Jiaumannia. Archiv für die Ornithologie, vorzugsweise Europa’s. Organ der deutschen Ornithologen-Gesellschaft. Herausgegeben von Eduard Baldamus. Jahrgang 1859. Stuttgart, 1853. Hoffmann’sche Verlags- Buchhandlung. London, Williams & Norgate, Henrietta Street, Covenigarden. Inhaltsverzeichniss. Programm, als Vorrede zum dritten Bande der Naumannia Erg Zur Erklärung des Titelkupfers; von Dr. J. F. Naumann .... - Ueber Species und Subspecies von L. Brehm . . ads ea ‚Einige Beobachtungen über die Zugvögel im innern Afrika. Von Dr. Richard Vierthaler . . Einige Notizen über die in der Umgegend der Kolonie Sarepta vorkommenden seltneren Vögel. Aus einem Briefe an H. Moeschler, nebst An- merkungen von Dr. J. F. Naumann. . Einige oologische Notizen nebst Beobachtungen über das Eintreffen einiger Vögel in der Umgegend von Celle in Hannover im Frübjahre 1852, von E. Pralle . } Etwas über den Vogelgesang im südlichen Nord- Amerika. "Aus briefichen 2 Mit- theilungen an H. Künz, von Alex. Gerhardt Die Adler Pommerns, Nachtrag von stud. phil. Th. Krüper . Ueber die ‚Verbreitung, das Nest und das Ei der Salicaria fluviatilis, Mayer, von Dr. J. Heckel in Wien (mit einer Tafel) . . Verzeichniss der im Herzogthum Oldenburg vorkommenden, hier brütenden und seltenen Vögel. Von €. W. v. Negelein . Ueber den Federwechsel der Vögel; mit Rücksicht auf H. Schlegels Send- schreiben an die Ornithologen - sn, ap zu Altenburg. Von » E.-F.v. Homeyer °, Te Mer Ruh Die Vögel Cothlands. Von H. D. J. Wallengren Ken er brief vom Herrn Grafen C. Wodzicki an den Herausgeber . : Bir ae Ornithologisches Idiotikon. Württemberg. Von Dr. Calwer Ueber eine Varietät von Turdus iliacus. Von Dr. Fuhlrott Notizen... Da ee. ... 102. 223. 333. Berichte und Bekanntmachungen . . 107. Auszug aus dem Protokolle der siebenten Ornithologen- Versammlung zu Halber- OT RER 2 118: 926, Verzeichniss der bei der siebenten Versammlung der deutschen VERRBISERT. Gesellschaft zu Halberstadt anwesenden Mitglieder . . . . Geschäftsbericht des Jahres 1852 bis 1853 . . . . . Beilagen Nro. 1. 2.4.6.7. . REN 127. 326. 327. 332. Larus Heinei. Heine’s Möve. Von E. F. v. Homeyer. Der wichtige Einfluss der Vögel auf die Feld- und Waldwirthschaft , besonders in Bezug auf die dem Walde schädlichen Insekten. Von Casimir Grafen Wodzicki ; Einiges über das Zungenorgan der Vögel, insbesondere das des. Auerhähns. Von Dr. A, Hellmann . . RER ana Re de Zur Charakteristik der Eier. Von W. Pässler ER TE ee 101 453 126 445 124 125 445 129 131 139 147 IV Einige Beobachtungen über das Vorkommen von Albinos unter den Vögeln. Von Julius Finger . Materialien zur Kenntniss der geographischen Verbreitung der Vögen Europa’s. Von E. Baldamus .... . Sa; TRIERER Die Kreuzschnäbel. VonL. Brehm . .., u en 108, Beiträge zur Ornithologie. Von Dr. A. Dehne Bericht über eine Sendung von Vögeln, gesammelt um Valdivia im südlichsten Chile durch Dr. Philippi. Von Dr, G. Hartlaub R Literatur-Berichte . . a Re f i 231. Weissschwänziger Adlerbussard; mit 2 color. Tafeln. "Non Dr. u Fr. Naumann Einige Worte gewissenhafter Beobachtungen über die Fortpflanzung des Rallus aquaticus, Lin. Von Casimir Graf Wodzicki Verzeichniss derjenigen Vögel, welche als Stand-, Zug- oder Strichvögel in Thüringen — in dem Distrikt, welchen "die Saale his Naumburg, die Unstruth bis Artern, der Harz, die Linie von Ellrich bis Witzen- hausen und endlich die Linie von der Werra bis zum Fichtelgebirge einschliesst — vorkommen. Von Dr. A. Hellmann Verzeichniss der in den Küstengegenden des See’s Wenern in Schweden obser- virten Vögel. Von T. Hammargren 2 en de Bericht aus Sarepta an H. F. Moeschler in Herrnhut % Verzeichniss der bis Juni 1853 bei Sarepta und in der weiteren Umgegend beobachteten Vögel. (Geordnet nach dem System von G. Kaiser- ling und Blasius) Neue Beiträge zur Fortpflanzungsgeschichte des europäischen Kukkuks, ‚ Cuculus canorus. Von E. Baldamus. . Das Frühjahr 1853 und. unsere Zugvögel in Anhalt. Von. Prof. Dr. % Fr. Naumann RE MER N Vergleichende Aufzählung der auf dem S. 0. Thüringer "Walde und der in der Umgegend von Schlotheim im N. W. Thüringen vorkommenden Vögel. Von Dr. J. Speerschneider in Schlotheim RR Die jagdbaren Vögel der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Von Alex. Gerhardt N Verzeichniss der Trivialnamen der bayerischen Vögel. Von J. Jäckel Einige oologische Notizen nebst Beobachtungen “über das Eintreffen einiger es! .- der Umgegend von Celle im PN, _ er W. A, Prailte:':. 3 u: Ornithologische Miscellaneen. Von H. Gadamar \ Beiträge zur Oologie und Nidologie. Von E. Baldamus. Zusätze und Berichtigungen zu dem Verzeichnisse der im Grossherzogthum Oldenburg een Vögel. Von Forstmeister €. W. v. Negelein Nachträge und Notizen zu dem in der Naumannia I. Bd. 3. Heft p. 24. sgg. enthaltenen Verzeichnisse der im Münsterlande vorkommenden Vögel. Von Pf. M. Bolsmann und B. Altum . # Literatur- Nachweise aus dem Gebiete der Ornithologie . 449 461 Programm, als Vorrede zum dritten Bande der Naumannia, Mit dem zweiten Hefte des IH. Bandes dieser Zeitschrift, ist, wie die verehrlichen Leser derselben bereits wissen werden, diese in die Hände eines neuen Verlegers übergegangen, und wir glauben sie in gute Hände übergegangen. Wir glauben die sichere Bürgschaft zu besitzen, dass, wie der Herr Verleger lediglich aus Interesse für das Fach der Naturwissenschaft, welcher sie dient, sie zu übernehmen sich bereit erklärt hät, dieses Interesse ihn auch die Opfer nicht scheuen lassen wird, die mit dem Verlage einer solchen Zeitschrift unter den obwaltenden Umständen nothwendigerweise zu bringen sind. Die Redaction erkennt aber-auch ihrerseits die Pflicht, dem Wunsche für Erneuerung des Programmes unsrer Naumannia nachzukommen, um jedes mögliche Missverständniss zu beseitigen; wir bemerken demnach zuvörderst ausdrücklich, dass die Naumannia auch ferner das einzige Organ des deutschen Ornithologen-Vereins bleiben, und sich, :wie bisher nicht nur mit der inländischen, son- dern der gesammten Ormithologie beschäftigen wird. Ihre ‚Aufgabe bleibt demnach: Stoffsammlung für eine kräftige, vollständige, syste- 'matische Bearbeitung der Ornithologie. Naumannia 1853. 1 Sie soll sein: x Ein Repertorium für Alles, was zur Naturgeschichte der. Vögel in irgend welcher Beziehung steht, also für alle Beobachtungen beireffs der Total-Oekonomie der Vögel, der geographischen Verbreitung, des lokalen Vorkom- mens, der Zugzeit, der Luftstrassen, des Aufenthaltes, Be- | tragens, der Nahrung, Fortpflanzung, Jagd- und Fangme- thode, Feinde, des Nutzens und Schadens, der Anatomie, Sy- stematik, mit einem Worte ein Repertorium für monographische Bearbeitungen der Naturge- schichte noch unbeachteter oder nicht genügend be- kannter Vögel oder ganzer Gruppen. Unter der Rubrik: | Zur Bibliographie soll die bereits früher begonnene Registrirung des theils in selbst- ständigen Werken, theils in einzelnen Monographien, Zeitschriften u. s. w. vertheilten hierher gehörigen Materials fortgesetzt, neue ornitholo- gische Werke sollen angezeigt und je nach Bedürfniss mehr oder weniger ausführlich recensirt werden. Im Schlusshefte oder vielleicht künftig im ersten Hefte jedes Jahrgangs soll dann eine übersichtliche Berichterstattung über das im Laufe des Jahres im Fache der Ornithologie Geleistete gegeben und damit der jeweilige Standpunkt unserer Wissenschaft be- zeichnet werden. Der Abschnitt: Notizen, wird wie bisher kürzere Bemerkungen, Beobachtungen u. s. w. aufnehmen, und endlich die letzte Rubrik: Anzeigen und Anfragen, der officiellen Verbindung und Vermittlung zwischen den Mit- gliedern der deutschen Ornithologen-Gesellschaft, wie dem 3 ‚Privatverkehre dienen, soweit er, selbstverständlich, die Ornithologie berührl. So viel in aller Kürze über die innern Angelegenheiten der Nau- mannia. Die Leser derselben werden finden, dass dieser Plan bereits von Anfang an befolgt worden ist. Was die äussere Ausstattung betrifft, so dürften die als Proben die- nenden in dem jetzige Verlage bereits erschienenen Hefte, sowohl in typographischer Hinsicht als in Bezug auf. die Sauberkeit und Sorgsamkeit der Abbildungen, allen gerechten Anforderungen sicher genügen. | Der Herr Verleger hat ausserdem die Redaction in Stand gesetzt, von jetzt an ein anständiges Honorar zu bewilligen, das im Allgemeinen fünf Thaler per Druckbogen betragen ünd je halbjährig, kurz nach der Leipziger Oster- und Michaelismesse, von der Redaction ausbezahlt wer- den wird. ; Und somit empfehlen wir denn die Naumannia der fernern Gunst aller Freunde der Ornithologie! Wir wissen und sagen es mit einiger Genugthuung, dass sie deren, trotz ihrer von redactionswegen meist un- verschuldeter und anerkannter Schwächen, recht viele und eifrige besitzt, und die zu uns in letzter Zeit häufig ausgesprochenen Befürchtungen und Klagen über ihr Aufhören, so wie die ebenso häufig eingegangenen Ermuthigungen zu ihrer Fortsetzung , haben der Redaction Ersatz für manche bittere Erfahrung und Muth. zu fernerem Bemühen gegeben. Ueberdies sagt ja ein altes Volkswort, dass vorzeitig Todtgesagte ein langes Leben haben ! Den Ornithologen aber und ganz besonders den Mitgliedern unserer Gesellschaft, den Forschern und Beobachtern im Kabinet und im Freien, legen wir die Bitte an’s Herz, ihre etwaige Theilnahme für die Zeitschrift durch die That zu beweisen. Die Zeitschrift soll und muss, um gerechten Klagen über Verzöge- rung der Publikation zu entgehen, in regelmässig einzuhaltenden Quartal- x 4 * Ye 4 - Terminen erscheinen! Das Manuscript und besonders die Abbildungen aber sollten mindestens einige Wochen vor dem Termine an den Herrn Verleger eingeliefert sein. Mögen uns also die theilnehmenden Freunde der Nau- mannia in den Stand setzen, durch rechtzeitige Zusen- „dung ihrer Arbeiten Ordnung und Regelmässigkeit zu hal- ten, dann wird unsere Zeitschrift in der That eine neue Aera beginnen ! Diebzig im Februar 1858. Die Redaction Baldamus. Die Unterzeichnete hat diesem Programm wenig hinzuzusetzen ; sie wird halten, was die Redaction oben auch für sie verspricht. Beiträge für die Naumannia sind entweder an Herrn Pfarrer Baldamus in Diebzig bei Cöthen franko, oder an die Verlagshandlung (an diese unfrankirt per Post) gefälligst einzusenden. Stuttgart ne hl Hoffmann’sche Verlagshandlung. Zur Erklärung des Titelkupfers. Es ist zwar Bd. XI. meiner Naturgeschichte der Vögel Deutschlands bereits ausführlich genug auseinander gesetzt, wie sich die beiden Gänse- arten: Anser arvensis und Anser segetum, sowohl in ihrer Schnabelbil- dung und überhaupt körperlich, als nach ihrem Aufenthalt, ihrer Wander- zeit, ihrem Betragen, ihrer Stimme u. s. w. wesentlich und auffallend genug ‚als zwei besondere Arten unterscheiden; da jedoch unter denen, welche diese Gänse nur in todten Bälgen sahen, zumal wenn sie beide Arten nicht in mehrere Exemplaren mit einander vergleichen konnten, es noch Manchen gibt, welchem die Sache, trotz meinen unter Hunderten dieser Gänse mit höchster Genauigkeit aufgezeichneten und aus der lebenden Natur geschöpften, unterscheidenden Mittheilungen, noch unklar erscheint, so habe ich es nicht für überflüssig gehalten, von den Schnäbeln bei- der Arten, in natürlicher Grösse nebeneinander gestellt, ein ganz genaues Abbild zu geben, zumal es feststeht, dass auch die allerge- naueste Beschreibung nicht den Ueberblick verschaffen und einen so starken Eindruck auf die Sinne zu machen vermag, als ein solches Bild, besonders oder hauptsächlich wenn es zwei sich sehr ähnelnde und den- noch verschiedene Objecte betrifft. — Da a. a. O. die Maasse aller Kör- pertheile, so auch. der Schnäbel in Zahlen, nach Zollen und Linien, ebenso gegeben, wie sie sich von der Zeit an, wo jenes gedruckt worden, immer wieder an einer Menge frisch erhaltener Exemplare von beiden Gänse- arten bestätigt gefunden haben, so verweise ich hinsichtlich dieser dort- hin und erinnere bloss, dass an A. arvensis der Schnabel stets etwas, oft auffallend länger, immer schlanker oder gestreckter und platter, desgleichen an der vordern Hälfte viel niedriger, der breitere Nagel am Ende abgerundet; das eiförmige Nasenloch grösser, innen 6 durch zwei ansehnliche von der Decke herabhängende Hautläppchen die Durchsicht bedeutend beschränkt; — dagegen bei A. segetum der Schnabel stets kürzer, an der Wurzel verhältnissmässig viel höher, breiter, am Enddrittel viel stärker walzenförmig gerundet, der Nagel schmäler, am Ende zugerundet, das länglichovale und viel schmä- lere Nasenloch kleiner, mit einem ungleich kleinern dreieckigen Dop- pelzöpfchen, was von obenher die Durchsicht nur wenig beschränkt, — Diese Abweichungen bedürfen keines Ausmessens; sobald man Exemplare von beiden Arten beisammen hat, fallen sie von selbst in die Augen, ja sie können selbst dem nicht entgehen, welcher bloss die eine oder die andere Art vor sich hat, sobald ihm nicht gänzlich die Gabe abgeht, ein solches in der Ornithologie oft genug vorkommendes Factum gehörig zu würdigen. Was die Färbung des Schnabels betrifft, so lässt sich davon im All- gemeinen bloss so viel sagen, dass er bei A. arvensis stets mehr Orange- oder Rothgelb und weniger Schwarz hat, in Vertheilung der hellen und der dunkeln Färbungen, sowohl nach der Masse wie nach den Um- rissen der Zeichnungen aber unendlich verschieden vorkömmt, so dass man Mühe hat, unter nicht wenigen, zwei gleichgezeichnete herauszu- finden, zumal auch oft genug (bei beiden Arten) die Zeichnung und demgemäss auch die Färbung der einen Seite des Schnabels nicht genau der der andern entspricht. Am öftersten kommen sie indessen, zu kleine Abweichungen bei Seite gelassen, so vor, wie sie unsere Figuren A. B. C. nach frischen Exemplaren darstellen. — Wie sehr Schnabelfär- bung bei dieser Art variüirt, mögen noch folgende Facta beweisen. Am 5. December 1842 erhielt ich durch meinen Bruder, herzogl. Förster. zu Kleinzerbst wiederum drei Exemplare‘ von A. arvensis im Fleische; 1) eine diesjährige junge, mit genau so gestaltetem und gefärbtem Schnabel, wie die mehrere Jahre früher erhaltene und auf unsrer Abbildung A. dargestellte; 2) eine mittelalte mit dreifachem weisen Stirnblässchen, mit orangegelbem Schnabel, welcher bloss ein schwarzes Zeichen auf der Firste von der Stirn bis zu Ende der Nase, ein dergleichen, fleckiges jederseits’vom Zügel aus im Nasenloch endend, dann die Wurzelhälfte der Unterkieferränder und der Nagel oben und unten schwarz; 3) eine sehr alte mit nur noch einfachem sehr schma- len Stirnblässchen und dabei sehr dunkler Kopffarbe, der Schnabel mit vielem Schwarz, nur zwischen Nagel und Nase hochorange, diess auf ‘ dem Kieferrande unter der Nase breit, am Mundwinkel aber spitzwinkelig 4): ve 2 uaogelum e .s ALL. ZZ, A. PR 1977 6, DOTE den epesehen, ._ Psogelum. MD. Er gb E.2# fe La er; F. Ale EC VOR . ENhumanrp.a. 20 7 endend, vom Unterkiefer die Mitte und nach vorn Alles orange, die Nägel schwarz. — Im Januar 1845 erhielt ich abermals zwei Stück aus oben bemerkter hülfreichen Quelle; 4) eine alte mit schönem weissen Stirn- blässchen und Kinnfleckchen, ganz orangefarbigem Schnabel, diese schöne Farbe am gesättigsten an Firste, Kiel und unterem Nagel, bloss der obere Nagel und auf der 'Unterkinnlade dicht am Mundwinkel ein klei- ner Tüpfel schwarz; 5) eine anscheinend eben so alte, mit ganz gleichgefärbtem Schnabel, doch dieser auf der Firste zwischen den Na- senlöchern noch mit einem schwarzen Schmitzchen, sonst das wenige Schwarz ebenso vertheilt wie dort. — — Auf das Alter des Vogels hat die Färbung des Schnabels wenig Bezug; es kommen mittelalte mit ebenso grossen Flächen von Orangefarbe und kleinen Zeichnungen von Schwarz vor, wie selbst die ältesten sie nicht umfangsreicher aufzu- weisen haben. Wenn nun bei A. segetum durchgängig das Schwarz am Schnabel viel grössere Flächen einnimmt und das Gelbrothe oder Orangefarbige einfacher in beschränktere Räume zusammen gedrängt. ist; so dass man sagen kann: Der Schnabel sei schwarz, mit einem die Vorderhälfte des- selben, zwischen Nagel und Nasenlöcher rings umgebendem, orangefar- bigem Bande bezeichnet, und das bei Allen und zwar dureh alle Alters- stufen so, so darf ich um so weniger unterlassen, einer seltenen Ab- weichung von der bemerkten Regel zu gedenken. Unter Hunderten dieser Art, welche ich frisch oder lebend in den Händen gehabt, ist mir nur ein einziges Mal jene buntschnablige Spielart vorgekommen, wie solche auf unsrem beigefügten Bilde die Figuren E. und F. zeigen, und ‚welche ich desshalb einer Abbildung nicht unwerth hielt, weil sie eine rein zufällige. Die abnormen lichten Flecke um die Nase u. s. w. sind, wie die Ansicht F. von oben zeigt, auf beiden Seiten verschieden; auch sind sie nicht orange, sondern blassfleischfarbig, wie beiläufig diese Farbe auch bei den hellschnäbligen von A. arvensis in ähnlicher Weise, besonders oft zwischen Nase und Mundkante in grosser Ausdehnung vor- kommt. Uebrigens stand jenes buntschnablige Männchen in einem mitt- lern Lebensalter, was bei diesen beiden Gänsearten (A. arvensis und A. segetum) das Dasein jener aus drei kleinen weissen Halbmonden zusam- mengesetzten Stirnblässe, die dem ersten oder Jugendkleide fehlt, in erster Mauser erscheint, nach zweitem und mehrmaligem Vermau- sern am Anfang des Stirngefieders in den drei kleinen Bogen, welche die Grenze des Oberschnabels bilden, am klarsten dargestellt ist, sich 8 aber in höherem Alter so weit verliert, dass bloss das mittelste Halb- mondchen noch bleibt, im höchsten Alter aber auch dieses gänzlich ‘verschwindet. Dieses Resultat ergaben mehr als 20 Jahre in Gefangen- schaft gehaltene Individuen von jeglichem Alter, so dass diese Verände- rungen leicht und völlig sicher beobachtet werden konnten. Dr. 3. E. Naumann. - Ueber Species und Subspecies L. Brehm. Meine im Handbuche der Naturgeschichte aller Vögel Deutschlands, Weimar bei Voigt 1830, aufgestellten und beschriebenen Subspecies haben viel Aufsehen ‘gemacht und viel Widerspruch gefunden. Den letztern aber nur bei denen, welche meine Vögelsammlung nicht kennen, und also auch die vielen in ihr enthaltenen, durch Hunderte von gepaarten Paaren begründeten Subspecies in der Natur nicht gesehen haben. Diejenigen, welchen ich die in keiner andern Vögelsammlung der Welt befindlichen Reihenfolgen gezeigt habe, urtheilen anders, erkennen die durch viel- jährige und sehr genaue Beobachtungen festgestellten Unterschiede an und weichen nur in der Art und Weise, dieselben in der Wissenschaft zu behandeln, von mir ab. Der Herr Dr. Thienemann in Dresden hat eine ganz besondere Ansicht, er meint, man müsse alle die Arten, zwi- schen denen Subspecies stehen, z. B. Cynchramus aquaticus (pyrrhuloides) und Cynchramus schoeniclus für eine Art erklären. Ja er glaubt alle Kreuzschnäbel der Welt, ob sie gleich weit mehr als Pferd .und Esel verschieden sind, zu einer Art vereinigen zu müssen. Das will aber auch nicht‘ recht gut gehen; denn dann müssen fast alle Krähen der Welt — zwischen unserm Corvus corax et corone steht der japanische, mein - Corvus subcorax, mitten inne — viele Möven, Scharben etc. als eine und dieselbe Art aufgeführt werden, wodurch die Wissenschaft nur ver- lieren kann. Ich gebe zu, dass es oft schwer, ja in manchen Fällen unmöglich ist, mit entschiedener Gewissheit zu sagen, dieses oder jenes Geschöpf ist eine Species oder Subspecies, und in dieser Beziehung werden die Ansichten stets verschieden bleiben. So nennt Kaup in dem Nachtrage zu seiner sehr guten Uebersicht der Falken manchen derselben 9 eine Subspecies, welchen ich eine Species nenne und behauptet, ich gehe in Bezug auf die Subspecies zu weit, aber sie existirten wirklich in rerum natura. Allein das ändert in der Sache gar Nichts; ‚auch Kaup hat von meinen Subspecies nur wenige gesehen und kann also auch nicht über sie urtheilen. Ich gebe zu, dass es sehr schwer sein dürfte, in einem Museum, wo sich eine möglich vollständige Sammlung aller Thiere befinden soll, die Subspecies, selbst wenn man sie zusammenbringen könnte, aufzustellen. Das ist aber auch gar nicht nöthig, man sammelt von europäischen in Europa, von amerikanischen in Amerika etc. so viel man erhalten kann, und wird dadurch viel tiefer in die Naturgeschichte eindringen, als es bis jetzt möglich gewesen ist. Um allen Missverständ- nissen vorzubeugen, will ich hier noch eihmal auseinandersetzen, was ich unter Species (Art) und Subspecies (Gattung) verstehe. Eine Art, Species, bildet nach meiner Meinung eine solche Reihe von Geschöpfen, welche in’Massen ziemlich einerlei Grösse, Gestalt und mit wenigen Ausnahmen — dahin gehören Buteo vulgaris, Machetes pugnax etc. — einerlei Farbe und Zeichnung haben. So ist Corvus comix, obgleich sich diese Krähe zuweilen mit Corvus corone paart, doch als Art von ihr verschieden ; denn sie tritt massenhaft auf und ist in manchen Gegenden, wie hinter Leipzig nach Dresden zu, mit Corvus corone an ein und derselben Stelle. Man hat sie für klimatische Varietät — eine sehr beliebte Bezeichnung, welche aber gar Nichts sagt — erklären wollen, damit kommt man aber gerade bei ihr in nicht geringe Verlegenheit, denn wenn man sie für eine nordische oder östliche Verschiedenheit von Corvus corone ausgibt, erscheint sie südlicher, als diese, namentlich in Kärnthen und Egypten, wo diese nicht lebt, und Corvus corone wieder östlicher als Corvus cornix, denn sie bewohnt Japan. In ähnliche Verlegenheit kommt man mit vielen ‚andern Vögeln. Als Oken, obgleich als Greis, doch zu früh für die Wissenschaft verstorben, einst hier war, und wir sehr viel über den Begriff von Species sprachen, äusserte er: »Wenn es 2 Vögel gibt, von denen der eine stets einen ganz schwarzen Schwanz, der andere aber stets einen weissen Keilfleck auf der äussersten Steuerfeder hat, so sind das 2 Arten.« Mit wirklich prophetischem Geiste hat er damit die Unterschiede zweier Vögelarten bezeichnet, welche besonders im Hoch- zeitkleide einander oft sehr ähnlich sind, nämlich des Anthus aquaticus und Anthus rupestris. Dieser sieht besonders im Hochzeitkleide dem Anthus aquaticus täuschend ähnlich; allein der Hauptunterschied zwischen beiden ist der keilförmige helle Fleck an der äussersten Steuerfeder. - 10 Dieser ist bei Anthus aquaticus gross und reinweiss, bei Anthus rupestris klein und grauweiss. Ich werde weiter unten auf diese Pieper zurückkommen. — Ich glaube mich nun über das, was ich unter Art (Species) verstehe, deutlich genug ausgesprochen zu haben. — Was ist nun Subspecies (Gattung *, was sich gattet, oder Unter- art)? Ein geringer, aber standhafter Unterschied in der Grösse, Schnabel- und Schädelgestalt, oder auch in der Farbe. Die zu einer Subspecies gehörenden Vögel paaren sich regelmässig mit einander, sehr selten Vögel von 2 Subspecies. Manche Sippen sind in dieser Beziehung besonders merkwürdig, z. B. Falco naevius et tinnunculus, L., Fringilla linaria, L., Loxia curvirostra, L., Loxia pyrrhula, L., Fringilla domestica, L., die Sippe Alauda, Anthus, Motacilla flava, 1; Tetrao bonasia, L., Sterna, Larus, Calamoherpe, Carbo etc. Diese Subspecies zeigen die “überraschendsten Mittelstufen zwischen Crucirostra pityopsittacus et curvirostra, Linaria Holboellii et flavirostris Brm, Pyrrhula major et minor, Pyrgitta domestica et cisalpina, Budytes flavus et melanocephalus, Calamoherpe arundinacea et palustris, Sterna fluviatilis et arctica, Larus marinus et fuscus L., Larus glaucus et leu- copterus etc. Sie sind so standhaft, dass ihre Formen auf Kinder und Kindeskinder übergehen, und nur die zu einer Subspecies gehörenden Arten paaren sich in der Regel zusammen, was schon bemerkt wurde. Wie es sich damit verhält, will ich nur an Lanius spinitorquus zeigen. Von dieser Art besitze ich 17 gepaarte Paare, und nur bei einem, das ich am 17. Mai 1835 hier erlegte, hat das Weibchen die Schnabel-, nicht die Schädelgestalt von Lanius spinitorquus, während das Männchen ein entschiedener Lanius dumetorum, Brm, ist. Bei einem andern Paare, das ich am 15. Julius 1830 hier schoss, ist das Männchen ein ächter Lanius spinitorquus, das Weibchen hingegen hat die Schnabel-,: nicht die Schädelgestalt von Lanius collurio. Doch wäre es möglich, dass bei diesem letztern Paare sich ein Vogel zu dem andern gefunden, um ihm, was ich mehrmals bemerkt, die Jungen aufziehen zu helfen. Bei allen übrigen stimmt Schnabel- und Schädelgestalt vollständig. — Zur Bestimmung der Species et Subspecies sage ich noch Folgendes. Luscinia hat 2 ganz entschiedene Arten, den Sprosser und die Nachtigall; beide unterscheiden sich, wie der Herr von Homeyer bei der Musterung meiner Sammlung auffand, durch .die sehr verschiedene *) Gattung für Genus ist, wie schon Oken gezeigt, ein ungeschickter Ausdruck; das muss nach ihm Sippe heissen. | 11 Länge der 1. Schwungfeder. Allein beide Arten haben verschiedene Subspecies. Der Sprosser zerfällt in folgende: 41) Luscinia major, 2) philomela et 3) eximia. Nr. 1 ist die grösste und bewohnt Polen, Nr. 2 ist kleiner, sehr licht am Vorderhalse, und lebt in Pommern, wahrscheinlich auch in Schweden, Nr. 3 ist sehr dunkel und gehört Ungarn an. Diese Subspecies unterscheiden sich aber nicht nur durch Grösse, Schnabelgestalt ‚Farbe und Zeichnung, sondern auch durch den Schlag und zwar auf eine so auffallende Weise, dass der Kenner nach demselben sogleich das Vaterland des Sprossers, ohne diesen zu sehen, bestimmen kanı® Von den Nachtigallen gibt es 1) Luscinia megarhynchos, 2) media, 3) Okeni, 4) peregrina. Diese unterscheiden sich haupt- sächlich durch Grösse und Schnabelgestalt, Nr. 4 auch durch die lichte Farbe und die kürzern Füsse und die andere Gestalt des Flügels. Ich sage im Handbuche von der letztern $S. 358: »Sie scheint unserem Vaterlande nicht anzugehören, wandert aber durch« etc. Diese Ver- muthung het sich vollkommen bestätigt; denn ich habe sie später aus Ungarn erhalten. Ausser den eben genannten Nachtigallen gibt es . aber noch eine, welche vielleicht ein Bastard zwischen Sprosser und Nachtigall ist. In Wien nennt man sie Zweischaller, weil sie den Schlag von beiden hat. Sie hat die kurze 1. Schwungfeder des Spros- sers, auch auf dem Oberkörper seine‘ dunkle’Farbe, auf dem Unter- körper aber ganz die Zeichnung der Nachtigall und lebt in Polen. Auf eine ähnliche Weise verhält es sich z. B. mit den Edelfinken, Frin- gilla coelebs, Linn. Der wahre Edellfink, Fringilla nobilis, Brm, welcher die deutschen Gebirgswälder bewohnt und den besten Schlag unter allen hat, unterscheidet sich auch äusserlich von den andern und bildet eine ächte Subspecies. — | Das Verschiedensein dieser Subspecies erkennt man oft aber auch an der Farbe. Diess zeigt auf eine auffallende Weise Strix scops, Linn. In Kärnthen gibt es davon 2 Subspecies, nämlich Scops carniolica und Scops minor, beide durch die sehr ‚abweichende Grösse verschieden ; dann folgt 3) Scops rupestris, mehr in’s Rostfarbige, aus Italien, 4) Scops rufescens, ganz rostfarbig, aus Südfrankreich. Eben so offenbar ist diess bei Cinclus, welche nach dem Süden hin am Unterkörper rostfarbiger werden. Auf ähnliche Weise verhält eg sich mit den Haselhühnern. Das _ ächte schwedische Tetrao bonasia, L. ist auf dem Oberkörper fast ganz grau, während meine Bonasia sylvestris hier Rostbraun zur herrschenden Farbe hat. — 12 Umgekehrt ist es bei den Schleierkäuzen; bei ihnen gehört das blendende Weiss am Unterkörper Afrika, also dem Süden an. Ich glaube durch das Vorhergesagte das wirkliche Vorhandensein der Subspecies, und dass ihre Annahme keine willkührliche, sondern eine wohl begründete ist, erwiesen zu haben. — Allein, wird Mancher fragen, wozu eine Menge Subspecies aufstellen, da die Kenntniss der Species schon Beschwerde genug macht? Darauf könnte ich ganz kurz antworten: »Ich stelle sie auf, weil sie vorhanden sind und weil es eben des Naturforschers heilige Pflicht und grösste Freude ist, Gottes unendlich vielen Werke möglich genau kennen zu lernen. Wie staunt der menschliche Geist, wenn er da, wo er nur eine genau ausgeprägte Form und bestimmte Zeichnung zu finden glaubte (Species), eine ganze Reihenfolge derselben wahrnimmt! Dieses Staunen habe ich bei allen denen bemerkt, welchen ich meine Schreiadler, Thurmfalken, Zwerg-, Stein- und Schleierkäuze, Kreu= schnäbel, Sperlinge, Leinzeisige, Rohrammern,sLerchen, Pieper, Schafstelzen, Rohrsänger, Strandreuter, Säbel- schnäbler, Möven, Sammt- und Eiderenten, Scharben und Taucher gezeigt habe, und ein solches Staunen der Kenner ist schon allein Etwas werth, denn es beweist, dass sie von der Grösse und Herrlichkeit Gottes überfascht und ergriffen werden, und was kann er- hebender und beseligender sein, als Gottes herrliche Werke auf solche Weise zu bewundern und zu ihm, dem Quell alles Seins und Werdens hingeführt zu werden! Jedoch auch für die Naturwissenschaften selbst ist die genaue Kennt- niss der Subspecies von grosser Wichtigkeit, weil sie sehr Vieles, was uns ausserdem dunkel geblieben wäre, aufhellt. Wenn wir wissen,‘ dass der ungarische Sprosser auch im Aeussern ein ganz anderer Vogel, als der polnische und pommersche ist, so finden wir es sehr begreif- lich, dass er viel. herrlicher und ganz anders, als diese schlägt. Ebenso ist diess der Fall in Bezug auf Fringilla nobilis und die verwandten Gattungen. So sagt Bechstein in seiner Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, er habe einst bei Waltershausen von dem Lanius minor eine Art von Nachtigallschlag gehört. Sämmtliche Ornithologen des nördlichen Deutschlands hatten etwas Aehnliches nicht vernommen, und bezweifelten deswegen die Richtigkeit der Bechsteinischen Angabe. Späterhin schrieb mir der früh gestorbene Herr Graf von Gourey-Droitaumont in Wien, dass er einen Lanius minor besitze, welcher den Nachtigallschlag sehr 13 gut vortrage. Ich bat um den Vogel, - wenn er sterben: sollte, erhielt ihn später und fand ihn allerdings von allen aus Norddeutschland ge- sandten Würgern auffallend verschieden; er zeichnet sich vor allen diesen durch seinen sehr grossen Schnabel aus. Ich musterte nun meinen reichen Würgervorrath und entdeckte unter ihm nur einen, welcher ihm ähnlich ist, und dieser wurde in der Nähe von Gotha erlegt. Dadurch ‘ löste sich das Räthsel in Bezug auf den Gesang der schwarzstirnigen Würger. Nur dieser grossschnäblige, welchen ich wegen seines aus- gezeichneten Gesanges Lanius eximius nenne, ist im 'Stande, den Nach- tigallschlag nachzuahmen; ihn hörte Bechstein; und da Thüringen die nördliche Grenze seines Vorkommens bildet, und ihn also die nord- deutschen Ormnithologen in ihren Umgebungen nicht hören konnten : durften sie an der Richtigkeit der Beobachtung Bechsteins, obgleich dieser bekannter Maassen ein ausgezeichneter Kenner des Vögelgesanges war, zweifeln. Ä Mit nahe verwandten Arten verhält es sich auf dieselbe Weise. Nach meiner festen Ueberzeugung. gibt es 2 leicht zu unterscheidende Species, nicht Subspecies, von Ringamseln, nämlich Merula torquata, welche die nördlichen und nordöstlichen Gebirge bewohnt, und der ächte Turdus torquatus Linnes ist, und meine Merula alpestris, welche’ auf den Alpen und Gebirgswäldern Mitteleuropa’s und Deutschlands lebt — sie bewohnt namentlich die Kärnthner Alpen, das Riesengebirge, zuweilen auch den Harz — und’ sich von Merula torquata durch das Grauweiss auf dem Oberflügel und die kleinen weissen Flecken auf dem Unterkörper, welche in der Mitte jeder Feder stehen, sehr wesentlich unterscheidet. Auch dieser Umstand löst ein Räthsel in Bezug auf den Gesang der Ringamseln. Bechstein schildert diesen als nicht sehr laut, während der Graf von Gourcy-Droitaumont ihn als unangenehm laut, ja als viel zu stark für das Zimmer be- schreibt, und als deutlichen Beweis für diese Behauptung einen Umstand anführt, welcher diese über allen Zweifel erhebt. Einer seiner Freunde in Wien hatte eine lebende Ringamsel unter seinen Stubenvögeln, welche fürchterlich laut sang, so dass sich sein Hauswirth darüber be- schwerte, und als dieses noch nicht zur Weggabe des dem Besitzer lieben Vogels führte, Jenem die Alternative stellte, entweder diesen fürchterlichen Vogel zu entfernen, oder selbst auszuziehen. Diese Ver- schiedenheit erklärt sich leicht daraus, dass Bechstein die ächte Merula torquata und von Gourcy meine Merula alpestris vor sich hatte. — 14 Die verschiedenen Subspecies von Galerita cristata haben ebenfalls einen sehr verschiedenen Gesang, woher es auch kommt, dass Manche den Gesang der Haubenlerche unbedeutend, Andere vortrefflich nennen. Die genaue Unterscheidung der Subspecies wirft aber auch auf die Verbreitung und den Zug der Vögel ein helles Licht. Unter meinen vielen Feldlerchen befindet sich eine, welche “einen sehr dünnen Schnabel hat und nur selten in der hiesigen Gegend vorkommt. Ich _ musterte nun alle meine Lerchen aus Pommern, Westphalen, Thüringen, Schweden, Ungarn, Dalmatien und der Türkei; allein unter allen fand sich keine Alauda tennirostris. Vor Kurzem erhielt ich eine Sendung schwedischer und lappländischer Vögel. Da sah ich denn unter den letztern meine ächte Alauda tenuirostris,. welche am 19. November 1835 in Lappland erlegt ist. — $o schoss ich auf dem Zuge einen. dünn- schnäbligen Rohrammer, und nannte ihn Cynchramus septentrionalis. Ich erhielt einen Rohrammer aus Schweden, aber dieser war mein Cynchramus stagnatilis; endlich bekam ich diesen C. septentrionalis, den ich jedoch auch schon in Deutschland, brütend fand, aus Lappland. Ich erhielt aus der Lausitz ein Müllerchen mit einem deutlichen weissen Streifen über dem Auge, schrieb darüber dem Grafen von Gourcy in Wien und empfing nach einiger Zeit die Nachricht, dass er einen ganz ähnlichen Vogel in Salzburg im: Käfige gesehen habe. Ich beschrieb diese Grasmücke noch nicht in einem Werke oder in einer Zeitschrift, nenne sie aber Curruca superciliaris und war über ihr Vater- land ungewiss. Auch sie befindet sich unter den lappländischen Vögeln. Ein am 29. Julius 1835 erlegtes junges Männchen zeigt diesen weissen Augenstreifen an den frischen Federn. Auch hier habe ich Vögel dieser Art im Frühjahre erlegt, an denen noch eine Spur dieses Streifs zu sehen war. Vor 20 Jahren wurde mir eine Feldlerche aus Dalmatien gesandt, welche sich durch ihren weissen Vorderhals auszeichnete; ich wusste nicht, wo sie einheimisch sei; denn der selige Dr. Michahelles schrieb mir, dass sie nur bei Stürmen an den Küsten Dalmatiens erscheine. Ich nannte sie Alauda albicollis. Später bekam ich eine aus Ungarn, eine andere aus der Türkei, eine dritte aus Griechenland, und weiss nun, dass sie östlich wohnt und nur als verirrter oder NRTaChIRGRNEE Vogel an die dalmatische Küste kommt. Auch über das höchst merkwürdige Fortrücken der Vögel gibt die genaue Kenntniss der Subspecies derselben oft einen merkwürdigen 15 Aufschluss. Vor einigen 20 Jahren sandte mir mein die Naturgeschichte der Vögel eifrig erforschender Freund, der Herr: Apotheker Bädecker in Witten an der Ruhr, mehre Haubenlerchen, welche von denen in Mitteldeutschland lebenden bedeutend abweichen und von mir Galerida viarum genannt wurden. Im October 1842 kam ich selbst nach Witten und hatte nichts Eiligeres zu thun, als mit dem einen Sohne meines Freundes auf die Haubenlerchen Jagd zu machen. Wir erlegten mehre derselben, unter ihnen ein gepaartes Paar; aber wie gross war mein Erstaunen, dort nicht mehr Galerida viarum, sondern Galerida major, Brm, welche auch bei Berlin, Wittenberg und Sandersleben vorkommt, zu finden. , Die Galerida viarum war wahrscheinlich westlich gezogen; denn der‘ Herr Dr. Siedhof, damals in Aurich, schrieb mir, dass seit einigen Jahren, d. h. seit der Zeit, dass man angefangen habe, Kunst- strassen zu bauen, die Haubenlerchen bei ihm eingezogen wären. In einem / Stunden von hier gelegenen Thale, das die erdmanns- dorfer, von mir oft genannten Wiesen in sich schliesst, befinden sich einige kleine, mit Rohr bewachsene Teiche. Auf diese habe ich seit dem Jahre 1820 brütend gefunden und in gepaarten Paaren von Rohr- sängern erlegt Calamoherpe arundinacea, alnorum, canneti, pinetorum, piscinarum und hydrophilos. Wer nun diese Rohrsänger nicht unterschei- den kann, glaubt immer die Art, welche er früher dort fand, vor sich zu haben, während diese schon meilenweit fortgerückt ist. Calamoherpe pinetorum, welche sonst gar nicht hier, wohl aber in Pommern und Meck- lenburg war, ist jetzt der Vogel, welcher gewöhnlich in unsern kleinen Teichen nistet. Ein hier selten durchziehender Rohrsänger mit sehr kur- zem Schnabel, der ‘Calamoherpe palustris verwandt, brütet in Ungarn; es ist Calamoherpe musica. Von den Wachholderdrosseln habe ich mehre Subspecies aufge- stellt. Diese brüteten bekanntlich vor 50 Jahren noch nicht in Deutsch- land. Ein Freund von mir, der im Jahre 1810 Russland bereist hatte, erzählte mir nach seiner Rückkehr von den Schaaren, welche in Cur- und Liefland brüteten. In den zwanziger Jahren schrieb mir der Herr Freiherr von Seyffertitz aus Ahlsdorf, dass schon seit mehren Jahren die Wachholderdrosseln bei ihm nisteten und schickte mir damals ein gepaartes Paar, auch Junge und Eier. Im Jahre 1837 hörte ich, dass diese Vögel in der Nähe von Leipzig, im Jahre 1840, dass sie bei Dres- den brüteten. Seit drei Jahren nisten sie, wie ich schon in dieser Zeit- schrift gezeigt habe, in unserer Nähe. Es ist aber nur eine Subspecies, ’ 16 welche diess thut, und welche ich früher mit Turdus juniperorum ver- einigt beschrieb, jetzt aber wegen der sehr stark braun gefleckten Seiten Turdus fusco-lateralis nenne. Dieselbe Subspecies fand der Herzog Paul von Württemberg auf dem Vogelmarkte zu Wien. Sie scheint also von Nordost, nicht aus dem Norden nach Deutschland eingewandert zu sein. Um hierüber Gewissheit zu erhalten, will ich mir Wachholderdrosseln aus Schweden kommen lassen. "\ Eine besondere Merkwürdigkeit in dieser Beziehung‘ zeigen die Staare. Mein Sturnus septentrionalis, welchen ich zuerst von den Faröern erhielt, lebte nicht nur in Westphalen, sondern brütete früher auch hier und ist sogar in Moskau vorgekommen; ich besitze einen von daher. Allein noch auffallender ist Folgendes. Als ich im Jahre 1813 _ hierher kam, brüteten hier mein Sturnus domesticus und Sturnus sylve- stris (siehe Handb. d. Naturgesch. aller Vögel Deutschl. $. 398 u. 399. Der Letztere ist gänzlich verschwunden, was: leicht daraus erklärlich ist, dass die hohlen Bäume, in denen er brüten konnte,’ gefällt sind. Allein auch Sturnus domesticus, der sonst überall brütete „ ist sehr selten ge- worden. Dagegen ist eingewandert Sturnus longirostris, welcher sich durch seinen sehr langen und niedrigen Schnabel hinlänglich unterscheidet. Woher er gekommen, kann ich nicht sagen, denn ich erhielt aus andern Gegenden nur einen einzigen Vogel dieser Subspecies aus Griechenland, welcher aber im Winter geschossen ist, also gar Nichts beweisen kann. Aus Ungarn ist er wohl nicht gekommen; denn ein Stück meiner Samm- lung von daher ist ein ächter Sturnus domesticus. Dann kommt auf dem Zuge ein anderer Staar vor, welcher sich durch seinen sehr schlanken, niedrigen Schnabel auf den ersten Blick unterscheidet. Ich bekam früher ein gepaartes Paar aus Kärnthen und habe auch hier Ende Februars.ein solches erlegt. Ich nenne ihn Sturnus tenuirosiris. * ( So gibt es eine Limosa melanura mit sehr langem Schnabel, welche ich durch die Güte des Freiherrn von Seyffertitz erhielt; sie war bei Ahlsdorf geschossen. Später bekam ich diese Subspecies — ich nenne sie Limosa longirostris — aus Ungarn und zuletzt durch meinen Sohn vom See Menzaleh bei Damiat in Unteregypten. Von Island erhielt ich eine Stockente, welche kleiner als die gewöhnliche ist und von mir Anas subboschas genannt wurde. Dieselbe Ente erlegte ich hier im Spätherbste und im Frühjahre auf dem Zuge; ich glaube sogar, dass sie zuweilen in unserer Gegend nistet. Wie sind nun diese Subspecies zu erklären? Viele halten 17 sie für klimatische Verschiedenheiten (Varietäten, wie sie sich ausdrücken). Damit ist aber gar Nichts gesagt. Man schreibt überhaupt dem Klima weit mehr Einfluss zu, als es hat. So sagt man allgemein, die Sonne des Südens färbe die Vögel schöner aus, als die nördliche vermöge. Das ist aber nur theilweise der Fall; denn der. rothköpfige Würger vom Senegal, Lanius superciliaris, ist weit weniger schön, als der von Deutschland. Die Tadorna von der Ost- und Nordsee ist ihres Weib- chens wegen eine andere Art als die egyptische, meine Tadorna dispar (Vulpanser dispar), denn bei der ersten ähnelt das Weibchen dem Männ- chen sehr, während das der letzern ‘viel weniger schön ist und den Jun- gen in der Zeichnung nahe kommt. Bei diesen Enten hat, wie bei jenen Würgern der südliche Himmel weniger schöne Farben hervor- gebracht als der nördliche. Dass man die Subspecies dem Einftusse des Klimas nicht zuschrei- ben kann, sieht man auch deutlich daraus, dass sie neben einander woh- nen, während die weit entfernt lebenden von den unsrigen oft sehr we- nig verschieden sind. Ich besitze Stagnicola (Gallinula) chloropus aus Japan und Java, welche von den deutschen weit weniger abweichen als diese unter einander. Ein Teichhuhn vom Senegal in meiner Samm- lung zeichnet sich nicht nur durch seine kurzen Flügel — ich nenne es desswegen Stagnicola brachyptera — sondern auch durch seine grosse, fast den ganzen Oberkopf einnehmende Stirnplatte aus, während drei Teichhühner aus Griechenland sich gerade durch ihre kleine Stirn- platte — ich nenne sie desswegen Stagnicola parvifrons — sehr deut- lich unterscheiden. Bruch hält diese Bildung der Formen, welche die Subspecies zeigen, für Folge der ausgeprägtenFamilienverschie- denheit. Wie bei den Menschen gewisse Familien oder Stämme eine besondere Familien- oder Stammbildung zeigen, so sei es auch bei den Vögeln. Allein auch dadurch wird Nichts erklärt; denn man begreift nicht, wie diese Familienverschiedenheiten entstanden sind. Alle neuern genauen Beobachtungen haben deutlich gezeigt, dass in der Freiheit ohne Zuthun der Menschen keine neuen Bildungen noch weniger Arten ent- stehen. Wenn sich jetzt Raben- und Nebelkrähen zusammen paaren, dann sind ihre Kinder Bastarde mit einer zwischen der der EI- tern in der Mitte stehenden Zeichnung. Allein diese pflanzt sich nicht . fort, sondern die Enkel schlagen wieder in die Urarten zurück. Da diess eine ausgemachte Wahrheit ist: wie soll die Bildung der Subspe- cies aus der der ächten Arten durch Vermehrung und Verbreitung der Naumannia 1853. 2 18 Individuen hervorgegangen sein? Ich kann mir das nicht denken, son- dern glaube vielmehr, dass, da wir in dem standhaften Feststehen der Bildung der Geschöpfe, welche von einem Geschlechte auf das andere übertragen wird, eine wunderbare und dauernde Ordnung und‘ Regel deutlich wahrnehmen, diese Subspecies vom Anbeginn aus Gottes unbe- greiflicher Schöpferkraft hervorgegangen sind, und auch so bleiben wer- den wie sie sind. Für den aber, welcher sich ihre Erforschung zur Aufgabe gemacht hat, sind sie auch aus dem Grunde von grösster ‚Wichtigkeit, weil, was ich schon oben andeutete, sie die zwischen den Arten befindlichen Lücken auf eine den menschlichen Verstand in Erstaunen setzende Art ausfüllen. Es zeigt sich, wie schon oben gesagt, in den verschiedenen Subspe- cies eine Reihenfolge zwischen den alten Arten, welche sie so ver- bindet, dass es oft sehr schwer zu sagen ist, wo die eine aufhört und die andere anfängt. Diess ist namentlich der Fall bei denKreuz- schnäbeln,Leinfinken, Rohrammern, Schilfsängern, Sil- berreihern, schwarzflügeligen und weissschwingigen Möven, Scharben, Pelekanen und Andern. So glaube ich denn durch die vorstehende Abhandlung bewiesen zu haben, dass die Annahme der Subspecies, wie sie in derselben darge- stellt sind, nicht nur auf der Wahrheit beruht, sondern auch, dass die - Erforschung derselben kein eines Naturforschers unwürdiges, sondern die Naturwissenschaften wesentlich ‘förderndes Studium ist, und desswegen wohl verdient, genau beachtet zu werden. wi Einige Beobachtungen über die Zugvögel im innern Afrika. Von Dr. Richard Vierthaler. Eine der interessantesten, freilich aber auch schwierigsten Aufga- ben der Ornithologie ist die Beobachtung der jährlichen Reisen der Vögel. Der Grund dieser Reisen liegt fast einzig in dem Mangel der Nahrung während der Wintermonate in den kältern Klimaten. Wir sehen 19 alle’ solche Vögel, welche sich dort ernähren können, sogar in unserm kalten Deutschland überwintern; sogar die zartesten, wie Troglodytes parvulus, die Gattung Regulus ete. Ich erinnere mich, in Würzburg während eines ganzen Winters vor meinem Fenster eine Motacilla boa-. rula mit Ameisenpuppen ernährt zu haben. Stubenvögel fast aller Art, sogar aus warmen. Gegenden, wie Kanarienvögel etc. halten, wie ich mich früher überzeugt, sehr gut in ungeheizten Zimmern aus. Was nöthigt denn auch unsere fliegenden Wanderer, ihren ange- borenen Erdtheil zu verlassen? Könnten sie nicht alle im südlichen Europa überwintern? Könnten diejenigen, die ihren Zug über das mittel- ländische Meer nehmen, nicht im nördlichen Afrika verbleiben? Nur wenige verbleiben dort, viele ziehen weiter; ich habe sie am Nilstrom hin Egypten, Nubien und das Land Sennaar ohne Rast durchziehen se- hen, und ihr Zug geht noch ‚weiter in noch unbetretene Länder des grossen Erdtheils. Es sollen ja sogar Kraniche zu Lande bis zum Kap gegangen sein! Reisende Kaufleute, die im Interesse der Elephanten- zähne den westlichen Nilarm während der Wintermonate bis zum. vier- ten Grad N. Br. bereisten, und dort Sammlungen: machten, d. h. ohne die geringste Kenntniss der Ornis, und darum Alles, was sie zusammen- raffen konnten, mitbrachten, hatten immer nur einige wenige Europäer, “Oriolus galbula, Budytes flava und melanocephala, Curruca einerea, An- thus campestris und rufogularis, Grus cinerea und virgo, Ciconia alba (nigra überwintert in Egypten), Ardea purpurea, Strepsilas interpres und mehrere Totanus- und Tringa-Arten. In vielen Fällen ist es höchst schwierig zu unterscheiden, ob man wirklich einen Wanderer oder einen hier einheimischen Vogel vor sich hat, denn. Vieles sogar aus dem Norden Europa’s trifft man hier noch stationirt an. So hält sich Sterna caspia, anglica, hybrida (leucopareia) und leucoptera das ganze Jahr bei Chartum auf, ebenso gemein sind Himantopus rufipes, Charadrius minor und hiaticula, Ardea einerea und Egretta garzetta. Im Monat Mai dieses Jahres überbrachte mir mein Jäger ein Exemplar von Larus canus und drei von Larus marinus, Vö- gel, welche doch den hohen Norden Europa’s bewohnen. Im Monat - Juni erhielt ich Merops apiaster, Curruca nisoria, Melanocorypha brachy- dactyla, Totanus hypoleucus, Tringa rufescens und minuta, und Dafila acuta. In demselben Monat wurden auf den Sandbänken des blauen Nil noch viele Tausende von grauen und Jungfernkranichen (Grus cinerea „und virgo) beobachtet, die jedenfalls alle hier bleiben. An sonstigen 23 20 Europäern bemerkte ich im Sommer, also ausser der’ Zugzeit, Circus rufus, cineraceus, cyaneus und pallidus; sie sind indess im Winter häu- figer als im Sommer. Strix flammea ist gemein, Petrocossyphus eyaneus einzeln, Upupa Epops, Cotyle riparia, Galerita cristata, Oedienemus cre- pitans immer häufig. Im Sommer 4851 erhielt ich eine lebende Ciconia alba, welche indess zu reisen verhindert sein mochte. Pelecanus minor und cristatus sieht man fast immer: auf dem weissen Flusse. An europäischen Flüchtlingen finden sich während der Wintermonate in den Umgebungen von Chartum nur Falco tinnunculus und cenchris, ziehen sich indess der Heuschrecken (migratoria) wegen in die Wälder am blauen Flusse; ferner Lanius ruficeps, Cyanecula suecica, Saxicola Oenanthe und stapazina, Motacilla alba (gemein), Budytes flava und me- lanocephala, Anthus rufogularis und Emberiza caesia, ‘und Ortygometra pygmaea. ‘ Numenius arquata und Limosa aegocephala finden sich auch im Sommer. | 3 Eine höchst auffallende Erscheinung sind die hiesigen Zugvögel, d. h. die wahren binnenafrikanischen, obgleich zwischen dem Klima Chartums und den Aequatorialgegenden nur der Unterschied ‚stattfindet, dass die Temperatur, je näher man dem Aequator rückt, um so niedri- ger wird, und diess zwar in Folge der strengern und .anhaltendern Re- gen. Während in Chartum die tropischen Gewitterregen nur vier Mo- nate anhalten, und ihren Anfang im Juni nehmen, so sehen wir sie in .der Stadt Sennaar schon um einen Monat früher eintreten, obgleich jene nur um einen Breitengrad höher gelegen; in der Gegend von Kasan und dem Djebel (Berg) Tull um zwei bis drei Monate früher, und am weis- sen Flusse bei den Bari-Negern, vier Grad N. Br., "halten nach münd- licher Mittheilung des Missionär Don Angelo Vinco die Regen zehn Monate an. Die Regen sind, je höher nach Süden zu, auch um so häu- figer und stärker, wie das schnelle Steigen des Niles schon beweist, das in Chartum im Jahre 1852 bereits seit den ersten Tagen des Mai sichtbar war. Die Differenz zwischen dem hohen und niedern Wasser- stande des Nil beträgt hier beiläufig 45 Fuss! Die Wasser des Riesen- stromes steigen mitunter täglich um einen Fuss, und der weisse Strom hat während seiner Höhe noch im hohen Süden Stellen von drei bis vier Stunden Breite, etwas Kolossales, wenn man bedenkt, dass er nur ein Arm ist, und von diesen Stellen ab noch 25 Breitengrade zu durchlau- fen hat, ehe er seine Mündungen erreicht. Die Zugvögel des innern Afrika machen, wie die europäischen, 21 denselben Unterschied in den Jahreszeiten: die Regenzeit ist ihr Som- mer, es ist die Zeit ihrer Liebe; mit derselben kommen sie in Sennaar, Cordofan, Chartum etc. an, und ziehen sich nordwärts am Nile hin ein- zeln bis nach Dongola. Wenn ihre Brut erwachsen, wandern sie nach dem Süden zurück, einzelne nur wenige Breitengrade höher, andere in unbekannte Lande. Zunächst ist zu erwähnen die hiesige Schwalbe Cecropis rufifrons ; sie erscheint hier im Monat März und verschwindet Anfang November. ‚Ich traf sie brütend bis nordwärts von Neu-Dongola, nicht mehr im nördlichen Nubien und Ober-Egypten,. wo sie von Cecropis Boisseau- neauti vertreten wird. Ihr Nest baut sie ganz- nach Art der Cecropis rustica in Gebäude, auch sind ihre Eier von derselben Farbe und Zeichnung. „Euplectes ignicolor erscheint im Monat Mai bei Chartum im grauen Kleide, legt sein feuerfarbenes Hochzeitsgewand an, und hängt seine grünen, künstlichen Nester an über das Wasser. hinrankendes Buschwerk. Hieher gehören ferner Ploceus larvatus und galbula, Estrilda Astrild, Coccothraustes fasciatus und Serinus luteus. Lamprotornis nitens kommt nach. der Regenzeit, während ihrer Mauser, häufig: in Gesellschaften von 6—8 Stück bis in die Nähe von Chartum. ; Ciconia Abdimii (der Regenstorch, Zimber el charrif) erscheint in grossen Massen kurz vor Beginn der ersten Regen im ganzen Sennaar, Chartum bis in die Gegend von Berber, so wie in Cordofän. Er ist, wie Ciconia alba, ein Freund der Menschen, und brütet immer entweder in Gärten oder auf in Dörfern stehenden Bäumen in Gesellschaft; ich zählte einst im Sennaar auf dem äthiopischen Riesenbaume, einer Adan- sonia digitata, 65 Nester dieses Vogels! Die Eingebornen beschützen ihn sehr, und machten oft grosses Geschrei, wenn ich einige getödtet oder Eier genommen. Dieser Storch bezieht, wie alba, immer wieder denselben Baum, immer wieder dasselbe Nest, und legt 3—4 grünlich weisse Eier, die er nur während der Nacht zu bebrüten scheint, wenig- stens sah ich ihn am Tage immer nur über denselben stehen, vielleicht um Schatten zu machen. Vor zwei Jahren liess ich eine Partie stark bebrüteter Eier in einem Fenster liegen, und nach einigen Tagen kamen die Jungen zum Vorschein. Mit dem Aufhören der Regen zieht sich Ciconia Abdimii nach Sü- . L) den, wohin —, hat noch Niemand erfahren; denn auch bei den Bari- Negern brütet er nur und verschwindet dann gleichfalls. Endlich gehören hierher noch. Platalea tenuirostris und Ardeola coromandelica. Ich bemerkte sie nie; ausser in der Regenzeit. Erstere brütet bei Chartum am weissen Flusse auf Bäumen, und legt 3—4 weisse Eier; letztere in Dörfern gesellschaftlich, ich sah 40—50 Nester auf einer Mimose in Camlin am blauen Flusse, leider alle mit Jungen. Ueber Ibis aethiopica oder religiosa habe ich früher genauer be- richtet, hier nur kurz, dass er in grossen Gesellschaften auf Mimosen in. oder am weissen Strome in den Monaten August, September und Oktober brütet, und sobald seine Brut erwachsen, sich hinaufzieht an die beide Nil-Arme begrenzenden grossen Sümpfe. Andere während der Regen bis hier und weiter nordwärts sich ziehende Vögel sind mehr Strichvögel, da sie nicht hier brüten, und schon 2— 3 Breitengrade höher auch im Winter anzutreffen sind. Es gehören hierher Haliaötos vocifer und Aguwila rapax, eine Egretia — ? mit gelbem Schnabel und schwarzen Füssen, deren Maasse ich früher .. angegeben, ferner Tantalus Ibis, dessen Nest ich bis jetzt noch nicht gefunden, und die prächtigen Spornengänse, Plectropterus gambensis und Sareidornis melanonotus. Von letzterer erlegte ich in diesem Mo- nat ein uraltes Männchen, dessen Auswuchs auf dem Schnabel 23, Zoll Höhe hatte. Beide Arten leben im Winter auf den Sümpfen des blauen Flusses, erstere viel häufiger als letztere. Endlich gehört noch hierher Dendrocygna viduata, die in grossen Schaaren erscheint, ‘aber wahr- scheinlich nicht hier brütet. So zu sagen ganz einzeln steht noch Neophron pileatus da; wäh- rend er im Sommer hier ganz gemein ist, verschwindet er im Oktober ganz, und brütet während der Wintermonate in den Mimosenwäldern am blauen Flusse. Von Cathartes perenopterus und allen grossen Geiern war es mir nie möglich, einen Horst zu finden, obgleich sie im ganzen Jahre hier gemein sind. Wahrscheinlich unternehmen sie täglich grosse Reisen, wie man sie, besonders letztere, denn auch fast nur um die Mittagszeit bemerkt. Chartum, im Juni 1852. Dr. R. Vierthaler. 23 Einige Notizen über die in der Umgegend der Kolonie Sarepta vorkommenden seltneren Vögel. Aus einem Briefe an H. Moeschler, nebst Anmerkungen von . Dr. 3.E., Naumann. Das hier Folgende schien mir zum Mittheilen, für Ornithologen wie Oologen in gleicher Weise, nicht unwichtig, zumal es praktische Beob- achtungen über weniger bekannte und bei uns selten vorkommende Vögelarten enthält, die in einem Lande, dem westlichen Sibirien, gesammelt sind, das für die deutsche Ornithologie so besonderes Interesse hat, weil sehr viele, wo nicht die meisten unserer neueren ornitholo- gischen Seltenheiten daher stammen oder von dorther sich zuweilen bis zu uns verflogen haben dürften. Man denke an die verschiedenen Arten jener sibirischen Drosseln, Ammern, Lerchen, vieler Sumpf- und Wasser- vögel u. a. m., wie es denn auch aus andern Ergebnissen hervorzuge- hen scheint, dass alle unsere sogenannten südlicheren Vögel weniger direkt aus Süden (von Griechenland nach Ungarn u. s. w.), als vielmehr aus Südosten oder noch mehr östlich, in der Richtung vom caspischen und schwarzen Meer her, durch Südrussland, ein- zeln ihre Reise immer weiter westlich bis zu uns fortsetzen, wesshalb auch Schlesien, als das .östlichste deutsche Land, früher und öfter von ihnen berührt werden musste, als das mittlere Deutschland, und dass ihre übermässige Reiselust am seltensten bis in die ‘nördlichen Theile unseres Vaterlandes sich ausdehnte. Namentlich dürfte das Vorkommen einem mildern Klima von Sibirien und selbst dem Himalaya angehören- der Arten aus der Gattung Turdus, — zu deren Bekanntwerden das übliche Stellen der sogenannten Dohnen, zum Fange dieser als Delicatesse für die Tafel beliebten Vogelgattung, allerdings am öftersten verhalf, — nur jene Ansicht als die richtigste erscheinen lassen. Dass ich der freundlichen Mittheilung folgender Notizen einige kurze, mir nöthig scheinende Anmerkungen beigefügt, wird der Hr. Einsender hoffentlich entschuldigen, so auch, dass ich einiges weniger Wichtige oder schon genugsam Bekannte nicht mit aufgenommen. habe. 3. FE. Naumann. - 24 Unbekannter Adler oder Bussard). Derselbe wurde lebend nebst vier Eiern überbracht, und als in der Schlinge auf dem Neste gefangen, angegeben. ‘(Die fraglichen Eier will Dr. Thienemann für Eier von F. buteo oder F. milvus halten®)) Warum sich jedoch der Ueberbringer (ein Kalmück) dieser complizirten Lüge unterzogen hätte, da sein Gewinn dadurch nicht erhöht werden konnte, möchte schwer zu begreifen sein. — Zum Ueberfluss wurde einige Wochen später ein eben solcher Vo- gel, auch ein Weibchen, als neben dem Neste geschossen, überbracht, und vier Eier dazu, welche den obigen: offenbar gleich sind. — Diess Exemplar nebst den dazu gehörenden Eiern befindet sich noch im Be- sitze des Sammlers. — Auch hier ist, wie bei den erstern Eiern, ein starker Unterschied in der Zeichnung. Alle sind auf blaulichweissem Grunde dunkelbraun gefleckt. Bei zweien verbreiten sich diese, hier sehr länglichen Flecken, bei dem einen von dem stumpfen, beim andern vom spitzen Ende über das Ei, in abnehmendem Verhältniss. Beim drit- ten sind die Flecken kleiner, häufiger und rundlicher, beim vierten end- lich dieselben gleichmässiger über die ganze Oberfläche vertheilt, aber beinahe I erloschen, so dass dieses Ei «ein ganz helles Aussehen hat. Ist der Vogel selbst auch kein ächter Bateo; so schliesst er sich doch offenbar den Buteonen an, und dann sind gewiss auch‘ alle Eier von demselben ; darum möchten die Herren Kenner hier wohl über das Ziel hinausgeschossen haben. — Denn auch die vier Eier der zweiten Lieferung sind aus einem Nest, und gehören demnach diesem selben Vogel an. Wenn drei Leute, welche sich nicht kennen, aus verschiedenen Gegenden die gleichen Eier bringen, und sie mit gleichem Namen be- nennen, so ist die höchste Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit der Bestimmung vorhanden, und ich fühle mich berechtigt, sie dafür zu halten und sie demgemäss abzugeben. Sturnus roseus. Linn. Der Rosenstaar, in hiesigen Gegenden : bekannt genug, nistet hier meistens in ungeheuren»Massen beisammen, wesshalb, wenn einmal der Brüteplatz entdeckt ist, die Ausbeute auch *) -Vielleicht oder vielmehr- wahrscheinlich zu Aceipiter hypoleucos, Pallas, Zoogr. I. p. 354. n. 27 gehörig und aus denselben Gegenden, die P. bezeichnet. Ein Circa&tos, mit gelber Cera und Füssen. N. ’ | 25 lohnt. — Ob auf diesen Brüteplätzen zwischen ihnen auch gemeine Staare nisten, ist bei der strengen Absonderung des roseus vom vulgaris (die man hier nie beisammen sieht) sehr unwahrscheinlich. : Aquila imperialis*). Das Weibchen von A. imperialis, welches hierbei erfolgt, ist nicht weit von hier, im Ausläufer einer Hügelschlucht geschossen worden. Es gehört zu den zwei ihm beigefügten Eiern. Ausser diesem Paare, dessen Horst ich nicht gesehen habe, nistet noch ein Paar dieses Vogels auf hiesigem Gebiete, ohngefähr 4%, deutsche Meile von ersterem. Diesen Horst, aus welchem ich ein Ei erhielt, das meiner Sammlung einverleibt ist, ‘sah ich selbst. Er befand sich unge- fähr 4 Faden über dem Erdboden, auf einer sehr leicht ersteiglichen, !% Elle dicken Aspe, und war im Verhältniss zum Vogel klein. Aquila s. Haliaötos albieilla ist der hier gewöhnlichste Adler; er horstet im März auf unsern Wolga-Inseln auf hohen Bäumen. Merkwür- dig, dass er schon brütete, während es noch scharfe Fröste gab; bei 5%, Grad Reaum. unter. 0 fand ich durchschnittlich schon grosse Junge in den Eiern, oder erhielt doch die meisten derselben stark angebrütet. Ueber Nr. 76 und 77 (Aquila clanga) qgwarte ich genauere Be- stimmung. Vielleicht bloss A. naevia? — Er nistet hier, wie. mehrere andere Adler, auf alten Grabhügeln in der Steppe, welche Adler daher von den Russen »Kurgantschicki« (von Kurgan, Grabhügel) genannt wer- den. Nr. 76, 77 wird der kleine Kurgantschick, hingegen Nr. 1 und 2, von mir gesandt CA. albicilla juv.), der grosse Kurgantschick genannt. "Falco peregrinus ist hier äusserst selten. | Von Falco laniarius war nur ein brauchbares Exemplar erlegt wor- den, welches der Sendung beigefügt ist. Derselbe ist nicht häufig, ‚äusserst scheu und nistet auf-den Wolga-Inseln, auf hohen Bäumen. — Obgleich ich seine Eier bestellt hatte, habe ich doch keines erhalten, wohl aber wurde mir ein auf einer Insel ausgenommenes flügges Junge angeboten. Dieser Falke steht hierin grossem Ansehen als Jagdfalke, und die Kalmückenfürsten und Edelleute bezahlen junge Vögel theuer, um sie zur Jagd abzurichten. *) Aus nachträglichen Bemerkungen zu diesem Sendschreiben scheint hier wohl eine Namensverwechslung stattgefunden zu haben, und unter jenem Namen nicht A. imperialis, Bechst. s. A. heliaca, Savig., sondern entweder F. chrysa&tos, Linn. s. A. nobilis, Pall., oder bloss F. fulvus, Linn. gemeint zu sein. Hierüber zu entschei- den, kann ich jedoch nicht wagen, weil ich das fragliche Exemplar selbst nicht ge- sehen habe. N. 26 Die Circus-Bälge Nr. 100 und 103 führte ich als pallidus auf. Ich nahm zu dieser Bestimmung die von Keyserling aufgestellten Kennzeichen. . Danach bestimmte ich auch die Eier als von Falco pallidus, indem mir ein Russe den lebenden Vogel nebst den Eiern. brachte, (Ein Ei war sogar erst im Sacke gelegt worden.) Der Vogel stimmte in Betreff der Verhältnisse der Schwungfedern mit pallidus, Keyserling. — Die Eier sind rundlicher und etwas kleiner als diejenigen, welche ich für von C. cyaneus halte. Merkwürdig ist, dass ich bisher keinen F..cyaneus fand, obschon wohl 20 weibliche Vögel dieser Art durch meine Hände gingen. — Diess erfüllt mich einigermassen mit Misstrauen, ob ich auch die etwas zarten Verschiedenheiten zwischen diesen 3 weissen Weihen, nach K’s. etc. kurzer Auseinandersetzung, richtig aufgefasst haben dürfte. — Die Männ- chen sind sehr scheu und schwer zu schiessen. Die Kalmücken verehren sie dergestalt, dass sie jedesmal die Mütze ziehen, wenn eines vorbei- fliegt, indem sie glauben, Schach Dschamuni, ihr höchster Gott, sei auf dem rechten Flügel dieses Vogels von der Erde zum Himmel entschwebt. Die Rüssen nennen ihn deghalb. »Kalmücki burchun« (Kalmückischer Gott). Sollte dieser Circus wirklich pallidus sein, so würde daraus hervorgehen, dass dieser hier häufig, hingegen C. ceyaneus sehr selten sei; und es würden dann auch die als von cyaneus gesandten Eier, zum grössten Theil, wahrscheinlich Circus pallidus angehören *). Strixz brachyotus ist hier die gemeinste Eule; ferner kommen mit Gewissheit hier vor: Otus, Scops und Bubo, von welchen die letztere oft auf dem Erdboden, auf kleinen Hügeln nistet. — Von Picus martius, von welchen ich ein Weibchen gesandt, bekam ich noch keine Eier, eben so wenig von P. leuconotus, von welcher Art ich ebenfalls- blos ein Weibchen erhielt. — Sonst Koianiag bestimmt vor: der grosse, wahrscheinlich auch der kleine Buntspecht; häufig der Grauspecht, weniger oft der Grünspecht. Merops apiaster nistet in den Abhängen des Ufers, in Gängen bis zu 4 Klafter tief, meistens in kleinen Gesellschaften beisammen. Coracias garrula ist nicht selten; han: noch Upupa epops. *) Cireus cyaneus kann wohl dort kaum oder doch nur selten vorkommen, da dies schon in.den nächsten Ländern diesseits des schwarzen Meeres der Fall und der- selbe selbst im südlichen Ungarn schon der seltenste unter jenen 3 weissen Weihen ist, aber auch da C. cineraceus lange nicht so häufig als C. pallidus vorkommt, N. 27 Mit Lerchenarten sind wir reich versehen; es nistet hier Alauda calandra, A. sibirica, A. eristata, A. arvensis. Ausserdem kommt hier eine kleine dickschnäbliche Art vor *), deren Eier wahrscheinlich unter Nr. 24 sich befinden. — Wenn man glaubt, dass die von mir als von A. calandra gesandten Eier von A. cristata sind, so irrt man ganz gewiss; dafür bürgt mir das überwiegende Vorkommen von Calandra, welche ganze Grastriften bevölkert, auf denen cristata nicht zu sehen ist. Unsere gewöhnliche Steppenlerche ist Calandra, die in ungeheurer Menge hier vorkommt. — A. cristata ist zwar nicht selten, verschwindet aber ganz gegen jene. N. hat mir übrigens zwei Eier übergeben, welche er selbst. aus dem Neste einer nahe vor ihm auffliegenden Calandra nahm, und nach welcher ich die gesandten bestimmte. Auch die Russen gaben "stets diese Eier als die von Calandra ab, obgleich ich für cristata den- selben Preis geboten hatte, um völlige Klarheit zu erlangen. Dass übri- gens nicht auch Eier von cristata darunter sein können, will ich nicht bestreiten, da sie sich wenigstens ähnlich sind; bestimmt ist cristata dann in der Minderzahl **). Alauda arvensis verschwindet gegen Calandra ganz und wird nur “einzeln gefunden. A. söbirica nistet auch nicht selten bei uns, und ich glaube, die ‚unter diesem Namen gesandten Eier werden alle richtig sein. — Ausser diesen hier nistenden Lerchen werden im Winter in Flügen gefunden: A, tatarica und A. alpestris, von letzterer gewöhnlich die gelbkehlige Varietät Carktische. Pall.), seltener die alpinische Varietät Pall. mit weisser Kehle, von welcher Art ich zwei Exemplare sandte. '@lareola pratincola (9 ist nicht selten, nistet auf Salzstellen der Steppe und legt 4— 6 Eier ***). = Charadrius gregarius kommt im Frühjahre truppweise, streicht eine Zeit auf den feuchten: Wiesen und geht dann in die hohe, trockene Grassteppe, wo er ganz nach Art der Kibitze nistet. Sein Nest ist dort sehr schwer zu finden, daher werden die Eier selten gebracht und nur *) Ob arenaria, Bp. (brachydactyla, auct.) oder isabellina, Temminck ? lässt sich nicht bestimmen. Na: **) Auch hier bleibt sehr in Frage zu stellen, ob dies auch unsere in D. gemeine A. cristata sein möchte ? N, *#*) Wahrscheinlich ist hier Gl. melanoptera, Nordm. gemeint, die schon in Tan- rien unsere westlichere 61. pratincola grösstentheils verdrängt hat. Irrthum ist . wohl die angegebene Eierzahl, die nur 3—4 sein dürfte, N, 28 gegen reichliche Bezahlung aufgesucht. Die Eier Nr. 16 sind ganz bestimmt von ihm; die unter Nr. 17 weichen zwar ein wenig ab, sind aber doch wohl Eier desselben Vogels? — Limosa melanura wird häufig geschossen und ist an den Ufern der Sarpateiche ein angenehmes Jagdziel. Himantopus rufipes ist gleichfalls dort gemein, aber sichere Eier von ihm habe ich, ausser einem, bei einem geschossenen Weibchen in der Kloake gefundenen, nicht erhalten können. | Recurvirostra avocetta habe ich hier nicht bemerkt. Ibis faleinellus ist in der Steppe, an den Schilfteichen der Sarpa nicht selten; hier in der Nähe wird er weniger oft gesehen. Ardea alba. Ich habe vergeblich nach alten Männchen im Früh- lingskleide geangelt, wegen der schönen grossen Schulterfedern, welche den alten Vogel alsdann zieren.. Ganz bedenklich erscheint es mir, dass die russischen Jäger diesen grossen, überragenden Federschmuck gar nicht kennen wollen. Der hiesige hat zwar auch zerschlissene Schulter- federn im Frühjahr, aber so kurz, dass sie nicht über den Schwanz hinausragen. ‘Ich kann vor der Hand nur ein Weibchen desselben senden. Der Silberreiher *) ist 40 Werst von hier und weiter in der Steppe an den grossen Schilfteichen zu Hause. — Herrlich ist der Anblick dieser Vögel, wenn sie von der Morgensonne beleuchtet, weiss wie der reinste , Schnee, am dunkelblauen Himmel hinstreichen, und man lernt bei diesem Anblick die Wonne einer Falkenjagd auf Silberreiher ganz verstehen. Grus Virgo bewohnt die entfernten Theile der hohen Steppe, wo er auch nistet. Er ist unendlich schwer zu beschleichen. N. hat man- chen Tag damit verloren. Die Russen fangen ihn auf dem Neste in kleinen Tellereisen; da Männchen und Weibchen brüten, sind beide Ge- schlechter auf diese Art fangbar, wobei der Balg zwar geschont, das Bein aber stets stark verletzt wird. Es ist in diesem Jahre über Eier sowohl als: Vögel in unserer Umgegend im Allgemeinen so hergegangen, dass man sich im nächsten Jahre mehr in die Ferne wird wenden müssen. Anas casarca (rutila) wird immer ein sehr theurer Vogel bleiben, weil er sehr wild, daher schwer zu schiessen ist. Eher wird noch das Weibchen auf dem Neste, gewöhnlich in einem hohlen Baume, oft 2, .3 und 4 Faden hoch, lebend gefangen. Diese Ente ist im Frühjahr die *) Es frägt sich, ob jener, oder A, Egretta, oder A. Garzetta mit diesem Namen bezeichnet sein soll? Ns 29 schönste Zierde unserer Wasservögel- Welt. Sie kommt mit dem aller- ersten Frühling und ihr herrliches klangvolles Aang! welches sie beim Fliegen hören lässt, so wie das sonore Gurr! beim Auffliegen, ihr glän- zend rothes Gefieder mit dem grossen weissen Spiegel im Flügel ist wahrhaftig imposant. Dazu trägt sie sich höher wie jede andere Enten- art, .watschelt auch nicht, sondern läuft fast wie ein Huhn. © Sie schwimmt weniger als sie im Seichten einher wadet. Zu jetziger Jahreszeit (Dies . scheint früher geschrieben, als der Brief datirt ist. Möschler.) gehen sie Abends und Morgens in Schaaren auf die Felder und bringen blos den Tag am Wasser zu. — Nächst der Casarca ist auch A, rufina eine Zierde unserer Gewässer. Sie soll in trockenen Höhlen nisten wie A. tadorna *). Von A. mersa konnte ich das letzte Mal kein Weibchen schicken, weil die, welche ich erhielt, zu sehr zerschossen waren. Das Weibchen hat im Frühjahr weder einen so schönen lasurblauen Schnabel wie das Männchen, noch so viel Weiss am Kopfe. Wegen Eier derselben habe ich mir dies Jahr alle mögliche Mühe’ gegeben und tüchtige Preise ge- boten, aber nicht eins wurde mir geliefert. Diese Ente nistet nämlich mitten in den Schilfteichen zwischen dich- tem Schilfe, ähnlich den Tauchern, mit beinahe schwimmendem Neste, an ‚Orten, wo man gewöhnlich nur mit einem Kahne hinkommen kann; in diesem Jahre waren aber, wegen grosser Dürre, diese Teiche verlechzt, und stellten ungeheure Sümpfe dar, worin man weder im Kahn fahren, noch hinein gehen konnte. Daher muss die Aufklärung über ihr Brut- geschäft bis nächstes Jahr verschoben bleiben. Aus diesem Zustande der Teiche erklärt sich auch der: Mangel an Eiern von Ardea-Arten und andern Sumpfvögeln bei letzter Sendung. Podiceps rubricollis habe ich im Frühjahr bei einem Ausfluge an einen Steppenteich, 60 Werst von hier, in grosser Gase auf diesem Teiche getroffen. Auch Pelecanus erispus hat auf den obern Sarpa-Teichen seine höchst. interessanten Brüteplätze. Ich besuchte dieselben im Frühjahr, fand sie aber unbesetzt, weil es noch zu früh im Jahre war. Die Construction des Nestes war indessen noch gut zu erkennen. Die Nistplätze befanden sich tief im Schilfteiche. Wir gelangten in einem Bote nach halbstündiger *) Schwerlich ! In D. nistet sie wie die meisten Enten im Schilfe der Gewässer. N, 30 Fahrt zwischen mächtigen Schilfdickichten und mehreren freien Wasser- stellen, auf denen Schwäne spielten und unzählige Enten schwammen, endlich an die Nester, welche dicht neben einander auf schmalen Dämmen standen, die aus alten Schilfwurzeln und Rohrstengeln zusammenge- schwemmt schienen, und so dicht vom Wassergeflügel niedergetreten waren, dass sie, ohne Gefahr einzusinken, einem Mann gestatteten, auf ihnen entlang zu schreiten. Die Nester selbst waren aus ‘gebogenen Schilfstengeln, sehr eng für den Vogel, angelegt. Federn waren nach . nicht darin zu sehen, da die Brutzeit noch nicht da war, auch blieben für dies Jahr, wie sich nachher erwies, diese Nistplätze verlassen, ob- schon sie eine ziemliche Reihe von Jahren jedes Jahr gedient hatten. Einige oologische Notizen nebst Beobachtungen über das Eintreffen einiger Vögel in der Umgegend von Celle in Hannover im Frühjahre 1852 von E. Pralle. Im Allgemeinen ist bei Celle ein Mangel an Individuen der Zugvögel, besonders der Sumpfvögel, im Verhältniss zu früheren Jahren bemerkt worden. (Die Waldschnepfenjagd war äusserst unergiebig. Scolopax gallinago fand sich wenig zahlreich ein u. s. w.;: nur Scolopax gallinula zeigte sich in ziemlicher Anzahl.) Vielleicht mag diess seinen Grund haben in der rauhen Frühlingswitterung (am 16. April 2 Grad Kälte, 18. April mehre Zoll hoher Schnee, 19. und 20. April wiederum Schnee- gestöber und sogar am 3. Mai noch Schneegestöber nebst Hagelschauern), wodurch manche Wanderer verscheucht sein mögen ; vielleicht aber auch sind in dem so sehr gelinden Winter manche Vögel in mehr nördlichen Gegenden zurückgeblieben. So ist den ganzen Winter hindurch Scolopax rusticula auf meinen Fuchstreibjagden einzeln vorgekommen, in einem Treiben sogar zwei Stück, sie hat auch hier dieses Jahr gebrütet, wie eine am 16. Mai gesehene junge Waldschnepfe beweist. Während ich im vorigen Jahre bereits am 16. April drei Nester von Scolopax galli- nago fand, von denen das eine schon den vollen Satz von vier Stücken 31 enthielt, bekam ich in diesem Jahre am 9. Mai die ersten ‚Eier dieser Becassine aus meinem Reviere. ‚In den benachbarten Revieren, nament- lich in dem weitläufigen Wintzenbruche, hatte ich die Hirten beauftragt, Eier für mich zu sammeln. Sie haben nur ein einziges Ei von Sco- lopax gallinago gefunden, während sie in früheren Jahren in Menge »Schnepfen-Eier« (unter dieser Bezeichnung verstehen sie alle Eier der kleineren Sumpfvögel) auch ein Kranichsnest mit zwei Eiern, so wie mehre Eier von Numenius arquatus dort gefunden haben. Ich selbst habe zwei Tage lang in diesen meilenweiten Mooren und Bruchwiesen gesucht ohne weitere Ausbeute, als ein zerbrochenes Kranichs- und ein zerbrochenes Becassinen-Ei! Wer aber solche Reviere kennt, weiss auch, mit welcher Beschwerde dort das Suchen verbunden und wie schwierig das Finden ist, wo eine Pulte wie die andere aussieht, wenn man. sich lediglich vom Zufalle leiten lassen muss. Ich durfte nämlich dort, als in einem herrschaftlichen Wildgehäge, meinen Hund nicht führen, der mir die brütenden Sumpfvögel gestanden haben würde. Da die folgenden Beobachtungen nach Zeit und Umständen sich nur auf wenige Vögel erstrecken konnten, so gebe ich sie nicht in syste- matischer, sondern in chronologischer Folge. . Am 2. Januar war bereits Motacilla alba eingetroffen. Am 15. Januar. Turdus pilaris, in Gesellschaft lustig schackernd und singend, wie sonst im März. Am 417. Januar. Sturnus vulgaris singend. Alauda arvensis, zahl- reich , $ingend. Am 19. März. Falco milvus, kreisend. Corvus corax brütend. Den Horst in der Krone einer starken glatten Kiefer, 80 bis 90 Fuss hoch, der erste haltbare Zweig kaum mannshoch unter dem Horste, unternahm ein junger Mann zu ersteigen, welcher als Turner geübt war, die glatte Kletterstange zu erklimmen. Allein er musste-sehr bald von seinem Ver- suche abstehen. Ein zweiter Versuch mit einer 42 Fuss langen Leiter, - welche ich aus dem nächsten Dorfe hatte holen lassen, gelang eben so - wenig. Der Horst wurde nach diesen Versuchen für unersteiglich ge- halten, da ich damals den Kletterer noch nicht kannte, welchen ich spä- ter in meine Dienste nahm. In einem anderen Corvus corax-Horste An- fangs April Junge. | Am. 3. Mai wurde mir ein Horst von Corvus corax gezeigt, ‚von dem Tages zuvor die flüggen Jungen, die noch mit abgeschnitienen Fängen darunter lagen, herunter geschossen waren. Der Forstbeamte 32 hatte in einer Reihe von Jahren 44 junge Vögel dieser Art an diesem Horste, der jedes Jahr ‘besetzt war, erlegt. Er war sehr hoch aufge- baut, so dass es aussah, als seien wenigstens sechs Horste aufeinander gesetzt. Am 9. Mai wurde mir ein, aus dem ersten Horste abgeflogener Vogel gebracht, welchen ein Hirte gegriffen hatte, da er sich bei einem starken Gewitterregen nicht wieder ‘hatte heben können. Er ist nach wenigen Tagen sehr zahm geworden und hat spasshafte, intime Freund- schaft mit meinen Hunden, :besonders mit einem alten Dachshunde, ge- . schlossen. Am 2. April. Corvus frugilegus fand ich auf einem Abstecher in die Höyan-Gegend in einer zahlreichen Colonie angesiedelt in den Gipfeln jüngerer Eichen, nachdem im vorigen. Jahre die Colonie in den alten, sehr starken Eichen desselben Holzes zerstört worden war. Corvus monedula war unter diese Colonie gemischt. Die Nester waren grössten- theils vollendet. Das, nach Aussage der Waldarbeiter am frühesten be- gonnene, Nest liess ich ersteigen; es enthielt aber noch keine Eier. Am 7. April. Turdus merula Eier. Ciconia alba eingetroffen. Ar- dea cinerea Eier. ; Am 9. April: Corvus corone Eier. Die Buntspechte hatten begon- nen, sich Nestlöcher zu zimmern. Am 12. Schwalben. Vanellus cristatus etwas bebrütete Eier. Cor- vus pica und Columba palumbus (letztere auch am 15. Juni) Eier. Falco milvus hatte einen alten Rabenhorst in Besitz genommen, von welchem die jungen Raben im vorigen Jahre heruntergeschossen waren. Der Horst, etwa 70 Fuss hoch auf einer glatten, zweiglosen Kiefer, wurde mit Hülfe von Klettersporen erstiegen. Er war neu in Ordnung gebracht, enthielt an diesem Tage aber noch keine Eier. Am 18. April wurde dieser Horst, obgleich Falco milvus nicht wieder auf ihm gesehen war, zum zweiten Male erstiegen. Er war verlassen! Beiläufig bemerke ich hier, dass die oben erwähnten Klettersporen ein vortreffliches Mittel für einen geübten Kletterer sind, sonst unersteigliche Bäume zu erklimmen. Mein Kletterer, ein fünfzehnjähriger Bursche, der in den Bäumen beim , Pflücken der Kiefernzapfen aufgewachsen ist, erstieg mit ihnen alle Bäume ohne Ausnahme. Sie werden, wenn der Kletterer auf dem ersten güten Zweige angelangt ist, abgeschnallt und herunter geworfen, da sie das Heruntersteigen erschweren würden. Am 18. April. Falco buteo hatte auch dieses Jahr wieder, ebenso 33 wie im vorigen, einen alten Rabenhorst eingenommen. Von diesem Horste wurden im vorigen Jahre zuerst Corvus corax die Eier genom- ‘ men, darauf am 11. Mai, dem Falco buteo drei stark bebrütete Eier. Dieses Jahr wurde der Horst, welcher auf einer Kiefer, etwa 60 Fuss hoch, steht, am 18: April erstiegen. Er enthielt zwei Eier. Der Forst- beamte, welcher den Horst hat ersteigen lassen; behauptet, und eben- falls der Kletterer, dass bei seiner Annäherung nicht der Bussard , son- dern die Gabelweihe abgeflogen sei. Findet hiebei kein Irrthum statt, so würde also Falco milvus, nachdem sein Horst ihm durch das Erstei- gen am 12. April verleidet worden, seinen Nachbar Falco buteo aus seinem Wohnsitze vertrieben und sich selbst in dessen Besitz gesetzt haben. Am 21. April. Numenius arquatus in Gesellschaft in seinem Som- merquartiere. Wann er aber eingetroffen ist, vermag ich nicht zu sagen, da ich nicht früher sein Revier besuchen konnte. Sitta europaea, Männchen und Weibchen gemeinschaftlich bauend, wobei sich diese Spechtmeisen sehr dreist und ungenirt benahmen. (Obgleich sie von mir durchaus nicht beunruhigt waren, sah ich sie am 25. dort nicht mehr. Am 4. Mai untersuchte ich das Baumloch und fand es verlassen. An diesem Tage kam ich Abends zu einem Baumloche, in welches bauend Sitta europaea ‚von einem Forstmanne meiner Bekanntschaft früher beobachtet worden war. Als ich an den Baum klopfte, kam der Vogel mit halbem Leibe aus dem Loche heraus, betrachtete uns eine Weile neugierig und schlüpfte dann in aller Sicherheit in das Innere zurück. Dieses Spiel wiederholte sich noch einige Male, und erst, als der Baum erstiegen wurde, flog der Vogel ab. Ein Aufhauen des Loches war, ohne eine Leiter zu haben, nicht inöglich, weshalb die Spechtmeise für das Mal nicht weiter beunruhigt wurde. Obgleich der Eingang des Loches noch nicht ummauert war [v. Thiene- mann, Fortpflanzungsgeschichte der Vögel, Heft 3. S. 142], so liess ich es doch am 3. Mai aufhauen. Es enthielt indess noch keine Eier.) Am 24. April. Sylvia luscinia eingetroffen. Am 25. April. Cuculus canorus desgleichen. Am 26. April. Falco buteo, 3 etwas bebrütete Eier; am 1. Mai 2 Eier, wobei der Vogel am Horste erlegt wurde; am 7. Mai 3 stark bebrütete Eier und 2, ebenfalls sehr stark bebrütet, von einem Vogel der weisslichen Art aus einem Horste, in welchem im vorigen Jahre der rauhfüssige Bussard Junge erzogen hatte. Dieser weissliche Bussard be- nahm sich ungemein scheu und flog bei unserer Annäherung schon sehr . Naumannia 1853. 3 34 früh vom Horste, so dass ich nicht voraussetzte, dass seine Eier schon so stark bebrütet sein würden. Obgleich wir noch lange Zeit wohl ver- steckt am Horste warteten, um uns durch seine Erlegung über die Art zu vergewissern, bekamen wir ihn doch nicht einmal von weitem wieder zu Gesichte. Am 9. Mai erhielt ich ein Ei, welches ebenfalls Falco buteo angehören möchte, aus einem Horste, woraus etwa 14 Tage früher ein Gelege von 3 Eiern genommen war, die einem Unbekannten verkauft sind. Am 11. Mai wiederum 3 stark bebrütete Eier aus einem Horste, der auf einem horizontalen Aste, mehr als 5 Fuss vom Stamme «entfernt, stand. Es ist der einzige Horst, den ich so gebaut gefunden habe. Die übrigen standen alle am Hauptstamme, da wo der Baum anfängt zu gabeln, oder in seiner Krone. Ich glaube daher, dass dieser abnorme Horst nicht von Falco buteo ursprünglich gebaut ist, sondern von Falco naevius, welcher nicht weit davon im vorigen Jahre gehorstet hat. (Des letzteren Horst, von dem damals die Jungen herunter geschossen, war an diesem Tage noch unbesetzt. Ebenso ist ein Schreiadler-Horst in einem anderen Reviere, aus welchem ich vor 2 Jahren einen flüggen Vogel bekam, dieses Jahr und auch das vorige unbesetzt geblieben.) Sämmtliche Bussard-Horste standen auf Kiefern. In einigen fanden sich frische Zweige vor; in keinem mehr als 3 Eier. Es enthielten 4 Horste je 3 Eier, 4 je 2 und eines 1 Ei, wofern dieses, unterm 9. Mai erwähnte, Ei Falco buteo angehört. Bei den 4 Gelegen von je 3 Stücken ist mir aufgefallen, dass immer eins der Eier nur mit grossen verwaschenen, mehr oder weniger deutlichen, Flecken versehen ist, während die anderen beiden lebhaft gefleckt sind. Bei dem einen Gelege- hat das dritte Ei statt der verwaschenen Flecke feine Strichelchen und Punkte. Sollte diese Färbung des Ei’s mit der des demnächstigen Vogels im Zusammen- hange stehen? *). Zwei dieser Gelege enthielten schon vollständig ausge- bildete Vögel, und da habe ich dann gefunden, dass die beiden weisslichen Eier auch Vögelchen mit weisslichen Federanfängen enthielten, dagegen die gefleckten dunkelfarbige, mit Ausnahme eines Eies, welches eben- falls einen mehr weisslichen Vogel enthielt. Am 27. April. Charadrius auratus noch in starken Flügen, ohne sich paarweise gesondert zu haben. Erst am 20. Mai Erhielt ich 2 Eier von *) Ich habe bemerkt, dass die schwächer gefärbten Eier (z. B. bei Milvus ater und regalis etc.) die zuletzt gelegten waren, in welchem Falle sich das Phänomen leicht aus dem Verbrauche des Farbestoffes der Kloake erklären liesse. Baldamus, 35 ihm, und am 4. Juli wurde von einem Neste der abfliegende Vogel ge- schossen, welcher erst ein Ei gelegt hatte. — Parus cristatus. Nest mit 5 Eiern zwischen der abstehenden Rinde und dem Holze eines faulenden Baumstammes, und am 3. Mai fünf stark bebrütete Eier in einem Loche, worin im vorigen Jahre Columba oenas Junge erzogen hatte. Am 4. Mai. Corvus monedula in einer alten Eiche; fünf stark be- brütete Eier. k Am 3. Mai. Columba oenas Junge, und zwar in einem Loche, worin wir die Eier von Picus martius zu finden erwarteten, da dieser vor we- nigen Tagen, verschiedentlich in dieses Loch einfliegend, beobachtet worden war. Was hat der Schwarzspecht dann wohl bei den jungen Tauben gesucht ?! — Ciconia nigra 5 schon ziemlich bebrütete Eier. Falco milvus 2 beinahe zum Ausschlüpfen bebrütete Eier. Darauf ge- langten wir zu einem Horste, der Falco tinunculus gehören sollte, und der bis dahin für unersteiglich gehalten war. Er stand in der Spitze einer starken Kiefer, wie ich taxirte 80 Fuss hoch; allein die drei mich „begleitenden Forsimänner taxirten die Höhe übereinstimmend auf minde- stens 90 Fuss. Es flog ein Falke vom Horste und noch 3 andere liessen sich sehen; ich wage aber nicht zu entscheiden, welcher Art sie ange- hörig sind. Mit den Worten: »Hier ist nun ein Baum, an dem schon mancher gute Kletterer vergeblich seine Kraft versucht hat!« waren wir zum Horste geführt; allein mein Kletterer liess sich nicht abschrecken. Er erreichte mit seinen Klettersporen glücklich den Horst, jedoch — er war leer! — Einen zweiten, nahe dabei befindlichen und leichter zu erklimmenden Horst liess ich nicht mehr ersteigen, weil mein Kletterer ziemlich erschöpft schien. Zudem fing es schon an dämmerig zu werden, und wir hatten noch einen Weg von mehr als 3 Stunden bis zur Stadt. Am 11. Mai liess ich diesen zweiten Horst ersteigen. Er enthielt’ 4 Eier. Während dieselben in ein ‚Tuch eingebunden wurden, um sie an einem Bindfaden herunter zu lassen, stiess der Falke wiederholt mit angelegten Flügeln auf den Berauber seines. Horstes mit solcher Dreistigkeit, dass er ihm bis auf wenige Fuss nahe kam; dann aber schien er plötzlich zu erschrecken und flog ängstlich flatternd davon, um gleich darauf seinen Angriff zu wiederholen. Diese Angriffe geschehen aus grosser Höhe in schräger Richtung, und ohne dass der Falke vorher gerüttelt hätte. Wir hatten den Vogel oft schussgerecht; durften aber bei der Gefahr für den Kletterer keinen Schuss wagen. Der erste, am 3. Mai erstiegene, Horst war ebenfalls besetzt; leider aber hatte ich wegen Behinderung des 3 ”* 36 bisherigen einen anderen Kletterer nehmen müssen, der diesen Horst nicht zu ersteigen vermochte. Am 9. Mai. Falco nisus 2 Eier. Turdus viseivorus mehrere Nester mit Eiern. Certhia familiaris Eier. Gallinula. porzana 4 Eier. . Scolopax gallinago 4 Eier, am 16. 4, am 21. 4 und 3 Eier und am 23. 3 bebrü- tete Eier. Nach Bechstein und Meyer & Wolf soll Scolopax gallinago vier bis fünf Eier legen. In diesem und dem vorigen Jahre habe ich aus 41 Nestern 36 Stück gesammelt; nie aber habe ich mehr als vier in einem Neste gefunden. Die Nester, welche ich gefunden habe, schie- nen mir auch nicht gross genug zu sein, um fünf Eier fassen zu kön- nen, und möchten so viele dieser, im Verhältniss zum Vogel grossen, Eier auch wohl nicht von ihm bebrütet werden können. Auch auf einem Binsen- oder Schilfhorst, wie in den oben eitirten Werken angegeben ist, habe ich diese Nester nicht gefunden, sondern die meisten auf, einige auch zwischen, kahlen Pulten der Moore. Es waren von dem Vogel selbst gescharrte Vertiefungen mit wenigen, oft nur sehr wenigen verwitterten Grashalmen ausgelegt. Der Landmann in der hiesigen Ge-, gend will aus dem Standorte der Becassinen-Nester auf die Witterung schliessen können. Er sagt, wenn die Nester auf den Pulten stehen, so gebe es ein nasses, und ‘umgekehrt, stehen sie zwischen ihnen, so gebe es ein trockenes Jahr. 'Am 16. Mai. Gesehen Machetes pugnax in kleinen Gesellschaften. Desgleichen Grus cinerea. Ich erhielt ein Ei, welches vor einigen Jah- ren bei einer Jagd in dem oben erwähnten Winzerbruche gefunden war. Der Jäger hielt von weitem einen Augenblick den brütenden Kranich für einen im Bette befindlichen Rehbock; eine solche sonderbare Figur bildete der Vogel, der seinen Kopf unter den Flügeln durchgesteckt hatte. - Das Nest enthielt 2 Eier. En Am 20. Mai. Strix noctua zwei stark bebrütete Eier nebst dem Vogel, welcher auf dem Neste gegriffen war. Parus major, Fringilla cannabina und chloris, Alauda arvensis Eier. Am 23. Mai. Anthus pratensis, Emberiza eitrinella, Sylvia curruca, Saxicola oenanthe Eier. Pr Am 6. Juni. Coracias garrula 5 bebrütete Eier. Der Vogel auf dem Neste gegriffen. Am 11. Juni. Oriolus galbula 1 Ei, das Nest in einer jungen Eiche aufgehangen, und am 19. ein Nest in einer Kiefer mit Jungen. Celle, im Juni 1852. E. Pralle., 37 Etwas über den Vogelgesang im südlichen Nord- Amerika. "Aus brieflichen Mittheilungen an H. Kunz, von Alexander Gerhardt. Obenan unter den Singvögeln Nordamerika’s steht unzweifelhaft Orpheus polyglottus, die Spottdrossel. Ihr Gesang hat fast ganz die Strophen unseres Turdus musicus. Die grosse Berühmtheit aber hat die Spottdrossel jedenfalls von der Fertigkeit, fremde Gesänge nachzuahmen. Da man nun überdiess in der neuen Welt äusserst wenig guten Vogel- gesang hört, so fällt ein leidlicher schon auf, und das ist ein Grund mehr, Jene so sehr in den Himmel zu erheben. Die Sache ist aber jedenfalls stark übertrieben, und ein Kenner der europäischen Vogelge- sänge würde ihr weniger dunstigen Weihrauch gestreut haben. Du weisst, ich kenne unsere heimischen ER Benige durch und durch, und darf mir hierin ein Urtheil zutrauen. Turdus rufus singt vielleicht eben so schön, aber von ihrem Ge- sange hat man nicht so-viel Wesens gemacht. Reguloides mihi singt jetzt wie Rubecula, leise, mit schönem Triller. Vireo noveboracensis singt auch recht wacker. Carduelis tristis hat viele Töne von Carduelis vulgaris, Cannabina sanguinea und Spinus alnorum, ist aber dennoch gar nicht zu verachten. Allein Troglodytes ludovicianus hat keine Aehnlichkeit in seinen Strophen mit dem schönen, starken, schlagartigen Gesange seines euro- päischen, stets sanglustigen Verwandten, während T'roglod. Aödon. die- sem zum Verwechseln ähnlich singt, und seinen Speciesnamen verdient. Troglod. brevirostris hat ein kleines, schwaches, unbedeutendes Zwitschern und Schnarren. : So prächtig gefärbt Coccoborus ludovicianus, Pyranga aestiva und Pitylus *) cardinalis sind, so erbärmlich ist ihr Gesang. Der letztere singt: tihu, tui, tui, tui, tui, tih. Und dieser Spatz soll sich „‚dreist unserer Nachtigall zur Seite stellen dürfen‘? Und fällt dir bei diesem = Alle drei ‚Genera gehören in die Familie der Fringillideen. Der Herausgeber, L} 38 Kardinalgesange nicht das trübselige sicurr ete. unseres Parus coeru- leus ein? Turdus mustelinus hat zwar einen Drosselgesang, aber er ist mit dem unserer Drosseln nicht zu vergleichen. Eben so der des Turdus migratorius. Turdus minor und die andern kleinen Drosseln hörte ich noch nicht singen! Aber ach! Wo bleibt unsere schöne Merula atra? Was mir sehr auffällt, ist, dass ich noch keinen Gesang der Cer- “ thia americana gehört habe, während bei uns Certhia familiaris doch Ende Januar zu singen beginnt, und zwar bei Schnee und Frost. Von der amerikanischen hörte ich vom Herbst bis in den April während dreier Jahre nichts von Gesang. Auch lockt sie selten, da doch C. familiaris sehr viel lockt, und sich dadurch dem Beobachter am meisten verräth. Das heisst doch: „‚ländlich — sittlich‘“. Parus canadensis lebt und singt wie unser Parus palustris. Regulus americanus lockt wie die europäischen Arten; singen hörte ich ihn noch nicht, obgleich er bis zum April hier bleibt. Einige kleine Sänger aus der Familie der Sylviadeen — ich zählte gegen 35 Species in hiesiger Gegend (Ost-Florida, Georgien, Tenessee) — singen ziemlich angenehm. Sylvia sialis hat einige hübsche Töne. Anthus coronatus, der in den hiesigen Wäldern unseren so herrlich schlagenden Anthus arboreus vertritt, vertritt ihn wenigstens sehr zweifelhaft im Gesange. Niphaea hiemalis zwitschert wie junge Kanarienvogelmännchen. Da- gegen singt Spiza eyanea gut, und die hier heimische Spiza Cirris soll schön singen, ist aber noch nicht da. Gracula Quiscala, Ieterus phoeniceus, pecoris, ferrugineus, und spurius singen zwar staarenartig, haben aber doch, zumal erstgenann- ter, zu viel von den schnarrenden Tönen der Krähenarten. Garrulus cristatus ist der ganze deutsche Holzschreier in Sitte, Stimme und Neigung, die Töne der nachbarlichen Vögel, besonders der Raubvögel, nachzuahmen. ; Sturnus ludovicianus hat zwar Etwas vom Staarengesange unter seinen Tönen, ist aber im Uebrigen doch kein Staar. Lanius ludovicianus lebt und beträgt sich und singt gleich den europäischen grauen Würgern, Excubitor und minor. Cuculus americanus und erythrophthalmus, zwei sehr nahe ver- wandte Arten, haben ein oft wiederholtes knurrendes Murksen. 39 Columba carolinensis heult abscheulich, während Ortyx virginianus ein merkwürdiges Geschrei ausstösst, ein Mittelding zwischen Wachtel- schlag und Rebhühnerruf. Sie setzt sich dabei auf Gesträuch, ja selbst auf Bäume. Herrlich, dass gerade mein Papier mit den Singvögeln Nordamerika’s zugleich zu Ende ist.... | ; Die Adler Pommerns. Nachtrag von stud, phil. Th. Krüper. Da mein in der Ornithologen-Versammlung zu Berlin am 13. Juni v. J. gehaltener Vortrag über. ‚‚die Adler Pommerns“ in der Naumannia - Bd. II. Heft 1. p- 61—76 gedruckt ist, so wird es den Lesern xielleicht erwünscht sein, etwas über die darin erwähnten Adlerpaare zu erfahren. © Meine ersten diessjährigen Excursionen in Pommern unternahm ich, um die alten Horste von Aquila albieilla zu untersuchen. Am 15. März verliess ich Stettin und begab mich nach Falkenwalde. Am 16. früh eilte ich in Begleitung meines Kletterers nach dem Stolzenburger Revier, um dort den in der Naumannia Bd. II. Heft I. p. 67, Zeile 1—6 erwähn- ten Seeadlerhorst ersteigen zu lassen, bei welchem schon 14 Tage vor- her mein Begleiter die Adler beobachtet hatte. Wir nahen dem Horste, doch die Adler waren nicht da. Als wir eine halbe Stunde verweilt hatten, gingen wir weiter; bemerkten aber in grosser Entfernung die nach dem Horste zurückkehrenden und dort kreisenden Adler. An demselben Tage besuchte ich in der Mützelburger Forst noch zwei alte Seeadlerhorste (Naum. Il. p. 67, Absatz I.), die beide unbe- setzt waren. Den neuen Horst des Pärchens konnte ich am 16. und 17. März, sowie am 15. April nicht auffinden. Durch einen Hirtenkna- ben erfuhren wir in der Ziegenorter Forst einen mir bisher unbekann- ten Seeadlerhorst, auf welchem mehrere Tage vorher der Adler gewesen war. Am Abend fanden wir auf einer starken Kiefer den Horst, von dem der Adler fortflog. Da aber noch keine Spuren waren, dass das 40 Pärchen auf demselben schon brütete, so liess ich'ihn nicht ersteigen. Am folgenden Tage, nachdem wir noch vergeblich nach dem neuen See-' adlerhorst geforscht hatten, entliess ich meinen Kletterer, während ich auf dem kürzesten Wege das.Dorf Mützelburg zu erreichen suchte. Von hier aus umging ich den Ahlbecker See, passirte bei. Gegensee den Reiherstand (die Reiher [Ardea cinerea] waren einige Tage vorher dort angekommen und standen theilweise schon auf den Horsten) und drang in das Eggesiner Revier ein, um das dort nistende Seeadlerpärchen (siehe Naum. II. p. 65 und 66) zu besuchen. Ich schleiche zum Horste, und siehe da! zwei Aquila albieilla fliegen herab. In der Hoffnung, später die Eier dieses Paares zu erhalten, gehe ich nach Eggesin, wo mir der -Sohn meines Onkels erzählte, dass er an demselben Tage beim Horste gewesen sei, die Adler aber nicht gesehen habe. Wie es mir mit die- sem Horste ergangen ist, will ich hier erwähnen, um Weitläufigkeiten zu vermeiden, wenn ich über die Resultate der Excursionen nach den Adlerhorsten der Reihenfolge nach berichte, — Also am 17. März traf ich zwei Adler am Horste. Am 28. März (es lag Schnee und war bis Mittag kalt) begab ich mich mit einem Kletterer und andern Gefährten zum Horste, unter dem sich nur Spuren befanden, dass die Adler kürze Zeit vorher dort gewesen. waren. Obgleich wir zwei Stunden verweil- ten, kam kein Adler herbei. Am 2. April begibt sich mein Bruder zur Eggesiner Forst und findet die Adler in der Nähe des Horstes, jedoch noch nicht brütend. Mein Vetter geht auch mehrmals -zum Nistplatze, sieht bald einen Adler, bald nicht, so dass ich das Räthsel, wesshalb der Adler noch nicht gelegt hatte, nicht lösen konnte. Endlich war ich selbst so glücklich, der Ursache etwas näher zu kommen. Am 16. April, als ich von einer mehrtägigen Excursion zurückkehrte, und mit vielen Eiern verschiedener Raubvögel beschwert , die Eggesiner Forst durch- wandere, gehe ich zum Adlerhorste, um die Adler dort zu finden. Da das Wetter an diesem Tage ungemein rauh und viel Schnee gefallen war, so durfte ich um so’ sicherer darauf rechnen, die Adler zu sehen. Ganz leise nähere ich mich und erblicke ungefähr 200 Schritte entfernt den Horst, und neben demselben, 10 Fuss ab, zwei Aquila albicilla, die an einander gekauert sassen. Plötzlich fliegt einer von ihnen ab, dem ein zweiter vorher nicht gesehener vom Horste aus folgte. Der dritte, nicht ahnend, warum seine Gefährten fortfliegen, dreht den Kopf nach allen Seiten, bis er mich wohl bemerkte und sich auch entfernte. Dem dritten folgte unmittelbar der vierte Adler, der auf dem Horste oder 41 durch denselben verdeckt auf einem Zweige gesessen haben musste. Es waren also vier Adler bei einem Horste. Am 25. April traf ich keinen Adler am Horstplatze, aber Spuren, dass sich dort einige aufge- halten hatten. — Schon in meinem vorjährigen Aufsatze habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass, wenn von einem Seeadlerpärchen das Männ- chen erlegt wird. Cs. p. 62), zu dem brütenden Weibchen sich ein an- deres Männchen gesellt, und dass bei einem Horste, der 1 Junges ent- hielt, zu gleicher Zeit drei Adler gewesen sind (s. p. 64), von denen das Weibchen erlegt wurde. Der Grund davon liegt wohl darin, dass es viele Adler gibt, die ungepaart bleiben müssen, weil sie entweder noch nicht brutfähig sind oder keinen Horstplatz haben. Aber warum die Adler dieses Horstes nicht gebrütet haben, ist nicht genau zu sagen. Ich nehme an, dass von dem Pärchen, welchem ich im v. J. 1 Ei nahm (s. p. 66), und von dem das Weibchen ein jüngerer Vogel war, ein Individuum umgekommen ist, worüber ich von den Jägern keine Aus- kunft erlangen konnte, und dass von den andern 3 Adlern noch keiner- brutfähig ist. Ob im künftigen Jahre diese Adler legen werden, will ‚ich zur Zeit mittheilen. ' Doch nun zu zwei andern in der Naum. p. 62—64 erwähnten See- adlerpärchen. Am zweiten Tage nach meiner Ankunft in Ueckermünde, 19. März, gehe ich mit meinem Bruder zur Jädkemühler Forst (Mönke- buder Revier), um die Horste zu untersuchen. Da -das eine Pärchen zwei Horste hatte, mussten beide besucht werden; zu unserem nicht geringen Erstaunen finden wir Aquila albicilla auf dem seit 1849 nicht i mehr. besetzten, nur 61 Fuss hohen Horste brütend, dagegen war der neu gebaute, im vorigen Jahr zuerst benutzte, leer. Am 21. liess ich den Horst ersteigen; er enthielt einen Rehfuss und zwei Eier, von de- nen das eine ein interessantes und seltenes Exemplar meiner Sammlung ist, da es nämlich mit ganz deutlichen Schaalenflecken ‘und Strichen ver- ziert ist. Jedes Ei wog unbebrütet 9% Loth. — Am 19. März gingen wir ferner zu dem andern p. 63 und 64 erwähnten Horste, von dem das Weibchen erlegt war. Wir nähern uns vorsichtig, finden aber kei- nen Adler; jedoch ‚Spuren davon, dass sich ein Adler dort aufgehalten hat. Am 25. begab ich mich wiederum zum Horste, und fand ihn wie- derum nicht besetzt, obgleich das starke Schneegestöber den Adler an denselben hätte fesseln müssen. Ich gab die Hoffnung, aus diesem Horste Eier zu erhalten, schon auf, aber die innere Ueberzeugung, dass die gewiss schon im vorigen Jahr vom Adlermännchen angenommene 42 . neue Gattin legen werde, fachte die Hoffnung wieder an. Am 7. April, als ich eine kleine Fussreise von Ueckermünde nach Demmin, Loitz, Greifswald und Anklam beendigte, machte ich einen Abstecher zu die- sem Seeadlerhorste, und siehe da! das brütende Weibchen flog herab. Am 10. April liess ich den Horst ersteigen und erhielt zwei fast unbe- brütete fleckenlose Eier, von denen das eine 7% Loth, das andere 7! Loth wog, also bedeutend leichter als die Eier von einem älteren Weib- chen. ‘(Am 9. April v. J. enthielt der Horst schon zwei mehrere Tage alte Jungen.) — Am 22. März begab ich mich allein zur Vogelsanger Forst, um das dort jährlich nistende Seeadlerpärchen auszukundschaften. Die alten Horste standen leer, und nun war keine Spur zu finden. Halb verzagt (ich fand nur den Horst eines Raben auf einer Kiefer, die am folgenden Tage schon abgehauen war) wandere ich einen Bergrücken entlang, der mit starken Kiefern bestanden ist, als ich, plötzlich durch das geräuschvolle Fortfliegen eines Adlers aufmerksam gemacht, einen neu angelegten Horst bemerkte; das Weibchen musste also schon brü- ten, und um es zu beobachten, wartete ich noch eine halbe Stunde. Wie der Adler in der Nähe des Horstes umherflog, trug sich ein in- teressantes Schauspiel zu. Es kam nämlich ein Wanderfalkenpärchen, das mich schon den ganzen Nachmittag mit seinem klagenden Paarungs- geschrei belustigt hatte, herbei, und begann seine Neckereien mit dem Seeadler, der nur einmal einen dumpfen 'Ton von sich gab, als beide Falken nach ihm stiessen. Am folgenden Tage, den 23. März, ging ich in Begleitung meines Bruders ‘und Kletterers zu derselben Forst; der 69 Fuss hoch stehende Horst wird erstiegen und die Eier gut einge- packt heruntergelassen. Aber wie gross war mein Erstaunen, als ich zum ersten Male 3 Eier aus einem Horste erblickte, und zwar gesellte sich zu diesem Glücke noch ein zweites, denn von den 3 Eiern war das grösste schön gefleckt; es liegt in meiner Sammlung, und wog wenig bebrütet 8%, Loth, das zweite wog 8% Loth, das dritte 75,6 Loth. Das dritte Exemplar habe ich dem zoologischen Museum zu Berlin über- lassen. Nun zu dem am 16. März neu aufgefundenen Horste. Auf einer Excursion, die ich am 14. April begann, kam ich mit meinem Kletterer am 15. nach dem Ziegenorter Revier zum Seeadlerhorste.e Wir gehen unter den Baum und finden einige Spuren von den. Excrementen des Adlers, der erst‘nach mehrmaligem Klopfen vom Horste flog. Die Kie- fer wurde erstiegen, doch kostete es ungefähr eine Stunde Zeit, bis es 43 dem Kletterer gelang, durch Abreissen vom Horste die 3 Eier zu er- reichen, von denen 2 stark bebrütet, das dritte faul war. Das grösste wog 9 Loth, welches Exemplar in meiner. Sammlung ist, das zweite und dritte wog jedes 85% Loth. Am 16. April besuchte ich: in der Stolzenburger Forst den Seeadler- horst, auf dem der Adler am 21. März brütend gefunden wurde. Doch nun war der Horst verlassen, das Pärchen verschwunden; wahrscheinlich ist der eine von den Adlern erlegt worden. Der Conservator Dr. Schilling zu Greifswald will in einem Bekadier- horste sogar 4 Junge gefunden haben. Aquila naevia. Da in diesem Frühjahre in Pommern das Wetter sehr rauh war und zuweilen Schnee fiel, der erst am 21. und 22. April im Walde verschwand, so war der Zug der Vögel sehr unregelmässig, eben so war es auch mit der Legezeit des Schreiadlers. Am 30. April, als ich von einer Excursion nach der Eggesiner Forst heimkehrte, suche ich.-in der Vogelsanger Forst ein Terrain ab, welches mit Eichen ‘und Buchen bestanden und auf einer Seite von Kiefern , auf der andern von einer Wiese des Eggesiner See’s eingeschlossen ist. Hier fand ich auf einer Kiefer einen neu angelegten Schreiadlerhorst.. Da derselbe leicht zu erreichen war, steige ich hinauf und finde schon 1 Ei, welches frisch gelegt war. Nach einigem Ueberlegen nehme ich das Ei mit, hoffend, dass der Adler das zweite doch noch in den Horst legen werde. Je- doch ich hatte mich sehr getäuscht, denn als ich ihn am 5. Juni noch- mals erstieg, fand ‚ich ihn leer. Das Ei wog 6% Loth; ich habe es dem zoologischen Museum zu Berlin überlassen. Die Adler dieses Hor- stes habe ich gar nicht gesehen. Am 4.” Mai besuchte ich in der Mönkebuder Forst einen alten Horst, der 20 Fuss hoch auf einer verkrüppelten Eiche am Bruche stand. In einiger Entfernung sehe ich einen Vogel auf dem Horste liegen, den ich sogleich für einen Schreiadler hielt. Ich gehe heran und klopfe, doch . der Vogel rührt sich nicht. Als ich aber Ernst machte und hinaufklet- terte, flog Ag. naevia herunter und setzte sich 30 Schritte entfernt auf den Gipfel eines Baumes, doch bald entfernte er sich und zeigte sich nicht wieder. Der Horst enthielt 4 schönes Ei, welches ganz mit Lila- flecken dicht bedeckt war. Da ich in meiner Sammlung ein solches Exemplar noch nicht besass , so habe ich es behalten. Der Adler hatte es schon einige Tage bebrütet; es wog 6° Loth. — Am 5. Mai ent- hielten zwei Schreiadlerhorste in der Riether Forst noch kein Ei. Am 44 8. Mai liess ich in der Jädkemühler Forst (die Zahl der Schreiadlerpär- chen nimmt hier wieder ’zu, da sie nicht mehr so heftig verfolgt wer- den wie früher) mehrere Horste untersuchen, doch keiner enthielt Eier; ebenso am 9. die in der Eggesiner Forst. Dagegen hatten die Schrei- adler in der Stolzenburger und Falkenwelder Forst theilweise gelegt, denn durch meinen Sammler erhielt ich am 11. Mai 22 Eier, von denen ich nur zwei für meine Sammlung bestimmt habe, die übrigen. aber Freunden der Oologie überlassen will. Am 23. Mai fand ich bei Berlin einen Schreiadlerhorst auf einer Birke; er enthielt ein schönes Ei, TR ches nur sehr wenig angebrütet war. Aquila haliaetos. Auch auf die Legezeit dieses Adlers hat die rauhe Witterung einen grossen Einfluss geübt. Am 12. April sah ich in der Eggesiner Forst den ersten Vogel dieser Art über einem Schlage fliegen. Da er unaufhörlich schrie und hoch umherflog, so glaubte ich, er würde seinen Horst, der die Spitze einer grossen Kiefer eingenommen hatte und im Winter fast ganz heruntergeworfen war, wieder aufbauen. Doch am 16. April war kein Adler in der Nähe des Nistplatzes zu hören. Am 28. traf ich aber beide Adler mit dem Bauen des Horstes beschäftigt; am 2. Mai war er schon fertig. Als ich am 9. den Horst ersteigen lassen will, sind beide Adler verschwunden. Ein Jäger hatte ein Indi- viduum erschossen. ‘Von einem andern Pärchen in der Eggesiner Forst wurde auch das Weibchen auf dem Horste überrascht und erschossen; am 2. Mai sah ich mit meinen Begleitern von demselben einen Fischadler fliegen. Auf Zureden liess ich die Kiefer ersteigen, doch vergeblich. Ein andres Pärchen in der Eggesiner Forst fand‘ ich am 25. April am Horste, auf dem am 29. die Adler brüteten. Um die Eier zu holen, begab ich mich am 2. Mai hin. In einiger Entfernung sehen wir einen Fischadler scheu wegfliegen, wir gehen näher und finden am Fusse des Baumes das vor einer halben Stunde vom Horste erlegte Weibchen, das ich mitnahm und abbalgte. Der Horst, welcher auf einem wagerechten starken Zweige angelegt war, wurde erreicht und die drei Eier, welche eine röthliche Grundfarbe haben, heruntergelassen. Das eine Ei wog unbebrütet 5 Loth, das zweite 47% Loth, das dritte mit etwas hellerer Spitze wog 4°, Loth; das letzte Exemplar befindet sich in meiner Samm- lung. Ob dieser Horst im künftigen Jahre besetzt sein wird, was ich glaube, werde ich zur Zeit mittheilen. Er wurde im vorigen Jahre von meinem Vetter entdeckt, als er schon Junge enthielt. Einen andern sehr alten im vorigen Jahre entdeckten Horst besuchte 45 ich am 29. April. Der Fischadler brütete schon so fest, dass wir ihn durch Klopfen heruntertrieben. Dieser Horst, der höchste, den ich ge- sehen, stand in einem Stangengehölze auf einer mässig starken, aber sehr hohen Kiefer, deren äusserste Spitze trocken war. Der Horst war der höchste Punkt d&s Baumes. Schon im vorigen Jahre haben sich Jäger bemüht, den Adler beim Horste zu erlegen, doch immer vergebens, da er durch Klopfen aufgescheucht stets senkrecht hoch geflogen ist, so dass das Geschoss: ihn nie hat erreichen können. In diesem Jahre war nur, ein vergeblicher Schuss nach ihm gethan worden. Am 2. Mai’zog ich aus, den Horst ersteigen zu lassen, doch umsonst; erst am 9. ge- lang es, die untersten Zweige des Baumes zu erreichen. Mein Kletterer steigt so hoch als er kommen kann und nähert sich dem Horste bis auf 3—4°, doch weiter durfte er sich nicht wagen, da er den Stamm mit einer Hand fast umspannen und ihn leicht durchhauen konnte. Nach wenigen Minuten musste der Horst seinen hohen Standort verlassen und fiel zur Erde; die drei schon stark bebrüteten Eier waren zerbrochen. Der Fischadlerhorst, welcher in der Mitte eines Bruches der Vogel- sanger Forst stand (s. Naum. II. p. 71) und von dem ich 1850 und 51 drei Eier erhielt, ist in diesem Frühjahr heruntergebrochen. Das Pär- chen war dort verschwunden und hatte wahrscheinlich einen andern Horst in derselben Forst in Besitz genommen. Am 12. April traf ich dort zwei Paare am Horste; das eine nahe am Eggesiner See hielt ich für das’ aus dem Bruche ( Meile entfernt), was aber nicht richtig war, wie es sich später auswies. Hingegen glaube ich jetzt, dass das andre Y, Meile entfernte dasselbe gewesen ist. Da das Pärchen am 5. und 16. Mai noch nicht gelegt hatte, kann ich nichts Bestimmtes hierüber sagen. Ob das Pärchen noch später gelegt hat, weiss ich zur Zeit noch nicht. ‚Das Pärchen, welches den Horst auf der Eiche am See (ich erhielt aus demselben am 18. Mai 1850 drei Eier) in Besitz genommen hatte, ist ein jüngeres. Am 25. April vorigen Jahrs besuchte ich mit dem Herrn Pässler den Horst, fanden aber keinen Adler dort, glaubten daher, er würde unbesetzt bleiben. Mehrere Wochen später sieht mein Freund Berndt einen Fischadler von demselben fliegen; er steigt hinauf und fin- det ein Ei, welches er liegen lässt, damit das Weibchen noch mehr legen soll. Nach einigen Tagen steigt er wieder hinauf und erhält nur das eine Ei, welches sich jetzt in seiner Sammlung befindet. Es ist sehr gestreckt und so klein, dass ich es für nicht vollständig ausgebildet hielt und schon glaubte, dass das Weibchen, dem ich am 27. April vorigen \ 46 Jahrs drei Eier nahm, zum zweiten Male gelegt hätte, und dass das Ei daher so klein wäre, wie es im vorigen Jahre meinem Kletterer mit einem Schreiadler begegnet ist (s. Naum. I. p. 69 Abs. 1). Doch in diesem Frühjahre wurde ich eines Andern belehrt. Am 12. April traf ich beide Adler an demselben Horste, ebenso am 17. _Am 26. war das Pärchen fort vom Horste; zwei Paare von Milvus ater flogen um den- selben herum und hatten die Adler vertrieben, die ich in der Nähe-einen andern, sehr alten Horst (wahrscheinlich hat diesen ein Aq. albicilla er- baut; 1847 fand ich ihn, bisher war er noch nicht benutzt worden) aus- bauend fand. Am 2. Mai stieg mein Kletterer hinauf und fand zwei Eier, die er liegen liess, damit der Adler noch das dritte legen sollte. Am 5. stieg er wieder hinauf und erhielt nur die zwei Eier, welche sich beide in meiner Sammlung befinden. Das eine ist ebenso gezeich- net und geformt wie das Ei, welches mein Freund im vorigen Jahre von diesem Pärchen erhielt, es ist vielleicht um ein Weniges grösser; das andre ist über und über lila gefleckt und gestrichelt; letzteres wog un- bebrütet 43/, Loth, ersteres 41% Loth. Das Weibchen ist nach meiner Meinung ein junges, da es im vorigen Jahre nur ein Ei, in diesem Jahre zwei kleine Eier gelegt hat. Wie viel es im kommenden Jahre legen wird, werde ich mittheilen, falls es wiederkommen sollte, wofür man bei dem Fischadler nicht immer gut sagen ‘kann, da er leichter seinen Nist- platz verlässt, als der Seeadler. Zwei schöne Fischadlereier meiner Sammlung sind im vorigen Jahre Anfang Mai in der Eggesiner Forst durch einen Hirtenknaben von einem neu erbauten Horste, den ich am 27. April mit dem Herrn Pässler be- sucht hatte, aber nicht ersteigen liess, genommen und einem Lehrer in einem Dorfe gebracht worden. Durch Tausch brachte ich beide, sehr verschieden gezeichnete Eier in meinen Besitz. Der Horst war in die- sem Jahre wieder verschwunden sammt dem Pärchen. Ueber die Fischadlerpärchen in der Stolzenburger und Falkenwal- der Forst kann ich keine genauen Nachrichten mittheilen; einige Eier hat mein Sammler dort ausgenommen. Berlin, im Juni 1852. SEI es 10. DT. aus re 4. am Sb. Mai 1854, 5. am: EARLRT NT 2, Or 47 Beier die Re das Nest und das Ei der | Salicaria fluviatilis, Mayer, von Dr. 3. Heckel in Wien. (Mit einer Tafel.) In Bezug auf das Vorkommen und die geographische Verbreitung der Salicaria fluviatilis sind die Ornithologen Europa’s noch stets sehr zurückgeblieben. In den meisten ornithologischen Werken ist darüber nur so viel angezeigt, ‚‚dass der Flussrohrsänger im südlichen Europa, besonders in Ungarn und Oesterreich längs der Donau, sehr selten auch an der Elbe und Save vorkomme und brüte.‘“ Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass unser Vogel längs der Donau, vorzugsweise in Nieder-Oesterreich und namentlich in den Um- gebungen Wiens den Sommer hindurch nicht selten sei, indem ihn die hiesigen Ornithologen sowohl, als auch die Vogelfänger seit jeher aus dieser Gegend, unter dem Namen Leirer, gekannt, gefangen und eigentlich von hier aus der Ornithologie bekannt gemacht haben. In Bezug auf das benachbarte Ungarn aber behauptet Custos Pe- tenyi in Pesth, dass er unsern Leirer nur bei Pressburg in der Al- ten- und Haber-Au, weiter Donau-abwärts aber, trotz seiner in dieser Beziehung angestellten häufigen und fleissigen Untersuchungen, nirgends angetroffen, in keiner ornithologischen Sammlung in Ungarn, bei kei- nem Vogelfänger und Stubenvögel-Liebhaber gefunden, auch nie gehört habe, dass er irgendwo unterhalb Pressburg gefangen worden wäre. Diesem Vogel nachgehend, erlegte Petenyi im' Jahre 1834 un- weit Pesth, am Flusse Räkos*), keine Salicaria fluviatilis, wohl aber eine für die Fauna Ungarns und ganz Oesterreichs seltene Art, die dem Süden von Europa angehörende Salicaria luscinioides **) Savi. Hingegen behauptst Petenyi, dass Salicaria fluviatilis in Böhmen sowohl an der Elbe, der Eger, als an der Moldau eben nicht selten vorkomme. Pe- tenyi fand sie in Karlsbad in drei Privatsammlungen, kaufte von der Baron Feldeggischen Sammlung selbst zwei Stücke; alle waren unweit Karlsbad an der Eger, doch blos im Zuge erlegt. *) Sprich Räkosch. »*) Dieser Rohrsänger ist auch in Holland sehr häufig und brütet dort. 48 Zu Prag fand er in zwei Sammlungen Exemplare, welche an der Moldau dicht bei der Prager Kaisermühle, wo sie schon mehrmals auch brütend angetroffen wurden, .erlegt worden sind, und zu Pardubitz traf er in der Sammlung des Chirurgen Hromadka ein daselbst an der Elbe erlegtes Exemplar *). Die Brutgeschäfte, das Nest und die Eier unseres Leirers kommen bis jetzt blos in zwei oologischen Werken, und zwar eines und dessel- ben Autors vor, und zwar in Dr. A. L. Thienemanns ‚,‚Fortpflanzung der Vögel Europa’s“, und in dessen ‚„‚Fortpflanzungsgeschichte der gesamm- ten Vögel“. In ersterem, II. Abth., S. 24, Nr. 86, gibt Dr. Thiene- mann nur muthmasslich an: dass ein bei Naumburg unfern der Saale, in dichtem, mit hohem Grase durchwachsenen Gebüsche gefundenes Nest mit zwei Eiern wohl diesem seltenen Vogel-gehören möchte! Der 1. c. beschriebene Nestbau sowohl, als die abgebildeten Eier weichen ganz von dem Neste und den Eiern unserer ächten Salicaria fluviatilis ab, und man könnte beinahe mit Gewissheit behaupten, das muthmass- lich dafür gehaltene, auf Taf. V. Fig. 4 dargestellte Ei dürfte vielmehr einer Emberiza, als irgend einer Salicaria angehört haben. Thienemann sah übrigens selbst seinen Irrthum ein, indem er in seinem späteren Werke, Heft II., Taf. XXI., Fig. 6, ganz andere Eier wie vormals als Sylvia fluviatilis-Eier abbildete (wozu leider der Text noch fehlt), welche aber ebenfalls von unsern ächten Eiern dieses Sän- gers in Bezug auf Grösse, Form und Farbe sehr abweichen. Letztere sind 8Y, bis höchstens 81a’ lang und 6 bis 6%.‘ dick, während die von Thienemann dargestellten eine Länge von 9— 934’ und eine Dicke von 7’ erreichen, dazu viel bauchiger, über ihre ganze Schale _ dunkelbraun gefärbt und mit grossen Flecken beinahe ganz übersäet sind. *) Prof. Dr. Naumann beobachtete den Flussrohrsänger an der Mulde (s. Nau- mannia II. 4. p. 105), und ich glaube ihn, gleichfalls im verflossenen Jahre, im Juni, im hiesigen Elb-Auenwalde singen gehört zu haben. Der S. Locustella gehörte dieser Gesang ganz bestimmt nicht zu; war mindestens eine Terz tiefer, stär- ker und schärfer. Leider war der Vogel an einem Orte, wo ich ihn nicht erlegen durfte, im Reviere des Staates, dessen Aufsichtsbeamter mir bei meinen ornitholo- gischen Studien überhaupt, namentlich in letzterer Zeit, stets hindernd entgegen- getreten ist! Um so lieber benütze ich die Gelegenheit, sämmtlichen umliegenden Jagdbesitzern, Privaten wie Gemeinden, und dem wackeren Oberförster im benach- barten Königl. Preussischen Reviere meinen wärmsten Dank für die bereitwillige Zuvorkommenheit, mit welcher sie mir die — übrigens sehr bescheiden benutzte — Jagd-Erlaubniss auf ihren Revieren ertheilten, hiermit Öffentlich ‚auszusprechen. D. Red. ‚49 | Bei Weitem mehr Aehnlichkeit mit unsern Leirer-Eiern, als die "eben als solche angeführten, aber. durchaus verschiedenen, haben die ‚durch Thienemann auf derselben Tafel XXL, Fig. 8 dargestellten, von Salicaria Locustella herrührenden Eier, die sich jedoch durch ihre min- dere Grösse und namentlich auch dadurch sehr kennbar unterscheiden, dass sie starke violettgraue Schalenflecke besitzen, die an den ächten Salicaria fluviatilis-Eiern so unscheinbar sind , dass sich ihre Spuren nur mit Mühe und mittelst der Loupe wahrnehmen lassen. Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass man in Bezug auf das Vorkommen und die Brüteplätze der Salicaria fluviatilis, besonders aber über die Aechtheit der Eier derselben durchaus nicht im Reinen war, so dass man bald diese bald jene, anders als die schon bekannten Salica- Hien-Eier aussehende Dubiosa ohne andere Gründe für die wahren Eier der Salic. fluviatilis hielt und abbildete. ; Es war am 22. Mai dieses Jahres (1852), als der Präparator des "k. k. zoologischen Kabinets, Herr Zelebor, auf dem kleinen Neuhaufen bei Asparn (nächst Wien), woselbst viele Leirer sich aufhalten, ein In- dividuum erlegte, welches ihm sowohl durch den eigenthümlichen, wie von. einer Fasanhenne ausgestossenen, jedoch etwas grellern Angstruf: gst — gst! als durch seine gleichsam von einer überwiegenden Last herrührende, rückwärts geneigte Haltung im Sitzen, sehr auffiel. Dieser Vogel war ein Weibchen der Salic. fluviatilis, und zwar das einzige, welches er unter so vielen laut schrillenden Männchen auf dieser klei- nen Insel wahrnehmen konnte. Sein Uebergewicht rührte von ‚einem zum Legen reifen Ei her, das ihm später im Laboratorium ganz unbe- schädigt aus der Kloake herausgeschnitten wurde. Das Nest des Vogels fand sich in der Nähe seines Aufenthaltes, enthielt aber erst ein einzi- ges, dem aus dem Leib des Vogels genommenen ähnliches Ei. Nach dieser einfachen Thatsache kann es wohl keinem fernern Zwei- fel unterliegen, dass endlich das von so vielen Ornithologen eifrig. und lang gesuchte, in neuerer Zeit stets nur unterschobene Ei dieses merk- würdig schlauen Vogels, so wie dessen Nest nun wirklich aufgefun- den sei, und zwar da, von woher die Entdeckung des Vogels selbst ausging. Die Brutplätze des Leirers sind unsere waldigen, mit vielem Unter- holze gemischten Donau-Auen, woselbst er auf der obersten Spitze eines Strauches sitzend des Morgens und Abends, ja selbst in mondhellen Nr Nächten sein weithin schrillendes monotones Lied erschallen lässt. Das “ Naumannia 1853. 5 4 | 50 . Nest steht immer in oder an dichten, mit hohen Gräsern, Carex-Arten und der Parietaria officinalis durchwachsenen Gebüschen, entweder auf einer hohen Unterlage von dürrem Laube, meistens Weidenblättern,, oder auf geknickten dürren Halmen des vergangenen Jahres, und wird durch die darüber jung emporgeschossenen Gräser dicht überwölbt und dem menschlichen Auge ganz verborgen. Es ähnelt rücksichtlich seiner be- deutenden Grösse auf den ersten Anblick einigermassen dem Neste der Sylvia palustris, genauer betrachtet zeigt es sich aber viel besser, künst- licher und mehr napfförmig gebaut. Seine ganze Höhe beträgt äusser- lich 3%, Zoll, sein Durchmesser oben 6", Zoll; die Tiefe des Napfes selbst misst 17‘ und seine Breite am Oberrand 21% Zoll. Den gröss- ten Theil des Nestbaumaterials machen bald breitere, bald schmälere trockene Rohr- und Grasblätter aus. Dickere Grashalme und Rispen, so wie einzelne trockene hineingewebte ‚Weidenblätter und zarte Zweige umhüllen zwar locker, aber dennoch ziemlich gut in einander gefloch- ten, gleich einer Aussenwand, das eigentliche Nest. Die innere Wand des Napfes selbst ist aus ganz feinen zarten Grashälmchen, ohne alle Beimischung anderer Stoffe *), zierlich und fest, gleichsam wie ausgedrechselt, geflochten. Die Eierchen, deren in einem andern Neste vier aufgefunden wurden, sind meistens ‘schön eigestaltig, an ihrer Basis (dem dickern Ende) stark, an dem spitzeren Ende mässig zugerundet, ihre grösste Dicke oder die Bauchigkeit liegt dem dickern Ende etwas näher, und nur an kurz ovalen Exemplaren ganz in der Mitte. Das Gewicht eines vollen Eies beträgt 32—33 Gran. } Die Grundfarbe des noch ungelegten, aber bereits ausgebildeten Eies, Fig. 4, war schön röthlich-grauweiss, mit vielen theils mehr, theils weniger intensiv rothen Punkten verschiedener Grösse besäet, die jeden- falls um das stumpfe Ende sich dichter an einander drängten. Die Nest- eier, Fig. 2 und 3, hatten einen überall hervorleuchtenden, etwas grau- lich weissen Grund **), mit röthlich braunen, bald lichtern, bald dunkleren *) Gerade wie bei dem Neste der nächstverwandten S. Locustella! **) Ich bemerke bei dem mir durch die Güte des wackern Wiener Naturforschers L. Parreyss zugesandten Exemplare noch jetzt in der Grundfarbe einen Stich in’s Weinröthliche, eine Farbe, die man erhält, wenn man Graulichweiss mit einem Mi- nimum Florentiner-Lack mischt. Sonst stimmt auch diess Exemplar auf das Ge- . naueste mit den sehr guten Abbildungen, welche ich der Güte des berühmten Ich- thyologen verdanke. 51 Punkten und kleinen Schmitzchen bestreut, zwischen welchen sich mit ‚Hilfe der Loupe auch blass violett-graue Schalenfleckchen;wahrnehmen liessen. Alle Punkte und Schmitzchen häufen sich, wie vorhin, um das stumpfe. Ende mehr an, so dass sie stellenweise in grössere Fleckchen und Schmitzchen zusammenfliessen. Nach dem Ausblasen haben sämmt- liche Farben, besonders das zarte Roth des ungelegten Eies, Fig. 1, an Stärke verloren, sie sehen innerlich blassröthlichgelb aus, mit matt durch- scheinenden oberen Schattirungen. ‚Die beigefügten Abbildungen der 'Eier sind’ gleich nach ihrem: Auf- finden, noch in ganz frischem Zustande, mit, möglichster Genanigkeit an- gefertigt worden. 3. Heckel. u Ich erlaube mir zu dem interessanten vorstehenden Aufsafze, den Herr Dr. J. Heckel bereitwillig d. Z. überlassen hat, noch einige Bemer- kungen hinsichtlich der Gruppe, der der Flussrohrsänger angehört. Ä Wer noch irgend daran zweifeln möchte, dass alle Classifikations- und Gruppirungs-Systeme so lange einseitig und unzuverlässig bleiben werden, bis man erkannt und angenommen hat, dass sie auf der Basis universeller Beobachtungen beruhen müssen: Den werden hoffentlich die durch die Oologie in neuerer Zeit gelieferten Hilfsmittel zur ornitho- logischen Systematik eines Bessern belehren. Wir sind — noch einmal sei es gesagt — weit davon entfernt, der Oologie einen einseitigen Einfluss auf die Systematik zu vindiciren. Es wäre eine neue, obschon nicht engere Einseitigkeit, als Schnabel- form, Tarsus-Bekleidung und andere Cabinets-Eintheilungsgründe. Dass aber das Studium der Fortpflanzungsgeschichte die in neuerer Zeit ge- 'fundene Beachtung mit vollem Rechte verdient, und im Vereine mit dem universellen Studium der lebendigen Vogelnatur ein natürliches System der Ornithologie finden lassen wird, davon sind wir fest überzeugt, da- für liefert die Fortpflanzungsgeschichte des Flussrohrsängers einen neuen, glänzenden Beweis. . Lucian Bonaparte würde die S. Locustella schwerlich generisch von der $. fluviatilis getrennt, und sogar ein anderes Genus zwischen sie eingeschoben haben (die S. Cettü) 9), wenn er die Fortpflanzungsge- *) Degland bildet nach dem Vorgange des Pariser Ornithologen Gerbe nach der typischen Species Cettia das Genus dieses Namens, und vereinigt darin diese mit der luscinioides und melanopogon. Vorausgesetzt, dass die von Moquin-Tandon ge- 4* 52 ‚schichte beider Arten, ihr Betragen etc. gekannt hätte: beide gehören ihrem ganzen Leben und Betragen (Gesang, Aufenthalt, Nestbau, Eier etc.) nach genau zusammen, und als dritte im Bunde findet sich die S. Iuscinioides, obschon nicht in Allem mit den andern so ganz überein- stimmend. Man wird uns entgegnen, dass Gloger ohne die Kenntniss ihrer Fortpflanzung die Gruppe der »Schwirrvögelchen« bestimmt habe; allein Gloger gehört auch zu den Ormnithologen, die viel „im Freien« beobachtet haben, und ist keineswegs einseitiger Cabinets-Systematiker. Die Gruppe der Schwirrvögelchen bildet innerhalb der Familie der Rohrsänger eine eben so gut charakterisirte Abtheilung, als die der Hypolais-Arten innerhalb der »Laubsänger«. Lockstimme, Gesang, Be- tragen, Aufenthalt, Nestbau und Eier stimmen bei den genannten drei Arten im Allgemeinen, und bei. S. Locustella und fluviatilis auch im Ein- zelnen so sehr überein, dass es kaum zwei nähere Verwandte ge- ben kann. Wir geben mit dankenswerther Erlaubniss des Hrn. Dr. Heckel auch seine Abbildungen der Eier des Flussrohrsängers, und fügen die von S. Locustella und luscinioides zur Vergleichung und zum Beweise des oben Gesagten hinzu, und hoffen damit den Freunden der Oologie einige Freude zu machen, um so mehr, als eine Abbildung von frischen und ächten Eiern auch der S. Locustella noch nicht existirt. Die von Thiene- mann Taf. XXI. Fig. 8 abgebildeten Eierchen, sind, wie die Vergleichung mit unserer Tafel zeigen wird, entweder nach alten ausgebleichten Exem- plaren gefertigt (5 und c), oder gar falsch (a). Diess rothe Eichen, das von meinen Freunden Pässler und Kunz im hiesigen Bruche gefun- den und Hrn. Dr. Thienemann mitgetheilt worden, ist entweder ein auch sonst bei vielen Species vorkommender Erythrismus (rothe Varietät) von C. phragmitis, wie ich nach Nestbau und Standort des Nestes überzeugt bin, oder möglicherweise eine besondere Species (nigrifrons, Kunz), aber ein Locustellen-Ei ganz sicher nicht! Dass die Fig. 6 dargestellten Eier auch nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit denen von $. fluviatilis gebene Beschreibung der Nestanlage und der Eier (Degland Ornith. europ. I. p. 582) der letztgenannten Art richtig ist, so folgt daraus, dass diese generische Zusammen- stellung auf sehr einseitigen Gründen beruht. Nach Allem, was über die ganze Naturgeschichte der fünf hier in Rede stehenden, jedenfalls nahe verwandten, Rohr- sänger bekannt ist, dürfte luscinioides mindestens mit eben so viel Recht zum Ge- nus Locustella gezogen werden, als zu Cettia; zu der hin sie (vielleicht durch me- lanopogon, was aber immer noch sehr zweifelhaft bleibt) den Uebergang bildet. 53 (wohl aber mit denen von Sylvia atricapilla und hortensis!) haben, ist oben bereits bemerkt worden. Auch das Fig. 12 gegebene Ei von 8. luscinioides scheint nach einem so kleinen Exemplare gefertigt zu sein, wie es sich unter den meinigen nicht findet. Be E. Baldamus. Verzeicniß der im Herzogthum Oldenburg vorkommenden, hier brütenden und seltenen Vögel. Von ©. W. von Negelein. [ NB. Diejenigen mit einem * bezeichneten Vögel brüten bei uns, diejenigen mit ** sind Zug- oder Strichvögel, die mit *** bezeichneten sind selten und verstreichen sich nur einzeln in unsere Gegenden. 1. Vultur fulvus.*** Es wurde vor etwa 50 Jahren im Bus- gadingerland (Marschgegend) ein Exemplar, das von einem todten Stück Hornvieh zu sehr gekröpft (gegessen) hatte, mit den Händen ergriffen! 2. Aquila fulva.*** Dieser Adler erscheint hier selten. Ein aus- gestopftes Exemplar im Grossherzoglichen Museum ist im Jahr 1827 er- legt worden. | 3. Aquila albicilla.** Der Seeadler zeigt sich bei uns nicht sel- ten als Strichvogel. Vor 100 Jahren brüteten diese Adler noch in ein- sam liegenden Waldungen; seit vielen Jahren aber ist kein Fall der Art mehr bekannt. 4. Aguila naevia. *** Diese Art erscheint selten. Es sind einige Exemplare geschossen worden. 5. Aguila haliaetos.* Nicht selten! Mitunter brütet ein Paar bei uns. 6. Falco milwus.* Der rothe Milan erscheint hier oft als Strich- vogel, und es brüten auch einige in unsern Waldungen, doch nicht häufig. 7. Falco buteo.* Einer unserer gemeinsten Raubyögel! Auch die weissbunte Spielart (Falco albidus 2) wird nicht selten bemerkt und erlegt. Mir scheint die letztere von ersterer Art verschie- den zu sein! F. albidus ist kleiner. Auch‘die Eier ‚sind anders ge- . zeichnet — mit kleinern Flecken und Punkten — als die von F. buteo. 54 8. Falco lagopus. ** Der rauhfüssige Bussard hält sich im Lande nur zur Zeit des Winters auf; dann häufig in jeder Marsch, gewöhnlich aber nur einzeln. - 9. Falco apivorus. * “Brütet nicht häufig bei uns. 10. FÜ aeruginosus.* Häufig in den Marschgegenden, an Stellen, wo grosse Rohrgehege sind. 11. F. palumbarius.* Gemein und in vielen Holzungen horstend. 12. F. nisus.* Dessgleichen. 13. F\ peregrinus. ** . Ein Strichvogel. : Selten. 14. F. subbuteo.* Sehr viele Baumfalken brüten bei uns. ; 15. F. aesalon.* Ob dieser Falke bei uns brütet, ist mir nicht bekannt geworden. Er erscheint auch nur selten als Strichvogel. Man hat aber doch im Sommer junge Vögel erlegt! 16. F. tinnunculus. * _Ueberall und gemeiner Raubvogel im Lande. 17. F. pygargus.* Sehr häufig in den Aemtern des Münsterlandes, wo diese Weihen im Getreide brüten. 18. F. cineraceus. * Seltener wie die vorige Art. Ich fand das Nest mit 4 Eiern in sumpfigen Wiesen nahe bei Oldenburg. 19. Strix nyetea.*** Ein Strichvogel, der selten hier erscheint. Es sind zwei Exemplare hier geschossen worden, die im Grossherzog- lichen Museum aufbewahrt werden. 20. Striöx noctua.* Nicht selten. 21. Strix bubo.*** Sehr selten. Es wurde vor 20 Jahren ein Exemplar im Staatsforst Balvenfährhoh erlegt. 1828. | 22. Strix otus.* Diese Ohreule nistet in alten Krähen- und Elstern- nestern, und ist in unsern ech nicht eben selten anzu- treffen. 23. Strix brachyotus.* Häufig in Moorgegenden, zumal in Jahren, wo viele Feldmäuse sich zeigen. Nest in der Haide. 24. Strix aluco.* Nachdem die alten hohlen Bäume nach und- nach aus den Holzungen weggeschlagen worden, ist der Waldkauz sel- ten geworden. 25. Strix flammea.* Die Schleiereule findet sich in Städten und Dörfern unseres Landes. Das Nest dieser Eule wird unter dem Rohr- dach der Bauernhäuser, oben unter dem Dachstuhl, angelegt, auch mit- unter in Kirchthürmen und in alten Gebäuden etc. 26. Lanius excubitor,* Nicht selten. 27. Lanius spinitorguus.* Kommt häufig vor. - 59 28. L. rufus.* Wird nicht so häufig hier bemerkt wie die vo- rige Art. . 29. Corvus corax.* Ueberall bekannt und gemein. 30. ©. corone.* Auch dieser Krähenrabe wird häufig in der Geest- gegend unseres Herzogthums angetroffen. Von dieser Art sind weisse und gescheckte Exemplare erlegt und beobachtet worden. 31. © cornix.** Als Strichvogel im Spätherbst und im Winter häufig. Ein brütendes Paar ist nicht vorgekommen! 32. ©. frugilegus.* In einigen grossen Kolonien noch vorkom- mend. Seit einigen Jahren ist aber diese Krähe an manchen Orten ver- trieben worden und zieht sich von hier fort. 33. C. monedula.* Häufig in der Stadt Oldenburg, aber erst seit 40 Jahren eingewandert. Nistet hier in Thurmlöchern, Schornsteinen, selten in Baumlöchern. : 34. ©. pica.* Auf unserer Geest gemein. An manchen Orten häufiger wie an andern! 35. €. glandarius.* In unseren Gärten und: Waldungen gemein. 36. ©. caryocatactes.*** Dieser Vogel erscheint selten bei uns. In manchen Jahren ist er aber an vielen Orten erlegt und beobachtet worden. Er ist gar nicht scheu und fängt sich in den Dohnen. 37. Bombyeilla garrula. *** Wie der vorige Vogel erscheint auch der Seidenschwanz selten. Im Winter 1851 auf 1852 aber wurden viele und selbst Schaaren von ihnen beobachtet, gefangen ”und erlegt. 38. Coracias garrula.* Brütet bei Döttlingen und Cloppenburg. Sonst selten. 39. Oriolus galbula. *. Der Kirschpirol ‚soll vor etwa 100 Jahren bei uns eingewandert sein, wie mir alte Leute versichert haben. Jetzt in ‚der Nähe der Dörfer nicht selten. In ‚der Marsch aber nicht vor- kommend oder doch nur durchstreichend. 40. Sturnus vulgaris.* In vielen Orten und namentlich in. der Stadt Oldenburg in zahlreicher Menge unter den Dächern brütend. Auch in Waldungen, wo. hohle Eichen sind, nicht selten. Erscheint im Fe- bruar, hält sich im Sommer ,in der Marsch auf und kehrt von dort ge- gen Ende Augusts zu uns zurück, und es lassen die Alten bei ihren Brutstellen noch im September ihren Gesang hören. Die. Staare brüten nur einmal im Jahre. Wenn sich auf den Eichen die Raupen der Tor- trix viridana, und auf den Kiefern die Raupen der Noctua piniperda, zeigen, so ziehen Alte und Junge in Schaaren zu solchen Waldungen, 56 und schaffen durch Vertilgung der schädlichen Forstinsekten den Wald- besitzern grossen Nutzen. 41. Museicapa grisola.* Häufig bei uns anzutreffen. Im Geflecht der Weinreben an Häusern nistend. 42. M. albicollis.*** Man will den weisshälsigen Eliegenfänger hier‘ beobachtet haben (?). 43. M. luctuosa.* Nistend, doch nicht häufig. 44: Turdus viscivorus.* An manchen Orten bei uns nistend, doch nirgends verbreitet und häufig. | 45. T. musicus.* Allgemein bekannt und im Lande vorkommend. 