+ DEN n4 N van NAUMANNIA. Journal at rn I re une für die Ornithologie, vorzugsweise Europas. ORGAN der deutschen Ornithologen-Gesellschaft, Redigirb von Eduard Baldamus, Pfarrer zu Osternienburg in Anhalt, wirklichem, correspondirendem und Ehren- Mitgliede mehrer Naturforscher - Gesellschaften des In- und Auslandes. ZEHN) Jahrgang 1857. Gr un ad 2 ben, 2 ZN ee Be Di a lin 1 Kam ZZ = Ze a au Zugleich Extraheft der Gesellschaft. 7 . 4 LEIPZIG, 1857. VOIGT& GÜNTHER. London, Williams & Norgate, Ienrietta Street, Corentgarden. New-York, F. W. Christern, 763 Broadway. (NB. Das II. Heft ist aus Versehen von vorn paginirt worden, die Seitenzahl des I. spo wm Inhaltsverzeichniss der Naumannia. Jahrgang 1857. Band VII. ist desshalb mit einer I versehen worden). I. Originalaufsätze. Beobeah tunen aus der Vogelwelt im Sommer 1856. Von Lieu- tenant von Preen. . Beobachtungen über die Ankunft und den Wegzug der Vögel im ‚Jahre 1855. Von W. Hintz Il. Das Schnurren oder Mäckern der Bekassine. Von J. Jückel. Der Myvatn und seine Umgebung. Von Dr. Th. Krüper. . : Noch ein Wort über Fuligula Homeyeri. Von M. 16 on Ölph- " Galliard. ger zu H. "Olph- Galliard’s „Noch ein Wort ete.“ Von Dr. ns ge, a Anthus aquatieus, var. rupestris. An H. Wal- er Von demselben. . By air Der Myvatn und seine Umgebung. (Fortsetzung und Schluss). Von Dr. Th. Krüper.. . Ban Die Inseln des Myvatn. (Hierzu eine Karte). Von Dr. Th. Krüpen, Auszug aus meinem Tagebuche. Von A. Thiele. . . Be: nidologische und oologische URRDAShERnEeG: "Vom A. iele. ü Beobachtungen” über die Ankunft und. den Herbstzug. der Vög el, nebst Bemerkungen über die Brutzeit,- im Jahre 1856, in der pers von Schlosskämpen, bei Cöslin in Pommern. Von W. intz 1. Beobachtungen über die Ankunft und den Wegzug der Vögel im nordöstl. Pommern, in den Jahren 1829—1854. Von W. Hintz l. Die Waldschnepfe falzt und nistet zweimal im Jahre. Von Dr. Julius Hoffmann. NEBEN UN SPUR . Zur Abbildung von LaniusKiek . Bnelsinne'B Beobachtungen aus Dr. R. Vierthaler’s Tage- uche . ' i Vogelfauna der Umgegend Stettins. Von Th. Hallan d. Verzeichniss der Brutvögel der Insel Sylt. Von A. Rafn. ” Ueber die Präparation de Vogeleier und die Einriehtung vo Eiersammlungen. Von E.Baldamus. . Einige Beobachtungen über Anthus aquatieus. Von €. Käser- mann. . Einige Beobachtungen über Zug etc. der Vögel i in der Umgegend Sehwerins. Von Lieutenant vonPreen. . Auszug aus meinem omithologischen Tagebuche. Von J. Guido von @onzenbach. Versuch eines natürlichen Systems der Vögel. Von Mr. L. O1 ph- Galliard. . . Auszug aus meinem ornithologischen Tagebuche. "Von A. Thi el e Bemerkungen über Wermlands ar re ie Phil. ae e: Hammargren. ; Heftes Hft. Seite RE a Fe il Sa ae ER 55 Ss = m! u | & + Buc) er 103 105 125 128 140 251 178 221 PINFTPREDH Aphorismen über die Falken. Von J. H. Blasius. 12 Ein brütendes Männchen von Callipepla californica. VonC.F. Wiepken.. . Aularenen über den Bau des Vogelflügels. Von J.H. Blasius. Ueber fossile Eier. Von Dr. Julius Hoffmann. . Ueber die Weihen Europas. Von J. H. Blasius. > Notizen über den Herbst- und ae ei der Zugvögel | in nor. denburg. Von C. F. Wiepken. . Ankunft der Vögel in der Gegend von Barkow bei Plau in Mecklen- burg, im Frühling 1857. Von H. Zander. . . Bericht über eine Expedition auf dem Mecklenburgischen‘ Binnen- wasser. VonB. von Münchhausen. . Ornithologischer Jahresbericht aus Baiern. V. d. Pfarrer Jäckel. Verzeichniss- der bis jetzt in el beobachteten Vögel. ygn Luigi Althammer.. . D. Sylvien der Insel Sardinien. Von Dr. Alfred Hansmann. Einige Bemerkungen über das Nest von Sitta syriaca v. Marchese Oratio Antinori. Verzeichniss Centralafrikanischer und Nordafrikanischer Vögel, abgebildet in des Herzog Paul Wilhelm von a Jcones ineditae . Ornithologische Miscellen von Dr. M. Krüper. II. Notizen, briefliche Mittheilungen etc. Ueber bei Vögeln wahrgenommenes Delirium. V. Pastor Rimrod. Halieus Desmarestii eine gute Species. Halieus leucogaster, Cara, vielleicht auch. Von Glareola Nordmanni keine Species. . “ Dr. W.C.L. "@loger. . Parus ultramarinus. Nistkolonie von Herundo rupestris. Pyrrhocorax alpinus. . SR Flug von Oypselus melba. . 10. 12. 13. Zichodroma muraria, Petroe. saxa- tilis?, Aquila fulva, Cinclus aquaticus. 11. Familien. von Nueifraga caryocatactes. 14. Zum Nestbau des Astur palumbarüus. 15. Zum Nestbau des Oriolus galbula. 16. Phyllopneuste- Nester schwer zu finden. ... “ . 17.18. 19. Verhalten I voge beim Neste. - v 20. Ciconia alba. . . 7 ern \ F e 12 21. Meckern d. Bekassine. ". . 2... ©. ae B 22. Strix nyctea lebend. . BIAMSR 23. Später Gesang v. S. philomele ı u. Oueulus eanorus. 24. Zum Nestbau? d. Sırix bubo. . r 25. Strix passerina in Westgothland brütend. . 26. Picus tridactylus in Westgothland brütend. "Von F OrDIRSRINNgE Gadamer. . . er it N. 27. Vogelzug in Baiern. Von J. Jäckel. 28. Puffinus cinereus? u. Yelcouan auf d. Cyeladen brütend.. 29. Larus Michahellesii sun, hs VonD 30. Vultur cinereus ee 1% DE E h & {5 31. 32.. Ag. fulva beim Horste etc. Bi BERR 33. Agquila imperialis lebend. . . 34. Ankunft einiger Vögel in Kurland. Von Dr. A. Hummel. . ; 35. Turdus torquatus hat doch wol hier genistet. u. Von Balduin 36. Br rustieula i vi trockener Haide: v.Münchhausen. 37. inter äste am Main. (Dendron. sponsa R. % 38. Ankunft einiger Zugvögel deren ” Von D. Jäger. 39. Meisen am Kadaver eines Baummarders. Ef Yon Daldamı 40. Auswahl der Nestmaterialien ete. BE 41. Gattentreue eines N Männchen v. Ans. segetum. "Von F. Fitzau. 42. Frühes.und spätes Brüten einiger Vögel. Von Kirchhoff. = Von Dr. Rohnert.. DI. 77 77 77 : Col. oenas hat Eier und ER zugleich. Grosse Eier v. Buico vulgaris. Agq. naevia fest auf dem Horst sitzend. . ... | Von Blasius. : Turd. Merula ab veränderlich in der Wahl des R. Nistplatzes. e. canorus im. Neste v. Emb. schoeniel, Zur Geschichte der Mauser. V.Taezanowsky. - Wandern bei Tage F. rufipes u. cenchris d. Horste oeeupirend. F. cenchris seine Jungen vertheidigend. . . ee Von demselben. Scolop. major kämpft wie Machet. pugnax. Muscicapa luctuosa in meinem Garten. ur er alustris macht 3 Bruten ind. J.. . . ? Von Baldamus, ieselben Weibchen legen gleiche Eier Lanius collurio fängt Mäuse. . Otus brachyotus brütet häufig in d. ke Grössere Bier von Buteo vulgaris und den Öireus- Arten. . Von Baldamus. . ; Grosse Zahmheit einer Steindrossel. Von von Minckwitz. Anfrage. . N a RA De eueubitor ni hoch nistend. . & , ug der nordischen Bachstelzen bei Gimbte. AL campestris in verschied. Abweichungen. v.Pr.B Altum, Gesang eines kleinen Laubvogels. Zur Rubrik d. Verminderung der Vögel. Von Th. Holland. Anthus pratensis mit 2 Köpfen. Von J. Jäckel, ie We Nachträgliche Berichtigung über d. Nisten v. Ardea nyeticon ax im nördlichen Deutschland. Von Rimrod, eher DH, Ueber Ardea nyeticorax. Von Bal damus.. $ Junge Enten als Pfleglinge einer Hühnerhündin. . : Ein Arne zur Thierseelenkunde. Von W.Fr. Trinth: ammer. Bruthöhle von Merops apiaster. Von G. Keitel. . r Bienenfresserkolonien. on Baldamus. Von demselben. III. Literarische Berichte. Excurs. dans les divers Musees d’ Allemagne etc. Tabl. parall. des ordres Anseres, Grallae ete. Note sur le genre Heliornis etc. . . . . ... Von Ch.L. Catalogue des Ois. Europe etc. . . :.. . . [ Bonaparte. Notes sur le genre Moquinus etc. A. Conspectus generum avium, etc: . Verzeichniss der europäischen Vögel et ete. Von & T. Keitel. ıtalogue des Perroquets ete. V.Ch. de Souance. . . Neue etc. Arten d. Kaiserl. Ornith. S. in Wien. Von A. von i Pelzeln. Monographie d. europ. Sylvien. Yon H. Graf v. d. Mühle. Erfahrungen aus dem Gebiete der Niederjagd. Von ©. E. bir ezel. ‚Notes sur les salanganes par Ch. L. Bonaparte... . ? Remarques etc. sur les Caract. osteol. etc. par Ch. L. Bonap arte. 5 Deseript. de nouv. especes d’Ois. — mouches par Bourcier ete. . Notes on the Birds in the Museum etc. of Philad. P.L. Selater. Verzeichniss d. Vögel Griechenlands ete. V. Dr. Lindermayer. Zen Lieferung von Baedeker’s „Eier der einheimischen gel s . System der ( Ormnithologie Westafrika’s. Von Dr. G. Hartlaub. ll Gottland’s Fauna, of Conserv. Mewes. Catalogue des oiseaux d’ Europe, offerts, en 1856, aus Ornithologistes ar Ms. Emile Parzudaki ete... Paraieliono fra la Tribu' dei Cantori fissirostri ve quella dei olueri hianti e dei Notturni awwero Insidenti, di Carlo Luciano Prineipe Bonaparte. RT EN ER ‚Falco > peregri auf ebener Erde horstend. Von‘ v.Middendorff. # . Eiv. Ei v. Ouc. canorus im Neste v. PR coelebs. Hft. Seite 180 181 182 192. 193 337 337 _ 23, 24, 25, «© app Pponwe- r Hft. Seite Further additions to the list of birds receiveds in colleetions from Bogota, byP.L.Selater. Description of a new Tanager of the genus Euphonia etc. by. Bi.Sclater. '. Neue und weniger gekannte Arten der Kaiserl. Ornith. Sammlung zu Wien. Von A. von Pelzeln. . Ä IV. TORRENT: Jahresbericht des Sekretärs d. D. ©. G. I % Extrakt aus den Rechnungsablagen über die Kasse d. D. 0. @. 1. 92 Verschiebung des Termins der XI. Ornithologen-Versammlung . I. % Protokoll der XI, Versammlung der deutschen harry ken Gesellschaft zu Rostock v. 15—18. Juni 1857. . . Sr 192 Neue Mitglieder d.D.O.G. . . . BER 337 Die XI. Versammlung d.D.0.G.- > 337° Anzeige für die Mitglieder, m. das Diplom noch nicht bekom- A men haben. . " 837 Brehm’s Vogelsammlung. a nen Anl ERNEST 338 2% wa H Halo, 5 a De TTusa HS Sg F sur Beobachtungen Nr. 1. Von Lieutenant von Preen. Meine diesjährige Sommerreise führte mich wieder an die Elbe nach der trigonometrischen Station Glienitz bei Hitzacker in Hannover. Der Fluss hat hier mehrere Buschwerder und einen Sandwerder ge- bildet, die dem Ornithologen reiche und interessante Fundstellen bieten. Auf den Sandwerdern nisten Sterna hirundo und minuta; die Eier der letzteren unterscheiden sich nicht von den an der Ost- see gefundenen. Sterna hirundo sah ich hier zum ersten Mal auf kahlen Sand ihre Eier legen, an unseren Seen wählt sie bekanntlich nur mit fusshohen Carex- Arten bewachsene Flächen, vorzüglich Inseln. Aegialites minor war sowohl auf dem Sandwerder, als auf den . mit Flugsand bedeckten Stellen der Ufer sehr gemein; ich habe ihn sogar 2 Meilen von der Elbe mitten in der Haide auf Flugsand und kleinem Steingeröll nistend beobachtet, wenn nur ein kleiner Teich oder eine sumpfige Stelle in der Nähe war. Ich habe nirgends er- wähnt gefunden, dass die frisch gelegten Eier dieses Vogels lebhaft spangrüne*) Grundfarbe haben. Zuerst fand ich im Sande ein Nest mit 2 gelben und einem mattgrünen Ei, schon am Abend nachher war auch dieses gelb geworden. Dann fand ich noch einigemal solche grüne Eier und schoss auch 2 Weibchen mit legereifen. Diese beiden letzteren waren so grün, als die Eier von Sawieola rubetra und ich gab mir alle Mühe, das Grün zu erhalten, aber. we- der das sorgfältigste Reinigen, noch ein Ueberziehen mit Lack konnte das Ei vor dem schnellen Verbleichen schützen. Die mit Lack über- zogenen behielten die Farbe 3 und 4 Tage. Ich glaube, dass dies Grün von Eisenoxydul herrührt, was sich ja so überaus leicht in gelbes Oxyd umwandelt. Es wäre wünschenswerth, dass Oologen, die Gelegenheit dazu haben, hierüber weitere Beobachtungen machten, um zu erfahren, ob dieses Vorkommen ein allgemeines, bisher über- sehenes, oder nur ein locales ist. *) Oft, aber nicht immer. Baldamus. Naumannia. 1857. 1 2 In den Buschwerdern, die mit Weiden und Grasflächen bewach- sen sind, ist Actitis hypoleucos ziemlich häufig, ich erhielt ein Gelege, dessen Eier etwas grösser, viel weniger zugespitzt, und mit grösseren Flecken bedeckt waren, als gewöhnlich. Von Botaurus minutus fand ich ein Nest, in einem hohen Weiden- busch, 8 Fuss über dem Boden. Es stand sehr frei und lose auf zwei niedergebogenen Aesten, der Napf war so dünn, dass man die 4 Eier von unten sehen konnte, und das Nest. war aus frischen, grünen Grasstengeln, ‚Binsen und einigen kleinen Reisern erbaut ;. in- wendig war es mit kaum abgetrockneten Grasblättern ausgelegt... Das Männchen war sehr dreist und flog dem Knaben, der mir das Nest herunter holte, fast an den Kopf, nachher konnte ich jedoch kein Nest wieder finden, und. auch keinem der Vögel schussmässig__bei- kommen. 5 Cyanecula suecica war: wiederum ziemlich häufig, doch konnte ich kein Nest erhalten. Am zahlreichsten waren aber vertreten alle Ca- lamoherpen, und für den, der diese Vögel vorzugsweise sammelt, bie- ten diese Werder eine sehr interessante und leicht zugängliche Fund- grube. C. palustris ist von allen der zahlreichste; aus jedem Busche tönt uns sein Liedchen entgegen, doch singt er hier bei weitem ein- förmiger und schlechter, als dort, wo er selten wohnt*); ich habe ihn hier nur mit .Mühe am Gesang. von C. arundinacea unterscheiden können. Die Nester waren alle ganz gleich gebaut, auch stets aus denselben Materialien, nur ein Mal fand ich ein mit Pferdehaaren dicht ausgelegtes; nur in der' Stellung ‚zeigten sie Verschiedenheit: bald standen sie ganz frei ohne Unterstützung am Boden, zwischen langen Weidenschösslingen, oder einzelnen Rohrstengeln und trockenen Brennnesseln, ‚bald waren sie in einer Gabel angebracht, und stützten sich am Boden auf die Gabelung. Die Eier jedes Geleges sind unter einander ganz ausserordentlich gleich, aber die Gelege sind ziemlich verschieden. . In den Nestern, die in einer Gabel standen, war die Grundfarbe der Eier dunkler und grüner, die characteristischen feinen Pünktchen bedeckten das Ei sehr dicht, die grösseren Flecke sind grünlicher, haben verwaschene Ränder, dunkle Kernpunkte und stehen viel einzelner; in den ‚andern Nestern war die Grundfarbe der Eier mehr blau, die feinen Pünktchen sehr sparsam, die Flecke braun mit *) Merkwürdig: Ich fand seinen herrlichen Gesang in Holstein und Schleswig eben so schön, als in Ungarn und hier. Baldamus. 3 scharfen Rändern ‚ohne dunklen Kern. Unter den Vögeln konnte ich nicht den geringsten‘‚standhaften Unterschied entdecken; freilich. habe ich auch nur. wenige«in. Händen gehabt, weil das dichte Buschwerk das Schiessen so sehr erschwert. ' Obgleich ich gegen 20 Nester fand, so’ habe ich doch. kein. Kuckucksei aus denselben 'erhalten, und. die Knaben, die ‚für mich sammelten, und: die Kuckuckseier ‚sehr gut kannten, versicherten, niemals ein solches gefunden zu haben. Von, ©. arundinacea fand ich 4 Nester,.alle mit einem Kuckucksei. Die Nester. standen.alle über, dem’ Trockenen‘ im Weidengeträuch, ohne Unterstützung, aber mit 3: bis 4 Zoll diekem Boden, und wären durchaus ‘von den Blüthen und Saanienrispen eines hier sehr häufigen und hohen Grases ‚erbäut; sie haben nicht die geringste Aehnlichkeit mit denen der palustris. Die Eier..waren alle unter einander sehr ähnlich und hatten auf.mattgrünem Grunde lebhaft olivengrüne, grosse, dichtstehende Flecke. Die Knaben versicherten, noch nie ein Nest ohne Kuckucksei gefunden zu haben. In einem nahen Garten, am Elbufer stand ein Nest von. ©. horticola N., mit 5 Eiern in 'der: Gabel eines Strauches. Der Boden war unterstützt und sehr dick, das Nest aber aus, Grashalmen und .Weidenwurzeln gebaut. Die Eier waren grau gefleckt mit einzelnen schwarzen Punkten und Strichen. ‚Ich legte Schlingen, um den seltenen Vogel zu fangen, als, ich aber nach !/, Stunde nachsah, war Nest und Eier durch eine Elster zerstört. CO, phragmitis war, sehr 'gemein, ‚die Nester. waren sehr fest. aus Weidenwurzeln gebaut und enthielten meistens 6 Eier, deren Flecken- zeichnung bald deutlich ‚hervortritt, bald über das ganze Ei verwischt ist. In einem Neste fand ich mit zwei Eiern ein Kuckucksei. Die Vögel sind unseren hiesigen ganz gleich. | | Von C.. aquatica fand. ich: ein. ‘Nest. mit Jungen und eines mit 5 stark bebrüteten Eiern, von denen mir 2 zerbrachen. ' Die Eier dieses Geleges sind viel kleiner, zugespitzter, feinkörniger und glänzender, als die Phragmitis-Eier, gleichen ihnen aber vollkommen in der Farbe, nur haben sie noch einzelne sehr kleine. dunkelbraune. Flecke. Das niedliche ‘gelbe Vögelchen konnte ich seiner Schnelligkeit wegen nicht erlegen. Das Nest war sehr gross und bestand aus dicht verfilzten feinen Wurzeln, die nach innen immer feiner wurden. C. loeustella war in den Kornfeldern des rechten Elbufers nicht selten, doch habe ich kein Nest erhalten können. Einen Vogel mit einem bald schwirrenden, an Ph. sibilatrix erin- % - 4 nernden, bald mehr arundinacea ähnlichen Gesang habe ich lange verfolgt, aber in den dichten Weiden nicht gewahren können. Sehr gemein waren E. schoeniclus, S. hortensis, ‚cinerea, eurruca, Mot. flava, Ph. rufa, Sax. rubetra, Anth. pratensis, Acc. modularis. Ein für den Oologen sehr störender Bewohner dieser Werder ist Pica melanoleuca; sie. nistet ganz niedrig in den Büschen und zer- stört eine unglaubliche Menge von Nestern. Ich habe mehrmals be- merkt, dass sie den Nestersuchenden Knaben im Diekicht folgte, und, wenn diese eines fanden und nicht sogleich mitnahmen, so war der freche Räuber sofort da, um es zu zerstören; wenigstens war jedes einmal besehene, wenn auch noch so sorgfältig geschonte Nest zer- stört, wenn ich eine Viertelstunde später es wieder besuchte. Für mich war der interessanteste Bewohner dieser Dickichte der Cueulus canorus, der hier in ungemein . grosser Menge vorkommt. Ueber den Vogel habe ich nichts Besonderes beobachtet, aber ich habe in dieser Localität 10 Eier von ihm gefunden. Vier Eier im Neste von C. arundinacea. Die Kuckuckseier wa- ren frisch, den Eiern des Rohrsängers vollkommen ähnlich in der Färbung, die Zeichnung war etwas feiner und dichter, enthält aber dieselben tiefschwarzen feinen Punkte. Jetzt sind sie trotz aller Mühe und Vorsicht sehr abgeblasst, namentlich sind die grünen Flecke ganz grau geworden. ‚Ein Ei im Neste C. phragmitis. Frisch war dieses Ei sehr dicht mit matt grünlichbraunen Flecken, tiefbraunen und schwarzen Punkten auf der dunkelgrünlichen Grundfarbe bedeckt; es war den gelbbraunen Eiern des Sängers nicht sehr ähnlich, wenn es auch in der dichten Zeichnung ihnen sehr nahe kam. Auch dieses ist sehr abgeblichen. Zwei Eier im Neste der Mot. flava. Das Eine war den Bach- stelzeneiern vollkommen gleich gefärbt, nur die Zeichnung war etwas markirter und gröber. Jetzt sind die Eier des Vogels verblasst und das Kuckucksei hat seine auffallende Färbung behalten, doch ist die Aehnlichkeit noch sehr gross. Das zweite war ganz gleich gezeich- net, hatte aber eine olivengrüne Farbe, sowohl Schale als Flecken, die sonst so charakteristischen schwarzen Punkte fehlten beiden Kuckuckseiern. Dies zweite mochte den Bachstelzen ver- dächtig vorgekommen sein, denn es lag auf dem Rande des Nestes und war ganz frisch, während die drei Bachstelzen- Eier bebrütet waren. 5 # ' Eines aus dem Neste von Mot. alba. Es waren keine Eier des Vogels im Neste, welches an 2 Fuss tief in einem Haufen trockener Weidenruthen stand. Das Ei gleicht den gewöhnlichen Bachstelzen- Eiern vollkommen, nur sind die Flecke etwas grösser und stehen auch einzelner. Das Ei war schwach bebrütet. Der Vogel flog aus dem Haufen. Ein Ei aus dem Neste von $. cinerea. Frisch war es den bei- den Sängereiern in der Färbung ganz gleich, die Flecke waren aber etwas grösser und einzelner; jetzt ist die Grundfarbe fast weiss ge- worden, und auch die Zeichnung verblasst. Am 16. Juni bemerkte ich einen Kuckuck, der aus einem alten Weidenstocke aufflog, und fand darin ein Nest von Acc. modularis ‚mit einem Ei dieses Vogels... Am folgenden Morgen brachte mir ein Knabe dies Nest mit zwei .Accentor-Eiern und versicherte, eines müsse ein Kuckucksei sein, denn er habe den Kuckuck auf dem Neste ge- sehen. Am 19. kam ich wieder an die Stelle und fand in einem nahen Stachelbeerbusche ein Nest von S. curruca mit drei Eiern und einem Kuckucksei; dies war lebhaft blaugrün und sparsam mit mat- ten, graubraunen Flecken bedeckt. Ohne Flecke wäre es den Eiern von A. modularis, mit weisslicher Grundfarbe den Curruea- Eiern täuschend ähnlich gewesen; so aber glich es keinem mir bekannten Ei. Jetzt sind Grundfarbe und Flecken sehr verblasst, doch noch deutlich erkennbar. Dies Vorkommen scheint mir zu beweisen, . dass die Färbung der Kuckuckseier sich erst im Augenblick des Legens entscheidet; dies blaue Ei war offenbar für das Nest von A. modu- laris bestimmt; da aber das zu seiner Aufnahme ausersehene Nest weggenommen war, so musste, im letzten Augenblick, der Kuckuck sich eine andere Amme suchen, und schnell passte er das legereife Ei, so gut es noch ging, den Embryo-Kleidern der neuen Stief- - Geschwister an*), Ich hoffe, im nächsten Jahre in Rostock den Herren Ornithologen meine Kuckuckseier vorzeigen zu können. on Preeh. *) Fleckenlose, spahngrüne Kuckuckseier, wie sie besonders in den Nestern von Acc. modularis und Pratinc. rubetra, sehr selten-in denen von Rutiec. phoenicurus, gefunden werden, kommen bei Weitem weniger häufig vor, als gefleckte, oder vielmehr punktirte, und es konnte demnach auch dies gefleckte Ei für das Braunellen-Nest bestimmt sein. Wie man sich aber auch den Vorgang erklären mag: sicherist, dass diese, wie die übrigen interessanten Beobach- tungen des H. Verf., meine Ansichten (s. Naum. 1853. p. 317 u. f.) bedeutend stützen. Baldamus. Nr. 2. PN REN über die Ankunft und den Wegzug ‘ der Zugvögel im Jahre 1855. Von W. Hintz 1. (Schloss Kämpen bei Cöslin in Pommern den 1. Januar 1856.) 10. 11. .Plectrophanes Cinclus aqualticus- Cygnus musicus. ni- - valıs. Mergus albellus. Rallus aquaticus. Anas clangula. Re leucopthalmos. Mergus serrator. Buteo vulgaris. Anas fuligula. Alauda arvensis. ”h- IN: eh 2/,. Sangschonbeim Aufstehen. Hier- auffielbiszum 18. strenge Kälte mit vielem ein; während die- ser Zeit hielten sie si 20— 100 Stück. In 13 Jahren das erste Mal hier bemerkt, es hielten sich an zwei verschiedenen Stellen 2 Siozeine 10 Tage auf. Die ersten. Von Mitte Februar viele, zu 15, 14, 11 und weniger, einige erlegt. Den 12. März die letz- ten. Den.3. Oktbr. ein einzelner auf der Rade, bis jetzt keine weiter bemerkt. . Häufig bis gegen die Mitte des März. .. Bis gegen Ende des Monats, mehrentheils Weibchen, nur 2 Männchen gesehen. . Ein einzelnes Exemplar an einer offenen bruchigen Stelle auf einer Wiese. . Häufig bis gegen Mitte März, mehrentheils Weibchen, selten Männchen. . Täglich mehrere gesehen, 4. März die letzten, kein Männchen. » Sehr haufig, beinahe täglich welche erlegt, jedoch nur Weibchen, selten Männchen. 16. März letzten. . Fing sich einer in einem nach Füchsen gelegten Tel- lereisen. 9. Oktbr. zuletzt. Vom 4 — 19. Septbr. täglich. mehrere ‚hoch, in der Luft, ‚wo sie grosse Kreise beschrieben, dann mit angelegten Flügeln pfeilschnell beinahe lothrecht tief, herunterschiessen. wobei sie. oft ihren Paarungs - Laut hören liessen, Den 23, April erster Horst mit Eiern. Nur in wenig Exemplaren; hielten sich hier bis zum 20. auf, dann nicht weiter gesehen. Nur Weibchen. 4. Septbr. erste Zuglerchen, am 22. Septbr. bis 23. Oktbr. sehr häufig, wie ich sie hier noch nicht bemerkt. 29.Oktbr. die letzten. Schnee chin Flügen von 12. 13. 14. 16; 7% 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. Columba oenas. Sturnus vulgaris. Vanellus ceristatus. Corvus monedula. Corvus corone. Anser arv?.\ seget? Ardea cinerea. Telmatias galli- nago. Grus cinerea. Turdus musicus. Milvus regalis. Alauda arborea. Anthus pratensis. 7 1% 80. April’ erste ' Gelege. 13. März u. 25. Mai jedes- mal 2 Eierin dem- selben DBaume, wohl von demsel- ben Päärchen. #/,. 5. Mai erste Ge- lege. #/3..1. Mai’) erste Gelege. 5/3. Zogen viele,|i .. einige Tage noch welche gehört. _ 5/3. Eine einzelne. "a. Mar Na "Ja; die letzten, grösste Zug über 50. io, 14/,. eine einzelne, schon laut.’ 25. - Ap. erste Gelege. 18/,. 20.April erste Gelege. 18/,. „5 Stck. sassen unter einemWach- holderstrauch.“ 22/,. sollen schonam 17. gesehen sein. 23/,.sang gleich. 25. Ap. erste Gelege. 23/...13. Apr. erste Gelege. *) Soll wohl April heissen? 12. August zuletzt gerufen, 1.Juli von hier fort, bisauf 2 Päärchen, welchenoch Junge hatten, dieselben den 2. Aug. fort. 1. Sept. 5 Stück, dann vom15. ab wieder hier, doch nicht alle Tage, nur in schwachzähli- 'gen Flügen, im Oktbr. häufiger. 9. Okt. in starken Zügen von mehreren 100; den 19. Okt. letzte. Auch wur- den einige in den Dohnen gefangen. 22.Juni fort, bisaufein Päärchen, wel- ches noch Junge hatte; hiervon wurde einer erlegt, der andere füt- terte die Jungen gross, und rief hauptsächlich des Abends bis’zum 3. Aug., dann Bun mehr gehört und Ze ‚16. Septb., 15. u. 28. Oktb. ein- he auf dem Zuge. Im Herbste keine bemerkt. 3/0 ersten, 1#/,, mehrere 100; 26, eine einzelne, hielt sich hier bis zum 4. Nov. auf, sass bei Tage mehren- theils auf der grünen Saat. In hiesi- ger Gegend im Laufe von 13 Jah- ren nur 3mal bemerkt, dass sie sich hier setzen. ?%, „. letzter Zug. 23. August. Sehr wenig und einzeln im Herbst, ja ich möchte behaupten, noch nie so wenig bemerktzu haben, vom 13. bis 15.Oktbr.am häufigsten, 4.Novbr. noch eine einzelne erlegt. 30. Oktbr. letzten. 20. Sptbr. erste Zugvögel, 22. Oktbr' letzte. Fang sehr schlecht, wenig besser wie 1854. 16. Sept. flugweise. 22. Oktbr. letzte sang noch täglich bis zu ihrem Ab- zuge. ” Oktbr. D. Red, -25.|Scolopax rustieula, 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 83. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. Motacilla alba. Fringilla canabina. Fringilla chloris. Charadrius plu- vialis Corvus cornix. Ciconia alba. Fringilla coelebs. Columba pulumbus. Fulica atra. Anas clypeata. Saxicola oenanthe. Ciconia nigra. 'Totanus ochropus. Rubecula familia- ris. Phyllopneuste rufa. 8 24/.. Den 7. Apr. auf dem Zuge. 30. Ap. erste Gelege. 24),. 24/,. 30. Mai erste Gelege. 25/,. 7. Mai erste Gelege. 27/,. einen einzelnen hoch in der Luft. 16. Oktbr. erste Zugschnepfen. 26- Oktbr. letzte. 9. Oktbr. 14. Oktbr. 23. Oktbr., den 12. Dezbr. bei strenger Kälte und vielem Schnee sassen 2 Männchen mit vielen Corvus cornix zusammen auf den Ebreschenbäu- men, wo sie sich von den Beeren nährten. 18. Aug. ein einzelner zog gegen O.,den den 28, einigehoch in der Luft. 19/, erste grosse Züge, gegen Ende Oktbr. sehr häufig. 12. Nov. letzte. Ist zwar hier der häufigste Stand- und Brutvogel, indem’ ich selbst wohl gegen 30 Nester jährl. finde, jedoch ziehen sie im Frühjahr und Herbst; ich bin aber noch nicht über- zeugt, dass unsere hiesigen den im Herbste von NO. kommenden Platz 27 /,.zogen die ersten gegen NO.26.Ap. erste (zelege. ar 2/,. den4. allenthal- benin Paaren, 12. Mai erste Gelege. ?la- 3/4. bielt sich 3 Tage auf. %/4. 2 Stück 2 Tage gesehen. %/,. den 15. allent- halben. 8. Mai erste Gelege. Einige Nester mit sehr grossen Eiern gefunden. 8/4. 16. Mai erste Gelege. 8/4. 6.Mai erste Ge- lege. 8/4. 25. Mai erste Gelege, einige Nester mit sehr schönen Eiern. 11/,. sang gleich. 3. Juni erste Ge- lege. machen. Vom 27. Oktbr. ab bis gegen Mitte Novbr. häufig, zogen gegen W. 28/,. letzte. 17.Septbr. heckweise, vom 18. Oktbr. ab grosse Züge von 60 — 100 und mehr. 9. Novbr. letzte. 21. Sept. ein Zug von 30 Stück auf dem Felde. Auf dem Rückzuge keine gesehen. 29/,. 210. 13/0. Bis dahin auch immer laut, aber mehrentheils eine andere Stimme. Vom 5. September ab häufig im Garten. 41. 42. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54, 55. 56. 57. 58. Oyanecula suecica. Turdus iliacus. .\Totanus hypoleu- cos. Aegialites minor. .|| Philopneuste 1tro- chilus. Hirundo rustica. Upupa epops. Phillopneuste sibi- latrix. Jynz torquilla. Numenius arquatus. Hirundo urbica. Pratincola rubetra. Anthus campestris. Budyltes flava. Columba turtur. Cuculus canorus. Caprimulgus euro- paeus. Hirundo riparia. 9 12/,. 10. Mai erste "Gelege, beinahe ausgebrütet. ' I 104 bis zum 2: 16/,. 16. Mai erste Gelege. 16/,. 13. Mai erste Gelege. 16/,. 29. Mai erste Gelege. 17/,. einzelne. 10. Juni erste Ge- lege. 20/4. gleich gerufen. 20/,. 6. Juni erste 29/,. zogen einige hoch in der Luft. Hier sehr selten bemerkt. Y,. den 3. alle, vom 6—12.Juni noch nicht alle Gelege mit voller Eizahl. 1/,. 23. Mai erste Gelege. 1/,.28. Maierste Ge- lege. Dieses Jahr häufig, 5 ver- schiedene Varie- täten von Eiern gefunden. Ya. 1, %,. gerufen, soll schon ?7/,. ge- hört worden sein. Sehr wenige die- ses Jahr. 5/,. 10. Juli 1. Ge- lege, häufig und sehr schöne Eier. 12/.. 29. Mai 1. Ge- legevom3.bis10. Juni. alle Nester die volle Eizahl. 7/10: erster Zugvogel, 2%, ,. letzter. Am 7. Novbr. noch eine einzelne ° gefangen. ?/o- "- ur 0° "ho: « 12. Juli zuletzt laut. 16. Septbr. auf dem Zuge gehört. 27--29. Juli flogen dieJungen aus, 1. Aug. fort bis auf einige noch brü- tende Päärchen, 25. Aug.auch diese fort. 17. Septbr. letzten. 1. September. 24. Aug. einen Zug von c. 30 Stück. 19. Julizuletzt gerufen, dann noch den 23. einer desMorgens über 50 mal. 17. Aug. ein noch nicht flugbares Jungeim Nest von Fringilla chloris. 19. Aug. ein schon ausgeflogener, aber noch nicht ganz ausgewachse- ner auf den Wiesen, auf dem Suche nach Becassinen gefunden. 5. Septbr. 18. August. 68. 69. 70. di: 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78, 79, Sterna fluviatilis. Gallinula chlo- ropus. Lanius collurio, Coracias garrula. Oriolus galbula. Cypselus apus, Crex pratensis. .Gallinula porzana. . Fringilla carduelis. Loxia coccothrau- sites. Falco tinnunculus. Fringilla montifrin- gilla. Regulus ignicapil- lus. Fringilla spinus. Falco peregrinus. u subbuteo. Pyrrhula vulgaris. Alauda cristata. Bombyeilla rula. gar- Fringilla linaria. Podiceps minor. 10 f, 12/2. 13/..80. Mai erste Gelege. 17/3. 10. Juli erste Gelege. 1a: be- brütet. 17/,. ar AR ö/g. Dieses häufig. 4 73 Dieses häufig. Jahr, Jahr Hält sich hiernur im Sommer u. Win- ter 1. Päärchen ‚auf. 4. Septbr. 21. Julizuletzt gehört. 9. Novbr.einen einzelnen auf der Suche nach Becas- sinen erlegt. 4. August zuletzt gehört. 29. August einen Zug von 12. Stück, den .1. Sptbr. mehrere Flüge. „heckweise“. Im Aug. in Kirschgärten, dieses Jahr viele; ich habe selbst 30 Stück er- legt. bis 13. September. Oktbr. ein einzelnes Exemplar in den Dohnen. : Oktbr. bis Mitte Novbr., nur zu 2 bis 8. - 13. Oktbr. einenZug von c. 50 Stück, weiter keine gesehen. 14. Oktbr. bis Mitte Dezbr. öfter ge- sehen. 14. Oktbr. bis Ende Novbr. häufig ‚gesehen. 16/10. häufig, 25/, |. zuletzt. %/).. noch ein einzelnes Männchen im Garten. 18/,0.wohl 50 Stück den Tagüber auf dem Zuge gesehen, den %%,. wie- der viele, doch heckweise. 27/0. einen Zug von mindestens 300 Stück: auf den Ebereschenbäumen am Wege. 104125, den 2%/,1. 3, den 26/1 15 Stück, letztere sassen auf dem Boden, schienen mir grösser und weit schöneres Roth zu haben. 8. 3. 6. 26/,1. ein einzelnes Exemplar. Der Vogelfang sehr schlecht, Dompfaffen in Menge, auch stellen- weise Seidenschwäuze, keine Ringamsel, auch ausser 1 Schwarzdrossel keine weiter gefangen, in den vorigen Jahren doch mindestens jährlich 30 Stück — ausser 1854 — die grösste Ausbeute gab Turdus diacus. Vom 13. Septbr. ab Turdus pilaris heckweise, im Oktbr. diese nicht 11 häufig, immer in ‚schwachzähligen Flügen, vom Anfang Novbr. allent- halben grosse Züge von 2 — 400 Stück, ‘ab: und zu mit wenigen Tur- dus viscivorus gemischt. . Auch im-Dezbr. viele, doch nicht so häufig. Vom 3. Novbr. ab grosse Züge Haubenmeisen, oft bis 50. 18. Novbr. über 30 Parus: coeruleus mit wenig Haubenmeisen gemischt, im Dezbr. nichts von Meisen.. Auch kein ‚Buteo lagopus bemerkt. Der Zug: der Schwäne war im Januar schlecht, nur einmal welche bemerkt, gegen ‚die Mitte des Februar erschienen dieselben häufig, und habe. ich.täglich gegen 10 — 80 Stück gesehen, in Flügen bis zu 15 Stück. - Von den Fenstern meiner Wohnung aus konnte ich: sie stunden- lang beobachten. Wenn sie. einige Stunden ‘auf der Rade Nahrung gesucht hatten, stiegen sie am Ufer ‚aus und setzten sich auf die Wiese, wo ‚sie. oft, stundenlang mit unter den Kopf gelegten Flügeln ruheten. Anschleichen und Anfahren gelang nicht, indem’ sie schon bei einer Ent- fernung ‚von 2 -—- 300 Schritt aufflogen. ‘Da liess ich von Kiefernzweigen Hütten am ‘Ufer. bauen,‘ und so gelang es, in diesen verborgen, einige mit ‚der Büchse zu ‚erlegen. Den 12. März waren alle fort. -Den 3. Oktbr. erschien ein einzelner, welcher sich bis Mitte Dezbr. hier aufhielt, jedoch oft 8 — 14 Tage fortzog und dann wieder auf einige Tage erschien. Den ‚Zug der Gänse betreffend, so erschienen im Januar und Feb- ruar keine, den: 7. März 5 Stück als die ersten; überhaupt war der Zug sehr schlecht, nur noch den '/,, 16j,. und den !/,. welche bemerkt, letz- | terer der stärkste Zug, über 50 St. Im Herbst erschienen die ersten den 8. Oktbr., den 14. Oktbr. viele, mehrere hundert. Den 26. Oktbr.‘ erschien eine einzelne, ‘welche sich hier über 8 Tage auf der Herbstsaat aufhielt, sie liess sich aller Mühe ungeachtet nicht ankommen; es schien eine mir unbekannte ‚Art zu sein, denn sie war schwächer und’ anders gezeichnet, eine Stimme habe ich nicht von ihr gehört. Den 30. Oktbr. zogen die letzten Züge. f Die Anas-Arten waren im Januar wenig vorhanden, da sonst meh- rere Hundert sich hier aufhalten, gegen Mitte Februar jedoch erschienen sie in grossen Flügen, und mehrere hier nicht oft bemerkte, wie leucoph- thalmos und Juligula. Auch Mergus albellus und serrator waren in grosser Menge, hier: besonders letzterer und währte dies bis zum ersten Drittel des April. Der Herbstzug war so schlecht wie noch niemals, indem ich doch früher vom November ab 30 bis 50 Stück auf dem Zuge erlegte, jetzt aber die ganze Zeit nicht 10 gesehen und keine erlegt habe. Nur am 15. Dezbr. erschien ein Zug von mehreren Hunderten. 12 Scolopas® gallinago wenig, nicht 40 Stück im Frühjahr gesehen; eben so unergiebig war der Herbst, und gab, es beinahe gar keine. ‚Seolopar gallinula weder im Frühjahr noch Herbst bemerkt. Seolopaz rusticula war im Frübjahr nicht häufig, im Herbst der Zug mittelmässig. Fringilla linaria war weder im Herbst 1854 noch Frühjahr 1855 hier, während derselbe doch sonst beinahe jährlich in grosser Anzahl erscheint, so dass ich oft 6 — 10 Stück mit einem Schusse erlegt. Im Herbst 1855 sah ich den 10. November einen kleinen Flug von 5, dann den 23. 3 und den 26 15 Stück; letztere sassen auf dem Felde, wo sie sich Sämereien suchten, dieselben schienen mir aber grösser und das Rothe weit dunkler und schöner zu sein; leid that es mir, kein Gewehr bei mir zu haben, indem sie sehr gut aushielten. Fringila spinus im Herbst 1854 und Frühjahr 1855 nicht bemerkt. Am 13. Oktober einen Zug von c. 50 Stück, seit der Zeit keine bemerkt. Bombyeilla garrula 18°°/,, und 189%),, nicht gesehen, den 27. Oktbr. 1855 einen Zug von mindestens 300, auf den Ebreschen am Wege, weiter keine gesehen. Ich selbst habe keine in den Dohnen gefangen, in einigen Revieren in der Nähe der Ostsee sollen aber viele gefangen worden sein. Pyrrhula vulgaris im Herbst 1854 nur sehr einzeln, auch im Früh- jahr keine bemerkt. Hingegen im Herbst 1855 ungemein häufig. Den 16. Oktbr. habe ich die ersten gesehen, doch sind in der Nähe der Ost- see schon Ausgangs September einige gefangen worden. Bis zum 25. Novbr. gab es noch täglich mehrere in den Dohnen, dann waren sie alle fort. Den 9. Dezbr. noch ein einzelnes Männchen im Garten. Loxia coccothraustes habe ich im Frühjahr nicht bemerkt, jedoch im Sommer kamen sie in der Kirschenzeit häufig in die Gärten, und habe ich selbst 20 Ssück erlegt, was hier bis jetzt noch nicht vorgekommen ist. Von Emberiza hortulana und ARutieila thytis sind dieses Jahr hier Nester gefunden worden, ich habe bis jetzt keine hier bemerkt und sind dies vielleicht neue Ansiedler. Eben so ist von Mergus merganser ein Nest mit 9 Eiern gefunden, welche sich durch die schöne gelbe Farbe — welche sich bis jetzt noch gehalten — auszeichnen, so dass die schon in meinem Besitz befindlichen 3 Stück gar nicht dazu zu gehören scheinen. Picus minor*) — hier äusserst selten — traf ich in einem tiefen, aus- gerissenen Graben, wo sich das Wasser in früherer Zeit durch 30 Fuss hohe Berge einen Abfluss verschafft — und wo jetzt nur im Frühjahr *) Wohl Schreibfehler, und soll Alcedo ispida heissen? D. R. 13 und Herbst Wasser läuft — da, wo sich der Graben nach der Rade schon auf 4 Fuss verflacht hatte, in einem mit Elsen, Weissbuchen und Eichen gemischten Terrain, an dem Ufer in einer Erdhöhle nistend, das Nest 8 Eier enthaltend. Von Raubvögeln waren im Herbst Falco peregrinus und subbuteo ziemlich häufig, und hielten sich mehrere bis zu Ende des Jahres hier auf. Falco nisus diesen Sommer häufig brütend gefunden, auch im Herbst ein Exemplar in den Dohnen gefangen. Astur palumbarius hier in wenigen Paaren — doch immer nicht häufig — brütend gefunden, war bis zu Ende des Jahres hier und holte sich seinen Tribut täglich in der Umgegend von den Tauben und Hühnerhöfen. Buteo vulgaris, früher der gemeinste Raubvogel, indem gegen 20 Horste jährlich besetzt waren, horstete dieses Jahr nur an 5 Stellen. Buteo lagopus gar nicht bemerkt. Von Corvus corax enthält beinahe jedes Revier ein Päärchen, jedoch steht der Horst mehrentheils auf unersteiglichen Bäumen für unsere weniger geübten Kletterer. In meinen Lehrjahren, wo hier noch viel Wölfe hausten, so dass in meines Vaters Revier in einem Jahre noch 9 Stück erlegt wurden, mussten die Scharfrichterknechte ge- wisse Stellen im Revier, wo die sogenannten Wolfshütten waren, mit allem in dem Umkreise von 2 Meilen gefallenen Viehe bei Strafe von 5 'Thlrn. pro Stück, im Unterlassungsfalle, befahren. Hier sammelten sich nun die Raben, Krähen und Raubvögel aus der ganzen Umgegend in Massen an, und habe ich öfter in einem Winter gegen 30 Raben und mehrere Steinadler geschossen. Des Frühjahrs jedoch waren sie alle wieder bis auf das Standpäärchen verschwunden. Beiläufig be- merke ich noch, dass der Baummarder „Mustela martes“ L., besonders bei strengen Wintern diese sogenannten Luderstellen oft und gern besucht. Rallus aquaticus habe ich hier nie bemerkt. Daher war es mir auf- fallend am 8. Februar bei strengem: Frost und vielem Schnee an einer offenen bruchigen Stelle auf der Wiese ein Exemplar zu finden und zu erlegen; auch lag auf diesem sogenannten Sprung täglich eine Becassine. Ein altes Gallinula chloropus-Männchen flog — auf der Suche nach Jungen Enten — vor mir aus dem Geröhrig eines alten Baches auf, ich schoss nach demselben, es flog ungefähr 100 Schritt fort und setzte sich hier auf eine der am Rande stehenden Erlen. Da ich wegen des moo- rigen und tiefen Baches einen Umweg von 500 Schritten machen musste, um an den Ort zu gelangen, so fand ich, daselbst angekommen, dasselbe nicht mehr vor. Mir schien, als ob ich es getroffen hatte, weiss nun 14 aber doch nicht, ‘ob es wirklich der Fall gewesen, und ob der Vogel in Folge des Schusses oder aus eigenem Antriebe diesen so seltsamen Sitz gewählt hat. Plectrophanes nivalis fand sich am 4. Februar in Flügen von 10 bis _ 20 Stück hier ein, und ist derselbe in der ganzen Umgegend bemerkt und viele erlegt wurden, indem ihr Aufenthalt lange währte} so dass die letz- ten sich erst mit Ende März verloren. Auffallend ist mir die geringe Anzahl der Schwarzdrosseln, Turdus merula, vorgekommen, die ich im Laufe dieses Jahres gesehen habe, indem ich früher jährlich bis gegen 10 Nester gefunden, dieses Jahr aber nur ein einziges entdeckt habe. Auch im Herbst, wo sie sich früher zu 30 — 50 Stück in den Dohnen fing, gab es gar keine und habe ich erst spät im Novbr. ein Exemplar gefangen. Auch späterhin, , an den soge- nannten Springstellen im Revier, wo sie sich in der Regel aufhalten, habe ich keine bemerkt. Grus cinerea war dieses Jahr hingegen so stark vertreten, wie noch nie, indem ich aus 7 Nestern — früher höchstens 3 — Eier erhielt, in einem Neste waren, was ich auch noch nicht angetroffen, 3 Eier; mit 1 Ei habe ich schon öfter Nester gefunden. Gallinula porzana und Crer pratensis waren dieses Jahr in dreifacher Anzahl, wie in den letzten 5 Jahren vorhanden, und fand ich noch spät, den 9. November ein einzelnes Exemplar von letzterem in einem kleinen Moor. Am 6. Mai fand ich ein Nest von Totanus ochropus mit 3 Eiern, welche einige Tage bebrütet waren — auch das erstemal diese Eierzahl, indem stets früher 4 Eier ein Gelege bildeten — auf einer Else 16 Fuss hoch, in einem alten Taubenneste, jedoch . kann es auch ein altes, zerrissenes Nest von. Corvus 'glandarius gewesen sein. . Früher. habe ich . stets ‚diese Nester nur unter Benutzung der alten Nester von Turdus musicus gefunden, und nur einmal hart am Flussufer auf einem Elsstubben ohne Nest, und lagen die einige Tage alten Jungen auf einer Unterlage von Kiefernnadeln. Dieses Jahr nun werde ich genau nach den Nestern suchen lassen und den Standort derselben so wie das ganze Brutgeschäft genau beobachten. Cyanecula suecica fand 'sich dieses Jahr in Mehrzahl ein, so dass im Umfange von 1000 Schritt von meiner Wohnung 5 Nester gefunden wur- den, da in früheren Jahren in diesem Bezirk 1, höchstens 2 Paare brü- Pa äget EHER a a nn Lan il Lead 15. teten. Ein Päärchen hatte d. J. das Nest 45 Schritt von meinem Wohn- hause in einem Graben. Leider aber habe ich keine Eier erhalten, weil schon den 10. Mai, wo das erste Gelege gefunden wurde, die Eier über 3/; bebrütet waren. Auch machte ich die Bemerkung, dass die Eier in den verschiedenen Nestern. auffallend variirten.: So waren in 2 Nesteın beinahe grüne Ei®, die sich "bedeutend von den andern unterschieden. Wären die Eier nicht so sehr bebrütet gewesen, so hätte ich die Alten auf den Nestern gefangen, um sie genauer zu untersuchen. In sämmt- lichen Nestern kamen die Jungen aus, und werde ich, wenn sie wieder alle erscheinen — . was .ich hoffe — früher und besser aufpassen — da ich für. diese Nester ein gutes Finderlohn geboten habe — und sie genauer beobachten. Sylvia curruca nistete auch dies Jahr häufiger wie frtiher und waren die Eier ausgezeichnet schön gezeichnet. Sylvia cinerea et hortensis, die ‚hier sonst die Mehrzahl bildeten, fehlten beinahe ganz, und habe ich nur ä von jeder Art ein Nest gefunden. Musecicapa atricapilla hat sich seit 10 Jahren hier in grösserer Anzahl, wie früher eingefunden, im Jahre 1846 fand ich das erste Nest, in späteren Jahren l ‚auch wohl 2, dies Jahr aber 5 Nester, eben so wurden. von einem Freunde, 2 Meilen von hier entfernt, auch 4 Nester aufgefunden. Uebersicht der hier von mir beobachteten brütenden Vögel, hinsichts ihres Mehr- oder Weniger- Vorkommens im Jahr 1855. EEE ET ET EEE EEE ET EEE EEE EEE ST TEEN EEE EEE ENTALTEN AUT DE FREE Mit den vorigen Jahren| Mehr wie in den andern Weniger wie in den andern gleich. Jahren. Jahren. Haliactos albiceilla. Pandion haliaötos, früher 1/Accentor modul is fehlte & jetzt 2. ganz. Aquila naevia. Milvusregalis,früher 2 jetzt 3. Emberiza miliaria fehlte ganz. N Caprimulgus europaeusfrüher Fringilla carduelis fehlte Astur palumbarius. REN. u AN Picus minor, bis jetzt nur 2|Anas clangula fehlte ganz. mal. Buteo vulgaris, früher 6, Hirundo riparia. : Ft . . 7 ” Lanius collurio hier zwar in) jetzt 2. den früheren Jahren, doch'Pernis apivorus, früher 2, ‚wurden einem Freunde von| jetzt 1. | mir 76 Eier zugeschickt aus Aceipiter nisus, früher 3 ‚a einer Gegend, woich selbst jetzt 2. früher höchstens 3—4 Nes- Syrnium aluco, früher 3 Jyn& torquilla. ter fand. jetzt 1. Hirundo rustica. Hirundo urbica. Mit den vorigen Jahren gleich. 16 num _ urn tunen iii ——m ee Mehr wie in den 'andern Jahren. Weniger wie in den andeın Jahren. Piecus viridis. Picus martius. Picus major. Lanius minor. Saxicola oenanthe. Pratincola rubetra. Rutieilla phoenicurus. Turdus viscivorus. Sylvia atricapilla. Hypolais vulgaris. Parus caudatus. Parus major. Parus palustris. Corvus corax. Pica melanoleuca. Oriolus galbula. Budytes flava. Alauda cristata. Alauda arvensis. Cynchramos schoeni- clus. Emberiza eitrinella. Fringilla coelebs. Fringilla domestica. Tringa maritima. Machetes pugnax. Muscicapa luctuosa, früher 1 jetzt 5. i Cyanecula sueeica, früher 1 bis 2, jetzt 5. Sylvia curruca, früher 2—3, jetzt 5. Phyllopneuste sibilatrix, frü- her 1 jetzt 3. Parus cristatus, jetzt 4. früher 1, Garrulus glandarius, früher 3 jetzt 5. Anthus arboreus, früher 2—3 jetzt 7. Sehr schöne Varietäten, Anthus campestris, früher 2 jetzt 5. Sehr schöne Varietäten. Columba turtur, früher 3—4 jetzt 8. Perdix jezt 6. cinerea, früher 3 Colurnixz communis, früher 1 jetzt 3. ‘Von einem Päärchen fand ich spät im Aug. das Nest mit 7 Eiern, nicht weit von mei- . ner Wohnung, ohnedassich bier ein Männchen habe schlagen hören. Aegialites minor, früher 2 jetzt 6. Actitis hypoleucos, früher 1 jetzt 3. Totanus glareola zum ersten- mal’ 2. Scolopax rusticula, früher 1 jetzt 3. Ciconia nigra, früher 1 jetzt 3. Cypselus apus (im Walde), früher 5 jetzt 2. Alcedo ispida, früher 2 jetzt 1. Coracıas garıula, früher 3 jetzt 1. Upupa epops, früher 8 — 5, jetzt 1. Cuculus canorus, früher 5—6, jetzt 1. Muscicapa grisola, früher 6 jetzt 1. Turdus merula, früher 6—10 jetzt 1. Turdus pilaris, früher 2 — 3 jetzt 1. Turdus musicus, früher 15 bis 20, jetzt 4. Sylvia cinerea, früher 8—10, jetzt 1. Sylvia hortensis, jetzt 1. Phyllopneuste trochilus, frü- her 6 jetzt 2. Phyllopneuste rufa, früher 10, jetzt 3. Troglodytes parvulus, jetzt 4 früher 1. Von einem Freunde in einem Neste 2 Kukukseier ge- funden. früher 7 Parus coeruleus, früher 2 jetzt 1. Corvus corniz, früher 20—25 jetzt 10. Sturnus vulgaris, früher 30 bis 40 jetzt 15. Motacilla alba, früher 10, jetzt 3. Mit einem Kuckuksei. Anthus pratensis, früher 6— 8 jetzt 3. 2 schöne Varietäten. Alauda arborea, früher 6—8 jetzt 3. Fringilla chloris, früher bis 10 jetzt 3. In einem 1 junger Kuckuk. 17 N 0 Mit den vorigen Jahren Mehr wie in den andern Weniger wie in den andern gleich, - Jahren. Jahren. Totanus ochropus. |G@rus cinerea, früher 2 — 3,|Fringillla cannabina, früher Ardea cinerea. jetzt 7. 15 jetzt 4. Stagnicola chloropus.|Ruticilla tüthys zum ersten-Columba oenas, früher 2 'Fulica atra. mal. jetzt 1. Emberiza hortulana zum Columba palumbus, früher 4 Sterna fluviatilis. la imma; erstenmal. jetzt 1. . Mergus merganser zum ersten- Telmatias gallinago, früher Larus ridibundus. A Baf, mal. 10 jetzt 3. ne En.» .Korgie pratensis, früher 1 — 2,Ciconia alba, früher 15, Anas crecca. jetzt 4. jetzt 11. Mergus serrator. Gallinula porzana, früher Anas boschas, früber 10 Podiceps cristatus. 3—4, jetzt 6. | jetzt 4. Ciconia alba. Auch dieses Jahr kam mein Storch einzeln an, ohne sich zu paaren. Vom 7 — 14. August fand sich ein anderer zu ihm; beide reparirten das Nest gemeinschaftlich, sassen des Nachts auf demselben und begat- teten sich; nach dieser Zeit bis zum Abzuge war mehrentheils wieder einer hier, selten beide, In Schloss Kämpen kamen im Frühjahr beide Störche an, setzten das Nest in Ordnung und das Weibchen fing an zu brüten. Nachdem dasselbe 3 Tage auf den Eiern gesessen hatte, fand sich ein fremder Storch da- selbst ein, zu welchem sich das Männchen hielt, mit demselben vertraut lebte und sich sogar begattete. Nach 8 Tagen verschwanden sie beide und kehrten auch nicht mehr zurück. Das zurückbleibende Weibchen zer- störte hierauf die Brut, indem es die Eier aus dem Neste warf, und trug hierauf das ganze Nest voll Rasen, so dass dasselbe gegen den Herbst ganz grün bewachsen war und, hielt sich allein auf demselben auf. Gegen den 21. August fanden sich jedoch wieder 2 Störche ein, repa- . rirten das Nest und begatteten sich. Ich glaube, dass dieses wohl mein Päärchen war und werde nun künftiges Jahr sehen, ob dieselben hier oder dort das Nest beziehen. Vom 20 — 26. Juli fanden sich hier viele Störche, öfter über 50 Stück — sämmtlich alte —- auf den Wiesen ein, seit dem leizten Tage aber nicht mehr. Naumannia 1857. 2 18 Lanius collurio. Auch diesen Sommer kam mein Päärchen wieder an, nistete jedoch nicht an der vorjährigen Stelle, sondern 100 Schritt davon entfernt in dem bei dem Backofen aufgesetzten Reisig. Ich liess ihn seine 7 Eier ausbrüten. Die Jungen kamen glücklich aus, wurden aber, da sie bei- nahe flugbar waren, von meiner Katze überfallen und von derselben bis auf 1 verspeist. Ich schliesse dies daraus, dass eines Tages das Nest ganz zerrissen war und die beiden Alten sich nur mit einem Jungen hier aufhielten; ich bemerkte aber dieses Jahr nicht, dass sie die Bienen weg- fingen, obgleich sie in der Nähe des Bienenstandes sich stets in den ge- steckten Zuckererbsen aufhielten; auch erlegte ich später das Junge, fand aber in dem Magen desselben nur schwarze Käfer vor. Strix aluco. « Den 5. April fand ich ein Nest mit 1 Ei, welches weggenommen wurde. Den 7. legte dasselbe W. 500 Schritt vom ersten Neste entfernt in “ einer Eiche das erste Ei und hatte den 10. 3 Eier. Da sie am 12. nicht mehr gelegt hatte, so nahm ich ihr die Eier fort. Den 28. fand ich wie- der das Nest 5 Schritt von dem am 5. April gefundenen Neste in einer andern Eiche mit 3 Eiern, welche schon einige Tage bebrütet waren. Ich _ nahm auch hier wieder 2 fort und liess 1 liegen, welches nun ausgebrütet wurde. Nachdem das Junge beinahe erwachsen war, liess ich meinen Hirtenknaben nach demselben aufsteigen, um zu sehen, wie gross das Junge schon sei, und siehe da, die Eule kam still an, flog dem Knaben gerade ins Gesicht und zerkratzte ihm die eine Backe tüchtig, worauf sie fortflog und sich, 12 Fuss entfernt, auf einen Ast setzte. Jedoch zog sie das Junge gross. Oft habe ich 2 Maulwürfe und einige Mäuse, sonst aber, wenn ich das Nest untersuchte, 3 — 5 Mäuse neben den Jungen liegend gefunden. Noch bemerke ich, dass ich sehr oft, selbst wenn das Weibchen schon brütete, beide Alte im Nest getroffen habe. Hirundo urbica. Den 1. Mai erschienen die ersten Hausschwalben, den 3. waren alle Nester besetzt, und zwar 5 Päärchen mehr wie 1854, so dass meine Ko- lonie 81 Paare zählte; den 12. Juni war in den meisten Nestern die volle Eizahl. Den 29, Juli flogen die Jungen aus, hielten sich noch einige Tage hier auf und verschwanden. Nur 1 Päärchen hatte noch Junge, welche den 18. August ausflogen, sich dann bis zum 1. Septbr. 19 aufhielten, während dieser Zeit des Nachts noch immer Besitz vom Neste nahmen, jedoch nicht immer in ihrem Wochenbette, sondern zu 1 und 2 auch in andern Nestern. Den 20. August kamen gegen Abend ce, 30 und den 6. Septbr. c. 60 Stück bei meiner Wohnung an, umschwärmten dieselbe einige Stunden lang und verloren sich dann; ich glaube aber, dass es nicht meine Schwalben waren, weil dieselben nur die Wohnung umschwärmten und gar nicht an die Nester flogen, Noch beobachtete ich am 10. Juli in den Nachmittagsstunden, dass - eine alte Schwalbe, welche mehrentheils in einem halbfertigen Neste sass, sobald eine Schwalbe ihre Jungen gefüttert hatte, in das Nest der- selben flog und 5 — 6 Minuten sich in demselben aufhielt, dann wieder herauskam und von ihrem Neste Besitz nahm, und so wiederholte sie dies Manöver in einer Stunde an 7 verschiedenen Nestern. Auch blieb dies bis zu ihrem Abzuge so, ‘nur mit dem Unterschiede, dass es manche Stunde nur an 2 — 3 Nestern ausgeübt wurde. Dass es eine ungepaarte Schwalbe war, glaube ich gewiss, denn sie sass des Nachts immer allein in ihrem halben Neste. Aber was machte oder suchte sie bei den Jungen? In Schloss Kämpen waren am 24. August noch 10 brütende Päär- chen — die übrigen, gegen 70 Paare, waren bereits fort — welche, bis auf 6 Päärchen, am 12. Septbr. mit ihren Jungen auch fortzogen; die letzten zogen. den 17. September fort und habe ich späterhin keine mehr gesehen. Hirundo rustica ist hier nur wenig vertreten. Vom 17. April ab erschienen sie einzeln Die ersten Jungen flogen den 2. August aus, jedoch fütterten die Alten dieselben noch den ganzen August, gewöhnlich des Morgens, wo dieselben dann auf der Ostseite des Wohnhauses sassen, obgleich die Jungen schon von der Stärke der Alten waren. Den 17 Septbr. hatte noch 1 Päärchen Junge unter der Brücke, welche nahe bei meiner Wohnung über die Radö geht. Die anderen beiden. Päärchen hielten mit ihren Jungen täglich Flugübung, fütterten aber dabei noch oft ihre Jungen: Gegen den 20. Septbr. verloren sie sich, obgleich noch einzelne sich in der Gegend auf- hielten. Am 7 Oktbr. zogen einige 50 des Abends gegen N.-W. wieder durch, in Zwischenräumen von 20 — 50 Schritt, und habe ich späterhin keine weiter bemerkt. 2I* 20 Hirundo riparia hatte alle Jahre eine Brutkolonie an einem 20 Fuss hohen Sandufer der Radö, wo zwischen 80 — 90 Päärchen jährlich nisteten. Da aber dies Ufer von dem Wasser unterwaschen wird, und jährlich im Frühjahr ein Theil desselben einstürzt, so dass seit 13 Jahren diese Stelle um 2 Ruthen ab- genommen hat, und nun dadurch die jährlichen Bruthöhlen verloren gehen, so bauete daselbst dies Jahr nur 1 Päärchen. Die andern Paare hatten von den grossen Mergel- und Kartoffelgruben beim Dorfe Schloss- Kämpen Besitz genommen, doch aber in nicht so grosser Anzahl wie am Radöufer. Sie erschienen den 12. Mai, die ersten Eier waren den 29. Mai in den Nestern, am 10. Juni jedoch waren erst alle Nester mit Eiern versehen. Den 18. August habe ich diese Schwalben zuletzt gesehen. Pieus major und Sitta europaea hatten dieses Jahr merkwürdig viele unbefruchtete Eier in den Gelegen; so habe ich ein ganzes Gelege von 6 Eiern von letzterer gefunden, welche alle unbefruchtet waren und wo ich das Weibchen auf dem Neste ergriff, welches so anhaltend und lange darauf gesessen, dass es beinahe verhun- gert war. In den meisten Nestern dieses Vogels habe ich 1 bis 3 unbe- fruchtete Eier gefunden. Auch bei Picus major habe ich mehrere Nester mit 2 und 3 unbefruchteten Eiern vorgefunden. Seolopax rusticula. Von einem sehr tüchtigen Jäger und wahrheitsliebenden Manne wurde mir erzählt, dass er vor ungefähr 15 Jahren einmal gesehen habe, wie eine Waldschnepfe die Beeren aus den Dohnen — ja selbst bei Tage — genommen, wobei er sie nach mehrmaliger Beobachtung erlegt habe. Ob- wohl ich demselben Glauben schenken konnte, so schien mir doch die Sache sehr zweifelhaft und war ich immer der Meinung, dass er sich ge- täuscht habe. Diesen Herbst nun, wo ich einen Dohnenstieg durch eine 16 Jahr alte Kieferdiekung Hatte, bemerkte ich, dass täglich immer auf einer Stelle c.. 30 Dohnen ausgebeert waren. Da ich nun Schwarzdrosseln, Meisen und Rothkehlchen — meine Feinde im Ausbeeren -—— nicht be- merkte, so ging ich einigemal gegen Abend hin, bemerkte aber nichts. Demungeachtet waren des Morgens meine Dohnen leer. Ich wartete nun des Abends längere Zeit und siehe da: in der Dämmerung kam eine Waldschnepfe still an und flog immer von unten an die Beeren, und so setzte sie dies bei mehreren Dohnen fort; leider war es schon zu 21 dunkel, um schiessen zu können, und auch in den am andern Tage aufgestellten Unterschleifen fing sich nichts, das Ausbeeren währte jedoch noch acht Tage fort und hörte dann auf. Schon früher vor ce. 20 Jahren fing mein Onkel einmal eine Waldschnepfe in den Dohnen, aber wir glaubten, dass es nur zufällig geschehen sei: vielleicht hatte -diese aber auch das Beeren versucht, und dabei auf diese Art ihr Ende gefunden. N Nr. 3. Das Schnurren oder Mäckern der Bekassine. Von J. Jäckel. Herr Dr. Bernhard Altum hat in dieser Zeitschrift (Jahrg. 1855. III. Quartal pag. 362 ff.) die auch von mir besprochene Steinbrenner- sche Vermittelungstheorie einer eingehenden Würdigung unterstellt. Er behauptet, dass der fragliche Laut weder reiner Kehlton sei, noch auch einfach durch Flügelschwingung, endlich auch nicht durch Kehlton und Flügelbewegung zugleich, sondern — — durch den Schwanz hervor- gebracht werde. So baroque das anfangs lautet, so plausibel hat A. seine Ansicht zu machen gewusst. Ich hielt es für Pflicht, vorurtheilsfrei diese neue Er- klärungsweise zu prüfen und habe das nicht in der Stube gethan, nicht blos in die Schwanzfedern von Bälgen oder frisch erlegten Bekassinen geblasen, sondern in freier Natur am hellen Tage Stunden lang dem selt- samen Musiker mit gespanntester Aufmerksamkeit zugesehen. Ausser bei A. finde ich nirgends erwähnt, dass die Bekassine wäh- rend ihres Taumelfluges in schiefer Richtung so herabschiesst, dass der eine Flügel nach oben, der andere nach unten steht. In Briefen an Freund Diezel habe ich indessen schon lange vor dem Erscheinen des Altumschen Aufsatzes auf diese Richtung der Flügel als auf ein Mo- ment hingedeutet, aus dessen richtiger Würdigung der wahre Sachverhalt eruirt werden müsse, _Altum sagt: „Betrachtet man den Vogel‘’genauer, so erkennt man ein Dreifaches: 1) ein fächerförmiges Ausbreiten der Steuerfedern, 2) einen 22 äusserst schnellen, zitternden Sturz des Vogels, 3) eine seitliche Neigung des Thieres, so dass der eine Flügel dem Boden näher ist, als der andere. Der halbkreisförmig ausgebreitete Schwanz durchschneidet also 1) überaus schnell, 2) von oben nach unten unter stumpfem Winkel und zwar in zitternder Bewegung, 3) schräg auf die eine Seite geneigt die Luft. Was folgt daraus? — Die einzelnen Federn desselben decken sich nur mit ihren Rändern, somit muss der wegen der Vehemenz des Sturzes heftige Luftzug zwischen den einzelnen Federn so hindurchgehen, dass er sich, wie durch feine Ventile, zwischen der ersten und zweiten, zweiten und dritten, dritten und vierten u.es, w. Steuerfeder der Reihe nach hindurchquetscht. Fände die schräge Neigung auf die eine Seite nicht statt, so würde die Luft unter oder über dem Schwanze weggleiten und an ein Oeffnen von Ven- tilen wäre nicht zu denken. Nun weiss aber Jeder, dass ein scharfes Pressen der Luft durch eine feine Ritze einen sehr lauten Ton verursacht. Unsere Clarinetten und Hautbois haben nur aus dieser Ursache ihren schneidenden Ton. — — — — Presst sich nun die Luft zwischen der ersten und zweiten Feder durch, so entsteht ein einfacher, momentaner Laut, ein momentaner, weil durch die zitternde Wendung des fliegenden Vogels sofort die zweite und dritte, dann die dritte und vierte, vierte und fünfte u. s. w. Steuerfeder die Richtung gegen den Luftzug annehmen, dass sie zur Hervorbringung des Tones geeignet sind. Daher dieses aus vielen momentanen Einzeltönen zusammengesetzte, schnurrende Tremuliren, das Mäckern.“ Die Bekassine hat bekanntlich 14 Steuerfedern, von denen je 6 immer eine Abdachung des Schwanzes ausmachen. Die beiden mittelsten Federn liegen in gleicher Höhe, bilden mit einander gleichsam den First des Schwanzes und decken sich gegenseitig, indem entweder die Innenfahne der siebenten Feder der rechten Seite sich über die Innenfahne der siebenten der linken Seite, oder letztere über die siebente rechte Steuer- feder legt. Denken wir uns die Bekassine so niederschiessen, dass der rechte Flügel zur Erde geneigt ist, so würden die Steuerfedern 1 und 2 der rechten Schwanzseite das erste Ventil, die Federn 2 und 3 das zweite und so fort, endlich die sechste und siebente Feder das siebente Ventil bilden. Liegt die siebente linke Steuerfeder über die siebente rechte her- über, so entstünde noch ein siebentes Ventil, was nicht der Fall sein könnte, wenn sich die rechte Schwanzseite auf die linke überschlägt. Wäre nun durch Einströmen der Luft in ‘das erste Ventil ein Ein- zelton entstanden, so müsste die Bekassine, um den folgenden Steuerfedern 23 die Richtung gegen den Luftstrom zu geben, d. h. um das erste Ventil zu schliessen und zur Hervorbringung eines neuen an den ersten pre- stissimo sich anschliessenden Tones das zweite Ventil zu öffnen, um das zweite zu schliessen und das dritte zu öffnen, und so fort bis zum sechsten und eventuell siebenten Ventil, im Fluge eine Wendung machen, nicht die einmalige schiefe bei dem Beginne des Schnurrens, sondern ‘während desselben müsste sie eine Curve (eonvexe Linie) von oben nach unten be- schreiben: die schräge Neigung ihres Körpers müsste gegen die Erde mit jedem Einzeltone des Tremulando zunehmen und der anfangs nur etwa im halben rechten Winkel zur Erde gesenkte Flügel würde sich mehr und mehr senkrecht abwärts neigen, der andere aber in ‚demselben Winkel nach oben starren. Die Bekassine bleibt aber, sobald sie sich in die schräge Absturzrichtung eingelegt hat, während der ganzen Dauer des Schnurrens genau in der ursprünglichen Lage; sie schiesst unter stumpfem Winkel in gerader, nicht convexer oder anders wie ver- änderter Linie abwärts. Wenn sie wieder in den horizontalen Flug ein- schwenkt, ist das Schnurren augenblicklich zu Ende. Nach Altum’s Theorie könnte ferner nur die der Erde zugekehrte Halbscheid des Schwanzes das Instrument abgeben. Denn der Luftstrom fährt nach seiner Erklärung über die Aussenfahnen herein und quetscht sich über die Innenfahnen hindurch und zwar aufsteigend zwischen der ersten und zweiten, zweiten und dritten, etc. sechsten und siebenten und möglicher Weise zwischen den beiden Firstfedern. Von der siebenten Feder derjenigen Schwanzseite an, welche nach oben steht, dacht der Schwanz ab und ist in aufsteigender Richtung kein weiteres Ventil vor- handen. Und doch ist nach Altum der ganze Schwanz das Instrument. Wie soll das zugehen? Der Luftstrom müsste, nachdem* die rechte Seite des Schwanzes musicirt hat, durch die Haltung des Vogels an den First- federn recochirt werden und nun { über die Innenfahnen der linken Schwanz- seite hereinfahrend, über die Aussenfahnen sich hinausquetschen und zwar in absteigender Richtung zwischen der siebenten und sechsten, sechsten und fünften, ete. zweiten und ersten Feder. Mit ein und derselben seit- lichen Neigung des Vogels liesse sich das nicht bewerkstelligen; er müsste, sobald die eine Schwanzseite Musik gemacht hätte, sich in eine andere Richtung herumwerfen, jedenfalls im Absturze eine gebrochene Linie (>) beschreiben, und während der ersten Hälfte des Sehnurrens etwa mit dem rechten, in’der zweiten mit dem linken Flügel der Erde zugekehrt sein. Zu solchem Richten der Federn aber in jedem Momente des Mäckerns 24 - gehört mehr denn russische Hornisten-Dressur und wir würden so gewiss, als wir im Frühjahre von alten und jungen Singvögeln stümperhafte Ge- sangstudien zu hören bekommen, auch von Bekassinen, besonders von jungen Männchen, die das erste Mal schnurren, bis zu erlangter Fertigkeit — denn auch bei den Vögeln fällt kein Meister vom Himmel — miss- lungene und nicht vollkommene Schnurrvorträge hören, wenn das Instru- ment des Schwanzes so gar schwer zu stimmen wäre. Will man jedoch das von Alten und Jungen immer vollständig effektuirte Schnurren durch den Instinkt erklären, so ist das zwar sehr bequem, besagt aber Nichts. Altum wagt sogar zu behaupten, „dass man bei gehöriger Unter- scheidungsfähigkeit dieser einzelnen Töne aus denselben die Anzahl der Steuerfedern erkennen könnte, die ganze Anzahl, oder gerade die halbe, weil sich bekannter Massen von der Mitte nach beiden Seiten hin diese Federn in umgekehrter Ordnung decken. Würde der Luftzug blos von unten, oder blos von oben her schräg durch die ausgebreiteten Schwanz- federn fahren, so würden die einzelnen Töne nur der halben Federzahl “ entsprechen, wenn durch die Wendung des Körpers und Richtung des Schwanzes successive beides stattfindet, der ganzen.“ Mein Gehör ist sehr gut, aber nicht so subtil, dass ich die Federzahl des Schwanzes aus dem Schnurren erkennen könnte. Zwölf Einzeltöne entsprächen, wie ich glaube, der Zeitdauer des Mäckerns; ich halte es aber, angenommen, dass der Schwanz das Instrument ist, für eine Unmöglichkeit, dass beide Seiten den Laut von sich geben und die Töne aus nur 6 oder 7 Ventilen sind offenbar zu wenig; das Schnurren währt länger. Von oben her schräg durch die Federn kann der Luftzug nie, sondern muss immer von unten nach oben fahren; die Bekassine schnurrt ja nur bei ruhigem, windstillem Wetter und erzeugt erst durch die Vehemenz ihres Absturzes die Luft- strömung, durch welche die Schwingenspitzen in bebende Bewegung von unten auf versetzt werden. Eine zweite Erklärung hat Altum von der Thatsache hergenommen, dass ein sehr lauter Schall (Ton) entsteht, wenn die Luft heftig durch eine feine Ritze hindurchbläst, in welcher der Länge nach ein feines dünnes Blättchen gespannt ist, so dass der Luftzug gegen die Schärfe eines solchen Blättchens trifft. Zur nähern Versinnlichung erinnert er an die jedem Ornithologen bekannte hölzerne Lockpfeife. „Bei der mäckernden Bekassine bildeten dann die vom heftigen Luftzuge etwas aus einander getriebenen Steuerfedern, den ausgeschnittenen Hälften des Holzstäbchens vergleichbar, die Ritze, und die jedesmal zwischen‘ zwei Federh, also die zweite in 25 Bezug auf die erste und dritte, die dritte in Bezug auf die zweite und ‚vierte, die vierte in Bezug auf die dritte und fünfte u. s. w. würde ähnlich, wie beim genannten Kunstinstrument das Stückchen Birkenrinde, den Ton verursachen.“ Wie Altum weiter argumentirt, wolle in seinem Aufsatze nachgelesen werden. Das Analogon der Ritze und des Blättchens hat er allerdings an der Bekassine gezeigt, aber ein sehr wichtiges tertium comparationis, das Analogon der das Blättchen haltenden Holzstäbchen, nicht nachgewiesen, ohne welche besagtes Blättchen so viel werth ist, als ein Heft ohne Klinge. Ebenso straff, als ein feines Streifehen Birkenrinde oder Fischbein in den zwei Holzstäbchen einer Lockpfeife eingespannt ist, müssten die Bekassinen-Steuerfedern gebaut sein und oben und unten im Schwanze gehalten werden, wenn im Ernst daran gedacht werden wollte, der berüchtigte Ton könne auf die Art, wie Altum in seinem zweiten Erklärungsversuche meint, hervorgebracht werden. Oben sitzen die Steuer- federn allerdings im Fleische fest, was hält sie aber unten? Es werden doch nicht die obern und untern Schwanzdeckfedern die Stelle der Stäbchen vertreten sollen? Im Berliner Museum steht eine Sumpfschnepfe aus Ostindien mit 26, 10 normalen und 16 abnormen, ganz ungewöhnlich ohrlöffelartig gebil- deten Schwanzfedern, mit viel steiferen Schäften und völlig geschlossenen, ‚theilweise ganz fehlenden Bärten, und Naumann, welcher diese Ver- bildung beschrieben und abgebildet hat (Naturgeschichte der Vögel Deutsch- lands. Bd. VIII, pag. 316 fi. und pag. 343), sah ausser diesem ein Exemplar, welches ausser seiner vollen Anzahl gewöhnlich gestalteter Schwanzfedern noch zwei solch schmale, ohrlöffelföürmige Federn hatte. Glaubt Altum diese Abnormitäten in irgend einer Weise für seine Theorie in zweiter Fassung nützen zu können, so vergisst er, dass er behauptet hat: eine je feinere Schärfe die Steuerfedern darböten, desto tauglicher seien sie zur Hervorbringung des lautesten Tones und überhaupt wären starkschäftige steife Federn, ähnlich wie die der Spechte, dazu unfähig. ” Zur weitern Versinnlichung seiner Theorie in zweiter Fassung em- pfieblt Altum das Blasen in die nicht compact zusammengepressten Blätter eines Buches von der einen Seite zur andern.@ Man bringt natürlich einen Ton hervor; wenn man in die Schwung- oder Schwanzfedern bläst, des- gleichen. Doch hiervon später. | Nach diesen seinen beiden Erklärungsversuchen wäre es nicht un- denkbar, so schliesst Altum, dass die Bekassine, wenn es wirklich fa- etisch sein sollte, auch am Boden sitzend mäckert. „Es würde erfordert, 26 dass der Vogel 1) die Steuerfedern radförmig ausbreitete, und 2) sie rüttelnd und drehend halb scharf gegen einen heftigen Luftzug kehrte. Bei ruhigem, windstillen Wetter wäre dann das Mäckern eine absolute Unmöglichkeit.“ — Ich gestehe unverholen, dass ich wünschte, der ver- ehrte Herr Dr. Altum hätte diese Bemerkung seinem Aufsatze nicht bei- gefügt. Wir gehen nicht darauf ein, dass das vermeintlich von sitzenden Bekassinen gehörte Mäckern, ebenso wie das angeblich im Fliegen ver- nommene „Jickjack*, gewiss nur auf sehr leicht möglichen Sinnestäu- schungen beruhte, weisen aber nochmals darauf hin, dass sich die Be- kassine den Wind nicht in die Federn blasen lässt, sondern die Luft- strömung bei ruhigem Wetter, wo sich kein Lüftchen regt, selbst erzeugt und dass sie bei heftigem Luftzuge nie mäckert. Jeder Jäger weiss, wie zuwider den Bekassinen windiges Wetter ist und- wie sehr solches die Jagd erschwert. Welch ein Wind würde aber erforderlich sein, um den radförmig ausgebreiteten, gegen den Luftzug gerichteten Schwanzfedern die seltsamen Töne zu entlocken?? Doch wohl ein solcher, gegen den ein Mensch anzukämpfen hätte, ein Wind, der das leicht gebaute Wasser- schnepflein als ohnmächtigen Spielball erfassen und behufs der Abkühlung von unzeitiger Geilheit in den Sumpf schleudern würde. Uebrigens müsste das windscheue Schnepfchen dem aus vollen Backen blasenden Herrn Aeolus die Breitseite ihres Körpers zukehren, oder auch Seitenwind zu gewinnen suchen, um ihre Aeolsharfe auf dem Steisse in rechte Positur zu bringen. Kuriose Harfnerin!! Schliesslich scheint es Herrn Altum daraus sicher zu sein, dass die bei dem Herabstürzen etwas angelegten Flügel dieses Instrument nicht abgeben können, weil ihre Federn sich zu sehr decken. Im horizontalen Fluge decken sie sich allerdings; darum hört auch, sobald der Vogel aus der seitlichen Neigung in denselben einschwenkt, das Schnurren auf. Die Flügel sind nicht im Mindesten während des Herabstürzens angezogen, im Gegentheile ganz ausgebreitet. „Und wollten wir, fährt Altum weiter fort, der zweiten Erklärungsweise beitreten, so würden sie (@ie Flügel) wegen ihres zu starken Schaftes und der verhältnissmässig zu kurzen Aussenfahnen das dünne, feine, den Ton hervorbringende Blättchen gar nicht abgeben können.“ Dass die Schwung- federn ebenso gut, ja noch besser Ventile und Blättchen bilden können, als die Schwanzfedern, und zwar gerade wegen der Eigenschaften, um derentwillen ihnen Altum das fragliche Vermögen. absprechen zu müssen 27 glaubt, ist nicht schwer zu erweisen und wird im Nachstehenden, so weit das nöthig ist, gezeigt werden. Die grossen Schwingfedern sind in zitternder Bewegung, so lange wir - das Schnurren hören. Hier ist Ursache und Wirkung. Die Schwanzfedern sind bei den schnellfliegenden Vögeln, wie Bekassinen, Strandläufern u. s. w. sehr kurz, weich gebaut, noch dazu in stark entwickelte Deckfedern ge- hüllt, und-in Beziehung auf den Flug, und was mit diesem zusammen- hängt, von ziemlich untergeordneter Bedeutung. An den Schwanzfedern ist nach meiner Meinung der Schaft zu schwach und sind die Fahnen zu breit und zu zart, als dass sie das Blättchen bilden könnten. Ich habe nicht blos an alten und frischen Bekassinenbälgen, sondern auch auf der Jagd an so eben herabgeschossenen Sumpfschnepfen das Altumsche Ex- periment des Blasens in die Steuerfedern zum grossen Ergötzen eines alten Jägers gemacht und einen Ton hervorgebracht, der dem Bekassinen- schnurren etwa so ähnlich war, als die Felsen der Riesenburg in der fränkischen Schweiz einem Riesen oder die Tropfsteingebilde in den dor- tigen Höhlen den Gegenständen, mit welchen sie die kühne Phantasie eines Höhleninspectors vergleicht. Wichtiger war mir die hiebei gemachte Be- obachtung, dass mein Blasen die durch Einschiebung und die bekannten feinen Häkchen vermittelte genaue Conjunctur der Fahnen vielfach durch- brochen hat. Durch Ungeschicklichkeit im Experimentiren geschah das nicht; denn ich kann versichern, dass ich an den Händen keine 10, son- dern nur 2 Daumen und ausserdenr Finger habe, die in mancherlei Mani- pulationen nicht ganz ungeschickt sind. Den Schwanz also habe ich richtig ausgebreitet gehalten und dass ich nicht mit einem Schmiedsblasebalg ge- blasen, versteht sich ganz von selbst. Ich meine, der Luftstrom müsste die Verkettung der Fahnen gleichfalls durchbrechen und könne der Schwanz das Instrument nicht sein. Die schmalen, fest zusammenschliessenden und auf sehr starkem Schafte sitzenden, unnachgiebigen Fahnen der Schwung- federn erster Ordnung -bringt der Luftstrom nicht auseinander, sie bieten ihm vielmehr scharfe, straffe Kanten dar, welche das Blättchen gewiss 'viel leichter bilden könnten, als die weichen, dünnschäftigen, widerstandslosen Schwanzfedern. Zur Hervorbringung des sogenannten Mäckerns werden jedoch weder Ventile noch Blättchen erforderlich sein. Der Schwanz kann das Instrument auch aus einem weitern Grunde nicht abgeben. Die zarten Federn desselben könnten nur einen schrillen, also hohen Ton, wie ihn Altum bei seinem Blasen gehört, von sich geben, nicht aber einen dumpfen. Ferner sind bei der Bekassine die Steuerfedern nach aussen 28 stark abgestuft und das äusserste Paar gegen die beiden Mittelfedern um !/; Zoll kürzer. Die verkürzte, zartere Feder müsste einen Laut in höherer, die längere und längste in tieferer Tonlage geben*); es müsste also das Schnurren in hohen Noten beginnen und in tieferen schliessen, wenn der halbe Schwanz, oder in hohen Tönen anfangen, in tiefere über- gehen und in höheren schliessen, wenn der ganze Schwanz das In- strument wäre. Um nun nach langem Negiren auch zu sagen, wie denn der Ton entstehe, so dächte ich: dadurch, dass der Vogel in rascher Bewegung mit grosser Kraft und starrenden Flügeln schräg niederschiesst; der da- durch entstehende Luftzug bringt die Schwingenspitzen in zitternde Be- wegung; an den scharfen straffen Aussenfahnen entsteht die tönende Rei- bung. Wären die Aussenfahnen weich und etwa noch gezähnelt, wie bei den Eulen, so wären die Schwungfedern das Instrument ganz gewiss nicht. Der an den Aussenfahnen entstandene Ton wird nun auf die in wellenförmige Bewegung versetzten Innenfahnen fortgepflanzt. Durch die seitliche Neigung des Vogels sind zugleich alle Schwingen erster Ordnung in zitternder und resp. wellenförmiger Bewegung, also alle zugleich auch laut. Sobald derselbe wieder in die horizontale Fluglinie einschwenkt, kegen sich die Schwingen dachziegelartig zu einem compacten Ganzen zu- sammen, wodurch die Wellenbewegung der Innenfahnen augenblicklich aufgehoben wird und keine Luft mehr einströmen kann, da nunmehr eine Feder die andere deckt. Dass es wirklich so sei, beweist auch der Noten- satz des Schnurrens. Es ist nicht ein und derselbe Ton vom Anfange bis zum Ende der merkwürdigen Musik; derselbe nimmt vielmehr in dem- selben Maasse, in welchem die Schwungfedern erster Ordnung allmälig an Länge und Stärke abnehmen, an Tonhöhe zu. Wenn nämlich der kopfabwärts schiessende Vogel in die horizontale Linie wieder einschwenkt, so decken sich die vordern grossen Schwingen zuerst wieder, die hinteren abstufend kleiner werdenden zuletzt. Diese Letzteren, welche höher klingen, geben also ihren Ton noch von sich, wenn die Vorderen dumpfer tönen- den schon schweigen. Ein Octavensprung ist's freilich nicht, aber immer- hin nimmt der Ton an Höhe**) zu; man beliebe nur genau darauf zu achten. *) Nicht die Länge des Blättchens (Labium oder Zunge bei den soge- nannten Rohrinstrumenten) an sich, sondern seine Spannung bedingt Höhe und Tiefe des Tones. ; Baldamus. **) Und dann wieder ab; zugleich auch crescendo und decrescendo <> Baldamus. 29 Ich habe auch das Experiment des Blasens in die Flügelfedern ver- sucht und ebenfalls einen Ton herausgebracht , mit dem sich so wenig pro oder contra etwas anfangen lässt, als mit dem durch Blasen in die Steuerfedern hervorgebrachten Laute. Es ist hier ebenso, wie wenn ich versuchen wollte, den Lockton oder gar Gesang eines getödteten Sing- vogels durch Blasen in seine sammt dem Kehlkopfe sorgfältig herausprä- parirte Luftröhre hervorbringen zu wollen. Wenn ich in eine Gänsegurgel blase, so bringe ich einen dem Geschrei der lebenden Gans ähnlichen rauhen Ton hervor; aber wer ist bei der besten Embouchure im Stande, mit einer sammt der Knochenpauke aus einer Anas’ querquedula, penelope, glacialis, fuligula etc. geschnittenen Luftröhre die diesen Thieren- eigen- thümlichen Laute, die Castagnettentöne, das Schnattern, Quaken, Pfeifen u. s. w. auch nur annäherungsweise hervorzubringen, und bei den Sing- vögeln sind doch die Stimmorgane, besonders die Bronchiallarynx mit dem elastischen, schwingbaren Blättchen, ganz wie bei Blasinstrumenten (Klarinetten) eingerichtet und auch die Pauken der Enten vollkommen instrumentartig gebaut, so dass man meinen sollte, man könne z. B. auf Enten die besten, wenn auch nur einen Tag brauchbaren, Wildrufe aus erlegten Enten nehmen, Wenn ich nun nicht im Stande bin (und ich bin es nicht), durch Blasen in die Schwingen einer Bekassine oder durch An- binden eines oder zweier ihrer Flügel an einen Stab und durch kräftiges Schlagen mit denselben gegen die Luft das Schnurren hervorzubringen, so folgt nicht, dass nicht doch der Flügel das Instrument der lebenden Bekassine ist. So behauptet wenigstens meine hausbackene Logik, und ich werde Recht haben, wenn gleich eine Feder oder ein Flügel etwas ganz Anderes, als eine Luftröhre ist. Man könnte mir aus meinen eigenen Demonstrationen entgegenhalten wollen, dass nur der der Erde zugekehrte Flügel das Instrument sein könne. Es wolle aber nicht übersehen werden, dass der Schwanz in der Längsaxe des Vogels liegt, die ausgebreiteten Flügel dagegen in der die Hauptlinie kreuzenden Queraxe und dass beide Flügel während des Ab- sturzes in der zitterfden Bewegung sind, weil die Bekassine mit einem Flügel so heftig, wie mit dem andern, kopfabwärts der Luftmasse ent- gegenstürzt. Aus einem mir mitgetheilten Briefe des verehrten Herrn Controleurs Steinbrenner an Freund Diezel ersehe ich, dass die «von mir im Journale des Herrn Dr. Cabanis gegen die Steinbrennersche Ver- mittelungstheorie aufgeführten Geschütze sich & la Paixhans nicht er- 30 wiesen haben. Ich habe das auch nicht erwartet und bin nicht nur über- zeugt, dass Herr Steinbrenner auch von Herrn Dr. Altum noch den durchschlagenden Beweis für die Unrichtigkeit seiner Meinung fordern werde, sondern glaube auch, dass es Kiel- und Kehlmäckerer, : als die zwei Hauptspecies, und als deren Subspecies Schwanz- und Erschütterungs- mäckerer, und wer weiss was noch für Mäckerer auch noch ferner geben und jeder Theil meinen wird, das &ügnxe von sich rühmen zu dürfen.. Jede Mutter hat ihr mit Schmerz gebornes Kindlein lieb und behauptet alles Gute und Schöne von ihm, auch wenn es Anderen ‚als ein Wechselbalg erscheint. Ich an meinem geringen Theile bin noch immer der Ansicht Naumann’s, dieses grossen Forschers mit dem tiefen Blick in das geheimste Leben der befiederten Thierwelt, dem ich und mancher Andere die Schuhriemen nicht auflösen. Zwar schwöre ich nicht blindlings in verba magistri, obwohl ich N aumann für einen tüchtigen magister ornitholo- giae halte; aber weil auch eigene Erfahrung von der Richtigkeit seiner Beobachtungen überzeugt hat, darum stimme ich bei. Es giebt wohl Leute, die mit sehenden Augen nicht sehen und mit hörenden Ohren nicht hören, und will‘mich solchen Jemand beizählen, so kann ich es nicht wehren. Ich bitte dann nur, dass man zehn- und zwanzig Mal und, kann es sein, noch öfter prüfe, ehe man Männern widerspricht, wie einem weiland Johann Andreas Naumann, dem bei seinen Forschungen in den Sümpfen manches Paar Stiefeln an den Füssen faulte, oder unserm Pro- fessor Johann Friedrich Naumann, welchem bei Abfassung seines klassischen Werkes auch die Erfahrungen seines vor nicht langer Zeit ver- _ storbenen Bruders, des Försterss Naumann, zu Gute gekommen sind; und von Letzterem ist bekannt, dass er mit seltener Beobachtungsgabe das Auge und Ohr eines Indianers verbunden hat. Ich kann mir leicht denken, dass Mancher ‘sagen werde, es wäre Alles recht und er würde gerne glauben, dass die Flügel das Instrument seien, wenn nur der Ton nicht so gar laut wäre. Herr Steinbrenner ist auch überzeugt, dass zur Hervorbringung eines so weithin schallenden , Lautes die Entwicklung einer Kraft gehöre, welche die des Bekassinen- körpers selbst in seiner höchsten Spannung bei Weitem übersteige, und Herr Dr. Altum ist geneigt, dieser Ansicht beizustimmen. Der Ton ist allerdings staunenswerth laut und sollen die. Schwingfedern, welche doch alle zu gleicher Zeit schnurren, und Eintracht macht stark, das Instrument nicht sein können, so verstehe ich vollends gar nicht, wie die weichen Steuerfedern solch eine Tonkraft entwickeln sollen, wenn der Ton nicht 3l durch Zusammenwirken aller Federn, sondern jeder Einzelton nur durch je ein Blättehen oder eine Ritze entstehen soll. Stehen denn aber die -schnurrenden Töne ganz ohne jegliches Analogon in der Thierwelt be- züglich der Kraftentwicklung da? Wie winzig klein ist der Zaunkönig und wie wunderbar stark sein Gesang. Wäre es möglich, zu beanstanden, dass dies Vögelchen so laut singt, liesse sich dann nicht auch fragen: ob zu solchem Gesange nicht die Entwicklung einer Kraft gehöre, welche die des Zaunkönigkörperchens in seiner höchsten Spannung bei Weitem übersteigt? Und würden nicht Viele antworten: „Wahrscheinlich ja!“ —? Liesse sich nicht hinter dem warmen Ofen von einem grundgelehrten, an Bälgen und etwa Weingeist-Exemplaren arbeitenden Nesthocker mit statt- lichen Gründen darthun, dass der Gesang des Zaunkönigs unmöglich in allzugrossem Missverhältnisse zu dem Körpervolumen stehen könne? — Wahrscheinlich ja! — Der kleine Sänger entwickelt aber Stimm-Mittel und eine Kraft, welche die der Bekassine während des Schnurrens über- steigt. Da hier zunächst nur von enormer Kraftäusserung die Rede ist, so sei mir erlaubt, noch Eines anzuführen. Wer den Maulwurf in seinem Leben und Treiben kennt, der sieht ihm leicht den radikalen Wühler an; betrachtet er aber diese nur 6 Zoll 3 Linien lange Walze mit ihren 2 Schaufeln an den Füssen, und dem unverdorbenen reinlichen Pelzchen, so wird er Gründe genug zu der Behauptung finden, dass der Maulwurf wohl in lockerer Dammerde graben und wühlen, aber auf festgetretenem oder festgefahrenem Wege, der mit agricolen Werkzeugen schwer zu be- arbeiten ist, unmöglich schieben und eufwerfen könne. Denn müsste nicht in Berücksichtigung der und der Umstände eine Kraftentwicklung erfor- derlich sein, welche die des kleinen Maulwurfkörpers selbst in der höchsten Anspannung aller seiner Kräfte bei Weitem übersteigt? — Wahrscheinlich ja! — Der Maulwurf aber kümmert sich nichts um die gelehrte Abhand- lung über sein Grabvermögen, schiebt im festgetretenen Boden, sogar unter Dreschtennen weg, ja selbst im Schnee und tiefgefrorenen Boden, der eine Reuthaue schartig macht, und dem Pfluge widersteht, wirft er seine Haufen auf; und hiezu gehört eine Kraft, welche ohne alle Frage grösser ist und Staunen erregender, als diejenige, welche man der Bekassine absprechen will. Es nimmt sich eben unter dem Monde Manches die Freiheit, anders zu sein, als unsere Philosophie statuiren zu dürfen glaubt. So viel zur Beleuchtung der Altum’schen Theorie. Was ich ge- schrieben, das habe ich ohne rechthaberische Sucht, sine ira et studio, wozu ich keinen Anlass hätte, geschrieben; es gilt lediglich der Sache 32 und keiner Person. Habe ich aber Unrecht, so bitte ich um Be- lehrung. Möge der geneigte Leser nicht ermüden, wenn ich noch einige Beobachtungen anfüge, die ich in dem heurigen Frühjahre gemacht habe. Am. 11. April schnurrte ein Männchen in den Moorweihern bei Sonnenschein und leichtem Winde etliche Male, wenn der Wind in Pausen nachliess. Hiebei bleibt freilich ungewiss, ob auch in der oberen Region, in welcher sich das Schnepfchen tummelte, die nämliche Luftströmung war, wie unten in den Weihern, in deren weitem Complexe besonders im Frühjahre nach physikalischen Gesetzen fast immer ein Luftzug herrscht, während ausserhalb der Weiher das Wetter ruhig ist. Eine andere Be- kassine schnurrte am rauhen Morgen des 19. April und am 8. Mai trieb ein in den Bucher Weihern hiesiger Gegend wohnendes Männchen, hoch in der Luft dahin schiessend, ein anderes Männchen, welches nicht weit davon auf einer nassen Wiese an einem Feldholze seinen Stand hatte, in dieses sein Revier zurück. Als der Nebenbuhler verjagt war, kehrte der . leidenschaftliche Eheherr zurück und schnurrte etliche Male im sanften | Regen bei ganz windstillem Wetter, jedoch so wenig laut, dass es ein bei mir gewesener alter Jäger, der noch ein ziemlich scharfes Gehör hat, erst hörte, als er stehen blieb und aufmerksam horchte. Endlich am 20. Juni hörte ich Abends unmittelbar nach einem sehr heftigen Gewitter, welches Gräben und Wiesen überfliessen machte, bei Sonnenschein, theil- weise noch mit schweren Gewitterwolken behangenem Himmel und Wind- stille eine Bekassine schnurren, Regel ist und bleibt, dass dies nur bei heiterem Himmel und stillem Wetter geschieht; doch leidet auch diese Regel ihre seltenen Ausnahmen zu einer Zeit, wo die Männchen sehr hitzig und eifersüchtig sind oder, wie es bei dem Exemplare vom 20. Juni gewesen sein mag, um ihre Weibchen gekommen sind, was bei den Hagelschlägen und Ueberschwemmungen dieses Jahres recht leicht der Fall sein konnte. Das zuletzt genannte Männchen trieb sich in einem weiten Kreise über einer Wiese, welche an das hiesige Dorf stösst, um- her, 6 bis 8 Mal und öfter hinter einander den Kurs von Westen nach Osten unverrückt einhaltend, auf einmal sich wendend und in entgegen- gesetzter Richtung seinen Kreisflug fortsetzend, bis es nach einiger Zeit wieder umwendete. Bei jedesmaligem Absturze fliegt der Vogel, je nach- dem er seinen Kurs hält, bald rechts bald links in gerader Linie, unter stumpfem Winkel aus dem Kreise hinaus, kehrt aufsteigend wieder in seinen Circus zurück und bleibt bis zu erneuertem Absturze in der Linie 33 desselben. Von einem Absturze zum anderen zählte ich hie und da 8, gewöhnlich 10, seltener 12, und nachdem der Vogel volle 1Y/, Stunden, während welcher ich ihn nicht aus den Augen liess, sich getummelt hatte, 20, 24 und zuletzt, da die Kräfte nachliessen, 40. Dann fiel er in den Sumpf ein, verweilte 3 Minuten, erhob sich aufs Neue und begann das alte Spiel, das bis tief in die Dämmerung hinein währte. Vom Anfang bis Ende des jedesmaligen Mäckerns zählte ich ge- wöhnlich 6, auch 7 und 8, einmal nur 4. Nach dem Aufhören des Gewitters zu urtheilen, mag diese Bekassine schon eine gute Viertelstunde geschnurrt haben, als ich auf den Platz kam; 1!/, Stunde beobachtete ich sie (mit der Uhr und dem Notizenbuche in der Hand), und als ich weggegangen war, setzte sie ihre musikalische Soirde gewiss noch lange fort. Welch eine Kraft gehört zu so anhalten- dem Abstürzen!’— Was die Entfernung anlangt, auf welche man das Schnurren noch hören kann, so füge ich an, dass ich von dem unge- fähren Centrum des Keniaes. den die am 20. Juni beobachtete Bekassine beschrieb, in gerader Linie fortgehend, den Ton bis auf 360 gute Mannes- schritte noch sehr schwach, jedoch über diese Entfernung hinaus nicht mehr vernommen habe; wohl aber lag mir das sonderbare Getön, wie das ‚auch nach langem Anhören des Lokustella- Gesanges zu geschehen pflegt, noch immer im Ohre. | Neuhaus, den 16. December 1856. . Jäckel, Pfarrer. Nr. 4. Der Myvaln und seine Umgebung, Von Dr. Th. Krüper. Den 15. August 1856. Der 'Snaefellsjökull mit seiner stets mit Schnee bedeckten Spitze ist in der Nacht passirt; ungefähr 2 Meilen südlich von ihm befinden wir uns jetzt — Herr Berthelsen, Kapitän des Gralleasschiffes Emanuel, seine Schiffsleute, Herr Kaufmann Taergesen und Passa- giere, zu denen auch ich gehöre. Wir verliessen am Montage, den 11. d. M. Akureyri, den grössten Handelsplatz auf dem Nordlande Islands, und sind nun dem Ziele unserer Fahrt, der Hauptstadt des Nauwannia. 1857. 3 34 Landes Reykjavik*) nähe. Der Wind ist still, die Sonnenwärme gross, aber behaglich; das Schiff liegt ruhig, so dass es mir BUMEOR ist, diese Zeilen niederzuschreiben. Der oben angeführte Jökull, ein 4577‘ hoher Schneeberg, liegt auf dem Snaefellsnes an der Westküste Islands und ungefähr auf der Grenze vom Nord- und Südlande. Bei dem Abschiede vom Nord- lande, auf dem ich den ganzen Sommer hindurch war, will ich die Beschreibung des Myvatn beginnen. Für unsere Zeitschrift würde eine ausschliesslich ornithologische Schilderung ausreichen; ich glaube jedoch, dass eine kurze Beschreibung der Umgebung des Myvatn dem Leser nicht unwillkommen und zum bessern Verständniss des speciell Ornithologischen behülflich sein wird. | Der Myvatn liegt im nördlichen Theile Islands von 65 33‘ bis 39 n. Br., ungefähr 8—900‘ über dem Meeresspiegel; er ist nach dem Pingvallavatn**) in Süd-Island der [grösste Landsee. Seinen ‘ Namen „Myvatn“, deutsch „Mückenwasser“, hat der See von der Myfluga, der Mücke, die sich dort im Sommer in grosser Anzahl aufhält, bekommen. Die Mückenschwärme sollen hier so dicht und ‚gross sein, dass sie die Sonne verfinstern. Während meines längeren ‚Aufenthaltes — ich begrüsste den Myvatn von der Hola’sandur aus am Nachmittage des 14. Juni und sagte ihm von einem Berge in der Myvatnsheidi aus am Nachmittage des 31. Juli Lebewohl — traf ich keine so grossen Schwärme; am 20. Juli und an einigen folgen- den Tagen sah ich die grössten; aus einiger Entfernung erscheinen sie wie dichter Nebel. Der Myvatn besteht aus zwei Theilen, von denen man den einen den ’kleinen, den andern den grossen Myvatn nennen könnte. In dem kleinen, ziemlich quadratischen Theile liegen 9 flache Inseln, von denen 2 mit Weidengebüsch und einzelnen Birken versehen *) Sprich 3silbig Reyk-jah-vik mit dem Haupttone auf der ersten Sylbe, Wo die jetzige Hauptstadt Islands liegt, wurde die erste menschliche Wohnung erbaut, welche von einer !/, Meile entfernten kochenden Quelle den Namen erhal- ten hat. Das isländische Wort „Reyk“ heisst auf Deutsch „Rauch“ und „vik“ ist ein kleiner „Meerbusen“. **) Den isländischen Buchstaben P (Porn) sprich wie das englische th in „thank“ aus oder ungefähr wie ein lispelndes s. Obigen See sprich aus „th“ing- vadlavatten. Die Aussprache des P werde ich späterhin stets durch „th“ andetten. 35 ‚sind. “Der grosse, nicht so regelmässige, enthält 32 Inseln — meh- rere ganz unbedeutende nicht mitgerechnet —, von denen 5 mit hohen Bergen oder alten Kratern weithin sichtbar sind. Einzelne haben auch Gebüsch. Eine speciellere Beschreibung der Inseln im Myvatn nebst Karte folgt später in diesem Journale. Der Myvatn erhält an der Südseite einen kleinen Zufluss aus dem Groenavatn und hat an der Nordwestseite als Abfluss den Laxä (sprich Lax-au, Lachs-Fluss). Hart am Myvatn liegen folgende Wohnungen*): Reykjahlid, Vogar, Geiteyjarströnd, Kälfaströnd, Gardur, Skutustadir, Alptagardi, Haganes, Vindbelgur, Ytrineslönd, Sydrineslönd, Grimstadir. Die Bewohner des Myvatn, zu denen noch einige in der Nähe wohnende Bauern gehören, haben 2 Kirchen, eine in Reykjahlid, die andere’ in Skutustadir; an diesem Orte wohnt der Pastor, welcher *) Die Wohnung der Isländer (auf isländisch Baer, sprich Beir) ist sehr einfach construirt. Auf einer grasreichen Stelle einer Anhöhe werden Erdgrabun- gen 1 bis 2’ tief gemacht; dann werden Wände von Rasenstücken aufgeführt; am Myvatn legt man in die untersten Schichten gebrochene Lavastücke hinein. In der Mitte ist gewöhnlich der Haupteingang, der sein Licht durch die Thür erhält. Von oben ist dieser durch ein mit Rasen bedecktes Giebeldach geschützt. Zu den Dächern und Thüren wird nur das kostbare Holz verbraucht. An jeder Seite des Einganges befindet sich eine Wohnstube, von denen eine als Empfangs- und Fremdenzimmer dient, die andere von den Dienstleuten oder als Vorrathszimmer benutzt wird. Durch kleine in der vordern Seite angebrachte Fenster empfangen beide Stuben ihr Licht. Ein kleiner Boden mit Giebeldach befindet sich über beiden. An diese Räume schliesst sich jederseits ein Gebäude mit eigenem Ein- gange und eigenem Dache: das eine dient als Schmiede, das andere.als Aufbewah- rungsort für Fischergeräthschaft, Sattel und dergl. Nach vorne hin hat also die Wohnung 5 Giebel, zuweilen noch einen mehr oder weniger, je nach dem der Hausstand und der Reichthum des Bewohners beschaffen ist. Durch den dunkeln und oft langen Haupteingang kommt man zu dem Hintergebäude, welches quer angelegt und die Länge der Vorderfronte hat. Hier ist die Wohnung des Eigen- thümers nnd seiner Familie, sowie Küche und andere Räume. In diesen Wohn- stuben kommt das Tageslicht meistens durch im Dache angelegte Fenster. Die Stuben und besonders die Eingänge sind so niedrig, dass man gewöhnlich gebückt hineingehen muss. ‘Rings um diese Wohnung ist ein grosser oder kleiner mit einem Erdwall umgebener Platz, auf welchem Heu für die Kühe geworben wird. Durch diesen Platz — Tün —, der stets grüner als die Umgebung ist und durch die grüne Bekleidung der Ansrahaekän und Dächer sind die isländischen Hütten wie kleine Erdhügel zu erkennen. 3” 36 alle 3 Wochen in der ersten Kirche predigt. Vor 35 Jahren wohnte unser grosse Oolog Dr. Thienemann bei seinem Vater, der damals als Pastor Vogar besass, während in diesem Jahre sein Bruder, der Bauer und Küster zu Reykjahlid mein Wirth war. Um die Umgegend des Myvatn kurz zu beschreiben, werde ich an der nördlichen Seite vom Baer Grimstadir beginnen. Von hier an bis Reykjahlid ist eine feste Lavadecke, die bis hart an den See stösst und denselben stellenweise auch zurückgedrängt hat; sie ist so hart, dass sie der Verwitterung widersteht; nur wenige Moose haben sich dort festsetzen können. Obgleich die Entfernung von Grimstadir bis Reykjahlid in gerader Richtung nur eine gute Viertelmeile be- trägt, so gebraucht man doch 1 Stunde, um dorthin zu gelangen, da der Reitweg grosse Bogen beschreibt und zweimal über einen Lava- Fluss führt. Die Lava ist in den Jahren 1724—30 aus dem Leir- hnükr, 1 Meile nordöstlich von Reykjahlid, nahe am Krafla (sprich Krabla), geflossen zwischen dem Hlidarfjall (sprich Lidarfiadel), der 2404' hoch ist, und dem Dalfjall hindurch. Auf ihrem Wege hat sie alles niedrig liegende Land bedeckt und bei ihrem Erkalten oft höchst wunderbare Höhlungen und Spalten gebildet; stellenweise ist sie 20 und mehr Fuss mächtig. Auf der Hälfte des Weges zwischen Grimstadir und Reykjahlid ist durch den Lavaerguss ein Baer zer- stört worden: man sieht jetzt nur noch an den Erdgrabungen die Stelle, wo derselbe gestanden hat. Nicht weit davon liegen 3 kleine Seee, durch Sumpfland von einander getrennt, von denen 2 an der Südseite durch Lava begrenzt sind. Dicht hinter Reykjahlid zieht sich ein hoher Berg hin, an dessen Abhange und zum Theil auch auf dessen Höhe die kriechende Zwergbirke wächst. Die höchsten Stellen sind mit Sand und Steinen bedeckt. Dieser Berg oder An- höhe — hlid auf Isländisch — und der vom Myvatn aufsteigende, nur bei kaltem Wetter sichtbare Rauch — reyk-— haben Reykjahlid seinen Namen gegeben. Die Kirche liegt auf einem grünen, ringsum von Lava umgebenen Platze. Zwischen Reykjahlid und Vogar wird der Myvatn zuerst durch flaches Land, dann durch. einen nicht bedeutenden Berg begrenzt; er macht hier 3 Einschnitte, von denen der letzte und grösste in der Nähe von Vogar Kalfs tjoern genannt wird. An der Nordseite wird dieses Wasser durch den eben erwähnten Berg, an der Ostseite durch Lava, an der Südseite durch flaches Wiesenland umgeben. ‚ 37 Der Reitweg zwischen beiden Orten läuft an der Ostseite jener kleinen Anhöhe hin und kommt dann zur Lava, die er erst kurz vor Vogar verlässt. Letzterer Theil des Weges ist höchst interessant, nicht so- wohl für den Zoologen, sondern auch für den Geologen: die Lava ist hier durch einen „isländischen“ Birkenwald, der nicht ganz unbe- deutend gewesen sein muss, hindurch geflossen und hat ihn gänzlich vernichtet; an vielen Stellen jedoch bildet die Birke zwischen den Lavatrümmern dichtes Gebüsch. Die verschiedensten Lavamassen und Färbungen derselben erregen Erstaunen bei dem Beschauer. Die Lava selbst ist nicht so fest und dicht, wie die zwischen Reyk- jahlid und Grimstadir, daher sehr leicht und der Verwitterung aus- gesetzt. Sobald man Vogar auf dem Wege über Geiteyjarströnd nach Kälfaströnd um wenige 100 Schritte verlassen hat, betritt man wiederum die Lava, die so wie die letzte beschaffen ist, jedoch nicht so viel Gebüsch enthält. Sie reicht an vielen Stellen bis an des Myvatn Strand und wird im Osten durch den Fuss des Hverfjall*) (sprich Querfiaddel) begrenzt. Bisweilen führt der Weg über kurze Strecken Wiesenland, bis man bei Geiteyjarströnd vorbei nach Käl- faströnd kommt, welches auf einer von hohen mit Gras bedeckten Bergen gebildeten Halbinsel liegt. Hier erblickt man hart am Strande mehrere oft über 40' höhe Lavasäulen ganz isolirt im vulkanischen Sande. Von hier aus geht der Weg über Gardur nach Skutustadir am Strande des Myvatn entlang im vulkanischen Sande, dann über eine Wiese und einen Abfluss vom Groenavatn. Lava tritt zur linken Seite weniger und zwar in Trümmern auf. Südlich von Skutustadir liegt ein grosses Sumpf- und Wiesenland mit vielen kleinen Teichen. Den Theil des Myvatn von Skutustadir über ’Alptagardı, Haganes bis zum Ausfluss des Laxä habe ich nur einmal besucht; er bietet nicht viel Abwechselung dar: man passirt dort einige vulkanische Berge, Weideland und Lavastrecken, die stellenweise mit Erde be- deckt sind. Von Haganes aus führt der Reitweg eine Landzunge entlang, von deren Spitze aus man eine tüchtige Strecke durch das Wasser des Myvatn hindurch reiten muss, um das Land jenseits des *) Der Hverfjall ist ein ziemlich bedeutender runder Berg ohne Spitze, ein früherer Krater. ° Die Einsenkung desselben soll seiner Höhe gleich kom- men. Aus Mangel an Zeit habe ich die höchst beschwerliche Ersteigung unter- lassen müssen; jedoch habe ich oftmals z. B. vom Reykjahlidberge und von Grim- stadir aus ziemlich tief in sein Inneres hineinsehen können. 38 Laxä zu erreichen, von wo man zur linken Hand nach Geirastadir und am See entlang nach Vindbelgur kommt. Auf dem Wege zwi- schen diesen beiden Orten passirt man dicht am Vindbelgurfjall vor- bei, einem Berg, der hier ganz steil abfällt, während er nach Norden zu allmälig abnimmt und in der Hochebene verläuft; die Seiten die- ses einzeln stehenden Berges sind mit Weidengebüsch bewachsen. Geht man von Vindbelgur nach Grimstadir, so sieht man an ver- schiedenen Stellen "kleinere vulkanische Berge, die in. früherer Zeit nicht nur an den Strand des Myvatn, sondern auch weit hinein in denselben ihre schwarzen Sandmassen geworfen haben. Zu beiden Seiten des Weges überblickt man mehrere kleinere und grössere Binnenseee. Vor Grimstadir schiesst. ein grosses Stück Land weit in den Myvatn hinein: es ist das sogenannte Neslönd mit den beiden Wohnungen Ytrineslönd und Sydrineslönd. Nur an wenigen Stellen ist das Neslönd erhaben, sei es durch kleine Hügel oder durch auf- gethürmte Lavastücke. Das meiste ist Flachland, schönes Wiesen- land mit sehr vielen kleinen Seeen. Dieser Theil ist daher zur Entenjagd äusserst günstig gelegen, die dort auch von einem tüch- tigen Schützen und eifrigen Brüsi- (Colymbus glacialis) Jäger, Herrn Gamaliel, dem ich für seine mir erzeigten Gefälligkeiten öffentlich Dank sage, ausgeübt wird. Ungefähr /, “Meile nordwestlich von Grimstadir beginnt ein hügeliges Sandfeld mit Bimstein, welches einige Meilen lang und: breit. ist: Die Sandwüste heisst Myvatns sandr oder Hola sandr; , zwischen dieser und dem "Vindbelgurfjall liegt ein grosser See, der Sandavatn. Gleich hinter Reykjahlid, auf der Strasse nach Vogar, geht der Reitweg nach dem Ostlande ab und führt am Fusse der Reykjahlidberge, deren Abhänge in einer !/, Meile Entfernung mit schönem Birken- und Weidengebüsch ge- schmückt sind, entlang. "Darauf. betritt der Weg Lavastrecken und wendet sich. südlicher am Nämafjall (sprich Naumafiad) entlang, - geht dann. bergauf durch tiefe Bergthäler in die Heidigegend über. Bevor man bergauf reitet, kommt man zu den berühmten Schwefel- minen, von denen viele in grosser Thätigkeit, einige schon ausge- brannt sind. Mehrere Schwefelquellen befinden sich hoch auf dem Berge, welcher von den aufsteigenden Dämpfen eine ganz helle Fär- bung erhalten hat. In geringer Entfernung sieht man auf verschie- denen Stellen in der Ebene und auf den Hügeln Dampf aufsteigen, Geht man näher, so findet man in der Lava Oeffnungen, aus denen 39 schwefliger Wasserdampf mit grosser Gewalt hervorstömt. Am in- teressantesten sind die kleinen Ausgänge. Auf der östlichen Seite des Nämafjall liegt rechts vom Wege ein grosses Sandfeld, in wel- chem die herrlichen Schlammquellen in einer langen Reihe liegen; es sind 12 grössere von einander getrennte und mehrere kleinere Becken. Das letzte, östlichste, gewährt dem Beschauer das grösste Vergnügen, da hier das dunkelschwarze siedende Schlammwasser alle 2 Minuten eine heftige Aufwallung erleidet. Gleich nach dem Aus- bruche ist das Wasser !/, Minute lang ruhig, dann erst kommen ein- zelne kleine Blasen an die Oberfläche ‚ diese werden dann grösser, bis das neue Aufwerfen beginnt. An der linken Seite des Gebirges zieht sich besonders am Abhange kleines Birken- und Weidengebüsch hin. Von Reykjahlid ungefähr 4 Meilen entfernt ist die berühmte Uxahver (sprich Uxaquer — Ochsenquelle), welche aus 3 Becken besteht, von denen das mittelste und kleinste alle 6 Minuten gewalt- same Ausbrüche kochenden klaren Wassers macht. (Hierüber siehe die Reisebeschreibungen über Island.) In Bezug auf die Witterung ist die Gegend des Myvatn wegen ihrer hohen Lage nicht so günstig, wie die Thäler an der Seeküste, da sie häufiger von dichtem Nebel bedeckt ist. Während meines dor- tigen Aufenthaltes ‘war das Wetter ziemlich gut; es war nicht zu warm und nicht zu kalt: die zu warmen Tage erlebte ich am 29. Juni und in der letzten Woche des Juli; die zu kalten am 5. und 6. Juli. Nachdem wir die Umgegend des Myvatn betrachtet haben, wol- len wir uns zu den Bewohnern desselben wenden. Von Fischen ent- hält der grosse See nur 2 Arten: eine Forelle, die eine ansehnliche Grösse erreicht und zur täglichen Nahrung der Menschen dient — sie hat hier den Namen „Silungr* — und eine Stichlings-Art, die „Hornsile“ heisst. Diese Fische nähren sich von der überaus grossen Anzahl der im Wasser lebenden Mückenlarven. Dürch die sich auf dem See aufhaltenden Vögel wird die Um- gegend belebt; wohin man das Auge. wendet, ‚erblickt man Vögel, die entweder auf dem Wasser in der grössten Ruhe umherschwimmen oder fliegend sich in der Luft belustigen oder Nahrung suchen. Zuerst werden wir diejenigen Vögel näher betrachten, die sich während des Sommers auf dem Myvatn aufhalten und auf demselben, 40 entweder auf den Inseln oder dem Wasser desselben, ihre Jungen ausbrüten. Unter den zu dieser Gruppe gehörenden Vögeln stehen die Entenarten oben an. 1) Die isländische Schellente Anas islandica Gm. ist auf dem Myvatn ein häufiger Standvogel und führt dort den Namen Husönd*). Sie brütet auf fast allen Inseln, jedoch in verschieden grosser Anzahl. Inseln, die mit vulkanischem Gesteine, welches viele Vertiefungen mit dem Boden macht, versehen sind, giebt sie den Vorzug. Ihr Nest findet man stets zwischen und unter Steinen an- gelegt; niemals traf ich ein solches unter Weidengebüsch an. Drei- mal entdeckte ich den Nistplatz dieser Ente auf dem Festlande; am 20. Juni bei Kälfaströnd 10-15‘ über der Erde in einem freiliegen- den ‚kleinen Lavaberg, am folgenden Tage in .einem eben solchen am Laxä bei Geirastadir, am selbigen Tage und Orte noch einmal. Dieser letzte einzige Nistplatz passt sehr gut zu dem isländischen Namen dieser Ente: das Nest befand sich nämlich tief in einem wagerechten Loche des Hauses. Mein wackerer Begleiter Jon machte mich auf diesen seltsamen Brutort aufmerksam. Mit keinem andern Entenneste ist das dieser Ente zu verwechseln, da die Dunen, mit denen das Weibchen beim Entfernen die Eier bedeckt, von ganz weisser Farbe sind. Mit Sicherheit ist die Anzahl der Eier, welche ein Weibchen während des Sommers legt, nicht zu bestimmen, da sowohl die Eier nach und nach weggenommen werden, als auch mehrere Weibchen 'sich oft eines Nestes bedienen. Thienemann führt an, dass Anas islandica 9—10 Eier legt, während Faber sie 12—14 legen lässt. Die Eier gehören zu den grössten und zugleich *) An andereren Orten in Nord-Island, z. B. in Vatnsdalr (Hünavatns Syssel) wird eine andere Entenart, nämlich die Stock- oder Märzente Anas boschas L. „Hüsönd“ genannt. — Gewöhnlich wurde Anas islandica unter dem Namen Anas clangula aufgeführt, wozu wohl Mohr in seinem „Forsoeg til en Islandsk Natur- historie“, Kioebenhavn 1786 p. 23. Anlass gegeben hat; er hatte nämlich 1781 ein Männchen auf dem Myvatn erlegt und es nach der Diagnose, die Linn& in seiner „Fauna Sueecica“ für seine Anas elangula aufgestellt hat, bestimmt. Erst Gmelin im Jahre 1788 unterschied diese Ente. Faber nennt nach Mohr diese Art in seinem „Prodromus der isländischen Ornithologie“ Anas clangula, welchen Irrthum Dr. Thienemann berichtigt. Später wurde diese Ente in Nord-Amerika aufgefunden und von Richardson „Anas Barrowü“, genannt. 41 zu den wohlschmeckendsten des Myvatn; daher werden die vorneh- men Reisenden stets mit diesen Eiern bewirthet. Sie eignen sich auch gut dükn Aufbewahren in Asche, weshalb man sie noch im Mo- nat August speist. Ende Mai und Anfang Juni beginnt die Legezeit und dauert bis Mitte Juli. Auf den Eiern liegt das Weibchen sehr fest und fliegt erst mit einem knarrenden Tone fort, wenn man dicht an ihre Höhle gekommen ist; mitunter lässt sie sich ergreifen; am 18. Juni hob ich die erste Ente dieser Art vom Neste, sie hatte ein legereifes Ei bei sich. In Grösse und Färbung sind die Eier dieser Ente nur selten abweichend; das längste Ei ist 2%, Z.; das kleinste ist 2%, Zu lang; die, Stärke ist bei allen gleich 1?/, Z., während. die gewöhnliche Länge 2, Z. beträgt. Ein Spulei meiner Sammlung ist 17/; Z. lang und 1°), Z. stark; die Schaale ist so fest und hart, dass man ein volles Ei auf den Rasen werfen kann, ohne dass es zerbricht. Mit keinem andern europäischen Enteneie als mit dem der Anas elangula*), welches jedoch in der Grösse etwas nachsteht, ist es *) Die nahe Verwandtschaft der Anas islandica mit A. clangula zeigt sich auch in ihrer Fortpflanzungsgeschichte. A. clangula legt ihr Nest auch in Löchern an, jedoch meistens in Baumlöchern, da sie sich in waldigen Gegenden aufhält. Sehr interessant war es für mich, auf meiner vorjährigen lappländischen Reise die Nistplätze der A. clangula, welche dort „Knip And“ genannt wird, zu sehen; die ersten traf ich am 5. Juni, als ich in einem Boote von Ederfors nach Storsand den Lule-Elf hinauffuhr. Es waren hier an den Bäumen dem Flusse entlang sogenannte Brutkästen in verschiedener Höhe aufgehängt, in denen diese Ente, ebenso auch Mergus merganser und serrator ihre Eier legt, welche von Zeit zu Zeit von den Besitzern gesammelt werden. Die Brutkästen selbst sind höchst einfach und nicht so theuer, wie die Patentbrutkästen in Deutschland. Der Lappe schneidet einen angemessen starken, ganz hohlen Baum, deren es in den lappländischen Wäldern eine Menge giebt, in gleich lange Stücke, nagelt beide Oeffnungen mit Brettstücken zu, schneidet ein längliches Einflugsloch und der Brutkasten ist fertig. Dass Anas clangula auch in Deutschland, und zwar in hohlen Bäumen, nistet, war bisher noch nicht bekannt. Der Forstmeister Wiese machte diese Entdeckung in Hinterpom- mern, wo er ein Nest dieser Ente, welche geschossen und ausgestopft wurde, in einem Schwarzspechtloche auffand. (Zwei Eier aus diesem Neste in meiner Samm- lung verdanke ich der Güte des obigen Herrn.) In derselben Gegend soll diese Ente öfters brütend vorkommen, was von den dortigen Forstbeamten behauptet und von Herrn Wiese auch nicht im Mindesten bezweifelt wird. Wenn Island Waldungen besässe, so wäre ich fest davon überzeugt, dass Anas islandica, ebenso wie Mergus merganser und serrator auf dem Myvatn in hohlen Bäumen brüten würde. Vielleicht thut sie es in Nordamerika. 42 zu verwechseln. Meine pommerschen A. elangula-Eier sind 21, Z. und 15/;, Z. stark; von meinen lappländischen ist das grösste 2'/; Z. lang und 1%, Z. stark, das kleinste 2 Z. lang und 1°), Z. stark. Mitte Juli schlüpfen die ersten Jungen aus; am 14. erhielt ich eines. Die Mutter kommt mit ihren Kleinen nicht zum Festlande, wenig- stens habe ich sie dort nie gesehen. Bei den Jungen im Dunen- kleide ist der Kopf und Hinterhals einfach schwarz, der Rücken an- fänglich bräunlich, wird nach hinten zu schwarz und trägt hier an jeder Seite 2 weisse Flecke. Kehle und Vorderhals weiss, nach un- ten zu mit einem braungrauen Bande begrenzt. Bauchseite rein weiss. Oberseite der Flügel bräunlich, Unterseite weiss mit bräunlichen Stellen. Der kurze hohe Schnabel schwarz mit heller Kuppe. Füsse schwärzlich; Hinterzehe mit breitem Lappen. Das Junge im Dunen- kleide muss mit dem der Anas elangula, welche ‘nicht auf Island gefunden wird, die grösste Aehnlichkeit haben. Unter den isländi- schen Enten kommt das Junge dem der Anas glacialis am nächsten; unterscheidet sich jedoch von ihm hinlänglich durch die bedeutendere Grösse, die rein weisse Färbung des Bauches und die schwärzere des Rückens, sowie durch die 4 weissen Flecke am Unterrücken, den Schnabel und die Füsse. Das Vorkommen der Anas islandica auf Island ist sehr beschränkt; ihr Aufenthaltsort ist vorzugsweise der Myvatn; ausserhalb findet sie sich noch in seinem Ausflusse Laxä bei Geirastadr, Hamar — wo ich die ersten Eier dieser Ente am 14. Juni erhielt — und in dem herrlichen Wasserfall des Laxä, ungefähr 1 Meile südlich von Laxa- myri. In der Nacht vom 26. zum 27. Juni, als ich von Husavik zum Myvatn ungefähr 6 Meilen ohne Führer zurückreiten wollte, verfehlte ich den richtigen Weg, kam zum Laxä und entdeckte, indem ich einen Uebergang über diesen Fluss suchte, den Wasserfall. Was ich hier vermuthete, traf ich auch an, nämlich Anas histrionica in der grössten Strömung schwimmend; ausserdem sah ich Mergus merganser und einen kleineg Trupp von 6-8 Enten, die mehrmals stromauf- und abwärts flogen und endlich hinter einer grünen Felsinsel im Flusse, wo der Strudel sie nicht erreichen konnte, einfielen. Durch ein Fernrohr erkannte ich sie als Anas islandica und zwar sämmtlich als Weibchen: Männchen konnte ich an keiner Stelle entdecken. Daher vermuthe ich, dass jene jüngere, einjährige, noch nicht brut- fähige Exemplare gewesen sind. Eben solche traf ich am 17. und 43 18. Juli in. den kleinen Binnenseeen auf Neslönd. Die Männchen halten sich stets in soleher Entfernung vom Lande auf, dass man sie nicht leicht mit einem Flintenschusse erreichen kann. Den Myvatı verlassen diese Enten zu keiner Jahreszeit; im Winter, wenn Eis und Schnee den See bedeckt, begeben sich alle zu dem Theile, der zwischen Reykjahlid und Vogar liegt; hier ge- friert der warmen Quellen wegen der See nicht. Einzelne jüngere Exemplare verlassen wahrscheinlich Nord-Island, so sah ich z. B. in der Hauptstadt Reykjavik eine jüngere Anas islandica, die in der Nähe erlegt ‘worden war. Bisher wurde diese Ente in keinem an- dern Lande Europas gefunden. Ueber ihr Vorkommen in Grönland schreibt Holboell*): „Olangula Barrowü ist ganz beschränkt auf den Godthaaber Busen, und kommt so selten südlich oder nördlich vom Godthaaber Distriet vor, dass die Grönländer sie nicht kennen, ja nicht 'einmal zu be- nennen wissen, welches sowohl der von Fabriecius als Graah an- geführte Name hinreichend: beweist. Der richtige grönländische Name ist Niakortok „grossköpfige Ente“, welcher besonders für das Männ- chen‘ sehr bezeichnend ist, welches, wenn es schwimmt, allerdings einen auffallend grossen Kopf zu haben scheint. Sie hält sich beson- ders im Innern der Fjorde auf und verlässt dieselben nicht, bevor alle kleinen Buchten mit Eis belegt sind. Sie kann nicht auf tiefe- rem Wasser tauchen, als Cl. histrionica, ja ihre Tauchfertigkeit ist wohl noch geringer. Ihre Nahrung: besteht besonders aus Modiola faba, Margarita helicina und Amphipoden.“ In einer Anmerkung giebt Herr Holboell noch an, dass diese Ente nach der Mittheilung des Missionärs Jorgensen, der sich mehrere Jahre hindurch in *) Indem ich eine Stelle aus dem „Ornithologischen Beitrage zur Fauna Grönlands von Carl Holboell“, welches Werk den Lesern vielleicht nicht zur Hand ist, anführen will, kann ich nicht unterlassen, das traurige Schicksal dieses unermüdlichen Ornithologen und Oölogen seinen wissenschaftlichen Freunden mit- zutheilen. Bei meiner Ueberfahrt nach Island erfuhr ich zu Copenhagen, dass Herr Holboell in Begleitung seines Sohnes vor kurzer Zeit wiederum nach seiner alten Heimath Grönland abgereist sei. Bei meiner Rückkehr von Island vernahm ich leider, dass sein Schiff dort nicht angekommen, mithin auf der Fahrt verun- glückt sei. Schiffe, die später als das Holboell’sche Copenhagen verlassen hat- ten, überbrachten die traurige Nachricht. Herr Dr. Kjaerbölling oder ein an- derer dänischer Ornitholog, wird hiermit gebeten, für unser Journal, falls noch keine Nachricht von Rettung eingelaufen ist, den üblichen Nekrolog zu verfassen. 44 Julianehaab aufhielt, zwischen Nenortalik und Sydpröven nistet, wo ihre Lebensweise gleich wie im Godthaaber Busen sich verhält. Ferner sagt Holboell: „Ausser der Brutzeit sieht man dieselbe in Familien, aber sie ist der scheueste Vogel unter allen in Grönland, so dass es ohne ganz besondere Vorsicht unmöglich ist, sich ihr auf Schussweite zu nähern. Meine Schützen pflegten in mondhellen Abenden sich in der Nähe der Orte verborgen aufzustellen, wo der Vogel zu tauchen pflegt, und erhielten auf diese Art zuweilen einige. Im Frühjahre erscheint sie paarweise; sie fliegt dann sehr hoch, und es ist noch schwieriger, bei ihr zum Schuss zu kommen. Ich selbst habe sie oft gesehen, aber mich ihr nie so nähern können, um sie zu schiessen. Der einzig bekannte Brutplatz ist im Grunde eines der tiefsten Arme des Godthaaber Busens, auf einer Felsen-Insel, mitten in einem nicht unbedeutenden Wasserfall, welcher die Insel unzugänglich macht. In der Nähe dieses Ortes erhielt ich ein ziem- lich erwachsenes Junges in der ersten Hälfte des August. Nach der Aussage der Grönländer trifft man Cl. Barrowiü nie in den Buchten nördlich oder südlich von dem Baals-Revier (dem Godthaaber Fjorde) an, so dass ihr Aufenthalts-Ort sich hier auf die Strecke zwischen 63°45' und 640 30° N. B. einschränkt.“ Eine andere Bewohnerin des Myvatn ist: 2) Die Bergente Anas maria, L., führt den isländischen Namen Duggönd und ist auf dem Myvatn die häufigste von allen Enten; sie brütet auf jeder Insel, sogar auf ganz kleinen, die dicht am Festlande liegen. Nicht selten legt sie ihre Bier auf dem Fest- lande z. B. auf Neslönd. Das, Nest trifft man meistens unter dem Busche der Angelica oder einer Weide, oder im hohen Grase ver- steckt, selten in einem Erdloche oder unter einem Steine. Dass meh- rere Weibchen dieser Ente ihre Eier in Ein Nest gelegt haben, findet man sehr oft: die grösste Anzahl Eier in Einem Neste sah ich auf der Reykjahlid-Insel Vöttur am 28. Juni, wo, obgleich man dort ungefähr 8 Tage vorher gesammelt hatte, in Einem sich 22 Stück mit Schilf und Gras, noch nicht mit Dunen bedeckt befanden, von denen die Hälfte fortgenommen wurde. Mancher Verpholm d. i. Brutinsel wird fast allein von dieser Species bewohnt, so gehörten z. B. von den 134 Eiern, die am 23. Juni auf dem kleinen Grim- stadir-Holme Langa grunn gesammelt wurden, und die ich eigen- 45 händig in eine Tonne zählte, nur 3 Stück der Anas islandica, 6 — 8 der Anas glacialis an, während die übrigen die der A. marila waren. Anfang Juni beginnt die Legezeit dieser Ente; Mitte Juli findet man jedoch noch legende Weibehen. Die gestreckte längliche Form der Eier ist die vorherrschende; die rundlichen sind selten. Die Färbung ist bei den meisten Exemplaren ein mattes Grün; selten sind die gelblichrothen. Unter den 27 für meine Sammlung ausgesuchten Exemplaren*) ist das grösste, ein Doppelei vom Grimstadir-Holme, 27/, Zoll lang und 1?/;, Z. stark, die gewöhnlichen 2'/, Z. lang und 15), Z. stark, ein gestrecktes 2°/, Z. lang und 1, Z. breit; ein kleines 1°/, Z. lang und 1?/, Z. stark; das kleinste, ein. Spulei vom Vogar Holme, ist kaum 1, Z. lang und noch nicht 1 Z. stark. Sobald die Bergente zu brüten beginnt, sitzt sie sehr fest auf den Eiern; koinmat: man ihrem Neste dann zu nahe, so entflieht sie und beschmutzt im Auffliegen ihr Nest mit ihrem Koth. Hat sie dann das Wasser erreicht, so sieht man ihren zärtlichen Gatten zu ihr über den See hinstreichen und bei ihr einfallen. In den ersten Tagen des Juli kommen die zeitigsten Jungen aus. Der Kopf, Hinterhals und Rücken ist bei den so eben gebornen Enten hellbräunlich mit grünlichem Anfluge, nach einigen Tagen werden diese Theile dunkel- braun. Kehle, Wangen und Vorderhals gelb oder gelblich weiss. Unten am Halse ein schwaches graues Halsband. Die Bauchseite gelblich, bei etwas ältern Jungen fast grau. Schwimmfüsse schwarz. Der ziemlich breite Schnabel schwarz mit gelblicher Kuppe. Unter- schnabel gelb. Von den beinahe ebenso gezeichneten ältern Jungen der Krikente, Anas crecca, unterscheiden sie sich durch breiten und kurzen Schnabel und den einfarbigen Rücken. Mit den Jungen schwimmt das Weibchen auf dem See umher und kommt oft ans Festland, um dort auszuruhen. Ueberrascht man eine solche Familie, so stürzen sich alle ins Wasser und suchen das Weite, nur nicht die Mutter: sie schwimmt mit den Flügeln heftig schlagend, laut klagend, in einer Entfernung von oft nur 10 — 15 Schritt vom Lande und vom Ruhestörer auf und ab; erst, wenn sie *) Sammlern, denen an dem Besitz dieser Eier, sowie aller übrigen Enteneier in guten und richtig bestimmten Exemplaren liegt, will ich von meinen grossen Vorräthen gegen ein Aequivalent gern überlassen. Frankirte Briefe bitte ich jetzt, sowie späterhin nach Uckermünde in Pommern zu senden. 46 ihre Jungen in Sicherheit glaubt, folgt sie denselben. Oftmals fand ich die Jungen dieser Ente todt am Strande, oder auch auf dem Wasser treiben. Wenn die Jungen der Düggönd herangewachsen sind, verlassen sie mit den Eltern den Myvatn — an andern Stellen Islands ist sie ein seltner Vogel — und begeben sich auf die Wan- _ derung in südlichere Gegenden, wo sie dann in Menge gefangen und erlegt werden. Sehr unerfreulich war es für die Myvatninger, wenn ich denselben mittheilte, auf welche grausame Weise in meiner Hei- math — auf dem kleinen Haff bei Mönkebude und bei Warp (1 und 2 Meilen von Ueckermünde) besonders bei Nordweststurm — in einer Nacht Hunderte ihrer nützlichen Duggönd in Netzen gefangen werden. 3) Die Eisente Anas glacialis, L. Sie heisst am Myvatn, so wie an allen andern Orten auf Island Hävella (sprich Hauvedla, im gewöhnlichen Leben sagt man Hauedla); dieser Name bedeutet: „die hochsingende“. Auf dem Myvatn ist sie eine der häufigern Enten, ‚jedoch steht sie an Zahl der vorigen Art nach. Ihr Nest legt sie an denselben Orten wie Anas marila an und beginnt schon ‚sehr zeitig Ende Mai Eier zu legen; am 14. Juni bekam ich schon sehr stark bebrütete Eier. Einige Weibchen legen erst im Juni, sogar zu An- fang Juli findet man noch legende Enten. So lange das Weibchen noch Eier legt, so lange hört man die Musik des Männchen, die erst gegen Mitte Juli verstummt. Indem das Männchen sein auf dem Wasser schwimmendes Weibchen verfolgend vor sich hertreibt, stösst es seinen nicht unangenehm klingenden, weithin hörbaren Gesang aus, der sich durch & — a au et versinnlichen lässt. Den ersten kurzen Laut a hört man nur, wenn man nahe bei ist; der dritte Laut au hat den Hauptton. Aus der Ferne klingt ihr Ruf wie a alı la. Diesen Gesang hört man zu jeder Tageszeit; er hat Veran- lassung zu dem isländischen Namen dieser Ente gegeben. Die Fär- bung ihrer Eier ist gewöhnlich ein mattes Grün, sehr selten ist sie gelblich oder lebhaft grün, wie die der Anas islandica. Die länglich gestreckte Form ist vorherrschend, doch kommt auch oft die kurze gedrängte vor. Ein gestrecktes Ei ist 21/, Z. l. und 1%, Z. st.; ein kurzes 2 Z. 1. und 1'/, Z. st.; ein lebhaft grünes 17% Z. l. und 1°, Z. st.; das kleinste Ei von meinen 16 Exemplaren ist 1%, Z. 1. und 1Y/, 2. st. Anfang Juli kommen die Jungen dieser Ente aus; die ersten fand ich schon am 28. Juni. Bei den Jungen im Dunenkleide' ist 47 der Kopf, Hinterhals und der Rücken bräunlich. schwarz. Um die Augen und an jeder Seite der Schnabelwurzel befindet sich ein weiss- licher Fleck. Kehle, Vorderhals und Bauch ist weiss; der Hals wird unten durch ein ‚bräunliches Band begrenzt. Oberseite der Flügel bräunlich, die Unterseite schwarz. Der kurze Schnabel schwarz mit hellerer Kuppe; Füsse schwarz; Hinterzehe mit breitem Lappen. Die Weibchen, die in dem Sommer nicht brüten, sowie die Jungen Männchen schlagen sich zusammen und fliegen in grosser Anzahl auf dem See umher. Am 23. Juli Nachmittags, als ich von Grimstadir nach Reykjahlid am Strande des Myvatn ging, wo die Lava überall bis ins Wasser reicht, gewahrte ich mehrere alte Anas glacialis mit ihren Jungen am Lande; bei meiner Annäherung flüch- teten sich alle aufs Wasser: ein Junges erlegte ich nur. Als der Schuss gefallen war, kam ein Schwarm von eben erwähnten umher- ziehenden Weibchen an und fiel da ein, wo die um ihre Jungen klagenden Alten lagen. Hier schwanımen sie umher und wurden da- bei so dreist, dass sie in Schussweite kamen. Ein Schuss tödtete 2 Enten. Die Schaar — es waren über 100 Stück — erhob sich und zog ab; jedoch als ich die beiden erlegten aus dem tiefen und kalten Wasser geholt und mich wieder angekleidet hatte, kam sie zurück und legte sich auf dieselbe Stelle nieder. Einen neuen Schuss that ich nicht, da mir die Lust die getödteten ans Land zu holen vergangen war. Eine schöne Jagd auf Anas glacialis kann man auf Neslönd machen, wo sie gern auf den kleinen Teichen einfällt. In Grönland ist die Eisente ebenfalls häufig, während die Berg- ente dort gar nicht vorkommt. 4) Die Trauerente, Anas nigra, L., wird am Myvatn Hrafn- sönd (sprich Rafsönd) genannt. Sie pflanzt sich auf Island nur am Myvatn und hier auch nicht in grosser Anzahl fort. Auf den Inseln dieses Seees nisten nur wenige Paare; man findet nie oder wohl nur höchst selten 2 Bruütpaare auf einer und derselben Insel an. In die- sem Jahre befanden sich nur auf 8 Inseln das Nest der Trauerente, ‘ welches unter Weidengebüsch, aber auch unter Angelicastauden an- gelegt wird. Die meisten Weibchen legen ihre Nester ausserhalb des Myvatn an und zwar in den Weidengebüschen zwischen Grimstadir und Vindbelgur und auf Neslönd. An diesen Stellen sah ich diese Ente äm meisten. Die Eier derselben, welche in vielen Sammlungen 48 entweder gar nicht oder durch untergeschobne Exemplare vertreten waren, kannte ich bisher noch nicht, war daher um so eifriger be- müht, die Eier an Ort und Stelle zu sammeln; zu dem Zwecke be- nutzte ich jede Gelegenheit zu den Inseln zu kommen, um die Nester selbst aufzusuchen. Die gelben, entweder röthlich oder weisslich ‚gel- ben Eier sind gewöhnlich gestreckter Gestalt; die bauchigen sind nur selten; sie sind 2%, — 2Y, Z. 1. und 1%, — 1%, Z. st; nur ein Stück von den 20 Exemplaren meiner Sammlung ist 17/, Z. stark. Die Legezeit dieser Ente beginnt ziemlich spät, erst gegen Mitte Juni. Junge im Dunenkleide konnte ich nicht erhalten. Im Herbste verlässt die Hrafnsönd den Myvatn und zieht südlich. — In Grön- land findet man die Trauerente nicht. 5) Die Stockente, Anas boschas, L., wird am Myvatn Grön- höfdi gräönd oder Stora gräönd (sprich Grauönd) genannt; gewöhn- lich sagt man zur Stockente Grönhöfdi — grünköpfige —; des Weib- chens wegen, welches nicht grünköpfig ist, nennt man diese Ente Gräond, welche Benennung auch für die folgenden Arten angewandt wird. An .andern Orten, besonders in den Thälern nennt man sie Husönd. Am Myvatn ist diese Ente nicht häufig; auf den Brutinseln gehört sie zu den seltnern Gästen; dies rührt daher, dass sie sich gern auf grössern Wiesenflächen aufhält und dort ihre Eier legt. Ich selbst fand auf den Inseln des Myvatn nur 3 Nester dieser Ar und am 19. Juni tfaf ich auf einem Holme bei Kälfaströnd eine Anzahl Junge, die schon ziemlich gross und flugbar waren; ein Junges wurde jedoch ergriffen. Die Stockente legt sehr zeitig, oft noch früher als die Eiderente, besonders in solchen Jahren, die einen gelinden Win- ter gehabt haben. Am 3. Juni erhielt ich die ersten Eier; die läng- sten von diesen sind 2°, Z. l. und 1'/, Z. st.; die gewöhnlichen sind 21), Z. 1 und 1%, Z. st. — Im Julimonat, wenn alle andre Enten auf dem Myvatn still waren, hörte ich oftmals das Gepaack_ dieser Enten, die über dem See umherflogen. Während des Winters soll die Stockente'an den offnen Stellen des Myvatn zwischen Vogar und Reykjahlid sich aufhalten. Sowohl in Nord- als in Süd-Grönland trifft man diese Ente nicht selten nistend an. 6) Die Schnatterente, Anas strepera, L., wird auf Island Litla gräond genannt. Obgleich ich diese Ente auf dem Myvatn nicht selbst aus der Menge der Individuen herausfinden konnte, so kommt sie dort doch, wiewohl selten, vor. Sämmtliche Eier, die mir die 49 Isländer als die der A. strepera brachten, waren nur etwas kleine Exemplare der A. boschas. — In Grönland findet sie sich nicht. 7) Die Spiessente, Anas acuta, L., wird auf Island Grasönd benannt und lebt vorzugsweise in.den Thälern der Küste, z. B. auf der Eiderenteninsel bei Laxamyr. Am Myvatn’ kommt diese Ente gewiss nur sparsam vor; ich sah sie dort nicht, hörte auch von kei- nem Bewohner den Namen Langviu gräönd, den sie dort führen soll. In Süd-Island am Pingvallavatn scheint diese Ente häufiger vorzu- kommen. — Nach Grönland verirrt sie sich selten. R 8) Die Pfeifente, Anas penelope, L., heisst auf Island und am Myvatn Raudhöfdi gräond (sprich Reudhöfdi grauönd) oder einfach Raudhöfdi — rothköpfig.: Sie gehört zu den seltneren Brutvögeln des Myvatn, ist jedoch noch viel häufiger ‘als die 4 so eben er- wähnten Enten. Ihr Nest verbirgt sie unter den hohen Pflanzen und Büschen und beginnt dort Anfang Juni ihre schönen Eier zu legen; die ersten beiden Eier fand ich am 5. Juni auf der schönen Brut- insel des Hreptior’s zu Hraun (sprich Reun). Nach Faber soll diese Ente 6 — 8 Eier, nach Thienemann 9 legen; am 18. Juli fand ich auf dem Festlande bei Sydrineslönd ein vollständiges Gelege von 10 ‘Eiern. Das grösste von den 25 isländischen Eiern meiner Samm- lung ist 21% Z. 1. und 1Y/, Z. st., die meisten Exemplare sind 17/ Z. 1. und 1°), Z. st. Die Jungen dieser Ente traf ich nicht am Lande an. Nach (rönland kommt diese Ente nicht mehr. 9) Die Krickente, Anas erecca, L., heisst auf Island Urtönd (sprich Uertönd); mit diesem Namen bezeichnet man in den Gegen- den, wo man die Entenarten nicht kennt, fast jede Ente. Am My- vatn gehört diese Ente zu den seltnern Arten, jedoch ist sie dort bei weitem zahlreicher als Anas boschas, mit welcher sie dieselben Aufenthaltsorte theilt. Ihr Nistplatz ist wie der von boschas nur höchst selten auf den Inseln des Myvatn; ich habe nur ein einziges Nest mit Eiern, unter denen sich auch 2 der viel grössern boschas befanden, auf dem grossen Verpholm Slutnes gefunden und auf Geitey junge Enten dieser Art gesehen. Sie nistet hingegen stets in dem benach- barten Weideland, am meisten in dem Sumpflande bei Sku- tustadir, wo ich am 20. Juni eine Anzahl Eier erhielt; auch von Geiteyjarströond und Neslönd bekam ich Eier. Die Lege- zeit dieser Ente beginnt Mitte Mai; am 31. Mai fand ich auf Naumannia. 1857. 4 50 dem Sumpflande zwischen Hofsos und Enni unter einer Zwergbirke ein Nest mit 8 schon angebrüteten Eiern. Ein Isländer hatte diesen Nistplatz gewiss schon ‚vor mir entdeckt,, da das 9. Ei zerbrochen i in der Nähe lag. Unter meinen 12 isländischen Krickenteneiern ist das längste 1°), Z. 1. und das stärkste 1'/, Z. st., die gewöhnlichen: sind 15/, Z. 1. und 11, Z. st. Die Färbung der Eier ist gelb wie die von A. penelope oder histrionica, zuweilen auch weisslich gelb. Die Alten mit ihren Jungen traf ich öfters am Strande des Myvatn und an den kleinen Landseeen an; Die ganze F amilie sitzt so lange still, bis man ganz nahe herangekommen ist; dann stürzen sie sich ins Wasser ünd schwimmen in den See’ hinein; nur die besorgte Mütter "bleibt am Lande und schlägt mit den Flügeln das Wasser ‘unter lautem Geschrei. Am 18, Juni traf ich die ersten Jungen auf einem Binnen- see zwischen Reykjahlid und Grimstadir an einer Stelle, wo sie mir nicht entkommen konnten. Da sie sich nicht durch Schwimmen retten konnten, so begannen sie geschickt, zu tauchen. Diese Tauchfähig- keit, die einige Entenarten im Dünenkleide haben, verliert sich bei dem Heranwachsen. Dieselbe Tauchfertigkeit beobächtete auch mein Freund, Dr. Bodinus an den aufgezognen Jungen der Anas acuta. Bei den Dunenjungen der Krickente sind Kopf und Hinterhals schwarz; vom Schnabel ab läuft ein gelber Streif über und einer unter dem Auge hin. "Die Kehle, der Vorderhals und Bauch eben- falls gelb, doch behält letzterer Theil nicht mehr so reines Gelb. Auf dem braunen und schwarzen Rücken befinden sich jederseits 2 gelbe Flecke. Bei den. etwas’ ältern Exemplaren ‚wird der Kopf, Hinter- hals und Rücken braun; die Kehle, Wangen- und Rückenflecke schmutzig gelb; der Bauch grau. Der lange schwarze Schnabel. mit gelber Kuppe. Unterschnabel hellgelb, Füsse schwärzlich. Ueber den Unterschied zwischen diesen Jungen und denen der: Bergente siehe Nr. 2. Nach Grönland verirrt sich die Krickente zuweilen. Ausser eben genannten Entenarten kommen noch 2 in der Gegend des Myvatn vor, nämlich die Kragenente Anas histrionica, L. und die Eiderente Anas mollissima. Da beide jedoch nicht auf dem Myvatn brüten, so werden sie in der nächsten Abtheilung, betrachtet werden. Von'den Sägetauchern kommen am Myvatn vor: 10) Der grosse Säger, Mergus merganser, L. und 11) der langschnäblige Säger, M. serrator, L. und zwar ziemlich häufig. 51 Von den Isländern werden sie Toppönd' Zopfente — genannt; im “ Südlande nennt man den grossen Säger Gulönd. Ihr Nest bereiten sie sich an denselben Orten wie Anas islandica, d. h. in Stein- und Erdlöchern, ‘jedoch auch nicht selten unter Gebüsch, was ich beson- ders auf dem grossen Grimstadir Holme Slutnes zu beobachten Ge- legenheit hatte. Ihre Legezeit beginnt Anfang Juni; am 5. Juni nahm ich die ersten 5 Eier’aus einem tiefen: Erdloche auf der Brut- insel im Miklavatn „mein Führer, der Sohn des Besitzers, schrieb diese Eier der Hüsönd d. i. Anas boschas zu, doch, als ich meinen Zweifel äusserte, zeigte er mir das’ zum Neste gehörige Päärchen, welches jedoch Anas marila 'war.. Die Anwohner des Myvatn kennen die Eier der Säger viel besser, jedoch fällt vielen die Unterscheidung derselben von denen ‘der 'Trauerente sehr. schwer. Die Jungen er- scheinen Mitte Juli; : das erste vom .M. serrator fand ich am Strande bei Neslönd am 11. Juli todt; in den folgenden Tagen konnte ich trotz aller Aufträge kein’ Junges erhalten, bis ich am Sonntage den 20. am Strande zwischen Reykjahlid :und Vogar, wo das Wasser so warm ist, dass man an kalten Tagen oder spät Abends Dampf auf- steigen sieht, eine Anzahl Junge ohne Geleit eines Alten antraf; sie suchten sogleich das Weite, jedoch mit einem Schusse meiner Doppelflinte erlegte ich: 6 Stück, die mir ein zur Kirche nach Reyk- jahlid fahrender Isländer im Wasser auffischte und mir ans Land brachte. Eine halbe Stunde ‘später erlegte ich noch ein einjähriges Weibchen von M. serrator, welches in diesem Jahre noch keine Eier gelegt hatte. : Der Kropf dieses Vogels war ganz voll gepfropft mit einem kleinen Fisch, der Hörnsile, eine Gasterosteus-Art; die jungen Säger "hatten 'auch eine: Menge jüngerer Fische verzehrt. Die Rän- der: des Ober- und: Unterschnabels sind bei den jungen, sowie bei den alten Individuen des M. serrator ‘mit feinen Zähnchen versehen, welche beim Schliessen des’ Schnabels ‘in einander eingreifen. Der Oberschnabel: ist dunkelbraun mit: gelber Endkuppe. Die Dunen des Scheitels und des Hinterhalses sind: bräunlich, bei den Männchen etwas dunkler. : Die Kopfseiten röthlich; _ unter den Augen läuft ein bräunlicher ‚Streif von. der. Schnabelspalte ab; über letzterer von den Augen ab ein weisser oder auch röthlicher länglicher Fleck. Von der weissen Kehle ab erstreckt sich das Weiss über den Hals und den ganzen Bäueh. Die Seiten des Halses zwischen dem Weiss des Vorderhalses und dem'Braunen ‚des Hinterhalses werden von der sich 4* 52 fortsetzenden röthlichen Färbung der Kopfseiten eingenommen; bei einigen Stücken vereinigt sich diese röthliche Färbung zu einem zar- ten Halsband. Der Rücken ist mit längern schwarzen Dunen .be- setzt, die jedoch bei einzelnen Individuen nur wenig dunkler braun werden. In der Nähe des Bürzels ist. jederseits ‘am Körper ein weisser Fleck. Die Unterseite der kurzen Flügel ist weiss, die Ober- seite bräunlich. Die Schwimmfüsse sind gelblichbraun. 