabei auf ein breites Thatsaclicnniatcrial, in- dem er sowohl die früheren Beobachtungen kritisch ver- werthet, als auch durch umfassende experimentelle, be- sonders viviseetorische ünter.suchungen an cinzelligeu Meeresorganismen neue wichtige Anhaltspunkte gewinnt. Besonders günstige ülijccte für ccllular-physidlogische Experimente sind wegen ihrer beträchtiicben Grosse und bedeutenden Lebensfähigkeit die grossen skeletUosen Eadiolarien (Thalassicolla), mit denen Verf. am Mittel- meer experimentirte, sowie die grossen Foraminiferen- formen (Orbitolites), die dem Verf. am rothcn j\Ieere als Versuchsol)jecte dienten. Bei den Thalassieollen gelingt es durch eine leichte Operation, den Kern aus dem erbsen- grosscu Protoplasmakörper zu entfernen und sowohl Kern als Protoplasma isolirt für sich zu untersuchen. Des- gleichen ist es bei den Orbitoliten niöglich, von den über Centimeter langen l'seuddpodienbüschclu reines, nacktes rmtiiplasnia ohne Zeilkern zu gewinnen. Auf die Einzel- heiten der zahlreichen Versneiic einzugehen, würde hier zu weit führen. Es sei nur erwälint, dass die kernlosen Protoplasniamassen zunächst noch kurze Zeit normal weiter leben, dass aber bald die einzelnen Lebenserseheinungen nach und nach Störungen erleiden und schliesslich ganz ausfallen, bis die rrotoplasmaniasse dem unvermeidlichen Tode verfällt. Dabei zeigt sich die interessante That- sache, dass die Degenerations-Erscheiuungcn dieser kern- losen Protoplasmamasse volikonnnen mit den Erregungs- Erscheinungen identisch sind, die durch Reize an den unverletzten Protisten hervorgerufen werden. Auch der isdiirte Kern geht nach kurzer Zeit unfehlbar zu Grunde. Dagegen regeneriren sich Theilstücke, die nur ein wenig Kernsubstanz und ein wenig Protoplasma besitzen, wieder zu vollkommenen Individuen, was auch schon frühere Beobachter, Nussbaum, Gruber, Balliiani, Klebs u. A. ge- funden hatten. Dementsprechend gelang es Verworn, Protoplasmamassen, die in Folge ihrer Kernlosigkeit in Degeneration begriffen waren und schon keine sichtbaren Lebens-Ersclieinungen mehr zeigten, durch Vereinigung mit kernhaltigen Massen wieder lebendig zu nuiehen. .Sie verhalten sich dabei dem normalen Protoplasma gegen- über wie gereiztes Protoplasma, bis sie ihre normalen Eigen- schaften wiedererlangt haben. Das allgemeinste Ergel)niss, zu dem der Verl", ge- langt, spricht er aus in dem Satz: „Die physiolo- gische Bedeutung des Zellkerns liegt allein in seinen Stoffweehselbeziehungen zum übrigen Zellkörper. Nur durch seine Stoffweehselbe- ziehungen besitzt er einen Einfluss auf die Func- tionen der Zelle." „Auf den Stoffwechselbezieluuigen zwischen Kern, Protoplasma und Aussenwelt beruht der normale Lebensvorgaiig j'eder Zelle, dessen Ausdruck die einzelnen Lebenserscheinungen sind." Dementsprechend zeigt der Verf., dass sich in der That die verschiedenen Lebenserseheinungen der Zelle aus den Stoffweehsel- beziehungen zwischen Kern, Protojilasma und Medium her- leiten lassen. Auch die Energiciiniduction, spi'cic'll die Bewegungen, erklärt der Verf aus der Beziehung zwisciien Kern, Protoplasma und Medium, eine Anschauung, die er inzwischen ausführlicher in seiner grösseren Arbeit über „Die Bewegung der lebendigen Substanz" begründet hat. Als höchst lienierkenswerthes Resultat dieser hoch- interessanten L'ntersuehungcn ist schliesslich zu erwäimen, dass danach der Kern auch keineswegs als der alleinige Träger aller erblichen Eigenscliaften angesehen werden kann. V.'s Meinung geht dahin: „Was sicli vererbt, das ist die für jeden Organismus eigenthümliehe Art des Stoffwechsels. Protoplasma und Kern sind beide Träger der Vererbungssubstanzen und die Vererbung kommt nurzu Stande? durch üeber- tragung von Sul)stanz beider Theile und iiirer Stotf- wechselbeziehungcn auf die Nachkommen, ein Vorgang, der ja auch in der Fortpflanzung durch Theilung seinen ursprünglichsten und einfachsten Ausdruck findet." X. Ueber die Voluiiieii-Rednction bei irinwaiidliiiig von rflanzen-Material in Steinkohle hat 11. l'otonie in der Zeitschrift „Glückauf" (29. Jahrgang No. 80, (Essen/Ruhr, Samstag, 7. Oetober 1893) einen kleinen Beitrag geliefert. — Renault war durch anatomische Llntersuelunig verkieselter Reste von Arthroi)itus, im Ver- gleich mit solchen, ebenfalls noch zellige Structur zeigenden, in Kohle verwandeUen, zu dem Resultat gekonnnen, dass bei der Umwandlung dieser Reste in Steinkohle eine Ver- ringerung des Raumiidialtes auf -^ bis ^^ anzunehmen sei. Die Reuault'schen Zahlen beziehen sich nur auf die Umwandlung von Zellen in Steinkohle, die in dersell)en noch als solche zu erkennen sind. Es ist klar, dass anilere Zahlen gewonnen werden müssen, wenn man sich die viel weitgehendere Frage vorlegt: Welche Volum- Ver- minderung haben die Pflanzen bei ihrer Um- bildung zu Steinkohle erfahren? Eine Frage, welche die Specialfrage nach der Umwandlung von einzelnen, als solche noch erkeiml)ar gebliebenen Zellen in Stein- kohle in sich schliesst. Denn es geht zwar aus der mikroscopischen Untersuchung der Steinkohlen hervor, dass je nach der Sorte derselben mehr oder minder zahl- reiche als solche erkennbar gebliebene (Jewebereste sich erhalten haben, dass jedoch die übrige Steinkohlcn- substanz eine homogene Masse von Kohlenwasserstoffen darstellt, die ursprünglich mehr oder minder flüssig ge- wesen si'in muss. P. hat zwei Beispiele zu der in Rede steheaden Frage untersucht. In einer früheren Arbeit*) hat er naelig-ewiesen, dass die unter dem Namen Schizodendron Eichvv. und Tylo- dendron Weiss bekannt gegebenen Petrefakten den Mark- körpern rothliegender**) Coniferen entsprechen und zu l)egrün(len versucht***), dass speciell die von Weiss als Tylodendron bezeichneten Reste des Saar-Rhein-Gebietes zu Walchia gehören. In einem Sandsteinbruche in den Cuseler Schichten, etwa 1 km östlich von Otzeidiauseu, hat er August 1893 Zweige von Walchia piniformis in den- selben Blöcken zusannnen mit Tylodendron speciosum gefunden. Die Tylodcmlron- Petrefakten, die hier als Steinkerne aus Sandstein auftreten; lösen sieh sehr leicht aus dem dieselben einbettenden Gestein heraus, da sie *) Die füssili.' l'ilauzeiic;!ittuiig Tvlddcjulrou (.l:ihrbucli drr ICöuis'l. Preuss. Geol. Landcsaiistalt für 188 (. S. 311 ff.). **) Damals gab .er uoch das Vorkoinineii dva Petrefakten auch in der obersten Steinkohlonformation an; er meint al)cr jetzt, dass die Horizonte, in denen dieselben vorkommen, möglielierweisc alle besser ins ITnterrotIdiegende gestellt werden. ***) Die systematiselie Zngcliörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Tvpns Araucarioxvlon) in den paläolitiselien Formationen (Naturw'. Wochensehr. Bd. .i S. 163 ff. Nr. -.'1 vom 17. Febr. 1889). — Diese Abliandlung ist aiieli liei Ferd. Dümnder in Br-rlin separat ersehieuen. 486 Naturwissenschaftliche Wocheusehritt. Nr. U. — wie das bei seiner Deutung der Reste \erstiindlieli ist — von einer KohlenliiUle iniigeben werden, die sich ausserordentlich leicht sowohl von dem umgebenden Ge- stein als auch von den Petrefakten ablöst. Dieser kohlige Rest ist natürlich das Ecsidium des Holzkörpers und der Rinde zusammen. Ein Vergleich des Volumens dieser Kohle-Hedeckung mit dem Volumen von Holz incl. Rinde an Tylodendron-Exemplaren, welche diese Theile noch im urs})rünglichen Volumverliältniss zeigen, wie etwa an verkieselten Stücken, bei denen die Zeilen wobl kaum, wenn überhaupt, eine Rcduction iln-er ursprünglichen Grösse erfahren haben, muss einen Bruch ergeben als Ausdruck für die Grösse der Voinmenreduetion liei der Umbildung der Holz- und Rindenthcile zu Steinkohle. P. hat ja nun in der Arbeit im Jahrbuch der Geologischen Landesanstalt 1. e. Tafel XII einen verkieselten Rest von Tylodendron mit zum Theil noch anliaftendem Holztheil bekannt gemacht, und wenn auch anzunehmen ist, dass der gesannntc Holztheil in radialer Richtung an dem Exemplar zu Lebzeiten dicker gewesen sein wird als der an demselben erhalten gebliebene, und wenn auch zweitens die Dicke der Rinde, da von derselben garnichts bekannt ist, nicht zu ermitteln ist, so lässt sich doch durch den Vergleich der kohligen P>edeckung der TylodendronReste mit der Dicke des erhaltenen Holztheiles an dem er- wähnten verkieselten Exemplar ein Bruch gewinnen, der da angiebt, wieviel die Rcduction des ursprünglichen Volumens bei der Umwandlung in Steinkohle mindestens betragen iiaben muss. Wir werden dann wissen, dass in dem in Rede stcdienden Fall die Rcduction sicher eine noch bedeutendere gewesen sein muss, als sie auf Grund der erwähnten Tylodendron-Materialien konstatirt werden kann. Dass an den Sandsteinkerneu mit kohliger Bedeckung vor allem die Verminderung des Volumens in radialer und tangentialer Richtung zu berttcksichtigen ist und be- rechnet werden kann, ist ohne weiteres klar. Eine Rc- duction in der Längsrichtung ist nicht constatirbar; viel- mehr zeigt sieh, dass die Obertiächensculptur der Sandsteinkerne genau mit der Oi)ertiächeubcschatfenheit der verkieselten Tylodendron-Exemplare übereinstimmt: in beiden Fällen verlaufen die Furchen durchaus gerade, ein mehr oder minder welliger Verlauf der Furchen, wie er sich gestalten müsste, wenn die kohlige Bedeckung auch in der Längsrichtung eine ^^erminderung erfahren hätte, ist nirgends zu bemerken, ebensowenig wie an der überwiegenden Mehrzahl, z. B. der Calamiten-Steinkerne etc., und dabei ist zu berücksichtigen, dass die Steinkerne in ihrer Längsrichtung überall eine durchaus glciclnnässige koiilige Bedeckung tragen. Mau muss sich vctrstellen, dass die beim Verwesungsprocess vertiüssigten resp. knetbar gewordenen Kohlenwasserstotfe, den Druek- verliältnissen (die natürlich nur ganz schwach angenommen zu werden brauchen) nachgebend, durch die resistenteren epidermalen Gewebe zusannnengehalteu, die etwa durcii Volumenvcrniinderung in der Längsrichtung entstandenen Räume sofort ausgefüllt haben, so dass in der That an Steinkernen, wie den in Rede stehenden, die alleinige Berechnung der Volumen-Verminderung in radialer und tangentialer Richtung richtige Zahlen ergiebt. Nehmen wir einmal an, dass die einzelnen Zellen sämmtlich als solche erkennbar bei ihrer Verkohlung vr- halten geblieben sind, da V. W. von Gümbel als Resultat seiner Untersuchungen angiebt, dass in der Flötzsteinkohle „die organische Textur der ihr zu Grunde liegenden PHanzen durch und durch in erkennbarer Form erhalten ist", so müssten die Zellen der Kohlebedeckung der Tylodendron-Steinkerne eine ausserordentlich bedeutendere Volumenverminderung erlitten haben, als sie die Eingangs erwähnten Renaultschcn Untersuchungen für seine Reste ergeben haben. Da wir annehmen können, dass die Tylodendron- Sandsteinkerne, wie an den verkieselten Exem})lareu, die ursprünglichen Grössenverliältnisse der Marksteinkör|)er wiedergeben, so brauchen wir nur zur Ausführung der Berechnung kohlig bedeckte Sandsteiukerne zu Grunde zu legen, die etwa dieselben Dimensionen zeigen, wie der Marksteinköi'per des von P. 1887 beschriebenen verkieselten Restes. Auf dem Querschnitt beträgt der Radius (r) des Markkörpers (unterlialb der Anschwellung des letzteren) ca. 15 nun; Sandsteinkernc mit demselben Radius zeigen eine kohlige Bedeckung von etwa 1 mm Dicke; denmaeh ist der Radius dieses ganzen Fossils r -\- 1. An dem ver- kieselten Exemplar beträgt die Dicke des erhalten ge- l)liebeneu Holztheiles im Durchschnitt 40 mm, demnach der Gesanmitradius r + 40. Hieraus ergiebt sich ohne Weiteres eine ^'erminderung des Volumens in radialer Richtung der den Jlarkkörper umgebenden Teile von mindestens .. Es ist aber noch die Reduetiou in 40 tangentialer Richtung zu berücksichtigen. Das Volumen- verliältniss von Kolüebcdeckung zu dem verkieselten Hidz- theil ergiebt sich einfach aus der Berechnung ihrer Quer- schnittstläelien. Für die Sandsteinkerne mit Koldebedcckung ist dieselbe = (r -\- 1)- n — y'-tt, für das verkieselte Exemi)lar (r -+- 40)" n — r" n. Das Verhältniss beider, also (r + 1)% — r'-'/r : (r -+- 40)- /r — r'^n, ist der Bruch, welcher die mindeste Rcduction der Pflanzensubstanz an den zum Theil verkohlten Exemplaren angiebt. Die Ausführung der Rechnung ergiebt rund ^l Man darf dabei nicht ausser Acht lassen, dass in Sand gebettete Ptlanzentheile bei der \'erwesung, wegen der lockeren und durchlässigen Besehalfenheit desselben, sehr viel mehr von ihrem ursprünglichen Material ab- geben werden, als z. B. in thonigem Schlamm ver- wesende. Die Walchia-Zweige in dem Otzenhausener Steinbruch heben sich nur durch eine sehwach dunklere Färbung aus dem umgebenden Gestein hervor und zeigen keine oder kaum Spuren kohliger Reste; P. meint des- iialb auch, dass aus der Unmöglichkeit der Konstatirung von K(dde an gewissen an Pflanzenformen erinnernden Zeichnungen im Gestein nicht ohne Weiteres geschlossen werden darf, dass dieselben nun auch nicht pflauzHchen Ursprunges sind. Ausser den Tylodendren und Walchien finden sich in dem Otzenhausener Steinbruch Artisicn-Steinkerne : die Markkörper von Cordai'ten. Auch die dicksten derselben zeigten nur eine minimale k(dilige Bedeckung, die ebenso hinfällig war, wie diejenige an den Tylodendren. Artisien aus einem festeren dichteren Sandstein, wie P. solche eben- falls in diesem Jahre und zwar in Carbon-Sandstein der Carsten-Centrum-Grube in Oberschlesien beobachtet hat, zeigen, da die A'erwesung in einem solchen Mittel etwas leichter hintaiigehalten wird, eine dichtere und stärkere Kohlebedeckung. Der Radius (r) der Artisie, also des Marksteiukörpers, des einen dieser Exemplare ist wiederum gegen 15 mm lang, die kohlige Bedeckung sehwankt von 1 bis 1,5 mm. Durch einen seitlichen Druck ist dieselbe zum Theil von der Oberfläche seitwärts zu einer im Durchschnitt 3 nun dicken Lage neben den Stciukern hingepresst worden, hier ein 12 bis 22 cm breites, sich allmäldich auskeilendes Kohlenband bildend. Diese Er- scheinung si)rieht für die ursprüngliche Weichheit und Knetbarkeit des Kohlematerials. Nehmen wir nun die Dicke der Kohlebedeckung zu 1,5 nun, so würde das seitwärts geprcsste Material unberücksichtigt bleiben. Nr. 44. Naturwissenscliiiftliche Woclienscltrirt. 487 Wir werden keinen zu grossen Fehler begehen, wenn wir daher liier die Kohlehedcckuni;- in unserer Rechniuii;' zu 2,b nun anueinnen. Als V'crg-leielisdhjekte mit dem in Itede stellenden Exemplar zieht l'dtdnie (!rand' Eury's Reeoiistrnetioncn einer dünneren und einer dickeren Aelise von Cordaites auf Taf. XXIX Fig. 1 und "2 seiner „Fl. carlion. du dep. de la Loire et du Ceutre de la France'' heran. Das Verhältniss der Dicke der Kohlebedcekung unseres Artisia-Steiukernes zu dem Radius desselben be- trägt 2,b : 15 mm; das cntsiircchende \'erhältniss bei der rce(mstruirten dünneren Aciisc der Figur (irand' Eury's G,;") : 4,;") nun, und an dem dickeren Stammtheilc 70 : 30 nun. Auf Grund dieser Zahlen würde die Volumverringerung des Holz- incl. Rindcntheiles an unserem 8teinkern im Vergleich mit dem dünneren Achsentheil - = und im ±6,0 Vergleich mit dem dünneren Achsentheil jr^ betragen. Wir werden uns daher nicht gar zu weit von der Wahrheit entfernen, wenn wir ein Mittel aus diesen beiden Hrüchen nehmen, also rund -- als Reduetiousbruch für die kohlige Bedeckung der in Rede stehenden Artisia. Aus den Zahlen ^^ für die Tylodendren und , für die oberschlesische Artisie ersieht man jedenfalls, trotz der unzweifelhaften Fehler, die unsere Rechnungen einschliessen müssen, bestätigt, dass in einem dichteren Medium sich mehr Kohlenwasserstoffe erhalten, als in einem lockeren. Und betrachten wir nun noch zur Probe auf diese Schlussfolgerung die kohligeu Reste auf den Ptlanzentheilen des Carbon-Thonschiefers, der als .Schlannn weit dichter und undurchlässiger gewesen sein muss, als der zum Sandstein gewordene Sand, so sehen wir dieselbe vollauf bestätigt; denn z. 15. kohlig erhaltene Fani- Spreiten-Reste zeigen im Thonschiefer oft eine merkbare Dicke, trotzdem wir berechtigt sind, in Analogie mit unseren heutigen Arten anzunehmen, dass die Spreiten der paläozoischen Farne nicht dicker gewesen sind, als die der heutigen Arten. Gümbel meint sogar, dass die Dicke der Kohlenrinde bei fossilen Farnspreitentheilen nicht oder nur wenig, höchstens um die Hälfte geringer ist, als die der Blatttheile in grüuem Zustande etwa gewesen sein mag. Es ergiebt sich also, dass die Volumen-Reduction bei der Umwandlung von Pflanzen-Material in Steinkohle abhängig ist von dem Bergmittel, in welchem die Verwesung der Reste vor sich ging, dass also eine allgemein gültige Zahl nicht ge- funden werden kann. Eine selbsttliätige Si>ii'itiis-(Tebläselaiupe ist von der Firma Lehmbeck und Meeke in Berlin konstruirt worden. Da diese Lampen eine bisher bei Spiritus- oder Benzin-Gebrauch noch nicht erreichte hohe Temperatur, ca. bis zu 1800° C. zu erzeugen im Stande sind, sich durch genaue Regulirbarkcit (1er Flamme, grosse Hand- lichkeit und saubere, solide Konstruktion auszeichnen und für wissenschaftliche Zwecke sehr geeignet sind, so wollen wir eine Beschreibung und Abbildung derselben bieten, wie wir auch frühere ähnliche Apparate berücksichtigt haben. Es liegt diesen dochtlosen Lampen (zahlreiche Ver- suche hatten die Erfinder davtm überzeugt, dass mittels Doclitlami)eu keine so gewaltige Wärmeentwickclung möglich sei) das Princiii zu Grunde, durch starke Ueber- hitzung von Spiritusdämi)fen und vollständige Mischung derselben mit vorgewärmter atmosphärischer Luft die eigentliche Verl)rennungstemperatur so weit zu steigern, dass sie derjenigen des Gasgebläses gleichkommt. Die Erfinder lialicn zwei Lampen constniirt, deren eine, selbsttbiitigeSpiritus-GebUlselampe Modell la (Fig. 1). einen i'ünl'stiahligeii liunsenbrcnner von 1) mm Brenn- weite ersetzt und eine Flammentemperatur von IßOO bis 1800° C. erzeugt, während die zweite, selbstthätige Spiritus- Gebläselampe Modell IIa (Fig. 2), einen einfachen Bunsen- brenner ersetzen S((li und eine Hitze von l"iOO — 1600° C. iiervorbringt. Die in Fig. 1 dargestellte Lampe besteht aus einem etwa ISO Kuliikcentimeter Spiritus fassenden Kessel aus starkem Metallblech, welcher auf einem mit Fu.ss und Griff verseheneu Untergestell ruht und durch dessen Mitte das vertikale, oben und unten offene Brennrohr geht, in welches, fest mit ihm verbunden, ein zweites kürzeres, engeres concentrisches Rohr eingelassen ist. An seiner oberen abgerundeten Kante trägt der Kessel eine mit Sicherheitsventil versehene Füllsehraube, während sein Hohlraum mit einem Rohre in Verbindung steht, das in Anlieizscliale Figur 1. mehrfachen Windungen um den oberen Theil des Brenn- rohres läuft, dann nach abwärts führt und hier in ein durch die Regulirsehraube absperrbares anderes l^ohr übergeht, das durch eine Düse in das engere und kürzere, eonceu- trisch in das Brennrohr eingelassene Rohr mündet, dessen Wand unmittelbar über der Düsenoffnung von mehreren Oeltnuugen durchbrochen wird. Unter dem Kessel be- findet sich eine drehltarc Anheizschale und über derselben eine gleichfalls drehbare Lösehplatte; in dem engen Rohr ist Sieb 2 und über ersterem, im Brennrohr Sieb 1 an- gebracht. Die Handhabung des Apparates ist die folgende, höchst einfache: Nachdem der Kessel etwa bis zu der Höhe, wie Fig. 1 es zeigt, mit Spiritus gefüllt ist, wird die Füllschraube geschlossen und die Regulirsehraube geöffnet. Die herv(U-gcdrelite Anheizsehalc wird j'etzt entzündet und wieder unter den Kessel zurückgedreht. Sobahl sich im Brennrohr ein zischendes Geräusch (etwa nach drei Minuten), hervorgebracht durch das Ausströmen der er- wärmten Spiritusdämpfe, vernehmen lässt, löscht man die Anheizseliale mittels der Löschiilatte aus und entzündet die im Brennndir emp.- „ 10.- „ 12.- Versteinerungen: 25 Arten aller Forma- tionen 15 M., 50 desgl. 25 M., luo desgl. .")U M. t'onchylien : ' (Muscheln und Schnecken.) 3ii ArteQ der tropischen Meere S M., M desgl. der ganzen Erde (Land, Süsswas.ser und Meci') 15 M., Uiu desgl. der ganzen Erde (Land, .Süsswasser und Meer) 30 M., .'>o desgl. Land und Süsswasser Deutschlands 10 M., 25 desgl. der Euroitäischen Meere S M. Schmetterlinge: 25 Arten Deutschlands 6 M., 50 desgl. Deutschlands 12 M., loock-sgl. Deutschlands 25 M., 10 desgl. aus üliersee- ischen Ländern 5 M., 20 desgl. aus üher- seeischen Ländern 12 M. Käfer: 50 Arten Deutschlands 5 M., '»" .. „ 10 „ Verschiedene Colloctiouen ausländ. Käfer, liaii|.tsächlich aus Dentseh-Ostafriea. ^lada* giiscar, Kl. Asien, Oentralasicn, .lajian. \ ._ Malay, Archipel, Australien und Kaiser W'illielnislanit, lirasiiien, Chile etc. etc. zu l'rrisen von M, .'i, 10, i.i, l'u, :'.o, 40 und 50 M. Vogeleier: 2.'i Arten M 7.50, ■'■'" " V !''■-• Herbarien: Grosses Uindwirth.sch. Herb. 250 Arten M. 22. — Gemeinnutz. Herb, für Schule und Haus, 150 Arten M. 15.-. Für Decoratioiiszwecke re.'-ji. .lagd- Zinimer- Einriclitun^en: Ziei nnischeln. Korallen, Vo^elgruiipen, Stillleben von Vögeln, (ieweilie, liehörne etc. Eigene Präparationswerkstätte. (Ausstopfen Toii Siiiigetieniii und Vögeln.) Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12, Zimmersfr. 94. Soebon erschien: Grundriss jSelbstthätige Spiritus -Gebläse- Lampe. ) 1 Npue Ausführung:. Als Kunsenhrenuc I Ohne Schlauch. — Ohne Docht. # Regulirbar wie Gas. (Absolut zuverlässig'. 'Icinperatur I2ii0— li;"0" Celsius. o,;i Liter Spiritus (denatr.) — ;'. Stunden Brenndauer. ^ Preis 12 Mark. — Preisliste franco. 1 Tli. Lehinbcck & Mecke. 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Slaassstal) 1 : luu.OÜO (achtfache Ueberhöhung.) In eleg. Holzrahmen M. li;u.— . 3. Geognostiscbe Reliefkarte vom Eaiserstuhl i./B. auf I Grundlage der topographischen Landesaufnahme uml der geogno.stischen Ivarto von 7v. Ivnop (Leipzig l.s'.i2 ; modellirt von Dr. Fr. TogeL Maass- stab 1 : 25,UUO (vierfache Ueberhöhung.) In elegantem schwarzen Holz- rahmen M. 50.—. In Ferd. Düramlers Ver- lagsbuehliandlung in Berlin erschien : Sludien znr Astrometrie. (icsannndio Aliliaiullnngen von Wilhelm Foeister l'rof. u. Directoi- der Kgl. Su-ra warte zu HerUn. Preis 7 Mark. Neu! Hectographen-Papier. Neu! Einfachstes und billigstes Vervielfältigungsverfahren. Kein Ab- waschen mehr! Ein Original liefert 100 gute Copien in scliwarzer, rotlier, violetter oder grüner Farbe. Prospeete und Schriftproben versendet gratis und franco die Fabrik von AUGUST RADICKE. BERLIN, Gneiseiiaiistr. 61. „Becliliold's Hierzu eine Beilage vou der Verlagsbuchhandlung H. Bechhold in Frankfurt a. Main, betreffen Handlexikon der Natnnvissenscharien niid Medizin", die wir hiermit iK^sonderer Beachtung empfehlen. Verantwortlicher Kedakteur: I.)r. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 44, für den Inseratentheil: Hugo Bornstein iu Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Berlin. — Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. IS, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 5. November 1893. Nr. 45. Abonnement: Mau abonnirt bei allen Buehhandluugen und Post- v Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 -A. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist .//^ 4.— dp sprechenden Rabatt. Beilagennach Uebereinkunft. Inseratenannahnie Bringegeld bei der Post 15 4 extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nni- mit voll!i)täii«lig;er Qaellenangabe gestattet. „Oligodynamische" Erscheinungen in lebenden Zellen. Nach einer nachfcelasseneu Arbeit von Carl von Niigeli. (Fortsetzung.] geboren lanjj Zellvvaiulung- Die Spirogyren — mit denen N. experiuientirt bat — bekanntlieb zu den im Wasser lebenden grimeu Fäden (Wassertaden), sie sind gegliedert und jedes Glied besteht aus einer cylindriscbeu Zelle. Man kann sich also den Faden als einen durcb Querwände abgetbeilteu Hobl- cylinder vorstellen. Diese Scbeidewände besteben meist deutlicb aus zwei Platten, von denen jede einem Fach, d. b. einer Zelle angehört. Jede Zelle enthält einen oder mehrere gleicblanf'endc grüne .Spiralstreifen. .Spirogyra nitida, welche sich neben der verwandten Spirogyra dubia am geeignetsten für die Beobachtung der oligodynamischen Erscheinungen erwies, besitzt einen Durchmesser von 0,1 mm. Die Zellen haben je nach dem Vegetations- zustande eine sehr ungleiche Länge; bald sind sie kaum er als der Durchmesser, bald übertreficn sie denselben Ulf das 6 fache, sehr selten bis auf das 10 fache. Die ist 4 Mik. (= 0,004 mm) dick und besteht aus der eigentlichen Zellmembran und der den ganzen Faden ununterbrochen überziehenden Seheide; letztere ist doppelt so dick als erstere. Der feste, plasinatische In- halt besteht aus drei concentrisch angeordneten Systemen. Wie in allen Ptlanzeuzellen betiudet sieb zunächst an der Membran der ihr dicht anliegende, äusserst düinie, farb- lose Plasmaschlauch, welcher wegen seiner Diinuheit in der natürlichen Lage nicht sichtbar ist, aber sofort deut- licii wird, wenn er sich in verdünnten Lösungen von Zucker, Glycerin, Salzen oder Weingeist von der Zell- membran zurückzieht. Auf denselben folgen, jedoch auf die Cylindertläche beschränkt, die grünen Spiralbänder, welche bei Spirogyra nitida in der Zahl von 5, selten 4 oder 6 vorhanden sind, und in den kurzen Zellen '/s bis 1 Windung, in den langen 2 bis 21/2 Windungen be- schreiben. Die Spiralbänder sind, wie bei allen Spiro- gyren, rinnenförmig, mit balltruudeni Querschnitt und nach innen gekehrter convexer Seite, so dass zwischen einem Band und dem Plasmaschlauch ein halbkreisförmiger Canal sicii befindet. Die beiden Ränder des rinuenförmigen Bandes sind gezackt, so dass sie nur mit einzelnen Punkten, nämlich mit den Spitzen der Zacken, den Plasmaschlauch berühren. Die Einbuchtungen zwischen den Zacken stellen bogenförmige Eingänge dar, durch welche eine Communi- cation zwischen der Zellhöhlung und dem Hohlraum der Rinne hergestellt und ebenso ein ungehinderter Durch- gang für Körpereben, welche in der Längsrichtung dem Plasmaschlauch sich fortbewegen, Ein grünes Band, ein von Pfeilern, kann, getragener Band ist an den nimmt nach der Mittellinie an Dicke zu. Hier springt der Rücken leistenartig oder kammartig vor und erscheint auf der Flächenausicht als ein scharf begrenzter, dunkel- grüner Rückenstreifen; zuweilen mangelt derselbe strecken- weise, besonders an den Enden der Spiralbänder; manche Spirogyra -Arten besitzen ihn gar nicht. In den Fäden mit kurzen Gliedern haben die Spiralbänder sehr flach ansteigende Windungen; sie sind breiter, sehr reich ge- zackt und berühren sich beinahe, so dass die Zellen ganz grün erscheinen. Strecken sich die Glieder in die Länge, so wachsen Zellwandung und Plasmascblaucii stärker als die Bänder; die letzteren rücken auseinander, indem ihre Windungen steiler ansteigen; sie werden schmäler und zugleich spärlicher gezackt. In den Spiralbändern be- an ermöglicht wird, von der Seite angesehen, muss also wie zwischen denen man unten durchgehen Viaduct erscheinen. Das rinnenförmige beiden (gezackten) Rändern dünn und finden sich mit grösseren oder geringeren Abständen die ringförmigen, aus vielen kleinen Theilkörnern bestehenden Stärkekörner. Dieselben sind Morgens klein, werden durch die assimilirende Tliätigkeit der Chloropbyllbänder den Tag über grösser, um während der Nacht durch Auf- lösung der Stärke wieder abzunehmen. Auch ausserhalb der ringförmigen Stärkeköruer können in einem Chlorophyll- 494 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 45 band sich einzelne kleine Stärkekörnchen bilden. Den beiden peripherischen Plasmasjstemenjdem Plasmaschlauch und den demselben anliegenden grünen Spiralbändern steht, durch einen grossen Abstand getrennt, das centrale System gegenüber. Dasselbe wird durch den Zellkern mit etwas anliegendem, festem Plasma gebililet. Wenn man die Spirogyrenfädeu von der Seite ansieht, erscheint der Zellkern bei Spirogyra nitida und vielen andern Arten rechteckig, bei einigen dagegen linsenförmig. In Wirk- lichkeit ist er bei den crsteren cylindrisch und in der Richtung der Zellenaxe wenig verlängert; unmittelbar nach der Zelltheilung ist er der Scheidewand genähert und in der Achsenrichtung verkürzt. JMitten im Zellkern belindet sich das aus dichterer Substanz bestehende kugelige Kern- chen; äusserst selten sind zwei Nucleoli vorhanden. Von den beiden Kanten des cylinderförniigen Kerns (scheinbar von den Ecken des Rechteckes) strahlen Plasmafäden aus, die, nicht selten nach aussen sich verzweigend, mit ihren äussern Enden an den nach der Zcllhöhlung vorspringen- den Rücken der Spiralbänder sich ansetzen, und zwar an solche Stellen, wo Stärkekörner liegen. Durch diese in kräftig vegetirenden Zellen sehr zahlreichen Plasmafäden wird der Zellkern unbeweglich in der Mitte des Lumens schwebend erhalten. An dem Plasmaschlauch, dem Zell- kern und an den Plasmafäden haften winzige l'lasma- köruchen, welche nach verschiedeneu Richtungen hin fort- gleiten, oft auch wieder zurückgehen. Indem mehrere Körnchen sich in gleicher Richtung bewegen, entsteht der Anschein eines Strömchens. Viele Strömeheu zusammen können mehr oder weniger deutlich ein Netz darstellen. An den Plasmafäden laufen die Körnchen ziemlich aus- schliesslich in der Läugsriclitung derselben, am Plasma- schlauche überwiegend in der Richtung der Zellenachse; hier gehen sie unter den Spiralbändern zwischen deren Zacken hindurch. Der Raum in der Zelle, welcher zwischen dem Kern und den peripherischen Plasmasystemen sich befindet, und ebenso die Hohlräume zwischen den rinnen- förmigcn Spiralbändern und dem Plasmaschlauche sind mit der Zellflttssigkeit erfüllt, welche aus Wasser und darin gelösten Stoffen besteht. Die letztern sind theils molecularlösliche, organische und unorganische Verbin- dungen, theils niicellarlösliches Plasma, welches in beson- ders reichlicher Menge vorhanden ist und bei verschiedenen krankhaften Veränderungen sich kin-nig ausscheidet. Das geschilderte Verhalten der Spirogyreuzellen ist das normale. Bei kräftigem Vegetatiouszustande lassen Tausende von Fäden nicht die geringste Abweichung wahr- nehmen. Wirken aber schwache, schädliche Einflüsse ein, so treten geringe Störungen ein; man findet sie an wild- wachsenden, häufiger aber an cultivirten Pflanzen. Die einen sind Störungen im Theilungsvorgauge, die man als Missgeburten bezeichnen könnte und die den Vegetations- proeess weiter nicht beeinträchtigen. Hierher gehören folgende Erscheinungen. Einzelne Querwände sind nicht vollständig, sondern haben ein grösseres oder kleineres Loch in der Mitte, durch welches die ZellflUssigkeiten und manchmal auch die Chlorophyllbänder iler beiden Zellen in ununterbrochener Verbindung stehen. Die Scheidewand- bildung ist hier unvollendet geblieben. — Die erwähnte Erhaltung der Spiralbänder ist ein Beweis dafür, dass dieselben oft erst in einem späten Stadium der Theilung sich spalten. Geschieht dies, so gerathen sie wohl auch in Unordnung, so dass ein Band über ein oder mehrere Bänder kreuzend hinweggeht, welcher Zustand anfänglieh am Ende der cylindrischen Zelle, später aber im Verlaufe des Wachsthums und der Zelltheilungen auch in der Mitte einer Zelle beobachtet wird. Die unvollkommene Thei- lung kann sich auch in der Lage des Zellkerns kund- geben. Er befindet sich dann nicht in der Glitte seiner Zelle, sondern oft sehr nahe dem einen Ende derselben. So oft dies der Fall ist, wird ganz das nämliche in der benachbarten Zelle beobachtet, so dass die beiden Kerne, die durch Theilung aus einem Mutterkern hervorgegangen, einander genähert sind. — Viel seltener kommen in einer Zelle zwei Kerne vor, indem die Schcidewandbildung ganz ausgeblieben ist. Dieselben können sogar noch durch Plasmafäden mit einander verbunden sein. Die genannten Unregelmässigkeiten haben keine nachtheiligen Folgen für das vegetative Zellenleben. Andere Störungen, die durch äussere schädliche Einflüsse verursacht werden, steigern sich beim Andauern dieser Einflüsse, bis sie mit Tod und Fäulniss enden. Sie treft'en alle Theile des In- haltes und stellen das natürliche Absterben dar. Die Spiralbänder bleiben beim natürlichen Absterben zwar am Plasmaschlauch, aber verändern hier ihre Lage; sie wer- den der Zellenachse mehr oder weniger parallel, biegen sich hin und her und gerathen oft ganz in Unordnung, wobei sie stellenweise bis zur Berührung sich nähern k(lnnen; dann zerfallen sie in kleine Stücke. Die Spiral- bänder verändern ferner ihre Gestalt; die Zacken ver- mindern sich und verschwinden zuletzt ganz; das Band wird schmäler, verliert seine Rinne und nimmt einen ovalen oder rundlichen Querschnitt an. Die von dem Zell- kern ausgehenden Plasmafäden werden beim natürlichen Absterben weniger zahlreich und verlieren sich vollständig; dabei rückt der Kern an die Wandung, vergrössert sich und rundet sich ab. Seine Substanz wird körnig, ebenso die des Kernchens, und die Kernmembran hebt sich ein- seitig als Blase ab. Die strömende Bewegung hört auf. In der Zellflüssigkcit, meistens zuerst au den Scheide- wänden, scheiden sich winzige Körnchen aus, die sich in tanzender Bewegung befinden und zuletzt oft die ganze Zellhöhlung dicht "erfüllen. Der Plasmaschlauch wird dunkel, erscheint körnig und zieht sich etwas von der Membran zurück, indem die Turgescenz der Zelle sich vermindert und in gänzliche Schlaffheit übergeht. Die geschilderten Veränderungen charakterisireu das natür- liche Absterben, wie man es so häufig bei Zimmerculturen beobachtet. Auf den natürlicben Standorten ist es meistens in den tieferen Theilen der Rasen und schliesslich in den ganzen Rasen zu treffen. Die ersten Merkmale der Er- krankung werden bald an den Chlorophyllbändern, bald au den Strömchen, am Zellkern oder in der Zellflüssig- kcit sichtbar. Nicht selten sterben zuerst die Endzellen eines Fadens ab und trennen sich los. Seltener machen mittlere Glieder den Anfang, wobei der Faden in Stücke zerbricht. Häufig erkranken alle Zellen eines Fadens gleichzeitig, wobei der letztere meist nicht in einzelne Theile zerfällt. Um einen Ueberblick über die krankhaften Verände- rungen, welche durch die gemeiniglich als (änder quellen auf und ballen sich oft in eine Masse zusammen. (Fortsetzung folgt.) 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg vom 11. bis 15. Seiitembcr 1893. Wie üblich beschränken wir uns im Wesentlichen auf eine Berichterstattung des Inhaltes der sechs Hauptvorträge in den drei allgemeinen Sitzungen. Die Redner waren: in der ersten allgemeinen Sitzung: His, über den Aui'bau unseres Nervensystems, Pfeffer, über die Reizltarkeit der Pflanzen-, in der zweiten Sitzung Strümpell, über die Alkoholfrage vom ärztlichen Stand- punkt aus, Günther, über Paläontologie und physische Geographie in ihrer geschichtlichen Wechselbeziehung, und in der dritten Sitzung Hensen, über einige Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldtstiftung, Hueppe, über die Ursachen der Gährungen und Infectionskrank- heiten imd deren Beziehungen zum Causalproblem und zur Energetik. Nicht weniger als vier Mediciner haben also Vorträge gehalten. Drei derselben sind von den Rednern in der „Berliner klinischen Wocheuschrift" veröffentlicht worden, sodass uns nunmehr ihr authentischer Text vorliegt, und wir demgemäss in der Lage sind, ndt den Referaten zu beginnen. Wir halten dabei die Reihenfolge des Er- scheinens der Vorträge in der „Berliner klinischen Wochen- schrift" ein. Ferdinand Hueppe: Ueber die Ursachen der Gährungen und Infectiouskrankheiten und deren Beziehungen zum Causalproblem und zur Ener- getik. Das Wesen der Specifität im Sinne der specifischen Entität der Gährungs- und Infectionserreger liegt nicht sowohl in deren Species-Natur oder Species-Constanz, als vielmehr in der Gleichartigkeit der äusseren Be- dingungen, d. h. zur Annahme einer ontologischen Auf- fassung ist kein Grund gegeben. Wohl wissen wir jetzt, dass unter den kleinsten Lebe- wesen sich Gattungen und Arten unterscheiden lassen. In diesem Sinne der Möglichkeit der Trennung specifischer Merkmale hatte man besonders krankheitserregende, farb- stofifbildeude und gährungserregende (pathogene, chromo- gene und zymogene) Bacterien als Arten getrennt. Nur in diesem Sinne der Constanz der pathogenen Eigen- schaften hätten die Infectionserreger als „Entitäten" in Betracht kommen können. Pathogene Bacterien, die ihre pathogenen Wirkungen freiwillig, d. h. durch zufällige äussere und wechselnde Bedingungen oder im Versuche durch künstliche Schatiüng solcher Bedingungen verlieren und damit aufhören, pathogen und infectiös zu sein, sind keine „Wesen" oder „Entitäten" mehr. Nun haben wir sicher kennen gelernt, dass sogenannte pathogene Bacterien unter anderen Bedingungen Farben bilden oder Gährungen erregen und umgekehrt, und zwar auch dies genau so „specifisch", wie die Infection. Diese Thatsache der „Wirkungscyklen" ist jedoch nicht die einzige, welche uns die Bedeutung der Bedingungen klar macht und damit die gesuchte „Entität" aufhebt. H. Buchner war es auf Grund systematischer Versuche zu- erst gelungen, den Milzbrandliacillen ihre pathogenen Eigen- schaften zu nehmen und sie auf den Stand einfacher Sapro- phyten zurückzuführen. Eine ähnliche Beobachtung machte etwas später zufällig Pasteur, nur dass er dieselbe als Ausgang für die Schntzinipfungen benutzte und damit ein neues Gebiet erschloss. Dieselbe Beobachtung wurde dann später für fast alle i)athogenen Bacterien gemacht, sodass man geradezu sagen kann, dass keine Eigenschaft der Bacterien leichter zu beeinflussen ist, als gerade die „speeifische". Dies gilt genau ebenso tür die Gährungserreger. Für die Pigmentbaeterien wurde dieser Nachweis ebenfalls geführt. Sind al)er die Arten der Mikrobien constant, wie lässt sich dann dieser Wechsel verstehen? Die Individuen jeder Art, auch von Mikrol)ien, sind in ihrem vererbbaren Protoplasma mit einer Reihe möglicher Wirkungen aus- gestattet die ihnen die Anpassung an die Aussen-Be- dingungen ermöglichen. So lange diese Bedingungen gleich bleiben, werden scheinbar nur ganz bestimmte Eigenschaften vererbt, in Wirklichkeit werden die anderen Wirkungsmöglichkeiten zunächst nur unterdrückt und bleiben latent. Je länger die Bedingungen für die eine Eigenschaft günstig bleiben, um so sicherer wird diese vererbt, so dass sie schliesslich allein übrig bleiben kann, al »er nicht muss. Dieser Umstand ist nun gerade bei den pathogenen ^Eigenschaften in dem Maasse sicherer gegeben, als der Parasitismus derselben mehr und mehr obligat wird, weil in empfänglichen Wirthen, deren Constanz sich in ähn- licher Weise erhält und vererbt, die Bedingungen am wenigsten wechseln. Die sogenannten Tuberkelbacillen sind viel schwerer zu ))eeinflussen als Milzbrand- oder Cholerabacterien, Culturhefen schwerer als die weniger an gleichartige Bedingungen angepassten Gährungs- erreger. Aber im Versuche kann man auch diese Schwierig- keiten beseitigen und es ist Koch's grösste Leistung, dass er die Tuberkelbacillen cultiviren lehrte und damit die Möglichkeit eröft'nete, auch die schwierigsten dieser Fragen im Veisuche zu fassen. Dasss dabei Koch's Methodik allmählich ganz in den Dienst der Ideen anderer Forscher getreten ist, die Koch aufs Messer bekämpfte, ist ein merkwürdiges Zusammentreffen. Nicht die vei-erbbare Entität mit ihrer Vererbung der specifischen Constanz der Species ist also das allein Ent- Nr. 45. Natuvwissenscliaftliche Wochenschrift. 497 scheidende, sondern der Umstand, dass nur unter geeigneten und g-leichniässigen und gleichbleihenden Bedingungen gerade diese und iicine andei'cn der gegebenen verer))barcn pjgenscliaften für die Arteriialtung geeignet sind. Der Zimnitliauni vererbt seine aromatische Rinde nur in Ceylon, aber niclit mehr, wenn er nach dem Contincnt verptianzt wird. Das in der Industrie gewünschte A'crhältniss von Allcohol und Glycerin wird durcli die Culturhefen nur 1)ei bestiunnten Temperaturen der Gährräume gebildet; bei höheren Temperaturen ändert sicii das Verhältniss zu (iunsten des Glyccrins. Der Mikrokokkus ])rodigiosus verliert über 40° die Fähigkeit, seineu herrlichen fuchsin- ähulicheu Farbstoff zu bilden, und seine Fähigkeit, Milch- säure aus Zucker abzuspalten, tritt immer reiner hervor, so dass man nach Wood's Ermittelungen glauben könnte, einen ganz besonders ty|)isclien Miiehsäureerreger vor sich zu haben. Bei den pathogeneu Bacterieu hängt in ähn- liciier Weise die Fähigkeit, Gift zu bilden, auch von der Temperatur ab unter entsprechendem Vor- oder Zurücktreten anderer Wirkungen. So sehr es anzuerkennen ist, dass Naegeli und Weiss- mann die Bedeutung der Vererbharkeit gegel)ener, aber einmal doch erworbener Eigenschaften hervorgehoben haben, so haben doch beide darin gefehlt, dass sie die Bedeutung der äusseren Bedingungen für die Coustanz der Vererbung unterscliätzen. Darin hat Moritz Wagner von allen bisherigen Naturforschern wohl am klarsten beobachtet und gedacht, wenn er die Bedeutung der Iso- lirung, d. h. die Schaffung glcicliartiger und event. neuer Bedingungen für die Eriialtung urs](rün.i;]irher Artmerkmale und für die Aenderuug der Arten und damit für die Ent- stehung neuer Arten scharf erfasste. Es kann nichts ver- erben, was nicht irgendwie vorgebildet ist. Aber was sieh vererbt von den gegebenen Möglichkeiten, das hängt auch und entscheidend ab von den ge- gebeneu Aussenbedingungen, welche als Reize auf auslösbare Energie des Protoplasmas ein- wirken, d. h. aber schliesslich nichts weiter, als dass sich eine Art äusseren Bedingungen anpassen und in diesem Sinne neue Eigenschaften erwerben kann, die ihrerseits so lange vererbt werden, wie die neuen Be- dingungen anhalten. Ist dieses lange genug der Fall, so können die alten, urspi-ünglich scheinbar allein vorhanden gewesenen Eigenschaften ganz verloren gehen und eine neue Art mit neuen Eigenschaften und sogar mit neuen Anpassungsmöglichkeiten Inidet sich, weil durch das Her- vortreten bestimmter Eigenschaften, die an die morpho- logische Structur gebunden sind, der ganze Bau bceinflusst wei-den muss. In dieser nicht ontologischcn Auffassung des der- zeitigen Angepasstseins an zur Zeit vorhandene relativ glciehlilcibende Bedingungen vermögen Gährungs- und Infcctionserreger durch Ucl)ertragnng von bestiunnten Protoplasmabewegungen, die event. auch an isolirbare active Eiweisskörper, wie Enzyme, Toxalljuniine, als Reize oder Anstösse gebunden sein könneir, bestimmte Bewegungs- möglichkeiten auszulösen. Dass die activen Eiweisskörper, gleichgültig ob sie von der Zelle trennbar sind oder nicht, aber ganz ausserordentliche Bewegungen ausführen und dadurch au''h auslösen können, ist gerade durcli die bacteriologischen Untersuchungen der letzten Jahre sichergestellt. Welche geringen Mengen Enzyme ver- mögen als Fermente hydrolytisclie Spaltungen oder Ge- rinnungen herbeizuführen! Wie geringe Giftmengen eiweissartiger Natur, Toxalbuminc, genügen, um die Ver- giftungen von Ch((lera, Tetanus, Diphtherie herbeiziifüliren! Und wie energisch schützen die activen Eiweissk(iri)cr des Blutserums, Alexine, natürlich iunnuner und immuuisirter Thiere das Thicr gegen die eindringenden Parasiten und deren Gifte! Welcdie gewaltige Energie dem Protoplasnux und jedem activen lebenden Eiweiss im Gegensatze zu dem todten P]iweiss, mit dem die Chemie bis jetzt arbeitet, zu Gebote steht, lehren nicht nur diese drei Arten von Wirkungen, die die Vorstellungen über den Chemisnuis des Blutes vollständig umgestalten, sondern kann auch vielleicht die Thatsache veranschaulichen, dass sich diese gewaltigen Wirkungen innerhalb enger Tcmpcralurgrcnzen abspielen, während der Chemiker, wenn er mit rein anorganischen Kräften nur Theile dieser Vorgänge nach- ahmen will, zu ganz ausserordentlichen Eingrifl'cn seine Zuflucht nehmen muss und Temperaturen nicht unter 100° anwenden kann. Die Bewegungen des Protoplasma und die Activität des lebenden Eiweiss werden uns verständlicher, wenn wir zu ermitteln suchen, was denn diese Wirkungen für die bewirkende Zelle selbst für eine Bedeutung haben und da sehen wir sofort, dass es sich um eine Art Magen- frage handelt. Die Gährungs- und Infcctionserreger müssen sich ernähren und sie führen ihre Protoplasmabewegungen in erster Linie aus, um durch Bewegungserregung in anderen Molekülen, d. h. durch Zerlegung und Spaltung derselben solche Atomgruppen frei zu machen, die sie für ihren eigenen Aufbau nöthig haben. In dieser Beziehung hat z. B. nach Pflüger das Cyan mit seiner Polymerisations- fähigkeit, nach Loew das Formaldehyd oder die mit demselben ismnere Gruppe CHOII eine ganz besondere Bedeutung Wir erkcnueu auf diese Weise in inmier ge- nauerer Weise, dass die Ernährungsfähigkcit einer Substanz von ihrer chemischen Constitution ab- hängt. Um aber diese freigemachten Atomgruppen der eigenen Substanz statt der verbrauchten Stoffe oder für die Vermehrung der Individuen zu assimiliren, dazu be- darf es einer gewaltigen Energiemenge. Diese kann nun in sehr verschiedener Weise bei diesem Vorgange der Ernährung und Assimilation, w'clche ein synthetischer, also Wärme, d. h. Energie eonsumiremler Vorgang ist, gewonnen werden. Die Extreme sind gegeben, wenn Luft oder Sauerstoff im freien Zustande ausgeschlossen sind, resp. wenn sie frei zur Verfügung stehen. Hiernach hatte Pasteur die echten (iährungen, die nur bei Luftalischluss vor sich gehen sollen, grundsätzlich von den unechten oder Oxydationsgährungen getreunt nnd in der Abwesenheit der Luft resp. des freien Sauerstoffes das Entscheidende gesucht. Zum Athmeu auf Sauerstoff' angewiesen, sollten die deshalb sauerstoft'gierigen ^likrobien bei Luftabschluss diesen Sauerstoff aus ehemischen Kör- l)ern, z. B. aus Zucker frei machen und diese Körper dadurch zerlegen, d. h. eben vergähren. Diesen Theil des Vorganges fassen wir jetzt chemisch allerdings anders auf, insofern wir erkennen, dass sauerstotfreicherc Körper einen Theil ihres Sauerstoffs nicht direct und frei, sondern in bestimmten Atomgrup[)en, z. B. in Form vou Hydroxyl- gru])pen an leicht oxydable Körper mit labilen Wasser- stofiatomeu abgeben. In etwas anderer Form nähern wir uns hiermit den Vorstellungen von M. Traube, der zuerst erkannte, dass l)ei den Gährungen Oxydationen und Reductionen neben einander verlaufen müssen. Damit ist eigentlich die Auf- fassung von Pasteur ehemisch nicht mehr haltbar. Aber auch biologisch ist sie nicht richtig, da es ganz reine Spaltungen und Reductionen .giebt, die bei einem für Aerobiose und Anaerobiose ehemisch geeigneten Nähr- material sogar ausschliesslich bei Luftzutritt und Durch- lüften, oder doch mindestens besser verlaufen, als bei Luftabschluss, die also chemisch als reine Umlagerungeu vou Atomgruppeu reine Gährungen im Sinne Pasteur's 498 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4.5 sind, biologisch aber gerade umgekehrt verlaufen. Die Bildung- bestimmter Gährungsprodncte beruht nicht in der Auiierobiose, sondern in der Gährfahigkeit, d.h. der Nähr- fähigkeit und der potentiellen Energie der Substanzen; die Gährfäliigkeit an sich ist unabhängig von An- und Abwesenheit von Luft resp. freiem Sauerstoff und die Anaerobiose hat lediglieh die Bedeutung, dass bei Luft- abschluss chemisch die reinste Form der Si)altungs- mögliehkeit vorliegt. Tritt Luft oder freier Sauerstoff hinzu, so kann die Spaltung rein bleiben, wie eine Anzahl Fälle beweisen, aber sie muss es nieiit mehr, und in der Regel tritt sogar die Oxydation d. h. die weitere Zer- legung durch Vermittelung von freiem Sauerstolfe hinzu. In letzterer Weise verlieren, wie ich schon vor Jahren nachgewiesen habe, die Cholerabacterien ihre Fähigkeit der Giftliildung, Milchsäurebaeterien ihre Fähigkeit der Vergährung des Zuckers. Gerade umgekehrt, wie es Pastenr annahm, wird also die Frage der Anaerobiose zu einer Frage der Constitution der gährungsfähigen Substanzen. Jede Substanz ist gährfähig und bei Lnftabschlnss für Mikrobien zerlegbar, welche die Atomgruppen zur Synthese des activen Eiweiss der Gährungserreger enthält, und bei deren Zerlegung gleichzeitig die nTithige Energie gewonnen werden kann, mit deren Hülfe diese Synthese ausgeführt wird. Bei Luftabschluss kann chemisch die Zerlegung der Substanz, wenn auch verschiedenartig nach der Ver- schiedenheit der Sauerstoftgruppen , die als Oxydations- mittel dienen, stets nur eine obertiäehliehc sein. Um die Energie zur Synthese zu gewinnen, also im mechanischen Sinne, muss viel mehr Material zerlegt werden, als dem blossen chemischen Bedürfnisse der Ernährung zur Ge- winnung der Atomgruppen für den Aufbau entspricht. Je höher aufgebaut das Material bei qualitativ entspre- chenden Atomgruppen schon ist — gleichgültig, ob dies durch nur einen oder durch mehrere Körper erreicht wird — , um so geringer ist die Energie, welche zur Synthese erforderlich ist. Pepton erfordert weniger Arbeit als As- paragin, dieses weniger als Milchsäure oder Formaldehyd oder endlich als Kohlensäure. In diesem Energiebedürf- uisse liegt es begründet, dass einzelne Körper nicht mehr bei Luftabschluss zur Synthese verwendet werden können, trotzdem sie die zur Assimilation uöthigen Atomgruppen oder Isomere derselben enthalten, sondern dass nur noch durch wirkliche Oxydationen die nöthige Energie zum Aufbau beschafft werden kann. , Die Anaerol)iose ist also eine besondere Anpassung an bestimmte Ernähruugsbedinguugen, die wir vielfach schon von vornherein clieniisch nach der Constitution der zur Ernährung dienenden Substanzen und dynamisch nach der Energiemenge beurtheilen können. Indem wir so die Ernäluiing mit der W;u-mel)ildnng, d. h. mit der Energie- seite der Frage in N'erbindung behandeln, hört die ana- erobe Gährung auf, etwas ganz Appartes zu sein, und die anaeroben Spaltungen werden mit den Oxydationen durch vielerlei Uebcrgänge verbunden, wobei bald die chemische Seite, bald die mechanische, bald die biolo- gische sich der Vorstellung von Pasteur nicht fügt, die nur den Extremen gerecht wird. Ueber die Art der Energiegewinnung zur Synthese des specitischen Protoplasmas und damit weiter der speci- fischen Enzyme, Gifte imd Gälirungsproducte haben wir auch einige Fortschritte zu verzeichnen. Dass die Oxy- dation von Ammoniak zu Salpetersäure auch im Dunkeln die Energie liefert, mit deren Hülfe gewisse Mikrobien Kolden- säure assimiliren, ist nacliHueppe vonWirogrodsky bestätigt worden. Dieser fand weiter, dass aucli die Oxydation von Schwefelwasserstoff resp. von Ferrocarbonaten für andere Mikrobien die Energie zum Aufbau liefern kann. In der Meln'zahl der Fälle ist es, wie im thierischen Or- ganismus, die Sijaltung und Oxydation complexer Molekel, besonders von Eiweiss und Kohlenhydraten, welche die Energie liefert, und im Pflanzenreiche sind es ja unter Vermittelung des Chlorophylls in der Regel die Sonuen- strahlen. Dass das höchste (ilied, die gewaltige synthe- tisclie Arbeit der grünen Pflanze durch die Sonnenenergie, und das niedrigste Glied, die Nitriflcation, in der Fähig- keit der Synthese ans Kohlensäure übereinstimmen, ver- wischt die letzte Grenze, die man zwischen Leben- dem und Anorganischem als eine qualitative hatte aufstellen können. Wichtig ist es, dass nach allen diesen Ermittelungen die Bildung des specifischen Protoplasmas, der sjtecifischen Enzyme und Gifte mit der Ernährung im engsten Zusammenhange steht, gleichgiltig, ob die nöthigen Atomgru|»pen aus einfaclien Körpern oder aus ganz coinplexen Substraten gewonnen werden, ob im ersteren Falle Energie von aussen zugeführt werden muss, ob im letzteren die Zerlegung der Substrate gleichzeitig allein die Energie liefern kann. Das im erörterten Sinne specitische Protoplasma überträgt die mit seiner Ernäiirung und Energie- gewinnung untrennbaren und im eingescliränkten Sinne specifischen Bewegungen auf bewegungs- fähige Körper, d. h. es löst deren Energie aus. Die auslösende Bewegung wird damit zu einer (Qualität, die oft scheinbar allein, in der Tliat aber nur mit entscheidet, was erfolgt. Diese Bewegungen der specifischen Gälirungs- und Infectionserreger bestimmen nämlich thatsächlich nur die bestimmte Richtung der Zersetzung in den Fällen, in denen sie überhaupt eine Bewegung auslösen können, d. h. in denen ihre Bewegungsforni adäquat ist einer der Bewegungsmöglichkeiten, welche sich aus der At()mgru)ipirung der Molekel gährfähiger Substanzen oder der ^licellen und Micellarverbände des Protoplasmas der befallenen Wirthe ergeben. Ohne die Bewegungsübertragung der Erreger bleibt die Energie der gährfähigen Substanzen und der infectionszugäng- lichen Organismen, (Jrgane, Gewebe, Zeliterritorien, der Säfte und Zellen unausgelöst, latent, resp. erfolgt nur in normaler pliysiologischer Weise und niclit in jener quan- titativ und qualitativ abweichenden Weise, die wir eben Krankheit nennen. Aber diese specifischen Er- reger können nichts auslösen, was nicht im Bau der Zellen vorher vorhanden war. Sowohl die all- gemeinen Immunisirungen durch Activirung der nor- malen activen Eiweisski'irper des Blutserums (Alexine), als die specifischen Immunisirungen gegen bestimmte Micro- parasiten und die Giftfestigungen des Wirthsorganismus iiabeu sieh bei genauereu Untersuchungen als abhängig von den lebenden Zellen des Organismus erwiesen, wie gegenüber deu rein humoralpathologischeu Auffas- sungen von Behring zu betonen ist. Auch hier sehen wir, dass es sich um» eine Wesenheit handelt, bei der zwei Wesen, der Wirthsorganismus mit seineu inneren Ursachen und seiner potentiellen Energie und der Aus- lösungsorganismus des Mikroparasiten, nothwendig zu- sammen arbeiten. Beide Momente gehören un- trennbar zusammen und deshalb ist weder die kranke Zelle noch der Parasit allein das angeb- lich gefundene ensmorbi. Die Weinsäure kann nach unseren heutigen Kennt- nissen drei verschiedene Gährungen erleiden. Der Trauben- zucker kann mehrere Buttersäuregährungen, eine ganze Anzahl verschiedener Alkoholgährungeu und verschiedene Milchsäuregährungen eingehen, bei denen sogar die auf chemischem Wege nicht erhaltbar gewesene linksdrehende Nr. 45. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 499 Milchsäure entdeckt wurde. Bei den coniplicirteu Eiweiss- körpern erhrdit sich die Zahl dieser Miig-lichkeiten so, dass noch Niemand versucht hat, nur für todtcs Eiwciss alle niög-lichen Gäliruiigcn zu sondern. Noch mehr aber steigert sich die Möglichkeit der Zahl bei dem lebenden aetiven Eiwciss und damit muss eine grosse Zahl von In- fectionen möglich sein. Wir können uns so vom rein chemischen Standpunkte kaum noch wundern, dass die Mehrzahl aller Krankheiten pai-asitär ist. Ja es ist bei diesen vielen ISewegungsmöglichkeitcn, die gerade das Eiwciss bietet, fast nnbcgrciilich, dass sieh trotzdem immer und immer wieder die be- sondere Structur noch so entscheidend bemerk- bar macht. Bei Zucker derselben empirischen Zu- sammensetzung wie Rohrzucker, Maltose und Milchzucker kennen wir die Constitution genügend, um die sehr viel schwerere Vergährbarkeit des Milchzuckers gegenüber den beiden anderen Zuckerarten zu verstehen. Bei dem lebenden Eiwciss können wir nur aus den positiven oder negativen Erfolgen der versuchten Auslösungen dieselben Thatsachen ersehliessen, für die wir uns der Bezeichnung der Krank- heitsanlage oder Disposition bedienen. Wir kennen verschiedene Dis|)(isitionen der Gattungen, Arten und Rassen; aber auch die Disjiosition des Indi\iduums seiiwankt nach Alter, Geschlecht, Beschäftigung, Ernäh- rung; das sociale Elend ist deshalb ein Factor, über den sich kein Hygieniker schlangweg hinwegsetzen kann. Gonorrhoe und Syphilis, Cholera und Abdoniinaltyphus befallen von selbst nur den Menschen, das Rückfall'tieber ist auf Menschen und einige Aflenarten übertragbar, die sogenannten Tuberkelbacillen, die nur die parasitische Anpassungsform eines pilzartigen pleomorphen Mikrobion sind, befallen nur bestimmte Gattungen und Ai'teu der Hausthiere und werden durch dieselben so beeintlusst, dass Mafucci und Koch sogar zwei Species, die der Säugethier- und Hulmertuberculose streng auseinander halten wollten, was unrichtig ist, da man diese zwei ver- schiedenen „Si)ecies" wechselweise in einander überfuhren kann. Der Nährboden der Gewebe und Zellterritorien macht sieh mit seinen retativ gleichbleibenden Bedin- gungen so gewaltig bemerkbar, dass man bei Uebertra- gung desselben Ausgangsmatcrials, z. B. bei Tuberkulose und Hinderseuehe auf verschiedene Gattungen, Arten oder Rassen von Wirthen schliesslich oft sogar verschiedene Arten von Krankheitserregern vor sich zu haben glaubt. Die Specificität der Mikroparasiten als „Entität" oder „Wesen" wird durch solche Versuchsergebnisse wieder recht eigenartig beleuchtet. Wie man angesichts solcher Thatsachen die ent- scheidende Bedeutung der Krankheitsanlage als „Ursache" und die Vererbbarkeit der Kraukbeitsanlage bestreiten kann, ist einfach unbegreiflich. Einerseits die einschneidende Bedeutung der Bedin- gungen, dann die Thatsachen der Wirkungscyklen und der Beeinflussung der ^'irulenz heben die En- tität der pathogenen und gährungserrege nden Mikrobien auf. Schon die „specitische" Zelle des einzelnen Organes ist eigentlich eine Wesenheit, die sich aus der Wechselwirkung mit den übrigen, sieb gegen- seitig regulirenden Zellen des Körpers ergiebt, wie es für den Sonderfall der Geschwülste klar gcstellf ist. Man kann deshalb an diese Erscheinungen einerseits den Maassstab von rtlüger anlegen, nach dem .,die zahllosen Lebens- erscheinungen — trotz allen Scheines der tiefsten Ver- schiedenheit — doch nur Variationen eines und desselben Grundphiinomenes" sind, aber man kann auch anderer- seits ruhig die thatsächlichen Verschiedenheiten der ein- zelneu Zellkategorien als specitische auffassen. Für die Üntologie ist mit alledem gar nichts gewonnen. Denn schon bei der einfachsten Form des Parasitis- mus erweist sich dieser als ein Sonderfall der Sym- biose, also als eine Entität aus zwei Wesen, der Infections- und Wirthszelle. Dasselbe Organ oder Gewebe kann durch ganz verschiedenartige Krankheitserreger ana- tomisch ähnliche Veränderungen eingehen oder es können ganz ähnliche Symptome hervorge- rufen werden. Auch durch solche Thatsachen wird die Entität der Infectionserreger aufgehoben. Aber dieselben Krankheitserreger können auch ganz versciiiedene Symptome und sogar ganz verschiedene Krankheiten veranlassen, welche die Zellularpathologie scharf auseinanderhalten muss. Durch solche Thatsachen wird die Bedeutung der kranken Zellen als ens morld aufgehoben. Wie wir bei verschiedenen functionirenden Zellen des- selben Organismus, etwa bei Nerven-, Drüsen- oder Jluskel- zellen einen ganz verschiedenen moleeularen Aufbau an- nehmen müssen und zum Theii nachweisen können, so müssen wir aneli annehmen, dass sich die gleichen Zell- kategorien nicht bei jedem Indi\iduum derselben Art in genau gleicher, sondern in nur ähnlicher Weise mit einer gewissen Breite der Anpassungs- und Arbeitsmöglichkeit vorfinden, d. h. dass die Energie nicht in stets gleich leichter Weise auslösbar ist, dass sie aber, wenn sie von gleichen Reizen ausgelöst wird, in qualitativ gleicher Richtung ausgelöst wird. Der Disposition der Rasse gegenüber erscheint die Disposition des Individuums thatsächlich nur als stärkere oder geringere, aber nicht als eine qualitativ abweichende, etwa so wie der Techniker, der zwei Maschinen genau gleich baut, bei der Prüfung an seinen ludicatorcurven stets individuelle Schwankuugeu zu verzeichnen hat. Es giebt auffallende Beispiele, welche neben dem qualitativen ein ausgesprochen quantitatives Moment der Krankheitsreize erkennen lassen. Die algierischen Schafe scheinen im Gegensatze zu unseren einheimischen Rassen immun gegen Milzbrand zu sein und doch erliegen sie grösseren Mengen des Parasiten. Einige Exemplare der Baeterien der sogenannten Hühnercholera t(idtcn ein Kaninchen sicher, während man einem Huhn viele Tau- seude zum selben Erfolge einspritzen muss. Wenige Tu- berkelbacillen führen den Tod eines Meerschweinchens herbei, aber auch den gegen Tuberkulose immunen Hund kann man durch diesell)en Mikrobien an typischer Miliar- tuberkulose eingehen lassen, wenn nuxn ihm grosse Mengen dieser Baeterien zuführt. Die Untersuchungen über die physikalischen Vor- gänge in den Nerven und Äluskcln hatten mehr und mehr sicher gestellt, dass die Auslösung von der Quantität der Reize derart beeintlusst wird, dass man ein allgemeines Reizgesetz entwickeln konnte. Aehnliches stellte sich immer deutlicher für alle anderen Reize der Physiologie heraus und der Ablauf dei- psychophysischen Vorgänge erwies sich deutlich in Abhängigkeit von denselben Gesetz- mässigkeiten. Die Vorstellung eines „Schwellwerthes" der Reize ist in der neueren Physiologie und Psychologie ganz geläufig. Unbegreiflich ist es nur, dass kein Physiologe bis jetzt versucht hat, derartige Reizgesetze, welche die Reize geradezu mehr als eine Quan- tität denn als Qualität aufzufassen zwingen, nnt dem Energiegesetze in Einklang zu bringen. Aber die Bedeutung dieses Gesetzes geht noch viel weiter. H. Schulz ermittelte, dass dasselbe Gesetz auch für die Desinfection gilt und ich selbst fand, dass es ebenso die Heiluugs- vorgänge beherrscht. Das Reizgesetz ist ein für alles organische Geschehen durchgreifendes Gesetz, 500 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 45 nach dem jede auslösende Energie unterhalb eines bestimmten Punktes auf Protoplasma rei- zend und anregend, jenseits desselben aber die Leistungen herabsetzend, vernichtend, tödtend wirkt. Es ist also wieder die Quantität des Reizes, welche uns entscheidend entgegentritt. Und ein solches, das ganze organische Reich beherrschendes (rcsetz der Quantität sollte gar keine Beziehnngeu zum Energiege- setze haben? Beim Heben eines Gewichtes wird demselben eine bestimmte Menge potentieller Energie (Arbeitsvermögen) zugeführt; wird nun die Unterlage entfernt, oder in an- derer Weise durch einen Anstoss das Gewicht zum Fallen gebracht, so ist die kinetische Energie (Arbeit) der poten- tiellen gleich. Wir wissen aber aus dem Versuche und der Berechnung, dass bei dem Verhindern des unmittel- baren Falles des gehobenen Gewichtes, d. h. bei Ver- hindern des Ueberganges der potentiellen Energie in ki- netische durch eine Unterlage die beiden Enei-gieraengen doch schliesslich nach der Auslösung gleich sind, trotzdem inzwischen Wärme gebildet wird, trotz des hiermit ver- bundenen Energieverlustes! Es müsste in diesem Fall die in Form der Wärme verloren gegangene Energie aber aus nichts gewonnen worden sein, wenn sie nachher doch wieder nach Fallen des Gewichts vorhanden ist! Die Auslösung — muss man daher annehmen — führt so viel Energie zu, als zur Ueberwindung der Hemmung, als in specie zur Deckung des Wärme- verlustes nöthig ist. Der Energievcrlust, der dadurch entsteht, dass wir potentielle Energie nicht unmittelbar, nicht ohne Auslösung oder Reiz in kinetische Energie übergehen lassen, muss aber ganz verschieden gross aus- fallen, je nach der Art und Form der Unterstützung des Gewichtes. Zur Ueberwindung der geringeren Reibung eines schräg gelagerten Gewichtes, d. h. zur Auslösung dieser potentiellen Energie, genügt vielleicht der Druck eines Fingers, während zur Ueberwindung der Hemmung desselben, aber horizontal gelagerten Gewichtes auch eventuell die Kraft eines Pferdes nicht hinreicht. Die Auslösung erweist sich auch hier als eine Quan- tität! Die Gerinnung des Käsestoffes erfolgt wohl durch sehr geringe Mengen Lab, aber innnerhin muss eine be- stimmte Jünimalmenge im Verhältniss zur i\lengc Milch vorhanden sein, wenn die Gerinnung vollständig werden soll. Wo wir uns auch umsehen, überall tritt die Auslösung uns auch als Quantität entgegen. Die Älöglichkeit der Gewinnung und Aufspeicherung potentieller Energie hängt nun damit zusammen, dass wir den Punkt vermeiden, an dem diese Energie unmittelbar und ohne Auslösung in kinetische übergehen muss, dass wir eine Henmnnig einführen. Diese Differenz ist es nun, welche in der Auslösung als Reizgrösse zu- geführt werden muss. In einem System sind potentielle Energie plus Auslösungsenergie der kinetischen Energie gleich. Nur für eine ganz be- stimmte Versuchsanordnung ist ohne jede Einschränkung die potentielle Energie allein der kinetischen gleich, näm- lich dann, wenn die eine Energieform unnuttelbar in die andere übergeht. In diesem Fall ist es widersinnig, von Reiz oder Aushisung zu sprechen. Die Auslösung ist eine in bestimmter Weise in den Energie Zu- sammenhang eingreifende Quantität oder sie ist überhaupt nicht vorhanden. Im normalen physiologischen Geschehen wird die potentielle Energie mögliehst hoch und von allen be- kannten Fällen am labilsten aufgebaut, so dass relativ kleine Reize zur Auslösung genügen und ein Ueber- schreiten dieser Reizgrössen zu krankhaften Erscheinungen führt. Ebenso sucht der Techniker seine Maschine so zu bauen, dass die Auslösung als Reizgrösse möglichst klein wird und eine Kinderhand den gewaltigen Dampfhammer zu regiereu vermag. Der Physiker richtet seine Versuche über Energie so ein, dass er gegenüber der Grösse des Wärmeäquivalentes praktisch die Energiemenge der Aus- lösung in der Rechnung vernachlässigen darf. Aber mit alle dem verschwindet diese Grösse doch nicht, sie wird damit nicht zu einer blossen Qualität. In anderen Fällen , die doch eben so gut wie die adäqualen Minimalreize der Physiologie zu berücksich- tigen sind, wird aber die Reizgrösse sogar zu einer ge- waltigen. Bei der Befruchtung sehen wir die Auslösungsgrösse etwa die Hälfte zur kinetischen Energie beitragen, bei der Auslösung der Infectiou wenig disponirter oder spontan scheinbar immuner Thiere dürfte die Reizgrösse sogar mehr als die Hälfte zur Energie beitragen, die wir als kinetische Energie in Form der speeitischen Krankheit auftreten sehen. Gerade solche Vorgänge, welche, wie die Gährungen, eigentlich nur quantitative Ueberschrei- tungen des gewöhnlichen physiologischen Geschehens dar- stellen, oder bei denen, wie bei den Krankheitsprocessen oft ein einfaches Ueberschreiteu physiologischer Vorgänge als specitische Qualität imponirt, sind deshalb so geeignet, die Vorstellungen einer blos qualitativen Auffassung der adäquaten Mininialreize zu corrigiren und uns ins Gedächt- niss zu rufen, dass sich diese aus den gröberen Massen- reizen als Sonderfälle in Folge häufiger Wiederholung erst in langen Zeitperioden entwickelt haben. x. Ein neuer Wanderziig des Taiiiieiiliühers. — Wie im Herbste 1885,*) so hat auch in diesem Herbste (lS93j der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) einen Wander- zug nach Deutschland unternommen. Es liegen mir be- reits eine Anzahl vmi Meldungen vor, welche dieses mit Bestinnnthcit erkennen lassen. Am 10. October erhielt der Präparator des mir unterstellten Instituts, Herr W. Viereck, 2 frisch erlegte Tannenhäher zum Ausstopfen zugeschickt, welche am 9. October von dem Cand. rer. nat. Weissermel in Gr. Kruschin (Westitreussen) zur Post gegeben waren. Der Einsender schrieb dabei, dass in der letzten Zeit sieh diese Species ziendich zahlreich bei Gr. Kruschin gezeigt habe. *) Der Wandprzug von 1885 liat liekaiintlich niue mouop-a- phisclie Bearbuituug erfahren. Siehe Rnd. Blasiiis, „Der Wander- zug der Tanuenliäher dureh Europa im Herbste 1885 und Winter 1885/86", Wien 188G. Am 13. October erhielt ich von einem meiner Zu- hörer, Herrn Stud. agr. 0. Wagener, ein frisch erlegtes Exemplar aus der Oberförsterei Uszballen bei Lasdehneu in Ostpreussen, mit der Bemerkung, dass sich die Tannen- häher kürzlich einzeln bei Uszballen gezeigt hätten. In der Rominter Heide (Ostpr.) seien sie, wie Herr Wagener mir kürzlich mittheilte, zahlreich aufgetreten. In Folge der Veröffentlichung obiger Notizen in der Deutschen Jäger-Zeitung vom 11). October er. gingen mir 6 Postkarten zu, enthaltend Meldungen über simstige Fest- stellungen von Tannenhäheru in Deutschland. Danach hat man dieselben noch an folgenden Orten beobachtet: bei AdHg Dorabrowken, Kr. Graudenz (beobachtet von W. Oedenburgj, bei Hoheheide unweit Ducherow, Reg.- Bez. Stettin, und im Greifswalder Kreise (beobachtet von Oberförster Pyl), bei Billberge unweit Hämerten, Altmark (beobachtet von Rittergutsbesitzer Bethge), bei Camburg Nr. 45. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 501 a. d. Saale (beobachtet von A. Pfeil), bei Greiz, Eeuss ä. L. O'cobachtet von H. Nuschj und bei (»ffenbacb a. M. (beobachtet von Dr. Merz). Die eingesandten bezw. beob- achteten Exeini)Iare gehören meistens der diinnschäbligeu Varietät an, welclie iiir llauptvcrbrcitungsgeljiet in Sibirien hat. Vielleicht hat auch in diesem .Jahre (wie 1885j ein Missrathen der Zirbelnüsse in Sibirien den Anlass zu dem Wanderzuge gegeben. Prof. Dr. A. Nehring. Die geologische Eiitwickeliing, Herkunft und Ver- breitung der Säugethiere betitelt sich ein Aufsatz von Karl A. von Zittel in den Sitzungsberichten der math. phys. Classe der k. b. Acadeniic der Wissenschaften zu München. Aus der ganzen Entwickelungsgeschichte der Säuge- thiere von der l'rias an bis zur .Tetztzcit erhellt trotz aller Mangelhaftigkeit der paläontologischen Ueberlicferung mit aller Bestimmtheit, dass der genetische Zusanuiienhang zwischen den einzelnen Faunen ungeachtet vielfacher Störungen durch geologische Ereignisse nie vollständig unterbrochen wurde und dass jede einzelne Thiergeseli- scliaft durch allmähliclie Transformation ihrer Elemente aus einer früher vorliandenen hervorgegangen ist und zu- gleich die Aussaat für die nächst folgenden lieferte. Einzelne der Mikrofauna angehörige Gattungen [Didelphys, Sciurus, Myoxus, Sorex) lassen sich zurückverfolgen bis ins Eocaen und haben seit ihrem erstmaligen Erscheinen wohl neue Arten hervorgel)racht, aber keine nennens- werthen Umgestaltungen erlebt, wie überliaupt die poiy- protodonten Marsupialier, Insectenfresser und Nager die wenigst veränderlichen Säugethiertypen darstellen. Re- cente Genera von ansehnlicherer Gi-össe tauchen vom unteren Miocaen in inuner stärkerer Zahl auf und dauern theilweise bis auf den heutigen Tag fort. Unsere ganze thierische und pflanzliche Umgebung wurzelt unbestritten in vergangenen Perioden und bei keiner Thierclasse tritt der enge Zusammenhang zwischen Urzeit und Jetztzeit schärfer zu Tage, als bei den Säuge- thiereu. Ueber iin'e Entstehung und früheste Vertheilung in mesozoischer Zeit fehlen leider noch genügende Anhalts- punkte, al)er die Gleichförmigkeit der aus Allotherien, polyprotodonten Beutelthieren (oder i)rimitiven, vielleicht marsupialen Insectenfressern) bestehenden jurassischen Säugethierfaunen in Europa und Nord-Amerika, das Vor- kommen einer typischen Allothericngattung in der süd- afrikanischen Trias und die grosse Aehnlichkeit der ober- cretaceisehen Genera mit ihren jurassischen Vorläufern machen es überaus wahrscheinlich, dass in der mesozoischen Periode eine einzige gleichförmige Säugetiiierfauna Europa (und wahrscheinlich auch Asien), Nord-Amerika und Afrika bevölkerte. Ob diesem ausgedehnten thiergeographischen Reich damals auch Australien angehörte und ob sieh dorthin, wie vielfach angenommen wurde, in späterer Zeit die mesozoischen Formen zurückgezogen haben, lässt sich auf Grund der verfügbaren Documente nicht mit Gewissheit entscheiden. Unter allen Umständen hätten sich in diesem Falle die jetzigen australischen Landsäugc- thiere, wenn sie auch im Allgemeinen hinter ihren Stammes- genossen in anderen Continenten zurückgeblieben sind, sehr stark verändert und nur wenige Züge ihrer uralten Vorfahren bewahrt. Von der Tertiärzeit an ging die Verbreitung der Landsäugethiere sicherlich von nicht mehr als drei Entwickelungsheerden oder sogenannten Scböpfungs- centren aus. I. Das altertliümlichste, am frühesten von den übrigen abgetrennte, noch jetzt am schärfsten begrenzte thier- geographisehe Reich bildet Australien mit der Nachbar- iusel Tasmanien. Trotz grosser Verschiedenheit in kli- matischer und meteorologischer Hinsicht und ti'otz der auffallenden Ditferenzen in den Nahrungsbedingungen enthält dieses Reich sämmtliche jetzt existirende Mono- trcnien und die Marsujjialier mit Ausnahme der heute in Amerika, in der Tertiärzeit auch auf der ganzen nörd- lichen Hemisphäre verbreiteten Didclphyiden, ausserdem aber nur einige höchst wahrscheinlich in später Zeit von aussen importirte Fledermäuse, Mäuse (P^cudoxiy^, Hy- dromiia, .Iccadliomys, Hapalotls, Kclüothrix) und den Dingo, eine Varietät des Haushundes. Nach A. Wallacc hatte sich Australien schon am Sciduss der mesozoischen Periode von den übrigen Continenten getrennt, urafasste jedoch wäln-end eines Theiles der Tertiärzeit noch Neu-Guinea, .Celebcs, die Salomons- und vielleicht auch die Fidschi- Inseln und bcsass eine beträchtliche Ausdehnung nach Süden und Westen. Noch lieute tinden sich auf Neu- Guinea, Oelebes, Amboina und sogar Timor australische Beutlcr mit indischen placentaien Säugethieren vermischt. Für einen einstigen Zusammenhang mit »Süd -Amerika kann das reichliche Vorkommen fossiler Bcutelthiere in den Santa Cruz-Schichten von Patagonien geltend gemacht werden. n. Das zweite , ehemals nicht minder streng als Australien abgeschlossene thiergeogra])hische Reich ist Süd-Amerika oder Austro-Columbia. Bis in die jüngste Tertiärzeit enthält dasselbe nur Edentaten, Toxodontia, Typotherla, einige iK'icht eigenthündicii diftercnzirte Perisso- daetylcn, iiistricomorphe Nager, platyrhine Affen und Beuteltiiiere, die jedocli von den australischen sehr er- heblich abweichen. Aus diesem Entwiekelungshecrd empfing Afrika wahrscheinlich im Begiim der Tertiärzeit einige versprengte Wanderer, wie die Vorläufer von Orydrropvs und 3fa)ii!<, die vielleicht aus gemeinsamer Wurzel mit den Typotherien hervorgegangenen Hyracoidea und einige hystricomorphe Nager. Der einstige Zu- sammenhang des südamerikanischen oder neotropischen Reichs mit Australien und Süd-Afrika müsste aber sicherlich schon in der älteren Tertiärzeit wieder gelöst worden sein, denn die zu gleichen Ordnungen gehörigen Formen in den drei Continenten haben hinreichend Zeit gehabt, sich in ganz eigenartiger Weise zu specialisiren. Wie am Sciduss der Tertiärzeit die süldiche und nördliciie Hälfte von Amerika zu einem Welttheile zusanunenwuchsen und wie sich ihre liciderseitigen Faunen durcheinander schoben, ist früher (S. isl, 182) eingehender geschildert worden. III. Das dritte und grösste thiergeographische Reich, die Arctogaea, umfasst nicht nur Europa, Asien und Afrika, sondern auch Nord-Amerika. Fehleu über die ältere Tertiärzeit bis jetzt auch noch alle palöontologischen Ueberlieferungen aus Asien und Afrika, so erwecken weder die reichhaltige mio-])liocäne Säugethierfauna Asiens, noch die spärlichen Ueberrcste aus jüngeren Tertiär- bildungen Afrikas, noch die Zusanunensetzuug der jetzt in Süd-Asien und Afrika existirenden Fauna die Ver- mutliung, dass neben den im älteren Tertiär von Europa und Nord-Amerika bekannten Säugcthierstännnen, noch andere fremdartige in irgend einem Theile von Eurasieu entstanden sein müssten. Die bis jetzt bekannten tertiären Formen aus Europa und Nord-Amerika genügen vielmehr vollständig, um die Säugethiere von Europa, Asien, Afrika und Nord-Amerika (mit Ausnahme einiger muthmaasslich aus Australien und Süd-Amerika eingewanderten Formen) davon abzuleiten. Das paläarktische, nearktischc, äthi- opische und indische Reich von Sclater und A. R. Wallace bilden (wie schon lluxley gezeigt) für die Säugethiere ein einziges Verbreitungsgebiet, das sich freilich schon 502 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 45 während der Tertiär- und Diluvialzeit in mehrere Pro- vinzen s])altete. Am frühesten wurde der Zusammenhang' mit Nord-Amerika gelockert und schon im Miocän und Pliocän steht die neue Welt der alten als eine selbst- ständig-e tliiergeogTaphischc Provinz gegenüber, die freilich nach der Eiszeit wieder einige nordische Gäste walir- scheinlich über Ost-Asien erhielt. Nach Süd-Asien und Afrika zog- sich am Schlus der Tertiärzeit ein Theil der wärmeliebenden Formen, namentlich Hufthiere, Raub- thiere und Affen zurück und beviilkerte eine Provinz, welche von der Westküste Afrika's bis zum chinesischen Meer reichte und wohl ancli noeli die Küstengebiete des Mittelmeeres umspannte. Cejdon, die Snnda-Inseln, Phi- lippinen und Madag-ascar standen in der jüngeren Tertiär- zeit ohne Zweifel in Verbindung mit den benachbarten Continenten und erhielten von jenen ihren Vorrath an. Landsäugethieren. Afrika und Süd-Asien besitzen noch jetzt eine Menge gemeinsamer Gattungen und enthalten, strenge genommen, eine einzige einheitliche Säugetliier- fauna, die sich wahrscheinlich erst in der Diluvialzeit so- weit differencirte, dass sie heute auf zwei solbstständige Provinzen vertlieilt werden kann. Gleichen Rang mit der indischen und äthiopischen Provinz behau})tct Madagasear mit den Mascarenen. Die Landsäugethiere dieses kleinen Gebietes tragen unverkennbare Züge grosser und früh- zeitiger Isolirung zur Schau. Abgesehen von dem Schwein und einigen kleinen, in der Regel passiv wandernden Nagern gehören die meisten Säugethiere besonderen, speeifisch madagassischen Gattungen an. Die zahlreichen Lemuren erinnern an obereocäne Vorläufer ans Europa und auch die Raubthiere (Gryptoproctiden) und Insectenfresser (Centetideu) weisen auf Ahnen aus dem älteren Tertiär hin. Einheimische Hufthiere fehlen diesem Inselgebiet vollständig. Im Gegensatz zu dieser alterthündichen (madagassi- schen) Provinz besitzen Europa und Nord-Asien (das so- genannte paläarktische Gebiet) die jugendlichste Säuge- thierfauna. Erst im Diluvium, wahrscheinlich unter Einfluss der Eiszeit, hat sich dieselbe umgestaltet und allmählich einen von der äthiopisch-indischen abweichenden Charakter erhalten. Ob auch die jugendlichste Gestalt in der ani- malischen Welt, der Mensch, inmitten dieser jüngsten Fauna entstanden ist oder ob seine Wiege, wie Ameghino glaubt, in einem andern Welttheil gesucht werden muss, lässt sich vorläufig mit Sicherheit nicht entscheiden. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: A. Nicolas zum Professor für Anatomie an der Universität Nancy. — Der Docent für Landwirthschaft an der Universität Jena Dr. Konrad von Seelhorst zum au.sser- ordentliclien Professor. — An der Universität Berlin Professor Dr. Hans Virchow zum ersten Prosector am ersten anatomischen Institute, Dr. Brösicke zum zweiten Prosector, Professor Dr. W. Krause zum Custos. — Dr. Oswald Kruch zum Conser- vator des Kgl. botanischen Instituts in Rom. — Dr. John M. Coulter zum Präsidenten der Lake Forest Univei-sity, Illinois. Dr. Achille Terracciano hat seine Stellung als Conser- vator des Kgl. botanischen Instituts in Rom aufgegeben. L i 1 1 e r a t u r. Prof. Dr. Oscar Hertwig, Lehrbuch der Zoologie. Mit 568 Ab- bildungen, zweite, umgearbeitete Auflage. Gustav Fischer. Jena 1893. — Preis 10 Mk. Erst in No. 44 S. 449 von Band VII (1892) haben wir die erste Auflage des trefflichen Buches angezeigt und besprochen und schon jetzt liegt zu unserer Freude eine neue Auflage vor. Die ge- schäftige und umsichtige Verlagsbuchhandlung hat gewiss einen dankenswerthen Antheil an der verdienten schnellen Verbreitung des Buches, da sie die Preise ihrer Werke — für deutsclie Ver- hältnisse wenigstens — aussergewöhnlicli billig für das Gebotene gestaltet, und ein „Lehrbuch" muss billig sein. Das vorliegende Buch z. B. bringt nicht weniger als 568 vorzügliche Abliildungen und umfasst in Grossoctav 576 Seiten. In der Disposition hat Verf. an dem Buche nichts geändert, aber viele Verbesserungen angebracht und hier und da Umarbeitungen vorgenommen. Im übrigen verweisen wir auf unsere frühere Bespreeliung. Prof. Dr. Eduard Strasburger, Das kleine botanische Practicum für Anfänger. Anleitung zum Selbststudium der mikrosko- pischen Botanik und Einführung in die mikroskopische Technik. Zweite umgearbeitete Auflage. Mit 110 Abbildungen. Gustav Fi.scher. Jena 1893. — Preis 5 Mk. Das Buch ist sehr geeignet in das praktische Studium der botanischen Anatomie einzuführen und mit Bedauern müssen wir daran denken, dass nicht schon in der Zeit, als wir selbst unsere botanischen Studien trieben, so zweckmässige Lehrmittel ühev den Gegenstand vorhanden waren, wie sie Strasburger in seinen beiden Practica geschaft'en hat. Die in dem Buche gestellten Aufgaben sind in 32 Pensen eingetheilt, die nach ))ädagogischen Gesichtspunkten geordnet sind. In einer Einleitung finden wir die Instrumente und Reagentien behandelt, in dem ersten Pensum den Gebrauch des Mikroskopes, die Herstellung der Prä- parate und als erstes Untersuchungsobject den Bau der Stärke. In geschicktester Weise gliedert sich der weitere Stoft' an, nicht allein von dem leichteren zum schwierigeren und complicirteren fort- schreitend, sondern im Grossen und Ganzen auch in einer Folge der Thenuita, wie sie ein systematisch gegliedertes anatomisches Lehrbuch vorbringen könnte. Der Inhalt ist dem Lernenden in jeder Beziehung so bequem wie möglich gemacht; wir erwähnen als Beispiel nur, da.'^s über jedem Pensum die für die Erledigung desselben erforderlichen Pflanzen und die zu besitzenden Rea- gentien genannt werden. E. Hammer, Zeitbestimmung (TThr-Controle) ohne Instrumente durch Benützung der Ergebnisse einer Landesvermessung. Allgemein-verständlich dargestellt. Stuttgart, J, B- Metzlerscher Vedag, 1893. — Preis 2 M. Das Bedürfniss selbstständiger, zuverlässiger Zeitbestimmung tritt namentlich auf dem Lande fühlbar hervor, wo „amtliche" Zeitangaben oftmals weit und breit fehlen oder unzuverlässig sind. Eine ganze Anzahl bequemer, kleiner Instrumente ist darum er- sonnen worden, um diesem Bedürfniss möglichst ohne jede Rech- nung abzuhelfen. Immerhin ist aber die Anschaffung solchen- Apparate, wenn sie eine Genauigkeit bis auf Bruchthoile der Minute geben sollen, kostspielig genug und es werden darum viele Landwirthe dem Autor dankbar dafür sein, dass er eine becpieinc Beobachtungsweise mit einem einfachen Fadensenkel angiobt, auf Grund deren durch eine kleine Rechnung in wenigen Minuten die Zeit mit hinreichender Genauigkeit ermittelt werden kann. Die zahlreichen, trigonometrisch bestimmten Punkte der Landesver- messung geben diese Möglichkeit an die Hand. Man beobachtet mit dem Senkel den Augenblick, wo die Sonne genau das Azimut der Verbindungslinie zweier ausgewählter Punkte passirt. Die Ab- weichung dieses Azimuts vom Meridian lässt sich aus den bekannten Coordinaten jener beiden Punkte leicht berechnen und daraus findet sich dann die Zeit der Beobachtung unter Benutzung der Sonnen- deklination und Zeitgleichung, welche Grössen der Autor bis 1896 in einer angehängten Tafel angiebt. Alle nöthigen Rechnungen werden mit solcher Ausführlichkeit besprochen, dass jeder mit dem Gebrauch der Logarithment.afel bekannte Leser ohne weitere m.athematische Kenntnisse zur Lösung befähigt ist. — In einem besonderen Anhang giebt Hammer noch eine ausführliche An- leitung zur Bestimmung der Excentricität des Minutenzeigers einer Taschenuhr. Für solche, die etwas mehr mathematische Kennt- nisse besitzen, wird dieser Anhang ein interessantes Beispiel einer Ausgleichungsrechnung sein. F. Kbr. Lambert's Photometrie. (Photometria sive de mensura et gra- dibus luuiinis, colorum et umbrae) [1760]. Herausg. von E. An- ding. Mit 75 Te.xtfiguren. (Ostwald's Klass. der ex. Wiss. No. 31—33.) — Preis 6,10 Mk. Lambert, einer der genialsten und vielseitigsten Gelehrten- köpfe des vorigen Jahrhunderts, als Philosoph ein Vorläufer Kant's, als Astronom der Vorgänger von Laplace, ist als Phy.siker hauptsächlich durch die in der „Photometria" gegebene Begründung des photometrischen Calculs unsterblich geworden. Es ist ein sehr dankenswerthes Unternehmen, das bisher nicht überall und Jedem zugängliche Werk durch die vorliegende deutsche Ueber- setzung den heutigen Physikern neu zu schenken, gereinigt von manchen überflüssigen, weil nicht zur Sache gehörigen Abschwei- fungen, befreit von zahlreichen, sinnstöreuden Druck- und Rechen- fehlern und endlich in fliessendem Deutsch, kurzum in einem Nr. 45. Naturwissenschat'tliplic Woelicnschrit't. 503 Gewände, wcichps os auch für den modernen, eiligen Gelehrten zu einem brjuichbaren Lehrbuche macht. Auf letzteren Titel kann das Werk namentlich auch mit Rücksicht auf die zahlreichen An- merkungen Anspruch erheben, durch welche der Heransgeber die Continuität zwischen dem alten Buche und dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft hergestellt hat. Lambert hat nämlich seinen Gegen- stand mit einer solchen Vollständigkeit und erschöpfenden Gründ- lichkeit behandelt, dass thatsächlich kaum eine einschlägige Frage der heutigen Wissenschaft e.\istirt, die nicht schon von ihm in Angriff genommen wäre. Anding hatte also nur nöthig, in An- merkungen auf Irrthümer Lambert's hinzuweisen und die (^»uellen anzugeben, in denen die betreifenden Probleme eine weitere Be- handlung erfahren haben, um das Werk aus einem bloss historisch interessanten in ein nützliches Compenilium umzuwandeln. Hätte der Herausgeber dieser mit grosser Sorgfalt bearbeiteten Noten noch ein mit geringer Mühe herstellbares Register angefügt, so würde er zweifellos seinen oben genannten Zweck in "noch voll- kommenerer Weise erreicht haben. F. Kbr. G. Pizzighelli, Anleitung zur Photographie für Anfänger. Mit lii T.'xtabi)ildungeu. ö. AuH. Wilhrhn Ivnapii, Halle a. S. 1893. — Preis 3 M. " Das handliche Bücholchen ist trefflich geeignet, seinen Zweck zu erfüllen. Die 1. Aufl. erschien erst 18S7. Es zerfällt nach einer ganz kurzen pjinleitung in 4 Abschnitte: 1. Der photogra- l)hische Aufnahme-Apparat, 2. der Negativprocess, 3. der Positiv- process, 4. die praktische Durchfidu-ung der photographischen Aufnahmen. komuien der Eisenerze genannten Gebietes. 1 Tafel mit Profilen. — G. C. Comstock: Der gegenwärtige Stand des Breitenproblenis. Verfasser hat Untersuchungen über die sieh ändernde Lage des Nordpoles augestellt. Danach schreitet derselbe jährlich etwa um 4 Fuss in einer etwa der Westküste Grönlands folgenden Richtung gegen Süden vor. — Frank Levorett.' Die Beziehung zwischen Moränen und den Höhenrücken des Erie-Sees. Untersuchungen iüjer die Glacialerscheinungen der Gegend um den Erie-See. Hierzu eine Kartenskizze. — Hieram B. Loomis: Ueber die Wirkungen, welche der Temperaturwechsel auf die Vertheilung des Magnetismus hervorbringt. Verfasser berichtet über Experi- mente, welche unternommen wurden, um möglichst genau die Ver- änderungen festzustellen, welclie in Folge Erhitzeus und .\l>kühlens eines Magnetes auftreten. 1 Tafel. — Edward Kremers: Die Simonen-Gruppe der Teryene. Darstellung der Eutwickelung der Kenntniss der eingangs genannten organischen Verbindungen. — E. A. Birge: Verzeichniss der Crustacea Cladoeera von Madison, Wisconsin. Anknüpfend an seine frühere Arbeit (Transact. Wis- consin Ac, 1878) über den Gegenstand, giebt Verfasser in der vorliegenden Abhandlung ein möglichst vollständiges Verzeichniss ili'r Crustacea Cladoeera nebst — wo erforderlich — Beschreibung iliM' Formen, deren Gesanimtzahl sich auf 64 belauft. 1 Tafel. — i Wni. H. Hobbs: Notiz über Corussit aus Illinois und Wisconsin. (Krystallographisch.) Das uns von der Firma Richard Satth.'r in Braunschweig zu- gehende Verzeichniss antiquar. Bücher No. (10 enthält die Biblio- thek des verstorbenen Algologen F. T. Kützing, 200 Nummern, unter denen aber 5 Sammelbände. Transactions of the Wisconsin Academy of ScienceSj Arts and Lettres. Vol. VIU. 1888-1891. Pnblished by Anthority of l^aw. Democrat Printing Company, State Printers. Madison, Wisconsin, 1892. — Uns liegt ein stattlicher 448 -t- XXVIII Seiten umfassender, gediegen ausgestatteter Band vor, dem 13 Tafeln und 2 Porträts beigegeben sind. Derselbe enthält die Sitzungsberichte der Akademie, giebt Kenntniss über die Vorgänge innerhalb der- selben und ihre Beziehungen nach aussen und bringt eine Reihe wichtiger, z. Th. recht umfangreicher Arbeiten auf den von der Vereinigung gepflegten Gebieten. Wir führen von den Abhand- lungen hier die folgenden an: Charles R. Barnes: Künstlicher Schlüssel zu den Gattungen und Arten der Moose, welche in Les- quereux und James' Handbuch der nordamerikanischen Moose" anerkannt werden. — T. C. Chamberlin: Einige Beiträge zur Kenntniss der Interglacialzeit. Verfasser berichtet über die Beob- achtung interglacialer Ablagerungen , besonders im unteren Mississippi-, sowie im oberen (_)hio-, im Alleghany-, Susquehanna- und Delaware-Thal. — Wm. M. Wheeler: Ueber die Anhänge des ersten Abdominalsegmentes bei Insecten-Embryonen. Verf. berichtet über seine eigenen auf den Gegenstand bezüglichen Untersuchungen, sowie über die anderer Autoren bis zum Jahre 1889. Unter den von ihm selbst beobachteten Formen nennen wir u. a. Blatta germanica L. und Orientalis L. und Cicada sep- temdecim Fabr. Am Schluss der von grossem Fleisse zeigenden Arbeit giebt der Autor auf 5 Seiten ein umfangreiches Litteratur- verzeichniss. Hierzu 3 Tafeln. — Wm. H. Hobbs: Ueber einige metamorphosirte Eruptivgesteine in den krystallinischen Gesteinen von Maryland. Petrographische Untersuchungen mit 3 Text- figuren und einer Tafel. — Chas. H. Chandler: Bemei'kungen über die Ericaceae. — G. E. Culver: Notizen idjer ein wenig bekanntes (iebiet in Nordwest-Montana. Verfasser berichtet üljer die Ergebnisse seiner Theiluahme an einer Expedition, welche zur Erkundung eines im Nordwesten von Montana zwischen 47 und 49° n. Br. und etwa 113 und 114° 30' w. L. gelegenen, wenig bekannten, bis 7000' hiilieu Theiles des Rocky Mountains, das verschiedene noch vor- handene und noch zahlreichere Spuren einstiger Gletscher besitzt, unt(>rnommen wurde. Die Arbeit ist geographischen und geolo- dischen Inhaltes und durch eine Skizze im Text und eine Tafel erläutert. — G. C. Culver and Wm. H. Hobbs: Ueber ein neues (')livin-Diabas- Vorkommen inMinnehaha County, Süd-Dakota. — C. Dwigt Marsh: Ueber die Tiefwasser-Crustaceen des GJreen Lake. Biologische Bemerkungen. — Derselbe: Bemerkungen über die Tiefe und Temperatur des Green Lake. Hierzu 1 Tafel. — C. R. van Hise: Die Eisenerze des Lake-Superior-Geldetes. Untersuchungen über die LagerungsverhiUtniase und das Vor- Chwolson. O., Actinometrische Untersuchungen zur Construction eines Pyrlieliiuneters und eines Actinometers. Leipzig. 5,25 M. Cvijie, Prof. Dr. Jovan, Das Karstphänomen. Wien. 4 M. Lassar -Cohn, Privatdoc. Dr., Arbeitsmethoden für organisch- cliemisclie L:ib(irat(]rien. 2. Aufl. Hamburg. 7,50 M. Maximowicz, C. J., Diagnoses plantarum novarum asiaticarum. Leipzig. 0,90 M. Reiss, 'W., u. A. Stübel, Reisen in Südamerika. 2. Lfg. Berlin. 18 M. Schimpf ky. Rieh., Deutschlands wichtigste Giftgewächse in Wort und Bild. Gera 2,75 M. Schiötz, O. E., Ueber di(! Reflexion longitndineller Wellen von einer rigiil uiu-ndlichen, i'benen Fläche. Christiania. I M. Schreiber, Prof. Dir. Dr. Faul, General-Bericht über den gegen- wärtigen Stand unserer Kenntnisse über Gewitter und die be- ijleitenden Erscheinungen im Königreich Sachsen. Chemnitz. (1,30 M Schroeder's, Ur. Carl, Handbuch der Krankheiten der weiblichen (ieschlechtsorg.'iue. 11. Aufl. Leipzig. 14 M. Traube, Privatdoc. Dr. J., Physikalisch-chemische» Methoden. Hamburg. .") M. Wetterwald, Dr. Xav., Die Kohlenstoff-Assimilation in histo- rischer Darstellung. Basel. 2 M. Wiesner, J., Photometrische Untersuchungen auf pflanzenphysio- logiscliem Gebiete. Wien. 1 M. Wreschner, Dr. Arth., Ernst Platner und Kant's Kritik der reinen N'ernunft mit besonderer Berücksichtigung von Tetens und Aenesideuuis. Leipzig. 2,50 M. Zuchristian, Joh., Ueber den Einfluss der Temperatur auf die PotcMiti.ildilferenzen dos Wechselstrondichtbogens. Wien. 0.30 M. Zusammenstellung der Beschlüsse der intm-nationalen Meteoro- logen-Conferenzen von der Conferonz in Leipzig. Leipzig. 2,50 M. Briefkasten. Hrn. Dr. K. — Unter „Pädogenesis" wird die partheuogene- tische Fortpflanzungsfähigkeit einer Thierart im Larvenzustand bezeichnet, wie dies z. B. bei den Aphiden und Cccydomyien be- kannt ist. Hm. Lud. Arnhart in Wien. — Die vor einigen Jahren im Inseratentheil der „Naturw. Wochenschr." angezeigte Büste von Charles Darwin ist von dem Bildhauer Iliu-rn Lehr (Berlin, Wil- helmstr. 135) zum Preise von 50 M. zu beziehen. Inhalt E. Hammer: Zeitbestimmung (Uhr-Controle) ohne Instrumente durch Benützung der Ergebnisse einer Landesvermessung. — Lambert's Photometrie. — G. Pizzighe 1 li: Anleitung zur Photograjdiie für Anfänger. — Transactions of the Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Lettres. — Verzeichniss anticpuirischer Bücher. — Liste. — Briefkasten. 5Ü4 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 45. Ein ganz neues Exemplar der „Flora Dentsclilanrts" von Schlechtcndfil etc., neueste Aus- gabe, bearb. v. Hallirr, in< )riginal- biiudon (30 Bde.) billig zu verkauf. Tadelloses, giinzlitdi unbenutztes E.xemplar, zum Geschenk geignet. Näheres auf Anfragen sub. Chiffre Y 4262 Z nn die Annoncen-Expe- dition Haasenslein & Vogler, Zürich. s^ämmHithe phofograph. Artikel f^ Verlangt ein botanischer Privat- Assistent. Näheres durch did Expedition dieser Wochenschrift sub A.B. 41. Vor Kurzem erscliieu uudist durch jetlc Buchhandlung grati.s zu beziehen: Verlags -Katalog von Ferd. Diimmlers Verlagsbiichhandlimg. 1808-1892. Sauerstofl' jin t!5talilc.ylinclei-n.j I Dr. Th. Elkan, JBerliu N., Tegeler Str. 15.1 Selbstthätige Spiritus - Gebläse - Lampe. 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Carl Zeiss, -^ Optische W^erkstätte. ^ a ]Milii"osliOT>e a 1 S lind I Mikrophotographische Apparate p jjemtattet. Ueber das Vorkommen von Mus alexandrinus Geoffr. in Vegesack. Von S. A. Po ppo. Die in Eui'opa vorkormiieiideii Ratten-Arten werden jL;-cwülnilieli als Hausratte (Mus rattu.s L.), Wanderratte (M. decunianus Pali.) und ägyptisclie Hatte (Mus alexan- drinus Geofir.) unterschieden und bekanntlich ist die erst- i;'cnannte schon seit dem Mittelalter in Europa einheimisch und von hier aus durch ilie Schiffe über die anderen Erd- theile verbreitet worden. Seit der ersten Hälfte des acht- zehnten Jahrhunderts hat sie jedoch allmählich der Wander- ratte das Feld räumen müssen, und es wird fast überall angenominen, dass sie nur noch an wenigen kleineren Orten in geringer Individueuzahl vorkommt und Ijald ganz verschwinden wird. L. Geisenheyner hat Jedoch neuer- dings in seiner Wirbelthierfauna von Kreuznach (s. Na- turw. Wochcnschr." VII. Bd., 1892, No. lU) nachgewiesen, dass diese Annahme für das Nahethal nicht zutrift't, wo sie durchaus nicht selten ist. Auch in Lübeck tindet sie sich nach brieflicher Mittheilung des Herrn Ür. H. Lenz noch jetzt, und ich selbst halie ihr Vorkommen in Urcmen 1881 (cf. Poppe, Zur Säugethierfauua des mmhvestlichen Deutschland, Abb. d. Na't. Ver. Bremen Bd. VII, 1882), sowie 1885 in meinem Wohnorte Vegesack an der Weser eonstatiren können. Der Umstand nun, dass hier in Häusern der Bremerstrasse im Laufe der letzten Jahre wiederholt Ratten vom Habitus der Hausratte, aber einer l<'ärbung, die der der Wanderratte glich, beobachtet wurden, ver- anlasste mich, der Sache näher zu treten, und es gelang mir, zu eonstatiren, dass diese Exemplare nicht nur in verschiedenen Häusern der Bremerstrasse, sondern auch in dem an Vegesack grenzenden Nachbarorte Aumund vorkommen. In der Sitzung des Nat. Vereins in Bremen am 14. März 1892 habe ich dann in einem Vortrage meine Ansicht, dass wir in den fraglichen Ratten den Mus alexandrinus Geoffr. vor uns haben und dass diese sogen. Art mit M. rattus L. identisch ist, dargelegt. Seit der Zeit habe ich mir typisches Material der ägyptischen Ratte in ganzen Thicren aus Genua sowie in Scluideln aus Frankreich verschafft und auch verschiedene Exem- plare der fraglichen Form aus Häusern der Hafen-, Neuen- und Langenstrasse in Vegesack eriiaiten. Das Ergebniss meiner Untersuchungen, das mit den Angaben De risle's in dessen Allhandlung: „De l'existence d'une race negre chez le rat, ou de l'identite specitique du ]\Ius rattus et du Mus alexandrinus" (Ann. Sc. nat. Tome IV, 1865) im Wesentlichen übereinstimmt, gedenke ich si)äter ausführlich an anderer Stelle zu publiciren und will hier nur einige Punkte hervorheben , die von allgemeinem Interesse sind, und zugleich aus De l'Isle's Arbeit das Wichtigste anführen. Nach J. H. Blasius' classischer „Naturgeschichte der Säugethiere" beherbergt Europa .S Arten von Ratten, die er in 2 Gruppen ordnet, nämlich: kurz ohrige und langohrige. Zu der ersten (iruppe gehört die Wander- ratte, zu der zweiten die Hausratte und die ägyptische Ratte. Die Wanderratte ist, abgesehen von den kurzen ( »hren, noch dadurch charakterisirt, dass ihre Oberseite bräunlich-grau, ihre Unterseite grauweiss gefärbt, dass der Schwanz kürzer als der Körper ist, dass die Gaumeu- falten gekörnelt sind und der Gaumen keine Längsfurche besitzt. Hausratte und ägyptische Ratte stimmen ausser den langen ( »hren darin iibcrein, dass ihr Schwanz länger als der Körper ist; sie unterscheiden sich aber durch ihre Färbung, die bei ersterer auf der Oberseite schwarz, auf der Unterseite nur wenig heller ~ grauschwarz — ist, bei letzterer oben braungrau, unten gelblichweiss. So- dann soll M. rattus nach Blasius glatte Gaumenfalten und keine Längsfurchen am Gaumen haben, während bei M. alexandrinus der (Jaumen von einer tiefen furche durchzogen sollen. Nach de l'Isles' und meinen Untersuchungen steht j^edoch fest, dass sowohl die Hausratte wie auch die ägyptische Ratte gekörnelte Gaumeufalten und keine Längs- und die Gaumenfalten gekörnelt sein 506 Natnvwissenscliaftliche Woclienschrift. Nv. 4r, Längsfurche am Gaumen besitzen.*) Sie sind hinsicbtlieli des Habitus, der Pliysiognomie, der Augen, der Ohren, der Gaumenfalten und der Schädelbildung absolut iden- tisch und unterscheiden sich einzig und allein nur durch die Färbung. Die schwarzen Exemplare kommen in der Bretagne zusannncn mit den braungrauen in denselben Löchern vor, und ich selbst erhielt aus einem Hause in Auniund innerhalb einer Woche 4 jugendliche Exemplare von fast derselben Grösse, von denen 3 oben braungelb- grau, unten gelblichweiss waren, während das vierte die typische M. rattus-Färbung zeigte. Hinsichtlich der Gaumenfalten, des Schädelbaus und der Anzahl der Schwauzwirbel stimmen alle 4 Exemplare vollkonnnen üljcrein — sie gehörten offenbar zu einem Wurfe. Mus decumanus aber ist in demselben Hause nicht beobachtet worden. Andere adulte Exemplare aus Vegesack zeigten auf dem Rücken elicnfalls schwarzgelbbraune Färbung, waren an den Seiten meist heller grau, am Bauch grau, weissgrau mit gelbem Anflug oder scharf abgesetzt gelb- weiss. Auch de l'Isle hat bei den gefangenen Exem- plaren eine Eeihe von Zwischenstufen zwischen der Rattus- und Alexandrinusfärbung constatirt. Er fand Exemplare von Alexandrinus, die, wenn auch noch zweifarbig, doch an der Unterseite viel dunkler als gewöhnlich waren und ungewöhnlich helle, mehr graue als schwarze Rattus; dann wieder Exemplare, die oben schwarz wie Rattus, unten weiss wie Alexandrinus, andere, die oben grau- braun wie Alexandrinus, unten schwärzlich wie Rattus waren. Seine Experimente mit beiden Formen während 2'/o Jahren haben ergeben, dass die Ehen zwischen beiden stets mit Kindern gesegnet und die Mischlinge unter ein- ander eben so fruchtbar waren. Von diesen Mischlingen hatten einige die typische Färbung von Rattus, andere die von Alexandrinus, wieder andere tlieilten sich in die Färbung beider. Die verschiedenen Färbungen traten bei Jungen d esselben Wurfes auf, wenn das Männehen Alexandrinus, das Weibchen Rattus war (von 39 Jungen in 6 Würfen waren 19 schwarz, 19 oben braun, unten weiss und 1 halbschwarz). War jedoch das Männchen Rattus, das Weibchen Alexandrinus, so waren alle Jungen schwarz, d. h. Rattus (22 in 4 Würfen). Wurden diese schwarzen Mischlinge wieder unter einander gekreuzt, so waren die Jungen vorzugsweise schwarz (14 von 18) aber auch einige (3) zweifarbig und 1 von getbeilter Färbung. Der Versuch, Wanderratte und Hausratte zu kreuzen, ist bisher Niemanden gelungen, auch de l'Isle nicht, der zur Vorsicht ein sehr junges Männchen der Wanderratte mit einer sehi' jungen weiblichen Hausratte zusammen- brachte. Dieselben gewöhnten sieh auch an einander und es hat wahrscheiulich auch eine Begattung stattgefunden, die aber steril blieb. Als er jedoch genöthigt war, die Wohnung zu wechseln, erwachte, wahrscheinlich durch die Erschütterung des Wagens, bei der Wanderratte die alte Wildheit: sie tödtete die Hausratte und frass sie auf Die Angabe Geoffroy's, dass die ägyptische Ratte einen längeren Schwanz als die Hausratte habe, hat de l'Isle, der das typische Exemplar, das Geofifroy seiner Beschreibung zu Grunde gelegt hat, vergleichen konnte, *) Noack (B(.'itr. zur Kenntniss der Siiugßthierfauiia von Ost- afrika) glaubt nach dem glatten Gaumen (sie!) an einem ge- trockneten Rattenkopf mit Haut und Haarresten constatiren zu können, dass M. rattus in Sansibar vorkommt, und erklärt die An- nahme von Peters, dass M. rattus und M. alexandrinus artlicli identisch seien, für unrichtig. Seine Ausführung ist jedoch schon aus dem Grunde nicht beweisend, da ich mich durch Autopsie überzeugt habe, dass der fragliche Schädel einem typischen Mus decumanus angehört. Es ist sein- zu bedauern, dass Blasius neben der Abbildung des Schädsls von M. decumanus nicht auch eine solche von M. rattus gegeben hat, da dann solche Irrthümer nicht vorkonnnen und die Museen keine falsch be- stimmten Rattenschädel aufweisen würden. nicht bestätigt gefunden. Der Schwanz erschien bei einigen der Vegesacker Exemplare auffallend kurz, war aber stets länger als der Körper, z. B. 14 : 20, 15,7 : IS, 8, 16:20,9, 16:21, 17,5:19,5, 18:20,5, 19:23,5. Von Schwanzwirbeln habe ich 31 — 37 gezählt, während bei M. decumanus 29 — 32 vorhanden waren. Die Zahl der Wirbel scheint demnach zu variiren, doch ist die Möglichkeit der Verstümmelung des Schwanzes nicht ausgeschlossen. Der Schädel der ägyptischen wie der Hausratte ist kleiner als der der Wanderratte, seine Jochbogen er- strecken sich tiefer nach unten und sind nicht so weit nach aussen ausgebogen, seine Scheitelfläche ist breit und convex, während dieselbe bei M. decumanus schmal und fast platt ist. Die starken Leisten der Oberseite, die am vorderen Ende der Stirnbeine beginnen, biegen sich bei der Hans- und ägyptischen Ratte vom vorderen Rande der Scheitelbeine stark nach aussen und von der Mitte derselben wieder nach innen, ein Oval beschreibend. Bei der Wanderratte verlaufen sie von der Mitte des Aussenrandes der Stirnbeine an fast in gerader Linie bis zur Mitte des Zwischenscheitell»eins, dessen Hinterrand einen flachen Bogen bildet. Jugendliche Schädel der Wanderratte, bei denen diese Leisten noch nicht aus- geltildet sind, ähneln sehr denen von Alexandrinus und Rattus, da ihre Scheitelfläche mehr gewölbt ist. Sie sind jedoch, ebenso wie die adulten, von diesen durch die Ge- stalt des Os interparietale leicht zu unterscheiden. Wäh- rend dasselbe nämlich bei der ägyptischen und Hausratte an einen Kreisabschnitt, bei dem der Hinterrand den Bogen, der nach vorn etwas convexe Vorderrand die Sehne darstellt, erinnert, zeigt es bei Mus decumanus die Gestalt eines Trapezoids, wobei der nach aussen etwas convexe Hinterrand die längste Seite darstellt. Die Fora- mina incisiva reichen bei der ägyptischen und der Haus- ratte bis über den Anfang der Backenzähne hinaus, während dieselben bei M. decumanus nie denselben er- reichen. Die Angabe de l'Isle's, dass Alexandrinus und Rattus sich durch einen specitisehen Geruch auszeichnen, während M. decumanus frei davon sein soll, habe ich in der Mehrzahl der Fälle bestätigt gefunden, doch sind mir auch geruchlose ägyptische und Hausratten vorgekonnuen und andererseits zeichnete sich eine Wanderratte durch einen besonders penetranten Geruch aus. Was nun die Frage betritft, welche der beiden bis dahin als distinete Arten betrachteten Formen als Stannu- art, welche als Varietät anzusehen sei, so beantwortet de l'Isle dieselbe, wie mir seheint mit Recht, dahin, dass Mus alexandrinus die Stammart und M. rattus eine kli- matische Rasse derselben sei. Seine Experimente haben, wie oben bemerkt, das Resultat ergeben, dass Mischehen zwischen der ägyptischen und der Hausratte mehr schwarze als braungraue Junge ergeben, dass also im Laufe der Zeit die Anzahl der schwarzen im Verhältniss zu den braungrauen zunehmen muss. Er weist nun darauf hin, dass bei einer ganzen Reibe von Wirbelthieren sieh ein- zelne Individuen finden, die schwarz gefärbt sind. Unter den Reptilien sind solche bei der Ringelnatter und der Kreuzotter beobachtet (bei letzterer als Pelias prester be- zeichnet), unter den Amphibien bei der gemeinen Kröte (Bufo vulgaris), die in den Alpen immer dunkler wird, je mehr sie in die Höhe steigt. Unter den Nagethieren sind vom Hamster, Bobac und Hasen schwarze Individuen bekannt und beim Eichhörnchen sind dieselben so häufig, dass sie sich in einigen Gegenden zahlreicher als die rothen finden. Sodann bemerkt de l'Isle, dass alle Arten der Gattung Mus, soweit sie im Freien leben, zweifarbig, oben braun, unten weiss sind (von den europäischen Arten z. B. die Waldmaus M. silvatieus, die Brandmaus M. agrarius Nr. 4ß Natnrwisseiisc'liaftlichc Woclieuscluii't. 507 und die Zwergniaus M. niinntus), dass aber die beiden Arten, die sieb an das Ziisaiunicnleben mit dem Menscben i;e\v(ihnt baben, die llaiisniaus (M. niiisciihis) und die Hausratte, fast sanz seliwar/, sind. Je länger dieser Farasitisnius dauert, desto mein- nuiss aueb die schwarze Farbe die vorberrsebende werden. So kennen wir die Hausmaus, die seit dem Altertlium als liausgenossin des Mcnscben l)elvannt ist und deren Name im Grieebiscben, Latcinisclien und Deutscbcn derselbe ist, gar nicbt niebr in der ursiiriingliclien Erdl'iirbung und nur ausnahmsweise finden sich isabellfarbene, wcissgcfleckte oder weisse Exemplare. De l'Isle's Voraussage, dass diese schwarze Färbung im Laufe der Zeit auch bei der Wanderratte auftreten würde, ist inzwischen eiugetroHen, da scliwarze A\'anderratten im Zoologischen Garten zu Berlin in grosser Individuenzald beobachtet worden sind und ein Driitcl der Wanderratten im Jardin des Plantcs in Paris dunkel- braun, fast schwarz ist. Auch in Süd-Amerika kununt eine dunkele Varietät der Wanderratte vor, die A^'ater- house als Mus maurus beschrieben bat.*) !Mus alexandrinus ist noch jetzt nicht nur in Aegypten, sondern aueb im tropischen Afrika in den mcnscblichen *) Dass Mus d'.'cumanus sich immer mt-lir an ilas Zusammen- leben mit dem Menschen gewöhnt und nicht nur in den unteren Kiiumen der Häuser verkehrt, sondern auch die oberen Kiiunie aufsucht, konnte ich in der Nähe Vogosacks, in Seliönebeck, bcoh- acliten, wo sie in einem Arbeiterhauso der dortiireu Ziegelei den Hausboden bewohnt, zwischen den versclialten Dachsparren um- herklettert und bei Regenwetter aus der Dachtraufe zu trinken pflegt. An einem hohen Fabrikgebäude in der Umgegend klettert sie am Epheu liis in den zweiten Stock hinauf. Wohmuigen verbreitet, und zwar ist sie dort stets braun gefärbt. Die Veränderung in der Färbung dürfte daher mehr durch die Einwandcruug in klimatisch vcrscliiedenc Länder und den Wechsel in der Nahrung als durch das Zusanmienlebcn mit dem Menschen verursacht sein. Frei- lich sind auch die Ratten gezwungen, in grösseren Städten ein mehr uächtliclics Leben zu führen und sieb während des Tages versteckt zu halten. In Spanien und im südlichen Italien und Frankreich ist die typische Fär- bung von M. alexandrinus die vorberrsebende, auch in Argentinien ist sie nach Hurnieister überall gemein, wäh- rend die Varietät rattus sich bislier nur in den Zoll- Niederlagen in IJuenos Ayres findet. Auch in Süd-Bra- silien ist Mus alexandrinus nach von Jhering in den Küsten- orten sehr häufig. Im nördlichen Italien und Frankreich ist die Varietät rattus die liäufigere Form und was spe- cicU Deutschland betrifft, so ist der typisciie M. alexan- drinus, wie es scheint, bisiier nur in Stuttgart beobachtet worden, denn das Bonner Exemplar, das nach Troscbel zu dieser Art gehören sollte, ist, wie ich mich durch Untersuchung des Schädels überzeugt liabe, ein M. decu- manus. Um so interessanter ist ihr Vorkommen in Vege- saek und Umgegend, wo sie sich dauernd zu halten sclicint. Ich zweifele übrigens nicht daran, dass sie sich auch an anderen Orten finden wird, wo sie vielleicht nur wegen ihrer äusseren Aehnliehkeit mit der Wanderratte bis- her übersehen worden ist. Alle Mittbeilungen über das Vor- kommen von Mus alexandrinus sowie ihrer schwarzen Varie- tät rattus würde ich mit Dank entgegen nehmen und erkläre mich gern bereit, zweifelhafte Exemplare zu bestimmen. 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg vom 11. bis 15. September 1893. IL Adolf Strümpell: Ueber die Alkobolfrage vom ärztlichen Standpunkt aus. Unzählige Male schon hervorgehoben sind die mannig- fachen und nahen Beziehungen zwischen Alkoholismus und Verbreclien. Was schon die gewöhnliche Beobachtung des alltäglichen Lebens ergiebt, bestätigt in zahlen- mässigcr Deutlichkeit die Statistik. Wo man diese auch befragt bat, in Frankreich, in Schweden, in Oesterreieh und in Deutschland, überall dasselbe Ergebniss, überall der hohe Procentsatz der Vergehen und Verbrechen, welche theils direct in trunkenem Zustande, theils von notorischen Trunkenbolden verübt wurden. Sehr häufig sind beide, Alkoholismus und Verbrecherthum, die notb- wendigen coordinirten Folgen einer angeborenen abnormen geistigen Veranlagung, einer psyehopatliischen Degene- ration; aber in Wirklichkeit kommt dieser krankhaften Veranlagung gar nicht eine so besonders grosse Bedeutung zu; denn bei einer Unterscheidung zwischen Gelegen- heitstrinkern und Gewolndieitstrinkcrn hat sicli stets er- wiesen, dass eine überwiegend grosse Anzahl von Ver- gebungen der erstgenannten Kategorie zur Last fällt. Von 1130 l'ersonen, welche im Jahre 1889 in Deutschland wegen Kcirpcrvcrletzung bestraft wurden, waren 750 Trinker, und zwar fiOO Gelegenheitstrinker und nur 150 Gewobnlieitstrinker. Bezuglicli der Bedeutung der alkoholischen Getränke als Nahrungsmittel Folgendes: Dass dem Köri)er ins- besondere bei reichlichem Biergenuss erhebliche Mengen von Nahrungsstotf zugeführt werden, ist unbestreitliai' und von ganz besonderer Bedeutung. Aber wie verlialten sich der Nährwertb und der Preis des Bieres zu einander'? Für eine Mark erhält dei' Arbeiter in Bayern ungefähr 4 Liter Bier. Diese 4 Liter Bier enthalten, reichlich ge- rechnet, 240 gr Kohlehydrate und kaum 32 gr Eiweiss. Für dasselbe Geld, für eine Mark, erhält der Arbeiter aber, wenn er sich Brod kauft, 2000 gr Kohlehydrate und daneben noch 250 gr Eiweiss. Man sieht also, dass der Preis des billigsten 15ieres in Bezug auf seinen Nährwertb ungefähr acht Mal höber ist, als derjenige des Brodes, und noch weit bölier, wenn man ihn mit dem Preise der Kartoffeln, der Erbsen und anderer Nahrungsmittel ver- gleicht. Noch viel ungünstiger stellen sich diese Zahlen heraus, wenn man an die weit höheren Bierpreise denkt, welche der bessere Mittelstand, namentlich in Norddeutscb- land bezahlen muss. Die gedankenlose Verschwendung, welche Hunderttausende wenig bemittelter Menschen mit dem Biergenuss unausgesetzt treiben, tritt besonders klar hervor, wenn man die Zahlen etwas näher ins Auge fasst. Arbeiter, welche einen Verdienst von täglich 3 Mark haben, geben oft jeden Teg nur für ihre eigene Person 50 Pfennige für Bier aus, d. i. also ein Sechstel ihres ge- sammten Einkommens. Und dabei bandelt es sich, wie schon aus diesen Zahlen hervorgeht, keineswegs um Trunlvcnbolde, sondern um fieissige, ordentliche Menschen, welche der allgemeinen Sitte gemäss ihren Biergenuss für etwas Nothwcndiges und ganz Selbstverständliches halten. Aehnliehe Berechnungen für andere Stände (Lehrer, niedere Beamte, Kaufleute u. a.) ergeben ganz ähnliche Resultate, nur dass, wie meistens in solchen Fällen, die ärmeren Bevölkernngsklassen weit ungünstigere Verhältnisse dar- bieten, als die wohlhabenderen. Hunderte von Studenten auf deutschen Hochschulen resp. deren Eltern geben täg- lich 1— IV, Mivrk, das macht im Jahr 300—400 Mark, nur für Bier aus. Ohne zu übertreiben, kann mau 508 NatuiwisscuseliarUiclic Woclicuscbril't. Nr. 4C. behaupten, dass dieVermög-eusuuistände von vielen Hundert- tausenden sich sofort in der merklichsten AVeise bessern würden durch den einfachen Eutschhiss der Massigkeit bei diesem theuersten aller Nahruniisulittel, welches der gewöhnliclie Mann geniesst. Die früher vielfach betonte „eiweisssparende" Wirkung des Alkohols hat sich bei neuereu genauen Untersuchungen als keineswegs stets vorhanden herausgestellt. Es scheint vielmehr, dass unter sonst gleichen Verhältnissen bei gleichzeitiger Alkoholzufuhr sogar eine geringe Steigerung- des Eiweisszerfalls eintritt. Mit Recht liezeichnet man die gegenwärtige Epoche der Medicin als die ätiologische. In der Erkennung der Krankheitsursachen erblickt der Arzt jetzt eine der h(ichsten Aufgaben seiner Forschung. Wie viele Krankheitsursachen giebt es, welche sich an Ausbreitung und Bedeutung nur einigermaasen der chronischen Alkohol-Intoxication ver- gleichen lassen? Höchstens zwei Infectionskraukheiten: die Tuherculose und die Syphilis. Zunächst eine kurze allgemein-toxikologische Bemer- kung. Wir sehen z. B. bei der chronischen Bleivergiftung- in der Regel, dass die dem verderblichen Einflüsse des Bleies ausgesetzten Arbeiter täglich nur höchst geringe, dem Ge- Avicht nach oft kaum bestimmbare Meni;-en Blei durch den Staub, durch verunreinigte Nahrungsmittel u. dergl. aufnehmen. Die Einzelwirkungen dieser alltäglich auf- genommenen Giftmengen sind so unbedeutend, dass sie sich meist nicht durch die allergeringste Störung des körperlichen Wohlbefindens vcrrathen. Nachdem aber vielleicht Jahre lang diese ununterbrochene tägliclie Ein- wirkung- der kleinsten Giftmengen stattgefunden hat, tritt oft fast mit einem Schlage oder in wenigen Tagen irgend ein schweres Symptom der Bleivergiftung, eine Kolik, eine Lähmung der Hände, ein epileptischer Aufall oder dergleichen auf. Hierbei muss also nothwendigerweise eine Summation zahlreicher ganz geringer Einzelwirkungen stattgefunden haben, die nun mit einem Male die Höhe eines ein- greifenden Reizes oder einer das organisirte Gewebe zer- störenden Kraft gewinnt. Diese eigenthündiche und in theoretischer Hinsicht sehr interessante Thatsaehe der Summation kleinster Giftwirkungen findet sich fast bei allen chronischen Intoxicationen und erklärt uns in vielen Fällen das sonst scheinbar unvermittelte plötzliche Auf- treten schwerer Krankheitserscheinungen. Auf diese Weise verstehen wir z. B. den plötzlichen Ausliruch der schwersten Urämie bei einem vorher scheinbar im besten Wohlsein befindlichen Nierenkranken, so verstehen wir auch bei einem Trinker das plötzliche Auftreten eines Dilirium tremens oder die mit einem Mal sich einstellende Kraft- losigkeit seines geschädigten, aber bis dahin noch völlig rüstig arbeitenden Herzmuskels. Allem Anschein nach ist es vorzugsweise das Gewebe unseres Nervensystems, welches diesen sich summirenden Wirkungen von im Einzelnen scheinbar geringfügigen toxischen Einflüssen am meisten ausgesetzt ist. Die Betrachtung der chronischen Alkoholwirkung lehrt uns, dass es sich bei dieser im Körper so leicht verbrenubaren Substanz gewiss nicht um eine Summation des toxischen Stoffes selbst, sondern um ein andauerndes Nachbleiben der durch die chemischen Wirkungen desselben einmal eingetretenen, an sich auch noch so geringen Veränderungen in dem Nervengewebe selbst handeln nuiss. Diese Veränderungen wachsen all- mählich immer mehr und mehr an, bis sie schliesslich in den dauernd krankhaften Zustand übergehen. Es bedarf also durchaus nicht stets der häufig wieder- holten acuten schweren Vergiftung mit äusserlich bemerk- baren auffälligen Symptomen, um schliesslich doch ein schweres chronisches Krankheitsbild zu erzeugen. Es sind keineswegs nur die notorischen Vieltrinker und richtigen Trunkenbolde, welche den schädlichen Wirkungen des Alkoh(di.smus verfallen, sondern auch zahlreiche Personen, welche die Bezeichnung als „Trinker" mit Entrüstung- zurückweiseu würden. AVie bei fast allen anderen acuten und chronischen Intoxicationen, so zeigt sich auch beim Alkoholismus die interessante Thatsaehe der so ungemein verschiedenen individuellen A'eranlagung gegenüber den Einwirkungen ein und desselben Giftes auf den menschlichen Körper. Von 100 Schriftsetzern, die unter fast vollkommen gleichen Bedingungen in demselben Arbeitssaal bei derselben Be- schäftigung täglich ungefähr die gleichen geringen Mengen Blei in ihren Körper aufnehmen, erkrankt der Eine vielleicht schon nach wenigen Monaten an schweren Va-- scheinungen des Saturnismus und wird immer wieder von neuem krank, sobald er zur früheren Beschäftigung zurück- kehrt, der Andere dagegen erkrankt vielleicht erst nach Jahren, ein Dritter niemals. Und neben dieser verschiedenen individuellen Veranlagung im Allgemeinen besteht zweifellos auch noch eine individuell verschiedene Disposition der einzelnen Organe. Der eine dem Blei Ausgesetzte er- krankt an Lähmung der Hände, der Andere au einem Darmleiden, der Dritte an chronischer Nieren - Ent- zündung u. s. w. Diese Thatsachen finden ihr Analogen in der Patho- logie des chronischen Alkoholismus. Der Ausbruch der sunnnirten Alkoliolwirkung kann durch gleichzeitige anders- artige Schädlichkeiten bedingt sein. So sehen wir be- kanntlich oft bei einer acuten fiel)crhaften Krankheit, nach einem Traume, nach einem stärkeren Blutverlust mit einem Mal die längst vorbereiteten, aber bis dahin noch vfdlig latenten Wirkungen des Alkohols zum Ausbruch kommen. Bei der acuten Toxication treten die Lälimungs- erscheinungen an den höheren psychischen Vorgängen am meisten hervor, weil sie am leichtesten bemerkliar sind. Jede etwas genauere Beobachtung zeigt aber auch schon bei geringeren Graden der Vergiftung die gleichzeitige P>eeinflussung der motorischen Innervationsvorgänge, die Unsicherheit der Bewegungen und die Erschwerung der Sprache, während die sensiblen Leitungswege eine weit grössere Widerstandskraft zu besitzen scheinen. Genau entsprechend diesen bekannten Erscheinungen des acuten Rausches, sehen wir auch die zwei Hauptformen nervöser Erkrankung in Folge chronischer Intoxication in den- selben eben genannten Gebieten auftreten, einmal im Ge- bieti' der höheren Bewusstseinsvorgänge in der Form des alkoholischen Deliriums im Gebiete des motorischen Nervensystems, in der Form des alkoholischen Tremors und der alkoholischen motorischen Lähmungen und Ataxien, mit einem Wort der sogenannten alkoholischen Polyneuritis. Letztere ist bekanntlich eine der häufigsten und wichtigsten Formen der grob anatomischen Nerveu- degeneration in Folge fortgesetzter chemisch-toxischer Einwirkungen. Fraglich und noch unentschieden ist es nur, ob dieses Absterben der peripherischen Nerven- fasern durch eine unmittelbare Einwirkung der Alkohol- molecüle auf die Nervenfasern selbst stattfindet, oder ob wir die eigentliche Wirkungsstätte des Giftes in den Zell- resp. Kerncentren der Nervenfasern zu suchen haben, sodass die letzteren also erst secundär in Folge der Schädigung ihrer entfernten Ernährungscentren absterben. Die Häufigkeit des alkoholischen Deliriums tritt, mit der Gesammtzahl der Bevölkerung verglichen, nur in einigen grossen Städten hervor, welche ^on einer zahl- reichen schnapstrinkenden .Arbeiterschaft bewohnt werden. In Hamburg werden jährlich ca. 150 Deliranten ins all- gemeine Krankenhaus aufgenommen, während die jährliehe Anzahl derselben in der Berliner Charite sogar circa 500 — 600 beträgt. In den besseren Bevölkerungsschichten und insbesondere bei Biertrinkern ist das alkoholische Nr. 4ß. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 009 Delirium eine recht seltene Erkrankung, wenngleich es freilich auch hier noch oft genug die Schlu.ssscL'ne in dem Lelieiisdiaina eines Trinkers bildet. Auch den alko- holischen Ncuritiden konant ihrer relativen Sciteidieit wegen keine sehr grosse praktishe Bedeutung zu. hnnier- hin wird ihr Vorkommen weit häutiger erkannt werden, wenn die Kcnntniss dieser Krankheit erst noch mehr in die weiteren ärztlichen Kreise eingedrungen sein wird. Namentlich ist das Auftreten einer alkoholischen l'oly- neuritis keineswegs nur hei Sehnapstrinkern, sondern auch schon bei starken Biertrinkern festzustellen. lieber den KinHuss des Alkohols auf die übrigen Körperorgane Folgendes : Unzählbare Fälle acuter und noch weit häufiger chro- nischer Erkrankung der Pharynx-, Magen- und Darni- schleimhaut, sind die Folge einer aiulauernden unmittel- baren Heizung dieser Tlieile. Seine wesentliche und bedeutungsvolle Einwirkung entfaltet der Alkohol erst, wenn er in die Circulation aufgenommen ist und nun in unmittelbare Berührung und Wechselwirkung mit den C4ewebszellen der verschiedenen inneren Organe tritt. Gleich nach seiner Resorption sind die in der Peripherie der Leberläppchen gelegenen Zellen die ersten, welche von dem alkoholhaltigen Blut der Pfort- adereapillaren umspiUt und einer toxischen Beeinflussung daher direct ausgesetzt werden. Es giebt wenige krank- hafte Processe, an welchen wir den Vorgang des primären Zelltodes im eigentlichen Organgewebe durch eine un- mittelbare chemische Schädigung ndt allen ihren in dem widerstandskräftigeren interstitiellen Stützgewebe sich ab- spielenden Folgezuständen so klar übersehen können, wie bei der alkoholischen Lebercirrhose. Diejenigen Organveränderungen, welche bei weitem in erster Linie genannt werden müssen, wenn von dem schädlichen Einflüsse der alkoholischen Getränke auf unsere Gesundheit die Bede ist, sind die Erkrankungen des Herzmuskels und seiner nervösen Apparate, die Er- krankung der Arterien und die Erkrankungen der Nieren. Die alkoholische J^rkrankung der Arterien, die chronische alkoholische Endartcriitis, lässt sich jedoch ])raktisch nicht genau umgrenzen, da hierbei in Wirklichkeit meist die mannigfachsten Krankheitsursachen zusammenwirken. Auch macht sich ihre klinische 15edeutung weniger in selbst- ständigen Krankheitsformen, als in secundären Folgeer- scheinungen geltend. Während die toxisch - alkoholische Entstehung der meisten bisher genannten Erkrankungen, wie insbesondere des Delirium tremens, der multiplen Neuritis, der Leber- cirrhose u. a. längst allgemein anerkannt wird, ist die häufige Entstehung chronischer Herz- und Nierenleiden durch den fortgesetzten Alkoholgenuss eine lange nicht genügend ins allgemeine Bewusstsein der Aerzte einge- drungene Thatsache. Und doch ist die praktische Be- deutung gerade dieser Formen des Alkoholisnuis — ganz abgesehen von ihrer Häufigkeit — eine so ungemein grosse, weil gerade sie keineswegs nur durch die concen- trirten alkoholischen Getränke, sondern ganz vorzugsweise durch den anhaltenden unmässigen Biergenuss hervor- gerufen werden. Darum sind es viel umfassendere Be- völkerungsschichteu, bei denen diese Zustände beobachtet werden, keineswegs nur die ärmeren und geistig tiefer stehenden Klassen unseres Volkes, sondern gerade die wohlhabenderen und gebildeteren Stände, vor allem frei- lich, namentlich in Bayern, der durch Beruf und Geschäft zu der Branindustric in Berührung stehende relativ grosse Theil der Bevölkerung. Nichts ist vom ärztlichen Stand- punkte aus falscher, als zu glauben, dass durch die zu- nehmende Verdrängung anderer alkoholischer Getränke durch das Bier der verderbliche Einfluss des Alkoholis- mus vermindert wird, dass letzterer seine Opfer vorzugs- weise nur in denjenigen Ländern findet, wo der Brannt- wein einem auf niedriger Culturstufe stehenden Volke seine Armutli und seine Nofli vergessen helfen soll. Nein, gerade unter der täuscdicmlen Maske eines scheinbar wohlschmeckenden und dabei noch nahrhaften Genu.ss- mittels hat der Alkohol seinen verderblichen Eingang ge- funden in Kreise, welche ihm sonst vielleicht ganz ver- schlossen geblieben wären. Während schon das Wort „Schnaps'- in guter Gesellschaft ungern genannt wird, während man mit dem Begriff eines Branntweintrinkers überall den Gedanken an eine sittlich verkonnnene, ihrem geistigen und körperlichen Verfall sich unaufhaltsam nähernde Existenz verbindet, herrschen über den l'>ier- genuss fast allgemein, in den unteren und den höchsten Schichten Ansichten, welche jeder vernünftigen und vor- urtheilslosen ärztlichen Einsieht zuwiderlaufen. Denn nicht nur die hundertfache Erfahrung, sondern die ein- fachste Ueberlegung der thatsächlichen Verhältnisse lehrt uns, wie die unleugbar vorhandenen Vorzüge des l>ieres gegenüber anderen alkoholischen Getränken reichlich auf- gewogen werden durch die Nachtheile, welche der so häufige sinnlose Massengenuss dieses Getränks hervorruft. Hierdurch wird nicht nur der verhältnissmässig geringe procentische Alkoholgehalt in eine keineswegs bedeutungs- lose absolute Menge verwandelt, sondern noch ein zweites besonderes Moment hinzugefügt, nämlich die Einführung ganz hervorragend grosser Mengen von Flüssigkeit und von Nahrungsstoflfen, welche sich meist zu der gewöhn- lichen Nahrungs- und Wasseraufnahme noch hinzuaddiren. Alle diese iAIomente spielen ihre grösste Rolle bei der Entstehung der muskulären Erkrankungen des Herzens, welche wir daher auch ganz vorzugsweise bei starken Biertrinkern Ijeobachten. Die anatomisch hauptsächlich nachweisbare Veränderung ist dabei die Hypertropjne des Herzmuskels und zwar zunächst vorzugsweise am linken Ventrikel. Jede derartige Hypertrophie kann nichts anderes sein, als der Ausdruck und die Folge einer an- dauernd erhöhten Arbeitsleistung des Herzens. Welche Momente es aber sind, welche dem Herzen des starken Biertrinkers eine übermässige Arbeitslast aufbürden, lässt sich leicht nachweisen. In erster Linie ist es gewiss die grosse Wassermenge selbst, welche, ehe sie durch Nieren, Haut und Lunge wieder ausgeschieden wird, vom Blut aufgenommen und durcdi das Herz in Bewegung gesetzt werden muss. Welche Flüssigkeitsmengen aber bei starken Biertrinkern dem Kreislauf täglich zugeführt werden, ist wirklich zuweilen kaum glaublich. Schon eine tägliche Menge von 3 — 4 Liter, d. h. 6 — 8 Pfund Flüssigkeit über das gewöhnliche Maass hinaus kann auf die Dauer nicht ohne Einfiuss auf das Herz bleiben. Dass eine Ueberbelastung des Kreislaufes um eine die normale mittlere Blutmenge fast ums Doppelte über- steigende FlUssigkeitsmenge zunächst zur Hypertrophie, dann aber zur vorzeitigen Erlahmung des Herzmuskels führen muss, ist nicht schwer verständlich. Daher in Bayern die Häufigkeit der sogenannten idiopathischen Herzvergrösserungen, wie sie zahlenmässig in München festgestellt ist. Die übermässige Flüssigkeitszufuhr zum Blut ist jedoch hierbei nur einer der mannigfachen Factoren, welche das Zustandekonnnen des hypertrophischen „Bierherzens'- er- klären. Daneben ist vor allem auch der Gehalt des Bieres an festen Nährstoffen in Betracht zu ziehen, zumal da es sich hier wieder um grosse Gesannntmeugeu handelt. Bei einem Gehalt des Bieres von nur 5 ])Ct. Extractiv- stoflfen (die Müuehener Biere enthalten nicht selten ti pCt.), repräsentiren 5 Liter Bier bereits eine Menge von 250 gr. Kohlehydraten. Bedenkt man, dass der tägliche Gesaumit- 510 NaturwissenscLartliche Wochenschrift. Nr. 46 bedarf an Kohlehydraten eines erwachsenen sieli gut nährenden Mannes nur etwa 500 gr. beträgt, so erlvcnnt man sofort die bedeutende Vcrniein-ung der Zufuhr von Nahrungsstoffen, welche der starke IJiertrinker seinem Körper darbietet. Auch diese Ueberlastung des Blutes und der Gewebe mit Nährmaterial bringt eine Reihe schädlicher Folgen mit sich, indem hierdurch das speci- lische Gewiclit des Blutes dauernd erhöht, die Herzarbeit somit wiederum erschwert, ferner wahrscheinlicli ein ver- mehrter Heiz auf die kleinen Gefässe und dadurch eine neue Ursache arterieller Drucksteigerung hervorgerufen wird. Die Unfähigkeit der Gewebszellen, das im Ueber- maass zugefülnte P^rnährungsmaterial völlig zu verbrauchen, führt zu der unnöthig grossen Aufspeicherung desselben und so entsteht jene allgemein bekannte Fettleibigkeit der unmässigen Biertrinker, welche als solche ihrerseits wiederum eine neue Reihe die C'irculation und die Ath- mung erschwerender Umstände mit sich bringt. Zu dem allen kommt nun schliesslich noch die specilisch toxische Wirkung des Alkohols hinzu. P^ünf Liter Bier enthalten mindestens 100 — 150 gr. reinen Alkohols, welchem wahr- scheinlich eine Hauptrolle bei der Entstehung der mit der llerzliypertrophie liäufig verbundenen myodegenerativen und nervösen Veränderungen zukonmit. Vielleicht noch häufiger, als die Affectionen des Herz- muskels sind die Nierenkrankheiten der Alkoholistcn und zwar wiederum keineswegs nur der Wein- und Brannt- weintrinker, sondern ganz vorzugsweise auch der starken Biertrinker. Auch hierbei wirken wahrscheinlich ver- schiedenartige Umstände in dem gleichen Sinne schädi- gend ein. Neben der zu starken Wasserdurchtränkung und Secretionsüberbürdung der Nierenepithelien ist wohl die grösste Bedeutung der specifischen Alkoholeinwirkung auf diese E])ithelicn selbst zuzuschreiben. Vom kliniscii- toxicologischen Standpunkt ist die doppelte Form im Auf- treten der Alkohol-Nephritis interessant. Am längsten be- kannt und von den Aerzten allgemein anerkannt ist die ganz aliniähiicli entstehende und langsam fortschreitende Epitheldegeneration der Nieren, welche ihren grob-anato- mischen Ausdruck schliesslich in der Entwickelung einer sog. Nierenscln'um})fung (granulirte Niere) findet. Weniger allgemein liekaunt ist die acute alkoholische Nephritis, acut in dem Sinne, dass hierbei die Summation lang fort- gesetzter chronischer Intoxicationswirkungen zu dem plötz- lichen Ausbruch einer schweren Functionsstörung der Nierenepithelien führt. Wie die alkoholische Neuritis, so tritt demnach auch die alkoholische Nephritis zuweilen als scheinbar primäre acute Krankheit auf, obwohl ihre Entstehung von langem her vorbereitet ist und vielleicht erst eine anderweitige äussere Veranlassung — eine Er- kältung oder dergl. — den letzten Anstoss zu ihrem .auf- treten giebt. Die acute alkoholische Nephritis ist im Gegensatz zu vielen infectiösen und anderen toxischen Nephritiden meist nicht hämorrhagischer Natur. Sie geht oft mit starker Oedementwickelung einher, kann rasch zum Tode fuhren oder in eine chronische Nephritis über- gehen. Völlige Heilungen seheinen nur selten zu sein. Zu den zahlreichen bisher bekannten hemmenden, die normale Function der Organzellen schädigenden und her- absetzenden Giftwirkungen des Alkohols gehören auch gewisse Einflüsse auf den Ablauf der allgemeinen Stoff- wechsel-Vorgänge. Bekanntlich ordnen wir diese letzteren in drei grosse Hauptgruppen, je nach der chemischen Natur der drei hauptsächlichsten Arten von Nahrungs- stoffen, welche dem Organismus zu seiner Erhaltung zu- geführt werden müssen. Wir unterscheiden und untersuchen im einzelnen die chemischen Umsetzungen der Eiweiss- körper, der Kohlehydrate und des Fettes. Dement- sprechend giebt es auch drei hauptsächlichste Anomalien des Stoffwechsels, je nachdem die Störung sich auf ciltlid)|)ce ittiiex: -^a^ .Wöuiql- ^prcui;. Silberne StatttSincbairic. Scntii'cr ls„5(J mt. ^n-obc 5 k'j poftfrci --',80 Sif. Hundekuchen, ßofliinol rioionh ^'i>uifbntt luv 3hn,(uttit «on .inilmcrn, isniniicu, Uülllll|ül-r Iblätll- 2ni,i,fn. ^tv. VJ mi %-vobc :> k- prftfr. 3 %l Berliner Hiiuiletuclieii-Falirik J. Kayser in Tenipelliof liei Berlin. lillijlUIi liphonrinrninpg.P.imi,. Hempel's Klassiker-Ausgaben. u Ländern I It.r..!. -^ in allci durcli Thurmstr. 14. Seit 1877 über nonoratoiilc Ausführl. Specialrerzeichnisse gratis. Ferd. Dümmlers Verlagsbnchhandl. BERLIN C, Niederlage eigener Glashiittenwerlie und Dampfsclileifereien, Mechanische Werkstätten, Scliriftmalerei und Eniaillir- Anstalt. Fabrik und Layer säiniiitliclier Apparate, Gefässe und Ge- räthe für wissenschaftliche und technische Ijaboratorien. Verpackungsgelässe, Schau-, Stand- und Aussteliungsgläser. 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DcrTennimis „Blütlie" lässt .sich iiacli un.scrcii beutig-en Kenntnissen niciit mehr auf die „Phanerogamen" (Eni- l)r}'oi)hyta sipbonog'ama) allein bescliriinken, sondern man mnss ihn — wenn man nicht geradezu Termini scbroft' in einer bestimmten IJegritisliestimmung auch dann iieibehalten will, wenn sieb herausstellt, dass die Detinitionen derselben unzweckmiissige waren, also wenn man nicht den Hanptnacbdruck auf die Worte, sondern auf die Tbatsacben legt — auch auf die Sporen tragenden Sprosse und Spross- Enden derjenigen Pteri- do))hyten anwenden, bei denen die Hauptfnnction dieser Sprosse und Spross-Knden im Gegensatz zu den Sprossen mit ansschliesslicb assimilirenden Blättern in der Er- zeugung von Sporen besteht. P^s kommen durch eine solche zweckmässige Uebertragung des Wortes „Rliitbe" die ganz falschen Bezeichnungen für die in Rede stehen- den Sprosse der Pteridophyten, mit denen man sieb be- holfen bat, wie vor allem ihre Bezeichnung als „Fructi- fieationen" in Wegfall, da doch die vSporangien oder Sporangienkapscln mit einer Frucht (fructus), welche am zweckmässigsten detinirt wird als „die Fruchtblätter einer Bliithe mit den reifen Samen und etwaigen anderen Theilen der Blüthc und iiire Umgebung, die sich gelegentbcb (in bestimmten Fällen) nach dem Verblühen während der Samenreife besonders ausbildet", also kurz als das Organ oder bei Früchtchenbildung als die Organe zusammenge- nommen, welche aus einer Blütlie und eventuell ihrer Um- gebung nach ihrer Befruchtung hervorgehen.*) Samen kommen aber bei den ganzen Pteridophyten nicht vor und auch nicht eine Befruchtung auf der Mutterpflanze, und so kann man auch bei ihnen nicht von Fructificationen reden, wenn man nicht etwas Falsches sagen will. Einen doppelten Fehler enthält die Bezeichnung- der in Rede stehenden *) Vergl. meine ,. Elemente der Botanik", 2. Ansgabo, Berlin 188;), S. 24, resp. meine „Tllusfrirte Flora", ,4. Auflage, Berlin 1889, S. 22. Organe der Zoidiogamen als „Frucbtähren", da die Blütben dieser Abtbeilung einfache, selten verzweigte, wie z. B. gegabelte Sprosse bei tropischen Lycopodium - Arten vorstellen, also Achsen, denen nur Blätter, Sporophylle, ansitzen, bei den fossilen (palaeozoischen) Calamariaceen zuweilen diese untermischt mit sterilen Blättern, die aber mit sterilen Blüthenblättern zu vergleichen sind (nicht mit Laubblättern). Mit „Aehren", also Hauptachsen, denen seitlich ungestielte Blütben ansitzen*), haben somit die .,Fruchtähren" der Pteridophyten bei dem total verschie- denen Aufbau gar nichts zu thun. — Diese Beispiele mögen genügen, denn auch die anderen Bezeichnungen für die Blütben dcrZoidiogamen, wie ,,Sporen-Aehre'"u.s. w., sind ebenfalls ohne weiteres als falsch und schlecht ge- bildet zu erkennen. So schön es wäre, wenn auch die Genus- und Species- Namen stets sachgemäss gebildet wären, so zeigt doch die Praxis sehr bald die Unzweckmässigkeit, in dieser lieziehung Aenderungen vorzunehmen. Die erfahrensten Systematiker sind sich darüber einig, dass hier nur eine stricte Befolgung des Prioritätsprincipes, wie dasselbe z. B. in Alph. de CandoUe's „Lois de la nomenclatur botanique" (adoptees par le congres international de bo- tanique tenu ä Paris en aout 18ti7) dargelegt wird. Man niuss überhaupt in der Wissenschaft ebensowohl wie in der Praxis Termini im engeren Sinne und Namen unter- scheiden, denn ebenso wie es unzweckmässig ist, jemanden, der „Karl" lieisst, umzubenennen, weil er ganz und gar nichts mit einem „Kerl" in des heutigen Sinnes Bedeutung zu thun hat, so muss man sich sehr vorsehen, wissen- schaftliche Namen zu ändern. .Jedenfalls sollte man, um heillose Verwirrungen zu vermeiden, im allgemeinen nur Congressen nothwendig erscheinende Namensänderungen, beziehungsweise Reformen der einmal gegebenen und all- *) 1. c. Elemente S. I^S, resp. Flora S. 24. 518 Nalnrwissensclinftliclic Woclicnscln-iCt. Nr. 41 gemein zur Aiiwenduug gebrachten Nomenclatur-Gesetze überlassen. Wenn jeder Einzelne diesbczüglicb nach seinen Special- Ansichten verfahren wollte, würde die Nonienclatur noch coniplicirter und unentwirrbarer werden, als sie in vielen Fällen leider schon so ist. Eine Ansnahnie wird man mit den Bezeichnungen für die grösseren Gruppen des organischen Reiches machen können, denn hier handelt es sich nm weniger zahlreiche Aendeiungen, und die Namen dieser Gruppen sind ja von vorn herein auf Eigenthiini- liehkeiten gemünzt. Konniien wir zu der Einsicht, dass die Deutungen und Ansichten, welche diese ursprüni;lichen Namen veranlasst haben, durch Fortschritte in der Wissen- schaft unzeitgemäss gewor- den sind, so liegt es m der Natur der Sache, die falschen Namen zu ändern. Bezttglich der Termini von Organen oder Organ- theilen stehe ich nun aber ganz auf dem .Standpunkt, dass eine Veränderung der- selben unbedingt zu ver- langen ist, sobald sieh de- finitiv in denselben falsche Ansichten wiederspiegcln.*) Namentlich für den Lernenden, für den An- fänger, ist eine sachgemässe Terminologie unschätzbar; aber nicht minder für die Wissenschaft. Es ist frei- lich iniGrunde gleichgiltig — sage ich in der schon citir- ten Schrift**), — wie man eine Sache nennt, vorausge- setzt, dass man sich ver- steht. Wer wollte aber leug- nen, dass eine gute, zweck- mässige Terminologie ein äusserst werthvoller Apparat für die Forschung ist? Ja, füge ich hinzu, eine gute Terminologie hilft die AVis- senschaft förderu wie ein heisstletzteres anderes als seinen Mitmenschen Zeit sparen, — niemals bei Seile lassen." Ich habe mich denn auch in meinen genannten Büchern beniiilit, auf eine möglichst zweckentsprechende Definition der Termini zu achten, und in der in Vorbereitung l)e- gritTenen Neu -Auflage meiner Elemente werde ich dcm- gemäss auch die durchaus zeitgemässe üebertragung des Wortes „Blüthe" auf die „fructificirenden" Spross- Enden und Sprosse der Pteridophyten ausführen. Schon A. Engler, Director des Kgl. botanischen Gar- tens und Museums zu Berlin, dem wir — wie schon früher in der „Naturw. Wochenschr." Bd. VTII, S. 32 ff. mitge- theilt — die Bezeichnungen Embryophyta zoidiogama für die höheren Kryptoga- Mikrrtsporcn = - Mikrosnoraiifrie = S]>o]o]jhyn — Pullen Pnllon.sack-- St:iiil)ljlatt- Phaneroga- sagt bezü.i;-- ■ Makrosporen SporanKiiini ^- Sporopliyll Embrvnsack ■ NueelUiy = Frnehtblalt r--- ... Mikrospore = Poilenkorn m- --• Protlialiitnn — ProtlialUnm i -.- Sporniatozoiden = Polleiischlauch -- Arcliegonien = Arehe*?OTiien "C'^V. -■ ProtlKiIliiim = Endosperm ■^■ -- Makrosp(n-e = Einbryn.sack Makrosjioranghnn = Niu'ellns Bei Selaginella Tehlenii, aber bei ] anderen Pteridojjhyteu vorhan- den: Indusium = Integument J guter, den an die Natur ge- stellten Fragen entsprechen- der physikalischer Apparat. Und ist der so unendlich werthvolle Apparat der ma- thematischen, so trefflich zweckentsprechenden Zei- chen etwa etwas anderes als eine im höchsten Grade sachgemässe terminologische Zeichensprache? Ich wieder- hole auch hier noch einmal, was ich schon in dieser Wochenschrift VIII, S. 32, gesagt habe: „Die Rück- sichtnahme auf eine schnelle __und leichte Auffassung wissenschattlicher Dinge sollte der Gelehrte, dem es wahrhaft darum zu thun ist, seiner Wissenschaft Jünger zu gewinnen und leicht verstanden zu werden — und was *) Vergl. z.B. „Niiturw Woclicnsclir." Bd. III, S. lü.;'., wo ich dio Notliwendigkeit, die Termini „traeheales Sy-stem" der PHaiizrii Hiid „Triiche'iden" (von dem Bau derjenigen bei den Gymnospermen) umzubenennen klarlege und für die sachentsprechenden Termini „Hydrom"' und „Hydro -Stereide", wie schon in einer früheren Arbeit , Zusammensetzung der Leitbündel bei den Gefässkryptn- gamen" (Jalirb. des Kgl. botan. Gartens und botan. Museums zu Berlin, II, Berlin 1883, S. 10 ff.) nochmals eine Lanze breche. **) Zusammensetzung der Leitbündel, S. 11. men (Bryophyta incl. Ptcri dophyta) und E. siphono- gama für die men verdanken lieh der Anwendung des Wortes „Blüthe" in seinem „Syllabus der Vorlesungen über spec. und med. -pharm. Botanik" (Grosse Ausgabe, Berlin 1892), S. 54, bei der Charakterisirung der Pteri- dophyten: „Die Sporangien tragenden Blätter bilden bisweilen eine gesonderte Sprossformation, die schon als Blüthe bezeichnet wer- den kann", und er wieder- holt diese Worte in den „Na- türlichen Pflanzenfamilien" (Lief. 91/92, I. Theil, 3. Abt., Leipzig 1893, S. 2). Franz Buclienau deünirt in einer kürzlich erschiene- nen Arbeit über Einheitlich- keit der botanischen Kuiist- ausdrücke und Abkürzungen (Extra- Beilage zum 13. Bd. der Abth. des naturw. Ver- eins zu Bremen, 1893, S. 7) wie folgt: „Unter Blüthe versteht die Wissenschaft be- kanntlich einen Spross oder ein Spross -Ende, welches Geschlechtsblätter trägt. " Sind etwa die Sporophylle der Pteridophyten etwas an- deres als Geschlechtsblätter im Sinne der Embryophyta siphonogama? Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Sporen der Pteridophyten sich vor der Be- fruchtung aus dem Sporangium lösen, frei werden, während die Spore (der Embryosack) der Siphonogamen in dem Sporangium (dem Nucelius) verbleibt, und somit die Befruchtung auf der Mutterpflanze erfolgt. Um diese Verhältnisse und überhaupt die Homologieen der Pteridophyten- und Siphonogamen (Phanerogamen-) Blüthe zu veranschaulichen und auf möglichst kurzem Wege verständlich zu machen, pflege ich in meiner Vor- lesung über Pflanzeupalaeontologie an der Kgl. Berg- akademie das hier in der Figur wiedergegebene Schema an die Tafel zu zeichnen, und da ich mich überzeugt habe, dass dasselbe gute Dienste leistet, werde ich das- selbe auch in der Neu -Auflage meiner Elemente der Botanik repr( iduciren. Nr. 41 Naturwissenschaftliche Woehenschiift. all» Ich will im Foii;cii(icn eine kurze Davstclluiif;' der jjeschlcchtliclien Forfpflanzuii.^-.sOrii'ane der Fteridophyten geben im Vergleich mit denjenigen der Sipiionoganiae; es wird aus derselben für denjenigen, der aus der obigen Anregung nicht genügend den Zwang, den Begriff der Blütlie in der erwähnten Weise zu erweitern, enii)funden hat, die Nothwcndigkeit — möeiite ich sagen — zu diesem Vorgelien erfielillieb werden. Es handelt sieli daltei freiiieh nur um eine Kecapitulatiou aus den Elementen der Botanik, aber es ist doch gut, sich bei unserer Frage die in Rede stehenden Vei'hältnisse einmal näher zu rücken. Die Ptcridiiphyten erzeugen also bekannliieh aus mi gesehleehtlieii entstehenden Sporen ein kleines, grünes, mehrzelliges Gebilde, den Vorkeim, das Prothallium, meist in Form eines auf dem Erdboden liegenden Lä|)pehens, auf welchem Behältnisse (Antlieridien) mit Si)ermatoz(iTden, d. h. also mit kleinen, frei durch Cilien bewegliehen „männ- lichen" Zellen (daher zoidi(igam = thierehig) entstehen und Behältnisse (Areiiegonien), die grössere, in ihnen verblei- bende, unheweglielie .,weihliehe" Zellen, Eizellen, entiiaiten. Das Prothallium stellt die 1. „proembryonale'' Generation dar. Nach der — wie immer bei frei beweglichen Sperma- tozoiden durch AVasser vermittelten — Befruchtung geht aus der Eizelle des weiblichen Orgaues eine zweite (die .,end)ryonale") Generation hervor, zunächst ein junges i'flänzcben, ein Embryo, der — da die Eizelle im Arclic- gonium verbleibt — ebenfalls mit dem Prothallium, welches abstirbt, im Verbände verbleibt. Die "2. Generation zeichnet sich durch besondere Grösse und Augenfälligkeit aus und erzeugt an ihren Blättern in besonderen Behältern, d(;n Sporaugicn, wieder Sporen. Wir haben hier den Fall angenonniien, dass die Spo- ren unter einander gleich und gleichwerthig sind, dass es sich mit anderen Worten um „isospore" Arten handelt; aber es giebt ja eine ganze Anzahl Pteridophyten, bei denen zweierlei Sporensorten geljildet werden, nändieh kleinere (Mikrosporen in Mikrosporangienj u\id grfissere (Makrosporen in Makrosporangien), die sich dadurch von einander unterscheiden, dass die ersteren nur Prothallien mit Antlieridien, also mit Spermatozoiden, die letzteren nur Prothallien nntArchegonien, also mit Eizellen, erzeugen. Alan nennt diese Pteridophyten ungleichsporige = heterospore. Die Blätter können \ . entweder alle und an allen Theilen gleichmässig Sporangien erzeugen, also dann zwei llauptfuiictionen hal)cn, nämlich a) die Function der Assimilation und b) die der Fortpflanzung, oder 2. die Blattei- erzeugen zwar alle ebenfalls Sporangien, aber es tritt wie bei den Ophiogiossaeeen, bei Osmunda und vielen anderen eine Sonderung in einen assimilirenden und einen Sporangien tragenden Abschnitt ein; 3., also wieder bei anderen Arten, tritt eine Arbeitstheilung in solche Blätter ein, die ausschliesslich der Assimilation, und in solche, die vorwiegend oder ausschliesslicli der Sporangien-Erzeugung dienen, wie bei unserem Blechnum Spieant u. a., bei welchen letzteren dann die assimiliren- den Flächen mehr oder minder zurücktreten oder fehlen. Geht die Arbeitstheilung so weit, dass sich ein Spross in einen assimilirenden und einen spitzensländige Sporan- gien bildenden Tlieil unterscheidet, oder dass sieb assi- milirende und Sporangien bildende ganze Sprosse indi- vidualisiren, wie bei Equisetuni, Lyeopodium u. s. w., so erhält man äusserlich stark auffalicnde, besondere Fort- pflanzungssiirosse, die den BlUthen der Sijdionogamen homo- log sind und daher, da, unsere theoretiseh-morphologiscben Termini die Homologieen zum Ausdruck bringen sollen und müssen, auch nicbt anders denn als Blüthen bezcielmet werden können. In wieweit wir bis jetzt mit den Ibnno- logieen der Siphonogamen-Blüthe und derjenigen der Pte- ridophyten-Blüthen bekannt sind, veranschaulicht nun das S. filS gebotene Figuren-Schema. Um diese Homologieen möglichst klar hervortreten zu lassen, habe ich in dieser Skizze eine hoch entwickelte Pteridopliyten-Blüthe — links in der Figur, wo die Verhältnisse bei Selaginella veranschaulicht werden — mit einer Sii)honogamen-Blüthe, ans einer der Gruppen, die sich systematisch an die Pte- ridophyten zunächst anschliessen — rechts in der Figur, wo die Verhältnisse bei einer Coniferen-Blüthe zur Dar- stellung gelangt sind — verglichen. Die Si])honoganien leiten sich ja von den Pterido- l)hyten mit zweierlei Sporen, also von den heterosporen Pteridophyten, wohin Selaginella gehört, ab. Wie in den Mikrosporen der Heterosporeae entstehen in den Pollen- zellen der Si])honogamen und in ihren Makrosporen resp. Embryosäcken durch Zellliildung mehr oder minder deut- lich entwickelte Prothallien oder Andeutungen solcher, welche die proembryonale Generation vorstellen. Nach der Befruchtung geht aus der Eizelle der Siphonogamen die embryonale Generation hervor, die als Embryo zu- nächst in dem End)ryosaek, oder, wie wir hier auch jetzt sagen können, in der Makrospore verbleibt. Da auch diese Makrospore nicht aus dem zugehörigen Makrospo- rangium, dem Nucellus, heraustritt, so verbleibt also der Embryo durch Vermittclung der wenigzelligen proembryo- nalen Generation noch eine Weile in Zusammenhang mit der vorausgehenden embryonalen Generation. Der P^m- bryo mitsammt dem Sporangium gliedert sich dann als „Samen" ab und entwickelt, unter günstige Bedingungen gebracht, den Endjryo zu einer vollentwickelten, neuen embryonalen Generation. — Nebenbei bemerkt macht auch diese Darstellung einleuchtend klar, wie äusserst verkehrt es ist, von den Sjjoren der Pteridophyten als ..Samen" zu sprechen. An der Hand unseres Figuren-Schemas wollen wir uns nun die Homologieen der einzelnen Theile noch ein- mal vergegenwärtigen, auch derjenigen Theile, die im Vorausgehenden noch keine Erwähnung gefunden haben. Links findet sich also das Schema einer Selagincllaceen- Blüthe, rechts sehematische .Vnsiehten einer männlichen (oben) und einer weiblichen (in der Mitte) Conil'eren- Blüthe. Es sind nun honndog hei den 1' t !• 1- i d o p li y t f n : G \- in ii o ^ p o r m e ii : die Mikrospore dem Pollcnkorn, das Mikrosporangium ,, Pollensack, ., männl. Sporophyll „ Staubblatt, die Makros])ore ., Embryosack, das Makrosporaugium „ Nucellus, ., Indusiuni ,, Integument, „ weibl. Sporophyll ., Fruchtblatt, „ männl. Prothallium „ Prothallium im Pollenkorn, die Spermatozoiden „ Pollenschlauch, das weibl. Prothallium ., Endosperm, die Archegonicn den Archegonien im Endosperm. Ein „Eichen", eine „Samenknospe" ist mithin ein Sorus mit nur einem einzigen und zwar einsporigen Spo- rangium : ein monangis(dier Sorus. Monangische Sori kommen übrigens auch bei den Pteridophyten vor. Die Betrachtung der Homologieen der gcsclileeditliehen Fortpfianzungsorgane zwischen Siphonogamen und Pteri- dophyten legt die Frage nahe nach dem Zusammenhang der Pteridophyten nacli unten: dies veranlasst mich hier ein Referat über einen von dem Ordinarius für Botanik an der Münchener Universität Prof. K. Goebel in der von diesem redigirten Zeitsidirilt ..FIm'a" (1892. Ergänzungs- band S. 92) verört'endicliten .Aufsatz, der sich „.Vrcliego- niatenstudien" betitelt, anzuschliessen. Goebel beschäf- tigt sicii in dem I. .Abscdmitt dieses Aufsatzes mit der einfachsten Form der Moose, welche — wie er mit Recht 520 Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. Nr. 47 mit dem Prothallium, meint — den Auschluss der Pteridnphytcn an die Bryo- phyten, also die Honiologieen dieser beiden die Embryo- phyta zoidiogama bildenden Abtheilungen, deshalb in ein klares Lieht zu setzen geeignet erscheinen, weil die Moose und Pteridopiiyten einen gemeinsamen phyloge- netischen Ursprung haben müssen, die Moose aber nach oben nicht weiter führen, sodass vielmehr die höchsten Moose von den niedersten Pteridophyten beträchtlich ab- weichen. Es findet bei den heutigen Botanikern keine An- fechtung homolog zu setzen: bei den Moosen: bei den Pteridopiiyten: 1. die Antheridien u. Arche- gonien erzeugende Ge- neration (= Protonema ( und beblätterte Sprosse) J •2. die Sporen erzeugende \ ., , . o* i i di- j. C4enerition, das Sporo- "" '^'' >" Stengel und Blat- gonium. die meist ge- ( ^^' gegljederten Sporen stielte Spornbüchse, J erzeugenden Generation. 1. ist die proembryonale, 2. die embryonale Generation. Vergleichen wir die höchstentwickelten Bryophyten allein, so ist es nicht möglich, eine dirccte Entwickelung der Pteridophyten aus denselben abzuleiten, schon bei äusserer Betrachtung fallen gewaltige Unterschiede auf Die geschlechtliche Generation der höchsten Moose zeigt wohleutwickelte beblätterte Stämmchen, die entsprechende Generation der Pteridophyten nur thalloide, kleine, ver- gängliche Bildungen. Die II. Generation der höchsten Moose ist eine meist gestielte Sporenkapsel und weiter nichts, da jede Beblätterung fehlt, die entsprechende Gene- ration der Pteridophyten zeichnet sich aber gerade durch Stamm- und Blattentwickelung aus. Man muss sich, um die Pteridophyten von den Moosen ableiten zu können, also den gemeinsamen Vorfahren beider Gruppen zu nähern suchen, und das hat eben Goebel durch Unter- suchung der einfachsten Form der Moose zu thun versucht. Schon früher hatte er sich dahin ausgesprochen, dass die gemeinsamen Vorfahren der Moose und Farn algenähn- liche Tiiallophyten sein müssten, aus verzweigten Zellfäden bestehend, denen die Geschlechtsorgane ansassen. Eine l>lattentwickelung trat zum Schutz der (icschlechtsorgane auf, worauf ihn die Hüllen gewisser Lebermoose hin- wiesen. Goebel hat nun auch eine, freilich längst bekannte Laubmoosgattung näher untersucht, nämlich Buxbaumia, welche Eigenthümlichkeiten zeigt, die durchaus seine An- schauungen unterstützen. Die L (männliche) Generation von Buxliaumia ist so klein, dass sie mit blossem Auge nicht wahrnehmbar ist. Aus der Spore erwächst ein Protonema, also ein faden- algenähnliciies Gebilde wie überiiaupt bei den Moosen, und diesen sitzen sehr kurze Zweige an. Diese Zweige bestehen nur aus einem chlorophylllosen, bräunlichen, l)lättchenförmigen (icbilde, das nur eiu einziges Antiie- ridium undiüllt; ein Stännnchen fehlt. Das aus der Spore entstehende Gebilde mitsammt Antheridium erinnert also sehr an den Bau der Fadenalgen, bei denen freilich nur die Oogonien Umhüllungen besitzen. Die weiblichen Pflanzen von Buxbaumia zeigen com- plicirteren Bau, wohl veranlasst durch die Xothwendig- keit, den Embryo zu ernähren. Sie besitzen minimal kleine Stännnchen mit je einem Archegonium, das von mehreren chlorophylllosen Blättern undiüllt wird. Schon die Chlorophylllosigkeit der Blätter deutet darauf hin, dass es sich in ihnen nicht um Assimilations Organe handelt, während das Protomena grün ist. Goebel glaulit nicht, dass Buxbaumia etwa von höheren Moosen abstammend als ein phylogenetisch nachträglich reducirter Tj'pus anzusehen sei, sondern er meint, dass es sich hier um eine auf niedrigerer Stufe stehen gebliebene Gattung handele Wie man sieht, ist bei den Moosen noch keine Spur einer Andeutung von BlUthen in dem definirten Sinne vor- handen. Die 2. Moosgeneration, die embryonale Gene- ration, besteht ja nur aus einer Sporenkapsel; erst durch weitgehende, allmähliche Differenzirung, Gliederung, kommen wir zunächst durch eine Sonderung der embryo- nalen Generation in Stamm und Blätter, dann durch weitere, endlich sich auf die einzelnen Sprosstheile und Sprosse ausdehnende Arbeitstheilung zu Organen, die wir als Blüthen bezeichnen. Sehr interessant ist zur Beleuchtung der Honiologieen die Thatsache, dass auch bei derjenigen Farn-Familie, die sich in mancher Hinsicht von dem Urtypus der Farn am wenigsten entfernt zu haben scheint, Prothallien vorkommen, die durch ihre fadenförmige Gestaltung an die Protoneiuen der Moose erinnern. Hierüber macht Goebel in dem II. Abschnitt der genannten Arbeit: „Weitere Unter- suchungen über die Geschlechtsorgane der Hyraenophylla- ceen" Jlitthcilung. Die Archegonien der Hymenophylla- cee Trichomanes rigidium u. a. sitzen auf Trägern, die sich von denjenigen von Buxbaumia im Wesentlichen nur dadurch unterscheiden, dass die Archegonien nicht um- hüllt sind. Hiermit ist der Anschluss an die Moose nach Möglichkeit erreicht: aus umhüllten Archegonienträgern entwickelt sich eben bei den hTiheren Moosen das Stämni- chen der I. Generation. 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg vom 11. bis 15. Septeri 1893. HI. Wilhelm His: Ueber den Aufbau unseres Nervensystems.*) Seitdem wir wissen, dass bei Wirbel- losen und bei Wirbelthiercn die Nervenfasern aus Nerven- zellen hervorgehen, ist mit zunehmender Bestimmtheit die Vorstellung ausgebildet worden, dass innerhalb der Central- *) Der Veröflentlichung in der Berliner klin. '\^'ocllenschr. sind schematische Abbildunfji'n beigegeben; wir lialien auf die Re- productiou derselben aus Platzrüeksichten verzichtet, weil der Leser bei der klaren Dai'Stelliing des Herrn Verfassers leicht in der Lage ist, sich die Schemata selber zu skizziren. Freilich fördern aber auch solche Selbstskizzen das Verständniss ganz wesentlich. Red. Organe die Nervenzellen die maassgebende Rolle spielen, und dass besonders sie die Uebergangsstationen der Erregung sind. Die ersten Schemata, welche mau sich entwarf, waren sehr einfacher Natur. Man dachte sich die Centrah irgane als ein System von netzförmig unter sich verbundenen Zellen, in welches von der Rückseite her die sensiblen i Fasern einmünden, und von dem nach der Bauchseite hin die motorischen Fasern ausgehen. Einfache Verltindungs- fasern zwischen vurderen und hiutereii^larkzelleii sollten die Reflexe vermitteln, andere vom Gehirn herabkoinmende oder zu ihm heraufsteigende Fasern sollten die Willensimpulsc übertragen und der bewussten Empfindung dienen, wieder andere sollten die Coordiiiation von Bewegungen ermöglichen. Nr. 47. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. ■)21 Die dirccten Zellenverbincliingen haben vor der fort- schreitenden lleobachtung nicht Stich gehalten. Die meisten Ausläufer der centralen Nervenzellen lösen sieh in ein Astvverk feiner Fäden ;uif, von denen soviel sieher ist, dass sie nicht in andere Zellen einmünden. Nun hat Deiters I8ü5 die folgenreiche Entdeckung gemacht, dass eine jede centrale Zelle neben ihren baumförmig verzweigten Ausläufern einen einfachen, wie er damals annahm, unverzweigten Fortsatz abgiebt, den sogen. Axencylinder- oder Nerven- fortsat'z, weicher in eine Nervenfaser übergeht. So ent- stehen, wie wir jetzt wissen, die sännntlichen Bewegungs- fasern als Fortsätze von Nervenzellen, welche in der vor- deren Hälfte des Markes gelegen sind. Eine ähnliche Entstehung von Empfindungsfasern aus Zellen der hinteren Markhälfte wurde zwar seit Deiters oftmals \ernmthet, aber sie Hess sich niemals thatsächlich nachweisen. Da- für führten die Forschungen von Gerlach 1870 zu der Ent- deckung von einer Theilung und feinen Verzweigung der ins Mark eintretenden Emptindungsfasern. G. vernmthete, dass die Endzweige der Empfindungsfasern ein feines Netz- werk bilden, in welches von der vorderen Seite her, die verzweigten Ausläufer der motorischen Ncrvcnzelleu ein- münden. Dies G.'sche Nervennetz erschien nun als das gesuchte Zwischenglied zwischen Bahnen verschiedener Herkunft, und es erfreute sich bis vor Kurzem einer all- gemeinen Zustimmung. P''fir die theoretischen Betrach- tungen bot es den Vortheil, dass es den vielseitigen Ueber- leitungen von Erregungen Raum liess, olnie dass man nöthig hatte, die liebgewonnene Voraussetzung einer un- unterbrochenen intratibrillären Leitung zu verlassen. Ernstliche Bedenken gegen centrale Nervennetze sind erst 1886 erhoben worden. Entwickelungsgeschichtlich Hess sich nachweisen, dass die Nervenfasern allmählich aus Zellen herauswachsen. Jede Faser musste somit während längerer Perioden ihrer Entwickelung frei aus- laufen, und es lag kein Grund vor, eine spätere Aende- rnng dieses Verhältnisses anzunehmen. Dazu kam, dass wir schon damals eine Reihe von freien Nervenendigungen an der reripherie kannten: die Muskelnerven, die Nerven der Hornhaut, diejenigen der Epidermis, die der Pacini- sclien und der Krause'sehen Körper laufen nach- weislich entweder in feine Endbäumchen, oder in dickere Stümpfe aus. l'rincipicUe Unterschiede in der periphe- rischen und centralen Endigungsweise von Nervenfasern anzunehmen, erschien aber ungerechtfertigt. Nur wenige Jahre sind seit diesen ersten Angriffen auf die centralen Nervennetze vergangen. Diese Spanne Zeit hat uns aber eine ungeahnte Fülle neuer Beobach- tungen und dannt an vielen Stellen klare Anschauungen an die Stelle blosser Vermuthungen gebracht. Wir ver- danken die erreichten Fortschritte einerseits der f]inführung neuer histologischer Untersuchungsweisen, anderenthcils dem Eingreifen entwickelungsgeschichtlicher Forschung. Schon seit einer Reihe von Jahren hatte Golgi in Pavia durch Behandeln von Gehirnsubstanz mit chrom- sauren Salzen und mit Silbersalpeter Präparate bekonnnen, an welchem die Nervenzellen und ihre Ausläufer als dunkle Figuren in grösster Schärfe hervortraten. Er machte zunächst die wichtige Entdeckung, dass die für nnverzweigt gehaltenen Nervenfortsätze centraler Zellen feine Nebenzweige abgeben können, und dass es überdies im Gehirn und Rückenmark zahlreiche Zellen giebt, deren Nervenfortsätze sich schon nach kurzem Verlauf in letzte Endzweige auflösen. Die centralen Nervenzellen zerfallen somit in solche mit langem und solche mit kurzem Nerven- fortsatz. Erstere hielt G. für motorisch, letztere für sen- sibel. Die baumförmig verzweigten, sog. Protoijlasnuifort- sätze der Nervenzellen erklärte G. für blosse Ei-nährnngs- organe der Zellen und stellte ihre nervöse Bedeutung in Abrede. Damit fiel auch ihre Theilnahme am Gerlach- schen Nervennetz dahin, statt dessen sind aber Golgi und seine Schüler für ein Nervennetz eingetreten, welches aus den feinen Nebenzweigen langer Nervenfortsätze und aus den Endzweigen der angehlieli sensiblen Zellen hervor- gehen soll. Ramon y Cajal in Barcelona hat sich der (iolgi'schen Methode bemächtigt, dieselbe voi'zugsweise auf Embryonen und junge Thiere angewandt und damit Ergebnisse er- reicht, die manche der obwaltenden Fragen fast mit einem Schlag theils gelöst, theils in neues Licht gerückt haben. Dank der (".'sehen und neuerer Arbeiten können wir jetzt unsere Kenntnisse vom Verhalten der Nervenzellen und Nervenfasern in Centrnni und Peripherie in wenigen Hauptsätzen zusanunenfassen. Jede dem Centralorgan entstammende Nervenfaser entspringt als Axcnfortsatz aus einer Nervenzelle. Ihr der Zelle abgewendetes Ende läuft frei und in der Regel mit einem Büschel \o\\ \erzweigten Endfäden aus. Die meisten Nervenzellen geben ausser dem Nervenfortsatz noch eine Anzahl von baund'örmig verzweigten Ausläufern, die sog. Protoplasmafortsätze oder Dendriten ab, die auch ihrerseits frei endigen. Die Emptindungsfasern \vurzeln nicht in Zellen des Gehirns oder Rückenmarks; sie hängen nut Zellen der sog. Spinalganglinicn zusammen, denen sie seitenständig angefügt sind. Der centrale Al)schnitt der Emptindungs- fasern theilt sich nach seinem Eintritte ins .Mark zuerst in zwei, dann in mehrere Fasern, welche, soweit wir ihnen folgen können, alle frei auslaufen, und ebenso en- digt der periiiherische Theil der Emptindungsfasern in freien Endbäumchen oder in Stümpfen. Demnach setzt sich das Nervensystem aus zahllosen von einander ge- trennten, in Fasern auslaui'cnden Zellenbezirken zusammen, den sog. Nerveneinheiten oder Neuronen. In der grauen Substanz von Gehirn und Rückenmark bilden die End- verzweigungen dieser Einheiten einen dichten Filz, aber kein Netzwerk. Der ununterbrochene Zusammenhang der sämmtlichen Nervenelcmente innerhalb der grauen Sub- stanz, den man noch bis vor Kurzem angenommen hatte, besteht in Wirklichkeit nicht. Ein jeder im Centralnervcnsystem ablaufender phy- siologische Vorgang nimmt mindestens zwei, in der Regel aber noch mehr Systeme von Nerveneinheiten in Anspruch. Zur Erklärung einige Beispiele: Die von einer bestimmten Hiiutstclle kommende ]uii|irini-hings- faser tritt an der spinalen Ganglienzelle vorbei ins Rückenmark; hier theilt sie sich in einen anf- und einen absteigenden Ast. Jeder von ihnen giebt in gewissen Abstanden feine Seitenzweige ab, die sog. Collateralon, welche in die graue Substanz eintreten, während die beiden Hau])täste innerhalb der hinteren Längs- stränge des Markes ihren Weg nehmen. Der absteigende Ast er- schöpft sich in der Regel bald durch die Abgabe von Collateralen. Der obere schlägt die Riclitung nach dem Gehirn ein. Ein Theil der aufsteigenden Fasern erreicht auch unzweifelhaft das ver- längerte Mark, wahrscheinlich gehen alle Kuipfindungsfasern so- weit hinauf, indessen ist es kaum möglich, dies auf directem \Yegc nachzuweisen. Die in die graue Suliatanz eintretenden Collateralen treten nach vorn, ein grosser Theil derselben erreicht das Gebiet der motorischen Zellen und umgreift diese mit seinen Endbäumchen. Die zu den motorischen Zellen führenden Collateralen sind die sensible Strecke von Rctiexbahuen. Von den durch sie umfassten Zellen führen die Bewegungsnerven zu den gegebenen Muskeln. Da sich nun die Collateralen einer jeden Emptindungsfaser durch verschiedene Stockwerke Symbiose zwischen den Chromosomen einerseits und dem Polkörper nebst dem extranucleären Plasma andererseits handelt. Demnach würde es eine Vererbung der Eigenschaften des Centro- somas bezw. des dasselbe zusammensetzenden Plasmas, und ebenso eine Vererbung der Eigenschaften der Chromo- somen (d. h. des Kerns) geben. Zu den letzteren kommen bei vielen Zellen noch andere Gebilde, welche gleichfalls ihre Eigenschaften von Zelle zu Zelle übertragen, z. B. die Chlorophvllkörper der Pflanzen. Alle diese neben dem Polkörper in der Zelle befindlichen Gebilde (der Kern, die Chlorophyllkörper und andere) vererben die chemi- schen Eigenschaften des Organismus. Sie alle sind Organe des Stoffwechsels, sie bedingen aber nicht den Formenaufbau des Körpers, oder doch nur insoweit, als der letztere von den chemischen Eigenschaften des Kerns und anderer Gebilde in der Zelle beeinflusst wird. Auch ,M. N'erworn gelangt in seiner, in dieser Wochen- schrift (vergl. „Naturw. '\Vochcnschr." Bd VII l. Nr. 44, S. 4H.Ö) referirten Arbeit über „die physiol. Bedeutung des Zellkerns" zu dem Schlüsse, dass die physiolo- gische Bedeutung des Zellkerns wesentlich in seinen Stoffwechselbeziehnngen zum übrigen Zell- körper liegt. Haacke's Versuche an Mäusen drängen zu der Ucberzengung, dass der Kern vor allem die Vererbung der Farben bewirkt, dass dagegen dasCentrosoma bezw. das Plasma, aus welchem es zusammengesetzt ist, die morphologischen Eigenschaften vererbt. Durch Kreu- zung von gewöhnlichen weissen Ziermäusen (Klettermäusen) mit schwarzen japanischen Tanzmäusen erhielt H. alle möglichen Combinationen gemischtfarbiger Nachkommen. Paart man letztere wieder, so erhält man in der 8. Ge- neration zuweilen reinfarbige Tanzmäuse und weisse reine Klettermäuse, welche, wenn man sie weiter unter einander paart, immer Nachkommen liefern, die den Eltern vollständig gleichen. Aber auch die Jläuse mit gemischten Charakteren lassen sich durch entsprechende Zuchtver- suche wieder in schwarze und farbige Tanzniäuse und in weisse und farbige Klettermäuse zerlegen. In vielen Fällen gelangt man also sehr bald wieder zu reinrassigen Thieren, d. h. zu Thieren, die ihre Eigenschaften streng vererben, ohne jemals wieder Rückschläge zur früheren Rasse zu zeigen, die doch nach Weisniann's Theorie leicht ein- treten müssten. Dieses Ergebniss der Züchtungsversuche an langen Stammbäumen von mehr als 30U0 Mäusen steht durchaus im Einklang mit Haacke's Ansicht über die Bedeutung der Reductionstheilung, welche Apomixis, Entmischung, ist und nicht, wie Weismann wül, Mischung, „Am- phimixis". Weisniann's Dctcrminantenlehre und Idologie sind also direct durch die praktische Erfahrung widerlegt; sie lassen sich in keiner Weise mit den von Haacke beob- achteten Vererbungserseheinnngen in Uebereinstimmung bringen. Dr. Robt. Mittniann. Zur Myrmekophilie des Adlerfarns. — In dem Be- richt über den Figdor'schen Aufsatz über extranuptiale Nectarien beim Adlerfarn in No. 40, Bd. VI der „Naturw. Wochenschr.'- heisst es am Schlüsse: „Ob Pteridium aquilinuni wirklich den Myrmekophilen — wie es von Delpino geschieht — zuzuzählen ist, konnte F. leider nicht endgiltig entscheiden und erst weitere Beobachtungen müssen über diese interessante Frage Auf- schlnss geben." Im verflossenen Sommer hatte ich nun Gelegenheit, mich zu überzeugen, dass der Adlerfarn wirklich myrme- koi)hil ist. An einer ganzen Anzahl von Standorten des Farns in der Umgebung von Barmen und Elberfeld fand ich, dass bei wenigstens zwei Dritteln der Exemplare die Nectarien von einer bis mehreren Ameisen i meist Lasius niger L.) besetzt waren, und zwar fast immer nur die Nec- tarien an der Basis derjenigen Fiedern erster oder zweiter Ordnung, welche gerade in der Entfaltung begriff'en waren, während ältere Nectarien von den Ameisen meist nicht mehr beachtet wurden. In vielen Fällen fand ich die Oberfläche der Nectarien verletzt, wobei die Verletzungen mitunter Löcher von der Grösse eines Stecknadelkopfs darstellten, meistens aber geringer und oft nur mit der Lupe zu erkennen waren. Wie ich in zwei Fällen direct beobachten konnte, sind diese Nectarien von den Ameisen angefressen. Nr. 4-; Naturwisfsciiscliaf'tlifhc Wochenschrift. 525 Im Gegensatz zu Figdor und in Uebei-cinstinmiung mit F. Darwin fand icli, dass die Farbe der Ncctarieu von vornherein eine grüne ist, nielit „ursprünglieli braun". Allerdings waren ältere Nectarien vielfaeli braun gefärbt, und es zeigte sich, dass gerade diese immer ^'el■lctz^ng•en trugen, als deren Folge wir also die ISraunfärbung anzusehen haben. Die grün bleibenden und später un- deutlich werdenden Neetarien waren innner unversehrt. Eine directe Gegenleistung der Ameisen, etwa in der Zurückweisung eines den Adlerfarn besuchenden Pflanzen- fressers bestehend, konnte nicht beobachtet werden. Aber man darf wohl den Umstand, dass auf dem Farn niemals andere Insccten angetrotfeu werden, auf Rechnung des Anieisenbesuches setzen.*) Dr. Thoniae. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es «iirdcii cTniinnt: F. Mat oiis t- li i'k ziiin |ii-ovisoriseliPii Assistenten am botanischen Institute der k k. deiitsclien Universität in Prag. — Der Akademiker Di-. Tlieodor PIcske zum Direotor des zoologischen Museums der Kaiserliclien Akademie der Wisson- scliaften in St. Petersburg. — Der Professor der Philosophie an der Universität Münclien Dr. Stumpf zum Di-dinarius an der Universität Berlin. — Dr. Strauch. Corpsro?sarzt lieim (i. Armee- corps in Breslau, zum Docenten für Thierlieilknnde an der d(n-tigen Universität. — An der Universität Wien der ausserordentliche Professor Dr. Palt auf zum Prosector — und der au.';en dürften weitere Kreise interessiren: so das Equisetum limosum L. f. ramosissima Baenitz, Asplenium al- pertue Mett. f. monsti-osa glomerata Baenitz etc. Den Freunden der Giattung Rosa dürfte R. abortiva Junger eine willkommene Gabe sein. Lief. 77 bringt aus Skaudieuavien, Russland, Italien und Frank- reich 40 No. — Prof Dr. Murbecks Viola- und Potentilla-Arten sind besonders schön präparirt worden Lief. 78 gehört ganz der Pyrenäenhalbinsel an; sie enthält 78 No., von Dr. Buchtien in Portugal und El. Reverchon in Spanien gesammelt. Neue Arten und Formen von Freyn. Will- konnn und Lauge, auch .Seltenheiten ersten Ranges bietet diese Abtheilnng. Lief. 79 umfasst öO No aus Bosuien, Bulgarien, Griechenland und Macedonien von Buramüller, Brandis, Charrel, Fiola, v. Held- reich, P. Sintenis und Strubrny gesammelt. Im Anschluss an Lii-f 79 mit Rücksicht auf die verwandten Formen der Balkanhalbinsel bilden .tI No. de r 80. Lief, den Schluss der diesjähriuen reichen und interessanten Ausgabe. Ausser zwei, von Dr. Hartmann gesammelten No. hat der berühmte Reisende Paul Sintenis auf einer vorjährigei\ Reise in Paphlagonien (Kleiu- asicn) die übrigen Arten präparirt. darunter eine grössere Zahl neuer, von Freyn, Huth und Sintenis aufgestellter Arten. Das Inhaltsvi'i'zeichniss dieser Lirferungen kann gratis be- zogen werden durch den Herausgebi'r Dr. C. Baenitz in Breslau ((ir. Fürstenstr. '22 1). L i 1 1 e r a t u r. Ergebnisse der in dem Atlantischen Ocean von Mitte Juli bis Anfang Kovember 1889 ausgeführten Plankton -Expedition der Humboldt-Stiftung. Auf (irund von gemeinschaftlichen Untersuchungen eiiuT Keihc von Fach-Forschern herausgegeben von Prof ^'ictor Hensen. Verlag von Lipsius & Fischer in Kiel und Leipzig 1892 und 1893 Von diesem mächtigen Werk, das auf .') starke Quart-Bände berechnet ist, liegen uns bis jetzt vor 1. Band I A: Prof Dr. Otto Krüinmel, Reisebe- schreibung der Plankton-Expedition. Nebst Einleitung von Dr. Hensen und Vorberichten von Drr. Dahl, Apstein, Lohniaim, Borgert, Schutt und Brandt. Mit 100 Figuren im Text, sowie b Karten, 2 l'afeln und einer Photogravure. 1892. — Preis 30 M. 2. Bd. I C: Prof Dr. Dtto Krümmel. Geophysika- lische Beobachtungen der Plankton-Expedition. Mit 2 Karten. 1893. — Preis 10 M. 3. Bd. II G a ii: Dr. Fi-. Dahl, Die Halobatiden der Plankton-Expedition. Mit 8 Textfiguren. 1893. 4 Bd HG a /5: Dr. H. Lohniann, Die Halacarinen der PI ankton-Exjied ition. Mit II Textfiguien und 13 Tafeln. 1893. — Preis mit dem vorigen zusammen l(i M. .j Bd. II K (1: Dr. Ernst Van hoffen, Die Alkalephen der JMankton-Expediton. Mit 4 Taf.lu und I Karte. 1892. 