46. T. iliacus. ** Die Weindrossel erscheint gegen Mitte Oktober hier in grossen Zügen, namentlich aber auch im Frühjahr. 47. T. pilaris.** Als Zugvogel häufig am. Ende Oktober. Viele Wachholderdrosseln überwintern bei uns. Nistend aber noch nicht be- obachtet. 48. T. Bechsteinii.*** Wurde hier bei der Stadt Oldenburg 1847 in Dohnen gefangen, ‘und befindet sich ausgestopft im Grossherzoglichen Museum. Noch eine andere Bechsteindrossel wurde beobachtet bei Blan- kenburg eine Stunde von hier. 49. T.torquatus.** Jährlich in kleinen Zügen bei uns durchstreichend. ‘50. T. merula.* In Buchwaldungen brütend. Nicht selten bei uns vorkommend. . . 51. Sylvia luscinia.* Dieser‘ liebliche Sänger ist häufig bei uns anzutreffen. Die 'S. philomela ist dagegen nicht beobachtet worden. 52. S. rubecula.* Auch das Rothkehlchen ist bei uns häufig. ° 53. $. suecica.* Als Strichvogel nicht selten im März. Einige Paare haben bei uns genistet *), doch sind solche Fälle selten.. 54. S. nisoria.* Selten. Bei Hundesmühlen und Zwischenahn habe ich von der gesperberten Grasmücke in früherer Zeit einige Nester ge- funden. 55. 8. eurruca. * Häufig vorkommend. 56. S. einerea.* Ebenfalls bei uns in Menge anzutreffen. 57. 8. hortensis.* Nicht so häufig in unserer Gegend zu finden wie die beiden vorigen Arten. 58. S. atricapilla.* Die Mönchgrasmücke ist in allen Gärten und Höhungen häufig. a *) Ist wohl nicht das schwedische Blaukehlchen, sondern coerulecula. D. R. 57 59. 8. phoenicurus.* In Gärten in hohlen Bäumen nistend. Nicht selten. ? 60. $. tithys.* Seit etwa 30 Jahren wanderte dieser "Sänger von Süden her bei uns ein! Erscheint jetzt jährlich im März, und ist nicht selten mehr in unseren Städten, Weilern und Kirchdörfern. 61.: S. Aypolais.* Kommt bei uns nicht selten vor, namentlich in Auenwaldungen. 62. 8. sibilatrix. * Sehr verbreitet im Lande. - 63. S. trochilus.* Dessgleichen. 64. S. rufa. * Dessgleichen. 65. S. turdoides.* Bei Moorhausen und am Zwischenahner See jährlich nistend.. Kommt nicht häufig vor. 66. S. arundinacea. * In mehreren Gegenden nistend. 67. S. palustris.* Selten. 68. $. phragmitis. “ Selten. 69. S. cariceti.”“ Selten. 70. $. aquatica.“ Selten. _ 71. 8. flwiatilis.* Selten. 72. S. locustella.“ Einmal von mir im Juni 1832 nahe bei der Stadt Oldenburg beobachtet. Das Nest war trotz aller Mühe nicht auf- zufinden ! 73. Troglodites parvulus.”“ Kommt häufig vor. 74. Anthus campestris.* An manchen Orten nistend. , 75. A. arboreus.* Auch der Baumpiper kommt vor, aber selten. 76. A. pratensis.* Ziemlich häufig. In der Zugzeit, . 77. A. aquaticus.** Man will den Wasserpiper beobachtet haben. 78. Motacilla alba.* Diese Bachstelzenart kommt bei uns häufig vor. 79. .M. flava.* Ebenfalls häufig in der Marsch und auf der Geest unsers Landes. 80. M. sulphurea. *** Selten! Einmal von mir in der Stadt Ol- denburg, auf einige Schritte Entfernung, beobachtet. - 81. Sazxicola Oenanthe.* Auf unsern kahlen Haiden sehr gemein. Nistet in Erdlöchern. | ! 82. $. rubicola.* Selten hier nistend und vorkommend. 83. S. rubetra.* Kommt desto häufiger vor und nistet auf Wie- sen im Grase. 84. Cinchis aquaticus. *** Einigemal erlegt oder beobachtet. Von 58 mir 1826 an dem ro geschossen. Auch bei Rostede erlegt. Sonst selten. 85. Accentor modularis.* Ziemlich häufig. 86. Regulus flavicapillus.** Nicht selten. 87. R. ignicapillus. ** Ebenfalls hier vorkommend. Ob eine oder die andere Art bei uns gebrütet hat, ist mir nicht bekannt geworden. 88. Parus major. * Häufig verbreitet. "89. P. cristatus.* - In Kiefernwaldungen nicht selten. 90. P. palustris.* Häufig verbreitet. 91. P. coeruleus. ‘* Dessgleichen. 92. P. caudatus.* Nistend, aber nicht häufig. Meist in der Zugzeit. . 93. P. biarmicus.*** Im Rohrdickicht einigemal beobachtet und erlegt. 94. Alauda cristata.* Seit 30 Jahren hat sich diese Lerchenart, die früher selten beobachtet wurde, hier im Lande bedeutend vermehrt. 95. A. arvensis.* Ueberall im Lande häufig‘ anzutreffen! Erscheint in der Regel in der Mitte Januars wieder bei uns. 96. A. arborea. * In den Geestgegenden nicht selten, doch öcht so häufig wie die vorige Art. 97. Emberiza miliaria.* Wird in der Marsch weit mehr ange- troffen, als in der Geest- und sandigen Gegend. In der Zugzeit oft in grossen Zügen im Moore. 10% 98. E. citrinella. * Häufig. 99. E. hortülana. * Ebenfalls häufig; doch nur an einigen Orten. 100. E. schoeniclus.* Ziemlich verbreitet. 101. E. nivalis.**' Mitunter in grossen Zügen erscheinend. Na- mentlich in harten Wintern bei viel Schnee. 102. Lozxia pityopsittacus. ** Erscheint bei uns oft in Zügen schon im Juli, und nährt sich von Blattläusen der italienischen Pappeln ete. 103. Pyrrhula vulgaris.* Meist in der Zugzeit nicht selten. Einige wenige Paare sind hier brütend beobachtet worden. 104. Fringilla coccothraustes.* Nicht sehr häufig verbreitet. 105. Fr. domestica.* Gemein und häufig überall. 106. Fr. montana.* Dessgleichen, doch in minderer Zahl als die vorige Art. 107. Fr. nivalis. *** Durchstreichend ; aber selten beobachtet. 108. Fr. coelebs.* Sehr häufig. 59 109. Fr. montifringilla. ** Im Herbst und Winter streichend. Oft- mals in grossen Schaaren. 110. Fr. chloris.* Nicht selten. 111. Fr. cannabina.* Die Hänflinge brüten hier häufig in jungen Kiefern-Gehölzen. 112. Fr. carduelis.* Nicht selten hier vorkommend und nistend. 113. Fr. spinus.* Ein Paar nistet jährlich im Schlossgarten bei Oldenburg. In der Zugzeit sehr häufig. | ‚414. Fr. linaria.** Zuweilen in grossen Zügen durchstreichend. 115. Cuculus canorus. * Häufig, namentlich in Moorgegenden. 116. Picus viridis.* Nistend, aber nicht häufig. 117. P. canus.* Selten hier in Lande beobachtet und erlegt. 118. P. major.* Nicht selten. i 119. P. medius.* Dessgleichen. 120. P. minor. * Selten nistend und vorkommend. 121. Jynz torguilla. * Nicht hönfg, aber doch jährlich hier erschei- nend und nistend. - 122. Sitta europaea. * Der Kleiber ist bei uns in allen Gehölzen gemein. 123. Certhia familiaris.* Auch die Baumklette ist nicht selten. 124. Upupa epops.* In alten Eichenwaldungen, bei Neuenburg und im Staatsforst Hasbruch, nicht selten. Aber doch nicht mehr so häufig wie in früherer Zeit. 125. Alcedo ispida.** Nur durchstreichend. Ich glaube nicht, dass Eisvögel hier bei uns brüten ! 126. Hirundo rustica.* Ueberall im Lande verbreitet. 127. H. urbiea.* Auch die Hausschwalbe erscheint hier’ zahlreich. 128. H. riparia.* Brütet bei uns selten. R 129. Cypselus apus.* In der Stadt Oldenburg häufig. 130. Caprimulgus europaeus. * Brütet in den Kiefernwaldungen und . ist nicht selten. 131. Columba palumbus. * Brütet. sogar auf den Bäumen der Pro- menade im Innern der Stadt Oldenburg. Häufig in unsern Waldungen. 132. €, oenas.** . Brütet hier nicht und streicht zuweilen in gros- sen Zügen durch. Wird aber doch nur selten beobachtet. 133. ©. turtur.* Ziemlich häufig. 134. Tetrao tetrix.* Die Birkhühner haben sich hier seit der vor- 60 geschrittenen Moor-Cultur sehr vermindert. Doch ist dieses Waldhuhn in den Haiden und Moorgegenden eben nicht selten. | 135. Perdix cinerea.* Das Rebhuhn kommt hier überall im Lande häufig vor. | 136. P. coturnix.* Ziemlich verbreitet, doch nirgends mehr häufig. 137. Otis tarda. ** Hier vorgekommen, doch nur selten beobachtet. 138. O. tetrax.** Ein Weibchen der Zwergtrappe wurde 1842 bei der Stadt Vechta erlegt und befindet sich im Grossherzoglichen Museum dahier. 139. Oedienemus crepitans.* Es brüten einige in den Flugsand- Gegenden. Doch nirgends häufig. Ein altes und ein junges Exemplar wurden bei Cloppenberg erlegt und befinden sich im Grossherzoglichen Museum. 140. Charadrius auratus.* Der Goldregenpfeifer nistet in unseren Haiden und Sandgegenden ziemlich häufig. In diesem Winter bemerkte man viele, die bei uns geblieben sind. 141. Ch. morinellus. ** Erscheint nur selten bei uns. 142. Ch. hiaticula.* In Flugsandgegenden einzelne Paare. An unserer sandigen Nordseeküste öfter brütend. 143. Ch. eantianus.* An unseren Küsten, an Weser und Jahde gemein. e 144. Ch. minor, * Kommt nicht selten vor, doch nicht so häufig wie die vorige Art. 145. Ch. squatarola.* Nicht häufig, es nisten aber doch jährlich einige Paare an unseren Küsten *). 146. Vanellus cristatus.* Sehr verbreitet. In der Marschgegend sehr gemein. ir 147. Strepsilas collaris.* Bei uns nistend, doch nicht häufig. 148. Haematapus ostralegus.* Ziemlich häufig auf den Inseln an der Nordsee brütend. s 149. Calidris arenaria. ** An der Nordseeküste; doch selten. 150. Tringa alpina.* DBrütend beobachtet. (An unserer Küste sind gewiss noch andere Arten der Tringeen anzutreffen, aber es fehlt dort an Ornithologen, sie zu beobachten.) 151. Machetes pugnax.* Eine Stunde von hier an der Hunte häufig. 152. Actitis hypoleucos. * Kommt nicht selten vor. *) Beruht wohl auf einem Irrthume! D. R. 61 153. Totanus ochropus.* Nicht häufig. Im Herbst junge Vögel nicht selten durchstreichend. 154. T. glareola. * Häufig in der Haide- und Moorgegend brütend. 155. T. calidris.* Ziemlich in der Marschgegend verbreitet. Bei Holle und Schweiburg. | 156. 7. fuscus. *** Von mir 1810 beobachtet und erlegt. Ob der Vogel hier auch brütet, ist mir unbekannt. 157. T, glottis.** Wahrscheinlich nur ein durchstreichender Vogel. Einigemal bei uns erlegt. | 158. Recurvirostra avocetta. *** Selten, und nur wenige erlegt. 159. Scolopax major. * In manchen Jahren in Menge durchziehend. Brütet hier ziemlich häufig auf moorigen Wiesen. 160. Se. gallinago.* Eine hier gemeine, verbreitete Schnepfe. 161. Se. gallinula. ** Zugvogel. Kommt später zu uns als Scolo- pax gallinago. 162. Se. rusticola, * Viele Waldschnepfen brüten bei uns. In un- seren Sammlungen besitzen wir 4 Varietäten. Eine mit weissen Flügeln, zwei isabellfarben, eine mit weissen Flecken. 163. Limosa melanura.* In Sumpfgegenden und in der Marsch ziemlich häufig. A 164. Numenius arquata.* Nicht sehr verbreitet. Im Herbst häufig durchstreichend. Brutörter im Moor. 165. N, phaeopus. ** Selten beobachtet sn. daher auch selten vor- kommend. 166. Ardea einerea,* Sehr verbreitet. In Colonien brütend, na- mentlich im Staatsforst Stühe, wo ca. 1000 Nester sich. befinden. 167. A. Nyeticorax. ** Nur durchstreichend. Selten: 168. A, stellaris.* Wenig häufig. ‚ 169. A. minuta, ** Einige Exemplare erlegt. Nistet mitunter im Blotlande bis Bremen. 170. Ciconia alba.* Häufig, namentlich in der Marschgegend. Zu- weilen zwei Nester auf den Bauernhäusern auf einem Dache. 174. €. nigra. * Nistend in Waldungen, doch niemals häufig. In der Regel nur ein Paar an gewissen Orten, welches jährlich das alte Nest wieder zum Brüten benutzt. 172. Grus cinerea, ** Jetzt noch selten durchstreichend. Früher häufig. Es sind noch Orte und Felder nach dem Kranich benannt. Z. B. Kranenfels, Kranenkamp. 62 173. Rallus aquaticus.* Nistend, aber häufig nicht. 174. Crex pratensis.* Ziemlich verbreitet; doch nirgends häufig. 175. Cr, porzana. * Seltener wie die vorige Art. 176. Cr. pusilla. *** Hier vorgekommen und beobachtet. Sehr selten. 177. Gallinula chloropus * Nur einige Paare brüten bei uns. 178. Fulica atra.* Nistend aber selten. Meist in der Zugzeit un- sere Gegend durchstreichend. 179. Podiceps cristatus.: Auf dem Landsee bei Zwischenahn brütend. 180. P. cornutus. ** In der Zugzeit, doch selten. 181. P. arcticus. ** ' Dessgleichen. 182. P. auritus. ** Dessgleichen. 183. P. minor. * Nistend, doch selten. 184; Sterna anglica, ** An der Seeküste; doch nicht häufig. . 185. ‚St, cantiaca.** Auf Wangeroge, Insel der Nordsee, streichend. 186. St. macroura. ** Ebendaselbst vorkommend und. beobachtet. 187. St. minuta.* Ziemlich häufig auf den Inseln der Nordsee und der Weser. 188. St. hirundo.* Sehr verbreitet. 189. St, nigra.* Häufig auf den Wiesen bei der Stadt Oldenburg nistend, auf Lachen und kleinen Seggengras-Inseln. 190. Larus ridibundus.* In Menge auf Lachen mit Inselchen in Moorgegenden brütend, bei Holle, Osterscheps etc. 191. .L. canus.* Häufig an der Weser und am Iisietloichusen. 192. L. tridaetylıs.** Zuweilen in Schaaren durchstreichend. 193. L. argentatus.* Auf den Inseln, der Jahde aiend; aber nicht häufig. 194. L. marinus. * Nicht häufig. Mehr in der Strichzeit. 195. L. glaucus. *** Ist einigemal erlegt, ‘doch fast nur junge Vögel. | | 196. Lestris parasiticus. *** Wurde 1809 von mir beobachtet. ‚Sel- ‚ten, wie auch die andern Lestris-Arten. 197. Thalassidroma pelagica, *** Einige hier .erlegte Exemplare befinden sich in unsern Sammlungen. 198. Sula alba. *** Selten. Einige wurden erlegt, und zwei sogar mit der Hand ergriffen, weil sie ermüdet waren. 199. Carbo cormoranus. *** Selten. Ein Exemplar wurde 4790 vom Thurm der Kirche zu Zwischenahn herabgeschossen! 200. Anser cinereus.** Häufig in der Zugzeit. * 63 201. A. arvensis, ** Im Winter -18%7/)s wurde ein Männchen bei Cloppenberg erlegt, welches im Grossherzoglichen Museum ausgestopft aufbewahrt wird. Be 202. A. segetum.** Häufig, durchziehend, aber nicht hier brütend. 203. A. albifrons, * - Zuweilen auf den Weser-Inseln nistend *). In grossen Zügen durchstreichend. | 204. A. leucopsis. *** Selten. - Einige sind erlegt worden. 205. A. torquatus. ***. Wenige Exemplare sind hier erlegt worden. 206. COygnus olor, *** Selten durchstreichend. 207. €. musicus, ** In der Zugzeit ziemlich häufig; auch im: Win- ter nicht selten. 208. Anas tadorna.* Nicht selten an der Seeküste. In Kaninchen- röhren und alten Fuchsgebäuden brütend. 209. A. leucophthalmos.* In der Zugzeit. Nicht häufig. 240. A. boschas, * " Sehr häufig bei uns hrütend. 211. A, acuta.® Im Stedingerlande und an dem Hunteflusse nisten einige Paare dieser Ente. 212. A. strepera.”“ Nistend, aber doch nicht häufig. 213. A. querquedula. * Ziemlich häufig hier nistend. 214. A. crecca. Häufig. 215. A. penelope.”“ In der Zugzeit erscheint diese Ente hier in grossen Schäaren. Einige sind auch brütend **) beobachtet. 216. A. elypeata.* Nicht häufig nistend. Junge Enten erlegte ich bei Apesd und Sodensholt. Es ziehen viele bei uns im Herbst durch. 217. A. ferina.’““ Wird jährlich in der Zugzeit gefangen und er- legt. Nicht selten. 218. A. fuligula.”“* Erscheint hier eben nicht selten. 219. A. marila.* Ist selten erlegt worden. 220. A. nigra.” Dessgleichen. = 1.224. A. fusca, *** Dessgleichen. 222. A, elangula.”“ Wird im Frühjahr am Zwischenaher See häufig auf Entenherden gefangen. f 223. 4A. glacialis. ** In einigen Wintern nicht selten. 224. Mergus albellus.””“ Der kleine Säger kommt ..bei uns nur - selten vor. *) Das wäre ein neues und sehr interessantes Faktum, »**) Auch diese Beobachtung wäre interessant, = ) 64 27 225. M. ‚serraton. * ®* Es werden jährlich einige erlegt und ge- fangen. 296. M. merganser. ‘** Wird mit Anas clangula und M. serrator oft in Menge in Netzen am Zwischenaher Landsee gefangen. 297. Eudytes arctieus.’** Wird jährlich erlegt beim Durchzuge. 228. E. septentrionalis. ”** Ist einigemal erlegt worden. 229, - Uria grylle. *** Selten beobachtet. 230. U. lomvia. **** Selten beobachtet. 231. U. hringvia, ’*** Einige Exemplare sind an der Küste erlegt worden. 232. Mergulus alle * am Erscheint selten. 233. Lunda arctica,.*** Auch dieser Arctische Lund ist in, 234. Alca torda. **** inte hier geschossene Exemplare befinden sich in unseren Sammlungen. Oldenburg, 31. Januar 1853. : ! ©. W. v. Negelein, Forstmeister. Ueber den Federwechsel der Vögel; ‚mit Rücksicht auf H. Schlegels Sendschreiben an die Ornithologen-Versamm- lung zu Altenburg. Von E. K., von Homeyer Es ist zwar eine längst beobachtete Thatsache, dass das Gefieder der Vögel — unabhängig von der Mauser — einer mehr oder minder ‚grossen Veränderung unterworfen ist, indem namentlich Naumann be- reits vor mehr als 26 Jahren darüber klare Beobachtungen gemacht hat (N. Bd. V. p. 84); indessen ist es unzweifelhaft, dass bisher noch gar Mancherlei in diesem Felde der Wissenschaft zu entdecken blieb, indem die Schwierigkeit der Beobachtung bei gar vielen Vögeln durch das Wandern derselben unendlich erschwert wird. Herr Prof. Schlegel hat gewiss dazu beigetragen, nicht allein neue Thatsachen fest zu stellen, sondern auch — was mehr als das ist — die Beobachtungen und den 65 Eifer der Naturforscher auf dieses, allerdings noch zu wenig kultivirte Feld zu lenken. Seit vielen Jahren war die Mauser der Vögel, und Alles, was da- mit zusammenhängt, auch mein Lieblingsstudium. Bereits bei Gelegen- heit der ersten Versammlung der Ornithologen zu Köthen habe ich mich darüber öffentlich ausgesprochen. — Es ist daher erklärlich, dass ich mit besonderem Interesse die Schlegel’sche Arbeit gelesen und wieder gelesen habe. Dieselbe enthält allerdings viel Richtiges und viel Neues; indessen habe ich gewichtige Gründe, weder alles Neue für richtig, . noch alles Richtige für neu zu halten. Indem ich nun nachstehend die von Schlegel aufgestellten Lehrsätze einer Prüfung unterziehe, werde ich, um nicht durch Wiederholungen Raum zu verschwenden, in derselben Reihenfolge verfahren , wie diese im zweiten Hefte des zweiten Bandes der Naumannia befolgt ist. Ad 1) Dieser Satz enthält eine längst und allseitig anerkannte Thatsache. Ad 2) Die Schlegel’sche Behauptung, dass die jungen Vögel zum ersten Male im Herbste des Jahres mausern, welches auf das- jenige folgt, in welchem sie geboren wurden, ist ein grosser Irrthum. - — Beiweitem die meisten Vögel mausern bereits im ersten Herbste ihres Lebens, namentlich alle kleineren Arten, z. B. Lanius, Musei- capa, Hirundo, Sturnus, Turdus, Sylvia (im weitesten Sinne), Saxicola, Parus, Picus, Motacilla, Alauda, Emberiza, Fringilla, Charadrius, Tringa u. v. a Manche Arten beginnen die erste Mauser im Frühlinge, der auf ihr erstes Lebensjahr folgt, z. B. die Edelfalken; manche, wie die Rauhfussadler, erst im Juni oder Juli ihres zweiten Lebensjahres, und diess ist die einzige Mauser ihres Lebens, welche man eine vollständige nennen kann. So lange, wie die grossen Adler und Geier, trägt jedoch kein anderer Vogel sein erstes ‘ Federkleid. Manche, wie die Tauchenten, sind in einem fortwäh- renden Federwechsel begriffen, der im Oktober beginnt, und noch fortdauert, wenn diese Vögel die deutschen Ostseeküsten im April ver- lassen. — Diese Mauser ist indessen in sofern keine vollständige, als die grossen Schwung- und Steuerfedern meistentheils davon ausge- schlossen bleiben; man kann jedoch dieselbe unmöglich als nicht vor- handen betrachten, oder die dadurch bewirkten grossen Veränderungen einem blossen Verfärben zuschieben. Naumannia 1853. 5) 66 Ad 3) Kann nach Vorstehendem nur bedingungsweise ange- nommen werden. Ad 4) Diesem Satze ist durchaus beizupflichten, ja derselbe ist in mancher Beziehung noch zu erweitern. So kommt es nament- lich vor, dass Vögel mit einer doppelten Mauser die eine derselben bei nicht normalem Zustande überspringen. Ad 5) Die Sommermauser der Enten, sowie die Herbstmau- ser der meisten Süsswasserenten, geht allerdings grösstentheils sehr rasch von statten; desto langsamer aber bei den meisten jungen Tauchenten, wo, wie oben erwähnt, der Federwechsel in die Wintermonate fällt, was bei Arten, die sich durch ihr Gefieder im aus- _ gefärbten Zustande von dem Jugendkleide auffallend unterscheiden , am deutlichsten zu beobachten ist; so bei der Eis- und Schellente. Ad 6) Wenn Schlegel hier behauptet, dass das Ausfallen und Ent- stehen der Federn durch das Gesetz der bilateralen Symmetrie bedingt wird, so trifft diess zwar bei den meisten Arten zu, keines- wegs aber bei allen. So mausert namentlich die junge Eiderente stets an einer Seite der Brust und des Halses früher als an der entgegenge- ‚ setzten; ähnlich viele Tauchenten. Ad 7) Ist in der Hauptsache richtig. Ad 8) a. Eine Erneuerung einzelner Federn findet bei weitem nicht so gewönlich ausser der Mauser statt, als Schlegel es anzu- nehmen scheint. E Als regelmässige.Erscheinung kommt es nirgends vor. b. Dass neue Federn an Orten entstehen sollten, wo früher überhaupt keine Federn vorhanden gewesen, erscheint mir zweifelhaft, doch will ich diess in Rücksicht auf ausländische Vögel nicht mit Bestimmtheit verneinen; desto entschiedener muss ich aber Dem widersprechen, was Schlegel in Bezug auf die Halskrause der Tringa pugnax behauptet. Dieselbe tritt nämlich hervor, zu einer Zeit (gewöhnlich in der zweiten Hälfte des April), wo sämmtliche Tringen in voller Mauser begriffen sind, und wo man es deutlich wahrnehmen kann, wie das an der Stelle der Halskrause befindliche alte Gefieder nach und nach ausfällt, und an deren Stelle neue und längere Federn hervorkeimen, gleichzeitig mit dem Hervortreten der eigenthümlichen Kopfwarzen und dem am Oberhalse und auf dem Rücken stattfindenden Federwechsel. Aerr Ad 9) Was hier behauptet wird, kann nur in sehr bedingtem 67 Umfange zugestanden werden. $o wenig, wie zwischen der Hauptmauser und der Brüteperiode ein völliges Absterben des Ge- fieders stattfindet, eben so wenig bewirkt letztere eine Wiederbe- lebung in dem Maasse, als Schlegel diess annimmt. — Viele alte Tauchenten, die Sänger u. a. Vögel tragen während der ganzen Winter- monate bereits ihr vollkommenes Prachtkleid, ja bei den Scharben ist es eben zu dieser Zeit ällein vollkommen, und je näher der Brüteperiode, je unvollkommener wird es. — Andere Arten zeigen so deutlich das Leben des Gefieders — durch das Verbleichen der Farben nach dem Tode des Vogels —, dass an ein Absterben desselben — auch wenn - der ganze Zustand der Federn dem nicht widerspräche — nicht gedacht werden könnte. — Es gibt daher zu dieser Zeit keine so abgeriebenen oder abgestossenen Federn, als das Gefieder des hohen Sommers zeigt. -Mit voller Bestimmtheit muss denn auch dem Treiben neuer Barten und Bärtchen des 'Gefieders widersprochen werden. Schlegel selbst gesteht hier ein, dass das Gefieder zur selben Zeit kürzer wird, was sich doch unmöglich durch ein erneuertes Wachs- thum der Federn, wohl aber durch das Abreiben der Federkanten erklä- ren lässt. Es ist eine längst bekannte Thatsache,, dass die Dauerhaflig- keit jeder einzelnen Feder an sich mehr oder minder entschieden mit der Färbung derselben korrespondirt. Gewöhnlich sind die Stellen der Federn, welche lichtere Färbungen oder dergleichen Tropfflecken tragen, weniger dauerhaft als das übrige Gefieder. Am auffallendsten bemerkt man diess bei den ächten Charadrien und Tringen, wodurch es kam, dass ein ausländischer Vogel dieser Gattung im abgeriebenen Kleide Cha- ‚radrius serratipennis*) benannt wurde. In der That erhält aber auch das Gefieder dieser Vögel kurz vor der Mauser ein ganz sägearliges Aussehen. | Bei manchen Vögeln reibt sich das Gefieder gleichmässig ab, bald an der Spitze, bald mehr an der Seite, und je nachdem das Eine oder das Andere vorherrscht, wird das Gefieder schmaler und spitzer, oder stumpfer und kürzer. Durch das Abreiben der anders gezeichneten Federränder wird die Färbung des Gefieders oft sehr bedeutend verändert. — Es ist sehr er- klärlich, dass während der kältesten Monate des Jahres diese Abreibung in weit minderem Maasse stattfindet, als in einer warmen und trockenen *) Sägefedrig. 68 ; Jahreszeit, wo das Gefieder naturgemäss spröder und brüchiger werden muss. Diess zeigt das Gefieder der Sommervögel in hohem Maasse, im höchsten Maasse aber das der tropischen. Licht, Luft und Wärme äussern nicht minder auf die Färbung des Gefieders einen je nach den Arten mehr oder minder bedeutenden Ein- fluss. Derselbe ist jedoch keineswegs ein so plötzlicher, vielmehr findet eine ganz allmälige Heranbildung der Färbung des Gefieders statt. In unsern nördlichen Gegenden ist uns leider die Zahl der Arten, welche wir unausgesetzt zu beobachten Gelegenheit haben , sehr beschränkt ; indessen haben wir nicht allein einige entschiedene Beispiele davon vor Augen,. sondern können auch an andern Arten den Fortgang dieser Ent- wicklung mit ziemlicher Bestimmtheit verfolgen. Zartes Rosenroth, me- tallische Farben, rostroth und tiefes Schwarz scheinen der Entwicklung besonders geneigt. — Unser gemeiner Hänfling zeigt uns am deutlich- sten den Uebergang vom bräunlichen Grau zum schönsten Rosenroth in den allmäligsten Abstufungen. Bei einzelnen Individuen dieser Art trägt die Färbung der Brust, selbst noch unmittelbar‘ vor der Mauser, bei dem abgeriebensten Gefieder die schönste Höhe der Farben. — Eine solche Vervollkommnung des Gefieders selbst bis kurz vor’ der Mauser zeigen allerdings nur sehr wenige Arten, ja manche tragen zur Paarungszeit keineswegs ein schöneres Kleid, als im Herbste, wie ich diess oben be- reits erwähnt habe. Ich kann mich daher auch weder damit ein- verstanden erklären, dass alle Vögel zur Fortpflanzungs- zeit ihr schönstes Kleid tragen, noch, dass diess bei allen Arten durch einen Regenerationsprozess der alten Federn entstehen sollte. Wenn wir die Liste der europäischen Vögel durchge- hen, so werden wir finden, dass die grosse Mehrzahl derselben diess durch eine zweite Mauser tut, Ad 10) A u. B. Mauser und Ausbildung des Gefieders sind zwar erfahrungsmässig mit dem äussern Wohlbefinden und dem kräftigen Alter früher als bei jüngeren oder schwächeren Vögeln, indessen ist der mehr oder weniger entwickelte Geschlechtstrieb keineswegs die Ursache, sondern die Folge dieser Zustände. C. Dass sich Federn vom Grunde aus, oder von der Wurzel her verfärben, ist von mir noch bei keinem Vogel beobachtet, vielmehr muss ich so lange, bis an bestimmten Arten das Gegentheil erwiesen ist, daran festhalten: dass die Verfärbung der Feder — in so weit diess überhaupt stattfindet — stets von der Mitte aus beginnt. — 69 Ein Abreiben der Federränder tritt dann stets gleichzeitig ein. Bei manchen Vögeln, namentlich bei solchen, wo die Verfärbung nur ziem- lich unwesentlich ist, scheinen alle Theile der einzelnen Feder, insoweit solche überhaupt dem Einflusse des Lichts und der Luft ausgesetzt sind, diese Veränderung gleichzeitig zu erleiden, aber auch hiervon ist stets die eigentliche Federwurzel so wenig berührt, dass man sie als davon ganz ausgeschlossen betrachten darf: Man wäre in grossem Irrthume, wollte man mit dem Fortpflanzungsgeschäft gleich- zeitig auch den Färbungsprozess für geschlossen ansehen, vielmehr dauert derselbe, so wie das nothwendige Abreiben des Gefieders, bis zur nächsten Mauser fort. Recht auffallend zeigt sich hierbei der Ein- fluss des Lichtes, indem die Federspitzen, insoweit dieselben frei liegen, dem Verfärben und Entfärben vorzugsweise ausgesetzt sind. D. Die Veränderungen des Gefieders geschehen allerdings auf mannigfaltige, bisher noch nicht genügend beobachtete Weise, indessen gehen die Grenzen derselben nicht so weit, 'wie Herr Schlegel diess annimmt. Weiss und schwarz gehen z. B. nie in einander über, wenigstens bei keinem europäischen Vogel. — E. Wir können .uns hier auf das früher Gesagte beziehen. Indem ich nunmehr specieller auf. die einzelnen Gruppen und Arten eingehe, will ich mich vorzugsweise an diejenigen unse- res Vaterlandes halten, indem nur hier genügende Beobachtun- gen an im Freien lebenden Individuen gemacht werden konnten. Das reiche Material des jedem Forscher durch die grosse .Liberalität. der Vorsteher so leicht zugänglichen Berliner zoologischen Museums gab zwar hinlänglichen Stoff auch für exotische Formen, indessen können Bälge, von denen man oft das wann und wo, worauf es. doch so sehr ankommt, nicht einmal kennt, nie die Beobachtung der lebenden Vögel ersetzen. Es bleibt desshalb immer vorzuziehen, die Beweise für solche und ähnliche noch neue Behauptungen in unserer europäischen Fauna zu suchen. Nicht genug kann gewarnt werden, auf Beobachtungen hin, die an gefangenen Thieren gemacht sind, rasche Schlüsse zu ziehen, da das Verhalten derselben -oft ein ganz anderes ist, als bei den in der Freiheit. lebenden. — Oriolus. Wenn Herr Schlegel glaubt, hierbei an exotischen Arten 70 beobachtet zu haben, dass die jungen Männchen schon im zweiten Früh- ling ihres Lebens sich in das Kleid der Alten verfärben, so steht damit unser europäischer Pirol in entschiedenem Widerspruche, da derselbe erst im dritten Jahre ausgefärbt ist. Die jungen Männchen tragen, wenn sie im Frühlinge bei uns ankommen, und auch späterhin, ein dem Herbst- kleide höchst ähnliches Gefieder, und sind in demselben brutfähig. Sturnella militaris. Bei verschiedenen, im Uebergange vom Jugend- kleide zum vollendeten Kleide befindlichen Vögeln konnte man sich von dem unzweifelhaft stattfindenden Federwechsel überzeugen. Sturnus vulgaris. Es ist kaum anzunehmen, dass Herr Schlegel nicht wissen sollte, wie dieser so gemeine Vogel schon im ersten Herbste seines Lebens durch vollen Federwechsel ein Kleid erhält, welches dem der Alten so sehr ähnlich ist. Eine Verfärbung gegen das Frühjahr hin tritt allerdings ein, gleichzeitig jedoch ein Abreiben der Federränder, und namentlich der weisslichen Tropfflecken. z Was die Drosseln betrifft, so findet auch hier eine vollständige Mauser des jungen Vogels statt, keineswegs ein Verfärben zum Pracht- _ kleide. Fast alle Drosseln tragen auch gleich nach der Herbstmauser das prächtigste Kleid, welches gegen den Sommer durch Abreiben und Verbleichen immer unscheinbarer wird. Es ist unbegreiflich, wie man annehmen kann, dass Turdus sibiricus vom Jugend- zum Prachtkleide ohne Mauser durch bloses Verfärben übergehen soll. Auch ich habe vier mehr oder weniger vorgeschrittene Uebergangs- Kleider gesehen, wobei sich ein ausgezeichnetes Exemplar befand, — in der Nähe von Neustadt-Eberswalde im Oktober gefangen und in der dortigen schönen Sammlung der Forst-Akademie apfbewahrt. Hier kann auch der Ungläubigste sich von der vorhandenen Mauser überzeugen, und die Jahreszeit, in welcher diess geschieht, ist ein neuer Beweis gegen die Schlegel’sche Behauptung. Turdus fuscatus kann nur mit Turdus Naumanni verwechselt wer- den, wenn man die alten ausgefärbten Kleider beider, oder namentlich das von Turdus Naumanni nicht kennt, was allerdings bei der grossen Seltenheit dieses Vogels im ausgefärbten Kleide zu verzeihen ist. Turdus atrigularis erhält allerdings durch das Abreiben der Feder- ränder die reine schwarze Kehle im Frühling. Gleichzeitig bildet sich auch das: Schwarz rein aus, ist aber bereits im Herbste sehr deutlich vorhanden. Ein Nachwachsen der Feder findet zuverlässig nicht statt, 71 wovon sich Jedermann leicht durch das ganze Aussehen des Gefieders, nöthigenfalls durch Zirkel- und Zollmaass, überzeugen kann. Von unsern europäischen Sängern verfärben manche Arteh, na- mentlich die Blaukehlchen, ausserordentlich; indessen tritt stets gleich- zeitig ein. Abreiben der Federränder ganz unverkennbar ein. Sehr zweifelhaft erscheint es jedoch, ob es bei allen exotischen Arten, na- mentlich bei denen, welche nur im weiteren Sinne hierher gehören, ebenso ist. Da, wo nach Herrn Schlegel sich ganz neue Federstreifen bilden, ist es jedenfalls zu bezweifeln. Dass die Steinschmätzer nur eine einfache Mauser haben, ist mir längst zur Gewissheit geworden, indessen ist auch hier zu bemerken, dass das Frühlingskleid nicht‘ aus dem Jugendkleide, sondern aus dem ersten Herbstkleide entsteht. Sehr geistreich sind die Bemerkungen über die Bachstelzen. Wenn Herr Schlegel jedoch glaubt, dass die verschiedenen Färbungen der Schafstelzen —- Budytes — allein, oder vorzugsweise, durch klima- tische oder lokale Einflüsse ihrer Brutgegenden bewirkt werden, so ist das ein leicht zu widerlegender Irrthum. Die nordische Schafstelze kommt im vollständig ausgebildeten Sommerkleide in ihr Vaterland, ja bereits auf dem Durchzuge durch das nördliche Deutschland ist der schwarze Kopf derselben vollständig aus- gebildet, es liegt. daher auf der Hand, dass das Klima ihres Sommer- wohnsitzes augenblicklich keinen Einfluss auf das Verfärben hat äussern können. Es wäre allerdings denkbar, dass die Einflüsse des Brutplatzes eine so lang dauernde Nachwirkung äusserten, allein dann fällt bei allen Zugvögeln, also bei der grossen Mehrzahl aller unserer Vögel, die Möglichkeit weg, auf diese Veränderungen hin Schlüsse für oder gegen die Feststellung der Arten zu zie- hen! Es wirft sich hier die Frage auf: sollte nicht die so früh in Holland ankommende Schafstelze mit gelbgrünlichem Kopfe die wirkliche Motacilla neglecta sein? Dies würde um so weniger unwahrscheinlich ERETR als dieser Vogel Holland auf dem Zuge nach England schwerlich vermeiden wird, da er sogar alljährlich zur Zugzeit auf Helgoland, und zwar völlig aus- gefärbt, vorkommt, überdem die verschiedenen Arten oder Varie- täten der Bachstelzen bereits im Herbstkleide sehr sicher zu erkennen sind. Dose a. de An Kallunı. Ya, A 72 Was die eigentlichen Bachstelzen betrifft, so haben diese allerdings eine Frühlingsmauser, wovon sich Jeder leicht überzeugen kann. Anthus pratensis kommt gleichzeitig mit Anthus cervinus an den Küsten des weissen Meeres vor, dennoch verfärbt sich weder der eine in den andern, noch paaren sie sich mit einander. — Bei den Lerchen und Ammern tritt allerdings der Farbenwechsel durch Verfärben, aber auch durch Abreiben der Federränder ein; ebenso verhält es sich mit der Gattung Plectrophanes. Kreuzschnäbel und Hakengimpel erhalten erst in späterer Lebenszeit durch eine vollständige Mauser ihr Prachtkleid. Bei den Kreuz- ‚schnäbeln geht dieselbe sehr langsam von Statten, so dass ein mittleres Kleid selten rein vorkommt; ja man findet an Einzelnen noch Spuren des ersten Gefieders, wenn die zweite Mauser bereits begonnen hat. Auffallen muss jedoch die Behauptung, dass der gemeine Gim- pel sein schönes rothes Kleid durch Verfärbung aus dem Jugendkleide erhalten soll. Wie alle unsere kleinen Vögel, hat auch dieser schon im ersten Herbste seines Lebens seine Mauser, in welcher er das schöne rothe Kleid vollständig erhält. Schon in der zweiten Hälfte des Sep- tembers findet man nur noch an einigen wenigen Exemplaren Spuren “einzelner Federn des Jugendkleides, späterhin keine mehr. Es liegt hier abermals nicht allein der Beweis eines Federwechsels, sondern auch die Unmöglichkeit des Einflusses des Geschlechtstriebes auf diesen Fe- derwechsel vor, da man doch eine Entwickelung desselben im Herbste nicht wird behaupten wollen. Dass die Arten der Gattung TZanagra ihr Prachtkleid durch Ver- färbung erhalten, scheint mir keineswegs erwiesen, vielmehr habe ich an verschiedenen Arten, namentlich an Tanagra brasilia, eine Menge junger Vögel in voller Mauser zum Prachtkleide gesehen. Ebenso ver- schiedene Arten der Gattung Ampelis. Wenn die letzten jungen Schwalben uns im Herbste verlassen, sind sie bereits in voller Mauser begriffen, und legen dann ein Kleid an, welches, sowohl in Hinsicht ‘der Struktur, als der Färbung, dem der Alten näher steht, als das Jugendkleid. Wenn es auch gewiss ist, dass der metallische Glanz im Gefieder der Schwalben sich im Laufe des Winters allmählig erhöhet, so gehört doch ein sehr starker Glaube dazu, um die von Herrn Schlegel aufgeführten Veränderungen exotischer Schwalben und Segler als Folge blosser Verfärbung zu betrachten. Was die Kuckucks-Arten betrifft, so ist Herr Schlegel hierin 73 entschieden im Irrthum, in so weit dies namentlich unsern aschgrauen Kuckuck betrifft. Die jungen Kuckucke tragen an und für sich schon im ersten Federkleide sehr verschiedene Farben, in welchen bald das Rothe, bald das Graue mehr vorherrscht. Uebereinstimmend hiermit ist das Gefieder der alten Vögel, nament- lich der Weibchen. Wie ich schon früher in diesen Blättern *) mittheilte, hatte ich Gelegenheit, eine grosse Menge alter und junger Kuckucke, von mir selbst erlegt, neben einander zu haben, zu einer Zeit, wo die alten Vögel bereits in voller Mauser begriffen waren. Hier zeigte es sich sehr deutlich, dass das neu hervorsprossende Gefieder überall mit dem vorhandenen in völliger Uebereinstimmung war, abgesehen davon, dass die alten Federn verblichen und abgerieben waren. Die ganz rothen Weibchen bekamen wiederum “ein .rothes Kleid, während die grauen grau, und die röthlichen röthlich wurden. Es ist hiemit, wenn auch im geringen Maasse, wie mit dem Kampfstrandläufer, nur kommen — wenn auch selten — Exemplare vor, die, wie das von Naumann abgebildete, aus einem mehr rothen Kleide in ein graues übergehen. Unter etwa fünfzig von mir in wenigen Tagen erlegten Kuckucken, wor- unter viele rothe und röthliche, befand sich nur ein einziger, der mit _ dem Naumann’schen Exemplare übereinstimmte. Was die Tauben betrifft, so kann ich nur über die Hohltaube bestimmte Aufschlüsse geben, in so weit diese sich auf Beobachtungen auf freie Vögel stützen. Hier steht es jedoch fest, dass dieselbe bereits im Monat Januar und Februar, oft bei der bittersten Kälte, das Gefieder wechselt. Niemand wird zu dieser Zeit an eine durch den erwachten Paarungstrieb bewirkte Verfärbung glauben. Recht auffallend zeigt sich der Federwechsel bei den Hühner- Arten. Die Federn des Jugendkleides stehen so dürftig in ihrer blassen, falschen Färbung. neben dem frisch hervorsprossenden Gefieder, dass in der That die ganze Consequenz eines Systemes dazu gehört, um an eine Umwandlung derselben Feder zu glauben. Fände man auch nur eine einzige Feder, welche einen Uebergang zu bilden vermöchte, so hätte die Sache noch einige Wahrscheinlichkeit ; dem ist indessen nicht so. Auch müsste da, wo ein Verfärben des Gefieders stattfindet, dieses an jeder einzelnen Feder gleichzeitig vorschreiten, wie wir dies bei *) Naumamnia I. 1.p. 11 uw ff. 74 Vögeln sehen, wo ein Verfärben stattfindet. Bei den Hühnern sehen wir jedoch das buntscheckigste Gefieder. Die Trappen erhalten ebenfalls das vollkommene Kleid durch eine Mauser, wie man dies auch an den vo Schlegel aufgeführten Zwerg- trappen, namentlich an einem Exemplare des Berliner Museums, sehr deutlich wahrnehmen kann. Alle Strandläufer, Wasserläufer, Re- genpfeifer und Kibitze haben eine doppelte Mauser. In vielen Jahren habe ich die Brutplätze dieser Vögel besucht, und mit ganz be- sonderem Interesse die Mauser derselben beobachtet, nie jedoch ein er- hebliches Verfärben derselben bemerken können. Ein Entfärben tritt jedoch bei: den meisten schon während der Brütezeit ein. Es liesse sich hier vielleicht der Beweis führen, dass, entgegen der Schlegel’schen - Behauptung, mit dem Beginnen des Brütegeschäfts stets mehr oder weniger ein Entfärben stattfindet. Während nämlich die an unsern, Küsten nistenden Sumpfvögel schon Eier und Junge haben, findet man oft noch grössere oder kleinere Schaaren nordischer Gattungs- verwandten auf dem Zuge. Besonders beim Alpenstrandläufer ist der Unterschied des Gefieders zwischen diesen nordischen Zug- und hie- sigen Brutvögeln ausserordentlich gross, ja man sollte kaum glauben, dass beide Vögel derselben Art und einer Jahreszeit angehören. Es würde zu weit führen, hier auf jeden einzelnen Vogel einzu- gehen, indessen sind es eben die Wasservögel, über deren Mauser sich noch so sehr viel Interessantes sagen lässt, und von denen Herr Schlegel behauptet, dass sie ganz allgemein dem Gesetze des ‚Verfär- bens beim Uebergang vom Jugend- ‚oder Winter- zum Sommerkleide unterworfen seien, während sich eben hier leicht nachweisen lässt, dass diese Veränderungen nur durch eine mehr oder weniger ausgebreitete Mauser bewirkt werden. Von Alca torda und Uria grylle habe ich Hunderte im Fleische zur Zeit des Federwechsels zu untersuchen Gelegenheit gehabt. Die Fär- bung dieser Vögel, welche im Sommerkleide schwarze, im Winterkleide (alt) rein weisse Kehle haben, erleichtert eine solche Untersuchung ausserordentlich. Fände eine Verfärbung statt, so müsste naturgemäss das Gefieder zu irgend einer Zeit ein Mittel zwischen Schwarz und Weiss sein; dennoch findet man zur Zeit der Frühlingsmauser nur rein weisse und rein schwarze Federn. Im Monat April, wo die Mauser dieser Vögel gewöhnlich eintritt ‚„ kann man die allmähligen Fortschritte dieser Mauser sehr deutlich verfolgen. Die jungen Vögel tragen be- 75 kanntlich eine grauliche Kehle, allein auch diese geht durch eine Mauser in das Sommerkleid über. Aehnlich ist es mit den verwandten Arten. Was die Möven betrifft, so legen bei diesen die jungen Vögel das Prachtkleid, oder das ausgefärbte Kleid der Alten, keineswegs im Frühlinge an. Man findet zwar zu dieser Zeit unter einer ganzen Menge von Möven einzelne wenige in der Mauser verspätete, welche das Prachtkleid nicht vollständig angelegt haben ; allein diese nisten sogar in dem nicht völlig ausgefärbten Kleide. Diess sind jedoch, wie gesagt, ziemlich seltene Ausnahmen und stets. Vögel, welche sich im dritten Frühlinge ihres Lebens befinden. Die einjährigen Vögel tragen dann noch das graue Ju- gendkleid unvermischt, und wechseln dasselbe erst im hohen Sommer, manche früher, manche später, je nachdem mehr oder minder reiche Nahrung, frühere oder spätere Brut, mehr oder minder grosse Wärme diess bedingt. Wer Gelegenheit hatte, die grossen Schwärme von Larus marinus, welche im Sommer auf manchen Ostsee-Inseln ver- weilen, zu beobachten, dem wird es leicht sein, das eben Gesagte zu bestätigen. An den Brüteplätzen der Möven wird man jedoch jugend- liche Vögel zur Sommerzeit vergeblich suchen, da sie von den Alten nicht geduldet werden — daher sie, wenn sie überhaupt schon so früh brutfähig werden, stets einzeln und entfernt von den eigentlichen Brut- plätzen nisten. Im Monat Mai sieht man im östlichen Pommern und in Preussen grosse Züge der Heringsmöve, Larus fuscus. Unter den vielen Alten findet man, wie oben bemerkt, einzelne wenige, die nicht ganz rein ausgefärbt sind; unter den Jungen keine einzige, welche nicht das Jugendkleid noch vollständig trüge. Es fehlt mithin zu dieser Zeit gänz- lich an Mittelstufen , welche vorhanden sein müssten, wenn diese Vögel sich in demselben Frühlinge in das Kleid der Alten verfärben sollten. Ueber die verschiedenen Entenarten verbreitet Herr Schlegel sich ziemlich ausführlich, und in der That enthalten die bisherigen Meinungen über die Mauser dieser Vögel so viel Unrichtiges, dass sich darüber ein ganzes Buch schreiben liesse ; indessen wird die Sache durch Herrn Schlegels Auseinandersetzungen keineswegs gebessert, vielmehr vollends verwirrt. Die alten Tauchenten legen ihr Winterkleid — welches zugleich ihr Prachtkleid ist — im Oktober und November an, die Jungen sind jedoch während des ganzen Winters in einem fortwährenden Federwechsel be- griffen, der bei manchen Arten sogar an bedeutenden Körpertheilen 76 zweimal stattfindet, und denselben ein mittleres Kleid bringt. Hierhin gehören die Eiderenten, welchen die Scheckente — wie in so vielen Beziehungen — sich anschliesst. Gänzlich isolirt steht die Eisente da, welche allerdings — einzig — in dem braunen Kleide nistet. Ich habe darüber mich gleichfalls früher ausgesprochen, und will hier nur noch wiederholen, dass die alten Vögel bereits an unsern Küsten nicht allein die Mauser beginnen, sondern einzeln sogar vollenden. Wenn man im Frühlinge die Buchten der Ostsee untersucht, wo sich diese Vögel in Menge aufzuhalten pflegen, so findet man den Strand mit einer solchen Menge von Federn derselben bedeckt, dass auch der Ungläubigste — zumal, wenn er sich die Mühe gibt, frisch erlegte Vö- gel zu untersuchen — nicht zweifeln wird, dass hier eine gänzliche Mauser stattfindet. Hiermit stimmen die Beobachtungen nordischer Rei- senden vollständig überein. Uebrigens ist das braune Prachtkleid der alten Eisenten von dem Jugendkleide so verschieden, dass nur ein völlig Unkundiger es damit verwechseln möchte. Aber auch die übrigen Entenarten haben — vielleicht mit einziger Ausnahme der Höhlenenten — eine doppelte Mauser. Am deutlichsten kann man diess bei der Schellente sehen, deren Sommer- und Winterkleider bekanntlich sehr von einander abweichen. In manchen Jahren kommen die alten Schellenten noch im Sommerkleide an die preussischen Küsten, wo dann die Mauser sehr rasch vorschreitet und in verhältnissmässig kurzer Zeit vollendet ist. Wie bereits oben angedeutet, verhält es sich anders mit den jungen Vögeln, denn hier tritt die Mauser später und weit langsamer ein, fällt daher auch in eine kältere Jahreszeit. Desshalb hat auch die vorsorg- liche Natur es für die Erhaltung des Vogels so weise eingerichtet, dass — durch die höchst langsame Mauser — das Individuum nicht durch die Kälte leidet. 5 er Aber nicht allein die Männchen, sondern auch die Weibchen der Enten — bei den meisten Arten haben dies Beobachtungen des Herrn Prediger Böck :und die meinigen bereits festgestellt — haben eine doppelte Mauser. | Es würde zu weit führen, hier in’s Einzelne einzugehen, und muss ich diess einer späteren Arbeit vorbehalten *). *) Wir halten Herrn von Homeyer beim Worte! Es existirt vielleicht kein Or- nitholog, dem bei so reichem Wissen, gegründet auf die gewissenhafteste Natur- 77 Das Gesagte wird auch hinlänglich darthun, dass die an und für sich zwar sehr schätzenswerthen Beobachtungen Schlegels in den meisten Fällen zu weit gegriffen sind. Insbesondere muss daran gezweifelt werden, dass das Verfärben des Gefieders einen wesentlichen Anhalt zur Be- stimmung der Arten und klimatischen Varietäten zu geben vermag. Fassen wir noch einmal die verschiedene Art und Weise der Ver- änderungen des Gefieders der Vögel zusammen, so sind es hauptsächlich folgende : | 1) Die Mauser: a. die vollständige , b. die theilweise. 2) Das Verfärben: a. das Verfärben im engeren Sinne, d. h. in. sofern das Gefieder eine höhere oder bisher nicht vorhandene Färbung erhält; b. das Verbleichen oder Entfärben des Gefieders, welches — früher oder später — fast immer dem Verfärben und dem Federwechsel folgt. 3) Das Abreiben, welches stets mit dem Verfärben und Entfärben in Verbindung steht. ae 4) Das Nachwachsen des Gefieders: a. das Nachwachsen einer bereits vorhandenen Feder kann nur in sq- weit stattfinden, als dasselbe von der Mauser an ununterbrochen — wenn auch langsam — fortdauert. Ein Stillstand oder ein Ab- sterben des Gefieders und ein später eintretendes Nachwachsen ist undenkbar, und mit dem ganzen Wesen der Natur — wo es überall keinen Stillstand gibt — im grellsten Widerspruche. b. Das Hervorsprossen einzelner neuer Federn zwischen dem vor- handenen alten Gefieder, ohne dass gleichzeitig Federn ausfallen, kommt fast nur bei den Scharben vor, wo indessen diese Neulinge — von höchst eigenthümlicher Struktur und Färbung — ebenso schnell wieder verschwinden, als sie gekommen sind. Was die Zeit des Federwechsels betrifft, so wirken darauf bei einer und derselben Art folgende Umstände ein: beobachtung, zugleich eine so günstige Gelegenheit zur Beobachtung, wie der Wasservögel überhaupt, so besonders der Enten, geboten ist, und der daher mehr im Stande wäre, Licht in das Dunkel der Enten-Mauser zu bringen. D.R. 78 1) Das Vaterland. Nördliche Vögel mausern bei der Frühlings- mauser stets, gewöhnlich bei der Herbstmauser später, als südliche. 2) Die Zeit der Brut — ob erste, oder zweite, oder noch spätere — wirkt darauf ein. . 3) Die mehr oder minder reiche Nahrung ist von grossem Einfluss. 4) Besondere Kräftigkeit des Vogels kann dieselbe beschleu- nigen, Krankheit sie verspäten oder ganz aussetzen. Dadurch tritt oft eine scheinbare Abhängigkeit von der Brutfähig- keit des Vogels ein, die in der Wirklichkeit nicht besteht, indem nur eine Ursache auf beide wirkt und dadurch eine gewisse Ueber- einstimmung erzeugt. — Indem auch am Schlusse dieser Betrachtung ich weit davon entfernt bin, das Verdienst der Schlegel'schen Arbeit verkürzen zu wollen, kann ich indessen nicht umhin, älteren Beobachtern — na- mentlich Naumann — das wiederholt zu vindiciren, was ihnen von Rechts wegen gebührt: Das Verfärben des Gefieders der Vögel ist weder eine neue Beobachtung, noch ist die Anwendung und die Ausdehnung derselben von Schlegel durchweg rich- tig erkannt. Warbelow im Januar 1853. 4 E. F. v. Homeyer. Die Vögel Gothlands. Von H. D. 3 Wallengren, auf Trolle Ljungby bei Christianstadt in Schweden. Wenn man in dem geographischen Theile der Ornithologie, welcher für die Wissenschaft so wichtig ist, zu einem Resultate kommen will, hat man nicht nur ein Material zur Vergleichung der Faunen ganzer Länder, sondern auch zu der der einzelnen Provinzen von nöthen, — ja es wird vielleicht nur durch dieses letztere möglich sein, das er- wünschte Ziel zu erreichen: die latitudinalen und longitudinalen Grenzen der einzelnen Arten so genau wie möglich zu bestimmen. Diese Ueber- zeugung hat mich veranlasst, ein Verzeichniss aller bisher auf Goth- 79 land (einer Insel, die vermöge ihrer Lage in der Mitte des baltischen Meeres, und wegen ihres in Folge dieser Lage im Verhältniss zu ande- ren schwedischen, unter gleicher Höhe liegenden Provinzen gelinderen Klima’s, viele Eigenheiten des Nordens, Ostens und Südens zu verbin- den scheint) aufgefundenen Vögel zu geben; ich glaube, dass ein sol- ches zu der Lösung der Aufgabe ein wenig mitwirken wird, und daher von den Ornithologen Deutschlands nicht ungünstig aufgenommen werden dürfte, besonders weil die Nachrichten von den ornithologischen Verhältnissen dieser Insel, welche zu üns gekommen sind, hie und da in Zeitschriften zerstreut, und also nicht so zugänglich sind, wie man es wünschen möchte. Schon dem flüchtigen Betrachter des folgenden Verzeichnisses wird es einleuchten, dass die Insel nicht allein den von Norden nach Süden und umgekehrt ziehenden Schaaren der Zugvögel ein ersehnter Ruheplatz sei, sondern auch ein erwünschter Wohnort, wo gar manche Repräsentanten der Ornis umliegender Länder ihre Jun- gen erziehen. Die Insel, die ungefähr 15 geogr. Meilen lang ist und in ihrer gröss- ten Breite 7 Meilen enthält, besteht aus einer einzigen Kalkklippe, welche auf mehreren Stellen sich ziemlich ansehnlich aus der Tiefe steil und schroff emporhebt. Dem Schiffer, der sich ihren Küsten nähert, erscheint sie jenen Festen des grauen Mittelalters nicht unähnlich, die mit ihren geborstenen und rauhen Mauern an verschwundene Zeiten und kühne, unternehmende Völker erinnern. So hat auch die Insel einst in der Ge- schichte des Nordens eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, und der , Name ihrer damaligen Hansestadt, Wisby, ist in den Annalen des Han- dels auf mehr als einer Stelle genannt. Auch dem Alterthumsforscher bietet Insel und Stadt ein weites Feld zu Forschungen dar. Besonders werden dem Archaeologen die herrlichen, zum Theil gut erhaltenen und gepflegten Kirchenruinen, welche die Stadt zahlreich hegt, und der noch übrige Rest der Festungsmauer mit ihren vielen. vierseitigen Thürmen, interessant sein, und er wird sich ohne Zweifel, wie ein jeglicher Wissen- schaftsmann, der die Insel besucht, stets der Bereitwilligkeit erinnern, womit alle Antiquitäten von ihren Pflegern gezeigt werden, wie er auch in dankbarer Erinnerung alle die Gastfreiheit und Freundschaftlichkeit behalten wird, die er von den Einwohnern der Stadt und Insel erfahren hat. Dem Geologen bietet die Insel nicht minder interessante Gegen- stände dar, und er wird auf den meisten Stellen der Küsten reiche Ern- ten machen, und sowohl in der Stadt als auf dem Lande schöne Samm- s0 lungen finden, welche ihm mit immer gleichem Wohlwollen eröffnet werden. An den steilen Küsten liegt die Insel überhaupt ziemlich hoch über der Meeresfläche, übrigens aber ist sie flach, ohne bedeutende Anhöhen, mit Ausnahme der Thorsburg auf der östlichen Küste, und der Hoburg auf der südlichen Landspitze; doch. können auch diesen nicht Namen, Ehre und Rang von Bergen beigelegt werden, sondern sie müssen sich mit dem weit anspruchsloseren Namen von Hügeln begnügen. Das flache Land ist beinahe überall mit Nadelholz, besonders mit Fich- ten bewachsen, doch sind die Wälder um die Küsten herum dünner ge- worden in Folge des Holzhandels, der in neuerer Zeit mit grösserem Ernste betrieben worden ist; nur die Südspitze der Insel um die Hoburg und Wamblingbo, welche auch bedeutend niedrigere Küsten als die übrige Insel hat, ist eine kahle, waldlose Haide. 'Die Wälder haben ge- wiss dem reisenden Ornithologen mehrere interessante Sachen, wie Pi- cus leuconotus, Muscicapa ulbicollis, Falco aesalon u. s. w. darzubieten, ich hege. aber dennoch kein Bedenken, den Morästen im Innern des Landes, sowie den Küsten den Vorrang zu geben, was, wie ich glaube, ein Jeder zugeben wird, der die Insel in ornithologischer Hinsicht be- reist. Die Moräste oder Moore sind gross und zahlreich. Grösstentheils sind sie mit Arten von Seirpus und Schoenus bewachsen, in denen ver- schiedene Sumpfvögel ihren Aufenthalt haben; ausserdem sind sie hier und da von klaren Wasserspiegeln durchzogen, wo Taucher und Arten . von den Gruppen Anas und Fuligula ihre zierlichen Gestalten wiegen. Eine Schaar von gaukelnden Seeschwalben und schreienden Wasserläufern mehrerer Arten begrüssen den Wanderer sogleich bei seinem ersten Eintritte in das Moor, und das Treiben dort wird ihm eine Vorstellung’ von dem Leben in den hochnordischen Gegenden gewähren, wo der Mensch monatlang die Vögel nicht beunruhigt. Diess wird ihn auch einiger- massen über den Mangel der schönen Reiherkolonien der Moräste Un- garns trösten; und das im Grase schleichende Sumpfhuhn, welches der eifrige Hund steht, wird seine Aufmerksamkeit nicht ar erregen, als die ihn umkreisenden Pfuhlschnepfen. Diese Moore oder »Myren«, wie sie dort genannt werden, sind jedoch keine Moräste mit tiefem Schlamme, sondern nur sumpfige Ver- tiefungen auf festem Boden, so dass man meistens vorwärts wandern kann, ohne Furcht, im Schlamme stecken zu bleiben. Der Ackersmann hat in neuerer Zeit sein Auge auf diese für ihn bisher unnütze Strecke 8 gerichtet, wesswegen Auch dort Stellen sich befinden, wo Sumpf- und Wasservögel noch kurz vorher nisteten und über welche jetzt der Pflug und die Hacke geht. Der rationale Ackerbau, der für den ökonomischen Wohlstand und den Zuwachs eines Landes so wichtig ist, übt gewisser- massen einen störenden Einfluss auf dessen faunistische Verhältnisse aus. Diess gilt wohl am meisten von den Insekten, welche, wie die Pflanzen, mehr an den Boden gebunden sind, und daher von den ihn alterirenden Vorgängen mehr als die übrigen Thiere abhängig sind; aber es hat diess Verhältniss auch grossen Einfluss auf das Gebiet der Ornithologie. Mit den Wäldern, welche gerodet werden, verschwinden auch die Vögel, welche Wald und Schatten lieben, und ihre Plätze werden von der Lerche und der Grauammer eingenommen; mit den Morästen, welche entwäs- sert und urbar gemacht werden, verschwinden die Schnepfen und Enten, und das Rebhuhn und die Wachtel werden vielleicht die fruchtbaren Fluren bald bevölkern. So wird es auch zuletzt mit Gothland gehen, wo man die meisten grössern Moore zum Anbau auszutrocknen begon- nen hat. Eine Zeit nähert sich, wo man Totanus, Limosa und Fuligula auf Stellen, wo sie zuvor zahlreich gefunden wurden, vergebens suchen wird, und diese Zeit ist nicht mehr weit entfernt. Schon hat Larus minutus, welche noch vor einigen Jahren dort gefunden wurde, ihre Brutplätze verlassen, und wird nunmehr vielleicht erst in den weiten Einöden Finnlands oder Russlands getroffen. Limosa aegocephala nimmt gleichfalls jährlich an Anzahl ab, so dass sie nach einigen Jahren wohl nicht mehr dort anzutreffen sein wird. Die Küsten mit den naheliegenden kleineren Inseln und Eilanden, von welchen die Carls-Inseln hier besonders erwähnt zu werden verdie- nen, als die in ornithologischer Hinsicht anziehendsten, sind, wie schon gesagt, beinahe überall hoch und steil, und werden von der Unterlage der ganzen Insel — dem Kalkstein — gebildet, welcher in allen Rich- tungen so gespalten und geborsten ist, dass er den in Felsenklüften gern nistenden Wasservögeln gute Wohnplätze gewährt. Desshalb findet sich auch Uria grylie in grossen Schaaren überall an der Küste, .und die Carls-Inseln erinnern an die Vogelberge des nordischen Archipels. Alca torda, Uria hringvia, Troile und grylle bewohnen die rauhen Ab- sätze dieser Insel, während Larus argentatus und fuscus in grosser Menge das hochliegende Plateau einnehmen. Der niedrige Strand, der zwischen dem steilen Abhange und dem Meere sich hinschlängelt, ist von herabgestürzten Blöcken und verwitterndem Gestein bedeckt, und Naumannia. 1853. 6 82 bietet den Möven und Seeschwalben, welche sich dort zahlreich nieder- gelassen haben, geeignete Brutplätze dar. Auf den niedrigern Inseln und Eilanden, besonders der östlichen Küste, bei Slitö und Nähr, gastet der stattliche Eidervogel, und versieht den Einwohner mit der weichen Dune, die ihn so gesucht macht, und, nebst anderen Arten von Tauch- enten, auch mit Eiern, wesshalb es auch Niemand auf solchen Inseln zu landen und dort in der Nähe einen Schuss zu thun gestattet ist, wenn ‚er nicht von dem Eigenthümer selbst Erlaubniss dazu erhalten hat. Wegen der Lage der Insel inmitten des Meeres ist das Klima sehr gelind. Der Wallnussbaum dauert gut aus, ohne dass er von der Winter- kälte leidet, während er dagegen in dem weit südlichern Schonen oft durch den Frost verdorben wird. Die Weintrauben reifen im Freien eben so oft in Gothland wie in Schonen, d. h. bloss in sehr warmen Sommern, wie der des verwichenen Jahres. Ich hielt es für nöthig, diese kurzen Bemerkungen über die natür- liche Beschaffenheit der Insel vorauszusenden, bevor ich zu dem eigent- lichen Verzeichnisse der Vögel übergehe, weil sie dieses zu beleuchten einigermassen im Stande sind. Was die Quellen betrifft, aus welchen ich hinsichtlich der Angaben von dem Vorkommen der Vögel geschöpft . habe, so sind diese hauptsächlich: »Öfversigt af Gottlands Foglar« von Dr. Andr&e in »Kongl. Wet. Acad. Handlingar« für das Jahr 1841, und die Berichtigungen und Zusätze dazu von Andree selbst, Mewes, Lilje- borg und mir in »Öfversigt af Gottlands Foglar Kongl. Wet. Acad. For- handlingar«, sowie auch die besonderen Observationen, die ich während einer zweimonatlichen Reise im Jahre 1849 auf der Insel anstellte. Da ein Verzeichniss, wie das folgende, nicht beabsichtigt, ein Sy- stem, sondern bloss eine Uebersicht der zu der angegebenen Fauna ge- hörenden Vögel zu geben und nur in dieser Hinsicht Werth haben kann, so bin ich in der Anordnung und Benennung der Arten hauptsächlich der Nomenclatur des Werkes: »Die Wirbelthiere Europa’s von Keyser- ling und Blasius« gefolgt. Die Arten, welche nicht mit Ordnungszahlen versehen sind, besuchen die Insel nicht jährlieh, sondern haben sich nur zuweilen dahin verflogen und können also eigentlich nicht zu ihrer Fauna gezählt werden. vw 41. Falco subbuteo, Lin. Horstend. Hie und da in den Wäldern. 2. F. peregrinus, Briss. Horstend. Selten. 83 3. F. aesalon, Gmel. F. lithofalco, Gmel. Nilss. Horstend. Von mir auf verschiedenen Stellen gesehen, wiewohl selten. 4. F. tinnunculus, Lin. Horstend. Nicht gemein. 5. Pandion haliaötos, Lin. Horstend. Hie und da an den Küsten und in den Morästen. N 6. Buteo lagopus, Brünn. Nur einmal unter dem Herbstzuge an- getroffen und dieser war ein junger Vogel. Doch muss der Vogel wohl jedes Jahr über die Insel ziehen. 7. Aquila fulva (Lin.). Horstend. Wird das ganze Jahr hindurch hier und da auf der Insel angetroffen. 8. Haliaötos albieilla (Lin.). Horstend. An den Küsten gemein. CF. ossifragus, Nilss., ist ohne Zweifel der jüngere Vogel.) 9. Milvus reyalis (Briss.). Horstend. Hie und da. 10. Astur palumbarius (Lin.). Horstend. Gemein. 44. A. nisus (Lin.). Horstend. Gemein. 12. Circus eineracens (Montagu.). Horstend. Selten. 13. Ulula aluco (Lin). Horstend. Gemein. 14. Aegolius otus (Lin.). Horstend. Nicht gemein. 15. A. drachyotus (Lin.). Nur in der Zugzeit, wo er sich auch einige Wochen auf der Insel aufhält. — Surnia passerina (Lin. Nilss.) = Strix acadica (Temm.). Zu- fällig im Winter. — S. funerea (Lath.) = Strix nisoria (Meyer) ist als zufällig vor- kommend angegeben und im Monat Juli gefunden worden. Dieses frühe Vorkommen scheint mir doch kein Zufall zu sein, sondern ich glaube, dass der Vogel auf der Insel gehorstet hat. Diess zu schliessen, glaube ich mich noch mehr durch die Thatsache berechtigt, dass ich in Schonen mehrmals, wiewohl selten, diese Eule im Sommer angetroffen habe. Doch ist es mir noch nicht gelungen, ihren Hort ausfindig zu machen. — S. nyetea (Lin.): Zufällig im Winter. 16. Cypselus apus (Lin.). Nistend. Gemein. Fliegt in grossen Schaaren über dem Moore, um Insekten zu fangen. 17. Caprimulgus europaeus (Lin.). Nistend. Gemein. 18. Jynz torquilla (Lin.). Heckend. Hier und da. 19. Picus martius (Lin.). Ebenso. 20. P. leuconotus (Lin.). Nistend. Selten. Bei dem Dorfe Westerby an der östlichen Küste schoss ich ein altes Männchen und drei flügge Junge. Diese letzteren hatten einige Tage zuvor das Nest verlassen “ 6 * 84 und folgten nun den Aeltern in einer lichten, aus alten Fichten bestehen- den Waldgegend. £ 21. Picus major (Lin). Heckend. Hier und da. 22. P. minor (Lin.). Ebenso. 23. Coracias garrula (Lin.). Ebenso. 24. Upupa epops (Lin.). Nistend. Selten. 25. Alauda arborea (Lin.). Heckend. Selten. An mehreren Stel- len hörte ich den schönen Gesang dieser Lerche. 26. A. arvensis (Lin.). Nistend. Gemein. 27. Plectrophanes nivalis (Lin.). Im Winter wird diese Ammer hier und da, besonders an den Küsten angetroffen. 28. Emberiza hortulana (Lin.). In der Zugzeit, höchst selten. 29. E. eitrinella (Lin.). Nistend. Gemein. 30. Passer domesticus (Lin.). Ebenso. — P. montanus (Lin). Es ist eine Eigenthümlichkeit, dass der Feldspatz, der sonst in Schweden so gemein ist, in Gothland nur zufällig gefunden wird. Nur im Winter sind zwei Exemplare davon wahrgenom- men worden, und niemals ist er auf der Insel nistend getroffen. Ich habe ihn auch dort niemals gesehen. 31. Pyrrhula vulgaris (Briss.) = P. rubicilla (Pall.). “Heckend. Selten. An wenigen Orten während meiner Reise gesehen. — P. erythrina (Pall.). Einmal ist ein Weibchen im Winter ge- schossen worden. 32. Acanthis spinus (Lin.). Nistend. Hier und da. - 33. A. carduelis (Lin.). Ebenso. 34. A. linaria (Lin). Während des Winters. Selten. 35. Fringilla cannabina (Lin.). , Heckend. Gemein. 36. F\. flavirostris (Lin). Während des Winters. Selten gesehen. Es leidet jedoch keinen Zweifel, dass dieser Vogel, der in Schonen, be- sonders an kahlen und ebenen Orten, im Winter so gemein ist, jährlich sich auch in Gothland einstellt. . 37. F. chloris (Lin.). Nistend. Gemein. 38. F. coelebs (Lin.). Ebenso. 39. F. montifringilla (Lin.). Im Winter. Selten. 40. Loxia pityopsittacus (Bechst.). Nistend. Gemein in den mei- sten Wäldern der Insel. Hier möchte ich eine Bemerkung machen in Betreff der Mauser dieses Vogels. Ich habe zuweilen hier in Schonen im Monat Mai Individuen von dieser Vogelart geschossen, welche in 85 voller Mauser begriffen waren. Nicht allein die kleinen Gefieder, son- dern auch die Schwingen und der Schwanz waren mit neuen Federn gemischt. Andere. Individuen, in. gleicher Zeit geschossen, zeigten gar keine Spur des Mauserns. Diese Verschiedenheit ist vielleicht abhängig .von- der ungleichen Zeit des Brütens. Wir wissen, dass diese Vögel nicht allein im ‘Sommer, sondern auch im Winter brüten. 44. Loxia eurvirostra (Lin.). Heckend. Seltener als der Vorhergehende und von mir nur in der Nähe von Wisby und an etlichen nördlich da- von liegenden Orten getroffen. 42. Parus eaudatus (Lin.). Nistend. Selten. Von mir (den 25. Juni) nur an einem einzigen Orte angetroffen, und hatten die Jungen neulich das Nest verlassen. 43. Parus coeruleus, Lin. Heckend. Selten. 44. P. major, Lin. Nistend. Gemein. 45. P. ater, Lin. Ebenso. Es ist sehr merkwürdig, dass P. palu- stris Auct. nicht auf der Insel sich befindet, während sie im ganzen Schweden sehr gemein ist. 46. Sitta uralensis, Licht. = $. europaea, Nilss., nicht aber 8. caesia, Meyer. Heckend. Gemein. $. uralensis ist die einzige Art von diesem Geschlechte in Schweden. 47. Bombyeilla garrula (Lin.). Im Winter. Selten. 48. Garrulus glandarius (Lin.). Nistend. Gemein. 49. Nucifraga caryocatactes (Lin... Heckend. Selten. Mehrere Personen, die diesen Vogel sehr gut kannten, haben mir erzählt, dass er auf der Insel heckt, aber er versteckt sich im Sommer so, dass man ihn selten zu sehen bekommt, und kommt ‚erst im Herbste in grösserer Anzahl zum Vorschein. 50. Pica caudata (Lin.). 'Nistend. Gemein. 51. Corvus monedula, Lin. Ebenso. 52. Corvus cornix, Lin. Ebenso. C. eorone ist nicht dort ge- funden. 53. ©. corax, Lin. Ebenso. 54. ©. frugilegus, Lin. Heckend. Selten. Nur auf der Südspitze der Insel hat dieser Vogel eine Colonie. 55. Sturnus vulgaris, Lin. Nistend. Gemein. 56. Troglodytes parvulus, Koch. Heckend. Hier und da. 57. Certhia familiaris, Lin. Ebenso. 58, Cinelus aquaticus, Bechst. Während des Winters. Hier und da. 59, Küsten. 60. 86. Anthus rupestris, Nilss. Nistend. Gemein überall an den A, pratensis (Lin.). Auf dem Herbstzuge. Selten. Es ist je- doch sehr wahrscheinlich, dass der Wiesenpieper auch auf der Insel brütet, wiewohl ich ihn nicht in der Brutzeit dort antraf. 61. 62. A. arboreus, Bechst. Nistend. Gemein. A, campestris, Bechst. Heckend. Von mir nur auf der Süd- spitze der Insel angetroffen. 63. 64. Motaeilla alba, Lin. ‚Nistend. Gemein. M. flava, Lin. Ebenso. M. flava var. capite nigro. In der Zugzeit. Zufällig. . Turdus iliacus, Lin. Heckend. Gemein. . T. musicus, Lin. Ebenso. . T. pilaris, Lin. Ebenso. . T. viscivorus, Lin. Nistend. Nicht gemein. . T, merula, Lin. Heckend. Gemein. 70. 14. IR. gesehen. 713. Accentor modularis, Koch. Während des Winters. Selten. Regulus eristatus, Koch. Nistend. Gemein. Ficedula hypolais (Lin.). Heckend. Ziemlich oft gehört und F. sibilatrix (Bechst.). Nistend. Selten. Den 26. Juni ange- troffen mit noch wenig bebrüteten Eiern. 74. 75. 76. 17. 78. 719. F. trochilus (Lin.). Heckend. Gemein. Sylvia curruca, Lath. Nistend. Nicht gemein. S. atricapilla (Lin.). In der Zugzeit. Selten. S. einerea, Lath. Heckend. Nicht gemein. $. hortensis, Bechst. Nistend. Gemein. S, nisoria, Bechst. Heckend. Selten. Lasciola philomela (Bechst.). Zufällig. Nur einmal gehört . L. suecica (Lin.). In der Zugzeit. Selten. . L. rubecula (Lin.). Nistend. Gemein. . L. phoenicurus (Lin.). Ebenso. . Saxicola rubetra (Lin.). Heckend. Nicht gemein. . S. oenanthe (Lin.). Nistend. Gemein. . Lanius. excubitor, Lin. Während des Winters. Selten. . L. collurio, Lin. Heckend. Gemein. . Muscicapa grisola, Lin. Ebenso. 87 88. Muscicapa atricapilla, Lin. Nistend. Höchst selten, Von mir vergebens gesucht, von Conservator Mewes aber gefunden. 89. M. albicollis, Temm. Heckend. An mehreren Orten ziemlich zahlreich gefunden; scheint mit der Parus ater, deren Lockruf dem die- ser Art einigermassen ähnelt, sich gut zu vertragen. 90, Hirundo urbica, Lin. Nistend. Gemein. An den Küsten von Gothland sowohl als auch den Carls-Inseln ist die Schwalbe sehr gemein, und vermuthe ich, dass sie irgendwo an den Kalkklippen ihre Nester . aufgeschlagen haben möchte, weil in der- Nähe, wo ich sie angetroffen habe, keine anderen dem Anschein nach passenderen Plätze dazu sich fan- den. Ich vermogte dennoch nicht ein einziges Nest dort zu entdecken, wiewohl die Vögel dorthin und von dort abflogen, wie sie bei ihren Nestern gewöhnlich thun. 91. H. rustica, Lin. Heckend. Gemein. (H. riparia ist noch nicht auf der Insel angetroffen worden, wiewohl von Andree mit einem Frage- zeichen aufgeführt.) 92. Columba palumbus, Lin. Nistend. Nicht gemein. 93. €. oenas, Lin. Heckend. Gemein. 94. Tetrao tetrix, Lin. Ebenso. 95. Perdix cinerea (Briss.). Ebenso. — P. coturnix (Lin.). In der Zugzeit einmal gehört. — Otis houbara, Gmel. Conservator Mewes hat auf der Insel Federn von dieser Art gefunden, was zu zeigen scheint, dass dieser nordafrikanische Vogel sich auch einmal nach dem Norden verirrt ha- ben mag. 96. Crex pratensis, Bechst. Nistend. Gemein. 97. Ortygometra porzana (Lin.).. Heckend. Selten. Sowohl Junge in. Dunentracht als alte Vögel wurden in Bjarga »Myre« angetroffen. Die erstern hatten noch nicht (den 26. Juni) das weisse Korn an der Spitze des Schnabels verloren. 98. Fulica atra, Lin. Nistend. Selten. 99. Grus cinerea, Bechst. In der Zugzeit. Selten. 100. Vanellus eristatus, Mey. Heckend. Gemein. Eine Varietät mit ganz weissen Schwingen habe ich dort einmal gesehen. Es war ein junger Vogel. 101. Squatarola helvetica (Briss.). In der Zugzeit. Selten. 102. Charadrius pluvialis, Lin. In der Zugzeit, wo er sich einige Wochen dort aufhält. 88 103. Eudromias morinellus (Lin.). Wie der vorige, wiewohl sel- tener. 104. Aegialites curonicus (Besecke). Nistend. Selten. Wurde nur zweimal gesehen. 105. A. hiatieula (Lin.). Nistend. Gemein. 106. Strepsilas interpres (Lin.). Nistend. Hier und da auf den Eilanden, die weiter von den Küsten liegen. 107. Haematopus ostralegus, Lin. Heckend. Gemein. — Recurvirostra avocetta, Lin. Ist früher an der östlichen Küste angetroffen worden, aber nunmehr nirgendswo zu finden. 108. Totanus glottis (Lin.). Nistend. Selten. In »Digre« Moore erhielt ich ein einziges Exemplar, und anderswo sah ich einige dieser Schnepfen. | 109. T. fuscus (Briss.). In der Zugzeit. Selten. 110. T, calidris (Lin.). Heckend. An den Küsten und in den »My- ren« gemein. 141. T. glareola (Lin.). Ebenso. 112. T. ochropus (Lin.). Nistend. Seltener als die beiden vorher- gehenden. 113. Actitis hypoleucos (Lin.). Heckend. Sehr selten. 114. Limosa rufa, Briss. Während der Zugzeit. Hier und da. 115. L. aegocephala (Lin.). Nistend hier und da in den »Myren«. Nimmt jährlich ab und verschwindet wohl am Ende, der vielen Urbar- machungen wegen, ganz. Im Juni, als ich dort an ihrem Heckplatze eintraf, waren die Jungen schon erwachsen. 116. Machetes pugnax (Lin... Heckend. Nicht selten. 117. Tringa canutus, Lin. Hier und da während der Zugzeit. Fin- det sich zur Herbstzugzeit so zeitig sowohl an Gothlands als auch an Schonens Küsten ein, dass die Aeltern noch beinahe ihre Sommertracht unverändert haben. 118. Tr, subarguata (Güldenst.). Während der Zugzeit. Hier und da. 119. Tr. cinelus, Lin. Heckend. Selten. Hatte schon am 23. Juni erwachsene Junge. 120. Tr. Temminckii, Leis. Während der Zugzeit. Selten. 121. Ascalopax gallinula (Lin.). Ebenso. 122. A. gallinago (Lin.). Nistend. Gemein. 123. A. major (Lin.). Heckend. Hier und da. 124. Scolopax rusticola, Lin. Heckend. Hier und da. 89 125. Numenius phaeopus (Lin.). Obwohl ich während meines Auf- enthaltes auf der Insel das Nest dieser Art nicht finden konnte, . ver- muthe ich doch, dass er daselbst heckt, weil ich schon am 3. Juli (bei Nähr an der östlichen Küste) mehrere Individuen traf, und später am Iten desselben Monats in der Gegend von Hoburg, an der südlichen Spitze der Insel. Diess war ohne Zweifel allzu zeitig für diesen Vogel, um schon auf dem Zuge von nördlicheren Gegenden zu sein. Sie waren so scheu *), dass sie sich nicht in Schussnähe kommen liessen. In der Nähe meines Wohnortes in Schonen habe ich auch einmal während des Sommers ein Weibchen dieser Art erhalten, welches unwidersprechlich Zeichen wiess, dass es im Hecken begriffen gewesen war. Während der Zugzeit kommt diese Art nicht selten an Gothlands Küsten vor. 126. Numenius arguata (Lin.). Nistend. Gemein. — Ibis faleinellus (Lin.) soll sich einmal auf die Insel verflogen haben. 127. Ardea ceinerea, Lin. Während der Zugzeit. Selten. 128. Ciconia alba, Briss. Ebenso. — C. nigra (Lin.) ist einmal ‘während der Winterzeit getroffen worden. 129. Cygnus musicus, Bechst. Während des Winters. Gemein. 130. Anser segetum (Gmel.). Zur Zugzeit. Selten. 131. A. einereus, Mey. In der Zugzeit. Hier und da. 132. A. drenta, Pall. = 4. torquatus, Frisch. = A. berniecla (Lin.). Zur Zugzeit. Selten. Ohne Zweifel werden vorkommen während dieser Zeit auch A. albifrons, Penn. und A. leucopsis, Bechst., obwohl sie noch nicht bemerkt worden sind. 133. Vulpanser tadorna (Lin.), Nistend. An der östlichen Küste ziemlich gemein, ; 134. Anas penelope, Lin. Zur Zugzeit. Selten. 135. A. querquedula, Lin. Nistend. Selten. 136. A. acuta, Lin. Heckend. Gemein. 137. A. boschas, Lin. Ebenso, 138. A. erecca, Lin. Ebenso. 139. Rhymchaspis clypeata (Lin.). Heckend. Selten. 140. Somateria mollissima (Lin.). Nistend. Gemein an den Küsten, besonders an den östlichen, wo man, nachdem das Brüten begonnen, die *) Ein Beweis mehr für die Annahme des Herrn Verfassers! B. 90 Männchen von den Weibchen getrennt, in grossen Schaaren versammelt sah. Die Weibchen wurden im Juli schon von den Jungen begleitet, welche mit grosser Hastigkeit, so zu sagen, auf dem Wasser springen, wenn sie nicht durch Tauchen ihren Verfolgern entgehen können. Eine eigene Manier, diese sonst so scheuen Vögel in Schussnähe zu locken, zeigte mir ein Bootführer, der mein Begleiter auf meinen Excursionen war. Nachdem ich mir vergebens alle Mühe gegeben hatte, einem Schwarm Eiderenten-Männchen in Schussnähe zu kommen, fragte er mich, ob ich sie zu mir kommen sehen wolle, worauf er auf meine bejahende Antwort seinen Hut abnahm und dem Schwarme zu winken begann, während er mit dem Boote still hielt. Kaum hatte er diess zu thun be- gonnen, als auch schon der Schwarm sich richtig näherte, um, so wie es schien, nachzusehen, was dieses Complimentiren zu bedeuten habe. 141. Oidemia fusca (Lin.). Nistend. Gemein. 142. @laueion elangula (Lin.). Während des Winters. Gemein. 143. Harelda glacialis (Lin.), Ebenso. 144, H. Stelleri (Pall.).,. Während des Winters. Selten. : Zweimal getroffen. Scheint ein immer wiederkommender Wintervogel zu sein. - 145. Fuligula marila (Lin.). Heckend. Selten. 146. F, ferina (Lin.). Ebenso. 147. F. cristata (Raj.). Ebenso, „| 148. Mergus castor, Lin. Nistend, Hier und da. 149. M, serrator, Lin, Ebenso. 150. M. albellus, Lin. Während des Winters. Selten. 151. Phalacrocorax carbo (Lin). Ebenso. — Podiceps minor, Lath. Während des Monats Februar wurde vor einigen Jahren auf einem Moore im südlichen Gothland ein’ Exemplar gefunden. 152. P. suberistatus (Jacq.). Während des Frühlings und Herbstes, höchst selten. 153. P. auritus (Lin.) = P. arctieus, Boie, Nilss. et P. cornutus, Lath., nicht aber P. auritus, Briss. Lath. Nilss. Nistend. Hier und da in den Mooren. 154. Colymbus areticus, Lin. Während des Winters. Selten. 155. Col, septentrionalis, Lin. Während des Winters. Ziemlich gemein, 156. Alca torda, Lin. Auf den Carls-Inseln in grosser Menge heckend, wiewohl wegen des starken Beschusses merkbar abnehmend. 9 Einer eigenen Uebung und Fertigkeit bedarf es, um diesen Vogel zu schiessen, weil sein Flug sehr schnell und gewandt ist. Man muss stets ein gutes Stück vorhalten, und thut im Anfange viele Fehlschüsse, ehe man die gehörige Fertigkeit erlangt hat, das richtige Vorhalten abzu- messen. Er ist jedoch nicht scheu, da er, ungeachtet eines fortgesetz- ten Schiessens, fortfährt, fleissig den Jungen Nahrung auf die Klippe zu tragen. Ebenso geschieht es oft, dass er, sitzend auf einem Klippen- absatze vor seinem Neste, durch einen auf ihn gerichteten Fehlschuss nicht wegfliegt, sondern nur in sein Loch kriecht, und eine kurze Zeit darauf ganz ruhig wieder hervorkommt, um sich aufs Neue einem Schusse auszusetzen. — Die Höhe des Vogelberges hierselbst ist so un- bedeutend , dass eine besondere Region für diese Art nicht angegeben werden könnte, wie auf den Vogelbergen in den arctischen Gegenden; aber obwohl Uria sich in nicht geringer Zahl in derselben Gegend wie Aleca aufhält, so hat doch jede Art ihre eigenen Plätze, so dass sie nicht zwischen einander wohnen. Man findet auch hier sogenannte »Ueber- zählige«, und wie der Schnabel ausweist, ganz sicher jüngere Exem- plare, welche ebenso wie die Alten vom und zum Berge fliegen, ob- schon ich darum nicht behaupten kann, dass diess geschieht, um die Jungen zu ätzen, da ich keinen bemerken konnte, der Nahrung nach dem Berge getragen hätte. Beim Oeffnen solcher Individuen waren die Zeugungstheile nicht angeschwollen, was sich doch so verhalten haben müsste, wenn sie sich in diesem Jahre selbst fortgepflanzt hätten. — Selten, und nur, wenn er in grosser Gefahr ist, gibt dieser Vogel einen Laut von sich, welcher mit »gaarb« — fast dem Laute der Krähe glei- chend — ausgedrückt werden kann. Er ist sehr neugierig, und fliegt gewöhnlich mehreremale um’s Boot, wenn man sich der Colonie nahet. Dasselbe thut er auch zur Winterzeit, da er in nicht unbedeutender Menge Schonens Küsten besucht. — Mergulus alle (Lin... Während des Winters einmal getroffen. 157. Uria gryllie (Lin). Nistend, Gemein. Sehr scheu auf den Heckeplätzen. | 158, Uria lomvia, Brünn. = U. troile, Temm. Nilss. Heckend. Zahlreich auf den Carls-Inseln, besonders auf den kleinern, wo sie ihre Colonie auf einer von der der Alken getrennten Stelle hat. Ihr Flug ist eben so schnell und scharf wie der des Alkes. Uria ist jedoch scheuer als dieser, und, nachdem sie durch einen Schuss vom Berge gescheucht 92 worden ist, fliegt sie nicht gern eher wieder dorthin zurück, als bis sich der Jäger etwas entfernt hat. 159. Uria rhingvia, Brünn. Nistend. Selten. 160. Lestris parasita (Brünn.). In der Zugzeit. Selten, 161. Larus ridibundus, Lin. Heckend. Hie und da. — L. glaucus, Brünn. Während des Winters. Selten. Kann wohl nicht für einen immer wiederkommenden Wintervogel angesehen werden. 162. L. canus, Lin. Nistend, Gemein. 163. L. argentatus, Brünn. Ebenso. Wurde in grossen Schaaren auf den Carls-Inseln und Hoburg getroffen. An ersterer Stelle schienen sie einen besondern Heckplatz auf der westlichen Seite, wo nur wenige Alken und keine Urien getroffen werden, eingenommen zu haben. 164. L. fuscus, Lin. Nistend. Gemein. 165. L. marinus, Lin. Heckend. Selten, Wurde nur auf den äus- sersten Inseln, bei Slitö auf der östlichen Küste -Gothlands, angetroffen. 166. Sterna caspia, Pall. Nistend. Selten. Zwei Paare traf ich wäh- rend meiner Reise. Das eine auf einer Insel an der östlichen Küste von Gothland, das andere auf der grossen Carls-Insel. An beiden Stellen fanden sich keine andere Arten desselben Geschlechtes, auch nicht ein- mal Larus canus; nur L. fuscus schien sich mit dieser ungesellschaft- lichen Seeschwalbe *) zu vertragen, welche letztere ohne Zweifel die klei- neren Verwandten und Möven fortjagt. 167. St. hirundo, Lin. Heckend. Ziemlich selten. Sowohl in Goth- land als auch im nordöstlichen Schonen 'habe ich die Bemerkung ge- macht, dass diese Art während der Heckzeit sich nur am süssen Wasser aufhält, und erst nach der Brutzeit wieder zum Meere zurückkehrt. An keiner einzigen Stelle der Gothländischen Küste bemerkte ich sie, wohl aber an mehreren Stellen in den »Myren«, obwohl keineswegs gemein. 168. St. macrura, Naumann. Nistend. Gemein an der ganzen Mee- resküste. Besucht nie das Süsswasser. u 169. St. minuta, Lin. Heckend. Selten. Nur bei Lau bemerkt. 170. St. nigra, Briss. Nistend. Gemein in den Mooren. ä Trolle Ljungby im Februar 1853. H. D. 3 Wallengren. *) Auf Sylt fand ich ein Nest von Larus canus mitten unter den dicht beisam- men liegenden Eiern der St, caspia, und ganz in der Nähe solche von St. arctica, Larus argentatus, Somateria mollissima. Baldamus, 93 Brief vom Herrn Grafen CE. Wodzicki an den Herausgeber. Als ich Ihnen am 17. Februar 1852 aus Ost-Galizien meine Ansicht über Aquila minuta, Brehm, mittheilte, dachte ich nicht, dass im näch- sten Frühjahre 7 bis 8 Paare von Aquila pennata in meinen Waldungen horsten und mich in Stand setzen würden, diese noch wenig bekannten Vögel gründlich kennen zu lernen. Nachdem ich die vier bekannten Exemplare, die einander so ähnlich waren, — alle ohne die weissen Flecke auf den Schultern —, untersucht hatte, glaubte ich genügende Gründe zu haben, um meinem verehrten Freunde Brehm beizutreten und die Aquila minuta als gute Species anzunehmen, zumal da diese vier Exemplare aus so verschiedenen Gegenden stammten — eins aus Ren- thendorf in Thüringen, das zweite aus der Umgegend von Lublin im Königreiche Polen, dann das in Ost-Galizien am Horste geschossene Paar, das, wie sich die Versammlung in Altenburg selbst überzeugt hat, merk- würdig klein war —, und endlich, da auch die Eier dieses Paares weiss und ganz ungefleckt waren. Als ich aber im Monat April (1852) ein junges dunkelbraunes Weibchen von A. pennata schoss, das den oben erwähnten für A. minuta gehaltenen in der Färbung ganz ähnlich war, obwohl bedeutend grösser und mit weissen Schulterflecken; später noch ein ähnliches zweijähriges Weibchen erlegte und im Horste zwei weisse Eier fand, die, obwohl grösser und dunklerer Schattirung, an die weissen Eier von A. minuta erinnerten; als ich endlich bemerkte, wie leicht die Schulterflecke ver- deckt werden können, besonders beim Ausstopfen: da hielt ich es für meine Pflicht, alsogleich Ihnen brieflich meine Zweifel mitzutheilen, und Sie zu bitten, den Aufsatz über A. minuta nicht zu drucken. Da ich aber heute im zweiten Hefte des zweiten Bandes der Nau- mannia p. 65 meinen Artikel über A. minuta gelesen habe, so fühle ich mich wenigstens verpflichtet, gegen die von mir bereits zurückgenom- mene Ansicht über die Selbstständigkeit von A. minuta zu pro- testiren, und bitte Sie nun jetzt, diesen Protest im nächsten Hefte der Naumannia zu veröffentlichen. Denn nur durch Wahrheit ge- Krakau, den 30. Januar 1853. Graf Wodzicki. 94 Ich habe mich dem Herrn Grafen Wodzicki gegenüber wegen die- ses Versehens zu entschuldigen, das in der damals sehr eiligen, weil lange verzögerten Expedition des Manuscripts seine Möglichkeit finden konnte. Uebrigens werden die Leser unserer Zeitschrift‘ den, allerdings wider den Willen des Herrn Verfassers veröffentlichten, in- teressanten Artikel auch jetzt nicht weniger interessant und für die Wis- senschaft fördernd finden. D. R. Ornithologisches Idiotikon. A. Von Württemberg. Man findet hier gerade nichts rein Wissenschaftliches, aber für die praktische Ornithologie Etwas so Interessantes, dass es mich wun- dern muss, dass nicht schon lange eine Anregung in diesem Sinne zu Stande gekommen ist. Jeder Reisende, und selbst derjenige, welcher mit den Provinzialis- men seines Vaterlandes nicht vertraut ist, weiss, wie schwer es ist, von den Landleuten eine Auskunft über irgend einen Vogel, wenn man des- sen landesüblichen Namen nicht kennt, zu erhalten. Welche phanta- stische Vogelbeschreibungen, die noch dazu häufig in’s Lächerliche ge- hen, selbst von Jägern gegeben werden, hat gewiss Jeder schon in Erfahrung gebracht, welcher ornithologische Reisen unternommen hat. Unter dem Titel obiger Aufschrift gebe ich alle die mir in. Württem- berg bekannt gewordenen Vogel-Provinzialismen , hoffend, dass von den übrigen Ornithologen sich einer und der andere finden möchte, die frag- lichen Provinzialnamen seines Vaterlandes zu sammeln und in dieser Zeitschrift bekannt zu machen, so dass es später gelingen möge, ein vollständiges deutsches ornithologisches Idiotikon geben zu können. Schliesslich bitte ich noch diejenigen Herrn, welche sich bei eben genannter Sache bethätigen wollen, bei Aufführung der sogenannten Linne’schen Namen ebenfalls auch »Keyserling und Blasius, die Wirbelthiere Europa’s« zu Grunde zu legen. 95 Falco subbuteo, L. Baumfalke, Lerchenstösser, Lerchenhächtle, Kleiner Stossvogel. F. peregrinus, Briss. Wanderfalke. F. Aesalon, L. Zwergfalke, Kleiner Sperber. F. Tinnunculus, L. Thurmfalke, Taubenstösser, Taubenstössel, Nörz. Pandion Haliaötos, L. Fischadler, Fischaar. Pernis apivorus, L. Wespenbussard, Wespenfalke. Buteo vulgaris, Bechst. Weihe, Stocker, Mauser, Bussard, Mäuse- bussard, Waldgeier. B. Lagopus, Brünnich. Spitzgeier, Rauchfussbussard. Aquila fulva, L. Steinadler. Haliaötos Albicilla, Brisson. Seeadler. Milvus regalis, Brisson. Milan, Rother Milan, Gabelweihe, Gabler, Hennenvogel, Weihe. M. niger, Brisson. Schwarzer Milan. Astur palumbarius, L. Hühnerhabicht, Haps oder Habs, grosser Stös- ser, Taubenhabs, Habicht. A. Nisus, L. Sperber, Taubenstösser, Taubenhäpsle. Circus cyaneus, L. Kornweihe, Weisser Falk, Bleifalk. C. cineraceus, Montagu. Wiesenweihe. C. aeruginosus, L. Sumpfweihe, Rohrweihe, Wasserweihe, Rohr- falk, Mörenteufel. Strix flammea, L. Schleiereule, Goldeule, Perleule, Kirchenenile. Ulula Aluco, L. Kauz, Nachtkauz, Baumkauz, Nachteule. Aegolius Otus, L. Ohreule. A. brachyotus, Forster. Kurzöhrige Eule, kurzöhriger. Kauz. Surnia noctua, Retz. Käuzchen, Käuzle, MEER Leichensäger, Leichenvogel. Bubo maximus, Ranz. Uhu, Schuhu, Schubut. Ephialtes Scops, L. Zwergohreule. Cypselus Apus, L. Mauerschwalbe, Thurmschwalbe, Kirchenschwalbe, Spyre, Grosse Rauchschwalbe. Caprimulgus europaeus, L. Dsannalkar; Nachtschatten, Nacht- schwalbe. Cuculus canorus, L. Kukuk, fälschlich Taubenstösser. (In Württem- berg herrscht auch unter dem Landvolke der Aberglaube, der Kukuk werde im Winter zum Taubenstösser [Astur Nisus].) 96 Junx Torquilla, L. Wendehals, Drehhals, Leirenbündel, Otternbündel, Otternwedel, Natterwedel, ‘Baumbotter. Picus viridis, L. Grünspecht. P. canus, Gmel. Grauspecht, Grünspecht. P. Martius, L. Schwarzspecht, Krappenspecht. P. major, L. Hetzenspecht, grosser Hetzenspecht, Buntspecht, gros- ser Buntspecht. P. medius, L. Mittelspecht, Hetzenspecht, Buntspecht. P. minor, L. Kleiner Hetzenspecht, kleiner Buntspecht.- Alcedo Ispida, L. Eisvogel. Merops Apiaster, L. Bienenfresser, Bienenwolf. Coracias Garrula, L. Racke, Blauracke, Mantelkrähe. Upupa Epops, L. Wiedehopf, Saulocker, Sauwudde. , Alauda cristata, L. Haubenlerche, Spiesslerche, Spitzlerche, Dreck- lerche. A. arborea, L. Waldlerche, Haidelerche, Baumlerche. A. arvensis, L. Lerche, Feldlerche, Ackerlerche, Wiesenlerche. Emberiza Citrinella, L. Goldammer, Gelbammer, Emeritze, Emmer- ling, Schneevogel, Gelbemmerle. i E. Miliaria, L. Grauammer, graue Emeritze, Hortulan. E. Cia, L. Zipammer. E. Schoeniclus, L. Rohrspatz, Rohrsperling, Rohrammer. Passer montanus, L. Feldspatz, Feldsperling, Feldgspähn, Ringel- gspähn. . P. domesticus, L. Spatz, Hausspatz, Sperling, Haussperling, Gspähn, Hausgspähn, Gspehn. } | Pyrrhula Rubicilla, Pall. Golle, Gimpel, Dompfaff. P. Serinus, L. Girlitz. Fringilla Spinus, L. Zeisig, Zainsle, Zinnsle. Fr. Carduelis, L. Distelfink, Distelvogel, Stieglitz. Fr. Linaria, L. Leinfink, Plättle, Rothplättle. Fr. cannabina, L. Hanffink, Hänfling, Schössle. Fr. Citrinella, L. Zitronfink, Zitrönle, Zitrönchen, Zitreinle. Fr. Chloris, L. Grünling, Grünfink. Fr. Coelebs, L. Buchfink, Waldfink, Gartenfink. Fr. Montifringilla, L. Tannenfink, Danfınk, Bergfink, Gägler. Coccothraustes vulgaris, Pall. Kirschenschneller, Kernbeisser, Kirsch- fink, Kirschkernfink. 97 Loxia pytiopsittacus, Bechst. Dollschnabel, grosser Kreuzschnabel. L. Curvirostra, L. ‚Kreuzschnabel, Kreuzvogel, deutscher Papagei. Parus caudatus, L. Schwanzmeise, Pfannenstiel. P. coeruleus, L. Blaumeise. P. major, L. Spiegelmeise, Kohlmeise. P. ater, L. Tannenmeise, Zirchmeise, Zirbelmeise. .P. palustris, L. Kothmeise, Dreckmeise, Sumpfmeise, Zizigäg. P. cristatus, L. Haubenmeise. Sitta europaea, L. Blauspecht, Baumkrebs, Blaulutz, Rallinger, Baum- picker, Nusspicker, Nusspickel, Kleiber. Bombycilla Garrula, L. Seidenschwanz. Garrulus glandarius, L. Hähre, Nusshehre, Nussjäge, Holzhehre, Herrenvogel. | Nucifraga Caryocatactes, L. Tannenhehre, Berghehre, Nussknacker. Pica caudata, L. Hätze, Adelhetze, Elster, Aegerste, Azel. Corvus Monedula, L. Dohle, Dahle, Dulle, Dacher, Schneegäcke. C. Corone, L. Rabe, Krapp. C. Cornix, L. Nebelkrähe, Nebelkrapp. C. Corax, L: Kielgrapp, Raugrapp, Kolgrapp. C. frugilegus, L. Saatkrähe. Sturnus vulgaris, L. Staar. Troglodytes parvulus, Koch. Zaunschlupfer, Hagschlupfer, Zaunkönig, Königle. Certhia familiaris, L. Baumläufer, Baumklette, Baumpickerle. Cinclus aquaticus, Brisson. Wasseramsel, Bachamsel, Wasserstaar, Wasserschwätzer. Anthus pratensis, L. Wiesenpieper , Wiesenlerche , Lerchenbach- stelze. A. arboreus, Bechst. Baumpieper, Baumlerche, Greuthlerche. _ A. campestris, Bechst. Brachpieper, Brachlerche. Motacilla alba, L. Bachstelze, weisse Bachstelze , Wasserstelze, Wackelschwanz. M. Boarula, Penn. Bachstelze, gelbe Bachstelze , ale Bachstelze, Wasserstelze, graue Wasserstelze. M. flava, L. Gelbe Bachstelze, gelbe Wasserstelze. Oriolus Galbula, L. Pirol, Goldamsel, Gelbamsel, Kirschenvogel. Turdus iliacus, L. Rothdrossel, Weindrossel, Bäumle. F. musicus, L. Singdrossel, Drossel, Drostel. Naumannia 1853. 98 T. torquatus, L. Ringamsel, Ringdrossel, T. pilaris, L. Krametzvogel, Wachholderdrossel. T. viseivorus, L, Misteldrossel, Ziemer, Schnarrer, T. Merula, L; Amsel, Kohlamsel, Schwarzdrossel. Accentor modularis, L, Braunelle, Braunalle, Salicaria turdoides, Meyer. Rohrdrossel. | S, arundinacea, Brisson, Rohrsänger, Rohrvogel, Rohrspatz, Wasser- grasmücke. | S. phragmitis, Bechst, Schilfsänger, Schilfvogel. Regulus ignicapillus, Brehm. Goldhähnle, Rothplättle. R. cristatus, Koch. Goldhähnle, Goldhähnchen, Goldplättle , Tannen- zirpele. Ficedula Hypolais, L. Wassernachtigall, Bastardnachtigall, Grosse gelbe Grasmücke, F. sibilatrix, Bechst. Gelbe Grasmücke, Laubvögele, Mucken- schnäpperle. F, Trochilus, L. Kleine gelbe Grasmücke, Fitis, Weidenzeisig. F. rufa, Lath. Kleine gelbe Grasmücke, Zickzack, Zilmzalm. Sylvia Curruca, Lath, Müllerchen, Müllerle, Kleine graue Grasmücke. $. atricapilla, Brisson. Schwarzkopf, Schwarzplättle, Plattmönch. S. cinerea, Brisson. Grasmücke, graue Grasmücke. Grosser Müller. S. hortensis, Tenn. - Heckenschmätzer, Heckenschmätzger, Graue Grasmücke, Gartengrasmücke. Lusciola Luseinia, L. Nachtigall. L, suecica, L, Blaubrüstle, Blaukehlchen, Wassernachtigall. L. Rubecula, L, Rothbrüstle, Rothkehlchen. L. Phoenicurus, L. Rothwadel, Rothwädele, Blässleswadel, Garten- rothwadel, Feldrothwadel, Rothschwanz, Rothschwänzle, Blässle, L. Tithys, Scop. Schwarze Rothwadel, Schwarzwadel, Hausrothwa- del, Hausrothschwanz, Nachtrothschwanz, Schwarzbrüstle. Saxicola Rubetra, L. Wiesenschmätzer, Krautvögele, Braunkehlchen. S. Rubicola, L. Schwarzer Wiesenschmätzer, Schwarzkehlchen, S. Oenanthe, L. Steinschmätzer, Steinschmätzger , Weissschwanz, Steinmetz, Weisskehlchen. Lanius Excubitor, L, Würger, grosser Würger,, Hetzenbarenkönig, Hetzenkönig. ; L. minor, L. Kleiner Würger, L. Collurio, L. Neuntödter, Dorndreher, rothrückiger Würger., 9 L. rufus, Brisson. Rothköpfiger Dorndreher. Muscicapa Grisola, L. Muckenschnapper, Fliegenschnapper. M. atricapilla, L. Schwarzer Fliegenfänger. M, albicollis, Temm. Weisshalsiger Fliegenfänger. Hirundo urbica, L. Hausschwalbe, Mehlschwalbe, Schwälmle, H. rustica, L. Rauchschwalbe, Schwälnle. H. riparia, L. Uferschwalbe. Columba Palumbus, L. Ringeltaube, Wildtaube, Blautaube, grosse Holztaube, grosse Waldtaube. C. Oenas, Gmel. Hohltaube , Holztaube, C. Turtur, Lin. Turteltaube. Tetrao Urogallus, L. Auerhahn. T. Tetrix, L. Birkhahn. Tetrastes Bonasia, :L. Haselhuhn. Phasianus colchicus, L. Fasan, Kupferfasan. Starna cinerea, Briss. Repphuhn, Rapphuhn, Feldhuhn. Ortygion Coturnix, L. Wachtel. Schlagwachtel. Otis Tarda, L. Trappe. Crex pratensis, Bechst. Wachtelkönig, Wiesenralle, Wiesenschnar- rer, Wiesenknarrer. Ortygometra Porzana, L. Geflecktes Rohrhuhn , Kleine Wasserralle. Rallus aquaticus, L, Ralle, Wasserralle, grosse Wasserralle, Rohr- hühnle. Gallinula chloropus, L. Wasserhühnle, Rothblässle, Rohrhuhn, Fulica 'atra, L. Wasserhuhn, Blassente, Blässle, Weissblässle, Blass- huhn, Moor, Möre, Grus ceinerea, Bechst, Kranich. Oedienemus crepitans, Tem. Triel, grosser Regenpfeifer, Dickfuss. Vanellus cristatus, Mey. et Wolf, Kibitz, Keiwitz, Charadrius Pluvialis, L. Goldregenpfeifer , Regenpfeifer, Brachvogel. Aegialites curonicus, Besecke. Kleiner Regenpfeifer, "kleiner Strand-. läufer, Kiestäuble. : ‚A. Hiaticula, L. Halsbandregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Strandpfei- fer, Krägle. | | Totanus Glottis, L, Sandschnepfe, Wasserschnepfe , Regenschnepfe, Viertelsgrüel. T. stagnatilis, Bechst. Teichschnepfe, Sandschnepfle, T. Calidris, L, Rothbeinle, Viertelsgrüel, Gelbfüssler, 7* 100 T. Glareola, L. Giff. T. ochropus, L. Schwarzflügel. Actitis hypoleucos, L. Strandläufer, Knellesle, Machetes pugnax, L. Kampfhahn, Trasser, - Tringa Cinclus, L. Halbschnepfe, Herbstschnepfe, Meerlerche. Ascalopax Gallinula, L. Kleine Bekassine, kleine Wasserschnepfe. A. gallinago, L. Bekassine, Riedschnepfe, Sumpfschnepfe, Wasser- schnepfe, Moosschnepfe. Scolopax rusticula, L. Schnepfe, Waldschnepfe. Bei den Jägern heissen die grössern »Eulenköpfe«, Numenius Phaeopus, L. Regenvogel, Wirhelen. N. Arquata, L. Grüel, Grüser, Brachvogel, Doppelschnepfe. Ardea cinerea, L, Reiher, Fischreiher, Reigel, Fischreigel. A. minuta, L. Kleine Rohrdommel, ON kleiner Reiher, Rohr- reiher. A. stellaris, L. Rohrdommel, Lorrind, Mooskuh. Ciconia nigra, L. Schwarzer Storch. C. alba, L. Storch, weisser Storch. Cygnus musicus, Bechst. Wildschwan, Singschwan. Anser segetum, Gmel. Schneegans, Saatgans, Wildgans. Anas Penelope, L, Pfeifente, Pfeifer, Rothkopf, Rothmoor. A. Querquedula, L. Knaeckente, Winterhalbente, Halbente, Kraut- entle. A. strepera, L. Schnatterente. A, acuta, L. Spiessente, Schwalbenente, Pfeilschwanz. A, Boschas, L. Wildente, Stockente, Spiegelente, Moosente. A. Crecca, L. Krickente, Halbente, Trasselente, Krüzele, - Rhynchaspis clypeata, L. Löffelente, Glaucion Clangula, L. Schellente, Backelmann, Fuligula cristata, Maj. Reiherente, Buschente, EEE, Strauss- ente, Straussmoor. F. Nyroca, Güldenst. Moorente, Breimköbl, Rothkopf, Green: F, ferina, L. Tafelente, Rothhals, Rothmoor. Mergus Castor, L. Säger, Sägente, Aeschente, grosse Eisente, Sägegans, Gänsesäger, Seekatz, Seegais, Tauchergans. M. Serrator, L. Sägente, Seekatz, M. albellus, L. Kleiner Säger, weisser Säger, Seegänsle. Phalacrocorax Carbo, L, Kormoran, Haldenente, Scharbe. a A En Te ee 101 Podiceps minor, Lath. Kleiner Taucher, Taucherle, Tauchentle, Grundruch. P. auritus, Brisson. Ohrentaucher. | P. cristatus, L. Marche, Binker, grosser Taucher, Haubentaucher, Ganner, Ruch. « Colymbus torquatus, Brünnich. Eistaucher, Fluder, Ganner, Rhein- schaar. i Larus ridibundus, L. Allenbock, Möve, Lachmöve. Sterna Hirundo, L! Seeschwalbe, kleiner Allenbock, Wassertaube, Fischdieb. St, nigra, L, Schwarze Seeschwalbe, Schwälmle, | Dr. Calwer. Ueber eine Varietät von Tuurdus iliacus. Von Dr. Fuhlrott. Auf einem hiesigen Vogelherde wurde im Herbst 1851 unter an- deren Rothdrosseln (Turdus iliacus) auch eine interessante, gegenwärtig in meinem Besitze befindliche Varietät dieses Vogels gefangen, die mir die von Naumann (Vögel Deutschlands II. 279) als die sammetgelbe Varietät CT. iliacus pallidus) bezeichnete zu sein scheint. Da dieselbe von Naumann nicht beschrieben ist, und etwa der von ihm erwähnten gelbröthlichen, als Seltenheit bezeichneten Spielart der Wachholder- drossel (T. pilaris fulvus) am nächsten steht, so dürfte es nicht über- flüssig sein, «eine kurze Beschreibung des Vogels bekannt zu machen. »Die Farbe der ganzen oberen Seite des Vogels ist ein bräunliches Gelb, dunkler jedoch vom Kopfe an bis, einschliesslich, zu den Deckfe- dern der Flügel, und heller, fast weisslich gelb, auf den Schwungfedern erster und zweiter Ordnung, so weit diese unter den Deckfedern her- vorstehen. Die dunklere Färbung wiederholt sich an der oberen Seite, namentlich den Deckfedern des Schwanzes, von welchem nur die mitt- leren Steuerfedern von ihrer Mitte an bis an’s Ende einen helleren An- flug haben. Die übrige Zeichnung des Kopfes , namentlich die helleren, fast weisslichen Streifen über den Augen und um die Wangen, so wie 102 die ganze ‚untere Seite des Körpers entsprechen der normalen Färbung unseres Vogels, nur erscheinen die olivenbraunen Flecken der Brust und der Seiten bräunlichgelb, und zwar heller, je weiter sie sich von der Brust entfernen. Der Schnabel, ins Besondere der Unterschnabel, ist von der Wurzel bis zur Mitte hin weisslich, von da bis zur Spitze braun- gelb. Die Füsse bis zu den Krallen einschliesslich sind schmutzig weiss.« Elberfeld im September 1852. Dr. Fuhlrott. Notizen. Cursor europaeus, Männchen, wahrscheinlich im Jugendkleide, nach J. F. Naumann nur erst einmal in Deutschland vorgekommen, wurde am 10. Oktober 1852 ganz in meiner Nähe, bei Plau in Mecklenburg, ge- schossen, und bildet jetzt eine Zierde meiner Sammlung. Er zeigte sich gar nicht scheu. Auch Aguila fulva bekam ich aus hiesiger Gegend. H. Zander. Ende Juni dieses Jahres (185%) fand der Sohn des Hegemeister Weber im Lieper Reviere, bei Neustadt-Eberswalde auf einer alten Buche einen Horst von Strix Bubo mit zwei Jungen, der aber nach ca, 8 Tagen sammt seinen Bewohnern verschwunden war. Nach eifrigem Suchen ermittelte der junge Mann endlich den Horst, der diessmal weit versteckter angelegt war, auf einer andern Buche, welche von der er- stern fast um 1000 Schritte entfernt war. Für den wahrscheinlichen Grund dieser merkwürdigen Wohnungsveränderung hält der junge We- ber die dem Uhu-Paare lästige Störung, welche sein oft *wiederholter Besuch ihm bereiten mochte. Er beabsichtigte nämlich, die jungen Uhus, wenn sie flugbar geworden, aus dem Horste zu nehmen, um sie für die Krähenhütte aufzuziehen. Er nahm sie nun später wirklich aus dem neuen Horste. Oscar von Meibom. Nachrichten aus dem alten Zerbster Jagd- und Forstorte. Speci- fikation, was zur Zerbster Fürstl. Hofküche von Johannis 1718—1719 an Wildpret geliefert worden ist. Nämlich: (1 Spiesshirsch, 12 wilde 103 Schweine, 9 Frischlinge, 169 Rehböcke, 769 Hasen, :3 Biberschwänze,) 2 Trappen, 64 Phasanen, 637 Rebhühner, 4 Birkhühner, 68 wilde Gänse, 149 wilde Enten, 59 Krickenten (wohl meistens A. Querque- - dula, 112 Waldschnepfen, 475 Wasserschnepfen, 27 Brachvögel (Oedi- enemus crepitans), 490 Wachteln, 47 wilde Tauben, 2102 grosse Vögel (Krammetsvögel etc.), 3250 kleine Vögel (besonders Meisen!), 2140 Lerchen. Die Zerbster Hofküche dürfte demnach in einem Jahre mehr für den Magen — es sind 9826 Vögel! — als der eifrigste Ornithologe sein Leben lang für die Wissenschaft gebraucht haben! Baldamus. Colymbus septentrionalis 5 wurde im November 1851, dem Tode nahe, auf dem Felde in der Nähe von Gotha gefunden, und befindet sich in meiner Sammlung. Ebenso Crucirostra bifasciata, die bei dem Schlosse Reinhardtsbrunnen (bei Gotha) erlegt, und nach Versicherung des tüchtigen Beobachters und Conservators, Aktuarius Maedel, seit 1827 in diesem Theile des Thüringerwaldes nicht vorgekommen sind. In der Sammlung des Schulzen H. Hesse in Oberdorf bei Bleiche- rode befinden sich unter andern in der Nähe erlegten seltenern Vögeln ein Otis tetrax 2, bei Nordhausen, und ein Ardea Nyeticorax, bei Bleicherode geschossen. Ferner wurden hier im Jahre 1850—51 er- legt: Carbo Cormoranus &, Larus tridactylus, fuscus, canus, Sterna fissi- pes, Mergus Serrator et Merganser, Anas acuta, penelope, clangula eio,; Aquila fulva (auf der Krähenhütte geschossen), Ardea minuta u. a. m. Schlotheim (im nördlichen Thüringen). L. Lungershausen, Als ich im Monat Juli 1851 in den Wäldern des Leuker Thales . zum ersten Male die Meise antraf, deren ich in den Ihnen übersandten Blättern erwähnte (Naumannia II. 3. p. 68), gJaubte ich zunächst einen für Europa neuen Vogel entdeckt zu’ haben. Bei meinem Aufenthalte in Genf war es meine erste Sorge, die mitgebrachten Vögel Herrn Linder, Conservator des dortigen städtischen Museums, zu zeigen. Nach der Meinung dieses Naturforschers wäre diese Meise, welche ihm schon be- kannt war, Brisson’s Parus cinereus, ein Vogel, dessen sonst kein ande- rer Autor Erwähnung gethan. Bei meiner Ankunft in Lyon zog ich Brisson zu Rathe, aber die Beschreibung, welche er von seinem Parus einereus gibt, schien mir nicht mit meinem Vogel übereinzustimmen. Ich 104 wendete mich darauf an Ihr Werk (Deglands Ornithologie europdenne ete.), und die Beschreibung Ihres Parus borealis schien mir so gut zu . meiner Meise zu passen, dass ich keinen Anstand-nahm, sie dafür zu halten. Diese Ansicht wurde mir noch befestigt, indem ich die in Ihrem Werke aufgestellten Kennzeichen verglich, durch welche man Parus bo- realis von Parus atricapillus, Latham, unterscheiden kann. Ich hatte in dem Genfer Museum in der That einige Aehnlichkeit zwischen diesen beiden Arten constatiren können. | Aber seit dieser Zeit habe ich erfahren, dass Abbe Caire diese Meise ebenfalls in seinen Gebirgen (Depart. des Bässes Alpes) angetrof- fen, und sie zuerst für Parus palustris und dann für borealis gehalten hat. Nun erhielt ich neulich einen Brief von diesem ausgezeichneten Ornithologen, in welchem er mir mittheilt, dass diese Meise nicht zu borealis, sondern vielmehr zu einer neuerlich durch Herrn Bailly de Chambery entdeckten und von ihm mit dem Namen Parus alpestris be- legten Art zu ziehen sei. Ich habe Bälge von Herrn Abbe Caire erhal- ten, welche durchaus identisch mit den von mir aus der Schweiz mit- gebrachten sind.... Leon Olph-Gaillard (aus einem Briefe an Dr. Degland). (Also noch eine neue Meise zu palustris, borealis, sibiricus und lugubris! Herr de Selys-Longchamps meint, dass P. lugubris, und Herr Linder, dass P. sibiricus in den Alpen vorkomme. Vorläufig hat die Meinung dieser Herren mehr für sich, als die neue Species! Baldamus.) Abbe Caire schickte mir auch einige Braunkehlchen — Saxicola ru- betra — seiner Gegend. Sie unterscheiden sich in Nichts von denen, “welche ich im Leuker-Thale geschossen habe. Zugleich theilt er mir mit, dass die Beobachtung, welche er rücksichtlich des Unterschiedes der Wiesen-Steinschmetzer d@& Gebirge und der Ebenen gemaeht, sich nicht auf Saxicola rubicola, wie es in Deglands Werke angegeben ist*), son- dern vielmehr auf $S. rubetra beziehe. \ Leon Olph-Gaillard. *) Degland Ornith. europ. I. p. 496, Note. Abbe Caire hat hiernach mehrere Jahre hindurch beobachtet, dass die Individuen, welche in den kalten Regionen der Alpen nisten, kleiner sind, und sich auch im Gesange unterscheiden. Das Männchen ist schwärzlich auf dem Rücken, hat weniger Rostroth und mehr Weiss auf Vorder- hals und Brust. Das Rostroth der Kehle und der Brust beim Weibchen ist lebhaf- ter und weiter ausgedehnt. B. 105 ... Ich fand auch einst einen jungen Kuckuk in einem Hänflings- neste, Fringilla cannabina, der von dem Hänflingspaare gefüttert, und wie ich nachher sah, auch mit Sämereien gefüttert wurde. Ich nahm ihn mit, um ihn aufzufüttern; er starb mir indess bald. Bei der Unter- suchung des Magens u. s. w. fand ich ganz grüne, noch nicht reife Sä- mereien, Samen vom Blut-Hirsekraut (Panicum sanguinale) und andere, die ich nicht erkennen konnte, im Magen... Das eine der beiden übersandten Kuckukseier fand ich im Neste von Alauda cristata, das andere in dem von Anthus arboreus. EX. Bethe. Ich sah in diesem Jahre 5 Kuckukseier aus den Nestern der Sylvia cinerea, und erhielt selbst 3 Stück. Alle stimmten mit dem übri- gen Gelege in der Färbung der Schale, und so weit es die dem Kuk- kukseie in gewissem Grade eigenthümliche Zeichnung erlaubt, auch mit dieser überein. Ebenso näherten sich diejenigen, welche in Nestern der Sylvia atricapilla gefunden wurden, bedeutend den Eiern dieser Vögel durch eine schmutziggelbe Grundfarbe und eine brandfleckenartige Zeich- nung. Mehrere Eier aus den Nestern der Alauda arvensis glichen sehr den Lercheneiern. Ebenso eins aus dem Neste des Anthus arboreus. Erst in diesem Jahre erhielt ich ein dem Neste des Lanius rufus ent- nommenes. Die Grundfarbe, wie die graublau unterlegte Zeichnung war .ziemlich dieselbe. Das erste Kuckuksei, welches ich selbst fand, lag bei den Eiern der Emberiza eitrinella. Ich achtete damals leider nicht sehr auf die Eigenthümlichkeiten einzelner Eier, und kann desshalb nicht mit Sicherheit sagen, ob die Färbung, gleich der der Goldammereier, in’s Blass-Violettgraue ging. Jetzt, nachdem das Ei jedenfalls bedeutend verblasst ist, ist die Grundfarbe allerdings weisslich, die Zeichuung äh- nelt aber der der Goldammereier. Ein Ei des Kuckuks aus dem Neste von Budytes flava glich den Eiern der Schafstelze — bis auf die Grösse, ganz ausnehmend. Mit am häufigsten werden die Kuckukseier in den Nestern der Motacilla alba gefunden. Vor mir liegen mehrere in sol- chen Nestern gefundene, welche grösstentheils, besonders in der Farbe, von dem übrigen Gelege abweichen. So wurden zwei Nester dieser Bachstelze mit Kuckukseiern in einer Holzklafter gefunden. Beide Kuk- kukseier gleichen sich zwar einander, weniger aber, da die Grundfarbe sich zu sehr dem Grünlichen nähert, denen der Bachstelze. Ebenso stimmte ein in einem Zaunkönigsneste, Troglodytes parvulus, gefunde- 106 nes wenig mit dem Eiern dieses Vogels überein; es war graugrünlich mit bräunlichgrüner Zeichnung. Ein Kuckuksei endlich aus dem Neste von Fringilla cannabina glich in Hinsicht der Färbung mehr den Eiern der Sylvia cinerea als den Hänflingseiern, während die Zeichnung mehr der der letztern ähnelte. WW. Habicht. Der diessjährige gelinde Winter hat im nördlichen Deutschland manche Zugvögel zurückgehalten, die sonst südlichere Breiten aufsuchen. Es blieben, wenigstens in hiesiger Gegend, zahlreich zurück: Alauda arvensis, arborea, Motacilla alba (einzeln), Anthus pratensis, Emberiza Schoeniclus, und vielleicht noch manche andere. Ich habe dabei die An- nahme bestätigt gefunden, dass die Vögel auch auf dem Zuge fortrücken, und die von den je südlicheren oder westlicheren Nachbarn verlassenen Plätze einnehmen. Sicher ist, dass die ganz in der Nähe meines Dor- fes bis heute sehr häufigen Haidelerchen nicht die hiesigen Sommervögel sind, welche (3—4 Paare brüten gewöhnlich auf den dürren Sandäckern) viel scheuer sich betragen, als diese hier überwinternden Familien, de- nen ich oft bis auf 3 Schritte nahen konnte, ohne dass sie sich entfern- ten. Sie haben dabei noch das Eigenthümliche, dass sie sich durch ih- ren Lockton oder neuerlich auch: durch einzelne Strophen ihres Gesan- ges verrathen, oder auch nicht verrathen : denn obgleich oft fünf Stimmen rings um mich her laut waren, erblickte ich sie doch selten eher, als bis sie vor meinen Füssen aufflogen. Mehrere Strophen ihres Gesanges liess gestern (5. Februar) eine im Sitzen hören. E. Baldamus. . Ich habe oft junge Kuckuke erhalten, welche in Nestern von Emberiza miliaria aufgezogen worden waren, und einst selbst ein Nest dieser Ammer gefunden, welches neben den Eiern derselben ein ande- res enthielt, das in der Färbung wenig, in der Grösse und Gestalt aber sehr verschieden von den Ammereiern war. Es ist kleiner und war rundlicherer Gestalt, und ich stehe um so weniger an, diess Ei für das des Cuc. canorus zu halten, als die Vorliebe des letztern für die Nester der Grauammer, wenigstens in unserer Lokalität, bemerkenswerth sein dürfte. Ich füge übrigens hinzu, dass ich im Monat Juni, vor einigen Jahren, ein Weibchen des Kuckuk erlegte, in dessen Schlunde (Oeso- phage) ich ein Ei von Emb. miliaria fand, das gänzlich unzerbrochen 107 war, und das der Vogel wahrscheinlich in dem Momente verschlungen hatte, als ich ihn schoss. Leon Olph-Gaillard. Berichte und Bekanntmachungen, Die Diplome für die Mitglieder der deutschen Ornithologen-Ge- sellschaft nach der trefflichen Zeichnung des Herrn Professor Dr. Nau- mann sind in diesen Tagen, — und wir hoffen, zur Zufriedenheit der Kenner — lithographirt und gedruckt und den Herren Vorstands-Mitglie- dern zur Unterschrift zugesendet worden. Ich werde sie alsbald nach dem Eintreffen bei mir ausfüllen lassen, und sammt den Statuten und dem Namenverzeichnisse der Mitglieder diesen zusenden, und nach Be- schluss (s. Naumannia I. 2. p. 11), die Jahresbeiträge gegen Quittung per Postvorschuss erheben. Der Sekretär der D. 0. 6. E. Baldamus. Die siebente Versammlung der deutschen Ornithologen-Gesellschaft wird laut Beschluss der Alten- burger etc. Versammlung in Halberstadt am Harze stattfinden, und mit dem zweiten Dienstag des Juli — 12. Juli — beginnen. Die Vorversammlung zur Berathung des Programmes am Montag Abend. Näheres durch den Geschäftsführer, Herrn Oberamtmann Heine in Halber- stadt, und in dem nächsten Hefte d. Z. — Ueber die vorläufig verab- redeten Gegenstände der Tagesordnung s. das Protoköll der Altenbur- ger etc. Versammlung im 2. Hefte II. Bds. der Naum. — Der Sekretär E. Baldamus. Beigetreten sind unserer Gesellschaft folgende Mitglieder: 71. €. W. von Negelein, Grossherzogl. Oldenburgischer Forstmeister in Oldenburg. 72. Wiebken, Custos des Grossherzogl. Museums in Oldenburg. 73. Parreyss, L., Naturalist in Wien. 74. Glietsche, Buchbindermeister in Berlin. 108 75. Oscar von Meibom, Forstkandidat, z. Z. in Lödderitz. 76. Kaufmann und Fabrikant Friedrich Schlüter in Halle. Durch den Tod verloren haben wir die Mitglieder: 1. Dr. Richard Vierthaler, aus Köthen. 2. Kaufmann W. Heynemann in Hanau. Berichtigung. Bei der Zusammenstellung der Beiträge zur Naumanns-Stiftung im 2. Hefte des II. Bdes. d. Z. ist der schon im 1. Hefte desselben Bandes quittirte Beitrag des Postsekretär Herrn W. A.E. Pralle — 5 thlr. — übersehen worden. Die Summe der Einnahme stellt sich demnach mit 179 thlr. 15" sgr. und 10-fl. heraus. Wir bitten bei dieser Gelegenheit diejenigen Mitglieder der Alten- burger Versammlung, welche Subscriptionslisten in Empfang genommen haben, um geneigte Versendung resp. Rücksendung an uns, so wie alle diejenigen Mitglieder unserer Gesellschaft, welche selber für die Nau- manns-Stiftung zu zeichnen oder Subscriptionslisten zu versenden beab- sichtigen, sich dieserhalb an uns wenden zu wollen. Das Comittee für die Naumanns-Stiftung. Im Auftrage E. Baldamus. 109 Joh. Wilh. Ed. Müller, Naturalienhändler ® in BERLIN, Landsberger -Strasse Nro. 31, empfiehlt sein Lager von Vogelbülgen, Vogeleiern, exotischen Küfern und Schmetterlingen, Land-, Süsswasser- und Meer-Conchylien aller Art zu den billigsten Preisen, und ist derselbe unablässig bemüht, durch Ankäufe und überseeische Verbindungen seine Vorräthe zu vergrössern. Um portofreie Briefe wird ergebenst ersucht. » Vogeleier aus Island. Thir. Sgr. Faro EB8s0n: Gm 2 REG . Corvus corax.- L. . a ea RE 71a Tetrao Islandorum. Fab. a IR OBEN RL 2 3/8 (das Paar 12 Sgr.) Numenius phaeopus. L. — 74 Charadrius auratus. Suck. — Ta Tringa alpina. L. a — 7 Phalaropus cinereus. Boss. . — 10 Larus marinus. L.. .. . — Te Lestris catarrhactes. L. -— 0 „ parasitica. Brünn. — Ta „ tridactylus. L. N — 124 Colymbus septentrionalis. L. —- 5 glacialis : — 12 Podiceps arcticus. Boje — Th Carbo cormoranus. Meyer — 7 ER RT RT ZU Cygnus musicus. Bechst. (islandicus Brhm.) — 10 Anser segetum. Fabr. ES RER — 71 Mergus merganser. L. I — „ serrator. L. —_— 6 Anas nigra. L. — 15 „ histrionica. L; — 10 „ glacialis. L. - 5 Eee a — + 2a „ Barrowii, Rich. — 415 „ elangula. — . 7a „ ferina. L. ee — 74 ER Ei u ne ee — 7 BuscBB:: Li: . men es — 2 Uria er bei. en —- 5 „ troile. Temm. Se — 7a „ Brünnichii. Sab. — Tl Alca torda. L. —- 10 Mormon fratereula. Temm. .—- "10 Procellaria glacialis, L, N 110 Vogeleier aus Deutschland. Thlr. Aquila :naevia. 2 BR88. N... UNTEN Falco: BED: I. € 2 Be a Sternaminutäli E.: „in. ,.. : 2 a ee Podiceps minor. Lath. = Vogelbälge aus Island. Falco Islandicus . Tetrao Islandorum Rallus aquaticus . . Kae Tringa maritima. Winterkl. Charadrius hiaticula adult . . 'Anas penelope masc. fem. . . „ marila. L. masc. „ Barrowii masec. jun. . Larus glaucus adult ... ;„ leucopterus ad. jun. . Carbo eormoranus ad. jun. . . . 2.2. kestris parasitica ad. . „en. a 0 Uria grylle L. Sommerkl. 0% „ Brünnichii. Sommer- und Winterkl. ar Vogelbälge aus Columbien. Morphnus destructor Pandion carolinensis Falco nitidus NR ee »oeeilindtus .. . . rec Rn Gampsonix Swainsoni . Strix decussata Furnarius roseus ; Xanthornus cajennensis Chili Tanagra porphyrio. Brasilien > archiepiscopus. Brasilien Fringilla caffer. Süd-Afria. . : 2... Pr bengalus Senegal k } Columba malaccensis. Ostindien n talpacoti. Brasilien Elaenea pagana. Brasilien ; R (Die letzten 8 Nro. sind ausgestopft.) | Mu je | ] levaua»o5 Auszug aus dem Protokolle der siebenten Ornithologen- Versammlung zu Halberstadt. Halberstadt am 12. Juli 1853. Die erste Sitzung der Versammlung begann heute gegen 91, Uhr im Saale des Hötel de Prusse, und wurde durch den in der am gestri- gen Abend gehaltenen Vorversammlung erwählten Vorsitzenden, Herrn Geheimerath Professor Dr. Lichtenstein, durch einige einleitende Worte eröffnet, worin er die aus Nah und Fern eingetroffenen Mitglieder der Versammlung bewillkommnete, und darauf hinwies, »dass weniger neue Entdeckungen bis dahin unbekannter Species, als vielmehr Bestetigung und Berichtigung des schon Bekannten Gegenstand der Besprechungen und Vorträge sein könnten, wenn die Versammlungen der Gesellschaft ihrem erreichbaren Zwecke näher kommen wollten. Sie haben desshalb nicht den Vorwurf zu fürchten, als beschäftigten sie sich zu sehr mit dem Einzelnen, Kleinen, da nur aus dem Einzelnen das Ganze, aus dem Kleinen das Grosse sich aufbaue. Darum sei der Austausch, die Prü- fung und Beleuchtung der Beobachtungen und Forschungen die Haupt- aufgabe des Vereines, um dadurch Irrthümer zu berichtigen, einseitige Ansichten auszugleichen, zu sichten, zu sondern oder zu bestetigen. In diesem Sinne geleitet und genommen, werde auch diese Versammlung die Wissenschaft und die Versammelten vielfach fördern.« Worte, die sicher in jedem der Gegenwärtigen vollen Anklang fanden. Der Herr Vorsitzende forderte dann Herrn Pastor Wilhelm Thienemann aus Sprotta auf, die eigentliche Eröffnungsrede zu sprechen. ($. Beil. Nr. 1.) Dr. Hartlaub sprach sodann über die Ornithologie West- Afrika’s, deren geographische Bewegung und Charakterisirung als Küsten-Ornithologie er vorausschickte, und hauptsächlich folgende Resul- tate feststellte. (S. Beil. Nr. 2.) Naumannia. 1853. N 114 1) Die westafrikanische Ornis hat eine grosse Verwandtschaft zur nordöstlichen, und zwar mehr als zur südafrikanischen. 2) Sehr nahe verwandte Arten vertreten einander an verschiedenen Theilen, (und das gilt von allen vier Küsten). So hat z. B. jede ihre eigenthümliche aber den andern sehr nahe stehende Corythaix-Art u. s. w. 3) Die westafrikanische Vogelfauna greift in die europäische über durch die kanarischen Inseln. Herr von Homeyer sprach über die Mauser der Vögel, beson- ders der Enten, mit Rücksicht auf H. Schlegels Verfärbungs- theorie, (s. Beil. Nr. 3.) und wies die Frühlingsmauser bei einer grossen Anzahl nach. Baldamus zeigte die Richtigkeit dieser Erfah- rung auch an Musc. atricapilla, während H. v. Homeyer behauptete, dass die Mauser nach den Lokalitäten verschieden sei. So komme Muse. atricapilla selten im ausgefärbten alten Gefieder in Pommern vor; albi- collis schon häufiger. Es wurde eine weitere Debatte über diesen Ge- genstand durch Dr. Hartlaub, v. Homeyer und Referenten beantragt, und diese durch den Herrn Vorsitzenden, — da es wichtig sein dürfte, zu- vor zwei so eben erschienene Arbeiten kennen zu lernen — auf morgen verschoben. Hofrath Reichenbach hielt darauf einen Vortrag über sein Sy- stem der Vögel, das er als ein natürliches, auf Verwandtschaft und Repräsentation beruhendes bezeichnete. . Nachdem er in einem kurzen Abrisse der Geschichte der Systematik unter Anderem nachgewiesen, dass die Fünfzahl Cuviers und Kaups in der Zuhochstellung der Mollusken durch ersteren ihre Begründung gefunden, stellte ‘er die Vierzahl — seit Aristoteles bis Oken herrschend — als die allein richtige, in der Natur selbst gegebene dar, und entwickelte daran sein tetratomistisches System, wie dasselbe bereits in seinem Systema avium ausführlich ge- schehen. Nach dem gemeinschaftlich eingenommenen, durch Scherz und Ernst gewürzten Mittagsmahle führten die Equipagen des Geschäftsführers, Herrn Oberamtmann Heine, diejenigen Mitglieder, welche nicht vorzogen zu Fuss zu gehen, nach den nahen Spiegelsbergen, von denen aus man ein herrliches Panorama des Harzgebirges vor sich hat. Der Rest des Tages wurde der Besichtigung der mitgebrachten Vögel und Eier, und ornithologischen Besprechungen bei und nach der Abendtafel gewidmet. 115 Mittwoch, den 13. Juli 1853. Morgens 7 Uhr oologische Sectionssitzung. Pastor Pässler legte einige abweichende Eiformen vor, deren eine, ein Spulei, als unbestimm- bar erkannt wurde. Ein zweites wurde als wahrscheinlich Sylvia Rüppellüi zugehörend bezeichnet. Ein Ei von Falco aesalon war kaum unterscheid- bar von F. tinnunculus. Pf. Baldamus beklagte, eine Kiste, in welcher sich mehre neue Eier, unter andern die von Pica cyanea, Cursorius isabellinus, P. francolinus u. a. und eine Suite von 53 Kukkukseiern be- fanden, in Magdeburg zurückgelassen zu haben. Conservator Moritz Schulz legte mehre neue nordamerikanische und ostindische Eier vor, und ein in Pompeji ausgegrabenes treffllich erhaltenes Ei von Ibis fal- cinellus, das nebst einem zweiten mit einem kupfernen Ringe zusammen gelegen hatte. Es hatte noch ganz die intensiv grüne Färbung dieser schönen Eier. Postsekretär Pralle legte unter Anderem ein Ei vor, das er im Grase gefunden, und das sofort als Turdus viscivorus angehörig bestimmt wurde. J. Hoffmann zeigte eine grosse Anzahl Gelege von F. tinnunculus vor, unter denen sich auch eins von F. subbuteo befand. Ausserdem 9 Kukkukseier, von denen 4 im Neste von Rubecula, 2 in dem von Hypolais vulg., 1 in Phyllopn. trochilus, 4 in Accent. modu- laris und 1 in Fring. cannabina gefunden worden waren. Die allgemeine Sitzung begann um 91, Uhr unter dem Vorsitze des Herrn Hofrath Reichenbach, der zum Stellvertreter des Vor- sitzenden, sowie. Herr Dr. Hartlaub zum Schriftführer erwählt, in einigen einleitenden Worten — mit der Versammlung — die durch die Verhält- nisse bedingte, allzufrühe Abreise seines Vorgängers, Herrn G. R. Lich- tenstein, bedauerte, Der Sekretär der Gesellschaft, Pf. Baldamus erhielt darauf das Wort, um über die Ehren-Diplome zu sprechen, und schlug Se. Hoheit, den regierenden Herzog Ernst von Coburg-Gotha zum ersten Ehrenmitgliede der deutschen Ornithologen-Gesellschaft vor, seine grossen Verdienste um Kunst und Wissenschaft im Allgemeinen, wie speciell um die Omnithologie kürzlich andeutend. Der Vorschlag wurde einstimmig begfüsst und angenommen. Herr Hofrath Reichenbach schlug sodann die Gebrüder Jules und. Edouard Verreaux in Paris, Herr Dr. Hartlaub die Herren Dr. Pucheran in Paris, Dr. Cassin in Philadelphia, Dr. Wilson bei Boston und Gould in London, Herr Dr. Cabanis den Herrn Striekland in London ünd der Sekretär den er 8* 116 Prinzen Charles Lucien Bonaparte in Paris vor. Sämmtliche Can- didaten wurden ohne Widerspruch aufgenommen. Prof. Dr. Naumann sprach sodann über Buteaötos leucurus (die Beschreibung und die meisterhafte Abbildung in dem nächsten Hefte der Naumannia), und eine durch Herrn Leon Olph. Galliard in Lyon an Re- ferenten eingesandte Anas Homeyeri, dem in einem frühern Hefte der Naumamia abgebildeten Exemplare vollkommen gleich, und legte zugleich eine Abbildung derselben vor. Man war, ohne apodiktisch abzusprechen, doch ziemlich allgemein der Ansicht, dass eine Bastardirung vorliege. Herr Alfred Brehm las einen Aufsatz seines leider abwesenden Herrn Vaters über das Verfärben durch Mauser und Nachwachsen u. s. w. gegen Schlegel vor. Hofrath Reichenbach willan das Herz legen: Dass ein Resume über diesen Gegenstand, auf organischen Grundsätzen be- ruhend, im nächsten Jahre vorbereitet und auf der nächsten Versamm- lung gegeben werden möge, indem er es zur gestern bestimmten Debatte nicht kommen lässt. Herr Kjärbölling zeigt eine neue Ente (s. Beil. Nr. 4.) Anas Clangula mergoides vor, welche er zu Änfange dieses Jahres in Kopen- hagen acquirirt, und deren Beschreibung und Abbildung er gibt, (Beide werden wir in einem der nächsten Hefte geben). Es entsteht über den merk- würdigen Vogel, der sehr an Eimbecks Mergus anatarius erinnert, die Cha- raktere von Platypus clangulus und Mergus albellus an sich trägt, und auf den ersten Blick als Bastard von Beiden erscheint, eine lebhafte Debatte. Dr. Hartlaub bemerkt, dass ein Vogel, der so selten vor- kommt, in jetziger Zeit, da überall fleissig und systematisch gesammelt wird, a priori nicht als gute Art anzunehmen ist, während Bastardirun- gen häufig vorkommen. Dr. Cabanis macht därauf aufmerksam, dass Ost- und Central-Asien Plätze seien, die noch manches bisher Unbe- kannte senden können. Hofrath Reichenbach bestetigt das, und führt an, dass Regulus modestus beinahe ein Jahrhundert lang nur in einem Exemplar bekannt gewesen, und sich jetzt doch als gute Art erwiesen. Aehnlich verhalte es sich mit Muscicapa parva und manchen andern Ar- ten. Der vorliegende Vogel sei übrigens seinem systematischen Charak- ter nach, weit mehr Clangula als Mergus albellus, dem er nur im Ha- bitus ähnle. Es sei demnach wahrscheinlich, dass er eine gute und dann neue Species sei. Hauptmann Kirchhoff stellt die Möglichkeit in Frage, dass Clangula und Mergus (albellus), als zweien so verschiedenen Gattungen (Genus) angehörig, sich paaren sollen. Hofrath Pannier: 117 ‚ Anas elangula und Mergus albellus werden sehr oft beisammen gesehen, selbst da, wo sie im Winter Raum und Gelegenheit genug haben, sich allein und abgesondert haltend, ihre Nahrung zu finden. Freilich man- gelt noch die Erfahrung, dass Vögel, welche verschiedenen Gattungen gehören, sich im Freien paaren, indess sei das Faktum desshalb nicht unmöglich. Dr. Hennecke: Es kommen erfahrungsmässig viele andere Vögel, verschiedenen, mehr oder weniger verwandten Gattungen ange- hörig, neben einander und unter einander gemischt vor, z. B. Reiher und Störche ete., ohne dass bis jetzt sichere Fakta ihrer gegenseitigen Verpaarung bekannt. Prof. Naumann hält die Bemerkung des Vorred- ners für sehr richtig, muss aber hinzufügen, dass Reiher und Störche von so verschiedenem Charakter des Betragens, niemals in Freundschaft leben und sich schon desshalb nicht verpaaren können. Anders verhält es sich mit den Enten und Sägern (Mergus), die, wie bereits von Hof- rath Pannier bemerkt, auch ungezwungen ihre gegenseitige Gesellschaft suchen und in Freundschaft zu leben scheinen. Oberamtmann Heine: Die Zeichnung des Gefieders des Kjärbölling’schen Vogels ist allerdings so auffallend von beiden.Species, Clangula und M. abellus entlehnt, dass man an eine Bastardirung denken muss. Prof. Naumann: Ein ähn- licher Bastard, wenn auch nicht von Eltern verschiedener Genera, sei höchst wahrscheinlich Platypus Homeyeri. Pf. Baldamus kann eine be- stimmte von mehren glaubwürdigen Zeugen beobachtete Thatsache, die wirkliche Vollziehung des Begattungsaktes zwischen A. clangula fem. und Mergus Merganser mas. anführen, und theilt die in den Notizen die- ses Heftes (s. hinten) erzählte Beobachtung des Forstmeister von Nege- lein mit. von Homeyer knüpft an seine Beobachtung, dass die Tauchenten auf der See ihre Lieblingsplätze haben, welche sie immer von Neuem aufsuchen, und wo sie sich in ganzen Schaaren aufhalten, die Bemerkung, dass sich im Allgemeinen doch immer. Individuen der- selben oder nahe verwandter Genera zu einander halten, zumal im Win- ter, ohne dass man daraus auch auf ein stetiges Zusammenhalten oder . Verpaaren während des Sommers ohne Weiteres schliessen könne. Der vorliegende Fall sei nicht so leicht zu entscheiden. Der Eimbeck’sche M. anatarius sei sicher ein Bastard, der Vogel Kjärböllings wahrschein- lich. Oberamtmann Heine: Der Eimbeck’sche Vogel sei eben doch ein ganz anderer, dem man den Bastard sogleich ansehe; anders aber ver- halte es sich mit dem vorliegenden. Prof. Blasius findet diese Be- hauptung vollkommen gerechtfertigt: Der vorliegende Vogel ist in seinen 118 Charakteren eine ausgesprochene Anas, der Eimbeck’sche ein wahres Mittelding zwischen beiden Gattungen, Anas und Mergus. Past. W. Thie- nemann ist der Ansicht, dass noch fernere Beobachtungen und beson- ders anatomische und physiologische Untersuchungen nöthig sein wer- den, um zu einer sichern Entscheidung zu gelangen, ob hier eine neue, gute Species oder eine Bastardirung vorliege. — Die Debatte wird hier- mit geschlossen, die Meinungen sind getheilt und werden es der Natur der Sache nach so lange bleiben, bis neue beweisende Thatsachen ent- scheiden werden. Past. Pässler bittet dringend um eine Geldunterstützung für den in Griechenland sammelnden Leop. Schrader, der, nach Briefen von dort, sich in schlimmer Lage befindet. Hofrath Reichenbach sieht sich, in Uebereinstimmung mit gewiss den meisten der Ornithologen, leider ge- nöthigt, gegen das Gesuch des Schr. zu sprechen, dessen schlimme Lage grösstentheils eine selbstverschuldete sei, und erinnert an die üblen Er- fahrungen, welche er und viele Andere gemacht. Pf. Baldamus be- hauptet am wenigsten Veranlassung zur Dankbarkeit gegen Schr. zu haben, wünscht aber die kostbare Zeit nicht durch eine Debatte wegge- nommen, deren Ende er nach den Erfahrungen in Altenburg voraussieht, und fordert die Versammlung auf, sofort und ohne Berücksichtigung der in Aussicht gestellten Dankbarkeit des Schr. für seine Unterstützung zu zeichnen. Der Vorschlag wird angenommen, und die Sache damit er- ledigt. | Nach einer halbstündigen Pause gibt Assistent Fritsch aus Prag einen kurzen Bericht seiner Reise nach Ungarn und legt der Versamm- lung Proben seines Werkes: »Sämmtliche Vögel Europa’s in Abbildun- gen in Farbendruck« vor. Das Werk erscheint in 16 Heften von je 4 Tafeln nebst dem dazu gehörigen Texte, der nach Verlangen fran- zösisch oder deutsch geliefert wird, zu dem Preise von 3 Thlr. pr. €. der bei Vorausbezahlung aller 16 Hefte um 25%, erniedrigt wird, so dass das ganze Werk dann 36 Thlr. anstatt 48 Thlr. kostet. Probeblät- ter sind durch alle bedeutenden Buch- und Kunsthandlungen von der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag zu beziehen. Dr. Hellmann zeigt einen in Thüringen erlegten Falco peregrinus vor, der in manchen Abweichungen an F. lanarius erinnert, und auf den ersten Blick wohl damit verwechselt werden könnte, schliesslich aber doch als Varietät des Wanderfalken erkannt und bestimmt wurde. Hofrath Reichenbach spricht sodann zum Schlusse »über die 119 systematische Stellung von Strigops habroptilus,« der seinem ganzen Ha- bitus nach die Eulen unter den Papageien repräsentirt, zu den Kakatus gehört und ganz eigentlich ein »Nacht-Papagei« ist. Ende der Sitzung nach 1 Uhr. Gegen 2 Uhr folgte die Versammlung einer an sie ergangenen Ein- ladung des Herrn Geschäftsführers, Oberamtmann Heine, zu einem wahrhaft glänzenden Diner von 60 Gedecken. © Ein schmetternder Tusch des Kürassier-Trompetercorps, das heimlich im Parke aufgestellt war, folgte dem ersten Toaste und überraschte die Gesellschaft, die sich nach aufgehobener Tafel im schönen Parke in einzelne Gruppen auflöste, die Freuden der Musik und der Besprechung, sowie der wiederholten Be- sichtigung der trefllichen in ihrer Art vielleicht einzigen Vögel-Samm- lung des gastfreien Wirthes geniessend. Der späte Abend vereinigte die Mehrzahl der Versammelten in gemüthlicher Besprechung um eine Bowle im kleinen Saale des Hötels. Donnerstag, den 14. Juli 1853. Nach wiederholter Besichtigung der Heine’schen Sammlung begann die allgemeine Sitzung gegen 9 Uhr mit einer Eröffnungsrede des Herrn Vorsitzenden, Hofrath Reichenbach. Der Sekretär der Gesellschaft bittet darauf um’s Wort wegen des zu erstattenden Geschäftsberichtes, Bestimmung des nächsten Versammlungsortes etc. Der Vorsitzende will namentlich Letzteres bei dem Mittagstische verhandelt wissen.‘ Der Se- kretär behauptet, dass diess gegen die Statuten sei, die nicht will- kürlich vom Tages-Vorsitzenden geändert werden können, und dass er, sogleich zum Worte gekommen, die Sache bereits beendigt haben könne, indem er die Zeit nicht unnützen Debatten geopfert sehen mag. Er schlägt hierauf Gotha zum nächsten Versammlungsorte vor im Auftrage des Einladenden, Herrn Dr. Hellmann von dort, und der grossen Mehr- heit der Versammelten. Der Vorschlag wird angenommen und Herr Dr. Hellmann zum Lokal-Geschäftsführer ernannt. Der Rechenschafts- bericht, zu dem Herr von Homeyer bemerkt, dass die Rechnungsab- lage des vergangenen Jahres je bei der nächstjährigen Versammlung er- folgen möge, folgt später. Dr. Cabanis zeigt darauf einige von den vielen Seltenheiten des Heine’schen Museums vor, neben vielen Exoten Sylvia caligata = scita und S. icterina, Eversm. Prof. Blasius bemerkt dazu, dass Eversmanns S. icterina der Trochilus sehr ähnlich, der Ge- sang beider Vögel aber vollkommen gleich, und die Eversmann’sche 120 ieterina wohl keine. gute Species sei. Prof. Naumann findet den vor- liegenden Vogel der Meissnerschen sylvestris sehr ähnlich, die er in den Nachträgen zu seinem Werke abgebildet, deren Gesang aus den Stro- phen des Trochilus und rufa zusammengesetzt, und deren Nestbau und Eier gleichfalls von beiden abweichen. Dasselbe behauptet Baldamus, ohne daraus eine Speciesdignität für die sylvestris zu folgern. Dr. Hart- laub liest Einiges aus einer an die Versammlung eingesandten Arbeit des Grafen Wodzicki über C. locustella, fluviatilis und luscinioides. Baldamus knüpft daran die Mittheilung, dass er ein Männchen von Sal. Locustella drei Tage lang lebend erhalten, das ihm nach der ersten hal- ben Stunde seiner Gefangenschaft in Gegenwart von Zeugen einen Mehl- wurm aus der Hand genommen, und wahrscheinlich in Folge der Ver- zehrung von einigen und dreissig Mehlwürmern, die der Vogel in einem zugedeckten, in einer Ecke der Stube befindlichen Glase gefunden und zu sich genommen habe, gestorben sei. Hofrath Reichenbach be- richtet, dass Sal. turdoides über ein Jahr lang im Käfige erhalten wor- den sei, und knüpft daran die ausführliche Auseinandersetzung, dass die Rohrsänger unter den Sylvien die Anabaten, Synallakten etc. repräsen- tiren, die gleichfalls den Schwanz ausbreiten u. s. w. Eine an Herrn Dr. Schlegel eingegangene und von diesem der Versammlung zuge- sandte Anfrage von G. W. Sermann in Altenburg: »Was hat es für eine Bewandtniss mit den sogenannten Wachtauben?« gab Veranlassung zu einer Besprechung dieses Gegenstandes, worin zunächst Prof. Nau- mann dieselben Erfahrungen gemacht zu haben behauptete, wie Herr Sermann, ohne über den Grund dieser Thatsache näher berichtet zu sein. Thatsache sei es, »dass einzelne Tauben über Nacht auf freiem Felde und in einer Entfernung von weiter als einer Viertelstunde We- ges (s. Beil. Nr. 6.) von dem Taubenschlage entfernt angetroffen wer- den.« Hofrath Pannier ist der Meinung, dass diese Tauben gattenlose oder solche sein dürften, welche unter den Uebrigen nicht gelitten, und desshalb Abends vom Schlage verjagt werden. Oekonom Kratsch hat während drei Jahren eine sogenannte Wachtaube beobachtet. Diess war eine ungepaarte Taube, welche alle Abende spät ausflog und des Morgens früh zum Schlage zurückkehrte. Störte er sie des Nachts von ihrer Schlafstelle im Freien auf, so flog sie zum Schlage zurück. Man behauptet, dass diese Tauben sich auch durch ihren raschen, rapiden "Flug auszeichnen, und findet diese Behauptung-bestetigt. Man kommt zu keiner Entscheidung und wünscht weitere Beobachtungen über diesen 121 Gegenstand. Postsekretär Pralle legt einige Kukkukseier und andere oologische Merkwürdigkeiten vor und spricht darüber (s. Beil. Nr. 7.); hierzu liest Herr von Homeyer aus einer andern Arbeit des Herrn Grafen Wodzicki Beobachtungen über die Fortpflanzung des Kukkuks. Die über diesen Gegenstand entstehende Debatte eröffnet Dr. Lucanus mit der Mittheilung, dass er einen jungen Kukkuk in einer engen Baum- höhle gefunden, in dessen Nähe sich ein altes Weibchen aufgehalten, das sich bei dem Hunger- und Angstgeschrei des jungen Vogels sehr ängstlich und offenbar mütterlich besorgt gezeigt habe. Hofrath Rei- chenbach findet es beruhigend, dass der Kukkuk doch nicht aller Mutterliebe baar und ledig sei. Past. W. Thienemann hat einen roth- braunen Kukkuk mit einem legereifen Ei und den Eierstock ganz anders, als bei andern Vögeln gefunden. Das nächste Ei hätte nur in 6 bis 7 Tagen Legereife erhalten können. Herr von Homeyer findet einen Beitrag zur Beantwortung der Frage, wesshalb der Kukkuk seine Jun- gen nicht selbst erzieht, auch darin: Dass die alten Kukkuke nur grosse, langbehaarte Raupen fressen, während — analog andern Erscheinungen dieser Art — die Jungen eines andern Futters, namentlich kleiner Rau- pen, bedürfen, welche diese vielfressenden Vögel in solchen Massen brauchen, dass die Kukkuke sie nicht herbeizuschaffen vermögen, wäh- rend die kleinern Sylvien diess viel eher im Stande sind. Herr Fritsch berichtet von einem gleichfalls in einem engen Baumloche sitzenden Kukkuke, der von Rothkehlchen gefüttert wurde. Herr Kratsch hat beobachtet, dass junge Blaumeisen (Parus coeruleus) von einem P. coe- ruleus und einem P. palustris gefüttert wurden. Herr Hoffmann führt an, dass sowohl die von ihm gefundenen als die von Herrn Pralle vor- gelegten Kukkukseier nicht so gefärbt und gezeichnet seien, als die . Eier der Vögel, in deren Nestern sie gelegen. Hofrath Reichenbach macht daraus den Schluss, dass eine solche Färbung etc. nicht Regel sei. Baldamus will die Berechtigung dieses Schlusses nicht zugeben, und erklärt diese Thatsachen als Ausnahmen von der Regel, die er übrigens bekanntermassen so hingestellt: dass bestimmte Kukkuksweib- chen bestimmt gefärbte Eier der Regel nach in bestimmte Nester legen etc. Die Ausnahme mache eben die Regel. Das Faktum sei voll- kommen constatirt, dass einfach spahngrüne, weisse, weissgelbe , röth- liche , bleicholivengrüne und Kukkukeier mit und ohne mannichfach ver- schiedene Zeichnung gefunden werden, die darin den Eiern vieler Sän- ger höchst ähnlich seien. Stehe diess Faktum fest, so liege a priori 122 der Schluss nahe, dass — wenn die Natur dabei einen Zweck habe — dieser kein andrer sein könne, als die Kukkukseier den Eiern der Vögel ähnlich zu machen, in deren Nester sie gelegt zu werden bestimmt seien, und schwerlich sei anzunehmen, dass das blassrothe, schwarzbraunpunk- tirte Kukkuksei — von dem Herr Hofjäger Braune in Greiz in dem Neste von Hypol. vulgaris und im Legedarme des alten Weibchens ge- funden — in das Nest von $. phoenicurus oder Oenanthe, und das spahngrüne Ei in Breslau in das Nest von Hyp. vulgaris gelegt zu wer- den bestimmt worden sei. Herr Pralle ist der Ansicht, dass seine eigenen wie alle vereinzelt stehenden Fälle, wo die Kukkukseier den Eiern der Vögel, in deren Nestern sie gefunden werden, nicht ähnlich sind, der von dem Vorredner aufgestellten und durch so viele That- sachen unterstützten Regel nicht widersprechen. Hofrath Reichenbach schliesst die Debatte mit der Bemerkung, dass der Grund der interes- santen Thatsache zu erforschen sei, und Dr. Cabanis übergibt dem Präsidium eine Arbeit Dr. Glogers: »Hauptsache und Nebensache an der Behandlung der Kukkukseier.