tti ii^W NEUE DEIVKSCHRIFTEIV DER ALLG. SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT Für die 9 CS amm t f n ttaturiu tösr nsr I) nft tu. '^ä iKDur^^müii^ milmtBitiBiai DE LA SOCIETE HELVETIQUE DES SGIENGES NATURELLES. «and VII. mit XI\ Tafeln. ^^'V« t;^IVt WVt VW» VW« VW« W«i% «^\i\i« WXi^ WWt(«V« &?s *&~* te« NEUCHATEL. r^rt^ J'hoj/en fier (/^cjeZ/jcAf///'. BlCllDRirCKEBEl VON H. WOLFRATH. 1845. ^SsS'J«^ It? '1^ 4^1 ^ ^ v'^^^^ '■^'^^:-'^M .,.••;;.:-■..<»?;■■. NEUE DEIVRSCHRIFTEN [^ ^ DER \ ALLG. SCHWEIZERISChIn GESELLSCHAFT FÜR DIE 0f0rtmmtni ttaturtotöönier l)rtftfn. e(Diir^yaiiiffa milmfDiiiBigs DE LA SOCIETE HELVETIQÜE DES ^^-L^^!^^ ^,^^^^^-21», ' «%/W\WV^ 1843. &cna/f. )LFRATH. ^, 120 1 .IB. IVEÜE DEIVKSCHRIFTEIV ; DER :\'^\ ALLG. SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT FÜR DIE gceammtfn nutunoiööntecljaftnt. Kr©]ir\Fi2üisra milmöaiaias DE LA SOCIETE HELVETIQUE DES SCIENCES NATURELLES. W Band VII. mil XXI Tafeln. IVEUCHATEL. BUCHDRUCKEREI VON H. WOLFRATH. 1843. REGISTER. Beitraege zur Naturgeschichte der schweizerischen Crus- taceen , von Dr Carl Vogt lY2Bog. 2 Taf. Anatomie der Lingula anatina, von D' Carl Vogt 2'/2 » 2 » Iconographie des coquilles tertiaires, par L. Agassiz .... S'/z » 15 » Einiges ueber den Stein-Loecherplitz (Polyborus tu- 6eras(er Jacq. etTriesj und diePietra fungaja der Italiener, von D"' C. Brunner 2Y2 » 2 Experiences sur les parties Constituantes de la nour- riture qui se fixent dans le corps des animaux, par Fritz Sacc, fils IY2 » Experiences sur les proprietes physiques et chimiques de l'huile de lin , par Fritz Sacc, fils V/2 » Hauteurs barometriques prises dans le Piemont , en Valais et en Savoie , par B. Studer Y2 » Ueber natürliches und künstliches Ultramarin, von Pro- fessor C. Brunner 3 Total 2172 Bog. 21 Taf. DER S€H11EIZERISCHEI\ CRIISTACEE]\. D' CARL VOGT. ^^^^/r BEITRiEGE ZUR NATURGESCHICHTE DER SCHl¥EIZERISCHE]\f CRÜSTACEE]\f. VON D'. CARL VOGT. I. Argala« foliaceus. Das kleine parasitische Cnistaceum, welches unter dem angeführten Namen be- kannt ist , wurde schon früher , namentlich von .lurine Sohn *) , und eine andere Species später von Herrick und Dana **) ausführlicher monographisch beschrie- ben . Mir selbst kam es zum ersten Male mit einem Haufen Barschlaich unter die Hände , unter welchem es munter umherschwamra. Seine grosse Beweglichkeit Hess mich anfangs nicht daran denken, es im Systeme unter den Parasiten zu su- chen , und eben so wenig konnte ich nach der genaueren Untersuchung darauf verfallen , dass es unter der von Milne Edwards aufgestellten Familie der Sipho- nostomen sich fände , da die Organisation der Mundtheile es durchaus von diesen entfernt. Ich hielt also mein Thier für neu und studirte seine Eigenthümlichkeiten und seine Anatomie so genau wie möglich. Erst später , von einigen Freunden auf meinen Irrthum aufmerksam gemacht, verglich ich die Abhandlungen Jurine's *) Memoire sur l'Argule foliace par M. Jurine fils. Annales du Museum . Vn,p. 431. **) Descripfion of tlip Argulus Oatostomi, by Dana et Herrick. American Journal XXXI, 1837. p. 297. k BEITRAEGE ZUR NATURGESCHICHTE und Herrick's und Dana's : fand aber in beiden so viel Widersprüche über die in- nere Organisation des Thieres, dass ich es nicht für unverdienstUch halte, diesel- ben, so viel an mir, zu beseitigen, und einige erweiternde Beobachtungen anzu- knüpfen. Die charakteristischen Merkmale des Genus Argulus sind bekanntlich: Ein brei- ler schildförmiger Cephalothorax, welcher nach hinten in zwei flügeiförmige Fort- sätze ausläuft, in deren Ausschnitt der Körper liegt ; zwei zusammengesetzte rund- liche Augen, welche in ziemlicher Entfernung von dem Frontalrande liegen, und neben welchen sich eine Trennungslinie hinzieht, die den eigentlichen Kopfschild mit den seitlichen Flügeln gelenkartig verbindet ; dicke , kurze unter dem Kopf- schilde verborgene Antennen und Palpen , davor ein Paar gewaltiger horniger Hakenzähne , welche mit den Antennen zusammen die seitlichen Zahnstücke bil- den : ein äusserst spitzer , aus mehreren in einander schiebbaren Gliedern beste- hender Stachel zwischen den Zahnslücken und vor dem Munde gelegen ; ein in einem Vorsprunge gelegener Mund , mit mehreren Hornplatten bewaffnet ; zwei grosse Saugnäpfe , aus der Verwandlung von Schwimmfüssen hervorgegangen ; fünfgliedriger Leib , wo jedes Segment ein Fusspaar trägt , der vordere Fuss ist cylindrisch , die vier hintern borstentragende Schwimmfüsse , welche nur wenig über den Rand des Körperschildes vorragen , endlich ein blattförmiger getheilter