12. Der nordische Steissfuss Podiceps cornutus L. s. arcticus Boje wird in Nord-Island gewöhnlich Flörgodi, seltner Sefönd ge- nannt; in Süd-Island heisst er auch Flodsetur; im Westlande soll er Flora genannt werden. Auf Island sah ich, diesen Steissfuss zum ersten Male im Vatnsdalur. (sprich Vatsdalür) am 23. Mai bei Hnausur (sprich Neusür), dann traf ich ihn nicht eher wieder als am Myvatn, wo er ein häufiger Brutvogel ist, den man stets in der Nähe seines Nestes umherschwimmen sieht. Sein Nest legt er so an, dass es, wie . das der deutschen Podiceps-Arten, auf dem Wasser schwimmt, 'seltner findet man es auf einer Pulte im Wasser angelegt; einmal bei Vogar am 4. Juli fand ich es auf einem aus dem Wasser hervorragenden Steine. Die Grundlage des Nestes bilden verschiedene Wasserpflanzen, besonders solche, zwischen denen das Nest selbst schwimmt. Die Zahl der am Festlande nistenden Vögel ist ungefähr eben so gross wie die der bei den Inseln brütenden. Am Strande zwischen Reykjahlid und Vogar fand ich die meisten Nester, besonders auf der Kalfs tjörn; eine grosse Anzahl brütete auch auf 2 Stellen an Neslönd. Auf den Inseln des Myvatn traf ich die meisten, Brutpaare an dem Grimstadir Holme Slutnes und dem Vogar Holme Varpteigar. Mehrere Steiss- fusspaare, die zwischen kleinen Binsen hart am Lande bei Reykjahlid ihre Nester angelegt hatten, verliessen, nachdem sie mehrmals gestört waren, diesen Brutplatz und legten weiter in den See hinein, wo einige Wasserpflanzen, die nicht aus dem Wasser hervorragten, standen, ihre Nester an, so dass dieselben ganz frei zu schwimmen schienen. Die Legezeit beginnt in der ersten Hälfte des Juni und dauert, da auch diese Eier gesammelt werden, bis in den Juli; so erhielt ich noch am 17. Juli auf Neslönd viele frische Eier und erlegte ein Weibchen, welches ein legereifes Ei bei sich hatte. In Einem Neste fand ich nie mehr als 5 Eier; nimmt man täglıch ein Ei fort, so legt das Weibchen jeden Tag ein neues und setzt es mehrere Tage fort. So- lange die Eier noch nicht stark bebrütet sind, scheinen die Eltern 53 weniger um dieselben besorgt zu sein; das Weibchen verlässt, so bald es Gefahr merkt, die Eier, welche es jedoch vorher mit Pflanzen zu bedecken sucht, taucht unter, kommt in grosser Entfernung wieder empor und schwimmt dann in Gesellschaft seines Männchen umher. Sind die Eier aber ihrer Entwicklung nahe, so suchen die Eltern dieselben zu vertheidigen, was ich zweimal zu beobachten Gelegenheit hatte. Das'erste Mal am 7. Juli auf einem kleinen Teiche bei Vind- belgur; hier sah ich aus der Ferne einen Podiceps schwimmen, und da nur eine Binsenstelle dort war, so wusste ich, wo das Nest dieses Vogels zu finden war. Nicht weit vom Lande sah ich das auf den Eiern liegende Weibchen; als ich hineingehen wollte, begann letzteres heftig zu schreien, verliess jedoch nicht das Nest. Nun kam auch das Männchen herbei, um mich von dem Neste abzuhalten, was ihm ‚auch gelang durch ein Manöver, welches ich noch nie gesehen hatte. Es tauchte dicht vor mir auf, richtete sich hoch aus: dem Wasser empor und platschte mit beiden Füssen unter lautem Geschrei das Wasser, tauchte dann unter und wiederholte dasselbe, während das Weibehen auf den Eiern mitschrie. Ich ging an’s Land zurück, nahm mein Schmetterlingsnetz und fing mit demselben das Männchen, grade als es untergetaucht war. Darauf trug ich meinen Gefangenen hinauf zum Baer Vindbelgur, um ihn den Leuten zu zeigen; wir legten ihn an die Erde, er konnte auf seinen Steissfüssen nicht gehen; fliegen konnte das arme Thier auch nicht: es blieb uns nichts andres übrig, als ihn wieder in sein Element zu bringen. Man legte ihn nicht weit von seinem See an die Erde; mit grosser Anstrengung schleppte er sich zum Wasser und schwamm erfreut fort. Als ein Isländer nun zum Neste vordrang, machten beide Alten dieselben Geberden, doch etwas zurückhaltender als zuvor. Die 4 stark bebrüteten Eier mussten auf mein Verlangen im Neste gelassen werden. Das zweite Mal sah ich die Sorge des Weibchen um seine Brut am Sonntage den 20. Juli in der sogenannten Kalfs tjürn bei Vogar. Das Weibchen kam, als ich mich dem Neste näherte, zurück, schwamm laut schreiend um mich herum, doch nicht so nah, dass ich es hätte fangen können. Seine 3 Eier waren noch nicht stark bebrütet und von den Pflanzen, auf denen sie ruhten, und von dem warmen Wasser, in welchem das Nest war, ganz schwarz gefärbt, weshalb ich dieselben trotz der müt- terlichen Fürsorge mit nach Deutschland zu nehmen’ beschloss. Die gewöhnlich etwas gestreckten Eier des nordischen Steissfusses sind, 54 ' gleich nachdem sie gelegt sind, bläulich weiss mit sehr zartem Kalk- überzuge, kurze Zeit darauf werden sie schmutzig weiss; am interes- ‚santesten sind. die Eier in solchen ‚Nestern, die im warmen: Wasser schwimmen. Diese sind dann gelb oder ganz dunkel, oft braunschwarz gefärbt; diese Färbung haben schon die ganz frischen, unbebrüteten Eier, während stark 'bebrütete im kalten: Wasser ‘ihre - weisse Farbe behalten oder nur etwas schmutzig grauer werden. : Um noch mehr schwarze Eier zu bekommen, legte ich: die weissen in solche ‘Nester, die im warmen Wasser bei Beykjahlid standen und liess sie 2 Tage lang.bebrüten, holte sie dann zurück — die Hälfte musste ichjedesmal einbüssen, da diese von den Raubmöven oder Raben gestohlen wurden — und legte neue hinein. Bei Reykjahlid fand ich am: 29. Juni ein Nest mit 4 Eiern, welche von einer feinen Wasserpflanze, auf der sie lagen, über und über fein geadert waren.. Das grösste von den 22 für meine Sammlung ausgesuchten Eiern ist beinahe .17/, 24 l.'und 1,2. st., die gewöhnlichen Stücke sind 1%, Z. 1. und 1%, Z. st.;| mein ‚kleinstes Exemplar ist 1% Z. 1. und 11, Z, st.; das schmalste ist 12 st.; mein Spulei, am 14. Juli zu Geiteyjarströnd von. einer jungen ‚Isländerin durch kleine Geschenke erworben, misst nur.1Y/), Z. 1. und 34 Z st. Die ersten Jungen des Flörgodi sah ich am 7, Juli auf einem: kleinen Teiche bei Grimstadir; von weitem sehe ich einen Podiceps und! neben ihm ein Junges schwimmen; als ich nähergekommen war, schwamm nur noch der alte Vogel umher, . der junge war‘ verschwunden; erst nach einiger Zeit bemerkte ich ihn, auf dem Rücken unter den etwas gewölbten Flügeln seiner Mutter sitzen. In frühern Jahren hatte. ich dieses Verbergen der Jungen noch. nicht 'gesehen;. hier am. Myvatn konnte ich es; später täglich zu. sehen. bekommen. Die ‚Mutter trägt auf diese Weise nicht nur Ein Junges, sondern alle, ‘so viel sie aus- gebrütet hat; so erlegte mein wackerer Gamaliel auf Neslönd am Abend des 17. Juli ein altes Weibchen, und als er es aus dem Wasser holte, fand es: sich, ‘dass .er statt eines Vogels 4 Stück, nämlich noch. 3 backsitzende (wie die Isländer es nennen!) Jungen. Der Schnabel der possierlichen ‚Dunenjungen- ist: gelblich; nur dicht vor, der Spitze hat er einen schwärzlichen Querstreif und einen eben solchen zwischen beiden ‘Nasenlöchern. Auf der Stirn theilt sich ein am Schnabel be- ginnender weisser Streif in ‘zwei Theile, welche an. den schwarzen Kopf hin sich über den ganzen Hals fortsetzen. Auf dem Hinterkopfe tritt in der Mitte jener beiden Streifen noch ein weisser hervor, ebenso 55 verläuft sich noch einer unter den Augen und einer an der Schnabel- spalte beginnender über den Hals. An der Kehle ist die weisse Farbe vorherrschend, jedoch wird sie ‘von 2 schwarzen schmalen Streifen begrenzt, in‘deren Mitte ‘noch ein dritter, oftmals nicht deutlicher ist. Man zählt am Kopfe 11, am Halse 10: weisse und: schwarze Streifen. Die ganze Bauchseite mit Ausnahme des letzten Theils ist reinweiss. Der Rücken ist bei den so eben gebornen Jungen tief schwarz mit 4 deutlichen weissen Längsstrichen; nach einigen Tagen verlieren sich die Striche gänzlich und das Weiss tritt ganz unregelmässig nur an den Spitzen der grauer gewordenen Dunen hervor. Ihre Steissfüsse sind ziemlich schwarz. — In Grönland ist dieser Podiceps erst einmal gefunden. | 13. Die arktische Seeschwalbe Sterna arctica Temm. =. macrura 'Naum.' Die Isländer nennen diesen‘ muntern Vogel Kria, welchen: Namen’ sie nach dem beständigen Geschrei, das wie Kria lautet, gebildet haben. Ueber ganz Island ist diese Seeschwalbe ver- breitet und’ von Jedermann gekämnt. Sie ist sehr gesellig und nistet daher auch gern in Gesellschaft. . Einen sehr grossen Kriuvarp — Brutplatz der Kria — auf einer ‚langen Inselim Miklavatn (dieser grosse Binnensee ist nur durch einen hohen Steinwall von der See getrennt) besuchte ich am 5. Juni.‘ Einen noch grössern bekam ich am 26. Juni auf der Eidervogel-Insel des Herrn Johannes zu La- xamyri’ zu sehen. Die Menge der Individuen war hier so gross, dass als wir 'auf''der Insel umhergingen, die fliegenden weissen Vögel in der Luft wie Schneeflocken aussahen. Ihr Nest ist nur eine runde Stelle im dürren Wiesenboden oder im hohen Grase. ‘Der Myvatn ist nicht zu überfüllt mit diesem Vogel, ich glaube, dass die Zahl der Brutpaare dort und in den benachbarten Inseln des Laxä nicht 300 übersteigen wird. Ihre Hauptbrutinseln im Myvatn‘ sind Birgers eker, Sirey ytri, Kriu'sker, Landholmi. Die Zahl der Eier beträgt stets 2, von denen nur 1 Stück genommen wird; nur einmal bei La- xamyri sah ich 3 Eier in Einem Neste, es ist möglich, dass das dritte durch Menschenhand zugelegt war. Die Legezeit beginnt gegen Mitte Juni. ‘In diesem Jahre erhielt ich die ersten nur 3 Eier am 3. Juni bei Fell (sprich Feddel), von einer Insel im Binnensee, auf der eine grosse Menge Vögel nistet. Am 4. Juni fand ich bei Bard auch nur 3, d. h. in jedem Neste nur 1 Stück; hingegen am 5. auf der Insel zu Hraun eine grosse Anzahl; die grösste Zahl der Nester enthielt doch 56 nur 1 Ei. Durch die freundliche Erlaubniss des Besitzers konnte ich von. den Eiern auswählen, welche ich wünschte. Diese Eier sind sehr wohlschmeckend, werden daher eingesammelt, um gegessen zu werden. Als ich am 26. Juni in Laxamyri war, brachte mir mein gütiger Wirth Johannes ausser andern Eiern auch 8—10 Sterna-Eier; letztere hielt ich für stark bebrütet, da die meisten Seeschwalben schon Junge hatten, jedoch beim Ausblasen erwiesen siesich als ganz frisch. Nach- dem ich mit dem gütigen Herrn dessen Brutinsel im Laxä angesehen hatte und nach Hause zurückgekehrt war, wurde ich zum Abendessen aufgefordert — es, besteht in Island die Sitte, den: Fremden oder Reisenden während einer Mahlzeit allein im Zimmer zu lassen -—- und bemerkte unter meinen Gerichten einen Teller mit ungefähr 25—30 der Schaale befreiten, gekochten Kria-Eiern. Welche Menge von diesen Eiern dort gesammelt und in Asche aufbewahrt sein mögen, kann man daraus schliessen, dass ich 3 Wochen nach dem Einsammeln noch mit oben genannter Zahl bewirthet werden konnte, Wie sehr die Seeschwalbeneier in Gestalt und Färbung verschieden sind, ist bekannt; die gewöhnlichen sind 1Y/, Z. 1, und 1"), Z. st.; das grösste Stück ist 1%/, Z. l., aber nur 1 Z. st., ein kleines ist 1%, Z..l. und 7), Z. st., ein Spulei ist D’Z. 1. und 3%, Z. st. Die Jungen kommen in der letzten Hälfte des Juni aus; ‚die ersten traf ich schon am 19. Juni am Myvatn. Es herrscht ‚dort die Meinung, dass die Kria nie mehr ‚als ein Junges aufzieht,. was ich anfänglich nicht glauben wollte; später jedoch kam ich zu der Ueber- zeugung, dass die meisten Paare kein Junges aufziehen. Betritt' man einen Brutplatz dieses Vogels nach der Zeit des Ausschlüpfens ‘der Jungen, so erstaunt man über die Menge der todt auf der Insel um- herliegenden Jungen. Woher kommt diese Sterblichkeit? Sollten die Eltern sich wenig um die Jungen bekümmern? Dies scheint nicht der Fall zu sein, da sie dieselben gegen ihre Feinde so heftig. zu vertheidigen suchen. Den einzigen Grund, dass die Jungen umkommen, glaube ich dem Mangel an Nahrung zuschreiben zu müssen. Mehrere Tage anhaltende schlechte Witterung kann die ‚Nahrung dieser See- schwalbe so sehr verringern, dass die Eltern kaum ihre eigenen Be- dürfnisse befriedigen können, weshalb sie ihre Jungen zu vernachläs- sigen gezwungen sind. In diesem Jahre wenigstens sind die Kriajungen des Myvatn durch die Witterung umgekommen, so war 2. B. ‘der Anfang Juli eine solche Unglückszeit. Den 3. Juli regnete es. den. 57 ganzen Tag, am 4. war bis zum Nachmittage schönes Wetter, gegen Abend trat wiederum Regen ein — ich kam: um 10 Uhr Abends ganz durchnässt von einem Ausfluge nach Kälfaströnd in Reykjahlid an —, am 5. Regen bis Nachmittag, worauf Schnee fiel; um 7 Uhr Abends brachen einige Sonnenstrahlen durch, darauf wieder Regen; am 6. Juli am Sonntage schneiete es den ganzen lieben Tag; erst am 7. änderte sich das Wetter, der Schnee verschwand. Nun erschienen die Seeschwalben, um an ihren. gewöhnlichen Orten Jagd 'zu machen. Diese Orte sind die Abhänge der Berge, die sich: dicht hinter Reykjahlid erheben; hierher pflegten sie bei schönem Wetter mit mir zu gleicher Zeit und in gleicher Absicht zu kommen: nämlich gegen Abend, um Insekten, zu sammeln. Es: macht viel Vergnügen, diese Vögel in Schaaren jagen zu sehen, wie ein Thurmfalk halten sie in der Luft an, rütteln, stürzen dann nieder, nehmen das Erspähte ‚und fliegen’ weiter. Oftmals bleiben sie längere Zeit an der Erde sitzen. Bei schönem warmen Wetter sieht man die Kria über dem Myvatn rütteln und dann mit einem weit hörbaren Schlag in’s Wasser stürzen. Um ihre Eier oder Jungen zu vertheidigen, macht dieser Vogel — ausser ihm nur noch einer, die Schmarotzer-Raubmöve — förmliche Angriffe auf den Menschen: mit einem Kiää stürzt er sich aus der Höhe herab und versetzt seinem Feinde einen tüchtigen Schnabelhieb auf den Kopf, steigt dann hoch, um dasselbe zu wiederholen. Am 19. Juni stiess eine Sterna in die wollene Mütze meines Begleiters, eines isländischen Knaben, ein grosses Loch. Nähert man sich in einem Boote ihrer Brutinsel, so greift sie die Spitze des Bootes an und schlägt mit dem Schnabel so heftig‘ das Holz, dass man sich wundern muss, dass der Vogel keinen Schaden genommen hat. Sobald die Jungen einige Tage alt sind, begeben sie sich bei Gefahr in’s Wasser und schwimmen weit umher. Das erste flugbare Sterna-Junge sah ich am 17. Juli; es wurde meine Beute und aus- gestopft. Die Zugzeit beginnt Ende August und im September; auf meiner Reise von Akureyri nach Reykjavik Ende August traf ich sie überall auf der hohen See, ebenso auch im September bei. der Ueberfahrt nach Dänemark. Nach Holboell ist diese Seeschwalbe sehr gemein von Kap Farvel an bis Upernevik, mit Ausnahme der Strecke vom 650 38° bis :67!,0. Hierüber siehe Holboell’s Fauna Grönlands. 58 14) Der graue Wassertreter, Phalaropus cinereus, Brss., heisst bei den Isländern Odinshani, am Myvatn auch Sundhani (spr. Sündhani mit dem Accente auf der ersten Silbe); ferner soll er Skri- fari oder wie Mohr angiebt Landpings skrifari (Schreiber, wegen der beständigen Bewegung seines Kopfes), und auch Torfgrafar alft (torf- grauer Schwan) genannt werden. Dieser Vogel ist überall bekannt auf Island und namentlich sehr zahlreich am Myvatn; er ist sehr zu- traulich, schwimmt ganz dicht oder läuft im Grase, beständig Insek- ten, kleine Mücken, aufnehmend, ganz dicht vor den Füssen des Menschen. Daher war es mir stets verdriesslich, wenn Knaben durch Steinwürfe aus einer kleinen Schaar Einen Vogel tödteten oder zu tödten beabsichtigten. Sein Flug hat in einiger Entfernung Aehnlich- keit mit dem der Schwalben, das Geschrei einer Schaar „tik, tik* "mit dem fliegender Sperlinge. Wenn er ruht, sitzt er paarweise mit eingezognem Halse am Ufer. Am 25. Mai sah ich diesen kleinen . niedlichen Vogel zum ersten Male bei Pingeyrar im Hunevatns Syssel (diesen Bezirk Islands hatte vor mir noch kein deutscher Reisender betreten!) auf einem. kleinen Gewässer schwimmen. Sein Nest legt er gern in der Nähe des Wassers an und zwar im hohen Grase oder unter Gebüsch; die Nisthöhlung ist ganz rund und. tief, mit, wenig dürren Gräsern und. Blättern ausgelegt; nur auf sumpfigem Boden macht er sich eine. stärkere Unterlage, was. ich besonders auf dem Sumpflande zwischen den beiden Seeen, welche in der Mitte, von Reykjahlid und Grimstadir liegen, bemerkte; am 23. Juni fand ich dort ein ‘Nest mit ‚einer, solchen Unterlage, die gewiss, wenn das Wasser gestiegen. wäre, die Eier: würde schwimmend getragen haben. Die Legezeit des Odinshani beginnt in der ersten Hälfte des Juni; am 5. Juni fand ich oder vielmehr mein Begleiter auf der Brutinsel im Miklavatn das erste Nest mit 1 Ei, jedoch am Abend desselben Tages entdeckte ich bei Bard 3 Eier in einem Neste, welches auf einer 1/, Fuss breiten Scheidewand zwischen 2 Torflöchern im Grase angelegt war. Jedes vollständige Gelege enthält 4 Eier; nur einmal fand ich 5; das fünfte Ei ist vielleicht von einem andern Weibchen oder durch Menschenhand zugelegt worden; letzteres hat gewiss dann Statt gehabt, wenn 'man mehr als 5 findet, so z. B. versicherte ein Myvatninger, deren 10 Stück in Einem Neste gefunden zu haben. Da der brütende Vogel sehr lange auf den Eiern sitzt und erst dicht vor den Füssen des Menschen auffliegt, so ist das Nest leicht zu ent- ! 59 decken, daher werden diese Eier am häufigsten von Kindern ge- funden und wohl von diesen werden oftmals mehrere in andre Nester gelegt. Werden dem Weibchen die ‚Eier genommen, so legt'es noch- mals, daher kommt es, dass man noch ziemlich spät frische Eier er- hält; ich bekam deren noch am 14. Juli. Die bekannten feinschaa- ligen Eier sind gewöhnlich birnförmig; kürzere, bauchige sind nur sparsam. In..der letzten Hälfte des Juni kommen die Jungen aus; am 23. traf ich die ersten auf dem .Grimstadir .Holme Slutnes. Bei den jungen Wassertretern ist der Kopf, die Kehle und der Hals mit gelblichrothen Dunen versehen, deren unterster Theil schwarz ist. Am Hinterkopf treten die Dunen schwarz hervor, zwischen welchen noch einige röthliche gemischt sind; "bei ältern Exemplaren bilden letztere einen Längsstreif. Der Rücken und die Oberseite der Flü- gel ist: bei den jüngsten: vorherrschend gelbroth mit schwarzen Flecken; bei dem Heranwachsen ‚verdrängt das Schwarz nach und nach das ‚Gelbroth. Der Bauch ist schneeweiss oder grünweiss. Der lange dünne ‚Schnabel ist schwarz. ‘Die langen 'gelblichen Füsse mit kleinen 'Schwimmlappen.. ‚Höchst abentheuerlich sieht es aus, wenn man ‚die 1 bis 2 Tage alten Jungen am Lande überrascht und diese in ‘aller. Eile sich ins Wasser stürzen und fortschwimmen, wobei sie den langen Hals hoch aufrichten und mit den langen Füssen rudern. Um die Jungen sind beide Alten sehr‘ besorgt und fliegen schreiend um den Menschen herum, so,lange er in. der. Nähe der Jungen ist; so fing ich am 16. Juli bei Reykjahlid mit meinem Schmetterlingsnetz ein altes Weibchen, welches seines ergriffnen Jungen wegen schreiend um mich herumflog. Ueber den Odinshani sagt Jonas Hallgrimsson:*) „er kommt Von einer den Ornithologen gänzlich unbekannt gebliebenen Abhandlung über 40 isländische Vögel erhielt ich die erste Nachricht auf meiner Seereise von Kopenhagen nach Island durch meinen liebgewonnenen Freund und Reisegefährten, den Stud. jur. Blöndal, einen gebornen Isländer. Durch die Güte desselben sah ich am 24. Mai diese Abhandlung zu Porarmstünga, einer der letzten Erdhütten im Vatnsdalr, bei einem bejahrten isländischen Bauer, der sich in der Mathematik und Astronomie sehr ‘bedeutende Kenntnisse durch Privatfleiss erworben hatte. Seine grosse Bibliothek mag den: Werth seiner einfachen Hütte mehrfach über- steigen! "Während meines Aufenthaltes in Reykjavik wurde mir durch die Freund- lichkeit des Herrn Porfinnur Jonathanson obiges Werk zum Geschenke ge- macht. — Herzlichen Dank dem willigen Geber! Diese isländische von einigen 60 spät im Frühling an und zieht zeitig fort. Ein schöner Vogel ist das Weibchen. Der „Sundhani“ kann Hitze ertragen („er heitfen- gur“) und vergnügt sich wohl auf warmen Quellen, obgleich sie so heiss sind, dass man kaum aushält, die Hände hineinzustecken.“ Eben so häufig wie auf Island ist dieser Wassertreter auch in Grönland, wo er nach Holböll in den letzten Maitagen ankommen und zu Ende des Juni sich an den Brutplätzen einfinden soll. Ende September sollen diese Vögel die grönländischen Küsten ganz ver- lassen. Holboell giebt an, dass die Jungen im Dunenkleide nicht schwimmen; dass dies doch der Fall ist, habe ich sehr oft am Myvatn auf Island beobachtet. Die zweite Wassertreter-Art, der flachschnäblige Phalaropus lobatus, Brünn, s. platyrhynchus, Temm., findet sich nicht am My- vatn und ist auf Island überhaupt sehr selten; im Südlande bei Reyk- javik und Keblevik zeigt er sich bisweilen. Die Isländer nennen ihn ‚ Pörshani. Jonas Hallgrimsson, der ihn Flatnefjadur sundhani —- flachschnäbliger Sundhani — nennt, sagt in einer Anmerkung: „Dieser Vogel ist röther an Brust und an den Seiten; einige nennen ihn Pörshani, aber dieser Name ist erst vor nicht langer Zeit aufge- kommen.“ In Grönland, wo er am spätesten von allen Vögeln An- fang Juni ankommt, ist er bekannter als auf Island. In Süd-Grön- land soll man ihn äusserst selten, und nur auf dem Zuge nach Süden bei den äussersten Inseln in kleinen Schaaren sehn; aber in Nord- Grönland, vom 68% n. Br. nach Norden ist er sehr häufig und nistet dort auf allen Inseln, welche kleine Teiche besitzen. 15. Der rothschenklige Wasserläufer, Totanus calidris, Behst., ist auf Island wo er Stelkur heisst, in der Nähe der Landsee auf sumpfigen ‘Wiesen nicht selten. Am Myvatn und auf den Inseln desselben ist er ein durch sein fortwährendes, lautes, tip, tip, tip Isländern herausgegebne in Kopenhagen gedruckte Zeitschrift trägt den Namen Fjölnir; im 9. Jahrgange (1847 p 58— 72) steht die ornithologische Abhandlung des berühmten. isländischen Dichters Jonas Hallgrimsson — er starb Ende Mai 1844 zu Kopenhagen — und führt als Ueberschrift: Yärlit yfir Fuglana ä Islandi (Uebersicht über die Vögel auf Island) und wurde vom Verfasser in einer Versammlung seiner. Landsleute in Kopenhagen vorgelesen. Da diese Broschüre den meisten Ornithulogen unzugänglich und die isländische Sprache unverständ- lich ist, so habe ich es für nothwendig erachtet, sie in die deutsche Sprache zu übertragen und an passenden Orten in meiner Beschreibung einzufügen. 61 klingendes Geschrei bekannter Vogel. Dessen ungeachtet ist er doch nicht auf allen Verpholmen anzutreffen, sondern nur auf den grössern mit Wiesenland versehenen. Die grösste Zahl brütet auf Slutnes, Varpteigar und Sirey ytri. Sein Nest legt er zwischen hohem Grase oder Schilfe so versteckt an, dass man seine Eier, obgleich die In- seln der Enteneier wegen genau durchsucht werden, selten findet; nur einmal am 19. Juni wurden auf Rangholmi seine 4 schönen Eier aufgefunden, die jedoch bei meinem Ritt um den Myvatn zu Grunde gingen. Später erhielt ich in Reykjavik noch 1 Ei und vom Ping- vallavatn deren 3. Am 19. Juli bekam ich das einzige, beinahe flügge Junge von diesem Totanus. In den ersten Tagen, des August sah ich mehrere Schaaren, bestehend aus alten und jungen Indivi- duen, am Strande des Eyjafjördur. Jonas Hallgrimsson schreibt: „Stelkur kommt Mitte April. und zieht erst im Oktober fort; doch sind noch einige im Winter dort.“ In Grönland kommt dieser Wasserläufer nicht mehr vor. — Ausser oben angeführten Vögeln sind noch 3 kleinere auf den Inseln des Myvatn als brütend zu erwähnen, nämlich: 16. Die Weindrossel, Turdus iliacus, L., führt auf Island den Namen Skögarpröstur, (Walddrossel.) Ihr Vorkommen ist nur auf bestimmte Orte beschränkt, da sie nur da, wo Gebüsch ist, sich im Sommer aufhält und fortpflanzt. Am 23, Juni, als ich die Grimstadir Holme besuchte, hörte ich den mir be- kannten Lockton des Leinfinken, Fringilla linaria, auf der Insel Slutnes; sogleich tauchte in mir der Gedanke auf, dass eben so gut wie Fringilla linaria auch Turdus iliacus auf dieser busch- reichen Insel leben könnte. Meine Frage nach dessen Vorkommen wurde von dem Besitzer Halfdan Jakob (sprich Halfdaun) und seinen beiden Leuten durchaus verneint, ich musste also glauben. Nachdem wir schon circa 6 Stunden Eier gesammelt hatten, führte mich das Glück zu einer der grössten Birken, die dicht von Weiden umgeben war, und siehe da! einen Skogarpröstur auf seinem 6 Fuss vom Boden entfernten Neste in dieser Birke; das Gelege bestand aus 5 etwas angebrüteten Eiern. Ein anderes aus 6 Stücken erhielt ich am 12. Juli auf Neslönd. Diese Drossel beobachtete ich in der Myvatns-Gegend noch auf einer Stelle, nämlich in dem Theile der Lava, die zwischen Reykjahlid und Vogar durch einen Birkenwald 62 geflossen ist. "Wahrscheinlich hielten sich hier 2 Paare auf, ich hörte jedoch nur ein Männchen zu einer bestimmten Zeit singen, aber an verschiedenen Stellen hörte ich den Gesang; ‘am 22. Juli fand ich. auf einem Lavatrümmer, an dessen Fusse Birkengestrüpp wuchs, ein Nest mit: 6 beinahe flüggen Jungen. Die ersten Weindrosseln auf Island traf ich am 12. Juni Abends im Fnjoskadalr (Thal des Fnjosk& — sprich Fniosk-au —) im schönen Vaglir Birkenwalde. Ich hatte schon eine Stunde vergebens nach dieser Drossel gesucht, als ich plötzlich aus dem dichten Gebüsch, die mir aus den unerforschten Tannenwäldern Lapplands bekannten Töne vernahm, es waren die des gesuchten Vogels. Je näher die helle Nacht heranrückte, desto häufiger hörte ich und sah diese Drossel, jedoch wollte es mir nicht gelingen ein Nest zu entdecken. Erst am Morgen 5 Uhr, nachdem ich die ganze Nacht vergebens ge- sucht hatte, — ich sammelte jedoch während der Zeit eine grosse Menge ‚Schmetterlinge, besonders den Island eigenthümlichen Span- ner Geometra Thulearia ein, — fand ich ein Drosselnest mit 5 Eiern, welches hart an der Erde unter Birkengebüsch sich befand. Zwei andere Nistreviere begränzte ich am Morgen noch, ohne die Nester zu finden, woran die Fortsetzung der Reise hinderte. Ueber diese Drossel schreibt Jonas Hallgrimsson: „Sie kommt früh im Frühlinge und muss dann sterben vor Kälte; dann ist sie zu Hause bei den Häusern und Hütten und Ihr erinnert Euch gewiss der Schaaren, die zuweilen in Bessastadir’s*) Umgebung sassen. Keiner von Euch ahnte da, dass sie soeben von einer lan- gen Reise, weit südlich vom Lande angekommen waren.“ Nach Grönland kommt diese Drossel nicht! 17. Der Leinfink, Fringilla linaria, L., heisst auf Isländisch Audnutitlingur**) (sprich Eudnütitlingür), Glücksvogel; er ist den *) Der Verfasser spricht hier zu seinen Landsleuten und erinnert sie an die Drosselschaaren, die zuweilen „ä Bessastadatüni“ sassen. Zu Bessastadir, nicht weit von Reykjavik, war früher die gelehrte „lateinische Schule“, die jetzt nach der Hauptstadt verlegt ist. Was das isländische Wort tün bedeutet, habe ich schon oben angegeben, nämlich: den grünen mit Erdwall umgebenen Platz um eine Wohnung. ®*) Mit dem Namen Titlingur bezeichnet der Isländer alle kleinen Vögel. 63 meisten Isländern gänzlich unbekannt, sogar denen, in deren Nähe er sich fortpflanzt. Er hält sich nur an solchen Stellen auf, an denen die Weindrossel lebt, wo der eine dieser Vögel lebt, kann man auch den andern voraussetzen. Daher sah ich die ersten. Lein- finken auch erst in demselben Vaglir Birkengebüsch. Die künst- lichen Nester dieses Vogels findet man viel leichter auf, da sie in den Zweigen der Sträucher angelegt werden. Am 12. Juni Abends fand ich zuerst ein altes Nest auf, dann in einem Busche ein neues, auf welchem das Weibchen 'sass und in dessen unmittelbarer Nähe das Männchen, Ich hatte Zeit beide genau zu betrachten, da es 12 Uhr war und das Pärchen sich schon zur Ruhe begeben , wollte, Das Nest enthielt 2 Eier; am nächsten Morgen um 8 Uhr, als ich meine ‚Reise fortsetzen wollte, bekam ich das neu‘ gelegte dritte Ei. In. der Nacht entdeckte ich noch ein’ Nest, aus dem die Jungen schon ausgeflogen waren, aber noch ‚ein sogenanntes faules Ei ent- hielt; nicht ılange nachher ‘fand ich ein. Nest mit 5 fast flüggen Jungen, sowie noch mehrere leere Nester. Ich halte es nicht für unmöglich, dass dieser Vogel, da er so frühzeitig brütet, zwei Bruten des Jahres macht. Obiges Gelege von 3 Eiern ist wohl eines der zweiten Brut! Am 14. Juni sah ich diesen Fink an der Grenze. der Hola sandur in dem mit Gebüsch versehenen Thale und Abhange des Vindbelgur fjall; also in der Nähe des Myvatn. Am 23. Juni hörte ich den Leinfink auf der grossen Insel Slutnes und fand 3 Schritte von dem Drosselneste entfernt das Nest ‚desselben, aus wel- chem aber schon die Jungen ausgeflogen waren. Ungefähr eine - Stunde später fand ich noch ein vorjähriges Nest und zwar mit einem vorjährigen, also eingetrockneten Eie. Meine 3 Begleiter ‘kannten diesen Vogel, der jährlich auf ihrer Insel sich fortpflanzt, durchaus nicht. Am 24. Juli traf ich ihn am gebüschreichen Abhange des Nämafjall und hörte ihn oftmals bei der Wohnung Reykjahlid, wo er doch nur vorüberzog. Jonas Hallgrimson. schreibt über ihn*): „Er ist ein kleiner Vogel, braungrau und röthlich an der Brust; ein sehr seltener Gast. Sie fliegen fort im Herbste und doch nicht alle, denn einige bleiben *) Unmittelbar vor dem Leinfinken führt der Verfasser einen Vogel aus dem Kernbeisser-Geschlecht Kjarnbrötakyn an, ohne ihm einen isländischen Namen beizulegen; er nennt ihn Loxia serinus und sagt: „erist ein kleiner grauer 64 zurück in guten Wintern.“ Sehr verbreitet ist dieser Vogel in Grönland, wohin er nach Holboell’s Meinung aus Amerika kommen . soll; als Grund giebt er an, dass der Finke in Island selten und in Grönland häufig ist. Meiner Ansicht nach ist er nicht so selten in Island — er ist wenigstens ebenso häufig als die Weindrossel — und kann von Europa aus eben so gut nach Grönland kommen, als der gewöhnliche Steinschmätzer Sawicola Oenanthe. Im Anfang October verschwindet der Leinfink aus Grönland und wird nie im Winter gesehen. Da auf Island während des Winters oft kleine Schaaren gesehen werden, so ist zu vermuthen, dass die isländischen Finken durch die grönländischen Auswanderer vermehrt werden. | 18) Der Schneeammer Emberiza nivalis L. führt auf’ Island gewöhnlich den Namen Sölskrikja während des Sommers; im Winterkleide heisst er Snjötitlingur. Auf den Inseln des Myvatn habe ich von diesem Vogel nur ein Päärchen gesehen und zwar auf dem Reykjahlid Holme Geitey. Ohne Zweifel hat dieses Päärchen in den Steinlöchern gebrütet. Ausserhalb des Seees sieht und hört, man diesen Ammer fast überall, besonders in den Lavastrecken zwi- schen Grimstadir, Reykjahlid und Vogar. Der Gesang dieses halb finken-, halb ammerartigen Vogels ist auch ein Gemisch von Finken- und Ammernstimme; der Lockton oder Klagelaut ist doch mehr Vogel, mit gelben Rändern über den Flügeln. Er ist eigentlich zu Hause im süd- lichen Theile des nördlichen Europa, aber er kommt doch zuweilen nach Island und brütet da.wahrscheinlich; denn junge Vögel dieser Art sind dort im vorigen Sommer ım Nordlande gesehen worden.“ Jedenfalls bezieht sich diese Stelle auf den jungen Vogel, den Faber am 12. September 1819 in Nord-Island bei Hüsavik erlegt und für Loxia serinus gehalten hat, der jedoch leider nicht aufbe- wahrt worden ist. Da die Ornithologen nicht annehmen konnten, dass die Fringilla serinus aus der Schweiz nach Island wandere und dort sich fortpflanze, so halfen sie sich dadurch, dass sie sagten, der isländisehe Vogel sei eine eigene, selbstständige Art und führten ihn daher in den Verzeichnissen als Fringilla islan- dica oder Serinus islandicus auf, welchen Namen man noch jetzt findet. Ein Serinus existirt nicht auf Island; kein Isländer weiss von ihm; kein ornithologi- sches Cabinet besitzt ein Exemplar dieses Vogels. Es ist deswegen wohl anzu- nehmen, dass Faber nur ein junges Exemplar von Fringilla linaria in Händen gehabt hat. Die Fringilla islandica ist bis auf nochmalige Entdeckung zu strei- chen. Weniger unwahrscheinlich könnte es sein, dass Island eine Meisen-Art beherbergt! Die Selys Longehamps’sche Parus frigoris, die auf Island leben soll, kennt kein Isländer! Ich vermuthe daher sehr stark, dass der fragliche Vogel anderwärts erlegt und von Island aus zum Festlande gekommen ist. 65 ammernartig; er ist übrigens einer der am schönsten singenden islän- dischen Vögel und belebt oftmals Stellen, wo kein änderer Vogel lebt oder leben kann, so z. B. sah ich an mehreren Stellen der Hola sandur, auf einem Terrain, wo nur vulkanischer Sand und Stein — höchst selten ist dort ein Ansatz von Pflanzenwuchs — zu finden ist, zwischen und auf Steinen diesen Vogel sitzen und hörte ihn fröhlich sein Liedehen singen. Dass er an solchen Orten, wo kein Wasser ist und nur höchst wenige Pflanzen wachsen, sein Leben fristen kann, sollte man kaum erwarten. ‘Sein Nest baut ‚er aus trockenen! Pflanzenstengeln und etwas Moos; ich fand es’ stets unter grossen Steinen verborgen und zwar 5 bis 6 Eier enthaltend. Diese Eier, die sich sehr von den durch scharfe Striche und Flecke charakterisirten Ammerneiern unterscheiden, varii- ren nicht bedeutend. Die Legezeit beginnt nach Faber und Thiene- mann Anfang Juni; ich erhielt jedoch schon am 25. Mai bei Pin- geyrar stark‘ bebrütete Eier und fand selbst am 28. Mai 4 .eben solche auf der Vogelinsel Drangey. Am 4. Juni fand ich an einem Berge bei Bard im Fljoten unter einem grossen Steinblocke ein Nest mit 6 frischen Eiern; am 12. Juni fand ich auch 6 wenig bebrütete Eier bei Akureyri. Obgleich viele Schneeammer im Herbste aus- wandern, so bleiben doch noch viele auf Island zurück, deren Zahl noch. durch. grönländische Auswanderer verstärkt wird. In meinem Reisetagebuche findet sich angemerkt: „am Pfingstmontage am 12. Mai kam Abends (wir waren ungefähr in der Höhe der Faröern) eine Emberiza nivalis an Bord, mit deren Fang die Schiffsmannschaft sich lange beschäftigte; sie wurde nicht ergriffen, sondern setzte sich auf ein festgemachtes Segel, von wo sie am nächsten Morgen, als das Segel gelöst wurde, todt herab in: die See fie. Am 13. Abends wurde ein Ammernmännchen im Uebergange zum Sommerkleide auf dem Schiffe ergriffen. Am..17. Mai, als wir uns dicht ‘vor dem isländischen nordöstlichsten Vorgebirge Langanes befanden, kam bei nebeligem und kaltem Wetter. mit ‚Schneegestöber eine ‚Emberiza nivalis Schutz suchend' auf unser Schiff.“ Auf Grönland, wo dieser Vogel sehr verbreitet ist, sollen nur sehr wenige Individuen während des Winters zurückbleiben und von diesen noch mehr in Nord- als in Bad-Getnlanc, vermuthlich wegen des hier grösseren Schneefalls. Naumannia. 1857. 5) 66 Mit diesem Vogel: schliesst die erste Gruppe. der Vögel der Myvatn-Gegend. Sie umfasst nur diejenigen, welche auf dem See selbst oder auf seinen Inseln brüten. (Fortsetzung und Schluss folgt.) Nr. 5. Noch em Wort über Fuligula Homeyeri Von M. Leon Olph-Galliard. (Aus dem Französischen vom Herausgeber.) Man wird sich vielleicht wundern, mich auf einen Gegenstand zurückkommen zu sehen, der schon mehrfach in dem Journal für Ornithologie und in der Naumannia abgehandelt worden ist. Da in- dess ganz neuerlich Hr. Dr. Gloger einen neuen Artikel hat er- scheinen lassen,*) in welchem ich ziemlich hart behandelt worden *) Naumannia, VI. Jhgg. 3. Hft. p. 252 u. f. Leider ist das für die Naum. bestimmte Mscpt. des Hr. Galliard sammt dem Brief verloren gegangen, sonst würde seine bescheidene Rechtfertigung bereits im vorigen Hefte erschienen sein. Es thut mir leid, dass mein Freund, dessen ehrenhaften und liebenswürdigen Cha- rakter kennen und schätzen zu lernen ich vielfach Gelegenheit hatte, deshalb seine Rechtfertigung in einer besonderen Schrift erscheinen lassen musste. Zwar hatte ich in einer Note zu dem „scharfen“ Artikel des Hrn. Dr. Gloger (Naum. VI. p. 255.) bereits meine Ueberzeugung ausgesprochen, und — zur Ehre des Hrn. Gloger sei es gesagt — dieser „fand schon in Cöthen, nachdem er die per- sönliche Bekanntschaft des Hrn. Galliard gemacht, meinen wohlmeinenden Ausdruck nicht wohlwollend genug;“ allein ich durfte und musste die wei- tere Rechtfertigung dem Angegriffenen überlassen. Mein Grundsatz bei der Redaction dieser Zeitschrift ist, jeder Eigenthüm- lichkeit der Persönlichkeiten selbst bis auf die speciellste Färbung des Ausdrucks volle Freiheit zu geben, mit einem Worte: Nichts zu ändern, als offenbare Schreibfehler, wofern nicht ausdrücklich meine Mithülfe in An- spruch genommen wird. Es ist mir deshalb mehrfach der Vorwurf eines falschen Zurücktretens gemacht worden: ich halte. indess Bescheidenheit für ein sehr nothwendiges Erforderniss einer guten Redaction. Aus diesem Grunde sind auch meine Uebersetzungen möglichst wortgetreu und ich bedauere um so mehr, dass sie in dem vorliegenden Falle mehr sinn- als wortgetreu ist, wozu die Art der Originalmittheilung freilich Veranlassung gab. Die Red. 67 bin, so muss: ich die Feder wieder ergreifen, um mich zu rechtfer- tigen; denn ich habe keineswegs.die Absicht gehabt, diesen Gelehrten zu verletzen, und noch weniger den Gedanken, mich ihm als Gegner gegenüber zu stellen; der Kampf würde zu ungleich sein. Wenn die kleine Bemerkung in der Naumannia, 1855, III. p- 402—3, Veranlassung zu einer falschen Interpretation meiner Gesinnung („sentiments“) gegeben hat, so habe ich vollkommen Ver- anlassung, darüber erstaunt zu sein; denn sie enthielt keinen Aus- druck, der irgend Jemand ‚verletzen konnte. Ich muss ausserdem hinzufügen, dass ich sie durchaus nicht zum Druck bestimmt hatte, dass es eine einfache Mittheilung an . einen. unterrichteten Ornitho- logen war, um seine Meinung über diesen Gegenstand zu erfahren, und meine Art zu sehen nach seinen Ansichten zu redressiren. Wenn Hr. Gloger diesen Umstand gekannt hätte, würde er mich heute nicht der Lust „zu streiten um zu streiten“ beschuldigen. Diese in französischer Sprache geschriebene. Bemerkung ist nicht immer buchstäblich übersetzt worden. Daher kam es, dass mehrere Ausdrücke, deren ich mich bedient hatte, unterdrückt, während an- dere, die ich nicht zu brauchen gewagt haben würde, ohne mein Wissen gesetzt worden sind. | Unter diesen letztern findet sich das Wort „V oraussetzung*, welches Herr. Dr. Glo ger besonders „choquirt“ hat.. In meinem Schreiben findet ‚sich dies Wort nicht; hier der Originaltext: „Quant & croire, .qu’elle soit (F. Homeyeri) une klimatische oder höhere Altersabänderung, de F. ferina, cela me semble difficile ä ad- mettre.“ Man sieht aus diesem Citate, dass die Uebersetzung ein wenig frei ist; aber mir scheint, dass es die Empfindlichkeit ein wenig weit treiben heisst, darin etwas Beleidigendes zu finden. Was das Wort „unzulässig“ betrifft, so sehe ich eben so wenig, was es Ungehöriges („deplace“) hat. » Ich bin verwundert, dass Hr. Dr. Gloger, der so viel Inconse- quenzen meinerseits aufgedeckt hat, kein Wort über die Phrase sagt, die also beginnt: „Ich habe in diesen Tagen einen Bastard von A, acuta' und boschas gesehen,“ ete., und deren Endworte dem Schlusse widersprechen, denich daraus ziehen wollte. Ich glaube in der That nicht, dass es leicht sei, unter Bastarden (desselben Ursprungs) zwei vollkommen übereinstimmende Individuen zu finden. Oder wenn man mehre unter sich vollkommen ähnliche Exemplare von F. Homeyeri 5* 68 fände, so würde diese Thatsache darauf hinweisen, solche Individuen viel mehr als eine besondere Species bildend, wie als Bastarde zu betrachten. g' Der Uebersetzer hat in diesem Satze einen kleinen Irrthum *) begangen, und ich will ihm deshalb keinen schlechten Dank wissen, da der französische Text ein wenig zweideutig und schlecht redigirt war. Er folgt hier ohne Veränderung: „Sans &tre portd & re- garder F. Homeyeri comme une espece distincte, il me semble digne de remarquer la conformite de plumage dans deux individus separe&s (das des Hrn. Baedecker und das meinige, die andern kannte ich, damals noch nicht), ce qui est peut-£tre rare chez les metis. J’en ai vu un d’A. boschas et d’A. acuta. Je doute qu’un deuxieme metis de ces deux esp£eces ait pu montrer un plumage semblable ä celui du premier.“ Ich weiss ebensowenig, wesshalb mich Hr. Dr. Glöger des ‘ Mangels an „Vorsicht“ anklagt. Man muss gestehen, dass ich kein Glück gehabt habe; gerade um diesen Vorwurf zu vermeiden, habe ich alle Augenblicke den Ausdruck „il me semble“ ver- schwendet, der zum Unglück für mich nicht übersetzt worden ist.**) Nach Hrn. Dr. Gloger habe ich Unrecht, F. Homeyeri weder als gute Art, noch als Bastard, noch als lokale oder Alters-Varietät von F. ferina zu betrachten; ei, ohne Zweifel. Ich habe nicht die Absicht gehabt, eine der beiden ersten Fragen zu entscheiden. Wenn ich nicht behauptet habe, dass F! Homeyeri eine Art oder ein‘ Bastard sei, so habe ich es ebensowenig verneint. Und das ist nicht das erste Mal, dass man sich in Verlegenheit befunden hat wegen der Wahl unter zwei verschiedenen Ansichten. Mit der Behauptung, *) Vielmehr einen Druckfehler übersehen; es soll heissen (l. c. p. 403. Z. 18.) „vorausgesetzt, dass sich nicht noch andre von derselben etc.“ anstatt: „auch.“ **) „Mir scheint,“ dass dies Unglück nicht so gar gross ist. Abgesehen von der Monotonie des Ausdrucks, welche in der „allaugenblicklichen“ Wiederholung des „es scheint mir“ liegt, hat denn doch wol’ jeder denkende Mensch das Recht, seine „maniere devoir“, seine Meinung, Ansicht, Ueberzeugung’ zu haben, und sie auszusprechen. Ob sie die richtige sei, darüber darf nun wohliwieder jeder Andere seine Meinung, haben: und aussprechen: freilich — und ganz im Allge- meinen sei das bemerkt — mit der „Vorsicht“ und „Rücksicht“, . welche sich wol hütet, Hypothesen über die moralische Genesis der Meinungen Anderer aufzustellen. D. Vebers. 69 dass mir die des Hrn. Dr. Gloger „schwer zulässig erscheine“, habe ich ihn nicht zu beleidigen geglaubt. | Zu welchem Ende hast Du denn. jene Zeilen geschrieben, wird man mich fragen, da Du doch neutral bleibst? Um meinestheils die Schwierigkeiten zu bezeichnen, welche der Entscheidung entgegen- stehen. Ich wollte zeigen, dass neben den Thatsachen zu Gunsten jeder der beiden Ansichten sich deren zugleich finden, welche dagegen sprechen. Ich wollte gleichfalls die frappante Aehnlichkeit zur Gel- tung bringen, welche zwischen F. Homeyeri und F. Nyroca besteht. Bo können, nach meiner Ansicht: 1) Diejenigen, weche F. Homeyeri als Species ansehen, folgenden Grund geltend machen: man hat zwei unter sich gleiche Vögel (den desHrn. Baedecker und den meinigen) gefunden; es wäre doch sehr wunderbar, zwei einander ganz gleichen Bastarden der- selben Art zu begegnen. 2) Diejenigen, welehe diesen Vogel als Bastard betrachten, kön- nen ihren Gegnern entgegenhalten: dieser Vogel hält die Mitte zwischen F. ferina und Nyroca, und zwei Exemplare genügen nicht, um eine Species aufzustellen. Ich stelle den Einfluss der rothen auf die andern Farben und besonders ‚auf die schwarze nicht in Abrede. Aber wenn mein Exem- _ plar.keine Spur vom schwarzen Halsbande der F. ferina zeigt, folgt daraus, dass es nothwendig damit versehen war, als es jung war? Muss man daraus, dass die von Hrn. Dr. Jaubert gefundenen Exemplare Spuren von diesem Halsbande zeigen, schliessen, dass dies nemliche Halsband hier durch die rothe Farbe eingenommen zu werden anfängt? Ich glaube es nicht. Ich möchte selbst fragen, 'wesshalb es so absurd ist, sie für Bastarde von F. ferina und Nyroca zu halten. Das schwarze Halsband der Exemplare des Hrn. Dr. Jaubert könnte eine Aehnlichkeit mehr anzeigen, welche diese letzte- ren mit F. ferina, haben würden, einer Art, der sie sich — im Ge- gensatze gegen mein Exemplar — noch mehr nähern würden, und ich sehe nicht, wie dies schwarze Halsband die Ansicht des Hrn. Dr. Gloger bestätigt. Da ich übrigens diese Vögel nicht in natura ge- sehen habe, so kann ich über sie nur Vermuthungen aussprechen. Was meine Ente betrifft, so habe ich sie verschiedenen Natur- forschern und erfahrenen Ornithologen gezeigt; alle haben bei diesem Exemplare die frappantesten Züge von Aehnlichkeit mit F. Nyroca 70 Einer von ihnen dachte selbst, dass sie nur eine Alters- Diese verschiedenen Gutachten gefunden: verschiedenheit dieser letztern sei. lassen mich also auf meiner em, beharren. ’ Diesem Exemplar fehlt — ich gestehe es — das kleine schwarze Halsband, welches sich bei F. Nyroca findet, und dem Hr. Gloger eine so grosse Wichtigkeit beilegt.. Aber es. zeigt darin ein neues Stück Aehnlichkeit mit F, ferina, die ein breites Brustschild hat und der das kleine schwarze Halsband fehlt. Bin ich also so inconsequent, wie Hr. Gloger behauptet, indem ich F. Homeyjeri nicht als Bastard von ferina und Nyroca ansehe, :ob- wohl ich aufrecht erhalte, dass jene die Mitte zwischen diesen beiden - letztern ‚hält? Wieviel sehr gute Species schliessen sicht nich an zwei andere an, deren Uebergang sie bilden? Ich schliesse diese Bemerkungen mit einem Parallel - Verzeich- nisse der Uebereinstimmung, welche F. Zomeyeri sowol mit F. ferina als Nyroca hat. Aehnlichkeiten der F. Homeyeri mit: F. Nyroca. F. ferina. Kopf, Hals, nicht so dasschwärzliche) Kein schwärzliches Halsband, und das breite Brustschild dun- kel rostroth mit Purpur-Reflex. Dies Brust- schild geht indess weniger tief auf der Brust ‚herab, als bei Nyroca. Kein schwarzes Brustschild. Mitte des Unterleibes weiss (es ist grau gelinigt. bei F. ferina.) Ober-Flügeldeckfedern schwärzlich schie- fergrau, weniger dunkel freilich als bei Nyroca, aber sehr verschieden von der Fär- Halsband am Unter- halse. Roth des Kopfes undHalses weniger pur- purfarbig als bei F. Ny- roca, aber viel mehr als bei F. ferina. Analregion und Hin- tertheil des Unterleibes grau und gelinigt. Seiten grau gelinigt, (sie sind braunroth bei Nyroca.) Rücken grau gelinigt, aber diese Linien sind weniger fein als die 71 bung dieser Partieen bei F. ferina, wo sie)von F. ferina, und auf hellgrau auf weisslichem Grunde sind. Sie einem dunklern Grunde. haben ausserdem schwache Bronce-Reflexe, welche an die Färbung dieser Partieen bei Nyroca erinnern. Spiegel des Flügels fast ganz weiss, ob- gleich diese Farbe weniger rein ist, als die der nemlichen Partie bei F. Nyroca. Er un- terscheidet sich jedoch sehr von dem Spiegel der ferina, welcher aschgrau ist. Er ist ‘ausserdem dunkelschiefergrau mit wenig deut- lichem Reflex da, wo dieselbe Partie bei F. Nyroca broncegrün ist. Das hintere Aussenende der Schwingen zweiter Ordnung, welches bei Nyroca bronce- grün ist, ist hier schiefergrau, mit leichtem Bronce-Reflex. (Grau bei F. ferina.) Die Totallänge übertrifft sehr wenig die von Nyroca, und steht weit unter der von Ferina. Ebenso verhält es sich mit dem relativen Maasse des Schnabels. Nachschrift. Schon auf der Versammlung zu Cöthen, sogleich ‚nachdem ich daselbst das Vergnügen gehabt hatte, Hrn. Olph- Galliard persönlich kennen zu lernen, habe ich sowohl ihm selbst wie Anderen, daher namentlich dem Hrn. Redacteur der „Naumannia“, zu erkennen gegeben, dass es mir nunmehr durchaus fern liege, einem Manne von so ausgezeichnet bescheidenem und französisch-liebens- würdigem Wesen fernerhin irgend Etwas von blosser, zweckloser Streitsucht oder von übler Absicht gegen mich ins Besondere zuzu- trauen: so sehr auch bis dahin der Schein gegen ihn gewesen sein mochte. Indess war natürlich eben dieser „Schein“ jedenfalls noch viel weniger meine Schuld, als die seinige. Ueberdiess war es dort bei dem lebhaften allseitigen Verkehre der Anwesenden zu einer so speciellen und für Hrn. O. G. entschuldigenden Aufklärung der eigen- thümlichen Umstände, wie dieselbe jetzt im Vorstehenden gegeben ist, nicht gekommen. Dennoch habe ich keinen Grund, zu zweifeln, dass 72 Hr. G. sowohl in meinen, wiederholt an ihn gerichteten freundlichen Worten, wie in meinem gesammten anderweitigen Verhalten, einen befriedigenden Ausdruck meiner gegenwärtigen anderen Meinung über seine Person gefunden haben werde. Nur-war mein, einmal druckfertig stehender Antworts-Artikel damals nicht mehr schnell genug zum Behufe einer mildernden Veränderung zurückzunehmen. Wenn indess Hr. Pfarrer Baldamus es noch möglich gemacht hat, in dieser Hinsicht “ seinerseits eine kleine freundliche Note hinzuzufügen, so wird derselbe auch bezeugen, dass mir der von ihm hierbei gebrauchte Ausdruck „nicht warm und wohlwollend ‚genug“ gegen Hın. O. G. erschienen ist. Nachdem aber Letzterer jetzt noch die vorstehende Aufklärung, welche der Lage der Dinge ein so ganz verändertes Ansehen verleiht, nachgetragen hat, kann mir die Gelegenheit, dies öffentlich zu er- klären, nur um so. willkommener sein. Ich habe sie daher sofort wahrzunehmen gewünscht, als mir das gedruckte französische Original seiner Auseinandersetzung durch ihn selbst zugegangen war. Dagegen kann ich jedoch, was die Sach-Frage an sich betrifft, noch keine Veranlassung finden, meine Ansicht, dass Fuligula Homeyeri doch nur „eine blosse, wiewohl sehr interessante Varietät der gewöhn- lichen ferina“ sein möge, irgendwie zu ändern. (Zugleich sehe ich, dass der Fürst von Canino, in seinem neuesten, von Parzudaki ausgegebenen „Verzeichnisse europ. Vögel“, derselben Meinung ist.) ‚Ich habe da also von dem früher Gesagten auch noch heute Nichts zurückzunehmen. Dass ich dabei die jetzt, von Herrn O.G. verbesserte, durch man- gelhafte Uebersetzung *) entstandene logische „inconseguence“ in Betreff des Ausdruckes über den miterwähnten Bastard von Anas boscas und’ A. acuta nicht gerügt habe, geschah nieht, weil mir dieselbe etwa nicht bemerkbar geworden wäre; sondern, weil ich sie der Kürze wegen. übergehen wollte. Dem Schlusse aber, welchen Hr. G. aus der ‚grossen Aehnlichkeit zweier Exemplare von F. Homeyeri (des seinigen ‚und des Bädekerschen) zu Gunsten der specifischen Selb- ständigkeit derselben zieht, ‚oder früher schon gezogen. hat, kann ich durchaus nicht beistimmen. Denn obwohl die Bastarde zweier Arten nicht stets einander, gleichen, — was ja zum Theile schon mit daran liegt, zu welcher von beiden indem einen Falle die Mutter, in dem anderen ‚der Vater gehört, — so lässt sich doch gewiss noch viel *) Siehe p. 68, Anmerk. 1. B. 73 weniger sagen, dass zwei Bastarde einander nicht auch durchaus gleichsehen dürften! Indess geht ein Streit hierüber mich eigentlich sehr wenig an: da gerade ich mich früher und bestimmter, als irgend Jemand, gegen einen vermeintlichen Ursprung der „A. -Hom.“ ‚durch Verbastardirung von F. ferina mit nyroca ausgesprochen habe. Ich erwähne dessen auch nur deshalb, weil sogar Hr. OÖ. G. noch immer die Möglichkeit annimmt, dass es doch wohl Bastarde sein könnten! Dass freilich Dr. Jaubert seine 4, gleichfalls einander sehr ähn- lichen Thiere für solche Bastarde ansehen will, zeugt in diesem Falle nur von einer sonst nicht gewöhnlichen Kurzsichtigkeit desselben. Denn bei der anerkannten Seltenheit von Bastarden in freiem Natur- zustande wäre es doch wahrlich noch mehr als ein „Wunder“, dass hier Ein Sammler, wie eben Hr. Dr. J., deren im Verlaufe weniger Jahre mit Leichtigkeit nicht weniger als 4 zusammengebrachthaben sollte! So voll von Enten-Bastarden sind die Gewässer doch wahrlich nicht. Dagegen aber wird um so mehr Gewicht auf den Umstand zu legen sein, um (dessen willen Jaubert sie für Bastarde hält, — nämlich auf das Vorhandensein eines zwar schmäleren, aber deutlich vorhan- denen schwarzen Unterhals- oder Brustgürtels bei allen 4. , Dieser spricht nur um so mehr für meine Ansicht, dass sie alle.4 nur Fär- bungs- und Zeichnungs-Uebergänge von der gewöhnlichen .F. ferina zu „I. Homeyeri“ seien,. und dass. mithin letztere keine besondere „Art“ bilden könne, auch wenn ihr dieser Gürtel vollständig fehle. Umgekehrt scheint mir also Hr. O. G. gerade jetzt sehr gegen die Folgerichtigkeit zu verstossen, wenn er meint: sein Exemplar der „f. Hom.“ könne ja in der Jugend ebenfalls ein solches. kleineres Halsband gehabt, dasselbe aber späterhin verloren haben! *) Wie sollte es denn in solchem Falle noch eine eigene „Art“ sein? Denn worin soll denn letztere überhaupt noch bestehen, wenn sie gerade im We» sentlichen den Uebergangspunkt oder Jugendzustand einer anderen „Art“ bildete? Einen solchen Schluss würde Heır Jaubert seinerseits gewiss nicht gemacht haben. In der That ist es jedoch nicht einmal der Alterszustand, ‚sondern auch ‚schon der Uebergang .vom .Sommerkleide der Männchen von ferina. zu ihrem .Prachtkleide, welcher sie öfters mit einem solchen weit schmäleren und zugleich verwischten dunklen Hals- oder Brust- Y: Beruht wol auf einem Missverständnisse des Hrn. Dr. G. 8. p. 69. B. 74 ringe erscheinen lässt. Auch das hiesige Museum besitzt ein solches; und seine gesammte noch unentwickelte Färbung nähert es gleichfalls theilweise einer nyroca. Dennoch ist es ganz deutlich nur ferina. Berlin d. 6. Februar 1857. Dr. C. W. L. Gloger. Nr. 6. Anfrage, betreffend Anthus aqualicus var. ‚rupestris, An Herrn Wallengren zu Trolle-Ljungby in Schonen. Berlin, den 21. Januar 1857. Noch ist die so viefach erörterte Frage, ob der auf den Gebir- gen Mitteleuropa’s lebende Anthus aquaticus Bechst. und der an den Seeküsten mehr im Norden wohnende A. rupestris Nilss. ‘"blosse Abänderungen Einer Art seien, oder ob man sie für specifisch verschieden anzusehen habe, nicht auf bestimmte, allerseits genügende Weise entschieden. Die Ueberzeugung, dass vorzugsweise Sie im Stande sein werden, hierzu beizutragen, veranlasst mich daher, gegen- wärtige Anfrage mit der freundlichen Bitte um gefällige Beantwor- tung an Sie zu richten. In Ihrem Verzeichnisse der Vögel Gothlands, „Naumannia“ Jahrg. 1853, S. 86, findet sich die Bemerkung: „Anthus rupestris Nilss. auf der Insel nistend.“ Später, in einem der von Ihnen ge- lieferten Aufsätze über „die Brütezonen der Vögel innerhalb Skan- dinavien,“ Jahrg. der „Naum.“ 1854, S. 129, heisst es ferner: „An- thus rupestris.... „An allen steinigen und klippenvollen Küsten um ganz Skandinavien herum gemein. Die Ungleichheiten in Farben- zeichnung und Dimensionen zwischen den südlichen und nördlichen Formen siehe in Liljeborg’s Aufsatz: „Verzeichniss der bei Trom- söe in Norwegen beobachteten Vögel,“ (Naumannia Bd. II, H. 1, S. 111.) Man trifft ihn auch an den grösseren Landseeen des südlichen und mittleren Schwedens.“ 75 Eine Meinung über die specifische Verschiedenheit oder Nicht- verschiedenheit dieser Vögel der skandinavischen Küsten ete. von de- nen unserer mitteleuropäischen Hochgebirge, also von Anthus aquati- eus Bechst., haben Sie an beiden Stellen nicht ausgesprochen. — Ebenso kann ich mich nicht erinnern, eine solche anderswo von Ihnen gelesen zu haben. Ich selbst, der ich bekanntlich- beide nur für kli- matische Abänderungen Einer Species halte, und Hr. Prof. Blasius, welcher diese Ansicht entschieden theilt, wir haben leider nur die auf den Gebirgen lebenden beobachtet, diese aber: freilich so anhaltend, oder so wiederholt, wie offenbar kein anderer ornithologischer Schrift- steller. Dagegen kennen wir aus eigener Beobachtung die an den Küsten wohnenden eben so wenig, wie den skandinavischen Orni- thologen die vom Gebirge praktisch bekannt sind. Was jedoch unsere Meinung von der Nichtverschiedenheit beider sehr wesentlich unterstützt, ist: die von Ihnen gemachte‘ Wahrneh- mung über das Vorkommen des „A. rupestris auch an den grösseren Landseeen des südlichen und mittleren Schwedens.“ Denn bisher waren eben Manche sehr geneigt gewesen, ein grosses Gewicht auf den Umstand zu legen, dass A. aquaticus nur 'an Bergsümpfen, Bächen und felsigen Gebirgsteichen (in der Knieholz-Region und bis über diese hinaus) vorkommt, ‘A. rupestris dagegen immer 'nur felsige Seeküsten ‘bewohnen und keiner von beiden sich zwischeninne vorfinden sollte. Mir hatte aber dieser, ‘vermeintlich „kategorische“ Unterschied beider stets unsicher, daher nicht entscheidend geschienen. Namentlich war mir die Sache auch durch die Beobachtungen Gra- ba’s auf den Färöern trotz dem, dass er noch an die Verschieden- heit beider glaubte, in hohem Grade verdächtig geworden; und zwar musste sie dies um so mehr, weil weder Gr., (der wiederum den 4. aquatieys nie lebend gesehen hatte,) noch irgend welcher andere Beob- achter des A. rupestris, bis heut über die Sitten, die Stimme, den Gesang oder .die Eier etc. des letzteren Etwas, berichtet hat, was nicht zugleich auf den ersteren passte. *) Mit Ihrer Wahrnehmung *) Sogar mit Allem dem, was Audubon an den Brütorten von A. ludovieia- nus (z. B. auf den Inseln um Labrador) über diesen, seine Lebensweise, Kleider u. 8. w. sagt, ist es mir ebenso ergangen. Der etwas dünnere Schnabel aber möchte denselben wohl kaum zu einer besonderen Art machen können. Wenn also nicht etwa Nordamerika noch eine sonstige, bisher mangelhaft gekannte Art besitzt: so würden auch hier die der Alten und Neuen Welt zusammenfallen und 76 aber, dass „A. wupestrisauch an den grösseren Landseeen des südlichen und mittleren Schwedens“ lebe, — vermuthlich doch auch wohl an kleineren, ‚wenn dieselben felsige Ufer haben, — fällt nun dieser Zweifelpunkt vollends hinweg. Denn eben hiermit ist ja die, "bisher mangelnde Vermittelung zwischen der äussersten Verschiedenheit ‚bei- der Aufenthalts-Orte gefunden und festgestellt. Doch auch noch ein Weiteres hierzu können wahrscheinlich ge- rade Sie besser oder leichter, als jeder Andere, durch vergleichende Beobachtungen thun, wenn Sie dabei meine Schilderungen: über die gesammten dahin gehörigen Einzelnheiten von A. aquatieus Ihren fer- neren eigenen Wahrnehmungen ‚bei A. rupestris zum Grunde legen. Schon das nämlich, was über den ersteren, wenn auch nach Mög- lichkeit gedrängt, in meinem „Handbuche“ ‚steht, sollte. dazu, wie’ ich meine, wohl 'hinreichen. In den älteren (nicht in den neueren) „Nach- trägen“ zu Naumann’s Werke aber, welche sich zu Anfange des 'V. oder VI. Bandes abgedruckt finden, habe ich diese Einzelnheiten so ‚ausführlich geschildert, dass es leicht werden muss, jede Abweichung, die sich etwa bei A. rupestris ‚ergeben möchte, zu ermitteln und nach ihrem Werthe zu beurtheilen. — Nun ist es freilich nicht Jedermanns Sache, viel weniger ietwa gar (einer seltsamen Voraussetzung zufolge!) Jedermanns Pflicht, ein so theueres Werk selbst zu ‚besitzen und somit beständig zur Hand zu ‚haben; indess wird anderenfalls ja eine blosse Abschrift der gemeinten Abschnitte denselben Zweck .er- füllen.*) Dr. C. W. L. Gloger. zu blossen Abänderungen herabsinken. Doch ist dies allerdings hier “schwerer mit Bestimmtheit auszumachen, als bei den Arten vieler anderen Gattungen. *) Ich kann leider nicht einmal mit einem besonderen Abdrucke davon zu Diensten stehen, da ich einen solchen von keinem unter ‘jenen meinen Beiträgen habe erhalten können. Denn Erkenntlichkeit irgend welcher Art ist bekanntlich ebenfalls „nicht Jedermanns Sache;“ wohl aber kommt mitunter das allerschnödeste Gegentheil vor. 7 II. Notizen, briefliche Mittheilungen eie, 1. Ueber bei Vögeln wahrgenommenes Delirium. Ueber meinem Stubenfenster nistet seit einigen Jahren ein Sper- lingsp aar, welches mir zu folgender Beobachtung Gelegenheit gab. Es war Anfangs März, als eines Morgens sich das Weibchen an den Wasserschenkel des untersten Flügels der rechten Seite des Fensters anhing und an die darüber befindliche Glasruthe heftig mit dem Schnabel anklopfte. Die Fortsetzung dieses Klopfene machte mich aufmerksam, so dass ich den Fensterflügel öffnete, worauf der Vogel nicht fortflog, sondern ohnerachtet meiner Nähe von etwa vier Fuss nur in das Fensterbrett hüpfte, bald aber sich wieder auf derselben Stelle des in die Stube schlagenden und dadurch mir noch’ mehr ge- näherten Flügels anhing und das Klopfen heftig fortsetzte, bis er fast nach einer Stunde sichtbar ermattet davon abliess und davon flog. Dieses Klopfen an derselben Glasruthe wurde täglich und zu dersel- ben Morgenzeit wiederholt, unter deutlichen Spuren der Ermäattung .und kränklichen Ansehens wohl acht Wochen lang; bis zum Eintritt der Paarungs- und Brutzeit fortgesetzt, wo dässelbe' in den späterh Wochen aber immer mehr äbgekürzt wurde, der Vogel. sich 'erhölend zum. Brüten ‚übergingi und die Jungen‘ mit erzog, olme dass: ich wei- ter von diesem Delirio etwas bemerkt hätte, Quenistedt, den 16. August 185% *) Rimrod, Pastor. 2. Halieus Desmaresti eine gute Species. Wir haben hier kürzlich von Mallorca. (oder Majorca) den ächten Halieus Desma- restii, bekommen: ; mit weit längerem dünnerem Schnabel, als der von graculus, mit richtig 4 Schwanzfedern (oder vielmehr 13: da ihm links die erste kleinste: fehlt,) und mit: lehm-gelben Füssen; Alles,,,wie ihn Payraudeau beschrieben hat. Ein altes Exemplar: mit- ten im Sommer. erlegt. *) Mir erst jetzt als „vielleicht letzter Beitrag“ unseres würdigen Veteranen zugekommen. Möge es noch lange nicht sein „Schwanengesang“ sein! so nämlich bezeichnet er in doppelter Beziehung humoristisch die „kleine“ Notiz. D. Hera usg. 78 3. Höchst wahrscheinlich möchte auch Carbo! leucogaster Cara’s, (der übrigens wesentlich von Gould’s neuholländischem, gleichfalls leucogaster genannten verschieden ist) eine gute Art sein. Er hat, nach Cara’s Beschreibung, zwar gleich Desmarestü gelbe Füsse, abernur12Schwanzfedern und dabei eine „coda lunga,“ (wäh- rend bei H. Desmarestii der Schwanz kürzer als bei H. graculus ist,) ferner eine vom Schnabel an rein weisse Unterseite, und den Schnabel giebt Cara zu 3° 9“ Länge an, mithin noch länger und dünner, als er bei dem, überall gleichmässig schwarzgrün oder grün- lichschwarz befiederten H. Desmar. ist. Leider führt Cara speciell für den Schwanz kein Maass an, wohl aber 2‘ 4“ als Gesammtlänge, den Schnabel mit eingeschlossen, und leider /ehlt es uns noch an einem Belagsexemplare. 4. Dass übrigens @lareola 'Nordmanni s. melanoptera, keine „Species“.ist, wissen Sie ja wohl. Wir haben hier alle möglichen Uebergänge mit !/, Y, %/, und ganz rothen oder schwarzen Un- terflügeln; und sowohl Blasius als Brandt aus Petersburg be- kannten, beide „Arten“ so wenig unterscheiden zu können, wie ich. Brandt versicherte, es nie gekannt zu haben: obgleich manche Exemplare, die Extreme, freilich wie „Species“ aussehen. Wie steht es denn mit den Eiern? *) 5. Haben Sie Eier von Parus ultramarinus so gross wie die von P. coeruleus? Vögel hat Buvry mitgebracht, die vollständig so gross wie unsre P. coeruleus sind. .... Berlin, im December 1856. Dr. €. L. Gloger. 6. Anknüpfend an eine Notiz in einem früheren Hefte der Naumannia, wo einer Nist-Colonie von Hirundo rupestris an der Gotthardtstrasse, einige Stunden südlich vom vierwaldstädter See, erwähnt wurde, erlaube ich mir die Mittheilung, dass ich bei Gele- genheit einer Alpen-Reise eine zweite Nist-Colonie dieses inter- essanten Vogels entdeckt habe. Dieselbe befindet sich im Zermatt- Thal, etwa 3!/, Stunden oberhalb Visp im Canton Wallis, auf dem linken Ufer der Gorner-Vispach, zwischen den Ottschaften Stalden und St. Nicolaus. Die Vögel, etwa 12—16 Paare, hatten ihre *) Sie sind nicht zu unterscheiden! Die von Parus ultramarinus habe ich noch nicht gesehn, Baldamus. 79 Nester nach, Art unserer, Haus- und Rauchschwalbe- aus. Erde an einer überhängenden Felsenwand, ungefähr 15 —20 Fuss hoch, gebaut: und waren eifrig mit dem Füttern ihrer Jungen —. wahrscheinlich der zweiten Brut, denn es war der 2. August — beschäftigt. Sie er- wiesen sich nicht im, mindesten. scheu, ‚denn sie flogen oft wenige Fuss von mir und meinem Begleiter umher und zeichneten sich durch einen schwebenden, an den von Cypselus erinnernden Flug aus. . Die geringe Höhe, in welcher die Nester angebracht waren, würde die Erlangung derselben leicht machen, wenn vielleicht in Zukunft ein Ornithologe ein wenig früher in die Gegend käme. 7.. Unter den dem Hochgebirge eigenthümlichen Vögeln erblickte ich am häufigsten die, gelbschnäblige Alpendohle, Pyrrhocoraz alpinus. Ich sah sie oft, und zwar meist in grossen Flügen, um die höchsten und steilsten Felsenzinnen schweben, z. B. um das Riffel- Horn, um die Zinnen des Gemmi-Passes, oder die frisch gemähten Berg-Matten .Tyrols, besonders aber des Engadiner-Thals absuchen; ihre Stimme klingt singvogelartig, etwa „trü, trü, trü“, ihr Flug ist leicht und elegant und ähnelt noch am meisten dem Flug der Dohle. 8. Mit Nichts aber lässt sich vergleichen der Flug von Cypselus Melba: bald schwebt er ohne Flügelschlag über den Abgründen, bald stürzt er sich viele Tausende von Fussen in die Tiefe, um sich bald fast ebensoschnell: zu den. Wolken zu erheben; bald’ verfolgen ‚sich kleine Gesellschaften von 4—6 Stück längs. der Felsengrate mit lautem Geschrei, . Ich sah sie in Gesellschaften an der Gemmi, einzeln am Stilfser Joch in Tyrol, in Engadin, am Simplon. 9. Die Gemmi barg noch mehrere Seltenheiten; so 'z. B. sah ich auf’ der Höhe des Passes ein einzelnes Exemplar von Ticho- droma muraria; ich konnte den Vogel leider nur ein’ Paar Momente beobachten, indem ich ihn erst bemerkte, als er von’ einem Felsen abflog und nach. 20 Schritten hinter einer Klippe verschwand; ich war dem Vogel aber so nahe, dass ich ihn ganz deutlich erkennen konnte. 10. Auf der halben Höhe des Passes sah ich einen einsamen Stein-Sperling,*) ein zweites Exemplar am Stilfser Joch in der Nähe der Felsengallerien von Bormio; beide Vögel waren nicht scheu und liessen sich auf einige 20 Schritt ankommen. *) .„Passere solitario* („einsamer Spatz“) der Italiener und Wallachen ist Petroc. sawatilis, wol auch cyanus. Ob: auch hier? B: 80 11. Von Nueifraga caryocatactes beobachtete ich oberhalb Zermatt in einem ziemlich lichten Gehölz von Pinus Cembra mehrere Fa- milien; ich hörte erst ihren Lockton, der fast wie der Ruf von Pyrrhula klang; endlich sah ich die Vögel, Alte und Junge; letztere erschienen mir mehr grau, als die Alten. Die Vögel tummelten sich auf den äussersten Aesten der Zirbel-Kiefern herum und schienen die vorjährigen Zapfen zu bearbeiten; auch sie waren gar nicht scheu. 12. In dem Thale, welches der Comer-See zum Theil ausfüllt, sah ich 3 Aquila fulva; zwei schwebten über dem Lago diMezzola, einer flog oberhalb Chiavenna über das Bregeller Thal und setzte sich auf der linken Thalwand auf einen Felsen, etwa 500 Schritt von mir, wo ich ihn einige Minuten beobachten konnte, ehe er abflog. 13. Den ewig beweglichen Cinclus aquaticus sieht man fast an allen Alpenbächen, wo er auf Pfählen,: Steinen u. dergl. sitzt, oder . am Ufer einherläuft und oft in der kristallenen Fluth verschwindet; um eine nicht unbedeutende Strecke davon wieder aufzutauchen. Ich habe den Vogel einmal am Simplon an einem Bache bemerkt, ‚wo letzterer unmittelbar einem Gletscher entströmte. Kaum sollte man glauben, dass das Eiswasser schon lebende Wesen enthalten könnte, die dem Vogel zur Nahrung dienen. (Jagdfreunden' noch die Nachricht, dass ich am Königssee bei Berchtesgaden’ so glücklich war, an einer Felsenwänd auf einem kleinen grünen Grasfleck eine Gemse zu sehen, die sich mit dem Boot auf doppelte Büchsenschussweite (nach der Ansicht eines mich begleitenden Jägers) herankommen: liess, so dass ich deutlich die hellergefärbte Stirn und das Gehörn des Thieres erkennen konnte. ‘Man soll dort öfter Gemsen zu sehen bekommen.) Demmin: den: 18. Novbr. 1856. Dr. Rohnert, pract. Arzt. 14. Zum Nestbau des Astur palumbarius. L. Wenn sonst ‘die meisten Falkenarten — Falco tinnuneulus ausgenommen, der oft nur wenig Ellen hoch über der Erde in einer Baumhöhle brütet — die höchsten Waldbäume, oder wie F. peregri- nus, hohe Klippen zu Nistplätzen sich ersehen, muss es befremden, auch hierin Ausnahmen zw finden, wenngleich es in der Nähe nicht an hohen Bäumen fehlt. Mir geschah es, im Jahre‘ 1837 in der Ge- 8 gend von Polkwitz in Niederschlesien, dass ich den Horst eines A. palumbarius in einem Forsttheile bei Petersdorf fand. Derselbe stand, nicht 4 Ellen hoch über der-Erde, in der Gabel einer bis an den Boden herab beästeten Kiefer — einer in Schlesien sogenannten Straupe (d. h. verkümmerte Kiefer, welche die Aeste auch am un- teren Theile des Stammes noch bei höherem Alter behält.) — Ich konnte die Ursache zur Auswahl eines so niedern Horststandes nicht enträthseln: denn nicht hundert Schritte von dort, befand sich ein vielleicht mehr als 50 ‚Morgen grosser 60-—-80jähriger Kieferbestand mit 60—70* hohen Stämmen. War es Klugheit des Vogels, der sich in Mitte eines, mit solchen: Straupen bestandenen, dichteren Waldes, vielleicht sicherer glaubte, als auf den hohen Bäumen, wo der: Horst leichter in die Augen. fiel, besonders da in jener Gegend allen Raub- vögeln des Schussgeldes wegen stark nachgegangen wurde, oder — war es eine blosse Laune. desselben ? 15. Zum Nestbau des Oriolus galbula. L. Auch diesen Vogel, der nach meiner Erfahrung am liebsten auf hohen Laubbäumen nistet, so wie ich »es. auf dem Rittergute Ober- Glaesersdorf,; bei Lüben in Schlesien, zu sehen Gelegenheit hatte, wo mehrere Alleen von fast 120 Fuss hohen Kastanien sich befanden, und die dieser Vogel sich hauptsächlich zu seiner Residenz erwählt hatte — habe ich wiederum, z. B. bei Brostau, nahe Gr. Glogau, in einem Bauergarten sein Nest so niedrig anlegen gesehen, dass ich den Ast des Pflaumenbaumes, dicht am Gehöfte, mit der Krücke meines Stockes herabbeugen und das Nest, in dem Eier. waren, un- tersuchen konnte. *) 16: Wie viel Mühe es oft. macht, die Nester der Sylvien zu finden, hatte ich hier in Schweden im vorigen Jahre Gelegenheit bei dem ;Neste der. Phyllopn. Trochilus zu sehen. Dies war auf einer Hutung, nahe an meiner Wohnung. Ich. bemerkte das: Weibchen, welches mit Federn im Schnabel geflogen kam und wollte nun sehen, wo es sein Nest anlegte. Nur wenige Schritte von. mir sah ich es mitten auf einem freien Platze verschwinden. J edesmal, wenn es fortflog, um neues Material zu suchen, sprang-ich vor und unter- suchte die Stelle, konnte. aber nichts finden. Es machte mich um so neugieriger, das Nestchen zu finden, ‚allein das Vögelchen, mich ale- *) Ich habe öfter Nester in einer Höhe von 5—6‘ gesehen. Baldamus. Naumannia. 1857. 6 E 82 > zeit scharf in; Auge behaltend, ging niemals eher zum nNesie, als bis ich mich fortwendete, wo es aber auch mit einem Male verschwand. Jetzt stellte ich mich so weggewandt, dass ich doch mit halbem Auge . den Platz bewachen konnte, und sah nun genau die Stelle, wo das Vögelchen in die Erde kroch und fand dann, dass das Nestchen unter überhängendem Grase in einer zu Tage gehenden alten Maulwurfs- röhre stand. Das Nest war am folgenden Tage fertig und nach meh- reren Tagen darauf fand ich auch die weissen, nach Art der Meisen- eier. roth punktirten Eier, 5 an der Zahl. Das Vögelchen flog unter der Hand heraus, ging dann aber. nie mehr auf's Nest. 17. Es giebt sehr viele Vögel, welche dieselbe Eigenschaft mit P. Trochilus theilen, das Nest für allezeit zu verlassen, wenn sie sich entdeckt sehen. So z. B. Anas boschas und hauptsächlich‘ Co- lumba turtur; — andere dagegen kümmern sich wenig um die Nähe des Menschen. So betrachtete ich oft, in nur halb Ellen weiter Ent- ‚fernung vom Auge ‘.den auf) die Eier liegende: Certhia familiaris. . Das Vögelchen machte nie .Miene, das Nest zu verlassen. Erst wenn ich den Finger kaum 2 Zoll vom Vogel ‚nach: dem Neste: streckte, glitt es ohne Scheu über meine Hand und kroch rund um den Stamm herum, bis ich ein Paar Schritte zurücktrat, wo es sogleich wieder aufs Nestchen ging. Wohl zehnmal machte ich diesen Versuch, kalls ein es blieb immer zutraulich. 18. Die Eier so mancher Vögel kann man Angesichts der Eigenthümer aus dem Neste nehmen, z.B. Fringilla domestica, Corvus cormiz und Pica varia; legt man sie wieder hin, so gehen diese Vögel doch wieder darauf. 19. Alle hühnerartigen Vögel, von Tetrao urogallus bis Per- die coturnie herab, lassen den Menschen sehr nahe an sich kommen, wenn sie auf den Eiern liegen. Selbst dem sonst so ‚scheuen Birkhuhn war ich so nahe, dass ich mich bloss hätte bücken dürfen, um es mit der Hand zu erreichen, und doch lag es still, ob- schon das Nest auf einem freien, baumlosen Platze stand. Am’ mei- sten aber bewunderte ich die Geduld eines Falco buteo, der seinen Horst auf eine Kiefer dicht an einem unbefahrenen Wege hatte, den aber ich zu Fuss regelmässig zwei Mal des Tages passirte. Jedesmal wenn ich vorüberging, schlug ich mit dem Stocke an den Baum und auch jedesmal strich er ab. Obwohl ich ihn nun :wenigstens vierzig 83 Mal vom Horste getrieben, brachte er doch seine Jungen aus. — Sehr viele Vögel, wenn sie ihr Nest entdeckt sehen, zerzau- sen dies und zertrümmern die Eier. 20... Ciconia: alba. L. = Im Jahre 1849 ‘machte ich auf 'einer wenig Morgen grossen Fläche, nahe an der Ostsee: und nicht weit von meiner Wohnung, einen Kahlschlag. Nur einen Eichenstumpf, ‘ungefähr 8 Ellen hoch, liess ich stehen, weil ich bemerkte, dass ein Storch dort zu bauen begann. Der Horst wurde fertig und der Vogel stand den ganzen Sommer über dort, waitete aber vergebens auf einen Gatten. 1850 im‘ Frühjahr . erschien dieser Einsiedler wieder und’ bezog sein altes Nest. Nachdem er sich’ über einen Monat dort aufgehalten, begann er'Y/, Meile von dort auf dem Gute Aarup auf dem Schafstalle in Gesellschaft eines andern Storches ein Nest zu bauen. . Ehe es aber fertig" war, «trennte er sich von’ seinem Begleiter, und nahm wiederum seinen erstgenannten"Horst ein, wo er wiederum den ganzen Som- mer einsam 'zubrachte. 1851 kam der Vogel wiederum zu seinem alten Horste, blieb aber, obschon mehrere Storchfamilien in der Ge- gend brüteten,. auch in diesem Jahre ohne Gatten. So ging es jähr- lich bis 1855. Dies Weibchen ist also schon über 7 Jahre lang Wittwe. Der Mangel an Störchen ist nicht Ursache dieses Wittwenlebens, denn 1/, Meile davon, auf Trolle Ljungby, sind zwei Horste, wo jährlich unangefochten, Junge auskommen. Ist es wohl ein steriles Weibchen, das, von andern Störchen nicht gelitten, ein so einsiedlörisches Leben führt? 21. Noch einmal das Meckern der Bekassine. Jahrgang 1854 III. Quartal p.:290. unter ‚Scolopax gallinago spricht Herr Förster Hintz I. die volle Behauptung aus, dass die Be- kassine das: Meckern mit (dem Schnabel hervorbringe. Dies will mir, wie ich schon in der Naumannia Jahrg. 1853 IV. Quart. S. 411 aus- gesprochen habe, nicht recht einleuchten, denn: | 1) würde dieser dumpfe und doch weithörbare Laut einen dazu geeigneten Luftröhrenbau, 2) überhaupt einen viel grössern, stärkern Vogel voraussetzen lassen; denn wollte man mir auch den Ardea stellaris als Seitenstück aufstellen — so- ist ja sein Brüllen, nach Herrn 6” 84 Grafen Wodcezicki, durch. ganz andere Ursachen -be- dingt. Wäre dieser Laut ein hellpfeifender, so wollte ich Nichts, ‚dagegen ein- wenden; könnte aber dieser dumpfe, tiefe, tremulirende Laut, aus der Kehle eines so kleinen Vogels kommend, so weit und stark gehört werden? — Man weiss, dass ein dumpfer, tiefer Laut, wenn man ihn, wie es bei der Bekassine der Fall ist, gegen !/, Meile‘ weit ‚hören kann, überaus starken Lungenstoss voraussetzen müsste, wozu eine Be- kassine unmöglich die Kraft haben kann. Dass aber dieser Laut durch Luftverfang in den Federn hervorgebracht werden könnte, bezweifle ich auch nicht einen Augenblick. Wäre es z. B. möglich, — (wenn wir den Versuch mit dem Lineale — siehe 1853 IV. Qr.:S. 411 — auch ganz ignoriren wollen) — ein bei den Knaben sehr wohlbekanntes Spielzeug, von ihnen Brummkessel oder Kreisel genannt, welches aus einer inwendig hohlen Kugel mit mehreren oder einer Oeffnung (wie ‚ich mich nicht mehr genau erinnern kann) besteht, und welches mit Hülfe einer kleinen Peitsche, die um den nach unten spitz zulau- fenden Fuss der Kugel gewickelt ist, in eine rotirende. Bewegung gebracht und dann schnell abgeschleudert, wodurch wiederum ein scharf heulender und tiefer Laut hervorgebracht wird, ebenfalls ähn- lich dem Meckern der Bekassine, — wenn man, sage ich, diesen Brummkreisel hoch oben in der Luft tanzen; und diesen Laut her- vorbringen lassen könnte, so meine ich, dass man dies Getön bei stillem Wetter Y, Meile weit hören würde; und doch ist der her- vorgebrachte Laut nur Wirkung der sich in der 'hohlen Kugel ver- fangenden Luft. Ich theile demnach vollkommen Hrn. Dr. Altums Mei- nung, glaube aber, dass der Laut nicht allein durch den ausgebreiteten Schwanz bewirkt werden kann, sondern dass die Höhlung, die unter dem Leibe ‚der Bekassine dadurch entsteht, dass der Vogel die Flügel und den Schwanz abwärts beugt, ebenfalls eine Hauptbedingung zu Hervorbringung dieses Lautes sein muss. Ich erinnere an einen tre- mulirenden tiefen Orgelpfeifenton. Dass die Bekassine diesen Ton „niemals“ sitzend auf der Erde hervorbringt, ist meine Behauptung; ich habe unter Tausenden auch nicht einmal eine derartige Baobachtung gemacht. 22. Strie nyetea. Am 15. Januar dieses Jahres (1855) glückte es mir, dieses hier in Schonen seltenen Vogels habhaft zu werden. Er war geflügelt 85 und ich hatte Gelegenheit ihn einen Tag lebend zu beob- achten. Diese Eule, unstreitig. die schönste in ihrem Geschlechte, besitzt denselben Muth wie. St. Bubo. Man kann sich nichts Schöneres vor- stellen, als den weissen Kopf mit den hellgelben Augen, welche, nicht so sehr vom Lichte geblendet, als die der andern Eulen, den Beschauer anglotzen. Der Schnabel, fast in den borstenartigen Federn versteckt, flösst Respect ein; — aber noch weit mehr die ungeheuer dicht be- fiederten, mit grossen spitzen Krallen bewaffneten Fänge. Im Win- terkleide (wenigstens nach Sommerbälgen zu urtheilen) ist ihr Ange- sicht und die Füsse, hauptsächlich die Zehen viel dichter. befiedert, als im: Sommer: denn der Schnabel ragt kaum mit der Spitze aus den: Borsten hervor, und die nackte Fussohle, welche gelb ist, kann man erst nach einiger Beschwerde. mit der dichten Federbekleidung zu sehen bekommen. Im Magen befanden sich Ueberreste von Bei- nen und Wolle eines Hasen. Sie war ungeheuer fett. Auf Men- schen, die sich ihr nahten, machte sie den angreifenden Theil aus, wobei sie nach Art des Uhu die Federn am ganzen Körper aufrich- tete, so dass sie wie ein grosser Federball aussah. Sie stampfte aber nicht so mit den Beinen, wie der Uhu, wenn man 'sich ihm nähert; der Uhu thut dies, indem er vor Wuth bald das eine, bald das an- dere Bein erhebt, oder sich, so zu sagen, auf ihnen wiegt. Kleine Vögel, wie z. B. Emberiza citrinella, verschluckte sie ganz. Beim Abbalgen fand ich, dass sie mehrere Hagel auch in den Körper er- halten hatte. 23. Sylvia philomela und Cueulus canorus. Zu den Merkwürdigkeiten dieses Jahres (1855), wahrscheinlich durch das 'späte Frühjahr veranlasst, gehört unter Anderem, dass Sylvia philomela sich noch am 25. Juli schlagend hören liess. Auch :Cueulus eanorus hörte -ich Ende Juli. Bei diesem letztern erinnere ich mich. irgendwo in der Nau- mannia gelesen zu haben, dass der bekannte Ruf, der oft dem „Kucku, kuckuh“ folgt, das „kro, kro, schä, schä, schä, schä!!“ dem Weib- chen angehören solle. Dies ist aber ein Irrthum, denn nur das Männchen lässt diesen letztgenannten Ton hören. Die Stimme des Weibchens ist eine ganz andere, ungefähr wie: „klitt, klitt, klitt!“ 86 (Aus Westgothland.) 24. Zum Nestbau (?) des Str. Bubo. Auf einem kleinen Gebirgsrücken, nahe bei Tidaholm (Prov. Westgothland), bewachsen mit 50 — 60jährigen Fichten bei sehr lichtem Stande, hat Strie Bubo seid vielen Jahren gehorstet. Was diesen Vogel aber um so nerkwürdiger macht, ist, dass er seine Eier auf blosser Erde, ohne Unterlage und an so freiem Standorte hat, dass man mit wenigen Schritten vom Thal aus, den Hügel hinauf, den Nistplatz erreichen kann. Der Platz, wo er den Horst hat, ist durchaus gar nicht versteckt, sondern liegt offen zu Tage zwischen zwei über der Erde erhabenen grösseren Wur- zeln einer alten Fichte. Das Weibchen ist mehrere Male geschossen worden, dennoch verschafft das Männchen sich jederzeit zum Früh- jahr ein anderes Weibchen. Er überfällt und erwürgt hier auf der Weide gehende geringere Schafe und Lämmer, wesshalb ihm immer‘ 'sehr nachgestellt wird. 25. Strie passerina hat im Jahre 1845 im herrschaftlichen Garten bei Tidaholm in einem hohlen Baume 3 Junge ausgebracht. 26. Picus tridactylus. Einen merkwürdigen Nestplatz von diesem Spechte sah ich am 17. Juli dieses Jahres in einem mehr als 200jährigem Kieferbe- stande bei Fröjered nahe Tidaholm. Das Nest war nämlich, kaum 2 Ellen hoch über der Erde, so dass man bequem hineinsehen konnte und enthielt 8 Junge, welche noch nicht ganz befiedert waren. Das junge Männchen zeigte aber schon den gelben Scheitel. November 1856. Gadamer. 27. Der Vogelzug hat auch hier wenig Interesse. Am 23. November wurde bei Memmingen’ ein 'Q der Türdus (Pastor) roseus erlegt, eine prachtvollg Anas fusca % hier am 1..November, ‚ein junger Colymbus areticus am 29. October bei Kloster Ebrach und — staune! — ein zweijähriges 5 des: Carbo pygmaeus auf der Iler: bei Buxheim /in Schwaben geschossen. Das sind. die bisherigen Raritäten des in jeder Beziehung ' flauen' Winters. . Von dem C. pygmaeus habe. ich gegen- wärtig eine wunderschöne Zeichnung in Lebensgrösse, die. ich mir 87 von meinem Correspondenten habe fertigen lassen, weil trotz seiner sehr genauen Beschreibung und den angegebenen Maassen es doch wünschenswerth schien, das Thier, wenn nicht in natura, doch in effigie zu sehen. Kannst einen Schwur darauf thun, dass es ein pygmaeus ist; brauchts aber nicht. Neuhaus im December 1856. J. Jaeckel. 28. Ob Puffimus einereus auf den Cykladen brütet, ist mir zur Zeit noch nicht bekannt; ich möchte dies eher von P. Yelcouan* ) annehmen, welcher ohne Vergleich häufiger ist, als Nectris einerea oder obscura. 29. Von Möven nistet L. Michahellesii oder argentatoides, v. d. Mühlen in grossen Kolonieen auf: mehren kleinen Inselchen in der Nähe der grössern; seine Eier werden daher. verhältnissmässig leicht zu bekommen sein. 80. Dagegen kann ich Ihnen auf solche von Vultur cinereus wenig Hoffnung machen. Ich glaube nicht, dass er auf den Cyk- laden brütet, wo er überhaupt zu den grossen Seltenheiten gehört. Im Allgemeinen 'bemerke ich Ihnen, dass dieser Vogel durchaus im Orient nicht so häufig ist, als man nach den Aussagen der Lehrbücher in: Europa anzunehmen scheint. ‘In Griechenland wird V. einereus kaum gesehen, in Aegypten ist er selten, in Nubien, Abesch und Kordofan nach Rüppell und "Alf. Brehm keineswegs gemein. Von ' Smyrna oder Klein-Asien ist er mir nie zu Gesicht gekommen; ich weiss daher in der That nicht, ‘wo dieser Vogel häufig wäre, es müsste denn auf dem Taurusgebirge oder dem Libanon sein. 3l. Dagegen horstet Agula fulva hier. Die wenigen Horste, die ich kenne, sind aber nicht, wie bei Ihnen, auf hohen Bäumen, wohin man verhältnissmässig immer noch leicht kommen kann, - erbaut, sondern in den furchtbarsten Rissen seit Jahrtausenden zerklüfteter Riffe, immer senkrecht über dem Meeresprecipice und mit besonderer Ponerie stets in.so zerbröckeltem Fels, dass kein menschlieher Fuss auf demselben haften kann. ‚32. Auch fliegt Aquila fulva keineswegs, wie Krüper von H. albieilla erzählt, nach Anschlagen mit Stöcken vomNeste, sondern erwartet jeden Feind stehenden Fusses und bietet unter den *) — obscurus, Steph. ex. Gmel. 88 für ihn günstigsten ‚ für den Menschen verderblichsten Umständen einen Kampf auf Tod und Leben an. Ohne Pistole oder Kugel- büchse möchte ich Keinem rathen, ‚diesen Kampf mit ihm zu bestehen — und trifft der Mensch zufällig in solcher Lage die beiden Alten an, so ist es nach meiner festesten Ueberzeugung um jeden Einzelnen geschehen. Ich spreche aus Erfahrung, da ich mehrmals von dem kühnen und herausfordernden Trotze dieser Vögel Zeuge war. Auf der Steinhuhnsgjagd in Mykonos stiess ein Steinadler, auf den ich am selben Tage bereits dreimal geschossen und dem ich mit einer Kugel ein förmliches Fenster in die grossen Hand-Schwingen gebohrt hatte, kaum zehn Schritte vor mir auf meinen suchenden Hühnerhund und würde ihn ohne Zweifel gepackt haben, hätte ihn "nicht ein doppelter Schrotschuss aus solcher Nähe doch zum Abzuge gezwungen. Wenige Tage später verjagten die Hirten gleichfalls vor meinen Augen den- selben Adler oder seinen Grespann von einem eben niedergestossenen Thier; Sie können sich unser Erstaunen denken, als wir. bei näherer Besichtigung einen dreijährigen Ziegenbock fanden mit Hörnern von 2‘ Länge. — Durch den einzigen Stoss des Adlers war das Genick morsch in der Mitte entzwei! Die Bauern kennen auch diesen Vogel recht gut und fürchten sich sehr vor ihm; sie errichten zur Zeit des Lämmer-Wurfes Säulen von Steinen, auf welchen Hirtenjungen Tag und, Nacht stehend und Tücher schwenkend dem über ihnen schwe- benden Adler entgegenschreien; aber er,’ den das Schiessgewehr kaum vertreibt, spottet aus seinen Wolken dieses ohnmächtigen Raubverbots. Um die Geschichte dieses Vogels noch etwas zu completiren, bemerke ich Ihnen, dass die Jungen wirklich von den Alten aus dem. Revier, gejagt, werden. Denn in Mykonos zieht das Adlerpaar jährlich zwei Junge gross und doch bleibt sich die Zahl zwei auf der Insel immer gleich. Unwahr ist es aber jedenfalls, dass sie die Jungen vertreiben, nachdem sie kaum flügge sind; denn ein Exemplar, welches ich im Sommer nahe am Meeresstrand erschoss, trägt deutlich des zweijäh-, rigen Vogels Kleid. Ein gefangenes Exemplar, welches Hr. Consul v. Hahn in Syra längere Zeit lebend besass und welches jetzt den Thiergarten in Triest schmückt, zeigte in seinem Benehmen zwar Empfänglichkeit für gute Behandlung und viele Züge von grosser Intelligenz, dagegen blieb sich die angeborne Wildheit unter allen Umständen völlig gleich, die Furchtlosigkeit war ein völliges Nichtachten jeder. denkbaren Gefahr‘; 89 gegen missliebige Personen aber blieb der Vogel immer einefbösartige, falsche und gefährliche Bestie. Wir hatten ihn ganz jung bekommen, noch im Dunenkleide und mit blutenden Kielen würgte er blitzschnell die grössten Katzen ab. 33. Ganz unähnlich war das Benehmen eines alten Aguila imperialis, den ich gleichfalls einige Zeit lebend besass. Dieser war ein sanftes Geschöpf, welches Alles mit sich machen liess. Freilich muss er krank oder sehr ‚alt gewesen sein; denn er, verendete nach wenigen ‚Wochen ohne auffallenden Grund. - Syra im October 1856. Dr; Erhard. 34. Ankunft einiger Vögel in Curland. Da ich in diesem Jahre mit Vorbereitungen zu meinem Examen in Dorpat beschäftigt war, konnte ich mich nicht viel in Feld und Wald ‚umhertreiben, somit sind meine eigenen Beobachtungen sehr geringfügig, und werden sich auf Folgendes reduciren lassen: 16/, Alauda campestris. °/; Vanellus. erist. ein. einzelnes Exemplar, bei schönen Tagen, noch stellenweisem Schnee, kurz darauf harter Nachwinter. , Tetrao tetrix falzt 22/,, Sturn. vulg. Fr. spinus, Turd. iliacus 2°/,;, Sawicola oenanthe 263, Grus cinerea, ?%/;, Scolopax rusticula 3%,. Zug von Cygnus nach NW. b. N. 30 Stück. Anas boschas, Pr. eoelebs, corduelis, noch immer. Schnee, jedoch starkes Thauwetter. %/, Tetrao urogallus falzt. 1%, Anas elangula. *3/,!! Ciconia alba. Sonst galt als Normaltag seiner Erscheinung 2%/,. Auch hier sehr wenig Störche. 1%, Hirundo rustica. 1%, Anser leucopsis. Leider so zerschossen, dass meine Ausstopfer-Kunst scheiterte. 1%, Cuculus canorus. 2%, Coracias garrula. !/, S. Luseinia. *%, Podiceps rubricollis, Char. hiatieula.. '2/, Falco tinnunculus. ?/, Anas boschas, juv. ge- schossen, schon sehr grosse, essbare Thiere, °/, A. erecca, juv. Winterzug. !%1%,, Cygnus? Anser, arvensis unter, einem Schwarme Enten auf dem See. Laidsen bei Talsin in Curland. November 1856. Dr. A. Hummel. 90 Ä Beilage "zum Protokoll, der X. Ornithologen-Versammlung. Jahresbericht des Sekretärs und Rechnungsführers. Der letzte Jahresbericht führte 141 ordentliche und 9 Ehren- Mitglieder auf. Im Laufe des eben verflossenen Gesellschaftsjahres sind 13 ordentliche Mitglieder beigetreten und 11 Ehren - a ri ernannt worden. Ausgeschieden sind durch den Tod 3 ordentliche Mitglieder (Baron von Löbenstein auf Lohsa, Dr. C. D. Degland in Lille, Sa- lomon v. Petenyi in Pesth), ihren Austritt haben 3 andere angezeigt. Im Ganzen sind bisher, theils durch den Tod, theils durch Abmel- dung ausgeschieden, oder aus andern Gründen als ausgeschieden zu betrachten 17 Mitglieder, so dass die Zahl der otdenfhirhen Mit- glieder sich gegenwärtig auf 137 beläuft. Von den Ehren-Mitgliedern hat die Gesellschaft 1 (Dr. Strick- land) durch den Tod verloren, so dass sie nur noch 19 zählt. Die Gesammtzahl der Mitglieder vertheilt sich nach den Ländern wie folgt:*) Preussen: 65 Anhalt: 25 Herzogthum Sachsen: 15 Königreich Sachsen: 12 Würtemberg: 12 Oesterreich: 10 Mecklenburg: 7 Oldenburg: Braunschweig: Bayern: Hannover: Churfürstenthum Hessen: Bremen: i Hamburg: Frankfurt a./M.: Latus: 165 a SE a *) Es sind hierbei die seit der 10. Versammlung beigetretenen und creirten Mit- glieder mitgezählt worden, wonach die Zahl der Mitglieder sich heute (nach Ab- zug der ausgeschiedenen) auf 157 ordentliche und 37 Ehren-Mitglieder, zusammen auf 194 beläuft. Diebzig, am 3. Februar 1857. Der Sekretär. "9 Transport: 165 Frankreich: 14 Schweden: 6 England: 5 Nordamerika: 4 Dänemark: 4 Belgien: 3 “ Russland: 3 Spanien: 2 Portugal: - 2 Kleinasien: 2 Holland: 1 1 Summa: 211. An Briefen und Zuschriften sind eingegangen: a) Dankschreiben von folgenden im vorigen Jahre erwählten Ehrenmitgliedern: l) von Sr. Durchlaucht, dem Prinzen Max von Wied-Neu- wied, dat. vom 26. Juli 1855; 2) von Herrn J. G. von Gonzenbach aus Smyrna, dat. vom 15. August 1855; | - 3) von Mr. Edmond De Selys - Longcehamps, datirt Liege, 17. August 1855; 4) vom Herrn Baron B. Dubus de Ghisignies, dat. Bruxelles, 19. August; 5) vom Herrn Marchese Oratio Antinori, dat. Kuse- Adolasi im Aegäischen Meere, 7. August 1855; 6) vom Prof. Vilh. Liljeborg, dat. Upsala, 17. Januar 1856; 7) vom K. Russ. Staatsrath Dr. A. von Middendorf, dat. vom 14./26. Januar 1856. b) Sonstige Zuschriften: 1) von Dr. A. Hummel in Edwahlen in Kurland; 2) von Mr. Maquet Degland in Sens,; Nekrolog seines Vaters, von einem der Freunde desselben; ö) vom Förster E. Diezel in Kleinwallstadt; 4) von Mr. De Selys-Longcehamps, Lüttich; 5) von Dr. Assmann, Leipzig; -6) von Dr. Hartlaub in ‚Bremen; 7) vom K. Russ. Staatsrath Dr. A. von Middendorf; 92 8) vom Baron Dubus de Ghisignies in Brüssel; 9) vom March. O. Antinori), 8 10) von J. v. Gonzenbach |" ARE Ein neues nach den Ländern geordnetes alphabetisches Verzeichniss der Mitglieder wird nebst dem Kataloge der Bibliothek den verehrlichen Mitgliedern besonders zugesendet werden. — Köthen, den 2. Juni 1856. Der Sekretär E. Baldamus. Extraet aus den Rechnungs- Ablagen über die Kasse der deutschen Ornithologen-Gesellschaft aus den beiden Jahren 185%, und 1855. A. Vom Jahre de 18. Juli 1854 bis 5. Juni 1855. Einnahme. Bei der Uebernahme der 'Rechnungsfüh- rung der Kasse der deutschen Ornithologen- Gesellschaft nach »der Versammlung in Gotha im Jahre, 1854 sind dem unterzeichneten zei- tigen Rendanten von dem Herrn Sekretär, Pfarrer Baldamus, Namens des bisherigen Rendanten, Herrn Gutsbesitzers Kratsch, unter Beifügung, einer Abrechnung, baar ab- geliefert nis» valinlot vamf ki babe + HAT ae. Sg +EPf. Sodann sind an Beiträgen. für das laufende Jahr 185%, theils baarı und theils durch Post- Nachnahme eingegangen . » 2... .2......10 „1 — „u, An Restanten aus den früheren Jahren sind noch eingegangen . . 2 ne ld, Summa - Einnahme 160 Thlr. — Sgr. — Pf. 93 Transport, Einnahme: 160 Thlr. — Sgr. — Pf. Ausgabe. a) Für liquid. Kosten des Hrn. Sekretärs 5Thlr. 4 Sgr. 11 Pf. b) In Gotha an den Kastellan d. Schau- spielhauses wegen des Sitzungslocals De a c) Druckkosten für 300 Exempl. Formulare zu den Post-Vor- schuss-Briefen . . 1 „233, —„ d) Porto-Auslagen. . 1 „ 10 „ 6,„ e) In der Sparkasse der Stadt Nienburg zins- lich belegt am rue . 85 A rue tt. “we WW . ', Ist am 4. Juni 1855 ein Kassen-Vorrath ge- BR nahe ee a ae I Ber TPE B. Vom Jahre de 5. Juli 1855 bis 2. Juni 1856. Einnahme. : Nach vorjähriger Abrechnung blieb Kassen- BE, ENDE LEE EN A An laufenden Beiträgen gehoben . . . . . 40 „— „ —, An Restanten aus dem Jahre 185%,. . .. 2 „ — „ —, Summa-Einnahme 103 Thlr. 19 Sgr.. 7 Pf. Ausgabe. a) An den Hrn. Secretär ‚diverse Auslagen er- stattet mit . . . 2 Thlr. 10 Sgr. — Pf. b) Für 13 Post-Nachnah- me-Briefe, deren An- nahme verweigert, die Latus 2 Thlr. 10 Sgr. — Pf. 103-Thlr. 19 Sgr. 7 PE£. 94 Transport 2 Thlr. 10 Sgr. — Pf. 103 Thlr. 19 Sgr. 7 Pf. aber in der vorjährigen Rechnung schon ver- ® einnahmt, sind abzu- setzen, incl. d. Porto’s 16 „ 28 „ 10, c)Für Porto . — 4.1 d) Bei der Sparkasse zu ‚Nienburg zinslich be- | legt am 5. Juli 185554 „ — „ — | — Mu Bleiben am 2. Juni d. J. baar in Cassa 30 Thlr. — Sgr. 9:Pf.' Bemerkungen. 1) In der Sparkasse zu Nienburg sind bis jetzt gegen halbjährige Kündigung zinslich belegt 139 ar: 3) An Restanten aus dem Rechnungsjahre 1855/, waren am 2. Juni vorhanden 99 Thlr., wovon jedoch noch 19 Thlr. in Köthen ein- gegangen sind und also nur noch 80 Thlr. verbleiben, welche jetzt durch Post-Nachnahme, der früheren Bekanntmachung im 2. Hefte der Naumannia von diesem Jahre gemäss, so weit dieses überhaupt geschehen kann, eingezogen und dann ebenfalls in der Sparkasse belegt werden’ sollen. | 3’ Um am RER des laufenden Rechnungsjahres 1856, , welches am 8. Juni k. J. schliesst, einen genauen Rechnungs-Abschluss dem Vorstande der Gesellschaft vorlegen zu können, ist es noth- wendig, ‘dass diejenigen verehrlichen Mitglieder, welche mit ihren Beiträgen für das gegenwärtige Rechnungsjahr, so wie auch einzelne noch aus den verflossenen Jahren im Rückstande sind, dieselben spätestens bis zum 31. März 1857 dem Unterzeichneten franco einsenden, widrigenfalls solche nach Ab- lauf dieses Termins mittelst Nachnahme ‚von der Post. einge- zogen werden. 4) Aus dem sub 3 angeführten Motiven werden diejenigen verehr- lichen Mitglieder, welche im Auslande und in dem ss Kaiserreiche Oesterreich wohnen, und deren Beiträge nicht durch Post-Nachnahme eingezogen werden können, hier- durch ersucht, dieselben sowohl für' das laufende Rechnungsjahr 185%,, wie auch noch etwaige Reste aus den verflossenen Rech- nungsjahren dem; Unterzeichneten gefälligst baldmöglichst franco per‘ Post einzusenden. 5) An Kassenscheinen & 1 Thlr. können nur Königlich Preussische oder Königlich ‚Sächsische in Zahlung angenommen werden. . Schäferhof bei Nienburg a.d. Weser (Hannover) im November 1856. Der zeitige Rendant: H. Kirchhoff, Major a. D. IN. Literarische Berichte im nächsten Hefte. 96 IV. Bekanntmachung. Nach Mittheilung des Herrn Prof. Dr. Röper in Rostock, welcher die Wahl als Local-Geschäftsführer der XI. Ornithologen- Versamm- lung anzunehmen die Güte gehabt, kann dieselbe wegen des grossen Pfingstmarktes in Rostock nicht gut an dem früher bestimmten Ter- mine stattfinden und haben wir die diesjährige Versammlung deshalb auf die zweite volle Woche des Juni (8. bis 12. Juni) verlegt. Die besonderen Einladungen werden in gewohnter Weise ergehen. Der Vorstand der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft. Prof. Dr. J. F. Naumann. Pastor Chr. L.Brehm. Dr. G. Hartlaub. Major Kirchhoff. Pfarrer E. Baldamus. Nr. 1. Der Myvatn und seine Umgebung. Von Dr. Th. Krüper. (Fortsetzung und Schluss.) Die zweite und letzte Abtheilung der Vögel der Umgegend des Myvatn umfasst alle diejenigen Arten, die während des Sommers in der Nähe des See’s sei es als nistend, sei es als umherstreifend vor- kommen. Die schönste unter den isländischen Enten mag hier den Ayipng machen; es ist 1) Die Kragenente AnashistrionicaL. heisst auf Island Straum- önd (sprich Streumönd); den Namen Brimönd, unter welchem Mohr auf Tab. I. seiner isländischen Naturgeschichte Männchen und Weib- chen abgebildet hat, habe ich von keinem Isländer gehört. Diese Ente ist auf Island nur an ganz bestimmten Lokalitäten zu finden, nämlich an den stark strömenden Stellen der Flüsse, daher stets unterhalb eines Wasserfalls und an den Mündungen in die See. "An solchen Orten sieht man sie stets gegen die Strömung schwimmen und ihre Nahrung suchen. Ihren isländischen Namen trägt sie daher mit.vollem Recht. Nicht wenig war ich erfreut, als ich das erste Mal das herrlich gezeichnete Männchen im Freien sah und beobachten konnte. Ich hatte nämlich den freundlichen Vorschlag des Arztes Skaptasen, mit ihm nach seiner Wohnung Hnausur (sprich Neusür) im Vatnsdalr zu reiten angenommen und war am 23. Mai Abends dort Naumannia 1857. 1 2 angekommen. Als ich am andern Morgen den Vatnsdalsä (sprich Vats- dalsau) entlang gehe und die auf demselben schwimmenden Anas boschas und glacialis betrachte, stürzt sich dicht vor mir vom Lande ins Wasser ein schönes A. histrionica Männchen, schwimmt ganz in ‘der Nähe ohne weitere Furcht umher, ein kurzes ük, ük, ük aus- stossend, wobei sie Kopf und. Schwanz zugleich bewegte. Wahr- scheinlich dasselbe Männchen wurde 2 Tage später von meinem Freunde Herrn Knudsen, der es für mich bestimmt hatte, erlegt; es wurde jedoch durch die starke Strömung des Flusses fortgerissen, so dass es für mich verloren ging. Nach dieser Zeit hatte ich auf Island öfters Gelegenheit, diese Ente zu sehen, so bei Hofsos und Gravaros an den Mündungen der beiden Aue gleichen Namens; die grösste An- zahl sah ich bei Bard in Fljoten. Die Legezeit dieser Ente beginnt Anfang Juni; am 6. Juni schoss mein Freund Herr J. Finsterwalder*) bei Bard ein Weibchen, welches ein legereifes, leider sehr beschädig- "tes Ei bei sich trug. Am 14. Juni erhielt ich 10 ganz frische Eier zu Hamar am Laxä. Die schönen in der Färbung denen der Anas pene- lope, zuweilen auch denen der Anas nigra gleichenden Eier sind 21 —21/; Z. 1. und 11/,—15/; Z. st. Am 21. Juni traf ich bei Geira- stadir im Laxä ein noch nicht brütendes Weibchen mit seinem Männ- chen umherschwimmen; letzteres wurde wider meinen Willen von meinem .Begleiter Jon erlegt uud von mir nachher ausgestopft; ein anderes schönes Männchen erlegte mein Fölgemann Haldor im Fnjoskä. Bei Helluvad (sprich Hedluvad) im Lax& wurden auch die Nester der Kragenente aufgefunden und einige Eier für mich präparirt. *) Bei meiner Abreise von Stettin erfuhr ich, dass 14 Tage vorher ein Herr mit dem Dampfschiffe Geisir nach Copenhagen gereist sei, um von dort nach Island überzusegeln. In Copenhagen erfuhr ich nichts von diesem Reisenden; erst auf Island erfuhr ich am 26. Mai von dem Pastor zu Höskuldstadir, dass in Siglefjörd ein deutscher Naturforscher gelandet sei. Durch den gütigen Vor- schlag des Herrn Kammerrath Christiansen, mit ihm nach dem Fljot zu reiten, erhielt ich Gelegenheit, dem Handelsplatze Siglefjörd bis auf 3 Stunden nahe zu kommen. Mein gelehrter und freundlicher Wirth Sjera Jon zu Bard theilte mir mit, dass er den Besuch des Herrn Julius — so nannte er stets Herrn Fin- sterwalder —, dessen Bekanntschaft er schon gemacht habe, erwarte. Da mein Landsmann durch Haifischfänger von meiner Reise nach Bard unterrichtet war, so entschloss er sich, über die dazwischenliegenden Gebirge zu reiten und traf am 5. Juni Abends 12 Uhr, als ich von einer entomologischen Excursion zu der Pastorwohnung zurückkehrte, zu Bard ein. Am Abend des 7. Juni trennten wir uns wieder. Die ornithologischen Beobachtungen des Herrn Finsterwalder, um die ich gebeten hatte, sind mir bisher noch nicht mitgetheilt worden. » 3 j In der Gegend des Myvatn hörte ich, dass das Fleisch der Straumönd nicht gut schmecken soll, wesshalb man dieselbe nicht gern schiesse und fange; in Reykjavik dagegen hörte ich von einem Kaufmanne, zu dem noch im letzten Winter ein Bauer mit 30 gefan- genen Enten dieser Art gekommen war; dass dieselben gar nicht übel schmecken. Nach Holböll ist Anas histrionica in Nord-Grönland ein seltner Vogel, ‘während sie zwischen dem 62 und 65°N.B. sehr gemein ist. Das Nest dieser Ente findet sich stets am Ufer eines sehr reissenden Baches, und ist so gut unter Schirmpflanzen und Weiden versteckt, dass man es nur selten entdeckt. 2) Die Eiderente Anas mollissima L. ist der nützlichste und daher der geschätzteste Vogel auf Island. Man nennt ihn dort Ae%ar- fugl (sprich Eidarfückel), woraus der dänische Name „Edderfugl“ und der deutsche „Eidervogel, Eiderente und Eidergans“ entstanden ist. Das schöne Männchen heisst auf Island Ae%arbliki, das einfar- bige Weibchen Ae%arkolla (sprich Eidarkodla). Wegen des grossen Nutzens, den der Eidervogel durch seine Eier und Dunen gewährt, ist es in Island durch ein Gesetz verboten worden, denselben zu schiessen. Als Strafe muss man, wenn.man zum ersten Male ange- troffen wird, für jeden getödteten Eidervogel 3 Mark Dänisch (11 Sgr. 3 Pf. Preussisch) bezahlen; wird man zum zweiten Male angetroffen, so muss man 10 Thlr. Dänisch d. i. 7!/, Thlr. Preuss. zahlen und ver- liert, wenn man bei der That erfasst wird, die Flinte. Bei dem dritten Male tritt nach Umständen eine Strafe von 20—200 Thlr. Dän. ein. Am 16. Mai Abends sah ich das erste Eidervogel-Männchen auf der See an der Ostküste Islands, 3—4 Meilen südlich vom Kap Lan- ganes; am Morgen desselben Tages waren von den Schiffsleuten meh- rere Männchen und Weibchen gesehen worden. In Menge sahen wir sie, als wir bei Skagaströnd landeten; hier schwammen sie ohne Furcht ganz dicht an unser Schiff heran, während eine sehr grosse Anzahl auf einer Klippe, die der Brutplatz war, sass. Diese Insel gehört dem Lootsen zu Späkonufell, durch dessen Güte ich dieselbe am 21. Mai selbst betreten und bei dem Einsammeln der Eier helfen ' konnte. Die Insel besteht aus Basaltgestein und ist zum grossen Theil “ mit Rasen bedeckt; nur an diesen Stellen sind die Nester der Eider- _ ente dicht aneinander gereiht. Am 4. Juni besuchte ich mehrere andre _ Brutinseln bei Bard, die meinem Wirthe Sjera Jon gehörten. Diese bestanden aus Haufen grosser Steine, die.oben mit Rasen bedeckt + ) 4 waren. Durch den Fleiss des Besitzers werden diese Inseln im Win- ter durch Hinschaffen von Steinen vergrössert. In der Nähe betrat ich eine im vergangenen Winter ganz neu angelegte Insel, auf der erst 3—4 Paare brüteten. Am 26. Juni sah ich die grösste Brutinsel, näm- lich zu Laxamyri im Ausfluss des Laxä. Sie ist flach mit schönem Graswuchs und vielem Weidengebüsch. Nachdem wir hier bei einer Menge Sterna und einigen Entennestern vorbeigegangen und zu den Büschen, unter welchen die Eidervögel brüten, gekommen waren, rief mein gütiger Begleiter, der Eigenthümer der Insel, Herr Johannes mir zu: „Nü kemur fugl.“ Hierbei fiel mir die Sprache der deutschen Jäger ein, die mit ihrem „es kommt jetzt Vogel“ oder „Vogel ist schon hier“ die Drosseln oder den Krammetsvogel meinen, während der Isländer unter seinem Vogel „fugl“ den Ae%arfugl versteht. Die meisten Eidervogel-Brutplätze auf Island sollen im West- lande in der Bredebugt sein, von dort sollen jährlich 3000 Pf. Dunen ausgeführt werden. Anfang Mai beginnen diese Enten ihr Nest d. h. eine kleine Vertiefung im Boden zu machen und ihre Eier zu legen, welche wöchentlich zweimal eingesammelt werden; in jedem Neste lässt man 1 Ei liegen und nimmt so viel Dunen heraus, als man für gut hält; sobald die Ente zu brüten begonnen hat, so lässt man ihr 2, selten 3 Eier zurück, welche dann ausgebrütet werden. Kommt man zur Brutstelle, so begeben sich zuerst die Männchen langsam ins Wasser, die Weibchen verbleiben jedoch so lange auf den Eiern, bis man sich auf 2—3 Schritt genaht hat, dann stehen auch sie auf und laufen oder fliegen ins Wasser; bebrüten sie aber die Eier schon meh- rere Tage, so bleiben sie sitzen und lassen sich mit der Hand strei- cheln; verlässt das Weibchen auch dann noch die Eier, so läuft es einige Schritte weiter und setzt sich auf die Eier eines andern Weib- chen nieder. Die Vögel, welche die Insel verlassen haben, schwimmen ganz in der Nähe mit ihren Gatten umher, kehren aber, sobald man sich nur wenig entfernt hat, zum”’Neste zurück. Die Nester stehen, besonders wo der Raum beschränkt und die Anzahl der Pärchen gross ist, so dicht neben einander, dass man sehr vorsichtig zwischen ihnen gehen muss, um keine Eier zu zertreten, was bei grosser Vorsicht doch oft genug geschieht, da die Eier, welche von dem Weibchen noch nicht bebrütet werden sollen, mit dürrem Grase so bedeckt wer- den, dass die Nisthöhle mit den Eiern nicht sichtbar ist. Die bekann- ten Eier sind gewöhnlich 23/, Z. 1. und 17/, Z. stark; das grösste 5 meiner Exemplare ist 3!/;, Z. 1. und 22. st., das schwächste ist 2?/, Z l. und 13/, Z. st.; ein ziemlich grosses Spulei ist 2 Z. 1. und 1?/; Z. st., ein mittelgrosses Spulei (ich fand es selbst, als ich am 21. Mai die Brutinsel bei Skagaströnd besuchte; vorher war noch kein Spulei dort gefunden) misst 11/, Z. 1. und 11/, Z. st.; zwei andere Spuleier meiner Sammlung sind von derselben Grösse; das kleinste, auf der Insel bei Skagaströnd gefundene und mir vom Sohne des Kaufmanns Herrn Holm am 27. Mai geschenkte Eiderenten - Spulei ist Aa 2.1. und 11/; 2. st. Die Dunenjungen, deren Dunen ziemlich lang sind und feinen Haaren ähnlich, sind beinahe gleichmässig grau gefärbt, nur die Bauchseite, Kehle und eine grosse Stelle über den Augen sind etwas lichter. Ober- und Unterschnabel sind mit Ausnahme der weissgelben Spitze schwarz. Die Schwimmfüsse sind tief schwarz. Die Jungen kommen gegen Mitte Juni aus; in diesem Jahre wurde bei-Bard das erste Junge, jedoch todt unter der Mutter am 6. Juni gefunden. Am 25. Juni sah ich eine Menge Junge an dem Seestrande bei Husavik; diese hatten sich von ihrem Geburtsorte Laxamyri über 1 Meile entfernt. Am letztern sah ich am 26. ganze Heerden von Jungen und Alten, während eine Menge Weibchen noch _ brütend auf den Eiern oder den so eben ausgekommenen Jungen sass, von denen ich auch 2 Stück nach Erlaubniss des Besitzers mitneh- . men durfte. Die Eiderenten-Brutplätze sind meistentheils in der See im Salz- wasser; mitunter auch auf Binnenseen, die ganz in der Nähe der Salz- see liegen, so dass die Enten dieselbe, um ihre Nahrung, die in See- eonchylien besteht, zu suchen, leicht erreichen können. Nach Holböll ist die Eiderente gemein an der ganzen Westküste Grönlands und brütet schon in einzelnen Paaren ganz im Süden, jedoch in ziemlicher Menge erst zwischen dem 630 und 64°. Zwischen dem 651/,0 und 69° N. B. nimmt die Zahl der brütenden Vögel noch mehr zu. Vom 69° bis 710 sind fast keine Inseln und hier ist der Eidervogel wieder selten, aber im Uperneviker Distrikt zwischen 720 und 730 N. B. ist; er wieder sehr häufig, und seine Brutplätze erstrecken sich so weit nördlich, als Herrn Holböll das Land bekannt ist. Auf Grönlands grossen Bergseen brütet der Eidervogel nicht. Nicht so schonend wie auf Island geht man in Grönland mit der Eiderente um. Die Grönländer tödten sie zu jeder Jahreszeit und 6 unter allen Verhältnissen, so dass es wirklich unbegreiflich ist, dass die Menge dieser Vögel nicht bedeutend abgenommen hat; zumal da die Eier ganz rücksichtslos fortgenommen werden.*) 3) Die Saatgans Anser segetum Fab. heisst auf Island Grägaes (sprich Graugeis) oder einfach Gaes. Sie brütet an den Gewässern der hoch gelegenen und öden Heisigegend, am meisten im Ostlande im Mulasyssel. Aus der Gegend südlich vom Myvatn erhielt ich 2 Eier dieser Gans. Nach Grönland kommt sie nicht.**) _ | 4) Der Singschwan Oygnus musicus Bchst. wird auf Island Alpt genannt; der Name ‚„Svanur“ ist altisländisch oder poetisch. Schwäne sah ich nur 'in den ersten Tagen meines Aufenthaltes in Island; am 22. Mai erblickte ich bei einer Excursion von Holanes aus von einem hohen Berge im Innern ein Schwanenpärchen auf. einem Teiche schwimmen. Am 23. Abends bei meinem Ritt zum schönen Vatnsdalr sah und hörte ich eine Menge Schwäne. Als wir ins Thal hineinritten, machte mich mein gütiger Begleiter, der Arzt Skaptasen, auf einige weisse Stellen am Wasser aufmerksam; aus der Ferne hielt ich sie zwar für Vögel, konnte sie jedoch nicht erkennen: es war eine grosse Schaar von Schwänen, die sich dort jeden Sommer aufhält. Um 11 Uhr, als ich mit obigem Herrn aus seiner Wohnung Hnausur trat, hörte ich, da es sehr still war, zum ersten Male den schönen Schwanengesang, welcher die grösste Aehnlichkeit mit dem Gesange des schwarzen Neuholländischen Schwan Cygnus atratus hatte, dessen . Stimme ich oftmals in Berlin im zoologischen Garten gehört hatte. Dieser Gesang, von vielen Individuen angestimmt und aus der Ferne gehört, macht keinen unangenehmen Eindruck auf den Ornithologen: * Die Prachtente Anas spectabilis L. habe ich auf Island nicht be- merkt. Die weissäugige Ente Anas nyroca Güld. s. leueophthalmos Bchst., welche nach Faber’s Meinung auf Island vorkommen soll, ist bisher noch nicht dort aufgefunden worden. Da sie keine nordische Ente ist und sich vorzugs- weise im mittlern Deutschland aufhält, so ist wohl nicht anzunehmen, dass sie sich nach Island begeben wird. Die Enten, welche Faber 1820 und 21 bei Akureyri und Oerebakki gesehen hatte, gehörten irgend einer andern Art an. Ein von Faber selbst an das Greifswalder Museum als Anas leucophthalmos ge- schicktes isländisches Ei ist das der A. histrioniea. *) Von den drei andern Gänsearten Islands Anser albifrons, leucopsis torquatus, die Helsingi genannt werden, brütet wahrscheinlich keine auf Island; alle wandern aus nach Grönland und Spitzbergen. Am 23. Mai Abends sah ich im Vatnsdalr eine grosse Schaar dieser Gänse. 7 ich wenigstens konnte mich nicht so schnell von demselben trennen wie mein Wirth, der ihn alle Tage hört. Am 25. Mai erhielt ich zu Dingeyrar 6 Schwaneneier, von denen 2 frisch, 4 aber sehr stark be- brütet waren: sicherlich sind diese 4 Eier schon Mitte April gelegt worden. Das Nest des Schwanes, dingur genannt, steht stets auf einer Insel und ist ein aus verschiedenen Pflanzen bestehender Haufen. Der einzige Schwan, den ich in einer Entfernung von 30 Schritten auf den Eiern brüten sah, trug seinen Hals nicht aufrecht, sondern hielt ihn grade aus über den Rand des Nestes weg; es war am 26. Mai bei einem Beir in der Nähe von pingeyrar auf einem kleinen Teiche, dessen eine Insel obiger Schwan, eine andre eine Menge Sterna arctica inne hatte. Im pordarvatn bei Hofsos sah ich am 2. Juni ein Pärchen, und am 8. fand ich dort ein vorjähriges Nest, in welchem noch Frag- mente von Eierschaalen lagen. Ganz in der Nähe des Myvatn brütet der Schwan nicht, sondern erst in einiger Entfernung; im Winter hingegen hält er sich in Menge auf dem Myvatn auf, in der Kalfstjörn und am Strande zwischen Reykjahli® und Vogar, wo das Wasser nicht gefriert. Zur Sommer- - zeit, wenn der Schwan die grossen Schwungfedern verliert und dann nicht fliegen kann, soll man an einigen Orten Islands deren so viele ergreifen können als man will. Durch Verfolgungen in dieser Zeit sollen die Schwäne aus Grönland vertrieben sein, so dass sich dort . jetzt nur mitunter ein Schwan zeigen soll. Die ausgefallenen Schwung- ‘federn der Schwäne werden auf Island gesammelt und sollen nach Frankreich gesandt werden, wo sie in den grossen Seidenspinnereien - benutzt werden sollen. 5) Derrothkehlige Taucher Colymbus septemtrionalis L. s- _ rufigularis Meyer, heisst auf Island Lömur; sein zweiter Name berri- kräka (sprich Thörrikrauka) ist vielen Isländern unbekannt; denselben soll er deshalb erhalten haben, weil sein Geschrei besonders vor einer „trocknen Zeit“ gehört wird. Er ist auf Island ein überall bekannter, jedoch nicht zu häufiger Vogel. In der Myvatn-Gegend sieht man ihn öfters und zwar auf den kleinen Binnenseen, auf deren Inselchen er auch nistet, während er auf den Inseln des Myvatn selbst nirgends brütet. Gegen Abend erhebt er sich von seinen Teichen und fliegt mit lautem a-kak-kak-klingendem Geschrei hoch in der Luft über dem _Myvatn umher. An schönen Abenden hörte ich das Geschrei eines Lömur, der zwischen Reykjahli® und Grimsta®ir seinen Wohnsitz 8 hatte, regelmässig dann, wenn ich, um Nachtschmetterlinge zu fangen, auf dem Berge hinter Reykjahli® war. Dieses Pärchen hatte keine Eier ausgebrütet, da dieselben auf einer 4 Quadratfuss grossen Insel dicht am Lande gelegt einem Raubthiere, einem Fuchse oder Raub- - möve zur Nahrung gedient hatten. Die Ausstattung des Nestes habe ich dreifach gnfunden: ohne jegliche Unterlage auf der Erde, dann mit verschiedenen Schilfhalmen und drittens mit Pferdemist ausge- legt. Letzte Unterlage hatte im pordarvatn bei Hofsos ein Pärchen gewählt und mit derselben 3 Nester neben einander gebaut, von denen das eine in der Mitte des flachen Wassers hoch qufgethürmt war; nur Ein’Nest enthielt 2 Eier, die ich am 8. Juninahm. Das Nest ist oft so dicht am Wasser angelegt, dass der brütende Vogel sich unmittelbar von demselben ins Wasser stürzen kann. Die Legezeit beginnt Ende Mai oder Anfang Juni. Die ersten 2 Nester mit je zwei Eiern fand ich im Vatnsdalsä bei Pingeyrar am Sonntage den 25. Mai spät Abends. An diesem Tage hatte ich zum ersten Male auf Island dem Gottesdienste und einer Confirmation beigewohnt; als der Pastor und alle seine Zuhörer gegen Abend nach Hause geritten waren, schlug mir mein gastfreier Wirth, Herr Olsen, Administrator auf Thingöre Kloster, — der grossen Güte dieses Herrn verdanke ich das so selten gewordene Buch: „Mohr, Forsoeg til en Islandsk Naturhistorie, Kjoe- benhavn 1786“ — einen Ritt zu den Inseln des Flusses vor, um dort Eier vom Lömur zu suchen. Nach dem Abendessen machten wir uns auf, Herr Olsen, sein 11jähriger Sohn, mein Reisegefährte nach Island Herr stud. jur. G. Blöndal und ich; nachdem unsre kleinen Pferde einen Arm des Flusses durchwatet hatten, befanden wir uns auf einer grossen Insel, an deren Rand wir in starkem Trabe entlang ritten. Plötzlich sehen wir hinter uns einen Cölymbus sich ins Wasser stür- zen; ich als der hinterste Reiter sprang schnell vom Pferde und ent- deckte zuerst die 2 Eier, die-ohne Unterlage unter dem etwas über- hängenden Ufer auf der schwarzen Erde dicht am Wasser lagen. Auf einer zweiten grossen Insel fanden wir noch keine Eier; auf einer andern kleinen fand Herr Olsen 2 Eier ebenfalls ohne Unterlage. Wahrscheinlich hatten die meisten Paare noch nicht gelegt; ich sah mehrere zwischen den Eisenten umherschwimmen. Am 5. Juni fand ich auf der Brutinsel im Miklavatn 2 Nester, von denen jedes erst 1 Ei enthielt. Am 7. Juli bekam ich am Myvatn auf einem Teiche zwischen Grimsta®ir und Vindbelgur das einzige, nicht längst aus- u u 5 9 gekommene Junge; es sass auf einer kleinen Insel, auf der mein Be- gleiter, ein junger Mann aus Vindbelgur, Sternajunge vermuthete; als wir uns dem Teiche näherten, sahen wir ein Colymbus-Pärchen schwimmen und hofften, dessen Eier auf jener Insel zu finden; mein ‚Begleiter entdeckte Ein Junges, welches für mich viel mehr Werth hatte, als 2 Eier dieses Vogels. Seine Dunen am Bauche sind kurz und dicht, die des Rückens etwas länger. Die Rücken- und Kopf- dunen sind braun mit schwarzen Spitzen, die Bauchseite ist heller, grau. Der Schnabel und die Füsse schwarz. . Die alten Vögel werden auf Island oftim Fischnetz gefangen. In Grönland ist dieser Taucher allgemein im ganzen Lande; er kommt im Anfange des Mai an und verschwindet dort zu Anfang November. 6) Der Eistaucher Colymbus glacialis L. wird von den Islän- dern Himbrim, Himbrimi, am Myvatn gewöhnlich Brüsi genannt. Er ist bedeutend seltner als der vorige; aber den Isländern doch ziem- lich bekannt. Die Seen der Thäler scheint er weniger zu lieben als ' die der Gebirge, desshalb trifft man ihn mehr im Innern des Landes an. In der Gegend des Myvatn ist er als Brutvogel einzeln; auf dem See selbst lässt er sich oft sehen; brütet dort jedoch nicht mehr, was früher Statt gehabt haben muss, da im Jahre 1821 Dr. Thienemann auf einer Insel das Nest mit 2 Eiern sah und es im Vordergrunde des abgebildeten Theils einer Brutinsel im Myvatn darstellt; die abgebildete Insel scheint Varpteigar zu sein, die dem Besitzer von Vogar gehört. Die Legezeit des Eistauchers beginnt Ende Mai oder Anfang Juni; am 7. Juni erhielt ich aus einem Neste ein frisches Ei zu Bard; am 14. zwei stark bebrütete aus der Myvatnshei%i. Junge im Dunen- kleide konnte ich trotz aller Bemühungen nicht erhalten. Mein Freund Dr. Staudinger bekam zu pingvellir einen im Forellennetz auf dem pingvallavatn gefangenen Eistaucher. In Süd-Grönland ist dieser Taucher viel häufiger als in Nord- Grönland. Der Grund davon soll sein, dass die Bergseen des Nor- dens oft sehr spät aufthauen, und’die des Südens Grönlands fisch- reicher sind. In der Mitte des Mai kommt er zu Godthaab an und verlässt gegen Ende October Grönlands Küste. Holböll hat beob- achtet, dass dieser treffliche Taucher 8 Minuten unter dem Wasser geblieben ist.*) *) Derarktische Taucher Colymbus arctieus L. ist bisher noch nicht auf Island angetroffen worden, was zu bewundern ist, da er doch in Schweden, 10 7) Die Mantelmöve Larus marinus L. ist auf Island, wo sie Svartbakur (die schwarzrückige), mitunter auch Vei%ibialla (sprich Veidibiadla; Vei%i d. i. Jagd, bialla Glocke) genannt wird, ein gewöhn- licher Vogel; an den Meeresküsten trifft man ihn überall. Seinen Brutplatz besuchte ich nicht, jedoch erhielt ich am 25. Mai durch die Güte meines Wirthes zu Pingeyrar, Herrn Olsen, der zu einem sol- chen ziemlich entfernten Brutplatze einen seiner Dienstleute zu Pferde sandte, einige Eier, von denen ein Gelege schon sehr stark bebrütet und ein andres noch frisch war. Am Myvatn sah ich diese Möve meh- rere Male, als sie über dem See hinzog, um für sich eine Beute von Enteneiern auszuspähen. In dem grossen Landsee Süd-Islands ping- . vallavatn ist die Insel Sandey mit dieser Möve bedeckt; mein Freund "Dr. Staudinger sammelt in diesem Jahre dort Eier ein. | In Grönland ist die Mantelmöve im ganzen Lande gemein, doch häufiger in Süd- als Nord-Grönland, am häufigsten vielleicht in der Mitte zwischen 63° und 66° N. Br. Sie legt dort auch schon Anfang Mai; Holböll führt an, dass er am 3. Mai schon Eier fand, een es ° am 6. Mai 1824 12° fror. 8) Die Schmarotzer-Raubmöve Lestris parasitica L. heisst auf Island Kj6i, ein Name, der für einen Ausländer schwer auszu- sprechen ist. Sie ist keineswegs häufig, jedoch den Isländern dureh ihre dem Katzengeschrei ähnliche Stimme und durch ihre Räuberei sehr bekannt; sie findet sich überall, wo es sumpfige Wiesen, soge- nannte Myri giebt, in denen Numenius phaeopus, Tringa alpina, Sco- lopax gallinago, Totanus calidris nistet. Die ersten Raubmöven sah ich bei meinem Landungsplatze Holanes, wo sich ein grosses Sumpf- land am Meerbusen entlang zieht. Die Legezeit beginnt Ende Mai oder Anfang Juni. Am 31. Mai fand ich auf einer Myri zwischen Hofsos und Enni das erste Nest. Tags zuvor, als ich mit meinem stets freundlichen Wirth Herrn Kammerrath Christiansen zu Hofsos aus- gegangen war, um die Umgegend zu untersuchen, entdeckte ich ein Raubmövenpärchen, dessen Nest*ich nicht auffinden konnte. Dass dasselbe in der Nähe war, konnte ich aus dem Benehmen beider Vögel schliessen: das Weibchen setzte sich an die Erde, begann ängeflich zu pipen, mit den Flügeln krampfhaft zu schlagen und auf wo er überall nicht selten ist, viel höher nach Norden hinauf geht, als Island liegt. Bei meiner vorjährigen Reise in Lappland hatte ich bei jeder Fahrt auf dem Lule-Elf Gelegenheit, diesen Taucher zu sehen und zu hören. 11 dem Boden fortzurutschen. Wie ich am nächsten Tage allein zu dem Nistreviere gekommen war, flogen mir beide Vögel entgegen; ich zog mich daher sofort zurück und beobachtete aus der Ferng durch ein Taschenfernrohr beide Vögel; das Weibchen flog nieder und da ich sah, dass es sich auf den Boden gelegt hatte, so wusste ich,- wo das Nest war; ich ging zur Stelle und fand 2 Eier ohne Unterlage auf einer Anhöhe zwischen 2 Moorstellen. Nun versuchte das Weibchen, was es konnte, um mich fortzutreiben: mit ungeheurer Schnelligkeit schoss es, da seine eben erwähnten Geberden ihm Nichts halfen, aus der Luft bis dicht auf meinen Kopf herab ; diesen Angriff wiederholte es mehrmals, jedoch nie so, dass er von vorne geschah. Das erste Mal bekam ich einen tüchtigen Schreck, weil ich dieses Manöver nicht kannte. Spätere Angriffe pflegte ich durch mein über dem Kopfe ge- . haltenes Schmetterlingsnetz zu vereiteln. Von den beiden zuerst gefundenen Eiern liess ich eines im Neste, da ich nicht genau wusste, wie viel Eier diese Lestris legt. Am 1. und 2. Juni war es mir, ob- gleich ich mir die Niststelle genau gemerkt hatte, nicht möglich, die- selbe wiederzufinden, und das Weibchen war nun klug genug, sie mir nicht wiederzuzeigen. Erst am 8. Juni, nach einem kleinen Ausfluge nach Fljoten‘, ging ich mit 2 Knaben, denen ein kleiner Hund folgte, zum Nistrevier. Das Lestrisweibchen kam uns entgegen und machte seine gewöhnlichen Manöver; als es sich flügellahm stellte, hielt mein kleiner Begleiter es für wahr und rannte hin, unterdessen hatte der Hund das Nest gefunden und beroch das Ei; es ist 21/, Z.1l. und 15/ 2. st. Am 1. Juni am Sonntage untersuchte ich, bevor ich zur Kirche nach Hof zu einer Confirmation von 3 Knaben und 4 Mädchen ritt, das ausgedehnte Sumpfland auf der andern Seite des Hofsos und entdeckte dort 3 Lestrispaare, die jedoch noch nicht gelegt hatten, was ich aus ihrem Betragen entnehmen konnte.‘ Am nächsten Sonn- tage hatten 2 von diesen Paaren noch nicht gelegt, während das dritte schon 2 Eier bebrütete. Ausser diesen fand ich noch ein Pärchen, dessen Nest mit 2 Eiern ich bald durch Beobachten der Vögel ent- deckte. Die Farbenverschiedenheit dieser Raubmöve ist sehr gross; dieses letzte Paar war das schönste, nämlich beide Eltern waren ‚ weiss, d.h. am Bauche und Halse; das vorhergehende bestand aus einem eben solchen weissen und einem ganz einfarbig braunen Indi- viduum; das zuerst gefundene Paar war ganz braun, welche Färbung am gewöhnlichsten angetroffen wird. Ferner kommen einfarbig braune 12 Vögel vor, deren Flügelbug mit weissen Federn versehen ist oder deren Hals aschgrau ist. Im Jugendkleide ist diese Raubmöve gelb- lich an Hals und Brust; Flügel braun mit helleren Federrändern; Kopf mit Längsstrichen. Am 10. Juni fand ich auf meiner Reise im Svarfa$ardalr ein braunes Pärchen, das erst ein Ei gelegt hatte; die- ses Exemplar ist von den 7 isländischen meiner Sammlung das längste, aber zugleich auch das schmalste; denn es misst 23/3 Z. und ist 11/, Z. st. Am Myvatn findet man diese Lestris besonders an 2 Stellen: auf Neslönd, wo ich auch 2 Eier und 2 Vögel, unter denen ein weisser, bekam und bei Skutusta®ir, wo ich 2 Vögel erhielt. Die interessanten Jungen im Dunenkleide konnte ich leider nicht auftreiben. Bei mei- ner Ueberfahrt von Reykjavik nach Copenhagen beobachtete ich diese Raubmöve oftmals auf der hohen See. In Grönland ist Lestris parasitica ‚oder vielmehr deren Subspe- cies Lestris Schlepii Brehm im südlichen Theile häufiger als im nörd- lichen. Sie soll auch dort stets auf Wiesen oder in Mooren brüten, sowohl im Innern der Buchten als auf den Inseln, aber nie in Gesell- schaft. In den ersten Tagen des Mai soll sie an Grönlands Küste kommen und dieselbe im September verlassen. *) 9%) Die Sumpfschnepfe Scolopax gallinago L. wird auf Island Hrossagaukur (sprich Rossageukür, Pferdewieherer), Myrisnipa (Moorschnepfe) oder Myriskitur genannt. Sie ist auf Island nicht häufig, da es an ausgedehnten Sümpfen fehlt. In der Myvatn Gegend *), Die breitschwänzige Raubmöve Lestris pomarina, Tem. kommt ‚wahrscheinlich auch in der Myvatn Gegend vor; in Skutustadir ist eine Raub- möve erlegt worden, die gewiss dieser Art angehört hat. Ich sah sie nicht auf Island. — In Nord-Grönland ist diese Art die gewöhnlichste; sie kommt in der Mitte oder gegen Ende Mai dort an und zieht im November fort; sie brütet in Gesellschaft. Die grosse Raubmöve Lestris catarrhactes L. auf Island Häkalla- skümur (sprich Haukadlaskumür d.i. Häkall Haifisch, skumur Schaum), auch Hafskümur genannt, findet sich meistentheils auf dem Eismeere, wo sie den Schiffen, welche Haifische (auf isländisch Häkall sprich Haukaddel) fangen, folgen. Um sie zu erhalten befestigt man Haifischleber an den Hacken. Am 16. Mai (an diesem Tage wurde Islands Küste sichtbar) sah ich die erste Raub- möve, ungefähr 4—5 Meilen vom Lande, fliegen; an den folgenden Tagen sah ich noch einige. Am 25. Juni sah ich zu Husavik einen vor mehreren Tagen ge- tödteten Vogel dieser Art. Man könnte ihn daher auch zu den Bewohnern der Myvatn Gegend im weitesten Sinne rechnen. — An Grönlands Küste zeigt er sich nur selten, 13 traf ich sie nur einmal zwischen Grimsta%ir und Vindbelgur an und erhielt dort 4 auf Neslönd gefundene Eier. Wahrscheinlich ist sie häufiger in dem Sumpflande bei Skutusta®ir, dessen Umgegend ich leider nicht untersuchen konnte. Die erste Bekassine sah ich 1 Meile von Skagaströnd auf einem Sumpfe in der Skagahei%i und hörte dort sein von so vielen Ornithologen zu erklären versuchtes Meckern, wel-. ches von den Isländern mit dem Wiehern eines Pferdes verglichen wird. Am 26. Mai Morgens fand ich in der Nähe von pingeyrar das Nest der Sumpfschnepfe mit 4 Eiern. Am 2. August ergriff ich auf dem hohen Berge hinter Akureyri einen beinahe flüggen Jungen. Bei der Hauptstadt Reykjavik scheuchte ich Ende August mehrere Tage hintereinander zwischen den Torfgruben, in denen ich Wasserkäfer sammelte, eine Bekassine auf. Ueber diesen Vogel schreibt Jonas Hallgrimsson: ‚‚Hrossa- gaukur, ein munterer Vogel im Frühjahr, kommt zur Sommertags- zeit (20—25. April) und ist dann scheu und fliegt hoch. Er schreit selten, ausser im Fluge, und es glauben noch heute Manche, dass er dieses Geräusch mit den Flügeln macht. Wenn man im Sommer wei- ter vorgeschritten ist und er auf den Eiern sitzt, wird er wie ein an- derer Vogel; so legt er sich nieder in Myren und Sümpfen zwischen dem Grase und fliegt dann nie auf, um zu schreien, ausser wenn er fast mit den Füssen getreten wird, aber er wiehert dann nie. Spät im Oktober zieht er fort; doch bleiben einzelne Schwache zurück bei den warmen und aufsprudelnden Quellen (vi® laugar og hveri), da wo die Erde nass ist und Würmer leben, denn die Sumpfschnepfe frisst nichts Anderes als Würmer und Insekten.“ In Grönland ist die Bekassine nur im südlichen Theile gefunden worden. 10) Die kleine Kronschnepfe Numenius phaeopus L. welche auf Island Spöi heisst, ist ein überall bekannter Vogel, der nicht nur in den Sümpfen der Thäler, sondern auch auf den trockneren Stellen des Hochlandes lebt, wo er sich durch sein fortwährendes Geschrei bemerklich macht. Bei meiner Fahrt nach Island zeigte sich nur am 10. Mai Abends eine Sp6i bei unserm Schiffe; in Mehrzähl sah ich sie bei unserm Landungsplatze Holanes, wo ich äuch am 26. Mai Abends den Paarungsgesang hörte und die damit verbundenen Manöver beo- bachtete. Als ich auf dem grossen Kelduland (Sumpfland) umher- suchte, hörte ich ein ununterbrochenes, eintöniges, klagendes 14 Geschrei, dessen Urheber ich nirgends bemerken konnte; endlich sehe ich eine Kronschnepfe hoch in der Luft ohne Flügelbewegung langsam der Erde zuschweben und den merkwürdigen Ton von sich geben. Wie sie dem Boden’schon ziemlich nahe war, kehrte sie um und suchte die Höhe zu erreichen, indem sie so heftige Flügelbewe- gungen machte, dass man sie für einen Zwergfalken hätte ‘halten können. Bei dem Aufsteigen, das ihre ganze Kraft in Anspruch nahm, liess sie ihre Stimme nicht hören; erst als sie eine gewisse Höhe und das Ende des Sumpflandes erreicht hatte, machte sie Halt und wandte sich um, damit sie ruhig aus der Luft herabschweben und ihre Stimme hören lassen könnte. Das Niedersenken dauerte viel länger als das Aufsteigen; wann sie bei dem jedesmaligen Aufsteigen Halt machen würde, wusste ich stets vorher, da sie zum Höhepunkte die Spitze des Späkonufellshöf%i gewählt hatte, dem sie stets zueilte, um von da gegen die Meeresküste herabzufallen. Dieses Manöver wiederholte sie so lange, als ich auf der Myre war. Später hatte ich fast täglich Gelegenheit, diesen Vogel zu sehen und zu hören. Ihre Legezeit auf Island beginnt Anfang Juni. Die ersten:3 Eier bekam ich am 6. Juni zu Bard; am 30. Mai fand ich jedoch bei Hofsos die Schaale eines von einer Raubmöve verzehrten Eies. In derselben Gegend fand ich am 8. Juni ein Nest mit 4 Eiern. Das Nest ist schwer aufzufinden, da das brütende Weibchen von seinem Männchen gewarnt, stets vorher die Eier verlässt. Am 9. Juni fand ich auf einem Ritte im Kolbeins- dalr ein Nest mit 3 Eiern hart am Reitwege. Am 12. Juli entdeckte ich an einem Teiche auf Neslönd ein verlassenes Nest mit 3 Eiern, die durch die Nässe ganz rauhschaalig geworden waren. Von den 14 Eiern meiner Sammlung ist das längste 21/, Z.1. und 15/; Z. st., die gewöhnlichen sind 2!/, Z. 1. und 1!/, Z. st., das kleinste ist 21, 2. l. und 11/, 2. st. In der Gegend des Myvatn ist die Sp6i nicht selten; an einigen Stellen sogar häufig, so in dem Sumpflande bei Skutusta®ir, wo ich viele Eier erhielt, zwischen Grimsta%®ir und Vindbelgur, auf Neslönd und in der grossen Myvatnshei%i, wo ich am 14. Juni von den Moos sammelnden Isländerinnen eine Anzahl Eier erwarb. Wenn dieser Numönius Junge hat, ist er sehr um dieselben be- sorgt und lässt sich so nahe kommen,,dass man ihn erlegen kann. Sein Angstschrei ist sehr laut und trillernd und wird meistens im Fluge, seltner im Stillsitzen ausgestossen. Einmal hörte ich .ein 15 . Geschrei dieses Vogels, welches täuschende Achnlichkeit mit dem Klageruf eines Schwarzspechtes hatte. Die Jungen ernähren sich viel von den isländischen Blaubeeren; ein am 4. August bei Fre%eriks- gafa erlegtes Junge hatte den Kropf ganz mit dieser Beere an- gefüllt. Sobald sich ein Jagdfalke sehen lässt, wird er von den Spoen verfolgt. Am 18. Juli Vormittags, als ich in der Stube zu Sy’örines- lönd sass und Vögel präparirte, vernahm ich ein grosses Geschrei; stillschweigend ergriffen meine beiden Wirthe die Flinten und gingen hinaus; ich folgte ihnen und sah ein herrliches Schauspiel. In einer Entfernung von 500 Schritten sass ein Jagdfalke, eine junge Kron- schnepfe in den Fängen halten, ganz ruhig auf der Wiese. Ueber - ihm wirbelte eine Schaar Vögel, deren grösste Anzahl aus Kron- schnepfen bestanden, die den meisten Lärm machten; mehrere See- schwalben und einige Schmarotzer-Raubmöven vergrösserten das Geschrei. Als die Schützen sich nahen wollten, erhob sich der Falke und flog gefolgt von der Schaar über den Myvatn fort. Eine zweite grosse Versammlung von Spoen sah ich am 31. Juli auf der Myvatns- heidi; sie war ebenfalls um einen Jagdfalken herum beschäftigt, der in nicht grosser Entfernung vom Reitwege auf einem Hügel sass. Ueber diesen Numenius sagt J. Hallgrimsson nur: „Er ist allbe- kannt, kommt zu Ende April und zieht Mitte September fort.“ ‚In Grönland kommt dieser Vogel nur selten vor und brütet dort wahr- scheinlich nicht. *) *) Ob diegrosse Kronschnepfe Numenius arquata L. auch in der My- vatn Gegend vorgekommen ist, habe ich nicht erfahren. Nach dem südlichen Theile Islands kommt sie zuweilen; so erzählte mir Herr Arnason, Lehrer an der gelehrten Schule zu Reykjavik, dass im vorigen Herbste ihm ein Bauer 6 ge- tödtete Vögel dieser Art zum Kauf angeboten habe. J. Hallgrimsson sagt: „Die Nefboginn sp6i ist grösser als jene (nämlich phaeopus), kommt selten nach Island und ist im Herbste bei Reykjavik erhalten worden.“ Ueber das Vorkommen der nordamerikanischen Kronschnepfe Numenius borealis Lath., deren Bälge aus Island gekommen sein sollen, habe ich Nichts erfahren. Die schwarzschwänzige Pfuhlsehnepfe Limosa melanura Leisl. habe ich auf Island nicht gesehen. J. Hallgrimsson schreibt über diesen Vogel: „Jadreka (mit schwarzem Schwanze) im südlichen Hochlande im Arness- und Rangäryalla-Syssel, zieht fort im Winter. Diese Vogelart ist ungleich mit an- dern darin, dass das Weibehen sowohl grösser als schöner ist wie das Männ- ehen, Dies sind wenige andere Vögel mit Ausnahme des Odinshani (Phalaro- : pus cinereus Brss).‘“ 16 11) Der Alpen-Strandläufer Tringa alpina L. ist auf Island, wo er Löupraell (sprich Loo,,th“raeddel) heisst, ein ziemlich verbrei- teter Vogel; auf allen sumpfigen Wiesen, sowohl in der Nähe der See- küste als auch im Innern des Landes ist er anzutreffen und den Islän- dern wohl bekannt wegen der grossen Anhänglichkeit an den Gold- Regenpfeifer. Ueberall, besonders in niedrigen Gegenden, wo sich letzterer Vogel aufhält, trifft man auch den Alpen-Strandläufer in unmittelbarer Nähe; entflieht der Regenpfeifer, so folgt der kleine Strandläufer, ein langes Pfeifen ausstossend, und setzt sich da nieder, wo sein Führer sich setzt. Die Isländer haben ihm daher den Namen Löupraell gegeben, welcher bedeutet: „der Sklave (praell) des Gold- Regenpfeifers (Loa).“ Es ist sehr-ergötzlich, unter einer Schaar flie- gender Loen auch den kleinen Diener, den Strandläufer, zu sehen, der dieselben Schwenkungen und Senkungen mitmacht. Den schrillen- den Ton, den er besonders gegen Abend an seinem Brutplatze hören lässt, scheint er auch von seinem grossen Anführer entlehnt zu haben. Auf meiner Ueberfahrt nach Island kamen zwei Tringa alpina ermattet auf unser Schiff: am 12. Mai Morgens und am 15. Abends; den letzten Vogel sah ich zweimal in die See fallen, sich wieder heben und fortfliegen; nach einiger Zeit kehrte er. zum Schiffe zurück und wurde gefangen. Bei Holanes sah ich die ersten Tringa auf Island; sie waren sehr dreist und liefen vor meinen Füssen im Grase umher. Das erste Nest mit 4 Eiern unter einer Zwergbirke angelegt fand ich am 30. Mai auf der Myri zwischen Hofsos und Enni; Mitte Juni bekam ich noch frische Eier in der Myvatnshei®%i. In der Gegend des Myvatn ist der Löupraell nicht häufig; ich traf ihn dort am meisten auf dem Sumpflande zwischen Grimsta%ir und Vindbelgur und auf Neslönd an. Ueber diesen Vogel schreibt J. Hallgrimsson: „Der Name dieses Vogels beweist, dass dje Isländer nicht so unaufmerksam auf die Na- tur sind. Denn gewiss sah ein Mann im Frühjahr oft die Löa und den Löupraell zusammen, und dann passt der Sklave (praellinn) auf und räth zur Flucht und zur Ruhe und ist überhaupt der Wegweiser der Heylöa, bis dass sich die L6en gefunden haben, welche sich paaren wollen — dann halten sie paarweise zusammen und der - Sklave fliegt nieder zum Strande, wo es fhm am besten zu sein scheint.“ 17 In Grönland ist der Alpen-Strandläufer nur selten anzutreffen. 12) Der Meer-Strandläufer Tringa maritima Brünn., welcher auf Island Selningur heisst, ist während des Sommers (zu dieser Zeit soll er Fjallafaela [sprich Fiadlafeila] genannt werden) sehr selten auf Island; ich traf ihn nur einmal am 24. Juni an, als ich in Begleitung meines Wirthes in Reykjahli® nebst zweien von seinen Töchtern nach Husavik ritt und einen kleinen Bach passirt hatte. Durch sein fremd- artiges Geschrei, welches ich erst einmal am 12. Mai auf offener See von einem Vogel, der nach einer 11/,stündigen Jagd gefangen wurde, gehört hatte, wurde ich aufmerksam auf ihn gemacht. Obgleich ich vom Pferde stieg und Lust hatte, den Nistplatz des Vogels aufzu- suchen, musste ich doch davon abstehen, da unsere Reise noch weit und der Abend schon herangerückt'war. Weil der Selningur in den unbewohnten Hochebenen seine Brut macht, so wird sein Nest nur selten gefunden; ich erhielt aus Husavik’s Gegend nur 5 Eier des- selben. J. Hallgrimsson schreibt: „Der Selningur bleibt das ganze Jahr hindurch auf Island und ist wunderbar häufig im Winter; sie halten sich in Schaaren und sitzen dann tausendweise zusammen am Strande entlang, da wo es viele Schnecken giebt, und müssen dann die Ebbe abwarten, um sich Nahrung zu suchen; und nicht selten sieht man ihn dann draussen bei den Scheeren im Mondscheine sich Schnecken suchen, während andere Vögel schlafen; auch ist es lebensgefährlich in der Brandung. Obgleich der Selningur sehr geschickt ist, so schla- gen ihn doch zuweilen die Wogen und der graue Bauch schwimmt dann oben. Ich habe oft diesen Vogel bedauert. Im Sommer zieht er auf die Gebirge und die Heidigegenden paarweise zum Brüten und beträgt sich sehr ängstlich, wenn man in die Nähe ’des Nestes gekom- men ist; dann nennt man ihn „Fjallafaelur“ d.i. ein vom Gebirge ver- treibender.