«< Herr Hofrath Reichenbach spricht sodann über die beiden jetzt bestehenden ornithologischen Zeitschriften, und stellt die Fortsetzung einer dritten, der ältesten von den dreien, der Rhea des Herrn Dr. L. Thienemann in Aussicht. Pf. Baldamus sieht sich zu der Versicherung veranlasst, dass er, wie er die Naumannia erst nach langer Ruhe der Rhea und nach mehrseitiger Mittheilung von derem Aufhören in’s Leben gerufen, so auch dem Erscheinen des »Jour- nals für Ornithologie von Dr. Cabanis« Nichts in den Weg gelegt; dass ihn bei. der Gründung wie bei der Fortführung seiner Zeitschrift nur das Interesse der Wissenschaft geleitet, dem er, frei von jeglichem Eigennutz, gar manches Opfer gebracht habe, und ruft Herrn Dr. Ca- banis und den eben eingetretenen Verleger der Naumannia, Herrn Buch- händler Carl Hoffmann zu Zeugen für seine Behauptungen auf. Der Herr Vorsitzende findet darin Persönlichkeiten, und fährt fort, über die buchhändlerischen Verhältnisse bezüglich der Rhea und anderer Werke desselben Verfassers zu sprechen. Der Sekretär unterbricht noch- mals den Herrn Vorsitzenden, und findet dergleichen Mittheilungen als nicht hierher gehörig, ohne Interesse für die Versammlung und die kostbare Zeit raubend. Der Herr Vorsitzende bezeichnet diese Un- terbrechung als unparlamentarisch und tyrannisch, wie die frühere, (zu Anfang der Sitzung, betreffend den statutenmässigen Vortrag des Ge- schäftsberichtes). Der Sekretär schweigt — (und da er diess schreibt, 123 -kann er hinzufügen: lediglich im Interesse der »kostbaren« Zeit, die so viele der aus weiter Ferne Gekommenen ebenso wenig als er selbst mit interesselosen Privat-Geschichten vergeudet sahen mögen.) — Pastor H. Zander spricht über das Genus Anthus und trägt seine Ansichten darüber vor, indem er sie zugleich an einer Reihe von Beweisstücken demonstrirt. (S. Beil. Nr. 8.) In der darüber entstehenden Debatte spricht sich Prof. Blasius für die Synoymität von A. pratensis und cervinus, und von A. aquaticus, rupestris und obscurus aus. Herr Fritsch bemerkt, dass A. rufogularis (= cervinus) niemals in Böhmen vorkomme. Da die Grössenverhältnisse bei beiden (cervinus und pra- tensis) dieselben seien, so sei es eine schwierige Frage, wie die Far- benverschiedenheit zu erklären sei. Prof. Blasius: Die Frage sei weit allgemeiner und auch dahin zu stellen ‚ ob die Nichtverschiedenheit der Jungen und Weibchen bei nahe verwandten Arten für dieselben von specifischem Gewichte sei. Uebrigens sei die Verbreitung von A. rufo- gularis so eigenthümlich, dass daraus für die Selbsständigkeit der Art wenig zu gewinnen sei. Baldamus führt als Beweis für die Artselb- ständigkeit von rufagularis deren von A, pratensis specifisch verschiedene Eier (aus 3 Nestern) an, und führt als Analogon zur Verbreitung die- ses Vogels die sporadische Verbreitung manches Andern, z. B. Corvus Cornix an. Dr. Cabanis will später die geographische Verbreitung des cervinus geben, der ihm ein östlicher Vogel ist. Prof. Blasius theilt mit, dass Limosa Terek im Jahre 1843 bei Braunschweig geschossen ist. . Herr von Homeyer liest aus des Grafen Wodzicki Papieren vor, dass dieser Muscicapa parva und minuta (Schilling) für synonym halte, und Dr. Hartlaub aus brieflichen Mittheilungen desselben treff- lichen Beobachters‘, dass Parus biarmicus Schnecken fresse. Ferner: dass Nachrichten aus England zu Folge, Pyrrhoc. Graculus dort im Aus- sterben begriffen sei. Herr von Homeyer fordert zu einer Beschluss» nahme rücksichtlich der Zeitbestimmung der nächsten Versammlung auf, Nach längerer Debatte wird durch grosse Stimmenmehrheit der dritte Dienstag des Juli 1854 festgesetzt. Als nach mehrmaliger Aufforderung des Herr Vorsitzenden sich Niemand mehr zum Worte meldet, drückt derselbe in einer kurzen Schlussrede dem Herrn Geschäftsführer sowie den Gästen den Dank der Versammlung aus und erklärt darauf, um 4 Uhr, die siebente Ornitho- logen-Versammlung für geschlossen. | Ein gemeinschaftliches Mahl im Hötel vereinigte noch einmal die 124 grosse Mehrheit der Versammelten, von denen Viele mit dem Nachmit- tagszuge der Eisenbahn Halberstadt verliessen, während die Uebrigen, wie schon am Morgen, die Merkwürdigkeiten der Stadt und das Heine’sche Museum, Vogel- und Eiersammlung, unter freundlicher Führung des Herrn Oberprediger Hennecke und des Herrn Geschäftsführers besichtig- ten, gewiss aber Alle mit dem Gefühle des Dankes für so grosse Gast- freundschaft schieden. Der Sekretär der D. 0. 6. E. Baldamus. Verzeichniß | der bei der siebenten Versammlung der deutschen Ornithologen- Gesellschaft zu Halberstadt anwesenden Mitglieder. jean . Herr Geheimerath Prof. Dr. Lichtenstein aus Berlin. » Gustav Thienemann, Pastor in Obernessa bei Weissenfels. » Wilhelm Thienemann, cand. theol. in Halle. » W. Pralle aus Celle. Hofrath Prof. Dr. Reichenbach aus Dresden. » N. Kjärbölling aus Kopenhagen. » Edm. Naumann aus Ziebigk. » H. Kunz aus Leipzig. » L. Lungershausen aus Schlotheim in Thüringen. ' Dr. A. Hellmann aus Gotha. » Alfred Edm. Brehm, stud. phil. aus Renthendorf. » Anton Fritsch, Museumsassistent aus Prag. Carl Rimrod, Prediger aus Quenstedt am Harz. » Carl Müller, Conservator aus Halberstadt. eonenppwm en je) . x ee -PP»r 15. » A. Rammelsberg, Inspektor am zoologischen Museum in Berlin. 16. » Dr. med. Gustav Hartlaub aus Bremen. 17. » E. Baldamus, Pfarrer aus Diebzig. 18. » - W. Hennecke, Oberprediger aus Halberstadt. 19. » Kirchhoff, Hauptmann a. D. aus Schäferhof bei Nienburg. 20. » Prof. Dr. J. F. Naumann aus Ziebigk. 21. » Wegener, Forstinspektor in Magdeburg. 22. » Dr. med. Nagel aus Halberstadt. 125 23. Herr Julius Hoffmann aus Stuttgart. 24. » Baron Richard König-Warthausen aus Warthausen, Wür- temberg. - 25. » Dr. J. Cabanis, Custos a. zool. Museum in Berlin. 26. » F. Heine, Oberamtmann aus Halberstadt. 27. » E. F. von Homeyer auf Warbelow bei Stolp. 28. » 6. A. Wilhelm Thienemann, Pastor in Sprotta b. Eilenburg. 29. » Oscar von Meibom, Forstkandidat z. Z. in Dingelstedt. 30. » Dr. med. C. Hennecke, Arzt in Goslar. 31. » J. C. Pannier, Hofrath aus Zerbst. 32. „ . Moritz Schulz, Conservator am Herzogl. Carolinum in Braun- schweig. 33. » W. Pässler, Pastor in Brambach, Anhalt. 34. » Porzig, Oekonom in Steinwitz bei Altenburg. 35. » E. Heine, Appellationsgerichtsrath zu Halberstadt. 36. » Dr. Steinberg, Seminardirektor zu Halberstadt. 37. » Joh. Kratsch, Oekonom in Kleintauschwitz bei Altenburg. 38. » Prof. J. H. Blasius aus Braunschweig. 39. » H. Zander, Pastor in Barkow bei Plau, Meklenburg. 40. » Dr. F. Lucanus aus Halberstadt. 41. » Ludwig Freiherr von Minnigerode aus Halberstadt. Hefchäftsbericht des Jahres 1852 bis 1853. Als wirkliche Mitglieder sind der deutschen Ornithologen-Gesell- schaft beigetreten seit der vorjährigen Versammlung im Ganzen 37 Per- sonen, von denen folgende 16 Mitglieder in dem Verzeichnisse und der Naumannia noch nicht aufgeführt sind: Herr Dr. med. C.Hennecke, Arzt in Goslar. » Wegener, Forstinspektor in Magdeburg. » Otto Thieck, Tanzlehrer in Halle. » Aug. Wilh. Thienemann, cand. theol. in Halle. » Anton Fritsch, Museums-Assistent in Prag. » Louis Lungershausen, Landwirth in Schlotheim in Thüringen. » Julius Carl Pannier, Hofrath in Zerbst. » Ernst Pechmann, Geheimrath in Halberstadt. 126 Herr Eduard Heine, Oberappellationsgerichtsrath in Halberstadt. » » Nicolai, Medieinalrath, Dr. med. in Halberstadt. Nagel, Dr. med. in Halberstadt. Alfred Edmund Brehm, stud. phil. aus Renthendorf. Heinecke, Dr. med. in Halberstadt. Joh. Heinrich Blasius, Professor in Braunschweig. Amandus Sehring, Baumeister in Edderitz, Anhalt. Zu Ehrenmitglieder wurden creirt: 4. Sr. Hoheit, der regierende Herzog Ernst von Sachsen Coburg-Gotha. 2. Herr Jules Verreaux in Paris. » » a Edouard Verreaux in Paris. Dr. Pucheran in Paris. Dr. Cassin in Philadelphia. Dr. Wilson in Boston. Gould in London. Strickland in London. Charles Lucien Bonaparte, Prinz von Canino und Musignano in Paris. | Bekanntmachung. Die achte Versammlung der deutschen Ornithologen-Gesellschaft wird mit dem dritten Dienstage des Juli im Jahre 1854 in Gotha beginnen. Zum Lokal-Geschäftsführer ist Herr Dr. A. Hellmann da- selbst gewählt worden. Die Versammlung wird vier Wochen vor ihrem Beginne noch einmal in den gelesensten deutschen Zeitungen und in dem Organe der Gesellschaft, der Naumannia, bekannt gemacht werden. Der Sekretär E. Baldamus. Die Beilagen zum Protokolle werden, so weit sie in diesem Hefte nicht Raum finden, in das nächste aufgenommen werden. Die Redaktion d: N. 127 Beilage Nr. 1. Eröffnungsrede, gesprochen von W, 'T'hienemann. Meine hochzuverehrende Herrn. Zahlreich und zum Theil aus weiter Ferne haben Sie sich abermals vereinigt, gemeinschaftlich für die reizende Vögelkunde zu wirken. Die Liebe zur Natur, wo sie einmal Wurzel gefasst, ruht und rastet nicht, man kann von ihr, wie von der Natur sagen, sie sei unvertilgbar. Na- turam furca expellas, tamen usque recurret. Sie entflammt den Jüng- ling, begeistert den Mann, erhebt und stärket den Greis. Daher breitet sie sich auch, trotz der scheelen Gesichter, welche engherzige Seelen dazu machen, immer weiter aus, gewinnt immer mehr Freunde und For- scher, stiftet immer mehr Gutes in der Körper- wie in der Geisterwelt. Wir halten es mit dem gefiederten Volke, wir bilden einen Ornithologen- Verein, den ersten dieses Namens, der, so viel mir bekannt, je geschlos- sen worden ist. Wir lassen uns nicht irre machen, wenn Jemand uns vorwerfen wollte, wir hätten ein gar zu kleines, beschränktes Gebiet zur gemeinschaftlichen Bearbeitung uns auserwählt, und bemerklich machte, dass mehrere nicht einmal das Ganze, sondern nur einen kleinen Theil davon zu ihrer Pflege ausersehen hätten, der Eine Nester und Eier, oder gar letztere allein zu sammeln und zu untersuchen, der Andere nur auf ein Vogelkabinet bedacht wäre, der Dritte vorzugsweise die Litteratur zum Liebling sich ausersehen, der Vierte als Anatom und Physiolog den innern Bau mit Kenneraugen betrachte, der Fünfte endlich nur lebende Vögel, also vorzüglich die singenden zu seinen Lieb- lingen erwählt habe. Ich sage, wir lassen uns dadurch nicht einen Augenblick in unserm Streben stören, wir wissen recht gut, dass die herrliche Natur ein grosses, engverbundenes Ganze bildet; aber sie be- steht aus unzähligen Theilen — wer die Theile nicht kennt, der kennt auch das Ganze nicht, das aus Theilen besteht, wer das Besondere nicht erforscht, wie mag der das Allgemeine erfassen und verstehen! Und ist das nicht eben das Mittel, die Natur in ihrer vollen Herrlichkeit, in ihrem höchsten Glanz, in ihrer Majestät zu erkennen, dass man auch im klein- sten Theile, im verachtetsten Geschöpfe ihrem Walten und Wirken, ihrem Schaffen und Bilden, ihren Aeusserungen und Kräften nachspürt? ‘Und wie hat sich nicht in neuer und neuester Zeit das Gebiet der Ornitho- logie erweitert! Zu Linne’s Zeit wäre es fast lächerlich erschienen, einen Ornithologen-Verein zu bilden, wie wenig Vögel kannte man den Namen 128 nach, und wie gering war die Kenntniss von ihrer Beschaffenheit, ihrer Lebensart. Blicken Sie jetzt in die Meistersammlung unsers geehrten Herrn Geschäftsführers, betrachten Sie des Herrn Hofrath Reichenbachs vollständigste Naturgeschichte — welch ein Zuwachs, welch ein umfas- sendes Wissen, welch ein ungeheurer Fortschritt; da erscheint uns die Ornithologie als ein so gewaltiges Gebiet, welches ganz zu erforschen, zu bearbeiten kaum das kurze Leben und die beschränkten Kräfte eines Einzigen ausreichen möchten. Fragen Sie unsern hochgeehrten Altmei- ster, den Herrn Professor Naumann, der alle seine Kraft, und die ist doch wahrlich eine ausgezeichnete, der seine ganze Lebenszeit, und. die ist leider schon eine weit vorgeschrittene, der Erforschung der Ornitho- logie Deutschlands gewidmet hat, wie weit er damit gekommen? Ob er wohl meint es sei ihm gelungen, dieselbe völlig zu ergründen? Also, geliebte Mitarbeiter auf den belohnenden Gefilden der Natur- forschung, lassen Sie uns das glücklich begonnene Werk freudig fort- setzen, »die Erndte ist gross, heisst es auch hier, aber der unermüde- ten Arbeiter immer noch wenig.« Lassen Sie uns unter dem Beistande dessen, der uns diese Tage bereitet, der uns hier von Neuem zusam- mengeführt hat, die gegenwärtigen Tage und Stunden weise benutzen, die Natur, aber vornehmlich auch den erhabensten Herrn der Natur, deutlicher, reiner zu erkennen und würdiger zu preisen. Dann werden wir nicht vergeblich, nein in Segen gearbeitet haben. Ich erlaube mir zum Schlusse noch einige Worte des seel. Burdach aus seiner ausge- zeichneten Physiologie Ihnen zuzurufen und an’s Herz zu legen: »Die Verknüpfung der nothwendig begründeten Einzelnheiten in der Natur zu weiterem Zwecke deutet auf ein allgemeines Leben im Weltganzen hin; diese organische Einheit der durch eine Ursache herbeigeführten Wir- kung mit der Vermittelung vielfältiger Zwecke führt zur Anerkennung eines ideellen Grundes; die gegenseitige Durchdringung von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft weist auf ein Unendliches und über die Schranken der Zeit Erhabenes hin. So erkennen wir denn die von der unendlichen Idee ausgehende Weltkraft, welche überall schafft, bildet, belebt und hier die Aussenwelt, dort die organische Bildung, dort wie- der das Seelenleben dazu in Bewegung setzt. Weit bleiben wir in der (unserer) Erkenntniss zurück, wenn wir nur den Einzelnheiten zuge- wendet, nichts als den Mechanismus anschauen und die lebendige Ver- knüpfung zu einem harmonischen Ganzen aus den Augen verlieren.« Larus Heinei. Heine’s Möve. Von E. F, von Homeyer. Bei Gelegenheit der Ornithologen-Versammlung zu Berlin im Jahre 1851 hatte ich die Freude, den Anwesenden eine griechische Möve vor- zulegen, die allgemein, trotz bedeutender Aehnlichkeit mit Larus canus als eigene, gute Art anerkannt wurde. In Bezug auf neuere Erschei- nungen und Entdeckungen nichtdeutscher Ormnithologen beruhigte mich die Versicherung meines werthen Freundes, Herrn Dr. Hartlaub, dass diese Möve noch unbeschrieben sei. Dennoch zögerte ich mit der Ver- öffentlichung derselben, die ich jetzt mit um. so grösserer Sicherheit unternehmen zu können glaube. Was die Namengebung betrifft, so wird Niemand, der das Glück hat, die anspruchlosen Verdienste des Herrn Oberamtmann Heine auf St. Burchard bei Halberstadt zu kennen, daran zweifeln, dass die Huldi- gung eine gerechte sei. | Kefchreißung von Larus Heinei. Die ganze Erscheinung erinnert an. Larus canus, unter welchem Namen ich diese Möve auch von Athen in zwei Exemplaren erhielt; in- dessen ist die ganze Gestalt eine schlankere und gestrecktere, obgleich von etwas grössern Dimensionen. Die Färbung der Füsse ist, soviel sich an den getrockneten Bälgen erkennen lässt, eine gelb- liche oder ganz gelbe, ähnlich wie bei Larus Michahelli. Schnabel wie bei Larus canus, nur schlanker und etwas länger; dasselbe gilt von den Füssen. Die Färbung des Gefieders ist der von Larus canus in der Hauptsache durchaus ähnlich, wesshalb es genügen mag, die Abwei- chungen davon hervorzuheben. Der Flügelrand, die Handfedern Naumannia. 1853. ; 9 130 und die grössern Deckfedern des Flügels sind schieferschwärz- lich, in das Grau des Rückens übergehend; letzteres ist ein wenig dunkler als bei der Sturm-Möve. ; Die zweite bis vierte Schwingen zweiter Ordnung haben in ihrer Mitte schwarze Schäfte, die sechste bis elfte an der Aussenfahne Schieferschwarz. Die zweite Primärschwinge vor der Spitze nur an der Innenfahne einen weissen Fleck. Auf zwei Tertiärschwingen ein rundlicher schieferschwarzer Fleck. Nach sorgfältiger Vergleichung mit sieben Stück unter meiner gros- sen Zahl ausgewählter Sturm-Möven verhalten sich die Maasse wie folgt: Gin Millimetern.) Exemplare. Schwanz. Fusswurzel. Mittelzehe ohne Nagel. Schnabel v. M. W. Länge des Nasenloches. Millimeter: Larus Heinei. 1. Alt, im Winter . 60 39 2. Jung, im ersten Frühling . . . 54 37 Larus canus. . M. alt, im Juni, (ein selten grossesStück .M. alt, im Juni . .M. alt, im August . M.alt, im Decemb. . W. alt, im August . W. alt, im Decemb. . W. jung, im März Warbelow, im April 1853. E. F. v Homeyer. 131 Der wichtige Einfluss der Vögel auf die Feld- und Waldwirthschaft, besonders in Bezug auf die dem Walde schädlichen Insekten. Von Casimir Grafen Wodzicki*). Lwöw 1851. 27 p. Eine kleine aber inhaltreiche und sehr wichtige Broschüre des un- sern Lesern bereits mehrfach bekannten, ausgezeichneten Beobachters, Herrn Grafen Wodzicki; zunächst für seine Landsleute bestimmt, und desshalb in polnischer Sprache geschrieben, aber von so allgemeinem Interesse, und das Meiste, was der Herr Verfasser bezüglich der Ver- hältnisse seines Landes sagt, so sehr auf die unsrigen passend, dass wir es der Wissenschaft und ihrer praktischen Anwendung schuldig zu sein glauben, das Wichtigste dieses Schriftchens im Auszuge zu geben. Der Herr Verfasser beginnt mit einer kurzen »Geschichte der Waldverwüstungen seit dem 17. Jahrhundert,« und mit Aufzählung und Beurtheilung der »gegen den Insektenfrass vorgeschlagenen und ange- wendeten Mittel.« Nachdem er unter diesen »Fasten, Processionen, Bussen und Gebete«**) als die Hauptmittel des 17. Jahrhunderts ange- führt, heisst es darüber weiter: »Die sowohl bei uns als in andern Län- dern zu verschiedenen Zeiten beauftragten Kommissionen, welche aus Förstern und Naturkundigen bestanden, haben, ohne gehörige Kenntniss von diesen Waldfeinden, wenig oder gar nichts ausgerichtet, denn die Erfahrung hat uns überzeugt, dass: Grabenschlagen nur dann zweckmässig ist, wenn die Graben mit Wasser gefüllt werden können: Denn durch trockene Graben krie- chen die Raupen fort und verbreiten ungehindert die Ansteckung wei- ter. Auch ist diess Mittel heute für Privatbesitzer zu kostspielig, ohne Unterstützung seitens der Regierungen. *) 0 wplywie jaki wywieraja plaki na gospodarstwo tak polne, jak i lesne w ogölnosei, a w szezegölnosei o owadach lasom szkodliwych, przez Kasimierza Hrabig Wodzickiego, Czlonka ezynnego Towarzystwa gospodarskiego galicyjskiego. Lwöw, w drukarni Zarkladu Narodowego Ossolinskich. 1851. **) In einem deutschen Gebetbuche aus dem Ende des 17. Jahrhunderts heisst es: „Vor den Türken, Insekten und Waldwürmern bewahre uns, o Herr!“ 132 - »Das Eintreiben der Heerden in angesteckte Wälder anlangend, so suchen die Schweine im Allgemeinen bloss Wurzeln, und nur die gierigeren fressen Raupen; sie erkranken aber davon und sterben un- vermeidlich. Wohl mag es sein, dass wenn ein Waldbesitzer einige hundert Schweine in den Wald treibt, er die Vernichtung zum Theil hemmen kann: jedoch muss er auf den Verlust seiner Heerde gefasst sein*). Möge er sich also wohl berechnen, was er lieber erhalten will, seine Heerde oder seinen Wald.« »Die durch Herrn Professor Lobarzewski im 9. Bande -der Ab- handlungen des Landwirthschaftlichen Vereines in Lemberg angegebenen Mittel: a) Die ausgewachsenen Raupen zur Zeit ihrer Verwandlung in Puppen durch Menschenhand zu vernichten, und b) die an den Stämmen der Bäume sitzenden beschwerten Nachtschmetterlinge (wohl die Weibchen vor dem Eier- legen) in Netzen aufzusammeln; mögen für Russland anwendbar sein, wo ein Befehl hinreicht, Tausende von Menschen für solche und ähnliche Zwecke beisammen zu haben u. s. w. Meines Erachtens ist das zweckdienlichste Mittel: passende Schriften zu verbreiten, in welchen eine gehörige Beschrei- bung der schädlichen Waldinsekten und deren Feinde enthal- ten ist, und solche besonders den Förstern zur Belehrung in die Hände zu geben etc. Der billige Preis solcher Schriften und ein williges Hand- anlegen der Waldbesitzer würden im Lande den Grund zur Verbreitung der Naturkunde legen, welche für die Landwirthschaft so unentbehr- lich ist. Als Naturforscher und vorzugsweise der vaterländischen Ornithologie gewidmet, betrachte ich von meinem Standpunkte aus manchen Schaden und manche Plage, die aus dem Verluste des Gleichgewichtes in der Natur entstehen, mit ganz andern Augen, so dass es nicht ohne Nutzen sein wird, die Land- und Forstwirthe, hauptsächlich die Förter mit den Geschlechtern und Arten der Vögel bekannt zu machen, ohne welche die Insekten eine unerträgliche Plage und alle unsere Arbeiten und Bemühungen in der Wirthschaft vergeblich sein würden. . *) Die durch die Schweine ausgewühlten Puppen und Larven sind der Heerde minder schädlich, wohl aber die unter dem Moose befindlichen Raupen, welche ihre Behaarung in den Eingeweiden festsetzen, verursachen Schmerz, Entzündung und hemmen hauptsächlich die Verdauung. 133 Blicken wir zur Zeit der Sommermonate in die Sümpfe, auf die Massen von Nymphen und Larven, auf die Millionen von Fliegen und Mücken, von denen jedes Weibchen einige hundert Eierchen legt; auf die unter der Last der Raupen fast bis zur Erde sich neigenden Zweige, auf die mit Insekteneiern bedeckten Aeste — und wir werden mit Furcht und Schrecken ausrufen: Die Sonne muss verdunkelt werden, wenn diess Alles sich glücklich ausbilden sollte! Von Aristoteles und Plinius bis auf unsre Zeiten sind nicht wenig neue Entdeckungen gemacht worden, und so lange nur die wundervolle Maschinerie der Schöpfung sich regen wird, so lange die Naturforscher nicht aufhören werden, der Menschheit ihre Dienste zu bieten, werden sie auch nicht aufhören, in demüthiger Seele vor der Grösse des Schö- pfers und mit Dankbarkeit die überall herrschende Harmonie zu be- wundern, das Gleichgewicht in der Natur, welches der Mensch nicht ohne Mühe zu vernichten im Stande ist, durch dessen Vernichtung er aber, — und wenn er auch nur in kleinem Raume und nur ein Glied der Schöpfung ausrottet, — den Fluch auf sein eigenes Haupt ladet. Friedrich der Grosse, dieser grosse Mann, welcher so unsterbliche, wenn gleich blutige Spuren hinterlassen hat, glaubte berechtigt zu sein, sich in die göttliche Regierung mischen zu dürfen, und wollte sein Lieb- lingsobst, die Kirschen, welche auf dem undankbaren, sandigen Boden Brandenburgs nicht wohl gerathen konnten, gern vermehren. Er liess demnach einen Befehl ergehen, die Haus- und Feldsperlinge, (P. domestica et montana), welche bekanntlich die völlige Reife dieses Ob- stes nicht abwarten, und vor dem Eigenthümer verzehren, — zu fan- gen, zu schiessen und gänzlich zu vertilgen, und setzte auf den Kopf derselben eine Prämie von sechs Pfennigen. Aber was geschah? In zwei Jahren hatte die Regierung einige Tausend Thaler verloren, und es waren nicht nur keine Kirschen und kein anderes Obst, sondern auch kein Blättchen war in den Gärten zu sehen: Zu solcher Höhe vermehr- ten sich die Raupen und andre Insekten. Friedrich der Grosse zog seine Hand aus dem Kreise der harmoni- schen Schöpfung zurück, widerrief seinen Befehl und sah sich genöthigt aus fernen Gegenden Sperlinge herbeizuschaffen, die er von nun an zu schonen befahl. Wohl ist es uns Sterblichen erlaubt, den durch irgend ein Wesen uns zugefügten Schaden zu verhüten, aber schwer folgt die Strafe, wenn wir uns erkühnen, ein Geschlecht, gleichviel welches, aus der Schöpfung 134 zu vertilgen. Unangenehm mag es manchem Landmann sein, zuzusehen, wie ganze Schaaren von Sperlingen unser unreifes Getreide abfres- sen, und wie die Krähen und Dohlen unsre frisch‘ besäeten Felder belagern und sich in die Saat theilen. Jedoch diese ‘Vögel brin- gen uns auch wieder grossen Nutzen; ohne die Sperlinge würde uns dieselbe Plage heimsuchen, welche wir oben gemeldet; ohne die Krähen würde durch übermässige Vermehrung der Käfer nur die Ver- nichtung der Gärten und Wälder herbeigeführt werden. Nachdem der Verfasser die einzelnen forstschädlichen Insekten und ihre Lebensweise beschrieben, kommt er zunächst bei Erwähnung der Schmetterlingseier (Bombyx pini, dispar etc.) auf deren Vertilger, die Meisen und einige verwandte Vögel, deren er folgende aufzählt und kurz beschreibt: Parus major, coeruleus, eristatus, palustris, ater, cau- datus, Sitta europaea (für uns caesia!) Certhia familiaris, Regulus flavi- capillus. Diese überwintern alle bei uns, und wenn andere Insektenfresser in wärmere Länder ziehen, durchsuchen sie bei uns während sechs Win- termonaten treulich jeden Stamm, jeden Ast und Zweig unserer Forsten und Gärten. | Zum Beweise, dass die Natur selbst durch Herbeiziehung der schäd- lichen Thiere deren Verwüstungen Schranken zieht, führt der Herr Ver- fasser an, dass B. dispar im Sommer 1848 alles Laub in seinen Gärten abgefressen, dass er im Herbste mit grossen Kosten die alle Stämme und Aeste bedeckenden Eier habe absuchen lassen, sich aber bald über- zeugt habe, dass Menschenhand die Plage nicht abzuthun im Stande sei, und dass er sich auf den Verlust seiner Bäume gefasst gehalten habe. Aber wie gross war meine Freude, als ich im Winter die immer zahl- reicher herbeiziehenden Heerden von Meisen und Goldhähnchen und der täglich vermehrten Nester bemerkte. Im nächsten Frühjahre nisteten schon einige zwanzig Paare Meisen in meinem Garten, während ich in andern Jahren kaum zwei bis drei Paare gefunden. Im Jahre 1849 war die Plage schon kleiner, und im Jahre 1850 haben diese beflügelten Gärtner meine Bäume vollständig gereinigt. Bei Erwähnung der kleinen Kiefernraupe, Liparis monacha, und des — soweit bisher bekannt — einzigen Feindes derselben unter den Vögeln, des Kukkuks, citirt der Herr Verfasser die Berechnung des Herrn v. Homeyer (s. Naumannia I. 1. p. 12.), die er in weiter aus- geführter Wahrscheinlichkeitsrechnung zu dem Resultate führt, dass 100 135 Kukkuke (I. e.) in einem Tage die Ausbildung von 2,400,000 *) Kiefern- raupen verhindert haben, welche schon eine ziemlich grosse Waldstrecke hätten vernichten können, Da diese Berechnung, fährt er dann fort, etwas fabelhaft erscheinen möchte, so möge mir gestattet sein, hier einige Beispiele aus eigener Erfahrung anzuführen. In meiner Orangerie waren im Jahre 1842 auf drei hochstämmigen Rosenstöcken 2145 Blattläuse; (ich kann mich in dem Facit um einige zwanzig oder mehr geirrt haben, aber 2000 sind sicher anzunehmen!) ich: stellte diese Blumen besonders, und liess einige Sumpfmeisen auf sie los, die sie in wenigen Stunden so reinigten, dass keine einzige übrig blieb, und doch untersuchten die Vögelchen ohne Unterlass noch andere Pflanzen. Diess hat mir den klaren Beweis gegeben, dass 2000 Blattläuse auf einen solchen Vogel gar nicht zu viel sei, und ihm sogar den Hunger noch nicht befriedigt. Im Jahre 1849 hatten sich in dem Zimmer, in welchem ich Vögel präparirte, so viel Fliegen versammelt, dass ungeachtet des Austrei- bens und Vergiftens die Fenster von diesen Insekten bedeckt waren. Ich fing ein Rothschwänzchen (8. phoenicurus) und lies es in das Zimmer, und während 'einer Stunde, in welcher ich es aufmerksam be- obachtete, sind circa 600 Fliegen von ihm verzehrt worden. Dieses kleine Vögelchen hat mich also in einem sechzehn Stunden langen Juli- tage von 9600 lästigen Geschöpfen befreit, für welchen Dienst ich es dankbarst wieder in Freiheit setzte. 2 »Auch der Schrecken und Abscheu der Landbewohner, die Wolken der Mücken haben ihre Feinde, darunter einer der heftigsten und nütz- lichsten: Caprimulgus‘ europaeus, der Ziegenmelker. Dieser gefrässige Nachtvogel .. .... jagt behenden Fluges nach Sonnenuntergang einzig **) ‚den Mücken nach. Ich stand im Juli 1839 am Rande eines Teiches und sah, wie ein paar Ziegenmelker in die dort tanzenden Schwärme von je hunderttausenden von Mücken einfielen und so hauseten, dass in kurzer Zeit die ganze ungeheure Menge verzehrt war. Nach Beschreibung der schädlichsten Bostrichus-Arten, empfiehlt Verfasser die Spechte, als die Hauptfeinde der Holzkäfer, der beson- - *) Würde also in den 15 Tagen des Aufenthaltes in jenem Kieferngehölz (von 30 Magdeburger Morgen) 36 Millionen betragen haben. S$. Naum. 1. c. **) Doch wohl auch manchen grössern Insekten, Nachtfaltern, Coleopteren etc. 136 dern Schonung, und muss diese unbedingt höchst nützlichen Vögel so- gar noch gegen die wider alle gesunde Vernunft sprechenden Anschul- digungen unwissender Forstleute *) seines Landes in Schutz nehmen! Er nennt und beschreibt die bekannten europäischen Arten: Picus Martius, viridis, canus, major, leuconotus, medius, minor, tridactylus, welch Letzterer in den Gebirgswäldern der Karpathen nach mündlichen Mittheilungen des Herrn Verfassers ziemlich häufig ist. : Diese acht Arten von Spechten sind die wahre Assekuranz unserer Wälder! Ich kann meine Aufregung nicht laut genug werden lassen, wenn ich der Barbarei unserer Förster und des Leichtsinns un- serer Jäger in dieser Hinsicht gedenke. Die ersteren verwehren nicht nur nicht das Ausnehmen der Jungen“), sondern verzehren sie auch selber; die Andern, von der Jagd heimkehrend, schiessen ihre Flinten ab, auf Was® — Auf Spechte! Und doch werden durch das Tödten eines einzigen Spechtes Millionen von Borken- und andern Käfern er- halten! Wie viele dieser nützlichen Vögel habe ich nicht in den Taschen der Jäger oder an den Thüren angenagelt gefunden! Leider trifft die Strafe nicht die Thäter sondern die Besitzer ***), Wer nur irgend die Gärten fruchtbar und die Wälder in gutem Zustande haben will, der bemühe sich für die Erhaltung der oben erwähnten Vögel, und der Singvögel überhaupt! Von ihnen hängt ganz eigentlich unsere Vegetation ab! Möge die Verehrung, welche die Egypter dem Ibis, und die Be- wohner der Türkei und des südlichen Asiens dem weissen Aasvogel (Neophron Percnopterus) und andern Geiern zollen, nicht als einfältiger Aberglaube angesehen werden, sondern als aus dem Gefühle der Dank- barkeit für erwiesene Wohlthaten entsprungen. Auch der von andern Völkern den Eulen erwiesene Schutz hat seinen Grund in dem wohl bemerkten Kriege derselben gegen die Mäuse, die so oft zur Landplage *) Auch in Deutschland gibt es deren leider, welche behaupten, der Specht ver- derbe durch sein Zimmern die Wälder! In und mit der Natur wirken und schaffen wollen ohne Kenntniss auch nur ihrer Elemente, welch’ ein Widersinn! **) Auch bei uns ist hin und wieder das ‚‚Spechtaushacken“ eine sehr schäd- liche, von den Forstleuten geduldete oder wohl gar selbst geübte Sitte. »**) Aus einer Anmerkung erfahren wir, dass die Spechte im Polnischen gewöhn- lich „Immenwölfe‘‘ genannt werden. Das geschieht hier und da auch in Deutsch- land, und die Spechte werden desshalb, weil sie zuweilen an die Bienenkörbe kom- men, von den Bienenzüchtern als sehr schädliche Vögel verschrieen. 137 werden. Aber selbst die Gebildeteren kennen kaum den Nutzen der Eulen. Fast an jedem Hofe sehen wir diese Vögel an Thür und Thor angenagelt, oder als Scheuchen in Hanf und Reps aufgestellt. Aber wissen möget ihr, ihr Landwirthe, dass ohne Eulen und einige andre Arten Raubvögel wir nur wenig Körner erhalten würden, und hun- derttausende von Katzen würden unsere Getreidesaaten und Schober nicht retten können! Wer in Russland die verschleppten Schober und die Schaaren Mäuse gesehen hat, der wird gern das Heulen dieser nütz- lichen Vögel hören, und seine Frau überzeugen, dass die Eulen zwar den Tod, aber nicht der Hausgenossen sondern der Mäuse vorbedeuten. Warum sind denn aber in den Scheunen, bei Getreideschobern, auf dem Felde etc, ete. so viele Eulen? Weil ihre fast einzige Nahrung sich dort in grosser Menge vorfindet. Im Jahre 1844 nistete in meinem Hause unter dem Dache der Steinkauz, Strix Noctua L. — Als ich das Nest besuchte, hat mich die dort gefundene Menge von Mäusen, als Nahrung für die Jungen, wahrhaft in Erstaunen gesetzt; an einem Juniabende zählte ich eilf Mäuse, welche die Eltern zutrugen. Wenn die Eulen auch zuweilen’ Vögel fangen, so geschieht es doch nur ausnahmsweise; Mäuse sind ihnen zur ausschliesslichen Nahrung an- gewiesen, und zwar allen Arten, selbst den Waldeulen und sogar den grössern, z. B. dem Uhu und der Habichts-Eule (St. uralensis-liturata). Ich habe einige zwanzig dieser Vögel untersucht, fand aber Nichts als Maulwürfe und Mäuse in ihrem Magen. Den hier und da von den grös- sern Arten angerichteten Schaden an Vögeln und jungen Hasen vergel- ten diese nützliche Eulen tausendfältig. Die kleinern Arten haben Nichts auf ihrem Gewissen. Im Jahre 1849 hatten sich die Mäuse bei einem meiner Freunde im . Krakauischen so vermehrt, dass sie dem Klee die Wurzel zerbeissend, das ganze Feld verwüsteten. Der Waizen, trotz des schönsten Herb- stes, wurde immer dünner, und als ich das abgefressene Waizenfeld untersuchte, fand ich Hunderttausende von Löchern, und in jedem der untersuchten Löcher fast ein Achtel Quart des besten Waizens. Ein Stück Landes von einigen zwanzig Morgen muss einige Scheffel (von der Aussaat) verloren haben! Hier mussten des Menschen Hände sin- ken, denn was sollten sie thun? Aber da hat die wohlthätige Natur die Diener des harmonischen Gleichgewichtes herbeigerufen, und in we- nigen Monaten war die Plage gehemmt; denn im Jahre 1850 hat schon 138- Niemand mehr über Mäuse geklagt. Im August nemlich kamen die Bus- sarde (F. buteo ete.)-so zahlreich, als wenn sie aus ganz Galizien zu diesem Gastmahle herbeigerufen worden wären;. sogar ‘die Zugzeit ging vorüber und sie blieben! Im Winter kamen die Schneeaare dazu (F. lagopus) und verzehrten den Rest. | Die Unterscheidung der nützlichen Arten unter. den Raubvögeln, die genaue Kenntniss ihrer Verbreitung, die Verhinderung allzugrossen _ Vermehrung der schädlichen: das sind die Aufgaben der Naturforscher, die sie zu lösen haben, um der Gesammtheit die gegen jedes Uebel in der Schöpfung vorhandene. Heilmittel anzudeuten. Ich könnte Folianten mit Beweisen von der Nützlichkeit der Naturkunde füllen u. s £. Möge es mir noch vergönnt sein, meine heissesten Wünsche, welche aus der Liebe zur Wissenschaft und aus der Ueberzeugung von ihrem‘ Nutzen quillen, laut werden zu lassen: wenn doch jeder Forst- oder Landwirth, der diess Werkchen liest, nur einen Monat zur Erforschung und Beobachtung der bezeichneten Wohlthäter verwenden wollte! Wie würde schon diese kurze Erfahrung Beweise für meine Angaben liefern! Wenn ich nur irgend einiges Interesse für diese Jedem so nützliche Wissenschaft wahrnehmen möchte; 0, wie gern, o mit welcher Dankbar- keit wollte ich dann ferner den Nutzen dieser, den Schaden jener Ge- schöpfe andeuten, und mein aus vieljähriger Erfahrung geschöpftes Wis- sen mittheilen! Mein Leben, das ich der vaterländischen Ornithologie geweiht habe, würde nützlicher, meine Bemühungen für die Wissenschaft reichlich be- lohnt sein, wenn ich meinen Mitbürgern damit nur irgend einigen Nutzen schaffen könnte ! Referent erlaubt sich zu den in jeder Beziehung wohlthuenden An- sichten und Vorschlägen des geehrten Herrn Verfassers noch einige all- gemeine Bemerkungen. Auch er ist der Ueberzeugung, dass populär geschriebene und bil- lige Bücher über die betreffenden Gegenstände der Zoologie von gros- sem Nutzen sein werden.- Wer es mit angesehen hat, wie sehr Leicht- sinn und Unkunde in der Naturgeschichte dem Landbaue, besonders aber der Garten- und Waldwirthschaft schaden können und geschadet haben, der wird es mit uns bedauerlich finden, dass man geeigneterseits nicht längst dafür gesorgt hat, die Betreffenden über Dinge aufzuklären, welche 139 von so bedeutendem Einflusse auf Feld- und Waldbau, zweier Haupt- quellen des Nationalreichthums sind. Und doch ist das treffliche Werk von H. 0. Lenz, voll praktischer Erfahrungen und Anwendungen der Naturgeschichte — besonders auf Acker- und Waldwirthschaft — be- reits seit Jahren und in vielen Auflagen erschienen! An ihm liegt es nicht, dass Vieles nicht längst besser geworden! Aber es ist nur sel- ten da, wo es besonders sein sollte, in den Händen der Regierungsbe- amten, der Lehrer, der Land- und Forstwirthe, besonders der Förster und Jäger! Ich möchte zu dem Vorschlage des Herrn Grafen Wodzicki noch einen andern thun: Verlange man im Examenauch von den nie- dern Forstbeamten die Bekanntschaft wenigstens mit den besonders nützlichen und schädlichen Thieren, zumal der höhern Klassen; dann werden geeignete Schriften erscheinen und in die rechten Hände gelangen, und die zum Theil empörende Unwissenheit, welche nur immer noch z.: B. einen »guten und schlechten Vogel« kennt und nennt, und oft genug zum Beschützer anstatt zum Feinde von Mäu- sen, Raupen, Borkenkäfern und andern Landplagen wird, — diese ver- derbliche Unwissenheit wird bald verschwinden! Die oben bespröchene Broschüre wird dazu helfen, die Augen zu öffnen! E. Baldamus. Einiges über das Zungenorgan der Vögel, insbeson- . dere das des Auerhahns. Von Dr. A. Hellmann, Vorstand des herzoglichen Naturalienkabinets. Bei keinem europäischen Vogel, als wie beim Auerhahn zeigt sich die auffallende Erscheinung, dass dessen Zunge während seines Veren- dens sich im Schlunde soweit zurückzieht, dass man sie nicht selten in der Tiefe des Schlundes kaum noch mit der Spitze bemerkt — woher der Irrthum: »der Auerhahn habe keine Zunge.« 140 Wenn man am lebenden Thiere gewaltsam den Schnabel öffnet, so sieht man immer, dass sich die Zunge ungewöhnlich weit in den Schlund zurückzieht; bei andern hühnerartigen Vögeln dagegen zeigt sich die Zungenspitze ungefähr in der Hälfte des Schnabels; ein Beweiss, dass das Zungenorgan des Auerhahns, wenn auch nicht in seiner Form von den hühnerartigen Vögeln abweichend, doch hinsichtlich seiner Rückbe- wegung eine eigenthümliche und verschiedene Bildung haben muss, ver- möge welcher der Auerhahn bei der Balze die besonderen Töne hervor- zubringen im Stande ist, die ihn auszeichnen. Die Zungen der vierfüssigen Thiere haben im Vergleiche zu denen der Vögel eine vollkommenere Ausbildung, durch welche ihnen 'ein er- höhter Geschmacksinn von der Natur verliehen wurde. Selbst die Be- wegung, die Substanz und Bauart der Zunge der Vögel ist nicht nur von der der Säugethiere, sondern bei den verschiedenen Gattungen der Vögel selbst unter sich verschieden, aber für jede besitzt sie eine cha- rakterisirende Eigenthümlichkeit in der Formbildung, mag diese nun zur Hervorbringung der Töne oder zur Auffindung und Verschluckung der Nahrung dienen, welche verschiedene Gestaltung an der Zunge der Vier- füssler nicht zu erkennen ist. Beschäftigen wir uns vorerst im Allge- meinen mit dem Baue des Zungenorgans der Vögel. Dasselbe ist nach seiner Substanz an dem Vordertheile steif und hat, mit einem ledernen pergamentartigen und nach der Hornhaut des Schnabels verschieden ge- färbten Ueberzuge versehen, welcher auf der Oberfläche der Zunge zu- weilen. rauh, der Länge nach eingerieft, an der untern Seite aber jedes Mal glatt ist. Es besteht aus drei Stücken: 1) aus dem harten Vorder- theile, dem Zungenkopfe; 2) aus dem mittleren weicheren REN der Zunge und 3) aus dem Stimmritzenkopf. Das Mittelstück des Zungenbeins verläuft sich weit gegen die Spitze der Zunge, wesshalb der Vogel solche nicht wie die Säugethiere bie- gen, sondern bloss durch die Zungenmuskeln auf und niederschlagen kann. Nach den verschiedenen Arten der Vögel ist sie auch mannigfaltig gestaltet, flach bei den Singvögeln, gewölbt bei den Papageyen oder ausgehöhlt bei den Raben- und Falkenarten, schmal, wurm- oder spiral- förmig bei den Spechten, ganz gespalten, mehr oder weniger einge- schnitten, eingezackt oder gefranzt bei den Motacillen, spitzig oder pfeil- förmig zulaufend auch abgestümpft, an der Spitze eingezahnt oder zer- rissen, auch mit Widerhaken versehen bei dem Spechte. Diese verschie- 141 dene Form hat sie theils zur Hervorbringung der Stimme oder zur Verschluckung der Nahrung. ; Bei denjenigen Vögeln, welche kräftige, wohlklingende Laute her- vorbringen, finden wir die Zunge im Verhältniss des Schnabels kurz, um mit möglichster Schnellkraft solche bewegen zu können, sie ist mehr flach gedrückt, spitzig, gespalten oder zerrissen wodurch sie im Stande sind ihrer Stimme einen schwebenden, zitternden Ton zu geben. Allen Vögeln mit einer an der Oberfläche vertieften oder gewölbten Zunge fehlt die Modulation des Gesanges respective ihrer Laute, und diejenige, welche eine mehr fleischigte, gewölbte oder abgerundete Zunge haben (Wasservögel) sind nur im Stande einzelne Töne der Liebe oder der Furcht hervorzubringen; ‘ebenso solche Vögel, welche ihre spiral- oder wurmförmige Zunge weit über die Spitze ihres Schnabels herausstrecken können, nur einzelne abgebrochene Laute von sich zu geben im Stande sind. Der hintere allmählig breiter werdende Zungentheil verliert seine harte Oberfläche und bildet eine mehr weiche Substanz, welche gegen den Schlund zu fleischartiger wird, und in eine grössere Fläche sich ausbreitend einen zirkelrunden oder auch herzförmigen Ausschnitt hat, der zuweilen glatt oder auch mit zahnähnlichen Spitzen, und feinen Franzen an den Seiten besetzt, gegen die Stimmritze endet. Bei den Singvögeln sind diese Enden flügelartig. Der fleischige Theil der Zun- genwurzel erstreckt sich verjüngend zulaufend bis in die Gegend, wo die Zunge eine weiche Oberfläche bildet. Der beide Zungenbeine um- gebende fleischigte Theil ist bis zur Stimmritze an seinen Seiten bei den Singvögeln glatt, bei den andern mit einzelnen zahnförmigen Franzen besetzt. Der knorpelartig gespaltene meist herzförmige Stimmritzenkopf, welcher sich durch seine Muskeln zur Verstärkerung und Verfeinerung der Stimme erweitern und verengern kann, ist bei allen Vögeln am Ende seines Hinterkopfes gefranzt oder gezahnt, auf seiner Oberfläche glatt wie bei den Sing- und hühnerartigen Vögeln, oder mit kleinen ein- zelnen, auch truppweise stehenden zahnähnlichen Spitzen besetzt, welche an den Bändern der Stimmritze grösser werden, und selbst in der hin- teren Vertiefung derselben eine schmale Linie bilden, wie bei den Fal- ken- und Rabenarten. Die mehr oder weniger lange Luftröhre hat an ihrem "unteren Ende meistens eine blasenartige knorpelige Erweiterung mit verschiedenen Höhlungen, durch welche sich die Töne bilden und durch die Stimmritze modulirt werden können. Die zahlreichen starken 142 Muskeln an der Luftröhre können solche verkürzen oder verlängern, je nach dem der Vogel seine Stimme stark oder schwach hervorbringen will. Mit grosser Wahrscheinlichkeit hat auch die Schilddrüse, welche bei den Vögeln am untern Kehlkopfe liegt eine bedeutende Mitwirkung für die Modulation der Stimme. Die blasenartige Höhlungen findet man an den Luftröhren der Rohrdommelarten, des Kuckuks, überhaupt bei allen den Vögeln stark erweitert, welche in starken Absätzen, oder in ununterbrochenen Zügen, wie die Nachtigall in einem Athem, ihre Töne kann ergehen lassen. Die Vögel haben an der Luftröhre weder ein Zäpfchen noch einen Kehldeckel, wie bei den Säugethieren der Fall ist, aber ihre Stimmritze kann sich durch ihre Muskelkraft vollkommen schliessen, so dass keine Speise während des Verschlingens in die Luft- röhre dringen kann. — Das Zungenband, welches sich bis an der unte- ren pergamentartigen Umgebung der Zunge erstreckt, und in der Mitte der unteren Schnabelhaut angewachsen ist, dient dass die Zunge sich nicht weiter als zur Hälfte des Schnabels mit ihrer Spitze gegen den Schlund zurückbewegen kann. Das Zungenband der Specht- und Schne- pfenarten ist länger, und solche können desshalb ihre Zunge weiter zurückziehen und vorschnellen. Zur Rückwärtsbewegung der Zunge befindet sich an der Vereinigung der beiden Zungenbeine ein Muskel (Brustzungenmuskel), welcher am Brustbeine befestigt ist und die Zunge auch nach oben bewegen kann. Ausserdem befinden sich an den beiden Seiten des Zungenbeins noch zwei mit den unteren Schna- belwinkeln verbundene Muskeln, durch welche die Zunge vorwärts ge- schoben werden kann, welche beide den Brustzungenmuskel, in seinen Funktionen für die schnelle Bewegung der Zunge nach oben, unter- stützen. Bei den Specht- und Rabenarten laufen die Verlängerungen des Zungenbeins wie Spiralfedern an den beiden Seiten des Hinterkopfes herum, und schnellen gleichsam mit Federkraft die Zunge aus dem Schnabel hervor. Seitenbewegungen mit der Zunge der Vögel können nicht, wie-Jei den Säugethieren stattfinden, indem ihnen die Seitenzun- genmuskeli fehlen, wozu auch ihr Schnabel zu wenig Raum hat, auch der scharfe Rand desselben die Zunge bei Seitenbewegungen beschädi- gen würde. Die Zungenfleischnerven vertheilen sich in den Muskeln, welche die Zunge bewegen. Die Zungenschlundnerven sind ebenso mit den Zungenmuskeln ver- bunden, erstrecken sich bis zum Schlunde und vertheilen sich in Ver- 143 zweigungen derjenigen Zungenerhabenheiten, welche den Geschmack aufnehmen. Dieselben sind bei den meisten Vögeln wenig oder gar nicht bemerkbar, mehr treten sie bei den Würmer- und Fleischfressen- den hervor, und am deutlichsten erkennt man sie auf der Oberfläche der Zungen von Wasservögeln und Papageyarten, deren Zunge nach dem Baue ihres Schnabels breit, erhaben und mehr‘ fleischig ist. Der am oberen Schnabel gespaltene Gaumen ist an den Bändern des Spaltes mit sägeförmigen Franzen besetzt, welche sich in verminderter Grösse zu den beiden Seiten einzeln, zuweilen truppförmig verbreiten. Bei den Körnerfressenden befinden sich solche in einer Hautvertiefung des Ober- schnabels, welche bis zum Anfange des hornigten Schnabels spitzig zu- läuft. Diese Auswüchse scheinen den sparsam vorhandenen Geschmack- organen zur Hülfe zu kommen, denn wenn wir überhaupt die Wärzchen auf der Zunge als besondere aufnehmende Theile für die Geschmacks- werkzeuge betrachten, welche bei den Säugethieren vollkommen ausge- bildet erscheinen und selbst sich bis in die Spitze der Zunge erstrecken, so dürfen wir aus dem harten Vordertheile der Zunge der Vögel den- noch nicht schliessen, dass solche keinen Geschmack beim Genusse ihrer Speise haben; allerdings sind solche, wenn auch nur sparsam, am hin- teren weichen Zungentheile vorhanden, wenn sie auch flachgedrückt, ‚oder in Form kleiner Erhabenheiten unserem bewaffneten Auge sich be- merkbar machen. Der hintere fleischige Zungentheil, sowie der obere Gaumen hat Geschmacksnerven, die in der zartesten Verbindung mit der äusseren Fläche, und den besonderen zahn- oder franzenähnlichen Verlängerungen stehen, und höchst wahrscheinlich dem Vogel durch diese letzte Theile den Geschmack der Speise zugleich fühlen lassen. Einen deutlichen Beweis hiervon geben die körnerfressenden Vögel, -welche ohne die Samen zu zermalmen oder abzuhülsen solche ganz zum Kropfe beför- dern, so dass sie bei einer Mischung verschiedener Getraidearten gewiss diejenigen wählen, welche einen erhöhten Reiz auf diese Organe aus- üben. Wie aber dieser Reiz hervorgebracht wird, ist ebensowenig zu erörtern, als auf welche Weise die Wärzchen auf der Zunge ihren Reiz der Zungennerven augenblicklich mittheilen können, und es geht uns hier wie bei andern Kräften, die wir zwar nach ihren Aeusserungen recht gut kennen, deren wirkendes Wesen aber nicht aufzufassen ist. Wir sehen aus dem bereits Gesagten, dass das Geschmacksorgan der Vögel gegen das der Säugethiere verschieden ist; können aber auch 144 den sichern Schluss ziehen, dass selbst schon eine gelinde Berührung der Speise die Reizbarkeit der Geschmacksnerven verursachen kann, wenn diese auch nicht in so hohem Grade wie bei den Säugethieren stattfindet, bei denen sie durch Zermalmung in lange und vielfache Berührung mit denselben kommen. Einen stärkeren Geschmack haben aber diejenigen Vögel, welche ihre Speise in kleinen Stücken, wie die Falken- und Rabenarten, die Meisen, die Spechte, der Staar, Wiede- hopf etc. gleichsam hineinlecken. — Die Speicheldrüsen unter der Zunge geben die nöthige Feuchtigkeit sie geschmeidig zu erhalten. — die vom Ohre herablaufenden Drüsen sind zwar erkennbar aber nicht vollkommen ausgebildet; es ist jedoch noch zu bezweifeln ob erstere auch wirkliche Speicheldrüsen sind, da sie eine mehr schleimartige Feuchtigkeit der Zunge des Vogels sie Körnerfressende Vögel bedürfen eine grössere Absonderung Bas Speichels als die Fleisch- und Insektenfressenden, oder Wasser- und Sumpfvögel, da ihre trockene Speise zum Vorschlucken mehr Feuchtig- keit verlangt, wesshalb man solche während des Fressens häufig saufen sieht. Sie geben hierdurch nicht nur der Zunge mehr Feuchtigkeit, sondern bereiten auch die trockenen Körner zur schnelleren Verdauung im Kropfe vor. — Unter mehreren europäischen Vögeln hat der Trappe unter seiner knorpeligten gefranzten Zunge eine Oeffnung zu einem sackförmigen am Schlunde sich herabziehenden häutigen Behältnisse, worin er eine ziemliche Quantität Wasser aufbewahrt, welches er nach Belieben in den Schnabel heraufbringen, bei grosser Hitze in den was- serleeren Ebenen die Zunge befeuchten und seinen Frass durch Ver- dünnung des Speichels leichter kröpfen kann. Nach dieser Beschreibung über das Zungenorgan der Vögel im All- gemeinen, wenden wir uns zur anatomischen Beschreibung des Zungen- organs beim Auerhahn. Der stark erhabene Gaumen desselben ist in der Mitte gespalten und die Ränder des Spaltes sind mit zahnartigen Franzen besetzt. Der hintere Theil derselben ist gegen den Schlund mit ähnlichen minder gros- sen Auswüchsen versehen, welche sich gegen die Oeffnung des Schlun- des verlieren. In der Gegend der Stimmritze bildet der Gaumen einen kreisförmigen mit feinen engstehenden Franzen besetzten Ausschnitt, in welchem sich bei Zumachung des 'Schnabels der Stimmknoten legt. Am Ende des Gaumenspaltes, wo die hornartigen Seitentheile des Schnabels anfangen und der Vordertheil der Nase beginnt, ist, wie bei allen Vögeln 145 eine Vertiefung nach der Form und Grösse der Zunge, welche aber in der Mitte von einem kammartigen Absatze quer durchschnitten wird. Auf diesem Kamme legt sich bei Zudrückung des Schnabels das gefranzte Ende der harten Zunge. Der vordere Gaumen, welcher nach der Ge- stalt der Zunge gleichfalls vertieft gebildet ist, hat noch zwei Querreihen von kammartigen Besetzungen, eine dritte steht am Ende des Gaumen- spaltes, und die vierte sitzt im Winkel, wohin die Spitze der Zunge schlägt, Die Seitenmuskeln am unteren Schnabel sind stark erhaben; der Zungenbeinmuskel, welcher sich bis in’s Brustbein erstreckt ist stark, und hat die Kraft durch seine Zusammenziehung die Zunge rückwärts zu bewegen. — Nach der äusseren Form ist die Zunge des Auerhahns unmerklich gebogen und stumpf zugespitzt. Der herzförmige Stimmkno- ten ist an seinen Rändern glatt, nur an den’ hinteren breiteren Enden mit dicht stehenden kurzen Franzen besetzt. Die pergamentähnliche obere und untere Zungenhaut erstreckt sich bis zu ein Drittel der Zun- genlänge, wird bis zu dem feingefranzten Zungenabsatz, sich gleichsam an den herzförmig gestalteten Zungenenden in zwei Flügel ausbreitend, weicher und endet sich in eine breite Seitenspitze. Die hier fortlaufende weiche Haut bildet einen Zirkelausschnitt um die Stimmritze, unter der sich faltenförmig eine zweite Haut vorschiebt, "welche die Oeffnung derselben nach Bedürfniss theilweise oder ganz überziehen kann, wodurch alle hühnerartigen Vögel ihre besonderen Laute hervorzubringen im Stande sind, denn nirgends finden wir so grosse und auffallende Abweichungen in der. Stimme als bei den hühner- artigen Vögeln. Wer bewundert nicht die Töne beim Klatschen und Schleifen des Auerhahns; das Gurgeln und die gleichsam in Terzen immer höher stei- genden Laute des Birkhuhns, die lachende Stimme des Schneehuhns, ‘das zischelnde fein klingende ti, ti, ti, tai des Haselhuhns in den Wild- nissen der Gebirgswaldungen, während das Rebhuhn auf unsern Fluren sein Girruh und die Wachtel ihr lautes Peckwerwick erschallen lässt. Wie verschieden ist der kackernde Laut des Fasans gegen das krei- schende Kikriki unseres Haushahns, das den Morgen verkündet; und wie traurig klingt das Knurren des scheuen Trappen, wenn er seine Zärtlichkeit den Hennen zu erkennen gibt. Endlich hat der Auerhahn, wie die Spechte und Schnepfenarten ein verlängertes Zungenband , wel- ches ihm gestattet 'seine Zunge weit zurückziehen zu können, welche Naumannia. 1853. 40 146 Zurückziehung nach dem Schlunde während des Sterbens, durch die Zusammenziehung und Verkürzung des Brustzungenmuskels und Zungen- schlundnervens in einem solchen Grade geschieht, dass man die Zunge kaum mehr bemerkt, was ich aber immer nur bei solchen Vögeln be- obachtet habe, deren Körper nach dem Tode kalt geworden war, folg- lich besagte Muskel, sowie Zungenschlundnerven sich vollends durch die entwichene Körperwärme verkürzt hatten. Die besonderen wetzend klingenden Töne (das Schleifen) dieses Vogels zur Balzzeit entste- hen durch die Vorschiebung der Zungenhaut; zugleich wird durch die Vorstreckung des Halses der Stimmritzenknoten mehr in den Hals zurückgezogen. Der klatschende Laut, (Hauptschlag) geschieht aber dadurch, dass dieser Vogel durch den starken Brustzungenmuskel die Zunge schnell und kraftvoll an den Gaumen schlägt, und im Moment des Schlages den Schnabel öffnet. Gotha, den 9. Mai 1853. Die in dem letzten Hefte der Naumannia mitgetheilten Beobachtun- gen über den Federwechsel der Vögel von E. F. v. Homeyer stimmen in ihren Resultaten mit den von mir schon seit längerer Zeit niederge- schriebenen so überein, dass ich es füglich unterlassen kann dieselben, zu veröffentlichen. Da meine Beobachtungen unabhängig von denen des Herrn v. Homeyer, welchen persönlich zu kennen, ich nicht die Ehre habe, und in einer ganz andern Gegend gemacht, doch gleiche Resul- tate liefern, so spricht diess auf das Entschiedenste für die Richtigkeit derselben; wie denn auch Jeder, der Vögel beobachtet und deren in Menge unter die Hände bekommt, mit Herrn v. Homeyer sich einver- standen erklären muss. Dr. A. Hellmann. 147 Zur Charakteristik der Eier. Von ww. Pässler, Pastor in Brambach. Wenn von einer Charakteristik der Eier die Rede ist, so ist darun- ter die Angabe der Kennzeichen zu verstehen, nach welchen bestimmt werden kann, zu welcher Gattung oder Art ein Ei gehört, und dabei ist die Grösse und Form, die Beschaffenheit der Schale und die Farbe des Eies zu berücksichtigen. Jeder Oologe weiss, dass die angeführten Kennzeichen, einzeln genommen, oft trügen; dass aber die Berücksich- tigung aller zusammen in den meisten Fällen ein unzweifelhaftes, in vie- len wenigstens ein wahrscheinliches Resultat liefert. Grösse, Gestalt und Färbung variiren bei den meisten Gattungen und Arten oft sehr bedeutend; die Grösse ist ein sehr unsicheres Kennzeichen. Denn alte Vögel legen grössere Eier als junge, und die Eier solcher Vögel, deren erste Bruten zerstört sind, fallen oft sehr klein aus; die Form ist nur bei wenigen Gattungen charakteristisch, wie z. B. bei Tringa, Totanus und Charadrius; die Beschaffenheit der Schale ist unter diesen Kenn- zeichen das wichtigste, ist oft entscheidend, wo Gestalt und Färbung den: Beurtheiler in Ungewissheit lassen. Darauf recurrirt auch Herr Dr. Thienemann, welcher sich in der Bestimmung ähnlicher Eier durch .die Beschaffenheit des Korns leiten lässt. Vergleiche dessen Auf- satz: »Ueber die Wichtigkeit der Oologie für die gesammte Ormithologie“ im ersten Hefte der Rhea. Keine Frage! Die Berücksichtigung des Korns, der Textur des Eies, ist für die Bestimmung desselben von gros- ser Wichtigkeit; aber auch abgesehen davon, dass das Erforschen des Kerns bei den dunkel gefärbten Eiern sehr schwer fällt, kann ich einen - vollkommen sichern Führer für das Erkennen des Eies darin nicht finden. Die Enteneier stimmen in der Textur so überein, dass ich mich selbst täuschen würde, wenn ich eine Verschiedenheit unter gewissen verschie- denen Arten erkennen wollte, und sehen Andere schärfer, als ich durch meine Lupe sehe, und bemerken verschiedenes Korn unter allen ver- schiedenen Arten, so werden sie dieselbe Verschiedenheit auch unter Eiern derselben Art zu erkennen im Stande sein. Es käme da auf einen Versuch an. Ich erbiete mich, denjenigen Oologen, welche der von mir bestrittenen Ansicht huldigen, Eier von Lummen vorzulegen, ob sie wohl 10* 148 die Eier der Uria Brünnichii von denen der Uria troile zu sondern wis- sen werden? Ich kenne sie; denn jene sind aus Labrador, wo U. troile nicht ist, und diese aus Lappland, wo U. Brünnichii nicht vorkommt; aber nach dem Korn würde ich sie nicht bestimmen können. Diejenigen aber, welche durch ihre Forschungen zum entgegengesetzten Resultate gekommen sind, will ich wenigstens darauf aufmerksam machen, dass auch in Bezug auf die Beschaffenheit der Schale so gut Varietäten unter den Eiern vorkommen, wie in Bezug auf Form und Färbung. Um nur eines anzuführen: Ich habe Eier von Columba oenas und palumbus ge- funden, welche eine bedeutend stärkere, äusserst harte Schale haben, und, neben der abweichenden (gelblichen) Färbung, eine von den ge- wöhnlichen so abweichende Textur, mit äusserst deutlichen, tiefen Poren, dass ich sie ohne Weiteres für Spareier des Huhns erklärt haben würde, hätte ich sie nicht selbst gefunden. Ich komme also darauf zurück: Die genaue Untersuchung aller Kennzeichen, ein gewisser Takt in Her- vorhebung des charakterisirenden, kann allein. die möglichste Sicherheit in Erkennung der Eier gewähren. Berücksichtigt man aber diese unbe- fangen; hält man sich fern von der Schwäche, aus Vorliebe zu seltenen Eiern gewöhnliche als seltene zu bestimmen; verfällt man nicht in die entgegengesetzte Schwäche, aus guten Eiern, die zum Bestimmen vor- gelegt werden, gemeine zu machen; sieht man recht viel gute Samm- lungen, in denen die Eier richtig bestimmt sind, und vor allen Dingen sammelt und beobachtet man fleissig selbst: — so wird man im Bestim- men der Eier immer seltener fehl greifen. Ich versuche im Folgenden, eine kurze Charakteristik der Eier zu geben, namentlich die Kennzeichen anzuführen, wodurch ähnliche Eier unterschieden werden können; werde mich dabei aber nur auf die euro- päischen Arten beschränken. Dabei muss ich jedoch bevorworten, dass ich es für unmöglich halte, untrügliche Erkennungszeichen für alle Eier aufzustellen; den Koryphäen der Wissenschaft ist das bis dahin miss- lungen, wie könnte es mir gelingen? Zuverlässige Quellen und die Ge- wissheit, aus welcher Gegend das Ei ist, sind für den Oologen oft un- erlässlich, wenn er nicht ungeachtet seiner Erfahrung, und trotz aller charakteristischen Kennzeichen, zuweilen über die Aechtheit eines Eies im Zweifel sein soll. 149 I. Drödnung: Kaubvögel. Die Eier der meisten Arten von den Raubvögeln haben eine starke, feste Schale; von den grösseren zeichnet sich nur f. peregrinus, von den kleinern besonders f. rufipes und cenchris durch eine feine und dünne Schale aus. ‘Jedoch habe ich vom Jahre 1849 ein Gelege des f. aesalon aus Lappland erhalten, dessen Eier so klein und zartschalig sind, dass ich sie für f. rufipes halten würde, wenn der Vogel dort vor- käme. ' Die grösseren Arten haben meist eine gefällige Eiform; rundlich dagegen sind die Eier des Aq. imperialis und brachydactyla meist alle, vom f. apivorus sehr viele, von Aq. naevia und f. palumbarius nur we- nige. Die kleinern Arten: f. rufipes und cenchris, ja auch f. aesalon, treten meist rundlich auf. Dreifach ist die Färbung der Raubvogeleier: 4) Einfarbige (grünlich und gelblich: weisse), zu denen V. fulvus, Gypaötos barbatus, Aq. imperialis (jedoch nur ausnahmsweise) albicilla und brachydactyla, f. palumbarius, rufus, pygargus, pallidus, cineraceus gehören; indessen kommen von Gyp. barbatus, f. palumbarius, pygargus und cineraceus als Varitäten auch schwach und wenig gelb oder roth- braun gefleckt vor; 2) gefleckte (mehr oder weniger dunkel rothbraun oder gelblich, nämlich Aq. imperialis, fulva, naevia, haliaötos, Bonelli, pennata; ferner f. nisus, melanopterus, milvus, ater,, parasiticus, buteo und lagopus; f. buteo sehr selten einfarbig; 3) marmorirte (kastanienbraune, röthliche, gelbröthliche, ausnahms- weise ins Violette ziehende), nämlich Cathart. percnopterus, f. islandicus, laniarius, peregrinus, subbuteo, Eleonorae, aesalon, tirinunculus,, rufipes, cenchris, apivorus. Einzelne Varitäten des Jagd- und Wespenfalken sind indess zu Nr. 2 zu ziehen. Aus der ersten Klasse könnten mit einander verwechselt werden: a) Die Eier des V. fulvus mit denen des Gyp. barbatus; ersteres ist indess nicht unbedeutend grösser; beider Schale zwar uneben aus- sehend und rauh sich anfühlend, bei jenem sieht man aber durch die Lupe feinkörnige, dicht neben einander stehende Erhöhungen, welche bei den Eiern des Bartgeiers grobkörniger, noch gedrängter und steinichter sind, und während bei jenem die Färbung ins Grünliche zieht, ist sie bei diesem gelblich. | 150 b) Die Eier des Aq. imperialis mit denen des See- und Nattern- adlers. Die Schale des erstern Ei’s ist die stärkste und festeste, und das entleerte Ei sonach auch das schwerste; in der glatten, etwas glänzen- den Oberfläche stehen die Poren deutlich ausgeprägt, mehr oder weni- ger weitläufig. Leicht auch sind die Eier des Seeadlers von denen des Natternadlers zu unterscheiden. Die gewöhnliche Form der Eier jenes Vogels ist die ungleichhälftige, nach der Höhe bedeutend abfallender ; die gewöhnliche des Schlangenadlers die gleichhälftige, an Basis und Höhe fast gleichmässig zugerundete. In der Regel ist das Ei des letz- tern Vogels grösser als das des Seeadlers; die Oberfläche auch dem sichtbaren Auge uneben, der Schale des V. fulvus sich hinneigend, fest und körnig, durch die Lupe gesehen, mit einem dichten Netze von Er- höhungen überzogen. Die Oberfläche des Seeadlerei’s ist bei bedeu- tend stärkerer Schale, eben, weicher, mit einem gipsartigen. Ueber- zug überflogen, die Erhöhungen, welche man durch die Lupe sieht (mit dem sichtbaren Auge bemerkt man keine) nicht bedeutend und in grös- sern Zwischenräumen sich darstellend, die Poren weitläufig stehend. Die Färbung des Schlangenadlerei’s fällt ins Grünliche (eines, was ich besitze, hat einen rosigen Schein), die des Seeadlers ist entweder rein weiss oder gelblich; inwendig sehen jene grünlich, diese gelb aus. Die übri- gen Eier dieser Klasse unterscheiden sich durch die Grösse, nach wel- cher ich sie oben aufgezählt habe. Am leichtesten sind die kleinen Exemplare des f. pallidus mit den grössern des f. cineraceus zu ver- wechseln; bei ersteren stimmt die Textur mehr mit Aq. brachyd., bei. letzteren mit Aq. albicilla. Von den Eiern der zweiten Klasse könnten a) die gleichartig gefärbten vier ersten Arten mit einander ver- wechselt werden. Von Aq. imperialis ist die rundliche, von Aq. fulva die gestreckte Form vorherrschend (ein Steinadler. legte in der Gefan- genschaft alljährlich ein Ei von dieser Form); jene treten meist mit gelb- lich rothen, diese meist mit gelblichen Flecken auf; jene haben violett- graue Schalenflecke und neben den grössern unendlich feine und zahl- reiche Fleckchen, welche diesen fehlen. Jener Schale ist, auch durch die Lupe betrachtet, glatt, mit sehr deutlichen Poren; auf dieser Eier- Schale erscheinen längliche Erhöhungen, wodurch die Poren zum Theil verdeckt werden. Von Agq. naevia kommen Exemplare vor, die sich in der Grösse jenen beiden Arten nähern; doch sind sie, ausser der doch immer noch geringern Grösse, dünnschaliger. Unebenheiten bemerkt 151 man nicht; die Poren stehen einzeln, aber sehr sichtbar. Im Allgemei- nen ist eine solide, edle, glanzlose Schale den Adlereiern eigenthümlich. b) Die kleinen Exemplare des Schreiadlers mit den grossen des f. buteo; doch haben letztere stets einen unreinen Glanz; auch geht ihnen die starke, feste Schale ab, so dass nur ein Unkundiger sich täu- schen lassen kann. c) Die Eier des Aq. pennata ähneln in Grösse und Färbung denen des f. buteo und milvus sehr; sie sind durch die feste Adlerschale eini- germassen charakterisirt. d) Die Eier des f. buteo scheiden sich durch den ihnen eigenthüm- lichen Glanz von den völlig glanzlosen Eiern des f. milvus und lagopus. Das Charakteristische der Eier des f. milvus finde ich, ausser in der glanzlosen Schale, in den unendlich feinen, aber scharf ausgeprägten, Tüpfeln, mit denen das Ei neben den grössern Flecken übersäet ist, Pünktchen, die in der Art weder bei f. buteo, noch bei ater, nur an einzelnen Eiern’ des f. lagopus gefunden habe. Im Korn vermag ich keinen wesentlichen Unterschied an diesen Eiern zu entdecken. Das Charakteristische der Eier des f. parasiticus besteht in der zügenartigen Zeichnung. Die Eier des Rauchfussbussards haben eine feste, völlig glanzlose und stärkere Schale als die des f. buteo, und sind dadurch sicher von den Eiern des letztern zu unterscheiden; weniger von denen des f. milvus, welcher indess an dem hochnordischen Wohnorte des f. lagopus nicht vorkommt. Die Eier des schwarzbraunen sind bedeutend kleiner als die des rothen Milanen, haben ebenfalls eine glanzlose Ober- fläche, und in der Regel eine gestreckte, ziemlich spitz ausgehende Gestalt und wenig Zeichnung, entweder meist nur am stumpfen, oder nur am spitzen Ende. e) Von f. melanopterus habe ich erst wenige Exemplare gesehen, welche mit den gefleckten Eiern der Kornweihe und mit sehr grossen Exemplaren des f. nisus verwechselt werden könnten; jedoch dürften jene stets noch grösser, so grosse Exemplare der letztern Art stets leb- hafter und grösser gefleckt sein. Im Allgemeinen habe ich noch über die Eier dieser Klasse zu be- ‚merken, dass die Farbe der Flecke für die Charakteristik derselben ganz unwesentlich ist: Von jeder Art kommen gelb, roth und dunkelbraun gefleckte vor. Ich kann daher in keiner Weise der Meinung meines Freundes Kunz beistimmen, welcher das Charakteristische der Eier des f. lagopus in einzelnen ziegelrothen Flecken, wie sie sein Exemplar 152 zeigt, findet; halte vielmehr diese Flecke für ein zufälliges Accidenz der Fleckenzeichnung auf jenem Ei. Ich habe gleiche Flecke auch auf an- dern Raubvogeleiern gefunden, die zum Theil abgewaschen werden konn- ten. Ueberhaupt würde man sehr häufig ‚fehl greifen, wenn man die Eier nach einem Gelege oder nach wenigen Exemplaren charakterisiren wollte. Von den Eiern der dritten Klasse endlich, von den marmorirten nämlich, sind: a) Die Eier des Cath. perenopterus, Aq. haliaötos (in der röthlichen Färbung) und f. islandicus zu erwähnen, von denen ähnliche Exemplare vorkommen; indessen sind die Eier ersterer Art grösser und von stär- kerer und grobkörniger Schale als f, islandicus, und nur hellroth ge- fleckte Eier des Flussadlers könnten allenfalls für Eier des Aasgeiers oder Jagdfalken ausgegeben werden; doch gehören auch diese noch der vorhergehenden Klasse (den gefleckten Eiern) an, während die der bei- den andern Vögel unter den marmorirten aufzuzählen sind. Uebrigens behaupte ich von den Eiern des Flussadlers, deren ich eine grosse Menge untersucht habe, entschieden, dass sie in Ansicht des Korns gänzlich verschieden vorkommen. Die hellröthlich gefleckten sind die am wenigsten starkschaligen, mit glatter Oberfläche, wenig sichtbaren Poren, feinerem Korn; die mit rein weisser Grundfarbe und dunkel ka- stanienbraun gefleckten fühlen sich äusserst rauh an, besonders solche, welche aschgrau überflogen und wenig auf der Oberfläche gefleckt sind, und stimmen im Korn mit Aq. brachydactyla. b) Die Eier des f. laniarius sind meist grösser als die des f. pere- grinus, von festerem Korn, stärkerer und glanzloser Schale; die ‘des Wanderfalken zartschaliger, meist mit glänzender Oberfläche, nach der Basis zu stark abfallend. Von beiden Arten kommen gelblich, röthlich, ja violettartig marmorirte vor. Von diesen sind die Eier des f. apivorus durch dunklere, oft kastanienbraune Färbung, so wie an frischen Exem- plaren durch inwendig grünes Aussehen charakterisirt; jedoch werden in Sammlungen diese Eier nach und nach ebenfalls gelb, wie es die Eier des Wanderfalken auch frisch sind. Die festere, stärkere Schale lässt die Eier des Wespenfalken vollends nicht mit denen des Wander- falken verwechseln. c) Die Eier des f. subbuteo zeichnen sich durch Grösse, weichere Schale, bleichere Färbung, matte. Oberfläche vor den kleinern, festscha- ligen, röthlicher gefärbten Eiern des f. tinnunculus aus; indessen besitze N 153 ich auch von jenem Vogel sichere Exemplare, die kleiner und dunkler gefärbt sind, von jenen charakteristischen Merkmalen abweichen und mit letzterer Art zu verwechseln sind, kaum durch die glanzlose Oberfläche sich auszeichnen. Von f. Eleonorae besitze ich zur Zeit nur ein Exemplar, welches _ mit dem in der Sammlung meines Freundes Kunz befindlichen stimmt, eine rundliche Gestalt, feine glänzende Schale, sehr bleich röthliche Grundfarbe, braunröthliche marmorartige Färbung und, nebst wenigen grössern, unendlich feine, über das ganze Ei verbreitete Pünktchen von kastanienbrauner Farbe hat, in der Grösse aber den Eiern des f. sub- buteo nachsteht. Dieses Exemplar ist weder mit Eiern des f. subbuteo, noch mit denen des f. tinnunculus zu verwechseln; indess sind mir auch bedeutend grössere, denen des Lerchenfalken ähnlichere, auch ein durch gewölbte Zeichnung sich charakterisirendes, vorgekommen. d) Die Eier des f. aesalon zeigen einen gleichmässigen, dunkeln Marmor, sind kleiner als f. tinnunculus, aber grösser und von festerer Schale als f, rufipes, welche in gemischter, verwaschener, hellerer, un- gleichartiger Fleckenzeichnung, so dass dunkel und hell abwechseln, auf- treten. Von jenen vier. erwähnten Eiern des f. aesalon, welche. zart- schaliger sind als gewöhnlich, hat das erste eine fast zinnoberrothe Fär- bung, ist unendlich fein marmorirt und mit wenigen schwarzbraunen Fleken versehen; ein anderes trägt eine rothbräunliche, schwach asch- grau überflogene, Grundfarbe mit schwarzbraunen, einzeln stehenden Flecken und Pünktchen; das dritte ist zur Hälfte schwach lilas gefärbt und trägt darauf rothbraune und schwarzbraune runde Fleckchen, wäh- rend die Hälfte am stumpfen Ende rothbraun marmorirt ist, so dass die Zeichnung zweihälftig entschieden von einander absticht, sonst aber auch gleichmässig erscheint. Die Eier des f, cenchris endlich unterscheiden sich, bei oft gleicher Zeichnung, constant durch geringere Grösse und zartere Schale von denen des f, rufipes. (Fortsetzung folgt.) 154 Einige Beobachtungen über das Vorkommen von Albinos unter den Vögeln. Von Julius Finger. In der letzten Versammlung der deutschen Ornithologen zu Alten- burg kam auch die Sprache auf die als Albinos bezeichneten, auffallen- den Wesen in der Vögelwelt, und Herr Pastor Thienemann theilte einige Fälle mit, die ihm in seiner ornithologischen Praxis vorgekommen. So erzählte er von einem weissgefleckten Repphuhn, einer weissen Lerche, und einem weissen Hausröthling mit rother Pupille. Bekannter und öfter beobachtet, ist diese bis jetzt noch nicht er- klärte Erscheinuug bei Säugethieren, so gehören weisse Mäuse und Ka- ninchen gar nicht zu den Seltenheiten. — Ich hatte lange Zeit ein weis- ses Murmelthier lebend, bis es mein Haushund in einer Anwandlung von Eifersucht erbiss. — Erst vergangene Woche lag ein weisses Reh am Wildprettmarkt, und der Vogelhändler Haller hat weisse Ratten in sei- nem Verkaufsladen die ganz nett aussehen. Seltner stösst man in der Vogelwelt auf solche Ausartungen; um so interessanter ist daher ihre Beobachtung, und ich habe mich immer bemüht, wenn ich von dem Vorkommen eines solchen Vogels hörte, in dessen Besitz zu kommen. 1) Das erste Exemplar, das ich erhielt, war eine rein weisse Lerche (eristata) die ein Feldarbeiter in Altmannsdorf, während dem Pflügen er- blickte, und mit einem glücklichen Steinwurfe erlegte. 2) Kurze Zeit darauf hörte ich von einem blassgelben Sperling, der am Donaukanale, nächst der Rasumovskibrücke, unter einer Schaar ge- wöhnlich gefärbter, constant die Fahrstrasse daselbst besuchte. — Ich ersuchte den k. k. Jäger daselbst, mir zu dessen Besitz zu verhelfen, und auf einen Schuss lag er (nebst 16 seiner bunten Kameraden) als Opfer eines seltnen Kleides. . 3) Einen ganz ähnlichen erhielt ich von einem Gärtner in Meidling. — Dieser Gärtner lässt die Sperlinge auf eine eigne Art für seinen Tisch sorgen. Er hat zu diesem Zwecke an der Feuermauer seines Hauses, eine Menge leerer Blumentöpfe angebracht, die sich durch ihre Bequemlichkeit, den dort zahlreichen Sperlingen als Benützungslokale zu 155 ihrem Brutgeschäfte aufdrängen, und auch sämmtlich dazu benützt wer- den. Haben nun die armen Thiere ihre Jungen mit vieler Mühe gross- gezogen und gefüttert, so holt sich der Gärtner bequem eine Brut nach der andern herab, um sie als guten Braten seinem Mahle beizulegen. Bei einer solchen Plünderung nun, kam er vor zwei Jahren auf ein Nest, wo vier weissgelbe Junge, von regelmässig gefärbten Alten ausgehekt waren. Der Seltenheit halber, zog er sie in seiner Stube auf, behielt aber nur eines am Leben, die andern starben bald, noch vor der vol- lendeten Befiederung. — Dieser Kakerlak, ein Männchen, war sehr zahm, begattete sich, wiewohl erfolglos, mit einem gewöhnlich gefärbten Weib- chen, das man ihm als Gesellschafterin beigab, und starb im zweiten Jahre, indem er an seinem Fett erstickte. — Als ich ihn erhielt, ging er schon in Fäulniss über, und durch die Fettmasse war die Haut so dünn geworden, dass ich ihn nicht mehr bälgen konnte; er ging daher verloren. 4) Im Jahre 1850 ging ich in Begleitung des k. k. Jägers Wania in dessen Fasangarten bei Schönbrunn spazieren. — Schon von weitem fiel uns ein blendend weisser Vogel auf, der auf dem dürren Aste einer alten Kastanie sass. — Als wir uns eiligst näherten, machte er so sonder- bare Kopfverdrehungen und Verrenkungen, dass wir Beide lachen muss- ten; aber eben diese Grimmassen liessen ihn als den Jynx torquil., un- sern Wendehals erkennen. — Leider hatten wir kein Gewehr bei uns, und obwohl’ der Vogel ganz zutraulich that, und uns ganz nahe ankom- men liess, so wusste ich doch kein Mittel seiner habhaft zu werden; ein unglücklicher Wurf mit einem Wurzelknollen verscheuchte ihn, und trotz allen meinen Versprechungen im Falle seiner Erlegung, hat man ihn doch nicht mehr zu Gesicht bekommen. 5) Im vergangenen Jahre brütete ein Kernbeisser Paar, das durch mehrere Jahre schon in meinem Garten nistet, unter fünf gewöhnlichen Jungen, ein weisses aus, das ausgestopft in meiner Sammlung ist. 6) Im Juli desselben Jahres, bekam ich ein schneeweisses Repp- huhn, das aus einer Kette gewöhnlicher, in Schwechat geschossen wurde. 7) Im September darauf, erhielt ich abermals eines, das mit mehre- ren Fasanen zugleich gefangen, und mir lebend überbracht wurde. Ich wollte es noch einige Zeit am Leben lassen, da es noch in der Mau- ser, die Federn nicht vollkommen entwickelt hatte, es that aber so scheu und unbändig, dass ich befürchtete es könnte sich beschädigen, wesshalb ich es mit Aether tödtete und ausstopfte. 156 (Diess Exemplar legte ich der Versammlung vor und ersuchte, es der Sammlung des Vereins anzureihen). F Heuer sah ich am Wildprettmarkte zwei rein weisse Fasanen, über die ich aber nichts weiter erfahren konnte, als dass sie an der Gränze Böhmens geschossen wurden. Diess nun sind die wenigen Albinos, die mir bis jetzt vorgekom- men. — Glücklicher war ich mit Exemplaren, die nicht vollständig Al- binos, bloss theilweise weisse Befiederung tragen. — Man erhält alljähr- lich davon; am häufigsten die Turdus-Arten. So bekam ich eine Amsel mit weissem Hinterkopfe, und so gefärbtem Schwanze; eine geschäckte Singdrossel und einen weissköpfigen Krametsvogel. — Von andern Gat- tungen eine Saatkrähe mit weissen Schwingen, einen weissgeflügelten Cipelus und eine gefleckte Goldammer. In Betreff des Cipelus, dieses nie ermüdenden Seglers der Lüfte, erlaube ich mir einer Fangart zu erwähnen, auf die mich ein komischer Zufall gebracht, und die ich auf alle Flugthiere der zwei ersten Klassen der Wirbelthiere anwende, welche ihre Beute während dieser Aktion erhaschen. Im vergangenen Sommer hatte ich mit einem meiner-Freunde eine Angelpartie auf Wasserfrösche (in den Lachen bei Ingersdorf) unter- nommen, die vor dem Fischen wenigstens den Vorzug hat, dass sie be- deutend ergiebiger ist. — In diesen Lachen kommen die»Frösche in fabelhafter Grösse vor, und eben so riesig ist auch ihre Menge. — Man fängt sie mit einer Angel, an welcher ein kleiner rother Lappen befestigt ist, und womit man die Oberfläche des Wassers peitscht, wie beim Forellenfang. Von allen Seiten nun stürzen die Frösche auf diesen Lappen, und man hat nur in die Höhe zu schnellen, um einen dieser Näscher herauszuziehen. Bei einem solchen in die Höheschnellen, glitschte mir einmal die Angel an einem Frosche ab, und fuhr leer in die Luft, aber wie er- staunte ich, als sie mit einer Fledermaus behangen niederfiel. — Wahr- scheinlich sah diese Fledermaus, deren dort viele herumschwirrten, die fliegende Angel für eine gute Beute an, und war in der Ergreifung der- selben, daran hängen geblieben. Seit der Zeit angle ich Fledermäuse, Schwalben, Segler etc. etc., nur nehme ich statt des rothen Lappens, eine weisse Feder, oder die so gefärbten Flügel eines Schmetterlings. 157 Um aber wieder auf die Albinos zu kommen, möchte ich noch Ei- niges über deren Fortpflanzung erwähnen. Sie gelingt in domesticirtem Zustande wie ich mich öfter überzeugte. Es wird vielleicht zehn Jahre sein, wohnte in demselben Hause mit mir ein Wollweber, der theils des Gewinnes wegen, theils zur eignen Unterhaltung, seine freien Stunden der Dressur verschiedener Vögel widmete und verschiedene Versuche mit Paarungen von Varietäten und Bastardkreuzungen anstelle. — Wiewohl nicht immer gelang es ihm doch öfter, Junge von solchen Bruten zu erhalten, und ich erinnere mich noch sehr gut an sein Entzücken, mit dem er mir einst ein Jun- ges zeigte, das aus der Paarung eines weissen Kanarienweibes mit einem Stieglitzmanne hervorging. — Es wurde ein schönes, weisses Exemplar mit einer röthlichgelben Platte, lebte aber nicht lange. — Auch der Cul- tivator ist bereits gestorben, was ich um so mehr bedaure, da er ge- rade der Mann gewesen wäre, der Geduld genug besessen hätte, solche Versuche weiter fortzusetzen. Meine Versuche beschränkten sich in Ermanglung von Kakerlaken anderer Arten, auf die von der Lachtaube, Col. risoria; die ich sowohl unter sich, als mit regelmässig gefärbten. Individuen paaren liess, und die immer günstig ausfielen, nur bekam ich nie Schecken, sondern im- mer einfärbige Exemplare, entweder ganz weiss oder ganz isabellfarbig. — Auch die Jungen dieser Bruten pflanzten sich wieder fort. Wie.es sich aber im wilden Zustande mit der Fortpflanzung dieser Albinos verhält, darüber habe ich selbst keine Beobachtungen machen können. Jäger erzählten mir zwar glückliche Erfolge, aber bis jetzt habe ich die Jäger immer, mit Ausnahme sehr weniger, als Leute kennen ge- lernt, die mit ausserordentlicher Erfindungsgabe ausgerüstet, dieser oft den Sieg über die Wahrheit einräumen, und ich möchte daher ihre Aus- sagen in so wichtigen Fällen nicht als massgebend annehmen. Aber gewiss haben schon mehrere der Herren die sich mit Orni- thologie beschäftigen, Erfahrungen gesammelt die darüber einigen Auf- schluss geben könnten, und es wäre im Interesse der Wissenschaft dringend zu wünschen, dass solche Beobachtungen immer mitgetheilt würden. *) *) Wir glauben dem Herrn Verfasser gefällig zu sein indem wir ihn auf fol- gendes, das obige Thema sehr gründlich behandelnde Werkchen aufmerk- 158 Ueberhaupt bleibt für die Vogelkunde noch viel zu thun übrig; ein weites Feld ist da noch für Beobachtungen offen, und wie Vieles ist noch aufzuklären was z. B. die Lebensart, das Alter, den Haushalt, den Zug und die Mauser etc. der Vögel betrifft. — Aber dazu ist der Austausch von Erfahrungen Vieler erforderlich, eine wechselseitige Unterstützung durch Beobachtungen und Studien in der Natur, um Licht über noch unerklärte Erscheinungen zu bringen, und nur dem Zusam- menwirken Mehrer wird es gelingen, was Einem vielleicht misslang. Wien im Jänner 1853. Julius Finger. Materialien zur Kenniniss der geographischen Verbreitung der Vögel Europa'’s. Von E. Baldamus. Die Kenntniss der geographischen Verbreitung der Vögel ist ohne Zweifel von nicht geringerem Interesse für die Ge- sammt-Naturkunde, als die der Verbreitung der übrigen Thierklassen, der Pflanzen und Mineralien. Ja sie dürfte vielleicht noch interessanter und wichtiger werden, und zu neuen Aufschlüssen und Resultaten hin- sichtlich der Nomologie der physischen Geographie führen, da die überall erkennbare Gesetzmässigkeit in der Verbreitung der Vögel im Vergleiche zu der grossen Leichtigkeit, mit welcher sie ihre Wohnplätze aufsuchen und verändern können, — die bei ihnen vorzugsweise entwickelte Loko- motivität — theils manches bisher aufgestellte Gesetz der Thier- und Pflanzen-Geographie schwankend machen, theils fester begründen, theils endlich neue Faktoren zu den bereits bekannten hinzufügen möchte. sam zu machen uns erlauben: Gloger, Const. Lamb., das Abändern der Vögel durch Einfluss des Klimas. Nach zoologischen, zunächst von den europäischen Land- vögeln entnommenen Beobachtungen dargestellt, mit den entsprechenden Erfahrun- gen bei den europäischen Säugthieren verglichen, und durch Thatsachen aus dem Gebiete der Physiologie, der Physik und der physischen Geographie erläutert. gr. 8. (12 B.) Breslau 1833, Schulz und Comp. % zur geographischen Verbreitung | R VÖGEL f HUROPA h von vo N N Ro E. BALDAMUS. \ F N en i a “org Die phytogeographischen Reiche Europas . ; / U] Reich der Hoose und Saxıfrugen.. gen “ - Urmbellaten und (rueialen.. / a = Labiaten und (aryophyleen. 2 a: Jsothermen ‚von - 5° bis + 20° Oestliche Länge vo von Ferro 2/0 : yon mb ne nnaranseLem area u es sn Acc un mean a Nach E.Daldamus. von Tr Dromme. ; Stuttgart [71 2 | Naumanmia 1855 1. : Ormithologische Provinzen und Gebiete. Sm idea Bye: Sie. Kurepe bo TE. . et 5 mir | FL 2 nme) > - Pordkurge | i EC. Hoffmann Bes. ET = runs n Bi « lusgeführt won E.Winckelmann 159 Wir müssen freilich bekennen, dass die Resultate der hier einschlä- gigen Beobachtungen noch lange nicht diejenige Vollständigkeit geben, welche zur Begründung allgemein gültiger Gesetze nöthig ist, sogar die Kenntniss der geographischen Verhältnisse der europäischen Ornis hat noch manche böse Lücke; — allein ich beabsichtige auch keines- wegs, schon jetzt und im Nachfolgenden, ein fertiges System der Vogel- geographie aufzustellen, vielmehr möchte ich lediglich — im Sinne der Tendenz unserer Zeitschrift — durch die Zusammenstellung der bishe- ‚rigen Beobachtungen auf die Lücken, zunächst in Bezug auf die euro- päische Vogelfauna, aufmerksam machen und zu weiteren Forschungen anregen, zugleich aber auch die Gesichtspunkte feststellen helfen, von . denen aus die Aufnahme erleichtert werden dürfte. Vorgearbeitet haben hierin, besonders durch Feststellung der Begriffe: Heimath, Zone, Stand, Strich- und Zugvogel u. s. w. vorzugsweise Friedrich Faber *) und Constantin Gloger **), neben manchen Andern. Faber hat zugleich das bisher Genaueste und Ausführlichste über die geographischen Verhältnisse derjenigen Vögel geschrieben, welche er zu beobachten Gelegenheit hatte, nämlich der hochnordischen, der »borealen Vogelzone Europa’s«. Weitere Quellen für die Ausbreitung der europäischen Vögel sind die Verzeichnisse (Kataloge) und Vogelfaunen einzelner Länder und Ge- genden, welche in dieser Zeitschrift (I. Bd. 1. und 2. Hft.) aufgeführt sind, und zu denen fortwährend neue hinzukommen ***), Wichtig sind ferner auch die Kataloge etc. der übrigen Erdtheile, speciell der nörd- lichen Hemisphäre, und ganz besonders die des nördlichen Asiens und Grönlands }). So Pallas Zoographia Rosso-Asiatica, der (Bd. I. p. 299) eine geographische Uebersicht der Vögel gibt; Menetriestf), dessen genaue Angaben über die Verbreitung der Vögel um den Kaukasus selbst *) F. Faber, Ueber das Leben der hochnordischen Vögel, $. 1—22. =) Dr. C. W. L. Gloger, Gemeinnütziges Hand- und Hilfsbuch der Naturge- schichte, I. Bd. p. 181 u. ff. »**) Es existiren bis heute über 100 Kataloge etc. der Vögel einzelner Länder und Gegenden (s. Naumannia I. Bd. Hft. 1, 2 und ff. II. Bd. Hft. 1, 2, 3.) 7) Triftige Gründe, die hier nicht weiter zu entwickeln sind, sprechen für die Aufnahme Grönlands in das Territorium der europäischen Fauna, wie sie eigentlich faktisch bereits vielfach geschehen ist. tr) E. Menetries, Catalogue raisonne des objets de zoplogie recueillis dans un voyage au Caucase et jusqu’aux frontieres de la Perse etc. "160 das Hinaufsteigen am Gebirge berücksichtigen; Fabrieius und Holböll für Grönland, u. A. m. - Auch die Faunen der übrigen Thierklassen, sowie die Floren unse- res Erdtheils, und der nächststehenden, oben bezeichneten Grenzen dürf- ten zu vergleichen sein. Man sieht: keine geringe Arbeit, wenn die Resultate erschöpfend sein sollen. Es dürfte gerathen sein, sich an die Begriffsbestimmungen Fabers dl. e.) für Basirung und Abgrenzung unserer Aufgabe zu halten. Er nennt Heimath des Vogels denjenigen Raum, nach Länge und Breite bestimmt, innerhalb dessen er ausgebrätet wird und sich später selber fortpflanzt. Die Zone des Vogels umfasst denje- nigen Raum, innerhalb dessen er sich nach bestimmten Na- turgesetzen aufhalten muss. Fallen mehre Vogelzonen *) in dasselbe geographische Gebiet, so bildet diess eine orni- thologische Zone. (Ich möchte, um nicht denselben Ausdruck dop- pelt zu gebrauchen, für letzteren Begriff den Namen »ornithologi- sches Gebiet« vorschlagen, und werde ihn im Folgenden anwenden.) Er beweist ferner ($. 2), dass jeder Vogelart irgend ein Platz, der bequemste von allen, an welchem sie sich zu allen Jahreszeiten in der möglichst grössten Menge aufhalten konnte, angewiesen wurde. Dieser Platz, die wahre Heimath, der primitive beste Platz des Vo- gels umfasst die meisten Individuen als Standvögel. Es hat nach ihm jede Vogelart auf der Erde einen Platz, sei er auch von noch so geringer geographischer Ausdehnung, an welchem ihre Individuen Standvögel sind. Wenden wir diese Begriffe auf die europäische Ornis an, so ergibt sich zunächst, dass unser Erdtheil das Heimathsrecht nur denjenigen Vogelarten ertheilen kann, die entweder inner- halb seiner Grenzen wirklich ansässig bleiben (Standvögel und Strichvögel), oder von dem Rechte der Freizügigkeit nur mit dem europäischen Heimathsscheine Gebrauch ma- chen (Zugvögel, deren Brütezone ganz oder theilweise in Europa liegt.) Zugvögel, deren Brütezone nicht innerhalb der Gren- zen des europäischen Vogelgebietes liegt, können demnach nicht *) Nicht mehre Vogelzonen, sondern mehre Brütezonen (= Heimath) constituiren den Begriff der ornithologischen Zone (Gebiet, Provinz). Letztere würden sich nach Fabers Definition von Vogelzone schwer abgrenzen lassen. 161 als Bürger desselben betrachtet werden. Noch weniger jene, deren ganze Zone Europa gar nicht berührt, und die durch zufällige Ursachen dahin verschlagen erscheinen *#). Wohl aber möchten erstere, deren ganze oder theilweise Wanderungszone oder deren Winter- aufenthalt innerhalb Europa’s fällt, unter dem Titel: Durchzügler und Gäste zu registriren sein, und das. südöstliche und östliche Europa — wohl kaum jemals über den 35.° (Ferro) Länge hinaus — das hier- her gehörige Contingent fast ohne alle Ausnahme aus dem nördlichen, mittleren, zum Theil auch aus dem südlichen Sibirien erhalten. Von der primitiven Heimath aus haben sich die Vögel, aber nicht nur wegen Uebervölkerung und nach den Polen hin, ‘wie Faber. behaup- tet, sondern auch aus andern Gründen **) und unter Umständen nach allen Himmelsgegenden ***) hin ausgebreitet, ihre Brütezonen erweitert, und dadurch zum Theil Wanderungszonen erhalten. Ob diese Wande- rungszonen sich, in entgegengesetzter Richtung des Vorrückens, über die primitive Heimath hinaus erstrecke, darüber mangeln zur Zeit noch sichere Nachrichten; jedoch erscheint es als mindestens wahrscheinlich. Die primitive Heimath wie die Zonen der Vögel scheinen vorzugsweise, wo nicht allein, durch das ausreichende Vorhanden- sein der ihnen angewiesenen Nahrung bedingt zu sein. Klima, Temperatur und lokale Verhältnisse haben offenbar nur indi- rekten Einfluss, sofern sie die Vorbedingungen der Nahrungsproduktion sind, geben aber ebendesshalb die jetzt sichersten Ausgangspunkte für die Bestimmung und Abgrenzung wie der Vogelzonen, so der ornithologischen Gebiete oder Provinzen. Wäre uns die speci- fische Nahrung — sowohl animalische als vegetabilische — der Vögel vollkommen bekannt; wüssten wir, welcher Nahrung jede Species für *) Es würden die neuesten Kataloge der europäischen Vögel dadurch ca. 70—80 Nummern verlieren, darunter die grosse Mehrzahl solcher, die aus Amerika, dem südlichen Asien und Afrika offenbar verschlagen sind. Als merkwürdiges Beispiel eines weiten Verschlagenseins mag der Fang von Sierna fuliginosa an der Elbe un- weit Magdeburg, aber desshalb noch nicht der jenseit des Aequators ng Vogel als „Europäer“ anzuführen sein. Ein Beispiel für viele! i =) Man denke an diejenigen Species, welche in doppelter Weise an die steigende Kultur des Bodens gebunden sind, sei es, dass sie mit der Kultur vorrücken, sei es, dass sie durch dieselbe verdrängt werden. **) Beispiele für diese Behauptung weiter unten! Hier nur so viel, dass viel- fältige Beobachtungen für das Fortrücken einzelner Species (von Sibirien und Mittel- asien aus) nach N. W., nach W. und S. W., anderer von N. nach $. und noch ande- rer von W. nach 0. sprechen. Naumannia. 1853, 11 162 ihre Jugend bedarf; stände endlich die geographische Verbreitung aller dieser Animalien und Vegetabilien fest: so würde Nichts leichter sein, als die Heimath (und ihr Vorrücken), sowie die ganze Zone aller Vogel- arten zu bestimmen, es würden sich dann von selbst ziemlich sicher gegrenzte ornithologische Provinzen ergeben. ; Zur Zeit ist uns aber die primitive Heimath nur sehr weni- ger, die ganze Heimath und die ganze Zone nicht sehr vie- ler Species bekannt. Am schwierigsten mag die Bestimmung der primitiven Heimath und der Wanderungszone, und zwar besonders für Europa, bleiben, da gerade die genaue Erforschung des für uns wich- tigsten Punktes, des Südens, des grossen afrikanischen Binnenlandes, noch grosse Hindernisse finden wird. Faber weist darauf hin, dass die Vogelzone (ebenso wie die ornithologischen Gebiete) nicht an die politischen Länder- grenzen gebunden sein können. Wir fügen hinzu: auch nicht im- mer an die als physikalische Grenzen bekannten, - obschon, wie sich von selbst versteht, diese nicht ohne Einfluss auf die Ver- “ breitung der Vögel sind; freilich noch mehr auf die der übrigen Thier- klassen und der Pflanzen, und eben desshalb besonders indirekt. Indess fallen die natürlichen Grenzen unseres Erdtheils mit den politischen so günstig zusammen, dass in Folge davon Europa, trotz seiner in Vergleich zu der übrigen alten Welt unbedeutenden Grösse und seines peninsularischen Charakters , wie eine 'ziemlich eigenthüm- lichen Flora*) und Fauna überhaupt, so auch eine wenn gleich nicht besonders auffallend charakterisirte Ornis besitzt. Das Verhältniss der Abhängigkeit, in welchem diese zu der übrigen alten Welt und der gesammten polaren Zone steht, ist übrigens ein ge- genseitiges, und der Begriff einer europäischen Ornis hat mithin wohl ebenso gut seine Berechtigung, als der einer asiatischen oder afrikanischen. *) Freilich erstrecken sich (nach A. v. Humboldt, F. Shouw u. A.) die drei eu- ropäischen pflanzengeographischen Reiche zugleich über einen mehr oder minder grossen Theil der alten Welt, — das Reich der Umbellaten und Cruciaten (fast ste- tig unter denselben Breitengraden, 50—68,) über Asien, das der Labiaten und Caryo- phylleen über Nord-Afrika und Süd-West-Asien; das alpinische der Moose und Saxi- frageen sogar über das arktische Asien und Amerika — und wir finden dem ent- sprechend auch die Verbreitung mancher Thiere; indess scheint doch auch wieder eine grosse Anzahl in ihrer Verbreitung gänzlich unabhängig davon. 163 Wir würden nun diesen Begriff festzustellen, die europäische Ornis als solche zu charakterisiren, d.h. diejenigen Species (oder Genera oder Familien) zu bezeichnen haben, deren ganze Zonen inner- halb der Grenzen unseres Erdtheils liegen, oder deren ganze Brütezone er wenigstens umschliesst, Indess möchte es vorzuziehen sein, zunächst die Eintheilung und Abgrenzung des europäischen ornithologischen Reiches in seine Provinzen und Gebiete, so wie deren Charakterisirung zu versuchen. Da die Breiten, und noch genauer die Isothermenlinien, einen verhältnissmässig grössern Einfluss auf die Bildung von Thier- und Pflan- zenzonen geübt haben, als die Längen, so werden uns jene das Hauptmoment der Eintheilung unseres Reiches in Provinzen bieten, diese den Eintheilungsgrund hergeben, um die Provinzen in Gebiete zu trennen, so dass die Provinzen durch Breitenkreise, deren Gebiete aber durch Längenkreise geschieden werden. Es ist übrigens kaum die Bemerkung nöthig, dass diese mathematischen Linien nur die ungefähre Grenze feststellen, welche durch physikalische Verhältnisse, — es wurde oben schon der ungleich wichtigeren Isothermen gedacht — vielleicht modificirt erscheint. Betrachten wir zunächst den Süden unseres Erdtheils, so finden ‚wir eine ziemlich bedeutende Anzahl von Vögeln — fast "3 der ge- sammten Bewohner Europa’s — deren Brütezonen dort zusammenfallen, und nicht oder wenig und nur sporadisch über gewisse Grenzen nach Norden zu hinausgehen. Zugleich hat die grosse Mehrzahl dieser Vogel- arten ihre Brütezonen noch weiter südlich , jenseit des Mittelmeeres, in N.-Afrika. Die Verbreitung dieser Arten hat merkwürdigerweise fast überall die Grenzen des botanischen Reiches der Labiaten und Caryo- phylleen, und bildet die afrikanisch-europäische Provinz, oder kürzer: die Provinz Südeuropa. Sie liegt, wenigstens in ihrem westlichen Theile, ziemlich genau zwischen den Isothermenlinien 25° und 15°, oder für den europäi- schen Theil derselben, mit dem wir es allein hier zu thun haben, zwi- schen 35° und 45° Breite. Im östlichen Theile der Provinz (Türkei und Süd-Russland) sinkt zwar die mittlere Temperatur in Folge grösserer Winterkälte, allein die höhere Sommer-Temperatur qualificirt jene Län- der — hier bis zum 50. Breitengrade hinauf — dennoch zu Brüteplätzen 11* 164 südlicher Vögel, nur dass diese hier nicht, wie theilweise in den übrigen Ländern der Provinz, Standvögel sind *). Eine andere Reihe von Vogelarten geht über die Nordgrenzen Süd- Europa’s hinaus, verbreitet sich bis gegen den 60.° der Breite oder bis zur Isothermenlinie 50 hin und charakterisirt die Provinz Central- Europa. Diese Species sind ausserdem hier fast alle Zugvögel, wäh- rend sie in Süd-Europa meist Standvögel sind. Endlich verbreitet sich eine immer abnehmende Zahl von Arten auch über die Nordgrenze der vorigen Provinz hinaus, während sich zu- gleich — so zu sagen vom Pole herunter — eine andere Reihe nach Central-Europa hinzieht. Diese Verhältnisse bilden die Provinz Nord- Europa. Von niederem Belange für die faunistische Charakterisirung, zumal für unser kleines Europa, sind die Längenverhältnisse, und sie gewinnen lediglich an Bedeutung durch den breiten Zusammenhang, welchen Ost- Europa (Russland) mit dem weiten Asien hat. Die Meridiane geben uns daher auch nur Eintheilungen zweiten Ranges, die der Provinzen in Gebiete. Ungefähr der 15. Längengrad theilt die Provinzen Süd-Europa und Central-Europa, und etwa der 30.0 L. Nord- „Buropa in je zwei Gebiete, die westlichen und östlichen. Es würden sich sonach folgende Provinzen und Gebiete des ornithologischen Reiches Europa ergeben: Provinzen : I. Sud- WERFEN ll. Central-Europa III. Nord-Europa En mn u mn, Gebiete : 1. Süd-West. 2. Süd- Ost. 3. Westliches. 4. Oestliches. 5. Nord-West. Nord-Ost. Wir gehen nun nach diesen Vorbemerkungen zu der genauern Ab- grenzung und Charakterisirung dieser Provinzen und Gebiete über und beginnen mit: I. Provinz Süd-Europa. Die Länder: Portugal, Spanien, Süd-Frankreich, Italien und seine Inseln, Türkei, Ungarn, Donau-Fürstenthümer, Süd-Russland bis zum 50.°B. — Wenn nicht der Cantabrische Gebirgs-Zug im Norden der pyrenäischen *) Aehnliche Verhältnisse gebieten in dem ganzen Osten Europa’s, und haben bedeutsamen Einfluss auf die Richtung des Vogelzuges nach West oder vielmehr Stidwest, der hierin seine theilweise Erklärung findet. 165 Halbinsel, (worüber die annoch sehr dürftigen Beobachtungen bezüglich jener Gegenden eine sichere Entscheidung nicht zulassen,) die nördliche Grenze im Westen bezeichnet, so beginnt diese mit den Pyrenäen, geht mit deren Ausläufern nach den Sevennen, sodann zum südlichen Jura, an der südlichen und östlichen Abdachung der Alpen hin nach den Kar- pathen, wiederum an deren südlichen und östlichen Abfällen entlang bis zu den podolischen und ukrainer Wald-Höhenzügen und dem mittelrus- sischen Plateau, und endlich am südlichen Fusse des Obtschei Suirt zu den südwestlichen Vorsprüngen des Ural-Gebirges. Es bilden dann der Ural (Fluss), das Caspische Meer und der Caucasus die weitern Grenzen. Ungefähr der 15.0 L., oder der östliche Abfall der Alpen scheidet die Provinz in die beiden Gebiete: Südwest-Europa und Südost-Europa. Charakteristisch für die Provinz werden sein die beiden Gebieten gemeinsamen Vogelarten, und dazu werden 'alle diejeni- gen gehören, deren Verbreitung sich durch das ganze nördliche Afrika und südwestliche Asien erstreckt, während die den beiden Gebieten eigenthümlichen Arten je in dem Nord-Westen Afrika’s oder dem nordöstlichen Theile desselben und dem Süd-Westen Asiens vorzugsweise verbreitet sind. Die folgenden Verzeichnisse sind so eingerichtet, dass die Stel- lung der gemeinschaftlichen Arten in den Gebieten zugleich die Richtung angibt, in welcher sie sich in der Provinz verbreiten. Die mit Cursiv-Schrift bezeichneten Species sind den Gebieten eigen- thümlich. Süd-West-Europa. Süd-Ost-Europa. 1. Cathartes Percnopterus. 1. Vultur einereus. 2. Vultur fulvus. 2. Gypaötos barbatus. Haliaötos leucoryphos? 3. Aquila Bonellii. 3. Aquila imperialis. c. 4. Circaötos gallicus. c. | d. » Chrysaötos*)? c. 9. Falco Eleonorae. 9. .» .. pennata. c. 6. » Cenchris. 6b. Circastos hypoleucos**). *) Die Verbreitung dieser guten Art geht jedenfalls von Süd-Ost aus. ”*) 5, oben pag. 24, die Beschreibung dieses interessanten Vogels, den Hr. Prof- Naumann der freundlichen Aufmerksamkeit des Hrn. Baron von Loebenstein ver- dankt. Die Abbildungen etc. hat Hr. Prof. Naumann zum nächsten Hefte verheissen. — Sollte dieser Vogel vielleicht der Falco longipes des Nilsson sein? 166 Süd-West-Europa. Süd-Ost-Europa. 7. Scops carniolica. 7. Falco lanarius. 8. Caprimulgus rufecollis, 8 » Feldeggü. 9. Cypselus Melba. 9. Circus pallidus. 10. Hirundo rupestris. 10. Bubo atheniensis?*) 11. Tichodroma muraria. c. 11. Merops Apiaster. 12. Lanius meridionalis. 12. » persica. 13. » eueullatus. 13. Alcedo rudis. 14. Saxicola aurita. 14. Sitta syriaca. 15. » Stapazina. 15. Lanius personatus 16. » cachinnans. 16. Muscicapa collaris. c. 17. Petrocoss. cyanus. 17. » parva. 18. Agrobates galactodes. 18. Saxicola saltatrix. 19. Ixos obscurus. 48; » leucomelas. 20. Sylvia orphea. c. 20. Petrocoss, saxatilis. c. 21. ». conspicillata. 21. Agrobates familiaris ? *) 22. ». subalpina. 22. Lusciola Philomele. c. 23. » , provincialis. 23. Sylvia Rüppelli. 24. » sarda*). 24. » melanocephala. 25. Phyllopn. Nattereri. c. 25. Hypolais olivetorum ***), 26. Calamoh. Cettii. 26. » elaica***). 27. » melanopogon. 27. Calam. fluviatilis. c. 28. » cisticola. 28. » luscinioides. c. 29. Pyrrhocor alpinus. c. 29. » lanceolata. 30. Fregilus Graculus. c. 30. Parus pendulinus. c. 31. Pica cyanea **), 31. » Jugubris, 32. Sturnus unicolor. 32. Budytes melanocephalus. 33. Budytes cinereocapillus. 33. Alauda sibirica, 34. Alauda ösabellina, 34. Emberiza pyrrhuloides. 35. » calandra. 35. » caesia }). *) Wenn wirklich gute Species! *=*) Pjca cyanea nistet sicher in Spanien, und ist nach den Beobachtungen des Grafen Riocourt noch in der Provinz Estremadura „gemein“. ==) Beide bis jetzt nur in Griechenland beobachtete Species werden von Carsten- sen (Naumannia II, 1. p. 77.) als nordwestafrikanisch aufgeführt, und mögen dem- nach auch in ganz Südeuropa vorkommen. Dasselbe gilt von einigen andern Arten (s. Carstensen 1. c.). 7) Emb. caesia ist neuerer Zeit auch in Frankreich beobachtet. Degland I. p. 257. 167 Süd-West-Europa. Süd-Ost-Europas 36. Alauda brachydactyla. 36. Emberiza cia. c. 37. Emberiza Cirlus. c. 37. » melanocephala. 38. Fringilla nivalis. c. 38. Fringilla erythrina. c. 39. » incerta*). 39. » rosea***). 40. » .petronia. c. 40. » caucasica. 7) 41. Fringilla italica. 41. Columba aegyptiaca. 42. » salicaria. 42. Bonasia europaea. c. 43. »... ‚eitrinella. 43. Phasianus eolchicus. 44. Columba livia. c. 44. » pictus}}). 45. Pterocles Alchata. 45. Perdix Francolinus. 46. » arenaria. 46. » graeca. 47. Perdix rubra. c. 47. Glareola Pratincola. 48. » petrosa. 48.» melanoptera,. 49. Hemipodius andalusicus. 49. Otis Tetrax. 50. Cursor isabellinus **). 50. Vanellus gregarius}if). 51. Himantopus rufipes. c. Br spinosus. 52. Numenius tenuirostris. 92. Totanus stagnatils, 53. Phoenicopterus roseus. 54. Gallinula pygmaea. c. 55. Porphyrio hyacinthinus. Limosa recurvirostra, Ibis Falcinellus. Ardea Egretta, 56. Fulica eristata. 56. » Garzetia. 57. Sterna leucoptera. 57. » comata. 58. » leucopareia. 58. » purpurea. c. *) Dieser seither doch nun öfter beobachtete Grünfink nistet wahrscheinlich in Italien, Südfrankreich und Spanien. S. Calvi, Catalogo d’Ornithologia di Genova, p. 54. — Marchese Carlo Durazzo, degli Uccelli Liguri p. 46. — Degland Ornithologie europeenne I. p. 203. e **) Ich habe das Ei aus Sicilien erhalten. ***) ()b die.Brützone des Rosengimpels wirklich nach Europa hereinreicht, ist fraglich, und sie dürfte dann wohl mehr in das östliche Central-Europa fallen. 7) Obwohl weder von Pallas, noch von Güldenstaedt, noch von Menetries als innerhalb der Grenzen Europa’s nistend aufgeführt, scheint es doch nach ihren An- gaben keinem Zweifel unterworfen, dass er, ebenso wie F. pusilla, an und auf dem Kaukasus nistend vorkomme. +7) Nach den Angaben des französischen Consuls M. Gamba in Tiflis ist der Goldfasan sehr häufig im Kaukasus; (S. Degland 1. c. II. p. 45.) dem freilich auch berichtet wird, dass der Goldfasan ‚‚vit en Allemagne dans les bois, et s’y multiplie comme le faisan vulgaire!“ irr) Brütet, brieflichen Nachrichten aus Sarepta zu Folge, häufig in den Nie- derungen der Wolga. 168 Süd-West-Europa. Süd-Ost-Europa. 59. Sterna anglica. c. 99. Ardea Nyeticorax. c. 60. Larus Gelastes. 60. Ciconia nigra. c. 61. » . Audouini. 61. Platalea Leucerodius. ce. 62. » . cachinnans. 62. Grus Virgo. 63. Puffinus. cinereus. 63. ». Leucogeranus*) 2 64. ? Phalacrocorax Desmarestii. 64. Gallinula pusilla. c. 65. Anas marmorata. 65. Sterna Caspia. c. 66. » _ leucocephalus. 66. Larus melanocephalus. 67. Podiceps auritus. c. 67. » _ Ichthyaötos. 68. » leucophtalmos. 69. Phalacrocorax pygmaeus. 70. Pelecanus erispus. 71. » Onocrotalus. 72. Anas rufinus. c. 13. » leucophthalmus. c. Bei weitem die grosse Mehrzahl dieser Arten gehet wenig und nur einzeln über die Nordgrenze der Provinz hinaus. Indess sind, wie man sehen wird, auch solche in das Verzeichniss . aufgenommen , deren Ver- breitung nach Norden oder Westen zu gleichsam ein eingesprengtes, sporadisches, oder ein an mehr oder weniger bekannte Ursachen geknüpf- tes Fortrücken ist, und die desshalb hier aufgenommen werden mussten. Sie sind mit einem c. bezeichnet. Es ist sonach die bedeutende Zahl von 140 Species, welche Süd-Europa charakterisiren, also beinahe der Drittheil sämmtlicher im ganzen Reiche brütender, und zwar: 2 Totalsumme. Nach Procenten, Raubvögel . 17: 51 = 33 Proc. Insektenfresser**)52 : 160 = 32 » ' Körnerfresser 14:40 = 35 » Tauben . . 2, EI OR Hühner . . 10.: "8 275% Wadvögel. .......25::.:.20 = ..36, » Schwimmvögel 20 :4100 = 20 » *) Brieflichen Mittheilungen zu Folge aufgenommen, jedoch sehr zweifelhaft. **) Wir haben die Bezeichnung: Insektenfresser der Kürze halber für alle jene Familien gewählt, welche — mit Ausschluss der körnerfressenden Singvögel, zwi- schen den Raubvögeln und Tauben stehen. 169 Davon sind eigenthümlich dem westlichen Gebiete: 22 Species, und dem östlichen Gebiete: 39 Species, und zwar: Süd-Ost-Eurepa. Süd-West-Europa. Raubvögel Insektenfresser . 14... .. 14 Körnerfresser Tauben... .. . Hühner . . Wadvögel . Schwimmvögel . . 2 , In Folge fortgesetzter Beobachtungen dürfte sich indess dies Ver- hältniss noch mannichfach modificiren, namentlich in Betreff der eigen- thümlichen Species der beiden Gebiete. Die Verzeichnisse der nordwest- afrikanischen wie nordostafrikanischen Ornis besitzen noch viele von die- sen 56 Arten gemeinschaftlich, und es ist desshalb wahrscheinlich — was übrigens die neuesten Angaben über das Vorkommen in Europa direkt beweisen — dass in der Folge noch manche dieser gebietseigen- thümlichen Arten als solche zu streichen sein werden *). Ungleich schwieriger stellt sich die Abgrenzung und Charakterisi- rung der m»-no%mn SEIEN pe I. Provinz Central-Europa. Sie enthält nur wenige Arten, die ihre Brütezone ganz inner- halb ihrer Grenzen haben; die meisten erstrecken sich vom Süden herauf oder vom Norden und Nordosten herunter. Indess wird Central-Europa, wenigstens negativ, durch den Mangel der süd- und nordeuropäischen Brütevögel, und durch den schon oben hervorgehobenen Umstand, dass gar viele seiner Brutvögel hier Standvögel sind, die -in Nord-Europa Zugvögel sind und als Zugvögel auftreten, während sie in Süd-Europa Standvögel **) sind, einigermassen charakterisirt. Die Grenzen Central-Europa’s sind uns der 60. Breitengrad, im Osten vielleicht die bis über den 55.0 herabgehende Isothermenlinie + 50%. Es begreift also die mitteleuropäische Provinz die Länder: *) Die interessantesten und zugleich sichersten Ergebnisse für das hei- mathliche Verhältniss der Vögel lieferten mir die Eiersendungen, besonders die in neuerer Zeit häufiger gewordenen aus Griechenland, Sarepta, den Donauländern, Si- eilien, Spanien, Lappland etc. ”*) Der Begriff „„Strichvögel“ hat für unsern Zweck wenig oder gar keine Bedeutung. 170 Mittel- und Nordfrankreich, Grossbritannien, Belgien und Holland, die nördliche Schweiz, Deutschland, Dänemark, die Südspitzen von Norwegen und Schweden als westliches Gebiet; Preussen*), Polen, Galizien, Mittelrussland bis zum Ural als östliches Gebiet. Leider ist diess zum grossen Theile noch eine terra incognita; und doch mögen die un- geheuren Ebenen, Sümpfe und Wälder Mittelrusslands noch manchen Vogel bergen, den man, so lange die Beweise seines europäischen Bürger- rechts fehlen, nach dem angrenzenden Sibirien **) verweisen muss. Westliches Central-Europa ***). Oestliches Central-Europa. Aquila naevia. S. » clanga. S. . Accip. Nisus. N. $. 1. Milvus regalis. N. S. 1. 2 2 3. Strix Noctua. S. 3. Pernis apivorus. N. S. 4. » . flammea. S. 4. Buteo vulgaris. N. S. 9. Picus viridis. N. S. 5. Milvus ater. N. S. 6. » minor. S. 6. Circus rufus. S. 7. .» major. N. S. 1. » _ eineraceus. $. 8. Sitta caesia. S. 8. Strix Aluco. N. S. 9. Certhia familiaris. S. 9. » Otus. N. S. 10:4. % brachydactyla. S. 10. » uralensis.? 11. Jynx torquilla. S. 11. Picus Martius. N. 12. Upupa Epops. S. 12.» canus.? 13. Alcedo ispida. S. 13. » ‚medius. S. 14. Caprimulgus europaeus. N. S. 14. » leuconotus. N. 15. Cypselus Apus. N. S. 15. _» tridactylus. N. S. 46. Hirundo rustica. N. S. 16. Turdus pilaris. N. 1::.1M urbica. N. S. 17. _ » viscivorus. 48. Lanius minor. S. 18. Coracias garrula. S. 19. .»... rufus. S. 19. Museicapa atricapilla. S. 20. » " Collurio. S. 20. Lusciola Philomela. S. 21. Turdus musicus. N. S. 21. Sylvia nisoria. S. *) Bis zur Weichsel etwa. **) Es ist, berücksichtigt man die neuern Thatsachen bezüglich des Vorkommens junger Vögel, fast keinem Zweifel mehr unterworfen, dass manche „sibirische‘* Drossel etc. in Russland niste. Von Parus cyaneus steht es fest, ebenso von Em- beriza pusilla und aureola, von Alauda sibirica, Parus sibiricus u. m. a. ***) Ich gebe gern zu, dass die Stellung dieser und jener Species innerhalb die- ser Gebiete, zu oben bezeichnetem Zwecke, nicht unangefochten bleiben mag; indess man darf die Schwierigkeiten nicht übersehen, denen gerade diese Arbeit zumeist unterworfen ist. Westliches Central-Europa. . Turdus Merula. N. S. . Anthus campestris. S. » rupestris. N. . Saxicola rubicola. S. . Lusciola Luseinia. $. . Ruticilla Tithys. S. . Sylvia atricapilla. S.? » Curruca. N. S. » hortensis. N. $. » cinerea. N. S$. . Phyllopneuste Sibilatrix. S. . Hypolais polyglotta. S. . Accentor modularis. S.? . Oriolus Galbula. S. . Motacilla Yarelli. . Budytes campestris. . Anthus campestris. $. . Emberiza hortulana. S. . Fringilla Chloris. $. » 'Coceothraustes. S$. . Columba Oenas. S. . Lagopus scotieus. Perdix cinerea. S$. » "Coturnix. S. . Oedicnemus crepitans. S. . Charadrius minor. S. » cantianus.? . Ciconia alba. S. . Rallus aquaticus. N. S. . Gallinula porzana. S. » chloropus. S. . Fulica atra. S. . Sterna fluviatilis. S. N. Oestliches Central-Europa. . Hypolais vulgaris. S. . Alauda cristata. S. . Parus barbatus. S. » eyaneus.? « Calamoherpe turdina. S. wi, palustris. S. » arundinacea. $. » aquatica. S. » Locustella. $. . Regulus ignicapillus. S. » flavicapillus. S. . Corvus Corone. 8. . Fringilla erythrina. N. S*). 35. ). Columba Turtur. S. . Tetrax Urogallus. N.? S. » rosea. N. » Tetrix. N.? S. . Otis tarda. S. . Ardea cinerea. S. » minuta. S. ». stellaris. $. . Ciconia nigra. $. . Grus cinerea. N. . Sterna nigra. S. . Larus ridibundus. S. . Anas Querquedula. N. S. » clypeata. N. . Podiceps cristatus. S. » subcristatus. $. » minor. $. *) Fringilla erythrina (und rosea) scheinen in dem ganzen Osten Europa’s ver- breitet zu sein; ersterer vielleicht mit Ausschluss des höchsten Nordens. Wir haben gerade desswegen diesen schönen Vogel zweimal aufgeführt. 172 Westliches Central-Europa. 55. Sterna minuta. $. 86. » Dougalli. 57. °» cantiaca. N.? 98. » Caspia. S. Diejenigen Arten, welche mehr oder weniger über die Nordgrenze hinausgehen, sind mit N., jene, deren Brütezonen auch die südlichen Grenzen überschreiten, mit $. bezeichnet. Es gehen nun zwar viele Arten dieser Provinz, zum Theil noch beträchtlich weit, über den 60.0 hinauf, während andere in dem vor- stehenden Verzeichnisse fehlen, die ebenfalls den Mittelpunkt ihrer Hei- math in Central-Europa oder Süd- -Europa haben; indess glaubten wir alle jene 'hier weglassen zu müssen, deren Zone sich sicher über den’ 65.° oder den Polarkreis hinauf erstreckt. Es sind demnach für die ganze Provinz Central-Europa ee terisirend etwa 109 Species, und zwar: Totalsumme. Nach Procenten. Raubvögelr. .. . “u. 44: 544=:127:;,Proe. Insektenfresser :;ı. -;,. 57 : 160 = 35... Körnerfresger .. 11:2. 3. 9 2: 0 me 12.15 Tauben. +» u. bi a2 De Hühner... » u... 2 10 ei 2 Wader.su u.a n E : TWe Dn Schwimmer ..-, +.) =. .42 : 100. =»12.,.» Davon kommen als eigenthümlich zu dem Gebiete westliches Central-Europa etwa 6 Arten *), dem östlichen etwa 7 Arten. Man sieht, dass die ornithologische Physiognomie Central-Europa’s die am wenigsten charakteristische ist, obschon manche Züge derselben genauer als die irgend eines andern Theiles von Europa studirt worden sind. Die Gründe dieser auffallenden Unbestimmtheit liegen indess in der Natur der physikalischen Verhältnisse desselben: Central-Europa kann in Folge derselben kaum einen andern als einen Uebergangs- charakter haben, eine Thatsache, die sich überall in faunistischer und floristischer Hinsicht ausspricht **). *) Drei davon, deren volle Species-Geltung freilich angefochten wird, gehören Grossbritannien, dem wieder einige andere central-europäische Arten fehlen. **) In Berücksichtigung dieser Verhältnisse, konnte ich lange nicht zu einer Ent- scheidung über die Abgrenzung der ornithologischen Provinzen und Gebiete ge- 173 II. Provinz Nord-Europa. Also der durch den c. 60. Breitengrad abgeschnittene Rest von Europa, bestehend aus Island, den Faröer- und Shetlands-Inseln, dem nördlichen Norwegen. und Schweden, Nord-Russland und Spitzbergen. In Russland möchte die nördliche Wasserscheide des Wolgagebietes die genauere und natürliche Grenze sein. Der 30.0 L., genauer das Wald- gebirge zwischen dem Ladoga- und Onegasee, und die Höhen an der Ostgrenze Finnlands scheiden die Provinz in die beiden Gebiete: Nord- West-Europa und Nord-Ost-Europa. Beide werden charakterisirt durch eine Anzahl Spezies, deren Brütezone entweder ganz innerhalb ihrer liegt, oder sich südlich nur sporadisch über ihre Grenzen herab erstreckt. Es sind folgende: Nord-West-Europa. } , Nord-Ost-Europa. 1. Buteo lagopus. 1. Parus sibiricus. 2. Falco islandicus. 2. Garrulus infaustus. 3.» @yrfaleo. 3. Nucifraga Caryocatactes. c. 4. » Aesalon. 4. Bombyeilla garrula *). 5. Strix nyctea. 5. Anthus cervinus. 6. » .nisoria. 6. Emberiza aureola **). T. » passerina. c. (2 » pusilla **). 8 » Tengmalmi. c. 8. Fringilla Montifringilla. ? 9. » laponica. : OR linaria. 10. » brachyotus. c. 10. Corythus Enuecleator. 11. Sitta europaea. L. c. 11. Crucirostra leucoptera **). 12. Turdus iliacus. 12. Charadrius Squatarola. 13. Cyanecula suecica. 13. Calidris arenaria. 14. Alauda alpestris. 14. Tringa Temminckii. 15. Plectrophanes nivalis. 15. » minuta. 16. » calcaratus. 16. » subarquata. 17. Emberiza rustica. 17. Totanus Glottis. langen, und dachte einige Zeitlang daran, die europäische Ornis unter Süden, Nor- den und Osten zu rubriziren, habe mich aber schliesslich doch für Beibehaltung dreier, nach den Breiten abgegrenzter Provinzen entschieden: wenn Mittel-Europa sonst keinen entschieden hervorstechenden Charakter hat, so hat es eben den der Vermittelung und des Ueberganges. *) Obwohl immer noch nicht brütend aufgefunden, ist doch Nord-Ost-Europa aller Wahrscheinlichkeit nach seine Heimath. ”*®) $, Naumannia II, p. 2. 105 ff. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. A. 48. 49. 20, 51. Nord-West-Europa; Fringilla öslandica. » montium. » canescens. Lagopus subalpinus. » Islandorum *). Charadrius pluvialis. c. Strepsilas collaris. c. Tringa alpina. c. » . Schinzii. c. » islandica. » maritima. Totanus Glareola. c. Telmatias Gallinago. c. Numenius phaeopus. » arquatus. c. Phalaropus hyperboreus. » platyrhynchus. Sterna arctica. c. Larus tridactylus. » leucopterus. » glaucus. » marinus. c. » eburneus. Lestris Catarractes. » ..pomarina. » parasitica. Procellaria glacialis. Thalassidroma pelagica. Sula alba. c. Puffinus arcticus. » obscurus. Cygnus Olor. » musicus. » minor. 174 Nord-Ost-Europa. 18. Totanus fuscus. 19. Telmatias Gallinula. 20. » major. c. 21. Limosa rufa. AR. » recurvirostra. 23. Larus minutus. c. 24. Lestris Buffonii. 25. Anser einereus. c. 26. » hyperboreus. 27. » arvensis. 28. » segetum. 29. Anser erythropus. 30. » albifrons. 31. » minutus. 32. » torquatus. 33. » ruficollis. 34. Anas spectabilis. 35. » Stelleri. 36. » fusca. 37. » nigra. 38. » clangula. 39. » marila. 40. Mergus albellus. 41. Colymbus arcticus. Will man von dieser Provinz noch das arktische Europa tren- nen (Spitzbergen, die durch die Isothermengrenze 0° bezeichnete Nordküste von Island, die über den 68. hinausliegende Nordspitze von Norwegen und die Nordküsten Russ- lands), so würde diess folgende meist circumpolare Arten einschliessen: *) Die drei nach Island benannten Species: Falco, Fringilla und Lagopus islan- dica gelten vielen Ornithologen nur als lokale Rassen, durch Klima etc. bedingte Abänderungen, sind übrigens Island eigenthümlich. 52. 93. 54. I. 56. IT. 98. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 12. 175 Nord-West-Europa. Nord-Ost-Europa. . Larus eburneus. » leucopterus. » Sabini. » glaucus. . Lestris Buffonii. . Anser hyperboreus **). . Somateria Stelleri. » spectabilis. Anas acuta. c. » Penelope. » Crecca c. » perspicillata. » fuligula. c. » islandica. » histrionica. » glacialis *). ernpusppwr » mollissima. ; Mergus albellus. Mergus Serrator. 10. Mergulus Alle. » Merganser. c. 11. Mormon glacialis. EN Le) Colymbus glacialis. . Alca impennis. » septentrionalis. 13. Uria Hringvia. Uria Hringvia. » Lomvia. c. » Troile.' c. Cepphus Grylle. c. Mergulus Alle. Mormon Fratercula. Alca torda. c. » impennis. Die Anzahl der sämmtlichen in Nord-Europa einheimischen Arten beträgt somit 113, d. h. ein Viertheil der Totalsumma der in Europa brütenden, nämlich: Totalsumme. Nach Procenten. Bauhvögel.....8.......:.5140 2: 51..—=.20.Proe. Insekteniresser =. + .... 9 2.160 = ..6. » Körnerfresser.- no. 5.03.12 3.40 ,=:;30:.» Tauben... 87 Det 5-0» Hoher... ... us 2 a 15 ea Waldvögel. +... ner an Schwimmvögel . . » . 57:100 = 57 » Davon sind eigenthümlich dem westlichen Gebiete 8 Spe- cies, dem östlichen 6. *) Die meisten der hier und in der andern Rubrik aufgeführten Enten scheinen eircumpolar zu sein, jedoch mehr oder weniger je nach Osten oder Westen hin verbreitet. **) Und mit Ausnahme von Anser cinereus wohl alle übrigen Gänse. 176 Bis nahe zum Polarkreis *) hinauf kommen nistend folgende, meist in allen Provinzen einheimische Arten vor: Raubvögel: Haliaötos albicilla, Aquila fulva (9), Bin Haliaötos, Buteo vulgaris, Falco peregrinus, Subbuteo, Tinnunculus, Astur palum- barius, Circus cyanus (9; Insektenfresser: Hirundo riparia, Lanius Excubitor, Muscicapa grisola, Saxicola Oenanthe, rubetra (2), Ruticilla phoenicurus, Turdus torquatus, Rubecula familiaris, Sylvia cinerea, hor- tensis, Curruca (2), Phyllopn. rufa, Trochilus, Calamoherpe phragmitis, Cinclus aquaticus, Parus major, ater, coeruleus, cristatus, Corvus Corax, Cornix, Monedula, Pica, Sturnus vulgaris, Motacilla alba, sulphurea, An- thus arboreus, pratensis, obscurus, Alauda arvensis, arborea; Körner- fresser: Emberiza Schoeniclus, citrinella, Fringilla coelebs, domestica, campestris, cannabina, Spinus, Carduelis, Pyrrhula vulgaris, Crucirostra curvirostra, Pityopsittacus; Tauben: Columba Palumbus; Hühner: La- gopus alpinus; Wader: Vanellus cristatus, Charadrius Morinellus, Hae- matopus ostralegus, Machetes pugnax, Totanus Calidris, Limosa melanura, Scolopax rusticola; Schwimmvögel: Larus canus, fuscus, argentatus, marinus, Sterna Hirundo (9). Raubvögel 9, Insektenfresser 31, Körnerfresser 11, Tauben 1, Hühner 1, Wadvögel 7, Schwimmvögel 5. Zählt man diese Universal-Europäer zu den die einzelnen Pro- vinzen charakterisirenden Arten, und nimmt man vom der nord- europäischen Provinz diejenigen hinzu, welche in die central-europäische, und von dieser diejenigen, welche in die süd-europäische hinabreichen, so lässt sich das Verhältniss der in jeder Provinz überhaupt brü- tend vorkommenden Vogelarten in folgender Weise bestimmen: *) Bis über den 70. hinaus brüten folgende Species, deren Eier in der Nähe des Nord-Cap, zwischen Tromsee und dem Waranger Fiord, gesammelt wurden: Astur palumbarius, Saxicola Oenanthe, Phyllopneuste rufa, Trochilus, Motaecilla alba, sulphurea, Anthus arboreus, pratensis, Emberiza Schoeniculus. In Grönland brü- ten (s. Carl Hollböll, Ornithologischer Beitrag zur Fauna Grönlands etc. p. 2 ff.) Haliaötos albicilla, Falco candicans, peregrinus, Stryx Nyclea, Corvus Corax, Saxi- cola Oenanthe, Emberiza nivalis, calcarata, Linota linaria, canescens, Lagopus Rein- hardii, Calidris arenaria, Charadrius Hiaticula, Strepsilas collaris, Tringa maritima, islandica, Phalarop. hyperbor. und platyrh., Sterna arctica, Larus glaucus, marinus, leucopterus, tridactylus, Sabini und eburneus (?), Lestris pomarina, parasitica, Buf- fonii, Procell. glacialis, Thalassidr. Leachii (2), Puffnus cinereus (Briss.?), Anser hyperbor., albifrons, Bernicla, Anas boschas, glacialis, histrionica, Barrowii, moliss. und spectabilis, Mergus Serrator, Carbo Cormor., Colymb. glacialis und septentrion., Uria Grylie, Troile (2), Hringvia (?), Brünnichii, Alle, Mormon Fratercula, Alca torda, und als in frühern Zeiten vorhanden: Alca impennis. 177 Süd-Europa:_ : Raubv. _Insektenfr. "Körnerfr. Tauben. Hühner. Wader. Schwimmer. Eigenthümlich 17 52 14 2 10 25 20 Central-Europa 13 47 a 2 4 13 7 Universal-Europa 9 31 11 1 1 7 5 B) 15 45 32 Summa: 39 130 30 Central-Europa: Eigenthümlich 14 56 B) 2 B) 14 12 Nord-Europa 3 2 _ N 1 8 ar Universal-Europa 9 31 11 1 1 7 h) Summa: 26 89 16 d 4. 29 20 Nord-Europa : Eigenthümlich 10 - 12 = 2 E : Universal-Europa 9 31 ag 1 Br 9 Summa: 19 40 23 1 3 30 62 Nach Procenten berechnet ist die Totalbevölkerung (durch Brütevögel) in jeder einzelnen Provinz: Totalsumme. Süd-Europa. Central-Europa. Nord-Europa. Raubvögel . .: 51 76Proc. . 51 Proc. 37 Proc. Insektenfresser 160. 87 » 56 » 2. Körnerfresser . 40 75 » 40 » 57..» kauben. „u B.4100 8» 80°» 20.» : Hühner , . . 18 83 » 39 » 4 Mader .„ ... 70 64 ». 4 » 43 » Schwimmer . 100 32» 20.» 62 » Soviel im Allgemeinen über die geographische Verbreitung der Vö- gel Europa’s innerhalb seiner Grenzen. Ich fühle sehr wohl, dass der Versuch, trotz der mühevollen Ar- beit, die er gekostet, immer noch ein sehr unvollkommener bleibt, und ich wünsche recht sehr im Interesse unserer Wissenschaft, dass Kun- digere die Fehler desselben verbessern und dass überhaupt die Rubrik: zur %eographischen Verbreitung der Vögel etc. in unserer Zeitschrift eine stehende werden möge. Den Versuch einer Charakterisirung unseres Erdtheils als solchen in einem spätern Hefte. Baldamus. Naumannia 1853. | 1 2 178 Die Kreuzschnäbel. Crucirostra, Cuv. Von ® L. Brehm Um einen noch deutlichern Begriff von Species und Subspecies zu geben und die Reihenfolgen, welche die verschiedenen Arten verbinden, deutlich zu zeigen, lasse ich hier eine kurze Schilderung der Kreuz- schnäbel folgen. Cuvier hat ‘ihnen den Sippennamen Crucirostra bei- gelegt und dieser wie sein deutscher Namen bezeichnet den Vogel voll- ständig, den alle zu dieser Sippe gehörenden Vögel haben, wenn sie eine Zeit lang ausgeflogen sind, einen Kreuzschnabel, d. h. einen solchen Schnabel, bei welchem die Spitzen der beideu Kinnladen sich nicht schliessen, sondern über einander weggehen, also sich kreuzen. Dieser Schnabel hat hohe, sehr scharfe Spitzen, und um sejne Kinnladen in kräftige Bewegung setzen zu können, ist der Kopf auf den Seiten, wo diese im Gelenke vereinigt sind, mit sehr starken Muskellagen bedeckt, welche auf der Seite, auf welcher die Unterkinnlade überschlägt, weit mehr, als auf der andern ausgebildet sind, was meines Wissens bei keinem andern Vogel vorkommt. Auf dieser Seite steht auch das Gelenk weiter zurück als auf der andern. Die ganze Hirnschale ist dick und fest, gewölbt und am Augenknochen- rande aufgeworfen, auf der Seite des Scheitels am höchsten, auf wel- cher der Oberkiefer überschlägt. Da die Kreuzschnäbel kein’ sehr scharfes Gesicht nöthig haben, sind ihre Augen nicht sehr ausgebildet, sondern klein und berühren sich ‚nicht, wie bei den meisten Vögeln, sondern sind durch Knochenwände getrennt. Der Kreuzschnabel, welcher eben beschrieben wurde, ist für die ihn tragenden Vögel von grösstem Nutzen, denn er ist ein vortreffliches Brechewerkzeug. Wenn sie ihn so weit öffnen, dass die Spitzen der Kinnladen einander gerade berüh- ren, sind sie ganz geeignet, unter die Deckel der Zapfen unserer Nadelbäume geschoben zu werden, so dass diese Deckelchen mit einem einzigen Drucke nach Aussen aufgehoben werden können, und das unter jeder liegende Samenkorn zugänglich wird. Jetzt kommt die löffelartige, vorn spitzige Zunge in Thätigkeit, sie stösst das Samenkorn ab und bringt es in den Schnabel, wo es durch die scharfen Schneiden der GCenaw nach der Nalur ‚gezeichnet von Dr. J. Fr Naumann 1852. 179 Kinnladen nicht nur seines Flugblättchens,; sondern auch seiner Schale beraubt und dann in den Kropf herabgedrückt wird. Um dieses Alles mit Leichtigkeit ausführen zu können, gab der Schöpfer den Kreuz- schnäbeln ziemlich kurze, aber starke Füsse mit derben Zehen, ausgebildeten Fussballen und starken gekrümmten und spitzigen Nägeln, wodurch sie in den Stand gesetzt werden, sich an die Zapfen fest anzuklammern und sie, wenn sie dieselben ab- beissen, mit einem Fusse festzuhalten. Ihre scharfen Schnabelspitzen machen es ihnen möglich, die Ränder der Zapfendeckelchen abzubeissen, so dass sie dieselben unter die Deckelchen schieben und sie aufheben können. Diess bemerkt man besonders bei den Kiefernkreuzschnä- beln, wenn sie die Kiefernzäpfchen bearbeiten; denn diese haben so fest aufliegende Deckelchen, dass sie, wenn die Kanten derselben nicht abgebissen würden, von ihnen nicht aufgehoben werden könnten. Da die Kreuzschnäbel nicht an einem Orte ihre Nahrung finden können und sie oft in einem weiten Umfange zusammensuchen müssen, haben sie ziemlich lange und spitzige Flügel erhalten, welche acht- zehn Schwungfedern zählen. Ihr Schwanz hingegen ist etwas kurz zwölffederig und ausgeschnitten. Ihr Körper ist ziemlich gestreckt, mit langer Brust, kurzem Bauche und ziemlich langem Halse, dessen Sehnen sehr stark sind. Der innere Bau ähnelt dem der Kernbeisser (Loxia, Lin,), denn die Speiseröhre ist eng, bald zu dem grossen, links gefüllt auch um den Hals herum liegenden Kropfe erweitert. Der Vormagen ist schlauchartig, dickhäutig und drüsig; der eigentliche Magen sehr klein, ganz voll Muskeln, inwendig hart, lederartig und grünlich, äusserlich rohfleischfarbig, der Darm ist eng, ziemlich lang mit warzenartigen Blind- därmen. Die Luftröhre ist etwas niedergedrückt mit ächtem Muskel- apparate “und kurzen Aesten. Die Kreuzschnäbel ändern nach Geschlecht und Alter in der Farbe sehr ab; die alten Männchen haben eine rothe oder gelbrothe Farbe, welche im Zimmer in Gelb übergeht; die einjährigen haben Gelbgrün oder Gelb, oder ein schmutziges Roth, oder eine aus Beidem gemischte Zeichnung, die alten und einjährigen Weibchen sind graulichgelbgrün , oder graugrün, oder grünlichgrau, die Jungen sind grau oder hellgrau, dunkel- und schwarzgrau gestrichelt. Diese Vögel bewohnen die nördliche Halbkugel der ganzen Erde, nisten aber nur da, wo der Same der Nadelbäume vorzüglich gerathen ist, Desswegen füh- 12* 180 ren sie ein zigeunerartiges Leben, das heisst, sie haben keinen bestimm- ten Wohnort,- sondern wandern dahin, wo es vielen Samen der Nadel- bäume gibt; denn nur die Nadelwälder sind ihre eigentlichen Aufenthalts- orte. Wo die Nadelbäume, wie auf den hohen Gebirgen zwergartig wachsen, zu Knieholz werden, trifft man sie nur auf ihren Wanderungen an. Auf diesen durchstreichen sie auch zuweilen Gegenden, welche gar keine Nadelwälder haben, z. B. Holland, halten sich aber natürlich in ihnen nicht lange auf. Sie machen zuweilen sehr weite Reisen. So be- sitze ich eine Art, welche dem Himalajagebirge angehört, deren Männ- chen bei Wien und deren Weibchen auf dem Thüringerwalde gefangen wurde. Sie vertreten in unsern Gegenden die Stelle der Papageien, klet- tern wie diese sehr geschickt an den Zweigen herum, indem sie sich, wie diese mit den Schnabelspitzen anhalten und forthelfen, und ähneln ihnen auch darin, dass sie wie diese ihre Nahrung mit dem einen Fusse festhalten und mit dem Schnabel bearbeiten; aber an Geisteskräften stehen sie den Papageien weit nach, denn sie sind wenig klug und desswegen leicht zu fangen und zu schiessen. Im gezähmten Zustande zeigen sie viele gute Eigenschaften. Sie lernen ihren Herrn nicht nur bald kennen, sondern legen auch alle Furcht so vor ihm ab, dass sie, wenn man sich nur einiger Massen mit ihnen abgibt, sich, ohne zu flat- tern, angreifen, ja ohne fortzufliegen, sich auf dem Arme oder der Hand forttragen lassen, und ihm auf alle Weise ihre Liebe kund geben. Sie sind rasch in ihren Bewegungen, fliegen gut und ziemlich schnell, etwas ‚bogenförmig, oft weite Strecken, ohne sich nieder zu setzen; die Männ- chen sieht man wie bei mehren Loxien, z. B. Chloris zur Paarungszeit oft flatternd. Auf der Erde hüpfen sie ziemlich ungeschickt, auf den Bäumen aber sind sie desto gewandter. Sie schreien gip, gip, göp, göp, tritt, tritt, auch zack, zack und haben einen angenehmen Gesang, welcher besonders im Winter, wenn kein anderer vorkommt, eine sehr gute Wirkung thut. Sie lieben die Gesellschaft ihres Gleichen so sehr, dass sie die Brutzeit ausgenommen, wo sie natürlich paarweise leben, fast immer in kleinen oder grossen Gesellschaften angetroffen werden. Ihre Nahrung ist der Samen der Nadelbäumen, welchen sie auf die oben angegebene Art ausklauben, abschälen und verschlingen. Sie fres- sen diesen Samen auch, ehe er völlig reif ist, den gereiften aber am Liebsten. Allein sie nehmen auch mit Insekten vorlieb, wenn sie keinen 181 Samen von Nadelbäumen erhalten können. Dann lesen sie die Blattläuse von den Pflaumen- und andern Bäumen ab. In Holland traf. man sie auf den dort häufigen lombardischen Pappeln an, auf denen sie die auf ihnen lebenden Insekten aufsuchten. Ihr Fleisch bekommt von ihrer Nahrung die merkwürdige Beschaffenheit, dass es der Verwesung wider- steht. | Man sagt von ihnen allgemein, dass sie im Winter brüteten; allein diess ist nicht ganz richtig. Der gewöhnliche Brutmonat der Kreuz- schnäbel ist der März; allein in den Jahren, in welchen der Fichten- samen besonders gut gerathen ist, machen die alten Vögel nicht nur mehre Bruten, sondern die ausgeflogenen werden in wenigen Monaten zeugungsfähig, so dass sie im Herbste desselben Jahres schon brüten, und daher kommt es, dass man zuweilen in allen Monaten des Jahres brütende Kreuzschnäbel findet. Der Schnabel der Jungen kreuzt sich nicht, allein an der Beschaffenheit der Kinnladengelenke kann der Kenner schon sehen, auf welche Seite der Oberkiefer überschlagen wird, denn diess wechselt bekanntlich ab, so dass es Rechtsschläger und Linksschläger gibt. Sie schaden durch den Samen, welchen sie verzehren, nur wenig der Holzeultur; denn da, wo sie leben, ist er im Ueberflusse vorhanden. Ihr Fleisch ist nicht fett, aber gesund; ihr Gesang erfreut in der Frei- heit, wie ihre schöne Farbe besonders auf den mit Schnee bedeckten Nadelbäumen, und als Stubenvögel sind sie allerliebst und so lange sie munter sind — sie schlafen bald aus und bald ein — sieht man sie fast immer in Bewegung. Ich kenne von diesen Vögeln folgende Species und Subspecies: I, Kiefernkreuzschnäbel. Crucirostrae pityopsittaci. (Loxia pityopsittacus, Bechst.) Abbildung Nr. 1. 