Schwanz. Was nun zuerst den Schild des Cephalothorax betrifft , so kann dieser füglich in zwei Theile getheilt werden, den Kopfschild und die beiden Seitenschilde, wel- che nur durch ein schmales Band auf dem Rücken zusammengehalten werden. Der Kopfschild [A) hat eine ungleichmässige rhomboidale Gestalt, welche be- sonders nach hinten ausgezogen ist. Im zweiten Drittel seiner Länge ist er durch ein queres Gelenk {a) getheilt. Er zeigt durchaus keine Längentheilung, sondern bildet ein einziges Stück , welches auch von dem Seitenschilde [B) eher durch eine tiefe Furche (6), als durch einen wahren Einschnitt getrennt ist. Die vordere Spitze des Kopfschildes bildet zugleich die äusserste Spitze des Thieres. Sie hat die Gestalt eines abgerundeten Winkels , welcher blattförmig über die Antennen hinausragt. Eine leichte Kerbe bezeichnet den Uebergang des Kopfschildes auf den Seitenschild. Von dieser Kerbe , welche vor den Augen ganz am vorderen Rande sich befindet , läuft die Theilungsfurche (6) schief nach hinten , um über DER SCHWEIZERISCHEIS CRUSTACEEN. 5 dem Anheftungspunkte des falschen Fusses, mit derjenigen der anderen Seite auf der Mittellinie sich zu vereinigen. Vor den Augen erhebt sich auf dem Kopfschilde, einen scharfen Winkel bildend , eine quere Leiste von ziemlicher Höhe (c) , wel- che den blattförmigen Vorsprung des Kopfschildes von dem mit dem Körper selbst näher zusammenhängenden Theile trennt. In der Mittellinie ist der Kopfschild erhaben und fällt dachförmig nach den Seiten ab. Die einzige Bewegung , welche dem Kopfschilde möglich ist , ist die Beugung nach unten, welche hauptsächlich durch das Quergelenk sehr erleichtert wird, in- dess wird bei dieser Bewegung meist der blattförmige Vorsprung wie ein elasti- sches Blatt eingebogen , ohne dass sicli eine continuirliche Trennung in der Fur- che b zwischen Kopf und Seitenschild wahrnehmen liesse. Die beiden Seitenschilde (B) bilden zwei länglich ovale Blätter, welche nach hinten zugerundet, vorn durch die Furche (6) vom Kopfschilde abgegränzt und in der Mittellinie durch einen schmalen Ausschnitt abgetrennt sind. Eine schmale Brücke (D) vereinigt beide über der Mitte des Leibes. Die ganze hintere Hälfte des Leibes liegt frei in dem Ausschnitt der beiden Seitenschilde, welche nur durch diese Brücken und den Falz des Kopfschildes (6) mit dem übrigen Körper zusam- menhängen. Jeder Seitenschild besteht aus einer biegsamen durchsichtigen Horn- platte, deren Struktur äusserst komplizirt ist. Die feste Platte, welche ihn deckt, scheint zwar bei schwächerer Vergrösserung einfach homogen, bietet aber bei stärkerer eine netzförmige, zellige Struktur dar. Doch konnte ich Form und Bildung dieser Zellen im Einzelnen nicht hinlänglich entwirren. Der ganze Rand des Schildes ist mit einer Menge gelblicher Punkte be- setzt , welche sich bei sehr starker Vergrösserung als kleine , kegelförmige Horn- nägel von derselben Farbe wie die Hornzähne des Zahnstückes zeigten und deren Spitzen alle nach innen , gegen den Körper des Thieres , gerichtet waren . Diese Hornnägel (Fig. k.) sind alle auf der Unterfläche des Schildrandes eingepflanzt, und die Existenz der Hornnägel auf der Unterfläche des Schildes lässt mich glau- ben , dass der Schild eigentlich aus zwei dünnen Hornplatten besteht , zwischen welchen die Respirationsgefässe und die Darmanhänge liegen. Die untere Platte ist jedoch jedenfalls nur äusserst dünn und zart. Die rerdauungswerkzeuge sind es hauptsächlich, welche den Argulus vor allen andern Thieren auszeichnen und nicht nur die äussern Organe , Kauflüsse und 6 BEITRAEGE ZI TR NATURGESCHICHTE Mundbewaffnung , sondern auch die höchst auffallende Struktur des ivarmes er- heben den ArguUis zu einem sehr exceptionnellen Typus. Da weder Jurine noch Dana diese nierk\\Tirdigen Theile genauer beschreiben , auch über die Deutung der einzelnen Stücke nicht einig sind , so wird es nöthig sein , näher auf die Be- schreibung derselben einzugehen. Ich nenne die ganze mit F bezeichnete Parthie die seitlichen Zahmtücke, deren jedes vor dem Auge seiner Seite gegen die Mittel- linie zu und zwar so weit von dem Vorderrande des Thieres entfernt liegt , dass die äussersten Spitzen der Palpen und Antennen denselben nicht überragen. Die Hornzähne und Haken, welche diese Zahnstücke zieren, sind so gestellt, dass sie einen nach dem Munde zu sich verengenden Kanal bilden. Jedes Zahnstück be- steht aus drei iiber einander liegenden, auf einer gemeinschaftlichen Basis beweg- lichen Hornzähnen, einer verkümmerten Palpe und einer ebenfalls verkümmerten Antenne , welche wahrscheinlich drei , nur unvollkommen getrennte Brnstßsse darstellen, und zwar wäre der Hakenzahn Vorderbein, die Palpe Mittelbein und die Antenne Hinterbein des Thorax. Der obere Zahn (f) ist der bedeutendste. Er bildet einen scharfen, nach aussen zurückgeschlagenen Haken, dessen Spitze nach unten und innen umgebogen ist. Er ist auf der Basis des Zahnstückes in der Weise articulirt , dass er nach innen ein- geschlagen werden kann, so dass durch die beiden Haken ein Objekt festgehalten und gegen den Kopfschild angedrückt werden kann. An der Basis der Articula- tion des Hakenzahnes steht ein kleiner kegelförmiger, unbeweglicher, nach aus- sen gerichteter Hornzahn. Die beiden untern Zähne {g und h) sind kegelförmig, schwach gekrümmt, ohne umgebogene Haken. Ihre Spitzen sind nach unten gerichtet , und sie sind beide in horizontaler Richtung von vorn nach hinten beweglich, mithin entgegengesetzt «ie der Hakenzahn , welcher gegen den Kopfschild eingeklappt wird. Alle diese Hornzähne zeichnen sich durch eine lebhaft braungelbe Farbe aus. An der Basis des Zahnstückes selbst , wodurch dieses an den Kopfschild ange- heftet ist. befinden sich noch zwei borstenförmige Gebilde, welche nicht als Waf- fen dienen können, und welche von den Autoren als die verkümmerten Palpen («) >md Antennen (A) betrachtet werden. Erstere. die Palpen (i), sind zwischen dem grossen Hakenzahne und dem Kopf- schildc zum Theil mit ihrer Basis verborgen. Sie überragen kaum die Spitze des DER SCHWEIZERISCHEN CRUSTACEEN. 7 Hakenzahnes und bestehen aus zwei GUedern , einem cylindrischen Basalgliede und einem Endgliede , welches in der Mitte gespalten , der unvollkommenen Scheere eines gewöhnlichen Flusskrebses gleicht. Doch kann diese Scheere nicht geötTnet oder geschlossen werden. An ihrer Seite stehen einige Borsten. Die Palpe bewegt sich mit dem Hakenzahn , nie sah ich sie für sich allein in Be- wegung. Die Antennen (k) bestehen aus vier Gliedern. Sie sind, wie Palpe und Haken- zahn , nach aussen gerichtet , überragen aber nicht den Schildrand. Das Basal- glied ist angeschwollen und an seinem untern Rande mit einem kleinen Zahn be- waffnet; die drei nächsten Glieder cylindrisch und jedes an seinem Ende mit steifen Borsten versehen. Sie bewegen sich wenig, aber selbstständig nach allen Richtungen. Zur Vervollständigung der Mundbewaffnung dient der Mundstachel (G), ein in der Mittellinie gelegenes , bewegliches Organ , welches die Stelle einer Oberlippe vertritt. Es besteht dieser Stachel aus einer Spitze (/), einer zweitheiligen Scheide (m) und einem keulenförmigen Endstücke (n). Der ganze Stachel übertrifft ausgestreckt an Länge weit den Schwanz , und die Spitze kann bis an den vorderen Rand des Kopfschildes vorgeschoben werden. Die Spitze (/) ist äusserst fein und steckt in dem vordem Gliede der Scheide, in welche sie durchaus zurückgezogen werden kann. Ebenso kann das vordere Seg- ment der Scheide wie ein Fernrohr in das hintere eingeschoben werden. Man sieht deutlich im Innern der Scheide zwei Längenmuskeln , welche an das etwas angeschwollene hintere Ende der Spitze angeheftet sind und zum Zurückziehen in das hintere Scheidenglied dienen. Jedoch kann die Spitze nicht nur vorgestossen und zurückgezogen werden , sondern auch mit grosser Schnelligkeit nach allen Seiten hin bewegt werden. Hinter dem Stachel , in einem keulenförmigen Vorsprunge (n) befindet sich die Mundöffnung (n"). Sie ist durch zwei breite flügeiförmige Hornplatten («') von bei- den Seiten her geschützt , die wie Schieber sich nach innen bewegen und an de- ren innerer Fläche noch zwei kleinere Platten von ähnlicher Gestalt sich finden. Unterhalb sieht man eine sonderbar doppelt 5förmig ausgeschweifte Lippe (n'"), welche sich nach oben bewegt und einem einfach gebogenen Hornstreifen, der von oben herab über die Oeffnung hängt , opponirt ist. Alle diese Mundtheile sieht 8 BEITRAEGE ZUR NATURGESCHICHTE man oft und selbst in fast unaufliörlicher Bewegung , und wenn ich nicht irre, so hat dies Jurine verleitet, in der Keule den Sitz des Herzens zu suchen, welches darüber, unmittelbar unter dem Kopfschilde liegt. Jurine war deshalb genöthigt, in dem Stachel selbst ein Sauginstrument zu sehen, was er sicherlich nicht ist, da keine Spur von Höhlung in ihm zu entdecken ist. Vielmehr sieht man deutlich, wie der Argulus die Fischeier z. B. mit den Zahnstücken packt, sie mit dem Sta- chel ansticht und dann an den Mund bringt, um sie hier auszusaugen. Von dem Munde aus setzt sich der Dannkanal in gerader Richtung durch den Leib nach dem After