“ Nach Holböll ist der Meer-Strandläufer in Grönland sehr gemein im Winter soweit nach Norden, als das Meer nicht mit Eis bedeckt ist. In dieser Jahreszeit hält er sich in grossen Schaaren zusammen, die desto zahlreicher werden, jemehr der Winter zunimmt und meh- rere Vögel zwingt südwärts zu ziehen. Obgleich dieser Strandläufer ziemlich häufig auf Grönland, ein- zeln auf Island und den Farörn brütet, so muss doch sein wahres Vaterland, welches im Winter solche ungeheure Massen entsendet, Naumannia 1857. 2 18 noch viel nördlicher über Spitzbergen und das bis jetzt bekannte Grönland hinaus liegen. *) 13) Der Gold-Regenpfeifer Charadrius pluvialis L. ist auf Island, wo er den Namen Löa oder Heylöa führt, kein seltener Vogel; er lebt nicht nur in den Thälern auf sumpfigen Stellen, sondern er belebt auch auf den Hochebenen die unbewohnten, trockenen und steinigten Strecken. Obgleich ein trauriger, melancholischer Vogel erwärmt er doch durch ein einfaches ‚„‚tü, tü“ das Herz des auf be- schwerlichen Wegen reisenden Ornithologen! Ich wenigstens konnte nicht oft genug, besonders während der ersten Zeit meines dortigen Aufenthaltes, demselben begegnen ; ich begrüsste ihn stets freundlich, obgleich er mir in der Zeit, die ich am Myvatn verbrachte, oft zum *) Derisländische Strandläufer Tringa islandica Gm. s. Tringa ci- nerea Temm. s. ferruginea Meyer., welcher auf Island Raudbrystingur (roth- brüstiger) heisst, soll im Nordlande gar nicht oder höchst selten vorkommen. Sein Wohnsitz iet im Ostlande, wo er sich in den unbewohnten Gegenden fort- pflanzt, Lebend sah ich keinen Vogel, sondern nur Bälge dieser Art. J. Hall- grimsson sagt von ihm: „Er kommt im Frühlinge zu Ende Mai und ist dann in Sommertracht blutroth an der ganzen Brust — dann fliegt er fort zum Brüten, wahrscheinlich auf zu den Gebirgen und wird nicht eher wieder gesehen, als spät im August, und er ist dann wieder grau an der Brust geworden; er hält sich dann am Strande hier und da auf, bis er Mitte September fortzieht.“ In Süd-Grönland ist dieser Strandläufer sehr selten, aber in Nord- Grön- land wird er oft angetroffen, wo er auch brütet. Der Kampf-Strandläufer Tringa pugnax L. soll auch auf Island vor- gekommen sein. Ich habe über diesen Vogel nirgends etwas erfahren können; vielleicht ist Faber’s Angabe irrthümlich gemacht worden. In Grönland kommt er auch nicht vor. J. Hallgrimsson, der diesen Vogel auf isländisch Kragi oder Äflogakragi nennt, sagt: „er ist ein böser Vogel und Kämpfer; er ist nicht Isländer.“ Faber sagt, „das Weibchen dieser Art ist bei Reykjavik im Herbste 1820 geschossen worden. Das Männchen hat einen Federkragen um den Hals, welcher bunt und bei’ jedem verschieden ist. In der Paarungszeit sind sie eifer- süchtig, es fallen dann die Federn vor die Augen und. es kommen gelbe Warzen an der Seite; so gehen sie mit aufgerichtetem Kragen und liegen im beständi- gen Kampfe.“ Der veränderliche Sanderling Calidris arenaria Gm., der Sanderla heisst, kommt gewiss sehr selten nach Island und brütet dort wahrsehielulieh sifkende. Faber will ihn im Juni 1820 auf Grimsey unter Tringa alpina laufen gesehen haben. In den letzten Jahren ist dort kein Vogel dieser Art vorge- kommen; die Bewohner von Grimsey, denen eine gute Belohnung seit langer Zeit für den. Sanderla geboten ist, senden von dort nur den Meer-Strandläufer (Selningur) ein. J. Hallgrimsson schreibt über ihn: „Sanderla ist ein kleiner Vogel, ähnlich der Sandlda (Charadrius hiaticula); er ist auf Grimsey gefunden worden, sonst ist er zu Hause in Norwegen und Grönland.“ In Grönland gehört dieser Vogel auch zu den seltenen; er brütet dort, jedoch nicht unter dem 68° N.B. 19 grossen Verdruss wurde. Wenn ich gegen 9 und 10 Uhr Abends auf den Bergen hinter Reykjahli® die äusserst schnell fliegenden Nacht- schmetterlinge, die hier bei Sonnenschein ihre Flugzeit halten muss- ten, auf einem ausersehenen Platze fangen wollte, so traf es sich nicht selten, dass ein Pärchen Regenpfeifer in der Nähe'seine Jungen hatte. Beide Alten begannen sogleich ihren Warnungsruf auszustossen, und von nun an waren sie nicht wieder zur Ruhe zu bringen, auch wenn ich mich zurückzog, um einen andern Fangplatz aufzusuchen, sie verfolgten mich, entweder beide oder einer von ihnen, indem sie ihre Klage unaufhörlich wiederholten, was mir, da ich ihnen kein Leid an- thun wollte, zuletzt so unerträglich wurde, dass ich sie zu bestrafen mir vornahm. Ich erlegte die armen Loen nur dann, wenn ich sie zum Futter für meine jungen Falken haben wollte, was jedoch nicht oft geschah, da ich Enten und Steissfüsse stets vorräthig hatte. Obgleich der Gold-Regenpfeifer Mitte April auf Island ankommt, flogen doch noch Mitte Mai einige Vögel über unser Schiff dem Lande zu. Das Nest ist schwer aufzufinden, da das Wache haltende Männ- chen dem brütenden Weibchen schon die Flucht räth, wenn man noch weit entfernt ist; selten überrascht man den Vogel auf den Eiern. Ohne besondere Unterlage werden die 4 Eier an die Erde gelegt und zwar zu Ende Mai. So erhielt ich am 28. Mai die ersten 4 Eier, am 2. und 7. Juni fand ich jedoch noch frische Eier auf, welche bekannt genug sind. Ein interessantes am Myvatn gefundenes Spulei ist 1!/; Z. 1. und beinahe 7/; Z. st. — In der ganzen Gegend des Myvatn ist die Löa nicht selten auf den Bergen und in den tieferen Strecken, so dass man dort oft ihr ‚‚tirdidl“ hört. Ueber diesen Vogel schreibt J. Hallgrimsson: „Als ich noch klein war, hörte ich, dass die Loen auf den Gebirgen während des Winters schlafen und dass sie dort gefunden sind mit einem Laub- blatte im Munde; aber diejenigen, welche dort gefunden sind, waren gewiss todt gewesen, denn kein Vogel liegt im Winterschlaf und das thut kein Thier, welches dasselbe warme Blut hat wie sie. Ihr erin- nert Euch, wie die Loen im Sommer gefärbt sind; im Winter sind sie alle hellgrau, und sie fliegen dann zum Süden von Nord-Europa und noch südlicher von den Alpen, aber sie kommen im Frühjahr mit Pfeifen zurück. Von keinem Vogel giebt es auch mehr als von die- sen, wenn sie fortziehen im Herbste; sie sammeln sich da in Haufen, Tausende zusammen, und üben sich einige Tage im Hin- und Her- 2* 20 fliegen, bis dass sie eines Morgens abziehen, und sie können wohl kommen bis Irland spät am Abend.“ In Grönland ist der Gold-Regenpfeifer sehr selten und nach Hol- böll’s Meinung brütet er dort nicht. 14) Der See-Regenpfeifer Charadrius hiaticula L., der den isländischen Namen Sandlöa führt, ist nur auf sandigen mit Steinen bedeckten Stellen anzutreffen, da doch nicht so selten. Die grösste Anzahl dieses Vogels sah ich bei Husavik am Seestrande, in dessen Nähe auch der Brutplatz derselben war. Am 25. Juni fand ich dort 3 Junge im Dunenkleide, die jedoch auf der Reise zu Grunde gingen. In der Myvatn-Gegend traf ich sie einzeln an, am Strande zwischen Reykjahli® und Vogar und auf den benachbarten Bergen, ferner auf der Ostseite des Nämafjall in dem grossen Sandfelde, in welchem die Schlammquellen sind. Auf den Bergen hinter Reykjahli® beobachtete ich oft die ängstliche Sorge der alten Vögel für ihre Jungen; die Ver- stellungen sind sehr verschieden: mit ausgebreitetem Schwanze und hängenden Flügeln rutscht die Sandlöa auf dem Boden umher, bald legt sie sich schreiend krampfhaft auf die Seite und bleibt so unge liegen, bis man ganz nahe gekommen ist. Auf Island fand ich die Eier des See-Regenpfeifers nicht; im vergangenen Jahre fand ich auf meiner lappländischen Reise bei dem Halteplatze der Dampfschiffe zu Umeä ein Nest mit 4 Eiern. J. Hallgrimsson schreibt über die Sandlöa: ‚Sie kommt mit dem Löupraell (Tringa alpina) im Frühjahr, hier ungefähr eine Woche nach dem Sommertage. Sie kann schwimmen auf dem Wasser, ob- gleich sie ohne Fettdrüse ist, jedoch wagt sie sich selten weit vom Lande.“ In Grönland findet sich dieser Regenpfeifer überall, aber nirgends in Menge. *) *) Der gehäubteKiebitz Vanellus eristatus Behst. kommt mitunter zum südlichen Theile Islands; er heisst dort Vepja oder Isakräka. Ueber ihn schreibt J. Hallgrimsson: „Vepja ist ein Strandvogel, etwas grösser als Lda (Charadrius pluvialis) mit Zopf und dunkler Kappe, auf den Flügeln hat er grünen Glanz. Er ist Ausländer, aber er kommt doch zuweilen zu den Westmannörn und ist, was ich weiss, Ha einem Binnensee im Südlande geschossen worden,“ In Grön- ‚land wird der Kiebitz ebenso wie auf Island nur als verirrter Vogel gefunden. Den Halsband-Steinwälzer Strepsilas interpres L., dessen isländi- scher Name Tildra ist, traf ich nirgends auf Island. J. Hallgrimsson schreibt: „Tildra ist ein gewöhnlicher Vogel im Süden und Westen; er kommt nach dem Sommertage und ist dann noch in Wintertracht; spät im Mai wechselt er die 21 15) Der Austernfischer Haematopus ostralegus L., der auf Island Tjaldur heisst, findet sich nur an der Küste und auch da nicht überall. Ich sah nur wenige Exemplare am 4. Juni im Fljoten an der Küste. Aus der Gegend von Husavik erhielt ich einige Eier, wess- halb ich ihn auch als einen Bewohner der Myvatn-Gegend anführe. J. Hallgrimsson sagt über ihn: „er ist allbekannt; (im südlichen Theile mag er es sein, im nördlichen ist er es wenigstens nicht!) einige bleiben im Winter und werden dann gefleckt und die Füsse werden grau — sonst sind sie blutroth.‘“ Nach Grönland kommt der Austernfischer nicht. *) 16) Das isländische Schneehuhn Tetrao lagopus Auct. Te- trao Islandorum Faber., welches auf Island überall bekannt ist, heisst dort Rjüpa; das Männchen nennt man Karri oder Rjüpukarri. Die Sommeraufenthaltsorte der Schneehühner sind die grossen Ebenen im Hochlande, die mit Weidengebüsch oder mit Zwergbirken bewach- sen sind; in den Thälern, besonders in der Nähe des Meeres, findet man sie selten, und doch hatte ich Gelegenheit, die ersten Schnee- hühner in der Seenähe zu sehen. Es war am 22. Mai, als ich von Holanes aus in’s Innere der Skagahalbinsel eindrang, mit vieler Federn und dann geht jeder zum Brüten, wahrscheinlich hinauf in die unbebau- ten Gegenden. Ende August kommen sie zurück in Haufen zusammen mit den Jungen nieder zur See und sind dort einen Monat, bis sie fortfliegen; einzelne Tildra bleiben in Gesellschaft, um im Winter umherzufliegen. Der Steinwälzer ist ein scheuer Vogel und schlecht zu schiessen.“ Das schwarze Wasserhuhn Fulica atra L., welches sich nach Süd- Island verirrt, soll in diesem Jahre wiederum dort erlegt sein und zwar bei Reykjavik; der Vogel soll in den Besitz eines Engländers gekommen sein. J. Hallgrimsson schreibt: „Vatnshaena, ein schwarzer Vogel von der Grösse der Ente, ist nicht isländisch, kommt jedoch einzeln zum Südlande.“ *) Ob die Wasserralle Rallus aquatieus Behst., dieser nach Island ver- bannte Vogel, in der Myvatn-Gegend vorkommt, was ich glaube, habe ich von den Leuten, die ich desshalb befragte, nicht erfahren können. In der Haupt- stadt Reykjavik sah ich in der Eiersammlung eines Anfängers 2 Eier der Ralle, die im Ostlande gefunden und dem Besitzer unbekannt waren. Ihr isländischer Name ist Keldusvin (Sumpfschwein). J. Hallgrimsson sagt: „Die Wasserralle ist Winter und Sommer auf Island und es geht ihm schlecht, aber er kann nicht fortfliegen, da seine Flügel zu kurz sind. Es ist nicht ein so kleiner Vogel, von Gestalt wie ein Stelkur (Tota- nus ealidris), aber kurzfüssiger; der Schnabel ist roth mit grauen Flecken, das Auge roth, die Füsse horngrau, der Rücken schwarz mit dunkelbraunen Feder- rändern, die Brust, Kehle und Wangen aschgrau mit bläulichem Glanz, der Magen gelbgrau und die Flügelunterseite weiss. Die Ralle versteckt sich bei Tage und ist meistens thätig in der Nacht; das Geschrei ist ähnlich wie wenn man einen Stab bricht.“ 22 Anstrengung erstieg ich hier einen Berg, um von dort aus die Umge- gend zu betrachten. Bei dem Weitergehen auf diesem Berge fand ich ein mehrere Hundert Fuss langes, aber nicht so breites Schneefeld, in dessen Mitte ein grosses Loch war, welches ganz mit den Blättern des Rjüpagras besäet war. Es war der Aus- und Eingang der Win- terwohnung der Schneehühner. Als ich das Schneefeld verlassen hatte, betrat ich ein bedeutendes Steinterrain, in welchem ein Schnee- huhn-Männchen vor mir aufsprang und im Fortlaufen sein schnarren- des „orr“ ausstiess. Sein Weibchen, welches gedrückt zwischen den Steinen sass, lief erst davon, als ich ganz nahe war. Da dieses Paar nur höchst selten einen Menschen zu sehen bekommt, war es sehr dreist und lief dicht vor meinen Füssen. Nach einiger Zeit nahm ich, weil ich diese Thiere nicht erlegen wollte, einen Stein und traf mit demselben das fliegende Weibchen am Flügel, ohne es beschädigt zu haben. — Während der Nacht vom 12. zum 13. Juni sah ich mehrere Schneehühner im Fnjoskä-Thale im Vaglir-Birkengebüsch; die noch ziemlich weissen Männchen machten sich hier am meisten bemerklich: aus den Büschen stiegen sie in die Höhe und senkten sich mit einem „orr“ nieder. Mein Führer erlegte hier wider meinen Willen zwei Männchen; Nester konnte ich während der Nacht, obgleich ich unun- terbrochen das Gebüsch nach Drossel- und Leinfinkennestern, sowie nach Insekten durchsuchte, nicht entdecken. Am 1. August erlegte ich dort ein schon flugbares Junge, welches leider auf der Weiterreise vom Pferde herabgefallen verloren ging. Am 14. Juni bekam ich die ersten Schneehuhn-Eier von den auf der Myvatnshei%i Moos sammeln- den Isländerinnen. Auf dem Berge hinter Reykjahli® fand ich unter einer Zwergbirke ein Nest, in welchem, nach den zurückgebliebenen Schaalen zu urtheilen, 9 Junge ausgebrütet waren. Bei den Jungen im Dunenkleide wird ein hellbrauner länglicher Fleck auf dem Hin- terkopfe von einem schwarzen Streifen eingeschlossen, der sich über den Hinterhals hin erstreckt. Stirn und Augengegend ist weisslich mit Schwarz gemischt. Kehle und Hals weisslich, die Brust mit röth- . lichem Anfluge, der Bauch weiss. Rücken bräunlich, unregelmässig mit schwarzen Streifen versehen. Die bis an die Nägel, welche schwarz mit weissen Kanten und Spitzen sind, befiederten Füsse sind weisslich grau. Oberschnabel tiefschwarz mit heller Spitze, Unter- schnabel gelblich mit schwärzlicher Binde. Um die kleinen Jungen sind die alten Weibchen sehr besorgt: dicht vor den Füssen des 23 Ruhestörers laufen sie hin und her, ihre Jungen lockend und ihre | eigene Gefahr ganz ausser Acht lassend. Ueber das Schneehuhn sagt Jonas Hallgrimsson: „es ist darum gestritten worden, ob es dieselbe Art als die des nordöstlichen Euro- pa’s ist. Vogel-Faber*) sagt, dass sie es nicht ist; auch ist gesagt worden, dass einige Verschiedenheit zwischen beiden ist, obgleich sie nicht mehr ist, als dass sie wohl von der Verschiedenheit der Witterung und des Landes kommen kann, und doch ist alles nur die- selbe Art.“ . In Grönland ist das Schneehuhn und zwar in der Brehm’schen Subspecies Tetrao Reinhardtii sehr verbreitet. Näheres über dasselbe siehe in Holböll’s Fauna Grönlands. Unter den Singvögeln gehören mehrere Arten zu den Bewohnern der Myvatn-Gegend; so 17) Der Wiesenpiper Anthus pratensis Bchst. heisst auf Island püfutitlingur, häufiger jedoch nennt man ihn Grätitlingur. Er ist der zahlreichste Singvogel und lebt sowohl in den Thälern, als im Hochlande und zwar oftmals an so trocknen Stellen, dass man sich verwundert, dass dieser Vogel dort lebt: in Deutschland würde man ihn vergebens an ähnlichen Stellen suchen. Sein Lieblingsaufent- haltsort in Island scheint doch das sogenannte püfulönd — ein mit, dicht an einander liegenden Erhabenheiten versehenes Terrain — zu sein, von welchem er auch seinen Namen erhalten hat. Seine Stimme hat sich, obgleich man den Pipergesang darin deutlich erkennen kann, sehr verändert und mich oftmals angeregt, stille zu stehen und ihn aufmerksam anzuhören. Am 22. Mai vernahm ich den ersten Piper an einem kleinen Bache bei Holanes. Seine Legezeit beginnt Ende Mai; das erste Nest mit 4 frischen Eiern entdeckte ich am 31. Mai zwischen Hofsos und Enni. Das vollständige Gelege besteht aus 5. oder 6 Eiern. Am 6. Juni fand ich bei Bard zuerst 6 Eier; am 12. Abends entdeckte ich im Fnjoskä-Thale im Vaglir-Birkenwalde ein Nest, in welchem so eben ausgekommene Junge und noch 2 Eier waren. *) Faber, der mehrere Jahre auf Island sammelte und sieh um die Orni- thologie des Nordens sehr verdient gemacht hat, steht bei den Isländern noch in lebhafter Erinnerung; sie haben ihm, um ihn.von andern Leuten gleichen Namens zu unterscheiden, den Beinamen Vogel-Faber (Fugla-Fäber) oder auch Vogelfänger-Faber gegeben, 24 In der Gegend des Myvatn ist der püfutitlingur nicht selten; die Mehrzahl hielt sich hier in den Lavastrecken auf, die ihnen sichere Brutplätze darbieten. Am 14. Juli traf ich in der Lava zwischen Vo- gar und Geiteyjarströnd einen Piper, der seine Jungen in der Nähe hatte. Sein Klage- und Lockton wich so sehr von dem gewöhnlichen ab, dass ich diesem Vogel, den ich „Lavapiper‘ zu benennen pflegte, nachstellte und endlich erlegte. Im September ziehen einzelne fort; am 2. wurde bei meiner Rück- fahrt von Island in der Höhe der Farörn ein junger Piper auf dem Schiffe ergriffen. 2 J. Hallgrimsson spricht über den Wiesenpiper: ‚Ihr habt oft auf ihn gehört im Frühjahre; er singt am besten von allen Singvögeln auf Island. Er baut im Hügellande draussen im Felde und macht sich ein Nest von Pferdehaaren, aber er kommt im Herbste zurück zu den Wohnungen, bevor er fortzieht.‘“ In einer Anmerkung zu diesem Vo- gel sagte er: „Es ist nicht gewiss, ob dieser Vogel zu diesem Ge- schlechte gehört. Mohr, welcher in dem letzten Theile des vorigen Jahrhunderts auf Island reiste, nennt ihn Fringilla lapponica und lässt ihn zu dem Finkengeschlechte gehören; aber Vogel-Faber nennt das Geschlecht Anthus und die Art A. pratensis und nennt ihn Grätitling, welches wahrscheinlich dasselbe als püfutitling ist.“ Der Wiesenpiper kommt sehr selten nach Grönland; seine Stelle wird dort durch den nordamerikanischen Piper Anthus ludovicianus vertreten. 15) Die weisse Bachstelze Motacilla alba L. wird gewöhnlich Märiatla (sprich Mauriatla), seltner Märiu-erla genannt. Sie ist auf Island nicht häufig; man findet sie nur in der Nähe der Wohnungen; jedoch traf ich 2 Pärchen auf der Vogelinsel Drangey an. In der Ge- gend des Myvatn hielt sie sich in der Lava auf, die ihr gute Zufluchts- orte bietet, zumal bei Reykjahli$ und am Laxä, von wo ich ein Ge- lege von 5 Eiern erhielt. Es ist wunderbar, wie dieser Vogel den weiten Weg über See nach Island hin zurücklegen kann, ohne zu er- müden; freilich gehen auch viele Individuen auf der See zu Grunde. Von der Bachstelze sagt J. Hallgrimsson: „Sie kommt oft zum Lande vor dem ersten Sommertage — 2. oder 5. April.“ Nach Grönland kommt die Bachstelze nicht! Die gelbe Bachstelze Motacilla flava L., die in Schweden den Polarkreis weit überschreitet, kommt nicht in Island vor. 25 19) Der weissschwänzige Steinschmätzer Saxicola oenan- the L. heisst auf Island Steindepill oder Steinklappa; er ist wahr- scheinlich auf der ganzen Insel kein häufiger Vogel, während er in derselben Breite in Lappland ein sehr gemeiner Vogel ist. Der Un- tergang dieses Zugvogels während der grossen Reise über See mag wohl der Grund zur Seltenheit auf Island sein. Die grösste Anzahl des Steindepill sah ich in dem schönen Vatnsdalr, wo ich ihn zwischen den Steinen des schroff sich erhebenden Gebirges umherfliegen sah und singen hörte. In der Myvatn-Gegend findet man ihn nur in den Lavastrecken. Zu Ende Mai oder Anfang Juni legt er seine Eier; am 13. Juni erhielt ich zu Häls schon stark bebrütete und auch frische Eier. 0 J. Hallgrimsson schreibt über den Steinschmätzer, den er grädi- löttur‘(graugefleckt) steindepill nennt: „Er kommt nicht vor einer oder mehreren Wochen vor dem Sommer und zieht Mitte September fort. Von diesem Vogel glauben einige, dass er unter die Zitzen der Milchschaafe fliegt.“ Von diesem Aberglauben habe ich auf Island nichts erfahren. Mohr erzählt, dass den Kindern auf den Farörn eingebildet wird, dass ihre Finger steif und krumm werden, wenn sie die Jungen oder Eier dieses Vogels anrühren. In Grönland lebt dieser Steinschmätzer auch bis zum 73° und darüber hinaus. Nach Grönland kommt er von Europa aus, da in Amerika überhaupt keine Saxicola vorkommt. Dieser Vogel giebt den Geographen einen Fingerzeig, Grönland zu Europa zu rechnen. 20) Der Zaunkönig Troglodytes europaeus Less., welcher auf Island Müsarbrödir oder Müsarrindill heisst, ist ebenso wie die Wasserralle nach Island verbannt. Seine Flugwerkzeuge sind nicht so beschaffen, dass sie ihn über das Meer zu tragen vermögen, daher muss er den Winter hindurch auf Island bleiben und seine Nahrung in der Nähe der menschlichen Wohnungen suchen. Obgleich ich auf meiner Reise viel von diesem Vogel erzählen gehört hatte, so hatte ich doch erst am Myvatn das Glück, ihn zu beobachten. Am 16. Juni, als ich in Begleitung des Herrn Jon von Reykjahli® nach Vogar ging, wurde ich gefragt, ob ich den Müsarbrödir schon auf Island gesehen und gehört habe; ich musste es leider wie früher oftmals verneinen. Hierüber freute sich mein Führer, indem er meinte, dass er der Erste 26 sein würde, der mir diesen Vogel zeigen würde. Die Lavatrümmer, bei denen wir passiren mussten, sollten die Aufenthaltsorte dieses laut singenden Vogels sein. Wir hörten ihn jedoch nicht, auch bei dem Heimgange machte sich kein Zaunkönig bemerkbar. Am 18. ging ich zum zweiten Male nach Vogar und hatte das Glück, nicht nur einen, sondern mehrere dieser Vögel zu sehen und zu hören. Am 19. traf ich in der Nähe von Kälfaströnd auch einige an. Später hatte ich, so oft ich die Lava vor Vogar betrat, Gelegenheit den Zaunkönig zu sehen und zu hören. Am 1. Juli fand ich sogar den Nistplatz auf; das Nest sah ich nicht, da es tief zwischen Lavatrümmern angelegt war, aus welchen ich mehrmals die alten Vögel hervorschlüpfen sah. In der Nähe fand ich die eine Hälfte eines Eies, aus dem das Junge geschlüpft war. Ausser am Myvatn sah und hörte ich den Zaunkönig nur noch an Einer Stelle, nämlich an dem grossen Wasserfall des Laxä, 1 Meile südlich von Laxamyri. In der Nacht vom 26. zum 27. Juni vernahm ich die Stimme des Müsarbrödirs, die aus der Tiefe des Stromes zu der Höhe des Berges empordrang, obgleich das To- ben des Wassers die Luft erfüllte. Als ich zum Flusse niedergestie- gen und auf den Felseninseln umherkletterte, kam dieser Vogel ganz in’ meine Nähe und sang sein Liedchen. Sein Gesang ist ein wenig verschieden von dem des deutschen Waldzaunkönigs und bei weitem nicht so laut. Dass ich im schönen Vaglir - Birkengebüsch, welches einem deutschen Zaunkönig sehr zusagen würde, keinen Vogel dieser Art antraf, wundert mich. Ueber ihn sagt J. Hallgrimsson: „Er ist der kleinste von den Vögeln auf Island und wahrscheinlich auch der einzigste, welcher zweimal im Jahre Junge erzieht. Er bleibt im Winter zurück und stiehlt sich dann in die Küchen zu Fleisch und andern Nahrungs- mitteln hinein, aber im Sommer fängt er Fliegen. Wenn er sich so hineinschleicht, grau und klein, mit dem Schwanze wie er ist, dann haben die Leute ihn mit einer Maus ähnlich gehalten und ihm so die- sen Namen (Mäusebruder) gegeben.“ In Grönland lebt der deutsche Zaunkönig nicht; dort soll jedoch der nordamerikanische Troglodytes palustris vorgekommen sein. *) *, Die Hausschwalbe Hirundo urbiea L. und die Rauchschwalbe Hirundo rustica L. kommen zuweilen nach Island; ich sah sie nicht. J. Hall- grimsson sagt, indem er die erste Baejarsvala, die andre Landsvala nennt: „Diese beiden Arten kommen einzeln nach Island und sind dort, so viel ich 27 21) Der Rabe Corvus eorax L., welcher auf Island Hrafn, vom gewöhnlichen Manne auch Krummi genannt wird, ist ein allbekannter und stellenweise ziemlich häufiger Standvogel; er bewohnt die Klippen und fliegt nur um Beute zu suchen in der Ebene umher, wo- bei er oft sehr kühn ist und lange nicht die Vorsicht eines deutschen Raben besitzt, wesshalb er oft die Beute des Schützen werden muss. So zählte ich um den Handelsplatz Holanes herum schon über 1 Dutzend während des Winters erlegter Raben, die zu reinen Mu- mien getrocknet waren. Nirgends zahlreicher an Individuenzahl traf ich den Raben zu Ende August als in der Nähe der Hauptstadt Reyk- javik; 1 Meile von hier, wo in einem steilen Gebirge jährlich Raben in Colonien horsten sollen, halten sie jeden Abend Versammlung und machen dort Nachtquartier. Des Morgens kehren sie zur Stadt zu- rück, während sie jeden Abend, was ich mehrmals selbst beobachtet habe, niedrig über die Erde hinfliegend in kleinen Gesellschaften ihrer Schlafstelle zueilen. Auf jenen Ort bezieht sich auch die Stelle aus J. Hallgrimsson, der über den Raben sagt: „Ihn kennt Ihr alle; aber lieb wäre es mir, wenn Ihr mir Etwas, was Ihr könnt, sagen wolltet, erstens über die Rabenversammlung (um hrafnapingin) und zweitens wie sehr possierlich er ist in seinen Fussspuren.“ Auch auf Island verleugnet der Rabe nicht seine Natur als zeitiger Brutvogel; wenn andere Vögel noch nicht an die Nestbereitung denken, hat der Rabe schon Junge. Als ich am 20. Mai bei Holanes landete, war das Erste, was ich sah, 3 lebende ziemlich befiederte Rabenjunge, die Tags zuvor ausgehoben waren; am 24. desselben Monats ritt ich mit meinem unvergesslichen Freunde stud. jur. Blöndal — für den Unter- richt, den er mir in seiner Muttersprache freundlichst ertheilt hat, sage ich ihm öffentlich Dank — am Fusse des schroffen und daher so interessanten Vatndalsfjall unter einem Jungen enthaltenden, un- nahbaren Rabenhorste durch; am 28. sah ich auf der Vogelinsel Drangey auch 3 junge Raben im Horste sitzen. In der Myvatn- Gegend findet man die Raben nicht so häufig als in den Thälern und an der Meeresküste. Man sieht dort täglich 1, höchstens 2 Raben über den See hinwegziehen. Den Rabenhorst habe ich am Myvatn nicht entdeckt; er soll in einer hohen Lavasäule angebracht sein. Nähert sich ein Rabe einem Kriuvarp — Brutplatz der Sterna weiss, erhalten worden, aber sie haben nicht angefangen, sich dort ein Nest zu bauen.“ 28 arctica — so wird er mit dem heftigsten Geschrei verjagt und lange verfolgt. In Grönland, wo der Rabe sehr häufig ist, findet er sich mehr im südlichen als im nördlichen Theile. Da er von dem euro- päischen Raben ein wenig abweichen soll, so hat ihn Holböll Corvus littoralis genannt. *) Von den Raubvögeln kommen in der Myvatn-Gegend vor: 22) Die Schneeeule Strix nyctea L., sie heisst auf Island Nättugla oder Snjö-ugla. Lebend sah ich sie nicht, ich sah nur ein in der Myvatn-Umgegend erlegtes und en a Exemplar zu Husavik. J. Hallgrimsson sagt: „Sie kommt zuweilen nach Island, wahr- scheinlich von Grönland, aber brütet doch nirgends im Lande so viel ich weiss. Diese Eule ist gross, mehr als eine Elle in Länge und un- gefähr 3 Ellen in Flügelweite.“ Dass die Schneeeule mitunter auf Island brütet, ist nicht so un- wahrscheinlich. Zu Reykjavik erfuhr ich von einem Kaufmanne, dass im Monate Juni eine Eule dieser Art in dem Gebirge bei Hafnafjördr gefangen ist. | In Grönland findet sich die Schneeeule überall; im Sommer aber häufiger im Norden als im Süden. **) 23) Der Jagdfalke Falco islandieus Brünn. heisöt auf Island Fälki oder Valur. Durch die Nachstellungen, die sowohl der Falke selbst, als auch seine Brut erlitten hat, ist er auf Island ziemlich sel- ten geworden. Während des Sommers hält er sich im Innern der Insel auf, wo er in den steilen Wänden der Gebirge horstet. Im *) J. Hallgrimsson führt noch als isländisch an die gemeine Krähe Corvus cornix L., welche Kräka (sprich Krauka) heisst, und sagt: „Sie ist nicht zu Hause auf Island, aber kommt doch ab und zu. Ihr kennt sie alle von hier.“ Ferner führt er an Fareyja-hrafn (Farörn’scher Rabe) und nennt ihn Corvus corone und sagt: „Er ist schwarz an Farbe und viel kleiner als der Rabe, kahl um die Schnabelwurzel; es ist derselbe Vogel, der auf Videy gefangen wurde und über welchen Eggert Olafsson ein Gedicht gemacht hat.“ *) Die Sumpf-Ohreule Strix brachyotus Forst., welche auf Island keinen specielleren Namen als Ugla (Eule) führt, sah ich nicht, da sie nur selten auf Island vorkommt. Vielleicht ist sie Bewohnerin der Myvatn-Gegend. J. Hallgrimsson, der diese Eule Trjäugla, brandugla und lateinisch Strix aluco nennt, sagt: „Sie ist viel kleiner als jene (Schneeeule), dunkelbraun an Farbe und weiss unter dem Bauche; ich habe sie nicht auf Island gesehen; aber es ist ganz wahrscheinlich diese Eule, welche Eggert und Bjarn in ihrer Reise- beschreibung beschrieben haben; bie Abbildung ist so schlecht mn dass kein Mensch sehen kann, was für. ein Geschöpf es sein soll.“ / 29 Winter nähert er sich der Seeküste und den menschlichen Wohnun- gen. Ich hatte das Glück, zweimal diesen Falken im Freien zu sehen: am 18. Juli auf Neslönd und am 31. Juli in der Myvatnshei®i. Am 14. Juni bekam ich zu Hamar am Laxä 3 in der Myvatn-Gegend ge- fundene schöne Eier; und am 29. erhielt ich 2 lebende, flugbare Junge, die jedoch auf der Rückreise zur See starben. Herr Professor Blasius schreibt mir am 9. Januar 1857 unter anderm: „Sehr interessant ist es mir gewesen, unter den Falken *) auch den Falco arcticus Holböll von Island zu finden. Kjaerbölling behauptet, er komme dort nicht vor. Zwar habe ich ihn schon früher von Island angeblich erhalten; da Sie aber die Sachen selber dort gesammelt haben, so ist es nun ganz sicher, dass er dort vorkommt. Es waren nur zwei jüngere Exemplare von F. arcticus dabei, von denen ich das eine zurück behalten habe. Das andere, ebenfalls ganz E normal, mit Querflecken an den Weichen, Hosen, dem Rücken etc. schicke ich wieder mit. Die übrigen, sämmtlich mit Längsflecken auf den Hosen; Weichen und dem Rücken sind normale F. islandicus (candicans).“ Da das folgende aus dem Briefe des Herrn Professors sich auf die ornithologische Streitfrage, ob die nordischen Jagdfalken eine, zwei oder drei Arten ausmachen, bezieht, so will ich es anfüh- ren. Er fragt nämlich: „Haben Sie irgend etwas in Island darüber erfahren, ob die beiden Formen, F. arcticus: mit Querflecken, und F. candicans: mit Längsflecken, in Island getrennt von einander brü- ten, oder sich gegenseitig paaren, wie Corvus cornix und corone? Das würde, wie es. mir scheint, allein über die specifische Selbst- ständigkeit entscheiden können. In Grösse, in Körperverhältnissen, in allen plastischen Beziehungen sind beide vollständig identisch. Es ist ganz unbegründet, wenn Kjaerbölling behauptet, die Verhältnisse der Fussbildung seien abweichend. Aber die Zeichnung und Ent- wickelung der Farben nach dem Alter ist bei beiden verschieden. Unterscheiden kann man sie; es fragt sich nur, ob man muss. Uebri- gens kommen beide Formen sowohl in Grönland als in Island vor. Das Berliner Exemplar von Pallas ist F. candicans (islandicus) aus Sibirien. Sollten Sie bestimmte Kunde darüber erhalten haben, ob beide Formen in Island getrennt oder gemischt sich fortpflanzen, so *) Meine mitgebrachten Falkenbälge (es waren 7 Stück, unter denen ein weisser und zwei ganz junge Falken waren) hatte ich an den Herrn Prof. Bla- sius auf seinen Wunsch zur Ansicht und Untersuchung gesandt. 30 würden Sie mir einen grossen Gefallen damit erweisen, wenn Sie mir das thatsächliche Verhältniss mittheilten. Den Beobachtungen in Grönland ist vielleicht nicht unbedingt zu trauen.‘ Die beiden als Falco arcticus Holböll erkannten Falken sind auf Island erlegt; ich habe beide frisch getödtet bekommen und zwar am Myvatn, welches die an Falken reichste Gegend sein soll. Den einen erhielt ich am 2. Juli: er war in der Heiöigegend am Hlidarfjall ge- schossen; den zweiten bekam ich am 14. Juli: er war am 12. vom Herrn Johannes zu Geiteyjarströnd, auf dessen Brutinsel er Ver- wüstungen anrichtete, getödtet und mir für eine Uhrkette im Fleische überlassen. Die Isländer unterscheiden die beiden Falkenverschie- denheiten nicht. Dass F. arcticus auf Island brütet, glaube ich, da er sich während des Sommers dortaufhält. Warum sollten diein Grönland ausgebrüteten Falken den Sommer in Island verbringen und erst, wenn sie brutfähig sind, nach Grönland zurückkehren? Sollte sich nicht ein sogenannter F. arcticus mit Querflecken nach wenigen Jah- ren in einen wirklichen F. islandicus mit Längsflecken verändern können? Meine beiden F. areticus sind vielleicht Geschwister gewe- sen, da sie in derselben Gegend getödtet sind! Meine 3 mitgebrachten Falkeneier mögen sogar den Eltern dieser beiden angehört haben, da sie in der Umgegend des Myvatn gefunden sind! Ob beide Formen getrennt oder gemischt sich fortpflanzen, ist schwer auszumachen; ich glaube, dass sie sich gemischt paaren und nicht auf so kleine Abweichung ihres Federkleides Rücksicht nehmen! Sieht man doch oft in Deutschland einen dunkeln Bussard mit einem weissen verbun- den, obgleich der Farbenunterschied noch greller hervortritt. Spätere Beobachtungen über F. areticus und islandieus müssen darthun, ob sie eine oder zwei Arten ausmachen. Ueber den isländischen Falken schreibt J. Hallgrimsson: „Die- sen grossen Jagdheld kennt Ihr alle. Er zieht kaum aus dem Lande, ausgenommen die jährigen Vögel, welche zuweilen zum Festlande fliegen. Es ist noch ungewiss, ob der weisse Falke alter Vogel oder ob er Artunterschied ist; ich bin der ersten Meinung.“ ° Sowohl im nördlichen als im südlichen Theile Grönlands ist der Jagdfalke ziemlich häufig. *) *) Faber und nach ihm J. Hallgrimsson führen den Lanne rfalken Falco lanarins Pall. als Bewohner Islands an. Letzterer sagt, indem er diesen Falken Stjörnufälki nennt: Er ist etwas kleiner als der Falke (Falco islandieus) und al 24) Der Zwergfalke Falco aesalon Gm. heisst auf Island Smi- rill, man nennt ihn im gewöhnlichen Leben Smirl. Er ist ein auf Island nicht häufiger Vogel, man sieht ihn doch bedeutend öfter als den Jagdfalken. Als ich am 21. Mai meine erste Excursion auf Island machte und von Holanes aus am Fusse des Späkonufellsberg entlang ging, hörte ich ein lautes Geschrei aus der Ferne und bemerkte bald einen Raben, welcher von zwei Zwergfalken verfolgt wurde. Der eine Falke liess bald von der Verfolgung ab; aus dem Benehmen des an- dern entnahm ich, dass beide ein Pärchen und in der Nähe ihren Nist- platz haben mussten. Nachdem der Rabe weit genug vertrieben war, flog der zweite Falke auch zurück einem Bache zu. Ich folgte ihm und wurde ebenso wie der Rabe von dem Falken begrüsst; wo jedoch ihr Nest stand, konnte ich nicht gewahr werden. Der kleine Bach hatte sich sein Bett durch einen Berg hindurch gebrochen und am linken Ufer das Gestein desselben, den Basalt, bloss gelegt, welcher nun eine steile Wand mit kleinen Absätzen, die stellenweise von Rasen schon bedeckt waren, bildet. Da an dieser Wand das Falkennest sein musste und ich es nicht finden konnte, so verliess ich den Platz, um gegen Abend mich vorsichtiger zu nähern und den Vogel abfliegen zu sehen, was mir auch wirklich gelang. Nachdem ich die Stelle genau gemerkt hatte, kletterte ich auf Strümpfen hinauf und fand 2 Eier, von denen ich nur 1 mitnahm, um das vollständige Gelege zu erhal- ten. Das Weibchen legte 5 Eier, am 27. holte ich die letzten herunter: Zwergfalkeneier bekam ich noch mehrmals auf Island, so zu Hamar, Helluvad, Husavik, welche Orte zu der Myvatn-Gegend gehören. Auf den Inseln des Myvatn sah ich nie diesen Falken, wohl aber in der Lava zwischen Vogar und Geiteyjarströnd, wo er den kleinen Vögeln nachstellte. Zu Akureyri erzählte mir Herr Amtmann Havstein, der dunkler an Farbe, mit bläulichem Schnabel und Klauen. Er ist kein isländischer Vogel, sondern hat seine Heimath im nordöstlichen Theile Europa’s, z. B. in Russland, Polen und Ungarn, doch verirrt er sich zuweilen nach Island und der selige Vogel-Faber schoss einen bei Akureyri im Herbste 1819.“ Am 18. Sep- tember 1819 erlegte Faber bei Akureyri einen Falken, den er für einen F. lana- rius hielt. Dass der wirkliche Lannerfalke nach Island gekommen sei, ist wohl nicht anzunehmen; es ist jedenfalls ein anderer Falke gewesen; vielleicht war es nur ein junges Jagdfalken-Männchen, oder gar ein Wanderfalke F. peregri- nus, der auch nicht selten nach Grönland kommt und dort brütet. Ueber das Vorkommen des Wanderfalken auf Island habe ich jedoch nirgends Nachricht erhalten. Da die meisten isländischen Vogelbälge nach England gesandt wer- den, so müssten die englischen Ornithologen uns hierüber näheren Bescheid geben können, 32 “ Gouverneur von Nord-Island, dass in einer Bergschlucht, gräde auf von seiner Wohnung Frederiksgafa im Hörgä-Thale, ein Zwergfalken- horst gewesen sei, aus dem die Jungen ausgeflogen sind. Als ich mich 8 Tage bei dem Amtmann 'aufhielt (sein Haus ist das einzige Steinhaus auf Island, welches der dänische König demselben hat er- bauen lassen!), hatte ich täglich Gelegenheit, diese Falkenfamilie zu sehen. Sie flogen oft bei der Wohnung umher und setzten sich auch auf den Kirchthurm, von wo der Sohn des Arztes Skaptasen sie ein- mal durch einen Flintenschuss verscheuchte. Ueber den Zwergfalken (dvergfälki) sagt J. Hallgrimsson: „Er zieht zum Festlande im Winter, aber kommt zurück mit den Titlingen (kleinen Vögeln) im Frühlinge — denn er lebt, soviel ich weiss, nicht von andern —; auch brütet er um die Zeit und hat 3 oder 5 gelb- braune Eier.“ ' In Grönland lebt der Zwergfalke nicht! Auf meiner Reise in Lappland hatte ich mehrmals Gelegenheit, diesen Falken zu sehen und am Horste zu beobachten. Am 6. Juli erstieg ich bei Pajerim einen Horst auf einer Kiefer, der 3 Junge und 1.faules Ei enthielt. - 25) Der weissschwänzige Seeadler Aquila albicilla L. wird auf Island Örn, vom gemeinen Mann auch Assa genannt; er ist auf Island nicht so häufig, als ich vorher nach den Berichten glaubte. Ich selbst sah diesen Adler dort nicht, fand jedoch zweimal Spuren von ihm; zuerst am 24. Mai im Vatnsdalr bei Hvamur, wo die Fänge eines kürzlich getödteten Adlers am Hause aufgehängt waren; dann am 28. Juni auf Kalsholmi im Myvatn, wo der Adler bei dem Kampfe mit einer Bergente eine schneeweisse Schwanzfeder verlo- ren hatte. Dieser Adler des Myvatn soll in der Nähe in der Lava brüten. ; Dr. Staudinger fand in Süd-Island einen Seeadler im Dunen- kleide. ' Ueber den Seeadler (Sj6-örn) sagt J. Hallgrimsson: „Er hat seine Heimath auf Island und baut sich ein Nest in Klippen; jung ist er dunkelgrau mit schwarzem Schnabel, aber er erhält mit dem Alter gelben Schnabel und weissen Schwanz und wird grauer dann am Kopfe. Diese Farbenverschiedenheit hat dazu veranlasst, dass einige 3 Arten aus der einen gemacht haben und einige noch fest darauf be- stehen. So nennen sie den alten Adler weissköpfig (A. leucocephala); aber Alles ist doch eigentlich derselbe Vogel. Der Adler wird a 4 alhr® pyolyhoy © Puopausphp Pruopsoaap Puogsiollp12g 33 100 Jahre und mehr alt und kann 15 Meilen*) in der Stunde fliegen. $ In Grönland ist der Seeadler gleich häufig im Norden und im Süden. Mit diesem Vogel schliesst die zweite und letzte Gruppe der Be- wohner des Myvatn. Sollte ich späterhin noch einmal das Glück haben, diesen für den Ornithologen so wichtigen See zu besuchen, so würde ich mich be- mühen, die vielen Lücken, die obige Mittheilungen noch haben, aus- zufüllen. Sollte ein Andrer dorthin reisen, so wird es dessen Aufgabe sein, diesen meinen Bericht über den Myvatn und seine Bewohner zu verbessern und zu vervollständigen. Daher bittet um gütige Nachsicht der Verfasser Th. Krüper, Dr. phil. Ückermünde (Pommern), den 5. Februar 1857. Nr. 2 Die Inseln des Myvatn. (Hierzu eine Karte.) h Von Dr. Th. Krüper. Der Myvatn, dieser für den Ornithologen so sehr interessante Landsee Islands, verdient den Freunden der Ornithologie näher be- kannt zu werden. In den nachfolgenden Zeilen und der beigegebenen Karte werde ich versuchen, den Lesern ein schwaches Bild von dem Myvatn und seinen Inseln zu geben, Wer jedoch im Stande ist, sich den Genuss von der Wirklichkeit zu verschaffen, der mag die weite Reise unternehmen: seine bescheidenen Erwartungen werden gewiss übertroffen werden. *) Im Texte steht „Drjär Pingmannaleidir.“ Zu Reykjavik sagte mir ein Isländer, dass ein „Pingmannaleid“ gleich 3 Meilen sei; mein Reisegefährte IIerr Taergesen behauptet, dass es soviel als 5 Meilen sei. Naumannia 1857. 3 34 Mit der Lage, der Umgebung und den Bewohnern dieses grossen Binnensees habe ich den Leser schon in diesen Blättern bekannt ge- macht; es bleibt nur noch übrig, die Inseln dieses Sees, deren Lage zu einander aus beigegebener Karte zu ersehen ist, näher zu beschrei- ben und deren Bewohner zu nennen. Bevor ich die Inseln anführe, diene zur Verständigung, dass die Nummer vor jeder Insel sich auf die Nummer in der Karte bezieht; dass der mehrmals gebrauchte Ausdruck Holm oder Verpholm Insel oder Brutinsel bedeutet. Schliesslich kann ich es nicht unterlassen, meinem werthen Freunde Jon zu Vogar für die Unterstützung, die er mir bei der An- fertigung der Karte des Myvatn und der nachfolgenden Beschreibung geleistet hat, meinen Dank öffentlich auszusprechen. Ferner sei allen Bewohnern des Myvatn, die mir bei meinen Bestrebungen behülflich gewesen sind, hiermit herzlich Dank gesagt! I. Zu Reykjahli® gehören folgende Inseln: Nr. 1. Birgers sker. Zu dieser Insel, welche ganz nahe am Lande liegt, watete ich am 14. Juli, um sie zu untersuchen und die nicht ausgebrüteten Eier der Sterna arctica zu sammeln. Die Insel ist flach und mit schönem Grase versehen; nur am äussersten Rande sind kleinere Steinanhäufungen, die sich nordwärts 20—30 Schritt in den See fortsetzen. Der häufigste Brutvogel ist hier die arktische Seeschwalbe, die sich in solcher Zahl hier aufhielt, dass ich wenig- stens 60—70 Junge vermuthen konnte; dieses war jedoch nicht der Fall; ich traf nur 8—10 lebende, ausserdem noch viele todte Junge und 12 Eier. Ein Junges verliess bei meiner Annäherung die Insel und schwamm in den See hinein. Das Geschrei der Seeschwalben, welches ich in meiner Stube in Reykjahli® ganz deutlich vernehmen konnte, hörte fast nie auf, nur in der Nacht von 12—1 Uhr war es nicht so laut. Am grössten war der Lärm, wenn eine Raubmöve oder ein Rabe sich der Insel näherte. Ausser dieser Sterna brütete auf die- ser kleinen Insel nur noch Anas marila in 5—6 Paaren, 1 Anas islandica zwischen den Steinen, und einige Pärchen Phalaropus cinereus. | Bevor man zur Birgers sker kommt, betritt man eine ganz kleine, längliche Insel, auf welcher nur 1 Anas marila brütete. Podiceps arcticus hatte hier in den Binsen, die der Insel entlang standen, meh- rere schwimmende Nester erbaut. 35 Nr. 2. Ölversholmi. Am Sonntage den 15. Juni — an diesem Tage sollte in Reykjahli® Kirche gehalten werden, was dort alle drei Wochen stattfindet, jedoch des schlechten Wetters wegen kam weder der Pastor noch die Bauern — machte ich am Nachmittage, da das Wetter sich geändert hatte, meine erste Excursion nach Grimsta®%ir hin; als ich am Abend zurückkehrte, kam mir mein Wirth entgegen mit der Frage, ob ich zum Verpholme mitfahren wollte. Nachdem ich Abendbrot gegessen hatte, fuhren wir — der Wirth mit seiner ältesten Tochter, ein Pastor aus dem Mula-Syssel, der gegen Abend gekommen war, so wie ich — zur genannten Insel. Sie ist nicht gross, gehört aber doch zu den besten Brutplätzen des Myvatn. Der mittlere Theil ist etwas erhaben, mit Graswuchs und einigen Spalten im Gesteine; rings um diesen höheren Theil ist Weidengebüsch, zwischen welchem Angelicastauden standen und recht üppig wuchsen. Meine 3 Begleiter sprachen dieser Pflanze tüchtig zu, d. h. sie speisten dieselbe, nach- dem die dickere Oberhaut des Stengels abgezogen war. Erst später fand ich Geschmack an dieser Speise und bediente mich ihrer, so oft ich nur Gelegenheit hatte; auf diese Weise suchte ich mich für die gänzlich fehlenden Gemüsearten zu entschädigen. | Durch das Einsammeln der Eier ergab sich, dass Anas marila der häufigste Brutvogel auf dieser von mir zuerst besuchten Insel war; dann Anas glacialis und A. islandica; ausser diesen Enten fanden wir noch Anas penelope, Mergus serrator und 1 Nest der Anas nigra. - Ausserdem lagen hier noch viele Sterna arctica-Eier und im Grase oder unter den Weiden die Nester des kleinen Wassertreters. Hier auf dieser Insel sah ich den Wunsch, den man oft von Eiersammlern aussprechen hört, „dass man in Einem Neste die Eier verschiedener Vogel-Arten finden müsste“ erfüllt: ich fand ein Entennest, in welches Anas marila, glacialis, "penelope und Mergus serrator Eier gelegt hatten. Späterhin traf ich solche Nester nicht selten an; so findet man oft die Eier des Sägetauchers und der isländischen Schellente in Einem Neste. Als wir mit dem Einsammeln der Eier beinahe fertig waren, begab ich mich zum höchsten Punkte der Insel und betrachtete durch ein Fernrohr die Enten, von denen eine Menge, Männchen und Weib- ‚chen, auf den nahen aus dem Wasser ragenden Steinen sassen, wäh- rend ein andrer Theil um die Insel herumsehwamm; unter diesen machte sich besonders die Hävella (Anas glacialis) bemerkbar, indem 3* 36 das Weibchen von dem zärtlichen, a-a at la schreienden Männchen verfolgt wurde. In der Nacht um 2 Uhr kehrten wir befriedigt nach Reykjahli% zurück. Von den eingesammelten Eiern standen mir zu Gebote, so viel ich wollte und so viel ich für meine Zwecke brauchbar hielt. Nr. 3. Geitey. Diese Insel, sowie Nr. 4, 6, 7, 8, 9 besuchte ich am 28. Juni, am Tage nach meiner Rückkehr von Husavik. Das Ein- sammeln der Eier auf diesen Inseln dauerte vom Morgen bis zum spä- ten Abend. Zwei Töchter meines Wirthes, so wie zwei Dienstleute desselben waren meine Begleiter an diesem Tage. Geitey ist eine ziemlich grosse Insel, die nur wenigen Vögeln zum ‚ Brutplatze dient, dagegen zum Faange der Forellen vortheilhaft benutzt wird. Auf derselben befinden sich 4 hohe Berge, von denen der eine ziemlich steil gegen das Wasser abfällt; zwischen diesen Bergen liegt schönes Weideland und kleine Binnenseen. Die vornehmsten Brut- vögel sind hier die isländischen Schellenten und die Sägetaucher, welche beide in den Steinlöchern ihre Eier legen. F'erner brüten hier einige wenige Anas marila, A. glacialis (Eier fand ich hier nicht, aber Junge), 1 A. boschas, vielleicht auch A. crecca, da ich auf einem Binnensee eine ganze Pamilie antraf; ferner mehrere Sterna arctica, Phalaropus cinereus, 1 Totanus calidris- und in den Lavahöhlungen 1 Emberiza nivalis-Pärchen. Nr. 4. Kidey ist ein sehr guter Verpholm: auf ihm ist Gebüsch und freie Grasplätze. Der höher gelegene mit Weiden bewachsene, steinige Theil ist vielfach zerrissen und bildet viele tiefe, unterirdische Höhlungen mit engeren Eingängen, in welche die kleinere Tochter meines Wirthes hineinfahren d. h. hineinkriechen musste, um die Eier hervorzuholen; hierbei wurden nicht selten die alten Vögel ergriffen. Eine solche Beschaffenheit der Insel lässt schon errathen, was für Vögel hier vorzugsweise brüten: es sind die Sägetaucher, die hier in grosser Anzahl unter der Erde wohnen, und die Schellenten mit ihren schönen, weissen Dunennestern. Unter den Weiden “und andern höhern Pflanzen brütet hier Anas marila in Mehrzahl, Anas glacialis und penelope; in manchen Jahren mag hier auch Anas nigra ihre Eier legen, was in dem gegenwärtigen nicht der Fall war. Ausser den Entenarten nisteten hier’ einige Sterna arctica, Phalaropus cinereus, Totanus calidris, so wie Podiceps arcticus mit seinem schwimmen- den Neste. 37 Ganz in der Nähe dieser Insel liegt eine ganz kleine, zu welcher einer von den Leuten watete und die Eier einsammelte. Diese waren meistens von A. marila, nur wenige A. glacialis und Mergus serrator. Nr. 5. Sirey ytri. Diese Insel, welehe keine oder wenige Brut- vögel beherbergen soll, untersuchte ich nicht. Nr. 6. Sirey si®ri ist eine langgezogene, in eine Spitze auslau- fende Insel, an deren breiterem Ende eine mit Gras bewachsene Anhöhe ist. Die niedrigen Stellen, mit Ausnahme der in die See laufenden Spitze, die mit schönem Gras- und Pflanzenwuchse ver- sehen ist, werden von Weidenbüschen eingenommen. Da unsere beiden Arbeitsleute hier mehrere Male ihre Netze nach den schönen Forellen (Silungur) auswarfen, so musste ich mit den beiden Isländerinnen die Eier einsammeln. Als Brutvögel traf ich hier Anas marila in Menge, A. glacialis (ein Eisentenweibchen brütete hier so emsig, dass ich es auf dem Neste streicheln konnte), 1 Anas boschas, welche, nachdem ich sie von den Eiern gejagt hatte, umher- flog und viel Geschrei machte, was die übrigen Enten nicht thun, und 1 Anas nigra, die dicht vor meinen Füssen vom Neste flog. Ausser den Enten brütete auf dieser Insel eine grosse Anzahl Seeschwalben, die zum grössten Theile schon Junge hatten; ich sammelte noch über ein Dutzend nicht ausgebrüteter Eier ein; viele Paare Phalaropus cinereus und 3—4 Paare Totanus calidris, deren Nester jedoch nicht aufzufinden waren. Nr. 7. Kalsholmi. Eine nicht grosse Insel mit einem Hügel. Hier brütete Anas marila; Tags zuvor, als ich diese Insel besuchte, war hier ein A. marila-Weibchen auf den Eiern von einem Raubvogel angefallen, welches sich erst nach heftigem Kampfe ergeben zu haben ‚scheint, da wir verschiedene Stellen fanden, wo beide gekämpft hatten. Dieser Räuber war der grosse Seeadler gewesen, der in Folge des Kampfes eine schneeweisse Schwanzfeder, die meine Begleiterin in den Eierkorb’legte und mitnahm, eingebüsst hatte. Anas marila wird oft die Beute dieses Adlers oder auch des Falken; auf fast jeder Insel fand ich die Ueberreste dieser Ente. Andere Brutvögel auf Kalsholmi waren Anas glacialis, islandica, Mergus serrator und Phalaropus cinereus. Nr. 8. Klettur. Nr. 9. Vöttur. Diese beiden Inseln sind fast von derselben Beschaffenheit und werden daher auch von denselben Vögeln bewohnt. Niedrig und dicht mit Angelica und andern Pflanzen 38 bewachsen, sind sie ziemlich gute Brutplätze. Der zahlreichste Be- wohner dieser Inseln ist Anas marila; es finden sich noch einige Anas glacialis, penelope, nur wenige Mergus und A. islandica. Auf Vöttur fand ich noch ein Nest von Anas nigra; da das Weibchen schon stark brütete, flog es dicht vor meinen Füssen von seinen 5 Eiern. U. Den Besitzern von Vogar gehören folgende Inseln: Nr. 10. Birgers tanga sker. Diese Insel, sowie Nr. 11 und 12 besuchte ich am 18. Juni in Begleitung zweier Dienstleute und eines Knaben. Nr. 10 ist eine kleine flache Insel mit Graswuchs; auf ihr brüteten einige A. marila, glacialis, einzelne A. islandica, mehrere Sterna arctica, Phalaropus cinereus und 1 Totanus calidris. Nr. 11. Austari Flud und Nr. 12. Vestari Flud, beide Inseln sind ziemlich gleich gebaut: sie sind Steinanhäufungen, mit wenig Gras und einigen Angelicastauden. Auf Nr. 11 brüteten viele Anas islandica, einzelne A. marila und glacialis und 1 Mergus serrator. Nr. 12 hatte nur A. islandica inne. An beiden Inseln fanden wir Nester von Podiceps arcticus. Nr. 13. Langholmi. Dieses kleine Eiland besuchte ich nicht; es enthält wenig Weidengebüsch und soll nur 3—4 Paaren A. marila zum Brutplatze dienen. Nr. 14. Varpteigar. Diesen grossen Verpholm besuchte ich am 16. Juni mit seinem Besitzer und zwei Dienstleuten. In Dr. Thie- nemann’s bekannter isländischer Reisebeschreibung ist ein kleiner Theil dieser schönen Insel bildlich dargestellt. So frei und offen, wie abgebildet ist, stehen freilich die Entennester, mit den Eiern in der Natur selbst nicht; man sieht beim Betreten kein einziges Nest, son- dern findet sie erst bei dem langsamen Nachsuchen. Varpteigar ist eine flache, nur an wenigen Stellen durch Gestein erhabene Insel, die viel Gebüsch und zwischen diesem unebnes Wiesenland enthält. Brut- vögel waren hier folgende: Anas marila, die wie überall in ziemlicher Anzahl unter den Büschen und zwischen dem Grase nistete; von die- ser Ente wurde hier einige Tage später das kleinste ‚Spulei meiner Sammlung aufgefunden. A. glacialis, auch in Mehrzahl, von A. pene- lope einige Paare, von Anas nigra nur ein Pärchen; mehrere hingegen von A. islandica und den Sägern. An den freien Plätzen nisteten mehrere arktische Seeschwalben, 6—8 Paare des rothschenkligen Wasserläufers, deren Nester in hohem Grase versteckt nicht aufge- funden wurden, viele Paare des zahmen Woassertreters. Dicht an 39 dieser Insel, so dass ich vom Lande aus hinzukommen konnte, waren mehrere Nester des Podiceps arcticus; Eier dieses Vogels, sowie von A. marila fand ich mehrfach am Ufer ohne Nest. Ferner hielt sich hier, während wir sammelten, ein Numenius phaeopns auf, der jedoch nach Aussage des Besitzers nicht auf dieser Insel, sondern auf dem benachbarten Neslönd sein Nest haben sollte. - Colymbus glacialis, der hier früher gebrütet haben soll, wird jetzt nicht mehr angetroffen. Nr. 15. Jarpkollu sker, eine kleine Insel, auf der nur 2 A. ma- rila brüten sollen. Diese Insel, sowie Nr. 16, 17, 18 betrat ich nicht selbst. | Nr. 16. Hellir klett sker, vestara mit wenigem Gebüsch und ‚Nr. 17. Hellir klett sker, austara; beide Inseln sollen nur wenig Brutvögel enthalten. Nr. 18. Porolfsteigur, eine Steininsel, auf welcher Mergus serrator, Anas islandica, marila und glacialis brüten sollen. III. Zu Geiteyjarströnd gehören folgende 3 Inseln: Nr. 19. Krokholmi. Nr. 20. Landholmi. Nr. 21. Häey. Diese 3 Inseln habe ich nicht besucht, jedoch standen die auf densel- ben gesammelten Eier zu meiner Ansicht und Auswahl durch gütige Erlaubniss der Besitzer Herren Jon und Johannes bereit. Häey ist ein hoher Berg und soll keine Brutvögel beherbergen. Dagegen sind die beiden andern gute Brutplätze: es brüten dort A. marila, glacialis, penelope, islandica, auch 1 Trauerentenpaar und einige Sägeenten; mehrere Wassertreter, Rothschenkel und Steissfüsse; von letzteren wurde hier ein Spulei — isl. Örverpi — gefunden, welches ich von dem Finder, einer kleinen Isländerin, durch Geschenke erwarb. IV. Zu Kälfaströnd gehören folgende 7 Inseln: Nr. 22. Hrutey und Nr. 23. Nesi%. "Diese beiden Inseln be- suchte ich nicht, da man Tags zuvor, als ich in Kälfaströnd war, dort die Eier gesammelt hatte. Hrutey enthält mehrere hohe Berge und soll mit dem Reykjahli®-Holme Geitey Aehnlichkeit haben. Daher sind als Nistvögel die Schellenten und Sägeenten anzutreffen. Nesi’ö hingegen soll eine der besten Brutinseln des Myvatn sein; sie enthält Wald d.h. Gebüsch und soll alle Brutvögel beherbergen; auch Anas nigra hatte in diesem Jahre dort ihre Eier gelegt, die für mich durch den alten ehrwürdigen Thomas, der in seinen jüngeren Jahren in Deutschland gewesen war, aufbewahrt wurden. 40 Nr. 24. Hriggholmi. Nr. 25. Töglin. Diese beiden sowie die folgenden 3 Verpholme besuchte ich am 19. Juni in Begleitung des Herrn Jon zu Vogar und zweier Knaben aus Kälfaströnd. Beide ‚Inseln sind erhaben durch Lavagestein; es brüten hier Anas islandica und Mergus serrator, am Rande der Inseln einzelne A. marila, glacia- lis, auch penelope; im Wasser zwischen Binsen Podiceps arcticus. Auf Nr. 24 ergriff ich einen Säger, grade als er aus einem Erdloche herausfliegen wollte. Das Nest desselben war in einer Höhle, die 3 so enge und steile Ausgänge hatte, dass die Knaben nicht hineinzukrie- chen vermochten. Während wir uns. noch vergeblich mit der Unter- suchung der Eingänge beschäftigten, kam aus einem derselben noch ein Säger heraus. Nr. 26. Rangholmi. Eine ziemlich flache Insel mit schönem Graswuchs; auf ihr brütete in grosser Zahl Sterna arctica, deren Junge am Tage des Besuchs am 19. Juni aus den Eiern kamen; ferner meh- rere Phalaropus cinereus und 1 Totanus calidris, dessen Nest mit vier Eiern’ der eine Knabe auffand. Leider gingen diese’ vier ungemein grossen Eier nebst einer Anzahl anderer unausgeblasener in eine Tonne gepackter Eier durch den Fall der Tonne vom Packpferde zu Grunde! Nur wenige Enten nisteten auf Rangholmi, es waren A. ma- rila und glacialis. Hart am Lande zwischen Binsen ge einige Podiceps-Nester. ‚Nr. 27. Kriusker und Nr. 28. Klettur. Beide Inseln besuchte ich zwei Mal: am 19. Juni und 4. Juli. Auf der flachen Kriusker heck- ten viele Kria (Sterna arctica), ferner A. marila und glacialis; auf Klettur mehrere A. islandica und andere. Zu Kälfaströnd gehörten noch einige ganz kleine unbenannte Inseln. V. Zu Skutusta®ir gehört nur Nr. 29. Miklaey, die grösste Insel im Myvatn, jedoch der schlechteste Brutplatz. Sie besteht aus vielen vulkanischen Bergen und soll als Heckvögel nur Schellenten und Sägetaucher besitzen. VI. Zu Alptagardi gehört Nr. 30. Diritey. Was für Vögel diese Insel aufweisen kann, weiss ich nicht; es ist kein guter Entenplatz. VI. Zu Haganes folgende Inseln: Nr. 31. Bekrar. Nr. 32. porbjargarholmi. Nr. 33. Svid- ningsey, welche 3 ich wegen Mangel an Zeit nicht betreten konnte. 41 Auf Nr. 32 sollen mehrere Enten brüten; Nr. 31 sind Klippen; Nr. 53, die ein einfacher Berg, ein alter Krater sein soll, beherbergt keine Brutvögel. VIII. Dem Besitzer von indbeikat gehört Nr. 34. Porger%arsker, auf welcher Insel nur Anas marila und glacialis nisten sollen. IX: Zu Ytrineslönd gehören: Nr. 35. Hästrokur. Nr. 36. Landholmi. Nr. 37. Istiholmi. Diese 3 Inseln liegen in einem tiefen Einschnitte des Sees. Am 18. Juli fuhr ich in Begleitung des Besitzers Herrn Kristofer’s und des Herrn Gamaliel’s zu dem Landholmi und sammelte dort ein Dutzend unausgebrüteter Sterna-Eier ein. Der hauptsächlichste Brutvogel ist die Seeschwalbe; ferner war dort A. marila, glacialis und islandiea. Diese Insel erhebt sich allmählig und endigt in einem Lavablock. Die beiden andern scheinen von derselben Beschaffen- heit zu sein. Den Eiern nach zu urtheilen, deren Durchsicht und Aus- wahl mir vom Herrn Kristofer bereitwilligst gestattet wurde, hatten auf den 3 Inseln meistens Anas marila, glacialis, islandica, einige A. penelope, wenige Mergus serrator und eine Anas nigra gebrütet. X. Zu Grimsta®%ir gehören folgende Inseln: » Nr. 38. Kriusker, ein kleines Eiland, auf dem nur die Kria (Sterna arctica) brüten soll. Nr. 39. Langa grunn. Nr. 40. Kerkjuholmi. Beide sind kleine flache Steininseln, die jedoch ganz dicht mit üppigen Angelica- stauden und anderen Pflanzen bewachsen. Ich sammelte auf beiden Inseln am 23. Juni und fand, dass die meisten Brutvögel A. marila waren; ausser dieser Ente trafen wir noch sehr wenige A. glacialis und islandica. Auf der einen Insel nahmen wir 134, von der anderen 71 Eier fort. Nr. 41. Slutnes. Diese grosse und ausgezeichnete Brutinsel ist mit vielem und hohem Weidengebüsch und einigen Birken bewachsen; sie hat nur wenige unterirdische Höhlungen, aber zwei kleine Binnen- seen, die stets von Enten und Wassertretern belebt werden. Auf die- ser Insel sammelten wir, 3 Männer und ich, am 23. Juni von !/,12 Uhr Mittags bis 1/,9 Uhr Abends. Wir ernteten hier 5—600 Eier. Nach- dem wir eine Ecke der Insel abgesucht hatten, trug ich die gesam- melten Eier in 2 Körben zum Kahne und zählte sie in eine Tonne hinein; es waren 181 Stück, von denen ich 18 für mich bestimmt hatte. 42 Als die Körbe zum zweiten Male gefüllt waren, hatte ich mich zu weit von den Leuten entfernt, so dass diese, als ich zum Kahne kam, bei- nahe alle Eier in die Tonnen gelegt hatten, wesshalb ich die beab- sichtigte Zählung nicht fortsetzen komnte. Alle Brutvögel des Myvatn waren hier vertreten, nur einen, die Trauerente, vermisste ich. In Mehrzahl waren hier die Berg- und Eis- enten, sowie die Sägetaucher, deren Nester ich hier gewöhnlich unter Gebüsch, was auf den übrigen Inseln seltner der Fall war, antraf; ferner waren hier ungefähr 12 Paare der Pfeif- und der Schellente; sowie 2 Paare der Stock- und 1 Paar der Kriekente — in dem Neste der letzten Ente, die ich fortfliegen sah, lagen auch 2 Eier der Stock- ente. Diese beiden Enten brüten nicht oft auf den Inseln, sondern lieber auf dem Sumpf- oder Wiesenlande des Festlandes. Ausser den genannten Vögeln nisten noch auf Slutnes die arktische Seeschwalbe in mehreren Paaren, der rothschenklige Wassertreter in 8—10 Paa- ren und viele Wassertreter. In dem Gebüsch fand ich noch das vielleicht einzige Nest im Myvatn, das der Weindrossel und zwei des Leinfinken. Die weisse Bachstelze sah ich hier noch aus einem Bir- kenbusche hervorfliegen, ohne jedoch ein Nest zu entdecken, welches vielleicht in der Nähe gewesen ist. Zwischen den Binsen, die dicht am Ufer standen, brütete eine ziemliche Anzahl Podiceps arcticus. Aus einem solchen .Neste hatte ich 2 Eier genommen und fand, als ich nach einer Viertelstunde zurückkam, in demselben ein soeben ge- legtes, mit so feinem Kalküberzug versehenes Ei, dass ich es, um diesen nicht zu verletzen, ganz behutsam aufnahm und in der flachen Hand trocknen liess. Während wir auf Slutnes sammelten, kamen von Neslönd zwei Raubmöven herüber, die sich unter vielem Geschrei ihre Nahrung in den Entennestern suchten. Auf dieser Insel machte ich noch einen interessanten Fund, näm- lich ein todtes Sägetaucher-Weibchen, welches ans Land getrieben war; ich zog es herauf und fühlte, dass es ein legereifes Ei bei sich trug, welches ich unverletzt herauspräparirte und für meine Sammlung bestimmte. Am 18. Juni fand ich den ersten Säger todt am Strande bei Reykjahli$; am 21. wiederum einen bei Vindbelgur, der ebenfalls ein wohl erhaltenes Ei bei sich hatte. 43 Nr. 3. Auszüge aus meinem Tagebuche. Von A. Thiele. 1844. Am 21. November erlegte ich auf der Saale bei Calbe Melanitta fusea. f., welche gar nicht scheu war und sich mit den Hausenten des dasigen Dammwärters vereinigt hatte. Am 14. December schoss ich bei Barby Falco aesalon. m. Auch sah ich Ende December einen Haliaötos albicilla auf der Krähenhütte bei Monplaisir, vis-A-vis dem Grüneberger Forste. Ich hatte Luder hingeworfen, auch den lebenden Uhu auf der Hütte, und glaubte ihn schon in meiner Gewalt, da er kaum 40 Fuss hoch nach der Hütte zuzog. Ich wollte aber erst meine Beobachtungen über das Benehmen des Uhu gegen den Adler und das des Adlers gegen den Uhu machen, wodurch er mir entkam, indem sich der Uhu beim Anblicke des Adlers drückte und der Adler bei seinem blossen Ueberihnwegziehen den Uhu gar nicht zu beach- ten schien. Als ich zum Schiessloche hinaussah, schwebte er schon hoch über der Elbe. 1845. Von den einigermassen interessanten Arten schoss ich in diesem Jahre bei Barby a. d. Elbe folgende: 1 F. subbuteo, 1 C. tinnun- cula, 1M.regalis, 7M.ater, 3 Archibuteolagopus, 1. cya- neus, 1 C. cineraceus, 4 O. palustris, 1 Muscicapa parva m. (welchen ich den 28. Mai erlegte, und der daselbst gebrütet haben mag), 1 Mer. torquata,1C.corax, 1 Pieus minor, 10, tarda, 6 Aeg. hiaticula, 7 Aegial. minor, 18 Ardea einerea, 2 Botaurus minutus (im August, in einem Elbheeger, durch welchen sich eine schmale Schilflache hinzog, woselbst sie wahrscheinlich ihr Brut- geschäft verrichtet hatten; auch hörte ich in den Frühlings- und Som- merabenden den B. stellaris in den Elbheegern des Grüneberger 44 Forstes rufen), 7 G. fistulans (welche mit der nachher erwähnten M. pugnax in Flügen von 12 und mehr Stück vereinigt waren), 2 L. pygmaea (welche einzeln zogen, auch habe ich nur diese beiden gesehen), 2 T. ochropus, 6 Actitishypoleucos, 8Pelidna sub- arquata (die in Flügen zu 6 und 8 Stück vereinigt waren und wo ich so glücklich war, einmal 3 Stück auf einen Schuss zu erlegen. Dieselben strichen schon in der ersten Hälfte des August an der Elbe umher und glaube ich, da es grösstentheils junge Vögel waren, dass sie in der Nähe gebrütet haben mögen,*) 4 M. pugnax m. (Herbstvögel, daher ohne Krause), 1 X. ridibundum, 6 St. hi- rundo, 10 St. nigra, 6 St. minuta, 2 A. segetum, 6 C. glau- cion, 2A. ferina, 3 A.acutaf., 1A. clypeata (welche sich mit Märzenten in einer Kette befand, wo ich sie nebst einer von diesen mit einem Schuss erlegte), 3 M. merganser und 3 M. albellus. 1846. (Barbyer Revier.) Am 7. Februar erlegte ich Faleo peregrinus m. unweit Gna- dau, als er eben auf ein Rebhuhn stiess. Im April und Mai 1 Bot. mi- nutus, 3 6, fistulans, 2S8t.hirundo, 2 St. minuta, 1A. acuta f., 1 Milvus ater, 1 F.subbuteo, 1 C.tinnuncula, 2 A. lagopus, 2 Cireus rufus, 2 C. eyaneus und 2 C. cineraceus (welche 6 Weihen ich sämmtlich, indem ich sie auf einen klagenden Hasen reizte, geschossen habe), 6 Cyanecula suecica, welche ich nir- gends häufiger als in den Niederwaldungen und Weidenheegern an der Saale angetroffen habe. 1847. (Oranienbaumer Revier, bei Dessau.) Ich erlegte 2 F. subbuteo, 7 C.tinnucula (welche damals auf der Preussischen Pachtjagd in Massen brüteten), 2 O. sylvestris, 10. palustris und 7 Bombyeilla garrula, die zu Hunderten im Schlossgarten von einer Ceder zur andern schwärmten. 1848. Schoss ich im Oranienb. Revier: 3 F. subbuteo, 5C. tinnun- cula,1 A. palumbarius, 1M. ater und 10. sylvestris. 1849. Verschiedene Exemplare von den sub 1848 angeführten Raub- vögeln wurden erlegt. Am 27. October liessen sich unweit Wörlitz, en *) Doch wohl schwerlich! D, Herausg. 45 am Riesigker See, 4 Carbo cormoranus sehen, wovon ich das Glück hatte ein Stück, als die Gesellschaft aufgebaumt war, zu erle- gen. Sie liessen, da ich sie mit dem Kahn anfuhr, ziemlich nahe an- kommen. Ich hielt sie von Weitem, als ich sie das erste Mal sah, für Krähen, indem sie sich ganz zusammengezogen hatten. | 1850. Am 11. October schoss ich ein Männchen von Pandion flu- viatilis an der Elbe, in der Gr. Kühnauer Forst unweit Dessau; ausserdem 2 P. apivorus, so wie bei Wörlitz 7 Bombyeilla gar- rula, von welchen ich 1848/49 keinen bemerkt hatte. Auch Nuci- fraga caryocatactes stellte sich im October in der Nähe von Dessau ein und erlegte ich 5 Stück hiervon, so wie auch 1 Ph. pla- tyrhynchos m. im Juli, welches zur Hälfte abgemausert war, IP. subarquata, 2G. fistulans, 1 Pl. fuligulus und 1 Podiceps eristatus auf der Elbe bei Gr. Kühnau. 1851. Im Januar stellte sich Crucirostra pityopsittacus im Burg- kühnauer Garten unweit Dessau ein und erlegte ich 6 Stück davon. Ferner schoss ich in der Kühnauer Forst 1 C. tinnuncula, 1M.re- galis,2 M.ater (wovon 6—8 Paare in der dasigen Forst horsteten), 20.sylvestris, 1 O. palustris und 1.St. flammea, so wie3.N. caryocatactes, die uns immer noch nicht verlassen wollten und wovon ich den letzten am 24. Februar bei sehr gelinder Witterung erlegte. Die Tannenhäher sollen sich bis Ende.März im Burg- kühnauer Garten aufgehalten und in der letzteren Zeit in allen Baum- löchern herumgesucht haben, als ob sie Lust gehabt hätten, daselbst zu nisten,*) was mir die dasigen Arbeiter erzählten; ich sah nach der Schnepfenstrichzeit in der letzten Hälfte des April daselbst keinen mehr. Dagegen theilte mir der etwa eine Viertelstunde davon woh- nende Hofgärtner Schmidt mit, dass im Georgengarten im Laufe des Frühjahrs und Sommers ein Paar gebrütet und Junge ausgebracht habe. Derselbe versicherte mir mit Bestimmtheit, dass er, so wie seine sämmtlichen Tagelöhner, die jungen Tannenhäher in einer Reihe auf einem Aste habe sitzen sehen und unaufhörlich schreien hören. Ich meinerseits glaube es, denn Herr Hofgärtner Schmidt ist ein in jeder Hinsicht zuverlässiger wissenschaftlicher Mann. Auch *), Sie nisten ja bekanntlich nichtin Baumhöhlen, und revidirten dort wohl vielmehr ihre Futter-Magazine. D. Herausg. 46 schoss ich den 15. September 1844 unweit Kl. Zerbst bei Elsnigk auf der Hühnerjagd einen gesunden kräftigen Tannenhäher. Am 8. März zogen 4 Stück L. linaria, wovon ich 1 Stück erlegte. 1852. Am 17. März, als die Waldschnepfe schon auf dem Zuge war, denn ich erlegte Tags darauf eine, schoss ich in der Gr. Kühnauer Laubholzforst ein Männchen von Bombyeilla garrula; ob er Lust gehabt, daselbst zu brüten, weiss ich nicht, eher glaube ich, dass es ein von der Gesellschaft abgekommenes Individuum gewesen. Am 18. October erlegte ich auf der Mulde unweit Dessau 2 An- ser albifrons gemeinschaftlich mit3 A. segetum auf einen Schuss. Die albifrons waren so perplex, dass sie, obgleich sie beide nur flügel- lahm waren und ihr Zufluchtsort (das Wasser) ganz in der Nähe war, nicht die geringste Anstalt machten, sich dorthin zu retten; sie drück- ten sich vielmehr und liessen sich ohne Schwierigkeit von mir mit den Händen greifen, während die eine der Saatgänse, welche ein glei- ches Schicksal hatte, sogleich dem Wasser zueilte; sie erreichte es freilich nicht, da sie mein Hund fing. 1853. Den 24. März schoss ich einen Colymbhus atrogularis m. auf der Mulde an den Kreuzbergen unfern Dessau. Ich wurde durch sein Geschrei auf ihn aufmerksam gemacht, das wie „huhuhu“ klang. Auch waren in diesem Nachwinter mehrere Clangula glaueion daselbst anzutreffen, wovon ich 1 Männchen erlegte; von Platyp. fuligulus erlegte ich ebenfalls 2 Exemplare. Mergus merganser war häufig und erlegte ich mehrere Stück davon; es waren jedoch verhälinissmässig sehr wenig Männchen vorhanden und konnte man auf eins derselben 6 Weibchen zählen. Im Frühjahr schoss ich in den Weidenheegern der Mulde 4 Rallus aquaticus. Von Glottis fistulans erlegte ich im Herbst ein Exemplar und von Cocorli subarquata den 10. October ein Stück. 1854. - Am 25. November schoss ich auf der Mulde eine einzelne Mela- nitta nigra, welche ich während des Tauchens bequem anlaufen konnte, so wie eine A. ferina. 1855. In diesem Jahre war der Zug nicht sonderlich; ich sah nur einige A. penelope mit den Märzenten vereinigt, vier Clangulaglaucion 47 ‚und einige M. merganser. Im October hatte ich das Vergnügen, fast jeden Abend auf dem Gänseanstande einen Ardeola minuta auf seiner Reise zu hören; mit dem Letzten dieses Monats war der Zug wie abgeschnitten, und vernahm ich nicht einen einzigen mehr. Auf dem Gr. Kühnauer See liess sich ein C. cormoranus sehen, und aufder Elbe wurde ein M. albellus und eine A. fuligula erlegt. In der Steckbyer so wie in den angrenzenden Elbforsten und bei Wulfen liessen sich verschiedene H. albicilla sehen. 1856. ‘Januar: Die albicilla hielten in den vorerwähnten Forsten immer noch Stand. Februar: A. boschas fing an sich zu paaren. In der Pötnitzer Forst wurde ein M. albellus erlegt. In der Jonitzer Forst wurde in der Woche vom 17. zum 24. der erste Sturnus vulgaris gesehen. In der Wörlitzer Forst wurden verschiedene B. garrula erlegt. 2. März: Anser segetum strich schon paarweise umher. In der Kühnauer Forst sah ich im dasigen Bruche 16 Stück V. crista- tus, 15 Stück M. merganser. Auf der Mosigkauer Haide, Forst- ‚revier Hohestrasse, wurde die erste Scolopax rusticula erlegt. A. penelope lag mit den Märzenten vereinigt im Kühnauer Bruche. Auch sah ich in weiter Entfernung ein Stück von Melanitta nigra oder fusca. 4. März: Sah ich im Kühnauer Bruche 4 Stück A. segetum. _ und 5 Stück Ardea einerea; auch 3 C. palumbus, welche sehr thätig nach den von der vorjährigen Mast übrig gebliebenen Eicheln suchten. 5. März: Anser segetum war in Massen auf den Lugwiesen - ander Elbe, woselbst sie alljährlich ihr Paarungsgeschäft verrichten und dann, in Monogamie, ihren Brutorten zustreichen. 6. und 7. März: Se. rusticula wollte sich, infolge der kalten Witterung, noch nicht einstellen und wurde, bis auf die schon erwähnte, keine gesehen. Turdus musicus sah ich auch noch nicht und Me- rula atra wollte ihren Frühlingsgesang noch nicht anstimmen. Die Natur war stumm bis auf das Geschrei der Saatgänse und das noch sehr matte Gezwitscher der Staare. 9. März: Lag ein Pärchen von C. glaucion auf der Mulde, wo- von ich das Männchen erlegte. Auf dem Kühnauer See lagen eben- falls 5 derartige Pärchen und ein M. merganser. 48 13. März: Auf der Mulde unweit Dessau lagen 2M. und 1W. von M. merganser mit 1 W. von C. glaucion vereinigt. Ich wollte mir selbige, da das Terrain keinen deckenden Gegenstand hatte, durch den Tauchanlauf zu Schuss bringen, aber sie tauchten nicht mehr, sondern, obwohl ich auf der Erde, gedeckt durch das höhere ‚Ufer, eine gute Viertelstunde lag, so blieben sie mitten auf ein und derselben Stelle schwimmend, als ob sie daselbst gestanden hätten. 22. März: Grus cinerea fing ‘an zu ziehen und sah ich 1 8. rusticula. Otus sylvestris zog ebenfalls und schoss ich ein Pär- chen. Das Männchen schoss ich auf dem Abendanstand. Bevor ich dasselbe schoss, hörte ich es mit einem dumpfen und langgezogenen „huh“ rufen und als es näher kam, knappte es während des Fluges zum öftern mit dem Schnabel, als wenn es im höchsten Grade gereizt sei, obwohl es mich nicht sehen konnte. Ich habe dies auf dem Zuge von dieser Eule noch nie gehört und glaube, es dient ihnen dieses Knappen, da sie gewöhnlich in kleineren oder grösseren Gesellschaf- ten ziehen, mit zum Signal der Weiterreise. *) 23. März: Turdus musicus und Merula stimmten zum ersten Male ihren Frühlingsgesang an; auch sah ich eine Waldschnepfte. Vom 24. März bis 9. April sah ich in verschiedenen unweit Dessau gelegenen Forsten 51 Stück Waldschnepfen, wovon ich 18 erlegte. 10. April: Turdus viscivorus singt in den 40—:60jährigen Kiefernbeständen der Preussischen und Oranienbaumer Haide sehr anhaltend. T. musicus und iliacus waren ebenfalls sehr lebendig. Von Ph. rufa vernahm ich den Gesang seit dem 1. April, obwohl es, in Folge des anhaltenden Nordostwindes, sehr rauh war. Merula atra fing an sich zu paaren und ihr Nest anzulegen. Parus ater hatte den Nestbau bereits vollendet. 11. April: Ph. trochilus sang zum ersten Male, auch lagen viel Weindrosseln in den jungen Beständen. 12. April: C. sueeica war in den Muldweidenheegern' ange- kommen und schoss ich ein Männchen; auch sah ich einen A. naevia. 19. April: Ph. sibilatrix war angekommen, auch M. luctuosa, Luscinia vera begann ihren Gesang; Sitta europaea fing an sein Nest zu kleben. s *) Ich halte dies „Knappen“, das ich schon öfter im Frühjahre, und auch von andern Eulen gehört habe, für eine Art „Schleifen, Schnurren, Meckern u. s. w., d.h. für einen „Balz- Ton.“ D. Herausg. 49 20. April: Upupa epops hörte ich zum ersten Male; Certhia familiaris hatte den Nestbau ziemlich vollendet; Picus major fing an sein Nest zu meisseln. 23. April: C. canorus hörte ich zum ersten Male rufen. 24. April: Aegialites minor war angekommen und hörte ich Abends seine Stimme zum ersten Male. Von Motacilla alba fand ich schon 2 Eier und von Alauda arvensis 3 Stück. 25. bis 28. April: Oriolus galbula war zum ersten Male zu hö- ren. Sitta europaea fing an zu brüten und fand ich ein Gelege von 8 Eiern auf einer Unterlage von Kiefernborke. Falco peregrinus hatte schon halb erwachsene Junge. Regulus flavicapillus schien den Nestbau vollendet zu haben. Rubecula familiaris hatte Eier. Museicapa luctuosa fing sein Nestchen zu fertigen an; Pratin- cola rubetra liess sich von mir zum ersten Male sehen; Upupa epops fing an sich zu paaren. Telmatias gallinago und galli- nula lagen nur noch wenige an den Mosigkauer Teichen, und sah ich von der letzteren nur noch ein Exemplar. Calamoherpe phrag- mitis und turdina begannen ihren Gesang. Anthus pratensis hatte den Nestbau vollendet. 3. Mai: Fand ich im Georgengarten bei Dessau auf einer Roth- tanne ein Nest von Regulus flavicapillus, welches 10 Eier ent- hielt; das Nest hing 6 Fuss hoch. 4. Mai: Fand ich ein zweites, das 20 Fuss hoch hing und ein Ge- lege von 9’Stück enthielt. 6. Mai: Sah ich R. flavicapillus auf einer Höhe von 27 Fuss noch mit dem Bau seines Nestes beschäftigt. Es trug Federn hinein und kam in der kurzen Zeit von c. einer Viertelstunde, während ich mit meinem Freunde Wernicke dabei stand, viermal mit einer Feder im Schnabel geflogen, um sein Nestchen damit auszupolstern. Es ist wunderbar, wie das Thierchen das Material so schnell auffand. Das Männchen that dabei weiter nichts, als dass es sein „ziss, ziss“ ertö- nen liess und den Bau des Nestes zu mustern schien. Pyrrhula vulgaris fing an zu legen und fand ich im Buchsbaum in einer Höhe von 6 Fuss ein Gelege von 2 Stück. Accentor modularis hatte den Nestbau in einer Höhe von 5 Fuss in einem Dornstrauche fast vollendet. Curruca garrula, cinerea et atricapilla hatten das volle Gelege. Naumannia 1857. 4 50 9. Mai. Budytus flavus fing an zu iugen und fand ich ein sehr verstecktes Nest mit 2 Eiern. C. suecica war erst mit dem Bau seines Nestes beschäftigt. 14. Mai: B. flavus hatte das volle Gelege. In dem am 6. d. Mts. gefundenen Neste von Pyrrhula vulgaris fand ich noch 3 Eier, welche derselbe nach der Wegnahme der 2 ersten hineingelegt hatte. 15. Mai: Fand ich in einer Baumhöhle der Möster Forst schon ganz beflogene Junge von F. coelebs. Es war mir sehr auffallend, dass ich in diesem Jahre so sehr wenig Nester fand, höchstens solche von $. atricapilla und gar- rula, weniger von cinerea. Ich denke mir, dass die Vögel infolge des Hochwassers der Elbe und Mulde während der Brutzeit des vo- rigen Jahres einen Abscheu vor den hiesigen Auenwäldern bekommen haben, und dass selbst durch die Zerstörung der Hochwasser die An- zahl derselben sehr vermindert worden ist.*) So scheint z. B. Ph. colchicus, der in den Elbforsten in den Jahren 1852/53 noch in Massen da war, wie ausgestorben. 16. Mai: Hörte ich in der Jonitzer Forst in einem jungen Schlage hart an der Elbe ©. fluviatilis sein „eärrrr‘“ anstimmen. 23. Mai: Pratincola rubetra fing an zu brüten und fand ich ein Nest, das ein Gelege von 7 Eiern enthielt, die ganz ohne Flecken waren und noch viel dunkelblauer aussahen, als die von Acc. modu- laris: wahrscheinlich in Folge der Bebrütung, denn sie waren c. 6 Tage besessen. Von B. flavus brütete eine ganze Kolonie in einem zweijährigen Weidenheeger bei Dessau. 24. Mai: Curruca nisoria hatte das volle Gelege und fand ich in der Jonitzer Forst 5 Nester, alle in einer Höhe von 2—4 Fuss. Ein Gelege von 4 Stück mit einem Kuckukseie. Auch L. collurio hatte ausgelegt, so wie Lanius minor. Von L. collurio fand ich ein *) Dieselbe Bemerkung habe ich auch hier gemacht, wenigstens bezüglich der Arten, welche nahe am Boden brüten oder auf demselben ihre Nahrung suchen. Anstatt aber diese allerdings auffallende Erscheinung aus den sehr nahe liegenden Gründen zu erklären, wagte ein Forstbeamter! hiesiger Gegend die in vollem Ernste ausgesprochene, höchst scharfsinnige Behauptung: dass ich daran Schuld sei, weilich „‚die Nester zerstöre.‘“ Ich würde dieser geist- reichen Naturbeobachtung hier kein Denkmal errichten, 'gäbe es nicht Leute, die weder meine Liebe für die Vögel, noch diese und die Natur überhaupt ken- nen, und die solchen Unsinn glaublich finden. D. Herausg. . 5 Gelege von 3 Stück, worin ein Kuckuksei lag, grünweiss mit grünem Kranze am stumpfen Ende, wie ich es im Neste von C. arundinacea schon einmal gefunden habe, nur dass dasselbe auf der ganzen Fläche mit grauen Punkten besäet ist und von derselben Farbe einen grünen, sogenannten „Legekranz“ am stumpfen Ende hatte, wie man es bei den zahmen Enteneiern manchmal sieht. Auch hörte ich ©. locustella singen und war ich daher bemüht, das Nest aufzufinden; ich hatte schon vergeblich eine Stunde gesucht und mir Gesicht und Hände in den hohen Nesseln, die in den dichten Dornen wie ein Wald standen, verbrannt, als ich auf den Gedanken kam — da mir der Bestand für locustella zum Brutorte doch zu hoch schien, denn er hatte eine Höhe von 8 Fuss —,den Rand und eine Lache abzusuchen, in welcher nur wenig Holz und einige dichte Büsche von Phalaris arundinacea stan- den. Kaum hatte ich einige dieser Büsche untersucht, als ich in einem derselben, der ganz isolirt stand, einen Grasballen gewahrte, der von dem frischen. grünen Grase des Busches verfertigt war und, 6 Zoll vom Boden, in dem Busche hing. Das Nest hatte ein Eingangsloch und war inwendig mit trocknem Grase ausgefüttert. Der Diameter “ desselben betrug zwischen 3 und 4 Zoll. Ueberhaupt hatte das Nest mit denen der Phyllopneusten viel Aehnlichkeit, und bezweifelte ich nicht, «dass es das von der in meiner Nähe schwirrenden C. lo- custella sei. Da es fertig gebaut schien, so nahm ich mir vor, den 1. Juni wieder nachzusehen.*) 25. Mai: 2 Eier von Aegialites minor auf einer Flugsand- scholle, ce. eine Stunde von einem Flusse entfernt. Actitis hypo- leucos fing an zu brüten und von Ph. sibilatrix fand ich ein fer- tiges Nest. 25. Mai: Sah ich in der Jonitzer Forst einen A. naevia. 26. Mai: Fand ich ein Gelege von C. nisoria. 29. Mai: Coracias garrula fing an zu brüten. Calamoherpe palustris hatte den Nestbau fast vollendet. - arundinacea hörte ich zum ersten Male auf der Mosigkauer Haide weit vom Wasser entfernt. 30. Mai: F'and ich in einem Weidenheeger der Mulde ganz beflo- gene Junge von C. suecica.. Es wurde mir sehr schwer, das Nest *) Es werden schwerlich jemals Eier hineingekommen sein, da das Nest der obigen Beschreibung nach überhaupt keinem Vogel, sondern der Hasel- maus, Myoxus avellanarius, angehört haben wird. D. Herausg. 4* 52 aufzufinden, trotzdem mich die Alten mit ihrem unaufhörlichen „fi, tack, tack“ umschrieen und also das Nest ganz in meiner Nähe sein musste. Es stand aber auch dermassen unter den Weiden, Nesseln und Gräsern versteckt, dass es mir nur auf diese Weise möglich wer- den konnte, dasselbe zu finden. 1. Juni: Das von mir am 24. Mai aufgefundene Nest von C. lo- custella enthielt noch kein Ei, war aber nicht verlassen, sondern mit ganz feinen Grasarten ausgefüttert. Ein Nest von Accentor modularis, mit einem Ei, stand 6 Zoll vom Erdboden und war einzig und allein von Erdmoos verfertigt. Curruca hortensis hatte 2 Eier, C. nisoria enthielt deren 4 Stück. Nr. 4. Einige nidologische u. oologische Beobachtungen. A. Thiele. 1. Syrnium aluco. Im Jahre 1855 fand ich im März in einer Schwarzpappel, 5 Fuss tief, S. aluco auf 2 eben ausgekommenen Jungen und einem unbe- fruchteten Eie. Dieselbe sass so fest auf ihren Lieblingen, dass ich das Ei unter ihr wegnahm und sie dennoch nicht die geringste Miene machte, zu entfliehen. Ich hatte an der Neststelle den Baum aufhauen lassen; das dadurch entstandene Loch liess ich mit einem Brettchen wieder zunageln und nahm mir vor, in dem künftigen Jahre meine Beobachtungen hinsichtlich der Zwischenräume anzustellen, in wel- chen diese Eule ihre Eier legt, da ich mir Hoffnung machte, dass sie denselben Ort wieder zum Brüten wählen würde. Ich fand denn auch am 21. März des folgenden Jahres das erste Ei, den 24. lagen zwei, und den 26. 3 Stück in dem Neste, welche ich den 28. wegnahm, da mir die Stelle unsicher schien und ich glaubte, da sie im vorigen Jahre nur 3 Eier gelegt, so würde sie das Geschäft beendigt haben. Ich war 53 jedoch neugierig, ob diese Eule vielleicht ein zweites Gelege machen würde, und sah daher den 10. April wieder nach dem Orte; ich fand abermals 2 Eier, auf welchen die Eule sass, und zwar so fest, dass ich sie mit Gewalt hinwegziehen musste. Beide Eier waren ganz unbe- brütet, also offenbar ein zweites Gelege. Am 4. April bekam ich 3 ce. 8 Tage bebrütete Eier von S. aluco, das ganze Gelege hatte aus 4 Stück bestanden. 2. Falco peregrinus. In der letzten Hälfte des April des Jahres 1848 fand ich in der Oranienbaumer Haide, im Obertränkentheile, den Horst von F. pere- grinus in einer Höhe von 60 bis 70 Fuss auf einer Kiefer angelegt. Ich liess den Baum besteigen, während dessen uns die beiden Räuber mit ihrem unaufhörlichen Gäht! Gäht! umkreisten. Der Horst ent- hielt ein Gelege von 5 Eiern, welche eine mehr längliche Form hatten, als die, welche ich 1854 aus der Mosigkauer Haide erhielt. Den Horst liess ich, da der Kletterer sein Erstaunen über die vielen Lappen in demselben aussprach, herunterwerfen. Der ganze Horst war mit Lum- pen ausgefüttert, die dergestalt mit Lehm verkleistert waren, dass die innere Halbkugel bei diesem beträchtlichen Falle unversehrt blieb. Auffallend war es mir, dass kaum 40 Schritte davon eine Ringeltaube - ganz frei und fest brütete, was mich auf den Gedanken brachte, es schone -dieser Räuber seine Horstgegend, um sich nicht zu ver- rathen. S ? 3. Chelidon urbica. Im Laufe des Sommers 1855 nistete ein Pärchen dieser lieben Sommergäste über meinem Fenster; ich beobachtete sie täglich bei ihrem Nestbau, sah auch, dass ein Sperlingspaar gleichsam zu warten schien, bis die armen Schwalben damit fertig wären, um es für sich in Beschlag zu nehmen. Kaum war der Bau zu zwei Dritttheilen fer- tig, als die Sperlinge schon beschäftigt waren, Nestmaterialien für sich hinein zu tragen, die in langen Halmen bestanden, welche sie ellen- lang aus dem Neste heraushängen liessen, wie sie es sehr häufig bei ihren Nestern zu thun pflegen. Diesmal schien es mir jedoch, als solle es eine Scheuche für die armen Schwalben sein, welche ängstlich hin und her flogen, was ich nicht lange mit ansehen konnte und die Halme wieder herauszog. Nun waren die Schwalben gleich wieder mit dem Weiterbau beschäftigt, und schienen aus dem Vorhergehenden die weise Regel gezogen zu haben, das Haus nicht allein zu lassen; denn 54 seit dieser Zeit blieb stets eine im Neste und zog nicht eher wieder fort, bis die andern, mit neuen Materialien ankommend, sie ablösten. Dies trieben sie auch so lange fort, bis sie fest brüteten; denn die un- gebetenen Sperlinge schienen noch immer auf das bequeme Nest zu speculiren. 4. Regulus flavicapillus. Am 18. Mai 1855 fand ich im Georgengarten bei Dessau ein Nest dieses Vogels sehr hoch auf einer alten Tanne angelegt. Es enthielt 10 Eier. | 5. Eier von Cuculus canorus. Kuckukseier fand ich im J. 1855 in fünf verschiedenen Nestern, nämlich: 1 in dem Neste von Motacilla alba mit 1 Eie, 1l- - - - - - - 2 Eiern, am 24. Mai, LE 10 00. - - 0-5 - van dems. Tage, i- - - - Lanius collurio - 4 - am 26. Mai, 1- - - - Anthus campestris mit 4 Eiern, am 8. Juni. Dessau im August 1856. A. Thiele, Herzogl. Hofjäger. we 55 Nr. 5. Beobachtungen über die Ankunft und den Herbstzug der Vögel, nebst Bemerkungen über ihre Brutzeit, im Jahre 1856, in der Umgegend von Schlosskämpen, bei Cöslin in Pommern. Von W, Hintz I. Nr.) < Name. Frühlingszug, Brutzeit. Herbstzug. 1. | Fr..linaria 11/i. einen Flug von Bis zum 18. Jan. 13 Stück. täglich, mitunter in zahlr. Flügen bis c. 70 Stück, dann keine wei- ter bemerkt. Den 2. Mai 13 Stück, welchean der Strasse die . Blüthenkätzchen der Schwarzpap- peln durchsuch- ten, waren unge- mein dreist, so dass sie sich mir bis auf 5 Schritte N näherten. 2. | Pyrrh. vulgaris |12/,, 4 Stück auf dem Bis zum 16. Jan. Zuge, keinen in den ab und zu ein- Dohnen gefangen. zelne Männchen, den 26/, 2 Stück im den 5/, ein ein- Garten. zelnesMännchen im Garten, den 10. März wieder ein einzelnes M. 3. | Plectr. nivalis 15/, sehr häufig in Zü- gen zu100, doch nicht allenthalben, hielten sich bis zum 18. Febr. auf, dann fort. den 15. März noch ein einzelner, 4 19/, einzeln auf der . | Merg. cucullatus Radö bis zum 11/,. 56 Nr. Name. Frühlingszug. Brutzeit. Herbstzug. 10. 11. 12. 13. 14. Plat. clangulus Al, arvensis S But. vulgaris Ag. fulva But. lagopus Sturn. vulgaris An. penelope F‘ peregrinus Mot. alba % C. monedula 19/, auf der Radö, mehrentheils paar- weise bis zum 3/3. 20/, bis zum 27. ein- zeln auf den Feldern, den 10. Febr. viele, zwitscherten, den 11. gesungen, ausgezeich-. net schöner Tag; den 28. Februar allenthal- ben sehr häufig. 26/, ein einzelner,10/, mehrere, den 25/3 be- schrieben sie grosse Kreise in der Luft, wie zur Paarungszeit. 4/, ein einzeln. Exem- plar, hieltsich bis zum 8. hier auf, dann nicht mehr gesehen. im Herbst 1856 keine bemerkt. 10/, einzeln, 28/, al- lenthalben häufig, bis zum 18. Mai noch im- mer Züge von 10—30 Stück. den 1. Juni die ersten |_ Jungen ausgeflogen, hielten sich bis zum 6. hier auf, undreinig- ten die Gärten vonden dieses Jahr überaus häufigen Maikäfern. den 10, Juni alle fort. 19/, nur den einen ge- sehen, noch den 24/g bemerkt. 23/s, ich selbst erst den 28. bemerkt. 25/, auf dem Zuge, einzeln und je 3—4, vom 27—29. häufiger. 3. März letzten. den 5/, noch eine ein- zelne. Die Nester finden sich sehr schwer, den 13. Mai erste Gelege mit 4 Eiern, beinahe ausgebrütet. Den 17. Juli letzte Ge- lege mit 4 unbebrüteten Eiern. 17/, erste Gelege mit 3 Eiern, 1 c.4 Tage, 1 et- was weniger, das dritte — ein weisses — gar nicht bebrütet. 25/4, 27/4, 28/4, 3/5, Es 6/5, 18/5, 17/s letzte. } 5. Mai erste Gelege. Nistete dieses Jahr sehr häufig, in einem kleinen Eichwäldchen von 300 Morgen gegen 80 Paare. Ein Pärchen horstete 3 Meilen von hier. Trug den 20/; zum Nest- bau, sehr wenig vertreten, nur 3 Pärchen in der Ge- gend bemerkt, den 2. Juni fliegbare Junge. 19. Septbr. erste Zuglerchen. 23. Oktbr. letz- te; häufig, doch nicht ?/3 so viel wie 1855. 15. Oktbr. letz- ten. 9/, 2 St., keine weiter bemerkt. Vom 13. bis 16. . Oktbr. in wenig kleinen Flügen, höchstens zu 12 Stück, dann fort, Sie waren im Herbst hier sehr wenig, wie ich es noch nie be- merkt. . 19/g bis 23/2 grosse Züge zo- gen häufig des Abends. 16. Okt. letzte. 3/10, 17/10u.26/10 einzelne zogen hochin der Luft. Nr. Name. Frühlingszug. Brutzeit. Herbstzug. 15. | F. nisus 21/2aund 28/gmehrere. | 5. Mai erste Gelege mit 17/oletzten,fing 5 unbebrüteten Eiern. 1Exempl. in den 10. Juni letzte, mit 6 | Dohnen. zu ®/; bebrüteten Eiern. 16. | Ans. segetum 17/y ersten Züge, sehr 27/2, 28/0, 1/a, ER 18. 19. 20. 21. 23. 24. Col. venas ©. corone Milv. regalis Fr. cannabina Van. eristatus Grus cinerea Col. palumbus Al. arborea wenige, 8/,o letzten. 5/3 im Revier, 16/5 häufig auf dem Zuge. 5/3, 10/3 einzelne un- ter Corvus cornix. Ist hier eine grosse Seltenheit undkommt sehr sparsam auf dem Zugevor. Corvus cor- nix ist hier häufig, im Winter in Flügen zu 100. 9jz. 10);. 12/3 4 Stück, den 20. gerufen, den 21. zo- gen viele zu 1, 3 und 4 Stück. 18/3 einzeln, den 22/3 nur ein Pärchen, von den sonst sich aufhal- tenden 6 Paaren. 4. Mai zogen noch 7 Stück. 20]3. 22/3 allenthalben, gleich gesungen. - Von dem sich hier hal- tenden Standpärchen babe ich nicht das Nest gefunden. 17. Mai erste Gelege mit 3 zur Hälfte bebrüteten Eiern. 28. April erste Gelege mitd5 unbebrüteten Eiern, 29. Juli letzte desgl., war für dieses Jahr häufiger wie gewöhnlich. 21. April erste Gelege, den 26. letzte. waren dieses Jahr in bedeutender. Mehrzahl vorhanden. 15. April erste Gelege, den 28. Mai letzte. waren in der ganzen Um- gegend in wenigstens 4Afacher Minderzahl ge- gen früher. 3. Mai erste Gelege mit 2 unbebrüteten Eiern. in Minderzahl gegen frü- her. 2/s erste Gelege mit 5 zu 3/4 bebrüteten Eiern. ums 5fache weniger ge- gen die früheren Jahre. 21/3, 22/3 letz- ten beiden Tage, häufig in grossen Zügen. den 1. Mai ein Zug von über 200, zogen ge-” gen N. O. 13/,- 16. Juni hier fort, den 7. und 10. Juli einzelne bei Bublitz. 2. Okt. letzte. 12. Septbr. flug- weise, den 14. Oktbr. noch ge- sungen. den 15. Oktbr. letzte. Nr, Name. Frühlingszug. Brutzeit. Herbstzug. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Anth. pratensis Fr. coelebs Sc. rusticula L E. schoeniclus Ard. cinerea P. apivorus Ag. naevia 22/5. 22/3 einzelne schlugen im Revier, den3.April allenthalben in Gär- ten und Wäldern. 22/3 auf dem Zuge. 22/2. 30/3 gleich häufig. 30/3 hielt sich ein ein- zelner mehrere Tage bei meiner Wohnung in dem dort befind- lichen Bruche auf. 30/, ein einzelner. 24/4 erste Gelege mit 5 unbebrüteten Eiern. 10. Juli letzte. den 30. Mai, 10. Juli mit 1 Kukkuksei. Das drei- fache weniger wie in frü- heren Jahren. 7/s erste Gelege, den 25/5 letzte, wenigstens ums 6- fache weniger wie in frü- heren Jahren. 1 Nest mit 3 grünlichen Eiern, welche wenig be- brütet, aufeinem kleinen Eichenstrauch von 3 Fuss Höhe. War sehr sparsam vor- handen, kein Nest gefun- den. Es hatten sich dies Jahr 3 Pärchen eingefunden, | früher waren hier keine. seit 1854 ein Pärchen. 1. Juli Nest mit 4 Eiern. Da das Wäldchen, wo sie ihren Stand hatten, im Winter 1833 abgeholzt wurde, so siedelten sie sich !/; Meile davon ent- fernt an, ich erfuhr es zu spät, und habe daher die- selben beim Nestbau und Brütgeschäft nicht beo- bachtet. Ich habe nicht in Er- fahrung gebracht, dass dieses Jahr welche in der Umgegend von 4 Meilen genistet hätten, in frü- heren Jahren erhielt ich 1 bis 3 Gelege jährlich. 17/, erste Gelege mit 2 Eiern. Auch diese Art hat sich seit einigen Jahren sehr vermindert, ich habe früh- er aus der Umgegend oft 6 bis 8 Gelege erhalten, dieses Jahr aber nur 2. 11. Oktbr. 14. Sept. heck- weise,. Anfang Okt. in grossen Flügen, doch nicht häufig, 21. Oktbr. zuletzt. Im Herbst etwas häufiger wie im Frühjahr,jedoch im Ganzen auch wenig. | 26. Oktbr. letz- ten, den 21.Sep- tember ersten Zugschnepfen. 59 Frühlingszug. Brutzeit. Herbstzug. Nr. Name. - 32. | Sc. gallinago 33. | Tot. ochropus 34.| T. musicus 35. | Rub. famtliaris 36. | S. oenanthe 37.| Cyan. suecica 38. | Cic. alba 39. | E. miliaria 31/3 des Abends zu- erst gehört. 31/2. 1/4 gleich gesungen, den17.noch flugweise zu 6 und 8 Stück. 2%. 4/;. 8a. 11/4 der erste, den 28/, der zweite. den 17/, ein Zug von 14 Stück gegen 8. O. 16/4. 13. Mai 4 Eier zu 3/; be- brütet, 21. Juni letzte Ge- lege. Zum erstenmal den 21. Juni ein Nest mit 3 ec. 5 Tage bebrüteten Eiern gefunden, sonst stets 4. Am 21. Mai schon einige Tage alte Junge. War in diesem Jahr noch einmal so häufig — als Brutvogel — wie früher. 24/, erste Gelege mit 4 unbebrüteten Eiern, 22/, letzte, beinahe aus- gebrütet. Ums 3fache mehr, wie die andern Jahre. 30/5 schon beinahe flugbare ‚Junge. 24. April erste Gelege mit 5 Eiern. 9. Juni letzte mit 2 Eiern. war dies Jahr vollkommen gegen die früheren Jahre vertreten. 16. Mai erste Gelege mit 6 Eiern, 27. Juni letzte. In der Brütezeit häufiger wie in frühern Jahren. Im Herbst weit sparsamer. 2. Mai erste Gelege mit 6 Eiern, 21. Juni letzte mit 2. Mitunter merkwürdig grosse Eier, in einem Ge- lege waren die Eier mit, feinen, blutrothen Punk- ten besetzt. Es waren im Anfange 5 Pärchen in der Umgegend von 1000 Schritt bei mei- nem Wohnhause, jedoch verloren sich 4 Paare, und nur 1 Pärchen nistete. 12. Mai mit 7 Eiern. Sehr sparsam, in der Um- gegend von 2 Meilen 30 Nester, von diesen nur 8 besetzt, 6 mit einzelnen und nur auf 2 beide Alte, wovon nur 1 Paar Junge ausbrachte, Nur 2 Pärchen in der Gegend. Auch im Herbst häufiger, 14.und 15. Sept. zogen sie häufig bei Tage, wobei sie ihren meckern- den Ton von sich gaben, Abends zogen sie sehr häufig. 4/;, letzten. 27. Aug. letzten. 10% letzte. 4/0 zuletzt. 23/, letzten. 4. Septbr. 60 Nr Name. Frühlingszug. Brutzeit. Herbstzug. 40. 41, 42. 43. 44, 45. 46. AT. Gall. porzana Phyll. trochilus Sylv. cinerea Up. epops Caprim. europ. Rut . phoenicurus Phyll. rufa T. iliacus + ” 16/4 17/4. 19/4. 20/4 20). 20/.. 20/;- 20). nur in sehr schwach- zähligen Flügen. 10. Juni erste Gelege mit 9 Eiern. . 24/, erste Gelege mit 5 Eiern, 20. Juni letzte. 14. Mai erste Gelege mit 2 Eiern. 12. Juli letzte mit 2 Eiern. Den 9. Juni 1 Nest mit 5 Eiern und einem Kuk- kuksei , letzteres musste schon gelegt sein, ehe das Nest ganz fertig ge- worden, denn über dem selben lagen noch 5 Hälm- chen kreuzweise über- einander gelegt. Den 4. Juni ein Nest mit 5 gelblichen Eiern. 7. Mai erste Gelege mit 5 Eiern, den 6. August ein Nest mit flugbaren Jungen, . wohl von dem- selben Paare. 18. Juni 2 Eier zur Hälfte bebrütet. 22. Juli 2 Eier zuletzt. Waren dieses Jahr ei- nige Pärchen weniger wie früher. Erste Gelege mit 4Eiern 24. Mai, letzte 12. Juni. den 9. Juni ein Gelege mit 7 Eiern, welche mit feinen, blutrothen Punk- ten besetzt. War dieses Jahr wenig- stens noch einmal so häu- fig, wie früher. 15. Mai erste Gelege mit. 2 Eiern. 16. Juni letzte mit 6. den 21. Mai ein Gelege mit 5 sehr fein punktirten Eiern, an demselben Tage ein Gelege mit 4 sehr grob und stark punktirten Eiern, so dass dieselben gar nicht zu einer Art zu gehören scheinen. War dieses Jahr um das Doppelte gegen frühere Jahre vorhanden. den 11. Aug. zu- letzt laut. 6. Sept. letzte. 8. Okt. zuletzt. 28. Septbr. 16. Juli zuletzt gehört. 16. Septbr. 8. Okt. zuletzt. Den ganzen Sep- tember einzeln und paarweisein den Gärten. 14, Okt. letzten. 8. Oktbr. erste Zugvögel. ' 3. Nov. letzte. 61 Name. Früh lingszug. Brutzeit. Herbstzug. 50 51. 52. 53. 54. 55. 56. Phyll. sibilatrie Char. minor Stagn. chloropus Hir, rustica Prat. rubetra Act. hypoleucos Quc. canorus Sylv. hortensis Sylv. curruca 22/4. 22/.. 18/, des Abends auf einer kleinen Moore gehört. den 22. allenthalben. 23/, einzeln. den 1. Mai allenthal- ben. 23/4. 23/4. 27/, gerufen, 28/4. 28/4. War nurin 2 Exemplaren, wie die früheren Jahre, vorhanden. 27. Mai erste Gelege, 1. Juni letzte, beide mit 4 Eiern. War um die Hälfte weni- ger vorhanden wie früher. In den früheren Jahren war hier nur immer 1 Pärchen auf einem alten Teiche, dieses Jahr noch 2 andere Paare. Das eine baute in dem Flusse, da wo sich ein Binsenhügel von 2 DR.gebildet, das andere nahebei, in einem Rohrkamp. 13. Juni 30. letzte. Waren diesesJahr 5 Pär- chen mehr wie im ver- gangenen Jahre. erste Gelege, 24. Mai erste Gelege mit 6 Eiern. 10. Juli letzte mit 5. War dieses Jahr in dop- pelter Anzahl gegen frü- her vorhanden. Nur 2 Pärchen von den sonst 6 sich hier aufhal- tenden. kein Nest gefunden. Waren dieses Jahr auch in mehr als doppelter An- zahl vorhanden. 14. Mai 1 Kukkuksei mit 3 Nesteiern b. A. arbor. 80. Mai 1 Kukkuksei mit 4 Nesteiern. b. A. prat. 6. Juni 1 Kukkuksei mit 4 Nesteiern b. $. kort, 9. Juni 1 Kukkuksei mit 5 Nesteiern b. $. cinerea. 10. Juni 1 Kukkuksei mit 2 Nesteiern b. A. prat. 21. Juni 1 Kukkuksei mit 5 Nesteiern b. Z. collurio. .|4. Juni ein Gelege mit 4 Eiern, und einem Kuk- kuksei, 9. Juni letzte, war nicht so häufig wie im vergangenen Jahre. 18. Mai erste Gelege mit 4 Eiern. 22. Juni letzte. war in doppelter Anzahl gegen 1855 vorhanden, 8. Septbr. 4. Septbr. 10. Oktbr. 15. Septbr, fort, den 17. und 18. noch einzelne bei Sturm und Regen. 4. Septbr. 10. Septbr. 3. Oktbr. 62 Name. Frühlingszug. Brutzeit. Herbstzug. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64, 65. 66. 67. 68. J. torquilla Emb. hortulana Col. turtur Oriol, galbula Hir. urbica Hir. riparia St. fluviatilis Lan. collurio Cot. communis Orex pratensis Oyps. apus Corac, garrula 29/.- 29/4. 29/,. ist den 3/, gesehen, von mir-jedoch erst am 20/5. 4/; 2 Stück. den 10. Mai waren alle hier, jedoch ®/4 weniger ge- gen früher. sonst 70-80 Paare, dieses Jahr 21 Paare. 8/5. . 8/; eine einzelne. 10). 12/5. 14/5. 24);. 28/5. Bis jetzt jährlich nur 1 Pärchen hier, das Nest nicht gefunden. Nur 1855 und dieses Jahr ein Pärchen bemerkt. das Nest 21. Mai mit 5 einige Tage bebrüteten Eiern. War diesesJahr in 4facher Anzahl gegen früher vor- handen, jedoch kein Nest gefunden. War nur in 2 Pärch. vor- handen, jedoch kein Nest gefunden. Die ersten Gelege am 15. Juni. Hatten ihre frühern Brut- örter nicht besetzt, 1Meile von hier einige Paare in Sandgruben, von dort am |- 15. Juni die ersten Eier erhalten. War dies. Jahr in Sfacher "| Menge gegen 1855 vor- handen. 28. Mai erste Gelege mit 6 Eiern, 21. Juni letzte mit 5 Eiern und einem Kukkuksei. Die mehrst. Nester waren von jungen Vögeln, von alten höchstens das dte Nest. Zwei Pärchen hatten sich eingefunden, jedoch habe ich kein Nest gefunden. In wenigstens 3facher An- zahl mehr wie im ver- gangenen Jahre. 27. Juni erste Gelege mit 12 Eiern zu !/ bebrütet. 15. Juliletzte mit 6 Eiern. Das eine Paar, welches hier bis jetztimmerStand- vogel (im Sommer) ge- wesen ist, hielt sich nur 8 Tage hier auf, und ver- liess dann die Gegend, 5. August. 8. Septbr. 26. August. 17. Juli zuletzt gehört, den 4. Oktbr.d. letzten gesehen. 22.August letzte auf dem Zuge. 63 Frühlingszug. Nr. Name. Brutzeit. Herbstzug. 69. |O. cornix Standvogel. Trug den 2. April zum Nestbau, den 18. April 2, den 20sten 4 Eier, legte nicht mehr. 4. Mai letzte Gelege mit 4 Eiern. 70. | Calamoh. arund, | DieAnkunft des- | Bis jetzt hier kein Nest 21. 72. 73 74. . 75. Fr. Spinus Oygn. musicus Bomb, garrula But. lagopus ' Char. pluvialis selben nicht be- merkt. 19. und 20. Mai auf dem Zug. gefunden, nur in diesem Jahre den 7. Juli mit 5 Eiern. 6/ıa 5 Stück. keine weiter bemerkt 19/1 4 Stück, 2 Alte und 2 Junge. Am5. Dezember waren es 10 Stück und letztere waren nur einen Tag hier. Die ersteren 4 verloren sich am 7. Dezbr. bei sehr schö- nem Wetter. 8/2 ein Flug von ce. 60 Stück,jedoch kannich es nicht ganz gewiss behaupten,weil dieser Flug Vögel mir in ei- ner Entfernung von 400 Sehritten vorbei- flog, allein ihrer Stim- me und Fluge, nach konnten es keine an- deren sein. 17/ig hier nur dies eine Exemplar be- merkt, bei Bublitz seit Anfang Dezember mehrere. 17. Sept. die ersten Zugvögel, gleich in grosser Anzahl und starkzähligen Flügen. 15. und 16. November bei starkem Schnee- gestöber alle fort. 64 Uebersicht von den von mir im Jahre 1856 beobachteten brütenden Vögeln, hinsichts ihres Mehr oder Weniger | gegen 1855. - 1856 das Nest zum Mehr Fr. campestris 4 DOoODovum vr Demo wm DW erstenmale gefunden.| ' Mit 1855 gleich Weniger jetzt fr. jetzt fr. Circaöt. brachydact. | Hal. albieilla Ast. palumbarius 4 2| Ag. naevia 5 F. peregrinus es war dies das Ödte| Hir. rustica 6 2| Hir. urbica 80 21 St. dasypus Jahr, dass dem hier) Pic. major 8 5] - riparia 100 Lan. excubitor brütenden Pärchen] Lan. minor 3 1| Sax. oenanthe 10 Musc. collaris die Eier genommen| Prat. rubetra 10 4| Sylv. atricapilla 5 -- parva wurden, in den frühe-| Rut. phoenicur. 15 6| Oriol. galbula 3 An. ferina ren Jahren waren je-| 7. viscivorus 10 A| Al. arvensis 15 - acuta 2 Nester | desmal3Eier im Hor-| Hypol. vulgaris 6 &| Fr. coelebs 10 - clypsata ste, dies Jahr nur 2. | Pica caudata 8 4| Caprim. europ. 8 Podie. minor Pärcn.| Oynch.schoenicl. 3 1) Oyan. suecica 5 J. torquilla 1 | Tot. ochropus 3 1| Anth.campestris 5 Pic. viridis 2 | Stagn. chloropus 3_ 1) Cot. communis 3 - martius 1'| St. minuta 30 10) Aegial. minor 6 Par. major 2 | An. querquedula 4 1) Act. hypoleucos 3 r - palustris 2 | - crecca 4 2| Grus cinerea 7 C. corax 1 | Milv. regalis 3 2] Gallin. porzana 8 Al. cristata 1 | Muse. luctussa 6 3| ©. cornix 10 Emb, eitrinella 12 | 8. curruca - 7 4| Mot. alba 5 1856 kein Nest gefun-| Fr. domestica Garr.glandarius 7 5| Al. arborea 3 den und Eier erhal-| Mach. pugnax 2 | Anth. arboreus 12 7| Cic. alba 30 ten. Ard. einerea Perd, cinerea 6 2 - Par. caudatus Ful. atra Tot. glareola 4 2 Bud. flava St, fluviatilis 1 | Orex pratensis 7 3) Noch bemerke ich, Merg. serrator Lar. ridibundus Acc. modularis 2 —| dass diese Beobach- Col. arcticus Merg. merganser 1 | But. vulgaris 10 2] tungen mehrentheils Sc. rusticula Podie. eristatus Oorac. garrula 3 1jnach den gefundenen Pic. minor Phyll. sibilatrix 1 | Ouc. canorus 6 1| Nesterh gemacht wor- Rut. thytis Par, cristatus 6 | Musc. grisola 4 1|den sind; überhaupt Emb. miliaria Cie. nigra 2 | T. merula 3 1| gilt diesnur auf einen Fr. carduelis Emb. hortulana . 1 | - musicus 10 4| Umkreis von 2 Mei- Plat. elangulus Acc. nisus 2 | Sylv. cinerea 10 1llen. Pern. apivorus Syrn. aluco 1 - hortensis 8 1 Oyps. apus Up. epops 2 | Phyli. trochilus 6 2 Ale. ispido Trogl. parvulus 1 - . rufa 8.8 Turd. pilaris St. vulgaris Anth. pratensis 12 4 Par. coeruleus Col. palumbus 1 | Fr. chloris 4 Col. oenas An. boschas 4 | Fr. cannabina 11 4 Pand. haliaetos Strix bubo 1 | Telm. gallinago 8 3 3 5 Col. turtur 7 - Auszug aus meinem Tagebuche. Der Vogelfang im Anfange sehr gut, den 23. September die ersten Zugvögel, mit dem. 12. October hörte der Fang auf, den 21. noch ein Zug Rothdrosseln, sonst vom 13. ab nur ab und zu einen Vogel, den 3. Novbr. den letzten. Dompfaffen gab es gar nicht, nur den 12. Novbr. zogen 4 Stück gegen W. Auch Seidenschwänze 65 gab es nicht; am 8. Dezbr. sah ich einen Zug von c. 60 Vögeln, welche ich dafür hielt. Schwarzdrosseln gab es in ziemlicher Menge, jedoch mehrentheils im älteren Kleide und die Mehrzahl Weib- chen. Turdus musicus gab die meiste Ausbeute; — unter diesen wieder eine mit reinweissem Vorderkopf, im Verlauf von 10 Jah- ren die dritte, aber alle ganz gleich gezeichnet; — dann Turdus iliacus, dann Turdus pilaris. Im Anfange gab es viele T. pilaris, doch mehrentheils junge Vögel. Grosse Flüge — wie früher — von T. pilaris und viscivorus dieses Jahr nicht gesehen. - Der Entenzu g im Frühjahr schlecht, im Oktober ziemlich, dann wieder schlecht, nur dieletzten Tage im November gut. Im Dezember gar keine gesehen. Am 10. April sah ich wieder einen ganz weissen Falken, ebenso am 4. Oktober, aber leider immer in solcher Entfernung, dass sie nicht durch einen Schuss zu erreichen waren. Auch am 26. De- zember bemerkte ich einen im Reviere, welcher, wie es schien, einen Hasen, oder einen Theil davon in den Fängen hatte. Ich glaube ‚gewiss, dass es Falco candicans oder eine der verwandten Arten war. iaania alba. Die Störche kamen hier dieses Jahr sehr vereinzelt und spät an, der erste Storch in hiesiger Gegend kam in Schlosskämpen den 11. April an und blieb allein bis zum 28., wo sich der andere einfand. Sie reparirten das Nest gemeinschaftlich aus, jedoch am 5. Mai verlor sich einer, und blieb das Nest nur mit dem zuerst angekommenen - besetzt, welcher auch keine Anstalt zum Brüten machte. Am 15. Au- gust kam wieder einer dazu, doch hielt er sich abwechselnd im Dorfe und bei meinem auf. Mein Storch kam den 21. April einzeln an, und hielt sich den Sommer hier auf; vom 15. August ab waren jedoch bis zum Abzuge mehrentheils 2 auf dem Neste, und war dann das Nest im Dorfe nur mit einem besetzt. 2 Wie sparsam dieselben vertreten waren, geht daraus hervor, dass in der Umgegend von 2 Meilen 30 Nester vorhanden sind, wovon nur 8 besetzt waren und auch von diesen 6 Nester nur mit Einzelnen; auf 2 Nestern waren beide Alte, wovon nur 1 Paar zum Brüten kam, weil es sehr heftige Kämpfe mit fremden Eindringlingen gab. 5 Naumannia 1857. . 66 Cynchramus schoeniclus. Vor 2 Jahren siedelte sich ein Pärchen hier an, früher habe ich hier keine bemerkt. Im vergangenen Jahre erschien dasselbe wieder; dieses Jahr nun hatten sich dieselben bis auf 3 Paare vermehrt, welche ihr Brutgeschäft hier verrichteten. Sind es nun die Jungen der vorjährigen Brut, oder hat das Standpärchen dieselben mitgebracht? Scolopax gallinago. Diese nistete dieses Jahr in grösserer Menge, als gewöhnlich, obgleich der Frühlingszug schwächer war, als in früheren Jahren. Im Herbste waren sie sehr häufig und fing der Zug schon nach der Mitte August an; um die Mitte Septembers sehr häufig, am 14. und 15. Septbr. — bei Tage und auch des Abends beim Zuge — liessen sie oft den meckernden Ton von sich hören. Vom 10. bis 14. Oktober zogen sie sehr häufig bei Tage und war der Beschluss des Zuges am 4. November. ' Ganz in meiner Nähe befindet sich ein alter Mühlenteich, welcher rundum mit Schilf, Binsen und Rohr bewachsen ist, an welchem die- selben häufig brüten. Rundum ist von den Besitzern ein einfacher Zaun gemacht, damit das Weidevieh nicht zu den Wiesen kommen und Schaden thun kann. Auf diesen Zaunpfählen habe ich nun dieses Jahr sehr oft bei Tage 1 und 2, ja auch einmal 3 Bekassinen sitzen sehen. Nachdem dieselben eine Zeitlang in der Luft herumgeschwärmt hatten, liessen sie sich minutenlang auf die hervorragendsten Spitzen der Pfähle nieder. Herr Graf Rödern äussert in seinem Aufsatze in der Naumannia, 1856 Seite 403, dass ihm kein Beispiel bekannt sei, dass im freie» Naturzustande befindliche Vögel lauter Spuleier in ein Nest legen. Ein Freund von mir erhielt im Jahre 1853 ein Nest von Alauda arvensis mit4 Spuleiern, kaum von der Grösse der Tro- glodytes-Eier; im Jahre 1854 ein Lerchennest mit 2 Spuleiern und 2 regelmässig gebildeten Eiern. Ich selbst erhielt dieses Jahr ein Nest mit nur 3 Spuleiern von Accentor modularis, welche auch kaum die Grösse der Troglodytes-Eier haben. In einer kleinen Eiche fand ich dieses Jahr in einer Höhlung der: selben das Nest von Museicapa luctuosa mit 5 Eiern, welche ich fortnahm; nach 12 Tagen lagen wieder 4 Eier in demselben Neste, auch diese wurden genommen; nach Verlauf von 4 Tagen lag ein einzelnes und zwar sogenanntes zweidotteriges Ei (noch 67 einmal so gross, wie gewöhnlich) in demselben Neste, und bin ich fest überzeugt, dass alle 3 Gelege von einem Weibchen herrühren. Das Nest von Rutieilla thytis wurde im vorigen Jahre bei Cöslin am 10. Juni im Garten in einem Jasminstrauch — Phila- delphus coronarius — auf4 Fuss Höhe, mit 2 Eiern gefunden; diese wurden weggenommen; den 11. lag wieder 1 Ei im Neste, auch dieses wurde fortgenommen, ebenso das am 12. und 13. gelegte Ei. Am 14. lag nun das Nest, ganz zerrissen, unter dem Strauche an der Erde. Das Nest war im Ganzen sehr schlecht gebaut, so dass man-beinahe durchsehen konnte; auch war die Form mehr viereckig als rund. Buteo vulgaris. Ich habe vor 3 Jahren einen Horst von einem weissen Bussard gefunden, dessen Eier sich durch ihre Kleinheit, so wie durch die Farbe, sehr von den anderen Bussard-Eiern auszeichneten. Dieses Jahr wurde mir nun wieder ein Ei von einem Gelege zugeschickt, mit dem Bemerken, „dass es vom weissen Bussard sei.“ Dieses Ei gleicht nun den von mir gefundenen gänzlich. Ich möchte wohl wissen, ob diese Erfahrung auch von Andern gemacht worden ist, und dann fragen, ob der weisse Bussard nicht eine eigene Art sein möchte, da die Eier dieser beiden Gelege sich so völlig gleichen und von den andern Bussard-Eiern sich so standhaft unterscheiden? Noch bemerke ich, dass die beiden Gelege 10 Meilen von einander entfernt gefunden worden sind. Beide alte Vögel waren ungemein scheu, und liessen nicht schussrecht dem Horste nahe kommen, ohne von dem- selben abzustreichen. Auch ist bei beiden Horsten nur ein weisses Individuum bemerkt worden. Meinen Freunden habe ich den Auftrag gegeben, genau darauf zu achten, ob dieselben in der Gegend horsten und dann mir die Eier zu besorgen, und werde ich nun sehen, ob sie sich wieder gleichen und hierüber meine Erfahrungen späterhin mittheilen. Hirundo urbica kam den 23. April einzeln an. Den 1. Mai waren sämmtliche Schwal- ben hier, jedoch in einer grossen Minderzahl gegen das vergangene Jahr. 1855 nisteten bei meinem Hause 81 Paare, dieses Jahr erschie- . nen nur 21 Paare, und nur 16 davon hatten Junge, welche in den ersten Tagen des August ausflogen. 5 * 68 Der Besitzer von Elisenhof, ein sehr glaubwürdiger Mann, ver- sicherte mir, dass bei ihm 15 Paar Schwalben gebrütet, von diesen aber nur 2 Paare ihre Jungen gross gezogen haben. Die andern 13 Paare haben ihre Jungen in den Nestern verhungern lassen. Mein Gewährsmann, darauf aufmerksam geworden, dass die alten Schwal- ben nicht futterten, hat die Nester untersucht, und die Jungen todt in denselben gefunden. Der Monat Juli war hier dieses Jahr ausneh- mend nass und kalt: sollte es daher wohl an der Witterung gelegen haben ? Hirundo riparia ik erschien dieses Jahr am 8. Mai, jedoch habe ich sie nur diesen Tag und zwar nur eine einzelne gesehen. Die Brutkolonien am Radöufer und in den Sand- und Mergelgruben bei Schlosskämpen waren nicht besetzt, 1 Meile von hier hatten sich einige Paare in den Sandgruben angesiedelt; von dort erhielt ich am 15. Juni ein Gelege Eier, und sind sie dort den 8. September zuletzt gesehen. Am 1. Juli wurde mir ein Hühnerei gebracht, welches fast noch einmal so gross wie ein gewöhnliches Ei war, und hielt ich es für ein sogenanntes Doppelei. Beim Ausblasen aber fand sich nun, dass in dem Ei noch ein gewöhnliches Ei steckte; die äussere Schale ent- hielt nur Eiweiss, in welchem das kleinere Ei schwamm; letzteres. aber war regelmässig gefüllt. Schon in früherer Zeit wurde mir ein- mal ein grosses, zweidotteriges Gänseei gebracht, worin auch ein ge- wöhnliches steckte. Da nun aber das grosse Ei eine weite Öffnung hatte, so dass man das kleinere herausnehmen konnte, so glaubte ich, dass. es auf einen Scherz abgesehen sei, und dass man das kleinere in das grosse hineingelegt habe, obgleich. mir ganz bestimmt versichert wurde, dass das Ei so gelegt sei. Schlosskämpen bei Cöslin in Pommern, den 31. Dezbr. 1856. W. Hintz L, Königlicher Förster. 69 Nr. 6. Beobachtungen über die Ankunft und den Wegzug der Vögel im nord- östlichen Pommern, in den Jahren 1829—1854. Von W. Hintz 1. Die Beobachtungsorte*) waren: 1) Vom October 1829 bis October 1834: Damshagen bei Rügen- walde, 11/, Meile von der Ostsee entfernt. Forstrevier von 10,000 Mor- gen, meistentheils Laubholz. 2) Vom October 1834 -bis October 1838: Bartzwitz bei Rügen- walde, !/; Meile von der Ostsee entfernt. Die Feldmark grenzt un- mittelbar an den Vitter-See. Ebenes Feld, mit einzelnen Brüchen und kleinen Stellen von 3 bis 20 Morgen Unterholz-Bestand und einem grössern Bruch von c. 200 Morgen, der mit Ellerngesträuch (Alnus) bestanden ist. Von einer Seite der Vitter-See — Landsee von 1 D Meile — nur durch die 300 bis 900 Schritt breiten Dünen von der Ostsee geschieden. 1/; Meile östlich ein Buchenwald von !/, Meile Länge und 600 bis 2000 Schritt Breite. 3) Vom October 1838 bis November 1839: Morgenstern bei Bütow, Revier von 4000 Morgen, bergig, zur Hälfte Laub-, zur andern Hälfte Nadelholz. 4) Vom November 1839 bis April 1842: Massowitz bei Bütow, Revier von 3000 Morgen Laub- und Nadelholz, ersteres vorherr- schend, meist gemischter Bestand; von vielen grossen Brüchen, die mit einzelnen verkrüppelten Kiefern, bis zu 10 Fuss Höhe, bewahsen sind, und von mehren Tausend Morgen Feld und Wiese (einzelne, im Reviere liegende Kolonistenhöfe) durchschnitten. 5) Vom April 1842 bis jetzt: Forsthaus Schlosskämpen bei Cöslin. Gemischtes Revier (Laub- und Nadelholz) von 1300 Morgen, unmittelbar an dem Flüsschen Radö; von zwei Seiten durch tiefe Wie- sen und Felder, von der andern durch den 18,000 Morgen grossen adlich Cartziner Forst begrenzt. *) Unter ce. 34° Länge und 54° 20’ Breite. 70 NB. A. = Ankunft. W. = Wegzug. Es= Erste. L. = Letzte. Alauda Oygn. Sturn. Anser seget. Vanell, Jahr arvensis. musicus. vulg. et arvens. cristat. A. W. A. W. A. W. A. W. Ai DW 1829| 3.2 17.2 [27.2 27.2 3.3 30 || 21.,, 18., 1.3 12.3 ER 31] 8.,, 83 110.2 Bi), di, 32 19... 112a 22., 2. a II ” 33|| 7., 9.12 [16.10 |14.1 ||14., | 9.12 10.10 |e27., 128.2 34 || 24.1 12: 1,1268 Ba8. 8.11 11219 »| 22 .|21., 35| 72 a,141llv 31.1, ||10.,a 24, c|10., 126, | 7.7 36 125.1 c | 19.10 17.2c | 4.3 24... d|26., e|| 5.3 371 82 a 11.12 |115., | 9.3a || 17.20 24. r1|18., g]]19.2 38 || 3.3 ee 83 21., 17.3 114.3 39|| 3.2 11rn Br 27., 1126. 40|| 3., 26.2c 15., ||23-, 41|19., e 3.3 22... Nas. 030, 42 16.,, 4.11 16.1e || 4, | 4.10a || 4.10 4, 17, 119,, 43 131.1 r 26.,e || 9., 8 15.4. NERR:TID, 44 21.2 g 22., |22.,r| 4, |23.9 8.0. VAT Bl, 45 126.3 |27.10 27.,, 13.9 28., h 12%, | 3. a 46|| 4.2 n| 2.11 3.12 | 44 [24.2 | 8.10e ||og.,, 7., i1128.2 | 24.6 471 53 1| 5.,„ 1.4 |15.3 |25., 1.10 6., 118.3 | 17., 48|110.2 126.10 |lı3.11 j18.3 |118.2r 13.9 25.4 x||26.2 | 2,, 49 || 9., 24. , 23.10 72 |113.2r 23., 5.3 ı|| 4.3 |20., 50 || 10., k | 10. „ 22.2 9.1g| 5., 16.,, 15.4 [123.2 |20., 51 ||13.,, 4.11 2.102 16.2n| 6., 25.3 |l14.3 |24,, 52|| 5., 1) 9. „ mil 1.11 |10.3n || 6.,1/23., [11.11 |10.,m|l15.„ [19., 53|113.3 0 |28.10 n || 10. „, 9.,, 113.38 | 11.9 17.9 n| 74 0||80.,5|12.8 ec 54|1121.2 |22.,, er 1., [10.10 2.5 9... L18,,, ja) 10.2 häufig. ||a) 4 St., dann ||a)einzeln,15.2||a) Hauptzug v.||a) zu 30—40, b) bis 5.12 einz. || am 8,3, Haupt- || häufig. 18243. b) 1.4 allenth. ce) 5.2 häufig. zug vom18.—||b) Dezbr. und||b) Hauptzug v. || e)vieleamOst- d) 16.2 b. Sturm || 24.3. Jan. am Ost-|| 7—19.11. seestrande. u.Glatteis,Flüge von 300 bis 400, e) 10. bis 13.3 starke Flüge. f) eine einzelne, 25.2 häufig. g) 2 Stück, 3.3 häufig. h) einzeln, 23.2 häufig. i) schon 25.2 be- obachtet. k) einzeln, 13.2 häufig. 1) 25.6 welche beobachtet. m) 11.9} erste n) 21.9 Züge. 0) einzeln, 1.4 häufig. b) Hauptzugv. 18—20.3, c) Hauptzugv. 1—4.3, d.letz- ten am 15.4. d) mehre Tau- sende, e) Mitte Febr, die letzten. f) Mitte Mai dieletztem, am 2,d noch 2 St. g) nur 2 St. h) ein einzeln. seestrande öf- ter ein Zugvon 30 Stück. c) 4 Stück, 9.3 häufig. d) einStück in einer Dohne. e) 1.11 d. letz- ten. f) einzeln. g) einzeln. 15.1 allenthal- ben. h) 15.leinZug von 40 Stück. i) 11.1 Flugv. 11 Stück. k) 20.3 häufig. ce) 1.11 letzte. d) 26.10 letzte. e) Hauptzug 21.u..22.3. f) 7.11 letzte. g) Hauptzug 1—6.4. h) einige noch 4—8.4 und 10.5. i) vv. 1.—7.3sehr häufig. k) die letzten. 1) 2—13.2 sehr viele. m) 6—7.deinige Züge von über 100 Stück. n) im Novbr. viele. 0)4.d vieleZüge. 71 — Fring. Columba Grus Columba Charadr. Anthus Jahr ||cannabina. venas. cinerea. palumb. pluvial. pratens. A. W. RER 4 A. W. > RE ER 1829 || 3.3 4.3 5.3 5.3 11.3 11.3 30 || 27.2 21, 10:,, 14.,, 9., 9;,, 3ı|| 7.3 16.,, 14.,, 18.,, 72 10.,, 32 || 12.,, 4, 22.,, 16.,, 17.3 27.2 33 | 24.,, 28.,, 26., | 3.10 ||28.,, L. 22.,, 34|| 4., 18.,, si, 26.,, 9.,[28.11 7.3 35 ||10.,, 1.4 9.,, 13.,, | 15.10) 16.,, 14.,, 36] 1.,|. 24.3 13.,, e E, 13.,, 37 ||18.,, 19.4 17., | 4.9 a || 18,,, 14.,, 17.4 38|| 8., 23.3 | 7.9 ||23., |13., 54 |27.,„|| 6., 7.3 39 6.4 18.,, 5., T, 40 2% 19:7 21.3 1.2 41 || 17.,, 19.5 19:5, 24.,, 19.3 7%, 42 ||17.,, 10.3 11., | 8.100 || 19.,, 11.,128.8a|| 1.,, 43 || 20.,, 16.,, - 15., |10.,e|| 5., 19.,, 15.,, 44 || 22..,, 4.4 8.,, 23.,a| 14. „|| 1.,[24.11|| 8.,| 16.10 45|| 74 9.3 30., |14.„d| 84n| 9.,, 13.40] 19.8 114.415. „ 46 125.3 12.,, it 14.3 7.3 5.3| 12.11 47|| 4.4 29.,a 28., |10., |16.,a] 5.9 14.,]26.11|| 7.,|25.10 48|| 3,,, 15.,,b 15.,f 22.,,d 20.,, 14.,,| 8.1la 49 110.3 14.,c 4. 18.,, [11.10 9.,, 8.,, | 13.10 50) 4.4 27.2a| 3.8e||26,2 6.45 9. 1.,| 24. „ 51) 1., 14.3 „6118.83 24.,b 11.,| 2.9e || 24.,| 7.11 52] 8., 18.,, f „1125.,, |14., 130.30 | 12.8e 23.,, | 27.10 53 || 45 20.4g Er 8.4 4.4130. 9 54|| 9.3|8.10|28.2 |20., |113.3 4.11 ||10.3 |23.9 |l15.,| 2.11124.3| 4.10 . a) gerufen. ||a) die ersten ||a) 29.3 ge-|la) erster a) bis 15.2 b) 20.3 geru-|| Züge. fen. Zug. täglich ein fen. b) über 100||b) gerufen. ||b) ein ein- || einzelner auf e) 4.4 - ||St. beiManow. || c) 9.10 noch || zelner hoch || einer Wiese. d) 10.3 - |ie) über 1000 ||2 St. in d. Luft. e) zuletzt - ||St. beiManow. ||d) 2.4 geru-||e) erste f) 223 - |d)6.112 St. |fen. Züge. g) 29.4 - |le) 20.dein ein- ||e) Zug von zelner Zug von 10 St. f) 29.2 ein Zug. 100 St.; bis zum 9.8 ge- ruten. 72 - —— — Motac Alauda Turdus Fring. Fring. Scolop. “Jahr alba. arborea. musicus. chloris. < coelebs. rusticula. A W: A. W. A. W. A. WW A. W.| A W. 1829 | 11.3 11.3 15.3 15.3a 16.3! 16.3 30 || 14.,, 20.,, 19.,, Tayı 14.,, 16.,, 31||25.,, 15,,, 11.,a Rs; 18.,, 20.,,a 32 ||10.,; 10.,, 20., 18. 20.,, 22., 33 |26.,, 27.,, 16., | 511] 7., 16.,, 28,,b 34|| 2.4 2, 10.,, 9.,; pe 10.,c 35 127.2 25., 14 5.,, Wi 6., | 411 36 || 21.,,a 19..,, 19.,, 7... | 31.100 || 14.,, 7..d 37 120.3 15.,, 15.,, Sr 21.; a 38 || 23.,, 5.4 3.4 41T; 30.,, 11.4 39 ||28.,, 10.3 7.3 19.,, 231., 21.3 40|| 1.4 L. 31., 14.,, 19.,, 25.,, 41||19.3 13.,, 23.,, 23.,, 18.,, 29.,, 42 || 24.,, I, 7., [2.110|| 8., 14.,b 20.,, 111. ,, 43 || 23.,, 16.,, 22.,, 11., 5. 24.,, 44|| 2.4 |27.9 || 5.,a 29... | 21.10) 16..,, 8.,, |30.9113.4 114.10 45|| 1., 120.,n1127., |20.9 || 7.4 |ı0.11|| 5., 3. : 10... |8.11e 46|| 2.3 | 4.101242 [18.10|| 2.3 | 1a. |14., 2.0 5.3 [12.10 a7 |18., 129.9 || 12.3 |26. „|i21., |24.10| ı7.,, 20.,, 14.,,118.9 48 || 15.,, 19.20 | 2. „|115., |24.,„||13., 15. 18.,, 49|| 5., 3.3 |30.9 129. |23.,,|| a., 7 4.4 113.11 50 || 10.,, 24.2 28... |26.,, 1126., [29.10 ||20.,, 11.3g 51||15., 13.3 20., |29. || 7.2 8, 22.,, 52 || 22.,, 18., |11.10[23., | 3.111 28.,, 97, 53|| 3., 4.40|12.9al 24 | A4.„| 83 4.,d 8.4 54 114., 127., 1 73 | 2.11 a) im Febr. eine einzel- ne. b) im Dez. a) 3.3 über||a) 26.3 ge-||a) 8.—15.4||a) einzelne ab ||a) einzelne || 1832 eine 100 Stück im || sungen. viel Zugvö-||und zu jeden ||M., selten || einzelne. Rohre. b) 13.3 ge-|i gel. ‚Winter. W., auch|ic) den gan- b) 14.10 noch || sungen. b) 1.12 eine) b) grosseFlü-||des Win-||zen Winter eine einzelne.| e) gesungen. | einzelne. ge von 100 St.| ters. ‚|| einzelne, d) familien- am _ Ostsee-||b) 16.3 Zü-||d) 28.3eine weise, 28.9 strande. ge v. 1000 ||mit einem die letzten. Stück. reifen Ei. ce) 23.3 gr.||8.3 14St. in Züge. einemZuge. d) 7—10.3||e) die ein- grosse Zü-||zige auf d. ge. Herbstzug. f) 29.2 28St. g) 6.4 auf dem Zuge. TB 73 Fring. . Scolop. : || Sazwicola Scolop. Podiceps || Char. || Char. Jahr || carduelis. Gallinula. || Oenanthe, || Gallinage. || cristatus. | hiatie. |\cantian. A. WW. EWR, Wi WEHEN A. 1829 || 17.3 20.3 21.3 22.3a 30 || 18.,, 17.,; 24.,, 1.4 '31||11., 16.,, 19.,, 13.3 32 || 14.,, 1.4 21. 1.4 33 || 19.,, 4.,, 1.4 17.3 34 ||15.,a 11.3 | 20.111||26.3 10., 120.11 35 ||10.,, 418., | 4 „1127, 16., | 4. [180.3 30.3 | 30.3 36 || 14..,, 14.,, 1124.,, 12.,; LER 28, 3.4 37|112.4 18., | 4 „115.4 18.,, 22.4|16.9|| 14.4 | 11., 38 l10.3 | 13.100 ||29.,, 9. 2.4 17.3 11... id, 39|119.,, 14., bu 20.3 21. hi 9 40 || 21.,, 27. 15., 26.,, 28.,, di ‚e 41 || 11.,, 15.,, 27.3 24.,b & 42 || 21.,, 16.,, 18.4 0:4, 43 || 21.,, 2.51 &,120,., 25.,e 44 || 4.,, 14.,, 26.,, 2.4,,|26. „ 45|| 1.4 23.4 23.,, 9.1 190:.,, 46 || 21.3 17.3 17.3 125.9 || 3., 10. , 47 |17.,, 5.4 15.4 129.,,1126.3 | 2.,„ 48 || 7., 134 |12., 1 3., 27.2 |12., 49 || 16.,, 19.3 31.3 31.3 |. 50 || 11.,, 34 |. 5.4 5.4 51 17. 6.3a | 21.12 125.3 15.3 52 30., |7.11:|| 6.4 SEA} 53 15.2 4.4 20.9 ||14., 9.4e | 24.101 . a) den ganzen Winter durch. b) Flug von e. 50 Stück. e)bei starkem Schneetreiben ein einzelner. a) 22.2 eine einz,, wurde mit der Peit- sche.erschlä- gen. N b) 23.7 erste Zugvögel. a) einzelne ab und zu des Winters. b) 1.4 sehr häufig. ec) 6.4 ge- meckert. d) 30.3 ge- meckert. 28.7 zuletzt. e) 12.4 ge- meckert. f) 28.10 und 11.11 noch einzelne. 74 > Ss 5 S $ Be Bubeoula 38 Totanus Corvus Jahr SS SS Familiar. |S S ochropus. || Monedula, r 8: w. SEE E. L. Ei:iR 4 WW I AT ARMS Arm 1829 1.4 1.4 2.4| 2.4 30 29.3 20.3 26.3 || 6., 31 30.,|2 4a iR. 24.,|117.,, 32 28.,, | 28.3 ti 25.,||19.,, 33 38:4: 19., 44|| 1., 34 10.4 1. 8:,|| 8, 35|| 1.4| 1.4] 2., 17.3 1.,438,;, 36|18.3125.3[121.3| 3.4 26.,, 22.3 |19.,, i 37 || 14.4 || 24.4 || 25.,, | 3., 4.4 14.,, || 22.,, 38|| 3.3] 7.,||30.,, 23.3 24.,,||19.,, 39|| 1.4| 4..|| 6.4 16.,, 20.,|| 9. 40||30.3127.3|| 1., 20.,, 26.,, |16.,, 41 29.3 16.,, 22; 42 22... 26.3 | 15.80 | 27.8 || 16.,, 16.,, |11.,, 5.A4a 43 20.,, | 31., 29.,, 22.,1131.3 Gy 44 6.4 4.4 |20.10|| 7.4|| 4.4 1., 10.10 45 5.,1104| 8., |18., [10.320.111 6.,|| 5., 30.3 46 20.3 129.3] 29.7 |22., || 7.„|20., 115.324 „9.10 126.2 | 47 i 26.,| 74| 6.8 |20., || 2.4|25.9 || 16., 26.3 25.30 | 13.11 48 22.,| 2] 7.0122 1 2.581.101] 15.,1 5.4 17., 11.10 49 3.4 | 13.,, 4..181., || 8.,|1 4, 19.2 50 5., 11., 126., [130.3| 8.,, | 25.,1129.3 6.4 | 3.10 51 3., 8.,a| 21. |27.,,|25.,||19.,||24.,, a 52 4.,, 1.,e115.,.|| 3.,,|27. , 1128.,1| 5.4 15.,e 53 1.,'16.,115., 128, || 6.4 | 27.,, || 29.,||11., 11.3 |19., a) überall. b) Junge. ce) Alte. d) 1.9 Alte und Junge von einer Brut fort. e) 49 noch 3 Junge ohne Alte. a) bis 1842 Standvogel, vondaabnur auf d. Zuge. b) nur eine einzelne. ce) geg. 1000 Stück auf d. Felde. - 7 A a Fe A a nn a al a m 75 —— ER © Onarpdk, Upupa Rn 8 RE ® 5 Phyllopn. MINOr. epopsS. S RK. rufa. A. W. LEE WA E. L. E. L. A, aWwl A, 1A. W. 1829 7.4 7.4 9.4 11.4 30 Fl 28.3a 14.,, 9; 31 Er 8.4 | 15.40 16.,, | 15.,, 32 18.,, E;, 28.31 8.,, 33 24.,, 0 9.9 5.4 || 22.,, 34 20.,, 17.3 |20.3c 28.3 || 16.,, 35|| 74 iR N ER 34| 7., 36 || 11.,, 20.,, 18.,, TE] ER, 37 || 14.,, 17.,1 6.91117.,, | 22.34 11.,1°.98; 38]119.,, 2.56 7,51128,,, G;4L%, 39 || 12.,, 28.,, 74 20.,,|| 14.,, 40 || 9.,, 22. 26.3 15.,, || 20.,, 41|| 4.,, 26.,, 22.,, 14.,, 42|| 4.,, : 1122., 117.71 1.4 25.10 7.4 10.,, 43117. |29.9||19.,, 8... |16.4e | 22.9 11%, 17%; 44|| 2.5 7. || 23%, br; 25.10 1.11] 9., 10.,, 112.10 45 119.4 2.,123.,| 1.8] 17.3 25.1.1054, 3. 114.,; 18,118. „, 46 || 23.,, 20.,, 27. 120, 113, 128.104 10., 6.,, 116. ,„, 47|| 3., 26.,, 126.7 || 24..,, Fl: 17 12... |11. „ 48 || 30.,, 21,126, 8.1 18:81: 6. 7.111110... 31.3| 9. „ 49|| 8.,, IQ.H: . 19, 26., ;18., 123;, 14.4 | 9. „ 50|| 9., | 24.8] 16.,| 19.8] 15.,, 18:3;2 148: Ii8.;, IKT, öil 5, 111.,1115., 25., 25.9 5.,, 128.3 8:51 Ty 521129.,a 28.,|| 3.,]13.,114.4 5.10 |12.,,114.4|59||_ GE „ 53 || 20.,, 12.,, 10.,, Be 4. ,, 116., 30.9 a)schon am a) in der letzten Hälfte des 17,4 gese- Januar 1830 bei starkem hen. Frost und tiefem Schnee 5 Stück. Im Herbste 1830 im Umkreise von 2 Meilen keine gesehen und gefangen. b) in starken Flügen. ce) sehr häufig. d) zu Tausenden. e) mehre Tausende. f) die einzigen. g) über 10,000. 76 — > . A . Hirundo rustica. Ar: SS 3 & $ S TS Br Jahr cinerea. & SINN DISS AR porz. aA W. 2.7 BB. FE Aa: WW; A. || A. || A. A. A EW. 1829 | 11.4 11.4 17.4 19.4 || 19.4 1||26.4 30 || 26.,, 30.3 24.,, 15.,|| 1.5 21,5, 31l| 8, 16.4 19.,, 21., || 20.4 3.5 821 17%, 20. 80.,, 12.,| 26.,, x MR 33 || 29.,, 13.,, 25, 12.5 || 19., 124.4 34 || 28.,, | 10.4a an 5. 18.4| 15 4.5 35 |29.,,| 25.,a| 9.9» 20.,, 19.,|| 17.4 128.4 36 || 25.,, | 20.,a 17. 12.,|| 20.,a ||27.,, 37 || 16.,, 20.,, 24..|| 2.5, ||21., 38 1122.,| 17.,a 10;,, 2.5| 3.,b ||24.,, 39 || 25.,, 11... 19.4 5., 40 || 24.,, 9, 26., 41 ||27.,, ii.) 16.,, 26.,, 42 | 23.., 14.,d 26.3a 23.,| 7., 17,,, 43 || 18.,, 25.10 6.4 25.,, || 24.,, 26.,, 441127.,| . 24.9 [12.102 || 6.3 |13.10 11.51 13.,|| 8.0 1120.,| - 45 || 17.,, 7 PR 14.4 25.4 | 3.5 || 25.40 ||26.,| 5.8a 46 || 18.,, 22., 115. ,a| -5.,b 30.,| 5.4 19,,; 47 || 20.,, 29.82 | 26.9 20.3 2T..| 4,1 27.,c ||20., 48|| 8., 15.9 116.10 |ı12., |. 5.80. 20. |[|19,,, | 26.7a 49 || 24.,, 1.10 29.0 28.,| 1., 25 50 || 13..,, 34 19, 4,121. || 8.,| 31.48 51 117, f 14.3 27.3| 1.,| 26.,d 20.4] 21.,a 52|| 1.5 8.,e 19.,, 24.4| 18.,|| 30.,, 10.5.| 20.,a 53 123.4 12, 11.,|14.,|| 22., 2., ® >» =» a) einzelne. a) im Jan. 22 ,|la) zuletztge- b) 3 bis 4000 am Ostsee- |und Febr. 5® 7 ||rufen. strande, setzten sich auf die | einzelne. ” 2 = Wiesen. b) 10.4 e. 50 3: ce) zwei Stück. St. auf den RE d) die letzten Jungen am || Wiesen. an 2 9.9 ausfliegend. ec) 2—121 sam e) fünf Stück. “ Jeineraufden 2 J 5 x Rieselwiesen. san & S 20 5 Es 3 3 I: os 8378 Y Ba on 2 Sau 0 un 22 u SÖ1 2 Su 3, 3 an a ' WER PERITRTE ZEEEREEGERN N 3.) R 77 —— B S 1 wen, Par $ rar 2 ä x $ N S > urbıeca canor, EeUrOp. Re ar ES Ö Jahr | SS pr. |a5| "7er |03|93 183 N A. A. W. A. W.. | A. Ww.] A. | A. W. || A. | A. A. 1829 127.4 || 28.4 23.4 29.4 1.5 4.5 30 21.,,||25.,, 2.5 5.5 24.4 274 31 || 22.,, || 26.,, 24.4 9., se. 29. 32 || 26.,|126.,, 29.,|19.7a]| 8.,, 9) 3. 331 24.,,|| 5.5 2.5|/11.,al| 8.,, 25.4 &; 34 || 26.,, || 28.4 29.4| 6.,all11.,, 19) 28. 35|| 4.8|127., 2.5 10.,,120.9|| 1.5 24.4| 9.9 29.,, 36 || 14.,, || 24.,, 24.4 4.,, 5.,| 3.5 8. 37 130.4 || 26.,, 29.,, 7.1 25.,1 9.,|125.4 El 38] 28.,, || 28.,, 28.,|11.,n|| 4, 3.,| 1.8 29.4 39 || 26.,, || 27.,, 2.5 Be Bl 3 1.5 40|| 1.5 1127.,, 25.4 Eu 5. 30.4 6., 41|| 6.,|125., 11.9 | 1.512, || 7., \ 9., 25.4 42|121.4|126., |10.,a|| 3.„|13., |12.,, 17.4|| 3., 251105 | 65 43 |126.,,|| 3.5 29.4 | 22.,, || 18.,, 5.5| 2. 26.4 || 11., || A., 44||30.,|| 6., | 4., | 5.5|14., 11274 ER Ten BON =.1.7 058 45|| 3.51) 4, 127, 126.4 | 21., ||80., 21.4| 1., 3.5| 274 || 1., 46|| 1.,|123.4 3.5 | 14.,, ||26.,, 85| 3., 284| 5.5 | 16.4 47125.41125., |31.80|| 3.,|21., 1124.,]3.10| 6.,| 3.„1168|| 1.5] 1.„| 65 48 || 30.,,126.,, 131.,e| 18.4 | 14.,, 1.5 5. | 11a 10.4 || 28.4 | 1., 49 || 26.,, || 25.,, 27.,124.,, 127.4 8.,,129.4 97.,1| 29. 1U8,,; 50||18.,||15.„0 |15.„,e|| 4.5] 15.,, || 5.5] 9.9] 6.,| 2.9 5.5 :.85|- 3., 51 || 20.,, || 24.,, 125.4 | 21., || 3., 4.,, 126.4 214] 3.,11 6., 521129. ,128., [28,1 8.5|18., ||18., 84 85| 7..129,1 9, | 3, 53|| 1.5125... [16.9 | 3.,117., |11., 6.,125.4129.,1124.,1 4,1 2, a) einzelne |a) zuletzt bis Mitte Oc- || gerufen. tober. £ b) einzelne bis zum 10.9. e) bis auf ein Paar. d) 6.5 alle. e) bis aufein- zelne Paare. f) einzelne > bis 7.9. 8) 4.5 alle. N Corac. Lanius warum wäre dann in der Zwischenzeit zwischen der Frühjahrfalz und dieser zweiten Sommerfalz eine Pause eingetreten? Wir waren wäh- rend des Frühjahrsstrichs an denselben Orten angestanden; am 3. April waren noch ca. 10 Schnepfen gestrichen, am 4. April (bei starkem Winde) eine, am 5. April ca. 8, am 6. April (bei ausge- zeichnet günstigem Wetter) ca. sechs, so dass wir wegen zu wenig Aussicht auf Erfolg, namentlich auch weil wir beim Buschiren . gepaarte Paare antrafen, den Anstand aufgaben. Bei normalem Frühlingswetter legt das Schnepfenweibchen seine 3—4 Eier in hiesiger Gegend gewöhnlich in der ersten Hälfte des April, so wenigstens in hiesiger Gegend*). Nehme ich nun an, dass das Weibehen ungefähr am 20. April anfängt zu brüten, so schlüpfen die Jungen gegen den 7. Mai hin aus und sind gegen Ende Mai der Pflege und Aufsicht der Eltern entwachsen. Herr Pastor Brehm (s. seine Naturgesch. aller Vögel Deutschlands) fand ja ein mal am 6. Mai 4 schon halb befiederte Junge! Die jungen Schnepfen, sobald sie anfangen flugfähig zu werden, laufen selbstständig von ihren EI- tern weg und entheben dadurch die letztern, resp. das Weibchen, ihrer Elternpflichten, was steht nun einer zweiten Brut hindernd entgegen? Die Zeit, wo im vorigen Jahr die Falz begann, steht ganz in dem rich- tigen Zeitverhältniss zu dem muthmasslichen Selbstständigwerden der Jungen der ersten Brut. Ausser der sehr auffälligen Falz kann ich noch verschiedene Beweise für eine zweite Brut anführen; so nament- *) Die Daten, welche mir Herr Baron von König-Warthausen über die Legezeit aus den Notizen zu seiner reichen Eiersammlung mitzutheilen die Güte hatte, stimmen mit dieser Beobachtung ziemlich gut überein. Es sind folgende: 1849. Mai. 3 Stück (volles Gelege) stark bebrütet. 1850. 16. April. 1 Stück (das erste im Nest) frisch. 1850. 30. April. 4 Stück (Gelege) bebrütet. 1851. 15. April. 4 Stück (Gelege) stark bebrütet. 1851. 15. April. 4 Stück (Gelege) schwach bebrütet. 1851. 29. April. 4 Stück (Gelege) schwach bebrütet. 1851. ? April. 3 Stück (Gelege) stark bebrütet. 1852. 28 April. 3 Stück (Gelege) schwach bebrütet. 1854. 22. Mai. 3 Stück (Gelege) am Auskriechen. Von zwei weiteren Daten, die für die Annahme einer zweiten Brut sprechen, später. Ferner wurde nach der Aussage eines ganz zuverlässigen Jägers am ersten April des Jahres 1856 beim Buschiren ein Schnepfennest mit 3 Eiern bei Esslin- gen gefunden, und zwar auf eine betrübende Weise, indem man einen ungezo- genen Hühnerhund dabei betraf, wie er dieselben auffrass. 81 lich den, dass es keine grosse Seltenheit ist, im Spätsommer und im Anfange des Herbstes junge Schnepfen anzutreffen, so erzählt Herr “ Prof. Naumann von einem kaum flugbaren Individuum, das er am 8. September antraf. Auf einer Hirschjagd in der Nähe von Stuttgart _ wurden noch im October junge Schnepfen angetroffen. Aehnliche Fälle sind gewiss noch manche aufgezeichnet, ohne zur allgemeinen Kenntniss gekommen zu sein. Als Fortsetzung der in der Anmerkung gegebenen Notizen von Herrn Baron von König-Warthausen und zugleich neue Beweise meiner Behauptung habe ich hier noch aufzu- - zählen: 3 1850. 11. Juni 1 Stück (das erste im Nest) frisch. "1854. 22. Mai 3 Stück (Gelege) frisch. | Dass die Eier und die Jungen der zweiten Brut nicht so häufig gefunden werden, als die der ersten Brut, finde ich ganz natürlich. Im April und Mai, wo der Wald noch nicht so dicht belaubt ist, kommt der Jäger sowohl, als der Eiersammler viel leichter an die Brutorte der Schnepfe, weil da manches Gesträuch, Dornbüsche u. s. w. ohne dichte Belaubung ihm viel eher durchdringlich erscheinen, als dies im Spätsommer der Fall ist. Auch kommt ihm im Frühjahr die abstrei- - chende und den Nistplatz dabei verrathende Schnepfe viel eher zu - Gesicht, als im Juni und Juli, weil sie noch nicht durch das Laub ge- deckt ist. i Der nächstliegende Einwurf, der mir gemacht werden könnte und - der'auch schon gegen die Vermuthung einer zweiten Brut an ver- R schiedenen Orten geltend gemacht wurde, ist der, dass beim Verun- i glücken der ersten Brut allerdings eine zweite gemacht werde, - ohne dass jedoch die letztere normal oder nur häufig sei. ' Ich kann darauf sehr einfach erwidern, dass ein solcher Fall doch wohl nur da anzunehmen sein wird, wo die Eier verunglücken. Wenn ' _ ein solcher nun auch während der letzten Zeit der Bebrütung eintritt, so müssen doch die Jungen einer solchen zweiten Brut Ende Juni, spätestens Mitte Juli flugbar sein. Demnach müssten die im September und Oktober mit den Anzeichen der Jugend betroffenen Vögel gar einer dritten Brut angehören, was ich denn doch nicht zu verfechten wage, obgleich ich es keineswegs für unmöglich halte. Das ungemein schnelle Wachsthum der jungen Schnepfen erklärt es genügend, dass man im September und Oktober verhältnissmässig selten unausgebildete Individuen antrifft, denn wenn man die Ent- Naumannia 1857. 