526 Natiirwisseuschat'tlichc Wochcnschrill. Nr. 47 — Preis 8 Mark. (In Subscription ist das ganze Werk 10 "/o billiger). Ueber die Plankton-Expedition haben wir schon früher in der „Naturw. Wochensohr." ausführlich berichtet, vergl. Bd. V. S. 31 tf. lind S. 111 ff. In dem ersten Artikel „V. Hensen's Plankton- Expedition im Sommer 1889" nach einem Vortrage des Prof. Krümmel ist Genügendes über den Verlauf der Reise mitgetheilt, sodass wir an dieser Stelle auf ein eingeliendes systematisches Referat von Bd. lA verzichten müssen. Eingeleitet wird der Band durch einen kurzen Abschnitt aus der Feder des Prof. V. Hensen, der über den Reiseplau und über die Vorgeschichte der bedeutenden wissenscliaftlichen Expe- dition Anfschluss giebt. Es werden dann in einem zweiten Ab- schnitt einige allgemeinere Ergebnisse der Expedition mitgetheilt, wie wir das ebenfalls schon in dem nach einem Vortrage des Prof. K. Brandt wiedergegebenen Artikel Bd. V. S 111: „Ueber die biologischen Untersuchungen der Plankton-Expedition" kurz gethan haben. Da die Expedition in erster Linie dem Studium des Plankton*) galt, so wollen wir über die Vertheilung desselben noch eine specicllere Angabe machen. Es ist schon 1. c. S. 112 in der „Naturw. Wochenschr." auf das Ergebniss aufmerksam gemacht worden, dass die kälteren Regionen des atlantischen Oceans sowie auch die Nord- und Ost- see sehr viel reicher an Plankton sind, als die wärmeren Striche des Oceans. Sehr instructiv erläutert wird diese Thatsache durch die Karte auf der Tafel I, in welcher der Weg, den der „Na- tional", das Schill' der Expedition, genommen hat, eingetragen ist, der als Abscisse für Ordinaten dient, die Art und Volumen der Fänge mit dem Planktonnetz angeben. Man sieht unmittelbar aus dieser Karte, wie sehr viel reicher an Plankton die kälteren Atlantic-Regionen sind als die ivärmeren. und zwar ist die Menge des Planktons im Norden, in der kältesten besuchten Region, bei Grönland, weitaus die grösste, in einer Kältezunge, die der Ocean nordwestlich Ascension, dem südlichsten Punkt der Expedition, besitzt, sehr viel weniger bedeutend und verhältnissmässig recht unbedeutend in den übrigen wärmsten Regionen. Der III. Abschnitt wie die folgenden aus der Feder des Prof. O. Krümmel behandelt die Fahrt durch den Nordatlantischen Ocean nach den Bermudas-Inseln. Diesem Artikel sind wie den folgenden zahlreichere Textfiguren eingeschaltet, die zwar zum Theil nur verschiedene Episoden aus der Reise veranschaulichen, also keinen wissenschaftlichen Inhalt haben, aber, da sie kleine Kunstwerke sind, den Text angenehm beleben. Andere sind treff- liche landschaftliche Charakterbilder, die einen treuen Einblick in die Natur der bereisten Gegonden gestatten und daher für den Geographen und Pflanzeugeogrniihen von Interesse sein müssen. Entworfen sind diese Bilder von Marinemaler R. Eschke, der die Expedition mitgemacht hat. Eine gute Photogravure giebt eine Anschauung von dem chaotischen Gewirr des Urwaldes am Ma- garitluss bei Para. Die folgenden Abschnitte sind überschrieben: IV. „Vier Tage auf Bermudas'' mit einem Anhange „Die Landfauna von Bermuda" von Fr. Dahl, und V. „Durch die Sargasso-See nach den Kap- verden." Dahl giebt hier wie in den späteren Abschnitten über die Kapverden, Ascension und Azoren einen guten LTcbcrblick über die Gesammt-Fauna. Bezüglich der Sargasso-See folgendes: Columbus ist der eigentliche Endecker der Sargasso-See und auch der Vater des Mythus von der Ortsbeständigkeit einer grossen Fucusbank südwestlich von den Azoren. Seine Nachfolger haben erfunden, dass die Tang-Ansammlung den Fortgang eines Schiffes hemmen kann. Namentlich A. v, Humboldt's Autorität hat die Ansicht, die er mehrmals und ausführlich vorgetragen hat, dass die Sargasso-See ortsbeständig sei, verbreitet und lange als die richtige erscheinen lassen Nach O. Kuntze giebt es aber kein eigentliches Sargassonieer, es handelt sich um treibende, von den Küsten losgerissene Sargassumstücke. Capt. Haltemann meint, das Kraut des Sargassomeeres stamme vorzugsweise von den Bahamabänken, wo es von Stürmen losgerissen werde. Nicht alles losgerissene Kraut treibe an der Oberfläche, dort finde sich nur das frische, bräunlich-gelbe Sargassum; anderes halte sich in etwas frösserer Tiefe, etwa 6 Fuss von der Oberfläche entfernt auf, ieses sei gelblicher, trage weniger Schwimmblasen und habe ein fleischigeres Geäste, was Kuntze für Anzeichen vorgnschrittenen Verfalles erklärt. Von einer gleichmässigen Vertheilung des Krauts kann keine Rede sein. Es treibt in langen Streifen genau pai'allel der herrschenden Windrichtung u. s. w. Die Plankton- Expedition fand verhältnissmässig sehr viel Sargassum treibend vor. Eine Zählung ergab auf 525 Dm je ein Pflanzenbüschel, eine andere Zählung je eine Pflanze auf G60 Dm, eine dritte 2.555 Stück auf 1 Dkm. Die Vertheilung ist sehr ungleichniässig, denn das *) Vergl. die von Hrn. Prof. von Martens gegebene Erklärung des Wortes Plankton in' der „Naturw. Wochenschr." VI S. 194. in 1 Minute gezählte Quantum schwankte von 0 bis 83 Stück. An anderen Stellen traten die Sargassumbüschel in Feldern und 5 — '.) m breiten Streifen auf, letztere parallel der Windrichtung. Eine gleichmässige Vertheilung angenommen, würde hier etwa ein zusammenhängendes Pflanzenstück auf je 175 Dm kommen. Das Planktonvolumen übertrifft das Sargassovolumen bei Weitem. Am Strande wachsend, auf Klippen und abgestorbenen Riffen, fand sich Sargassum auf Bermudas. Die Azoren, Kapverden und Ascen- sion waren frei. Die grosse Sargasso-Bank von Flores und Cowo A. von Hum- boldt's ist weiter nichts als die Summe aller aus den verschiedensten Zeiten herrührenden Beobachtungen entlang der Segelroute von Segelschiffen, die nach des Seemanns Ausdruck „ihren Durchstecher durch den Passat" machen. Humboldt's Untersuchungen sind überhaupt in der in Rede stehenden Frage unkritisch, denn auch die anderen Angaben sind so zu erklären wie die erwähnte: „wo mehr Beobachter, da sind mehr Sargassovorkommen" notirt. Auch <_). Kuntze trifl't nicht ganz das Richtige. Krümmel zeigt, dass das Sargassum im Sommer aus dem Golf- stromgebiet nach Südosten wandert und, dem herrt^chenden Meeresstrom weiter folgend, im Winter 30° Br. und im Frühling 25° Br. überschreitet: einer Hochtluthwelle ähnlicdi, pflanzt sich das Maximum, vom langsamen Strom getragen, erst sü 1.1. ji Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ♦♦»♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Vor Kurzem er.sfl) ien und ist dureli jede Buchliandlung giati.s zu beziehen: Verlags - Katalog von Ferd. Diinimlers Verlagsbuchhamllimg, 1808-1892. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦««♦♦♦ rrcmdrändische Zierfisclie Macropoden, Telescop- Sohleierschwanz -Goldfisch- und andere Artii. .sowie U'asserpflanzen tür Aquarien und Garteubassius. (auch Eimichtung deiselljon). Durchliiftungs-Apparate, Hülfsmittel, Kischfntter etc. emidiehlt LanKwitz a. d. P.erl. Au!i. lialiii. Paul Matte, (Von lierhu in 12 Min. zu erreichen) Ziichtcici Iremdl. Zierliscbe. (Besichtigung ist gestattet ; I allerbeste amerik. Arbeit. 14kar. Goldfede ■ m Iridium- Spitze. 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Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin drustr. 41, für den Inseratentheih llii^o r..Miisteiii SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW 12. llrrlill. - Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 26. November 1893. Nr. 48. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Viertcljahrspreis ist M 4.— Biingegeld bei der Post \i -^ extra. Inserate : Die viergespalteue Petitzeile 40 A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur niit vollständiger <^uellt>naiigabe gestattet. Ueber die Bedeutung wissenschaftlicher Ballonfahrten. Von Dr. E. Koebke. Bei der Eutwiekeluiig, welche die Meteorologie in neuerer Zeit genommen hat, wurde schon früh erkannt, dass nur dann ausreichende Erklärungen für die wahr- genommenen Witterungserscheinungen gegeben werden können, wenn die vcrticalen Aenderungen im Znstand der Atmosphäre der Untersuchung zugänglich gemacht würden; der einzige Weg, um solche Untersuchungen auszuführen, besteht darin, regelmässige Beobachtungen an Stationen auszuführen, welche möglichst nahe an einander und in möglichst verschiedener Höhe sich befinden. Aus diesen C4ründen wurde schon bald von den Meteorologen auf die Wichtigkeit der Errichtung von Bergobservatorien hingewiesen und eine ganze Anzahl solcher Stationen er- baut, von denen die höchsten in den einzelnen Ländern die folgenden sind: In Deutschland der Wendelstein (1828 m), in Oesterreich der Sonnblick (3103), in der Schweiz der Säutis (2467), in Frankreich der Pic du Midi (2370) — auch das nach den neuesten Berichten im Bau vollendete Montblanc-Observatorium dürfte demnächst mit den Beobachtungen beginnen — , in Italien der Etna (2990), in Portugal die Sierra da Estrella (1441), in Grossbritannien der Ben Nevis (1343) und endlich in Nordamerika der Pike's Peak (4308). Von dem letzteren, der bisher höehstgelegencn Gipfelstation, liegen bereits langjährige, ausführliche Beohachtungs- resultatc vor. Aber trotz der Bedeutun Stationen besitzen, kann ihnen doch immer welche diese nur ein be- schränkter Tlieil der zu lösenden Aufgaben zufallen; sie bilden auf jeden Fall immer nur einen Uebergang von den Verhältnissen an den Tieflandstationen zu jenen der höheren Regionen, denn alle dort gewonnenen Resultate stehen immer noch in hohem Grade in Abhängigkeit von den Einflüssen der Erdoberfläche, die sich ja selbst bei den steilsten Gebirgen doch immer nur allmählich zum Gipfel erhebt. Erst wenn wir über Sinn und Grösse der Uiitcr,schiedc genau unterrichtet sind, welche zwischen den im Inneren des Luftmeeres und den auf Gebirgsstationen gewonnenen Beobachtungen bestehen, erhalten die letzteren ihren wahren Werth. Zur Ermittelung dieser Unterschiede und zur Erforschung der Verhältnisse in der freien Atmosphäre giebt es kein anderes Hilfsmittel, als den Luftballon; daher ist es zu erklären, dass in letzter Zeit den zu wissenschaftlichen Zwecken mit demselben ausgeführten Fahrten ein so hohes Interesse gewidmet wird. Bevor wir auf diese Fahrten näher eingehen, sei noch auf die Bedeutung hingewiesen, welche in neuester Zeit der Eiffelthurm (305 m hoch) für die Meteorologie gewonnen hat. Da die auf demselben angestellten Beobachtungen nahezu frei von dem Einflüsse des umgebenden Erdgeländes sind, so können sie wohl als die Zustände der freien Atmosphäre charakterisircnd angesehen werden, und in der That sind seit der kurzen Zeit seines Bestehens schon sehr werthvolle Resultate erzielt worden, von denen wir einige hier anführen wollen. Die Windgeschwindigkeit beträgt hier etwa das Drei- fache derjenigen am Erdboden. Ihr täglicher Gang ist, wie die umstehenden Diagramme (Fig. 1 u. 2) erläutern mögen, ganz verschieden von demjenigen unten; während nämlich in der Thalsohlc in allen Monaten das Minimum um Sonnenaufgang, das Maximum gegen 1 — 2 Uhr Nachmittags stattfindet, zeigt sich auf der Spitze des Thunnes gerade das Gegentheil, in den Sommermonaten tritt das Jlinimum zwischen 9 und 10 Uhr Morgens, das ]\Iaximum gegen 11 Uhr Abends ein, in den Wiutermonaten tritt eine weitere Verschiebung ein. Bei der Temperatur liegt das tägliche Minimum im Allgemeinen höher, das Maximum tiefer als in der Thal- station, die Amplitude der täglichen Variation ist etwa zweimal schwächer an der Spitze als am Fusse des Eitfel- thunncs. Dasselbe gilt von der jährlichen Variation, da die Gipfeltemperatur relativ uiedrij. Winter ist. im Sommer, hoch im 530 Naturwisscuscbaftlicbc Wochenschrift. Nr. 48 So intei-cssaiit nud wichtig auch diese Resultate sind und so wünschenswerth die Vermehrung- ähnlicher Beob- aehtungsstationen wäre, so muss man doch beachten, an welche geringen Höhenunterschiede man bierliei gebunden ist. Will man ans grösseren Höhen von ganz tVeigelegeneu Punkten Beobachtungen haben, so muss man zum Luft- ballon gehen. Seit der Erfindung desselben sind denn auch bei Fahrten fast regelmässig meteorologische Beob- achtungen angestellt worden; ja zum Thcil wurden Fahrten nur zu diesem Zwecke unternommen. Wir heben hier nur hervor die Fahrten von Barral und Bixio, welclie am 17. Juli ISÖO sicii bis zu einer Höhe von über 700ü ni erhoben, wobei sie unter anderem eine Temperatur von — 39,7° C. beobachteten, die Fahrten von Glaishcr aus den seclizigcr Jahren, die in Bezug auf Kühnheit und Eeichhaltigkcit der Ergebnisse bisher unerreicht dastehen — er gelangte bis zu mindestens 8800 m — , endlich die Fahrten des Ballons Zenith im Jahre 1875, bei dessen letzter, am 5. April, Croce-Spinelli und Sivel in einer Höhe von wahr- scheinlich 8600 m ihren Tod fanden. ^1''*^'^ In neuester Zeit ist von den Franzosen ein Unternehmen ins A\'erk gesetzt worden, welches durch seine Originalität Interesse erregt. Unter Leitung von Hermite werden unbemannte, mit Kegistrir- Instrumenten ausgerüstete Ballons in die Luft gesandt, welche wegen ihres geringen Gewichtes ganz be- trächtliche Höhen erreichen. So re- Jüui — September. Fuss Figur 1 gistrirte ein am 21. März abge- schickter, 113 cbm fassender Ballon während einer siebenstündigen Fahrt als niedrigsten Barometer- Siutz( stand 103 mm, was unter Berück- sichtigung derTemperatur, als deren niedrigste — 51° C. verzeichnet wurde — nachher gefror die Tinte — , einer Höhe von etwa 16 000 m entspricht. Da an der Erdoberfläche 17° Wärme herrschten, so beträgt j-„gg die mittlere Temperaturabnahme 0,54° C. pro 100 m. Verdienen nun auch diese Fahrten und die durch dieselben in meteorologischer Hinsicht erzielten Figur Ergebnisse höchste Interesse, so ist doch bei ihnen allen das ein Uebelstand zu beachten, der für die Verwerthung dieser Beobachtungen erschwerend ins Gewicht fällt, es ist der Umstand, dass die Temperaturablesungen, welche auf diesen Fahrten gemacht worden sind, nur mit der aller- grössten Vorsiebt zu gebrauchen, zum Thcil sogar ganz werthlos sind. Es beruht dies auf den folgenden Gründen. Bekanntlieh hängt der Stand eines Thermometers nicht allein von der Temperatur der umgebenden Luft, sondern auch davon ab, in welchem Maasse dasselbe durch Ein- oder Ausstrahlung beeinflusst wird. Um diesen letzteren Einflüssen abzuhelfen, sind für die Aufstellung der Thermo- meter die verschiedensten Schutzvorrichtungen erfunden worden, unter denen die Hüttenaufstellung die bekannteste ist. Diese Schutzvorrichtungen lassen sich aber im Luft- ballon nicht anbringen, und gerade in ihm treten die Strahlungseinflüssc am allerschärfsteu hervor, weil in ihm stets vollständige Windstille herrscht — er fliegt ja mit dem Winde. Deshalb eben sind in den Temperaturangaben der älteren Fahrten, wo die Thermometer zumeist ganz ungeschützt aufgestellt waren, beträchtliclic Fehler. Es war deshalb von Bedeutung, dass Professor Assniann ein Instrument konstruirte, bei welciicm die erwähnten Uebcl- stände nach den von ihm angestellten Versuchen ganz Avcgfallen. Schon früher hatte man durch l'enutzung des Schleuderthermometers bei Temperatnrablesungen die Strahlnngseinflüsse zu vermeiden gesucht: An einem Faden wurde ein Thermometer vor der Ablesung einige Minuten durch die Luft geschleudert, um hierbei die wahre Luft- temperatur anzunehmen. Professor Assmanu benutzt das umgekehrte Princip, er führt nicht das Thermometer durch die Luft, sondern die Luft an dem Thermometer vorbei; zu diesem Zwecke sind bei dem As]»irationspsychro- nieter zwei Thermometer, ein trockenes und ein be- feuchtetes — der Unterschied in den Angaben beider Thennometer giebt ein Mittel zur Bestimmung der Luft- feuchtigkeit — , in je zwei mit einander verbundenen, blank l)olirten Röhren eingeschlossen, durch welche von einem Ventilator die Luft hindurchge- saugt wird. Eine lange Reihe von Versuchen führte den Erfinder dazu, die möglichst günstige Form für diese umhüllenden Röhren und den V^entilator zu finden; er fand seine langen Bemühungen durch das Er- gebniss gekrönt, dass das P.sychro- metcr in der Sonne und im Schat- ten, unter sonst gleichen Verhält- nissen, denselben Stand zeigte. In diesem Apparat nun war ein Mittel gefunden, das für die IJeobach- tungen im Luftballon von höchster Bedeutung ist, und es war des- halb gerechtfertigt, dass der Wunsch entstand, nunmehr auch eine Reihe von Fahrten unter Benutzung dieses lustiumcntes auszuführen, durfte man doch jetzt sehr werth volle und vor allem einwandsfreie Tempera- turbeobachtungen erwarten. Freilich sind auch gegen die Verwendung des Aspirationspsy- chrometers bei Ballonfahrten in neuerer Zeit durch den amerika- nischen Meteorologen Professor Hazen Bedenken geltend gemacht worden, die darin gipfeln, dass bei solchen Fahrten, bei sehr schnellem Steigen oder Fallen des Ballons, wo die Tempe- ratur sich rasch ändert, der durch den Ventilator in dem Instrument erzeugte Luftstrom so gering ist, dass seine An- gaben hinter den wahren Werthen zurückbleiben müssen. In- wieweit diese Bedenken gerechtfertigt sind, werden genaue Untersuchungen lehren. Nur das eine möchte der Verfasser aus eigener Erfahrung hervorheben: wir haben es hier mit einem äusserst empfindlichen Instrument zu thun, das nur einem geübten und durchaus gewissenhaften Beobachter an- vertraut werden darf, da es leicht ist, mit demselben imierhalb gewisser Grenzen jede beliebige, etwa gewünschte Tem- peratur zu erzielen, wenn man nur dem Luftstrom, welcher an den Thermometern vorbeigeführt wird, irgend welche Wärmequellen, etwa die vom eigenen Körper ausgestrahlte Wärme, zuführt. Namentlich muss diese Vorsicht während ' der Befeuchtung des einen Thermometers geübt werden, indem nach derselben, ebenso wie nach jedem Aufziehen des Ventilator -Uhrwerkes, dem Insti-ument Zeit gelassen werden muss, sich einzustellen. Wir gehen nunmehr über zur I5esprechung des in diesem Jahre vom Deutsehen Verein zur Förderung der Lultseliiftfahrt ins AVerk gesetzten Unternehmens, durch 0 c t 0 b c r — D e c c m b c 1'. ! « 6 s to /?" ?f * e 8 fo n" Nr. 48. Natunvissenscluiftliclic Wocliensclirift. 531 eine grössere Reibe von Falirten, bei denen vor allen Dingen auf die Anstellungen einwandfreier Beob- achtungeu Rücksiclit genonniien werden soll, zur Er- forscluing des Zustandes der Atniospbäre wertbvolle Bei- träge zu liefern. Es dürfte deslialb zunäebst am Platze sein, noch einmal genauer die Aufgaben anzuführen, welelie bei diesen Fahrten ilu'er Lösung möglichst entgegengefübrt werden sollen. (Nach W. von Bezold, Himmel und Erde, Üetoberheft 18'J2.) Nachdem man erkannt hatte, dass die Vertheilung des Luftdrucks, die Entstehung und Fortbewegung baro- metrischer Maxima und Minima, den Charakter des Wetters bedingen, wurde man bald dazu geführt, die Entstehung solcher Gebiete hohen und niedrigen Luftdruckes durch locale Erwärmungen über einzelnen Theilen der Erdober- fläche, sowie durch Abkühlung an anderen Stellen unter Mitwirkung der ablcnkeudeu Kraft der Erdrotation zu erklären; diese Lehre, die sogenannte Convectious- theorie, der vornehmlich die meteorologische Forschung in den letzten Jahrzehnten gewidmet war, deren absolute Iliclitigkeit aber auch durch Beobachtungen, namentlich an Bergobservatorien, in Frage gestellt worden ist, bedarf vor allen Dingen der weiteren Begründung und der JModifi- cirung. Des weiteren ist die Wolken- und Niedersclilags- bildung näher zu untersuchen; als deren wesentlichste Ursache ist ja die Abkühlung anzusehen, Avclcbc die Luft beim Aufsteigen erfährt; da nun die Beobachtung der Wolken lehrt, dass dem aufsteigenden Luftstrome des barometrischen Jlinimums in verschiedenen Höben Luft aus dem benachbarten Maximum beigemischt wird, so kommt es darauf au, die Veränderungen festzustellen, welche das Gesetz von der Temperaturabnahme mit der Höhe erfährt, wenn man ans der ncbelfreien Luft, sei sie nun trocken oder von Regentropfen durchsetzt, in die Wolken selbst eintritt, und durch Temperaturbestimmungen unterhalb und innerhalb der Wolken festzustellen, wie bedeutend die Erwärmung oder Abkühlung ist, welche die Luft bei solchen Vorgängen erleidet. Von höchstem Liter- esse werden diese Untersuchungen namentlich dann, wenn der Ballon die obere Begrenzung der Wolken passirt, da au dieser Fläche eine gewaltige Reflexion der Sonnen- strahlen eintritt, welche ebenso wie die damit Hand in Hand gehende Verdunstung zu eigeuthümlichen Erschei- nungen führen muss. Auch über die Beschaffenheit der Wolken selbst muss Aufschluss erhalten werden, wurde doch schon verschiedentlich bei Ballonfahrten l)eobachtet, dass innerhalb der Wolken die Temperatur weit unter dem Gefrierpunkt lag, ohne dass hier Eispartikelchen an- getroffen wären. Endlich ist von Wichtigkeit die Be- stinunung derjenigen Hohen, bis zu denen sich die Wirk- sand^eit atmosphärischer Wirbel erstreckt, sowie nament- lich derjenigen Höhe, in welcher ein Zuströmen der Luft nach der barometrischen Depression in ein Ausströmen übergeht. Sollen nun alle diese Aufgaben ihrer Lösung ent- gegengeführt werden, so wäre dazu freilich erforderlich, dass solche Fahrten bei jeder beliebigen Witterung, im Hochdruck- oder Tiefdruck- Gebiet, bei klarem und bei bedecktem Himmel, bei Tag und bei Nacht unternommen werden; leider bietet hier die Ballontechuik Hindernisse dar, die nicht leicht zu überwinden sind. Schon bei einigermaassen windigem Wetter, von Sturm ganz zu schweigen, gehört die Füllung eines grösseren Ballons nahezu zu den Unmöglichkeiten, und man ist deshalb darauf beschränkt, bei leidlich windstillem Wetter zu fahren. Auch auf die Landung muss ja innuer Rücksicht genommen werden: Ist der Ballon über den Wolken, so darf doch der Luftschitier die Richtung der Fahrt nicht verlieren, namentlich in unseren Gegenden, wo die Gefahr, dass die See erreicht w-erde, sd nahe liegt, und ist des- halb genöthigt, möglicherweise die interessantesten Beob- achtungen zu unterbrechen, luii durch die Wolken hinab- zusteigen und die Erde erblicken zu können. Aber selbst bei so beschränkten Bedingungen, unter denen Fahrten unternounnen werden können, darf noch eine ganz ge- waltige Ausbeute in wissenschaftlicher Hinsicht erhoff't werden. Es mag noch erwähnt wi'rden, dass bei Gelegenheit des schon erwähnten Unternehmens auch nichtmeteoro- logische Fragen berücksichtigt werden sollen. S(j handelt es sich um die Untersuchung von der Besehaflfenheit der Luft in h('iheren Gebieten, um Bestimmung der Luft- elektricität in verschiedenen Höhen u. a. Da nach dem Vorstehenden einer der wesentlichsten Zwecke der Luftfahrten stets die Ermittelung derjenigen Zustände sein wird, welche gleichzeitig in verschiedenen, senkrecht über einander gelegeneu Luftschichten herrschen, so erwächst die Aufgabe, möglichst unterhalb der ganzen vom Ballon zurückgelegten Bahu aus derjenigen Zeit Beobachtungen zu erhalten, während welcher derselbe sich im Zenith befindet. Demgemäss werden vor jeder Ballon- fahrt die Vorsteher der in der voraussichtlichen Fahrt- richtung gelegenen meteorologischen Beobaehtungsstationeu telegraphisch ersucht, innerhalb der ihnen mitgetheilten Zeitpunkte mriglichst oft, .jedenfalls aber zu jeder vollen Stunde Ablesungen an den ihnen zu Gebote stehenden Instrumenten zu machen. In dieser Weise ist bei den Fahrten mit dem „HumboUlt" und dem „Phönix" tnr die Bearbeitung der Ballonbeobachtungen werthvolles Material erhalten worden. Diese Fahrten, welche, wie bekannt, allgemein das höchste Interesse erregt haben, sollten ja zur Erforschung so mancher atmosphärischer Vorgänge beitragen; es ist deshalb für dieselben ein reiches Programm aufgestellt worden, über dessen bisherige Erledigung kaum wesent- liche Punkte veröffentlicht worden sind. In der That wer- den die ganzen Ergebnisse nach Beendigung der Fahrten einer eingehenden Bearbeitung unterzogen werden, so dass die Resultate eineu stattliciieu Band füllen dürften. Ueber die Technik des Ballons hat der technische Leiter der Fahrten, Prcmierlieutenant Gross, kürzlieh eingehende Mittheilungen gegebeu.*) Es dürfte interessiren, hier eine Beschreibung der Fahrt zu geben, au welcher Verf. thcil- genommen hat, und die am 7. April d. J. stattfand. Die Auffahrt erfolgte an diesem Tage um ü Uhr "26 Minuten Älorgeus von Charlottenburg aus unter Leitung von Premierlieutenant Gross, während die wissenschaftliehen Beobachtungen ausser dem Verfasser Herr Berson ausführte. Eine nördliche Luftströmung, die iu grösserer Höhe in eine etwas östliche überging, führte uns über Schöneherg, Tcmpelhof, Dahme, Ilerzberg, Torgau, Riesa, Griuuna, Altenburg, Saalburg, üljcr den Thürinn'er \Vi\\d nach ( )ber- franken, wo wir um G Uhr Abends nahe der Eiseidiahn- station Kronaeh glücklich landeten. Der Ballon war nnt den immer mitgeführten Instrumenten ausgerüstet, zur Beob- achtung des Luftdruckes dienten ein Aneroid- und ein (iueeksilberbarometer, von denen letzteres die Ilanpt- beobachtungen liefern S(»llte, ausserdem ciu Barograph des Systemes Richard Freres, welcher namentlich ffir den Leiter des Ballons sehr angenehm ist, insofern, als er das Steigen und Fallen des Ballons durch die von ihm auf- gezeichnete Curve ohne weiteres erkennen lässt. Das zur Bestimmung der Lufttemperatur dienende Aspirations- psychrometcr hängt ausserhalb des Korbes zwischen den Schenkeln eines Holzgestänges und wird mittelst Fern- *) Vergl. Zoitsclirift für LiiftscliifAilirt luul I'livsik der Atmo- spluire, Bd. XII, 1893, lieft 7-9. 532 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 48 rolires abgelesen; nur zum Befeuchten des einen Thermo- meters wird es herangezogen; als Vergleiclisinstrnment führten wir noch ein Schleuderthermometer mit, wahrend ein zweites Aspirationsspychrometer innerhalb des Korbes hing, aber von der Körperwärme in so augenschein- licher Weise beeiuflusst wurde, dass die damit erzielten Resultate ohne w'eiteres verworfen werden mussten. Die Sonnenstrahlung wird durch ein Schwarzkugcltherniometer ermittelt, welches stets direct dem Sonnenschein ausgesetzt wurde. Endlich wurde ein ])hotographischcr Apparat mitgeführt, mit welchem verschiedene sehr hüb- sche Abnahmen der Erde erzielt wurden. Die Beobachtungen wurden in der Weise ausgeführt, dass von fünf zu fünf Minuten auf Commando gemeinsame Ablesungen gemacht wur- den, während in der Zwischenzeit auf sänmitlichc Erscheinungen in der Atmosphäre, namentlich das Auftreten von Wolken," die Aufmerksamkeit gelenkt wurde. >®5 m ^^^& -$A r?^ Sl 1 1 T Figur 3. eine schwache Luftbewegung; ein liarometrisches Maxinuuii breitete sich langsam von den britischen Inseln her aus. Die Temperatur war in Deutschland überall gestiegen und war fast an allen Orteu über dem Normalwerth. Die AVindrichtung war, wie schon erwähnt, Nord - Süd, in höheren Ke- gionen Nordost - Südwest. In Folge dieser Vertheilung herrschte angeneh- mes, klares, warmes Wetter; der Himmel war bei der Auffalnt wolkenlos, erst im Laufe der Fahrt kamen Cumulus- wolken auf, die aber nie so dicht wurden, dass sie uns den Anblick der Erde entzogen hätten. Bei der Lan- dung waren sie wieder ganz ver- schwunden. Was nun den Gang der einzelnen Elemente während der Fahrt anbetrifl't, so ist derselbe durch die folgenden Diagramme (Fig. 4 — 6) inlietreff des Luftdruckes, der Lufttemperatur und der Luftfeuchtigkeit veranschaulicht. s/, al- so 70 60 3* IV. Fahrt des „Humboldt", den 7. April 1893. 1. Luftdruckcurve. t1 t2 I 2 3 * »* IG 2. T e m p e r a t u r c u r v e. r2 / z 3 3. Feuchtigkeitscurve. /2 / 2 3 / ^ /\ ^ ^-v . r \ A r\ /•x. / \ / \/ N . r s / f"\ V / \ / \ / \ / 1 7 \j / / / / ^ i 1/ U / 2 Figur 6. lOOfo AVas die Wetterlage dieses Tages anbetrifft, so lag, wie die beistehende Wetterkarte von 7 Uhr Morgens (Fig. 3) erkennen lässt, hoher, gleichmässig vcrtheilter Luftdruck auf dem ganzen Gebiete, und es herrschte dcmgemäss nur Es erhellt daraus, dass Luftdruck und Temperatur einen ganz regelmässigen, einander entsprechenden Gang haben; bei fallendem Luftdruck ninnnt die Teiuperatur ab, bei stei gendem zu, es treten also an diesem Tage keine anor- Nr. 48. Naturwissenschaftliche Wochcuschrift. 533 malen Verhältnisse auf. Die vielen Schwankungen in der Luftdruckcurve entsprechen den geringen Höhenände- rungen, welche durch Ballastauswerfeu veranlasst werden. Das Barometer erreichte seinen niedrigsten Stand von 390 mm hei — 19° C. um 4 Uiu- 8 Jlinnten, was einer Hülie von ö'iUO m cntspriclit. Die Aufenthaltsdauer in den Hohen von 1000 zu 1000 Metern geben die folj. ,-enden Zahlen an A M f c n t li u 1 t Hoho bei ici Ali in ihrt »L'iiii Alistici; 0—1000 20 Minuten ;[,■ j^ 1 Minuten 1000—2000 1 Stun de 'J 10 „ 2000—3000 2b )) 34 „ 3000—4000 1 . 10 31 „ 4000—5000 1 ., 12 15 „ >5000 23 > V r (ü Summe 6 Stunden 31) Minuten 1 Stunde 37 iMinuten Sie lassen zugleich erkennen, in wie kurzer Zeit der Abstieg l)cwerkste]ligt wurde. Die Temperatur betrug an der Erde vor der Auffahrt 13° C, sie erreichte dann ziemlich schnell den Gefrier- punkt, hielt sieh zwischen 0 und — 5° längere Zeit und sank dann allmäldich bis zu — 19^ herunter. Wenn wir ilie gleichzeitigen Beobachtungen an den Basisstationen benützen, so finden sich für die Temperaturabnahme mit der Höhe pro 100 m die folgenden Zahlen. Die Temperaturabnahme betrug: in 1000 m Höhe 2000 „ „ 3000 „ „ 4000 5000 5215 0,97° C. pro 100 m 0,87 „ V V ?1 0,72 „ n 71 IT 0,(38 „ j) Tl V 0,,0 „ )) n V 0,71 „ )i v ri Hierbei sind als Basisstationen für die ersten beiden Höhen Berlin, für 3-4000 ni Torgau und für 5000 m Rudol- stadt gewählt worden, indem dies die der Flugbahn am nächsten gelegenen Stationen sind, welche zu den ent- sprechenden Zeiten Beobachtungen angestellt haben. Berücksichtigt man nur die Ballonbeobachtungen, so ergeben sich für die Temperaturabnahme zwischen 40 und 1000 m Plöhe 0,97° C. pro 100 m 1000 „ 2000 2000 „ 3000 3000 „ 4000 4000 ., 5000 n !i 0,58 11 ;i V V V n 0,30 0 51 )) n n n ji ;7 :■) Tl V n )i 0,79 71 n n Ji völkung auf d lese z ahlen t Tl n n n Ein Einfluss der Bewölkung auf diese Zahlen tritt nicht scliarf iiervor. Die Cumulus-Wolken kamen gleich nach 10 Uhr im Süden auf, zuerst ganz fein, ballten sich dann immer dichter zusammen, und füllten allmählich, vom ganzen Horizont aus aufkommend, die Atmospliäre aus. Nur zeitweise waren sie direct unter uns; ihre Höhe dürfte zwischen 1000 und 2000 m geschwankt haben. Zwischen 2 und 3 Uhr wurden sie dünner und verschwanden all- mählich wieder ganz. Den unregelmässigsten Verlauf zeigt die dritte Curve, welche die relative Feuchtigkeit darstellt; diese zeigt ganz bedeutende Schwankungen während der Fahrt. Sie nahm zu von 52 auf 78 pCt. bis zu 1350 m ab „ 78 „ 38V« . „ . 2215 zu ab 38V2 „ BO " 80 „ 12V, „ 2935 zu „ 3695 „ „ 5005 ., n n n "" )1 -;- /a 17 77 71 12 /o „ G8 „ „ in der Höhe über 5000 ra betrug sie 49V2 l'Ct. in 5215, 17 pCt. in 5108 m Höhe. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, diese Verhältnisse hier einer eingehenderen Dis- cussion zu unterziehen; es werden namentlich über die Feuchtigkeitsveriiältnisse erst die ganzen Beobachtungen bei ihrer zusammenhängenden Bearbeitung Aufklärung geben können. Von Interesse dürften noch die Angaben über die verschiedenen Geschwindigkeiten sein, welche der Ballon in den einzelnen Höhen zurückgelegt hat. Dieselljen lassen sich leicht bestimmen, indem die Zeit notirt wird, zu welcher sich der Ballon senkrecht über liestimmten Punkten der Erdoberfläche bcliudet; die Entfernung dieser Punkte braucht dann nur ausgemessen zu werden längs der vom Ballon zwischen ihnen zurückgelegten Bahn, um die Ge- schwindigkeit zu erhalten. Der Ballon legte zurück in 0— 1000 m Höhe 7Vokminl260Sec., d.h. 6,0mproSce.. 1000-2000 „ „ 23 " „ „ 4080 „ . „ 5,6 „ „ „ 2000-3000 „ „ 76 „ „8700 „ „ 8,7 „ „ „ 3000-4000 „ „ 50 V2 ,1 7, 4740 „ „ 10,7 „ „ „ 4000—5000 „ ,, 63 ,, „ 4080 ,, „ 15,4 „ „ „ Seine mittlere Geschwindigkeit betrug demnach 9,3 m pro Secunde. Die Horizontalbewegung des Ballons war so- nach nur eine sehr seh wache; für die Landung kam diese geringe Windgeschwindigkeit sehr von statten, indem die Landung ganz glatt ohne erhebliehe Schleiffahrt bewirkt wurde. Was den Eindruck betrifft, welchen eine solche Luft- fahrt auf den Neuling macht, so lässt sieh derselbe nur schwer beschreiben. Die Fülle des Sehenswerthen und Interessanten ist so gross, dass das Ange kaum den immer neuen Erscheinungen zu folgen vermochte. Körperliches Unbehagen stellte sieh beim Verfasser trotz der erreichten beträchtlichen Höhe nur in geringem Maasse ein. Erst in der höchsten Höhe trat Herzklopfen, verbunden mit leichten Athemlieschwerden auf, nie aber so stark, dass dadurch irgend\vie die Thätigkeit des Bcobachtcns gestört worden wäre. Nur ])eim Abstieg führte der ungemein schnelle Luftwechsel Kopfschmerz herbei, der indes als- bald nach der Landung sich wieder verlor. Es ist zweifellos, dass die auf dieser Fahrt erzielten Resultate einen schätzcnswerthcn Beitrag liefern werden, der erst bei der zusammeniiängenden Bearbeitung des Beobachtungsmateriales hervortreten wird. Hoffen wir, dass diese Bearbeitung den Nutzen der Fahrten zeigen und über manche Punkte in der Physik der Atmo- sphäre Aufklärung geben möge. 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg vom 11. bis 15. September 1893. IV. ' W. Pfeffer: Die Reizbarkeit der Pflanzen. — Die Wechselwirkung mit der Aussenwelt ist bekanntlich nothwendig, um lebendigen Wesen die unerlässlichen Be- dingungen für ihr Fortkommen, für ihre Thätigkeit zu gewähren. Ohne Zufuhr von Nahrung stirbt die Pflanze so gut den Hungertod wie das Thier, und bei Mangel von Sauerstoff, Jiei ungeeigneter Temperatur kommt auch in der Pflanze die Lebensthätigkeit zum Stillstand. Diese allgemeinen, diese formalen Bedingungen setzen w'ir indess als gegeben voraus und richten unsere Pjlieke nur auf die Reizbarkeit, auf die zu dieser Kategorie gehörigen Reac- tionen, mit welchen die lebensthätige Pflanze auf innere und äussere Eingriffe und Anstösse antwortet. Eine wahr- 534 Natnrvvisscnscliaftlic'lie AVocbcnscliiift. Nr. 48 nehmbare Keactioii, eine Bewegung, ein Stoffwechsel- process oder irgend ein anderer Vorgang ist die einzige Sprache, dnrcli weiche uns die Reizbarlceit der stummen Lebewesen verratlicn wird. Bei dem Wurme, der sicli bei Berührung Icrümmt, bei dem Schmetterling, der dem Lichte zufliegt, ist die Bewegung in demselben Sinne das Erzeugniss der Reizung, wie bei der berührten Sinn- pflanze (Mimosa pudica) das Zusammenschlagen der Blätter, wie bei der auf dem Blumentisch stehenden Pflanze das laugsame Hinkrümmeu nach dem Fenster, nach dem helleren Lichte, wie bei der frei herumschwimmenden Schwärmzellc das Schwimmen nach dem Lichte oder nach einer anlockenden Nahrung. Für die Simipflanze ist aber die Berührung nur die Veranlassung, dass sicIi die Blättchen mit eigener Kraft- cntwickciung zusannuenschlagen und die nach dem Fenster sieh krünunende Pflanze wird nicht etwa durch die Licht- strahlen mechanisch dorthin gezogen, sondern nur veran- lasst, mit Hilfe der ihr zur Verfügung stehenden Betriebs- kraft die nöthige Krümmung und Wendung auszuführen. In gleicher Weise steuert auch der Schmetterling, und ebenso die pflanzliche Schwärmspore, mit den eigenen Bewegungskräften dem als Reiz wirkenden helleren Lichte zu und in analogem Sinne ist das durch einen Spalt fallende Licht für den Jlensehen nur die Veranlassung, mit Hilfe seiner Bewegungskraft den Weg aus der Dunkel- heit zum Lichte zu suchen. In der nur veranlassenden, in der nur auslösenden Wirkung liegt der allgemeine Charakter der Reizerschei- nungen, und wenn wir von Reizung ledcn, so hal)cn wir eben die im lebendigen Organismus durch irgend einen Anstoss veranlassten Auslösuugsvorgänge im Auge. Um aber eine Auslösung zu ermöglichen, bedarf es ebenso- wohl in den von Menschenhand gebauten Apparaten, wie in dem lebendigen Organismus geeigneter Einrichtungen und Fälligkeiten und durchaus von diesen hängt Qualität und Quantität der ausgelösten Reaction ab. Während ein Fiugerdruck gegen die starre Wandung des Dampf- kessels keinen Erfolg hat, vermag derselbe Fingerdruck, wenn er in geeigneter Weise gegen den Dampfspcrrer wirkt, den Gang der durch Dampf betriebenen Maschine zu veranlassen, oder auch, indem er den Taster am Tcle- graphenapparat niederdrückt, Glockengeläute und andere Signale in der Nähe oder in weitester Ferne hervorzurufen. Ebenso reagirt nicht jede Pflanze auf Druck oder Stoss, und die Reizerfolge, welche durch solchen Anstoss in den sensibelen Pflanzen erzielt werden, treten uns in sehr verschiedener Erscheinungsform entgegen. Während z. B. in Folge solcher Reizung die Blättchen der Sinnpflanze plötzlich zusammenschlagen, veranlasst Berührung in der parasitischen Flachsseide die Bildung der in den Wirth eindringenden Saugwurzeln, in anderen Pflanzen hin- wiederum ist die Antwort auf den Reiz ein Stofi'wechsel- process, der äusserlich durch keine Bewegung verrathen wird. Reizbarkeit in unserem Sinne ist aber nicht etwa ein Ausnahmefall, ein besonderes Vorrecht einzelner Pflanzen, im Gegenthcil eine fundamentale Eigenschaft aller leben- digen Substanz, und so ist thatsächlich eine jede Pflanze, die niederste wie die höchste, die frei herumschwärmende, wie die an die Scholle gebannte, zu Reizreactionen der verschiedensten Art befähigt, zu Reactionen, die freilich zum guten Theil dem olterflächlichen Blick entgehen. In der speciflsch verschieden ausgebildeten Reizbarkeit, in der besonderen Sensibilität, besteht auch das allge- meinste Mittel, um im Verkehr mit der Aussenwelt zweck- entsprechend und demgemäss verschiedenartig zu reagiren. Handelt es sieh doch einmal darum, die ganze Pflanze, oder Organe dieser, in die für ihre Tliätigkeit geeignete Stellung zu bringen, im anderen Falle aber um Anpassung an neue Verhältnisse, um Reactionen gegen nachtheilige Einflüsse oder überjiaupt um irgendwclciie Veränderungen im Stofi'wechscl oder Kraftwechscl der Pflanze. Den über- aus vielseitigen und wechsclvuUen Aufgaben entsprechend ist eben die Sensibilität und das Rcactionsvermögen in verschiedenen Pflanzen und wiederum in den einzelnen Organen derselben Pflanze in bunter, jedoch zweckent- sprechender Mannigfaltigkeit ausgebildet. Zweckent- sprechende Reizbarkeit ist aber auch ganz unerlässlich, um einer Pflanze in den nicht überall gleichen und oft in weiten Grenzen veränderlichen Verhältnissen die Bedin- gungen für ihr Fortkonnnen zu sichern. In der That ist die Eutwickelung und das ganze Getriebe der Pflanze mit den mannigfachsten Reizvorgängen verkettet. Gedacht wurde schon der Sinnpflanze, sowie des Ileliotropismus, der Wendung von Stengeln und Blättern gegen die Lichtquelle. Für die Erzielung zweektlien- liclier Lage ist ferner die Reizwirkung der Schwerkraft, der Geotropisnms, von hoher Bedeutung. Vermöge dieses Geotropismus krümmt sich in der horizontal gelegten Keimpflanze der Stengel aufwärts, die Wurzel abwärts, l)is beide Organe die verticale Stellung erreicht haben. Damit ist die Gleichgewichtslage gewonnen, in welcher diese Organe verharren und weiter wachsen, denn die Veranlassung zu einer geotropischeu Krümmung ist immer nur dann gegeben, wenn eine Störung der normalen Gleichgewichtslage zwangsweise hergestellt wird. In dieser Gleichgewichtslage flnden sich demgemäss in der Natur die Organe einer Pflanze und bei uns, wie bei un- seren Antipoden, ist die bekannte Richtung von Stengel und Wurzel wesentlich durch die geotropisehe Reizung- bedingt. Die entgegengesetzte Krümmungsrichtung, welche in Stengel und Wurzel durch denselben äusseren Anstoss veranlasst wird, ist eines der vielen Beispiele, dass die einzelnen Glieder einer l'flanze in speciflsch verschiedener, also unter Umständen auch in gerade entgegengesetzter Weise auf die gleiche Reizursache reagiren. Von den vielseitigen Reizbewegungen der Wurzel mag hier noch ihr Hinwenden nach dem feuchten Medium, ihre hydrotropische Reizbarkeit, erwähnt werden. Tritt diese mit dem Geotropismus in Couflict, so sehlägt die Wurzel diejenige Richtung ein, welche sich als Resultante aus beiden Bestreitungen ergiebt. Deshalb wächst die geotropisch abwärts strebende Wurzel an ciusciiüssigen Gehäugen nicht in die Luft, sondern wird durch den hydrotropischen Reiz veranlasst, sich nach dem feuchten Bledium zu begeben, also in schiefer Riclituug in den Boden vorzudringen. Sehr merkwürdig ist das Empfindungsvermögen, welches die Ranken der Erbse, des Kürbis, der Zaun- rübe zum Umschlingen der ihnen Halt gewährenden festen Stütze veranlasst. Denn während zur Auslösung dieser Reizbewegung schon die Berührung mit einem Seiden- fadchen genügt, welches nur den 5000sten Theil eines Milligrannnes wiegt, sind dieselben Ranken gegen die kräftigsten Zerrungen durch den Wind oder durch einen Wasserstrahl vollkonnncn unemplindiicli und reagiren selbst dann nicht, wenn die Intensität des anprallenden Queck- silberstrahles bis zum Zerquetschen der Ranke gesteigert wird. Die Ranken unterscheiden also den festen und flüssigen Aggregatzustand, und diese Eigenschaft ist in der That für die Pflanze sehr zweckentsi)rechend. Denn kein Sturmwind, kein noch so kräftiger Platzregen ver- anlasst in der Ranke eine Reizbewegung, die doch nur unnütz wäre, während die Ranke durch die Berührung mit einer Halt gewährenden festen Stütze zum Umklammern dieser veranlasst wird. Ausser den schon genannten Agentien veranlassen Nr. 48. Natiirwisscnschaftliehc Wochcnsclirift. auch eheniischc, thermische, ck'ktrische und andere Ein- flüsse niannigfaclie Rcizbewei;niii;-eu. Doeli antwortet die Pflanze auf diese und andere auslösende Anstösse niclit nur mit aurtallii;'cn lieweyuns't'n, sondern selir g'eM-(ihnlich mit IJeaetionen, die äusserlieli nielit oder doch nicht so- gleich wahrnehnd)ar werden. Ja man darf ohne Scheu liehaupteu, dass der lehensthätige Protoplasmaorganismus fast j'eden äusseren Eingriff, fast jeden Weeiisel irgend- wie als Reiz empliiidet, wenn aucli nicIit iimucr eine merkliche Reactimi \('ranlasst wii'd. Zu diesen ausscrlicii nicht licrvortrcteiiden Reizer- folgen zählt u. a. die Verstärkung der Zcllwände in Folge eines Zugreizes. Demgeraäss wird ein Stengel mit höherer mechanischer Inanspruchnahme thatsächlich tragfälliger, und in dem Maasse, wie die heranwachsende Frucht des Kürbis schwerer wird, nimmt auch die Tragfähigkeit des Fruchtstieles zu. Ebenso ist es die Folge einer zweck- entsprechenden Reaction, dass die Wurzel energischer arbeitet, wenn sie beim Uebertritt in einen zähen Boden zur Ueberwindung- eines höheren Widerstandes gezwungen wird. Ferner veranlasst eine Verletzung vielfach eine von der Wundstelle aus sich verbreitende Protoplasma- strömung, und die Steigerung der Athmungsthätigkeit, sowie die Gesannntheit der auf Vernarbung hinarbeitenden Stoffwechselprocesse sind weitere Folgen des Wundreizes. Ueberhaupt sind viele Wachsthums- und Stoffwechsel- processe ein sprechendes Zeugniss für sehr mannigfache, jedoch zumeist nur wenig durchsichtige Reizwirkungen. Nicht minder ist in den zu freier Ortsbewegung be- fähigten Pflanzen die Sensibilität in vielseitigster Weise ausgebildet und auch für diese Organismen sind auffallige Reizungen durch Licht, Wärme, Berührung, Elcktricität, Schwerkraft, chemische Wirkungen u. s. w. in reichem Maasse bekannt. Es ist u. a. ein fra])pantcs Schauspiel, wenn die bis dahin ohne ein bestinmites Ziel herumschwimmenden Bac- terien bei Darbietung von etwas Fleisch oder Fleisch- extract nun sgleich, sich drängend und stosseud, nach dem anlockenden Körper eilen und demgemäss auch in eine mit dem Köder gefüllte Capillare steuern, welche ihnen als Falle gestellt wurde. Bei zu hoher Couceutra- tion des Lockmittels, oder nach Zugabe von Alkohol oder Säure zu diesem, prallen die Bacterien in einiger Ent- fernung von der Capillare zurück und vermeiden so ein Medium, das auf sie durch die hohe Concentratiou oder durch die giftigen Beigaben schädlich oder tödtlich wirken würde. Während die beweglichen Bacterien durch Pepton, Asparagin, Kalisalze, überhaupt durch viele Ki'irper, frei- lich in spccitisch ungleichem Grade, angelockt werden, sind die Samenfäden der Farne und Laubmoose sehr wählerisch. Denn die ersteren werden fast allein durch Aei)felsäure, die letzteren nur durch Rohrzucker angelockt, und zwar werden die Samenfäden durch diese specifischcn Reize zu der zu befruchtenden Eizelle gelenkt. Wie nicht selten, ist auch in diesen Organismen eine ungemein feine Sensibilität ausgebildet. Denn bei Bac- terien und Samenfäden genügt schon der billionste und trillionste Thcil eines Milligrannnes des Reizmittels, um Anlockung zu erzielen. Diese winzigen Organismen ver- m(')gen also noch minimale Mengen des Reizstoffes zu unterscheiden, die keine Waage, keine chemische Reac- tion anzuzeigen vermag. Dieses sichere Hinsteuern frei beweglicher Organismen nach dem anlockenden Ziele muss in dem nach seinem sul)jectiven Gefühle urtheilenden Beobachter den Schein eines vernünftigen Wollens und Handelns unvermeidlich und weit mehr erwecken, als scli)st die auffälligsten Be- wegungen der festgewurzelten Pllanzen. Denn diese sind, weil an die Scholle gebannt, nur zu Bew^egungen durch Krünnncn ihrer Glieder befähigt, vermögen also nur durch Krünnnungsbewegungen oder durch Wachsthumsverlänge- ruugen eine Annäiierung oder Entfernung gegenüber einem reizenden Agens auszuführen. Doch die den Eigenschaften angemessene formale (Jestaltung der Reactionen ist ohne Be- lang für das Wesen der Reizbarkeit, die thatsächlich in freibeweglielien und festgewurzelten Pflanzen in gleicher I\lannigf,iltigkeit ausgebildet ist. Und wenn einer frei- schwinnnenden .\lge die fortschreitende ISewegung un- möglich gemacht wird, so ist der zwangsweise festgehaltene Organismus nur noch befähigt, mit Körperwendungen auf geeignete Richtungsreize zu antworten. Da ai)er die meisten Reizreactionen höherer Pflanzen langsam verlaufen, da ferner nur dem bewaffneten Auge von den freisehwinnnenden Organismen Kenntniss wird, so ist es wohl zu verstehen, wie dem Menschen sich die Ansieht aufdrängte, dass die Blumen nicht in gleichem Sinne reizbar seien wie die Thierc. Einem solchen Glauben wäre gewiss nicht der Mensch verfallen, wenn es ihm vergönnt gewesen wäre, von seiner Kindheit ab in mehr als tausendfacher ^'ergrösscrung alles Leben und Treiben der Pflanzenwelt zu überblicken. Von Jugend auf hätte sich vor dem Auge dieses Menschen das grosse Heer der frei hcrumschwärmenden niederen Pflanzen und niederen Organismen herumgetummelt, und die Eile, mit welcher ein Bacterium sich nach der in einiger Entfer- nung auftauchenden Nahrung wendet, würde als Analogen zu dem Raulithiere erscheinen, das auf die wahrgenommene Beute losstürzt. Ein solches Auge würde aber auch, wie es in der That das Mikroskop zeigt, die wachsenden Stengel und Wurzeln gleichsam in herumtastender Be- wegung erblicken und an jeder höheren Pflanze schnell verlaufende Reizreactionen erkennen. Unter dem Ansturm solcher Eindrücke wären zweifellos Reizbarkeit und Em- pfindung als ein selbstverständliches Gemeingut aller Pflanzen angesprochen worden. Ja in diesem Glauben würde die Menschheit auch dann schon aufgewachsen sein, wenn unsere Wälder und Fluren, an Stelle der starr erscheinenden Pflanzen, mit solchen Pflanzen geschmückt wären, welche, wie die stets angestaunte Sinnpflanzc, bei Berührung, bei anderen Anstössen sensitiv zusanuneu- zucken. Sicher hätte dann Aristoteles den Pflanzen eine empfindende Seele zuerkannt, und schon die wirkliche Pflanzenwelt erweckt durch ihre Lebenserscheinungen jene dunklen Gefühle, welche Naturvölker, welche die Stimme der Poesie und des sinnigen Gemüthcs in den Pflanzen emi)findsame oder auch beseelte Wesen erblicken Hess und erblicken lässt. In der Beurtheilung des Wesens der Reizreactionen dürfen wir überhaupt nicht mit der Schnelligkeit der Aus- führung rechnen, welches stets nur nach einem relativen Maassstal) abgeschätzt wird. Ein Bacterium, welches unter dem Mikroskop eiligst durch das Gesichtsfeld schiesst, das sehr flink auf die lockende Nahrung los- stürzt, liewcgf sich thatsäeblich nicht entfernt so schnell, als die langsam kriechende Schnecke, und doch wieder schnell im Vergleich zur eigenen geringen Grösse. Denn während der Mensch, kräftig ausschreitend, in der Se- kunde ungefähr die Hälfte der eigenen Kör])erlänge durclnnisst, vermag ein Bacterium in derselben Zeit das 3- bis .'"> fache des eigenen Durchmessers zurückzulegen. Die Erde dagegen, welche in rasendem Fluge den AVeJten- raum durcheilt, durchläuft in der Sekunde ungefähr den 420. Theil ihres Durchmessers. Gegen solche absolute Schnelligkeit aber, und noch mehr gegen die Eile, mit welcher ein Lichtstrahl von der Sonne zu unserem Planeten gelangt, sind wiederum äusserst langsam die schnellsten Bewegungen und Reizvorgänge in den flinksten Thiercn. 536 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 48 Abstrahireu wir sachg-euiäss von allen Besonderheiten, von allen specifischen EigenthUnilichkeiten in dem Ver- laufe und dem Erfolge der Rcactionen, so verbleibt den so überaus mannigfach gestalteten Reizvorgängen als gemeinsames Band der Charakter von Auslösungsvor- gäng-en. Als Reizbarkeit und Rcizreactiou bezeichnen wir eben diejenigen Auslösungsvorgänge, welche sich im lebendigen Organismus abspielen. Eine andere, die Gesanmithcit aller Reizvorgänge umfassende Definition ist in der That unmöglich, mit dieser Definition wird al)er auch das gemeinsame Wesen aller Reizvor- gänge voll und ganz gekennzeichnet. Mit der Einreihung in die Auslösungsvorgänge ist klar und unzweideutig aus- gesprochen, dass jcdwelcher Reiz nur den Austoss zu den ausgelösten Rcactionen und Erfolgen giebt, dass diese, gleichviel, wie verwickelt und verkettet sie sein mögen, stets nach Maassgabe der specifischen Eigenschaften und Einrichtungen des Organismus ausfallen, dass ferner die mechanische Ausführung der Reaction durch die dem Organismus zur Verfügung stehenden Kräfte besorgt wird. Ausgesprochen ist ferner mit obigem, dass nicht jeder beliebige Eingriff zu einer Reizung führt, dass weiter eine einfache mechanische Wechselwirkung, d. h. eine ä(iuivaleute Energieübertragung, keinen Reizvorgang vor- stellt, dass aber natürlich in einer ausgelösten Reactious- kette sich eine solche Energieverwandlung ein- oder einigemal abspielen muss. Ein jedes Geschehen also, das ohne Auslösung zu Stande kommt, in welchem nicht ein äusserer oder innerer Austoss nur die \'eranlassung wird, dass die Pflanze mit Hilfe ihrer potentiellen Fähigkeiten und Energiemittel etwas ausführt, ist kein Reizvorgaug. Ein solcher liegt also nicht vor, wenn eine Zellhaut in der Quellung, eine Zelle durch osmotische Kraft Wasser aufsaugt und hierdurch Bewegungen ausführt, oder wenn ein Ast durch das angehäugte Gewicht entsprechend ge- bogen wird. Bei mangelnder Einsicht können freilich Zweifel auf- tauchen, ob ein uns entgegentretendes Geschehen zu den Auslösungen zu rechnen ist, und in solcher Lage befindet mau sich öfters gegenüber solchen physiologischen Vor- gängen, welclie unzureichend aufgehellt sind. Umsomehr ist CS wichtig, sicii in princii)icller Hinsicht volle Klarheit an den von Menschenhand gebauten Apparaten und Ma- schinen zu verschaffen, deren Bau und Getriebe durch- sichtig vor uns liegt. Anknüpfend an solche Beispiele wurde schon hervorgehoben, dass ein Fingerdruck nur au geeigneter Stelle auslösend wirkt, dass derselbe Finger- druck ebensowohl die Thätigkeit einer Dampfmaschine, als elektrische Signale, oder das Ertönen der Harmonien einer Spieldose veranlassen kann. Ebenso antworten auch verschiedene PHanzen auf den gleichen Austoss mit verschiedenen Reizrcactioncn, und wenn dieserhalb sich die eine Pfianze uacli dem Lichte hinwendet, die andere aber das Licht flieht, so ist dieses an sich nicht wunder- barer, als dass, nach geschehener Auslösung, die eine Dampfmaschine vermöge der gebotenen Constellationcn sich vorwärts, die andere sich rückwärts bewegt. Auch ist CS selbstverständlich, dass zwischen dem auslösenden Agens und der ausgelösten Action jede be- liebige formale und energetische Disproportionalität be- stehen kann. Die geringe Energie eines Funkens genügt, um durch Entzündung einer Pulvermasse die riesigsten mechanischen Leistungen zu veranlassen, der leichte Flügelschlag eines Vogels vermag die Lawine zu er- zeugen, welche Wald und Wohnstätten hinwegfegt, und an derselben Maschine ist die ausgelöste Action nach Form und Arbeilsgrösse dieselbe, gleichviel, ob die Oetf- nung des Dampfsperrers sehr geringen oder beliebig grossen Kraftaufwand erforderte. Durcii eine erfolgreiche Auslösung muss ferner nicht plötzlich die ganze disponible Spannkraft in Action gesetzt werden, wie es bei der Ex- plosion des Pulvers und ebenso bei der Sinnpflanze zu- trifft, deren Blätter bei jeder Reizung die volle Bewegungs- amplitude ausführen, vielmehr wird sehr oft die ausge- löste Action mit zunehmender Energie des auslösenden Anstosses gesteigert. Das ist u. a. der Fall, wenn mit fortschreitender Verschiebung des Dampfsperrers der Gang der Maschine beschleunigt wird, und derartige Beziehungen bestehen zweckentsj)rechcnd in den meisten Reizrcactioncn der Pflanzen, wie u. a. in zahlreichen Bewegungen, welche mit der zunehmenden Reizwirkung des Lichtes, der Wärme, der chemischen Einflüsse ausgiebiger sieh gestalten, lieber ein gewisses Maass, über die gebotenen Fähigkeiten hin- aus, kann natürlich eine Action weder in todten Apparaten, noch in lebendigen Organismen ansteigen, und auch an ]\Liscliincn sind Einrichtungen im Gebrauche oder her- stellbar, welche regulatorisch wirken, oder die bei zuneh- mender Intensität der auslösenden Wirkung einen ver- langsamten Gang und endlich Stillstand erzielen. Regu- latorische Vorgänge der mannigfachsten Art spielen gerade im Organismus eine sehr ausgedehnte und ungemein be- deutungsvolle Rolle. Auch bietet die Pflanze, was ge- wöhnlich nicht beachtet wird, Beisi)iele, in welchen die Energie des auslösenden Anstosses den Energiewerth der ausgelösten Action übertrifft. (Schluss folgt.) Das Ziisammoiileben zweier verscbiedenen Thier- arteii hat mau allgemein als Symbiose bezeichnet. Es sind im Laufe der letzten Jahre mannigfach eigenthüm- liche hierher gehörende Verhältnisse bekannt geworden. Einen neuen Fall beschreibt A. Alcock in den Ann. and Mag. of Nat. Hi.st., V. 10., C. ser., London 1 Ein- drücke und Anschauungen, welche er gewinnen muss, die den Blick erweiti-rn und vertiefen; aber dieses Gefühl wird mit dem des Dankes verbunden sein, wenn die gesammelten Erfahrungen so trefHich wii' von unserem Autor mitgetheilt werden und so dem an die Scholle Gebannten wenigstens ein Ersatz geboten wird. Wir können unmöglich auf den reichen Inhalt der H. 'sehen Schrift eingehen: man muss sie ganz lesen. Es sei nur bemerkt, dass es sich also um eine Schilderung der Tropen-Vegetation von den Standpunkten der „Allgemeinen Botanik" ans handelt, aber eingekleidet in anmuthende Reiseskizzen und ausgestattet mit wahrhaft künstlerisch von dem Autor ausgeführten Abbildungen. Nr. 48. Naturwissenschaftliche Wochensclirift. .539 welche ansnezi'iohnete Anschamingen bioten. Um wenigstens einen Einblick in ilas Bnch zu gewähren, werden wir baldigst in der „Naturw. VVoehenschr." einen kurzen Ali.scdniitt ans demselben zum Abdruck bringen. P. Dr. Joseph Gottlieb Kölreuter's Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen und Beobachtungen, nebst Fortsetzungen 1, 2 und 3. (17ül bis 17G(i.) Herausgegeben von W. Pfeft'er. (Ostwalii's Klassiker der exacten Wissenschaften No. 41.) Wilhelm Engehnann in Leipzig 1893 — Preis i M. Die Wahl der bisher in Ostwald's Klassikern zum Abdruck gelangten Werke älteren Datums ist eine sehr glückliche. Auch der vorliegende Neudruck der Kölreuter'sclien Untersuchungen über das Geschlecht der l'tlanzen ist eine klassische Arbeit, die jeder Botaniker in der Hand gehabt haben sollte. K. J. Cauierarius, J G. Kölreuter und Christian Conrad Sprengel sind :'> Leuchten der Wissenschaft, denen wir die grundlegenden Ansichten über das Geschlecht der Pflanzen verdanken. In erster lieilie waren es Bastardirungsversuche, die Kölreuter anstellte; er war der erste, der — von wissenschaftlichen Gesichtspunkten geleitet — Bastarde erzog, und seine Arbeiten sind bis jetzt über diesen Gegenstand fundamental geblii'ben in der Weise, dass jeder, der sieh mit dem Gegenstande beschäftigt, auf Kölreuter's Werk zurückgreifen muss. Schon Kölreuter hat u. a. naclidriicklich betont, dass zwar nicht bei allen, al)er doch recht zahlreichen Pflanzen die Honigsaft sammelnden Insectcn den Blüthenstaub übertragen und öfters zur Erzielung von Bestäubung nothwendig sind, und doch konnte diese so wichtige Erkenntniss — auch ti'otz Christian Conrad SprengcFs meisterhaften Werkes über diesen Special-Gi'genstand von 1793 bis zum Jahre 186'i, als Darwin wieder nachdrücklich darauf aufmerksam machte, für die Wissenschaft unbenutzt bleiben ! Wie menschlich ist doch auch die Wissenschaft! P. Engler und Prantl, Die natürlichen F flanzenfamilien, fintgeselzt \on A. Ellgier. Liefeiungen 91.1 — 9'-'. Wilhelm Engehnann in Leipzig 1S93. — Preis der Lief. 3, in Subscription i,50 Älk. Schon wieder können wir das Erscheinen dreier Lieferungen des ausgezeichneten Werkes anzeigen: Lief 90, welche die Fort- setzung der Li'guminosae (bearbeitet von P. Taubert) bringt, und Doppellieferung 91/92, welche über Lebermoose (bearbeitet von V. Schiffner) handelt. Auf 2 Seiten linden wir vorher eine Charakteristik und die Eintheilung der Embryophyta zoidiogama (Archegoniatae) aus der Feder Engler's. LTnter anderem ist in derselben bemerkenswert!!, dass Engler, wie schon in seinem Syl- labns. den Begriff der Blüthe in zAveckmässigster Weise erweitert. In der Charakteristik der Pteridiiphyta linden wir nämlich die Angabe: „Die Sporangieu tragenden Blätter bilden bisweilen eine gesoudt^rte Sprossformation, die schon als Blüth e bezeichnet werden kann." Ich selbst muss sagen, dass gemäss unserer heutigen Kenntnisse es in der That einzig richtig und zweck- mässig ist, für die mit Sporophyllen besetzten Sprosse, die sich von der Laubregion äusserlich unterscheiden, wie bei den homo- logen Organen der Phanerogamen oder Embryophyta siphonogania den Namen Blüthe anzuwenden, um endlich einmal die ilurchans ungerechtfertigten Bezeichnungen ,.Fructificati(Uien'', „Sporen- Aeliren"' und ähnliche zu beseitigen. Ich habe schon Gelegen- heit gehabt, in der „Naturw. Wochenschr.'' einen Aufsatz übi-r den Begriff der Blüthe zu veröfl'entlicheii, der die in Reile stehende Frage beleuchtet (N'r. 47). Die bekanntlich nur fossil vorkommenden Sphenophyllales bringt der genannte Gelehrte zwischen die Equi- setales und Lycopodiales; icii habe in der „Naturw. Wochenschr." VllI S. 219 ff', begründet, dass besser gegliedert wird: I. Filicales 2. Sphenophyllales, 3. Efpiisetales und 4. Lycopodiales. Aus der Bemerkung bei den Sphenophyllales „Sporangien einzeln auf der Blattspreite oder in der Blattachsel" geht hervor, dass die neuesten Zeiller-Williamson'schen Untersucliungen nnil meine Be- merkung zur Unterbringung der Gruppe nicht mehr Berücksichti- gung finden konnten; aber es wird das durch die von mir über- noinmeni' Bearbeitung der Sphenophyllales, Calaniariaceen und Lepidephyten in den natürlichen Pflanzenfauiilien wieder ausge- glichen werden, in der die erwähntc'n neuesten Untersuchungen Berücksichtigung finilen können, da sich das Erscheinen derselben noch eine ganze Zeit hinausschiebt. Die Abbildungen sind wie immer ausgezeichnet. Lief. 90 ent- hält deren 56 in 7 Figuren, Dopijellief 91, 9"-' nicht weniger als 258 in 52 Figuren. H. P. Prof. Dr. Otto Wünsche, Die Alpenpflanzen. Eine Anleitung zu ihrer Kenutinss. Gebr. Thu.st (K. Brämiiiiger) in Zwickau i.S. 1893. — Preis 3 IVlk. Das bequem in der Tasche zu transportirende Büchelchon ist sehr geeignet, den Liebhaber der Alpenflora — und wer wäi'e das nicht? — in die Kenntniss denselben einzuführen, da es sich mit Geschick bemüht, dein Laien verständlich zu sein Ausser den echten Alpenptianzen sind auch die Phanerogamen und Pteri- dophyten niederer Höhen (.'i'lü— I lOH) m aufgenommen worden und ebenso die Arten der Voralpenregion. Es war dies nöthig, da der Anfänger ja noch nicht in Alpen und andere Arten zu scheiden weiss, was er ja u. a durch das Buch lernen soll. Das Buch ist eine Flora zum Bestimmen der Arten nach der bekannten, be- quemen Lainarck'schen Methode: es wird gewiss die Freude au den anziehenden Alpenpflanzen mehren helfen. Barvir, Dr. Heinr. , Ueber eine Umwandlung von Granat in diopsidartigeii Pyroxen, gemeine Hornblende und basischen Plagioklns in einen Granat Amphibolit. Prag. 0,20 M. Bauernberger, Herrn., Ueber die Stärke elektrischer Wellen, wenn der Primärfiiiike in Oel überspringt Wien. 0,30 M. Bischoflf, Prof. Dr. C. A., Handbuch der Stereochemie. Frank- furt a,M. 14 M. Burgerstein. Dr. Alfr., Vergleichend-anatomische Untersuchungen des Fichten- und Lärchenholzes. Wien. 2 M. Dressler, L., S. J., Zur Orientierung der Euergielehre. Münster. 