fort, welcher sich an der Basis des blattförmigen Schwanzes findet. Ich habe ihn ganz in der Art gefunden , wie Jurine ihn beschreibt , ein weiter Magen , von dessen vorderem Theile die verzweigten Darmanhänge in das Schild übergehen und der ausserdem noch einen hinten gespaltenen blinden An- hang trägt und ein cylindrisches Rectum. Die Darmanhänge, welche ich Fig. 9. unter starker Vergrösserung gezeichnet habe , setzen an der Brücke ( i^ ) «n den Seitenschild über, wo sie sich ganz nach Art eines Capillarnetzes verzweigen und nahe dem Rande des Schildes in feinern Verzweigungen blind enden . Sie haben eine gelbliche Farbe , sind oft , namentlich in der Nähe des Stammes , von stark gehäuften Pigmentflecken umgeben und meist mit IVahrungsflüssigkeit , oft auch mit körniger Substanz von bräunlicher Farbe erfüllt , welche durch die lebhaft peristaltischen Zusammenzichungen unaufhörlich hin und her getrieben wird. Bei geringerer Vergrösserung kann man leicht auf den Irrthum verfallen , diese Darmanhänge für die grösseren Gefässstämme des Schildes zu halten, und in der That haben auch Dana und Herrick beides nicht gehörig unterschieden, obgleich Jurine ihnen hier den richtigen Weg hätte zeigen können. Es scheint, als stehe diese Verz\\eigung des Darmkanals nicht ohne Beziehung zu der Respiration, wie wir weiter unten näher nachzuweisen versuchen werden. Um die Cirhilotion zu studiren, möchte wohl kein passenderes Crustaceum als der Argulus gefunden werden. Die vollkommene Durchsichtigkeit des Kopfes, der Füsse, der Schilder, lässt alle Blutströmungen auf das Deutlichste erkennen, und nur die Undurchsichtigkeit des Leibes entzieht diesen Theil der Beobachtung. Die Fig. ^0., nach längere Zeit hindurch fortgesetzten Untersuchungen entwor- fen , giebt die verschiedenen Blutströmungen an , und wenn sie nicht genau der Natur entspricht , so ist es nur deshalb , weil die Unzahl der kleinen Capillarge. DER SCHWEIZERISCHEN CRUSTACEEN. 9 fasse nicht gezeichnet werden konnten, sondern nur die Hauptströmungen ange- geben wurden. Das Herz (Fig. 1 , 10.) bildet einen längUchen Schlauch, der in der Miltel- Hnie unmittelbar unter der hintern Hälfte des Kopfschildes über allen anderen Organen liegt. Man sieht am lebenden Thiere auf's deutlichste die wellenförmi- gen Contraclionen der Wände dieses Schlauches, wodurch das Blut nach vorn ge- trieben wird , und man unterscheidet leicht in allen durchsichtigen Partien des Thieres die Blutströmungen , der grossen Menge rundlicher Blutkörperchen we- gen, welche die Gefässe erfüllen. "An vielen Gefässen lassen sich deutliche Wan- dungen erkennen; an andern Stellen, besonders an den Behältern, habe ich ver- gebens darnach gesucht, und das Blut schien hier wirklich nur in den Zwischen- räumen der Organe enthalten. Jurine hat unbegreiflicher Weise das Herz in die Keule, wo sich die Mundöffnung befindet, verlegt. Ich kann mir diesen Beob- achtungsfehler nur daraus erklären, dass das Herz wirklich in dieser Gegend, aber unmittelbar unter dem Kopfschilde liegt , und dass Jurine des Mangels aplanati- scher Oculare halber , die Tiefe , in welcher er seine Pulsationen auch von der Bauchfläche her durch die durchsichtigen Organe hindurchschimmern sah , nicht gehörig zu schätzen wusste. Von dem Herzen aus gehen einige Arterien direkt nach den Organen des Kopfes. Es scheint zuerst eine ungetheilte, mittlere Arterie zu existiren, welche sich theilt, um einen Gefässkreis um den Mund zu bilden , von welchem aus dann verschie- dene Zweige nach dem Stachel, den Zahnstücken und den Augen ausstrahlen. In der Tiefe geht auch wahrscheinlich ein Seitenast nach dem Saugnapfe ab, des- sen Ursprung ich aber nicht sehen konnte. Wohl aber erkannte ich einen arte- riellen Strom , der , aus der Tiefe des Bechers hervorquellend , sich in zwei Aeste theilte, welche im Kreise um den Saugnapf herumliefen und an dem hintern Rande des Stieles hinabstürzten , um sich in einen grossen Behälter , weit geräu- miger als das Herz, zu ergiessen, welcher an der Anheftungsstelle des Saugnapfes, zwischen diesem und der Basis des ersten Fusses sich befand. In den gleichen Behälter ergiesst sich auch das von den Zahnstücken und Augen zurückkehrende Blut , welches in einer weiten Vene einen Bogen um den Innern Rand des Saug- napfstieles beschreibt. Zu beiden Seiten des Hinterendes des Herzens gewahrte ich einige arterielle 2 i 0 «EITRAEGE ZUR NATURGESCHICHTE Gefässe nach hinten laufen, welche wahrscheinlich vorn aus dem Herzen entsprin- gen und zu seiner Seite nach dem hintern Ende des Körpers verlaufen. Sie