6 ’ 82 wickelung vom Bebrütetwerden des Eies an bis zur vollständigen Flugbarkeit des jungen Vogels selbst zwei volle Monate dauern lässt, wobei offenbar eher ein zu grosser, als ein zu kleiner Termin ange- nommen ist, so müssen ja doch die Vögel der normalen zweiten Brut Ende August ihr vollständiges Gefieder tragen. Herr Dr. Gloger, welcher zu gleicher Zeit mit Herrn von Hahn das zweimalige Brüten von Gallinula chloropus entdeckte, hat sich bei Gelegenheit dieser Bekanntmachung für die Wahrscheinlich- keit ausgesprochen, dass ein zweimaliges Brüten wohl auch noch bei andern Vogelarten vorkommen dürfte, von welchen man bisher ge- meint, sie machen, ungestört, nur eine Brut jährlich. Meiner Ansicht nach darf die Waldschnepfe unbedingt auch hierzu gerechnet werden. Bei den zahlreichen Verfolgungen, welchen dieser Vogel, ausser von Seiten des Menschen, resp. Jägers, der doch sein gefährlichster Feind ist, namentlich noch von Raubthieren ausgesetzt ist, wäre es bei nur einmaligem Brüten kaum möglich, dass deren Anzahl — obwohl im Vergleich zu früheren Zeiten sehr vermindert — doch noch so bedeu- tend wäre, als sie es doch noch immer im Vergleich mit andern Vögeln ist, die selbst bei grösserer Eierzahl nur einmal im Jahre brüten und keinen so systematischen Verfolgungen ausgesetzt sind, wie z. B. die Spechte. Jagdfreunde, welche Gelegenheit haben, im Juni Distrikte zu besuchen, in welchen viele Waldschnepfen brüten, werden. sich leicht von dem Bestehen einer zweiten Falzzeit, welche von der ersten durch eine 11/3 monatliche Pause getrennt ist, überzeugen, aber gewiss davon abstehen, diese zweite Falz zum abendlichen Anstand zu benutzen und die armen Langschnäbel auch noch im Sommer zu verfolgen. Den diessjährigen Frühlingsstrich betreffend möchte ich noch die Bemerkung machen, dass er seit vielen Jahren in hiesiger Gegend nie so schlecht gewesen war, als diessmal. Auf einem Stande ete., wo noch im vorigen Jahre jeden Abend 6 bis 8 Schnepfen strichen, wurden in diesem Frühjahr die ganze Strichzeit über zusammen kaum mehr als eben so viele gesehen und gehört. Die unermüdlichsten und renommirtesten Schnepfenschützen hie- siger Gegend kamen jeder nur ein paar Male zu Schuss. Woher mag das wohl kommen? War der Strich auch in Norddeutschland so schlecht? Das Frühjahr war doch so günstig! Stuttgart, den 5. April 1857. 83 I. Notizen. Turdus torquatus hat doch wohl hier genistet. Zu weiterer Bekräftigung des noch zweifelhaften Faktums hielt ich es für Pflicht, mich in den Besitz der betreffenden Subjecte zu setzen: in der beifol- genden Krammetsvogel-Einheit erhalten Sie desshalb den Vater und drei Kinder dieser neuen Staatsbürger-Familie, welche sich dem Wohle der Wissenschaft freiwillig opferten; in unmittelbarer Nähe des von mir in Gemeinschaft mit Freund Altam und Wiebken sorg- samst abgesuchten Brutplatzes hingen sie dicht neben einander am ' verwichenen Freitag in den Dohnen, und ist jetzt noch das Weibchen K und ein Junges an jenem Platze zu finden, die wohl auch nächstentags den Weg in Ihre Küche finden werden. Abgesehen davon, dass bis heute (6. Oktober) nur Heckvögel in hiesiger Gegend vorkommen — - nur sehr einzeln sah ich Turdus musicus über Feld ziehen, wäh- _ rend T. iliacus noch gänzlich fehlt — sah man bisher noch immer die Schildamsel — nach 40jähriger Erfahrung des hiesigen Jagd- praktikanten — im Jugendkleide; die seither für Nestvögel gehaltenen waren, wie sich jetzt zeigt — alte W. — Ob die Jungen zu andern Zeiten oder andern Weges ziehen, weiss ich nicht. Ich freue mich desshalb wirklich, dass ich — wie im vorigen meine Beobachtung des Rosenstaars durch des Herrn Amtmann Hess glücklichen Schuss volle Bestätigung erhielt, auch diesen neuen Landsmann ziemlich sicher bei uns einbürgern konnte. Am 4. Juli d. J. fand man im hiesigen Revier, wenige hundert. Schritte vom Felde entfernt, Scol. rusticula in trockner Haide, Holzgemeng von e. ldjährigen Kiefern und Birken, später aber trotz allen Suchens nicht wieder. Erst am 21. September wurde ‚daselbst wieder eine gefunden, und am 26. September die erste er- | 6* 84 legt. Am 4. Oktober schoss mein Bruder Clamer eine in unserm Garten*). In voriger Woche schoss ich zunächst der Elbe eine Anas nyroca, d juv.; grosse Schaaren derselben fanden sich unter A. boschas. Balduin von Münchhausen. Der eben vergangene Winter, und noch mehr das Frühjahr . war hier (Maingegend bei Hanau) sehr reich an Enten, Tau- chern und Sägern. Ich habe mehrere Colymb. glacialis und areticus, Merg. merganser, serrator und albellus, Fulig. ma- rila, ferina, nyroca, cristata, Daf. acuta, Har. glacialis, Rhynch. clypeata etc. erhalten. Das Beste aber, und worüber Sie staunen werden, war eine am 9. April auf dem Main erlegte Dendron. sponsä, Ein Schiffer bemerkte sie in Gesellschaft einiger Quer- quedula, welche bei seiner Annäherung alsbald aufgingen und den gar nicht scheuen Fremdling zurückliessen, der in seiner Dummheit den Schiffer so nahe ankommen liess, dass dieser mit dem Fahrbaume nach ihm schlagen konnte, jedoch erfolglos, worauf der Vogel sich denn doch bequemte, eine kurze Strecke weiter zu streichen. Später hat sie ein herbeigerufener Jäger des Herrn Geheimen Finanzrath von Deines erlegt. Stellenweise war die noch nicht vollendete Mauser bemerkbar. Der wulstige Magen enthielt eine Menge kleiner Kiesel und wenige Pflanzenreste, aber keine Spur von Fischen. Sie war gut bei Leibe und das Wildpret von angenehmem Geschmack. In Eng- land hat man die Brautente schon geschossen; ob auch in Deutsch- land, ist mir nicht bekannt, gewiss aber ist dies ihr erstes Vorkommen in der Wetterau. Der Altmeister Bechstein führt zwar ein bei Dil- lenburg geschossenes Exemplar an, welches aber Meier (Vögelkunde S. 549) für einen durchgegangenen Gefangenen **) hält. Endlich kommen auch unsere zärtlichen Auswanderer all- *) Möchte doch H. von Münchhausen über den von ihm und seinem oben- genannten H. Bruder in dem schönen Parke trefllich angelegten, interessanten Wasservogelteich (nebst Zeichnung desselben, Verzeichniss seiner In- sassen, und der an ihnen gemachten Erfahrungen), recht bald einmal für unsre Zeitschrift Mittheilung geben. D. Red. **) Sollte es mit dem gegenwärtigen Vorkommen wohl anders sein? D. Herausgeb. ee ee ET u 5 85 gemach wieder an. Am 25. März Cyanec. suecica und Phyllops. rufa, am 4. April Pratine. rubicola und rubetra, Emb.miliaria, 7. April Jynx torg., 8. April Rutie. phoenic. und Acc. modul, 10. April Hir. rustica, Cucul. canorus, Up. epops ete. Bischofsheim, April 1857. (. Jaeger. ‚Parus major, coeruleus und palustris auf dem Kadaver vom Baummarder. Ich hatte im Januar einen für Freund Blasius zum Skeletiren bestimmten abgebalgten Baummarder zum Gefrieren äuf einen Birnbaum in meinem Hofe.gelegt. Gleich in den ersten Tagen bemerkte ich einige der von mir den Winter über gefütterten Kohlmeisen und Blaumeisen emsig daran piekend. Bald gesellten sich auch einige Paare Sumpfmeisen dazu. Besonders die letzteren sind bis heute mit dem. Skeletiren eifrig beschäftigt und mit den Extremitäten bereits fertig. Sitta europaea kommt noch jetzt, Anfangs Mai, an meine Futter-Fenster, und das brütende Weibchen erscheint jeden Mittag und Abend, um sich vom Männchen füttern zu lassen. Beide sind den Winter über so zutraulich geworden, dass sie ruhig auf dem Fenster-, brett sitzen bleiben, wenn ich dicht ans Fenster trete, und höchstens an der Bekleidung emporklettern, wenn ich es öffne. Ausser dem Futter habe ich meinen Winter-Kostgängern und Sommergästen auch Nestmaterialien dargeboten, undmit grosser Ueberraschung bemerkt, dass einzelne Arten, wenn sie die Auswahl haben, sehr wählerisch sind. So bemerkte ich, dass Parus coeruleus nur- immer grosse Büschel Baumwolle fort- schleppt, und nur damit sein Nest auspolstert, während Parus pa- lustris, der mir den Gefallen gethan hat, in eine eigens für ihn zurecht gemachte Baumhöhle zu nisten, nur Schafwolle dazu ver- wendet, die er sich aus den Knäueln der vermischten Niststoffe heraussuchen musste, während die Baumwolle (Watte) in grösseren. Klumpen daliegt. | Ein Feldsperlingspaar, das ich wegen seiner Unverträglich- keit gegen die andern Nistkästchen-Bewohner gern los sein möchte, und dem ich Nest und Eier alljährlich mehrmals weggenommen, trägt 86 unverdrossen das täglich herausgeworfene Nestmaterialin denselben Nistkasten, den es nun einmal, nachdem es im ersten Jahre seine Jungen darin gross Eee ‚ hartnäckig zu behaupten entschlossen ist. Auch Museic. lucetuosa, ein junges M., hat wieder sein altes - Nistkästehen bezogen, mit dem Nestbaue aber wegen des kal- ten, unfreundlichen Wetters sehr lange gezögert. Erst seit gestern hat es Ernst damit gemacht. Die kalten letzten Tage des April und die ersten des Mai ind manchen zarten Insectenfressern, besonders den Schwalben, ver- derblich gewesen. Es sind sehr viele von ihnen, weniger durch die Kälte als aus Futtermangel, zu Grunde gegangen, indem die fliegenden Insecten sich versteckt hielten. Die Ankunft (und der Wegzug) der Vögel war und ist höchst unregelmässig, ebenfalls in Folge des rauhen Wetters. Auch sind bis jetzt die meisten Arten wenig zahlreich vertreten; es kommen freilich noch immer einzelne kluge Zögerer und Nachzügler an. Baldamus. Gattentreue eines Gänserich. Am 28. Februar dieses Jah- res zogen fünf Stück Anser segetum über mich — ich befand mich im Garten der Wulfener Domaine — in ziemlicher Höhe hin: Ich‘ schoss beide Röhre darauf ab, und bemerkte bei längerem Nachsehen, dass zwei von den Gänsen sich allmählig senkten und auf einem Ackerstücke niederliessen. Ich eilte nach und sah, dass die Gans flügellahm, der Gänserich aber gesund war. Dieser liess mich bis auf ec. 60 Schritt herankommen und flog dann ängstlich auf. In der Meinung, dass er gänzlich abziehen werde, schoss ich das mit feinem Schroot geladene Gewehr auf ihn ab, und fehlte auch nicht, da er einige Federn verlor. Ich wollte nun die Gans greifen. Da kam aber der Gänserich unter kläglichem Geschrei bis auf fünf Schritt heran, um seine Gattin zu vertheidigen. Es war, als ob er mich mit den Flügeln schlagen wollte. Ich hatte keine Munition mehr bei mir, und es verging geraume Zeit, bis ich solehe geholt hatte. Die Gans war unterdess auf einem Graben weit weggeschwommen, und wollte eben in das Bruch entfliehen. Der Gänserich, der vielleicht seine 87 Gattin jetzt für gerettet hielt, erhob sich nun schon in ziemlicher Ent- fernung. Nach einiger Mühe griff ich die fortwährend tauchende; da 'kam der Gatte wieder herbei und verfolgte mich in weiten Kreisen und ausser Schussweite bis in den Hof. Auch am zweiten und dritten Tage noch durchzog der Treue klagend die Gegend, wo er sein Weib verloren hatte. Dies aber befindet sich ganz wohlgemuth in unserem Garten. T. Fitzau. 88 III. Literarische Berichte, 1) Excursions danslesdivers Musdes d’Allemagne, deHollande et de Belgique, et tableaux parall&eliques de l’ordre des &chassiers, par 8. A. Msgr. le Prince Charles Bonaparte. (Extr. des Comptes rendus des seances de l’ Academie des Sciences. Tom. XLIH., seance du 2 aoüt 1856. 13 und 27 8. in 4.). Der H. Verf. hat die Gelegenheit seiner Reise zur Ormith. Vers. in Cöthen benutzt, um die vorzüglichsten Museen Europa’s, besonders die von Ber- lin, Dresden, Leipzig, Frankfurt, Bremen, Leyden, Brüssel, Strasburg ete. zu studiren. Er weiss jetzt, woran er sich betreffs der zahlreichen neuen oder für neu ausgegebenen Arten des berühmten Nomenclator Mus. Berolin., „welche die Wissenschaft der Ornithologie für einige Zeit wieder in das Chaos zu stürzen drohten,“ zu halten hat. Er verdankt dies wichtige Resultat ununter- brochenen und während ganzer Tage verlängerten Studien in den Galerien die- ses prächtigen Etablissements, sowie der Mithülfe seines gelehrten Direktors, des berühmten Lichtenstein und seines Ornithologen par excellence, des H. Ca- banis. In Stras burg haben ihn die wenigen Augenblicke, welche er dem Mu- seum widmen konnte, mehr als je von dem Wissen des H. Schimper und von dem Reichthume seiner Magazine überzeugt. In Frankfurt a. M. haben drei wie- derholte Besichtigungen der kostbaren Sammlungen Rüppell’s jedesmal neue Species zu beschreiben gegeben. In Bremen ist der H. V. trotz grosser Erwar- tungen geblendet worden von der Zahl der Speeies und der Vollkommenheit der Exemplare, die durch die Sorgfalt des liebenswürdigen und gelehrten Dr. Hartlaub gesammelt worden sind. Wiesbaden, Antwerpen, Brüssel und Gent besitzen Unica und Braunschweig eine der besten Sammlungen europ. Vögel. „Man wird sich darüber nicht wundern, wenn man weiss, dass mein gelehrter Freund Prof. Blasius, diese Geissel der Nominal-Species beson- ders unter den kleinen Säugethieren, an der Spitze steht.“ Im K. Hannover verdient die Sammlung des H. Kirchhoff speciell erwähnt zu werden. In Leip- zig hat der berühmte Reisende Pöppig werthvolle Bemerkungen über die von ihm gesammelten Objecte gegeben. In Dresden war Hofr. Reichenbach mehr mit dem Baue des königl. Museums als mit der Vollendung seines grossen orni- thologischen Werkes beschäftigt. „Möchte er beide bei Gelegenheit des wissen- schaftlichen Festes, welches er für 1858 vorbereitet, einweihen können. In Dres- den wird sich in diesem Jahre wahrscheinlich die deutsche Ornith. Gesellsch. versammeln, nachdem sie im nächsten Jahre (1857) in Rostock (nicht in „Greifs- wald“) getagt haben wird, und Thienemann und der gelehrte Carus, welche wiederzusehen ich so glücklich war, werden ihre vorzüglichsten Zierden sein.“ „Es wird Ihnen leicht sein, aus den Verhandlungen der Versammlung zu ‘89 Cöthen zu ersehen, welches höhere Interesse, besonders für die Philosophie der Wissenschaft, dieselbe geboten hat.“ „Die oologische Sammlung des H. Baldamus ist in der ganzen Welt berühmt.“ „Aber es ist besonders Ley- den, wo ich mit Freude und neuem Nutzen die unzähligen Reichthümer wie- dergesehen habe, welche ein neunmonatlicher Aufenthalt zu erschöpfen mir nicht erlaubt hatte. Alle, welche unsern würdigen Kollegen Temminck und meine Verbindungen mit ihm kennen, werden sich leicht seine herzliche Aufnahme vorstellen, aber was sie-sich niemals vorstellen werden, das sind die unerhörten Bemühungen meines Freundes Korthals zu Gunsten meiner Publicationen, und die ununterbrochenen Arbeiten, welche der erste Zoologe unserer Zeit, Schle- gel, mit seiner polyglotten Feder und seinem unvergleichlichen Pinsel liefert.“ Als Beweis legt der H. V. die kleinen Miniaturen der Niederländischen Vögel vor, „die zugleich die besten und billigsten Abbildungen sind und so zu gleicher Zeit den Geschmack an der Wissenschaft und den an den schönen Künsten ver- breiten.“ — Der H. V. giebt sodann einige auf dieser Reise gemachte Ent- deekungen und Verbesserungen besonders bezüglich seiner letzten Mitthei- lungen. Wir heben davon die folgenden hervor, da sie das in der Naum. 1856 p- 269 wiedergegebene Tableau parall. der Gallinae betreffen. „Die Familie der Meleagriden ist irrthümlich an’s Ende der I. Trib. gesetzt; sie muss aber, wie im Tabl. geogr. (p. 270) geschehen, den II. Trib. beginnen.“ Von neuen Species sind beschrieben (Diagnose): 1) Tinamus peruvianus, 2) Urile caruncu- latus, Bp. ex Gm., 3) Urile magellanicus, Bp. ex Forst., 4) Gelastes candidus. Ordo X. Grallae. Tribus I. Cursores. -« Fam. 1. Otididae: 1Subfam. 11Gen. 22 Spee. .» 2. Charadriidae: 3 FR Bi-; W ., „». 3 Glareolidae: 1 I 28: ,; „ 4. Thinoeoridae: Ei | 8, 3:5 » ‚5. Haematopodidae: 2 ,, Di: 18:5 „ 6. Chionididae: 1 En Ey > „» 7. Dromadidae: 1 N 11%; I 2 N „ 8. Reeurvirostridae: 2 „ 315; 0 , »„ 9. Phalaropodidae: 1 FR 813, #: 10. Scolopaeidae: Br 9 BD 12 ,„ Tribus II. Aleetorides. Fam. 11. Palamedeidae: 1 , 8% Ba „ 12. Parridae: 1 in 4°; 14 „ „ 13. Rallidae: 8.145 BD 126, „ 14. Ocydromidae: 2ain, Bi, Tau I Tribus. 14 Fam. 21 Subf. 144 Gen. 432 Spee. In dem nachfolgenden Consp. geogr. ist die in dem Consp. syst. auf- geführte Subf. /Himantopodinae) der 8. Fam. (Recurvirostridae) wohl aus Ver- sehen ganz weggelassen oder vielmehr Be der Subfam. Recurvirostrinae zusam- mengezogen worden. Die weitere Eintheilung der Subfamilien ist folgende: (Wir lassen die mit den Subf. übereinstimmenden Genusgruppen weg.) 3. Charadriinae: C. Charadrieae. * Pedibus 4 dactylis (Gen. Squatarola | „ Zonibyx. *Ped. 3dactylis (Gen. Pluvialis „» Morinellus „ Charadr, etc, 90 D. Hoploptereae. * Ped. 4 dactylis Gen. Belonopterus E. Sareiophoreae. * F. Vanelleae. xx 3 4 3 ” x * +%* 15. Tringinae: R. Tringeae. S. Totaneae. T. Limoseae. U. Numenieae. 19. Rallinae: Y. Ralleae. Z. Porphyrioneae. Aa. Gallinuleae. Ab. Fuliceae. „ Hoplopt. ete. Gen. Lobivan. ete. Lobipluvia „» Sareiophorus. Gen. Vanellus ete.' ”„ Hof ” Conspectus Grallarum geographicus. Ordo X. Grallae. k Tribus I. TribusI. Cursores. FETTE HR Fam. |ı 2 Isla] 5 |6|7|8|9| 10 Juılı2] 13 | 14 © 1% I 8 Tslg|l 3 lels[#ls| 8 |]. 8 s)ı = \sIl3| 8 Ialslels| & |218l Ss | 3 . Rx DE © sısIi & |s/sI2le| © ISI8| =) = o 15 oo I=lalelıa 8 ste . ° zIı 8 |s|s| = Jdj8ldje| las) 3 | 5 °[ 2. 1312| 5 21232] Ss Ja @ | 5 @) SI 2 JPlalzeis| 2 IE < =: la Ar Subf. 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Erismaturidae: : > Mae „10 Bu; 88 EEE | 1 4 ” ”„ „ 28 23 3 11 7 ”„ ”„ 6 Famil. 11 Subf. 66 Gen. 172 Spee. 91 Conspectus anserum geographicus. Ordo XI. Anseres. Fam. 1. 2. B. 4. 5. 6. i . Plectropte- ; Erismatu- ; Oygnid. Anseridae. ei E Anatidae. un Mergidae. Sub. 1 s.|.|5 |ejz[e|2Jjı0.| u. [>} s . } ß & ; |® SETS . © (21 o 8 :1o© = n = |3j2j3 12 2328 |8| : 4 u 2-3 8 215813 - © m 12182 |2|< Islelel:|l8| & 16) ä 2-8 |& 18|/*%]2|12 15 = & A) H]Jäle Europa 3 10 | 0 0 2 1011116) 1 1) 3 46 . Asia 3 16 0 2 7 1 118/14| 1 0 4 66 Africa 2 9 N) Wi 4. 11161 91 3 #0 3 50 America 4 1010 2) 7 Joj2alıs| 4 2 5 76 Oceania 1 1 1 0 2 2116| 4] 2 0 1 30 Orbis 8 27 1 6 17 .14160|31| 9 2 7 172 2) Tableaux parall. desordres Linndens Anseres, Grallae et Gallinae. Ineptes, Herons, Pelagiens, Nullipennes. Des Altrices ou Sitistes, et Praecoces ou Autophages ete. avec notes et descript. d’esp&ces nouv. de Perröquets, Rapaces, Passeraux et Pigeons; par Charles Lucien Bonararte. 46p.in4. Paris, Mallet-Bachelier, Quai des Augustins, 55. 1856. Gesammttitel für die früheren und folgenden Extraits des Comptes rendus des seanc. de !’ Acad. des Science. tome XLIII., seanc. des 27. Oct. et 8. Nov. 1856. a) Ornithologie fossile servant d’introduction au Tableau comparatif des Inepteset des Autruches. Höchst interessante Kritik des bisher in der „Ornithol. fossile“ Gelei- steten, „die ihren Cuvier noch finden soll und als Wissenschaft noch zu gründen ist“, Man hat Rhinoceros- und Fisch-Schädel für Ornitholithen und die Ueber- reste eines gigantischen Pterodactylus für die eines Vogels genommen. Die positiven und unbestreitbaren Kenntnisse der ornith. Paläontologie be- schränken sich auf Folgendes: 1) Auf zwei nicht weit von den Nestor’s entfernten Papageien zweier untergegangenen Genera. 2) Auf den Lithornis vulturinus, Owen. 3) Auf einige Passerinen, davon sehr wenige der heute so zahlreichen Subordo Oscines angehören und namentlich eine oder zwei Arten den Meisen sehr nahe stehen; und der berühmte Protornis glarisiensis, v. Meyer (Östeor- nis scolopacinus, @ervais), den Lerchen ziemlich ähnlich. 4) Auf 2 oder 3 noch sehr schlecht bestimmte Gallinaceae. 5) Die Zahl der Wader ist weniger beschränkt. 6) Auf5bis6Palmipeden. Fossile Ptilopteren hat man noch nicht gefunden. Den für die Paläontologie sich interessirenden Orni- thologen werden schliesslich die betreffende Literatur und die interessan- testen Fundorte nachgewiesen. Es folgt dann der Consp. Ineptorum et Struthionum „in einem einzigen comparativen und parallelen Tableau, da beide Ordnungen, obwohl zwei Unterklassen angehörig, eine solche Analogie 92 aufweisen, dass man sich nieht wundern kann, wenn die grössten Zoologen un- serer Zeit sie in ein und dieselbe Ordnung bringen‘, *) Conspectus Ineptorum et Struthionum. Aves. SubelassisI. Altrices. (Sitistae.) Subelassis Il. Praecoces. Ordo IV. Inepti. ‘ (Autophagae.) Fam. Subf. Gen. Spee. Ordo XII. Struthiones. 1. Dididae*: 23.18 8 |Fam. Subf. Gen. Spec. 2. Ormithiehnitid.*:3 11 17 1. Struthionidae: 2 4 6 2. Dinornithidae: 2 3 12 3. Aptornithidae: 1 1.0.0 4. Apterygidae: & 1 4 2 sure 9 di © 4 6 9.23 * Orbis antiqui. — Recentiores. ** Americanae. — Antiquissimae, b) Additions ee Correetions au Coup d’oeil sur l’Ordre des Pigeons et 4 la partie correspondante du Conspectus avium. Enthält Diagnosen und Beschreibungen folgender neuer Arten: 1) Sphenocercus phäsaniellus, Blyth. 2) Jotreron Eugeniae, Gould. 3) Palum- bus excelsus, Bp. (von Dr. Bouvry im N.W. Afrika entdeckt). 4) Turacaena crassirostris, Gould. 5) Turtur murvensis, Hodgs.? 6) Geotrygon caniceps, „Cab. 7) Geotrygon chiriquensis, Selater. 3) Note surle genre Heliornis, Bonaterre et Monographie des Helior- nithides. Par son Alt. M.le Prince Charles L. Boxararre. (2 p. in 8.) „Eine von dem Tribus Totipalmi abweichende Species, der @rebi- Foulgue Buffon’s, Pl. enl. 893 (Plotus surinamensis, Gm. — Colymbus fulica, Bodd., Heliornis surinamensis, Bp.) ist, nachdem sie von den Schwimmvögeln zu den Sumpfvögeln, von den Lappentauchern zu den Wasserhühnern (Fulica), von den Anhinga’s zu den Seetauchern umhergeworfen war, allmählig zu dem Range eines Genus, einer Subfamilie und Familie erhoben worden. Dem scharfbliekenden und gewissenhaften Belgischen Zoologen, Herrn Senator De Selys Longehamps verdankt man den Anfang, sie als Typus der Familie der Heliornithidae zu betrachten, die ich endlich selbst adoptirt habe, nachdem ich lange Anstand genommen, da ich sie nur als Subfamilie, Heliornithinae, an- sah. Welche Geltung man auch dieser Gruppe bewilligen möchte, sie besteht jetzt aus fünf Species (Dank der neuen, welche ich in die Wissenschaft ein- führe), die unter drei Genera: Heliornis, Podoa und Podica vertheilt sind. Das erste, 1790 von Bonaterre etablirt, begriff nur die längst bekannte kleine amerikanisehe Art (Heliornis surinamensis); das dritte gleichfalls nur die eine orientalische neuerlich durch Gray beschriebene und abgebildete (Podica personata); die drei übrigen afrikanischen Arten gehören dem Genus an, dem wir den Namen Podoa, Illiger (1811) reserviren ete. Diese 3 Arten stehen seit lange in unseren Galerieen, aber unter dem Namen Podoa senegalensis. Zwei scheinen wirklich der Westküste Afrika’s anzugehören, während die dritte und grösseste, welche so eben unter der dreifachen Benennung mosambicana, Petersi und impipi als der Ostküste des dritten Erdtheils eigenthümlich be- | schrieben worden ist, durch Verreaux vom Kap der guten Hoffnung uns zu- *) Wir konnten uns kaum enthalten, die gelehrte und hoch interessante Abhand- lung wörtlich zu übersetzen und wollen sie allen Ornithologen dringend empfohlen haben. 93 gesandt wurde ete. Mein Genus Podoa (Podica Lepon’s und Gray’s und Rhigelura Wagler) unterscheidet sich von Heliornis, welches einen breiten und und aus weichen Federn zusammengesetzten Schwanz hat, durch seinen schma- len Schwanz mit steifen Federn; und von Podica, Bp. ex Less. (Podoa, Reich.), durch seine wie bei Heliornis befiederten Zügel.- Hier die Dia- gnosen dieser 3 Arten: 1. Podoa Pucherani, Bp. (senegalensis Gr. Gen. B. t. 173) Minor: fusco-rufescens; subtus albida: colli lateribus vitta hine inde longitudinali alba; dorso alisque maculis rotundis, helvolis, nigro-margi- natis: reetricum rachidibus aurantiis: rostro pedibusque rubris. 2. Podoa senegalensis, Bp. ex Vieill. (Heliornis senegalensis, Vieill. (Gal, Ois, t. 280.) (P. Josephina, Bp. Mus. Paris.) Media: similis praecedenti; sed valde major; gula chalybea, nee alba; maculis dorsalibus albidis, magnis, erebris, polymorpbhis, immarginatis. 3. Podoa mosambicana, Peters. (Impipi, Mus. Berol. — Petersi, Cab. Journ. - Ormith.) Major: brunnea; subtus alba; peetore, hypochondriis, crissoque fusco variis: eapite colloque supra nigro-violaceis, subtus, et in lateribus atro- fugilinosis; interscapilio et teetrieibus alarum nigro-violaceis, punctis candidis sparsim variegatis: rostro subtus angulato, culmine nigro, pedi- bus flavis. Juv. ex toto brunneo-rufescens, punctis albis in alis tantum conspieuis: subtus a mento albo-rufescens, vitta longitudinali hine inde collari albida. Pullus fuseus immaculatus; subtus albidus pectore rufescente. 4) Catalogue des Oiseaux d’Europe offerts en 1856 aux Ornithologistes par M. Emile Parzudaki. Suivi d’une &enume&ration supplemen- taire des especes Algeriennes non Europdennes, d’une liste des esp&ces accelimatdes et d’une autre de celles donndes A tort "eommed’Europe. Redig&d’'apre£s les derniers elassifications de S. A. Msgr. le Prince Bonararte. Paris chez Emile Parzudaki, Na- turaliste, Rue du Bouloi, 2. 1856. 25 p. in 4. und: 5) Verzeichniss der Europäischen Vögel, nach den neuesten Er- mittelungen und Prüfungen, mit Angabe der wichtigsten Syno- nyme und deutschen Namen. Ausgegeben von G. T. Keitel, Natu- ralienhändler in Berlin, Nicolaikirchhof N. 9. Berlin 1857. 16 s. in 8. Selbstverlag. Beide Verzeichnisse eigentlich zu Handelskatalogen bestimmt, aber beide von um so grösserem Interesse, als ihre Verfasser (wir glauben in dem des zweiten einenunserer schärfsten und consequentesten Gelehrten zu erkennen) offenbar zugleich „geographische Verzeichnisse‘ gegeben haben, und zwar vom Standpunkte der neuesten Ermittelungen und Prüfungen aus. Wir geben zunächst eine Uebersicht der in beiden Katalogen aufge- nommenen Arten: Parzudaki: Keitel: Subelassis I. Altrices. Ordoll. Aceipitres: : diurni: 28 Gen. 41 Spec. 14 Gen. 40 Spee. noctumi: 15 „ 16 „ ET BER Ordo III. Passeres: Trib.I. Oseines: TETET, DEE 50 ,„ ‚204 Trib. I. Volueres: Series 1. Zygodacetyli: \ Ey SR Ev » 2. Anysodactyli: BR ERRN, Pr 94 Parzudaki: Ordo V. Columbae: Ordo VI. Herodiones: Trib.I. Grues: Trib. D.-Cieoniae: Trib. HI. Hygrobatae: Ordo VII. Gaviae. Trib.I. Totipalmae: Trib. I. Longipennes:. Trib. II. Urinatores: Subelassis II. Praecoces. Keitel: 4 ” i 7 „ 1 ” ” 4 ”„ ‘ 5 „ 1 ” 5 ” 11 „ 16 ”„ 4 ” 15 „ 4 „ 5 „ 3 ” 4 ” 7 „ 9 ” 4 ” 10 „ BEE 33169: 5, 10 50 5 9 ” 23 „ 6 ” 19 ” N OrdoIX. Gallinae: 15.4 BB BAU „ OrdoX. Grallae: s Trib. I. Cursores: 45 ., 66 Brig Trib. I. Aleetorides: 823 9.0 BI RENN 5, OrdoXlI. Anseres: a 10. „BiBE} „ Dr 33 „ 581 „ 155 „ 54 „ Zweifelhafte Arten. Zweifelhafte Arten.*) Parzudaki: Keitel: (Als Racen aufgeführt). * Vultur Rüppellii, magnifieus et marmo- Gyps oceidentalis (indieus, Savi; Kolbi! ratus, Temm.; vulgaris, Savygn.) Gypaät. oceident., Schl. Ag. chrysaätos, L. - elanga, Pall. Hiera@tus minutus. ’ Buteo eximius, Brehm. Hierofalco gyrfa!co, Schl. Accip. major, Degl. - ferrugineus, Nordm, Circus byzantinus, Bp. Bubo atheniensis, Aldrov. - sibirieus, Licht. (scandiacus! Hartl.) Athene meridionalis, Risso. Corvus leucophaeus. Fring. media, Jaub., (hybr.’cum Fr. coel.) Pyrrhul. rubieilla, Pall. Turd. illuminus, Naum. Petrocoss. azureus, Lebrum. (hybr. c. saxat.) Saxic. squalida, Eversm. - saltator, Menetr. - albicollis, Vieill. Calamoh. magnirostris,**) Liljeb, Br media, Malm, - obseurocapilla, Dubois. - = pinetorum, Brehm; horti-_ cola, Naum.) Sitta uralensis, Licht. - caesia, Meyer. - affinis, Blyth. Cinelus melanogaster, Temm. Motac. Yarrellii, Gould. -* Aquila rapax, naevioides, Belisarius. - elanga, s. planga. Buteo tachardus. Falco peregrinoides, cervicalis. Lanius meridionalis, algeriensis ? - phoenicurus, * Corvus dauurieus. Turdus solitarius, minor, Hom. - mustelinus, humilis?, Wilsonii. Rutie. aurorea, erythrogastra. Curruca leucopogon. (garrulae var.?) Cinelus leucogaster. * Anthus ludovieianus. Alauda deserti, galeritaria. - _pispoletta, (macroptera ?) - Duponti, ferruginea. * Ember. dolichonica. - caesia, rufibarba. - aquatica, palustris, pyrrhuloides, Passer sardous, salicarius, hispanie. Acanthis pistacina, (Eversm.) - eanescens, borealis. * Parus bochariensis. * - _ultramarinus, violace us. Ardea melanorhyncha, nivea. - orientalis, egrettoides. Otis Maequeenii, marmorata. Dysporus melanurus, Lefevrii. Nectris obscura. - Baroli. Larus caniceps. *) Die mit einem * versehenen Arten sind zweifelhafte Europäer. **) (, magnirostris gehört nach Prof. Liljeborg nicht zu „turdoides“, sondern zu pa- lustris, „mit der sie in der Färbung (färgteckning) und Habitus die meiste Debereinstim- mung zeigt, von der sie sich aber leicht durch geringere Grösse, durch etwas dunklere Färbung des Oberkörpers und ihre kürzeren, mit anderen Schildern bedeckten Tarsen, welche denen von (. phragmitis am meisten ähneln, unterscheiden lässt.“ Vetenskaps Akademiens Handlingar, 1850. II. p. 274. S. Kongl. Baldamus. Agelaius phoeniceus. Zweifelhafte Arten. Parzudaki: Budytes Rayi, Bp. - einereocapilla. - Feldeggii, Michah. - nigricapilla, Sundev. Anthus cervinus, Pall. (rufigul. Brehm.) Otocoris seriba Bp. (penieill., Gould.) Hirundo pagorum, Brhm. Merops Savignyi, Sw. (nec. Ill.) Pelecanus minor, Rüpp. Phalaeroc. medius, Nilss. Graculus Desmarestii, Payr. Puffinus Kuhlii, Boie. - Yelcouan, Acerbi. a \ Leucus (Larus) minor, Brhm. Gelastes columbinus, Golowatsch. Gavia capistrata, Temm. Gelochelidon meridionalis, Brhm, ° Uria minor, Gm. Colymb. minor, Bp. (baltieus, Hornsch.) Tetrao medius, (hybr. ce. tetr.) - urogalloides, Nilss. (hybr. c. Lag. albo.) Caccabis Labataei, Bout. saxat.?) Starna montana, Gm. - . damascena, B. Gallinago peregrina, Brhm. - pygmaea, Baillon. Pelidna Schinzii, Brhm. Numenius hastatus, Contarini. (hybr. c. N. argu.) Numenius syngenesicos, v. d. Mühle. (hybr. e. N. phaeop.) Cygnus immutabilis, Yarr. Anser leuconyx, Selys. - brachyrhynchos, Baillon. (= phoenicopus, Hartl.; brevirostris, Thienem.) Anser pallipes, Selys, (roseipes, Schl.) Bernicla glaucogaster, Brhm. Aythyia intermedia, Jaubert. (Hybr. c. N leucophth.) Aythyia Homeyeri, Baedeker. - ferinoides, Bartl. (leucopt., ton, mariloides! Yarr. nec. Vig. Histrionicus minutus, Bredm. Mergellus anatarius, Eimb. (Clang.angusti- rostris, Brhm.) (Hybr. e. Clang. glaueion. ‘ (hybr. e. P. New- 95 Zweifelhafte Arten. Keitel: Larus cachinnans. Anser medius, Bruchii. Anas americana. Clangula Barrowii, islandica. Uria lacrimans, hringvia. - glaeialis, Mandtii. Mormon glaeialis. Als Variet. werden aufgeführt: Glandar. melanoceph., iliceti. Corvus eorone. Sturnus unicolor. Motac. Yarrellii, lugubris, Budyt. Rayi, neglecta. - einereicapilla. - melanocephala. Anthus rupestris, litoralis, immutab. - rufigularis, cervinus, Ember. intermedia. Passer Italiae, cisalpinus. Parus borealis, alpestris, frigoris. Sitta uralensis, sibirica. Certhia brachydactyla. Hirundo cahirica, Boissonnautii. Merops Savignfi. Lagopus scoticus. - brachydactylus. Perdix Labataei? oder hybr.? Tringa Schinzi. Glareola limbata. ! - melanoptera. Phoenicopt. erythraeus, minor? Pelecanus minor, pygmaeus. Cygnus immutabilis? Uria unicolor. Zweifelhaft als Europäer, oder (die gesperrt gedruckten!) sicher nicht europä Catal. Parzud. GypsKolbii, Bp.ex Daud. Gemeinschaftlich. Vultur Rüppellii. isch sind: Verz. Keitel: Cathartes pileatus. Gypaet. nudipes, Brhm. - auricularis. Aquila rapax. Pandion earolinens. Haliaöt. leucoceph. Naucl. furcatus. Corvus ossifragus, Wils. - vocifer, Falco concolor. Garrul. atricapill., Js. Geoffr. - cervienlis, Bp. (= melanoceph. Temm. nee Bon.) T.sparver Corv. dauuri Loxia leucoptera. Astur gabar. Ululanebulosa, "Parus bieolor. Cinelus Pallasii. ius. Bubo eapensis. Podoces Panderi. Turdus olivaceus, Rutie. Moussieri. Sylvia certhiola. Pyenonotus auriventer, eus. 96 Catal. Parzud. Gemeinschaftl. Verz.Keitel. Leucostiete Brandti, Bp. Anthus ludovicianus, Parus bocharensis. Junco hyemalis. Ember. fucata. - ultramarinus, Turd. mollissimus. Caprimulg. elimacurus. Emb. dolichonica. Planesticus migratorius. Alcedo Aleyon. - ieterina, einerea? Rutic. aurorea. _ Ardearussata. ) Cypselus unicolor, Calliope pectoralis. Tantalus Ibis. Picus eruentatus. Troglodytes fumigat., Temm. Picus (b) numidicus. -. „villosus. Sitta carolinensis. Ectopistes migratorius. Motae. lugubris. Rhynchaea variegata. Cecropis capensis. Charadr. pecuarius. - senegalensis. „ Eurynorhynchus griseus. Progne purpurea.. - Phaöton aethereus. Coceyzus americanus. Procellaria gigantea. Pallenia caudacuta. Anser gambensis, Caprimulg. atrovarius. - eanadensis. Ciconia Maguari. Anas sponsa. Nyctherodius violaceus, - moschata. Pelecanus mitratus. Sula melanura, Licht. Podiceps cornutus, Gm. Parra jassana, L. : Pterocyanea discors, Bp. R 7 Dazu kommen noch fol- ende mit einem ? verse- ene Arten: Hypotriorchis eoneolor. Sula Lefevrii. Eurynorh, pygmaeus. Nauclerus furcatus. Phaöton aethereus. Terekia guttifera. Chrysomitris pistacina. Sterna Nitschii. Anser Bruchii. Carduelis orientalis. Mormon corniculata. Clangula albeola. Uragus sibirieus. Uria unicolor, Lophodytes cucullatus, Linota bella. Syrrhaptes paradoxus. Acanthis groenlandica. Lagopus Reinhardti. Cyanecula cyana. Locustella lanceolata. x Pienonotus aurigaster (!) Picus uralensis. Algerieneigenthümlich In Algerien sind von den europ.: (Nicht-Europäer): 41 Arten Aceip. diurn. 32 Arten 8 Arten 16° „ ui ©. Ze RER 1m 227 „. Oseines‘ Mi, 12. 4 u Zygodact. 2 ,„ y 11 „ Anisodact. 10 „ 1. 4 7 ,„ Columbae Bi: 2 5 ,„ Grues N 0 16 ,„ Ciconiae a: ; 1 5 ,„ Hygrabatae 5 „, 1 9 ,„ .Totipalmae 6 2 62 ,„ Longipennes2l „, Oi 23 „ ÜUrinatorres 7 „ Be | 22 ,„ Gallinae Be 1 66 „ Cursores 42,,„ 2 9 ,„: Alectorides 9°, 1 1 50 ,„ AÄnseres 26 ; r Struthiones H (Struthio Camelus) 581 293 54 54 Zusammen 347 Arten. EEE 97 Um nicht zu wiederholen, was Prof. Blasius über die Heimaths- bereehtigung“ (Naum. 1855 p. 480) gesagt, bemerken wir nur, dass von der Gesammtsumme beider Kataloge 1) 418 Arten als vollkommen heimathsberechtigt, weil regelmässig in Eu- ropa brütend, 2) e.70 Arten als öfter vorgekommen, davon höchstens 15 als regelmässig auf dem Zuge, Sa. 488 Arten abzuziehen sind; die übrigen 46, beziehentlich 91 Arten (dar- unter manche von zweifelhafter Artdignität), sind nur ein oder zwei Mal beob- achtet worden, und meist nachweislich Verschlagene. Die öfter vorgekom- - menen gehören meist, und die regelmässig auf dem Zuge Europa be- suchenden Arten fast sämmtlich dem nördlichen und centralen Asien an, und sind mit wenigen Ausnahmen Landvögel. Umgekehrt gehört die grosse Mehrzahl der von Nordamerika herüber kommenden Arten zu den Strand- vögeln (Sumpf- und Schwimmyögeln). Wir würden daher für einen künftigen Katalog der europäischen Vögeln 4 oder 5 Abtheilungen vorschlagen, 1) Brut- vögel«(deren Anzahl sich besonders durch „östliche“ Arten leicht noch ver- mehren dürfte), 2) Zugvögel, 3) Einzeln Vorgekommene, 4) offenbar Verirrte und Verschla gene, 5) Domesticirte. 6) Notessurlegenre Moquinus, nouvelle forme intermediaire aux Tur- nides, aux Laniides et aux Muscicapides; sur le nouveau genre Mya- grien Schwaneria etsurle catalogue des oiseaux d’Europeet d’Algerie, par $. A. le prince Charles Bonararte. (Extr. de la Revue et magarin de Zoologie, No. 2. 1857.) 15 p. in 8., mit einer er eig Litho- graphie von Moquinus albicaudus, Bp. „Afrika, dessen Küsten alleit, so zu sagen, durchforscht sind, hat uns schon mehr als 2000 Arten Vögel geliefert — fast das Doppelte von denen, welche Linne und Buffon ihrer Zeit überhaupt kannten. West- afrika allein (im engeren Sinne) liefert uns, seitdem die Publikation der beiden eleganten Bände Swainson’s die Aufmerksamkeit der Ornithologen dorthin gerufen, wenigstens 800 Arten, obgleich dieser Strich sich nur vom S$e- negal bis Congo erstreckt. Auch fährt diese reiche ornithologische Provinz fort, die Feder der Naturforscher in Bewegung zu setzen. Das neue Werk Hartlau b’s, der sich schon so viel damit beschäftigt hat, verspricht das mög- lichst vollständigste zu werden, und wird in jeder Desichüng ein wahres Modell sein. M.Cassin in Amerika und M. Fraser in England schicken sich ihrer- seits an, diese zahlreichen neuen Entdeckungen durch colorirte Tafeln zu illustriren. Man kennt bereits die betr. Studien $S. W. Jardines, der Herren Verreaux und vieler Andern. Fünf oder sechs hundert Arten, von denen in Wahrheit mehrere unter den 800 der Westküste begriffen sind, sind am Kap beobachtet und die Mehrzahl durch Levaillant oder Smith abgebildet worden. Vierhundert Arten wenigstens, fast sämmtlich europäisch, bevölkern Nordafrika. Sechs oder-sieben hundert finden sich in Nubien,Abyssinien und längs der Ostküste, sehr gut beschrieben und abgebildet in den 3 Werken Rüppells. Viele von diesen letzteren sind auch identisch mit denen vom Kap oder von der Westküste; indess sind die dem Osten eigenthümlichen Arten zahlreich genug, um die Zahl von 1000 voll zu machen, während die gemeinschaftlichen mehr als ausgeglichen sind durch die der I. France und Bourbon, und durch die eigenthümliehe, noch so unvollkom- men gekannte Vogelwelt von Mozambique und Madagascar ..... Aber wenn die Ornithologie Africa’s merkwürdig ist wegen der Artenzahl, so ist sie’s nicht *) 8. auch Naumannia 1853. p. 158 u. f. Naumannia 1857. 7 98 weniger wegen der Eigenthümlichkeit der Vögel, welche es der Bewunderung des Naturforschers bietet. Dies „Land der Ungeheuer“, wie es die Alten nannten, wo der Aepyornis, der Dronte und seine Verwandten lebten, hat noch jetzt den Strauss, den Sekretär, den Gypohierax, den Gaukler (Helotarsus ecau- datus), die Gymongenys, die Vasa’s, den Balaeniceps, den Scopus und eine Menge anderer grosser Arten. Die Ordnung der Passeres bietet uns Formen, die in ihrer Kleinheit sehr ausserordentlich sind, die Irrisores, die Faleulia, die Phyl- lastrephus, mein Genus Smithornis, mein Bleda (nach dem Bruder Attila’s be- nannt), die Erythropygia ete. Aber Nichts ist sonderbarer, als der Zwischen- typus, den wir im vorigen Jahre unter dem Namen Mogquwinus bekannt gemacht haben, und dessen Abb. nach einem schönen Exemplar von Bezouana in Süd- Afrika wir den Naturforschern vorlegen. Diese neue Form steht zwischen den Turdiden, Laniiden und Museicapiden mitten inne, auf welche wir sie beziehen, besonders wegen der kleinen kaum sichtbaren Borsten um den Mund, und trotz ihres robusten Ansehens, ihres so wenig deprimirten Schnabels und ihrer enor- men Füsse. Sie bezeichnet in der That den Uebergang von den Saxicolinen zu den Myiagrinen. Genus Moquinus: Rostrum breve, robustum, reetum, acutum, basi dilatatum; mazwilla incurva; mandibula nariculare apice subrecurva: nares magnae, elongatae, perviae, basi plumulis dense tectae. Pedes longissimi, robusti, scutellati; digiti tarso triplo breviores, internus omnium brevissimus, liberus ; ungues falculati, acutissimi, posticus robustior. Alae longieulae, amplissimae, rotundatae; remigum prima decimam aequans: secunda longitudine sextam vix superans; 3, 4, et d omnium longissimae. Cauda brevis, angusta; rectricibus duodecim mollibus, strictis. Die typische und bis jetzt einzige Art (Platystira albicauda, Strickl. Moquinus tandonus, Bp. dürfte sich nennen: Moquinus albicaudus, Bp. ex Striekl. — Cinereo-ardesiacus ; _pileo, genis, alis, scuto pectorali, rostro pedibusque nigris ; lunula frontali, collare cervi- cali interrupta, gula, jugulo, linea mediana secus abdomen, ventre, crisso, macula hinc inde scapulari, speculo alari, remigum primariarum basi, secundariarum api- cibus, caudaque albis: rectricibus medüs macula piriformi elongata nigra. Ein „sonderbarer Fliegenfänger‘“ mit „äusserst deprimirtem Schna- bel“ lebt in Borneo. Wir verdanken seine Kenntniss Herrn Temminck, auf dessen Wunsch wir ihn in die Wissenschaft einführen unter dem Namen: „Schwaneria caeruleata. Das Genus Schwaneria, welches wir als durch Temminck 1856 gegründet betrachten, charakterisirt sich durch einen sehr ausserordentlichen Schnabel: breit und deprimirt an der Basis, ist er comprimirt nach der Spitze zu und endigt mit schrägem Abschnitt. Die Nasenlöcher sind breit; die Bartborsten steif und lang. Die Füsse kurz, mit getrennten und sehr ungleichen Zehen; der Hinterzeh lang und dünn, alle Nägel scharf. Die Flügel lang, obwohl abgerundet: die 1. Schwinge gleich der 6., die 3. und 4. die längsten. Der Schwanz, leicht abgerundet, besteht aus 12 weichen Federn.“ Schwaneria coeruleata, lemm. Fusco-coerulea, in genis vividior ; subtus rufescens, in pectore intensior; rostro pedibusque flavidis, Die einzige bis heute bekannte Art, den wahren Myiagren ähnlich. ; „Eine wahre Myiagre, sehr ähnlich den Neuholländischen, aber doch verschieden, lebt in Neu-Caledonien. Wie bei den andern hat das M. eine schwarze und das W, eine brennend rothe Kehle; aber die Seitenfedern des Schwanzes haben eine breite weisse Spitze und der Schnabel ist fast der eines Todopsis (ein Genus, das übrigens besser mit Museitodus, Hombr. et Jaegq,, und Platygnathus, Hartl., verglichen werden muss). D 99 'Myiagra caledonica, Bp., rostro latissimo; cauda subrotundata, reetrieibus lateralibus apice late albis. Mas.: pectore nigricante, Fem.: peect. vivide rufo. VögelEuropa’sund Algeriens. Wir haben einige der Zusätze und Verbesserungen zu dem besprochenen geograph. Kataloge bereits in diesen eingetragen. Der Herr Verf. hat seine Zweifel über einige von ihm „wegge- lassene“ und viele andere von ihm „aufgenommene Arten“, und hat die Herren Baron De Selys Longehamps und Prof. De Filippi in Turin, ecompetente Richter in dieser Materie, um eine strenge Kritik seiner Arbeiten gebeten. Er bezeich- net sodann einige zweifelhafte Arten, nimmt neue gute auf und verbessert einige Fehler der Synonymie. Da die natürliche Methode, als wahres Resume der Wissenschaft, wie ihre Geschichte veränderlich und fortschreitend ist, so ist es gut und selbst nothwendig, periodisch neue Ausgaben derselben in der Art von Bilancen zu geben. Ohne unsere 00 Species, noch selbst die 2000 Genera aufzuzählen, geben wir hier nur unsern Begriff des Allgemeinen Systems der Ornithologie. Subclassis J. Altrices. “ Subelassis II. Praecoces. (Sitistae.) (Autophagae.) OrdoI. Psittaei. (Prehensores.) Ordoll. Passeres. (Sylvan:.) Trib. I. Volueres. Coh. 1. Zygodactyli. Stirps 1. Amphiboli. - 2. Sceansores. - 8. Barbati. - 4. Heterodactyli. Coh. 2. Anisodactyli. 5. Frugivori. 6. Formieivori. 7. Museivori. - 8. Callocoraces. 9, Gressorü. 10. Tenuirostres. . Suspensi. 12. Hiantes. 3. Insidentes. Trib. H. Os eines. Coh. 14. Cultirostres. - 15. Conirostres. - 16. Subulirostres. - 17. Curvirostres. .. -.18. Dentirostres. - 19. Fissirostres. Ordo IH. Aceipitres. (Raptores.) ı ’ ’ ‘ ‘ Muam — OrdoIX. Ratitae. (Rudipennes.) at. EA Ye | Trib. I. Theriones. - H. Ornithichnites. R N‘ % EUR IUhEN ira- rdo X. Gallinae. (Fasores, N. Klumpun es Trib. I. Gallinaceae. Coh. 1. Craces. -.2. Galli. ’ =. ...8... Perdices. ER er Trib. II. Passeraceae. - II. Hygrobatae.' Ordo XI. Grallae. Ordo VII. Gaviae. (Pelagüi.) Beh. 1. QUENGTREL .. Trib. I. Totipalmi. re a e = tm dehnen ge - 2. Macrodactyli. 1 x Ordo XII. Anseres. (Palmipedes.) Ordo VIH. Ptilopteri. (Nulli- : pennes.) in 100 7) Conspeetus generum avium. Auctore ©. L. Bonararre. Bogen 21 bis 26 enthält Ordo VII. Gaviae, Trib. 1. Totipalmi und Trib. 2. Longi- pennes bis zu Fam. 102. Laridae. Wir freuen uns, dass die Fortsetzung des grossartigen, unendlich mühevollen Werkes nach längerer Unterbrechung wieder ihren Anfang genom- men hat, und wünschen nur, dass es dem geistreichen, vielgebildeten, rastlos Tag und Nacht arbeitenden Gelehrten, dessen vielseitiges Wissen wahrhaft Staunen erregend ist, vergönnt sein möge, diese jedem Ornithologen unent- behrliche Arbeit bald zu vollenden. 8) Catalogue des Perroquets de la Collection du Prince Mas- senad’Essling etc. et observations sur quelg. especes nouv. ou peu con- nus de Psittacides par Charles deSouanee. 32p.in8. (Extr. de la Revue et Magasin de Zoologie N. 2. 1856.) | Der Herr Verf. hat nicht die Absicht, eine allgemeine Klassification zu geben; er will diese Ordnung nur unter dem speeifischen Gesichtspunkte be- trachten, und die Resultate der Vergleichung der Species unter sich, sowie die Unterscheidungs - Charaktere neuer oder wenig gekannter Species klar aus- drücken, indem er das System des Prinzen Bonaparte in seinem Consp. Psitta- corum befolgt (s. darüber Beilage N. 1 zu dem Protok. der Cöthener Ornith. Vers., Tabell. Uebers. der Papageien ete.). Es werden im Ganzen 218 Species aufgeführt und theilweise beschrieben. 9) Neue und wenig gekannte Arten der Kaiser]. Ornithologi- schen Sammlung (zu Wien). Von August v. Pelzeln, Assistenten am Kaiserl. Königl. Zoolog. Cabinete. Mit 2 illum. Tafeln. 16 p. in 8. (Aus dem Märzhefte des Jahrg. 1856 der Sitzungsberichte der mathem. naturw. Classe der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften Bd. XX. 8. 153.) und: 10) Ueberneueundweniggekannte Arten derKaiserl.Ornithol. Sammlung, nebst Auszügen aus Johann Narrzrer’s hand- schriftl.Katalogüberdievonihm inBrasilien gesammelten SpeciesderFamilien der Trogonidae und Alcedinidae. Von August von Pelzeln. (Aprilheft 1856 der Sitzungsberichte der mathem. naturw. Classe der Kaiserl. Akad. der Wissensch. Bd. XX, 8.492.) 30. S. in 8. Es wird jedem Ornithologen eine erfreuliche Nachricht sein, dass das reiche und so lange eigentlich unbenutzt gebliebene Material des seel. Joh. Natterer, die Frucht 17jähriger Arbeit, endlich unter tüchtige Hände gekommen ist, und können wir dem Wiener Ornithol. Kabinete und der Wissenschaft nur Glück wünschen zu dieser Acquisition. „Die nach dem gegenwärtigen Stande der Ornith. auf das Sorgfältigste vorgenommenen Bestimmungen“, so wie „die Auszüge aus Natt. handschriftl. Kataloge“*) erstreeken sich in N. 10 auf Trogon violaceus, G m., chrysochloros, Natt., Bucco Ordü, Cass., giganteus, Natt., melano- leucos, Gm., striolatus, Natt., Halcyon abyssinica, Licht., venerata (bisher ver- schollen gewesen), Galbula melanosterna, Sclater., paradisea, Lath., und die spe- ciellen Auszüge aus Natterer’s Katalog auf: Trogon viridis, aurantius, Surueura, chrysochloros, melanurus, variegatus, collaris, meridionalis, atricollis, citreolus, Calurus pavoninus, Bucco Chacuru, Swainsoni, maculatus, striolatus, Tamatia, macrodactylus, collaris, melanoleucus, Ordü, macrorhynchus, giganteus; Monasa atra, nigrifrons, leucops, ruficapilla, rubecula, torquata, fusca, rufa ; Chelidoptera *) „Dies Mspt. enthält an Ort und Stelle nach den so eben erlegten Vögeln nie- dergeschriebene Notizen, einige Beobachtungen über Lebensweise, Nahrung, Stimme u. 8. w., sowie manche Materialien zur Verbreitung der Arten.“ Ref. sprach gerade jetzt vor 10 Jahren gegen den nun auch verstorbenen Bruder Natterer’s das Bedauern aus, dass diese reichen Schätze deutschen Fleisses so lange schon gerostet! u - . \ 101 tenebrosa; Capito peruvianus; Ceryle torqwata, amazona, americana, bicolor, erciliosa ; Galbula viridis, ruficauda, maculicauda, eyanicollis, chalcocephala h ; ’ ’ ’ ’ pP ’ .leucogastra, paradisea, melanosterna, inornata, tridactyla; Jacamerops grandis. No. 9 enthält 11 neue Arten, von denen einige unbestimmt sich im Museum befinden und hier zum ersten Male beschrieben werden, die Mehrzahl aber von dem verst. Joh. Natterer unterschieden, jedoch nicht veröffentlicht worden ist. Diese sind vom Herrn Verf. mit Diexasben und, wenn dies nicht von Natterer geschehen war, mit Artnamen versehen worden, die vorhandenen Bemerkungen wörtlich oder doch wenigstens im genauen Auszuge beigefügt. Es sind: Daenis nigripes (T. 1. Fig. 1. 2.), Phyllornis frontalis, Natt. (T. 2. F.1.), Furnarius longirostris (T.2. F. 2.), Synallaxis Kollari (T.1. F.3.), striolata, Natt., albilora (= modesta, Natt. Cat. mse.), inornata, vulpina, Natt.; Cyanocoras Heckelüi, Diesingü, affinis. Ferner ist eine Revision der Synonymie von Pha£- iornis superciliaris und der ihr am nächsten stehenden Art, die unter dem Namen PA. affinis, Natt., zu unterscheiden wäre; und eine Notiz über den schon von Latham beschriebenen und seither in Vergessenheit gerathenen Psittacus pygmaeus (aus dem Leverian’schen Museum, woher auch die wahrscheinlichen Original-Exemplare von Platycercus tabuensis und P. ulietanus des Wiener Mu- seums stammen) gegeben. — Wir sehen mit grossem Interesse den weiteren Veröffentlichungen des Herrn Verf. entgegen. 11) Monographie dereuropäischen Sylvien; von Heinrich Graf von der Mühle. Nach dem Tode des Verf. herausgeg. von dem zool.-mineral. Vereine zu Regensburg (Pf. Johannes Jäckel). Mit 4 lith. und color. Tafeln, 152 $S.in 8. (Abhandlungen des zool.-mineral. Vereins zu Regens- burg, Heft 7.) Der durch seine „Beiträge zur Ornith. Griechenlands“ rühmlichst bekannte Graf v.d. Mühle beabsichtigte in einem eigenen Werkealle jene Vögel Europa’s abbilden zu lassen und mit den seit dem Erscheinen seiner genannten Schriften gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen -zu begleiten, welche entweder ‚ noch gar nicht, oder mangelhaft, oder in kostspieligen ete. Werken abgebildet sind. Die Ausführung des schönen Planes wurde hinausgeschoben und selbst vor der Herausgabe der schon fertigen Sylvien*) ereilte den Verf. ein früher Tod. Durch letztwillige Verfügung ist der obengenannte Verein in den Besitz seines handschriftlichen Nachlasses gekommen. Die Abbildungen wurden noch unter v. d. Mühle’s Augen von dem Thiermaler Penkmayer in München nach Originalexemplaren gefertigt (es sind: Sylv. erythrogastra, erythronota, olive- torum und elaica mit Nestern und Eiern, seita, melanopogon, eisticola und Cetti) und Herr Pf. Jäckel mit der Herausgabe seitens genannten Vereins be- traut, In einem Anhange fasst der Herausgeber das über F%ced. veterina, Eversm. Bekannte zusammen. Wir können aus der trefllichen Arbeit keinen Auszug geben. — Jeder, der sich für die europ. Ormithologie interressirt, sollte sich das Büchlein an- schaffen — und beschränken uns auf die Angabe einiger Unrichtigkeiten. Die Eier von Sylvia suecica sind nicht „zuweilen“, sondern fast stets lehmfar- big oder vielmehr zimmetfarbig gewässert und punktirt. Sylvia calliope baut nach v. Middendorff ein „sehr künstliches“, mit einer Eingangsröhre ver- sehenes Nest. Pallas hat es wahrscheinlich nicht gesehen. Sylvia sibilatrix hat niemals „Pferdehaare, Wolleund Federn“ in seinem Neste, son- dern nur trockene, feine Grasblätter und Halme; das Nest unterscheidet sich durch diese Eigenthümlichkeit sicher von denen der verwandten Arten, die es *) Und zwar in vorliegender Monographie, um diese Veröffentlichung zu einem Ganzen abzurunden. 102 sämmtlich mit genanntem Material auspolstern. Betreffs der 8. elasca habe ich nur die Vermuthung ausgesprochen, dass er auch im übrigen „südlichen“ Europa vorkommen möge. Die Eier haben doch stets einen Schimmer von rother Färbung, stets stärker als der „grünliche“ der Beschreibung und Abbil- dung, wenigstens in frischem Zustande; es sind eben auch hierin Hypolais — Eier. — Das Nest von S. arundinacea findet sich doch auch, wenn gleich selten, neben dem Wasser, nicht immer darüber. Zu S$. scita, Eversm. ist Lilje- borgs magnirostris schwerlich zu ziehen, mit weit grösserer Wahrscheinlich- keit vielmehr zu palustris, der sie bis auf den grösseren Schnabel in allem Uebrigen gleicht. — Das Nest von $. phragmitis steht sehr häufig über dem blanken Wasser. S. locustella baut nach den bisherigen Erfahrungen das Nest mindestens eben so häufig unmittelbar auf den Boden, und entfernt von dichtem Gestrüpp mitten auf Wiesen. Wir können nur beklagen, dass der ausgezeichnete Forscher und Mensch so frühzeitig, mitten in seiner vollen Manneskraft, seinen Freunden und der Wissenschaft, der er erst jetzt sich ganz und voll hingeben eg entrissen wurde. 12) Erfahrungen. aus dem Gebiete der Niederjagd. Von C.E. Diezel. Zweite, verbesserte und sehr vermehrte Aufl. II Abtheilungen. Gotha, bei Hugo Scheube. 1856. Obschon nicht rein ornithologischen Inhalts, enthält das trefllich ge- schriebene Buch eines durch und durch praktischen Jägers, tüchtigen, mit scharfen Sinnen begabten Beobachters und vielseitig gebildeten Mannes, dessen klassische Bildung und klassischer Humor uns oft inBewunderung gesetzt, so viel des Interessanten für die Ornithologen, dass wir es auch diesen nicht entschie- den genug empfehlen können, zumal wenn sie die Ornithologie eben auch prak- tisch und als Jäger betreiben. Wir erinnerten uns bei der anziehenden Lektüre sehr oft der mündlichen Mittheilungen des verstorbenen Förster Naumann in Kleinzerbst, der in mancher Beziehung unserm Verfasser ähnlich, leider einen grossen Theil seiner bedeutenden Kenntnisse und Erfahrungen mit ins Grab genommen hat. „Sie vultus, sie ille manus, sie ora gerebat!“ Diese Worte der dem Herrn Grafen Gustav v. Egger gewidmeten Vorrede, wie oft sind sie uns eingefallen! Der Verfasser nennt dies sein Werk seinen Schwanengesang, und glaubte Nichts gewisser, als dass es sich in ein Opus posthumum verwandeln werde. Glücklicherweise ist dies nicht geschehen! Der Herr Verf., der schon Proben daraus in der Naum. gegeben, erlaubt uns weitere davon zu bringen, was wir gelegentlich benutzen werden. Doch muss, wer sich irgend für Jagd interessirt, das Buch im Ganzen haben und lesen. Wir beschränken uns hier auf die Angabe des gesammten Inhalts. Die erste Abtheilung enthält: Abrich- tung des Vorstehhundes. Die Waldschnepfe. Entenjagd. Feldhüh- nerjagd. Die zweite: Die Bekassine. Die Hasenjagd. Vom Fuchs. Die wildeGans. DieRaubvögeljagd. Das Reh. Die Kaninchenjagd. “ Leipzig, Druck von Giesscke & Devrient. - Zur Abbildung von Lanius Kiek, Vierthaler. Der verstorbene Dr. Richard Vierthaler hatte bereits in einer Mittheilung von Chartum vom 17. Juni 1851 eine kurze Beschreibung eines ihm neu scheinenden Würgers unter obigem Namen gegeben (s. Naumannia II. 2. p. 57). . Unter einer nach seinem frühen Tode hierher gelangten Vogelsendung befand sich nun das einzige Exem- plar, dessen Abbildung durch Dr. B. Altum wir mit einigen Bemerkun- gen von Prof. Blasius geben, dem ich den Vogel zur Ansicht ge- schiekt hatte. Meine Meinung über die Stellung dieses Vogels an- - langend, so steht er dem Schnabel so wie der Färbung nach dem Z. minor am nächsten. Charakteristisch ist der enorm lange Schwanz. - Der Flügelbau ist leider nicht mit Sicherheit zu beurtheilen, da die ersten Schwungfedern frisch vermausert sind. Doch scheint es kaum, dass er im Flügelbau mit Z. minor übereinstimmt. Und das wäre allerdings merkwürdig, da er im Uebrigen und Wesentlichen ihm so ; nahe steht. Im Conspectus Bonaparte’s ist er nicht aufgeführt, da- gegen scheint mir die Diagnose des L. excubitorius, Des Murs, in N Bp’s Monographie. der Lanien (Guerin’s Revue de Zoologie 1853, p. 292) darauf zu beziehen, und sonach wäre der Vogel schon be- schrieben. Ch. L. Bonaparte stellt dort folgendes Tableau der La- nien auf: Lanius (Genus und Subgenus) A. Europaei: 1) Lanius Excubitor, L. 2) „ meridionalis, T. B. Africani: 3) Lanius algeriensis, Less. / 4) ,„ execubitorius, Des Murs, ZL. princeps, Cab., macrocercus, Naumannia 1857, 104 x De Filippi. Griseus, subtus candidus: fronte lataet vitta transoculari protracta, alis caudaque nigerri- mis: speculo alari vix ullo: reetriecibus omnibus ad medium usque albis. Es scheint mir diese Diagnose wirklich auf unsern Vogel zu pas- sen, obwohl ZL. Kiek mit L. excubitor nichts gemein hat, und der Name excubitorius also nicht passt. Die Monographie geht dann auf p. 433 weiter, und führt unter dem Subgenus Fiscus noch mehrere abwei- chende Afrikaner auf. Zanius minor erscheint hier, besser als im Conspectus, wo er mit dem auch in der Lebensweise so sehr abwei- chenden Excubitor zusammengestellt ist, im Genus Enneoctonus mit andern Arten, die auf Kiek nicht bezogen werden können. Hierher aber möchte, so weitich aus dem einen und wie gesagt im Flügelbau nicht deutlich zu erkennenden Exemplare schliessen kann, auch Vier- thaler’s Z. Kiek zu stellen sein.“ Der Herausg. | | Dr B. Alum ad nat. p. 56. Lanius exubitarius Des Murs (Lanius princeps Cab,L.macrocercus,b. Kiek,Vierthaler) (Knat. Grösse.) * ” n Ar m ge al: nn a a nn u „Expedition, 105 Nr. 14. (8.) Ornithologische Beobachtungen aus Dr. Richard Vierthaler’s Tagebuche einer Reise durch Egypten, Nubien, Dongola und Sennaar. Mitgetheilt von E. Baldamus. (Fortsetzung von Naum. 1856, p. 76, und Schluss). \ BETRETEN Wir verliessen unsern braven, leider so früh ‘der Wissenschaft “entrissenen Reisenden bei seiner Ankunft in Chartum, dem Consu- lats-Sitze des H. Baron von Müller und der vorläufigen Station der “ von wo aus diese unter persönlicher Leitung ihres Chefs die in alle Welt ausposaunten „grossartigen humanistischen, handelspolitischen und wissenschaftlichen‘‘ Eroberungszüge durch ‘Centralafrika beginnen sollte. Man weiss bereits, welch klägliches Ende die hochfahrenden Pläne dieses Chefs der „III. wissenschaftli- chen Expedition in Centralafrika“ erfahren, dass er selber gar nicht nach Afrika gegangen, und schliesslich die armen durch glänzende Versprechungen Verlockten schmählich verlassen, sie mitten in einem so gefährlichen Lande und so weit von ihrer Heimath ohne Geld und ‚ohne jede Hülfe gelassen. Dr. Alfred Brehm, der so glücklich war, seine Heimath wiederzusehen, hat sich über diese Dinge öffentlich ausgesprochen; Dr. Vierthaler in seinen Briefen und im vorliegenden Tagebuche gleichfalls, und man wird bei den einfachen, das volle Ge- präge der Wahrheit tragenden Schilderungen der Verlassenheit ufld ‚der Noth der Armen ebenso von tiefem Mitleid für sie, wie von tiefer Entrüstung gegen den Urheber derselben erfüllt. Wurde doch mein braver Freund ein Opfer dieser beispiellosen Handlungsweise! Un- ternahm er doch seine letzte Reise, auf der er, der kräftige junge Mann, den frühen Tod in der Wüste fand, ausdrücklich zu dem Zwecke, „um wo möglich die Mittel zu seiner Rückkehr ins Vaterland zu er- & 8* 106 ringen!“ Gerade ich habe den H. B. von Müller lange Zeit, auch ge- gen meinen unglücklichen Vierthaler, zu entschuldigen und zu ver- theidigen gesucht; seit Dr. A. Brehm’s Mittheilungen *) und seit ich Vierthaler’s Tagebuch gelesen, muss ich in das Urtheil dieser Beiden einstimmen, und bin es dem betreffenden Publikum schuldig, dies hiermit öffentlich zu erklären. Doch kehren wir zu unserm Tagebuche zurück! Dies enthält auf 28 eng geschriebenen Seiten (gr. 8.) die Sehil- derung des Aufenthaltes in Chartum vom 13. Juni bis 22. No- vember 1850, d. h. bis zur Reise auf dem blauen Nil, über welche bereits von V. selbst (Naum. II. Bd. 1852. 1. Heft p. 283—38) berichtet worden ist. V. findet den Aufenthalt in Chartum „im Allgemeinen wie im Speciellen ziemlich langweilig, befindet sich glücklicher- weise noch im Besitz von (eigenem) Geld, und wüsste sonst nicht, woher er das Nöthigste, z. B. Schuhe, beschaffen solle, lernt bald fast alle dort ansässigen Europäer so kennen, wie sie Brehm ge- schildert hat, besucht das Spital, schildert dies und den Verlauf einiger merkwürdigen Krankheiten und scheint sich überhaupt für Mediein (sein Berufsstudium) lebhaft interessirt zu haben. In der Rubrik ‚„Naturgeschichte‘“ ist die Entomologie besonders reich an Beschreibungen und interessanten Lebensbeobachtungen. V. scheint sich, da die Jagd in der nächsten Umgebung Chartum’s trotz der Re- genzeit nicht besonders ergiebig gewesen zu sein scheint, damit vor- zugsweise beschäftigt zu haben. Auch über einige Reptilien finden sich interessante Notizen. Bis zum 1. September sind folgende Vögel erlegt worden: Tantalus Ibis (häufig); Ibis religiosa; Ard. garzetta, purpurea, coro- mandelica; Anas (braun mit schwarzem Kopfe)? Platalea tenwirostris (oft); Limosa?; Leptoptilus Argala (sehr häufig, ist Anfangs August ganz verschwunden, wahrscheinlich um zu brüten). Ckconia Abdimüi (Eier und Junge); Hahiaöt. vocifer; Melierax. polyzonus; Himantopus mfipes; Alcedo rudis; Coracias abyssinica; Buceros?; Verschiedene Fringillen und Loxien; Colius senegalensis; Oena capensis; Charadr. minor; Pluvianus egyptiacus; Anser gambensis (sehr klein!); Verschie- dene Geier, fulvus, auricularis, nubicus?, occipitalis, ein dem ‚fulvus ähnlicher, indess viel kleiner; Neophron pileatus sehr häufig; Falco *, 8. Dr. A. Brelims Reiseskizzen aus N. O. Afrika. Ill. p. 89, 255, etc. 107 peregrinoides; Sterna caspia, nigra; Merops minullus; Pyrrhulalauda erucigera; Oecropis rufifrons; Oypselus? Ä Oiconia alba? Es wird uns ein Storch gebracht, der gänzlich dem alten Vogel unsers weissen Storchs gleicht, aber in allen Maassen kleiner ist; auffallend kürzer sind Schnabel und Füsse. Ibis religiosa wird häufig, bleibt aber immer scheu. Mitten im blauen Nil bauet er seinen Horst auf jetzt unter Wasser stehende Bäume. Ein Ei, welches ein geschossenes W. im Legekanal hatte, leider zerbrochen, ist von der Grösse der Eier von (icon. Abdimii und hat auch dieselbe (weisse) Farbe. . 1. Sept. Zwei Ouculus eanorus erlegt. Hängende grüne Nester vom Webervogel, Ploceus, am Nilufer. 4. Sept. Ein Zug von Grus? Bei Chartum, zwischen der Stadt und dem weissen Flusse, lebt zu Tausenden auf einer Verbena eine unserer Euphorbiae ähnliche Raupe. Sie wird fortwährend von einem Ichneumon umschwärmt, der aber nicht, wie ich anfangs glaubte, seine Eier unter ihre Haut legt, sondern das ganze Thier, das sich durch Herumschlagen des Vorderkörpers zu vertheidigen sucht, mit seinen starken Fangwerkzeugen erfasst, auf den Rücken wirft, tödtet und vielleicht nur die weichsten Theile verzehrt. Bald fliegt er wei- ter, um sich eine neue Beute zu suchen. Es wäre vielleicht möglich, dass auch Milvus ater und Neophron pileatus diese Raupen fres- sen, denn sie fanden sich in Massen auf dem Platze. 10. Sept. Haliaötos vocifer erlegt. 12. Sept. Zwei Coturnix vulgaris bei Chartum. 9. Oct. Museicapa grisola, Budytes? vorüberziehende Hirundo rustica beobachtet. f Hier folgen die Beobachtungen über Ibis religiosa, die bereits wörtlich in d. Naumannia 1852. II. Bd. 2. Heft p. 58—63 abgedruckt wurden. 26. Oct. Mittags trat Alfred Brehm*) ins Haus, mehr einem Sterbenden ähnlich, als der sonst so kräftigen Figur. Er hatte 24 Tage lang in Abu-Harrahs an einem heftigen Wechselfieber darnieder gele- gen, und leider die Krankheit nicht erkennend, kein Chinin genommen. Bald darauf erschien Aug. Tischendorf in einem ähnlichen Zustande. *) Er hatte am 9. Sept. eine Jagdreise auf dem blauen Flusse unternom- men. $. Reiseskizzen I. p. 89 ff. 108 - An Thieren brachte A. Brehm lebend mit: 2 Affen, 2 Scha- kals, eine junge Otis Houbara; präparirt: 2 Aguila .Bonellii, Coccy- stes glandarius mit Ei, 2 W. von Otis Houbara nebst 8 Eiern, Eier von Ibis religiosa und Ans. egyptiacus; ferner 2 Grus pavonina und 14 (stark in d. Mauser stehende) Grus virgo. Letztere sind bei Kamlin, wo sie zu Hunderten auf’ den Sandinseln im Nil standen, erlegt wor- den. A. B. behauptet, dass die Massen von Kranichen, die ich jetzt täglich über Chartum wegziehen sehe, nichts als diese seltene Art sei. — An Zugvögeln hat A.B. in Abu-Harrahs beobachtet: Oriolus galbula, Muscie. grisola, Jynx torquilla, Qucul. canorus. Häufiger bei Chartum tritt seit November Budytes auf, meist melanocephalus, und jetzt (11. Novb.) in der Mauser. Thurmfalken haben sich eingestellt, graue Meisen; (icon. Abdimit ist längst verschwunden, Ibis religiosa noch und Leptoptilos Argala schon wieder hier. Unsere Menagerie hat sich um 3 Antilope arabica — Ariel der Araber — vermehrt, sowie um 1 Herpestes griseus. Erstere bereits von der Höhe eines starken Hundes, fressen dennoch fast gar nicht, 2 sterben bald. Eigenthümlich ist'die Vorliebe von Ibis religiosa für weiche Gegenstände, um sich darauf zu legen. Wo sie irgend dazu gelan- gen können, legen sich unsre Gefangenen auf Kopfkissen, Ankerebs u. dgl. — Sie fressen alles Geniessbare und scheuen sich nicht, die - Exeremente der Schakals, noch das Aas aus dem Kropfe der Geier zu verschlingen. Die von dem Gubernium ausgerüstete Expedition auf dem Weis- sen Flusse, der sich auch einige der hiesigen Kaufleute angeschlos- sen, geht ohne uns ab; wir müssen aus Mangel an Geld zurückbleiben und uns hier von Schuldenmachen ernähren! Was hätten wir wirken können, wenn wir uns bei dieser Reise hätten betheiligen können? Falco tinmunc. wird immer häufiger. Wir erhalten eine „ganze Gesellschaft junger Platal. tenwirostris lebend, desgl. 4 junge Ibis relig., 2 davon noch im Dunenkleide. Erlegt wurden noch bei Chartum Cathartes perenopt. (man trifft jetzt sehr häufig ganz bunte, dunkelbraun und weiss gefärbte, unter ihnen); Ibis relig., Ardeola coromand.; skelettirt verschiedene Budy- tes, Anth. pratensis, Pyrrhulal. erucigera. Neophron pileatus immer noch häufig. ; 109 Die beiden Reisenden rüsteten nun, nachdem sie sich vom B. v.M. losgesagt, eine Jagdexcursion auf. dem blauen Fluss aus. Längst ohne Geld, hatten sie sich an einen Kaufmann (Italiener) um ein Dar- lehen gewendet; die Unterhandlungen mit diesem Wucherer, dessen Bestrafung und die wahrhaft edle Handlungsweise des Pascha, der ihnen 5000 Piaster ohne Zinsen anweisen lässt, die er auf seine eige- nen Appanagen angerechnet haben will, wenn sie das Geld nicht zu- rückzahlen können, lese man, so wie die Reise selber, bei A. Brehm a. a. OÖ. III. p. 99 u. 217 ff. und Naum. a. a. O. nach. Am 6. März 1851, also nach 31/amonatlicher Abwesenheit, kehren die muthigen Reisenden reich mit Schätzen beladen, von dieser Ex- pedition nach Chartum zurück. Der Wärter ihrer lebenden Thiere ist unterdess krank geworden und durch einen andern ersetzt wor- den; sie trafen aber nur noch einen kleinen "Theil der zurückgelas- senen Thiere am Leben. ‚Am 21. März kommt der längst mit Sehnsucht erwartete neue Consular-Agent, ‘Dr. Reitz, ein Universitätsfreund Vierthaler’s, in Be- gleitung eines jungen Russen, Ernst Bauerhorst, in 'Chartum an, bringt Briefe vom B. v. M., in welchen dieser „die Expedition für beendet erklärt, und von einem Fasse Wein spricht, welches in Alex- andrien (!) angekommen sein und die Kosten der Rückreise nach Europa decken soll.“ Durch den Edelmuth Latif-Pascha’s erhält A. Brehm die Mittel zur Rückkehr nach Europa, die er am 18. August in Begleitung Bauerhorst's antritt. Vierthaler, in die Wohnung des Dr. Reitz aufgenommen, muss sich weiter vom Schuldenmachen näh- ren, und tritt dann in Begleitung zweier Europärer, Lorenzo Cremona und Rollet, die „lange projektirte“ Reise nach Kamlin, und zwar mit Latif-Effendi’s Barke, Ende Septembers an. : Hier endet der III. und letzte Band’ des Tagebuchs. Der IV. ist wahrscheinlich verloren ge- gangen, wenigstens deuten die Notizbücher darauf hin. Die weitern Schicksale des Verstorbenen sind bereitsin seinem Nekrologe (Naum. III. p. 438 ff.) mitgetheilt worden. Was sich aus dieser Zeit (vom 6. März 1851) an ornithologischen Notizen findet, ist Folgendes: „Die Freundschaft zwischen dem Nashornvogel, Buceros abys- sinicus, und dem Affen, die wir vom blauen Nil mitgebracht, dauert 110 noch immer fort, trotz dem, dass ersterer frei im Hofe herumläuft. Der Vogel besucht seinen Freund sehr häufig, bleibt lange neben ihm sitzen, und lässt sich von demselben rein Alles gefallen. Oft legt der Affe sogar die Hinterfüsse über den Hals des’Vogels, wobei er letztern natürlich ganz niederdrücken muss. Manchmal sah ich sogar die Firste des Schnabels bluten, denn der Affe liebt es sehr, an _ demselben herumzunagen. Naht sich der Vogel, so ergreift der Affe sogleich seinen Schnabel, drückt und rückt ihn je nach Bequemlich- keit hin und her, und durchsucht die Federn nach Ungeziefer. Dem Vogel muss dies besonderes Vergnügen machen, denn er sträubt dabei alle Federn auf und legt sich ruhig hin. Zuerst untersucht der Affe jedesmal die Nasenlöcher des Vogels, biegt die langen Haare, welche sie bedecken, hinweg, und leckt die Flüssigkeit, die aus den- selben herausfliesst. Im Hofe frei herumlaufend, gebehrdet er sich häufig ganz toll, verfolgt die Ibis und Sperlinge, läuft in lächerlich anzusehendem scharfem Trabe durch den ganzen Hof, und wackelt dabei mit dem Hintertheil des Körpers entenartig, nur schneller. Beim Gehen und Laufen trägt er den Körper ganz wagerecht. Er ist durchaus nicht bösartig und braucht seinen furchtbaren Schnabel gegen Menschen niemals als Waffe, lässt sich ruhig angreifen, auf- heben und forttragen. Oft in der Sonne wird es ihm scheinbar zu wohl; er springt dann auf ein Ankareb oder einen Kasten, spreizt die Flügel aus, macht die wunderlichsten Bewegungen mit dem Kopfe und Halse, steckt den erstern unter den Bauch, und legt diesen, ihn. nach allen Seiten drehend, platt auf den sandigen Erdboden. Neben Fleisch frisst er auch Brot. Kleine Vögel und Thiere schlingt er mit Haut und Haar hinunter. % Am 29. August bemerke ich die ersten Kranichzüge über Char- tum. Andre wollen sie schon früher gesehn haben, und Edouard will sogar behaupten, dass man sie zu jeder Jahreszeit auf dem blauen Flusse antreffe. N Oecropis rufifrons brütet in Chartum im August und Septem- ber. ‚Sie baut ihr Nest an die Decken der Zimmer, ganz wie in Eu- ropa die rustica. 'Das Nest ist oben offen und enthält 3 weisse, röthlich betupfte Eier. Platalea tenuirostris brütet im August am Weissen Flusse un- weit Chartum auf Bäumen. Die Eier sind weissgrünlich. 1. Sept. Eine Heerde von Oiconia alba zieht über Chartum weg, 111 nach Süden. Kraniche. Ortygometra minulla? wird mir lebend gebracht, sehr abgemagert. Auf der Reise nach Kamlin: (Ende Sept.) Merops coeruleocephalus häufig, in der Mauser; hat die eigenthümliche Gewohnheit, sich auf den Rücken der Störche (Cicon. Abdimül) zu setzen, welche es ganz ruhig leiden. Es sieht ganz absonderlich aus, auf einer Chala (Wiese) eine Heerde dieser Störche zu sehen, jeden mit solch einem rothen Reiter auf dem Rücken. Ardeola coromandelica nistet auf Bäumen ganz ähnlich wie Cie. Abdimii, in grossen Gesellschaften. Ich finde die Nester oberhalb Kamlin in einem kleinen Dorfe. Leider enthalten alle schon ziemlich flügge Junge. Caprim. elimacurus. Das Nest besteht aus einer unbedeutenden Vertiefung im Sande, frei unter der Sonne. Ich fand ein Junges in braunem Dunenkleide darin. Der alte sehr schwer zu entdeckende Vogel bleibt ruhig sitzen, bis man ganz in der Nähe ist. Bei Kamlin gesehn und erlegt: Aguila rapax und pennata; Ha- liaet. vocifer; Circus (2) mit rothbraunen Schwingen, sehr häufig; ebenso häufig Lamprotornis superbus und Merops superbus (mausernd), Nectar. metallica, Lobivanellus rufolobatus; ferner Lanius phoenicurus, m.; (aprimulgus tetrastigma. Gesehn Anfang October: Hirundo rustica, einzeln; ‚Petrocossyph. saxatilis, gleichfalls einzeln; Okconia alba in der Chala; Buteo? oben- her braun, unten rein weiss. Lumprotornis nitens sehr häufig, mau- sert; ebenso Merops superbus, (oracias abyssinica, Strix africana. Nest von einer mir unbekannten Loxia (grau, mit dunkeln Schaft- ‚strichen und weissem Bürzel), 5 Fuss hoch mit drei Eiern. Schliesslich geben wir noch das in einem der kleinen Notizbü- cher enthaltene „Verzeichniss der auf dem blauen Fluss ge- sammelten Vögel und Eier“, das einerseits einigen Aufschluss über das Vorkommen, so wie,andrerseits Zeugniss von dem grossen Fleisse der beiden Forscher zu geben geeignet ist. Verzeichniss der auf dem blauen Flusse gesammelten aan Mögel. 1. Otogyps nubieus 3 Stück. 4. G'yps bengalensis 2 Stück. 2. Vultur oceipital. 4 „5 5. Neophron peleatus 5 Ei Gyps fulvus 2:2: 6. Aguila rapasx Yen 7. Aquila pennata 8. 9 10. . Falco peregrinoides 57 58 59. „. 8p.? . Haliaöt. vocifer Spizaet. occipital. „» Chiquera „ concolor? . Cerchneis cenchris, . Buteo rufinus » 82.? . Milvus parasit. . Sparvius niger . Nisus? » . minullus . Melierax polyzonus 2 gabar . Circus rufus „ » - eineraceus „». pallidus . Polyporoides typicus . Passerina pusilla . Ephialtes scops . Bubo lacteus . Otus leucotis „ africanus . Coracias abyssinica . Alcedo coeruleoceph. 3. Merops viridis » superbus „». Bullockiü » minullus . Promerops cyanomelas r erythrorhynch. . Nectarinia pulchella . Oligura mierura . Drymoica ruficeps . Curruca melanoceph. . Oyanecula suecica . Rutic. phoenicur. . Agrob. galactodes . Sazicola stapazina . Pratine. rubetra . Parus leucomelas . Motacilla capensis .„Anthus campestris . Turdus pallidus . Cercotrichas erythropt. . Pienonotus Arsinoe 50. 56. Crateropus leucoceph. Muscipeta melanogaster . Dierurus lugubris . Lanius rufus „» Personatus far [SE u HM DODH SI ODU DRUM rm N 60 61. 62. 63. . Lanius exeubitor „. ruficaudus? „ ? (assimilis ?) Nilaus Brubru 64. Prionops eristat. _ 65. Lanarius erythropt. 66. 67 68. 69. . Corvus scapulatus Lamprotornis aeneus 70. Ploceus flavoviridis „». sanguinirostris 20 72. Euplectes ignicolor Vidua paradisea „ erythrorhyncha 75. Estrilda Astrild. ü cinerea 6 minima i elegans We bengala . Coccothraust. cantans m Fasciatus . Serinus luteus 83. Amadina nitens 84. ” . Pyrgita Swainsonti 103. Frontalis „» rufidorsalis . Ember. caesia „. lavigaster . Melanocorypha brachyd. . Tocus erythrorhynch. . Palaeornis eubicularis . Laimodon Vieillotei pr sp.? . Trachiphonus margaritat. . Dendrobates polioceph. . Centropus senegalens. . Columba guinea . Turtur risorius . Oena capensis . Peristera chalcopsil. . Numida ptilorhyncha Pluvianus aegypt. 104, Vanellus leucurus 105. » 106. 107. 108. coronatus Lobivanell. senegal. Charadrius minor Grus Virgo 109. Balearica pavonina 110 111 112 . Ardea Goliath . Egretta qularis . Egretta? fr aethiopicus r erythrogaster 20 3 13 5 rufiventris 2 9. 1 17 R en "N kSN1O00DDvv$roOoSNJHMkmm »"PBDFHITOS THAT HNDHRHrB NICH N 113 \ 113. Ardeola coromand. 2 Stück. 127. Himantop. rufipes 4 Stück. 114, Scopus Umbretta I ar z 128. Rhynchaea variegata iu 115. Anastomus lamellig. Me 129. Telmat. gallinula Er 116. Oicon. leucoceph. Bin), 130. Parra africana ; 3100 BZAA 117. Mycter. ephipp. BE. 131. Fulica atra Lie; 118. Tantalus Ibis ARE 132. Plectropt. gambens. 8m, 119. Ibis aethiop. Br 133. Sarkidiornis melanonot. 2 „ 120. Harpipr. Hagedasch. - 6 ,„ _ 134. Chenalop. aegypt. Di 121. Falecinellus igneus Li 4% 135. Dendrocygna viduata 10 „ 122. Totanus glareola . 136. Rhynchops flavirostr. 2 ns 123. „ glottis Kar 137. Plotus Levalliantii DA 124. Tringa maritima ii: 138. Phalaerocor.pygm. 1. ei 2 rer 5 i 3 138 Species. f . 621 Stück. Zweitens: Eier. 1. Estrilda bengala 7 Stück. Sennaar. Im December. 2. ». minima FASTEN 3. Euplectes ignicolor 3 ,„ 4. Coccothrust. cantans 2 „ 5. Drymoica ruficeps 2° „ Im December. 6. Cypselus caffer ee: Im Dee., mit reifen Jungen, 3 Eier im Neste. 7. Turtur risorius a December und Januar. 8. Peristera.chaleop. 1 ,„ Januar; war eben gelegt. Sennaar. ‘9. Neophron pileatus 2 ,„ ; Nr. 15. (9.) Vogel-Fauna der Umgegend Stettins. Von Th. Holland. - Mehrfach sind schon in dieser Zeitschrift Verzeichnisse der Brut- vögel einzelner Gegenden mitgetheilt, es möchte deshalb den Freun- den der Ornithologie nicht unlieb sein, ein solches der Umgegend Stettins zu erhalten. Doch nicht nur die Vögel, die von meinen Freun- den oder von mir in einem Umkreise von 7 bis 8 Meilen brütend angetroffen, sind in diesem vorliegenden Verzeichnisse berücksich- tigt; sondern auch solche Vögel, welche entweder jährlich auf ihrem Durchzuge, oder auch nur als einzelne aussergewöhnliche Vor- 114 kommnisse hier beobachtet wurden, habe ich der Erwähnung werth‘ gehalten. Dieses Verzeichniss wird manche Lücken enhalten, welche erst _ mit der Zeit ausgefüllt werden können, da es noch einige Gegenden giebt, wie z. B. grosse Brücher und Wiesen bei Garz a/O., welche noch gar nicht nach dieser Seite hin untersucht sind; ich rechne daher auf die Nachsicht der Leser, und hoffe die etwaigen Lücken gelegent- lich ausfüllen zu können. Eine genauere Zeichnung der Gegend zu geben hielt ich nicht für nöthig, da Herr Dr. Altum in seinem Auf- satze Naum., Jahrg. VI. p. 28 mich dieser Arbeit überhoben hat. Jedoch in Bezug auf den Theil Hinterpommerns, den ich kennen ge- lernt habe, etwa 2 bis 3 Meilen im Umkreise Stargards, muss ich be- merken, dass er nicht die günstigen Verhältnisse für das Vorkommen von Raubvögeln, namentlich Adlern bietet, indem die meistentheils Nadelholzwaldungen oft durch grosse Sand- und Getreidefelder unter- brochen, auch belebter als die dichten Waldungen jenseit der Oder sind, alsdann sind auch die grösseren Gewässer, wie der Madüsen, die Brücher und Wiesen nicht so mit dichten hochstämmigen Waldun- gen umstanden, wie es dort der Fall ist. 1. Haliaötos albieilla horstet in jeder grösseren am Wasser ge- legenen Forst, namentlich in den Revieren zwischen Stettin und Ueckermünde. Im Hökendorfer Revier traf ich 3 Horste, der eine, nach der Aussage eines dortigen Müllers schon einige 20 Jahre alt, war im Jahre 1854 noch bewohnt. Die beiden andern Horste fand ich im vorigen Jahre, der eine ein neuer Horst auf einer starken Buche in der Nähe der Försterwohnung in einem Theile des Waldes, „der von den Stettinern viel besucht wird, wurde von einem alten Pärchen bewohnt. Er enthielt am 22. April 1855 2 abnorme Eier. Unter dem dritten Horst lag das Weibchen erschossen, der Horst war verlassen. 2. A. naevia ist besonders in den mit Wiesen und Brüchern ver- sehenen grössern Laubwaldungen überall anzutreffen. 3. Pandion haliaötos findet sich in Vorpommern mehrfach vor, über sein Vorkommen in Hinterpommern ist mir bis jetzt nichts bekannt. 4. (ircaötos brachydactylus brütet nur selten hier. Im Jahre 1854 nahm mein Freund Krüper im Arnheiderrevier einen Horst aus; seitdem ist dieser Adler aber dort nicht wieder gesehen. Vor eini- 115 gen Jahren wurde bei Ueckermünde ein Exemplar mit einer Stange erschlagen. 5. Buteo vulgaris ist der ie Raubvogel unserer Gegend ; weniger häufig hingegen: 6. Buteo lagopus, der nur in den kalten Jahreszeiten bei uns erscheint. 7. Pernis apivorus wird nur sparsam nistend hier gefunden. 8. Milvus regalis ist zwar nicht so häufig als buteo vulgaris, kann aber dennoch zu unsern zahlreichsten Raubvögeln gerechnet werden. 9. Milvus ater ist seltener und liebt besonders die Nähe grösserer Seen. In einem kleinen Erlenbruche (Bodenberg) am Dammschensee fand ich diesen Milan mehrmals brütend. 10. Falco tinnunculus ist bei Stettin nicht selten, bei Stargard aber sehr häufig und dort unter dem Namen Krithabicht allbekannt. Ich fand ihn daselbst auf dem Marienkirchthurm so wie in fast allen ‘ Feldhölzchen in der Umgegend nistend. Ein. Pärchen brütete in diesem Jahre in einem Krähenneste in einer Kolonie von corvus corone im Wittchoer Tanger. Dagegen wurde 11. Falco subbuteo noch nicht oft brütend gefunden. 12. F. peregrinus ist mehrmals bei Ueckermünde horstend ange- troffen; auch im Hökendorferrevier sah ich ein Exemplar. Unweit Stargards in einem Feldhölzchen beim Dorfe Friedrichswalde wurde 1854 ein Horst mit 3 Eiern ausgenommen. 13. F. palumbarius, IAHeR gemeiner Brutvogel; desglei-. chen auch 14. F. nisus. 15. u. 16. F\. aesalon wurde 1853 bei Dölitz geschossen und F. rufipes im Sommer 1851 bei Friedrichswalde und zu Pfingsten 1855 bei Planticow bei Stargard. 5 17. Circus rufus brütet häufig in den Gebüschen auf den Oder- wiesen. Beim Brüten sass diese Weihe so fest, dass sie erst aufflog, wenn ich ganz in die Nähe des Nestes kam. 18. C. cyaneus sieht man oft, vorzüglich des Abends dicht über die Felder hinstreifen. Am 21. Mai 1855 fand ich auf einer Wiese am Dammschensee ein Nest dieser Weihe mit 4 Eiern, dicht neben einem Nest von Ü. rufus. | 19. C, eineraceus wird mitunter gesehen, ob sie schon brütend hier gefunden, ist mir nicht bekannt, 116 20. Strix bubo wurde in mehreren Forsten horstend angetroffen. 'Ein Paar hält sich schon mehrere Jahre in einem niedrigen Erlen- bruche am Zollstrome auf und horstet dort auch wahrscheinlich. Unweit Stargard wurde in diesem Jahre ein Horst mit Jungen aus- genommen, die Alten geschossen; ein Bekannter erhielt die beiden schönen Exemplare zum Ausstopfen. 21. St. Hammea ist ein zahlreicher Bewohner der Thürme. 22. S. aluco hingegen mehr der Wälder. 23. 8. brachyotus brütet häufig im Carolinhorster-Torfmoore, man sieht dort im Herbste oft Schaaren von 20—30 Stück. Dasselbe ist auch der Fall bei i 24. 8. otus. 25. 8. dasypus findet sich seltener. 26. S. noctua wurde im Sommer 1855 bei Küssow erlegt. 27. Caprimulgus europaeus nistet vorzugsweise in Kieferwaldun- gen, in Schonungen und Schlägen. | 28. Oypselus apus in den Thürmen und Häusern Stettins und Stargards wie auch in hohlen Bäumen. Ich liess in diesem Jahre, am 15. Juni, im Friedrichswalderrevier mehrere Nester, ungefähr 30 bis 40 Fuss vom Boden, aus den Kiefern aushauen. Die Alten sassen so fest, dass sie trotz der Axtschläge nicht herausflogen, son- dern so lange sitzen blieben, bis sie mein Kletterer aus mehreren Ne- stern, Männchen und Weibchen zusammen, hervorholte. In allen Nestern befanden sich 2 sehr stark bebrütete Eier, die fast ohne Unterlage auf dem reinen Holz lagen. | 29. Hirundo rustica und 30. H. urbica brüten zahlreich an Gebäu- den und in Ställen. Im vorigen Jahre hatte ein Schwalbenpaar unweit meines Fensters ihr Nestchen gebaut. Als das Weibchen zu legen anfıng, kam eines Tags ein Sperling und nahm nach heftigem Kampfe und Geschrei dasselbe in Besitz. 31. H. riparia nistet in grösseren und kleineren Kolonien in Hü- gelabhängen. 32. Alcedo ispida ist aus Mangel an für ihn geeigneten Brut- plätzen uni Stettin und Stargard selten, bei Ueckermünde häufiger. 33. Upupa epops brütet im Friedrichswalderrevier sehr zahlreich, sonst nur einzeln. ‘Ich fand noch im Anfang des Juli wenig ange- brütete Eier in den Nestern. -_ 117 34. Certhia famiharis und 35. Sitta caesia in allen Waldungen ziemlich häufig, desgleichen 36. Jynx torquilla. 37. Picus martius nistet sowohl in den grossen Nadel- als auch Laubwäldern nicht selten. 38. P. viridis brütet ebenfalls nicht selten hier. 39. P. eanus ist mitunter im Buchholzerrevier brütend gefunden. 40. P. major. 41. P, medius brütet häufiger als 8. major in den gemischten Waldungen um Stettin. . 42. P. minor findet sich dagegen seltener vor. 43. Ouculus canorus in allen Wäldern namentlich in den letzten beiden Jahren ziemlich zahlreich. Seine Eier fand ich am meisten in den Nestern von Motacilla alba, Trogl. parvulus, Sylvia einerea und Phyllopn. rufa. Ein Kukuksei aus dem Nest von Phyllopn. trochilus war ganz rund von der Grösse eines Wendehalseies. Auch im Nest von Anthus campestris fand ich im vorigen Jahre ein Ei, und ein Be- kannter in dem von Sax. oenanthe in einer hohlen Weide. 44. Lanius minor brütet häufig in den Pyramidenpappeln an den Landstrassen um Stettin, so wie in allen Obstgärten. Im vorigen Jahre sah ich, wie ein Rabe einem Würgernest zu nahe gekommen ‚ war und nyn von dem Würgerpaar so muthig angefallen wurde, dass er sich unter lautem Geschrei eiligst davon machen musste. 45 L. collurio belebt in grosser Menge die Hecken und Sträu- cher auf den Feldern und in den Gärten. | 46. 47. L. excubitor und ruficeps sind hier mitunter beobachtet worden. 48. Muscicapa grisola ist in Stettin selbst wie in den Anlagen und Wäldern oft nistend gefunden. 49. M. luctuosa ist auch gar nicht selten. 50. M. parva. Ich beobachtete im vorigen Jahre am 24. Juni mehrere Pärchen dieses kleinen schlauen Vögelchens bei Vogelsang und Falkenwalde in Buchenwaldungen. Das Männchen hüpfte fort- während seine kurze Strophe singend in den Spitzen der Buchen umher, während das Weibchen sich in dem Laube versteckt hielt. Mit grosser Mühe fand ich 2 Nester dieses schlauen Vogels, das eine mit 5 wenig angebrüteten Eiern in einer Spalte einer jungen Buche, etwa 5 Fuss vom Boden, das andere mit 2 Eiern zwischen Stamm * Be. und Ast in einer Höhe von etwa 15 Fuss. . Auf dem ersteren Neste fing ich das Weibchen mit. 51. M. collaris ist noch nicht mit Sicherheit als Brutvogel auf- gefunden. 52. Samticola oenanthe brütet häufig, namentlich in den hohlen Weiden an den Wegen. 53. S. rubetra vielfach in den Mauerritzen der Festungswerke um Stettin. Ob 54. 8. rubicola hier brütet, ist mir nicht bekannt. 55. Turdus musicus belebt den ganzen Sommer hindurch mit ihrem lauten Gesange die Laub- und Nadelwaldungen, 56. T. viscivorus besonders die Nadelwälder und 57. T. merula die gemischten. 58. T. pilaris durchzieht im April in grossen PER die War der. Einzelne Paare brüten auch hier; ein Freund fand in diesem Jahre ein Nest dieser Drossel im Friedrichswalderrevier und schoss auch das Weibchen dazu. 59. T. vliacus wird oft in den Dohnenstrichen gefangen. 60. Sylvia philomela brütet in den Anlagen um Stettin, doch be- sonders häufig bei Stargard und Pansin. 61. $. luscinia. 62. S: rubecula findet sich in allen Wäldern. 63. 8. phoenicurus ebenfalls. 64. 8. tithys ist in Stettin nicht sehr selten, man sieht ihn öfter, vorzüglich des Morgens, auf den Dächern sitzen. . 65. 8. suecica wurde schon mehrmals in der Nähe Stettins und Stargards nistend gefunden. Am 2. Mai dieses Jahres fand ich bei Finkenwalde an einem Graben ein Nest mit 6 bebrüteten Eiern. 66. 8. hortensis sehr häufig. | 67. 8. nisoria soll früher um Stettin häufig aa haben, dann verschwand sie für einige Zeit aus dieser Gegend und ist jetzt wieder gar nicht selten. 68. 8. atricapilla fand ich in bedeutender Menge in diesem Jahre bei Postbaum bei Stargard in niedrigen Buchengebüschen brüten. 69. 8. curruca wird nicht so häufig gefunden, wie die vorige. 70. S. einerea nistet überall sehr häufig. Vor mehreren Jahren erhielt ich ein Gelege von 5 Eiern, von denen 3 ganz weiss waren. 71. Hypolais vulgaris nistet in allen Gärten und Anlagen. 119 Mr 72. Phyllopneuste sibilatrie findet man nicht selten in den Laub- waldungen bei Stettin. 73. Ph. rufa belebt i in der Brütezeit alle Wälder mit seinem ein- fachen Gesange. 74. Ph. trochilus ist seltener als Ph. rufa. 75. Calamoherpe turdoides ist am Sandsee bei Stettin, so wie an der Ihna bei Stargard häufig brütend gefunden. 76. ©. arundinacea brütet nicht selten in den Wällen von Alt- Damm. 77. C. palustris ist bei Stettin auch schon nistend gefunden, des- gleichen 78. 0. cariceti in den Korbweidenplantagen bei Stettin. 79. ©. phragmitis. 80. .O. locustella. Ein echtes Nest dieses Sängers wurde im vori-: gen Jahre von einem Mäher in der Nähe Stettins auf einer Wiese gefunden. Jedenfalls brüten die Rohrsänger mehrfach in den Korbweiden- plantagen vor dem Ziegenthore zu Stettin, da man sie viel dort singen hört, doch das dichte Gebüsch macht ein genaues Durchsuchen unmöglich. 81. Troglodytes parvulus sieht man ziemlich häufig in den Wäldern. 82. Accentor modularis wird mitunter bei Stettin gefunden. 83. Begulus eristatus kommt bei Stettin vor, desgleichen auch bei Stargard. 84. Parus major ist hier sehr gemein; im Winter treibt sie der Hunger zahlreich in die Stadt. 85. P. palustris. ‚86. P. ater nistet ziemlich häufig bei Stettin, desgleichen 87. P. cristatus. 88. P. coeruleus wird hier auch brütend gefunden, wenngleich nicht so häufig als die vorige. 89. P, caudatus ebenso. 90. Corvus corax brütet bei Eckerberg, am Glambeck-See und bei Höckendorf, sowie in anderen grösseren Forsten. Am Glambeck sah ich zu Ostern dieses Jahres des Abends regelmässig 5—6 Exem- plare herumfliegen, konnte aber nur einen Horst entdecken. 91. ©. cornix. Erscheint im Winter in Schaaren in den Strassen Naumannia 1857. 9 u. 120 Stettins. Am zahlreichsten traf ich diese Krähe bei Stargard in allen Feldhölzern an. In einem Nest fand ich in diesem Jahre am 21. Mai 5 Eier, von denen 3 blau und ungefleckt und klar, die beiden anderen aber stark angebrütet waren. | 92. ©. corone kommt bei Stettin nicht vor. Bei Stargard fand ich in dem Wittchower Tanger in diesem Jahre eine sehr starke Kolonie. Manche Bäume trugen sogar 3—4 Nester. Als ich einige Bäume er- stieg, schwärmten sie zu Hunderten mit furchtbarem Geschrei um mich herum. 93. C. monedula. Erscheint nur im Winter in der Umgegend Stettins, nistet da aber nicht, dagegen in Garz a. O., Pasewalk und Stargard sehr zahlreich auf den Thürmen. Im Winter schaaren sie sich in grosser Menge daselbst zusammen und fliegen dann, unter heftigem Geschrei des Morgens, so wie es anfängt hell zu werden, in Begleitung vieler Krähen, auf die umliegenden Felder und Wiesen, von denen sie dann mit Einbruch der Dunkelheit unter demselben Geschrei zurückkehren, um auf den Thürmen und Dächern zu über- nachten. 94. ©. frugilegus. Mitunter findet sich hier uch eine Kolonie, die dann aber des Schadens wegen, den sie anrichten, immer zerstört werden. ’ 95. ©. glandarius ist überall nicht selten. 96. O©. caryocatactes, wird hier mitunter gesehen und geschossen. 97. O. pica nistet in den Gärten und Anlagen Stettins und auf dem Julow bei Frauendorf. Die Nester daselbst sind mitunter nur 8—10 Fuss vom Boden entfernt. Am 10. Mai dieses Jahres fand ich dort in einem Nest 1 Junges, 3 stark bebrütete und 4 klare Eier. 98. Sturnus vulgaris nistet nicht selten in den Waldungen und Feldhölzern. Im August schaaren sich die Staare zusammen und man sieht sie dann in grossen Zügen auf den Rinderweiden. 99. Oriolus galbula. War besonders in den letzten Jahren hier ziemlich häufig. 100. Coracias garrula brütet in Laub- und Nadelhölzern Em nicht selten. 101. Bombyeilla garrula erscheint in manchen Jahren im Winter und Frühjahr in grossen Schaaren. 102. Motacilla alba brütet häufig in den hohlen Weiden, 103. M. flava in den Chaussee- und anderen Gräben. 121 104. Anthus campestris ist schon mehrfach bei Ueckermünde und Stettin gefunden. 105. A. pratensis nistet häufig in den Wällen Stettins, sowie auf den Wiesen an den Flüssen und Seen. 106. A. arboreus ist überall häufig. 107. Alauda eristata brütet auf allen Feidern, desgleichen 108. A. arvensis. 109. A. arborea wird auch nicht selten hier gefunden. 110. Cynchramus schoeniclus fand ich häufig auf den Wiesen zwischen der Oder und dem Dammschen See, wie auch in den Wei- denplantagen vor dem Ziegenthore. 111. Emberiza cütrinella nistet hier sehr häufig, 112. E. miliaria nicht so häufig. Den Vogel sieht man oft auf den Spitzen niedriger Bäume an den Landstrassen sitzen. 113. E. hortulana soll früher bei Stettin sehr gemein ge- wesen sein, ist jetzt aber der vielen Nachstellungen wegen, de- nen er seines’ wohlschmeckenden Fleisches wegen ausgesetzt war, nur selten. Vor 2 Jahren erhielt ich einige Eier aus Bismark bei Stettin. 114. Fringilla domestica überall sehr gemein. 115. Fr. campestris brütet namentlich in den hohlen Weiden am Wege nach den Invalidenhäusern. 116. Fr. coelebs sehr häufig. 117. Fr. chloris nicht so häufig, am liebsten auf abäkdpfien Weiden nistend. 118. Fr. canabina nistet in Wachholderbüschen und Hecken bei Stettin nicht selten. 119. Fr. carduelis nistet gleichfalls nicht selten, besonders in den hohen die Landstrassen einfassenden Pyramidenpappeln, jedoch ist das Nest schwer zu entdecken. 120. Fr. spinus nistet jährlich in den Anlagen um Stettin, doch ist es noch nicht gelungen das Nest aufzufinden; die ausgeflogenen Jun- gen sind schon mehrmals gefunden worden. 121. Fr. montifringilla zieht im Frühjahr in grossen Schaaren hier durch, desgleichen 122. Fr. montium und 123. Fr. linaria. 124 und 125. Loxia eurvirostra und L. pityopsütacus nisten wahr- scheinlich in den grossen Kiefernwaldungen; im Frühjahr sieht man 9* 122 alte und junge Vögel umherstreichen, auch werden dann viele zu Markt gebracht. 126. Pyrrhula vulgaris muss gleichfalls nicht selten bei Stettin _ und Stargard nisten. In Stettin werden sie zahlreieh auf den Markt gebracht. ‘In Stargard sah ich mehrere in den Bäumen vor dem dor- tigen Gymnasium herumklettern. 127. Coccothraustes vulgaris wurde namentlich im vorigen Jahre vielfach im Vogelsanger Revier brütend gefunden. 123 und 129. Turdus torquatus und Oinclus aquaticus habe ich noch anzuführen vergessen. Ersterer wurde im Herbst 1854 bei Massow bei Stargard, letzterer bei Blumberg bei Doelitz im Herbst 1855 geschossen. 130. Oolumba oenas benutzt zu ihren Bruten besonders die vom Schwarzspecht gezimmerten Löcher. 131. ©. palumbus nistet in Laub- und Nadelwaldungen nicht sel- ten, desgleichen 132. ©. turtur. Deren Nester sind so REHRORE gebaut, dass man die Eier von unten aus sehen kann. 133. Perdix cinerea ist auf allen Feldern, sowie in den Wällen um Stettin sehr häufig. 134. P. coturnix ist bei Stettin nicht so häufig, als bei Stargard. 155. Tetrao urugallus wird in dem Hohenkruger Revier ge- schont; bei Stepnitz am Haff soll es noch wild vorkommen. Desglei- | chen soll 136. Tetrao bonasia bei Garz a. O. im sogenannten Schrei noch brüten. 137. T. tetrie muss früher häufiger in den grossen Schonungen genistet haben, als es jetzt der Fall ist. In der Falkenwalder Forst ‘wurde vor mehreren Jahren ein Nest mit Eiern gefunden. Im Egge- siner Revier bei Ueckermünde soll das Birkhuhn auch noch brütend $ vorkommen. 138. Otis tarda nistet häufig in den Getreidefeldern bei Pyritz und Stargard, auch bei Stettin ist sie schon öfter gefunden. Im vori- gen Jahre erhielt ich ein ganz rundes, hellaschgraues, stark poriges | Trappenei; es war beim Mähen auf dem Felde gefunden. 139. Oedienemus crepitans hat in diesem Jahre bei Seefeld, un- ' weit Stargard, gebrütet, soll auch überhaupt um Stargard nicht ‚selten sein. | 123 140. Aegialites minor brütet jährlich bei Stettin am Dammschen See, bei Falkenwalde, Ueckermünde und Stargard. 141. Aegial. hiaticula ist hier auch schon brütend aufgefunden. 142. Charadrius auratus wurde bei Seefeld im Früjahr 1854 geschossen. 143. Vanellus eristatus nistet auf allen sumpfigen Wiesen in Menge. ; 144. Scolopax rusticola nistet sehr zeitig in allen grossen, na- mentlich mit Unterholz durchwachsenen Forsten um Stettin und Stargard. ‚145. S: major. Vor mehreren Jahren wurde am Eggesiner See ein Pärchen nebst den Jungen erlegt. 146. Scolopax gallinago brütet ziemlich häufig in allen Sümpfen in der Umgegend Stettins. 147. 8. gallinula ist im vorigen Jahre bei Stargard brütend ge- funden. 148. Tringa pugnax nistet selten bei Stettin, 149. Totanus calidris häufiger, . 150. T. hypoleueus nur einzeln. 151. T. ochropus in den an Brüchern reichen Waldungen. Im Friedrichswalder Revier brütet er mehrfach. 152. Ob Glareola torguata hier brütet, ist mir nicht N 153. Numenius arquatus brütet nicht selten auf den Wiesen zwi- schen der Oder und dem Dammschen See; ebenso auch bei Uecker- münde. Im vergangenen Jahre hatten sich, des hohen Wassers we- gen, die Regenpfeifer auf eine Wiese zwischen der Oder und dem Dammschen See hingezogen. Dort befand sich nämlich eine Anzahl niedriger, etwa 2—3 Fuss hoher Heuhaufen. Diese benutzten die Reiher nun zu ihren Brutplätzen, und auf manchen derselben waren 3 solcher Nester. Nahete man dieser Wiese, so erhoben sie sich ‚schon aus weiter Entfernung unter hellem Pfeifen. Wenn die Krähen _ und Raben sich nach ihren Eiern gelüsten liessen, so stiessen die Re- genpfeifer heftig auf dieselben los und suchten sie so zu vertreiben. Die Krähen mussten aber schon viele Nester zerstört haben, denn ich fand überall die Eierschalen herumliegen. Die Eier variiren sehr, sogar von denselben Gelegen, in Grösse, Farbe und Gestalt. 154. Ardea cinerea. Einer der grössten Reiherstände in der Um- gegend Stettins befindet sich in den mächtigen Buchen am Ahlbeeker 124 See, 2 Meilen von Ueckermünde, ein anderer im Pütter Revier bei Stargard. 155. Botaurus stellaris nistet einzeln auf grossen Seen. 156. B. minutus brütet nur selten bei Stettin. 157. Ciconia alba in allen Dörfern häufig, doch in diesem Jahre fanden sich die Störche hier nur sehr sparsam. 158. €. nigra. brütet in den grossen Waldungen gar nicht selten. Die Zahl der Brutpaare nimmt jedoch jährlich immer mehr ab. 159. Grus cinerea ist in den grossen Waldbrüchern, sowie auf den sumpfigen Wiesen als Brutvogel bei Stettin und Stargard nicht selten. » 160. Orex pratensis brütet auf allen Wiesen ziemlich häufig, des- gleichen 161. Gallinula porzana. 162. @. chloropus dagegen nicht so häufig. 163. Rallus aquaticus. . 164. Fulica atra findet sich auf allen Seen vor. 165. Larus ridibundus brütet in sehr grossen Kolonien an der oder bei Greifenhagen. 166. Sterna hirundo nistet auch an mehreren ra so auch am Ahlbecker See bei Ueckermünde. 167. St. nigra brütet bei Stettin am Dammschen See. 168. St. minuta. 169. Anser cinereus nistet jährlich auf einigen Seen bei Uecker- münde und in den Brüchern an der Oder. 170. Oygnus olor brütet jährlich noch auf dem Ahlbecker See, früher auch auf dem Eggesiner. 171. Podiceps eristatus nistet auf allen Seen. 172. P. suberistatus brütet dagegen nur selten bei Stettin. 173. P. auritus. In Hinterpommern ist das Nest dieses Steiss- fusses einmal gefunden worden. 174. P. minor als Brutvogel besonders häufig auf kleinen Tei- chen in oder an Wäldern, in nassen Jahren besonders häufiger. 175. Mergus merganser brütet hier wahrscheinlich. 176. Carbo cormoranus. Eine Kolonie befand sich auf der Insel Usedom an dem Benzer See; jetzt hat sich dieselbe von dort ganz weggezogen. TR 177. Anas boschas brütet überall auf den Wiesen. 178. A. crecca brütet hier nicht so zahlreich wie 125 179. A. querquedula. 180. A. clypeata nur sparsam. 181. A. tadorna wurde mehrfach im Frühjahr 1856 bei Blumen- berg geschossen. 182. Anas mollissima wurde im vorigen Jahre bei Stettin an der Oder erlegt. Andere Entenarten, wie Anas FR nyroca, ferina, brüten gewiss auch hier. Nachtrag. Platalea leucorodia wurden vor mehreren Jahren 2 Exemplare bei Mandelkow bei Stettin geschossen. Ardea egretta im vorigen Jahre bei Stargard. Örex pusilla. Ein Pärchen wurde 1855 bei BEngand erlegt. Stargard im August 1856. Theodor Holland. Nr. 16. (10.) Verzeiehniss derjenigen Vögel, welche brütend auf der Insel Sylt im Herzogthum Schleswig vorkommen. Von A. Rafn. Die friesische Insel Sylt liegt bekanntlich c. 3 Meilen von der Westküste des Herzogthums Schleswig entfernt. Indessen gehören jedoch nur die südlichen ?/; der Insel in administrativer Beziehung zum Amte Tondern in Schleswig, während der nördliche Theil zum Amte Ripen gehört. Insbesondere ist der letztgenannte Theil der Ort, wo diejenigen Vögel, welche auf der Insel vorkommen, vorzugsweise ihre Brutplätze haben; theils wegen’ der hier herrschenden Ruhe, da die hier vorherrschenden Dünen wenig bewohnt sind, die Vögel auch sehr geschont und geschützt werden, theils wegen des den Strandvö- geln sehr zusagenden Terrains, das in den niedrigen Vorlanden wie in den höher gelegenen Dünen geeignete und weite Brutplätze bietet. — Sylt wird von Zeit zu Zeit von deutschen, dänischen und eng- » 126 lischen Ornithologen besucht, jedoch mehr in der Zugzeit, da sowohl diese als die übrigen friesischen Inseln an der Westküste der Her- zogthümer Schleswig und Holstein dann von unzähligen Zugvögeln besucht wird. Im Juni d. J. machte ich eine Reise dahin, um mich persönlich mit dem Vorkommen der dort brütenden Vögel bekannt zu machen, und während eines achttägigen Aufenthalts auf der Insel bin ich im Stande gewesen, die im Folgenden mitgetheilten Beobachtungen über die Sylter Brutvögel zu machen. Raubvögel horsten hier nicht, infolge des Mangels an Holzun- gen und anderen von diesen Vögeln bevorzugten Localitäten; jedoch soll Buteo communis früher seinen Horst im Gebüsche bei der Vogel- köje gehabt haben. Von der Ordnung der Singvögel brüten dagegen folgende: 1. Sturnus vulgaris, kommt häufig brütend vor, jedoch nur im südlichen Theile der Insel; auf List, der Nordspitze der Insel, wird er nicht gefunden. 2. Hirundo riparia, ziemlich häufig. 3. Hirundo rustica, häufig. 4. Hirundo urbica, häufig. 5. Muscicapa grisola, kommt selten vor, wird jedoch vereinzelt brütend vorgefunden. / 6. Anthus campestris, einzelne Paare brüten. 7. Saswicola oenanthe, sehr häufig. 8. Erithacus phoenicurus, nur ein Paar in der Vogelköje. 9. Erithacus tithys, sehr selten. ß 10. Oalamoherpe arundinacea, nistet im Rohr bei Keitum; ich bekam sein Nest mit zwei Eiern und einem Kukuksei. 11. Alauda arvensis, sehr gemein. 12. Alauda cristata, einzelne Paare. 13. Emberiza miliaria, nicht selten. 14. Emberiza citrinella, ziemlich häufig. 15. Pyrgita domestica, allgemein. ’ 16. Pyrgita montana, seltener. 17. Fringilla coelebs, einzelne und nur in Keitum. 18. Cannabina linota, ziemlich selten. 19. Motacilla alba, allgemein; von diesem erhielt ich ein Nest, worin ein Kukuksei. | | 127 20. Motacilla flava, allgemein. Die Hühnervögel sind repräsentiert durch: 21. Perdix cinerea, welches jedoch selten und am meisten auf der Haide bei dem Dorfe Kampen vorkommt. Von den Sumpfvögeln finden sich brütend: 22. Charadrius hiatieula, allgemein. 5 23. Oharadrius cantianus, seltener. % 24. Vanellus cristatus, allgemein. 8. 25. Strepsilas collaris, nur einzeln. 26. Haematopus ostralegus, gewöhnlich im Sande nistend. v . 27. Tringa alpina, sehr häufig. | 28. Tringa minuta, selten *).. 29. Totanus calidris, häufig. 30. Machetes pugnax, ziemlich häufig. 2 3l. Recurvirostra avocetta, sehr selten; hat dagegen früher in E ' grösserer Anzahl gebrütet. E. Von den Schwimmvögeln brüten: 32. Larus argentatus, welche sich in grosser Anzahl in den Sand- dünen auf List angesiedelt hat. Es werden wohl gegen 10,000 Eier von diesem Vogel jährlich eingesammelt und weggeschickt, 33. Larus canus, brütet hier auch, aber nur einzeln, ich fand 6—8 Nester. 34. Larus glaucus, brütet sehr selten hier **). 35. Sterna caspia, nistet nur in Gesellschaft auf der Nordspitze am Strande und da werden wohl 3—400 Eier gelegt. Die Kolonie soll früher zahlreicher gewesen sein, welches um so merkwürdiger ist, da diese Meerschwalben in Skandinavien niemals kolonienweise, sondern höchstens nur in einzelnen Paaren brüten. 36. Sterna hirundo, ist allgemein auf List. 37. Sterna macrura, ist seltener. 38. Sterna minuta, wird auch auf List gefunden. 39. Anser cinereus, sah ich, konnte aber nicht ihr Nest finden, obgleich ich annehmen muss, dass sie, mit Rücksicht auf die Jahres- zeit, da gebrütet hat. 40. Anas boschas und crecca, brüten beide in der Vogelköje. *) Ist wol eine Verwechslung mit Tringa Schinziü. Baldamus. **) Wol auch ein Irrthum! # 128 41. Vulpanser tadornus, ist sehr zahlreich und brütet am häufig- sten in den Sanddünen auf List. Man legt künstliche Erdhöhlen für sie an, und nimmt die Eier eine Zeit lang weg. 42. Somateria mollissima, findet man einzeln, aber nur auf List. (43. Vergessen ist: Cueulus canorus, obwol nicht NER im „ eigentlichen Sinne des Wortes). Gram bei Hadersleben im Herzogthum Schleswig im August 1855. A. Rafn. Nr. 17. (11.) Ueber die Präparation der Vogeleier ‘und die Einrichtung von Eiersammlungen. Von E. Baldamus. Mehrfach von meinen ornithol. Freunden aufgefordert, meine Ansichten und Erfahrungen über die zweckdienlichste Art der Ein- richtung von Eiersammlungen mitzutheilen, habe ich bisher nicht Raum gefunden, benutze nun aber den jetzt gestatteten, um mein Versprechen zu erfüllen. Es versteht sich von selbst, dass nur dieje- nige Einrichtung die beste sein kann, welche zum Zwecke wissen- schaftlicher Untersuchungen am geeignetsten ist; es kann ja hier überhaupt nur von wissenschaftlichem Sammeln die Rede sein. In erster Reihe wird also die Frage zu beantworten’ sein: Wie sind die Eier zu unbehindertem wissenschaftlichem Ge- brauche zu präpariren und aufzubewahren? Von ästheti- schen (und ökonomischen) Rücksichten kann nur dann die Rede sein, wenn jener ersten Bedingung vollständig Genüge geleistet wor- den ist. Das würde aber der Fall sein, wenn: 1) die Eier möglichst vollständig und unverändert aus der Natur in die Sammlungen kämen und 2) möglichst gut erhalten und frei beweglich darin blieben. Was also zunächst die Präparation der Eier betrifft, — die nicht präparirten, d. h. unausgeleerten, werden sehr bald IX > 129 untauglich, da der Zersetzungsprozess des Inhaltes nicht nur zerstörend auf die Farbe, sondern selbst auf die Kalkkristalle der Schale wirkt, wenn er die Eier nicht gänzlich zersprengt und die dabei zuweilen stattfindende Gasexplosion auch nebenliegende Eier verdirbt — so ist vor allen Dingen zu beachten, dass die Oeff- nungen nicht an solchen Stellen des Eies oder auf solche Weise ge- macht werden, dass die Haltbarkeit dadurch gefährdet wird. Die- ser Nachtheil tritt bei der Durchbohrung der Hauptaxe des Eies ein, denn diese ist der Hauptträger der Festigkeit desjenigen mathematischen Körpers, dem die Eiform mehr oder weniger am nächsten kommt. Wird gerade sie durchbohrt, so sind eben die Säu- len und Strebepfeiler der Eiwölbung zerstört. Bei kleineren und zart- schaligen Eiern, besonders wenn die inneren Häute durch Insekten- frass zerstört sind, ist dieser Nachtheil gar zu grosser Zerbrechlich- keit leider nur zu oft zu Tage getreten, und manches seltene Ei liegt wol in Sammlungen, auch für die zarteste Berührung zu zerbrechlich, ohne das „spitze Ende“ da. Auch die Durchbohrung der kleinen ‚Axe ist, wenn auch aus anderen Gründen, nicht zu empfehlen. Eher noch die Oeffnung an ein und derselben Längsseite des Eies, so dass die kleinere nahe (jedoch nicht zu nahe, etwa in der Entfernung eines Fünftheils der Längenaxe) dem spitzen, die grössere, durch welche der Inhalt ausgetrieben werden soll, in gleicher Entfer- nung vom stumpfen Ende gemacht wird. Man kann dann das „Aus- blasen‘‘ mit dem Munde oder mittelst des Löthrohres (Glasröhre) ver- richten. Am zweckmässigsten und zugleich einfachsten ist es jedoch, nur eine einzige Oeffnung zu bohren: und zwar in der Mitte „der Längsseite des Eies. Man hat dabei zu beachten, dass man nicht diejenige Seite durchbohrt, welche am schönsten oder charak- teristisch gefärbt, gezeichnet, gekörnt etc. ist. Bevor wir die Mani- pulation des Ausleerens beschreiben, haben wir noch die sehr ein- fachen Instrumente zu betrachten. 1) Der Eierbohrer. Die Oeffnungen wurden früher bei kleinen Eiern mittelst einer Nadel, bei grösseren mittelst eines stärkeren spitzigen Werkzeuges, Messer u. dgl. gemacht. Das hat aber den grossen Nachtheil, dass die selbst im frischen Zustande meist sehr spröde Schale leicht Risse und Sprünge bekommt, die, an dem spitzen Ende besonders gefährlich, dem Eie nirgends dienlich sind. Diesen ® 130 Nachtheil verhütet der Eierbohrer, wenigstens diejenige Art, welche der Hauptsache nach in einem von der Spitze nach der Basis zu scharfgerippten Kegel von gutem Stahl besteht. Dieser Boh- rer, der mittelst des sechsflächigen Stiels mit leisem Drucke hin und her bewegt wird, gibt eine kreisrunde Oeffnung, ohne Risse und Sprünge zu verursachen. Die neuerlich empfohlenen runden Stahlstäbe mit vierflächigem pyramidalem Zuschliff sind zwar billiger und man kann sie mit leichter Mühe selbst wieder scharf schleifen; allein dieser Vortheil wird durch den Nachtheil, dass die Operation des Bohrens mehr Zeit und Geschick erfordert und, abge- sehen von der nie ganz zirkelrunden Oeffnung, Risse und Sprünge nicht ganz vermieden werden, mehr als aufgewogen. 2) Einige Glasröhren von verschiedener Stärke und Gestalt. Zum „Ausblasen“ selbst dienen je nach der Grösse der Eier schwächere oder stärkere Glasröhren von 4—6“ Länge, die man über der Weingeistflamme in eine mehr oder weniger feine Spitze auszieht, und das 1—2“ lange spitze Ende bis zu einem Win- kel von 50— 80° umbiegt. Zur Reinigung durch Wasser sind die kleinen gläsernen Stechheber am geeignetsten, welche man zu chemischem Gebrauche hat und in den chemischen Apparaten (z.B. zu Stöckhardts Schule der Chemie) vorfindet. Ist die Spitze für kleine Eier nicht dünn genug, so zieht man sie über der Weingeistlampe nach Belieben feiner aus. Sie dienen auch zur Anwendung des hy- draulischen Druckes bei angebrüteten Eiern. . Man stellt sie in ein Glas mit Wasser, wo sie sich von selbst füllen. 3) Einige schwächere und stärkere Insektennadeln, deren Spitze man zu einem kleinen Häkchen umbiegt, eine 3—4‘ lange Nadel von gutem Stahl, mit einem Haken, der auswendig stumpf abgerundet, auf der Innenseite aber sehr scharf ge- schliffen ist, und endlich einige gute Pincetten. Wir kommen nun zur Operation des Ausblasens selbst. Man wählt also diejenige Längsseite des Eies, welche am wenig- sten schön gefärbt oder gezeichnet, oder überhaupt charakterisirt, oder welche am meisten mit nicht verwischbaren Schmutzflecken ver- sehen ist, setzt den Bohrer, den man zwischen den drei ersten Fin- gern der rechten Hand gefasst hat, ungefähr in der Mitte der Längs- seite an, und dreht den Bohrer mit bei zartschaligen Eiern sehr leisem Drucke in kurzen Wendungen hin und her. In die zirkelrunde Hi ap Th EN Fr A TE 131 Oeffnung, die man nach unten hält, führt man die Glasröhrenspitze so weit ein, dass daneben Raum zum Ausfliessen des Inhalts bleibt, und bläst nun, anfangs mit schwächerem, dann immer stärkerem Lungendrucke, so lange und womöglich ohne abzusetzen, bis der In- halt vollständig heraus ist. Bei unbebrüteten oder nur einige Tage bebrüteten Eiern geht das ohne Schwierigkeit und sehr schnell. Bei stärker bebrüteten, wo das Eiweiss schon eine zähere Consistenz erhalten, reicht meist eine Wasserinduction und Wiederholung des Ausblasens aus. Ist der Fötus aber bereits so weit ausgebildet, dass er im Ganzen nicht durch die Oeffnung geht, so muss man ihn mit- telst des scharfen Stahlhakens im Eie zerschneiden und stück weise herausziehen. Wiederholte Induktion von Wasser und erneuertes Ausblasen bringt endlich den letzten Rest des Inhaltes heraus. Bei zartschaligen durchscheinenden Eiern muss man auch die mit Blut- . gefässen durchzogene Haut mittelst des Hakens herauszuziehen su- chen, die sonst zur Festigkeit des Eies beiträgt und gegen Insekten- frass durch Schliessen der Oeffnung mit einem Gemenge von Kreide und Gummi arabicum geschützt wird. Bei einiger Uebung und eini- ger Geduld wird man. auch sehr kleine Eier im letzten Stadium der Bebrütung, ohne dass man eben die Oeffnung sehr gross zu machen braucht, vollständig entleeren können, und hier zeigt sich besonders die Zweckmässigkeit des konischen Eierbohrers, der Oeffnungen ohne Sprünge macht, so dass man selbst dem kleinsten Eie mehr zu- muthen kann, als einem grösseren, das bei der Durchbohrung Risse etc. erhalten hat. Es ist deshalb nicht nöthig, mittelst eines scharfen Messers eine grosse Oeffnung zu schneiden, um das Junge herauszu- bringen. Die Methoden des Macerirenlassens und des Aus- fressenlassens durch Ameisen (man stellt die geöffneten Eier in einer durchlöcherten Schachtel in Ameisenhaufen) sind verwerflich, da sie, wie wir gleich sehen werden, der guten Erhaltung des Eies nachtheilig und unnöthig sind. Mit grosser Vorsicht sind mehr oder weniger eingetrocknete Eier zu behandeln. Man legt sie, geöffnet, in Wasser, bis sich der Inhalt erweicht hat, und verfährt dann wie gewöhnlich, hat aber wol zu beachten, dass die Schale ebenfalls wei- cher geworden ist, und bei unsanfter Berührung besonders mit dem Haken leicht verletzt wird. Die Eier sollen möglichst unverändert in die Sammlung kom- men. Frisch gelegt oder bebrütet, wie man sie eben findet oder haben ” 132 will*®), darf man sie nicht lange — und jedenfalls gegen das Ausblei- chen durch Licht und Luft und gegen Verunreinigung durch Staub geschützt — liegen lassen, ohne sie zu entleeren. Das Ausblasen wird in den meisten Fällen schwieger, bei veränderter Zersetzung auch die Schale verändert. Auch durch das Maceriren und den Amei- senfrass leidet die Farbe und selbst die Oberfläche der Eier. Bei aller Vorsicht jedoch verändern sich alle zartschaligen, durchsichti- gen Eier und selbst manche grössere dickschalige und undurchsich- tige, kurz oder unmittelbar nach dem Ausblasen. Die glashelle Farbe mit dem durchscheinenden Gelbroth des Eidotters verwandelt sich in eine undurchsichtige, ich möchte sagen gröbere, körperhaftere Farbe — man vergleiche nur ein frisches unausgeblasenes Ei, z. B. von A. Tithys mit einem ausgeblasenen. — Die zarten Tinten von Grün, Gelblich und Röthlich und ihre Compositionen verbleichen — trotz alles Schutzes — bald oder allmählich zu einem mehr oder weniger unreinem Weiss — wie die Iris oder manche zarte Färbungen der Federn nach dem Tode der Vögel. — Man hat diesem Uebelstand auf verschiedene Weise abzuhelfen versucht. Die unglücklichste Idee war wol: die Eier sogleich nach dem Ausblasen mit einem Lackfirniss zu überziehen: die Farben verblichen trotz des Lacküberzuges, der den Eiern ein sehr unnatürliches Aussehen gab und sie zu wissen- schaftlichen Untersuchungen unbrauchbar machte. Ich selbst habe verschiedentliche Versuche angestellt, um die Farbe zu fixiren. Zu- nächst blies ich durch Glasröhren entsprechende Wasserfarben in die eben erst ausgeleerten Eier und versuchte auch das durch- scheinende Dotter durch Gelbroth zu ersetzen: der Erfolg war na- türlich bezüglich der Durchsichtigkeit gleich Null: die zarten weissen Eier wurden sogar nur hässlicher, schmutziger dadurch; nur bei den grünlichen Eiern gelang es, durch grüne Saftfarbe die frische Fär- bung fast unverändert zu erhalten, und es liegen heute noch einige Drossel- und Amseleier in meiner Sammlung, die das Aussehen frisch aus dem Neste genommener haben. Ich machte sodann dasselbe Ex- *) Die Eier mancher Species und ganzer Genera oder Familien bekom- men durch das Brüten — mittel- oder unmittelbar — eine intensivere oder ganz ‚andre Färbung. So nehmen z. B. die Eier der Podiceps-Arten, wenigstens die südlichern, von dem Farb- und Gerbstoff der zum Nestbau verwendeten Wasser- pflanzen gelbe und braune oder pulverschwarze zum Theil sehr intensive Fär- bungen an. 7 ö 133 periment mit verschiedenen Firniss-, Oel- und Lackfarben, ohne zu einem befriedigenden Resultate zu gelangen: die Firnisse zogen sich durch die Poren und erhielten die Durchsichtigkeit doch nur so lange, bis sie trocken waren. Ich hatte nun einiges Vertrauen zum Wasserglas und zum Collodium, es wurde indess gleichfalls ge- täuscht, und ich bin endlich darauf zurückgekommen, mich mit dem Schutze der eben entleerten Eier gegen Sonne, Licht, Luft, Staub ete. zu begnügen, der sie viele Jahre lang beinahe unverändert erhält. Dass die Manier, den Eiern äusserlich einen Farbenanstrich zu geben, gänzlich zu verwerfen ist, versteht sich von selbst. . Die Oeffnungen der Eier sollte man stets sogleich nach dem Ausblasen — am besten mit einem dickflüssigem Brei, von Schlemmkreide und dickflüssigen Gummi arabicum bereitet, verschliessen. Man hat dabei zu beobachten, dass die durch die Wärme der Finger ausgedehnte Luft im Innern des Eies, nachdem man es aus der Hand gelegt hat, sich wieder zusammenzieht und die Masse dadurch nach innen gedrückt wird. Um das zu vermeiden, ist es hinreichend das Ei mit „spitzen Fingern“ so lange zu halten, bis — nach .einigen Minuten — die Masse wenigstens am Rande herum trocken geworden ist. Grössere Löcher versieht man zuvor mit einem oder einigen innen angeklebten Papierstreifen, denen man die entsprechende Wölbung giebt. Zerbrochene oder geborstene Eier fügt man am besten mit Gummi arabicum *), das nicht zu dickflüssig sein darf, zusam- men. Leim, Hausenblase, Wasserglas **), Collodium sind weniger zu empfehlen, obschon letzteres sehr schnell trocknet. Kann man es machen, so ist es sehr rathsam, die Fugen innen mit Gummi zu bestreichen, und noch besser, mit Papierstreifen zu bekleben. Die Zusammensetzung vielfach zerbrochener besonders kleiner Eier for- dert übrigens viel Zeit, Geduld und Geschick und lohnt dennoch in vielen Fällen nicht die darauf verwendete Mühe. | Was 2) die Aufbewahrung der Eier und die Einrichtung der Sammlung anlangt, so geht schon aus dem im Vorhergehenden *) Unter das Gummi arabiecum mischt man etwas Ochsengalle als Mittel gegen den Insektenfrass. **) Kieselsaures Kali oder eine Verbindung von kieselsaurem Kali und kieselsaurem Natron. Im Wasser löslich, farblos, verdunstet allmählig zu einer durchscheinenden Glasmasse. 134 Bemerkten hervor, dass wenn man eine Eiersammlung in möglichst kurzer Zeit möglichst hässlich und unbrauchbar machen will, man sienur dem Lichte, besonders den Sonnenstrahlen auszusetzen braucht. Sie werden darin — selbst unter Glas — nicht nur mit der Zeit voll- ständig gebleicht, sondern auch die Kalkkristalle der Oberfläche wer- den, durch Mithülfe der Feuchtigkeit, der Kohlensäure ete., der Luft allmählig angegriffen und vernichtet. Die Eier verlieren zunächst ihre Farbe, dann ihren Glanz und Schmelz; die durch diesen Schmelz- überzug zum Theil verdeckten Poren treten deutlicher hervor und erweitern sich mehr und mehr, die ganze Schale wird morsch, zer- bricht bei der leisesten Berührung oder fällt endlich von selbst zu- sammen. Um ein Produkt dieser chemischen Zersetzung in kurzer Zeit vor Augen zu haben, darf man nur ein Ei „dem Regen und dem Sonnenschein“ aussetzen. Auch hat wol jeder Sammler schon ein- mal Trappen-, Rebhühner-, Wachtel-, Kiebitz u. dgl. Eier erhalten, die diesen Charakter der Verwitterung mehr oder weniger deutlich zeigen. Endlich giebt es auch unter Glas zur Schau gestellte Samm- lungen, selbst in Museen *), bei denen der, zu Gunsten der Farbenzoo- logie von einem unserer tüchtigsten Forscher wiederholt ausgespro- chene Stossseufzer: ‚es möchten die Vögel in den Händen der Orni- “ wenigstens bezüg- thologen alle weiss oder auch schwarz werden, lich der Eier ünd der weissen Uniform seine volle Erhörung gefun- den hat. Viele der Besucher unserer Versammlungen werden sich mit mir einer in Glasschränken dem Sonnenlichte ausgesetzten Samm- lung erinnern, bei der manche Preisaufgabe für die Re TIIRE nicht allzuleicht zu lösen war. Also vor allen Dingen Dunkel: Abschluss des Lichtes und möglichst auch des Luftzutrittes und damit von selbst des Stau- bes, Rauches etc. — also keine Glasschränke -und Glas- kasten!- Gut gefugte und fest verschliessbare Schränke von gutem Holze, mit Schubkasten, die gleichfalls gut schliessen müssen, sind die erste Bedingung für die Erhaltung der Eiersamm- *)" Auch für Vögel und andre Naturalien von zarten durch das Licht leicht zersetzbaren Farben — zu den empfindlichsten gehören das Aurora- und Rosa- farben, z. B. bei Mergus merganser, Larus minutus u. m, a. — wäre die Aufbe- wahrung in dunkeln Kasten etc. sehr wünschenswerth! ae EUER Zr — . ET DE nn nn EEE ENSEEHENELEELNWLLZEDP ELLE ABER 135 lung. Die zweite ist ein trocknes Lokal. Feuchtigkeit führt Stock- flecke*) und endlich das Verderben der Eier herbei. Die Höhe, Länge und Breite der Schränke ist Sache der Willkür. Ebenso die Dimensionen der Schubkasten. Doch kommt dabei in Anschlag, wie weit man die Sammlung ausdehnen, ob man blos europäische oder alle Vogeleier sammeln, ob man Suiten von vielen oder mehren Arten einlegen, ob man sie nach irgend einem Systeme rangiren will u. s. w. Darnach richtet sich natürlich beson- ders die Höhe der einzelnen Schubkasten. Ich werde — nicht um sie als ein Modell hinzustellen, sondern um die Ausführung eines bestimmten Planes dabei zu zeigen — zu- nächst die Einrichtung meiner Sammlung beschreiben. Die Sch ub- kasten haben 40 Zoll Rheinisch = c. 104 ©. M. Länge, 20 Zoll = 52 C. M. Breite, sind aber von verschiedener Höhe. Nr. 1 für Geier und Adler bestimmt, ist 4 Zoll = 10,, ©. M. hoch; Nr. 2, die übrigen Tagraubvögel enthaltend, 3 Zoll = 7,, C.M. Von derselben Höhe sind noch 8 andere, die Hühner, Schnepfen und Möven, die Eulen, Krähen und die grössern Singvögel enthaltend, so wie die Doubletten. Zwei der Kasten sind 21/, Zoll = 6,; C. M. hoch und enthalten die Kletter- und Singvögel, 3 sind von der Höhe von Nr. 1, (Kraniche, Trappen, Störche, Reiher, Enten, Gänse, Lummen, Alken etc.) einer ist 6 Zoll = 15,; ©. M. hoch, für Schwäne und alle grössern Eier, © selbst Strausseneier; und 3 messen nur 2 Zoll in der Höhe (die letz- tern waren für die Singvögel bestimmt, sind aber zu niedrig, und. sollen noch in 2 zu 3 Zoll Höhe umgearbeitet werden). Um die Höhe _ im Lichten zu bestimmen, hat man 4 Linien = 1 C. M. Bodenhöhe abzuziehen. Diese Kasten sind mit dunkelblauem Papier sorgfältig E ausgeklebt, und enthalten je nach der Familien-, Genus- und Arten- 4 zahl der darin unterzubringenden Eier, eine entsprechende Anzahl - von kleinern, an einander passenden und den Schubkasten ausfüllen- _ den Einsätzkästchen, deren jedes eben eine oder mehre Genera oder grössere und kleinere Gruppen enthält. Die Einsatzkästchen sind von Cigarrenkistenholz (schlechtes Mahagoni), das sich sehr leicht, viel leichter als Pappe, behandeln lässt, und nach der Anzahl *) Man muss, sobald man deren bemerkt, die Eier mit einem feuchten Linnentuch vorsichtig abwischen und sie gehörig trocknen, hat aber öfter nachzusehen, da diese fatalen Flecke leicht wiederkehren., Naumannia 1857. 10 136 der Species der Gruppe oder der Gruppen und nach der Grösse der Eier in grössere oder kleinere Fächer abgetheilt. Diese Kästchen, die man sich sehr leicht selber anfertigen kann, sind innen und aussen gleichfalls mit blauem Papier beklebt, um 2 Linien niedriger, als die innere Höhe der Schubkasten, die Fachscheiden aber wieder 2 Linien niedriger als die Wände der Kästchen, um eine dieses genau schlies- sende Glasscheibe (oder auch einen geölten Papierrahmen) einlegen zu können. Die Fächer derselben sind so gross, dass von den gröss- ten Eiern (Geier, Kranich, Gänse) 3 bis 4, von denen von Hühnereier- grösse 6—8, von den noch kleinern 12—16 Stück in jedem bequem Raum finden. An der Aussen- und Innenseite der Rückwand sind Vorrichtungen zum Einschieben der Genus- und Species-Etiquetten, die auf starkes Papier geklebt sind. (Um diesen Kästchen ein ele- gantes Aussehen zu geben, könnte man die Oberseiten derselben mit Goldborden oder dergl. bekleben). Als Unterlage für die Eier dient feinste Watte. Man nimmt eine Wattentafel, zerschneidet sie mit scharfer Scheere in Stücken von der Grösse der verschiedenen Fächer, nimmt nun diese Stücken auseinander (sie haben zwei mit Gummi getränkte Flächen) und füllt dann, die Gummifläche zu un- terst, die Fächer so hoch damit aus, dass die Eier ce. eine Linie tief unter der Glastafel ruhen. Um die Einsatzkasten passend herzustel- len, wird man wohlthun, sich die ganze Eintheilung der Schubkasten und der Einsatzkasten nach den Species, die hineinkommen sollen, auf dem Boden der ersteren vorzuzeichnen, und die einzelnen Maasse davon abzunehmen. Für ganze Gelege lassen sich die Einsatzkasten und deren Fächer in ähnlicher Weise einrichten. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Einrichtung mancherlei Vor- züge hat. Zunächst liegen die Eier, vielfach gegen Licht und Staub geschützt, frei da, und können zu beliebigen Untersuchungen ohne Mühe und Gefahr herausgenommen werden. Sodann gewähren die Kasten und Kästchen zugleich einen systematischen Ueberblick und einen ganz hübschen Anblick, und können endlich in den Kästchen selbst, nachdem man die Eier mit Watte bedeckt, über einander ge- stellt und in Kisten gut verpackt hat, leicht und ohne Gefahr trans- portirt werden. | Eine andere Methode (von Prof. Naumann befolgt und empfoh- len) ist die: die Eier einzeln oder gruppenweise auf mit blauem Pa- pier überzogene Pappstücken mittelst Gummi aufzukleben. 137 Die Pappstücken müssen dann, wie die Einsatzkästchen, genau den Boden des Schubkastens ausfüllen. Allein diese Methode hat den Nachtheil, dass die Eier nicht ohne Gefahr herausgenommen, und auf allen Seiten untersucht, vor allen Dingen aber nicht wol gereinigt - werden können, wenn sich im Laufe der Zeit doch Staub oder gar Stockflecke eingefunden haben sollten. Will man indess grössere - Suiten einer Art (oder mehere) zum Ueberblicke nebeneinander und 4 zusammen haben, verzichtet man dabei auf die Bequemlichkeit, jedes j einzelne Ei sofort nach allen Seiten untersuchen zu können und ist y man vor Stockflecken sicher, so mag man immerhin diese Manier x befolgen. Wir hatten neulich in Rostock Gelegenheit, die schöne N Sammlung des Hrn. Lieutenant von Preen zu sehen, und fanden es höchst bequem, eine Tafel mit einer ganzen Suite in die Hand neh- i men und betrachten zu können. Doch kann man ja das auch mit den _ Einsatzkästchen, deren man für Suiten einzelner, besonders variiren- - der Arten grössere fertigen kann. Noch eine andere Methode endlich, welche besonders den Vor- theil bietet, die Eier gegen ungeschicktes Betasten zu schützen, be- steht darin, dass man die Eier in je für ihre Grösse passende soge- nannte „Probiergläschen“, (wie sie zu chemischem Gebrauche in - den Glashütten, und auch nach vorgeschriebenem Maasse angefertigt “ werden) oder Glascylinder bringt, die oben mit einem Korke, oder _ oben und unten (die Cylinder) mit Glasscheiben verschlossen werden. Es ist nicht zu leugnen, dass die Eier hierin gegen Staub und Feuch- _ tigkeit besonders geschützt sind, sich leicht verpacken lassen, und in den Schubkästen neben einander liegend einen ganz hübschen An- blick gewähren. Allein abgesehen von der Kostspieligkeit dieser "Einrichtung und der Unbequemlichkeit, vielleicht einen ganzen Cy- linder mit 12 oder noch mehr Eiern ausschütten zu müssen, um eins zu untersuchen: so kann sie kaum auch für die grössern und grossen Eier Anwendung finden; auch hat Herr Fabrikant Schlüter in Halle, der Erfinder derselben, nur die kleinern in dieser Weise aufbewahrt. Dass übrigens die Gläser noch gegen das Licht geschützt werden müssen, bedarf nach Obigem keiner Erwähnung. Willman ganze Gelege sammeln, so lassen sich die Einsatz- kasten, wie die Pappstücken und Cylinder leicht darnach einrichten, und es bedarf darüber keiner weitern Anweisung. Nester werden am geeignetsten gleichfalls in Schubkasten auf- 10* 138 bewahrt. Doch ist es gerathen, jedes einzelne in ein einfaches Käst- chen von Cigarrenkistenholz zu stellen. Sie halten sich besser darin. Es ist bekannt, dass man sie zuvor einer ziemlich starken Ofenhitze aussetzen muss, um die Insekten zu tödten. Mehre Beutelmeisen- nester, bei denen ich diese Vorsicht nicht gebraucht, sind von den Motten total zerfressen worden. Um auch noch ein Wort über das Verzeichniss und die Bezeich- nung der Eier der Sammlung zu sagen, so genügt es, wenn man Zeit und Fundort nicht auf den Eiern selbst mit Bleistift notiren will, — was bei grössern Eiern der Bequemlichkeit. und grössern Sicherheit willen sehr zu empfehlen sein dürfte — die Gelege mit Nummern und die dazu gehörigen Eier etwa mit Buchstaben zu bezeichnen, und die nöthigen Notizen in das Verzeichniss einzutragen. Eier mit derglei- chen Bezeichnung, der Provenienz namentlich, haben für die Wissen- schaft doppelten Werth. Diebzig im Juli 1857. . E. Baldamus. Nr. 18. (12.) Einige Beobachtungen über Anthus aquaticus. Von C. Käsermann. In dem Oberhaslethale erscheint der Wasserpieper im Früh- | jahr gewöhnlich gegen Mitte April, immer truppweise, 6, 8 und mehre miteinander, und setzt sich hier zuerst in den Möösern (Lischen), | zumal zwischen Brienz und Meyringen fest. — Ist das Wetter heiter und warm und in den Bergen wenig Schnee mehr, so ziehen die An- kömmlinge schnell den Alpen zu, jedoch selten schon im April, wo das Wetter noch unbeständig ist, und kalter Regen oder gar Schnee noch häufig vorkommt. Sie besuchen dann im Thale gern die Wie- sen, welche zu dieser Zeit mit Dünger überführt sind, worin sie reich- FE. Sn liche Insektennahrung finden. An diesen Orten, wo zwischen jeder Rz De Wiese ein Zaun ist, hinter dem sich der Schütz verbergen kann, sind 139 sie leichter zu beschleichen und zu erlegen als auf den offen gele- genen Möösern. Uebrigens hat das Wetter auch bei ihnen, wie bei - andern Vögeln, Einfluss auf grössere Trägheit oder Flüchtigkeit und also auf das Aushalten. Aufgescheucht lassen sie allemal ein ängst- liches Pfeifen hören, das wie „wyss, wyss“ klingt; sie fliegen schnell auf, wenn sie beschlichen werden, und oft weit hinweg; doch lassen - sie sich auch öfters bald wieder nieder, oder lassen sich gar vor sich hertreiben, wo man dann mit Leichtigkeit mehrere erlegen kann. Mit gutem Wetter ziehen sie zunächst hinauf auf die untern Berge, und je nach dem Vorrücken des Frühlings höher hinauf, bis sie ihren eigentlichen, bleibenden Sommeraufenthalt, die Alpen, eirca 1 Stunde hoch über allem Holzwuchse, erreicht haben. Hier suchen sie vor- zugsweise wieder die wässrigen Stellen auf, wie Seeränder, Bachufer, bruchige und morastige Stellen ete. Auch noch bei Sennhütten hal- ten sie sich gern auf, weil dort meistens Kuhdünger zusammenge- scharrt ist, worin sie Fliegen, deren Larven und andre Insekten finden. - Mitte Sommer sah ich in den niedrigen Vorbergen keine mehr, noch _ weniger im Thal. — Das Nest legen sie gern etwas unter den Berg- gräthen nahe bei Flühen, oder an coupirten Rainen zwischen Steine oder Erdschollen an, verfertigen es aus Grashalmen, die ziemlich - unordentlich in einander geflochten sind. Die Eier, meist 4, seltener 5 oder 6, sind auf grauweissem oder trübgrünlich-, oft auch röthlich- - weissem Grunde mit dunkelgraubraunen, grünlichbraunen oder röth- liehbraunen Strichen und Fleckchen dicht bestreut, und variiren mehr . w in der Färbung als in der Zeichnung. Wird der Vogel nahe bei sei- nem Nest beunruhigt, so fliegt er gar oft nah über dem Jäger in der - Luft herum*), giebt ununterbrochen ängstliche Töne von sich — schnell auf einander wyss, wyss, wyss — und setzt sich von Zeit zu Zeit meistens auf einen Stein oder eine grosse Erdscholle (Tossen - genannt), oder auch, wie ich an Engstlen hinter dem See bemerkte, ‚auf die Arven, immer in den Gipfel, hütet den Jäger, ihn beobach- _ tend, bis sich dieser weit genug entfernt hat. Die Wasserpieper bleiben in den Alpen, bis es daselbst kalt wird, und so wie der Herbst vorrückt, sieht man ihrer immer weniger und zuletzt keinen einzigen mehr, wohl aber bemerkt man dann deren *) Und zwar in unregelmässigen, oft sehr weiten Bogenlinien, mit schwan- kendem Fluge. Baldamus. 140 wieder auf den Möösern zwischen Brienz und Meyringen, und nach kur- zem Aufenthalte — mit dem ersten Reif — ziehen sie den Wässern nach fort, und den ganzen Winter hindurch sieht man keinen einzi- gen mehr. In allen Alpen trifft man den Anthus aquaticus an, doch sah ich ihn nirgends in solcher Menge, wie an Engstlen hinter dem See. Engstlen ist der 2. Staffel einer hoch gelegenen Alp, und hat einen schönen See, der auf der nordwestlichen und südwestlichen Seite mit einzelnen Arven und Tannen bestanden ist, während der geschlossene Holzwuchs schon weiter unten aufhört. Nr. 19. (13.) Einige Beobachtungen über Zug und Aufenthalt der Vögel in der Umgegend Schwerins, in d. J. 1854 und 55. Von Lieut. von Preen. Januar. Der Werder von ungeheuren Schaaren von Fringilla spinus, car- duelis und linaria belebt. Letztere werden in grossen Mengen ge- fangen und zum Verkauf angeboten. 17. Erlegt Falco aesalon (m. ad.). 21. 2 Männchen von Accentor modularis auf dem Werder an Leimruthen gefangen. Februar. 17. Am Neumühler Bach ein altes, sehr fettes Männchen von Ar- dea cinerea erlegt. ; 26. Die genannten kleinen Fringillen haben den Werder verlas- sen, dagegen rücken Fr. coelebs und montifringella in unglaublicher Menge ein und üben sich im Dichten. Ebenso St. vulgaris. 27. Bei Neumühl eine grosse Schaar Fr. montium, fast alles Weib- chen, zwei erlegt. Alauda arvensis auf dem Zuge. 141 März. 1. Fr. coelebs schlägt sehr schön auf dem Werder, Montifringilla zieht in grossen Schaaren. 3. 5 Emb. Schoeniclus laufen auf dem Eise emsig umher. ZLarus canus und tridactylus in grosser Menge auf dem Ziegelsee, dazwi- schen, heftig verfolgt; die dunkele Lestris parasitica juv. Fringilla Spi- nus und Carduelis haben sich wieder eingestellt und singen laut und schön. 6. Falco ater auf dem Faulen See an den eisfreien Stellen fischend. Alauda arvensis und arborea singen laut und schon ziemlich voll- ständig. 11. 2 Zarus canus am Ziegelsee erlegt, 6 Emb. schoeniclus auf dem Zuge, ebenso 17 Vanellus eristatus. 12. 1 Scolopax rusticula auf dem Werder gesehen. Major von Behr auf Lützow hat schon am 8. eine erlegt. 14. Circa 30 Lox. curvirostra in den Lärchen auf dem Werder, sehr vertraut. Sie sind für unsere Umgegend eine äusserst seltene Erscheinung. Leider konnte ich keinen erhalten; ihre auffallend schöne rothe Farbe und geringe Grösse lassen mich eine Seltenheit vermuthen. 15. Ein Zug von 17 Kranichen bemerkt; einzelne Sy. rubecula. 17. Sylvia rubecula in ziemlicher Menge auf dem Werder. Eben da unzählige Turdus musicus, iliacus und pilaris. Auf dem See grosse Züge von Larus ridibundus. 19. Die ersten Störche kreisen über Schwerin. Zarus canus und ridibundus in grosser Menge. Tridactylus hat uns verlassen. 23. Eine ungeheure Menge von Larus, Anas, Mergus, Podiceps, Fulica u. s. w., bedecken und beleben den Heidensee und gewähren einen für unsere Gegenden eigenthümlichen Anblick. Nach Sonnen- untergang machten diese Vögel einen ungeheuren Lärm, der noch durch grosse Schwärme von Sturnus vulgaris und Corvus monedula vermehrt wurde. Ich habe noch nie, selbst nicht in den grossen Sterna-Colonien auf Poel, einen so ungeheuren Lärm gehört. Am anderen Morgen eilte ich hin mit einer Flinte, in der Hoffnung auf reiche Beute, aber alle die zahllosen Schaaren waren verschwunden. 26. 2 Falco arter fischen auf dem Pfaffenteich. Eine Lestris pa- rasitica verursacht eine grosse Revolution unter den Möven. 27. Lanius excubitor in voller Mauser auf dem Werder erlegt. 142 Fr. coccothraustes ist angekommen. Falco Buteo, darunter viele weisse, Se. gallinago, Ace. modularis, ziehen in Menge; Sylvia rufa und rubecula noch immer sehr einzeln. 28. Sylvia Thitys singt auf den Dächern. 30. Totanus calidris ist auf den Mooren angekommen, und be- ginnt sein fröhliches Trillern. April. 1. Rallus aquaticus im Gebüsch weit vom Wasser. Tringa Schin- zü und Numen. arquata auf den Mooren. Anthus pratensis in sehr grosser Menge. 2. Wieder eine grosse Menge Wasservögel auf dem Heidensee, wie am 23. März. 6. Kiebitznester mit Eiern, sehr viel Bekassinen, Tr. Schinzüi, alpina, Numenius arquata in grosser Menge. 12. Anas ferina, fuligula, elangula, Mergus serrator, albellus in | grossen Schaaren auf dem See, mehre erlegt, die noch kein vollstän- diges Hochzeitkleid tragen, aber keine Spur von Mauser zeigen. Va- nellus cristatus brütet schon, Totanus Calidris und die auch hier am See wohnende Tr. Schinzii haben 2 bis 3 Eier. Zwei Nester von Anas Boschas mit T und 5 unbebrüteten Eiern. Anser einereus gepaart. Auf dem Werder mehre Turdus torquatus, ein altes Männchen erlegt. 13. Motacilla alba und flava, Saswicola oenanthe, Sylvia phoenicu- rus, cinerea und trochilus kommen in grosser Menge an. 14. Alle 3 Schwalbenarten in grossen Schwärmen auf dem Exer- cirplatz. Ä 17. 4 sehr grosse Eier von Falco palumbarius. Der Horst war grösser, als ein Storchnest und schon viele Jahre bewohnt. Die Jun- gen waren alle Jahre sämmtlich geschossen. Die Eier sind schwach grün gefleckt und fast doppelt so gross als die gewöhnlichen. Die Vögel konnte ich nicht erhalten. 1 Falco Meilvus brütete schon auf einem unerklimmbaren Horst, und war kaum durch Schüsse aufzuscheuchen, während ein anderer so wie 2 Bussarde noch bauten. 5 fast flügge Raben ausgenommen. 19. Alle Bäume am Pfaffenteich wimmeln von Mot. fava. Podh- ceps minor erlegt. | 21. Sterna hirundo und einzeln minuta am See. Sylvia cinerea, curruca und atricapilla singen eifrig im Gebüsch, Jyn® torguilla auf den Eichen im Schlossgarten. 