1 M. Driesch, Hans, Die Biologii' als selbständige Grundwissenschaft. Leipzig. 1,20 M. Gänge, Doc. Dr. C, Anleitung zur Spectralanalyse. Leipzig. 2 M. Garten, der botanische, „'s lands plantentuin" zu Buitenzorg auf .Java. Leipzig. 14 M. Gerber, P., (^lualitative chemische Analvse in tabellarischer Ueber- sicht. Bern 1 M. Haacke, Dr. Wilh., Gestaltung und Vererbung. Eine Entwicke- liingsiiiecdiniiik der ( )rgaiiismen. Leipzig. 8 M. Haberlandt, Prof. Dr. G., Eine botanische Tropenreise, Leipzig. Hering's, C, Kurzgefasste Arzneimittellehre. 2. Bd. Berlin. 10 M. Koelliker, Prof. A., Handbuch der Gewebelehre des Menschen. _ii. AiiH •-'. Bd. Leipzig. 10 M. Läska, Dr. W., Tafeln zur Auflösung des Kepler'schen Problems. Prag. 0,48 M. Mach, Ludw., Notiz über ein Röhrenniveau von variabler Em- piiiidliehkeit. Wien. 0,20 M. Mazelle, Ed., Der jährliche und tägliche Gang und die Ver- .änderliehkeit der Lufttemperatur. Wien. 1,80 M. Meyer, Dr. Hans, Ostafrikanischc Gletscherfahrten. Leipzig. 12 M. Noväk, Gymn. -Prof. Jos., Die Flechten der Umgebung von Deutschbrod, nebst einein Verzeichniss der überhaupt in Böhmen entdeckten Arten. Prag. 2 M. Piesch, stud. phil. Bruno, Ueber den elektrischen Widerstand des Ceylongraiilivts. A\'ien. 0,20 M. Reverdin, F., ii H. Fulda, Tabellarische Uebersicht der Xa]dita- linderivate 2 Thh-. Basel, lli .M. Romanes. George John, M. A., LL. D., F. B. S„ Eine kritische Darstellung der VN'eiäinann'schen Theorie. Leipzig. 4 M. Safarik, Prof A., Ueber Construction von metallischen Teleskop- s|)ieg.-lii nach neuen Grundsätzen. Prag. 0,40 M. Sahulka, J., l-a-kl.ärung des Ferrantiscdien Phänomens. W'ien. 0,2U M. Sa.yer, Prof. C, Die Wassermengen der fliessenden Gewässer im < iros.-herzogthuiu Baden. Karlsrahe. 8 M. Sigwart, Prof. Dr. Chrph., Logik. 2. Bd. Die Methodenlehre. :.'. Aut\. Freiluug i./B. 2i5 M. Study, E., Sphärische Trigonometrie, orthogonale Substitutionen und elliplische Functionen. Leipzig. 5 M. Thomae, Joh., Die Kegelbchnitte in rein proiectirter Behandlung. Halle, i; M. Tolstopiatow, Prof. M., Recherches mineralogiques. Leipzig. 7 M. Tschermak, Hofr. Prof. Dr. Gust., Lehrbuch der Mineralogie. Wien. IS M. Tschumi, Joh., Ein Beitrag zur Geschichte und Discussion der Cycloiden. Bern. I,.i0 M. Volkmann, Prof. Dr. P., Beiträge zur Werthschätzung der Königs fierger Erdthi'rinoineter-Station 1872 — 1892. Königsberg. 0,2.') M. ' ' Inhalt: Dr. E. Koebke: Ueber die Bedeutung wissenscliaftlicher Ballonfalirteu. (Mit Abbild.) — 65. Versammlung iler Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg. IV. — Zusammenleben zweier verschiedener Thierarten. — Wie hält der tli.geiide Raubvogel die Fänge V — Energiequellen der Bacterien. — Ueber das lialbhydrat der Calciumsulfats. ~ Aus dem wisseiischafl- lichen Leben. — Litteratur; Th. W. Engelmanii: Ueber den Ursprung der Muskelkraft, — Prof Dr. G. Haberlandt: Eine botanische Tropenreise. — Dr. Joseph Gottlieb Kölreuter's: Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen und Beobachtungen, nebst Fortsetzungen 1, 2 und 3. — Engler und Prantl: Die natür- lichen Pflanzenfamilien. — Prof. Dr. Otto Wünsche: Die Alpenpflanzen. — Liste. 540 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4S. Soeben ersolaeln.t; Schmetterlinge aus allen Faunengebieten, vorzügliche Exoten, liefert in frischen tadcllosen'Stücken und macht auf Wunsch auch Aus- wahlsenduni;'en „ . , ^ .. ,, ,., , -, H. Thiele, Berlin. Stei-litzerstr. 7. Verlangt uin botanisch vorgebil- deter junger Mann. Nillu-res durch die Expeditinn dieser Wochenschrift snb M. VV. 14. Sauerstoff 1 = in Stalilc3 lindei-n.j Dr. Th. Elkan, I Berlin N., Tegeler Str. 15.1 s^SammNiche pholograph, Artikel |^ H -Trocik en pl^ iJliit|^P^''^E5TEN0OfiPiWEHNEfl-fro r: Preisl.n?-".'" Bubs m^^^^ A\ eihiiachtsgescliciik! „ColU!nbUS"-*'iiinHru mit Stativ u. vnll!4tändi»'er .Vusrüstiuig- (^)/12 CHI „Westcndorp & \Vr. H. Potonie. Vierte Auflage. 598 Seiten mit 598 Textfiguren. Preis jf/. ß — . Elegant geb. Jl. t,—. Elemente der Botanik. Von Dr. H. Potonie. Zweite Ausgabe 2;t2 Seiten mit 539 Textügnren. Preis M. S,SO. Gebunden .W. 3,«0. Zu beziehen durcli jede Buchhandlung. Neu! Hectographen-Papier. Neu! Einfachstes und billigstes Vervielfältigungsverfahren. Kein Ab- waschen mehr! Ein Original liefert 100 gute Copien in schwarzer, rother, violetter oder grüner Farbe. Prospecte und Schriftproben versendet gratis und franco die Fabrik von AUGl ST RADICKE. 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Alle dazwischen lieg-enden Mischformen .i;elan,:icn nicht zu grösseren Erfolgen, sondern sind der Vernichtung durch den Kamjif ums Dasein preisgegeben, denn sie wurden nur gesehaft'en als unvermeidliche Neben- producte bei der Ilervorbringung jener Besseren. Neben der Verhinderung der Panmixie im köipcr- liclien Siinie ist die Stäudebildung aber auch durcli die Absonderung des Nachwuchses bei der Erziehung und beim Schulunterricht von Bedeutung. Alles Grosse und Jlächtige in der geistigen Welt der Menschheit wird nur durch Fernhaltung vom Gewöhnlichen und (iieraeinen zur vollen Reife gebracht, und jedenfalls ist die Trennung vonniitlien im Kindesalter, in welciiem die eigenen Schutz- triebe der Individuen noch nicht genügend entwickelt sind, um störenden Einflüssen Widerstand zu leisten. Die durch honiochrone Vererbung übertragene späte Entwicke- lung der Sclmtztriebe bei den Kindern hängt im allge- meinen mit der höheren Organisation und im besonderen mit der Anpassung an die elterlichen Schutztriebe zu- sannnen, welche jene entbehrlich maclien. Das Bestrel)en der Glieder des Mittelstandes, auch der erst frisch auf- gestiegenen, ihre Kinder von denen des unteren Standes abzusondern, beruht auf einem ganz i'ichtigen elterlichen Instincte. Dass aber die Erwachsenen verschiedenerstände bei passender Gelegenheit nicht auf gleichem Fusse mit einander sollten verkehren können, folgt daraus keines- wegs, denn die Cliineserei von gesellschaftlicher Absonde- rung ist weder nothweudig noch nützlich. Sie ist sogar schädlich, denn sie beraubt die höheren Stände der Kennt- niss des Wesens und der Lebensbedingungen der unteren. Ob man demjenigen, der über ferne Länder und Zeiten genaue Auskunft geben kann, aber dem Leben seiner ärmeren Mitmenschen fremd gegenüber steht, die Bezeich- nung eines allgemein gebildeten Mannes ertheilen kann, scheint mir zweifelhaft. Zum grössten Theile aus dem Mittelstande, zum kleineren unmittelbar aus der Landbevölkerung oder aus dem unteren Stande der Städte, geht der Stand der studirten Berufsarteu, der Gelehrten und höheren Beamten hervor. Finden wir im gewerblichen Mittelstande haupt- sächlich die etwas heller gefärbten Rundköpfe vertreten, welche doi-t vermöge ihres praktischen Sinnes und ihrer klugen Berechnung bedeutende Erfolge erzielen, so be- gegnen wir im studirten Stande einer wahren Auslese von Langkö]ifen mit etwas dunklerem Pigment. Die Lang- köpfe sind es, welche die obersten Gvnmasialclassen be- völkern, tlieils weil sie durch ihren Eifer für die wissen- schaftliche Forschung zum Studium getrieben werden, theils weil ihrem aristokratischen Sinn die Laufbahn des Beamten am meisten zusagt. Beides beruht auf Vererbung aus der Zeit der Germanen, welche, wie wir gesehen haben, sowohl durch ihre hohe Fassungsgabe, als durch ihr Herrschertalent ausgezeichnet waren. Die Ruudköpfe, welche wir in den Gymnasialclassen bis einschliesslich Untersecunda in grosser Zahl, sogar in stärkerem Ver- hältnisse als bei den Wehrpflichtigen, nachgewiesen haben, treten meist mit dem Berechtigungsschein zum einjährigen Militärdienst aus, um sich dem Gewerbe, dem Handel und dem subalternen Beamtendienst zu widmen und siiäter wiederum die fragliciien Schulclassen mit ihren rund- köpfigen Söhnen zu bevölkern. Aus der ungegliederten Masse der Einwanderer, die, wie früher gezeigt wurde, etwas langköpfiger sind als die Landbevölkerung, sondert sich dcnmach im Laufe zweier Stadtgenerationen eine hellere rundköptige Gruppe, die der gewerbe- und handeltreibinden Bürger und der Sub- alteru-Beaniten, sowie eine dunklere langköptige Gruppe, die der Gelehrten und höheren Beamten ab. Eine That- sache wie diese, die das Durchschlagen der ursprünglichen ererbten Rassen -Anlagen trotz der ganz verschiedenen äusseren Verliältnisse der Gegenwart so überzeugend dar- thut, muss zu den merkwürdigsten gerechnet werden, welche die Anthropologie, das heisst die Kunde v(]ni Menschen und von seiner Naturgeschichte, hat klar legen können. Dass die Eniporhebung begabter Individuen in bessere ICrnährungs- und Lebensbedingungen und die Bildung von Ständen nur im Interesse der Art und nicht im Interesse der abgesonderten Individuen selb.st geschieht, wird da- durch bewiesen, dass die Nachkommenschaft der letzteren dem Aussterben verfällt und dass eine fortwäin-ende Er- neuerung durch das Aufsteigen frischer Individuen statt- tindet. Innerhalb zweier Generationen wird fast die ge- sammte Stadtbev(ilkerung bis auf einen verschwindenden Rest, der die Ani)assung am besten erträgt, durch neue nachdrängende Individuen ersetzt. Der ansässige liürger- stand ist oft der Schauplatz grober Entartung, und schlechte Propheten wollen daraus die Fäulniss uud den Untergang des Bürgerstandes ableiten; aber nicht der Stand artet aus, sondern nur die einzelnen Glieder kleil)t in der Pflanze die auffällige Reizreaction viel- fach auf die percipirende Zone beschränkt, so ist doch irgend eine Fortpflanzung der Reizung allgemein im Spiele und nicht selten erstreckt sich die Ausbreitung auf grosse Entfernung. Allerdings handelt es sieh zumeist nicht um eine so einfache und auffällige Reizleitung wie in der Sinnpflanze, in welcher das Zusanniienschlagen eines Blättchens sehr bald die Reizbewegung in näheren und ferneren Blättern ^-eranlasst. Vielnielir dreht es sich sehr gewöhnlieh um das Ausstrahlen von Processen, die nahe oder ferne von der Perceptionsstelle die Veranlassung zu weiteren Reactionen geben, welche nur zum Theil äusserlich bemerkbar werden. Eichen und Buchen schmücken sich z. B. zum zweiten Male mit grünem Laube, wenn die im Frühjahr erschie- nenen Blätter durch Menschenhand, durch Maikäferfrass oder durch Frost vernichtet werden. In diesem Entlauben ist der Anstoss gegeben, welcher diejenigen Knospen zum Austreiben veranlasst, welche normaler Weise bis zum nächsten Frtth.jahr oder für immer gcschlunnnert hätten. Von den austreibenden Knospen aber geht eine Reizung aus, welche in der Basis des Stammes und in den Wurzeln gewisse Wachsthumserfolge und Stoffmetamorphosen ver- ursacht, eine Reizung, die um bis dahin zu gelangen, in hohen Bäumen eine Strecke von mehr als 20 Metern zu durchlaufen hat. Ferner mag hier auf die räumliche Trennung von Perce])tion und Reaetion in der hydroti-opisehen Krünnnung der Wurzel hingewiesen werden. Diese Reizkrümmung vollzieht sich in einiger Entfernung von der Wurzelspitze, welche letztere sieh selbst nicht krümmt, wohl al)er allein befähigt ist, die Feuchtigkeitsdifterenz in der Luft als Reiz zu empfinden. Lehrreich sind ferner die Blätter des inseetenfangenden Sonnenthaues, bei welchem ein Contact- reiz nur das Köpfehen des Tentakels pereipirt, von dem aus der zur Krümmung führende Impuls dem sich krüm- menden Theil des Tentakels übermittelt wird. Diese und ähnliche Fälle erinnern unmittelbar an die von Sinnes- organen ausgehenden Reizreactionen, wenn auch in der Pflanze die Arbeitstheilung nicht so weit fortgeschritten ist, dass die einzige Hauptaufgabe der Wurzelspitze oder des genannten Drüsenköpfchens in der Perception eines einzigen Reizes gipfelt. Eine dauernde gegenseitige Beeinflussung aller Organe, somit auch der einzelnen Zellen, ist überhaupt, wie schon hervorgehoben wurde, eine absolute Nothwendigkeit, um das zu gedeihliciier Entwickelung, zu gedeihlicher Thätig- keit unbedingt erforderliche Zusammenwirken der Glieder in normalen und abnormen Verhältnissen, in guten und schlechten Tagen regulatorisch zu leiten. Ohne eine all- seitige, den jeweiligen äusseren und inneren Veränderungen und Bedürfnissen entsprechende Reizbecinfiussung wäre es ganz undenkbar, dass die Thätigkeit, wie es that- sächlich geschieht, regulatorisch in zweckentsprechende Bahnen gelenkt und in diesen erhalten wird, dass sieh z. B. die Entwickelung von Wurzel- und Spross.system in correlativer Abhängigkeit abspielt, dass der Stengel, der Fruclitstiel in dem Maasse erstarkt, wie die zu tragende Last, d. h. die mechanische Inanspruchnahme gesteigert wird, dass ein zunehmender Widerstand eine vermehrte Arbeitsthätigkeit der Pflanze veranlasst, dass die Nähr- stoffe gerade dahin wandern, wo sie nothwendig sind. In diesen und ähnlichen Fällen handelt es sich aller- dings nicht mehr um einen einzelnen, einfachen Reizvor- gaug: Vielmehr spielen sich unzweifelhaft verwickelte Ketten von Reizungen und mechanischen Uebertragungen ab, in welchen wiederum die erregten Actionen zum Aus- Nr. 49. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. .547 gangspunkt mechanischer Wechselwirkungen und Aus- lösungen werden, die sich mit den von anderen Orten ausstralilenden Einflüssen in mannigfachster Weise durch- kreuzen und combiniren. Der Eiidcrfolg allein aber ver- mag nicht zu verrathen, welcher Art die zu ihm hin- führenden verschlungenen Wege waren und weim Avir z. B. die Lichtentziehung als den äusseren Anstoss für das Verweilen der Pflanzen feststellen, wenn wir con- .statiren, dass durch gewisse äussere Einflüsse Pflanzen zu frühzeitigem Hlühen und Fruchten, Algen zur Vermeh- rung auf vegetativem oder sexuellem Wege veranlasst werden, so ist damit nicht bestinnnt, welche Kette von Vorgängen zu dem endlichen Ziele führte. Es wäre aber auch unbillig, schon jetzt eine voll- ständige causale Aufhellung der verwickelten Processe zu verlangen, während doch die volle Einsicht in viel einfachere Vorgänge sehr oft wie durch einen Nebel ver- schleiert erscheint, der wohl die allgemeinen Unu'isse und einzelne hervorstechende Momente, aber nicht das ge- sammte lunengetriebe zu durchschauen gestattet. Doch die Fälle, in welchen kritische Studien den Nebel mehr und mehr zu zerstreuen vermochten, bieten die sichere Gewähr, dass Licht, mehr Licht der Lohn der siegreich fortschreitenden Forschung sein wird. Der weiter und weiter strebende causale Rückverfolg einer vitalen Erscheinung muss nothwendiger Weise schliesslich in das Getriebe des lebendigen Protoplasma- körpers führen. Denn ohne diesen giebt es kein Leben, mit den Protoplasten ist auch der Organismus todt und somit unfähig, eine von dem Leben abhängige Auslösung, also eine Keizreaction, zu vollführen. Der Protoplasma- körper, dieser Elementarorganismus, ist aber, in analogem Sinne, wie jeder Organismus, aus ungleiehwerthigen Or- ganen aufgebaut, aus deren Thätigkeit und Zusammen- wirken die Gesammtheit der Lebensthätigkeit resultirt. Diese differenten Theile sind aber sicherlich nicht nur in der Thätigkeit, sondern auch in der Perception und Fort- führung der Reize von ungieichwerthiger functioneller Be- deutung. Doch dürfen wir in diesem Mikrokosmus, eben- so wie in den brichst entwickelten l'tlanzen, im allgemeinen nicht solche Organe erwarten, die ausschliesslich einer Einzelfunctiou dienstbar sind. Eben weil im Protoplasmakörper, in diesem Elementar- organisnnis, das ganze (Jeheimniss des Lebens und also auch der mit dem Leben verketteten specitischen Sensibili- täten ruht, kann auch schon in den cinlächsten Organismen, in einem IJacterium oder in einem Schleimpilze, die Emptind- lichkcit gegen Reize ebenso reich und mannigfaltig ausge- bildet sein, wie in der hoch entwickelten l'tlanzenart. Die Gemeinsamkeit dieses, derselben Gattung zuge- hörenden Elementarorganismus schlingt, wie schon betont wurde, das einende Band um Pflanzen und Thiere. Ebenso wie in anatomischer und morphologischer Hinsicht, stellen auch Pflanzen und Thiere dieselben allgemeinen physio- logischen Probleme, und für beide muss in gleichem Sinne die Frage beantwortet werden, in wie weit Pflanzen und niederen Thieren psychische Regungen zuzugestehen sind. Auf das Psychische in anderen Lebewesen vermögen wir aber stets nur nach unseren pers(inlichen Gefühlen zu schliessen; objectiv gelangen nur Veränderungen, gelangen also auch nur Reizerfolge zu unserer Wahrnehmung und diese Erfolge können nicht verrathen, ob in dem bei Be- rührung zuckenden Wurme oder bei dem der Nahrung zueilenden Hactcrium, ob in diesen oder anderen Reiz- vorgängen irgend eine psychische Mitte durchlaufen wird, ob etwa irgend eine Stufe eines aufdämmernden Bewusst- seins erreicht wird. \Vn dürfen indess innnerhin, ebenso wie bei niederen Thieren, in einem wohlberechtigten, aber nur metaphysischen Sinne v(m einem Empfinden, von einer Sensibilität der Pflanze reden. x. lieber IJalsam uiulMyrrlie hielt Prof. Dr. G.Schwein- furth in der Pharm. Ges. in Berlin einen Vortrag, dem die Pharm. Ztg. (Berlin) das folgende Referat widmet: Neben dem Weihrauch liefert der Balsamstrauch das vornehmste Product in der Gesammtregion der Aromaten, jener Striche, welche das Wunderland Punt, in das die Alten deu Ursitz der Götter verlegten und welches später mit dem Namen des glücklichen oder richtiger des ge- segneten Arabien belegt wurde, in sich schliessen. Nach unseren Begriffen trostlos öde, sonnendurchglühte, steinige, zum Ackerbau meist untaugliche Gebiete sind es, wo die schöpferische Kraft des Bodens trotz der kümmer- lichen Gewandung der Flora eine Fülle von Aromen aller Art hervorbringt, wo an den scheinbar dürren Zweigen der so laubarmen Bäume als Ueberschuss der latenten Naturkraft dicke Knollen heilsamen Harzes und Thränen duftenden Balsams hervortreten. Auch heutigen Tags noch haben die Araber eine ausserordentliche Vorliebe für Wohlgerüche aller Art und unaufhörlich sind bei den Wohlhabenden die Durehräucherungen von Körper und Gewandung mittelst aromatischer Substanzen. Es war bereits in frühester Zeit bekannt, dass der „Mekkabalsam", wie wir ihn zu bezeichnen pflegen, einen weit grösseren Verbreitungsbezirk hatte, als der Weih- rauch, der nur in zwei begrenzten Distrikten, in Süd- arabieu und im Somallande, zu haben war. Heute wird Balsam nur in den zum heiligen Gebiete von Mekka ge- hörigen Thillern stets von ein und derselben Pflanzenart, Commiphora (Balsamodendron ) Opobalsanuim, eingesannuelt, obgleich dieselbe südlich des Wendekreises im gesannnfen Küstengebiete des Rothen Meeres und auf den Inseln überall verbreitet zu sein scheint. Die Varietäten, welche neuere Systematiker nach der Gestalt der Blätter oder der Zahl der Fiederjoche zu unterscheiden versuchten, sind nicht hinreichend constant; allenfalls Hessen sich einige Formen mit besonders dichter Behaarung an deu Blättern als Unterart festhalten. Redner fand den Balsam- strauch, der unter Umständen ein Bäumchen wird, im südlichen Nubien auch landeinwärts verbreitet, doch scheint derselbe im tieferen Binnenlande zu fehlen. Wäh- rend Weihrauch- und Myrrhenbäume die mittleren Berg- landschaften bevorzugen, ist der Balsamstrauch in Arabien und Nubien auf die Küstenfläche und die unterste Ge- birgsstufe bis GUU m Höhe beschränkt, nur im Sommal- lande fand Hildebrandt ihn in Höhenlagen bis zu 16Ü0 m. Schon in alter Zeit wurde der Balsamstrauch in Palästina und in Egypten angebaut, nur im ersteren Lande jedoch in grösseren Gärten, wo bereits zur Zeit Alexanders des Grossen eine gewinnbringende Ausbeutung geübt wurde. Die meisten späteren Autoren, die des Balsams erwähnen, gedenken auch gleichzeitig dieser merkwürdigen Gärten, die hauptsächlich bei Jericho, im Depressions- gebiete des Jordanthaies, angelegt waren. Flavius Jo- sephus erwähnt, dass diese Culturen auf die Zeit des Be- suches der Königin von Saba zurückzuführen seien, indem Salomo von ihr unter anderen Geschenken auch lebende Balsambäume erhielt. Es ist indessen wohl an- zunehmen, dass bei der Verbreitung der Früchte durch den Handel (xaonoßd/Mapor) diese selbst zu Aussaat- versuchen benutzt worden sind. In Aegypten sind der- artige Versuche in früheren Zeiten schon wiederholt mit Erfolg gemacht worden, neuere aber in den Gärten Kairos, 548 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4n vermuthHch iu Folge der kalten Winternächte, miss- gliickt. Es ist anzunehmen, dass an allen Stellen des alten Testamentes, wo von einem tlüssigen Wohlg-eruehe Namens „mor" die Rede ist, nicht Myrrhe gemeint ist, wie alle Bibelübersetzer, offenbar verleitet durch den Gleichklang des althebräischen Wortes mit der neuarabischen Bezeich- nung für Myrrhenharz, angenommen zu haben scheinen, sondern Mekkabalsam, denn myrrlia, (T/ivoi'/j, ist ein festes Harz, das als flüssiger Wohlgerucli nicht anfgcfasst werden kann. Im alten Testamente ist keine Andeutung ül)er Myrrhe im Sinne des lateinischen Namens nachzuweisen. Die Art der Gewinnung des Balsams ist noch nicht sieher bekannt. Die Zweigspitzen des Balsamstrauches sind nur in einer Ausdehnung von wenigen Centimetern saft- strotzend und wie gefirnisst. Wenn man sie abbricht, so tritt nur ein feines Safttrö])fchen aus und es erscheint fast unausführbar, irgendwie nennenswerthe Mengen durch Aufsammeln derselben zu erlangen, obwohl Theophrast von einem „freiaustiiessenden" Safte spricht. WahrscheinHch ist, dass, da der Balsam auf dem Wasser schwimmt, die zerstampften Zweigspitzeii mit lieissem Wasser Übergossen werden. Je nachdem man auch die Blätter und Rindeu- stücke mit verwendet, dürfte die Farbe dunkler oder heller, die Consistenz dicker oder dünner ausfallen. Die Bemerkungen der älteren Autoren, welche bei der Ge- winnung von Einschnitten in die Rinde sprechen, dürften auf die übhche Verwechselung mit der ^lyrrhe zurück- zuführen sein; aus der Stanimrinde ist durchaus kein Balsam zu erhalten. Der Geruch des Mekkabalsams er- innert an den grüner Kiefernza))fen, sein Preis beträgt in den Drogenljazaren zu Kairo über 60 M. pro Pfund. Die Myrrhe stannnt von 3 — 4 Arten derselben Gattung. Die aus Arabien in den Handel konnnende Sorte ist nach Defiers hauptsächlich von Conmiiphora abyssinica abzu- leiten, während Schweinfurth seilest an C. Schimperi eine Harzausscheiduug beobachtete, welche der käuflichen Myrrhe vollkommen glich. Diese beiden Arten sind auch im nordahyssiuischen Gebirgslande sehr verbreitet, werden aber daselbst nicht ausgebeutet. Aus Abyssinien und Nubien sind noch einige weitere Connniphoraarten bekannt, welche an verletzten Stellen des Stammes gleichfalls ein der Myrrhe sehr ähnliches Gunnniharz ausscheiden, das- selbe wird jedoch bis jetzt nicht, oder doch nur in sehr unwesentlichen Mengen in den Handel gebracht. Die- jenige Art, welche die vom Somallande in den Handel gebrachte, bereits von Plinius erwähnte, von der arabischen abweichende Sorte liefert, ist ntich nicht nachgewiesen. Die von Nees van Esenbeck beschriebene C. Myrrha, welche Ehrenberg in Yemeu sammelte und welche an- geblich die eigentlielie Stammptlanze der Myrrhe sein sollte, eine Angabe, die in alle pharmakognostischen u. s. w. Werke Eingang fand, liefert weder Myrrhenharz, noch ist an ihr überhaupt ein Geruch oder eine Ausscheidung irgend welcher Art wahrzunehmen. Ehrenberg's Herbar- notiz besagte auch nur: „liefert vielleicht auch Myrrhe, doch ist dies nicht genügend constatirt." Zur Lelii'e vom Luftwechsel hat Prof. Dr. G. Wolff- hügel eine Arbeit geliefert (Arch. Hyg.1893, Bd. 18 S.251). Die Abhandlung, ein Beitrag zur Festgabe für Petten- kofer, geht von dessen Anschauung aus, die Aufgabe des Luftwechsels sei es nur, sich gegen die gasförmigen Ver- unreinigungen der Luft, und zwar ausschliesslich gegen die in einer anderen Weise nicht zu Iteseitigenden Aus- scheidungen von Lunge und Haut der Menschen zu richten. Erst, wo die Reinlicldvcit nichts mehi- zu leisten vermag, beginne die Aufgabe der Ventilation. (Pettenkofer, Ueber den Luftwechsel in Wohngebäuden. München 1858, S. 72 tt'.). K()nnte es auch scheinen, als ol) die herrschende bakteriologische Anschauung dem Luftwechsel erweiterte Aufgaben zuweise, so ergaben doch die einschlägigen Unter- suchungen Resultate, welche mit der Auffassung Petten- kofers nicht im Widerspruch stehen. Bekanntlich hat Pettenkofer zur Beurtheilung der Luft bewohnter Räume in erster Linie den Kohlensäurogehalt herangezogen, nicht weil derselbe das eigentlich Schädi- gende oder Belästigende darstellt, sondern weil er einer- seits leicht zu ermitteln ist, andererseits im Freien nur geringe Schwankungen zeigt und in geschlossenen Räumen nicht durch Flächenwirkung und Absorption merklieh be- einflusst wird. Nach eingehender Erwägung der für und wider dieses Verfahren geltend gemachten Gründe, der einschlägigen Experimental-Üntersuehungen und der ander- weitigen Vorschläge zur Beurtheilung der Luft und des daraus folgenden Ventilationsbedarfes kommt Wt)lfl'hügel zu dem Schluss, dass Pettenkofer's Verfahren bisher noch immer das Vortheilhafteste und dass deshalb, so lange kein besserer Ersatz vorhanden ist, dai'an festzuhalten sei, wenngleich es auf strenge Wissenseliaftlichkeit keinen Anspruch mache. Sp. Ueber den von Schneider Trichospliaerium Sieboldii genannten meerbewolinenden Khizopctden, den auch Karl Möbius in seiner Rhizopodenfauna der Kieler Bucht auf- führt, machen R. Greef und F. C. Noll neuere Mit- theilungen (s. Zool. Anz., 15. Jahrgang, S. 60 und 209). Erstcrer hat das Thier, freilich ohne es zu benennen, im Jahre 1869 in Ostende entdeckt und bemerkt nun, dass die feinen Stacheln, die seinen Körper bedecken, dünne Kalknadeln sind. Es sind also keine organischen Gebilde. Greef beobachtete ferner lange stäbchenförmige Pseudopodien, während Möbius lappige Protoplasmafort- sätze gefunden hat. Vielleicht sind demnach die Ostender und die Kieler Form zwei Abarten. Die Pseudopodien dringen aus runden Schalenöffnungen. Der protoplasma- tische Binnenk(irpcr besteht aus hellem Ectoplasma und Va- cuolen und Nahrung enthaltendem dunkclenEntoplasuia. Die Fortpflanzung besteht in Theilung oder Knospung. Ueber die Ernährung der fragliehen Protozoen berichtet Noll. Er fand zahlreiche Exemplare des Thieres an der mit Diatomeen dicht überzogenen Wand seines Zimmer- Aquariums. Sie frassen diese Algen reichlich, so dass einerseits der Ijraune Diatomeenbelag an den von ihnen besiedelten Stellen bald schwand, andererseits die Tricho- sphaerien sieh rasch vermehrten. Die Schale der Rhizo- poden muss dehnbar seiu, denn es wurden Diatomeen ver- zehrt, deren Durchmesser grösser als der der Schalen- poren war. C. M. Ueber Jodoso- und Jodoverbindungen. — Vor etwa Jahresfrist ver(iffentlichteu Victor Meyer und Willi. Wächter eine Mittheilung*) fll)er einen aus Orthojodbcnzoesäure durch rauchende Salpetersäure erhaltenen, um ein Atom Sauerstoff reicheren Körper, welcher sich als echte Säure erwies. Da Orthobrombenzoesäure ein derartiges Ver- halten nicht zeigte, so war anzunehmen, dass das hinzu- tretende Sauerstoffatom durch das Jod gebunden werde, die Verbindung mithin die Constitution /J=0 habe. Da eine solche Constitution derjenigen der Nitroso- verliindungcn RN^O entspricht, so wurde für den neuen *) Deutscli. Chem. Ges. Ber. 25, 2632. Nr. 4it, Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 549 Körper der analog gebildete Namen Jodosobenzoesäurc gewählt. Bald stellte sich heraus, dass der neue Kör])er in nächster iJeziehung zn einer bereits bekannten Classe von Verbindungen stellt. C. Willgerodt hatte durch Ein- wirkung von Chlor auf in Chloroform oder anderen wenig angreifbaren Mitteln gelöste aromatische Jodverbindungen die sogenannten Jodidchloride erhalten*), welche sich von den Ausgangskörpern durch den Mehrgehalt von zwei Chloratcnnen unterscheiden und diese nicht am aroma- tischen Kern, sondern am Jod gebunden enthalten, so dass L. B. der einfachste ]Je|)iäseritant dieser Körper- classe, das l'henvljodidchlorid, die Constitution C,;!!;, J=Cf, besitzt. Es lag die Annahme nahe, dass diese Kcirper zu den Jodüsoverbindungen in demselben Verhältnisse stän- den, wie die Chloride der Metalle zu deren (Oxyden, und in der That fand Willgerodt diese Annahnu' durch das Experiment bestätigt.**) Er vermochte sowohl durcii freie wie dui'cli kohlensaure Alkalien die Jodidehlf)ridc in Jodosoverbindungen überzuführen und gelangte auf diese Weise glatt zum einfachsten Repräsentanten derselben, dem Jodosol)euzol, C,;H,-,"J=0. Von diesem stellte es sich heraus, dass es, ganz wie ein zweiwerthiges basiselies ( Ixyd, mit Säuren, auf welche es nicht oxydii-end wirkt, salzartige Verbindungen zu bilden \crniag und dass das salzsaure Salz mit dem Phenyljodidchlorid identisch ist. In üebcr- einstimniung mit der hierdurch constatirten basischen Natur der J=0-Gruppc steht es, dass, wie Paul Askenasy und Victor Meyer***) ausführlich darlegen, die Jodosobenzoe- säurc zwar eine eclite Säure, aber eine der schwächsten, schon durch K(d]lensäure vollständig austreibbaren ist. Der Umstand, dass die Meta- und Parajodbenzoesäuren nicht in Jodososäuren übertuhrbar sind und dass diese Erscheinung sich auch bei den liölicren Homologen wieder- holt, legt allerdings die Ansicht nahe, dass die Jodoso benzoesäure überhaupt keine eigentliche Carbonsäurc sei, sondern dass sich die Seitenketten darin zu einem Fünf- ring ordnen, die Constitution also J-OH \ / sei, und Victcn- Meyer sowohl wie ^\'illgerodtt) scheinen dieser Ansiciit den Vorzug zu geben. Doch wäre hiermit die ebenfalls von Victor Meyer und seinen Schülern con- statirte Thatsache, dass Nitro])roducte von Säuren, welche nicht jodosirt werden können, ihrerseits dieser Reaction zugänglich sind, kaum in Einklang zu bringen. Wie die Jodosoverbindungen den Nitrosokörpern, so sollten den Nitrokörpern Jodoverbindungen, also solche, die eine ~JO.j-Gruppe enthalten, entsprechen, und es wurden Ver- suche, solche Verbindungen zu gewinnen, von V. Meyer be- reits in seiner ersten Mittheilung über die Jodosobenzocsäure in Aussieht gestellt. Willgerodt fand, dass Jodosobenzol, wenn es an der Luft bei 90 — 100° erhitzt wird, in der That in Jodobenzol, CgHp^JOo, übergeht. Seine anfängliche Ansicht, dass hierbei der Sauerstoff der Luft oxydirend einwirke, ist später gleichzeitig von ihm und von V. Meyer dahin berichtigt worden, dass zwei Molecüle Jodosoben/.ol sich umsetzen zu je einem Molecül Jodobenzol und Jod- benzol, deren letzteres sich bei der angegebenen Tempe- ratur verflüchtigt. *) Jouni. f. praktischo Chetnir 33, 154, ""■) Deutfch. Chera Gi'S. Ber. 25, 349.5. ***) Deutsch. Chem. Gos. Ber. 2«, 1354. t) Deutsch, Chem, Ges. Ber. 26, 1S02. Im Gegensatz zu den basischen Jodosoverbindungen zeigen sich die Jodo\crbindungcn vollständig neutral, ohne jede Fälligkeit zur Salzbildung. Es erscheint nun höchst wahrscheinlich, dass auch die weiteren Versuche, den Azoverbindungen entsprechende Körper, in denen ein oder beide Stickstoifatome durch Jod ersetzt sind, zum Ziele führen und uns mit neuen interessanten Körperklassen bekannt machen werden. Bedauerlich ist, dass die Reizbarkeit des Herrn Will- gerodt ihn neuerdings gegen V. Mej'cr in ein-M- saciilich ebenso unberechtigten wie formell unschönen A\'cise auf- treten lässt, weil dieser es gewagt hat, einig.' Angaben Willgerodt's nachzuprüfen und, soweit er zu anderen Re- sultaten gelangte, zu berichtigen. Nichts könnte der Ent- wickejung der cliemischcn Wissenschaft hinderlicher sein, als wenn das Reservatrecht auf ein in Arbeit genommenes Gebiet soweit ausgedehnt würde, dass kein anderer mehr das Recht zur Nacliprüfung haben sollte. Noch dazu scheint Willgerodt seine eigenen Worte aus der Zeit besserer Einsicht plötzlich vergessen zu haben, dass erst „die hochinteressante Arbeit von V. Meyer u. W. Wächter ihn veranlasste, das Studium seiner Jodidchhu'ide wieder aufzunehmen"; andernfalls hätte er kaum zu dem (ilaulien gelangen können, dass „die Bearbeitung des Jodoso- und Jodbenzols ihm allein zustehe". Iloft'entlich legt sich diese Erregung l)ald wieder, so dass wir fernerhin die beiden hervorragenden Forscher in Ruhe nebeneinander das inter- essante Ge.biet der aromatischen Jodverbindungen er- schliessen sehen. Dr. L. Spiegel. Neuer Komet. — Am 16. October wurde von Brooks im Sternbilde der Jungfrau ein neuer, im Telesko]) leicht sichtbarer Komet entdeckt, der gegenwärtig am Morgen- himnicl gesehen werden kann. Sein Perihel hat derselbe nach einer ersten Bahnbestimmung l)ereits am 19. Septbr. passirt, wobei er der Sonne nicht viel näher kam, als unser Planet. Die Bewegung ist retrograd; der schein- bare Lauf am Himmel ist nordöstlich durcli das Stern- bild Haar der Berenice gerichtet. F. Kbr. /^-Lyrae. — An diesem bekannten, veränderlichen Stei-n von kurzer Periode ist neuerdings, was schon Pickering vermuthete, von Belopolsky in Pulkovvo er- wiesen worden, dass nämlich der Stern ähnlich wie Algol aus zwei optisch nicht trennbaren Körpern besteht, die in 13 Tagen um einander kreisen und durch partielle Verdeckungen die Liehtschwankungen hervorrufen. Es hat sich diese Thatsache hier wiederum auf spectro- graphischem Wege durch die Schwankungen der hellen uml dmikelen Linien in den zwei supcrponirten Spectren, welche die photographischen Aufnahmen zeigten, erwiesen. F. Kbr. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es uurilen eriiaiuit: Der «jrihiitliclie l'nil'i-s.sor iler Bdtiiuik im der Universität Berlin Dr. Simon Seh wendener zum (}e- heinien Regioruugsrath. — An der Kgl. Biljliotliek zn Berlin die Hilfscustodeu Dr. Hans Paalzow — "und Dr. Alfred Schulze zu Custoden. — Der Botaniker, C'onsul a. D. L. Krug in Gross- Lichterfeldc bei Berlin zum Professor. — Dr. Kurt We igelt in Berlin, Generalsecretär des deutschen Fischerei-Vereins, zum Pro- fessor. — Der ausserordentliche Professor für analytisclie Chemie an der Technischen Hoclischule in Wien Dr. Rudolf Benedikt zum Ordinarius. — An der Universität Dorpat Dr. Wassiliew zum Professor für klinische Medicin — und Dr. Tschi.scli zum Professor für Irrenheilkiinde. — Der ausserordentliche Professor der Pathologie und Therapie an der Universität Charkow Dr. Scliiltow zum Ordinarius. — Am Veterinär -Institut zu Dorpat der Staatsrath ausserorch'utliche Professor für Vetcrinärwesen Dr. Gutmann zum Ordinarius und — der Staatsrath Prosector Dr. 550 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 49 Kundsien zum ausserordentlichen Professor. — Der ansser- ordentlielip Professor der Physik an der Univer.sität Kasan Dr. Goldhammer zum Ordinarius. — Der ausserordentliche Professor der Pharmaeologie an der Universität Kasan Dr. Rodsajewski zum Professor an der Universität Charkow. — Der Professor in der medicinischen Faeultät der Universität Kasan Dr. Bechterew zum Lehrer an der militär-medicinischen Akademie in St. Peters- burg. — Privatdoceut für organische Chemie an der Universität Odessa Dr. Selinski zum ausserordentliclien Professor an der Universität Moskau. — An der Universität Petersburg: der Pro- fessor der Botanik A. Batalin zum Director des Kaiserl. Botani- schen Gartens — und der Professor der Chemie A. Dianin zum provisorischen Nachfolsrer Inostranzew's. Es haben sich habilitirt: Der Kcgierungsrath am Kaiserlichen Gesundheitsamte Dr. Wilhelm Ohlmüller für Hygiene an der Universität Berlin. — Dr. Friedrich Reinke in der medicini- schen Faeultät der Universität Rostock. — ■ Dr A. Tornquist für Geologie und Paläontologie an der Universität Strassburg. Der Wirkliche Staatsrath Professor in der medicinischen Faeultät der Universität Dorpat Dr. Alexander Rosenberg hat seinen Abschied erhalten. — Der Professor der Psychiatrie an der Universität Petersburg Dr. Mershejewski legt sein Amt nieder. Es sind gestorben: Der Kgl. Bezirksgeologe Anton Halfar in Berlin. — Der Naturforscher George Bennett in Sydney, Australien. — Der Entomologe Dr. H.A.Hagen in New-York. — Der Director der Universitäts Frauenklinik und Professor an der Universität Halle Geheimer Medicinalrath Dr. Kaltenbach in Halle. — Der Ornithologe Dr. Baldamus in Wolfenbüttel. — Professor Dr. Hermann Seger, bekannt durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der chemischen Technologie, in Berlin. Dr. Stuhlmanii hat sich wieder nacli < )stafrika zurück- begeben, um das Küstengebiet wissenschaftlich zu durchforschen. L i t t e r a t u r. Ernst H. L. Krause, Mecklenburgisclie Flora. Wilh. Werther's Verlag. Rostock 1803. Unser Mitarbeiter, der Stabsarzt Dr. E. H. L. Krause ist ein gewiegter Florist und namentlich vorzüglicher Kenner der Mecklenburgischen Flora, sodass wir aus keiner berufeneren Feder ein Werk über dieselbe wünsclien konnten. Sie ist daher nicht nur für den Botanophilen von Werth, sondern auch für den Fach- mann. Kulturpflanzen hat Verf. — soweit sie nicht jetzt wild wachsen — weggelassen, jedoch auch von diesen auch diejenigen nicht aufgeführt, welche nur ausnahmsweise verwildert oder an nur einem bestimmten, beschränkten Fundpunkt vorkummen. Dass Verf. die Autoren-Namen weggelassen hat, ist zwar nicht störend, da der Fachmann kaum irgendwo zweifelhaft sein wird, welche Art gemeint sei und diese Hinzufügungen für den Anfänger, für welchen das Buch in erster Linie geschrieben ist, keinen grossen Werth haben, aber dennoch in einem wissenschaftlichen Buch wie dem vorliegenden zu bedauern, weil die Autoren-Bezeich- nungen den Fachmann entschieden schneller orientiren. Deutsche Namen hat K. löblicher Weise nicht künstlicli gebildet, wo die wissenschaftlichen Namen alli^emein bekainit sind wie z. B. Chrys- anthemum. Er sagt treffend: Es ist Unsinn, internationale Vo- kabeln für ein nationales Unglück zu halten. Dr. W. Breslich und Dr. 0. Koepert, Bilder aus dem Thier- und Pflanzenreiche. Für Srhule und Haus bearbeitet. Heft 1: Säugethiore. Stephan Geibd. Alteuburg, S.-A. 1893. — Preis 2 Mk. 60 Pf Die Verfasser wollen durch ihr Buch kein Lehrbuch der Zoologie und Botanik für Schulen ersetzen, sondern vor allem ein solches ergänzen, da auch die besten Leitfäden doch immer nur ein Gerippe der Thier- und Pflanzenkunde entlialten. In ihnen tindet der Lernende das Wichtigste der Mor])hologie, Sj'stematik, und auch theilweise der Physiologie und Biologie. Am dürftigsten kommt aber letztere in der Regel fort, obwolil sie gerade das be- sondere Interesse des Schülers erregt Diese Lücke soll das Werk ausfüllen. Es werden daher in dem vorliogend<'n Heft die Lebens- äusserungen wichtiger Säugethiere geschildert. Das Buch ist als ein kurzer und geschickter Auszug aus den Quellen der Biologie anzusehen, das ebensow'ohl dem Schüler wie dem Lehrer dien- lich sein kann. Dr. Eduard Zache, Geognostische Skizze des Berliner Unter- grundes. Mit 4 Abb. (VViss. Beilage zum Progranun der ü. Real- schule (Höheren Bürgerschule) zu Beilin Ostern 1893). R. Gaertuers Verlag. Berlin 1893. — Preis 1 Mk. Das Schriftchen bietet eine geschickte, knappe und leicht-fass- lich geschriebene, fachmännische Uebersicht der geognostischen Verhältnisse Berlins und der Entstehung derselben. Wer sich daher kurz und mit möglichster Zeitersparniss über diesen Gegen- stand zu unterrichten wünscht, und dieser Wunsch dürfte bei den Gebildeten der Hauptstadt vielfach rege sein, der vertiefe sich in die Zache'sche Skizze, und er wird dem Verf. für die gebotene An- regung und Belehrung Dank wissen. Die Disposition der nur 25 Quartseiten umfassenden Arbeit ist eine sehr einfache: zunächst erhält der Leser eine knappe, aber genügende Orientirung über die Topographie der Stadt, sodann findet die Geognosie derselben und zwar zuerst das Quartär und dann das Tertiär Besprechung. Einige Profile und Kärtchen unterstützen das Verständniss wesentlich. Prof. Dr. W. Hampe, Tafeln zur qualitativen chemischen Analyse. 3. verb. u. verm Aufl. Grosse'sche Buchhandlung. Clausthal 1893. — Preis 4.50 Mk. Das kleine Werk zeichnet sich unter der grossen Anzahl seinesgleichen vortheilhaft aus durch eine den Stoft' erschöpfende Reichhaltigkeit. In den zwölf Tabellen sind fast sämmtliche Reactioneu der Elemente und ihrer Verbindungen mit Einschluss der zehn wichtigsten organischen Säuren angegeben. Dabei ist vom Verfasser bei jedem einzelnen Reagenz das Verhalten der- selben bei Zusatz einer geringen Menge und im Ueberschuss er- läutert. Um ferner einem mechanischen Befolgen der Tabellen vorzubeugen, das den inneren theoretischen Zusammenhang der einzelnen Trennungsmethoden unberücksichtigt lässt, führt der Verfasser stets vor Augen, was z. B. in einem entstehenden Niederschlage alles enthalten sein kann, und fügt ausserdem den resultirenden Verbindungen die Formeln bei. Wenn der Anfänger nur einigermaassen mit den allerwichtigsten Reactionen der Basen und Säuren und den einfachsten Manipulationen der chemischen Pra.\is vertraut ist, wird es ihm ein Leichtes sein, nach den Tabellen zu arbeiten Aber auch dem in der Analyse Bewan- derten werden sie dann und wann erwünschten Aufschluss geben, da auch das Verhalten der seltener vorkommenden Elemente, wie Thallium, Indium etc , gegen die Reagentien in gedrängter Kürze angegeben ist, und man dadurch des Nachschlagens in einem grösseren Handbuch enthoben wird. Neben den unverkennbaren grossen Vorzügen haften den Tabellen aber auch einige Nachtheile an, welche durch die Fülle des verarbeiteten Stoffes bedingt sind. Die Menge der ange- gebenen Reactionen auf trockenem Wege, deren Wichtigkeit als Vorprüfung der zu analysirenden Substanz wohl Niemand be- zweifein wird, könnte für den Anfänger etwas knapper bemessen sein. Vor allen Dingen aber sind die zum Tlieil mehrfach zu- sammengefalteten Tabellen für den praktischen Gebrauch im Laboratorium entschieden zu umfangreich und unhandlich. Viel- leicht hätte sich das durch die Wahl eines anderen Formats de.s ganzen Büchleins vermeiden lassen. In dieser Gestalt ist das Werkchen neben einem Lehrbuch der Chemie zum Gebrauch am Studirtisch äusserst empfehlenswerth, oder als Nachschlagebuch, das jeder, der qualitative chemische Analyse treibt, dann und wann gerne zur Hand nimmt. Dr. H. Prof. Dr. Carl Titus, Das Sternenzelt. Mit 73 Abbildungen. Verlag des Vereins der Bücherfreunde. Berlin 1893. Für die populäre Darstellung der vorliegenden elementaren Astronomie hat w-esentlich das prächtige Werk Arago's zur Grund- lage gedient. Sie will mehr anregen als systematisch belehren. Wir finden daher in dem Buche 12 einzelne Aufsätze, von denen jeder ein abgeschlossenes Thema behandelt. Es macht sich in ihnen die heutige Forsehungsrichtung begreiflicherweise bemerklich, so ist der eine der Aufsätze betitelt: „Forschungen und Phantasien über den Planeten Mars", ein anderer: „Die Photographie im Dienste des Astronomen." Sehr lesenswerth ist der Schlussaufsatz : „Die sog. 4. Dimension in der Astronomie", in welchem Verf. mit Recht an den Liebmann'sehen Satz erinnert: „Die Raumanschauung, die wir besitzen, kann nicht abgeleitet, sondern nur charakterisirt werden", und darauf aufmerksam macht, dass allen Speculationen über Dimensionen stets schon unser Erfahrungsraum zu Grunde liegt. August Trinius, Alldeutschland in Wort und Bild. Eine malerische .Schilderung der deutschen Heimath. Mit 65 Illustratio- nen. Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung. Berlin 189J. — Preis 5,70 Mk. Von dem anziehenden Werk liegt nunmehr der 2. Band vor mit G5 geschickt ausgewählten, charaktervollen Illustrationen, zum grössern Theil flotte Skizzen, anderntheils directe Reproductionen nach guten Photographien. Der Band behandelt die Vogosen, den Spessart, den Odenwald, das Eifelgebirge, das Bayerische Ober- land, den Taunus, Wilhelmshöhe und den Schwarzwald. Jeder, der sich für die Eigenthümlichkeiten seiner weitereu Heimath Nr. 49. Natiirwissensehaftliche Wochenschrift. .551 iiiteressii't, ist das hülisuh ge.schricbeiie Bucli des guten ls Botanischen Vereins, Herrn Pro- fessor P. Magnus, mit einem Begleitschreiben vom 2. Mai 1892 zugegangen, das mit den Sätzen beginnt: „ . . . . Herr Dr. Otto Kuntze hatte mir beiliegendes Manuscript für den Botanischen Verein der Provinz Brandenburg zugesandt. Das Schriftf'ührer- amt lehnt es aber ab, denselbi'n aufzunehmen, da wir haujitsäch- lich die heimische Flora zu berücksicditigen haben, und der Verein, wie Sie wissen, nicht gerade in glänzenden Finanzverhältnissen sich befindet, sondern noch in einem durch den Druck des Inhalts- verzeichnisses hervorgerufenen Deficit sich befindet. — Ich wollte das Manuscript ursprünglich an Dr. Andree für den „Globus" senden. . . ." u. s. w. — Ked. Inlialt: Utto Amnion: Die natürliclie Auslese lieim Menschen. — 65. Versamndung der Ciesellschaft deutscher Naturforscher uml Aerzte in Nürnberg. IV. (Schluss.) — Ueber Balsam und Myrrhe. — Zur Leln-e vom Luftwechsel. — Ueber den von Schneider Trichosphaerium Sieboldii genannten mi'erbewolnuMiden Rhizopoden. — Ueber Jodoso- und Jodoverbindungen. — Neuer Komet. — /JLyr.ae. - Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: 29. Bericht der i iberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Ernst H. L. Krause: Meckleid)urgische Flora. — Dr. W. Breslich und Dr. O. Koepert: Bilder aus dem Tbier- und Pflanzenreiche. — Dr. Eduard Zache: Geognostische Skizze 'l"li|iilili1iiliii[i|ii|iilii(- Z In Ferd. Dümmlers Verlags- "Z — budihandUing in Berlin erschien : — " DEjinfüli3?TJLng Z = in die Kenntnis der Insekten ^ — vun IB. .1. KoHm', Kustos am ^ 3 KiiuiKl. Mu.^cuDi für Naturkunde^ 3 in Berlin. Mii 324 Holzschnitten, ^i 2 7i'4 Seiten sr. 8". Preis 14 Mark. - ^r 1 1 1 1 M 1 1 r I rill 1 1 1 1 1 1 ii ii i r Neu! Hectographen-Papier. Neu! Einfachstes und billigstes Vervielfältigungsverfahren. Kein Ab- waschen mehr! Ein Original liefert 100 gute Copien in selnvarzer, rotlier, violetter oder L;rüner Farbe. Prospecte und Schriftproben versendet gratis und franco die Fabrik von AUGUST RADICKE. BEKLTX, Gneisenaustr. 61. Für Laboratorien. Laboral orium-Laiiiiteii mit 1—2 lilau breiineiideii und Iciclit ro^nlirbari'ii Heixllaiiiiiien, ähnlich dem Bun.senbrenner, von ausscr- ordeiitUch intensiver Hitze. 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Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 10. Decemljer 1893. Nr. 50. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buebbandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist JC 4.— Bringegeld bei der Post \i 4 extra. i^ Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Äxinoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständiger <^aellenangabe s^cstattet. Die natürliche Auslese beim Menschen. Von Otto Ammon. (Schluss.] Die hier geschilderten Vorgänge der natiirlicheu Auslese erklären uns eine bisher dunkle Frage der An- thropologie: warum der Kopf-Index der deutschen Be- völkerungen sich seit der germanischen Urzeit um den ansehnlichen Betrag von mindestens 6 Einheiten erhöht hat. Ursprünglich müssen die Lebensbedingungen der Er- haltung und Vermehrung der Langköpfe günstig gewesen sein, wie aus ' der ungeheuren Ausbreitung der arischen Völker in vorgeschichtlichen Zeiten hervorgeht. Nachher aber, im Beginn der geschichtlichen Zeit, kehrt sich die AVirkung der Auslese um. Wenn immerwährend ein grösserer Procentsatz von Laugköpfen aus der Land- bevölkerung herausgenommen wird, um zum allgemeinen Nutzen verbraucht zu werden und somit niemals mehr auf das Land zurückzukehren, daun ist es klar, dass der durchschnittliche Index beständig zunehmen nuiss. In der Gegenwart sind es hauptsächlich die Städte, welche in diesem Sinne wirken; in der Vergangenheit, als das Laud noch nicht so stark bevölkert und die Anziehungskraft der Städte eine weniger grosse war, wirkte dieser Factor sicherlich weit schwächer. Aber in frühereu Zeiten gab es andere Kräfte, welche beständig in dem gleichen Sinuc arbeiteten: die Kriege und Felideu, deren Lasten hauptsächlich von den germanischen Edelfreien und Freien zu tragen waren, und die Klöster und Stifter, welche durch das Gelöbniss der Ehelosigkeit die geistig hervor- ragenden Persönlichkeiten der Nachkommenscliaft be- raubten. An Beispielen kann man zeigen, wie ungemein verheerend besonders der letztere Factor im Mittelalter gewirkt hat, wo es eine selbstständige Gelehrten-Existenz ausserhalb der kirchlichen Anstalten kaum gab und die :ine, wie auch die ledigen Töcliter der Unterkunft in solchen sucheu mussten. Während die langkriptige Rasse iu langsamerem oder schnellerem Aussterben nachgeborenen Söl germanischen Adelsfamilien nothgedniugen begriffen war, vermehrte sich die Zahl der an der Scholle klebeudeu Rundköpfe ohne ernstliehe Beschränkung, und selbst die- jenigen unter den Unfreien, welche von veriiältnissmässig reinerem gerinanischera Geblüt waren, erlitten durch das Aufsteigen in den Stand der Ministerialen, aus denen der niedere Adel der Gegenwart hervorging, eine unaufhörliche Einbusse, da sie aus den gleichen Ursachen dem Aus- sterben anheimfielen. Alle diese Thatsachen zusammen- genommen enthüllen uns in hinreichender Deutlichkeit den Vorgang, durch welchen der mittlere Kopf-Index der deutsehen Bevölkerung sich so bedeutend erhöht hat: durch die natürliche Auslese und Vernichtung der Lang- köpfe. Da eine im gleichen Sinne gerichtete Auslese der hellen Pigmente nicht stattfindet, so hat die deutsche Be- völkerung die blauen Augen und die blondeu Haare der germanischen Stammrasse viel treuer bewahrt, als die lange Kopfform. Man könnte einwenden, die hier geschilderten Vor- inge beträfen nur die „städtische Auslese" und uicht überhaupt, also nicht das Ganze, der Auslese-Vorgänge. Der Ein- denn die städtische Auslese ist „die" Auslese beim Menschen; es seelischen Aulagen Stände bilden die die natürliche Aus- ()hue die Städte die „natürliche Auslese" sondern nur einen Theil wand wäre unbegründet, eben in der Gegenwart giebt wenigstens in Bezug auf die keine andere. Die Städte und die äussere Vorrichtung, innerhalb deren lese beim Menschen sich vollzieht. könnte Germanen waren, eine Auslese geben, unter den heutigen Zuständen alter nicht, und ohne Stände hat es niemals eine Auslese gegeben «nd kann es schlechterdings keine geben. Die Ständebildung, die von manchen Philosophen und Politikern als ein Hemmschuh der menschlichen Kultur und des geistigen Fortseiirittes angeseln'u wird, ist im Gegentiieil die erste Vorbedingung der Kultur und es unter Zuständen, wie diejeuigen der alten 554 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50 der Ausgangspunkt eines jeden Fnrtsclirittes, weil es ohne Aufliebung der Panmixie keine vollkonuneueren Varietäten innerlialb der Art geben kann. Die Einrichtungen, welche die natürliche Auslese für den Menschen geschaifcn hat, ähneln denjenigen, welche ein Züchter bei methodischeni Verfahren treffen luüsste, in geradezu auffallender Weise, so dass ich den Ausdruck „natürliche Züchtung", den icii sonst als zu roh für die Anwendung auf den Menschen vermieden habe, hier nicht ganz zurückweisen kann. Vergegenwärtigen wir uns, wie ein Züchter verfahren würde, um aus einer wilden Pferderasse, die sich in einem weiten Gebiete in grosser Menge vorfindet, veredelte Varietäten zu erzeugen. Der Züchter würde zuerst eine gewisse Anzahl der Tliiere einfangen lassen und diese in einem grossen Pferche unterbringen, wo sie einer Ijessercn Fütterung theilhaftig werden, nach der Iiekanntcn Züchter- Regel: „Die halbe Rasse kommt durchs Maul hinein". Schon beim Einfangen der Thiere würde man sich Mühe geben, die schöneren Exemplare zu bekommen, und dann würde man beobachten, welche derselben sich unter dem Einflüsse der gesteigerten Fütterung am besten entwickeln. Man würde wahrscheinlich an einigen der Thiere Merk- male hervortreten sehen , welche sie zur Ausbildung als starke Zugpferde brauchbar machen, andere würden vielleicht mehr zu schnellen Reitpferden tauglich er- scheinen. Der methodische Züchter würde alsbald darauf bedacht sein, die hervorragenderen Individuen von der Panmixie abzuhalten und er würde innerhalb des grossen Pferches Unterabtheilungen durch Zwischenzäune an- bringen. Die geräumigste der Abtheilungen würde für die grosse Menge der mittelmässigen Thiere bestimmt bleiben, während die kleineren dazu dienen, die eine die Zugpferde, die andere die Reitpferde aufzunehmen. Die erlesenen, besonders tauglichen Thiere würde der Züchter mit dem vorzüglichsten Futter versehen und immer nur unter sich paaren, während er der grossen Menge natürlich nicht die gleiche Aufmerksamkeit widmen könnte. Er würde aber jedes edlere Thier unter der Menge, welches er für geeignet hielte, in einen der kleineren Pferche ver- setzen, um beständig für die ßlutauffrischung zu sorgen. Genau so macht es die Natur beim Menschen. Der grosse Pferch, das sind die Städte; die kleineren Einzäunungen sind die Stände. Die Vergleichung am Schlüsse des vorigen Satzes er- fordert eine Einschränkung, die fiü' den Menschen be- sonders bezeichnend ist. Bei Thicren handelt es sich in der Regel nur um körperliche Eigenschaften, welche durch die methodische Züchtung im Verein mit besserer Fütterung gesteigert werden sollen, beim Menschen um seelische Anlagen, welchen man aber auch nur auf dem Umwege durch den Körper beizukommen vermag. Es wäre ein idealer Zustand, wenn mau beim Menschen durch bessere Ernährung die seelischen Eigenschaften, welche dem In- dividuum oder der Art zum Vortheil gereichen, für sich allein zu einer lebhafteren Thätigkeit anzuregen im Stande wäre. Die Na+ur des Organismus steht dem je- doch entgegen. Von der vermehrten Nahrungszufuhr, die dem iMenschen zunächst bei dem Uebergange in die Stadt und im höheren Grade beim Aufsteigen auf der socialen Stufenleiter zu Theil wird, geht ein beträchtlicher Theil lediglich in den Körper über, dessen Wachs- thum und Entwickelung beschleunigt werden. Nur ein Theil dient zur Belebung der seeHschen Anlagen, und auch von diesen werden nicht bloss die nützlichen, sondern zugleich die schädlichen gesteigert, ohne dass man bei einem Individuum vorher beurtheileu könnte, ob die nütz- lichen oder die schädlichen die Oberhand erlangen werden; allein die Probe kann entscheiden. Wir möchten mit anderen Worten einzig die eigentlich menschlicheu Seelen- anlagen besser ernähren, können dies aber nur thun, in- dem wir zunächst das Thier im Menschen füttern. Bei der Mehrzahl der Individuen frisst das Thier Alles, die wilden Triebe werden oft ins Erschreckende zur Thätig- keit gebracht, bei einer anderen Gruppe werden Thier und Mensch ungcfäln- in gleichem Maassc berücksiclitigt, und nur in einer kleinen, besonders günstig veranlagten Gruppe kommt die Verbesserung der Lebenslage aus- schliesslich oder doch voi-wiegend den nützlichen seeli- schen Anlagen, den eigentlich menschlichen zu Gute. Die natürliche Züchtung opfert alle Uebrigen, um die wenigen Individuen der letztgenannten (iruppe zum \'or- theil der ganzen Art in eine ci-höhtc Seelcntiiätigkcit zu versetzen. So wunderbar und durchdacht die Ein- richtungen erscheinen, auf welche die natürliche Auslese einzuwirken vermag, so roh und das menschliche Gefühl verletzend sind oft diejenigen, welche dem Einflüsse der natürlichen Auslese entzogen sind. Augenscheinlich ver- mag die natürliche Auslese keine Menschenvaiietät zu Stande zu l)ringen, auf welche eine erhöhte Nahrungs- zufuhr nur veredelnd einwirkt, und es ist auch unschwer einzusehen, warum dieses nicht möglich ist: die künstliche Steigerung der seelischen Anlagen hat unfehlbar das Aussterben der Varietät zur Folge, und es hiesse die ganze Art vernichten, wenn das Experiment zu gleicher Zeit mit sämmtlichen Individuen angestellt würde, um die untauglichen ein- für allemal auszuscheiden. Deswegen wird dasselbe immer nur mit einem Thcile der Individuen vorgenommen, die, wenn sie ihre Schuldigkeit gcthau haben, durch andere aus der grossen Menge heraus ersetzt werden können. Nach alledem gelangen wir zu dem Schlüsse, dass die natürliche Auslese in der lliat auf den Menschen einwirkt. Mit diesem Schlüsse im Einklänge steht die \veitere Tbatsache, dass die Vermehrung der Mensehen sich längst an der äussersten Existenzmöglichkeit stösst. Eine durch keinen Mangel, weder an Landgebiet, noch an Nahrung, eingeschränkte Bevölkerung verdoppelt ihre Zahl schon in '2b Jahren. Nehmen wir an, dass Deutsch- land zur Zeit Hermann des Chcruskers eine Million Ein- wohner gehabt habe, so müsste diese Zahl bis zur Gegen- wart auf eine Unsumme angewachsen sein, die sich durch eine