ver- einigen sich etwa in der Gegend des ersten Ruderfusses ; vor ihrer Vereinigung geht noch von der Arterie jeder Seite ein Ast für diesen Fuss ab , so wie vorher einige für den Fussstummel. Die vereinigte Arterie konnte ich nicht weiter ver- folgen ; doch scheint es, dass die Arterien der übrigen Ruderfüsse nicht unmittel- bar von ihr kommen , sondern von einer längs der Seite des Körpers hinlaufen- den Arterie. In jeden Fuss dringt ein Ast dieser Arterie ein , und zwar sind die Gefässe aller fünf Fusspaare in der Art angeordnet , dass die Arterien an ihrem vordem Rande hinlaufen, bis an das Ende des zweiten Ghedes gelangen, und dort umkehren, um längs des hintern Randes des Fusses zurückzukehren. Nie sah ich ein Blutgefäss in die Ruderglieder der Füsse eintreten , noch weniger in die Borsten und Stacheln derselben ; es können mithin die Füsse nicht als Respira- tionsorsrane betrachtet werden. Ich habe nicht sehen können, wohin das aus den Füssen zurückkehrende Blut läuft, vermuthe aber , dass es ebenfalls sich in den erwähnten Behälter an der Basis des Saugnapfslieles sammelt. Das Ende der Körperarterie erscheint in der Mittellinie an der Schwanzbasis, läuft hier ungetheilt fort bis zu dem Einschnitt, trennt sich dann in zwei Aeste, de- ren jeder am innern Rande seines Blattes verläuft , umbiegt und längs des äus- sern Randes zurückkehrt , wahrscheinlich um mit dem von den Füssen zurück- kehrenden Venenblute sich zu vereinigen. Das in dem Behälter zwischen Saugnapf und ersten Fusspaare gesammelte Blut strömt durch eine grosse Anzahl Zweige über den Seitenschild nach hinten. Die Hauptarterie des Seilenschildes läuft längs des äussern, die Hauptvene längs des innern Randes , erstere von vorn nach hinten, letztere in umgekehrter Richtung, um unter der Brücke des Seitenschildes hindurch (O) in das Herz einzutreten. Un- zählige Capillarnelze vermitteln auf dem Seitenschilde den Uebergang des Blutes aus der Arterie in die Vene. Berücksichtigt man die grosse Vertheilung des Blutes durch vervielfältigte Ca- pillarnetze auf dem Seitenschilde , die Lage dieser Netze auf der unteren Fläche des Schildes, in unmittelbarer Nähe der Füsse, die beständige Bewegung der Füsse, welche, auch wenn das Thier ruht, durch ihr beständiges Schwingen einen hteten Strom von frischem Wasser unterhalten, welcher in der Richtung von vorn DER SCHWEIZER ISCHEN CRUSTACEEN. i i nach hinten zwischen Seitenschild und Füssen durchstreicht , so wird man mir wohl beistimmen müssen , wenn ich den Seitenschild mit seinen Capillarnetzen für das Respirationsorgan halte , und die Füsse nur insofern für Hülfsorgane der Respiration, als ihre unaufhörliche Bewegung steten Wasserwechsel unterhält. Es wäre zu untersuchen , ob bei denjenigen schildtragenden Crustazeen , deren Respirationsorgane noch unbekannt sind, wie namentlich den Monoklen, Cypriden und deren Verwandten, der Schild nicht ähnliche Funktionen übernimmt. Diese Meinung scheint mir noch durch die Verzweigung der Darmanhänge in dem Schilde bekräftigt. Offenbar begünstigt diese Anordnung eine stete Wechselwir- kung der in dem Darmkanal enthaltenen Stoffe , welche in die Circulation durch Endosmose übergehen, mit dem Respirationsmedium und auf diese Weise schnel- leren und kräftigern Umsatz. Ergänzen wir nun durch Supposition die fehlenden, nicht beobachteten Stücke des Blutlaufes , so würde sich dieser in folgender Weise herausstellen : Das Blut strömt aus dem Herzen durch Arterien in alle Theile des Körpers ( beobachtet ) , kehrt durch die Venen in einen grossen Behälter zurück , ^\'elcher keiner selbst- stäudigen Bewegung fähig ist (nur theilw eise vom Kopfe beobachtet) , strömt aus dem Behälter in das Respirationsorgan, das seitliche Kiemenblatt, den Seitenschild, und kehrt, durch unzählige Capillarnetze zu einer Vene gesammelt , in's Herz zu- rück (beobachtet). Ist dem wirklich so , so stehen meine Beobachtungen am Arguius in schönem Einklang mit denen von Audouin und Milne Edwards , nach welchen auch bei andern Krebsen, besonders den Dekapoden, das Blut aus dem Herzen in den Kör- per getrieben wird, das venöse Blut sich in Behältern sammelt, aus diesen in die Kiemen strömt und von den Kiemen in das Herz zurückkehrt. Die Bewegtcmjsoryane anbelangend, so bestehen diese, wie schon bemerkt, aus einem Paar Saugnäpfen, einem Paar Fussstummel und k Paar Ruderfüssen. Die SaiKjnäpfe sind becherförmige Organe, auf kurzen massigen Stielen stehend, und das Thier bedient sich ihrer, um sowohl an festen Gegenständen , als auch an der Oberfläche des Wassers sich fest zu