143 24. Die erste Nachtigall schlägt Abends im Prinzengarten. 29. F. Buteo mit 2 sehr grossen stark bebrüteten Eiern. Sylvia cinerea, Anthus campestris uud arboreus singen, Fulica atra, Podiceps cristatus, und Cygnus olor dom. haben Eier. 30. Ein Knabe fängt eine Scolopax rusticula, die von einem sehr kleinen Falken heftig beunruhigt wird, auf freiem Felde lebendig mit der Hand. Ich erhielt sie lebend und unverletzt. Mai. 6. Cuculus canorus und Oriolus galbula im Haselholz. 7. Lanius rufus und collurio auf dem Werder. L.rufus nistet schon seit lange jährlich im Garten des Herrn Oberforstrath Passow mitten in der Stadt an einer belebten Strasse. 2 Falco rufus schau- keln über dem Ziegelsee. 12. Sylvia hypolars und sibilatrix singen auf dem Werder. Upupa epops und Ü. canorus daselbst in auffallender Menge. 14. Die Wachteln schlagen, und Üyp. apus schwärmt in den Strassen. 20. Caprimulgus europaeus im Haselholz, ergötzt mich mit seinen lauten sonderbaren Tönen. 21. COrex pratensis erlegt. 24. Junge Sturnus vulgaris im Buchholz. Falco tinnunculus mit 4 sehr kleinen unbebrüteten Eiern. 27. Unbebrütete Eier von Tringa Schinzü Larus ridibundus und Sterna hirundo vom Schweriner See. Januar 1855. | In diesem Winter besuchen uns auffallend wenig nordische Zug- vögel, ich habe keine Fringilla spinus, linaria, montium gesehen, eben so wenig montifringilla. Nur Emberiza nivalis erschien zuweilen in zahllosen Schaaren, E. calcarata habe ich einmal einzeln bemerkt. 18. Larus canus und tridactylus erscheint in grossen Zügen. 25. Falco peregrinus fem. fängt mitten in der Strasse eine Taube. Februar. 14. Falco Buteo zieht in Menge, ein ganz schwarzer erlegt. 18. Viele Corv. monedula in den Strassen. 25. Emb. eitrinella und Fringilla ceolebs dichten leise. 26. E. miliaria und Fr. chloris in den Strassen. 27. Anas Boschas gepaart auf dem Eise des Ostorfer Sees. Anas nigra &, elangula & marila 2 ermattet auf dem Eise gegriffen. 144 März. 3. Alauda eristata singt am Thor. . 5. Alauda arvensis und Vanellus eristatus ziehen in kleinen Schaa- ren. Ein Falco Milvus und sehr viele Sturnus vulgaris auf den Wie- sen bei der Fähre. 8. Oygnus sp.? ziehen über den See, sind überhaupt schon sehr häufig bemerkt. 11. Oculi, da kommen sie nie! Es schneit den ganzen Tag. 2 Fulica atra auf dem Burgsee. Kie- bitze und Staare sind wieder verschwunden. 13. Völliger Winter. E. nivalis in grossen Schaaren und un- glaublich dreist. Corvus corax und cornix in Unzahl auf den Mist- haufen des Neumühler Feldes. 17. Thauwetter. Lerchen, Kiebitze, Staare sind wieder hier, Frin- gilla cannabina und coelebs in grossen Schaaren. Melane, Bussarde einzeln. Ueberall auf den Feldern Oorv. frugilegus und monedula. Auf dem See gepaarte Anas Boschas. 20. Auf dem Werder die erste Se. rusticula geschossen, auf dem See viele An. clangula und Mergus albellus gesehen. Eine sehr alte Anas penelope mas, und Larus marinus erhalten. 23. Völliger Winter. Die Vögel sammeln sich wieder in der Stadt, sehr viele werden verhungert gefunden. 26. Anser arvensis zieht nach Nord Ost. Corvus monedula trägt fleissig zu Nest. Im Schlossgarten 1 Mot. alba gesehen, die Finken schlagen bei — 3°R. 27. Die ersten Störche. Nordwind, Thauwetter. 30. Gesehen auf den Mooren am See Numen. arguata, Grus cine- rea, Anser cinereus, sehr viel Anthus pratensis, Turdus musicus, pilaris viscivorus, Motacilla alba. April. 2. Falco Buteo und palumbarius bauen im Buchholz. 5. Im Werder ein Rothkehlchen gesehen. 7. Bei Zickhusen sehr viele Sc. rustieula, gallinago, unzählige Sylvia rubecula, Turdus musicus und viscivorus singen den ganzen Tag, trotz des Hundewetters. 8. Der ganze Pfaffenteich, namentlich das schwimmende Eis, ist mit Larus ridibundus und tridactylus, wie mit Schnee bedeckt. Um 145 3 Uhr Nachmittags erscheint eine L. parasitica und zieht den ganzen ungeheuern Schwarm hinter sich her. 11. Sylvia Tithys singt auf den Dächern. Ich erhielt 22 Eier von Van. cristat., die gestern gefunden sind. 12. Ardea cinerea und Scolopaxw gallinago in Menge am Werder. 2 Paar T. Schinzü, einige T. calidris, 5 Stück Tot. fuscus, viele ge- paarte Anas guerquedula und penelope. 13. Die ersten Hirundo rustica et urbica. Eier von Tot. calidris. 17. Machetes pugnax und Ch. auratus auf dem Wickendorfer Moor. Auf dem See unzählige Enten. 21. 3 Eier von Falco Buteo. Vogel und Eier auffallend klein, aus dem Buchholz. Falco palumbarius hat das Nest vom vorigen Jahr nicht wieder besetzt. *) 23. Sylvia trochilus, rufa und einerea sehr häufig auf dem Werder. 25. Falco ater und rufus beobachtet. 27. Upupa epops auf dem Werder. 30. Viele Muscicapa luctuosa im Marstallgarten. Mai. 2. Auf dem See Anas ferina und fuligula gepaart, clangula noch in Schaaren. Machetes pugnax und Actitis hypoleucus auf dem Kanin- chenwerder. 3. Sterna hirundo kommt einzeln an, Sylvia hypolais singt in der Stadt. Ä 4. Ungemein viele Sylvia curruca und cinerea, so wie sibilatrix, trochilus, und Rohrsänger in allen Büschen des Schlossgartens. In den Linden am Pfaffenteich zahllose Motacilla fava und einzelne Cyps. apus in den Strassen. 5. Die Nachtigal im Prinzengarten schlägt. 7. 8. 9. 10. Der Zug der kleinen Sylvien dauert fort, ich habe diese nie in solcher Masse bemerkt. 11. Lanius collurio und rufus sind angekommen. 12. ©. canorus und Oriolus galbula gehört. Am 16. Mai verliess ich Schwerin, zu einem geodätischen Com- mando übergehend. R von Preen, Lieutenant. *), Ein Beweis, dass die meisten Vögel, besonders Raubvögel viel leichter das Wegnehmen, Schiessen etc. der Jungen, als das Eierrauben vertragen: eine Bemerkung, die ich schon öfter gemacht. Baldamus. 146 Nr. 20. (14.) Auszug aus meinem ornithologischen Tagebuche. ‚Juni 1856 bis Juli 1857. Von J. Guido von Gonzenbach. Juni 1856. 1—22. Grosse Schwärme von P. roseus, welche in der Nähe von Smyrna grosse Brutplätze haben, wie mein Freund Antinori bereits in der Naumannia veröffentlicht hat. 22. waren in den gegenüberliegenden Gärten und Feldern (Cor- delio) viele Passer salicarius in kleinen Truppen. 23. wurden am Ausfluss des Hermus einige @lareola pratincola geschossen. 25. Man bringt von Budschah Vultur fulvus — mas. und fem. — Wegen der Pastor roseus, damit diese nützlichen Vögel in ihrem Ge- schäft der Zerstörung und Ausrottung der Heuschrecken nicht ge- stört werden, ist das Jagen von heute an bis Mitte Juli verboten. Juli. 20. Auf heutigem Spaziergang schiesse ich Sylv. eisticola, auch Hypolais olivetorum, beobachte viele Schwärme von P. salicarius, auf der Rückfahrt in der Barke sehe ich Zarus canus, fuscus und mela- nocephalus. 28. Man bringt mir einen F. badius, jun., den ich präparire. August. 19. Ein Jäger bringt mir Buteaötos leucurus, auch 2 Stück Ardea nycticorax, der eine im Uebergangskleide. Es giebt viele Lanius mi- nor, collurio, rufus, Upupa epops, Oriolus galbula, Anas crecca und querquedula. 31. An der Küste gegenüber der Stadt gejagt, Fringa-, Chara- 147 drius- und Totanus-Arten, auch Merops apiaster geschossen. An 3 Hoplopterus spinosus konnte ich nicht schussgerecht ankommen. Viele Columba turtur gesehen. September. 7. An demselben Orte, einer offnen Lehde am Meer, gejagt; ein Numenius arguatus und verschiedene Charadrius- und Totanus-Ar- ten geschossen. 11. Ungefähr in derselben Gegend sehe ich einen Zug Pelecanus . onocrotalus, der von Westnordwest gerade über die Stadt gen Ost- südost zieht. 22. Es wird mir ein Buteo vulgaris gebracht, der auf Steinhüh- ner gestossen hatte, als er geschossen wurde. — Eine Sitta sy- riaca in der Mauser begriffen. 23. Ein am Dianenbad, 3/, Stunde von der Stadt, geschossener Pelecanus onocrotalus, jun., wird mir zum Kauf angeboten. — Den ganzen Monat October Nordwind, Ende des Monats sieht man bereits Turdus musicus, Merula torquata; es findet ein kleiner Schnepfenstrich statt. — In der letzten Woche brachte man mir ein sehr schönes F'. peregrinus-Weibchen, auch Alcedo rudis. November. 1. Es wird mir von einem Bekannten ein von ihm am Dianenbad vom Dache einer Scheune heruntergeschossener Aguila naevia (clanga) zugeschickt. Man sieht schon Vanellus eristatus und Columba livia. 5. Am Ende des Golfs gejagt, ich schiesse Char. hiaticula, Sturnus vulgaris. | ä 6. Heute hat es endlich nach 6 Monaten wieder einmal geregnet. 9. Am Ende des Golfs gejagt, aber wenig geschossen; gesehn Aetitis hypoleucus, Otis tetrax, auf dem Meere schwimmen Podiceps cristatus, Anas boschas. — Weiter im Thale oben werden Wald- Schnepfen gefunden, besonders in den Granatäpfel-Gärten ein und eine halbe Stunde vom Meer. — Einer meiner Bekannten, der ein paar Schnepfen erlegt hatte, erzählt mir, wie er ohne Hund den Ort gefun- den, wo die eine Schnepfe lag; er habe nämlich dort einen Finken Lärm machen hören, und da ihm sein seliger Vater gesagt habe, dass diese Vögelchen schreien, wenn sie eine Schnepfe sehen, so sei er darauf zugegangen und habe dann wirklich eine solche gefunden. 18. Ein Fischer bringt mir einen 3 jährigen Phoenicopt. antiquo- rum,.ich preparire den Vogel mit Sorgfalt. — Im Magen fand ich 148 schwarzen Sand, Schalen von Mollusken; auch die Exeremente sind schwarz. — Dieser Flamingo wurde bei Phocaea, wo viele solcher Vögel bei einander gewesen, mit der Kugel geschossen. 23. Am Ende vom Golf (Scala von Burnabat) gejagt; ein paar Wachteln, eine Scolopax rusticula und ein paar Sc. gallinago erlegt. December. 7. An der gegenüberliegenden Küste (Papass) gejagt, @allinula chloropus, Totanus calidris und 1 Charadrius geschossen. 8. Vom Lande (Serdekecia) bringt man mir Picus medius, Jynx torquilla, Regulus ignicapillus; ferner bringen ein paar Griechen eine Hyaena striata, welche im St. Annenthal, !/a Stunde hinter der Stadt, geschossen worden. 9. Es werden mir gebracht Falco ah jun., mas und fem., Ardea garzetta, Circus cyaneus. 15. Ich kaufe von einem Griechen ein schönes Exemplar von Anas rufina &. 16. Anas rutila am Markt gekauft. 24. An der Scala di Burnabat ein paar Becassinen und Al. ca- landra geschossen; ein Bekannter bringt mir als einen seltnen Vogel Parus biarmicus. 28. Ich sehe am Markt ein Stück Oygnus olor, mit ausgerupften Schwungfedern und durchschnittenem Hals. Januar 1857. Am 1. schickte mir ein Bekannter einen jungen Haematopus osträlegus; dieser Vogel ist auch hier sehr selten, da ich ihn zum ersten mal gesehen. Ich präparire den Balg, es ist ein Männchen. Den ganzen Monat hindurch kaltes Regenwetter. ' 30. erhalte ich einige Loxia coccothraustes und eine Jynx torquilla. Februar. 5. wieder einmal gejagt, schiesse Gallinula porzana, A. calandra, Emb. miliaria, beobachte Sturnus vulgaris, Al. arvensis, Circus aerugi- nosus, Turdus musicus. — Die Mandelbäume sind in Blüthe. Auf dem Meer fliegen und schwimmen Larus minutus, Carbo graculus. 15. Es giebt noch Schnepfen, ich präparire einen Buteaötos leu- curus, $. 17. Ich präparire Garrulus melanoceph., Charadrius pluvialis, Anas tadorna. 19. Ein Jäger schickt mir Buteo vulgaris, Circus aeruginosus. 149 24. Von einem Bekannten erhalte ich Pyrrhula pusilla. 27. Man sieht noch viele Vanellus cristatus, einige Limosa mela- nura, Bcolopax rusticula und Oharadrius pluvialis am Markt. März. 1. Auf der Jagd bei den Olivenbäumen eine Athene vigilans er- legt; gesehen Turdus musicus; es giebt noch Schnepfen, aber sehr schwer aufzufinden. 8. Im Fluge beobachtet Ard. cinerea, Vanellus eristatus, Podiceps eristatus, auritus, minor, Anas querquedula, erecca. 9. und 10. Es ziehen die ersten Grus cinerea in der Nacht über die Stadt, man hört ihr Kreischen; heftiger Südwind. 15. Heute sind die ersten Schwalben gesehen worden. 16. Züge von Grus cinerea am Tage. 18. desgleichen, es werden auf dem Lande an Orten, wo sie sich niedergelassen, einige geschossen und — gegessen. 19. und 20. Es giebt immer noch Sturnus vulgaris, welche sonst schon im Februar wegziehen, diese Vögel übernachten im Schilf, wo sie zu Hunderten bei der Morgendämmerung geschossen werden. 30. Ich bekomme Falco cenchris 2 ; beim Präpariren finde ich den Eierstock schon ausgebildet; es wurden gesehen: Wachteln, Hoplopterus spinosus, Scolopax gallinago, Gallinula porzana. April. 4. An diesem Tag habe ich in Cordelio gesehen und zum Theil geschossen: Wachteln, Museicapa albicollis und luetuosa, Anthus arbo- reus, Sylv. Philomela, Al. brachydactyla. — Es sind viele Larus mela- noceph. im Frühlingskleide im Hafen. 10. Man bringt mir Ardea garzetta und Hoplopterus spinosus. 15. Im Hafen 7 Larus melanoceph. geschossen; man bringt mir Haematopus ostralegus und Coccyzus glandarius. 17. Ein Jäger schickt mir Pernis apivorus 2; es giebt auch Ard. garzetta und Platalea Leucerodius. 19. Columba turtur ist angekommen. 25. Auf der Jagd an der Scala di Burnabat; geschossen: Orzo- lus galbula, Pass. salicarius, Muscicapa grisola, Emb. melanocephala und miliaria; gesehen: Merops apiaster und einen grossen Zug Pelicane. 26. Erhalten eine Sterna caspia. — Man sieht Coracias garrula. 150 Mai. 3. Auf der Südseite des Golfes gejagt: Coceyzus glandarius, der sich durch seine sonderbar krächzende Stimme verräth, Merops apı- aster, Lanius personatus, Coracias garrula, Falco cenchris und Pass. salicarius. 10. An der gegenüberliegenden Küste erlegt: Col. Turtur, Lanius personatus, collurio, diesen sonderbarer Weise im Jugendkleid, Sitta europaea, Sylv. galactodes. — Beobachtet grosse Schwärme von La- rus melanocephalus, welche hochfliegend und kreischend an ihre Brut- orte ziehen. \ 11. Man bringt Ibis faleinellus, aber in schlechtem Zustande. 16. Ich sehe in der Stadt von Hirtenknaben lebendige Merops apiaster verkaufen, — sie behaupten, solche aus den Nisthöhlen her- ausgezogen zu haben. 24. Am Papass gejagt, wenig geschossen: Charadrius cantianus, Totanus glottis, Emb. melanocephala, (von diesen schoss ich mas und fem. auf einen Schuss, während das Männchen mit herabhängenden | Flügeln um das Weibchen herumhüpfte, welches Pferdehaare zum Nestbau sammelte); Agrobates galactodes, eine kaum dem Nest ent- schlüpfte Saxicola oenanthe, Cypselus apus, Sylv. Philomela und Co- lumba turtur. Beobachtet ein paar Trupps Pastor roseus im Pracht- kleid. — Wegen des Erscheinens dieser Ajo Pul‘*) wird, wie voriges Jahr, an der gegenüberliegenden Seite des Golfs die Jagd verboten. | Die Störche kommen gewöhnlich in den ersten Tagen des März an und reisen im August und September ab; — sie nisten nur im obern Theil der Stadt, wo die stillen türkischen Quar- tiere sind und wo sie nicht beunruhigt werden, was in dem untern | christlichen Theile der Stadt nicht der Fall ist, und von wo oft im Vorüberfliegen auf sie geschossen wird. Die Columba risoria nistet auf den Cypressen, mit welchen ge- wöhnlich die türkischen Friedhöfe bepflanzt sind. Dass Gypaötos barbatus hier in der Gegend nistet, beweist ein diesen Frühling (Mai) auf einem 1'/; Stunde entfernten 2000 Fuss hohen Berge ausgebrütetes Junge, welches aus dem Nest genommen und in die Stadt gebracht wurde. Smyrna 4. Juli 1857. J. Guido von Gonzenbach. *) Heilige Vögel. 151 Nr. 21. (15.) Versuch eines natürlichen Systems der Vögel. Von Mr. Leon Olph-Galliard. Ordo I. Natatores. Die Schwimmvögel sind in den meisten Systemen an’s Ende der ornithologischen Reihen gestellt worden, da man sie allgemein als den Uebergang von den Vögeln zu den niederen Wirbelthieren bildend betrachtet hat. Nach dieser Ansicht aber müsste man gerade mit ihnen beginnen, wenn man gemäss der bei der Schöpfung befolg- ten Ordnung: dass nämlich die weniger vollkommen organi- sirten Wesen zuerst geschaffen wurden, verfahren wollte. Subordo I. Natatores urinatores. Familia I. Spheniseidae. Tribus. Spheniscinae. Gen. Aptenodytes, Eudyptes, Spheniscus. Die Spheniscidae sind am wenigsten Vögel in der ganzen orni- thologischen Reihe. Sie scheinen die Kette zu bilden, welche die Vögel mit den Fischen verbindet, wie die Strausse die Kette der Säugethiere fortzusetzen scheinen (Lesson). Mit rudimentären Vor- dergliedmassen versehen, welche an die Brustflossen der Fische erin- nern; mit Füssen, welche ausser dem Gleichgewicht des Körpers stehen und den Schwanz der Fische repräsentiren, dessen Funktionen sie auch erfüllen, erscheinen uns die Pinguins wie Vögel gewordene Fische oder Frösche. Die so zu sagen schuppige Beschaffenheit des Gefieders nähert sich den erstern, während die Disposition der beim Springen als Hebel dienenden Füsse und des Schwanzes an die Ba- trachier erinnert. Fam. II. Aleidae. Trib. Aleidae. Gen. Alca, Fratercula, Phaleris, Ceratorhina, Mer- gulus, Brachyrhamphus, Uria. Eine wahre Uebergangsform zwischen den Aleidae und Sphe- niscidae existirt nicht. Am meisten nähert sich noch das @en. Alca Naumannia 1857, 11 152 den vorhergehenden Formen. In der That hat eine der beiden Arten desselben, A. impennis, so verkürzte Flügel, dass sie, obwohl nach der zum Fliegen geeigneten Form angelegt, doch nur als Flossen dienen. Das @en. Uria, bei dem der Schnabel mehr verlängert ist, führt uns zu der Fam. III. Podieipidae. Trib. 1. Podieipinae. Der rudimentäre Schwanz würde diese Tribus den Spheniscidae nähern, während alle andere Charaktere auf die Colymbidae hin- weisen. Trib. 2. Heliornithinae. Das Vorhandensein eines sehr entwickelten Schwanzes zeigt eine etwas höhere Organisation im Vergleich zu vorhergehender Tribus. Die Heliornithinae führen zu: Fam. IV. Colymbidae. Trib. Colymbinae. | Sie beschliessen die Reihe der Urinatores. Obgleich uns eine Form fehlt, welche direkt zu den Folgenden überleitet, so kann man die Colymbidae dennoch als die am meisten entwickelte Gruppe der. Urinatores betrachten, und dann ist ihr Platz an der Grenze zwischen diesen und der: Subordo O. KNatatores Natatores. Fam. V. Anatidae. Trib. 1. Fuligulinae. Die mehr nach hinten angebrachten Füsse nähern diese Tribus der vorigen Unterordnung. Trib. 2. Anatinae. Die Füsse entfernen sich mehr von dem hinteren Theile des Körpers, der Gang wird desshalb leichter, die Lebensweise weniger exclusiv an’s Wasser gebunden. Trib. 3. Cygninae. Grosse Enten, bilden sie durch das Genus Oygnopsis den Ueber- gang von diesen zu den Gänsen. Trib. 4. Anserinae. Die Füsse im Schwerpunkte des Körpers. Lebensweise noch weniger an’s Wasser gebunden, als bei den vorigen. Trib.5. Phoenicopterinae. Die langen Füsse des Flamingo und sein langer Hals haben . 153 vielen Ornithologen Veranlassung gegeben, ihn unter die Waldvögel neben die Kraniche oder Störche zu stellen. Aber ein wahrer La- mellenschnäbler (Ente) bildet er den Uebergang von ihnen zu den Wadern. Subordo III. Natatores Insessores. Fam. VI. Pelecanidae. Trib. 1. Plotinae. G@. Plotus. Trib. 2. Pelecaninae. G. Phalacrocoraz, Pelecanus, Attagen, Sula. Trib. 3. Phaötoninae. Diese Familie würde den Uebergang von den Enten zu den Procellariden bilden; aber man wird bemerken, dass das Genus Plotus darin die wahren Schwimmer und die @. Atiagen, Sula und Phaöton die Procellariden repräsentiren. Das @. Attagen scheint in sich die Charaktere der Cormorane und der Albatros zu vereini- gen. Das @. Sula bildet etwa den Uebergang von Attagen zu Phaöton, . während diese letztere als pelikanartige Sterna erscheint. Ordo IL. Gaviae s. Longipennes. Die Langschwinger vereinigen die Natatores mit den Gralla- tores. Sie nehmen ihren Unterhalt aus dem Wasser, indem sie darüber hinfliegen, ohne in beständiger Berührung mit diesem Ele- mente zu sein. Fam. I. Procellaridae. Trib. Procellarinae. Sie sind ihrer Lebensweise nach Halbschwimmer. Die Fähigkeit über’s Wasser und mitten durch die Wellen zu laufen, durch die Flü- gel in der Luft erhalten, lässt sie als zugleich fliegend und schwim- mend erscheinen. Die Länge der Flügel macht Langschwimmer aus ihnen, während der Schnabel sie den Cormoranen nähert, und unter diesen letzteren finden wir die Fregatte als Uebergangsform; wir bemerken ausserdem, dass das @. Halodroma, Ill. (Puffinaria, Less.) durch seine Gewohnheit zu tauchen an die Vögel der I. Subordo der Natatores erinnert. Fam. I. Laridae. Trib. 1. Lestriginae. ‘ Sie repräsentiren die Raubvögel in dieser Familie. Die Krüm- mung des Schnabels würde sie in Etwas der vorhergehenden Familie nähern, während sie im Uebrigen den Möven nahe stehen. 22° 154 Trib.2. Larinae. Das System ihrer Färbung und die Natur des Gefieders bietet eine gewisse Analogie mit den Sterninen dar. Ihr noch etwas ge- bogener Schnabel und ihre Lebensweise steht mehr in Beziehung zu der vorhergehenden Tribus. Trib.3. Rhynchopinae. Trib.4. Sterninae. Ordo III. Grallatores. Subordo I. Grallatores longipennes. Fam. I. Phalaropodidae. Trib. Phalaropodinae. Unter die Tringen und Totanus gestellt, mit denen sie einige Aehnlichkeit haben, und wegen ihrer Schwimmfertigkeit und der ge- lappten Zehen unter die Schwimmvögel, scheint es mir, dass sie einige Analogie mit den Sterninen haben, und dass man den abwei- chenden Ansichten betreffs ihrer Stellung im Systeme genügen könne, wenn man sie zwischen die Seeschwalben und die wahren Gral- latoren stellt. Fam U. Glareolidae. Trib. Glareolinae. Auch sie haben den Methodikern viele Noth gemacht, und sind viel umhergeworfen worden. Man könnte sie provisorisch zwischen die Sterninen und Charadriinen stellen. Sie erinnern an erstere durch ihren Gabelschwanz, die Länge ihrer Flügel und ihre Füsse; ihre Lebensweise an beide Familien. Sie stellen demnach die Seeschwal- ben unter den Wadern vor. Die Phalaropodinen scheinen mir im Ganzen eine noch grössere Analogie mit den Sterninen zu bieten, als die Glareolinen; desshalb stelle ich diese unmittelbar nach jenen und vor die Subordo IH. Grallatores Grallatores. Fam. I. Charadriidae. Trib.1. Charadriinae. Gen. Dromus, Oedienemus, Pluvianus, Plu- vianellus, Charadrius, Hiaticula, Squatorola, Chetusia, Hoplopterus, Sarciphorus, Lobivanellus, Vanellus. Es ist zu bemerken, dass die @. Pluvianus und Oedienemus viele Beziehungen zu Cursorius bieten. Aber eine Annäherung zu diesen istin diesem System unmöglich, da die Tachydrominen zu viele Aehnlichkeiten 155 mit den Otinen haben, als dass man sie von diesen entfernen könnte, und die letztern zu deutlich als Uebergangsglied zwischen den Struthio- nen und Gallinaceen stehen. Es mag die Angabe genügen, dass die in Rede stehenden Genera die Tachydr. oder Oursorinen unter den Oha- radriiden repräsentiren. Wir haben oft Gelegenheit zu bemerken, dass ähnliche „Seitenschösslinge“ von einer Familie, Tribus etc. aus- gehen, um sie mit einer andern entfernt stehenden zu verbinden. Fam. IV. Scolopacidae. Trib.1. Haematopodinae. Obwohl die Austernfischer Schwimmfertigkeit besitzen, so entfernt der Totalhabitus sie doch von den Schwimmvögeln. Man könnte sie als Repräsentanten der Wasserhühner unter den Sco- lopaciden betrachten; oder als Uebergang von den Öharadrien zu den letztgenannten, mit denen sie in ihrem grossen Auge, massiven Kopfe und langen Schnabel grössere Achnlichkeit haben. Fügen wir hinzu, dass viele Totanus fast die gleiche Schwimmfertigkeit be- sitzen, und — verwundet oder selbst aus blosser Phantasie — schwim- men und sogar tauchen, wie die wahren Schwimmvögel. Trib.2. Recurvirostrinae. 5. Himantopus, Recurvirostra. Das @. Himantopus scheint mir das äussere Ansehn und das Fär- bungssystem des Austernfischers und der Avocette zu vereinigen, und ist auch bereits von mehreren Systematikern dem erstern ge- . nähert worden. Stellen wir die Avocette nach dem Himantopus, so gehen wir ziemlich natürlich vom Tribus Haemat. zu dem der Scolo- pacinen über. Das @. Reeurvirostra scheint in seiner Tribus das- selbe zu sein, was das @. Limosa in dem der Scolopacinae ist. Trib.3. Scolopacinae. | Das @. Limosa dürfte gewissermassen das vorhergehende Genus mit dem @. Scolopax vereinigen. Es ist nur zu bemerken, dass die Limosen einige Beziehung zu den Avocetten nur durch die Bie- gungsrichtung des Schnabels haben. Der Typus der nächtlichen Vö- gel ist in diesem Tribus durch das @. Scolopax repräsentirt. Trib.4. Tringinae. Die Tringen könnte man sehr wohl als kleine Scolopacinen betrachten, welche die Gestalt und das Färbungssystem des folgen- den Tribus annehmen. 156 Trib.5. Totaninae. Von schlankerer Gestalt als in den vorhergehenden Tribus, nähern sie sich ein wenig den folgenden Familien, denen sie sich durch die Numenien anschliessen. Trib. 6. Numeninae. Die Länge und die Biegung des leer scheint diese Tribus zu Repräsentanten der Ibis unter den Scolopaciden zu machen, Fam. V. Ciconiidae. .Trib.1. Tantalinae. Trib. 2. Ciconiinae. Trib.3. Gruinae. @.Psophia, Balearica, Anthropoides. Subordo III. Grallatores Insessores. Fam. VI. Ardeidae. Trib. 1. Plataleinae. Noch den Habitus der Familie der Orconüidae zeigend, führen die Löffler diese zu den Reihern über und zwar durch die Trib. 2. Cochleartinae. Trib.3. Ardeinae G. Scopus, Nycticorax, Ardea, Egretta, Bo- taurus, Buphus. In dieser Tribus plattet sich der Körper seitlich ab, die Zehen verlängern sich, werden fleischig, wie die Tarsen; die Nägel sind scharf und spitz; Charaktere, die ihnen mit den Rallen, den Wasser- hühnern und Rohrhühnern gemeinsam sind. Eine andre Eigenthüm- lichkeit: die Fähigkeit, an den Stengeln der Wasserpflanzen etc. em- porzuklettern, theilen sie gleichfalls mit den Rohrhühnern. Uebrigens repräsentiren die @. Scopus und Nycticora® in dieser Tribus die Co- chleariinen, Ardea und Egretta die Störche, und Botaurus und Bu- phus die eben folgenden Rallen. Subordo IV. Grallatores Natatores. Fam. VII. Rallidae. Trib.1. Eurypyginae. Das @. Eurypyga scheint eine Zusammensetzung von Reihern und Rallen zu sein. Seine Stelle an diesem Orte schien also damit motivirt zu sein. Trib. 2. Rallinae. @. Rallus, Ortygometra, Ocydromus. Trıb.3. Gallinulinae, Trib.4. Fulicinae. Trib.5. Jaganeinae. Die Jaganas haben von den Kamichis den spitzen Sporn ihres 157 Flügels und die Länge und die geradlinige Form ihres Daumenna- gels. Sie führen also von den Gallinulinen zu der Fam. VIII. Palamedeidae. Trib. Palamedeinae. « Zwischen dieser und der nächsten Familie kennen wir keine Uebergangsform. Subordo V. Grallatores Accipitres. Fam. IX. Cariamidae. Trib. Cariaminae. Lesson hatte die Cariamas unter die Raubvögel und nach dem Sekretär gestellt. Ohne seine Ansicht hierin zu theilen, kann man doch nicht leugnen, dass sie einige Analogie mit dem Sekretär dar- bieten, den sie in Amerika repräsentiren. Sie werden demnach die Ordnung der @rallatores schliessen, um uns zu der der Raubvögel zu führen. Ordo IV. Aceipitres. Subordo. I. Aceipitres diurni. Fam. I. Serpentaridae. Trib. Serpentarinae. Die Raubvögel scheinen einige Charaktere der Grallatores mit denen der Insessores zu vereinigen. Die Jungen sind bei ihrer Ge- burt mit Flaum oder Dunen bekleidet. Sie können fast gehen, so- bald sie aus dem Eie gekommen sind. Die Dunen, sehr verschieden von denen der Hühner, gleichen mehr denen der Wader. Betreffs der Nahrung nähern sie sich gleichfalls diesen letztern, welche Strand- Raubvögel sind. Uebrigens bietet der Sekretär — halb Wader halb Geier oder Adler — eine gewisse Analogie mit dem Cariama, der die Reihe der. ‘Wader schloss, und bildet so den Uebergang von jener Ordnung zu der der Raubvögel. Die Sporen am Flügel und andre Charaktere scheinen ihn etwas von den Raubvögeln zu entfernen, während er in seinem Ensemble ein wahrer Raubvogel ist. Fam. II. Vulturidae. Trib. 1. Vulturinae. Trib. 2. Sarcoramphinae. Trib.3. Gypattinae. : In der zweiten Tribus wird der Hals kürzer, die Federn steigen höher an den Kopf hinauf; sie führt uns also durch das Zwischen- 158 glied der Gypaötinae, die zugleich Geier und Adler sind, zu den übri- gen Raubvögeln. Fam. III. Falconidae. Trib. 1. Polyborinwae. Diese Tribus bildet wegen ihrer Gewohnheit, mehr an dem Erd- boden als in der Luft sich aufzuhalten, noch mehr wegen ihrer Nah- rungsweise und besonders wegen der Nacktheit des Gesichtes und der Kehle, den natürlichsten Uebergang von den Vulturiden zu den Falconiden, von denen sie im Uebrigen die ganze Organisation hat. Trib. 2. Buteoninae. G. Buteo, Archibuteo. Bildet den natürlichsten Uebergang zu den Adlern, besonders durch Archibuteo. | Trib.3. Aquilinae. G. Morphnus, Spizaetos, Aquila, ... Herpetotheres. Das @. Morphnus verbindet die Buteoninen viel besser mit den Aguilinen als das @. Agurla. Die Urubitinga’s nähern sich wirklich _ den Bussarden, deren plumpes und untersetztes Aeussere sie haben, sowol in der Form der Tarsen, als in der relativen Länge der Flügel und des Schwanzes, ebenso wie durch die Haare der Zügel, welche letztere beinahe nackt erscheinen. Das @. Herpetotheres schliesst sehr glücklich die Reihe der Agwslinae. Es hat den viereckigen Kopf, denselben kurzen, starken Schnabel, wie die Falken gewissermassen auch das Rudiment des Zahnes daran, und führt demnach sehr na- türlich zu Trib. 4 Falconinae. @. Falco, Harpayus, Baza. Die Falken können den Uebergang von den Adlern zu den Mi- lanen bilden. Sie haben den Muth und die Kraft der erstern, und scheinen sich den letztern durch die langen und spitzen Flügel zu nähern. Der Doppelzahn des @. Baza, abgesehn von der Verlänge- rung dieses Organes, und das falkenähnliche Aeussere überhaupt nähert es zu schr dem @. Harpagus, als dass man es nicht auf die letzte Stufe dieser Tribus und als Uebergang zu den Milvinen stel- len sollte. Der gezähnte Schnabel bleibt übrigens das unterschei- dende Zubehör der Falkoninen. Trib.5. Milvinae. G. Rostrhamus, Cymindis ete., Gampsonyz. Die Milanen repräsentiren die Langschwinger in der Unter-Ord- nung der Tagraubvögel. Trib 6. Aceipitrinae. @. Poliornis,.... Von den Milanen zu den Habichten ist der Uebergang auf die 159 natürlichste Weise durch das @. Gampsonyxz vermittelt, dessen ein- zige Species das Ansehn und das Ensemble der wahren Aceipitrinen bietet, sowol durch seine Farben als durch die allgemeine Conformi- tät. Die Aceipitrinen selber nähern sich in ihren langen Tarsen, und ihrem schwachen Schnabel den Weihen, selbst in den Farben. Trib. 7. Circinae. Eine Art von halbkreisförmigem Federschleier vom Kinn nach den Ohren gibt dem Kopfe eine gewisse Verwandtschaft mit den Nachtraubvögeln. Sie bilden den Uebergang zu Subordo II. Acecipitres nocturni. Fam. Strigidae. Trib. 1. Striginae. Trib.2. Surniinae. @. Surnia, Athene. Trib. 3. Ululinae. @G. Nyctale, Ulula, Syrnium. Trib. 4 Buboninae. @. Bubo, Otus. Trib.5. Scopsinae. @. Ketupa, Scops. Die Scopsinae sind in ihrem Ensemble zu sehr von den Duboninen verschieden, als dass sie mit ihnen in derselben Tribus vereinigt sein könnten. Die Natur und das System der Farben der Scopsinen nähert sie einigermassen den Caprimulgen. Ordo V. Fissirostres. Die Ordnung der Passeres enthält diejenigen Vögel, welche in Gestalt, Gewohnheiten und Lebensweise am meisten variiren, und dürfte, sowie sie ursprünglich zusammengesetzt ist, die am wenigsten scharfen Charaktere liefern; auch ist es unmöglich gewesen, klar und precis die Motive zu entwickeln, auf die man sich gestützt hat, um diese Ordnung zu etabliren. Diese Unmöglichkeit kommt daher, dass man aus ihr gleichsam ein Depot von Familien, die man in andern Ordnungen nicht unterzubringen wusste, hat machen wollen. Die Ordnung der Omnivores Temminck’s, welche die mit einander unverträglichsten Genera einschliesst, befindet sich in demselben Falle, und ist nicht zu charakterisiren. Indess hat Temminck diese Klippe vermieden, indem er die Ordnung der Passereauxc unterdrückte und deren Unterabtheilungen zum Range von Ordnungen erhob; so hat er seine Ordnungen der Insectivores, Granivores etc. aufgestellt, ein System, das wir nachahmen werden, indem wir die Subordnungen der Herren Chenu und O. Des Murs (in der Encyclop. d’hist. natur.) 160 zu Ordnungen erheben, und ein ganz anders Arrangement dieser Unterordnungen treffen, was uns die Auffindung der Uebergänge von einer Gruppe zur andern erleichtern wird. Fam. I Caprimulgidae. „Die Caprimulgen erinnern durch das Ensemble ihrer Gestalt und die Beschaffenheit ihres Gefieders offenbar und auf den ersten Anblick an die Eulen; sie sind selbst bezüglich der Schwalben das, was diese im Vergleich zu den Tagraubvögeln sind. Auch begreift man leicht, dass einige Autoren dadurch veranlasst wurden, sie un- mittelbar nach den Eulen folgen zu lassen; und dennoch sind sie immer, obgleich auf verschiedener Stufe, Insektivoren, die man nicht gut von den Seglern und Schwalben würde trennen können, denn sie haben deren Gewohnheiten und, so zu sagen, deren Organi- _ sation. Steatornis z. B. erinnert durch die Füsse an die Segler, und die eigentlichen Caprimulgen nähern sich eminent den Schwal- ben, besonders durch Ohordevles virginianus.“ Das Vorhergesagte genügt, um die gegenwärtig befolgte Anwendung zu rechtfertigen. Der Uebergang von den Eulen zu den Fissirostres erfolgt also sehr natürlich durch die Caprimulgidae, die von den Oypselinen und Hirun- dininen, denen sie so nahe stehen, nicht getrennt werden. Trib. 2. Podarginae. @G. Podargus, Batrachostomus, Aegotheles. Es ist rathsam mit den Podarginen zu beginnen, welche sich am meisten den Eulen nähern. M. Jules Verreaux sagt darüber: „Während der Brützeit finden sie mehr Geschmack an Fleisch; sie verschlingen dann kleine Vögel, welche sie aus den Nestern nehmen. Wie die Raubvögel werfen sie, wenn die Verdauung vor sich geht, Federballen in Gestalt von Kugeln aus... Ihre Eier ähneln, was den Kreidestoff betrifft, mehr denen der Eulen, als denen der übrigen Caprimulgen... Ich muss hier bemerken, dass dies Genus die Mitte zwischen Ströx und Caprimulgus hält. In den Manieren ähnelt Po- dargus mehr den Eulen als jedem andern Geygus: wie jene, hat es die Fähigkeit den Kopf nach allen Seiten zu drehen, knappt mit dem Schnabel, die Augen verschleiern sich etc.“ Trib. 2. Caprimulginae. @. Nyctidromus, Caprimulgus, Chordeiles. Das Tagesleben des @. Ohordeiles und seine übrigen Gewohn- heiten, welche mehr Analogie mit den Schwalben haben, weisen diese Vögel auf die Grenze der beiden Familien, um den Uebergang von der einen zur andern zu bilden. 161 Trib. 3. Nyetibiinae. Diese Tribus, welche zu der Familie der Caprimulgidae gehört, findet sich hierher gestellt, ohne als Verbindung mit irgend einer andern Tribus zu dienen: ihre Organisation. und ihre Sitten entfernen sie ebenso sehr von den Tribus, welche die Familie der Hirundinidae bilden, als von denen der Caprimulgidae. Die übrigen Ordnungen bieten keine Form dar, mit der sie Analogie hätte. Trib. 4. Steatornithinae. Dieser Vogel bildet den Uebergang von den Caprim. zu den Oyp- sel., und wird desshalb die Reihe der erstern schliessen. Auf den ersten Blick könnte man versucht sein, diese Tribus als Uebergang von den Eulen zu den Caprimulgen an die Spitze der Familie zu stellen. Indessen zeigt doch eine aufmerksame Untersu- chung, wie es auch die H. Chenu und O. Des Murs bemerken, (l. c. ois. II. p. 184) dass die Summe der Charaktere, welche Steatornis den Eulen nähern, und die der abweichenden Charaktere sie weit von diesen entfernt. Die Analogie im Fussbaue mit dem der Segler lässt sie uns diesen nähern. Fam. U. Hirundinidae. Trib. 1. Cypselinae. Trib.2. Hirundininae. Ordo VI. Tenuirostres. Subordo I. Tenuirostres libratores. Fam. Trochilidae. Wenn man eine Fortsetzung der Schwalben sucht, so kann man sie nur in der Familie der Trochilidae finden, welche die höchste Stufe der Analogie mit diesen bieten. Es scheint in der That kein Vogel auf dem Typus der Schwalben besser gebildet zu sein, als der Colibri. Er repräsentirt jene unter den Tenwrostres. Die Flügel, das Brustbein, die Füsse, die beinahe ganz an die Luft gebundene Lebensweise erscheinen vollständig. diesen Organen der Schwalben nachgebildet. Die Länge des Schnabels bei den Colibris ist kein ausreichendes Merkmal, um sie von diesen letztern zu entfernen. Be- stimmt, ihre Nahrung im Innern der Blumen zu suchen, bedurften sie einer Art von Rüssel, ähnlich dem der Sphinxe, und der bei einigen Genus sehr verlängerte Schnabel dient gleichsam als Etui für jenes Organ. Bezüglich des Schnabels verhalten sich diese Dünnschnäbler 162 zu den Schwalben, wie bezüglich der Füsse der Flamingo zu den En- ten. Die zum Herausstrecken bestimmte Zunge der Colibris musste mit einem Organismus versehen werden, ähnlich dem der Spechte, welche dieselbe Fähigkeit besitzen. Trotz dieser Gleichbildung nä- hern sie sich aber dennoch nicht den Spechten, denn es ist die ein- zige, auf welche man sich für diese Annäherung berufen könnte. Das wäre ebenso, als wenn man z. B. den Wendehals mit den Nacht- schwalben (Caprimulg.) zusammenstellen wollte, indem man Nichts als die Beschaffenheit des Gefieders in Betracht zöge. Durch die Länge des Schnabels, die Gestalt der Zunge, die Beschaffen- heit des Gefieders und seines Glanzes unterscheiden sich die Trochiliden von den Hirundiniden, nähern sich aber darin den Nectariniden, und bilden desshalb den Uebergang von der einen zu der andern Familie. Subordo II. Tenuirostres suspensores. Fam. I. Nectarinidae. Trib. 1. Nectarininuae. Trib. 2. Coerebinae. Trib. 3. Drepanitinae. Die Vögel dieser Familie sind, nach Hrn. Chenu und O. Des Murs, im Vergleich zu den Colibris das, was die Sphinxe im Ver- gleich zu den übrigen Schmetterlingen sind, die den Honig aus den Blumen nur oben darauf oder zur Seite sitzend nehmen. Fam. II. Meliphagidae. Das sind, sagt Lesson, (compl. Buff.) Honigsauger mit veränder- lichem Gefieder und ohne Metallglanz. Trib.1. Myzomelinae. „Die Myzomelinen verbinden mit der Haltung und den Cha- rakteren der Honigsauger das Aeussere, die Sitten und die Ueber- einstimmung der Philedonen.“ Trib. 2. Meliphaginae. Trib. 3. Melithreptinae. Fam. III. Neomorphidae. Trib. Neomorphinae. / „Diese Tribus, welche wir heute bilden, setzt sich aus exceptio- nellen und heterogen erscheinenden Elementen zusammen, die aber dennoch alle Bedingungen einer möglichst natürlichen Gruppe zu vereinigen scheinen. Wir stellen hierher 4 Species, deren jede ein ° 163 Genus bildet: Phrlepitia sericea, Philesturnus carunculatus, Calloeas cinerea.und Neomorpha Gouldii. Das sind alles Vögel, welche Ka- runkeln an der Basis oder unter dem Schnabel tragen, und die wegen ihrer anomalen Bildung beständig von einem Genus und selbst von einer Familie zur andern hin und her geworfen worden sind. Was uns bestimmt, diese Genera an die Meliphagiden zu reihen, ist, dass nach den neuesten Beobachtungen das eine von ihnen, Phrles- turnus, eine pinselförmige Zunge hat, ein Kennzeichen, das in unsern Augen stark auf honigsaugerische Gewohnheiten hinweist; ist ferner, dass ein andres Genus, Phelepitta, Schnabel und Füsse in der Weise conform hat, dass wir gleichfalls einen Honigsauger darin erblicken; endlich bringt uns, nach Untersuchung derselben Organe bei Neo- morphus eine ähnliche Betrachtung dazu, ihm dieselbe Organisation und dieselben Gewohnheiten zuzuschreiben.“ Diese Familie führt uns zu der der Paradiseidae, mit welcher sie durch die Paradigallinae verbunden ist; man findet bei diesen letz- tern Spuren von Carunkeln an der Schnabelwurzel. Fam. IV. Paradiseidae. Trib. 1. Sericulinae. Ihre gewimperte Zunge nähert sie einerseits den Meliphagiden, während andrerseits das Sammetartige der Kopffedern und das übrige Gefieder sie den Paradiseinen nahe bringt. Es dürfte rathsam sein, sie an die Spitze der Familie und den Honigsaugern möglichst nahe zu stellen. Trib.2. Paradigallinae. „Diese Tribus scheint uns einen möglichst natürlichen Ueber- gang von den Neomorphiden zu den Paradiseiden zu bilden.“ Trib.3. Paradiseinae. Trib.4 Epimachinae, Nach den Hrn. Chenu und O. Des Murs verbinden die letztern die Familie vollkommen mit der Fam. V. Irrisoridae. Die Zunge hört auf faserig zu sein, und wird vielmehr knorpe- lig. Diese Familie bildet den Uebergang von den Meliphagiden zu den übrigen Tenuirostres. Trib.1. Falculianae. Trib. 2. Arachnotherinae. Trib. 3. Irrisorinae. 164 Subordo II. Tenuirostres ambulatores. Fam. I. Upupidae. Trib. 1. Upupinae. Trib.2. Tichodrominae. Wenn eine grosse Anzahl Systematiker die Wiedehopfe den Promerops und Epimachus genähert und oft selbst damit zusammen- gestellt haben, so muss man doch nicht glauben, dass sie hierbei immer von durch scheinbare Analogieen veranlassten Illusionen be- herrscht worden sind; eine solche Nahestellung ist keineswegs ge- zwungen. In ihrem Ensemble, wenn nicht in ihren isolirt genom- menen Charakteren, zeigen diese Vögel eine gewisse Verwandtschaft; und wenn z. B. das @. Fregelopus anstatt einer faserigen Zunge eine kurze, wie die von Upupa, und kurze, nicht gebogene Nägel hätte, so wäre es sicher von den Methodikern zu diesen letztern gestellt wor- den.. Der Wiedehopf, von Temminck als Klettervogel angesehn, _ der auf der Erde thut, was jene auf den Bäumen und Felsen, konnte keine gebogenen Nägel haben; diese Organe mussten modificirt wer- den, sich verkürzen, und, um die Analogie mit denselben Organen bei den Schreitfüsslern unter den Passeres zu vervollständigen, ist der Nagel der Hinterzehe (wie bei Alauda, Plectrophanes) gerader und länger geworden. Die Wiedehopfe, als schreitende Promerops, werden also diese letztern mit den andern Tenwrostres ambulatores verbinden. Was das @. Tichodroma betrifft, so scheint es noch einen Reflex der Promerops darzustellen; oder vielmehr, es ist ein Wiedehopf, mit der Hinneigung zu den Klettervögeln. Es ist indess von diesen letztern durch die Art seiner Fortbewegung verschieden: er klam- mert sich an die steilen Felswände fest, sagt Temminck, ohne indess kletternd auf- und abzusteigen, er reitet nur längs der Spalten und Risse der Felsen.“ Er verbindet also Klettern und Gehen und leitet uns zu den wahren Klettervögeln über. Fam. II. Furnariidae. Trib. Furnariinae. @. Upucerthia. Diese Familie wird die schreitenden Dünnschnäbler mit den sitzenden verbinden. „Das @. Upucerthia, dessen Schnabel wenig von dem der Wiedehopfe verschieden ist, sagt M. Isidore G&offroy St. Hilaire, vereinigt die Gruppe der Oerthien mit der der Upupa.“ Diese Beziehung ist auch von den Hrn. Öhenu und Des Murs erkannt 165 worden. Die letztern sehen ausserdem in dieser ganzen Familie eine deutliche Uebergangsform zwischen den Tenwirostres insessores und scansores und zwischen den 7. ambulatores. Auch ist es wol geeignet, sie ans Ende dieser letztern zu stellen und die beiden ersten Familien (Unterordnungen) ihnen folgen zu lassen, indem man die von diesen Naturforschern adoptirte Reihenfolge umkehrt. Subordo IV. Tenuirostres insessores. Fam. I. Anabatidae. Trib. 1. Synallazinae. Die Gewohnheit zu schreiten kommt in dem @. Annubeus ein we- nig zum Vorschein, und es wird daher passend sein, dies an die Spitze der Familie zu stellen, um ihren Uebergang zu der der Furnarüdae zu vermitteln. | Trib. 2. Anabatinae, Einige Genera dieser Tribus zeigen eine der der Sit&den ähnliche Organisation; andre haben Schwanzfedern mit steifem Kiel und an der Spitze abgenutzt, und zuweilen, wenn auch selten, die Gewohn- heit zu klettern. So führen denn die Anabatinae natürlich zu den kletternden Dünnschnäblern über, und der Uebergang wird vervoll- ständigt durch die Familie der Sittidae in der folgenden Subordo V. Tenuirostres scansores. Fam. I. Sittidae. Trib. Sittinae. Fam IH. Certhiidae. Trib.1. Dendrocolaptinae. Trib. 2. Certhiinae. In dieser Familie finden wir vollständig die Fähigkeit des Klet- terns. Diese Art der Fortbewegung ist durch, so zu sagen, charak- teristische Organe begünstigt. Die Vögel dieser Familie sind dünn- schnäblige Spechte. Bei einigen ihrer Genera beginnt man die Sitten der Spechte zu finden. Da aber das Färbungs-System, wie die Stellung der Zehen, verschieden sind, so gehören die Spechte zu einer Ordnung, an deren Spitze stehend sie den Uebergang von den Dünnschnäblern bilden zur Ordo VOL Zygodactyli. Diese Ordnung schliesst sich sehr natürlich an die vorherge- hende durch die Certhiüden an. Was den Uebergang der sie zusam- 166 mensetzenden Familien in einander betrifft, so ist er schwieriger auf- zustellen, wenn nicht unmöglich. Subordo I. Zygodactyli scansores. Fam. Picidae. Trib.1. Pieinae. Trib.2. ‚Pieumninae. Trib. 3. Yunginae. Subordo II. Zygodaectyli prehensores. Fam. Psittacidae. Trib. 1. Strigopinae. Das @. Strigops könnte die kletternden Paarzeher mit den greifenden verbinden: es hat die steifen Schwanzfedern der Spechte. . Vielleicht noch besser wäre es zu Ende der Nacht-Raubvögel pla- eirt; allein diese Stelle ist bereits durch die Podarginae eingenommen, wie wir gesehn haben, die bei Weitem mehr Beziehungen zu jenen haben. In die Nothwendigkeit versetzt, dies Genus von einem durch andre besetzten Platze auszuschliessen, müssen wir von dem einzi- gen frei gebliebenen profitiren, der sich an der Grenze der Spechte und Papageien findet. Um dem Rechte dieser Stellung noch mehr . Gewicht zu geben, ist noch zu bemerken, dass Strigops das Gefieder eines nächtlichen Vogels mit den Wendehälsen gemein hat; aber das allein würde nicht genügen, um zwei so verschiedene Genera zusammenzustellen. Trib. 2. Cacatuinae. Trib. 3. Arainae. - Trib. 4. Pezoporinae. Trib.5. Loriinae. Trib.6. Psittacinae. Subordo IH. Zygodactyli insessores. Pr7 Ohne Verbindung mit der vorhergehenden Unterordnung findet die der sitzenden Paarzeher in der Familie der Galbulidae eine Art von Verbindung mit der Ordnung der Syndactyls. Fam. I. Cueulidae, Trib. 1. Indicatorinae. Trib. 2. Quculinae. Trib. 3. Coccyzinae. Trib. 4. Saurotherinuae. Trib. 5. Phoenicophaeinae. Trib. 6. Centropodinae. 167 Trib. 7. Crotophaginae. Trib.8. Scythropinae. Die beiden letzten Tribus, besonders die der Scythropinae, füh- ren uns sehr natürlich zu den Ramphastiden; aber diese Familie bleibt ohne Uebergang zu den folgenden, welche gleichfalls isolirt dastehen. Fam. II. Ramphastidae. Trib. Ramphastinae. Fam. III. Buceonidae. Trib. Bucconinae. Fam. IV. Capitonidae. Trib. Capitoninae. Fam. V. Trogonidae, Trib. Trogoninae. Die Stelle der Bucconiden nach den Ramphastiden ist durch das @. Pogonoramphus motivirt. Sie sind kleine Ramphastiden. Fam. VI. Galbulidae. Trib. Galbulinae. G.Jacamerops, Galbula, Jacamaraleyon, Gal- baleyrhynchos. Die Galbulideen schliessen die Ordnung der Paarzeher und füh- ren auf die natürlichste Weise zu der folgenden Familie der Eisvö- gel über. Die Arten beider Familien sind oft in dieselben Genera zusammengestellt worden. Ihre osteologische Gleichbildung bestä- tigt noch diese Annäherung der beiden Familien, indem sie ihre ge- genseitigen Analogieen vermehrt. Wie wir unter den Aleidinideen Genera mit drei Zehen finden, so auch unter den Galbulideen; diese Anomalie wiederholt sich hier in dem @. Jacamaraleyon. Endlich zeigt das @. Galbaleyrhynchos sehr deutlich auf den Uebergang von den wahren Jacamars zu den Eisvögeln hin; dieser Vogel scheint beide Typen in sich zu vereinigen. Ordo VIII. Syndactyli. Diese Ordnung, obschon aus scheinbar heterogenen Elementen zusammengesetzt, ist dennoch ziemlich natürlich. Der Charakter der Verbindung der Zehen (äussere und mittlere) ist freilich der ein- zige, auf den man sich für die Vereinigung so verschiedener Vögel in dieselbe Ordnung berufen kann. Indess wenn man in Betracht nimmt, dass einige Genera sehr natürliche Uebergänge zu andern darstellen, dass einige, so zu sagen, nur Modificationen von andern sind, und Naumannia 1857. 12 168 dass endlich noch andre Genera, die in der That fast keine andere Aehnlichkeit unter einander haben, als eben die verbundenen Zehen, selbst nicht einmal diese mit denen einer andern Ordnung gemein haben: so kann man sie doch vielmehr als auf natürlichen, wie auf willkürlichen Daten basirt ansehen. Die Alcedinidae sind modifieirte Galdulidae, und stehen desshalb an der Spitze. Fam. I. Acedinidae. Fam. II. Meropidae. Trib. Meropinae. @. Nyctiornis, Merops. Das @. Nyetiornis scheint bestimmt, die Bienenfresser an die Eisvögel zu reihen. Durch die Kürze der Flügel und gewisse Eigenthümlichkeiten des Schnabels steht es den Eisvögeln nahe, während es übrigens zu den wahren Meropideen gehört. Fam. III. Coraciadae. Trib. Coracianae. G. Coracias, Eurystomus. Hier fehlt das Merkmal der Syndactylität, aber das ist kein genügender Grund, um die Racken aus der gegenwärtigen Ordnung zu entfernen. Sie sind, wie die Hrn. Chenu und O. Des Murs es nach- gewiesen haben, etwas modificirte Bienenfresser. Das ganze Ensemble beider Familien scheint nach demselben Model gemacht, und man findet Aehnlichkeit unter ihnen bis auf das Brustbein, die Lebens- weise, die Eier u. s. w. Fam. IV. Momotidae. Trib. Momotinae. Die Momots sind, nach Edwards, Levaillant, Chenu ete., die Re- präsentanten der Racken der alten Welt in Amerika. Fam. V. Bucerotidae. Trib. 1. Bucerotinae. Trib.2. Eurycerotinae. Diese Familie repräsentirt die Tucan’s unter den Syndactylen. Die Eurycerotinae sind, nach Chenu und Des Murs, Eurylaimen be- züglich der Haltung und der Tarsen, Calao’s in den Flügeln und der Verbindung der Zehen. Der Schnabel ist ein übertriebener Euryla- mus-Schnabel, in seiner Beschaffenheit und Gestalt der eines Tucan’s. Fam. VI. Eurylaimidae. Trib. Eurylaiminae. Fam. VII. Todidae. Trib. Todinae. 169 Fam. VIII. Manakinidae. Trib. Manakininae. „Diese letzte Familie bildete unter dem Namen Pipridae mit der der Eurylaimidae die Division der Heterodactyli Blainville’'s und Les- son’s; sie muss indess unter den wahren Syndactylen stehen, deren Fundamental-Charaktere sie besitzt.‘ Ordo IX. Dentirostres. Subordo I. Dentirostres suspensores. Fam. I. Sylviparidae. Trib.1. Pardalotinae GG. Pardalotus, Bombyeilla. Trib. 2. Sylviparinae. Diese Ordnung verbindet sich mit der vorhergehenden durch die Pardaloten, welche oft mit den Manakı’s zusammengestellt wurden, mit denen sie nach Hrn. Dr. Reichenbach einige Analogie haben. Von einer andern Seite führen uns die Dentirostres ambulatores durch das @. Plectrophanes zu den Üonirostres. Was die Zusammensetzung der vorstehenden Familie anlangt, so verweise ich, da sie genau dieselbe ist, auf die Encyel. ete. v. Chenu ‘und Des Murs, (Ois. 4. p. 99 ete.). Ich nehme nur die T’rib. Fal- eunculinae heraus, um sie unter die Parrdae zu stellen. Fam. II. Paridae. Trib.1. Falcunculinae. Trib.2., Parinae. Trib. 3. Regulinae. In ihrem Ensemble und ihren Sitten dürften die Goldhähnchen als wahre Meisen zu betrachten sein, bieten aber genug Charaktere, um eine besondere Tribus zu bilden. Obgleich mehre Genera dieser Tribus einen Uebergang von den Goldhähnchen zu den Laubvögeln bilden, so haben diese letztern doch zahlreichere Beziehungen zu den Grasmücken, zu denen sie gestellt werden müssen. Fam. III. Mniotiltidae. Trib. Mniotiltinae. Indem wir die Gen. Phyllopneuste und Ficedula aus dieser Fami- lie zurückziehen, um sie zu den Syluinen zu stellen, erheben wir die Mniotiltinae Gray’s zum Range einer Familie. Es sind Vögel, die zu- gleich Etwas von den Grasmücken und Meisen haben, und als Ueber- gang zwischen diesen Familien stehen. bi 170 Subordo II. Dentirostres insessores. Fam. I. Muscicapidae. Trib. 1. Museicapinae. Trib.2. Pachycephalinae. Trib. 3. Artaminae. Trib.4. Dicerurinae. Fam. II. Tyrannidae. Trib. 1. Alectrurinue. Trib. 2. Vireoninae. Trib.3. Tyranninae. Trib. 4. Tityrinae. Trib.5. Platyrhynchinae. Trib.6. Setophaginae. Trib. 7. Querulinae. Die letzte Tribus vereinigt die Tyrannideen mit den folgenden Ootinga’s. Fam. III. Ampelidae. Trib. 1. Gymnoderinae. Y Trib.2. Ampelinae. @..... Phibalura, Procnias. Das @. Procnias wird die Ampelideen mit den Tanagrideen ver-. binden, unter welche es gestellt worden war, während unter diesen letztern die Euphone’s von den Phibaluren und Tassina’s zu den übri- gen Tanagra’s, die Tangaras-Loriot Lesson’s zu den Orzolideen füh- ren können. Fam. IV. Oriolidae. Trib. Oriolinue. Man hat oft die Ansichten über die Stellung der Orzolideen geän- dert. Diejenige, nach welcher sie als zu Sericulus gehörig betrachtet wurden, ist vielleicht die rationellste.e Man hätte diese Klassifikation bereits allgemein angenommen, aber man sprach den Orzolideen das Merkmal einer gewimperten Zunge, wie die der Meliphagideen, ab. Da ich nun diese Eigenthümlichkeit bei Orsolus Galbula zu erkennen glaube, so dürften diese Vögel ganz passend vor den Serzeulinen, (als Fam. III. bis, Tenwrostres suspensores s. oben) zwischen die Neomor- phideen und Paradiseideen einzuschieben sein. Es ist natürlicher, ihnen jene Stelle anzuweisen, da ihre Verwandtschaft mit den Tana- gra’s überdies etwas gezwungen erscheint. Fam. IV. Tanagridae. Trib.1. Euphoninae. Trib. 2. Tanagrinae. Von den Tianagrideen gehen wir ohne Vermittelung zu 171 Fam. V. Turdidae. Trib.1. Thamnophilinae. Trib. 2. Agriornithinae. Trib. 3. Pyenonotinae. Trib.4 Turdinae. Die vierte Tribus steht der folgenden Familie sehr nahe. Man weiss, dass Savi die Turdus Merula in das @. Sylvia gestellt hat. Fam. VI. Sylviidae. Trib. 1. Sylviinae. G. Rubecula,*) Sylvia .., Philomela .. Fice- dula, Phyllopn. Trib. 2. Calamoherpinuae. Fam. VII. Troglodytidae. Trib. Troglodytinae. Sie folgen den Calamoherpen, welche in Amerika durch das @. Thryothorus repräsentirt sind. Einige Elemente dieser Tribus gehörten sonst zu den Malurideen, die unmittelbar folgen und zu der nächsten Ordnung überführen werden. Subordo IH. Dentirostres ambulatores. Fam. I. Saxicolidae. Trib. 1. Accentorinae. Trib. 2. Ruticillinae. @G. Ruticilla, Petrocincla, Cyanecula, Cal- liope, Pelrocossyphos. Trib.3. Sazicolinae. Trib. 4. Timalinae. Durch ihre Gewohnheit zu laufen und am Wasser sich aufzuhal- ten führt diese vierte Tribus unmerklich zu den Formicarideen und Pittinen. Fam. I. Menuridae. Trib.1. Menurinae. Trib. 2. Orthonyeinae. Die zweite Tribus ist das Band zwischen den Menurinen und Megalonycinen. Fam. III. Formicaridae. Trib. 1. Megalonyeinae. Trib.2. Fornicarinae. Trib. 3. Atelornithinae. Trib. 4. Pittinae. Alle Tribus dieser Familie gehen naturgemäss in einander über und führen allmählig zu den Cinclus, welche die Piita’s in unsern Kli- maten zu repräsentiren scheinen. *) 8. Naumannia 1855. p. 39, sur les Rubiettes ete. 172 Trib.5. Cinelinae. M. de La Fresnaye hat die Bemerkung gemacht, dass es gera- then sei, den Bechsteinschen Namen Cinclus (1802) durch den Vieil- lotschen Hydrobata (1816) zu ersetzen, weil der erstere ursprünglich an ein andres Genus vergeben sei. Ich weiss nicht, welcher Autor vor Bechstein sich dieses Wortes als Genusnamen bedient hat. Zwar hat Brisson ihn angewendet, um mehre Vögel des @. Tringa zu bezeich- nen — Cinclus minor, torgquatus ete.; aber diese Arten sind in seinem @. Tringa begriffen (Orn. t. V. p. 177), von dem er die Charaktere giebt, während ich sein Genus Cinclus nicht finde. Er stellt in das- selbe @. Tringa den Oinclus unter dem Namen Merula aquatica. Mir scheint, dass wenn kein andrer Ormitholog ein Genus Cknclus für andre Vögel etablirt hat, der Bechsteinsche Genusname als der frü- here für die Wasseramsel erhalten bleiben muss. Fam. V. Motacillidae. | Trib. 1. Eupetinae. Trib.2. Motacillinae. G. Motacilla, Budytes. Trib. 3. Anthinae. Das Genus Eupetes, das den Pitta’s durch die Kürze seiner Flü- gel nahe steht, wird den Uebergang von jenen zu den Bachstelzen bilden, während die Bachstelzen sehr natürlich die Eupetineen mit den Anthineen verbinden, und diese zu den Lerchen führen, mit de- nen sie oft zusammengestellt worden sind. Fam. VI. Alaudidae. Trib.1. Certhilaudinae. Trib.2. Alaudinae. @.... Pyrrhulauda. _ Dies letzte Genus der zweiten Tribus ist lange Zeit unter die Fringillideen gestellt worden, und bildet den Uebergang zu ihnen hin, während unter den Emberizineen das @. Plectrophanes die Verbin- dung mit den Lerchen herstellt, von denen es das Aeussere und den Gang hat. Ordo X. Conirostres. Fam. I. Emberizidae. Trib. 1. Emberizinae. Trib. 2. Fringillinae. Trib.3. Geospizinae. Trib.4 Coccothraustinae. Der Uebergang von den Fringellineen zu den Loxüneen macht sich durch das @. Coccothraustes viel besser als durch das @. Serinus. 173 Dieses ist ebensowenig Gimpel als Kreuzschnabel. Die Färbung des Gefieders des jungen Kernbeissers ist nicht ohne Analogie mit dem der jungen Kreuzschnäbel. Die letztern verbinden sich mit den Pyrrhulineen durch die @. Strobilophaga und UHREN) welche zu- gleich von beiden Tribus zu haben scheinen. Trib.5. Loxiinae. @.... Loxia, Strobilophaga. Trib.6. Pyrrhulinae. G. Carpodacus. Fam. II. Ploceidae. Trib. 1. Estreldinae. Trib. 2. Viduinae. Trib. 3. Ploceinae. @.... Petronia, Passer, ... Diese Familie bildet einen sehr natürlichen Uebergang von den Fringillineen zu den Icterideen. Die Estreldineen erinnern durch ih- ren kurzen und gewölbten Schnabel an die Pyrrhulineen, denen sie folgen; die Vidwineen führen uns unmerklich zu den Ploceineen, die die grösste Beziehung zu den. Jcierideen haben. Die Sperlinge sind stets zu den Fringellideen gestellt worden, Hr. De Lafresnaye ver- danken wir ihre wahre Stellung unter den Ploceineen. Er hat seine Ansicht in der Revue Zool. 1850 entwickelt. Fam. III. Icteridae. Trib. 1. Cassicinuae. Trib. 2. Icterinae. Trib. 3. Agelainae. Trib. 4. Sturnellinae. Trib.5. Molothrinae. Trib. 6. Quiscalinae. Die Icterideen verbinden sich sehr gut mit den Ploceideen und Sturnideen. Die Mehrzahl von ihnen ist unter die letztgenannte Fa- milie gestellt worden, deren Repräsentanten in Amerika sie in der That sind. Die Quiscalineen sind bestimmt, den Uebergang zu den Sturnideen zu vermitteln. Was die Annäherung derselben zu den Orzo- lideen betrifft, so ist diese nur auf das Vorhandensein der gelben und schwarzen Farbe des Gefieders bei einer "gewissen Anzahl Arten gestützt. Fam. IV. Sturnidae. Trib.1. Lamprotornithinae. Trib.2. Sturninae. Trib.3. Graculinae. Trib.4. Buphaginae. Die Staare haben einerseits viel Aehnlichkeit mit den Zcterideen, 174 andrerseits mit den Corwdeen, deren Diminutiv sie sind. Die erste Tribus, wahre Staaren, stehen an der Spitze der Familie, da sie die wenigsten Beziehungen zu der folgenden bieten. Fam. V. Corvidae. Trib.1. Corvinae. Trib.2. Garrulinae. Trib.3. Ptilonorhynchinae. Trib.4- Temnorinae. Fam. VI. Laniidae. Trib.1. Cracticinae. Trib.2. Laniinae. Trib.3. Campephaginae. Während die Corvideen sich auf eine sehr glückliche Weise an die Staaren anschliessen; bildet die erste Tribus, Oracticinae, einen guten Uebergang von den Laniideen zu den erstern. Fam. VII. Coliidae. Trib. Coliinae. Ohne sich an die vorhergehende Familie anzuschliessen, be- schliesst diese Familie die Reihe der Oonirostres, indem sie nirgends wol untergebracht werden konnte. Sie hat mit der folgenden Fami- _ lie der Musophagideen die Reversibilität der Hinterzehe gemein. Ordo XI. Passerigalli. Diese Ordnung ist bestimmt, 3 Familien in sich aufzunehmen, über deren Stellung man sehr unsicher gewesen ist, und noch heute ist. Die Vögel, die sich darin vereinigt finden, figuriren sehr schlecht in andern Ordnungen, in eine besondre Ordnung gestellt bieten sie wenigstens das Gemeinsame, dass sie wegen ihrer gemischten Charaktere als Uebergangsglied zwischen den Passeres und Gallinae angesehn werden können. Auf diese Weise werden die Musophag:- deen immer den Coliideen nahe bleiben, denen sie fast in allen Syste- men nahe gefolgt sind. »Es ist noch nicht ganz bewiesen, dass die Opisthocomidae unter den Hühnervögeln bleiben dürfen. Was die Mesitidae betrifft, welche in ihren Füssen den Tauben sich zu nähern scheinen, so reicht dies eine Merkmal nicht hin, um sie in diese Ord- nung zuzulassen, deren übrige Charaktere ihnen fehlen. Da sie noch mehr von den Hühnern abweichen, so werden sie am wenigsten unpassend in einer Uebergangs-Ordnung stehen, die aus so schwer zu klassificirenden Vögeln zusammengesetzt ist. 175 Fam. I. Musophagidae. Trib. Musophaginae. Fam. II. Opisthocomidae. Trib. Opisthocominae. Fam. III. Mesitidae. Trib. Mesitinae. Ordo XII. Columbae., Fam. I. Columbidae. Trib.1. Treroninae. Trib.2. Columbinae. Trib.3. Gouwrinae. Fam. II. Verrulidae. Trib. Verrulinae. Die Tauben bieten ein so eigenthümliches Ensemble, sind so leicht zu charakterisiren und so verschieden von allen andern Vögeln, dass es schwer zu begreifen ist, wie sie unter andre Ordnungen ge- stellt werden konnten. Ihr Aeusseres von Insessoren kann die An- näherung zu den Passeres rechtfertigen; was aber ihre Stellung zu den Hühnern anlangt, so muss man gestehen, dass man sich dafür auf keine andern Charaktere als ihre Art zu gehen und die negativen, dass sie keine Wasser- oder Ufervögel sind, berufen kann. Indess scheinen sich einige Genera doch den letztern sehr zu nähern. Das sind die @ourinae, welche kurze Flügel und eine viel mehr den Hühnern als den Insessoren eigenthümliche Lebensweise haben; die Jungen kommen mit Flaum bedeckt zur Welt. Die Verrulideen stehen den Hühnern noch näher, dürfen aber doch nicht aus der ge- genwärtigen Ordnung herausgenommen werden. Man hat, indem man sich auf die Ernährungsweise der Jungen, die man mit einer Art von Säugen verglich, — genügende Gründe gefunden zu haben geglaubt, um die Tauben als den unmittelbarsten Uebergang von den Vögeln zu den Säugethieren anzusehen. Ohne Etwas gegen die Richtigkeit dieser Ansichtsweise einzuwenden, ist doch zu bemerken, dass diese Annäherung nur auf einen einzigen Zug von Analogie basirt ist; dass bei andern Vögeln, welche ihren Jungen Nahrung aus der Kehle geben, jene bereits in dem Verdauungsappa- rat einige Modificationen erfahren hat, und dass solche Vögel also eben dadurch, wenn auch in geringerem Grade als die Tauben, gleich- falls einen ähnlichen Uebergang herstellen könnten. Eine unmittel- 176 barere Annäherung von den Tauben zu den Säugethieren ist bei einer auf lineare Reihen basirten Classificationsmethode unmöglich; ab- gesehn davon, dass die Tauben zu den Hühnern in sehr natürlicher Weise führen, und diese zu der letzten Classe der Wirbelthiere durch die Strausse, die, wahrhaft zusammengesetzte Wesen, zugleich von den Vögeln und Säugethieren haben. Ordo XIII. Gallinacei. Fam. I. Diduneulidae. Trib. Didunculinae. Fam. Il. Megapodidae. Trib. Megapodinae. Fam. III. Cracidae. Trib.1. Craecinae. Trib.2. Penelopinae. Diese Familie wäre vielleicht wegen seiner in gleicher Höhe mit den übrigen Zehen stehenden Hinterzehe besser gleich nach den Tau- ben zu stellen. Fam. IV. Thinochoridae. Trib. Thinochorinae. Fam. V. Meleagridae. Trib. Meleagrinae. Fam. VI. Gallopavidae. Trib. Gallopavinae. Fam. VII. Argidae. Trib. Arginae. Fam. VIII. Gallidae. Trib.1. Pavoninae. @. Polyplectron, .. Lophophorus. Trib.2. Gallinae. Trib.3. Phasianinae. Fam. IX. Tetraonidae. Trib.1. Tetraoninae. Trib.2. Rollulinae. Trib.3. Francolinae. Trib.4. Perdicinae. Trib.d. Odontophorinae. Trib.6. Ortyginae. Trib.?. Turnicinae. r Das @. Polyplectron erscheint als ein Argus in verkleinertem Massstabe und wie ein Anfang von Pfau, während das @. Lophopho- 177 rus uns zu den @allineen führt. Die Ortygineen verbinden die Perdi- cineen mit den Turnicineen; diese führen uns zu den Tinamineen. Fam. X. Tinamidae. Trib. Tinaminae. Diese Familie ist eine der natürlichsten Verbindungen zwischen Hühnern und Trappen. Aber der wahre Uebergang zwischen die- sen Familien könnte durch die ‚Pteroclineen vermittelt werden. Diese haben die Füsse der Trappen, nur in der Verkürzung, die Nägel und dieselbe Gestalt der Schuppen auf den Zehen. Ihre sehr verlänger- ten Flügel sind nicht nach dem Model der Taubenflügel gebaut. Ihr Gefieder ist von derselben Beschaffenheit wie das der Trappen. Alles zusammengenommen sind diese Vögel modificirte Trappen, wie die Oursorineen Regenpfeifer Trappen sind. Was die Beziehungen der Trappen zu den Hühnern betrifft, so bieten sie vielleicht einige Analogie; aber ihre Lebensweise entfernt sie von den Wadvö- geln und nähert sie den Straussen. Da man die Oursorineen nicht von den Trappen trennen kann, so sind sie von den Oharadrüdeen zu entfernen, mit denen sie sonst die grössten Beziehungen haben. Fam. XI. Pteroclidae. Trib. Pteroclinae. Fam. XII. Otididae. Trib.1. Cursorinae. Trib.2. Otidinae. Ordo XIV. Struthiones. Fam. I. Apterygidae. Trib. Aptiteryginae. Fam. II. Struthionidae. Trib. Struthioninae. @. Casuarius, Dromaeus, Rhea, Struthio. Das @. Struthio, das die Säugethiere am besten repräsentirt, be- schliesst die Reihe der Vögel. | 178 Nr. 22. (16.) Auszug aus meinem ornithologischen Tagebuche. Von A. Thiele. Im März und April d. J. war ich auf dem herzoglich Anhalt-Des- sauischen Gute Biesenbrow in der Uckermark. Der dasige Unter- teich hat etwas Eigenthümliches; es finden sich darin sogenannte schwimmende Inseln, nämlich 3 bis 4 Fuss tiefe und mehrere Qua- dratruthen grosse Stücken Land, die mit Bäumen und Gesträuch be- wachsen sind, und durch den Wind von einer Stelle zur andern ge- trieben werden; so dass man öfters genöthigt ist, mit einer Säge Stücken abzuschneiden, um wieder eine freie Kahnfahrt zu gewinnen. Ausserdem existiren auf diesem Unterteich noch viele stehende In- seln, von welchen die Reiherinsel in ornithologischer Hinsicht die interessanteste ist. Es nisten hier nämlich Hunderte von Ardea ci- nerea, auf manchem Baume befinden sich 10 bis 20 Nester; die Bäume sehen von dem Geschmeiss ganz weiss aus und sterben hiervon nach und nach ab, werden aber auf Befehl Sr. Hoheit des Herzogs, um den Reiherstand nicht eingehen zu lassen, durch neu angepflanzte immer wieder ersetzt. Obgleich es sehr rauh war, so hatten die Reiher grösstentheils Ende März ihr volles Gelege von 5 Eiern, nicht mehr und nicht weniger, welche durch die unter den Reihern horstenden Kolkraben und Krähen sehr decimirt werden. Kaum hat ein Reiher den Horst verlassen, so ist gewiss schon ein Rabe oder eine Krähe bei der Hand, um ihm eins oder einige von seinen Eiern zu stehlen. Wird diesen Dieben die Zeit zu lang und haben sie Hunger, so stossen die Kolkraben die Reiher vom Horste um zu den Eiern zu gelangen. Oefters sah ich auch, dass der eine Rabengatte mit dem Reiher gespielt hat, während der andere die Eier stahl. Vor einigen Jahren haben auf der Insel Carbo cormoranus und Bubo maximus ge- 179 brütet. Da der Unterteich keine seichten Ufer hat, so müssen die Reiher in der zwei Meilen davon entfernten Oder fischen. Ende April reiste ich über Stettin nach Swinemünde, wo Ha- liaötos albieilla und Pandion fluviatilis ihr volles Gelege hatten. Falco peregrinus fing an zu legen. In einer Bucht, wo sich die Swine mit dem Haff vereinigt, lagen hunderte von Fulica atra. Am 14. Mai fand ich in einem hohlen Baume ein Nest von Gar- rulus glandarius mit 2 Eiern, auf welchen der Vogel sass. . Oyanecula suecica und Accentor modularis hatten das volle Gelege. Am 17. Mai fand ich einen Horst von Agu.la naevia mit 2 Eiern, welche angebrütet waren. Am 2. Juni fand ich in diesem Jahre das erste Ei von Oueulus canorus, im Neste von Lanius rufus, das 3 Eier enthielt. Am 4. Juni entdeckte ich in einem einjährigen Weidenheeger, zum ersten Male in meinem Leben, 2 Nester von Ü, locustella, eins mit 6, das andere mit 4 Eiern. In das eine der Nester, welches vier Eier hatte, legte ich 4 Eier von einer in der Nähe brütenden Eimberiza citrinella. Am 6. Juni sass CO. locustella auf den Ammer-Eiern und hatte noch 2 Stück von den seinigen hinzugelegt, welche ich wegnahm. Noch muss ich bemerken, dass die Eier in den Nestern in regelmässigen Reihen lagen. A. Thiele. II. Notizen. 39. Frühes und spätes Brüten einiger Vögel. Als eins der merkwürdigsten Vorkommnisse in dieser Beziehung ist wol zu bemerken, dass ich im Jahre 1800 kurz vor Weihnachten (genau am Hannoverschen Bettage vor Weihnachten) einen Horst von Cor- vus corax mit vier flüggen Jungen fand. Der Horst befand sich auf einer alten, grossen Eiche, nahe bei’ einem Hause. Columba Palumbus fand ich noch Mitte September in einem Kieferngehölz auf Eiern sitzend. Major Kirchhoff, 40. Col. oenas scheint oft ihre Bruten so schnell auf einan- der folgen zu lassen, dass sie schon wieder legt, während sie noch Junge-hat. Ich selbst fand in einem Neste zwei Junge und zwei Eier, die offenbar demselben Paare angehörten. 41. Ich erhielt in diesem Jahre 2 sehr grosse Eier von Buteo vulgaris von einem Paare, dessen Weibchen fast zu ?/; weiss war, während das M. die gewöhnliche dunkle Färbung hatte. Diesel- ben Färbungsverhältnisse beobachtete ich auch noch bei einem zweiten Paare. 42. Wie fest zuweilen Aguila naevia auf dem Horste sitzt, konnte ich in diesem Jahre sehen. Nur erst, nachdem drei Schüsse, eine Kugel und 2 Hagelladungen durch den Horst gegangen wa- ren, flog der Adler fort. Kaum 14 Tage darauf hatte Duteo vulga- ris von demselben Horste Besitz genommen. 43. Dass Turdus Merula in der Wahl ihres Nistortes „sehr veränderlich“ ist, ist bekannt; weniger vielleicht, dass sie ihr Nest öfter nicht blos äusserlich an Gebäuden, sondern sogar im Innern derselben, z.B. in Gartenhäusern anlegt, wie ich dies mehrfach zu beobachten Gelegenheit hatte. 181 44. So theilte uns Herr Staatsrath Dr. von Middendorff, bei Gelegenheit unseres Besuches bei Freund Zander, unter Anderm mit, dass Falco peregrinus öfters selbst da seinen Horst zu ebner Erde anlege, wo er wegen Mangels an Bäumen nicht dazu gezwun- gen sei. Er habe dies sogar mehrfach, z. B. in Liefland, beobachtet. 45. Ein dicht und unregelmässig bräunlich geflecktes Kuk- kuksei fand ich in einem Neste von Emberiza Schoeniclus in der Nähe von Braunschweig. Prof. Blasius. 46. Ein Kukkuksei, das ich in einem Neste von Fring. coelebs fand, war von rundlicher Gestalt, ungefleckt und von der gesättig- ten grünen Farbe der Eier von Acc. modularis. 47. Zur Geschichte der Mauser. Während sich im Allgemei- nen die Frühlingsmauser nach der Brutzeit richtet, und frü- “her oder später eintritt, je nachdem diese früher oder später beginnt, so kommen doch auch Ausnahmen von der Regel vor, so nämlich, dass die Mauser erst während der Brutzeit selber statt hat. So z. B. bei manchen Enten, bei Oriolus Galbula ete. Eine Unterbre- chung der Herbst-Mauser tritt oft während und infolge der Zug- zeit ein, so z. B. bei Scolopax major im Juli und August. Dem ent- sprechend leidet auch die Frühlingsmauser zuweilen eine Unter- brechung bei einigen Raubvögeln. 48. Wandern bei Tage. Manche von den Vögeln, bei denen man nur das Ziehen während der Nacht beobachtet hat, ziehen unter Umständen auch regelmässig bei Tage. So z. B. wandert Podiceps ceristatus am Tage und zwar in kleinen Gesellschaften, je ein Individuum circa 50 Fuss vom andern entfernt in gerader Linie und in einer Höhe von ungefähr 100 Fuss dahin ziehend. Ferner Scolopax ma- jor und gallinago, besonders wenn Sturm und Gewitter im Anzuge sind. Ich beobachtete beide in einzelnen kleinen Gesellschaften ziemlich eilig vorüberziehend. Zuerst erschienen circa 20 Stück von Scol. major; nach einiger Zeit folgte ein Zug von Gallinago; dann wieder major. — Auch Coturnix communis wandert manchmal am Tage. Ich bemerkte Flüge von 8—9 Stück in ziemlich bedeutender Höhe und schnellen Fluges dahineilen. (Einzelne Wachteln bleiben zuweilen (in Polen) im Winter zurück; ich sah eine solche, die sich im Schnee nach Art der Rebhühner kümmerlich ihre Nahrung suchte). 182 49. Falco rufipes und cenchris, welche beide im Königreich P o- len, der erste ziemlich häufig, brüten, nehmen klüglicher Weise die von ihnen früher benutzten Horste, Baumhöhlen etc. gleich bei ihrer Ankunft in Beschlag, und schlagen mit grossem Muthe alle früher als sie selber brütenden Eindringlinge zurück. So halten sie ihre gewählten Nistplätze bis zur Zeit des Beginnes ihrer eigenen Fortpflanzung, oft 3 Wochen und länger, besetzt. 50. Der kleine F, cenchris zeigt hierbei besonders grossen Muth. Noch grössern aber bei der Vertheidigung seiner klei- nen Jungen. Ein Weibchen dieses niedlichen Falken legte sich über seinen Jungen auf den Rücken und wehrte sich höchst ge- wandt mit den Fängen, so dass es mir nicht möglich war, unver- wundet zu jenen zu gelangen. 51. Ich weiss nicht, ob es bekannt ist, dass Scolopax major im Frühjahr — ähnlich wie der Kampfhahn, Mach. pugnax, seine’ Kämpfe oder Tänze an seinen Brutörtern aufführt. Doch unter- scheidet sich dies Kämpfen in mancher Hinsicht von dem der Kampf- schnepfe. In den weiten sumpfigen und moorigen Wiesen, wo sie sich in grösserer Zahl fortpflanzen, suchen sich die Männchen der Pfuhlschnepfe höher gelegene trockne Plätze aus, welche von kur- zem Rasen bedeckt sind. Hierher kommen sie zu bestimmten Stun- den des Tages, des Morgens gleich nach Sonnenaufgang und des Abends vor Sonnenuntergang, um einige Zeit lang zu kämpfen oder vielmehr zu spielen, wenn man will; denn ein Kampf um die Weib- chen ist es nicht, da sie längst gepaart sind, und diese schon brüten. Ein jedes M. scheint auf dem Platze seinen bestimmten Standort zu haben, von wo aus sie gegen einander rennen, sich verneigen, empor- springen, die Flügel ausbreiten und die mannichfachsten Bewegungen ausführen, die übrigens, obschon komisch genug, gewandter ausfallen, als man dem sonst trägen und plumpen Vogel zutrauen sollte. Ich habe das interessante und mir wenigstens neue Schauspiel öfter beo- bachten können, namentlich auf den weiten Sumpfstrecken in der Nähe von Pinsk in Wolhynien. Ä (Nach mündlichen Mittheilungen des Herrn) Taezanowsky, *) *) Dieser tüchtige und vielerfahrne Beobachter wird, wenn er von seinen Reisen zurückgekehrt ist, von Zeit zu Zeit aus dem reichen Schatze seiner Er- fahrungen fernere und ausführlichere Mittheilungen machen. Der Herausg. 183 52. Im vorigen Hefte p. 86, wurde bereits erwähnt, dass meine Muse. luctuosa in diesem Jahre sehr lange mit dem Nestbaue zögerte. Nachdem es einige Halme in sein altes Nistkästchen getragen, verliess es dieses wieder, und wählte endlich das einzige noch leere, sehr niedrig hängende Kästchen. Erst am 24. Mai hatte das W. in das sehr unordentlich gebaute Nest das erste Ei gelegt, das leider durch einen enragirten Eiersammler ohne mein Wissen weggenommen wurde. Das scheue W. verlor sich sofort aus dem Garten; das M. blieb noch einige Tage, und verschwand dann gleichfalls in den nahen Wald. Ob sie nun noch im nächsten Jahre wiederkehren werden? 53. Das eine der im vorigen Hefte p. 85 erwähnten Meisenpaare, P. palustris, hatte, nachdem ich ihm das Nest sammt den 10 Eiern genommen, das von dem Fliegenfänger aufgegebene Nistkästchen zur zweiten Brut gewählt, aber auch hier ein dem ersten ganz ähnliches - Nest gebaut.-: Das sehr dreiste W. hatte bereits auf den 7 Eiern — denen der ersten Brut völlig gleich — zu brüten begonnen, als es, wahrscheinlich durch eine Katze beunruhigt, das Nest verliess, und eine dritte Brut im Nachbargarten mit 5 oder 6 Jungen glücklich aufbrachte. 54. Es besteht für mich kein Zweifel mehr, dass dieselben Weibchen im Allgemeinen und unter normalen Verhältnissen gleichgefärbte und gefleckte Eier legen. Ganz besonders fällt das bei solchen Arten auf, bei welchen Eier von mehr oder minder verschiedener und prägnant charakterisirter Färbung und Zeichnung vorkommen, so z. B. bei Anthus arboreus, Lantus collurio, Sylvia atri- capilla. Ich hatte schon vor Jahren beobachtet, dass eine Mönchs- grasmücke, der ich die röthlichen Eier genommen, kurz darauf ein zweites Nest baute, in welchem sich wiederum Eier von derselben sehr lebhaft röthlichen Färbung befanden. Es war kein zweites Paar weit und breit. Von Anthus arboreus hatte ich an derselben Stelle, einem Eiskeller im Walde, jahrelang hintereinander Nester mit grau- gestrichelten Eiern gefunden. Der Schluss lag nahe, dass sie dem- selben Paare oder wenigstens demselben Weibchen angehören möch- ten. In diesem Jahre hat mir ein Würger-Paar den eklatantesten Beweis von der Richtigkeit dieser Vermuthung geliefert. Im Garten des Herrn von Kemnitz auf Rajoch machte sich ein W. von L. collurio dadurch sehr bemerklich, dass es mit lautem Geschrei alle Naumannia 1857. 13 184 in seine Nähe kommenden Vögel angriff und verfolgte, und eines Tags vor unsern Augen ein seine Jungen futterndes Finkenweibchen getödtet haben würde, wenn wir den Bösewicht nicht verjagt hätten. Ich suchte nun nach«seinem Neste, das ich alsbald auf einem Birn- baume entdeckte. Ich nahm die 6 Eier sammt dem Neste fort, und war nicht wenig erstaunt, dass diese Eier eine mir noch nie vor- gekommene Aehnlichkeit mit denen von Lan. rufus zeigten. Ich beobachtete nun das Paar um so aufmerksamer, und sah es nach wenigen Tagen auf dem nächsten Birnbaume ein neues Nest anlegen. Dies enthält 4 den ersten, so sehr von der gewöhnlichen Färbung und Zeichnung abweichenden, vollkommen gleiche Eier. Ich nahm auch dies Nest fort, konnte leider das dritte Nest nicht mehr aufsuchen, sah aber später die glücklich ausgebrachten Jugen. Sollte dies Faktum nicht geeignet sein, meine Ansicht: dass jedes Kukkuksweibchen in der Regel nur gleichgefärbte resp. gezeichnete Eier lege, bedeutend zu stützen? 55. Lanius collurio als Mäusefänger. Prof. Dr. Blasius, H. Taczanowsky und ich hatten in diesem Sommer das Vergnügen, ein Neuntödter-Weibehen zu beobachten, das eine eben gefangene, ziemlich ausgewachsene Feldmaus, Arvicola arvalis, in seinen Fängen seinen bereits ausgeflogenen Jungen zutrug. H. Taczanowsky machte uns auf den schwerfällig vorüberfliegenden Vogel aufmerksam; wir verfolgten ihn von einer Kopfweide zur andern, um zu sehen, was er gefangen. Endlich liess er die Beute fallen, und siehe, es war eine Feldmaus, noch warm und am Halse blutend, den der Vogel aufge- rissen hatte. Der Neuntödter, sonst nicht unsre allzugrosse Liebe, hat jetzt einigermassen unsre Achtung gewonnen. 56. Eine der interessantesten Erscheinungen war das häufige Brüten der Sumpf-Öhreule, Otus brachyotus in den Niederun- gen zwischen der Saale und Elbe. Naumann sagt, dass „nur we- nige in hiesigen Gegenden nisten“; seit mindestens 20 Jahren ist dies wol gar nicht mehr vorgekommen. Um so auffallender war ihre grosse Menge in diesem Jahre. Fast scheint es, als wäre sie besondre Liebhaberin der Zwerg-undBrandmaus, Mus minutus und agrarius,*) *) Diese beiden Arten, besonders aber die Brandmaus, waren im vorigen Sommer und Herbste in so ungeheuerer Menge erschienen, dass ein Ritterguts- besitzer den durch sie angerichteten Schaden, und sicher nieht zu hoch, auf 15000 Thir. anschlägt. Von den Getreidehaufen gingen sie in die Dimmen und 185 denen zu Liebe sich im Herbste eine grosse Menge Bussarde, gegen 200 allein in hiesigem Reviere, Waldohreulen, Waldkäuze etc. einge- funden hatten. Am 28. Februar dieses Jahres jagte ich von 4 neben einander und am Feldrande stehenden 40 jährigen Kiefern allein 19 Stück Waldohreulen. Man hätte‘ Tragekörbe mit dem in diesem Kie- fernbestande liegenden Gewöll füllen können. Die Sumpfohreule habe ich in so grossen Gesellschaften nicht bei einander gefunden, doch mögen mindestens 200 Paare in den hiesigen Brüchern und Wiesen genistet haben. Ich sah an einem Juni-Nachmittage über einer Wiese, welche eben gemähet wurde, gegen ein Dutzend dieser Eulen in der Luft. Selbst den, sonst eben auf dergleichen Dinge, wenn sie nicht recht auffallend sind, wenig achtenden Arbeitsleuten kam diese Er- scheinung merkwürdig vor, und ich bin mehrfach wegen Erklärung derselben angegangen worden. Das erste Gelege brachte mir ein Knabe, der die hier vorkommenden Eier recht gut kennt, und das ihm auffallende Nest im Bruche gefunden hatte. Er bezeichnete sie auch sofort als „etwas Seltenes“ ‚die kurzohrige Eule“. Ich liess mich zu dem Neste führen, sah zwar die Alten nicht, fand aber einige Federn im Neste, und war nun von der Richtigkeit der Angabe über- zeugt. Dies Gelege, offenbar noch nicht vollständig, bestand aus 3 noch ganz unbebrüteten Eiern, 26. April.‘ Das Nest stand in einem Binsenbusche, war aus wenigen abgerissenen Binsenhalmen unordent- Scheuern, ja bis in die Stuben, wo sie den vor ihnen dorthin geflüchteten halben Scheffel Roggen aufsuchten, den sie einem hiesigen Häusler von seiner ganzen Getreideernte, d. h. von ce. 20 Scheffel Roggen, 15 Scheffel Gerste und 12 Schef- fel Hafer, und noch dazu als Schrot übrig gelassen hatten. Vor der Scheuer eines andern Häuslers wurden 2 Scheffelkörbe, über 2000 Stück, Brandmäuse todtgeschlagen. Mit Prof. Blasius fing ich an 2 Getreidedimmen bei Rajoch in noch nicht 3 Stunden weit über 100 Stück Brand - und Zwergmäuse (s. p. 329 von dessen eben erschienener „Fauna der Wirbelthiere Deutschlands ete. I. Bd., Säugethiere, mit 290 Abbild. im Texte, Braunschweig Friedr. Vieweg und Sohn 1857;“ wir nehmen diese Gelegenheit wahr, um das vortreffliche Werk eines der ausgezeichnetsten Zoologen unserer Zeit aufs Wärmste zu empfehlen!) Seit diesem Sommer sind die Brandmäuse wieder spurlos verschwunden; ich habe keine einzige mehr trotz alles Nachforschens gefunden. Die Zwergmaus hat sich von den Aeckern auf die feuchten Wiesen zurückgezogen, ist aber auch da nur sehr einzeln. Wo sind diese Millionen geblieben? Weiter gewandert? Oder von ihren Vertilgern, Iltissen, Hermelinen, Wieseln, Eulen, Bussarden, Krähen etc., die sich in gleicher Weise vermehrt oder eingefunden, wirklich vernichtet? — Statt ihrer hat sich seit Anfang des Sommers die Feldmaus, Arvicola arvalis in fast gleicher Zahl plötzlich eingestellt. Denn noch im vergangenen Herbste war diese sogar selten, und auf eine derselben kamen mindestens, 50 Zwerg- und 500 Brandmäuse, und selbst dies Verhältniss ist wol noch zu gering. 13* 186 lich zusammengesetzt; der Boden war nass und die Eier hatten halb im Wasser gelegen. Am 2. Mai erhielt ich wiederum 3 fast unbe- brütete Eier aus derselben Gegend; Nest und Neststand dem ersten ähnlich, (Aluco hatte bereits ausgeflogene Junge). Am 12.Mai5 Stück, nicht bebrütet, das Nest auf einer ziemlich trocknen Wiese. Eben- daher am 20. Mai 10 Stück aus einem Neste, in den verschiedensten Stadien der Bebrütung, 2 gar nicht, 5 stark und sehr stark bebrütet, was gegen die Annahme zu sprechen scheint, dass zwei Weibchen in dasselbe Nest gelegt. Am 5. Juni 8 Stück -aus einem Neste, beim Grasmähen auf den Batzetzer Wiesen gefunden, einige wenig bebrü- tet, die meisten frisch und ganz frisch. Es flogen gegen 12 Stück der Eulen in der Nähe der Mäher, meist sehr hoch in der Luft. Der Flug erinnerte sehr an den der Weihenarten. Einige drehten sich und schwebten in bedeutender Höhe; andre wichen den Angriffen der Krähen sehr geschickt aus. Ich beobachtete sie über eine Stunde lang, während welcher sich keine setzte. Am 13. Juni — es hatte morgens gefroren — erhielt ich ein Gelege von 7 Stück, nicht bebrü- tet, ebendaher. Ich erlegte das W. in der Nähe des Nestes, von dem ich es aufgestossen. Es wurde von ziemlich heftigem Winde weit fortgetrieben, von einigen Krähen angegriffen, und war trotz aller Anstrengung nicht im Stände, gegen den Wind zum Neste zu kom- men; es liess sich nach eirca einer Viertelstunde auf einen Weiden- stumpf nieder, von dem ich es herabschoss. Endlich erhielt ich noch am 1. und 3. Juli 2 Gelege von 4 und 3 unbebrüteten Eiern von den- selben Wiesen, wo die Nester beim Heumachen gleichfalls zerstört worden waren. Nach dieser Zeit habe ich keine Sumpfohreule mehr bemerkt, und es ist wahrscheinlich, dass sie sich entweder vor den häufigen und anhaltenden Störungen an ihren Brutplätzen, die nach einander sämmtlich gemähet wurden, oder infolge des Verschwindens der beiden Mäusearten, zurückgezogen haben. Sämmtliche Eier sind kleiner *), als alle die, welche ich bisher in Sammlungen gesehen oder selbst besitze, und die aus Labrador, Grönland, Skandinavien etc. gekommen sein sollen; nur ein einziges unter den 43 Stücken erreicht fast das Volumen derer von Otus vul- garis, alle übrigen sind bedeutend kleiner, besonders die zuerst ge- *) Aber höchst wahrscheinlich nicht kleiner, als gewöhnlich. 8. d. folgende Notiz. 187 fundenen. Sie variiren innerhalb folgender Dimensionen: Grosser Durchmesser 37 bis 41 MM., kleiner Durchm.: 30 bis 321/, MM., wäh- rend die kleinsten von Otus vulgaris von 421/, (Gr. D.) und 331/, MM. (Kl. D.) ab messen. Die Gestalt ist die der Eier der Waldohreule, meist rein oval, mehr oder weniger spitz oder abgerundet am spitzen Ende; nur wenige haben eine mehr rundliche Gestalt. Die kleine Axe fällt fast bei allen genau in die Mitte der grossen Axe. Die Schale erscheint feiner und glatter, als die der Waldohreuleneier, die Poren sind weniger tief und von geringerem Umfange. Glanz matt und wie fettig. 57. Von den bereits oben genannten Mäusevertilgern brü- teten in diesem Jahre mehr in hiesigen Wald- und Bruch-Revie- ren als in frühern Jahren, und fast alle legten grössere, zum Theil bedeutend grössere Eier als gewöhnlich. Zwei Gelege von Buteo vulgaris gehen weit über die gewöhnlichen Maasse hinaus, und 4 Gelege von je 5 Eiern von Üireus cineraceus sind wahre Riesen. Während die durchschnittlichen Maasse, d. h. die am häufigsten vorkommenden, normalen gegen 40 (grosse Axe) und 33 MM. (kleine Axe) sind, die kleinsten (aus Südfrankreich) 38 und 301/, MM., die grössten (aus Deutschland — von hier — Frankreich, Ungarn, Russland etc.) 44 und 321/, MM. messen, erreichen die mei- sten Eier der diesjährigen Gelege 48 und 36 MM., also reichlich die Grösse der Eier von (. cyaneus. Ein Gelege enthielt lauter gefleckte Eier, eins davon sehr viele, in der Mitte einen schönen Kranz bildende Flecke von intensiver röthlichbrauner Farbe auf noch heute stark grünlichem Grunde. Es waltet hier übrigens kein Irrthum ob: ich habe das eine Paar mehre Wochen lang sehr in der Nähe und sehr bequem beim Neste beobachten können, das circa 40 Schritte vom Winterdamme auf einer mit Riedgräsern bewachsenen Wiese auf einer Carex-Pulte stand. — Auch (©. cyaneus war häufiger als sonst; C©. rufus dagegen in gewöhnlicher Anzahl. | Baldamus, 58. Grosse Zahmheit einer Steindrossel, Petrocoss. saxatilis, Es dürfte manchem Ihrer Leser nicht uninteressant sein, die Eigen- heiten eines gar zahmen und lieblichen Steinröthels zu erfahren, welchen ich 101, Jahr lang besessen habe. Als ich ihn als 1 jährigen Vogel erhielt, pfiff er bereits eine eingelernte Melodie, neben seinem 188 irregulären Naturgesange; sehr gelehrig ahmte er bald den Gesang von andern Vögeln häufig nach, als den der Canarienvögel, Sperlinge u. m. a., was er jedoch bald wieder vergass, und unbeachtet gewöhn- lich mit seinem Waldgesange sich unterhielt. Als ich mich mit ihm abgegeben, wurde er schon nach kurzer Zeit sehr zahm, setzte sich auf die Hand, biss mich in die Finger und machte allerlei Manöver. War ich einige Zeit abwesend, so war er sehr verdrüsslich und sang wenig, bei meinem Eintreten ins Zimmer jedoch stets voller Freude, flog er im Käfige herum und fing an zu singen. War ich im Nebenzimmer, so liess er stets ein eintöniges Pfeifen ertönen, bis ich zu ihm kam. Jeden Morgen weckte er mich, oft zu meinem Verdrusse, mit den gleichen Tönen, schwieg aber sogleich, wenn ich mit ihm sprach. War Gesellschaft im Zimmer und es wurde etwas laut gesprochen, so pfiff er in der Regel sein Liedchen oder seinen Waldgesang so laut als möglich. Er liebte es sehr, wenn man sich mit ihm unterhielt, und zupfte dann an einem langen Drath seines Käfigs, der losgegan- gen war, und vibrirend einen Ton von sich gab, dem einer Stimmga- bel ähnlich; dies Spiel trieb er öfters, besonders wenn er lange Weile zu haben schien. Besondere Vorliebe hatte er für meinen ältesten Sohn, den er, so wie dieser in's Nebenzimmer trat, mit seinem eintö- nigen Pfeifen rufte. Gewöhnlich nahm dieser ihn dann in die Hand, wo er sofort zu singen begann, was er bei mir nie gethan. Ich habe nie ein lieblicheres Thier von dieser Klugheit gesehn; er war der Liebling der ganzen Familie, hörte auf den Namen Peter und war, wenn er gerufen wurde voller Aufmerksamkeit und Freude. Durch die Nachlässigkeit eines Dienstboten wurde, während ich auf einer Reise war, das Zimmer offen gelassen und er wurde durch eine Katze gefressen. Der Verlust dieses herrlichen Thieres schmerzte mich tief: es war mir, als ob ich einen Freund verloren hätte. Oberstlieutenant von Ninckwitz. 59. Kommen wol auch gefleckte Eier der Rohrweihe, Cir- cus rufus, vor? Hat Jemand solche gesehen oder ist er noch im Be- sitze von solchen, die ähnlich wie die der übrigen 3 europäischen Weihen punktirt und mehr oder minder lebhaft gefleckt sind, und über deren Authentieität kein Zweifel ist? Bei ©. cyaneus, pallidus, zum Theil auch bei erneraceus sind mannichfach gezeichnete einzelne Eier und ganze Gelege bekanntlich keine grosse Seltenheit. E. Baldamus. 189 60. Lanius exeubitor nistet hier stets in einer Höhe von 40— 60 Fuss und zwar auf Eichen. Noch neulich fand ich ein solches Nest mit 3 Eiern. *) 61. Mein Freund, Pfarrer Bolsmann, macht jährlich die Beo- bachtung, dass an seinem Wohnorte, dem Dorfe Gimbte — ein und eine Viertelmeile von Münster entfernt — die nordischen gel- ben Bachstelzen am 14., 15. und 16. Mai durchziehen. Seine sehr interessante Suite dieser Vögel: schwarzköpfige, schwarz- blaugrauköpfige, graublauschwarzköpfige, halbschwarz- halbgrauköpfige, schwarzköpfige mit eingesprengten gelben Federn, augenbraunköpfige, halb- und viertelaugenbraun- köpfige, schwarzgrauköpfige mit grüngelbem Anfluge etc. beweisen, zumal da die Weibchen diese Verschiedenheiten nicht zei- gen, dass der ganze Speciesschwarm gar Nichts auf sich hat. Nir- gends sind Grenzen, Alles fliesst in einander. Anders möchte es scheinen, wenn am Brutorte nur vollständig vermauserte Individuen erlegt würden, welche diese Nüancen nicht bieten. 62. Auch erlegten wir einige durchziehende Anthus campe- stris, welche in Grösse, Zeichnung, Farbe, Länge der Hinter- zehenkralle variirten, ohne dass wir jedoch an eine specifische Differenz denken können. 63. Höchst auffallend war der oft wiederholte Gesang eines kleinen Laubvogels, welcher weder mit dem von Trochilus noch mit dem von rufa auch nur entfernte Aehnlichkeit hatte. Fast klang er meisenartig. Er lautet wie: srip, das siebenmal schnell nach einander wiederholt wird, crescendo (in der Stärke) bis zum *) Mein lieber Freund Altum fügt hinzu, dass ihm „dabei unwillkürlich meine früber einmal geäusserte entgegengesetzte Behauptung eingefallen sei“. Jedenfalls habe ich wol nicht behauptet, dass der Vogel stets niedrig niste, sondern nur, dass ich sein Nest ziemlich niedrig gefunden; es sind das 3 Fälle, wo es auf dem Seitenaste einer fussstarken Eiche, auf einem Weissdorn- und einem wilden Birnbaume in einer Höhe von 25 bis 10 Fuss herab angelegt. war, obschon sich bedeutend höhere Bäume ganz in der Nähe befanden. So eben theilt mir Prof. Blasius mit, dass er in diesem Frühjahr bei Braunschweig zwei Nester gefunden; das eine stand circa 20 Fuss hoch in einem Birnbaume in einem Bauergarten auf einem Seitenaste; das andre, auf einer Trift, am Haupt- aste eines wilden Apfelbaums in einer Höhe von eirca 12 Fuss; beide hätten höher bauen können! Jedes der Nester enthielt 6 Eier. Die Eltern des zweiten wurden erlegt. Baldamus. 190 vierten srip, dann decrescendo bis zum Schluss. — Wir haben den Vogel noch nicht bestimmen können. Dr. B. Altum. 64. Zur Rubrik der Verminderung der Vögel möchten fol- gende Beobachtungen gehören. Emb. hortulana war früher in der Umgegend von Stettin ein gewöhnlicher Vogel. Sein schmackhaftes Fleisch aber gewann Liebhaber, die ihn theuer bezahlten. Die Vo- gelsteller säumten nicht, ihn überall wegzufangen, und so verminder- ten sich die Ortolane von Jahr zu Jahr, bis sie endlich aus hiesiger Gegend gänzlich verschwanden. Ihr Name jedoch wurde von den schlauen Vogelfängern auf die Grauammern übertragen, und jetzt kennt man hier nur Emb. miliaria als Ortolan. Desgleichen brütet Numen. arquatus seit den beiden letzten Jahren hier nur spärlich, da er doch früher zahlreich die Wiesen um den Dammschen See belebte. Viele Bruten wurden durch die Krähen zu Grunde gerichtet, wie auch durch den hohen Wasserstand. Auch ist eine Abnahme der Raubvögel — bis auf Buteo vulgaris, der in diesem Jahre zahlreicher als sonst hier brütete — zu be- merken. Diese Abnahme hält gleichen Schritt mit dem Fortschrei- ten der Cultur, die diesen Vögeln die günstigen Verhältnisse für ih ren Aufenthalt und besonders für ihre Brutplätze raubt. Ein zeitweise stärkeres und schwächeres Vorkommen ist bei Tot. ochropus der Fall. In feuchten Jahren finden sie sich zahlreicher, in trocknen sehr spärlich ein. Zu Ostern d. J. sah ich viele Paare im Falkenwalder Reviere; die nachherige Dürre hat sie aber wieder vertrieben. In Bezug auf Emb. hortulana muss ich noch nachträglich bemer- ken, dass ich in diesem J. wieder einige hier gesehen und am 16. Mai bei Falkenwalde ein Nest mit 5 wenig bebrüteten Eiern aufgefunden habe. Th. Holland. 65. Im J. 1693 fing Sev. Weinhart, Bäcker in Memmingen, bei dem Taglerchen einen Gimser, Anthus pratensis, mit zwei Köpfen, den man dann auf dem Steuerhause abmalen liess. Ist von einem wild lebenden Vogel ein ähnliches Beispiel bekannt? | J. Jaeckel. 191 II. Literarische Berichte. 13) Note sur les Salanganes (Collocalia) et sur leurs nids; par 8. A.Msgr. le Prince Bonaparte. (Extr. des Comptes rendus etc. de l’ Academie des Sciences, Seance du 3 Decembre 1855). Diejenigen, welche geglaubt haben, dass Verf. die Salanganen von den Cypselideen entferne um sie mit den Hirundinideen zu vereinigen, haben minde- stens seine Meinung übertrieben. Im Conspectus hat er keine Wahl des Platzes mehr, stellt sie zu Ende der letztern (Schwalben), trägt aber Sorge, hinzuzufü- gen: potius cum Oypselidis adjungendum. Seitdem hat er übrigens, nach seinem ausgezeichneten Freunde Isidore Geoffroy St. Hilaire, die Unterfamilie Colloca- linae eonstituirt, die mit den Cypselinen die Familie der Cypselidae bildet. Das ausgezeichnete Genus Collocalia, Gray, bildet allein diese Subfamilie, von dem der Verf. nur vier dem südlichen Asien und Oceanien heimische Arten kennt. (Hirundo francica könnte eine fünfte Art bilden; aber Hir. borbonica, aus der man gleichfalls eine Collocalia hat machen wollen, ist Typus seines Ge- nus Phedina, das den Hirundinideen näher zu stehn scheint. Die vier Arten. sind: 1. Hirundo esculenta, L., „die wenig Ornithologen mit ihren Augen gesehn haben“. 2. Collocalia troglodytes, Gr., = esculenta unserer modernen Compilationen. 3. & linchi, Horsf., = fuciphaga, Blyth, aber nieht Thunberg. E 5 Fueiphaga, die wahre fuciphaga Thunberg’s, = Collocalia ni- difica, &r., = Hir. brevirostris, Mac Clelland, = Hir. unicolor, Jerdon, = (ypselus unicolor et concolor, Blyth. „Die (von dem Verf. gegebenen) Details (über die essbaren Nester) sind den Deutschen, Dank dem Prof. Oken ..... ‚bekannt. In England sind sie po- pulär durch Madertnay's Bericht der Gessndinchäft in China, und durch die „Histoire familiere des Oiseaux“ des liebenswürdigen Bischofs von Norwich. Frankreich, dem ähnliche Werke zu wünschen wären, steht immer noch unter der Herrschaft Buffon’s und Cuvier's deren neue Ausgaben nur die Irrthümer wiederholen und gewichtiger machen. 14) Remarques & propos des Observations de Mr. Emile Blanchard sur les Caracteres osteologiques chez les Oiseaux de la famille des Psittacidees, et Tableau des genres de Perroquets disposes en series paralleles; par S. A. Msgr. le Prince ©. L. Bonaparte. (Extr. des Compt. rend. etc. de l’ Academie des Seiences, tome XLIV., seances des 16 et 23 mars 1857). So vernachlässigt auch das Studium der Anatomie der Vögel ist, so ist doch gerade nicht die Osteologie der Papagaien so sehr zurückgeblieben, als M. Blan- chard zu glauben scheint. Die Beobachtungen dieses Gelehrten scheinen dem Verf. genau und wichtig, aber doch nicht so neu, wie er meint. Seit 1853 kann Naumannia 1857. 14 2 192 man deren mehre p. 276—281 im „Catalogue osteologique du Museum des Chirur- giens“ von Owen lesen. „Die Ornithologen können auch Anatomen sein, was der Ornithologie sehr nützlich sein würde.“ Der Verf. hat seinestheils stets von den aufklärenden Arbeiten der berühmten Meister Alessandrini, Owen, Johannes Müller, van der Hovenete. profitirt. Man weiss, dass die Pa- pagaien, welche für H. Blanchard nur eine einfache Familie (Psittacides) für den Verf. eine besondre Ordnung (Psittaci; oder Prehensores, Blainv.) bilden, welche 9 Familien und 18 Subfamilien enthält. ( müssten die einzelnen Bemerkungen wörtlich übersetzen, und verweisen daher huf das Ori- ginal, und bemerken nur noch, dass der unermüdete Forscher, stets auf Ver- vollkommnung seines Systems bedacht, dem Consp. generum hier bekeits eine ganz andre Gestalt gegeben, als die im vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift mitgetheilte). 15) Description de deux nouvelles especes d’Oiseaux-mouches,parJ.Bourcier etE.Mulsant. (Extr. des Annales de la Societe Linneenne de Lyon, nowv. ser. tom. III). Zwei Beschreibungen neuer Colibri’s aus der Feder dieser ausgezeichneten Kenner der prächtigen Vögel: Trochilus Idaliae, aus dem Innern von Brasilien, und 7. Aspasiae aus Neu-Granada; beide zur Lesson’schen Gruppe Davidianus gehörig. 16) Notes on the Birds in the Museum of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia, and other collections in the United States of America. ByPhilip Lutley Selater, M.A,F.Z.S. ete. (From the Proceedings of the Zoological Society, January 13, 1857). Der Verf. hat eine mehrmonatliche Reise nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika unternommen und die vorzüglichsten zoologischen Sammlun- gen durchgesehn; er berichtet hier über den ornithol. Theil derselben und gibt einige Bemerkungen über neue oder seltene dort gefundene Vögel. Die Samm- lung der Akademie of N. Se. in Philadelphia ist sicher die beste zool. Samm- lung in der neuen Welt, undin der Ornithologie und vielleicht einem oder zwei andern Punkten wahrscheinlich jedem Museum Europa’süberlegen. 1852 schätzte man die Vögel auf 27000 Exempl., seit dieser Zeit ist diese Zahl beträchtlich gewachsen. Da auch die Bibliothek, besonders der ornithol. Theil, wirklich complet ist, und man den Fremden mit der grössten Liberalität entge- genkommt, so ist die Akademie von Philadelphia für das Studium der Ornithol. sicher der geeignetste und förderndste Ort der Welt. Mr. John Cassin wid- met seine Musse der Catalogisirung und dem Arrangement der Vögel, und hat bereits das Verzeichniss der Raptores, der Caprimulgidae und Hirundinidae pub- lieirt. Die Eiersammlung der Akademie, von der Dr. Heerman 1853 einen Catalog veröffentlicht hat, ist gleichfalls eine der ausgedehntesten in der Welt, und enthält eirca 1320 bestimmte Species. — Mr. Cassin besitzt auch eine Privat-Sammlung. — Das Lyceum of Natural History in New-York hat ge- genwärtig keine Sammlung, publieirt aber in seinen „Annals“ manche interes- sante ornithol. Arbeiten, besonders aus der Feder des Mr. George N. Law- rence, der sehr vertraut ist mit den Vögeln des nordamerik. Continents, und eine reiche Vögelsammlung besitzt, welche manche von ihm selbst als neu be- schriebene Species enthält. — Die Typen der von De Kay in der ‚Natural History of the State of New- York“ beschriebenen Vögel sind in Albany. — In Boston enthält das Museum der bekanntlich blühenden „Natural History Society“ eine gute Sammlung von besonders amerikanischen Vögeln. Eins ihrer Mitglieder, Dr. Thomas Brewer, hatein wahrhaft reiches Eier-Cab- net, und ist jetzt in Begriff, ein grosses Werk mit color. Tafeln über die Eier sämmtlicher Vögel Nordamerika’s herauszugeben. — Ein andres Mitglied der TE — Aral ai a} 1 ee IE EEIENE ER BEE 1 BZ 198 Gesellschaft, Dr. Samuel Cabot, besitzt eine Vögelsammlung, welche unter andern die Typen der von ihmin den „Proceedings and Journal“ der Gesell- schaft 1843 beschriebenen und von ihm selbst in Yucatan gesammelten Species enthält. — In Washington sind zwei Sammlungen, welche Aufmerksamkeit verdienen: die eine in dem Patent Ofice, mit den während der berühmten Ex- ploring Expedition des Oberst Wilkes und einiger andern Expeditionen des Gouvernements gemachten Sammlungen; die andre im Besitze der Smithsonian Institution, mit wahrhaft reicher Vogelsammlung, Resultat der neuern Expedi- tionen der Regierung und der zahlreichen Correspondenz der Institution. Die letzten Expeditionen haben neuerlich einen grossen Reichthum von Vögeln aus dem westlichen Theile des Continents geliefert, und die Publikation der Zoo- logie dieser Expeditionen (für die Prof. Baird, Cassin und andre Naturfor- scher jetzt engagirt sind) wird grossen Zuwachs für unsre Kenntniss der nord- amerik. Ornithologie bringen. — Prof. Baird’s Privatsammlung ist gleichfalls sehr vollständig und enthält manche von Audubon’s seltenern Typen. — Das College von Charlestown in Süd-Carolina besitzt eine interessante Natura- lien-Sammlung; die Vögel sind hauptsächlich nordamerikanisch, aber es gibt dort verschiedene seltene Species von Cuba, von Senior F. A. Sauvalle in Ha- vanna geschenkt. (Die einzelnen Bemerkungen über die seltenern etc. Arten sind auszüglich nicht zu geben). 17) Der Moniteur grec bringt in: Nr. 20. Jahrgang 1856 eg von Dr. Linder- mayer in der Isis 1843 publieirte „Verzeichniss der Vögel Grie- ehenlands“ nebst einem Nachtrage der seit 1842—1855 von demsel- ben beobachteten Arten. 1843 hatte Dr. L. 263 Arten aufgeführt; in den 13 Jahren sind 39 hinzugekommen. Es sind folgende: Ag. pen- “ nata, Bonellüi, F.concolor, Milv. parasit., Strix flammea, Bubo ascalaphus, Coceyst. glandar., Pie. leuconotus, Alc. rudis, Mer. persica, Alauda deserto- rum, Philerem. isabell., Emb. pithyornus, Pyrrh. githaginea, Calamophil. barbatus, Par. cristatus, Tichodr. muraria, Anth. arbor. Richardi, spino- letta ( Vieill.), Turd. torgq.; Sylv. conspicill., subalp., provine., guttata (Land- beck), sarda, Lanius meridion., Hir. rupestris, Columba aegypt., Pterocl. arenarius, Starna cinerea, Grus virgo, Tringa Schinzii, Ardea russata, Phoe- nicopt. roseus, Mergus castor, Pelec. crispus, Larus atrieilla, Sterna cantiaca. 194 IV. Bekanntmachungen. Das IV. Heft, enthaltend das Protokoll und die Beilagen der XI. Ornithologen-Versammlung zu Rostock wird möglichst bald geliefert werden, und das V. Heft, falls es nicht mit diesem zu- sammen ausgegeben werden kann, demselben sofort folgen. Mit dem jetzigen Hefte wird zugleich das Inhaltsverzeichniss der VI ersten Jahrgänge der Naumannia versandt werden; am Schlusse des Jahrganges soll jedesmal ein gleiches geliefert werden. Die Naturwissenschaften, speciell die Ornithologie und unsre Gesellschaft haben binnen kurzer Zeit einen dreifachen, schweren, zum Theil unersetzlichen Verlust durch den Tod des Prinzen Char- les Lucian Bonaparte, des Prof. Dr. J. F. Naumann und des Geheimrath Prof. Dr. H. Lichtenstein erfahren. Wir erfüllen hier- mit die traurige Pflicht der vorläufigen Anzeige und werden die Ne- krologe der geschiedenen Meister unserer Wissenschaft im nächsten Hefte geben. Die Redaktion. Leipzig, Druck von Giesecke & Devrient. Protokoll der XI. Versammlung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 1. 2 3 4. 5. 6 7 8 ) zu Rostock vom 15. bis 18. Juni 1857. Präsenzliste. Herr Lehrer Alms aus Retschers in Mecklenburg. ” ” ” ” ” ” „ Pfarrer E. Baldamus aus Diebzig. Prof. Dr. E. D. H. Becker aus Rostock. Dr. med. F. Benefeld aus Rostock. Prof. Dr. H. Blasius aus Braunschweig. Dr. Bodinus aus Greifswalde. Forsteleve B. Borggreve aus Münster. Senator OÖ. Danneel aus Teterow. Bankdirektor W. Ehmer aus Dessau. Forstinspektor G. Garthe aus Gelbensande bei Rostock. Forstmeister von Graevenitz aus Bützow. Einnehmer E. Griesing aus Cöthen. Buchhändler Dr. J. Hoffmann aus Stuttgart. Stud. med. A. Herre aus Greifswald. Prof. Dr. H. Karsten aus Rostock. Major Kirchhoff auf Schäferhof bei Nienburg (Hannover). Rentier G. H. Kunz aus Leipzig. Zahnarzt Maddauss aus Grabov. Staatsrath Dr. A. von Middendorff aus St. Petersburg. Steinschleifer A. Müller aus Rostock. Lieut. Balduin von Münchhausen aus Leitzkau. Rittergutsbesitzer Carl Nette aus Wörbzig. Lieut. von Preen aus Schwerin. ? Raddatz ? Naumannia 1857. 15 196 25. Herr Oekonom J. Reinicke aus Kleinpaschleben bei Cöthen. 26. ,„ Lehrer Riefekohl aus Rostock. 27T. ,„ Prof. Dr. J. Roeper aus Rostock. 28. ,„ Baumeister A. Sehring aus Edderitz. 29. ,„ Prof. Dr. H. Stannius aus Rostock. 30. , Conservator 8. Steenbock aus Rostock. 31. , Gutsbes.H. Wendenburg aus Beesenstädt (Prov. Sachsen). 32. „ Inspector ©. F. Wiepken aus Oldenburg. 83. „ Pastor H. Zander aus Barkow bei Plau (Mecklenburg). Rostock am 15. Juni. Die Versammlung wurde in dem mit jungen Tannen und an- dern Gewächsen sowie mit Vögeln sinnig und geschmackvoll deko- rirten Saale des Hötel de Russie (wo auch sämmtliche Gäste nahe beisammen wohnten) Abends 9 Uhr durch den Lokal-Geschäftsführer, Herrn Prof. Dr. Röper, mit einer freundlichen und herzlichen Will- kommens-Rede eröffnet. Die Wahl zum Vorsitzenden lehnte Herr Prof. Röper ab, und hatten Herr Prof. Dr. Stannius und Herr L. Balduin von Münchhausen die Güte die auf sie gefallene Wahl zum I. und II. Vorsitzenden anzunehmen. Zu Schriftführern wur- den die Herrn Stud. med. Herre und Forsteleve Borggreve ge- wählt. Darauf wurde die Tagesordnung und das Programm vorläufig besprochen und festgesetzt. Auf ersterer stehen von den frühern Versammlungen her noch immer: 1) Die Frage: Was ist Species? 2) Die Gruppe der Falken. 3) Die Gruppe der Pieper. 4) Die Gruppe der Gänse. 5) Die Gruppe der Schwäne. 6) Die Frage: Woher kommt die bedeutende Verminderung der Vögel und wie ist dagegen anzukämpfen? Zu fernern Vorträgen erbieten sich: 1) Prof.Dr. Stannius: über einige Eigenthümlichkeiten des Stimm- Apparates sowie sonstige anatomische Unterschiede verschie- dener Vögel. 2) Prof. Dr. Blasius: über den Bau.des Vogelflügels. 3) Dr. J. Hoffmann: über fossile Vogeleier. 197 4) Inspector Wiepken: über ein brütendes Männchen von Calli- pepla californica. 5) Prof. De. Röper: über Guano-Eier. 6) Pf. Baldamuss über die diesjährige häufige Fortpflanzung von Otus brachyotus in der Elb-Saal-Niederung. Ferner stehen auf der Tagesordnung: Neuwahl des Vorstandes und einige Anträge. Schluss der Vorversammlung gegen 11 Uhr. Dienstag den 16. Juni. Die erste Sitzung wird früh 9 Uhr durch den Vorsitzenden Herrn Prof. Dr. Stannius eröffnet, der die Versammelten nochmals willkommen heisst. Der Sekretär erstattet darauf den Jahresbericht. Der Ge- sellschaft sind im Laufe des Geschäftsjahres als ordentliche Mit- glieder beigetreten: 1. Herr Förster ©. E. Diezel in Kleinwallstadt bei Aschaffenburg. D ”„ 10. „ I nn... RER _ ER :, Ir in 1 ie, 2: Be Hofjäger A. Thiele in Dessau. Rentier A. Troost in Leipzig. Dr. ©. L. Gloger in Berlin. Conservator L. Martin in Berlin. Naturalienhändler O. Klocke in Dresden. Thalammann F. J. Nager-Donazians in Andermatt, Uri. Naturalist C. Käsermann in Meyringen, Oberhaslethal. Forstbeamter A. Rafn in Gram bei Hadersleben. Stud. med. Herre in Dessau. Gymnas. Theodor Holland in Stargard in Pommern. Pastor Theobald in Kopenhagen. Kaufmann Wilh. Schlüter in Halle. Major von Rohrscheidt in Halberstadt. Prof. Dr. May in Dillingen a. d. Donau, Bayern. Lehrer C. Jäger in Bischofsheim bei Hanau. Kataster-Controlleur Gaus in Blankenheim, R. B. Achen. Forsteleve Bernard Borggreve, z. Z. in Genthin. Mühlenbesitzer Bernhard Liebe in Rosslau. Buchdruckereibesitzer H. F. Giesecke in Leipzig. „ »- Alph. Devrient in Leipzig. Ausgeschieden sind durch den Tod: 2 ordentliche Mitglieder 15* 198 (Hofrath J. C. Pannier in Zerbst und Naturalienhändler Ed. Müller in Berlin). Die Gesammtzahl der ordentlichen Mitglieder be- trägt demnach 165. Zu Ehrenmitgliedern wurden von der X. Ver- sammlung 16*) und im Laufe des vergangenen ‚Jahres 2 (die HH. Proff. Don Ignazio Vidal und Arigo in Valencia) creirt; die An- zahl der Ehrenmitglieder ist somit auf 37 gestiegen **). Der Sekretär legt die eingegangenen Antwortschreiben der im vorigen Jahre creirten Ehrenmitglieder vor. Es sind solche einge- gangen von: 1) Sr. Hoheit dem Erbprinzen Leopold Friedrich Franz Nicolaus von Anhalt, v. 2. Sept. 1856. 2) Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzoge Stephan Franz Victor von Oesterreich, dat. v. 4. Nov. 1856. 3) Sr. Königl. Hoheit dem Grossherzoge Nicolaus Friedrich Peter von Oldenburg, dat. v. 4. Nov. 1356. 4) Sir George Robert Gray, Esq., Direktor des British Museum, dat. v. 24. Oct. 1856. 5) Sir Philip Lutley Selater, of Corpus Christi College, Oxford, dat. v. 26. Nov. 1856. 6) Herr Prof. ete. E. Mulsant in Lyon, dat. v. 28. Nov. 1856. 7) Sir George Ord, Esq., Präsid. d. Akadem. d. Wissensch. in Philadelphia, dat. v. 22. Aug. 1857. S. Kaiserl. Hoheit, Erzherzog Stephan „besitzt eine (sehr schöne) Vögelsammlung, zu der die Sandberger'sche Sammlung den Grund gelegt, Herr Pastor Brehm sehr viel Gutes geliefert hat“; ferner „eine kleine Raubvögel-Menagerie, die dem grossen Publikum lebend zu zeigen S. K. Hoheit desshalb für nutzbringend hält, weil es da das schädliche Federwild kennen und beurtheilen lernt. Unter den le- benden Raubvögeln sind 12 Species vertreten, — speciell interessant die Bussarde, die mitunter aus ein und demselben Horste ihrer ganz verschiedenen Färbung wegen gar leicht zu der Irrung Anlass geben könnten, als seien es Subspecies des gewöhnlichen Bussard“. S.K. Hoheit, der seit Jahren einer der hochgebildetsten Kenner und För- *) 8. Naum. 1856. p. 351. **, Ein neues Mitgliederverzeichniss ist unter der Presse und wird den Mit- gliedern zugleich mit diesem Hefte zugesendet werden. Beigetreten sind bis jetzt im J. 1857/8 14 ordentl. Mitglieder (s. hinten Bekanntmachungen), und er- nannt 3 Ehrenmitglieder. 199 derer der Omithologie ist, hat die Gnade, diejenigen Ornithologen, welche etwa in die Nähe des Schlosses Schaumburg kommen sollten, zur Besichtigung seiner schönen und hochinteressanten Sammlungen einzuladen. Es werden sodann die sonstigen Zuschriften und Zusendungen vorgelegt: 1) Ein Brief von Herrn Pastor Brehm, welcher der Vers. seine Grüsse sendet und sein Bedauern ausdrückt, derselben wegen häus- licher Leiden*) nicht, wie 'er noch vor Kurzem gehofft, beiwohnen zu können. Er schickt der Vers. eine Kiste, enthaltend eine höchst interessante Suite von einigen und achtzig Sperlingen, um daran seine Ansichten von Species und Subspecies praktisch enge (S. weiter unten). 2) Ein Brief von Hrn. Phil. mag. T. Hammargren in Carlstadt in Schweden, nebst Bemerkk. über Wermlands „Vogelfauna“ (siehe Beil. Nr. 1). 3) Ein Brief von Pastor ete. H. D. J. Wallengren in Trolle- Ljungby in Schweden, der „leider nur im Geiste bei der ihm so nahen Versammlung gegenwärtig sein kann“, und die Versammelten zu einem Besuche in Trolle-Ljungby ete. einladet. 4) Ein Brief von Mr. Edm. De Selys Longcehamps in Lüttich, der gleichfalls verhindert ist, nach Rostock zu kommen, und der. Bibliothek der Gesellschaft, sowie einigen Mitgliedern, seine neue- sten Arbeiten: a) Notices sur les Anatidae hybrides, und b) Ar- ticle bibliographique sur le Catalogue des Oiseaux d’Eu- rope de Msgr. le Prince Ch. L. Bonaparte, übersendet. 5) Ein Brief von Dr. A. Hummel mit der Anzeige, dass er in nächster Zeit nach Ustj-Laba, 10 Werst südlich von Anapa, im un- terworfenen Tscherkessenlande gehen, und in der noch wenig be- kannten Gegend viel für die Ornithologie thun zu können hoffe. 6) Ein Brief von Mr. Leon Olph-Galliard, 7) Ein Brief von Herrn Sanitätsrath Dr. Hennecke, 8) Ein Brief von Hrn. Domvikar Dr. B. Altum, 9) Ein Brief von Hrn. Pfarrer J. Jäckel, *) Unser lieber und unermüdlicher Freund wollte am Krankenbett seiner einzigen, geliebten und hoffnungsvollen Toehter bleiben, das leider bald darauf zum Sterbebett geworden ist. Man beklagte allgemein, unter dem Ausdrucke des lebhaftesten Mitgefühls, die Abwesenheit des rüstigen Veteranen ! 200 10) Ein Brief von Hrn. Buchhändler Jul. Bädecker, welche Herren sämmtlich bedauern, der Versammlung nicht beiwoh- nen zu können, ein Bedauern, das diese sehr lebhaft theilt. Herr J. Bädecker übersendet der Bibliothek ausserdem das II. Heft des prächtigen Eierwerkes seines Herrn Vaters, dessen vortreffliche Abbildungen allseits als das Beste des bisher in diesem Genre Gelei- steten anerkannt werden. (8. Beil. Nr. 13). 11) Ein Brief von Hrn. Dr. G. Hartlaub nebst dessen so eben erschienenem und längst erwartetem „System der Ornithologie Westafrika’s,“ und dem ‚„freundlichsten Grusse an die Versamm- lung“. Das vortreflliche Buch, von welchem der vielleicht grösseste Kenner der betr. Literatur, Ch. L. Bonaparte, der Pariser Akade- mie berichtet hat*), es sei ein wahres Muster von Fleiss, Vollständig- keit, Genauigkeit und trefflicher Anordnung ete., wird in dem Litera- turberichte weitere Besprechung finden. 12) Ein Brief von Hrn. Past. emer. Rimrod in Halle, mit einer „berichtigenden Notiz“ und den freundlichsten Grüssen an die Ver- sammlung. (S. Notizen) *). Es wird nun vom Hrn. Vorsitzenden die Frage: Was ist Spe- cies? zur Discussion gestellt. Es meldet sich Niemand zum Wort; Prof. Blasius meint, dass sich bei Gelegenheit der Besprechung ein- zelner Species Anknüpfungspunkte für das Allgemeine ergeben wer- den. Uebrigens werde hier’eine Discussion um so weniger lebendig werden, als die Gegensätze nicht vertreten und Opposition schwer- lich zu Tage treten werde, | Herr Prof. Dr. Stannius legt nun zunächst einen in Rostock geschossenen Eudytes glacialis vor, mit der Frage, ob man ihn für ein & oder ? zu halten habe? Nach genauerer Untersuchung ist man meistentheils für letztere Ansicht, die von Hrn. St. als die richtige bezeichnet wird. Es ist ein sehr altes Weibchen, welches wahr- scheinlich nicht mehr die Kräfte gehabt hat, in seine Heimath zu- rückzuwandern. Das Gefieder ist auffallend dicht. Die anatomische Untersuchung zeigte, dass jede Spur von Fett fehlte; das Brustbein *) Nachträglich noch ein Brief von Dr. N. Kjärbölling, der zu erschei- nen leider verhindert wurde, Er meldet unter Anderm, dass in diesem Sommer auf den Geyrvogel-Scheeren an der 8. W. Spitze von Island 4 Eier von Alca impennis gefunden worden sind! — N rg 201 war durch und durch atrophisch, wie es nur im höchsten Alter vor- kommt (Atrophia ossium senilis). ‚ Ueber die Falken sprach Herr Prof. Blasius. (S. Beil. Nr. 2). Er theilt die grossen Edelfalken in 4 Gruppen: 1) die nordi- schen Jagdfalken, 2) die Würgfalken, 3) die Lannerfalken, 4) die Wanderfalken. Zu den erstern gehören die drei Formen oder Arten: 1) F. arcticus, Hollb. (= candicans, Bp. Consp., = is- landicus, Schlg.) 2) F. candicaus, — auct., (= gyrfalco, Pall., K. & Bl. part., = candicans, Schlg.) 3) F. Gyrfaleo, K. & Bl. part. juv. — Zu den Würgfalken: 4) F. sacer, Schlg., (= F. lanarius, Pall., Temm., v. d. Mühlen, = cyanopus, Thienem., = milvipes, Hodgs., = Cher- rug, Gr., 5) F. mexicanus, Licht. — Zu den Lannerfalken: 6) F. tanypterus, Licht., (= Feldeggi, lanarius und Alphanet, Schlg. — barba- nus, Bp. = puniceus, Levaill. = tanypterus, cervicalis, biarmicus, Brhm.) T) F. cervicalis, Licht. (= chiqueroides, Sm. —=r biarmieus, Temm., Bp. Consp. — Zu den Wanderfalken endlich: 8) F. peregrinus, auct. und 8) F. peregrinoides, Temm. (= Feldeggi, Brhm sen. & jun. Ob die nordischen Falken, jedenfalls unterscheidbare Formen, auf Speciesdignität Anspruch machen können, müssen weitere Beobachtungen, namentlich der Fortpflanzungsgeschichte darthun. Baldamus hat bisher einen standhaften Unterschied hin- sichtlich der Grösse der Eier der nordischen Jagdfalken gefunden, und zwar bei je mindestens 50 Exemplaren der beiden grössern For- men (arcticus und candicans) und 5 oder 6 von gyrfalco. Nur erst in diesem Jahre hat er ein Ei aus Grönland mit der Bezeichnung „groen- landicus“ erhalten, was die Grösse der Eier von arctieus (islandicus) er- reicht. Da jedoch beide Formen in Grönland vorkommen, und dies Ei nebenbei auch das gröbere, rauhere Korn der Eier von jenem hat, so ist nicht gerade nothwendig, dass es dem candicans angehört, son- dern es kann ebensowohl ein Ei von arcticus sein. Die Maasse der vorliegenden Eier sind folgende: F. arcticus (island.) Nr. 1 Gr. Axe 64 MM. Kl. Axe 47 | F\ ” ” „2 nm 2 9.9.46 Island. F. ”. ” nd mn. nn Ei | F. candicans (groenland) „ 1 „ „698 „ nn. FE “ ” ee aus Grönland. F. ” ” ” 3 ..” 561/g ” ”„ ” 44 F. Gyrfaleo hen Be N Lappland F. ” ” 2 ” ” 53 ” ” ” 421/, ED 202 F. sacer (Schlgl) Nr. 1 Gr. Axe 54 MM. Kl. Axe 42 F. ”„ ”» 2 ” „ 54 „ ”„ ”„ 41!/, >) F. „ ” 3 „» 53 2 Baer) Way.) 41 RER F. ”„ ”„ 4 ” ” 52 ”„ „ „ 42 F. per egrinus ” 1 „nn 53 BE 30%) 2 bis 2 } Deutschland. Man sieht hieraus, dass die Maasse, besonders unter den nordi- schen Edelfalken, bedeutend differiren: areticus 64—601/, candicans 5T—56!|, gyrfalco 54—53 sacer 54—52 peregrin. 535—46 Das Ei Nr. 8 von peregrinus ist ausnahmsweise klein; die meisten Eier haben die Grösse von 51—49 und 40—39 MM., so dass die Ver- schiedenheit der Maasse innerhalb derselben Art doch geringer erscheint, als die der Arten oder Formen der nordischen Falken. Ob die Eier, welche er im Banat, gegenüber der Serbischen Küste, ge- funden, der östlichen Art (sacer) oder der südlichen (tanypterus, Licht.) angehören, möchte schwer zu entscheiden sein. Die Maasse dieser Eier, — die sich im Korn ebenso zu denen von sacer aus Südrussland verhalten, wie die von arctieus zu denen von candicans, — sind zwi- schen 56 und 54t/, MM. Länge und 41—40!/, Breite. Bezüglich der Pieper, von denen eine Anzahl Exemplare vor- liegt, scheint eine Uebereinstimmung mit den Ansichten von P. Bla- sius (s. Naum. 1856. p. 459 ff.), die dieser noch einmal kurz ent- wickelt und an dem vorhandenen Material demonstrirt, herrschend werden zu wollen. Blasius bemerkt noch am Schlusse seiner De- monstration, dass einzig nur noch über Anth. Iudovieianus einige Zwei- fel bestehen könnten. Er habe beide Formen, auch den normalen aquaticus, aus Labrador erhalten und sei geneigt, ludovieianus, der constant kleiner sei, für specifisch verschieden zu halten. H. Kunz behauptet, dass die Eier von Zudovic. stets auffallend kleiner seien, als die von aquaticus. Baldamus fügt hinzu, dass sie in der Grösse denen der Wiesenpieper (A. pratensis) nahe kommen, und dass ihm unter mehr als 100 Wasserpieper-Eiern nur ein einziges von der Grösse derer von ludovic. vorgekommen sei. Sie sind darin ganz gleich mit den drei Exemplaren von A. rupestris, die er von Degland und aus Schweden erhalten, und die demnach allerdings merklich kleiner, als die von aquatieus sind. Die mittlere Grösse von letztern ed en A dt a iu 203 ist 21 und 16 MM., die von Zudovie. und rupestris oder obscurus 181/; und 141/, MM. Herr Prof. Dr. Röper legt darauf einige im Guano gefundene Eier vor. Nr.1 hatbei 61 MM. Länge 39 und 44 MM. Br. (es ist nämlich seitlich zusammengedrückt), wiegt 6 Loth, ist so fest, dass es zur Hälfte, mittelst einer Stahlfedersäge, durchgesägt und mit einem Meissel nicht ohne einige Gewalt auseinandergesprengt werden musste. Das andre, etwas kleiner, defekt und so mürbe, dass es schon bei gelindem Drucke auseinander fiel, ist viel leichter (specifisch) und wiegt nur 31/, Loth, während es im Verhältniss zu Nr. 1 etwa 5 Loth wiegen müsste. Nr. list von blättrig kristallinischem Gefüge mit Perlmut- terglanz, der sich auch auf der glatten Schnittfläche zeigt, Eiweiss und Dotter von hell bräunlichgelber Farbe. Letzteres ist durch eine, der etwas platt gedrückten Form des ganzen Eies conforme, theils hellere theils dunklere Linie von ersterem abgesetzt. In der Mitte des Dotters findet sich ein gleichfalls conformer Kern von 6 MM. Durchmesser und von einer kristallinischen schwarzen, im Sonnen- licht stahlblau schillernden Masse, die indess häufig von unregel- mässig concentrischen, dünnen Lagen der Eiweissmasse durchsetzt ist. Nr. 2 hat noch ein entschieden strahlig-faseriges Gefüge, ähn- lich wie Asbest; doch zeigen sich bereits Spuren von dem blättrigen Gefüge des ersten. Nahe am Rande der Breitseite (— das Dotter scheint sich gesenkt zu haben, wie es oft bei lange liegenden Eiern vorkommt), fast in deren Mitte ist eine Lage von braunschwarzer, amorpher Masse, nur mit einigen Andeutungen von eingesprengten kleinen Kristallen. Beide Eier haben den eigenthümlichen Guano- geruch, Nr. 2 aber einen weit schärfern. Der Grösse und Gestalt nach — die Schale ist zwar zu erkennen, von Poren aber keine Spur, — könnten die Eier Tachypetes Aquila angehören *). *) Herr Prof. Röper hat die Güte gehabt, mir diese Eier zu obiger Unter- suchung zu überlassen. Ich werde je eine Hälfte Hrn. Prof. Dr. Stöckhardt zur chemischen Analyse übersenden, und die Resultate derselben mittheilen. Ein Hühnerei, das mir durch die Güte des Hrn. Dr. Gerold in Aken zu- gestellt wurde, und das seit dem Jahre 1709 im Akenschen Rathhause vergra- ben gelegen hat, zeigt grosse Aehnlichkeit mit diesen Guano-Eiern. Das Ei- weiss hat sich in eine amorphe (glasige) Masse von braungelber Farbe verwan- delt, welche, vollkommen durchsichtig, das Eigelb umgibt. Dies hat eine schief- rige Struktur, mit einer Menge sehr deutlicher Schichten, die dunkler und nur in den dünnen Blättehen durchscheinend. Unter der Loupe bemerkt man Spu- 204 Ueber die Gänse entsteht eine längere Discussion, an der sich besonders die Herren Blasius, v. Münchhausen, v. Preen, Zan- der, Baldamus u. A. betheiligen, und deren Endresultat die Klage ist: dass viele Arten auf an sich unerhebliche und wenig constante Charaktere gegründet worden sind, dass man die schwierigen Arten noch zu wenig im Freien, d.h.im wilden Zustande hat beobachten können, und dass es jedenfalls gewagt sei, nur im gezähmten Zustande vorgekommene Abweichungen und Eigenthümlichkeiten als Species- kennzeichen aufzustellen. A. brachyrhynchus, arvensis, minutus, Naum., pallipes, etc. bedürften noch sehr der Begründung. Zumal auf Grös- senunterschiede sei grade bei den Gänsen wenig zu geben; die Eier der verschiedenen Bruten seien von sehr verschiedener Grösse, folg- lich auch die daraus entstehenden Jungen. Endlich seien auch keine andern Vögel so sehr zur Bastardirung geneigt als die Anatiden, was . man im Freien wie in der Gefangenschaft beobachtet habe. Herr Lieut. von Preen führt als Beitrag zum Beweise dieser Behauptung noch an, dass er 1 M. von A. ferina und 4 M. von M. serrator um ein W. der letztern Art beschäftigt gesehn, und den Akt der Begattung habe vollziehen sehn. Herr B. von Münchhausen führt noch an, dass sich der Schnabel seiner gezähmten (und zwar ausserordentlich zahmen) A. segetum im letzten Winter'wiederum verändert habe. Als er sie vor 15 Jahren erhalten, sei sie vollständig segetum gewesen: der Schnabel lederschwarz, mit einem 3/g Zoll breiten orangegelben Bande hinter dem Nagel. In den folgenden Jahren veränderte sich die Färbung des Schnabels dergestalt, dass sie den Uebergang von segetum zu arvensis zeigte: die hochorangegelbe Farbe erstreckte sich auf die Leiste des Oberschnabels bis zum Mundwinkel, und auf die vordere Schnabelhälfte traten zu beiden Seiten und auf die Firste orangegelbe Flecke; auch hinter die Nasenlöcher erstreckte sich diese Färbung, nur war dieselbe weniger lebhaft und mehr fahl; hin- ter der Schnabelwurzel zeigten sich die 3 halbmondförmigen weissen Federrändchen, nach deren Vorhandensein man im Allgemeinen eine Wildgans als jung oder alt anspricht. Seit dem vergangenen Winter nun hat sich die ganze nicht regelmässige Färbung des Schnabels ren entstehender, sehr kleiner Kristalle. Die Schale ist fest, die Poren mit einer wahrscheinlich von innen heraus gedrungenen schwärzlichen Masse angefüllt. Die Häute sitzen fest an der Schale. Baldamus. 205 verloren: dieser ist schwarz bis auf das gewöhnliche Band über dem Vorderschnabel, nur die Leiste bis zum Mundwinkel ist noch unre- gelmässig breit gefärbt; doch scheint auch hier sich die helle Farbe zu verdunkeln. Die weissen Federchen an der Wurzel sind bis auf ein Atom verschwunden. In schlechter Wartung oder zunehmender Alterschwäche hat dieser Farbenwechsel schwerlich seinen Grund. Der vielleicht 20jährige Vogel ist noch im Vollbesitz seiner Gesund- heit, denn ich erzog im vorigen Sommer von ihm Bastarde mit einer graugescheckten Hofgans. „Specielle Beobachtungen über das Ein- trocknen des Schnabels habe ich nicht gemacht: es fehlt mir leider immer an Exemplaren zum Vergleichen. Der Schnabel ist ziemlich hoch und zusammengedrückt, wenigstens auffallend mehr als bei 4. albifrons. Die Textur ist auffallend hart, doch dies wol lediglich Folge des Alters, bei dessen Eintritt auch die Schnäbel andrer Vögel, die einen lederartigen Hautüberzug haben, z. B. die Tauben, merklich eintrocknen und fester werden. Noch möchte ich bemerken, dass als vor 2 Jahren der Berliner zool. Garten von Amsterdam mehre (ich glaube 5 Stück) A. albifrons erhielt, sich unter diesen eine mit rosenrothen Füssen — pallipes oder roseipes — befand, welche sich nicht allein durch Grösse, dickern Hals, überhaupt stärkere Statur, lichtere Färbung juud weniger schwarze Brustzeichnung von den an- dern unterschied, sondern auch im Zwinger stets abgesondert von ihnen stand, und sich im Körperbau, Habitus und Manier, ich möchte fast sagen: so zu den ächten erythropus verhielt, wie A. cinereus zu sege- tum. — Leider fehlt es mir an Gelegenheit, recht viele Comparations- stücke zu bekommen, und ich möchte desshalb die werthen Gesell- schaftsgenossen bei dieser Gelegenheit ersuchen, mir wenn irgend möglich zur Erlangung derselben behülflich zu sein.“ Die Debatte wird mit dem Wunsche geschlossen, dass der immer noch auf der Tagesordnung stehende Gegenstand künftig bessere, auf reicheres Material und genügendere Beobachtungen gegründete Resultate ge- ben möge. Nach einer halbstündigen Pause trägt Herr C. Wiepken seine Beobachtungen über Callipepla californica vor, und legt die prächtigen Wachteln und ihre den Eiern unserer europ. Wachtel sehr ähnlichen Eier vor. (S. Beil. Nr. 3). Herr Prof. Blasius spricht „über den Bau des Vogelflügels“ (s. Beil. Nr. 5), seinen Vortrag durch De- monstrationen an dem betreffenden Material erläuternd. Herr Prof. 206 Dr. Stannius hält darauf einen mit Demonstrationen an seinen vor- trefllichen Präparaten verbundenen Vortrag über das Stimmorgan einiger Vögel (s. Beil. Nr. 4), der lebhaftes Interesse erregt und die Bitte um weitere derartige Belehrung hervorruft. (Schluss der ersten Sitzung gegen 2 Uhr). Nach dem Mittagsmahle wurde eine gemeinsame Wasserfahrt mittelst Dampfschiff nach dem Hafen von Rostock, Warnemünde, gemacht. Auf den feuchten Wiesen innerhalb der niedrigen Dünen gab es junge Tot. calidris und Tringa alpina. Nach der Rückkehr von dem sehr angenehmen Ausfluge wurde unter freundlicher Führung des Herrn Geschäftsführers die unter seiner Leitung stehende zoolo- gische Sammlung und die sehr reiche und interessante Bibliothek der Grossherzogl. Universität besichtigt. Der Abend versammelte die Gesellschaft wieder in dem Saale des Gasthofes. Mittwoch den 17. Juni. Die Frühstunden bis zum Beginn der Sitzung werden der Be- sichtigung einiger mitgebrachten oder zugeschickten Vögel und Eier gewidmet. Die Sitzung selber wurde vom Herrn Vorsitzenden um 8!/, Uhr eröffnet. Es wurde zunächst der geschäftliche Theil der Tagesord- nung erledigt. 1) Die Wahl des nächstjährigen Versammlungsortes. Von Herrn Dr. Jul. Hoffmann aus Stuttgart erging eine Einladung nach seiner Vaterstadt. Man kam indess dahin überein, dass nicht zwei Versammlungen hinter einander an die Grenzen Deutschlands zu verlegen seien, und wollte die Gastfreundschaft des freundlichen Einladers fürs zweite Jahr in Anspruch nehmen. Prof. Blasius schlug nun den Brocken vor, setzte auseinander, dass der Harz ziemlich in Mitten Deutschlands liege, für viele Mitglieder gewiss ein Anziehungspunkt sei und leicht per Eisenbahn, sogar bis zum Fusse des Brockens (Harzburg), zu erreichen sei. Das erweiterte Brocken- haus habe Raum genug zu Beherbergung der Versammlung, nament- lich wenn der Wirth im Voraus benachrichtigt werde; es sei ein zweiter Saal erbaut, der in Beschlag genommen werden könne; das Leben sei nicht theurer als sonst in den Hötels, und das Zusammen- 207 sein dort sicher ein sehr gemüthliches. So überraschend dieser Vor- schlag zunächst war, so fand er doch bald allgemein Anklang, und wurde das Brockenhaus einstimmig als nächstjähriger Ver- sammlungsort gewählt. Prof. Blasius schlug dann vor, am Vor- tage der Versammlung in Harzburg zusammenzutreffen, erbot sich zum Geschäftsführer und schlug als zweiten noch näher woh- nenden Hrn. Sanitätsrath Dr. Hennecke in Goslar vor. Als Zeit der Versammlung wurde die erste volle Woche des Juni bestimmt. Es war statutenmässig ein neuer Vorstand zu wählen. Man schlug vor, wieder zu den Vorschriften der Statuten zurückzukehren, von denen man ohne Grund abgewichen sei, und 5 anstatt 3 Vor- standsmitglieder zu wählen. Der Vorschlag wurde einstimmig an- genommen. Mit absoluter Stimmenmehrheit wurden in den Vorstand gewählt die Herrn: Prof. Dr. J. F. Naumann, Pastor Chr. Brehm, Prof. H. Blasius, Pastor H. Zander und Dr. phil. J. Hoffmann. Die übrigen Stimmen fielen auf die Herren Dr. G. Hartlaub, Bald. v. Münchhausen und Pf. J. Jäckel. Der bisherige Sekretär und Rendant wurden einstimmig wiedergewählt. Nachdem Herr von Münchhausen in Abwesenheit des Herrn Prof. Dr. Stannius den Vorsitz übernommen, beantragt Pf. Baldamus die Herren Prof. Dr. Stannius und Prof. Dr. Röper, als Beweis der Anerken- nung ihrer aufopfernden Fürsorge für die Versammlung, zu Ehren- mitgliedern zu ernennen. Der Antrag wird mit lebhafter Accla- mation begrüsst und einstimmig angenommen, da sich wol bereits jeder der Anwesenden den beiden Herrn für vielfache Güte und Freundlichkeit verpflichtet fühlte. Herr G. H. Kunz stellt darauf den Antrag, dass dem „Journal für Ornithologie“ ete. das ihm gegen seine, des Antragstellers, An- sicht in Gotha eingeräumte Prädikat „Organ der D. ©. G.“ wieder . entzogen werde, das es dies in Wirklichkeit weder vorher gewesen noch nachher geworden sei, und die Zwecke der Gesellschaft wenig oder gar nicht fördere, der Herr Redacteur desselben, wenn auch nur privatim, sich denselben sogar feindlich und wenigstens schaden wol- lend erwiesen habe. Pf. Baldamus erklärt, dass er allerdings auch von die Versammlungen herabsetzenden und beleidigenden Aus- lassungen der Redaktion vernommen, und dass auch nach seiner An- sicht eine Zeitschrift, deren Redakteur den Versammlungen der Ge- 208 sellschaft zu schaden suche, nicht wohl „Organ dieser Gesellschaft“ sein könne, so lange diese ihren Statuten getreu bleibe. Prof. Bla- sius schlägt vor, „einfach den ersten Passus des $. 9 der Statuten wieder in Kraft treten zu lassen, und die Redaktion des Journals von diesem Beschlusse, falls er angenommen würde, zu benachrichtigen“, Diese Fassung des Antrags wird einstimmig angenommen. Ferner wird von den Hrn. Pf. Zander, Major Kirchhoff, Prof. Blasius u. A. der Antrag gestellt und unterstützt „das Heft der Naumannia, welches das Protokoll und die Beilagen etc. der Ornithologen-Ver- sammlungen enthält, soll künftig und von jetzt ab auf Kosten der Ge- sellschaft (aus den Jahresbeiträgen) gedruckt und sämmtlichen Mitglie- dern gratis zugesendet werden“. Der Herausg. der Naum. erklärt sich damit einverstanden unter der Bedingung, „dass dies den Mit- gliedern der D. O.