Ziffer von 30 Stellen ausdrückt. Setzen wir die Zu- nahme nur derjenigen gleich, welche gegenwärtig wii'klich stattfindet, bezw. durch einen Geburtenttberschuss von jährlich 600 000 bei einer Gesammtbevölkerung von 50 Millionen, d. i. 1,2 " „ ausgedrückt ist, so würden wir von einer Million am Anfange der christlichen Zeitrechnung bis zur Gegenwart auf mehr als 600 Billionen konnuen, während die wirkliche Bevölkerung, wie gesagt, nur 50 Millionen beträgt. Krieg, Hungersnoth, Seuchen, Ent- artung und Auswanderung, die Kämpfe ums Dasein in jeder Form, haben demnach im Laufe der Jahrhunderte die Reihen der Menschheit in ungeheuerem Maasse ge- lichtet, und es hiesse alle Gesetze der Natur verkennen, wollte man annehmen, dass hierbei nur der blinde Zufall gewaltet habe und dass nicht die übrigbleibenden In- dividuen die natürliche Auslese einer besser augepassten Varietät dargestellt hätten. Gewiss waltet die natürliche Auslese nicht so sicher, wie die methodische. Neben den schwächlichen rafft sie häufig die stärksten Individuen hinweg, die sich der Gefahr am meisten aussetzen, neben den unbegabten, die sich keinen Platz zu erobern wissen, müssen häufig genug auch die geistig höchststehenden durch irgend einen körperlichen Maugel dem Kampfe ums Dasein erliegen. Aber ebenso gewiss genügt es, dass ein kleiner Procentantheil mehr von den starken und von den begabten Individuen erhalten bleibt, um im Laufe der Zeit eine natürliche Auslese der Menschheit herzustellen. Die Nr. 50, Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 555 (ibig'cii Zaiilen g-eben einen Begriff' davon, mit welchen nnerniessliciien (»pfcrn die Anpassung- erl^auft wird. Jeder Naturforscher kennt die Rolle, welche die Malthus'sche Schrift über die Grenzen der Bcviilkernng-szunahme bei der Entdeckung des Gesetzes der natürlichen Auslese durch Darwin und Wallace gespielt hat. Wir haben uns im ^'erfülge der \orliegendcn Ab- handlung überzeugen können, dass der Satz von Wallace, die natürliche Auslese wirke beim Menschen hauptsächlich auf die Vervollkommnung des Geistes hin, im Grossen und Ganzen zutreffend ist, weil eben der Kampf ums Dasein beim Menschen in erster Linie durch die Geistes- fähigkeiten ausgefochten wird. Allein so ganz, wie Wallace glaubte, ist die Einwirkung auf den Körper des Menschen nicht ausgeschlossen. Allerdings kann der Mensch durch seine Erfindungen, wie Kleidung, Werk- zeuge, Maschinen, Wohnung, sowie eine Menge anderer Dinge, die Wirkung der natürlichen Auslese im Sinne einer weiteren Vervollkonnnnung ausschliessen, da in Bezug auf diejenigen Körpertheile Panniixie eintritt, welche dem Wett- bewerb entzogen werden. Ja, in manchen Beziehungen wirkt der Mensch sogar auf die Verschlechterung seines Körpers hin. Die J^rfindung der Augengläser stellt die Kurzsichtigen im Wettkani j)f des Lebens den Normalsiehtigen gleich und bewirkt dureli Panniixie eine Herabdrückung (les allgemeinen Durchschnittes in der VoUkonnnen- heit des Sehorganes. Aehnlich werden durch die Hygiene und durch die Heilung mancher Krankheiten eine Jlenge schwächlicher Individuen erhalten, welche sonst der natür- lisheu Auslese zum Opfer gefallen wären, und daraus folgt nach den einfachsten Sätzen der Arithmetik, dass der durchschnittliche Grad von Kraft und Gesundheit er- niedrigt wird. Auf der anderen Seite jedoch gicbt es namentlieji im Innern Bau des Menschen ( )rganc, in Be- zug auf welche genügende künstliche Ersatzmittel bis jetzt nicht erfunden sind, und vielleicht nie erfunden werden. Bei wilden Völkern gebären die Frauen auf- fallend leicht, weil durch den Mangel jeder Hilfe eine in- dividuelle Abweichung von dieser Norm tödtlieh wirkt. Die natürliche Auslese bewahrt dadurch die günstige Eigenschaft, und in gewissem Grade wirkt sie auch bei eivilisirten Völkern im gleichen Sinne. Jede erfolgreiche Kunsthilfe bei einer Geburt erhält das individuelle Leben, wird aber kraft der Vererbung zum Ausgangspunkte eines Stammbaumes schwer gel)ärender P^rauen. Die natür- liche Auslese in liczug auf den rudimentären Wurmfort- satz des Blinddarmes strebt darnach, das unnütze An- hängsel zu beseitigen, und die Ansteckungskrankheiten raffen eine Menge von Individuen dahin, um die Ueber- lebenden zu einer Acrhältnissmässig innnuneren Varietät auszubilden. Dies Alles ist aber von untergeordneter Wichtigkeit gegenüber der natürlichen Auslese der Ver- dauungsorgane, welche bei dem Urmatcrial des Menschen, dem Bauernstande, stattfindet. Das Absterben der zahl- losen Säuglinge, welche die sorglose Kinderernährung des Landvolkes zu Grunde gehen lässt. ist ein Vorgang der natürlichen Auslese, der die Grundlage der Gesundheit und Kraft des Landvolkes bildet, und nicht nur dies, sondern auf ihm beruht zum grossen Thcile auch die Steigerung der seelischen Anlagen, widelie bei der Ver- setzung in günstigere Ernährungsverhältnisse beobachtet wird. Dieser Punkt ist am gehörigen Orte eingehend er- örtert worden und es soll daher an dieser Stelle nur daran erinnert werden. Wir sehen denmach, dass, unbe- schadet der Voranstellung des (ieistes, dcnnoeh der Körper seine Bedeutung bei der natürlichen Auslese be- hält. Ist doch ein ererbter guter (icsundheitsziistand das einzige Mittel, durch welches die Angehörigen iler höheren Stände bei ihrer schädlichen sitzenden Lebensweise etwas länger erhalten werden können, als dies im Durchschnitt der P^all ist, wie denn ein gesunder, leistungsfähiger Körper immer eine wichtige Waffe im Kampfe ums Da- sein gei)ildet hat und stetsfort bilden wird. Der Geist des Mensehen, die Summe seiner nützlichen seelischen An- lagen, bleibt aber seine Ilauptausrüstung, und auf diese wirkt daher die natürliche Auslese vorzugsweise ein. Die Art und Weise, wie dies geschieht, dui-cli die auslesende Kraft der Städte und durch die die erlesenen Individuen weiterzüchtende Bildung der Stände, das ist in meinem Buche in grossen Zügen darzulegen versucht worden. Der künftigen Forschung und Darstellung verbleibt die Aufgabe, in die Einzelheiten des Kampfes ums Dasein einzudringen. Die Ursachen und Vorgänge, welche das Aussterben der höheren Stände zur Folge haben, werden näher zu ermitteln, und es werden praktische Folgerungen aus den Ergebnissen der Untersuchung zu ziehen sein. Insbesondere lohnt es sich, die bedeutenden Schädlichkeiten des vielen Sitzens der Jugend der gebildeten Stände scharf ins Auge zu fassen, und zu prüfen, ob sich nicht Manches dadurch bessern Hesse, dass man unnütz ge- wordene Bildungs -Rudimente endlich über Bord wirft. Ferner sind die einzelnen Gestalten der Daseinskämpfe eingehend darzustellen. Bei den Studirten ist ein Theil der Entscheidungen des Wettbewerbs in die Schulen und in die otficiellen Prüfungen verlegt, ohne deren Bestehen Niemand in den Stand eintreten kann; die Prüfungen allein geben aber nicht die endgültige Entscheidung, son- dern die Brauchbarkeit im Leben konunt elienfalls in Be- tracht, bei einigen Klassen der Studirten mehr, als bei anderen. Im gewerblichen und industriellen Leben giebt es keine Prüfungen, hier entscheidet einzig und allein das Leben selbst. Es wäre festzustellen, welche seelischen Eigenschaften hier und dort vorhanden sein mi'issen, um einen günstigen Ausgang für das Individuum herbei- zuführen. Möchten doch die Psychologen ihre abstracten Lehrgebäude einen Augenblick im Stiche lassen, um sich mit diesen wichtigen, aus dem vollen Menschenleben herausgegriffenen Fragen zu beschäftigen! Sie würden viel- leicht finden, dass es nicht blos Intelligenz, Flciss und Arbeitskraft sind, welche zum Erfolge verhelfen, sondern dass häufig List und Rücksichtslosigkeit dazu mitwirken. Auch würde das Studium der im Kampfe Unterliegenden sehr interessante Ergebnisse versprechen. Es soll durch- aus nicht behauptet werden, dass die Opfer des Daseins- kampfes lauter durchaus unbegalite Leute seien, wenn dies auch bei einer grossen Zahl derselben zutreffen mag. Es können Individuen einzelne hohe, geradezu glänzende Gaben besitzen, und dennoch können sie unterliegen müssen, wenn gewisse andere Eigenschaften fehlen, oder wenn sieh eine Eigenschaft hinzugesellt, die jene in ihrer Wirk- sandvcit lähmt. Hohe Intelligenz mit einem Jlangel an Arbeitskraft gepaart führt ebensowenig zum Ziele, als Arbeitskraft ohne den nöthigen Verstand. Ja, es können Verstand und Arbeitskraft im Vereine nutzlos werden, wenn die Widerstandsfähigkeit gegen sittliche Ver- lockungen nicht Uiit im Bunde ist. Wer hätte niclit schon solche Persönlichkeiten gekannt, die mit einem über- legenen Verstände ausgestattet waren und eine erstaun- liche Arbeitskraft besassen, auf die aber nie ein Verlass war, weil sie als Kinder des Augenblickes jedem fremden Antriebe folgten und ihre Stellungen im Leben entweder cinbüssten, oder überhaupt nie solche zu erlangen wussten ? Endlich wird die merkwürdige Einrichtung unter den Ge- sichtsjinnkt der natürlichen Auslese zu bringen sein, welche wir Strafrechlspficge nennen, und die von Haus aus nichts anderes ist, als eine Anstalt zur Reinigung des niensch- liehen Keimplasmas von gemeinschädlichen Anlagen. Da bei der jetzigen Jurisprudenz der genannte Gesichtspunkt 556 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50 gänzlich zurücktritt, so wird es uns nicht Wunder nehmen, wenn die Justiz ihre Aufgabe nicht in vollkommenerer Weise erfüllt, als dies die natürliche Auslese im all- gemeinen thut. Es ist leicht einzusehen, dass der Grund- satz, die Vorstrafen eines Individuums in Anschlag zu bringen, ein vollkommen richtiger ist, dass er aber noch viel weiter ausgedehnt werden sollte, indem man den Werth der ganzen Persönlichkeit für die menschliche Gesellschaft in Rechnung zieht. In diesem Sinne würde nach dem Gesetze der Natur nicht bloss die bisherige Uu- bescholtenheit eines Missethäters zu berücksichtigen sein, sondern es müssten zu seinen Gunsten auch die guten Thateu, durch die er der Menschheit genützt hat, in die Wagschale geworfen werden. Trotz aller Schlagworte von der Gleichheit Aller vor dem Gesetz hat der gesunde Instinct nie ganz aufgehört, nach diesem Gesichtspunkte zu urtheilen, und in dem Augenblicke, da ich dies schreibe, sehe ich in einem grossen Nachbarlande die öffentliche Meinung ebenso wie die Justiz in Verwirrung versetzt durch die seltsame Aufgabe, den gefeierten Schöpfer eines der modernen Weltwunder am Abend seines Lebens wie einen gemeinen Schurken zu liehandeln, ohne auf seine Verdienste und seinen Ruhm Rücksicht zu nehmen. Hier ist der wissenschaftlichen Forschung noch ein weites Feld eröffnet. Die Forschung wird aber auch über unsern eigenen Welttheil und über die Gegenwart hinausschaucn müssen, um sich der Schranken von Grt und Zeit zu entledigen. Suchte sich in einer entfernteren Vergangenheit unser Be- völkerungs-Ueberschuss Unterkunft in Euroi)a selbst, nn- aufhörliciie Wanderzüge und Kriege hervorrufend, so sehen wir seit 400 Jahren einen machtvollen AVanderstrom nach dem neuentdeckten Amerika gerichtet. Dass der farbige Eingeborene vor dem Athem des weissen Mannes dahin- schmilzt, wie der Alpenschnee vor dem Föhnsturm, ist hierbei nicht die einzige Auslese-Erscheinung. Die Zu- sammensetzung des Wanderstromes selbst versinnlicbt eine natürliche Auslese, deren wirkende Kräfte zu verschiedenen Zeiten sehr ungleiche Ergebnisse geliefert haben. Waren es ursprünglich vorzugsweise abenteuernde Gesellen, welche der Dui-st nach Gold oder der Hang zu einem ungebun- denen Leben über den Ocean trieb, so folgte darauf eine Periode, in welcher brave Ackerbauer und Handwerker des gleichen Weges zogen, um ihre Arbeitskraft und ihre als dies Die faulen. Intelligenz in lohnenderer Weise zu verwerthen mi alten Vaterlande damals möglieh war. wie auch die unbegabten Elemente blieben zurück, und diese Auslese hat ebensosehr zum Vortheil Amerikas als zum Nachtheil Europas ausschlagen müssen. Bildeten doch schon die hohen Reisekosten und die Gefahren einer Seefahrt in früherer Zeit eine Schranke, welche den Mittellosen und den Muthloseu von der Auswanderung abhielten. Dann folgten Perioden nnt sehr verschieden- artiger Beschaffenheit des Auswandererstromes. In einer gewissen Zeit waren es die politisch comproniittirten Persönlichkeiten und viele andere hochstrebende Geister, welche, an der Besserung der öft'entlichen Zustände der alten Welt verzweifelnd, sich jenseits des Oceans eine neue Heimath suchten; dieser Wanderstrom hat Europa eine Menge unruhiger, dabei meist über Mittel begabter Köpfe entzogen und der Union ein vorzügliches, idealistisch angelegtes Bevölkerungsclement zugeführt. Es folgten Zeiten, in denen Europa arme, verkommene Leute, ja, oft geradezu die Bewohner der Strafanstalten, auf öffentliche Kosten nach Amerika schickte, um sich ihrer ein- für alle- mal zu entledigen; dieser Wanderzug war für das neue Vaterland weniger vortheilhaft als für das alte, aber seine Nachtheile für letzteres wurden durch eine neue Auslese abgeschwächt, da man in Amerika faule oder sonst unnütze Leute ohne Mitleid zu Grunde gehen Hess. Seitdem sich die öffentlichen Zustände in Deutschland er- heblich verbessert haben, und das Emporblühen der In- dustrie einem grossen Theile des ländlichen Bevölkerungs- tiberschusses Verdienst gewährt, tritt bei uns das ungeheure Anwachsen der grösseren Städte in die Erscheinung, und der Auswandererstrom hat wiederum seine Beschaffenheit gewechselt: er wird jetzt hauptsächlich aus den Latifun- diengegenden des Nordostens von Deutschland genährt. In den letzten Jahren wurde in Amerika über die gering- werthige Art des Zuzuges aus Russland sehr geklagt, und es war sogar die Rede davon, dass man die Ein- wanderung auf eine bestimmte Zeit gänzlich verbieten solle. Die Wirkung aller dieser Wandlungen auf den Verlauf der natürlichen Auslese diesseits und jenseits des Wassers erfordert ein eingehendes Studium. Von der Gegenwart rückwärts schauend, wäre der geschichtliche und vorgeschichtliche Verlauf des Kampfes ums Dasein zu untersuchen, mit andern Worten, die ganze Entwickeluug der Menschheit nach der jederzeitigcu Richtung der natürlichen Auslese zur Darstellung zu bringen. Man würde Aufschlüsse darüber zu erforschen haben, durch welche Einwirkungen die Menschheit ihre jeweilige Beschaffenheit erlangt, je nach Umständen geän- dert oder festgehalten hat, und dabei würde insbesondere der Vorgeschichte die grösste Aufmerksamkeit zuzuwenden sein. In meinem Buche wurden beispielsweise die see- lischen Ausrüstungen der alten Germanen und des aus Asien eingewanderten rundköpfigen Volkes als Thatsachen eingeführt, mit denen mau zu rechneu habe. Die Wiss- begierde wird jedoch vor diesen Thatsachen nicht Halt machen, sondern sie wird fragen: wie und wodurch sind gerade diese seelischen Anlagen herausgebildet worden? Und vielleicht kann es gelingen, aus der fortgeschrittenen Kenntniss der äusseren Verhältnisse ein Bild der Lebens- bedingungen des vorgeschichtlichen Menschen zu entwerfen und richtige Schlüsse auf Ursache und Verlauf der Ent- wickelung zu ziehen. Ja, es ist nicht au.sgeschlossen, dass die vielgestaltigen und auf den ersten Blick ver- worren aussehenden Verzweigungen der seelischen An- lagen der verschiedenen Menschenrassen durch Berück- sichtigung der äusseren Lebensbedingungen erklärt werden können; noch mehr, dass man, auf die Stamniesvorfahrcn des Menschen zurückgehend, dahin gelangen wird, alle einzelnen seelischen Anlagen auf eine gemeinsame AVurzel zurückzuführen, aus der sie durch Differenzirung ent- standen sind. X. 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg 11. bis 15. Septem)).'!- 1893. Siegmund Günther: Paläontologie und physi- scheGeographie in ihrer geschichtliche nWechsel- beziehung. — Damit derjenige fundamentale Zweig der physischen Erdkunde, welchen wir als Morphologie der Erdoberfläche kennen, von den Fortschritten der Petre- factenkunde Vortheil ziehen konnte, mussten erst zwei Vorfragen ihre Erledigung gefunden haben: Sind die so- genannten Fossilien wirklich dieUeberreste ehemals lebender Wesen, und lässt sich aus der Beschaffenheit derjenigen Thiere und Pflanzen, welche man im Gesteine angetroffen hat, ein Schluss auf das relative Alter der Felsmassc, auf Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. ."157 die Zeit machen, um welche dieselbe aus dem alles iiber- fluthendcu Wasser sich abzuscheiden, fcstzuwerden be- gann? Es hat Jahrhunderte gedauert, bis man in der Beantwortung dieser Fragen zu der klaren Antwort ge- langte, welche für die dynamische Geologie unerlässlich war, und der Entwickeluugsprocess war nichts weniger als ein gleichmässiger, stetiger, vielmehr drängt sich uns nur allzu oft die den Historiker der Wissenschaft nicht befremdende Wahrnehmung auf, dass eine gesunde An- sieht, statt sofort Boden und weitere Verbreitung zu ge- winnen, vomünkraute der sonderbarsten Ideenverbindungen voUkonnnen überwuchert und anscheinend wieder ganz vom Sciiauplatze verdrängt wurde, bis dann endlich doch die Wahrheit über den Irrthum einen vollständigen Sieg davontrug. Unsere Darlegung wird uns manchen inter- essanten Beleg für die Richtigkeit der soeben aufgestellten Behauptung liefern: glänzende Geistesblitze, divinatorische Vorahnungen von Errungenschaften künftiger Zeiten, und daneben wieder auffällige Rückfälle in einen Gedanken- kreis, den man von den Männern, mit welclien man es zu tliun hat, nach ihrem sonstigen Verhalten längst tiber- wunden erachten sollte. AI)er gerade dieses Ringen um die Erkenntniss bietet demjenigen, der geschichtlich zu denken gelernt hat und nicht vergisst, dass unsere moderne Wissenschaft nicht wie eine Athene aus dem Kopfe des Zeus hervorgehen konnte, den grössten Reiz, und so möge es um so eher gestattet sein, einen Ueberblick über den merkwürdigen Werdeprocess zu geben, als es uns leider an einer systematischen Darstellung der Geschichte der Geologie vorläufig noch gebricht. Es wird dabei möglich sein, auch über einzelne Persönlicldvciten und Leistungen Licht zu ^•erbreiten, deren Verdienst, soweit es liier in Betracht konnnt, entweder noch gar keine oder doch nicht die richtige Würdigung erfahren hat, und es wird dies auf einem deutschen Naturforschertage schon deshalb am Platze sein, als es sich hier, insoweit neue Perspectiven eröffnet werden können, durchweg um Männer unseres Volkes bandelt, von denen noch dazu der eine, ein Nürn- berger von hohem wissenschaftlichen Range, an einem Tage, wie dem iieutigen, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ein besonderes Recht hat. Es kann Wunder nehmen, dass das angeblich so wenig naturwissenschaftlich veranlagte griechische Alter- tlnim in diesen Dingen sich ganz auf dem richtigen Wege befand, und dass, wenn nicht im Slittelalter die bekannte Reaction gegen die Wissenschaft der Antike Platz gegriffen hätte, durch einfache Weiterbildung des Vorgefundenen eine richtige Einsicht in den Sachverhalt erlangt werden konnte. Der Lyder Xanthus, ein älterer Zeitgenosse des grossen Reisenden Herodot, hatte sich, wie unlängst mit Recht hervorgehoben ward, eine Art abgeschlossenen Systems piiysikalisch geographischer Natur geschaffen, indem er den Satz aufstellte, dass das feste und flüssige Element auf der Erde, weit davon entfernt, an stabile Grenzen gebunden zu sein, vielmehr ununterbrochen, wenn auch langsam, ihre Plätze mit einander vertauschten — ein Gedanke, welchen nachmals der grosse Geograph S trabe in mustergiltiger Weise für die Ei'klärung einer Fülle von geophysikalischen Erscheinungen verwerthete. Die zahlreiclicn Sehalthierüberbleibsel, welche er in den Gebirgen seiner Heimath antraf, reichten für ihn, der die Verhältnisse unbefangen so nahm, wie er sie fand, aus, um seine Anschauung gerechtfertigt zu finden. Auch Herodot selbst und der gelehrte Alexandriner Erato- sthenes theiltcn diese Auffassung, welche unter den ge- bildeten Männern des Alterthums jedenfalls die herrschende war, wie u. a. eine Stelle in Ovid's „Metamorphosen" deutlicli genug beweist. Dass überhaupt Interesse für dasjenige herrschte, was man dem Boden entnahm, dar- über vergewissert uns eine Nachricht des Suetonius von den Samndungen des Kaisers Au gustus, und wenn auch den Forschungen Reinach's zufolge von keinem paläon- tologischen Museum die Rede sein kann, so darf man doch wohl annehmen, dass sich unter den Raritäten des Kaisers auch tertiäre und diluviale Thierknochen befunden haben mögen. Während des Mittelalters herrschten, wie schon er- wähnt, abergläubige Vorstellungen; auf eine Einwirkung der Gestirne wollte man die Versteinerungen zurückführen, und wenn selbst der wohlunterrichtete Ristoro d'Arezzo die Wasserbedeckung oder Wasserentblössung einer Erd- gegend davon abhängig sein Hess, dass diese Gegend einer sternärmeren oder sternreicheren Partie des Himmels- gewölbes gegenüberstehe, so darf man auch in der Aus- brütung von figurirten Steinen durch die Sternenwärme kaum etwas absonderliches finden. Ganz entschieden machte, als der erste, Front gegen dieses Phantasiespiel der geniale, in allen Sätteln gleich gerechte Künstler, Ingenieur und Naturforscher Lionardo da Vinci, der sich eingehend ndt fossilen Fischen und Muscheln befasstc, auf die ungeheure Anzahl der versteinerten Arten hinwies und die Bildung der Abdrücke in feuchtem, nach und nach erhärtendem Schlamme vortrefflich erläuterte, ja sogar die Blatt- und Algenabdrücke richtig identifieirte, welche er noch in sehr bedeutenden ^leereshöhen antraf. Die verschiedenen Möglichkeiten, wie Versteinerungen sich bilden können, hatte er klar übersehen und sogar die anatomischen Verhältnisse einzelner fossiler Formen ent- sprechend gedeutet. Sehr überzeugend war sein Einwurf: wenn wirklich astrale Kräfte im Spiele wären, wie lasse es sieh dann begreifen, dass petrificirte Gebilde, die hin- sichtlich ihrer Lage völlig mit einander übereinstimmten, gleichwohl so beträchtliche Verschiedenheiten aufwiesen? Schade nur, dass Lionardo 's Speculationen in seinen schwer lesbaren Tagebüchern begraben blieben und so nicht den Nutzen stiften konnten, der nicht hätte aus- bleiben können, wenn sie schon vor vierhundert Jahren mit der Druckerpresse liekanntschaft gemacht hätten. Auch Fracastoro, ein Zeitgenosse des grossen Malers, kam von sich aus zur richtigen Interpretation der Petrefacten, nicht minder bei allen Exceutricitäten, die ihn sonst kennzeichnen, der Polyhistor Cardano, und von anderweiten Vertretern der Naturkunde im 16. Jahrhundert, welche auf den gleichen Boden traten, sind namentlich Gessner und Kentman zu nennen. Allein es stand eben noch Meinung gegen Meinung, und selbst Stimmen von Gewicht Hessen sieh in entgegengesetztem Sinne verneh- men. So betrachtete noch ein Agricola, den man nicht ohne Grund unter den Begründern der neueren Minera- logie und Bergwerkskunde mit Ehren nennt, eine gewisse durch die oberen Erdschichten vertheilte ..Materia pinguis" als die Erzeugerin der Fossilien, und Fallopio sah in ihnen das Ergebniss tumultuarischer Erdexhalationen. Gerade die Männer von der Feder gefielen sich in diesen sonderbaren Hypothesen, während einfachere Gemüther von unverdorbener Denkkraft sich von sidchem Nebel nicht umfangen Hessen; dachte doch noch ein Linne an Ge- schlechter im Mineralreiche ! So erseheint als ein überaus beachtenswerthes Beispiel objeetiver Betrachtung der Dinge der berühmte Keramiker Palissy, der in seiner 1536 zu Paris erschienenen Schrift „Ueber die Kunst, reich zu werden", das Wesen der Versteinerung von Muscheln so- wohl wie von Hölzern mit ganz unzweideutigen Worten auseinandersetzt und späterhin seine Erörterungen auch auf Fische ausdehnt und dabei bemerkt, dass manche dieser versteinerten Seethierc lebenden Exemplaren, wie sie das der Stadt Saintestätigung. Allerdings wäre dieselbe mit Freude zu begrüssen, da es jeden (lenkenden Alenschen nur mit Bedauern erfüllen kann, wenn er scheu muss, wie eine interessante niul wichtige Säugethierspecies vom Erdboden verschwindet. Dr. Ernst Schall'. Ueber die A'criiiclituug der Feldmäuse nach dem Loeffler'schen Verfahren haben wir wiederholt in der „Naturw. Wochenschr." berichtet (vergl. Bd. VII, S. 396 und VIII, 273 und 361). Privatdocent Dr. Eckstein äussert sich zu der Frage in der „Forstlich-naturwissenschaft- lichen Zeitschrift" (1893. 11. Heft) wie folgt: Der land- wirthsehaftliche Verein Bremervörde hat in der zweiten Aprilhälftc dieses Jahres die Vertilgung der wieder recht zahlreich auftretenden Feldmäuse mit dem \'erfahren des Prof. Dr. Loeft'ler-Greifswald unter Leitung des Dr. Abc! von dort angestellt. Das Auslegen der durch Mäusetyphus- Bacillen inficirten Brotwürfcl geschah am 20. — 22. April. Verschiedene Untersuchungen, welche 8 — 14 Tage nach Auslegen der Brotwürfcl auf den belegten Aeckeru an- gestellt wurden, ergaben, dass, mit seltenen Ausnahmen, sämmtliche Brotwürfel verzehrt and ca. 75 ",,, der bis dahin bewohnten Gänge nicht mehr begangen wurden, aus welchem Umstände mit Sicherheit zu schliessen war, dass die darin befindlichen Thiere erepirt waren. — Etwa acht Tage später ergab die Besichtigung der Felder wieder eine erhebliche Zunahme der Mäuse — es war die junge Brut der nicht vergifteten Jläuse heran- gewachsen — und neue Versuche mit Saccharin-Strychnin- Hafer der Firma A. Wasmuth & Co. in Ottensen wurden angestellt. Schon am nächsten Tage nach dem Legen wurde beim Nachsuchen eine erhebliche Anzahl todter Mäuse gefunden und dieser Umstand regte zu weiterem Vorgehen an. Die bei diesen Versuchen erzielten Resultate waren folgende : Das Loeffler'sche Verfahren ist durchaus zweckent- sprechend, seine Wirkung ist jedoch von der Witterung abhängig, da nasse Witterung i)ckanntermaassen die Wir- kung desselben abschwächt. Das Auslegen der Brotwürfcl ist etwas unbequem. Das Vergiften der Mäuse durch Wasmuth's Saccharin- Strychnin-Hafer ist gleichfalls durchaus wirksam, die wiederholte Anwendung desselben aber ebenso nothwendig, wie die der Mäusetyphus-Bacillen. Der Erfolg ist ein weit rascherer, das Legen derselben in die Mauselöcher mit einem Legeapparat ein bequemes, und die Verwen- dung dieses Giftes hat durch die Art der Anwendung keine Naehtheile für die Vogelwelt zu Tage gefördert. Somit steht fest, mit beiden Mitteln kann der Land- mann sich der Mäuseplage erwehren, wenn er sie zur rechten .Zeit und mit genügender Ausdauer anwendet. Die nothwendigen Kosten werden wie die aufgewandte Mühe durch den nut Sicherheit zu erzielenden Erfolg reichlich belohnt. Der gegenwärtige Stand des Breiten-Problems ist eine kleine Abhandlung (Transactions of the Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Letters, Vol. VIII, S. 229, Madison, Wisconsin, 1892) überschrieben, in welcher Pro- fessor G. C. Comstoek der Frage über die Veränderung der Lage des Erd-Poles näher tritt. Uralte Ueberlieferungen machen es nicht unwahrscheinlich, dass in entlegenen Zeiten die Lage derllimniclsgegendeu eine von der heutigen ganz verschiedene war. So scheinen z. B. die alten ägyp- tischen Tempel nach den Hauptpunkten des Compasses orientirt zu sein, als dieselben eine von der heutigen ganz abweichende Stellung hatten. In neuer Zeit ist denn auch der Gedanke ausgesprochen worden, ob mau nicht aus der heutigen Lage der ägyptischen Pyramiden zu den Hinunelsgegcuden auf die Grösse der Positionsveränderung des Poles und damit der Rotationsaxe der Erde schliessen könnte. Die Stellung der Erdaxe schien in dem allge- meinen Wechsel der Naturerscheinungen eins der wenigen 562 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. ;')() feststehenden Momente zu sein; aber aucli diese geradezu als Glaubenssatz behandelte Anschauung- wurde völlig er- schüttert und darf heute als überwunden betrachtet werden, nachdem Dr. Küstner bei seineu ausserordentlich sorg- fältigen Breiteubestimmungeu behufs Ermittelung der Con- stanten der Aberration gefunden hatte, dass während der Dauer seiner Untersuchungen sich die Breite des fest- gelegten Ortes um V2Secunde geändert hatte. Systematisch auf drei deutschen Observatorien (auf Veranlassung der internationalen geodätischen Association) durchgeführte Messungen, sowie weitere Messungen in Amerika ergaben übereinstimmende, den Küstner'schen ähnliche Resultate. Fergola zeigte 1884 auf der Conferenz der internationalen geodätischen Association an der Hand eines l)edeutenden Beobachtungsmaterials, dass im Verlaufe der letzten 100 Jahre die Breiten in Europa sich fortgesetzt vermindert hätten, und auf seine Veranlassung hin unternahm man systematische Messungen in verschiedenen Ländern, welche jedoch nicht recht von statten gingen. Auf Wunsch mehrerer mit der Glaeialtheorie beschäftigter Geologen stellte Professor Comstock vor 4 Jahren eingehende Unter- suchungen über die Veränderung der Breiten an, deren Ergebnisse er im Sommer 1892 der American Association for the Advancement of Science vorlegte. Seine Resultate, betreffend amerikanische Stationen, sind kurz die folgen- den: Die Breite der amerikauischen Beobacbtungspunkte vergrössert sich von Jahr zu Jahr, mit anderen Worten: der Nordpol rückt beständig, und zwar längs der West- küste Grönlands, im Jahre etwa 4 Fuss den amerikani- schen Stationen näher und entfernt sich in gleichem Ver- hältnisse von denen Europas. C. macht den Vorschlag, so bald als möglich umfassende, systematische Unter- suchungen über diesen Wechsel der Breiten anzustellen, und zwar auf Stationen, die in den Vereinigten Staaten und längs der Ostküste Asiens liegen müssten. Hier würde man die grössten Werthe für die iährliehe Breitenänderung erhalten, da die hier befindlichen Observatorien in der Richtung der Wanderbahn des Poles liegen. Jeder unter anderer Länge gelegene Beobachtungspunkt, wie die Stationen Deutschlands und auf den Hawaiischen Inseln, auf denen augenblicklich hierauf bezügliche Messungen angestellt werden, sei durch seine Lage weniger be- günstigt und müsse daher nicht so in die Augen fallende Resultate ergeben. Soweit die Ausführungen Comstock's. — Die hier kurz augedeuteten Verhältnisse sind für die Geologie von ganz gewaltiger Tragweite. Ihre definitive Bestätigung würde die Beantwortung gewisser, heute noch schwebender Fragen auf eine bisher ungeahnte, von der jetzigen ganz ab- weichende Weise beschleunigen und ganz neue Perspectiven eröffnen. Die geologisch-paläontologische Forschung hat ergeben, dass in heute unter Eis begrabenen Ländern, z. B. Grönland, Spitzbergen etc. etc., in früheren Erdperioden ein Klima geherrscht haben muss, welches als ein subtropi- sches bezeichnet werden kann. Die fossilen Pflanzenreste aus dem Tertiär, der Kreide- und der Steinkohlenformation jener Länder gehören an Ort und Stelle erzeugten Ge- wächsen an, deren Verwandte man heute nur in tropischen und subtropischen Gegendeu findet. Man hat hieraus, in Uebereinstimmung mit der Kant - Laplace'schen Theorie über die Entstehung unseres Planeten, geschlossen, dass ein gleichmässig heisses Klima einst über die ganze Erde geherrscht habe, welches, noch unbeeinflusst durch einen Wechsel der Jahreszeiten, es jenen ent.ichieden tropischen Gewächsen ermöglichte, in den heute polaren Gegenden zu gedeihen. Diese Erklärung wird durch die Eingangs behandelten Untersuchungen hinfällig. In Folge der all- mählichen Veränderung der Lage unserer Erdaxe müssen natürlich auch die Klimazonen wandern und heute unter Eis begrabene Gebiete im Laufe von Jahrtausenden einen Wechsel vom polaren zum subpolaren, gemässigten, sub- tropischen und tropischen und wieder zum polaren Klima etc. durchmachen. Viele bisher gar nicht in das Gesanmitbild hineinpassende Erscheinungen, wie das nacligewiesene Auftreten von Eiszeiten in verschiedenen Formationen, z. B. der Steinkohleuformation etc., finden dadurch ihre Erklärung. Endlich sprechen auch Befunde an fossilen Pflanzen gewisser Abschnitte der Carbonzeit dafür, dass während ihres Bestehens ein Klimawechsel, d. h. ein periodist'her, jährlicher Wechsel zwischen einer günstigen und einer ungünstigeren Jahreszeit bestanden haben muss. Eiu neuer 8tern siebenter Grösse wurde am 26. Oc- tober von Mrs. Fleming auf einer photographiseheu Stern- aufnahme vom 10. Juli dieses Jahres entdeckt. Leider kann das neue Gestirn nur von (Jrten der südlichen Erd- halbkugcl aus beobachtet werden, da es in 50° südlicher Declination und 230° Rectascension steht. Auf Grund der Bekanntmachung dieser Entdeckung sah Kapteyn seine früheren Aufnahmen derselben Stelle des Himmels nach und glaul)t auf Platten aus den Jahren 1875 und 1887 den fraglichen Stern ebenfalls gefunden zu haben, jedoch nur in der Helligkeit eines Sternes neunter Grösse. Kbr. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Mr. H Uline znni Ciirator des Her- bariums der Lake Forest University, Illinois. — Der Obser\aior am Observatorium zu Paris Dr. O. Callendreau zum Professor der Astronomie an der Ecole Polytechnique. — Dr. Aeh zum Assistenten am ersten ehemischen Institut der Universität Berlin. — Dr. Wandollek zum Assistenten an der zoologischen Ab- tlieilung di'S iMuscums für Naturkunde in Berlin. Dr. L. Schulte ist als Assistent am Museum der Kgl. Preuss. Geologischen Landesanstalt eingetreten. — Unser früherer Mit- redacteur und jetzige Mitarbeiter Dr. Harry Gravelius ist als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in das Bureau des Kgl. Wasser- ausschusses eingetreten. — Dom Berghauptmann Freiherrn von der Heyden-Rynsch in Halle — und dem Berghau|itn)ann Achenbacli in Clausthal ist der Charakter als Wirklicher Ge- heimer Oberbergrath mit dem Range der Räthe 1. Classe verliehen worden. Es sind gestorben: Der Entomologe Professor Dr. P. M. F er - rari in Genua. — Der Naturforscher William Dinning in Newcastle. — Das Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Paris Chambrelent. — Der ordentliche Professor der Mechanik an der Technischen Hochschule in München Dr. Johann Rau- schinger. — Der Keimpflanzen - Forscher Geheimer Kriegsrath A. Winkler in Berlin. I L i 1 1 e r a t u r. Breliin's Thierleben. Kleine Ausgabe für Volk und Schule. 2. Aufl., gänzlich ncubcarboitet von Richard Schmidtlein. III. Bd. Mit 1 Karte, 1 Tafel in Farbendruck und 713 Textabbildungen. Bibliographisches Institut in Leipzig. 1893. — Preis 10 i\I. Auch der 3. (Schluss-) Band des „kleineu Brehm" ist nunmehr von der rülnigen Verlagshandlung ausgegeben worden. Er be- handelt die Kriechthiere, Lurche, Fische, Insecten, Krebse, Würmer, bis zu den Urthieren. Das Gesammtwerk, 3 stattliche, nnister- gidtig ausgestattete Bande, jeder von fast lOüO Seiten Stiiike, bildet ein hübsches Weihnachtsgeschenk. Die Karte, die in dem vorliegenden III. Bande Platz gefunden hat, ist die der Verbrei- tung wichtiger Thiere. Im Uebrigen verweisen wir auf die früheren Besprechungen der Bände I und II. Dr. Harry Gravelius, Lehrbuch der höheren Analysis. Zum Gebrauche bei Vorlesungen an Universitäten und technischen Hochschulen. I. Band : Leh rb u eh der Differentialrech- nung. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin 180:3. — Preis 6 M. Schon seit längerer Zeit macht sich das Bedürfniss und das Streben geltend, die Ergebnisse der neueren functionentheorctischen Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. .')(*)3 Forseluiiigen bei der Darstelhiiig der liölicren Aiialysis zu ver- werthen und die letztere damit auf einer wolilgesieherten Grund- lage aufzubauen. Diese Tendenz verfolgt aucli das Werk, von dem uns der erste Band, die Ditfoventialreclinuiig, vorliegt. Um es gleich vorwegzunehmen, bemerken wir, das» der Herr Verfasser in seiner Darstellung ein grosses Geschick bekundet und mit dem ersten Bandit die HoflFnung erweckt, dass wir ein sehr schätzens- werthes Lehrbuch der höheren Analysis aus seiner Feder erhalten werden, ein Werk, welches allgemeine Beachtung seitens der mathematischen Kreise verdient. Vor Allem wird der kundige Leser den tiefen Einfluss er- kennen, den die berühmten Vorlesungen von Weierstrass auf die Darstellung ausgeübt haben. Aber auch die Forschungen anderer Mathematiker, die an dem Aufbau der neueren Fuuctionentheorie und an dem gründlichen Ausbau einzelner Theilo derselben mit- gewirkt haben, finden die gebührende Berücksichtigung; wir brauchen nur an Namen wie Heine, Hankel, G. Cantor, Dini, Pringshi'im u. a. zu erinnern. Im Allgemeinen findet das Werk auch hinsicditlich der Dispo- nirung unsere Sympathie. Um an dieser .Stelle nicht zu sehr ins Detail zu gehen, erwähnen wir nur, dass zunächst die irra- tionalen Zahlen mit Zuhilfenahme von Heine's Zahlzeichen einge- führt und die allgemeinen Eigenschaften des Systems der reellen Zahlen entwickelt w(n-den; alsdann werden ilie reelle Veränder- liche und ihre Functionen und besonders die Stetigkeil der letzteren eingehend behandelt. Nach Ableitung der Grundlehren der Differentialrechnung für Functionen einer und mehrerer reellen Veränderlichen folgt dann ein wichtiges Capitel über die Darstellung der Functionen durch Potenzreihen und über den von Herrn G. Cantor eingeführten Begriff der Punktmengen. Die Elemente der Theorie der Maxinia und Minima füllen das nächste Capitel, welchem sich ein anderes anscliliesst, das über Anwen- dungen auf die Geometrie handelt. In diesem verdienen nament- lich die Paragraphen Beachtung, welche über die in Lehr- büchern wenig oder gar nicht berücksichtigten räumlichen Linien- systeme handeln. Den Beschluss des vorliegenden Bandes bildet ein kurzes Capitel über die coniple.xe Veränderliche. Es wird auf- fallen, dass diesem wichtigen Gegenstande so wenig Beachtung gewidmet ist, doch müssen wir ein Urtheil hierüber aussetzen, da der Verfasser auf denselben in einem späteren Bande ein- gehend zurückzukommen verspricht. Uebrigens ist noch zu bemerken, dass der Herr Verfasser keine Uebungsbeispiele beigegeben hat und auf die bekannten Aufgabensammlungen, namentlich die von Fuhrmann, verweist. Ein abschliessendes Urtheil über das Gravelius'sche Buch kann nach den obigen Worten noch nicht abgegeben werden, da wichtige Theile erst später zur ausführlichen Behandlung kommen. Wie der Herr Verfasser die gesammte höhere Analysis zu er- ledigen gedenkt, welche Grenzen er sich gesteckt und wie er die einzelnen Materien zu disponiren beabsichtigt, hat er uns nicht verrathen. Die Ausstattung des Werkes seitens der Verlagsbuchhandlung ist als „gut und billig" zu bezeichnen. A. G. L. Carnot, Betrachtungen über die bewegende Kraft des Feuers und die zur Entwickelung dieser Kraft geeigneten Maschinen (1824). Uebersetzt und herausgegeben von W. (_)st- wald. Mit 5 Textfiguren. ((Jstwald's Klass. d. e. Wiss. Xo. Ö7). Wilhelm Engelmann. Leipzig 1892. — Preis 1,20 Mk. Die Abliandlung betrachtet die Wärmemaschinen zum ersten Mal von einem theoretischen Gesichtspunkte aus und führt zu den wichtigen Resultaten, welche gegenwärtig den Inlialt des sog. zweiten Hauptsatzes der mechanischen Wärmetheorio bilden. Ob- gleich bereits 1824 erschienen, datirt die historische Wirksamkeit der Schrift doch erst aus weit späterer Zeit, da dieselbe anfangs als Einzelbrochüre keine weite Verbreitung fand. Erst als 1843 Clapeyron auf die Bedeutung des „Carnot'schen Kreisprozesses" hingewiesen und nachdem dann namentlich 1850 Clausius an diesen Satz den weiteren Ausbau der mechanischen Wärniethoorie angeknüpft hatte, wurde man allgemein auf die Arbeit des in- zwischen längst verstorbenen, französischen ( Ifficiers aufmerksam. Immerhin aber war die Originalarbeit bisher nicht leicht zu erlangen und es ist darum besonders verdienstlieh, die schwungvolle Ab- handlung in einer angenehm lesbaren Uebersetzung dem deutschen Publicum zugänglich gemacht zu haben. Khr. Atti deUa Reale Accademia dei Lincei, Rendiconti. (Serie (|uiiita, volunic II".) — Dii' 'rsteu secdis Lieferungen des ersten Halbjahrsbandes 1898 sind in No. 28, Band \T1I der „Xaturw. Wochenschr." kurz inhaltlich skizzirt worden. Aus den übrigeui sechs Lieferungen dieses Halbjahrsbandes ersclieinen folgende Ab- handlungen besonders erw.ähuenswerth: Righi, Ueber einige experimentale Anordnungen für den Beweis und das Studium der Hertz'schen elektrischen Schwingungen; Ghira, Ueber das Mole- kularvolumen einiger Borverbindungen; Golgi, Ueber den Ur- sprung des vierten cerebralen Nerven; Volterra, Ueber die Schwingungen der elastischen Körper; Clerici, Bemerkungen über die Bodenbeschaft'enheit Roms; Magnanini, über den o.s- motischen Druck; Guglielmo, Beschreibung einer neuen Form des Quecksilberbarometers; Agamennone, Die Erdbeben und die magnetischen Störungen; Righi, Versuche mit Hertz'sclHui Schwingungen von kleiner Wellenlänge; Volterra, Ueber die Integration der Differentialgleichungen der Bewegung eines iso- tropen elastischen Körpers. Das Akademische Berlin. Winter-Halbjahr 1893/94. Mayer u. Müller. Berlin. — Preis 0.80 M. — Auch die vorliegende 2. Aus- gabe des von Dr. A. Römer vorfassteu Heftes wird dem Studi- renden Dienste leisten; es folgt den Veränderungen in i\pn Per- sonalien, an den Hochschulen Berlins geschickt. Im Uebrigcn verweisen wir auf die Besprechung der ersten Ausgabe in diesem Bande der ,,Naturw. Wochenschr." S. 244. Ein Catalog der farbigen Sterne bildet die neueste Publi- cation di-r Kieler Sternwarte. Die Arbeit, deren Autor Herr Friedrich Krüger ist, stellt eine Erweiterung und Vervollständi- gung einer von der Kieler Universität gekrönten Preisschrift dar, und wird sicherlich den auf colorimetrischem und spectralanaly- tischem Gebiete arbeitenden Astronomen eine sehr willkommene Gabe sein, sowie auch die Aufsuchung veränderlicher Sterne, die bekanntlich zumeist durch eine röthliche Farbe gekennzeichnet sind, wesentlich unterstützen. Während der 1874 erschienene Catalog rother Sterne von Schjellerup deren nur 402 aufzählte, die 1877 von Birmingham veröffentlichte Liste diese Zahl auf 723, und die Neubearbeitung der letzteren durch E.spin (1888) dieselbe auf 1472 steigerte, führt das KrUger'sche Verzeichniss 2297 far- bige und durch ein Absorptionsspectrum bemerkenswerthe Sterne auf, obgleich es sich auf den zwischen — 23° und + 90° Declination liegenden Theil des Himmels beschränkt. Ausser der näheren, allerdings nur durch Schätzung gewonnenen Farbenbestimmuug. führt der Verfasser bei jedem Stern auch die bisher bekannt ge- wordenen oder sich auf eigene Beobachtungen stützenden Angaben über das Spectrum an, und die Sorgfalt, mit der die einschlägige Litteratur berücksichtigt worden ist, berechtigt zu der Annahme, dass das Werk an Vollständigkeit kaum etwas zu wünschen übrig lassen dürfte. Hoffentlich wird der Krüger'sche Catalog neue Anregung zur weiteren Erforschung der in vieler Hinsicht so interessanten Sterne vom dritten Vogel'schen Spectraltypus geben. Uns scheint es, dass die Bevorzugung der spectroskopischen Beob- achtung die rein colorimetrischen Messungen in zu starkem Maasse in den Hintergrund gedrängt hat und dass eine ausgedehntere messende Farbenbestimmung der Sterne , wie sie seiner Zeit Zöllner bei einigen Fixsternen und Planeten durchgeführt hatte, neben der spektroskopischen Mappirung auch heute noch eine nützliche und dankbare Aufgabe bilden würde. Kbr. Altmann, Rieh., Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. 2. Autl. Leipzig. 32 M. Bachmann, Reallehr. Otto, Leitfaden zur Anfertigung mikro- skoiiischer Dauerpräparate. 2, Aufl. München. 6 M. Bastian, A., Ccuitroversen in der Ethnologie. Berlin. 2,40 M. Bastian, Adph., Vorgeschichtliche Schöpfungslieder in ihrem ethnischen Elementargedanken. Berlin, .'i M. Caro, Chem. N., Darstellung von Chlor- und Salzsäure unabhängig von der Lelilanc-Soda-lndustrie. Berlin. 3 i\I. Dölp, weil. Prof. H., Die Determinanten, nebst Anwendung auf die Lösung algebraischer und analytisch-geometrischer Aufgaben. 4. Aufl. Darmstadt. 2 M. Freytag, Gust.. Karte der Hochalpen-Spitze und des Ankogel- Gebietes. Wien. 2.50 M. Inhalt: (If to Am mon: Die natürliche Auslese beim Menschen. (Schluss.) — 65. Versammlung iler Gesellschaft deutscher Karurforscher und Aerzte in Nürnberg. V. — M'iederkäuende Menschen. — Beitrag zur Autotomie. — • Angebliche Nicht-Ausrottung des ameri- kanischen Bisons. — Ueber die Vernichtung der Feldmäuse. — Der gegenwärtige Stand des Breiten-Problems. — Ein neuer Stern. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Brehsu's Thierloben. — Dr. Harry Gravelius: Lehrbuch der höheren Analysis, — L. Carnot: Hetracdituugeu über die bewegende Kraft des Feuers und die zur Entwickelung flieser Kraft geeigneten Maschinen (1824). — Ein Catalog der farbigen Sterne. — Atti dolla Reale Accademia dei Lincei, Rendiconti. — Das Akademische Berlin. — Liste. 564 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. „Linnaea", Naiurhistorisclies Institut. (Naturalien- Berlin NW. & Lehrmittel-Handlung.) Luisenplatz 6. Natiirwisseiiseliafteii. Als Geschenke ompfelilon wir für die reifere Jagend (Sammlungen Mineralien : 25 Arten kl. Formiit .... 20 „ gr. „ .... 25 Erze incl. Gold und Silber M. -..- „ lü.- „ 12.- Versteinerungen : 2.t Arten aller Forma- tionen 15 M., ."lO desgl. 26 M., lou desgl. .50 M. Conehylieii: (Muscheln und Schnecken.) 30 Arten der tropischen Meere S M-, 5o desgl. der ganzen Erde (Land, Süsswasser und Meer) 15 M., loo desgl. der ganzen Erde (Land, Susswasser und Meer) 30 M., 50 desgl. Land und Süsswasser Dcuischlan.is 10 M.. 25 desgl. der Eurojjäischen Meere S M. 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VIII. 1893 \r. 14 jiniiiiiHiiiiiiiiiiiidlilllilllllhiiiliiilii nitniiiTiTü 5^ämmHiche pholograph, Arrtktl V 1; 'r: ?s kj^f^l^jk)^'^ I ^«^J'^SfS'l^r. WeihiLichtsgescheiik ! „C0lUmbUS"-<';iitier:i mit StMtiv n VAÜstäiidis^or .Vusrüstuiig- (9/12 etn ,,Westendorp i<: Wehiier"- Plattcn e!c.) in g'utfr Ausfiilivttiif;-. Prtis M. 30, !! Sauerstoff | jin Stalilc.ylindei-n.: Dr. Th. Elkan, iH.'fliii N., Tegeler Str. 15.1 Soeben erschienen: Antifinav. - Catalog Nr. 252. AlteMedicin. Anatomie, Balneo- logie. Kräutcrbüciier. Volks- medizin. Naturwissenschalten, Umfangreicher Catalog, meist alte seltene Werke au-< früheren .Tahrhunderten enthaltend. J. Sclieible's Aiitiiiiiariat. Staitt<>'sart. MllimilllimilMIMIIIIIMIIIIIimilllllH'H II ♦♦♦♦>♦♦♦♦♦#♦♦♦>♦♦♦♦♦♦ Verlag von Friedr. Yieweg & Sohn in Itraunsehn ei{>;. (Zu beziehen durch jede BuchhandUing.) Soeben erschien: PflanzeDphyslologisclie Versuche, für die Schttle zusaiiiincngestellt von Dr. Walter Oels, Olic-rlflii-rr ii. Löiv. 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R n nrogeii-Gcschäf'ten a s. w. SjiP~ Dieser Nummer liegt ein Prospekt der b^irma T. O. Weigel Nachf. in Leipzig, Itetrefiend: „Naturwissenschaft- liche M'erke'' bei, den wir hiermit besonderer Beachtung empfelil Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniti, Berlin N. 4., luvalidenstr. 44, für den Inseratentheil: Hugo Beinstein in Berlin. Verlag: Ferd. Diimmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin S\V. 12. ^v^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VIII. Band. Sonntag, den 17. Decenil3er 1893. Nr. 51. Abonnement : Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Poat- anstalten, wie bei der Expedition. Dei- Vierteljahrspreis ist Jl 4.— Bringegeld bei der Post LS 4 extra. Inserate : Die viergespaltene Petitzelle 40 ■)<. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahnie bei allen Annoncenbureaox, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständiger C^aellenangabo gestattet. Ueber Aufnahme und Speicherung von Kupfer durch die Pflanzenwurzeln. Von \)\-. Ricli. --^2-''%vO/ Hooliacliule zu Berlin. ^~Ö^ Ä K»" Die Aufiialime und .Speieberung des Knjjfers, (ider l)esser gesagt von Ki^ipt'erverbiudungeu diivcli ilip Pflanze^ ist schon seit /iemücli lauger Zeit der Gegenstand vieler wissensehaftlielicr Untersucliungen gewesen, iiacli welchen das Kupfer jedenfalls als weit verbreitet im Ptlanzen- reiebe angesehen werden nmss. Ebenso ist durch die- selben auch wohl endgültig der Beweis erbracht, dass die Verbindungen des Kupfers von den Pflanzen aufgenommen und gesiieichert werden können. Allerdings divergiren bezüglich der Art und Weise dieser Aufnahme und Speicherung die Ansichten der einzelnen Forscher gar sehr. — Da es nun nicht luög- lieh ist, diese Ansichten hier im Einzelnen kurz wieder- zugeben, so sei hinsichtlich dieses Punktes auf das vor Kurzem erschienene, .sehr interessante Buch des Professors Dr. A. Tschirch in Bern: „Das Kupfer vom Stand- punkte der gerichtlichen Chemie, Toxikologie und Hygiene u. s.w." (Stuttgart, F. Enke, 1893) ver- wiesen, welches neben il.:'n eigenen Forschungen des Ver- fassers auch die sehr ausführliche Litteratur der Kupfer- frage in ihrem ganzen Umfange enthält. Im Xaehfolgenden werde ich alsf» vorwiegend nur die Ergebnisse neuerer Untersuchungen, betreffend die Aufnahme und Si)eicherung des Kupfers durch die i'tianze, anführen und im Anschluss daran einige Versuche über das Verhalten der Pflanzenwurzeln gegen Kupfcrsalz- lösungen mittheilen, welche ich vor einiger Zeit im ]>flanzen- physiologischen Institut der Kgl, Landwirthscbaftlicheu Hochschule zu Berlin ausgefülirt habe. Schon im Jahre 1832 hat de CandoUe^'O die An- sicht vertreten, dass das Kupfer von den Pflanzen auf- genommen werden kann, und nach den Untersuchungen Forschammers**), im Jahre 18.55, gehört da.sselbe zu *) Physiologie vegetale ISS'i 1, S. 889. **) Poggend. Ann. XIV S. 60; Jahrbueli der Clieiiiio 185,0, VIII, S. 987. den von den Pflanzen aus dem Boden aufnehmbaren Me- tallen, und zwar sind es nach der Ansicht dieses Forscliers die Alkalichloride, welche das Kupfer im Boden hislich machen. Gorup-Besanez*) zog dann einige Jahre später (1863) Pflanzen (Polygonum Fagopyrum, Pisum sativum, Seeale cereale) in mit Kupfer- carbonat gemischtem Boden, vermochte aber nicht Kupfer in der Ernte nachzuweisen. Entgegen dieser letzteren Ansicht sprechen dann für die Aufnahme von Kupfer durch die Pflanze neuei-e V^ersuche von Francis Phillipps (1882)**) mit Kupfer- carbonat bei Geranium, Colea, Ageratura, Achy- ranthes nnd Viola tricolor. Ebenso wies Freitag (1882) in den Blattern der Eichen und Birken bei Mansfeld Kupfer nach und glaubt, dass Kupfer in grösserer oder geringerer Menge von der Pflanze absorbirt werde. Hierzu im Gegensatz soll wiederum nach im botanischen Garten zu Erlangen angestellten Versuchen f) (1888) Kupfer nicht von der Pflanze aufgenommen werden. Auch A. Tschirch hat sich, wie erwähnt, in neuester Zeit sehr eingehend mit dieser und anderen, das Kupfer betreffenden Fragen beschäftigt. Nach seinen im Jahre 1891 und 1892 mit Kupfersulfat bei Weizen und Kartoffeln angestellten Versuchen -ff) wird das Kupfer unzweifelhaft von den Pflanzen aufgenommen, und zwar mehr bei doppelter als bei einfacher Kupferung; aber seihst bei starker Kupferung des Bodens nur in geringer Menge. Eine schädliche Wirkung des Kupfers auf die Pflanzen beobachtete Tschirch bei diesen Versuchen nicht, obwohl auf eine 2 qm grosse Fläche im Ganzen 4 kg Kupfer- *) Ann. d. Cheni. u. Pharm, L8G3. S. 243. **) Cheni. News XLM, 1882, S. 224. ***) Bot. Centrallil. Xll, 1882, S. 127. t) Bot. Centralbl. 1888, S. 36."). tt) Tschirch: Das Kupfer u. s. w., Stuttgart, F. Knke, 189;}, S. 13 u. folg. 566 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51 Sulfat gebracht waren; die Pflanzen entwickelten sich normal, trugen normale BlUthen und Früchte, während nach Francis Phillipps*) grössere Mengen Kupfers giftige Wirkungen auf die Pflanzen ausüben sollen, indem (lie Ausbildung der Wurzeln gestört, die Lebensthätigkeit der Pflanzen geliennnt oder die Pflanzen auch ganz und gar getödtet werden. (Nach Tscliirch mag dieses für Niihrstofflösungen zutreffen, wo die Wurzeln in der Kupfersulfatlösung schweben und noch ganz andere Wir- kungen mit im Spiele sind, für den Boden nicht.) Nach Tschirch's weiteren Untersuchungen ist die lebende Pflanze im Stande, Kupfer sowohl durch die Wurzeln als auch durch die Epidermis aufzunehmen, und wird es auch immer aufnehmen, wenn es iiir im Boden geboten wird. Da nach diesem Forscher aber wohl alle Ackerböden Kupfer enthalten, so ist die Möglichkeit auch nicht ausgeschlossen, dass auch alle Pflanzen kleine Mengen davon aufzunehmen vermögen. Haselhoff**) hat dann vor Kurzem bei seinen Unter- suchungen über die schädigende Wirkung von kupfer- sulfat- und kupfernitrathaltigem Wasser auf Boden und Pflanzen unter anderem gefunden, dass kupfersalzhaltige (kupfersulfat- und kupfernitrathaltige) Rieselwasser die Pflanzennährstofl'e des Bodens, besonders Kalk und Kali, lösen und auswaschen, während dabei Kupferoxyd vom Boden absorbirt wird. Bei fortdauernder Berieselung kann durch diese Absorption dann schliesslich soviel Kupfer im Boden angehäuft werden, dass dasselbe auf die Pflanzen schädlich wirken und die Fruchtbarkeit des Bodens ver- mindern muss. — Weiter zeigten Wasserkulturversuche ndt wachsenden Pflanzen (Mais und Pferdebohnen) in kupfersulfathaltigem Wasser beim Mais eine schädliche Wirkung des Kuitfersulfats bei 0,005 gr. CuO pro 1 1. ; bei den Bohnen hingegen eine nachtheilige Wirkung auf das Wachsthum erst bei 0,010 gr. CnO pro 1 1. Grössere Mengen Kupferoxyd Hessen die Krankheits- erscheinungen um so schneller und intensiver auftreten. Nach Haselhoff's Versuchen sind mithin lösliche Kupfer- salze für die Pflanzen schädlich, diese schädigende Wir- kung tritt bei einem Gehalt von 0,010 gr. CuO pro 1 1. auf, während bei 0,005 gr. CuO pro 1 1 noch keine durchgreifend schädliche Wirkung vorhanden ist. Schliesslich haben auch meine eigenen Versuche***), welche ich zur Entscheidung obiger und ähnlicher Fragen im Sommer 1891 im pflanzenphysiolog. Institut der Kgl. Land- wirthschaftl. Hochschule zu Berlin nach Art der Wasser- kulturcn mit mehr oder weniger kupferhaltigen und kupfer- freien Lösungen bei verschiedenen Pflanzen angestellt habe, ergeben, dass in der That das Kupfer giftige Wir- kungen auf die Pflanzen ausübt, die Ausbildung der Wurzeln stört und die Lebensthätigkeit der Pflanzen hemmt oder dieselben gar tödtet, wenn die Pflanzen mit ihren Wurzeln nach Art der Wasserkulturen in mehr oder weniger concen- trirten Kupfersulfatlösungen wachsen. Meine Versuche bezweckten im Wesentlichen Folgendes: 1. einmal genauer morphologisch die Ausbildung des Wurzelsystems, sowie auch der oberirdischen Theile bei verschiedenen Pflanzen (Phaseolus vulgaris, Zea Mays, Pisum sativum) zu verfolgen, wenn die- selben längere Zeit mit ihren Wurzeln in Kupfer- sulfatlüsungen sowie in destillirtem und Wasser- leitungs-Wasser wachsen, **) Landwirth. Jahrb. Bd. XX, 1891, S. 2Ö1. ***) Ausfülirlicher sind dieselben initgethoilt uuter dem Titel : „Untersucliungen über das Verhalten der PHanzenwurzeln gegen Kupl'ersalzlösungen'' (Zeitscln-il't für PHanzcnkrankbeiten, 1893, Bd. III, Heft üj. 2. festzustellen, ol) sich in diesen Fällen Kupfer in der Wurzelmasse in bedeutenderer Menge ansammelt, ob dasselbe also in dieser sehr löslichen Form von den Wurzeln mit Begierde aufgenounnen wird und als solches in den Wurzeln resp. den ober- irdischen Tbeilen naclizuweisen ist. Ueber die Versuche im Einzelnen, sowie die Versuchs- anstellung selbst sei auf meine oben citiite ausführlicliere Abhandlung in der Zeitschrift für Pflanzenkraidvlieitcu, 1893, Bd III, Heft G, verwiesen. 1. Die Versuche mit Phaseolus vulgaris in destillirtem Wasser, Leitungswasser und Lei- tungswasser mit Knpfersalzlösung ergaben unter anderem, dass für Phaseolus eine verdünnte Kupfer- salzlösung (0,00699 gr CuO pro 1 1), selbst wenn die Wur- zeln in dieselbe eintauchen und sich eigentlich recht ab- norm entwickeln, doch nicht allzu schädlich zu sein sclieint, wie ja auch nach dem Versuch von Haselhoff bei der Bohne die schädliche Wirkung erst bei 0,010 gr CuO pro 1 1 eingetreten ist. Die Wurzeln der Pflanze waren fast ausnahmslos stark gebräunt, einige jüngere, noch weisse Wurzeln zeigten auch schon mehr oder weniger kranke Stellen. Die" Bräunung war stets am stärksten an den Endt'n der Wurzeln und den Ansatzstellen der Neben- wurzeln. Die chemische Untersuchung der Gesammtvvurzelmasse auf Kupfer ergab bloss mit Ammoniak eine ganz minimale Blaufärbung, "welche also nur auf eine sehr geringe Spur Kupfer in der Wurzelmasse deutet, während mit Schwefelwasserstoff" und Ferroeyankalium keine Kupfer- reaction erhalten wurde. Die auf gleiche Weise unter- suchten Sprosse (Stengel nebst Blättern) Hessen hingegen nicht die geringste Spur Kupfer mit diesen drei Eca- gentien erkennen. Die Phaseoluspflanze hatte also trotz ihres krank- haften und kümmerlich ausgebildeten Wurzelsystems keine irgendwie erhebliche :\Ienge Kupfer von der Kupfer- suifathisung (6,99mg CuO enthaltend), in welcher die Pflanze sich mit ihren Wurzeln über 4 Wochen befunden, in den Wurzeln gespeichert. Und noch viel weniger hatte sich Kupfer in den oberirdischen Theilen der Pflanze angehäuft. 2. Die Versuche mit Maispflanzen in Leitungs- wasser, destillirtem Wasser, verdünnter und con- centrirter Kupfersulfatlösung, wo je 4 ursprünglich normale Pflanzen in Lösungen, die, wie folgt, zusannnen- gesetzt waren: A. B. 3,5 1 VVasserleitungs - Wasser Zfi I destdhrtes Wasser + 1 1 5 ecni + 17.5 com Normahuilirstott- Normalnährstofl'lösung. lösung. t . 3,5 1 Wasserl.-Wasser + 175 ecm Noruiahiährstofflüsung-fO,078 gr Kupfersulfat = 0,0fit7gr Cu. wuchsen, ergaben, dass alle 4 Pflanzen der Culturen A., B. und ganz besonders bei C, während sich die Pflanzen 3 Wochen lang in der Kupfersulfatlösuug ent- wickelt hatten, auch nicht die geringste Spur Kupfer in den Wurzeln gespeichert hatten. Dagegen zeigten sänuntliche Pflanzen in C. eine ganz anormale unterirdische, wie oberirdische Entwickelung, die nur auf die Anwesenheit des Kupfersalzes in der Culturlösung zurückzuführen ist. Die in der Gesannntwurzelmasse aUer 4 Pflanzen von der Cultur D. angetroffene, sehr minimale Spur Kupfer (sehr geringe Blaufärbung mit NHg) Hess sich quantitativ gar nicht bestimmen, so dass also auch in diesem Falle wohl kaum von einer Si)eicherung von Kupfer in der Wurzel gesprochen werden kann. Andererseits trat aber I D. 3,51 Wasserl.