1) Der grosse Kreuzschnabel. (Kiefernkreuzschnabel). Cru- cirostra major, Brm. «(Loxia pityopsittacus, Bechst. Loxia curvirostra major, Lin.) Er ist der grösste von allen mir bekannten Kreuzschnäbeln, oft 7° 4" Jang und 12° breit. Sein Schnabel ist ausserordentlich aus- gebildet, aber nicht so stark gekrümmt, wie bei den folgenden, sondern etwas gestreckt, die obern Kinnladen im Bogen oft 12“' in gerader Linie 10 Jang und mit solchen Spitzen, dass die untere oft über den 182 Rücken der Oberkinnlade vorsteht. Seine grösste Höhe beträgt 4. Bei einem Weibchen meiner Sammlung ist er so gestreckt, dass er einem kolossalen Schnabel eines Fichtenkreuzschnabels ähnlich ist. Das alte Männchen ist hellmennig-, zinnober-, röthel-, ziegel- oder dun- keljohannisbeerroth, auf den Bürzel- und Oberschwanzdeckfedern am Lebhaftesten, am Kinne und in der Mitte der Unterbrust am Mattesten, auf dem Unterbauche, dem After und den Unterschwanzdeckfedern weiss- grau. Ein einjähriges Männchen meiner Sammlung hat ein weni- ger schönes Roth. Denn dieses ist mit Grau gedämpft. Das alte Weibchen hat eine grüngraue Hautfarbe, welche auf dem Unterkörper in’s Aschgraue fällt, und hin und wieder grüngelb angeflogen ist. Der Bürzel ist rein grüngelb. Die Jungen ähneln wahrscheinlich denen der folgenden Subspecies. Der innere Bau dieses Vogels ist ganz, wie er oben beschrieben ist. Dieser Kreuzschnabel erschien in unserer Gegend in dem an Nordlichtern und andern auffallenden Erscheinungen reichen Winter 18%7s. Einer meiner Söhne schoss in meiner Gegenwart am 28. De- cember 1847 auf einem Berge am Rodaflusse drei Stück, ein gepaartes Paar auf einen, und ein einzelnes Weibchen auf den andern Schuss. Ich sah sie fliegen und hörte sie locken, und bemerkte in Beidem die grösste Aehnlichkeit mit den folgenden. Diese hatten sie auch nach der Versicherung meines Sohnes in ihrem ganzen Betragen. Sie waren so wenig scheu, dass sie auf den ersten Schuss sich nicht entfernten, son- dern nur auf den nächsten Baum flogen, ein deutlicher Beweis, dass sie aus Gegenden gekommen waren,‘ in denen sie mit dem allen Geschöpfen gefährlichen Menschen keine Bekanntschaft gemacht hatten. Sie wurden erlegt, während sie Fichtenzapfen bearbeiteten, ihr Kropf war auch mit Fichtensamen halb angefüllt. Am 12. Februar 1848 erhielt ich ein einjähriges Männchen, welches einige Tage vorher bei Roda gefangen worden war. 2) Der ächte Kiefernkreuzschnabel. Crucirostra pityopsit- tacus, Brm. (Loxia pityopsittacus, Bechst.) Abbild. Nr. 2. Er ähnelt sehr dem Vorhergehenden, ist aber etwas kleiner, nur 7 lang und 12° 6‘ breit, aber hauptsächlich durch den Schnabel ver- schieden; denn dieser ist merklich kürzer, — die Oberkinnlade misst im Bogen 10%,“ und in gerader Linie 914“ in der Länge — aber höher. — Bei Nr. 1 beträgt die Höhe 63%", bei Nr. 2 oh 7 — 183 was um so mehr auffällt, da der Schnabel kürzer ist. Auch sind seine Kinnladen mehr gewölbt, am Unterkiefer mehr ausgebildet als bei Nr. 1, wodurch eben der Schnabel das ächt Papageiartige bekommt. Diess bemerkt man am deutlichsten, wenn man die Schnäbel beider Vögel neben einander hält. In der Zeichnung hat dieser Kreuzschnabel grosse Aehnlichkeit mit dem vorhergehenden. Die einjährigen Männchen haben entweder ein mattes, oft mit Grau gedämpftes Roth, oder ein schönes Gelbgrün zur herrschenden Farbe, und stets grünliche Säume an den Schwung- und Steuerfedern. Da diese bei den alten ganz ausgefärbten Vögeln stets röthlich sind: so geben sie für das Alter der ein- und zweijäh- rigen Männchen ein untrügliches Kennzeichen ab. ; Das Jugendkleid. Der Schnabel ist lichter, als bei den alten Vögeln. Der Oberkörper grauschwarz mit weissgrauen Federrändern; der Bürzel blassgelb mit dunkeln Streifen, auf dem schwärzlichen Flügel stehen zwei wenig bemerkbare graue Binden; der Unterkörper ist grau- weiss mit schwärzlichen Längeflecken. Die sehr ausführliche in meinen Beiträgen Bd. 1, S. 612—640 ge- gebene Beschreibung gehört diesem Vogel an, wesswegen ich hier nur so viel bemerke, dass ‚alle die Männchen dieser Subspecies, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, das in den Beiträgen S. 627 schon angeführte Schnurren — es klingt fast wie errrr und kommt mitten im Gesange vor — hören.liessen, was ihnen eigenthümlich ist. Alles Andere bitte ich in den’Beiträgen nachzulesen; das dort über die Kie- fernkreuzschnäbel Gesagte habe ich durch spätere Beobachtungen bestätigt gefunden. So viel nur setze ich hinzu, dass diese Vögel in unsern Wäldern, weil sie von Jahr zu Jahr mehr gelichtet werden, immer seltner werden. Es vergehen mehre Jahre, ehe einer bemerkt wird; ich habe seit fünfzehn Jahren nur im November 1847 ein Männchen dieser Subspecies erhalten. Dieser Vogel ist in Schweden zu Hause, also der ächte Loxia curcirostra major, Lin., wovon mich ein in Stock- holm am 10. Junius 1848 gekauftes und mir übersandtes Männchen über- zeugt hat. 3) Der kleine Kiefernkreuzschnabel. Crucirostra subpi- tyopsittacus, Brm. (Loxia pityopsittacus, Bechst.) Abbild. Nr. 3. Er unterscheidet sich von den beiden Vorhergehenden durch die geringere Grösse; seine Länge beträgt höchstens 6 8° und seine Breite 184 höchstens 11’, 6’ hauptsächlich aber durch den Schnabel und Scheitel. Der erstere ist merklich kleiner als bei Nr. 1 und 2, im Bogen am Oberkiefer höchstens gun, in gerader Linie 81a‘ lang, und weniger papageiartig als bei Nr. 2, denn beide Kinnladen sind weniger gewölbt als bei Nr. 2, wodurch sie mit denen von Nr. 1 einige Aehn- lichkeit erhalten; allein sie unterscheiden sich hinlänglich von diesen durch die viel geringere Länge. % Die Zeichnung der verschiedenen Kleider ist wie bei Nr. 1 und 2; allein es gibt von dieser, wie von der zunächst vorhergehenden Sub- species alte Männchen von ausgezeichneter Schönheit. Sie haben nicht nur das schönste Johannisbeerroth an den kleinen Federn, den grauwei- sen Bauch ausgenommen, sondern die röthlichen Kanten an den Schwung- federn sind sehr deutlich und selbst die weissen, schwärzlich gestreiften Unterschwanzdeckfedern haben einen röthlichen Anflug. — Auch die alten Männchen im Käfige zeichnen sich durch ihr schönes zitronen- gelb am Unterkörper aus. Ich besass diesen Vogel länger als zwei Jahre und hatte meine’ Freude an seinem sehr zahmen Wesen. Er hatte nicht nur alle Furcht vor mir ganz abgelegt, ‚sondern biss mich auch ganz sanft in den Fin- ‘ger, wenn ich in den Käfig griff, ohne von der Sitzstange herabzugehen und lockte, wenn ich mich ihm näherte. Sein Gesang zeichnete sich von dem der vorhergehenden Subspecies sehr -aus. Er ist recht ange- nehm und unterscheidet sich von dem von Nr. 1 und 2 dadurch, dass er keinen schnarrenden Ton hat, überhaupt auch lieblicher klingt. Wer beide Vögel gehört hat und im Stande ist, verwandte Vogelgesänge zu unterscheiden, wird jede Subspecies am Gesange erkennen, ohne dass er den Vogel zu sehen braucht. Dieser mein zahmer Kreuzschnabel nahm heute am 2. Oktober 1851 ein eigenes Ende. Schon seit vierzehn Tage hatte er Fieber, was man an seinem schnellen Athmen sogleich bemerken konnte, er frass wenig, sang nicht und begrüsste mich auch nicht, wie sonst früh mit seinen hellen Locktönen, was er besonders that, wenn er hungrig war. Meine Tochter, welche ihn sehr liebte, gab ihm täglich viel Grünes, er frass davon und schien Linderung zu erhalten. Er athmete wieder leichter und ich hoffte, er werde nun nicht die Lungenentzündung, die gewöhnliche Krankheit, an welcher die Kreuz- schnäbel in der Gefangenschaft sterben, bekommen. Heute athmete er wieder viel schneller, ich nahm ihn aus dem Käfige und drückte ihm die sehr volle Fettdrüse aus. Als ich ihn wieder in den Käfig brachte, 185 konnte er nicht auf der Sitzstange sitzen; er fiel von ihr auf den Boden, zappelte und starb sogleich, wahrscheinlich am Nervenschlag, was uns recht leid thut, da es ein sehr lieber Vogel war, den ich früher nie be- sessen hatte. Bei der Section ergab sich eine Entzündung der edleren innern Theile, von welcher auch die Leber sehr stark ergriffen war. Er kommt nur zuweilen zu uns. Die Stücke meiner Sammlung sind vom Herbste der Jahre 1818, 1834 und 1847; ob er in andern Jahren in unsern Wäldern vorgekommen ist, kann ich nicht sagen, erhalten habe ich aber keinen. Er frisst Kiefern- und Fichtensamen und ist wenig scheu. In Pommern erscheint er; auch ich besitze ein am 6. April 1838 dort erlegtes Männchen. 4) Der kurzschnäblige Kreuzschnabel. Crucirostra brachyr- hynchos, Brm. «(Loxia pityopsittacus, Bechst.) Abbild. Nr. 4. Er ist eben so gross, oder etwas grösser als Nr. 3; allein er un- terscheidet sich deutlich von ihm und von allen Vorhergehenden durch den kurzen, hohen Schnabel, dessen Kinnladen äusserst gewölbt sind und in kurzen’hohen Haken auslaufen. Sein Oberkiefer misst im Bogen höchstens 8", in -gerader Linie 7%. Seine Farbe und Zeichnung ist wie bei den Vorhergehenden; doch ist die röthelrothe Farbe die herrschende und die einjährigen Männchen sehen gewöhn- lich grüngelb aus. Sein ganzer Bau und die Einrichtung seiner innern Theile ist, wie er oben beschrieben wurde. j Will man sich von der dauernden und auffallenden Verschiedenheit dieser vorbeschriebenen Kiefernkreuzschnäbel recht augenscheinlich über- zeugen; so muss man Nr. { und 4 neben einander halten; diese würde ein Jeder, welcher Nr. 2 und 3 nicht gesehen hat, für zwei Arten er- klären. Er besucht nur zuweilen, wie im Winter 181%, 9, die hiesige Ge- gend, und ähnelt in seinem Wesen den Vorhergehenden. Da ich ihn damals noch nicht von Crucirostra pityopsittacus unterschied und seit jener Zeit nicht wieder lebend gehabt habe, kann ich über die Verschie- denheit seines Gesanges nichts Bestimmtes sagen. 5) Der unächte Kiefernkreuzschnabel. Crucirostra pseudo- pityopsittacus, Brm. Abbild. Nr. 5. 186 Artkennzeichen. Grösse des grossen Fichtenkreuzschnabels, der Crueirostra paradoxa, Brm. Schnabel des Kiefernkreuzschnabels. Ausführliche Beschreibung. Unsern Kreuzschnabel habe ich den unächten Kieferkreuz- schnabel genannt, weil er von dem ächten den Schnabel, aber nicht die Grösse hat. Denn in dieser gleicht er den grossen Fich- tenkreuzschnäbeln meiner Crucirostra paradoxa. Er ist wie diese 6 6 bis 8° lang, und 11° 4‘ bis 6‘ breit. Der Oberkiefer, über dessen Rücken der Unterschnabel hinausragt, misst im Bogen 1012‘, in gerader Linie 9 Yy‘‘, der Unterkiefer in gerader Linie 7’, die Schwin- genspitze vom Handgelenke an 3 7%, der Schwanz 2“ 6“, die Fuss- wurzel 8‘, die Mittelzehe 12“ und so die übrigen Zehen im Verhält- nisse zur Grösse des Vogels. Wir sehen aus diesen Angaben, dass dieser Kreuzschnabel ein Kiefernkreuzschnabel im verjüngten Maassstabe ist. Denn er verhält sich zu diesem, wie eine Raben- krähe zu einem Kalkraben. Im Schnabelbaue zeigen diese beiden Vögel nur den Unterschied, dass unser unächter Kieferkreuz- schnabel längere Schnabelspitzen hat, woher es kommt, dass die des Unterkiefers bedeutend über den Rücken des Oberkiefers hinausragt; im Uebrigen ähneln beide Vögel einander sehr in der Gestalt des Schnabels. Ein ausgefärbtes Männchen. meiner Sammlung ähnelt in der Zeichnung den Vorigen ganz; allein es hat kein schönes, sondern ein unreines Röthelroth, welches nur auf dem Kopfe und Bürzel hoch und glänzend, auf dem Rücken mit Braunroth gemischt ist, und in der Mitte der Unterbrust in Grau, welches den Bauch bedeckt, übergeht. Die Unterschwanzdeckfedern sind schwärzlich mit röthlichweissen Spitzen- kanten. | Ein altes Weibchen in der Sammlung hat auf dem Oberkörper die Zeichnung der Vorhergehenden, auch wie manche von diesen kaum bemerkbare graue Binden auf dem Flügel, der Unterkörper aber weicht sehr ab. Die Kehle und der Vorderhals sind hellgrau mit wenig bemerk- baren dunkeln Längestreifen; der Kropf ist graugrünlichgelb, was auf der Brust in Gelblichweiss übergeht. Dieses ist auf den Unterkörper herrschende Farbe, wird aber auf den Seiten, an denen der Brust durch Grüngelb, an denen des Bauches durch Graugrün verdrängt. 187 Aufenthalt. Dieser Kreuzschnabel mag wohl oft mit dem Kiefernkreuz- schnabel verwechselt und desswegen übersehen worden sein; allein so viel ist gewiss, dass er in unserem Vaterlande zu den grössten Selten- heiten gehört; denn die beiden beschriebenen Stücke sind die einzigen, welche ich für meine, an Kreuzschnäbeln äusserst reiche Samm- lung — ich besitze von ihnen 175 Exemplare — erhalten konnte, auch habe ich nirgends einen ähnlichen Vogel gesehen. Das Männchen ist am 17. Februar 1817 im Rodathale und das Weibchen am 20. October 1834 in den Gebirgen des Voigtlandes in der Nähe von Greiz gefangen. Betragen. ; Da ich den ersten dieser Vögel lebend hatte, kann ich so viel darüber sagen, dass er in seiner Stimme und seinem ganzen Wesen mit seinen Verwandten grosse Aehnlichkeit hat. Nahrung. Wie er in seinem Aeussern ein Verbindungsglied zwischen Cruci- rostra pityopsittacus und pinetorum abgibt, so auch in seiner Nahrung. Die Kiefernkreuzschnäbel sind hauptsächlich auf Kiefern-, die Fichtenkreuzschnäbel vorzugsweise auf Fichtensamen ange- wiesen; unser Vogel verzehrt den von beiden Nadelbäumen gleich gern und vermag auch die frischen Kiefernzapfen aufzubrechen, was der fol- gende nicht im Stande ist. Ueber seine Fortpflanzung ist mir Nichts bekannt. Die Jagd und den Fang, den Nutzen und den Schaden hat er mit den Verwandten gemein. 6) Der Zwischenkreuzschnabel. Crucirostra-intercedens, Brm, Abbild. Nr. 6. Er ist etwas kleiner, als Nr. 3, nur 6 3 lang und 11’ 3“ breit und steht in seiner Schnabelgestalt zwischen dem Kiefern- und Fich- tenkreuzschnabel mitten inne. Dieser Schnabel ist kurz und hoch, am Oberkiefer 9, in gerader Linie 8 lang, aber nur 6‘ hoch, also auch gestreckter als bei allen Kiefernkreuzschnäbeln, und dadurch dem des Bergkreuzschnabels etwas ähnlich, von welchem er sich jedoch besonders im Alter — mit zunehmendem Alter bildet sich der Schnabel immer mehr aus — durch das starke Vortreffen der Unterkinnlade hin- länglich unterscheidet. 188 In seiner Farbe und Zeichnung gleicht er den Vorhergehenden. Im mittlern Kleide hat das Männchen gewöhnlich Grüngelb oder Gelb- grün. Das eine meiner Sammlung, welches am 12. Februar 1847 ge- fangen wurde, geht sogleich aus dem Jugend- in das rothe Kleid über. Dieser Kreuzschnabel ist so merkwürdig, dass ihn einige Orni- thologen, denen ich ihn zeigte, für einen Kiefern-, Andere für einen Fichtenkreuzschnabel erklärten, und er besonders dem Hrn. Dr. Thienemann Veranlassung gab, alle Kreuzschnäbel für eine Art zu halten. Ich glaubte früher, er sei ein Bastard vom Kiefern- und Fichtenkreuzschnabel*), allein eine ganze Reihenfolge dieser Vögel, unter ihnen zwei gepaarte Paare haben mich eines Andern belehrt und mich vollkommen überzeugt, dass er eine feststehende Form ist, und kein Bastard sein kann. Er erscheint selten in unsern Wäldern und nur in manchen Jahren, z. B. in den Jahren 1815, 1817 und im Sommer 1818. Im letzten Jahre blieb er bis in das folgende Frühjahr hier, er verschwand jedoch in diesem allmälich, und ist nicht eher wieder gekommen als im Win- ter 1833, 1846 und 1847; ich erhielt am 14. Februar des letztern Jah- res ein gepaartes Paar dieses Kreuzschnabels. Er ähnelt in seinem Wesen seinen Verwandten; doch gestehe ich offen, dass ich seinen Gesang nicht genau beobachten konnte und dess- wegen Nichts über ihn sagen kann, Sein Lockton steht in der Mitte zwischen dem der Kiefern- und Fichtenkreuzschnäbel. Er frisst Fichten- und Kiefernsamen; die, welche im Sommer 1818 hier waren, brachen die schon etwas klaffenden Deckelchen der Kiefern- zapfen auf, und verzehrten die unter ihnen befindlichen Samenkörner. H. Fichtenkreuzschnäbel. Loxia curvirostra, Lin, 1) Der Bergkreuzschnabel. Crucirostra montana, Brm. (Loxia curvirostra, Lin.) Abbild. Nr. 9. Er ist fast oder ganz so gross als der zunächst Vorhergehende, aber durch seinen Schnabel besonders bei alten Vögeln hinlänglich verschieden. Dieser ist mehr gestreekt, besonders an der Oberkinnlade und weit weniger bogenförmig. Die untere Kinnlade ist weit weniger ausgebildet, und daher kommi es, *) S. Brehms Beiträge, Bd. 1, S. 655--656. 189 dass während diese .bei 13 Stücken der Crueirostra intercedens, welche sich in meiner Sammlung befinden, über den Rücken der Ober- kinnlade vorsteht, diess bei Crucirostra montana nur als eine seltene Ausnahme vorkommt, woran man schon mit ziemlicher Sicherheit diese Kreuzschnäbel erkennen kann. Ihre Zeichnung ist wie bei den Vorhergehenden; die alten männ- lichen Vögel haben in der Regel ein herrliches Johannisbeerroth, die einjährigen gewöhnlich Grüngelb, zuweilen auch Mattroth oft mit Grüngelb vermischt. Die alten Weibchen zeigen nicht selten ein reines Grau auf dem Unterkörper, was an den Seiten der Oberbrust grünlich überflogen ist. Er bewohnt vorzugsweise die Gebirge von Schweden bis Kärnthen, brütet aber auch zuweilen in den hiesigen Wäldern. Ich erhielt ein Paar aus Schweden und vermuthe desswegen, dass er die ächte Loxia eurvirostra, Lin.-ist. Auch in Kärnthen lebt er vorzugsweise, zwei mir von dorther gesandte Männchen gehören hierher. Er besucht auch die Zwergkiefernbüsche auf den Alpen, namentlich in Tyrol, woher ich auch ein altes Männchen bekam. Er ist in unserer Gegend weit häufiger als der Vorhergehende und erscheint hier weit öfter als dieser. Im Jahre 1819 brütete er nicht selten auf dem Thüringerwalde, in einzelnen Paa- ren auch hier. Seine Art, das Nest zu bauen, die Zeit und Art seiner Brut ist in Brehms Beiträgen zur Vogelkunde, Bd. 1, S. 668— 678, beim Fichtenkreuzschnabel genau beschrieben. Sein Gesang klingt recht angenehm, ziemlich laut mit mehren Strophen und thut im Winter, wenn er von den mit Schnee bedeckten Bäumen ertönt, eine besonders gute Wirkung auf den Freund des Vögelgesanges. Im übrigen Betragen ähnelt dieser Kreuzschnabel seinen Verwandten. Um allen Missverständnissen vorzubeugen muss ich zum Schlusse noch bemerken, dass die oben gegebene Beschreibung des Schnabels nur auf die in der Freiheit lebenden Vögel passt; nur bei ihnen hat der Unterkiefer einen so kurzen Haken, dass seine Spitze fast nie über den Rücken der Oberkinnlade vorsteht. In der Gefangenschaft, in welcher die Kreuzschnäbel oft keine Gelegenheit haben, durch Aufbrechen der Zapfen die Schnabelspitzen abzunutzen und abzuschleifen, wachsen diese zuweilen so sehr, dass sie wie Nadelspitzen übereinander hinausragen; ein solcher Schnabel kann natürlich nicht als Gegenbeweis meiner oben festgesetzten Bestimmung angewendet werden. Um das unnatürliche Wachsen der Schnabelspitzen bei den Kreuzschnäbeln zu verhüten; 190 steckt man sie nicht nur in Drahtkäfige, an deren Stäben sie den Schnabel abreiben, sondern gibt ihnen auch oft Zapfen zum Aufbrechen. 2) Der auffallende Kreuzschnabel. Crucirostra parodoxa, Brm. (Loxia curvirostra, Lin.). Abbild. Nr. 7. Dieser Kreuzschnabel hat in der That etwas sehr Auffallendes. Denn er ist fast, oder ganz so gross als Crucirostra subpityopsittacus, also 6“ 6 bis 8‘ lang und 11“ 4“ bis 6‘, allein sein Schnabel ist durchaus der eines Fichten- und nicht eines Kiefernkreuzschna- bels. Denn er ist gestreckt, im: Bogen 934“, in gerader Linie 834‘ lang, länger als bei dem zunächst Vorhergehenden, und viel grösser als bei allen Nachfolgenden, stark, mittelmässig hoch und gekrümmt mit ziemlich langem Haken, so dass die Spitze des Unterkiefers über den Rücken des obern vorsteht. Wie die Crucirostra intercedens durch ihre Schnabelgestalt zwischen den Kiefern- und Fichtenkreuzschnäbeln in der Mitte steht und beide mit einander verbindet, so die Crucirostra paradoxa in Bezug auf die Grösse; in dieser steht sie den erstern viel näher als den Letztern und eben dieses gibt unserem Vogel das beson- ders Auflallende, was er nur mit Crucirostra pseudopsittacus gemein hat und was am Meisten sichtbar wird, wenn man ihn mit Crueirostra pine- torum vergleicht. Er unterscheidet sich auch von allen Folgenden durch seine grossen Füsse, welche denen der Kiefernkreuzschnäbel an Grösse Nichts nachgeben. In der Zeichnung ähnelt er den Vorhergehenden, allein die Weib- chen weichen darin ab, dass sie stets am Vorderhalse, oft auch an dem Kropfe und den Seiten der Oberbrust schwarzgrau gestri- chelt sind, was an die Zeichnung der weissbindigen Kreuzschnabel- weibchen erinnert. Das Stubenkleid der Männchen hat ein Among lebhaftes Grüngelb mit schön goldgelbem Bürzel. Dieser Kreuzschnabel ist sehr selten in unserer Gegend, ich erhielt ihn in 42 Jahren nur sechs Mal, das erste ausgefärbte Männchen am 10. April 1810 aus dem Orlthale bei Neustadt an der Orla, das zweite wurde im Rodathale 1827 im October gefangen; ein gepaartes Paar schossen wir am 15. März 1834 in den hiesigen Wäldern, ein altes Weibchen wurde da gefangen am 12. October 1835 und ein ande- res am 5. März 1845. In seinem Betragen ähnelt er dem zunächst Vorhergehenden; allein sein Lockton ist stärker und etwas tiefer, was aber nur das Ohr eines 191 Kenners bemerken wird. Seinen Gesang habe ich nicht genau genug beobachtet, um über ihn etwas Bestimmtes sagen zu können, ich weiss nur so viel, dass er dem des Folgenden ähnlich. ist. Obgleich es uns noch nicht gelungen ist, ein Nest dieses Vogels aufzufinden; bin ich doch überzeugt, dass er zuweilen in unsern Wäl- dern nistet, weil ich im März, dem Hauptbrutmonate der Kreuzschnäbel, Vögel dieser Subspecies erhielt. Das Weibchen des am 15. März 1835 erlegten gepaarten Paares hat einen ganz deutlichen Brutflecken. 3) Der mittlere Kreuzschnabel. Crucirostra media, Brm. (Loxia curvirostra, Lin.) Abbild. Nr. 8. Er ist etwas kleiner als Nr. 2 nur 6% 24 is 4w lang und 11” breit, hat einen kleinern Schnabel, dieser ist im Bogen 94‘, in ge- rader Linie 9‘ lang, oft mit ziemlich langem Haken an beiden Kinn- "laden, von denen die untere weniger als bei Nr. 2 vortritt. Im Verhält- nisse zum Körper erscheint aber dieser Schnabel kleiner als bei Nr. 2. In der Farbe und Zeichnung ähnelt er zwar den Verwandten, allein das Männchen zeigt zuweilen das rothe Kleid in einer Schönheit, die es bei keinem andern Kiefern- oder Fichtenkreuzschnabel bekommt. Ich besitze ein am 10. November 1817 erlegten Männchen, dessen Zin- noberroth wahrhaft prachtvoll ist. Auch die einjährigen Männchen haben gewöhnlich Gelb zur Hauptfarbe. | Die alten Weibchen unterscheiden sich dadurch von denen der zunächst vorhergehenden Gattung (Subspecies), dass sie auf dem Un- terkörper ungefleckt sind. Er ist nicht eben selten in unsern Nadelwäldern, obgleich lange nicht so häufig, als meine Crucirostra pinetorum, frisst Fichten-, Kie- fern- und Lärchensamen, hat einen recht hübschen Gesang, lockt pip. pip, pip, zack, zack, zack, wird im Käfige ungewöhnlich zahın und brütet auch in der hiesigen Gegend. Am 20. März 1845 nahm mein Sohn Alfred mit grosser Kühnheit ein Nest dieses Kreuzschnabels aus. Es stand auf dem Wipfel einer hohen schlanken Fichte, dessen Spitze der Wind abgebrochen hatte, war so gebaut, wie das Nest des Fichtenkreuzschnabels in meinen Beiträgen zur Vögelkunde beschrie- ben ist, und enthielt drei bläulichweisse, am stumpfen Ende mit bräunlichen und: röthlichen Punkten spärlich besetzte Eier. Um zu die- sem Neste zu gelangen, musste mein Sohn erst den Nestbaum be- steigen, einen Strick an ihn befestigen, einen danebenstehenden Baum 192 erklettern, den Wipfel des andern vorsichtig oe ziehen und dann die Eier ausnehmen. 4) Der langschnäblige Kreuzschnabel. Curvirostra macro- rhynchos, Brm. (Loxia curvirostra, Lin.) Abbild. Nr. 8 Er hat mit dem zunächst Vorhergehenden gleiche Grösse und Zeich- nung; doch ist mir ein so prachtvoll gefärbtes Männchen, wie ich eines von jenem besitze, noch nicht vorgekommen. Er unterscheidet sich aber von ihm auf den ersten Blick durch den sehr gestreckten Schnabel. Dieser ist am Bogen 10°‘ in gerader Linie 92‘ lang, niedrig, wenig gebogen und durch seinen langen Haken des Oberkiefers ausgezeichnet; dieser steht oft 3“ über den Unterkiefer vor, dessen Spitze stets über den Rücken des Oberkiefers hinausragt. Dieser Schnabel gibt ein sicheres Kennzeichen des Vogels ab. Auch er bewohnt unsere Nadelwälder und geht bis Moskau, woher ich ein Weibchen erhielt; allein er ist in der hiesigen Gegend viel sel- tener als Nr. 3. Ich erhielt ihn im November 1819, im Februar 1830, im Junius 1844, im Mai 1845 etc. In seinem Betragen, seinem Locktone und Gesange ähnelt er den Vorhergehenden. 5) Der Fichtenkreuzschnabel. Crucirostra pinetorum, Brm. (Loxia curvirostra, Lin.) Abbild. Nr. 11. Er ist der kleinste von allen bisher beschriebenen Kreuzschnäbeln, nur 6‘ lang und unterscheidet sich von Nr. 4 durch den kürzern, von Nr. 1 durch den niedrigern, von Nr. 2 und 3 durch den viel kleinern Schnabel und von allen auffallend durch die‘ geringere Grösse. Die Spitze des Unterkiefers ragt stets über den Rücken des Oberkiefers hinaus. Vor der Spitze des Letztern tritt die Unterkinnlade mehr vor, als bei Crucirostra montana. Seine Farbe und Zeichnung ist wie bei den Vorhergehenden und am Vollständigsten in meinen Beiträgen beschrieben. Im mittlern Kleide ist Gelbgrün oder Grüngelb, seltner Schmutzigroth, pie Roth und Grüngelb vermischt die herrschende Farbe. Sehr alte Weibchen haben zuweilen, jedoch sehr selten — ich be- sitze nur zwei so gefärbte Vögel — einen rothen Anflug oder röthliche Flecken auf dem Gelbgrün oder Graugrün, werden also hahnfedrig. 193 Er ist unter allen Kreuzschnäbeln der häufigste in unsern Wäldern, zuweilen in ganzen Flügen, und wandert, wenn er nicht bei uns brütet, was nur in den an Fichtensamen reichen Jahren der Fall ist, öfters ein- zeln oder in kleinen Gesellschaften hier durch. Er ist es, dessen genauere Bekanntschaft ich unter allen Kreuz- schnäbeln zuerst machte, er ist es besonders, auf welchen die weit- läufige, aber sehr genaue Beschreibung in meinen Beiträgen Bd. 1, S. 640—680 passt, bei welchem ich auch im Julius und August 1810 das Verzehren der Blattläuse, Aphis pruni, Lin. bemerkte. Es würde nach der eben angeführten langen Beschreibung unnütz RR hier mehr über ihn zu sagen. 1, Zwergkreuzschnäbel. ÜCrucirostra minuta, Diese Vögel sind die wahren Zwerge unter den Kreuzschnäbeln, haben aber in der Gestalt, Farbe und Zeichnung sehr grosse Aehnlich- keit mit den vorhergehenden Fichtenkreuzschnäbeln, doch ist ihr Schnabel auch nach Verhältniss zarter als bei diesen. Sie gehören der neuen Welt an und bewohnen die nördliche Hälfte derselben, soweit die Nadelbäume reichen. ‚Es gibt ohne Zweifel mehre Subspecies dieser Vögel; allein meine Sammlung ist an ihnen nicht reich genug, um etwas Bestimmtes' über sie sagen zu können; mit Sicherheit kann ich nur aufführen: Den Zwe rgkr euzschnabel. Crucirostra minor ‚„ Brm. (Loxia minor, Licht.) Abbild. Nr. 12. Er verdient den Namen, den er führt, denn er ist nur 5 lang also auffallend kleiner als alle Vorhergehenden, ihnen aber in der Farbe und Zeichnung ähnlich, Die alten Männchen haben gewöhnlich ein dunkles Roth und die Weibchen ähneln denen der Crucirostra para- doxa; denn sie haben dunklere Fleckchen an dem Vorderhalse-und die ‘ Farbe des Unterkörpers ist nicht gelbgrün, sondern grüngelb oder erz- farben. | Er bewohnt die Nadelwälder der nordamerikanischen Freistaaten; allein welche Sämereien er mit seinem zarten Schnabel ausklaubt, kann ich nicht sagen; eben so wenig kann ich über sein Betragen, seinen Gesang und seine Fortpflanzung Etwas, was nicht schon Andere gegeben haben, mittheilen. Naumannia, 1853. 13 194 IV. Rothbindige Kreuzschnäbel. Crucirostra rubrifasciata, Sie ähneln in Grösse, Gestalt und Farbe den Fichtenkreuz- schnäbeln, allein sie haben Binden auf den Flügeln, welche bei den Weibchen wenig, bei den Männchen sehr bemerk- bar, und bei den alten ausgefärbten männlichen Vögel rosen- roth sind. 1) Der grosse rothbindige Kreuzschnabel. Crucirostra rubri- fasciata, Brm. Abbild. Nr. 13. Artkennzeichen. Auf den Flügeln stehen zwei rosen- oder blassrothe, gelbliche oder grüngelbe, grün-, gelb- oder hellgraue Bin- den. Länge 6”. Kreuzschnabelfarbe. Ausführliche Beschreibung. Da dieser Kreuzschnabel noch wenig bekannt, und nur ein Mal von mir in der Isis und ein Mal von Bonaparte und Schlegel in ihrem Werke über die Kernbeisser und Finken beschrieben ist, werden es die Freunde der edeln Vögelkunde vielleicht nicht ungern sehen, wenn ich hier von ihm eine etwas ausführliche Beschreibung gebe. Er ist 6“ lang, wovon auf den Schwanz 2“ gehen, und 10” 9 breit, wovon jede. Flügelspitze vom Bug an 3 6‘ wegnimmt. Der Schnabel misst im Bogen 9“ in gerader Linie 8%‘, der Unterkiefer, über welchen der obere 2“ weit vorsteht, nur 7’; der Schenkel ist 9", das Schienbein 131%‘, die Mittelzehe mit dem Nagel 912‘, die äussere 5%4“, die innere 7, die hintere 714"; die Flügel bedecken etwas mehr als die Hälfte des Schwanzes. Das ausgefärbte Kleid des Männchens. Der Schnabel ist ziemlich gekrümmt und mittelmässig hoch, der Un- terkiefer wenig vortretend, mit etwas kurzen Haken, welcher aber doch gewöhnlich über den Rücken des obern, dessen Spitze” einen langen Haken bildet, hinausreicht. Er ist hornbraun, an den. Schneiden-lichter, der Stern des ziemlich kleinen Auges ist braun, die Füsse sind horn- - farbenbraun, an den Sohlen grau, die Nägel schwarz ; die Hauptfarbe des ganzen Gefieders ist zinnoberroth, auf dem Kopfe und Bürzel bren- nend, übrigens etwas matt, am Bauche grau, an den Unterschwanzdeck: 195 federn schwarzgrau mit breiten weisslichen Spitzenkanten und röthlichem Anfluge, die 18 Schwung- und 12 Steuerfedern sind braunschwarz an der äussern Fahne mit röthlichem Saume bei den erstern, deren Spitzen weisslich gesäumt sind, am Rande der innern weissgrau; die zweite Schwungfeder ist etwas oder kaum länger, als die erste und alle andern; der Schwanz ist so ausgeschnitten, dass die äussersten Federn 4‘ über “die mittlern hinausragen. Auf den Flügeln stehen zwei deutliche, 2— 3“ breite rosen- oder blassrothe Binden, zu denen oft noch eine kaum be- merkbare dritte und vierte kommt, welche. von den so gefärbten Spitzen der Oberflügeldeckfedern gebildet werden und denen die röthlichweissen Spitzenflecken der drei hintersten Schwungfedern entsprechen. Der Un- terflügel ist schwärzlich weissgrau, die mittlern Unterflügeldeckfedern sind tiefgrau, an der Spitze weisslich, die meisten röthlich gesäumt. Die zweijährigen Männchen haben die Zeichnung der alten; allein ihre Schwung- und Steuerfedern sind grossen Theils gelbgrünlich gesäumt und die untere, d. h. die grosse Flügelbinde hat nach hinten zu keine rosenrothe, sondern gelbe Federn, weil sie noch vom vorigen Kleide her sind. Auch die röthlichweissen Fleckchen an den drei hin- tern Schwungfedern sind klein. Die einjährigen Männchen. Der Schnabel ist lichter als bei den Alten; der Kopf und der ganze Unterkörper ist grüngelb, der Bauch grau, die Unterschwanzdeckfedern sind schwärzlich mit breiten weisslichen Kanten; der Rücken dunkelgrüngelb oder gelbgrün, der Bürzel goldgelb, die Schwung- und Steuerfeder mattschwarz, mit grün- lichen Säumen, die Flügelbinden hellgrau, aber weniger ausge- bildet und gewöhnlich noch vom Jugendkleide her; sind diese Oberflügel- deckfedern vermausert, dann sind die Flügelbinden grüngelb; ihnen entsprechen die breiten hellgrauen Kanten oder die grünlichen Spitzenflecken an den drei hintersten Schwungfedern. Die Borsten der Nasenlöcher, welche bei den Alten rothgrau erscheinen, sind bei diesen gelbgrau. Sehr oft ist die Mauser der einjährigen Vögel nicht vollständig, und dann stehen besonders auf dem Unterkörper mehr oder weniger Federn des Jugendkleides, auf dem Oberkörper bemerkt man diese selt- ner und fast nur unter den Oberschwanzdeckfedern. Ein in der Mauser begriffenes junges Männchen meiner Sammlung bekommt als einjähriger Vogel kein grüngelbes, sondern ein lehm- rothes Kleid. | 13* 196 Das Jugendkleid. Der Oberkörper ist schwärzlich ‚mit weisslichen und grünlichweissen | Seitenrändern, die mattschwarzen Schwung- und Steuerfedern mit schma- len grüngelben Säumen, der Bürzel blassgelb mit schwärzlichen Länge- streifen. Der Unterkörper ist weisslich, am Kropfe grünlich mit schwärz- lichen Längestreifen. Auf den Flügeln stehen zwei deutliche graugrünliche Binden. Das alte Weibchen. Dieses ähnelt dem der Crucirostra paradoxa sehr; der Schnabel ist wie bei den einjährigen Männchen, die Füsse sind braun, der Oberkörper graugrün, auf dem, Kopfe grüngelb, auf dem Nacken grün- grau, überall mit wenig bemerkbaren dunklern Flecken, der Bürzel_ matt goldgelb, der Unterkörper grau am Kropfe und an den Seiten gelbgrün überflogen, und an diesen Stellen, wie an dem Vorderhalse mit. dunkel- grauen, wenig bemerkbaren Flecken, die Unterschwanzdeckfedern schwarz- grau mit weisslichen breiten Seitenkanten, der mattschwarze Oberflügel hat zwei graue, wenig bemerkbare Binden. In dem schönen Werke über die Kernbeisser und Finken von Bonaparte und Schlegel, ist das Männchen nach einem Stücke aus mei- ner Sammlung sehr schön und treu abgebildet, allein das Weibchen scheint mir einem weissbindigen anzugehören. Es ist bei diesem Kreuz- schnabel, wie bei dem weisshalsigen und schwarzrückigen Fliegenfängern, bei denen der Artunterschied nur bei den Männchen . recht in die Augen fällt, bei den Weibchen aber weit weniger bemerk- bar ist. Auch die einjährigen Männchen ähneln manchen einjäh- rigen der Fichtenkreuzschnäbel; allein die hellen Binden sind stets viel breiter und erstrecken sich an der äussern Fahne weit herauf, was bei den Fichtenkreuzschnäbeln nie der Fall ist. Demjenigen, welcher daraus folgern wollte, dass unser Vogel keine besondere Art sei, erwidere ich, dass bei diesem Kreuz- schnabel die Flügelbinden der Männchen mit zunehmendem Alter immer deutlicher und schöner werden, bei den Fichtenkreuzschnäbeln aber im ausgefärbten Kleide stets verschwunden sind. Ich besitze so- gar zwei rothe Fichtenkreuzschnäbel mit weissgrauen Binden; allein es sind keine ausgefärbten Vögel und die Binden sind im Ver- gleiche mit denen der gleich alten Männchen von dieser Art und der folgenden Subspecies nur Andeutungen von Binden zu nennen. 197 Die einjährigen Weibchen ähneln den Alten, haben aber oft noch Federn vom Jugendkleide. Dieses weicht von denma_d’es Männ- chens durch blässere Farben und weniger deutliche Flügelbinden ab. Zergliederung eines alten Männchens. Der Kopf im Wesentlichen wie er oben geschildert wurde; gross, auf der Seite, auf welcher die Spitze des Unterkiefers überschlägt, mit sehr ausgebildetem Muskelapparate, die Knochenwände, welche die Augen trennen sind deutlich. Die Stirn ist breit, tief gefurcht am Augenkno- chenrande aufgeworfen, von da flach bis auf den wenig .vortretenden Hinterkopf gefurcht, auf der Hinterstirn bogenförmig, doch nicht 'bedeu- tend aufsteigend, dann flach abfallend, an den Ohren eingedrückt. Der Gaumen ziemlich tief liegend, kurz, mit kurzem, breitem Ritze am Rande mit Spitzchen- besetzt, an seinen Nebenkanten ziemlich hoch, vor dem Gaumen steht ein flacher Höcker, welcher das Zurückweichen der Sämereien beim Abschälen derselben verhindert; zur Erleichterung dieses Abschälens ist der Oberkiefer wenig ausgehöhlt, der untere, damit die etwas löffelartige, niedrige, oben weiche und platte, unten kielartige, perlfarbige Zunge in ihm Platz habe, sehr hohl, beide mit scharfen Schneiden. Die Luftröhre ist eng, niedergedrückt, mittelhart, äusserst fein geringelt, beim Eintritte in die Brust verengert, an ihrer Spaltung plötzlich erweitert mit schwachem Muskelapparate und kurzen Aesten. Die Speiseröhre, der Kropf, der Vormagen und der eigentliche kleine, muskelvolle, zusammengedrückte, inwendig lederartige und blass- grüne Magen wie oben, die grosse Leber hat rechts einen sehr langen Lappen, der Darm ist äusserst dünn, schwächer als ein Krähenkiel, nach der Mitte gegen.die kleinen, engen, wenig vortretenden, 1‘ lan- gen, 1‘ 6‘ vom After entfernten Blinddärme am Engsten. Der ganze Darm misst in der Länge 11 8%, Aufenthalt. Das eigentliche Vaterland dieses Kreuzschnabels ist mir ‚gänz- lich unbekannt; er erscheint sehr selten und nur einzeln oder in weni- gen Paaren in den hiesigen und 'ihüringschen Wäldern. Dem Herrn Förster Bonde, dessen Güte ich ein schönes Männchen verdanke, und welcher die Kreuzschnäbel mitten im Thüringerwalde sehr genau beohachtet, -hat in 20 Jahren nur drei Stück von dieser Art erhalten. Ein Paar junge Vögel meiner Sammlung wurden im Jahre 1817, und ein junges Weibchen derselben am 3. Junius 1819 erlegt; es ist 198 also nicht unwahrscheinlich, dass unser Vogel im März jener Jahre ein- zeln hier ‘gebrütet hat. Ein gepaartes Paar einjährige Vögel wurde eine Stunde von hier am 20. April 1838 gefangen, Allein ich unterschied _ diese Art nicht eher als im Jahre 1844, in welchem ich ein am 12. Februar eine halbe Stunde von hier gefangenes altes herrliches Männchen — dasselbe, welches in Bonapartes und Schlegels Werk, abgebildet ist — lebend erhielt. Ein einjähriges, am 6. März 1847 eine Stunde von hier gefangenes M ännchen, wurde mir auch lebendig überbracht. Später habe ich Nichts wieder von dieser Art bekommen, ausser am 6. April desselben Jahres ein altes Weibchen. Betragen. Dieser Kreuzschnabel ist ein herrlicher Vogel, munterer und lebendiger als alle Vorhergehenden, ihnen jedoch in seinem Fluge, seiner Art zu sitzen, zu hüpfen und zu klettern sehr ähnlich. Er ist aber weit weniger gesellig und kommt desswegen nur einzeln oder paarweise wenigstens in Deutschland vor, hält sich nicht lange an einem Orte auf, und durchfliegt in kurzer Zeit weite Strecken. Er zieht, wie seine Ver- wandten, früh nach Tagesanbruch,, lässt sich an geeigneten Stellen zum Fressen nieder und wandert dann weiter. Abends geht er ziemlich zeitig zur Ruhe. Sein Lockton ähnelt dem der Fichtenkreuzschnäbel, allein er ist doch anders, was sich aber nicht gut beschreiben lässt. Anders ist es beim Gesange. Dieser ist sehr leicht zu schildern, denn er ist weit voller, lauter und schöner als bei allen Vorhergehenden, Er ist ein wahrer Schlag und hat viel Abwechslung, wodurch er für den Liebhaber des Vögelgesanges grossen Werth erhält. Ich habe sehr viele Kreuzschnäbel im Käfige gehabt, und ihren Gesang genau beobachtet; aber keiner unter ihnen konnte sich auch nur von Ferne mit dem roth- bindigen vergleichen. Ich kann den einen, welchen ich hatte, nie vergessen; es war das einjährige, am 6. März 1847 gefangene Männchen, und sang nach kurzer Zeit ganz herrlich im Käfig. Am 5. April desselben Jahres war während meiner Abwesenheit das Thür- chen des Käfigs offen gelassen worden; der herrliche Vogel flog heraus, fand das Fenster offen und flüchtete sich auf das Dach. Hier sang er wunderschön; allein da er nicht zur Rückkehr zu bewegen war, schoss ihn mein Sohn Alfred vom Dache herab, um ihn für die Sammlung zu erhalten. Er, wie auch die beiden Andern, welche ich hatte, wurde sehr bald zahm und lernte mich schon in den ersten Tagen kennen. 199 Fortpflanzung. Er nistet nur zuweilen in der hiesigen Gegend, so wahrscheinlich in dem Jahre 1844, aber ganz gewiss im Frühjahre 1847. Ein Nest desselben atıfzufinden, ist uns nicht gelungen, allein ein Ei dieses Kreuz- schnabels kann ich doch beschreiben. Ich bekam am 6. April 1847 _ ein an.demselben Tage gefangenes Weibchen; da es einen Brutflecken und aufgeschwollenen Unterleib hatte: vermutheten wir, dass es legen würde. Wir steckten es also in einen grossen Käfig und mein Sohn Reinhold belegte den ganzen Boden desselben mit Moos, Am andern Morgen lag ein Ei da; ein zweites legte es aber nicht, Dieses Ei ist von denen der Fichtenkreuzschnäbel sehr abweichend; länglich eirund, länglicher als die andern, lang, breit, schön bläulich weiss, am stumpfen Ende mit einem schönen Kranze dicht stehender hellrother und brauner Punkte. Unter allen‘ Kreuzschnabeleiern, die ich vor Augen hatte, habe ich ein ähnliches nicht gesehen. Den Nutzen und Schaden, die Jagd und den Fang hat unser Kreuzschnabel mit den Verwandten, auf deren Lockton er auch hört, gemein. 2) Der kleine rothbindige Kreuzschnabel. Crucirostra . ery- throptera, Brm, Abbild. Nr. 14, Artkennzeichen. Auf den Flügeln stehen zwei rosen- oder blassrothe gelb- liche oder grüngelbe, grün-, gelb- oder hellgraue Binden. Länge DE Kreuzschnabelfarbe. Ausführliche er Unser Vogel ähnelt dem zunächst Vorhergehenden sehr; allein .er ist merklich kleiner, nur 5‘ 8 lang, wovon auf den Schwanz 1 10/2‘ kommen, und 10° 3‘ breit, wovon die Flügelspitze vom: Bug an 3 4 - beträgt. Der Oberschnabel misst im Bogen 8°, in gerader Linie 7 2‘, der Unterkiefer in gerader Linie 61%“, Das Bein, der Fuss und die ‚Zehen sind im Verhältnisse zur Grösse des Vogels nach denselben Ab- stufungen, wie bei den zunächst Vorhergehenden, kleiner. Das ausgefärbte Kleid des Männchens ähnelt dem des zu- nächst Vorhergehenden; allein es hat oft ein noch schöneres Roth und unterscheidet sich dadurch, dass dieses Roth nicht so allgemein ver- ‚breitet ist; denn auf dem Oberkörper ist es an dem Nacken und auf 200 den Schultern nur in einem Anfluge zu sehen, so dass der Erstere tiefgrau und die Letztern schwarzbraun erscheinen, und auch die Mitte des Unterkörpers grossen Theils weissgrau aussieht. Das zweijährige Männchen sieht verschieden aus. «Das eine meiner Sammlung ist wunderschön; denn es hat auf dem Gelbgrün des ein Mal vermauserten Gefieders ein prachtvolles, hohes Johannisbeerroth, welches sich auf dem Oberkopf, der Mitte des Rückens ‚„ in einem An- fluge auf den Schultern und auf dem Bürzel in schönster Pracht zeigt und auf dem Unterkörper die Seiten des Kinns, den Vorderhals, den Kropf und die ganzen Seiten einnimmt. Das übrige Gefieder ist grün- gelb, der Bauch grauweiss; die schwärzlichen Schwung- und Steuerfedern sind auf der äussern Fahne grün gesäumt, und die Flügelbinden schmutzigweiss mit starkem röthlichem Ueberfluge, ebenso die Spitzen der drei hintersten Schwungfedern; die Unterschwanzdeck- federn sind schwärzlich mit breiten weissen Kanten. Ein anderes Männchen meiner Sammlung hat ein mehr oder weniger schmutziges Röthelroth zur Hauptfarbe, welches auf dem Ober- körper etwas ins Gelbliche und auf dem Unterkörper ins Weissgraue zieht. Die schwärzlichen Schwung- und Steuerfedern sind grünlich ge- säumt. Die breiten Flügelbinden sind grüngelb, die Spitzen der drei hintersten Schwungfedern weisslich. Die Unterschwanzdeck- federn schwärzlich, breit weiss gesäumt, zum Theil roth angeflogen. Um darüber, ob die die Art bezeichnenden Binden dieses Vogels blei- bend sind, oder wie bei den vorhergehenden Kreuzschnäbeln, bei denen sie im Jugend- und mittlern Kleide freilich nur angedeutet er- scheinen, mit zunehmendem Alter verschwinden, ins Reine zu kommen und völlige Gewissheit zu erhalten, machte ich folgenden, die Sache ent- scheidenden Versuch. Ich erhielt vom Harze einen im März 1848 dort gefangenen Kreuzschnabel dieser Art — das zuletzt beschriebene Männ- chen — und zog ihm die, die Flügelbinden bildenden Oberflügeldeck- federn aus. In Zeit von sechs Wochen waren frische nachgewachsen ° und diese hatten ebenso deutliche grüne Spitzen, zeigten also eben so schöne Binden als die ausgerissenen, Als sie völlig ausgebildet waren, zog ich sie abermals. aus, und nach sechs Wochen prangte der Vogel mit eben so schönen fast 3“ breiten Binden. Ich würde diesen Ver- such noch ein Mal gemacht haben, wenn dieser interessante Kreuz- schnabel nicht am 10. August desselben Jahres gestorben wäre. Allein die zwei Mal nachgewachsenen.. Oberflügeldeckfedern mit Binden zeigen 201 auf eine unwiderlegbare Weise, dass diese Flügelbinden nicht zufällig, sondern charakteristisch sind, während die Andeutun- gen dieser Binden bei Kiefern- und Fichtenkreuzschnäbeln im ausgefärbten Kleide stets verschwinden. Das einjährige Männchen trägt ein grüngelbes Kleid, welches dem der Cruecirostra rubrifasciata ähnlich, aber schöner ist; denn der Oberkörper ist schöner grüngelb gefärbt. Auch sind die Flügelbinden etwas anders, denn sie sind gelbgrau und mehr an der Spitze als an der äussern Fahne der Federn. Die drei hintersten Schwungfedern haben an der Spitze eine deutlich gelbgraue Kante. Ein halbjähriges, fast vermausertes Männchen ist dem eben beschriebenen ähnlich, hat aber auf dem Rücken wenig bemerk- bare dunklere Flecken und deutliche gelbgraue, fast graugelbe Flügelbinden. Das Jugendkleid beider Geschlechter ähnelt ganz dem des zu- nächst Vorhergehenden, eben so das des alten und einjährigen Weibchens. Da ich früher diesen Kreuzschnabel von dem zu- nächst Vorhergehenden nicht unterschied, habe ich keine Zergliederung desselben vorgenommen, kann also auch darüber Nichts sagen. Aufenthalt, In Deutschland scheint unser Kreuzschnabel am Oeftersten auf dem Harze vorzukommen. Ich erhielt, wie schon bemerkt, einen von daher im März 1848 und einen andern eben daher im April 1851. Hier ist er jedoch auch schon erbeutet worden. Ein halbjähriges Männ- chen schoss ich hier am 29. August 1819, ein junges Weibchen im Frühjahre 1817; ein gepaartes Paar einjähriger Vögel wurde hier am 25. April 1847 gefangen. Diess sind die einzigen Vögel ‚dieser Subspecies, von deren Vorkommen in unserm Vaterlande ich sichere Nachricht habe. Betragen. In diesen hat er mit den zunächst Vorhergehenden grosse Aehn- lichkeit, den Gesang ausgenommen, welcher gegen den dieses seines Verwandten sehr zurücksteht; denn er hat weder die Stärke, noch: die Manmnichfaltigkeit, noch das Schlagartige, was den Gesang des grossen rothbindigen Kreuzschnabels sehr kenntlich und angenehm macht. Der aufmerksame Beobachter kann desswegen beide Subspecies, ‘wenn 202 er sie singen hört, mit Sicherheit unterscheiden. ‘Im Fluge, in seiner Art sich niederzusetzen, zu hüpfen und zu klettern gleicht er ganz den Verwandten. Die vier Stück, welche ich lebendig besass, wurden sehr bald zahm, lernten mich bald kennen und bezeigten mir ihre Aufmerk- samkeit; allein sie blieben trotz aller Sorgfalt, die ich ihnen widmete, nicht lange am Leben. Von dem gepaarten Paare starb das Männchen nach drei, das Weibchen nach zehn Tagen. Das zweijährige Männchen, welchem ich die Oberflügeldeckfedern auszog, lebte nur fünf Monate, und starb wie die meisten Kreuzschnäbel in der Gefangenschaft an Lungenentzündung. Allein höchst merkwürdig. war die Krankheit und der Tod des Letzten, welchen ich besass. Ich hatte ihn zuerst in einem schlechten Glockenbauer. Später erhielt ich einen ähnlichen, aber weit schönern, in welchem sich oben ein beweglicher Drahtring befand. Da der Vogel uns Allen sehr lieb war, sollte er in dem schönen Käfige prangen. Er schien sich in ihm auch Anfangs sehr wohl zu befinden; allein bald machte er mit dem Ringe Bekanntschaft und nun war es um seine Ruhe geschehen. Er spielte erst damit, aber bald fing er an, den Ring zu bewegen, sich unter ihn zu setzen und mit unausgeseizten Be- wegungen und Drehungen des Kopfes dem Wackeln des Ringes zu fol- gen. Den ersten Tag, an welchem er diess that, war ich zu beschäftigt, um ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Am andern Morgen wunderte ich mich, dass er nur wenig genossen hatte. Ich gab nun auf ihn Achtung und bemerkte nicht nur sein sonderbares Benehmen mit dem Ringe, sondern auch, dass ihn dieses sehr anzugreifen schien. Am dritten Mor- den sah ich mit Verdruss, dass der schöne Kreuzschnabel abermals wenig gefressen hatte. Ich fing ihn also, entfernte den Ring und steckte ihn ‘wieder in den Käfig; allein es war zu spät, er bekam bald Krämpfe. Ich brachte ihn in kaltes Wasser und rettete ihn. Er fing wieder an, etwas mehr zu fressen und lockte auch, was er mehre Tage nicht ge- than hatte. Nach einigen Tagen — er hatte während dieser Zeit nie so viel wie sonst gefressen — bekam er den Krampfanfall zum zweiten Mal. Auch jetzt gelang es mir ihn zu erhalten. Aber als nach einigen Tagen der Anfall zum dritten Male wiederkehrte und den armen Vogel heftig im Käfige herumwarf, war keine Rettung möglich; der Vogel starb in meiner Hand. Die Nahrung ist wie bei den RBEaSAR: wahrscheinlich auch die Fortpflanzung. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dass das gepaarte Paar, welches in 203 der Gegend im April 1847 gefangen wurde, hier brüten wollte, das Weibchen hat schon einen deutlichen, wenn auch noch nicht sehr weit ‘ verbreiteten Brutflecken. Es hatte wahrscheinlich schon angefangen zu bauen und ich hatte Hoffnung, dass es im Käfige legen würde, was je- doch nicht geschah. Ebenso wahrscheinlich ist es, dass das im März 1848 und das im April 1851 auf dem Harze gefangene Männchen dort | genistet haben würden, wenn sie in der Freiheit geblieben wären. ‘Die Jagd und den Fang, den Nutzen und den Schaden hat er mit den Verwandten gemein; er hört auch auf die Stimme derselben, namentlich auf die der Fichtenkreuzschnäbel, welche man dess- wegen auch bei ihnen als Lockvögel brauchen kann, wie es bei dem schon angeführten gepaarten Paare meiner Sammlung der Fall gewesen war. (Schluss folgt.) Beiträge zur Ornithologie. Von Dr. A. Dehne. 7 Zur Naturgeschichte des Kuckucks, (Cuculus canorus. Lin.) Am 27. Mai 1853 erhielt ich ein altes Kuckucksweibchen, welches auf einem Heuboden gefangen war, wo es wahrscheinlich sein Ei in ein Rothschwänzchennest hatte legen wollen. Nach der Versicherung des jungen Burschen, dem es zur Beute wurde, hatte auch wirklich in der Nähe ein Rothschwanzpäärchen seine Wohnung aufgeschlagen. Da ich keine passende Nahrung bei der Hand hatte, so musste das arme Thier bis zum folgenden Tage fasten; nun gab ich ihm Mehlwürmer (Larven von Tenebrio molitor L.); hievon nahm es nach einander ein Paar Dutzend zwischen den vorgehaltenen Fingern weg. Es benahm sich keineswegs so scheu, wie man es gewöhnlich von Kuckucken namentlich alt einge- fangenen gewohnt ist, sondern war im Gegentheil zutraulich. Am 29. Mai früh beim Füttern fand mein Sohn Julius ein Ei in seinem Käfig, welches hell grünlichblau ohne alle weitere Zeichnung ist und am mehrsten Aehnlichkeit mit dem Ei der Saxicola rubetra hat, nur dass es dem Kuckuckei in der gewöhnlichen Grösse gleichkommt, unge- 204 fähr wie das Ei des Cinclus aquaticus. Nirgends finde ich in einem orni- thologischen Werke ein solches Kuckucksei angegeben; Thienemann führt in seinem Eierwerke acht verschiedene Färbungen an, aber kein einfach hellgrünlichblaues; alle sind mehr oder weniger gesprenkelt. Ich bitte um Belehrung, wenn sich später die Beobachtungen vervielfältigt haben sollten und ein Kuckucksei obiger Färbung nichts Neues wäre. Der Kuckuck ist in der Wahl seiner Nahrungsmittel durchaus: nicht eigensinnig; der meinige frisst die Larven der Schmeissfliege (Musca .carnaria) zu Hunderten, Spinnen, Larven von Melolonthen und Oetonien sehr gern, Raupen der Gastropacha neustria, der Pontia Crataegi, Tipula- larven, Schnecken, Regenwürmer, ganze Nester der Raupen von Ypono- meuta evonymella, saftiges rohes Rindfleisch, wenn es wurmförmig ge- schnitten ist, Eingeweide vom Maulwurf (Talpa europaea L.), klein ge- schnittene Kalbslunge u. s. w. Beim Ausblasen der Eier fand ich die Bemerkung bestätigt, dass es sehr dünnschalig sei; man muss daher sehr vorsichtig damit verfahren; der Dotter hat kaum den Umfang einer kleinen Haselnuss. Mein Kuckuckweibchen ist von Farbe oben bräunlichgrau, an den Deckfedern der Flügel mit weisslichen Randpunkten versehen; Schwanz- und Schwungfedern wie gewöhnlich, Bauch weiss mit schwärzlichbraunen - Querlinien, Kehle schön aschgrau, Oberbrust rostfarben überflogen, Ober- schnabel durchaus hornfarbig, Unterschnabel nach der Basis zu gelblich; Augenliderrand gelb, Iris orangefarbig. Kaum drei ‚Tage hatte es in der Gefangenschaft verlebt, so war es so zahm, dass es bei vorgehaltener Nahrung seine Freude durch Ent- gegenkommen zu erkennen gab und was man ihm darbot, sogleich ver- zehrte; ich habe noch nicht bemerkt, dass es getrunken hätte; auch hat es noch keine Stimme von sich gegeben. Ich glaube, dass vorzüglich die Gefrässigkeit der jungen Kuckucke, die man wohl: von einer Mutter in der Regel auf sechs annehmen kann, die Ursache ist, warum die allsorgende Natur die Pflege derselben den kleinen Sängern anvertraut hat, die je einen in ihrem Neste und nach- dem die eigenen Jungen verkümmert, wohl ‚das nöthige Futter herbei- zuschaffen vermögen, welches den wahren Eltern bei Sechsen vielleicht unmöglich sein würde, indem diese bei ihrem schnellen Verdauungsver- mögen doch auch selbst sehr viel bedürfen. Unverkennbar hat der Kuckuck in seinem ekuri in seiner Ge- frässigkeit, Bewegung und Färbung etwas auffallend Raubvogelarliges 205 namentlich‘ im Vorstrecken des Halses, wenn er sehen will, ob man ihm etwas zu fressen bringt. wi! Er In Schlesien ist vor vier Jahren auch ein weisser männlicher Kuckuck mit einigen dunkeln Federn auf dem‘Rücken beobachtet aber nicht ge- schossen worden. 2. Girlitz, Canarienzeisig (Fringilla Serinus, Lin.) Im Sommer 1852 bemerkte ich in einem Lustwäldchen meiner Be- sitzung am Lössnitzgrunde ein Päärchen Girlitze (Fringilla Serinus, Lin.), aus deren Benehmen man sicher schliessen konnte, ‚dass auch ihr Nest in der Nähe sei. Nach: vielem vergeblichen Suchen entdeckten wir das- selbe endlich am 20. Juli auf einer dicht belaubten hohen Acacie (Ro- binia pseudacacia, Lin.) im Winkel eines starken Zweiges hart am Haupt- stamme 28 Fuss von der Erde mit einem einzigen Jungen, welches noch nicht ganz flügge war; die Andern waren vermuthlich ausgeflogen oder noch wahrscheinlicher umgekommen, denn wir konnten aller Nachfor- schung ungeachtet keinen weiter bemerken. Den Jungen sperrten wir in einen kleinen Käfig und Sahen mit Vergnügen, dass er von den Alten sorgfältig gefüttert wurde. : Am 30. Juli, wo er schon allein frass, nahmen wir ihn vom Baüme, üm ihn in der Gefangenschaft weiter zu beobachten; er wurde mit Mohn-, Lein-, Rüb-, Canariensamen, geknicktem Hanf, Hirse, Hafergrütze, Vogelmiere (Aloine media, Lin.), Lattig u. s. w. gefüttert, badete sich sehr gern und wurde bald zahm und zutraulich. Sein Gefieder war noch hänfling- artig ohne das mindeste Grün. Im September durchlief er die Mauser und bekam nun seine schöne, grüngelbliche Befiederung; neben dem Schwanz ’hochgrüngelb. Im Frühling 1853 hatte er eine schöne goldgelbe ' Stirn und sein ganzer Oberkörper war grünlich überflogen, die Brust gelb, der Bauch weisslich, die Seiten mit grossen schwärzlichen Schaft- flecken' der Federn. Die Füsse sehr zart, dünn und fleischfarbig. Der Schnabel hornfleischfarbig und um mich mit Brehm auszudrücken gimpel- hänflingsartig. Der Schlag ist der des Canarienvogels, nur mehr zwitschernd; er singt fleissig und unverdrossen mit weitgeöffnetem Schnabel und gesenk- ten Flügeln; dabei hüpft «er fortwährend auf seinem Stängelchen von einer Seite zur andern. 206 Neben ihm vor'm Fenster steht ein Gimpelmännchen , an welchem er sehr hängt; entferne ich dieses von ihm, so ruft er ängstlich so lange, bis ich es wieder zu ihm setze. Er ist zutraulich und zahm, aber zugleich sehr furchtsam, gibt ängstliche Töne von sich, wenn man sich ihm mit den Händen nähert. Er hat sehr viel Aehnliches vom Canarienvogel BB man hat Far- benabänderungen von Letzterm, wahrscheinlich der wilden Rasse ent- sprechend, die ihm täuschend ähnlich, nur stets etwas grösser sind. Die Kopffedern hebt er oft zur Haube empor. ‚ Schon seit mehreren Jahren nistet obiges Päärchen in ‚der Nähe unseres Wohnhauses in besagtem Lustwäldchen und auch beim Beginn dieses Frühlings zeigte‘ es sich wieder, verschwand aber bald und liess sich erst am 11. Juni wieder sehen. Wahrscheinlich wird es nun aber- mals sein Nest hier bauen. Das Nest ist ein wenig grösser als das des gewöhnlichen Zeisigs, auswendig mit Moos und Flechten bekleidet, inwendig mit Pferdehaaren, Federn und feinen Würzelchen ausgefüttert und überhaupt sehr nett und künstlich gebaut. Auch im Käfig scheint der Girlitz dem Nestbau nicht zu enisagen; der meinige trug wenigstens im Mai sehr emsig Hälmchen im Schnabel zusammen und ich bin überzeugt, dass man eine Hecke anlegen könnte, wenn man ein Päärchen in einen grossen Käfig sperrte, 3. Anser torquatus F'risch. — Anas Bernicla, Lin. — Ringel- oder Bernikelgans, Am 10. December vorigen Jahres erhielt ich ein sehr altes, voll- kommen ausgefärbtes Päärchen der schönen, zierlichen höchnordischen Ringelgans, welches der Kaufmann Jässing auf der Elbe bei Kötzschen- broda geschossen hatte. Auch bei diesen zwei Gänsen wiederholt sich die schon oft gemachte Beobachtung, dass sie gar nicht scheu sind, denn nach dem Erlegen der einen umkreiste die andere ihren todten’ Gatten einige Mal und liess sich darauf an demselben Punkte, wo sie -vorher schwamm, wieder nieder und: gleichfalls vom tödtlichen Blei ge- troffen, wurde auch sie vom wohldressirten Wasserhunde an’s Land ge- bracht, Beide gereichen meiner Sammlung zur vorzüglichsten Zierde und 207 beide haben den weissen mit schwarzen Federchen unterbrochenen Hals- ring. Die Geschlechter sind, was die‘Färbung anbetrifft, wohl kaum zu unterscheiden; aber der Gänserich ist etwas größser. Schnabel, Füsse, Hals und Brust sind schwarz , Oberkörper schön aschgrau, Bauch eben so nur etwas heller, Seiten mit weisslichen Querbinden; Schwingen und Schwanz schwarz, Letzterer in den langen, schneeweissen Ober- und Unterschwanzdeckfedern beinahe versteckt, Das ganze sehr dicke Ge- fieder glänzt atlasartig. Schon vor ungefähr drei und einem halben Jahre sah ich drei Ber- nikelgänse über den Lössnitzgrund nach der Richtung von Moritzburg ziehen, wo sie sich wahrscheinlich auf den dortigen grossen Teichen niedergelassen haben. Hoflössnitz bei Dresden. A. Dehne. Bericht über eine Sendung von Vögeln, gesammelt um Valdivia im südlichsten Chile durch Dr. Philippi. Von Dr. &. Hartlaub in Bremen. Chile gehört zu den ornithölogisch bestdurchforschten Provinzen Südamerika’s. Schon von Molina wegen seines Reichthums an Arten sowohl als auch Individuen gepriesen, ist es seitdem wiederholt der Schauplatz ornithologischer Untersuchung geworden, die zwar zumeist verschiedene Punkte. seiner über zwanzig Breitengrade ausgedehnten Küstenstrecke, seltener indessen auch die inneren Gegenden des Landes berührt und in beiden Fällen dazu beigetragen hat, die Mannigfaltigkeit und Eigenthümlichkeit der Vögelfauna desselben zu bestätigen. Heinrich von Kittlitz, der vielgereiste Naturforscher des Seniavin, sagt, nachdem er‘sein Erstaunen über die Neuheit und das Characteristische der beob- achteten Formen ausgedrückt, er erinnere sich nirgends eine ähnliche Mannigfaltigkeit und. Menge von Vögeln gesehen zu haben als in der anmuthigen und an der herrlichsten Waldung reichen Gegend um la Concepeion. 208 Als Hauptquellen unserer näheren Kenntniss der Vögel Chile’s mö- gen hier in der Kürze namhaft gemacht werden: 1) Lesson und Garnot (Coquille). 2) Lessom (Thetis). 3) Eydoux und Gervais (Favorite. 4) Ed. Poeppig (Reise etc. und Fragmenta zoologica itineris chilensis. 5) H. v. Kittlitz (Ueber einige Vögel von Chile u. s. w.). 6) Meyer (Beiträge zur Zoologie u. s. w.). 7) Darwin (Zoology of the Beagle. 8) d’Orbigny (Voyage und Synopsis). 9) Claudio Gay (Historia fisica y polit. del Chile). 10) Fraser nach den Sammlungen und Notizen von . Bridges in den Proceeding of the Zool. Soc. of London 1843, p. 108 und 1844 p. 157. Die letztgenannte Quelle ist die bei weitem reichste. Darwin gibt Nachricht von 62 Arten von ihm in Chile beobachteten und gesammelten Vögeln. Bridges sandte deren an 138. Keiner der ge- nannten Naturforscher scheint den Distrikt von Valdivia zum Mittelpunkte seiner zoologischen Untersuchungen gewählt zu haben und es wird da- her nicht überflüssig erscheinen, wenn wir eine kürzlich zu unserer Ansicht gelangte von dem jetzt dort ansässigen eifrigen und talentvollen Gelehrten Dr. Philippi aus Kassel gesammelte und von handschriftlichen Bemerkungen desselben begleitete Vögelsendung zum Gegenstande nach- ‚ stehender Mittheilung wählen. Die Umgegend von Valdivia ist wasserreich und dem grösseren Theile nach mit Urwald bedeckt, die Stadt selbst, an den niedrigen Ufern des gleichnamigen Flusses gelegen, ist mit Darwins Worten so vollstän- dig in einem Walde von Apfelbäumen begraben, dass die Strassen der- selben nur Pfade in einem Obstgarten zu sein scheinen. | ‘Noch darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass die Sammlung in Folge mangelhafter Verpackung und hinzugetretener Feuchtigkeit im hohen Grade gelitten hatte. Viele Exemplare waren bis zur Unkennt- lichkeit. verdorben. 1. Polyborus brasiliensis, Sw. £ ad. Traro. Auf Weiden, frisch gerodeten Plätzen, lichten Waldstellen; frisst Würmer, Aas ete. Iris rostbraun, Wachshaut lavendelblau, Schnabel und Füsse graublau. (Meyen Beitr Vög. p. 66. — d’Orbigny Voy. Ois. p. 55. — Darw. Zool. Beagle, birds p. 9. — Cl. Gay histor. fis. Chile, p. 194, pl. 1. — Bridges Proc. Zool. Soc.‘ 1843 ‚ p: 108. — Fl. Prevost Zool. ‚Venus, p- 181. — Darw. Journ. p. 64. — Die geographische Verbreitung die- ses Raubvogels ist bekanntlich eine ganz ausserordentliche, denn sie erstreckt sich von Florida über ganz Westindien und Südamerika bis zum Cap Horn. H.) 2. Milvago chimango, Vieill. 2 Exempl. Tuique. Auf Weiden und lichten Waldplätzen; frisst Würmer, Aas etc. (Polyborus pezoporos, Meyer, 1. ec. p. 62, t. 6. — d’Orb. I. c. p. 60. — Darwin Zool. p. 13. — Id. Journ. p. 66. — Bridges, Il. c. p. 109. Die specifische Trennung des P. pezoporos vom P. chimang® der La Plataprovinzen scheint unzulässig. H.) 3. Nisus pileatus, Pr. Max. 1 Exempl. Iris schwefelgelb, Schnabel schwärzlichgrau, Füsse schmutzig wachsgelb. ' (Jüngerer Vogel, wie ihn Azara unter dem Namen Esparvero pardo y goteado beschreibt. Das britische Museum besitzt chilesische Exem- plare dieser Art von Bridges und Cuming. H.) 4. Tinnunculus sparverius, L. 4 Exempl. Cernecalo. Iris gold- gelb, (dark brown Bridg.) Füsse und Wachshaut ebenso, Schnabel blau- grau. In lichten Wäldern. (Darw. 1. c. p. 29. — Bridges, 1. c. p. 109. — d’Orb. 1. c. p. 119. — Ein ausgefärbtes männliches Exemplar zeigt den aschgräuen Ober- kopf ohne Spur des rothbraunen Fleckens der nordamerikanischen Exem- plare. Die geographische Verbreitung dieser Art erstreckt sich, wie schon Darwin bemerkt über mehr als 107 Breitengrade oder 6420 geo- graphische Meilen. Exemplare von Guatemala in der Bremer Sammlung tragen den rothbraunen Scheitelfleck. H.) 9. Syrnium hylophilum, Temm. Concon. Iris kaffeebraun ; Schnabel und Füsse schmutziggelb. (Temm, Pl. col. 373. — Ulula fasciata, Desm. Iconogr. pl. 37. — Cl. Gay histor. fis. y polit. del Chile, Zool. p. 252. — Bonap. Consp. p- 52. H) 6. Glaucidium nanum, King. 6 Exempl. Iris schwefelgelb; Schnabel: und Füsse isabellgelb; in der Nähe menschlicher Wohnungen. (Strix nana, King Zool. Journ. III. p. 426. — Kaup in Jard. Contrib. to Ornith. 1852, p. 103. — Bridges 1. c. p. 108 als Athene ferox. — Bonap. Consp. p. 37. — Grössere Lokalrasse wie es scheint. Unsere chilesischen Exemplare messen volle 8” 8“ 3; der Flügel ist 4“ 104 lang. Eins derselben ist weit rothbrauner gefärbt, wie die Uebrigen. Die Abbildung auf t. 12 von Gray’s Genera of birds stellt die kleinere südliche Rasse und wie wir glauben möchten einen etwas jüngeren Vogel dar. R * Naumannia. 1853. ; 14 210 7. Stephanoides galeritus, Mol. 6. Exempl. Be Iris gold- gelb, Schnabel und Füsse grauschwarz. (Trochilus galeritus Mol. ed. Gruv. p. 227. — Tr. insides, Less. Zool. Coq. t. 31, fig. 2. — Bon. Consp. p. 23. — Bridg. 1. ce. p. 115. — Man kemnt bis jetzt aus Chile nur 5 Trochilusarten, nämlich gigas Vieill., galeritus Mol., Millerii Lodd., forfcatus Lath., vesper Less. und deucopleurus Gould.) 8. Ceryle stellata, Meyen. 3 Exempl. Martin el pescador. Iris wachsbraun, Schnabel und Füsse schiefergrau. (Alcedo stellata, Meyen Beitr. Vög. p. 93, t. 14. — Bridg. 1. ce. p. 110 und Darw. 1. c. p. 42 als €. torquata. Auch Bonaparte zieht im Conspectus Avium auf $. 160 den chilesischen Vogel ohne Beden- _ ken zu C. torquata. Uns scheint mit grossem Unrecht. Der ganz con- stante, bedeutende und von uns an zahlreichen Exemplaren beobachtete Grössenunterschied würde, abgesehen von gewissen ebenfalls constanten Färbungsverschiedenheiten, zur specifischen Trennung beider. vollkommen genügen. Länge des Schnabels längs der Firste gemessen bei torquata 34% 2 hei stellata 2“ 4%. Bei C.-torquata 4 ad. sind After und mitt- lere untere Schwanzdeckfedern rein weiss, bei stellata 4 ad. sind beide Theile constant dicht grau und weiss quergefleckt. Die Weibchen bei- der Arten zeigen dieselben einfärbig rothbraun. 9. Pygarhicus albogularis, King. 4 Exempl. Iris okergelb, Ober- schnabel schwarz, Unterschnabel weiss mit schwarzer er Füsse gelb- lich aschgrau. (Dendrodromus leucosternus, Gould, Zool. Beagle, Birds p. 82, pl. 27, fig. opt. — Dromodendron leucosternon, G. R. Gray Synops. Append. p- 6. — Dendrocolaptes albogularis, King. Proc. J. Soc. 1830, p. 30. — Lafr. Rev. et Mag. 1850, p. 372. — gen. Pygarhicus, Licht. 1837. Bonap. Consp. p. 209. — Bridges, 1. c. p. 112. — Gehört zu den eigen- thümlichsten Formen der chilesischen Vögelfauna und ist bis jetzt in den Sammlungen sehr selten. Darwin traf ihn häufig auf Chiloe und möchte ihm als äusserste Nordgränze seiner geringen geographischen Verbrei- tung die Waldungen um Rancagua (ein Breitengrad südlich von Valpa- raiso) geben. Nach Bridges käme er obgleich selten in den Wäldern der Provinz Colchagua nahe den Anden vor. King sammelte diese Art in den Wäldern an der Magelhaenstrasse. Lafrenaye betrachtet dieselbe als nicht zu den Deudrocalaptinen gehörig, während Bonaparte sie mit Recht wie uns scheint bei denselben lässt. H.) 211 10. Oxyurus spinicauda, Gm. 6 Exempl. Comesebo... Iris oker- gelb, Füsse gelblichschwarz, Schnabel holzbraun; lebt auf Bäumen. (Motacilla spinicauda, Gm. — M. seticauda, Forst. Descript. p. 328. — Synallaxis tupinieri Less. Zool. de la Coq. t. 29, fig. 1 etc. — Darw. Beagle, Birds, p. 81. — Bridg. 1. e. p. 112. — Nach Darwin wohl der gemeinste Landvogel in den dunklen feuchten Wäldern des Feuerlandes; auch auf Chiloe noch sehr häufig; nach Norden zu an der Küste hinauf immer seltener. H.) ; 11. Sylviorthorhynchus maluroides, Desm. 16 Exempl.. Iris honig- gelb, Schnabel und Füsse gelblichgrau; im dichten Gesträuch; schwer zu schiessen. (Desmurs Iconogr. pl. 45. — S. Desmurii, Cl. Gay Hist. fis. y polit. del Chile, Zool. p. 316, pl. 3. — Schizura maluroides, Cab. Ornith. Notiz. p. 338. — Unter den zahlreienen ornithologischen Entdeckungen der letzten Jahre gewiss eine der interessantesten. Man verdankt die- selbe dem um die Naturgeschichte Chile’s so hochverdienten Claudio Gay. Bridges kennt diese Art nicht und man hat wohl anzunehmen, dass dieselbe eine äusserst geringe geographische Verbreitung besitzt. Bis jetzt in Sammlungen ausserordentlich selten. Der Schwanz besteht be- . kanntlich aus nur 6 Steuerfedern; bei einem Exemplare, welches die- selben besonders stark entwickelt zeigt, ist: das mittlere Paar volle 6‘ 10‘ (Par. Maas) lang, das dann folgende 3 7 und das dritte nur 11‘ H.) \ 12. Opetiorhynchus patagonicus, Gm. Choreto. Iris holzbraun, Schnabel und Füsse schwarz. 3 Exempl. (Motacilla gracula, Forst. Deser. ed Licht. p. 324. — Furnarius chilensis Less. Zool. Coq. p. 671. — Op. rupestris, Kittl. 1. c. p. 188 pl. 8. — Darw. Zool. Beagle, ‘Birds p. 67. — Bridges hat diese Art nicht. H.) 13. Opetiorhynchus vulgaris, d’Orb. 1 Exempl. ‚ (Upucerthia vulgaris, Lafr. d’Orb. Voy. Ois. t. 57, fie. 1. — Id. Syn. p. 23. — Darw. Beagle, I. e. p. 66. — Bridges, 1. c. p. 109.) 14. Troglodytes magellanicus, Gould. Iris gelb. 1 Exempl. (Gould, Proceed. Zool. Soc. 1836, p. 85. — Tr. hornensis, Less. Zool. Thetis p. 327. — Bridges, 1. c. p. 141. — Darw. 1. c. p. 74. H.) 15. Triptorhinus paradozxus, Kittl. 14 Exempl. cKittl. 1. ec, p. 12, 1. 5. — Darw. I, c. p. 73. — Bis jetzt nur um Valdivia und auf Chiloe gefunden. Kittlitz beschreibt den jüngeren Vogel. 14* 212 Der alte ist grau; Hinterleib, Schenkel, Steiss, obere und untere Schwanz- deckfedern, Unterrücken und Bürzel hell und lebhaft rostreth. Seltene Art; ist auch: Megalonyx nanus, Less. Rev. Zool. 1842, p. 135. 16. Turdus magellanicus, King. 6 Exempl. Iris hellbraun, Schnabel und Füsse honiggelb; häufig gegen die Mitte Winters. (King, Proceed. Zool. Soc. 1830, p. 44. — Turdus falclandicus, 0. et Gaim. Zool. Uran. p. 104. — Bridges, 1. c. p. 114. — Darw. l. ce. p. 59. — d’Orb. Voy. Ois. p. 202. H.) 17. Tyrannula parvirostris, Gould. 2 Exempl. Iris braun. (Myiobius parvirostris, Gould, Zool. Beagle, Birds, p. 48. — Brid- ges, 1. c. p. 140.) - 18. Ochthoeca chilensis, nob. n. sp. 3 Exempl. Iris russbraun. Beschr. Obenher oliven-russbräunlich, Scheitel weit dunkler braun, Schwanz schwärzlich, die äussere Steuerfeder mit ganz weisser Aussen- fahne, die übrigen mit sehr schmalem weisslichen Aussensaum, 'nur die mittleren ganz ohne denselben; sämmtliche Schwungfedern mit weiss- lichem Spitzensaum, die erste, zweite und dritte kaum merklich, die anderen deutlicher; Unterkörper und untere Flügeldecken hell schmutzig graubräunlich; Hinterleib, Steiss und untere Schwanzdecken weisslich; Schnabel und Füsse schwarz. Ganze: Länge. wies Alain. OH Flügel: »i..440) sun wihue Schwanz von der Basis . . 2 4 Tarsma. u... ine ut i Schnabel längs der Firste . . FR Ara hr a vom rictus aus . » 6a‘ Der zierliche comprimirte schwachgezahnte gerade Schnabel, ‚die sehr schwachen kurzen unbedeutenden Bartborsten, die langen Flügel und der gerade etwas ausgerandete Schwanz scheinen dieser Art einen Platz in der von Cabanis aufgestellten und von Bonaparte angenommenen Gattung Ochthoeca anzuweisen. Die zweite Schwuhgfeder ist die längste, dann folgt die dritte, die erste und vierte sind von beinahe gleicher Länge. Die Klauen sind fein und spitz, ‚der Daumennagel ist am läng- sten. Ohne Zweifel im Gebüsch lebend. Das hier gemessene Exemplar war das grösseste; zwei andere sind etwas kleiner. Ueber das Ge- schlecht derselben lässt uns Dr. Philippi in Zweifel. 19. Taenioptera pyrope, Kittl. 5 Exempl. Papamosca. Iris mennig- roth, Schnabel und Füsse russbraun; in lichtem Gebüsch. 213 (Muscicapa pyrope, Kittl. 1. c. t. 10, p. 19. — Pepoaza pyrope, Lafr. d’Orb. Syn. p. 63. — Id. Voy. Ois. p. 348. — Xolmis pyrope, Gray. Beagle, 1. c. p. 55. — Bridges, 1. c. p. 111. — Eines der über- sandten Exemplare, allem Anschein nach alt und vollkommen ausgefärbt, zeigt von der merkwürdigen und für diese Art so characteristischen Bildung der ersten Schwungfedern keine Spur. Kittlitz und d’Orbigny fanden diese fadenförmige Verlängerung. bei allen Exemplaren. Auch Bridges und Darwin erwähnen keiner Ausnahme. H.) | 20. Euscarthmus parulus, Kitt. 8 Exempl. Mono. Iris gelblich- weiss, Schnabel und Füsse schwarz. (Kittl. 1. ec. p. 18, t. 9. — Bonap. Consp.‘ p. 184. — Darw. I. c. p. 49. — d’Orb. Voy. Ois. :p. 332. — Id. Syn. p. 57. — Bridges ]. c. p. 110. — Regulus plumulosus, Peale, U. St. Expl. Exped. Birds, p. 94. — Die geographische Verbreitung dieses kleinen meisenartigen Vögel- chens erstreckt sich wie die der meisten südchilesischen Arten vom Feuerlande, wo es jedoch seltener ist, die Westküste herauf bis Centralchile. H) 21. Psarocolius curaeus, Mol. Tordo. Iris chokoladbraun, Schnabel und Füsse kohlschwarz ; auf Saatfeldern; Würmerfresser. (Turdus curaeus, Molina ed. Gruv. p. 232. — Sturnus aterrimus, Kittl. 1. c. p. 131, t. 2. — Bridg. I. c. p. 113. — Bonap. Consp. p. 425. — Darwin und d’Orbigny haben diese in ganz Chile sehr gemeine Art nicht. Peale beobachtete dieselbe bei Orange-bay im Feuerlande. H.) 22. Crithagra flavospecularis, nob. n. sp. Gilguero. Iris braun, Schnabel und Füsse aschgrau, Beschr. Obenher gelbgrünlich, undeutlich schwärzlich gemischt ; Oberkopf und Kopfseiten dunkler schwärzlich; Unterrücken gelblicher, obere Schwanzdecken in der Mitte schwärzlich, am Rande gelblich; Steuerfedern des etwas ausgerandeten Schwanzes braunschwärzlich mit. sehr feinen helleren Rändern; an der Wurzel und etwas am äusseren Fahnenrande herab sind sie gelb; Flügel schwärzlich mit einer breiteren gelben Binde und einem kleinen gelben Spiegel gebildet durch einen gelben Flecken auf der Aussenfahne der 3—6ten Schwungfeder,. die erste ohne, die folgenden mit schmalem gelben Aussensaum an der Ba- salhälfte; kleinere Deckfedern mit gelblichem Spitzenfleck; untere Flügel- decken hellgelblich; sämmtliche Schwungfedern, mit Ausnahme der ersten an der Basis der Innenfahne mit breitem gelbweisslichen ziemlich scharf begränzten Randflecken; alle mit hellerem Spitzensaum; Kehle und Un- 214 terkörper etwas schmutziggelb; untere Schwanzdecken heller und reiner. Das Weibchen ist matter und verloschener gefärbt, sonst in Allem gezeichnet wie das Männchen; Seiten und Hinterleib weisslich. Ganze Länge. . „2.40 9 Schnabel von: der Stirn qua Flügel aan 5 RER Schwanz! sun rt ri Torsusilsiiand, Mania u Ta Den oben beschriebenen Vogel möchten wir für ein nicht. völlig ausgefärbtes Männchen halten. Wir wissen ihn mit keiner der be- schriebenen Arten in Eimklang zu bringen. 23. Hedyglossa diuca, Mol: Diukon. Iris gelbbraun, Schnabel und Füsse rauchgrau. 4 Exempl. (Fringilla diuca, Mol. ed. Gruv. p. 229. — Bridg. 1. c. p. 113. — Kittl. 1. ce. p. 20, t. M. fig. bon. — Darw. 1. c. p. 93. — Eyd. Gerv. Zool. Favor. t. 17. — Pipilo cinereus, Peale 1. ce. p. 123. — d’Orbigny Lafren. Synops. p. 77. — gen. Hedyglossa, Cab. Mus. Hein. p. 135. — Das Kolorit der von Philippi gesandten Exemplare zieht stark in's Bräun- liche, was nach v. Kittlitz mehr mit dem Alter als mit dem Geschlecht des Vogels in Beziehung zu stehen scheint. H.) 24. Zonotrichia matutina, Licht. (v. Kittl. Kupfertaf. 23, fig. 3. — Bonap. Bündii p. 479. — Bridg- l. ec. p. 113. — Fringilla chilensis, Meyen, 1. c. p. 81. — Dubois Ornith. Galer. t. 42. — d’Orb. Lafr. Syn. p. 80. — Sehr weite Verbreitung im östlichen und westlichen Südamerika. H.) i 25. Phrygilus Gayi, Eyd. 4 Exempl. Chanchito.. Iris ziegelroth, Schnabel hell blaugrau, Füsse gelblichschwarz; im Strauchwerk der Wälder. (Eyd. et Gerv. Zool. Favor. pl. 23. — Bonap. Consp. p. 477. — Bridg. 1. c. p. 113. — d’Orb. Lafr. Syn. p. 75. — Darw. I. ce. p. 93.) 26. Phytotoma. rara, Mol. 7 Exempl. Rara. Iris mennigroth, Schnabel und Füsse schiefergrau; auf Saatfeldern, (Mol. ed. Gruv. p. 234. —v. Kittl. 1. ec. p. 3, pl. 1. —Bridges, 1. c. p. 113. — Darw. 1. e. p. 106. — d’Orb. Voy. Ois. p. 293.) 27. Enicognathus leptorhynehus, King. Choroi. Iris goldgelb, Schnabel und Füsse schmutzig blaugrau. 2 Exempl.. (King Proceed. Zool. Soc. 1830, p. 14. — Psittacus Byronii, J. E. Gray Zool. Misc. I. p. 12. — Stylorhynchus erythrofrons, Less. Descript. p. 187. 215 — Meyen, 1. e. t. 15, p. 95..— Bridg. I. c. p. 114. — Höchst wahr- scheinlich Molina’s Psittacus cheroeus. Edit. Gruv. p. 224. Auf Chilie beschränkt. 28. Picus Kaupi, nob. 4 Exempl. Pitui. Iris goldgelb, Schnabel blaugrau, Füsse grünlichgrau. . (Rev. et Mag. de Zool. 1812, p. 6. Die Exemplare von Valdivia sind etwas grösser als die von uns beschriebenen. Ganze Länge 7 3, Schnabel 91%, Flügel 3 5. Die braunschwarzen Scheitelfedern zei- gen beim Männchen sehr feine hellbräunliche Schaftstriche. Beim Weib- chen keine Spur davon. Alles weissliche im Gefieder hat einen stark gelblichen Anstrich. H.) 29. Colaptes pitius, Mol. Pitui. Iris schwefelgelb. In Wäldern. 12 Exempl. (Picus pitius, Mol. ed. Gruv. p.. 216. — C. chilensis, Less., Zool. Coq. t. 32. — Bridg. 1. c. p. 114. — Vig. Zool. Beechey Vog. p. 24. — Wagl. Isis 1829, p. 518.) 30. Columba araucana, Less. Paloma torcaza. Iris rothgelb, Schnabel schwarz, Füsse dunkelrosaroth; in Wäldern; frisst Samen. (Less. Zool. Coq. t. 40..— C. Fitzroyi, King Proc. J. Soc. 1830, p. 41. — Bridges, 1. c. p. 115; — Darw. 1."c. p. 1414. — C. denisea, Temm. Pl. col. 102. — Less. Rev. 42, p. 209.) 31. Squatarola Urvillei, Gerv. Chorlito. Iris rothbraun, Schnabel und Füsse bräunlichschwarz ; Fluss- und Seeufer; frisst Würmer. 9 Ex. (Tringa Urvillei Gerv. Zool. Coq. p. 720. — Vanellus cinctus, Less. ib. pl. 46. Charadrius rubecola, Vig. Jard. Selb. Illustr. t. 110. — Ch. modestus Wagl. av. jun. — Darw. p. 126. — Bridg. p. 118. — Nur jüngere Vögel, die zum Theil von der rothbraunen schwarz eingefassten Brustbinde keine Spur zeigen. H.) 32. Vanellus cayanensis, Gm. Osoreo. Iris carminroth. (Parra chilensis, Mol. ed. Gruv. p. 239. — Philomachus chilensis, Bridg. p. 117. — Darw. 1. c. p. 127. — Meyen I. c. p. 106.) 33. Haematopus niger, Cuv. Tardela. Iris orangeroth. (Quoy et Gaim. Zool. Uran. p. 129, pl. 34. — Bridg. I. c. p. 116.) 34. Ardea galatea, Mol. Garza. blanka. Iris honiggelb, Schnabel honiggelb, Füsse schwarz. An den Ufern der Flüsse und Lachen. Noch häufig. | (Molina ed. Gruv. p. 214. — A. egretta, Gm.? — A. leuce Illig. 216 — ‚Bridges p. 116. — Unter dem Namen Ardea thula Mol. gut be- schrieben von Poeppig in den Fragm. Zool. Itin, chil. p. 8.) 35. Nyeticoraz: Gardeni, Gm. Huedavo. Iris ar Schnabel und Füsse licht zeisiggrün. (Vergl. G. R. Gray List. Spec. Birds Brit. Mus. IH. p. 85. — Brid- ges, 1. c. p. 116. — Wahrscheinlich Molina’s Ardea cyanocephala, ed. Gruv. p. :214.) 36. , Ibis melanopis, Gm. Banduria. Iris carminroth. Insekten- fresser. Auf Weiden, frisch geackerten Feldern. Im Innern der Provinz Valdivia häufig. (Darwin, 1. c. p. 128. — Bridges, 1. c. p. 147. — Wurde bekannt- lich von Denham aus Centralafrika. mitgebracht.) "37. Scolopax spectabilis, nob. n. sp. Becasina. Iris rostgelb, Füsse licht chamoisgelb; Schnabel ebenso, nach vorne zu dunkler, an der Spitze schwarz. Würmerfresser. Hualves bei Valdivia.. 1 Exemplar. Beschr. Oberkopf und eine breite Binde zwischen Mundwinkel und Auge schwarz, rothbraun gemischt; schmale Mittelbinde des Scheitels und Augenbrauen heller rothgelblich; Kopfseiten schwarz gefleckt auf hellem Grunde; Rücken auf schwarzem Grunde mit breiten rothgelben Federrändern längsgefleckt; Flügel auf hell rothbräunlichem Grunde schwarz quergefleckt; grössere Schwungfedern einfärbig grau; untere Flügeldecken weiss und hellschwärzlich unregelmässig quergebändert; Steuerfedern (das Exemplar zählt deren 13) hellröthlich mit schwarzer Querzeichnung, die mittleren lebhafter gefärbt als die seitlichen; untere Schwanzdecken ebenso, aber blässer; Kehle schmutzig weisslich; Hals ringsum und Ober- brust hell gelbröthlich mit schwärzlichen Längsflecken; Mitte des Bauches fahl hellbräunlich; Seiten des Unterkörpers auf röthlicherem Grunde schwarz quergefleckt. Ganze Länge . . „2 ae au Schnabel von der Stirne aus 3" 42% Pagel 0. . 2.020. 7ggge EREBOR ; . 0 ars ee Mittelzehe mit der Kr. . . 44 71a Vergebens war unser Bemühen diese schöne und grosse Schnepfe in einer der beschriebenen Arten zu ‘erkennen. Sie gehört in die Nähe von major und gallinula. 38. Ortygometra femoralis, Tschudi: 1 Exempl. 217 (Crex femoralis, v. Tschudi Wiegm. Arch. 1843, p. 388, 15. — Id. - Fauna Peruana, Voeg. p. 301.) 39. Fulica armillata, Vieill.? 3 Exempl. Iris gelblichbraun, Füsse bräunlich schwarz. Gallineta. Rio de Valdivia. (Focha de ligas roxas, Az. Nr. 448? — WVieill. Encyel. p. 343. — Less. Rev. Zool. 1842, p. 209; Chile: — Wir nehmen Anstand diese chilesische Fulica für gleichartig mit Azara’s Foulque & jarretieres rouges zu erklären. Die für diese letztere Art so charakteristische unverhält- nissmässige Grösse der Füsse, sowie das Kolorit des Schnabels finden sich allerdings bei den Exemplaren von Chile wieder; dagegen zeigen diese keine Spur von der rothen Färbung der Beine. Mit v. Tschudi’s Fulica ardesiaca, welche nach diesem längs der ganzen Westküste Süd- amerika’s vorkommen soll, .erschemt uns die Gleichartigkeit ebenfalls sehr zweifelhaft. Die Gattung Fulica bedarf vor allen anderen einer kritischen Bearbeitung. | 40. Anas specularis, King. 2 Exempl. Pato real. Iris goldgelb, Füsse orangegelb, Schnabel schwarz, unten gelb. R (King Zool. Journ. IV. 98: — A. chalcoptera, Kittl. 1. c. p. 135, t. 5. — Bridges, 1. c. p. 149. — Jard. Selb. Nlustr. N. S. t. 40.) 44. Querquedula oxyptera, Meyen. Pato. Iris carminroth, Schnabel wachsgelb, Füsse blaugrau. Rio de Valdivia. (Meyen Nov. Act. Leop. 1833, t. 26, p. 124. — Die von G. R. Gray vorgenommene Vereinigung dieser Art mit Anas creccoides, King Zool. Journ. IV. p. 99 (List of spec. Birds Brit. Mus. II. 138) ist auf keinen Fall richtig. Es bleibt auffallend, dass weder Darwin noch Bridges die- ser uns mehrfach aus Chile zugekommenen dort also schwerlich seltenen Entenart Erwähnung thun.) . 42. Querquedula caeruleata, Licht. Iris ziegelroth, Schnabel kohl- schwarz, Füsse dunkel chamoisgelb. “ (Anas Rafflesii, King Zool. Journ. IV. 98. — Jard. Selb. Illustr. Om. N. S. t. 23. — Bridges, 1. c. p. 118. — Anas cyanoptera, Vieill. Encycl. p. 312 nach Azara’s Pato alas azulas. Auch Merrem nennt diese Art Anas cyanoptera. Ersch. und Grub. Encyelop. 35, p. 33.) 43. Fuligula metopias, Poepp. Iris hochroth; Schnabel lila, Nasen- haut rosenroth, Fusszehen chamoisgelb, Schwimmhaut schwärzlich. Rio de Valdivia. (Anas metopias, Poepp. Fror. Notiz. Band 32. Fragm. Zool. itin. chil. p. 10. — Pato negrizco ala blanka, Azara IV. p. 334. — A. pe- 218 posaca, Vieill. Eneyel. p. 357. Auch diese uns in verschiedenen Sen- dungen zugekommene, durch den Höcker an der Schnabelwurzel höchst ausgezeichnete Art, finden wir weder bei Bridges noch bei Darwin ver- zeichnet.) \ { 44. Podiceps leucopterus, King. Huala grande. Iris aschgrau, weiss umsäumt; Schnabel schwarz, Füsse grauschwarz. (King Zool. Journ, II. p. 101. — Jard. Selby Illustr. Orn. t. 107. — Es ist unbegreiflich wie Gray und Andere als Synonym zu P. leu- copterus den P. chilensis Garn. citiren können, welcher döch nur von der Grösse des »Castagneux« sein soll. Der von Darwin als chilensis aufgeführte Vogel, Zool. Beagle, Birds p. 137, ist sehr wahrscheinlich auf unsere Art zu beziehen, da Azara’s 22 langer »Macas cornudo« als Synonym herbeigezogen wird.) ° 45. Podiceps calipareus, Less. Hualita blanca. Iris carmoisin; Bai von Corral. | (Less. Zool. de la Cogq. p. 727, Ois. t. 45.-— P. oceipitalis, Less. Man. d’Ornith. II. p. 356. — Bridges, 1. c. p. 118. — Darw. 1. ce. p. 136.) 4b. Podiceps Rollandi, Q. et Gaim. Hualita chica. Iris carmin- roth; Schnabel und Füsse schwärzlich. 2 Exempl. (Quoy et Gaim. Zool. Uran. pl. 36, p. 133. — Bridges, 1. c. p. 119. — Darw. 1. c. p. 137.) 47. Podilymbus antareticus, Less. Huala,. Iris’ holzbraun, Füsse gelblichschwarz. 5 Exempl. (Podiceps antarcticus, Less. Rev. Zool. 1842, p. 209. — Podilym- bus —? G. R. Gray List of Spec. Birds Brit. Mus. II. p. 152. Chile.) Wir hielten diese stattliche Podilymbusart für neu und hatten der- selben bereits einen Namen gegeben, als sich grosse Wahrscheinlichkeit dafür herausstellte, es möge darunter Lesson’s Podiceps antarcticus zu verstehen sein. Die kurze fast in Vergessenheit gerathene und von Gray jedenfalls übersehene Beschreibung dieser Art lautet: Rostro corneo, nigro maculato; gula aterrima; collo antico griseo-rufo; dorso brunneo; corpore infra albo, griseo brunneoque variegato; pedibus nigris. Valpa- raiso. In der Färbung ähnelt diese Art den beiden anderen, Podilymbus carolinensis und P. brevirostris. Sie ist obenher dunkelschwarzbraun; Kinn und Kehle rein schwarz; Hals vorne und seitlich röthlichbraun, Unterhals, Brust und Bauchseiten gelbbräunlich und schwärzlich gescheckt, indem jede Feder an der Wurzelhälfte hellgrau und vor der hellgelb- röthlichen Spitze mit breiter schwärzlicher Binde versehen ist; Unterleib 219 . 'silberweiss, nach hinten zu immer. graulicher gemischt; untere Flügel- decken weisslich; Flügel wie bei carol., Schnabel schwärzlich bleigrau mit breiter schwarzer Binde um Ober- und Unterkiefer. Der jüngere Vogel zeigt die Kehle weiss, bei den etwas älteren wird sie schon schwarz gescheckt. Ganze. EAE Ro IR DRBRERRRN TREUEN. AFOBSHE DEI SO re SCHRANGE THREE UOE PREIS > . . . . rain 1 » nn We ee Ber re 0 ea 101, » he RR 5 8 » vom rictus aus gemessen . 2 2... 41. 5a » a Di N » bei dreir.. . . - f 1a Oberschnabelhöhe vom Stirnwinkel gerade herunter lat KO ERERRED 9. ya alunpure np at N See ae 2... Je ee ae ee nn Jene ee Re u a » bei carol. N ee ee tie 7 eig zıu „rs bei u re ae Die grosse Mehrzahl der Podicipinen Chili’s ist bis zur äussersten Südspitze Amerika’s herab verbreitet; nur vom P. calipareus scheint sich das Vorkommen bis Nordperu hinauf auszudehnen: Tschudi Fauna Per. Voeg. p. 3195. | 48. Phalacrocorax Gaimardi, Garn. 8 Exempl. Lila. Iris meer- grün, Schnabel und Füsse orangeroth, Oberschnabel oben dunkler; Bai von Corral. (Zool. Vog. Coq. Ois. t. 48. — Bridges, 1. c. p. 119. — Ph. cirri- ger, King.) 49. ‚Phalacrocorax brasilianus, Gm. Cuervo. Iris smaragdgrün, Füsse schwarz, Schnabel gelblichisabellfarben, oben dunkler; Bai von Corral. Jüngeres Männchen. (Spix, Ar. Bras. II. t. 106, — Zaramagullon negro, Azara Nr. 423. — P. vigua, Vieill. Enc. p. 343. — Pr. Wied. Beitr. IV. 895. — Bridges, 1. c. p. 119. — Nur Azara beschreibt das Prachtkleid des alten Männchens. H.) 50. Sula variegata, Tschudi. Peuco del mar. Iris carneolroth ; Schnabel und Füsse glänzend bleigrau. Bai von Corral. Per. Voeg. p: 313. — Sula 220 @v. Tschudi Wiegm. Arch. für Naturg, 1898, l. p. 390. — Id. Fauna _ .e Zum Schlusse folge hier ein Verzeichniss sämmtlicher. bis jetzt mit Sicherheit als chilesisch bekannter Arten: I. Aceipitres. . Sarcorhamphus gryphus, L. 2. Cathartes jota, Mol. . Cathartes atratus, Wils. (Prov. Colchagua.) . Polyborus brasiliensis, L. . Milvago chimango, Vieill, . Phalcobaenus megalopterus, Meyen. . Buteo erythronotus, King. . Buteo unicinctus, Temm. . Geranoaetos aguja, Temm. . Falco anatum, Bp. . Hypotriorchis femoralis, Temm, . Tinnunculus sparverius, L. . Tinnunculus ecinnamominus, Sw. . Harpagus circumeinctus, Kaup. . Nisus pileatus, Pr. Max. . Elanus leucurus, Vieill. . Circus histrionicus, Q. et @. . Nisus erythronemius, G. R. Gray. . Glaueidium nanum, King: var. maj. , Athene cunicularia, Mol. . Bubo magellanicus, Gm. . Otus crassirostris, Vieill. . Otus palustris, Bp. . Syrnium hylophilum, Temm. . Strix perlata, Licht. II. Passeres. . Caprimulgus ‚parvulus, Gould. 27. . Hirundo Meyenii, Cab. . Hirundo cyanoleuca, Vieill. . Ceryle stellata, we. . Trochilus gigas, V . Trochilus Millerii, Lodd. . Trochilus galeritus, Mol. . Trochilus forficatus, L. . Trochilus leucopleurus, Gould. . Trochilus vesper, Less. . Opetiorhynchus patagonicus, Gm. . Opetiorhynchus vulgaris, Lafr . Opetiorhynchus nigrofumosus, Caprimulgus longirostris, Beh; Lafr. . Upucerthia dumetoria, d’Orb. . Geositta cunicularia, Vieill. . Ochetorhynchus ruficaudus, Mey. . Sylviorthorhynchus maluroides, Desm. . Synallaxis Kumiooik, Kittl. . Synallaxis . Synallaxis . Synallaxis . Synallaxis . Synallaxis . Synallaxis sordida, Less. . Diglossa brunneiventris, Desm. - . Oxyurus spinicauda, Gm. . Anabates turdoides, Less. . Pygarhicus albogularis, King. . Pteroptochos Tarnii, King. . Pteroptochus megopodius, Kittl. aegithaloides, Kittl. rufogularis, Gould. flavogularis, Gould. stipitura, Less. melanops, Vieill. 57T, 98. 59, 60. fd Pteroptochus albicollis, Kittl. Pteroptochus rubecula, Kittl. 'Seytalopus fuscus, Gould. Scytalopus fuscoides, Lafr. 61. Triptorhinus paradoxus, Kittl. 62. . 63 64. 65. 66. 67. 68, 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 1. 18. 79. 80. 81. 82. 83. 84. Troglodytesmagellanicus, Gould. Cyanotis omnicolor, Vieill. Ptyonura mentalis, Lafr. d’Orb. Ptyonura rufivertex, Lafr. d’Orb. Centrites rufus, Gm. Anthus correndera, Vieill. Corydalla chilensis, Less. Turdus magellanicus, King. Turdus rufiventris, Licht. Turdus pallidus, Peale. Mimus thenka, Mol. Taenioptera pyrope, Kittl. Lichenops perspicillatus, Gm. Tyrannula parvirostris, Gould. Tyrannula Cooperi, Bp. Tyrannula albiceps, Gray. Ochthoeca chilensis, nob. Euscarthmus parulus, Kittl. Museigralla brevicauda, d’Orb. Agriornis lividus, Kittl. Agriornis 'maritimus, d’Orb. Psilorhinus chilensis, Bp. Sturnella militaris, L. . Sturnella loyka, Mol. . Agelajus thilius, Mol. . Psarocolius curaeus, Mol. . Parocolius chopi, Vieill. . Hedyglossa diuca, Kittl. . Phrygilus fruticeti, Kittl. . Phrygilus alaudinus, Kittl. 2. Phrygilits Gayi, Eyd. . Zonotrichia matutina, Licht. . Chrysomitris magellanicus, Vieill. ‘126 221 y Chrysomitris marginalis, Bp. . Chrysomitris campestris, Gould, . Crithagra luteiventris, Meyer. . Crithagra flavospecularis, nob, . Crithagra brevirostris, Gould. . Phytotoma rara, Mol, II. Scansores. . Conurus cyanolyseos, Mol. . Psittacara leptorhyncha, King. . Colaptes pitiguus, Mol. . Picus lignarius, Mol. . Picus kaupii, nob. IV. Columbae. . Columba araucana, Less. . Columbina boliviana, d’Orb. . Columbina strepitans, Sp. . Zenaida aurita, Temm. . Zenaida galopagoensis, Gould. . Zenaida innotata, nob. ‚ Zenaida souleyettiana, Gay. . Peristera auriculata, Gay. V. Gallinae, . Attagis Gayi, Less. ® . Thinocorus rumicivorus, Esch, . Thinocorus orbygnianus, Less. . Nothura perdicaria, Kittl. . Nothura punctulata, Gay. . Eudromia elegans, d’Orb. VI. Grallae. . Oreophilus totanirostris, Jard. . Squatarola Urvillei, Less. . Vanellus cajanensis, Gm. . Charadrius virginianus, Bechst. . Hiaticula Azarae, Temm. 125. Hiaticula bifasciata, Licht. Hiaticula sp...... G. R. Gray. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 14T. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 163. Strepsilas interpres, ll. Haematopus niger, Cuv. Haematopus palliatus, T. Aphriza Townsendii, Audub. Leptoscelis Mitchellii, Fras. Ardea cocoi, L. Ardea galathea, Mol. Ardea thula, Mol Nycticorax Gardeni, Gm. Platalea ajaja, L. Ciconia maguari, T. Ibis melanopis, Gm. Ibis guarauna, L. Numenius hudsonicus, Lath. Limosa hudsonica, Lath. Himantopus nigricollis, V. Totanus melanoleucus, Gm. Tringa Schinzii, Bon. Calidris arenaria, L. Lobipes antarcticus, Less. Rhynchaea semicollaris, V. Scolopax Paraguayae, V. Scolopax spectabilis, nob. Rallus sanguinolentus, Sw. Ralfüs rufopennis, Gray. Rallus nigricaus, V. Gallinula crassirostris, J.E.Gray. Gallinula femoralis, Tschudi. Fulica armillata, V. Fulica frontata, Gray. Fulica chloropoides, King. - VD. Anseres. Phoenicopterus chilensis, Mol, Chloephaga magellanica, Gm. Bernicla melanoptera, Eyton. Cygnus nigricollis, Gm. Cygnus coscoroba, Mol. Mareca chiloensis, King. 164. 165. 166. . 167. 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 487. 188. 189. 190. 191. 192, 193. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. Dafıla bahamensis, L. Anas pyrrhogastra, Meyen. Anas specularis, King. Querquedula oxyptera, Meyen. Querquedula maculirostris, L. Querquedula caeruleata, Licht. Rhynchaspis maculatus, Gould. Fuligula metopias, Poepp. _ Erismatura ferruginea, Eyton. Merganetta armata, Gould. Podiceps leucopterus, King. Podiceps calipareus, Less. Podiceps Rollandi, Q. et Gaim. Podiceps chilensis, Garn. Podilymbus antarcticus, Less. Spheniscus chilensis, Mol. Pelecanoides Garnoti, Less. Puffinus cinereus, St. Daption capensis, St. Procellaria glacialoides, Gm. Larus dominicanus, Licht. Larus Belcherii, Vig. Larus glaucotes, Meyer Larus Franclinii, Rich. Larus. Kittlitzü, Bruch. Rhynchops nigra, L. Sterna Trudeani, Audub. 'Jnca mystacalis, Jard. Phalacrocorax albigula, Br. Phalacrocorax Gaimardi, Less. Phalacrocorax brazilianus, L. Phalacrocorax gracilis, Meyen. Phalacrocorax Bougainvillei, Less. Sula variegata, v. Tschudi. Sula fiber, L. Pelecanus Molinae, Gray. Conurus pyrrhurus, Reich. 223 Notizen. Strix flammea wurde am 8. November 1851 auf dem Thurme einer Fabrik zu Trebnitz auf vier Eiern brütend gefunden, ohne dass Stö- rung durch Menschen Veranlassung zu einer so späten Brut sein konnte; eine Annahme, welche in. dem merkwürdigen Faktum, dass dieselbe Eule an derselben Stelle in demselben Monate (10, November) des folgenden Jahres — 1852 — auf fünf Eiern brütete, weitere Bestätigung fand. Graf Roedern. Der späte Winter und der hohe Schnee führten uns (in Oldenburg) noch viele nordische Enten zu, und vorgestern (27. Februar 1853) leg- ten sich auf eine offene Stelle der Hunte, 50 Fuss von meiner Woh- nung, 3 Anas clangula, 1 M. und 2 W. Munter tauchten alle drei oft unter Wasser, und das Männchen vollzog sogar die Begattung. Nach einigen Stunden wurde leider das Männchen aus dem Fenster der nahe- liegenden Wassermühle erlegt, und ich bemerkte, dass der Unterleib die- selbe Isabellfarbe hatte, wie bei Mergus Merganser. Gewiss eine auf- fallende Erscheinung, vielleicht naoh Naumann Folge anhaltenden Genus- ses vieler Fische? Ich glaube noch immer an eine zweite Art der Waldschnepfe, ‚Scol. rusticola, wenn gleich unsere berühmtesten Ornithologen anderer Meinung sein sollten! Alle Schnepfen stehen sich hinsichtlich der Fär- bung ihres Gefieders sehr nahe, und so fällt es schwer, nahe verwandte Arten gehörig zu unterscheiden. Aber kaum Einer unter den alten Jä- ‚gern wird sich bedenken und diese kleinere Art verkennen und ver- leugnen, da schon ihr Flug, ihr Geschrei u. s. w. ihm ihre Artverschie- - denheit sichert, und selbst schon in der Ferne als eine andere Schnepfe erkennen lässt. Sie mag eine mehr östliche Heimath haben, da sie hier weit seltener ist als die grössere Art, der sogenannte Eulenkopf. Dass . diese Verschiedenheit Geschlechtsverschiedenheit sei, dagegen spricht, dass ich beide Gatten der grössern Art, die hier häufig nistet, beim Neste erlegt habe, (ohne dass ich schon im Anfange Aprils ein Nest er- wartete!) und beide in der Grösse gar nicht, in der Färbung wenig ver- schieden gefunden habe. Auch dass Falco duteo öfter als andere Vögel die bekannte weiss- liche Spielart vorzeigen sollte, will mir nicht einleuchten, und ich möchte 224 dem alten F, albidus gern wieder einen Platz unter den Falkenarten ein- räumen. Früher war er bei uns nicht selten, ist aber, seitdem für die Raubvögel Schussgeld bezahlt wird, mehr und mehr verschwunden, und ich sehe‘nur noch selten einen in der Luft kreisen. Seine Eier sind - alle anders gezeichnet, als die des gewöhnlichen Bussard, die Flecken und Punkte kleiner und rothbrauner. Mich wundert, dass Herr P. Brehm, der von unsern Vögeln so manche Unterart creirt hat, nicht meiner An- sicht gefolgt ist. | An unserer Nordseeküste wurden im Januar zwei Löffler, Platalea leucerodius, erlegt. F'orstmeister von Negelein. Ich habe die Bemerkung gemacht, dass die Eier von Sylvia cinera, welche bekanntlich sehr variiren, nach dem Standorte des Nestes, d. h. nach der Beschaffenheit der Lokalität verschieden sind. Die Nester mit Eiern von grünlicherer Farbe habe ich stets nur in feuchtem, bruchi- gem Terrain, und zwar nahe dem Erdboden oder ganz auf der Erde, zuweilen tief unten in einem Binsengebüsch gefunden. Nester mit Eiern von gelblicher Färbung standen fast nur in Dornenhecken, gewöhnlich an Fahrwegen. Nester endlich mit Eiern von olivenbräunlicher Grund- färbung fanden sich meist in trockenem, ausgedehntem gewöhnlich etwas hoch gelegenem Gesträuch, und zwar vorzugsweise im Birkenholz. Graf Roedern. In meinem letzten B. habe ich Ihnen mitgetheilt, dass während des Schneesturmes am 27. Februar drei Anas clangula von mir beobachtet wurden. Ich bemerkte dabei, dass das Männchen einen isabellfarbigen Bauch hatte, was mich sehr wunderte, da A. clangula mas. immer einen- glänzend weissen Unterleib besitzt. — Meine alten sechsundsechzig- jährigen Augen hatten mich aber getäuscht, da ich den erlegten Vogel nicht in der Hand gehabt, sondern nur aus der Ferne beobachtet hatte. Es war wirklich M. Merganser, ein altes Männchen, wie ich mich jetzt überzeugt habe, da der Vogel hier ausgestopft worden ist, Die beiden andern waren aber in der That weibliche Schellenten. Die Ihnen be- reits gemeldete Paarung unter zwei generisch getrennten Arten bleibt also um so merkwürdiger und interessanter, und es kann hier meiner- seits kein Irrthum stattfinden, da der Herr Oberförster Arcus mit mir von meiner Stube aus den Paarungsakt, der wie bei zahmen Enten voll- zogen wurde, genau beobachten konnte, Dieser Fall erinnert an den 225 von Naumann, Naturg. d. V. D. XII. beschriebenen und abgebildeten Ba- stard von Mergus albellus und A. clangula! von Negelein. In meinem Jagdreviere befand sich ein Horst von Circus cineraceus mit Jungen, von dem ich das Weibchen geschossen hatte. Ich stellte mich nun andern Tages an, um auch das Männchen dieses jagdschädlichen Raubvogels zu erlegen. Diess kam mir längere Zeit nicht schussrecht, obwohl es den Jungen öfter Nahrung zubrachte, welche es aus der Luft neben den Horst niederfallen liess. Endlich erlegte ich aber auch das Männchen, ging nun nach dem Horste, um die Jungen zu holen, und war erstaunt, 6 junge Rebhühner, 2 junge Hasen und 4 Lerchen neben den jungen Weihen zu finden. Soviel hatte das Männchen in einem Tage herbeigetragen ! Amtmann Wecte. _ In der Festung Graudenz hatte ein Staatsgefangener in seinem Ge- fängnisse in den Kasematten eine Kanarienvogelhecke angelegt. Als eines Tages über ihm Kanonen abgeschossen wurden, starben sofort nicht nur die bereits ausgekommenen Jungen, sondern auch die Eier scheinen von der Erschütterung gelitten zu haben, denn es kam kein einziges aus, R Vor einigen Tagen hatte ich das Glück, ein eben singendes M. von C. Locustella mit dem Blaserohre auf einen Moment so zu betäuben, dass der Vogel lebend in meine Hände kam. Ich that ihn in einen Verschlag, in welchem ich eine Anzahl verschiedener Fringillideen halte. Er flog gegen das Fenster und lief, mit der Schnelligkeit einer Maus, . mit erhobenen Flügeln einige Mal ungestüm hin und her, nahm aber schon nach einigen Minuten einen Platz am Fenster hinter dichtem Bir- kenlaub ein, auf den er später immer wieder zurückkehrte. Von seinen Mitgefangenen waren es besonders 2 M. von Lin. linaria, die erst furcht- sam, dann dreister sich ihm näherten, die er aber mit weit geöffnetem Schnabel und fächerartig ausgebreitetem Schwanze, ohne übrigens von der Stelle zu gehen, aus allzuvertraulicher Nähe zurückwies. Nach einer halben Stunde, während welcher er seinen Platz nicht veränderte, reichte ich ihm, hinter einer Säule verborgen, einen Mehlwurm, und man denke sich mein Erstaunen, als er ihn begierig mir aus der Hand nahm, und unzerstückelt verschluckte. Ich legte ihm jetzt mehre auf das Fenster- breit, die er sofort verzehrte, gegen die lüsternen Zeisige, Birkenzeisige, Naumannia. 1853. 45 226 gegen einen sehr kecken Feldsperling und sogar gegen einen Berg- finken (F. montifring.) offensiv verfahrend, und das in Besitz genommene Revier, c. ein Drittheil Länge des langen Fensterbrettes, muthig ver- theidigend.. Am andern Morgen hatte er die ihm vorgesetzten 12 Mehl- würmer bereits zum Frühstücke genommen, und verzehrte den Tag über c. 30 Stück. Ich hatte ein Weinglas mit c. 40-50 Mehlwürmern in die Ecke seines Revieres gesetzt, und war nicht wenig. erstaunt, ihn am dritten Tage auf dem leeren Glasc sitzend zu finden, offenbar beschwert von der zu reichlichen, leckern und schweren Kost. Er frass nun nicht mehr, und starb am nächsten Morgen in meiner Hand, ohne Zweifel an den Folgen seiner Unmässigkeit. Aber ohne Zweifel ist es auch, dass man den Heuschreckensänger ohne sonderliche Mühe futterbändig machen und in passenden Lokalen, ja wahrscheinlich auch im Käfige, erhalten kann, wo er durch seine unendlich graziösen und blitzschnellen oft an Jynx torquilla erinnernden, possirlichen Bewegungen dem Liebhaber viel Vergnügen machen dürfte, Ich habe jetzt eine eigene Einrichtung ge- troffen, um ihm, wenn er wieder in meine Hände kommt, den Aufent- halt möglichst naturgetreu herzustellen. Ich hörte von jenem Männchen, das ich längere Zeit im Freien be- obachtet hatte, zwei bisher nicht beobachtete oder wenigstens ihm nicht zugeschriebene Töne: ein scharfes, kurzes, dem Tone des Coccothraustes ähnliches »pitt,« wenn er sich den Besuch seines Nachbars in seinem Reviere verbat, und ein leises, hohes, dem der übrigen kleinen Rohr- sänger ähnliches, »tett, tett,« als er mich plötzlich in allzubedenk- licher Nähe erblickte. Alles Suchens ungeachtet habe ich bis jetzt noch kein Nest auffinden können. In Beziehung auf den Gesang der Rothdrossel, Turdus iliacus, den ich seit einigen Jahren häufig zu hören Gelegenheit hatte, muss ich die »ausgezeichnete Stelle« desselben etwas anders charakterisiren, als es Prof. Naumann in seinem trefflichen Werke, II. p. 283, gethan. Die den sonst unbedeutenden, von Naum. 1. c. richtig bezeichneten Gesang auszeichnende und eigentlich charakterisirende Strophe hält sich nämlich nicht allein innerhalb einer Quarte, sondern übersteigt sogar bei den bessern Sängern eine Octave, und ist fast ganz die melodische Umkeh- rung der hervorstechenden Octavenstrophe im Gesange der T. Merula, welche sich‘ bekanntlich in den übermässigen (etwas erhöheten) Inter- vallen des Dur-Dreiklanges von unten nach oben ergeht: c, eis, gis, 227 e-cis. Die fragliche Strophe der Rothdrossel hingegen lautet, auf die Sylbe tie, von der Höhe nach der Tiefe: eis, g, e, c, jeder dieser Töne mit einem sehr kurzen Vorschlage des tiefern Halbtones; das Ganze in ziemlich schnellem Tempo, nämlich noch einmal so schnell als das der oben bezeichneten Strophe der Amsel. Prof. Herrmann in Meyers »Vögel Lief- und Esthlands«, p. 101, nennt diese Strophe »flö- tend und melancholisch«. Beide Bezeichnungen passen aber nicht; ge- gen erstere spricht der ziemlich schnarrenderr-Laut, gegen letztere das rasche, muntere Tempo und die klaren Töne des Dur-Accordes, und es ist kaum glaublich, dass der auf dem Zuge bei uns sicher schon ziem- lich vollkommene Gesang sich sehr bedeutend von dem in der Heimath unterscheiden sollte. E. Baldamus, Vor einiger Zeit erhielt ich einen alten Haliaötos albicilla. lebend, der jedoch beharrlich jedes Futter zu nehmen verweigerte, obgleich ihm durch einen Zufall sogar ein lebendes Huhn beigegeben war, welches sich neben ihn setzte und ihn überhaupt durchaus nicht zu fürchten schien. Vor einigen Tagen starb nun dieser Seeadler, nachdem der- selbe 45 — schreibe fünfundvierzig Tage in einem verschlossenen Stalle ohne Nahrung zugebracht hatte. Diess ist doch ein ausser- ordentlicher Beweis von der Ausdauer der grossen Raubvögel. Heute am 4. April liegt der Schnee noch 2 Fuss hoch in meinem Walde. Von Zugvögeln ist noch Nichts hier, als Enten und Fischreiher. Ein weisser Storch lebte bis vor 10 Tagen. Seit der Zeit ist er. nicht mehr gesehen. Eine Fulica atra wurde vor 3 Wochen lebend ergriffen; aber noch keine Lerche, keinen Staar etc. habe ich gesehen. E. E\, v. Hloıneyer. Auch ich bin seit Anfang März im Besitze eines Seeadlers, der am Handgelenke geflügelt ergriffen und in einen Stall gethan wurde, wo er sofort Futter annahm. Von allem Frass, den er bis jetzt bekommen, scheint er Enten, und besonders Tauchenten (Merg. albellus) vorzuziehen; über letztere fiel er sogleich her. Dagegen liess er Hühner (vom Mar- der todtgebissene), Lämmer etc. längere Zeit liegen, bevor er sie an- ging, und eine abgebalgte Katze gänzlich. Nach den Enten scheinen ihm Krähen das Liebste. Fische habe ich ihm noch nicht gegeben. Auch hier sind die Zugvögel ziemlich spät und ausserordentlich unregelmässig angekommen. Dabei ist das relative und absolute Zahlen- 228 verhältniss der meisten ein von frühern Jahren sehr abweichendes. Un- beschreiblich häufig waren gegen Ende April und Anfang Mai Muscicapa atricapilla. ‚Ich möchte behaupten, dass der vierte Theil aller sichtbaren _ und hörbaren Singvögel im hiesigen Reviere aus diesen nördlichen Vö- geln bestand. Sie hielten sich während der ganzen Zeit ihres Verwei- lens — denn nach c. 14 Tagen war nur noch die gewöhnliche Anzahl vorhanden — mehr in niederm Gesträuch, als in den Bäumen, beson- ders in dem Weidengebüsch über den Lachen und Gräben. Auffallend war noch die ausserordentliche Zutraulichkeit dieser Vögel, während die hier brütenden ziemlich scheu sind. Zu fünf und sechs kamen sie mir, wenn ich mich still hinstellte, bis auf drei Schritte nahe, und setzten scheinbar unbekümmert und eifrig ihre Jagd fort, gerade als ob sie es der eben jetzt auf sie gerichteten Aufmerksamkeit recht leicht machen wollten. Ich konnte manche Beobachtung machen. Vorläufig nur: Zuetuosa und atricapilla ist synonym; der Vogel hat eine partielle Früh- lingsmauser! Auch in diesem Jahre fand ich wieder ein Kukkuksei im Neste von Lanius Collurio, das den Eiern dieses Vogels sogar in der rothgel- ben Färbung glich. Desgleichen eines in dem Neste von Sylvia nisoria, welches noch drei Eier dieses Sängers enthielt. Das Kukkuksei gleicht den Eiern dieses Vogels zum Verwechseln in Färbung und Zeichnung, aber nicht in der Grösse und dem Korne. Ferner erhielt ich eins aus einem Nachtigalneste, von Färbung denen der Dorngrasmücke ($. cinerea) ähnlich. Am häufigsten scheint der Kukkuk seine Eier in die Nester der Rohrsänger (C. arundin. und palustris) zu legen. Jemand, den ich noch vor wenigen Tagen nach solchen Nestern fragte, berichtete unter Anderm: es sei merkwürdig, dass die »Rohrsperlinge« drei bis fünf kleine, und fast jedesmal ein und auch zuweilen zwei noch einmal so grosse Eier legten. Es gelang mir übrigens keineswegs, den Mann zu überzeugen, dass das Kukkukseier seien. Auch habe ich noch zwei ein- farbig grünspahngrüne Eier aus den Nestern von R. phoenicurus und Sax. Oenanthe erhalten. ; E. Baldamus. Am 6. Januar 1853 wurde bei Löwen (Belgien) ein Paar Otis tetrax gesehen und das Weibchen erlegt, welches Tags darauf in meinen Be- sitz kam. : 229 Im November 1852 wurde bei Antwerpen wiederum eine Alauda nigra gefangen, welche man einige Wochen lang am Leben erhalten hat. Turdus viseivorus nistet hier (Brüssel) häufiger, als ich früher glaubte. Ich erhielt im vorigen Jahre ein Nest mit vier, und jetzt zu Ende Mai ein solches mit drei Eiern. Auch fand ich auf dem Vogel- markte drei ziemlich ausgewachsene Junge dieses Vogels. Im vorigen Jahre fand ich Anfangs Juni ein Nest von Yunx tor- quilla mit sechs Eiern, deren eins von gewöhnlicher Grösse, die andern aber je kleiner waren, so dass das Kleinste nicht grösser als ein kleines - Kolibri-Eichen war *). Da Bud. flava hier sehr häufig ist, so hoffte ich schon immer ein- mal auch Bud. melanoceph. darunter zu finden, allein seit langen Jahren . vergeblich. Jetzt endlich fand ich am 8. Mai auf hiesigem Markte ein Paar lebende, und säumte nicht lange mit ihrem Ankaufe, Das Männ- chen hat einen sehr schönen, glänzend schwarzen Kopf, welche Farbe bis unter die Augen geht; alle Untertheile sind hoch eitronengelb. Beim W. sind die Farben viel weniger schön, der Kopf grauschwarz (Motac. Feldeggii). Bei beiden Vögeln ist kein Gedanke von einem hellern Augen- streife. Ich zweifle jetzt nicht im mindesten mehr, dass der Vogel eine gute Species, und wirklich verschieden von B. flava ist**). Der Ver- käufer sagte mir übrigens, dass er noch mehr solcher Vögel gesehen habe, und deren noch zu fangen hoffe. Er hatte nach zwei Tagen wirk- lich noch drei Stück gefangen, zwei M. und ein W., schön gefärbte Exemplare, die aber in dem Käfige des Vogelhändlers, an den er sie verkauft, bereits am Gefieder gelitten hatten. Derselbe hatte auch ein W. von Serinus citrinellus, welche hier zu- weilen als grosse Seltenheit vorkommen. Ch. F. Dubois. Der verflossene Winter hat uns eine grosse Masse von Wasser- vögeln gebracht. Ausser den gewöhnlichen Enten (boschas, crecca, *) Erst gestern (15. Juni) fand ich in Gesellschaft des Herrn Forstkandidaten von Meibom in einem Wendehalsneste 10 Eier, 7 von gewöhnlicher Grösse, 1 etwas kleiner, und 2 von der Grösse einer kleinen Bohne und einer Erbse. Mir sind übri- gens mehrere Vorkommen dieser Art bei diesem Vogel bekannt geworden. Baldamus. **) Ich werde das Päärchen in Kurzem in meiner ‚Naturgeschichte der Vögel Belgiens‘ auf der 94. Tafel geben. '- Dubois. Eine Anzeige etc. dieses Werkes in dem nächsten Hefte. Baldamus, 250 querqued., clangula (in enormer Menge!), penelope, acuta, fuligula, ferina kam auch einzeln sirepera und ganz einzeln nigra®). Die Mergus (Merganser, serrator und albellus) alle drei und zwar mehrfach im hüb- schen Prachtkleide. Podiceps cristatus, minor ziemlich "häufig. Fulica atra in Menge, viele Numenius arquata, auch Gallin chloropus. Am 5. März stellte sich schon Totan. ochropus einzeln ein, um dieselbe Zeit auch Scolop. rusticola, Charad. pluvialis. Auch sah man fortwährend Ardea cinerea, Botaurus stellaris. Im vorigen Herbste wurde hier (Mün- ster) in der Nähe Larus fuscus und Bubo maximus erlegt. Ein Falco peregrinus mit einer Dohle in den Fängen wurde in diesem Frühjahre 5 in der Stadt selbst gesehen. Mitte Mai erhielt Herr Hauptmann von Zittwitz eine in der Nähe erlegte Caracias garrula. Merkwürdiger- weise gab es hier um Pfingsten eine ungeheure Masse von Muscic atricapilla; der zweite kleine Vogel den man draussen bemerkte, war dieser Fliegenfänger. Am Pfingstdiensiage z. B. traf ich sie noch in so grosser Anzahl an, und kaum acht Tage nach- her waren alle verschwunden! — Regulus pyrocephalus häufiger, als früher durchziehend. Emb. hortulana nistet in hiesiger Gegend. Einer meiner Freunde hat in den Pfingstferien sieben geschossen, darunter ein Weibchen mit einem vollständig ausgebildeten Eie. In einer andern Eiersammlung befanden sich mehre Eier dieses Vogel. EB. Altum. Auch in hiesiger Gegend ist der Ortolan in diesem Jahre sehr gemein. Ich bemerkte ihn an den gewohnten Orten im Zerbstischen sehr häufig, sah ihn in der Gegend von Unseburg, erlegte einen in mei-. nem Dorfe, und fand einen andern 200 Schritte von meinem Hause in einem vier Morgen grossen, mit Roggen und Gerste bestellten Garten, ganz in der Nähe von Anthus campestris, in der jungen Gerste brüten. Baldamus. Vultur papa wurde von Sr. Hoheit dem regierenden Herzoge von S. Coburg-Gotha "auf den Felsen von Gibraltar brütend, beobachtet; es wäre mithin auch dieser Vogel in dem Verzeichnisse der europäischen Vögel aufzunehmen. Dr. A. Hellmann. *) Wurde auch in Unseburg an der Bode geschossen. Baldamus. 2331 Zum Verzeichniss der lebenden Ornithologen, Sammler etc. Hannover. 4. Amtmann von Hinüber zu Moringen, sammelt europäische Vögel und Eier. 2. Hauptmann Kirchhoff zu Schäferhof bei Nienburg an der Weser, sammelt in- und ausländische Vögel. . Professor Hofrath Meyer zu Göttingen, desgleichen. . Kaufmann Müller zu Diepholz, sammelt inländische Vögel. . Kammer-Rath von der Osten zu Hannover, desgl. . Postsekretär Pralle zu Celle, sammelt Eier. . Amtmann Graf von der Schulenburg zu Hannover, sammelt in- ländische Raubvögel und Enten. Ferner: Das Museum der Universität zu Göttingen, das der polytechni- ‚schen Schule zu Hannover und die auf Aktien gegründeten Museen zu Hannover, Hildesheim und Emden. Wien. ‘8. Ludwig Parreyss, Naturalienhändler, sammelt Eier und Vögel. 9. Dr. Lenk, sammelt europäische Vögel. 10. F. Meissner, praktischer Arzt, desgl. 11. Julius Finger, Sparkassen -Beamter, sammelt europäische Vögel, Nester und Eier. 12. Johann Zelebor, Conservator am K. K. Museum, sammelt Eier. Literatur-Bericht von Ernst A. Zuchold in Leipzig. Journal für Ornithologie. Ein Centralorgan für die gesammte Ornithologie. In Verbindung mit F. Boie, Prinz Charles Lucian Bo- naparte, Brandt, Ch. L. Brehm, Bruch, Giebel, G, Hartlaub, J. Kaup, Lichtenstein, J. Fr. Naumann, L. Reichenbach, M. Schiff, H. Schlegel; L. Thienemann und andern Ornithologen des In- und Auslandes her- ausgegeben von Jean Cabanis. I. Jahrgang. Cassel 1853. Th. Fischer. gr. 8 6 Hefte. 3 Thlr. 232 Erschienen sind Heft 1 und 2, deren Inhalt folgender: 1) -Prospecetus. — Ueber den Begriff der Art in der Ornithologie. Freier Vor- trag, gesprochen in der Versammlung der Ornithologen in Altenburg den 8. Juli 1852 von L. Reichenbach. — Ueber den Farbenwechsel bei Muscicapa collaris, atricapilla und parva im Frühlinge, von Leop. Martin. — Bemer- kungen zu dem vorstehenden Aufsatze des Herrn Martin. Von €. W.L. Glo- ger. — Uebersicht des Genus Cnipolegus, Boie. Von J. Kaup. — Beiträge zur exotischen Ornithologie. Von 6. Hartlaub. (Beschreibungen von Melano- tis hypoleucus, Hartl. rn. sp. aus Guatemala. Pomatorhinus ruficeps, Hartl. von Adelaide. 3. Sigmodus caniceps, Temm. vom Rio de Bontry der Guinea- küste, 4. Rhodinoeichla, n. g. Typus: Furnarius roseus Less. 5. Co- psychus Pluto, Temm. von Borneo. 6. Todirostrum fumifrons, n. sp. aus Brasilien. 7. Ornithion, n. g. O. inerme, n. sp. aus Südamerika. 8. Spo- raphila moesta, n. sp. aus Brasilien. 9. Eurypyga major, Hartl. aus Co- lumbia. 10. Falco ruficollis, Swains. aus West-Afrika. 11. Saroglossa Ma- dagascariensis, Gray. 12. Buten Giesbrechtü, Dubus. aus Guatemala. — Literarische Berichte Briefliche Mittheilungen und Feuilleton: Kurzer Bericht über die letzte Jahresversammlung der deutschen Ornithologen- versammlung, vom Herausg. — Verfärbung des Gefieders, von H. Schlegel. — Cursorius isabellinus, in Mecklenburg erlegt, von H. Zander. — Emberiza pusilla auf Helgoland, von H. Gaetke. — Turdus migratorius Lin. als Gast in Deutschland, vom Herausg. — Oologisches über Parus coeruleus von Th. Krüper. — Einige ornithologische Notizen, auf Helgoland gesammelt, von W. Schilling. — Die für die Land- und Forstwirthschaft nützlichen Raubvogelarten sollten überall geschont und gehegt werden. Vom Herausg. — Etwas über den Zug der Vögel in Nord-Ost-Afrika. Von Alfred Edmund Brehm. Nachrichten. 2) Zur Naturgeschichte des Pallas’schen Laubhähnchens, Phyllobasileus super- eiliosus, vom Herausg. Mit einer lithog. und color. Tafel, gezeichnet von J. Fr. Naumann. — Monographische Uebersicht der Gattung Larus Lin. von Bruch. (Zwei hierzu gehörige Tafeln folgen mit dem nächsten Hefte.) Brief- liche Mittheilungen und Feuilleton: Notiz über die afrikanischen Ma- lurinen-Gattungen Oligocereus und Syncopta. Vom Herausg. — Zu der Frage über den land-, forst- und volkswirthschaftlich so wünschenswerthen Schutz der Höhlenbrüter. Von €. W. L. Gloger. — Beschreibung und Natur- geschichte des kleinen weisskehligen Fliegenfängers, Muscicapa minuta 4. et S. von W. Schilling. — Frische Eier (von Perdix. rubra) sehr weit zu Wagen fortgeschafft, und doch sehr gut ausgebrütet, von Gloger. — Einige Beobachtungen über Jbis religiosa Cuv., Tantalus Aethiopieus Lath. von Alfred Edmund Brehm. — Zur Fortpflanzungsgeschichte des Cueulus glanda- rius, von A. E. Brehm. — Notizen über einige Vögel Pommerns, von Th. Krü- .per. I. Raubvögel. — Neue Art der Gattung Trichophorus. (Tr. minutus von Malacca) von G. Hartlaub. — Anas sponsa, Lin. in der Nähe von Berlin von L. Martin. — Nachrichten. Die Englische Uebersetzung von Bechstein, Naturgeschichte der Stubenvögel erschien in neuer Auflage unter dem Titel: . Bechstein’s Cage and Chamber Birds, including Sweets Warblers. New edition, 233 greatly enlarged, With plates. London, H. @. Bohn. 1853. 8. 5 sh. Mit colorirten Tafeln 7 sh. 6 d. The poultry yard. By W. C. L. Martin. New edition. London 1853. 12. 1 sh. The poultry book; comprising the characters, management, breed- ing, and mediral treatment of pouliry. By W. Wingfield and G. W. Johson. With ilustrations by Harrison Weir. Part I. London 1853. 4. 2 sh. 6.d. Ueber die Abwesenheit der Furcula am Sikelet eines Trochilus von W. Münter. (Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. 1853. Nr. I. S. 18—20. Tafel 1. Fig. 1. a. b.) Beim Präpariren des Skeletes eines T’rochilus zeigte es sich, dass die Furcula mangelt, an ihrer Stelle nur ein feines fadenförmiges Bändchen vorhanden ist, wel- ches, vom Schultergelenk nach vorn gespannt, sich, noch ehe es das Brustbein er- reicht, mit dem der andern Seite verbindet. Gewiss eine höchst eigenthümliche Erscheinung, falls sich dieselbe vollkommen bestätigt. Wir bekennen jedoch offen, dass wir starkes Misstrauen gegen die Wahr- heit der Behauptung hegen. Sämmtliche bis jetzt untersuchte Colibris besitzen eine Furcula, und diese gleicht überdiess sehr dem Bändchen, welches der dem Aufsatze beigegebenen Abbildung nach die Stelle der Furcula vertreten soll. Man hat dess- halb hinlänglichen Grund, um annehmen zu müssen, dass dem Trochilus nicht die Furcula, sondern die Kalkerde in derselben fehlte; denn ein frisches Exemplar des fraglichen Objekts kann beim Präpariren nicht vorgelegen haben, und in Spiritus- präparaten bildet sich zuweilen nach bekannten chemischen Gesetzen Essigsäure, welche die Kalksubstanz der Knochen auflöst. Vor Allem und unter jeder Bedingung war es nöthig, dass die Art, um welche es sich handelt, genannt wurde; denn, wenn von einer allen bisherigen Unter- suchungen widersprechenden Beobachtung die Rede ist, so ist es zu verlangen, dass man über den behandelten Gegenstand nicht in Unkenntniss gelassen wird, und dass derselbe nicht der Prüfung Anderer entzogen bleibt. Beiträge zur Fauna Württembergs von A. Günther. (Württem- bergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. IX. Jahrg. 2 Heft. Stutt- gart 1853. 8. S. 224.) Es wird darin über das Vorkommen folgender Vögel berichtet: Strix tengmalmi L. (St. dasypus Bechst.) bei Stuttgart. "Corvus caryocataetes L. in Schaaren im Unterlande und auf dem Schwarzwalde. Pyrrhocorax alpinus Cuv. bei Tübingen. Ampelis garrula schaarenweise im Unterlande. Museicapa luetuosa Temm. am Ufer des Neckar bei Tübingen. Anthus aquaticus und pratensis Bechst. an der Steinlach bei Tübingen. 234 Stansbury, H., Expedition to the valley of the Great Salt Lake. Philadelphia 1852. 8., enthält in dem unter dem Titel: Zoology of the valley of the Grat Salt Lake. (Birds by S. T. Baird.) Phila- delphia 1852. 4.; auch separat ausgegebenen zoologischen Theile die Beschreibungen von zwei neuen Arten: Sialia macroptera, aus der Um- gebung des grossen Salzsees, und Pipilo Alberti, aus Neu Mexico; aus- serdem ein Verzeichniss von 150 Vögelarten, westlich vom Mississippi gesammelt, welche in »Audubon’s Ornithology« nicht aufgeführt sind. (Silliman, Journal 1853. Jan.) Referent hofft, in Kurzem das Werk zu erhalten, um dann ausführlicher auf dasselbe zurückzukommen. .Ormnithologische Notizen von Geo. N. Lawrence. (Annals of the Lyceum of natural history of New-York. Vol. V, Nos. 7 &8 June 1852.) Buteo Harlani, Aud. kömmt in Californien vor. Procellaria meridionalis, Lawrence wurde in der Quogue-Bay auf Long-Island erlegt. Philomachus pu- gnax, Linn. Brutvogel von Long-Island Plerocyanea caeruleata, Licht. (Anas Rafflesü, King) in Californien und Louisiana. Turdus naevius, Gmelin, bei New-York, auf den Rocky Mountains, in Californien und Oregon. Strobilo- phaga enucleator im Winter in grosser Zahl bei New-York, in Massachusetts, New-Yersey und Pennsylvanien. Sterna Forsteri, Nutt’in Californien. . Sylvia au- tumnalis, Wils., nach Nutall der junge Vogel von Sylvia parus, Wils., in Texas. Toxostoma curvirostris, Swainson in Texas, bei Matamoras in Mexico. Der- Ver- fasser hält diesen Vogel für identisch mit Pomathorhinus turdinus, Temm. und Toxostoma velula, Wagler. Ein neuer Adler aus der Orenburgischen Kirgisen-Steppe, beschrie- ben von Ed. Eversmann. (Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. Tome XXV. Nr. II. $S. 545—548.) Aquila deserticola. Ag. tarsis nudis flaventibus; corpore fusco: capite superne colloque postice fulvis; fronte, ingluvie guttureque sordide al- ..bidis ; remigibus nigris; cauda rotundata, basi apiceque nigra, medio candida. Dieser Adler wurde im verflossenen Sommer in der Steppe nördlich vom Aral- See geschossen; er unterscheidet sich auffallend von allen bekannten Arten, und bildet einen interessanten Beitrag zur Ornithologie Russlands. In Grösse und Ge- stalt kommt er dem Aguila leucorypha Pall. sehr nahe, und bei flüchtiger Be- trachtung, besonders wenn der Schwanz bedeckt ist, könnte man ihn für dieselbe Art halten; jedoch auch ausser der auffallenden Färbung des Schwanzes finden sich noch wichtige Merkmale, die beide Arten unterscheiden. Der Schnabel hat dieselbe Gestalt wie bei Ag. leucorypha, auch reicht die Mundspalte bis zur Mitte der Augen, aber die Nasenlöcher sind etwas länger und schmaler. Die Wachshaut scheint an meinem trockenen Exemplar schmutzig blass- gelb gewesen zu sein. Die Füsse, an denen die blassgelbe Farbe noch erhalten ist, 235 unterscheiden sich folgendermassen von denen der Ag. leueorypha: die Läufe und Zehen sind um einhalbmal stärker, dicker; die Läufe sind an ihrer Basis etwas be- fiedert und vorn bis auf zwei Drittel herab getäfelt, wie bei Ag. leucorypha; auf dem unteren Drittel sind sie genetzt, aber die Netz-Schildchen sind flach und bilden nicht wie bei Ag, leucorypha erhabene Schildchen oder Schuppen. Die Zehen sind auf ihrer Oberseite von der Basis bis zur Kralle mit starken Querschildern besetzt; bei Ag. leucorypha hat die Basis der Zehen körnige Schildchen, wie das untere Drittel der Tarsen. Im Verhältniss der Schwingen untereinander weicht unser Adler von den übrigen europäischen Arten sehr ab: die zweite und dritte Schwinge sind die längsten, die erste nur wenig kürzer, etwa !/, Zoll, und länger als die vierte, die etwa um einen Zoll kürzer ist als die dritte. Uebrigens sind die Flügel ebenso spitz und lang wie bei Ag. leucorypha, und länger als der Schwanz. Mein Exem- plar ist vollkommen vermausert, und desshalb ist wohl kein Zweifel über das Ver- hältniss der Schwingen. — Der Schwanz ist zugerundet; er hat sehr breite Steuer- federn, von denen die seitlichen über einen Zoll kürzer sind als die mittleren. Die Färbung des Schwanzes unterscheidet sich sehr von der bei Ag. leucorypha: die Basis und die Spitze, diese in 2 8“ Länge, sind rein schwarz; die Mitte des Schwanzes, etwa in 31/9‘ Länge, ist rein weiss. Das Gefieder des Körpers unterscheidet sich auch von dem des Ag. Zeucorypha: es hat ein reines Schwarzbraun; die Stirn, das Unterkinn und der Vorderhals sind schmutzig bräunlichweiss; der übrige Theil des Oberkopfes und der Hinterhals sind hell gelblichbraun. Die braungelbe Farbe des Kopfes und des Hinterhalses ist von der schmutzigweissen Farbe des Vorderhalses‘ ziemlich deutlich getrennt. Letztere geht weiter zur Brust hin allmälich in Hellbraun über, und dieses dann weiter zum After in Schwarzbraun; von dieser letzteren Farbe sind auch die Hosen; die unte- ren Schwanzdecken sind schwarz. Der Mantel hat ein reines Schwarzbraun oder Braunschwarz. Die Schwingen sind durchweg schwarz. Jetzt lasse ich zur Vergleichung noch einige Maasse folgen: Länge von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze, bei meinem trockenen Exemplar, 27 Pariser Zoll; Schwanz etwa 9!/g‘. Länge der Flügel vom Bug bis zur Spitze, in grader Linie gemessen, 21‘. Schnabel vom Mundwinkel bis zur Spitze 21/.‘; Höhe des Oberkiefers an der Stirn 10°; daselbst mit dem Unterkiefer 1°; Breite der Wachs- haut auf der Firste 6!/2'; Länge des Nasenloches 32/3‘; Breite desselben 14/4, Länge des Tarsus beinahe 39/4‘; Mittelzehe beinahe 21/2; Aussenzehe 13/4‘; In- nenzehe nur 3%/g° länger als die Aussenzehe; Hinterzehe 1!/'. Die Krallen sind sehr gross und stärker als bei Ag. leucorypha; die der Hinterzehe und der Innenzehe sind die grössten "und beinahe gleich gross. Bei dieser Gelegenheit will ich bemerken, dass an drei Exemplaren, die ich von Ag. leucorypha besessen, der Oberkopf ohne alle Spur von weissem Fleck war, den Pallas als charakteristisch angibt. A general history of Humming Birds. By W. C. L. Martin. With plates. London 1853. 12. In Engl. Einb. 5 sh. Colorirt 10 sh. 6 d. Monographie der Papageien oder vollständige Naturgeschichte aller bis jetzt bekannten Papageien mit getreuen und. ausgemalten Abbildun- gen Im Vereine mit andern Naturforschern herausgegeben von Chr. 236 L. Brehm. 4—8. Heft. Jena, Schmid 1852. 53. Fol. (S. 13—32. Taf. 16-40.) ä Heft 221, sgr. Gewiss haben alle Ornithologen, insbesondere die zahlreichen Freunde des Ver- fassers, das Weitererscheinen des obigen für längere Zeit unterbrochenen Werkes mit Freude begrüsst. Obwohl wir nicht ausführlich auf dasselbe eingehen können, dürfen wir doch nicht unterlassen es mit Stillschweigen zu übergehen; doch möge es genügen, auf den Inhalt aufmerksam zu machen, da es Jedem leicht ist, sich das Werk, wenn auch nur zur Einsicht, zu verschaffen. Die vorliegenden Hefte bringen Abbildungen und Beschreibungen folgender Arten: IV. Taf. 15: Aratinga ehräseoephakın, Spix m. et. f. v. Spix, Aves Bras. Tab. Taf. 16: Aratinga : Spix. Psittacus auricapillus, Illig. Kuhl, Consp. Psitt. pag. 20. Aratinga aurifrons, Spix, Aves Bras. tab. XVI. Max. Pr. zu Wied, Beitrag zur Naturgeschichte von Brasil. IV. B. 1. Abih. Ss. 178—183. Taf. 17: Aratinga luteus sive Guarauba, Spix. Artkennzeichen: Das ganze kleine Gefieder orangefarben, mennigroth angeflogen. Taf. 18,1: Aratinga caisana, Spix. Spix, Av. Bras. I. Tom. 4. Tab. XIX. Fig. 2 Taf. 18,2: Aratinga ninus, Spix. Psitt. leucotis, Licht. Kuhl, Consp. Psitt. pag. 21. “Aratinga ninus, Spix Tom. I. pag. 34. Tab. 19. Fig. 1. Taf. 19: Aratinga eyanoqularis, Spix. Psitt. erythrogaster, Lichtenst. Psitt. squamosus, Kuhl Consp. Psitt. pag. 20. Temminck, pl. col. 338. Psitt. cruentus, Max. Wied. Reise nach Bras. B. I. 8. 53, 72. B. II. S. 147, 341. Aratinga cyanogularis, Spix Av. Bras. I. Tab. XVII. Psittacara Lichtensteinii, Vig. Zool. Journ. 1826. Ps. cruentatus, Max. Wied. Beiträge z. Naturg. v. Bras. II. B. 1. Abth. S. 183, Taf. 20: Aratinga aureus, Spix. Perruche couronnee d’or. Buff. Sonn. Vol. 28. pl. 61. Buff. pl. enl. Nr. 838. Perruche cou- ronnee d’or. Le Vaill. Vol. 41. pl. 41. Le Maracana ä front orange, d’Azara Voy. Vol. IV. pag. 64. Psittacus Brasiliensis, Lath. Kuhl Consp. pag. 24. Max. Wied. Beitr. z. Naturg. v. Bras. IV. B. 1. Abtb. 8. 137—178. Taf. 21: Aratinga flaviventer, Spix m. et f. \ Max. Pr. zu Wied, Reisebeschr. v. Bras. B. 2. S. 168, 232, 344. — Beitr. z. Naturg. v. Brasilien, als Psittacus cactorum. B. 4. Abth. 1. S. 193—197. Kuhl, Consp. pag. 82. Spix, Aves Bras. Tab. XVIII. Taf. 22: Aratinga acurostris, Spix. Psitt. Tirica, Gmel. Lin. Syst. T. I. pag. 351. Kuhl Consp. pag. 25. Psitt. ruflrostris, Illig. Lichtenst. Aratinga acurostris, Spix, Av. Bras. Tab. XV. Fig. 1. Pr. Max. zu Wied. Beitr. z. Naturg. v. Bras. IV. Bd. 1. Abth. S. 198—202. Taf. 23: Aratinga wanthopterus, Spix. Spix, Aves Bras. Tab. XV. Fig. 2. Taf. 24: Aratinga PTR, Spix m. et f. Spix, Aves Bras. Tab. XX. Taf. 25: Aratinga fasciatus, Spix m. et f. Spix, Aves Bras. Tab. XXI. Taf. 26: Aratinga melanurus, Spix m. et f. Spix, Aves Bras. Tab. XXII. Taf. 27: Aratinga nobilis, Spix. Psittaca aquarum Lupiarum insulae. Briss. Av. 4. pag. 330. n. 58. Green Parrot of Guiana, Banor Guj. pag. 16. Le Peruche-Ava-Pavouane, Le Vaillant pl. 14 et 15 pag. 35. Buff. pl. enl. Tab. 104. 107. Le Maracana vert. d’Azara, Voy. Vol. IV. pag. 57. Max. Pr. zu Wied, Reise nach Bras. B. I. S. 52, 75. B. II. S. 341. — Beitr. zur Naturg. Bras. B. IV. Abth. 1. S. 169—173 als Psittacus Guianensis. Taf. 28: Aratinga Guianensis, Spix et Brehm. Gmel. Linn. Syst. Nat. 1. Tom. pag. 336. Buff. pl. enl. n. 144. Jalern. p. 72. Le Vaill. pl. XVI. Yellow breasted Lory Lath. Syst..1. pag. 276. n. 82. Miller Mustr. XXIX. Taf. 29 u. 30: Aratinga pertinax, Lath. Psittacus pertinax, Gmel. Linn. Syst. Nat. I. Tom. p. 322. Mus, Ad. Fredr. p. 14. Psittaca illiniaca, Briss. Av. 4. pag. 353. n. 68. Tuiapute juba, Marcg. Brasil. 206. Raj. pag. 34. n. 2. Tui 953 secunda, Raj. Av. p. 181. n. 6. Will. Orn. p. 116. Apujetuba Buff. Hist. nat. des ois. 6. p. 269. t. 13. Peruche Illinoise, Buff. Pl. enlum. n. 528. Yellow-faced Parakeet Edw. % 4. t. 234. Illinois Perrot Arct.-Zool. 2. pag. 243. n. 133. Lath. syn. I. 1. pag. 228. n. 30. Kleiner langschwänziger Papagey, Frisch, av. t. 54. Le Vaill. pl. 34—37. 237 VI Taf. 31: Aratinga virescens, Lath. Peruche de Cayenne, Briss. t. IV. n. 60. pag. 334, Der goldflügelige Papagei Edwards. La Peruche & ailes variees pl. 57. La petite Peruche-de Cayenne Buff. pl. enlum. n. 359. Spix Aves Bras. 18. species generis Aratinga. Taf. 32: Psittaculus passerinus, Spix. Spix aves Bras. Fig. XXXIII et XXXIV. Taf. 33: Psittaculus zanthopterygius, Spix. Spix aves Bras, Tab. XXXIV. Fig. 1 mas. Fig. 2 fem. Taf. 34: Psittaculus gregarius, Spix. Spix aves Bras. Tab. XXXIV. Fig. 3 mas. Fig 4 fem. Taf. 35: Psittaculus Tui, Spix. Psittacula Brasiliensis icterocephalos, Briss. Av. 4. pag. 398, n. 90. — Tui species 4. Raj. Av. pag. 34. Petite perruche de l’isle de St. Thomas. Buff. planches enlum. n. 456. Fig. 1. Tui of the Brasiliens, 4. species Will. Orn. pag. 116. — Gold headed Parakeet Laith. Syn. I. 1,.pag. 321. n. 131. — Gm. Linn. Syst. nat. I. pag. 352. nr. 139. Le Vaillant pl. de Spix Av. Bras. Psittaculus sp, 4. VIN. Taf. 36: Psittaculus Swinderianus, Brm. Psittacus Swinderianus, Kuhl, Nova acta acad. Leop. Carol. T. X. pars I. pag. 62—63, Tab. II. Taf. 37: Psittacus zanthops, Spix. Spix Aves Bras. Tab. XXVI. Taf. 38: Psittacus columbinus, Spix. Spix Aves Bras. Tab. XXVI. Taf. 39: Psittacus malachitaceus, Spix. Spix Aves Bras. Tab. XX VIII. Taf. 40: Psittacus rg Spix. Spix Aves Bras. Tab. XXIX. Heft 7 und 8 enthalten zur Füllung des Raumes den Anfang eines interessan- ten Aufsatzes: Etwas über tropische Vegetation und ihre Bewohner. Die Tafeln von Heft 1—3 stellen, kurz angegeben, dat: 1. Psittacus Macao L. 2. Psittacus Aracanga L. 3. Psittacus tricolor Br. 4. Anodorhynchos Maximi- liani Sp. 5. Psittacus militaris Br. 6. Arara hyacinthiacus Sp. 7. Arara Ara- rauna S. 8. Arara Buffonü Br. 9. Arara purpureo dorsalis Sp. 10. Arara Marawuanna Sp. 11. Arara severus Sp. 12. Arara macrognathos Sp. 13. Ara- tinga Carolinae Augustae Sp. 14. Aratinga haemorrhous Sp. 15. Aratinga chrysocephalus Sp. A monograph of the Ramphastidae or Toucans. By John Gould. Part I. London: published by the author, 20, Broad Sir. Golden Square. 1852. Imp. Fol. 3 Guineas. Ist von den Werken Gould’s die Rede, so dringt sich unwillkürlich der Be- griff von Gediegenheit und Pracht auf; denn man schliesst von.einer Leistung des Autors auf die andere. Gewiss rechtfertigt auch nur ein Blick in das obengenannte Werk die grössten Erwartungen, und man kann dreist behaupten, dass, wenn die neuen jetzt erscheinenden Werke Gould’s, unter denen die „Aamphastidae‘ *), „Trochilidae‘‘ und „Birds of Asia“ hier erwähnt werden mögen, nicht geradezu die prachtvollsten Erscheinungen der neuesten Litteratur ausmachen, sie doch unbe- dingt zu den elegantesten im Gebiete der Naturwissenschaften zu zählen sind. Schade nur, dass der dadurch bedingte hohe Preis derselben ein Hinderniss zu deren Ver- breitung und Anschaffung wird; denn selbst bedeutende Bibliotheken nehmen An- stand, auf einzelne Wissenschaftsfächer im Verhältnisse so viel zu verwenden, Was die Zeichnungen der Tukans betrifft, so sieht ein Jeder, dass man hier die Vögel in der Natur und Freiheit vor sich hat. Die künstlerische Darstellung ist eine durchaus gelungene; jedes Blatt könnte als Zimmerzierde benutzt werden. *) 2. Ausgabe. — Die erste mit 33 Taf. erschien 1834. 238 Den Inhalt des ersten Theils wollen wir ausführlich mit der Diagnose, dem Vaterlande und der Litteratur angeben. Da wohl nur wenigen unserer Leser das Werk selbst zu Gesicht kommt, möchte doch hier und da dadurch gedient sein. — Mit Ausnahme von Nr. 7 stellen die Tafeln beifle Geschlechter dar. 1. Pteroglossus bitorquatus, \ig. Double collared Aragari. Pter. mandibula inferiore albida, fascia obliqua apicali nigra; gula gutture- que castaneis, hoc subtus nigro marginato; torque pectorali angusta sul- phurea. Bei Para am untern Amazonenstrome. Pteroglossus bitorquatus, Vig. in Zool. Journ. vol. II. pag. 481. — Gould, Mon. of Ramph., pl. 16. — Ib. Sturm’s Edit. pl. ? — Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. II. p. 403. Pteroglossus, sp. 5. — Bonap. Consp. Gen. Av. Pieroglossus, sp. 5. — -— — nigridens, Wagl. 2. Pteroglossus flavirostris, Fras. Yellow-billed Aragari. Pter. rostro stramineo flavo; tomiae, mandibulae superioris emarginationibus nigris; mandibula inferiore aurantio tincta. Neu Granada. Pteroglossus Azarae, Gould’s Mon. of Ramph. pl. 17. — — — flavirostris, Fras. in Proc. -of Zool. Soc. Part. VIIE. pag. 60. — Sturm’s Edit. of Ramph., pag. ? — Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. II. pag, 403. Pteroglossus sp. 7. — Bonap. Consp. Gen. Av., pag. 94, EIRERBIPEENE sp. 7. 3. Disyogloieki Azarae. Azara’s Aracari. x Pter. rostro stramineo-flavo; mandibulae superioris lateribus macula longitu- dinali rufa. Am Rio Negro und Amazonenstrome. L’Aracari Azara, Levaill. Hist. Nat. des Ois. des Parad., Supp., pag. 40., t. A. Ramphastos Azara, Viell. 2. Edit. du Nouv. Dict. d’Hist. Nat., tom. xxKIV. pag. 283. — Ib. Ency. Meth. Orm., part. III. pag. 1431. Pteroglossus Azarae, Vieill. Gal. des Ois. tom. II. pl. et p. (not numbered.) — Wagl. Syst. Av. Pteroglossus, sp. 3. — Gray and Mitch., Gen. of Birds, vol. II. pag. 403, Pteroglos- sus sp. 6. — Sturm’s Edit. of Gould’s Mon. "of Ramph. pl. 4. Pteroglossus castanotis, Gould. Chestnut-cared Arapari. Pter. mandibula superiore flavescenti-rufa; culmine late nisi apice maculaque triangulari utringue nigro; mandibula inferiore nigra; regione parotica femoribusque saturate castaneis. Aın obern Amazonenstrome. Provinz Goyaz. Pteroglossus castanotis, Gould, in Proc. of Zool. Soc., P. I. pag. 119. — Ib. Mon. of. Ramph., . 43. — Ib. Sturm’s Edit. pl. . — Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. II. pag. 403. ; Pteroglossus, sp. 2. — Bonap, Consp. Gen. Av., pag. 93, Pieroglossus, sp. 2. 