-G. als Extraheft zuzusendende Heft zugleich einen ‘ integrirenden Theil dieser Zeitschrift bilde, und dieser gleichfalls beigefügt werde, so zwar, dass die Mitglieder, welche auf die Nau- mannia abonnirt haben, diese um 1/; des Preises billiger erhalten“, Der Antrag wird mit diesem Zusatze angenommen, und der Herausg. beauftragt, das Nöthige behufs Ausführung dieses Beschlusses ein- zuleiten. Der Herr Vorsitzende erinnert nun an Nr. 5 der Tagesordnung, die Besprechung der Schwäne. Da kein Material vorliegt, so geht man zur Verhandlung der von Hrn. Past. Brehm zur Tagesordnung gestellten Frage über: Woher kommt die bedeutende Verminderung der Vögel und wie ist dagegen anzukämpfen? Herr B. von Münchhausen. Dass sich manche Vogelarten seit Menschengedenken sichtlich vermindert haben, ist eine so ausge- machte Sache, dass darüber weiter nicht zu reden ist. Es frägt sich nur: welches sind die Gründe dieser Verminderung? Unsere Sache — und das ist ja neben der Kenntniss der lieblichen Geschöpfe haupt- sächlich auch deren Schutz — unsere Sache hat einen Feind, mit dem sie in dieser elenden Zeit, wo allein der Papierthaler herrscht, den Kampf nicht bestehen kann: das ist die steigende Lan- descultur, welche in täglicher Consequenz langsam aber desto sicherer eine Species nach der andern, ein Genus nach dem andern aus ihren alten Wohnplätzen verdrängt. Separation der Grundfläche, Entwässerung, später Drainage, Ausroden von Bäumen, Hecken und 209 Remisen treiben erst Schwimmer, dann Wader, dann Läufer, dann Flieger aus ihrem Paradies. Aus Rohrteichen und Morästen werden erst Wiesen, dann Raps- und Rübenfelder, die bald darauf von Chaus- seen und Eisenbahnen durchschnitten werden. So ist es möglich geworden, dass ohne die Devastationen seitens der neuerlich vielge- schmäheten „Oologen“ und ohne die Jägerhorde von 1848 ein früher reich belebtes Eden zur Wüste wurde. Denken wir zurück an die Zeit der Dreifelder-Wirthschaft: Trappen, Fasanen, Hühner, Wach- teln waren vertheilt in den weitläufigen, mit Winter- und Sommerge- treide bebauten Flächen, und erzogen hier ungestört ihre Brut. Nach der Ernte zogen sie sich in die Kartoffelfelder und Dornremisen, die ihnen an jedem Graben Schutz boten. Jetzt ist der Getreidebau auf unzählige, übersehbare Parcellen vertheilt, und gerade die durch Raps- und Kleebau gebotenen Deckungen, die früher ganz fehlten oder nicht nennenswerth waren, sind der Vermehrung des Hühner- wildes nicht zuträglich. Von der Natur darauf hingewiesen, unter dichter grüner Decke sein Nest zu bauen, wird ihm diese gerade verrätherisch; denn die herangewachsene resp. reife Pflanze wird ab- geschnitten, bevor die Brut herangewachsen resp. auch nur ausge- brütet ist. Die Dornremisen sind aus den meisten Gegenden bereits völlig verschwunden, so dass dem Wilde auch dieser Herbst- und Winterschutz fehlt. Ist jetzt oder überhaupt zeitweilig nichtsdesto- weniger eine Vermehrung desselben bemerkbar, so ist dieselbe theils dem Umstande beizumessen, dass das Raubzeug auf der Erde und in der Luft gleichmässig unter dem Einflusse der steigenden Landes- eultur leidet; theils aber auch der durch die veränderten Oertlichkei- ten bedingten Lebensweise des Hühnerwildes. Denn während sich früher im goldenen Zeitalter der Feuerschlossflinten das Volk Hüh- ner vor dem Jäger drückte, schützt es sich jetzt vor dem exacten Pereussionsschlosse durch die Schnelligkeit und Kraft seiner Flügel: in weiter, sicherer Ferne steht es auf und fällt nicht eher wieder ein, bis es dem podagristischen Jäger’zu Fuss kaum noch erreichbar ist; und wie oft blickt man sehnsüchtig dem über die Grenze der jetzt auf das Minimum reducirten Jagdgründe ziehenden Volke nach! Hierin findet sicher die oft paradox klingende Klage aller Jäger, „dass die Hühner von Jahr zu Jahr schlechter halten“, ihre Erklä- rung und volle Begründung. Dass sich für manche andre Vogelart eine ähnliche Historie der 210 lokalen Verminderung resp. ihres gänzlichen Verschwindens ganz aus denselben Gründen aufstellen lässt, brauche ich nicht zu erwähnen: Trappen, Kraniche, Reiher u. m. a. sind von der Cultur aus ihren frühern Wohnplätzen vertrieben und sichtlich vermindert worden. Daneben verdient aber wol bemerkt zu werden, dass sich andre Species anstatt der vertriebenen einstellen, denen die früher unbe- wohnbaren Lokalitäten jetzt wohnlich geworden sind. Und stände das überhaupt wol nicht im Causalzusammenhange mit der von un- serm Altmeister in Ziebigk beobachteten Thatsache der allmähligen Einwanderung und Einbürgerung einzelner früher nicht heimischen Arten? B. Sehring fügt hinzu, dass die Lerchen, — noch mehr als durch den früher viel stärker betriebenen Fang — durch die in Folge der bessern Ackereultur verminderten Unkräuter, z.B. der Hirsegräser (Panicum) ete., deren Samen sie fressen, vertrieben wer- den. Der Zuckerrübenbau und Cichorienbau ist den Lerchen jeden- falls ungünstig. Dr. Bodinus bemerkt: besonders sollten auch Ornithologen und Oologen selber mässig sein, nicht Hunderte von alten und jun- gen Vögeln vertilgen, nicht ganze Brutplätze vernichten. Er habe so ‘eben in Begleitung des Hrn. Stud. Herre auf Rügen und sonst eine Masse von leeren Nestern gefunden, denen von habsüchtigen Samm- lern die Eier geraubt seien. Prof. Blasius kann nicht zugeben, dass der vom Vorredner an- geführten Thatsache grosses Gewicht beigelegt werde, so sehr ihm auch das unwissenschaftliche und nur Gelderwerb bezweckende Ne- sterplündern reisender Sammler oder sammelnder Reisenden zuwider sei. Ornithologen und Oologen — jene Vogel- und Eierschache- rer könne man ja nicht mit diesen Ehrentiteln benamsen — hätten noch niemals Schaden gethan. Pf. Baldamus schliesst sich ganz der von seinem Freunde Blasius ausgesprochnen Meinung an. Er kennt so ziemlich alle Eier- Lieferanten in Europa, und weiss, wie viel ungefähr die reisenden Sammler mitgebracht haben; er kennt auch annäherungsweise den Bestand der meisten namhaften Eiersammlungen: höchst wahrschein- lich enthalten alle zusammen nicht so viele Eier, als nur an zwei Brütplätzen in der Nähe Deutschlands, den Inseln Sylt und Eier- land, alljährlich zum Verspeisen gesammelt werden. Dass sich 21l die Vögel an den eben genannten Orten seit Jahrhunderten doch nicht merklich vermindert haben, liegt freilich an der klugen Scho- nung, die man diesen Vögeln angedeihen lässt, indem man sie nicht durch Schiessen am Nistplatze beunruhigt und sie, nachdem man ihnen 2 oder 8 mal die Eier genommen, das dritte, resp. vierte Ge- lege ausbrüten lässt. Uebrigens lassen sich die meisten Vögel, besonders die in Kolonieen nistenden, (Saatkrähen, Möven, See- schwalben ete.), gar nicht so leicht durch Wegnahme der Eier und Zerstören der Nester verscheuchen. In Naumann’s be- rühmten Wäldchen sind, um der überhand nehmenden Vermehrung der Saatkrähen Schranken zu setzen, die Eier aus den Nestern ge- holt, diese zerstört, die Alten wochenlang mit der Flinte und nächt- lich mit Schwärmern und Raketen beunruhigt, die Jungen alljährlich . zu Hunderten geschossen worden, und sie sind heute noch da. In Leipzig hatte sich in diesem Frühjahr eine Kolonie auf den hohen Pappeln der Promenade dicht an den Bahnhöfen der Magdeburg- Leipziger und Dresdener Eisenbahn, an einem der belebtesten und geräuschvollsten Punkte der belebten Stadt angesiedelt, und konnte nur durch energische Mittel nach einiger Zeit verscheucht werden. Auf dem Badetzer Teiche bei Zerbst hat es „ein paar Jahre“ ge- währt, bevor man durch consequente „Wegnahme ihrer Eier und Jungen, die man den Schweinen fütterte“, und durch ‚„‚andre Verscheu- chungsimittel“ es dahin brachte, dass die nützlichen Lachmöven (La- nus ridibundus) sich ganz weggewöhnten*) (— zum grossen Nachtheil der dort gehegten Wildgänse und Enten, denen zu Liebe man es zu thun wähnte; denn nun wurden deren Nester von Rohr-, Korn- und Wiesenweihen, Raben, Krähen, Elstern ete. gebrandschatzt, die sich sonst vor den Möven nicht blicken lassen durften —). Herr Baron Richard König-Warthausen hat (in der Naumannia) die sehr richtige Beobachtung mitgetheilt, dass wenn man den Vögeln das ganze Gelege nimmt, diese alsbald zu einem neuen Nestbaue schrei- ten“, der denn doch nur selten Gefahr läuft, von einem Oologen ent- deckt und gestört zu werden **). — Nun sind aber auch gerade die nützlichsten Vögel, die Höhlenbrüter, am meisten vor der Ver- *) Naumann’s Naturg. d. V. D., Bd. X. p. 292. **) Sogar dreimal nach einander, wie ich das wieder in diesem Jahre bei einem Paare Lanius collurio und Paris palustris beobachtet (s. Naum. 1857. II. Hft. p. 183). Naumannia 1857. 16 212 nichtung durch Menschenhand geschützt, denn es dürfte in der That nur sehr wenigen Meisen-, Specht- etc. Paaren passiren, dass ihnen zwei Gelege hintereinander von Menschen geraubt würden. Bei Weitem die meisten Nester werden durch Naturereignisse (Hochwasser, Platz- regen, Hagelwetter, heftige Stürme), durch Raubzeug, das von man- chen Förstern, seitdem es kein Schiessgeld mehr gibt, auf wahrhaft unverantwortliche Weise geschont wird, und durch land- und forst- wirthschaftliche Arbeiten und Nutzungen (Grasmähen, weidendes Vieh, Pflügen, Fällen alter Bäume u. s. w.) vernichtet. Sicher ha- ben alle Eiersammler aller Zeiten und aller Länder noch nicht so viele Bruten zerstört, als ein einziges Hochwasser im Mai nur allein in der Saal-Elb-Niederung vernichtet. Und wie viele Enten-, Fasanen-, Rebhühner-, Kampfhühner-, Kiebitz-, Lerchen- ete. Nester in demselben Territorium jährlich von den min- destens 30 hier nistemden 3 Weihenarten (Cire. rufus, cyaneus und eineraceus)*) zerstört werden, davon kann man sich einen Begriff . machen, wenn man sich der Beobachtung des Hrn. Amtm. Weste in Klietzen erinnert (Naum. 1853. p. 225). Uebrigens soll damit keines- wegs dem zweck- und nutzlosen Sammeln, wie es oft von Knaben, alten und jungen, getrieben wird; das Wort geredet sein, und Redner glaubt im Vereine mit den Hrn. Dr. H. ©. Lenz und Dr. ©. L. Gloger nicht wenig dazu beigetragen zu haben, dass in mehren Ländern Deutschlands die armen Vögel vor den Händen der eiersammelnden Jugend gesetzlich geschützt worden sind. Nur wolle man nicht das Kind mit dem Bade verschütten, und wie es neuerdings Mode gewor- den, gegen das wissenschaftl. Eiersammeln zu Felde ziehen! Denn noch einmal sei es gesagt: in einem einzigen Jahre werden viel mal mehr Eier zum Verspeisen gesammelt, als in allen Samm- lungen ausgeleert gelegen haben und noch liegen, und unbe- rechenbar mehr Bruten werden durch Naturereignisse als durch Menschenhand überhaupt zerstört! Die grösste Ver- minderung der Vögel, die dann aber nur eine lokale ist, wird aber allerdings durch die steigende Kultur herbeigeführt, wie Herr von Münchhausen bereits nachgewiesen. Ref. hat Hunderte von Eiern aus Nestern erhalten, die beim Gras-, Klee- und Esparsette-Mähen *, Die nebenbei in diesem Jahre freilich, sammt Krähen und Eulen, durch Einschränkung der Mäuse sehr nützlich waren. 213 zerstört wurden. So noch in diesem Jahre fast sämmtliche Eier von O. brachyotus, von der bei Weitem die meisten Nester, sicher gegen 200, auf diese Weise zu Grunde gegangen sein mögen. Was endlich die zum Behufe sammlerischer oder wissen- schaftlicher Zwecke geschossenen und gefangenen Vögel anlangt, so erreicht die Zahl der jährlich in Europa abgebalgten Vögel sicher nicht die Hälfte der in einem Jahre allein in An- halt geschossenen Rebhühner, oder der vom verst. Förster Naumann in manchen Jahren gefangenen Singdrosseln (7. musicus) u. 8. w.*). — Hätten vor zwei Jahren alle Omithologen den *) Zahlen beweisen! Vor mir liegt, indem ich Obiges niederschreibe, die Schussliste eines berühmten Jägers und praktischen Ornithologen, des vor einigen Jahren verstorbenen Försters C. Naumann in Kleinzerbst. Er hat in seinem einige hundert Morgen grossen Reviere in 28 Jahren (von 181643, die Listen der übrigen Jahre sind noch nicht zusammengestellt) geschossen: 9190 Rebhühner, 284 Wachteln, 90 Wildtauben, 648 Waldschnepfen, 103 Pfuhlschnepfen (Scol. major), 3854 Bekassinen (S$col. gallinago und gallinula), 74 Kampfhähne (Mach. pugnazx), 239 Strand- u. Wasserläufer (Totan., Tringa, Charadr.), 38 Wasserhühner, 1 Möve, 9 Keilhaken (Numen. argq.), 25 Brachvögel (Oedien. erepit.), 219 Gänse, 1953 Enten, 4 Taucher, 68 Störche, 54 Reiher, 6 Rohrdommeln, 11 Adler, 1150 div. Raubvögel, 167 Eulen!!! 84 Raben (Corv. coraz), 3618 Krähen, 21889 gefangen: 169 versch. Raubvögel, 5 Waldschnepfen, 51 Misteldrosseln (vescivor.), 845 Amseln und Ringamseln, 2990 Wachholderdrosseln (pilaris), 6476 Weindrosseln (eliacus), 12932 Singdrosseln!! (musicus), 1530 Dompfaffen (Pyrrh. vulg.), 277 Seidenschwänze (Bombye.garr.), 77 Häher (Garrul. gland.), 1701 Meisen (in 6 Jahren!), 27043 gefangen, 21889 geschossen, 48932 Vögel. Nehmen wir die höchste Summe an, so ist der48. Theil davon in dieSamm- lung seines Bruders, des Prof. Nau- mann, undin andre Sammlungen gewandert, und — wir wollen nur noch 20000 für die übrigen Jahre vor und nach obiger Liste rechnen — einige und sechzig Tausend in die Küche! — Man vergleiche damit die Notiz (Naum. 1853, p. 103 u. 1854 p. 207) über die Lieferung von 9826 Vögeln in ei- nem Jahre ete., und dann rede man noch von der Verminderundg der Vögel durch die Ornithologen oder deren Handlanger! Weiter: von eirca 50 Singdrossel-Nestern der ersten Brut, die ich jährlich hier beobachten konnte, kamen sonst vielleicht 10 glücklich durch; jetzt höch- 16* 214 Sommer über unausgesetzt auf die Störche Jagd gemacht, sie hät- ten sicher nur einen kaum merklichen Bruchtheil von dem Resul- tate erreicht, das ein einziger Sturm während ihres Zuges über das mittelländische Meer zu Wege brachte; so viel Wachteln sind seit ihrer Schöpfung gewiss nicht geschossen und gefangen — obschon die Italiener, Griechen ete. bei der Ankunft der ermatteten armen Vögel Erkleckliches darin leisten — als im Mittelmeer er- trunken sind; und schwerlich befinden sich 1700 Meisen oder 12932 Singdrosseln in sämmtlichen deutschen und europäischen Sammlungen. Neben der nicht abzuleugnenden stetigen Abnahme gewis- ser Vogelarten macht sich auch eine temporäre, allgemeine oder lokale, Verminderung derselben bemerklich, besonders unter den Zugvögeln. Als,eklatantes Beispiel der neuesten Zeit brauche ich nur an die Störche zu erinnern, die während ihres Zuges zu Millionen verunglückten, und in Folge davon überallhin in sehr gerin- ger Anzahl heimkehrten. Aber ihre frühere Anzahl wird wahrschein- lich bereits in wenigen Jahren wieder erreicht sein. Aehnliche Er- fahrungen hat man oft genug mit den Wachteln und andern über Meer wandernden Zugvögeln gemacht. Das zeigt sich sogar oft verschieden bei einzelnen Species desselben Genus, deren Zugzeit verschieden ist, z. B. bei den Sylvien; man hat Sylv. atricapilla in auf- fallend geringerer Anzahl zurückkehren sehen, als die später wan- dernde hortensis etc. Es will mir sogar scheinen, als ob die später ankommenden Zugvögel im Allgemeinen in constanterer Individuen- zahl auftreten, als die früher ankommenden, ohne Zweifel weil die vorgerücktere Jahreszeit ihnen auf der Wanderung weniger Gefah- ren bringt. Neben der Gunst oder Ungunst der Wanderzeit haben aber auch die klimatischen und meteorologischen Verhältnisse während der Fortpflanzungszeit einen nicht hoch genug anzuschlagenden Einfluss auf die Vermehrung und Verminderung der Vögel. Wenn Milliarden der armen Geschöpfe durch gefährliche Nachwinter bei uns zu Grunde gehen (man denke an den April 1837), so ist anhaltende nasskalte Witterung ihrer zarten Nachkommenschaft noch pernieiö- stens 2—3. Sollen auch „kleine, unnütze Eiersammler“ davon 5 Nester ausge- nommen haben, die übrigen wurden durch das überhand nehmende Raubzeug zerstört. — Ich könnte mit noch einer ganzen Reihe von „beweisenden Zahlen“ aufwarten, wären weitere Beweise hier nicht ganz und gar überflüssig. 215 ser, wiederum vorzugsweise den früher brütenden, bei denen man ein zeitweises Schwanken in der Individuenzahl am meisten bemerkt. Jedenfalls war es der Gunst der Witterungsverhältnisse zuzuschrei- ben, dass im J. 1853 Muse. luctuosa sich überall in so auffallend gros- ser Anzahl zeigte*), wie der Ungunst des Himmels, dass Sylv. atri- capilla vor 2 Jahren hier eine Seltenheit war, während $. horiensis in gewöhnlicher Anzahl sich eingefunden hatte, Dass auch durch irgend welche Umstände veranlasste Verän- derungen der Wanderstrasse temporäre (und dann lokale) Verminderung einzelner Arten zur Folge haben können, soll nicht in Abrede gestellt werden: doch dürfte dem verhältnissmässig kein grosses Gewicht beizulegen sein. Zug- und Strichvögel suchen und finden ihre Heimath, für die sie eine nicht leicht zu verleidende rüh- rende Vorliebe haben, und lassen sich sicher nur durch unübersteig- liche Hindernisse von der Strasse dahin abzwingen. Freilich aber kann ihnen, besonders den scheuern Arten, die Heimath selbst durch ungünstige Veränderungen von dauernder Art verleidet, ihre Existenz daselbst geradezu unmöglich gemacht wer- den. Wo Seen, Teiche und Moräste verschwunden sind, da müssen auch ihre befiederten Bewohner verschwinden. Die Kultur ver- scheucht gewisse Arten für immer! Einen weit geringern Einfluss üben vorübergehende ungünstige Veränderungen und Verhältnisse. Die Zahl der Rohrsänger und anderer niedrig brütenden Vögel in den hiesigen Auenwäldern und Wiesen hat sich bisher im Allgemeinen immer auf dem gleichen Niveau erhalten, obgleich die zweite, oft auch die erste Brut durch die fast alljährlichen Ueberschwemmungen zerstört wird. Besonders auffällig ist diese Thatsache bezüglich C. Locustella, deren einzelne Nistreviere ich seit vielen Jahren sehr genau beobachtet habe, und die fast jährlich eine Brut durch das Hochwasser verloren haben, ohne dass sich die Anzahl der singen- den Männchen vermindert hat. Mehr als durch die missgünstigen Naturereignisse wird aber manchen Vögeln, wo nicht allen, die Heimath durch consequen- tes Verfolgen seitens der Menschen verleidet. Das zeigt sich besonders bei solchen Arten, die in gewissen kleinern Bezirken nur in einzelnen oder wenigen Paaren heimisch sind. Man kann durch *) 5. Naum. 1853. p. 228, 230; 1854. p. 108. 216 wiederholtes Wegfangen, Schiessen etc. eine Gegend auf mehre Jahre von Nachtigallen, Mönchen, Kukkuken ete. völlig entvölkern, und wenn man’s ernstlich meint, selbst Meisen, Saatkrähen, Lachmöven etc. von langgewohnten Lieblingsplätzen vertreiben, wenn man alle alten Bäume ausrodet, alle alten Mauern verputzt, von Schornstein- fegerjungen alle Nester zerstören lässt*), die Eier und Jungen den Schweinen füttert, und den Alten mörderische Schlachten liefert. | Und hier, wo der Mensch schadet, kann er auch nützen und schützen und helfen. Aber auch nur hier! Denn die Lan- deseultur wird trotz alles Entsetzens der Vogelwelt fortschreiten, die Separation wird fort und fort alte Weiden und Eichen umschlagen, und schwerlich wird man zu Nutz und Frommen der Rohrsänger und Pieper Deichbauten unterlassen. Aber Nistkästchen sollman anbringen, wo die nützlichen Höhlenbrüter keine alten Bäume mehr finden **). Ver- bieten, streng verbieten soll man das frevelhafte Morden nützlicher Thiere, das nutzlose Eiersammeln der unreifen Jugend, aufklären soll man Alles, was eine Flinte führt oder über die Jugend gebietet, über die weise Oekonomie der Natur und die heiligen Gesetze ihres Schöpfers, damit die täppische Menschenhand nicht aus Unwissen- heit — denn in den seltensten Fällen ist es ja wol nur böser Wille — auch nur in das kleinste Rädchen störend eingreift: die grossen Schwungräder kann sie ja glücklicherweise auch mit dem schlimm- sten Willen nicht hemmen! | Dr. J. Hoffmann empfiehlt gleichfalls, ausser geeigneten Schon- und Schutzgesetzen seitens des Staates, die allgemeinere Anwendung der Nistkästchen, welche wenigstens den so ungemein nützlichen Höhlenbrütern einen Ersatz für die in Gärten und Wäldern immer seltener werdenden natürlichen Höhlen gewähren. Herr B. von Münchhausen. Nicht blos für die kleinen insek- tenfressenden Höhlenbrüter, sondern für manche andre Vögel, welche gern in grossen Baumhöhlen oder auch in alten Nestern andrer Arten brüten, sind passend eingerichtete Nistgele- genheiten von grossem Nutzen. Man gräbt ja den Höhlen-Enten (4A. tadorna und rutila) künstliche Erdhöhlen und hängt für die Mergus- *) In Leipzig. **) Ich kenne einige Dörfer in meiner Nähe, wo die Meisen, Rothschwänz- eben ete. durch das Ausroden von Kopfweidenpflanzungen und der alten Obst- bäume infolge der Separation fast gänzlich verschwunden sind. 217 und einige Enten-Arten hölzerne Brutkasten auf. Meine halbwilden Märzenten, denen ich künstliche Nester aus Reisig auf die Bäume gesetzt, und hohle Stämme hingelegt habe, brüten nur im Geröhrigt und Gesträuch, wenn alle Baumnester besetzt sind. Beiläufig sei hier bemerkt, dass ich es mir im verwichenen Früh- jahr habe angelegen sein lassen, mir darüber Gewissheit zu verschaf- fen, auf welche Weise die auf Bäumen ausgebrüteten jungen Enten den Boden resp. das Wasser erreichen. Man hat meist den Alten die Intelligenz oder den Instinkt zugeschrieben, dass sie diese Translokation ihrer Jungen durch Herabtragen derselben im Schnabel, oder zwischen Schnabel und Hals, oder endlich auf dem Rücken bewirkten. Ich habe nur beobachtet, und zwar bei 3 bis 4 Nestern, welche zum Theil 15 bis 20 Fuss hoch angelegt sind, dass die Alte sich nur darauf beschränkt, unter dem Neste, — wenn der Moment gekommen, dass die Kleinen zum Leben auf dem Wasser fähig sind — möglichst viel Lärm zu machen, und dass die Kleinen mit wunderbarem Muthe, gleichviel ob unter ihnen Wasser, Erde oder Steine, von jeder Höhe mit weit ausgestrecktem Halse, Flügeln und Füssen, vielleicht von Zweig zu Zweig fallend, sich mit kräftigstem Absprung vom Nestrande hinabstürzen. Ebenso habe ich mich überzeugt, dass die Jungen auch freiwillig im Neste bleiben, selbst wenn sie die Alte am ersten Tage nicht deckt: auf ziemlich hoher Kopfweide brütete eine A. boschas, deren Brutbeginn ich genau wusste. Da mir die Brutzeit zu lange währte, stieg ich am Stamme so weit in die Höhe, dass ich unter die brütende Alte ins Nest fassen konnte, und fand die Jungen theilweise ausgekrochen. Abends kam die Alte auf meinen Ruf zum gewohnten Futter, während die kleinen neugierig auf dem Nestrande umherliefen; erst am andern Morgen zwischen 7 und 8 Uhr rief die Alte die 13 Jungen herab, die ich zum Theil im Fallen auffing. Die Alte hatte sich nach ihrer Sättigung wieder.aufs Nest begeben und die Nacht über die Kleinen gedeckt). *) Ich hatte vor 2 Jahren einer Bruthenne verschiedene Enteneier unter- gelegt: die drei ausgekommenen Entchen aber sprangen schon am ersten Tage aus der Pferdekrippe herab, worin sie ausgebrütet waren; ich fing sie wieder ein, setzte sie wieder ins Nest, allein nach einigen Stunden hatten alle drei wie- der den 4 Fuss hohen Sprung gemacht, und nur eine (elypeata) fand ich wieder auf, die beiden andern (guerguedula) waren fortgelaufen, und eine derselben wurde andern Tags im Nachbargarten entdeckt. Baldamus. 218 Herr Baumeister Sehring führt an, dass er das Heruntertra- gen der Jungen durch die alte Ente selber beobachtet habe. Herr Dr. Bodinus theilt mit, dass ein Freund von ihm, dessen Zuverlässigkeit nicht in Zweifel zu ziehen sei, beobachtet habe, wie sich junge Märzenten, welche in einem verlassenen Storchneste aus- gebrütet worden waren, auf dem Strohdache heruntergleiten liessen, und wohlbehalten unten anlangten. Er fügt aus eigener Erfahrung hinzu, dass man von Hühnern ausgebrütete Enten einige Zeit ein- hegen müsse, weil sie sonst davonlaufen und sich verirren. Herr B. von Münchhausen. Noch einmal beiläufig will ich bemerken, dass ich einen Irrthum, in dem ich selbst, wie mancher Andre, befangen war, hinsichtlich der Mauser der Enten aus eige- ner Erfahrung jetzt berichtigen kann. Man nimmt gewöhnlich an, dass nur der Entvogel in der Sommermauser sämmtliche - Schwungfedern erster Ordnung zugleich fallen lasse, und dass die Ente, während des ganzen Sommers dieselben nach und nach wechselnd, ihre volle Flugfähigkeit behalte. Durch genaue Beobachtung an 5 Weibchen (3 boschas, 1 acuta und 1 Merg. merganser) habe ich mich überzeugt, dass nur diejenigen W., welche Junge erziehen, die Flugkraft behalten, während die ganz giesten und die, welche um die Brut gekommen, sämmtliche Schwung- federn zugleich verlieren und wochenlang gar nicht fliegen können! " Pf. Baldamus spricht sodann über die diesjährige häufige Fortpflanzung von Otus brachyotus in den Brüchern und Wiesen zwischen der Saale und Elbe, und legt eine Anzahl Eier dieser Eule und mehre Gelege besonders grosser Eier von But. vulgaris und Circus eineraceus vor. (8. Heft IH. p. 184). Herr Dr. J. Hoffmann zeigt einige fossile Vogeleier vor, welche aus den Kalktuffen in Münster bei Cannstadt, ausgegraben worden sind. (S. Beil. Nr. 6). Herr Dr. Bodinus beklagt sich über eine Steuer, welche man neuerdings auch auf das Halten der Sprosser, Lusc. philomela, ge- legt hat, und hebt besonders hervor, dass diese Sänger an Orten wohnen, wo selten Jemand durch ihren Gesang erfreut wird, da diese einsamen Orte gar nicht oder höchst selten von Menschen besucht wer- den. Es werde demnach auch durch das Wegfangen der Sprosser Niemand des Vergnügens, den Vogel singen zu hören, beraubt; im 219 Gegentheil hören ihn erst viele Menschen, wenn er im Käfige ist. (Die weitere Begründung und Debatte, s. Beil. Nr. 7). In der jetzt beliebten halbstündigen Pause werden einige der mitgebrachten Vögel und Eier besichtigt. Eine von Herrn Borg- greve vorgelegte exotische Ruderente ist (in Antwerpen oder Brüs- sel) im Fleische auf den Markt gekommen. Eine andre von Herrn Dr. Bodinus vorgezeigte Ente muthmasslich ein Bastard von 4. cly- peata und strepera. Herr Prof. Blasius sprach sodann über die Weihen Euro- pa’s, und demonstrirte an den mitgebrachten Exemplaren. (S. Beil. Nr. 8). | Herr Prof. Stannius hielt schliesslich einen Vortrag über die Schädel verschiedener Vögel, und zeigte an einer Menge vor- trefllicher Präparate die Unterschiede einzelner Species und Genera, indem er darauf hinwies, dass die Theile derselben besonders deut- lich an den Schädeln junger Vögel, bevor jene noch verwachsen sind, zu erkennen und zu studiren seien, und knüpfte an den sehr interes- santen Vortrag die Bitte um Zusendung von richtig bestimmten Vö- geln im Fleische behufs weiterer von ihm anzustellender Untersu- chungen. . (8. Beil. Nr. 9). Nach dem gemeinschaftl. Mittagsmahle wurde ein Ausflug nach dem Seebade Dobberan unter freundlicher Führung der Herrn Prof. Röper und Stannius unternommen, von dem Alle höchst befriedigt heimkehrten, und sich noch bis spät Abends in traulicher Unterhal- tung um die altherkömmliche „Bowle“ schaarten. Donnerstag den 18. Juni. Für den dritten Versammlungstag war eine grössere Wasserfahrt nach dem 1!/, Meile entfernten Walde und der Ostsee vorgeschlagen und angenommen worden. Die Gesellschaft fuhr in 2 Booten auf der schon von Rostock aus ziemlich breiten Warne bis zu einem an der Grenze des Waldes gelegenen Forsthause ‚„‚Schnatermann“, wo im Grünen das mitgenommene einfache Mittagsmahl eingenommen, und dann die Fahrt auf einem den Wald durchschneidenden Kanale bis zur See fortgesetzt wurde. Einige der mit Schiessgewehr versehenen Genossen benutzten die freundlich gewährte Erlaubniss zur Jagd, 220 die indess wenig Interessantes lieferte. Mit dem einbrechenden Abend kehrte die heitere Gesellschaft zum Gasthofe zurück. Hierher hatte Herr Lieutenant von Preen seine treflliche Eier- sammlung bringen lassen, und stellte sie zur Besichtigung. Sie ist besonders ausgezeichnet durch höchst interessante und bedeutende Suiten von solchen (meist Wasservogel-) Eiern, welche unter sich va- riiren, gehört aber auch wegen genauer Bestimmung und grosser Reichhaltigkeit zu den bessern derartigen Sammlungen. Auch eine Anzahl interessanter Vögel und darunter namentlich verschiedene Gänse wurden von ihm vorgelegt, und viele der letztern den Vereins- genossen angeboten und von diesen dankbar angenommen. Desgleichen hatte Herr Forstmeister von Grävenitz eine Anzahl seltener in Mecklenburg erlegter und in seiner Sammlung be- findlicher Vögel mitgebracht, die Anlass zu weiterer Besprechung - gaben. Herr Conservator Wiepken und Past. Zander reichten schliess- lich ihre Stationsbeobachtungen ein (s. Beil. Nr. 10 und 11), und man sprach allgemein den Wunsch aus, dass dergl. von allen Seiten regelmässig eingehen möchten. Nachdem den beiden Herrn Geschäftsführern — Herr Prof. Sta- nius hatte sich in der aufopferndsten Mühwaltung und der uner- ‘schöpflichsten Güte und Freundlichkeit mit Herrn Prof. Röper ge- theilt — noch ein dankbares Hoch gebracht worden war, wurde die XI. Versammlung Abends gegen 9 Uhr durch den Herrn Vorsitzen- den geschlossen. Am nächsten Morgen zerstreute sich die Gesellschaft nach allen Richtungen hin, meist zu weitern Exeursionen, ein Theil ging nach Hamburg ete., ein anderer nach Rügen, noch andre nach den Meck- lenburger Seen, (die Herrn B. von Münchhausen und Borggreve, s. den Bericht über diese Excursion in Beil. Nr. 12) und endlich der Rest (aus den Herrn Major Kirchhoff, Prof. Blasius, Maddauss und Referenten bestehend) mit Herrn Pastor Zander nach dessen Wohnort Barkow. Die schönen Stunden in dem gastlichen Hause unsers allver- ehrten wackern Freundes, dessen schöne Sammlungen vielfache Ver- anlassung zu fortgesetzten Belehrungen und Debatten boten, wurden noch interessanter durch den unerwarteten Besuch des Herrn Staats- rath Dr. A. von Middendorff aus Petersburg, der leider zu spät 221 in Rostock eintreffend, nur noch wenige eben zur Abreise sich rü- stende Versammlungsgenossen vorfand, und von diesen über unseren Ausflug nach Barkow unterrichtet worden war. Diebzig im Juli 1857. Der Sekretär, E. Baldamus. Nr. 23. Beilage Nr. 1. Bemerkungen über Wermlands Vogelfauna. Von Phil. Mag. T. Hammargren. Da ich mir leider die Freude versagen muss, der Versammlung - der deutschen Ornithologen-Gesellschaft in Rostock beizuwohnen, so ‚bitte ich Sie freundlichst, der hochgeehrten Versammlung folgende Bemerkungen über „Wermlands Vogelfauna“ mitzutheilen. Seit ich mein „Verzeichniss der in den Küstengegenden des Sees Wenern in Schweden observirten Vögel“ schrieb (in der Naumannia 1853. Drittes Quartal), habe ich Gelegenheit gehabt, einige für diese Gegenden neue Vögelarten zu observiren, wie auch verschiedene Feh- ler jenes Aufsatzes zu berichtigen. 1) Falco peregrinus kommt hier im Spätjahre vor; er jagt da En- ten, die sich in dem Ausflusse des hiesigen Stroms „Clara“ aufhalten. 2) Strix lapponica, Sparrm., barbata Pallas, erscheint hier mit- unter im Herbste und Winter. 1854 wurde ein Individuum dieser schönen Art aufgestossen; der Vogel flog da in den See hinaus und ertrank. Es war das dritte Exemplar, das hier geschossen ist. 3) Bombyeilla garrula. In der Abhandlung des Baron Ceder- ström „om dei trakten af Carlstad förekommende fogelarter‘ ist ein Fehler eingeschlichen und in mein Verzeichniss, gleichwie auch in Herrn Wallengrens Aufsatz ‚„Brützonen der Vögel innerhalb Skan- dinavien“ (Naumannia 1854) übergegangen. Der Seidenschwanz-ist nämlich „als heckend in der Nähe von Carlstadt in Werm- 222 land“ angegeben. Dieses ist ein Irrthum. Niemals wurde dieser Vogel in Wermland zur Heckzeit getroffen, umsoweniger als „normal vorkommend‘“. Vor einigen Jahren hielt sich ein englischer Orni- tholog hier auf und bemühte sich sehr, diesen Vogel oder seine Eier aufzuspüren — umsonst! — Von einigen Botanikern, die neulich eine Exkursion nach dem See Färmund in Norwegen längs dem Strome Clara gemacht, habe ich gehört, dass dieser Vogel im Sommer nir- gends gesehen und den Bewohnern des Waldes als heckend voll- kommen unbekannt sei. — Hiermit will ich nicht sagen, es sei un- wahrscheinlich, dass dieser Vogel sich hier fortpflanzt, sondern bloss, dass er nirgends hier heckend bis jetzt gefunden ist. 4) Coracias garrula ist 1856 um Johannis in Wermland geschos- sen; er ist jedoch selten angetroffen worden, obgleich er sich wahr- scheinlich in dem östlichen Theile der Provinz fortpflanzt. 5) Hypolais ieterina, Degland, ist von mir 1854 im westlichen Wermland getroffen; es war ein junger Vogel, der im Käfig gehalten wurde; dieser Vogel pflanzt sich also doch in Wermland fort, wenn- gleich sparsam. 6) Tetrao tetrix. Ein reiner Albino wurde 1856 hier geschossen. 7) Alauda alpestris ist hier in diesem Jahre zum ersten Mal ge- schossen. Wenn er nach Süden zieht, scheint er dem Bergrücken Kölen zu folgen. — Er dürfte doch öfters hier vorkommen, als man geglaubt hat. 8) Parus caudatus und Emberiza hortulana sind von Cederström nicht unter die in der Nähe von Carlstadt vorkommenden Vögel auf- genommen worden, aber mit Unrecht. Jener ist hier nicht selten, dieser häufig, wenn auch sporadisch, wie überall, auftretend. 9) Ciconia nigra ist zum ersten Male hier in Wermland in die- sem Jahre geschossen. Er erscheint höchst selten in den westlichen Provinzen (C. alda ist häufiger vorkommend), und ist nirgends hier ' nistend bemerkt. Carlstad in Schweden im Juni 1857. ; T. Hammargren. 223 Nr. 24. Beilage Nr. 2. Aphorismen über Falken. Von J. U. Blasius. Es scheint mir gerechtfertigt, einen fraglichen Gegenstand nicht zu verlassen, so lange man Thatsachen zu dessen Erledigung bei- bringen, oder die Elemente der zu lösenden Aufgabe näher bestim- men kann. Ich komme desshalb nochmals auf die Falken zurück, die schon wiederholt auf der Tagesordnung gestanden haben. Dass der Gegenstand noch ein fraglicher ist, wird wohl Niemand bezwei- feln, wenn er sich vergegenwärtigt, dass einzelne Ornithologen, wie ich mündlich und brieflich weiss, damit umgehen, sämmtliche kurz- zehige grosse Falken in eine einzige Art summarisch zusammenzu- ziehen, während andere unter denselben 12 Arten unterscheiden, dass ferner bei einzelnen Ornithologen nur ein einziger Wanderfalke mit langen Zehen besteht, während andere glauben mindestens 6 unter- scheiden zu müssen, dass aber ausserdem auch diejenigen Ornitho- logen, die sich gar nicht zu einer extremen Auffassungsweise hinge-- zogen fühlen, z. B. über die nordischen Jagdfalken und die südlichen Lannerfalken noch ganz verschiedener Ansicht sind. In der Unsicherheit unserer Falkenkenntniss liegt der erneute Beweis, dass die ornithologischen Fragen weder allein in den Museen, noch allein in freier Natur, am Horste des Vogels, ausgemacht wer- den können, dass die exclusiven Nestflüchter ebenso wenig Grund haben, sich auf ihren Lorbeeren schlafen zu legen, als die Nesthocker. Diejenigen Ornithologen, welche ihren Aufenthalt im Freien wesent- lich nur dazu benutzen, Bälge mit bestimmten Fundorten zu sam- meln, und diese nachträglich nach theoretischen Ansichten in Arten zu gruppiren, können sich getrost zu den Stubenornithologen grup- 224 piren; es istan und für sich noch nicht einmal ausgemacht, ob sie sich zu den guten Species der Stubenornithologen zu zählen haben. Alle schwierigen ornithologischen Fragen sind nicht nach irgend einer Schablone zu erledigen; sie nehmen für jede Species eine andere Ge- stalt an. Wenn alle schwierigen Falkenarten in Deutschland horsteten, wo sofort hundert Augen und hundert Hände nach denselben in Be- wegung gesetzt werden würden; so wäre die Falkenfrage sicher schon lange spruchreif oder erledigt. Bis jetzt haben sich in allen schwierigen Fragen die Wanderornithologen und die Sitzornitholo- gen in die Arbeit theilen müssen, ohne immer nach gemeinsamem Plane zu arbeiten. Die Fragen würden der Erledigung schon näher stehen, wenn die eine Sorte von Ornithologen immer bestimmt aus- gesprochen hätte: hier ist eine Verschiedenheit oder Uebereinstim- mung; seht ihr Ändern zu, ob ihr ein Gleiches findet! Ich glaube, dass die Falkenfrage schon dadurch gefördert werden kann, dass man bestimmt herausstellt, welche Aufgaben noch zu lösen sind, und von wem. In den schwierigen Falkenfragen sind wir grösstentheils Sitzornithologen, und haben also zu sagen, was wir von den glück- lichern Wanderornithologen wünschen. Dazu aber gehört zunächst, zu wissen, was feststeht. ; Um das zu erfahren, habe ich mich mit meinen früheren Fal- kenstudien nicht beruhigt, sondern möglichst viel Falkenmaterial mir zu verschaffen gesucht, um es sorgfältig auf's Neue untersuchen zu können. Von nordischen Jagdfalken haben mir etwa 160, von Würg- falken gegen 40, von südlichen Lannerfalken über 30, von Wander- falken über 50 zu Gebote gestanden, von denen ein nicht unbeträcht- licher Theil noch in meinem Besitz ist. Lichtenstein übersandte mir mit der gewohnten grosssinnigen Liberalität die betreffenden Falken des Berliner Museums, die ich auch an Ort und Stelle im vergange- nen Jahr zu untersuchen Gelegenheit gehabt hatte, und in gleichem Sinne stellte auch Brehm gleichzeitig mir seine reichen Falkensuiten zu Gebote. In gleicher Weise theilte mir Dr. Krüper seine im vori- gen Jahre auf Island gesammelten Falken mit. Mehrere reiche Sen- dungen erhielt ich aus Grönland und dem südlichen Russland. Aus- serdem hatte ich kurz vorher die Sammlungen in Frankfurt und Mainz und mehrere andere öffentliche und Privatsammlungen in Deutschland und den Niederlanden auf Falken durchsucht. 225 Dabei habe ich mich wieder davon überzeugt, dass es nicht wohl- gethan ist, sich in seinem Urtheil über Falken vorzugsweise von der herschenden Färbung leiten zu lassen. Die jungeu Falken weichen bekanntlich in der Färbung durchgängig von den Alten ab; aber auch vollständig in allem Uebrigen übereinstimmende Individuen von derselben Entwickelungsstufe sind selten von ganz übereinstim- mender Farbe. Diejenigen Falken, welche auf ein möglichst kleines Vorkommen beschränkt sind, zeigen auch in der Farbenabweichung verhältnissmässig nur geringe Gegensätze, während die über den ganzen Erdball, oder über weite und verschiedenartige Länder- strecken verbreiteten Formen in grosser Farbenmannichfaltigkeit auf- treten. Doch auch von demselben Fundorte sind die Färbungen selten ganz gleich. Wenn es auch einstweilen noch nicht möglich sein wird, alle localen Farbenabweichungen von ein und derselben Form mit -physicalischer Nothwendigkeit als. Folgen von klima- tischen oder localen Einflüssen darzustellen; so scheint mir doch die entgegengesetzte Methode, jede locale oder andere Farbenab- weichung als besondere Species darzustellen, sich ihr ornithologi- sches Geschäft zu leicht zu machen, und zu den omithologischen Verirrungen zu gehören. Die Behauptung, es gibt in der Thierwelt keine klimatischen oder localen Einflüsse, würde ich geneigt sein, in einem zoologischen Wörterbuch unter dem Artikel: Leichtsinn, .zu verzeichnen. Viel wichtiger als die Färbung erweiset sich die Zeichnung der Falken, vor allen Dingen aber darin, ob die Zeichnung mit der Entwickelung ihren wesentlichen Charakter ändert, oder ih- rem allgemeinen Charakter nach constant bleibt. Das Gefieder der meisten Falken zeigt im Nestkleide Längszeichnung; in spä- teren Entwickelungen werden die Längsflecke kürzer und rund- licher, oder es treten sogar entschieden Querflecke, Querbände- rungen der Federn ein. Bei Falco subbuteo und Aesalon behält die Unterseite das ganze Leben hindurch Längszeichnung; bei F. peregrinus erhält der Vogel im Verlauf der Zeit Querzeichnung. Die- jenigen Falkenarten, welche man genau kennt, verhalten sich in die- ser Beziehung durchaus consequent; noch nie hat man einen Merlin oder Baumfalken mit Querbänderung der Unterseite, noch nie einen 3jährigen Wanderfalken mit Längszeichnung, noch nie einen Würg- falken mit Querzeichnung gefunden. Wollte man hieraus nach Ana- 226 logie schliessen, dass keine einzige Falkenspecies sich in dieser Be- ziehung inconsequent benehmen dürfe, so würde sich die eine der schwebenden Fragen leicht erledigen. Und wer will läugnen, dass ein solcher Schluss ein günstiges Vorurtheil für sich hat. Es fragt sich aber, ob er für sich allein ausreichen würde. Auf die Bedeutung der Schwanzfederzeichnung scheint mir bis jetzt nicht genügend geachtet. Dass bei den Falken in der Regel‘ das ganze Gefieder mit den Jahren heller wird, erstreckt sich auch auf die Schwanzfedern. Die erste Zeichnung ist gewöhnlich die von rundlichen weissen oder rostweissen Flecken auf braunem Grunde. Die Flecken schliessen sich anfangs gewöhnlich auf jeder Federfahne ringsum ab, ohne weder am Schaft, noch am Federrande durchzugrei- fen; doch stehen sie in der Regel so auf beiden Fahnen neben einan- der, dass sie seitlich fortgesetzt eine durchgehende helle Querbinde - bilden würden. Zu solchen durchgehenden hellen Querbinden kommt es in der Regel aber erst bei folgenden Mausern. Sie schlagen dabei meist denselben Entwickelungsgang ein, wie die dunklen Längsflecke der Unterseite; sie sind anfangs nicht selten länglichrund, besonders im Nestkleide, werden dann querrund und zuletzt durchgehende helle Querbinden. Dabei nimmt die helle Farbe gewöhnlich mit zuneh- mendem Alter an Ausdehnung zu, und auch die Zahl der Querbinden vermehrt sich mit fortgehenden Mausern. Ich will ausdrücklich her- vorheben, dass bei einer und derselben Art eine sehr auffallende Pa- rallele in der Umwandlung der Längstriche der Unterseite in rund- liche Längsflecke oder Querwellen, und in der Umwandlung der rundlichen abgeschlossenen hellen Schwanzflecke in durchgehende Querflecke und in helle durchgehende Querbinden Statt findet. Es ist unter allen Umständen nicht naturgemäss, rundliche, nicht durch- gehende Schwanzflecke als ausschliesslich charakteristisch für eine bestimmte Species anzusehen; solche rundliche, abgeschlossene Flecke bezeichnen bei vielen Arten nur den Jugendzustand, während sie bei andern einen bleibenden Charakter abgeben können. Ich habe mich überzeugt, dass viele falsche Speciesbestimmungen in unsern Museen auf solchen Einseitigkeiten beruhen. Es gibt in den Sammlungen viel weniger Würg- und Lannerfalken, als deren Na- men auf den Etiketten tragen. we Bei denjenigen Arten, die in der Jugend Längsflecke, im Alter Qüerbänderungen im Gefieder zeigen, zeichnen sich die Uebergangs- 227 zustände dadurch aus, dass von den Seiten der Federn her weisse, nach dem Federschaft hin rundlich begränzte Querflecke in den dunklen Schaftstrich eingreifen, der sich anfangs am Schaft noch zusammen- hängend zeigt, endlich von den weissen Querbändern ganz durch- zogen wird. Auf der Brust zeigen die jungen Federn einzeln oft schon rundliche und Querflecke, während die alten Federn des Ju- gendkleides sich durch einen breiten oder scharfen Schaftstrich aus- zeichnen. Die jüngern Federn der Oberseite zeichnen sich nicht allein durch ihre ganz unversehrte Federkante, sondern auch durch - ihre abweichende Färbung von den alten des Jugendkleides aus. Exemplare dieser Art eignen sich vorzugsweise dazu- den gesammten Entwickelungsgang einer Species in Bezug auf Zeichnung und Fär- bung zu beurtheilen. Dass plastische Unterschiede im Flügelbau bestehen, habe ich schon anderwärts erwähnt. Es ist sichtlich und anerkannt, dass bei einigen Arten die Flügel verhältnissmässig länger und spitzer sind, als ‚bei anderen. Es steht ebenso wenig in Zweifel, dass mit diesen Abwei- chungen Verschiedenheiten in der Form der grossen Schwungfedern verbunden sind, die sich als bedeutsam erweisen. Bei vielen Arten ist die Aussenfahne der zweiten und dritten Schwungfeder aussen deutlich bogig verengt, bei andern nur die der zweiten; bei vielen Arten ist die erste und zweite, bei andern blos die erste Schwungfe- der auf der Innenfahne winkelig oder bogig eingeschnitten; bei eini- gen Arten liegt diese Winkeleinschnürung der Innenfahne der ersten Schwungfeder ungefähr mit der Spitze der vierten Schwungfeder in gleicher Lage, bei andern tritt sie bis zwischen die sechste und sie- bente Schwungfeder zurück; bei vielen Arten wird die Spitze der ersten Mittelschwinge von den langen obern Deckfedern überragt, bei andern erreicht diese Deckfeder die Spitze der ersten Mittelfeder nicht. In der verhältnissmässigen Länge des Schwanzes stellen sich die kurzschwänzigen Wanderfalken allen übrigen Arten gegenüber. Auch die Abrundung des Schwanzes zeigt bei den verschiedenen Ar- ten graduelle Abweichungen. In der Fussbildung zeigen sich mehrfache bedeütungsvolle Ver- schiedenheiten. Zunächst in der relativen Länge der Zehen; bei einigen Arten, wie bei den Wanderfalken, erreicht die Mittelzehe mindestens die Länge des Laufs, während sie bei andern weit unter derselben zurückbleibt. Naumannia 1857. 17 228 Dann ist die Bekleidung des Laufes sehr verschieden. Die Fe- derdecke senkt sich auf der Vorderseite des Laufs bei einigen Arten bis zum untern Drittel der Laufhöhe abwärts, während sie bei an- dern mit der Mitte oder mit dem oberen Drittel der Laufhöhe ab- schliesst. Nur bei wenigen Arten ist die Innenseite des Laufs tiefer hinab befiedert, als die Vorderseite; bei andern ist die Innenseite grossentheils oder ganz von Federn frei; bei einigen ist die Rück- seite des Laufs bis auf einen schmalen kahlen Längsstreif mit Fe- dern besetzt, während bei andern die Rückseite des Laufs von der Ferse an ganz unbefiedert ist. Da die ausschliesslich nordischen Falken die stärkste Fussbefie- derung, die ausschliesslich südlichen die schwächste zeigen; so könnte man leicht auf den Gedanken kommen, dass das Klima einen Einfluss auf die Befiederung äussere, oder für ein härteres Klima sich eine stärkere, für ein wärmeres sich eine schwächere Fussbefie- derung entwickele. Aber könnte man nach denselben Grundsätzen mit Recht fragen: wenn die Federn dem Fuss einen Schutz gegen zu grosse Kälte bieten sollen, wesshalb haben die hochnordischen Fal- ken nicht ganz befiederte Füsse? — oder, wesshalb ist nur der obere Theil des Laufs in Gefahr vor Kälte, und nicht auch der untere, oder die Zehen? — oder, wesshalb haben die südlichen Falken irgend welche Laufbefiederung, da sie doch gar keines Schutzes gegen Kälte bedürfen? Diese Reflexionen können leicht dahin führen, die gra- duelle Verschiedenheit der Fussbefiederung nicht als auf einem kli- matischen Verhältniss beruhend anzusehen. Im Ganzen kommen wir bei specifischen Betrachtungen mit Schlüssen a priori nicht aus. Auch ist in solchen Dingen eine teleologische Rücksicht anzuwenden eine blosse Hypothese, durch welche keine praktische Frage sich erledi- gen lässt. Ein Causalverhältniss nachzuweisen, würde blos durch ein Experiment möglich sein; die Gründe dafür, dass ein solches Experiment aber nicht möglich ist, liegen nicht fern. Es ist gar kein Grund vorhanden, in diesen Befiederungsver- schiedenheiten der Falkenläufe, insoweit sie nicht auf Entwickelungs- verschiedenheiten beruhen, nicht specifische Eigenthümlichkeiten sehen zu wollen. Auch legt die Erfahrung uns dies sehr nahe. In den- selben Polargegenden, in denen die nordischen Jagdfalken sehr stark befiederte Füsse haben, kommen die specifisch doch unbedingt ab- weichenden Wanderfalken und Merline mit sehr schwach befieder- "229 ten Füssen vor. Die schwach befiederten Wanderfalken tragen we- sentlich dieselbe Fussbekleidung, gleichviel ob sie in den Polarge- genden oder in heissen Klimaten leben. Wesshalb soll man bei Fal- ken, die den nordischen Jagdfalken noch näher stehen, als diese Wanderfalken, nicht auch dieselbe Schlussfolge anwenden? Das heisst, wenn man im Ganzen in solchen Dingen irgend eine Schluss- folge anwenden will! Es scheint mir aber vor allen Dingen darauf anzukommen, die Thatsachen festzustellen, ohne sie zunächst durch irgend eine Schlussfolge deuten oder trüben zu wollen. Die Ver- _ schiedenheiten ähnlicher Art, die bei unbefangner Ansicht schon an - sich einen specifischen Charakter an sich tragen, bewähren ihn aber vollends, wenn man sie im Zusammenhange mit andern ornithologi- schen Beziehungen betrachtet. Auch der nackte untere Theil des Laufes zeigt Gegensätze von gewichtiger Bedeutung. Bei allen grössern Arten, den Jagd-, Würg-, Lanner- und Wanderfalken hat der Lauf auf der Vorder- seite feine zahlreiche Netztafeln, deren 7 bis 12 in einer Querreihe zu zählen sind; bei allen kleineren Arten, den Baumfalken, Merlinen, Röthel- und Thurmfalken ist derselbe Vordertheil des Laufs mit ver- hältnissmässig weit grössern Netztafeln bedeckt, deren nur 2 bis 3 in einer Querreihe liegen. Die grösste Zahl von Netztafeln kommt bei den nordischen Jagdfalken, die geringste Zahl unter den grössern Arten bei den Lanner- und Wanderfalken vor. Die vordre Hälfte des Laufs ist keineswegs gleichmässig bekleidet, sondern einzelne Stellen nach der Seite hin, und besonders die Vorderseite über dem Mittelzehengelenk ist mit grössern, abweichend gestalteten Täfelchen besetzt. Auch die Zehen zeigen grosse Verschiedenheit der Beklei- dung, feine Schuppen in.den Zehengelenken und bei vielen auf der Zehenwurzel oder den Basalgelenken der Zehen, während nach der Zehenspitze hin umfassende Tafeln liegen; doch ist es mir nicht ge- lungen, hierin entscheidende Gegensätze für die zunächst verwandten fraglichen Formen zu finden. Dass die Grössenverhältnisse der einzelnen Arten vielfach wech- seln, habe ich aus zahlreichen Messungen ersehen. Bedeutende Grös- senunterschiede der verschiedenen Geschlechter treten vorzugsweise bei den grössern Arten hervor, während sie sich bei den kleinern, wie den Merlinen, weit mehr ausgleichen. Die Erfahrung lehrt, dass diejenigen Formen, die unter ziemlich gleichmässigen äussern Verhält- ; 37. 230 nissen, in wenig abweichenden Breiten und Klimaten vorkommen, in der Grösse die geringsten Abweichungen zeigen; dass umgekehrt die- jenigen Arten, die über einen grossen Theil der Erdoberfläche oder gar über den ganzen Erdkreis verbreitet sind, auch die extremsten Grössenverschiedenheiten entwickeln. Als die äussersten Gegensätze können in dieser Hinsicht die nordischen Jagdfalken, die nur in den nordischen Polargegenden leben, und die Wanderfalken, die über die ganze Erdoberfläche verbreitet vorkommen, angesehen werden.: Diese Thatsachen können für die Beurtheilung einiger Ken Fragen von Bedeutung werden. 1. Die nordischen Jagdfalken. Sie zeichnen sich aus im Flügelbau dadurch, dass die erste und zweite Schwungfeder auf der Aussenfahne bogig eingeschnürt, auf der Innenfahne die erste winkelig eingeschnitten, die zweite bogig ver- engt ist. Die Fussbefiederung nimmt auf der Vorderseite des Laufes zwei Drittel der Laufhöhe ein, und geht auf der Innenseite des Laufs tiefer als vorn herab; auch die Rückseite des Laufs ist, bis auf einen schmalen Längsstreif von der Ferse an abwärts, befiedert. Die Zahl der Schuppen auf der vordern Breite des nackten Laufs erreicht das Maximum in dieser Gattung. Die Mittelzehe ist kürzer als der Lauf. Die Frage ist, ob ein, ob zwei, oder ob drei Arten derselben zu unterscheiden seien. Für die grönländischen und isländischen fehlt es nicht an Material, die körperlichen Eigenschaften derselben gründlich kennen zu lernen; seltener sind die norwegischen in Samm- lungen zu finden, vor allen Dingen alte, ausgefärbte Exemplare aus Skandinavien. Früher waren alle Jagdfalken in den Falkenereien le- bendig zu beobachten; doch reichten die in Falkenereien gewonnenen Erfahrungen nicht hin, um über alle streitigen Punkte zu entscheiden. Sehr dürftig und ungenügend sind die Lebensbeobachtungen im Freien; gerade in der brennenden Frage besitzen wir kaum irgend eine hinreichende Kenntniss. Man kann fast ohne Uebertreibung sagen, dass in dieser schwierigsten aller Falkenfragen die Stubenor- nithologen auf sich selber und auf trockene Bälge angewiesen sind, indem die Wanderornithologen kaum mehr als Bälge und Eier mit- gebracht haben. Das beste, was sie zur Entscheidung der wissen- schaftlichen Streitfrage hätten mitbringen können, ist ihnen nicht gut genug gewesen, Hätten sie einige Schock Bälge und Eier we- 231 niger und dafür eine einzige feststehende Thatsache mehr als Aus- beute nach Hause geführt; so könnte die Frage entschieden sein. Lange Zeit unterschied man nur eine einzige nordische Falken- art. Dann zwei, theilweise in ganz verschiedener Abgränzung, theil- weise nach ganz ungenügenden Charakteren; ich will mich selber nicht ausnehmen. Diese beiden Arten unterschied man theils nach der Färbung: einer Eigenschaft, für die ich nie geschwärmt habe; theils nach der Zeichnung, nach der ich geglaubt habe zwei Arten unterscheiden zu können, für die mir geringe Unterschiede irrthüm- licher Weise auch in den plastischen Verhältnissen begründet schienen; theils, wie Schlegel, nach der Grösse und Färbung und ihrem ver- schiedenen Charakter. Schlegel hat das Verdienst, zuerst auf die skandinavische, kleine Form als Art bestimmt hingewiesen zu ha- ben. Die beiden andern Formen gibt er, ohne weitern Werth auf ihre Verschiedenheiten zu legen, als herkömmliche Varietäten oder Nebenarten. Es scheint, nach brieflichen und mündlichen Mitthei- lungen, dass Holböll zuerst auf ganz bestimmte Gegensätze unter diesen grössern Formen hinwies, von denen er die eine als Falco arc- &eus unterschied. Alle frühern Unterscheidungen fassten fast nur die Gegensätze in der Totalfärbung in’s Auge, und verdunkelten da- durch den einzigen sicheren Standpunkt. Das eine der Originalex- emplare von Brehm’s F. islandieus bezeichnet grade die Form, vonder Kjaerbölling behauptete, sie käme auf Island gar nicht vor. Kjaer- bölling versuchte auf der Ornithologenversammlung in Braunschweig nachzuweisen, dass nur zwei Arten existirten, von denen die eine in Grönland, Island und Norwegen, die andere ausschliesslich in Grön- land vorkomme. Als wesentliche Unterschiede ‘gab er Färbung, Zeichnung und Abweichung in den Verhältnissen der Fussbildung an. Der Sonderung einer norwegischen Art stellte er sich schroff . entgegen, führt sie jedoch in den Bemerkungen in der Naumannia im Vorbeigehen mit auf. Der Angabe Schlegel’s über die Färbung und Zeichnung des alten Norwegers wurde entschieden widersprochen. Ich weiss, dass Nilsson kurze Zeit darauf brieflich mit der Ansicht Schlegels über die norwegischen Falken sich einverstanden erklärt hat. Jeder Abweichung in den plastischen Verhältnissen der grön- ländischen und isländischen Jagdfalken glaubte ich nach meinen Untersuchungen widersprechen zu müssen. Wollte man auf die an- gegebenen Färbungsunterschiede nichts geben, und hielt man die 232 Ueberzeugung fest, dass der norwegische Falke mit dem isländischen identisch sei; so konnte nur von einer nordischen Falkenart die Rede sein. Hielt man hingegen die norwegische Art für feststehend und konnte sich die Ueberzeugung von einer Abweichung zwischen den grönländischen und isländischen Falken, wie Holböll und Kjaerbölling sie trennen oder andeuten, geltend machen; so konnte man sich nicht sträuben, drei Arten zu unterscheiden. Dass man bei den grossen nordischen Falken von Grönland und Island ganz abstrahiren müsse von den früher für wichtig gehaltenen Unterschieden einer mehr weissen oder mehr grauen Färbung, konnte wohl als fest- stehend angesehen werden. In der späteren Auffassung lag ent- schieden ein Fortschritt zu grösserer Bestimmtheit. Würden diese späteren Angaben als begründet zweifellos nachgewiesen und noch durch entscheidende Lebensbeobachtungen, z. B. über Paarung oder ' ausschliessliche Verbreitung ete. verstärkt worden sein; so hätten sich die Ansichten über die nordischen Falken sehr bald vereinigen müssen. Um die Angaben über die etwaige Verschiedenheit der nordi- schen Falken sorgfältig prüfen zu können, ist es nothwendig, sich zuvörderst im Allgemeinen über die verschiedne Form zu verständi- gen. Der in Norwegen ausschliesslich brütende Jagdfalke soll nach Schlegels Vorgang als Falco Gyrfalco, derjenige von den grössern, welcher sich durch Längsflecke auf der Ober- und Unterseite auszeich- net, ebenfalls nach der Hauptbezeichnung in Schlegels krit. Ueber- sicht, als F. candicans, und der dritte, welcher auf der Oberseite, an den Weichen und äussern Hosenfedern mit Querflecken bezeichnet ist, nach der Bezeichnung der Exemplare von Holböll, hier als F. arcticus aufgeführt werden. Ob man sie als Arten, Rassen ete. an- sehn will, ist dabei vorläufig ganz gleichgültig. Die Feststellung der eigentlichen Heimath dieser drei Falken- formen, die sich von allen übrigen Falkenarten der Welt durch ein Maximum der Fussbefiederung, die sich inwendig tiefer als vorn hin- unter erstreckt, unterscheiden, kann jetzt kaum noch grosse Schwie- rigkeiten haben. Ich will die Thatsachen anführen, die nach meinen Erfahrungen feststehen. F. Gyrfalco ist bis jetzt nur in Skandinavien und im Winter auch wohl südwärts bis zur Breite von Norddeutschland angetroffen worden. nr a” 233 Falco candicans ist die häufigste Form auf Island, kommt aber auch gar nicht selten in Grönland und ebenfalls in Sibirien vor. Er ist der gewöhnlichste Falke, den die Isländischen Reisenden mitbrin- gen; Holböll und die Herrnhutercolonien Grönlands haben ihn zahl- reich aus Grönland überschickt; das weisse Originalexemplar des F. Gyrfalco von Pallas im Berliner Museum rührt aus Sibirien her. Andere Fundorte sind nicht mit Sicherheit festgestellt. Ob die hell- farbigen Falken, von deren Vorkommen man in Skandinavien spricht, dieser Form zugehören, ist bis jetzt nicht erledigt. Falco arcticus ist in Grönland ungefähr ebenso häufig als die vor- hergehende Form, soweit man aus den dortigen Sendungen von Hol- böll und den Herrnhutercolonien schliessen kann; er kommt jedoch mit Sicherheit auch in Island vor. Dr. Krüper hatte unter den im vergangenen Jahre in Island gesammelten Edelfalken zwei Ex- emplare dieser Form von dunkler Färbung. Andere Fundorte: als - Grönland und Island sind bis jetzt nicht mit Sicherheit ermittelt. Aus den Angaben Schlegels in seiner kritischen Uebersicht p.3 geht hervor, dass sein F. candicans islandicus, den er als ausschliess- lich auf Island beschränkt angibt, identisch mit F. arctieus ist, und man seinen F. candicans, den er aus Grönland, Sibirien und dem nörd- lichsten Amerika, im Winter bis Island, Schweden und England auf- führt, als übereinstimmend mit obigem F. candicans ansehn kann. Exemplare dieser letzten Form vom Festlande von Nordamerika sind mir bis jetzt nicht zu Gesicht gekommen; in Island ist sie jedoch auch im Sommer die vorherrschende. Da sich alle drei Formen in der Nähe des Polarkreises aufhal- ten, in Grönland und Island auch im Sommer gleichzeitig vorkom- men, 80 liegt in der geographischen Verbreitung derselben kein drin- gender Grund der Trennung. Es ist zwar auffallend, dass die kleinere Form nur in Norwegen brütend gefunden worden ist; aber das würde für eine Speciestrennung kein absolut bindender Grund sein, dä die absolute Grössenverschiedenheit keine bedeutende ist, sogar von unzweifelhaft specifisch übereinstimmenden Individuen verwandter Arten wohl übertroffen wird. Die Grössenverschiedenheit könnte nur von Bedeutung werden, wenn sich eine bestimmte Grenze zwi- schen den grössern und kleinern Formen herausstellte, oder ihre Bedeutung durch andere entscheidende Abweichungen verstärkt würde. 234 Solche entscheidendere Abweichungen scheimen aber in der Zeichnung und Färbung und in der verschiedenen Entwickelung bei- der zu liegen. Es ist bekannt und ziemlich allgemein angenommen, dass die grönländischen und isländischen Falken im Alter ein vorherrschend weisses Gefieder erhalten, während sie in der Jugend vorherrschend dunkelgrau sind. Vom Norwegischen Falken sagt Schlegel aus- drücklich: „um sich einen Begriff von dieser Art zu machen, muss man sich den weissen Falken in etwas verjüngtem Massstabe vorstel- len, und sich in der Jugend diesen Vogel ganz wie die Jungen dieser beiden Rassen, im Alter aber ungefähr wie den Schlechtfalken (Wan- derfalken) gefärbt denken, nur mit dem Unterschiede, dass der Bak- kenstreif beim Gierfalken kleiner und nicht so dunkel ist, dass die Füsse, statt gelb, grünlichgelb erscheinen, und dass die Farbe der Untertheile nur auf den Seiten des Körpers die Gestalt von Querbin- den annehmen.“ Diese Angaben lassen uns über die Färbung und Zeichnung des alten F. Gyrfalco gar nicht in Zweifel. Ich weiss aus Schlegels mündlichen Mittheilungen, dass er die Umfärbung der im Herbst eingefangenen jungen Gierfalken wiederholt im folgenden Frühjahr aufs bestimmteste beobachtet, und auch aus Bergen einen im Freien erlegten alten Gierfalken erhalten hat. Aber über die Be- schaffenheit der jungen Gierfalken könnten nach den Angaben von Schlegel allerdings noch Zweifel bestehen, indem Schlegel angibt, dass sie den Jungen beider Rassen des weissen Falken ähnlich seien. Schlegel gibt auf p. 3 der krit. Uebersicht ausdrücklich an, dass die jungen Vögel des weissen Falken sich „so vollkommen ähnlich sind, dass auch nicht der geringste Unterschied Statt findet.“ Durch diese Ansicht, die ich für nicht begründet halte, erklärt sich die etwas ver- allgemeinerte Schlegels über das Aussehn der jungen Gierfalken. Schlegel muss nur die jungen der einen nordischen Falkenform, des F. candicans, gekannt haben, nicht die des F. arcticus. Ich habe im Ganzen achtzehn norwegische Gierfalken gesehn, die ohne Ausnahme nur Längszeichnung im Gefieder trugen, und also allem Augenschein nach sämmtlich Junge waren: sie sind sämmtlich von den jungen Vögeln des F. candicans wesentlich nur durch die Grösse, doch eben- falls auch durch eine dunklere, fast gleichmässig schwarzgraue Schei- telfärbung zu unterscheiden; mit den Jungen des F. arcticus haben sie aber in der Zeichnung nicht die entfernteste Aehnlichkeit. Schle- 235 gel führt in seiner Beschreibung der beiden Varietäten seines weissen Falken für die Alterszustände die Abweichungen in der Zeichnung so bestimmt an, dass ich nicht einen Augenblick daran zweifle, er würde die Abweichungen der jungen Vögel beider Formen ebenfalls bemerkt haben, wenn er beide vor sich gehabt hätte. Für die jungen Vögel des norwegischen Gierfalken kann man nach den unbezweifelbaren Exemplaren, die ich selber gesehen habe, - annehmen, dass sie sich durch Längszeichnung im Gefieder der Unterseite, durch durchgehende Querbänder der Wurzel der untern Schwanzfedern, fast durchgehende helle Querzeichnung der Federn des Hinterrückens, durch eine dunkle Scheitelplatte, und fast durch- gehende, trüb gesprenkelte Querbinden der Schwanzfedern auszeich- nen. Die Farbe der Oberseite ist ein dunkles, bräunliches Grau. Die Angaben Schlegels widersprechen dem durchaus nicht. Die dunkle Farbe der Oberseite der alten Gierfalken ist nach Schlegel blaugrau mit dunklen Querbinden, wie beim Wanderfal- ken; dunkle Querflecke und Querbinden bezeichnen seitlich die Unterseite. Es scheint also unzweifelhaft fest zu stehen, dass der F. Gyrfalco die Zeichnung mit dem Alter wechselt, in der Jugend unten Längs- flecke, im Alter oben und an den Seiten Querbinden hat, wie der Wan- derfalke, und ebenfalls, wie dieser, einen dunklen Federgrund be- hält. Vielleicht kann dies als der entscheidendste Grund für die spe- eifische Selbstständigkeit der Art angesehen werden. Denn die bei- den andern Formen verhalten sich durchaus abweichend, jedoch unter sich ebenfalls nicht übereinstimmend. Schlegel nimmt an, dass sämmtliche Junge des weissen Falken vollkommen übereinstimmend in Zeichnung und Färbung seien, und aus dieser übereinstimmenden Jugendform zwei in der Zeichnung ganz verschiedene weisse Altersformen hervorwüchsen. Dem muss ich aber aufs Bestimmteste in Bezug auf die Uebereinstimmung des Jugendzustandes widersprechen. In den dunkleren oder Jugendzu- ständen der weissen Falken existiren die beiden Verschiedenheiten, die sich später in der Zeichnung bei alten Vögeln herausstellen, so- gar noch weit bestimmter, als bei alten Vögeln. Diese Verschieden- heiten der jungen Vögel schliessen sich in getrennten Reihenfolgen von Federkleidern an die alten Kleider, oder die weissen Färbungen an, ohne dass in den Mittelstufen oder in den Endgliedern ein Ueber- 236 gang aus der einen Reihe in die andere zu finden wäre. Beide For- menreihen beginnen und enden mit ganz abweichenden Färbungen und Zeichnungen. Obwohl die Zeichnungen und Färbungen der ein- zelnen Stufen der Entwickelung nicht absolut constant sind, obwohl bei Exemplaren von ganz gleicher Zeichnung die Intensität der dunk- len und die Vertheilung der hellen und dunklen Farben in gewissen Grenzen schwankt, so habe ich doch unter mehr als 140 Exem- plaren der nordischen weissenFalken kein einziges gefunden, was als Uebergang aus der einen Reihe in die andere hätte betrachtet wer- den müssen. | Ziemlich erwachsene Nestjunge sind von beiden Formen wenig oder gar keine bekannt. Von beiden aber habe ich die Jugendzustände des ersten Herbstes oder Spätsommers nach den Angaben der Beob- achter vor mir. Dass von beiden Formen die letzten Entwickelungs- stadien sich durch weisses Gefieder auszeichnen, steht bei allen Beobachtern fest. Zwischen beiden steht in jeder Formenreihe eine Mittelstufe, die auf den ersten Blick schon im Habitus als eine ge- sonderte hervortritt, und vielleicht das zweite Lebensjahr charakte- risirt: beide Extreme zeigen nur durch partielle Mauserungen Ueber- gänge zu der entsprechenden Mittelstufe; allmählich fortschreitende Gesammtübergänge der Zeichnung und Färbung sind mir nicht bekannt. Solche Mittelstufen existiren, wie es scheint, bei F. Gyrfaleo nicht, danach Schlegels Beobachtung die dunklen, längsgefleckten Herbst- jungen im folgenden Frühjahr das dem Wanderfalken ähnelnde blei- bende dunkle Kleid des Alters anlegen. Doch bin ich hierüber nicht ganz sicher, da ich unzweifelhafte norwegische Gierfalken kenne, die mit der Längszeichnung der Unterseite weissliche Federkanten der Scheitelfedern, und weissliche Flecke auf den Federn der Rückseite besitzen, wie sie bei den ganz jungen Vögeln nicht vorzukommen scheinen. Nur durch die Beobachtung der Entwickelung erwiesener Nestjungen wird es sich feststellen lassen, ob diese hellköpfigen, auf der Oberseite weissbunten norwegischen Edelfalken, die im Allge- meinen dem ersten Jugendkleide nahe stehen, eine solche Zwischen- stufe bilden. Die verschiedenen Entwickelungsstadien der beiden weissen Jagdfalken sind folgende. Das erste, dunkelgefärbte Herbstkleid des F. candicans, zeichnet sich durch eine fast gleichmässig dunkelbraungraue Oberseite, eine 237 helle Unterseite mit breiten, diehtgedrängten braungrauen Schaftstri- chen und einen ziemlich hellen weisslichen Scheitel aus. Die Schei- telfedern haben ziemlich breite weisse Seitenränder mit scharfen dunklen Schaftstrichen: beide Farben in einem Verhältniss, dass der Scheitel ohne Ausnahme einen hellen, weisslichen Eindruck hervor- bringt. Die Federn der Rückseite haben fahlweissliche Seitenkan- ten; die Schaftstriche der Unterseite sind nach den Enden allmählich verschmälert, spitz; die äusseren Hosenfedern, Bauch- und untern Schwanzdeckfedern mit langgestreckten dunklen Schaftflecken be- zeichnet. Die dunkelbraungrauen Schwanzfedern mit zahlreichen weissen, rundlichen, weder amSchaft, noch am Rande durchgehenden Flecken; diese Flecken verschwinden fast ganz auf der Fahne der Mittelfeder und noch mehr auf der Aussenfahne der ersten, und wer- den am breitesten und grössten und am reinsten weiss auf der 3. bis 5. Schwanzfeder ; die kleinen Flecken trüben sich nach den Feder- rändern hin gewöhnlich durch eine dunklere, ziemlich scharfe Spren- kelung. Die Aussenfahnen der grossen Schwungfedern sind von der zweiten an einfarbig dunkelbraungrau, höchstens nach der Basis ent- fernt und matt hellgesprenkelt; die Mittelschwingen und die obern Deckfedern einfarbig dunkelbraungrau, oder nach den Rändern schwach rostweisslich gesprenkelt. Das folgende Entwickelungsstadium zeichnet sich aus durch deutliche, weit breitere weisse Ränder der braungrauen Federn der Oberseite durch weit schmälere und schärfer abgesetzte braungraue Schaftstriche der Unterseite, der äusseren Hosen- und der untern Schwanzdeckfedern, durch einen weit helleren Scheitel mit vorherr- schenden weissen Federkanten und weit schärferen, schlankeren _ Schaftstrichen. Von den Federkanten aus ziehen sich an den nach der Flügelkante gelegenen oberen Flügeldeckfedern, den langen Sehulterfedern und den seitlichen obern Schwanzdeckfedern ziemlich breite weisse Flecke in die dunkle Fahne hinein, ohne am Schaft als Querbinden durchzugehen. Die Schwanzfedern haben grössere und breitere Querflecken, die mit Ausnahme der Mittelfedern schon als Querbinden am Innenrande durchgehen, während sie am Aussenrande und auf den Mittelfedern durch dichte, dunkle Sprenkelung nach dem Rande hin unterbrochen werden. Auf der Aussenfahne der grossen Schwingen, auf denMittelschwingen und den obern langen Deckfedern gesprenkelte weisse Querflecke. 233 Im letzten oder dritten Stadium ist die Grundfarbe des Gefieders überall vorherrschend weiss. Die Federn der Rückseite sind mit ziemlich breiten, langen, braungrauen Schaftstrichen bezeichnet, in deren dunkler, verdeckter Federbasis sich weisse längliche, lanzett- liche Bogenbinden oder schiefe, dem seitlichen Federrande ziemlich parallele weisse Längsflecken einzeichnen. Die Unterseite trägt-nur noch auf der Brust kleine, dunkle, vorn spitze, hinten etwas erweiterte Schaftstrichelchen, während Kinn, Kehle und Bauch und untere Schwanzdeckfedern rein weiss sind; auch die Hosenfedern sind nach aussen rein weiss, nur nach den Weichen hin zuweilen mit etlichen scharfen, schlanken, kleinen Schaftstrichelchen bezeichnet. Der weisse Scheitel: durchgängig mit ganz schlanken, kleinen Schaft- strichelchen überstreut. Die Schwanzfedern auf der Innenfahne ganz weiss, auf den Mittelfedern unterbrochen dunkel quergebändert, auf der Aussenfahne der ersten nach dem Schafte hin zuweilen undeutlich dunkel gefleckt. Die grossen Schwungfedern haben vorherrschend weisse Innenfahne, dunkle Flecken längs dem Schaft auf der Aussen- fahne, und dunkle Spitzen. Die Mittelschwingen und die oberen langen Deckfedern mit weissen, auf beiden Fahnen häufig abwechseln- den, am Schaft nicht ganz durchgehenden Querbinden. Die Hinter- schwingen und langen Schulterfedern mit weissen und braungrauen, am Schaft durchgehenden Querbinden bezeichnet. Sehr selten findet man Exemplare, die stellenweise über das Stadium dieser Färbung hinaus gehen, mit rein weissem Schwanz, mit noch weit kleineren und schlankeren, dunkeln Scheitelstrichen, und sehr kurzen und sehr schlanken Schaftstrichelchen an den Brust- seiten, während die Brustmitte der Länge nach, wie die ganze übrige Unterseite ungefleckt ist. Diesen drei wesentlich verschiedenen Färbungsstadien entspre- chen drei ähnliche, in Färbung und Zeichnung jedoch abweichende Verschiedenheiten des Falco arctieus. Sie unterscheiden sich im All- gemeinen gemeinschaftlich dadurch, 1) dass die dunkele Grundfarbe nicht, wie bei F. candicans, bräunlich grau, sondern schwärzlich grau ist, und nur die alten, abgeriebenen kleinen Federn einen bräunlichen Anflug zeigen, 2) durch vorherrschende Querzeichnung auf dem Hin- terrücken, an den Weichen und den äussern Hosenfedern, 3) durch einen weit dunklern, ziemlich gleichfarbigen Scheitel im ersten, und einen weit helleren, ungefleckten im letzten Entwickelungsstadium. 239 Das erste dunkelgefärbte Herbstkleid des Falco arctieus zeichnet sich durch schwärzlichgraue Oberseite, mit hellerem, bläulich grauem Hinterrücken, durch breite, rundliche und querstehende Flecken der Unterseite und durch einen dunkeln Scheitel aus. Der Scheitel ist fast einfarbig dunkel schwarzgrau, die einzelnen Federn schwärzlich grau mit schwarzer Schaftumgebung; die Stirn etwas heller, die Stirnfedern weisslich mit schwarzen Schaftstrichen. In die dunkeln Federn des Vorderrückens und der obern Flügeldeckfedern greifen von den Federseiten her zahlreiche weissgraue oder weissliche schmale Querflecke ein, die nach den langen Schulterfedern hin und auf dem Hinterrücken und den obern Schwanzdeckfedern in helle, am Schaft fast durchgehende Querbinden übergehen. Die Federn der Unterseite sind auf der Brust mit dunklen, hinten tropfenartig, breit- herzförmig oder querbindenähnlich erweiterten Schaftflecken bezeich- net, die auf den Weichen, den Hosenfedern, Bauch- und untern Schwanzdeckfedern allmählig in dunkle Querbinden übergehen. Die dunkelgrauen Schwanzfedern werden von zahlreichen helleren, weiss- grauen oder weisslichen, durchgängig trüb gesprenkelten Querbinden durchzogen, die am Schaft nur wenig, am meisten auf den Mittelfedern unterbrochen sind, nach dem Rande hin fast ganz durchgehen. Die Aussenfahne der grossen Schwungfedern ist mehr oder weniger fleckenartig hell gesprenkelt; die Mittelschwingen fast bis an den Schaft querbindenartig weissgrau oder weisslich gefleckt und ge- sprenkelt; etwas weniger hellgefleckt die langen obern Deckfedern. Im folgenden Stadium wird das Gefieder im Ganzen heller. Der Scheitel ist weisslich, kaum heller, wie beim ersten Färbungsstadium des F. candicans; die Scheitelfedern haben weisse Seitenkanten mit scharfen, dunkeln Schaftstrichen. Die weisslichen oder weissen Querflecke auf den schwarzgrauen Federn der Oberseite erweitern sich zu ganz oder fast ganz durchgehenden weissen Querbinden; die des Hinterrückens und der obern Schwanzdeckfedern durchgehends in weissgraue oder weissliche Querbinden. Die Brust ist mit weit kleineren, kurzen, rundlichen Tropfen- und Herzflecken bezeichnet, die nach den Weichen, auf dem Bauch, den untern Schwanzfedern und den äussern Hosenfedern-in kleine und zierliche, von weissen Federrändern unterbrochene Querbinden übergehen. Die Schwanz- federn zeigen zahlreiche, helle, quer durchgehende, nach dem Aussen- rande trüb gesprenkelte Schwanzbinden. Die langen Schulterfedern 240 erhalten durchgehende helle Querbinden, und die Federn des Lenk- fittigs breitere, fast durchgehende helle Querflecken. Auf den Mittel- schwingen und den obern Flügeldeckfedern erweitern sich die ersten Querbinden bis fast an den Schaft. Im letzten oder dritten Stadium ist die Grundfarbe des ganzen Gefieders vorherrschend weiss. Die Federn der Rückseite sind mit schwärzlichgrauen dunkeln Querbinden, auf dem Nacken auch wohl mit querherzförmigen oder rundlichen Tropfenflecken, auf dem Hin- terhalse mit sehr schmalen und scharfen, nach hinten tropfenartig erweiterten Schaftstrichen bezeichnet. Die Unterseite ist rein weiss, höchstens an den Weichen mit wenigen, sehr schmalen, hinten etwas tropfenartig -erweiterten Schaftstrichelehen bestreut. Die weissen Hosenfedern haben nach aussen nur wenige scharfe Schaftstrichel- chen, die sich gegen die Mitte zu Querflecken erweitern. Der Schei- tel ist rein weiss, höchstens am Hinterkopfe schwach gestrichelt. Die Schwanzfedern vorherrschend weiss; die mittlern am Schaft dunkel gefleckt oder unterbrochen quer gebändert, die äusseren schwach am Schaft gefleckt, die Aussenkanten zuweilen trüb gesprenkelt. Die grossen Schwungfedern haben vorherrschend weisse Innenfahne und dunkel gefleckte Aussenfahne und Spitzen. Die Mittelschwingen, die langen obern Deckfedern, die Hinterschwingen und die langen Schul- terfedern sind weiss gebändert. | Da die drei Färbungsstadien einer jeden der beiden Formen untrennbar zusammen gehören, indem sie durch partielle Mauserungs- fortschritte mit einander verbunden werden, so erscheinen die Ver- schiedenheiten beider Reihen, sowohl in den einzelnen Gliedern, als in dem ganz abweichenden Entwickelungsverlaufe vom Standpunkte eines Stubenornithologen aus nicht ohne Bedeutung zu sein. Beide Formen, F.candicans und arcticus, erweisen sich darin unter sich übereinstimmend, und dem F. Gyrfalco entgegenstehend, dass der allgemeine Character der Federzeichnung mit dem Alterswechsel sich nicht verändert. In dem speciellen Character dieser Feder- zeichnung weichen aber beide Formen durchaus von einander ab: F. candicans zeichnet sich durch vorherrschende Längsflecken und F. arctieus durch vorherrschende Querzeichnung aus. Ganz kurz und allgemein könnte man die Verschiedenheiten der drei Falkenformen in Hinsicht der Färbungsentwickelung und Zeich- nung in folgender Weise bezeichnen: 241 1) Falco Gyrfaleo: Jung: mit dunklem, bräunlichgrauem Gefieder, dunklem Scheitel und Längsflecken auf der Unterseite; Alt: mit dunklem, bläulichgrauem Gefieder, dunklem: Scheitel und Querbän- derung auf Ober- und Unterseite. 2) Falco candicans: Jung: mit dunklem, bräunlichgrauem Gefieder, weisslichem Scheitel und Längsflecken auf der Unterseite; Alt: mit weissem Gefieder, weissem Scheitel mit dunklen Schaftstrichen, und ‚braungrauen Längsflecken auf der Ober- und Unterseite; mit Mit- telstufe. | 3) Falco arcticus: Jung: mit dunklem, schwärzlichgrauem Gefie- der, dunklem Scheitel und Querzeichnung auf der Unterseite; Alt: mit weissem Gefieder, rein weissem Scheitel und schwärzlichgrauen Quer- flecken auf der Oberseite und an den Körperseiten; mit Mittelstufe. Wer kann aus Gründen a priori behaupten, dass diese Unter- schiede zwischen F. candicans und arcticus von geringerer Bedeutung seien, als die zwischen F. gyrfalco und den beiden andern! Wenn diesen Unterschieden wesentliche Verschiedenheiten in der Fussbil- dung, wie Kjaerbölling behauptete, oder irgend welche andere we- sentliche plastische Abweichungen parallel gingen: wer würde wohl . daran zweifeln, dass man hier gute Arten vor sich habe! Leider muss ich aber für die beiden weissen Jagdfalken jede Abweichung solcher Art durchaus verneinen, und finde für den Gierfalken nur einen geringen Grössenunterschied, der an und für sich nur von zweifel- hafter Bedeutung sein kann. Zunächst ist bei allen drei Formen der Flügelbau genau derselbe. Von den grossen Schwungfedern ist die zweite und dritte auf der Aussenfahne bogig verengt, die erste auf der Innenfahne winkelig eingeschnitten, die zweite ebenfalls auf der Innenfahne bogig verengt. Bei allen dreien kommt der innere Winkeleinschnitt der ersten Schwungfeder zwischen die Spitze der 6. und 7. Schwungfeder, nahe der Spitze der 6. zu liegen, während derselbe bei dem Würg-, Lan- ner- und unserem Wanderfalken zwischen die Spitze der 5. und 6. zu liegen kommt. Bei allen dreien ragen die längsten Hinterschwingen oder Schulterfedern nicht ganz bis zur Spitze der 7. grossen Schwung- . feder vor; bei allen dreien ist die zweite Schwungfeder die längste und bildet mit der dritten zusammen die eigentliche Flügelspitze. Bei F. candicans und arctieus ragen die langen obern Flügeldeckfedern . meist entschieden über die ersten Mittelschwingen vor; bei F. Gyrfalco 242 werden die Mittelschwingen von den langen obern Deckfedern nur sehr wenig oder gar nicht überragt. Diese letzte Abweichung des Gierfalken ist im Ganzen so gering, dass ich es kaum wage, irgend einen entscheidenden Werth in ihr zu vermuthen. Um etwaige Abweichungen in der absoluten Grösse und in den relativen Körperverhältnissen prüfen zu können, will ich von etwa 120 genau gemessenen Individuen der drei Formen eine Auswahl von wenig Massen von solchen Exemplaren mittheilen, deren Heimath ohne Frage feststeht. Es wird dies besonders für den Gierfalken von Wichtigkeit, da die beiden weissen Edelfalken keine Spur irgend einer wesentlichen Abweichung in den Dimensionen zeigen. Maasse von Falco arcticus. 2 | 2 B' . [7 Flügel. E Kopf. |Firste.| Lauf. een mit Nacel. Kaas: E Heimath. S & \ 1.115. 9 |8.10 | 3.2 | 12, | 32. |24,5-410, 111,5-+12,2 |22.6 |9 jun. | Grönland. 2.lı5.8|s.9 | 3.2 | 12, | 31,5 124,510, 11,412, | 22.6 | 2 jun. | Grönland. 3.115.6 |8. 9 | 3. 2,| 12, | 32 |24,s+11,|12 +13 |22.6 |@ m. | Grönland. 4.115. 6 188 8.8 12, | 32 [24,5 +11 |11,8+12;s 22.5 |Q ad. | Grönland. 5.115. 5 |8. 8 8.2 12, | 31 24 +10, |11,, +13 |22.6 | Q@ m. Grönland. 6.115. 5 18.6 >» 2 12,3 | 31 24 +10, |11,;+13 122.4 |? m. Grönland. 2.l15.4|8..8|3.2 |ı2,|32 (23,410 11,5-+12, |22.5 | jun. | Grönland. 8.115.418. 6| 3. 1,| 115 | 32 128,:+ 9,5 11,5+12,5 | 22.5 | 2 jun. | Grönland. 9.115. 3 |8. 6 Br ED 32 (24,6+11 112 +13 |22.4 |Q m. Grönland. 10.115. 3 |s.5| 3.1 |ı2 |sı [24 +10,|12 +12, 122.4 |Q ad. | Grönland. 11.115.3 |8.5| 3.153112 | 31 |24 +10,|12 +12, |22.5 |9 ad. | Grönland. 12.115. 3/8e.4| 3.1 | 11, |sı [24,10 |11,,+12,122.4 |O m. | Grönland, 138.115. 3 18.5 2 al 9 11,5 | 31 24,8 +10 |11,5+12,; 22.4 | Q ad. | Grönland. 14.115. 2 |8.3| 3.2 |ı2, |s2 25 +11,1125+13 |22.4 |Q@ m. | Grönland. 15.115 |8.3|32 |11, |31 124,410, 12 +12,|22.4 |9 ad. | Grönland. 16.|15- )8.2| 3.1 | 11 | 315 24 +10, |12,5-#12,5 | 22.4 |Q ad. | Grönland. 17.115 |8..2ı 3.1 )ı2 |32 24.410 [12,413 |22.4 |® m. | Island. 18.114 |zıo | 211 | 11, 129 |22%,,+ 9,111 +10,!20.8 |&m. | Grönland. 19.14 7.9| 210 |ı1 |30 123 +10, |11,5-+12, | 20.6 | & jun. | Grönland. 20.14: [7.9 | 2.10,| 12 | 30 (235-410 I11.,+12: |20.6 |5m. | Grönland. 21.|13.10 |. 8 | 2.10 | 11, | 29, 122,;-+ 9 11 +10, 20.4 |& m. | Grönland. 22.113. 87.81 2.9 | 105-1 28. 122;+ 9,112 +12, | 20.2 |& ad. | Grönland. 23.113. 6 |7.6 | 2. 9,| 10, | 29 123 +10, [12 +12, |20.2 |&ad. | Grönland, 24.113.6 |. 6 | 2.10 | ı1 | 28, [22,+ 9 11 +11,|20 |&ad. | Grönland. 243 Masse von Falco candicans. & 3 (<) 12 >| , wu Piügel| 5 | Kopf. | 3 |Lauf.| mirNasel, | mirNagel, |länge.| 5 | Melmath. S ; & [23 [223 ” [273 [73 „ [273 [273 [273 [273 [273 vr „nn 1.115. 8/8.9 |3.2 | 12,| 32 |24,.4#11 |12 +13, | 22.6 | jun. | Island. 2.115. 7/88 |3.1,| 12. | 32 124,4+10,1|12 +13,; | 22.6 |? m. | Grönland. 8.1 15..6| 8:6, | 3.1,|.12 32 |24 + 9,12 +12, |22.5 |? ad. | Grönland, 4.115. 6/86 |3.1 | 11, | 31 [24,4 9 |12 +10, |22.6 | jun. | Island. 5.115.5/18.5 |3.2 | 123 | 31,5 124 +10,|12 +13 122.5 | jun. | Island. #.118.318..8 12.1; 11 30 |23 #+ 9, |11 +10 |22.6 |Q ad. | Sibirien. 7.115. 2/85 [3.2 | 12 | 32 |24 +10,|12 +11, 22.6 |? ad. | Island. 8. 15 8.4 |83.1 | 115 | 31 |24 +10, |11,54+13 |22.4 |® jun. | Island. 9.|| 15 8.2 |3.1 | 11,| 31 [24.-+10, |11,5,+12 |22.4 |? ad. | Grönland. 10.| 14 7.10 | 2.10 | 10, | 380 ]23,5-+ 92 |11,3+11,3 | 20.6 | & ad. |.Island. 11.) 14 7.9 |2.10 | 11,2 | 29,5 [23,5 + 9 |11,g +11 | 20.6 |& ad. | Island. 12. || 14 7.10 12.10 | 11 29 |23 + 9 |11 +10,|20.6 |& m. |lIsland. 13.113.101 7.9 | 2.10 | 11 30 |22,;+ 95 110,5;+11,6 |20.5 |& ad. | Island. 14.|| 13.10 | 7. 8 | 2.10° | 10,8 | 29,5 123 + 9, 1115412 |20.5 | & jun. | Island. 15.1 13.10 | 7. 8,5 |] 2.10 | 10,8 | 30 ]|22,,+ 9 |11,+11,1|20.6 |& m. | Grönland. 16.| 13.10 | 7. 8 | 2.10, | 11 29.5 |22,5+ 93 11 +11, |20.5 | 5 jun. | Grönland. 17.113. 9) 7.6 | 210 | 11 30 122,5 94/11 +11,|20.6 |& ad. | Island. 18.113. 917.8 | 2.10 | 10, | 29 |22,34+ 9,5 |10,5+10,6 | 20.5 | $ ad. | Grönland. 19.1 13, 8/7.8 | 2.10,| 11 29 |/22,;# 9,8 110,8-+11,4 | 20.6 | & ad. | Grönland. 20.113. 817.7 12. 95] 105 | 29 |22,34+ 8,6 |10,5,+11 | 20.4 |& ad. | Grönland. 21.113. 6/7.6 | 2.10 | 11 29,5 122,5 + 9,3 |10,8-+11,2 | 20.5 |& ad. | Island. 22.113. 617.6 |2. 9,5] 105 | 29 122..+10 |10,,+11 |20.4 | & jun. | Island. Masse von Falco Gyrfalco. [m 177 9m 22 [273 [223 [273 2 [273 [273 „ m 1.1 14.8 | 8. 3 11 29 /23,5;+10 |11 +12 | 20.4 | jun. | Norwegen. 2. 14.6 | 8.3 |3 11,9 | 29,5 |24 +10 |11 +12, | 20.6 |? jun. | Norwegen, 3.| 14.6 | 84 | 211 |11 29 /24 + 9, |11 +12, | 20.4 | Q jun. | Norwegen. 4. 14.4 | 8.3 | 211 !10, | 28 123 + 9 |10,-+11 | 20.2 | jun. | Norwegen. 5.|| 13.6 7.7 12. 9,5 | 10, | 27 |22 + 9,110,,+10,8 | 18.6 | $ jun. | Norwegen. 6.| 13.6 | 7.6 | 2. 9,5 | 10, | 26, [21,5 + 9, |10 +11,, | 18.4 | & jun. | Norwegen. 7.1 13.5 | 76 | 2.9510, | 27 |21,+ 9 [10 +10, | 18.2 | & jun. | Norwegen. 8.|| 13.3 74 12.9 |10, | 26 |20,,+ 9 110,410, | 18.3 | & jun. | Norwegen. 9.| 13.2 7.6 2.9 |10, 126 |20,5+ 8838| 9;,8+10,; | 18.4 | & jun. | Norwegen. Die Masse sind nach der Länge des Flügels, vom Flügelbug bis zur Flügelspitze gemessen, geordnet, ein Mass, das mit grosser Sicherheit gleichmässig herzustellen ist. gerader Linie von der Wachshaut an gerechnet worden. Die Schnabelfirste ist in Bei der Laufhöhe ist die grösste Länge der Laufknochen gemessen. Die letzte Rubrik der Totallänge kann nur als annähernde Grösse bezeich- net werden. Aus den mitgetheilten Dimensionen geht hervor, dass die beiden weissen Falken in keinerlei Weise unter sich in den Massen abwei- chen. Die Flügellänge des Weibchens von F. arctieus schwankt zwischen 15° und 15°’ 9”, von F. candicans zwischen 15’ und 15° 8 Naumannia 1857. 18 zz . 244 die des Männchens von arcticus zwischen 13” 6 und 14, von candicans ebenfalls zwischen denselben Massen. Man kann beide Formen als vollkommen übereinstimmend in der Grösse ansehen. Die Lauflänge der ersten Form in beiden Geschlechtern schwankt zwischen 31” bis 32” und 28,,'” bis 30”, und der andern zwischen 31’” bis 32'” und 29” bis 30°” ; die Lange der Mittelzehe der ersten Form in bei- den Geschlechtern schwankt zwischen 23” bis 25” und 22,” bis 24, und der andern zwischen 23°” bis 24,” und 22,” bis 23,,’. Es würde eine grosse Täuschung sein, wenn man hierin ein wesentlich anderes Verhältniss erblicken wollte. Bei Vögeln von dieser Körper- grösse kenne ich kaum ein anderes Beispiel von so geringen Schwan- kungen in den absoluten Massen. Diese auffallend consequenten Masse bilden eine Parallele zu der Einförmigkeit des Klimas und der Naturverhältnisse, unter denen diese Thiere leben. Um so wichtiger aber wird jede wesentliche Abweichung einer verwandten Art in Hinsicht der Masse; und diese finden wir offenbar bei den Gierfalken. Die Flügellänge beider Geschlechter schwankt von 14’4” bis 14” 8° und 13” 2” bis 13 6” ; die grössten Exem- plare erreichen kaum das Mass von den kleinsten weissen Falken. Die Lauflänge schwankt in beiden Geschlechtern von 28” bis 29” und von 27” bis 28”; die Länge der Mittelzehe von 23 bis 24” und von 20,5 bis 22”; auch in den Verhältnissen der Fussbildung bleiben die Gierfalken in ähnlichem Masse hinter den weissen zurück. Die entschieden geringere Körpergrösse der Gierfalken kann bei der Be- ständigkeit aller nordischen Falkenformen in der absoluten Grösse mit Recht als Andeutung von specifischer Selbstständigkeit ange- sehen werden. Es mag scheinen, als ob auch umgekehrt die vollständige Ueber- einstimmung der beiden weissen Falken in allen Massen als eine Andeutung von specifischer Uebereinstimmung genommen werden könne. Doch muss man dabei in Anschlag bringen, dass es aller- dings Vögel gibt, die in allen wesentlichen Dimensionen übereinstim- / men, und doch unzweifelhaft gute Arten sind. Die Masse können am wenigsten im Falle der Uebereinstimmung allein entscheidend sein. Ich glaube, dass hiermit das Wesentliche in der Uebereinstim- mung und Verschiedenheit der drei nordischen Edelfalken hervor- gehoben ist. Es fragt sich nun, was aus den Thatsachen zu fol- gern ist. 245 Wenn der Farbenwechsel des Gierfalken so Statt findet, wie ihn Schlegel angegeben hat, — und ich stehe keinen Augenblick an, die Aussage Schlegel’s für ein vollgültiges Zeugniss dafür anzusehen! — so scheint mir der F. @yrfalco als selbstständige Species unzweifel- haft festzustehen. Die geringere Körpergrösse und der ganz abwei- chende Charakter mögen dieser Selbstständigkeit einen noch grössern Werth verleihen. Dass dieser Falke bis jetzt nur auf einem so ge- ringen Theil der Erde, auf einem Theil von Norwegen, ausschliesslich brütend angetroffen worden ist, kann seiner Selbstständigkeit nicht den geringsten Eintrag thun, obwohl ein solches Verhältniss unter den Vögeln als Ausnahme angesehen werden muss. Nicht so sicher würde ein Schluss aus dem Vorhergehenden auf die specifische Selbstständigkeit der beiden weissen Edelfalken ge- macht werden können. Die Abweichung in Grösse und Charakter tritt zu der Verschiedenheit der Färbungsentwickelung nicht verstär- kend hinzu. Die Abweichung in der Färbungsentwickelung und Zeichnung scheint mir aber so durchgreifend zu sein, dass wir deren Bedeutung nicht so ohne Weiteres von der Hand weisen dürfen. Es ist denkbar, dass beide Formen sehr gute selbstständige Ar- ten sind; aber es ist auch möglich, dass wir hier ein ganz ähnliches Verhältniss vor uns haben, wie bei Corvus Corone und Cornix: beide Krähen weichen in der Grösse und den Körperverhältnissen, so wie in der Lebensweise, nicht im geringsten von einander ab; nur die Färbung ist verschieden. Wenn beide Krähen ohne Ausnahme ge- trennt von einander lebten, so würde man sie unbedingt als verschie- dene, selbstständige Species ansehen. Da sie sich aber, wo beide zusammen vorkommen, zahllos miteinander paaren, und sogar unter den hybriden Jungen selten Uebergänge der Färbung vorkommen ; so wird man sich gewöhnen müssen, sie als Rassen von ein und der- selben Art anzusehen. Es wäre möglich, dass die beiden weissen Falken in demselben Verhältniss zu einander stünden. Aber es würde vom Standpunkte des Stubenornithologen aus sehr kühn sein, wenn er sich eine prophetische Vermuthung darüber herausnehmen wollte. Dergleichen kann man nicht mit Vermuthungen erledigen. Es muss diese Frage in der Heimath der Falken durch Thatsachen aufge- klärt werden. Das ist die Aufgabe, welche in dieser Angelegenheit von den 18* 246 Wanderornithologen gelöst werden muss. Wenn diese Aufgabe ge- löst ist, wird man bestimmt behaupten können, ob man beide weisse Falken als verschiedene Arten, oder als Rassen ein und derselben Art anzusehen hat. ; Aber ganz zusammen werfen wird man beide Formen nicht dür- fen. Sie sind in allen Altern und Färbungen mit Bestimmtheit zu unterscheiden. Der ausschliessliche Stubenornitholog hat vollesRecht, sie für getrennte Arten anzusehen. Aber der ausschliessliche Stuben- ornitholog hat im Ganzen in allen schwierigen Fragen nie volles Recht. In diesem Sinne hatte ich mich, nach Thatsachen begierig, an einen Wanderornithologen und vortrefllichen Beobachter, Dr. Krü- per, gewandt, mit der Bitte: „Sollten Sie bestimmte Kunde darüber erhalten haben, ob beide Formen in Island getrennt oder gemischt sich fortpflanzen, so würden Sie mir einen grossen Gefallen damit erweisen, wenn Sie mir das thatsächliche Verhältniss mittheilen.“ Die Antwort in der Naumannia ist folgende: „Ob beide Formen ge- trennt oder gemischt sich fortpflanzen, ist schwer auszumachen; ich glaube, dass sie sich gemischt paaren, und nicht auf so kleine Abwei- chungen des Federkleides Rücksicht nehmen! Sieht man doch oft in Deutschland einen dunklen Bussard mit einem weissen verbunden, obgleich ‚der Farbenunterschied noch greller hervortritt. Spätere Beobachtungen über F. arctieus und islandicus müssen darthun, ob sie eine oder zwei Arten ausmachen.“ Dr. Krüper hat den isländischen Falken, wie er angibt, im ver- gangenen Jahre zweimal zu verschiedenen Zeiten und’ an verschie- . denen Orten im Freien in Island gesehen; das reicht allerdings nicht aus, um aus Erfahrung ein entscheidendes Urtheil über die von mir ersehnten Thatsachen fällen zu können. Da der Falco arctieus im Ganzen in Island selten zu sein scheint, so mag diese Insel wohl das schwierigste Terrain sein, um die Frage auf demselben zur Entschei- dung zu bringen. Durch die von Dr. Krüper ausschliesslich mit Analogien belegte Vermuthung, er glaube, dass sie sich gemischt paar- ten, halte ich die streitige Frage, wie Dr. Krüper es ebenfalls an- deutet, nicht für erledigt. Wenn ich ganz allgemein gefragt würde, ob ich glaube, dass je zwei Vögel verschiedenen Geschlechts auf eine grössere oder gerin- gere Verschiedenheit in Färbung und Zeichnung Rücksicht nähmen, ehe sie sich paarten; so würde ich auch unbedingt mit Nein antwor- 247 ten. Nehmen ja doch die Röthel- und Thurmfalken, die Buchfinken, Dompfaffen, Auer- und Birkhühner, Kampfhähne, Eiderenten ete. glücklicher Weise gar keine Rücksichten der Art! Ist es doch hinrei- chend bekannt, dass von den nordischen Jagdfalken sich weisse mit dunkel gefärbten häufig paaren; es steht fest, dass beide Formen sich schon im dunklen Mittelkleide fortpflanzen: auf die Färbung achten die sicher nicht! Ist doch in der Nähe Braunschweigs im Monat Mai ein Wanderfalkenpärchen am Horst erlegt worden, von denen das Weib- chen noch die Längsstriche des Jugendkleides auf der Unterseite, das Männchen schon die Querbinden des Alters besass; auf die Zeich- nung haben die sicher auch nicht geachtet. Ich bin fest überzeugt, dass aber in allen diesen Fällen keine reflexionsmässig festgestellte ‘ Absicht, keine selbstbewusste Resignation auf ein gleiches Feder- kleid, dem Entschluss der Paarung zu Grunde liegt. Von dem Bus- sarde ist es vollends sehr weise, dass er nicht darauf besteht, sich mit einem ganz gleichgefärbten und gleichgezeichneten Individuum zu paaren. Die nordischen Edelfalken würden noch eher zu ihrem Zweck kommen, wenn sie in dieser Beziehung auch sehr exclusiv wären. Mir scheint überhaupt, dass der Paarung etwas ganz Anderes, tiefer in die Gesammtorganisation Eingreifendes zu Grunde liege, als das gleiche oder möglichst ähnliche Federkleid. Ich würde sonst nicht begreifen, wesshalb Corvus Corone sich nicht noch lieber mit ©. frugile- gus, als mit ©. Cornix paaren wollte; durch das längere Gesicht wird sie sich wohl auch nicht abschrecken lassen. Wenn die Gleichheit oder Aehnlichkeit des Federkleides allein die Paarung bedingte, so würde ich nicht begreifen, wesshalb Calamoherpe palustris und arundi- nacea nicht ebenso häufig gepaart, als nicht gegenseitig unter einan- der gepaart an unsern Teichen vorkommen. So schwer es auch den Stubenornithologen werden mag, diese Arten zu trennen; so wenig . sind diese Vögel selber über ihre specifische Selbstständigkeit im Unklaren. Und das darf man doch wohl sicher nicht einer selbstbe- wussten, geistigen Ueberlegung dieser Thierchen zuschreiben! Das würde Mancher unter uns, der auch nicht ganz im Klaren ist, doch sehr ungnädig vermerken können! Aber ungeachtet einer aller Wahrscheinlichkeit nach mangeln- den klaren ornithologischen Einsicht haben die Vögel im Ganzen ein vollkommen durch die Erfahrung gerechtfertigtes unverwüstliches Zutrauen zu ihrer Ansicht über die Selbstständigkeit der Species. 248 Gerade desshalb ist es dem Ornithologen in der Noth so wichtig, die consequente eigene Ansicht eines jeden Vogels über seine Species thatsächlich kennen zu lernen. Wenn diese Falken in allen wesent- lichen Punkten übereinstimmten, wäre dies überflüssig; wenn sie in wesentlichen plastischen Eigenthümlicheiten von einander abwichen, ebenfalls: in beiden Fällen befände sich der Ornithologe nicht in der Noth! Vermuthungen und Schlüsse, auf Analogien gestützt, die sich als Analogien sehr bestreiten lassen, wie die mit den in der Färbung so sehr variirenden Bussarden, können uns nicht aus diesem Nothfall befreien. „Spätere Beobachtungen über F. arctieus und islandieus müssen darthun, ob sie eine oder zwei Arten ausmachen.“ Durch bestimmte Beobachtungen die entscheidenden Thatsachen über die Fortpflanzung unbezweifelbar festzustellen, kann man den künftigen Wanderornithologen nicht genug an’s Herz legen. Alles, was der Stubenornithologe positiv über die beiden weissen Edelfalken feststellen kann, ist der Ansicht von der Selbstständigkeit der Species eher günstig, als ungünstig. ‚Man kann beide Formen in. allen Zuständen bestimmt unterscheiden. Die dunklen Federkleider zeigen durch fortschreitende partielle Mauser Uebergänge in die hel- leren, ohne je in solchen partiellen Mauserstellen in die andere Reihe überzugreifen. | Auf die Frage von Dr. Krüp er: „Sollte sich nicht ein sogenann- ter F. arctieus mit Querflecken nach wenigen Jahren in einen wirkli- F. islandicus mit Längsflecken verändern können?“ kann ich bestimmt erwidern: Nach den bisher vorliegenden Thatsachen in Bezug auf die fortschreitende Mauser ist kein Grund zu einer solchen Annahme vorhanden; wohl aber zu der des Gegentheils! ‚Nach den bis jetzt bekannten Thatsachen wird sich wenig dage- gen einwenden lassen, wenn man beide weisse Edelfalken, wie den Gierfalken, als gesonderte Arten behandelt. Nur ganz bestimmt beobachtete Thatsachen über die Fortpflanzung, oder über die Um- wandlung der einen Form in eine andere, werden diese Ansicht er- schüttern und beseitigen können. | 2. Die Würgfalken. Die Würgfalken haben den Flügelbau der Edelfalken, weichen aber in der Fussbekleidung ab. Die zweite und dritte Schwungfeder ist auf der Aussenfahne bogig eingeschnürt, die erste auf der Innen- 249 fahne winkelig eingeschnitten, die zweite bogig verengt; die Fussbe- fiederung erstreckt sich vorn und inwendig gleichweit abwärts, bis zur Mitte der Laufhöhe; der Lauf ist hinten ganz unbefiedert. Die Zahl der Schuppen auf der Vorderseite des Laufs ist wenig geringer, als die des Edelfalken. Die Mittelzehe ist kürzer als der Lauf. Ich kenne nur zwei Arten aus dieser Gruppe: Falco sacer oder lanarius Pall., oder eyanopus Gessn., und F. mexicanus Licht. Sie gehören einem mildern Klima an, wie die Edelfalken. Der Würgfalke der alten Welt ist in Böhmen, Oestreich, durch Ungarn, Gallizien, in den Donauprovinzen, Südrussland und in der asiati- schen Steppe brütend gefunden worden. Man kennt Exemplare aus Syrien, Arabien und Persien. Es beruht auf Missverständnissen, wenn man ihn in Schottland und Skandinavien angegeben hat. Der amerikanische Würgfalke ist aus Mexico und Californien bekannt. Diejenigen angeblichen Würgfalken, welche aus dem nördlichen und westlichen Deutschland in deutschen Sammlungen stehen, z. B. aus der Umgegend von Braunschweig, sind, so weit ich sie gesehen, und wahrscheinlich alle, junge Wanderfalken. Der Würgfalke der alten Welt: F. lanarius Pall., unterscheidet sich von dem der neuen Welt: F. mexicanus Licht., ganz in ähnlicher Weise, wie F. candicans von F. arctieus. Falco lanarius Pall., sacer auct., ist durch Längsflecke der Unterseite, der F. mexicanus durch Querflecke an den Weichen und den untern Schwanzdeckfedern und dem Rücken ausgezeichnet. Für F. lanarius Pall., ist es charakteristisch, dass er den allge- meinen Charakter der Federzeichnung im Verlaufe der Entwickelung nicht ändert. Er hat in allen Alterszuständen meist einfarbig weisse untere Schwanzdeckfedern, selten nach der Spitze der untern Schwanz- deckfedern hin mattgebräunte, mit wenig hervortretendem sehr schmalem mattbräunlichem Schaftstrich. Der Schwanz hat rundliche Querflecke auf den Fahnen, die auch mit dem Alter nicht zu durch- gehenden Querbinden zusammenfliessen, durchgängig 12 an der Zahl; die der Innenfahne sind breiter und nähern sich dem Federrande mehr, als die rundlich abgeschlossenen äussern Flecke. In dem Charakter dieser Schwanzfederflecken liegt der Grund der Verwechselung mit jungen Wanderfalken. | Die Kopffarbe des Scheitels wird im allgemeinen mit der Zeit heller, ist übrigens bei Thieren von gleichem Alter und Gefieder nicht immer 250 dieselbe, in der Jugend oft dunkelbraun, ohne weissliche Einmischung, im Alter oft fast rein weiss, mit schwachen dunklen Schaftstrichen. Der röthliche Anflug des Scheitels bei vielen Individuen ist nicht Ei-. genthum eines bestimmten Geschlechts. Ein Bartstreif, schwächer als beim Wanderfalken, ist in der Jugend deutlich ausgebildet, schwin- det aber im Alter bis auf einige schwache, schmale, Schaftstriche. Die Farbe der Oberseite ist in der Jugend dunkelbraun, und wird mit dem Alter heller, fahlbraun. Obwohl mit jeder neuen Mau- ser die frischen Federn dunkler sind, als die abgetragenen, erreicht doch das Gefieder nie die intensive Jugendfarbe wieder. Die hellen Federkanten sind im Jugendkleide schwach, und erweitern sich mit dem Alter zu breiten rostfarbigen Rändern. Auf dem ursprünglich ungefleckten grössern Gefieder der Oberseite, den Mittel- und Hinter- schwingen und langen Schulterfedern treten allmälich hell weisslich- rostfarbige Querflecke auf. In der Jugend ist die Unterseite auf Brust, Bauch und Weichen mit langgestreckten oder länglichen Schaftflecken überdeckt; diese Schaftflecke werden mit folgenden Mausern allmählich kürzer und kleiner, besonders auf der Brust, auf der sie sich nach vorn hin in kleine rundliche Tropfenflecke umwandeln. Durch den fast ganz ungefleckten Vorderhals, die helle Brust und den hellen Scheitel nimmt der Vogel dann ein ganz hellfarbiges, aus der Ferne weisses An-. sehn an. Anfangs sind die unverdeckten mittleren Schwanzfedern unge- fleckt, braun; die übrigen haben/rundliche, auf den Aussenfahnen häufig längliche, auf den Innenfahnen querstehende ringsum abge- schlossene rostgelbe Flecke. Die hellen Flecke der Aussenfahne werden allmählich durch helle rundliche Querflecke ersetzt; die der Innenfahne dehnen sich immer mehr in die Quere, und nach dem Fe- derrande hin aus, ohne durchgehende Querbinden zu bilden; die Mit- telfedern erhalten mit dem Alter ebenfalls rundliche Flecke. Bei Falco mexicanus Licht., ist der Scheitel fast so dunkel als die übrige Oberseite, der Hinterkopf durch einen weisslichen Querstreif, der Nacken durch einen weisslichen Fleck bezeichnet, der Bartstreif undeutlich. Die Brust und Vorderseite der Weichen ist mit länglich- runden, der Bauch mit kürzeren rundlichen, die hintere Hälfte der Weichen mit Querflecken bezeichnet. Auch die untern Schwanzdeck- federn sind bräunlich quergebändert Die graubraunen Federn der 251 Oberseite haben helle fahlrostfarbige Federränder und von der Mitte des Rückens an rostfarbige hellere Querbinden. Die Aussenfahnen der Schwanzfedern sind mit hellen rundlichen Flecken, die Innen- fahnen mit durchgehenden Querbinden bezeichnet. Aus den folgenden Massen geht hervor, dass der Würgfalke der alten Welt entschieden kleiner als die nordischen weissen Jagdfalken, im Ganzen auch etwas kleiner als der Gierfalke ist, jedoch durch- schnittlich verhältnissmässig kürzere Läufe und etwas längere Flügel als der letztere hat. Der Falco mexicanus bleibt an Grösse ungefähr ebenso weit hin- ter dem Würgfalken, als der Gierfalke hinter dem weissen Edelfalken zurück. Die Dimensionen der Würgfalken bewegen sich zwischen etwas weiteren Grenzen, als die der Edelfalken. Masse von Falco sacer auct. Falco landarius, Pall, e & = Mittelzehe Daumen Total 3 3 5 Kopf. 2 Lauf. mit Nagel. | mit Nagel. | länge. 5 Heimath, 8 = 1.1115.4 |8. 3, | 2.11 |ıı 8,5 | 22,548, | 10,5+10,3 | 19. 6 | 2 | Arabien. 2.115.2|8. 4 | 210 |10,|-28 |22 +8, | 10,5-+10, | 19. 4 | 2 | Südrussland. 3.115 |8. 2,|2.10 |10, | 275122 #9 |11 +10, | 19. 2| 2 | Oestreich. 4.1149 |8. 2 |2.9 | 105 | 27,5 | 21,5+8,6 | 10 +10, | 19 2 | Böhmen. 5.114.8|8.2 |2.9 /10,|27 |22 +9. | 11 +10, | 18.10 | 2 | Oestreich. 6.114.8|8.1 |2. 95) 10,8 | 27 | 21,548, | 10,9-#10,; | 19 2 | Neusiedlersee. 7.114.8|8. 1 |2. 9, |10,6 | 26,5 | 21,48 | 10,-+10,; | 19 2 | Südrussland. 8.|| 14.8 | 8 2. 10, | 27 | 21,5#8,5 | 104410, | 18.10 | 2 | Wien. 9.|114.6 | 8 2. 9,5 | 10, | 27 | 22 +8,56 | 10,5 +11, | 18. 9 | 2 | Südrussland. 10.|| 14.6 | 7.10 |2.9 /10,|27 |22 +9 |11 +11. |18. 9 | 2 | Südrussland. 11.144|7.9 |2.9 |109| 26, | 21,547, | 10 + 9,5 | 18. 9 | 2 | Böhmen. 12.114 |7.3 |2. 75/10 |25,|]20 +8 9,5+ 9. | 17. 9 | & | Nubien!! 13.1113.8 17.2 |2.8 912552 Frl at 95 | 17.9 | 5 | Gallizien. 14.113617.3 |2. 8 95126 | 21 +7, | 105+10 |17. 6 | & | Südrussland. 15.1135 | 7.3 |2.75| 95] 25,5 120 +8 9Y,5+ 9,5 117. 8 | & | Südrussland. 16.1135 |7.3 |2.8 9125 120 +78 | 9,54 93 117. 6 | & | Südrussland. 17.11383|17.4 |2.75| 9125 120 +88 | 94+10, |17. 3 | & | Vestreich. 18.118.2|17.3.|12.7 9 125 120 +8; | 9,5+10, |17. 3 | & | Oestreich. Masse von Falco mexicanus, Licht. 1.1133!7.4 |2.9 |ıo ]26,1|20,5+8 [ 95+ 98 | 17. 6 | 2 | Mexico; 21131/|7.3 |2.8 |10 |27 | 20,+7 9,5+ 96 | 17T. 4 | 2 | Mexico. 3.111.8|16.2 12.6 |88 |24 |195+6,;| 9 + 8,15. 6 | & | Mexico. 411115)6.15 12.551185 1235 119 +68 | 8.4 8 | 15. 4 | & | Mexico. 252 3. Die Lannerfalken. Die Lannerfalken bilden ein Mittelglied zwischen den Würg- und Wanderfalken. Nur die zweite grosse Schwungfeder ist auf der Aussenfahne deutlich bogig verengt; die Aussenfahne der dritten . gleichmässig, ohne bogige Einschnürung, verschmälert. Nur die erste Schwungfeder ist auf der Innenfahne winkelig eingeschnitten; die dritte ohne Einbucht verschmälert. Der Lauf‘ist vorn nur im obern Drittel befiedert, und inwendig und hinten ganz nackt. Der untere Theil des Laufes hat eine der des Würgfalken ähnliche Bekleidung. Die Mittelzehe ist kürzer als der Lauf. In diese Gruppe gehört der Falco Feldeggi oder lanarius Schle- gel, und die griechische Form desselben, Falco alphanet Schlg., bar- barus Bonap. Consp., sowie der Falco tanypterus Licht., aus Afrika, . und endlich der Falco cervicalis Licht. Von dem letztern kenne ich nur das Originalexemplar in Berlin; was ich unter diesem Namen in Sammlungen gesehn habe, gehört entschieden zu F. tanypterus Licht. Das Lichtensteinsche Originalexemplar von F. cervicalis scheint allerdings zu einer selbstständigen Art zu gehören, von der das alte Weibchen und die Jungen unbekannt sein mögen; sämmtliche üb- rige Namen kann ich aber nach Untersuchung eines ziemlich reich- haltigen Materials kaum als Varietäten ein und derselben Art anspre- chen: man muss sie als ganz identisch ansehn, da sie in allen wesent- lichen Dimensionen, in Färbung und Zeichnung und in der Farbenent- wickelung vollkommen übereinstimmen. Ob man den Linne&’schen Namen F. barbarus auf diese Art anwenden könne, scheint zweifelhaft. Der von Thienemann nach Albertus Magnus angewandte Name Falco rubeus würde anzuwenden sein, wenn es Brauch wäre, in der Prioritätsberechtigung der Namen über die Zeit der Linne&schen bi- nären Nomenclatur hinauszugehen. Sobald das nicht allgemein ge- schieht, hat der Name: Falco tanypterus von Lichtenstein den ersten Rechtsanspruch. Die Heimath des Lannerfalken erstreckt sich in Europa über Griechenland nordwärts bis in’s nördliche Dalmatien, dann über ganz Nordafrika von Egypten bis Nubien, Abessinien und bis Algier. Wenn man auf einige unbestimmte Etiketten in Sammlungen Werth legen darf, so ist er auch in Südafrika gefunden. Falco cervicalis ist mit Sicherheit nur vom Cap bekannt; die Angaben von seinem Vorkom- . 253 men im nordöstlichen Afrika beruhen, so weit ich nach den mir zu Gesicht gekommenen Exemplaren schliessen kann, auf Missverständ- nissen. Von den in nachfolgender Tabelle verzeichneten 21 Exemplaren rühren 7 aus Dalmatien und Griechenland her, beiläufig die Grössen- extreme beider Reihen. Von den afrikanischen gehören Nr. 3, 4, 10, 15 und 17 zu den Originalexemplaren des Lichtensteinschen F. tanypterus; Nr. 7, 8, 9, 18, 19 und 20 sind Originalexemplare von Brehm, der in denselben drei Arten, in Nr. 9 F. tanypterus, in Nr. 20 F. cervicalis, und in den übrigen F. biarmicus Temm. sieht. Ich habe das Studium dieser Falken, von denen ich die Exem- plare von Lichtenstein, Brehm, und mehrere andere afrikanische, griechische und dalmatinische gleichzeitig vor Augen hatte, wieder- holt mit der unbefangenen Ansicht begonnen, die unterschiedenen For- men seien mit Sicherheit zu unterscheiden, wenigstens die als Species getrennten F. Feldeggi, alphanet und tanypterus, von denen ich den er- sten, F. Feldeggi, Gelegenheit gehabt habe, in Dalmatien lebend zu beobachten und frisch zu untersuchen. Dass in den Grössenverhältnissen keine scharfe Grenze zu fin- den war, stellte sich sehr bald durch genaue Messungen heraus, und die nachfolgende Tabelle belegt dies zur Genüge. Die Individuen ‘von ein und demselben Geschlecht, deren ich etwa stark doppelt soviel, als hier mitgetheilt worden sind, gemessen habe, reihen sich ohne auffallende Unterbrechung an einander an, wie bei den vorher berührten Jagd- und Würgfalken. Eine Grenze in der Reihe, die zur Trennung verschiedener. Species aufforderte, besteht nicht. In den plastischen Verhältnissen zeigte sich kein durchgreifen- der Unterschied. Der Flügelbau ist bei allen untersuchten Indivi- duen wesentlich derselbe. Die Fussbefiederung weicht nicht merk- lich ab. In der Bekleidung des nackten Fusses treten einige Abwei- chungen auf, die aber desshalb ‚keine specifische Bedeutung haben können, weil sie in allen möglichen Uebergängen zueinander, und auf die mannichfaltigste Weise unter einander combinirt vorkommen. Bei einigen Individuen sind alle Zehen oben auf dem Wurzel- gliede fein genetzt, bei andern ist das Wurzelglied der Mittelzehe theilweise bis fast ganz getäfelt; bei einigen liegen auf der Vorder- seite des Laufs 3, bei andern 4, bei andern 5 grössere Quertafeln un- mittelbar über dem Zehengelenk. Die Zahlverschiedenheiten dieser 254 Tafeln, die Tafeln in sehr verschiedener Grössenentwickelung, kom- men mit allen möglichen Verschiedenheiten in der Bedeckung der Mittelzehe combinirt vor, ohne dass die Färbung und Zeichnung des Vogels mit diesen Abweichungen die geringste Parallele einginge. Auch bei den verwandten Arten sind die entsprechenden Laufbe- deckungen nicht constant dieselben; es ist also aller Grund vorhan- den, bei specifischen Trennungen von diesen Verschiedenheiten ab- zusehn. Die Färbung der Oberseite ändert mit dem Alter auffallend. Der Scheitel ist in der Jugend braun, im Alter weisslich, meist mit röth- lichem Anflug, der aber auch bis auf ein Minimum verschwindet. Auch der röthliche Anflug der Unterseite, der für alte Vögel oft eigen- thümlich stark wird, kann fast ganz fehlen. Die Zeichnung der Jungen und Alten ist verschieden; ähnlich wie bei den Gierfalken und Wanderfalken tritt mit dem Alter ein Wechsel im Charakter der Zeichnung ein. Uebergangsformen, die zwi- schen den charakteristisch gezeichneten und abgenutzten Federn des Jugendkleides die neuen, frisch hervorgewachsenen Federn der Tracht der Alten zeigen, habe ich aus Dalmatien, Griechenland und Egypten untersucht und theils noch in Händen. An der Identität bei- der Zustände, der Zeichnung der Jungen und der Alten, ist nicht zu zweifeln. | i Bei den Jungen ist die Oberseite dunkelbraun, der Kopf und Hinterhals etwas heller. Die Scheitelfedern dunkler gefleckt, beson- ders vorn hinter der weisslichen Stirn. Auf dem Hinterhalse ein dunkler Fleck. Die Hinterschwingen, die langen obere Flügeldeck- feder,. und die grossen Schwungfedern haben rostfarbige Endsäume. Ausser, der Innenfahne der grossen Schwingen haben sämmtliche Federn der Oberseite keine hellrostfarbigen Querflecke. Die Unter- seite hellrostfarbig, auf Kropf, Brust und Bauch mit dunklen Schaft- strichen, die auf der Brust so breit werden, dass diese dunkel er- scheint. Die untern Schwanzdeckfedern rostweisslich, mit grössern oder kleinern Pfeil- und Querflecken, bis fast ungefleckt. Die dun- kelbraunen Schwanzfedern haben eine rostweissliche breite helle Spitze, auf den Innenfahnen rundliche, hellrostfarbige Querflecke, auf der Aussenfahne höchstens nach der Spitze hin schwach gefleckt, auf den unverdeckten Mittelfedern meist ungefleckt. Bei den Alten ist der Scheitel heller, roströthlich, mit ER 255 schwarzen, scharfen und feinen Schaftstrichen bezeichnet, die an den Seiten des Scheitels, über dem weissen Augenstreif, und vorn hinter der weissen Stirn am breitesten und dichtesten zusammenge- drängt sind. Auf der Mitte des hellroströthlichen Hinterhalses ein braunschwarzer Fleck, von mehrern ganz dunklen Federn oder brei- ten Schaftfleeken gebildet. Kinn, Kehle und Kopfseiten weiss. Die Federn der Augengegend braunschwarz. Die Federn der Ohrgegend weiss mit feinen dunklen Schaftstrichelchen. Ein schwacher braun- schwarzer Bartstreif vom Mundwinkel an, und ein braunschwarzer Streif hinter den Augen an abwärts. Die Federn des Vorderrückens, und die kleinen und mittleren oberen Flügeldeckfedern braunschwarz mit hellen, weisslichfahl abschattirten Federrändren. Die Federn des Hinterrückens, Bürzels und der obern Schwanzdecke dunkelgrau- braun mit helleren, bläulichgrauen Querbinden. Die langen obern Flügeldeckfedern, Schulterfedern, Hinter- und Mittelschwingen ha- ben fahlgraue, nach den Hinterschwingen hin hellere und breitere Querbinden. Die Unterseite weisslich, mit stärkerm oder geringerm roströthlichem Anflug... Kinn und Kehle ungefleckt. Auf Kropf und Vorderbrust schmale Schaftstriche, die sich hinten zu breiten Tro- pfenflecken erweitern; auf der Mitte der Unterseite länglichrunde Tropfenflecke; an den Weichen und Brustseiten Querflecke; die hin tern Weichenfedern quer gebändert. Der Bauch nach hinten unge- fleckt. Untere Schwanzdeckfedern mit unterbrochenen Schaft-, Pfeil- und Querflecken, bis fast ungefleckt. Die Hosenfedern rostweisslich mit scharfen dunkelbraunen Schaftstrichen, die sich zu länglichen Tropfenflecken, nach den Weichen hin zu Querflecken erweitern. Schwanzfedern dunkelgraubraun, mit breiter weisslicher Spitze und 12 bis 14 blass roströthlichen oder röthlichweissen am Schaftund in der Innenfahne durchgehenden Querbinden; die Querbinden der Mittelfe- dern nach beiden Rändern getrübt. Beide Geschlechter sind ‚nicht wesentlich in Färbung und Zeichnung verschieden. ° Das Originalexemplar von Falco cervicalis, ein altes Männchen vom Cap, ist auf der Oberseite ähnlich wie F. tanypterus gefärbt und gezeichnet. Der Scheitel und Hinterhals stärker roth überflogen, hinter der hellen Stirn und über dem hellen Augenstreif der Scheitel fast gleichmässig dicht schwarzbraun gefleckt. Kinn und Kehle weiss- lich. Brust, Bauch und untere Schwanzdeckfedern gleichmässig rost- röthlich, ungefleckt. Auf den Weichenfedern nach hinten dunkle 256 Schaftstriche, Tropfen- und Querflecke. Die Beine ungefleckt. Die Färbung und Zeichnung der Schwanzfedern weicht nicht wesentlich von der des F. tanypterus ab. Sichere Jugendzustände von F. cervi- calis sind mir nicht zu Gesicht gekommen. Wenn die Geschlechtsbestimmung richtig ist; so erreicht das Männchen von F. cervicalis die Grösse des Weibchens von F. tanypte- rus. Will man auf die ungefleekte Unterseite, den stärkern röthlichen Anflug der Unterseite, des Scheitels und Hinterhalses keinen beson- dern Werth legen; so ist ein wesentlicher Gegensatz in Färbung und Zeichnung von F. tanypterus nicht vorhanden. Dass bei dem einzigen Originalexemplare in Berlin die zweite Schwungfeder auf der Innenfahne schwach bogig verengt, während die von F. tanypterus fast gleichmässig verschmälert ist, will ich nur nebenbei erwähnen. Um über die letztere Art ganz in’s klare zu kommen, ist ein grösseres Material erforderlich, als in deutschen Mu- seen vorhanden ist. Masse von Falco tanypterus, Licht. 2 RR Flügel. 3 Xopf & Lauf. ah Kauaı, une Fo = Heimath. : LE 1.1.3 | 7.7 |2.9 | 9, |26 |22,+8,l105+9 lıo | Griechenland. 2.14 1.6 |2.9 | 9 1265122 +7,10 + 9 |18.10 |2 jun. | Griechenland, 3.114 1.6 |2.9 | 95 126,5] 215-+7,81105+ 9519 12 Nubien (L.). a 138 |7.6 |28,| 9 126 |2054+7,|10 + 9 lıs. 9 [9 Nubien (L.). 5.|113.6 75 129 |10 126 |21 +7,/105+ 8 118.912 Dalmatien. 6.lısa |7.6 |29 | 95 |26 |20,-+7,,1105+ 8,118. 8 |2 Algier. 7.1113.2 7.6 12.8.8) 95 126,5 120,48 [10,4 9,|18. 6 |? jun. | Blauer Fluss. 8.131 | 74 1285| 96 |25,|20,+8,|10 +10 |ı8. 6 |g Oberegypten. 9.13 22 28 | 94 |26 |21 +7,110,5+ 9,118. 4 |Q Mittelegypten. 10.126 I |as | 95 1255 [20,+7 | 9 + 85118 ° |9 jun. | Egypten (L.). 11.112 6.6 |2.7,;| 9» l25 120 +6,;| 9:+ 9, 16. 6 |ö Griechenland. 12.12 6.5 12.7 | 88125 |20 +6 | 9,5+ 7 [16. 9 | & jun. | Egypten. 13.1110 | 6.6 |2.7 | 9 |245|19,,+7 | 95+ 8,116. 6 |5 Dalmatien. 14.||11.9 | 6.4 |2.6 |:8, |24 |18,5+6,8| 9,5+ 8,5|16. 4 | & jun. | Dalmatien. 15.l11.8 | 6.4 2.6 | 9 [2351180465] 9 + 7.116.413 Nubien (L.). 16.111. 8 ! 6.2 |2.7 8; 124 [195,464 | 9 + 73116. 3 | & jun. | Egypten. 17.11. 6 | 6.3 |2.6 | 8, 23,5 K18%+7 | 8,,+ 7,lı6 13 Nubien (L.). 18.1111. 6 | 6.2 |2.5,| 8 1235119 o+7a| 9 + 9 |16 ö Oberegypten. 19.1111. 5 6.1 125 7, 123 119 +7 9 + 89/15.10 ,& Chartum. 20.lı1.4 | 61 |2.5,| 8 |23 |19 +7,| 80+ 8,115. 8 | & jun. | Nubien, 21.1111.°1 | 6 1.55! 85 1225, 118546, | 85 + 7,|14. 6 |& jun. | Griechenland. | | Masse von Falco cervicalis, Licht. 10 + 8, „fl I 12.8 | 8% | t 25,5 |21 46% l 17, 6 1® | Cap. b. sp. | 257 4. Die Wanderfalken. . Nur die zweite Schwungfeder ist auf der Aussenfahne einge- schnürt, und nur die erste auf der Innenfahne winkelig eingeschnit- ten; die folgenden Federn sind gleichmässig verschmälert. Der Lauf ist vorn nur im obern Drittel befiedert, inwendig und hinten ganz nackt. Die Zahl der Netzschuppen auf der Vorderseite des Laufs erreicht unter den grössern Falken das Minimum. Die Mittelzehe ist ebenso lang oder etwas länger als der Lauf. Es sind die einzigen grösseren Falken, die in allen Entwickelungsstufen einen zusammen- hängenden breiten, dunklen Bartstreif besitzen. Die Ansichten derjenigen Ornithologen, die sich nicht von jeder geringen Farbenabweichung irritiren lassen, haben sich immer mehr für die Unterscheidung von nur zwei Arten, des Falco pregrinus L., und peregrinoides T., geeinigt. Bonaparte führt im Conspectus zwar vier Formen an, die unserm Wanderfalken näher stehn: F. peregrinus L., F. melanogenys Gould, aus Oceanien, F. peregrinator Gr., aus Süd- und Mittelasien, F. anatum Bonap., aus Amerika, und F. pere- grinus Schl., aus Südafrika; doch sieht er sie selber nicht für genü- gend begründete Species an. . Dass F. peregrinoides T. aber eine selbstständige Art ist, kann wohl nicht bezweifelt werden; er kommt mit dem über die ganze Erdoberfläche verbreiteten F. peregrinus zu- sammen in Afrika vor. Bei allen Formen dieser Gruppe zeichnen sich die Jungen durch Längsflecke auf der Unterseite, die Alten durch Querflecke und Quer- wellen auf der Unterseite und Querbinden auf der Oberseite aus; in der Jugend sind die Schwanzfedern mit rundlichen Flecken, im Alter mit durchgehenden Querbinden bezeichnet. Die Färbung des Kopfs und der Unterseite ist vielfachem Wechsel unterworfen. Die Jungen des F. peregrinus zeichnen sich überall durch ziemlich breite, vorn und hinten verschmälerte dunkelbraune Schaftstriche der Unterseite aus. Die Alten sind in Zeichnung und Färbung vielfach verschieden, sogar an denselben Fundorten, und nur in der Querzeich- nung der Körperseiten und Querbänderung der Oberseite constant. Die Vorderseite des Laufs hat durchschnittlich zwei Netztafeln mehr, als die von F. peregrinoides. Der Europäische Wanderfalke kommt mit schwarzem und mit dunkelgrauem Scheitel, mit weissen und mit schwarzüberflogenen 258 Kopfseiten, mit weissem und mit röthlichüberflogenem Federgrunde der Brust vor. F. melanogenys Gould aus Neuholland ist nicht immer durch gleich dunkle Kopfseiten ausgezeichnet; ich habe Exemplare gesehn, die vom südafrikanischen nicht unterscheidbar waren. Falco peregrinator Gr. kommt mit weissen Kopfseiten, weissem Vorderhalse, scharfen Schaftstrichen auf der Vorderbrust, und Querflecken auf den Weichen und der Hinterbrust, aber auch mit ungefleckter rost- farbiger Unterseite vor. Falco anatum Bonap. hat häufig, aber nicht immer, einen schwarzen Kopf und Ohrfleck, dunkle Kopfseiten, rost- farbige Brust mit rundlichen Flecken, und Weichen und Hosen mit Querzeichnung. Ganz ähnlich gefärbt kommt auch der kleine Wan- derfalke vom Cap vor, meist mit einigen scharfen Schaftflecken auf der Brust. Es ist unmöglich, die Wanderfalken der verschiedenen Welttheile nach Zeichnung und Färbung scharf zu trennen. Dass auch die Masse keine scharfen Grenzen zeigen, ersieht man aus der folgenden Uebersicht. Zu Falco peregrinus L. gehören Nr. 1,2, 6, 8 und 13; Zu Falco melanogenys Could Nr. 5 und 10; Zu Falco peregrinator Gr. Nr. T und 11; Zu Falco anatum Bonap. Nr. 3, 4, 9 und 12; Zu Falco communis minor Schleg. Nr. 14; Falco peregrinoides Temm. ist nur durch Missverständniss für F. Feldeggi Schleg. und in Folge dessen für Europäisch gehalten worden; man hat ihn bis jetzt nur in Afrika gefunden. Auf der vor- dern Laufbreite kommen nur 4 oder 5N etztafeln der Quere nach vor. Der innere Winkeleinschnitt der ersten Schwungfeder kommt zwi- schen die Spitzen der 4. und 5. zu liegen. Die Jungen haben einen dunkelbraunen Kopf und braune Ober- seite. Die Stirn, ein Streif über dem Auge und die Mitte des Scheitels und des Hinterhalses durch weisslichrostfarbige Federrän- der heller, bunt; auf der Mitte des Hinterhalses ein dunkelbrauner Fleck. Der Bartstreif und ein Streif vom Auge längs den Halsseiten hin schwarzbraun; Ohrgegend weiss. Der Oberflügel und Vorder- rücken braun, mit scharfen, hellrostfarbigen Federrändern; auf dem Hinterrücken bis zur obern Schwanzdecke sind die hellrostfarbigen Federränder breiter, und die Federn mit verdeckten rostweisslichen Querbinden bezeichnet. Die Unterseite ist rostweisslich überflogen ; der Vorderhals ungefleckt; die Vorderbrust weisslich mit scharfen, 259 schmalen, nach hinten erweiterten Schaftstrichen; die Hinterbrust trübrostweisslich mit mehr gleichbreiten, nach der Spitze schlankge- rundeten Schaftstrichen; der Bauch nur vorn mit scharfen Schaftstri- chen bezeichnet. Die untern Schwanzdeckfedern rostweisslich mit dunkeln Pfeil- und Querbinden. Die Weichenfedern mit breiten brau- nen Schaftstrichen und schmalen hellrostfarbigen Rändern. Hosen aussen mit schmalen Schaftstrichen, inwendig ungefleckt. Die Schwanzfedern graubraun, aussen mit weisslichrostfarbigen Quer- flecken, inwendig mit ähnlichen Querbinden. Bei den Alten ist der Scheitel fast gleichmässig dunkel schwarz- braun, mit graurostfarbig abschattirten Federkanten. Der Hinterhals in der Mitte schwarz, nach den Seiten hellroströthlich. Der Bart- und Augenstreif schwarz, und der Öhrfleck hellroströthlich. Die Oberseite ist vorn schwärzlichbraun, nach hinten mehr graubraun, auf den Federn des Oberflügels und Vorderrückens mit fahlgrauen Federrändern und Querbinden. Die Federn des Hinterrückens und der obern Schwanzdecke graubläulich mit hellern, weisslich blau- grauen, vorherrschenden breiten Federkanten und Querbinden. Vor- derhals ungefleckt, rostweisslich. Die übrige Unterseite rostroth; auf der Vorderbrust ungefleckt; die Hinterbrust in der Mitte mit ein- zelnen länglichrunden braunen Schaftflecken, nach den Seiten mit breiten Querflecken und Querbinden. Auf dem Bauche mattgrau- braune Schaftstriche und erweiterte Flecke. Weichen- und Hosen- federn mit braunen Querbinden. Der Schwanz ist graubraun, an der Basis die weisslich blaugrauen hellen Querbinden, nach der rost- weissen Spitze die dunklen braunen Querbinden vorherrschend. Un- ter den verschiedenen Geschlechtern zeigt die Färbung keinen we- sentlichen Unterschied. Der Falco peregrinoides ist der kleinste vön allen Falken mit zahl- reichen Netztafeln auf der Vorderseite des Laufs. Er steht in seinen Dimensionen dem grossen Baumfalken, dem Falco Eleonorne Gene nahe, zeichnet sich aber durch kräftigere Fussbildung und einen weit ge- drungeneren Körperbau auf den ersten Blick aus. Nach den Beschreibungen und bildlichen Darstellungen stehen die australischen Falken, . F. subniger Gr., und F. Iypoleucus Gould, und der centralasiatische F. jugger Gr., den Würg- und Lannerfalken nahe. Falco Chiquera Dd., den Bonaparte mit zu den grossen Edel- falken stellt, ist eine grosse Art aus der Gruppe der Merline. Naumannia 1857. 19 260 Maasse von Falco peregrinus. | u | Q = = : 8 Flügel, 5 Kopf. 4 Lauf. er Re Kara. Hinee, E Heimath. R & 1.114 6.6 | 28,;!10,61 26 I26 +9,112 +10 118. 4/9 Braunschweig. 2.1 14 6. 6 29 10,6 | 25,5 126 49 |11,,+10 |18. 3 |? jun. |Nordafrika. 3.113. 8/16. 4 | 2.9 | 10, | 24 /24,,4+8 !10,,+ 9, |18. 319 Cuba. 4.113. 4|6. 2 | 2.8 | 10 23,5 |24 +9. |11 +10,8 118. 2|2 Nordamerika. 5.113. 316. 3 | 2.8- | 102 | 24 |25 +9 |11 +10, 118 @ jun. |Neuholland. 6.1 13 6.2 | 2.8;| 10 24 25 +9. |11 +10 17.1012 Braunschweig. 7. 13 6.2 /2.8 | 10 | 24. 124,495 110,54 8 17. 69 Ostindien. 8.112. 6/6. 1 | 2.7.61 98 | 24 124,48, 111,,+10 [17 & Braunschweig. 9.1 12. 6 | 6. 2.7, | 10 24, 25 +9 |11,5+ 9,5 116.10 | 5 jun. |Nordamerika. 10.112: 4|6. _|28 | 410 23,5 235 +8, 111 + 8 116. 8|5 Neuholland, 11.1 11.10 15.9 |2.7 9 225 22,5+8,; 110 + 7,116. 218 Ostindien. 12.1 11.4|5.6 |25 86 | 21,5 21.88 | 9 + 7,41 5.10|8 Mexico. 13.111. 2/5.2 |25 3 21 21,5+7,| 95+ 8.115. 9| 5 jun. |Braunschweig. 14.10: 8 | 5. 2.4 8 21, 21,,+75| 9 + 8,115. 6|5 Cap. | Maasse von Falco peregrinoides 1.1 12 5.10 | 2.6 9,8 | 22 [22,,+8,4110,+ 9,3116. 8! Sennaar. 2.1411. 9 115.9 | 2:6 98) 215 |22 +9, |11 + 8 .116. 4/9 Kordofan. 3.111.881 9.°0.. 18:0 9, | 22 [22.;48, 110,4 9. 116. 2/9 Nubien. 4.111:.6|5.4 1258| 95 | 21 /21.+8 |10,4+ 9 115. 912 Egypten. 5 10. 414.8 2.83 8 19 19,;+ 7,2 Ss;+ Ts 13.4 ö Embukol. 6.110. 2 | 4. 7,| 2.3 85 | 19,8, |19; +6,55] .9 + 75112.10|5 Egypten. 10. 4.6 | 2.2,;| 8 20 120 +7 9 + 8,112. 8|& Nubien. Rückblick. Die Synonymie der Falken ist für mehre Arten kaum zu entwir- ren. Die weissen nordischen Jagdfalken hat man meist nach der Färbung und dem Fundorte, nicht nach der Zeichnung gesondert; Schlegel und Bonaparte führen als Sonderungsgründe in ver- schiedener Weise die Zeichnung auf. Die Nomenclatur ist schwierig. Will man die weissen Falken unterscheiden, so sind die geographischen Namen unter allen Umständen von der Hand zu weisen, da beide in Is- land und Grönland vorkommen und brüten. Vollends bedenklich wird es, diejenige Form mit dem Namen groenlandicus zu benennen, die auf Island am häufigsten vorkommt. Nach den Beschreibungen sind die Namen islandieus und groenlandieus auch grösstentheils nicht mit Sicher- heitzu deuten. Ich habe desshalb für die in Sammlungen am wenigsten verbreitete Form den Namen gelassen, unter welchem Holböll’s Exemplare versandt worden sind. Der Name candicans kommt 261 der allgemein verbreiteten Form zu gute. Viele der ältern Falken- namen lassen fast nur eine geographische Deutung zu. So weit die wichtigsten Synonymen einigermassen sicher zu deuten sind, will ich sie erwähnen. 1. Falco arcticus Holb. F. candicans Bonap. Consp. F. candicans islandicus Schleg. Kr. Üb. 4 (?) ad. 2. Falco candicans auct. F. Gyrfalco Pall. Zoogr. F. Gyrfaleco K. & Bl. Wirbelth. part. F. candicans Schleg. Kr. Üb. 3 (?) ad. 3. Falco Gyrfalco Schleg. F. Gyrfaleo K. & Bl. Wirbelth. part. — jun. 4. Falco sacer Schleg. . F. lanarius Pall. Zoogr., Temm. Man,, v. d. Mühle. F. cyanopus Thienem. _ F. milWwipes Hodgs. F. Cherrug Gr. 5. Faleo tanypterus Licht. F. Feldeggi Schleg. F. lanarius Schleg. Kr. Üb. F. alphanet Schleg. Bon. Consp. F. barbarus Bonap. Consp. . F. puniceus Levaill. F. tanypterus, cervicalis, biarmicus Br. Naumannia. 6. Falco cervicalis Licht. F. chiqueroides Sm. F. biarmieus Temm. Bon. Consp. (?) 7. Falco peregrinus auct. F. communis Schleg. Kr. Üb. F. Gyrfaleo L. f. suec. (?) F. abietinus Bechst. F. melanogenys Gould. F. macropus Sm. _ F. peregrinator Gr. F. shaheen Jerd. 19* 22 F. sultaneus Hodgs. F. anatum Bonap. F. lanarius Penn. 8. Falco peregrinoides Temm. F. Feldeggi Brhm sen. & jun. Bei F. arctieus ist die Zeichnung der Unterseite constant Quer- zeichnung, bei F. candicans ist die Zeichnung constant Längszeich- nung, bei F. Gyrfalco verwandelt sich die Längszeichnung in Querzeich- nung, bei F. sacer ist die Zeichnung constant Längszeichnung, bei F'. mexicanus ist die Zeichnung constant Querzeichnung, bei F. tanypte- rus, peregrinus und peregrinoides verwandelt sich die Längszeichnung in Querzeichnung. Mit der Querzeichnung der Unterseite ist auch re- gelmässig eine Querbänderung der Oberseite verbunden. In Bezug auf die Dimensionen mögen die angeführten Masse die ungefähren Grenzen der Schwankungen andeuten. Die Exemplare von Mittelgrössen stellen dagegen am besten die ungefähre Reihen- folge der Arten in Hinsicht der Grösse dar. Eine ideelle Mittelgrösse ergibt sich aus dem arithmetischen Mittel von zahlreichen Messun- gen. Aus solchen Mittelgrössen ist am klarsten ersichtlich, ob eine Art durchschnittlich grösser oder kleiner als eine andere ist. Ich will desshalb die Mittelgrösse der vorhergehenden Arten aus zahl- reichen Messungen beifügen. 2. | BR g Flügel. 3 | Kopf, | Firste. | Lauf, ya E er E B | 3 = BE: | i 20 1. Falco aretieus. — N.-Eur., N.-Amerika. 15.4 [8.66 | 3. 1a] Ale | 35 | 244 | Ile | 225 | 9 139 | 78, 210 | 10|9|28 |ıı 1205 | 2 2. Falco candicans. — N.-Eur., N.-As., N.-Amer. 154 |86.|3.1,| 12 EIER en re 22.5 | 9 139 | 7, |210 | ıı | 205 | 28 [1 | 204] 5 3. Falco Gyrfalco. — N-Europa. 146 [885 2.11, , 11 29 | 23, | 108.| 20.4 | 8 134,176 |2.94 10, | 265 212 | 104 I 184 I" 4. Falco sacer. — Eur., As., N.-O.-Afrika. 104 148 9 10,5 ET 9 a 9,5 14.8 u 9,5 | 8 273 | 214 13.6 7.3 2,04 | 25,5 | 20,5 EN NREE 263 B| y g Flügel. z | Kopf. | Firste. | Lauf. erg Bi lange. E © % © 1.8 | 2 E 5. Falco mexicanus. — Amerika. 13.2 173512 85 | 10 | 96, | 20% | 9%» 125 1 11.65 [6.14 | 2. 56| 86 | 234 | 196 | 96 | 155 | 3 6. Falco tanypterus. — 8.-Eur., Afrika. 13.4 1.5 2. 8,5 9,5 26 21 10,5 18.6 2 11.7.|63 |2. 6 Buch Be Dark & 7. Falco cervicalis. — S.-Afrika. 2a 0 ze | a 8. Falco peregrinus. — Ueberall. 13.6 ]6.3 [2285| 10, | 24, | 25 | ıı | 182 | 2 12. 159 2.6 9 22,5 23 10 16.4 & 9. Falco peregrinoides. — Afrika. PA 11.9 | 5.8 | 2.6 | | 10, | 16.3 | 2 10.2 7 |2.3 ir has, |. 8. 1.18 5 Aus den mitgetheilten Dimensionen ist zu ersehn, dass die Jagd- falken den geringsten, die Wanderfalken den grössten Schwankun- gen in der absoluten Grösse ausgesetzt sind. Aus diesen Massen, die ich aus weit zahlreicheren Messungen ver- schiedner Exemplare absichtlich ausgewählt habe, ist ebenfalls er- sichtlich, dass die Grenzen dieser Schwankungen durch allmähliche Uebergänge ausgefüllt werden, und dass die einzelnen Individuen nicht in allen Körpertheilen die Dimensionen in ganz gleichem Ver- hältniss ändern. Es scheint mir aus den allmählichen Uebergängen innerhalb der Grenzen dieser Schwankungen hervorzugehen, dass es rathsam ist, sich nicht durch geringe Grössenabweichungen bei den Vögeln zu specifischen oder subspecifischen Sonderungen hinreissen zu lassen. Auch ist es aus diesen Uebersichten offenbar ersichtlich, dass nicht, wie es von verschiedenen Seiten geltend gemacht worden ist, die alten Vögel durchgängig kürzere Schwung- und Schwanzfedern besitzen, als die jüngern. Dass die erwachsenen Nestjungen im gan- zen die kürzesten Federn besitzen, ist bekannt. Dass jeder Ornitholog, der über die Bedeutung der Dimensionen ein sicheres Urtheil gewinnen will, genau und zahlreich messen muss, 264 und sich nicht blos auf den Augenschein verlassen darf, obwohl das letztere weit bequemer ist und der Phantasie freiern Spielraum ge- währt, will ich nicht weiter durch Beispiele belegen. | Nr. 25. Beilage Nr. 3. Ein brütendes Männchen von Callipepla californica. Von C. F. Wiepken. In meiner Voliere brütet ein Männchen von Callipepla californica, nachdem das Weibchen sich todtgelegt und nur 24 Stunden auf den Eiern gesessen hatte. Da es vielleicht von einigem Interesse sein dürfte, so erlaube ich mir, die Geschichte dieser Thiere kurz mitzu- theilen. Im Frühjahr 1855 schenkte Herr Clemens Pajeken in Bremen zwei Paar lebende C. californica, die er mit vieler Mühe und Sorgfalt selbst von Californien mit herübergebracht, an die grossherzogl. Vo- liere. Die eine Henne legte noch im selben Sommer, allein die Eier, welche einer gewöhnlichen Haushenne zum Ausbrüten untergelegt wurden, verunglückten sämmtlich. Gegen Winter bekam ich beide Paare in meine Voliere, wo die eine Henne, nachdem sie sich mit dem einen Bein in dem vor den Fenstern befindlichen Drathgitter festgeklemmt, von dem eigenen Männchen todtgebissen wurde. Die andere Henne baute im April in einem dichten Kiefernzweige, circa 21), Fuss über der Erde, ein festes Nest aus Kiefernnadeln und legte 18 Eier hinein, die sie nach Art der Hühner, ohne vom Hahn sich ablösen zu lassen, allein ausbrütete. Leider kamen die Küchlein während meiner Reise nach Cöthen aus, und bei meiner Zuhause- kunft fand ich von 15 ausgebrachten Küken nur noch 5 am Leben. Diese 5 Küken, worunter 1 Hahn war, wurden gross und besassen wir mit den 3 Alten nun 8 Exemplare. Im Laufe des verflossenen Winters verunglückten, bis auf das alte Brutpaar und 1 junge Henne, alle übrigen. Nun hoffte ich, wenn ich beide Hennen bei dem Hahn 265 liess, röcht viele Junge zu ziehen, indem ich dabei voraussetzte, dass die alte Henne zuerst legen würde, und nachdem diese brüten würde, glaubte ich, paare sich der Hahn mit der jungen Henne. Freilich legte die alte Henne auch zuerst, aber 8 Tage später begann auch die junge und legte ihre Eier in das Nest der alten, so dass das für 15 Eier berechnete Nest bald voll wurde. Obgleich ich ein ganz ähnliches Nest daneben machte und dahinein einige Eier brachte, so wollte doch keine der beiden Hennen dasselbe beziehen. Als nun das Nest einige 20 Eier enthielt und alle Tage noch neue hinzukamen, nahm ich 12 Stück heraus und legte die einer Bantamhenne zum Ausbrüten e unter. Beide Hennen setzten indessen mit kurzen Unterbrechungen das Legen fort, bis die junge Henne Ende April starb. Bei der Sek- tion fand ich ein unreifes Ei, dessen zarte Schale eingedrückt war, sonst Alles normal und wohlgenährt. Jetzt hoffte ich, dass die alte Henne zu brüten beginnen würde, allein sie legte noch einige Tage und hörte dann auf, ohne Lust zum Brüten zu verrathen. In dem Neste befanden sich 14 Eier, die übrigen hatte ich herausgenommen und Zwerghühnern untergelegt. Ausser diesem Callipepla-Pärchen waren noch in derselben Vo- liere 1 Caccabis rufa 2 und 1 Perdix einerea &, welche sich gepaart und am andern Ende der Voliere an der Erde unter einem Kiefernstrauch ebenfalls ein Nest gemacht, aber nicht gelegt hatten. Eines Tags stehe ich vor dem Drathgitter im Garten und bemerke im Nest des rothen Rebhuhns ein Ei. Wie ich noch einen Augenblick verweile und mich schon freue, dass diese Henne auch gelegt, sehe ich zu meiner Ueberraschung, dass die californische Henne mit einem Ei im Schnabel angeflogen kommt und dasselbe zu dem andern in das Nest des rothen Rebhuhns legt. (Hier ist ein solches Ei. Die Oefi- nung ist vom Schnabel des Vogels gemacht). Dies wahrnehmend, ‚bringe ich die noch übrigen Eier in dasselbe Nest, weil sie durch das Hintragen, wobei die Eier natürlich beschädigt wurden, deutlich ver- rieth, dass ihr dieses Nest besser gefiel. Als ich nach einer !