-Wasser -\- 175 ecm Norinalnilhrstott'lösung+0,15Ggr Kupfersulfat = 0,0394 gr Cu. Nr. 51. Natnrwissenscliai'tliche Wochenschrift. nCu auch liier wieder der scli;ldii;ende Einflus.s des Kupfer- salzes auf die Wurzeln sowohl wie auf die oberirdischen Theilc sehr deutlich hervor. 3. Die in ganz gleicher Weise, wie bei B., mit Erbsenpflanzen ausgeführten Versuche in Lei- tungswasser (A.), destillirteni Wasser (ß.), ver- dünnter (C.) und concentrirter (D.) Ku|)fersulfat- lösuug zeigten bei der späteren cliemisciien Prüfung auf Anwesenheit von Kupfer in den Wurzeln als auch in den oberirdischen Theilen (von je 4 Pflanzen) folgendes: A. ganz frei mz frc Unterirdi.se li: gunz frei eine geringe Spur (aehv ge- ringe Färbung mit NH,). 0 Vi e r i r d i s c h : ganz frei. ganz frei. D. eine Spur (ge- ringe Färbung mit NH,i). ganz frc Es war also auch liier bei je 4 Erbsenpflanzen die Kupferaufnahnie in den Wurzeln, nachdem dieselt)en über 41/0 Wochen sich in der Kupfersulfatlösung befunden hatten, eine äusserst minimale und quantitativ durchaus nicht bestimmbare, während die oberirdischen Organe vollständig frei davon waren. Sehr hervor- tretend war dagegen auch im vorliegenden Falle eine durcli die Gegenwart des Kupfersullats veranhisste Schädi- gung sowohl der Wurzeln als auch der oberirdischen Theile aller Pflanzen in C. und D. Diese Versuche zeigen also auch, wie dies ja schon Haselhoff (1. c.) ausgesprochen, dass die Pflanzen in ku])fersulfathaltigeni Wasser geschädigt werden; das Wurzelsysteni erfährt eine ganz abnorme Ausbildung, ebenso die oberirdischen Theile. Andererseits haben sie dargethan, dass die Pflanzen (Bohnen, Mais, Erbsen) selbst bei langem Verweilen ihrer Wurzeln in einer verhältnissmässig concentrirten Kupfer- sulfatlösung so gut wie gar kein Kupfer aufgenonimen haben. Würde man andernfalls nicht in der Gesammt- wurzelmasse (von 4 Pflanzen) bei der den Pflanzen zu Gebote gestandenen bedeutenden Kupfermenge auch mit den anderen Reagentien (Seh wefcl wasserstofl' und Ferroeyan- kalium) Kupfer-Keactionen erhalten haben und nicht bloss eine ganz minimale Blaufärbung mit Ammoniak"? Das lebende Protoplasma lässt jedenl'alls das Kupfer osmotisch sehr schwer oder vielleicht gar nicht eindringen. Augen- scheinlich kann aber die Berührung mit Kupferlösung für die Zelle tödtlich wirken; in todte Zellen aber wird natür- lich Kupferlösung eindringen. Sonst hätte sich das Kupfer, wenn es wirklich in irgendwie erheblicher Menge von diesen Pflanzen aufgenommen wäre, auch wohl in den oberirdischen Theilen nachweisen lassen müssen, was auch niclit der Fall gewesen. Es erscheinen auch mir, ebenso wie liumni=-j, nacii dem Vorstehenden die Resultate von Pichi**) höchst unwahrscheinlich, welcher nach Zuführung sowohl von gelöstem als auch von gepulvertem Kupfersulfat durch die Wurzeln bei der betretfenden Pflanze Krystalle von Kupfervitriol im Innern der Mcsophyllzellen, namentlich in der Nähe der Mittellippen, mikroskopisch gefunden haben will. Hiernach mUsste ja das Kupfer in ausser- ordentlich grosser Menge ohne Schaden von der Pflanze aufgencnnmen sein; das scheint aber nach den vorstehenden Untersuchungen sehr wenig wahrscheinlich, ganz abgesehen davon, dass nach Untersuchungen von Nägeli Kupfer ein sehr scharfes Gift für Pflanzenzelleu ist. *) Ber. d. Deutsch, bot. Ges., 1893, Bd. XI, S. 79 u. folg. **) Lltalia agricola, 1889, No. I, ferner Bolletino della Soeieta Italiana, 1892, S. 203. 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg vom 11. bis 15- September 1893. VI. V. Henseu: Mittheilung einiger Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung. — Die untersuchte Meeresstrecke hat gut 15 000 See- meilen betragen. Am 18. Juli schwammen wir nördlich Schottland auf dem einsamen Ocean. Einsam in Bezug auf jedes sichtbare Leben, denn nach den von Dr. Dahl ausgeführten Zählungen aller deutlich sichtbaren Vögel wurde auf unserer Reise 28 Tage lang überhaupt kein Vogel gesehen, nnd in 67 weiteren Tagen wurden nur 71 Vögel gezäiilt. In dieser Richtung erwies sich der Ocean etwa 160 mal einsamer als die Mitte der Nordsee, wo es doch schon einsam genug ist! Das Fundament für unser Unternehmen bildete erstens die Zuversicht, dass meine Fangmethode sieh bewähren werde. Diese besteht hauptsächlich darin, dass ein grosses Netz aus sehr feinmaschigem Zeug mit relativ engem kaum meinem Brustumfang entsin'echenden Ein- gang leer in die Tiefe hinaligesenkt und dann tischend vertical in die Höhe gezogen wird. Dadurch sollte eine für die specielle Untersuchung und Zählung ausreichende Menge der in den verschiedenen Tiefen unter der Olieifläche sich aufhaltenden Organismen gewonnen und wohlerhalten zu Tage befördert werden. Früher hatte man die Netze lediglich horizontal gezogen und an die Möglichkeit nicht geglaulit, durch einfachen verticalen Aufzug, genügendes Material zu erhalten; da ich aber mein Verfahren schon vielfach und sogar auf dem Ocean selbst geprüft hatte, durfte ich dessen sicher sein. Ich hatte einzig die Be- fürchtung, dass die Fänge vielleicht zu gross ausfallen und das Netz verstopfen könnten, aber das ist nicht einge- treten, die 3Iethode hat sieh bewährt. Wir bekamen also bei einem Zug aus gleicher Tiefe ein Filtrat gleicher Wa.sserinassen und den Inhalt aller Schichten einer gleich langen und gleich dicken Wassersäule und konnten nicht nur relativ, sondern auch, in Folge von Bestimmungen über die Durchlässigkeit des Netzzeuges, absolut bestimmen, was sich unter einer Meeresoberfläche von entsprechender Grösse vorfand. Unser Fundament bildete zweitens die Hoffnung, dass die Organismen im Meere gleiehniässig genug vertheilt seien, um zu erlauben, aus regelmässigen Stichproben einen Rüekschluss zu machen auf das Verhalten weiter Mecresstrecken, d. h. auf Flächen von tausenden von Quadratkilometern. Diese Hoffnung beruhte auf meinen praktischen Erfahrungen in der Ostsee, die trotz relativ ungünsliger Verhältnisse schon eine grosse Gleiclimässig- keit in der Vertheilung des Planktons erkennen Hessen, ferner auf der Erwägung, dass bei den so gleichartigen Lebensbedingungen in dem Ocean die Vertheilung kaum anders als gleiehniässig sein könne. In der Thal \\ ird wegen der absoluten Abhängigkeit der Productiu, den die Küsten, den die Flüsse, den das Festland fortwährend an das Meer abgeben. Durch unsere Expedition wird festgestellt, dass sich überall in den von uns befahrenen Theilen des Meeres Bestandtheile der Küstengewässer vorfinden und dass es nicht allzu lange Zeit gedauert haben kann, ich meine Iniclistens ein Jahr, bis Theile des Küstenwassers in die 'SliüQ des Oceans gelangt sind. Der langwierige Streit über die Sargassowiesen mitten im Atlantic dürfte durch unsere Expedition definitiv dahin erledigt sein, dass die Pflanzen vergehende Theile der Küstenbewachsung sind. Grosses Gewicht ist ferner darauf zu legen, dass wir überall ziendich zahlreiche Larven von Thieren nach- weisen, die nur von den Küsten herstammen können, Larven von höheren Krebsen, von Schnecken, von Muscheln, von Seesternen und von Actinien, ja sogar eine ]\lilbe der Flussmündung bei Para wurde von Hrn. Dr. Lohmann 600 Seemeilen vom Laude treibend aufgefischt. Wo wir mit unserem kleinen Netz auch nur ein Thier fingen, haben wahrscheinlich Milliarden desselben getrieben. Diesen Thatsaehen reiht sich die wichtige Erfaln-ung an, dass die hohe See entschieden arm an Masse der trei- benden Organismen ist, ärmer als die Küste; diese ist wiederum ärmer als die Buchten und Flussmündungen. Die eigentlichen Brackwasser zeigten mir freilich eine etwas verminderte Fruchtbarkeit, aber nach den cpianti- tativcn Untersuchungen des Hrn. Dr. Apstein sind wieder- um viele Landsecn l)cdeutend reicher an treibendem Ma- terial als die Buchten der Küste. Es ist schon durch die Challenger-Expedition erkannt worden, dass die Bewohner der oceanischen Tiefen an- zusehen sind als von den Küsten her ausgewanderte und dann modificirte Formen; es liegt nahe, zu fragen, ob Aehnliches für die Wesen des Planktons anzunehmen sei? Ob etwa gar der Wohnsitz der treibenden Bewohner des Oceans nur an den Küsten ab hängen liege, da, wo der Grund noch erreichbar, nur bis 100 und 1000 m abfällt. Die bisher vorHegenden, niemals quantita- tiven Untersuchungen schienen diese Möglichkeit nicht sicher auszusehliessen. Unsere Expedition verneint für die gegenwärtige Zeit ein solches Verhalten, denn wir finden zwar bei xVnnäherung an die Küsten und bei län- gerer Fahrt nahe dem Abfall in die Tiefe eine gewisse Nr. 51. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. h(\'.} Verniehning der meisten Pianlcton-Organismen, aber diese Vermehrung ist nicht entfernt s o gross, dass man die Fänge mitten im Ocean lediglich aus einer Zerstreuung der an den Küsten entstehenden Massen deuten könnte. Ferner ist die Thatsache ausgiebig festgestellt worden, dass es eine Reihe von Thieren giebt, die sicli n u r auf hoher See finden, die aber in der Nähe der Küsten, selbst schon über Tiefen, die mehr als 400 Meter be- tragen, verschwinden oder nur in grösster Spärlichkeit angetroffen werden. Auf Bermuda lagen wir im Gezeiten- strom nur 500 Meter von der freien See entfernt, wo die Küste rasch zu grossen Tiefen abfällt. Trotzdem war das Plankton völlig verändert. Ein Zug fing dort z. B. 3821 Larven von Borstenwürmeru, während die 10 be- nachbarten Hochseefänge davon zusammen 41 Stück er- gaben. Die Krebsgattung der Corycäiden war auf Ber- muda gar nicht vertreten, während die 10 Fänge aus der Nachbarschaft davon 3177 Stück ergaben; ähnlich war der Unterschied bezüglich sehr vieler anderer Formen. Ich ver- mag noch nicht diesen merkwürdigen Ausfall der Hochsee- thiere in einem gleichsalzigen und gleichwarmen Küsten- wasser theoretisch zu begründen. Dass eine besondere Fauna auf der hohen See ausgebildet ist, hat man schon seit langer Zeit angenommeu, eine genaue Abgrenzung derselben wird von der Expedition mit Hülfe vieler nume- rischen Beispiele vorgenommen werden können. Trotzdem also der atlantische Ocean überall eine gewisse, wenn auch nicht allzugrosse Zufuhr von Stoffen und Organismen aus dem Lande und von den Küsten erhält, hat sich doch in ihm ein besonderes, selbstständiges Leben entwickelt. Dementsprechend sieht man in den tropischen Theilen des Oceans rings um das Schiff die fliegenden Fisclie sehweben, Physalien mit ihren faustgrosseu violetten Schwimmblasen vor dem Winde treiben, die weiss schimmernden Kämme der Velellen hin und her kreuzen, und bei stehendem Schiff Porpiten, die kleinste Art der Segelqualleu, auf der Wasserfläche dahin gleiten. Dann sieht man auch die kleinen Seespinnen auf den Wellenkänmien laufen, die mehr als fingerlangen Schleimmassen gewisser Radiolarien- colonien stossen gegen die Oberfläche, während in der Tiefe einige Fische, Rippencjuallen, Pyrosomen, Salpen, Siphonophoren und selbst manche Krustenthicre dem auf- merksamen Auge erkennbar werden. Im Norden mit seinem trüberen Wasser sieht man freilich nichts von diesen Thieren, aber das Netz füllt sich mehr mit Thieren und Pflanzen als im Süden. Die Körper dieser Organis- men gehen bis zu unsichtbarer Kleinheit hinab, immerhin findet diese Kleinheit eine Grenze, die, wie Hr. Sachs ausgeführt hat, durch das Raumerforderniss des Zellen- inlialts bedingt wird, aber auch wohl durch die absolute Grösse des Eiweissmoleküls angewiesen sein dürfte. Ab- gesehen von einigen spärlich vorkommenden Bacterien überschreiten selbst die kleinsten Formen um ein Viel- faches, die Grösse der menschlichen Blutkörperchen. Diese kleinsten Formen stehen an Häufigkeit stets und entschie- den den grösseren einzelligen Wesen nach. Ich habe mir im Verein mit Hrn. Dr. Schutt auf einer früheren Fahi-t in den Ocean grosse Mühe gegeben, durch möglichst dichtes aber noch durchlässiges Zeug selbst die sehr kleinen Formen alle zu gewinnen, aber dabei vermehrte sich ihre relative Anzahl nicht erheblich, so dass icli die Dichte des für das Planktonnetz gebrauchten Zeuges für ausreichend halten darf, um uns, wenn auch nicht die ganze Masse, so doch eine genügende An- zahl der verschiedenen kleinsten Formen vor Augen zu führen. Sobald man die Verhältnisse auf dem Lande zum Maassstab ninmit, fällt es recht auf, dass das gleichzeitig- vorhandene Volumen an Pflanzen gegen das vorhandene Thiervolumen sehr zurücktritt. Das ist ein ausgesprochener Charakter des Hochsce- Planktons. Die nähere Untersuchung der Fänge ergiebt, dass die verschiedenen Theile des Oceans trotz ihrer voll- ständigen und l)reiteu Continuität verschiedene und cha- rakteristische Bewohner hal)cn. Nicht nur, dass in den grösseren Tiefen bis mindestens 5000 Meter hinab ganz besondere Formen, wenn auch in grosser Zerstreuung, leben, was zuerst Hr. Chun nachgewiesen hat, son- dern die Oberfläehenbewohner halten sich zu einem gewissen Tlieil streng an gesonderte Provinzen, d. h. nur dort können sie leben, in anderen Regionen gehen sie zu Grunde. Durch den Florida- und Golfstrom ist der Süden scharf vom Norden getrennt, im Süden und im Norden unterscheiden sich viele Bewohner des Ostens von denen des Westens, doch sind namentlich im Süden, der eine grössere Mannigfaltigkeit von Gestalten aufweist, noch weitere, besondere Gebiete zu unterscheiden. Diese Scheidung ist nicht so zu verstehen, dass in jedem Bezirk nur neue Formen auftreten, sondern so, dass einige Arten auf bestimmte Kreise beschränkt sind, während sich an- dere, ja die Mehrzahl, auf sehr weite Regionen hin aus- dehnen, oder gar kosmopolitisch sind. Wir haben viele Formen, die sich ausgesiirochen in der einen, viele, die sich deutlich in der anderen Weise verhalten, selbstver- ständlich finden sieh dann auch Zwischenformen. Die Untersuchungen sind aber noch nicht weit genug fort- geschritten, um ganz allgemeine Angaben machen zu krmnen. Man kann gespannt darauf sein, wie sich dabei die absoluten Mengenverhältnisse herausstellen werden. Ich kann berichten, dass innerhalb der einzelnen Genera die weitverbreitetsten Arten an Menge der Individuen ausserordentlich die engverbreiteten .\rten übertreffen und dass die letzteren da, wo sie vorkommen, nicht gerade besonders gut zu gedeihen pflegen, die einen besser, die anderen schlechter, einige sehr wenig gut. Mehrfach wiederholt es sich für ein Genus, dass die am weitesten verbreitete Art gegen 50 "/u f^er ganzen Genussunmie, die enger verbreiteten 30 "/q, 10 %, 7 "/o ausmachen, während auf die ziemlich häufig gefundenen, ganz eng begrenzten Avteu nur 1 7o oder weniger fallen. Es fragt sich, wo- durch ein so eigcnthümlichcs Verhalten zu erklären istV Dass die bctrefi'cnden Formen besonders wählerisch und zart sein, dass sie einen nur feinen Lebensfaden haben werden, darf wohl angenommen werden, aber warum sind sie so beschaffen? Sind es neu entstehende, sind es alte vergehende Formen, oder floss vielleicht gerade in der Periode unserer Reise die ihnen adäquate Nahrung be- sonders spärlich? Letztere, scheinbar am nächsten lie- gende Erklärung nuichte ich nicht gelten lassen, denn hei der Gleichförmigkeit der Zustände auf der See, Itci der Gleichniässigkeit des Klimas in den Tropen, findet sie zu wenig Unterstützung; namentlich aber sind die selten vor- kommenden Arten fast immer neu, die weitverbreiteten fast immer schon beschrieben. Kämen von den selteneren Arten zu anderen Zeiten grössere ]\Iengen vor, so wären sie sicher schon aufgefunden worden. Würde es sich bei dieser Sache nur um einzelne Arten weniger Familien handeln, so wäre es wohl aussichtslos, nach dem „wes- halb'- zu fragen, da uns aber mit numerischen Angaben gestützte und zahlreiche Beispiele aus den verschiedensten Pflanzen- und Thierfamilien vorliegen werden, so lässt sieh mancher Beitrag zu dieser, die Descendenzlein-e Ite- rührenden Frage erwarten. Es wird festgestellt, dass Arten eines Genus, die zu- nächst auf Grund bestinnnter Structuren von den anderen Arten des Genus unterschieden werden, sich überdies noch dadurch auszeichnen, dass sie riiuiidich, also in ,Vb- hängigkeit von physikalisch - geographischen Zuständen 570 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51 enger oder weiter verbreitet sind, und dass sie mit ab- solut i;erini;er oder grosser Individuenzalil in die Masse des Genus und in die Masse aller Meeresorganismen ein- gehen. Durch diese Feststellungen werden eine Anzahl einfacher Gleichungen gewonnen, die es g-estatteu sollen, falsche Vermuthangen zu eliminiren und eine oder die an- dere unbekannte Grösse zu bestimmen, d. h. auf andere Grössen zu reduciren. Natürlich uiuss man der Daten, auf die man sich stützen will, sicher sein. lu einer grossen Reihe von Gattungen, namentlich unter den einzelligen Wesen, haben wir alle bisher bekannten inid eine grosse Zahl unbe- schriebener Formen erworben. Das giebt aber keinen genügenden Maassstab, weil man sich früher mit so kleinen Wesen der Hochsee wenig beschäftigte. Von höheren Organismen sind, soweit bis jetzt die Untersuchung reicht, viele Familien in unseren Fängen vollzählig vertreten, so- fern sie in unserem Gebiet, also südatlantischer, arc- tischer und antarctischer Ocean, Mittelmeer und Nordsee ausgeschlossen, gefunden worden sind. Zu den 17 bisher in dem Atlantic beschriebenen Salpeu und Dolioliden hat Hr. Traustedt zwei neue Salpen hinzufügen können. Eine, behufs der zonalen Vertheilung fortgeführte Unter- suchung der Hrn. Borgert und Apsteiu hat ergeben, dass jedenfalls alle Dolioliden und alle schon bekannten Salpen gefangen wurden. Für die höheren Krebse lässt sich aus der 15earl)eitung von Hrn. Dr. Ortniann ent- nehmen, dass zu den etwa 47 bisher sicher als den pelagischen Hochseeformen zuzuzählenden Dekapoden und Mysideen 11 neue Arten hinzukommen, während 9 bereits beschriebene Arten nicht gefangen worden sind. Viele Hunderte unserer Krebschen hatten frei- lich in dem wilden Trubel in den mit Fang gefüllten Gläsern und durch die nachträgliche Auslese ihie charak- teristischen Merkmale verloren, so dass unter ihnen noch einige der vermissten Species enthalten sein könnten. Ausserdem vermochten gerade diese Krebschen vermöge ihrer grossen Beweglichkeit dem Netz leicht zu entfliehen. Rechnet man, dass auf 38 bekannte 1 1 neue Arten ge- fangen wurden, so werden für die 9 nicht gefangenen noch etwa 3 unbeschriebene Arten zu erwarten sein. Mögen auch di'eimal so viele neue Species noch vor- konunen, so wunderbar reich, M'ie man es bisher gerne wollte, dürfen wir uns die Mannigfaltigkeit des Oceans nicht mehr vorstellen. Sobald die Arten auf zwcige- schleclitliche Fortpflanzung angewiesen sind, können sich die Individuen wenig \veit von einander entfernen, sonst würden sie sich nicht vereinigen können, daher beruht es nicht einfach auf Zufall, wenn sie gefangen werden. Die Planktonfahrt hat unzweifelhaft nicht alle bezüg- lichen Formen zur Untersuchung geliefert, aber die Sunune des noch Fehlenden fällt für die meisten Familien nicht erheblich ins Gewicht. Es ergiebt sich übrigens, dass mit etwas grösseren Netzen, etwas mehr Zeit und mit noch weiter getriebener, sofort gemachter Auslese des Fangs, eine so gut wie erschöpfende Kunde der Plankton- rflanzcn und Thiei'c in der lichtdurchströmten Fläche der Hochsee zu erlangen sein wird. Dem Laien erscheint damit die Aufgabe gelost, für die Wissenschaft aber ist nur gewonnen, dass das Feld ganz urbar gemacht wird, so dass es mit sicherem Erfolg mit ihren Troblemen be- säet und daraus Verständniss der Natur geerntet werden kann. — Ich habe innner wieder zu betonen, dass auf hoher See die maassgebenden Factoren ungleich einfacher sein müssen und einfacher sind, als auf dem Lande oder an den Küsten, also als an allen jenen Orten, von wo aus bisher den Botanikern, Zoologen und Paläontologen die neuen Formen in überwältigenden und unerschöpflichen Massen zuströmten. Die Lebensgemeinschaften, die Eiei-, die jungen und die alten Individuen liegen uns vor, die Nährpflanzcn, die Pflanzenfresser, die Raubthierc und Parasiten wie sie alle nach Art und Zahl zusammengehören, finden sich, mit Ausnahme der ganz grossen Raubthierc, in einem oder wenigen Fängen vereint bei einander, es fehlt daher nicht an l)iologischen Anknüpfungspunkten. Die Materie schwillt an unter unseren Händen. Ich hoffe nur, dass wir die erwachsende Arbeit glück- lich und solide beenden können, dann ist es sicher, dass die Expedition nicht nur viele Thatsaehen unserer natur- wissenschaftlichen Kunde hinzufügen wird, sondern dass sie auch ein neues und ergiebiges Gebiet genauer und nach bestinnntem System zu betreibender Forschungen aufgedeckt hat. Hoffentlich wird sie allen Naticnien zeigen kömien, wie dabei am richtigsten und sichersten die angeschlagenen Gänge weiter zu treiben und aus- zubauen sein werden. x. Ueber die Kesnltate von 48 mit Tiiberciilin be- liaiidelteii Tuberculosen berichten die Doctoren Schiess Bey und Kartulis (ans dem ägyptischen Regierungs- hospital in Alexandrien) in der Zeitschrift für Hygiene und Infeclionskrankheiten. Es sind zwei Jahre — sagen die Autoren — , dass wir (sofort nach der Koeh'schen Entdeckung) das Tnber- culin gegen die Tuberculose anwenden. Bis jetzt sind im Ganzen 68 Fälle mit diesem Mittel eingespritzt worden. Mit Ausnahme von 7 Lepra- und 13 Controlfällen waren die übrigen 48 Tuberculose, wovon 27 ambulant, 21 aber im Hospital behandelt wurden. Im Beginn des neuen Behaudlungsverfahrens bestand imser Contingent aus 13 Tuberculosen, 5 Leprösen und 2 zweifelhaften Fällen. Die Erfolge, die wir damals durch das neue Verfahren erzielt hatten, waren so ermuthigend, dass wir uns entschlossen, die Tuberculinbehandlung weiter fortzusetzen. Es war aber keine leichte Aufgabe, Kranke zu finden, bei denen Hoffnung war, sie durch längere Zeit beobachten zu können. Unser Wunsch nämlich war anfangs, dem Rathe Koch's folgend, nur Fälle von be- ginnender Tuberculose anzunehmen. Durch die ersten Fälle indess wurden wir bald belehrt, dass das Tubercuiin in unserem Klima als ein gefahrloses Mittel zu l)etraehten war, weshalb auch vorgeschrittene Fälle zur Behandlung herangezogen werden konnten. Die Erfolge haben unsere Erwartungen erfüllt und noch übertroffen. Das Tubercuiin hat sich gegen den tuberculösen Pro- cess als ein Specificum ersten Ranges erwiesen. Unsere Kranken, mit wenigen Ausnahmen, waren mittellos und ausser Stande, sich ihrem Leiden entsprechend zu pflegen. Auch die im Hospital Behandelten wurden nicht in besonders gute Ernährungs- und Pflegeverhält- nissc versetzt, indem sie durchaus nicht ^on den übrigen lIos])italkranken bevorzugt wurden. Wenn dabei die mit Tubercuiin behandelten Fälle sich zusehends bald besserten und viele davon geheilt wurden, während der Zustand der nicht mit Tubercuiin behandelten Flithisiker sich verschlimmerte, muss dies nur der Tuberculinbehandlung zugeschrieben werden. Bei einer langjährigen Ilospitalerfahrung haben wir nie ähn- liche Resultate gesehen. Bei keinem der von uns früher im Hospitale behandelten Phthisiker, Aegypter, Euro- päer oder sonstigen Fremden konnten wir eine dauernde Nr. 51. Naturwis.senscliaf'tlichc Wochenschrift. 571 Heilung feststellen; allerdings hatten wir in der Privat- praxis (Tclegenlii'it, bedeutende Besserungen und selbst Heilungen von tuberculösen Processtm zu sehen ; es han- delte sich daltei um leichte Fälle in ihrem Anfangsstadium, und zumeist bei Europäern, die durch günstige Ver- niögensverhältnissc in die Lage gesetzt waren, unser Klima aufzusuchen und sich hier mit allem erdenklichen Oomfort zu umgeben. Gesetzt auch, vorgeschrittenere Erki'ankungen ki'innten durch unser Klima günstig beeinllnsst werden, wie viele Kranke sind in der Lage, diese kostspielige ürhandlungs- weise sieh zu versehaft'enV Davon, dass das Tuberculin nicht nur ein vorzüg- liches, sondern auch ein gefahrloses Mittel ist, wenn es mit Vorsicht den Kranken einverleibt wird, überzeugten wir uns bei den ambulant behandelten Kranken. Obwohl viele derselben mit vorgeschrittenen Leiden beliaftet waren und elend aussahen, konnten wir in keinem l'^alle eine naehtheilige ^Virkung■ des Mittels beobachten. Unerklärlich sind uns deshalb verschiedene ungünstige Mittheilungen über die Wirkung des Tuberculins. Auf dieselben hier einzugehen, ist nicht der Zweck dieser Arbeit, aber nicht unerwähnt möchten wir lassen, dass hierin wieder ein zu grosser Eifer den grössten .Schaden hervorgeljracht hat. Eine chronische Krankheit wie die Tubereulose mit Erftilg zu bekämpfen, erheischt vor allem Geduld. Und welch' unmögliche Hoffnungen hat man in das Tuberculin ge- setzt. Obwohl Koch in seiner zweiten Mittheilung den Schwerpunkt seines Heilverfahrens in die möglichst früh- zeitige Anwendung des Mittels legte, indem er sagte: „Das Anfangsstadium der Phthise soll das eigentliche Object der Behandlung sein, weil sie diesem gegenüber ihre Wirkung voll und ganz entfalten kann", zog man doch zur Behandlung alle Stadien der Tuberculose heran; und wenn die ersehnten Erfolge auch in den schlimmsten Fällen ausblieben und die Krankheit ihren gew(ihnlichen Verlauf nahm und sich verschlimmerte, sollte das Tuberculin allein schuldig sein. Nach unserem Dafürhalten seheinen zwei Factoren hierbei eine Rolle gespielt zu haben. Einer- seits die ungeeignete Wahl der Fälle, und andererseits die grossen Dosen, die man anfangs anzuwenden pflegte. Bei genauerer Untersuchung der zu behandelnden Kranken mit sxt ungemein zahlreichen geographischen und Völkernamen alphabetisch geordnet und erlä\itert: eine sehr zweckmässige Einrichtung. Das Buch wird eingetheilt in 15 grössere Abtheilungen, von denen jede eine Zahl von Unterabtheilungen hat. In der ersten Abtheilung ist von den „Quellen zu einer Vorgescliichte der Me- dicin" die Rede. Die zweite behandelt „die Krankheit", und zwar zunächst „das Wesen der Krankheit". Vielfach werden die Krank- heiten mit den Dämonen in ursächliche Verbindung gebracht, wie es ja auch Martin Luther that, der es als zweifellos hinstellte, dren auf die hoch- interessanten Einzelheiten des Werkes einzugehen und wollen zum Schluss nur noch den Hauptiidialt der einzelnen Abschnitte an- führen. Dieselben enthalten: „Die Diagnostik der Naturvölker, die Medikamente und ihre Anwendung, die Arzneiverordnungs- lehre der Naturvölker, die Wasserkur, Massagekuren. Verhaltungs- vorschriften für den Kranken, die übernatürliche Diagnose, die übernatürliche Krankenbehandlung, einzelne Capitel der speciellen Pathologie und Therapie, die Gesundheitspflege und die f^pidemien, die kleine Chirurgie und die grosse Chirurgie." Nicht imr der Mediciner, sondern jeder Gebildete wird seine Freude an der Leetüre des Werkes haben und reiche Belehrung finden. Dem Verfasser die höchste Anerkennung und der beste Dank für diese neue Gabe! Stabsarzt Dr. Matz. Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Forst- und Jagdzoologie. Von Dr. Karl Eckstein, Privatdocent an iler Forst-Akademie Eberswalde. Zweiter und dritter Jahrgang. 1891 und 1892. Pet. Weber. Berlin 1893. — Preis 4 M. Bei dem enormen Anwachsen der Litteratur auf den ver- schiedensten Gebieten des Wissens ist die Nothweudigkeit um- fassender Litteraturberichte immer dringender geworden und es ist dieser Nothweudigkeit z. Th. seit längerer Zeit schon Rech- nung getragen. Wir erinnern beispielsweise an die zoologischen Berichte im Archiv für Naturgeschichte, ferner im Zool. Anzeiger und im Zool. Record. In der oben angeführten, überaus fleissigen Arbeit wird uns ein neuer Jahresbericht, dessen erster Jahrgang Nr. 51. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. r>(i) für 1890 bereits tViüier erschien, vorgelegt und zwar für das, wenn auch ansclieinend ziemlich eng begrenzte, al)cr doch immerhin rocht umfangreiche Gebiet der Forst-nnd Jagdzoologie. Der Verf., durch eine Reihe forstzoologischer Arbeiten bekannt, referirt nicht nur über die deutsche, sondern auch über die österreichische, diinische und schwedische Litteratur; ausserdem ist der vorliegende Bericht gegenüber dem ersten insofern erheblich erweitert, als auch einerseits die übrigen Zweige der angewandten Zoologie, z. B. Thierzucht, Fischerei u. s. w. berücksichtigt werden, anderer- seits spuciell die auf die Vogelzucht bezügliclien Arbeiten, welche in anderen zoologischen Jahresberichten niclit aufgenonuuen werden, obwohl sie mancherlei Bemerkenswerthes enthalten, mit aufgeführt werden. Da der Verfasser sich nicht mit einer Auf- zählung der Titel begnügt, sondern bei den meisten Arbeiten kurz den Inhalt angiebt, so enthält der 18"2 Seiten starke Bericht für 1891 und 1892 eine grosse Fülle werth voller Nachweise für fast alle Klassen der Thierwelt. Zu unserem Bedauern hörten wir vor einiger Zeit, dass aus geschäftlichen Gründen das junge Unter- nohmen einem raschen Ende entgegen gehe. Hotfcntlich bewahr- heitet sich diese Nachricht nicht. Dr. Ernst Schaft'. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Herausgegeben von Dr. G. Brandes. Gß. Bd. .5. Folge, 4. Bd., 1. u. 2, Heft. Mit 1 Tafel und 1 Textfigur. C. E. M. Pfeft'er. Leipzig 18!t3.— Preis 2 Mk. Ausser 22 Litteratur-Besprechungeii und eiiu'r Liste neu ei"- scbienener Werke bringt das Heft 4 (.)riginal-Abhanu \Vetter. Potsdam. 1 M. Koerber, Gymn. - Oberlehr. Dr. Felix, u Paul Spiss, Physik Berlin. 4M. Kobert, Dir. Prof. Dr. Rud., Compendium der Arzneiverordnungs- Udire für Studiri'iiil.' luid Aerzte. 2. Autl. Stuttgart. 7 M. Kohl, Cust.-Adjunct Frz. Frdr., Hymenopteren, von Herrn Dr. Fr. Stühbuann in (»stafrika gesammelt. Hamburg. 1 M. Kohn, Frivatdoc. Dr. Gust., Ueber eine Eigenschaft der Invari- anten von CiivarianteM. Wien. 0.30 M. Kühling, Privatdoc. Dr. O., Handbuch der stickstoft'lialtigen Ch'tlioenn(lensatious|u'iidncte. Berlin. IG M. Kuthe, Max, Ueber Menthylamin. Dessau. 1 M. Mayr, Dr. Gust., Formiciden. von Herrn Fr Stuldmanu in Ost- Afrika gesammelt. Haudjurg. 0,50 M. Molisch, Prof. Dr. Hans, Zur Physiologie des Pollens, mit bc- • sonderi'r Rücksieht auf die chemotropischen Bewegungen der Pollensehläuelip. Wien. 0,70 M. Moog. Joh. Bapt., Ueber Elektrolyse einiger substituirter organi- scher Säuren. München. 1,40 M. Nernst, Frof. W., u. Dr. A. Hesse, Siodi- und Schmelzpunkt, ihre Theorie und jiraktisehe Vi-rwerthung mit besonderer Be- rücksielitigung organischer Verbiiulungen. Braunschweig. 2,40 M. Pagenstecher, Dr. Arnold, Lepidopteren, gesauimelt in Ost- Afrika 1888/89 von Dr. Frz. Stuhlmann. Hamburg. 1 M. Pauli, B.ob., Bestiunnung der Emplindlichkeitskonstanten eines Galvanometers mit astatischem Nadelpaar und aperiodischer Dämpfung Göttingen. 3 M. Pfeffer, Dr. Geo., Ostafrikaniscbe Fische, gesammelt von Herrn Dr. F. Stuldmaini im Jahre 1SS8 und 1889. Hamburg. 2,'>0 M. Potonie's, Dr. H., Naturwissenschaftliche Repetitorienr I. Heft: Koerber-Spies, Physik. Berlin. 4 M. Puluj, Prof. J., Ueber einen Phasenindicator und einige unt demselben ausgefüiirte Messungen. Wien. 0,70 M. Kawitz, Privatdoc. Dr. Bernh., Grundriss der Histologie. Berlin. 7 M. Sadebeck, Dir. Prof, Dr. R., Die ])arasitischen Exoasceen. Ham- burg. 5 M. Schmidt, Archidiac. Adf., Atlas der Diatomaceen-Kunde. 47 Hft. Leipzig. <> M. Schuberg, Privatdoc. Dr. Aug., Carl Semper, Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie an der königlichen Universität Würzburg. Würzliurg. 0,G0 M. Schrötter v. Kristelli, stud. med. Herrn. Ritter, Uebei- den Farbstoff des Arillus von Af/.elia Ciianzensis Welwitsch und Ravenala Madagascariensis Sonnerat, nebst Bemerkungen über den anatomischen Bau der Samen Wien. 1,20 M. Sobotka, J., Ueber Berüln-ungscurven der Schraubungsregel- thichiui mit umschriebenen Cy linderflächen. Prag. 1,20 M. Speckmann, G.. Beiträge zur Zahloulehre. Oldenburg. 2 M. Thompson, Henry Dallas, Hyjierelliptische Schnittsysteme und Zusannuenurilnung di'r algebraischen u. transcendentalen Tliefa- cbarakteristikini. (iöttingen. 2 M. Tornquist, Dr. Alex., Fragmente einer O.xfordfauna von Altaiii in Deutsch-Ostafrika, nach dem von Dr. Stühbuann gesannuelten Material. Hamburg. 2 M. Vogel, Geo. Clem., Der Vermehrungsprocess im Tliierreiche. Dresden. 2.50 M. Letzte Entgegnung. Auf Seite 551 der „Naturu-. Woelinnselir." d. J. behauptet Herr Dr. F. Kurtz, dass er die Publication meines von ihm selbst gelesenen Reisebriefes („Botanisclie E.xcursion durch die Pampas" in No. 1 — 3 dieser Wochenschrift d. J.), zu welchen Reisebriefeii mich übrigens der damalige Vorsitzende des brandenburgischeu botanischen Ver(MU8, Herr Prof. Dr. Paul Maginis, schriftlich am 9. November 1891 für di'u Verein aufgefordert hatte, von di'r Superrevision der Bestimmungen abhängig gemacht habe. Das muss ich entschieden bestreiten; ich habe die Bestimmungen nur als provisorische von Herrn Dr. F. Kurtz erhalten und an deren Richtigkeit wenig Zweifel zu hegen brauchen, und ich habe mich zu weiter nichts verpflichtet, als diese Bestimmungen wie pro- visorische zu l)ehandeln, was ich ja aucli nur gethan habe. Dr. Otto Kinitze. Da die Leser, die sich für den Streitfall der Herren Kurtz und Kuntze interessiren, nunmehr zur Genüge die Ansichten bei- der Herren kennen, erklären wir die Discussion in der Angelegen- heit in der „N.iturw. Woehensehr." für geschlossen. — Red. Inhalt: Dr. Rieh. Otto: Ueber Aufnahme und Speicherung von Kupfer durch die Pflanzenwurzeln. — 65. Versammlung der (iesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg. — Ueber die Resultate von 48 mit Tuberculin behandelten Tuberculosen. — Symbiose und Kampf ums Dasein unter den Mikrobieu. — Ueber einen eigenthümlichen Aufenthaltsort der Afterskorpione. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Sanitätsrath Dr. Max Bartels: Die Medicin der N'atur- völker. (Mit Abbild.) — Bericht über die Li-. H. Potonie. Zweite .Ausgabe. 232 Seiten mit 5.19 Testfisaren. Präs .W. 2,80. Gebunden !H. :t,OU. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Weiliiiachtsgescheiik ! ,,CollimbUS"- Camera mit Stativ u. volIstiiiidi$;ei* .iusrUstuiig (W/12 cm „Westendorp &Wehner"- Platten etc.) in guter Ausführung. Preis M. 30,-!! rremcHändisclie Zier fische Macropoden, Telescop- Schleierschwanz- Goldfische und andere Arten, sowie Wasserpflanzen für Aquarien und Gartenbassins, (auch Einrichtung derselben), Durehlüftungs-Apparate, Hülfsmittel, Fischfutter etc. empliehlt Lankwitz a. d. ßerl. Anh. Bahn. Paul Matte, (Von Berlin in 12 Min. zu erreichen.) Züchterei fremdl. Zierflsche. (Besichtigung ist gestattet.) I Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Soeben erschien in unserm Verlage: Lehrbuch der Differentialrechnung. Zum Gebrauch bei Vorlesungen an Universitäten und technischen Hochschulen von Dr. Harry Gravelius. 331 Seiten gr. 8°. Preis broschirt 6 Mark, gebunden 7 Jlark. PATENTE i"''^^"'^''"^'^ alten Läcdem durch !Ttieo(loro?ic & fe BKKMX XW. Thurmstr. 14. 'it 1877 Über 11000 Patente. J Hempel's Klassiker- Ausgaben. 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Nr. .): Abonnement : iMaii abonnirt bei alleu Buchhandlungen und Po3t- anstalten. wie bei der Expeiütion. Der Vierteljahrspreis ist M 4.— Bringegeld bei der Post lä -tJ extra. Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 .A. Grössere Aufträge en t - sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nur mit vollständiger Qnollenangabe gestattet. Die Mangrove. Von Prof. Dr. G. II aber lau dt.*) Ueberall, wo in den feuchten Gebieten der Tropen- zoue die Meeresküste flach und schlammig ist und der Ansturm der Brandung nicht allzu heftig wird, an den Ufern der Buchten und Inselgruppen, an den Mündungen grösserer Flüsse und Ströme, findet man im Bereich von Ebbe und Fluth einen Wald- und Buschgürtel vor, die Vegetation der Mangrove, welche in biologischer und physiognoraischer Hinsieht zu dem Merkwürdigsten gehört, was die tropische Pflanzenwelt aufweist. Die auffallendsten Anpassungen der Mangrovepflanzen sind jene, die mit der Fluthbcwegung zusammenhängen; die breiten Gestelle der Stelzenwurzeln, das „Lebend- gebären" der Keimpflanzen sind derartige Adaptationen, die seit jeher die Aufmerksamkeit der Tropenreisenden auf sich gelenkt und dabei nicht selten ganz irrige Coin- binationen veranlasst haben. Doch auch die Anpassungen, welche mit der Beschaffenheit des schlammigen Bodens, mit dem Salzgehalt des Seewassers im Zusammenhang stehen, sind höchst überraschend und eigenartig. Meine erste flüchtige Bekanntschaft mit der Mangrove habe ich in der Nähe des neuen Hafens von Batavia, bei Taudjong Priok,und an den Küsten einiger kleiner Korallen- inseln gemacht. Mehrere Arten von Mangrovebäumen werden im botanischen Garten zu Buitenzorg im Quartier der Sumpfgewächse mit Erfolg cultivirt und lassen sich hier aufs Bequemste beobachten. Die ganze Eigenartig- keit der Mangrovelandschaft habe ich jedoch erst auf der Heimreise kennen gelernt, und zwar an der Mündung des Serangoon- (Sairanggong-) Flusses an der Nordküste der Insel Singajiore und am Strande der kleinen Insel l'ulu Obin nordöstlich von Singapore. Der österreichische Consul, Herr D. Brandt, besitzt auf dieser grösstentheils mit *) Abdruck mit freiindliclier Genebiniiiuiig der Verlassliuch- liaiidluiig, der wir auch die Cliches der Abbildungen verdanken, uis des Vi'rfassers Buch „Eine botani.sche Tro|ieiireise" (Wilhelm Sngelmann in Leipzig). Vergl. „Natiirw. Woclienschr.'' \'III, S. 538. aus E Dschungel und Urwald bewachsenen Insel einige Kaflfcc- und Pfefferplantagen; seiner Freundlichkeit verdankte ich es, dass ich das Bungalow des Verwalters als behagliches Absteig- und Nachtquartier aufsuchen konnte. Auf heisser, schnurgerader Strasse durchquerte ich zu Wagen die Insel Singapore und langte nach ein- stüudiger Fahrt in früher Nachmittag.sstunde an der Mün- dung des Sairanggong-Flusses an. Hier wurde sofort eine kleine chinesische Dschunke bestiegen und nahe dem Ufer stromabwärts gerudert. Die Hitze über dem trägen, miss- farbigen Wasserspiegel war fast unerträglich; kein Vogel- laut oder Inscctengezirpe unterbrach die Stille; nur manch- mal krachte es in den Wurzelgestellen am Ufer, wenn eines der häufigen Krokodile sich Bahn brach. Zahlreiche Gasblasen stiegen auf und platzten mit leisem Paften. Ein unangenehmer Sumpfgeruch erfüllte die schwüle Luft und erinnerte an die pernieiöse Malaria, die hier zu Hause ist. Die Dschunke fuhr knapp neben dem Maugrovesaum des rechten Ufers dahin. Den Hauptbestandtheil des Waldes bilden die dichten buschigen Bäume einer Rhizo- phora-Art, Rh. mueronata, die überall im malayischen Archipel an der Zusammensetzung der ^langrovevegetation den hauptsächlichsten Antheil nimmt. Es sind 3 — 7 m hohe Bäume mit lebhaft hellgrünen Blättern (von der Ge- stalt eines kleinen Blattes von Ficus clastica), die an den Enden der weit abstehenden Zweige zu dichten, steilen Rosetten zusammengedrängt sind (Fig. 1). Der Eindruck des Lichten, den die Rhizophora- Kronen erwecken, wird durch die zahllosen Liehtreflexe des glänzenden Laubes und durch die hellgelbe Farbe der älteren Blätter nicht wenig verstärkt, ^\'ie lange grüne Schoten hängen die ausgewachsenen Keimpflanzen von den Aesten herunter. Höchst charakteristisch ist der breite bandartige Saum, den Wurzeln und Laubwerk knapp über dem AVasscr- spiegel bilden. Zueist ein ganz dunkler, schwarzlirauner 578 Naturwissenschaftliche Wochenschvift. Nr. 52 Streifen, das Gewirre der Stelzenwurzehi, und scliarf da- von abgegrenzt ein im Sonnenschein fast schneeweisses 3 dem Breite, die untersten Theile der beim höchsten Stande der Fluth unter Band von etwa Kronen, welche Wasser tauchen durch den war. und jetzt, wo die Fhith sciion gesunken weisslichen Salz- und Schlanuubelag auf den dunklen Wurzelgestellen den Blättern sich scharf von und dem frischgrünen Laubwerke abhoben. Hinter diesem Rhizophora- Gürtel glauben wir hier und da eine Weide zu sehen, mit schmalen, silbergrau glänzenden Blättern; es ist eine Avicennia officinalis, deren gelbliche Blüthenköpfchen einen höchst intensiven Duft verbreiten. Zuweilen drängt sich ein dunk- lerer Baum vor, der über und über mit roth- grünen Früchten be- hangen ist; zwischen dem Kranze der Kelchzipfel schauen die abwärtshängen- den Keimpflanzen hervor; dies ist Bru- guiera eriopetala, während dahinter noch eine andere Art dieser Rhizophoreen- Gattung, Bruguiera gymnorrhiza, ihre dunklen und hohen Schirmkronen aus- breitet. Da und dort gewährt eine Lücke in der undurchdring- lichen Wand der Rhi- zophora einen Ein- blick in das Innere des Mangrovewaldes. Ueberrascht blicken wir auf ein Bäum- cheu mit buschiger Krone, Carapa obo- vata, aus welcher die kopfgrossen, goldig- braunen Kugelfrüchte hervortreten und die schwachen Zweige nach abwärts ziehen. Daneben erhebt sich ein Busch von Aegi- ceras majus, mit seinen prächtigen weissen Blüthendol- den und den dichten Büscheln Früchtchen. Eine stattliche Höhe erreicht die Lythracee Sonneratia acida, \vährend die Nipapahne (Nipa fruticans) anscheinend stammlos ihr Wasser emporragen lässt Nach kaum halbstündiger Bootfahrt eiTeichen wir den Meeresarm und sehen jetzt schon auf Pulu Obin hinüber; im Nordosten erheben sich schwarz - violette Gewitter- wolken, die lichtgrüne Oberfläche der See beginnt sieh zu kräuseln, der chinesische Schiffer spannt ein Segel aus und rasch durchfurcht nun das Boot die bewegte Wasser- fläche. Bald sieht man ganz deutlich den schwarzen Wurzelsaum des Mangrovegürtels, darüber das hellgrüne Laub und dahinter die weissen Säulenstärame der Urwald- bäume mit ihren phantastisch geformten Aesten und Kronen. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir knapp Figur 1. Jüngeres Exemplar von Rhizophora mucronata; links eine einzelne verzweigte Stelzen Wurzel. (Koralleninsel Edam bei Batavia.) hornfürmig gekrümmter e glänzenden Blattwedel aus dem vor Ausbruch des Ungewitters die Landungsbrücke in- mitten des stark gelichteten Mangrovewaldes. Rechts und links von der Brücke bietet sich hier die schönste Ge- legenheit dar, zur Zeit der Ebbe die Eigenthümlichkeiten der Mangrovevegetation zu studiren, ohne gerade eine Kletterpartie auf dem Gewirre der Stelzenwurzehi unter- nehmen zu müssen. Unter den verschiedenen ]\Iangrovepflanzen besitzen bloss die Rliizophoraceen ein Wurzelgestell, und nur bei der Gattung Rhizophora selbst ist dasselbe von grösserer Mächtigkeit. Dafür sind auch nur diese Bäume im Stande, als weit in das Meer hinausgescholiene Vorposten, gleich winzigen Inselchen, dem Anprall der Wellen genügend zu widerstehen. Dem kurzen Stamme ent- springen allseits die bogigen Stelzenwur- zeln, welche erst in horizontaler Richtung und dann in weit- ausgreifendem Bogen abwärts wachsen. So ruht der Stamm, der am Grunde bald ab- stirbt, auf einem 2 — 3 m hohen, breit fundirten System elastischer Streben, die sich, sobald eine Woge anprallt, auf der Zngseite mehr gerade strecken, auf der Druckseite stär- ker krümmen , um schliesslich immer wieder die ursprüng- liche Form der Krüm- mung anzunehmen (Fig. 1). Sehr häufig gabelt sich eine Wur- zel in zwei Aeste, indem die Spitze ab- stirbt und dahinter Nebenwurzeln ent- stehen. Auch kommt es häufig vor, dass auf der Unterseite der primären Wurzel eine ganze Reihe von Seitenwurzeln steht, welche Baum noch fester verankern helfen. Selbst von Zweigen senken sich vertical Wurzeln herab, die Boden sich reichlich verzweigen. Während Rhizophora mucronata meist aufrechte BäUme bildet, kriechen die alten Stämme von Rh. conjugata in mancherlei Windungen über dem Wasser dahin, getragen von den nach beiden Seiten hin ausstrahlenden Stelzen- wurzeln, die selbst noch den unteren Aesten entspringen. Man kann sich denken, welch abenteuerliche Gestalten auf diese Weise zu Stande kommen. Nächst dem Wurzelgestelle sind es die im Geäste pendelnden Keimpflanzen, welche unser lebhaftes Inter- esse erregen. Wieder ist es Rhizophora mucronata, welche auch die Erscheinung der „Viviparie" besonders schön zeigt und die längsten Keimpflanzen entwickelt (Fig. 2). Sehen wir uns eine frisch vom Baume gepflückte Frucht ent- den den im Nr. 52. Natuvwissenschaftliche Wochenschrift. 579 näher an, so finden wir, dass sie sich in zwei Theile gliedert; der obere Theil mit den zurüci^geschlagenen, spröden Kelclibliittern gleicht einer raulisclialigen Leder- birne von rothbrauner Farbe. Dies ist der eigentliche Fruclitköri)er, ans dessen Schale nnten ein langer, stab- artiger kSteng-el hervorragt, das Hypocotyl des Keindings, der an der Mutterpflanze Wj 4 kegelför- er Theil ein Saugorgan die Länge von einem Meter erreichen kann. Die ge- wöhnliche Länge beträgt 60 — 70 cm. Oben ist dieser Stengel ca. 1,5 cm dick, nach unten zu wird er stärker und das keulige untere Ende, welches in eine harte, kegelförmige Spitze ausläuft, erreicht eine Dicke von 2 — 2,3 cm und darüber. Auf dem Längsschnitte durch die Frucht (Fig. 3) zeigt sich, dass die Keimblätter zu einem merkwürdigen Ge- bilde verwachsen sind, dessen oberster m \orstellt, durch welches der Keinding die für sein starkes Wachsthum nöthi- gen ISaustoft'e aufnimmt. Dann folgt ein breiterer Wulst, dessen Bedeutung- wohl die ist, dass er das Herausrutschen des immer schwerer werdenden Keim- lings verhindert; schliess- lich folgt der röhrenförmi- ge Scheidentlieil, der 1 bis 2 cm weit aus der Frucht heraus wächst und die Stammknospe umschliesst. Hat das Hypocotyl die oben erwähnte Länge er- reicht, dann löst sich der untere Rand der Keim- blattscheide vom Stengel los und der Keimling fällt herunter. Dank seiner nach unten zu kculenförnng- ver- dickten Gestalt fällt er in senkrechter Stellung zur Erde und bohrt sich zur Ebbezeit oder bei seichtem Wasserstand fest in den scidannnigen Boden ein. Nun mag die Fluthwelle kommen, sie kann dem befestigten Keinding nicht mehr viel anhaben, zumal er sich schon nach weni- gen Stunden durch Seitenwurzcln noch fester im Boden verankert. Die ersten Internodicn des ziemlich lang- sam wachsenden jungen Stammes sind stark gestreckt, so dass die sich entfaltenden Laubblätter zur Fluthzeit gerade noch über den Wasserspiegel hervorragen. Auch die Verzweigung tritt erst in jener Höhe ein, welche die Fluth bei ihrem höchsten Stande erreicht. Noch später wachsen ganz nahe dem Boden die ersten Stelzenwurzeln aus dem sich stark verdickenden Stamme hervor. iSükLWSStJä Fracht und Keimliug von Rhizoiihora mucronatu (verklein.) (Tandjoug Priok). Aehnlich verhalten sich die Keimpflanzen der übrigen Rhizophora-Arten. Bei allen fällt bloss der Keimling vom Baume herab, die Frucht dagegen bleibt sammt dem Keimblattkörper am Zweige hängen. Bei Bruguiera da- gegen fällt die ganze Frucht sammt dem angewachsenen Keimling herunter, was bei der von nnr im botanischen Garten zu Buitenzorg genauer beobachteten Br. eriopetala in Bezug auf die erste Befesti- gung des Keimlings im Boden entschieden von Vortheil ist. Das aus der Frucht hervor- ragende dicke Hypocotyl wird nämlich am Baume bloss ungefähr fingerlang, so dass es häufig nicht senkrecht herabfällt und sich nur un- genügend oder auch gar nicht in den Bodenschlamm ein- bohrt (Fig. 4). Dafür dringen nun mehrere von den zahl- reichen, spitzen und festen Kelchzipfeln in den Boden ein, und da sie etwas ge- krümmt sind, so verankern sie den horizontal auf dem Boden liegenden Keimling vorläufig in genügender Weise. Rasch wächst nun die Hauptvvurzel aus und befestigt das Pflänz- chen dauernd im Boden. — • Als ich zur Zeit der Ebbe den stark gelichteten Mangro- vegürtel neben der Landuugsbrücke auf Pulu Obin durch- streifte, da niusste ich mich fortwährend in Acht nehmen, um nicht über die zahl- reichen aufrechten ur 3. Längsschnitt durch die Frucht von Rhizophora mucronata, natürl. Grösse; /' Fruchtschale, s Samenschale, c En- dosperm, c Cotyledonarkörper, A Co- tvledouarscheide. Wurzelschlingen zu stolpern, welche sich in grosser Anzahl zwischen den Bru- guieren über den schlammigen Boden erheben. Diese eigen- thümlichen Bildungen kommen dadurch zu Stande, dass die un- terirdisch kriechen- den Wurzeläste sich stellenweise schräg über den Boden er- heben und nach knieförmiger Krüm- mung wieder in den Schlamm eindringen. Figur 4. Frucht und Keimling von Bruguiera eriopetala. (Natürliche Grösse.) (B. G. 13g.) Bei Bruguiera gymnorhiza erreichen diese Wurzelstttcke eine beträchtliche Dicke und Höhe geknieten und bilden um die Stämme ein sonderbares Zick- 580 Naturwissenschaftliche Woclienschrift. Nr. 52 zack von schwarzbraunem Astwerk. Noch eine andere Mangrovepflanze, Lumnitzera coceinea, zeigt diese Er- scheinung, wenn auch in kleinerem Maassstabe. Was be- deuten nun diese cigcnthümlichen Wurzelkniee? Die Ant- wort darauf lautet ganz überraschend. Mat hat es in ihnen, wie auf Grund ihres anatomischen Baues und eigens hierzu angestellter Versuche mit Sicherheit zu behaupten ist, mit eigenen Kespirationsorganen zu thun, deren Auf- gabe darin besteht, das unterirdische Wurzelsystem mit Sauerstoff zu versehen. Es ist ja leicht begreiflich, dass in dem wasserdurchtränkten Schlamme, in welchem die wachsenden Wurzeln sich ausbreiten, eine mehr oder minder beträchtliche Sauerstoftarmuth herrscht, so dass dem Wurzelsystem der zur Athmung nöthige Sauerstoif von oberirdischen Theilen der Pflanze her zugeführt wer- den muss. Durch Ausbildung jener AVurzelkniee hat sich die Pflanze auf einfache Weise zu helfen gewusst. Die Durchlüftung des Wurzelsystems kann so auf kürzestem W^ege erfolgen. Noch auffallender sind die „Athemwurzeln" der Avi- cennia-Arten und von Sonneratia acida, deren Bedeutung zuerst von Goebel erkannt worden ist. Einige mächtige Exemplare des letztgenannten schönen Mangrovebaumes befinden sich im Sunipfpflanzenquarticr des Gartens zu Buitenzorg. Wie lichte Spargel.sjjrosse erheben sich aus dem dunklen Schlamme die senkrecht emporstehenden Athemwurzeln; dieselben sind geotroiiiscli nach aufwärts wachsende Seitenäste der horizontal im Schlamme dahin- kriechenden Bodenwurzeln-, ihr unterirdischer Theil ist dünner als der spindelförmig in die Luft ragende Theil, der eine Höhe von mehreren üecimetern erreichen kann. Die Oberfläche der Wurzel ist mit einer gelbbraunen Kork- haut bedeckt, die sich in unregelmässigen Fetzen ab- schilfert, worunter ein weisses lockeres Parenchj-mgewebe zum Vorschein kommt. Die Luftcanäle desselben stellen die Communication zwischen der äusseren Atmosphäre und den Durchlüftungsräumen des Wurzelkörpers her. Auch bei anderen Pflanzen, namentlich Sumpfgewächsen, welche in wasscrdurchtränktem Erdreich wurzeln, kommen nicht selten ähnliche Athemorgane vor, wenn sie auch niemals so gross und auffallend werden, wie bei den oben erwähnten Mangrovebäumen. Die eben geschilderten Athemwurzeln sind ein lehr- reiches Beispiel für die Mannigfaltigkeit der Functionen, welche die Wurzeln der Tropengewächse übernehmen können. Wenn bei den Pflanzen unserer Gegenden die Wurzel als jenes Glied des Pflanzenkörpers erscheint, welches der „Metamorphose" am wenigsten unterliegt und dessen Functionen mit seiner Aufgabe als Befestigungs- und Ernährungsorgan, bisweilen auch noch als Reserve- stoflspeicher, erschöpft sind, so wetteifert dagegen die AVurzel der Troi)enpflanzen mit Blatt und Stamm in Bezug auf die Verschiedenartigkeit der physiologischen und bio- logischen Aufgaben, die sie zu übernehmen im Stande ist. Wie mannigfaltig sind allein schon ihre mechanischen Leistungen, als Säulen-, Bretter-, Stütz- und Stelzenwurzel wie als Haft- und Rankenwurzel bei Lianen und Epiphyten. Welch ungewöhnliche Metamorphose zeigen die Dorncn- wurzeln der MyrniecodiaknoUen und des humussannnelnden Wurzelgeflechtes von Grammatophyllum speciosum. Noch merkwürdiger ist die Umwandlung der Luftwurzeln ver- schiedener Orchideen zu grünen, bandförmigen Assimi- lationsorganen; doch auch die gewöhnliehen Luftwurzeln der epiphytischen Orchideen und Araceeu mit ihrem wasser- aufsaugenden Capillarapparat, der Wurzelhülle, sind eigen- artig genug. Dazu kommen schliesslich noch die oben besprochenen Athemwurzeln verschiedener Mangrove- pflanzen. Alle diese, so verschiedenen Aufgaben dienenden Organe sind Luftwurzeln oder aus solchen hervorgegangen. Häufige Luftwurzelbildung ist aber bloss in einem sehr feuchten Klima möglich, wo der Feuchtigkeitsgehalt der Luft gross genug ist, um die durch die Wurzelhaube nur unvollkommen geschützten Vegetationsspitzen der Wurzeln nicht austrocknen zu lassen. Es ist sonach kein Zufall, wenn wir gerade im feuchten Tropenklima einer solchen Mannigfaltigkeit in Bezug auf Bau und Function der Wurzeln begegnen, welche sogar den all- gemeinen physiognomischen Eindruck der Pflanzenwelt mitbestimmt. — Nach dieser Abschweifung kehren wir wieder zur Mangrovevegetation zurück. Es sind jetzt noch einige Eigenthümlichkeiten des Laubes zu schildern, welche die Maugrovepflanzeu mit der übrigen Strandtlora gemein haben. Bei Betrachtung des anatomischen Baues der Laub- blätter tritt uns nämlich, wie Schimper gezeigt hat, die anscheinend paradoxe Thatsache entgegen, dass sich das Laub durch dieselben Einrichtungen, welche wir auch bei Pflanzen trockener Standorte, bei Steppen- und Wüsten- pflanzen antreffen, vor zu starker Transpiration zu schützen sucht. Das ist gewiss bei Pflanzen, die eine halb aqua- tische Lebensweise führen, eine ganz unerwartete Schutz maassregel. Die Aussenwände der Epidermiszellen sind dick und stark cuticularisirt, die Spaltöft'nungcn häufig eingesenkt, Schlcimzellen sind nicht selten und ein mehr oder minder mächtiges Wassergewebe verleiht den Blät- tern eine fleischige Beschaffenheit. In letzterer Hinsicht fiel mir besonders auf, dass die älteren, bereits vergilbten Laubblätter von Rhizophora mucronata, welche auffallend lange an den Zweigen sitzen bleiben, bedeutend dicker und fleischiger sind, als die ausgewachsenen grünen Blätter; die mikroskopische Untersuchung lehrte denn auch, dass diese Dickenzunahme auf einem nachträglichen Wachs- thum des Wassergewebes beruht. Das aUernde Blatt, welches nicht mehr zu assimiliren vermag, wandelt sich in ein Wasserreservoir um; gewiss ein sehr merkwürdiger Functionswechscl, den ein und dasselbe Blatt während seiner Lebenszeit durchmacht. Schon in einem früheren Capitel ist der Schlüssel zum Verständniss des „xerophilen Charakters" der Strand- flora mitgetheilt worden. Wie Schimper auf Grund von Culturversuchen gezeigt hat, beeinträchtigt eine beträcht- liche Koclisalzanhäufung in den Geweben des Blattes in hohem Maasse seine Ernährungsthätigkeit; die Assimi- lationsenergie des grünen Gewebes wird bedeutend herab- gesetzt. Die Pflanzen des Meeresstrandes müssen dem- nach die Wasseraufnahnie seitens der Wurzeln möglichst einschränken, da mit dem Wasser eben auch Kochsalz aufgenommen wird. Dies hat zur Voraussetzung, dass die Transpiration so sehr als möglich verniin Personen edler Abkunft, sowie die Göttergestalten der Pallas Athene, Demeter und des Apoll stets als blond im Gegensatz zu dem gemeinen, brünetten Volke geschildert. Welche Wege die alten Arier ge- zogen sind, das bezeichnen die von ihnen hinterlassenen mega- lithisehen Denkmale (Menhirs, Dolmen und Kromlecs); aber in fast allen südlicher gelegenen Gegenden ist die blonde Rasse vollständig in die brünette, brachycephale Bewohnerschaft auf- gegangen, da sie niclit die für ihre Existenz erforderlichen Be- dnigungen fand; und nur dort, wo sie sich rechtzeitig in das Ge- birge zurückzog und sich von Vermischung frei hielt, hat sie bis auf den heutigen Tag ihre Nachkommenschaft erkennbar erhalten. Verfasser geht alsdann im weiteren Verlauf seiner Unter- suchungen auf die Beziehungen zwis-chen unseren altnordischen Heldensagen und denen der Griechen (llias und Odyssee) ein und begründet, dass die ersteren die ursprünglichen, die letzteren dagegen die z. Th. ganz entstellten Umbildungen jener sind. Die griechische Trojasage und der nordische Eddamythus haben beide naturgeschiehtliche Grundlage, es ist die Darstellung des Kampfes zwischen Winter und Sommer. Die starke Burg, welche in unglaublich kurzer Zeit erbaut wird, ist das Eis, der Held, der sie zerstört, die Sonne. In den nordischen Sagen ist dieser Kern noch leichter zu erkennen, in den berühmten griechischen da- gegen ist eine so weitgehende Zusammeumischung verschieden zeitlicher, z. Th. ganz abweichender Elemente vor sich gegangen, dass dieselben geradezu zu einer Karrikatur der einfach schönen Muttersagen geworden sind. In gleicher Weise behandelt Verf. die Beziehungen der auftretenden Helden, Götter und der ihnen geweihten Thiere, sowie endlich auch die Odyssee in ihrem Ver- hältniss zum Norden. Ausführlicher auf den Inhalt des Werkes einzugehen, hiesse ein neues Buch darüber schreiben; wir müssen uns hier damit begnügen, dem Leser die Leetüre desselben auf das wärmste zu empfehlen. Aber nicht allein dem gebildeten Laien ist das Buch zu empfehlen, auch der Mann der Wissen- schaft wird es mit vielem Interesse und nicht ohne Nutzen lesen und daraus Anregung zu weiterem Nachdenken und zu neuen Studien und Untersuchungen schöpfen nach einer Seite hin, die leider bisher nicht genug gewürdigt oder durch Vorurtheil unbe- achtet gelassen; ist die Fülle der neuen Gedanken doch eine so grosse, dass viele derselben eben nur haben angedeutet werden können. 