5. Pteroglossus viridis. Green Aragari. Mas, Mandibula superiore culmine flavo; a lateribus castaneo-rufis, supra linea longitudinali nigra; mandibula inferiore nigra, ad basin coccinea; capite colloque nigris. Foem. Capite colloque castaneis. Guiana, Cayenne und die daran grenzenden Landstriche des tropischen Amerika. Ramphastos viridis, Linn. MS Nat. tom. I. pag. 150. — Ib. Gmel. Edit., tom. I. pag. 353. — Lath. Ind. Orn., vol. I. pag. 138. — Shaw, Nat. Misc., pl. 717. Tucana Cayanensis, Briss, Orn., tom, IV. pag. 423. pl. XXXIH. Fig. 2. — Ib 8rvo. tom. II. pag. 162. Toucan verd d: Cayenne, Buff. Pl. Enl. 727. 728. — Ib. Hist. des Ois., tom. VII. pag. 127. Yellow-breasted Toucan, Edw. Glean. pl. 329. Green Toucan, Lath. Gen. Syn. tom. I. pag. 131. — Shaw, Gen. Zool., vol. III. pag. 370, pl. 48. — Lath. Gen, Hist., vol. II. pag. 288. Pteroglossus viridis. Ill. Prod., pag. 202. — Swains. Zool. Jll., vol. III. pl. 169. — Wall. Syst. Av. Pteroglossus, sp. 6. — Gould, Mon. of Ramph., pl. 21. — Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. II. pag. 403, Pteroglossus, sp. 8.— Bonap. Consp. Gen. Av., pag. 94. Pteroglossus, sp. 8. L’Aragari verd, Lev. Hist. nat. des Ois. de Parad,, pag. 41, 43. pl. 16, 17. Kamphastos glaber, Lath. Ind. Orn. tom. I. pag. 138. Smooth-billed Toucan, Lath. Gen. Syn. Supp., pag. 67. — Shaw, Gen, Zool., vol. VIII. pag. 375. — Lath. Gen. Hist., vol. II. pag. 280, Pteroglossus brevirostris, Less. Trait& d’Orn. pag. 198? 239 6. Selenidera piperivora. Culie Toucanet. Mas. Sel. rostro nigro, basin versus in rabrum transeunte; capite collo pecto- reque nigris ; corpore superiore olivaceo-viridi. Foem. Cervice castanea jugulo pectoreque cinereo, viridi-lavatis. In Cayenne. Am Amazonenstrome von der Mündung des Barra bis zum Rio Negro. Ramphastos piperivorus, Linn. Syst. nat., tom. I. pag. 150. — Gmel. Edit. vol. I. pag. 353. — Bor. nat. tom. II. pag. 92. — Laith. Ind. Orn., tom. I. pag. 138. — Viell. Ency. Möth. Orn., part. III. pag. 1433. Tucana Cayanensis torquata, Briss. Orn., tom. IV. pag. 429. pl. XXXII. Fig. 2. — Ib. 8ve. tom. II. pag. 163. Koulik, Buff. Hist. Nat. des Ois. tom. VII. pag. 128. Toucan & collier de Caienne, Buff. Pl. Enlum., 577, male. Toucan A ventre gris, Ib. 729, female. Green Toucan, Edw. Glean., pl. 330. Piperine Toucan, Lath. Gen. Syn., tom. I. pag. 334. — Id. Supp., pag. 67. — Shaw. Gen. Zool., vol. VIII. pag. 372. — Lath. Gen. Hist. vol, II. pag. 291. ( Pteroglossus Culik, Wagl. Syst. Av., Pteroglossus, sp. 10. — Gould, Mon. of Ramph. pl. 27. L’Aragari Koulik de la Guyane, Levaill. Hist. Nat. des Ois. de Parad., tom. Il. pag. 35, 37. pls. XIII. XIV. Pteroglossus piperivorus, Sturm’s Edit. of Gould’s Mon. of Ramph. pl. .— Gray and Mitch. Gen, of. Birds, vol. II. pag. 404. Pieroglossus, sp. 24. Selenidera piperivora, Bonap. Consp. Gen. Av. pag. 95. Selenidera, sp. 6. 7. Ramphastos Cuvieri, Wagl. Cuvier’s Tucan. Ramph. rostro tumido ad basin, brunneo-nigrescente, ceulmine luteo; genis, gutture, pectoreque albis lutescente-tinetis; tectricibus caudae superiori- bus aurantiaco-lavis. Am Amazonenstrome. Ramphastos Cuvieri Wagl. Syst. Av. Ramphastos, sp. 5. — Less. Traite d’Orn. pag. 171. Ramphästos, sp. 5. — Gould, Mon. of Ramph., pl. 2. — Ib. Sturm’s Edit. pl. . Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. II. pag. 403, Ramphastos, sp. 2. — Bonap. Consp. Gen. Av., pag. 92. Ramphastos, sp. 3. Le Grand Toucan & gorge orange, Levalll. Hist. Nat. des Ois. de Parad., tom. II. pag. 15. en Forsterorum, Wagl. Syst. Av, Ramphostos, sp. 9. — Gray and Mitch. Gen. of Birds, sp. 3. - 8. Ramphastos carinatus, Swains. Keel-billed Toucan. Pito canoa der Mexicaner. Ramph. rostro compresso, fascia angusta nigra basali circumdata, apice san- guineo; mandibula superiore viridi, culmine maculaque utrinque auratio- flavis ; gutture pectoreque luteis, uropygio albo. Toucan, or Brasilian Pie, Edw. Glean., vol. II. pag. 64. pl. 64. Yellow-breasted Toucan, Ib. vol. III. pag. 253. pl. 329. Ramphastos Tucanus, Shaw., Gen. Hist., vol. VII. pag. 362. — — — callorhinchus, Wagl. Syst. Av., Ramphastos, sp. 6. — — — paecilorhinchus, Licht. in Mus. Berlin. — — — sulfuratus, Less, Traite d’Orn., pag. 173. -- — — carinatus, Swains. Zool. Ill., vol. I. pl. 45. — Wagl. Syst. Av. Ramphastos, sp. 7. — Gould, Mon of Ramph., pl. 7. — Ib. Sturm’s Edit. pl. — — — piseivorus, Linn. Syst. Nat., tom. I. pag. 151. — Gmel. Edit. tom. I. pag. 355. —— Lath. Ind. Orn., tom. I. pag. 136. — Gray and Mitch. Gen: of Birds, vol. II. pag. 403. Ramphastos, sp. 6. — Bonap. Consp. Gen, Av., pag. 93. Ramphastos, sp. 9. Tucana Brasiliensis gutture albo, Briss, Orn., tom. IV. pag. 413. — Ib. 8vo., tom. II. pag. 158. Brazilian Toucan, Laith. Gen. Syn, tom. I. pag. 327. — Shaw. Nat. Misc., pl. 183. — Ib. Gen. Zool., vol. VIII. pag. 363. — Laith. Gen. Hist., vol. II. pag. 284. 9. Ramphastos erythrorhynchus, Gmel. Red-billed Toucan. Ramph. rostro rubro, culmine luteo; genis gutture, pectoreque, albis lute- scenti-tinetis; tectricibus caudae superioribus flavis. * Am Amazonenstrome in dicht bewaldeten Gegenden. Toucan Surinamensis niger ex albo, flavo, et rubro mixtus, Petiv. Gazoph. tom. 44. Fig. 13, Red-beaked Toucan, Edw. Glen. Nat. Hist., pag. 58, pl. 238. — Lath. Gen. Syn., vol. 1. pag. 328. Ramphastos Tucanus, Linn. Syst. Nat. Edit. 10. — Borowski, Natur., tom. II. pag. 97. t. 6. Tucana Cayanensis gutture albo, Briss., Orn. 4to. tom, IV. pag. 416. pl. XXXI. Fig. 2. 8vo. tom. II. pag. 159. Ramphastos erythrorhynchus, @mel. Edit. Linn. Syst. Nat. tom. I. pag. 355. — Wagl. Syst. Av. Ramphastos, sp. 2. —, Vig. in Zool. Journ., vol. II. pag. 473. — Gould, Mon. of Ramph. pl. 3. — Less. Traite d’Orn., pag. 170. Ramphastos, sp. 2. Ramphastos erythrorhyncos, Vieill. Eney. Meth, Orn., Part. Ill. pag. 1429. Ramphastos, sp. 3. 240 Le Tocan, Levaill. Hist. Nat. des Ois. de Parad. er II. pag.‘10. pl. 3. Le Tocan & collier jaune, Levaill. Ib., pag. 13. pl. 4 Red-billed Toucan, Lath. Gen. Hist., vol. II. pag. 283. — Shaw. Gen. Hist., vol. VIII. pag. 367. pl. 47. — Ib. Nat. Misc., pl. 183. - Ramphastos Levaillantii, Wagl. Syst. Av., Ramphastos, sp. 3. — Less. Traite d’Orn., pag. 170. Ramphastos, sp. 3 10. Ramphastos Ariel, Vig. Ariel Toucan. Ramph. rostro nigro; fascia basali aurantia, culmine ad basin caeruleo, gula, genis, guttureque aurantio-luteis, hujus margine inferiore sulphureo; erisso uropygioque coccineis. Brasilien. Am Amazonenstrome. Tucana, sive Toucan Brasiliensibus, Marcg. Hist. Bras., pag. 217. — Ib. Orig. Drawing in Roy. Lib. Berl. (J. Natterer.) Tucana Brasiliensis gutture luteo, Briss. Orn,, tom. IV. pag. 419. pl. XXXI. Fig. 1. Le Toucan ä& gorge jaune du Bresil, Buff. Pl. Enl. 307. Le Toucan de Para de l’Amerique me£ridionale, Vieill. Gal. des Ois. Supp. Ramphastos Ariel, Vig. in Zool. Journ. vol. II. pag. 466. — Gould, Mon. of Ramph., pl. 10. — — — Temminckii, Wagl. Syst. Av., Ramphastos, sp. 10. — Sturm’s Edit. of Gould’s Mon. of Ramph. pl. — — — Tucanus, Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. II. pag. 403. Ramphastos, sp. 10. 11. Andigena hypoglaucus, Gould. Grey-breasted Hill-Toucan. And. mandibulis linea basali eircumdatis macula triangulari subbasali nigra plagaque viridi-flava nigro-marginata notatis; superioris ‘culmine lateri- busque antrorsum saturate sanguineis, inferiore, nisi basin versus, atra; corpore inferiore caeruleo-cano. Auf den Andes. Pteroglossus hypoglaucus, Gould, in Proc. ef Zool. Soc., Part. I. pag. 70. — Ib. Mon. of Ramph., pl. 19. — Ib. Sturm’s Edit., pl. . — Gray and Mitch. @en. of Birds, vol. II pag. 403, Pteroglossus, sp. 9. — Bonap. Consp. Gen. Av. sp. 9. 12. Andigena nigrirostris, Black-billed Hill-Toucan. And. rostro nigro; gula alba; corpore inferiore pallide cyaneo. Santa Fe de Bogata. Auf den Andes. Pieroglossus nigrirostris, Waterh. in Proc. of Zool. Soc. Part. VII. pag. 111. — Gray and ” Mitch. Gen. of Birds, vol. II. pag. 404. Pteroglossus, sp. 18. — Bonap. Consp. Gen. Av. pag. 94. Pteroglossus, sp. 10. — — — melanorhynchus, Sturm’s Edit. of Gould’s Mon. of Ramph. pl. 13. Andigena laminirostris, Gould. Laminated Hill-Toucan. And. rostro ad basin coccineo; culmine et apice nigris; lateribus laminatis corneis; corpore subtus cinereo-cyaneo. In den Wäldern am Fusse des Pichincha in der Provinz Ecuador. Andigena laminirostris, Gould, in Proc. of Zool. Soc., 1850, pag. 93. 14. Andigena cuccullatus, Gould. Hooded Hill-Toucan. And. rostro flavo, nisi tertia parte apicali, ei macula oblonga ne ad basin mandibulae inferioris, nigris; dorso, humeris, apicibusque tectricum alarum majorum aureo-oleagineis, uropygio autem ei tectricibus caudae superioribus viridi-flavis infectis. In den Wäldern des Cocapata, bei Cochabamba. Pteroglossus cueullatus, Gould, in Proc. of Zool. Soc. Part. XIV. pag..69. — Gray and Mitch. Gen. of Birds, vol. III. App. pag. 19. (App. to. pag. 404.) _ Bonap. Consp. Gen. Av. pag. 95. Pteroglossus, sp. 18. Die Kreuzschnäbel. Crucirostrae, Cuv. Von L. Brehm. (Schluss.) V. Weissbindige Kreuzschnäbel. Crucirostrae albi- fasciatae. Sie haben breite weisse Binden auf den Flügeln. 1) Der dreibindige Kreuzschnabel. (Der grosse weiss- bindige Kreuzschnabel.) Crucirostra trifasciata, Brm. Abbild. Nr. 15. Artkennzeichen. | Länge 6” 4. Farbe des alten Männchens ein helles prächtiges Johannisbeerroth, das nur den Bauch nicht den Nacken grau lässt; über der obersten der mittelbreiten weissenBinden steht beim Männchen eine kleine rosenrothe. Das alte Weibchen hat auf den gelbgrünen Seiten des Un- terkörpers deutliche schwarzgraue Längeflecken. Ausführliche Beschreibung. Dieser schöne Kreuzschnabel ist der grösste dieser Abtheilung 6 4 lang, wovon auf den 4 tief ausgeschnittenen Schwanz 2 2 gehen, und 10‘ 5 breit, wovon die Schwingenspitze 2" 9“ weg- nimmt. Der wenig gekrümmte schwache, in einen langen Haken aus- . gehende Oberkiefer misst im Bogen 40, in gerader Linie 91", der untere, über welchem der Haken des obern 2,‘ hinausragt in gerader Linie 7‘, der Hals 11‘, der Rumpf 1“ 10, der Schenkel 9°, das Schienbein 121%‘, die Fusswurzel 7’, die Mittelzehe mit dem Nagel 10%, die äussere 7’, die innere 613‘, die hintere 6‘. Naumannia. 1853. 16 242 Das alte Männchen. Der Schnabel ist dunkelhornfarben, an der Schneide lichter; der innere Schnabel weisslich, der Augenstern schwärz- lich, an den Nägeln hornschwarz, an der Sohle schmutzigweiss ; die Bor- stenhaare der Nasenlöcher sind röthlichgrau; der Oberkopf ist schön johannisbeerroth, der Hinterhals und Oberrücken etwas matter; auf dem erstern schimmert das Grau, auf dem letztern das Braun der Grund- farbe etwas durch; die Schultern sind braunschwarz mit röthlichen Spitzen- _kanten; der Unterrücken und Bürzel blass, aber sehr schön johannis- beerroth, von den 18 Schwungfedern sind die 3 vordersten gleich lang und wie die folgenden schmal, vorn abgerundet, die andern abgerundet, die 6 ersten der 2. Ordnung ab-, am Schafte etwas ausgeschnitten; alle mattschwarz, auf der äussern Fahne rothgrau gesäumt , auf der innern weissgrau gekantet; die Oberflügeldeckfedern mattschwarz, auf der äus- sern Fahne rothgrau gesäumt, die längsten und mittlern der Schwung- federn 2. Ordnung haben breite weisse röthlich angeflogene, die auf sie folgenden rosenrothe Spitzen, wodurch 2 breite weisse und 1 schmale rosenrothe Binde auf dem Flügel entstehen, denen die weissen Spitzen der 3 hintersten Schwungfedern entsprechen. Der Unterflügel ist schwarzgrau, ebenso seine Deckfedern, von denen die kürzesten schwach röthlich überflogen sind. Die schwarzbraunen Steuer- federn sind auf der äussern Fahne röthlich, auf der innern weisslich ge- säumt. Der Unterkörper ist prächtig hell johannisbeerroth, am Ursprunge des Kinns und auf dem Bauche weissgrau, an den Seiten des letztern roth mit wenig bemerkbaren schwarzgrauen Längeflecken; die weiss- lichen, röthlich überflogenen Unterschwanzdeckfedern naboR an ‚der Wurzel einen schwärzlichen Längefleck. Das alte Weibchen ist etwas kleiner als das Männchen, aber auch schön. Der Schnabel und Fuss ist lichter als beim Männchen; der Oberkörper tiefgrau, auf dem Kopfe und Rücken grünlich überflogen mit wenig scharf begrenzten schwärzlichen Längestreifen ; der Bürzel blass zitronengelb; die mattschwarzen Schwung- und Steuerfedern auf der äussern Fahne grünlich gesäumt, auf dem Flügel stehen nur 2 breite weisse Binden, ‘denen die weissen Spitzenkanten der 3 hin- tersten Schwungfedern entsprechen. Der Unterkörper ist eigentlich weissgrau, auf dem Kropfe und an den Seiten mit Gelbgrün bedeckt, und überall, die Mitte der Unterbrust und des Bauches ausgenommen, mit wenig begrenzten, aber doch deutlichen grauschwarzen Länge- und 243 Schaftflecken; die schwärzlichen Unterschwanzdeckfedern haben eine weisse Kante, welche aber das Schwarz nicht verdeckt. Die jungen und einjährigen Vögel kenne ich nicht. Zergliederung. Der Kopf ähnelt dem der Verwandten, er ist gross breit und hoch; an der Kinnladenseite, auf welche der Unterkiefer überschlägt, mit sehr starker Muskellage. Die Stirn ist breit, tief und breit gefurcht, vorn sanft aufsteigend, an dem Augenknochenrande aufgeworfen, auf der Hinterstirn buckelartig erhöht, dann nach dem wenig vortretenden Hin- terkopf stark und im Bogen abfallend, an den grossen Ohren zusammen- gedrückt; der Rumpf ist gedrungen; eine Rippe liegt unter der Brust; die Zunge sehr schmal, spitzig, oben gefurcht, unten mit einem Kiele, dunkelperlblau; ‚der innere Schnabel und Gaumen wie bei den Verwandten, ebenso die Leber. Die Luftröhre ist mittelweit, etwas knorpelig, zart geringelt, tief in der Brust mit einem grossen Muskel- apparate und kurzen Aesten; die Speiseröhre, der Kropf, der Vormagen, der eigentliche, inwendig sehr grüne Magen wie oben; der Darm ist 8° lang, wie ein Rabenkiel stark, mit warzen- artigen, gewöhnlichen Blinddärmen, Aufenthalt. Der dreibindige Kreuzschnabel gehört zu den grössten Seltenheiten in unserm Vaterlande. Die beiden beschriebenen sind die einzigen, welche ich gesehen habe. Das Männchen wurde am 24. Februar 1844 eine halbe Stunde von hier im Fichtenwalde gefangen. Das Weibchen erschien früher; denn dieses wurde am 15. November 1830 bei Roda gefangen. Beide kamen also in der strengen Jahreszeit hier vor und ich zweifle sehr, dass unser Kreuzschnabel zur Brutzeit hier bemerkt worden ist. Es ist sehr zu wünschen, dass unsere Orni- thologen, die nach seiner und der auf ihn folgenden hier gegebenen Beschreibung beide Kreuzschnäbel leicht werden unterscheiden können, in dieser Zeitschrift über das Vorkommen dieses seltenen Gastes in un- serm Vaterlande Nachricht geben. Ich vermuthe, dass unter den weiss- bindigen, welche Herr Schneider in Dresden vor mehren Jahren aus der Lausitz erhielt, unser Kreuzschnabel wohl gewesen sein mag. Wie mancher mag in unserem Vaterlande gefangen, abgewürgt, und verzehrt worden sein! Möchten sich überall Freunde der Naturge- . 16 * schichte finden, welche die seltenen Thiere, die unser Deutschland als verirrte Wanderer besuchen und erlegt oder gefangen werden, ankau- fen, und vor dem Untergange bewahren. Betragen. Es ist mir nicht möglich gewesen, diesen Kreuzschnabel im Freien zu beobachten, allein in. der Gefangenschaft habe ich seine Ei- genschaften hinlänglich bemerken können. Das oben beschriebene Männchen wurde bald zahm und machte sich im Käfige sehr schön. Es sah herrlich aus, wenn es in seinem Glockenbauer herumkletterte und bald das herrliche Roth seines Vorderkörpers, bald den durch seine weissen Binden gehobenen und verschönerten Hinterkörper sehen liess. In kurzer Zeit war es so zahm, dass es nicht nur keine Furcht mehr vor seinem Herrn hatte, sondern auch durch die Gegenwart anderer Menschen nicht gestört wurde. Sein Lockton hat mit dem des Fick- tenkreuzschnabels einige Achnlichkeit, woher es auch kommt, ‚dass dieser ihn anlockt; allein der Kenner unterscheidet ihn sogleich; denn er nähert sich dem Tritt, Tritt des folgenden und klingt weniger voll als das Gip, Gip des genannten Verwandten. Sein Gesang hat zwar nicht die Stärke und das Schlagartige des Crucirostra rubrifasciata; allein er ist noch manichfaltiger und hat sehr angenehme Töne, so dass es eine Freude ist, ihm zuzuhören. Dieser Kreuzschnabel sang gewöhnlich in den Frühstunden und am Schönsten, wenn er an, oder vor das Fenster gehangen wurde. Die Veränderung des Orts, welche sonst die Kreuzschnäbel sehr übel empfinden, schien ihn wenig zu belästigen. So lebte dieser schöne Vogel in völliger Gesundheit bis in,den Mai; da fing er an,. das Fres- sen zu versagen und eine traurige Figur zu spielen. Am 14. Mai be- kam er kurzen Athem, bekümmerte sich gar nicht mehr um sein Fut- ter, sass auf einer Stelle, sperrte den Schnabel auf und athmete so stark und so schnell, dass man jeden Athemzug, an seinem Körper sah. Wir merkten sogleich, dass er Lungenentzündung hatte und gaben den herrlichen Vogel auf. Er starb auch wirklich am andern Tage, obgleich er nicht nur wohlbeleibt, sondern sogar fett war. Das Weibchen besass mein Freund, der Herr Dr. Richter in Roda. Er bekam ihn sogleich nachdem er gefangen worden war, am 15. November 1830. Sein Betragen war dem des Männchens ähn- lich, ebenso sein Lockton, und es war seines Herrn Freude, der es mit 245 besonderer Liebe pflegte, dennoch konnte er es auch nicht lange am Leben erhalten; es starb ebenfalls wohlbeleibt und fett am 12. Feb- ruar 1831. Nahrung. Dieser Kreuzschnabel frass in der Gefangenschaft Fichtensamen und Hanf; den erstern offenbar lieber als den letztern. In unserer Gegend kann er.in der Freiheit nur Fichtensamen verzehren; denn einen Kiefernzapfen aufzubrechen, ist er mit seinem schwachen Schnabel gar nicht im Stande. Ja ich glaube, ‚dass er in seiner Heimath sogar eine andere Nahrung, als Fichtensamen hat; denn sein Schnabel ist so zart, dass er wahrscheinlich den Samen einer Pinusart frisst, welche zartere Zapfen als unsere Fichte trägt; doch ist das nur eine Vermuthung. So viel ist aber höchst wahrscheinlich, dass Asien sein Vaterland ist. Man fängt ihn, wie die Verwandten, auf:der Locke, da er auf den Lockton ‘der Fichtenkreuzschnäbel hört. 2) Der zweibindige Kreuzschnabel. Crucirostra bifasciata, Brm. (Loxia taenioptera, Glog.) Abbild. Nr. 16. Artkennzeichen. Länge 6“; Farbe des alten Männchens ein prächtiges Johannisbeerroth, welches die Mitte des Unterkörpers vom Kopfe an und den Nacken grau lässt; auf dem Flügel stehen 2 weisse, mittelbreite Binden. Das Weibchen hat auf den graugelbgrünen Seiten des Unterkörpers ver- waschene schwarzgraue Flecken. Ausführliche Beschreibung. Unser zweibindiger Kreuzschnabel ist merklich kleiner. als der dreibindige, nur 6“ lang, wovon auf den 4“ tief ausgeschnit- tenen Schwanz 3° gehen, und 10“ breit, ‚wovon die Schwingenspitze 3 54 wegnimmt. Der ziemlich gekrümmte, mittelstarke, in kurzen Haken ausgehende Oberkiefer misst im Bogen 8, in gerader Linie 7“; der untere, über welchen der Haken des obern 2’ hinausragt, in gerader Linie 6°; die Fusswurzel 6Y%‘, die Mittelzehe mit dem Nagel ‚8, die äussere 6‘, die innere 5%, die hintere 6. Dieser Vogel unterscheidet sich von dem zunächst Vorhergehenden: 1) durch die . 246 geringere Grösse; 2) den kürzern, stärkern und mehr gekrümmten Schnabel, und 3) die andere Zeichnung. Das alte Männchen hat zwar ein ähnliches Roth wie Nr. 1; allein seine Zeichnung ist dennoch ganz anders. Das Johannisbeer- oder Zinnoberroth befindet sich nämlich nur an den Spitzen der schwarzgrauen Federn, welche noch überdiess eine tiefschwarzgraue und eine blassrothe Querbinde, den Oberkopf ausgenommen, vor dem Roth haben, wodurch wie bei dem Sprosser deut- liche dunkle und helle Muschelflecke entstehen, welche ‚ dem Vorhergehenden gänzlich fehlen. Ueberdiess lässt dieses Roth die ganze Mitte des Unterkörpers vom Kropfe an und den Nacken frei, welche tiefgrau erscheinen, nimmt auch nur die Mitte des Rückens in einem Dreiecke ein, bis sich die lange Spitze desselben zu dem brei- ten Felde des prächtigen Roths auf dem Unterrücken ‚und Bürzel erwei- tert. Die Schultern sind entweder rein schwarzbraun oder roth ange- flogen. Die weissen Binden sind breiter als bei dem Vorhergehenden. Das alte Weibchen ähnelt auf dem Oberkörper dem des zu- nächst Vorhergehenden sehr; allein auf dem graugrünlichen Unterkörper sind seine dunkel- oder schwarzgraue Längeflecken noch weniger scharf begrenzt als bei Nr. 1, wodurch er nicht wie dunkel gestreift, sondern wie so geschuppt erscheint, was eine ganz andere Zeichnung bewirkt. Die unvermauserten Vögel haben im Wesentlichen die Zeich- nung der jungen Fichtenkreuzschnäbel (siehe Naumanns Abbildung); allein ihre Grundfarbe ist auf dem Ober- und Unterkörper dunkler, oben grau, fast ganz mit schwärzlichen Längeflecken bedeckt, nur auf den Schultern mit einem Anfluge von Grün, auf dem Bürzel mit matterm Gelb in der Grundfarbe, auf dem Unterkörper grauweiss ohne Spur von Grün oder Gelbgrün, mit noch grössern schwarzen Längeflecken als bei den gleich alten Fichtenkreuzschnäbeln. Den Hauptunterschied aber bilden die 2 weissen Flügelbinden, welche, wenn auch etwas schmäler als bei den alten Vögeln, immer noch 2‘ breit und schon von Weitem sehr bemerkbar sind. Ihnen entsprechen die deutlichen weissen Federkanten an den 3 hintersten Schwungfedern. f i Aufenthalt. Es ist mir unmöglich über das eigentliche Vaterland dieses Kreuz- schnabels etwas Bestimmtes zu sagen. Dass es Amerika nicht: ist, kann ich mit Gewissheit behaupten, weil der dort wohnende eine ganz 247 andere Art, als der unsrige ist, wie sich weiter unten zeigen wird. Mir scheint er in Asien zu wohnen; dass er aber zuweilen auch in un- serm Erdtheile brütet, leidet keinen Zweifel, weil man mitten in Deutsch- land zuweilen Vögel im reinen Jugendkleide und alte mit vermauserten Brutflecken erhält. Naumann hat, wie schon oben bemerkt wurde, einen ganz jungen Vogel abgebildet, und ich besitze einen, an welchem. nicht nur keine Feder vermausert, sondern auch kein Federrand abgerieben ist. Ebenso habe ich in meiner ‚Sammlung alte Vögel, welche nach der Brut keine Feder erneuert haben. Diese können unmöglich in Asien gebrütet haben, sonst wären sie in diesem Zustande. nicht bis zu uns gekommen. In unserm Vaterlande ist er ein seltener Gast. Im August 1826 erschien er auf dem Thüringerwalde in kleinen Flügen und er- regte grosses Aufsehen, weil nur alte Vogelsteller von seinem frühern Vorkommen zu erzählen wussten. Er strich 5.bis 6 Wochen in den dortigen Fichtenwäldern herum und ist seit. jener Zeit dort wenigstens in Flügen nicht wieder bemerkt worden. Anders war es in der Lausitz, wo er, wenn ich mich recht erinnere, ‘im Jahre 1845 wieder vorkam; ebenso auch in der Nähe von Dresden. Aus den hiesigen ‘Wäldern habe ich noch keinen erhalten. ET Betragen. Der Herr Förster Bonde in Gehlberg bei Zella St. Blasii schildert mir diesen Vogel, welchen er auch in der Freiheit genau beobachtet hat, als ganz arglos.. Er muss in Gegenden wohnen, in denen er mit dem Hauptfeinde aller Geschöpfe in gar keine Berührung kömmt , ‘denn er hat von den Ränken und der Hinterlist gar keinen Begriff. Er scheut ihn kaum mehr als ein anderes grosses Geschöpf, er ist ungemein leicht zu fangen und zu schiessen, weil er mit allen Nachstellungen ganz un- bekannt ist. In seinen Stellungen, seinem Fluge, seiner Art zu hüpfen und zu klettern, hat er mit den Verwandten grosse Aechnlichkeit; sein Lockton ist: Tritt, tritt, tritt, und von dem gip, gip,; gip. der Fichtenkreuzschnäbel bedeutend verschieden; allein dessen ungeachtet hört er auf den Ruf der Fichtenkreuzschnäbel und lässt sich durch ihn herbeilocken. Sein Gesang ist allerdings Kreuzschnabelgesang, aber ziemlich mannichfaltig und recht angenehm, aber schwer zu be- schreiben. Er ertönt auch im Käfige den. grössten Theil des Jahres; denn unser Kreuzschnabel ist ein fleissiger Sänger und erfreut, wie das ganze Betragen des Vogels, den Freund der Stubenvögel. Es ist 248 sehr schade, dass das herrliche Roth seines Gefieders in der Gefangen- schaft schon in der ersten Mauser in Grüngelb oder Gelbgrün übergeht. Nahrung. Er frisst in der Freiheit vorzugsweise Fichtensamen, seltner den Samen der Lärchenbäume, ob auch Tannensamen kann ich nicht sagen. Zu dem Kiefernsamen kann er nur dann gelangen, wenn die Zapfen schon etwas aufgesprungen sind, Ueber die Jagd und den Fang desselben ist schon oben die Rede gewesen; den Nutzen und Schaden, wie die Feinde hat er mit den andern Kreuzschnäbeln gemein, 3) Der weissbindige Kreuzschnabel. Crucirostra taenioptera, Brm, (Loxia taenioptera, Glog.) Abbild. Nr. 17. Artkennzeichen, Länge 5‘ 8, Farbe des alten Männchens ein schönes Johannisbeerroth, das denBauch und die Schultern frei lässt; die weissen Flügelbinden sind bei den alten Vögeln sehr breit, Das Weibchen hat auf dem grauen, schwärzlich ge- streiften Unterkörper kaum eine Andeutung von Grün; der Schnabel ist ziemlich kurz und hoch. Ausführliche Beschreibung. Er ist nur 5‘ 8‘ Jang, wovon auf den Schwanz 2‘ 4“ kommen und 9 6‘ breit, wovon die Schwingenspitze 3 2 wegnimmt; der stark gekrümmte hohe, in einen kurzen Haken ausgehende Oberschnabel misst im Bogen 8“, in gerader Linie 7 a’, der untere, über welchen der obere nur 1“‘ weit vorsteht, in gerader Linie 64‘, der Hals 11, der Rumpf 26“, der Schenkel 812‘, das Schienbein 111%’, die Fuss- wurzel 6‘, die Mittelzehe 7%‘, die äussere 6%‘, die innere 544, die hintere 51% '". Das alte Männchen. Der Schnabel ist dunkelhornfarben, an der Kante lichter, der Rachen rosenroth, der innere Schnabel hornweisslich, der Augenstern hellbraun, der Fuss braun, an den Nägeln hornschwärz- lich, an der Sohle schmutzigweiss. Ein schönes Johannis- oder Schar- lachroth bedeckt den ganzen Körper, den weissgrauen Bauch ausgenom- men; auf dem Nacken befindet sich dieses Roth nur an den Spitzen der _ 249 Federn, und auf den schwarzbraunen Schultern ist es nur in einem An- fluge zu sehen, und am Schönsten erscheint es auf dem Bürzel. Auf dem schwarzen Flügel stehen 2 so breite blendend weisse Binden, dass das zwischen ihnen stehende schwarze Band schmäler als diese ist. Ihnen entsprechen die weissen Spitzen der 3 hintersten Schwungfedern, welche so ausgedehnt sind, dass das Weiss dieser 3 Federn bei den zusammengelegten Flügeln sich berührt. Auch die rothen Ränder an den Schwung- und Steuerfedern sind sehr deutlich. Er ist unter den europäischen Kreuzschnäbeln derjenige, welcher die schönste Flügelzeich- nung hat. Das Stubenkleid der alten Männchen ist weit schöner als bei allen“ Vorhergehenden; anstatt des Roth bedeckt ein schönes blasses Goldzitronengelb den Körper, welches den weisslichen Bauch frei lässt, auf dem Nacken nur an den Spitzen der Federn und an den grau- schwarzen Schultern nur in einem Anfluge zu sehen ist. Die Unter- schwanzdeckfedern sind reinweiss mit schwärzlichen Schaftstreifen; die Flügelzeichnung wie in der Freiheit mit dem Unterschiede, dass die Schwung-, wie die Steuerfedern graugelblich und weiss gesäumt sind. Der Unterflügel schwarzgrau mit weisslichen an den mittlern Unterflügel- deckfedern schwefelgelben Federrändern. Das Weibchen. Es ist kaum kleiner als das Männchen aber viel kleiner als das des zunächst Vorhergehenden, welchem es auf dem Oberkörper sehr ähnelt, die breitern Flügelbinden und den blassgelben, schwärzlich gefleckten Bürzel ausgenommen; der ganze Unterkörper ist hellgrau, kaum grünlich angeflogen mit wenig scharf begrenzten schwarz-- grauen Längeflecken, welche auf dem Bauche fehlen. Das Jugendkleid ähnelt dem des zunächst Vorhergehenden, Die- ser Vogel unterscheidet sich also von allen Vorhergehenden und dem zunächst folgenden weissbindigen Kreuzschnäbeln: 1) Durch die geringere Grösse und 2) durch die breiten weissen Flügel- binden. Zergliederung. Im innern Bau hat er mit den Verwandten grosse Achnlichkeit. Der Kopf ist wenig gewölbt, auf der Stirn breit und wenig gefurcht, am Augenknochenrande aufgeworfen, der Scheitel so hoch als dieser, nach ihm fällt der Kopf allmählig, also wenig steil nach dem kaum vor- tretenden Hinterkopfe ab, Der innere Schnabel hat aber 2 flache 250 - Furchen und ähnelt übrigens, wie der Gaumen, den Vorhergehenden; die Zunge ist sehr schmal und.hoch, wenig löffelartig, vorn hornartig. Der Körper mittellang, etwas schmal, die Brust, an deren Ende die letzte Rippe liegt, und der Bauch mittellang. Die Luftröhre fast häutig, fein geringelt, walzenförmig, gewöhnlich etwas niedergedrückt, an der Spaltung tief in der Brust kaum erweitert mit deutlichem Muskelapparate - und kurzen Aesten. Der rechte lange Lappen der Leber liegt vor dem Magen. Die Speiseröhre, der mittelgrosse Kropf, der drüsige Vormagen, der kleine, muskelvolle, an den Muskelstöcken bläuliche, übrigens rohfleischfarbige, inwendig lederartige, grüne Magen wie bei den Verwandten; der Darm eng, enger als ein Rabenkiel, 7‘ lang mit 2 kleinen Blinddärmen. l Aufenthalt. Dieser Kreuzschnabel ist eine sehr seltene Erscheinung: in unse- rem Vaterlande. Im August 1826 kam er einzeln unter den zweibin- digen, welche damals den Thüringerwald besuchten, vor; er zeigte sich in demselben Jahre einzeln in den Gebirgen des Voigtlandes; spä- ter ist mir nur einer. vorgekommen und zwar auf den Bergen des Rodathales, wo ein Weibchen am 20. November 1830 gefangen wurde. Seit jener Zeit ist in unsern Gegenden keiner wieder erbeutet worden, woher diese Vögel gekommen, ist nicht zu sagen. Betragen. In der Freiheit hat er in seinen Sitten mit den beiden Vorher- gehenden grosse Aehnlichkeit; er ist eben so arglos und unvorsichtig als diese und hat fast denselben Lockton: Tritt, tritt, tritt. In der Gefangenschaft zeigt er seine ganze Liebenswürdigkeit. Ich besass einen, welchen mir mein Freund Herr Bonde geschenkt hatte, über 8 Jahre. Er war im August 1820 auf dem Thüringerwalde gefangen und starb am 14. December 1834. Ich nannte ihn Anton und hing ihn, um ihn recht zahm zu machen, in einem Glockenbauer ganz niedrig und fütterte ihn auf das Sorgfältigste. Er war aber auch einer der lie- benswürdigsten Vögel, welche ich je gehabt habe. Er kannte mich schon von Weitem und bezeigte durch eine sehr anmuthige Kopfbewe- gung seine Freude, wenn ich im Zimmer erschien oder mich ihm näherte. Rief ich Anton! so antwortete er: Tritt, tritt, tritt, und streckte den Kopf vor, um mir seine Aufmerksamkeit zu beweisen, Griff ich in 251 den Käfig, so wich er nicht zurück ; sondern lockte leise, liess sich an- greifen und streicheln, setzte sich auf den Finger, flog nicht fort, wenn ich die Hand aus dem Käfige zog und ihn in der Stube herumtrug. Es ist nicht zu beschreiben, wie sehr sich dieser liebe Vogel bemühte, um mir seine Zärtlichkeit auf alle Art zu beweisen. Sein Gesang war sehr angenehm und mannichfaltig; er hatte leise, zwitschernde und starke Gurgeltöne, welche wunderbar mit einander abwechselten und recht lieb- lich tönten, so dass man ihm mit Vergnügen zuhörte. Er sass gewöhn- lich mit locker anliegenden Federn fast wagerecht auf seiner Sitzstange und kletterte mit bewundernswürdiger Geschicklichkeit. ‘Ganz ruhig war er selten, wenn er auch unbeweglich zu sitzen schien; drehte er we- nigstens den Kopf hin und her. Es ist natürlich, dass dieser Kreuz- schnabel der Liebling der ganzen Familie war, von allen Gliedern der- selben gehätschelt und sehr bedauert wurde als er an einer Knochener- weichung starb. Er hat die oben beschriebene Zeichnung "des Stuben- kleides und einen etwas langen Haken am Ober- und Unterkiefer. Nahrung. In unserm Vaterlande frisst er den Samen der Fichten, Kiefern und Lärchen, Den Kiefernsamen kann er nur dann habhaft werden, wenn die Zapfen etwas aufgesprungen sind. Auch in der Gefangenschaft zieht er den Samen der Nadelbäume dem Hanfe weit vor, Sein Fang wird wie bei den Verwandten betrieben. 4) Der gelbrothe weissbindige Kreuzschnabel. Crucirostra orientalis, Brm. Abbild. Nr. 18. Artkennzeichen, Länge 5“ 11“; Hauptfarbe des alten Männchens gelbroth; der Flügel mit 2 breiten weissen Binden. Ausführliche Beschreibung. Dieser höchst merkwürdige Vogel ist fast so gross als Nr. 2, nur 5 10 bis 6° lang, wovon der Schwanz 2 2 bis 4 misst und 9“ 9“ breit, wovon die Schwingenspitze 3” 4“ wegnimmt, Der sehr gekrümmte starke, in mittellangen Haken ausgehende Oberkiefer, wel- cher über den untern 13‘ weit vorsteht, misst im Bogen 8'', in ge- rader Linie 7%‘, der untere in gerader Linie 6; die Fusswurzel 252 612“, die Mittelzehe mit dem Nagel 81%“, die äussere 5%, die innere 51%", die hintere 6. | Das alte Männchen. Der Schnabel ist dunkel-, an der Schneide und am Unterkiefer hellhornfarben, der Augenstern und Fuss hellbraun, an den Nägeln dunkelhornfarben, die Borstenhaare der Nasenlöcher sind grau; die Hauptfarbe des Gefieders ist gelbroth, was den weissgrauen Bauch frei lässt, einen Streif auf der Mitte des Rückens bildet, sich auf dem tiefgrauen Nacken und an den schwärzlichen Schul- tern im gelben Federspitzen zeigt, und auf dem Bürzel in grösster Schönheit prangt. Auf dem schwarzen Flügel, dessen Schwungfedern wie die Steuerfedern gelb gesäumt sind, stehen 2 sehr breite weisse, gelbröthlich angeflogene Binden, denen die weissen Spitzen der 3 hintersten Schwungfedern entsprechen; fast alle Schwungfedern sind an der Spitze weiss gesäumt; der Schwanz ist 3 tief ausgeschnitten; seine Oberdeckfedern sind schwarz mit gelben Spitzen, die untern weiss mit schwärzlichen Längeflecken. Von dem Gelbroth, welches den vor- dersten Theil der Feder einnimmt, befindet sich ein gelblicher Querstreif, welcher durch einen grauschwarzen von dem schwarzgrauen Grunde ge- trennt ist. Diess sieht man am Deutlichsten auf dem Kopfe. Das alte Weibchen ähnelt dem von Nr. 2, dem von Crucirostra bifasciata, ist aber etwas kleiner, hat einen längern Haken am Ober- und Unterschnabel und einen grauen, grünlich überflogenen, mit grün- lich braunen und dunkelgrünen, zum Theil wenig scharf begrenzten Längeflecken besetzten Unterkörper; der Bürzel ist schwefelgelb. Aufenthalt. Dieser Kreuzschnabel lebt auf dem Himalajagebirge; er ist sehr kenntlich abgebildet in dem Werke von Bonaparte und Schlegel über die Kernbeisser und Finken. Allein er muss auch anderwärts vorkommen; denn das eben beschriebene Männchen wurde im Anfange des Novem- ber 1826 in den Gebirgen unweit Wiens gefangen, am 15. November jenes Jahres auf den Wiener Vogelmarkt gebracht und dort von dem Grafen von Gourey-Droitaumont gekauft und mir, als es gestorben war, zugesandt. Das Weibchen wurde im August auf dem Thüringerwalde gefangen, und von Herrn Förster Bonde, dessen Güte ich es verdanke, erworben. Ob noch mehre Vögel dieser sehr ausgezeichneten Art in Deutschland erbeutet worden sind, kann ich nicht sagen; allein es ist ein Umstand von gröster Merkwürdigkeit, dass dieser dem Himalajage- 253 birge angehörige Kreuzschnabel in Deutschland vorgekommen ist. Es ist diess ein neuer Beweis, wie wichtig für die’ Naturgeschichte ein sorgfältiges Beobachten und eine genaue Unterscheidung der Vögel ist. Durch Beides wird unsere deutsche und europäische Fauna von Jahr zu Jahr vermehrt werden, Betragen. Der Herr Graf von Gourcy-Droitaumont hatte unsern Vogel einige Zeit lebendig und viele Freude an ihm, denn er war sehr lieblich, wurde bald zahm, lernte seinen Herrn kennen und lieben und fing schon an zu singen als er starb. In seinem ganzen Wesen glich er seinen nahen Verwandten. Es war sehr schade, dass er nicht länger lebte; sein Be- sitzer, ein sehr scharfer Beobachter, wie er sich in unserem Werke über die Stubenvögel gezeigt hat, würde uns über ihn viel Interessan- tes mitgetheilt haben. | Seine Nahrung besteht wie bei den Verwandten in dem Samen der Nadelbäume, in unserem Vaterlande natürlich aus dem der Fichten, Kiefern und Lärchen. Sein Fang ist wegen seiner grossen Unvorsichtigkeit und Arglosig- keit eben so leicht wie bei den andern weissbindigen Kreuzschnä- beln, welche alle ihre Unbekanntschaft mit der menschlichen Arglist in unserem Vaterlande sehr theuer bezahlen müssen. 5) Der ähnliche Kreuzschnabel. Crucirostra assimilis, Brm. Abbild. Nr. 19, Artkennzeichen. Länge 5” 8%, 2 weisse Binden auf dem Flügel. Der Schnabel ist gestreckt, niedrig, mit kurzem Haken. Ausführliche Beschreibung. Dieser Kreuzschnabel ist ein höchst merkwürdiger Vogel, denn er steht gerade in‘ der Mitte zwischen dem Vorhergehenden und dem Folgenden und würde Nr. 3 ganz ähnlich sein, wenn nicht‘ sein Schnabel ganz anders wäre, denn dieser ist 74‘ im Bogen, in gerader Linie 7 lang, sehr wenig gebogen mit kurzem Haken, über die 6‘ lange Unterkinnlade 1‘ weit vorstehend, ganz besonders durch seine ge- ringe Höhe und der sehr wenig gebogenen Haken — der des Unterkiefers reicht nicht bis zur Hälfte der Höhe des Oberkiefers hinauf — ausgezeichnet, Seine andern Maasse sind wie bei Nr. 3. Sein Schnabel 254 ist hornfarben, am Oberkiefer dunkel, am untern hell; der Augenstern und die Füsse sind hellbraun. Von ‘der Zeichnung dieses Kreuzschnabels kann ich nicht viel sagen, denn ich kenne nur das Jugendkleid. Dieses ist dem der Verwandten ähnlich; die Bartborsten sind hell- grau, der Oberkörper ist grauschwarz mit hellern, d, h. grauen und grünlichgrauen Federkanten, der Unterrücken und Bürzel blasszitronen- gelb, oben mit schwärzlichen Längeflecken ; die Kopfseiten sind schwarz- grau; der Oberflügel ist schwärzlich mit grünlichen Federrändern und 2 breiten weissen Flügelbinden, denen die weissen Seitenkanten an den 3 hintersten Schwungfedern entsprechen, der Schwanz ist nur 2 tief ausgeschnitten ; der Unterkörper ist grauweiss mit schwärzlichen Länge- flecken. Aufenthalt. Unser Kreuzschnabel ist der seltenste von allen Vorhergehen- den; denn er ist mir in meinem Leben nur ein einziges Mal vorgekom- men, Das eben beschriebene Weibchen, welches noch das Jugendkleid - trägt, wurde am 12. Julius 1846 unweit Roda gefangen und dem Herrn Dr. Richter daselbst überbracht. Dieser. freute sich sehr über den seltenen Gast, pflegte ihn mit grösster Sorgfalt und that Alles, um ihn am Leben zu erhalten; allein er starb schon, ohne sich zu vermausern, am 4. September desselben Jahres. Betragen. In ihm ähnelt er ganz den andern weissbindigen Kreuzschnäbeln; er hat fast denselben Lockton, dieselbe Gemächlichkeit, aber auch die- selbe Gewandtheit im Klettern, wenn er ein Mal in Thätigkeit ist, die- selbe Art zu sitzen, zu hüpfen und sich zu benehmen, so dass es un- nöthig sein würde, mehr über ihn in dieser Beziehung zu sagen, ebenso ist es in Bezug auf die Nahrung, die Jagd und den Fang. 6) Der weis sflügelige Kreuzschnabel. Orueirostra leucop- tera, Brm. (Loxia leucoptera, auct.) Abbild. Nr. 20. Artkennzeichen. Länge 5“ 6“. Farbe des Männchens schön Johannisbeer- roth; der Schnabelist äusserst gestreckt, schwach, mit sehr grossem Haken am Oberkiefer. 255 Ausführliche Beschreibung. Dieser Kreuzschnabel ist der kleinste, besonders der zarteste von allen bindigen, nur 5 6“ lang, wovon auf den Schwanz 2 2 kommen und 9’ 6 breit, wovon die Schwingenspitze 3‘ 1‘ weg- nimmt; der sehr gestreckte, schwache Schnabel misst beim alten Männ- chen im Bogen 81 ,. in gerader Linie 7’, die Unterkinnlade in ge- rader Linie nur 4, weil der Haken des obern 31%‘ über den untern vorsteht. Bei einem Weibchen meiner Sammlung ist der Haken an dem übrigens ebenso schwachen Schnabel viel kürzer als beim Männchen. , Das alte Männchen. Der Schnabel ist an der Oberkinnlade dunkel-, an der untern hellhornfarben, die Füsse sind braun, die Hauptfarbe ist ein schönes Johannisbeerroth, welches die schwarzbraunen Schultern frei lässt, und auf dem Unterrücken und Bürzel am Schönsten strahlt; der Oberflügel ist schwarz mit kaum bemerkbaren röthlichgrauen Federrändern und 2 sehr breiten, mehr oder weniger röthlich angeflogenen Binden, denen die weissen Spitzenflecken an den 3 hintersten Schwungfedern entsprechen; der 21%‘ tief ausgeschnittene Schwanz ist schwarz mit rothgrauen Federrändern, an dem Unterkörper ist der Bauch grau, schwärzlich gestrichelt, der Unterschwanz an seinen Unterdeckfedern weiss, röthlich angeflogen mit schwärzlichen Länge- streifchen. Das alte Weibchen. Der Schnabel etwas lichter als beim Männ- chen, der Oberkörper ist schwärzlich, auf dem Kopfe und Nacken mit weissgraugrünlichen deutlichen, auf dem Rücken mit grünlichen undeut- lichen Federrändern; der Unterrücken und Bürzel schwefelgelb, die Flügel mattschwarz mit grünlichen Federrändern, welche. nach hinten zu weisslich werden; den beiden breiten weissen Flügelbinden entsprechen die weissen Spitzenkanten der 3 hintern Schwungfedern; der Schwanz ist mattschwarz mit grünlichen Federrändern; der Unterkörper ist weiss- grau, auf dem Kropfe und der Brust gelbgrün überflogen, am Bauche grau, überall mit wenig scharf begrenzten, zum Theil verdeckten grau- schwarzen Längeflecken; die Unterschwanzdeckfedern sind schwarz mit breiten weisslichen Kanten. Aufenthalt, Nordamerika ist das Vaterland unseres Kreuzschnabels; er be- wohnt dort, wie die unsrigen hier, die grossen Nadelwälder und streicht 256 von einem Lande zum andern, weil seine Nahrung bald in diesem, bald in jenem zu finden ist. In unserem Vaterlande ist er noch nicht vor- gekommen, und wenn dieses behauptet worden ist, so hat man ihn mit den Vorhergehenden verwechselt oder für eine Art gehalten was durch- aus unrichtig ist; denn er bildet eine sehr gute Art. Ueber sein Betragen und seine Nahrung weiss ich Nichts aus eigner oder meiner Freunde Erfahrung zu sagen, ebensowenig über seine Fortpflanzung. So viel ist aber gewiss, dass er die Säme- reien von andern Nadelbäumen als die unsrigen sind, fressen muss; denn mit seinem äusserst zarten Schnabel würde er nicht einmal die Deckelchen der Fichtenzapfen , noch weniger die der Kiefernzapfen auf- brechen können; es müssen viel zartere Zapfen sein, deren Samen er verzehrt. Zum Schlusse muss ich noch bitten, dass Niemand über die Richtig- keit oder Unrichtigkeit der vorstehenden Beschreibungen urtheilen mag, welcher meine Sammlung von Kreuzschnäbeln, ‚mit welcher sich keine in der Welt vergleichen lässt, nicht gesehen hat. Diese enthält 22 gepaarte Paare und, wie schon. oben bemerkt-wurde, 175 Stück Kreuzschnäbel, welche in einer Zeit von 42 Jahren von mir zusam- men gebracht worden sind. | Weissschwänziger Adlerbussard. Buteo leucurus. N. Von Dr. 3 Fr. Naumann. (Hierzu die Abbildung des Vogels und der Eier desselben.) Ich will diese Namen nur vor der Hand und bis dahin vorgeschlagen haben, wo man vielleicht die Art unter einem frühern, nicht unpassen- den, bei einem andern Autor hat auffinden können, was mir nicht hat gelingen wollen, weil es dazu an ältern und zugleich sichern literari- schen Hülfsmitteln fehlt. Dass Pallas unter seinem Aceipiter hypo- leucus (Zoographia rosso asiatica, I. p. 354. sp. 27) diese Art gemeint haben könnte, ist nicht wahrscheinlich, wenn man auch über die pinsel- artigen Verlängerungen der Nackenfedern, die dessen Vogel gehabt, sich hinweg setzen wollte, weil sie höchst wahrscheinlich einen jungen J.F Naumann 9:33. 4 d.n.Gr. BUTEO leucurus.N. a N { Hesfeschwanzuger Adlertu far. ®) 257 Vogel bezeichnen, als von dessen Dunenkleid noch an den Spitzen der Federschäfte sitzen gebliebene Ueberreste sie zu betrachten sein dürf- ten, — so ist doch vor Allem die Schwanzzeichnung hier so wesentlich verschieden, dass ein, wenn auch nur flüchtiger, vergleichender Blick genügt, diese grosse Verschiedenheit sofort zu erkennen. — Viel eher liesse sich noch Nölssons Falco longipes (Ornithologia suecica 1. p. 18. n. VII. tab. 1.) in dieser Hinsicht mit Ace. hypoleueus, Pall. vereinigen; dann müsste jedoch Ns. bildliche Darstellung seines Vogels eine miss- rathene genannt werden, wenn auch die auffallend langen Tarsen nur darum scheinbar so lang aussehen möchten, weil die untern Hosenfedern zu fehlen schienen, da sie vielleicht an dem einzigen in Lappland erlegten, wahrscheinlich schlecht conservirten Exemplar irgendwie ver- loren gegangen sein könnten. — Aber auch hier tritt uns, diesen mit unserm Adlerbussard zu vereinigen, unter Anderem auch wieder die Schwanzzeichnung*) in den Weg. Wenn wir auch annehmen wollten, dass sowohl Nilssons als Pallas’ Vogel jünger an Jahren gewesen sein könnten als mein Exemplar, — denn der des Letztern war es ganz ge- wiss, — so möchten die von jenen beiden beschriebenen breiten Schwanz- binden, durch öfteres Mausern schwerlich jemals so ganz verschwinden können, als wir es bei meinem Vogel finden. Unter den adlerartigen Raubvögeln ist mir wenigstens eine Art nicht vorgekommen, an welcher die Schwanzbinden mit zunehmendem Alter verschwänden; bloss die Seeadler (Haliaötus) machen eine Ausnahme hiervon; es sind bei die- sen aber auch keine Binden, sondern bloss unregelmässige Flecke und zum Theil dunkle Federkanten, welche nach und nach einem einförmi- gen Weiss Platz machen. — Auch bei den Bussarden bleiben unter allen mir bekannten Arten und Spielarten, selbst noch bei denen mit dem meisten Weiss im Schwanze, immer jene scharf gezeichnete dunkle Querbänder, mindestens an der Endhälfte und an den Seiten der Federn augenfällig genug; ganz ohne sie ist mir selbst sogar der sogenannte Buteo albidus niemals vorgekommen. — Endlich habe ich meinen Vogel auch mit Buteo borealis (einem nordasiatischen (2) und zwei nordame- rikanischen Exemplaren) verglichen, ausser etwa der gleichen Grösse aber eine besondere Aehnlichkeit mit diesen, weder in Struktur noch *) Rectrices latere exteriore einereae fasciis angustis (6.) fuscis; basi at latere interiore testaceo — albae fasciis angustioribus fuseis, pone apicem albidum fascia lata nigricante. Rectrices intermediae binae, praeter fasciam pone apicem latam nigram, cinereo, fusco ei albido irregulariter maculatae et litturatae. — Nilss. a, a.0.p. 19. Naumannia, 1853. 17 258 Färbung des Gefieders (die hier völlig bussardartig, dagegen bei un- serem Vogel mehr adlerartig) nicht gefunden, obschon in Grösse und Gestalt der Fussschilder, sowie der Krallen Aehnlichkeiten stattfinden, wie sie auch zwischen diesem und unserm gemeinen Bussard vorkom- men, während der Schnabel mehr abweicht, besonders etwas stärker erscheint als selbst bei Buteo borealis. Es wird demnach der Zukunft überlassen bleiben müssen und mehrere Exemplare der neuaufgefundenen Art abzuwarten sein, worauf jener Sammler in Sarepta bereits auf- merksam gemacht worden, um dann entscheiden zu können, ob unser weissschwänziger Adlerbussard als eine eigene, den Ornithologen bisher noch völlig unbekannte Art sich bestätigen oder einer schon be- kannten wird anschliessen lassen, wovon 2 andere nachträglich von dort erhaltene Exemplare das Erstere festzustellen scheinen dürften. Vorläufig mag eine genaue Beschreibung und naturgetreue Abbil- dung, zugleich auch der Eier, auf welchen das brütende alte Weibchen gefangen, hier folgen, denen ich, beiläufig. zu schnellerer Uebersicht, eine kurze Diagnose der Art in Folgendem beifügen will. Artkennzeichen. Kopfseiten, Hals, Oberbrust und der ungebänderte Schwanz vorherr- schend roströthlich weiss; zwischen Genick und Nacken eine dunkle Stelle aus schwarzbraunen Lanzettflecken; Unterrumpf und Hosen rost- braun mit lichtern Querflecken; .die kleinen Flügeldeckfedern mit vor- herrschender Rostfarbe; der Unterflügel mit vielem Rostroth und Weiss, nebst einem tiefschwarzen Fleck am Vorderrande. Jüngerer Vogel: Ueber und über mehr in Rostfarbe mit viel schmälern braunen Schaft- strichen; am Unterrumpf und den Hosen ohne helle Querflecken; der blassrostfarbige Schwanz mit weissen Federschäften und wenigen dunkeln Fleckchen, aber nicht gebändert‘*). Beschreibung. In der Gestalt dieses Raubvogels ist das Bussardartige allerdings vorherrschend, wenn auch die Füsse mit höhern und stärkern Läufen versehen sind; allein die Schwanzfedern sind von einem straffern oder stärkern Gewebe und haben zusammen Etwas, das wenn auch nur ent- fernt, an diesen Theil bei den Seeadlern erinnert. *) Wenn diese Diagnose einsiweilen zu weitschweifig scheinen möchte, so dürfte sie sich doch nicht abkürzen lassen, bevor nicht noch mehr Exemplare dieser und der nächstverwandten Arten mit einander verglichen werden können. 259 Die Grösse ist die des grossen Schreiadler (Aquila Clanga) oder die Maasse vollkommen wie beim europäischen Natternadler (Circaötus brachydactylus) aber der Schwanz ist bei diesem Letztern län- ger, was desshalb vom Körper abzurechnen bleibt. Unsern gemeinen Mäusebussard überragt er an Grösse um ein Bedeutendes, in der Länge mindestens um 5“ und in der Flugbreite um mehr als 10%, während jedoch der Schwanz nur von derselben Länge als bei diesem *). Nach altsächsischem oder Leipziger Maass misst unser Vogel von der Stirn bis zur Schwanzspitze 2812; die Flugbreite 69 bis 70"; die Höhe von den Zehensohlen bis zum Scheitel 21a”; die Halslänge c. 612"; die Flügellänge vom Bug zur Spitze 2012”; die Schwanzlänge gute 9". Der ziemlich kurze Schwanz hat im Ganzen ein fast gerades, nur an beiden Ecken abgerundetes Ende; seine 12 Federn sind zwar breit, jedoch am letzten Drittel allmählig verschmälert und am Ende ziemlich schnell an den mittelsten Federn zu, an den andern abgerundet, haben starke Schäfte und ziemlich derbe oder barsche Fahnen, anders und viel härter als bei den eigentlichen Buteonen. Die in Ruhe liegenden Flügel reichen mit ihren Spitzen nicht ganz bis zum Ende des Schwan- zes und lassen ungefähr etwas über 1‘ davon unbedeckt. — Von den Schwingfedern ist die iste die schmälste und kürzeste; die 2te 34 länger; die 3te nur 1‘ länger als die 2te; die 3te, 4te, Öte gleich lang und die längsten, alle am Enddrittel der Innenfahnen schnell verschmälert, doch die beiden letzten abnehmend weniger; an den Aussenfahnen da- gegen die 2te, 3te und 4te stark, die Ste weniger eingeschnürt. Der Schnabel ist an Gestalt dem vom Mäusebussard zwar recht ähnlich, aber um Vieles grösser und stärker, die Firste an der Wachs- haut 4‘ breit anfangend, aber bald verschmälert, vom Ende der Wachs- haut an schmal abgerundet und so allmälig und immer mehr verjüngt in die Spitze des Hakens auslaufend; der ganze Schnabel vorn nach und nach verschmälert und 2, Mal schmäler als hoch; seine Schneiden ganz *) Pallas giebt a. a. 0. von seinem A. hypoleucus die Grösse nicht nach Zol- len u. s. w;, sondern bloss vergleichsweisse, wenn er sagt: Aquilae Clangae fere aequalis, sed Aabitus ab Aquilis alienus ete. — Nilssons F. longipes ist dagegen, ‘mit den Massen unseres Vogels verglichen, wieder zu klein, nämlich von 23° Kör- perlänge, dazu nur 15° Flügellänge, aber 9° Schwanzlänge, um identisch mit ihm sein zu können. Der auf Ns. Kupfertafel beigefügte Maassstab giebt darüber keinen Aufschluss. 17* 260 gerade, ohne jeden Ausbug oder sogenannten Zahn. Er misst in der Länge von der Stirn über den Bogen 1% 2‘; vom Mundwinkel in ge- rader Linie bis auf den Bogen des Hakens 2,2‘; in der Breite an der Stirn 1‘, vorn nur 2%‘; in der Höhe an der Stirn 1 vollen Zoll. Die nach hinten recht starke Wachshaut nimmt 7“ von der Schnabel- länge ein, dessen vorderer Theil von der Wachshaut an bis an die Spitze des Hakens, welcher 4‘ Linien über den Unterschnabel herabsteht, ge- nau im Drittel eines Kreises sich herabbiegt und in eine scharfe Spitze endigt. An Farbe ist der Schnabel glänzend schwarz, bloss hinterwärts etwas in Grau gelichtet; Wachshaut und Ränder des bis unter das Auge gespaltenen weiten Mundes hellgelb; der Rachen ist ansehnlich weit und hat fast 2‘ in der Breite. Die Nasenlöcher sind rundlich oder doch wenig oval, eben nicht klein und öffnen sich nahe am Rande der Wachshaut nach vorn zu. Die Augenlider sind nach innen bloss etwas nackt und gelblich, nach aussen mit weissen, in feine schwarze Härchen auslaufende Federchen bekleidet, Die mittelgrossen Augen scheinen eine gelbe Iris gehabt zu haben. Die etwas hohen Füsse sind zugleich stark und stämmig; vom Fer- sengelenk abwärts die Läufe auf '% ihrer Länge kurz befiedert, hinten jedoch nackt; die Zehen ziemlich kurz; zwischen der äussern und mitt- - lern Zehe befindet sich eine kurze Spannhaut. Die nackte Bedeckung der Füsse ist auf dem Spann entlang in eine Reihe grosser, mehrge- staltiger Schilder gekerbt, denen sich an den Seiten kleinere und rund- lichere, an der Laufsohle aber wieder eine Reihe etwas grösserer an- schliessen, die abwärts gegen die Einlenkung der Zehen und auf dieser alle in kleine schuppenartige runde Schildchen übergehen ; auf den Zehen- rücken geschildert, doch erst am vordersten Drittel mit zunehmend grös- sern und dann zunächst den Krallen wirklich grossen Schildern, denen sich an den Seiten der Zehen ein paar Reihen rundlicher, sehr kleiner Schildchen anschliessen; die Zehensohlen feinwarzig, rauh, aber nicht scharf anzufühlen. Die Krallen sind ansehnlich gross, schlank zugespitzt, von oben schön gerundet, von unten zweikantig, wovon die äussere die- ser Kanten an der Mittelzehkralle als ein scharfer Rand merklich vor- tritt; alle sind im Drittelkreise gekrümmt, die der Hinterzehe und der innern Vorderzehe die grössten, die der äussern Zehe die. kleinste, Der Lauf misst 3%"; die Aussenzehe, mit der 9“ langen Kralle, 13/4; die Mittelzehe, mit ihrer 10’ langen Kralle, 2542‘; die Innenzehe, mit der _ 14‘ langen Kralle, 2“; die Hinterzehe, mit ihrer 17'' langen Kralle, 261 fast 214, die Krallen sämmtlich über dem Bogen gemessen. — Die Farbe der Füsse war im getrockneten Zustande missfarbig grau, bräun- lich und gelb gemischt, letzteres am hervorstechensten, daher am frischen oder lebenden Vogel gewiss ganz rein gelb. Die Krallen sind tiefschwarz oder glänzend hornschwarz. Das Gefieder ist von der Halswurzel den Rücken hinab, an Schul- tern und Flügeldecken im Einzelnen verhältnissmässig von geringerm Umfang, mehr zugerundet oder stumpf zugespitzt und von härterer Be- schaffenheit (ähnlich wie bei Adlern, zumal Circaötus) als bei Bussar- den, während es im Verhältniss zur geringern Körpergrösse bei diesen breiter, abgerundeter und viel weicher erscheint. Mehr adler- artig ist es auch hinsichtlich der Schwing- und Schwanzfedern. Dagegen ist es am Kopfe, Halse und allen untern Körpertheilen wieder mehr dem der Bussarde ähnlich, hier meistens mit zerschlissenen Federrändern, zumal am Vorderhalse, der Oberbrust, den Hosen und der Unterschwanz- decke. Die Hosen sind sehr ausgebildet und ihre längsten Federn hän- gen reichlich wm %; auf die Länge der Läufe herab. Am vorliegenden, über seinen Eiern brütend gefangenen, alten Weibchen war das kleine Gefieder des Kopfes, Halses und der Brust ungemein stark abgerieben, so dass die Federschäfte an den Spitzen fast alle ohne Bart vorragten; was bei einem jüngern Vogel durchaus nicht der Fall war und dessen Gefieder daher sehr gut deckte, wobei es sich natürlich sehr sanft an- fühlen liess. Farbe und Zeichnung des Gefieders sind folgende : Halfter und Zügel weiss, die Federschäfte an den Enden in bartlose schwarze Borsthaare übergehend und als solche strahlig über einen Theil der ‘Wachshaut und über die Mundwinkel vorstehend; die Augenkreise ebenso, die schwarzen Borsthaare hier zwar feiner aber so gehäuft, dass sie über dem Auge eine schwärzliche Braue darstellen; Stirn und Scheitel im Grunde weiss, schwach rostfarbig überlaufen, mit breiten, zugespitzten, dunkelbraunen Schaftflecken und schwarzen Federschäften, deren nackte Spitzen borstenartig vorstehen; Genick und Nacken mehr weiss und weniger rostfarbig gemischt, mit schmälern blassbraunen Schaftstrichen, die nur an einer Stelle zwischen Genick und Nacken als breitere Lanzettflecke und in schwarzbrauner Farbe einen dunkeln Fleck an dieser Stelle bilden, während an den dunkeln wie an den hellen die Federschäfte schwarz sind; die Federn der Halswurzel im Grunde weiss, dann blassrostfarbig mit grossen, meist ovalen, bis zum , 262 Ende jeder Feder reichenden und dasselbe fast ganz einnehmenden schwarzbraunen Schaftflecken; der Oberrücken schwarzbraun, mit ziem- lich breiten, blassrostfarbigen Seitenkanten; an den Schultern die Fe- dern im Grunde weiss, an den Seiten theilweis mit blassrostfarbigem Anstrich, in ihrer.Mitte und an den Enden dunkel- oder schwarzbraun, das wurzelwärts (im Weissen) in einem, an den längern Federn in 2, an den längsten in 3 Querbändern meist im Zickzack vom braunen Mit- telstreif in die Seitenränder ausläuft, und an den grössten Federn dieser Parthie die Zwischenräume vom grossen schwarzbraunen, weisslich um- säumten Ende, so wie der ersten und zweiten Querbinde derselben mehr oder weniger aschgrau gemischt, wovon man aber von aussen nur bei verschobenem Gefieder etwas bemerkt, wo die Schulterparthie daher bloss auf weissem, nach oben blassrostfarbig gemischten Grunde stark dunkel- oder schwarzbraun gefleckt erscheint und überall mit schwarzen Federschäften bezeichnet ist; Unterrücken und Bürzel schwarzbraun; die etwas kurzen Oberschwanzdeckfedern blassrostfarbig mit weiss- lichen Enden, braunschwarzen Schäften und solchen einzelgen Querflecken, die längsten mit zwei bis drei solchen, oft nur gefleckten Querbändern. — Die Wangen sind rein weiss, zwischen ihnen und der Kehle, vom Mundwinkel anfangend, zieht sich ein blassrostfarbiger, durch braune Schaftstriche und braunschwarze Federschäfte noch mehr gehobener Streif an der Hälsseite herab, neben dem Kropfe viel breiter und in Rostfarbe mit braunen Schafistrichen verlaufend; an den weissen Halsseiten die Federn in der Mitte roströthlich mit lanzettförmigen schwarzbraunen Schaftflecken ; Kehle und Gurgel ebenfalls weiss, Erstere mit äusserst feinen, Letz- tere mit etwas stärkern rostbraunen Schaftstrichen oder solchen Schäften, die am Kropfe noch stärker und zunächst ihnen die Federn noch mit rost- farbigem Anstrich versehen; die Oberbrust weiss mit rostbraunen Fe- derschäften oder feinen, sehr langen und schmalen Schaftstrichen, denen sich auf der Brustmitte nach und nach grössere eckige oder zugespitzte rostbraune Flecke zugesellen, die auf der Unterbrust bänderartig das Weisse so verdrängen, dass es nur noch in Querflecken unregelmässig hervorblickt; ebenso die Weichen und der Bauch, Erstere mit noch wenigerm Weiss, aber an den Federenden in’s Rostgelbliche verlaufend; so auch die Schenkelfedern oder Hosen, an denen die hellen Quer- binden jedoch meist nur in Flecken angedeutet und nicht rein weiss, sondern röthlichrostgelb ; aber alle diese rostbraunen Theile haben dazu auch schwarze Federschäfte; der After blass rostfarbig und diese 263 Färbung geht sanft in das gelbliche Weiss der Unterschwanzdeckfedern über, beide Theile ohne dunkle Flecke und mit weissen Federschäften. — Am Flügelrande sind die weissen Federn in ihrer Mitte roströth- lich mit schwarzem Schaftstrich; die kleinsten Deckfedern des Vor- derarms rostfarbig mit schwarzbraunen Schaftflecken und schwarzen Schäften; die folgenden kleinen Deckfedern ebenso, aber mit mehr Braun in ihrer Mitte und die Rostfarbe an den Kanten, welche an den Vorhergehenden die vorherrschende war, allmählig verschwindend; die mitilern Flügeldeckfedern tief braun mit schwarzen Schäften, an den Kanten und Enden weissbräunlich umsäumt, zwischen denen sich hin und wieder auch ein blassrostfarbiger Fleck zeigt oder, bei verschobenem Gefieder, gar ein Theil von einer der hellweissen Querbinden, an den Wurzeln der grössern Federn hervortritt; die grossen Deckfedern von aussen schwarzbraun, an den Enden mit verwaschenem weisslichem Saum, am verdeckten Theil aber mit einer oder mehrern aschgrauen Querbinden; die hintern Schwingen tief graubraun mit fünf schräg gegen den weisslichen Schaft gerichteten und auf der am Rande in Weiss übergehenden Innenfahne gezackten Querbändern und grossen an der Spitze weisslich umsäumten Endfleck von einem tiefen Braunschwarz ; die mittlern Schwingfedern diesen ganz ähnlich oder noch deut- licher gebändert; die grossen Schwingen, ausser den fünf ersten, ebenso, nur an den Enden noch weiter herauf braunschwarz und mit deutlichem weissen Endsaum, die fünf ersten an der schmalen oder Aus- senfahne rein aschgrau, nur spitzewärts in das auf der Innenfahne gleich- förmig (ohne Grau) sehr weit heraufreichende Braunschwarz übergehend, _ das auf der Letztern am weissen Schaft entlang, immer schmäler und bleicher werdend, bis gegen die Wurzel hinauf endlich nur noch als getüpfelte Linie verläuft, in dem erst im letzten Dritiel spitzendendem reinen Weiss dieser Fahne; die Daumen- und Fittichdeckfedern schwarzbraun mit weissen Endsäumchen. — Die Schwanzfedern sind weiss, doch nicht ganz rein; denn die Ränder sind an der Wurzelhälfte der Federn roströthlich bespritzt und weiter hinab die ganze Endhälfte jeder Feder mit einer blassen Rostfarbe gleichförmig schwach überlaufen, ohne alle Bänder oder Flecke; bloss das äusserste Federpaar bis unfern der ebenfalls blassrostfarbigen Spitze, aber übrigens rein weissen Innen- fahne, ist auf der schmalen Aussenfahne verwaschen dicht hellaschgrau ge- strichelt , ja die eine dieses Paares noch ohnedem am Schafte mit 5 bis 6 kleinen länglichten graubraunen Fleckchen (wie Andeutungen anfangen- u 264 der schmaler Bänder) und ein noch kleineres Zeichen nahe der Spitze*). Auch das zweite Federpaar ist längs der Kante der Aussen- fahne ganz fein aschgrau bespritzt, doch ungleich weniger 'als voriges, auch am Schafte entlang weiss; die übrigen alle ohne Grau oder sonstige dunkle Zeichnungen. — Die Schäfte aller Schwanzfedern sind rein weiss, von oben wie von unten; die Unterseite des Schwanzes fast rein weiss, bloss gegen das Ende hin die Federn schwach roströthlich über- haucht. Diese roströthliche, ein wenig in's Gelbliche ziehende Färbung des Unterschwanzes ist eine so eigenthümliche als zarte oder liebliche, dass man sie mit einem sanften Schein von Aurora vergleichen möchte. — Auf der untern Fläche des Flügels sind die Schwingen am End- drittel glänzend grauschwarz, übrigens weiss, die vordersten 3 bis 4 rein, bei den folgenden an der Innenkante braungrau bespritzt, dieses auch noch die der zweiten Ordnung, welche aber auch noch weitläufig mit schmalen braungrauen Querbändern im Zickzack durchzogen, die an den letzten Hinterschwingen selbst noch in die Länge gestreckt sich ge- gen das mattschwarze Ende hinschlängeln; die grossen Flügeldeck- federn unter der Achsel weiss, spitzewärts roströthlich mit braun- grauem Mittelstreif und bindenartigen verschieden gestalteten Querffecken ; die untern kleinen Flügeldeckfedern schön rostroth mit schwar- zen Schäften und die vordersten unter dem Daumen nach aussen fast ganz braunschwarz, bloss hinterwärts mit rostrothen Randflecken, so dass aber das Schwarze einen grossen länglichen Fleck bildet, welcher be- sonders im Fluge von unten gesehen, mit dem Rostroth und dem vielen Weiss des Unterflügels sehr unterscheidend in die Augen fallen und die interessante Art schon in der Ferne kenntlich machen muss. Dieser tiefschwarze Fleck ist hier wenigstens bei Weitem augenfälliger als bei *) Diese zweierlei Färbung oder vielmehr Zeichnung der einen und der andern Feder desselben Paares dürfen wir bei vorliegendem alten Weibchen wohl nur als Abnormität betrachten; doch könnten auch diese Anfänge von dunkeln Querbinden vielleicht auf Reste einer Zeichnung früherer Kleider deuten, in denen möglicher Weise der Schwanz (wie an Nilssons Vogel) doch schmale dunkle Querbänder gehabt haben könnte. Bei vorliegendem Exemplar sind jedoch, wohl zu merken, alle Schwanz- federn von gleichem Alter, weder jüngere noch ältere dazwischen, alle in einer und derselben Mauser entstanden. — Ein zweites Exemplar von gleichem Alter, ebenfalls aus Sarepta hat auch nicht die mindeste Spur von Querbinden; dagegen aber ein drittes jüngeres, neben einer überall vorherrschenden Rostfarbe an allen Körper- theilen, auch an den viel stärker in Rostfarbe gehaltenen Schwanzfedern ebenfalls keine dunkeln Querbinden, wohl aber mehrere unregelmässige kleine dunkelbraune Flecke. Fıgg. 1-4 Baedecker pına. 2 F1g.5 I FNaumann pin. | BUTEO leucurus. 265 andern ähnlichen grossen Bussarden, die an derselben Stelle zwar auch eine entfernt ähnliche, jedoch viel blassere und weniger geschlossene oder mit andern Farben gemischte Zeichnung haben. Wie mehrfach erwähnt, wurde das beschriebene und abgebildete Weibchen auf dem Neste über seinen Eiern brütend in Schlingen ge- fangen und auf ähnliche Weise noch ein zweites Weibchen (das ich ebenfalls untersucht und mit jenem verglichen, aber bis auf das weniger abgeriebene, daher viel sanfter anzufühlende Gefieder, an Farben und Zeichnungen völlig gleich gefunden), mit seinen (4) Eiern erhalten. Eins von den Eiern des Ersteren (vielleicht zufällig das kleinste von den 4 dieses Geleges) im Abbilde von mir dargestellt als Fig. 5., ist nur wenig grösser als die grössten Bussardeier (von B. vulgaris und B. lagopus) nämlich 2742‘ lang und beinahe in der Mitte (wo es am stärk- sten) volle 2‘ breit, im Umfange ein ziemlich kurzes, an einem Ende abgerundetes, am entgegengesetzten mehr zugerundetes oder spitzeres Oval, die starke Schale von feinem Korn, mit glatt geebnetem aber nicht glänzendem Aeussern, von einer trübe weissen, kaum in’s Blaugrün- liche scheinenden allgemeinen Färbung*), welche überall, aber nicht dicht, mit feinen Pünktchen, Klexen und unregelmässig geformten Fleck- chen, deren manche hie und da zu kleinern oder grössern Partien, die oft zunächst dem stumpfen Ende zu einem zerrissenen oder ungeregel- ten Fleckenkranz sich vereinigen, welcher ausnahmsweise (wie es bei andern gefleckten Eiern auch oft genug vorkömmt) zuweilen an das ent- gegengesetzte Ende verschoben ist, wie es unser vorliegendes Exemplar beweisst; die Farbe dieser Zeichnungen ist ein frisches Rostbraun , nur in solchen Flecken, wo es etwas tiefer in die Schale versenkt ist, blas- ser oder ein wenig in röthliches Grau gelichtet. — Sie sind demnach denen von Buteo vulgaris ungemein ähnlich und die kleinern Exemplare selbst für den anerkannt grössten Eierkenner, wenn er ihre Abkunft nicht ganz bestimmt weiss, leicht zu verwechseln. Ohne auf diese zu _ achten oder vielleicht erfahren. zu haben, dass unser Vogel auf diesen Eiern über dem Bebrüten derselben und ein zweites Weibchen dieser südrussischen Art ebenso auf dem Neste über gleichen Eiern gefangen, soll sie selbst Herr Dr. Thienemann für Nichts weiter als gemeine Bussardeier gehalten haben. Dagegen fand ein anderer *) Der blaugrünliche Schein verschwindet in Sammlungen sehr bald spurlos und die Grundfläche bleibt bloss schmutzigweiss, 266 nicht minder grosser Kenner, Herr Bädecker zu Witten, bei genauerem Untersuchen und sorgfältigem Vergleichen mit jenen ihnen ähnlichen, mittelst einer scharfen Loupe, unverkennbare Eigenthümlichkei- ten im Korn der Schale, hinreichend genug, um sie augenblicklieh un- terscheiden zu können; — auch waren die Eier dieser Art, welche er in den Händen hatte, alle grösser (eins mehr, das andere weniger augen- fällig) als die unsrer allbekannten Bussarde, Hr. B. hatte die zuvor- kommende Güte, mir 4 ihm vorgekommene Abweichungen derselben, von seiner Meisterhand nach der Natur gemalt zu übersenden, die ich, mit seiner Erlaubniss, zu dem von mir gemalten Exemplar auf eine Platte zusammen gestellt habe. Wir wollen ihm für diese Gefälligkeit hiermit unsern besten Dank abgestattet haben, so wie ich nicht minder Herrn Baron von Löbenstein, welcher so freundlich mir zuerst den Balg und ein Ei des mir unbekannten Vogels unaufgefordert übersendete, mich ausserordentlich verbunden fühlen muss, und Namens der Wissen- schaft herzlich danke, * * * Glücklicher Weise rückte während dieser Arbeiten der Monat Juli und mit ihm die Versammlung des ornithologischen Vereins für das Jahr 1853 heran, die zahlreich vertreten am 12., 13. und 14. Juli dies Mal in Halberstadt stattfand, woselbst Herr Oberamtmann Heine die grosse Güte gehabt, ausser jenen beiden Exemplaren der Art (wie er- wähnt, eines alten und jungen Vogels), so wie mehrere von Buteo borealis (aus Nordamerika) besonders auch von dem unserem Vogel noch viel näher stehenden Buteo rufinus (aus Ostafrika) zum Ver- - gleichen herbei zu schaffen. Letzterer ist aber nach allen Theilen etwas kleiner, vom Kinn bis auf die Brust herab auf mehr rostgelben als rostfarbigem Grunde umfänglicher braun gefleckt, die Ränder der Flecke aber weniger scharf vom Grunde geschieden, die Hosen fast ganz braun, der Schwanz zwar von gleicher Länge als bei unserem Vogel, dessen Federn aber viel schmaler, wesshalb er im Ganzen auch schmaler erscheint, diese Federn in allen Kleidern, welche ich sahe, auf weisslichem Grunde aschgrau und etwas rostfarbig marmorirt, an den Aussenkanten in Braun vertuscht und mit 9 bis 10 schmalen, ge- zackten, am weissen Schaft meistens abwechselnden, braunschwarzen Querbändern durchzogen, wodurch diese Art sich auf den ersten Blick von unserm Sareptaner unterscheidet. — Endlich hatte unser derzeitiger 267 Lokal-Geschäftsführer Herr Oberamtmann Heine zuvorkommenst noch gesorgt, dass die fragliche Art auch mit dem südafrikanischen Buteo Jackal, einer fast eben so grossen, in der allgemeinen Färbung sehr ähnlichen Art, mit rostfarbigen, aber vorzüglich gegen das Ende sehr breit schwarz gebänderten Schwanze, verglichen werden konnte, woraus sich abermals ergab, dass unser Buteo leucurus als eine den Ornithologen bisher unbekannt gebliebene selbstständige Art zu betrach- ten bleibt. Dr. J. Fr. Naumann. Einige Worte sewissenhafter Beobachtungen über die Fortpflanzung: des Rallus aquaticus, Lin. Von Casimir Graf Wodzicki. “Sie wünschen, mein werthester Herr Sekretär, einige Mittheilungen über die Resultate meines mühsamen Forschens in unbekannten und wil- den Gegenden Europas, Sie wollen in unserer Naumannia meine Berichte drucken lassen, die aus dem Vogelleben gegriffen sind, diese Beobach- tungen, die noch wenig Forscher Gelegenheit gehabt haben, den ver- steckt lebenden Thieren abzulauern. Ich will denn Ihren Vorschlag an- nehmen in der Hoffnung, dass die Leser der Naumannia den deutschen Styl, wie er eben ist, dem geborenen Slaven verzeihen werden, der weder Mühe noch Zeit gespart hat, dieser Sprache so weit mächtig zu werden, um der gelehrten Welt etwas von seinen Beobachtungen mit- theilen zu können. In unserer Wissenschaft, wo so viel Zeit den Systemen gewidmet ward, wo noch heute tüchtige und gelehrte Männer die ornithologischen Reihen spalten, wieder flicken, die alten, bekannten und gebräuchlichen Nominationen wie abgetragene Kleider wegwerfen, dafür aber solche Namen aufstellen, die kaum zum Aussprechen sind, (wobei selbst die slavische Zunge stockt, was die Schwierigkeit am besten be- weisst) — auch in unserer Wissenschaft wird diess Fortschritt ge- nannt! Und mit Recht: Erfindung ist ja das Losungswort unseres Jahrhunderts, es vergeht keine Woche in Europa, wo die Zeitung RR 268 uns nicht etwas Neues, Unerhörtes beschreibt. Ob es wahr oder dauer- haft sein wird, frägt Niemand; es ist eine Entdeckung, eine Erfindung, mit einem Worte etwas Neues, und damit Punktum. Die Welt ist zu- frieden gestellt. Und so will ich denn auch nicht zurückbleiben, etwas Neues über die systematische Ordnung geben und Ihre Aufmerksamkeit auf einen noch unberührten Punkt lenken. — Die Vögel sind schon jetzt so mannichfaltig gereiht, dass Jedermann nach seinem Geschmacke mit kleinen Veränderungen ein System wählen kann, in welchem alle seine Vögel Platz finden werden; allein für den Forscher fehlt noch ein Sy- stem, diese selbst möchte ich geordnet wissen. Gleich den Montecchi und Capoletti stehen sich die Ornithologen, zwar nicht in so feindlichen Lagern, doch immer noch entfernt genug gegenüber, um deutlich die zwei verschiedenen Partheien gewähren zu lassen. Ob wir sie in Fa- milien, Abtheilungen oder Gruppen theilen werden, ist mir gleich, nur möchte ich vor Allem die Ornithologen systematisch theilen und ordnen, und schlage zu dem Ende vor, ‘sie in zwei Familien zu spalten, in Nesthocker und Nestflüchter. Zu den ersten gehören die Kabi- netsgelehrten, die ihr Leben den Sammlungen und den Bibliotheken gewidmet haben, die vom Sonnenaufgang bis spät in die Nacht mit dem Zirkel in der Hand jeden Theil des Vogels abmessen, Hunderte von Exemplaren zum Vergleiche besitzen, mühsam die Skelette aufstellen, die Anatomie studiren, die endlich den Vogel verfolgen durch alle Werke von den neueren angefangen bis zu den Arbeiten von Klein, Friedrich Barbarossa, Albertus Magnus und Aristoteles. Diese Nesthocker oder Kabinetsgelehrten verlassen die Stadt nur so oft, als die Gesundheit es verlangt. Es sind gelehrte, gründlich wissenschaftliche Ornithologen, sie reihen und ordnen die befiederte Welt nach ausgestopften Exemplaren und Bälgen, nach langjährigen Vergleichen mit unzähligen Werken, eben so nützlich wie die nachfolgenden, allein sie wissen wenig von den im Freien lebenden Vögeln, sündigen desswegen oft gegen die Natur. Es sind ruhige, fleissige, launische Individuen „ mit gelblicher Gesichtsfarbe, Leberflecken und werden bald 'alt. Die Nestflüchter sind Gelehrte, ganz verschieden von den obenbeschriebenen: sie studiren nur in den Wintermonaten, während der übrigen Zeit verfolgen sie rastlos im tiefen Wasser, Schilf, Morast, auf den höchsten Bergen und in den ausgedehn- testen Waldungen jene Vögel, die ihnen noch nicht ganz bekannt sind. Sie haben das Winter- und Sommerkleid so verschieden, dass man wahr- lich einen bekannten Nestflüchter, mit dem man im Winter gelebt hat, 269 im Sommer gar nicht erkennen möchte. Sie streifen auf dem Kontinente wie Fringillen, sind kräftige, gesunde Individuen, meistens roth im Ge- sichte, denn sie müssen oft durch stärkende Getränke den Körper kräf- tigen, erhalten sich lange frisch und ‚munter, nur leiden sie meistentheils an Gicht und Rheumatismen. Das sind die Gattungskennzeichen. Diese Nestflüchter oder Forscher in der Natur kennen die Vögel vom ersten Gefieder bis in’s Alter, wissen wo und wie sie die Nester bauen, was für Eier sie legen, wie sie locken und singen, wenn sie ankommen und fortziehen; ja diese indiskreten Naturforscher gehen so weit, dass sie oft. erfahren, ob Herr Storch z. B. dieselbe Frau von der Reise mitge- bracht, oder ob Madame sich leichtsinnig betragen hat, u. s. w. Sie prüfen den Grad des Instinktes und der Intelligenz, mit einem Worte sie leben unter den Vögeln wie unter ihres Gleichen und notiren bloss ihre Beobachtungen im Tagebuche. Jeder kann überzeugt sein, dass diese beiden Abtheilungen nie in eine und dieselbe schmelzen werden; sie helfen sich gegenseitig, werden aber gewiss immer ein separates Lager halten. Das wäre meine systematische Eintheilung der Naturforscher in specie der Ornithologen. Es ist nur noch eines wichtigen Momentes hierbei zu gedenken, dessen nämlich, dass sich doch ein Jeder erklären möchte, unter welcher Fahne er dienen will. Man findet freilich ausgezeichnete Subjekte, — nulla regula sine exceptione — die beide Specialitäten vereinigen, sie sind aber so selten wie weisse Amseln; diese raren Erscheinungen bringen besonders Licht und Fort- schritt für die Wissenschaft. “ Ich selber bin im höchsten Grade Nestflüchter. Schon Mitte März werde ich im Käfige unruhig, wie eine Sylvia im September, und lebe im Freien bis zum ersten Froste, rastlos und mühsam meine Lieb- linge verfolgend, überall, wo ich hoffe ihnen Etwas von dem geheim- nissvollen Leben ablauschen zu können, und als solcher Beobachter ent- decke ich Vieles, was in keinem Werke zu finden ist. Dabei scheint es, dass ich ein ausgeartetes Kind unseres Jahrhunderts sein muss, da ich während 17 Jahren unermüdeten Fleisses in wenig bekannten Ge- genden bis jetzt keine einzige neue Species entdeckt habe, deren Namen ich das so angenehme »mihi« anhängen konnte; und doch messe ich und vergleiche gewissenhaft, notire jeden Unterschied, wiege die Vögel so wie die Eier, höre jedes Jahr stundenlang die Vögel singen und locken, beobachte sie beim Neste u. s. w. Wie gross ist nicht mein Erstaunen, wenn ich in meinem Winterquartiere die Korrespondenzen, 270 Zeitschriften und neuere Werke in die Hand nehme und so viele frisch entdeckte Species beschrieben finde, dass mir der Kopf schwindelt. Und diese Entdeckungen werden noch mindestens in diesem so kultivirten Deutschland gemacht, wo jeder Vogel seinen menschlichen Feind hat”). Neuerlich entdeckte Circus, Aceipiter, Turdus, Saxicola, Muscicapa, Mo- tacilla, Emberiza, Scolopax, Larus, Anas, Anser und noch viele Andere legen Zeugniss dafür ab. Ich hoffe, dass sich bald Liebhaber finden sollen, die nur aus neuen Species Sammlungen anlegen werden und diess wäre wirklich sehr instruktiv und interessant! Ich muss demüthig einge- stehen, dass die meisten Entdeckungen der neuen Arten nach einzelnen Exemplaren, und den verschiedenen Verhältnissen des Gefieders, nach diesen kleinen, beinahe mikroskopischen Abänderungen, der Verschieden- heit in einigen Lauten des Gesanges so dunkel vor mir stehen, dass ich bei dem besten Willen die charakteristischen, stabilen Kennzeichen nicht finden kann. Da ich also noch keinen neuen Vogel entdeckt habe, und par principe kein Speciesfabrikant bin, so darf ich denn bloss meine Beobachtungen über bereits bekannte Species niederschreiben. Viele von meinen Freunden werden über meinen Muth staunen, über den ge- meinen, überall bekannten Rallus aquaticus Etwas zu schreiben; allein wollen sie Nachsicht und Geduld haben, weiter zu lesen, so werden sie vielleicht etwas Neues erfahren. Mein Sommerwohnsitz ist in Ostgalizien, ein Land, wo der zwan- zigste Theil Boden nass oder unter Wasser ist, wo ein Teich hinter dem andern steht und jeder wenigstens Tausend Joch Fläche hat und durch welche ein Fluss bis zum Dniester fliesst; der dritte Theil, mit undurchdringlichem, nie geschnittenem Rohre bewachsen, bietet den ee rn = *) Weit entfernt, die eitle und leichtsinnige Speciesfabrikation mancher Kabinets- und Natur-Gelehrten gutzuheissen, finde ich vielmehr den oben ausgesprochenen Tadel nur zu sehr gerechtfertigt, sofern er unsrer Zeit, keineswegs aber, sofern er Deutschland allein oder nur vorzugsweise gelten soll. England, Frankreich, Schweden, Dänemark, Holland, Belgien, Italien und die Schweiz haben redlich zu dem Kontingente neuer Species ihre leicht desertirenden Rekruten gestellt. Dass den zahlreichen Subspecies Chr. L. Brehms — mit und ohne seine Verschulden — die Dignität von Species beigelegt worden ist, darf den „deutschen“ Orni- thologen nicht angerechnet werden. Uebrigens liegt der Schlüssel zu dem Räthsel der deutschen Species-Produktivität in den oben unserem Vaterlande beigelegten Epithetis: mit der steigenden Cultur und Bevölkerung vermindern sich zwar die Vögel (nach Individuen und Arten, während. neue mit der Cultur vorrücken etec.), aber es mehren sich auch die Forscher und Beobachter. . E. Baldamus. 271 Vögeln einen sichern Zufluchtsort zum Brutgeschäfte. Dort hört 'man wirklich bei Sonnenaufgang ein Konzert, das die Vögel als Morgengebet anstimmen, so laut, so vermischt, so mannigfaltig, dass der Ormnitholog ein doppeltes Leben in sich fühlt. Wie viel Jahre braucht man, um alle diese mannigfaltigen Töne genau kennen zu lernen, wie lange muss man lauschen, um den Sänger zu sehen und sich zu überzeugen, dass es keine neue Species ist, sondern nur eine Verschiedenheit im Gesange den anderen Bewohnern abgelernt worden ist, vielleicht schon im Neste ; um sich zu überzeugen, dass verschiedene Lokalität, Nahrung, verspätete Bruten zwar Verschiedenheiten hervorbringen, die aber nicht dauerhaft sind. Hat man diese Erfahrung gemacht, so ruft man mit den Weisen aus: In der Natur ist Mannigfaltigkeit Einheit, Seit vielen Jahren hörte ich im. tiefsten Rohre kreischende und brummende Töne, wurde aber nie des Schreiers gewahr. Ich schrieb dieselben den Wasserratten (Mus decumanus) zu, denn es schien mir als wenn sich die Ratten ohne Unterbrechung gebissen hätten. Beson- ders laut und anhaltend waren diese Töne im Frühjahre, aber erst bei meiner letzten Excursion, als beinahe täglich diese Laute ganz nahe bei meinen Füssen sich hören liessen, schöpfte ich den Verdacht, dass es vielleicht doch was anders sein könnte, da die Wasserratten höchst vor- „sichtig sind, noch dazu scharf winden und ich ruhig die Cigarre rauchte, “um mich vor Mücken zu schützen. Ein glücklicher Zufall liess mich die Lärmenden entdecken: Ich fand nämlich im tiefen Rohre mit unterwach- senem Schilfe ein angefangenes Nest von Calam. luscinioides und ging alle Abende, den Nestbau aus einem Verstecke anzusehen; da kreischte und brummte es fortwährend; ich hörte Laute, die nur bei Zänkereien hervorgebracht werden, und siehe da, einige Schritte vor mir stand ein Nest von Rallus aquaticus mit vier Eiern. Wegen der Identität nicht vollkommen sicher, machte ich mir vier schmale Gänge, wie Strahlen vom Neste ausgehend, und einen Gang um’s Nest. Aus einem Verstecke sah ich denn ganz deutlich, ohne gesehen zu werden. Es verging keine Viertelstunde, da lief auf dem Wasser ganz leise eine Wasserralle, blieb vor dem Neste stehen, rief »gig, gig« und sprang auf's Nest, sah sich die Eier an und verschwand auf der anderen Seite. Bald darauf kamen die beiden Gatten, liefen herum, und endlich setzte sich ein Vogel auf das Nest; es wurde Nacht und ich ging nach Hause. In derselben Woche entdeckte ich noch zwei Nester mit sieben und zwei Eiern, wobei ich die Alten beobachtete und schoss, Noch viele andere Nester 272 wurden gefunden, denn Rallen waren in Menge auf den Teichen; ich liess indess die andern ruhig stehen. Alle meine Beobahtungen über diesen interessanten und wie es scheint, noch wenig bekannten Vogel sollen hier Platz finden, ohne licen- tia poetica. — Meiner Erfahrung nach sind wenig Vögel so boshaft, zänkisch und unruhig wie die Rallen. Sie raufen immerwährend unter sich, besonders im Frühjahre hört der Hader gar nicht auf. Die Kampf- plätze traf ich nirgends, denn sie kämpfen, wo sie sich treffen. Diese Kampflust geht so weit, dass selbst einer den andern aufsucht, während das Weibchen brütet. Zuerst, springen sie gegen einander wie Haus- hähne, versetzen sich mit dem schwachen Schnabel "tüchtige Hiebe; end- lich packen sie sich gegenseitig am Halse, Flügel oder Bauch, wie es kommt, und ziehen sich einige Minuten lang herum; der Leser wird eine Vorstellung von der Kraft und Wuth haben, wenn er bedenkt, wie schwierig dieses Herumziehen im dichten Schilfe ist. Sie brummen da- bei wie die Hunde, wenn sie müde sich hinlegen. Kaum ist der Sieger hier fertig, läuft er weiter mit dem lauten, kreischenden Tone: Kriii krrriii, ker ker und bald hört man wieder einen neuen Kampf, der immer durch das Brummen sich anzeigt. Wie possierlich diese Vögel anzusehen sind, kann sich Niemand vorstellen, noch weniger Jemand diese Karrikaturen beschreiben. Beim Kampfe wächst die Ralle jeden Augenblick: die Flügel hängen hinab, der Schwanz ist aufgerichtet, wie bei einem Troglodytes, der Hals verlängert, dass man den Vogel für einen Reiher halten könnte. Was noch mehr zu bewundern ist, dass sie zu Lande und zu Wasser kämpfen. Wer die Ralle zum ersten Male in dieser Stellung sehen würde, mit dem rothen Schnabel und funkeln- den Auge, würde gewiss den als harmlos bekannten Vogel nicht erkenen. Diese Kampflust verlässt die Rallen das ganze Jahr nicht. Im Winter an warmen Quellen, die nie zufrieren und immer grün bleiben, kämpfen sie mit derselben Wuth wieder um Nahrung und Platz, und ich glaube behaupten zu können, dass die Aeltern die Jungen zur Reise zwingen, um allein die Plätze zu behaupten, denn es bleibt kaum der zehnte Theil bei uns. Beim Neste und in der Einsamkeit stellt sich die Ralle anders dar: niedergedrückt, den Hals beinahe auf dem Boden oder Wasser, schleicht sie herum ganz still und leise, stellt sich auf einen Fuss, hebt den an- dern in die Höhe, horcht einen Augenblick mit gehobenem Kopfe und geht dann weiter. Sie sind sehr geschickte Schwimmer, und das Wasser, 273 selbst wenn es ein Fuss und darüber tief ist, scheint sie gar nicht zu geniren; ich sah Rallen auf solchen Flächen, wo 100 Schritte herum kein seichteres Wasser war. Sie scheinen gar keinen Geruch zu haben, wenn man sich nur längere Zeit ruhig verhält, kommen sie bis unter die Füsse; man kann selbst Cigarren rauchen und sie fangen ihr Konzert an. Das »kik, geg« ist das Locken, welches im Gehen und Schwimmen hervorgebracht wird, das »krrii, krrrii kr kr« scheint ihnen mehr Anstrengung zu kosten, sie heben dabei den Kopf und man kann leicht den aufgeblasenen Kropf sehen. Unsere Vorfahren hatten Recht, die Ralle bald zum Wachtelkönig bald zu den Wasserhühnern zu stellen ; sie hat viel von beiden Gattungen, verdient aber mit Recht allein zu stehen. Die Nester.bauen die Rallen sehr verschieden, auf Graskufen, auf umgeknicktem Rohre, bald hoch, bald niedrig, über dem Wasser wie auf der Erde. Ich traf welche, die über eine Elle hoch über dem Was- serspiegel angelegt waren, wo also die Vögel schwimmend ankommen mussten; einige Nester haben grüne. Lauben über sich, wie die der Fu- lica atra; diese sind am leichtesten zu. finden*). - Unter diesen Vögeln, wie unter allen andern sind gute und schlechte Baumeister; ich fand Nester die so schön rund und niedlich ausgelegt waren, wie bei Gall. pusilla, andere aus grobem oft nassem Materiale nachlässig zusammenge- tragen und gar nicht geflochten. Die sorgsam gebauten sind kaum grös- ser wie vom oben erwähnten Rohrhühnchen; ich sah den Vogel darauf sitzen und kann bis heute nicht begreifen, wie er dort Platz fand und was er mit den langen Füssen macht im Sitzen? Was noch unbegreif- licher, ist dass ziemlich oft der zweite Gatte auch auf das Nest springt. Es scheint, dass die Männchen öfter brüten als die Weibchen; alle drei, die ich auf den Nestern geschossen habe, waren männliche Individuen. Der brütende Vogel nimmt das ganze Nest ein, der Schwanz, in die Höhe gerichtet, ragt aus dem Neste, der Kopf ruht auf dem Rande, die Augen sind geschlossen; sobald der Vogel aber nur das »gek, gik« _ unten hört, richtet er den Kopf in die Höhe und antwortet mit demsel- ben etwas leiseren Tone, dann springt der andere Gatte auf's Nest und in drei Sekunden ist wieder nur einer zu sehen. Ob diess eine Lieb- kosung ist, oder ob die Gatten so schnell den Platz tauschen, konnte ich nicht sehen, da die Vögel so unendlich gleich gefärbt sind. Was tt. » ®*) Ich habe die vier von mir selbst aufgefundenen Nester nur über dem Was- ser, einen halben bis zwei Fuss hoch, angelegt gefunden, stets in mit Rohr durch- wachsenen Seilweidengesträuch. Baldamus. Naumannia 1853. $ 18 274 eben beschrieben worden ist, möchte beweisen, dass die Rallen zärtliche und treue Gatten sind. Ich beschuldige sie einer ungeheuren Geilheit, wie bei den Entrichen, sonst könnte. ich mir durchaus nicht erklären, woher so viel zerbrochene Eier in den Nestern liegen, die nicht ausge- trunken sind; oder sollte der zu oft wiederholte Besuch auf dem Neste vielleicht dieses Unglück herbeiführen?*). Es ist noch gar Vieles bei diesen Vögeln, was des Forschers Neugierde im höchsten Grade erregt, z. B. sie legen Eier vor Ende April, den ganzen Monat Mai hindurch, legen 8, 9 bis 11 Stück, andere Mal nur 4 bis 5 und bebrüten sie schon. In den spätern Nestern wäre das begreiflich, es kommt aber auch in den frühesten vor. Einige Paare nisten oft ziemlich nahe zusammen, dann ist der Kampf immerwährend; ich glaube sogar, dass selbst die Weibchen kämpfen und dieselben Laute von sich geben. Ich schoss bei warmen Quellen ziemlich oft Rallen im tiefen Win- ter. Als ich die Reise nach Island von L. Thienemann las und das Ueberwintern der Kelda Swin (Morastschwein) an warmen Quellen er- fuhr, dachte. ich, dass bei uns auch Lokalitäten sich finden müssten, wo diese Vögel überwintern; erst jetzt habe ich diese Gewissheit und die Ueberzeugung, dass die Isländer desswegen die Ralle Morastschwein ge- nannt haben, weil sie im Kothe lebt und so brummt wie diese; dass sie überall überwintert, wo nur die Lokalität einen guten Versteck und Nahrung bietet. Ich denke, dass die in Island überwinternden Rallen keine Zugvögel sein können, sondern, wie bei uns, alte, dort den Som- mer brütende Vögel, denn ich hörte alle Jahre im Winter dieses merk- würdige Brummen und Kreischen, ich konnte aber zu den Stellen nicht gelangen und dachte, es wären Ratten. Wenn ich mich näherte, ver- stummte Alles, denn im Winter ist weniger Dickicht und der Tritt macht zu viel Lärm; erst jetzt ist es klar für mich, dass ziemlich viele Was- serrallen bei uns überwintern und zwar unter unaufhörlichem Hader. Leben diese Vögel aber einzeln auf kleinen Sümpfen, so haben sie auch eine ganz andere Natur; still und unbemerkbar leben sie den Sommer durch, ohne Zeichen ihres Daseins zu geben, und die Ueberwinternden *) Merkwürdigerweise habe ich Aehnliches beobachtet. In einem Neste mit 9 Eiern, aus dem ich 5 herausnahm, nachdem ich den Vogel an sehr zugänglicher und sogar bequemer Stelle länger beobachtet, fand ich die 4 übrigen nach einigen Tagen zerbrochen, ‘aber gleichfalls nicht ausgeirunken, also schwerlich von einem Raub- thiere vernichtet. Der Vogel brütete übrigens an derselben Stelle noch einmal, und im nächsten Jahre wiederum. E. Baldamus. 275 werden selten bemerkt. Bei harten Wintern gehen die meisten zu Grunde. Die Rallen sind halb Wasserhühner, halb Wachtelkönige; von den ersiern haben sie die Fertigkeit im Schwimmen, den Nestbau und den Lockton, den zweiten nähern sie sich dann, wenn sie einzeln zu leben gezwungen sind und durch-die Beschaffenheit der Eier, die ein- ander sehr ähnlich sind. Die Rallen legen 4 bis 11 Eier, von schmutzig kalkweisser Farbe mit hellrostrothen Flecken, die grösser und kleiner auf der ganzen Oberfläche erscheinen, dazwischen blasse Flecke; das sind die gemeinsten, aber auch die am schwierigsten von den Eiern des Crex pratensis zu unterscheidenden*). Die der zweiten Abänderung haben weisslich grünliche Färbung mit sparsamen kleinen Flecken glei- cher Farbe und endlich die der dritten mit einem herrlichen, gelblichen Grunde, wie die Farbe des Fleisches einer gekochten Lachsforelle. Die ersten und letzten Eier sind trefflich im achten Bande der Thienemann- schen Fortpflanzungsgeschichte abgebildet, die grünlichen scheint er nicht zu besitzen. Die beiden Abänderungen sind leicht zu unterscheiden von den Eiern des Crex, die noch immer weisseren Grund haben, es gibt aber Eier von Rallen, die mehr Schwierigkeit bieten. Ich will denn alle Unterschiede hier zum Vergleiche aufstellen. Die Formen der Rallus-Eier. der Crex-Eier. ‚Länglich, von schöner Eiform, nie Länglich, mit sanft zulaufender spitzig, etwas bauchig; es Spitze, manchmal gleichgeformt gibt welche, die auf beiden Sei- auf beiden Enden, nie bauchig. ten zu einer abgerundeten Spitze zulaufen. Die Grundfarbe, grünlichweiss, Kalkweiss, die Flecke dichter auf gelblich oder schmutzigweiss, mit der Basis, und von hellerer Farbe. rostrothen oft dunkeln Flecken. Das Maass der gewöhnlichsten ist Die meisten L. 14 54, B, 1“, es Länge 1" 7“, Breite 1‘ 244, finden sich welche von L. 1 6, andere L. 1’ 20, Bi 1a Te DB: A *) Ich habe gegenwärtig noch vor mir 22 Eier von Rall. aquat. aus 6 oder 7 Nestern. Im Vergleiche mit den sehr ähnlichen von Crex pratensis- haben alle, selbst frisch und unausgeblasen, einen bei Weitem nicht so hervorstechenden Schein in’s Olivengrünliche, als letztgenannte.! Ein Gelege aus hiesiger Gegend zeichnet sich durch eine ziemlich intensive, weinröthliche Grundfarbe, gTosse, einzelne, dunkel- weinröthliche Schalenflecke und noch dunklere violettbraune Zeichnungsflecke aus. E. Baldamus. 18* 276 Das Gewicht unausgeblasener von 80 — 83 — 96 Gran, ausgeblasen der kleineren Art 82—87 Gran, 9 — 10 Gran. von der grösseren 101, ausge- blasene 11—12 Gran, das Ei glat- ter, die Poren merklich schwächer wie bei Crex pratensis. Die Eier der Rallen sind denn im Allgemeinen grösser, bauchiger, dunkler gefärbt und schwerer wie die vom Wachtelkönige. Hier endige ich meine Mittheilungen, vermögen sie den Leser nicht einzunehmen, was leicht zu begreifen ist, so werden sie gewiss in ihm die Lust erwecken, wenn er nicht wasserscheu ist, diesen so possier- lichen Vogel beim Neste zu beobachten, und ich kann den Forscher ver- sichern, dass er sich mehr unterhalten und lachen wird, als beim An- hören der besten Posse im Theater, Krakau, den 9. Juni 1853. Graf Wodzicki. Verzeiniß derjenigen Vögel, welche als Stand-, Zug- oder Strich-Vögel in Thüringen — in dem Distrikt, welchen die Saale bis Naum- burg, die Unstruth bis Artern, der Harz, die Linie von Ellrich bis Witzenhausen und endlich die Linie von der Werra bis zum F'ichtelgebirge einschliesst — vorkommen. Zeichen für die Namen der Naturforscher, nach welchen die Vögel benannt sind. B. Bechstein. €. Cuvier. Lath. Latham. M. Meyer. W. Wolf. Br. Brehm. G. Gmelin, L. Linne. P. Pallas, S. Savigny. Briss. Brisson. J. Illiger. Leisl. Leissler. T. Temminck. 1 dis i Ordnung I. ö n Thüringen Auf dem Zug oder: Strich “ Mi 5 brütende. nach Thüringen kommende. Kaubvögel. Accipifres. F A. Tag-Raubvögel. AS. Ueber je SInEM “u . ; : - 2 |25|2 ;fwinternd. [2 =| % 3 a. Geierartige. Vulturidae. 8 13 212 3 ——l32| 8 | 3 _ Vacat. Ei 4z 51221. 5l&5 Bla b. Falkenartige Raubvögel Falco- | = | & Ss: z8jeslsel8el 3 |< nidae. 8 SE BB se Sß Ss ee Falke. Falco. Edle Falken. Falco. B. WahreFalken, mitschar- fem Zahn. Falco. Falco peregrinus. Wanderfalke.L. f 49 I 0 „ subbuteo, Baumfalke L.f 50 — | — [000 „ Tufipes. Besecke, rothfüs- Lat. 7% 1 ER 1 277 j In Thüringen Auf dem Zug oder Strich 5 brütende, nach Thüringen kommende. Pr I s| Ueber- |. s| \ Ordnung 8 = = 2 = = & winternde. 27 = 5 3 21851521382 Er ii © EHER Eee SABINE: siger Falke, bei Gotha ge- schossen ; I121I1—-|1-|1-1-| -—- |] — | [ee Falco aesalon. L. Zwergfalke . IE era „ tinnunculus. L. . Thurm- TalKe ©; 54 I — | —- |00 — = I 1-1 — Unedle Falken. Adler. Aquila. -C. Eigentliche Adler. Falco fulvus. L. Stein-Adler 31I—-|1-1—-1-—-|_- 1-1 ® „ Imperialis. T. Kaiser-Adler.] 41 — | — | — I — | — | — | — |"* „ naevius. L. Schrei-Adler f bei Neudietendorf, Arles- berg und Mühlhausen m schossen : a Be Re Are HT Ra BB I. Fisch-Adler. C. RR RG Falco ossifragus. L, See-Adlerf 2I — | — | — I — | — | — | * „ Jeucocephalus. L. Weiss- köpfiger Adler Are — I — 7.25] opt Balbussarde. Savigny. ä Falco haliaötos. L. Fluss-Adier$f 71 —- | —- | —I1I—| ne Pe] age Habichte. €. Falco palumbarius, L. Tauben- habicht . N EL a ee BE 3 Beste] „ nisus. L. Sperber. “#I0|-1|—-I1)-|-|—-1-]|-—- Milanen. Milvus. Falco milvus. T. he Milan.] 3509 — | — 10001 — | — | — I — I — „ fusco-ater. W, Rothbrauner Milan bei Weihe 3il — | — 10001 — | — | — | — I — Wespenbussard. Pernis. Falco apivorus. L. Wespenfalke.$ 36 I — | — [0001 — | — | — | — | — Bussarde, Buteo. Falco lagopus. L. Rauchfüssiger Falke 22.3 Hy SE er ee real. „ buteo. L. Mäusefalke. 33 0rI| —-IiIi —-!|- | -1I-—-|— Weihen, Falco pygargus. L. Kornweihe | 59 | — | — [0001 — | — | — I —- | — “„ einerascens.M.GraueWeihef 60 | — | — 1001 — | — | —- | — | — „ rufus. L. Rohrweihe . 1 — | — [001 -|—-1|1-1|1-1- B. Nächtliche Raubvögel. Eule. Strix. Ohrkauz. Otus. ©. Strix otus. L, Mittlere Ohreule] 88I0I1—-—I1—- 1 —|—- I - 1-1 — „ brachyotus. L. Seht EUER; 2. ee Schleier-Eulen. Strix ER VER Strix flammea, L. Schleiereule 172.10 -— 1-1-|—- | -]1-1— Lat. 2. 4 1 7 3|—-|1 2 4 278 ü In Thüringen Auf dem Zug oder Strich 5 brütende. nach Thüringen kommende. za ö PuW: ber- sl R Doannan Al, = = 2 : E ö na 27 = R | 8|s JPElsP il 8 |> > Sar- = Eulen. Strix aluco. L. Nachteule . 101-1 —-1I1-|-|-| - | — Uhus. Bubo. C. Strix bubo. L. Uhu 761.01 His — Sun Habichtseulen. Noctua. 8. Strix nisoria. M. Sperbereule bei Ruhla geschossen . 1.) ee Ay 52 Aa Ba 1 a Te We RT „ dasypus. B. Rauchfüssi- ger Kauz . . », 2: ..4 7401| —- | —-1- | -—-| - I —-|— „ passerina.L. KleinerKautz] 7330| — | —-1-1|1-—-|-|-—-| — Ohreulen. Scops. 8. Strix scops. L. Kleine Ohreule bei Arlesberg geschossen so — | — I — 1-71 — | - | Ordnung II. Sperlingsarfige Vögel. Pafferes. A. An denen die äussere Zehe mit der inneren verbunden ist. Insectivorae. T. Zahnschnäbler. Dentirostres. Würger. Lanius.- L. Lanius exeubitor. L. Grosser grauer Würger . su10 | -!I!—- I - 1-1 —- | „ minor. L.Schwarzstirniger Würger - .., 72,52 1:3:..805 = 7] #000 5 dr 7 „ Tufus. Rothköpfiger Wür- Ber ne er Be FOOT „ ‚Spinitorquus. B. Dorn- dreher . ES EEE Fl: Klee A a a a a ee Be ne Eigentliche Fliegenfänger. Museicapa grisola. L. Gefleckter Fliegenfänger . 374 — | — 1001 - | — 1 — 1 —- | — 5 atricapilla.L.Schwarz- rückiger Fliegenfäng. | 32] — | — 10001 — | - | — | —- | — 2 collaris. B. Halsband Fliegenfänger . 379 — | — 1001 — | =] 7-1 —- Seidenschwänze. Bombycivora. T. Bombyeivora garrula. T. Euro- päischer Seidenschwanz | 980 — | — | — I - | * I —- | - | — Drosseln. Turdus. L. Turdus merula.L.Schwarzdrossel $ 3000 0 | — | — I - | = | - | — | — „ . torquatus. L. Ringdrossel | 3014 — | -— | - I * I! - | - | - | -— „ Viseivorus.L.Misteldrosself 293] — | — |001 -— | - | — 1 | » pilaris. L. Wachholder- drossel 0.29 I = —- 1 * I - I —- 1 -1|— P3 musieus. L. Singdrosself 294 — | — |00f — | — | -— | — 1 — » Iiacus. E; Rothdrosself 27 —| — IT --|—- | *T-1- 61—18 2 1 11-— Lat. 3. 279 In Thüringen Auf dem Zug oder Strich 5 brütende. nach Thüringen kommende. & Riss s|% | $ i Pränung Ib: a B see, win 341718 E a 3 33 PR: =: F a = | ©&/= JPEjsPäls lH =) Die z A ei Wahre Pirole. Oriolus. L. Oriolus galbula. L. a re PIonR.n 3; 4114 — | — 1001 — | — | - | — I — Wasserschwätzer. Oielab: Cinclus aquaticus. B. Weiss- bäuchiger Wasserschwätzer | 289 0 | — | — I - 1 — | - | — | - Feinschnäbler. Motacilla. L. Steinschmätzer.Saxicola.B. Saxicola rubicola. B. Schwarz- kehliger Steinschmätzer $f 3155 — | — |0001 — | — | —- | —- | — * rubetra. B. Braunkehli- cher Steinschmätzer 3141 — | — 1001 — | — | — | - I — % oenanthe. B. Grau- rückiger Steinschmätzer$ 309] — | — |001 — | — | - | — | — Sänger. Sylvia. M. Rothschwänzchen. Rubie- thes. Sylvia rubecula. Laith. Roth- kehlehen .. . 3521 — | — |0001 — | — | — | — | — „. Suecica. Lath. Blaukehl- chen . 3411 — | — 10001 — | — | — | — | — BR phoenieurus. Latham. Schwarzkehlchen . 3481 — | — 1001 — | — | — | — | — R tithys. Lath. Schwarz- bäuchig. Rothkehlehen .f 350| — | — 100] — | — | - | — | — Grasmücken. Curruca. B. Sylvia luseinia. Lath. Nachtigallf 322] — | — |00I — | - | —- | - | — | turdoides. M. Drossel- sänger . gnsE 2 | ae pe er „ .‚arundinacea. 'Lath. Rohr- sänger 354 — | — 1001 — | — | — | - I — „ palustris. B. Sumpfsän- ger. a ae aan) 44 AITRMER, "T. Binsensän- ger 341 — I — I —- 1 -.| —- | — | "I — 4 hortensis. Lath. Garten- sänger . . 328] — | — |000I — | — | — | — | — R atricapilla.Lath. Schwarz- scheitlicher Sänger 3297 — IT — 1001 — | — | — L —- | -—- „. einerea. B. Fahler Sänger 3305 — | — |001 — | — | - | = I = „ . garrula. B. KlaUBER? -Sän- Ber... 3321 — | — |00I1 —I| — | — | — | — Laubvögel. Regulus. Sylvia regulus. GekrönterSängerf 74 — I — | —-I * | - | -| -|- 2 ignicapilla. Br. Feuer- köpfiger Sänger . . 3761 — | — 100 I — I — | — | — | — „. hypolais. Lath. Gelbbäu- chiger Sänger . 369] — | — |0001 — | — | — | — | — * sibilatrix.B.GrauerSänger 3700 — | — 1000] — | — | -— | — | — Lat. 4. 11l—-!Iv11])| —-|—|?2 1 280 In Thüringen Auf dem Zug oder Strich 5 brütende, nach Thüringen kommende. ae S|% Ueber |. 5| $ ' Ordnung II. E : ER: Es winternde. 23 | SE 18:53[82]28153|3 |; I 2 JR ISEl52lT 5 543 Ss. sis I" Plz>elräls | Sylvia fitis. B. Fitis-Sänger. .4 3731 — | — 100] — | - | - I —- I _ „. Tufa. Lath. Weiden-Sän- er 374 — | — 1001 — | — I - I — I _ Zaunkönige, Troglodytes.C. Sylvia troglodytes. Lath. Zaun-| könig 210 I 1 ——- 1- 1-11. Flüevogel. Accentor.. Accentor modularis. Koch. Schie- ferbrüstiger F. 3 2551 — | — 100] — | — | - | — I _ Wahre Bachstelzen. Mota- \ cilla. 'C. Motacilla alba. L. Weisse Bach- sielze :.,®. 8. .0.0.244 el ee ee 3 Gelbe Bachstelzen. Budy- tes, C. Motacilla flava. Gmel. GelbeBach- stelze ....4209 — | — [001 — | — | — | — I — 4 r boarula. ‚Gmel. Graue Bachstelze . 12455 — | — 1001 -— | — I - I — | _ Pieper. Anthus. B. Anthusarboreus. B. Baumpieper | 2414 — | — 1001 — | — | — | — I — „ pratensis. B. Wiesenpie- ; per... Ernte „ aquaticus. B. Wasser- pieper . 231 — 1-1 —-1—|1-—- 1-1 _ es „.. campestris. B. Brachpie- Ber 21.025: 2551 — I —-— I -1I-|1-|+ | —- | — Schwalbenartige Vögel. Fissiro- stres. C. Tagschwalben. Hirundo. L. Segler. Cypselus. J. Cypselus apus. Mauersegler . 400 — | — 100] - | —-— | - 1 — I — melba. Br. Felsensegler bei Zelle St. Blasii ei- nem Wanderfalken ab- gejagt . 399 — | - | -—I- | —- | - I — | WahreSchwalben.Hirundo. c. Hirundo urbiea. L. Hausschwalbe | 393] — | — 001 — | — | - !-—- | _ = riparia. L. Uferschwalbe f 394] — | — [001 — | — | — 1 — | — 2 rustica. Linne. Rauch- schwalbe Ile IR 000 = TFT TI — | — Nachtschwalben. Capri- N mulgus. L. Caprimulgus punetatus, M. Punk- tirte Nachtschwalbe | 4044 — | — 10] — | — | — | — | — Kegelschnäbler. ; Lerchen. Alauda. L. Alauda arvensis. L. Feldlerche .$ 332] — | — 1001 — | —- | - | — | — "Lat.:5. 1|—-|/|231-—-|-—-!21-|2 281 ; In Thüringen Auf dem Zug oder Strich 5 brütende. nach Thüringen kommende. 1) s TTE FR Ordnung II. & 3 2 3 u & Bi H 2 Z F | 8/5 [PPjaeliä|s | = Alauda cristata. L. Haubenlerche] 29 0 | — | — I — a Pa -„ . arborea. L. Baumlerche f 2308 — | — 100] — | - I — I1—- | — Meisen. Parus. L. Parus major. L. Kohlmeise . 39 0 | — 1001 — I — I — I —- | — „ ater. L. Tannenmeise 26000 I — | —-1I-—-1|1-1- 1-1 -—- „ palustris. L. Sumpfmeisef 259) — | 0 | -—I- | —- I -1—- | — „. eoeruleus. L. Blaumeisef 267] 0 | — | -—I-|I1—-|1-1|1—-|- „ eyanus. L.Lasurmeise, bei Ohrdruff geschossen 266 — | — | — wen ae „. eristatus. L. Haubenmeise f 264 0 | — | — I - | - | - | - | — „ eaudatus.L. Schwanzmeise | 269) 0 | — | — a ne „ biarmicus. L. Bartmeise bei Gotha geschossen . 270 —ı — | — N „ pendulinus. L. Beutelmeise | bei Gotha geschossen . za -— | —- I —- I —- | —- I - | - PH Ammern. Emberiza. Emberiza eitrinella.L. Goldammer | 2064 0 | — | — I —- | — | — I — I — 2 schoenielus. L. Rohr- ammer . MOB FE 0 — er le:i n Be miliaria.L. GraueAmmer 2401 0 | — Eu ee u $ hortulana. L. Fettammer | 20741 — | - | -— I — | — | - | = TI — 5 nivalis. L. Schneeammer f 214] — | — ae a Finken. Fringilla. Sperlinge. Pyrgita. © Fringilla domestica.' L. Haus- sperling i 32 01 + 1 —- Lern eR montana. Feldsperling 4 Beeren Finken. Fringilla. Fringilla eölebs. L. Buchfink .$ 1858| — | — 1000 — | — ie RER montifringilla. L. Bar: fink . TBSE I nt a rs Distelfinken. Carduelis. c. FringiHa carduelis. L. Distelink | 2011 0 | — 1 —- I — | - | —- | —- | — Leinfinken. Linaria. C. Fringilla linaria. L. Leinfink IBE SHE TH s£ flavirostris. L. Gelb- schnäblicher Fink . a a a Beste » cannabina. L. Hänflingf 1914 0 | — | — I — | — | — | —- I — „., spinus. L. Zeissig 193 — | — I — 1 * ee Kernbeisser. Coccothrau- stes. C. Fringilla coccothraustes.L.Kirsch- E kernbeisser 41764 — | — 1001 -— | — 1-1 —- | — G chloris. T. Grünling FRE TB Ei ke beach erh b petronia.L. GrauerKern- beisser . E1SIE EI S HaT Fetean hs erythrina.. M. Karmin- köpfiger Kernbeisser ; bei Mühlhausen geschossen | 1711 — | — 1 —-1I- | —- 1-1 —-|1-— Lat, 6. 131 2 b) 2 21—12 24 282 In Thüringen Auf dem Zug oder Strich : brütende. nach Thüringen kommende. 5 A ö | VUeber-- |; 5| $ i Ordnung 11, a = 63 = BE „| winternde. | £ t: = 5 E E EB # E Elan =: = * © man > P-1 s 5ls Rlzeleälsle Gimpel. Pyrrhula. C. Pyrrhula vulgaris. L. Gemeiner Gimpel . BE Kreuzschnabel. Loxia. Briss. Loxia curvirostra. L. Klein- schnäbliger Xschnabel 162] — I — 10001 — | — 1 — |! — I — „ Pytiopsittacus. B. Gross- schnäbliger Xschnabel 164 — | — | - 1-1 —- | - | —- | Haken-Kernbeisser. Cory- thus. C. k Loxia enucleator. L, Hakenkern- beisser, bei Erfurt ge- schossen . . . 11691 — 1 — | —- 1 — | - I|- | — | *'* Staare. Sturnus. Sturnus vulgaris. L. Gemeiner Staar. 2.1282 — | — 1001 — I - I | —- I — Spechtmeise. Sitta. Sitta europaea. L. Gemeine Spechtmeise . ...# 148] 0 = a ee Fe Raben. Corvus. L. Corvus corax. L. Kolkrabe. ge 0 | —- I —- I - I —- I —- | — R corone.L. SchwarzeKrähef 940 | — | -— I - | — | —- |! —- | — 4 cornix. L. Nebelkrähe | 91 — | — | —-]I * I -- 1-1 - 4 frugilegus. L. Saatkrähef 9 — | — | —I * | - I - I - I — > monedula. L. Dohle . 10 I — I —- I —- | —- I —- | - | - Elstern. Pica. C. Corvuspica. L. EuropäischeElsterf 9890| — | —I—- | — I - | —- | —- Heher. Garrulus. ©. Corvus’glandarius. L.Eichelheher f 1001 0 | — ee dherchh lach Maker Make Nussheher. Caryocatactes. C. Corvus caryocatactes. L,Gemeiner Nusshehee . . ,„ . 1181 -— 1 —- I|—1- I!- 1-1 *1|-—- Mi (nucifraga). Br. brachy- rhynchos, Kurzschnäb- 4 licher Nussheher . 104 — I —- | -1- | - I!=:*1 - Raken. Coraces L. : Wahre Raken. Coracias garrula. L. Blaue Rakef 1121 — | — 1-1 —- | - I — | * I — Dünnschnäbler. Wiedehöpfe. Upupa. L. Wahre Wiedehöpfe. Upupa. Upupa epops. L: Europäischer Wiedehopf 159 — | — |0001 — 1= I — | —) — Baumläufer. Certhia. L. WahreBaumläufer.Certhia. Certhia familiaris. Europäischer Baumläufer. . . ..4114 0 | — 1 —1- | - I!- 1— 1 -— r brachydactyla. B. Kurz- zehiger Baumläufer . de BR 2 Ne ah De Heel Wasch: iz: Fbre Lat. 7. 8I—-13121|1—-|1—-1!312 283 Ordnung I. IV. Folium in Brehm. In Thüringen brütende. Auf dem Zug oder Strich nach Thüringen kommende. Theilweise Ueberwinternde. ziehende. Jeden eberwinternde. Winter. Tim Herbst Weg- Ueber- winternde. Jeden Herbst Durchziehende. Winter. Manchen #Manchen Herbst. Höchst selten B. Mit verbundenen Zehen. Syndactyli. Eisvögel. Alcedo. Alcedo ispida. L. meh, De Eisvogel . .. . Ordnung III. Rletter-Vögel. Scansores. Spechte. Picus. Picus martius. L. Schwarzspecht „ Viridis. L. Grünspecht . . „ ecanus. Gmel. Grauspecht . „ major. L. Grosser Bunt- specht : „ medius. L. Mittlerer "Bunt. specht „ leuconotus. B. Weissrücki- ger Specht bei Waltersh. und Eisenach geschossen . „ minor.L. KleinerBuntspecht Wendehals. Yunx L. Yunx torquilla. L. Europäischer Wendehals . Aa N: Kuckuke. Cuculus, Cueulus canorus.L. 3 Bl Kuckuk . | MM Ordnung IV. Hühnerartige Vögel. Gallinaceae. Pfau. Pavo. L_ Pavo cristatus, L. Federbuschpfau Truthähne. Meleagris.L. Meleagris gallopavo, L. Gemeines Truthuhn . : » Fasanen. Phasianus. L. Hahn. Gallus. Gallusbankiva. Tem.Bankivischer Hahn SER „ erispus. Strupphuhn . „ ecaudatus. Gluthuhn . 120 133 134 135 137 140 138 141 145 124 © oO O0O00 000 000 0 Lat. 8. In el aeick ıjını ler (lei | un 284 Ordnung V. Folium in Brehm. In Thüringen brütende. Auf dem Zug oder Strich nach Thüringen kommende. Theilweise Ueberwinternde. Im Herbst Weg- ziehende. Jeden Ueberwinternde. winternde, Ueber- Manchen Winter. Jeden Herbst Durchziehende. Höchst selten. Winter. Manchen Herbst. Fasan. Phasianus. L. Gemeiner Fasan. Phasianus colchieus. L. BT Fasan . F y Halsband-Fasanen. Phasianus nyctemerus. L., Silber- fasan . . i pietus. L. Goldfasan . Perlhuhn. Numida. L. Numida meleagris. L. Gemeines Perlhuhn .. ... R Waldhuhn. Tetrao. L. Auerhühner. Lagopus. Briss. Tetrao urogallus. L. Auerhuhn „ tetrix. L. Birkhuhn . „ bonasia. L. Haselhuhn Rebhühner. Perdix. Perdix cinerea. Lath. GrauesReb- huhn $ : ‘ Wachteln. Coturnix. Coturnix dactylisonans. Tem. Europäische Wachtel Tauben. Columba. L, Wahre Tauben. Columba. Columba palumbus. L. Ringel- taube ER ER oenas. L. Holztaube . livia. Briss. Feldtaube bei Creutzburg . turiur. L. Turteltaube »risorfia. L. Lachtaube D \ Ordnung V. Sum Lauf- und Stelzenvögel. ii Grallae. L. Feldläufer. Brachvögel. Pressirostres. L. Trappen. Otis. Otis tarda. L. Grosser Trappe „ tetrax. L. Kleiner Trappe bei Tonen und. Ichtershau- sen geschossen ? Regenpfeifer, Charadrius. L. 427 432 424 464 466 473 476 SOO ) deck % N | Lat. 9. 101-1 4 285 Ordnung V. Folium in Brehm. In Thüringen brütende. Auf dem Zug oder ‚Strich nach Thüringen. kommende. Ueberwinternde. Theilweise Ueberwinternde. ziehende., Im Herbst Weg- Jeden winternde, Ueber- Jeden Herbst Durchziehende. Winter. Winter- [Manchen Herbst. Höchst selten Manchen Dickfuss. Oedienemus. & Oedienemus erepitans. Tem. Ler- chengrauer Dickfuss Eigentl. Regenpfeifer. Charadrius. Charadrius auratus.M. Goldregen- | pfeifer . . “ morinellus.L. Morinell er hiatieula.L. Halsband- Regenpfeifer > minor. M. Kleiner Re- genpfeifer . . - Kibitze. Vanellus. Eigentliche Kibitze. neaux. Vanellus eristatus. M. Gemeiner Kibitz N Austernfischer. Haematopus. L. Haematopus ostralegus. L. Roth- füssig. A. bei Wal- tershausen geschos. Messerförmige Schnä- bel. Cultrirostres. C. Kraniche. Grus. C. Grus cinerea.M. Evan es Reiher. Ardea. Ardea cinerea. Fr "Grauer Reiher purpurea. L, Purpurreiher bei Gotha und auf dem Schneekopf geschossen . „ Talloides. M. Rallenreiher bei Gotha geschossen . minuta, L. Kleiner Reiher stellaris. L. Rohrdommel- ir Ve ee EL Störche. Cieonia. Ciconia alba. Briss. ray ee FE TR Er A nigra. B. Schwarzer Storch auf dem Dörn- berger und Dietzhoer Revier des Thüringer- waldes, zu Gotha gehö- FERGBPTET SS Langschnäbler. Longi- rostres. Ibis, Ibis Laceped, Ibis falcinellus. T. Brauner Ibis Van- ” Weisser 482 485 487 489 491 513 501 537 Lat. 10, 000 000 000 000 ak ae ick 286 In Thüringen Auf dem Zug oder Strich 8 brütende. nach Thüringen kommende. © a sie Ueber |. | $ 8 Ordnung VI. = BEF- > sf winternde 1241| 5 | 2 a1 2 |j22 8 Dauer 2] ® j28221=5|251.2|8 |» Ss | 818 BiaPiräl ge bei Eisenach und Gotha ge- R; schossen... . 2.2.41 R1 — I — | — I—- | —- | — |] — | Brachvogel. Numenius. C. Numenius arquata. B. Grosser Brachvogel . . . .1 201 — 1 — 1 -I —- | —- | * I — | — Regenvögel. Phaeopus. €. Phaeopus borealis. C. Europäi- scher Regenpfeifer. .J 521 — | — | - I - | — | — I — | ** Schnepfe, Scolopax. Scolopax rusticola, L. Wald- “ sehnepfe. ». 2. .J 617 — | — 100] - | — | — | — | — u gallinago, L. Heer- schnepfe . . 2.4624 — | — 101 — | — | - | - | — Bi major. Gmel, Doppel- } schnepfe . . 2... .1619 — | -— | —-— L— 1 — | - | * I — ss gallinula, L. Moor- „schhepfe s 2... SER - | = 1 — 1 19T I Sumpfläufer. Limosa. B. Limosa melanura.Leisl, Schwarz- schwänziger Sumpfläufer bei Mühlhausen und Gotha geschossen . 2. . .,1 601 -— | — I — JE - | - I — 1 - | * „ .. Tufa. Briss, Rostrother Sumpfläufer bei Gotha ge- schossen. . » 2.4611 — I -— | — I - I - I —- | — | ** Sandläufer. Calidris. C. CalidrisTemminckii,T.Temminck- scher Sandläufer . JH — I - I —I- I —- | — | — | ** » . minuta,C, Kleiner Sand- uf . .2....J45791-1|1-|-I-|-|-] 1 —- Meerlerchen. Pelidna. ©. Pelidna variabilis. C. Gemeine Meerlerche. . . . .J5681 -— | — | — 1 - | -7 - | * | — Kampfstrandläufer. Machetes. C. Machetes pugnax,C. Kampfstrand- läufer a u. + + 382 2; 8 Ei re; Kg hai pie Ber Sanderling. Arenaria. B. Arenaria calidris. M, Grauer San- dering.. » ... . JE - | Ar ee te Wasserläufer, Totanus. Totanus fuseus, Leisl, Brauner ‘ Wasserläufer .:.. . .J5971 - | — 1 -1—- 1 = 7— | *| — E calidris. B. Rothfüssiger Wasserläufer . . . .J 6011 — | -— | —-— I - | - | — | * I — ® stagnatilis, B. Teich- wasserläufer bei Gotha geschossen . . . . 5991 — 1 — !—- 1-1 — | —- I — I "* ochropus, Tem, Punk- tirter Wasserläufer „ .J 594 — | — -I|-!*1—- I1— Lat. 11, I-1-!I21-I-!316|7 287 3 In Thüringen Auf dem Zug oder Strich E brütende. nach Thüringen kommende. a ö S| VUeber- |,,s| $ Ordnung VI. S = 2 : > | winternde. | & : = & si: 28/23 „[s „#8 =:# E 2815215831582 52|2| 2 E15 1lE5la8]8: 5322| Ss I’5]j= j"Rla# >55 | ® Totanus glareola, Tem, Wald- Wasserläufer . . . 5964 — | - | —-— I —- | -— I FI — | — “ hypoleucus.T. Trillernder Wasserläufer . . . 5901 -— 1 — I — b— I - 1 + | — I — > glottis, B. Grünfüssiger Wasserläufer . . . 1601 — | — ! 1 — 1 #1 — |] — Strandreuter. Himantopus. C. Himantopus atropterus. Cuvier, SchwarzflügligerStrand- reuter bei Gotha gesch, | 504 — | — | — I —- | — | — | — | Langzeher. Macrodac- tyli. C. Rallen. Rallus. L. Rallus aquaticus, L, Was- serralle, 635241 — | — 1000 — I — | — I — | — Schnarrer. Crex. B. Crex pratensis.B,Wiesenschnarrer | 634 — | — 1001 — | — | — I — I — Rohrhühner. Gallinula. C. Gallinula porzana,. Punklirtes Rohrhuhn . . . .J 639 — | — 1001 — | — | — I — I — ee pusilla, B. Kleines Rohrhuhn . . . 641 — | — | —-— II — | — [| — | % chloropus, Lath, Grün- füssiges Rohrhuhn .| 6431 — | — 100] — | — ‚-|ı-|- Wasserhühner. Fulica. L. Fulica atra. L, Schwarzes Was- serhuhn . . ....J499 — | - [001 -—| — | — | — | — Ordnung VI Vögel mit Schwimmfüssen. Palmipedes. z Kurzflügler oder Tau- cher. Brachypteri, Taucher. Colymbus. C. Steissfuss, Podiceps. Lath. Podiceps cristatus, Lath. Grosser Haubentaucher . . .I8651 — I — 1 — I — | — I - I I — . cornutus. M, Gehörnter Steissfuss. . » BODEN u auritus, Lath, Ohren- taucher ...!. 1 — I —- 1 -1- | —- 1-1 | 8 u suberistatus. B. Grau- kehliger Steissfuss .4 6A —-— I - 1 —- kb — | — 1 = | — I 8 & minor, Lath. Kleiner N Steissfus. x» - +..418751 — | — 1001 — | — 1 - I — I — Lat, 12, —i—-161-|-—-!3 1 5 288 Ordnung VI. Folium in Brehm. In Thüringen brütende. Auf dem Zug oder Strich nach Thüringen kommende. Theilweise Ueberwinternde. Ueberwinternde, Im Herbst Weg- ziehende. Jeden winternde. Ueber- Manchen Winter. Jeden Herbst Durchziehende. Höchst selten. Winter. Manchen Herbst. Seetaucher. Colymbus. Lath. Colymbus arctieus, L, Arctischer Taucher; bei Arnstadt und Langensalza le- bendig gefangen und bei Zelle ein altes Z geschossen . A rufogularis. M, Roth- kehliger Taucher. . Lang flüpler Longipen- nes,' & Raubmöve. Lestris. J. Lestris parasitica. Bss, Strunt- jäger., . |. » pomarina,T. Breitschwän- zige Schmarotzer-Möve . Möve. Larus. C. Larus tridactylus, Lath, Drei- zehige Möve. . . . „ Tidibundus.L, Rothfüssige Möve :, .#.“, A Meerschwalben. Sterna. L. Sterna hirundo, L. Gemeine See- Schwalbe . . . » . nigra. L, Schwarze See- Schwalbe .. 1... Bas... Scharben. Carbo. M. Carbo graculus. @. Krähenscharbe bei Mühlhausen geschossen „ eormoranus, Coromoranen- Scharbe beiLangensalza u, Ichtershausen Kgegen BE a 1 ee Mit gezähnten Schnä- beln. Lamellirostres, Entenartige Vögel. Anates. Schwäne. Cygnus, Cygnusgibbus. B, Höckerschwan » musicus, B. Singschwan bei Mühlhausen 3 Stück geschbssen!. .i. . ; „-.Külehsis! 1.,4 ,, Gänse. Anser, Anser cinereus, M, Graue Gans „ Segetum, M, Saatgans . » bernicla, L, Ringelgans 885 893 ek Ri Brick ik yet —-Lät,.18, li 11 lie. [1 289 In Thüringen Auf dem Zug oder Strich : brütende. nach Thüringen kommende. o m Ö 8 &D Ueber- BE ti: 2 Ordnung Ill. IV. > E & : = & its: 2: E E 3]: 5322128135172) 8 |; BRIrE MAL Anser rufescens. Br. Russgelbe ET PT 770 —- | -- | -- 1-1 -- | — | * 1 - Enten. _Anas. M. Enten mit aufgeblasenen Schnäbeln. Anas nigra. L. Trauerente bei Langensalza geschossen sw -—- | -- | -- I -- | -—- | 1 | „ fusca. L. Sammtente . 8221 -- | -- !-- I -- I —- | - | I — „. leucocephala. L. Weissköp- fige Ente bei Mühlhausen geschossen . . ...487717 —- | - | —1-1|- | -- 1 | Schellenten. Clangula, Anas glacialis. L. Eisente bei Waltershausen . . .:.1 8401 -- |! -- I! - I -- | -- | -- | — | „ edangula. L. Schellente „| 8371 - | —- | — I -- | —- | * I — | — Eiderenten, Anas mollissima, L. Eiderente b, Waltershausen geschossen | 809] -—- | -—- | -- I — | —- | —- | — | *** Moorenten, _ Anas ferina. L. Tafelente,.. .E 8231 —- | -—- | —- 1 -- | - | * | — „ Tufina. P. Kolbenente bei Mühlhausen geschossen .| 8265 - | — | - I — | -- ı — | — | ** „ marila, L. Bergente 8301 — i -—- | — I -- 1 -- -— | * ı — „ leucophthalmos. Weissäu- gige Ente . era ei er <- EIT 279 7 1 „ fuligula.. L. Haubenentef 833] -- | -- | - 1 --I|--| * | — | — Löffelenten. Anas elypeata. L, Gemeine Ente | 7781 —- | - I! -I--I|—- | * | —- | — Brandenten. Anas moschata. L. Bisamente I —- I0 | - | --I --I - | - I - I — „ acuta. L. Spiessente . 7964 —- ! -- | —- 1 -- !-- | * 1 I — „..boschas. L. Stockente .J 791] 0 | —- !-—- I - | -—- | - | — | - „ strepera, L. Schnatterente | 794] -- | —- | -- I -- | — * „ penelope. L. Pfeifente RT Se] Be Nee WORBEREE DR ae Be IE „ erecca. L. Krickente . 802 —- | —- | —- I — | — at tea ae „. querquedula. L. Knäkente | 8005 — | —- 000] -—- | -—- | - 1 —- I — Säger. Tauchergänse. Mergus. L. Mergus merganser. L. Grosse Tauchergans . . . 18541 | 17-1 -—- | --TT - I „ . serrator. L. Gezähnter ; Säge . RE 11) Ba a en DEN „ albellus.L. WeisserSäger LIHREREDERWER PIE | RERHER Ti Lat. 14 zw art ro] zT Naumannia. 1853. 290 Uebersicht. In Thüringen brütende: 41. Ueberwinternde -. - . » ..... 60 Species 2. Theilweise Ueberwinternde . . 3 » 3. Wegziehönde” 3% 212 2 Se 136 Species I. Auf dem Zug oder Strich nach Thü- ringen kommende: 1. Ueberwinternd a. Jeden Winter. . 2 . . . 40 Species b.: Manchen#Winter‘. 2% ...8..:» 2. Jeden Herbst streichend . . . 26 » . Manchen Herbst streichend . . 25 » 4. Höchst selten streichend . . . 50 » wo 114 « 8 250 Species. Gotha, den 25. Mai 1853, Dr. A, Hellmann. Verzeichniß der in den Küstengegenden des Sees Wenern in Schweden observirten Vögel. Von T. Hammargren. Der Wener-See ist im mittleren Schweden zwischen 58° 20° — 59° 22° N. B. gelegen; dieser meerartige, stattliche See, mit seinen vielen Inseln, durch »Göthaelf« mit dem Meere verbunden, wird in N. und W. von ziemlich schroffen Urfelsen und Nadelwäldern in S. und O. aber von schönen Ueberresten der silurischen Formation, und flachen grasbewachsenen Ufern begrenzt. Daher finden sich auch hier Repräsentan- ten sowohl der Vogelfauna der Meeresküste als auch der eigentlichen Ge- birgsgegenden. Die Provinzen Wermland, Dalsland und Westergöthland liegen am See ringsum. Mehrere Gebirgsketten streichen durch Werm- 291 land und Dalsland von den norwegischen Bergen herab, und schliessen zwi- schen sich viele Gewässer und Flüsse ein. Diese Gegenden kann man eben- falls als eine natürliche Zugstrasse für die Vögel betrachten, welche von und nach Norwegen jährlich ziehen; viele aber ziehen wohl direkt von der jütländischen Küste hinüber. Meine eignen Beobachtungen habe ich mit den von Andern, beson- ders des Herrn Baron C. G. Cederström (der eine akademische Ab- handlung »Om de i trakten af Carlstad förekommande Fogelarter« her- ausgegeben hat) fleissig verglichen. Falco subbuteo. Nistend, hier und da. ‚F. lithofalco, Vielleicht heckend, im Herbst und Frühling nicht selten. F. tinnunculus. Gemein, heckend. 4. F. palumbarius. Gemein, heckend, wenige sind Standvögel. 9. F. nisus. Gemein, heckend. 6. F. albieilla. Gemein, heckend, auf allen grössern Inseln und Vorgebirgen des Sees. Bei Gewitter sitzt er gewöhnlich auf einem Fel- sen in der Nähe des Wassers, das Haupt dem Winde entgegen, das ‚Auge starr über die Wogen hinaus gerichtet. Man kann ihn da leicht beschleichen, denn sein Gehör ist stumpf. 7. F. haliaötus, Heckend, nicht so gemein als albicilla. 8. F. milvus. Heckend, gemein. 9. F. Buteo. Dessgleichen. 10. F. apivorus. Dessgleichen, 11. Strix nyctea. L. Im Winter hier und da, ziemlich selten. 12. St. funerea. Lath. . Dessgleichen. 13. St. passerina. L. Dessgleichen. 14. St. Bubo. L. Heckend, Standvogel, nicht selten. 15. St. otus. L, Heckend, nicht selten. 16. St. lapponica Sparrm. Im Winter einmal geschossen, sehr selten. 17. St. uluco. L. Heckend, gemein, Standvogel. 18. St. Tengmalmi. Gmel, Im Winter hier und da, in den Wäl- dern des nördl. Wermlands nistet sie; ich habe sie da im Sommer ge- sehen und geschossen. 19. Cueulus canorus. Heckend (durch Ammen), gemein. In diesen Gegenden glauben die Leute, der Kuckuk verwandle sich zum Habicht, daher das Sprichwort: »Höken gal*).« 20. Picus martius, Heckend, gemein, Standvogel, en „Unfruchtbar wie ein Habicht.‘‘ Hök==Habicht, Göck = Kukkuk. Baldamus. 19* er PEN 0 292 21. P. viridis. Dessgleichen. 22. P. canus. @mel. Im Winter ziemlich selten. 23. P. leuconotus. Heckend, hier und da, Standvogel. 24. P. major. Heckend, gemein, Standyvogel. © 25. P. minor, Heckend, hier und da, Standvogel. 26. P. tridactylus. Im Winter, ziemlich selten. 27. Jynzx torquilla. Hier und da, heckend. 28. Caryocatactes yuttatus. In manchen Jahren äusserst häufig in den Haselwäldern Dalsland’s; in andern selten, heckend. 29. Sturnus vulgaris. Heckend, gemein. 30. Corvus Corax. Heckend, gemein, Standvogel. 31. €. cornix. Dessgleichen. 32. C. monedula. Nistend, gemein in den Kirchthürmen der Städte. 33. ©. frugilegus. Heckend, selten. Vor einigen Jahren nistete eine Colonie an der nördl. Seite des Sees bei dem Flusse »Clara.« 34. €. pica. Heckend, gemein, Standvogel. Albino’s kommen bisweilen vor. 35. Garrulus glandarius. Heckend, gemein, Standvogel. 36. Coracias garrula. Sehr selten. 37. Bombyeilla garrula. Heckend, gemein. 38.. Caprimulgus europaeus. Heckend gemein. 39. Merops apiaster. Einmal in Dalsland geschossen; in Schwe- den überhaupt sehr selten. 40. Cypselus apus. Heckend, gemein. 4i. Hirundo rustica. Dessgleichen. 42. H. urbica. Dessgleichen. 43. Hirundo riparia. Nistend, gemein. 44. Museicapa atricapilla, Dessgleichen. 45. M. grisola. Dessgleichen. 46. Lanius collurio. Dessgleichen. 47. Turdus viseivorus. Nistend, gemein, Standvogel. 48. T. pilaris. Dessgleichen. 49. T. musicus. Nistend, gemein. 50. T. iliacus. Nistend (2), im Frühling und Herbst gemein. 51. T. merula. Nistend, gemein. 52. Cinclus aquatieus. Nistend; An reissenden Flüssen gemein. 53. Motacilla alba. Nistend, gemein. 54. M. flava. Dessgleichen, 5. 56. IT. 98. 59. 60. 61. 62. 63, 64. 65. 66. 295 Anthus rupestris. Nistend; auf den äussern Scheeren hier und da. A. pratensis. Nistend; im Spätjahre sehr häufig. A. arboreus,. Nistend, gemein. Sazicola oenunthe. Dessgleichen. S. rubetra. Dessgleichen. Sylvia atricapilla. Nistend, hier und da. . hortensis. Nistend, gemein. . curruca, Dessgleichen. . rubecula. Dessgleichen. _ . phoenicurus. Dessgleichen. . trochilus. Dessgleichen. . schoenobaenus. Nistend, gemein; wahrscheinlich finden sich ma ua uu u hier andere Calamoherpen, aber sie sind bisher nicht genug beobachtet. 67. 68. 69. 70. ih? 12. Troglodytes europaeus. Nistend, gemein, Standvogel. Certhia familiaris. Dessgleichen. Sitta europaea. Nistend, Standvogel, nicht häufig. Parus major. Nistend, gemein, Standvogel. P. ater. Nistend, gemein, (Standvogel?). P. cristatus. Nistend, gemein, Standvogel; Obs. Standvogel, der in hiesiger Gegend das ganze Jahr verweilt, ob er gleich herumstreicht. 73. 14. P. palustris. Nistend, gemein, Standvogel. P. borealis. de Selys L. Wahrscheinlich bisher mit palustris verwechselt. 75. 76. 7: 78. 79. 80. 81. 82. 83. P. caudatus. Im Winter, streichend. P. coeruleus. Nistend, gemein, Standvogel. Alauda arvensis. Nistend, gemein. A. arborea. Nistend, nicht häufig. Regulus cristatus. Nistend, gemein, Standvögel. Emberiza citrinella. Dessgleichen. E. schoeniclus. Nistend, hier und da, E. nivalis Im Winter, gemein. E. hortulana. Nistend, sporadisch auftretend. Es ist sehr auf- fallend, dass dieser Vogel nur dreimal in Dänemark geschossen ist (Kjär- bölling), da er in Schonen und der ganzen westlichen Küste Schwedens ‘bis an Dovre in Norwegen sehr häufig ist. An der nördlichen Seite Wenerns kommt er nicht vor, hier an der westlichen aber ist er in die- sem Jahre wenigstens sehr häufig auf einigen scharf begrenzten Stellen. 294 Auf der Insel Göttland an Schwedens Ostküste ist er selten. Ich habe ihn vor diesem Jahre niemals hier bemerkt *). 84. Fringilla coccothraustes. Einmal an der Nordseite des Sees geschossen, mitunter gesehen. Dieser Vogel scheint sich allmählich mehr nach Norden zu ziehen. 85. F. domestica. Nistend, gemein, Standvogel. 86. F. montana. Dessgleichen. 87. F. chloris. Nistend, Standvogel. Im Herbste bisweilen gemein. 88. F. coelebs. Nistend, gemein. 89. F. montifringilla. Im Spätjahre und Frühling hier und da. 90. F. cannabina. Nistend, gemein. 91. F. spinus. Nistend, gemein, Standvogel. 92. F. linaria. Im Winter, gemein. 93. F. carduelis. Nistend, gemein, Standvogel. 94. F. flavirostris. Im Winter hier und da. 95. Pyrrhula vulgaris. Nistend, gemein, Standvogel. Wenn er im Spätjahre bis nach den Dörfern kommt, hat man gewöhnlich Schnee und Sturm zu erwarten. 96. Corythus enucleator. Im Winter bisweilen gemein. 97. Loxia pityopsitiacus. Nistend, gemein, Standvogel. 98. L. curvirostra Dessgleichen. 99. Columba palumbus. Nistend, gemein. 100. ©. oenas. Dessgleichen. | 101. Perdix cinerea. Nistend, gemein, Standvogel, verbreitet sich allmählich tiefer in die waldigen Gegenden. 102. Tetrao bonasia. Nistend, ziemlich gemein, Standvogel. 103. T. tetröxe. Nistend, gemein, Standvogel. Die grössern Bal- zen (»orrlekar«) sind jetzt bei weitem nicht so häufig als ehemals. 4104. T. urogallus. Nistend, gemein, Standvogel. Nimmt mit den Wäldern jährlich ab. 105. T. urogalloides Selten. 106. T.lugopus An der Nordseite des Sees »Fryken,« der in Wenern abfliesst, häufig, nistend; im Winter kommt er mitunter südlicher vor. 107. T. lZagopoides. Einmal bei Carlstad geschossen. Selten. 108. Charadrius minor. Nistend, gemein. *) Esisthöchst merkwürdig, dassE. hortulana und Museie. atricapilla in diesem Jahre an den verschiedensten Orten so überaus häufig vorkommen, Was mag der Grund dieser auffallenden Erscheinung sein? Baldamus. 109. 110. 111. 112. streichend. 295 Ch. apricarius. (Nistend?); im Spätjahre, gemein. Vanellus eristatus. Nistend, gemein. Grus cinerea, Dessgleichen. Ciconia alba, Im Spätjahre und Frühling zufälliger Weise Im Jahre 1833 den 1. Juli sah ich etwa 10 Stück dieser Vögel im nördlichen Theile Dalslands. 113. 114, 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. Ardea cinerea. Nistend, selten. A. stellaris. _Dessgleichen. Numenius arquata. Nistend, gemein. Tringa alpina. Dessgleichen. Machetes pugnax. (Nistend?) In der Zugzeit hier und da. Totanus hypoleucos. Nistend, gemein. T. fuscus. Im Frühjahr und Herbst hier und da. T. ochropus. _Dessgleichen. T. glareola. Nistend, hier und da. Scolopax rusticola. Dessgleichen. Sc. major. (Nistend?) In der Zugzeit, nicht häufig. Se. gallinago. Nistend, gemein. Unter den Grallatoren sind Charadrius minor. Totanus hypoleucos. Scolopax gallinago die am häufig- sten vorkommenden. - 125. 126. 127. 128. 129. Sc. gallinula. Nistend, hier und da. Gallinula crex. Nistend, gemein. Fulica atra. Nistend, ziemlich häufig. Sterna hirundo. Nistend, gemein. St. caspia. Nistend? bei Carlstad. Auf den äusseren Schee- ren kommt eine grosse Seeschwalbe vor, von den Fischern »Tyrk-Törna« genannt, die wahrscheinlich diese Art ist. 130. 131. Larus canus. Nistend, gemein. L. marinus. Nistend, nicht selten. An der nördlichen und westlichen Seite des Sees auf den äussersten Scheeren. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. Anser segetum, In der Zugzeit nicht selten. A. leucopsis. In der Zugzeit selten. Anas boschas. Nistend, gemein. A. penelope. Dessgleichen. A. querguedula. Nistend, ziemlich gemein. A. erecca. Nistend, gemein. Fuligula clangula. Nistend, gemein. F. nigra. Im Spätjahr und Frühling nicht selten. 296 140. F. mollissima. Ein Männchen wurde im Jahre 1849 bei Ämal geschossen; das Weibchen sah man in dem offenen See. 141. Cygnus musicus In der Zugzeit nicht selten. Im Sommer 1833 traf ich ein Individuum auf einem Teiche; dann wurde dieser Vogel geschossen. In dem See »Store See« an. der norwegischen Grenze wurde in einem andern Sommer diese Art observirt. 142. Mergus merganser. Nistend, gemein. 143. M. serrator. _Dessgleichen. 144. Phalacrocorax carbo. Im Herbst und Frühling, ziemlich selten. Viele Individuen bei Carlstad geschossen; ebenfalls an der Westküste. Man sagt, er finde sich jährlich bei Kinne Rulle an der Ostküste ein. 145. Podiceps cristatus. Nistend, hier und da. 146. Colymbus areticus. _Nistend, gemein. 147. ©. septentrionalis. Nistend, gemein. Obs. Dieses Verzeichniss ist wahrscheinlich sehr unvollständig, ich ‚wünsche aber dasselbe künftig complettiren zu dürfen. ‘ Ämal im Juli 1858. T. Hammargren. Phil. Mag. aus Calstad in Schweden. Hericht aus Sarepta an H. $. Nloefchler in Herendut. Buteaötos leucurus. Naumann*). Femininum Länge 25° rhein. Masculinum Länge 21 rhein. Die Untersuchung an lebenden und frischgeschossenen Exemplaren stellte Folgendes, bezüglich der äusseren Gestalt und der Färbung dieses Vogels heraus: | Der Vogel im Ganzen ist von gedrungener Form, der Schädel, namentlich die Stirn breit, die Flügel eher spitz als abgerundet, die Beine schlank. | *) Herr Dr. Thienemann schreibt mir unterm 28, August 1853: „Sie haben nich durch Uebersendung der Abhandlung über den Mause-Aar vollkommen zufrie- den gestellt, da ich nun die Gewissheit habe, dass der Vogel schon seit 80 Jahren gekannt und abgebildet ist. Sein ältester Name ist Falco ferox Gm, Lin. und die- sen wird er fortan führen, obgleich er seit dieser Zeit mit manchen andern ver- sehen worden ist, Herrnhut im August 1853. H. F. Moeschler. 297 Der verhältnissmässige kräftige Schnabel an der Wurzel grade, mit starkem Hacken und sehr stumpfem Zahne, von Farbe dunkel blei- farb, nach der Wurzel zu heller. Die Nasenlöcher rundlich, mit nach vorn eingeschnittenem Ober- und nach vorn ausgeschweiftem Unter- Rand. Die eben so lange als breite Wachshaut ist hellgelb an den Seiten in’s Grünliche spielend. Die Mundspalte erstreckt sich beinahe bis unter die Mitte der Augen und ist hellgelb eingefasst. Der Augen- stern des grossen Auges ist schwarz, die Iris gelbbräunlich. Der obere Augenrand ist erhaben, kahl und schwärzlich, die Augenlider weisslich. Die Füsse sind mehr schlank als kräftig. Der Fuss und der Lauf hell- gelb. Der Lauf ist vorn und hinten mit grossen viereckigen Schilden bekleidet und an den Seiten mit sechsseitigen kleinen Schilden genetzt, hinten kahl, vorn über ein Drititheil seiner Länge befiedert, die Fuss- wurzel genetzt. Zehen schwach, oben beschildet und zwar die Aussen- zehe mit 5, die Mittelzehe mit 8, die Innenzehe mit 4 und die Hinter- zehe mit 4 grossen Schilden versehen. Die flachen Nägel sind schwarz, unten mit hervorspringenden Seitenleisten. Der Nagel der Mittelzehe unten mit Längskante nach Aussen. Eine stark entwickelte Spannhaut zwischen Mittel- und Aussenzehe. Bei einer Gesammtkörperlänge von 23‘ rhein. maass der Lauf 3 a. Mittelzehe mit Nagel 2Y,‘, ohne Nagel 13/8‘; Hinterzehe mit Nagel Yo ohne Nagel 1". Die lebhafte fast bunte Färbung des Gefieders Unierichöidet schon allein unsern Buteaötos von jedem andern hier vorkommenden Raubvogel. Bei alten ausgewachsenen Exemplaren erscheint Kopf, Nacken, Hals und Oberbrust weiss mit einem hellrothgelblichen Anflug. An der Brust ist diese helle Färbung auffallend fest abge- gränzt gegen die dunklere der Unterbrust und des Bauches, während sie vom Nacken aus nach der Rücken- und Schulter-Gegend allmählich in die Färbung der Letzteren übergeht. Die Schulter und der ganze Rücken bis zum Bürzel sind entweder schwärzlich, mit rost- rothen und weissen Flecken mehr oder weniger erhellt, oder das Rost- roth der Federkanten nimmt auf Kosten der schwärzlichen Schaftflecken so überhand, dass es überwiegend wird, und jenen Theilen eine vor- herrschend rostrothe Färbung verleiht, die durch schwarze und sparsam weisse Flecken ein schön buntes Ansehen bekommt. — Die Unter- brust und der Bauch sind mehr oder weniger dunkelrostroth mit 298 schwärzlichen Schaftstrichen, die, indem sie sich bei manchen Exemplaren ausbreiten, zu breiten Schaftflecken werden, welche die roströthliche Färbung fast ganz verdrängen, und diese Theile dunkel rothbraun er- scheinen lassen. Die unteren Spitzenkanten der Federn bleiben indess stets weisslich und bilden auf dem mehr oder weniger dunklen Grunde zarte weisse Tupfen. Die Totalfärbung des Unterleibes nimmt übrigens gegen den After hin allmählig an Intensität zu, und ist an letzterer Ge- gend am dunkelsten. Diese dunklere Färbung setzt sich auf das Bein und einen Theil des Laufes fort. Die Flügel erscheinen obenher schwärzlich, von unten aber zeigt sich ein grösser rein weisser Fleck mitten- im Flügel, der, nebst den unteren verlängerten Flügeldeckfedern zunächst dem Leibe, welche lebhaft rostroth gefärbt sind, dazu beiträgt, dass der Vogel im Fluge von’ unten gesehen nicht leicht zu verkennen ist, Der 12federige etwas abgerundete Schwanz endlich unterscheidet den Buteaötos ebenfalls auf’s nachdrücklichste. Der Schwanz nämlich ist beim alten Vogel stets weisslich gelb (nie ganz weiss) aber doch nach oben hin mit viel Weiss am Schafte und auf der Innenfahne der Steuerfedern. Gegen die Wurzel hin finden sich auch immer Andeutun- gen von mehr oder weniger erloschenen schwärzlichen Querbinden. Zwischen Mas. und Fem. scheint nur in der Grösse ein Unter- schied zu bestehen, in der Färbung sind sie vollkommen gleich. Das Junge im Frühling des zweiten Jahres scheint sich im Ganzen durch dunklere Färbung des Kopfes und Oberkörpers, und durch den bräunlichen bebänderten Schwanz von dem ausgewachsenen Vogel zu unterscheiden. Diese Wahrnehmung ist an einem Exemplar gemacht worden, welches im ganzen Habitus, so wie in den einzelnen Formen entschieden mit dem alten Vogel dieser Art übereinstimmte. Als be- sonderes Kennzeichen der Jugend war also daran bemerklich: 1) Die dunklere gelbbräunliche Färbung des Kopfes und Unterleibes, und 2) der auf rothbräunlichem Grunde dunkel bebänderte Schwanz. (Leider konnte diess junge Exemplar wegen zu stark eingetrete- ner Fäulniss weiter gar nicht benutzt werden, und es gelang ge- gen Erwarten bisher nicht, eines andern geeigneteren habhaft zu werden.) Eine specielle Untersuchung des Gefieders bei einem Fem. (von 23“ rh. Länge und 56%“ Flügelbreite) ergab folgende Farbenver- hältnisse: 299 a) Kopf. Stirn weiss mit schwärzlichen Schaftstreifen, Kehle und Zügelgegend weissgelblich mit starken schwarzen Borsten besetzt, welche die Nasenlöcher überragen. Scheitel und Hinterhaupt röth- lichweissgelb mit schwärzlichen Schaftflecken auf zugespitzten Fe- dern. Wangen und Schläfen weissgelblich mit feinen schwärzlichen Schaftstrichen. Oberaugenrand kahl, schwärzlich. b) Nacken. Gelbweisslich, braunschwärzlich gefleckt. Federn zu- gespitzt. c) Rücken und Schultern, schwärzlich, rostbraun und sparsam weiss gefleckt. d) Bürzel, schwarz, schwach bläulich schillernd. e) Obere Schwanzdeckfedern, rostroth mit verwaschenen schwärz- lichen Querbinden, an der Spitze weissgesäumt. (Jede Feder an - der Wurzel weiss mit c. 6 Binden.) f) Obere Flügeldecken, erste Ordnung: schwärzlich, ohne ande- res; zweite und dritte Ordnung: schwärzlich mit rostgelben Feder- kanten. g) Schwungfedern, von oben: Aussenfahnen dunkelaschgrau. Innen- fahnen weiss, nach dem weissen Kiel hin in’s Bräunliche gehend. Jede Feder mit 7—6 dunklen Querbinden, welche in’s Weisse hin sich in dunkle Punktirung auflösen. Spitzen der Schwungfedern schwärzlich, mit helleren Endkanten. Die 5 ersten Schwungfedern auf der Innenfahne deutlich verengt, die zweite bis vierte auf der Aussenfahne ebenfalls verengt. Von unten: die grossen Schwung- federn im Enddrittel schwärzlich, sonst rein weiss. Schwungfedern zweiter Ordnung ebenso, nur mit schwärzlichen Querbinden ver- sehen. — Zusammengelegt lassen die Flügel c. Y; des Schwanzes unbedeckt. h) Untere Flügeldeckfedern, lebhaft rostroth, gegen die Schul- ter hin mit rundlichen weissen Flecken, sonst schwärzlich ‚gefleckt, Grosse Deckfedern weisslich mit fleischrothem Anflug und schwärz- lichen Querbinden. i i) Kehle, hellrothgelb mit schwärzlichen Schaftstrichen, nach den Seiten hin grauschwärzlich quergefleckt. k) Oberbrust, weisslich, mit von den dunklen feinen Schaftstrichen ausgehender und allmählig in’s Helle verschwindender rothgelber Färbung. 