/, Stunde wieder hinkam, waren beide Hennen in einem heftigen Kampfe be- griffen, wobei die Eier umhergeworfen und theilweise zerbrochen wurden. Die noch unversehrten legte ich gleichfalls einer Bantam- henne unter. Sechs bis sieben Tage’ später begann die Callipepla- Henne abermals zu legen, und nachdem sie das 12. Ei gelegt, fing sie an zu brüten. Leider fand ich sie 24 Stunden später todt unter dem 266 Neste liegen, aber zu meiner grossen Verwunderung hatte der Hahn auf dem Neste ihren Platz eingenommen. Die todte Henne hatte, wie die vorige, ein unreifes Ei ohne Schale bei sich und war auch wohl- genährt. Der Hahn brütete bis zu meiner Abreise mit einer seltenen Treue und gönnte sich kaum Zeit zu fressen. Dreiundzwanzig Tage brüten diese Hühner und hoffe ich, dass er die noch fehlenden 8 Tage ausharren wird. Die beiden Hennen haben zusammen 56 Eier ge- legt. (Vorgezeigt ein Junges im Nestkleide und ein ausgewachsenes hier gezogenes). Nachschrift. Der Hahn hat die Geduld nicht verloren, er hat 11 Küken ausgebracht, und sind dieselben schon erwachsen und fast mit der Mauser fertig. Alle Eier, welche gelegt sind, so lange beide Hennen lebten, waren unfruchtbar und nur 6 von der letzten waren befruchtet und sind ausgekommen. Nr. 26. Beilage Nr. 5. Aphorismen über den Bau des Vogelflügels. Von J. H. Blasius. Unsere naturhistorischen zoologischen Studien beziehen sich auf die körperlichen Eigenthümlichkeiten und die Lebenserscheinungen der Thiere; wer als letzte Aufgabe der Wissenschaft die Einsicht in den Zusammenhang beider hinstellt, hat das Ziel nicht zu niedrig ausgesteckt. In vielen Fällen wird es zu erreichen möglich sein; in. allen, in denen ein Causalzusammenhang durch streng logische Schluss- folge nachweisbar ist, in denen die Lebenserscheinungen als physika- lische Folgerungen aus den körperlichen Bedingungen hergeleitet werden können. In sehr vielen Fällen werden wir uns einstweilen damit begnügen müssen, nachzuweisen, dass bestimmte Lebensäusse- rungen immer mit bestimmten körperlichen Eigenthümlichkeiten ver- bunden sind, dass beiderlei Eigenschaften so zu sagen parallel gehen, auch ohne dass wir streng logisch nachweisen könnten, dass die einen 267 eine Folge der andern seien. In vielen Fällen wird es uns einstwei- len nur möglich sein, bestimmte Thatsachen der einen oder der an- dern Art festzustellen, ohne im Geringsten auf irgend einen Zusam- menhang hindeuten zu können. Isolirte Thatsachen erhalten ein um so grösseres Interesse, um so grösseren Werth in dem Masse, als sie sichtliche Anlage in sich einschliessen, zur Herstellung eines wis- senschaftlichen oder Causalzusammenhangs benutzt werden zu kön- nen. Thatsachen, die in gar keinen wissenschaftlichen Zusammen- hang zu bringen sind, können nur auf ein Minimum von Interesse Anspruch machen. Zahlreiche ornithologische Darstellungen beabsichtigen es, die körperlichen Eigenschaften mit den Lebensäusserungen in bestimm- ten Causalzusammenhang zu bringen: in der Schnabel- und Krallen- bildung der Raubvögel sieht man die Möglichkeit ihrer Nahrungs- weise begründet; die Bussarde sind wegen ihres schwachen Schna- bels nur auf kleinen Raub angewiesen; wenn die Ammern und Finken einen weniger dicken Schnabel hätten, würden sie sich nicht zum Körnerfressen eignen; die breiten, flachen Nägel der Hühner sind zum Scharren gemacht; die Sumpfvögel waten im Wasser, weil sie lange, nackte Beine haben; zum Schwimmen sind kurze Beine und Schwimmhäute erforderlich u. dgl.m. Es kann in allen diesen Fäl- len naturhistorisch ziemlich gleichgültig sein, ob man der Natur te- leologische Absichten unterlegt, oder die Erscheinungen möglichst krass materialistisch deutet, ob man sagt: weil das Huhn scharren muss, hat es die bewussten Nägel erhalten, oder: weil es die Nägel hat, muss es scharren! Ein dritter Fall, dass ein Vogel die bewussten Nägel etc. hätte, scharren und auf dem Wege des Scharrens allein einen nothwendigen Lebenszweck erreichen könnte, und doch nicht scharren wollte, würde uns sehr absonderlich vorkommen; wir wür- den annehmen müssen, der Vogel sei obstinat oder krank. Beide Zu- stände liegen aber ausserhalb der naturhistorischen Betrachtung. Die angedeuteten Eigenthümlichkeiten beziehen sich meist auf Organisationsverschiedenheiten grösserer natürlicher Gruppen. Da sie leicht in die Augen fallen, so haben sie eine herrschende Annahme _ gefunden, auch ohne dass immer eine Causal-Nothwendigkeit in den Abhängigkeitsverhältnissen nachgewiesen worden wäre. Im Ganzen sind die verschiedenen Modificationen der Körperverhältnisse vor- zugsweise geeignet, um die verschiedenen Modificationen der Bewe- 268 gungsweise der Vögel aus denselben abzuleiten. Bestimmte Gegen- sätze in dieser Beziehung zeigen sich nicht selten deutlich zwischen den verschiedenen natürlichen Gruppen ein und derselben Gattung oder Familie. Die Arten der Gattung Sitta haben eine von den Mei- sen abweichende Fussbildung, und gleichzeitig eine ganz abweichende Art zu klettern; die Nachtigallen, Rothschwänzchen, Blau- und Roth- kehlchen haben verhältnissmässig längere Läufe, als die verwandten Grasmücken, Laubsänger ete. und in Folge dessen eine ganz abwei- chende Art der Bewegung. Welcher Ormnitholog hat wohl je an der Bedeutung solcher parallel laufenden Thatsachen gezweifelt, auch ohne immer an eine schulgerechte Nachweisung des Causalzusam- menhangs zu denken! Nichts war natürlicher, als dass man derglei- chen Eigenthümlichkeiten vorzugsweise zur allgemeinen Charakteri- stik anwandte. Doch kann man nicht behaupten, dass unsere jetzige Ornithologie ihre Einsicht bis zu den äussersten Grenzen Ber Mög- lichkeit schon ausgedehnt hätte. Vorzugsweise sehen wir uns bei der Dirnieikuig: der Species von ähnlichen Leitpunkten und Combinationen fast gänzlich verlassen. Die bräuchlichen Beschreibungen enthalten ausser einigen absoluten Grössenangaben und einigen ganz allgemein gehaltenen relativen Grös- senvergleichungen, in denen die genaue Kenntniss von andern Spe- cies als bekannt vorausgesetzt wird, fast nur eine detaillirte Aus- einandersetzung von Farben, Farbennüanzen, Zeichnungen einzelner Federn u. dgl.m. Wir mühen uns ab, die schwankenden Farben- nüanzen durch weitläuftige Beschreibungen festzuhalten, und fühlen cs lebhaft, dass erschöpfende Farbentafeln ein dringendes Bedürfniss sind, um uns verständlich zu machen. Wir verfolgen die Farben der einzelnen Arten vom Neste an in. Jangen mannichfaltigen Reihen, und glauben in jeder Abweichung ein ganz bestimmtes Lebensstadium festgestellt zu haben: meist auf dem Wege einer hypothesirenden Logik, ausnahmsweise auf dem einer unbezweifelbaren Erfahrung. Wir streiten darüber, ob die Farbenwechsel der Vögel vom Mausern oder vom Umfärben herrühren, und behandeln diejenigen Ornitholo- .gen, welche anderer Meinung sind, nicht immer mit wissenschaftlicher Würde, oder salonmässigem Anstande, sondern stellenweise sogar mit souverainer Ungezogenheit, etwa wie der Landjunker seine Leib- eigenen, die es sich herausnehmen, eine selbstständige Meinung ha- ben zu wollen. Wir bedenken nicht immer, dass es in der Wissen 269 schaft keine Hörigkeitsverhältnisse gibt, und Niemand mit seinem Anhange die Weisheit in Erbpacht erhalten hat. Wir stellen uns an, als ob in den Farben die innerste Natur, das eigentliche Wesen des Vogels ausgesprochen wäre, als ob mit der geringsten Farbenab- weichung die ganze Natur des Thiers eine andere sein müsse, als ob die geringste Farbenabweichung unbedingt eine neue Species be- dinge.: Wir haben die Farbe zu unsrem ornithologischen Götzen ge- macht, und, wie alle Götzendiener, unsre unbefangene Toleranz ein- gebüsst. Als Gloger aus eigener Machtvollkommenheit mit selbst- ständigem Geiste anfing an der unumschränkten Herrschaft dieses billigen Götzen zu rütteln, standen die Farbenanbeter in stiller Op- position, wie ein Mann, ihm gegenüber. Und noch ist der ernste Kampf weder auf dem Gebiete der Theorie noch aufjdem der Praxis erledigt. Noch immer schiessen neue Species, die blos auf geringen, kaum fühlbaren Farbenabweichungen beruhen, in und neben unseren ornithologischen Bilderbüchern, wie Pilze aus der Erde; und noch immer fragt man von der andern Seite vergebens, in welchem Ver- hältniss stehen denn diese Farbenabweichungen zur innern Natur des Thiers, in wiefern werden die Lebenserscheinungen durch dieselben modifizirt, oder noch bescheidener, welche Organisationsverschie- denheiten irgend welcher Art sind mit denselben empirisch verbun- den. Die Farbe bedarf in den Augen ihrer Anbeter keiner rationellen Betrachtung; die Herrschaft der Farbe beruht auf Glaubenssätzen, wie die einer jeden Ansicht, die ihre Hauptsätze im Fanatismus ihrer Anhänger findet. Was würde auch bleiben, wenn der glänzende Bau in sich zusammenstürzte! Man kann nicht sagen, dass auf diesem Wege die Ornithologie als Wissenschaft in den Augen unbefangener Naturforscher sich be- sondere Achtung erworben hätte. Diejenigen Zoologen, welche ihres höheren Berufs und ihrer geistigen Bedeutung gemäss sich aus- schliesslich mit „wissenschaftlicher Zoologie“ befassen, sehen die Ornithologie vorzugsweise für einen verlorenen Posten an, der die Wasserhöhe eines wissenschaftlich-gebildeten Gedankenkreises bei Weitem nicht erreicht. Und die Ornithologen mögen sich nicht etwa einbilden, dass der einzige Grund der altherkömmliche des Fuchses sei, weil die Trauben sauer sind! Dass bei einer speeifischen Behandlung der Vögel die Betrach- tung der Farben nieht ausser Acht zu lassen ist, versteht sich 270 wohl von selber; wenn man aber faktisch den wichtigsten Theil der Darstellung in einer detaillirten Auseinandersetzung der Färbung erblickt, so kann ein unbefangener Zoolog dies nur für eine ornitho- logische Verirrung ansehen. Wer nicht zu den unbedingten Farben- anbetern gehört, wird leicht zugestehen, dass die plastischen Verhält- nisse mit der inneren Organisation und dem charakteristischen We- sen des Vogels einen weit bedeutsamern Zusammenhang haben, als die Farben. Aber die plastischen Verhältnisse sind nicht constant, heisst es von gegnerischer Seite! Und diese Behauptung wird passenden Orts von den enthusiastischen Farbenornithologen mit so selbstüberzeug- ter vornehmer Miene, mit so wegwerfend absprechender Kürze aus- gesprochen, als sei damit die Sache erledigt! Was ist denn in der Thierwelt, in der Vögelwelt, absolut constant? Doch nicht etwa die Farbe! Wenn das der Fall wäre, würden die Farbenergüsse in den ornithologischen Beschreibungen wohl exacter und kürzer sein und nicht so oft sich dem Leser chamäleonartig unter den Händen verwan- deln! Abgesehn davon, dass die Farben so mannichfach nach dem Alter, dem Geschlecht und der Jahreszeit wechseln, weiss jeder Orni- tholog aus Erfahrung, dass sie auch nicht einmal für Individuen von ent- sprechender Qualification constant sind! Constant ist für jede Thierart eine jede charakteristische Eigenthümlichkeit nur innerhalb gewisser Grenzen. Die organische Natur ist ihrem ganzen Wesen nach mehr oder weniger biegsam; wir täuschen uns, wenn wir die starre, mathe- matische Nothwendigkeit der Krystallwelt in ihr erwarten wollen! Jede körperliche und jede psychische Eigenthümlichkeit kann sich bei jeder Thierart in einer bestimmten Mannichfaltigkeit ausbilden. Der unbefangene Naturforscher hat zu beobachten, welches die Gren- zen dieser Mannichfaltigkeit sind; in diesen Grenzen liegt die einzige Beständigkeit in der organischen Körperwelt! Von diesem Gesichtspunkte aus sind die plastischen Verhältnisse eben so constant, und meist noch constanter, als die Farben. Aber es ist möglich, dass sich irgend ein Ornitholog in beiderlei Eigen- thümlichkeiten vergreift; es ist möglich, die Gränzen von jeder cha- rakteristischen Eigenthümlichkeit zu enge zu fassen, dem beschränk- ten Kreis der augenblicklichen Erfahrung entsprechend, und dadurch eine Eigenthümlichkeit für specifisch entscheidend anzusehn, die es in dieser Beschränkung nicht ist. Gegen diesen Uebelstand sind die 271 Farben auch nicht versichert! So wie sich die Erfahrung erweitert, kann sich der Begriff erweitern, und das charakteristische Merkmal dehnt seine Gränzen aus. Wer blos eine Mehrzahl von nordischen Haussperlingen kennt, kann auf den Gedanken kommen, der graue Scheitel sei speeifisch charakteristisch ; einzelne, weniger häufige Exemplare, bei denen die braune Färbung der Kopfseiten sich auch über den Scheitel ausdehnt, eignen sich dazu diese Ansicht zu er- schüttern; wer vollends die südlichen Haussperlinge nicht von den unsrigen zu trennen wagt, wird sich gezwungen sehn, der Scheitel- färbung des Haussperlings ein grösseres Farbengebiet einzuräumen. In derselben Lage würden wir auch sein, wenn wir irgend etwas im Bau, in den plastischen Verhältnissen einer Species für charakte- ristisch angesehen hätten, und uns nachträglich überzeugten, dass * unzweifelhaft zu derselben Art gehörige Thiere nicht ganz genau mit den früher beobachteten übereinstimmten. Gehen wir unbefangen zu Werke; so überzeugen wir uns nun, in welchen Gränzen nach unserer erweiterten Erfahrung die beachteten Eigenthümlichkeiten charakteristisch sind. Aber wir giessen nicht gleich das Kind mit dem Bade aus, und behaupten nicht sofort: weil es Haussperlinge mit grauem und andere mit theilweise oder ganz braunem Scheitel giebt; so ist die Färbung in der ganzen Vogelwelt nicht constant, also fer- nerhin gar nicht weiter zu beachten! Meine ornithologischen Studien haben mich von ihren ersten Anfängen an zu der Ueberzeugung geführt, dass die plastischen Ver- hältnisse der Vögel weit mehr, als es geschehen ist, für die systematische Behandlung zur Anwendung gebracht werden könnten. Die summari- sche Logik der Gegner dieser Richtung hat bis jetzt noch nicht dazu beigetragen, mich in dieser Ueberzeugung wankend zu machen. Ich habe mich z.B. nie zu der Ueberzeugung erheben können, dass der Bau des wichtigsten Bewegungsorgans, des Flügels, ohne alle Bedeutung für die Eigenthümlichkeit des Fluges, und für alle mit der verschiedenen Flugfähigkeit in Verbindung stehenden Lebenserscheinungen sei, obwohl die Farbenornithologen fortwährend decretiren, der Bau des Flügels sei bei der einzelnen Species nicht constant. Ich habe meine Ueberzeugung von der Bedeutung des Flügelbaus im Einzelnen gel- tend zu machen gesucht, ehe durch Prechtl in seinen „Untersu- chungen über den Flug der Vögel, Wien 1846“ umfassend und evident mit mathematischen Mitteln nachgewiesen wurde, in welcher 272 Weise der Bau des Flügels für die Flugbewegung zur Geltung kommt. Die Farbenornithologen scheinen diese Schrift von Prechtl, die allerdings nicht für sie geschrieben ist, gänzlich ignorirt zu haben. Ich kann es jedoch nicht unterlassen, ihnen anzurathen, besonders den zweiten Theil dieser Schrift: „Mechanik des Fluges,“ sorg- fältig zu studiren, ehe sie sich mit der apodictischen Behauptung: „Der Bau des Vogelflügels ist nicht constant, folglich für die Be- trachtung der Species ohne alle Bedeutung!“ fernerhin auf ornitho- logisches Glatteis wagen. In den folgenden Aphorismen beabsichtige ich einige Verhält- nisse im Bau des Vogelflügels zu berühren, die bisher von den Ormi- thologen fast allgemein unbeachtet geblieben sind, von denen also die Farbenornithologen bis jetzt auch noch nicht durchgängig be- hauptet haben, sie seien nicht constant. Es sei mir erlaubt, vorher einige alte Erinnerungen aufzufrischen. Vor vielen Jahren war ich Zeuge davon, dass im Berliner Mu- seum zwei der ausgezeichnetsten Zoologen Deutschlands lange dar- über hin und her stritten, ob eine vorliegende schneeweisse Drossel eine Schwarzdrossel oder eine Schildamsel sei; bis so weit hatte man sich geeinigt. Jeder gab seine besten Gründe an, und die Sache blieb folglich unentschieden. Ich, als angehender Stubenornitholog, der bisher nur die Vögel in freier Luft kannte, stand schweigend dabei, und dachte bescheiden: es müsse doch fatal sein, wenn alle Vögel weiss wären! Als der Streit, der hier nicht nach Majoritätsbeschlüs- sen entschieden werden konnte, suspendirt war, kam ich nachträg- lich auf den selbstständigen Gedanken: zu irgend einer Art müsse diese weisse Drossel doch gehören, und es wäre doch gut, wenn man sicher wissen könnte, zu welcher! Ich fasste Muth, holte mir sämmt- liche Schwarzdrosseln und sämmtliche Schildamseln aus den Schrän- ken und nahm mir vor, anzunehmen, sie seien alle weiss! Ich unter- suchte sie alle von Kopf bis zum Schwanz, ohne die Flügel zu ver- gessen, und kam bald zu der Ueberzeugung, es sei mir ganz gleich- gültig, ob die Drosseln schwarz oder weiss seien, ich könne sie doch unterscheiden, und Wiegmann, das war der eine der beiden Zoolo- gen, der sich für die Bestimmung des Museums entschied, habe recht gehabt. Seit der Zeit habe ich den Gedanken nicht los werden können: es sei doch eine ganz gute Sache, wenn es den Ornithologen ganz gleich- gültig wäre, ob eine bestimmte Vogelspecies schwarz oder weiss sei! 273 Einmal neugierig gemacht, holte ich mir nun auch die andern 'einheimischen Drosseln: Turdus viseivorus, pilaris, musicus und iliacus herbei und liess sie Parade machen. Es machte mich nachdenklich, dass sie im Flügelbau sich alle auf die Seite von Turdus torquatus stellten, und 7. Merula gänzlich isolirt bliebe. Ich musterte, versteht sich im Museum, meine Herbsterinnerungen von rheinischen Vogel- heerden, und bald wollte es mir vorkommen, als ob 7. Merula in ihren Flugbewegungen etwas von allen mir bekannten Drosseln Abweichen- des zeige, was wohl mit dem ganz abweichenden Flügelbau zusam- menhängen könne. Hätte ich damals Prechtl’s Untersuchungen gekannt, die erst zehn Jahre später erschienen, so hätte ich sofort die entsprechenden allgemeinen Formeln mit den bestimmt gemesse- nen Elementen ausgefüllt, und in bestimmten Zahlen eine wesent- liche Abweichung in den mechanischen Resultaten der Flugfähig- keit erhalten. So aber war ich zunächst auf mehr allgemeine und handgreifliche Reflexionen angewiesen, in deren Verlauf ich nicht umhin konnte, anzuerkennen, dass Turdus Merula von den Drosseln der einzige Standvogel bei uns sei, während alle übrigen Arten ziehen. i Es kommt mir vor, als wenn viele Ornithologen sagen werden: sie ziehen, weil es ihre Natur ist; und aus demselben Grunde zieht die Schwarzdrossel nicht! Aber die Natur hat in solchen Fällen auch wohl parallellaufende mechanische Hülfsmittel oder Hindernisse! Für Alca impennis wäre es doch eine harte Arbeit, wenn sie ziehen wollte, z. B. über Land! Und ebenso ist es vom Strauss sehr weise, dass er nicht darauf besteht, zu fliegen, und lieber seine Füsse in Bewegung setzt! Auch steht sich die Schwalbe umgekehrt offenbar sehr gut dabei, dass sie sich nicht darauf einrichtet, ihre Reisen nach Afrika zu Fusse zu machen. In Erwägung, dass der natürliche Vogelinstinkt mit gewissen mechanischen Einrichtungen des Vogelflügels hier parallel laufe, nahm ich mir vor, noch andere nahe verwandte Vögel, die in ihrer Flugbewegung und Lebensweise so auffallend von einander abwi- chen, auf ihren Flügelbau speeiell zu vergleichen. Zu solchen ver- gleichenden Untersuchungen schienen mir die Gegensätze der Fal- ken und Habichte, der Spechte und Wendehälse, von Zanius Excubi- tor und minor ete., der Heher, Elstern und Saatkrähen, der nord- und südeuropäischen Rohrsänger und Grasmücken, der Nachtigallen und 274 Rothkehlchen, der Feld- und Haubenlerchen, der Tauben und Hüh- ner, der Hühner und Wachteln u. dgl. sehr geeignet; die zusammen genannten sind Vögel von naher Verwandtschaft, aber mit ganz ab- weichenden Flugbewegungen, mit abweichender Flugfähigkeit, und entsprechender abweichender Lebensweise. Es zeigte sich bald, dass dem Gegensatz von entschiedenen Zug- und Standvögeln auch ein deutlicher Gegensatz in der Flügelbildung parallel laufe: alle ge- nannten Standvögel haben einen kurzen abgerundeten Flügel, an dem die Flügelspitze_möglichst weit von der ersten Schwungfeder sich entfernt; alle genannten Zugvögel haben einen verhältnissmässig län- geren spitzeren Flügel, an dem die Flügelspitze der ersten Schwung- feder sich nähert. Schon aus dem verschiedenen Grade der Abrun- dung und Zuspitzung und der Länge des Flügels liess sich aus allgemeinen Reflexionen eine Verschiedenheit der Flugweise und Flugfähigkeit erschliessen, die sich auch offenbar faktisch in der ab- weichenden Lebensweise ausspricht; eine Anwendung von unbezwei- felbaren Prinzipien der rechnenden Mechanik erhebt den Zusammen- hang des Flügelbaus und der Flugfähigkeit zur Evidenz. Mit den verschiedenen Graden der Abrundung des Flügels zeigte sich noch eine andere Eigenthümlichkeit des Flügelbaus im steten Zusammen- hange: die Einschnürung der vordern grossen Schwungfedern auf der Innen- und Aussenfahne der einzelnen Federn. Liegt die Flü- gelspitze der ersten Schwungfeder nahe, ist der Flügel zugespitzt oder lang, so sind wenig oder gar keine Schwungfedern an den Fah- nenkanten verengt oder eingeschnürt; liegt die Flügelspitze von der ersten Schwungfeder möglichst weit entfernt, oder ist der Flügel stumpf abgerundet oder kurz, so sind in der Regel zahlreiche Schwung- federn an den Fahnenkanten verengt. Bei Vögeln von naher Ver- wandtschaft zeigen sich die Verschiedenheiten in der Abrundung des Flügels immer mit denen der Federeinschnürungen in gleicher Rich- tung ausgebildet: an der einen Eigenthümlichkeit hat man ein Mass für die andere! Nachdem ich eine bestimmte Gesetzmässigkeit in diesen Ver- hältnissen glaubte nicht länger bezweifeln zu dürfen, stand ich nicht an, Charaktere dieser Art bei der Gruppirung und Charakteristik der Species in den Wirbelthieren Europas in Anwendung zu bringen, z. B. bei den Adlern, Weihen, Eulen, Lerchen, Ammern, Finken, Speckmeisen, Hehern und Krähen, Piepern und Bachstelzen, Dros- 205‘ seln, Rohrsängern, Laubvögeln, Grasmücken, Erdsängern, Stein- schmätzern, Würgern, Fliegenschnäppern u. s. w. Es liegt in der Natur dieser Verhältnisse, und ich weiss es selber, ‚dass nicht alle Charaktere dieser Art gleichen Werth haben. Sind die Unterschiede geringe, treten die Gegensätze nur schwach hervor, so können auch die mechanischen Resultate der Abweichungen nur geringe sein; treten die Gegensätze bei verwandten Vögeln möglichst scharf hervor, so werden auch die Verschiedenheiten der Bewegungs- und Lebensweise um so bedeutender sein. Ich weiss es ferner selber, dass nicht jedes Individuum derselben Species: mit allen übrigen in dieser Beziehung absolut übereinstimmt, wie das auch in keinerlei Beziehung Statt findet; aber ich weiss auch ganz bestimmt, dass jede Species in diesen Eigenthümlichkeiten bestimmte, meist sehr enge gezogene Grenzen einhält. Es ist ferner klar, dass das Verhältniss _ der Schwungfederlängen, der Abrundung des Flügels bei Vögeln, die in der Mauser sind, nicht richtig zu beurtheilen ist; aber es ist auch ebenso klar, dass die Vogelflügel in der Regel. nicht in der Mauser sind, und, füge ich für die Farbenornithologen hinzu, dass es auch weisse Schwarzdrosseln gibt. Vor allen Dingen kann ich aber darauf hindeuten, dass in den Verhältnissen der Einschnürung der grossen Schwungfedern viel we- niger Schwankungen eintreten, als in der relativen Länge der ein- zelnen Federn; und diese Einschnürungen lassen sich auch bei den in der Mauser befindlichen Vögeln in der Regel sicher beurtheilen. Mit der Abrundung des Flügels stehen sie aber in einem solchen Zu- sammenhange, dass man durchgängig das eine Verhältniss aus dem andern erschliessen kann. In beiderlei Eigenthümlichkeiten und ih- rem Zusammenhange sind mathematisch-mechanische Bedingungen gegeben, die für die Flugfähigkeit und deren Folgen von der grössten Bedeutung werden, und deren richtige Würdigung nur diejenigen Or- nithologen ganz abweisen können, deren Herz ausschliesslich an den Farben hängt, und denen jede mathematische Schlussfolge zuwider oder unzugänglich ist. Um denjenigen, die sich nicht umfassend mit dem Studiuin die- ser Verhältnisse beschäftigt haben, eine anschauliche Vorstellung davon zu geben, in welcher Weise der Flügelbau zur Charakterisi- rung der Arten und der natürlichen Gruppen innerhalb der Gattun- gen und Familien zur Anwendung gebracht werden kann, will ich Naumannia 1857. 20 276 eine kleine Auswahl von tabellarischen Uebersichten beifügen, in denen ich meine Beobachtungen zu fixiren beabsichtigt habe. In der ersten Spalte stehen hinter dem Namen des Vogels die charakteristischen Einschnürungen der grossen Schwungfedern nach der Reihenfolge der Federn, über dem Strich die der Aussenfahne, unter dem Strich die der Innenfahne. Der Buchstabe b deutet eine deutliche bogige Verengung, der Buchstabe w einen dem rechten Winkel sich nähernden tieferen Einschnitt, der Buchstabe z die eigenthümlichen Zähnelungen an der Aussenfahne mancher Eulen- federn an. In der zweiten Spalte ist die Grössenfolge der grossen Schwung- federn, oder der Schwungfedern erster Ordnung, angegeben. Die ersten blos durch einen Punkt getrennten Federn sind wenig von einander abweichend und bezeichnen die Flügelspitze; in den folgen- den ist die abnehmende Reihenfolge durch das Zeichen >, grösser als, oder >, fast gleich, oder wenig grösser als, bezeichnet. Der Buch- stabe M bezeichnet die erste Schwungfeder zweiter Ordnung, die erste am Unterarm, in der Regel die 11., seltner die 10. des Gesammtflü- gels. Der Buchstabe D bezeichnet die längste der oberen Flügel- deckfedern nach der Flügelkante hin. Diese oberen Deckfedern gehen in ihrer Gesammtstellung zum Flügel weniger Schwankungen ein, als die übrigen Federn; ich habe sie in einer stehenden Rubrik be- zeichnet, um die Gegensätze der nahe gelegenen um so augenschein- licher beurtheilen zu können. In den Fällen, in denen die Flügel- spitze nicht bis zu den ersten Schwungfedern fortschreitet, sind die vordern Schwungfedern nach der Grössenfolge in einer zweiten Reihe unterhalb der ersten bemerkt, und die Federn, welche zusammen die Flügelspitze bilden, um die stärkere Abrundung zu bezeichnen, etwas in den Rubriken eingezogen worden. Um in allen Fällen eine gleich- mässige Stellung der Federn zu erhalten, sind die Handfedern oder die Schwungfedern erster Ordnung möglichst fest in der Richtung des Unterarms angedrückt worden. Um nicht allzusehr zu ermüden, will ich aus meinen reichhalti- . gen Uebersichten nur einige Beispiele zur Veranschaulichung des Prinzips hervorheben, und diese Verhältnisse bei den Raubvögeln, einigen Kletter- und Singvögeln und einigen natürlichen Gruppen der übrigen Vögelordnungen berühren. Do Sei 2 a an Ar As ar a: AR: 9 Ar ar al. 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B.bei uns in sehr harten, schutzlosen Wintern. ‚Es scheint so gut wie ausgemacht, dass alle in Deutschland und Mitteleuropa vorgekommene Kragen- trappen nicht der afrikanischen Form Houbara, sondern der asiati- schen Macquenü zugehören. Von den in Belgien, in Mecklenburg und bei Offenbach vorgekommenen Exemplaren habe ich mich durch Au- genschein davon überzeugt. 2. Wasserhühner. Bei allen ist die Aussenfahne der 2. Schwung- feder nach der Spitze hin allmählich verschmälert; keine einzige - Schwungfeder zeigt eine deutliche bogige Verengung. Bei den meisten Arten bildet die 2. bis 4. Schwungfeder die Flügelspitze; bei Rallus und Porphyrio die 2. bis 5., und bei Parra Jacana die 1. bis 4. Die obern Deckfedern werden von der 1. Mittelschwinge überragt. 3. Brachschwalben. Alle haben einen langen, spitzen Flügel, ohne Schwungfedereinschnürungen. Bei @lareola bildet die 1. Schwungfeder die Flügelspitze,und dieobern Deckfedern ragenüberdieletzteSchwung- feder 1. Ordnung und über die Mittelschwingen hinaus. Bei Cursorius und Hyas aegyptiaca wird die Flügelspitze von der 1. und 2. Schwungfeder gebildet, und die Deckfedern ragen nicht über die Mittelschwingen vor. 4. Regenpfeifer. Ausser Oedienemus erepitans, bei welcher Art die 2. Schwungfeder eingeschnürt ist, kommen keine bogigen Feder- verengungen vor. Die vier natürlichen Gruppen dieser Familie un- terscheiden sich auch im Flügelbau. ‘ a. Oedienemus: Die 2. Schwungfeder aussen eingeschnürt; die obern Deckfedern von der Länge der ersten Mittelschwinge; die 2. und 3. Schwungfeder bildet die Flügelspitze. a. Kibitze, mit den Arten cristatus, spinosus, gregarius und leucu- rus» Ohne Einschnürungen: der Schwungfedern; die Schwungfedern von der 2. an auf der Aussenfahne allmählich verschmälert; die obern Deckfedern kürzer als die erste Mittelschwinge; der: Flügel ziemlich stumpf, die 2. bis 6. oder 1. bis 4.Schwungfeder bildet die Flügelspitze. 302 c. Regenpfeifer: ohne Einschnürungen der Schwungfedern; die Aussenfahnen von ziemlich gleicher Breite; die obern Deckfedern weit länger als die erste Mittelschwinge; die Flügelspitze wird von der ersten Schwungfeder gebildet. ! | d. Haematopus: die 2. Schwungfeder auf der Aussenfahne gleichmässig verschmälert; die obern Deckfedern ungefähr von der Länge der 1. Mittelschwinge; die Flügelspitze wird von der ersten Schwungfeder gebildet. 5. Strandläufer, Alle Arten haben lange und spitze Flügel, deren Spitze von der ersten ‚ oder von den beiden ersten Schwung- federn gebildet wird. Seolopax ‚Rusticola ist die einzige Art, bei welcher äussere Ein- schnürungen auf der 2. und 3. Schwungfeder vorkommen. Bei der Gattung Numenius allein ist die 2. Schwungfeder auf der Aussenfahne allmählich verschmäilert. Das Verhältniss der Deckfedern und Mittelschwingen ist vielfach verschieden, und von specifischer Bedeutung. Bei Scolopax Gallinula sind die obern Deckfedern kürzer als die 1. Mittelschwinge, bei @al- linago der Mittelschwinge gleich, und bei major grösser-als dieselbe. Die Gattung. Actitis, mit hypoleucos und macularia, ist die einzige unter den nächsten Verwandten, bei welcher die Deckfedern an Grösse unter der ersten Mittelschwinge zurückbleiben; die Arten der Gat- tung Actiturus, Bartramia und rufescens, zeichnen sich dadurch aus, dass die obern Deckfedern über die erste Mittelschwinge vorragen. 6. Kraniche haben einen ziemlich stark gerundeten Flügel, an dem die Schwungfedern von der 2. an eingeschnürt sind. Bei den über grosse Länderstrecken ziehenden Virgo, einerea, leucogeranus, An- tigone sind die Federn von der 2. bis 5. eingeschnürt, und die 2. bis 4. bildet die Flügelspitze; bei Pavonina, der nur wenig oder gar keine Wanderungen macht, sind die Federn von der 2. bis 7. eingeschnürt, und die 3. bis 5. bildet die Flügelspitze. 7. Reiher. Bei den Rohrdrommeln 4. stellaris, lentiginosa, guttura- lis und minuta sind keine bogigen Federverengungeu sichtbar; ‚die 2. ' ist auf der Aussenfahne allmählich verschmälert. ‘Die Nachtreiher, Schopfreiher und die schlankhalsigen Reiher haben auf der Aussenfahne der 2. bis 4. Schwungfeder deutliche Ver- engungen. 8, Störche, Die Einschnürungen beginnen mit der 2., und enden ee En EL ml u 303 bei Ciconia auf der 6., bei Tantalus Ibis auf der 5. Schwungfeder. Die Flügelspitze wird von der 2. bis 5. gebildet. 9, Sichler. Die Einschnürungen beginnen auf der 2., und enden bei Ibis religiosa auf der 5., bei Faleinellus:und Platalea auf der 4. Schwungfeder. Bei Faleinellus wird die Flügelspitze von der 1. bis 3., bei den übrigen von der 2. bis 4. gebildet. 10. Flamingo. Der Flügel ist ziemlich spitz, die 2. und 3. Schwungfeder aussen verengt, und die obern Deckfedern ragen weit über die erste Mittelschwinge vor. VII. Schwimmvögel. 1. Enten. Bei fast allen ist mindestens die 2. Schwungfeder deutlich aussen verengt. Die Verengung erstreckt sich bei Cairina moschata bis zur 5., bei den Oygnus-Arten und Chenalopea: aegyptiaca bis zur 4., bei.allen Gänsen und Vulpanser Tadorna und rutila bis zur 3. 'Schwungfeder, während sie bei allen übrigen Arten der Familie auf die 2. beschränkt bleibt, bei den Sammtenten, der Gattung. Oidemia sogar auf dieser noch bis auf ein Minimum verschwindet. Bei C. moschata wird die Flügelspitze demgemäss von der 3. bis d., bei den Schwänen von der 2. bis%4., bei den Gänsen und Fuchsenten von der 1. bis 3., bei den Enten und Sägetauchern von der 1. und 2. Schwung- feder gebildet. 2. Pelikane. Bei den Gattungen Pelecanus und Phalacrocorax ‘ wird die Flügelspitze’ von der 2. bis 4. Schwungfeder gebildet, und die Schwungfedern sind aussen von der 2. bis zur 4. oder 5. deutlich eingeschnürt; die obern Deckfedern sind bei Phalacrocorax etwas kür- zer, bei Pelecanus ein wenig länger als die erste Mittelschwinge. Bei den Gattungen Tachypetes, Sula und Phaeton ist keine deut- liche äussere Federeinschnürung vorhanden; der Flügel ist schlank und spitz; die eigentliche Flügelspitze wird ven der 1. Schwungfeder gebildet und die obern Deckfedern ragen weit über die letzten grossen Schwungfedern und die ersten Mittelschwingen hinaus. Eine Parallele in der Flugbewegung und der ganz abweichenden ‚Lebensweise mit dem Flügelbau ist wohl nicht zu verkennen. . 3. Sturmvögel. Bei allen Arten kommen keine äussern Schwung- federeinschnürungen vor. | Bei den Arten der grössern Gattungen Diomedea, Ossifraga, Pro- ‚cellaria und Pußinus ist der Flügel sehr schlank und spitz, und die 304 obern Deckfedern ragen weit über die Mittelschwingen und über die letzten Schwungfedern erster Ordnung hinaus. Bei den Arten der Gattung Thalassidroma und Oeeanites ist der Flügel kürzer und stärker gerundet, und die Mittelschwingen erreichen die Grösse der Deckfedern. | Die natürlichen Verwandtschaften sprechen sich unverkennbar auch im Flügelbau aus. 4. Seeschwalben. Die Aussenfahnen zeigen keine Spur von bogigen Verengungen. Der Flügel ist bei allen sehr schlank und spitz, und die obern Deckfedern ragen weit über die Mittelschwingen und über die letzten Schwungfedern erster Ordnung hinaus. Bei Lestris und Sterna bildet die erste Schwungfeder für sich die Flügelspitze; bei Zarus und Megalopterus stolidus nimmt auch die nur wenig an Grösse abweichende 2. Schwungfeder an der Flügelspitze Theil. Es ist auffallend, dass in der Gattung Sterna die Deckfedern bei den schwarzen Arten: St. nigra, leucoptera und hybrida, kaum ‘oder gar nicht über die 10. Schwungfeder hinausragen, während sie bei allen übrigen Arten weit über die Spitze der 9. Schwungfeder hinaus vor- stehen. rohr | 5. Alken. Der Flügel ist kurz und spitz; die Atissenfahne ohne. alle bogigen Einschnürungen; die obern Deckfedern ragen über die Mittelschwingen hinaus, bei Alca, besonders bei impennis, sogar weit über die letzten Schwungfedern erster Ordnung. Alca impennis ist auch in dieser Beziehung das Extrem der europäischen Vogelwelt. 6. Seetaucher. Die Arten der Gattung Colymbus unterscheiden sich von den Alken nur wesentlich darin im Flügelbau, dass die 2. und 3. Schwungfeder auf der Aussenfahne eingeschnürt ist. 7. Krontaucher. Die Schwungfedern sind bei den grösseren Arten: Podiceps eristatus, rubrieollis, nigrieollis und auritus L. auf der 2. und 3., bei P, minor auf der 2. bis 4. auf den Aussenfahnen eingeschnürt. Die Flügelspitze wird von den drei ersten Schwungfedern gebildet. . Ohne mich hier noch weiter auf Einzelheiten im Bau des Vogel- flügels einlassen zu müssen, glaube ich, Belege davon angeführt zu haben, dass es zahlreiche Thatsachen gibt, die auf einen genauen Zu- sammenhang im Flügelbau mit den Lebens- und natürlichen Verwandt- 305 schaftsverhältnissen der Vögel hindeuten. Wem der Sinn oder die Fähigkeit zur mathematischen Auffassung nicht ganz abgeht, wird sich davon überzeugen können, dass diese Verhältnisse des Flügel- baus zum grossen Theil durch Rechnung für die Verschiedenheit der Flugresultate zur Evidenz zu erheben sind. Sorgfältige Lebensbeob- achter werden vielfach’ sich davon überzeugt haben, dass ganz ab- weichende Flugbewegungen auch mit irgend einer Verschiedenheit im Flügelbau im Zusammenhang stehen. ‘Sie werden kaum daran zweifeln, dass mit der Art und Befähigung der Flugbewegung auch vielfach die Art und Befähigung der Nahrungsweise und des Wan- derns zusammenhängt. Unbefangene Naturforscher werden es schwer- lich in Abrede stellen, dass die Ornithologie in der genauen Er- mittelung dieser Verhältnisse eine Aufgabe sich zu stellen hat, die bisher sehr vernachlässigt worden ist. Die Ornithologie wird in der Reihe der zoologischen Disciplinen nicht dadurch an Würde und Werth verlieren, dass sie ihren Blick über die Welt der Farben hin- aus zu erweitern sucht. Dass Abweichungen oder Uebereinstimmungen im Bau des Flü- gels auch häufig bei der praktischen Erledigung der Frage: was ist Species? zur Anwendung kommen können und müssen, mag in dem Vorhergehenden auch hin und wieder klar angedeutet liegen. Nr. 27. Beilage Nr. 6. Ueber fossile Eier. Von Dr. Julius Hoffmann. Die versteinerten Vogeleier, welche ich Ihnen hier vorzulegen die Ehre habe, wurden in Münster, bei Cannstadt, aus den dortigen Kalktuffen ausgegraben. Bekanntlich werden noch heutigen Tages in Quellen (z. B. in Carlsbad), welche sehr reich an saurem kohlen- 306 saurem Kalk sind, Gegenstände jeder Art leicht versteinert, d. h. mit einer Kalkschicht überzogen. Künstlich versteinerte Vogelnester und Vogeleier dieser Art werden an solchen Orten häufig zum Verkauf ausgeboten. Die vorliegenden Eier. sind aber keine Artefacte und stammen nicht aus jüngster Zeit; sie sind vollkommen versteinert, d. h. ihre Schalensubstanz ist chemisch verändert und erystallisirt. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass dieselben einer Vogelspecies angehören, die jetzt nicht mehr lebt, indem in derselben Schicht ver- schiedene andere Reste gefunden werden, welche von ausgestorbenen Thierarten herstammen;, so namentlich die Schalen verschiedener nicht mehr lebend vorkommender Landschnecken (Helie). Die vorliegenden Eier, 4 an der Zahl, gehören einem Gelege an und erinnern in ihrer Form sehr an Rebhühner- oder Wachtel-Eier und stimmen in der Grösse mit den letzteren auch beinahe überein. 2 davon stecken scheinbar wenig verletzt im Gestein, die 2’anderen sind zerbrochen und man sieht aus ihnen, wie die Eier im Stein lagen, d. h. was oben und was unten ist, indem der Inhalt der Eier, welcher . ebenfalls durch Kalkmasse ersetzt wurde, natürlich durch seine Schwere nach unten sank; der Theil der Eier also, ‘auf welchem der Embryo (welcher übrigens nicht als solcher zu erkennen ist) aufliegt, ist der untere, über demselben entstand in den Eiern ein hohler Raum, welcher es ermöglicht, auch die innere Seite der, Eischale zu 'be- trachten. . Ob die Eier auf einer Nestunterlage oder auf dem blosen Boden lagen, lässt sich nicht ermitteln; der Kalk ist sehr dicht und konnte sich leicht mit dem versteinerten Nestmaterial ee enge verbunden haben. ab ana an 26 a Zu an 307 Nr. 28. Beilage Nr. 8. Ueber die Weihen Europa’s. Von J. U. Blasius. Es ist wiederholt, und auch in unseren Versammlungen, die Frage aufgeworfen worden, ob Circus pallidus eine begründete Art sei, und noch häufiger sind die Ansichten darüber im Unklaren gewesen, wie die verschiedenen Kleider des C. pallidus von denen der Korn- und Wiesenweihen zu unterscheiden seien. Dass die Unterscheidung der Arten nicht ganz klar auf der Hand gelegen, geht wohl daraus hervor, dass auch in grösseren Sammlungen viele Unsicherheit in der Bestimmung einzelner Exemplare herrscht, dass man viele entschie- den falsch bestimmte in den meisten Sammlungen vorfindet, und die Beschreibungen, sogar die neuesten, den grössten Theil der Schwie- rigkeiten der Sonderung ungelöset lassen. Es mag deshalb erwünscht sein, genauer auf die Charaktere der Arten und der verschiedenen Kleider derselben einzugehen. Alle Weihen haben einen von der Wurzel an abschüssigen Schna- bel mit mässig starck abwärtsgebogenem Haken, einen stumpfbogigen Vorsprung am Oberkieferrande zwischen den Nasenlöchern und Ha- ken, länglichrunde, längsliegende Nasenlöcher, deren oberer Rand der Firste parallel läuft. Die Füsse sind hoch und schlank, der Lauf hinten bis zur Ferse nackt, oben grob, unten fein genetzt, in der Mitte quergetäfelt, vorn bis unter die Ferse herab, bis zwischen ein Viertel und die Hälfte der Laufhöhe befiedert, unterhalb der Befiederung quergetäfelt; die Zehen an der Basis genetzt, übrigens oben querge- täfelt, mit äusserer Bindehaut. Die Zügel mit einem Wirbel von Borstenfedern besetzt, die über die Nasenlöcher und die Firste vor- ragen. Die Federn am Kopfe und Halse sind stumpf zugespitzt, die übrigen abgerundet; hinter dem Ohr ein Schleier von starren Federn, der bei einigen Arten unter dem Kinn durchgeht. Die Flügel schlank Naumannia 1857. 22 308 und ziemlich spitz. Der Schwanz lang, mehr oder weniger abgerun- det. In der Stärke des Schnabels und der Füsse, in der Befiederung und Bekleidung der Läufe und der Täfelung der Zehen, in der Aus- dehnung des Schleiers und vor allen Dingen in dem Bau des Flügels zeigen die Arten wichtige plastische Unterschiede. Mehr wie bei den meisten übrigon Raubvögeln sind aber auch die Federkleider der ver- schiedenen Alter und Geschlechter unter einander abweichend. Die plastischen Unterschiede sind in jeder Species für alle nor- mal ausgebildeten Individuen durchgreifend, so dass man die Art ohne jede Rücksicht auf die Färbung mit Sicherheit bestimmen kann. Es ist überflüssig, sich von den oft ganz ähnlichen Kleidern entspre- chender Zustände der verschiedenen Arten irre führen zulassen. Es ist nicht zu läugnen, dass viele Eigenthümlichkeiten, z.B. die der Fuss- bildung, in weiten Gränzen schwanken; es bestehen aber so viele sichere, scharfbegränzte Unterschiede, dass auch ohne Rücksicht auf die Färbung, eine Unsicherheit über die Species nicht begründet ist. Ich will es versuchen, die Unterschiede der Arten theilweise in bestimmten, theilweise in relativ vergleichbaren Angaben klar heraus- zustellen. | 1. Der Sumpfweih — (ircus aöruginosus (L.). Der Schnabel ist von allen Arten der stärkste und längste, auch im Verhältniss zur Körpergrösse. Auch die Füsse sind verhältniss- mässig die kräftigsten, und die Läufe die höchsten. Der Lauf ist vorn bis auf die Mitte befiedert, hinten ganz nackt bis zur Ferse; der Lauf vorn mit 14 bis 16, hinten mit 18 bis 20, die Oberseite der Mittelzehe mit 12 bis 16, der Aussenzehe mit 6 bis 8, und der Innenzehe und des Daumens mit 4 oder 5 umfassenden Quertafeln bedeckt. Der von etwas stumpf zugespitzten starren Federn gebildete Schleier ist vorn am Kinn unterbrochen. Am Kopfe und Halse schlank zugespitzte, auf dem Nacken stumpf zugespitzte, auf dem übrigen Körper abgerundete Fe- dern. Der Flügel ist schlank und ziemlich spitz; die 3. und 4. Schwung- feder bildet die Flügelspitze. Die 3. bis 5. Schwungfeder ist auf der Aussenfahne bogig verengt, die 1. bis 4. auf der Innenfahne winkelig ausgeschnitten. Die kleinsten Mittelschwingen ragen ungefähr 1 Zoll über die längsten obern Flügeldeckfedern am Flügelrande hinaus. Der innere Winkeleinschnitt der 1. Schwungfeder liegt zwischen der Spitze der grossen obern Deckfedern und der kleinsten Mittelschwin- Mn da a an u un me nl aa u nn y 309 gen, und ragt oft nur wenig über die obern Deckfedern hinaus. Die Hinterschwingen enden zwischen der Spitze der 7. und 8. Schwung- feder. Die Grössenfolge der Schwungfedern im angedrückten Flü- gel ist folgende: 3.4>2>25>6>1>7 > Hinterschwingen >8>9>10> Mittelschwingen > obere Deckfedern. Der zwölf- fedrige Schwanz ist deutlich abgerundet. Beim alten Männchen im frischen Gefieder sind die Federn des Kopfes und Hinterhalses rostgelblich mit langen und spitzen dun- kelbraunen Schaftstrichen. Die Rückseite dunkelrostbraun mit heller rostfarbig abschattirten Federrändern. Die kleinen obern Flügel- deckfedern hellroströthlich mit dunkler Schaftgegend, am Flügelbug heller, rostgelblich. Die mittlern obern Flügeldeckfedern und die langen Schulterfedern dunkelbraun mit hellrostfarbigen Kanten. Die langen oberen Flügeldeckfedern weisslichaschgrau. Die oberen Schwanz- deckfedern weiss oder weisslich, vor der hellen Spitze und besonders auf der Innenfahne aschgrau getrübt und gesprenkelt. Auf der Un- terseite am Kinn weiss mit graubraunen Schaften; vom Kinn bis zur Vorderbrust breite, langzugespitzte braune Schaftflecke mit rost- weisslicher Federkante, und durch letztere die Vorderbrust häufig hellfarbig; auf der Hinterbrust und dem Bauche weit dunklere roth- braune Federn mit schmalen rostgelblichen Flecken an den Feder- kanten, fast einfarbig rothbraun. Die Fussbefiederung und Hosen fast gleichmässig rothbraun mit sehr schmalen verwaschenen rost- weissen Randstrichen. Die unteren Schwanzdeckfedern dunkelbraun mit rostweisslich gesprenkelter Spitze und weissem Grunde. Die untern Flügeldeckfedern weiss; die kleinsten am Flügelrande rost- gelblich mit braunen Schaftstrichen. Die grössten Schwungfedern braunschwarz, auf der Innenfahne gegen die Mitte grob heller ge- sprenkelt, auf der verdeckten erweiterten Innenfahne und Basis weiss. Die folgenden grossen und die mittlern Schwingen sind aschgrau auf der Innenfahne, und nach der Basis hin weiss. Die langen Hinter- schwingen dunkelbraun, auf der Innenfahne und nach der Basis heller grau grob gewässert. Die Schwanzfedern einfarbig, oben hellrostfar- big aschgrau mit heller Spitze, unten grauweisslich, nach der Innen- fahne heller weisslich. Die weniger klar ausgefärbten Männchen im Mittelkleide haben weniger Grau auf dem Oberflügel. Die obern Schwanzdeck- federn sind vorherrschend bräunlich gefärbt. Die untern Flügeldeck- 29* 310 federn rostweiss mit braunen Schaftstrichen und Flecken. Die grossen Schwungfedern von der Spitze an weiter hinauf dunkelgefärbt, mit weniger Weiss an der Basis. Das Gefieder beider im Herbst angelegten Kleider ist im Früh- ling stark abgerieben, die Federn auf dem Kopfe und Halse sehr lang zugespitzt, auf dem Scheitel meist in der Endhälfte bis zu den dun- kelbraunen Schaften ganz abgenutzt. Ueber den durch Abreiben der Federn einfarbig weiss gewordenen Vorderkopf ragen nur die schma- len braunen Federschafte fast nadelförmig vor; am Hinterkopf sind von den Federn etwas breitere, schmallanzettliche braune Schaftflecke stehen geblieben. Die Oberseite ist mattbraun, mit fahler abschattirten Federrändern. Brust, Bauch, Weichen und untere Schwanzdeckfedern durch Abreiben der rostgelblichen Federränder einfarbig braunroth. Die alten Weibchen haben ein weit dunkleres Gefieder. Die Oberseite ist fast gleichmässig dunkelbraun, etwas heller auf dem Kopfe und Hinterhalse. Die obern Schwanzdeckfedern rothbraun, nach den Seiten und der Basis heller roströthlich. Die Ohrgegend dun- kelrothbraun. Die Unterseite etwas heller braun als die Oberseite; _ auf der Brust nicht selten vorherrschend weissliche Federkanten. Die untern Flügeldeckfedern hellroströthlich, zuweilen ins Weissliche mit dunkelrothbraunen Schaftflecken. Die grossen obern Deckfedern am Flügelrande und die Schwungfedern aussen aschgrau überflogen. Die grossen Schwungfedern auf der erweiterten Innenfahne blassroth- gelblich mit Braungrau gesprenkelt, an der Innenseite fast grau, nach der Basis rostweisslich. Die Schwanzfedern röthlichgrau, um den Schaft und auf der Innenfahne hell roströthlich und graubraun längs- und quergefleckt und gesprenkelt. In der Intensität der aschgrauen Färbung Ri Oberflügels, der Schwanzzeichnung und der Gesammtfärbung zeigen sich vielfache Unterschiede, und Annäherungen an die nicht ganz klar ausgefärbten Männchen. Die jungen Vögel sind vorherrschend schwarzbraun. Stirn, Scheitel und Genick, und vom Unterkiefer an ein rundlicher, am Kinn durchgehender Doppelfleck rostgelb oder roströthlich. Im Nacken und auf der Kropfgegend rostgelbe seitliche Federkanten. Auf der übrigen Oberseite und den obern Schwanzdeckfedern, und der Unter- seite hellroströthliche ziemlich scharf abgesetzte Endkanten. Die untern Flügeldeckfedern schwarzbraun, die kleinen roströthlich ge- ee ee 311 kantet, die längsten graubraun. Die Schwungfedern braunschwarz, unten graubraun, die grossen nach der Basis hin auf der Innenfahne etwas heller, graurostfarbig gewässert. Die Schwanzfedern einfarbig, oben mattbraunschwarz, unten braungrau, nach der äussersten Basis etwas heller, und mit roströthlicher Spitze. Die grosse Verschiedenheit der Herbst- und Frühlingsvögel ist von jeher aufgefallen, und sehr verschieden gedeutet worden. Die Mauser geschieht im Spätsommer oder zu Anfang des Herbstes. Die Veränderung der Färbung geschieht bis zum Frühling durch Ab- blassen und Abreiben der Federn. Ein Blick mit der Loupe auf die Kopffedern, obern Schwanz- und Flügeldeckfedern zeigt die Art der Veränderungen zur Genüge, um sie nicht missdeuten zu können. Dass das Männchen schon im Mittelkleide brütet, ist keinem Zweifel unterworfen. Ich habe bei Braunschweig wiederholt solche Männchen in Mitteltracht am Horste in Rohrbüschen erlegt. Es ist eine durch nichts begründete Vermuthung, anzunehmen, dass zwischen der Mitteltracht und dem klar ausgefärbten Kleide des alten Männchens mehr als ein Jahr vergehe. Die Kleider der alten Weibchen zeigen keine scharfen Gegensätze. Noch weniger habe ich ein Weibchen von der entschiedenen Färbung des alten Männchens gesehen. Doch ist behauptet worden, dass die alten Weibchen hahnenfederig würden. Dass sämmtliche Farbenabweichungen der Rohrweihen zu ein und derselben Art gehören, bedarf jetzt wohl keiner bestimmten Er- wähnung mehr. 2. Der Kornweih. Circus cyaneus (L.). Der Schnabel ist schwach und kurz. Die Füsse ziemlich hoch und sehr schlank, verhältnissmässig weit schlanker als beim Rohr- weihen. Die Läufe hinten nackt, vorn von der Ferse an bis auf ein Drittel der Lauflänge befiedert; die Vorderseite des Laufs ist mit 15 bis 18, die Rückseite mit 12 bis 14, die Oberseite der Mittelzehe mit 14 bis 18, der Aussenzehe mit 6 bis 8, der Innenzehe und des Daumens mit 5 umfassenden Quertafeln besetzt. Der aus länglich runden Fe- dern gebildete Schleier geht unter dem Kinn durch. Die Federn auf dem Kopfe, Halse und dem Vorderrücken sind stumpf zugespitzt, die übrigen abgerundet. Der Flügel ist ziemlich schlank und spitz; die 3. und 4. Schwungfeder bildet die Flügelspitze. Die 2. bis 5. Schwung- feder auf der Aussenfahne bogig verengt, die 1. bis 4. auf der Innen- 312 fahne winkelig ausgeschnitten. Die kleinsten Mittelschwingen ragen un- gefähr 1Zoll über die langen obern Deckfedern am Flügelrande hinaus. Der innere Winkeleinschnitt der 1. Schwungfeder liegt an der Spitze der langen obern Deckfedern. Die Hinterschwingen enden gegen die Spitze der 8. Schwungfeder. Grössenfolge der Schwungfedern: 3.4 >5>22>6>1>7> Hinterschwingen >28>9> 10 > Mittel- schwingen > obere Deckfedern. Der Schwanz ist sehr schwach ab- gerundet, fast gerade. Die alten Männchen haben blaugrauen Kopf, Hals und Ober- seite, und von der Brust an weisse Unterseite. Die Federn des Kopfes, Halses und der Oberseite sind hellblaugran, vor den etwas heller weisslichblau abschattirten Endkanten etwas dunkler, schwärzlich- grau, bei jüngern Vögeln braungrau getrübt. Die obern Schwanz- deckfedern rein weiss. Die Federn des Vorderhalses vom Kinn bis zur Kropfgegend lichtblaugrau, die der übrigen Unterseite weiss, vorn an den Seiten der Brust und den Weichen erloschen mattgrau, oder bei jüngeren mattroströthlich und grau gesprenkelt, hinten auf der Brust bis zu den untern Schwanzdeckfedern und Hosen rein weiss. Die untern Flügeldeckfedern rein weiss. Die langen untern Ellbogen- federn mit sehr schmalen, dichtstehenden mattgrauen Querbinden, bei alten nur 4 bis 6 nach der Federspitze hin, bei jüngeren 12 gleich- mässig über die ganze Feder vertheilt. Die grossen Schwung- federn in der Endhälfte braunschwarz, in der Wurzelhälfte auf der Innenfahne weiss, gegen die Mitte etwas gesprenkelt; die Aussenfahnen und Spitzen oben grau überflogen. Die Schwungfedern von der 7. an und die Mittelschwingen auf der Aussenfahne und an der Spitze aschgrau, mit weisser Innenfahne; die grossen Schwungfedern grau. Die mittlern Schwanzfedern und die äussern auf der Aussenfahne oben lichtbläulichaschgrau, die Innenfahne der äusseren weiss; mit 7 oder 8 abgebrochenen mattgrauen Querbinden. | Die Männchen im Mittelkleide stimmen fast ganz in der Fär- bung mit den alten Weibchen überein. Sie unterscheiden sich wesentlich nur darin, dass das Männchen auf der Oberseite etwas mehr grau, das Weibchen etwas mehr rostfarbig gefärbt ist. Sie sind oben braungrau, auf dem Kopfe, dem Hinterhalse und den oberen Flügeldeckfedern hellrostgelblich oder rostweisslich durch die hellern Federränder gefleckt. Der weissliche Augenstreif geht nach hinten allmählich in den breiten hellen Nackenfleck und den weissgefleckten .313 Schleier über. Die oberen Schwanzdeckfedern sind weiss. Die Un- terseite hat auf weissem Federgrunde am Kropf, auf der Brust und den Weichen breite rostbräunliche Schaftflecke, auf der Hinterbrust schmalere, dunkelbräunliche, auf den Bauch- und Hosenfedern und den untern Schwanzdeckfedern erloschene braunröthliche Schaft- striche. Die untern Flügeldeckfedern braunröthlich längsgefleckt, die langen graubraun quergefleckt. Die Schwungfedern sind oben- graubraun, unten weisslich mit dunkelbraunen Querbinden. Die Schwanzfedern oben weisslichgrau, unten rostweisslich, mit 5 oder 6 dunkelbraunen Querbinden, die auf den Aussenfedern allmählich rost- röthlich werden. | Die Farbengegensätze zwischen der Herbst- und Frühlingstracht sind nur unbedeutend; das Gefieder im Frühling etwas fahler. Die jungen Vögel unterscheiden sich von den Weibchen nur durch eine dunkler rostbraune Oberseite, mit roströthlichen, ziemlich scharf abgesetzten Flecken oder Federkanten auf dem Hinterhalse und den obern Flügeldeckfedern ‚ und hellrostfarbige, ziemlich scharf abgesetzte Endkanten der langen Schulter- und obern Deck- federn, durch roströthliche Unterseite, vorn mit breiten graubraunen Schaftflecken, auf den Bauch- und Hosenfedern mit braunröthlichen Schaftstrichen, durch stärker rostfarbig überflogene Unterflügel und roströthlich und dunkelbraun gebänderten Schwanz. Naumann hat offenbar das Mittelkleid des Männchens nicht ge- kannt. In den Vögeln Deutschlands I. 405. sieht er es als einen spe- eifischen Unterschied vom Wiesenweihen an, dass der Kornweih gleich mit der ersten Mauser das blaugrau ausgefärbte Kleid anlegt. In der Nähe von Braunschweig habe ich ein solches Männchen, von dem ganz ähnlich gefärbten, oben aber weniger aschgrauen, fast nur in der Grösse unterscheidbaren Weibchen, selber beim Horste erlegt. Es kommt vielleicht nicht so selten vor, als man denkt, dass solche Männchen im Mittelkleide bei uns brüten; man wird sie aber, wenn man sie nicht anatomisch untersuchen kann, im Fluge für Weibchen halten. Was Naumann |. ce. p. 394 als jüngeres Männchen des Kom- weihen beschreibt, ist das alte Männchen des Circus pallidus. Er gibt das angeblich jüngere Männchen als lichter an, oben schwach bläulich aschgrau, mit fast weissen Federrändern, und einer braun- und weiss- gefleckten Stelle im Genick; das Gesicht weiss, aschbläulich gefleckt; 314 die ganze Unterseite des Vogels und der untern Flügeldeckfedern rein weiss; die grossen Schwingen aschgrau und bis zur 5. in der End- hälfte braunschwarz; der Steiss weiss mit aschbläulichen herzförmi- gen Flecken; der Schwanz mit 7 bis 3 braungrauen Querbinden. Ein Jeder, der über die Färbung des Circus pallidus im Klaren ist, wird nicht einen Augenblick in diesen Angaben das alte, ausgefärbte, blos noch mit etlichen rostfarbigen Federn im Genick versehene Männchen von (. pallidus verkennen. Man vergleichenur Naumann’s eigene Angaben über das alte Männchen des Steppenweihen in den Nachträgen p. 161 und 162. Es ist auffallend, dass Naumann, wo er auf p. 162 das alte Männchen mit dem Kornweihen vergleicht, oder auf p. 152, wo er ausdrücklich zu genauer Prüfung und Verglei- chung seiner Abbildungen und Beschreibungen auffordert, und jede Verwechselung beider Arten nur durch sehr oberflächliches Beschauen motivirt findet, diesen eigenen augenscheinlichen Irrthum nicht er- wähnt und verbessert hat. Dass der nordamerikanische Kornweih, Circus uliginosus Wils. Bonap., sich in Nichts von unserm europäischen unterscheidet, mag hier noch im Vorbeigehen erwähnt werden. 3. Der Steppenweihe — Circus pallidus (Sykes). Der Schnabel ist schwach und kurz. Die Füsse ziemlich hoch und sehr schlank. Die Läufe hinten nackt, vorn von der Ferse an auf einem Viertel der Lauflänge befiedert; die Vorderseite des Laufs ist mit 16 bis 18, die Rückseite mit 10 bis 14, die Oberseite der Mit- telzehe mit 13 bis 16, der Aussenzehe mit 6 bis 8, und der Innenzehe und des Daumens mit 4 oder 5 umfassenden Quertafeln besetzt. Der aus länglichrunden Federn gebildete Schleier geht unter dem Kinne durch. Die Federn auf dem Kopfe, dem Halse und Vorderrücken sind stumpf zugespitzt, die übrigen abgerundet. Der Flügel ist ziem- lich schlank und spitz; die 3. und 4. Schwungfeder bildet die Flügel- spitze. Die 2. bis 4. Schwungfeder ist auf der Aussenfahne bogig verengt, die 1. bis 3. auf der Innenfahne winkelig ausgeschnitten. Die kleinsten Mittelschwingen haben die Länge der obern langen Deck- federn am Flügelrande. Der innere Winkeleinschnitt der 1. grossen Schwungfeder geht nicht über die Spitzen der langen obern Deck- federn hinaus. Die Hinterschwingen enden gegen die Spitze der 7. Schwungfeder. Grössenfolge der Schwungfedern: 3.4>2>5>6 ei U td an a ein in 315 >1> Hinterschwingen 27 >8>9> 10 > Mittelschwingen = den langen obern Deckfedern. Der Schwanz ist schwach abgerundet, fast gerade. Die alten Männchen unterscheiden sich sehr auffallend vom Korn- und Wiesenweihen. Sie haben eine blasse, weisslich blaugraue Oberseite, und ganz weisse, nur am Vorderhalse bläulichgrau getrübte Unterseite. Die Federn der Oberseite und des Scheitels sind weiss- lichblaugrau, nach den Kanten hin etwas dunkler, schwärzlichgrau getrübt; bei nicht ganz ausgefärbten ist das Genick noch durch etliche rostfarbige, weissgerandete Federn bezeichnet. Die obern Schwanz- deckfedern weiss mit mehrfachen blaugrauen Querbinden, oder breit- herzförmigen Querflecken. Die Federn der Unterseite sind rein weiss, nur an der Kropfgegend blass blaugrau getrübt. Die untern Flügel- deckfedern rein weiss. Die langen untern Ellbogenfedern rein weiss, bei etwas weniger klar ausgefärbten Exemplaren mit 8 oder 9 er- loschenen blassgrauen winkeligen schmalen Querbinden. Die erste, ‚oder die'beiden ersten Schwungfedern fast ganz weiss, nur auf der Aussenfahne und an dem verschmälerten Ende grau oder braungrau; die 3. bis 5. Schwungfeder, oder bei weniger klar ausgefärbten die 2. bis 5. Schwungfeder an der Spitze, und auf der Innenfahne bis zur Erweiterung hin schwarzbraun; die folgenden Schwungfedern bläu- lichaschgrau mit breitweisser verdeckter Innenfahne. . Durch diese Färbung der Schwungfedern erhält der Unterflügel eine vorherrschend ‚weisse Färbung mit schmalem, schwarzem, etwas schiefem Längs- streif, während der Unterflügel beim Kornweihen in der ganzen End- hälfte, beim Wiesenweihen bis zur Basis der grossen Schwungfedern, bis zu den untern Deckfedern, ganz schwarz erscheint. Die mittlern Schwanzfedern lichtaschgrau, die äusseren sämmtlich weiss, mit 7 oder 8 braungrauen, nach aussen hin allmählich roströthlich überflogenen Querbinden. Die Männchen im Mittelkleide sind auf der Oberseite vorherr- ‚schend braun, mit roströthlichen Federrändern auf dem Kopfe und im Genick, und heller fahlrostfarbigen Federrändern auf dem Oberflügel. Die Unterseite vorherrschend weiss, am Kropf grau getrübt, mit ent- fernten roströthlichen Flecken auf der Vorderbrust. Die Schwung- federn undeutlich quer gebändert. | Die alten Weibchen gleichen in der Färbung fast ganz denen der Wiesenweihen, während die Männchen denen der Kornweihen 316 näher stehen. Die Oberseite ist rostbraun; auf dem Scheitel, dem Hinterhalse und den mittlern obern Flügeldeckfedern mit roströth- lichen Federkanten gefleckt, übrigens heller fahlrostfarbig abschat- tirt an den Rändern. Die obern Schwanzdeckfedern weiss mit brau- nen Querbinden. Die Unterseite rostgelblichweiss; auf dem Vorder- halse bis zur Kropfgegend mit dunkelrostbraunen scharfen Schaft- flecken; auf der Brust hellere, braunröthliche Schaftstriche, die sich an den Weichen abwechselnd. zu breiten Querflecken erweitern; mit lebhaft rostrothen, etwas verwaschenen, ebenfalls abwechselnd quer- bindenartig erweiterten Schaftflecken auf den Bauch- und Hosenfe- dern. Die untern Schwanzdeckfedern hellbräunlichroth mit etwas lichtern Seitenkanten, und dunkleren Schaften. Die Unterflügeldeck- federn rostgelblich, die kleinern mit braunrothen Schaftflecken, die mittlern mit braunrothen Querflecken, die grössern graubraun gebän- dert; die langen untern Ellbogenfedern rothbraun gebändert. Die Schwungfedern graubraun, mit grauer Aussenfahne und weisser In- nenfahne, kurzer dunkelbrauner Spitze, und braunen Querbinden. Die mittlern Schwanzfedern grau, die äussern allmählich weiss, mit 4 oder 5 dunkelbraunen, nach den äussern Federn hin allmählich rost- röthlichen Querbinden. An den querbindenartig erweiterten rothen Schaftfleeken der Bauch- und Hosenfedern unterscheiden sich die Weibchen auf den ersten Blick von denen der Wiesenweihen. Die Jungen gleichen in der Färbung fast ganz denen der Wie- senweihen; doch unterscheiden sie sich durch geringere oder ganz fehlende Schaftflecke der Unterseite. Die Oberseite ist dunkelrost- braun, auf dem Scheitel und Nacken mit rostrothen Federrändern, auf dem Rücken, den langen Schulterfedern oder den Oberflügeln mit roströthlichen scharfabgesetzten Endkanten. Die Stirn, Gegend unter den Augen und ein Streif über dem Auge rostweiss. Der helle Au- genstreif erweitert sich nach hinten in einen breiten roströthlichen Genickfleck, und geht hinter der schwarzbraunen Ohrgegend in den gefleckten, hellroströthlichen Schleier über. Die obern Schwanzdeck- federn weiss mit roströthlich angeflogner Spitze, und schmalen brau- nen Schaftflecken, oder braunem Schaft vor der Spitze. Das Kinn rostweisslich. Die Unterseite lebhaft rostfarbig, hell gelbröthlich, oder rothgelb, ungefleckt oder fast ganz ungefleckt, höchstens an den Kropfseiten einige ganz kurze, an den Weichen einige längere erlo- schene graubräunliche Schaftflecke. Die untern Flügeldeckfedern röth- 317 lichrostgelb, die mittlern mattrothbräunlich gefleckt, die längern breit graubraun gebändert. Die Schwungfedern oben braunschwarz, mit ‘ hellrostfarbigen Spitzen, rostweisslicher erweiterter Innenfahne und dunklen Querbinden. Die mittlern Schwanzfedern grau, die äussern roströthlich, unten heller, mit 5 oder 6 dunklern Querbinden. Aus welchen Gründen Naumann in den Nachträgen p. 159 schliesst, „das Weibchen behält die Färbung und Zeichnungen des Jugendkleides für mehrere Jahre, ohne sie beim Mausern sehr be- deutend zu verändern“, ist aus den mitgetheilten Beschreibungen und Thatsachen nicht zu ersehen. Ich habe selber in der zweiten Hälfte des Monats Mai Weibchen erlegt, die unten noch’ ungefleckt waren, aber blasser rothgelblich, als die Herbstjungen, und die die hellrost- farbigen Endkanten der Federn auf der Oberseite abgerieben hatten ; auch habe ich ganz ähnliche, den Herbstjungen nahestehende Früh- lingskleider aus dem südlichen Russland erhalten: aber nichts an die- sen Vögeln deutete darauf hin, dass sie eine grössere Reihe von Jah- ren, und eine mehrfache Mauser durchlebt hatten. Naumann scheint übrigens die Normalfärbung des alten Weib- chens nicht zu kennen. Die Abbildung des Weibchens auf Tab. 348. Nr. 3 stellt einen jungen Vogel dar. Auf S. 159 erwähnt er, dass nur sehr alte Weibchen endlich eine Färbung des Gefieders erreichen, die der der jungen, einmal vermauserten Männchen vollkommen gleicht. Ein solches zweijähriges Männchen stellt Naumann auf Tab. 348. Nr. 2 dar.. Dies hat jedoch mit der normalen Färbung des alten Weibchens auch nicht entfernte Aehnlichkeit. Naumann be- hauptet, dass das Weibchen von (C. pallidus auf der Unterseite nie- mals eigentliche Schaftflecke erhalte; für das Jugendkleid ist dies auch durchgängig richtig, für das normale alte Weibchen aber offen- bar falsch. Ich halte es für möglich, dass Naumann nie ’ein solches nor- males altes Weibchen gesehen hat. Ich halte es aber auch, wenn man über die Arten hauptsächlich nach der Färbung urtheilt, wie es von Naumann geschehen ist, für möglich, die Weibchen des C. pallidus mit denen des ©. cineraceus zu verwechseln oder unrichtiger Weise zu identifiziren, wie es Naumann ähnlicher Weise mit den Männ- chen von ©. pallidus und CO. cyaneus gethan hat. Ob Naumann ein Weibchen von der Färbung des auf Tab. 348. Fig. 2. dargestellten Männchens in Händen gehabt hat, ist aus der ganz allgemeinen An- 318 deutung auf p. 159 nicht zu ersehn. Unter einigen 40 Weibchen von Circus pallidus, die ich gesehn habe, hatte keines auch nur eine ent- fernte Aehnlichkeit mit der citirten Fig. 2. auf Taf. 348 der Nachträge. Abgesehen davon, dass gerade nach der Ansicht von Naumann das Alter der im Freien vorkommenden Weibchen durchaus nicht bestimmt anzugeben ist, kann ich der Behauptung Naumann’s, dass die Schwungfedern erst bei dreijährigen Vögeln vollkommen ausge- wachsen, bei jüngern kürzer seien, nicht beistimmen. Nach zahlrei- chen Messungen habe ich schon bei vollkommen erwachsenen, un- zweifelhaften Herbstjungen dieselbe Länge der Flügel, wie bei den Alten gefunden. Die Naturgeschichte dieses interessanten Vogels, der in jeder Beziehung als ein Zwischenglied zwischen dem Korn- und Wiesen- weihen angesehen werden muss, ohne auch nur eine entfernte Andeu- tung von Uebergang in die eine oder andere der beiden Arten zu bil- den, wird sicherlich rascher zu vollkommner Klarheit gelangen, wenn man einmal allgemeiner zu der Ueberzeugung kommt, dass er auch durch den grössten Theil von Deutschland verbreitet ist. Ich habe den Vogel selbst bei Braunschweig lebend beobachtet und erlegt, und Exemplare gesehn, die am Niederrhein, in Thüringen und in Sachsen erlegt waren. Auch hat ihn Zander in Mecklenburg gefun- den. Im südöstlichen Deutschland und in Ungarn und Dalmatien ist er nicht seltner als die übrigen Weihen, und im südlichen Russland sogar häufig. In Südrussland kommt er mit dem Korn- und Wiesen- weihen ebenfalls zusammen vor. In Afrika und Asien ist er bis zum äussersten Süden beobachtet worden. 4. Der Wiesenweih. Circus cineraceus (Mont.). Der Schnabel ist schwach und kurz. Die Füsse ziemlich hoch und sehr schlank. Die Läufe hinten nackt, vorn von der Ferse an bis kaum auf ein Viertel der Lauflänge befiedert; die Vorderseite des Laufs ist mit 14 oder 15, die Rückseite mit 9 oder 10, die Oberseite der Mittelzehe mit 15 bis 17, der Aussenzehe mit 8 bis 10, der Innen- zehe und des Daumens mit 6 oder 7 umfassenden Quertafeln besetzt. Der aus länglichrunden Federn gebildete Schleier ist vorn am Halse unterbrochen. Die Federn auf dem Kopfe, Halse und dem Vorder- rücken sind stumpf zugespitzt, die übrigen abgerundet. Der Flügel ist schlank und sehr spitz; die 3. Feder bildet die Flügelspitze, die 2. 319 und 4. sind etwas kleiner und unter sich fast von gleicher Grösse. Die 2. bis 4. Schwungfeder ist auf der Aussenfahne bogig verengt, diel. bis 3. auf der Innenfahne winkelig ausgeschnitten. Die kleinsten Mit- telschwingen sind mit den oberen langen Deckfedern am Flügelrande von gleicher Länge. Der innere Winkeleinschnitt der ersten Schwung- feder ragt 1 bis 1,5 Zoll über die Spitze dieser obern langen Deck- federn hinaus. Die Hinterschwingen enden zwischen der Spitze der 7. und 8. Schwungfeder. Grössenfolge der Schwungfedern: 3>4> 2>5>6>21>72 Hinterschwingen >28>9>10> Mittelschwingen = den langen obern Deckfedern. Der Schwanz ist schwach abgerundet. Die alten Männchen haben aschgrauen Kopf, Hals und Ober- seite, und auf weissem Grunde braunroth gefleckte Brust- und Bauch- federn. Die Federn der Oberseite vom Kopf bis zum Bürzel sind bläulichaschgrau, die Ränder und Enden der Federn dunkler schwärz- lichgrau, die Federn des Nackens fast einfarbig schiefergrau, die obern Flügeldeckfedern heller, lichtaschgrau. Die obern Schwanzdeckfedern lichtbläulichgrau, mit weisslich abschattirten Enden, und weisser, meist verdeckter Federbasis. Die Unterseite vom Kinn bis zur Ober- brust lichtblaugrau; Hinterbrust, Weichen, Bauch und untere Schwanz- deckfedern und Hosen weiss, mit rostrothen, stellenweise erweiterten Schaftstrichen, die nach dem Hinterkörper hin allmählich schmäler werden. Die Fussbefiederung weiss. Die unteren Schwanzdeckfedern nach der Spitze weissbläulich. Die unteren Flügeldeckfedern weiss; auf den mittleren einzelne rostrothe Schaftstriche; die grossen braun- grau quer gebändert; die langen unteren Ellbogenfedern weiss mit 4 oder 5 breiten rostrothen Querbinden. Die grossen Schwungfedern bis zur Wurzel hin einfarbig braunschwarz, an der verdeckten Basis wenig heller, an der Spitze etwas heller abschattirt; von der 4. oder 5. an auf der Innenfahne längs dem Schaft etwas heller graubraun, von der 8. an aschgrau. Die Mittelschwingen lichtweissgrau mit weis- sen Endkanten, breiter weisser Innenkante, und einer unverdeckten schwarzen Querbinde nach der Basis hin. Die Hinterschwingen braun- grau. Der Schwanz oben lichtaschgrau, unten gebändert; die Mittel- federn und die Aussenfahne der übrigen aschgrau; auf der Innen- fahne weiss, nach aussen hin bis über den Schaft hinaus; die äussern Federn mit 5 roströthlichen, die übrigen bis auf die eine Mittelfeder mit 5 dunkelschwarzbraunen Querbinden durchzogen. Die Männchen im Mittelkleide haben eine rostbräunliche « 320 Oberseite mit hellroströthlichen Federkanten auf dem Kopf, Genick, und den obern Flügeldeckfedern, eine rostweisse Unterseite mit röth- lichbraunen Schaftstrichen auf der Kropfgegend, der Brust und an den Weichen, und gebänderte Schwungfedern. Das alte Weibchen ist vorherrschend rostbraun, auf dem Schei- tel, dem Hinterhalse und den mittlern obern Flügeldeckfedern durch breite roströthliche Federkanten gefleckt, mit trübrostfarbig abschat- tirten Federenden. Die obern Schwanzdeckfedern haben vor der weisslichen Spitzenkante breitaschgraue Enden mit dunkelbraunen Schaftstrichen und weisse Federbasis. Die Unterseite rostgelb mit dunklen Schaftstrichen, die am breitesten, schärfsten und rostbraun auf der Brust sind, und matter, verwischter und roströthlich nach hinten hin werden. Die Unterflügeldeckfedern rostgelb, die kleinen mit rothbraunen Schaftstrichen, die mittlern mit breiten rothbraunen Querflecken, die grossen graubraun gebändert. Die Schwungfe- dern aschgrau, auf der Innenfahne in der Wurzelhälfte rostgelb, mit dunklen schwarzbraunen breiten Enden, und schmalen Querbinden. Die mittleren Schwanzfedern grau, die äusseren allmählich weiss, mit 4 oder 5 dunkelbraunen, auf den äussern Federn allmählich roströth- lichen Querbinden. Das abgeriebene Gefieder im Frühling ist heller, und oben mehr fahlbraun. Die Jungen sind oben dunkelrostbraun, auf dem Scheitel und im Nacken mit rostrothen Federrändern, auf dem Rücken, dem Ober- flügel und den langen Schulterfedern mit hellrostfarbigen scharf ab- gesetzten Endkanten. Stirn, Gegend unter den Augen und ein Streif über dem Auge rostweiss. Der helle Augenstreif erweitert sich nach hinten in einen breiten rostgelben Genickfleck, und geht hinter der schwarzbraunen Ohrgegend in den hellroströthlichen Schleier über. Die oberen Schwanzdeckfedern weiss mit roströthlichen Enden. Das Kinn ist rostweiss. Die übrige Unterseite rostrothgelb, fast rostroth, auf der Kropfgegend mit breiten dunklen Schaftflecken, auf Brust und Weichen mit schmalen hellbraunen Schaftstrichen; die Bauch- und untern Schwanzdeckfedern mit rothbraunen Schaften. Die unteren Flügeldeckfedern rostroth, die mittlern mit breiten rothen Schaft- flecken, die grössern braun quergebändert. Die Schwungfedern braunschwarz, mit hellrostfarbigen Spitzen, rostgelblicher erweiterter Innenfahne mit braungrauem Innensaum und dunkelbraunen Quer- 321 binden. Die mittlern Schwanzfedern auf grauem, die äusseren auf rostrothem Grunde dunkelbraun gebändert; der Schwanz unten heller. Bei allen Weihen-Arten sind die Geschlechter im ersten Herbst- kleide an der Färbung nicht zu unterscheiden. Aus diesem Kleide gehen die Weibchen in das bleibende Kleid mit der folgenden Herbst- mauser über; die Verschiedenheiten der alten Weibchen schwanken nur innerhalb enger Gränzen.. Mir ist noch kein einziges altes Weib- chen vorgekommen, das mit den klar ausgefärbten alten Männchen übereinstimmend gefärbt gewesen wäre. Es liegt bis jetzt kein einziger Grund vor, der zu der Annahme berechtigte, dass irgend ein Wei henweibchen das erste Herbstkleid eine Reihe von Jahren hindurch in den folgenden Herbstmausern wiederhole. Das Männchen trägt zwischen dem ersten Herbstkleide und dem klar ausgefärbten Kleide des Alters eine ganz charakteristische, con- stant unterscheidbare Mitteltracht. Es ist wahrscheinlich, dass die Männchen in dieser Mitteltracht schon regelmässig brüten; die Männ- chen von dreien der europäischen Arten habe ich in dieser Mittel- tracht beim Horste im Rohr, Getreide oder hohen Grase erlegt. Es ist nicht wahrscheinlich, dass zwischen dem ersten Herbstkleide und dieser Mitteltracht ein grösserer Zwischenraum als ein Lebensjahr liegt. Auchistkein Grund vorhanden, anzunehmen, dass das Männchen diese Mitteltracht länger als ein Jahr trägt. Die Unterschiede, die sich in der Tracht des Alters zeigen, sind in sehr enge Gränzen ein- geschlossen. Es würde vergeblich sein, aus diesen geringen Unter- schieden eine Stufenfolge des Alters herleiten zu wollen. Die Farbenornithologen können bei den Männchen nicht über das dritte, bei Weibchen nicht über das zweite volle Lebensjahr hin- . aus, über das Alter der frei vorkommenden Vögel irgend eine sichere Vermuthung haben. Wenn bestimmte Behauptungen in dieser Be- ziehung dessenungeachtet häufig gemacht worden sind; so kann man auf die Resultate solcher willkührlichen Vermuthungen keinen Werth legen. Zur leichteren Orientirung über die vorliegenden Arten und ihre verschiedenen Trachten ist es vielleicht erwünscht, die wichtig- sten Charaktere übersichtlich hervorzuheben. 1. Circus aeruginosus (L.). Schleier vorn unterbrochen. Die Schwungfedern aussen bis zur 5., inwendig bis zur 4. verengt; die 3. und 4. am längsten; die Mit- 322 telschwingen grösser als die obern Deckfedern; der innnere Winkel- einschnitt der 1. ragt etwas über die obern Deckfedern hinaus. Altes M.: Gefieder braun, mit hellgeflecktem Kopf, aschgrauem Flügelfelde. Der Unterflügel an der Basis der grossen Schwingen weiss, an der Spitze schwarz. Obere Schwanzdeckfedern aschgrau mit weisser Spitze. M. im Mittelkleide: Gefieder braun, mit hellgeflecktem Kopf. Das aschgraue Flügelfeld kleiner und matter. Die obern Schwanz- deckfedern bräunlich. Der Unterflügel hat wenig Weiss an der Basis der grossen Schwungfedern. Altes W.: Gefieder braun, am Kopf etwas heller. Nur ein grauer Anflug auf dem Flügel. Die obern Schwanzdeckfedern rothbraun. Unterflügel an der Wurzel der grossen ee: rostgelblich und braungrau gewässert. Jung: Gefieder schwarzbraun, mit rostgelbem Scheitel und Ge- nick, und rostfarbigen hellen scharfen Endkanten der Oberseite. 2. Circus cyaneus (L.). Schleier vorn durchgehend. . Die Schwungfedern. aussen bis zur 5., inwendig bis zur 4. verengt; die 3. und 4. am längsten; die Mittel- schwingen grösser als die obern Deckfedern; der innere Winkelein- schnitt der 1. liegt an der Spitze der obern Deckfedern. Altes M.: Kopf, Hals und Oberseite blaugrau; die übrige Unter- seite und die obern Schwanzdeckfedern weiss. Die grossen Schwung- federn auf dem Unterflügel an der Basis weiss, nach der Spitze schwarz. M. im Mittelkleide: Gefieder oben braungrau und hellgefleckt, _ unten weiss mit braunen Schaftstrichen. Weisse obere Schwanzdeck- federn mit braunen Schaftflecken. Grosse Schwungfedern auf dem Unterflügel weiss und braun gebändert. Altes W.: Ganz ähnlich, mit etwas weniger Grau im Gefieder. Jung: Oberseite braun mit rostgelb gefleckt, und hellrostfarbi- gen scharfen Endkanten; Unterseite rostgelb mit braunen Schaftstri- chen. Grosse Schwungfedern gebändert. 3. Circus pallidus (Sykes). Schleier vorn durchgehend. Die Schwungfedern aussen bis zur 4., inwendig bis zur 3. verengt; die 3. und 4. am längsten; die Mittel- . 323 schwingen und obern Deckfedern von gleicher Länge; der innere Winkeleinschnitt der 1. liegt an der Spitze der obern Deckfedern. Altes M.: Oberseite. blassblaugrau; Unterseite weiss. Die lan- gen Schwungfedern auf dem Unterflügel vorherrschend weiss der gan- zen Länge nach, mit scharfem schwarzem Längsstreif. Obere Schwanz- deckfedern weiss und grau quer gebändert. ‚M. im Mittelkleide: Oberseite. braun, mit heller Rostfarbe gefleckt. Unterseite weiss, mit rostrothen Flecken auf der Brust. Grosse Schwungfedern unten gebändert. Altes W.: Oberseite dunkelbraun mit rostgelben Wieden Un- terseite rostgelb mit rothbraunen Schaftstrichen, die auf Bauch -, Weichen- und Hosenfedern sich querbindenartig erweitern. Grosse Schwungfedern unten gebändert. Obere Schwanzdeckfedern braun und weiss gebändert. Jung: Oben dunkelbraun mit rosioöthlichen scharfen Spitzen- kanten. Unterseite hellrostfarbig, ungefleckt, oder an der Kopfseite verwischt und undeutlich gefleckt; obere Schwanzdeckfedern weiss mit braunen Schaften.: Grosse Schwungfedern unten gebändert. 4. Circus cineraceus (Montag). Schleier vorn unterbrochen. Die Schwungfedern aussen bis zur 4., inwendig bis, zur 3. verengt; die 3, ist die längste; die Mittel- schwinge oder obern Deckfedern von gleicher Länge; der innere Winkeleinschnitt der 1: ragt T bis 1,5 Zoll über die obern Deckfe- dern hinaus. Altes M.:'Kopf, Hals und Oberseite I die übrige Unterseite weiss mit rostrothen Flecken. Die obern Schwanzdeck- federn aschgrau. Die grossen Schwungfedern auf dem Unterflügel ganz schwarz. = M. im Mittelkleide: Oberseite braun und hellrostfarbig ge- fleckt; Unterseite rostweiss mit rothbraunen Schaftstrichen auf der Brust; ‚grosse Schwungfedern unten gebändert. Altes W.: Oben dunkelbraun und rostgelb gefleckt; Unterseite rothgelblich mit rothbraunen Schaftstrichen; obere Schwanzdeckfe- dern mit grauen Enden und dunklen Schaftstrichen; grosse Schwung- federn unten gebändert. \ Jung: Oben dunkelbraun mit Beieöstfärbigen scharfen Endkan- _ ten; Unterseite hellrostfarbig. mit dunklen Schaftstrichen ; grossen Naumannia 1857. 23 324 Schwungfedern unten gebändert. Obere Schwanzdeckfedern weiss mit hellrostfarbigen Enden und dunklen Schaften. Die Bemerkung, dass ich die vorliegenden vier Arten für unbe- dingt gute, in der Natur begründete, halten muss, die in keiner Be- ziehung irgend eine Andeutung von Uebergang zu einander bilden, obwohl sie in der Färbung zuweilen einander sehr nahe rücken, scheint nach den vorhergehenden Auseinandersetzungen fast über- flüssig. Der Naturbeobachter, welcher Gelegenheit gehabt hat, sämmt- liche Arten im Freien zu beobachten, wird sicher nicht an ihrer spe- cifischen Verschiedenheit zweifeln. Aber auch der Stubenornitholog kann, wenn er sie genauer untersucht, über die Abgränzung der Ar- ten und über ihre verschiedenen Kleider nicht im Unklaren bleiben. Nr. 29. Beilage Nr. 10. Notizen über den Herbst- und Frühlingszug der Zugvögel in Oldenburg. Von C. F. Wiepken. Meine Zeit erlaubte es nicht, täglich Exkursionen zu machen und Unterstützung ist mir wenig zu Theil geworden, zudem sind die Stand- orte mancher Vögel meilenweit von meinem Wohnorte entfernt, wess- halb meine ersten Notizen nur mangelhaft ausgefallen. Wenn indes- sen die mir aus verschiedenen Gegenden unsers Landes, namentlich von der Küste her zugesicherte Unterstützung in Erfüllung geht, so hoffe ich, dass meine Notizen künftig vollständiger sein werden. Die Aufzeichnung ist möglichst genau, allein wie leicht dennoch ein Vogelübersehen werden kann, wenn man auch den Standort kennt, zumal bei kalter Witterung, weiss jeder Kenner. Die Ankunft der 325 nicht aufgeführten Zugvögel habe ich nicht genau ermitteln können, weil deren Brutplätze zu weit und in verschiedenen Richtungen von meinem Wohnorte sich befinden. Ich habe vorgezogen die Vögel nach der Zeit ihres Abzugs und ihrer Ankunft aufzuführen und nicht systematisch. rmomet,! ind- 1856 om Morg | ee 3. Aug. || Hydrochelidon fissıpes ist fort. Die schwarzgraue Seeschwalbe, welche früher 1/aMeile von Oldenburg zahlreich brütete, ist in Folge der Entwässerung jener Gegend fast ganz verschwunden. Im verflos- senen Sommer habe ich kaum ein Dutzend Pärchen bemerkt. RE HR A 17,6 O. Bl: -.; Oriolus galbula zuletzt gesehen, 13,6 S. 29. 4 Muscicapa grisola hat uns verlassen. . . 13,4 W. eh Ciconia alba zieht heute ab in slidsrenhlicher Rich- tung. . PL? a RR Bar ü W, " Di Phyliopneuste RER zuletzt gesehen... . ...| 10, 0. SE Sylvia atricapilla desgl. en 10, 0. 19. » cinerea desgl. . . : h 6,6 W. 1. Oct Anser cinereus fängt an zu ziehen. Die Feldlerchen haben sich zusammen geschaart. 7,9 S. 12,: . Mareca penelope, Aithyia ferina, Fuligula marila, Fuligula eristata haben ihren Herbstzug begonnen. 9,6 SV. IB, Galerita arborea zuletzt gesehen. DIRT 10 96 0. 28.4 Motacilla alba desgl. ng da 0. =. Turdus viscivorus zieht heute stark. . d,g so. 28.5 Sazwicola oenanthe zuletzt gesehen. . . . . 3,9 SW. 21. Nov Turdus piaris in grossen Zügen. . . 1,s 0. Vanellus eristatus und Totanus calidris fliegen in * Schaaren umher (an der Küste). . SELTEN. 0,5 W. 26. Vanellus eristatus fortgezogen. . — 3, NO. 14. Dee. Totanus calidris ist zuletzt gesehen (an der Küste). s SW. 19.5 Scolopax rusticola zieht (5 sind erlegt). . —1g S. alııy Gänse ziehen von O. nach W. 3 EB da 2 S. 288, . Einzelne Möven ziehen (an der Küste), rn — 2,0 NW 9% Gänse ziehen von SO. nach SW. . 0,6 SW Bis gegen Ende des Monats Staare, Feldierchen, Rohr- ammern und Wiesenpieper gesehen; dann nicht mehr, ausgenommen A. arvensis., welche einzeln den ganzen Winter geblieben. es 1857. 20. Jan Numenius arquata gesehen worden (an der Küste), | 0— sw 6. Febr. | Turdus pilaris zieht. . a F — 2,3 S. Tr Sr ».. .desgl. 5 0,5 S. Zr. Sturnus vulgaris wieder da. . . 2 2 2020. 3,0 S. IE", Emberiza miliaria gesehen. EHEN 1,9 sw Bir: Alauda arvensis singt. . —1, so. 19. ;; Totanus calidris wieder da (&n der Küste). 3, S. 28. ; Motacilla alba gesehen. RR 2 SW. 2. März. | Ascolopax gallinago meckern hören.. .ı... Ay NO. Be}, Möven (L. canus?) gesehen (an der Küste). . 1,2 NO. I. Vanellus eristatus angekommen. . f | lg W. 18: , Buteo vulgaris zieht. . . et W. 25. 5, Milvus regalis zieht; Zug Aniert bie! zum 2. Ts S. 0 Limosa melanura ist da. = = 2 2-2... ER N. 326 - Therm i ind- 1857. | Tune more| rinsung, 26. März. | Sazicola oenanthe ist da. . . 2 em h nen 2,8 8. IE, Emberiza schoeniclus desgl. . » x... 3,3 8. 30 Rutieilla tithys desgl. v2. nn een 1,0 0. 1. April. || Ciconia nigra Zune 4 s pe Pratineola rubetra (Er m nenn Me j Bin Ciconia alba Asias, ag S ag Budytes flava esg Me ‚ a B ‚2 u Bus Upupa.epops desgl. (Ein Wiedehopt hat diesen Som- mer auf dem Dachboden einer Jagdhütte im Heu i genistet). . BR a N Si aa Ve 6,4 0. 6... Phyllopneuste rufa it Rail a a N d,8 NO. Ts EN trochelus u au Hirundo rustica | ag Ba Dr nn, Sylvia curruca 11. . Äctitis hypoleucos desgl. AR x Ra a En 2200 794 207 6,6 NO, 19. Sylvia luscinia we Machetes pugnaz \ desgle . nee 2 «| 68 0. 20. , Sylvia cinerea .. 9 a eh LT S. %. © Rutieilla-phoenicurus desgl. . » » » ner 55 SW. 32.0, Sylvia atricapilla desgl. vn nn. 4,g NW. 5. Mai, || Cuculus canorus desgl. OT GEAR NR 4, N. . RE Cypselus apus\desgl. : » . . ! 2 0 nalne 5,5 N. , Turtür aursbis depak: ie 0.2.7: alien re) re 0. Bu. Lanius ruficeps desgl. » » mr nn rnon« 6, 0. 1205 Ausgeflogene junge Sperlinge. 4 ala ' IB. Musecicapa luctuosa ist da, am 19. wieder en. 6, NO. 18. 5, Hydrochelidon fissipes ist da. . , 18... Muscicapa grisola 3 Phyllopneus te hypolais. tdesgl. » « » 2... dur 0. 18; 5 Oriolus galbula IA: Phyllopneuste sibilatrix desgl. » . x.» + 8,3 O. SB... Calamoherpe arundinacea desgl.e » : + zn |, 84 0. 16,75, alustris h 18: Caprimulgus pe 'opaeus ee 8,6 ur 19,9 Crex pratensis desgl.. . - 2 een) ls S. a, Coturnix communis desgl. 7 18, S. Nr. 380. Beilage Nr. Il. Ankunft der Vögel in der Gegend von Barkow bei Plau in Mecklenburg, im Frühlinge 1857. 1. Alauda arvensis zahlreich am 17. Febr., einzeln schon 8 Tage früher; sangen am 19. Febr. 2. Turdus musicus 27. Febr., 13. März vidi. 3. Vanellus eristatus 2. März. 327 . Sturnus vulgaris 28. Febr. . Wilde Gänse ziehen 4. März. Turdus pilaris den Winter hindurch. . Fringilla coelebs schlug am 13. März. Ardea einerea gesehn 17. März. sono» . Milvus ruber gesehn 17. März. 10. Cozumba palumbus 23. März. 11. Störche und Bachstelzen sollen gesehen sein bei Schwerin und bei Parchim 13.. März. 12. Motacilla alba gesehn 28. März. 13. Sylvia rubecula 28. März. | 14. Upupa epops 9. April. 15. Saxicola oenanthe 9. April. 16. Sylvia curruca 17. April. 17. Hirundo rustica 19. April. 18. Sylvia trochilus 22. April. 19. Fringilla montana hatte am 20. April sein Nest beinahe voll- endet. ' 20. Sylvia phoenicurus 24. 1 April . 21. Yunz torqwilla 29. April und wohl schon einige Tage früher. 22. Hirundo urbica 6. Mai gesehn. 23. Budytes flavus 6. Mai. 24. Cuculus canorus 7. Mai gehört; soll aber schon ein paar Tage rüher gerufen haben. 25. Corvus Pica brütete am 7. Mai auf 5 Eiern. 26. Muscicapa luctuosa 11. Mai zahlreich auf dem Zuge. 27. Emberiza hortulana 13. Mai. 28. Anthus arboreus brütet auf 5 Eiern 28. Mai. H. Zander. 328 Nr. 31. Beilage Nr. 12. Noch fordern Sie, mein verehrter Freund, eine Relation über ‚meine von Rostock aus unternommene Expedition auf die Mecklenb. Binnenwässer. — Ich habe eigentlich gegen meinen frühern Vorsatz schon mündlich mich zu sehr verrathen, als dass mir jetzt noch an- stünde, mit dem Erfahrenen hinterm Berge zu halten: freilich müs- sen Sie schon mit einem mägern Rapport vorlieb nehmen, denn eines- theils habe ich mit Ihnen im Laufe der ersten 2 Bogen eingesehen, wie schlecht mir blumenreiche Rede ziemt, andererseits war ich der- art überwältigt durch das in schmucklosestem Rahmen mittelhoher Sandberge eingefasste Tableau, dass mir Ent-husiasten — verstehen Sie, bitte, den ungerufenen Witz! — der Tag auf dem Krakower See unbeschreibliches Vergnügen gemacht hat. Dass ich Ihnen, mein werther Herr Pfarrer, und unsern andern Führern das gute Halb- schied der mir für jenen Tag gebührenden Freuden durch Renonce auf die Begleitung unsers ausgezeichneten russischen Gastes zuge- wandt habe, werden Sie hoffentlich noch jetzt dankbarst anerkennen; nichts desto weniger bot jene Fahrt ungeahnte Wonne und iinsonderheit mir war sie höchst interessant. Wir langten Abends zuvor mit dem scheidenden Tage in Krakow an, so dass mir nur die Zeit blieb, vom Herrn Bürgermeister die mit dankenswerther Freundlichkeit gewährte Erlaubniss zu einer Excursion Behufs Fangs junger Enten zu erbitten. Nach Besprechung mit dem regierenden Stadt- oder vielmehr See-Fischer, und Auswahl der auch von diesem Sachkundigen für praktisch anerkannten Apparate, brachen wir — ich rede nicht im plur. majestatis, sondern die zum „wir“ unentbehrliche Person war unser Freund, Herr Forstpracticant Borggreve aus Genthin, der einzige der Besucher der Rostocker Vers., der sich durch mein Flehen um Theilnahme an der Ausführung meines Projects erweichen liess, ich glaube auch fast der Einzige, der von seiner Spritzfahrt befriedigt heimgekehrt ist — auf. 329 Ungefähr 6 Uhr früh, nach der Abreise desH.v. Middendorff, an einem jener herrlichen, uns in verwichenem Sommer so freigebig ge- währten sonnigen Morgen betraten wir das Boot, das uns nach dem, fast meilenweit entfernten andern Ende des Sees, dem eigentlichen Enten-Paradiese führen sollte: wie ich schon oben sagte, entbehren die Ufer jeglichen landschaftlichen Schmuckes, völlig unbeirrt konnten wir unsere Augen wenigstens vorläufig in die Gewässer versenken, deren ähnliche von süssem Wasser mir nicht bekannt. Ich würde sagen, sie seien krystallhell, doch ist mir die farblose Durchsichtig- keit zu leblos — ein ganz helles Meergrün macht es fast noch durch- sichtiger, und lässt bis auf den oft mehrere Klafter tiefen Grund jedes, auch das kleinste Würmchen, und hauptsächlich alle möglichen submarinen Pflanzen, besonders prächtige Potamogeton, deutlich er- kennen, dazu ist der ganze Seegrund dicht bedeckt von einer Art Lormopoden,:ich glaube Ornax, welche in oft mehr als faustgrossen Konglomeraten an und auf einander sitzen.. Diese Muschelbedeckung des feinen Sandes ist so dicht und scharf, dass es fast unmöglich ist, nur wenige Schritte barfuss zu machen, und auch schwache Sohlen der Stiefeln völlig durchschnitten werden. Natürlich war Fulica der erste Vogel, der uns bewillkommnete, nächstdem strichen aus den das Ufer einfassenden hohen Binsen öfter paarweise Enten in weiter Ferne vor uns heraus aufs freie Wasser, die wir bald für Fuligula erkannten, deren paarweises Vagiren uns nur räthselhaft war, denn der Jahreszeit nach, in der 4. Juni-Woche, musste die Ente doch die Jungen führen. Auch liess sich wohl schon in der Ferne Pod. crist. sehen, an Zahl wachsend, je mehr wir uns der Südspitze des Sees. näherten. Da ward mir ganz unerwartet ein Anblick, wie ich ihn nächst der nördlichen Meeresküste am wenigsten gehofft hatte: eine Rohrecke um- fahrend, sass ein köstlicher A. rufina m. in guter Flintenschuss - Ent- fernung vor uns! Die Kolbenente, mir aus dem Naumann seit früh- ster Jugend, empaillirt seit ich die Cöthensche Sammlung sah, be- kannt, hatte ich noch nimmer lebend gesehn, nicht zu verwundern, daher, dass mich ihr unverhoffter Anblick im schönsten Hochzeits- kleide völlig überwältigte — ich gedachte aller Jagdkünste meines grossen Ahnen, um mir den Fürsten der Enten zu eigen zu machen; ich gedachte aber auch der Sammler daheim, hob das Gewehr zum Schuss, der Vogel war mitten im einschlagenden Schrot, aber flog ge- 330 sund davon —: ob er wohl gefeiet war? ich glaube, ich habe nicht draufgehalten! Noch nicht hatte sich die Wallung meines Bluts völ- lig beruhigt, als wir auf einem flachen, kaum 8 Schritt langen Insel- chen landeten, das sich von der Ferne schon als Sternen-Kolonie mar- kirt hatte — wir durchwateten das seichte Wasser, hatten aber wirklich Noth, einen Raum für unsern Fuss zu finden, ohne die in fast form- losen, aus einigen Halmen zusammengelegten Neststätten ‘der St. hi- rundo liegenden unzähligen Eier zu zertreten. Die ersten, uns hart am Ufer zu Gesicht kommenden mussten unsern Griffen mit beiden Händen nach rechts und links Tribut zollen, bald hatten wir aber-Noth, die Gelege wieder zusammenzufinden, um sie den uns kreischend umkreisenden Alten ohne Verwechslung zu- rückzugeben ; einige angebrochene zeigten sich als ganz frisch oder ganz wenig angebrütet, und wir begnügten uns damit, die wegen ex- tremer Färbung auffälligen Exemplare mitzunehmen. — Nächstdem ruderten wir nach dem eigentlichen Reduit der jungen Tauchenten, als solche bezeichnete der uns führende Fischer eine fast undurch- dringliche breite Rohrkante um das Ufer einer flachen Insel von: eini- gen Morgen Grösse. | Ich enthalte mich der Beschreibung aller der mühsamen Vor- richtungen zu Aufstellung der Netze für die junge Brut, die, wie ich ‚an andern Orten praktisch erfahren, für Enten, Säger, Taucher, Rohr- - und Wasserhühner gleich gefährlich sind ; wir fingen aber nichts aus dem einfachen Grunde: es war noch nicht eine einzige Ente, weder | jung noch alt, nicht einmal ein Rauhvogel dort zu finden. Der Grund . dafür ward mir auch bald genugklar: sämmtliche auf der See befind- liche Tauchenten waren noch mit Brüten oder gar noch mit’ Legen beschäftigt. Nachdem unsere Netze nach vergeblicher Arbeit wieder eingezogen, fuhren wir oft durch Schwärme von fuligula, rufina, pod. . cristatus, auch wohl mergus merg., die theils tauchend, theils fliegend sich unsern Blicken zu-entziehen suchten, zu einer Insel, die von den Fi- schern als Brutplatz von Strandläufern ete. bezeichnet-war.— Freund B. holte ein anderer Zeander, einige tief auf dem Seegrunde liegende pod.crist. Eier, wahrscheinlich vom vorigen Jahre, und mit Sturm oder Eis auf die Mitte des Sees verschlägen, tauchend empor, desgleichen fanden wir ein frisches mit 4 Eiern belegtes’Nest des Vogels. Das Eiland ist wohl fast eine Viertelstunde im Umfange gross und. wird für den Sommer bewohnt von einer ungefähr 30 Haupt starken -Foh- 331 lenheerde, welehe vom Frühling bis Herbst dort ohne jeglichen Schutz oder Aufsicht weidet; sie ist baumlos, nur an manchen Stellen mit einzelnen kleinen verbissenen Dornbüschen bestanden, und zer- streut darauf stehen einzelne ganz kümmerliche Nessel- oder Distel- sträucher, “gerade gross genug, um die darunter brütende Fuligula nothdürftig zu decken! Denn dass fast unter jedem eine fuligula brütete, davon überzeugten wir uns bald genug, nachdem wir die in der Eile untersuchten besetzt gefunden hatten; dass die meisten die- ser Nester noch nicht einmal voll belegt waren, nahm uns besonders Wunder, und selbst mehrere der vollen ‚ von denen wir einzelne Eier aufschlugen, waren nur schwach erst angebrütet; von der mir ge- gebenen Erlaubniss Gebrauch machend, nahm ich mir ein Gelege zum Ausbrüten für meinen Teich mit; doch ist mir nicht gelungen, aus ihnen Junge zu erziehen ; ich muss gestehen, dass ich nicht anzu- geben weiss; wieviel Nester der ‚fuligula ich gefunden, da ich eben bald das Suchen danach aufgab, ich glaube aber nicht zu hoch zu greifen, wenn ich sage, dass zwischen 40 und 50 Nester auf jener Insel waren; dieselben waren oft 20 und mehr Schritt vom Ufer! auf ‚der hohen sandigen Insel, und manches Mal nur flach in den Sand ge- wühlt, mit einigen wenigen Halmen. | ‚ Ausser der ‚fulig. fanden wir auf der Insel nur noch 1 Nest v. 4. boschas, im Auskriechen begriffen, und 1 do. v. Aclypeata angebrütet. Nun lösten sich mir alle Räthsel wegen der angestaunten Anachro- nismen; bei der Abreise von Haus, 8 Tage zuvor, hatte A. boschas zumeist flugbare Jungen, A. acuta und quergu., die beide sehr spät ge- brütet hatten, führten auch bereits die Flaumjungen, hier fand sich nur erst 1 Schoof junger guergu. und clypeata, während alles Andere legte oder brütete — unmöglich können die wenigen Meilen, nicht 2 Grad nördlicherer Lage, solche Verspätungen bedingen. Von Strandvögeln trafen wir im Sande, zunächst am Wasser, di- verse Tbt. callidris, Mach. .pugn.-Nester, von beiden bereits flügge Junge, ‘ besonders zahlreich von erstem Vogel, nach alter Gewohnheit bis zum Bauch im Wasser badend ; ausser ihnen natürlich St. hirundo, auch Char. hiaticula- Eier. Auf der Rückfahrt streiften wir abermals die Insel, an der ich früh nach der rufina schoss; sie ist gut mit der Flinte zu überschiessen, sich im höchsten Gipfel wohl 15 Fuss erhebend ‚und von einem Kar- 'toffelfeld bedeckt; ob mir der Gedanke kam, das Nest der rufina könnte 332 nach den eben gemachten Beobachtungen, nach denen der Entvogel der fulig. meist auf offenem Wasser vor dem Neste Wacht hält, wohl dort stehen, weiss ich nicht mehr — kurz wir landeten und begaben uns aufs Absuchen der schmalen Uferkanten; unmittelbar gegenüber dem Platze, wo früh der Entvogel sass, flog Emberiza schoeniclus vom Neste; ich öffnete den hohen Epilobium-Strauch und finde auf dessen Grunde ein Entennest mit 6 Eiern belegt. Nur Rufina konnte es sein; wie die Eier Ihnen bekannt, sind sie grösser, als ein anderes deut- sches Enten-Ei *)— walzenförmig—ferina muss kleiner sein. Ichüber- legte schnell, dass die Ente sicher noch nicht ausgelegt habe: Fulig. hatte stets 10 bis 13 Eier; dabei waren sie ganz kalt, so dass ich fer- ner rechnete, die Ente ist durch meinen Schuss Morgens nach oder beim Legen vom Nest gejagt und sucht es nur wieder, um das nächste Ei zu legen; mag sie dann das leere Nest finden, so wird sie auf dem Residuum ihrer Eier fortbrüten. So nahm ich denn die Eier mit, nach- dem sie sicher in Papier, trocknes Gras etc. eingehüllt waren, um da- heim deren Ausbrüten wenn möglich zu bewirken, resp. dies zu lassen. Kurze Zeit vor uns war Herr v. M. von Barkow zurückgekom- men; nach opulentem Diner kehrten wir nach Güstrow zurück, um dort unsere Schätze erst zu sichten, Eier auszublasen, Calidris abzuzie- hen u. dgl.; beim Schwemmen der Rufina-Eier markirten sich dieselben als hoch bebrütet; um nun wenigstens nichts unversucht zu lassen, und da mir Herr v. M. glücklichen Erfolg versprach, den freundlichsten Beistand leistend, setzten wir dann unter Zuziehung des 'Thermo- meters und eines höchst praktischen Hausknechts das Brüten fort, und fanden uns, früh 5 Uhr des andern Morgens, der Herr Geh, Rath und ich, dem Bette eben entstiegen, gebeugt über die Kissen, in denen unser Kind die Weltmit ganz dünnem Piepen begrüsste, — sicher eine höchst lächerliche Scene. Der junge Weltbürger muss denn aber nicht die Kraft gehabt haben zum Durchbrechen der Schale: noch bevor wir, dem Hausknecht die Sorge für ihn übergebend, zum Be- such des Teterower Sees aufbrachen, verhallte der letzte Seufzer; Abends gaben wir die Sache verloren, und andern Tags vertheilte ich, wie Sie wissen, die Eier unter die Priester der Oologie. ‘Wun- derbarer Weise kommt mir seitdem von mehreren Seiten die Nach- *) H.v. Münchhausen konnte diese Eier mit denen von ferina nicht ver- gleichen: sie sind in der That kleiner als diese. Baldamus. 333 richt, jene Eier seien beim Ausblasen als gar nicht bebrütet gefun- den. — Löse mir, Graf Oerindur — Dies denn die wahrhaftige Geschichte jener Eier —. Nachdem ich andern Tags im Gefolge des Herrn G. Rath ver- schiedene Mecklenburger Musterhöfe besucht hatte, waren die Nach- mittagsstunden noch für den Teeterower See, der, ganz das Widerspiel des Krakower, tief im Torfbruch gelegen und rings von einem augen- scheinlich dem Wasser abgerungenen Wiesengürtel umgeben, den schnatternden Anas-Arten mit seinem schlammigen seichten Grunde alles das bietet, was die Platypus so mächtig nach jenem zieht; beide finden ihr liebes Element an betr. Stelle. Wir setzten nach einer Insel über, längs der sich augenscheinlich eine der vorweltlichen Meeresküste angehörende Düne hinzieht, auf deren höchster Höhe noch eine vielleicht der vorchristlichen Zeit angehörende Schanzen-Wallung befindlich — im Mittelalter soll dort die Burg Teterow gestanden und zum Bau der Stadt die Mauertrüm- mer geliefert haben; allein an das längst geschwundene kriegerische Leben dort erinnerten nur Schaaren von Kampfhähnen, jung und alt, doch letztere hatten schon die letzte Spur des Kragens abgelegt; nächstdem Tot. calidris, Ch. hiaticula und diverse Sternen. Auf dem freien Wasser tummelten sich Fulica, Pod. erist., mi- nor, und einige Enten; im Uebrigen war es bei stürmischem Wetter ziemlich öde, so dass wir bald im wandelbaren Boote das Land wie- der zu erreichen suchten. Auf jener Insel ist übrigens ein berühmter Kampf- und Turnier-Platz des Machetes, der nach Aussage unseres freundlichen Führers, Herrn Gastwirth Seer, und des Herrn Senator Dannehl, unsers sehr verehrten Genossen, der uns bei der Rück- kehr begrüsste, Hunderte der schönsten Kämpen zusammenführt. Teterow ist übrigens das mecklenburgische Krähwinkel, und bei Leibe verrathe man nirgends, man komme von dort her! Uebrigens bewahrt die Stadt eifersüchtig ihren alten Ruhm; so ward u. A. Freund B. dort am hellen Mittage mitten auf dem Markte mit dem 9sitzigen Postwagen umgeworfen. Balduin von Münchhausen, 334 Nr. 32. Beilage Nr. 13, Einer verehrlichen Versammlung der Deutschen Ornithologen zu Rostock habe ich die Ehre die zweite Lieferung von Baedeker „Eier der europäischen Vögel“ hiermit zu überreichen. Die verehrte hohe Versammlung hatte die Gewogenheit, die De- dikation dieses Werkes anzunehmen; — ich stelle es unter Ihren Schutz. | Viele der guten und getreuen Ausführung entgegen getretene Schwierigkeiten sind überwunden; die dritte Lieferung soll noch in diesem Jahre erscheinen und die folgenden in rascherer regelmässi- ger Folge. — Eine Vergleichung der Tafeln dieser zweiten mit denen der ersten Lieferung wird zeigen, dass die technische Ausführung fortgeschritten ist und das Mögliche erreicht. Iserlohn d. 5. Juni 1857. Kür | ganz ergebenst Julius Baedeker. 335 II. Notizen. Nachträgliche Berichtigung über das Nisten von A. nyeticorax im nördlichen Deutschland. In J. A. Naumann’s Naturgeschichte der Land- und Wasservö- gel etc. 1799. Bd. IH p. 126 findet sich in Bezug auf den „Quak- reiher“ die Bemerkung, dass derselbe nicht in unsere Gegenden brüte. Das scheint mir nicht ganz richtig zu sein; wenigstens habe ich in meinem frühern Wohnorte Quenstedt, im Gebirgskreise der Grafschaft Mansfeld (am Unterharze) zwischen dem 51 u. 52° N. B. folgende Beobachtungen gemacht, welche für ‚das Gegentheil zu sprechen scheinen. Dort wurde einst im April ein altes Weibchen geschossen ebenso im Mai eines andern Jahres ein altes Männchen. Dass aber der Vogel wirklich in dortiger Gegend zuweilen brütet, lässt sich mit grösserer Sicherheit daraus abnehmen, dass von Schnit- tern beim Schneiden des Roggens ein junger Vogel gefangen wurde, der eben flügge geworden war, also jedenfalls aus einem in der Nähe gestandenen Neste stammte. Endlich hat aber auch ein Förster in dortiger Gegend, der in seinem Reviere einen ziemlich grossen, mit Erlen umwachsenen Teich hatte, auf einer Pappel in der Nähe dieses Teiches das Nest eines Quakreihers gefunden. Aus diesen That- sachen scheint denn doch mit ziemlicher Gewissheit hervorzugehen, dass dieser Vogel auch noch hin und wieder brütet. Halle im Juni 1857. Rimrod. J. F. Naumann hat bereits in der neuen Ausgabe Bd. 9 p. 155 gleichfalls einige Fälle von dem Brüten des Nachtreihers angeführt, zu denen die Naumannia einige andre von neuerem Datum (III. 103—4.) gebracht hat. Nach Naumann hat die „gesteigerte Kultur, die wach- sende Menschenmenge und die Vervollkommnung und Ausdehnung des Jagdwesens den furchtsamen Vogel, wie so manchen andern, ver- trieben.“ Der beiden Jägern wirklich „mythisch“ gewordene „Fokke“ 336 scheint bei seinem Zuge aus dem SO. nach Holland, wo er noch ziem- lich häufig brütet, doch zuweilen noch ein stilles Plätzchen im Nor- den Deutschlands zu finden, wo er sich einzeln fortpflanzen mag, je- denfalls aber sich viel ruhiger verhält, als in den ungarischen Morä- sten, wo er zu den ärgsten Lärmschlägern gehört. Auch ich habe, wie Naumann, seine mir sehr wohl bekannte Stimme hier während der Zugzeit öfters des Nachts vernommen. Baldamus. III. Literarische Berichte. 18) System der Ornithologie Westafriea’s. VonDr.G. Hartlaub. Bremen, 1857. C. Schünemann. LXVI u. 280 p. in 8°. Es ist kaum in neuerer Zeit ein Buch ähnlicher Art erschienen, das den hochgespannten Erwartungen des betreffenden Publikums mehr entsprochen hätte, als das vorliegende. Der H. Verf., als ausgezeichneter Ornitholog längst und überall anerkannt, hat sein bedeutendes Talent und seine fruchtbringenden Studien vorzugsweise und seit Jahren der Ornithologie Afrika’s zugewendet, und ist ohne Zweifel der erste Kenner der Ornis dieses interessanten und noch wenig gekannten Erdtheils. Wenn sich ein so vielseitiges und ausgezeichnetes Talent mit so gründlichen und gewissenhaften Studien verbindet, so ist eben nur das relativ Vollkommenste zu erwarten, und der leider seinen Freunden und der Wissenschaft allzufrüh verstorbene Prinz Ch. L. Bonaparte nannte das Buch mit vollem Rechte ein Modell für ähnliche Arbeiten. Die in jeder Hin- sicht vortreffliche Einleitung enthält das Allgemeine bezüglich der Ornis West- afrika’s im Vergleiche mit der der übrigen Partieen des Erdtheils und Euro- pa’s, die schliesslich in Tabellen zusammengefasst werden. H. kennt 758 Arten westafrik. Vögel, — ungefähr soviel, als auch die Ornis Süd-Afrika’s und Nord- West-Afrika’s umfasst — und zwar 56 Rapaces, 450 Passeres, 69 Scansores, 17 Columbae, 19 Gallinae, 1 Struthio, 99 Grallae, 42 Anseres. Davon sind 400 Arten bis jetzt nur in W.-A. gefunden, 150 zugleich in N.- und O.-A., 64 zugleich in $.-A. und 140 zugleich auch in N. O. und 8.-A. In den Tabellen sind ausser- dem 79 europäische bis jetzt in W.-A. beobachtete Arten aufgeführt. In höchst anziehender Darstellung ist ferner Alles bisher über die gesammte Naturge- schichte der V. bekannt Gewordene dargestellt: eine Partie des treffliehen Bu- ches, die auch den Nichtkenner unwiderstehlich anzieht. Den Beschluss der Einleitung bildet die Literatur der betreffenden Ornis, die nicht weniger als 95 Nummern enthält. Man staunt mit Recht über ein so umfangreiches Quellen- studium, von dem jede Seite des Buchs Zeugniss gibt. Die „Synopsis“ gibt die lateinische Diagnose, Vaterland, Synonymik und einzelne kritische Bemerkun- gen sämmtlicher 758 Arten. Dass sich darunter sehr’ viele neue Arten des ge- lehrten H. Verf. befinden, ist den Fachgelehrten längst bekannt; sie sind zum Theil schon in frühern Jahren in in- und ausländischen Zeitschriften publicirt worden, und haben nicht wenig dazu beigetragen, den ausgebreiteten Ruf un- seres wackern Landsmannes zu begründen, den er durch vorliegendes Werk für alle Zeiten festgestellt hat. Wir können das ganz vortreffliche Buch nicht 337 genlig empfehlen. Es sollte von Rechtswegen die Bibliothek jedes Ornitholo- gen zieren! gi 19) Till Gottlands Fauna, af Conserv. Mewes. Aus Öfvers. afK. Vet.- Akad. Förh., d. 10. Dee. 1856. 12 f. in 8°. Um eine Anzahl Vögel in solehen Kleidern, welche dem zoolog. Reichsmu- seum fehlen, näher kennen zu lernen und möglichst zu sammeln unternahm der _ Hr. Verf. zwei kurze Ausflüge nach Gottland, nemlich vom 3. bis 22. Juni 1854 und vom 3. bis 21. Juli 1856. Wir werden den interessanten von H. Sundevall vorgetragenen Bericht an die K. Akademie der Wissenschaften wörtlich über- setzen, und beschränken uns desshalb auf die vorläufige Anzeige desselben. 20) Catalogue des Oiseaux d’Europe, offerts, en 1856, aux Ornithologistes par M. Emile Parzudaki ete., par M. Edm. de Selys-Longchamps; suivi des Annota- tions du Prince Charles-Lucien Bonaparte sur la Revue du Catalogue Par- zudaki, par M. de Selys. (Extrait de la Revue et Magasin de Zoologie. N. 3. 1857.) M. de Selys setzt seine Verzeichnisse der zufällig in Europa beobachte- ten, der nur als Racen zu betrachtenden, der selbst als Racen zu unterdrücken- den u. s. w. V.den von Bonaparte im Kataloge Parzudaki’s aufgestellten entge- gen. Wir müssten übrigens die 26 Seiten abschreiben, um alles Wichtige und Interessante der kleinen kritischen Broschüre anzuführen. W. Bekanntmachungen. Der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft sind beigetreten: 1. Herr Dr. med. F. Benefeld in Rostock. 2. „ Dr. med. F. Weber im Rostock. 3. ,„ Steinschleifer A. Müller in Rostock. 4. ,„. Conservator 8. Steenbock in Rostock. 5. „ Lehrer. Alms in Retschers bei Kröplin, Mecklenburg. 6. -„ Pastor Heddewig in Eckwarden, Oldenburg. 7. :„ Pastor Thormöhlen in Bockhorn, Oldenburg. 8. , Apotheker Detmers in Oldenburg. 9. „Dr. F. A. Krais in Stuttgart. 10. , Buchhändler Gust. Hoffmann in Stuttgart. 11. , Buchhändler Emil Hochdanz in Stuttgart. 12. ,, Buchhändler H. Simon in Stuttgart. 13. ,„ Naturalienhändler Gust. Keitel in Berlin. 14. , Gastwirth Eisentraut in Plötz bei Löbejün. 15. ,„ Dr. G. Quistorp, prakt. Arzt in Greifswald. Die XII. Versammlung der Deutschen Ornithologen - Gesell- schaft ist nochmals auf die erste volle Woche des Juni 1858 fest- gesetzt und als Versammlungsort das Brockenhaus gewählt wor- den. (S. das Protokoll p. 206.) Die speciellen Einladungen und et- waige Nachrichten zu seiner Zeit. Diejenigen verehrl. Mitglieder, welche das Diplom noch nicht er- halten haben sollten, wollen davon Unterzeichnetem Anzeige machen, 338 Mit diesem Extrahefte wird zugleich das neue Mitgliederver- zeichniss ausgegeben werden. Diebzig im August 1857. Der Sekretär Baldamus. Brehms Vögelsammlung. [4 Brehms Vögelsammlung ist die Frucht eines langen, der Wissenschaft ge- widmetenLebens. Um etwas möglichst Vollkomnienes zu Stande zu bringen, be- schäftigte er sich fast ausschliesslich mit den europäischen Vögeln und den ausländischen, welche diesen ähnlich sind. Sein Hauptaugenmerk war durch eine aus mehreren Hunderten von gepaarten Paaren boctchende Vögelsamm-. lung zur Bestimmung der Arten und Unterarten reiches Material zu liefern und diess ist ihm vollkommen gelungen. In seinem mehr als 8000 Stück Vögel euthaltenden Museum sieht man die gepaartem Paare der See-, Schrei- und Zwergadler, der Uhus, Baum-, Schleier- und Nachtkäuze, ebenso wie die der Zaunkönige, Goldhähnchen, Schilf- und anderer Sänger. Hier stehen Reihenfoölgen vor Augen, welche den Laien wie den Eingeweihten in Er- staunen setzen. Unter den (7 europäischen Adlern, welche er aus 4 Weltthei- len zusammengebracht hat, sieht man die deutlichen Uebergänge von Aquila clanga zu Aquila naevia, die Belege für die wirkliche Artverschiedenheit von Ag. pennata et minuta, die 3 deutlich verschiedenen Arten von Aquila Wiedü, Bo- nelli et ducalis. Von den Geiern zeigen 6 Stück die Verschiedenheit der Unter- art des Geschlechtes und Alters von Otogyps uurieularis, nubicus et pennatus, 5 Stück die ganze Entwickelung des neuen Gyps Rüppellü, 9 Stück die Verschie- denheit von G@yps fulvus, albieollis et occidentalis. Von Gypaetos sieht man den ' Gypaetos grandis aus der Schweiz, wie den kleinern @'yp. meridionalis aus Grie- chenland und Spanien, auch den Gyp. nudipes*) aus Ah ika. Die 20 Seeadler stellen dem Beschauer eben so wohl den grönländischen, norwegischen und deutschen, als auch den nordımerikanischen (Haliaetos leu- cocephalus) südrussischen (Haliaetos orientalis) den nordegyptischen /Haliaötos cinereus) und den schreienden (Haliaetos vocifer) vor ‘die Augen. Unter den Falken befinden sich ebenso wohl die 3 verschiedenen Subspecies der nordischen Edelfalken, als die verschiedenen Species der unserm Wanderfalken ähnlichen südlichen Falken. Seine 200 Thurmfalken aus 4 Welttheilen zeigen nicht nur die schönsten Reihenfolgen, sondern auch mehrere entschieden neue europäi- sche Arten. — Ganz ähnlich verhält es sich bei den Schleier-, Stein- und Zwerg- käuzen, den Ohr- und andern Eulen. — a Doch es würde viel zu weit führen, wollten wir die ganze Sammlung auf diese Weise durchgehen. Wir bemerken nur noch, dass alle Sippen auf ähn- liche Weise vertreten sind. So findet man in-ihr weit über 100 verschiedene Hühner, unter ihnen den äusserst seltenen kleinen Auerhahn (Tetrao macula- tus, Brm), mehrere neue Tauben, 28, Eiderenten, eine grosse Anzahl Möven und Seeschwalben, 5 verschiedene europäische Pelekane, mehrere neue Gänse, eine prächtige Alca impennis u. s. w. Aus Spanien allein hat sie 10 neue. Arten -er- halten. Das Gesagte wird hinreichen, den ausserordentlich grossen Reichthum dieser einzigen Sammlung zu zeigen. Es ist darüber, dass sie ihres Gleichen nicht hat, im In- und Auslande nur eine Stimme. Desswegen ist es der heisse Wunsch der deutschen Ornithologen-Gesellsehaft, dass diese reiche Quelle künftiger Forschung, dieses höchst wichtige Denkmal deutscher Einsicht und deutschen Fleisses Ds Vaterlande erhalten werde. *) So muss dieser Vogel heissen, wie ihn Brehm schon im Jahre 1832 im Berliner Museum genannt hatte. ; Leipzig, Druck von Giesecke & Devrient. Nr. 23. (17.) | Ömithologischer Jahresbericht aus Bayern. Von dem Pfarrer Jäckel zu Neuhaus bei Höchstadt a. A. (Umfasst die Zeit vom 1. October 1856 bis ult. September 1857). / October 1856. Bis zum 26. sehr schönes Herbstwetter. In der Nacht vom 25/26. überfroren die Weiher hiesiger Gegend zum ersten Male und begann mit schneidend kalter Luft ein frühzeitiger Vorwinter: Dahlien und alle nicht perennirenden Gartengewächse . erfroren. Im November war der Winter mit aller Strenge eingezogen. In der Nacht vom 12/13. fiel hier der erste Schnee, in den folgenden Tagen stürmte und schneite es sehr; am 17, zeigte das Thermometer in Nürnberg 11° R., Tags darauf in Regensburg 9° R., die Donau und der Main gingen bei ungewöhnlich niederem Wasserstande, so dass die Schifffahrt eingestellt werden musste, stark mit Treibeis undder Regen war an vielen Stellen ganz zugefroren. Am 23., 24., 25. brausten heftige Stürme unter reichlichen Regengüssen, die in höheren Lagen mit Schneefall wechselten, durch das Land. Die Weiher hiesiger Gegend gingen wieder auf, die Pegnitz trat an niedrigen Uferstellen aus und auf der Donau begann die Schleppschifffahrt wieder. Am 25. zog von Nord nach Süd unter diehtem Schneegestöber ein starkes Gewitter, das sich früh 7 Uhr über Amberg, um 9 Uhr über Lands- hut, wo der Blitz zweimal am Blitzableiter des Sct. Martinsthurmes herabfuhr, um 11!/, bei Kirchdorf unfern Aibling, Mittags über Mün- chen entlud, woselbst ein Blitzstrahl, ohne Schaden anzurichten, in Naumannia 1857. 24 370 den Thurm der Auer Kirche fuhr. Vom 26. an ward’s wieder völlig. Winter und lag viel Schnee. Der December setzte anfangs das ernstliche Winterwetter des Vormonats fort; am 5. und 6. fiel jedoch reichlich Regen, der die leicht überlaufende Aisch zum Austreten brachte; darauf selnshöne Tage bis zum 11.; der Rest des Monats aprilartig. Am 7. flogen Bienen, Aphodius-, Haltica- und Staphylinus- Arten waren munter, auf den Tei- chen tummelten sich die Taumelkäfer (Gyrinus natator), am 10. flog Vanessa urticae und in der Mitte des Monats kamen die Igel aus ihren Winterlagern wieder hervor. Am 26. und 28. fand ich auf dem Schnee bei lauem Wetter sammetschwarze Cantharidenlarven und Re- genwürmer. Die Füchse hatten frühzeitig ihre Wintermontur ange- legt und die Hasen sehr viel Weiss (Fett), angebliche Anzeigen eines harten Winters. An Weihnacht wurde hier geackert und gesät. Der Januar 1857 war im Ganzen gelind, wurde erst vom 20. an strenger und die Nacht des 31. war die kälteste des Monats. In un- heizbaren Lokalitäten fing ich zu Anfang des Monats Pyraliden; die Haussperlinge badeten sich in Schneewasser und Viola odorata u. Ane- mone hepatica flore pleno zeigten in meinem Hausgarten halboffene Blü- then. Bienen kamen auf die blühenden Cheiranthus cheiri- und Hyacin- thenstöcke vor den Fenstern und auf den Feldern war der Landmann mit Pflügen und Säen thätig. Schon zu Ende Decembers fingen meine Hühner in kaltem Stalle zu legen an und waren die Kämme derselben so roth, wie sonst nur im Frühlinge. Die geilen Hausen- ten begatteten sich den ganzen Winter hindurch. Am 30. hatten die Knospen der Weissbirken stark angetrieben und soll zu Ende Januars bei Würzburg ein Maikäfer gefangen worden sein. Der Februar, der kälteste Monat dieses Winter, brachte bis zum 10. bei wenig Schnee meist sehr schöne Tage (früh — 7 bis 11° R.) mit kalten Nächten, am 11. Südwind und Regen, der dahier allen Schnee der Ebene und des nahen fränkischen Juragebirges hinweg- nahm und bald auch das Eis der Aisch zu brechen anfıng. Am 9. Februar war bei Obertheres der Main noch zugefroren, doch nicht mehr so stark, dass nicht von einer darüber getriebenen Schafheerde etliche und 20 Stücke nebst dem Hunde ertrunken wären. Zur selben _ Zeit begann, nicht sowohl in Folge der Kälte, als zumeist der anhal- ee ME nn Ur u a een tenden Windstille der Bodensee an den seichten Stellen in der Rich- . tung von Lindau nach Bregenz und von Ermatingen an zuzufrieren, 371 wodurch die Kommunikation mit Bregenz und Schaffhausen mittelst der Dampfbote unterbrochen wurde, eine Erscheinung, die seit 27 Jahren nicht mehr vorgekommen. In Folge warmen Sommerscheins begann indess die Eisdecke bald zu schwinden. Am 13. ging die Donau bei Regensburg mit Treibeis und war noch am 19. unterhalb Pfatter mit einer so dicken Eisdecke überzogen, dass sehr schwere Fuhrwerke über dieselbe passirten; die obere Donau war vom Eise frei. Auch der Regen, die Naab, Altmühl, der Lech, die Wertach und Wörnitz waren stellenweise noch mit Eis überzogen. Von der Donau zog dasselbe am 27. ab. Die Weiher dagegen blieben den ganzen Monat hindurch zu. Das Eis derselben brach erst durch Regen und hauptsächlich durch Sturmwind im folgenden Monat. Vom 15. Februar an waren bis Ende des Monats wahre Frühlingstage. Da tanzten auf den Wei- hern hiesiger Gegend, wo nur ein Streif am Ufer eisfrei war, die . Gyrinen ihre töllen Reigen, das emsige Bienenvolk flog, mit reichen Höschen angethan, von Blume zu Blume, wo sich ihnen ein Winter- fenster mit Blumen dahinter öffnete, Fliegen und Spinnen waren so munter wie im Mai und auf Strassen ind Wegen machte der Fusstritt des Menschen und Rosseshuf den Februarstaub rege. ‚Am 5. März wurden die hiesigen Weiher offen, überfroren noch einmal am 13. und blieben offen vom 15. an. Am-7. war der Regen- fluss theilweise noch stark zugefroren und während der bayerische Wald, wie auch die hiesige Gegend, anfangs März milde Witterung hatten, ‘war die niederbayerische Ebene von Regensburg bis nach Passau hinab noch mit tiefem Schnee, bei einer Kälte von 5—7 Gra- den in den Morgenstunden, bedeckt. Am 11. März blühten hier in geschützten Lagen die Haselnüsse, am 24 standen im englischen Gar- ten zu Würzburg die Aprikosen in schönster Blüthe und am Ende des Monats war bei ausserordentlich warmer Witterung das Weinschnei- den in Franken beendigt. Am 2. April standen in Franken die Aprikosenbäume noch in schönster Blüthenpracht, Crocus vernus blühte; am 8. waren die Sta- chelbeeren vollständig belaubt, am 18. in Blüthe, die Cornelkirsche am 3. im Abblühen; die Pfirsichbäume und einzeln der Schleedorn blühten am 13., die Kirschbäume fingen am 21. zu blühen an, wurden jedoch durch die vom 21. bis 28. andauernden kalten Tage und die besonders kalten Nächte im Blühen sehr zurückgehalten, so dass der 26. April, dessen Nacht die kälteste des Monats war, trotzdem dass sie 24* / 372 sogar in den wärmsten Lagen Frankens Eis brachte, gefahrlos für die Obsteultur vorüberging. Am 24. tobte bei Mengkofen in Nieder- bayern ein furchtbares Gewitter, das viele Bäume entwurzelte und wobei der Schnee einen Schuh hoch fiel; die hohen Bergrücken des Bayerwaldes zeigten wieder schneebedeckte Häupter und selbst in der herrlichen fruchtbedeckten Ebene von Schierling und Eckmühl lag ein halbfusstiefer Schnee. Zu Ende des Monats belaubte sich die Birke und Erle, der Weissdorn grünte und blühten immer noch wenig Schleedörner. Am 6. schrieen die Frösche zum ersten Male und am 19. flogen die Cicindelen. Der Mai brachte kalte Nächte, Eis und Wasserreif bis zur Mitte des Monats; am 17. trat mit warmem Regen und nach mehrtägigem Höhenrauch das herrlichste Wetter ein. Das übrige Jahr wird genugsam charakterisirt sein ‚ wenn ange- merkt wird, dass der heurige Sommer in Bezug auf grosse Hitze, lang anhaltende Trockenheit, seltene Fruchtbarkeit der Felder und Obst- bäume und ein Gewächs des Weinstocks, das jedenfalls besser, als das von anno 1811 erfunden werden wird, zu den ausgezeichnetsten, welche die Geschichte kennt, gezählt werden muss. Die Vogelwelt anlangend war der Herbst und Winter 1856 6 57 flau; nur wenige Raritäten, wie Pastor roseus, Limicola pygmea, Carbo pygmeus ete. unterbrachen die Langweile der gewöhnlichen und we- nig seltenen Vorkommnisse. Ich vermuthete, der Sommer werde seinem Collegen von 1811 auch in ornithologischer Beziehung ähnlich werden. Damals zog eine Flamingoschaar, Pelekane und manch an- deres seltene Geflüg aus dem Süden Europa’s durch unser schönes Bayerland. Diese Hoffnung wurde zum Theil erfüllt; denn es wur- den einzelne für unsere Fauna höchst seltene Vögel erlegt, welche mit dem heurigen heissen Sommer in Zusammenhang gebracht wer- den dürften. Leider war ich in den beiden Zugperioden dieses Jahres durch schwere Krankheiten an das Lager gefesselt und in gesunden Tagen hielten mich gehäufte Amtsgeschäfte und des Arztes Abmahnung vom fleissigen Begange meiner fieberschwangeren Weihergegend ab. Viel kann ich daher nicht berichten; doch ein Schelm giebt mehr, als er hat. Die Herren Joh. Friedr. Leu in Augsburg und Joh. Büchele in Memmingen haben mich abermals freundlichst unterstützt und 373 deren Mittheilungen, für die ich freundlichst danke, werden die Ma- gerkeit meiner Beobachtungen so ziemlich verdecken. Gyps einereus, Sav. Am 2. Juni wurde ein männlicher grauer Geier bei Adelsried, 3 Stunden von Augsburg, von einem Bauern auf einem Felde gesehen und mit 2 Schüssen erlegt. Der Vogel war ermattet, denn er konnte nicht recht fliegen und der Magen war leer. Er wog 8 Pfd. 26 Loth bayrischen Gewichtes, klafterte 9° 2‘ und maass von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze 43“. Der seltene Vogel steht im- Augsburger Cabinet. Falco subbuteo, L. Herr Büchele in Memmingen fand den Kropf und die Speiseröhre eines Lerchenfalken mit Formica herculeana voll- gepropft. Falco peregrinus, Briss., war den ganzen Herbst und Winter hin- durch in hiesiger Gegend eine gewöhnliche Erscheinung, zugleich die Geissel der Kriek-, Pfeif- und Märzenten. Am 17. Januar sass ein solcher Falke auf dem alten Schlosse dahier genau auf derselben Stelle, von welcher im Vorjahre ein Männchen herabgeschossen wurde. Bei Arberg und Linbenbühl in Mittelfranken wurde er auf dem ‘Striche gleichfalls bemerkt. Falco aesalon, Gm., wurde bei Augsburg und Arberg ar ge- sehen und auch im Vogelgarne gefangen. Falco vespertinus, L., wurde am 15. März von Dr. J. W. Sturm m Nürnberg auf dem Dutzendteiche bei genannter Stadt in einem Exem- plare gesehen. Pandion haliaetos, L.. Am 12. November wurde im Herbststriche der letzte Fischaar bei Augsburg an der Wertach gesehen; am 4. April begann hier der Frühjahrs-, am 22. August der Herbststrich. Pernis apivorus, L. Ein am 15, Mai bei Augsburg vom Horste herabgeschossenes Männchen hatte 2 Eidechsen und 2 Blindschlei- chen im Magen und im Kropfe. Aquila chrysaötos, L. Bei Schellenberg im Berchtesgadenschen wurde ein junger männlicher Steinadler am .22. September und im Januar ein dergleichen Adler bei Moosburg geschossen. Haliaetos albieilla, Briss. Im November wurde bei Gerolzhofen in Franken ein Seeadler angeschossen, im November und am 16. De- cember je einer am Lech bei Augsburg erlegt und ebendaselbst am letztgenannten Tage ein dritter fliegen gesehen. Am 15. Januar stri- chen wieder 3 über dem Lech umher und am 28. ej. wurde einer bei 374 Gundelfingen, ein anderer am 11. März bei Weissenburg in Mittel- franken geschossen. «. u Milvus regalis, Brüs: Der Wiederstrich bögelie: am 3. März, der des Herbstes in der Mitte des August. In der Mehringer Aue befand sich heuer ein Horst dieses Lumpensammlers unter den Vögeln auf einer hohen Fichte. In demselben lag ein alter zerdrückter Filzhut, ein Paar Mannssocken, ein angefressener junger Hase und ein Theil eines ziemlich grossen Fisches. Der Fleischvorrath wimmelte von Aaskäfern. Am 11. Januar wurde bei Augsburg ein kranker Milan geschossen: der früher. abgeschossene linke Fuss hing ganz verdorrt noch an der Haut, der Schwanz war sehr verstossen, weil sich der invalide Vogel-mit demselben beim Frasse und Sitzen stützen musste, indem .der rechte Fang zum Stehen und Festhalten der Beute diente. Der Magen war leer. Milwus niger, Briss. Ein EIERN Milan kreiste am 23. “ uni über dem Strittweiher und wird in hiesiger Gegend gebrütet haben. Circus eyaneus, L. Zu Ende Octobers und Anfang Novembers wurden 3 Stücke bei Ingolstadt, am 29. April ein altes Männchen bei Augsburg erlegt. Circus aeruginosus, L. Zwei Stücke ‚wurden im October und No- ‘ vember bei Ingolstadt geschossen. ' Am 28.. September strichen 3 Rohrweihen über Neuhaus hoch in der Luft. Es war ein herrlicher Tag und lange vernahm ich ihr von Naumann nur im Frühlinge ge- hörtes „Keu, Keu“, ohne die Vögel am blauen Himmelsraum finden zu können. Endlich sah ich sie und hatte die Freude, sie däs von Naumann Band I. in den Zusätzen und Verbesserungen pg. 512. be- . schriebene seltsame Manöver des Ueberschlagens ausführen zu sehen, ein Spiel analog dem Balzen der Waldhühner, dem Schnurren der Bekassinen und dem Gaukelflug der Kiebitze. Aegolius otus, L. Im Winter 1856/57 gab es bei Augsburg unge- mein viele Waldohreulen,. oft in ganzen Truppen beisammen. Oypselus apus, L. In diesem Jahre sah ich den ersten Mauersegler ungewöhnlich frühe schon am 20. April über dem hiesigen Schlosse kreisen; am 3. Mai zeigten sich einzelne über dem Dutzendteich bei Nürnberg, am 5. in Arberg, am 7. in Memmingen, am 9. in Kloster Ebrach. Hier waren nur wenige bis zum 9. zu sehen, wo die Stand- vögel alle angekommen waren. Am 20. Juni hatten sie Junge, die am 7. Juli am Ausfliegen waren. Am 27. Juli zogen sie hier, inEbrach IE ee ER 375 und in Memmingen ab. Es ist höchst bemerkenswerth, dass dieser Vogel fast auf den Tag genau seinen Abzugstermin einhält. Am 16. Mai hörten die Gebrüder Dr. Dr. Sturm in Nürnberg in einem der beiden an ihrem hohen, an der Stadtmauer gelegenen Hause hängen- den Staarenkobel einen gewaltigen Lärm und klägliches Schreien eines Vogels. Sie nahmen den Kobel ab und gewahrten bald einen Staaren, der sich mit aller Kraft anstrengte, aus dem Flugloche zu entkommen, aber von einer unsichtbaren Gewalt in dem Häuschen zurückgehalten wurde. Einer der Brüder zog kräftig an dem armen Mätzchen, um ihn zu befreien, gab aber den Versuch auf, weil er be- fürchten musste, es möchte dem Vogel ein Bein abgerissen oder sonst eine tödtliche Beschädigung zugefügt werden. Nach Abnahme des Deckels wurde der Staar aus den Krallen eines Mauerseglers befreit, der mit seinem Weibchen den Staarenkobel occupirt hatte und den rechtmässigen Besitzer in so energischer Weise abtrieb. Ich erhielt heuer ebenfalls Mauersegler aus Staarenkobeln vom alten Schlosse dahier, welches doch in seinen Mauerritzen Nesthöhlen über doppel- ten‘und dreifachen Bedarf darbieten würde. Die Vorliebe dieses Vogels zum Nisten in Staarenkobeln ist 'eine seiner ‚hawgrstochend- sten Eigenschaften. Caprimulgus europaeusy L. Ankunft bei Arberg in Mittelfranken am 9. Mai. Öueulus canorus, L., ‚kam am 13. April bei Ebrach, am 15. bei Är- . berg, am 17. hier, am 18. bei Rothenburg ob der Tauber an. Am. Juni wurde bei Augsburg ein rothes Kuckuckweibchen geschossen, welches im Magen viele Raupen und Puppen von Pontia crataegi und ein Paar kleine Schneckengehäuse (Helix) hatte. ‚ Iynz torquilla, .L., wurde bei Kloster Ebrach am 13. April, hier am 15., am 17. bei Memmingen, am 19. bei Aupabaig,; am 28. bei Arberg behört, Pieus major, L. Am 1. Februar trommelten die Buntspechte. Im October 1856 beobachtete Herr Büchele in Memmingen einige Abende hinter einander einen grossen Rothspecht, der sich einen an einer Hopfenstange aufgehängten Staarenkobel zu seinem Nachtquar- tier ausgewählt hatte. Nachdem er sich auf dem Stänglein vor dem Einschlupfloche noch umgeschaut hatte, schlüpfte er ein und kam ..an jenen Abenden nicht mehr heraus. Herr Büchele beobachtete auch das Nachwachsen des Schnabels an einem jungen Buntspechte, 376 den er ganz jung erhielt. Um ihm das Hacken am Holz ete. unmög- lich zu machen, feilte er demselben die meiselförmige Schnabelspitze etwa 2—3‘' weit fort, zu seinem Erstaunen aber war ihm diese in Zeit von einer Woche wieder nachgewachsen, so dass.er diese Ope- ration öfters wiederholen musste. Einmal riss sich der Specht, indem er ein messingenes Kettchen, mit welchem seine zerhackte Käfigthüre zugebunden war, bearbeitete, den Unterschnabel zur Hälfte ab; allein in 14 Tagen, während welcher Zeit ihm das Fressen sehr hart ankam, hatte sich derselbe reproducirt. Obgleich der Vogel öfters zum of- fenen Fenster hinausflog, kam er doch immer wieder, bis er sich wahrscheinlich einmal verirrte und nicht mehr zurückfand. Acht bis neun Wochen darnach brachte man Herrn Büchele einen Specht, den man als zahm schilderte und welchem er einstweilen die Zimmer- freiheit gab, in der ihn mein Freund an seinen Manieren bald als sei- nen Specht erkannte. So hatte er die Gewohnheit; an einem Glocken- käfige die Klappen der Fressgeschirrbehälter aufzumachen, die Fress- näpfchen herauszuwerfen und in den Käfigzu schlüpfen. Kaum war der Specht eine Stunde in der Stube, als er diess that, woranihn Büchele unfehlbar als den seinigen erkennen musste. Weitersuchteerhernach an der ihm wohlbekannten Stelleden Mehlwurmtopf auf, fing wieder an, die Mauer an den Kreuzstöcken u. s. w. zu zerhacken und machte sich so unnütz, dass er einige Wochen darauf im Walde die Freiheit erhielt. Apternus tridactylus, L., erhielt Herr Leu im Herbste von Oberst- dorf und Immenstadt im Algäu. f ‘ Upupa epops, L. Ankunft bei Augsburg am. 31. März, hier am 12. April. Alauda arborea, L. kam am 18. Februar wieder, am 28. ej. m. hörte man sie überall. | Alauda arvensis, L. Noch am 15., 22. und 27. traf ich trotz ziem- licher Kälte und vielem Schnee Strichlerchen. In hiesiger Gegend blieben sie den ganzen Winter hindurch und wurden in Schaaren bis zu 100 Stück gesehen. Am 14. Februar begann bei Nürnberg der Frühjahrsstrich, hier am 15. und 16. ej.m., am 18. früh sangen die Lerchen über hiesiger Flur und am 21. waren sie überall. Plectrophanes lapponica, L. Anfangs December wurde ein junges Weibchen des Lerchensporners auf dem Gleishammer bei Nürnberg auf dem Heerde gefangen und von mir angekauft. Emberiza cia, L. Am 15. März wurde im lllergriese bei Fellheim, 377 21/;, Stunden von Memmingen, ein schönes Männchen des Zippammers gefangen, welches Herr Büchele lebendig besitzt und mit Hirse und Kanariensamen, auch Reis und geschrotenem Haber füttert. Hanf und Mohnsamen rührt der Vogel’nicht an. Emberiza schoenielus, L. Die ersten Rohrammer hörte ich hier am 12. März. ‘Dryospiza serinus, L. Am 3. December wurde in einem Garten bei Augsburg ein Pärchen gefangen. Fringilla linaria, L. Einen Flug von 20 Stücken traf ich.hier am 29. October, am 14. und 19. Januar auf einem Brachfeld eine Schaar von etwa 200 Birkenzeisigen. Fringilla coelebs, L. Am 2. März schlug der erste. Bei Memmingen baute ein Buchfink sein Nest auf die oberste Sprosse einer Hopfen- leiter, nämlich auf den Querbalken, in welchem die bewegliche Richt- oder Tragstange der’ Leiter eingezapft ist. Letztere lehnte an einer Hopfenstange und wurde das Nestchen von den Rebenzweigen, soge- nannten Hopfenarmen, schützend umrankt. Die Brut wurde von dem Gartenbesitzer nicht gestört. Fringilla montifringilla, L. Die ersten Gägler zeigten sich hier am 4. October; in der Mitte des Monats gab es überall in Bayern eine grosse Zahl, im November und December gewaltige Schaaren. Einen Flug von mehr denn 1000 Stücken, die im Fluge von ferne wie eine leichte Wolke aussahen, beobachtete ich den Januar hindurch. Coccothraustes vulgaris, Pall. Im November gab es in den Buchen- waldungen des Steigerwaldes eine ungeheure Menge von Kern- beissern. Nucifraga caryocatactes, L. Herr Leu erhielt ein Tannenheher- weibchen am 27. Februar von Füssen. Corvus monedula, L., kam im Rothenburg’schen am 19. Januar, da- hier am 16. Februar an; bis zum 21. ej. m. sah man sie überall an ihren Brutplätzen, doch dauerte der Strich in hiesiger Gegend noch den ganzen März hindurch. Corvus corone, Lath. Am 2. Februar fing eine Krähe bei Memmin- gen einen Wasserstaaren auf freiem Felde, nachdem sie ihn so lange verfolgt hatte, bis er ermattet niederfiel. Corvus cornix, L. Die ersten Nebelraben erschienen hier am 21. October. Corvus frugilegus, L. Grosse Schaaren von Saatraben zeigten sich 378 bei, Rothenburg ob der Tauber am 26. Februar. Im Sommer 1856 hatten sie sich in einem Wäldchen bei Reichelshofen angesiedelt. Herr Büchele erhielt im December eine Saatkrähe mit sehr monströ- sem Schnabel. Der Oberschnabel war, der Krümmung nach gemes- sen, 2 5“ Jang, der Unterkiefer 3% 5‘ lang und ragte 1° 2° über die Spitze des Oberschnabels hmaus. Der Vogel konnte seine Nah- rung nur mit seitwärts gedrehtem Kopfe vom Boden aufnehmen und war sehr mager. | Sturnus vulgaris, L. Die letzten Zugstaaren verschwanden bei Arberg am 22. October, an welchem Tage noch etliche gesehen wur- den. In dem hierher gepfarrten Dorfe Buch überwinterte ein Männ- chen, hielt die strenge November- und Februarkälte aus, war lustig und guter Dinge, zirkelte mit seinem Schnabel im Rasen-der Wiesen nach Nahrung und trieb sich mit Krammetern (Turdus pilaris) an Stel- len umher, wo die Sonne den Schnee zu bewältigen anfing und Dün- gerhaufen abgethaut waren. Auch bei Ohrnbau im Mittelfränkischen wurde am 27. Januar bei viel Schnee und Kälte ein überwinternder Staar gesehen. Aus südlicheren Gegenden und jedenfalls nicht’weit von uns gelegenen Winterquartieren heimkehrende Staare wurden hier und in Nürnberg am 12. Februar, kleine Flüge am 15. und 16. ej. m. gesehen, am 19. war der Zug am stärksten, am 24. und 25. sah man überall grosse Schaaren. Mitte April bauten sie, vom 25. bis 29. Mai flogen die Jungen der ersten Brut aus, am 20. Juni hatten sie zum 2ten Male Eier und am 14. Juli flog die zweite Brut aus. — Ein junger Staar mit weissen Flügeln und weissem Schwanze, sonst gewöhnlich gefärbt, wurde bei Arberg geschossen. Merula rosea, Briss. Am 23. November erhielt Herr Büchele in Memmingen, welchen ich hiermit freundlich bitte, mir seine Beobach- ‚tungen für dieses Journal auch fernerhin zugehen zu lassen, eine weibliche Rosenamsel, welche in Volkratshofen, 1!1/; Stunde von Mem- mingen, von einem Hollunderbaume, dessen Beeren sie verzehrte, am _ Zehentstadel des Dorfes herabgeschossen wurde. Anthus spinoletta, L. Am 5. November kam er an den Lech bei Augsburg. m) _ _Anthus arboreus, Bechst. Am 6. April begann der Zug; am 19. ej. m. sang der liebliche Sänger überall. Anthus campestris, Bechst. Die ersten Brachpieper sah ich hier am 2, Mai. 379 Motaeilla alba, L., kam hier am 5., bei Arberg am 9., bei Augsburg am 11. März an; am 15. Mai flogen die Jungen ab. Oriolus galbula, L., liess hier am 3. Mai seinen lauten Pfiff hören am 7. ej. m. wurde er auf dem Steigerwalde gehört. Petrocichla saxatilis, L., brütete heuer aufder Streitburg und an den Felsen bei der Muschelquelle in der Nähe des Kurortes Streitberg, woselbst sich. dieser schöne Vogel, der im fränkischen Jura eine Zeit lang selten geworden war, wieder mehrt. Turdus iliacus, L. Der Herbststrich begann am 11. October, zu Ende März verliessen uns diese Rothdrosseln wieder. Viele gab es nicht und der Fang war wenig ergiebig. | | Turdus musicus, L. Der Strich der Singdrosseln begann am 2. März. Salicaria arundinacea, Briss., sang hier am 1. Mai. Salicaria locustella, Penn. Am 4. und 8. Mai wurden Buschsänger- Männchen bei Augsburg am Lech und Memmingen erlegt; am 21. ej. m. hörte Herr Leu viele am Lech singen und erlegte ein Männchen. Salicaria phragmitis, Bechst. Bei Augsburg und Neuhaus vom 24. April an bemerkt und geschossen. 'Salicaria cariceti, Naum., war vom a April an in den hölnigen Weihern häufig. Regulus ignicapillus, Brehm. , verstrich anfangs October. Ficedula hypolais, L., kam bei Ebrach am 13., bei Augsburg am 16., hier am 17. Mai in den Gärten an. Ficedula sibilatrix, Bechst., sang am 21. April bei Ebrach. Ficedula trochilus, L., kam 1. April bei Arberg, am 2. ers ‚am 4. .bei Memmingen, am 6. bei Ebrach an. Ficedula rufa, Lath. Verstrich in der letzten Woche des Octobers, kam am 25. März bei Arberg, am 1. ig bei Ebrach an und wurde am 2. ej. m. überall gehört. Sylvia curruca, Lth., sang hier am 19. April, atricapilla, Briss., am 21. ej. m. bei Arberg, am 28. bei Kloster Ebrach, 8. einerea, Briss., am. 28. bei Augsburg, hier am 1. Mai, $. hortensis, Penn., erst am 12. Mai bei Ebrach zum ersten Male. Ein Nest der Gartengrasmücke fand Büchele 12—14 Schuh hoch am äussersten Ende eines Astes auf einer Rosskastanie, 5 Schuh’vom Stamme entfernt, ein Standort, der nur selten gefunden werden dürfte. Luseiola philomela, Bechst. Im Vorjahre wurde ein Riga am 31. August bei Trunkelsberg in der Memminger Gegend gefangen. 