2. Der Verfasser nennt die Mythologie „den Niederschlag der Naturdeutungsversuche der Kiudheitsvölker" und glaubt, sie am kürzesten und tretTcudsten als „Volksnaturgeschichte" be- zeichnen zu können. Von dieser Auffassung ausgehend, welcher auch Referent unbedingt zustimmt, verfolgt Ernst Krause in seinem jüngsten Werke „Die Trojaburgen Nordeuropas etc." seine iu Tuisko-Land zum Theil nur in allgemeinen Umrissen wieder- gegebenen Anschauungen über die Herkunft der Arier w'citer und erbringt eine Menge neuer, auf gründliche, weitgehende Forschungen und scharfsinnige, glückliche Schlüsse basirte Beweise für die Richtigkeit seiner Ansicht. Jeder, der das vorliegende Buch nach der Leetüre von Tuisko-Land gelesen hat, wird zugestehen müssen, dass sich ihm jetzt das Gebäude der Krause'schen Her- leitung der Arier zu einem bestimmten, festen Ganzen fügt, in dem wohl noch verschiedene Theile des endgültigen Ausbaues harren, welches aber in seiner wirklichen Gestaltung bereits fest dasteht. Dass der Troja-Mythus auf einer altgermanischen Natur- sage beruhe, war in Tuisko-Land für jeden, der ohne Vor- eingenommenheit den Ausfülu-ungen des Verfassers folgte, bereits klar; hier nun erhält er die Beweise dafür. Die altnordische Bau- meistersage der Edda, der Freyja-Mythus, die Brunhild- und Syrith-Lieder, die Dornröschen-Dichtung, die Erzählungen der Perser und Inder von einem dreiköpfigen winterlichen Dämon, der die Sonnenjungfrau in seine Gewalt zu bringen trachtet, die älteste Fassung der Trojasage, die Laomedousage, die Sage von der Himmelfahrt der Sonnenbraut, deren verchristlichter Form in Südslavischen Ländern .die Feier des St. Georgsfestes am 23. April gilt, und endlieh das christliche Osterfest selbst sind alle mit einander identisch. Der Kern aller ist ein uralter Natur- mythus bezw. Naturkult, die genannten Sagen und Mythen und Gebräuche sind die Darstellungen desselben, je nacli der Ent- wickelungsstufe und den Lebensverhältnissen des betreffenden Volkes. Alles sind mehr oder weniger durchsichtige Darstellungen eines Naturvorganges, des, wie Verfasser sich treffend ausdrückt, sich stetig wiederholenden „Jahreszeiten-Dramas", der Niederlage der Sonne während des Winters und ihres Sieges im Frühlinge. Dieser ganze Kern deutet aber nur auf den Norden, dorthin, wo das Schwinden und schliessliche gänzliche Wegbleiben der Sonne während der einen Jahreszeit am schärfsten "sich in der ganzen Natur bemerkbar machte. Ihrem Wiedererscheinen und schliess- lichen Siege galten die Feste. Die Kindheitsvölker brachten für diese Vorgänge Personen in Handlung, die Sonne in Jungfrauen- gestalt (Braut Christi), gefangen von Riesen, Dämonen, Un- geheuern u dgl. (Antichrist) (je nach dem Volke), befreit vom Donnergott, Heroen u. s. w. (Christus); Freyjas Befreiung aus den Händen des Bergriesen durch den Ponnergett Thor; die Be- freiung der im Thurme gefangen gehaltenen Jungfrau durch den Knaben mit dem Wunderrosse (Norden Russlands); Brunhilds Befreiung durch Siegfried aus dem Schlosse; Brunhilds Erweckung durch Sigurd (hieraus ist die Dornröschensage entstanden) etc. etc. Der Namen des der Sonnenjungfrau nachstellenden Dämons ist bei allen arischen Völkern ähnlich: Maha Druh (der grosse Druh in den indischen Veden); Druja oder Drogha bei den Persern; Trojan oder Trojanu bei den Slaven. Er wird als grosser Falien- steller geschildert, welcher die Sonnenjungfrau in der „Sonnen- falle", einem dem kretonsischen ähnlichen Labyrinthe fängt. Der- artige Labyrinthe sind aus vielen Ländern, namenflicli aber den nordischen, wie England, Skandinavien, Russland, Deutschland, Dänemark etc. bekannt, bestehen aus labyrinthisch angeordneten Steinsetzungen (sogenannte Feldlabyrinthe), und führen überall gleiche Namen: Trojaburgen, Trojastädte, Trojamauern — und werden auf Island in den dortigen Sagen als Thierfallen ge- schildert. Bei den Festen, welche der Befreiung der Sonnen- jungfrau gewidmet waren, waren verschiedene Gebräuche üblich, namentlich Tänze, welche mit den Labyrinthen in Verbindung standen und auch gleiche Namen, wie Troja-Tanz, Traa-Tanz (der Salier in Rom), Troja-Spiel (Labyrinthreiter), Labyrinth-Tanz (auf Kreta und Dolos zur Begrüssung des aus Troja zurück- gekehrten Apolls) führten. Hierher gehört auch der Georgs- Reigen in südslavischen Ländern. Alle diese Feste fallen in die Zeit der Wiederkehr des Frühlings. Wir haben hier natürlich nur in allerknappster Form auf die Beweise des Verfassers ein- gehen können, in welcher geschickten, klaren und überzeugenden Weise er dieses ungeheuere Material, von dem wir nur das wichtigste herausgegriffen haben, das in Wirklichkeit noch durch zahlreiche alte Lieder und Gesänge, sowie viele, viele Sagen, Märchen, Mythen, Legenden, Gebräuche, kirchliche und prä- historisclie Alterthümer vermehrt wird, verarbeitet und daraus den Kern geschält hat, davon vermag nur die Leetüre des Werkes selbst einen Begriff zu gewähren. Es kann kaum ausbleiben, dass der Verfasser mit seinen Anschauungen durchdringt, sind sie doch die auf natürliche Vorgänge sieh stützenden, daher einfachsten und der Wirklichkeit entsprechende. Für die Bedeutung des ersten Werkes des Verfassers, „Tuisko-Land", sprechen auch nicht zum wenigsten die mehrfachen heftigen Angriffe Seitens der Gegner, welche wohl sofort herau.sgefühlt luiben, dass dieses ihren veralteten, auf blossen philologischen Tüfteleien basirten An- schauungen gefährlich werden könnte. „Die Trojaburgen" etc. sind aber niu' die directe Fortsetzung und enthalti'U oiiizig l.s!l.'!. — l'reis'2,50 M. Verf. hat in dem Werk eine ganze Reihe interessanter Untcr- snehiingen nnd theoretischer Betrachtungen niedergelegt, welche er anstellte, um die eomplicirte und durcluius noch nicht ganz aufgeklärte Lehre von der Wärmeregulirung und dem Fieber zu vereinfachen. Nach einer allgemeinen Einleitung wii'd das Grund- gesetz von der naturgemässen Wärmereaction des Protoplasmas besprochen. Es folgen dann Gährungsversuche, und zwar wandte sich Verfasser, ausgehend von der Annahme, dass das, was als gültige Reaction für jedes Protoplasma betrachtet werden soll, am klarsten dort vor Augen tritt, wo nicht zu comi)liciite Organ- systeme wie Blutgefässe und Nerven des thierischen Organismus in Frage kommen, an die Pflanze. Die Wärmepruduction der gährenden Thieihefe wurde, wie schon vielfach zuvor, untersucht. Besprochen ist dann weiter die thierische Isoliruug, das Fieber einzelliger Organismen, die Quellen der Fiuberwärme, und die Wärmeabgabe im Fieber. Stabsarzt Dr. Matz. G. John Bomanes, Die geistige Entwickelung beim Menschen. Ursprung der menschlichen Befähigung. Aiitorisirte deutsche Ausgabe. Ernst Günther's Verlag. Leipzig 18".)3. — Preis G Mk. Dass der Verf. die geistigen Eigenschaften (bosser die Eigen- thümlichkeiten des Nervensystems) des Menschen als allmählicli aus den thierischen hervorgegangen ansielit, ist wohl selbstver ständlich, da er .sich sonst bei seiner Anerkennung des Dar- vvinisnuis unlogisch vei'halten würde. Hinsichtlich der Gemüthsbewegungen findet R. keinen Unter- schied der Art nach bei Thieren und Menschen, abgesehen von denjenigen, welche zur Wahrnelnnung des Krliabenen und zur Religion gehören, alle anderen Arten der Gemüthsbewegungen (R. gliedert sie in über "20 Arten) kommen auch bei den Thieren vor, wenn auch manche nur wenig entwickelt. Auch der um- gekehrt beim Thiere stärker hervortretende Instinct ist dem Men- schen eigenthüuilicli, nnd Aeusserungen des Willens kommen ebensowohl wie beim Menschen beim Thiere vor u. s w. Verfasser hat vor allem in seinem Buch die Aehnlichkeiten zwischen den geistigen Thätigkeiten des Menschen und der Thiere nachzuweisen und die hervortretenden Unterschiede als stufenweise Ausbildungen gleicher Anlagen zu begründen versucht. F. Sarrazin, Wandkarte zur Darstellung der Hagelstatistik (1880—1892) von Norddeutschland, östlicher Theil, von der russischen Grenze bis zum Flussgebiet der Weser. Nebst erläuterndem Text. Berlin 1893. Dietrich Keimer. — Preis 7 Mk. Der Herr Verfasser dieser bedeutsamen Arbeit ist auf dem Gebiete der Hagelstatistik und auf dem der Erforschung der Naturgesetze des Hagels schon seit längerer Zeit mit Erfolg thätig. Mit dieser Hagelkarte Norddeutschlands hat er nun aber eine That geleistet, welche nicht nur für die zunächst betheiligten Kreise, die L.and- wirthe, sondern ganz vornehudich auch für die Wissenschaft von hohem Interesse ist. Dieses Interesse wird noch erweitert durch den Umstand, dass Herr Sarrazin bei Anlage der Karte darauf Bedacht genommen hat, dieselbe auch zugleich als Waldkarte zu zeichnen, wodurch sein Werk namentlich auch für hydrographi^die Arbeiten, in denen die Wald- und Wasserfrage zu berücksichtigen ist. sieh höchst forderlich erwiesen hat. In der Karte bezeichnen einfache rothe Punkte dieji/nigen F(ddmarken, welche in dem Zeitraum 1880—1892 wenigstens zwei bis dreimal ersatzfähigen Hagelschaden erlitten haben; dagegen sind durch kleine rothe Kreise solche Bezirke angezeigt, welche in dieser Zeit wenigstens viermal und bis zu achtmal crsatz- fiihig verhagelt worden sind. Der Herr Verfasser hat ferner durch seine Forschungen die Existenz von Zugstrassen der Hagel- wetter, sogenannte Hagelstriche festgestellt, welche er in der Karte durch rothe Pfeile gekennzeichnet hat. Diese Hagelstriche besitzen meist eine west-östliche Richtung (NW. nach SO.), ent- sprechend den Zugstrassen der meisten Gewitter. Es sind zunächst vier Hauptgesetze, welche wir so aus der Karte zu lesen vermögen: 1. als Brutstätten der Gewitter und des Hagels sind die Flussniederungen, fl.achen Seen, versumpften Ebenen, Wiesen und Moore anzusehen, die bei anhaltender In- solation sich stark erwärmen; 2. die Bodenerhebungen tragen zur Verschärfung der Unwetter wesentlich bei, indem sie die Rcgon- bildung und die stärkere Entwickelung der Elektricität begün- stigen; 3. die Luvseiten sowohl der Gebirge, wie der isolirten Berge sind erheblich mehr gefährdet, als die Leeseiten ; und end- lich zeigt sich ■!., dass das Küstengebiet der Nord- und Ostsee in Folge der dort herrschenden Land- und Seewinde relativ hagelfrei ist, sofern nicht versumpfte Niederungen oder aber Bodenerhebungen (nothwendige) Ausnahmen bedingen — Der Hagel ist also eine Erscheinung von vorherrschend örtlicher Natur. Hagel und Gewitter finden ihren Ursprung im Wasser, d. h. in den über dem Wasser entstehenden feuchten Luftströmon uml finden ihre Verschärfung in den Bodenerhebungen. So erstaunen wir denn nicht im mindesten, wenn wir durch die Karte eine ganze Reihe von Hagelherdcn oder Hagelnestern kennen lernen, die Verf. durch grosse rothe Kreise gekennzeichnet hat. Diese Hagelherde kennzeichnen die Brutstätten, aus denen die rein ört- lichen (oder Wärme-) Gewitter und in deren Gefolge die Hagel- wetter entspringen. Bei fortschreitenden Wirbclgowittern schliessen sich diese Herde dann zusammen und bilden so die Zugstrassen. — Die Auseinandersetzungen des Verf. über den Einfluss der Be- waklung auf die Hagelerschoinungen sind in hohem Maasse be- merkenswerth. Geradezu unschätzbaren Werth für die Pra.\is, für den von der Hagelgefahr direct bedrohten Landwirth, erhält die Arbeit durch die eingehende, auf langjährige Statistiken gegründete Besprechung, welche Herr Sarrazin den einzelnen in der Karte dargestellten Gebieten (Provinzen, Kreisen) widmet. Und gerade aus diesem Grunde ist der überdies vorzüglich ausgestatteten Arbeit die weiteste Verbreitung zu wünschen, denn es kann nur zu Nutz und Frommen der deutschen Laudwirthschaft dienen, wenn dieselbe sich mit den Sarrazin'schen Ergebnissen eingehend vertraut macht. Gravelius. Ein Füll -Federhalter amerikanischer Construction, „Swan"- Füll-Federhalter, gcdit uns zur Besprechung zu von der Firma Romain Talbot, Berlin C. Er ist sauber gearbeitet nud dürfte sich, da er zweckentsprr>chend ist, Eingang verschaffen. Dem Naturforscher, z. B. dem kartirenden Geologen, der es vorzieht, auch unterwegs, im Freien, Eintragungen in das Tagebuch mit Tinte auszuführen, kann der Federhalter empfohlen werden. Auch dem Hefte corrigirenden Lehrer dürfte aus der Benutzung des- selben ein gewisser Vortheil erwachsen. Wer nicht zu schnell schreibt und das ewige Eintauchen der Feder vermeiden will, wird ebenfalls dem FüU-Federhalter sein Interesse entgegenbringen. Frenzel, Prof. Dr. Jobs., Mikroüraphio der Mitteldarnulrüse (Leber) der Mollusken. 2. Thl- 1. Hälfte. Halle. 20 M. Jaekel, Privatdoc. Kust. Dr. Otto, Die eocänen Selachier vom Monte Bolca. Berlin. 30 M. Kaindl, Doc. Dr. Kaim. Frdr., Die Huzulen. Wien. .5 M. Xjandolt, Dir. Hans, u. Rieh. Börnsteia, Prof. DD., Physikalisch- chemische Tabellen. 2. Aufl. Berlin. 2-1 ,"\1 Müller, liuise, Grundzüge einer vergleichenden Anatomie der Blumenblätter. Halle. "30 M. Naumann, Prof. Dir. Dr. Alex., Techuisch-thermochemische Be- rechnungen zur Heizung insbesondere mit gasförmigen Breini- stoft'en. Braunschweig, ü M. Nestler, Dr. A., Der anatomische Bau der Laubblätter der Helle- borc'en. Halle. 4 M. Roth, Justus, Allgemeine und chemische Geologie. 3. Bd. 2. Abtli. Berlin. .i5..0ü M. Tumlirz, Prof. Dr. 0, , Bestimmung der Lösungswärme eines .Salzes mittelst der Uebersättigung und Theorie der Ueber- sättigung. Wien. 0,60 M. Weierstrass, K. , Formeln und Lehrsätze zum Gebrauche der elliptischen Functionen. Berlin. 10 M. Zur Nachricht. Das Titelblatt nebst Inhalts-Verzeichniss wird mit der letzton Nummer dieses B.-mdrs, mit Nummer .')3. geln-acht werden. Die Ei'iKMieniiig dos liiei'durch in geneigte Abonnements wird den geltraclit. Ei'innernng .geehrten Abneiiniern dieser Woeliensclirift Die Verlagsbuchhandlung. (Mit Aljbild.) — P. Graelmer: Das Reifen der Früchte und Samen früh- ide. — Die Blattläuse und der Honigthau. — Nachtrag zu dem Aufsatz: Inhalt: Prof. Dr. G. Haberlandt: Die Maugro\e, zeitig von der Mutterpflanze gi'trennfer l'.lütln'uständ. . ^.^ ..^...^.-......-^ «.... .... ^^„...e,"""". j, -- Der Begriff der Blüthe. — Aus dem wissenschaftlichen Leben.— LItteratur: 1. Dr. Ernst Krause: (Carus-Sterne), Tuisko-Land. 'i Kruse: Troia-Burcen Nordeuronas — Dr. .Ma.\ Herz: Untersuchungen über Wärme und Fieber. — G.John Romanos: -• "'— ■" ■■■> ■'■■" '■■■■ "J- ■■■dstatistik (1880—1892) von erläutcrnilem Text. — '^. Kruse: Troja-Burgen Nordeuropas — Ur. i\la.\ tlerz: Untersuciumgcn Utjer Warme und l'ieUer. Die geistige i^ntwickelung beim Mei schon. — F. Sarrazin: Wandkarte zur Darstellung der Hageist Norddeutschland, östlicher Theil, von der russischen Grenze bis zum Flussgebiet der Weser. Nebst Ftdl-Federhalter. — Liste. — Zur Nachricht. 588 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 52. Herrter'sche A^crlassli-TKlIuiig', Freibiirg im Breisgau. 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Ueber die Gleichzeitigkeit des Menschen mit der sogenannten Mammuthfauna. Von Prof. Dr. A. Nehring. Bekamitlicli hat der berühmte dänische Zoologe und Altertluunst'orscher Japetus Stcenstrup vor einigen Jahren eine zieniiicli uiufang-reiche Abhandhing- veröffent- licht*), iu welcher er die Gleichzeitigkeit des Menschen mit dem Mammntli und der Mammut! ifauna auf das Ent- schiedenste bestreitet. Stcenstrup knüpft seine Betracli- tungcn an die sogenannte JMannnutlijiiger- Station von Prcdmost in Mähren und sucht nachzuweisen, dass dort bei Predmost die .Menschen nicht auf lebende Mammuthe Jagd gemaclit liätten, sondern nur auf eingefroren ge- wesene Mammuth-Cadaver, welche aus einer früheren Epoche sich unter dem Einflüsse der Eiszeit conservirt hätten. Man habe es hierbei vor Allem auf das Elfen- bein der .Stosszähne abgesehen gehabt. Zugleich be- hauptet Steenstrup, dass der Mensch nirgends mit dem Mammuth und der gleichzeitigen Fauna zusammengelebt habe. Diese Ansicht hat auf viele Leser einen grossen Ein- druck gemaclit. ]\Iaiiche Forsclier haben sie geradezu acceptirt, zumal da Iludolf Virchow sicli auf der vor- tihrigen Anthropologen-Versammlung in Ulm zu Gunsten derselben aussprach. (Siehe den Bericht über die Ver- handlungen jener Versammlung im Correspondenzblatte der deutschen Anthrop. Ges. 1892, S.92.) So z. B. ist Prof Aurel von Török in Budapest kurzlieh bei folgendem Aus- spruche angelangt: „dass wir schon jetzt genotliigt sind zu erklären: dass auf Grundlage der bislierigen That- sacheu der Mensch mit dem Mammuth uiciit zu sammenleben konnte, und dass das Alter der Men.sch- heit nicht über die sogenannte Renntliierzeit hinaus sicher verfolgt werden kann".**) Im Gegensatze hierzu haben viele andere Forscher sich entschieden gegen die Steenstrup'sche Mammnth- *) ,Die Mainiiiutlijiif;rr-Strttioii bei Prcdmost", ans d. Diiiii- sclien übers, in d. Mitth. d. Aiitlirop. Gfs. in Wien 1890,' S. 1 - ai. **) Siehe „Etbnolog. Mittheiluugen aus Ungarn", herausge- geben von A. Herrmann, 1893, Juniheft. tlieorie ausgesprochen, und es erscheint bei dem Wider- streit der Meinungen sehr naheliegend, dass diejenigen, welche keine eigenen Untersuchungen über die betreffende Frage ausgeführt halien, zweifelhaft werden, wie sie die- selbe beantworten sollen. So hat E. Friedel, der verdienstvolle Begründer und Director des Märkischen Provinzial-Museums hier- selbst, in der „Brandenburgia", Bd. I, Berlin 1892, S. 178 ff., unter Bezugnahme auf J. Steenstrup' s und Rudolf Virchow 's Ansichten die Frage zur Discussion gestellt: „Lebten das Mammuth und die Thiere, deren Gebeine bei Artefacten in den verschiedenen Diluvial- Schichtungen vereint gefunden werden, mit dem ]\lensclien zusammen"?^' Nach meiner Ansicht ist diese Frage für eine ganze Reihe von Fundorten zu bejahen! Dass es manche un- zuverlässige Funde giebt, bei denen es sich um ver- schiedenalterige Objeete oder um ungenaue Beobachtungen handelt, ist gewiss; alier hierdurch kann die Beweiskraft der zuverlässigen Funde nicht gcstTirt werden. Ich habe kürzlich die Resultate meiner eigenen be- züglichen Ausgrabungen, welche von mir vorzugsweise in dem Diluvium von Thiede bei Braunschweig aus- geführt sind, in einer mit 13 Abbildungen versehenen Abhandlung zusammengestellt. Dieselbe trägt den Titel: „Ueber die Gleichzeitigkeit des Menschen mit llyaena sjielaea" und ist in dem 23. Bande der .Mitthei- lungen der Wiener Autliropolog. Gesellschaft, 1893, S. 204 tt'. erschienen. Indem ich diejenigen Leser, welche sich für den, Gegenstand intercssiren, auf jene Abhandlung ver- weise, erlaube ich mir, hier einige Bemerkungen zu den von E. Friedel a. a. O. aufgestellten Fragen und sonstigen Acusserungcn hinzuzufügen. Wenn Friedel fragt: „Wo haben denn die zahllosen Mammuthe und Nasluirner gelebt, deren Reste in so un- geheuren Mengen in unseren Gegenden vorkommen?", so antworte ich: jene Mammuthe und Nasluirner hnlieii in 590 Naturwissenschaftliclie Wochenschrift. Nr. Deutschland selbst gelebt, und zwar in Süd- und Mittel- deutschland, sowie auch in dem sudlichen Theile ron Norddeutschland. Uebrigens war ihre Zahl, wenn auch gross, doch nicht so „ungeheuer", wie man aus Friedel's Worten schliessen könnte. Friedel bezeichnet die bei uns in Norddeutschland vorkommenden Knochenreste jener Thiere als „(Geschiebe" und meint, dass man, wie für andere Geschiebe so auch für diese ein Vaterland werde finden oder feststellen können*). Mag man den Ausdruck „Geschiebe" für die häufig stark abgerollten Mammuth- oder Rhinoceros- Knochen mancher Kies- oder Sandgruben Norddeutsch- lands gelten lassen; für die von mir untersuchten Fund- orte Thiede bei Braunschweig und Westeregeln bei Magde- burg kann ich jenen Ausdruck in Bezug auf die dort vorkommenden Reste der sogenannten Mammuthfauua (Elephas primigenius, Rliinoc. tichorhinus, Felis spelaea, Hyaena spelaea etc.) durchaus nicht als zutreffend an- erkennen. Mein sehr verehrter Freund Friedel möge es mir nicht übelnehmen, dass ich hierin nicht mit ihm über- einstimme. Wenn man in dem lössartigen Diluvium von Thiede den Schädel einer Hj'aena spelaea nebst einer grossen Zahl der zugehörigen Skelettheile desselben Indivi- duums in wunderbar gutem Erhaltungszustande nahe bei einander gefunden hat, so kann man diese Dbjecte (welche sich in meinem Besitze befinden) kaum als „Ge- schiebe" bezeichnen, zumal da die umgebende Löss-Ab- lagerung schwerlich als das Pmduct eines Flusses oder etwa als eine Gletscherbildung aufgefasst werden darf. Ich habe bei Thiede und Westeregeln zuweilen ganze Wirbelreihen**) von Rhinoceros und Equus noch im natürlichen Zusammenhange bei meinen Ausgrabungen vorgefunden; ferner einen unversehrten Rhinoceros-Schädel nebst zugehörigem Unterkiefer etc. In allen diesen Fällen kann man von „Geschieben" nicht reden. Ja, selltst auf die dort vereinzelt gefundenen Skelettheile der betreffen- den Thiere passt jener Ausdruck nicht, da dieselben durchweg einen vorzüglichen Erhaltungszustand und keine Spur von Abrollung zeigen. Auch der von Steenstrup gebrauchte Ausdruck: „niembra disjeeta" ist nach meiner Ansicht für meine oben bezeichneten Funde nicht passend, wenigstens nicht in dem Sinne, den Steenstrup damit verbindet. Jene Knochen etc. sind nicht verschwcramte, vielfach um- gelagerte Ueberreste von Thieren, welche weitab gelebt haben, sondern sie stammen von solchen Thieren, welche in der Gegend des heutigen Fundortes gelebt oder doch mindestens während der guten Jahreszeit sieh aufge- halten haben. Dass die betretfenden Cadaver eine Zeit lang offen dagelegen haben, so dass sie zerfallen und manche ihrer Theile von Raubthieren verschleppt werden konnten, ehe sie von einer schützenden Masse lössartiger Ablagerungen umhüllt wurden, scheint mir die Regel ge- wesen zu sein. Daher findet man zwar häufig eine grössere Anzahl zusanmiengehöriger Skelettheile, meist nahe bei einander, aber man findet fast niemals ein ganzes zusammenhängendes Skelett; wenigstens habe ich selbst bei meinen Ausgrabungen ein solches nicht beobachtet, abgesehen etwa von den Ueberresten zweier jungen Füchse, welche man allenfalls dahin rechnen könnte. Von manchen Forschern ist mir eingewendet worden, dass man auf die Funde von Thiede und Westeregeln nicht viel Werth legen könne, weil dieselben in „Gyps- *) Fi-iedel deutet an, das» dieses Vaterland möglicherweise in Russland oder Asien zu suchen sei. **) Nicht ganze Wirbelsäulen, sondern nur eine gewisse Anzahl (z. B. 6 — 10) auf einander folgender Wirbel, also Wirbel- reihe n. spalten" gemacht seien; in diesen könne alles Mögliehe „passiren". Dieser Einwand ist für die von mir genauer untersuchten Partien der Gypsbrüche von Thiede und Westeregeln gänzlich unzutreffend; es handelte sich dort, wo ich meine Ausgrabungen gemacht habe*), nicht um schmale Spalten von Gypsfelseu, sondern um grosse, zu- sammenhängende Diluvial-Ablageruugen, welche in be- deutender vertikaler und horizontaler Entwickelung zer- rissene Felsgruppen von Gyps (resp. Anhydrit) undiüllten und völlig bedeckten. Von einer freistehenden Felsen- masse mit schmalen Spalten war dort, wo ich gegraljcn und meine paläolithischen Funde gemacht habe, gar keine Rede! In dem Osttlieile des Thieder Gypsbruches war es während der Jahre, in denen ich dort hauptsächlich gesammelt habe, bei dem Betriebe der Steinbruchsarbeit üblich, dass die diluvialen Ablagerungsmasscn terrassen- förmig abgegraben und abgekarrt wurden, um an die darunter liegenden, oft säulen- oder pfeilerförmig empor- ragenden Gypsfelseu zu gelangen. Hieraus ist schon zu ersehen, dass dort die diluvialen Ablagerungen als zu- sammenhängende blassen vorkamen, nicht aber als Aus- füllungen schmaler Felsspalten**); sonst hätte man sie nicht terrassenförmig abgraben können. Ganz analog waren die Verhältnisse in der südlichen Grube des Gypsberges von Westeregeln. Uebrigens verweise ich auf meine früheren Ausgrabungsberichte und auf die Skizzen, welche ich von beiden Fundorten publicirt habe. (Archiv für Anfhrop., Bd. X, S. 367 und mein Buch über „Tundren und Steppen", S. 153.) Aus diesen ergiebt sich zur Ge- nüge, dass es sich nicht um blosse Gypsspalten handelt. Nach meinen Beobachtungen zeigten die frisch an- geschnittenen Partien der beiden genannten Fundpunkte durchaus keine Spuren von nachträglichen Lagerungs- störungen, auf welche etwa ein Nebeneinanderliegen von ()l)jeeten menschlicher Thätigkeit mit Thicrrcsten der so- genannten Mannnuthzeit zurückgeführt werden könnte. Ich muss die paläolithischen Instrumente, welche ich namentlich bei Thiede gefunden habe, für gleich- alterig mit jenen Thierresten halten, im Gegensatze zu Steenstrup, der freilich meine Funde in der citirten Abhandlung garnicht einmal erwähnt. Gegen ein nachträgliches Herbeischwemmen und Zu- sanmieuschwemmen von Thierresten, welche schon einmal anderwärts abgelagert waren, spricht dort auch der Um- stand, dass die betreffenden Arten eine einheitliche, zu- sammengehörige Fauna darstellen, welche in der Gegend der genannten Fundorte zeitweise sehr wohl gehaust haben kann. Ich habe bei meinen eigenen Ausgral)ungen an den oben bezeichneten Fundpunkten bei Thiede und Westeregeln niemals Reste von Thieren gefunden, welche entweder der Speeies nach, oder wegen ihres Erhaltungs- zustandes den \'erdaeht erweckt hätten, dass sie ungleich- alterig mit den im gleichen Niveau gefundenen Objecten wären.***) Bemerkenswertli erscheint es, dass unter den Tau- senden von Knochen, welche bei Thiede und Westeregeln ausgegraben sind, soweit meine eigenen Beobachtungen reichen, kein einziger Rest vom Höhlenbären (Ursus spe- *) Nämlich im östlichen Theile des Thieder Gypsbruches und in der südlichen Grube des Gypsberges von Westerogeln. **) Der Genauigkeit wegen bemerke ich. dass solche sclimale Felsspalten auch vorkamen; aber sie spielten eine nebensächliche Rolle und standen mit den grösseren Ablagerungsmassen im Zu- sammenhange. ***) Ueber einige besondere Funde jüngeren Datums an anderen Punkten des Gypsberges von Westeregeln habe ich speciell be- richtet. — Ausserdem sind natürlich die in Folge des Steinbruch- betriebes erfolgten neuerlichen Rutschungeu und Aufschüttungen ganz bei Seite zu lassen. Ich habe hier nur die intakten Fund- schichten im Auge. Nr. 53. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 591 iaeus) vorgekommen ist. Dass der Höhlenbär eliemals gleichzeitig mit Jlanimutli und Rhinoccros ticliorhinus in Deutschland gelebt und namentlicli im Harz zahlreich ge- haust hat, ist sicher. Warum hat die Bode keine Hühlen- bären-Restc nach Westeregeln, die Oker solche nicht nach Thiede geschwemmt? Meine Antwort lautet: „weil die bei Thiede und Westeregeln in den näher bezeichneten Fundschichten abgelagerten Thierreste überhaupt nicht als „menibra disjecta" im Stcenstrup'schen Sinne von weither zusanimengeschwemuit sind." Wenn Steen.strup auf die mit Haut und Haar in Sibirien conservirten, gefrorenen Cadaver von Mammuth und Rhinoccros, auf die gelegentliche Rlosslegung der- selben an steilen Flussufern und ihre gelegentliche Fort- sehwcmmung an einen andern Ort hinweist und glaubt, dass dergleichen einst nach der Eiszeit auch in Deutsch- land häutig vorgekommen sei, so möchte ich dem ent- gegenhalten, dass das Vorkonunen solcher durch Kälte conservirter Cadaver in Sibirien relativ sehr selten ist. .ledenfalls kann ihre Zald gegen die der verwesten, nur durch Skelettheile, Zähne etc. augedeuteten sibirischen Exemplare garniclit in Betracht kommen. Ebenso kann bei uns in Deutsehland, falls wir überhaupt für die Mammuthzeit eine gelegentliche Conservirung ganzer Mammuth-Cadaver durch Bodenkälte in unseren Gegenden analog den sibirischen ^'o^konlmnisse^ annehmen wollen, dieses nur ein sehr seltener Fall gewesen sein, der für das normale Vorkonunen der JMammuth-Reste kaum in Rechnung gezogen werden darf. Steenstrup nimmt aber für unsere Gegenden nicht nur die Conservirung einzelner Mannuuthleichen mit Haut und Haar, sondern sogar die Conservirung ganzer „ M a m m u t h - A a s f e 1 d e r " an. Auch die Ablagerung von Thiede rechnet Steenstrup zu den ..Mammuth-Leichenfeldern" und seheint die dort von mir nachgewiesenen ])aläolithisehen Steininstrumente ebenso zu bcurtheilen, wie die Funde Maska's bei Pred- most, d. h. sie für viel jünger zu halten. Ich kann ihm aber nicht beistimmen. Ich habe zwar Mammuthreste bei meinen eigenen Ausgrabungen am genannten Fundorte nur in geringer Zahl gefunden; dagegen konnte ich dort die Fuudverhältnisse zahlreicher Reste von Rhinoccros tichorhinus und Hjäna spelaea (welche zur Manmiuth- fauna gehören), sowie einer gewissen Zahl mensch- lieher Artefaete mit voller Sicherheit feststellen und darf mir deshalb wohl ein Urtheil über diese Sache erlauben. Uebrigens mehren sich beständig die Funde, welche gegen die Steenstrup'sehc Mammuttheorie sprechen; ebenso steigt die Zahl derjenigen Forseher, welche sieh gegen dieselbe erklären. So z. B. haben Prof Jlaska in Feltsch und Dr. Kriz in Steinitz, welche beide die berühmte Fund- stätte bei Predniost durch eigene genaue Untersuchungen kennen, mir kürzlieh noch geschrieben, dass sie jene Theorie durchaus nicht als richtig anzuerkennen ver- möchten. In nächster Zeit werden mehrere Publieationen über dieses Thema erfolgen. Wünschenswerth ist es jedenfalls, dass man bei allen Funden, auf welche man die Gleichzeitigkeit des Mensehen mit der Mammuthfauna stützen will, mit der nöthigen Vorsicht und Exaetheit verfährt. Flüchtige Beobachtungen des Einen können unter Umständen die genauen Beobachtungen eines Andern fraglich erseheinen lassen und eine Verdächtigung mühsam errungener Re- sultate herbeiführen. Leopold Kronecker. — Vor nunmehr zwei Jahren ging plötzlich durch die ganze wissenschaftliehe Welt die er- schütternde Kunde von dem am 29. December 1891 erfolgten Dahinscheiden Leopold Kronecker's, eines der grt'issten deutsehen Mathematiker der letzten Deecnuien. Die „Naturw. Wochcnschr." hat von diesem für die Mathematik so unersetzlichen Verluste bisher nur in einer kurzen An- zeige *j Kunde gegeben, und es dürfte daher nicht un- angemessen erseheinen, in der Sterbewoehe des Dahin- geschiedenen ausführlicher seines Lebensganges und seines vielseitigen und tiefgreifenden Forschens zu gedenken. Es ist umsomchr Veranlassung dazu vorhanden, als Kronecker in diesem Monate seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert haben würde. Am 7. December 1823 erblickte Leopold Kronecker zu Liegnitz als Sohn eines angeschenen und hochgebildeten Kaufmannes das Lieht der Welt. Nachdem er durch einen Hauslehrer vorbereitet worden war und die Vorschule des Conreetors Werner, dessen er gern gedachte, absolvirt hatte, trat er in das Gymnasium seiner Vaterstadt ein. Hier war es besonders der später zu so grosser Bedeutung und Berühmtheit gelangte Kunnner, welcher den tiefsten Einfluss auf seinen Entwiekelungsgang ausübte und seine Voi'liebe und grosse Begabung für die Mathematik förderte. Zwischen Lehrer und Schüler entspann sich hier bereits ein Frcundschaftsverhältniss, das bis zum Tode keine Trübung erfahren hat, und welches von nachhaltigster Wirkung auf Kronecker's Forschungsgang gewesen ist. Kronecker hebt dies selbst in der Widmung seiner Fest- schrift zu Kummer's fünfzigjährigem Doctorjubiläum mit folgenden Worten hervor: „In Wahrheit verdanke ich Dir *) „Naturw. Wochenschr." Bd. VII, S. 20. Uebrigens ist an dieser Stelle irrthümlich der 30. December 1891 als Kronecker's Todestag angegeben. mein mathematiselies Dasein; ich verdanke Dir in der Wissenschaft, der Du mich früh zugewendet, wie in der Freundschaft, die Du mir früh entgegengebracht hast, einen wesentlichen Theil des Glückes meines Lebens." Im Frühjahr 1841 ging Kronecker nach Berlin, um hier unter Dirichlet, Jacobi und Steiner zu studiren, später wandte er sieh nach Breslau, wo er die Vorlesungen Kummer's, der einen Ruf an die dortige Universität er- halten hatte, besuchte. Er wm-de als Student mit Eisen- stein befreundet, und er erzählte später oft, wie sie sich bisweilen spät in der Nacht besucht hätten, um einander eine neue Entdeckung mitzuthcilcn. Auch in Bonn studirte Kronecker kurze Zeit, und er sprach stets mit Freude von diesem Aufenthalte, wo er in die burseheusehaftliche Be- wegung hineingezogen wurde und Freundschaftsbande mit Männern knüpfte, die später gleichfalls zu hoher Bedeu- tung gelangt sind. Obwohl die Mathematik das eigent- liche Feld Krcmecker's war, sehloss er sich doch nicht einseitig gegen die übrigen Wissensgebiete ab, und er hat sich sowolü in den Naturwissenschaften als auch in der Philosophie tiefe Kenntnisse erworben. Im Mendelssohn- sehen Hause zu Berlin kam er mit vielen hervorragenden Zeitgenossen in Berührung, unter denen besonders Alexander von Humboldt zu erwähnen ist. Kronecker wurde im Jahre 184:') zu Berlin auf Grund einer Dissertation über die eoniplcxen Einheiten proniovirt, einer Abhandlung, welche Kronecker 1882 nochmals, und zwar vervollständigt, abdrucken Hess. Durch besondere Umstände wurde Kronecker nun aber gezwungen, sein Interesse und seine Thätigkeit der Landwirthschaft zu widmen und nach dem Tode seines Oheims Prausnitzer dessen Bankgeschäft zu ordnen. Er entledigte sieh dieser Aufgaben mit solchem Geschick, dass seiner Familie ein bedeutendes Vermögen erbalten 592 NaturwissenscliaCtlichc Woclieiisclirift. Nr. 53 blieb. Er verheirathete sich dann 1848 mit seiner Cousine Fanny Prausnitzer und lebte mit dieser ungemein liebens- würdigen, geistig bedeutenden Frau bis kurz vor seinem eigenen Daliinscbciden in glückliclistcr Ehe. Diese Zeit, in der Kronecker der Wissenschaft äusser- licb entzogen war, und welche von 1845 bis 1855 reichte, bildet für Kronecker's Entwickelung und für seine Erfolge sicher einen sehr wichtigen Lebensabschnitt, über den wir wohl erst später genaue Aufschlüsse eriialtcn werden. Der Umstand, dass er gegen Ende dieser Periode mit Arbeiten von fundamentalster Bedeutung hervortrat, be- weist, dass er während dieser Zeit tiefe Studien gemacht hat; aber wir wissen auch, dass er in dieser Zeit eine sehr ausgedehnte wissenscliaftliche Correspondenz fülnte, und in seinem Nachlasse finden sich Briefe, namentlich an Kummer, in denen oft auf rein geschäftliclie Mittliei- lungen und Familiennaciirichtcn eingehende mathematische Erörterungen und Untersuchungen folgen. Eine Heraus- gabe dieses Briefwechsels im Auszuge dürfte grosses In- teresse erwecken. Der äussere Lebensgang Kronecker's verlief nun unter den wohlhabenden Verhältnissen, in denen er lebte, sehr glücklich; er siedelte 1855 naeli Berlin über und führte hier ein gastliches Haus, in dem man die bedeutendsten Männer der Gegenwart antraf, mit denen Kronecker zum Theil, wie z. B. mit Momrasen, eng befreundet war. Die in Kronecker's Hause verlebten Stunden sind für jeden werthvoll und angenehm anregend gewesen. Aeussere Ehren sind dem hervorragenden Manne vielfach zu Theil geworden. Im Jahre 1861 wurde er von der Akademie der Wissenschaften in Berlin zum Mitglied e gewählt, in deren Berichten und Abhandlungen seine wichtigsten Ent- deckungen veröÖentlicht sind. Er war aber nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in geschäftlicher Be- ziehung eines der hervorragendsten Akademiemitglieder, wobei iimi seine Gewandtheit in pral^tischen Dingen wie in der Form ganz besonders zu Statten kam. Er hat hiervon nicht nur bei der Revision der Akademiestatuten und vielen anderen Gelegenheiten Zeugniss abgelegt, son- dern auch noch bis kurz vor seinem Tode in Angelegen- heit der Helmholtz-Stiftung, die bei der Feier des siebzig- sten Geburtstages von Helmholtz' wesentlich nach seinen Vorschlägen begründet wurde. Auch die Geschäfte der Redaction des Journals für Mathematik, welches er seit Borchardt's Tode herausgab, hat er mit Geschick er- ledigt, wobei ihm allerdings Prof. Lampe einen grossen Theil der Last tragen half. Körperlich war Kronecker sehr rüstig, wenn auch von sehr kleiner Statur. Noch bis kurz vor dem Tode seiner Frau machte er im Thier- garten häufig lange Spaziergänge, und Verfasser, der bis- weilen das Glück hatte, ihn hierbei zu begleiten, wird stets mit Bewunderung an die Ausdauer denken, mit welcher Kronecker ohne geistige und körperliche Er- müdung, oft bis drei Stunden sclmell gehend, seine Ge- danken über die schwierigsten und feinsten matliematischen Fragen entwickelte. Es ist nur wenigen seiner Faeh- geuossen möglich gewesen, ihm hicrliei stets gedanklich zu folgen, so sehr beherrschte er den Stoft". Häufig möi;en diese Mittheilungen, mit denen Kroneeker wahrhaft Ver- schwendung trieb, wesentlicii dem Umstände entsprossen sein, dass er sich selbst zur Klarheit durchringen wollte, indem er anderen seine Gedanken vorfi'ug und sie ihnen klar zu machen suchte. Obwohl Kronecker ursprünglich keine Lehrthätigkeit hatte, benutzte er doch das ihm als Akademiemitglied zustehende Recht, Vorlesungen an der Universität zu halten. Einen Ruf an die Göttiuger Universität hatte er 1868 ab- gelehnt. Im Jahre 1883 wurde ihm aber nach Kummer's Rücktritt eine ordentliche Professur an der Berliner Uni- versität übertragen, und hier hat er mit grossem Eifer und Erfolge eine segensreiche Thätigkeit entfaltet. Seinen Schülern (seine Vorlesungen waren oft von Professoren und Docenten aus weiter Ferne besucht) brachte er grosses Interesse und Wohlwollen entgegen. Seit dem Tode seiner Frau, welche ihm am 21. August 1891 entrissen wurde, war er sichtlich körperlich und seelisch gebrochen, wenn er auch bis kurz vor seiner Er- krankung (Mitte December 1891) weiter arbeitete. Am 29. December 1891 folgte er seiner Gattin ins Grab. — Die grössten wissenschaftlichen Verdienste hat sich Kronecker auf dem Gebiete der Zahlentheorie und der Algebra erworben; er galt hier unbestritten als Meister. Bereits seine ersten Arbeiten, von der Dissertation an, bewegen sich auf diesem Felde. Besonders glücklieh war er in der Anwendung der Theorie der elliptischen Func- tionen auf zahlentheoretische und algebraische Probleme. Aber auch andere Gebiete beherrschte er mit grosser Genialität; so bildet z. B. seine Untersuchung über das Diriehlet'sche Integral ein Meisterstück ersten Ranges, und ebenso sind seine Untersuchungen über die Potential- theorie, über die Clausius'schen Coordinaten, u. v. a. Leistungen, die von der Originalität und Tiefe des grossen Forschers eindringlieh zeugen. Es ist natür- lich durchaus unmöglich, auch nur ein ungefähres Bild von dem Umfange und von der Bedeutung der wissen- schaftlichen Lebensarbeit Kronecker's an dieser Stelle zu entwerfen, giebt es doch selbst kaum einen Mathematiker, der alle Theile der vielseitigen Schöpfungen des Dahin- geschiedenen gleichmässig beherrscht und in ihrer Be- deutung und Tragweite zu würdigen versteht. Kronecker war ein durchaus arithmetisches Genie; aber dennoch versfand er die Geometrie unter Umständen meisterhaft zu verwenden. Seine arithmetische Anschauung, an der er auch •.vegen der bisweilen vielleicht übertriebenen Anforderungen an Strenge festhielt, hat er oft in originellen Wendungen bekundet. So hat er des öfteren gesagt: „Die ganzen Zahlen hat der liebe Gott gemacht, alles andere ist Menschenwerk". Auf einem der oben erwähnten Spaziergänge sagte er zum Verfasser dieser Zeilen: „Ich betrachte die Mathematik nur als eine Abstracfion der arithmetischen Wirklichkeit". Besonders in den letzten Jahren seines Lebens kehrte er diesen Standpunkt immer stärker hervor, sowohl öffentlich u. a. in seiner Arbeit über den Zahlbegnff, als auch in seinen Vorlesungen und im persönlichen Verkehr. Wie sehr ihm diese Anschauung Herzenssache war, und wie fest er auf ein Durchdringen seiner Auffassung des Zahlbegriffs vertraute, hat Verfasser oft Gelegenheit gehabt zu bemerken. So that er auch bei einem Besuche des Verfassers am 17. Oetober 1890, als sich das Gespräch auf die Geometrie wandte, mit Bezug auf seine arithmetischen Grundanschauungen ganz sieges- gewiss und triumphirend den Ausspru"h: .,Mir gehört die Zukunft! Mir gehört die Zukunft!" Kronecker's Art zu arbeiten war eine eminent pro- diictivc; er war nicht in dem gewöhnlichen Sinne des ^Vortes systematisch, sein Streben war wesentlich nnr auf das Erke'nnen und auf die Entdeckung des Wahren ge- richtet. Seine Arbeiten sind deshalb vielfach schwer ver- ständlich. Mit dem bewundernswerthesten Ideenreich- thnm verband Kronecker eine ausserordentlich grosse Arlicitskraft; ott sah mau in seinem schönen Hause, Bellevnesfrasse 13, noch um 2 Uhr des Nachts Licht in seinem Arbeitszimmer. Dass er noch grosse Pläne hatte, wissen alle, die mit ihm in der letzten Zeit in Berührung gekommen sind, und im Hinblick auf die Ausführung derselben wünschte er oft, noch ein Jahrzehnt ordentlich arbeiten zu können. Leider sollte ihm das nicht be- schieden sein. Nv. 53. Naturwissenschaftliche Wochensclirift. 593 In nicht hoch genug zu schätzender Würdigung der hoch- bedeutenden Verdienste des grossen Mathematikers bat die Akademie der Wissenscliaften zu üeriiii bahl nach seinem Daliinsclieiden den Besebluss gefasst, seine Abliandiungen sowie seine von tiefer Originalität zeugentlen Vorlesungen in angemessener Form herauszugeben; sie ehrt sich sell)st, indem sie einem ihrer hervorragendsten Mitglieder in der würdigen Ausgabe seiner Werke ein Denkmal errichtet, das noch in später Zukunft zeugen wird von dem be- deutungsvollen Forschen und Schäften eines Mannes, w'ie die Wissenschaft deren nur wenige aufzuweisen hat. Fall von Leherheniie (Heriüa liepatica). — In No. 44 der Berliner klinischen Wochenschrift vom 30. Oc- tober 1893 berichtet Prof. W. J. Kusniin in Moskau über einen sehr seltenen Fall von Leiierhernie (Hernia hepatica), welcher bis jetzt fast einzig dastehen dürfte. Es handelte sich dabei um einen linksseitigen Scbnür- lappen der Leber, welcher auftrat in Form einer einge- klemmten Hernia epigastrica, indem der Oberlappen sich beim .Vustreten zwischen die Fasern des Rectus abdominis, des geraden Bauchmuskcls, klemmte, das Rauchfell bildete den Herniensack. Der Fall betraf eine •iSjährige Küchin, welche dreimal entbunden war. Die Krankheit war ein Jahr zuvor entstanden, es hatte sich eine wallnuss- grosse Anschwellung zwischen Nabel und Herzgrube ge- bildet, die anfangs wenig schmerzte und sich von selbst wieder zurückbildete. Die Geschwulst wurde dann grösser, nahm die Dimensionen der Fäuste eines Erwachsenen an und war äusserst schmerzhaft. Es wurde daher die Operation gemacht, wobei sich im Bruchsack, von diesem einklemmend umfasst, ein Theil des linken Oberlappens befand, ohne Anzeichen von Mortification, aber mit Er- scheinungen einer Stauungs-Hyperämie und geringen Blut- ergüssen. Die Leber wurde von der Einklemmung befreit und eingericlitet. Es trat völlige Heilung ein. Die Ge- sehwulst war nicht durch das Tragen eines Corscts ent- standen — wie sonst bei Schuürlebern häufig — wohl aber hatte das feste Zusammenschnüren der Kniebänder einen bedeutenden Einfluss mit ausgeübt. Dazu kam schwere Arbeit, zumal das überanstrengende Aufheben von Lasten, das besonders gleich nach dem Wochenbett nicht ohne Einfluss geblieben war. Ein Beispiel grosser Lebenszähigkeit von Skorpionen erzählt Joseph Noe (C. r. Soc. Biol. Paris, T. 5, 1893, S.598j. Er konnte in Streichholzschächtclclien eingesperrte Exemplare von Scorpio occitanus, ohne ihnen Nahrung zu geben, in einem ungeheizten Zimmer überwintern, so dass sie 6 bis 7 Monate fasteten. Sc. eurojjaeus erlag dem Hunger viel früher, Scolopendra morsitans schon nach 6 Wochen. 0. M. Zur vergleichenden Physiologie des Nervensystems der Coleopteren liefert A. Binet (in The Mmiist, \'ol. 4, S. 65) einen Beitrag, der vielleicht von allgemein biologi- scher Bedeutung ist. Es ist eine unter dem Namen des BeH'schen (Gesetzes bekannte Thatsaehe, dass der periphere Theil des Wirlielthier-Rückenmarkes die sensiblen Fasern aufnimmt, während der centrale nur nidtorischc abgiebt. Vor Binet hatte nun schon Faivre in dieser Beziehung besonders an Dyiiscus e.xperimentirt und den äusseren, ventralen Theil des Bauchmarks sensibel, den inneren motorisch functionirend gefunden. Seine üntersuchungs- metliode war die, dass er verschiedene Theile des Nerveu- strangs zerstörte und dann prüfte, ob damit Sensibilität oder Motilität verschwunden wäre. Konnte z. B. durch mechanische Reizung eines Beines eine Reflexbewegung der anderen Beine ausgelöst werden, während das uereizte Bein selbst unbeweglich blieb, so w'ar dessen Motilität verloren, die Sensibilität erhalten. Das Umgekehrte musste der P^all sein, wenn von einem Beine aus keine Reflex- bewegungen mehr in anderen Regionen hervorgerufen werden konnten, das Bein sich aber auf Reizung anderer Theile hin bewegte. Binet kam nun auf einem ganz anderen Wege, durch vergleichend anatomische Unter- suchungen zu eben demselben Resultate. Er mikroskopirte Bau und \'crlauf der Flügelnerven von Blaps mortisaga, Timareha tenebricosa und Carabus auratns, denen die Flügel ganz fehlen, und deren Flügeldecken unbeweglich, wenn auch sensiliel sind. Es zeigte sich dabei, dem physiologischen Befunde entsprechend, dass hier der ven- trale Zweig des Flügelncrven erhalten i.st; die dorsalen Partien aber bis auf unbedeutende, andere Functionen er- füllende, Reste fehlen. Seh. Ueber die Rolle, die das Wasser bei der Bewe- gung der grönländischen Eismassen spielt, tlieilt Dr. Erich v. Drygalski, der die im Sommer aus- geführte Grönland-Exi)edition der Gesellschaft für Erd- kunde zu Berlin geleitet hat (Verhandl. der genannten Ges. Bd. XX, S. 452 u. 453) vorläufig das Folgende mit. Die Inlandeisströme liegen im Meer, sie schwimmen nicht, — denn nur in einem äussersteu, beim Karajak gut erkennbaren Theil des Randes geht ihnen der Boden verloren — , aber sie sind in hohem Maass vom Wasser durchtränkt, nicht nur soweit der Fjord dringt, sondern auch weiter oben im Land, wo sich zahlreiche Wasser- blasen am Eisrand sammeln. Die innige Berührung mit dem Wasser muss die Bewegung erleichtern. Auch wird durch Wasser allein die Bewegungsmöglichkeit otfen ge- halten; denn es giebt keine Bewegung ohne die Schmelz- temperatur, und dass diese sich in den unteren Schichten erhält, dafür sorgt die grosse Wärmezufuhr durch Wasser, die in der kurzen Sommerzeit auf Spalten und Löchern von der Oberfläche zur Tiefe erfolgt. Die Kälte des Winters dringt nur langsam in die Eismasseu ein, die Spalten unterstützen ihr Vordringen unerheblich; das haben Arbeiten mit elektrischen Kabeln gezeigt. Aber das Wasser findet gewaltsamen Zutritt, und im ^'erhältniss zu der geringen, in der langen Winterszeit eindringenden Kälte wird in dem kurzen Sommer eine ungeheure Wärme- menge in die Tiefe geschafft. So beruht die Bewegung des Eises mehr auf den unteren Schichten; man wird kaum einen Vergleich zwischen der Bewegungsart eines Eisstromes und eines Wasserstromes durchführen können. Auch bei der mikroskopischen Untersuchung der Eis- strukturen tritt eine Antheilnalime des Wassers hervor. Das Inlandeis i.st eine um seinen Schmelzpunkt sehwan- kende Masse, auf der Wechselwirkung zwischen der festen und der flüssigen Form beruht seine Bewegung und seine Arbeit, das zeigt sein ^^lrkonnnen, seine Wärme und seine Struktur. Und blicken wir weiter. Das Innere Grönlands ist Eis, die Kustenfelsen bestehen zum überwiegenden Theil aus Gneiss; jenes bildet die heutige, der Gneiss die erste Erstarrungskruste der Erde, und eine auft'allende äussere Aehnlichkeit besteht zwischen ihnen. Wenn der (Jneiss ein Sehmelzfluss gewesen, der in ähnlicher Weise, wie das Inlandeis heute, um seinen Schmelzpunkt geschwankt und sieh dadurch bewegt bat, dann wären manclie Einzelheiten seiner Struktur und Bildung erklärt. Heute ist er erstarrt und bildet die Form, in der sieh vor unsern Augen der Erstarrungsprozess des Wassers vollzieht. 594 Naturwisseiischaftliclie Woelienschrift. Xr. 53 Jodstickstoif uud StickstoifwasserstoiFsäure. — In nicineui jüngst in dieser Woeheuselirift Kr. 43 er- schienenen Artikel „Ueber Jodoso- und Jodoverbiii- dungeii" wurde erwähnt, dass Victor Meyer nach Ent- deckung- dieser eigenartigen Körper auch auf solche zu fahnden bescbloss, die den Azovcrbiudnngen gleichen, aber in der Gruppe N = N ein oder beide Sfickstoffatome durch dreiwerthiges Jod ersetzt enthalten. Es lag nahe, unter den bereits liekannten Verlnndungen nach möglicher- weise in dieser Art zusamnicngesetzeu Substanzen Umschau zu halten, und, während ich jenen Artikel sehrieb, üel mein Gedanke auf den Jodstickstott'. Man hatte dieser Ver- bindung ursprünglich nach Analogie des Chlorstickstoifs die Formel NJ3 zuertheilt; aber nähei'e Untersuchungen ergaben, dass neben Stickstoff' und Jod zumeist noch Wasserstoff" in den verschiedenen Jodstickstoff'en enthalten war. Bineau gab zuerst die Formel XHJo, welche dann für die zumeist erhaltenen und verliältnissniässig con- stantesten Präparate von Gladstonc, Guyard, Stahlschmidt, Mallet und Raschig bestätigt wurde. Nimmt man nun, wie es durch die Entdeckung der Jodoso- und Jodo- verbindungen nahe gelegt wird, an, dass dreiwertliiges Jod allgemein in analoge Verbindungen einzutreten ver- mag wie Stickstoff", so fällt die Analogie zwischen dem so zusannnengesetzten Jodstickstoft' und der gleich ihm furchtbar explosiven, von Curtius entdeckten Stickstoff- wasserstotfsäure, dem Azoiniid, in die Augen. Die fol- genden Formeln mögen dies verdeutlichen: NH< i! Azoimid. NH^ Jodstickstoft'. Einer der gesuchten Jod-substituirten Azokörper wäre, wenn diese Constitution richtig, also längst bekannt. Hierzu musste aber eine weitergehende Analogie der beiden Kiirper, al.s sie ihre allerdings ausserordentlich starke Explosivität anzeigt, aufgefunden werden. Das Azoimid ist bekanntlich eine starke Säure, die mit den Halogenwasserstoffsäuren auf einer Stufe steht. Liess sich auch nach den Erfahrungen, die bei den Jodoso- und Jodoverbindungen, vergliclien mit den ent- sprechenden Nitroso- und Nitroverbindungen, gemacht wurden, erwarten, dass diese Säurefunction bei Ersatz der beiden doppelt gebundenen Stickstoffatorae durch Jod \vcsentlich abgeschwächt sein müsste, so erschien es doch wahrscheinlich, dass dieselbe wenigstens andeutungsweise noch vorhanden sein dürfte. Charakteristisch für das Azoimid ist sein Silbersalz, das Stickstoft"silber, und ich bescbloss, einen V^ersuch zur Darstellung eines analogen Körpers aus Jodstickstoff" zu wagen. Doch die heutige Chemie ist schnell und durch eine schöne Untersuchung von J. Szuhay, welche in dem soeben erschienenen Heft der „Berichte" ver- öft'entlicht ist*), sehe ich mich der wenig angenehmen Arlteit mit diesen äusserst bedenklichen Körpern über- hoben. Szuhay ist ohne jede Voreingenonmienheit daran ge- gangen, die Constitution des Jodstickstoff's aufzuklären. Nach- dem er die Formel NHJo bestätigt gefunden, suchte er den Wasserstoff' durch Metalle zu ersetzen. Während die Ein- wirkung von Kaliundiydroxyd nicht zum Ziele führte, fand zwischen feuchtem Silberoxyd und Jodstickstoff' eine Reac- tion statt und so resultirte ein Körper, ebenso explosiv wie die Wasserstoff'verbindung und der Zusammensetzung NAgJ^ entsprechend. In dieser liess sich das Silber durch Kalium oder Natrium bei Einwirkung der betreffenden Cyanide *) D. Chem. Ges. Ber. 26,1933. ersetzen, doch sind die entstehenden Verbindungen so leicht zersetzlieh, dass sie nicht in festem Zustande iso- lirt werden konnten. Auch eine Bleiverbindung scheint zu existiren. Ist somit die vermuthete Analogie mit der Stickstoff- wasserstoffsäure, wie auch Szuhay am Schlüsse seiner Ab- handlung andeutet, wahrscheinlich gemacht, so wird die .\nnahme der Constitution HN< II \J mit zwei dreiwerthigen Stickstoffatomen weiterhin gestützt durch die früher von Stahlschmidt*) beobachtete Ein- wirkung von Jodmcthyl auf Jodstickstoft", wobei ein Körper der Zusammensetzung N(CH3)4J5 entsteht. Wäre der Jodstickstoff'; wie man sonst allein annehmen könnte, ein durcli zwei einwerthige Jodatome substituirtes Am- moniak, also H-Nr; T, so könnte hierbei nur die Ver- bindung N(CH3)oJ3 H3C \ J N(CH3),J3 = H3C-N< / J J entstehen. Nach der dem Azoimid entsprechenden Formel aber kann man sich vorstellen,, dass die Bindungen zwischen den beiden Jodatomen gelöst und die so freiwerdenden zwei Valenzen jedes dieser Atome durch die Radikale des Jodmethyls gesättigt werden. Der oben erwähnte Körper N(CH3)4J5 würde danach die Constitution H3C H3C-N CH, /CHo '\J haben. Nach alledem darf wohl die Vernuithung, dass in dem gewöhnlichen Jodstickstoft" eins dijodsubstituirte Azo- verbindung vorliege, mindestens auf den Rang einer Hypothese Anspruch erheben. Dr. L. Spiegel. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Es wurden ernannt: Der Privatduccnt für Franonlieilkunde an der Universität Bonn X)\. Johannes Kocks zum Professor. — Geheimer Eath Professor Dr. L. Wittmack an Stelle des ver- storbenen Gehoimraths R. Hartmann zum ordentliehon Mitgliede der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin. — Der Botaniker Holst zum I^oamten der deutschen Kilimandscharo- Station. Es sind gestorben: Der Assistent am Museum d'Histoire Natu- relle Paul Fischer in Paris, einer der ersten C'oncliyliologen Frankreichs. — Oberbergrath Gustav Pfannmiiller in Darm- stadt. — Der eigentliche Erfinder der elektrischen Glüh- und Bogenhtmpen Henry Göbel in New-York. — Der auch litte- rarisch thätig gewesene Geheime Sanitätsrath Dr. Charles August La Pierre in Tegel bei Berlin. — In Wiesbaden Pro- fessor Dr. Friedrich Karl Medicus, ehemaliger Director des Landwirthschaftlichen Institutes Hof Geisberg. — Der Grönland- forscher Heinrich Johannes Rink in Christiania. — Der Pro- fessor der Philosophie Karl Ludwig jNIichelet in Berlin. — Der auch auf geographischem Gebiete (Afrika) thätig gewesene Professor Dr. Karl G. Büttner in Berlin. L i 1 1 e r a t u r. Wilhelm Wandt, Vorlesungen über die Menschen- und Thier- Seele. ■_'. umgearbeitete Aufl. \crlag von Leo])old Voss. Ham- burg und Leipzig 1892. — Preis 10 M. Die erste Aufl. erschien vor 30 Jaliren, als die experimentelle Psychologie noch Zukunfsprogramm war. Wundt nennt diese *) Ann. Phys. 119,421. Nr. 5B. Niiturwisseiiscliaftliehe Wocliciisclirift. ■)9ri 1. Aufl. eine Jiigondsünde. Die Neii-Bearbcitiinj;' wiir liestinimt (liircli (He Erwägungen: 1., dass trotz der Mängel doch manche Austnlu'ungen der 1 Aufl. sich noch heute behaupten können, ■J. lastete alles das aus dem Inhalt des älteren Werkes, was den Anschauungen W's. nicht mehr entsprach oder zuwiderlief, „als eine Art Schuld" auf den Verf., der er ledig zu werden wiinscht<'. — Alle in das Gebiet der Völkerpsychologie reiclienden Aus- führungen hat W. entfernt, also sich auf die lndi\idualps_vchologie des Menschen und der Tbiere beschränkt. Das Wundt's Vor- lesungen in einer philosophischen Bibliothek nicht fehlen dürfen, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden. S. S. Buckman, Vererbungsgesetze und ihre Anwendung auf den Menschen. Autorisirte deutsche Ausgabe. Darwinistische Schriften. 1. Folge, Bd. 18. Ernst Günther's Verlag. Leipzig 18i)3. - Preis 2 Mk. Verf. drückt die Thatsache der Vererbimg mit den Worten aus: „Gleiches bringt Gleiches hervor, so weit die umgebenden Zustände dies zulassen." So durchdacht wie dieser Satz ist das ganze Heff, das auch der kenntnissreiche Darwiniaiu'r mit Vor- theil lesen wird, um so mehr als Verf. manche Annahmen, auch Ch. Darwin's, geschickt kritisirt; aber auch jedem, der sich erst über den interessanten Gegenstand orientiren will, muss es em- pfohlen werden, denn die klare Schreibweise des Verf. macht es leicht, seinen Gedankengang zu verfolgen. Zum Schluss macht B. auf die Unhaltbarkeit der Annahme der Nicht - Erblichkeit j.erworbener Charaktere" aufmerksam. Beachten wir das folgende aus den Thatsaehen sich ergebende Resultat: ,.Dor Nachkomme neigt dazu, die verschiedenen aufeinanderfolgenden Lebensphasen des Erzeugers in einem etwas früheren Alter darzustellen, voraus- gesetzt, dass die Umgebung annähernd dieselbe sei" (S. 11), — so wird man leiclit den Fehler in der WVismann'schen Annahme be- merken, den B. durch Beispiele gut erläutert. Bezüglich einiger Punkte seheint uns der Verf. zu hypothetische Ansichten zu entwickeln, aber im Ganzen ist die von ihm ge- lieferte Arbeit — wie gesagt — durchaus beachtenswerth. Professor Dr. Johannes Ranke, Der Mensch. 2. gänzlich neu- bearbeitete Auflage. 1, Lief. Leipzig und Wien. Verlag des Bibliographischen Instituts, 1893. — Preis 1 Mk. Wir pflegen zwar aus nahe liegenden Gründen — nämlich erstens weil bei der Ijebi'rfüUe des einlaufenden Materiales dann kein Ende zu finden wäre, und zweitens, weil es für den Leser eines Referates nur in den seltensten Fällen Interesse hat, ein Buch stückweise besprochen zu flndeu — nicht einzelne, wenig umfangreiche Lie- ferungen zu erwähnen. In dem vorliegenden Falle mag aber als Entschuldigung dienen, dass es sich um ein bereits bekanntes und anerkanntes Werk handelt, bei welchem wohl vorauszusetzen ist, dass es weitere Kreise interessiren dürfte, vorläufig zu hören, dass eine Neu-Auflage im Erscheinen begriffen ist. Ein näheres Ein- gehen auf das Werk ist freilich vor dem Abschluss desselben nicht möglich. Prof. Dr. Julius Kennel, Lehrbuch der Zoologie. Mit 310 Textabb. (mit gegen U 00 Einzelfiguren). Ferdinand Enke. Stuttgart 18H:',. — Preis 18 M. Wieder sind wir in der Lage, das Erscheinen eines trefflichen Lehrbuches der Zoologie anzuzeigen, diesmal aus der Feder des ordentl. Professors der Zoologie und Directors des zoologischen Museums der Universität Dorpat. Der Hauptnaclidruck liegt in dem vorliegenden Lehrbuch auf die vergleichend -morpbologiscli- anatomische Betrachtung. Grosse Sorgfalt ist auf die Auswahl und Ausführung der Abbildungen gelegt worden. Leider ist ja in diesem Punkte in Lehrbüchern so viel gesündigt worden, namentlich durch Herübernahme von alten und schlechten, von deren Verlegern angebotenen Cliches. Die von Kennel gebrachten Illustrationen sind im Gegentheil fast alle Originale. Das Buch ist nicht allein als Lehrbuch, sondern durch das sorgfältige Re- gister als Nachschlagebuch geeignet: es soll ja auch ausgespro- chenerniaassen nicht allein dem Studium für den Anfänger dienen, sondei'n — wie das Erscheinen des Buches in * '>' »« • ^>' -^^jJjik..,-. -<-i ; '''v*> :f ':•■'-