300 D Unterbrust, rothgelb, mit schwärzlichen Schaft- und rundlichen weissgelben Fahnenflecken. Spitzenkanten weisslichgrau. m) Seiten, hellrostroth, schwärzlich melirt. n) Bauch, dunkelrothgelb mit schwärzlichen langen Schaftflecken, weissgelblichen runden Fahnenflecken, weissgrauen Spitzenkanten. 0) Steissfedern, sehr lang, wie der Bauch gefärbt. Die weisslich grauen Kanten der Federspitzen breiter. p) Schenkel und Hosen, schwarzbraun mit schmalen rostrothen Federkanten. q) Untere Schwanzdeckfedern, rostgelblichweiss mit verwasche- nen schwärzlichen Querbinden. r) Schwanz, 12 Federn. Oberseite an der Wurzel weiss. End- dritttheil dunkel isabellfarben, welche Färbung sich auf der Aussen- fahne bis über die Hälfte. des Schwanzes in die Höhe zieht. Einige Federn mit Andeutung schwärzlicher Querbinden in der Wurzel- hälfte. Auf der Unterseite die Färbung im Allgemeinen heller. Buteaötos leucurus N. erscheint im Frühjahr in der letzten Hälfte des März.n. St. in den hiesigen Gegenden, zu gleicher Zeit mit Aquila imperialis, chrysa&tos und clanga. Die Zeit seiner Abreise ‚ im Herbst ist mir bisher nicht bekannt geworden. Den Winter bringt er.in andern Ländern zu. Sein hiesiger Verbreitungsbezirk scheint die ganze Kalmückensteppe zwischen Don, Wolga und Manitsch zu umfassen, namentlich ist er zu Hause in den Gegenden um das Step- penflüsschen Almada, und um die Sarpa-Teiche Barmanzak, Chanata und Zachan-Noor. Vielleicht erstreckt sich sein Sommeraufenthalt südlich bis an die Vorberge des Kaukasus. Sowohl in der kaspischen Niederung, als auf dem donischen Plateau ist er wohnhaft. Auch jenseits der Wolga in der Kirgisensteppe soll er nicht selten vorkommen. Die weite baumlose Ebene ist sein Aufenthalt, und er scheint nie Wälder und Feld- hölzer zu besuchen. In den hiesigen Steppen gehört er zu den weni- ger seltnen Adlern, und ist nächst Aquila Clanga der gemeinste Step- penadler. Die hiesigen Russen benennen ihn nach seinem weisslichen Schwanz Belui Chwostik (Weissschwänzchen) und zählen ihn im Allge- meinen ihrer weitschichtigen Classe von Kurgantschiken zu, da er ihnen zumeist auf den Churgans der Steppe sitzend zu Gesichte kommt. 301 Bei den Kalmücken ist er allgemein unter dem Namen Ssarr be- kannt. Nach Pallas (Zoogr. ross. asiat pag. 259) ist Sharr zwar der kalmückische Name für seinen Aceipiter lagopus (Buteo lagopus) und für Accipiter lacertarius (Pernis apivorus), ich habe aber gefunden, dass die hiesigen Kalmücken unter Ssarr vornämlich unsern Buteaötos ver- stehen. (Beide ersten Arten B. lagopus so wie P. apivorus kommen allerdings auch hier ab und zu vor, sind aber seltner wie B. leucurus. B. lagopus erscheint nur auf dem Durchzug. Pernis apivorus wurde hier Ende Mai n. st. geschossen. Ich habe noch nicht Gelegenheit gefunden die kalmückischen Namen beider zu erfragen.) | Die Nahrung des B. leucurus besteht (nach dem geschlossen, was sich im Kropf und Magen vorfand) aus den Mäusearten der Steppe (hauptsächlich dem Genus Spermophilus angehörend) aus Schlangen und vor allem aus Eidechsen. Er scheint seine Beute auf einem Hügelchen, an Abhängen, oder auch auf flachem Boden sitzend, zu belauern. Käfer und andere Insekten scheint er nicht zu geniessen. Ueber die Art seiner Fortpflanzung ist bis jetzt Folgendes in Erfahrung gebracht worden: Er baut sein Nest auf den Vorsprüngen der Abhänge der Schluch- ten, mit denen die Steppe überall durchzogen ist, oder oben auf flacher Erde dicht am Abhange. Ob er auch auf Hügeln nistet, ist noch unge- wiss. Das Nest enthält im Durchmesser c. 1'%°‘ rh. Die Vertiefung darin ist ungefähr von der Grösse eines Hutbodens. Es wird auf einer Unterlage von groben Stengeln, Reisig etc. aus dürrem Grase, Stroh, Haaren, Filze und Pelzstückchen und dem Aehnlichem gebaut. Von Mitte April an findet man darin 3—4, selten 5 Eier. Die Eier haben eine poröse aber feste Schaale, und variiren ziem- lich in Grösse, Gestalt und Färbung. In der Grösse’ von 23” rhein. Länge und 2” Breite bis 2“ Länge und 1%‘ Breite. Die Gestalt betreffend, ob zwar die rundlich eiförmige vorherrscht, kommen auch viele längliche Eier vor. Die Grundfarbe der äusseren Oberfläche ist ein mehr oder weniger reines Weiss mit einem Stich in’s Bläuliche. Darauf stehen gewöhnlich Flecken, welche in der Intensität der Farbe und der Zeichnung mehrfach variiren. Diese Flecken stehen ‘sehr oft an der Basis oder Spitze dichter gedrängt, sind unregelmässig in ihrer Begränzung und von dunkelgraubrauner Farbe, welche bald in gleicher Intensität hervortritt, bald in einem Theil der Flecken mehr zu- rücktritt und erbleicht. 302 Im letzten Falle sind die Flecken, welche mit den lebhafter gefärb- ten innig untermischt stehen, mehr in einander verschwindend, wie ver- wischt, grösser und breiter, während im ersten Fall die bestimmt be- gränzten intensiven Flecken mehr wie aufgetupft erscheinen. Die erste bestimmtere Art der Färbung geht augenscheinlich in die letztere unbe- stimmtere über, welche letztere die am gewöhnlichsten vorkommende, daher die eigentlich charakteristische ist. Oft finden sich nur mehr oder weniger verloschene Flecken, welche immer blasser werden; oder die bestimmten Flecken nehmen an Grösse, nicht aber an Intensität, derge- stalt ab, dass sie zuletzt in kaum sichtbare Pünktchen übergehen, wäh- rend von blassen Unterflecken nichts zu sehen ist. So gehen endlich beide Färbungen in die nicht selten weisse über. Die innere Fläche des Eies ist grünlichweiss. Es können Eier aller dieser Färbungen in einem Neste vorkommen. Namentlich ereignet es sich oft, dass ein Ei von den andern durch ganz besondere Helligkeit sehr absticht. Manche dieser Eier nähern sich durch Grösse, Gestalt und Färbung den Eiern des Milvus so sehr, dass zuletzt ein jeder Unterschied zu ver- schwinden scheint. Diese Wahrnehmung wird sehr auffallend, wenn dem Beobachter (wie mir gegenwärtig) eine grosse Suite (an 100 Stück) vor Augen liegt. Dass freilich diese Wahrheit auch zu mancher Täuschung Anlass geben kann, lässt sich leicht denken! Das Männchen brütet nicht, hat daher auch keine Brutflecke. Es fliegt indess oft aufs Nest, wenn das Weibchen brütet. Es wurden mehrere Männchen lebendig eingeliefert, die man in kleinen Tellereisen auf dem Neste gefangen hatte. : Der Buteaötos leucurus ist sehr scheu und vorsichtig. Seine Stimme ist mir nicht bekannt. Sein Flug ist leicht und rasch, nie dicht am Boden, wie etwa beim Genus Circus. Oft steigt er kreisend, wie andere Adler, zu grosser Höhe auf. Dass er mit hängenden Flügeln sässe, ist nicht bemerkt worden. Sein ganzes Wesen spricht entschieden den Adler aus. Bei den Exemplaren, welche ich lebend erhielt, fiel mir der lebhaft feurige Blick der grossen braungelben Augen, so wie seine ganze sehr muntere Art, angenehm auf. Auch seine Stellungen sind imposant, wahrhafte Adler- Attitüden. 303 Ein flügellahm geschossenes Exemplar fütterte ich 14 Tage lang in einem geräumigen Käfige mit kleinen Vögeln, welche er gerne zu fres- sen schien, auch war er gegen Erwarten nicht besonders wild und scheu, so dass ich hoffte ihn längere Zeit zu erhalten, bis er eines Morgens todt, obgleich unverletzt, im Käfig gefunden wurde. Verzeichniß der bis Juni 1853 kei Sarepta und in der weiteren Umgegend beobachteten Vögel. (Geordnet nach dem System von G. Kaiserling und Blasius.) Zeichen: Sehr selten: $ Selten: 5 Weniger selten: C Ziemlich häufig: % Häufig: & Sehr häufig: T Nistet hier: $ Falco subbuteo, 7 $ Buteo maximus. & $ Standvogel. F. laniarius. € $ Standvogel. Ephialtes scops. 3 Mai und Sept. F. vespertinus. * $ vom April bis Anm. Falco pereyrinus wurde zum ersten Frost. einmal Anfangs März geschos- F. tinnunculus. 7 $ sen. Es muss auffallen,. dass Pandion haliaötos. % $ Milvus regalis bisher noch gar Pernis apivorus. € $? im Frühjahr nicht beobachtet wurde; eben- häufig. so Astur palumbarius und Cir- Buteo vulgaris. # $? Standvogel. cus cyaneus. Surnia nyctea B. lagopus. «€ Jan. Febr. wurde im März dieses Jahres Aquila naevia. * $ April. einmal eingeliefert. A. chrysaötos. u $? April. Caprimulgus europaeus. € $ Sommer. Aquila imperialis. 5 $ April. Cuculus canorus. & $ Sommer. Haliaötos albicilla. & $ Standvogel. Jynx torquilla. s $ April. Buteaötos leucurus, Naum. € $ April. Picus viridis. » $? Standvogel. Milvus niger. 7 $ März. P. canus. & $? Standvogel. Astur nisus. & $ P. martius. € $? März. Circus pallidus. & $ Februar. P. leuconotus. » $? März. C. eineraceus. & $ Febr. P. major. 7 $ Standvogel. C. aeruginosus. & $ Febr. Alcedo ispida. % Herbst. Ulula aluco. € $ Merops apiaster, f $ Mai. Aegolius brachyotus. + $ Standvogel. Coracias garrula. & $ Mai. 304 Upupa epops. & $ Mai. Alauda cristata. & Standvogel. A. arvensis. € Febr. Philermos brachydactyla? P. alpestris,. Var. arct. € u. alpin. Pallas. $ Im Winter. Phileremos sibirica. & $ Melanocorypha calandra. $ $ Früh kommend, spät gehend. M. tatarica. *x Jan. März. Plectrophanes nivalis. » Winter, Emberiza melanocephala. % Mai. E. hortulana. 7 $ Mai. E. citrinella. x $ März. E. schoeniclus. & $ April. Passer montanus. 7 $ Standvogel. P. domesticus. 7 $ Standvogel. Pyrrhula rubicilla. x Winter. Fringilla spinus. & Herbst u. Frühjahr. . carduelis. & Dessgl. . linaria. & Dessgl. chloris. & Dessgl. . coelebs. * Dessgl. . montifringilla. & Dessgl. Aegithalus pendulinus. & $ Früh kommend. Calamophilus barbatus. März. Parus coeruleus. & Jan. P. major. & Herbst und Frühjahr. Bombyecilla garrula. x Winter. Garrulus glandarius. € März. Nucifraga caryocatactes. % Pica caudata. 7 $ Standvogel. Corvus monedula. 7 $ Dessgl. C. cornix. 7 $ Dessgl. C. frugilegus. 7 $ Sommer. Sturnus vulgaris. 7 $ Sommer. bes Bi > BE > BEE = > & $ Febr. Merula rosea. € $ VomMaibisSept. Anthus pratensis. Motacilla alba. $ Sommer. .M. flava. 7 $ Sommer. Oriolus galbula. € $ Sommer. Turdus iliacus. € Sommer. Turdus pilaris. x Herbst u. Frühjahr. T. viscivorus. € Sommer. T. merula. € Spätherbst. Salicaria turdoides. & $ Sommer. S. arundinacea. # $ Mai. Ficedula trochilus. & $ Sommer. Lusciola philomela. % Frühjahr. L. suecica. % Frühjahr und Herbst. L. rubecula. * Dessgl. L. phoenicurus. € Dessgl. Saxicola oenanthe. & $ Sommer. S. leucomela. & $ Sommer. Lanius excubitor. # $ März. L. collurio. % $ Hirundo urbica. 5 $ Sommer. H. rustica. 7 $ Sommer. H. riparia. & $ Sommer. Anm. Ich glaube mich überzeugt zu haben, dass Al. cristata die- selbe ist, die Bechstein als die deutsche Haubenlerche be- schreibt. Ueber Ph. brachy- dactyla ist man noch nicht im Klaren. Ph. alpestris mit weis- ser Kehle kommt selten im Winter, die gelbkehlige ist häufiger. A. tatarica erscheint auch nur auf dem Zuge, ein- mal im Januar und dann wie- der Anfang März, Corvus corax soll noch am Don nisten, hier ist er gar nicht zu sehen. 305 Sturnus unicolor ist bishernicht beobachtet worden; so viel ist gewiss, dass der gemeine hie- sige Staar St. vulgaris ist. Luse, Luscinia scheint selten vorzukommen; Genus Regulus kommt nicht vor; ich glaube einmal Sazicola saltatrix be- obachtet zu haben. Ueber La- nius minor*) bin ich ungewiss. Hirundo urbica ist äusserst selten. Diese ganze Ordnung der hiesigen oseines bedarf bei weitem gründlicherer For- schung, namentlich die Genera: Emberiza, Fringilla, Parus, An- thus, Turdus, Salicaria und Sylvia. Columba palumbus. 7 $ Märzb. Oct. C. oenas. x $ März bis Oet. C. turtur. 7 $ Mai bis Sept. Syrrhaptes paradoxus. % Tetrao tetrix. » Winter. Starna cinerea. f $ Standvogel. Ortygion coturnix. & $ Sommer. Anm. Columba livia scheint nicht vorzukommen. Syrrh. para- doxus wurde einmal im Win- ter geschossen. 7‘. tetrix soll früher 14 Werst von hier ni- stend getroffen sein. DasHaus- huhn, der Pfau, Truthahn und Perlhuhn werden ge- zähmt gehalten. M. gallopavo am Don in grossen Heerden. Glareola pratincola. 7 $ Maib. Aug. Otis tarda. & $ April bis Oct. über- wintern bei gelindem Winter hier. 0. tetrax. F $ Mai bis Nov. Crex pratensis. 9 $ Ortygometra porzana. x $ Mai. Rallus aquaticus. X $ Gallinula chloropus. * $ Fulica atra. 7 $ Mai bis Oct. ' Grus cinerea. & $ April bis Oct. G. virgo. & $ April bis Oct. Oedicnemus crepitans. % $ Vanellus cristatus. F $ März b, Oct. V. gregarius. * $ April bis Oct. Charadrius pluvialis, Eudromias morinellus. «€ Mai. Aegialites curonicus. % $ Mai. Hypsibätes himantopus. & $ April. bis Sept. Totanus stagnatilis. 5 April. T. calidris. & $ April. T. glareola. # $ April. 'T. ochropus. s April. Actitis hypoleucos. % Phalaropus cinereus. «€ Mai. Limosa aegocephala. & $ April. Machetes pugnax. x April, Tringa subarquata. 5 Mai. Scolopax rusticola. % Frühjahr und Herbst. Numenius arquata. € April. Ibis falcinellus. x $ Mai bis Aug. Ardea purpurea » $ März. A. cinerea. 7 $ März. A. alba. «€ $ März. A. minuta. € $ Mai. A. stellaris. x $ Mai. *) Von Lanius minor habe ich früher auch Eier erhalten, ebenso von Haemato- pus ostralegus. Naumannia, 1853. Moeschler, 20 306 Platalea leucerodius. % $ März. Undina mersa. % $ April. Anm. Es ist noch nicht gelun- Glaucion elangula. € $ März. gen Grus leucogeranos hier zu Fuligula cristata. € April. beobachten, auch kennt ihn kein F. nyroca. € $ Mai. hiesiger Jäger oder Landmann. F. ferina. # $ April. Hypsibates himantopus nistet F. rufina. # $ April. in Menge in den obern Sarpa- Mergus castor. % seen. Ciconia nigra soll vor- M. serrator. € Oct. kommen, aber selten. M. albellus. « April. Cygnus musicus. X $ März. Phalacrocorax carbo. & $ C. olor. & $ März. Pelicanus cerispus. & $ April. Anser albifrons. & Frühling u. Herbst. - P. onocrotalus. «€ $ April. A. cinereus. 7 $ März bis Nov. Podiceps auritu. & $ 4 Wochen Vulpanser tadorna. € $ später als die Enten. V. rutila. & $ März bis Oct. P. suberistatus. & $ Dessgl. Anas penelope. + $ März bis Oct. P. cristatus. T $ Dessgl. A. querquedula. f $ Dessgl. Larus ridibundus. 7 $ März. A. strepera. 7 $ Dessgl. L. argentatus. # $ März bis Nov. A. acuta. * $ Dessgl. Sterna hirundo. # $ März. A. boschas. 7 $ Dessgl. St. minuta. € $ März. A. crecca. 7 $ Dessgl. St. hybrida. € $ März. Rhynchaspis clypeata. f $ Dessgl. St. nigra. F $ Anm. Es kommt hier eine Varietät der Anser einereus vor, welche, bei sonst ganz normalem Gefieder eine mit einem orangefarbenen An- flug gefärbte Brust hat. — Die verschiedenen Enten kommen zum Theil in ungeheurer Menge vor, namentlich an den Sarpaseen, wo um den 13. Juli, zur Zeit der Mauser, grosse Mengen in Netzen gefangen wer- den, nicht selten 300 bis 500 Stück in einem Netz. — Cairina moschata, obgleich als Bewohnerin der hiesigen Steppe angegeben, ist hier fremd. Ueber die Fortpflanzung von Undina mersa herrschen noch manche Dunkelheiten und Irrthümer. Gewiss ist, dass das ihr von deutschen Eierkennern bisher zugeschriebene Ei nicht das ihrige ist. Ihr Ei ist in jeder Beziehung merkwürdig und. von den andern Enteneiern völlig ab- weichend, — Ueber Möven und Seeschwalben bin ich noch sehr im Un- klaren. Die angegebenen Data der Tage und Monate sind nach altem Styl gerechnet. 307 Vorstehendes Verzeichniss scheint noch ziemlich unvollständig zu sein, doch werden mit der Zeit die Lücken gewiss noch ausgefüllt wer- den können. ö Neue Beiträge zur Fortpflanzungsgeschichte des europäischen Kukkuks, Cuculus canorus. | Von E. Baldamus: „Ufmöglich ist es nicht, dass bei diesem sonder- baren Vogel Mehrerlei vorkomme.‘“ L. Thienemann [Fortpflanzungsgesch, der gesammten Vögel, p. 82]. Vor mir steht, in einem Kästchen mit vielen kleinen Fächern, eine kleine Eiersammlung. ‚Rings auf dem Arbeitstische liegen in kleinen und grössern Schachteln fast ebenso viele, jenen ähnliche Eier. Der Halb- kundige würde das Alles für eine Varietäten-Sammlung von Sängereiern halten ! Ich rufe einen Knaben herzu, der die hier gewöhnlich vor- kommenden Vogeleier ziemlich gut zu unterscheiden weiss : »Das ist ein Lerchenei !« — Das? »Von einer grossen Weisskehle« (Sylvia hor- tensis). — Und dies? »Ein Steinpickerei« (Sax. Oenanthe). Und wäre die Sache nicht gerade in ihren auffallendsten Erschei- nungen so sicher constatirt : hätte Herr Förster Braune in Greiz nicht . diess grosse Hypolais-Ei dem vom Hypolais-Neste abfliegenden und sofort erlegten Kukkuke aus dem Legedarme geschnitten; wäre Herr Graf Rödern in Breslau nicht sicherer Bürge, dass diess »Steinpickerei« aus dem Neste von Rut. Phoenicurus genommen sei; hätte Herr Habicht dies »grosse Baumpieperei« nicht aus dem Neste von Anthus arboreus, hätte ich selbst nicht dieses röthliche und dies grüngrauliche, würgerarlig gezeichnete Kukkuksei aus den Nestern von Lanius Collurio u. Ss. w. genommen: so möchte man in der That zweifeln, dass diese ganze bunte Sammlung: diese spahngrünen Eier mit und ohne Zeichnung, diese auf weissem, grauem, grünem, grün- lichem, bräunlichem, gelblichem, röthlichem und braunröth- lichem Grunde graugrün, olivengrün, aschgrau, gelbbraun, olivenbraun, gelbroth, weinroth, braunroth, dunkelbraun und schwarz getüpfelien, gestrichelten, gefleckten, ge- . 20% 308 schnörkelten, marmorirten Eier sammt und sonders Eier unseres Kukkuks seien! Und doch ist es nicht anders! Viele dieser so mannichfach varii- renden Eier sind unsern grossen Ornithologen und Oologen, einem Nau- mann, Thienemann, Brehm , Gloger, von Homeyer, Degland ete. längst als Kukkukseier bekannt. Jeder Oolog weiss, dass es dergleichen gibt, welche den Eiern von Motac. alba, Sylvia atricapilla und cinerea, Calamoh. arundinacea, Alauda arvensis, etc. »täuschend ähnlich gefärbt und gefleckt« sind. »So ähneln manche derselben — sagt Thiene- mann in seinem oben eitirten schönen Eierwerke p. 84 — den Eiern der weissen Bachstelze, des Baumpiepers, der Feldlerche und der grossen Grasmücke, und lassen sich von denselben nur durch die scharfen Punkte und das Korn unterschei- den.« Ich komme auf diese Unterscheidungsmerkmale noch später zu- rück ; hier gilt es zunächst, Autoritäten für die Constatirung des Faktums herbeizuholen, dass die Kukkukseier wirklich andern Eiern täuschend ähnlich sind, und zwar solchen, in deren 'Nestern Kukkukseier gefunden werden, so überflüssig diese Berufungen auch manchem erfahrenen Oologen erscheinen mögen. Indessen hat die Oologie unserer Tage weitere MEN in dieser Beziehung gemacht ! Ein Kukkuk, der den zweiten Ton seines Rufes anstatt in der üb- lichen mehr ie minder reinen Terz, in der Quinte mit einem Vorschlage der Quarte gab, im nächsten Frühjahre — 1850 — mit demselben auf- fallenden Rufe in demselben ziemlich isolirten Reviere erschien, konnte Gelegenheit bieten, zu erfahren, ob seine Species in Monogamie oder Polygamie oder endlich in Polyandrie lebe. Ich besuchte desshalb fast täglich das mir sehr nahe gelegene Revier desselben, ohne zu sichern Resultaten zu gelangen. Zwar bemerkte ich nur ein einziges Weibchen, das mit diesem Männchen gepaart schien, und das Männchen des angren- zenden Standrevieres wurde, so oft es seine Grenzen überschritt, von dem andern zurückgetrieben ; indess begab sich doch das in Rede stehende Männchen häufig über eine Wiese nach einem kleinen Gebüsch, in wel- chem ich ein anderes Männchen nie hörte, aus dem ich aber ein Kuk- kuksei erhielt, das freilich auch von dem Weibchen des erstgenannten Revieres gelegt sein konnte: kurz, ein sicheres Resultat konnte ich — und bis heute — in jener Hinsicht nicht erlangen. Wohl aber brachten mich zwei von mir selbst an einem Tage in dem Reviere gefundene, 309 ganz gleich gefärbte und gezeichnete Eier unseres Weibchens, beide in den Nestern. von Sylvia cinerea liegend, — das eine ganz frisch, das andere etwas bebrütet, — im Vereine mit einem ganz anders gefärbten, am selben Tage in einem andern Reviere gefundenen Kukkukseie auf die Vermuthung : dass dieser auffallenden Erscheinung ein ganz bestimmtes, vielleicht entdeckbares Gesetz zu Grunde liege. ‚ Ich fing jetzt an, genauer auf die Kukkukseier zu merken, und suchte namentlich über die Provenienz eines jeden in meine Hände kommenden Gewissheit zu erlangen, indem ich zugleich meinen oologischen Corre- spondenten meine Ansichten mittheilte und sie zur Beachtung der betr. Verhältnisse aufforderte. Ich erhielt bald die überraschendsten Resultate, die ich zum Theil in Berlin und Altenburg *) mittheilen konnte und deren einige in der Naum. **) bereits publicirt wurden. Zunächst erweiterte sich der Kreis der als Pflegeeltern des Kukkuks geltenden Vögel. Dr. Thienemann führt — 1. ec. — folgende auf: 1. Sylvia hortensis. 14. Troglod. vulgaris. 2. ». cinerea. 15. Saxicola rubetra. 3. » atricapilla ? 16. Motac. alba. 4. » eurruca. 17. » . flava. | d. » tithys. 18. Anthus campestris. 6. » phoenicurus. 19. » pratensis. T. » rubegula. 20. Alauda arvensis. 8.» . arundinacea. 21. Emberiza citrinella, 9,» palustris. Es sind seitdem hinzugekommen : 10. » cariceli. 1. Lanius Collurio. 11. » locustella. 2. Sylvia nisoria. Lusc. luscinia. Hypolais vulgaris. 12. » trochilus. 13. Accent. modularis. al *) Als ich eben der Altenburger Versammlung meine in Rede stehenden weitern Erfahrungen ete, mittheilte, erhob sich Herr Hofjäger Braune aus Greiz, um — sehr ä propos! — meine vorläufigen Behauptungen durch die bereits oben berührte und noch später ausführlicher zu erwähnende Thatsache zu stützen: dass der Kukkuk auch röthliche, schwarz punktirte, den Hypolais-Eiern ähnliche Eier lege, In Berlin forderte mich ‚‚der ausgezeichnetste Anatom und Physiolog unserer Zeit,‘“ Herr Ge- heimrath Prof. Johannes Müller, auf, die der Versammlung vorgelegten Kukkukseier durch einander zu werfen und mit den daneben liegenden Eiern der Pflegeeltern des Kukkuks zu vermischen, und dann die Kukkukseier sofort wieder herauszusuchen und zu bestimmen, was ich sofort ausführte. =»). $, Naumannia I. 2, p. 48, 51; II. 1. p. 4; II. 4. p. 105, 106; 2. p. 203, 228. 310 5. Phyllopn. rufa. 41. » arborea. 6b. Calamoh. turdina. 12. Emberiza miliaria. % » phragmitis. 13. » Schoeniclus. 8. Regulus flavicapillus. 14. Loxia Chloris. 9. Anthus arboreus. 15. Linota cannabina. 10. Alauda eristata. 16. Saxicola Stapazina. Es haben sich demnach noch über ein Drittheil hinzugefunden, und noch dazu »körnerfressende« Singvögel. Es ist ferner nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich, dass sich die Zahl der Pflegeeltern des Kukkuks noch vermehren wird, namentlich durch afrikanische, asia- tische und süd- und nordeuropäische Species. Kennt doch bereits Le- vaillant den Lanius collaris und Bachakiri, Saxicola superciliaris und Pastor als solche, in deren Nester der Kukkuk am Kap seine Eier legt. Ja die Zahl dieser Arten würde bereits noch mehr gewachsen, fast alle Species der Genera Lanius, Saxicola, Pratincola, Ruticilla, Lusciola, Sylvia, Phyl- lopneuste, Hypolais, Calamoherpe, Calamodyta, Accentor, Regulus, Mota- cilla, Budytes, Anthus, Alauda, Emberiza und selbst Fringilla als Pflege- eltern des Kukkuks bekannt sein, hätte man alle in deren Nestern gefundene Kukkukseier, besonders in den seltenern Färbungen, als solche erkannt *). Herrn Dr. Thienemann lagen bei seiner Beschreibung »25 Stück aus verschiedenen Ländern Europas« vor. Bei ihnen »geht die Färbung aus dem Weissen ins Gelbliche, Grauliche, Grünliche. Die mit weisslichem Grunde sind sparsam gefleckt; die untern Flecken sind aschgrau, dann folgen grau- oder grünlichbraune Punkte, Fleckchen oder auch verschlun- gene Züge, zu oberst hellere oder dunklere Punkte und meist gerundete, oft auch an den Rändern verwaschene Fleckchen. Die von der Grund- farbe stark abstechenden, einzelnen Punkte sind bei den mehrsten Eiern charakteristisch und fehlen nur in seltenen Fällen ganz. Die mit"dunk- lerem Grunde haben meist die Flecken in deutlich dreifacher Steigerung der Grundfarbe. In manchen Fällen sind sie undeutlich, meist aber dicht über die ganze Fläche vertheilt, an der Basis zuweilen dichter, selten einen undeutlichen Kranz daselbst bildend.« *) Zwar ist meines Wissens noch kein Faktum bekannt, indess gar nicht un- wahrscheinlich, dass auch Muscicapa und Sturmus dazu gehören. Die auffallende Thatsache, dass selbst die körnerfressenden Singvögel Kukkuke aufziehen, ist über allen Zweifel constatirt (s. Naumannia a. d. a. 0.) und wird dadurch erklärlich, dass jene ihre Jungen, in der ersten Zeit wenigstens, mit Insekten füttern. 311 Vor mir liegen einige und sechzig Stück meiner Sammlung, und mehr als halb so viel, welche mir durch die Güte der HH. Grafen Rödern, Schallehne, Vogel u. A. mitgetheilt wurden. Die Sammlungen dieser und der HH. Kunz, Pässler, Habicht, Hoffmann, Pralle enthalten c. 100 Stück. Ich habe also reiches Material. Diese Eier *) sind aus den Nestern folgender Sänger genommen und stimmen in Färbung und Zeichnung mit den Eiern derselben überein: Andere Färbungen (Ausnahmen), 1. Lanius Collurio . . 3 Stück. 2. Ruticilla Phoenicuvrus 4 » 3. Rubecula familiaris . 3» » 2 Stück Färbung von Nr. 6. 4. Luseciola Luscinia . . » OrER » » » 6. 5. Sylvia nisoria . 1» 6. » cinerea . 6 » 4 » » » 46 7. » hortensis 4 » Bi 8. » atricapilla 5 4 » ud » » » 6. 9, Hypolais vulgaris . 1:58% PEN » » 16. 410. Calamoh. turdina . Bis 2 DIE » » 11. 11. » arundinacea 8 » 1 » » » 20. 12. » palustris 2: ah hin.» » » 8. 13. » phragmitis . 4 » 14. » aquatica RG 15. Accentor modularis , i » 16. Motacilla alba . 7 » 1 » » » 11. . 47. Budytes flava . as im 18. Anthus arboreus . 4 » 1 » » » 6 19. » pratensis . 1» 20. Alauda arvensis 4» 21. » eristata . 4 » 22. » nemorosa 1 » 23. Emberiza citrinella hı2.:0 24. Linota cannabina . daran . ubuankle » » 16. 25. Saxicola Stapazina 5 im Besitze des Hrn. Gerbe in Paris. 26. Ruticilla tithys a » oo» » » Dr. Dehne. 27. Emberiza miliaria . hang » on » » Olph-Galliard. 28. Loxia chloris 1» Bike » ». Pralle. *) Ausserdem c. 20 Stück meist graugrüner und weisslicher Färbung (Nr. 6. 41. 16 und 20) von unbekannter Provenienz. 312 Von Nr. 4. sind zwei Stück bei gelblicher ins Röthliche ziehender © Grundfarbe mit rothgrauen Schalenflecken und gelblichrothen Oberflecken gezeichnet ; die Eier des Neuntödterpaares, in deren Neste ich beide selber gefunden, gehörten zur röthlichen Varietät, also wahrscheinlich einem älteren Weibchen an. Das dritte lag in einem Neste dieses Vogels, welches Eier von grünlicher Grundfarbe und olivengrauer und olivenbräun- licher Zeichnung enthielt, und gleicht diesen in Färbung und Zeichnung. 2. Die in den Nestern von R, Phoenicurus gefundenen 4 Stück sind sämmtlich von bleich spahngrüner Grundfärbung ; zwei davon haben an der Basis mehr oder weniger braunrethe Punkte *), welche bei dem einen einen Kranz bilden; das dritte hat solche Zeichnung, aber sehr sparsam, über der ganzen Oberfläche ; das vierte endlich — nebst mehren andern von sicherer Provenienz mir durch die zuvorkommende Güte des Herrn Grafen Rödern mitgetheilt — ist ohne alle ‚Zeichnung. Dasselbe gilt (Naum. II. 2. p. 203) von dem in dem Besitze des Herrn Dr, Dehne befindlichen, »welches hell grünlichblau ohne alle weitere Zeichnung: ist« **). 3. Drei in den Nestern von Rubecula gefundene haben ganz die gelblichweisse Grundfarbe und zimmetbräunliche Zeichnung der Eier des Rothkehlchens, nur ist letztere weniger verwaschen, bestimmter und grösser gefleckt und — zwar über die ganze Oberfläche — aber sehr sparsam vertheilt im Vergleiche mit den Eiern des Rothkehlchens. Doch kommen Varietäten von letzteren vor, die diesen Kukkukseiern sehr nahe kommen. 4. Ein von mir in diesem Jahre aus dem Neste von Sylvia nisoria genommenes Kukkuksei ist von den drei zugleich mit im Neste liegenden Eiern dieser Grasmücke nur durch die Grösse und das Korn zu unter- scheiden. Ich sah das Kukkuksweibchen zu verschiedenen Malen bei diesem Neste und nahm sein Ei alsbald, nachdem es gelegt war. Leider wurden zwei in der Nähe befindliche Nester der Sperbergrasmücke, welche diess Kukkuksweibchen gleichfalls besuchte, vielleicht von ihm selber zerstört (weil die Brut für seine spätern Eier zu früh war 2), und ich fand kein Ei mehr in diesem, besonders an Sperbergrasmücken reichem Reviere des Diebziger Busches. *) Es kommen auch Eier von R. Phoenicurus und Saxicola Oenanthe mit solcher Zeichnung vor. **) Ein drittes einfach spahngrünes Kukkuksei erhielt M. Gerbe in Paris aus einem Neste von Saxicola Stapazina. Es scheinen sämmtliche Steinschmätzer die Zahl der Kukkukserzieher zu vermehren. 313 5. Die sechs in den Nestern von $. cinerea gefundenen und theils den hellern, theils den dunklern Varietäten der Eier dieses Vogels ähn- ‚lichen Kukkukseier sind von schmutzig heller oder dunkler grünlichweisser Färbung mit sparsamern oder dichtern aschgrauen Schalenflecken und schmutzig olivengrünen Oberflecken. 6. Das Nest von S. hortensis lieferte mir 4 Kukkukseier, deren’ eines ich durch die Güte des Herrn Grafen Rödern erhielt. Sie sind bei schmutzig gelbweisser Grundfarbe mit gelbgrauen Schalenflecken und heller und dunkel olivenbrauner Oberzeichnung versehen, 7. Das eine sicher in einem Neste von $. atricapilla gefundene und den Eiern dieses Vogels bis auf die sogenannten Brandflecken ähn- liche Kukkuksei fand ich selbst in der Nähe des Weissen Morastes im Banat (Süd-Ungarn). 8. Mit dem bereits mehrfach erwähnten Eie aus dem Neste von Hypol. hat es folgende Bewandtniss. Herr Hofjäger Braune sah längere Zeit ein Kukkuksweibchen nach einem ihm bekannten Neste des Garten- laubvogels fliegen, das bereits mehre Eier enthielt. Er fürchtete, dass das in seinem Garten befindliche Nest des herrlichen Sängers durch diese Besuche zerstört werden könne, und schoss desshalb den Kukkuk, in dessen Legedarm er ein vollständig ausgebildetes, zu seiner grossen Ueberraschung, den Hypolais-Eiern ähnlich gefärbtes Ei fand. Ein gleiches befand sich, als er nachher das Nest untersuchte, bereits darin. 9. Zwei Eier aus den Nestern von ©. turdina zeigen, besonders das dem Herrn Grafen Rödern gehörige, noch im ausgebleichten Zustande die eigenthümliche blaugrüne Grundfarbe der Eier des Drosselrohrsängers, welche an Intensivität nur von einem im Neste von Accentor modul. und einem in dem von Calam. palustris gefundenen Kukkukseie übertroffen werden, Weniger auffallend ist die Uebereinstimmung hinsichtlich der Zeichnung. 40. Acht’Eier aus den Nestern von ©. arundinacea — vielleicht derjenige Sänger, welcher nebst Sylvia cinerea und Motac. alba die meisten Kukkuke erzieht — erinnern in Färbung und Zeichnung lebhaft an die Eier dieses Vogels, wie denn die bei Weitem grosse Mehrzahl der von mir gesehenen Kukkukseier den unter sich sehr ähnlichen Eiern von $. einerea und C, arundinac. ähnelt. 41. Wir erwähnten eben eines der beiden im Neste von Cal. pa- lustris gefundenen Kukkukseier, welches von ziemlich intensiver blau- grünlicher oder spahngrüner Grundfarbe ist. Es hat die tharakteristische % 314 brandfleckenartige Unter- und Oberzeichnung der Sumpfrohrsängereier. Ich fand «es selbst am Weissen Moraste in Ungarn. Das andere, im Be- sitze des Herrn Grafen Rödern, ist von bleicherer Grundfarbe und hat zwar die charakteristische, aber mehr verwischte und über die ganze Oberfläche dicht verbreitete Zeichnung. Ein dem ungarischen Exem- plare sehr ähnliches fand Herr Pastor Pässler im Sumpfrohrsängerneste (Naum. I. 2. p. 49). 12 und 13. Ein in dem Neste von ©. phragmitis von mir und ein in dem‘ von (©, aquatica vom Herrn Grafen Rödern gefundenes zeigen ganz die höchst verwaschene, die eigentliche Grundfarbe ganz verdeckende Zeichnung dieser Rohrsängereier. 14. Eins der interessantesten ist das aus dem Neste von Accentor modularis genommene, schön blaugrüne Kukkuksei, ohne alle Zeichnung, und bis auf Schale, Korn und Grösse einem recht dunkeln Eie der Braun- elle gleich. BR 15. Die Nester der weissen Bachstelze lieferten mir 7 Kuk- kukseier,.die mehr oder weniger alle, besonders das dem Herrn Grafen Rödern *) gehörige Exemplar, in der weissen oder graulichen Grund- farbe, wie in der gestrichelten grauen und schwärzlichen Zeichnung den Eiern der Bachstelze ähneln. 16. Dasselbe gilt von dem im Neste von Bud, flava gefundenen. 17. Zu den interessantesten Färbungen und Zeichnungen gehören .die drei (oder vier, denn die Provenienz des einen ist unsicher) in den Baumpieper-Nestern gefundenen. Das eine ist noch jetzt, nach mehren Jahren, von schmutzig weinröthlicher Grundfarbe, die sehr intensiv und merklich ins Violette spielt; die violett- und rothbraune Zeichnung zeigt ganz die charakteristischen — gleichsam Maser — Flecken, Schnörkel und Brandflecken der meisten Baumpiepereier, Zwei andere tragen den- selben Charakter der Zeichnung in Blaugrau und Rothgrau bei hellblau- grauer und hellviolettgrauer Grundfarbe, 18. Ein im Wiesenpieper-Neste gefundenes zeigt die verwa- schen-gestrichelte Zeichnung dieser Piepereier in einem Grau, das einen Stich ins Gelbe hat. *) Ich muss hierbei noch bemerken, dass mir Herr Graf Rödern versichert, die sämmtlichen mir zum Gebrauche übergebenen Kukkukseier (bis auf das einfach grüne, welches ein Sammler in Breslau aus einem Rothschwanzneste erhalten) selbst aus den Nestern genommen zu haben. 315 19. 20 und 21 haben bei manchen Nüancen der Grund- und Zeich- nenfarbe ganz das Eigenthümliche der Zeichnung der Lerchen-Eier: ein schmutziges Grünlich- oder Gelblichgrau mit verwaschener und ver- schwommener, gleichsam marmorirter, Strich- und Fleckenzeichnung. 22. -Das Ei aus dem Neste von Emberiza citrinella trägt sogar die Haarzüge, oder, wie sie Dr. von Middendorf bezeichnet, »Wurm- linien« der Ammereier, während 23. das in dem Neste von L. cannabina gefundene hell spahngrüne Färbung mit einzelnen rothbraunen Flecken hat. Dies die Beschreibung der mir vorliegenden Kukkukseier, welche den Eiern der Pflegeeltern ähneln. Es kommen noch hinzu : x 24. Das von Herr Dr. Dehne (Naum. III. 2. p. 203) beschriebene, welches das auf einem Heuboden gefangene Kukkuksweibchen im Käfige gelegt hat, und das wahrscheinlich für ein Nest von Rut. Tithys be- stimmt war, obschon auch Phoenicurus zuweilen an und in Gebäuden sein Nest baut. Das »hell grünlichblaue Ei ohne alle weitere Zeichnung« hätte für die Eier beider Rothschwanzarten gepasst, da auch die von Tithys zuweilen, bei bestimmten Paaren stets, grünlichweiss vorkommen. 25. Herr Leon Olph-Galliard beschreibt ein Kukkuksei, das er aus dem Neste der Emberiza miliaria genommen, als den Eiern dieses Vo- gels sehr ähnlich. Ich vermuthe sogar, dass das angebliche Ammerei, welches dieser treffliche Beobachter in dem Oesophage eines von ihm erlegten Kukkukweibchens fand, das eigene Ei des getödteten Vogels war, das er’ eben im Schnabel gehabt, um es auf diese Weise in ein sonst nicht zugängliches Nest zu bringen *). ($. Naum. II. 4. p. 106.) *) Es spricht keineswegs gegen diese Annahme, dass der getödtete Vogel das Ei im Oesophage (Schlunde) gehabt: er hat es eben im Schreck verschluckt. Dass der Kukkuk sich des Schnabels bedient, um seine Eier in manche Nester zu bringen, steht a priori fest, da eine andere Weise in einzelnen Fällen gar nicht möglich ist. Uebrigens hat man mehrfach Kukkukweibchen erlegt, welche ein eigenes Ei im Rachen hatten. Aber auch die ganze Procedur bei einem solchen Falle ist neuerlich und „sicher‘‘ beobachtet worden. Ein Köhler im Thüringer Walde ruhte im Hintergrunde seiner etwas tiefen Waldhütte, als ein Kukkuk, den er schon länger in der Nähe herumfliegen gesehen hatte, in die Hütte flog, sich auf eine Bank neben dem Eingange setzte, ein Ei legte, dies sofort mit dem Schnabel ergriff und in ein innerhalb der Hütte angelegtes Zaunkönignest schob. Der Mann, der Nichts von der Fortpflanzungsgeschichte des Kukkuks wusste, sah still und voll Erstaunen zu, was sich vor seinen „sehenden Augen‘ zutrug, und erzählte das „„Wunder‘* später Herrn Aktuar Mädel in Gotha, dem ich diese interessante Mittheilung verdanke. 316 26. Das von Herrn Postsekretär Pralle in einem Neste von L. chloris neben Eiern dieses Vogels gefundene Kukkuksei "unterscheidet sich doch nicht so bedeutend in der Grundfarbe von jenen, selbst wenn es verbleicht war, dass man es als eine stark hervortretende Unähnlich- keit bezeichnen könnte. Auf eine solche dürfte endlich um so. weniger Gewicht zu legen sein, als die Gesäme fressenden Singvögel doch wohl nur in sel- tenen Fällen zu Pflegeeltern des für animalische Kost bestimmten Kuk- kuks gewählt werden. Freilich behauptet H. L. Olph-Galliard (l. c.), dass der Kukkuk, wenigstens in seiner Lokalität, der Umgegend von Lyon, für die Nester der Grauammer, E. miliaria, eine Vorliebe habe, und hat selbst mehre junge Kukkuke erhalten, welche in deren Nestern aufgezogen worden waren ; und Herr Bethe (s. Naumannia II. 1: p. 105) fand sogar in dem Magen eines aus einem Hänflingsneste genommenen „ganz grüne, noch nicht reife Sämereien, Panicum sanguinale, und andere !« Aber selber bei der Voraussetzung, dass Ammern und Finken ihre Jungen nicht blos mit Vegetabilien nähren, spricht das zuletzt ange- führte Faktum dafür, dass die Erziehung eines ausschliesslich für anima- lische Nahrung bestimmten Vogels durch solche, welche nur oder auch Vegetabilien füttern, zu den Ausnahmen gehören müsse, und es ist die Frage, ob der von Herrn Bethe aus dem Hänflingsneste genommene Kukkuk nicht auch gestorben wäre, wenn er noch fortgesetzt mit Säme- reien von dem Hänflingspaare gefüttert worden wäre *). Desshalb müsste es denn in der That sogar auffällig erscheinen, wenn die Kukkukseier den Eiern dieser nur ausnahmsweisen Erzieher besonders ähnlich wären. | - Die Thatsache steht also ohne allen Zweifel fest, dass es Kuk- kukseier gibt, welche den Eiern solcher Singvögel, in deren Nester sie gelegt zu werden pflegen, nach Färbung und Zeichnung überaus ähnlich sind. Was folgt nun daraus ? Wenn die Natur irgend einen Zweck dabei hat, — und sie spielt niemals ! — so liegt — bei der erhabenen Würde der Naturgesetze und *) Es bleibt freilich dabei noch die Möglichkeit, dass der Instinkt die Pflege- eltern aus der Abtheilung der. „„körnerfressenden Singvögel‘‘ .leite, dem hungrigen und Sämereien verschmähenden Pflegekinde fort und fort Insekten zuzutragen. Es wäre sehr interessant gewesen, wenn der Magen jenes Bethe’schen Kukkuks in die Hände eines Johannes Müller gekommen wäre! . 317 ihres Urhebers ! — doch wohl der Schluss um Vieles näher : sie habe die Verhältnisse so eingerichtet, um das Fortbestehen der Species unter den einmal gegebenen Umständen zu erleich- tern, als etwa die Annahme: sie habe zeigen wollen, dass die alle fremden Eier sonst so leicht erkennenden, resp. aus dem Neste fortschaffenden oder dasselbe verlassenden Sänger ge- rade bezüglich der Kukkukseier blind sein, und die rothen in ihrem grünen Gelege und umgekehrt nicht erkennen sollten. Ein anderer Zweck ist nicht denkbar, und die Wahl ee den beiden angeführten, dünkt mich, nicht schwer ! Ich stehe desshalb nicht an, als ein Naturgesetz aufzustellen : Die Kukkukseier sind annähernd ebenso gefürbt und ge- zeichnet, wie die Eier derjenigen Vögel, in deren Nester sie gelegtwerden, damit sievon den Pflegeeltern weniger leicht*) als untergeschoben zu erkennen sind”), *) Damit soll jedoch keineswegs behauptel werden, dass die Natur für diesen Zweck nicht noch andere Mittel habe anwenden können oder angewendet habe. **) Es ist nicht ohne grosse Bedeutung für uns, dass dies Gesetz, wie es scheint, auf fast alle Arten der eigentlichen Kukkuke Bezug haben. 1) Cueulus flavus, Gm., hat nach Thienemann (I. c. p. 85) röthlich grauweisse oder röthlich gelbgraue Eier mit wenig sichtbaren, sehr feinen aschgrauen oder einzelnen rothgrauen Pünktchen und Fleckchen, vor der Basis kranzartig gehäuft, auf der übrigen Fläche gleichmässig zerstreut. Diese wurden von Boie und Macklot in den Nestern von Enicurus coronatus, Temm., und Megalurus palustris, Horsf., ge- funden, welche zum Theil ähnliche Eier haben. 2) C. eineraceus, Vig. und Horsf., legt schmutzig röthlichweisse, mehr in das Grauliche oder Gelbliche ziehende, fast ungefleckte Eier, gefunden von Dr. Preiss in den Nestern der Meliphaga fulvifrons und von Gould in dem von Rhipidura mota- eilloides. Dazu macht Herr Dr. Thienemann die Anmerkung: „,‚es ist bemerkens- werth, dass auch die Eier vieler neuholländischen Vögel, besonders aus der Abtheilung der Meliphagen, röthlichen Grund haben.“ 3) Die Eier von ©. solitarius, Cuv., sind nach Levaillant röthlichweiss, mit hell- braunen Flecken bestreut, und demnach den Eiern von Saxicola superciliaris, Malu- rus macrourus, Sylvia coryphea und Turdus reclamator wahrscheinlich sehr ähnlich. 4) C. serratus, Sparrm., edolius, Cuv., legt, gleichfalls nach Levaillant, seine reinweissen Eier in die Nester von Motacilla capensis, Malurus subflavus und anderer kleiner Insektenfresser, 5) ©. niger, L., legt nach Angabe des General Hardwicke seine ziemlich grossen, grünlich grauweissen, mit feinsten graubraunen und gelbbraunen Fleckchen gleich- mässig bedeckten Eier in Krähennester ; sie haben also grosse Aehnlichkeit mit den Eiern mancher Krähen. 6) ©. lueidus, Lath., „‚als dessen Pflegeeltern Acanthiza diemensis et chrysorhoea, Glyeciphila fulvifrons, Malurus eyaneus und andere dieses Geschlechts, Petroica multi- 318 Das die Regel, die, wie jede andere, nicht-ohne Ausnahmen sein wird. Bevor wir jedoch zu deren Besprechung und, Erklärung kommen, ist noch.eine andere Frage, wenn auch nicht zu entscheiden, so doch zu berühren. Es fragt sich nämlich: legt dasselbe Kukkuksweibchen nur Eier von gleicher Färbung und. Zeichnung, und also der Regel nach in das Nest nur einer Species? Oder aber: legt dasselbe Individuum Eier von verschie- dener Färbung und Zeichnung, je nach dem Charakter der Eier, zu denen es eingeschoben werden soll? Mein Freund H. Kunz, dem ich zuerst meine Beobachtungen über die Farbenverschiedenheiten der Kukkukseier mittheilte und der bereits ähnliche Erfahrungen gemacht, sprach sich für letztere Ansicht aus und stellte (Naumannia I. 2. p. 51) die Hypothese auf: »Der Anblick der im Neste liegenden Eier wirkt so auf das zu legen im Begriff stehende Weibchen ein, dass das (sonst) legereife Ei Karbung und Feishmung der- selben annimmt !« Die Sache ist an sich nicht unmöglich ! color, bekannt sind, ebenso wie „eine ziemliche Anzahl seiner Eier, variirt in deren Färbung und Zeichnung, wie es scheint, ebenso wie unser Kukkuk.‘‘ Man findet den Grund weiss und mit Roth und Rothbraun in den verschiedensten Nüancen gefleckt, meist mit zartesten dichten Pünkteken, die sich nach der Basis häufen und oft einen deutlichen Kranz bilden, oder mit. grössern, verworrenen, oft erhaben aufgetragenen Fleckchen, wie bei manchen Hühnerarten. Dann kommen völlig olivengrüne oder olivenbraune vor, die in der Färbung den Eiern der Nachtigall gleichen, wo jedoch die Basis dunkler, die Höhe etwas lichter gefärbt ist, wie bei vielen Eiern neu- holländischer Vögel. { 7) ©. auratus, Gm., legt „glänzend weisse“ Eier. Levaillant berichtet, „dass er seine Eier in die Nester der kleinsten Insektenfresser lege.‘ Da er aber „ein Weibchen schoss, welches ein eigenes Ei im Rachen hatte,‘‘ und selber daraus den Schluss zieht, ‚dass der Vogel seine Eier mittelst des Schnabels in ihm unzugäng- liche Nester einbringt,“ so ist wohl anzunehmen, und das „glänzende Reinweiss‘‘ der Eier stützt diese Annahme, dass er seine Eier vorzugsweise Höhlenbrütern anvertraut, Vielleicht gehören selbst die Verwandten Indicator major und minor, „die weisse Eier in Baumhöhlen legen,‘ zu seinen Pflegeeltern. Ob endlich (Journ. f. Ornithol. I. 2. p. 144) Cuc. glandarius desshalb, weil er seine Eier nicht selbst ausbrütet, ferner nicht mehr Typus der Swainson’schen Gat- tung Oxylophus bleiben darf, ist hier nicht von Wichtigkeit, wohl aber, dass auch die Eier dieses „Schmarotzers,‘ ächter Kukkuk oder nicht, den Eiern der Pflege- eltern so ungemein ähnlich sind, dass man sie — wenigstens gilt das von meinem von Herrn A. Brehm erhaltenen Exemplare — von manchen kleinen Individuen der Kräheneier in Färbung und Zeichnung kaum unterscheiden kann. 319 - Es lassen sich dafür Gründe und Analogieen aus der Physiologie _ anführen. Bereits in einer der ältesten Urkunden der Geschichte, im Pentateuch *), ist die Rede von dem alten Erfahrungssatze : dass 'plötz- liche, ausserordentliche, besonders starke oder lange andauernde Ein- wirkungen auf die Sinne, besonders den Gesichtssinn, der Mutter während der Conception und den ersten Stadien der Schwangerschaft unter Um- ständen einen bedeutenden Einfluss auf die Bildung des Embryo haben. An sich wäre es nicht unmöglich, dass die Natur die angegebene Absicht auf diese Weise erreichen wollte. Indess sprechen doch mancherlei Fakta gegen diese Erklärung. Zunächst die Erfahrung: dass die Kukkukseier je nach den Lo- kalitäten verschieden gefärbt und gezeichnet vorkommen, oder‘ wie Temminck sagt, von der Lokalität abhängen **). Dies *) Genesis cap. 30, v. 37 w f. ’=*) Diese Behauptung Temmincks-ist natürlich dahin zu modificiren, dass sie nur. von gewissen eigenthümlichen, keineswegs aber von allen Loka- litäten gilt. An solchen Orten nämlich, wo irgendwelche Pflegeeltern des Kukkuks besonders häufig neben einander wohnen, ohne viele andere Sänger in der Nähe zu haben, werden die Kukkukseier allerdings den Typus von den Eiern der vorherr- schenden Species annehmen. Solche»Orte sind z. B. grössere Rohrteiche, wo Calam. arundinacea der bei Weitem häufigste Brutvogel unter den Sängern zu sein pflegt. Und in der That wird diese Annahme auf eine überraschende Weise durch die Er- fahrung bestätigt, dass fast alle Kukkukseier vom Badetzer Teiche bei Zerbst, wo der Kukkuk sehr häufig und .der Teichrohrsänger ‚der gemeinste Vogel ist, den Typus seiner Eier tragen. Ferner in der Nähe von Flüssen und Bächen, auf Angern, Wei- denpflanzungen , Holzstrecken, wo Motac. alba seine Lieblingsplätze findet; in sum- pfigen Wiesen und Brüchen, wo Anthus pratensis am häufigsten brütet — wie wahr- scheinlich in der Nähe von Leyden und in der frühern Umgebung des Herrn von Homeyer, der in seiner „systematischen Uebersicht der Vögel Pommerns p. 10 an- führt, dass der Kukkuk seine Eier vorzugsweise in die Nester der weissen Bachstelze und des Wiesenpiepers lege ;“ — endlich in Gegenden, wo Emb. miliaria besonders häufig ist, — wie dem Anscheine nach in der Nähe von Lyon; — da werden über- all die Kukkukseier je nach den verschiedenen Lokalitäten vorherrschend verschieden gefärbt sein. Gegen diese Ansicht Temminks behauptet M. Moquin-Tandon (Degland Ornith. europ. I. p. 170), „dass die Verschiedenheiten der Kukkukseier vom Alter, vom Gesundheitszustande, der Legekraft? (abondance de la ponte) und der Natur der Nahrungsmittel abhänge.‘* Von allen Erklärungen der Thatsache diejenige, welche am wenigsten für sich hat, so viel Einfluss man den genannten Faktoren auch auf die Entstehung anderer Eiervarietäten einzuräumen geneigt sein mag. Dr. Gloger (Handb. d. N.-G. der Vögel Europa’s, I. p. 448) meint, dass „meist, aber freilich nicht durchaus, fast alle im Laufe eines Jahres, auch von verschiedenen Weibchen gelegte Kukkukseier einander sehr ähneln, wenigstens zu ungefähr gleicher Zeit,“ und fügt dann hinzu: „diese Erscheinung mag sich wohl durch den allge- 320 Faktum, selbst unter der in der Anmerkung angedeuteten Beschränkung, würde nicht wohl zu erklären sein, wenn man von der in Rede stehenden Ansicht ausgehen wollte, da doch immer einzelne Nester anderer, als der vorherrschenden Species, durch ihre Eier auf die Färbung der Kuk- kukseier vielfachen Einfluss üben würden. Sodann: wie wäre es zu erklären, dass zwei Kukkuk FOlßr von gänzlich verschiedener Färbung und Zeichnung in ein und demselben Neste vorkommen können! Und doch ist auch diese Thatsache mehrfach constatirt. Ich selbst habe in einem Neste von Cal. arundinacea, das in einem nur mit wenigem Rohre bewachsenen Graben stand, neben 3 Eiern dieses Vogels zwei Kukkukseier gefunden, deren eins den Typus jener, das andere den Typus der Eier von Sylvia hor- tensis hatte, Zwei andere Kukkukseier aus dem Neste einer Grasmücke, wahrscheinlich $. cinerea, liegen vor mir, deren.eins den Charakter ihrer, das andere den der Eier von S. atricapilla trägt. Dass die beiden erstern nicht von demselben Weibchen gelegt sein konnten — was übrigens die obwaltende Schwierigkeit nicht heben würde — bewies das gleiche Sta- dium der Bebrütung beider. Sie kamen also von zwei Weibchen *). Welches von beiden nun aber auch zuerst gelegt wurde, und selbst wenn das den Typus des Grasmückeneies tragende in das noch leere Nest kam: die Schwierigkeit, die Färbung des einen .oder andern nach der Annahme des Herrn Kunz zu erklären, bleibt immer dieselbe. Ferner finden sich, obschon seltener, auch Kukkukseier in sol- chen Nestern, welche noch keine Eier des Eigenthümers ent- halten, in welchem Falle dem Kukkuk also das Medium einer Desire Farbenbildung seines Eies fehlt. Endlich liefert gegen diese Annahme einen ‘direkten Beweis die, wenn gleich noch vereinzelt stehende Erfahrung, dass ein und das- selbe Kukkuksweibchen gleichgefärbte Eier in Nester ver- schiedener Species legt. So wichtig einerseits der durch Herrn Hofjäger Braune: gelieferte Beweis ist, dass die beiden Eier jenes Kuk- meinern Genuss dieser oder jener Art von Nahrung im Laufe eines oder des andern Jahres erklären lassen: da in den meisten Sommern gerade diese oder jene Raupen- art in einer Gegend vorzugsweise häufig erscheint und für einige Zeit meist allen Kukkuksweibchen daselbst zahlreich vorkommt.“ *) Naumann, Thienemann, Degland u. A. führen an, dass zuweilen zwei Kuk- kukseier in einem Neste gefunden werden, und fast alle jene Autoren fügen hinzu, dass sie „wahrscheinlich von zwei verschiedenen Weibchen gelegt worden seien,‘ ohne der Färbung dieser Eier Erwähnung zu thun. 321 kuks die Färbung der Hypolais-Eier hatten, in deren Neste das eine lag; es wäre noch wichtiger gewesen, wenn man hätte beobachten kön- nen, in welches Nest das zweite (aus dem Vogel geschnittene) Ei etwa gelegt worden wäre. Einstweilen mag folgende Thatsache das Gesagte stützen, Ich fand, wie ich bereits Anfangs bemerkte, an demselben Tage zwei ganz gleichgefärbte Kukkukseier vom Typus der Eier der $. cine- rea in zwei Nestern dieses Vogels, im Bezirke jenes Paares, dessen Männchen meine Aufmerksamkeit durch seinen abweichenden Ruf erregt. Beide Eier gehörten unzweifelhaft demselben Weibchen an. Nach acht bis neun Tagen brachte mir ein Knabe, dem ich den Auftrag gegeben, in dem bezeichneten Reviere nach Nestern zu suchen, ein drittes ähn- liches nebst Nest und Eiern von $. hortensis. Alle drei Eier liegen in meiner Sammlung und sind nicht von einander zu unterscheiden. Es ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, dass auch dies dritte Ei demselben Weibchen oder Paare angehöre, in dessen Revier der Knabe es ent- deckt hatte. Dagegen sprechen alle bisherigen Erfahrungen für die Behaup- tung: dass jedes Kukkuksweibchen nur Eier von einer Fär- bung, und somit der Bi nach in die Nester nur einer Spe- cies lege. | Alle bisherigen Erfahrungen, selbst die Ausnahmen von der Regel! Ja, diese finden darin gerade die einzig befriedigende Erklärung. Wir . wiederholen noch einmal: die so auffallende Erscheinung der mit den Sänger- eiern der verschiedensten Färbung übereinstimmenden Kukkukseier kann nichts Zufälliges, Zweckloses sein. Es liegt ferner nahe genug, den Zweck, welchen die Natur dabei verfolgt, zu erkennen. Sie erreicht natürlich auch diesen Zweck ; unter den einmal aus irgend welchen Gründen fest- gesetzten Verhältnissen, welche dem Kukkuk das Selbstbrüten und Auf- ziehen seiner Nachkommenschaft verbieten, das Fortbestehen der Art zu sichern und zu erleichtern ; sie erreicht diesen Zweck ausser dem in Rede stehenden vielleicht auch noch durch andere Mittel. Kurz, wir denken uns die Sache so: Jedes Paar oder Individuum ist mit dem In- stinkte ausgerüstet, seine Eier in die Nester einer einzigen Species zur Pflegeelternschaft tauglicher Vögel zu legen. Damit diese. das fremde Ei weniger merken, ist es von gleicher Färbung mit den eigenen, und aus demselben Grunde vielleicht auch so unverhältnissmässig klein. Nun sucht jedes Kukkukspaar, wie fast alle übrigen Vögel, sein altes Revier oder dasjenige auf, wo es ausgebrütet, Hier findet es der Regel nach Naumannia. 1853. 21 322 diejenigen Sängerarten wieder, deren es für seine besondern Verhältnisse bedarf, aber freilich theils nicht immer in der nöthigen Anzahl oder früher und später brütend, als seine sechs- bis achtwöchentliche Legezeit dauert. Er wird desshalb nicht für jedes seiner Eier ein geeignetes Nest der Species auffinden können, der er es anzuvertrauen bestimmt oder ge- wohnt ist, und sich demnach genöthigt sehen, das eine und andere ir- gendwelchen andern Sängern — gleichsam auf gut Glück — unterzu- schieben. Daher kommt es denn, dass verhältnissmässig viele Aus- nahmen von der Regel stattfinden, ja der Natur der Verhältnisse nach stattfinden müssen. Daher kommt es ferner, dass bei Weitem die Mehrzahl der Kukkukseier den Typus der Eier von Cal. arundinacea, Sylvia cinerea, Motac. alba (Anthus pratensis, Emberiza miliaria u. a. vielleicht in gewissen andern Lokalitäten) tragen, und dass desshalb gerade Eier von solcher Färbung die häufigste Ausnahme bilden, d. h. in Nestern anderer Arten gefunden werden. Denn da, wie früher erwähnt, gerade jene Arten sowohl im Allgemeinen, als besonders in geeigneten Lokalitäten reich an Individuen sind und meist enger beisammen wohnen und also — zeitweise oder immer — günstige Gelegenheit zum Unter- bringen der Kukkukseier bieten, so ist einerseits damit die lokale Haupt- färbung, andererseits das häufige Vorkommen solcher Färbungen in an- dern Nestern motivirt, letzteres sofern z. B, Cal. arundinacea wegen seiner späten Brütezeit schwerlich jemals die schon Anfangs Mai gelegten ersten Eier des Kukkuks aufnehmen kann *). Hingegen werden die seltenern Färbungen auch seltener als Ausnahmen auftreten, ob- schon die Vögel, für deren Nester sie bestimmt sind, weniger häufig beisammen brüten und ihre Nester für den Kukkuk also schwieriger auf- zufinden sind. Scheint es doch, als ob dieser desshalb um so hartnäckiger beim Aufsuchen solcher Nester sei und z. B. die vom Rothschwanz und Zaunkönig sogar auf dem Heuschober und in der Köhlerhütte — seine sonstige Scheu verleugnend — aufzufinden und zu benützen suche. Sagt ihm vielleicht sein Instinkt, dass so auffallend abstechende Eier beson- ders gefährdet sind? Uebrigens scheinen eben diese Verhältnisse über- *) Um so sicherer aber fast alle andern! Ich werde Alles versuchen, um wo möglich diese Ansichten durch weitere Thatsachen zu erweisen. Der schon erwähnte Badetzer Teich bietet dazu reichliche Gelegenheit. Viele Beobachter werden ähnliche haben ! Möchten sie doch allseitig benützt werden! Ä 323 haupt grössere Reviere für dergleichen Paare zu bedingen, und zugleich das häufige Umherstreifen der Weibchen in den Nachbarrevieren — zum Aufsuchen der im eigenen nicht in genügender Anzahl vorhandenen be- sondern Nester — zu erfordern und zu erklären *). Daher kommt es endlich, dass gerade zwei bestimmte Fär- bungen der Kukkukseier über die meisten Lokalitäten verbreitet sind, zugleich also auch fast überall als Ausnahmen in andern Nestern vorkommen. Es sind die von S. einerea und Motacilla alba. Die Ver- breitung dieser Vögel ist eine sehr ausgedehnte, und ihre Wohnplätze bieten gewöhnlich auch dem Kukkuk die Bedingungen seiner Existenz. Es ist daher nicht ohne Bedeutung, dass man in ihren Nestern selten Kukkukseier anderer Färbungen, wohl aber in andern Kukkukseier von ihrem Typus findet **). Man behauptet, dass Zahlen beweisen. Sehe man darauf noch ein- mal das Verzeichniss der mir vorliegenden Kukkukseier an und man wird finden, dass es, ungeachtet die bei Weitem meisten nur aus hiesiger, allerdings sehr reicher Lokalität stammen, doch den oben entwickelten Ansichten nicht widerspricht. Trennen wir zum Schluss noch das Faktische, erfahrungsmässig Festgestellte von den daraus gezogenen Folgerungen, so ist durch That- sachen bewiesen : Ra 1. Der Kukkuk übergibt seine Eier einer grossen Anzahl von Singvogel-Arten zum Ausbrüten. 2. Es kommen Kukkukseier von so verschiedener Fär- bung und Zeichnung vor, wie bei keinem andern Vogel (soviel man zur Zeit weiss). 3. Alle, selbst die verschiedensten Färbungen seiner *) Vielleicht sind es solche Weibchen, von denen Herr F. Prevost im Allgemeinen behauptet: „‚sie verlassen, sobald sie sich begattet, ein Ei gelegt und sich von dessen Annahme seitens der gewählten Pflegeeltern versichert haben, den ersten Gatten, um einen andern aufzusuchen, den sie dann gleichfalls verlassen, wie sie den ersten verlassen haben.‘ Nur die Männchen hätten nach ihm ein festes Standrevier. Es wäre wichtig, zu erfahren, in welchen Lokalitäten er diese Beobachtungen gemacht hat. Degland Orn. europ. I. p. 169. ‘ **) In Berücksichtigung dieser Umstände konnte ich in Halberstadt behaupten (Naum. III. 2. p. 121), dass ein so rascher-Schluss aus den von Herrn J. Hoffmann producirten Ausnahmen keine Berechtigung habe, und dass eben jene Ausnahmen für meine Ansichten bewiesen. Sie waren fast alle von der oben bezeichneten Fär- bung und hatten in den Nestern von Rubecula, Hypolais, Phyllopneuste und L. can- nabina gelegen! Naum. I. ce. p. 15. 2E® 324 Eier finden analoge, selbst bis zum Verwechseln ähnlich ge- färbte und gezeichnete Eier unter den Pflegeeltern. 4. Je nach den verschiedenen Lokalitäten treten beson- dere Färbungen als vorherrschend auf, 5. Jedes Weibchen legt nur ein Ei in dasselbe Nest. 6. Es legt Cder Regel nach) nur in solche Nester, in wel- chen sich bereits Eier des Pflegers befinden. -7. Dasselbe Weibchen legt Eier von gleicher Färbung (der Regel nach) in Nester derselben Art. 8. Die Ausnahmen von 4. 5. 6. 7. sind verhältnissmässig selten. 9, Die meisten Singvögel verlassen leicht und bei der geringsten Störung ihre Nester. | 10. Sie verfolgen und vertreiben den Kukkuk, wenn er in die Nähe derselben kommt. | 11. Dieser benützt die Abwesenheit der Eltern, um sein Ei in das Nest zu legen. 12. Er legt sein Ei an die Erde und bringt es mit dem Schnabel in sonst nicht zugängliche Nester, selbst da, wo er Gelegenheit hat, es in leicht zugängliche zu legen. 13. Er legt dabei selbst seine sonstige Scheu vor Ge- bäuden ab. 14. Man findet zwei Kukkukseier von verschiedener Fär- bung in demselben Neste. A Wir folgern daraus: 1. Die Natur muss bei so vielen zusammenstiimmenden und eigen- thümlichen Verhältnissen einen besondern Zweck haben. Ü 2. Dieser Zweck ist leicht zu erkennen: sie will unter den ur- sprünglich von ihr getroffenen Einrichtungen die Erhaltung der sonst vielfach gefährdeten Art sichern und erleichtern. 3. Sie erreicht diesen Zweck auf sehr einfache Weise dadurch, dass sie jedem Weibchen die Fähigkeit verlieh, den Eiern des Vogels ähnlich gefärbte Eier zu legen, dessen Nest es je nach den Lekalitäten vorzugsweise benutzt”), oder mit andern Worten: jedes Kukkuksweib- *) Man darf hier nicht etwa einwenden, dass damit noch Nichts erreicht wäre; hat die Pflegemutter das fremde Ei nur erst angenommen und ausgebrütet, so sorgt der auch sonst überall bei den Vögeln stark hervortretende Pflegeelterntrieb für die weitere Erziehung. 325 chen legt nur Eier von bestimmter, den Eiern irgend einer Sängerart entsprechender Färbung der Regel nach in deren Nester, und nur in andere, wenn zur Zeit der Legereife ein in jeder Beziehung passendes der ihm so zu sagen typischen Art nicht vorhanden ist. E. Baldamus. « Nach dem Schlusse des Obigen erhalte ich eben noch eine Notiz von dem trefflichen Beobachter, Herrn Inspektor R. Tobias, aus Leipzig. Ich füge sie, als hierher gehörig, gleich an. »Obwohl auch ich stets gefunden habe, dass die Eier unseres Kuk- kuks den Eiern desjenigen Vogels gleichen, in dessen Nest jener sein Ei unterschiebt — denn ich fand in den Nestern der Rohrsänger grünliche, in denen des Baumpiepers röthliche und in Grasmückennestern weissliche und grauliche — so bin ich doch nicht der Ansicht, dass dasselbe Weib- chen stets gleichgefärbte, sondern im Laufe des Sommers vielmehr ver- schiedenartig gefärbte Eier lege, je nach den Eiern des Nestes, das er benutzt. Folgendes wird das bestätigen. »In einem kleinen Feldteiche mit wenig Rohr, Phragmitis communis, bewachsen, fand ich ein Nest von Cal. turdina, worin sich neben den sehr lebhaft gefärbten Eiern des Sängers ein Kukkuksei von so intensiv grünlicher Grundfarbe befand, wie mir bis jetzt kein zweites vorge- kommen. Da sich nun ringsum im Bereiche einer halben. Meile kein zweiter Teich befand, in dem ein Rohrsänger — weder turdina, noch arundinacea — brütete, die Kukkuke hingegen weniger selten waren, so dass in dem angegebenen Reviere wenigstens drei Paare ihren Stand hatten, so musste das Kukkuksweibchen, welches das bezeichnete Ei ge- legt, mit dem Neste einer andern Sängerspecies vorlieb nehmen und desshalb wahrscheinlich auch noch anders gefärbte Eier legen. »Noch mehr spricht wahrscheinlich folgende Thatsache. für diese Ansicht. i »Im Jahre 1842 wurden auf einem Gute aus alten Fischteichen Wiesen gemacht, die von ihrer frühern Bestimmung her noch von alten Dämmen durchschnitten waren. Auf diesen standen einzelne Bäume und vieles Strauchwerk. Sie waren daher von vielen Grasmücken bewohnt. Aber auch ein Kukkukspaar hatte sein Standquartier hier aufgeschlagen, welches seine Eier theils in die Nester der $. einerea, theils in die der 326 S. hortensis schob. Alle glichen mehr oder weniger den Eiern des Sängers, bei welchen sie lagen, nur hatte jedes’einige dunkle Pünktchen. Das vierte fand sich im Neste von $. hortensis, welches merkwürdig gefärbte Eier enthielt. Drei derselben hatten grauweisse Grundfarbe mit sehr wenig Zeichnung, zwei waren einfarbig grauweiss. ‘Das hierbei liegende Kukkuksei war grauweiss und hatte nur die bei den andern be- merkten fliegenklexartigen Pünktchen. »Würde auch angenommen, dass das Betgachten der Eier in dem gewählten Neste Einfluss auf das eben im Färben begriffene Kukkuksei habe, so bleibt doch zu untersuchen, wie sich die Färbung bei denen verhält, welche in oben geschlossene, nur mit kleinem seitlichen Ein- gangsloche versehene oder in Baumhöhlen angelegte Nester, z. B. Tro- glodytes, Phyllopneuste,- Ruticilla ete. eingeschoben werden.« R. Tobias Auszug aus dem Protokolle der siebenten Ornithologen- Versammlung zu Halberstadt. Beilage Nr. 2. Die Hauptpunkte, über welche sich Dr. Hartlaub in seinem münd- lichen und freien Vortrage über die Ornithologie West-Afrika's in der ersten Sitzung zu Halberstadt aussprach, sind Folgende: 4) Man begreift unter West-Afrika die Küstendistrikte vom Senegal bis Benguela herunter, also Senegambien und Guinea im wei- testen Sinne des Wortes. 2) Man kennt mit Sicherheit über 500 dort vorkommende Vogel- Arten. 3) Die Vögelfauna dieser Gegenden zeigt eine auffallend stark ausgesprochene Verwandtschaft mit der von Central- und Nordost-Afrika, eine ungleich geringere mit der Süd-Afrika’s. 4) Die Zahl der West-Afrika eigenthümlichen generischen Formen ist, selbst in der modernen Beschränkung des Begriffs, *) Auf der ersten Seite des vorigen Heftes, Zeile3 von unten muss es heissen: „Begrenzung“ anstatt „Bewegung.“ D. R, 327 eine sehr kleine, die der ihm ausschliesslich angehörenden Ar- | ten dagegen gross. 5) Es bestätigt sich bei den Vögeln West- Afrika’s das fast zu allge- gemeiner Geltung erhobene Gesetz, dass sich nämlich in ver- schiedenen Gegenden eines und desselben Welttheiles entweder dieselbe Art in sehr nahe verwandten und äusserst ähnlichen, nur als »Lokalrasse« oder »klima- tische Varietät« zu sondernden Abänderungen wieder- holt, oder aber, dass sie ihren Typus in wirklich speci- fischer. Verschiedenheit an verschiedenen und fast im- mer weit von einander entlegenen Lokalitäten zur Er- scheinung bringt. 6) Ueber ein Wandern der westafrikanischen Vögel fehlt es bis jetzt an befriedigenden Aufschlüssen. Doch scheint ein solches vielmehr in südlicher Richtung als nach Norden oder Nord- osten hin stattzufinden. Die Regenzeit spielt dabei eine wichtige Rolle. 7) Die verhältnissmässig am stärksten vertretenen Familien in der Or- nithologi West-Afrika’s sind die Meropinae, Alcedininae, Cora- cianae, Nectarininae, Malurinae (Drymoica), Lamprotornithinae, Musophagidae und die grosse Abtheilung der Fringillidae. 8) Sehr auffallend ist bei dem grossen Wasserreichthum West-Afrika’s der Mangel an Entenarten. 9) Auch die Vulturiden sind merkwürdig schwach vertreten. Dr. &. Hartlaub. Beilage Nr. 4 Ueber Clangula mergoides, n. sp.? Von N. Kjärbölling. Der räthselhafte, wegen seiner einzelnen Erscheinung fast ganz ver- gessene Mergus anatarius, Eimbeck’s, — Clangula angustirostris, Brehm, muthmaasslich Bastard von Anas clangula und Merg. albellus nach Nau- mann — taucht wieder auf, und zwar als Wahre Tauchente und gute Species nach meiner Ansicht. In den ersten Tagen dieses Jahres (1853) wurde eine unbedeutende Sammlung gewöhnlicher dänischer Vögel in Kopenhagen zum Verkauf 328 gestellt. - Nur ein einziges Exemplar, das ich oberflächlich betrachtet für einen jungen Mergus albellus, Varietät, hielt, und nebst mehren gewöhn- lichern Stücken für meine Sammlung ankaufle, war mir erwünscht. Der nur von der einen Seite gesehene vermeintliche Säger wurde von einem Gehülfen zufälliger Weise ziemlich hoch im Kahinette aufgestellt, so dass ich den Schnabel von unten sehen musste, der mir nun auffiel und sich bei näherer Betrachtung als wahrer Entenschnabel erwies. Ich nahm jetzt den Vogel herab und in mein Arbeitszimmer, und eine genaue Musterung, Vergleichung und Messung zeigte mir bald, dass ich keinen Säger, sondern eine Tauchente, und zwar der Gruppe Clangula *) angehörig, vor mir hatte. Es ist ein jüngeres M. in fast ausgefärbtem Prachtkleide, im Februar 1843 in der Isefjord im nördlichen Seeland ge- fangen. Das von dem Herrn Inspektor Eimbeck in Braunschweig, (Isis 1831, p. 299) beschriebene alte Männchen wurde 1825 auf der Ocker in der Nähe von Braunschweig erlegt, und hatte , sonderbar ge- nug, dasselbe Schicksal wie mein Vogel, indem es mehre Jahre in einer kleinen und unbedeutenden Sammlung aufbewahrt wurde, bis es 1830 glücklicher Weise das Braunschweiger Museum acquiriren konnte. Hier stand es bisher wenigstens als Vorbote einer neuen Art. Die Etablirung einer solchen nach nur einem Individuum hat seine grossen Bedenklich- keiten, wurde aber von Eimbeck gewagt, der.ihm bekanntlich den Namen Mergus anatarius — entenariiger Säger — beilegte. Obschon nun dieser Vogel gewissermaassen als Mittelglied und Uebergang zwi- schen den Sägern und Tauchenten, namentlich der Sippe Clangula, nach Grösse, Gestalt und Zeichnung dasteht, so ist doch der Vogel, wie vor- liegendes Exemplar, das ich nebst einer von mir gefertigten Abbildung der hochgeehrten Versammlung vorzulegen die Ehre habe, zur Evidenz beweisst, keineswegs ein Mergus, sondern jedenfalls viel mehr eine Clan- gula**), Das sah denn auch sogleich unser hochverehrter Naumann? *) Herr Justizrath Boie in Kiel schrieb mir auf meine dessfalsigen Mittheilungen, dass er mit meinen Klassifikations-Ansichten hinsichtlich der Sippe Clangula voll- kommen bereinstimme. Es gehören dieser Sippe demnach an: 4) Mergus? anatarius, Eimb. 2) Anas clangula, L. 3) „ islandica, Gm. 4) „ albeola, L. 5) ,„ histrionica, L. **) Der wackere Kjärbölling hat damit ganz Recht, was seinen Vogel anlangt, 329 aber seine Vorsicht im Artenaufstellen verleitete ihn doch wohl auf einen andern Abweg, indem er den Vogel in seinem herrlichen Werke freilich nur als »muthmaasslichen« Bastard von Mergus albellus und Anas clan- gula beschrieb und abbildete. Da nun aber sowohl Naumann als Eim- beck die Entscheidung der Frage: Ob gute Art oder nicht — von wei- terem Vorkommen abhängig machen; da ferner Bastardirungen im freien Naturleben,, da namentlich, wo Wasservögel in Menge durch und neben einander brüten, zudem von Individuen, welche Arten verschiedener Gattungen*) angehören, gottlob fast eine Unmöglichkeit sind **); da denn nun endlich das hier vorliegende Exemplar, als ein junges fast ausgefärbtes Männchen im Prachtkleide, dem Eimbeckschen alten Männ- chen überall genau entspricht: so dürfte ein ausreichender Beweis für meine Behauptung und die Aufstellung einer. neuen, guten Art vorliegen. Der verdienstvolle Brehm scheint demnach die Sache am richtigsten beurtheilt zu haben. Zwar bleibt es zweifelhaft, ob das in seiner schö- nen Sammlung befindliche kleinschnäblige Weibchen, welches er sonst überall dem Weibchen von Anas clangula ganz ähnlich findet, hierher gehört: er hat aber das Eimbecksche Männchen, nach der Beschrei- bung. und Abbildung in der Isis, als Subspecies von A. clangula unter dem Namen Clangula angustirostris aufgenommen (Vögel Deutschl. pag. 934). Nun ist freilich der Name angustirostris bereits an eine andere Entenart, A. marmorata Menetr., vergeben, und hat sich seitdem erhal- ten, und ich erlaube mir daher, falls der Vogel als eine selbständige, gute Art vom gegenwärtigen obersten Gerichtshofe in letzter Instanz anerkannt werden sollte, den Namen Anas (Clangula) mergoides, sägerarlige Schellente für denselben vorzuschlagen. Ich gebe nun nachfolgend die Artkennzeichen nebst Beschreibung. aber keineswegs bezüglich des Eimbeckschen, den er irrthümlich dem. seinigen identifieirt. S. die Debatte über diesen Gegenstand im Protokoll-Auszuge, Naum. III. 2, pag. 116 ff. “ *) Ein ganz anderes Verhältniss findet bei Tetrao Trogslins F. und Tetrix M. statt; denn 1) leben die Hühner in Polygamie, 2) sind die Männchen vom Auerhahn, wenigstens in Schweden, durch starken Beschuss unverhältnissmässig verringert, SO dass sich die Auerhennen auf eine Mesalliance einlassen müssen, welche nur als Nothpaarung erscheint. Kj. **) Ich verweise hiergegen auf das vom Herrn Forstmeister von Negelein beobachtete Faktum (Naum. III. 2, pag. 224), und ausserdem scheint es mir, ganz abgesehen von vorliegendem Falle, dass die Natur wohl zuweilen ganz andere An- sichten von Gattungen hat, als unsere Systematiker. Baldamus, 330 Artkennzeichen. Schnabel sehr schmal, nur so breit als hoch; Füsse gelbroth und schwarz; Kopf schwarzgrün (jung: schwarzbraun), mit weissem „ nicht bis zum Schnabel reichendem, und bis zum Halse gehenden Zügel; Un- tergurgel und Spiegel weiss, letzterer oben und unten deutlich weiss eingefasst. Beschreibung. Länge 19; Flügelweite 32—33”; Schnabel von der Spitze des Nagels bis zum Mundwinkel 1 10‘ lang, an der Wurzel breiter als hoch, an der Basis auf der Firste sehr abgeplattet, nach vorn allmählig flach gewölbt, am Nagel viel niedriger als breit. Der Nagel gross, fast die ganze Breite der schmal zugerundeten Schnabelspitze einnehmend. Nasenlöcher in der Mitte des Schnabels. Die Lamellenspitzen bei ge- schlossenem Schnabel hinten (im getrockneten Zustande) kaum (im Leben gewiss gar nicht) sichtbar. Steuerfedern 16, deren äusseres Paar 13%“ kürzer als das mittlere. Das alte Männchen (Naum. XII. Titelkupfer, Isis 1831 tb. II.) hat im Leben höchst wahrscheinlich einen dunkelröthlichen bräunlich überlaufenen Schnabel mit hornfarbigem Nagel. Das Gefieder weiss, an den verlängerten Federn des Oberkopfes und Nackens, sowie an den Wangen, schwarz mit grünem Metallschiller. Zwischen Schnabel und Auge, an den Zügeln, ein weisser Fleck, welcher von dem Schnabel durch eine 2’ breite schwarze Federkante geschieden ist, und ‚sich nach unten mit dem weissen Halse vereinigt. Der Rücken, die Steuerfedern und die Schwingen I. Ordnung schwarz, die der andern bräunlich. Schul- terfedern weiss; zwischen diesen und dem Flügel ein schwarzer Längen- streif. Der Flügel an dem obern Theile grösstentheils weiss mit schwar- zen Federrändern. Spiegel schwarz mit weissen Federspitzen. Die Kropfseiten haben an einigen Federn schwärzliche Spitzen, welche mehre aber kurze Querstreifen bilden. Die Seitenfedern graugewässert. _ Ich habe bereits bemerkt, dass das von Brehm |. c. beschrie- bene W. sich nur durch den unbedeutend kleinern Schnabel von dem W. von A. clangula unterscheidet, und demnach schwerlich zu un- serem Vogel gehört, dessen-W. also mit Sicherheit noch nicht be- kannt ist. Das jüngere fast ausgefiederte Männchen im ersten Pracht- kleide entspricht dem oben beschriebenen alten M. ganz und gar; nur 331 zeigen sich noch mehr oder weniger die Spuren des Jugendkleides, be- sonders am Kopfe, wo eine röthlich olivenbraune Farbe von dem grün- schillernden Schwarz nur zum Theil verdrängt ist. An den weissen Hinterwangen stehen mehre schwarze Federspitzenflecken. Die weiss- werdenden Unterhals- und Kropffedern haben eine hellschmutzigbraune Farbe, die dazwischen hervorkommenden weissen Federn deuten auf eine gänzliche Vernichtung jener Farbe des Unterhalses und einiger schwar- zer Seitenstreifen des Kropfes. Die Schulterfedern haben meist auch schwarze Ränder. Die Seitenfedern beginnen nach hinten zu grauge- wässert zu werden, sind aber noch mit schwarzbräunlichen Federn ver- mengt. Die Füsse sind höchst wahrscheinlich — nach Analogie der Farbenveränderung an getrockneten Füssen — gelbroth mit schwarzen Schwimmhäuten, der Schnabel dunkelröthlichbraun gewesen. Unsere Säger-Schellente gehört wahrscheinlich dem Nord-Osten *) der alten Welt an, und kommt im Winter nur ausnahmsweise zu uns. We- gen ihrer auffallenden Aehnlichkeit mit A. clangula, weniger mit Merg. albellus, mag sie sich unbeachtet unter den Myriaden von Tauchenten in den wüsten Sümpfen ihres Vaterlandes, unter den Tausenden ihrem Gattungsverwandten als Verirrte an unsern Küsten verlieren! Jetzt von Neuem darauf aufmerksam gemacht, bringt die täglich ausgebreitetere Forschung in Verbindung mit einem günstigen Zufalle viel- leicht bald neue Proben, neue Beweise! Ausserdem erlaube ich mir, der verehrten Versammlung aus meinem reichen Vorrathe mitgebrachter Vögel und Eier, besonders hochnordi- scher und afrikanischer, folgende mehr oder weniger interessante Species und Individuen vorzulegen: Fringilla spodiogenys Parus ultramarinus Hypolais polyglotta Lanius meridionalis Lanius cucullatus zum Vergleiche mit Lanius tschagra aus N,-O.-Afrika. Cursor isabellinus. ® aus N.-Afrika. *) In diesem Falle hätte sie doch wohl der treffliche Beobachter Staatsrath Dr. von Middendorf oder seine Vorgänger gefunden. In dem prächtigen Reisewerke des erstern habe ich vergeblich darnach geforscht. Uebrigens ist die Art möglicher Weise arm an Individuen oder ihre Verbreitung sehr beschränkt. Baldamus. 332 Picus numidicus. Ixos obscurus, var. alba. Aquila imperialis. Pyrrhula rosea. » longicauda. Emberiza pityornis. Turdus Whitei. » atrigularis. 9 Nebst einer Reihe von Möven und Seeschwalben im reinen Winterkleide aus Nord-Afrika. Beilage Nr. 6. Was hat es für eine Bewandtniss mit den sogenannten Wachtauben? Seit beinahe 40 Jahren leidenschaftlicher Taubenliebhaber, habe ich die Natur und die Gewohnheiten der deutschen Haustauben nach fast allen Richtungen hin kennen gelernt. Nur Eins ist mir unerklär- lich geblieben: Nämlich das Wachen einzelner Tauben über Nacht auf freiem Felde und in einer Entfernung von 8, 10 ja so- gar 15 Minuten von der Stadt, Dorf, oder überhaupt von dem Tauben- schlag. | In früheren Jahren Vogelfänger und Jagdliebhaber, trieb mich meine Liebhaberei oft vor Tagesanbruch durch die Felder und Fluren, und da ist es mir denn wohl zehnmal vorgekommen, dass in der Morgen- dämmerung auf freiem Felde eine Taube aufflog und dem nächsten Orte zu eilte. Aus der frischen Losung, welche sich auf dem Platze, von welchem die Taube aufflog, vorfand, ging deutlich hervor, dass dieselbe die ganze Nacht hindurch dort gesessen und aus dem raschen Fluge war genugsam zu entnehmen, dass sie sich in einem ganz gesun- den Zustande befand. Da es ganz der Natur der deutschen Haustauben entgegen ist, sich Nachts auf freiem Felde aufzuhalten, vielmehr bei herannahen- dem Gewitter oder bei nur leise eintretender Dämmerung der Heimath zu zu eilen, so erregten die ausserordentlichen Vorkommnisse 333 meine Aufmerksamkeit und ich stellte desshalb an mehrere ältere Oeko- nomen, Jäger und Schäfer desshalb Fragen über irgend eine Auskunft, konnte aber eine andere Antwort als: Es sind Wachtauben, nicht erhalten. ? Dem Herrn Pastor Thienemann in Tegkwitz, mit welchem ich über diese Angelegenheit sprach, war diese Naturerscheinung nicht fremd, ihm selbst war es im Leben drei Mal vorgekommen, dass in der frühen Morgendämmerung auf freiem Felde einzelne Tauben aufgeflogen waren, und er erzählte mir ferner, dass er vor einigen Jahren beim Gutsbesitzer N. zum Besuch gewesen, mit demselben den 2, Juli Abends a 40 Uhr im’ Garten gesessen, von wo aus er unwillkührlich auf den Taubenschlag habe sehen können. In diesem Augenblicke (Abends Yz 40 Uhr) wäre eine Taube rasch aus dem Taubenschlag gekommen und in die Weite hinausgeflogen. Er habe die Sache zur Sprache ge- bracht und in Folge dessen wäre der Taubenschlag gleich zugemacht worden, diese Taube aber hier auch bis gegen 11 Uhr nicht wieder zu- rückgekehrt. Den andern Morgen früh um 4 Uhr habe sie jedoch ge- sund und. wohl vor dem Gitter gesessen und Einlass begehrt. Herr Pastor Thienemann war von dem Geheimnissvollen und von dem hohen Interesse des Gegenstandes für den Naturforscher vollkom- men überzeugt, konnte mir aber nicht den geringsten Aufschluss über irgend einen Zusammenhang geben. Eine. längst beabsichäigte öffentliche Anfrage von meiner Seite im allgemeinen Anzeiger der Deutschen ist immer unterblieben und so lege ich denn die Sache mit der ergeben- sten Bitte in Ihre Hände: dieselbe, wenn Sie es für wichtig genug hal- ten, durch den Herrn Pastor Brehm vor das Forum der Herren Orni- thologen (dermalen in Halberstadt versammelt), zu bringen, und mich seiner Zeit mit einer gefälligen Nachricht darüber zu beglücken. Altenburg, den 11. Juli 1853. G&. Wermann. Regierungs-Aktuar, Notizen. Der Winter 1852—53 ist durch eine bemerkenswerthe Erscheinung von Vögeln in Lyon ausgezeichnet. Ich nenne nur Fuligula marila, ein in unserer Gegend sehr seltener Vogel, und der erste den ich auf un- 334 serem Markte getroffen. Die Gänse zogen in geringer Anzahl durch, dagegen erschien Anas strepera, sonst kein gewöhnlicher Vogel hier, in diesem Jahre in grosser Anzahl. Am 9. März habe ich zuerst A. Quer- quedula, am 10. Mergus albellus, alt, am 30. Larus canus, jung, ange- troffen. Am 4. April die erste Grus cinerea. Zur selben Zeit die er- sten Schwalben, welche über der Rhone an der Mündung des Flusses Oullins flogen; sie scheinen sich jedoch nicht vor dem 24. April defini- tiv angesiedelt zu haben. Am 12. April Ankunft der Nachtigal zu Pierre- Benite (bei Lyon). Am 19. Ruticilla Phoenicurus, M.; da ich zu dieser Zeit keine Weibchen bemerkt habe, so schliesse ich daraus, dass die Geschlechter bei dieser Art gesondert wandern. Dieselbe Bemerkung habe ich hinsichtlich Museicapa atricapilla gemacht, von denen ich Weib- chen noch lange nach der Durchreise ‘der Männchen erlegt habe, Ferner am selben Tage, 19. April, Muscicapa atricapilla, und der erste Oriolus Galbula. Endlich Anthus arboreus in der Umgegend von Lyon, auf dem Durchzuge, denn sie gehen weiter um zu nisten. Sie hielten sich un- gefähr 14 Tage auf und verschwanden dann. ’ | Leon Olph-Giaillard. Limosa melanura hat im Jahre 1851 in der Gegend von Trachen- berg, in Niederschlesien, gebrütet. Himantopus rufipes nistet alljährlich zu mehren Paaren an einem See in der Gegend von Landsberg an der Warthe. Leider erfuhr ich es dieses Jahr zu spät, um noch Eier zu erhalten. Falco rufipes nistet gar nicht selten in den an Polen gränzenden Theilen von Schlesien. In diesem Jahre ist es mir endlich nach vielfachen Bemühungen ge- lungen, ein Zeisigpaar im Käfige zum Legen zu bringen. Im vorigen Jahre kaufte ich mir nach der ersten Brut ein ganz junges Männchen und pflegte dasselbe in Gemeinschaft mit einem alten und einem jungen Weibchen sehr sorgfältig. Mitte April starb das alte Weibchen und nun- mehr that ich die beiden andern Vögel in ein grosses, inwendig mit Tannenzweigen verziertes Lachtauben-Gebauer, in welches ich ein Nest- . körbehen mit einem darin befindlichen Finkennest befestigte. Aller sorg- fältigen Pflege ungeachtet wollte sich das Paar nicht zum Nisten be- quemen; ich liess daher das Weibchen fliegen und kaufte am 41. Mai ein frisch gefangenes altes Weibchen. Diess war kaum einige Tage im Gebauer, als es sich schon mit dem kaum einjährigen Männchen paarte, 335 das Finkennest mit Baumwolle, Werg und Rosshaaren sehr sorgfältig ausbauete und zuerst 5 Eier legte. Nachdem diese weggenommen wor- den legte das W. nach kaum andern 10 Tagen wieder 4 Eier, und nach weitern 10 Tagen nochmals 4 Eier, welche sämmtlich in Form, Grösse und Zeichnung bedeutend variiren. Das Männchen vollzog die Begattung gewöhnlich nur ganz in aller Frühe. Es verfolgte das. Weibchen einige Mal mit gesträubten Kopffedern durch das ganze Gebauer, und stimmte jedes Mal, wenn der Akt vorüber war, mit der grössten Anstrengung einen kurzen Triumphgesang an. Nachdem ich die letzten 4 Eier ge- raubt, habe ich 3 Eier von Budytes flava in das Nest gelegt, auf denen das Weibchen seit 8 Tagen eifrig brütet. Es verlässt des Tages höch- stens ein Mal das Nest auf wenige Augenblicke, um zu trinken, und wird sonst, indem es sich ganz wie ein junger Vogel geberdet, nur von dem Männchen aus dem Kropfe gefüttert. Herr von Hahn ist gleichfalls fest überzeugt von der Verschieden- heit der grauen (aluco) und röthlichen (stridula) Art unseres Wald- kauzes. Er will den rothen fast nur’ in Kiefernwaldungen gefunden dort aber niemals den grauen angetroffen haben. -Vor einigen Jahren fand dieser tüchtige praktische Ornitholog ein altes Krähennest im Kie- fernwalde, aus welchem zwei Stridula, von denen er die eine herunter- schoss, herausflogen. In dem Neste lagen 10 Eier, welche denen von Str. Otus ganz ähnlich sind, obgleich die aus dem Neste geflogenen Eulen ohne allen Zweifel Str. stridula angehörten. Zwei jener Eier sind in meinem Besitz. Eine eigenthümliche Beobachtung theilte mir Herr von Hahn noch von Gall. chloropus mit. Vor seinem Hause ist ein kleiner See, in wel- chem alljährlich vielleicht bis 15 Paare jenes Wasserhuhnes, und zwar zwei Mal brüten, das zweite Mal, wenn die Jungen erster Brut bereits ziemlich erwachsen sind. Herr von Hahn hat hier bemerkt, dass die Jungen der ersten Brut denen der zweiten Brut gleichsam als Eltern dienen, und gewöhnlich eines derselben an sich nehmen, welches sie, wie die Mutter es thut, mit Nahrung versorgen und es sorgsam führen. Graf Roedern. Bei Vögeln, die in einem Sommer mehr als eine Brut machen, sind die Eier der zweiten oft kleiner und auch von blässerer Grundfarbe sowie weniger reich und lebhaft gezeichnet; dess- gleichen haben auch jüngere Vögel, d. h. solche, die sich zum ersten Male fortpflanzen, blässer gefärbte Eier. 336 Beziehen wir dieses auf die Gattung Lanius, so geben uns die ver- schiedenen Nuancen der Eier einen Maassstab des Alters, freilich nicht nach einzelnen Jahren, wenn auch die Eier mit weisslicher Grundfarbe jedenfalls einjährigen Vögeln zugeschrieben werden müssen, und die- jenigen mit gesättigter Fleischfarbe sehr Alten. Werden die Vögel jedoch gestört und müssen eine zweite Brut machen, so wird die Grundfarbe auch wieder blässer, es bleibt daher auch die Jahreszeit zu berücksichtigen, in welcher die Eier gelegt wur- den. Nachstehendes Beispiel mag die Sache deutlicher machen. Im Jahre 1839 baute in einem Obst- und Gemüsegarten ein Päär- chen von Lanius rufus, und machte sich dabei durch seine bekannte Gewohnheit, zum Nestbau stark riechende Kräuter zu verwenden, dem Besitzer verhasst, indem es die sorgsam gehegte Münze und Majoran auszupfte, und sollte desshalb todtgeschossen werden. Diess wurde aber so lange aufgeschoben, bis das Nest die volle Eierzahl enthielt. Am 24. Mai, während das Weibchen auf den Eiern sass, wurde das Männ- chen erlegt; das durch den Schuss erschreckte Weibchen verliess das Nest, und entfernte sich auch gleich aus dem Bereiche des Gartens, wo- durch es sein Leben rettete. Es zeigte sich zwar die nächsten Tage wieder, war aber sehr scheu. Nach mehreren Tagen hatte sich wieder ein Männchen dazu gefun- den, und der Nestbau begann von Neuem. Am 41. Juni war die Eier- zahl wieder vollzählig und die Exekution wurde diessmal mit besserem Erfolge wiederholt. Aber wie erstaunte ich, als ich die zweiten Eier in die Hände be- kam, so verschiedene Grundfarben zu sehen. Während die des ersten Geleges sehr gesättigte Fleischfarbe zeigten, hatten die des zweiten die gewöhnlichere grünliche Grundfarbe. Beide Gelege zeichneten sich durch eine sehr kurze runde Form und durch ungemein grosse Flecken aus, so dass auch nicht der geringste Zweifel blieb, das erlegte Weibchen könne ein anderes, und nicht dasjenige sein, welches das erste Nest bauete. Alle 3 Vögel stopfte ich aus, R. Tobias. Am 2. Juni d. J. fand Prinz Guillaume de Looz zu Grez-Doigeon im Schlossgarten daselbst einen merkwürdigen Nestbau. Auf den unter- sten Zweig einer Tanne, dicht am Stamme und ungefähr in einer Höhe von 5 Fuss hatte ein Zaunkönig sein Nest und unmittelbar 337 r auf dieses eine Nachtigall das ihrige angelegt. Beide Vögel brüteten friedlich und flogen friedlich aus und ein. Der Prinz, den dies ausserordentliche Phänomen lebhaft interessirte, hat es vielen Personen gezeigt, welche sein Schloss besuchten, und hatte die Absicht, mir beide Nester, nachdem die Jungen ausgeflogen sein würden, zuzu- senden, und demgemäss den Gärtner beauftragt, darüber zu wachen, dass diese Nester ungestört blieben, Leider aber hat dennoch eine Katze beide Nester heruntergerissen, was mir der Prinz mit dem Zu- satze mittheilte, dass sie den Frevel mit dem Leben bezahlt habe. Ch. FE. Dubois. Nach mündlichen Mittheilungen des ausgezeichneten Naturforschers Herrn Prof. Blasius in Braunschweig ist Platypus marilus mehrmals in der Nähe von Braunschweig von ihm brütend gefunden, und einstmals das vom Neste abfliegende Weibchen geschossen worden. Die Beschrei- bung der Eier stimmt vollständig mit den aus N.-Europa erhaltenen, und es scheint demnach die an beiden Polen abgestumpfte Form diesen Eiern überall normal zu sein. | Auf einem in der hochinteressanten Gesellschaft dieses Gelehrten nach der Halberstädter Versammlung gemachten Ausfluge durch einen Theil des. Harzes, hörten wir in der Morgenfrühe auf dem ersten Hause des Städtchens Elbingerode einen Vogelgesang, der uns beiden unbe- kannt war, eben so viel Fringillen- als Sylvienartiges hatte, und so viel bei der ungünstigen Beleuchtung und der Höhe des Gebäudes zu er- kennen, von einem Vogel mit finkenartigem Schnabel kam. Leider flog er, nachdem wir einige Zeit zugehört und alle uns bekannten Vogelge- sänge verglichen, plötzlich davon, bevor Herr Prof. Blasius ihn hatte erlegen können. Auf den Brocken-Mooren erlegte Herr Prof. Blasius mehre junge Pieper, unter denen wir neben A. pratensis, der dort ungemein häufig und dicht neben dem Brockenhause brütet, auch A. aquaticus zu finden hofften. Bis gegen Sonnenuntergang wurde die Jagd in Gesellschaft der Herren Zander, Kirchhoff, Schulz und Kjärbölling fortgesetzt, ohne das erhoffte Resultat zu liefern, denn ein dunkler gefärbter junger Vogel erwies sich bei näherer Untersuchung doch als Wiesenpieper. Uebrigens hat Herr Prof. Blasius, der, beiläufig bemerkt, zum 35. Male _ auf dem Brocken war, den Wasserpieper sehr häufig daselbst auf dem. Zuge angetroffen, Naumannia. 1853. 22 338 Ich konnte in diesem Frühjahre die Beobachtung machen, dass auch die Männchen bei der Wahl des Nistplatzes ein Wort mit- sprechen, und zuweilen recht ernstlich. Der in einem Nistkästchen dicht vor meinem Fenster seit 3 Jahren nistende Muscicapa atricapilla weckte mich, wie gewöhnlich am Tage nach seiner Ankunft durch seinen muntern Gesang, und ich erblickte ihn zuerst, wie jedes Mal früher, in dem Eingangsloche seines Kästchens sitzend. Nach 5 Tagen hörte ich ihn ziemlich entfernt in dem grossen Nachbargarten, dann gar nicht. Sonst war nach Verlauf dieser Zeit das Weibchen eingetroffen und ge- wöhnlich schon am zweiten Tage nach seiner Ankunft begann der Nest- bau. Jetzt gab ich meinen Gast, der nach meinem Dafürhalten die‘ alte Gattin verloren haben musste, bereits auf, als ich ihn am vierten oder fünften Tage nach seinem Verschwinden unerwartet wieder sah und hörte, und zwar in Gesellschaft eines Weibchens, das er sich im nahen Forste geholt, und wie es schien nicht ohne Mühe herbeigelockt hatte. Die Sache war mir interessant, und ich versteckte mich daher, um den weitern Verlauf zu beobachten, denn schon war mir aufgefallen, dass das Weibchen kaum in meinen Garten wollte. Ich sah jetzt, zu meiner grossen Ueberraschung, dass das Männchen Alles aufbot, um das jeden- falls neue Weibchen auf den Apfelbaum und zum Nistkästchen zu locken und zu führen. Es flog singend und unaufhörlich lockend auf diesen Apfelbaum, in das Loch des Kästchens, sang und lockte von dort, kroch hinein und kam wieder heraus, flog zum Weibchen in den Nachbargar- ten, versuchte es herüberzujagen, indem er 'es anstiess, bis es end- lich auf den fraglichen Apfelbaum kam, um mit einem ängstlichen »hwitt« sogleich wieder weit fort zu eilen. So wurde das Spiel 2 volle Tage lang getrieben. Am dritten Tage waren beide verschwunden; das Weib- chen hatte sich offenbar nicht in den Kasten gewagt. Das Männchen kam noch einige Tage hindurch auf kurze Zeit wieder, aber allein, und blieb dann zu meinem grossen Bedauern gänzlich fort. Dagegen setzte ein Männchen von M. grisola, das wie es schien gleichfalls das alte, seit 2 Jahren in einem nach seinem Geschmacke eingerichteten seitlich offenen Kästchen an meinem Hause brütende war, seinen Willen bezüglich dieses bequemen Nistplatzes. nach viertägigen Debatten durch. Es hatte wohl jedenfalls auch sein Weibchen verloren und ein neues gewonnen, dem nur der Nistplatz nicht gefiel, und das sich den ganzen Sommer hindurch scheuer als das Vorige benahm. Nachdem bereits einige Materialien zum Neste eingetragen waren, ver- 339 schwanden diese Vögel gleichfalls, kehrten aber nach 3 Tagen zurück, vollendeten das Nest und zogen die Jungen glücklich auf. Bi K. Baldamus. Literatur-Bericht. - Lettre sur les oiseaux de la partie littorale de la province de Constantine, adressde par M. le Dr. Alain Labouysse, Chirur- gien aide-major aux Ambulances de l’Algerie, aM. Fournet, Prof. de geologie A la Faculi€ des sciences de Lyon. (Extrait des An- nales de la Societe d’agriculture, d’histoire Be 5 ela.de Lyon. 1853.) Lex. 8 (32 8) Ein neuer Beitrag zur Ornithologie Algeriens, der in der bescheidenen Form eines Briefes manche interessante Data zur Sittengeschichte und geographischen Verbreitung der Vögel liefert. Rubrik I. handelt von den MHausvögeln, an deren Spitze das arabische Huhn gestellt wird, das, kleiner und von schlech- terer Qualität als das französische, (besonders bei den Arabern, die ihrem Geflügel nie Futter geben), wichtig ist wegen der Eigenschaften, welche es zu einer admirable couveuse machen. Seine Eier sind klein; es legt deren 7—8, brütet sie aus, und legt wiederum 6—7, um sie von Neuem auszubrüten, und fährt in der Weise fast das ganze Jahr fort, wesshalb man in allen Jahreszeiten junge Hühner haben kann, zumal wenn man sie nur zum Brüten etc. der beiden andern in Algier eingeführten grössern und fruchtbarern Rassen, des spanischen und sardinischen Huhnes, benutzt. Die Hühnerställe, sowie die alles übrigen Hausgeflügels, müssen besonders Schutz gegen die starke Sommerhitze und die Winterregen gewähren, und überhaupt sehr luftig sein. Die Enten sind im Allgemeinen leicht zu erziehen. Man lässt sie durch das arabische Huhn ausbrüten. Am leichtesten ertragen die frühen schon stärker ge- wordenen Bruten die grosse Sommerhitze, welche den spätern meist Krämpfe und - Tod in wenigen Stunden bringt. Sehr schwer sind aus denselben Ursachen die Gänse zu erziehen. Von 64 Eiern erhielt ein intelligenter Kolonist bei aller möglichen Sorgfalt nur 3 Junge. Eine Hitze von 40—50° und darüber beim Sirocco tödtet sie in der Regel, während sie. dem Brüten der Hühner und Tauben nicht schadet. Die Erziehung der Truthühner unterliegt vielen Gefahren, könnte jedoch durch grössere Vorsicht in der Zukunft gedeihlicher werden, Die Tauben, welche überall reichliche Nahrung finden, pflanzen sich sehr leicht fort, und können, gut genährt, jährlich bis 12 Bruten geben. Man hat mehre Rassen eingeführt, die sich gekreuzt und naturalisirt haben, gleich der schönen und starken Rasse der Araber. Das Perlhuhn wird leicht aber selten erzogen. Einige Versuche mit der Erziehung des Rebhuhnes (Perdix cinerea? oder rubra?) haben keinen bessern Erfolg gehabt als die in Frankreich angestellten. Sie verschwinden eines schönen Tags und kommen nicht wieder. RR" 340 Dagegen scheint Perdix petrosa die Nachbarschaft der Höfe zu suchen und zuweilen mit dem Geflügel zu leben. a. Wilde Vögel. Algerien bietet zufolge seiner Läge, seiner Breite und seiner Klimatologie einige interessante Eigenthümlichkeiten bezüglich seiner Zugvögel. Der Winter gleicht dem des südlichen Frankreich, aber es ist wärmer, es gibt kein Eis. Der Sommer ist wahrhaft tropisch. Desshalb findet sich, zugleich auf beiden entgegengesetzten Ufern des Mittelländischen Meeres, eine Anzahl Species, während andere zu bestimmten Zeiten über das Meer hinweggehen, um eine geeignete Temperatur und Nahrung zu finden. Desshalb kommen uns während des Winters eine grosse An- zahl Vögel aus Europa zu. Einige bleiben hier zurück, während die grössere Menge weiter südlich geht. Umgekehrt kommen mehre Arten im Sommer aus den Tropen, um bei uns zu brüten. Ausserdem ist zu bemerken, dass die Küstengegenden Algeriens, obwohl im Ganzen unter derselben Breite gelegen und keine besondere vegetativen Abweichungen zeigend, doch in verschiedenen Cantons eigen- thümliche Arten aufweisen, selbst wo die atmosphärischen und geologischen Verhältnisse nicht verschieden zu sein scheinen. Indessen werden fernere Beobach- tungen noch Manches in diesem Bezuge modifieiren*). Das Territorium der nach- folgenden Beobachtungen ist der Küstenstrich zwischen den Gebirgen Kabyliens und der Kette der Khroumirs, an der Grenze von Tunis. Dieser Raum enthält sehr hohe und sehr bewaldete Bergmassen, z. B. den Edough und Filfila; grosse Ebenen mit Morästen und grossen Seen, z. B. den See von Thonga und den von Fedzara, endlich grosse, sandige bisweilen mit üppiger Vegetation unterbrochene Hügel und Dünen. Eine auffallende Eigenthümlichkeit ist die Menge von Raubvögeln, besonders in der Nähe der Städte. Geier, Milanen, Weihen, Falken und oft auch Adler schwe- ben den ganzen Tag über den Häusern, und rauben selbst das Geflügel aus den Höfen. 1. Aquila chrysaetos —= fulva, L., in der Umgegend von La Calle, in Edough. 2. A. pennata, nach M. Ledoux **). 3. A. imperialis, von Ledoux in Ghelma beobachtet. 4. A. Bonelli? zu Bona. 5. Falco rufipes, von Ledoux in Jemappes erlegt. 6. Astur palumbus, selten in der Provinz Bona. 7. Aceip. Nisus. x 8. Milvus regalis, gemein und nicht scheu. 9. Buteo vulgaris, Wälder von La Calle und Ufer der Seen. 10. Circus rufus. 11. Haliaötos albicilla? Seeadler an der Seekliste und über den Seen schwebend ***). _ 12. Neophron percnopt., gemein in ganz Nord-Afrika, wo er im Frübjahre an- kommt ünd im Herbste weggeht. 13. Gypa&tos barb., in der Provinz Bona zu allen Jahreszeiten. 14. Vultur einereus. 15. P. auricularis, (Vautour Promethee, Oricon) bewohnt die hohen unzugäng- lichen Gebirge, und kommt nur der Nahrung wegen zuweilen in die Ebene. nn *) So hatte man z. B, Pica mauritanica als gemein um Oran und selten um Bona aufge- führt, während sie auch hier sehr häufig ist. **) Herrn Ledoux, Capitain beim Genie, verdankt der Herr Verfasser viele interessante Mittheilungen. ***) Ein Raubvogel, Tiereelet? genannt, ist sehr gemein in Algerien, lebt paarweise und jagt besonders Rebhühner, wobei er sehr dreist ist. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 22. 30. 31. 32: 33. 34. 3. 36. 37. 341 V. fulvus (Vautour noir in Algier genannt). Manche Individuen, ohne Zweifel sehr alte, sind fast schwarz (?). Er findet sich zuweilen isolirt, meist aber in Truppen mit andern Arten,.z. B. Perenopt. gemischt. Die Geier sind viel gemeiner im Innern als an der Küste Algeriens. Sie sind häufig in der Nähe der Städte, und wenn sie sich auf einem Felsen niedergelassen haben, könnte man sie aus der Entfernung für eine kleine Heerde Schafe halten. Striv Bubo, nistet in den Felsenschluchten des Waldes von Edough. St. Otus, desgl. St. Aluco, desg . St. fammea, desgl. St. passerina, gemein an den Ufern des Sees Fedzara und in den Gebirgen der Nachbarschaft. St. Scops, in den Wäldern von La Calle. In den Felsen von Orleansville trifft man sie in Erdhöhlen in Gesellschaft wohnend. Während des Tages sind zuweilen einige vor ihren Wohnungen gruppirt, sie schlüpfen aber bei nahender Gefahr sofort hinein. Caprimulgus Europaeus. ©. ruficollis. ©. isabellinus. Corvus corax. Sehr gemein. Die Araber halten sie für unsterblich, und verehren sie wie Gottheiten. Als ich einst einen Raben mit der Kugel (denn sie sind scheu, wie in Europa,) erlegen wollte, hielt mich ein Araber zurück mit der Versicherung, dass jener als Fetisch oder Mara- ‘ bout unverwundbar sei. Ich fehlte zur grossen Genugthuung des Ara- bers, der, gläubiger als je, mich verspottete. 0. Ebibee; selten, während des Zuges. €. Monedula, in den Wäldern von La Calle. Pica mauritanica, Malh., sehr häufig um Bona und Jemappes, "nach Ledoux. Garrulus melanoceph., sehr gemein in einem Reineichenwalde auf dem Gipfel des Bougaintas, in einer Höhe von 1000 Metres. Coracias garrula, sehr häufig in den Wäldern von La Calle, im August. Sie kommt im Mai zu uns und heisst hier „grüner Häher‘“ (Geoi vert). Oriolus Galbula, ziemlich gemein im Frühjahr. Seine Farben scheinen hier lebhafter und abstechender zu sein, als in Europa. Sturnus vulgaris, kommt im October aus dem Norden in Besen, wol- kenähnlichen Schaaren ünd nährt sich hier auch von den Beeren der Myrthe, des Mastix- und wilden Oelbaumes. ‚St. unicolor. Ebenso gemein, als voriger, bleibt hier und nistet in den Wäldern. Nur erst nach der ersten Mauser erhalten die fahlen Jungen den Lüstre der schwarzen Farbe. Nach Levaillant soll er sich nicht in grosse Schaaren zusammenthun und sich auch nicht mit denen des ge- meinen Staares vermischen. Herr Ledoux hat durch unwiderlegliche Thatsachen das Gegentheil erwiesen, und der gelehrte Ornith. Levaillant sie wahrscheinlich nur in der Brütezeit gesehen, wo St. vulgaris aller- dings weggezogen ist. Lanius cucullatus, ziemlich selten in der Provinz Bona. Turdus viseivorus, sehr selten. T. musicus? (oder iliacus, = Mauviette) in Menge. Kommt im October und geht im Mai wieder fort. 38. 39. 40, 41. 42. 43, 44, 45. 46. 47. 48, 49. 50. 51. IR. d8. 54, 50, 56. 57, 58, 59. 60, 342 T. torguatus, im Mai auf dem Edough, in einer Höhe von 700 Metres. T. sawatilis, bewohnt das ganze Jahr dieselben Felsen. T. merula, gemein an buschigen Bächen das ganze Jahr hindurch. Sylvia eisticola, sehr gemein in der Provinz Bona in allen morastigen Ge- genden, vom Herbstzuge an; einige bleiben das ganze Jahr. S. luscinia, gemein in bewässerten Gegenden, kommt zum Winter und kehrt im Frühlinge zurück. Einige bleiben im Sommer?, singen aber nicht! S. atricapilla, Gebirge des Edough. 8. tithys, das ganze Jahr hindurch, aber in kleiner Anzahl in den Gärten von Bona, La Calle und Ghelma. Troglodytes vulgaris, das ganze Jahr in Bona, ziemlich selten. Motaeilla boarula, gemein. M. flava, desgl. Alauda calandra,\sehr gemein im Winter, mit andern Arten grosse Flüge A. arvensis, nr aber schwerer mit dem Netze zu fangen, als in Frankreich; mit dem Spiegel gar nicht, Parus Ledouei, zuerst am 16. April 184% beobachtet. Wald vom Edough; dort macht sie ein Loch in die Erde, Om, 45 tief, und legt darin ihr Nest an. P. coeruleanus, Malh., von Ledoux in der Provinz Bona gefunden, wo sie zur Zeit des Herbstzuges gemein ist. (Von den Fringilliden alle mit Ausnahme von Pyrrhula. vulgaris und cencirostra, darunter:) Fring. serinus, als selten in Algerien bezeichnet, dennoch bei Bona ‚gemein. Passer hispanica, bewohnt die Städte jedoch in kleiner Anzahl, in.manchen Gegenden auf dem Lande dagegen in unermesslichen Schaaren, die Rän- der einiger unserer Flüsse und die Wälder, wo er nistet! Er baut seine Nester von irockenen Gräsern mit seitlichem Eingange. Manche Bäume sind so damit bedeckt, dass sie Heuschobern gleichen *). Er legt regel- mässig vier Eier, ich habe nur selten mehr gefunden. So grosse Hau- fen thun den Feldfrüchten unendlichen Schaden; es reichen einige Stun- den hin zur vollständigen Plünderung einer Hektare Landes, und die Araber und Kolonisten haben daher vollauf zu thun, sich ihrer zu er- wehren. Sie machen in der Regel zwei Bruten, einige eine dritte im August, und bleiben bis Mitte October; nach dieser Zeit verschwinden sie bis zum Frühjahre, und nur einzelne kleine Trupps bleiben zurück. Sie fehlen in einigen Lokalitäten, z. B. in La Calle und Oum-Theboul; man behauptet sogar, dass im Käfige erzogene, dorthin gebracht, in kurzer Zeit gestorben sind. Cueulus eanorus, auf dem Frühlingszuge. ©. abyssinieus?, zu Bona angetroffen. Picus viridis, sehr selten. P. numidicus, nach Ledoux selten. Sitta europaea, ziemlich gemein, Certhia familiaris, .dessgl. Merops apiaster, gemein. \ *) Die Soldaten der Expeditionsarmee sollen sich in solehen Gegenden der Eier bemächtigen, und d’immenses omelettes daraus bereiten. 61, 343 Hirundo Boissoneauti, Tenım., nach Malherbe auf dem Zuge im August um Bona. 62. H. rustica, gemein. 63. H. urbica, desgl. 64, AH. rupestris, auf dem Zuge, besonders im December. In Bona sind zur 66. 67, 68. 69. 70; Regenzeit die Schaaren, welche sich an vor Wind und Wetter geschütz- ten Mauern versammeln, so dicht, dass man mit einem Schusse 50 Stück tödten kann, ; Die Schwalben wandern noch südlicher. In der Provinz Oran, welche eine höhere Temperatur hat, findet man einzelne während des ganzen Winters. Sie kommen schon im Februar zu uns, halten sich einige Zeit hier auf, und wandern, wenn ihnen das Wetter zusagt, wei- ter nach Europa. Diese ersten Schwalben scheinen die grosse Phalanx zu bilden, welche über das Mittelländische Meer ziehen will; erst wenn sie Platz gemacht, kommen diejenigen herbei, welche bei uns zu nisten pflegen. Dieses Nachrücken bei der Wanderung ist nothwendig , weil, wenn alle Schwalben von Algerien und Europa einige Tage in Afrika vereint wären, sie nicht hinlängliche Nahrung finden würden, Ferner, wenn die Ende Februar oder Anfang März zu uns kommenden die bei uns bleibenden wären,. so würde man die europäischen später hinzu- kommen sehen, und es würde ein Moment eintreten, wo die Schwalben viel häufiger wären. Im Herbste ist es ebenso. Die Schwalben Europa’s halten sich bei uns noch auf, während die unsrigen bereits gegen Ende Septembers fortziehen; denn sicher gibt es am 12. November keine Schwalben mehr in Frankreich, wir aber haben deren noch hier. — Am 16. Februar d. J, 1853 kamen die Schwalben unter einem schrecklichen Schneehagel- und Donnerwetter und bei eisigem Winde zu uns. Zwei dieser armen Thiere suchten Schutz in den Gebäuden der Mine von Kef- oum-Theboul. Die eine starb vor Frost in der Nacht. Die andere suchte ich am andern Morgen zu erwärmen, und sie erholte sich, Ich gab ihr Hausgrillen, die sie mit Heisshunger verschlang. Die Schwalbe wurde unmittelbar: so zahm, dass sie mich umflog und in meine Kleider kroch, um sich zu erwärmen. Trotz aller meiner Sorge für sie starb sie je- doch 4 Tage nachher. -Diess war eine Hausschwalbe, H. urbica, Columba palumbus, gemein in ganz Algerien auf dem Frübjahrszuge. C. turtur, dessgl. 5 Ausser den genannten gibt es noch einige andere, zum Theil Afrika eigenthümliche Arten von Turteltauben, welche kleiner sind, als die gewöhnliche *). C. livia, in felsigen Gegenden und am steilen Meeresufer, Pterocles arenarius, Provinz Bona, wo es vom Herbstzuge an gemein ist. Perdix rubra, sehr gemein in allen Theilen Algeriens, besonders in den kultivirten, P. petrosa, seltener und nur in gewissen Lokalitäten, wo es das Gebüsch bewohnt. *) Was der Verfasser von den Tauben überhaupt bezüglich ihres Aufenthaltes an der fel- sigen Meeresküste etc. sagt, bezieht sich wohl nur auf C. livia, die demnach nicht wandert, sondern nur zuweilen ihr Domieil ändert, wenn sie zu sehr verfolgt wird. B. 71. 72, 13. 74. 2. 76. 1. 78. 79. 80. 81. 82, 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 9. 91. 92. 9, 94. 9. 96. 344 (Perdix cinerea scheint in Algier nicht vorzukommen. Es ist nicht erwähnt im Kataloge von Tanger (von Carstensen in der Nau- mannia etc.), auch habe ich mit einer grossen Anzahl unserer Offiziere gesprochen, die in verschiedenen Gegenden unserer Besitzungen gejagt und es niemals bemerkt haben. Die Rebhühner übernachten, überall wo Bäume sind, auf diesen, um Schutz vor den nächtlichen Raubthieren, Schakals, Tigerkatzen etc. zu haben.) . P. coturnix, kommt zu Tausenden nach Algerien. Die grosse Masse zieht weiter südlich, wahrscheinlich wie mehre andere Arten, in die pracht- vollen Ebenen des Niger. Im Jahre 1853 kamen sie vom Innern nach Oum-Theboul gegen den 15. Februar, und fingen an sich an der Küste zu sammeln gegen den 1. März. Turniv, sp.? sehr selten in den Ebenen der Provinz Bona, wo sie sich be- sonders im Gestrüpp aufhält, und nicht auswandert. Glareola torquata, zahlreiche Baiideni zum Frühlingszuge an dem Ufer des Meeres und der Seen. Otis tarda, O. tetraw, | gemein. O. Houbara, Cursorius isabellinus. Oedienemus erepitans, ziemlich häufig um Bona.. Himantop. melanopt., im Herbste an See- und Flussufern. Vanellus eristatus, gemein vom September bis Februar. Grus cinerea, kommt im Herbste an. Ciconia alba, sehr gemein vom Ende Februar bis Ende September. Die Araber haben einen abergläubischen Respect vor ihnen und verfluchen diejenigen, welche sie tödten. Ibis falcinellus, während des ganzen Jahres an dei Seen. Ardea garzetta, desgl. A. Bubulecus, desgl. Wird leicht und sehr zahm. A: cinerea, an allen Seeufern. A. Nyeticorax, an den Seen von La Calle und Fedzara. Platalea leucerodia, desgl. Phoenicopterus antiquor. desgl. Recurvir. Avocetta, im November und December in kleiner Anzahl am See Fedzara. Numenius arquatus, auf dem Herbstzuge. Tringa subarquata, |gemein an der Meeresküste, bei Bona. Auf dem T. variabilis, N an den Seen Fedzara und La Calle. Limosa rufa, auf dem Herbst- und Frühjahrszuge, am Fedzara und Long- See bei Bona. Scolopax rusticola, gemein in der Provinz Bona und der Umgegend von La Calle, selten in der von Ghelma. Zug December bis Ende Januar. S. gallinago, sehr häufig zur Zugzeit vom December bis zum März. Im Jahr 1852 am 12. November hatten wir nur eine kleine Anzahl Bekas- sinen an den Seen, einzelne Kibitze und Schnepfen, denn wir waren noch in voller Trockenheit und die Zugvögel wären ‘vor Hunger umge- kommen. Am 1. März 1853, als die Wachteln sich bereits zum Ueber- gange über das Meer rüsteten, blieben die Schnepfen, Bekassinen, Ki- 97. 98. 99, 100. 101, 102. 103. 104. 1836. 1837. 1838. @ 1839, 345 bitze u. a. Sumpfvögel noch ruhig in den Ebenen von La Calle, ohne Lust zum Wandern zu zeigen. Dagegen 1851 waren die Regen schon Ende Septembers eingetreten, und sofort hatten diese Myriaden Zugvögel ihr Domieil hier aufgeschlagen. Porphyrio hyacinth., gemein in den Seen Fedzara und La Calle, Larus argenlatus, L. marinus, L. tridaetylus, L. ridibundus, r (Die Gänse sind selten. Die Enten bedecken die Seen nur wäh- rend des Winters, indess nisten dort einige”). Die Schwäne nisten gleichfalls auf den grossen Seen, Cygnus Olor ist vom Frühlingszuge an häufiger als in Europa.- Im Innern auch ein schwarzer Schwan.) Mengus serrator, im Winter auf den genannten Seen. Carbo Cormoranus, | ziemlich gemein das ganze Jahr hindurch auf den „ africanus, h Seen.‘ Baldamus. gemein. Ornithologisches Material. Isis. (Fortsetzung von Band I. Heft 2.) Stück 7. Friedr. Stein, Ornithologische Neuigkeiten. Stück 2. €. J. Sundevall, Ornithologisches System. » 3. Gould, Ueber Ramphastiden. » 8. Emile Jacquemin, Anatomie et physiölögie de la Cor- neille (Corvus corone) prise comme type de la classe des oiseaux. 1. partie. ‘Osteologie. Accompagnee de (4) planches et dessinde d’apres nature et lithographiee. » 9. Brehm, Etwas über die Vögel bei Jena. » » Brehm, Reise von Renthendorf nach Nürnberg im Mai 1830, unternommen und vorzüglich in Bezug auf die Vögelkunde beschrieben. » 40. Frey-Herose, Avium, quae hucusque in Europa ferae reperiuntur, elenchus. Ä Brehm, Das Gemüthliche der Vögel. Stück 1. Sundevall, Ueber das ornithologische System. Selby, Vögel in Southerland in Schottland. » 4. Büttner, Zoologische Bemerkungen (Curland). Stück 5. Baillon, Ueber Cygnus. *) Unter andern besonders häufig Anas marmorata und leucocephalus. B. 346 1839. Stück 6. Auszug aus D’Orbigny, Reise in Süd-Amerika. » .9. Nordmann, Beobachtungen über die Lebensart des Sturnus roseus. 1840. Stück 2. Büttner, Zoologische Bemerkungen. | » 4. Siemuszowa-Pietruski, Ueber die Vögel Galliziens. ; Brehm, Etwas über die frühe Zeugungsfähigkeit der weiblichen Tagraubvögel. Brehm, Betragen der Eulen. » 6. Brehm, Betragen der männlichen Vögel gegen ihre Weibchen und ihre Jungen. Brehm, Einfluss ungünstiger Witterung, besonders der des Aprils 1837 auf das Leben der Vögel. » 8 u. 9. Brehm, Naturgeschichte der Vögel Deutschlands. 1841. Stück 1—4. Brehm, Schilderung mehrerer Ausflüge nach Brinnis ‚bei Delitzsch (4 Stunden von Leipzig). » 6. Reinhardt, Brütestellen von Tringa platyrrhyncha. — Ueber Cygnus islandicus. — Ueber des Vorkommnn von Alia impennis. » 9. Küster, Beiträge zur Naturgeschichte der Insel Sardinien. 1842. Stück 2. Landbeck, Beiträge zur Vogelkunde. GER a Beiträge zur zoologischen Geographie. ERBE: Reiher-Insel bei Adony in Ungarn. » 9. Siedhof, Ueber die Behandlung der Stubenvögel, be- sonders der eigentlichen Sänger. » .6—10. Brehm, Ornithologische Ausflüge nach Brinnis bei Delitzsch. » 8. Schrader, Vögel im hohen skandinavischen Narden. » 42. Brehm, Einige Bemerkungen über die Sperlinge und über die Zeichnung verwandter Vogelarten. 1843. Stück 4 u. 2. Landbeck, Die Vögel Sirmiens. » 3. Sundevall, Ornithologische Beobachtungen. 5. Lindermayer, Vögel Griechenlands. 7. Gourcy und Brehm, Ueber Fang und Behandlung der Vögel. ». 8 Siemuszowa, Ueber den Nutzen der Vögel. Landbeck, Beiträge zur Vogelkunde. v. Homeyer, Eine neue Drossel in Pommern (Turdus atrocyaneus). » 347 1843. Stück 10 u. 12. Brehm, Einige naturgeschichtliche Bemerkungen 1844. Stück 2. T » 1845. Stück 3. 4. » » » 12. 1846. Stück 1. 4. iR 10. auf einer Reise an den Rhein. Auszüge aus dem »System der Ornithologie von Boje.« Brehm, Einige naturgeschichtliche Bemerkungen auf einer Reise an den Rhein. desgl. desgt. Brehm, 3 neue deutsche Vogelarten und Beschreibung der bindigen Kreuzschnäbel. Brehm, Ueber Lindermayer’s Vögel Griechenlands und über Vögel Australiens. Ladendorf in Oestreich und seine ornithologische Sammlung. Berichtigung über australische Vögel. . Holböll, Ueber die Vögel Grönlands. 12. Gourey und Brehm, Zusätze und aa zu den Stubenvögeln. Hartlaub, Gray’s Arbeiten über die Genera der Vögel. Gourcy und Brehm, Zusätze und Nachträge zu den Stubenvögeln. Sundevall, Ueber die Flügel der Vögel. Hartlaub, Ueber Rüppel’s systematische Uebersicht der Vögel Nordost-Afrika’s. Frauenfeld, Ueber Kanarienbastarde. Landbeck, Beiträge zur Vogelkunde. v. Homeyer, Ueber die »Kritische Uebersicht der euro- päischen Vögel von Schlegel.« Berthold, Ueber die beiden vermeintlichen Nucifraga- Arten. 1847, Stück 1—5. Kaup, Monographieen der En der Falconidae. » » 5. 6. 8. Kaup, Uebersicht der Falken von Linn, Gmelin, Azara, Vieillot, Lesson. v. d. Mühle, Ueber Schlegel’s kritische Uebersicht der europäischen Vögel. Hartlaub, Ueber den heutigen Zustand unserer Kennt- nisse von Westindiens Ornithologie.- 1848. Stück 1. Brehm, Einige naturhistorische, besonders ornitholo- gische Bemerkungen auf der Reise nach Köthen, und über die erste Versammlung der deutschen Ornitho- logen daselbst zu Ende September 1845. 348 1848. Stück 1 u. 5. Jäckel, Beiträge zur Ornithologie Frankens. » 2. Gourcy und Brehm, Beobachtungen über mehrere Deutsche Vögel. » 3. Kaup, Ueber die Charaktere der Vögel. . Streubel, Die Cypseliden des Berliner Museums. » 6. Hartlaub, Ueber den heutigen Zustand unserer Kennt- nisse von Westindiens Ornithologie. » 6. Siedhof, Naturgeschichtliches aus den Vereinigten Staa- ten von Nordamerika. Brehm, Ueber das allmälige Fortrücken der Vögel. » 7. GoureyundBrehm, Beobachtungen über die Stubenvögel. » 8. Brehm, Einige Bemerkungen über die Möglichkeit, die Witterung durch genaue Beobachtung des Betragens der Vögel und anderer Thiere im Voraus erkennen und bestimmen zu können. » 40. Kaup, Uebersicht der Eulen, Strigidae. Nova Acta physico-medica Academiae caesareae Leopoldino-Caro- linae naturae curiosorum exhibenta Ephemerides sive observationes historias et experimenta a celeberrimis Germaniae et exterarum re- gionum viris habita et communicata singulari studio collecta. Tomus I— VII. Norimbergae, W. Schwarzkopf 1757—1791. 4. Tom. I. 1757. 7 Joh. Bernhard v. Fischer, De Pelecano.®P. 284-289. tab. V. fig. 1. Christoph Jaec. Trew, Observatio continens quaedam ad Pelecani seu Onocro- tali avis historiam pertinentia. P. 446-458. tab. V. fig. 4. tab. XI. fig. 2-3. Tom. II. 1761. Joh. Christoph Reinmann, De Cardueli viginti duo annos nato, per integrum adhuc annum, pennis omnibus amissis, vivente, cantante et saltante. P. 339-340. tab. IX. fig. 1. color. . Tom. IV. 1770. Joh. Fried. Hartmann, De electricitate plume Psittaci notata quaedam. P. 76-82. Tom. VII. 1791: 5 Sigism. L. B. de Hochenwart, Descriptiones duorum avium. I. Cuculus Al- pinus. II. Lanius rufus? Brissonii. P. 228-230. tab. IX. in fol. — Dieselb. Tomus IX—XXIM. Auch unter dem Titel: Verhandlungen der kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Natur- forscher. I—XIV. Band. Erlangen 1818, Bonn und Breslau 1820 “ bis 1852. 4, — Dieselb. Tomus X. Pars prior oder Verhandlungen der kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher. I. Bandes 1. Abtheilung. Bonn 1821. 4. > on 349 \ H. Kuhl, Conspectus Psittacorum. Cum specierum definitionibus, novarum de- seriptionibus, synonymis et circa patriam singularum naturalem adversariis, adjecto indice museorum, ubi earum artificiosae exuviae servantur. Cum tabulis III. aeneis pietis. S. 1-104. Taf. I-III: Psittacus chrysostomus Kuhl. mas. — Psittacus Swin- derianus Kuhl. — Psittacus Leachii Kuhl *®). — Dieselb. Tomus XI. Pars 2. — Verhandlungen etc, III. Bandes 2. Abtheilung. Bonn 1823. 4. Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied, Beitrag zur Naturgeschichte des Sariama oder Seriama [Dicholophus eristatus Mligeri]. Mit 1 Ceolor.) Kupfertafel. S. 341-50. Tafel 14. — Dieselb. Tomus XIV. Pars prior. — Verhandlungen etc. VI. Ban- des 1. Abtheilung. Bonn: 1828. 4. Heinrieh Rathke, Ueber die Entwickelung der Athemwerkzeuge bei den Vögeln und Säugelhieren. An die Akademie eingesendet den 19. Nov. 1826. Mit 2 Kupfer- tafeln. S. 159-216. Tafel XVII u. XVII. F. A. Ritgen, Versuch einer natürlichen. Eintheilung der Vögel. Der Akademie vorgelegt am 7. April 1826. S. 217-244. Constantin Gloger, Ueber den Nestbau der Zwergmaus, ‘Mus minutus Mall., nebst einigen allgemeinen Bemerkungen über den Kunsttrieb der Säugethiere und das Ver- hältniss derselben zu dem der Vögel. Mitgetheilt durch J. L. C. Gravenhorst am 31. Januar 1827. Mit 1 Steindrucktafel. S. 355-396. Tafel XXI. — Dieselb. Tomus XIV. Pars 2. — Verhandlungen etc. VI. Bandes 2. Abtheilung. Bonn 1829. 4. Arnold Adolph Berthold, Ueber den Fabricischen Beutel der Vögel. S. 903-918. Constantin Gloger, Zur Naturgeschichte des weissbindigen Kreuzschnabels, Loxia taenioptera Glog. S. 919-942. — Dieselb. Vol. XVI. supplementum I. sistens F. J. F. Meyenii ob- servationes zoologicas in ilinere circum terram institutas — oder Verhandlungen etc. WIN. Bandes Supplement, enthaltend: F. J. F. Meyen’s Beiträge zur Zoologie, gesammelt auf einer Reise um die Erde. Breslau und Bonn 1834. 4. F. J. F. Meyen, Beiträge zur Zoologie. 4. Abhandlung: Vögel. S. 59-124. Tafel VI-XXVI. lithogr. u. col. — VI: Aquila pezoporos n. sp. — VII: Aquila mega- loptera.n. sp. — VII: Aquila braccata n. sp. — IX: Nisus manilensis n. sp. — X: Hirundo rustica Linn. (domestica Pallas). — Hirundo leucopyga Licht. (Mus. Be- rol.). — XI: Ochetorbynchus ruficandus nov. gen. — XII: Emberiza guttata n. sp. — Fringilla minuta n. sp. — Fringilla lateoventris n. sp. — XIII: Buceros mani- lensis Büff. — XIV: Alcedo stellata n. sp. — XV: Psittacara rectirostris n. sp. — XVI: Columba erythrothorax n. sp. — XVII: Ortygis ocellata n. sp. — XVII: Cha- radrius virginicus Borkh. (Ch. marmoratus Wagl.). — XIX: Rallus torquatus Brisson. — XX: Gallinula olivacea n. sp. — XXI: Spheniscus Humboldtii n. sp. — XXI: Halieus leucogaster n. sp. — XXIII: Halieus gracilis n. sp. — XXIV: Larus glau- cotes n. Sp. — XXV: Anas pyrrogaster n. sp. — XXVI: Anas oxyptera n. sp.**) — *) Calyptorrhynchus Leachii, sielie Reichenbach, Vögel Neuhollands._ Nr. 459. Zd. **) Anas errecoides King. ? Zd, 350 (—) Novorum actorum academiae caesareae Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum. Vol. XIX. Pars posterior. Breslau und Bonn. 1842. 4. E. Jacquemin, Recherches physiologiques et anatomiques sur la respiration et sur les phenomenes qui en sont les consequences. (I. Memoire, sur la pneumaticite des oiseaux. — Il. Memoire, sur la pneumaticit€ du squelette des oiseaux.) Avec 3 planches (lithogr.). S. 283-338. Taf. LIX-LX1. — Dieselb. Vol. XX. Pars posterior. — Verhandlungen etc. XI. Bandes 2. Abtheilung. Breslau und Bonn 1844. 4. Johann Carl Leopold Barkow, Disquisitiones recentiores de arteriis mamma- lium et avium. Cum tabulis VII lithographieis. .S. 607-720. 8 lith. u. zum -Theil color. Tafeln. Nr. XXVII-XXXIV. — Dieselb. Vol. XXI. Pars 1. — Verhandlungen etc. XII. Bandes 4. Abtheilung. Breslau und Bonn 1845. 4. Lehmann, Ein Nachtrag über den Didus ineptus. Mit 1 Abbildung. S. 399-404. Mit 4 Holzschnitt im’ Texte. (Der Nachtrag ist zu einem Aufsatze über den Didus ineptus von Blain- ville in den Nouv. Annales du Museum d’histoire naturelle. T. IV.) S. C. v. Siemuszowa-Pietruski, Erziehung der Auerhühner in der Gefangen- schaft. Aus einem nicht gedruckten Manuscripte einer Naturgeschichte der Vögel Galiziens. Mit einem Zusatze von L. Brehm. S. 405-412. — Dieselb. Vol. XXI. Pars posterior. — Verhandlungen etc. XI. Bandes 2. Abtheilung. Breslau und Bonn 1845. 4. Lud. Adolph Neugebauer, Systema venosum avium cum eo mammalium et in- primis hominis collatum. Commentatio anatomica a gratioso medicorum ordine in literarum universitate Vratislaviensi d. III. Aug. A. MDCECCXLIV praemio ornata. Cum tabul. XV. lithogr. S. 517-698. T. XXXVI-L. wovon 7 col. — Dieselb. Vol. XXI. Pars 1. — Verhandlungen ete. XIV. Bandes 4. Abtheilung. Breslau und Bonn 1847. 4. u E. v. Bibra, Ueber einige pathologische Produkte von Vögeln und Säugethieren. S. 89-116. T. X. — Dieselb. Vol. XXI. Pars 2. — Verhandlungen etc. XIV. Bandes 2. Abtheilung. Breslau und Bonn 1850. 4. J. W. Baron v. Müller, Fragmentarische Mitiheilungen über die in Afrika ge- machten Reisen. S. 401-418. (Hierin Beschreibung von Caprimulgus Würtembergii mihi, S. 417-418.) ; — Dieselb. Vol. XXIN. Pars 2. — Verhandlungen ete. XV. Bandes 2. Abtheilung. Breslau und Bonn 1852. 4. C. Mayer, Ueber den Bau .des Organes der Stimme bei dem Menschen, den Säugethieren und einigen grössern Vögeln, nebst physiologischen Bemerkungen. Mit 28 Steindrucktafeln. S. 659-766.* Taf. 62-89. Abhandlungen der physikalischen Klasse der Königlich-Preussischen Akademie der Wissenschaften aus den Jahren 1812—17. Ber- lin, Realschul-Buchhandlung 1816—19. — Dieselben aus den Jahren 351 1818—21. Berlin, G. Reimer 1820—22. — Dieselben aus den Jahren 1820—48. Berlin, Druckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften 1823—50. 4. 1812-13: Nlliger (I. @. W.), Tabellarische Uebersicht der Vertheilung der Vögel über die Erde. Seite 221-236. 8 Tabellen in qu. fol. 12 Tabellen in 4. B. Merrem, Tentamen systematis naturalis Avium. S. 237-259. 1816—17: Lichtenstein (Heinr.), Ueber die Gattung Gracula aus der Familie der Krähen- vögel (Coraces). S. 143-154. B. Merrem, Beschreibung des Gerippes eines Casuars (Casuarii galeati), nebst einigen beiläufigen Bemerkungen über die flachbrüstigen Vögel (Aves ratitae). Seite 179-198 und 3 Kupfertafeln. 1818-49: 9 | Lichtenstein (Heinr.), Die Gatiung Dendrocolaptes. S. 197-210. 1820—21: Lichtenstein (Heinr.), Die Gattung Dendrocolaptes. Fortsetzung. S. 255-266. 1836 : | Müller (Johannes), Ueber zwei verschiedene Typen in dem Bau der erectilen männlichen Geschlechtsorgane bei den straussartigen Vögeln und über die Entwick- lungsformen dieser Organe unter den Wirbelthieren überhaupt, S. 137-176. Mit 3 Kupfertafeln, wovon Nr, III in fol. . 1838: Lichtenstein (Heinr.), Beitrag zur ornithologischen Fauna von Californien, nebst Bemerkungen über die Artkennzeichen der Pelicane und über einige Vögel von den Sandwich-Inseln. S. 417-451. Mit 5 color. Steindrucktafeln. 1845 : Müller (Johannes), Ueber die bisher unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Passerinen. 8. 321-391. Mit 6 Kupfertafeln. Nachtrag zu Herrn Müllers Abhandlung über die Stimmorgane der Passerinen. S. 405-406, Fortschritte der Geographie und Naturgeschichte. Ein Jahr- buch in wöchentlichen Lieferungen (von 2 Bogen), herausgegeben von Ludwig Friedrich v. Froriep. 1. Band. Weimar, Landes- industrie-Comptoir 1846. 4. ' Bonomi, Ueber einige riesenartige Vögel. Nr. 8. S. 247-48. "Dasselbe. Ein Jahrbuch, gegründet von L. Fr. v. Froriep, fortgeführt von Robert Froriep und Otto Schomburgk. IV. Band. Eben- das. 1847—48. 4. U. Band. 1847. Stokes, Falkennest in Australien. Nr. 16. S. 29. Lyell, Fossile Fussspuren von Vögeln an den Ufern des Connectieut. Nr. 22, S. 220-221. 352 II. Band. 1847. Strange, Strigops habroptilus Gray, ein nächtlicher Papagei. Nr. 32. S. 64. James Deane, Ueber neuentdeckte fossile Fussabdrücke (eines Vogels und dreier Vierfüssler). Nr. 35. S.- 156-159. Ueber die Gattung Dinornis. Nr. 41. S. 350-51. Strickland, Die Dronte, ein Nebenzweig der Familie der Columbidae. Nr. 41. :S. 352 Bowerbank, Unterscheidungszeichen der Knochen von Vögeln gegen die ein- zelner Amphibien. Nr. 42. S. 382, William Denny, Kurze Bemerkungen über die geographische Verbreitung der Vögel auf den westindischen Inseln. Nr. 45. S. 473-476. Taylor , Entdeckung von angehäuften Knochenresten des Diornis und Apteryx auf Neuseeland. Nr. 45. S. 479-480. IV. Band. 1848. Phil. Henry Gosse, Ueber die Kolibri's auf Jamaica. Nr. 46. S. 28-30. John N. Beadles, Ueber das Datum der Ankunft der Zugvögel zu Broadway in Worcestershire. Nr. 47. .S. 63-64. Ph. H. Gosse, Cuvier’s Angabe, dass der Potu (Nyetibius Jamaicensis) nach seinem Körperbau von einer ebenen Fläche nicht in die Höhe fliegen könne, wider- legt. Nr. 49.- S. 127-128. Geographische Verbreitung der Anas viduata Linn. Nr. 49. S. 128. J. Cabanis, Ornithologische Notizen. Nr. 50. S. 151-157. Gould, Apterix Owenii. Nr. 53. 8. 255-256. Mantell, Entdeckung der Eier der Moa Neuseelands. Nr. 54. $. 287-288. Maurice Glencon, Ueber einen schwarz und weiss gescheckten Schwan. Nr. 58. S. 415-416. Y. Band. 1848. Bastarde des Birkhuhns mit andern Vögeln. Nr. 62. S. 57-60. Loxia curvirostra pflanzt sich unter 63% nördl. Breite fort. Nr. 62. S. 64. Owen, Ueber die Ueberreste der, wie es scheint, ausgestorbenen riesigen-unge- flügelten Landvögel Neuseelands (Dinornis und Palapteryx), nebst Andeutungen über zwei neue Geschlechter (Notornis und Nestor). Nr. 67. S. 211-22. Fussabdrücke einer ungeheuren Vogelart. Nr. 68. S. 256. Jules Verreaux, Lebensweise des Orthonyx spinicaudus, eines sperlingsähnlichen Vogels Australiens. Nr. 71. S. 352. . Oboef, Von der Lebensweise des Patagonischen Pinguins (Aptenodytes Patago- nica). Nr. 72. S. 383-384. Die Vogelnestfelsen im District Karang-Bollong auf Java. Nr. 73. S. 393-396. Den Vögeln scheint die Furcht vor den Menschen erst nach und nach und zwar gewissermassen erblich überkommen zu sein. Nr. 73. S. 416. (Die noch fehlenden Beilagen sind der Red. fürs nächste Heft verheissen.) Das Frühjahr 1853 und unsere Zugvögel in Anhalt. Von Prof. Dr. 5. FE. Naumann. Dieses Jahr, in welchem bekanntlich alle gewohnten Witterungsver- hältnisse ihren Kreislauf mit einem andern verwechselt zu haben schienen, fing auch hier mit so mildem, offenem Wetter ohne Frost an, dass im. Freien durch den ganzen Januar Pelz und Handschuhe entbehrlich blieben und gegen Ende desselben, bei einer Temperatur, die meist gar nicht oder kaum ein Paar Grad unter den Gefrierpunkt herabsank, in den Gärten die Schneeglöckchen, Primeln, Leberblümehen, Früh- veilchen, Heleborus hiemalis, zumal (zu Weihnacht schon) H. niger und Daphne Mezereum, nebst vielen kleinen, wildwachsenden Blümchen, im Freien bereits mit Anfang des Februar in voller Blüthe standen: als ‘ in unserer Ebene erst gegen Ende der ersten Hälfte dieses Monats stärkere Nachtfröste sich einzustellen anfingen, bei denen es am 14. Februar zu schneien begann und der erste Schnee im Laufe dieses Win- ters unsere Fluren bald handhoch bedeckte, wobei auch stehende Ge- wässer, Gräben und Teiche für, diesen Winter zum ersten Mal sich unter einer Eisdecke verschlossen, so dass zurückgebliebene Zauderer von Zugvögeln vom Herbste her, wie z. B. Einzelne verspäteter Bruten von Gallinula chloropus, Rallus aquaticus u. a., mit den noch offen geblie- benen Stellen unter dem Schutze von Gesträuch, Schilf, überhangenden Ufern und dergl. vorlieb nehmen mussten, in meinem Garten sich ein- zelne Wachholderdrosseln und Amseln fingen, auch auf vom Schnee befreiten Stellen mehrere Birkenzeisige nebst einer, auch vom Herbste her zurückgebliebenen, alten Heckenbraunelle gefangen wurden, so wie jetzt erst der gewöhnliche Winterbesuch auf den Bauernhöfen von Goldammern, einzelnen Finken und Haubenlerchen Statt fand, je- doch Krähen sich bloss einzeln nur in die grössten Gehöfte wagten, Naumannia. 1853. R . 