380 Lusciola. luscinia, L. Zog hier erst anfangs März durch: am 9. und 13. wurden 2 Männchen gefangen. Vor 15 Jahren hat noch ein Pär- chen einige Stunden von hier im Schlossgarten zu Weingartsgreuth gebrütet. Der Gärtner fing das Männchen, worauf die Nachtigallen verschwanden. Oyanecula suecica, L.. Anfangs October war der Blaukehlehenzug bei Arberg stark, der Frühlingsstrich begann daselbst am 18. März und war Ende März bis zum 9. April bei Augsburg und Memmingen sehr lebhaft, brachte auch nicht wenige Wolfü. Erithacus rubecula, L. Die letzten Rothkehlehen wurden im Striche am 26. October bemerkt. In der Memminger Gegend haben Einzelne überwintert und in hiesiger Kirche wurde bei viel Schnee und voll- ständigem Winterwetter ein Hähnchen am 26. November gefangen. Am 14. März flog ein solches durch den Ausgussstein in meine Küche und ward gefangen. Am 24. März hörte man häufig ihren lieblichen Gesang. a Ruticilla phoenicurus, L., kam bei Arberg am 18. März, am 9. April im Rothenburgschen an, am 13. ej. m. war der Strich beendigt. R.tithys; Scop. In Nürnberg und Ebrach wurden die ersten am 18. März, am 23. bei Rothenburg ob der Tauber, am 25. bei Arberg gesehen, am 30. März hörte man sie in Städten und Dörfern allüberall. Pratincola rubetra, L. Ankunft bei Augsburg am 23. April, bei Ebrach am 5. Mai. Pr. rubicola, L. Ankunft bei Ebrach am 18. März. Sazicola ananthe, L. Der Strich begann am 8. April. Lanius collurio, L., kam in den Steigerwaldungen am 3. Mai an. Lanius rufus, Briss., fand sich hier am 20., bei Augsburg am 24. April ein. In den kalten Tagen, die nach seiner Ankunft folgten, er- ging es ihm sehr übel. Heisshungrig fielen diese zarten Würger auf frischgepflügte Aecker, suchten Nahrung oder sassen höchst unbe- haglich aufgeballt auf den Schollen. Muscicapa grisola, L., kam am 12. Mai bei Ebrach und Acht hier 2 Tage später an. Museicapa atricapilla, L. In den herrlichen Buchenbeständen des Steigerwaldes zeigten sich die ersten Trauerfliegenfänger am 21. April, am 25. waren die geeigneten Lagen hiesiger Gegend (Schlossgarten zu Weissendorf ete.) von ihnen belebt, am 29. gab es sehr viele bei Augsburg und am 4. Mai war der Strich vorüber. 381 Museicapa albicollis, Temm. Die ersten Halsbandfliegenfänger ka- men an ihren Standorten im Steigerwalde am 21. April an. Chelidon urbiea, L. Im Spätsommer 1856 beobachtete Büchele das Aetzen einer jungen Hausschwalbe durch ihre bereits ausgefloge- nen Geschwister. Am 14. April flogen in Nürnberg die ersten An- kömmlinge über der Pegnitz; hier trafen sie am 18. ein. In den kal- ten Apriltagen nach ihrer Ankunft sind viele durch Hunger umge- kommen. Dem hiesigen Schmiedemeister flogen 8 Stück in die Wohnstube und fristeten sich, bis die kritische Zeit überstanden war, mit den vorhandenen Stubenfliegen das Leben. Hirundo rustica, L. Einzelne Nachzügler sah ich hier noch am 9. October. Am 8. April kamen die Stachelschwalben bei und in Ebrach, am 11. in Memmingen, am 12. hier, am 14. in Nürnberg an, am 18. waren sie überall. In den kalten Tagen bis zum 28. April sind viele solche Schwalben durch Nahrungsmangel zu Grunde gegangen. Am 27. sah ich im hiesigen Dorfe nur noch einige nach Aufzehrung der Stubenfliegen wieder aus den Häusern entlassene Hausschwalben, aber nicht eine Stachelschwalbe mehr. Ueber dem Schwadengrase und dem Wellenschlage der Weiher flaggten noch Wenige nach Insec- ten umher und was von den armen Vögeln nichtin Viehställe ete. sich flüchtete und dort von Stall- und Stubenfliegen nährte, war verloren. Ich fand viele Todte in den geschützten windstillen Lagen an den Weihern, an Waldrändern und in ihren Nestern, am 29. April 4 Sta- chel- und 2 Hausschwalben, die an einer Stelle zusammengedrängt, den Tod gefunden hatten. | Cotyle riparia, L., kam hier am 9. Mai an. Columba palumbus, L. Ankunft bei Arberg am 2. März. Columba enas, Gm. Ankunft bei Ebrach und Arberg am 4. März. Peristera turtur, L. Ankunft bei Arberg am 12. März. | Starna cinerea, Briss. Im Aschaffenburg’schen sind die Hühner nicht sonderlich gut gerathen. „Es thut’s halt nimmermehr“, singt der Staberl in Wien. Am 23. Juli traf Freund Diezel die ersten schon ganz kopfreinen Feldhühner an. In hiesiger Gegend haben wir ein ausgezeichnetes-Hühnerjahr; sehr starke Ketten. Ortygion coturnix, L., schlug hier am 17. Mai. Die Bauern pro- phezeien ein ausgezeichnetes Erntejahr, wenn die Wachtel ihren Paa- rungsruf nur einige Male wiederholt, Misswachs, wenn er 10 und 12 3832 Mal ertönt. Heuer schlug sie, so oft ich sie hörte, nur 3 bis 4 Mal und die uralte Bauernregel traf zu. Post hoc, propter hoc. Crex pratensis, Bechst. Noch in der Mitte Octobers kamen in Augsburg Wachtelkönige auf den Wildpretsmarkt. Am 8. Mai wurde daselbst bereits ein Männchen geschossen, bei Arberg rief dieser Nor gel zum ersten Male am 25., hier am 29. Mai. | Oriygometra porzana, L. Am 9. April flog ein Sumpfhuhn an den Telegraphendrath bei Augsburg an und fiel todt herab. Rallus aquatieus, L. Ankunft bei Arberg am 15. März. Gallinula chloropus, L. Bei Augsburg wurde noch am 17. Decem- ber ein junges Männchen lebend gefangen. Am 12. März kamen sie bei Arberg an und am 27. Juni schlüpften bei Memmingen die Jungen. ‚Fulica atra, L. Am 3. November sah ich auf hiesigen Weihern noch 10 Stücke auf einem Trupp, am 8. März begann der Wieder- strich und brächte viele Hunderte von Blassen auf den grossen Moor- weiher. ; = Vanellus eristatus, M. & W. Aus den hiesigen Weihern und der Gegend von Arberg und Augsburg verschwanden die letzten Kiebitze erst am 22., 25. und 31. October. Einzelne blieben auch hier. In der Woche vor Weihnacht wurde bei Mönchsherrnsdorf im Steiger- walde ein ganz munterer Kiebitz, an Weihnacht dahier 2 dieser Vö- gel gesehen. Am 22. Februar begann dahier der Strich, war am 8. März noch nicht lebhaft, am 10. kamen sie bei Rothenburg an und fehlten um diese Zeit wohl nirgends mehr. Squatarola helvetica, Briss. Am 4. October sah und hörte ich meh- rere in den Poppenwinder- und Moorweihern und bemerkte am 14. ej: m: 3 Stück auf der Saat. 1857 begann der Strich durch die Wei- her am 17. September. An diesem Tage führten 3 Kiebitzstrandläu- fer eine Schaar von etwa 20 Alpenstrandläufern.an, denen sich auch ein Flug Kampfstrandläufer und ein Totanus fuscus beigesellt hatte. Charadrius plwvialis, L. Am 31. März erhielt Herr Leu 3 Stück von Donauwörth. Eudromias morinellus, L. Im December 1856 wurde ein junger Mornell mit Goldregenpfeifern bei Memmingen geschossen. Aegialites hiatieula, L. Am T. October traf ich 3 Stück im ausge- fischten Moorweiher an. "Totanus glottis, L. Am T. October traf ich in den hiesigen Weihern noch einen Einzelnen an. Der Herbststrich begann 1857 am 20. 383 August, wo ich 4 Stück beisammen antraf; am 25. September erhielt ich ein junges Männchen mit sehr weichem Schnabel. Die Feldlerche hat in ihrem Gesange etliche Töne, die gerade so, wie die des glottis, nur schwächer lauten und leicht zu Täuschungen Anlass geben können. Totanus fuseus, Briss. Am 4. October hörte ich noch mehrere in den Moorweihern, traf daselbst am 1. Mai 2 Stücke im Sommer- gewande an, von denen ich eines erhielt, und hörte sie öfter in den ersten Tagen des Monats Mai. Am 17. August, also ziemlich frühe, zeigten sie sich schon wieder in den Weihern: ich sah einen Einzelnen und 4 Stücke beisammen, von denen eines erlegt wurde. Am 20. August stiess ein Falco subbuteo nach einem solchen Wasser- läufer und brachte ihn zu Boden. Bis ich nach einiger Zeit an den Würgplatz kam, fand ich ausser den Federn nur noch die rothen Ständehen. ‚Den ganzen August und September hindurch konnte ich jeden Tag diese Vögel einzeln oder in kleinen Flügen beobachten. Den Lockton anlangend muss ich bemerken, dass ich von den am 17. August gesehenen Stücken nicht den gewöhnlichen Lockton „Tjuit“, vielmehr sie oft und in ziemlich kurzen Intervallen „Küwi“ (kurz ge- sprochen und beide Sylben in gleicher Tonhöhe) ausrufen gehört habe. Totanus calidris, L., hat in einzelnen Paaren jedenfalls auch dieses Jahr ‚hier gebrütet,-wenigstens hörte ich den ganzen Mai hindurch solche Vögel. Am 21. Mai fand Leu bei Augsburg stark bebrütete Eier, desgleichen noch am 7. Juni, an welchem Tage er auch auf der- selben Insel, wo er die erwähnten Eier fand, einen jungen Rothschen- kel mit den Händen fing. Tags darauf sah er mehrmals, dass sich alte Rothschenkel auf die Gipfel der nahe am Lech stehenden Fich- ten setzten. Sie machten grosses Geschrei, weil ihre Jungen in der Nähe auf dem Boden waren. Totanus glareola, L. Den ganzen Mai und Juni hindurch traf ich Bruchwasserläufer in hiesiger Gegend an und glaube, dass einzelne Paare hier gebrütet haben. Am 17. Juli begann der Strich und brachte um die Mitte Augusts eine so grosse Anzahl dieser Vögel, dass sie haufenweise in allen geeignete Räumlichkeiten darbietenden Weihern lagen. Am 17. und 20. August hörte ich noch Einzelne jodeln. Aectitis hypoleucos, L. Am 26. Juli begann hier der Strich und war am 11. August am wärmsten. Im vorigen Jahresberichte habe ich durch ein Versehen Actiturus Bartrami statt Actitis hypoleucos geschrie- ben (Naumannia 1856. pag. 519.). 384 Limosa egocephala, L. Ankunft dahier am 7. April, am 25. ej. m. sah und hörte ich mehrere in den Moorweihern. Machetes pugnax, L. Am 28. April sah ich hier die ersten Kampf- strandläufer, vom 8. Mai an Schaaren junger Männchen bis zu 60 Stücken. Am 18. August begann der Wegstrich und dauerte den ganzen September hindurch. Häufig machten sie die Anführer von Alpenstrandläufern, die Einzelnen, auch Flügen derselben gerne folgen. Tringa einclus, L. Am 29. October — es waren bereits alle klei- nen Weiher ganz, die grossen theilweise überfroren — sah ich noch 6 Stücke in den Moorweihern. 1857 trafen sie daselbst in der Mitte Septembers ein und strichen mit Squatarola helvetica, Machetes pugnax und Totanus fuscus in gtossen Vereinen umher. Limicola pygmea, Lath. Wie bereits*) gemeldet, sah ich am 4. October diesen seltenen Vogel in einem gefischten Weiher hiesiger Gegend. Ascalopax gallinula, L. Zu Ende Octobers gab es hier viele und am 14. November sah ich die letzten kleinen Bekassinen; am 15. März begann der Wiederstrich. A. gallinago, L., hat an warmen Brunnenquellen im Gesümpfe hiesiger Gegend überwintert. Am 9. März begann der Frühlings- strich. Dieser sowohl, als auch der Herbststrich brachte Bekassinen in Unzahl, so dass ich am 17. August an einer sumpfigen Stelle des Moorweihers wohl 400 Stück antraf. Am 20. August, 28. September und 2. October 1857 habe ich sie noch mäckern hören, jedoch jedes- mal nur einmal. A. major, J. Pr. Gml. Am 17. August stöberte ich in hohem, dich- tem Riedgrase am Moorweiher eine Bruchwaldschnepfe auf. Scolopax rusticula, L. Der Strich dauerte den ganzen October hindurch und bei Arberg wurde noch am 11. November eine Schnepfe geschossen. Am 4. März begann der Strich im Aschaffenburg’schen, in Mittelfranken am 8., in höheren Lagen, wie im Steigerwalde, am 14. ej. m. und war schlecht. Numenius pheopus, L. Am 30. Juli trafiich hier an der Aisch einen einzelnen kleinen Brachvogel an, welcher an einer schilf- und busch- reichen Stelle des tief in die Wiesen eingeschnittenen Flussbettes *) Naumannia 1856, pg. 528. II. ei en Ze Pac lie. 385 stand und höchst erschrocken unter lautem „Gük, Gük, Gük“ we- nige Schritte vor mir herausfuhr und in einem weiten Bogenfluge wie- der an den Fluss zurückkehrte. Am 1. August sah ich denselben Vo- gel von der nemlichen Stelle nach den Bucher- oder Moorweihern streichen und hörte noch lange, nachdem er mir aus dem Gesichte war, sein lautes anhaltendes Locken. Am 17. August strichen 2 über meinen Hausgarten und den daran gelegenen kleinen Thorweiher, „Löü, Töü“ lockend, hinweg und antworteten fleissig auf den von mir mit dem Munde nachgemachten Lockton. N. arquata, L. Bis zum 7. Oktober sah ich noch kleine Flüge von Brachvögeln. Geschossene, welche ich zu dieser Zeit erhielt, hatten fast ohne Ausnahme nichts als Feldgrillen, welche damals sehr zahlreich auf allen Aengern umherliefen, und G@eotrupes stercorarius, seltener Larven von Wasserinsekten aus gefischten Weihern, im Ma- gen. Am 25: März begann der Wiederstrich und dauerte bis zum 5. Mai. Von Mitte Juli waren sie wieder in unsern Weihern eine ge- wöhnliche Erscheinung. Am 22. August brachte daselbst ein Pandion haliaetos 3 Haufen Brachvögel zum Aufstehen, von denen der eine 24, der andere 16, der dritte 9 Stück stark war, die alle zu einem Fluge zusammenstrichen. Den ganzen September hindurch waren sie in solch grosser Anzahl, Schaaren von 30—50 Stück, vorhanden und voll- führten am frühen Morgen gegen und bei Tagesanbruch Concerte in allen Locktönen und Modulationen, welche die Kehle dieses herrli- chen Vogels zulässt. Freilich eine seltsame Musik, wenn etwa 50 sol- cher Vogelflötisten, die einen voll und rein, die andern schnarrend, mit Variationen von. halben und Viertelstönen: ihre Locktöne nach Herzenslust durcheinander sehreien. Ich gestehe aber auf die Gefahr hin, dass sich Jemand vor dem Dorfteufel bekreuzt, dass mir eine derartige Reveille mehr als Ersatz für manchen städtischen Ohren- schmaus bietet, hoffe auch, dass es ausser mir solch unästhetischer Menschen noch mehrere geben werde. Von den aus Furcht vor dem Fischaar aufgestandenen und um- herstreichenden Brachvögeln hörte ich, nachdem die unschuldige Ur- sache ihres Schreckens schon längst sich entfernt hatte, ein rauhes reiherartiges „‚Krah“ einmal und 3 bis 4 Mal hinter einander im Fluge ausstossen. Am 6. Juni wurde im Lechhäuser Moose ein Nest mit Eiern gefunden. Das Nest war voll von Wasser, die Vögel abgestan- Naumannia 1857, 25 386 den, die Eier stinkend. Eine Woche zuvor hatte ein furchtbares Ge- witter mit Wolkenbruch-ähnlichem Regen Alles überschwemmt. Ardea purpurea. L. Im Herbste 1856 wurde ein Purpurreiher bei Lauingen geschossen. Egretta alba, L. Am 25. Oktober wurde am Dutiöpdieich bei Nürnberg (Dr. J. W. Sturm), und Anfangs Mai ein weisser Reiher in Gesellschaft mehrerer grauer Reiher am Lech beobachtet und durch einen auf grosse Entfernung abgefeuerten Fehlschuss verscheucht (Leu). | Ardeola minuta, L. Am 8. Oktober wurde in der si von Ar- berg ein‘Zwergreiher erlegt, desgleichen einer ebendaselbst am 15. August. Am 6. letztgenannten Monats erhielt ich von Bayersdorf ein schönes Exemplar, das — mit 3 andern streichend — am Telegra- phendrath den Flügel gebrochen hatte. Botaurus stellaris, L., verstrich zu Ende Oktobers. Seotaeus nycticorax, L. Am 29. April wurde am Bodensee an der Laiblach bei Bregenz im benachbarten Tyrol ein altes Männchen ge- schossen. 'Ciconia nigra, L. Am 26. März wurde ein schwarzer Storch in den Moorweihern gesehen. Ciconia alba, Briss. Am 14. März zeigten sich hier und in Mem- mingen Zugstörche, die Standvögel waren es nicht. Letztere kamen in Erlangen am 16., in Fürth am 20., in Memmingen am 24., hier am 27. März Nachmittags 1?/, Uhr, Männchen und Weibchen zugleich, in Nürnberg am 7. April früh: 1,9 Uhr an. Trotzdem, dass im Vor- jahre viele Störche zu Grunde gegangen sind, war heuer kein Mangel bemerkbar. Ich sah fast täglich über Neuhaus und dem bereits bezo: genen Neste fremde Störche bis tief in den Mai hinein umherkreisen, einmal 5, ein andermal 9 zugleich. Es gab hier und im benachbarten Höchstadt an der Aisch *) heftige Kämpfe um den Nestbesitz und in der letzten Woche des Juli übernachteten öfters bis zu einem Dutzend Störche auf dem Schlossfirste dahier. Anfangs August brachten meh- rere hundert Störche, wie öffentliche Blätter berichteten, eine Nacht *) Hier hatte ein Priester, dem die Störche den feinen Rock beschmitzt hat- ten, aus Aerger das Storchennest von der Kirche abnehmen und zur Verhütung eines Neubaues an den Ort, wo es gestanden, — eiserne Spitzen einmauern las- sen. Die Störche haben natürlich besagte Spitzen wohl zu würdigen gewusst und einen Bau darüber aufgeführt, dem der heftigste Orkan nichts mehr anha- ben kann. + 387 auf den Dächern und Kaminen Straubings zu und strichen Tags dar- auf in der Richtung gegen den bayerischen Wald ab. Am 28. Mai schauten die 3 Jungen des hiesigen Geheckes bereits über den Nest- rand, am 6. Juli verliessen sie das Nest, am 8. August flatterte ein junger Storch eines seiner Geschwister und am'21. ej. M. sah ich sie früh zum letzten Male auf ihrem Neste und dem Schlossdache. Abends kam keiner mehr. Zeitungen brachten mehrfach die Nachricht, dass die Störche da und dort Anstalten zu zweiten Bruten gemacht hätten, ein Irrthum, der gewiss auf der Beobachtung der missverstandenen Thatsache des versuchten Ooitus (Flatterns) junger Störche beruhte. Platalea leucerodius, L. Am 22. September trieb sich in den Pop- penwinder und Moorweihern, namentlich im Blätterweiher in der Nähe von Gänsen ein Löffelreiher umher. Verscheucht strich er den östlich gelegenen Teichen zu. Endlich am 29. September gelang es einem Bauern, ihn in einem gefischten Weiher zwischen Zeckern und Heppstädt, wo er nach Fischbrut und Wasserwanzen suchte, zu erle- gen. Es war ein einjähriges junges Männchen und hatte den Magen mit den angegebenen Nahrungsmitteln angefüllt. Landleute versi- cherten mich, 4 solcher weissen Vögel beisammen gesehen zu haben. Anser segetum, J. Fr. Gml. Am 17. Oktober wurden Schneegänse auf dem Augsburger Wildpretsmarkt feilgeboten; hier zeigten sich die ersten am 16. November und wurden bis Weihnachten nur hie und da einzelne Flüge von 14, 30, 40, 50 Stück bemerkt. Erst als die Aisch im Februar ihre Eisdecke gebrochen hatte, gab es auf den Aischwie- sen viele grössere und kleinere Truppe, deren man auf der weiten Fläche oft 3, auch 4 konnte liegen oder darüber hinwegstreichen se- hen. Am 18. Februar zeigten sich nur sehr wenige Gänse und am 9. und 13. März die letzten. Im Augsburgischen gewahrte man zu Ende Decembers und Anfangs Januar grosse Schaaren. ' Im’ gegenwärtigen Herbst sahen Jäger hiesiger Gegend die er- sten Gänse in den Moorweihern am 24. September. Vielleicht Anser öllteronie M. u. W. Mareca penelope, L. Der Frühjahrstrich begann hier und'bei Mem- mingen am 8. März, Tags darauf lag schon auf dem Moorweiher eine Schaar von mehr denn 100 Pfeifenten. Am 2. Mai beobachtete ich daselbst noch 10 Stück und am 23. Juni ein Paar, welches hier gebrü- tet haben dürfte. In der Speiseröhre einer im Frühjahre erlegten fand Herr Bü chele Blätter von Ranunculus repens. “ 25* 388 Chauliodes strepera, L. Der Strich begann für hiesige Gegend am. 28. September, wo ich in den Moorweihern ein Stück antraf. Dafila acuta, L. Ankunft dahier am 9. März. Anas boschas, L. Im Herbst 1856 gab es in den meisten Gegen- den Bayerns wenig Enten, in einzelnen bevorzugten Lagen, wie hier, dagegen sehr viele. Die eingetretene Kälte im November trieb Alle, bis auf die Wenigen, welche.an Brunnquellen überwinterten, nach Sü- den; am 16. Februar nahm der Wiederstrich seinen Anfang; am 27. ej- m. und 3. bis 9. März, als’ die Gewässer aufgegangen waren, lagen auf der Aisch und wechselten nach den Moorweihern Truppe von 50 bis 130 Stück; Tag und Nacht waren die Etappenstrassen zwischen den Weihern und dem Flusse von streichenden Enten belebt, jedoch in wenig’ Wochen der Strich beendigt. Das heisse Frühjahr und der noch heissere Sommer liess mit Bestimmtheit ein schlechtes Entenjahr voraussagen und dieses ist auch eingetroffen. Im August nnd Sep- tember sammelten sich zwar auf dem hiesigen Weihergebiete Schaa- ren von 150—200 Wildenten an, was solchen Jägern, die einen Flug von 12 Enten zu sehen, als Rarität betrachten müssen, paradiesisch vorkommen mag, hier aber-armselig genug ist. ' Rhynchaspis clypeata, L. Am 8. Mai-traf ich auf dem Moorwäiher 2 Paare Löffelenten, Tags darauf bei einem Weibchen 4 Männchen an, die sich jagtenund bissen. 2 Antrache wurden hiervon erlegt und würden vielleicht, wenn diess nicht geschehen wäre, diese schönen Enten hier gebrütet haben. Am 10. Mai beobachtete Herr Dr. J. W. Sturm in Nürnberg Löffelenten auf dem Dutzendteiche: Oidemia fusca, L. Am 1. November wurde auf einem hiesigen Weiher bei Krausenbechhöfen ‚ein wunderschönes Männchen, am 29. ej. m. ein Weibchen bei Günzburg an der Donau erlegt. Glaucion elangula, L., 'erhielt Herr Büchele in Memmingen am 27. November und 10. Januar, ich am 22. Februar und 8. März. Fuligula‘ cristata, Raj. In meinem vorigen, Jahresberichte ist (Naumania 1856 pag. 524. Absatz 2 von unten) statt „Fu ligula marila“ zu lesen „Fuligula eristata.“ wi. Fuligula ferina, L., kam auf hiesigem Gewässer am 8. März an. Merganser castor, L., 1856/57 im Winter auf unsern südbayeri- schen Flüssen, dem Lech, der Iller u. s. w.'nicht selten. Mergus älbellus, L. Ein enge zusammenhaltendes Pärchen traf ich auf dem Mühlweiher am hiesigen Dorfe am 3. März. 389 Phalacroeorax carbo, L. Am 25. September 1856 wurde ein jun- ges Männchen auf dem Hopfensee bei Füssen, am 21. November ein desgleichen Männchen auf dem Bodensee bei Lindau, am 13. April gleichfalls ein junges Männchen aus einem Fluge von 3 Stück auf dem Angerweiher an hiesigem Dorfe geschossen und letzterer mir gebracht. Ph. pygmaeus, Pall. Am 16. November 1856 wurde auf einem Alt- wasser der Iller bei Buxheim in Schwaben eine junge männliche Zwergscharbe geschossen. Sie befand sich in Gesellschaft von wil- den Enten, sass auf einem Aste und plätscherte mit dem Schwanze im Wasser. Länge von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze 2°; Flug- weite 2° 91/,“ Schnabellänge von der Stirne über die Krümme des Ha- kens 1“ 3% von da bis in den Mundwinkel 2“ 1“ Höhe, an der Wurzel 6“, Breite daselbst 4“. Schwanz 12federig; Länge der mittleren Schwanzfedern 5?/,“, der äussersten 4” bayerischen Maasses. Die Flü- gel reichen bis fast auf die Schwanzwurzel ; die Zügel sind befiedert. Kopf und Hals dunkelbraun, Kehle bis zum Schnabelwinkel weiss, Unterleib braun mit’ hellern Federrändern; Schenkel, After und Schwanzdeckfedern schwarz; Mantel fast schwarz mit sehr feinen bräunlichen Federrändern; ganzer Flügel und Schulterfedern dunkel- grau, wie silbern schillernd und jede Feder mit schwarzem Rande und bräunlichem Spitzensäumchen ;Ob errücken wie gefirnisst; Schw: anz schwarz, die mittelste frisch vermauserte Feder silbergrau. Es freut mich, diese Scharbe für die deutsche und resp. bayeri- sche Fauna mit Sicherheit nachweisen zu können und füge ich noch - bei, dass sie ausgestopft in der kleinen, aber vieles Auserlesene ent- haltenden Sammlung ‘des Zeichnenlehrers- Herrn Johannes Bü- | chele in Memmingen steht. Der Vogel ist jedenfalls durch einen Un- fall aus Ungarn die Donau herauf und so in deren Nebenfluss, die I- ler, gekommen. Colymbus aretieus L. la 29. Oktober 1856 wurde ein junger, sehr abgemagerter Polarseetaucher auf einem Wiesengrunde, den ein Bäch- _lein durchfliesst, bei Obersteinbach im Steigerwalde lebendig gefangen. " Larus:minutus, Pall. Am 15. Mai traf Herr Dr. J. W. Sturm in Nürnberg auf dem Dutzendteich eine Zwergmöve an. Larus ridibundus, L. Der Strich begann hier am 10. März und und dauerte bis in die ersten Tage des Mai. E Larus tridaetylus;L. Ein altes Weibchen erhielt Herr Leu am 12. November von der Wertach bei Augsburg, und von 3% Larus fuscus, L., am 28. Oktober ein junges, bei Rain auf der Do- nau geschossenes Männchen. ‘ Sterna hirundo, L., brütete zahlreich auf den Lechinseln de der Mehringer Aue bei Augsburg. Sterna hybrida, Pall. Ein herrliches ältes Weibchen erhielt ich am 11. Juni von dem 'Moorweiher. Die Eier hatten die Grösse der Rettigkörner; im Magen Notonecten und allerlei Zibellen. Sterna leucoptera, Meissn. u. Schnz. Am 20. Juni traf ich unter schwarzen Seeschwalbon am Moor- und Abelsweiher 3 Paare weiss- schwingige Seeschwalben an, von denen ein Weibchen mit sehr wenig entwickeltem Eierstocke und noch nicht ganz ausgefärbten Achseln, die noch einzelne schwarze F'ederchen enthielten, geschossen wurde. Sterna nigra, Briss. Am 20. April zeigten sich auf hiesigen Wei- hern einzelne Durchziehende und ist es den Wenigen, die in den fol- - genden Tagen nachkamen, während der Kälte bis gegen Ende des Monats höchst kümmerlich ergangen. Erst am 8. Mai kamen die Standvögel hier an; am 9. ej. m: wurden noch Durchziehende auf dem Dutzendteich bei Nürnberg gesehen; am 28. Mai hatten sie auf den Lechinseln ihre volle Eierzahl, meist 3 Stück; noch am 12. Aug. strichen etliche Paare mit ihren wimmernden Jungen in den hiesigen Weihern umher und erst am 16. September verschwanden die letzen Jungen aus der Gegend. In meinem vorigen Berichte Peahiä 1856, pag. 526) soll es bei Pod. suberistatus, Jacg., heissen: „und einen aus Bauchfederw und der hintersten Schwungfeder gebildeten Ballen.“ Falco tinnunculus, L. Herr Leu in Augsburg erhielt am 25. Juni 1857 einen jungen, in einem Taubenschlage gefangenen Thurnfalken, woselbst derselbe nach und nach 4 junge Tauben erwürgt hatte. Ohne allen Grund ist es daher doch nicht, wenn dieser Falke als den Tauben gefährlich bezeichnet wird. Ä ; Circus eineraceus, Mont. Ein Weibchen erhielt Herr Leu am 1. September aus der Umgegend von Augsburg. Aegolius otus, L. Bei Augsburg hatten in diesem Jahre die Feld- mäuse in ungeheuerer Anzahl überhand genommen und gab es dem zu Folge Waldohr-Eulen in nie gesehener Menge. Bubo maximus, Ranz. Im Herbst 1856 wurde bei Aschheim in der Gegend von München „ein Auf“ beim Treibjagen geflügelt und vom Jagdbesitzer längere Zeit lebendig gehalten. Nere Saas 1 ea 391 . Oriolus galbula, L. Am 21. August 1857 erhielt Herr Leu einen jungen weiblichen Pirol, dessen Magen nur Gerstenkörner ent- hielt; von FIR Ortygion coturnix, L., wurde ihm .am 24. Juni ein Weibchen mit 11 Jungen, die etwa 3 Tage alt waren, von Otis tetrax, L. am 20. September ein Weibchen, das auf einem Kartoffelacker, 1 Stunde von Augsburg, geschossen wurde, von Oriygometra porzana, L., am 22. Juni ein Exemplar gebracht. das sich am Telegraphendrath den Kopf eingestossen hatte, nachdem er, wie oben gemeldet, schon am 9. April ein auf dieselbe Weise verun- glücktes Sumpfhuhn erhalten hatte. Oedicnemus crepitans, Temm. Am 28. September wurde ‘ein Triel an der Iller bei Memmingen in Schwaben geschossen. Hypsibates himantopus, L. Im August 1857 zeigten sich in der Ge- gend von München auf dem Erdinger Moos bei Ismaning 2 Strand- reuter, von denen ein Exemplar erlegt worden ist (Dr. Gemminger in litt.). Totanus glottis, L., erhielt Herr Leu am 10. September von Lin- dau (Bodensee) und von Ardeola minuta, L., am 14. September ein junges Männchen aus der Gegend von Augsburg. Neuhaus bei Höchstadt a. A. (Bayern) im Oktober 1857. in Jäck el, Pfarrer. 392 N. 24. (18.) Verzeichnis der bis jetzt in Tyrol beobachteten Vögel. Von Luigi Althammer, (Aus dem Italienischen vom Herausgeber.) 1. Falco commünis. Ist ziemlich selten; zeigt. sich im Herbst und Frühjahr. Nur einmal erhielt ich das Nest mit zwei Eiern. 2. ,„ subbuteo. Nistet in grosser Anzahl; man sieht und fängt be- sonders viele im August, wenige dagegen im Frühjahr. Selten im nördlichen Tyrol. 3. „..aesalon®). Seltener als subbuteo. Nistet. Sehr selten im nördlichen Tyrol. 4. ,, tinnunculus. : Standvogel, findet sich das ganze Jahr hin- durch in grosser Anzahl. N 5. „ rufipes. Erscheint nur in den spätern Tagen des April, und ist zu keiner andern Zeit beobachtet worden. Sehr selten in Nord-Tyrol. 6. Astur palumbarius. Ziemlich selten. Nistet. 7. „ nisus. Standvogel; sehr zahlreich in allen Jahreszeiten. 8. Circus rufus. Ziemlich selten; zeigt sich im Herbste, aber sehr selten im vollkommenen Kleide. Nistet. 9. ,„ eyaneus. In Nord- Tyrol im Sommer nicht selten und da- selbst nistend , ist er in Süd-Tyrol ziemlich selten und ich *) Die vielen von mir in der Gefangenschaft erhaltenen F. aesalon wurden von mir mit dem Fleische von Salmo Fario (gemeine Forelle) gefüttert, wor- auf sie, wie es schien, mehr als auf jede andere Speise begierig waren. | Althammer. Der Merlin ist so oft als in Mitteleuropa nistend angegeben worden, als diese Angaben bezweifelt worden sind. Es wäre in der That sehr erwünscht, darüber endlich völlig ins Klare zu kommen. Baldamus, 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 21. 22. 23. 393 habe nur ein einziges Individuum in vollkommen ausge- färbtem Kleide gesehen. „„ eineraceus. Wie der vorhergehende, aber at - Aquila fulva. Standvogel in ganz Tyrol, wo er an mehren Orten “nistet. In der Nähe von Roveredo wurden 1852, sechs Stück erlegt. „ imperialis. . Sehr selten; ich kenne nur 2 in Tyrol erlegte Exemplare. „ naevia. Ziemlich selten. Haliaet. albieilla. Ziemlich selten in Süd-Tyrol, weniger selten in ‘ Nord-Tyrol, wo von, Zeit zu Zeit junge Individuen ge- tödtet worden. Pandion Haliaetos. Einmal an der Etsch erlegt, und dies das einzige Mal, dass dieser Vogel in Tyrol beobachtet wurde. Buteo vulgaris. Sehr gemein, und zwar das ganze Jahr hindurch. ‚, lagopus. Sehr selten; ich kann noch nicht sagen, ob er in : Tyrol nistet. Pernis apivorus. Selten in Nord-Tyrol, ist er in Süd-Tyrol in der guten Jahreszeit nicht selten, und nistet auch daselbst. Circaötos gallicus. Sehr selten in Nord- Tyrol; in Süd-Tyrol wer- den alljährlich im August und September 5 oder 6 Indivi- duen erlegt. Noch habe ich das Nest und die Eier dieses ni su Vogels nicht gefunden, aber zu Anfang August 1846 wurde mir ein junger Vogel von einem Hirten gebracht, welchermir versicherte, dass erihn auf dem Monte Baldo gefunden habe. Milvus regalis. Ziemlich selten; sehr selten in Nord-Tyrol. „ aetolius (niger). Ziemlich selten, ‘aber in Nord- Tyrol noch nicht beobachtet. | y Vultur fulvus. Obgleich nach der Angabe vieler Autoren diese Art in Tyrol nicht selten sein soll, so ist das doch jeden- falls ein Irrthum, und V. fulvus ist in Tyrol nur als eine Species von zufälligem Vorkommen oder zufälli- ‘gem Durchzuge zu betrachten. Ich weiss nur von dem Fange eines einzigen Individuums vor 14 Jahren an der Grenze von Tyrol und Cadorino. Gypaet. barbatus. Seit 1810 erinnert sich Niemand diesen Vogel in Tyrol gesehen zu haben. In jenem Jahre wurden ein Männchen und Weibchen in der Nähe von Innsbruck er- 394 legt; es sind dieselben Exemplare, glaube ich, welche man in der ornithologischen Sammlung der Universität ‘ von Monaco sieht. Seit dieser Zeit ist meines Wissens kein anderes Exemplar in Tyrol erlegt worden. 24. Otus Bubo. ‚Standvogel; viel häufiger im Spätherbste und Winter als in jeder andern Jahreszeit. 25. , otus. Sehr gemein in jeder Jahreszeit. 26. ,„ bdrachyotus. Zeigt sich häufig im Herbste, auch im Frühjahr. Nistet*). 27. , scops. Kommt im April an und zieht gegen Ende des August fort. Nistet in grosser Anzahl. In Nord-Tyrol noch nicht beobachtet. 28. Strix flammea. Standvogel. Selten in Nord-Tyrol. 29. ,„ noetua. Selten. Nistet. In Nord-Tyrolnoch nicht beobachtet. 30. ,„ passerina. Standvogel. Nistet; aber selten. 31. ,„ Tengmalmi. Erscheint im Spätherbste, und ist in Nord-Tyrol weniger selten. Ich bin noch nicht gewiss, ob sie in Tyrol ee en u nistet. 32. ., aluco. Standvogel. 33. Hirundo rustica. Erscheint im März, und dicht im September fort, nachdem sie genistet. a 34. „ urbica. Wie vorige. 35. ,„ riparia. Wie vorige, aber in geringer Anichl 36. ,„ rupestris. Kommt später, als H. rustica, und wandert später fort. Sie nistet an den abschüssigsten und uner- steiglichen nackten Felswänden; deshalb konnte ich mir hier noch nicht das Nest mit den Eiern verschaffen. 37, Oypselus apus. Kommt im April an und geht im September fort, nachdem er genistet. 38. Melba. Wie vorhergehender. 39. Caprimulg. europ. Trifft in den letzten Tagen des April ein, und verlässt uns im August.‘ Nistet hier. 40. Lanius exeubitor. Kommt im Mai und zieht in den ersten Tagen des September fort **), nachdem er genistet hat. 41. ,, minor. Wie voriger. 42. ,„ rufus. Wie vorige, aber seltener. *) Sehr interessant, wenn kein Irrthum! B. **) Sollte er nicht Standvogel, wie im übrigen Europa sein ? CO EENS 395 43. Lanius collurio. Wie vorige, ist die zahlreichste Art dieses Genus. Musecicapa grisola. Kommt in den letzten Tagen des April, nistet 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52, 53. 54, BB. 56. 57. ” und verlässt uns im September, atricapilla. Wie voriger; aber seltener. albicollis. Wie grisola. parva. Ich sah diese Art nur einmal in Tyrol. Sylvia nisoria. Kommt im Mai an, nistet und zieht im Oct. fort. ” cinerea. Wie vorige, zieht aber Mitte Septembers fort. curruca. Wie vorige. „ ” ”„ orphea, Ziemlich selten; nistet. atricapilla. Findet sich fast das ganze Jahr im südlichen Tyrol; und nur vom April bis September im nördlichen. hortensis. Trifft nach Mitte Mai ein, nistet und zieht im September fort. Ficedula ‘Trochilus.. Kommt im April, nistet, zieht im Septem- ” „ ” ber fort. rufa. Kommt im März, nistet, zieht gegen Mitte Octobers fort. sibilatrix. Wie vorige *). Bonellii. Diese Species habe ich nur von Mitte August bis zu den ersten Tagen des September in Süd-Tyrol beobach- tet, niemals zu andern Zeiten; noch.habe ich das Nest nicht auffinden können. In Nord-Tyrol ist sie noch nie ge- . sehen worden. hypolais et italica. Kommt im Mai, nistet, zieht Anfgpe Sep- tembers fort. . Salicaria turdina. Kommt im April in spärlicher Angihht, nistet, ” zieht im August fort. arundinacea. Wie vorige. palustris. Wie vorige, aber häufiger. phragmitis. Wie vorige. aquatica. Wie vorige. Loeustella. Selten. Ich bin noch nicht sicher, ob sie hier nistet. . Lusciola Philomela. Sehr selten in Süd-Tyrol,: weniger selten in Nord-Tyrol, wo in jedem Frühjahr einige gefangen werden. *) Kommt wol später, und zieht früher fort? B. 396 66. Zusciola Luseinia. In Nord-Tyrol nicht sehr häufig, aber nistend; 67. 68. 69. 70. 11. 12. 85. 86. ” ” ” ” in Süd-Tyrol sehr zahlreich vom Mai bis zum September. Phoenicurus. Sehr gemein vom Mai bis zum October, nistet; in noch grösserer Anzahl in Nord-Tyrol. Thitys. Wie vorige, aber weniger zahlreich. Rubecula. Fast Standvogel in Süd-Tyrol, nistend;; findet sich vom Mai bis zum October in Nord-Tyrol. Cyanecula. Kommt im Mai und zieht im September fort. Ich habe nur Exemplare mit weissem Stern beobachtet; auch die Alten mit ganz blauer Brust und Kehle sind nicht selten, aber bei uns finden sich keine andern Species? oder Racen? oder Varietäten? als die genannte. Saxicola Oenanthe. Kommt im April, nistet, zieht im Oct. fort. ” ” „ ” stapazina. Kommt im April, nistet in der Nähe bewohnter Orte in den Mauern der Gärten und Höfe in ziemlicher Anzahl, und zieht Anfangs September fort. Nicht in Nord- Tyrol. 7 aurita. Wie vorige Art, aber weniger zahlreich. Nicht in Nord-Tyrol. y | | rubetra. | Kommen Ende April, nisten und ziehen im Sep- rubicola. { tember fort. . Anthus aquatieus. Kommt nach Mitte März, und zieht sich auf un- sere Hochgebirge um zu nisten, geht im October fort. pratensis. Wie vorige. pratensis rufigularis. Selten. Niemals in Nord-Tyrol beob- achtet. linie | Richardi.. Nur im Herbste. Selten. ° campestris. Doppelter Durchzug. v arboreus. Kommt im April, nistet, zieht im August fort. . Motacilla alba. boarula. Fast Standvögel. „ ‚lava. Erscheint in den ersten Tagen des Mai, nistet und zieht Anfang Septembers fort. „ flava cinereocapilla. Wie vorige, aber in geringerer Anzahl. ” „ melanocepkala. Selten, ich habe sie nur im Frühjahr beobachtet. Sowol diese als vorige Art wurden: nicht in Nord-Tyrol beobachtet. EEE en EEE 2 ah — nn U TIEFER, Tr nn nn 87. 88. 397 Turdus viscivorus. Standvogel. „ pilaris. Kommt gegen Ende des Hörbstes ad hält sich hier während des Winters auf und zieht im Februar fort. Im vergangenen Jahre habe ich eine sehr schöne Varietät . dieser Drossel mit ganz weissem Kopfe und Halse gesehn. iliacus. Doppelter Durchzug. musieus. Desgleichen, nistet aber hier. Einige halten sich den Winter über in, „Düd- -Tyrol auf. atrigularis. Nur zwei-junge Individuen wurden in Tyrol erlegt. „ torquatus. Standvögel. „ Merula. „.. saxatilis. Kommt im April, nistet, geht im August fort. Ist ziemlich selten in Nord-Tyrol. „ eyaneus. Standvogel*). Nistet in grosser Anzahl, aber stets an schwer zugänglichen Orten. Ist in Nord- Tyrol noch nicht beobachtet worden. | Oriolus Galbula. Kommt im April, nistet, zieht im August fort. 97. Cinelus aquaticus. Standvogel in Süd- Tyrol, in Demon Tyrol nur während des Sommers. 98. Accentor alpinus. Standvogel. 99. ,„ modularis. Kommt im Mai, bleibt den ganzen October hin- durch. Nistet. 100. Troglodytes parvul. Standvogel. Während des Ber häufig in Nord-Tyrol. 101. Regulus cristatus. 108. „:-ignicapilius. al, Im Winter häufig in N.-Tyrol. 108, Parus major, ater. 104. , palustris. finden sich das ganze Jahr hindurch in Süd- 105. ,, coeruleus. ıT yrol; sind bei der grössten Kälte i in Nord- 106. ,„ eristatus. Tyrol häufig. 107. ,„ caudatus. 108. , Diarmicus. Selten, aber in Nord-T'yrol beobachtet. 109. , ,, pendulinus. Wie vorige. | 110. Certhia familiaris, Standvogel. ” Auffallend, da sawatilis DieRt als Standvogel bezeichnet wird. Baldamus. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 398 Sitta europaea. Standvogel. Picus martius. „ viridis. | Das „ camus. Ziemlich selten. Ich weiss nicht sicher, ob er hier .. nistet. a / „» leuconotus. Ein einziges Mal habe ich diese Species im 'Herbste gesehn. Ich weiss noch nicht, ob er in Nord-Ty- rol nistet. „ major. Sehr gemeiner Standvogel. „ medius. Selten. Nistet. „ minor. Sehr gemeiner Standvogel. „ tridactylus. Nicht sehr häufig, aber Standvogel. Jyn& torquilla. Kommt im April, nistet, zieht im August fort. Cueulus canorus. Kommt Anfang April und geht im Sept. fort. Upupa epops. Hält sich in kleiner Anzahl um zu nisten in Tyrol auf, kommt im April und zieht im September fort. Alcedo ispida. Standvogel, aber selten. Merops: apiaster. Ist von ziemlich unregelmässiger Passage im südlichen Tyrol, und wurde bisher immer gegen Mitte Mai und immer in kleiner Anzahl gesehn; nicht in N.-Tyrol. Corvus coraz. BR „ ecorone. \Standvögel in Tyrol, häufiger in Nord-Tyrol. y cornix. » ‚Jrugilegus. Kommt in zahlreichen Schwärmen im Herbst, bleibt während des Winters, und kehrt im Februar und März nach dem Norden zurück. » Monedula. In Süd-Tyrol von unregelmässigem Durchzuge, in manchen Jahren in Nord-Tyrol bleibend und nistend. Pica varia. Standvogel. i Nueifraga Caryocat.: Sehr zahlreich in Nord-Tyrol, wo er nistet; erscheint unregelmässig in Süd-Tyrol, Garrulus glandarius. Standvogel. Pyrrhocorax alpinus. Desgl. Fregilus graculus. Nur einmal erhielt ich diesen Vogel in Süd- Tyrol; er ist selten in Nord- Tyrol; in der That fehlte er — und das als Beweis — der ornithologischen Sammlung des Museums zu Innsbruck noch im Jahre 1855. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148, 14. 150. 151. 152. 153. 154. 155. ‚156. 157. 158. 159. 399 Coracias garrula. Unregelmässiger Durchzug und in geringer Anzahl.‘ \ Bombyeilla garrula. Desgl., seit 1848 in Tyrol nicht mehr gesehn. Sturnus vulgaris. Doppelter Zug; nistet nicht in Tyrol. Pastor roseus. Ist immer im Juni erschienen. Ich beobachtete ihn 1854 und 1855 in ziemlich zahlreichen Schwärmen, welche sich einige Tage in Süd-Tyrol aufhielten. Im Allgemeinen kann man sagen, dass sich diese Vögel alle 8 bis 10 Jahre zeigen. Alauda arvensis. cristata. Standvögel in Süd-Tyrol, Zugvögel in N.-T. „ arborea. \ brachydactyla. Zeigt sich unregelmässig im Spätherbste. „. calandra. „_ alpesiris. Zufälligen Vorkommens. Fringilla coelebs. Standvogel. „. montifring. Doppelter Zug. „ nivalis. Standvogel, aber mehr einzeln. „. ‚chloris. Standvogel; doppelter Zug in Nord-Tyrol. „.. eitrinella. Unregelmässiger Zug und in geringer Anzahl, im Herbste. | „ eannabina. Standvogel in Süd-Tyrol, doppelter Zug in Nord-Tyrol. „ favirostris. „ linaria. Diese 3 Species erscheinen nur im Herbste, „,. anescens, unregelmässig, häufiger stets in Nord-Tyrol. „ eardüelis. Standvogel in Süd-Tyrol, doppelter Zug in Nord- Tyrol. x „. spinus. Doppelter Zug. Passer domesticus. Standvogel in Nord-Tyrol, niemals in S.-Tyrol gesehen. „ domest. eisalpinus. Standvogel in Süd- Tyrol, niemals in Nord-Tyrol beobachtet. | '„ montanus. Standvogel in Süd-Tyrol. und fast Standyogel in Nord-Tyrol. „» Ppetronia, Sein Erscheinen in Süd-Tyrol ist unregelmässig, er zeigt sich im Herbste in geringer Anzahl; sehr selten in Nord-Tyrol. | 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 1. 178. 179. 180. 181. 182, 183. 184, 185. 186. 187. 400 Coccothraustes vulgaris. Doppelter Zug. Nistet. Pyrrhula vulgaris. Standvogel. Pyrrh. coccinea wurde niemals beobachtet. „ Serinus. Doppelter Zug, nistet; viel seltener in N.-Tyrol. „ "erythrina. Sehr selten im Herbste. „. enucleator. Loxia pityopsittacus. Selten. „ eurvirostra. Von irregulärem Zuge in Süd-Tyrol, wo ein- zelne nisten. Fast Standvogel in Nord-Tyrol, wo sehr viele nisten; auch L. rubrifasciata erscheint zugleich mit curvir. „ bifasciata. Sehr selten in Süd - Tyrol; in Nord- Tyrol wer- den alle Jahre einige gefangen in denselben Netzen, welche man auf ZL. ceurvir. stellt. Emberiza eitrinella. Standvogel in Süd-Tyrol; doppelter Durch- zug in Nord-Tyrol, wo er gleichfalls nistet. Cirlus. Selten. | hortulana. Kommt im April an, geht im August fort, nistet; ziemlich selten in Nord-Tyrol. „ eia. Standvogel in Süd-Tyrol ; doppelter Durchzug in Nord- Tyrol, wo er gleichwohl nistet. » Schoeniclus. Doppelter Zug, nistet. ”„ Plectrophanes nivalıs. „ ealcaratus. Sehr selten. Columba Palumbus. Doppelter Zug. „» Oenas. » Turtur. Kommt im April, nistet, zieht im August fort. „» livia. Findet sich nur im Zustande der Zähmung. Tetrao Urogallus. | | „. Teirim. Standvögel in Tyrol; auch 7. medius wird „ Bonasia. _ ( häufig erlegt. „» lagopus. Perdix graeca. Sehr gemein in S.-Tyrol, nistet in grosser Menge, ist Standvogel. Sehr selten in Nord-Tyrol. „ einerea. Standvogel. Coturnix vulgaris. Doppelter Zug, nistet. Otis tarda. Erscheint zufällig; im Winter, palustris. Selten, wurde noch nicht in N.-Tyrol beobachtet. 401 # 188. Otis tetrax. Sehr selten, erscheint im Winter. 189. Glareola pratincola. Zeigt sich, jedoch selten, am Gardasee. 190. Oedienemus erepitans. Doppelter Zug, in kleiner Anzahl. 191. Charadrius pluvialis. Doppelter Zug, nistet in Nord-Tyrol. 192. ,, morinellus. 193. ,,. eantianus. 19%. ,, hiatieula. 195. ,, minor. Doppelter Zug, und eher selten. 196. Vanellus eristatus. Doppelter Zug. 197. _,„ Squatarola. Erscheint im Frühjahr, selten. 198. Haematopus ostralegus. Besucht zufällig die Ufer des Gardasees 199. Scolopax rusticola.: 200. ,„ major. Doppelter Zug, und alle 4 nisten*) in Tyrol 201. ,, gallinago. obwohl in geringer Anzahl. 202. ,„. gallinula. 203. Limosa melanura. 204. „ rufa. . + Selten, zeigen sich im Frühjahr. 205. Tringa Canutus. 206. ,. subarguata. \ Zeigen sich beim Frühjahrszuge. 207. ,„ Cinelus. 208. ,„ minuta. Erscheint auf dem Zuge im Juni. 209. Machetes pugnax. Zieht in Menge im Frühjahr durch; in S.-Tyrol | niemals im Hochzeitkleide gesehn. | 210. Actitis hypoleueus. Doppelter Zug; in grösserer Anzahl im | Frühjahr. | 211. Totanus fuscus. 212. ,, glottis. Selten, im Frühjahr. 213. , stagnatilis. 214. ,, Glareola. Selten, im Juni. 215. ,, calidris. | Die beiden häufigsten Arten dieses Genus im | Herbste und Frühjahr. 217. Numenius arguata. 216. „ ochropus. 218 phaeopus Zufälliger Durchzug. x ” . t - 219. Recurvirostra avocetta. Erscheint zufällig im Sommer am Gardasee. 220. Himantopus melanopterus. Zufällig am Gardasee. *) Auch gallinula? Ist wol ein Irrthum! B. Naumannia 1857. 26 14 0% VE 221. 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228. 229. 230. 231. 289. 233. 234. 235. 236. 237. 238. . 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245, 246. 247. 248. 249. 402 Ardea cinerea. » Purpurea. „ egreita. ‚Doppelter Zug, aber häufiger im Frühjahr. Selten und nur im Frühjahr. rs garzetta. .. comata. ur „» Nyeticorax. \ Im Frühjahr regelmässig durchziehend, sel- „ stellaris. | ten im Herbst. „ Mminuta. Ciconia alba. Doppelter Zug. „ nigra. Frühjahrzug; nistete im Zillerthal, Nord-Tyrol. Ibis faleinellus. Unregelmässiger Zug, im Frühjahr. Platalea leucerod. Zufälliger Zug. Grus cinerea. Doppelter Zug; wurde aber, so weit ich mich er- innere, nur 2 mal erlegt. Fulica atra. Doppelter Zug; einige Paare nisten in Nord-Tyrol. Gallinula chloropus. i porzana Doppelter Zug, nisten. » . „» pusilla. Desgl., selten. »„ Bailloni. Noch seltener, als vorige Art. Crex pratensis. Rallus aquatieus. Doppelter Zug, nisten. Podiceps cristatus. Man sieht in Süd- Tyrol nur junge Individuen im Winter; in Nord-Tyrol zeigen sich auch alte. „ rubricollis. Zeigt sich immer nur im Jugendkleide im Win- ter, nur ein einziges Mal erhielt ich ein sehr schönes altes Individuum. „ auritus. Wie vorige; ich habe in Tyrol nie ein altes Indivi- duum gesehen. in „minor. Ist der gemeinste, einzelne Ben: auch kann man sagen: Standvogel. Colymbus glacialis. Es erscheinen nur Junge i im Winter. „ arcticus. Wie voriger; nur einmal erhielt ich, im Januar 1854, zwei sehr schöne alte Individuen. „ septentrionalis. Ist der gemeinste. Im Winter, aber stets im Jugendkleide. Anser einereus. Auf dem Zuge. Selten. „ segetum. Doppelter Zug. Erscheint in grossen Haufen. 403 250. Anser albifrons. 251. 252. 253. 254. 255. 256. 257. 258. 259. 260. 261. 262. 263. 264. 265. 266. 267. 268. 269. 270. 271, 272. 273. 274. 275. ” Bernicla. g ma Winter. Sehr selten. Cygnus olor. | Haben sich immer nur in sehr strengen Wintern ” ” ” ” ” ” 0020 ” Mergus merganser. ” » musicus. ( auf den Seen Tyrols gezeigt. Anas boschas. Standvogel. creeca. querquedula. | Alle diese Enten kommen im October und Be November an, halten sich auf unsern Seen PEREIOBR- auf, und wandern im Februar nach Norden rien zurück. clypeata. tadorna. Selten, im Winter. mollissima. Ich habe nur 2 junge ndivilgen dieser Art ge- sehen, i im December. nigra. | Nur Junge zeigen ich im Winter auf dem Fusca. Gardasee. glacialis. Die Jungen kommen im Winter auf die Seen von Nord-Tyrol. clangula. fuligula. Ziemlich zahlreich im Winter auf dem Gardasee. - marila. Ferina. \ Ebenso, aber weniger häufig. nyroca. rufina, Ziemlich selten und nur im Winter. PR POR Selten, sehr selten die Alten. albellus. Die Jungen, im Winter; sehr selten die Alten. Pelecanus onoerotalus. Ein einziges Mal wurden 2 Pelekane auf dem Gardasee gesehn und 2 Tage später auf dem See von Mantova geschossen. . Carbo cormoranus. Erscheint. im November und hält sich den Winter über auf der Etsch und dem Gardasee auf. Larus marinus. , | Zeigen sich im Sommer auf dem Gardasee, .n a5 argentatus. ( aber selten. canus. Auf dem Gardasee in allen Jahreszeiten gemein, nistet nicht. 26* 404 280. Larus tridactylus. Zeigt sich auf den kleinen Seen, aber selten und im Jugendkleide. 2831. , ridibundus. Gemein und zahlreich auf dem Gardasee in al- len Jahreszeiten; nistet. 282. ,„ ridibundus minor. Zeigt sich im Sommer auf dem Gardasee. 283. ,„ melanocephalus. | Selten, ich erhielt nur einige Individuen 234. ,, minutus. vom Gardasee, im Sommer. 285. Sterna hirundo. Auf dem Gardasee und der Etsch in der schönen Jahreszeit. / 286, ,, minuta. age Arten besuchen den Gardasee, aber 287. ,, nigra. unregelmässig, so dass mehre Jahre verge- 288. , leucoptera. |hen, ohne dass man sie sieht. N. 25. (19.) Die Sylvien der Insel Sardinien. Dr. Alfred Hansmann. Sänger, Sylvia, Tatk, Wir haben von dieser Gattung, welche wieder in die sieben Un- tergattungen der Rohrs änger, Spötter, Laubvögel, Strauch- sänger, Grasmücken, Erdsänger und Rothschwänze zerfällt, 25 Arten auf der Insel Sardinien. Den Cistensänger können wir wohl kaum, und den Cettisänger vielleicht kaum zu den Sylvien rechnen. Indessen mögen sie vorläu- fig bei ihnen stehen bleiben. (Da die Bezeichnungen der Sarden zu wissen, manchem Lo der Naumannia angenehm sein könnte, habe ich FETEN der am meisten verschiedenen Dialecte des ©. M. (Capo meridionale, südlicher Theil der Insel zwischen den Städten Cagliari und Oristano, die ° Ebene desCampidano umfassend) und des ©. S. (Capo di sopra, nörd- liche Hälfte von Oristano bis zum Capo del Falcone) bei jedem Vogel 4 hinzugefügt.) 405 A. Rohrsänger, Calamodytae N aum. 1. Der Cistensänger, 8. eisticola Tem. Topi de mata, ©.M. Das C. 8. hat keinen Namen für diesen Vogel, da er dort bei Weitem nicht so häufig, als im Süden angetroffen wird, und deshalb wohl der Aufmerksamkeit des Volkes entgeht. Der Cistensänger ist Standvogel für Sardinien, sogar bis auf die Orte, an denen er geboren wurde, und an denen er später brütet. Man findet ihn daher Jahr ein Jahr aus am Rande des Meeres, wo. das Ufer ganz flach und sumpfig ausläuft, nur mit Gräsern und besonders der Stachelbinse (Zuneus acuta) bewachsen. Auch die Ge- treidefelder sucht er heim, brütet wohl gar in denselben, jedoch müs- sen sie wenigstens einen Graben oder eine feuchte Stelle zur Seite haben, wo Gras wächst und jene Binse. Findet man diese Bedingun- gen erfüllt, so braucht man sich niemals vergebens nach dem „Cisten- rosen-Dänger‘*) umzusehen. Ein kleiner sickernder Quell und ein Streifen Wiese, eine Quadratruthe gross, genügt ihm mitunter schon. An solchen Orten habe ich ihn sogar zwischen den niedrigeren Ber- gen im nördlichen Theile der Insel angetroffen. Der Cistensänger beginnt etwa gegen die Mitte des April sein erstes Nest zu bauen, welches auf Sardinien von vornherein aus den- selben Materialien und mit derselben Kunst, wie die späteren zusam- mengesetzt ist. Savi (Notizia sul nido del Beccamoschino Sylv. eisticola Temm. ed aleune osservazioni sopra i costumi di tale uccello. Pisa, 1823.) theilt von den in Toscana wohnenden Cistensängern mit, dass diese zur Zeit ihrer ersten Brut weder gehörig starke Blätter vorfinden, um an ihnen auf eine, unten noch näher zu bezeichnende Weise ihr Nest zu befestigen, und dass ihnen auch die Spinnennetze, besonders die- jenigen, welche die Eier dieser Thiere in Form von kleinen Säckchen umgeben, zu dieser Zeit fehlen. Dann bauten die Cistensänger zwi- schen dem Getreide und den höheren Grasbüscheln der Grabenränder *) Da ich entschieden nicht von den Consequenzen des Grundsatzes lassen mag, welcher verbietet durch endlose neue Namen Verwirrung in die Termino- logie einer Wissenschaft zu bringen, mag hier auch die Bezeichnung ceisticola und Cistenrosensänger stehen bleiben, obgleich dieselbe durchaus nicht für den in Rede stehenden Vogel, sondern viel mehr für die Strauchsänger passt. Ich bin hierbei derselben Meinung mit dem für die Wissenschaft viel zu früh ver- storbenen Grafen Heinrich von d. Mühle, welcher in seiner Monographie der europäischen Sylvien,, 1856 erschienen unter den Abhandlungen des zoo- logisch-mineralogischen Vereines zu Regensburg unter 8.123 Aehnliches sagt. 406 ein, wegen der vielen eingeflochtenen Holzstückchen dickeres und weni- ger elastisches und schönes Nest, das auch eine geringere Haltbarkeit in Folge der, den wenigen Spinnweben zur Aushülfe hinzugefügten Pflanzenwolle der Asclepiadeen, Syngenesien und Epilobien besitze. Savi’s Beschreibung eines mit genügendem Material gebauten Nestes, welche ich nach den vielen Exemplaren, die ich unter den Händen gehabt, und die von mir untersucht worden sind, als eine vollkommen richtige anerkennen muss, ist folgende: „Eigenthümlich ist der Mechanismus, mit dem der Vogel die das Nest umgebenden Blätter zusammenfügt und die Wände seines Ge- bäudes fest und stark macht. In den Rand jedes Blattes sticht er nämlich kleine Oeffnungen, durch die ein oder zwei Fäden gehen, aus dem Gewebe der Spinnen gefertigt, oder aus Pflanzenwolle. Diese Fäden sind nicht sehr lang und dienen allein dazu, zwei oder drei Male von einem Blatte zum andern zu gehen. Ihre Dicke ist ungleich, und es finden sich hin und wieder Kanten-ähnliche Stellen zerstreut, welche sich wieder an ein- zelnen Orten in zwei oder drei Abzweigungen ‚trennen. Ich habe schon erwähnt, dass einige dieser Fäden aus Pflanzenwolle gebildet sind, aber ihre Zahl ist sehr gering, und in den meisten Theilen des Nestes findet sich keine solche. Auf diese Weise ist der äussere Theil des Nestes construirt. Bei . dem inneren herrscht die Pflanzenwolle bei weitem vor, und die we- nigen Fäden aus Spinnenweben, welche sich darunter befinden, die- nen lediglich dazu, die anderen Substanzen zusammenzuhalten. An den seitlichen und oberen Theilen des Nestes stossen die beiden Wände, die äussere und die innere unmittelbar an einander, aber an dem unteren findet sich zwischen ihnen eine mehr oder weniger dichte Schicht aus kleinen dürren Blättern bestehend, aus Krönchen der Syngenesien u. s. w., welche Schicht viel weicher, viel elastischer und viel wärmer den Boden macht, auf welchem die Eier ruhen sollen.“ Dass auf Sardinien von vorn herein, wie ich bereits oben gesagt, die Nester der eisticola auf diese Art construirt werden können, hat folgende zwei Gründe: Erstens finden sich um die Mitte des April be- reits hinreichend starke Spinneweben und in genügender Anzahl an den von dem Cistensänger bewohnten Orten vor, da die ersteren von dem um vieles milderen sardischen, als toscanischen Winter, beson- ders im südlicheren Theile der Insel, auch weniger zu leiden haben. 407. Zweitens sind zur Zeit der ersten Brut jener Vögel die Gräser be- reits genügend hoch, um darin ein Nest anlegen zu können, und besonders ist die Stachelbinse eine Pflanze, deren starre und starke Halme zu jeder Zeit dem Gebäude des Cistensängers einen hinrei- chend starken Halt zu gewähren vermögen. In einem der Büsche der- selben, mit denen weite Felder hauptsächlich bedeckt sind, legt er denn auch stets auf Sardinien sein Flaschen-Kürbis-ähnliches, seiden- artiges Nest von weisser Farbe an, und zwar dergestalt, dass einzelne Stiele jener Binse durch die Seitenwände desselben an einer dichteren Stelle hindurchgehen, und ihm dadurch einen Halt nach den verschie- densten Seiten hin’ verschaffen. Die*Seggen- und Gräserblätter, welche ausserdem noch um die Wiege seiner Jungen herumgenäht sind, dienen theils dazu, diese vor den Augen von Feinden zu: verber- gen , theils müssen sie verhindern, dass das Gebäude an den Binsen- ' stengeln herab zur Erde gleite. Desshalb sind auch denn eine Menge dieser Seggenblätter mit den Spitzen unter dasselbe dergestalt ge- steckt, dass sie in der Form von O-Federn seinen Boden stützen müs- sen. Nur auf diese Weise kann ein Nest, das sonst wohl elastisch und fest, im Ganzen aber mit so dünnen, fast durchsichtigen Wänden ver- sehen ist, dass es ein Spiel des schwächsten Windes werden könnte, seinem Zwecke als solches genügen. Die 5—7 Eier der cisticola kommen nun in 3 Varietäten vor: 1) auf rein weissem Grunde mit kleinen schwärzlich purpurnen Punk- ten besetzt, welche sich am häufigsten am dicken und wenig oder gar nicht am dünneren Ende befinden. So gezeichnete Eier haben, ihre geringere Grösse und ihr feineres Korn abgerechnet, ziemliche Aehn- lichkeit mit denen der Phyllopneuste rufa. Die zweite Varietät hat die- selbe Punktzeichnung wie die erste, jedoch auf hell spahngrünem ' Grunde, und die dritte ist ganz hell spahngrün ohne alle Punkte. Diese ist die seltenste, und wurde nur ein einziges Mal in einem Neste von mir gefunden, welches ich halb fertig fand, und in welches ich nach und nach den Vogel 6 Eier legen liess, ehe ich dasselbe aus Be- sorgniss vor den in der Nähe Gras schneidenden Sarden nahm, ohne . noch ein etwaiges siebentes abwarten zu wollen. Alle 6 Eier waren von der oben angegebenen Farbe. Bei den punktirten Varietäten kommt es auch noch zuweilen vor, dass sich statt kleiner Tüpfelchen an verschiedenen Stellen des Eies grosse rothbraune Flecken in ge- ringer Anzahl und unregelmässig auf demselben vertheilt zeigen. 408 Immer aber waren die Vögel bei allen dreien der angegebenen Varietäten dieselben, ohne irgend einen Unterschied in den Sitten oder der Farbe ihres Federkleides zu zeigen. In den Maremmen um die Salzseen von Sassu und St. Giusta bei der Stadt Oristano an der Westküste Sardiniens habe ich diesen Vogel in so grosser Anzahl ge- funden, dass ich an einem Tage in der letzten Hälfte des Juni einige zwanzig seiner Nester entdecken konnte, welche aber alle mitsammen, wenige ausgenommen, leider erst halb fertig waren. Man sieht dar- aus, mit welcher Gleichmässigkeit hinsichtlich der Zeit die Arbeit des Nestbaues bei den meisten dieser Vögel muss begonnen haben. Wie ich schon oben angedeutet, nisten die Cistensänger auch im Korne, d. h. dem schon beinahe reifen, wo denn die Halme die Stelle der Stachelbinsen vertreten müssen. Sonst aber sind an den Seiten- wänden der Nester die Blätter der Seggen und sonstigen Gräserarten auf dieselbe Weise angewandt, wie wir dies bereits gesehen. Der Vo- gel wählt sich zu seinem Brutplatze daher auch nur solche Stellen in den Getreidefeldern aus, an denen eine genügende Anzahl von Grä- sern zwischen dem hohen Stroh des auf Sardinien gewöhnlichen Spel- zes (Triticum Spelta) wächst. Die Cistensänger brüten des Jahres drei Mal: im April, im Juni und August. Die Jungen zeigen dieselbe Zeichnung‘, als die Alten, nur dass der roströthliche Ton des Gefieders bei ersteren mehr vor- herrschend ist, als bei den letztern, bei welchen besonders die Bauch- seiten von dieser Farbe sind. Diese Vögel haben etwas dem Wesen des Zaunkönigs ähnliches in ihrer Natur. So verfolgte ich einst im März ein Männchen, welches sich am Rande der Salzseen von Cagliari aufhielt. Es war eine dürre, nur mit wenig Stachelbinsen besetzte Gegend, an welche ein mit noch kaum Hand hohem Getreide bewachsenes Feld stiess. Das Wetter war gerade sehr stürmisch, und der Vogel hatte keine grosse Lust, sein Heil im Fluge zu versuchen. Er kroch desshalb stets tief in die einzelnen Stachelbinsenbüsche hinein, aus welchen ihn erst ein Fuss- stoss gegen’ dieselben zu vertreiben vermochte, und beinahe hätte ich ihn mit der blossen Hand ergriffen, als er in einen höher stehenden Getreidebüschel hineingekrochen war, aus welchem er nur hervor- flog, als ich beinahe schon meinen Hut darüber gedeckt hatte. Im Ganzen sind die Cistensänger nicht sehr scheu, uud es hält eben nicht schwer, sich ihnen auf schussgerechte Distance zu nähern. 409 Wenn das Weibchen brütet, und auch schon vorher, fliegt das Männchen i in einem Bogen stossweise von einem Baume oder einem ‚Busche zum andern, bei jedem Stosse ein lautes „Ziep“ hören lassend, woraus der ganze Gesang dieses Vogels besteht. Ausser diesem Tone stossen beide Geschlechter noch ein leises, ängstliches, nicht sehr lan- ges Schwirren, aus, wenn man sich ihrem Neste oder ihren in den Dornenbüschen versteckten Jungen nähert. Einen ähnlichen, jedoch nicht so ängstlichen, und an ein leises Kichern erinnernden Ruf ver- nimmt man ferner noch vom Männchen, wenn es spielend und schä- kernd sein Weibchen zu Neste treibt. Erstere lassen auch öfter ihr Ziep, ziep, ziep... im Sitzen von einer Baum- oder Strauchspitze, odereinemähnlichenerhabenen Punkte aus, wenn auch seltener, als im Fliegen hören. So habe ich sie öfter auf den Drähten der von Cagliari nach Sassari und Porto Torres, dem Turres der Römer, führenden Telegraphenlinien ruhend angetroffen. Die Nahrung der eisticola besteht aus Insecten, als kleinen Kä- fern, Räupchen, Dipteren, oder auch aus kleinen Schnecken, welche ich öfter noch mit dem Gehäuse im Magen dieser Vögel gefunden habe, und die sie dann, wie es ja alle Insectenfresser mit dem gröss- ten Theile des unverdaulichen Anhängsels ihrer Nahrung thun, in runden, länglich-eiförmigen Ballen als Gewölle durch den Mund wie- der von sich geben. ir 2) Der Cettisänger, $. Cetti. della Marm. Rossignolu de flumine, Passarilanti C. M. u. C. S. Dieser Vogel, der sich, trotz seiner wild- scheuen und verborgenen Lebensweise, doch Jedem, der nur einiger- maassen ein Ohr für Vogelstimmen hat, sofort aus seiner ganzen Um- gebung durch den eigenthümlichen, für das kleine Thier fast überlau- ten Gesang bemerklich machen muss, ist auch damals schon Cetti aufgefallen, der indess wohl Beobachtungs-, aber durchaus kein elas- sificirendes Talent besass, und sich somit nach Art der älteren sprach- gelehrten Naturforscher durch den blossen Namen für abgefun- den hält*). Es war in den ersten Tagen des Mai, als ich, eines Mittags von den Bergen herabsteigend, mich dem Weichbilde der Quellen-durch- *) D’usignolo di fiume: un uccello e nella figura, e nel suo color rossigno assai simile all’ ussignolo suol qui udiosi per gli alberi in riva ai fiumi; non differisce esso quasi dal usignolo se non in quanto & minore di grandezza, emon ha quei cer- chietti bigi al ginochio. Cetti, Uecelli di Sardegna. pag. 216. .410 strömten Stadt Iglesias näherte. Ich wollte eben in den Weg einbie- gen, der, sich am Fusse der Felsen hinziehend, einen Bach begleitete, dessen steile, mitunter fast 20 Fuss hohe Ufer ein undurchdringliches Gebüsch von Brombeeren, wilden Rosen und sonstigem dornigen Ge- strüppe bedeckt. Diesseits des Weges standen noch einzelne Lor- beersträucher auf der sonst kahlen Halde. Plötzlich flackerte aus einen derselben ein kurzer, lauter und äusserst hastiger Gesang auf, etwa in der Art, wie ihn der Buchfink (Fr. coelebs L.) hören lässt, jwenn er zur Brutzeit ein anderes Männchen seiner Art kämpfend vor sich her und aus seinem Reviere treibt. Augenblicklich knackten die Hähne meines Gewehres, und die Augen auf den freistehenden Lorbeerbusch geheftet, aus dem diese sonderbaren Töne erschallten, näherte ich mich demselben, langsam die Halde hinabsteigend. Ich stand dicht ‚davor, aber nichts rührte sich. Ich wartete einige Minuten, aber der Gesang wiederholte sich nicht, es flog auch kein Vogel hervor, als ich mit dem Fusse rauschend gegen.die Zweige stiess. Ich konnte mich nicht geirrt haben, und trat desshalb auf den Fusssteg zur Seite der hohen Brombeeren, ruhig irgend ein Zeichen abwartend, welches mir das Dasein des so eben vernommenen Sängers verrathen sollte. Da, plötzlich, kaum einen Schritt von meinem Ohre gellte es wieder auf: zitt, ziwitt, ziwoit ziwoit ziwoit! und bei den letzten beiden Sylben tauchte ein bräunlich grauer kleiner Vogel aus der dunkelgrünen Laubdecke auf, um sofort wieder zu verschwinden. Dasselbe Stück wiederholte sich bald noch öfter, doch stets von einer anderen Seite her, als ich erwartet, meine combinirenden Vermuthungen jedes Mal zu Schanden machend. Kopfschüttelnd schaute ich auf mein Gewehr: hier ist deine Macht zu Ende! Die Zeit drängte, und ich kehrte vor- läufig nach Hause zurück, mit mir darüber einig, dass dieser Vogel kein anderer gewesen sein könne, als Sylvia Cetti, da mir die Gesänge aller übrigen Sylvien, welche auf Sardinien vorkommen, bereits be- kannt geworden waren. Anderen Tages kehrte ich zu jener Stelle zurück. Zuvor jedoch hörte ich noch an den Ufern desselben Quellbaches zwei Männchen dieser Vogelart singen. Auch hier war es mir trotz aller angewandten Mühe unmöglich, einen Schuss mit Erfolg anzubringen, um so mehr, da die sardinische Regierung, zu deren Monopolen die Fabrication und der Verkauf von Pulver und Schroten gehört, keine so feine Nummer davon anfertigen lässt, als zur‘ Jagd auf zierliche kleine Syl- 411 vien erforderlich ist, so dass ich bei den späteren, weiter unten zu er- wähnenden Gelegenheiten, wo ich genug Cettisänger erlegen konnte, dieselben leider fast immer nur so arg JRRREIBONG erhielt, dass ein Präpariren unmöglich wurde. So versuchte ich denn noch zu verschiedenen Malen, indessen doch in Folge mehrmals mit Glück, dieser Vögel habhaft zu werden, wobei ich Musse und Gelegenheit genug hatte, deren Sitten zu beob- achten, so weit sie sich eben nicht nur hinter dem dunklen Laubvor- hang des Gestrüpps offenbarten. | Der Cettisänger bewohnt die mit Strauchwerk dicht besetzten Ufer der Bäche in der Ebene oder den niedrignn Vorbergen. In die höheren Gebirge geht er nicht hinauf. Statt des lebendigen Wassers begnügt er sich indessen auch oft mit dem feuchten moorigen Sumpf- rande, oder den durch die Wirkung eines umhersickernden Quelles in demselben Zustande erhaltenen Stellen, wenn nur das hinreichende Gebüsch vorhanden ist. Auch einzelne hohe Bäume dürfen nicht feh- len, weil sonst die heisse Mittagssonne endlich doch durch den Schirm der dichtesten Brombeerranken dringen würde. An solchen Orten findet man ihn denn fast überall auf der Insel Sardinien, mit der Geschmeidigkeit einer Schlange, und mit der Flüchtigkeit einer Haselmaus durch das Flechtwerk und die engste Vergitterung der Zweige dahingleitend. Auch auf der Erde läuft er entlang und zwar mit der Geschicklichkeit des Blaukehlchens. Ueber- haupt haben alle Bewegungen des Cettisängers in Gegenwart des Menschen etwas ungemein scheues und hastiges, und nur wenn er von derselben keine Ahnung hat, pickt er sein Futter von den Blät- tern und aus den Erdspalten hervor mit der Gemüthlichkeit und Ruhe eines ungestört demselben Geschäfte nachgehenden Zaunkönigs, mit dem er überhaupt in seinem ganzen Wesen sehr viele Aehnlichkeit hat bis auf die dunklern Wellenlinien des Gefieders und den sehr häufig aufgerichtet getragenen Schwanz. Zur Brutzeit, also gegen die letzte Hälfte des Mai, erblickt man das Weibchen nie, welches stets unter dem Schutze des dichtesten Laubdaches dem Geschäfte des Nestbaues nachgeht, vom Männchen nicht mit derselben Emsigkeit darin unterstützt. Dieses treibt sich lieber oben in der. Sonne oder doch in den höchsten Spitzen der Zweige umher, oft sich bis in die Kronen der niedrigen Bäume ver- steigend, und viele hundert Schritte vom Neste entfernend, rastlos die 412 Lorbeerbüsche der benachbarten Felsen mit den Wasser-umspülten Wurzeln des Epheus oder des Oleanders wechselnd. Nur beunruhigt taucht es dann tief in das dickste Gebüsch, verstohlen aus einem Spalt zwischen den Blättern nach seinem Feinde lugend, und, wenn sich derselbe ruhig verhält, allmählig in der Weise des Heuschreckenrohr- sängers die Zweige emporklimmend, jedoch nicht an der Oberfläche der Blätter auftauchend, und aus ihrem Dunkel heraus wie spottend in langen Zwischenpausen sein kurzes Lied erschallen -lassend, wel- ches dasjenige des Buchfinken noch an Kraft übertrifft, und in den oben bereits angeführten Sylben zitt, ziwitt, ziwoit ziwoit ziwoit ziem- lich deutlich. wiedergegeben ist. Hierbei bezeichnen die Kommata der Schrift die kleinen Pausen, welche nach dem scharf hervorgestos- senen zitt und ziwitt erfolgen, während die drei letzten Figuren ohne solche hinter einander vorgetragen werden. Oefter, wenn auch nicht zu häufig, glaubt sich der Cettisänger indessen schon verborgen ge- nug, wenn er.sich der Länge nach an einen Zweig anlehnt, kein Glied rührend, ausser dem Auge, das verstohlen und ängstlich jeder Bewe- gung seines Feindes folgt. Springt man dann plötzlich auf ihn los, so lässt er ein kurzes Zwitschern hören, fein und leise, ähnlich jedoch dem hellen Gackern einer in der Dunkelheit aufgeschreckten Zipp- drossel, und verschwindet unmittelbar darauf wie durch Zauberschlag unter den Brombeerranken. Das Nest der Cettia altisonans hat mit dem der Nachtigall die meiste Aehnlichkeit. Im dichtesten Gestrüppe des Epheu, der Brom- beeren und der Smilax aspera versteckt, ruht es etwa bis zur Höhe von 3‘ über dem Boden zwischen den Zweigen jener Gewächse. Die äussere Umhüllung desselben ist grob gearbeitet aus. Moos und dür- ren Seggenhalmen, der Napf tief, und die inneren Wände desselben von feinen dürren Gräsern und Wurzelfasern gefertigt, zwischen de- nen hin und wieder eine einzelne Feder eingewoben ist. Das Ganze ist ein ziemlich umfangreiches Gebäude in Ansehung der geringen Grösse des Vogels. Die 4—5 Eier sind einfarbig hell braunroth, von der Schattirung der Radeblume (Agrostemma githago) und ziemlich leb- haft glänzend. | Etwa gegen die Mitte des Juni erscheinen die ersten flüggen Jungen, von den Alten, besonders dem Weibchen, zum Zwecke des leichteren Auffindens der Nahrung in die lichteren Hecken der. Fel- der und Gärten geführt. Hier ist es denn auch gar nicht sehr schwie- 413 rig, Alte sowohl, wie Junge zu erlegen, da Unbekanntschaft mit der Gefahr die letzteren, welche zwar immer noch im Vergleiche zu an- deren Sylvien ziemlich scheu bleiben, zutraulicher, und elterliche Liebe die ersteren der eigenen Sicherheit vergessen macht. Sobald man sich dann einem Gehecke des Cettisängers nähert, vernimmt man sogleich’den warnenden und lockenden Ruf der Alten, welcher demjenigen des Zaunkönigs sehr ähnlich, jedoch nicht so hell ist und in so schnellem Tempo ausgestossen wird, als dieser: dabei zeigen aber die Jungen bereits schon ihre Schlüpferweise, indem sie sich, trotz heftigen Geräusches, ganz still an dem Orte halten, an dem sie sich hinlänglich verborgen glauben. Ich hatte eines Mals einen Jungen Vogel dieser Art in ganz niedrigem Gebüsch matt gejagt, und konnte ihn anfangs, die Zweige alle vorsichtig nach einander aufhe- bend und wegbiegend, nicht gewahr werden, bis ich ihn endlich ganz zuletzt auf der Erde in einem dichten Grasbüschel ergriff. Um dieselbe Zeit beginnen sich die Alten bereits zu vermausern, deren weiches seidenartiges Gefieder, besonders dasjenige des nur 10fedrigen Schwanzes durch das ewige Schlüpfen fast bis auf die Schäfte abgeschliffen ist. Der Gesang des Männchens ist immer hei- serer und undeutlicher geworden, und flackert selten nur noch in einer matten Strophe auf, bis er zuletzt gänzlich verstummt, dem el- terlichen Lockton völlig weichend, welcher nun die einzige Stimme ist, die man von diesem Vogel vernimmt. So dauert die Lebensweise des Cettisängers noch fort, bis etwa gegen das Ende des August hin, wo dann die Jungen anfangen, all- mählig aus dem bis dahin noch hestehenden Familienverbande auszu- scheiden, und sich zu zerstreuen, auf eigene Hand ihrer Nahrung nachgehend. Auch die Alten haben sich inzwischen ziemlich voll- ständig vermausert, und dem Männchen ist allmählig sein Gesang wieder gekommen, der indess den Klang und die Lebhaftigkeit des- jenigen, welchen es im Frühlinge hören lässt, nicht zur Hälfte erreicht. Die Jungen mausern in diesem Jahre wahrscheinlich gar nicht mehr, indem sie sehr langsam wachsen, und erst gegen den Herbst Ihre normale Grösse erreichen. . Den Winter über bleiben diese Vögel an den ihnen zusagenden Orten, welche, obgleich sie nur stets von geringer Ausdehnung sind, mehrere Individuen zu gleicher Zeit beherbergen müssen, die sich dann mit dem Beginne des Frühlings paaren, wobei jedes einzelne 414 Päärchen seinen eigenen Bezirk einnimmt, in dem es kein anderes seines gleichen duldet. 3: Der Schilfrohrsänger, 8. Phragmitis Bechst. Für keinen Vogel dieser Art und der drei folgenden, die allerdings nur in sehr geringer Anzahl und an sehr wenigen Stellen auf unserer Insel ver- treten, hat das Volk einen besonderen Namen, obgleich man doch annehmen sollte, dass Niemandem, der an einem von Rohrsängern bewohnten Ufer vorübergeht, das Dasein dieser Vögel, das sich ziem- lich laut bemerklich zu machen pflegt, entgehen könne. Da dieselben aber eben ihres Aufenthaltsortes wegen kein Gegenstand einer ein- träglichen Jagd sein können, kümmert sich auch der Sarde nicht wei- ter um sie, der Alles nur nach dem Maassstabe der Essbarkeit misst. Der Schilfrohrsänger findet sich nur an wenigen Orten und in sehr geringer Anzahl auf Sardinien. Ich habe ihn allein am Rande . der Salzseen von St. Giusta und Sassu bei Oristano gefunden, sowie in einem Sumpfe bei der Stadt Gonnesa und nahe der Westküste, an der Stelle, welche Porto Paglia heisst. Auf dem Frühlingszuge jedoch wird dieser Rohrsänger häufiger angetroffen. Wenige aber bleiben, wie bereits gesagt, zum Brüten zurück. Seine Lebensweise ist hier durchaus nicht ah von a jenigen, welche er in anderen Ländern führt, ausser, dass er auf un- serer Insel mehrstentheils nur an Sümpfen wohnen kann, die von Salzwasser gebildet werden. Eben dasselbe gilt auch von den folgenden drei Arten. 4. Der Drosselrohrsänger, $. turdoides Meyer, ist etwa in derselben Zahl auf unserer Insel vorhanden, wie der vorige. Er ist derjenige, welcher am spätesten im April ankommt, während der Schilfrohrsänger der erste ist. Im October. verlassen alle Vögel die- ser Gruppe dann Sardinien, das kaum und nur in sehr geringer Zahl von den aus dem Norden herabziehenden berührt wird, gewiss ein Beweis, dass die Zugvögel nicht wie an einem Linealstriche auf der Karte herab nach Süden wandern, sondern stets nur solche Orte be- rühren, welche ihnen auch die hinreichende Nahrung gewähren kön- nen, während sie diejenigen, welche diess nicht vermögen, aus ural- ter, von Generation zu Generation übergehender, Tradition vermei- den. Wüssten wir erst ganz genau die Species aller derjenigen Sä- mereien oder Insecten, welche in ihrer Verbindung einem Vogel zur Nahrung dienen müssen, würden wir uns auch wohl erklären können, ee Sn re ce m u a ann ae 415 warum dieser und jener Landstrich von dieser und jener Art gemie- den wird, wofür unsere blöden Augen aber bis jetzt noch keinen ge- nügenden Grund haben sehen können. Ebenso ist es mit dem Er- scheinen einer. bisher fremden, oder dem allmähligen Verschwinden einer sonst häufigeren Vogelspecies an bestimmten Orten. 5. Der Teichrohrsänger, 8. arundinacea Bechst., ist noch der häufigste unter allen seinen Verwandten auf unserer Insel. Man findet ihn stets, wo die Ufer der Seen mit dem hohen italienischen Röhre (Arundo donax) bestanden sind.. Aus diesem her erschallt denn auch sein fröhlicher hurtiger Gesang, der die willige Phantasie wieder an den Rand der heimischen Seen im Norden versetzte, wenn erin Ver- bindung mit den Tönen eines Vogels der vorigen Art und denjenigen eines ausderLuft herabtaumelndenSchilfrohrsängers erklang, mochte auch der riesige gelbe Halmenwald vor meinen Augen mit den weiten trüb-gelben- Salzwellen dahinter eben nichts zu einer solchen Täu- schung beitragen. 6. Der Sumpfrohrsänger, S$. palustris, Bechst., ist der sel- tenste seiner Gattung auf Sardinien. Die für die vorige angeführten Aufenthaltsorte gelten auch für diese Art. Beide erscheinen etwa in der ersten Hälfte des April, um im September wieder fortzuziehen. Der Sumpfrohrsänger war es besonders, welcher den mit hohen Binsen bestandenen und mit den dornigen Mauern der Figa morisca (Cactus Opuntia) der umgränzenden Gärten umgebenen morastigen Teichen einiges Leben durch seinen Gesang zu verleihen vermochte. Der Wind hatte sich aus den dunklen Wipfeln der Oelbäume verzo- _ gen, die Nacht war schnell hereingebrochen, und die Sterne spiegel- ten sich doppelt hell in ion, dunklen, unbeweglichen Fluth. Tief summend zogen mitunter die Thaler-grossen schwarzen Pillen- käfer (Ateuchus sacer) vorüber, oder von der Küste her kam, rauh krächzend, ein Nachtreiher geflogen, unruhig oben in der Luft hin und her rudernd, seine Kameraden oder eine passende Schlafstelle in den Kronen der Pinien oder der’ Dattelpalmen suchend. Aus der Ferne her flötete die Zwergohreule ihr melancholisches Tjuuk, und - drüben den Weg entlang.ritt ein Sarde nach Hause, sein ebenso me- lancholisches, aber weniger melodisches Lied herplärrend von seiner Liebe, die zur Rose geworden, eines von den 3 oder 4 Gesängen, welche das Volk überhaupt nur eigenthümlich besitzt. Der Reiter war vorüber, und der Reiher zur Ruhe gekommen. 416 Da fing der Sumpfrohrsänger sein lustiges Lied an, der Spötter, der den Grasmücken nachahmt und den Maulwurfsgrillen, aber den Rei- hern und den Sarden nicht. Bald von dieser Seite, bald von jener klang es und klirrte, aber die Zwergohreule fiel immer mit der Regel- mässigkeit eines Metronoms ein, den in toller Laune übersprudelnden Gesang in das richtige Versmaass eindämmend, und die grossen Pillenkäfer summten den Bass dazu. Ein Windstoss schauerte auf, und fuhr mir über die blonden Schläfe: Fremdling aus dem Norden, denke an die Intemperie, denke an das Fieber! Ich habe noch fer nicht daran arlbn) bis ich es endlich wohl musste. B. Spötter, Polyglottae, v. d. Mühle. 7. Der Gartenspötter, $. Aypolais L., ist der einzige Vogel dieser Gruppe, welcher sich auf Sardinien findet, wo er auch nicht einmal brütet, sondern wo er mit dem Anfange des September er- scheint, um im October wieder fortzuziehen. Während dieser Zeit hält er sich besonders in den Obstgärten auf, deren Früchte dann seine Hauptnahrung bilden. Unter diesen sind ihm wieder die Feigen am liebsten, und der Gartenspötter hilft somit ebenfalls das italieni- sche Sprüchwort bewahrheiten, welches sagt: Nel mese d’Agosto ogni uccello & beccafigo, im August ist jeder Vogel Feigenfresser. Auf dem Frühlingszuge ist diese Species nicht bemerkt worden. C. Laubsänger, Phyllop istae Meyer. 8. Der schwirrende Laubsänger, 8. sibilatrix Bechst., berührt nur auf der Wanderung im April, und dann auch nicht in grosser Menge unsere Insel, auf welcher er nicht brütet. Die wenig schattigen Hochwälder sind kein Aufenthaltsort für diesen Vogel, der das Dun- kel der mit Kiefern gemischten Laubholzschläge am meisten liebt. Seine Stelle auf den Bergabhängen müssen dann die beiden folgenden Arten versehen. 9. Der Berglaubsänger, S. Bonelli Vieill., findet sich nicht in grosser Anzahl auf Sardinien, das überhaupt arm an Individuen dieser ganzen Gruppe ist. Die von Quellen durchrieselten hellen Schluchten mit Gebüsch und einzelnen Korkeichen bewachsen , sind gewöhnlich 417 diejenigen Orte, an denen man diesen und den um vieles häufigeren Vogel der nächsten Art antreffen kann. Hier lebt dann der Bergläubsänger zwischen den Zweigen der wilden Rosen, der Lorbeeren und Myrthen, ohne durch seinen kur- zen, monotonen Gesang die höchstens vom Quellenmurmeln unter- brochene Stille besonders zu stören. Sein Nest, welches viel Aehn- lichkeit mit dem der sibilatrix hat, legt er auf freieren, mit Riedgräsern und Silbermoosen bewachsenen Stellen an. Die 4—6 Eier sind denen eben jenes Laubsängers gleichfalls sehr ähnlich, nur durchgehends etwas kleiner. } Im September besucht dann der Berglaubsänger die Ebenen, nachdem er seine Brutplätze verlassen, um dem wärmeren Süden zu- zueilen. 10. Der Fitis-L aubsänger, $. trochilus, Lath., ist der häufigste seiner Gattung auf unserer Insel. Die bei dem vorigen angegebenen Orte bilden auch seinen Lieblingsaufenthalt hierselbst, an dem man ihn jedoch nicht auf demselben Punkte mit dem vorigen antrifft, son- dern höchstens beide in derjenigen Entfernung von einander, welche die Reviere zwei so nahe verwandter Vögel zu trennen pflegt. Im September steigt der Fitislaubsänger ebenfalls in die Gärten der Ebenen herab, jedoch um theilweise dort zu überwintern. 11. Der Tannenlaubsänger, S$. rufa, Lath., findet sich allein, wenn auch selten, wie überhaupt auf Sardinien, in den wilden Oel- baum- und Korkeichenwäldern des Gebirges. Ganz blank und glatt darf indessen der Boden derselben nicht sein, um‘diesem Vogel zu genügen, sondern es müssen hin und wieder Brombeersträucher, Windhalme oder Asphodeluslilien an den feuchteren Stellen und dich- tes Epheu- und Stachelrebengeranke vorhanden sein, zu welchen er herabsteigen kann, um seine Nahrung zu suchen, oder um sein Nest in ihnen anzulegen. | Auch er zieht sich im Winter in die Ebenen zurück, um jedoch denselben in ihnen zuzubringen. Sämmtliche Laubsänger haben bei dem Volke der Sarden keine . Benennung. Diejenigen Leute aus. den höheren Ständen, mit denen ich auf der Jagd oder bei einer sonstigen anderen Gelegenheit draussen zusammen war, hiessen dieselben stets gleichgültig, welcher Art sie angehörten, mit der italienischen Bezeichnung Zui verde. Naumannia 1857. 27 418 D. Strauchsänger, Dumeticolae, v. d. Mühle. 12. Der sardische Sänger, 8. sarda. della Marm. Topi de Mata C. M. Ogu de O& (Ochsenauge), C. 8. Malherbe*) ist der erste Schrift- steller neuerer Zeit, welcher das Vaterland des sardischen Sängers über unsere Insel hinaus ausdehnt, und sein Vorkommen in Corsica, im südlichen Aha, sowie in Sicilien mittheilt, wo er auch nisten soll. Auf Sardinien ist er kein gerade seltener Vogel, der stets die mit Cistenrosen oder Dornensträuchen bewachsenen niedrigeren Berg- abhänge bewohnt. In der Ebene, oder auch nur in den von jenen Hügelzügen gebildeten Thälern zeigt er sich niemals, wohl aber geht er öfter auf die höheren Berge, an der Gränze des Hochwaldes das niedere Buschwerk mit untermischten Asphodeluslilien zu seinem Aufenthaltsorte wählend. Der sardische Sänger ist eigentlich der strengste Typus jener südeuropäischen, das weite Gestrüpp und die Cistenrosen bewohnen- den Sängergruppe, die sich äusserlich noch durch den nackten, auf- geschwollenen und lebhaft rothen Augenliederrand charakterisirt. Rastlos in Bewegung, von einem Cistenstrauch zum anderen gehend, bald die Käferchen aus der Blüthenkrone hervorpickend, bald einen flatternden Spanner über der Erde im Laufe verfolgend, lässt er von . Zeit zu Zeit sein klingelndes Liedchen ersehallen, das eine grosse Aehnlichkeit mit dem Gezwitschere eines jungen Kanarienvogel- Männchens hat, mit dem Unterschiede jedoch, dass jenes wie der Ge- sang des Rothkehlehens, in Moll schliesst. So wenig laut das Lied des sardischen Sängers auch an und für sich ist, so weit kann man es doch vernehmen, besonders einzelne hellere Töne, die dann fast ganz dem Schellen einer kleinen Klingel gleichen. Der Lockruf dieses Vogels ähnelt vollkommen demjenigen des rothrückigen Würgers, nur dass er um ein bedeutendes leiser ist, der Grösse des ersteren angemessen. Schärfer und in schnellerem Tempo ausgestossen wird er zum Warnungsrufe. Es ist ziemlich schwierig, den sardischen Sänger auf seinem dicht bebuschten Terrain zu erlegen. Sobald er sich verfolgt sieht, | taucht er unter die Cistenzweige, sein Wesen dicht über der Erde *) Faune ornithologique de la Sicile, Metz 1843. 419 forttreibend, welches ihm um so leichter wird, als erstere, oben wohl eng mit den Kronen sich berührend, eine weite und zuhammenhän- gende Decke bilden, unten jedoch, wo die Zwischenräume der Stämme mit keinem Moose oder Grase ausgefüllt werden, einen genügenden Raum zu freier Bewegung darbieten. Zuweilen taught er dann zwischen den oberen Zweigen jener Pflanzen auf, sich geschickt durch die Blät- ter deckend, so dass man höchstens einen Theil des Schwanzes oder einer anderen Extremität gewahr wird, nie jedoch den ganzen Vogel. Verhält man sich dann ganz ruhig, so erscheint er auch wohl singend auf dem Gipfel des nächsten Busches, von dem man ihn dann, schnell feuernd, herabschiessen kann. Jede verdächtige Bewegung vorher jedoch macht ihn mit einem kurzen „Täck“ wieder unter der Laub- decke verschwinden. Flügellahm geschossen läuft er hurtig an der Erde fort, und man muss flink hinterher sein, will man ihn noch zu rechter Zeit ergreifen, ehe er sich, etwa 20 Schritte von dem Orte des Anschusses entfernt, hinter einen Stein oder einen kleinen Grasbü- schel gedrückt hat. Der sardische Sänger ist der allerletzte, welcher sich noch in der Dämmerung hören lässt, nachdem ‚schon die ersten Zwergohreulen angefangen haben zu rufen. Dann aber ist sein Ge- sang nur ein helles Aufflackern, das sich in langen und unregelmässi- gen Pausen wiederholt, jedenfalls eine Folge des unruhigen Tempe- ramentes dieses Vogels, dem die herabsinkende Nacht noch nicht so- fort auf die Augenlieder fällt. "Sein Nest legt er am liebsten in einem dichten Dornen- oder Myrthenbusche an, da ihm die Cisten doch im Ganzen zu durchsich- tig sind. Dasselbe besteht aus dürren ‚Halmen ‚ inwendig mit einzel- nen Pferdehaaren, hin und wieder auch mit einer Feder ausgelegt. Es ist verhältnuissmässig ziemlich tief, jedoch nicht sehr fest gebaut und mehr dünnwandig, nach Art etwa der fahlen Grasmücke (8. ei- nerea), mit welcher überhaupt die Strauchsänger alle im Nestbau Aehnlichkeit haben. Die 4—5 Eier sind auf grünlich schmutzig-weissem Grunde mit ölgrünen Wolken gezeichnet, welche hin und wieder den Charakter von Flecken annahmen, sowie mit einzelnen wirklichen in’s Aschbläu- liche spielenden Flecken, schwarzen Pünktchen und ab und zu einer schwarzen Schnörkellinie. Ihre Grösse ist die des Stieglitzeies. Die Jungen gleichen vollkommen den Alten, nur dass der dunkle Anflug auf dem Scheitel und an den Zügeln bei dem jungen Männchen 27* 420 bei weitem nicht so stark ist, als bei dem erwachsenen, und dass der Augenliederrand des Jugendkleides einen nur geringen röthen An- flug zeigt. Sonst aber ist der Charakter, wie wir hie an den alten Vögeln sehen, schon gänzlich bei dem kaum flüggen Jungen ausgeprägt, und es hält ziemlich schwer, die aus dem Neste noch vor ihrer vollkom- menen Flugbarkeit herausgehüpften Vögelchen zu ergreifen, da sie mit ungemeiner Behendigkeit zwischen den Cistenzweigen hindurch zu klimmen und so zu entfliehen wissen. Der sardische Sänger ist Standvogel für unsere Insel, und .ver- lässt auch im. Winter seinen einmal gewählten Aufenthaltsort nicht. Da er schon mit dem Anfange des April zu nisten beginnt, wa er gewiss den Sommer über drei Bruten zu Stande. 13. Der Provencer Sänger, &. provincialis, Gml. Die für den vorigen Sänger angeführten sardischen Namen sind dieselben für den einzelnen der ganzen Gruppe, mit Ausnahme der $. melanocephala. Der Provencer Sänger ist auf Sardinien der seltenste aus der ganzen Familie der Dumeticole. Seine Lebensweise und,seinen Auf- enthalt hat er mit dem vorigen gemein. Auch seine Sitten, sowie der Lock- und Warnungsruf sind fast dieselben, und ich liess mich einst so vollständig dadurch zu der irrigen Meinung verleiten, der von mir verfolgte Vogel sei eine 8. sarda, dass ich nicht wenig erstaunte, in dem endlich erlegten, der, wie es bei jener ebenfalls sehr häufig ge- schehen musste, durch die verbergenden Zweige hindurch geschossen wurde, eine 8. provincialis zu erblicken, und zwar ein prächtiges Männchen mit schön aschblauem Rücken nnd düster kupferfarbener Unterseite. Der Eindruck des nur in halben Umrissen sichtbaren Vogels war so vollständig der eines sardischen Sängers, dass ich mich wirklich zu einer Annäherung an den zwar nur noch unbestimm- ten Ausspruch von der Mühles in jener oben angeführten Monogra- phie, der Provencer Sänger sei nur eine Varietät des sardischen, oder umgekehrt, hingezogen fühle. ' Leider musste ich bald nach jenem die Gegend von Iglesias, in der ich mich damals aufhielt, verlassen, und traf nur erst im Juli aber vie] seltener als dort, den ersten der beiden Sänger amden Abhängen des Monte Sassitu im Capo di sopra wieder, den zweiten aber nicht, so dass meine Beobachtungen in dieser Beziehung REN NN geblie- ben sind.’ 421 Alles Uebrige von $. sarda gesagte, gilt auch von der $. pro- | vincialis. 14. Der Brillen-Strauchsänger, $. conspieillata della Marm. Dieser niedliche kleine Vogel ist eigentlich ganz die fahle Grasmücke en miniature, mit welcher sie auch schon der Alles grundsätzlich für climatische Varietät erklärende Purismus hat zusammenwerfen wol- len. . Indessen ganz abgesehen von dem doch ziemlich bedeutendem Unterschiede in der Farbe und Grösse zwischen den beiden Sängern, würde der bei der conspicillata ebenfalls vorhandene aufgetriebene rothe Augenliederrand schon vollständig genügen, diesen Vogel der fahlen Grasmücke gegenüber als eine gute Species hinzustellen. Der Brillenstrauchsänger findet sich am häufigsten auf dem süd- lichen Theile unserer Insel, in der Nähe der Küste bei Cagliari und in den Strauchwäldern, von den Ufern des Stagno di Cagliari bis zu den nördlich daran stossenden Bergen. In den Gebirgen von Iglesias und der Gallura im Capo di sopra habe ich ihn nicht angetroffen, ebenso wenig in der straucharmen Gegend um die Stadt Oristano. Dieser Vogel hat, wie bereits gesagt, hinsichtlich seiner Sitten viel Aehnlichkeit mit der $. cinerea. Weniger scheu ‚als seine vor- hergehenden Verwandten, erscheint er oft singend auf der Spitze der Dornen- oder Cistensträuche, mitunter dabei wie eine Rakete in die Luft steigend, um mit aufgeblähtem Gefieder, noch bevor die letzte Strophe geendet, wieder auf die nächsten Zweige herabzufallen. Der Gesang hat ebenfalls viel- Aehnlichkeit mit demjenigen der fahlen Grasmücke, nur dass er weniger weich und rauher klingt. Das lange anhaltende und ziemlich melodische Zwitschern, welches diese oft, besonders in der ersten Zeit des Frühlings nach ihrer Ankunft hören lässt; fehlt dem Brillenstrauchsänger ganz, welcher nur den kurzen lauteren Ruf derselben hat, den er mitunter beliebig mehr oder weni- ger durch Hinzufügung noch einiger Sylben in die Länge zieht. Ebenso ist der Lockton des Brillensängers nicht der schnalzende der fahlen Grasmücke, sondern-der harte, würgerähnliche, der allen Strauchsängern mehr oder weniger gemein ist. | Zum Ueberflusse finden sich beide an denselben Stellen, wo man ' dann sofort den speeifischen Unterschied dieser Vögel recht deutlich in ihrem trotz aller Aehnlichkeit verschiedenen Benehmen sehen kann, indem der eine eine Grasmücke, und der andere ein Strauch- sänger ist, dessen nächste Verwandte S. melanocephala und 8. sarda 422 heissen. Und soll es denn einmal eine 8. cinerea mit südlich höherer Färbung geben, so kann man eine solche in der auf Sardinien leben- den und auch brütenden finden. Das Nest des Brillenstrauchsängers, welches ich bereits zu An- fang des April fertig, aber noch ohne Eier fand, ist ebenfalls von der _tiefnapfigen dünnwandigen Construction, wie sie allen Strauchsän- gern, vielleicht mit Ausnahme der $. melanocephala eigen. Aussen fand ich einige Lammwollflocken mit eingewebt, wie diess wohl eben- falls die fahle Grasmücke zu thun pflegt. Die Vögel waren indessen so empfindlich, dass sie das Nest, welches ich nur nach Wegbiegen der Zweige erblicken konnte, sofort verliessen, weshalb ich auch keine Eier erhielt. | 16. Der schwarzköpfige Strauchsänger, $. melanocephala, Gml., Cabu de moru C. M., Conca de moru C. 8., d. i. Mohrenkopf, wie der männliche Plattmönch und die Hausschwalbe genannt, macht sich von allen seinen Familienverwandten am bemerkbarsten, da er am nächsten den menschlichen Wohnungen sich aufhält. : Die Brom- beerhecken der Gärten, das hohe um einen Quell herumstehende Ge- büsch, sowie die höheren Sträucher der Schluchten sind der Schau- platz seiner ziemlich geräuschvollen Lebensthätigkeit. Nähert man sich schon von ferne dem Orte, wo sein Nest oder seine Jungen versteckt sind, so hört man seinen hellen Warnungsruf „trret, trret, trett“, der mitunter im höchsten Zorn oder in der höch- sten Angst so schnell hintereinander wiederholt wird ‚ dass er als ein zusammenhänges Schnarren erscheint. Diese Töne liess das Männ- chen besonders hören, wenn ich seine eben erst ausgeflogenen Jun- gen ertappte, und einzelne davon mit dem Ladestocke erschlug. Da- bei spannte dasselbe seine dunkel schwarzen Kopffedern, die um ein Geringes bis in den Nacken hinein verlängert sind, in die Höhe, und der rothe Augenring flammte feuerroth, wobei es sich mir bis auf we- nige Fuss näherte. Der Lockton ist ein weniger scharfes treck, treck, treck, womit auch gewöhnlich der Gesang beginnt, der sehr mannigfaltig, ziemlich lang, und aus schnarrenden und pfeifenden Tönen zusammengesetzt ist, von denen die letzteren manche ganz artig klingende Passage bilden. Denselben lässt er auch öfter von einem Orte zum andern fliegend vernehmen, oder, wie der Brillenstrauchsänger aufsteigend und wieder auf einen Zweig zurückfallend. 423 Das Weibchen ist ein nicht halb so munterer und kecker Vo- gel, als das Männchen, und man bekemmt ersteres nur selten zu se- hen. Auch um die Jungen ist es wohl ebenso besorgt, als der andere Gatte, indessen geschieht die Vertheidigung derselben lange nicht mit . der lärmenden Tapferkeit, die man an diesem erblickt. Das Männchen ist denn auch der Hans in allen Gassen, der sich um Alles bekümmert, überall mitredet, und überall Partei nimmt Lässt sich ein Raubvogel von ferne erblicken, sogleich macht es . Lärm, auf einen freien Zweig hinaustretend, klagt ein anderer Vogel ängstlich um seine Brut besorgt, sogleich .ist esı bei ihm, und hilft kräftig den Feind mit vertreiben. Dass ihm. dabei vom Jäger man- ches unangenehme passirt, scheint für die andern durchaus keine Warnung zu sein. Seinen Aufenthalt hat der schwarzköpfige Strauchsänger mit dem bebrillten‘, und manchmal auch mit dem sardischen gemein, in- dessen findet er sich doch wieder an Orten ‚wo diese beiden niemals hinkommen. von der Mühle sagt von ihm, er liebe besonders die ÖOpuntienhecken, in denen er auch sein Nest aufstelle.. Aus eigener Erfahrung kann ich diess nicht bestätigen, indem ich überhaupt nie- mals einen Vogel sich zwischen diesen Cactusarten habe aufhalten sehen, deren breite und lange mit vielen regelmässigen Stachelbü- scheln besetzte Zweige durchaus keinen bequemen Sitzpunkt für ir- gend ein Geschöpf, höchstens eine Eidechse ausgenommen, gewäh- ren, und noch viel weniger einen Platz zur Anlegung eines Nestes darbieten können, es sei denn, dass in Mauer- und Baum-armen Ge- genden vielleicht einmal eine Zwergohreule in den Nischen der dicht- verschlungenen Aeste ihren Wohnsitz aufschlage. Die Nester des schwarzköpfigen Strauchsängers, welche ich gefunden, standen entweder in niedrigen dichten Cratejus- oder Ly- ciumbüschen, oder ganz frei zwischen den Zweigen eines Brombeer- strauches, von der überhängenden Krone desselben freilich vollkom- men vor allen feindlichen Blicken geschützt. | Dieser Vogel muss seine erste Brut schon ziemlich früh beginnen, ' indem ich bereits zu Anfang des April flügge Junge von ihm vorfand. Sogar im August noch entdeckte ich ein Nest desselben mit vier voll- ständig frischen Eiern. Diese, 4—5 an der Zahl, sind auf schmutzig weissem, olivengraugrünlichem Grunde mit sehr vielen äusserst fei- nen dunkleren Flecken, fast nach Art der Holzhehereier, gezeichnet. 424 Ausserdem finden sich auch noch bläuliche Pünktchen, und am dicken Ende öfter ein kleiner Kranz olivenbrauner Flecken. -Erhebliche Varietäten habe ich niemals bemerkt. Das Nest selbst ist diekwan- diger als diejenigen seiner Familienverwandten, etwa demjenigen des Plattmönchs ähnelnd, jedoch bei weitem kleiner und auch zierlicher . ‚angelegt. Der schwarzköpfige Strauchsänger verlässt im Winter Sardi- nien nicht. 16. Der weissbärtige Strauchsänger, 8. leucopogon, Savi. Dieser Vogel ist der einzige seiner ganzen Familie, welcher höhere Bäume über sich leiden mag, sich wohl gar, um zu singen, auf ihre Zweige setzt. Man findet ihn daher vorzüglich in den Gärten, welche Heckenzäune haben, niemals jedoch in den Oelgärten, deren Boden höchstens mit etwas Gras bewachsen ist. Insoweit bleibt er seinem Strauchsängercharakter treu. Ebenfalls hat er die Gewohnheit mit der conspieillata gemein, singend in die Luft zu steigen, und singend wieder herabzufallen. Sonst'kann er eine lange Zeit ruhig auf der vorderen ‘Mitte eines Chaussdebaumes sitzen bleiben, von welcher herab er sein Lied ertönen lässt, das in Kraft und Umfang der Stimme etwa dem der melanoe. gleich kommt. Sein Warnungs- und Lockruf sind ein lautes zerr, zerr, lauter und in schnellerem ns stossen, wenn es ersteres bedeuten soll. u So frei das Männchen sich auch sehen. lässt, ‚so ae weiss es von Strauch zu Strauch zu schlüpfen, wenn es’verfolgt wird, im- mer verdeckt und nur hin und wieder durch sein „zerr‘“ seine An- wesenheit verrathend. So leicht vermag. es denn auch kein Geräusch aus einer sicheren und verborgenen Stellung an das Tageslicht zu ' treiben. Hartnäckig verkriecht es sich nur noch tiefer in die Win- dungen der stachligen Dornenranken, und es gehört wirklich die grösste Geduld und Ausdauer des Jägers dan ‚ wenn er endlich zu seiner Beute gelangen will. v Sonst ist die Lebensweise der übrigen ige a auch die des weissbärtigen. Sein Nest legt er im dichten Gebüsch an, und die 4—5 Eier haben den Charakter aller derjenigen der Strauchsänger. Auf einem grün- lich schmutzig weissen Grunde zeigen sie ölbraune und olivengrüne Punkte, die mitunter am dicken Ende einen Kranz bilden. Ihre Grösse ist die des Stieglitzeies. ER . 425 E. Grasmücken, Philacanthae, Gloger. 17. Die fahle Grasmücke, 8. cinerea, Lath. Stampacresuras, C. M. ist in ihreh Sitten und der Farbe ihrer Eier nach ebenfalls halb und halb noch zu den Strauchsängern mit hinzuzurechnen, obgleich ihr der dieselben charakterisende Augenring fehlt. Wie bereits oben bei dem Brillensänger gesagt worden, hat sie für Sardinien gewöhnlich die von diesem bewohnten Orte mit ihm’ gemein, zu welchen noch die der Sylvia leucopogon hinzukommen. Im Ganzen findet sich die fahle Grasmücke indessen doch nicht häufig auf Sardinien, vorzüglich den südlichen Theil desselben be- wohnend und die Gegend um Sassari mit ihren reichen Fruchtgärten. Trotzdem dieser Vogel im Winter seinen Standort nicht verlässt, glaube ich doch kaum, dass er mehr als zwei Bruten macht, sobald er ungestört bleibt. Wie ich schon früher erwähnt, ist die Farbe der fahlen Gras- mücke im Süden etwas höher und intensiver, als i im Norden. - Sonst bleibt sie dort derselbe Vogel, wie hier. 18. Die geschwätzige Grasmücke,'S. eurruca, Dath., welche ebenfalls wie die vorige und die folgende keinen Namen bei dem Volke des‘ Capo di sopra hat, wird im €. M. mit der’ allgemeinen Benennung Topi de Mata bezeichnet. Dieser Vogel ist auf Sardinien noch seltener, als der vorige, mit dem er den Aufenthaltsort ‚gemein hat. Den Winter über bleibt er nicht auf unserer Insel, sondern er- scheint erst mit dem Anfange des April daselbst, um sich im Septem- ber von dem allgemeinen Zuge seiner Art mit aufnehmen zu lassen. - Die Lebens- und Nistart der geschwätzigen Grasmücke ist ausser- dem durch nichts von derjenigen Toselaeden ‚ die, dieselbe bei uns führt. 19. Die Gurten 8. hortensis, Bechst. Ob dieser Vo- gel auch auf seinem Zuge Sardinien berühre, wage ich nicht mit Be- _ stimmtheit re halte. es indessen für möglich, Ja für wahr- scheinlich. i Brutvogel ist er nicht daselbst. 20. Der Plattmönch, 8. atricapilla, Lath. Filomena C. M. Conca de moru &, Muschita £ 0. S. Diese Grasmücke ist im Ganzen und Grossen Zugvogel für unsere Insel. Indessen mögen auch wohl ein- zelne Individuen dort überwintern. Gegen die Mitte des März findet 426 man sie schon allenthalben an den ihr zusagenden Orten, den quellen- durchrieselten Gärten, die sie mit ihren lauttönenden Liedern erfüllt, lange noch ehe sich die Nachtigall daselbst hören lässt. Am häufigsten und wirklich gemein habe ich den Plattmönch in der Gegend: von Iglesias gefunden, und ich weiss nicht, ob es Täu- schung war, mir aber erschien sein Gesang hier so wunderbar voll- tönend, als ich nie im Norden von ihm gehört. Diess und der Umstand, dass er schon bei weitem früher sich hö- ren lässt, als die Nachtigall, also beim ersten Eindrucke keine Con- eurrenz mit derselben auszuhalten hat, mag ihm wahrscheinlich zu dem sardischen Namen Filomena verholfen haben. | Und in der That, ich denke nur noch mit Vergnügen zurück an die Schluchten von Iglesias. | Ueber die Berge fort zog der Passat vom Meere, dass.die einzel- nen Steineichen da oben ächzten und sich windend mit ihm rangen, und stürmten die Adler dahin und die Raben, die lärmenden Schma- rotzer — unten aber war es heimlich und still. Die Brombeeren bau- ten eine Wölbung über die hohen Ufer, zwischen denen flach, ganz flach das lebendige Wasser einen Kiesel nach dem anderen überrie- selte. Aus den Hecken schauten grosse blaue Blumen und über den Rand eines dornigen Opuntienzweiges lugte das kluge Köpfchen einer Eidechse. Die wilden Rosen prangten und der Flieder streute Wohl- gerüche aus seinen weissen Dolden. In der Wölbung über mir aber sangen die Conche de moru voll und mächtig und so recht lebensfroh, dass mir ganz heimisch zu Muthe wurde. Es waren diess auch meine liebsten Plätze, wo ich ungestört sitzen konnte und in der Hitze vom Norden träumen, wenn der Schnee dort stöbert. — Cetti sagt von der Moschita oder Noschita, wie er das Sardische schreibt, dass in ihre Nester der Kuckuk vorzüglich seine Eier lege *). Indessen ist hier gewiss von seiner Seite eine Verwechselung des Plattmönchs mit dem schwarzköpfigen Strauchsänger geschehen, nicht als ob der Kuckuk seine Eier nicht in das Nest der $. atric. legen könnte, sondern weil ich den Kuckuk gerade in der Gegend von Igle- sias, wo sich die meisten Moschita’s befanden, niemals habe sich den *) Questo uccellino (Moschita) & rinomato in Sardegna in quanto esso passa per !’uccello preso di mira dall impotente euculo per farsi covare il suo uovo. Uccelli di Sardegna. pag. 218. 427 Orten, wo sich diese aufhielten, nähern sehen. Er trieb sich vielmehr oben auf den Bergen bei den Strauchsängern, besonders auf den Standorten des schwarzköpfigen umher, von den einzelnen Eichen aus bequem das Terrain übersehend, und nach den Nestern dieser Vögel spähend. | F. Erdsänger, Humicolae, Naum. 21. Das Rothkehlchen, Sylw. Rubicula, Lath. Barbarrubia Grisu C. M. Ochibue (Oristano) Fra Gavinu (0. S. Consigliere (Alghuero). Einer der gemeinsten Vögel auf Sardinien. Wenn nur ein oder zwei Büsche im Hochwalde stehen, sogleich wohnen ein Paar Rothkehlehen darin. Wo die Myrthen, die Terebin- then und all’ das hartblättrige oder stachlige Gestrüpp nicht mehr so dicht steht, und die wilden Oelbäume weiter oben schon herüberwin- ken, da trifft man die ersten dieser lieben Vögelchen. Aber immer weiter noch nach oben folgen sie dem Jäger, und oftmals haben ihre harmlosen Neckereien mir die Zeit vertrieben, wenn ich mit gespann- tem Gewehre an einen Baumstamm gelehnt, auf die Mufflons lauerte und die Wildschweine, während die Treiber unten im Thale noch jauchzten und heulten. Und auch des Abends, wenn der Wind kalt vom Meere herüber wehte, klang immer noch das fröhliche Lied des Rothkehlchens, bis das Rauschen der Bäume sich legte, und die Sterne heraufzogen. Am Morgen war es auch wieder das erste, und wenn ' Alles noch zur Hälfte bei dem glimmenden Feuer schlummerte, des- sen Rauch langsam und bläulich an den dunklen Oelbäumen hinauf- wirbelte, und die Wachenden schlafesheiss und schauernd vor der Morgenkühle sich fester in die wollenen Decken hüllten — da schlu- gen die Rothkehlchen schon dieht über uns hell in die Dämmerung hinaus, dass Alles einen Augenblick stutzte, weil so plötzlich und so schmetternd die tiefe Stille rings umher unterbrochen war. ‚Un pic- cola uccello saluta il giorno“ sagte ein Jäger, und ich konnte nicht _ einmal lächeln über die italienische Sentimentalität. Das Rothkehlchen ist Standvogel, geht aber im Winter von den Bergen in die Ebene hinab, um von dem nach allen kleinen Vögeln leckeren Italiener eine viel herbere Niederlage zu erfahren, als diess bei uns durch die Sprenkel der Knaben geschieht. 22. Die Nachtigall, S. luseinia, L. Rossignolu, C. M. und C. 8. Passarilante (Iglesias). Findet sich überall auf unserer Insel, wo nur 428 Wasser ist neben dichtem Gebüsch. Am häufigsten traf ich diesen Vogel aber wieder an den rieselnden Quellen von Iglesias. Hier wa- ren ihrer so viele, dass jedes Nistrevier kaum den sechszehnten Theil an Umfang hatte, verglichen mit den Verhältnissen, die wir bei uns ' zu sehen gewohnt sind, und öfter schlug alle 20 Schritte ein Männchen. Schon daheim geht einem das Herz weit auf bei dem Liede der Nachtigall, wenn sie sich in den lauen Nächten hören lässt, welche der persische Flieder oder die Weinblüthen mit Wohlgerüchen angefüllt. Wann aber im Süden der Mond aufgegangen ist über den Oran- gegärten und die maurischen Feigen ihren bizarren Schatten gegen die weissen Mauern werfen, in tiefer Stille, dass man die Blumen könnte Athem holen hören, fängt dann die Nachtigall ihren Gesang an. Wovon es in der Dämmerung dunkel in den Bäumen gerauscht und leise im Quell gemurmelt, das ganze Märchen von den wunder- baren Mysterien des Lebens hat sie in ihre Strophe geschlossen, dass ‚Angst und Wonne, Schmerz und stille Freude um unser Herz spielen, welches schon höher schlägt, angehaucht von der warmen, Orange- blüthen-duftigen Nacht. Die Sarden gingen aber immer ungerührt und schwatzend vor- über. Ihnen ist ihre Rohrpfeife lieber, nach der bei uns kein Bär tan- zen möchte. Indessen de gustibus non est disputandum. Auch auf Sardinien brütet die Nachtigall des Jahres nur einmal. Gegen Ende August ‘haben die Alten sich so ziemlich vermau- sert, und die Männchen fangen dann wieder an zu schlagen, einzelne recht laut und zuhammenhängend, jedoch mit der Kraft des Früh- lings nicht. R Die Nachtigall, welche mit dem Anfange des April erscheint, ver- lässt unsere Insel im September wieder. 25. Das Blaukehlchen, 8. cyanecula, Meyer und Wolf, lässt sich nur höchst selten, und dann auf dem Herbstzuge in Sardinien blicken. Der sonst schon so wenig sichtbare Vogel an Stellen, wo er sich häu- ° fig findet, ist daher aus obigem Grunde so ganz der Aufmerksamkeit des Volkes entgangen, dass es keinen Namen für ihn hat. G. Rothschwänze, Ruticillae, Naum, 24. Der Gartenröthling, $. phenicurus, Lath. Coa de ferru, C. M. Fra Gavinu, ©. S.,ist fast überall auf der Insel, mit Ausnahme des Ge- birges zu treffen. An den strauchreichen Halden habe ich ihn viel- | | \ 429 fach zu Paaren fliegen sehen, so dass anzunehmen ist, er errichte sein Nest hier entweder im dichten Gebüsch,, oder in irgend einer Fels- spalte, welche indessen an solchen Orten niemals sehr hoch gelegen sein kann, sondern fast immer dicht über dem Boden er muss. Er überwintert auf Sardinien. 25. Der Hausröthling, $. Tühys, Lath. Coa de fogu C. M., Fra Gavinu ©. 8. Ist im Sommer minder gemein auf unserer Insel, als der vorige. Die steilen Felswände, wo sich deren finden, sind sein Aufenthaltsort, den’ er mit den Röthelfalken, den Adlern und den Steindrosseln theilt. Indessen zieht er noch die Mauern alter Ruinen und Kirchthürme den oben angegebenen Orten vor. Im Winter findet man ihn mehr in der Ebene, und zwar bei wei- tem häufiger, da er dann durch die aus dem Norden herabgezogenen Vögel seiner Art vermehrt wird, welche mit den eingeborenen zusam- men diese Jahreszeit dort zubringen. Nr. 26.' (20.) Einige Bemerkungen über das Nest von Sitta syriaca. Vom Marchese ®ratio Antinori. (Aus dem Italienischen vom Herausgeber). Dieser niedliche Vogel, welcher mit seiner munteren Stimme die höchsten und einsamen Gegenden der Gebirge Anatoliens und Syriens belebt, — wo er sich für gewöhnlich aufhält, obwohl er sich nicht fürchtet, sehr oft bis in die Ebene herabzusteigen, wo er sich beson- ders an den die steinigen Bergwässer umgebenden Felsen und den Mauern einiger alten verlassenen Gebäude zeigt, — baut sein Nest in den letzten Tagen des März und in den ersten des April. Zu diesem Zwecke wählt er einen Felsen oder eine Mauerruine, welche unter 430 ihren Vorsprüngen ihm zugleich Sicherheit vor Regen und an der Oberfläche eine für das zu erbauende Nest als Stützpunkt dienende Höhlung bietet. Es ist leicht zu erkennen, mit welcher Klugheit dieser Vogel bei der Wahl seiner Lokalität verfährt, da er, bevor er sich wirklich zum Bau des Nestes entschliesst, die ersten Stoffe desselben, welche in einer harzigen Substanz bestehen, in welche er kleine Federn, Haare, Faden, Wolle, Würzelchen und dergleichen knetet, an verschiede- nen Orten zu befestigen versucht. Aus der Kunst ferner, welche er anwendet, sein Nest dem Felsen gänzlich ähnlich zu machen und zu färben, kann man schliessen, dass er die oben erwähnten Versuche zu nichts Anderem anstellt, als um sich im Voraus zu überzeugen, dass sein Nest weder vom Regen beschädigt, noch von Jemand be- merkt werden könne, und dass es fest genug sein werde, um mehre Jahre zu dauern. Und in der That würde es völlig’unmöglich sem, das Nest der Sitta syriaca von dem Felsen, an welchem es befestigt ist, zu unterscheiden, wenn der dunkle runde Schatten der Oeffnung der Eingangsröhre es nicht zuweilen kenntlich machte; und selbst dieses Kennzeichen ist wenig sichtbar, wenn das Nest- hoch steht und man den Vogel nicht zufällig ein oder ausschlüpfen sieht. Eins dieser Nester, welches ich letztlich in dem die Stadt Mag- nesia beherrschenden Gebirge auffand, zeigte an der runden Ober- fläche einen Durchmesser von 25 C.M., 14 C.M. Tiefe, 7 und 5 ©.M. Dicke der obern Wand, 2 C.M. Dicke der Seiten- und Unterwand ; die Tiefe des Halses oder der Eingangsröhre betrug 5C.M. Das Gewicht des Ganzen betrug 500 und einige Drachmen, wenn ich in Anschlag bringe, dass ich einen Theil dieses Nestes wegen der Unbe- quemlichkeit der Lokalität von dem Felsen nicht lostrennen konnte. Es ist hiernach leicht einzusehen, dass der Vogel ein so grosses und schweres Nest nicht alle Jahre von Neuem bauen kann, sondern dass es vielmehr eine längere Zeit hindurch und vielleicht für sein ganzes Leben aushalten muss, Dank der Festigkeit, welche es nicht nur durch die grosse Masse des Materials, sondern auch die verschiede- nen dazu verwendeten Stoffe erhält. Rings um die Höhlung, welche zur Nestanlage ausgewählt wurde, und über den ganzen Durchmesser des Nestes klebt er eine Quantität Harz, das mit den oben angegebe- nen Stoffen und mit Erde vermischt ist. Dieses Harz nimmt er be- sonders von Pistacia terebinthus und lentiscus. Durch die Sonnenwärme u Be ee Eee nn eG N N GENE. N 431 zerfliesst es und bildet eine sehr feste Handhabe an dem Steine; auf dieser Basis, zähe genug, um ein schweres Gewicht zu tragen, und in den dazwischen gemengten Federn, Haaren und Würzelchen eine Menge Anheftungsmittel bietend, mauert der Vogel aus in Wasser er- erweichtem Thon und Kalkerde, denen er oft noch einige Haare und zu- weilen auch noch einige Faden einknetet, mit vieler Kunst einen Bau in Gestalt einer Flasche, oder besser einer Brust, deren Warze, genau im Centrum bleibend, nach aussen horizontal wie der Hals einer Flasche ausgehend, eine runde Oeffnung von 3 ©. M. Durchmesser bietet. Das Gewölbe ist, wie wir oben bei den Maassen angegeben haben, viel dicker an den Seiten und am Grunde; die innere Seite des Baues ist regelmässiger als die äussere, aber nicht sehr glatt; beide zeigen eine überall körnige Oberfläche, welche durch die übereinander geklebten Erdklöschen entsteht. Der Unterschied der äussern Seite und der inneren besteht darin, dass die erstere stellenweise von einer namhaften Menge Harz und einer rothen klebrigen Masse bedeckt ist, (das Letztere vielleicht von der Pappel genommen) — Substanzen, welche von der Sonne geschmolzen, das Nest nicht nur färben und in gewisser Weise die Flechten nachahmen, welche die Felsen bedecken, sondern die Oberfläche auch absolut undurchdringlich für den Regen machen. Es ist nicht möglich, soviel natürliche Klugheit zu bewun- dern und zu studiren, ohne darüber erstaunt zu bleiben. Das innere Lager für die Eier und Jungen besteht aus wenigen Federn, Wolle und einigen Fäden. Die Eier, 5—6 das Gelege, sind bekannt genug, als dass sie einer Beschreibung bedürften. s 432 Nr. 27. (21.) Verzeichniss Oentral-Africanischer und Nord- Africanischer Vögel, abgebildet in des Herzog Paul Wilhelm von Württemberg Jcones inedit. [po m - a.17. b. 18. . Juida phoenicophaea, &. P. Wurtt. Lamprotornis undulatus, Natt. rat: b. 22. In den Jahren 1842—1844 aufgestellt. , Nach Mittheilungen Sr. Königl. Hoheit an den Herausgeber. . Vultur moschatus, P. Wurtt. V. (Gyps) leuconotus? Tumat. Kamain. Genaea venerata, P. Wurtt. @. Tanisyptera sim. Egyptia. . Falco ruficapillus, P. Wurtt. 5. ad. F. chiqueroides? Fazogl. . Aquila riparia, P. Wurtt. an Ag. Heliaca, Savig.? Nubia. . Circastus zonurus, P. Wurtt. &. id. 2. ad. Rosseires, Tumat. . Helotarsus leuconotus, P. Wurtt. Abdin. H. ecaudatus var? | . Buteo longipes, J ard. B. rufinus, Rüpp. Limnosalus africanus, P. Wurtt. Egyptia, Nubia, Mare rubrum. . Aquila naevioides? Cuv. an A. pennata s. Brehmü? Sennaar. Ag. Desmurü? . Gymnogenys typieus 5. 11.2. ad. Polyboroides typ. Fazogl. . Astur melanoleucus, 5. .Ast. leucomelas, P. Wurtt. Kamamil. . Milvus isuroides, P. Wurtt. Dar Bertat, Kamamil. . Cireus rufipennis, P. Wurtt. Circus Heuglini, Sennaar. . Bubo selenotis, P. Wurtt. (&. ad?) verschieden von B. cinerascens. Fazogl. . Scops Fazoglensis, 5. Wurtt. Famakah, Kamamil. Malaconotus leucometopon, &. Gr. Muehl. Z. nubieus, Licht. albieollis, P. Wurtt. Atbara, Demer. j ” Kamamil. . Edolius erythrophthalmus, &. P. Wurtt. Sennaar. Kulla. Turdus Pelios, Bonap. T. ieterorhynchos, P. Wurtt. Sennaar. Lamprotornis guttatus, P. Wurtt. &. Fazogl. Kordofan. b. 54. a.DD. 56. 433 . Lamprotornis argyrophthalmus, P. Wurtt. Kamamil. „ einereiceps, P. Wurtt. Kulla. Schebelain. . Sylvia sordida, 5. P. Wurtt. an 8. lugens, Ruepp. Sennaar. . Zooteropisylvia uterovirens, &. P. Wurtt. an Zost. senegalensis, Bp. Z. flava, Swains. Z. citrina, Hartl. Sennaar. Kulla. . Pentestes melanoleucos, &. P. Wurtt. (Melaniparus) Kulla, Bertat. Parus leucopterus, Swains. . Melasoma nigerrima, &. P. Wurtt. Kulla, Kamamil, Abkulgi. . Orthomus Salvadorae, P.. Wurtt, Turdoides scaphorhynchus. Sennaar. . Melaniparus dorsatus, &. Ruepp. Kulla, Schebelain. . « Seotornis macrocereus, P..Wurtt. Kulla, Tumat. Gümus. » longissimus, P. Wurtt. Schangalla, Guma. . Loxia africana, P. Wurtt. (g?) Sennaar, Kordofan. . Motacilla leucomelaena, &. P. Wurtt. M. capensis dif. Nubia? . Hirundo veloeissima, P. Wurtt. Sennaar. Später von Brehm be- schrieben. Emberiza (Euspiza) wanthogaster, P. Wurtt. Nubia, Kulla. . Carduelis lutea, 5: Lieht. Nubia. . Serinus flavifrons, &. P. Wurtt. 8. icterus? Sennaar. . Euplectes flammiceps, 5. juv. Sennaar. . Ploceus personatus, 5. ? Swains. Sennaar. „. solitarius, &. P. Wurtt. (P. viridiflavus Ruepp. später). . „». haematocephalus. 5.P. Wurtt. P. melanotis; Lafresn. Kulla, Sumat. ö melanotephalus, & P. Wurtt. Kulla, Kassai, flavomarginatus, A. Smith. Jabousa, Gallas. .. Pyrgita Fazoglensis, 8. P. Wurtt. Fazogl. Khor Adi. „ Cahirina, &. id. Egyptia, Nubia, Shelaal, Wadi Halfa. » pectoralis, &. P. Wurtt. Nubia, Korosko. Dar el Bind. ee an ‚6. 5/49. 2. an F. Quelea, P. Wurtt. Sennaar. ’ . Oriolus icterus, &. P. Wurtt. Kamamil, Jabousa. . Bucco aurifrons, &. Temm. Dar el Bertat. . Toceus nasutus, var. T. infuscatus, P. Wurtt. Kulla. . Corvus umbrinus, Hedenb. Sennaar. ‚ Erenomela parvula, P. Wurtt. Jabousa, Kulla. Cynniris fulgens, &. P. Wurtt. © Senegalensis? Sennaar. Iihynopomastris cyanoleueos, P. Wurtt. Wadi Medinet. Naumannia 1857. 28°, 434 57. Melanococcy& Levaillantii, &. ad. Jabousa. 58. Ptilopachus ventralis, 5. Valene. Sudahn. 59. Pteroeles trieinetus, 2. Swains. Nubia. 60. , diadematus, &. P. Wurtt. Khordofan. 61. „ coronatus, &. Licht. Bahr el Abiad. 62. ,„ isabellinus, ($. juv. s. 9. ad?) Pejuda, Khordofan. 63. Peristera parallinostigma, 5. P. Wurtt. P. chaleopsilos. Sennaar. 64. Turtur turturoides, &. P. Wurtt. Sudahn. 65. Eupodotis Burchellü, &. ad. P. Wurtt. Gebel Toul. 66. ,, Denhami q. E. caffra. Sennaar. Khordofan. 67. Oedienemus affinis, Ruepp. Sennaar, Kulla. 68. Eudromias bieinetus, 5. ad. Bahr el Abiad. a.69. Charadrius Sennaarensis, P. Wurtt. Sennaar. 5.70. , Trochylos, P. Wurtt. Der ächte Zrochylos des Herodotos, welcher nicht der Cheilodromus melanoecephalus ist. 71.. Actitis minor, P. Wurtt. Sennaar, Khordofan. 72. Gallinula aterrima, P. Wurtt., mit grünem Schnabel. (Gallinula flavirostris, Swans., gelber Schnabel.) 73. Ardea subralloides, P. Wurtt. Bahr el Abiad. Einige dieser Vögel sind später wahrscheinlich von Brehm, Mueller und Heugelin umbestimmt worden. Baron v. Mueller hat meine Sammlung besucht, Notizen gemacht und wahrscheinlich meine Bestimmungen zu eigenen Zwecken benutzt. Dr. Hartlaub sah aber die Icones ined. schon im Frühjahr 1849 und kann als Zeuge dienen, dass ich die meisten Arten früher bestimmt hatte, ehe Muel- ler und Brehm von Africa zurückkehrten. In dem Atlas, den ich 1842—44 verfertigte, sind viele zoologische Gegenstände abgebildet und die Nummern stimmen nicht mit den 73 Vogelabbildungen. Ich setze daher die Nummern hier bei. Tabelle. Tabelle. Tabelle. 19. T; Be, IL E> 40. a. 23. b. 24. 20. 2. 29:54 12, 41. a. 25. d. 26. 21. 4% s1.. 29; 42. a. 27. b. 28. 22. 4. 33.1.1. 43. a. 29. db. 30. 24. 5. 3.15 4. 31. 25. 6. 35. 16. 45. 32. 26. 7. 36. a. 17. 2. 18.. 46. a. 33. b. 34. 32. 8. 1 47.a.35. b. 36. 2 9. 38.19. 48. a. 37. b. 38. 24.::.10, 39. a. 21. b. 2. 49. a. 39. d. A0. 435 Tabelle. Tabelle. Tabelle. 50. 5.41. a.. 48. 60. 57. 69. 67. 51. 42. 61. 58. 70. 68. 52. b. 44. a. 45. 62. 59. 71. a. 69. 53. a. 46. b. 47. 63. 60. b. 70. 54. a. 48. b. 49. 64. 61. | DaF, 55. a. 50. b. 51. 65. 62. Al y 56. 52. ( 66. 68. 74. 73. 57.. 58. 67. 64. 73. Vögelabbil- 8. wer 8.88: =: 68. 65..u. 66. dungen. 59. 56 Bei meiner Ankunft fand ich in New-York mehrere interessante, inzwischen in den Vereinigten Staaten erlegte Vögel vor, z. B. Saxi- cola Oenanthoides. Vig. Cassin T. 34. Auf See in der Nähe von New- Foundland erlegt. Sie weicht von Oenanthe durch die starken langen Füsse ab. Ein ganz winzig kleiner Parus (an Melaniparus) von der Nord-Westküste, dunkelbraunschwarzgrau, mit eingedrücktem Unter- kiefer (Neues Subgenus). Westlich von den grossen Seen bis zum obe- ren Missisippi, nördlich 46° N. Br., erscheint ein Centrocercus, welcher zwischen C. phasianellus und Tetrao Cupido steht, so gross als Ersteres mit gewellten Flecken auf der Brust und abgerundet-zugespitztem Schwanz. Eine Serie ganz gleicher Exemplare beiderlei Geschlech- tes lässt mich keinen Hybriden vermuthen? Meine frühere Erfahrung fand ich wieder bestätigt, dass Mareca Penelope und Querquedula Cireia "so wie Q. Orecca in Nord-Ost-Amerika, doch sehr selten, erscheinen. Von Allen $.u. 2. erhalten. Eine hübsche Suite alter ausgefärbter Astur atricapillus lässt mich mit Sicherheit diese Wilsonische Species feststellen. An diesen und nahe Nisus pensylvanicus steht ein wenig bekannter Taubenfalke ‚so wie Nisus pensylvanicus und N. velox durch | Grössenverhältnisse bezeichnete Racen sind. 28* 456 Nr. 28. (22.) \ Örnithologische Miseellen. Von Dr. Th. Krüper. "Sobald der reisende Ornithologe mit seinem dem Norden zueilen- den Schiffe bei Schettlands Inseln passirt ist, wird er durch die Er- scheinung eines nordischen Seevogels erfreut: mit ausgebreiteten unbewegten Flügeln sieht er einen weissen Vogel dicht über dem Wasser hinschweben und bewundert die Leichtigkeit, mit welcher der Vogel die hohen Wellenberge ersteigt, um in der Mitte des tiefen Wellenthales wiederum sichtbar zu werden. Dieser Vogel ist der Eis-Sturmvogel (Procellaria glacialis L.), der Mollamuk oder Mameluck der dänischen Seeleute. . Am 10. Mai v. J. — in der Nacht war der Wind zu Sturm gewor- den, bei stark gerefften Segeln legte das Schiff in Einer Wache (4 Stun den) 7 Meilen zurück — beobachtete ich zuerst diesen interessanten ‚ Vogel, dervon nun ab unser Begleiter wurde und das Schiff in Mehrn zahl umsegelte. Nach der Berechnung des Sonnenstandes befande- wir uns am Mittage dieses Tages 19 Meilen über Schettlands Inseln. Am 11., 12. und 14. Mai wurden von diesen Sturmvögeln mehrere erlegt, die jedoch nicht geholt werden konnten; am 15. erhielt ich ein Exemplar. Von diesem Tage ab verliessen uns die Sturmvögel, da wir in die Nähe der Ostküste Islands gekommen waren. Der Eis-Sturmvogel heisst auf Island gewöhnlich „Filungur“ ; auf der Insel Grimsey im Norden „Filingur“, auf Vestmanney im Süden „Pill“. In allen ornithologischen Berichten über Island wird dieser Name „Filungur“ geschrieben. Herr stud. jur. Blöndal machte mich darauf aufmerksam, dass man richtiger „Fylungur“ schreiben würde, da dieses Wort jedenfalls von dem Zeitworte Full— sprich füdd’] —, welches „übel riechen“ bedeutet, abgeleitet ist und der Vokal u als MERBEE. VON ACHERN Bu a a »r 437 Umlaut y wird. ‘Der Herr Pastor Jon Jonsson vertheidigte die Schreibweise Filungur, indem er dieselbe von Fill, welches „sehr gross, der Riese“ bedeutet, ableitet. In den nachfolgenden Zeilen will ich dem ornithologischen Pu- blicum über 2 isländische Vögel berichten und spätere Reisende bit- ten, dass sie auf diese Vögel aufmerksam sein mögen. Mein gastfreier Wirth zu Bard, Sjera Jon Jonsson mit dem Beinamen Nordmann, hatte viele Jahre hindurch die Pastorstelle auf Grimsey verwaltet, war daher mit den Vögeln seines Wohnortes sehr bekannt. Dieser fleissige und gelehrte Herr hatte eine vollstän- dige Beschreibung, sowie eine Specialkarte von Grimsey angefertigt. Dieses geschriebene Werk, welches mir bereitwilligst vorgelegt wurde, heisst Grimseyarlysing und enthält in 8. 8. eine Abhandlung über die Vögel Grimsey's. Da es mir an Zeit gebrach, alles ornithologisch Interessante abzuschreiben, so war der Verfasser selbst so gefällig mir einige gewünschte Stellen isländisch aufzuschreiben und zu glei- cher Zeit zur Uebung in die deutsche Sprache, die er nur aus Büchern erlernt hatte und dennoch ziemlich geläufig sprach, zu übertragen. Unter dem Artikel vom Filungur (Procellaria glacialis, L.) steht: „Eine Abart von dem Filungur ist der Smidur; er ist in Gestalt ganz ähnlich dem Filungur, aber seine Farbe ist glänzend grau; er ist sehr’ selten. Im Augustmonat 1847 fing man in Grimsey circa 3—4000 Rlungsunga (Junge vom Fülungur), darunter waren nur 3 Smidsunga (Junge vom Smidur)“. ' Einer besondern Beachtung. werth. ist folgender Theil den Mit- theilungen über. die Zangnefja (Uria troile, L.): „Die aller rareste Ab- art von der Langvia ist der Langviukongur (Langvien-König). Am 13. Juli 1848 fing man einen in dem Badstofa - Felsen im Grimseyer Vo- gelberge; — ich sah ihn, — er war sehr ähnlich der Zangnefja, aber er hätte gelbrothen Schnabel und gelbrothe Füsse. Sein Junges soll weisse Füsse gehabt haben.“ — "Unter den seltnern Vögeln Grimsey’s hatte der Verfasser auch die „Nattugla“, die für Island sehr seltne Schneeeule (Strix nyetea, L.) angeführt; in seinem Grimseyer Tagebuche war am 1. Juni 1848 ‚ eingetragen: „auf Stadaräs sah ich heute eine Schneeeule.“ Sollte diese Eule auch auf Island Brutvogel sein? In Süd-Island, in der Nähe von Reykjavik ist vor einigen Jahren in den Sommermonaten auch eine Schneeeule lebend gefangen worden! 438 a 7 Am 24. Juli 1848 bekam Herr Sjera Jon auf Grimsey einen Jagdfalken, (Falco islandieus, Brss.). Dass dieser Vogel dort horstend vorkommen sollte, glaube ich nicht, da er ‘zum Brutplatz die steilen Gebirge des inneren Hochlandes wählt. Berlin, im November 1857. Dr. Krüper. I. Notizen. Junge Enten als Pfleglinge einer Hühnerhündin. | Die nachfolgende Geschichte ereignete sich vor etwa 18 Jahren im Hause meines Oheims, des Inspector Schneider in Zerbst. Es war eine Hühnerhündin, etwa 8—10 Jahr alt. ‘Die alte Ente hatte ihre Kleinen verlassen, gleich nachdem sie dieselben ausgebracht, weshalb sich die Mutter des Onkels, die damals noch der Wirthschaft in unse- rem Hause vorstand, veranlasst sah, die hülflosen Dingerchen herauf in die Küche zu nehmen, wo die alte Hündin sich sehr bald zu ihnen gesellte und sich der armen Waisen in solcher Weise annahm, als wenn es ihre eigenen Jungen gewesen wären. Die kleinen Enten machten auch nicht die geringsten Umstände, die dargebotene Pflege anzunehmen; sie legten sich unter die aufgehobenen Hinterläufe des Hundes, um sich zu wärmen, gerade wie junge Hunde zu thun pfle- gen; sie folgten seinen lockenden Tönen und liefen ihm nach, wohin er ging; sie liessen es sich sogar gefallen, dass er, wenn eins nicht kommen wollte, wohin er wünschte, es sanft mit der Schnauze auf- hob, um es dorthin zu tragen. Eines Morgens hatte das Thier die Un- geschicklichkeit begangen, eine kleine Ente todt zu drücken, worüber es die auffallendsten Beweise von Betrübniss gab. Es trug das Kü- chelchen immer’ von einem Ort zum andern, setzte es auf die Erde und beobachtete, ob es nicht laufen würde; dann stiess er es mit der Pfote an, damit es wieder leben und fortlaufen mögte, und winselte ganz kläglich, als Alles vergebens blieb! — Das Stück spielte bis wir ein neues Brutchen hatten, der die Enten schliesslich übergeben wur- _ Id N 439 den, weil wir die Schmutzerei im Hause nicht mehr ertragen konnten. j Wie sich der Hund dabei verhalten hat, weiss ich nicht genau; das Vorhergehende dagegen habe ich mit eigenen Augen beobachtet und Du kannst es dreist der ganzen Welt als Thatsache mittheilen.“ (Aus einer brieflichen Mittheilung von Frl. Clara W. an Frl. Luise B.) Ein Beitrag’ zur Thierseelenkunde. Als meine Eltern im Juni 1795 das Pfarrhaus zu P. bezogen, wurden sie darin freundlich begrüsst von zwei Eheleutchen, die — wer weiss wie lange schon dort ansässig — mit der Wittwe des ver- storbenen Pfarrers nicht abgezogen waren, sondern das bisherige Wohnrecht, ohne deshalb einen neuen Contract von uns zu begehren, für emsige Säuberung des Gartens von diversem Geschmeisse bereits weiter in Anspruch genommen hatten. Es war dies ein ehrsames Rothschwanzpärchen, dessen Nest hinter den Sparren eines über der Thür in den Garten vorgebauten Wetterdaches stand. Dass zwischen uns und den niedlichen Miethsleutchen gar bald ein recht schönes Verhältniss eintrat, versteht sich von selbst, auch erinnere ich mich seit meiner Knabenzeit bis zum Tode meines Vaters 1835 keines ein- zigen Sommers, in welchem unsere Lieblinge je gefehlt hätten, ja so- gar der Kriegstrubel, wovon wir oft schwer belästiget wurden, störte sie nicht im Geringsten. Mochten jene Jahre gut oder schlecht gewe- sen sein, ihnen galten sie alle gleich, und wie toll es auch manchmal herging, ihr heiterer Humor blieb stets ungetrübt. — Eines: nebeligen Morgens im Spätherbste waren sie jedesmal ohne Abschied verschwun- den, aber auch jeden Frühling, sobald die klare Märzsonne unsere Schneeglöckchen beschien, stellten sie sich als dessen erste viel will- kommene Verkündiger wieder vor dem Gartenfenster ein und niekten uns ein herzliches Gott grüss’ Euch! nach ihrer beliebten Weise zu. Da wurde denn gleich an der nehmlichen Stelle das altvererbte Kin- dergemach reparirt, welches demnach während vier Decennien — ob- wohl für uns unmerklich, da bei dieser kleinen Familie weder Phy- ‚siognomieen noch Moden in der Kleidertracht changirten — von Urur- grosseltern auf Ururenkel übergegangen sein muss. — Nur einmal kam der Fall vor, dass diese regelfeste Hausordnung ein wenig be- drohet ward, denn im Frühling 1830 erschien zwar das Pärchen, wie. 440 seither immer zur rechten Zeit, flog aber. etliche Tage lang, ohne Baumaterial zu suchen, von Morgens bis Abends scheu und ängstlich zwitschernd, als wollte es unsere Aufmerksamkeit rege machen, am Wetterdach umher, und da wir zuletzt diesen befremdenden Umstand genauer untersuchten, fand sich ein zur Mumie vertrockneter Spatz, der im verflossenen äusserst kalten Winter das Nest zu seiner Schlaf- stätte gewählt hatte und in demselben entweder erfroren oder an Al- tersschwäche gestorben war. Nach Entfernung des Greuels-ergrif- fen die traulichen Thierchen sofort wieder Besitz und gewährten uns bei Betrachtung ihrer kleinen Wirthschaft gar manches Vergnügen, zumal wenn sie so unermüdlich, so liebevoll, so ganz ohne die min- deste Furcht in unserem Beisein ihre J ungen fütterten und nach dem Ausfliegen derselben im Garten die lüsterne Hauskatze — die auch unsererseits auf ihren Schlichen beobachtet und weggescheucht wurde, — mit immer schnellerem Knicksen, mit immer lauterem „Wüst dädädä!“ gehörigermaassen ausschalten. — Solch ängstliches Schelten liess sich denn auch einmal vernehmen, als kurzvorher wieder fünf Flügge das Nest verlassen hatten. Weil jedoch der Warnruf unseres Hahns sammt heftigem Spatzengemurre mit eingemischt war, so arg- wöhnte ich gleich die Nähe eines Raubvogels, sprang daher unverweilt zur Gartenthür hinaus und bemerkte da folgenden interessanten Vor- gang. Ein Sperber schwebte nämlich rüttelnd über dem Garten, und auf der obersten Latte eines Spaliers, das aus einem stark belaubten Zwergbirnbaume ziemlich hoch vorragte, sassen geduckt neben ein- ander die jungen Rothschwänzchen in kindlicher Unbefangenheit oder Unschlüssigkeit, während Papa und Mama durch hastiges Hin- und Herfliegen und unablässiges Locken sich vergebens abeiferten, die al- bernen Dinger in den nahen Versteck zu bringen. Siehe, da stürzte plötzlich die Mutter, und zwar unter ganz besonderen Angsttönen seitwärts heran und stiess die gesammte Reihe mit aller Gewalt vom Geländer hinab in das dichte Gezweig und bergende Blätterwerk, worin sodann auch beide Alten schleunigst ihre Zuflucht nahmen. Däss ich: zu gleicher Zeit durch Emporwerfen meiner Kappe den Strauchdieb von dannen jagte, ist leicht zu erachten. Nun aber die Frage: War dieses resolute Verfahren des geängsteten Rothschwanz- mütterleins nicht etwas Dem ähnliches, was wir bei uns „Gegenwart des Geistes“, oder in dringender Gefahr „kurzen Prozess‘ nennen ? 441 Wer nicht hören will, muss fühlen! Willst Du nicht, so musst Du dran! Wo des Sperbers Augen zielen, Kommt'’s auf rasches Handeln an. W. Fr: Trinthammer in Hanau. \ Merops apiaster gräbt seine Bruthöhle von einer horizon- talen Ebene ausin die Erde! In dem Aufsatze: „Blätter aus meinem Tagebuche von Dr. A. E. Brehm“ (Journ. f. Ornith. I. Hft. 1857) stellt der Herr Verf. die Frage auf: „Sollte der Bienenfresser wohl auf die blosse Erde baten, oder von einer horizontalen Ebene aus sein Loch in die Erde’graben?“ Diese Frage kann ich zum Theil bejahen. Auf meiner vorjährigen Reise nach Sardinien fand ich e. 30 Paare Bienenfresser, in der Gegend von Oristano in einer fast hori- zontalen Ebene brütend, obschon ihnen in geringer Entfernung, an den steilen Ufern des Thirso, Gelegenheit genug geboten war, mit den Hunderten von dort brütenden Paaren dies in Gesellschaft zu thun, da es dort keineswegs an Platz mangelte. Auf dem Wege nach Oristano trafen wir gleichfalls eine Kolonie, deren Brüthöhlen in einem ziemlich flachen und nur stellenweise bis zu halber Mannshöhe sich anhebenden Ufer eines ausgetrockneten Flusses sich befanden. "Die Bienenfresser verrathen ihre Brutplätze bald durch ihr fortwährendes Geschrei. Den ersten erlegten wir am 2. Mai; sie waren nicht lange vorher angekommen. Gustav Keitel. Im Banat in Süd-Ungarn sah ich eine kleine Kolonie Bienenfres- ser in einem kaum fusshohen sandigen Ufer eines kleinen Teiches. E. Baldamus. IN. Literarische Berichte. Parallelismo fra la Tribu’ dei Cantori fissirostri e quella dei Volueri hianti e dei Notturni ovvero Insidenti, di Carlo Luciano Prin- cipe Bonaparte. (Estratto dalla Rivista Contemporanea, Febbrajo 1857.) Die Fissirostres schliessen mit ihrer einzigen Familie der Hirundinidae die grosse Reihe der Oscines; wie die Hiantes und die Nocturni mit den Familien der Cypselidae und Caprimulgidae die der Volueres. Die Caprimulgidae schliessen überdies zugleich 28* 42, mit den Volucres die ganze Ordnung der Passeres, entsprechend den Strigidae unter den Raubvögeln und den Strigopodae unter den Pa- pagaien. Dies Zusammentreffen allein lässt uns die Voluceres aniso- dactyli den Zzgodactyli (analog übrigens den Papagaien) nachsetzen, welche ihre Progonidae den Strigidae, Strigopodae und Capri- mulgidae der andern von uns aufgestellten Reihen bis zu einem ge- wissen Punkte gegenüberstellen.“ Ausser dieser sehr evidenten Be- ziehung (die auch zwischen den Strigidae und Caprimulgidae, zwischen den Hirundinidae und den Sterninae der Ordnung Ga- viae, sowie den @Glareolidae der Ordnung Grallae besteht), existirt übrigens eine starke und wahre Affinität unter allen den von den bessern Ornithologen in die — nach uns künstliche — Ordnung der Chelidones zusammengestellten Vögeln. Erinnern wir uns, dass Wagler auch die Sternae und @lareolae darin begriff, und dass der unterscheidende Uebergang zwischen den beiden Relationen der Ana- logie und Affinität oft sehr schwer zu bestimmen ist. Ardea und Al- cedo bieten uns ein schönes Beispiel, das man zu unserer Verwunde- rung noch nicht gemissbraucht hat, wie so viele andere!... da Nie- mand leugnen kann, dass sich eben solche Beziehungen zwischen ‚Ihnen, wie zwischen den Caprim. und Strigid,, wie zwischen den Hirund. und @lareol. finden. — Das geradeist der Grund, wesshalb wir gegen unsere Gewohnheit so getrennte Familien zugleich behan- deln wollten. Aves Passeres., Tribus I. Oscinus. — Stirps 6. Fissirostres. Fam. 43. Hirundininidae Subfam. 117. Hirundininae. A. Hirundineae B. Progneae | 16.00 G2öpee Tribus II. Volueres. — Stirps 18. Hiantes. Fam. 73. Cypselidae. Subfam. 179. Cypselinae. a. Dendrichelidoneae b. Chaetureae 8 Gen.48 Sp. c. Cypseleae Subfam. 180. Collocaliinae. d. Collocaliae 53,0. Tribus II. Volucres. — Stirps 19. Insidentes (Nocturni). Fam. 74. Steatornithidae 1 Subfam. 1Gen. 1Sp. „ 15. Caprimulgidae 4 ,„ 232, x: 1000 Se el er lo | 8 3 |: FL. I =, ee ve s1qI0 er 6 0 0 6 € 0 v 8 I & & "sIUBO 06 0 8 8 0 0 I 0 LT 0 ve 6 woLLouny 84 08 °| 0 0 0 0 0 I 9 0 L Ce worV 8 9 0 0 0 I 0 I el € 2 9 "eIsy OT & 0 0 0 0 0 0 6 0 € & sdoang aBadpnw|9Bauwoıp|'awojrop | "oworq -9Bau -12de9°3|-179AN '}|-10yJ "0|-YoAN 'P "ORBUTLT ‘989 -opı[2yd "9Bau ‚9RBauLp EIER -B90][09 2) -osd£y "q|-oapuacq "e| -3orq 'q | -unum % "awuIs "OBurdq "ogurfoyJ0o3| "oBurdıup "OBuLu E— ’ -jnwrnde) "G8I -MOAN 'F8T |-9V 'E8T 2-04 'Z8T 'Q| -1038098 "687 ‘081 "orourosdidy "6,1 ‘9gourpunam "LTI yans "YNUIOIBOIS "FL ‚oepıosdäj 'g2 "sepiumpunap "gI ug ‘seprdmunade,) 'G, -TUINDON -6I 'SOJUBIH "ST "SOLSOLSSTT 9 sÄAug ‚sodonIoN "II "ALL "SOUTOSO "I "ALLE snorydea3095 snypodsuo) 4 [u 10 44 Fürther additions to the list of birds received in Be from Bogota — Und: Deseription ofa new Tanager of the genus Eupkonia, ete. By Philip Lutley Selater etc. (From the hä dings ofithe Zool. Soce., Jan. 27. und April28, 1857.) Die Zusätze zu dem, Verzeichniase der V. von Bogota entha ter | auf den 5 Seiten, 52 Arten, darunter zwei neue: Anabates siriais collis, Scl., und Selerurus brunneus, Scl., deren Diagnose gegeben | ist. — Die neue Tanagra hat $el. Euphonia Gouldi benannt. Ihrer Beschreibung folgt eine ausführliche kritische Uebersicht der Species der südamerik. Subfam. Tityrinae. Diese Subf. der Fam. Cotingidae,enthält in zwei Gen. (Tityra und Pachyrh amphus) 16 Species, deren Synoymik, Diagnosen und Vaterland von dem aus- gezeichneten englischen Ornithologen in gewohnter Vollständigkeit und Genauigkeit gegeben werden. ; Neue und weniger gekannte Arten der Kaiserl. Orni- ‚thol. Sammlung (zu Wien). Von August von Pelzeln. (April- heft 1857 ete. d. kais. Akad. d. Wissensch. Bd. XXIV. S. 366.) Weitere Bestätigung der Ansicht Cabanis, dass Buteaetos leu- curus, Naum., Buteo ferox, Gmel., identisch mit B. rufinus, Rüpp., sei. Dann Diagnose und Beschreibung von: Orthotomus Hügelii, Drymoica striolata, Natt., Psophia ochroptera und Ps. obscura ‚Natt., nebst Notizen aus des seel. Natterer Kataloge. Sehr interessant. Baldamus. A ı Leipzig, Druck von Giesecke & Devrient. AL ut ua m Sun un. a EEE VERLBRNEE. An HE NE $ u Hi | . »° ar