halten. Der Becher des Saugnapfes (o) besteht aus einem ziemlich breiten , zierlich ge- franzten Randsaume, weicher auf dem hornigen, kreisförmigen Streifen befestigt ist. Die Struktur des Randsaumes ist äusserst nett. In regelmässigen Abständen i 2 BEITRAEGE ZUR NATURGESCHICHTE stehen keltenartige Reihen verhornter Zellen, wie Radien nach aussen laufend, zw ischen welchen ein m eicheres Gewebe angehäuft ist ; den äusserslen Lmkreis bilden spitzige , lappenartige Franzen , deren etwa sechs in dem Zwischenräume zweier Zellenreihen stehen. Auf dem Umkreise des Randsaumes habe ich 65 Zel- ienreihen gezählt. Die Höhle des Saugnapfes ist ziemlich lief und von den ansehnlichen Muskeln erfüllt, welche aus dem kurzen, der Verlängerung und Einziehung fähigen Stiele aufsteigen , und an dem Hornringe (p) , welcher den Randsaum trägt , sich an- setzen. Der Stiel (q) ist von einer lederartigen Haut umhüllt, welche bei der Zu- sammenziehung Falten wirft und an dem vordem Rande eine Kreisfalte (r) bil- det , w eiche das vordere Ende des Bechers umgiebt , und den Randsaum , w enn er sich beim Festhalten anheftet, von oben deckt. Jedoch ist diese Kreisfalte nicht so breit als der Randsaum. Die Bewegungen des Ansaugens lassen sich auf das Deutlichste beobachten. Beim Schwimmen trug das Thier die Saugnäpfe halb eingezogen, den Randsaum nach innen gebogen, etwa wie Fig. 6. darstellt. Wollte es sich anheften, so brei- tete sich der Randsaum tellerförmig aus (Fig. 2. 7.), legte sich mit den Franzen platt an , und die in der Höhle des Bechers befindlichen Muskeln zogen sich zu- sammen und bildeten so den leeren Raum. Auf gleiche Weise entfaltete das Thier oft an der Oberfläche des Wassers seine Saugnäpfe und wurde so an dieser schwimmend getragen. Die Füsse des ersten Paares (1) sind zwar weit dicker , aber kürzer und weni- ger beweglich als die vier Schwimmfüsse. Jeder besteht aus fünf Gliedern, deren erstes kurz und dick , auf der untern Seite eine Hornplatte mit drei nach hinten gerichteten Zähnen und an dem vorderen Rande eine rauhe Platte trägt , mit vie- len feinen Spitzen besetzt , ähnlich den Bürstenzähnen mancher Fische. Das zweite Segment, von konischer Gestalt, trägt an seinem vorderen Rande eine ähn- liche rauhe Platte, und die drei folgenden Segmente, w eiche cylindrisch sind und an Länge abnehmen , je w eiter nach aussen sie sind , zeigen sich an dem ganzen vorderen Rande mit solchen feinen Spitzen besetzt. Der ganze Fuss ist S förmig gebogen , überragt nicht den äussern Schildrand und bewegt sich nur in gerin- gem Spielraum nach vorn und hinten. Das Thier bedient sich seiner zum Aus- putzen des Saugnapfes und zum Entfernen fremder Körper aus der Höhle desselben. DER SCHWEIZERISCHEN CRUSTACEEN. 13 Die vier Paare der Schwimmfüsse (2 — 5 .) sind nach einem gemeinsamen Plane gebaut; die letzten Artikel , die Ruderanhänge , sind doppelt. Doch bieten sie einige specielle Verschiedenheiten dar. Der erste und zweite Schwimmfuss sind einander fast vollkommen gleich. Jeder besteht aus zwei cylindrischen , mit ein- ander articulirenden Basalgliedern , deren letztes ein doppeltes , nach aussen ge- richtetes Ruderglied trägt ; das untere Ruderglied ist etwas länger als das obere. Beide überragen den Rand des Seitenschildes bedeutend, und sind auf beiden Sei- ten mit langen steifen Borsten besetzt, welche wieder feine Haare tragen (Fig. 8.). Ausser diesen Rudergliedern trägt aber das äussere Basalglied der beiden ersten Füsse einen nach hinten gerichteten , säbelförmigen Anhang , welcher , wie die Ruderglieder, mit Borsten und Haaren besetzt ist. Dem dritten Schwimmfüsse (k) fehlt dieser Anhang , sonst ist er durchaus den beiden vordem gleich ; doch ist jedes seiner Ruderglieder nicht aus einem Stücke, sondern aus zweien zusammengesetzt. Der letzte Fuss endlich (5) weicht von den andern durch die Kürze seines er- sten Basalgliedes ab, welches in eine nach hinten vorspringende Ecke ausgezogen ist. Diese Ecke kann man auch bei der Ansicht des Thieres von der Rückenfläche aus, zwischen Schwanz und Seitenschild vorspringend sehen. Das zweite Glied ist an der Basis angeschwollen und beide Basalglieder mit steifen Stacheln ohne Haare besetzt. Das Ruderglied ist doppelt, und wie bei den vorigen Füssen jeder Ast desselben in der 3Iitte mit einem Gelenke, Stacheln und Haaren versehen. Die Ruderfüsse sind in steter, von vorn nach hinten schwingender Bewegung. Selbst wenn das Thier mit den Saugnäpfen sich festhält, ruhen sie keinen Augen- blick , und man muss es tödten , um die Form dieser Füsse genauer studiren