23 354 auch dies gewohnte Winterasyl, als dermalen nicht nothwendig, bald wieder aufgaben. Von jenem Tage an schneiete es mehrere der nächstfolgenden so fort, und bald fiel Schnee genug, dass überall Schlittenbahn entstehen konnte. Diese dauerte bis zu Anfang des Märzes, wo wieder Thauwetter eintrat, das bei sehr milder Temperatur Schnee und Eis bis auf wenige Reste allmählig zu Wasser machte, welches der dürstende Boden sofort aufsog, ohne dass die stehenden Gewässer bedeutend angeschwollen wären. Jetzt zeigten sich nun die voreiligen, durch die früher vorher- gegangene milde, frost- und schneefreie Witterung verleiteten ersten Zugvögel, Heerden von männlichen Edelfinken, von Rohrammern, Staaren, auch weisse und Gebirgs-Bachstelzen, Lerchen, be- sonders Haidelerchen, letztere in so grossen Schaaren, wie wir sie hier nie gesehen, und ebenso die für hiesige Gegend überhaupt immer seltener werdenden Hohltauben (Col. Oenas.), so dass von einem aus mehr denn 30 Individuen bestehenden, in den Wipfelästen eines hohen alten Baumes dicht beisammen sitzenden Fluge derselben 4 Stücke mit einem Schuss herabgeschossen werden konnten. Dies geschah bei 6° Reaum. unter O0 und bei fürchterlichem Schneegestöber, das Nach- mittags des 16. März begann, auch die folgende Nacht anhielt, am 17. d. M. sich noch fortsetzte in Begleitung eines Sturmes, welcher den Schnee zu hohen Wällen zusammentrieb, während anderwärts Streifen vom Erdboden wieder schneefrei wurden, die jedoch in der Nacht zum 48. März, wo bei völliger Windstille abermals so viel Schnee fiel, der- gestalt noch, Y% Fuss hoch, mit Schnee bedeckt wurden, dass den Vögeln nun vollends jeder Zugang zum Erdboden verschlossen war. Erst nach- dem es noch am folgenden Tage vom Morgen an bis zum Nachmittag ruhigen Schneefall gegeben, hörte es dies Mal gänzlich auf zu schneien. In dieser Zeit zeigten sich auch Kraniche auf hiesigen Fluren und so- gar in geringer Entfernung von Dörfern, über denen diese scheuen Vögel sonst nur in grosser Höhe hinstreichend auf dem Durchzuge bemerkt werden, ohne sich jemals hier niederzulassen; jetzt suchten diese Un- glücklichen die Düngerhaufen auf Feldern ohne Unterschied, namentlich so eben frisch hinausgebrachte, die sie, gierig nach Körnern suchend, mit dem Schnabel in kleinen Portionen sorgfältig aus einander warfen, indem sie bei diesem schmutzigen Geschäft ihr Gefieder tüchtig besudelten, dabei auch so wenig vor den die Pferde begleitenden Leuten sich scheuten, dass diese veranlasst wurden, mit Peitschen nach ihnen zu hauen. Auf 355 einer kleinen Elbinsel unfern von Magdeburg sollen damals sogar eine Anzahl dieser schönen Geschöpfe bei ähnlicher Beschäftigung halbver- hungert mit langen Stangen erschlagen worden sein; denn am Flusse selbst, welcher während dieser winterlichen Katastrophe fast 3 Wochen lang ganz mit sogenanntem Grundeis (treibende, zusammengefrorne Eis- und Schneehäufchen) bedeckt war, so dass selbst Tauchenten und an- dere Schwimmvögel nichts schaffen konnten und den Strom verlassen mussten, — fanden auch die Kraniche etwas Nährendes nicht. Viele dieser herrlichen Vögel haben in jener für sie so unglücklichen Zug- periode ausserdem leicht mit Schiessgewehr erlegt werden und die in jetziger Zeit überall so häufigen Sammler und Ausstopfer sich fast bis zum Ueberfluss mit diesen, sonst so schwer beizukommenden Vögeln versehen können. Die, wie bemerkt, vom Elbstrom vertriebenen Schwimmvögel kamen in dieser Zeit auf kleinere Flüsse und Bäche, wo sie von wenigem oder gar keinem sogenannten Grundeis in ihren Nahrungsgeschäften behindert wurden. Daher kam es denn auch, dass manche derselben, z. B. die Mergus-Arten, am öftersten M. merganser, auf solchen erlegt worden sind. Auch kamen an offenen Ufern stehender Gewässer einzelne Fisch- reiher und schwarze Wasserhühner, letztere zumal von Hunger und Kälte ganz ermattet, und so hin und wieder eine Bekassine und ein Kibitz vor. Einzelne weisse Störche sollen damals zwar auch gesehen worden, scheinen aber aus der Gegend wieder verschwunden zu sein, ohne dass ein solcher erlegt worden. Ihre Zahl muss also früher in andern Strichen ‚oder vielleicht schon an den Winteraufenthaltsorten auf irgend welche Weise sehr vermindert worden sein, da aller Orten, nicht allein in unserm kleinen Anhalt, sondern auch in viel weitern Umkreisen, überall sehr viele Brutvögel dieser Art gefehlt haben, oder sehr viele der alten Nester diesen Sommer unbewohnt geblieben sind. Obgleich in der letzten Zeit die Temperatur etwas milder geworden, so sank doch in der Nacht vom 19. auf den 20. März (Frühlings-Anfang) der Thermometer leider 140—11 Gr. Reaum. unter den Gefrierpunkt her- ab; es thauete darauf, bei heiterem Himmel, zwar im Sonnenschein ein ' wenig, doch kam der Thermometer in der Nacht vom 20. zum 21. März nicht unter 5—6 Gr. und so nahm die Kälte in der nächstfolgenden Nacht nur um wenige Grade ab. — Beiläufig hatten diese verspäteten und zu starken Nachtfröste auf die Baumblüthe früher oder zarterer Obstsorten nachtheilig eingewirkt und viele Blüthen waren in den Knospen theilweise Bene 356 vernichtet, doch nicht alle eines solchen Baumes, so dass dies vermeint- liche Unglück, bei der unendlichen Ueberfüllung der Blüthenknospen, auf diese Bäume diesmal gerade wohlthätig einwirkte, weil es ihnen einen Theil der zu argen Ueberlastung schon vorläufig abnahm, während alle andern, an denen der Frost keine Blüthen verdarb, gar zu viele Früchte ansetzten, so dass später eine grosse Menge der Aeste und zum Theil ganze Bäume unter der Last ihrer Früchte, noch ehe diese zur völligen Ausbildung kamen, diesem Uebermaass erlagen und eine grosse Anzahl der schönsten Bäume für immer entstellt oder ganz ruinirt wurde. Bis jetzt waren zwar Goldammern und Edelfinken noch täglich auf unsern Viehhöfen, um vor den Ställen ihr Futter zu suchen, draussen aber merkwürdiger Weise alle jene Zugvögel verschwunden; bloss ein schwarzes Wasserhuhn und eine weibliche Kornweihe im Jugend- kleide (also einjährig) wurde zu dieser Zeit in der Nähe erlegt. So blieben Teiche und stehende Gewässer mit Eis und Schnee bedeckt, und auf den wenigen offenen Stellen zeigte sich zuweilen bloss ein verein- zelter Fischreiher oder einige Märzenten. Es thauete zwar am Tage etwas, doch, bis zum 26. März war der Thermometerstand in den vorletzten Nächten allmählig wieder etwas tiefer gesunken; so zeigte er am 27. März (am ersten Ostermorgen) sogar wieder 10—12 Gr. unter 0; am zweiten Ostermorgen auch noch 9I—11 Gr. Kälte, stand jedoch in der Nacht vom 29. zum 30. März nur noch 8 Gr. R. unter dem Eis- punkte. In der ganzen Marter- und dem grössten Theil der Oster-Woche war das Wetter dabei hell, heiter und nicht geeignet, den Schnee durch Wegthauen merklich zu vermindern ; dies trat erst von da an, doch so allmählig ein, dass vom April noch die ersten 4—5 Tage kaum hin- reichten, ihn vollständig zu schmelzen, so dass bis hieher Goldammern und Haubenlerchen nicht von den Höfen wichen, bloss Finken, nun ihre Weibchen sehnlichst erwartend, sich in die Gärten und an andere Nistplätze begaben und in kleinen Gesellschaften einstweilen auf den vom Schnee frei gewordenen Wegen und ähnlichen freien Stellen sich küm- merlich zu nähren suchten. Schon am 3. April kamen die Feldlerchen schaarenweise auf den noch mit vielem, aber jetzt schnell wegschmel- zendem Schnee bedeckten Feldern an, so auch die (meist weiblichen) Finken, die Staaren, in den nächsten Tagen Rothkehlchen, Dros- seln, Braunellen (diese in weit bemerklicherer Anzahl als sonst), Haus- röthlinge, Wendehals, Zaungrasmücke, auch einzelne Laubvögel (Ph. rufa) und in wenigen auf einander folgenden Tagen der ganze Tross 357 der übrigen Singvögel: allein alle sehr schwach an Zahl, viele sehr ein- zeln, und dann waren die genannten, welche bekanntlich immer den Reigen zu eröffnen pflegen, auch — so weit ich mich zurückerinnere — nie so.spät wiedergekehrt, als in diesem Jahr. Daher machten sie sich aber auch sogleich an den Bau ihrer Nester, um das erzwungen Aufge- schobene möglichst schnell nachzuholen. Das einzige Paar von Lanius minor in meinem Garten (in manchem andern Jahr 2—3 Paar) nahm gleich am ersten Morgen nach seiner nächtlichen Ankunft Besitz von den Ueberbleibseln eines vorjährigen (vielleicht schon damals ihm gehörigen) Nestes, worauf sich beide Gatten wechselsweise unter lautem Jubel auf die Reste von diesen in der Stellung des Eierlegens oder Brütens ab- wechselnd niedersetzten, zu meinem Erstaunen jedoch am folgenden Tage den bereits begonnenen neuen Ausbau wieder einrissen und die frischen Materialien von jener Stelle, am Ende eines der obersten Seitenäste eines sehr hohen Birnbaumes, auf eine nahe alte, hohe Pappel trugen und auf dieser ihren Nestbau wieder ganz von vorn anfingen. Doch war auch dieser Entschluss nur von kurzer Dauer; denn: das Nest war kaum fer- tig und darüber, wegen vorgefundenen vielen Materiales vom vorjährigen und des grossen Eifers der Baumeister, nicht volle zwei Tage vergangen, als meine muntern Lieblinge, zu meiner Ueberraschung, abermals die ‘ Baumaterialien von der Pappel wieder wegnahmen, auf die alte Stelle des Birnbaums zurückbrachten und hier nun endlich das Nest schnell fertig machten, so dass am vierten Morgen nach der Ankunft das Weibchen schon das erste Ei zu legen schien. — Ungefähr in ähnlicher Weise beeilt, schritten auch die übrigen befiederten Sommergäste meines Gar- tens mehr oder weniger schnell zum Nisten, hatten sich jedoch meistens ebenfalls in einer um die Hälfte geringeren Zahl als andere Jahre dazu hier eingefunden, mit Ausnahme von $. Luscinia, die wie alle Jahre 2 Mal, und $. Hypolais, die 4 Mal vertreten war, wogegen 8, atricapilla, $. hortensis, S. curruca, $. phoenicurus, Muscie, grisola, Oriol. yalbula, Upupa Epops, Yunz torquilla u. a. nur in 1 Pärchen, und von allen diesen haben sich nur 2 bis 3 einiger wenigen, zum Aus- fliegen gebrachten Jungen erfreuen können, obgleich fast Alle 2 Bruten gemacht, — weil es nämlich in der besten Heckzeit fast täglich nicht bloss kalte Regenschauer, sondern mitunter und öfters auch heftige Schlagregen gab, so dass die Alten, über den Jungen sitzend, diese nicht hinreichend vor Nässe zu schützen und zu erwärmen vermochten, und zuletzt sogar einige der schlechter befestigten Nester buchstäblich 358 vom Regen herabgeschlagen wurden. Unser zuerst erwähnter Würger und der Pyrol hatten auf demselben Birnbaum ihre Brut, von beiden schaueten die Köpfchen der Jungen schon über den Rand der Nester, als sie nach und nach bis auf das letzte todt herabfielen oder im Neste von Nässe und Kälte getödtet liegen geblieben sind. — So fing z. B. auch das Nest einer $. Hypolais an, sich auf eine Seite zu neigen; da- durch kam es, dass täglich ein herabgestürztes Junge unten todt auf dem nassen Boden lag, bis endlich das Nest selbst mit dem letzten der Jungen auf die Erde herabgestürzt war. — Von meinen 3 Paar Garten- finken (die jährlich doch immer 2 Bruten machen) ist dies Mal auch nicht ein Junges aufgekommen; nur F, Chloris war so glücklich, aber auch erst in zweiter Brut, einige Junge zum Ausfliegen zu bringen. Ueberhaupt fielen diese zweiten Bruten in eine glücklichere Periode, da der Juli uns grosse Hitze und hier fast gar keinen Regen brachte, und glücklicher Weise unser Strich von den in der Nachbarschaft entsetz- lichen Schaden bringenden, heftigen, mit Hagelschlag begleiteten Gewit- tern verschont blieb; wesshalb sie aber dessen ungeachtet hier nicht durchschnittlich gut gerathen, wie z. B. bei den Finken, bleibt ein Räthsel. Dem grauen Fliegenschnäpper war auch die erste Brut verunglückt; in der zweiten hatte er 3 Junge ausgebrütet, die schon Federn bekamen, als ein heftiger, anhaltender Regen auch sie aus dem Neste vertrieb und ihnen bald den Tod brachte. Viele junge Vögel sind in diesem unbeständigen Vorsommer, auch nachdem sie bereits ausge- flogen waren, in heftigen Gewitterstürmen und Regengüssen umgekom- men. Selbst mancher alte Vogel scheint in dem heftigen Wechsel der Witterung seinen Tod gefunden zu haben; so verlor z. B. das eine meiner Nachtigall-Pärchen sein Männchen, und weil der Zug längst vorüber, musste das Weibchen für dieses Jahr Wittwe bleiben; auch das zweite Paar hatte keine Junge aufgebracht. Dass in diesem für die Vögelwelt (namentlich eines grossen Theils von Norddeutschland) so ungünstigen Sommer die Vermehrung eine so sehr geringe gewesen, ja selbst die Sumpf- und Wasservögel nicht so- wohl durch zu viel Nässe von oben, als vielmehr durch oft plötzliches und mehrmals wiederholtes Anschwellen der Gewässer von- unten auf, unerhört wenig ausgebrütet und aufgebracht haben, davon können alle hiesigen Jagdliebhaber und Beobachter der Vögel Zeugniss geben. — Ein besonderes Vorkommen bezüglich der Rohrsänger verdient noch einer kurzen Erwähnung. Auch sie kamen viel später als gewöhnlich: der 359 Hauptzug nicht schon mit $. Zypolais, sondern die Meisten erst nach dieser an oder hier durch. Der Umstand, dass das junge Schilf und Rohr schon beim Erscheinen seiner ersten zarten Blätterspitzen über der Wasserfläche durch harte Nachtfröste bedeutend gelitten, nachher auch noch, wegen verspäteter Frühlingswärme, im fernern Wachsen um Wo- chen zurückgeblieben, machte, dass meine Lieblinge bei ihrer Ankunft sich in den noch zu niedrigen und überall zu durchsichtigen Complexen von diesen Wasserpflanzen nicht in gewohnter Weise verbergen konnten, sich daher bei ihrer Ankunft mit Erlen-, Weiden- und anderm Ge- büsch und niedern Bäumen in der Nähe der Ufer einstweilen behelfen mussten, was für mich um so interessanter wurde, als die 4 Pärchen von S. arundinacea, welche im vorigen Jahr im dichten hohen Kolben- schilf (Typha) einer schmalen, seichten Wasserlache, auf dem Anger hinter meinem Garten, recht glücklich Junge aufgebracht, sich obiger Ursache wegen veranlasst fanden, dies Mal in den Garten selbst zu kom- men, dessen eine, etwas über 100 Schritt lange Seite, in einem mehr als 2 Klafter breiten Streif ‘von Himbeeren, hohen Nesseln, Dol- dengewächsen und Ranken-Pflanzen, dichtem Gesträuch und. niedern Bäumen bestehend, nur durch einen todten Zaun, zumeist von Dornen, begrenzt und vom freien Wasser eines Teiches bespült, — eine zum Beobachten aller dieser interessanten Vögelgattung angehörenden Arten mir sehr gelegene und desshalb in ihrer Wildheit gern belassene, selbst unterstützte Oertlichkeit bietet, woselbst alle Jahre in der Zugzeit, zu- mal im Frühjahr, ausser den schwirrenden, fast alle andern Rohr- sänger auf dem Durchzuge mindestens 1 Tag verweilen, die Männchen ihre verschiedenen Gesänge vernehmen lassen und deren Abweichungen gemüthlich zu studieren erlauben. — Gemeiniglich ist S. arundinacea vom Anfang bis zum Ende der Zugzeit hier die häufigst vertretene Art, so auch in diesem Jahr und als zwar fleissiger aber schlechter Sänger leicht zu unterscheiden: die Strophen seines Gesanges meist eine pfu- scherhafte, schwache Nachahmung dessen von S, turdina, doch noch mit vielen, ganz in derselben Weise gehaltenen Zusätzen und Verlänge- rungen, vorgetragen natürlich auch mit viel schwächerer Stimme und in höherem Tone. — Dies Mal einer von den früher erscheinenden unter den übrigen war ein männlicher $. palustris, dessen herrlicher, so sehr abwechselnder und in von mancherlei andern gar nicht verwandten Vögeln erborgten Tönen sich ergehender, auch in weit grösserer Ent- fernung noch deutlich vernehmbarer Gesang mich sogleich aufforderte, 360 den interessanten Sänger näher zu belauschen. Er war jedoch bloss Durchreisender und in nächster Nacht weiter gezogen. — Während der beiden Wochen, als so lange dies Mal der Zug der Rohrsänger unge- fähr dauerte, war fast in jeder Nacht ein neuer Reisender. anderer Art angekommen, doch fehlten gegen sonst in diesem Jahr S. phragmitis und caricetiı gänzlich; dagegen liess sich eines Morgens auch ein ©. arbu- storum, Br., hören, dessen Gesang in gleicher Weise von dem der 8. arundinacea wie von dem der S. palustris abweicht oder sich so recht in die Mitte zwischen denen dieser beiden stellt, so dass Der, welcher die Gesänge jener beiden’ genau kennt und nur einige Uebung im Unter- scheiden der Stimmen der Vögel besitzt, gar nicht daran denken kann, alle drei Sänger für nicht von einander zu unterscheidende Species halten zu wollen. — Ganz am Ende dieser Zugperiode liess sich eines Tags noch ein gar lieblicher Gesang vernehmen, ganz anders als einer von den der genannten Arten klingend: ein munteres Liedchen, ganz eigen- thümlich mit vielen hellpfeifenden Tönen untermischt, in einer Zusammen- stellung, wie ich mich nicht erinnere sie gehört zu haben. Leider musste ich mir diesen merkwürdigen Sänger entkommen lassen. Nach ganz beendigtem Zuge sang in jenem Gebüsch meines Gartens bloss noch ein einziges Männchen von $. arundinacea, wahrscheinlich eins von denen, die, wie oben gesagt, im vorigen Jahr in jenem Schilf- teiche hinter meinem Garten genistet. hatten, und dem es in diesem ‘Jahr zu lange dauerte, ehe das Kolbenschilf zu anstängiger Höhe aufschoss, das auch in Folge der frühern Nachtfröste jetzt viel zu dünn stand, um Vögel und Nest verbergen zu können. Das einzige bei uns gebliebene Paar hielt sich nun fortwährend in dem bezeichneten Theile meines Gar- tens in dem Gebüsche auf, das der todte Zaun von der ganz freien Wasserfläche des Teiches trennt, in welchem es auch sein Nest, natür- lich gegen seine Gewohnheit nicht über, sondern einige Fuss weit neben dem Wasser, 3 Fuss hoch vom Erdboden, zwischen dicht und senkrecht aufgeschossenen Verzweigungen eines mit hohen Nesseln vermischten Busches von Lonicera tatarica erbaute, ganz in der Weise, wie sonst über dem Wasser, korbförmig mit ganz freiem Boden, nur an den Seiten um die senkrechten Stengel festgewickelt, aber aus anderem Ma- terial als sonst über dem Wasser, nämlich ‘trockenen Hälmchen, Gras- blättchen, Baststreifehen und dergl. von Landpflanzen. Es sah in dieser Hinsicht, bis auf seine viel tiefere Bauart, . solchen Nestern der S. Hypolais, zu welchen weder Moos und Flechten, noch Federn und 361 Haare verwendet, ziemlich ähnlich, unterschied sich aber ebenso durch seine höhern Seitenwände sehr von den Nestern der ©. arbustorum, Br. — Es war rechi schnell entstanden und enthielt bald 5, auf grünlichem Grunde olivenbraun unregelmässig gefleckte und dazwischen punktirte Eier, ganz so geformt und gezeichnet, wie ich sie stets bei $. arundi- nacea in den Nestern im Schilfe oder Rohre über dem Wasser gefun- den. — Leider sah ich, als das Weibchen kaum länger als ein paar Tage gebrütet, das Nest von einem Raubthier herabgezerrt und von den Eiern keine Spur mehr. Jedoch baute das Pärchen sehr bald darauf ein zweites, dem ersten völlig ähnliches Nest, und zwar nur wenige Fuss von der ersten Neststelle entfernt, sogar in denselben Busch, auf ähnliche dünne, lothrechte Zweige und in derselben Weise, aber in grösserer Höhe, reichlich 6 Fuss vom Boden, von gleichem Material, dies nur mit einigen Bastfasern aufgefundener Abgänge vom Bindebast des Blumen - Gartens mehr verwoben. In diesem Neste brachte das Pärchen glücklich 3 Junge zum Ausfliegen, und einige Tage später verschwanden Alte und Junge aus dem Garten. — So selten es nun auch vorkommen mag, dass S. arundinacea sein Nest anders als so anbringt, dass ein paar Fuss unter demselben sich Wasser befindet, so hat mich doch obiger Fall überzeugt, ' dass auch diese Regel nicht ohne Ausnahme ist; denn obiges Sänger- paar gehörte keiner andern als dieser Art an, was sein Betragen, namentlich der wohlbekannte Gesang des Männchens, unwiderleglich bewies. Die Rohrsängernester, welche man mehr als 20-30 Schritt vom Wasser, hin und wieder sogar in sehr grosser Entfernung von diesem, in hoch gelegenen Gärten oder trockenen Waldtheilen, selbst solchen aus Laub- und Nadelholz gemischten und wo letzteres gar vorherrscht, dazu häufig in mehr als 10 Fuss Höhe auf Bäumen gefunden, gehören nicht dieser Art, sondern der an, welche Brehm €. arbustorum nennt; weil derselbe aber auch noch eine ©. pinetorum unterscheiden will, die ich zu jener zählen muss, konnte nicht wohl einer von diesen beiden Namen beibehalten bleiben, weshalb ich sie mit dem Artnamen „horti- cola“ bezeichnete, welcher vor allen .andern ihren Lieblingsaufenthalt, sowohl auf dem Zuge, wie um zu nisten, bezeichnet. Wie weit sie hierin von den andern Rohrsängern abweicht, so auch im Gesange, Nest- bau und dessen Form, wie hinsichtlich der Färbung der Eier u. a m. hoffe ich im nächsten Heft des XII. Bds. meiner Naturg. d. V. Deutschl. nachträglich, aber genügend darzulegen. Durch Betragen und Lebens- 362 weise schliesst sich dieser Rohrsänger zunächst unserer $, Hypolais an, und dies hinsichtlich. seiner Fortpflanzungsweise noch näher als meine S. palustris, die stets und überall oder doch mehr an die Nähe des Wassers gebunden ist, als meine S. horticola. Dass unter einander so ähnlichen Arten, selbst bei sonst ausgezeichnet scharfen Beobachtern, Verwechslungen vorkommen können, beweist eine jüngst ausgesprochene Aeusserung eines solchen: »Die Rohrsänger wären Spottvögel, die ihre Melodieen nach der Lokalität zu verändern verständen, so dass dieselben Individuen anders im Gebüsch und wieder anders im Rohre sängen u. s. w.« Wenn selbst von einem unserer besten Sänger unter den verwandten Vögeln, nämlich von meiner S. palustris, so Etwas behauptet werden konnte, so dürfte man schwerlich die unter diesem Namen in meiner Naturgesch. d, Vög. Deutschlands, II. S. 630—647,. nach dem Leben beschriebene und auf Taf. 81, Fig. 3 abgebildete Art vor sich gehabt haben. Dr. 3. E. Naumann. “ Vergleichende Aufzählung der auf dem S. 0. 'Thü- ringer Walde und der in der Umgegend von Schlot- heim im N. W. "Thüringen vorkommenden Vögel. Von Dr. 3. Speerschneider in Schlotheim. ° Man muss es als einen grossen Fortschritt der Naturgeschichte der organischen Wesen betrachten, dass man in der neueren Zeit angefangen hat, die Vorkommnisse aus Pflanzen- und Thierreich einer Gegend mit deren klimatischen, geognostischen und respektive botanischen Charakter in genaue Verbindung zu setzen. Bedeutendes hat schon auf diesem Felde die Botanik gethan und ist in verhältnissmässig kurzer Zeit zu einem ziemlich ausgebildeten Zweige der Wissenschaft in der Pflanzen- geographie herangezogen worden. Viel dürftiger ist dieses Feld in der Zoologie angebaut und in der Ornithologie in specie im Ganzen so gut wie vollständig vernachlässigt worden; obgleich es gewiss vom höchsten Interesse für eine exakte Ornithologie wäre, durch vielfältige und genaue 303 Beobachtungen die Verbreitungsbezirke einzelner Genera und Species der Vögel bestimmter zu umgrenzen und diese Gebiete nach ihrem klima- tischen, geognostischen und botanischen Charakter zu studiren. Ich bin überzeugt, es würden sich bei der Vergleichung dieser Charaktere vieler Gegenden mit der Lebensweise der sie bewohnenden Vögel strenge und zugleich höchst interessante Gesetzmässigkeiten aufschliessen. Ich habe Gelegenheit gehabt, den südöstlichen Thüringer Wald und das nordwestliche Thüringen näher kennen zu lernen, jene Gegenden, die bei etwa zwölf Meilen Entfernung von einander im Ganzen nur sehr unbedeutende klimatische Differenzen zeigen, dagegen gänzlich von ein- ander verschieden sind in Bezug auf jene oben bezeichneten Charaktere, Dieser Verschiedenheit entsprechend machen sich auch in den ornitholo- gischen Vorkommnissen interessante Eigenthümlichkeiten geltend, die ihren Grund nur in dem verschiedenen ‘geognostischen und botanischen Cha- rakter beider Gegenden haben dürften. Ehe ich daher an die verglei- chende Aufzählung der Ornis beider Bezirke selbst gehe, mag eine kurze Skizze der charakteristischen Bodenverhältnisse dieser beiden Theile Thü- ringens hier ihren Platz finden. Verbind&t man die Orte Mühlhausen, Langensalza, Tennstädt, Greufen, Sondershausen, Grosskeula und Mühlhausen durch Linien, so bezeichnen diese die Grenzen eines Gebietes, das, bei etwa 10—12 QM. Flächen- inhalt, die grösste Uebereinstimmung in seinen Bodenverhältnissen zeigt. Die geographische Lage dieses Bezirkes ist etwa 510 8‘ — 510 20° nörd- licher Breite und 280 5‘—280 32‘ östlicher Länge, fällt also ziemlich „in das nördliche Thüringen, in die grosse Mulde zwischen dem Thüringer Wald und dem Harzgebirge. Das ganze Terrain, in dessen Mitte etwa das Städtchen Schlotheim gelegen ist, trägt durchgehends den Charakter eines flachen Hügellandes, das durch seichte, muldenförmige Thäler in allen Richtungen durchzogen wird. Die Hügelrücken selbst flachen sich, bei nur geringer Erhebung über das allgemeine Niveau des Landes, oft zu ausgebreiteten,, frucht- baren Ebenen ab. Obwohl im Frühjahr beim Schmelzen des Schnees oder bei nasser Witterung, sowie nach Gewitterregen, in fast jedem Thale ein Bach rauscht, und einige von diesen dann selbst einen nicht unbedeutenden Wasserstand erreichen, so erinnern doch in der trockenern Jahreszeit oft nur einzelne, stehen gebliebene, mit Fröschen und deren Brut, sowie mit kleineren Fischen angefüllte, oft von niederem Gestrüpp umgebene Pfuhle oder in das lockere Erdreich eingewaschene Gräben, 364 die zum Theil mit grösseren oder kleineren Bruchstücken von Muschel- kalk gefüllt sind, an das Bett eines Baches. Alle diese Gewässer er- giessen sich endlich in die Unstrut, die sich an der südlichen Grenze des bezeichneten Gebietes hinwindet und durch den Zufluss jener, na- mentlich im Frühjahr, eine solche Grösse erreicht, dass sie die niedrigen Ufer weithin unter Wasser setzt. Da diese Ueberschwemmungen oft in die Zeit des Rückzuges vieler Vögel fallen, so sind sie natürlich nicht ganz ohne Einfluss auf ornithologische Vorkommnisse. Viele Stellen des Bodens sind allerdings ziemlich feucht, doch eigentliche Sümpfe und stehende Gewässer, als Teiche, sind nur an einigen Stellen, und auch hier in nur geringer Ausdehnung, vorhanden. Denn wenn auch eines dieser Gewässer der Badensee (mitten im fruchtbaren Ackerland), ein ‘ änderer der Hanfsee (ringsum von dichtem Laubwald umgeben) benannt wird, so darf man sich doch von diesen Seen keine zu hohen Ideen machen; es sind weiter nichts als sumpfige Stellen, die allerdings in früherer Zeit eine bedeutendere Ausdehnung gehabt haben mögen, gegen- wärtig aber nur eine Fläche von etwa zwanzig bis dreissig Morgen ein- nehmen. Von geringer Tiefe, ist ihr Spiegel nur im ersten Frühjahr offen, sobald aber die höher steigende Sonne die Vegetätion einiger- . massen fördert, bedecken die gewöhnlichen Sumpfpflanzen ihn voll- ständig. | Stellt man sich auf einen der höheren Hügel, so beengt weder Hecke, noch Obstbaumpflanzung den über endloses, offenes Ackerland, auf welchem Hafer, Roggen, Weizen und Oelfrüchte herrlich gedeihen, meilenweit hinaus irrenden Blick. Nur hier und da stechen lustiggrüne _ Feldhölzer, bald einzeln und klein, bald mehr zusammenhängend und zu ausgedehnteren Waldungen zusammenfliessend, recht angenehm von dem _ bunten Gemisch der Saatfelder ab und gewähren dem endlich ermüdeten Auge angenehme Ruhepunkte. Durchstreift man diese Gehölze auf den sehr mangelhaften Wegen, so findet der Botaniker bei weitem nicht die Erwartung befriedigt, zu der er sich vielleicht aus der Ferne berechtigt glaubte. Der vorherrschende Baum, die Eiche und Buche, erheben sich in nicht gerade malerischen Formen über ein niederes, fast undurch- dringliches, nur eine ungeheure grosse Hecke darstellendes Unterholz, das zum grössten Theil aus der Haselnussstaude und dem Weissdorn- strauch gebildet wird. Am Boden selbst findet sich nur eine im Allge- meinen sehr gewöhnliche Flora. Dem Ornithologen dagegen erschliesst sich in diesem Waldesdunkel ein reiches Feld für seine Beobachtungen. 365 Aus fast jedem Eichenwipfel flattert und piept und krächzt es, in jedem. Busche regt sich eine bewegliche Sylvia, und ein tausendstimmiges Con- cert von Nachtigallen, Finken, Grasmücken und vielen andern Sängern begrüsst den eintretenden, lauschenden Beobachter. Diese Waldungen abgerechnet, macht die Gegend im Ganzen auf den Beschauer den Eindruck der Kahlheit, der nur sehr wenig gemildert wird durch die in geschlossenen Reihen in mannichfachen Schlangenlinien ‘dem Laufe: der Bäche folgenden Weiden und durch die in Reih und Glied aufgestellten, doch meist bis zum Gipfel ihrer Aeste beraubten italieni- schen Pappeln in der Nähe der Dörfer, welche meist in reichen Obst- baumpflanzungen und grossen Kirschbaum-Alleen versteckt liegen. Nicht gänzlich ohne Einfluss auf die Ornis dieser Gegend ist ferner der Um- stand, dass Nadelhölzer in keine ausgedehnten Waldungen zusammen- treten, dass die Birke und Erle nur an manchen Stellen des Gebietes, und auch hier im Allgemeinen nur spärlich, vorkommt; dass der Wach- holderstrauch (Juniperus communis) mit seinen, von der Turdus pilaris so geliebten Beeren, sowie die schmarotzende Mistel. (Viscum album), deren Früchte bekanntlich eine Hauptnahrung der Turd. viscivorus, nur sehr einzelnsanzutreffen sind. Eigentliche Haidestrecken sind im ganzen Gebiete ebenso wenig vorhanden, als wirkliche Felsengruppen, wenn auch unangebaute und unfruchtbare Triften hie und da eingestreut, und zum Theil stark mit Steingeröll übersät, und tief zerrissene Gräben, verfallene und noch be- triebene Steinbrüche, die den Muschelkalk, der die Unterlage des ganzen Terrains bildet, blosslegen, an jene beiden erinnern lassen. Wenn die nördliche Grenze unseres Gebietes eine Kette theils be- waldeter, theils nackter Berge bildet, die im Possen ihre höchste Spitze erreichen, die aber doch lange nicht der Höhe des Thüringer Waldes gleichkommt, so verläuft das Hügelland nach Süden hin, nach Langen- salza, in wirklich flaches Land, zwischen welchem hin, namentlich hart an den Ufern der Unstrut, feuchte Wiesen in etwas grösserer Ausdeh- nung zu treffen sind. Was endlich die klimatischen Verhältnisse der Umgegend Schlot- heims anbelangt, so sind diese die des mittleren Deutschlands im Allge- meinen, nur etwas modificirt einmal durch die erhöhte und offene Lage der Gegend, die namentlich den rauhen Ost- und Nordost-Winden kein Hinderniss entgegensetzt, hauptsächlich aber durch die Nähe zweier be- deutender Gebirge, des Harzes und Thüringer Waldes, deren Einfluss vor- 366 züglich im Frühjahr und Herbste recht fühlbar wird. Denn mancher sonst recht heitere Spätherbst- und Frühlings- Tag zeichnet sich durch seine rauhe Luft aus, die von dem mit weissem Haupte über den Ho- rizont im Norden und Süden hervorguckenden Brocken und Inselsberg daherweht. Dass der frühere Schneefall (auf diesen Gebirgen) und das längere Liegenbleiben desselben nicht ohne Einfluss auf die hiesige Ornis sein mag, liegt wohl auf .der Hand. Verlassen wir nun das N. W. Thüringen und versetzen uns von Schlotheim etwa 12 Meilen weiter nach Südost, so treffen wir auf eine Gegend, die bei ganz anderem Charakter nicht ganz unbedeutende Dif- ferenzen in den ornithologischen Vorkommnissen zeigt. Es ist die Gegend von Blankenburg bei Rudolstadt bis hinauf auf die höchsten Punkte des - südöstlichen Thüringer Waldes, bis Katzhütte und Königsee. Verlässt man bei Schwarza, eine halbe Meile westlich von Rudolstadt, das Thal der Saale, so schliesst sich ein anderes, höchst romantisches und liebliches Thal dem Wanderer auf, das Thal der Schwarza. Verfolgt man dieses Flüsschen, dessen meist krystallhelles Wasser lustig unter Erlen und himmelanstrebenden, deutschen Pappeln in schönen Windungen dahin- murmelt, seinem Laufe entgegen, auf der schönen, nach’ Blankenburg führenden Chaussee, so hat man zur linken Hand eine sanft sich erhe- bende, hügelige, Y—41 Stunde breite Ebene von reichen Saatfeldern und Wiesen, die oft von Hecken umschlossen werden. Dürftigere, stei- nige Stellen werden von Eichen- und Hasel-Gebüsch eingenommen. Im Süden begrenzen von Nadelholz und Eichengebüsch bewachsene höhere Berge dieses flache Land. Rechter Seits erheben sich, anfangs dicht am linken Ufer der Schwarza, niedrige Berge, aus Sandstein bestehend, die von der Kiefer, als vorherrschendem Baum, theilweise aber auch von Eichengebüsch bewachsen sind. Weit über diese Höhen ragt dahinter ein Zug Muschelkalkberge, Aeste ‚und Ausläufer des Steigers, die aber hier den Namen Kessel führen, empor. Etwas weiter hinauf, etwa in der Mitte zwischen Blankenburg und Schwarza, treten jene Berge etwas von dem Bett der Schwarza zurück und lassen Fruchtfeldern und nassen Wiesen etwas mehr Raum. An den zerrissenen Flussufern und dem mit tiefen, wasserhaltigen Gräben bedeckten Boden wird man allenthalben die Bemerkung machen können, dass die Schwarza nicht immer ein so zah- mer Bach ist, wie sie es im Hochsommer gewöhnlich zu sein pflegt, sondern dass sie oft, eine unbändige Tochter eines wilden Gebirges, aus ihren Bergen zerstörend und verheerend hervor in das weitere Thal 367 stürzt. Namentlich häufig geschieht dies bei schon etwas vorgeschrit- tenem Frühling, wenn der Schnee auf den höheren Bergen zu schmelzen beginnt, wo dann oft auch eine Menge von der Wanderung einige Zeit rastende Sumpf- und Schwimmvögel das übergetretene, ruhigere Gewässer beleben. Aber auch zur Herbst-, und vorzüglich zur Winter-Zeit, wird diese Gegend von wandernden und verirrten Gästen der Wasservögel besucht, indem hier viele Stellen der Schwarza, bei selbst strengem Winter, nicht gänzlich zufrieren. Im Allgemeinen ändert sich der Charakter des Thales bis Blanken- burg nur wenig. Hier aber, wo sich ein neuer Ausläufer des Thüringer Waldes einschiebt, geht von dem Schwarzathale ein bedeutendes Seiten- thal, das dem Laufe der Rinne, eines bei Blankenburg in die Schwarza mündenden Flüsschens, folgt und von diesem seinen Namen trägt, ab. Das eigentliche Schwarzathal selbst nimmt eine ganz andere Beschaffen- heit an. Der Bergzug, den man schon bei Schwarza zu linker Hand in einiger Entfernung sieht, rückt in der Nähe von Blankenburg, beim Chry- sopras (einem am Eingange des Schwarzathales so benannten Gasthause) so eng an das Bett der Schwarza, dass sie mit oben genanntem Gebirgs- läufer ein tiefes Thal bilden, das an seinem Eingange kaum 100 Schritt breit und in seinem ganzen Verlaufe an nur wenigen Stellen breiter, da- gegen oft bedeutend enger wird. Eigenthümlich für dieses lieblichste Thal des Thüringer Waldes, und auch von Bedeutung für dessen Ornis, sind höchst malerische Gruppen sonnenverbrannter Grauwackenfelsen, die vorzüglich zahlreich und schön aus der steilen Bergwand am linken Schwarzaufer oft einige Hundert Fuss hervorragen. Die Bewaldung ist überall üppig und dicht und reicht meist beiderseits bis herab an den bald schäumenden, bald spiegelglatten Fluss. Oft führt die prächtige Chaussee durch die aromatischen Nadelholzwaldungen. Ueberwiegend häufig ist allerdings die Fichte und Tanne, doch kommt auch die Kiefer, Buche, Birke und Eiche häufig vor, beide letztere meist in Strauchform, indem man sie aus forstwirthschaftlichen Rücksichten nicht zu Bäumen heranwachsen lässt. Aus den Felsen, wie auch aus dem niederen Ge- ' büsch, ragt häufig der Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia) hervor, der mit dem Vogelkirschbaum als stattlicher Baum die Ränder der Chaussee ziert. Von niedrigem Gesträuch, das zu der Vogelwelt in besonderer Beziehung steht, ist noch besonders häufig die Mistel (Viscum album) in den Wipfeln der Tannen, am Boden der Hollunder (Sambucus nigra und racemosa), der Wacholderstrauch (Juniperus communis), die Haide (Erica 368 vulgaris), die Heidel- und Himbeere (Vaceinium Myrtillus und Rubus idaeus), die sich namentlich auf dem Rücken der Berge auf alten, vernachlässig- ten oder unfruchtbaren Holzschlägen bedeutend ausgebreitet haben. | So zieht das Schwarzathal in vielen, oft bedeutenden Krümmungen allmählig aufwärts, indem nach und nach die Eiche seltener wird und oberhalb Schwarzburg so gut wie ganz verschwindet, bis hinauf nach Katzhütte, 3 Meilen S. W. von Blankenburg gelegen. Hier wird endlich das Gewirr von tiefen, engen Seitenthälern, steilen, hohen, in einander geschobenen Bergen so gross, dass man diese Gegend für den Haupt- gebirgs-Knoten des S. 0. Thüringer Waldes halten muss, dessen höchste Spitze in dem Wurzelberg (2374° über dem Meere oder 1754' über dem Saalspiegel.bei Rudolstadt) in der Nähe von Katzhütte zu finden ist. Von diesem Punkte aus hat man nur Aussicht auf, endlose. Berg- massen und endlose Nadelholzwaldungen, deren Dunkel nur hie und da mit dem lebhaften Grün der Buche in grösserer oder geringerer Aus- dehnung gemischt wird. So wild auch alle diese Wälder aus der Ferne zu sein scheinen, so sind sie, obwohl bisweilen recht dicht, doch keines Wegs so undurchdringlich, wie die Forste um Schlotheim ; im Gegentheil führen in allen Richtungen oft sogar herrliche Wege und Jägersteige durch dieselben. Freilich hat eine vernünftige Forstwirthschaft hier erst seit neuerer Zeit Vieles gethan; in früherer ‘Zeit waren diese Waldungen, die jetzt ein herrlicher Reichthum des Landes, sehr vernachlässigt und verwildert, und vor noch nicht hundert Jahren wurden hier noch Bären und Wölfe geschossen. Den Saum dieser Wälder, die Abhänge der Berge und die etwas breiteren Thäler schmücken prächtige Wiesen, deren oft üppiger Graswuchs durch ‘eine Menge Bäche befördert wird. Ueberhaupt ist das Schwarzathal keineswegs wasserarm zu nennen, denn wenn sich auch nur sehr wenig& sumpfige Stellen, und diese in nur ge- ringer Ausdehnung, finden, so rauscht dach aus fast jeder Thalschlucht in die Schwarza herab ein heller, fischreicher Gebirgsbach. Der Ackerbau ist in dem engeren Thale der Schwarza höchst be- schränkt; nur mit Mühe hat der arbeitsame Bewohner den steilen Berg- wänden und dem dichten Walde einige kleine Aecker für Kartoffeln und etwas Roggen abgewonnen. Spärliche Obstbaumpflanzungen finden sich nur in der Nähe einiger tief im Thale gelegenen Ortschaften. Sehr verschieden von dem eigentlichen Schwarzathale ist das Thal der Rinne. Seinem Charakter nach ist dieses mehr eine Fortsetzung des untersten Schwarzathales, des Theiles nämlich von Schwarza bis Blanken- ‘369 burg. Geht man dem Lauf der Rinne dem Thal entlang entgegen, so hat man sich bei dem Städtchen Königsee, dem Endpunkte des Rinne- thales, etwa 500 Fuss über den Spiegel der Schwarza bei Blankenburg oder 1200 Fuss über das Meer erhoben. Die daselbst befindlichen Berge ragen allerdings noch einige Hundert Fuss über das Thal, im Ganzen ist aber doch die Erhebung des Bodens bei weitem nicht so bedeutend wie in dem höheren Theile des Schwarzathales. Obgleich auch das Rinnethal an manchen Stellen ziemlich eng wird, so treten die Berge nicht so eng zusammen‘ wie im Schwarzathale, wie diese auch einen ganz andern geognostischen Charakter besitzen. Man trifft hier keine so grotesken Felspartien, keine so steilen Bergwände. An die Stelle der Grauwacke tritt der Sandstein und Muschelkalk, der besonders die höheren Berg- spitzen am linken Rinneufer bildet. Diese Berge, die eine Höhe etwa von 1800-1900 Fuss über dem Meere erreichen, fallen ganz allmählig in Hügeln ab. Der fruchtbarere Lehm- und Sandboden sichert dem Ackerbau einen ziemlich reichlichen Ertrag und wird daher, auch wegen des günstigeren Terrains, in ungleich grösserer Ausdehnung als im höheren Schwarzathale betrieben. Die Aecker, gemischt mit Bergwiesen, ziehen sich, meist mit Hecken umgrenzt, unter reichen Obstbaumpflanzungen versteckt, ziemlich hoch an den Hügeln und Bergen hinauf und lassen den Wald, in dem die Kiefer, höher die Fichte, vorherrscht, nur selten bis in’s Thal herabsteigen. | Die steileren Abhänge der höheren Berge sind oft mit Geröll be- deckt und kahl, doch hat der Wachholderstrauch (Juniperus communis) daselbst eine ausgedehnte Verbreitung. Die Rinne, in die sich nur aus einigen Seitenthälern Bäche ergiessen, schleicht meist sehr still und fast gänzlich von den an ihren Ufern angepflanzten Erlen versteckt in ihrem sandigen und seichten Bett dahin, indem sie an nur wenigen Stellen die angrenzenden Wiesen etwas sumpfig macht, und etwa eine Viertelstunde oberhalb Blankenburg, bei dem Dörfchen Wetzdorf, einen kleinen Teich mit Wasser versieht. Etwa eine halbe Meile unterhalb Königsee, bei dem Dörfchen Ober- rottenbach, geht von dem Rinnethale ein grösseres Seitenthal ab, welches nach Paulinzelle, diesem durch seine schöne Klosterruine bekannten Oertchen führt. Der Boden ist in dieser Gegend mit ausgedehnten, dichten Waldungen bedeckt und sehr bergig, obwohl die Berge, von denen die Singer-Höhe die bedeutendste und kahlste ist, sonst keine be- sondere Erhebung haben. Der Ackerbau ist beschränkt. Nur an ein- Naumannia. 1853. 24 370 ° zelnen Stellen erweitert sich das Thal etwas. mehr und hier wird es von feuchten Wiesen und einigen grösseren und kleineren Teichen einge- nommen. In den-Waldungen herrscht die Fichte und Tanne. vor, doch sind auch Kiefern, Buchen und Eichen in grösserer Menge vorhanden. Die unfruchtbareren Berglehnen, an denen der Sandstein, der überhaupt die Unterlage des ganzen Thales bildet, oft zu Tage steht, bedeckt oft sehr üppig der Haide- und der. Wachholderstrauch. | Das Klima des $. ©. Thüringer Waldes kann man im ‚Ganzen ein mildes nennen, wenigstens wärmer als das von Schlotheim und dessen Umgegend. Dieses gilt namentlich vom Rinnethale und -dem unteren Theile des Schwarzathales. Freilich ist es auf den höheren Punkten des . letzteren viel rauher, was namentlich im Frühjahr auffallend wird. Denn oft, wenn man die Berge um Katzhütte mit Schnee bedeckt ‚und von einer kalten, winterlichen Luft umweht verlässt, wird man bei Blanken- burg von dem wärmsten Frühlingshauche empfangen, der die Blüthen der Apfel- und Kirschbäume, sowie das blumige Grün der Anhöhen schon recht weit hervorgelockt hat. Aber auch im Winter ist die klimatische Differenz bemerkbar, besonders durch den bedeutenderen Schneefall, der die niederen Hütten der armen Gebirgsbewohner. oft bis zum Dach ver- schüttet. Auf. die Rückkehr und den Zug der Vögel üben diese Ver- hältnisse nicht unwichtige Einflüsse. Namentlich sind die Vögel, die das höhere und tiefere Schwarzathal zugleich bewohnen, in jenem regel- mässig um 14 Tage bis 3 Wochen später zu treffen wie in diesem. Möge man die in dieser Skizze erörterten lokalen Verhältnisse nicht betrachten als von dem eigentlichen Gebiete der Ornithologie weit ab- seits liegend ; ich werde in einem späteren Aufsatze darzuthun wissen, wie die Vogelwelt in ungemein innigem Abhängigkeitsverhältnisse von selbst unbedeutend scheinenden Umständen steht. Man wird übrigens auch schon in der folgenden, vergleichenden Aufzählung mancher Be- merkung begegnen, die mit dem Obigen in genauem. Verbande sich be- findet. 1) Yultur fwlvus. Wenn ich der Beschreibung eines Freundes trauen darf, der freilich nicht sehr gründliche Kenntnisse in der Ornithologie besitzt, und der vor einigen ‚Jahren drei. sehr grosse Raubvögel auf dem Cadaver eines Schafes bei Allendorf, in der Nähe von Blankenburg, gesehen hat, so können diese Vögel nur Geyer, und zwar von der bezeichneten Species, gewesen sein. Denn wenn dieser Vogel auch von Herrn Aktuar Schmiedeknecht, einem recht ) 3) 371 eifrigen Ornithologen in Blankenburg, im Schwarza- und Rinnethale noch nicht beobachtet worden ist, so liegt doch kein Grund vor, wesshalb sich dieser Vogel nicht in die dortige Gegend verirren konnte. Im Gegentheil bietet das Gebirge, namentlich bei nebeligen Herbsttagen, viele günstige Chancen für ein Verfliegen, und ist dieser Geyer doch schon weit nördlicher und unter viel ungünstigeren Um- ständen beobachtet worden. Hier um Schlotheim habe ich von dem Vorkommen dieses Vogels noch nichts Zuverlässiges erfahren können. Aquila fulva. Dieser Adler erscheint bisweilen sowohl hier um Schlotheim, als auch bei Blankenburg. In der Umgegend ersteren Ortes soll er schon einige Mal auf der Rabenhütte geschossen wor- den sein. Auch in der Nähe von Blankenburg wurde er, in. einem Zeitraum von 6 Jahren, drei Mal erlegt und weit öfter gesehen, vorzüglich im Herbst und Frühjahr nach stürmischen und nebeligen Tagen. Wahrscheinlich war es auch dieser Adler, den ein Forst- gehülfe während meines Aufenthaltes in Katzhütte im Schwarzathale einige Tage hinter emander gesehen haben will. Nach der Angabe dieses Mannes soll das Gefieder des Vogels, von der Sonne beschie- nen, einen lebhaften Goldglanz gezeigt haben. Durch einen über- eilten und missglückten Schuss jenes Jägers entging dieser Vogel meiner Beobachtung und Untersuchung. Pandion. haliaetos, Flussadler, wird über den Teichen bei Paulin- _ zelle, namentlich im Herbst, häufig bemerkt, doch scheint er daselbst nicht zu brüten. Die Rinne und Schwarza, obwohl sie diesem Vogel reichliche Nahrung gewähren könnten, meidet der Flussadler gänz- lich, vielleicht nur deswegen, weil der Spiegel dieser Flüsse. gröss- tentheils von Bäumen stark verdeckt wird. In der -Volkssprache bei Paulinzelle nennt man diesen Adler Fischgeyer. Bei Schlotheim habe ich diesen Vogel’noch nicht beobachten können, doch kommt er höchst wahrscheinlich an der Unstrut und an den Teichen hiesiger. Gegend vor. Ehe ich in der Aufzählung der Falken fortfahre, mögen hier einige allgemeine Bemerkungen (in Bezug auf Volksbenennung, Gebräuche und Vorkommen) über diese Familie ihren Platz finden. Die verschiedensten Falkenarten werden im S. ©. Thüringer Walde vom Volke, und selbst häufig von Jägern, mit dem Namen Geyer be- legt. Alles, was den schwebend kreisenden Flug der Falken hat, ist Geyer, höchstens unterscheidet man Habicht und Sperber. Auch in dieser 24* 372 Gegend herrscht der ‚Gebrauch, erlegte Raubvögel an die 'Thore der Scheuern anzunageln. Wohl selten geht man durch ein Dorf, wo nicht an dem einen oder andern Scheurenthor ein todter Bussard, Habicht, Sperber oder eine Eule befestigt ist, namentlich im Herbst zur Jagdzeit. Um Schlotheim ist dieser Gebrauch bei weitem nicht so allgemein. Was das Vorkommen der Falken um Schlotheim und Blankenburg betrifft, so ist die Umgegend ersteren Städtchens weit reicher, 'als letzteren Ortes, sowohl in Bezug auf Menge, als auch in Rücksicht auf Verschiedenheit der Species. Mir sind hier in Schlotheim in einem Jahre viel ‘mehr und viel verschiedenere Arten vorgekommen, als in der Umgegend von Blan- “ kenburg in 6 Jahren. 4) Milvus regalis, kommt bei Blankenburg bis hinauf nach Katzhütte und Königsee vor, doch nur sehr einzeln. Ob dieser Vogel indess in den ausgedehnten Waldungen nistet, ist mir mehr als zweifelhaft, indem ich bei selbst eifrigem Bemühen sein Nest nicht habe ent- decken können. Bei Schlotheim ist er ungleich häufiger, und mag in der Umgegend auch sein Brutgeschäft vollziehen. Ich habe hier wenigstens mitten im Sommer kaum flugfähige Junge bemerkt. 5) Milvus ater. Auch dieser Milan ist bei Schlotheim zu treffen, doch nur sehr einzeln und wohl nur ausschliesslich im Frühjahr und Herbst zur Zugzeit; im Schwarza- und Rinnethale fehlt er wahrscheinlich gänzlich, denn weder Herr Aktuar' Schmiedeknecht, noch ich habe in jener Gegend diesen Vogel beobachtet. 6) Buteo lagopus, zur Zugzeit um Schlotheim und Blankenburg gleich . häufig, doch namentlich zahlreich bei Paulinzelle, wo es gar nicht zu einer Seltenheit gehört, dass man an einem Vormittag , vom Vogelherde aus, nach und nach ein Dutzend im Zuge begriffener Rauchfuss-Bussarde sieht. Sie lassen sich dabei oft auf die Antritts- Bäume oder in deren Nähe nieder, scheinen dieses aber weniger aus Raublust, als vielmehr aus Neugierde zu thun, indem ich sie nur verhältnissmässig selten auf die Herdvögel habe stossen sehen. Im Winter und Sommer verlässt uns der Vogel fast gänzlich. Viel- leicht nistet aber doch bisweilen ein Pärchen in den höheren Punkten des Schwarzathales, wo er, beiläufig gesagt, zur Zugzeit ungleich seltener vorkommt, wenigstens versicherte mir ein glaubwürdiger Jäger, einst (wenn ich nicht irre, im Sommer 1845) einen kaum flüggen jungen Vogel dieser Species in den Katzhütter Waldungen geschossen zu haben. 373 7) Buteo vulgaris. Wenn gleich dieser Vogel zur Zugzeit bei Schlot- heim, Blankenburg und Paulinzelle einer der gewöhnlichsten Raub- vögel zu nennen ist, der auch zur Winterzeit häufig in diesen Ge- genden bleibt, so nistet er an beiden erstgenannten Orten ungleich seltener, als in den Waldungen um Paulinzelle. Hier aber in gros- ser Menge. Ich habe oft über einem Berge 3—5 Paare zu gleicher Zeit kreisend gesehen, und in manchem Walde auf einem Flächen- raum von 50—60 Morgen 12-20 theils bewohnte, theils verlassene Nester gezählt. ‘Im Schwarzathale trifft man den Bussard im All- gemeinen ausser der Zugzeit weit seltener, als man erwarten könnte. Es hat dies wahrscheinlich seinen Grund darin, dass man diesen weit mehr Nutzen bringenden als Schaden stiftenden Vogel, wo er sich nur treffen liess, auf die schonungsloseste Weise verfolgte; denn auf ein Paar Fänge dieses grässlichen Räubers war ja ein Schiessgeld von 24—30 Kreuzern gesetzt! 8) Pernis apivorus, kommt hier um Schlotheim einzeln vor (erst im vorigen Herbste [1852] wurde vom Herrn Förster Irmisch ein Ex- emplar dieses Vogels geschossen, als er eben ein Wespennest ge- plündert), doch wohl nur selten nistend. Ob er aber auch den S. O. Thüringer Wald bewohnt, möchte ich bezweifeln, indem ich ihn dort nie bemerkt habe. 9) Astur palumbarius. Von Blankenburg bis hinauf nach Katzhütte, so .10) wie auch im ganzen Rinnethale einzeln und zwar nistend vorkom- mend. Hier in der Umgebung von Schlotheim aber häufiger, als dort. Als der Zustand der Jagd in hiesiger Gegend ein noch bes- serer war, wurde dieser Würgengel der Feldhühner, jungen Hasen und Kaninchen in jeder Weise verfolgt. Unter Anderm fing man ihn auch in einer käfigartigen Falle, welche Fangmethode auf dem S. ©. Thüringer Walde unbekannt ist. Astur nisus. Wenn auch auf dem ganzen Thüringer Walde nicht selten, doch bei weitem nicht so häufig, als in hiesiger Gegend. In beiden Theilen nistend. Ich habe mehrmals Gelegenheit gehabt, die Raubgier und blinde Wuth dieses Vogels zu bewundern. Oft sah ich, wie er auf die in Bauern befindlichen Lockvögel des Vogel- heerdes stiess und in seiner Mordlust so gierig war, dass er, ohne zu entfliehen, sich mit den Händen von den Sprossen des Vogel- käfigs nehmen liess. 11). Falco peregrinus ist mir auf dem $. ©, Thüringer Walde nur ein- 12) 13) 374 mal, und zwar bei Blankenburg im Herbst auf dem Vogelheerd, auf die Lockvögel stossend, vorgekommen, während ich ihn bei Schlot- heim in kurzer Zeit, ich kann sagen häufig, bemerkt habe. In er- sterer Gegend nistet er nicht, dagegen einzeln in letzterer. Falco rufipes. Wurde im Frühjahr 1852 von meinem Freunde, Herrn Lungershausen, hier beobachtet, wie er hinter einem Acker- mann Insekten suchte. Falco laniarius wurde voriges Jahr bei Allmenhausen, einem Orte etwa eine Stunde Weges von Schlotheim, geschossen. 14) Falco subbuteo, nistet um Schlotheim ziemlich häufig, gewöhnlich in gleichen Waldungen wie F. tinnunculus. Bei Blankenburg kommt dieser Falke ebenfalls vor, jedoch weit seltener. Nistend habe ich ihn dort in geraumer Zeit nur einmal, im Schwarzathale, beobachtet, und ob er in dessen höherem Theile brütend überhaupt getroffen wird, möchte ich bezweifeln ; sicher kommt er dort nur selten vor. 15) Falco aesalon,, kommt in hiesiger Gegend einzeln vor, brütet viel- leicht auch in den ausgedehnteren Waldungen hie und da, ist im Allgemeinen doch viel seltener als F. subbuteo. Obgleich sein Vor- kommen in der Umgegend von Blankenburg ebenfalls nicht bezwei- felt werden kann, gehört er dort doch zu den sehr aussergewöhn- lichen Vorkommnissen, . 16) Falco tinnuneulus. Hier in allen Wäldern den ganzen Sommer hindurch sehr häufig. Man geht wohl nicht leicht 50 Schritte in einem der Eichenwälder, ohne das eigenthümliche Geschrei dieses Falken zu vernehmen, und sieht fast überall in den Gipfeln der niederen Eichen theils verlassene, theils bewohnte Horste. Bei Blankenburg dagegen kommt der Thurmfalke ziemlich einzeln vor, und auf den höheren Punkten des Gebirges habe ich denselben gar nicht bemerkt. Aufgefallen ist mir, dass ich ihn im $. ©. Thüringen nur an solchen Stellen nistend getroffen habe, die einige Aehnlich- "keit mit dem Charakter hiesiger Gegend besassen, wo höhere bu- 1m schige Eichen über ein dichtes, niederes Unterholz emporragten. Circus cyaneus, um Schlotheim Reviervogel genannt. Die ausge- dehnten Saatfelder hiesiger Gegend bieten der Kornweihe ein sehr günstiges Terrain, und hier sieht man sie von Mitte Mai an, wenn man namentlich gegen Abend die Fruchtfelder durchstreift, gar nicht. selten, doch immer nur einzeln in niedrigem, scheinbar schwerfäl- ligem, leisem Fluge die Gegend nach Beute durchsuchen. Sie ver- 18) 19) 375 fährt dabei oft mit systematischer Sorgfalt, indem sie ein Acker- stück nach dem andern vornimmt und bei breiteren spähend an der einen Seite herauf, an der andern hinab fliegt. Bedenkt man, dass diese Weihe nur Getreidefelder bewohnt und ein Pärchen gewöhn- lich ein Jagdrevier von Yy—!% QM. Flächeninhalt braucht, um sich den nöthigen Lebensunterhalt zu verschaffen, so wird man begreif- lich finden, warum sie die engeren und an Saatfeldern armen Thäler des südlichen Thüringer Waldes nicht liebt. Bei Blankenburg habe ich diesen Vogel in doch geraumer Zeit nur einmal angetroffen, in den höheren Theilen des Schwarza- und Rinnethales nie. Circus eineraceus, Wiesenweihe, ist in der nächsten Nähe um Schlot- heim, wenn auch nicht gänzlich fehlend, doch selten und wenigstens nicht nistend zu finden, indem der Mangel an grossen, ausgedehnten Wiesen, wie überhaupt die ganzen Bodenverhältnisse, ihr unmöglich für einen längeren Aufenthalt zusagen dürften. Dagegen könnten ihr einige Theile der Ufer der Unstrut besser behagen, und dess- halb muss ich der Angabe Glauben schenken, dass die Wiesenweihe dort, freilich spärlich, nistend zu finden sei. Auch im Schwarza- und Rinnethale scheint ihr die Lokalität nicht günstig, denn so viel mir bekannt, ist in dieser Gegend der Vogel noch nie gesehen worden. Strix nyetea. Diese seltene, nördlich wohnende Eule ist um Schlot- heim und Blankenburg wohl noch nie beobachtet worden, wenig- stens habe ich an beiden Orten über ihr Vorkommen noch nichts in Erfahrung bringen können. Dagegen ist ihr Erscheinen auf dem höheren Thüringer Walde für mich ausser. Zweifel. Bei meinem Aufenthalte in Katzhütte nämlich sah ich bei einem Forstgehülfen den Flügel eines Vogels, der als Flederwisch benutzt wurde, und der genannter Eule angehören musste. Auf mein Befragen nach der Abstammung dieses Hausgeräthes erzählte mir der junge Mann, dass er das Jahr zuvor im Winter bei tiefem Schnee in der Nähe von Katzhütte einen ihm unbekannten, eulenartigen, grossen, weissen Vogel geschossen habe, mit dessen Präparation er nicht zu Stande gekommen sei, und desshalb habe er wenigstens den Flügel des merkwürdigen Vogels aufbewahrt. Ausserdem ist mir aus glaub- würdiger Quelle zugekommen , dass St. nyctea auch jenseits des Thüringer Waldes in der Nähe von Coburg vor kurzem erlegt worden. 376 20) Strix noctua, In beiden Theilen Thüringens: bis auf die höchsten 21) Punkte. des Waldes häufig, ‚doch nicht gemein. Strix aluco. Hier um Schlotheim in den: Waldungen, jedoch ein- zeln, in hohlen Bäumen nistend. Um Blankenburg etwas seltener, dagegen weit häufiger um Paulinzelle. 22) Strix flammea. Scheint in hiesiger Gegend etwas häufiger vorzu- 23) 24) 25) kommen, als im südlichen ‘Thüringen. Strix Bubo. In der Umgebung von Schlotheim wahrscheinlich noch nicht vorgekommen, sicherlich noch nicht nistend; um Blankenburg dagegen war der Uhu früher keine Seltenheit. Auf dem Greifen- stein, einer sehr ausgedehnten, alten Ruine, umgeben. von alten, dichten Buchenwaldungen, habe ich den Uhu früher mehrmals ge- troffen.. Ein anderes Pärchen bewohnte die Felsen des: Schwarza- thales und nistete fast jährlich an derselben: Stelle, obwohl die Jungen ihm fast jedes Jahr weggenommen wurden. ‚Seit. 1848, nachdem die. ungezügelte Jagdwuth Rehe: und Hasen so gut wie ausgerottet und sich auf die 'beflügelten Bewohner des Waldes wen- dete,. musste auch dieser Vogel, trotz seines sicheren und fast un- zugänglichen Versteckes, als stattliche Beute erliegen. Die .Wärter des fürstlichen Wildschweine-Gartens im Schwarzathale wollen be- merkt haben, dass der alte Vogel selbst auf junge Ferkel Jagd ge- macht. Strix otus. Um Blankenburg und Schlotheim gleich häufig, bei er- sterem Orte vorzüglich in den Ruinen des Greifensteins. Strix brachyotus, ist mir. im ganzen Thale der Rinne und Schwarza noch nicht vorgekommen, dagegen einmal hier bei Schlotheim. 26) Lanius exeubitor. Bei Schlotheim gewöhnlich grosse Speckelster, 27) um Blankenburg grosser Neuntödter genannt, an beiden Orten nicht selten, doch bei ersterem etwas häufiger. Das engere, dicht be- waldete Schwarzathal scheint der Vogel nicht besonders zu lieben, indem er mir hier, wie auch bei Katzhütte, nur sehr selten vorge- kommen ist. Lanius minor, kleiner Neuntödter von dem Volke der Umgegend - Blankenburgs, kleine Speckelster um Schlotheim genannt, und in der Umgebung letzteren Ortes nicht selten, wenigstens weit häufiger als im südlichen Thüringen. Von. dem. nachtigallartigen Schlag die- ses Vogels habe ich bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt, mich zu überzeugen, 28) 29) 30) 31) 32) 377 Lanius ruficeps. Hier etwa in gleicher Häufigkeit wie der vorige Würger, und hie und da in dem dichten Schwarzdorngesträuch nistend. Viel seltener im südlichen Thüringen, und auf den höheren Punkten des Schwarzathales wurde er von mir nie beobachtet. Lanius spinitorgwus. In beiden Gegenden gleich häufig, nur in den Nadelwaldungen des Schwarzathales und in: dem höheren Gebirge seltener, und an manchen Stellen ganz fehlend. Corvus corax. In der hiesigen offenen Gegend nicht selten vor- kommend, auch einzeln brütend, dagegen weit seltener in dem un- tern Theil des Schwarza- und in den weiteren Theilen des Rinne- thales. Auf den höheren Bergen des Schwarzathales fehlt der Kolkrabe wahrscheinlich gänzlich, wie ich ihn im ganzen $. 0. Thü- ringen nie brütend habe beobachten können. Höchstens könnte er sich als Brutvogel bei Paulinzelle auffinden lassen. Corvus corone. In beiden Theilen Thüringens, von der Ebene bis auf die höchsten Berge hinauf, überall sehr gemein und brütend. Um Blankenburg wird diese Krähe oft als Kolkrabe bezeichnet, na- mentlich etwas grössere Exemplare. Corvus cornix. Hier wie in dem $. 0. Thüringen erscheint diese ' Krähe vorzüglich im Winter und im Frühjahr oft unter den 'Saat- 33) krähen. Auf dem höheren Walde habe ich dieselbe nicht bemerken können. Corvus frugilegus. In der Umgegend von Schlotheim und Blanken- . burg, wie auch im Rinnethale im Herbst und Frühjahr oft in unge- 34) 39) heuer grossen Schwärmen erscheinend. Die höheren Punkte des Gebirges scheint sie seltener, und dann nur sehr flüchtig, auf ihrem Zuge zu passiren, wahrscheinlich weil ihr durch .den Mangel wei- teren Ackerlandes die nöthige Nahrung fehlt. Corvus monedula. Um Schlotheim oft zahlreich auf dem Zuge er- scheinend, doch in der nächsten Nähe nicht brütend, dagegen häufig auf den Thürmen Mühlhausens u. s. w. als Brutvogel; bei Blanken- burg fehlt die Dohle ebenfalls als solcher, obwohl die Ruinen des Greifensteins, die sie auch oft auf ihren Streifzügen besucht, einen angenehmen Aufenthalt gewähren könnten. Im Schwarzathale habe ich sie ebenfalls nie nistend gefunden und sie scheint überhaupt diese Gegend nur flüchtig und nicht gar zu häufig zu besuchen. Corvus pica. In der flachen Gegend Schlotheims und in dem wei- ‘teren Thale der Rinne und Schwarza überall gewöhnlich. Das Nest . der Elster sieht man auf fast allen hohen Erlen und Pappeln an den Ufern beider Flüsschen. Auch in dichten Hecken, nur einige Fuss über dem Boden, habe ich oft Elsternester gesehen. Die so nisten- den Vögel werden von den Landleuten bei Blankenburg als eigene Elsterart mit dem Namen Heckenelster benannt. In dem engeren Theile des Schwarzathales, namentlich von Schwarzburg aufwärts, findet sich €. piea weit seltener. 36) Corvus glandarius. Hier und im $. O. Thüringer Walde von der Ebene bis auf die höchsten Punkte des Gebirges überall häufig, ob- wohl an letzteren Orten die Eiche, und mithin ein Hauptnahrungs- mittel in den Früchten dieses Baumes, dem Eichelheher abgeht. Die Haselnuss und die Früchte der Buche scheinen indess diesen Mangel auszugleichen. Recht geschickt öffnet der ‚Vogel die Nüsse des Haselstrauchs, indem er sie in die Ritzen der Rinde alter Bäume einklemmt, um der kleinen, glatten und festen Frucht ein Ausweichen bei seinen spaltenden Schnabelschlägen unmöglich zu machen. (Fortsetzung folgt.) Die jagdbaren Vögel der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika *). Von Ä Alexander Gerhardt. Als jagdbarer Vogel steht unbedingt der wilde Truthahn, — ‚Meleagris Gallopavo, — wild turkey — obenan, dessen Jagd viel Aehn- lichkeit mit dem Auerhahn hat. Wenn im März schöne Witterung ein- tritt, so fangen die alten Männchen mit Tagesanbruch an zu »kollern«, ”) Aus einem Manuscripte: „Die Jagdthiere der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika‘“, das wir der gütigen Mittheilung des Bruders des seit Jah- ren in Nord-Amerika ansässigen Verfassers verdanken. Die Bemerkungen haben den Zweck, „‚die Auswanderer mit den in dem ungeheuren Terrain von Nord-Amerika vorkommenden jagdbaren Thieren und der theilweise dort gebräuchlichen Jagdme- thode schon im Voraus bekannt zu machen‘, und enthalten, neben manchem bereits Bekannten, viele interessante und neue Beobachtungen bezüglich der beiden ersten “Klassen der Wirbelthiere. Wir werden die die Säugethiere betreffenden Bemerkungen andern Orts publiciren, glauben indess, dass ein Verzeichniss der in unserem Manu- 379 sitzen dabei auf der Spitze eines hohen Baumes und steigen dann später zur Erde herab, wo sich die Hühner um sie. versammeln. Beim An- schleichen des Truthahnes muss der Jäger so geräuschlos als möglich zu Werke gehen, da das geringste Geräusch, das Knistern des Laubes oder das: Knacken des Holzes den überaus scheuen und aufmerksamen Vogel sofort verjagt. » Nur während des »Kollerns« kann sich der Jäger, wohl verborgen hinter Bäumen, wieder einige Schritte nähern, muss aber, und sollte ‚es mit aufgehobenem Fusse sein, sofort stehen bleiben, wenn das: Kollern aufhört. Während des Kollerns drückt der Truthahn die Augen zu oder verdreht sie, und scheint für Alles blind und taub zu sein, ‘da ihn sogar ein Fehlschuss nicht aufschreckt. Diese Balzzeit dauert bis in den April hinein. Ausser derselben muss er Abends von seiner Schlafstelle herabgeschossen werden, wozu er ziemlich hohe Kie- fern, Buchen u. s. w. wählt, und stehend schläft. An der Erde mit Fressen beschäftigt, ist er schwer zu beschleichen, da ihm bei seiner grossen Aufmerksamkeit selten ein irgend verdächtiges Geräusch entgeht, und der erste, welcher den Jäger entdeckt, davonlaufend und schreiend die übrigen zur Flucht ‚veranlasst. Mit grosser Geschwindigkeit laufen sie im Gebüsche hin und schwingen sich erst dann empor, wenn sie an etwas freierer Stelle einen Anlauf nehmen können, da sie sich plötzlich und ohne Anlauf gar nicht erheben können. Einmal im Fluge, geht dieser aber auch ziemlich rasch von statten, und sie vermögen dem Jäger dann schnell zu entkommen; sie lassen. sich jedoch in nicht zu grosser Entfernung wieder nieder und setzen die Flucht wieder laufend fort. Einen schönen Anblick gewährt es, 15 bis 20 und mehr so grosse Vögel über die Baumwipfel hinfliegen zu sehen. Die gewöhnlichste Art sie zu berücken ist, dass man ihnen Fallen stellt, welche aus 10’ langen Baumstämmen gefertigt werden. Nachdem man aus solchen ein Quadrat, ungefähr 4‘ hoch umzäunt hat, gräbt man von Aussen einen Gang, der nicht breiter und höher sein darf, .als dass ein Vogel bequem hindurch- seripte abgehandelten auch hier nicht ganz am unrechten Orte ist. Es sind folgende: Ursus americanus, ferox, Proeyon lotor, Mustela canadensis, Vison, Lutra lataxina, Canis variabilis, ochropus, latrans, fulvus (decussatus, argentatus), einereo-argen- tatus, velox, Felis concolor, Pardalis, Onca, Lynx borealis, rufus, Didelphis virgi- nianus, Sciurus capistratus, cinereus, leucotis, rufiventer, aureogaster, carolinensis, niger, fuliginosus, Bottae, Aretomys monax, Empetra, ludovicianus, Fiber zibethicus, Castor fiber, Erethyzon dorsatus, Lepus sylvaticus, palustris, aquaticus, borealis, Cervus canadensis, virginianus, macrotis, oceidentalis, Antilope furcifer, Ovis mon- tana, Bos Bison, 380 gehen kann, und der, mit Schindeln und Erde bedeckt, in die Mitte des umzäunten Platzes mündet. Der Gang und der Platz vor ihm, sowie der rings umschlossene Raum werden mit Mais bestreut. Die dadurch angelockten Thiere kommen endlich in den Gang, und durch denselben in die Falle, aus der sie eben so herauskommen könnten, wie sie hin- eingekommen sind; allein dies fällt ihnen nicht ein, vielmehr wollen sie immer oben und seitwärts hinaus. Je mehr der Vögel bereits in der Falle, desto mehr kommen hinzu. Alte Männchen werden jedoch nicht so häufig gefangen, als jüngere und Weibchen. Für Ansiedler, welche in stark mit Truthähnen bevölkerten Gegenden wohnen, ist diese Jagd- methode sehr bequem, da sie täglich nach den in der Nähe der Farm angelegten Fallen sehen, die Gefangenen herausnehmen und schlachten oder zu späterem Gebrauche einsperren können. Im Mai findet man unter Gebüsch, welches wo möglich durch Aeste alter, gefallener Bäume noch mehr geschützt und bedeckt- ist, das ziemlich unordentliche Nest und darin 140 bis 15 Eier, welche sich nach Grösse, Färbung und Zeich- nung nicht im mindesten von denen der gezähmten Truthühner unter- scheiden. Die in der ersten Jugend sehr zarten Jungen wachsen gar bald unter Leitung der für sie ausserordentlich besorgten Mutter heran, sitzen mit ihr später des Nachts auf den Bäumen und wissen sich von jung auf bei Gefahren so schnell zu verbergen, dass man Mühe hat, ihrer habhaft zu werden. Die Nahrung der Truthühner besteht in Mais, Getreide, Nüssen, Eicheln, Kastanien, Beeren, ferner in Eidechsen, Frö- schen, Schnecken mit und ohne Gehäuse, Tausendfüssen und andern Insekten und Würmern. Das Gewicht eines ausgewachsenen Hahnes steigt von 20 bis 40 Pfund. Von Farbe ist er schwärzlich graubraun, mit Bronceschimmer. Füsse dunkelroth, sehr hoch. Schnabel hornfarben. Der Haarzopf an der Brust misst bis 7 Zoll. Die beträchtlich kleinere Henne ist graulich, mit dunkler‘ gesäumten Brust- und Rückenfedern. Nächst dem Truthahn jagen die gebirgige Wälder bewohnenden Amerikaner das Kragen-Waldhuhn, Tetras Umbellus, von ihnen »Fasan« genannt, noch am liebsten, da ein Schuss auf ein solches noch eher lohnt, als auf ein Rebhuhn. Im Naturell viel Aehnliches mit dem europäischen Haselhuhn, T. bonasia, zeigend, sucht es zumeist von Bä- chen durchsehnittene, felsige Schluchten auf, lebt hier einsam, selten in kleinen Gesellschaften, und verräth sich dem Jäger zumeist durch einen eigenthümlich trommelnden Ton, der an entfernten Donner erinnert, und den es nie auf einem stehenden, sondern stets auf einem umgefallenen, 381 liegenden Baumstamme sitzend hören lässt. Sogar Mitte Octobers ver- nimmt man noch diesen sonderbaren Ton, den es durch schnelles Schlagen der Flügel an die Körperseiten hervorbringt. Dazu schreitet der Vogel unter komischen Geberden auf dem Stamme hin und her, breitet den Schwanz aus, blähet die gleich Epauleiten an den Achseln sitzenden runden, schön schwarzgrünen, glänzenden Federn auf, und ist dann am Besten zu beschleichen *). Sonst entfliehen sie auf das leiseste ver- dächtige Geräusch mit lauttönendem „ schnellem, nicht über die Baum- wipfel sich erhebendem Fluge, und fallen gewöhnlich erst in einiger Ent- fernung wieder ein. Bisweilen stehen sie auf ihren Lieblingsplätzen, horizontal liegenden Baumstämmen, nach Rohrdommelart mit senkrecht emporgestrecktem Halse und Kopfe offenbar lauschend da, und gleichen dann einem Aste, dessen Farbe sie auch haben. Ihre Länge beträgt 19". Das Männchen ist oben kastanienbraun, schwarzbraun gewellt und gefleckt. Den Kopf zieren aufrichtbare lange Federn von brauner Farbe; der Schwanz ist rostgrau mit schwarzer Endbinde und wird getrocknet häufig als Wedel oder Fächer benutzt. Unterseite bleich gelblichbraun. Das Weibchen ist viel blasser gefärbt als das Männchen und erweist sich als vorzüglich treue Führerin der Jungen, welche gegen Mitte Mai auskom- men. Sie legen bis 12 Eier. Ein Weibchen, welches am 7. Juni Junge von Wachtelgrösse führte, sprang einem ihr begegnenden Manne mit der Wuth einer bösen Gluckhenne nach Gesicht und Händen, so dass er zu- nächst bestürzt, nicht wusste, wie ihm geschah; mittlerweile aber hatten sich die Jungen verkrochen und die Alte entfloh nun. Eine diesem sehr nahe verwandte Art ist das Kupido-Waldhuhn, Tetrao. Cupido, welches indess nur ebene, theilweise mit Gebüsch und Gestrüpp und einzelnen Bäumen bestandene Gegenden liebt. Gegen An- fang des April balzen die Männchen an der Erde wie die Birkhähne und liefern sich dabei unschädliche Kämpfe, wobei zwei am Halse liegende Hautlappen zur Kugelform. anschwellen und von hochgelber Farbe sind. Nirgends findet man, soviel man bis jetzt weiss, unter den Vögeln diese sonderbare Bildung, nur bei den Wasserfröschen sieht man zur Zeit der Begattung ähnliche Blasen an den Mundwinkeln. Die nackten Stellen am Halse, welche aufgeblasen zu Halbkugeln werden, sind von verlängerten, aufrichtbaren, schmalen Federn bedeckt, von denen 5 schwarz, die übri- gen 13 schwarz und braun gestreift sind. Der Kopf trägt ebenfalls auf- *) Also wieder eine andere Art Balzen! 382 richtbare Federn; über den Augenlidern steht eine Reihe orangegelber Wärzchen. Die Hauptfarbe ist ein lichtes Rosthbraun, mit feinen schwar- zen und weissen Querlinien. Der runde dunkelbraune Schwanz ist am Ende grau. Das Weibchen ist kleiner, von lichterer Färbung und hat weder die nackten Stellen am Halse, noch die langen Federn, welche jene bedecken. Es ist diese Art über die meisten Staaten der Union verbreitet und wird ihres wohlschmeckenden Fleisches wegen sehr ge- schätzt und verfolgt. Eine dritte verwandte Art ist das bh Waldhuhn, Tetrao obscurus, das nur im Nordwesten vorkommt. Es wnterscheidet sich in seinen Sitten wenig vom Birkhuhne Europa’s und hat auch eine diesem ähnliche dunkelschwarze Färbung. Das kleinere Weibchen ist schwärz- lichbraun, oberhalb gefleckt und gebändert. x Eben daselbst wohnt auch der Auerphasan, Tetrao Urophasianus, welcher in seinem Benehmen .viel Uebereinstimmendes mit dem Kragen- Waldhuhn hat, 22 Zoll lang wird, oben gelbbraun mit dunkelbraunen und gelblichweissen Bändern und Flecken geziert. Die Schäfte der Brust- federn sind schwarz. Die Seitenfedern der Brust weiss und schuppen- ähnlich durch ihre Gestalt und Zeichnung; Kopf und Kehle schwärzlich, weiss gefleckt. Die Federn, welche theils unterhalb, theils oberhalb der nackten Stellen des Halses einen Kragen bilden, haben verlängerte, an der Spitze pinselförmig bebartete Schäfte. Sowohl im Sommer als im Winter trifft man den Auerphasan in Gesellschaft von Seinesgleichen, zumal im Winter schaart er sich zu Hunderten zusammen. Ueberaus häufig sind hier die Rebhühner, die ich, da sie hier den Namen Partridge führen, unter diesem aufführen will, obschon sie keineswegs zum Genus Perdix gehören. Ich meine zunächst das Colin- huhn, Ortyx virginiana, ein gar niedliches Thierchen. Es hat die Ge- wohnheit, sich auf Bäumen niederzulassen und hier seinen 'sonderbaren Ruf erschallen zu lassen *). Die dadurch angelockten Weibchen kommen rennend und fliegend eiligst herbei, so dass man- durch den nachge- ahmten Lockruf sie gar leicht bis zu den Füssen herbeiziehen kann. Aber auch die Männchen lassen sich durch den Ruf des Weibchens ver- *) D’Orbigny, in Ramon de la Sagra’s histoire physique et de l’ile de Cuba, behauptet, dass sie',,gezwungen‘‘ (verfolgt) auf niedrigen Baumästen aufbäumen, „lorsqu’on la force elle va souvent se percher sur les branches basses des arbres,‘ l. e. Oiseaux, par Alcide d’Orbigny, p. 183. ” Baldamus. 383 leiten, alle Vorsicht zu vergessen, und werden dadurch oft das Opfer ihrer Unbesonnenheit.: Ausser der Brutzeit halten sie sich in Völkern von 10 bis 20 Stücken zusammen, welche sich bisweilen noch mit an- dern zusammenschlagen, und ‚so Gesellschaften von Hnnderten bilden, und im October unbestimmte Wanderungen antreten oder umherstreichen. Ihre Nahrung besteht in Grassämereien, Beeren und Insekten, welche sie in Feldern und an Waldrändern aufsuchen, bei drohender Gefahr schnell davonlaufen und nur im Nothfalle, und dann mit viel Geräusch, auffliegen. Die zerstreuten Genossen locken sich dann bald wieder zu- sammen. Einmal versprengt, sind sie schwer zu schiessen, da bald hier, bald dort dicht vor den Füssen des Jägers eins herausfährt und dann in wenigen Augenblicken verschwunden ist. Auch vor dem Hunde liegen sie nicht, wie das europäische Rebhuhn. Die Amerikaner schiessen sie seltener, als sie dieselben in Schlingen und Fallen fangen, oder in Netzen, in die man sie mit Pferden treibt. Das ausgefärbte Männchen ist mit Recht ein schöner Vogel zu nennen, da es neben gefälligen Farben und Formen eine Zierlichkeit des Wesens entfaltet, welche den Vogel zu einem gern gezähmt gehaltenen Vogel macht. (Folgt die Beschreibung, welche zur Genüge bekannt.) Mitte Mai beginnen sie unter einem über- hangenden Grasbusche oder unter Gestrüpp und Gebüsch ihr nicht sehr kunstvolles Nest aus Blättern und trockenen Grashalmen zu bauen. Das- selbe enthält 10—12, sogar 15 Eier *), äusserst dünn- und zartschalig, reinweiss mit einem sehr schwachen Stich in’s Gelbliche, und bisweilen mit schwachen verwaschenen Flecken von Lehmfarbe gezeichnet. Im August machen sie eine zweite Brut. Man kann bei einiger Pflege diese niedlichen, zutraulichen Vögel auch in der Gefangenschaft leicht zur Fortpflanzung bringen, und sie würden sich überhaupt auch in Europa leicht acelimatisiren, da sie viel Kälte ertragen können, wie sie denn in Irland bereits acclimatisirt sein sollen, ähnlich den Phasanen in Deutsch- land. Das virginische Rebhuhn würde bald eine Zierde der geeigneten europäischen Jagdreviere werden, und wenn es kleiner ist, als Perd. ci- nerea, so ist doch sein Wildpret um so delikater. Im Westen kommt eine in Kalifornien sehr häufige und ungleich schönere Art, Ortyx californica, vor, welche auf der Stirne einen vor- wärts gerichteten schwarzen Federkamm trägt, der beim graziösen Laufen ;*») D’Orbigny, in Ramon de la Sagra, 1. c. gibt die Eierzahl bis zu 22 und 25, freilich mit einem: dit-on. B. 384 und Bewegen hin und her schwankt und dem schönen Thierchen ein gar keckes Aussehen gibt. Die Farbe ist dunkelschieferfarben, die schwarze Kehle weiss eingefasst. Die kleinen Halsfedern sind mit einem schwarzen Dreieck eingefasst, dessen Spitze weiss ist. Seiten und Bauch röthlich- weiss, mit schwarzen Halbmonden gezeichnet. Das Weibchen ist braun mit weniger deutlicher Zeichnung, der Federbusch kleiner. Länge 9 Zoll. Das europäische Klima ertragen lebend dahin gebrachte Exemplare sehr gut, und würde sich dieser prächtige Vogel gleichfalls zur Acclimati- sirung recht gut eignen. Einzig in ihrer Art steht die Jagd auf Wandertauben, Columba migratoria, da, indem bei den ungeheuren Massen dieser Vögel die ge- wöhnlichen Jagd- und Fangmethoden zu geringe Resultate ‚liefern, und man sie nicht nur zu erlegen, sondern wo nicht zu vernichten, doch zu vermindern sucht. Diese Jagden oder vielmehr diese Vertilgungskriege, welche in manchen Jagden auf Saatkrähen, Kormorane oder Reiher, und in dem Jagdbetriebe der Vogelberge eine — aber nur schwache — Analogie finden, sind genugsam bekannt, und ich wiederhole nur, dass man: alle Jagdmittel anwendet, vom einfachen Knittel und der Stange, mit welcher man sie von den Bäumen herunterwirft und schlägt, bis zum Fällen der mit Nestern überdeckten Bäume und den Schusswaffen von fabelhaftem Kaliber. In den östlichen Staaten scheinen sie im grössern Maassstabe aufzutreten, und von daher schreiben sich auch die von den glaubwür- digsten Beobachtern ausgehenden Beschreibungen ihrer Sitten, Gewohn- heiten u. s. w., welche wohl manchem Europäer in’s Reich der Fabel zu gehören scheinen, wenn er hört, dass in Nord-Amerika die Züge wilder Tauben die Sonne verfinstern , meilengrosse Wälder durch ihre scharfen Excremente verdorren und grosse Aeste unter ihrer Last brechen machen, einer grossen Menschenmenge nebst ihren Schweinen *) und einer Unzahl Raubthieren wochenlang Ueberfluss von Nahrung bieten, und in Wald und Feld wahrhaft unermesslichen Schaden thun können. Im Winter streichen‘ sie in weniger zahlreichen Schwärmen umher. Zum Frühlinge jedoch ziehen sie häufig wieder von West nach Ost zurück ; finden sie in einer Gegend reichliche Nahrung, so bleiben sie oft lange Zeit, bis in den Mai hinein, selten. brüten sie jedoch an andern als ihren altgewohnten Nistplätzen. Das Fleisch, besonders der Jungen, ist aus- nehmend wohlschmeckend. *) Sonderbar, dass sich noch keine sichern Eier dieses Vogels, dort den Schwei- nen zur Mast dienend, in europäischen Eiersammlungen finden ! B. 385 Eine zweite, wegen ihrer Häufigkeit zu ergiebiger Jagd einladende Taube ist die Karolinische Turteltaube, Columba carolinensis, die über ganz Nord-Amerika und die Antillen, vielleicht auch über einen Theil von Süd-Amerika verbreitet, in geeigneten Gegenden sehr gemein ist, weit umherstreicht, aber niemals wandert. Im Winter mischt sie sich unter das zahme Hausgeflügel, zeigt überhaupt wenig Scheu und wird gar leicht in verschiedenen Fallen gefangen. Mit den ersten schö- nen Frühlingstagen lässt das Männchen von dürren Aesten herab seine sehr unangenehme, heulende Stimme hören. Anfang April, und zuweilen noch früher, begatten sie sich bereits; ‘'ndess wird die erste Brut wohl oft durch später eintretende üble Witterung zerstört. In der Regel trifft man erst Anfang Juni die ausgeflogenen Jungen in Gesellschaft der EI- tern häufigst an Wegen, wo sie allerlei Sämereien auflesen. Nach der Waizenernte sammeln sie sich in den Feldern und schlagen sich zu Hunderten zusammen; ebenso im Spätjahre, wo sie auf mit Waizen, Roggen etc. bestellten Aeckern die Aussaat oft um ein Beträchtliches vermindern. Ihre Lieblingsnahrung scheint indess eine Wickenart zu sein, welche hie und da weite Strecken in den Wäldern bedeckt. Es werden gemeinlich zwei, auch drei Bruten jährlich ausgebracht und da- durch .die grosse Vermehrung dieser Thiere, trotz der vielen Nachstel- lungen von Menschen und Thieren, erklärlich. Ihr Hauptfeind unter letz- tern sind die Falkenarten, deren einige sie trotz des reissend schnellen Fluges zu ereilen im Stande sind. Das einfache, unsern Wildtauben- Nestern ähnliche Nest wird auf Bäume gebaut und enthält zwei den Eiern der europäischen Turteltaube (C. turtur) in Grösse und Gestalt äusserst ähnliche Eier. Eine dritte Art, die Sperlingstaube, Columba passerina (Ground- dove), misst nur 6 Zoll in der Länge und zeichnet sich durch ihr vor- züglich schönes Auge aus. Dies ist, beim lebenden Thiere, prächtig violett, mit einem schmalen goldfarbigen Ringe um die Pupille, welcher aber bald nach dem Tode verbleicht. Dies überaus niedliche und wenig scheue Täubchen liebt besonders die Nähe der Küsten, wo es in der Nähe der Wege schnell am Boden hinlaufend Sämereien aufsucht. Zur Zeit der Fortpflanzung zieht sie sich indess mehr in die Wälder. zurück, wo sie nach Art der Turteltauben nistet. Sie wird leicht erlegt, geht ebenso leicht in Fallen aller Art und fliegt mit eigenthümlichem Flügel- schlage auf, welcher nichts von dem Charakteristischen des Taubenfluges hat, um sich in geringer Entfernung wieder niederzulassen. Ihr Fleisch Naumannia. 1853. 25 386 ist sehr zart und schmackhaft. Jung aufgezogen, wird sie äusserst zahm und könnte vielleicht ohne grosse Mühe domestieirt werden. Ein überaus gutes Wildpret liefert auch der amerikanische Kra- nich, Grus americana, zumal die Jungen, welche im Spätherbste wan- dern und dann häufig in Gebirgsgegenden geschossen werden, wo man sie zu andern Zeiten vergeblich suchen würde, da sie offene Gegenden lieben, welche sumpfige Niederungen haben. Vom Schnabel bis zur Mittelzehe messen sie 4‘ 6‘, Flügelbreite 6° 6“. Der Schnabel 6. Die Alten sind sehr schlau und auf offenen Maisfeldern, wo sie gern die ausgefallenen Körner aufsuchen, Schwer schussrecht zu bekommen. Leich- ter sind die Jungen zu beschleichen. Bisweilen drehen sich kleine Ge- sellschaften von 4 bis 5 Stück unter den schönsten Schwenkungen im Schneckenkreise in eine unermessliche Höhe empor. Von Regenpfeifern trifft man 5—6 Arten, und unter ihnen einige auch in Europa heimische (z. B. Char, auratus und hiaticula). Der ge- meinste ist der lärmende Regenpfeifer, Charadrius vociferus, der in allen Staaten der Union vorzukommen scheint, sowohl das Seeufer, als wasserreiche Viehweiden und Teiche, selbst brachliegende, ganz trockene Gegenden bewohnt, gegen Kälte und Schnee ziemlich unem- pfindlich ist und durch sein fortwährendes Geschrei, bei Tag und bei Nacht, sich dem Jäger um so verhasster macht, als er bei seiner gros- sen Wachsamkeit nicht nur sich selbst zuerst in Sicherheit bringt, son- dern auch andern Vögeln das sehr wohl verständene Zeichen zur Flucht gibt. In hohen, trockenen Gegenden sucht er des Winters todte In- sekten, Würmer und sogar Sämereien; an Seen und Flussufern nährt er sich von kleinen Weichthieren, Würmern und dergl. Sein: Fleisch ist trefflich. ; Fast ebenso weit verbreitet ist Wilsons Regenpfeifer, Oharadr. Wilsoni. Andere Arten sind Ch. marmoratus, melodus und zumal. matus, die alle mehr oder weniger der Küche dienen. An den Meeresküsten wird häufig unser Halsb and-Steinwälzer, Strepsilas collaris, erlegt. Ebenda findet man auch den amerikanischen Austernfischer, Hae- matopus palliatus, nicht selten. Er hält sich zumeist paarweise auf san- digen oder schlammigen Watten auf, steht oft lange Zeit mit eingezoge- nem Kopfe. unbeweglich da, versäumt aber niemals, die übrigen Strand- bewohner sogleich zu warnen, wenn er etwas Verdächtiges bemerkt. Beim Auffliegen stösst er ein scharfes Geschrei aus. 387 Ein vorzüglich ‘gesuchtes Federwild ist der schwarzhalsige Strandreiter, Himantopus nigricollis, der in grösseren Seestädten als besonderer Leckerbissen theuer bezahlt wird. Ebenso der mit ihm den gleichen Aufenthalt theilende amerikanische Säbelschnäbler, Re- eurvirosira americana, Veberaus zahlreich ist in sumpfigen Gegenden der Küste und an den Mündungen grosser Ströme der langschnäblige Regenbrach- vogel, Numenius longirostris, welcher in Gesellschaften von 140 bis 20 Stück am Ufer weidet und besonders Krabben frisst. Eine zweite Art, der nördliche R.B., Num. borealis, hat im Ver- hältniss zu vorigem einen sehr kurzen, fleischfarbenen, an der Spitze schwarzen Schnabel und scheint in den Vereinigten Staaten überall ver- breitet, ebenso wie Num. rufus. Besonders geschätzt als Gegenstand der »Küchenjagd« sind ferner die beiden Pfuhlschnepfen, Limosa fedoa und hudsonica, welche gleichfalls weit verbreitet in den Küstengegenden vorkommen. Ersterer ist. häufig in Florida. Er schreit viel, hält sich gern auf vorspringenden Spitzen oder in's Wasser ragenden Landzungen, ist gesellig und scheu. Auch an eigentlichen Schnepfen mangelt es hier nicht. An Wohlgeschmack die übrigen Arten wohl übertreffend, hält sich die kleine Waldschnepfe Nord-Amerika’s, Seolopax minor (Microptera americana), tagsüber meist in alten, verwilderten Feldern, in deren Gestrüpp, oder in.dichten Wäldern an der Erde, an einen Baumstamm gedrückt, fliegt, erschreckt und aufgescheucht, mit grosser Gewandtheit durch die Bäume hin und fällt alsbald wieder ein. Selbst Kälte und tagelanger Schneefall können sie, aus den Gebirgen der südlichen Staaten wenigstens, nicht vertreiben, und hier paart sie sich in zeitigen Frühjahren schon Mitte Februar. Die Männchen. lassen alsdann in erwähnten, mit hohen alten Gräsern bewachsenen Feldern einen eigenthümlich zwitschernden, nicht unmelodischen Gesang hören. Aufgejagt, fliegen sie mit starken, schnur- renden Flügelschlägen im Kreise herum und wiederholen einen lauten Lockton, der mit dem von Crex pratensis grosse Aehnlichkeit hat. Beim Niedersetzen beginnen sie jedesmal wieder zu singen und zum Schluss zu locken. Mitte April findet man in der Nähe dieser Felder an Wald- rändern ihre schon ausgelaufenen Jungen, 3 bis 4 an der Zahl, welche das auffliegende Weibchen eifrigst zu schützen und zu retten sucht. Gewöhnlich lässt es die Füsse hangen, setzt sich nach kurzem Fluge nieder, lässt sich überaus nahe kommen, läuft dann eine Strecke weit 235:* 388 mit herabhängenden Flügeln und fliegt dann, wenn es den Verfolger . weit genug abgeführt glaubt, mit schönen schnellen Flügelschlägen zu den Jungen zurück, die sich mittlerweile auch nicht müssig hielten, son- dern so günstige Verstecke in Vertiefungen, unter überhangenden Gras- büscheln u. s. w. aufzufinden wussten, dass es in der That schwer hält, sie selber aufzufinden, selbst wenn man sie — die Verführungskünste der Mutter unbeachtend — nicht aus den Augen verlor und sie mit ausgebreiteten und emporgehaltenen Flügeln nach allen Seiten aus ein- ander laufen sah. Häufig brütet die Mutter die Jungen unter starkem, spät eintretendem Schneefalle aus, die auch bei rauher Witterung oft noch lange, und Tag und Nacht, von der Mutter bedeckt bleiben. Die Jungen lassen ein gedehntes »zieh« hören. Das Nestkleid zeigt auf Rücken und Flügeln rothgrau, mit schwarzen Flecken. Brust und Bauch sind lohfarben. 4 Auch die Rallen, Rohr- und Wasserhühner sind in Nord- - Amerika ziemlich stark vertreten und gleichfalls beliebter Gegenstand der Jagd. Die grösste und vielleicht gemeinste der Rallen ist die vir- ginische, Rallus virginianus *), welche in ihrem Betragen mit der europäischen Art wohl völlig übereinstimmt. Im Winter ist sie in den Sümpfen Florida’s in Menge anzutreffen, wo sie vorzüglich Morgens und Abends ein lautes Geschrei erschallen lässt. Ihre Nahrung machen dann besonders kleine Krabben aus. Ihr Name-ist hier Marsh-hen. Zwei andere Rallenarten, R. elegans und crepitans, haben Betragen und Aufenthalt mit der vorhergehenden gemein. Das hiesige Blässhuhn, Fulica aterrima, ist als selbstständige Art von der europäischen F. atra wohl kaum zu trennen, der es.in Grösse und Färbung, bis auf die drei Flecke am weissen Schnabel, fast ganz, in seiner Lebensweise vollständig gleicht. Stagnirende Gewässer, auf dem Frühjahrszuge auch Flüsse, sind, wie in Europa, sein Aufenthalt. Das Fleisch wird hier gern gegessen. Sa Von Gänsen kommen 4 Arten hier vor. Die Canadische Gans, Anser canadensis (Canada-goose), wird häufig als Hausthier gehalten und gibt mit der eingeführten europäischen Hausgans schöne, kräftige und überaus wohlschmeckende Bastarde. Sie *) R. virginianus — Rallus carolinus, L., Gmel. = R. stolidus Vieill. Die Be- schreibung, welche wir, wie bei den frühern, als genügend bekannt weggelassen, stimmt fast überall mit der bei Ramon de la Sagra 1. c. von Rale Widgeon, R. ca- rolinus gegebenen. B. 389 bewohnt den höchsten Norden, wandert im Spätsommer und Herbst in die südlichen Staaten und bildet wegen ihres Fleisches und ihrer sehr gesuchten Federn einen nicht unbeträchtlichen Handelsartikel. Das Fleisch wird in den Nordländern für den Winter eingesalzen und versendet. Die weissstirnige Gans, A. albifrons (White fronted goose), sowie die Schneegans, A. hyperboreus (Snow-goose), und die Rin- gelgans, A. Bernicla, sind ebenfalls und noch höher nordische Vögel, die im Spätherbste und Frühjahre in den mittleren und südlichen Unions- staaten erscheinen. Das Fleisch der Schneegans wird als das vorzüg- lichste betrachtet. Alle diese Gänse fliegen in einem Winkel und sind gleich scheu, im Fluge selten zu erlegen, da er zu hoch geht, und sonst schwer zu beschleichen. Anders ist es an ihren Brüteplätzen, wo die Alten leichter und die Jungen sehr leicht zu bekommen sind und, wie schon bemerkt, zu Tausenden gefangen, geschossen, eingesalzt und ver- sendet werden. Vorzüglich reich ist endlich Nord-Amerika an Enten. Unter ihnen nimmt die Brautente, A. sponsa, durch ihre überraschende Schönheit unbedingt den ersten Platz ein, wesshalb man sie auch in Europa, be- sonders in England *), zur Zierde der Parkteiche lebend hält, wo sie sich auch fortpflanzt. Sie halten sich in grössern und kleinern Gesell- schaften auf Bächen, Flüssen, Teichen und Sümpfen auf, sind ziemlich scheu, sitzen oft und gern übertags auf niedern, starken Baumästen und haben die Eigenheit, nur in hohlen Bäumen zu nisten **). *) Auch in Frankreich, Holland und anderwärts. Da sich diese prachtvolle Ente leicht, auch in Deutschland, zu naturalisiren scheint, so sollte wirklich mehr für deren Einführung gethan werden, besonders da auch ihr Fleisch und ihre Eier für sehr wohlschmeckend gelten. B. **) D’Orbigny, in Ramon de la Sagra 1. c. p. 290, behauptet sogar, dass sie die von den Spechten ausgehauenen Höhlen dazu benutzen. Auch gibt er Oviedo’s Brief an Carl V. (aus Barcia’s Historiadores primitivos de Indias t. I. p. 10), worin jener dem spanischen Monarchen den Fang dieser Enten durch die Indianer, zur Zeit der Kolonisirung der Insel Cuba durch die Spanier, beschreibt. Wir würden dieser be- kannten „‚Jagdgeschichte“, als welche sie auch der vielgereiste und tüchtige Beob- achter D’Orbigny zu betrachten scheint, hier nicht erwähnen, wenn wir einmal hier nicht die Quelle der oft erzählten Fangmethode, sodann in der naiven Ursprünglich- keit der Schilderung des alten, spanischen Geschicht- und Naturforschers auch einige Gewähr für deren Wahrheit gefunden zu haben glaubten. Wir übersetzen den inter- essanten Brief desshalb hier folgend. „‚Ew. Majestät werden wissen, dass zur Zeit der Wanderung dieser Vögel deren sehr zahlreiche Schwärme auf diese Insel (Cuba) kommen. Diese Enten lassen sich in grosser Menge auf einen See nieder, den es auf dieser Insel gibt, und die umwohnenden Indianer werfen grosse leere Kürbisse 390 Eine zweite Art ist die rothhalsige Ente, :Anas ruftorques, die bis 18 Zoll Länge misst und gleichfalls einen buntgefärbten Schnabel — das Männchen — hat. Dieser ist blaugrau, an der Spitze schwarz, mit einer weissen Binde zwischen beiden Farben und an der Wurzel, wäh- rend das Weibchen einen schwarzgrünen Schnabel hat, der nur vorn eine weisse Binde zeigt. (Beim Männchen der Brautente ist der Schna- bel dunkelrosa mit schwarzen, gelbeingefassten Rändern.) Im Herbste kommen sie auf die grössern Flüsse und bleiben daselbst in Truppen von 6—12 bis in den März, suchen an stark strömenden, seichten Stel- len nach Wasserpflanzen u. s. w. und verschlucken ausnehmend viel Kies und Sand. Vorzüglich häufig ist jedoch die Streitente, Anas discors, welche an den grössern Flüssen allenthalben vorkommt, bei Annäherung der Dampfboote mit grosser ‘Schnelligkeit das Ufer erklettert, sich aber nach deren Entfernung sogleich wieder in’s Wasser stürzt, um im Schatten überhangender Bäume ihre Nahrung, — Wasserpflanzen, Insekten u, s. w. — zu suchen. An solchen Orten stellt man ihnen auch Fallen, in welche sie hineinkriechen, ohne wieder heraus zu können. Auch andere Enten- arten fängt man auf diese Art. Es ist eine kleine, aber wohlschmeckende Ente. Ihre grosse Geselligkeit bringt öfters vielen den Tod ‚ da sie theils dicht beisammen schwimmen, theils am Ufer dicht beisammen stehen und liegen, so dass es nichts Ungewöhnliches ist, mit einem starken Schrotschusse 10—12 Stück zu erlegen. Allenthalben trifft man auch die europäische Stockente, A. bo- schas, die sich eben in Nichts von der europäischen unterscheidet. Fer- auf das Wasser, welche von dem Winde fort- und bis an das Ufer getrieben werden. Die Enten, anfangs erschreckt, entfernen sich davon; aber sobald sie sehen, dass die Kürbisse ihnen keinen Schaden zufügen, werden sie nach und nach ruhiger, ge- wöhnen sich von Tag zu Tag mehr daran, so weit, dass sie sich endlich darauf setzen und sich so von dem Winde umhertreiben lassen. Sobald der Indianer glaubt, dass sich die Enten an die Kürbisse genugsam gewöhnt haben, steckt er den Kopf bis an die Schultern in einen solchen, geht in’s Wasser, beobachtet: durch ein kleines Loch, wo die Enten sind, und nähert sich ihnen. Einige von ihnen springen sogleich auf den Kürbis: sobald er das bemerkt, entfernt er sich ein wenig von der Truppe, und wenn er in einiger Entfernung ist, ergreift er die Enten an den Füssen, zieht sie unter das Wasser, ertränkt sie, befestigt sie an seinem Gürtel und beginnt von Neuem, bis er eine grosse Anzahl erbeutet hat; die andern bilden sich ein, dass ihre Kameraden in’s Wasser getaucht haben.“ WUebrigens erzählen diese Ge- schichte, — nach D’Orbigny, 1. c., — auch Don George Juan und Ulloa von den In- dianern der Umgegend von Cartagena, s. Relacion historica del viage ä la America meridional, t. I. p. 74. $. 118. B, 391 ner A. nigra, fusca, glacialis, histrionica, elangula, fuligula, ferina, maria, mollissima, elypeata, acuta, strepera und erecca. Von Arten der neuen Welt A, americana, Valisneria, arborea, albeola, perspicillata. Von Sägern kommen alle europäischen Arten vor. Der schönste unter ihnen ist jedoch der rein amerikanische Haubensäger, Mergus cucullatus, welcher sowohl Gebirgsbäche, als Sümpfe in der Nähe des Meeres bewohnt. Er hält sich zumeist in kleinen Gesellschaften von 2—4 Stück zusammen und fischt ununterbrochen, indem er beständig untertaucht. Junge Männchen und Weibchen dieses hochnordischen Sä- gers trifft man jedoch häufiger in den südlichen Staaten, als das rein ausgefärbte Männchen, welches noch ausserdem sehr scheu und daher schwer zu erlegen ist. Verzeichniss der 'Trivialnamen der bayerischen Vögel. Im Nachstehenden sind nur diejenigen Bezeichnungen aufgenommen, welche im Munde des Volkes leben, also unter Handwerkern, Bauern, Vogelfängern und nicht wissenschaftlich gebildeten Jägern gäng und gebe sind; alle die Namen aber, welche offenbar durch naturhistorische Werke und durch Unterricht auf Schulen, Forstakademieen u. s. w. nur in ge- wissen Kreisen, wie unter gebildeten Waidmännern, ornithologischen Dilettanten, Ausstopfern und Ornithologen vom Fache üblich geworden sind, ohne noch in die eigentliche Volkssprache gedrungen zu sein, habe ich weggelassen. Die Unwissenheit bezüglich der Kenntniss der Vögel ist gross. Un- sere neumodischen Nimrode, unsere Entenfänger, Seefischer, Wildpret- händler, ja auch nicht wenige unserer Jäger, sprechen z. B. alle Enten entweder als »Wildenten« an, oder sie kennen nur die allergewöhnlich- sten, die Wildente xar’ &goxrv (Anas boschas), den »Antvugl« (5) und die »Antn« (2), ausserdem nur noch Dreiviertels-, Mittel-, Halb- oder Krückenten, Kategorien, bei denen Grösse und Gewicht maassgebend sind ; alle andern, die ein nicht gewöhnliches Gefieder tragen, sind »fremde Enten«; die Gänse durchweg »wilde oder Schneegänse«; von Raubvögeln "heisst fast Alles: »Adler, Geier, Geierle, Hacht, Hachtl, Nachteul« u. s. w.; die Larus-Arten heissen alle »Möven«, die Sterna-Arten »Rheinschwalben«, und »Bekassine« ist eine so weitgreifende Bezeichnung, dass beinahe jeder 392 Aegialites, Totanus, Tringa in diesen weiten Sack geschoben wird. Vor . ein Paar Jahren wurde von einem Jäger ganz waidmännisch angepirscht und glücklich, da sich der Vogel gar nicht scheu zeigte, von dem Kirch- dache zu Garmisch heruntergeschossen — ein Storch. Das ‚ganze Dorf lief zusammen und staunte den fürchterlichen Vogel an, der mit seinem grossen, blutdürstig rothen Schnabel höchst wahrscheinlich für den: ge- fährlichsten Raubvogel gehalten wurde, bis eine hinzugekommene schwä- bische Magd die Bewohner und den verdutzten Jäger über das .ange- richtete Unheil aufklärte. Unter den gebildeten Ständen geht jene Unwissenheit in das Fabelhafte. Bei dem Anschauen einer ganz charak- teristisch ausgestopften Elster hat mich ein Besuchender gefragt, was das für ein Vogel sei; ein anderer Frager, dem ich den ihm unbekannten Vogel als einen jungen Birkhahn erklärte, verstand die Antwort nicht recht, sagte aber staunenden Ernstes zu meiner grossen Belustigung: Das ist also ein junger Pelikan. Während in Franken beinahe jeder Bauernbube den Jynx torquilla ‚als Giessvogel wohl kennt, überschickt ein Beamter einem meiner Freunde zwei solche, ihm und dem Jagd- pächter, von dem er sie gekauft, »unbekannte, seltene Vögel, die wohl in die Nähe der Lerchen (!!) gehören möchten.« . Da darf man sich denn auch nicht mehr wundern, wenn man Sperber und anderes gemeine Zeug als Raritäten weither gegen theures Porto zugeschickt erhält, und findet es erklärlich, dass es noch immer ein weitverbreiteter Glaubens- ‚artikel selbst bei Männern ist, denen man vermöge ihrer Stellung der- gleichen Unsinn nicht zutrauen sollte, und die hundertfache Gelegenheit hätten, sich eines Besseren zu überzeugen, dass sich nämlich der Kuk- kuk im Winter in einen Sperber verwandle und dann nicht mehr rufe. Doch nun zur Sache. Gypaetos barbatus L. Jochgeier. ‚Falco subbuteo L. Weissbäckchen, Weissbäcklein, Weissbäckl, Eim- falke, Schwalbenfalke, Lerchenstösser, Lerchenstecher, Lerchengeier. Falco peregrinus Briss. Der Bleifalk, Weissbart. Falco aesalon Gml. L. Kleiner Sperber, blauer Stösser, Zwerggeierle. Falco tinnunculus L. Röthel-, Rüttelgeier, Röthelgeierle, Thurmsperber. Pandion haliaötos L. Fischaar, Fischhacht, Fischgeier, kleiner Fischgeier, Fischweih, Blaufuss, Wasseradler, Weissbauch. Fälschlich auch in een mit Ardea cinerea: Fischraiger, Fischraigl, Fischragl. Pernis apivorus L. Bieneveih, Frosch-, Honiggeier, 393 Buteo vulgaris Bechst. Bussard, Mausgeier, Mauser, Mäusebussard, Wald- 'geier. Die schwarze Varietät: Rusgeier. Buteo lagopus Brünn. Nebelgeier. Aquila chrysaötos L. Stein-, Goldadler. Im Allgäuergebirge heissen sie Giren. Haliaötos ‚albicilla Briss. Seeadler, grosser Fischgeier. Milvus.regalis Briss. Milan, Milone, Weihe, Gabelweih, Gorner, Guraar, Guro, Gura, Gabel-, Zwiesel-, Scheeren-, Fischgeier, Schwalben- schwanz, Gabelschwanz. Milvus niger Briss. Schwarzer Milan, schwarzer Hühnergeier. Astur palumbarius L. Habicht, Hacht, Hühnerhabicht, Hennenhacht, Hen- nenhack , Taubenhabicht, Taubenhacht, Taubenhack, Hühner- , Tau- ben-, Stockfalk, Hennenfalk, Hühner-, Taubengeier, Taubenvogel, ‘der Vogel, Hasenstössel, Weih. Astur nisus L. Sperber, Grauvogel, Lerchensperber, Finkenstösser, Fin- kenfalk, Hächtle, Hachtl. Circus eyaneus L. Kornweih. Circus aeruginosus L. Moos-, Rohrgeier, Möventeufel. Strix flammea L. Schleier-, Perl-, Thurm-, Krageneule, weisse Eule, Nonne. Ulula aluco L. Nacht-, Buscheule, gemeine Nachteule. Aegolius otus L. Kleiner Uhu, Ohreule, Hörner-, Hörnleseule. Aegolius brachyotus Forster. Sumpfeule. Surnia noctua Retz. Käuzlein, Todtenkauz, gemeines Steinkäuzlein, Todtenvogel, Todtenvögele, Klagmutter. Surnia passerina L. Kleines Zwergkäuzlein. Surnia funerea Lath. Falken-, Schnepfen-, Schutteule.“ Bubo maximus Ranz. Uhu, Buhu, Schuhu, Tschuhu, Hueule, Auf. Cypselus apus L. Mauer-, Rauch-, Stein-, Thurmschwalbe, Echter. Caprimulgus europaeus L. Ziegenmelker, Hexenführer, Nachtklatsche, . Nachtfalter, Nachtschatten, Nachtpatscher , Nachtschwalbe, Weg- flagge, Wegflackerer, Froschmaul, Hietschenmaul (Hietschen id est Kröten). Cuculus canorus L. Kukkuk. Jynx torquilla L. Wende-, Drehhals, Ottermännlein, Ottermännchen, Giessvogel. Pieus viridis L. Grünspecht, Grünspecht mit rothem Kopf und Nacken, grüner Baumhacker, 394 Picus canus Gml. Grauer Grünspecht. Picus martius L. Schwarzspecht, Hohl-, Holz-, Spechtkrähe, Hohlkrah, Holzgieker, Holzhenne. Pieus major L. Bunt-, Rothspecht, grosser Bunt-, grosser Rothspecht, grosser rother Baumhacker. Picus medius L. Mittlerer Roth-, mittlerer Buntspecht, kleiner Roth- specht, kleiner Buntspecht. Picus minor L, Kleinster Roth-, kleinster Buntspecht. Alcedo ispida L. Eisvogel, Buntestecher. Coracias garrula L. Mandel-, Dreckkrähe, Birk-, Blau-, Mandelheher, Racker. Upupa epops L. Wiedhopf, Wiedhopp, Mistvogel, Kuhhirt, Stinker. Alauda cristata L. Hauben-, Häubleins-, Schopf-, Schöppleins-, Dreck-, Koth-, Mistlerche. Alauda arborea L. Haidelerche. Alauda arvensis L. Lerche, Kornlerche. Emberiza eitrinella L. Emmerling, Ammerling, Goldammer. Emberiza miliaria L. Grauer Ammerling. Emberiza schoenielus L. Rohr-, Röhrlesspatz. Passer montanus L. Feld-, Riegelspatz, Baum-, Riegelsperling, Riegel- sperk, Hirsespatz, Hirsspätzchen. Passer domestieus L. Hausspatz, Spatz, Sperk. Pyrrhula rubicilla Pall. Gimpel, Rothgimpel, Blutfink, Dompfaff, Haile, Goll. Pyrrhula serinus L. Hirngrillerl. Fringilla spinus L. Zeisig, Zeising, Zeislein. Fringilla carduelis L. Stieglitz, Distelfink, Gelbflügel. Fringilla linaria L. Zitscher, Zitscherle, Meerzeisig, Meerzeischen. Fringilla cannabina L. Bluthänfling, Hänfling, Vinelle; die jährigen Männ- chen heissen- bei Nürnberg: Das Lerchengeschoss. Fringilla flavirostris L. Steinhänfling, Greinerlein. Fringilla chloris L. Grünfink, Grünling, Grünesen Cfichtelgebirgischer Pluralis), Wonitz. Fringilla petronia L. Steinsperling, Steinspatz. Fringilla coelebs L. Garten-, Buchfink, Fink. Fringilla montifringilla L. Quäker, Gägler, böhmischer Fink, Böhmak, Ikwitz, Nikwitz, Nikowitz. Coccothraustes vulgaris Pall. Kernbeisser, Kirschfink, Kirschenknöller. Loxia pytiopsittacus Bechst. Krummschnabel, grosser. 395 Loxia curvirostra. Kreuzschnabel, kleiner Krummschnabel, Kreuzvogel. Parus caudatus L. Pfannenstiel, Schnee-, Stiel-, Schwanzmeise. Parus coeruleus L. Pimpel-, Blau-, Blowmeise, Blöwling, Blaumeisle. Parus major L. Kohlmeise, Meise, Mas’n. Parus ater L. Tannen-, Wald-, Pechmeise, Tomeisle. Parus palustris L. Pi-, Pfaff-, Kothmeise. Parus cristatus L. Schopf-, Bischoffsmeise, Koppenmeisle. Sitta europaea L. Grau-, Blauspecht, Baumpicker, Baumlaufer, Trottler, Kothschletter. Bombycilla garrula L. Seidenschwanz, Haubendrossel, Pest-, Seiden-, Pfeffervogel, Pfeffervögelein. | Garrulus glandarius L. Eichel-, Holz-, Nussheher, Heher, Holzschreier, Nussjeck, Blauflügel. Nucifraga caryocatactes L. Stein-, Schwarz-, Tannenheher, schwarzer Nussheher, Nussknacker, Cirbelkrah,, amerikanischer Staar. Pica caudata L. Elster, Aglaster, Atzel, Hatzl, Hätz, Hätze, Hätzl, Käckerätze, Langstiel. Corvus monedula L. Dohle, Dähle, Dagerle, Dagerl, Dälche, Deilche (Döhlchen), Thurmvögele. Corvus corone Lath. Krähe, Krapp, Krack, Gragg, Kraohn, die Krache, der die Krappe, Rab, Mistvogel. Corvus cornix L. Nebelkrähe, Nebelrabe. Corvus corax L. Rab, Gold-, Kolk-, Kohlrabe. Corvus frugilegus L. Saat-, Wurmkrähe, Nachtschnabel, Dreckvogel. Im südlichen Mittelfranken heissen sie Rügen. Pyfrhocorax alpinus Vieill. Bergrabe, Bergheher, Sturnus vulgaris L. Staar, Staarl. Troglodytes parvulus Koch. Zaun-, Schneekönig; Königlein, Zaun-schlüpfer, -schlüpferl, -schlüpflein. Certhia familiaris L. Baumläufer, Baumlauferlein, Baumrutscher, Baum- kleber, Baumkleberer, Baumklette, Baumhöckel, Klettervogel, kleiner Grauspecht, Rinneritscher (Rindenrutscher). ‚Cinclus aquaticus Briss. Wasser-, Bachamsel, Wasserstaar. Anthus pratensis L. Wiesen-, Wasser-, Bruchlerche, Schnitzer, Schnitzer- lein, Istvögelein. Anthus arboreus Bechst. Spitz-, Spiess-, Baum-, Waldlerche, Krauivogel. Anthus campestris Bechst. Brachlerche! Motaecilla alba L. Gemeine, weisse Bachstelze, der Bochstelz, der Baasterz, 396 _ Motaeilla boarula Penn. Gelbe Bachstelze mit langem‘ Schwanz und schwarzer Kehle, gelbe Bachstelze. ’ Motacilla flava L. Gelbe Bachstelze mit kurzem Schwanz und gelber Kehle, Kuh-, Schafstelze, Schafvögele. Oriolus galbula L. Goldamsel, Goldamschl, Goldbrust, Golddrossel, Pirol, Kirschpirol, Kirsch-, Bier-, Pfingstvogel, Wiedewulch. Petrocichla saxatilis L. Steinröthel, Berg-, Steindrossel. Turdus iliacus L. Wein-, Rothdrossel, Dröscher!l. Turdus musicus L. Weissdrossel, Weissdroschl, Weissdrauschl, Drossel, Drauschl, Droschl, Dröscherl, Zipp-, Sangdrossel. | Turdus torquatus L. Berg-, Meer-, Ring-, Schildamsel, Spreerdrossel. Turdus pilaris L. Krammetsvogel, Krammeter, Kronwittvogel, Kronwid- den, Kranawettsvogel. Turdus viscivorus L. Misteldrossel, Mistler, Schnerrer, Schneekader. Turdus merula L. Schwarz-, Stock-, Märzamsel und -amschel, Amsel, Amschl, Amesle, Gelbschnabel, schwarze Drossel, Schwarzdrossel. Accentor modularis L. Braunelle, Brunelle, Bleikehlein, Waldspatz. Salicaria arundinacea Briss. Schlotengatzer ; Fürther Pluralis: Schloten- gatzerli. R . Salicaria phragmitis Bechst. Rohrspatz. Regulus ignicapillus Brehm. Feuerhähnchen, Feuerköpfchen. Regulus eristatus Koch. Goldhähnchen (-hähnlein, -hahn]), Goldköpfchen, Königlein. Ficedula hypolais L. Grosser Wistling, Spötter, Spötterl. Ficedula trochilus L. Wistling, Weidenzeisig, -zeisle. Ficedula rufa Lath. Wistling, Muckenvogel, Fifetzer. Sylvia curruca Lath. Müllerlein, Liedler, Spötterl. Sylvia atricapilla - Briss. Meisen- (Masen-) münch,, Schwarzköpfchen, Schwarzplattl C-plättl, -platterl, -plättchen), Schwarzkopf; Grasmücke. Sylvia cinerea Briss. Hecken-, Staudenschwatzer , Heckenschlupfer, deutsche Grasmücke, Spötterl. Sylvia hortensis Penn. Grasmücke, welsche Grasmücke, Grashexe. Die frischgefangenen Herbstvögel nennt man in der Nürnberger Gegend: »Beervögel« zum Unterschiede von den im Zimmer aufgeätzten Jungen und den schon längere Zeit im Käfige gehaltenen Vögeln. Sylvia nisoria Bechst. Spanische Grasmücke. Lusciola philomela Bechst. Sprosser.. Lusciola luscinia L, Nachtigall, 397 Lusciola suecica L. Blaukehlchen, -kehlein, Wassernachtigall. Lusciola rubecula L. Rothkehlchen, -kehlein, Ertsigpte -kröpfl, das Backöfelchen. Lusciola phoenicurus L. Wald-, Gartenrothschwanz, "rothschwänalant, Waldblasse, -blässlein. Luseiola tithys Scop. Wistling, Rothschwanz, Rothschwänzle. Saxicola rubicola L. Kleiner Steinfletscher, Steinpicker. Saxicola oenanthe L. Steinelster, -beisser, -fletscher, -schmatzer, -klat- sche, Schrollenhupfer, Sommervogel. Lanius excubitor L. Grosser Würger, grosser Neuntödter, Berg-, Sper- elster, Schätterhätz. Lanius minor Gml. Dormntreter. Lanius collurio L, Dorngreil, Dorndreher, Spotivogel, Käferfresser. ‚Lanius rufus Briss. Rothkopfiger Würger, Rothkopf, Weissarsch. Muscicapa grisola L. Fliegenschnapper, grauer Fliegenschnepper. Museicapa atricapilla L._ Schwarze Grasmücke, Todtenvogel. Hirundo urbica L. Mauer-, Stadtschwalbe, . Steierling, Steuerling. Hirundo rustica L. Bauern-, Gäbeles- (Gabel-), Spiess-, Rauchschwalbe. Hirundo riparia L. Kothschwalbe. Columba palumbus L. 'Pfund-, Ringel-, Holz-, wilde Taube, Columba oenas Gml. Hohl-, Loch-, Holz-, Wildtaube. Columba turtur L. Hirstaube, -täubchen, wilde Lachtaube. Lagopus alpinus Nilss. Schneehuhn. Tetrao urogallus L. Auerhahn, Auerhenne, Auerwild, Auergeflüg. Tetrao tetrix L. Birk-, Spielhahn, -henne, Birkwild, Birkgeflüg. Tetrastes bonasia L. Haselhahn, -henne, Haselwild. Phasianus colchicus L. Fasan. Perdix graeca Briss. Steinhuhn. Starna cinerea Briss. Rebhuhn. Ortygion coturnix L.- Wachtel. Otis tarda L. Trappe. Crex pratensis Bechst. Wachtelkönig, Grasschnepf, Nachtschreier, Wie- senschnarrer , Wiesenschnärr, Schnarre, Langbein, Bruchhammel, Wiesenrall, Sensenwetzer, Mähdervogel, Knecht-mäh’!, Schneeds- gern. ’ Rallus aquaticus L. Rohrhennel. Gallinula chloropus L. Wasserhuhn, -hühnl, Rohrhennel, das Gäsche, Rothblässle. 398 Fulica atra L. Blasse, Blassel (plural: Blassen, Blasseln, Blässeln) , das Bläss, Weissblass, Blass-, Seeenten; Plärren,* Wasserhuhn. Grus einerea Bechst. Kranich. Oedienemus crepitans Temm. Grosser Brachvogel. Vanellus :cristatus M. & W. Kibitz, Giebitz, Gaubitz, Gaubitzl. - Squatarola helvetica Briss. Bergmolle.* i Charadrius pluvialis L. Brachhuhn, kleiner Brachvogel, Grillvogel. Aegialites curonieus Beschke. Griesläufer. Totanus glottis L._ Grosser Züger.” Totanus stagnatilis Bechst. Kleiner Züger.” Totanus fuscus Briss. Zipter.* Totanus calidris L. Züger.* Machetes pugnax L. Streitvogel. Tringa subarquata Güldenst. Grosser‘ Gropper.* Tringa cinclus L. Gropper, Gropperle.* Tringa Temminckii Leisl. Grauer Rassler.* Tringa minuta Leisl. Rassler.* Ascalopax gallinula L. Kleine Bekassine, Haarschnepfle, Bockerle, das Bruchböckel; kleiner Gräser. * Ascalopax gallinago L. Bekassine; Gräser ;”* Himmelsziege, Himmelsgäs (-geise), Sumpfläufer. y Ascalopax major J. Fr. Gml. Grosser Gräser.* Scolopax rusticula L. Schnepfe, Waldschnepfe. Numenius arquata L. Brachvogel, Pfeifvogel, Doppelschnepfe, Grill, grosse Moosgrille, Moosgrühle, Moosgrähle, Viehhauser. Ardea cinerea L. Reiher, grauer Fischreiher, Fischraigl, Fischrager. Ardea comata Pall. Kleine Mooskuh. Botaurus stellaris L. Rohrdommel, -trommel, -thumel, Mooskuh, Fluder. Ciconia nigra L. Schwarzer Storch. Ciconia alba Briss. Storch, Garndieb. Cygnus musicus Bechst. Wilder Schwan. Anser segetum J. Fr. Gm. Wilde Gans,- Schneegans. Anser cinereus M. & W. Märzengans, Schneegans. Anas querquedula L. Krück-, Halbente. Anas acuta L. Dreiviertels-, Spiessente. * Benennungen, die am Bodensee gebräuchlich und nach Kochs System der bayerischen Zoologie Bd. I, aufgeführt sind. 399 Anas boschas L. Wilde Ente, Wildente. Glaueion elangula L. Schecke, Scheckente. Harelda histrionica L. Heisst nach Koch am Bodensee: Lättentlein. Fuligula nyroca Güldenst. Braunkopf. Mergus castor L. Meeror, Meerrache, grosser Schecke. Mergus albellus L. Kleiner Merrer, Wasseräntchen. Phalacrocorax carbo L. Scharbe, Scherben, Seerab. Scharmvogel. Podiceps minor Lath. Tauchentlein, Taucherle, Tuckäntl, Tuckentlein, Duckchen, am Bodensee Pflümpfle. Podiceps eristatus L. Rakau. Colymbus arcticus L. Schnurrgans. Sterna hirundo L. Rheinschwalbe, Rhaaschwälble, kleiner Fischgeier. Ammerndorf bei Nürnberg, am 19. Juli 1853. 3. Sückel, Pfarrverweser. Einige oologische Notizen nebst Beobachtungen über das Eintreffen einiger Vögel in der Umgegend von Celle im Frühjahre 1853. Von wW. A. E. Pralle. Mein Aufsatz unter derselben Ueberschrift für 1852, welcher sich im ersten Hefte des dritten Bandes der Naumannia (aber mit manchen Druckfehlern: *#) Wintzenbruch statt Wiezenbruch, Höyan-Gegend statt Hoyaer-Gegend, Pulte statt Bult und Bülten, s. den betr. Artikel in Heyse's Handwörterbuch der Deutschen Sprache) abgedruckt findet, hat einige Ornithologen veranlasst, sich wegen verschiedener Eier an mich zu wenden. Da nun auch vielleicht dem einen oder andern Sammler mit Eiern des hiesigen Vorkömmens aus meiner diesjährigen Ausbeute gedient sein könnte, so gestatte ich mir, das Resultat dersel- *) Es ist weder vom Setzer, noch von der Redaktion zu verlangen, dass sie der speciellsten Topographie etc, so kundig seien, um undeutlich geschriebene Orts- und Revier-Namen richtig zu entziffern. Dergleichen sollte man doch ganz deutlich schreiben! Uebrigens sollen damit keineswegs manche andere, durch andere Um- stände verschuldete Druckfehler entschuldigt werden. D. Red. 400 - ben nachstehend mitzutheilen. — Dass ich von einigen Arten zahlreiche Nester gesehen, habe ich auf folgende Weise erreicht: Der bruchige Theil meines Jagdreviers ist “jetzt grösstentheils verkoppelt (ich sage, aber nur als Jäger, »leider !« da in Folge davon durch das Anlegen von Rieselwiesen der Urzustand der Brücher und Moore immer mehr ver- schwindet) und lässt nun jeder Bauer auf seinem Theile, den er noch nicht zu künstlichen Wiesen umgeschaffen hat, sein Vieh besonders hüten. Allen diesen Hirtenbuben gebe ich für jedes Nest, das sie mir zeigen, eine bestimmte Summe unter der Bedingung , dass sie selbst durchaus 'kein’s ausnehmen. Ich verliere dadurch mit oft vergeblichem Selbstsuchen keine Zeit und erreiche ausserdem, dass die Eier, deren ich für meine Sammlung nicht bedarf, ungestört auskommen, da sie von diesen Knaben nun in doppelter Hinsicht, einmal durch mein Jagdrecht, und zweitens durch Kauf als mein unverbrüchliches Eigenthum angesehen werden. — In Folge der Beschaffenheit dieser Gegend sind es freilich nicht eben viele Arten, die dort nisten. Der gelinde Winter scheint wiederum in den Zug der Vögel Un- regelmässigkeit gebracht zu haben. So fand ich am 21. December v. J. einen Flug von etwa 20 Sturnus vulgaris, auf Rieselwiesen Nahrung suchend. Aufgescheucht, fielen sie auf eine nahe Eiche und sangen und pfiffen, als ob es voller Frühling sei. Der in der letzten Hälfte des Februars plötzlich mit hohem Schnee eintretende strenge Nachwinter scheint darum der Vogelwelt im Allgemeinen um so weher gethan zu haben. Die Folgen machten sich besonders in der diesjährigen Brütezeit bemerklich. Mehrere Arten von Wasservögeln erlagen durch ihn auch den Nachstellungen der Menschen um so leichter. An der Aller hat ein einziger. Jäger während des Schnees einen Schwan, 38 Enten, 30 Säger und 2 Taucher geschossen. Welcher Art letztere gewesen sind, habe ich nicht ermitteln können, da ich diese Angaben zu spät von ihm 'er- halten habe. (Kein Sammler hat sie bekommen ; es sind nur ihre Federn benutzt! —) In meinem Reviere sind 41 Anas boschas und 1 Mergus merganser, mas., geschossen, und zwar an einem Bache, wo sonst nur des Abends Enten hin und wieder einfallen. Auch drei Gänse lagen eines Tages auf ihm, (der nur bei strenger Kälte theilweise zufriert,) und ein anderes Mal fünf Stück; es war aber nicht an sie zu kommen. Aus- serdem sind noch, ausser vielen Enten in benachbarten Revieren, in hie- siger Gegend, so weit ich es erfahren habe, erlegt: Eine Saatgans, Ans. segeium, mehrere Anas penelope, clangula etc. 401 Am 2. Mai waren sämmtliche Raubvogel-Horste, sowohl die, aus denen ich im vorigen Jahre Eier genommen habe, als auch alle übrigen noch unbesetzt. Die Bussarde besonders scheinen gelitten zu haben. Im März schoss ich bei dem tiefen Schnee einen vor Hunger gänzlich entkräfteten Bussard, der nur aus Haut und Knochen bestand! In diesem grossen Reviere, worin sonst so viele Paare horsteten, war am 10. Mai erst ein einziger Horst besetzt. Auch der in meinem vorigen Aufsatze erwähnte, im Laufe der Jahre so hoch aufgebaute Corvus corax- Horst blieb dieses Jahr zum ersten Male leer! — Doch mag auch eben das. Nehmen ihrer Eier mit dazu beigetragen haben, dass die Raubvögel sich anscheinend aus dieser Gegend weggezogen haben. Dass ihre erwach- senen Jungen ihnen erschossen werden, welches erst dann, aber all- jährlich, geschieht, wenn diese den Horst verlassen haben und auf den Zweigen stehen, scheint sie nicht davon abzuhalten, das folgende Jahr in derselben Gegend wieder zu brüten. Von allen Horsten, welche die Jäger kennen, kommen keine junge Raubvögel auf, da von diesen ohne Unterschied leider noch immer! die Fänge ausgelöst werden; selbst eine verhältnissmässige Anzahl von Krähenfüssen darf BRelgelagt TREE Am 41. März. Falco milvus und Am 4. April. Ciconia alba eingetroffen. (Von letzterem habe ich später mehrere Eier erhalten.) Am 17. April. Turdus viscivorus 4 Eier. Corvus corone 5, am 22. 2 und 2, am 1. Mai 3 und 6 bebrütete, am 5. 2 und 4 ebenfalls bebrütete Eier. Am 22. April. Scolopax gallinago 4, am 14. Mai 4, am 28. 4 stark bebrütete und Mitte Juni noch 3 frische Eier. Am 24. April. Sylvia luseinia eingetroffen. Corvus monedula 2 Eier in einer alten Eiche, am 5. Mai in derselben Eiche 2 bebrütete Gelege von 4 und 2 Stücken. Am 2. Mai. Oriolus galbula und Cuculus canorus singend. Lanius excubitor 5 Eier. Ciconia nigra 1 Ei auf dem Rande eines alten, aber neu zurecht gemachten Schreiadler-Horstes liegend, so dass wir es schon von unten, seitwärts vom Baume stehend, schimmern sahen, mit 2, offenbar durch die Fangzähne eines Marders gemachten Löchern. Das frische Ei war aber noch nicht geleert. Später ist kein Storch bei die- sem Horste mehr gesehen. Am 10. Mai 4 Eier aus einem andern Horste, aber wahrscheinlich von demselben Paare, dem das eben er- wähnte Ei gehört hat, da sich kein zweites Paar in diesem Reviere Naumannia. 1853. 26 402 hat sehen lassen. Vanellus cristatus d, am 5. Mai 4 und 3 variirende bebrütete, am 28, 4 Eier. Am 5. Mai. Corvus corax Junge, Fringilla coelebs und chloris fertige Nester, aber noch keine Eier (am 14. enthielt das erstere 5 Eier, das letztere war noch ohne Eier, also verlassen), Fringilla coelebs am 28. 3 und 5, am 30. 5, 2, 6 und 2 und 2 variüirende, am 5. Juni 2 Eier. Fr. chloris am 24. Mai 3, am 5. Juni 6 und 4 Eier. Das letztere Nest enthielt ein Kukkuksei von lebhaft blaugrüner Färbung, wodurch es sehr gegen die Grünfinkeneier abstach. Eerner am 5. Mai Turdus musicus 5 und 4 und am 14. 5 Eier. (Von den beiden am 5. gefundenen Nestern enthielt das eine am 14. 4 Junge, das andere mit 5, erst wenig bebrü- teten Eiern war verlassen.) Am 28. 2 und 2 Eier. Am 410. Mai. Picus major 4 Ei. Das Männchen auf dem Neste ge- fangen. Eine schadhafte Stelle dieses Eies war durch neue Schalenbil- dung von innen wieder geschlossen worden. Ein anderes Männchen wurde ebenfalls in einem Loche gegriffen, in das einfliegend es einige Tage früher beobachtet war. Während das zuerst erwähnte Männchen schon nach wenigen Axtschlägen an den Baum in das vorgehaltene Netz einflog, liess dieses sich auch durch das heftigste, länger fortgesetzte Klopfen nicht bewegen, sich zu fangen. Es wurde nun eine Schlinge vor das Loch gelegt und wiederum versucht, durch starkes Klopfen den Specht in diese zu jagen. Vergeblich! Verschiedentlich steckte er den Kopf durch, zog sich aber jedes Mal behutsam, ohne sich zu fangen, in . das Innere des Baumes zurück. Da ich ihn, ohne ihn zu tödten, durch- aus in Händen haben wollte, um über die Art ganz sicher zu sein, blieb mir nichts übrig, als brennenden Schwamm in seine Festung zu werfen; aber erst nach mehrmaliger Wiederholung dieses Mittels, verbunden mit starken Schlägen an den Baum, fing er sich endlich! Nachdem ich die- sen Bandspecht hinreichend betrachtet hatte, schenkte ich ihm die Frei- heit. Er flog auf eine starke Kiefer und lief sofort munter an ihrem Stamm hinauf. Eier fanden sich in seinem Nistloche nicht vor. Am 22. Mai 4 und am 27. 4 Eier, die am Fusse des Baumes lagen, worin sich das Nistloch befand. Zwei davon waren beschädigt. Auf welche Weise mögen diese Eier aus der Nesthöhle auf die Erde gekommen sein, wo die weiche Moosdecke glücklicher Weise zwei vor dem Zer- brechen geschützt hatte? Ferner am 10. Mai Falco buteo. Der erste besetzte Horst mit einem fast ungefleckten Ei! Falco milv. 3 bebrütete Eier in einem Horste, der im vorigen Jahre unbesetzt geblieben war. 403 Durch dieses Gelege habe ich ein Resultat bekommen, welches wenig- stens in diesem Falle der Beobachtung meines Freundes Baldamus wider- spricht, welche er in einer Bemerkung zu meinem vorigjährigen Auf- satze mittheilt, dass nämlich die schwächer gefärbten Eier (z. B. bei Milvus ater und regalis etc.) die zuletzt gelegten seien. Diese drei Eier befanden sich nämlich in einem sehr verschiedenen Stadium der Bebrü- tung. Das am schwächsten gefärbte, das grösste, war am stärksten be- brütet, also zuerst gelegt; das zweite, etwas lebhafter gefärbte, war weniger stark bebrütet (es enthielt noch keine Federanfänge, welche sich in dem schwach gefärbten bereits vorfanden), und das dritte, am lebhaftesten gefleckte Ei, zugleich das kleinste, war am wenigsten bebrütet, mithin das zuletzt gelegte! Am 42. Mai. Motacilla alba 3 und am 3. Juni 4 Eier. Am 14, Mai. Turdus merula 4 Junge und 4 bebrütete Eier, am 24. 2 Nester mit 1 Jungen und 4 angebrüteten Eiern, darunter 2 mit unvollkommener Schalenbildung, am 28. 4 Junge. Am 18. Mai. Columba oenas 2 Eier. Corvus glandarius 6 stark bebrütete und 6 frische Eier. Am 21. Mai. Ein Ei von Ag. naevia, resp. ein doppeldotteriges Königsmilanen-Ei, aus einem Horste, worin sich ein, etwa 14 Tage alter, Falco milvus befand, gefunden von Herrn Revierjäger Plock zu Ovel- gönne. Diese junge Gabelweihe wurde mir am 29. Juni lebendig über- sandt und befindet sich noch heute am Leben. Am 24. Mai. Sylvia curruca 2 und 5 bebrütete und am 28. des- gleichen 2 Eier. Parus cristatus 6 etwas bebrütete und am 17. Juni 6 frische Eier. Saxicola oenanthe 5, am 30. 6, am 3. Juni 3 und 4 Eier. Fringilla cannabina 4, am 28. 5 Eier, am 4. Juni 2 Nester mit Jungen und 4 Eiern, am 1. Juli 2 Eier., Alauda arvensis 2 Nester mit 4 Jungen und 3 bebrüteten Eiern, am 28. 4 Junge und 4 bebrütete Eier, am 5. Juni 4, 4 und 4 Eier, am 9. 4, 3 und 4 Eier, am 19. 4, am 27. 4 und 4 ziemlich bebrütete Eier, am 1. Juli 3, 4 und 5 Eier. Das zu dem letzteren Neste gehörende Männchen setzte sich häufig auf die Spitzen der Wachholderbüsche dieser offenen Bruchgegend, und schoss ich es endlich von einem solchen herunter, um zu sehen, ob es auch wirklich die Feldlerche sei, an der ich bisher diese Neigung, sich auf Büsche zu setzen, nicht bemerkt hatte. Von dem Weibchen habe ich es nicht gesehen. Ich las im Bechstein deshalb nach und fand dort, dass man diese Lerche auch in den grössten Waldungen anträfe, wenn 26 * 404 sie grosse Wiesen hätten, und dass sie sich hier auch auf die Bäume und Sträucher setze, welches sie im Felde nicht leicht thäte. Die mei- nige wird es gethan haben, um besser umherspähen zu können, da ich mehrere Stnnden lang in der Nähe des Nestes versteckt bleiben musste, ehe es mir gelang, mich zu überzeugen, welcher Lerchenart die Eier angehörten. Am 5. Juli noch 4 stark bebrütete Eier. : Von den oben erwähnten Hirtenknaben sind mir ausserdem 9 Lerchennester mit 3,2, 4, 4, 4, 3, 3, 4 und 5 Eiern gezeigt, welche Alauda cristata angehören sollten. Da ich einige Zeit hindurch verhindert gewesen war, mein Re- vier zu besuchen, so hatten sie aus Furcht, dass die Eier zu stark be- brütet werden möchten (sie wussten, dass ich gerne Haubenlerchen-Eier haben wollte), die Nester zugedeckt, die deshalb von den Vögeln ver- lassen waren. Obgleich die Knaben auf das Bestimmteste behaupteten, dass sie es genau gesehen hätten, dass diese »Tostlerchen« gewesen wären, und sie mir eine Menge anderer Nester als Alauda arvensis an- gehörend richtig gezeigt haben: so bleibe ich doch dieser Eier wegen zweifelhaft, weil ich mich nicht selbst habe überzeugen können, zumal eine Täuschung für diese Knaben leicht möglich war, da Alauda arvensis auch die Kopffedern zuweilen hebt und um so mehr, wenn sie so steht, dass der Wind von hinten unter ihr Gefieder weht. Ferner am 24. Mai Phyllopn. rufa 5 stark bebrütete Eier, Emberiza cirlus 3 angebrütete Eier. Am 28. Mai. Lanius collurio 2, 2, 2, 4, 4 und 5,Eier, am 1. Juni 40 Nester mit 5, 5, 5, 2, 3, 3, 3, 3, 5 und 3 Eiern, am 5. Juni 2 und 6, am 9. 4 und gegen Ende Juni 6 Eier. Sie weichen, wie. die meisten Eier, zum Theil unter sich sehr ab. Anthus arboreus 5, 5, d und 5 Eier, welche letztere stark bebrütet waren. Das Weibchen wurde auf ihnen gegriffen. Am 17. Juni 3 ebenfalls stark bebrütete Eier. Die vier ersten Gelege, in einer und derselben Gegend dicht bei einander in den Bülten des Moors gefunden (die Hirtenknaben nennen den Baumpiper darum auch Moorfink), haben eine röthliche Grundfarbe; das letzte da- gegen, welches in einer ganz andern Gegend gefunden ist, eine bläu- lich-graue.. Sylvia cinerea 4 und 4, am 4. Juni 5 und 5 und am.17. 4 Eier. Emberiza eitrinella 4 und 4, am 3. und 17. Juni 4 und 3 Eier. Saxicola rubetra 4 stark bebrütete Eier. Muscicapa grisola 4 und am 5. Juni 2 und 4 Eier. Regulus flavicapillus 6 stark bebrütete Eier. Aegialites minor 4 Eier und am 10. Juni 1. Sylvia phoenicurus 3 und 3 Eier. Parus caudatus 1, Parus major 6 Eier: 405 Am 5. Juni. Emberiza hortulana 5 sehr stark bebrütete Eier. Pi- eus viridis 4 Junge und 1 lauteres Ei. Am 10. Juni. Ein auf dem Grande an der Aller gefundenes Ei von Turdus viscivorus. Gehört demnach zu Turd. visciv. vom 17. April. Am 14. Juni. Hirundo riparia 4 Eier. Am 29. Juni. Budytes flava 4 Eier. Am 3, Juli. Falco palumbarius 4 Junge in einem alten Bussardhorste, Schliesslich noch einige Bemerkungen über das Präpariren und Auf- bewahren der Eier. Man nimmt jetzt nur seitlich. 'ausgeblasene Eier gerne in die Sammlung, d. h. solche, bei denen an einer und derselben Längsseite zwei Löcher sich befinden, das grössere unweit der Basis, das kleinere unweit der Höhe. Ungleich schöner aber sind die Eier präparirt, wenn man nur ein Löchelchen in eine Seite macht und dann mit einer Löthröhre, die man etwa eine Linie von der Oeffnung entfernt hält, Luft in das Ei bläst, wodurch es mit Leichtigkeit seines Inhaltes entledigt wird. Das Loch mache ich in das Ei mit einem Stahlbohrer, den ich, sowie dieses ganze Verfahren, der freundschaftlichen Gefällig- keit des Herrn Particulier Götz in Dresden verdanke. Das Loch wird auf diese Weise zirkelrund und es entstellt, selbst wenn es wegen stark vorgeschrittener Bebrütung gross hat gemacht werden müssen, das Ei keineswegs. Was nun die Aufbewahrung der Eier betrifft, so bin ich bei meiner Sammlung der Angabe in einem der Supplemente zum Oken’- schen Atlas gefolgt. Ich habe schwarz ausgeklebte Pappkästchen machen lassen und bewahre jedes Gelege in einem besonderen, in dem sich dann zugleich ein Zettel mit dem Namen, Fundort, Datum, der Satzzahl und eiwaigen sonstigen Bemerkungen befindet. Diese Pappkästchen werden wieder in grossen hölzernen Kasten bewahrt mit eingelassenem Falz, auf den ein Deckel genau passt, der etwa zu zwei Dritteln der Höhe des Kastens frei abgenommen werden kann. Diese hölzernen Kasten werden endlich »auf Nuth und Feder« in einen Schrank eingeschoben. Auf solche Weise sind die Eier möglichst gegen Licht, Staub u. s. w. geschützt. Sehr erwünscht wäre es übrigens mir und gewiss auch man- chem andern Anfänger, wenn erfahrene Oologen die beste und zweck- mässigste Art des Aufbewahrens der Eier bekannt machen wollten, und erlaube ich mir namentlich meinen Freund Baldamus an sein in dieser Beziehung mir früher brieflich gegebenes Versprechen hiemit freundlichst zu erinnern. Celle, den 9. Juli 1853. w.A. 2. Pralle 406 Zur Notiz. Es wird hier ein ganz weisser Staar, Sturnus vul- garis, lebend in einem Käfige gehalten, der im letzten Frühlinge aus einem Neste genommen ist, worin sich noch mehrere andere von ge- wöhnlicher Farbe befunden haben. Seine Pupille schimmert jetzt nur noch röthlich, während sie früher röther gewesen sein soll. w. A. E. Pralle. Ornithologische Miscellaneen. Von H. Gadamer. Berichtigung und Zusätze, Bei meinen Angaben der im nordöstlichen Schonen brütenden und vorkommenden Vögel, Naumannia II. Band, 3. Heft, haben sich einige Irrthümer (ob Schreib- oder Druckfehler?) eingeschlichen. Sie zu be- richtigen und die Angaben noch durch. einige hier brütende Vögel zu vermehren, ist meine Absicht. Sonach ist zu verändern: Fringilla coe- lebs, heckender Zugvogel; Fringilla montifringilla nur zur Herbst-, Win- ter- und Frühlingszeit; Fringilla cannabina, heckender Standvogel. Ein Theil der erstern, besonders Männchen, bleiben aber den ganzen Winter hier und ein Theil der letztern zieht wohl im Winter nach südlicheren Gegenden, allein der bei weitem grössere Theil der letztern bleibt das ganze Jahr als Strichvogel hierselbst. Loxia leucoptera ist nicht heckender Zugvogel in Schonen, obwohl er nach meiner Ueberzeugung in Skandinavien heckt. 1852 sah ich eine ganze Familie, alt und jung, schon im Anfang Oktober. — Columba Oenas, heckender Zugvogel. Fuligula mollissima brütet hier 1853. Zu den hier heckenden Zugvögeln ist noch hinzuzufügen: Tringa minuta und Gallinula porzana. Alauda alpestris auch dies Jahr geschossen und ein Ardea purpurea im südlichen Schonen *). Ciconia alba. 1852. Nach Zeitungsberichten gingen die Störche während dieses sehr warmen Sommers ausserordentlich weit nach Norden hinauf. Bis in der —— *) Die Ueberschrift der Angabe über die hier im- Frühjahr ankommenden Vögel ist unrichtig; es ist nicht das südöstliche, nn wie vorn angegeben wurde, das nordöstliche Schonen. 407 Upsalaer Gegend wiesen sie sich in Zügen. Dies mag aber weniger befremden, da er doch wenigstens in Schonen horstet, dagegen ist es mehr auffallend, wenn andere Südbewohner sich bis nach dem höchsten Norden verfliegen. So wurde im vorigen Jahre ein Pelecanus onocrota- lus in Lappland erlegt. Schade nur, dass nur der Kopf desselben gerettet wurde, um Zeugniss abzulegen, dass es wirklich ein solcher Vogel war, Skandinaviens Vogelfauna scheint sich überhaupt von Jahr zu Jahr zu vermehren, oder auch verursacht das jetzt hier mehr genaue Forschen, dass so mancher Vogel entdeckt wird. So hat man jetzt gefunden: Falco naevius, Saxicola rubicola, Turdus Naumanni, Columba Turtur, Sylvia sa- licaria. Auch Perdix coturnix rückt nördlicher vor; sonst nur im süd- lichen Schonen, findet sie sich nun im nordöstlichen, vielleicht auch in Blekinge. Alauda cristata dagegen ist bis jetzt noch nicht weiter vor- gerückt, als bis in's südliche Schonen, und auch dort noch selten. Turdus iliacus. Inn Herbste vorigen Jahres, als ich im nahe gelegenen Walde Ge- schäfte hatte, hörte ich auf einmal über mir ein furchtbares Brausen, verbunden mit einem scharf heulenden Laute. Dies erschreckte mich. im ersten Augenblicke, denn ich glaubte mich unterm Centrum eines fallenden Meteors zu befinden. Bald aber wurde das Räthsel gelöst, denn ich befand mich mit einem Male unter mehr als 10,000 Roth- drosseln, welche sich von einer enormen Höhe herabstürzend auf allen um mich befindlichen Bäumen auffielen. Dies Herabstürzen geschah in einer solch’ blitzgleichen Geschwindigkeit, dass ich die Vögel nicht eher sehen konnte, als bis sie auf die Bäume schlugen. In welcher Höhe mochten wohl diese Wanderer sich befunden haben? Scolopax major. Diese Schnepfenart scheint in ihrer Lebensweise am meisten mit S. Rusticula übereinzustimmen, denn so wie diese fällt sie oft in Wäldern (sogar trockenen) ein. Ich selbst habe sie fast jedes Jahr in dem nahe meiner Wohnung belegenen, trockenen Kiefernwalde angetroffen; auch in Kartoffelstücken trifft man sie zur Herbstzeit. Sie scheint demnach nicht so wie $. gallinula und gallinago die nassen Stellen zu lieben. Anser torquatus, Frisch. — Anas Bernicla, Linn. Zeigt sich während ihrer Zugzeit, besonders im Oktober, in gros- sen Schaaren an der hiesigen Küste, wo ich sie grosse Strecken habe 408 bedecken ‚sehen. Dass sie an sehr abgelegenen, wüsten Stellen brütet und sich aufhält, kann man aus ihrem zutraulichen Wesen schliessen, denn es gibt wohl keine Gänseart, welche so wenig scheu vor Menschen ist, als gerade diese. Kommt man zur Küste und sie ist auf dem Lande um zu grasen, so geht sie nur in's Wasser, schwimmt ein Stückchen fort und kommt, wenn man still steht, wieder bis auf wenige Schritte heran. Ich habe mehrere dieser Gänse auf solche Art geschossen. Auch - auf Booten lässt sie sich gewöhnlich auf gute Schussweite nahe kommen, auch oft, wenn mehrere Hunderte in einer ‘Schaar versammelt sind. Jedoch besser geht die Jagd, wenn nicht zu viele sich zusammenhalten. Sie lässt sich sehr leicht zähmen und nimmt dann mit dem vorlieb, was man zahmen Gänsen und Enten gibt, ja sie gewinnt ihre Gefangenschaft so lieb, dass sie nicht fortfliegt, auch wenn die Flügel nicht gestutzt werden, und verträgt sich sehr gut mit dem andern Geflügel. Ich hatte eine solche Gans lange gezähmt. Sie würde sich als Hausthier aufziehen lassen. Anser leucopsis ist mehr scheu, trifft man aber einzelne Individuen, so kann man auch sicher sein, zu Schusse zu kommen. Auch sie sam- melt sich in grossen Schaaren Ende September bis Ende Oktober. Von beiden Arten werden zu Tausenden hieselbst erlegt. Bemerkung über den Herbstzug der Hirundo rustica. Die Rauchschwalbe zieht nicht allein des Nachts, wie Viele behaup- ten, und auch nicht allein in grossen (compacten) Schaaren, sondern auch bei Tage und einzeln, wenigstens auf dem Lande. Ich meine mit com- pacten Schaaren solche, wie z. B. die der Turdus-Arten, dicht gedrängte. Die Ursache zu dieser Behauptung ist Folgendes: | Der Ort, den ich bewohne, liegt zwischen der Ostsee und dem Ifvesjö. Die Strecke Land zwischen diesen beiden Gewässern ist nicht bedeutend, aber cultivirt. Auf der entgegengesetzten Seite des Ifvesees nach Norden zu sind hohe Felsgebirge mit vielem Wald. Dies verur- sacht, dass eine zahllose Menge der verschiedenartigsten Vögel diesen Landweg wählen, wenn sie hier ankommen und wenn sie im Herbste wieder fortziehen. Unter andern Vögeln waren es seit 10 Jahren die Schwalben, welche im Monat September in einem kurzen Zeitraume, jederzeit in Menge, so dass es auffiel, am Tage von Norden nach Südwesten fortzogen. Auch im September des vorigen Jahres (1852) gewahrte ich dasselbe. Alle 409 kamen von Nord oder Nordost und flogen, ohne sich aufzuhalten, gegen Südwest, und ohne dass ich je eine derselben eine Wendung hätte ma- chen sehen. Dies ist besonders der Fall von ungefähr 3 bis Y 7 Uhr Nachmittags. Vorher sammeln sich wohl viele in der Gegend um meine Behausung, um Nahrung zu suchen, aber gegen 3 Uhr beginnt der eif- rigste Zug vorwärts. Dass man diese Vögel sich in Masse auf Dächern und im Rohre der Teiche des Abends niederlassen sieht, bestärkt noch mehr den Glauben für den Tageszug. Dies sind nicht allein die in der Gegend gebornen und heimischen Schwalben, sondern auch reisende, welche dort zur Nacht ausruhen und Nachtlogis suchen. Auf grössern Strecken freien, offenen und cultivirten Landes ist dieses Fortziehen nicht so in die Augen fallend, weil man dort jederzeit Schwalben sieht; hier dagegen, in der Nähe meines Hauses, wo kaum 3 Paar Schwalben brüten, ist es sehr sichtlich. Sie kommen aber, wie ich schon oben sagte, nicht in gedrungenen Massen, so wie die Staaren und Drosseln, sondern zerstreut — von einer Schwalbe zur andern ist immer ein leerer Raum von 20—50 Schritten nach allen Richtungen hin, so dass man ein Netz von Schwalben über den ganzen Himmel gezogen sieht. Am 23. September stand ich nur eine Viertelstunde von meinem Hause und rechnete auf einer Breite von ungefähr 300 Schritten 3002 Rauchschwalben, welche so Eile hatten, dass sie sich nicht einmal Zeit liessen, ein Insekt zu fangen. Ob sie, wenn sie das Meer passiren, in gedrungenen Schaaren ziehen, darüber habe ich keine Erfahrung, ich bezweifle es jedoch; noth- wendig müsste die Luft, trotz ihres langgestreckten Baues und der den Schwalbenarten sonst auch eigenen Stärke und Kraft, ihnen zu viel Widerstand leisten. Zöge sie in gedrungenen Schaaren, würde dieses Vögelchen eine so weite Reise nicht aushalten können. Suchen doch die Kraniche und Gänse, sowie manch’ andere Vögel, die Keil- oder Winkelform, weil sie die Luft dadurch besser durchschneiden. Und was das Fortziehen bei Nacht angeht, so wüsste ich keine Ur- sache, warum sie des Nachts ziehen sollten. Dass die, welche sich am Abend auf Dächern und im Rohre niederlassen, bei Tagesanbruch fort- ziehen, ist wohl ziemlich sicher. Am Abend darauf nimmt eine neu an- gekommene Schaar wieder auf derselben Stelle ihr Nachtlogis, und so geht es fort, bis der letzte Zug angekommen. Daher kommt es, dass man versucht wird zu glauben, dass sie des Nachts ziehen, Oder hat Jemand sie bei Nacht fortziehen gesehen oder gehört? 410 Beobachtung über den Kleiderwechsel der Vögel im gefangenen Zustande. Wenn es uns einmal gelingt, eines weniger gekannten Vogels hab- haft zu werden, glauben wir oft dadurch Gelegenheit zu bekommen, den Wechsel seiner Kleidung, »das Winter- oder Sommerkleid« oder die Uebergänge von jung zu alt, observiren zu können, wenn man sie ge- fangen hält. So auch sagt einer unserer schwedischen, hochgefeierten Ornithologen, »dass das einzige Mittel, diese Farbenunterschiede zwischen jung und alt sicher kennen zu lernen, darin bestehe, die Jungen aus dem Neste zu nehmen und zu erziehen und sie von Jahr zu Jahr zu beobachten.« So sicher auch dieser Weg immer zu sein scheint, so ist er doch sehr trügerisch, welches ich an mehreren lebenden, gefangenen Vögeln Gelegenheit gehabt habe zu erfahren. Und dennoch bediente ich mich einer im Freien stehenden Voliöre, weil ich glaubte, sie dadurch am wenigsten den Verlust ihrer Freiheit fühlen zu lassen. Doch auch dies Verfahren rechtfertigte sich nicht. | Im Winter 1851—52 fing ich eine Emberiza nivalig, ein schönes, altes Männchen, in schönster, vollkommenster Wintertracht. Nun wusste ich, dass das Sommerkleid desselben schwarz und weiss sei, das Weisse mit sehr schwachem rosenrothem Anfluge; ich hatte aber im lebenden Zustande dies Kleid noch nicht gesehen. Wie erwünscht war es mir da nicht, einen lebenden Vogel zu erhalten. Sehnsüchtig betrachtete ich ihn fast täglich, um ihn das Winterkleid ablegen zu sehen; wie sehr ich aber auch verlangte, so machte er mir dies Vergnügen nicht, denn ob- wohl schon ein Sommer verflossen, prangt er doch noch jetzt im rein- sten Winterkleide. Das Einzige, welches ich zu bewundern Gelegenheit hatte, war sein schöner Gesang, der durchaus nicht dem einer Emberiza glich, und sonach auch dadurch seine Umtaufe in Pleetrophanes rechtfertigt. Im Zimmer hielt ich mehrere Loxia pythiopsittacus. Dies waren 3 rothe Männchen. Ich besass sie über 5 Jahre. Zwei derselben gingen allmählig von roth zu gelb über und wurden zuletzt ganz gelb, mit grün- lichem Anfluge an mehreren Partien des Körpers; der dritte aber be- hielt sein rothes Kleid bis er, 4 Jahre alt, starb. Ein Weibchen von Fringilla linaria hatte, als es gefangen wurde, einen karmoisinrothen Scheitel, im Vogelbauer wurde er pomeranzengelb, ohne die geringste Röthe. | Andere Vögel, Fringilla carduelis, Pyrrhula vulgaris u. v. a. werden 411 oft schwarz, auch wenn sie so nahe am Fenster stehen, dass sie fast den ganzen Tag Sonnenlicht geniessen. Wir sehen daher, wie unsicher dieses Verfahren ist. Was für Mängel würden da bei ihrer Beschreibung vorkommen! Nein, in Gottes freier Natur wollen diese lieblichen Geschöpfe betrachtet sein — belau- schen wir sie dort und die wenigsten Fehler in ihrer Historie werden begangen werden. — Anas querquedula. Das Weibchen dieser kleinen, schönen Ente wird gewöhnlich so beschrieben : »Scheitel schwarz, mit rostbraunen Federbrämen; Rücken, Schultern, Bürzel schwarzbraun etc.«< So waren auch alle beschaffen, die ich geschossen habe. Im Frühjahre 1850 fing ich aber ein solches in einer Laufdohne, welche ich gestellt, um Machetes pugnax für meine Sammlung zu fangen. Bei dieser war das Schwarze des Scheitels hie und da mit schönen, grünen Federn vermischt. Man konnte diese Farbe auch sehen, ohne dass man sie changiren liess. Zur ferneren Beobachtung sperrte ich sie in einer Lache ein, nachdem ich zuvor einen Flügel gestutzt hatte. Die Krähen aber tödteten sie und zu spät ärgerte ich mich, dass ich sie nicht sogleich conservirte. Ein sehr altes Weibchen war es wohl, — denn dass es ein Weibchen war, ist darum um so sicherer, weil es ein Ei gelegt hatte während es in der Dohne sass. Ueber das der Bekassine — Scolopax gallinula — eigene Meckern. In einer Gegend lebend, wo die Bekassine kaum 150 Schritte von meinem Hause auf einer Torfwiese brütet, habe ich jährlich Gelegenheit gehabt, sie während des Augenblickes zu beobachten, wenn sie den meckernden Ton hören lässt, Gerade darum, weil dieser Punkt noch nicht im Reinen ist, legte ich mich mit Fleiss darauf, die Ursache zu erforschen. Ob es mir gelungen — mögen fernere Beobachtungen Anderer be- stätigen. Mit Hülfe meines guten Fernglases habe ich ganze Stunden lang den Vogel im Auge gehabt, wobei mir Folgendes aufliel: Die Bekassine verändert während der Paarzeit, so wie manche an- - dere Vögel, ihren Flug. Man sieht sie flatternd in der Luft schweben 412 und in dem Augenblicke, wo sie meckert, sich nicht unbedeutend (nach dem Augenmaasse vielleicht 5—6 Ellen) senkrecht herablassen. Bei dieser Procedur bemerkte ich, dass ihr Schwanz sich ziemlich scharf nach unten bog und dass die Flügel, in einer eigenen Haltung (wie die Flügel des Totanus hypoleucos gebogen), in eine stark zitternde oder vibrirende Bewegung geriethen. Mein Glaubensbekenntniss ist nun dieses: Vermöge dessen, dass die Bekassine den Schwanz ausgespreizt nach unten beugt und mit den vibrirenden Flügeln, so zu sagen, die Luft unter sich schlägt, dringt die Luft zwischen Flügel und Schwanzfedern hindurch und die Cavität zwi- schen den Flügeln und dem Schwanze (ein natürlicher Fallschirm) reco- chirt sie und setzt in diesem Augenblicke alle Federn des Schwanzes und der Flügel in eine entgegengesetzt vibrirende Bewegung, und dies bewirkt den heulenden oder meckernden Laut, welcher durch stärkere oder schwächere Vibration modulirt wird. Bechstein glaubte, dass dieser Ton durch die Kehle bewirkt werde, und manche Andere wollen sie. sogar den Laut sitzend auf der Erde hervorgebracht haben sehen! Dies beruht aber sicher ‚auf einem Irr- thum, denn — während vielleicht eine auf der Erde sitzende Bekassine beobachtet wurde, schwebte eine andere ungesehen in der Luft und meckerte. Man wurde vielleicht noch mehr in diesem Glauben bestärkt, da man die auf der Erde sitzende Bekassine mit ausgespreiztem Schwanze hin und her springen sah; dies bewies aber nur, dass sie selbst die fliegende sah, und äusserte sie auf diese Art ihre Brunst oder ihren Zorn. Etwas ganz Anderes ist es mit ihrem wirklichen Balzlaute : gicko, gicko, gicko! welcher aus der Kehle kommt und den sie meines Wis- sens auch nur auf der Erde sitzend von sich gibt. Dieser Laut ist ein Liebesgesang oder Ständchen, theils um das Weibchen herzuzulocken oder um es zu umgaukeln, wobei das. Männchen mit hängenden Flügeln und ausgespreiztem Schwanze umherstolzirt. Dass obengenanntes Meckern nur durch die Schwanzspitzen bewirkt werde, ist nicht so wahrscheinlich, da das senkrechte Herabfallen des Vogels in diesem Augenblicke nicht so hastig geschieht, wie man voraus- setzen dürfte, wenn sie es allein bewirken sollten. Auch spricht die geringe Steifheit der Schwanzfedern nicht dafür; ich würde dazu die Schwanzfedern eines Spechtes für nöthig erachten. Uebrigens geschieht das Meckern nicht allein in der Paarungszeit, denn einzelne Bekassinen habe ich noch im August, selbst Anfang September, meckern hören, — 413 dies jedoch nur bei sehr warmen, sonnenhellen Tagen und dürfte dies nur als eine Uebung oder Belustigung derselben betrachtet werden. Einen ähnlichen Laut, wie das Meckern der Bekassine, kann man hervorbringen, wenn man ein dünnes Lineal an einen ellenlangen Bind- faden befestigt und so das Lineal in der Luft recht schnell Kreise be- schreiben lässt*). Dies kann man als einen Beweis betrachten, dass der Laut nicht durch die Kehle kommt. Zuletzt bemerkte ich noch, dass das Meckern nur dann gehört wird, wenn der Vogel sich senkt, niemals aber, wenn er wieder höher steigt, welches der aufmerksame Zuschauer sogleich wahrnehmen wird. Ich habe mich nun über dieses Thema ausgesprochen und das ge- zeigt, was meinen Glauben bestärkt hat, und bitte Jeden, welcher Ge- legenheit hat, diesen Vogel beobachten zu können, genau auf die Punkte zu achten, welche ich genannt. Kann man mir gültigere Aufklärung geben, bin-ich sogleich bereit, meine Meinung zu ändern. Naumannia steht ja Jedem offen, der mit Lust und Liebe in die Geheimnisse der Natur einzudringen versucht, und durch Zusammenstellung vieler Mei- nungen kann es vielleicht gelingen, über noch manche Sache Licht zu gewinnen, die jetzi noch unsern Augen verschleiert ist. Was ich also gesagt, sehe ich durchaus noch. nicht als eine bewiesene Sache an, — so ist nur meine Meinung und — so lange ich nicht eines’Bessern be- lehrt werde — auch meine Ueberzeugung. Scolopax rusticula. Nicht bloss in Deutschland; sondern auch in unserem kalten Norden geschieht es -bei schönen, langen Spätherbsten, dass die Waldschnepfe sich hier im Herbste sehr lange aufhält. So sah ich im Jahre 1850 am 2. Dezember noch 2 Waldschnepfen und, wie mir ein sehr glaubwür- diger Mann, Herr Graf D., versicherte, hat man an mehreren Stellen in Schonen überwinterte Schnepfen getroffen. Rallus aquaticus. Dieser Vogel ist in Schweden ziemlich selten, wird aber jetzt häu- figer hier bemerkt, als sonst. Im vorigen Jahre (1852) hielten sie sich bei ihrem Herbstzuge sehr lange hier auf, so dass noch am 17. und 29. November 2 Stück geschossen wurden, die ihren Wohnplatz auf einem Herrenhofe in ein Paar Haufen Kieferreisig aufgeschlagen hatten. *) Ein in der That täuschend ähnlicher Ton! B. 414 Charadrius hiaticula. Auch hier an unserer Ostseeküste legt der Vogel seine Eier ent- weder auf das die Küste bedeckende Kiesgerölle oder, wie es nament- lich bei dem Dorfe Ahus der Fall ist, ziemlich weit vom Strande auf todten Flugsand. Seine Eier habe ich niemals mit grünlichem Scheine gefunden, son- dern allezeit bleich 'graugelb, fast chamoisfarben, mit kleinern und grössern schwarzen Flecken. Abnormi- täten, welche bei den Eiern wilder Vögel seltener vorkommen mögen, hatte ich Gelegenheit, an einem seiner Eier zu sehen. Es hatte beistehende Form und war sehr dünnschalig, denn als ich es ausblasen wollte, ging es unter meinen Fingern entzwei. Sterna hirundo und Sterna arctica, Temm. (Sterna macrura.) Auf den nahe gelegenen kleinen Inseln der Ostsee heckt Sterna hirundo nicht. Sie hält sich an die Landseen, besonders solche, welche an Torfwiesen stossen, in Gesellschaft mit St. nigra. Dort legt sie ihre Eier auf aus Carex und Stratiotes u. s. w. gebildete schwimmende In- seln. Auf ®rstgenannten Inseln des Salzsees heckt dagegen St. arctica in Hundertzahl, wo sie ihre Eier auf’s Kiesgeröll oder auf Steine legt. Mergus albellus. In dem von Herrn Kjärbölling in Kopenhagen aufgeführten Verzeich- nisse der seltenern Vögel Dänemarks erzählt er unter Anderem, dass er von Mergus albellus meist nur Männchen und nie Weibchen und Junge erhalten habe. Hier an der Küste zwischen Cimbritsham und Sölfvesborg findet man fast das Gegentheil, denn hier kommen meist nur Weibchen vor. Einen Beweis dafür gebe, dass in den 11 Jahren, welche ich in Schweden verlebt habe, nur 5 Männchen dieser Sägerart erlegt worden sind; Weibchen dagegen erhält man in jedem Jahre und gewöhnlich auch in Mehrzahl. Auch im strengsten Winter halten sie sich hier auf und theilen mit Mergus merganser und serrator die an den Küsten offenen Stellen und die Flüsse, welche sich in die Ostsee ergiessen. | Larus canus und argentatus, An hiesiger Küste, besonders bei stürmischem Wetter, besuchen beide Mövenarten frisch gepflügte Aecker, wo sie Regenwürmer und die 415 Larven des Maikäfers aufsuchen, Bei solcher Gelegenheit habe ich bis an 50 Stück auf den Aeckern herum promeniren gesehen. Oft 14 Tage lang halten sie sich bei Tageszeit dort auf und suchen nur bei Nacht ihr Quartier auf den aus dem Meere hervorragenden Felsblöcken. | Strix passerina. Der Winter 1843—44 brachte unter andern hier in Schonen sel- tenen Vögeln auch oben genannte kleine, nette Eule in ziemlicher An- zahl hieher, und man sah sie den ganzen Tag, auch bei dem hellsten Sonnenschein, in den Gärten auf Sperlinge Jagd machen. Es gelang mir, eine solche lebend zu erhalten, und ich hatte sie einige Monate im Käfig. Sie machte mir viel Vergnügen. Sie ist ein unruhiger Vogel und verläugnete darin gar sehr die Eulennatur, denn den ganzen Tag hindurch war sie in Bewegung, nach Art der Papageien mit Hülfe des Schnabels und der Füsse im Gebauer herumkletternd. Sie ward sehr zahm und nahm kleine, geschossene Vögel aus der Hand und verspeiste sie, auch wenn man bei ihr stand. Sah sie Hunde oder Katzen, so sträubte sie die Federn und dann wiesen sich auch kleine Federohren oder Erhöhungen über den Augen. Ihre Stimme war sehr scharf. Strix Tengmalmi, Gml. (Strix dasypus, Bechst.) Auch diese Eulenart fand sich unter vorgenanntem Winter in be- deutender Anzahl hier ein, und auch eine solche hatte ich lebend, In ihrer Lebensweise ist sie der gerade Gegensatz zu voriger, denn auf's Aeusserste durch das Tageslicht geblendet, sass sie am Tage immer still und schlief; sobald aber es zu dämmern anfing, ward sie lebhaft und munter, belästigte mich aber so durch ihr ewiges, unangenehmes Ge- schrei, dass ich sie tödtete und conservirte. Trifft man sie bei Tage in freiem Zustande, so kann man sie leicht dadurch fangen, dass man ihr eine, an einen Stock gebundene Schleife über den Kopf zieht. In der Gefangenschaft frass sie nur, wenn sie sich allein glaubte; am liebsten des Abends. Sie griff wohl den Vogel, den man ihr unter die Fänge hielt, blieb aber dann, mit demselben in den Krallen, oft 4 bis 5 Stunden lang sitzen, ehe sie sich bequemte, ihn zu verspeisen. Caryocatactes guttatus. Wird im gefangenen Zustande sehr zahm und gewöhnt sich, aus und ein zu fliegen. Zur Herbstzeit geht er hier auf Waldwegen dem 416 Miste der Pferde und Kühe nach, aus welchem er Insekten, sowie auch unverdaute Getreidekörner herausliest. Auch Eicheln und Vogelbeeren (Sorbus aucuparia) verzehrt er. Im gefangenen Zustande ist er omnivor. Er kommt aber nicht jedes Jahr hieher. Während 11 Jahren habe ich ihn zweimal in Menge und einmal einzeln beobachtet. Wahrnehmung über das Brutgeschäft der Vögel im Allgemeinen, und einiger namhafter. Die Eier, welche bebrütet werden, sollen einer steten, gleichblei- ; benden Wärme ausgesetzt sein, wenn der Keim zum Jungen in’s Leben treten soll — so ist wenigstens der Glaube — und dies wird meisten- theils, mit wenigen Ausnahmen, durch die auf den Eiern liegende Mutter bewirkt. Auf die Erhaltung dieser gleichmässigen Wärme gründet sich auch das Ausbrüten der Eier auf künstlichem. Wege, so wie man es hauptsächlich in Aegypten betreibt. — Wie erklärt man da aber diese gleichmässige Wärme, z. B. bei der Columba turtur, da ich deren Eier, unter dem Neste stehend, oft durch dieses hindurch sehen konnte ? Sollte da der Luftzug von unten nicht nachtheilig wirken? — Und doch wer- den die Eier ausgebrütet. Oder wie erklärt man es, wie ich hier auf den kleinen Inseln der Ostsee vielfach gesehen habe, dass Sterna arctica ihre Eier auf das Steingeröll so nahe an’s Wasser legt, dass sie von Zeit zu Zeit Ueberschwemmungen ausgesetzt sind, — und doch kommen Junge aus diesen Eiern. Vorgenannte Ueberschwemmungen kommen theils von einem momentanen Steigen des Wassers, theils bei Sturm, da Wellen oft weit heraufschlagen. Wenn ich Jagdexkursionen auf genannten Inseln machte, sah ich ‚oft Fuligula fusca und Mergus serrator, dürch Schüsse aufgeschreckt, die Eier auf Stunden lang verlassen, ohne dass sie gewagt hätten, sie während eines so langen Zeitraumes auch nur einige Minuten zu wärmen. Hat Fuligula fusca so viel Zeit, wenn sie das Nest verlässt, so deckt sie freilich die Eier mit Dunen; — aber wie oft hatte sie wohl Zeit dazu, wenn sie z. B. unter meinen Füssen aufstand und die Flucht ergriff! Und doch habe ich mich überzeugt, dass auch diese Eier ausgebrütet wurden. Be: Einmal nahm ich die 5 Eier der Fringilla cannabina, legte sie in eine Schachtel, gefüllt mit Baumwolle, trug sie fast einen ganzen Tag mit mir herum und fuhr zuletzt beinahe eine Meile weit nach Hause. 417 Dort legte ich sie einem Kanarienweibchen unter und nach 6 Tagen hatte ich 4 Junge. Ä So wie ich glaube, ist das gefährlichste Stadium des Erkaltens für das Ei just da der Keim zum Leben kommt; denn so lange das Ei ganz unbebrütet ist, hat Wärme oder Kälte (nicht Frostkälte) beinahe keinen Einfluss auf dessen Entwickelung, und ich glaube, dass auch das dritte Stadium des bebrüteten Eies nicht mehr sehr gefährlich für dasselbe sein kann, da der junge Vogel im Ei schon selbst einen grossen Grad Wärme besitzt, welcher der brütenden Mutter längere Zeit entbehren kann. Be- weis dafür gibt uns z. B. ein brütendes Haushuhn oder ein Kanarien- vogel. So lange das Ei noch unbebrütet ist, geht der Vogel oft lange vom Neste; hat er aber angefangen zu brüten, da sieht man, wie be- sorgt er ist, die Eier nicht kalt werden zu lassen; nähert man sich, so fliegt er erst vom Neste, wenn man ihn greifen will; geht man zurück, so beeilt er sich, wieder auf dasselbe zu kommen. Beim dritten Stadium, oder, wo der Embryo so ausgebildet ist, dass der’ Vogel nach wenigen Tagen das Ei verlässt — sieht man die Mutter oft längere Zeit auf den Eiern stehen, um sich abzukühlen, oder auch verlässt sie das Nest auf kürzere Zeit, ohne davon getrieben zu werden, was ich an Fringilla cannabina sah. Sonach ein Beweis, dass die Wärme nicht in einem sol- chen Grade mehr nothwendig ist, als im zweiten Stadium. —. Wir haben mehrere Exempel von Vögeln, welche ihre Nester sehr schlecht oder auch gar keines bauen. Mehrere das Meer bewohnende Mövenarten legen ihre Eier auf Steine, welche aus dem Meere hervor- ragen — ganz ohne Unterlage ; Caprimulgus europaeus legt sie auf blosse Erde; und die Geschlechter Otis, Charadrius, Vanellus, Sirepsilas, Hae- matopus, Numenius, Tringa, Machetes, Totanus, Limosa, Scolopax u. m. zeigen sich vor unsern Augen auch als Stümper im Bauwesen. Pica varia, Gessn. Das Erste, was mir von diesem Vogel in die Augen fiel, als ich Schweden betrat, war seine. geringe Scheu vor Menschen, — im Gegen- satze zu unserer deutschen Elster. Hier ist dieser Vogel weit häufiger und wählt nicht, wie in meiner Mutterprovinz (Schlesien), ihre Brutplätze auf hohen Bäumen (ich sah sie bis an 40 Ellen hoch). Hier. kann man sie fast in jedem Baumgarten oft nur 3—4 Ellen hoch ihr Nest anlegen sehen. Sie ist hier so wenig scheu, dass sie nur wenige Schritte vor Menschen herumspaziert, ja — Naumannia, 1853. 27 418 ich sah sie sogar auf dem Pfluge eines Bauern sitzen, während er pflügte, und nur, wenn sie einen Wurm sah, herabspringen, um ihn zu greifen, um auch sogleich ihren Stand wieder einzunehmen. Es war dies keine gezähmte. Unter Vieh- und Schweineheerden säh ich sie oft, wo sie beiden sehr wohlthätig zu sein schien, denn dem Rindvieh hackt sie die Larven der Oestrus bov. heraus oder liest den Schweinen die bekannten Sechsfüssler ab. — Auch in Kieferwälderä habe ich sie ihr Nest anlegen sehen. Die Ursache, warum die Elster so wenig scheu ist, berichtete man mir so: dass sie hier dieselbe Protektion .geniesse, wie bei uns der Storch. Dies soll,_ so wie bei uns, auf einem Aberglauben beruhen, in- dem das Volk glaubt, dass es Glück bei der Kindererziehung mit sich führe, wenn man ihr am Hause ein Plätzchen gönne. Auch noch auf andere Weise ist sie dem hiesigen rohen Bauern von grossem Gewicht. Man nagelt sie über die Stände der Pferde, damit diese nicht behext werden können. In der Nähe ihres Nestes, in Wäldern, führt sie beständig Krieg mit den Krähen, da diese ihnen das Baumaterial fortrauben wollen. Letz- tere werden aber gewöhnlich durch die Elstern in die Flucht geschlagen. Auch schelmisch kann sie sein. Mein Hühnerhund lag vor dem Hause und schlief in der Sonne. Ein Paar Elstern belustigten sich mit ihm da- durch, dass sie heranschlichen und ihn in die Ruthe hackten. Sie trie- ben ihr Spiel so lange, bis Karo mürrisch wurde und unter sie fuhr; er konnte ihrer aber nicht eher los werden, als bis er selbst aufstand und in's Haus ging. Falco tinnunculus. Der gewöhnlichste aller skandinavischen Falken wird, wenn man ihn aus dem Neste nimmt, äusserst zahm, so dass er fast seine ganze Wild- heit verliert. Ich sah in Arup zwei solche, ein Männchen und ein Weib- chen, die ihrem Besitzer viel Vergnügen machten. Nachdem sie über- wintert worden waren, liess man sie im darauf folgenden Frühjahre frei fliegen, da sie das weite Feld besuchten und sich Nahrung verschafften. Wollte man sie sehen, so rufte oder pfiff man, — oder waren sie so weit entfernt, dass sie es nicht hören konnten, so rufte ein Gewehrschuss sie sogleich herbei, und mit grosser Eile und noch grösserem Geschrei setzten sie sich ihrem Eigenthümer auf den Hut oder die Hände, Sie erinnerten sich, .dass sie allezeit einen Vogel oder etwas Anderes er- hielten, wenn sie einen Schuss gehört; desshalb waren sie auch sogleich 19 um ihren Herrn, sobald sie ihn nur gewahrten. Bis in sein Zimmer folgten sie ihm — mit einem Worte — sie waren durchaus nicht scheu. Zuletzt wurden sie von einem hungrigen Taubenhabichte abgewürgt und verspeist. Durch ihr grelles Jammergeschrei werden sie lästig und passen da- her nicht zum Stubenvogel. - Strix Bubo. Ich besass einen Strix Bubo, um ihn zur Krähenhütte zu benutzen, Dicht an seinem Käfig, nur durch ein Holzgitter getrennt, hielt ich 2 Falc. palumbarius, ein altes und ein junges Männchen. Letzteres griff das junge, ward aber selbst einige Tage darauf vom Uhu abgewürgt und verspeist. Wahrscheinlich hatte er seinen Nachtstand zu nahe am Gitter genommen. Trolle-Ljungby in Schweden, im Juli 1853. HM. Gadamer. Beiträge zur Oologie und Nidologie. Von E. Baldamus. Die Oologie hat bekanntlich seit einem Decennium bedeutende Fortschritte gemacht. Durch J. F. Naumann und Ludw. Thienemann zu- erst wissenschaftlich und künstlerisch behandelt, hat sich ihr Studium zahlreiche Freunde und Förderer gewonnen. Die Möglichkeit des Ab- satzes hat die Reisenden zum Theil mit veranlasst, grösseren Eifer und grössere Sorgfalt auf das Sammeln, Präpariren und Bestimmen der Vogel- eier zu verwenden, wo etwa das eigene wissenschaftliche .Interesse an der Fortpflanzungsgeschichte der Vögel nicht entscheidend war. In der That hat sich in.Folge dieser Wechselwirkung ein lebhafteres und allge- meineres Interesse an der Oologie, sowohl unter den Ornithologen von Fach, als unter den zahlreichen Liebhabern, seit jener Zeit entwickelt, als man damals hätte vorhersagen mögen, und wir sind nahezu an dem Zeitpunkte angelangt, wo genügendes Material für eine vollständige Be- arbeitung der Nidologie und Oologie der europäischen Vögel vorhanden sein wird *). | t *) Wenigstens der wirklich europäischen Vögel, d.h. deren Brüte- er 420 Dies die innere ‚Veranlassung zur Mittheilung der neuern Ergebnisse des Studiums der Oologie. Eine äussere hat sich dem Verf. in dem Eintreffen mehrerer interessanter Eiersendungen aus Algier, Spanien, Egypten, Südrussland und besonders aus St. Petersburg — reiche Re- sultate der grossen, wissenschaftlichen Reise des K. R. Staatsrathes, Dr. von Middendorff, in Sibirien — sowie in der nicht genug zu rüh- menden Liberalität dieses ausgezeichneten Gelehrten, mit welcher er sein grosses Reisewerk benutzen zu dürfen gestattete, vornehmlich darge- boten. Eine vollständige Uebersicht des jetzigen Standpunktes der Oologie behalten wir uns zum nächsten Hefte vor und gehen jetzt zu dem Ein- zelnen über. k Zunächst tragen wohl manche Eier in manchen Sammlungen den Namen Ag. imperialis, die diesem Vogel nicht angehören. Vor c. 10 Jahren erhielt Herr Prof. Naumann 9 Stück dieser Eier sammt dem auf und neben dem Horste erlegten Elternpaare durch den Herzogl. Förster der A. Cöthen’schen Besitzungen in Taurien. Jetzt hat derselbe wieder- um 3 Stück Eier nebst den dazu gehörigen Vögeln mitgebracht. Ich werde, da ich diese nebst andern, eigentlich für mich gesammelten und mir von dem jetzigen Besitzer versprochenen Eier noch nicht erhalten habe, eine ausführliche Beschreibung derselben im nächsten Hefte mir vorbehalten. Was die Eier der Aguila pennata betrifft,. so sind entweder die Abbildungen bei Thienemann, die Exemplare des Pesther Museums und der reichen Suite des Herrn Grafen Wodzicki authentisch, — und dann gibt es in Europa noch einen andern kleinen Adler (Aquila minuta ? Brhm) — oder es liegt hier ein interessanter Irrthum vor, und die runden, weissen Eier der Sammlung des Herrn Grafen Dzieduszycki und der meinigen gehören A. pennata. Dass sich ein so ausgezeichneter Kenner und Beobachter wie Graf Wodzicki in so vielen Fällen getäuscht haben sollte, erscheint durchaus unwahrscheinlich. Andererseits aber unter- scheiden sich die ovalen, feinkörnigen, meist lebhaft und entschieden ge- zeichneten Eier seiner Aq. pennata so bedeutend von den fast runden, bläulichweissen, grobgekörnten und zeichnungslosen in der Sammlung des Grafen Dzied. und der meinigen (— ich besitze zwei aus Spanien zonen ganz oder einem guten Theile nach in Europa liegen, nicht jener welche unsern Erdtheil nur sporadisch und selten einmal besuchen oder ausnahms- weise an seinen äussersten Grenzen brüten, obschon auch derartiges Material in neuester Zeit reicher geworden ist. 421 und zwei aus NW.-Afrika —) und letztere sechs stimmen so völlig in Allem überein, dass — meiner Ueberzeugung nach — nicht daran zu denken ist, so specifisch verschiedene Eier einer Species zuzuschreiben *). Die Eier von Buteo lagopus**) sind von denen des B. vulgaris in den meisten Fällen ebenso wenig zu unterscheiden, als die des Milv. parasiticus von den europäischen Milvus-Arten. Die von P. Pässler (Naum. 1853. 2. Heft, p. 151) angegebenen Unterscheidungsmerkmale sind, besonders bezüglich des letzteren, durchaus nicht stichhaltig. Ueber die Eier von Elan. melanopterus ist wohl noch zu wenig Material vorhanden, um ein sicheres Resultat festzustellen. Die von F. islandicus sind stets verhältnissmässig bedeutend grös- ser, als die von candicans, sonst in Gestalt und Färbung ebenso varii- rend als diese. Ein F. Gyrfalco ***) zugeschriebenes Ei in der Sammlung Kjär- böllings ist kleiner als die von candicans und bedeutend grösser als die von peregrinus. Sonst von der Zeichnung aller Edelfalken-Eier. Das Ei von F. Eleonorae ist durch bedeutendere Grösse und grö- *) „Si l’Aquwila pennata — schreibt mir so eben Dr. Degland — egalement a, durant toute sa vie, des @paulettes blanches, que l’on n’apergoit jamais chez I’ Aquila minuta, dont j’ai vu plusieurs sujets a Paris, ou on ne la distingue pas du pennata: ce caractere joint ä la couleur etc. des oeufs suffisent pour motiver leur separation specifique. Les minuta, que j’ai vu, viennent de Tanger; leurs oeufs sont blancs, sans taches. Les oeufs de l’A. pennata de France et d’Espagne sont tachetes de brun et de fauve,“ Unabhängig von einander sind wir also zu derselben Ansicht gekommen, und ich lege auf die Meinung dieses ausgezeichneten Ornitho- logen um so mehr Gewicht, als nicht nur sein treffliches Werk, dessen 2. Auflage er so eben vorbereitet, sondern noch viel mehr seine Correspondenz immer neue Beweise von der scrupulösen Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit liefern, mit welcher dieser unermüdliche Gelehrte Material und Ansichten prüft. Die Dimensionen jener Eier von A. minuta? sind: Gr. D. 53—-53%/,. MM. Kl. D. 43 MM. »*) „An der Boganida nistete dieser Vogel nicht selten in den Kronen der ver- krüppelten Lärchen. Er liess sich‘ dort zuerst und früher als jeder andere Raubvogel am 3. Mai sehen.“ v. Midd. Sib. Reise.. II. 2. p. 126. **+») Für die „Species“ Schlegels u. A. spricht auch die Bemerkung des Staats- raths Dr. von Middendorff (Dr. A. Th. von Middendorffs Sibirische Reise, Bd. II. Thl. 2. Wirbelthiere. Erste Lieferung etc. in Commiss. bei Leop. Voss in Leipz. 1852), dass er diesen Vogel „zuerst am Taimyr-Lande, am 20. Mai in der Gegend des Flusses Nowaja, dann im August am Taimyr-Busen (Eismeer) mehrfach und bis zur Insel „Baer“, 75/50, hinauf, aber nur in dunkler Tracht, bemerkt.“ Wir benutzen diese Gelegenheit, das genannte Werk des gelehrten Petersburger Akade- mikers allen Ornithologen dringend zu empfehlen. Die Auszüge daraus, welche wir im Folgenden geben, werden dies übrigens besser thun, als die besten Worte es vermöchten! Es ist ein Buch, von dem man sich nicht leicht wieder losreissen kann! 422 beres Korn von den übrigens ähnlichen Eiern des Subbuteo verschieden, ganz angemessen der Grösse des Vogels, der darin letztern fast um ein Viertheil übertrifft. ‘Meine Exemplare sind aus Spanien. Die entgegen- gesetzten Angaben Pässler’s sind demnach unrichtig (s. 1. c. P 153). Gr. D. 40—42 MM. Kl. D. 34-34 Ya MM. Viele der aus Frankreich kommenden Eier von Circus pallidus scheinen C. cineraceus anzugehören. Von 16 aus Taurien sammt den Vögeln eingesandten Eiern der blassen Weihe ist auch das kleinste noch bedeutend grösser, als jene; sie erreiehen durchschnittlich die Grösse derer .von C. cyaneus und kommen zuweilen wie diese mehr oder min- der lebhaft gefleckt vor. Gr. D. 44—45 MM. Kl. D. 34—35 MM. Caprimulgus rufcollis. Die Eier dieses Vogels aus Spanien sind etwas kleiner, als die von C. europaeus, und zeigen nur die bleiche und verwaschene Unterzeichnung dieser, ohne die lebhafte und entschieden gefleckte oder marmorirte Oberzeichnung. Noch unsicher! Hirundo rupestris. Die Eier sind wohl kaum von denen von H. rustica zu unterscheiden, wenigstens gilt dies von den Exemplaren mei- ner Sammlung, welche aus dem Dep. des Basses Alpes proveniren. Alcedo rudis. Das einzige Ei, welches ich gesehen, ist weiss, von’ glänzender aber auffallend grobkörniger Struktur, rund und fast von der Grösse der Eier von Str. noctua (Noctua .passerina, Cuv.). Tichodroma muraria. Ich habe seit Jahren aus verschiedenen Ge- genden der Schweiz und Süd-Frankreichs sowie aus den Karpathen stets nur reinweisse, feinkörnige, glänzende Eier von der Grösse eines kleinen länglichen Wendehalseies erhalten. Ebenso beschreibt sie Thienemann, der Eier dieses Vogels von Schinz und Mocquin-Tandon erhalten hat. Nun sollen aber nach vorläufigen Mittheilungen Baedecker’s die Eier des Mauerläufers weiss mit rothen Flecken sein. Jedenfalls sind noch genauere Beobachtungen nöthig, um das Eine oder Andere zu bestätigen *). Sitta uralensis = europaea Linne. So leicht die genügend be- kannten Eier von S. syriaca von denen unserer westeuropäischen Specht- meise zu unterscheiden sind, so schwierig ist die Unterscheidung der letztgenannten von denen der skandinavischen und osteuropäischen Art. Sie brütet auch ebenso, wie die unserige, während Nesibau, Nestort etc. der syrischen bekanntlich sehr abweichend sind. *) So eben erhalte ich, während der Correktur, die Mittheilung vom Abbe Caire, dass diese Eier wirklich stets ‚‚rothe Flecke rings um das stumpfe Ende haben, und von etwas birnförmiger Gestalt sind“. 423 Die Eier von Picus tridactylus sind nach mündlichen Mittheilungen des Grafen Wodzicki schwerlich bekannt. Coccystes glandarius. Fortpflanzung und Eier sind durch Alfred Brehm neuerdings bekannt geworden. Ich finde darüber in dem Reise- Tagebuche des leider so früh verstorbenen Dr. Richard Vierthaler fol- gende Notiz. »Das Ei von €. glandarius ist von der Grösse derer von Cuculus canorus, klein im Verhältniss zum Vogel; auf schmutzig hellgrünem Grunde stehen dunkelrothbraune kleine Flecken, nach Art derer von Fring. domestica.« Diese Grössen - Angabe scheint auf den ersten Anblick Zweifel über die Richtigkeit der Mittheilungen des Einen oder Andern der beiden Reisenden zu erheben; das Ei von C. glan- darius, mir von Herrn Brehm mitgetheilt, ist bedeutend grösser als das unseres Kukkuks: Längenaxe: Breitenaxe: C. gland. 30 MM. 24 MM. (Grösstes Exempl.) €. canor. 24 » 16 » D. h. das Ei unseres Kukkuks gleicht an Grösse den Eiern unseres Haussperlings; mein Exemplar von €. glandarius kommt hierin dem von C. Monedula ziemlich gleich, vollkommen denen von kürzerer Gestalt, ist also mehr als doppelt so gross als jenes. Dr. Vierthaler kannte die Eier unseres Kukkuks sehr wohl, und die so. abweichende Angabe findet nur darin ihre Erklärung, dass er kein vollständiges Ei vor sich hatte, sondern das »durch den Schuss zertrümmerte im Legekanale.« Dafür spricht, dass obige Notiz unter demselben Datum und Orte (5. März 1850, 'Siut) wie bei A. Brehm gegeben wird. Ausserdem ist auch die Beschrei- bung der Färbung und Zeichnung vollkommen übereinstimmend und die Echtheit der von Brehm mitgebrachten Eier ausser allem Zweifel. Telephorus Tschagra (Lanius cucullatus). Die diesem Vogel seit einigen Jahren zugeschriebenen Eier — siehe die Abb. bei Thienemann — scheinen doch einer andern, wahren Würgerart anzugehören. Das seit einem Jahre in meiner Sammlung befindliche und die übrigen von mir gesehenen Exemplare sind — wie der Vogel — generisch von den echten Würgern verschieden. Grosser Durchmesser 25 MM. Kl. Durchm. 18 MM. Grösse und Ge- stalt der Eier von Lanius minor. Schale: glatt, glänzend, feinkörnig. Grundfarbe : weinröthlichweiss. Zeichnung: unregelmässige, grössere und kleinere Flecke und Züge, (ähnlich denen mancher Ammereier, beson- ders von Emb. miliaria,) am stumpfen Ende gehäuft ; die Unterzeichnung: weinröthlichgrau ; die Oberzeichnung : weinröthlichbraun. 424 Für die Echtheit dieser Eier spricht die sonstige bis jetzt makellose Zuverlässigkeit des Sammlers. Sie sind aus der Umgegend von Tanger. Calliope Kamtschatkensis. Die mir durch die Güte des Herrn Staatsrath Dr. Middendorff überlassenen Eier dieses Vogels sind in Korn, Farbe und Gestalt denen des Accent. alpinus *) täuschend ähnlich, und unterscheiden sich von ihnen nur durch die etwas geringere Grösse. Sie sind eiförmig, einfarbig blaulichgrün ; das grösste misst in der Länge: 21,5 MM., in der Breite: 12 MM. das kleinste » er 20,5» „ » 10 » Das Nest fand Middendorff in der Gegend des Taimyr-Flusses. »Ende Juni sassen die Weibchen schon auf den Nestern, welche auf dem Bo- den, gewöhnlich zwischen den Stämmchen verkrüppelter Weiden, dicht am Flusse oder auf Inseln desselben angelegt waren. Regelmässig hatte der Vogel sich hier die im Frühjahre überschwemmten Flächen ausge- sucht, auf welchen vieler Sand zwischen hier und dort grotesk aufge- thürmten Haufen Treibholzes zusammengeschwemmt war. Das Nest ge- hört zu den kunstvollen, indem es nicht nur überdacht, sondern überdies mit einer kurzen, dem Sande horizontal anliegenden Eingangsröhre ver- sehen war. Näherte man sich dem Neste, so schlüpfte das Weibchen, ohne aufzufliegen, hervor, gewann, in geduckter Stellung forthüpfend, den nächsten Haufen Treibholzes, und verkroch sich in die Zwischen- räume.« Es wurden »nicht über 5 damals noch fast unbebrütete Eier« in jedem Neste gefunden. Sylvia orphea. Aus Griechenland und dem südlichen Italien sind seit c. 15 Jahren viele Eier eingesendet und diesem Vogel zugeschrieben worden, welche unter sich zwei typische Verschiedenheiten zeigen, und von denen nur eine authentisch sein wird, die andere wohl einer andern Sylvie, vielleicht Rüppellii, angehört. Dafür spricht, dass aus Frankreich, Spanien und der Schweiz nur Eier des einen Typus — Grösse derer von S. hortensis und atricapilla, Zeichnungscharakter vollständig der von S. curruca — als Eier des Orpheus-Sängers kommen. Es feh- len diesen Eiern niemals — ich habe über 100 St. -gesehen — die dunkelbraunen, zuweilen schwarzen Punkte und Brandflecken; die Grund- farbe ist stets ein in’s Gelbliche stechendes Weiss. Bei den erwähnten andern Eiern geht die Grundfarbe etwas in’s Grünliche, die Unterzeich- *). Auch hat Temminck den Vogel Accentor Calliope genannt, Degland ihn dicht neben das Genus Accentor gestellt. ‚Dagegen erinnert der eigenthümliche Nestbau einigermaassen an Rubecula und an die Phyllops. (trochilus, sibilatr., rufa etc.). . K. Baldamus ad. nad. pin, Fıg.1. Pica eganea. Fig.2. (orvus infaustus. Fig. 3.Geeystes glandarius. Fıg. 4.Anthus cervinus. Fig.5.Emberika pusilla. Fig.6.Cursor europaeus. Pig. Plunianus melanocephalus . ZT EEE EEE 425 nung aschgrau, wie bei jenen, die Oberzeichnung olivengrün bis oliven- braun, niemals Brandflecke. Die Eier von $. melanocephala, passerina, conspicillata und pro- vincialis vangiren der Grösse nach in aufgeführter Folge. Färbungs- und Zeichnungscharakter der beiden ersteren = den in’s Bräunliche ziehenden, mehr oder minder abstechend gezeichneten Eiern von S. cinerea. Die beiden letzteren Arten kommen darin den verloschen gefleckten grünlich- weissen Eiern der Dorngrasmücke nahe, lassen sich aber sämmtlich ohne Schwierigkeit von einander unterscheiden. $. Rüppellii und sarda? — noch sehr unsicher. Phyllops. Nattereri (Bonellii). Die Eier gleichen bis auf die ge- 'ringere Grösse vollkommen denen von Ph. sibilatröx, sind aber meist noch dichter gefleckt. | Pica eyanea. Die erst seit Kurzem entdeckten Eier dieses Vogels gleichen rücksichtlich der Grösse und der Gestalt genau denen von Pe- troc. eyanus. Grosser Durchm. 25—27 MM. Kleiner D. 18—20 MM. — Gestreckt oder kurz eiförmig. Feinschalig, flachporig, fettigglänzend *). Grundfarbe: schön braungelblich- oder olivenbräunlich-weiss, Unter- zeichnung: heller und dunkler bräunlich-aschgrau ; Oberzeichnung: heller und dunkler olivenbraun: Beide in kleinern und grössern, meist runden, selten verwaschenen Punkten und Flecken über die ganze Ober- fläche, am stumpfen Ende häufiger verbreitet. Garrulus infaustus. Zwei Eier aus Finnland (eins in meinem Be- sitze) können kaum einem andern Vogel angehören. Fast von der Grösse der vorigen — Gr. D. 24 MM. Kl. D. 18 MM. — gleichen sie in Ge- stalt Ceiförmig), Färbung und Zeichnung ganz den Eiern von N. caryocat. — Grundf.: grünlichweiss, Unterz.: grünlich aschgrau, Oberz.: schmutzig olivengrün. Kräheneierartige Flecke über die ganze Oberfläche, amı stumpfen Ende dichter verbreitet. Noch unsicher **)! *) Ich weiss keinen bezeichnenderen‘ Ausdruck für diese öfter vorkommende Art von mattem, weichem Glanze, der bei diesen Eiern, und z. B. auch bei den Drossel-Eiern, charakteristisch ist, **) Staatsrath Dr. von Middendorff fand schon am 16. April 3 nackte Junge in einem Neste, das in dem Astquirle einer im Dickichte unterdrückt stehenden Lärche erbaut war. Lärchenreiser bildeten die Grundlage, welche mit dem Laubmateriale zerstörter Wespennester, mit Federn, Spinnengeweben u. dergl. m. ausgepolstert war. Bei Jaküts’k, im S’tanow6j-Gebirge und an der Seeküste des Ochots’kischen Meeres fand sich der Vogel überall in grosser Menge vor. Leider scheint der ausgezeichnete .Forscher die Eier nicht gesehen zu haben! 426 Nueifr. Caryocatactes brütet ohne Zweifel häufiger in Deutschland, als man geglaubt hat. Zwei Eier aus der Gegend von Neustadt-Ebers- walde, — das eine im Besitze des Herrn Forstkandidaten Schallehne — gleichen vollkommen meinem siebenbürgischen Exemplare (s. Naumannia I. Hft. 2. p. 71), und es kann über die Echtheit dieser Eier kein Zweifel mehr obwalten. Die beiden erwähnten Eier sind etwas grösser, als die ungarischen, immerhin aber klein im Verhältniss zum Vogel. Die echten Eier fehlen immer noch vielen Sammlungen. Anthus cervinus, Pall. Nach von Middendorff (Sibirische Reise II 2. p. 164) würden die aus Lappland stammenden, mehrfach beschriebenen Eier nicht dem Anth. rufogularis, Brehm, sondern dem A. (Motac.) cer- vinus, Pall., angehören. Alauda sibirica — leucoplera, Pall.? soll brieflichen Mittheilungen zufolge an den Südabhängen des Ural ziemlich häufig brüten. Die Eier gleichen in Gestalt und Färbung denen der A. Calandra, nur sind sie etwas kleiner. Noch unsicher! Alauda tatarica. Ein unter diesem Namen erhaltenes Ei meiner Sammlung ist etwas grösser, als die von A, Calandra, hat eine glänzen- dere und festere Schale, entschiedenere und lebhaftere Zeichnung. — Unterzeichnung aschgrau, Oberzeichnung lebhaft hell gelbbraun — und unterscheidet sich dadurch sofort von allen übrigen Lercheneiern. Gr. D, 24 MM. Kl. D. 17 MM. Emberiza aureola. Nach von Middendorff »im südöstlichen Sibirien so eigentlich zu Hause; vom 10. Mai ab überall im Stanowöj- Gebirge bis zum Kamme desselben, im Flussgebiete der Uda und an der Südküste des Ochotskischen Meeres ziemlich häufig. Das Nest »recht kunstlos auf der Erde angelegt.« Das erste am 17. Juni, das zweite am 6. Juli mit Eiern, wahrscheinlich zweite Brut, gefunden. »Die Länge der Eier ist durchschnittlich, und mit sehr geringen Abweichungen, 21 MM., bei einer Breite von 15,5 MM.; sie sind eiförmig; ihre Grundfarbe ist schmutzig grünlichgrau, mit wenig dunkleren, verwischten und in das Violette hinüberspielenden Fleckchen besäet. Bisweilen finden sich auch einzelne kleine, scharfbegrenzte, schwarzbraune Pünktchen und Wurm- linien unregelmässig auf dem Eie vertheilt.« Emb, spodocephala, Pall. Nach von Middendorff die häufigste Art ihres Geschlechtes in den Vorhölzern des Flussgebietes der Uda und an der Südküste des Ochotskischen Meeres. Im Gebirge bis an die äus- serste Grenze des Baumwuchses hinauf, »Das Nest fand sich in einem 427 Weidenbusche, etwa einen Fuss hoch von der Erde. Im Neste am 14. Juni noch wenig bebrütete Eier. Diese sind eiförmig; das grösste 20 MM. lang und 14 MM. bYeit; das kleinste 18,7 MM. lang und 13,8 MM. breit. Der grünlichweisse Grund ist mit violettbrauner unregelmässiger Fleckung über und über, vorzugsweise aber am stumpfen Ende des Eies, gezeichnet, so dass das Violettbraun über das Grünweiss vorherrscht.« Emb. polaris, Midd.*) »Sehr ausgezeichnet sind die Eier dieses Vogels. Sie lagen in einem kunstlos aus Grashalmen gewundenen und mit Rennthierhaaren ausgefütterten Neste, welches sich am Ufer der Boganida in einem niedrigen Weidenbusche fand. Noch am 23. Juni waren die Eier nicht bebrütet, auch befanden sich deren nur 2 im Neste, so dass das Legen offenbar noch nicht beendet war. Die Eier sind gedrüngen, fast oval, und bei einer Länge von 18 MM. über 14 MM. breit. Ihre Grundfarbe ist ein gelbbräunliches Weiss, welches nur rings um das kaum merklich stumpfere Ende des Eies mit schwarzen Strichen und Punkten, morgenländischen Schriftzügen ähnlich, gezeichnet ist. Das stumpfe Ende selbst ist wiederum fleckenlos.« Ä Emb. pusilla, Pal. »Am 3. Mai liess diese kleinste der sibirischen Ammern sich zuerst im S’tanowöj-Gebirge sehen, und schon am 5. fan- den wir sie gepaart. Das Jahr darauf zog sie am 1. Mai durch Udsköj- Oströg. Im Taimyr-Lande nistete sie an der Boganida, war aber auch dort recht selten. Die Eier der beiden einzigen Nester, welche wir von dieser Art heimgebracht, sind so verschieden, dass ich diese Verschieden- heit gerne einem Beobachtungsfehler zuschreiben würde, wenn nicht die Mütter beider Nester, nachdem sie von denselben zu Baum geflogen, ge- schossen worden wären. Die 5 Eier des einen Nestes, ‘welches am 20. Juni gefunden wurde, sind gedrungen eiförmig, 17,5 MM. lang und 44 MM. breit; auf graulichweissem Grunde überall, vorzugsweise aber auf ihrer Mitte, bräunlich gefleckt. Die 4 Eier des zweiten Nestes, am 29. Juni gefunden, sind dagegen gestreckt eiförmig; bei 20 MM. Länge über 14 MM. breit, und auf gelblichweissem Grunde vorzugsweise um *) Middendorff kennt nur das Weibchen dieser neuen Art, von dem ein einziges Exemplar an der Boganida (71° n. Br.) beim Neste geschossen wurde. Er vermu- thete anfangs, dass es das Weibchen der Emb. pusilla sein müsse, doch waren die Eier so verschieden von denen derE. pus., dass sich anartlicher Verschiedenheit nicht zweifeln liess, wie er denn auch bald Gelegenheit fand, sich von dieser Vermuthung zu überzeugen, da sich die Weibchen der pus. von den Männchen in ihrer Tracht fast gar nicht unterscheiden, 428 das dicke Ende herum mit violettbraunen Punkten, Strichen oder ver- wischten Flecken gezeichnet *).« Emb. Cia, Alle von mir gesehenen Eier dieser Ammer haben das hervortretend Charakteristische dünner, vielfach verschlungener Linien, die sich nur selten zu einem Flecken gestalten. Die Unterzeichnung ist violettgrau, die Oberzeichnung schwarzbraun. Die Grundfarbe ist "ein schönes, violettliches Grauweiss. (Durch jene Zeichnung contrastiren diese Eier mit denen von E. hortulana, bei denen die Punkt- und Flecken- Zeichnung vorherrscht. In der Mitte zwischen beiden steht die Zeichnung der Eier von E. Cirlus, die sich noch ausserdem durch ihre grünlich- weisse Grundfarbe auszeichnen.) Linota montium. Ein Nest mit 6 Eiern aus Norwegen, diesem Vogel zugeschrieben, befindet sich in meiner Sammlung. Das Nest ist, wie viele der borealen Nester, mit den Federn des Schneehuhnes und des Polarfuchses ausgelegt. Grösse des Nestes und der Eier stehen im Verhältniss zum Vogel, und es lässt sich von dieser Seite nichts gegen die Möglichkeit der Authenticität sagen. Die Eier, gestreckt eiförmig, sind merklich grösser, als die der Leinfinken, und übertreffen selbst die meisten der Lin. cannabina, mit denen sie sonst in der Zeichnung und Färbung Aehnlichkeit haben. Nur ist letztere viel tieferes Weissgrün, die Zeichnung mehr rostbräunlich und also heller als bei unsern Hänf- lingseiern, die Flecken kleiner, dichter und weniger abstechend. Chlorosp. Citrinella. Die Eier dieses Vogels, noch kleiner als die des Spinus, sind überaus zartschalig, fettigglänzend, und von den ähn- lichen der genannten Art sonst wohl kaum zu unterscheiden. Vielleicht noch schwieriger von den gleichfalls sehr ähnlichen des Serinus, von denen ebenso kleine, als von dem Citronenzeisig vorkommen. Carpod, erythrinus. Ich habe Eier aus nur drei Nestern gesehen, resp. in meiner Sammlung. Diese stimmen jedoch so auffallend mit ein- ander überein und weichen in Korn, Färbung und Zeichnung so sehr von den Hänflings- und Gimpel-Eiern ab, dass man diese Verschiedenheit als generische bezeichnen möchte. Das Korn ist zarter, die Poren flacher, # *) Aehnlich und noch stärker variiren bekanntlich auch einige Ammereier, be- sonders die von E. miliaria und eitrinella, welche von überall verwaschen violett- bräunlicher Färbung, ohne alle deutlichen Flecken und Haarstriche, bis zur entschie- densten violettschwarzen Flecken- und Wurmlinien-Zeichnung auf weissem, grünlichem, röthlichem, graulichem Grunde vorkommen. Auch die Eier der Sporn-Ammern variiren stark, während die von E. Cia, Cirlus, hortulana gleichförmiger sind. 429 und die Schale desshalb von gleichmässigerem und milderem Glanze, als bei den genannten. Die Färbung ist ein tieferes Bläulichgrün, fast von der Intensivität der Eier von Rut. Phoenicurus; die Zeichnung spar- sam, kleine Punkte und Striche, besonders am stumpfen Ende, von tief schwarzbrauner, fast schwarzer Farbe. Schalenflecke (Unterzeich- nung) sparsam, rein blaugrau. An Grösse kommen diese Eier den klei- nern von Pyrrh. vulgaris gleich. Gr. D. 19 MM. Kl. D. 13 MM. Crucirostra curvirostra und Pytiopsittacus. Die Eier der Kreuz- schnäbel variiren hinsichts der Grösse ebenso, wie die Vögel selbst, und man könnte zu den 20 Köpfen im 2. Hefte Ill. Bandes ebenso viele verschiedene Eier liefern. Hier nur einige Maasse. Nr. 4. — Gr. D. 23 MM. Kl. D. 16 MM. — Depart. des Basses Alpes. Nr.:-2. » 21 ».2 » 15 » Thüringer Wald. Nr. 3. > | EHRE br REN dto. Nr. 4. RR TE ' ERRR® »orld on Lausitz. (Curvirostra.) Ein von der gewöhnlichen hänflingseierartigen Färbung. abweichendes Ei mit röthlichem Schimmer ziert die Sammlung Brehm’s und gehört seiner Crucir. rubrifasciata. Pterocles arenarius und Alchata. Die Eier beider Arten kommen in der gleichmässig abgestumpften Gestalt und in dem Charakter der Zeichnung überein, unterscheiden sich aber in der Grösse und — wenigstens meine Exemplare — in der Färbung. Letztere ist bei arenarius isabell- oder vielmehr lehmfarbig, die Unterzeichnung gelb- grau, die Oberzeichnung hell- und dunkler gelbbraun; bei Alchata - hingegen sind sämmtliche Farben mit rothen Tinten gemischt, so dass die Oberzeichnung vom reinsten Kastanienbraun ist. Die Maasse sind: „> Ps aren. Gr. D. 48 MM.*) Kl. D. 32 MM. » Aich. »..43: » » 29 » Tetrao urogalloides, Midd. Die Eier dieser wie mir scheint guten Art **) unterscheiden sich wohl in Nichts von denen unserer typischen Art. Wenigstens gilt das von den meinigen, die in Grösse, Gestalt, Färbung, Zeichnung und Korn völlig übereinstimmen. Herr von Midden- dorff sagt selbst (dl. c.): »Das kleinste Ei des T. urogalloides, das ich *) Bei Dr. Thienemann nur 44!/, MM. ”*) Herr Staatsrath von Middendorff scheint schwankend hinsichtlich der Species- Dignität und überhaupt kein Freund der mikroskopischen Arten. Seine Gründe pro und contra wohl erwogen und dann die vortreffliche Abbildung dürften indess wohl auch manche „schwierigere‘ Ornithologen für die Annahme dieser Art bestimmen. 430 gefunden, ist 54 MM. lang, bei 40 MM. Breite; das grösste misst 60 und 42 MM. Zwischen diesen Maassen halten sich nun auch die ge- wöhnlichen Eier unseres T. Urogallus. Bemerkenswerth ist noch, dass die Eier dieses Letztgenannten, welche ich aus Kurland erhalten, sämmt- lich um d—5 MM. kleiner sind, als die aus dem Harze und überhaupt aus Deutschland. Francolinus vulgaris. Zwei Eier meiner Sammlung und mehrere andere in einer Pariser, aus Cypern, unterscheiden sich bedeutend von dem von Dr. Thienemann (Tab. VII. Fig. 8) abgebildeten und beschrie- benen. Dies hat völlig die Länge und fast die Breite von den als P. saxatilis (Fig. 5. a, b) abgebildeten, 40 MM: Länge und 29 MM. Breite, (saxat. 40 und 30 MM.), und erscheint demnach für die Grösse des Frankolin, dessen Maasse fast durchgehends mit denen von P. cinerea stimmen, zu gross. Die meinigen messen bei 33—34 MM. Länge 25—26 MM. in der Breite, haben also die durchschnittlichen Maasse der Eier von P. cinerea, und unter diesen Verhältnissen die Wahrscheinlichkeit der Echtheit für sich. Im Korne haben sie grosse Aehnlichkeit mit den Eiern von P. petrosa, auch dieselbe nur etwas gesättigtere Grundfarbe, isabellfarbigweiss, sind indess ohne deutliche Flecken *) und bedeutend kleiner. Da auch die als P. saxatilis bei Dr. Thienemann abgebildeten Eier schwerlich diesem angehören dürften, so setze ich die Durchschnittsmaasse der Rebhühner und ihrer Eier zur Vergleichung hier neben einander : Vögel **). Eier. . Perdix saxatilis 32—35 CM. Gr. D. 43—45 MM. Kl. D. 22—23 MM. petrosa 31—32 » » 39—41 » » 2934 » . » rubra 30—31 » » 40—41 » » 30—30 Ya » . » cinerea 30 » » 33—35: » » 25—26 » x » Francolinus 30 » ». 3334 » ».25—26 » Cursor isabellinus. Ich besitze nur ein einziges sicheres Ei aus . “w = 1 2 3 4 5 *) M.-A. Malherbe gibt (bei Degland, Orn. europ. t. II. p. 49) die Grösse als die der Eier von P. cinerea an, (ils ont le volume de ceux de la Perdrix grise), die Farbe aber „weiss, mit braunen Flecken“. Abgesehen von der Unbestimmtheit die- ser Farbenbezeichnung, widerspricht sie auch keineswegs der obigen, da auch von den ähnlichen Eiern von P. saxatilis und petrosa neben sehr lebhafter Zeichnung des einen Geleges andere ohne alle deutliche Zeichnung vorkommen. ; **) Nach Degland, a. a. 0. Der Name graeca, bald saxat., bald petrosa beige- legt, dürfte auch aus andern naheliegenden Gründen zu verwerfen sein, obschon er allerdings die Priorität für sich hat. 431 Sieilien, nebst dem aus diesem Eie geschnittenen völlig ausgebildeten Jungen, Es hat genau die Grösse derer von Vanellus spinosus, (die sich ja jetzt in vielen Sammlungen befinden,) Gr. D. 37, MM. Kl. D. 281» MM.; die weniger kreiselförmige Gestalt mancher Eier der Cha- radrinen, besonders des Gen. Aegialites, denen es auch in der Färbung, wie in der feinen, wenig glänzenden Schale ähnelt. Die Färbung ist ganz die der Eier von Aeg. cantianus, fast rein lehmfarbig: die Unter- zeiehnung: rein aschgraue Punkte und kleine unregelmässige Flecke, welche sammt der ähnlich gestalteten heller und dunkler olivenbraunen Oberzeichnung das Ei fast ebenso dicht als bei Aeg. cant. bedecken. Wir werden die Abbildungen dieses und einiger anderer neuer Eier in einem der. nächsten Hefte liefern. Charadrius asiaticus, Pall. Dr. von Middendorff gibt (Sibirische Reise II. Bd. 2. Thl. Taf. 19, Fig. 4) eine Abbildung »des bisher unbe- kannten Eies, da vorauszusehen ist, dass das Ei des Char. mongolicus mit demselben grosse Aehnlichkeit zeigen wird. Es ist 37 MM. lang, bei 26 MM. Breite, und ungewöhnlich oval für ein Ei dieses Geschlech- tes.« Gestalt, Färbung und Zeichnung haben die grösste Aehnlichkeit mit den Eiern des Char. Morinellus, bei denen die ovale Gestalt gleich- falls die vorherrschende, wenn nicht charakteristische, zu sein scheint, und von denen sie sich nur durch verhältnissmässig geringere Grösse unterscheiden. Plwvianus melanocephalus, Degl. Drei Eier. dieses auch in Europa vorgekommenen schönen Vogels, aus dem Sudan, gehören zu den schön- sten der bekannten Sumpfvogel-Eier. In Gestalt und Korn den Eiern des Cursorius höchst ähnlich, gleichen sie an Grösse den grössten Eiern von Glareola pratincola. Gr. D. 32—33 MM. Kl. D. 23—24 MM. Die Schale ist von mattem Glanze, die Poren fein und flach, die Grund- farbe ein schönes röthliches Ockergelb, die Unterzeichnung ein helleres und tieferes röthliches Grau, die Oberzeichnung ein schönes Kastanienbraun, beide aus häufigen, die ganze Oberfläche ziemlich dicht bedeckenden Punkten, Flecken, Strichen und kurzen Wurnlinien be- stehend, und darin den Eiern von Aeg. cantianus sehr ähnlich. Squatarola helvetica. Zwei durch die Güte des Herrn Staatsrath Dr. von Middendorff mir überlassene Eier dieses Vogels variiren so be- deutend hinsichtlich der Grösse ihrer relativen Durchmesser und, daraus resultirend, ihrer Gestalt, selbst dem Charakter der Zeichnung, dass man sie kaum für Eier derselben Species halten möchte. Nr. 1 hat 54% MM. 432 Länge bei 36 MM. Breite, und stimmt in Allem mit der Abbildung (Sib. R. etc. Taf. 19, Fig. 1) überein. Es hat die grösste Aehnlichkeit mit den Eiern von Char. pluvialis, in Gestalt, Färbung und Zeichnung, unterscheidet sich aber von ihnen durch festere Schale, gröberes Korn, weniger röthliche, vielmehr rein lehmfarbige Grundfarbe, und gleichfalls weniger roth gemischte, rein schwarzbraune a sowie end- lich durch seine grössern Dimensionen *). Nr. 2 hat bei 48 MM. Länge 37 MM. Breite, ist von rein kreisel- förmiger Gestalt, hat überall dieselben Farben, aber die Zeichnung ist die weniger zu Figuren, starken Zügen und grossen Flecken zusammenflies- sende der Eier des G. Vanellus (cristatus, gregarius und spinosus); auch ist zwischen dem Korne der beiden Eier kein bemerklicher Unterschied aufzufinden, so dass sie — abgesehen von der Bestimmung eines so aus- gezeichneten Forschers, als welchen Herr von Middendorff sich überall zeigt — sehr wohl beide demselben Vogel angehören können. Die Eier bilden demnach den Uebergang von den Kibitzeiern zu denen der grossen Regenpfeifer, besonders Ch. pluvialis. »In ihrer Form stimmen sie (sagt Middendorff 1. c. p. 290) mit denen des Van. cristat. und des Char. mo- rinellus überein, übertreffen aber beide an Grösse, obgleich auch in dieser Hinsicht bedeutende Verschiedenheiten unter den Eiern des Ch. squatar. vorkommen. Die Durchschnittsgrösse beträgt etwa 54 MM. Länge, bei 36 MM. grösster ‚Breite. Die allergrössten Eier, die ich gesehen, waren um noch 2 MM. länger; dagegen die kleinsten 48 MM. lang, bei 36 MM. grösster Breite. Mithin werden bisweilen die kleinsten Eier des Squatar. von denen des Char. pluvialis an Länge sogar übertroffen, aber die letz- teren sind stets schmäler, nicht über 33 MM. breit. Auch die Färbung bietet keine entscheidenden Unterscheidungsmerkmale. Die Grundfarbe ist bald gelblichgrau, bald braungelb, und auf dieser sind die dunkel- braunen Flecke ähnlich wie bei Char. pluvialis vertheilt. Er brütete so- wohl in dem Byrrangä - Gebirge (74° n. Br.), als auch an der Boganida (71%, obgleich unvergleichlich seltener als Char. pluvialis. Vor dem 25. Mai wurde an der Boganida kein Vogel dieser Art bemerkt; am 26. Juni sass dort das Weibchen noch auf seinem, aus dürren Blät- tern und Flechten zusammengestoppelten Neste, in welchem vier Eier waren.« *) Das grösste Exemplar der Goldregenpfeifer-Eier meiner Sammlung erreicht zwar die Länge von fast 55 MM., hat aber dabei nur 34 MM. Breite, und fällt so stark birnenförmig ab, dass sein kubischer Inhalt jedenfalls bemerklich geringer ist. 433 Vanellus gregarius. Die Eier dieses Vogels sind neuerlich aus den Gegenden der Wolga-Mündungen (Sarepta) gekommen und unterscheiden sich in nichts als in der Grösse von den durchschnittlich kleinern des Van. crist., deren vorwaltende Kreiselform auch bei ihnen Charakter zu sein scheint. Totanus Glottis und fuscus. Leider bemerkt von Middendorff über die noch unsichere Fortpflanzungsgeschichte dieser beiden Vögel nur, dass der erstere recht häufig auf dem Westabhange des S’tanowöj-Ge- birges brütete Cam 42. Mai, Seen Markölj), sich von da an in allen ausgedehnteren Morästen des Gebirges und auch an der Meeresküste nicht selten sehen liess, und mit vielem Lärmen auf die Gipfel’ der nie- drigen, die Moräste umrandenden Bäume baumte. Vom andern: dass er nicht selten an der Boganida brütete, wo er sich bis zum 25. August sehen liess. Bis Ende August verweilte auch Glottis in ar Nähe des Grenzgebirges der Mandschurei. Limosa rufa *), Briss. Zwei Eeier, welche ich der Güte dei Herrn *) Wir können es uns nicht versagen, die entscheidenden Beobachtungen von Middendorffs, einmal als Probe seiner scharfsinnigen, umfassenden und echt wissen- schaftlichen Forschung, sodann eben als definitive Entscheidung des noch schwe- benden Arten-Streites, hier mitzutheilen. „Männchen und Weibchen unterscheiden sich schon in weiter Ferne nicht nur an der Grösse, sondern auch an der Färbung. An frischen Vögeln genommene Maasse ergaben Männchen. ._ Weibchen. Totallänge (bis zur Schwanzspiize) . . 318 MM. 375 MM. BERBBOHRNBE SE 2 ne 2058 „, win . Länge der Tarsen . . . 51-57. „ 56 „ Entfernung vom Hinterrande ER Susm- loches zum vordern Augenwinkel . . 18-21 „, Rt. Gewicht . . 2 2.2 2 20202... fast 4) Pf. russ., ‘über /, Pf. russ. Gewichtsunterschied ungefähr !/g Pfund. Dabei war die Physiognomie beider Geschlechter merklich verschieden, indem die Stirn der Weibchen sich von einem niedrigern Scheitel flach und langsam abdachte, dagegen die derMännchen kürzer und steiler zu einem höhern Scheitel anstieg, etc. Der Schnabel und die Füsse waren bei beiden Geschlechtern braunschwarz, bis auf das horngelbe Wurzelviertel des Unter- schnabels. Auch in der Form des Schnabels liess sich unterscheiden, dass er beim Weibchen (frischgeschossen). nur wenig, und überdies gleichmässig in seinem ganzen Verlaufe emporgekrümmt war, dagegen beim Männchen die Krümmung sich stärker aussprach, und insbesondere die Schnabelspitze betraf. Ziehen wir diese Beobach- tungen ‚in Betracht, so ergibt sich, wie sehr das Weibchen der L. rufa den Kenn- zeichen von L. Meyeri Leisl. näher tritt als das Männchen; aber auch, dass die Limosa des Hochnordens offenbar zur typischen Form der Lim. rufa, Briss. gehört. Die Färbung anbelangend, so waren die obern Deckfedern des Schwanzes der Männchen Naumannia. 1853. 28 434 von Middendorff verdanke, unterscheiden sich durch Grösse und Gestalt, welche übrigens, wie überall, variiren werden, sicher aber, und für das unbewaffnete Auge, durch ihre feinere Schale, ihr feineres Korn (flachere _ und dichtere Poren) und ihren eigenthümlichen Glanz von den sonst ähn- lichen der L. melanura, mit deren Färbung und Zeichnung sie völlig übereinstimmen. Die grössten Exemplare der letztgenannten erreichen wohl selten die Länge von 56 MM., dann aber nie die Breite von 38 MM.: die Maasse von rufa. Die Gestalt dieser Eier ist eine fast rein oblonge, während die der Eier von melan. fast alle mehr oder weniger birnen- förmig sind. L. rufa nistet »in sehr grosser Menge am Taimyr-Flusse (74%), wo sie am 3. Juni eintraf, die Höhen der Tundra (Moossteppe) bewohnte und auf diesen auch nistete. Es war nicht leicht, die Eier aufzufinden, da der Vogel, zumal aber das Männchen, dem herankom- menden Menschen schon aus weiter Ferne mit grossem Lärmen entgegen- flog, und so den Nestplatz nicht, gleich andern Sumpfvögeln, verrieih. Zu Ende des Juni gab es Eier, je 2 bis 3 in einem Neste. Am:11. August sah ich (75°) den letzten Vogel dieser Art. Die Eier des hochnordischen Vogels sind eiförmig, und 56 MM. lang bei 38 MM. grösster Breite.« Calidris arenaria »langte am 4. Juni am Taimyr-Flusse unter 74° an, und liess sich bis zum 75.0 sehen, indem sie desto häufiger ward, je nördlicher wir gingen, jedoch immer nur zu kleinern Gesellschaften von 5 bis 6 Stück (Bruten) vereint. Ich vermuthe, dass diese Art vor- züglich an der Küste des Eismeeres brütet. Ardea Bubuleus (Verany, Roux). Die Eier dieses schönen Reihers varüren in der Grösse zwischen 41 bis 46 MM. Länge und 32 bis 34 MM. Breite, kommen also darin denen von A. Garzetta gleich. Sie sind merk- lich heller gefärbt, vielleicht in Folge der südlichen Sonne, als die Eier der übrigen europäischen Reiher, selbst heller als die bleicheren Nacht- reiher-Eier. Der Vogel brütet in den Seen und Sümpfen Algeriens ziem- lich häufig; theils im Schilfe und Rohre, auf umgeknickten vorjährigen Stengeln, theils auf niederem Gebüsch — ob nicht auch auf Bäumen? — bald reinweiss, bald mehr oder weniger rostroth, aber stets mit Schwarzbraunen Querbinden überzogen. Dieses Rostroth fehlte den :obern Schwanzdeckfedern der Weibchen völlig; dagegen war ihr Bauch bald (obgleich seltener) graulich-weiss, bald mit schwarzbraunen Pfeilflecken, bald mit rostrothen Säumen gefleckt, bald un- gefleckt rostgelb. Auch auf dem Rücken war die Beimischung von Rostgelb auf den Federrändern bald vorhanden, bald durch Weiss verdrängt.“ (Sib. R. II. Bd. 2. Thl. p. 217.) 435 legt er sein nach Art der. übrigen Verwandten construirtes Nest oft in grossen Gesellschaften *) an. Ciconia Abdimü. Alle bekannten Storcheier haben ein sehr feines Korn, verhältnissmässig vielleicht das feinste, Die. Poren sind nämlich klein, flach. und dicht, die Erhabenheiten wenig hervortretend und von regelmässiger Gestalt. Die Eier von €. Abd. haben eine Länge von 58—60 MM. bei einer Breite von 43--44 MM., und sind von rein weis- ser Farbe. ; Ibis religiosa.. Diese Eier, sonst in Gestalt, Grösse und Farbe den vorigen sehr ähnlich, lassen sich sofort an dem weit gröbern, durch grössere, tiefere und weniger dicht beisammen stehende Poren charak- terisirten Korne erkennen, das jenem der Reihereier ähnlich ist. Frisch haben sie übrigens, nach Dr. Vierthaler's Angabe, einen Schein in’s Grünliche, der sich indess bei den Exemplaren meiner Sammlung ver- loren hat. Porphyrio hyacinthinus gehört zu den gemeinen Vögeln‘ in den Seen und Sümpfen Algeriens, wo er häufig nistet, und in »ähnlicher Weise, wie unsere Fulica atra«.. Die Eier gehören zu den schönsten der Ordnung, variiren indess weniger in Grösse und Gestalt, als in Fär- bung und ‚Zeichnung: sehr. bedeutend. Gr. D. 55—57, Kl. D. 37-38 MM. Gestalt: rein .oder zugespitzt eiförmig; Färbung und Zeichnung: von der schönsten Aurorafarbe , mit aschblauen, violettgrauen (Unter- zeichnung), zimmetfarbenen und violettbraunen (Oberzeichnung) Punkten, kleinen und grösseren Flecken und Zügen — durch alle Farben-Nüancen bis zur vollständigen Copie der düster gefärbten Eier von G, porzana, deren Wiederholung im Grossen die Regel zu sein scheint, denn auch in dem Korne beider herrscht eine merkwürdig übereinstimmende Ab- weichung von dem der nächsten Verwandten. -Fulica cristata. In Gesellschaft der vorigen häufig auf den Seen, Teichen und stehenden Gewässern des westlichen Nord- Afrika, ganz in der Weise unserer F. atra nistend, tragen die Eier völlig den Typus des Geschlechtes, unterscheiden sich jedoch durch merklich oder bedeu- tend tiefere Färbung, häufigere Zeichnung und durchschnittlich grös- *) Dasselbe gilt auch von dem verwandten Ard. coromandelica, den Dr. R. Vier- thaler „ganz ähnlich wie Ciconia Abdimii auf Bäumen und in grossen Gesellschaften, und zwar in einem kleinen Dorfe oberhalb Kamlin (Sudan), brütend fand.“ Das " Kolonieenwesen scheint demnach bei allen Reihern, wie bei vielen verwandten Vögeln, Regel zu sein. 28* 436 sere Dimensionen von den Eiern der atra. Gr. D. 50-55, Kl. D. 3537 MM. Von F. atra: Gr. D. 46—54, Kl. D. 3335 MM. Anser albifrons, Penn. und Temminckiü, Boie (minutus, Naum.) »ge- hörten die meisten im Taimyr-Lande brütenden Gänse an. Am 14. April, wenige Tage früher als A. segetum, trafen die ersten Vorläufer der erstgenannten an der Boganida (70%, am 3. Juni am Taimyr-Flusse ein. Am 10. Juli fand ich unter 74° ein Nest mit 2 Eiern, in einer Vertie- fung der Spitze eines kegelförmigen hohen Grashümpels ; die Eier waren in viele Daunen gebettet. A. Temminckii war am Taimyr-Flusse und an der Boganida noch häufiger. Am 13. Juni und 29. Juli wurden an der Boganida Flaumjunge geschossen.« Anser Berniela, Ill., und ruficollis, Pall., brüteten gleichfalls nicht selten an der Boganida; erstere auch am Taimyr-Flusse, wo sie sich am 4. Juni zeigte, und am 15. Juli eben ausgekrochene Junge hatte. »Ob- gleich ich den Sommer über nur 2 Paare dieser Art beobachtete, so zogen doch (unter 750) zwischen dem 41. bis 15. August grosse Züge nordwärts.« A. ruficollis wurde am Taimyr-Flusse nicht gefunden, soll aber am Ausflusse der Päs’ina recht häufig brüten und federn. Am 25. Juni ‘waren ihre Eier, an der Boganida, noch wenig bebrütet. Diese sind nicht nur bisher noch unbekannt, sondern auch recht eigenthüm- lich*), wesshalb ich sie beifolgend habe abbilden lassen. Sie haben 69-71 MM. Länge bei 44—45 MM. grösste Breite. (v. Midd. Sib. R. 1. ec. p. 229, 29.) Zur Vergleichung folgen hier die zum Theil sehr variirenden Dimensionen der Eier der bekannten europäischen Arten: Eier. >. ED OR — Anser ceinereus . .° „2. ...Gr. D. 82-91 MM, Kl D, 54-62 MM. » segetum (aus Sibirien) » Ba » 53» » „arvensis (aus Lappland) nn... 8488.» 200... 94-59 » *) Diese Eigenthümlichkeit scheint doch wohl mehr oder nur in der Färbung zu liegen, da der Herr Verfasser des Kornes nicht erwähnt, dessen eiwaige Eigen- thümlichkeiten durch die Abbildungen nicht wohl darstellbar sind. Letztere zeigt nun die gewöhnliche Gestalt der Gänseeier. Die Farbe aber ist gelblich grauweiss, mit einem ziemlich die Mitte des Eies umfassenden Gürtel oder Kranze von schmutzig braungelben, wenig abstechenden und in einander verfliessenden, grossen Flecken. Durchaus so gefärbte und gezeichnete Eier kommen aber bei allen Gänsearten vor, und ich selbst habe mehrere noch bei Weitem dunkler grundirte und gefleckte Eier von A. einereus bei uns und in Ungarn gefunden. Diese Färbungen sind wohl nur durch die beschmutzten Füsse der brütenden Vögel oder durch den Schlammabsatz des über die Nester gegangenen Wassers etc. entstanden. 437 Anser albifrons . .. ... Gr. D. 84 MM. Kl. D. 54 MM, » ruficollis Caus Sibirien) » 69-71» » 44-45 » leucopsis ” a 3 » 11-73 » » 49-51 » » Bernicla (aus Sibirien) » 76 » » biikinr Anas glocitans, Pall. »Obgleich an der Boganida (70% die häu- figste Entenart, reichte sie doch nicht bis zum Taimyr-Flusse hinauf, Sie wurde dort nicht vor dem 12. Juni bemerkt. Am 3. Juli fanden sich 7 frischgelegte Eier in einem unter Weidenbüschen am Flussufer angelegten Neste. Die Eier sind bläulichgelb und klein; das kleinste 50 MM. lang, bei 35 MM. grösster Breite. Am 24. Juli begannen schon bei den Flaumjungen die Federn am Kopfe, an den Schultern und an den Schwingen hervorzuspriessen; aber noch am 4. August waren sie unflügge. Am 28. Juli wurde ein Männchen geschossen, das sein Hoch- zeitkleid schon abgethan hatte. Die letzten Vögel hielten sich bis zum 23. August an der Boganida auf.« Während Fig. 2, Tab. XXIII die eben angegebenen Maasse, hat Fig. 1 52 MM. Länge bei 34, MM. Breite. Anas falcata, Pall., »stellte sich am 3. Mai in Uds’köj-Os’trög ein, und am 414. Mai am Utschür. Sie nistet häufig im S’tanowöj - Gebirge, bis in die Nähe des Kammes hinauf. Am 4. August waren in Uds’köj- Os’trög die Jungen vollwüchsig und befiedert, mit Ausnahme der chen erst hervorspriessenden Schwingen.« Anas marmorata, Temm., nistet häufig an den Seen und Gewässern Algeriens, einzeln auch in Südspanien, Sardinien und Sicilien, wahr- scheinlich auch im südlichen Russland. Die Eier haben grosse Aehnlich- keit mit denen der verwandten Arten, querquedula und crecca, sind durchschnittlich aber grösser und von gesättigterer Färbung. Gr. D. 44—48, Kl. D. 32—35 MM. Somateria spectabilis, L., »zog am 6. Juni an der Boganida (70%) durch; am 16. Juni zeigten sich die ersten Paare am Taimyr (739), denen bald grössere Schwärme nachfolgten. Am 25. Juni fand ich dort ein Nest mit noch ganz frischen Eiern, und erst am 24. Juli stiess ich auf kleine Flaumjunge. In der ersten Hälfte des August schwammen mehrfach Mütter dieser Art. mit ihren Jungen flussabwärts, offenbar das Meer suchen. Um den 41. Juli herum flogen am Taimyr - Flusse Schwärme von 3—14 Stück Männchen hin und her, welche ich anfäng- * Ans. leucopsis, Bechst. ist von Middendorff „nirgends in Sibirien angetroffen worden, obschon die Jakuten und Samojeden einstimmig behaupteten, dass sie nicht selten im Taimyr-Lande vorkomme.‘* 438 lich, ihrer schlichten Tracht wegen, für Weibchen hielt. — Die Eier der A. spectab. fand ich stets kleiner als wie sie Thienemann hat ab- bilden lassen, und sie sind desshalb leicht von den Eiern der zunächst verwandten Arten zu unterscheiden; auch habe ich stets nur die Fär- bung des Eies c (Thienem. tab. 78, fig. a—c) angetroffen, so dass es sich fragt, ob das tiefgrüne Ei b diesen Farbenton nicht in Folge von Fäulniss angenommen habe. Das grösste Ei, das ich gesehen, hatte 67 MM. Länge, bei 45 MM. grösster Breite, und war mithin sogar be- deutend kürzer als das von Thienemann abgebildete kürzeste Ei der An. mollissima (73 MM.). Indessen ist mir auch kein einziges so kleines Ei der A. molliss. vorgekommen, sondern das kürzeste, das ich an den Küsten des russischen Lapplandes gelesen, maass 76 MM. Länge, bei 49 MM. grösster Breite; gewöhnlich aber hatten sie die Grösse von 80 MM. und darüber. Das kürzeste Ei der A. spectab., das ich gefun- den, maass 65 MM. Länge bei 45 MM. grösster Breite (dies ist abge- bildet, tab. XXI, fig. 2). Es liessen sich die kleinsten Eier der A. spectab. von den grössten der A. Stelleri stets an ihrer verhältnissmässig grössern Breite erkennen, wie sich aus dem Vergleiche der hier mitge- theilten Maasse und Abbildungen zur Genüge ergibt.« Wir stellen nun zunächst diese Maasse, wie sie Herr von Middendorff angibt, mit dem der uns vorliegenden Exemplare zusammen: | Gr. D. RR 1. A. mollissima, kleinstes regelm. Exemplar m. S. 71 MM. 49 MM. 2.3 » grösstes » » » 81 » 5A » 3. » » Exemplar aus Novaja-Semlja . 82 » 92 4. » » » aus Grönland . . . 76 » 4 5. A, spectabilis, Exemplare aus Grönland . . 73 » 48-49 » 6. » » » aus Sibirien (kleinste) 64 » 45 » Ti » » » » : (grösstes) 67 » 45 » 8. A. Stelleri » m. 8. wer" 60 » 40 » 9.» » »„ vw. Midd. » (kleinste) 56 -» 4» 10. » » » » » (grösste) 64 » 39-41 » Die Exemplare unter 4 und 2 sind theils aus Lappland, theils von der Insel Sylt. Man ersieht aus dieser Zusammenstellung, dass die Maasse der Eier der A. molliss. noch über die Grenzen der von Thienemann angegebenen, und zwar nach beiden Seiten, hinausgehen, und dass die Differenz der beiden Diameter bei ihnen relativ 11 und 5 MM. beträgt. Die Differenz 439 bei den Eiern von A. spectabilis beträgt hingegen, vorausgesetzt, dass die Grönländischen grünen Exemplare echt sind, 9 und 4 MM., während sie bei den Eiern von A. Stelleri 9 und 2 ist, Wenn nun, wie es wirk- lich der Fall ist, jene Differenzen der Maasse bei den Eiern von A, mol- lis. feststehen, — denn die oben unter 1 und 2 bezeichneten Eier sind beide aus Lappland, beide von demselben Jahrgange und beide vollständig regelmässig gebildet, ebenso wie die Grönländischen gestreckteren Ex- emplare, — so hätten die verhältnissmässig geringeren Unterschiede bei den Eiern von A. spectabilis an sich nichts Auffallendes, zumal die von Middendorff selbst angegebenen Differenzen der Eier von A. Stelleri ver- hältnissmässig noch bedeutender sind. Es liesse sich demnach von dieser Seite her um so weniger gegen die Authenticität jener grossen Grön- ländischen Eier von A. spectabilis sagen, als genügend bekannt ist und Herr von Middendorff ausdrücklich hervorhebt: dass das Weibchen der A. spectabilis dasjenige der molliss, an Grösse durch- schnittlich übertrifft, wie er anderer Seits bemerkt: dass er durch den ausnahmsweise ganz ungewöhnlich kleinen Wuchs eines am Taimyr geschossenen, wahrscheinlich vorjährigen Weib- chens von A. spect. irre geleitet wurde, es für A. Stelleri an- zusehen (da die Tracht der Weibehen der drei Eiderenten sich be- kanntlich sehr. ähnlich ist). Problematisch bleibt aber immer, bei der geringen Differenz jener sibirischen Eier der spectab. unter sich, die verhältnissmässig. bedeutende im Vergleiche zu denen der molliss. — 64°) oder 65—67 MM. Länge und 45 Breite, spect., zu 76—82 Länge und 49-52 Breite, molliss., was für den kubischen Inhalt, wie man gleich sehen wird, das annähernd richtige Verhältniss von 2 : 3 (genauer 20 : 29) ergibt; denn das kleinste Ei der sibirischen spectab., mit Was- ser (10° R.) gefüllt, wiegt 4 Lth. 3 0t. 14 Gr. (deutsches Apotheker- gewicht), während das kleinste der sibirischen Eier von molliss, 7 Lth. { 0t. 2 Gr. wiegt **). Ebenso merkwürdig aber auch, dass die Eier *) So gross nur ist nämlich ein von Herrn Staatsrath von Middendorff mir über- sandtes Exemplar. **) Es ist dabei allerdings noch das Gewicht der blossen Schale in Anschlag zu bringen, das jedoch im Allgemeinen bei Eiern gleicher Gattungen und ungefähr gleicher Grösse keinen grossen Ausschlag gibt, vorausgesetzt, dass die Eier über- haupt gut gereinigt sind. Das Wägen der mit Wasser gefüllten Eier führt übrigens zu genauern Volumbestimmungen als das mit dem Inhalte gefüllter Eier, sofern man deren Bebrütungs-Stadium nicht kennt, das bekanntlich das specifische Gewicht der- selben sehr verändert. 440 der molliss. aus Grönland ‚zu_-den kleinsten ‘und: besonders ‚gestreckten gehören, während die von dort als Prachtenteneier (spect.) kommenden fast durchgängig jenen an Grösse, wenn nicht gleich, doch sehr nahe kommen. Am auffallendsten aber ist es; dass die ‚allerdings nicht in sehr grosser Ueberzahl aus Grönland gesendeten Eier der spectab., so viel mir bekannt, ohne Ausnahme von jener schönen. tiefgrünen Farbe sind, welche von Middendorff, der die Eier dieser Art doch gewiss in Massen vor sich hatte, niemals an ihnen bemerkte. Dass diese ‚grüne Farbe von der Fäulniss des Inhaltes herrühre, ist nicht anzunehmen; das in Folge der Fäulniss bei den grünlichen Enteneiern. entstehende Grün ist ein ganz anderes. Unglücklicher Weise bietet auch das Korn dieser so nahestehenden Eier, wie es scheint, kein sicheres Unterschei- dungsmerkmal. Trotz der Bedenken wegen der relativ und absolut 'ge- ringen Grösse der Maasse, welche von Middendorff: gibt, müssen wir schliesslich doch seinen bestimmten Angaben gegenüber bekennen, dass wir. vorläufig an der Echtheit der grossen, grünen, allbekannten Pracht- enteneier aus Grönland so lange zu zweifeln, bis sichere und positive Thatsachen entschieden haben werden. Anäas Stelleri, Pall., »brütete am Taimyr ziemlich häufig, obgleich seltener als A. spectab. An der Boganida liess sie. sich nicht sehen. Am 25. Juni gab es frischgelegte Eier in den Nestern, und zwar 7 bis 9 in jedem derselben. Ihre Nester legt diese Art auf dem Moose der flachen Tundra an: sie sind sehr tief, fast halbkugelig, und weich mit Daunen ausgefüttert. Das Männchen hält sich in der Nähe des Weib- chens auf, welches nur ungern und mit einem an unsere Kriekente er- innernden, aber mehr schnarrenden Tone vom Neste fliegt. - Im.Ver- hältniss zum Wuchse des Vogels sind ‘die Eier sehr gross (die Maasse sind bereits oben gegeben). Die Farbe ist die bläulichgelbe der Eier aller Enten des Hochnordens.« Sie gleichen darin, sowie im Korne, ganz den Eiern der übrigen Somaterien. A. nigra, L., »brütete an der Boganida noch am 27. Juni auf 5 Eiern, welche aber schon entwickelte Vögelchen enthielten.« A. glacialis. »Ihre Eier, obgleich auffaltend kleiner als diejenigen der A. Stelleri, waren bedeutend grösser, als sie bei Thienemann abge- bildet worden, denn ein ungewöhnlich kleines maass 54 MM. Länge, bei 36 MM. grösster Breite; dagegen viele 55 MM. Länge bei 39 MM. Breite hatten. Traf an der Boganida (70%) am 29. Mai ein; am 17. Juni ein Nest mit nur erst 6 Eiern.« 441 ‘A. leueocephalus (inersa, Pall.). Es ist keinem Zweifel mehr unter- worfen, dass die in jeder Hinsicht von allen bisher bekannten Enteneiern abweichenden Eier, welche seit einigen Jahren, zuerst von Algerien aus, in die Sammlungen gekommen sind, diesem Vogel angehören. Ich habe sie seitdem aus verschiedenen Gegenden, aus Tanger, Süd-Spanien, den Wolgamündungen erhalten. Sie sind weiss, mit einem schwachen Schim- mer in’s Grünliche, von kurzovaler, fast rundlicher Form, grobem gänse- und noch mehr adlereierartigem Korne, haben bei 65—68 MM. Länge eine Breite von 50-51 MM. und sind also nach Verhältniss des Vogels ziemlich gross. A. rufina. Man hielt die Eier dieser Tauchente, welche ich aus Süd-Ungarn mitgebracht, für zu klein, als dass sie ihr angehören könnten: ich habe seitdem auch zweifellos echte Eier aus Sieilien bekommen, welche den ungarischen bis auf die etwas unreinere Farbe ganz gleich sind. Sie haben das Korn der übrigen Tauchenten, sind schmutzig grünlichgelb, mit einer Nüance in’s Röthliche, und messen allerdings nur 55-—56 MM. in der Länge und 39—41 in der Breite; indess erscheinen die Vögel wegen ihres lockern und gleichsam aufgedunsenen Gefieders auch grös- ser, als sie wirklich sind, und überdies denke man an so viele ähnliche Verhältnisse gerade auch bei den Enten. A, marila, L., »wurde nicht vor dem 4. Juni an der Boganida be- merkt, brütete aber dort recht häufig.« M. albellus, »am 22. April bei Uds’köj-Os’trög geichliänänd im fol- genden Jahre gab es dort schon am 20. Juni mittelwüchsige Flaumjunge. Auf der Grossen Schantär-Insel (im S. des Ochotskischen Meeres) wur- den: am. 9. August‘ erst kürzlich ausgekrochene Flaumjunge und auch etwas ältere, deren Steuerfedern schon völlig ausgebildet etc., erlegt. Häufig im ganzen S’tanowöj - Meran auf dessen Wesfabdachung er am: 3. Mai eintraf.« Colymbus glacialis »nistet am Taimyr, obgleich sehr selten.« '» . areticus dagegen »brütete nicht selten an der Boganida und am Taimyr. An diesem langte er gegen den 6. Juni an. Am 26. fand ich ein frischgelegtes Ei, dicht am Ufer eines kleinen Teiches. Es war ohne eine Unterlage, oder auch nur eine Grube, auf das flachge- tretene Moos hingelegt, und wurde von der Mutter mit Nachdruck gegen die Angriffe einer Lestris pomarina vertheidigt. Am 4. Juli fand ich ein zweites Nest mit 2 Eiern; diese lagen gleichfalls offen auf dem Moose eines. kleinen Inselchens da, inmitten einer grössern Lache. An der 442% Boganida gab es zu Ende Juli sehr kleine Flaumjunge, und sogar am 15. August grössere, an denen noch keine Spur einer Feder sichtbar war.« Colymbus septentrion., »sowohl an der Boganida, als am Taimyr gleich häufig wie die vorige Art. Zu Ende des Juli am Taimyr Flaum- junge.« in Uria Carbo, Pall. »Gleich häufig und gemeinschaftlich Mormon corniculatum, Kittl. in den Felsenspalten der Südküsten » eirrhatum, Pall. und der Inseln des Ochotskischen Meeres nistend.« Ein Ei der letztgenannten Art, in der Sendung, welche ich Herrn von Middendorff verdanke, war leider so sehr zerbrochen, dass sich aus den Fragmenten nur die Aehnlichkeit, in Korn und Färbung, mit dem von M. fratercula erkennen lässt. Auch scheint es ee zu sein, als das unserer europäischen Art. Thalassidr. pelagica. — Gr. D. 26—27 MM. Kl. D. 20-21 MM. » Leachi » 31—32 Ya » „» 22-23 » Bulweri » 40-42 » » 30-31» Die Eier dieser 3 Species sind generisch verwandt. Korn, Färbung, Zeichnung und Gestalt stimmen überein, und nur die verhältnissmässige Grösse unterscheidet sie von einander. Lestris pomarinus, Temm., »brütete in ganz besonderer Häufigkeit auf den am Taimyr gelegenen Tundren. Am 6: Juni bemerkte ich diesen Vogel zuerst; am 7. Juli fand ich (74% die ersten Eier, deren je zwei ohne irgend eine Unterlage auf das Moos niedergelegt waren. Ueber 74° hinaus sah ich keinen Vogel dieser Art. Die Eier waren stets viel grösser als sie bei Thienemann abgebildet worden sind, na- mentlich durchschnittlich 63—64 MM. lang, bei 46 MM. grösster Breite.« Lestris Buffonü, Boie, brütet gleichfalls, sammt L. parasita, am Taimyr wie an der Boganida, »jedoch ungleich häufiger als parasita; auch war L. Buffonii die einzige Art, welche sich bis über 74), hin- aus, d. h. bis an das Meer sehen liess. Sie langte vor allen Lestris- Arten zuerst am 5. Juni unter 733,0 am Taimyr-Flusse an und liess sich auch noch am 4. September 'häufig sehen ; ja sogar am 22. September flog ein junger Vogel über den Taimyr-See. Am 22. Juni hatte L. Buff. am Taimyr-Flusse schon Eier; je zwei derselben, ohne irgend welche Unterlage, auf das Moos der Tundra gelegt. Diese waren von derselben Färbung wie diejenigen der L, pomarina, jedoch die grössten 57 MM. lang bei 41 MM. grösster Breite; die kleinsten 52 MM. lang, bei 38 MM. grösster Breite. Am 15. Juli fand ich eben ausgekrochene Junge.« 443 - Wir geben hier die Maasse der Eier der 4 Lestris-Arten zum Ver- gleiche: | Lestris catarractes (Skua) Gr. D. 68—72 MM. Kl. D. 48-50 MM. » pomarina EN, » 63—64 » » 45—46 » » paraita. 2... » 56-58 » » 40-42 »*.Buffoni ©. 2% » 52-57 » ». 88-41 » Sie unterscheiden sich sämmtlich durch ein merklich feineres Korn von den gleich grossen der Möven. | Larus gelastes, Licht. (tenuirostris, Temm.), scheint überall an den Küsten des Mittelländischen Meeres zu brüten, sicher an den französi- schen, wo sie von Crespon und Moquin-Tandon aufgefunden. Ersterer fand ihre Eier auf den Dünen. Diese Eier unterscheiden sich auf den ersten Blick von allen übrigen Möveneiern durch die auffallend helle, rein weisse Grundfarbe, die frisch vielleicht einen Stich in’s Grünliche oder Gelbliche haben mag, und ähneln hierin den hellen Eiern der Sterna cantiaca, von denen sie sich indess durch sehr merkbar gröberes Korn und grössere Dimensionen unterscheiden. Die Zeichnung ist die der Möveneier. Unterzeichnung aschgrau; Oberzeichnung umbra- und schwarzbraun. Gr. D. 50—55, Kl. D. 37—38 MM. Larus melanocephalus, Natt. Aus Süd-Frankreich und Algerien pro- venirende Eier dieser Möve stellen wiederholt die, Naumannia Il. 2. p. 81, gemachten Bemerkungen hinsichtlich der von mir in Ungarn gefundenen Eier ausser allen Zweifel. Ich gebe desshalb hier nur noch nachträglich die Maasse. Gr. D. d4—45, Kl. D. 35—35 Ya MM. Larus Sabinii, Leach. »Diese Möve erschien am Taimyr-Flusse (73,9%) am 5. Juni, und verschwand darauf ganz, bis ich sie an den Lachen der Tundra und auf den kleinen Alluvial-Inseln des Taimyr-Flusses und See’s, nördlich vom 74.°, häufig und in Gesellschaft mit Sterna ma- erura brütend fand. Ihre Eier waren am 10. Juli schon stark bebrütet und lagen zu je zwei”*) in mit vorjährigen Grashalmen ausgelegten Ver- tiefungen des Mooses. Sie sind nur 43 MM. lang, bei 30 MM. grösster Breite, und tragen bräunliche Flecke auf schmutzig-gelbgrünem Grunde.« Larus minutus, Pall. »An der Lena, südlich von Jakütsk, am 22. Mai geschossen. Auch im S’tawondj-Gebirge und an der Südküste des Ochotskischen Meeres nicht selten.« Die Zwergmöve scheint ihre Brüte- *) Sonst legen die meisten Mövenarten in der Regel 3 Eier, zumal die Arten der Untergattung Xema. 444 zone nach W. nicht bis über den 40. (Ferro) und nicht unter 55° n Br. zu erstrecken, geht aber, wenigstens in Europa, bis ziemlich zum Polarkreise hinauf. Ihre Eier, meist drei *) in einem Neste, sind etwas kürzer, als die der vorigen Art, denen sie in Gestalt, Korn, Färbung und Zeichnung sehr ähneln. Gr. D. 39—42, Kl. D. 30—31 MM. Nach- stehend die Eiermaasse der Untergattung Xema. 1. Xema Gelastes. . . Gr. D. 50—56 MM. Kl. D. 37—38 MM. R » ridibundum . . » 50-55 » » 36—38 » 3. » melanocephalum » dd—45° » » 39—35 In» 4. » Sabina 1.0" » 43—43 U» » 30.» I. 0» minutum... »..839-42 » » 30-31 » Larus glaucus, Brün. »Unter 74° nistete diese Möve sehr selten in der Tundra am Taimyr-Flusse, so dass ich ihre Gegenwart nicht vor dem 15. Juni bemerkte. Sie wurde aber um so häufiger, je mehr wir flussabwärts gingen, obgleich sie stets nur zu Paaren vertheilt vorkam. Am 15. August befanden sich unter 75° noch alle Möven dieser Art an ihren Nistplätzen. Am 3. und 4. Sept. zog die Mehrzahl fort (741, 9), nachdem starker Schneefall stattgefunden hatte. Allein noch sogar am 21. Sept. sah ich einen alten L. glaucus, nebst einem Jungen vom Jahre, an mir vorbei den Taimyr-Fluss abwärts ziehen. Ihr gewöhnliches Gackern ist bekannt; als ich aber die Eier aus dem Neste hob, stiess die Mutter Töne gleich denen der Kraniche von sich. Das Nest befand sich in der Nähe eines kleinen Sees, suf der Spitze eines 3%‘ hohen kegelförmigen Hügels; es war aus vorjährigen Grashalmen dicht zusammengefügt, doch mit keiner einzigen Feder gefüttert **). Im Gebirge brütete L. glaucus auf den Absätzen schroffer, sich in den Fluss hinabstürzender Abhänge. Die Eier sind lehmfarbig-braungelb, mit schwarzbraunen Flecken über- streut, 75 MM. lang, bei 52 MM. grösster Breite. Es folgt hier noch eine Uebersicht der Dimensionen der übrigen bekannten Möveneier Europa’s. Gr. D, Kl. D. 4. Larus marinus . 2. 2% 000.05 775—85 MM. 53-56 MM. 2... ».. glaueus,;aus Sibirien - . 1.04. 73—75° ».. 051-520» » » aus der Davis-Strasse ” 80—83 » 53-54 » argentatus » 2.4.00.2.0.269-176.u.0,. 48-52 4.01: sleucopterus:.. en... 6 Te A500 © > *) Vilh. Liljeborg in dieser Zeitschrift II. 2. p. 111. **) Dasselbe gilt von allen von mir gesehenen Larus-Nestern. 5. Larus fuscus 2.00 20% 0.6268 MM. 4448 MM. 6. » eburneus (Spitzbergen) . . - 61 » 45» N » canus Reed a 40—42 :»: 8. » tridactylus ee B+6 39—41 » Diebzig im December 1853. . "E. Baldamus. Auszug aus dem Protokolle der siebenten Ornithologen- Versammlung zu Halberstadt. Beilage Nr. ®%. "Einige oologische Merkwürdigkeiten. Von W. A. E. Pralle. Ich bitte, mir wenige Worte zu gestatten, um aus meinen Notizen einige Curiosa mitzutheilen, welche mir auf meinen diesjährigen oologi- schen Excursionen aufgestossen sind, und einige Kukkuks-Eier vorzeigen zu dürfen, da diese eigentlich mit auf unserer Tagesordnung: stehen. Dieses Ei, welches ich wegen seiner auffallenden Grösse, sowie seinem ganzen Charakter nach, übereinstimmend mit meinen Freunden Baldamus *) und Kjärbölling, für ein Schreiadler-Ei (Aquila naevia) halten möchte, hat sich am 21. Mai d. J. mit einer etwa 14 Tage alten Gabel- weihe, Falco milvus, in einem und demselben Horste befunden! — Es war bereits faul und ist beim Herunternehmen durch einen unglück- lichen Zufall leider zerbrochen, von mir jedoch nach Möglichkeit wieder hergestellt. Die junge Gabelweihe wurde in dem Horste gelassen und bis zum 29, Juni, also noch länger als 5 Wochen, von den Alten er- zogen, an welchem Tage sie mir, beinahe flügge, lebendig übersandt wurde, nachdem einer der Alten am Horste erlegt war.. Ich besitze sie noch jetzt lebendig, und sie befindet sich vollkommen wohl. Der Horst, *) Ich war allerdings zunächst der Ansicht, dass dies interessante Ei dem A. naevia gehöre. Indess fand ich später bei genauerer Untersuchung, dass das Korn desselben dem der Milanen-Eier ähnlicher ist, und da auch Herr Pastor Pässler früher ein doppeldotteriges Ei von Milv. regalis gefunden, so liegt doch die Vermuthung näher — die überdies noch durch das Faktum der Fäulniss dieses Eies verstärkt wird — dass das fragliche Ei dem Milv. regalis zugehört. Baldamus. 446 in dem sich diese Produkte anscheinend verschiedener Eltern beisammen vorfanden, war ein alter Schreiadler-Horst, auf einem horizontalen Seiten- aste, etwa 5 Fuss vom Stamme ab erbaut, — Dieses Ei des schwarzen Storchs habe ich in dem Zustande, wie Sie es hier sehen, am 2. Mai aus einem alten, aber neu zurecht ge- machten Schreiadler-Horste genommen, auf dessen äusserstem Rande es lag, so dass wir es schon von unten, seitwärts vom Baume stehend, schimmern sahen. Die beiden Löcher sind augenscheinlich durch die Fangzähne eines Marders ‘) gemacht, Es war aber noch nicht geleert; ich habe das ganz frische Ei erst durch diese Löcher ausgeblasen. Man kann sich die Sache vielleicht so erklären: Ein Marder hat die Abwesen- heit des Storchs benutzen wollen, um das Ei zu leeren, ist aber bei diesem Freundschaftsdienste vom Storche überrascht und nach heftigem Kampfe vertrieben, durch welchen das Ei auf den Rand des Horstes ge- rathen ist. — Nachher ist kein Storch bei diesem Horste mehr gesehen worden; er blieb verlassen. Am 10. Mai liess ich aber 4 Eier aus eirfem andern, von Ciconia nigra selbst ursprünglich erbauten Horste nehmen, welche wahrscheinlich von demselben Paare herrühren, dem dieses Ei gehört hat, da sich kein zweites auf diesem Reviere hat sehen lassen. Am 5. Juni fand ich dieses Nest von Fringilla chloris, in einen Wachholderbusch in einer Höhe von etwa 7 Fuss eingebaut, mit 4 Eiern und einem Kukkuksei, welches in seinem frischen Zustande durch seine lebhaft blaugrüne Färbung sehr gegen die 4 Grünfinken-Eier abstach. Jeizt ist es ziemlich verblasst und der Unterschied weniger auffallend, aber immer noch auffallend genug. Es steht also dieser Fall im Wider- spruch mit den in neuester Zeit gemachten Erfahrunden, dass das Kuk- kuksei in möglichster Uebereinstimmung hinsichtlich der Färbung mit den Eiern des Nestes stehe, in welches es gelegt ist. Dieses zweite Kukkuksei ist aus einem Neste von Calamoherpe arundinacea genommen. Zwei der Nesteier liegen bei, von denen es sich auch ziemlich unterscheidet. Das dritte endlich ist beim Mähen *) In meiner Sammlung befindet sich ein Ei von Bubo maximus, das ich in der Sächsischen Schweiz von einem Führer erhielt, der es einem Marder abgenommen. Dieser trug das Ei unter dem Kinn und liess es fallen, als der Mann mit dem Stocke nach ihm warf.. Dies Ei hat vier meist ganz runde kleine Löcher, durch die spitzen, dünnen Zähne des Raubthieres entstanden, das aber offenbar die Kiefer nicht so weit öffnen konnte, um das grosse Ei mit den Zähnen festzuhalten und fortzutragen. Schwerlich hat der Räuber Fräu Uhu bei seinem Besuche zu Hause getroffen! Baldamus. 447 einer Wiese gefunden und: nur durch grossen Zufall unversehrt geblie- ben, da die übrigen Eier gänzlich zertreten worden sind, welche muth- maasslich dem Rohrammer angehört haben. Schliesslich fühle ich mich gedrungen, hier noch einen durch mich veranlassten Irrthum zu berichtigen. Das Kukkuksei, welches mein Freund Baldamus im vorigen Jahre nebst einem der Nesteier von mir erhalten hat und dessen er in der Sitzung zu Altenburg erwähnte, ist nicht aus einem Neste des Sperlings, sondern aus dem der Bachstelze, wie diese beiden Eier beweisen, mit denen zusammen es im Neste gelegen hat. Ich hatte die Eier zugesandt erhalten und schrieb sie irrthümlich dem Sperlinge zu. Später aber habe ich ganz dieselben Eier als sichere Eier von Motacilla alba erhalten, wodurch ich zuerst meinen Irrthum erkannte, den auch sorgfältige, über jenes erste Nest angestellte Erkundigungen bestätigten. Celle, im Juli 1853. w. A. E. Pralle. Meine Ansicht über diese und andere in Halberstadt vorgezeigte Kukkukseier habe ich bereits vorläufig ausgesprochen und verweise noch für das ARURRURTRSNRN. auf meine Arbeit über diesen Gegenstand. E. Baldamus. Zusätze und Berichtigungen zu dem Verzeichnisse der im Grossherzogthum Oldenburg vorkommenden Vögel. Von Forstmeister C. W. von Negelein. In der Naumannia, Jahrgang 1853, 1. Quartal, sind in.meinem Ver- zeichnisse der im Herzogthum Oldenburg vorkommenden Vögel häufig _ Druckfehler entstanden, die ich mir erlaube hier zu berichtigen. Da ich damals bei dem Entwurf etwas eilig gewesen bin, mag meine Hand nicht deutlich genug diese schriftliche Arbeit geliefert haben. Aber auch der Setzer mag unachtsam gewesen sein *) ? *) Ich benutze diese Gelegenheit, um meine Herren Mitarbeiter freundlichst zu ersuchen, besonders die Eigennamen, deren Kenntniss weder beim Setzer, noch A448 . Budjadingerland st. Busgadingerland. — Seite 53 Zeile 13 v. 0. » 60 » 12 V. . Cloppenburg st. Cloppenberg. » 61 » 9 . im »Bloklande bei« Bremen st. im »Blotlande bis« Br. » 614 » 1w ul. Kranenfeld st. Kranenfels. » 63 » 2 v. 0.1. Cloppenburg st. Cloppenberg. » 63 °» 44 vw. u. l. Apen u. Godensholt st. Apesd u. Sodensholt. In Hinsicht der dem Aufsatze quaest. beigefügten Noten habe ich noch Folgendes zu bemerken: RR Seite 56, Nr. 53, Sylvia suecica betreffend, habe ich mich nach. Naumanns Naturgeschichte der V. D. gerichtet, der nur eine Art Blau- kehlchen beschreibt. — S$. suec. mit weissem Stern im Blau der Kehle soll eine Stunde von der Stadt Oldenburg nicht selten nisten. NB. Unter den aufgeführten Parus-Arten fehlt Parus ater, die aber nicht häufig bei uns erscheint und wahrscheinlich auch nicht bei uns brütet? Auf dieser Seite 56 ist bei Nr. 42, Museieapa albicollis, mit Recht ein ? gesetzt worden. Ich muss meinen Irrthum bekennen, da diese Art mit Muscicapa luctuosa (die ich hier vorgestern am 16. Mai durchziehend in Menge beobachtet habe) verwechselt wurde. Seite 60, Nr. 145. Charadrius squatarola, dessen Vorkommen nach der Note unten wohl auf einem Irrthum beruhen soll, ist in den Monaten Juli und August an unserer Nordseeküste oft beobachtet und einige Mal geschossen worden. Demnach‘ wird der Vogel dort auch brüten, obgleich wir seine Eier uns noch nicht verschaffen konnten, — Da Herr P. Naumann den Ch. squat. bei Husum in Schleswig’ noch im Juni beobachtet hat, so mag der Vogel, da er dort nicht brüten soll, auch an unserer Küste nur zufällig sich aufhalten, Weitere Beobach- tungen bleiben uns aber vorbehalten. Hr: ! Seite 63. Anser albifrons soll auf der Weser-Insel »Lunen Plate genannt« gebrütet haben, wie ein Freund und Besitzer dieser Insel, der » 54 » 2 v. 0.1. in der Marsch st. in jeder Marsch. » 54 » 45 v. u. l. Bahrenführholz st. Balvenfährhoch.. » 56 » 21 v. o. 1. Bruchwaldungen st. Buchwaldungen. » 56 » 2 vw. u. 1. Hölzungen st. Höhungen. » 858 ».. 4 v. u. ]l. Rastede st. Rostade. o. | u. 1 beim Correktor, noch bei der Redaktion vorausgesetzt werden kann, recht deutlich schreiben zu wollen. 'E. Baldamus. 449 zugleich ein guter Jäger ist, versichert, Ich werde mich weiter. darnach erkundigen. Nr. 215. Anas penelope soll in der Marsch, im sog. Stadinger- "lande, allerdings mitunter brüten. Mein verstorbener Freund Wenke, ein wackerer Ornithologe und eifriger Sammler, der dort wohnte, ver- schaffte mir das Ei dieser Ente, welches in meiner Sammlung aufbewahrt wird; und ich glaube nicht, dass dieser aufmerksame Forscher sich ge- irrt haben sollte. Limosa rufa ist nicht selten an der Küste beobachtet worden, wie ich zu spät erfuhr, um den Vogel im Verzeichniss oldenburgischer Vögel mit aufzuführen. | ; ©. W. von Negelein. Nachträge und Notizen zu dem in der Naumannia II, Bd. 3. Hft. p. 24 sqq. enthaltenen Verzeichniss der im Münsterlande vorkommenden Vögel. Von Pr. H. Bolsmann und B. Altum. Ad Nr. 17 und 18 ist einzuschalten: Circus pallidus, wovon ich seither ein zweijähriges Männchen er- hielt, welches am Rheine auf dem diesjährigen Frühjahrszuge erlegt worden. war. Ad 39. Coracias garrula ist diesen Sommer in der Nähe von Münster bei Altenberge erlegt worden. Ad 43. Muscicapa luctuosa zog dieses Frühjahr in ganz unge- wöhnlicher Menge durch: es blieb aber in dieser Gegend keine; und viele erlegte Exemplare bestätigen die Bd. II. 2. Quart. Naum, 228 mit- getheilten Bemerkungen über die Synonymität von M. luctuosa und atri- capilla, sowie über deren Frühlingsmauser. Ad 48. »Turdus pallidus? einmal erhalten,« bitte ich zu strei- chen, indem die Nachträge Naumanns mich belehrt haben, dass mein fragliches Exemplar nur eine sehr fahle, gelbliche Varietät von T. musicus ist, wie denn überhaupt T. musicus und iliacus sehr variiren. Zu letz- terem ziehe ich auch nach sorgfältiger Beachtung das ausgestopfte Ex- Naumannia. 1853. 29 450 emplar des in der Naumannia II. Bd. 3. Hft. beschriebenen und abge- bildeten »Turdus ?« Ad 50 und 51 muss eingeschaltet werden :- Petrocossyphus saxatilis, wovon ich einen jungen, eben ausgeflo- genen Vogel erhielt, welcher vor einigen Jahren bei Sendenhorst ge- schossen war. | i Ad 56. Sylvia cinerea. Ich glaube eine constant verschiedene Subspecies *) davon bemerkt zu haben, die durch längeren Schwanz und viel mannigfaltigeren Gesang, wie auch durch viel weniger versteckte Lebensart und viel öfteres Erscheinen und Singen auf höheren Gesträuchen und einzeln in Gärten etc. stehenden Gebäuden sich von der gewöhn- lichen auszeichnet, aber nicht häufig ist. Ich fand diese nie in dem Weidengebüsch der Flussufer und Altwasser, sondern immer in trockenen, weniger buschreichen Lagen, mehr in Gärten und lichten Holzrändern, wo nur einzelne Dorngebüsche vorkommen. Die Notiz in der Naumannia III. Jahrg. 2. Quart. p. 224 veranlasst mich zu dieser Bemerkung. Ad 67. Hinter Calamoherpe phragmitis muss eingeschaltet werden : ©. cariceti, wovon ich den 8. August 1852 ein sehr schönes altes Männchen erlegte und an demselben Teiche auch im Juli dieses Jahres bemerkte; C. aquatica erlegte ich früher einige Male Ende Juni oder Anfang August in seichten Rohrstrecken der Haiden, möchte aber, was die Selbstständigkeit der Art betrifft, der Vermuthung des Herrn Tobias im 4. Hefte der Naumannia p. 59 beistimmen, während ich ©, palustris für eine gute, selbstständige Art halte. Ad 73. Motacilla alba ist in diesem Frühjahre mit ganz. schwar- zem Rücken bei Münster vorgekommen, und wenn die Art sich als eine selbstständige bewährt, müsste: M. lugubris **) hier eingeschaltet werden. Ad 79. »Cinclus aquaticus« erlaube ich mir die Bemerkung, dass dieser in so viel Mittelstufen zu Cinelus melanogaster übergeht, dass die Scheidung der beiden Arten sehr schwer wird. Ad 84, Parus ater fütterte Ende September dieses Jahres seine Jungen, die eben ausgeflogen schienen, in einer Gegend, wo ich diesen Sommer keine P. ater bemerkte. *) Keine Subspecies, sondern unter diesen Umständen vielmehr eine gute Species ! Weitere Beobachtungen sehr zu empfehlen ! **) Oder vielmehr M. Yarelli! 451 "Ad 92. Dass Alauda eristata die mit Kies, überhaupt mit Keuper- formation bedeckten Chausseen vorzieht, bestätigt sich auch hier. Ad 99. Von Loxia curvirostra erlegte ich im Mai dieses Jahres ein Paar, das Weibchen mit Brutfleck ; ein Nest war aber nicht zu finden. Sie gehören zur Subspecies Brehms: Crucirostra pinetorum. Ad 105. Fr. montifringilla. Der sinnstörende Druckfehler nicht ist in oft zu verändern. . Ad 119. S8itta europaea ist nicht die Linne’sche, sondern caesia. Ad 149. Tringa alpina ist vielmehr Schinzü; die echte T. alpina fand ich nur im Niederstifte — in den Mooren und der Unterems auf den Waten hinter den Teichen in sehr grosser Anzahl. Ad 183. Podiceps arcticus = darnach muss Podiceps cornutus eingeschaltet werden, wovon ich zwei Mal ein Exemplar im jugendlichen Winterkleide bekam. Wenigstens unterscheiden sich diese von P. arc- tieus durch grössere Länge, stärkeren Schnabel und einen weisslichen, breiten Strich zwischen Schnabel und Auge: obschon sonst zum Ver- wechseln ähnlich. £ Ad 188. »Larus minutus:« hiebei muss ich offen meinen Irrthum bekennen ‚ indem fragliches Exemplar meiner Sammlung ganz bestimmt Xema Sabini ist. Diese Sabinis-Möve ist vor einigen Jahren nahe bei Osterwick mitten im Ackerfelde fern von allem Wasser erlegt. Sie sass auf dem Boden, flog vor dem. Jägern ermattet auf, setzte sich bald wieder und ward ge- schossen. Sie trägt das erste Herbstkleid und ist meines Wissens das einzige Exemplar, welches von dieser seltenen Art hier auf dem’ Fest- lande vorgekommen ist. Auch in Holland kommt sie nicht vor, Ueberhaupt ist in der Gegend von Koesfeld, Osterwick ete. an der nördlichen Abdachung des Bauerberges (Silva Caesia des Tacitus) eine jener von Prof. Naumann geschilderten Luftstrassen, indem dort weit von allen bedeutenden Gewässern ausser dieser Xema Sabini schon Larus marinus, L. canus, L. tridactylus; Lestris pomarina, Sterna Anglica, Tringa islandica etc. angetroffen und erlegt. wurden. Ad 219. Platypus ferinus. Der diesjährige strenge Nachwinter brachte diese Enten sehr zahlreich unter den Schaaren von Pl. elangulus. — Pl. marilus war nur sehr einzeln; ganz ungewöhnlich zahlreich A. ‚Boschas. Auch P!. fuligulus war nur einzeln. Im Weidengebüsch bar- gen sich Fulica atra häufig — und einzeln Gallinula chloropus, während auf den Sandstellen häufig umherliefen der sehr scheue Anthus aquaticus 29° 452 (welcher doch wohl nicht identisch ist mit Anthus obseurus von Helgo- land) und ein Pärchen von einem Anthus, der ganz aussergewöhnlich zutraulich war: ganz ähnlich dem gemeinen. A. pratensis — aber viel dunkler, kurzflügelig, dessen etwas in’s Roströthliche sehimmernde Kehle, beim Männchen am stärksten, auf Anthus cervinus hindeutete. Ein ganz ähnliches Exemplar erhielt ich früher von van der Berg aus Rotterdam unter der Bezeichnung Anthus aquaticus (womit er. gar keine Aehnlich- keit hat), welcher aber bestimmt behauptete, dass er nicht identisch mit pratensis sei. : Schliesslich erlaube ich mir noch, veranlasst durch die Vermuthung im 2. Quartal 1853 der Naumanuia. (dass bei Anas Homeyeri eine Ba- stardirung vorliege), über eine merkwürdige Bastardente zu. berichten, die sich jetzt in der Gräflich Westerhalt’schen Sammlung befindet und früher in: meinem Besitze war. Diese grosse Ente, geschossen in der Nähe von Ochtrup, ist an Länge gleich der Anas moschata, welche ‚die Mutter gewesen zu sein scheint — hat den langen grünschildernden Schwanz der Bisamente — und ist oben durchweg glänzend. castanien- braun. Schnabel und Kopf und die Farbe der Unterseite ist ganz. ähn- lich wie beim Männchen der A. Boschas, welches der Vater gewesen zu sein scheint. Also ein zweites Beispiel einer Bastardirung, welche un- sere Ornis mit einem seltsamen Gaste geziert hat. Gimbte, den 11. October 1853. MH. Bolsmann, arrer. Am 42. October c. wurden in der Nähe von Münster an dem Aa- flüsschen 2 Haematopus ostralegus angetroffen, wovon einer erlegt ist. Telmatias gallinula brütet hier (Münster) nicht *),. wie ich früher fälschlich glaubte. Die betreffenden Eier. gehören der Tringa Schinzü an, die sehr häufig hier vorkommt. — Tr. alpina ist bei weitem sel- tener und zieht einzeln im Spätherbst durch, wie dieses noch im vorigen Herbste 2 Exemplare auf unserem Markte bezeugten. Von Telm. major habe ich einzelne Male Eier zwischen den Kiebitz- . *, Nach den mündlichen Mittheilungen des Herrn Pfarrv. Altum bklitet Tr. Schin- zii ziemlich häufig in der Nähe von Münster. Ein Irrthum kann bei dieser interes- santen Thatsache um so weniger obwalten, als einmal Herr Baedecker in Witten die fraglichen Eier als diesem Vogel angehörig anerkannt hat, und sodann Herr Pfarrv. Altum selbst die in meiner Sammlung befindlichen Eier dieses Strandläufers als iden- tisch mit den von ihm gefundenen bezeichnete. E. Baldamus. 453 eiern auf dem Markte angetroffen. Also wäre der Vogel auch zu den hier brütenden zu zählen. Bubo maximus ist im Vövel-Thale auf der Erde brütend ange- trolfen worden. Lan. rufus nistete im verflossenen Frühlinge in einem an die Stadt _ Münster stossenden Garten auf einem Apfelbaume. Nicht Turdus pilaris nistete bei Paderborn, sondern viscivorus, was meinerseits eine Verwechselung war. Auch unter hier bei Münster ge- sammelten Eiern fand ich Eier von viscivorus. Eudytes areticus ist im vorigen Jahre im Prachtkleide in hie- siger Gegend erlegt worden. Scolopax rustieula sah ich im vorigen Frühling durch die Prome- naden unserer Stadt fliegen und zwar gleich einem Raubvogel verfolgt von Bachstelzen und sonstigen kleinern Vögeln. } B. Altum. Notizen. Die Waldschnepfe scheint wirklich von vielen kleinen Vögeln für eine Eule gehalten zu werden. Folgende »Anektode«, welche mir durch Herrn Justizrath Isensee in Cöthen mitgetheilt worden ist, heweist dies und dass es dem »Jäger« oft recht nützlich ist, wenn er »etwas Orni- thologie versteht«. Genannter Herr hatte einst in dem Reviere des Herrn Förster Naumann in Kleinzerbst *) eine Waldschnepfe geschossen und sie herabstürzen gesehen, ohne sie jedoch finden zu können. Die Jagdge- fährten begannen bereits an der Zuverlässigkeit der Angabe des Schützen zu zweifeln und einen Irrthum anzunehmen, als der Förster Naumann zu ihnen kam, und, obwohl er zur Zeit des Schusses weit entfernt gewesen war, sofort eine von dem Schussorte ziemlich weit entfernte Stelle be- zeichnete, wo die Schnepfe liege. Man folgte dem Voranschreitenden, ‚und fand die flügellahm geschossene Schnepfe zu nicht geringem Er- ‚staunen wirklich an der bezeichneten Stelle. Die Sicherheit, mit welcher der »ausgezeichnete Jäger« auf die entfernte Beute losgeschritten war, *) Zweiter Bruder des Prof. Dr. Naumann, und in dessen Werken oft genannt: ein ausgezeichneter Beobachter und Kenner der Sitten und Gewohnheiten etc. der Vögel. 454 veranlasste die Frage nach dem Wie? und Warum? und die Antwort: »Der Fink klagte, weil er die Schnepfe für eine Eule hält; ich habe bloss den Finken aufgesucht, der hat sie mir gezeigt, denn der hat bes- sere Augen, als wir.« Bekanntlich verrathen viele Vögel durch irgendwelche Eigenthüm- lichkeiten in ihrem Betragen die Gegenwart mancher anderer‘ Thiere, z. B. der Raubthiere, oder auch ihrer Nahrung, wie die Honigkukkuke Afrika’s, und es mag manches hierher Gehörige dem Auge des Forschers noch unbekannt geblieben sein. . E. Baldamus. Limosa rufa habe ich Ende Juni — ein altes Männchen — und Anfang September — einen jungen Vogel — an unserer Seeküste (Ol- denburg) erlegt. Auch Van. melanogaster wurde Ende Juni einzeln dort von mir bemerkt, konnte aber nicht erlegt werden, da er zu scheu war. Da- gegen erlegte ein Freund von mir im vorigen Jahre ein altes Männchen, das ihn nach Art der Kibitze umschwärmt hatte, was mich zu der Muth- maassung veranlasst, dass der Vogel dort sein Nest ‚hatte. Ferner erhielt ich im Laufe des Winters eine Alauda alpestris und einen kleinen Singschwan, nur von der Grösse einer Hausgans. ©. F. Wiepken. Sonderbarer Fang eines Gypaetos barbatus. ” Im Sept. d. J. war in der »Schützenzeitung für Tyrol und Vorarl- berg« von einem Geieradler zu lesen, den bei Ausübung seines Räuber- handwerks ein eigenes Missgeschick getroffen hatte. Glücklich hatte er eines der schweren, diekwolligen Schafe, wie sie die rauheren Gegenden der dortigen Hochgebirge beweiden, über den Rand einer Felsenwand in den Abgrund gestossen; aber die Fänge des Raubvogels hatten sich da- bei so fest in das filzige Vliess seines Opfers vergriffen und verwickelt, — wahrscheinlich durch eine plötzliche und energische Drehung dessel- ben — dass der Vogel dies Mal nolens volens an der Luftfahrt theil- nehmen musste. Die breiten und langen Flügel des Reiters, fallschirm- artig ausgespannt, hatten natürlich den Sturz in eine mählige Thalfahrt verwandelt, und unverletzt kamen Ross und Reiter unten im Thale an, wo das Schaf ganz in der Nähe seinen Stall hatte. Diesem lief das Schaf eiligst zu (wie die Thiere dort jedesmal thun, wenn ein Unwetter 455 oder sonstiges Missgeschick sie auf ihren Bergweiden überfällt) und über- antwortete den Räuber lebend und trotz alles Sträubens in die Hände des erstaunten Senners. Albrecht Rindfleisch. Im 2. Quartalheft dieses Jahrgangs, S. 320, hat mein Freund Dr. Hell- mann in Gotha mitgetheilt, dass Vultur Papa auf den Felsen von Gibraltar brütend beobachtet worden und dass somit dieser Vogel in das Verzeich- niss der europäischen Vögel aufzunehmen seie. Fraglicher Vogel ist ein Bewohner Süd-Amerika’s und wurde ausser diesem Lande noch nicht einmal in Afrika beobachtet, um so weniger ist dieses mit Europa der Fall; es. kann nichts Anderes sein, als unser Vultur fulous, Briss., welcher im ganzen Süden Europa’s nistet. Dieser Vogel ist somit aus der europäischen Ornis wieder zu streichen, da- gegen ist in dieselbe aufzunehmen: "Diomedea chlororhynchos, Gmel. In den südlichen Meeren zu Hause ; ein Exemplar wurde im Herbst 1847 beim Silberbergwerk Kongsberg in Norwegen todtgeschlagen und steht in der Sammlung des Custos Esmark in Christiania, wo ich’ ihn selbst gesehen habe. } Columba gelastes, Temm. In Asien und Japan einheimisch. Zwei Exemplare dieser Species sind in Schweden vorgekommen, und zwar wurde eines im December 1842 in Henjeadalen geschossen, das andere im October 1850 bei Persbyn, 1, Meilen westlich von Pitea, in einer waldigen Gegend, wo man früher weder zahme, noch wilde Tauben gesehen hat, gefangen. Vide: Sundevall, Öfversigt af kongl. Vetenskaps- Academiens Förhandlingar. 1851. Nr. 7 &8. Dr. Calwer. Am 414. December dieses Jahres erhielt ich ein Weibchen von Otis Tetrax L., welches bei Oeffingen, 2 Stunden nördlich von Stuttgart, vom Walde aus geschossen wurde ; es ist dieses bis jetzt der einzige be- stimmte Fall, dass ein Vogel dieser Art in Württemberg erlegt wurde. Er war gut genährt ; in seinem Magen fanden sich nur Blätter von Tri- folium procumbens, L., Hieracium Pilosella, L. et Brassica campestris, L. var. oleifera biennis, Dec. Sein Fleisch war sehr schmackhaft, Dieser Vogel steht in meiner Sammlung. Dr. Calwer: 456 Nachrichten und Bekanntmachungen. Als ordentliche Mitglieder. sind der Deutschen Ornitho- logen-Gesellschaft bis heute beigetreten: Herr Hermann Ploucquet, Conservator am K. Naturalienkabinette in Stuttgart, » Forstkandidat Wilhelm Schallehn, aus Glietzen. » » » Rudolph Philippi, aus Frankfurt a. d. ©. » » » Ferdinand Dittmer, aus Uckermünde. » Sparkassenbeamteter Julius Finger, in Wien. » Stud. cameral. Albrecht Rindfleisch, aus Cöthen. » Dr. philos. Egeling, z. Z. in Cöthen. » Domainen-Inspektor E. von Bodemeyer in Reindörffel. » Freiherr Balduin von Münchhausen in Leitzkau. ’ Den verehrlichen Mitgliedern, welche .noch keine Diplome erhalten, zur Nachricht, dass die vom Vorstande unterschriebenen Diplome nicht zugereicht haben, und die zur Unterschrift versandten noch nicht zurück- gekommen sind. Zugleich wollen die betreffenden Herren darüber be- stimmen, auf welche Weise sie die Diplome zugesendet haben wollen. - Diebzig im November 1853. Der Sekretär: E. Baldamus. Nekrolog. Die vor wenigen Tagen eingetroffene Hinterlassenschaft des Dr. Richard Vier- thaler, bei welcher sich auch seine Privat-Tagebücher (vom 10. Januar 1850 bis Ende September 1851) befinden, setzt mich endlich in den Stand, dem so früh und im Dienste der Wissenschaft geschiedenen Freunde und Mitgliede unserer Gesellschaft einige ausführlichere Gedenkworte zu widmen. Dr. Richard Vierthaler, ältester Sohn des Geheimenrathes Albert Vierthaler in Cöthen, wurde daselbst am 24. August 1820 geboren. Er besuchte bis zum Jahre 1842 das dortige Gymnasium, und verliess nach absolvirtem Abiturienten - Examen seine Vaterstadt, um in Giessen, Heidelberg und Würzburg Mediein zu studiren. Im Jahre 1847 kehrte er, nachdem er in Würzburg sein Doktor-Examen bestanden, nach Cöthen zurück, und legte hier sein Staats-Examen ab. Eine angeerbte Liebe für die Natur und ihre Wunder bildete sich bei ihm schon frühzeitig zur Liebe für die Naturwissenschaft aus, deren praktischem Studium er 457 schon als Knabe einen grossen Theil seiner Zeit widmete. Vor allem Anderem zog ihn jedoch die Ornithologie an, und er hatte noch in der letzten Zeit seines Aufent- haltes im väterlichen Hause stets eine Menge — zuweilen gegen 100 — lebender ‘Vögel der verschiedensten Art in seinem Zimmer, deren Lebensweise, Sitten und Gewohnheiten er hier, wie in der freien Natur eifrig beobachtete. Zu dieser Zeit wurde er — ich muss jetzt sagen leider! — mit dem Baron Dr. J. W. von Müller bekannt, der damals seine „dritte wissenschaftliche Expedition nach Central-Afrika ausrüstete‘“, und unter Andern auch mich um Empfehlung resp. Anwerbung „tüchtiger praktischer Ornithologen‘“ für diese in grossartigem Maass- stabe projektirte Expedition anging. Der Verstorbene besass nach meiner Ansicht alle nur wünschenswerthen Eigenschaften für die ihm angebotene Stellung, und ich konnte ihn mit voller Ueberzeugung empfehlen. Andererseits bedurfte es bei dem Charakter und dem naturwissenschaftlichen Eifer desselben keiner Ueberredung, um ihn — wie mich selbst und so viele andere Menschen — für ein Unternehmen zu gewinnen, welches die Firma „Menschenwohl und Wissenschaft“ an der Stirne. trug, und dessen mit Orden und Diplomen der bedeutendsten Akademieen dekorirter Chef durch die selbst zur Schau getragene Begeisterung Alles mit fort- riss, wenn er öffentlich und privatim betheuerte, „Vermögen, Gesundheit und Leben dem Wohle der Menschheit und der Förderung der Wissenschaft gerne zum Opfer bringen zu wollen.“ Dr. Vierthaler ging den Contract ein, der für ihn gar nicht allzu günstig war, da er die Bedingung der vollständigen Selbstequipirung und der Reise auf eigene Kosten bis Alexandria enthielt. Sein redlicher, hinterhaltloser Charakter gab sich dem Unternehmen und seinem Chef mit ganzer Seele hin. „Wir haben Beide be- schlossen, — heisst es zu Ende eines Briefes an Baron von Müller *) — Afrika nicht eher zu verlassen, mögen Stürme kommen, welcher Art sie auch sein mögen. Nur vereint werden wir im Stande sein, den grossen von Ihnen angelegten Bau in Aus- führung zu bringen. Reitz**) und ich, wir haben uns die Bruderhand gereicht, treu und fest an Ihnen zu hangen und Sie in jeder Weise zu unterstützen, soweit es unsere Kräfte erlauben. Mit Sehnsucht wünscht sie baldigst in das neue Vater- land Ihr,‘“ ete. — Dieser Wunsch wurde indess bekanntlich nicht erfüllt. Noch sind die Gründe, wesshalb Baron von Müller seinem feierlichen Versprechen nicht nach- gekommen‘ ist, nicht-bekannt. ‚Welcher Art sie aber auch gewesen sein mögen: die Tagebücher des Verstorbenen beweisen zur Genüge, dass Leichtsinn und Egoismus Zwecke verfolgte, welche der ehrlichen, und ‚fast allen ‚deutschen Mitgliedern der Expedition so verderblichen ***) Hingabe nicht werth gewesen sind. Am 15. October 1849 reiste Dr. Vierthaler von Cöthen ab, blieb bis gegen Ende des Monats in Triest, landete anfangs November in Alexandria, und verweilte hier bis zum 10. Januar 1850. Vom 6. Januar Mittags 4 Uhr ist jener Brief an Baron von Müller datirt, dessen Schluss oben mitgetheilt wurde. Mit dem Tage’'der Abreise von Alexandria beginnt neben den Notizen des Taschenbuches ein höchst fleissig ge- ‘führtes und höchst interessantes ‚Privat-Tagebuch‘‘ des Verstorbenen, dessen 3 erste Bände von je 20 Bogen der im Juni 1852 abgegangenen Sendung beigepackt waren, und dessen 3. Band mit Ende September 1851 abschliesst. *) Copie in dem Taschenbuche des Verstorbenen, wahrscheinlich in Alexandria geschrieben. **) Dr. Constantin Reitz, kurz nach dem’ Tode Vierthalers in Chartum gestorben. ***) Ausser den beiden Genannten wurde bekanntlich auch der in Vierthalers Tagebuche durch- gehends als ‚‚brav“ bezeichnete, allen seinen Bekannten wegen seines Fleisses, seiner Bescheiden- heit, Redlichkeit und Tüchtigkeit liebgewordene Oscar Brehm ein frühes Opfer dieser Expedition. 48 - Die nach Chartum über Cairo abgehende Expedition bestand ausser den Matrosen der Barke aus vier Deutschen (Dr. Vierthaler, Oscar und Alfred Brehm und August Tischendorf), einem Kabassen (Türken) und drei Schwarzen. Am 20. Januar landete man bei Cairo, wo sich die Reisenden bis zum 25. Abends aufhielten, und dann mittelst einer andern Barke bis zum Orte Beni-Suef fuhren. Hier wurden naturwissenschaftliche Expeditionen bis zum 28. Februar unternommen, wie denn diese während der ganzen Reise fortgesetzt wurden. Am 5. April Landung in Wadi- Halfa oberhalb der Nil-Katarakten, am 27. April Ankunft in Dongola. Hier fand der wackere Oscar Brehm sein Grab in den Wellen des Nil, am Vorabende des Himmel- fahrtstages. Die Abreise wurde wegen Geldmangel bis zum 14. Mai verzögert, und die Reisenden müssen, um ihre Reise fortsetzen zu können, eine schöne Büchse ver- kaufen, und können nur eine kleine elende Barke miethen, die sie bis Ambukol bringt (24. Mai). Von hier geht der durch Mangel an vielem Nöthigen noch be- schwerlichere Weg mittelst 18 Kameelen durch die Wüste Bahinda, der am 7. Juni wieder zum „heiligen Strome“* und am 13. zu dem ersehnten vorläufigen Reiseziele, Chartum, am Zusammenflusse des blauen und weissen Nil (ec. 16° n. Br.), führt. Bis zum 23. November müssen unsere Reisenden wegen Geldmangel hier verweilen, müssen eine vom Gubernium ausgerüstete, ihnen sehr bequeme Expedition auf dem weissen Flusse abgehen sehen, da ihnen ein Italiener 3000 Piaster nur gegen 600 Piaster dreimonatliche Zinsen etc. leihen will, und entschliessen sich endlich zu einer Suplik an den Pascha, der ihnen sofort 5000 Piaster vom Mödir auszahlen lässt, mit der Weisung: „haben diese Fremden die Summe nach vier Monaten nicht zurückbezahlt, so ist sie mir anzurechnen *).* „Türkischer Edelmuth !“ heisst es im Tagebuche. Dr. Vierthaler und Alfred Brehm unternehmen jetzt eine Reise auf eigene Kosten den blauen Fluss hinauf, kommen am 17. December in Sennaar an, wo sie bis zum 22, bleiben, erreichen am 28. Rosseires, treten am 4. Februar ihre Rückreise an und erreichen Chartum wieder am 6. März 1851. Am 21. d.M. kommt Dr. Reitz als Consular-Agent in Chartum und mit Briefen vom Baron von Müller an, „in wel- chen die Expedition für beendet erklärt und von einem in Alexandrien liegenden Fasse Wein gesprochen wird, welches die Rückreisekosten nach Europa decken soll.“ Am 16. August treten A. Brehm und Bauerhorst (,,‚ein junger Mann, der vom Baron von Müller ebenfalls zur Reise verführt, mit Dr. Reitz nach Chartum gekommen war‘) die Rückreise nach Europa an. Dr. Vierthaler, nun noch der einzige Deutsche der Expedition, von Baron von Müller von Anfang an ohne Mittel gelassen, verliert dennoch den Muth nicht, und unternimmt Ende September auf eigene Hand eine Reise nach Kamlin, südlich von Chartum, am blauen Flusse, von wo er im October zurückgekehrt zu sein scheint. Denn hier endigt der 3. Band der Tagebücher. Am. 17. November (1851) schickte er für das Herzogliche Naturalienkabinet zu Cöthen 3 Kisten mit Vögeln ab, „während der Wintermonate auf dem blauen Flusse gesam- melt‘“, im Ganzen 203 Bälge, worunter viele schöne und seltene Arten, 2 Antilopen, und zwei Büchsen und eine Kiste mit Vogeleiern für Unterzeichneten; ferner für seinen Oheim, Oberlieutenant Vierthaler, 30 und für Prof. Dr. Naumann 84 auser- lesene Vögel, in Summa also 317 Vögel: Leider ist diese werthvolle Sendung nicht angekommen! In einem Briefe vom 1. Mai 1851 an mich sprach er die Absicht aus, diese Sendung bei Gelegenheit der Rückreise A. Brehms abgehen zu lassen, hat dies aber nach den Notizen des Taschenbuches, das auch das interessante Specialver- zeichniss dieser Sendung enthält, aus unbekannten Gründen unterlassen. Vom 15. *) 8. das ornithologische Tagebuch dieser Reise, Naumannia Il. Bd. 1. Hft. p. 28. 459 December 1851 datirt ist ein Brief an Unterzeichneten und die Arbeit über Ibis reli- giosa, Naumannia Il. Heft 2. p. 58. Den Winter von 1851—52 scheint Vierthaler in Chartum und auf kleinen Reisen am blauen und weissen Flusse zugebracht zu haben. Um diese Zeit wurde er vom General-Gouverneur von Sudan zum Oberarzt (Medecin-Major) des Central-Hospitals ernannt, dessen Chef ein Franzose, Dr. Peney, war. Anfangs Juli trat er mit dem genannten Dr. Peney eine Reise nach Berber an, unterlag aber schon nach wenigen Tagen — vielleicht zu grosser Anstrengung — er hatte in dieser kurzen Zeit allein 38 Vögel präparirt! — dem mörderischen Anfalle des perniciösen Fiebers, dessen Vorboten weder er, noch Dr. Peney für gefährlich gehalten hatten, am 24. Juli 1852, im Dorfe Zeidab *), im Hause des Scheich Def’ allah auled Berry. Der Universitäts- freund des Verstorbenen, Consul Dr. Reitz, hat das einsame, ferne Grab mit einer Mauer umgeben und mit einem steinernen Grabmal bezeichnen lassen — falls ihn der eigene frühe Tod nicht an der Ausführung dieser Absicht verhindert hat! Friede ihrer Asche! „Aus Richards Tagebüchern und Sammlungen werden Sie ersehen — schreibt Dr. Reitz dem tiefbetrübten Vater des Verstorbenen — dass die Wissenschaft den Verlust dieses eifrigen Jüngers mit uns tief betrauern wird: mit geringen, peku- niären Mitteln hat er viel geleistet, um am Ende seiner Bemühungen dem mörderi- schen Klima zu unterliegen.“ Diese Sammlungen beweisen in der That einen unter so misslichen Umständen bewundernswerthen Fleiss. Nach dem Notizbuche Nr. 1 hat er über tausend (1034) Vögel gesammelt, aber nur die Hälfte (533) ist mit seinem Nachlasse hier eingetroffen; 317 Stück nebst 84 Eiern wurden nach Cöthen (s. oben) abgesendet, sind aber bis jetzt nicht angekommen; 184 Stück Vögel wurden zu sehr geringem Preise an Dr. Reitz und Bauernhorst abgegeben. Nach vorläufiger Schätzung beträgt die Anzahl der in seinem Nachlasse befindlichen Insekten gegen 15,000 Stück, aus allen Ordnungen, deren vortreffliche Erhaltung mehr als alles Andere von grossem Fleisse und grosser Geschicklichkeit zeugt, und die sicher vieles Neue enthalten. Ausserdem haben die Notiz- und Tagebücher Verzeichnisse von einer ziemlich grossen Anzahl Skeletten, Pflanzen, Sämereien, ethnographischen Gegenständen. Den Beruf zum Naturforscher bekunden indess vorzüglich und unwiderleglich seine Tagebücher. Scharfe Beobachtungs- und Auffassungsgabe, Ein- fachheit und Ehrlichkeit der Darstellung, wissenschaftliche Zuverlässigkeit, prak- tisches Geschick, Fleiss und Ausdauer sprechen überall in diesen zwar flüchtig, aber gut geschriebenen, interessanten Notizen an, durch deren Veröffentlichung wir dem wackern Freunde ein würdiges Denkmal setzen möchten. Eihe Probe seines Talents haben die Leser unserer Zeitschrift bereits in seinen obengenannten ornithologischen Arbeiten, und wir hoffen in der Folge — mit Erlaubniss des Vaters des Verstorbenen — nach und nach alle ornithologischen Notizen geben zu können **). R Den Charakter des Verstorbenen zeichnen eine gewisse Ruhe und Gemüth- lichkeit, Bescheidenheit, Ausdauer (die sich in Afrika bis zur Zähigkeit ausgebildet hat, wo er durchaus als „vir tenax propositi‘‘ erscheint), und ein *) Nach Angabe des Dr. Reitz steht der Ort auf der Berghaus’schen Karte mit EI Sueyktab am linken Nilufer, zwischen dem Einflusse des Atbara in den Nil und Berber (zwischen 17 und 180 n. Br.) verzeichnet. **) Herr Geheim. Regierungsrath Vierthaler hat mir die literarische Hinterlassenschaft seines Sohnes übergeben und in deren Benutzung freie Hand gelassen. Preisverzeichnisse der Vögel ertheilt auf frankirte Meldungen Herr Oberlieutenant G. Vier- thaler in Cöthen. 460 tiefer Hass gegen Unrecht, gegen Menschen- und Thiergquälerei. Mit edler Entrüstung sieht er die gegen die armen Fellah’s geübten Gewaltthätigkeiten, und verhindert sie nachdrücklich, wenn sie seitens der Expedition geschehen, oder sucht das Unrecht nach Möglichkeit gut zu machen. Das Bild, das uns der Ver- storbene in seinen Tagebüchern unbewusst von sich selber gezeichnet, ist ein sehr liebenswürdiges! Ja, wir betrauern mit Recht den frühen Verlust dieses eifrigen Jüngers der Naturwissenschaft, der zumal der Ornithologie, wäre ihm ein längeres Wirken in dem geliebten Berufe gestattet gewesen, manche bedeutende Förderung gebracht haben würde, dürfen wir anders von seinen gegenwärtigen Leistungen auf die zu- künftigen schliessen. Doch im Rathe des Allerhöchsten war es anders, und darum besser beschlossen. Sein Wille sei gepriesen! Und noch einmal: Friede seiner Asche! Diebzig, den 8. November 1853, 2 E. Baldamus. Nekrolog. - (Eingesendet.) Wilhelm Heynemann war den 6. März 1794 zu Masiricht geboren, wo sein Vater bei dem Prinzen Friedrich von Hessen-Cassel, welcher damals diese Festung als Oberbefehlshaber vertheidigte, in Hofdienst stand. Später zogen seine Eltern nach Hanau, und er selbst besuchte das dasige Gymnasium bis zu seiner Confirmation, trat dann bei einem Juwelier in die Lehre und trieb späterhin dies Geschäft mit ausgezeichneter Kunstfertigkeit. Er verheirathete sich mit Wilhelmine Berles, aus welcher Ehe ihm drei Söhne entsprossten. Später etablirte er eine Spe- zereihandlung, die anfangs zugleich mit dem erstgenannten Geschäfte, hernach aber allein bis zu seinem am 19. November 1852 erfolgten Tode von ihm geführt worden ist, und jetzt noch unter seinem Namen fortbesteht. — Schon im beginnenden Jüng- lingsalter erwachte in ihm eine enischiedene Neigung, naturgeschichtliche Gegen- stände zu sammeln, um sich mit ihnen genauer bekannt zu machen, eine Neigung, die in der Folge durch Lesen zweckdienlicher Bücher, sowie durch Umgang mit unterrichteten Männern, die ihm nahe wohnten, und durch Briefwechsel mit Ent- fernteren zum regesten wissenschaftlichen Streben heranwuchs. Dies anerkennend, nahm ihn die Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu ihrem wirklichen ‘Mitglied auf, in deren Cabinet er das ornithologische und entomo- logische Fach bearbeitete. Ihn zog zwar die ganze Natur an, aber am liebsten wid- mete er doch seine Aufmerksamkeit den Vögeln und Insekten, und unter den letztem wieder vorzugsweise den Käfern, wobei es ihm stets besonders darum zu thun war, die Eigenthümlichkeiten dieser seiner Lieblinge möglichst zu belauschen und mit ihrer Lebensweise immer vertrauter zu werden. So hatte er während einer langen Reihe von Jahren die meisten deutschen Vögel zusammengebracht und sie nachher an eine hiesige Lehranstalt abgelassen, ja so gibt ein noch schöneres Zeugniss seines ausdauernden Eifers die werthvolle Sammlung inländischer und ausländischer Coleop- teren, für deren Vervollständigung er jede müssige Stunde bis kurz vor seinem Sterbelager mit steigender Lust verwendete. — Es ist schade, dass ihn der Tod so 'unvermuthet überraschte, denn manches sehr interessante Ergebniss. unermüdlicher Beobachtungen, das sich vor seinem scharfen Blick enthüllt und dessen schriftlich geordnete Darstellung er auf die gehoffte Ruhezeit eines späteren Alters hinausge- 461 schoben hatte, ist mit ihm zu Grabe gegangen. Als leidenschaftlicher Taubenzüchter wusste er z. B. durch ein bestimmtes Verfahren in Kreuzung zweier verschiedenen Farben nach Verlauf etlicher Sommer eine dritte Farbe in beliebiger Zeichnung her- vorzubringen. Auch trug er in naturgeschichtlicher Hinsicht gar manchen Wunsch im Herzen, unter andern die Heimischmachung der Canarienvögel in unsern Wäldern, und zwar dadurch, dass man deren Eier, sogleich in ziemlicher Menge, von Grün- lingen, Hänflingen und Stieglitzen ausbrüten lasse, zu welchem Behuf ein beaufsich- tigter Park am besten sich eignen würde. Die günstige Ausführung des Versuches baute er einestheils auf die selbst gemachte Wahrnehmung, dass unsere mittlere Winterkälte diesen Vögeln, wenn sie bei genugsamer Nahrung im Käfig gehalten werden, durchaus nicht schade, anderntheils auf die Annahme, dass eine Brut im Freien das Auffinden der Futterpflanzen von den Pflegeeltern hinlänglich lernen werde. Kurz, des Verstorbenen höchste Freude war die Natur, ja Unterhaltungen über dieselbe erleichterten ihm sogar die Schmerzen der letzten Krankheit. In ihrem lohnenden Dienste hat er nach Maassgabe seiner Mittel und Verhältnisse nicht wenig geleistet; wären jene umfangreicher und diese sorgenfreier gewesen, dann würde sein Forschen und Streben noch wichtigere Resultate errungen haben. So viel ist gewiss: der herrlichen Natur blieb er getreu bis in den Tod, und, gleich wie ihr, von ganzer Seele auch seinen Angehörigen, auch seinen Freunden. Ein Freund des Verstorbenen. Ornithologische und oologische Tausch- und Verkaufs- Kataloge, die durch unsere Zeitschrift in 400 Exemplaren verbreitet werden und in die Hände fast aller Ornithologen etc. kommen, werden dieser Zeitschrift unentgeldlich beigelegt, wenn solche franco an die Verlagsbuchhandlung gelangen. | Literatur-Nachweise aus dem Gebiete der Ornithologie. Jahrbuch der neuesten und wichtigsten Erfindungen und Entdeckungen ‚sowohl in den Wissenschaften, Künsten, Manufakturen und Hand- werken, als in der Land- und Hauswirthschaft. Mit Berücksichtigung der neuesten deutschen und ausländischen Literatur herausgegeben von Heinrich Leng. 9 Jahrgänge (Bände). Erfindungen vom ‚Jahre 1822—1830. Ilmenau 1824—1833. B. F. Vogt. 12, 1. Jahrgang. Erfindungen vom Jahre 1822. 1824, Prinz Max von Neuwied, Ueber die Fliegenvögel (Trochilus). (Isis IV. 22.) Seite 82—84. z Prout, Versuche mit frischen und gebrüteten Eiern. (Frorieps Notizen II. 2.) Seite 92— 94. 462 2. Jahrgang. Erfindungen vom Jahre 1823. 1825. H. Kaup, Scolopax Brehmii, eine neue Schnepfe. (Isis 1823. Heft 10.) S. 132. Gaimard, Megapodius, ein neues Genus, welches zu den Hähnen gehört. (Ferus- sac, Bull. general. Nr. 6. 1823.) Seite 132—133. - — Abbildungen von 6 neuen Vögeln, der Soc. d’hist. nat. zu Paris vorgelegt. (Ebendaselbst H. 7.) Seite 133. Blaue Anas acelimatisirt in Frankreich. (Ferussac, Bull. general. Nr. 6. 1823.) Seite 137— 138 | x 3. Jahrgang. Erfindungen vom Jahre 1824. 1826. Kaup, Beschreibung einer neuen Seeschwalbe, Sterna Nitzschii. (Isis 1824. H. 1.) Seite 93— 94. Winterschlaf der Schwalben. (Frorieps Notizen Bd. VII. Nr. 7.) Seite 96. Merkwürdiger Bau der Luftröhre des Emu-Casoars aus Neu-Holland (Casuarius Novae Hollandiae). (Ebend. VI. Nr. 17.) Seite 96. 4. Jahrgang. Erfindungen vom Jahre 1825. 1828. Jenner, Ueber die Wanderungen der Vögel. (Ferussac, Bulletin. Janv. 1825.) Seite 138— 140. Ritchie, Ueber die Erkennungszeichen des Geschlechts des Embryo im Ei. (Fro- rieps Notizen Bd. X. Nr. 6.) Seite 140. Prevost und Dumas, Ueber die Gewichtisveränderung der Eier während des Brütens. (Ebend. X. 22.) Seite 140—141. Weddels, Ueber die Fettgänse oder Pinguinen und die Albatros Süd-Georgiens. (Weddels Travels to the Southpole. London 1825.) Seite 141—142. Gaspard, Ueber den Kukkuk. (Frorieps Notizen Bd. IX. Nr. 10.) Seite 142. 5. Jahrgang. Erfindungen vom Jahre 1826. 1829. Purkinje, Beobachtungen über das Ei vor der Brütung. (Isis 1824. Heft 4.) Seite 74—75. ' Murray, Ueber die Verschiedenheit der Temperatur an den beiden Enden des Eies. (Edinb. phil. Journ. Jan. 1826.) Seite 75-76. Yarrel, Ueber die kleinen hornigen Anhängsel am Oberkiefer der jungen Hühn- chen. (Zoologie. Journ. Jan. 1826.) Seile 76. Blackwall, Ueber den Kukkuk. (Transact. of the Gm Soc. of Manchester Bd. IV.) Seite 77—78. Lesson und G@arnot, Ueber die Luftröhre einer neuen Art Cassican. (Ann. des Soc. natur. Vol. VII.) Seite 78—79. Swainson, Neuer Papagei aus Australien. (Edinb. phil. Journ. 1826. April.) Seite 79—80. Fischer, Ueber einen neuen Vogel, Podoces. (Frorieps Notizen Bd. XIII. Nr. 17.) Seite 80-81. Adam, Ueber den Riesenstorch (Ciconia Argala). (Edinb. new phil. Journ. Jul. 1826.) Seite 81—82. . Einiges über die Pelikane. (Bullet. de la Soc. philom. Jan. 1826 und Journ. de physiol. experim. Jun. 1826.) Seite 82-84. 'Edmonston, Ueber eine neue in Schetland geschossene Seemöve. (Mem. of the Werner. Soc. Vol. IV.) Seite 84—85. 463 6. Jahrgang. 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Correspondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. II, Jahrgang. 1848. Beiträge zu Koch’s bayerischer Zoologie. Von Graf Heinrich von der Mühle. Seite 24, 41, 65. II. Jahrgang. 1849. Ueber die Lebensweise der hochnordischen Vögel im Vergleiche zu jenen der südeuropäischen. Von Graf. #4. von der Mühle. Seite 100. Schilderung der Faröer. Von Dr. Oscar Schmidt. Seite 110. Hierzu gehörig: Abhandlungen des zoologisch-mineral. Vereines zu Regensburg. I. Heft. (Der XXVI. Naturforscher-Versammlung gewidmet.) “ Materialien zur bayerischen Ornithologie. Beitrag zur Geschichte der geogra- phischen Verbreitung der Vögel etc. Von A, Johannes Jäckel. Seite 21—140. IV. Jahrgang. 1850. . Nachträge zu den Materialien zur bayerischen Ornithologie. Von A. J. Jäckel. Seite 50, 65, 87, 126. Zur Naturgeschichte‘ des Tannenhehers (Nucifraga Caryocatacies), Von Dr. F. v. Brandt. Seite 128. V. Jahrgang. 1851. Ueber die „Beiträge zur rheinischen Naturgeschichte etc. der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften in Freiburg im Breisgau 1849. I. Jahrg. 1. H.* Von Graf AH. von der Mühle. (Kritische Besprechung des v. Kettner’schen Verzeich- nisses etc. der Vögel Badens und des obengenannten von Jäckel). Seite 11. Nachträge zu den Materialien der bayerischen Ornithologie. Von A. J. Jäckel. Seite 61, 68, 81, 99. VI. Jahrgang. 1852. Das Gemüthliche im Vogel. Von Dr. Braun. Seite 77. Druck der C. Hoffmann’schen Offein in Stutigart, © Druckfehler. im IL Bd. 2 Mel Seite 72 Zeile 19 v. ” 72 72 73 73 74 74 77 77 77 22 V. 1v. 45 v. 19 v. 2 Vv. 20 v. 1v. 2v. SV (Seite 71 bis 79.) 0. 1. heliacus st. beliacus. 0. 1. Annahme st. Ausnahme. u. 1. deren st. dessen. o. 1. Charadrius christatus st. Charadrius ovis tabas. o. l. sacer st. saeves. 0. 0 0 1) u l. sicheren st. sichere. . 1. brachydactyla st. braclydactyla. . 1. Hoplopterus st. Ithyplupterus. .1. aber noch mit einem? st. aber noch nur eine ? . 1. Branta st. Poranta. Druckfehler in diesem (1853. 1.) Hefte. Zeile 9 v. o. l. mehreren si. mehrere, sv 4 V. 16 v. 15 v. 10 v. 3V 12 v. u. l. weissen st. weisen. u. l. nach Stirnblässe ‚beweist‘. 0. 1. Pyrgita st. Pyrgitta. u. 0 0 0 1. Edelfink st. Edellfink. . 1. tenuirostris st. tennirostris. . 1. Winzerbruche st. Wintzenbruche. . 1. Höyaer-Gegend st. Höyan-Gegend.