zu können. Jurine glaubt in den Füssen das Respirationsorgan zu sehen. Allein so sehr auch die vielen Haare und Borsten an solche Bestimmung glauben machen könnten , so widersetzt sich doch hier der Umstand , dass die Blutgefässe nur in die Basalglieder, nicht aber in die Endglieder und am allerwenigsten in die Bor- sten und Haare sich fortsetzen. Ein Respirationsorgan aber ohne Blutgefässe kann nicht gedacht werden, und ich glaube oben hinlänglich dargethan zu haben, dass die Füsse nur als Hülfsorgan betrachtet werden können , bestimmt , einen steten Wasserzufluss zu unterhalten. Was die übrigen innern Organe betrifft . so sind meine Untersuchungen hier 1 1^ BEITHAEGE ZUR NATURGESCHICHTE nicht SO erfolgreich gewesen, als ich gewünscht hätte. Das Gehirn ist leicht zu linden ; es besteht aus drei, wie ein Kleeblatt gestellten hellen Blasen , deren zu- sammenlaufende Spitzen schwarzes Pigment und ausserdem eine Anzahl hellerer kleinerer Bläschen enthalten, welche namentlich in der vordem Blase gehäuft sind. Das Ganze liegt in einem hellen Räume eingeschlossen , unmittelbar unter dem kopfschilde, und ist in Fig. H. unter sehr starker Vergrösserung dargestellt. Nervenfäden , welche von diesen Organen ausgingen , konnte ich nicht bemer- ken , obgleich Dana und Herrick deren nach Augen , Antennen etc. gehend ge- sehen haben wollen. Die bedeutende Anhäufung schwarzen Pigments , in Form rundlicher Flecke, an dem ganzen Leibe, so wie die intensiv orangegelbe Farbe des Vorderleibes. v\ eiche nach hinten allmählig in schwefelgelb und weiss überging , machte den Körper undurchsichtig. Ich habe indessen die büschelförmigen Ovarien leicht er- kennen können, welche eine grosse Menge ovaler, heller Eier trugen, in welchen ich zwar Keimbläschen leicht, Keimflecke aber nur mit Mühe entdeckte (Fig. 12.). Fasse ich die hier angeführten Beobachtungen zusammen . so dürfte die ge- . nauere Beschreibung der Mund - und Be\vegungs\\ erkzeuge , der Struktur des Schildes und der Saugnäpfe , die Schlichtung der zwischen Jurine und Dana ob- w altenden Widersprüche hinsichtlich der Lage des Herzens und des Mundes , so wie endlich die detaillirte Untersuchung der Cirkulation und die Bestimmung des Respiralionsorganes , den Zoologen und Anatomen ein nicht unwillkommener Bei- tra" sein. DER SCHWEIZERISCHEN CRUSTACEEN. l S ERKLÄRUNG DER FIGUREN. Fig. 1. Das Thier vom Riicken aus gesehen bei sechzehnfaclier Vergiösserung. i. Natürliche Grösse. Ansicht der Bauchfläche. Vergr. lli. 3. Rechtes Zahnstück von unten. \ Hornnägel des Schildes. Vergr. 110. Mundstachel und Keule. ] Saugnapf, von der Seite gesehen, wie er beim Schwimmen getragen wird. Vgr. 1 00. Randsaura des Saugnapfes. Vgr. 110. Ruderfuss des ersten Paares. Vgr. 60. Seitenanhänge des Darmes. Vgr. 240. Fig. 10. Ansicht des Thieres von unten, mit Bezeichnung der Cireulation. Vgr. IC. Fig. 11. Gehirn. Vgr. HO. Fig. 12. Eier. Vgr. 240. Die Bedeutung der Buchstaben ist für alle Figuren dieselbe. Fig. 1 Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. ?Fig. 9. A. Kopfschild. B. Seitenschilde. D. Brücke der Seitenschilde. E. Augen. F. Zahnstück. G. Stachel. H. Saugnäpfe. I. Leib. K. Schwanz. L. Gehirn. M. Herz. N. Eier. 0. Blutbehälter. \ a. Quergelenk des Kopfschildes , b. Furche zwischen Kopf und Seitenschild H ß BEITRAEGE ZUR NATURGESCHICHTE c. Leiste des Ropfschildes. f. Hakenzahn. g. Oberer Hornzahn. h. Unterer Hornzahn. /. Palpe. k. Antenne. /. Spitze \ m. Scheide | des Mundstachels. n. Keule ) ji" n" etc. Mundtheile. 0. Randsaum p. Hornring q. Stiel (^ j^g Saugoapfes. r. Kreisfalte s. Zellenreihen (. Franzen u. Keimbläschen der Eier 1 — 5. Fusspaare. DER SCHWEIZERISCHEN CRIISTACKKN . ^ 7 II. Cyclopnlne alpestris. Diese neue niedliche Art von Monokeln fand ich am 21 . August 1842 in zahl- reicher Menge in einein Wasser , welches an den Felsen des Abschwunges , im Hintergrunde des Aargietschers, in einer absoluten Höhe von etwa SSOOFuss ge- sammelt worden war. Die kleine Lache ward aus einer Schneeansammlung in bedeu- tender Hohe genährt, und eine Menge grüner Algen wucherten In ihr. Bei nähe- rer Untersuchung fielen mir eine grosse Menge kleiner ziegelrother Punkte auf, welche fast an der Grenze der dem blossen Auge sichtbaren Grösse w aren , und mit grosser Behendigkeit in dem Wasser umherschwammen. Das stossweise Schwimmen liess auf einen Monokel schliessen , und zu meiner grossen Freude sah ich, als ich die Thierchen unter das Mikroscop brachte, dass die meisten sich gerade in Copulation befanden. Sie wurden auf dem Platze gezeichnet, beschrie- ben und bei Vergleichung der Autoren fand sich's , dass ich wirklich eine neue Art Monokeln vor mir gehabt, welche in das Genus Cyclopsine von Milne Edwards gehört. Das Vorkommen dieser Art ist darum so besonders merkwürdig , weil sie an der Schneegränze in Gewässern lebt , welche wohl nie über 2 ° erwärmt wierden, und nur während 3 oder k Monaten des Jahres fliessen, während der übri- gen Zeit aber durchaus erstarrt sind . Der Körper des Thieres ist fast walzenförmig, vorn breiter, allmählig sich \ er- schmälernd nach hinten. Der Cephalothorax , in Form eines Schildes, beträgt etwa ein Drittel der ganzen Länge : ausserdem unterscheidet man b Körpersegmente, deren ersteres ganz von dem Kopfschilde überdeckt ist und nur an der Unterfläche des Körpers vorspringt , und vier Schwanzsegmente. Jedes Körpersegment trägt einen borstigen einfachen Schwimmfuss mit deutlicher Gliederung und langen Endborsten. Die Füsse nehmen von vorn nach hinten gleichmässig an Länge ab. 3 1 8 BEITRAEGE ZUR NATURGESCHICHTE Mähe dem Rande des Cephalotliorax steht auf der Mitte der obern Fläche das ein- fache rundliche Auge. Zwei Paar Antennen , die vorderen etwa so lang wie der Cephalotliorax und bei beiden Geschlechtern verschieden gebildet ; die hinteren an beiden Geschlechtern gleichförmig eingebogen, aus zwei Gliedern bestehend, und an dem Endgliede mit zwei langen steifen Borsten versehen. An dem Munde zwei oder drei Paar seillicher Kaufüsse , welche einen starken Vorsprung nach unten machen. Das hinterste Paar derselben besteht aus drei rundlichen Gliedern, mit einer starken Borste am Ende und ist hakenförmig nach vorn gebogen, während die hintere Antenne sich ihm entgegen nach hinten krümmt. Die an- dern Kaufüsse sind blattförmig und ebenfalls an der Spitze mit Borsten versehen. Die Farbe ist rosenrofh , mit lebhaften karmoisinrothen Flecken längs der obern körperfläche; die Färbung des Mannes ist stärker als die des Weibes. Die Geschlechtsverschiedenheiten sind sehr bedeutend und bestehen in Fol- gendem : Bei dem Münnchen sind die vorderen Antennen aus zwei Theilen zusammenare- setzt , welche knieförmig gebogen sind. Am hintern Theil zählte ich 6 , am vor- dem 3 Glieder. Das 6te Glied scheint eine Art Kugelgelenk zu sein, auf welchem das vordere Ende eingeklappt werden kann. Meist wird die Antenne so getragen, wie in Fig. 1. dargestellt, nie erscheint sie gerade. Zum Fangen des Weibchens bei der Begattung wird sie nach innen umgeklappt und fasst so den hintern Kör- peranhang des Weibchens. Der hinlersle Schwimmfuss ist einfach und borsten- förmig. An dem letzten Schwauzsegmente , welches gespalten ist, stehen zAvei lange gekrümmte Borsten , fast so lang als der ganze Körper , auf deren äusserer Seite sich noch eine kleinere, gerade findet. Den hintern korpertheil trägt der Mann nach oben gekrümmt. Das //'eibchen ist um ein bedeutendes grösser, breiter und dicker als der Mann. Die vordem Antennen sind einfach, walzenförmig ohne Kniegelenk, mit Borsten besetzt. Der hinterste Schicimmfvss (Fig. H.) ist blattförmig breit, und haupt- sächlich, wie es scheint , dazu bestimmt , den Eiersack zu tragen. Die langen Schwanzborsten felden , statt dessen finden sich zwei kurze Aidiänge , ganz ähn- lich in ihrer Form den hintern Füssen der Uaupen, an welche das Männchen sich bei der Begattung ankhunmert. Der Eisack, den ich bei einem einzigen bidivi- (liMini sah , wai' einfach , enthielt nur zwei , verhältnissmässig ungeheuer grosse DER SCHWEIZERISCHEN CRUSTACEEN. 19 Eier und war carmoisinrolh gefärbt. Das Weibchen trägt den Körper ge- streckt. Bei der Begattung fasst das Männchen mit dem knieförmig eingeklappten Fühl- horne das Weibchen an einem der hintern Körperstummel und klebt ihm einen Samenschlauch an die Vulva, ganz in der Art. wie Siebold dies Verfahren bei Cy- clopsine castor beschrieben hat. Von innern Organen, konnte ich sehr leicht den cylindrischen Darmkanal, der an dem Cephalothorax eine Einschnürung zeigte, und oft mit gefressenen grünen Algen erfüllt war, so wie das gelbbraune, darüber gelegene Ovarium erkennen. Unter dem hintern Rande des Cephalothorax sah man das deutlich pulsirende Herz. Unsere neue Art kommt dem Cyclopsine staphilinus am nächsten, unterscheidet sich aber von diesem durch die Form der hintern Antennen , welche bei unserer Art zweigespalten , bei jener einfach sind , durch den blattförmigen Hinlerfuss, Mangel von Schwanzborsten beim Weibchen, und die verschiedene Farbe des letz- tern , so wie durch den nur wenige Eier enthaltenen Eisack und die Form der vordem Antennen beim Manne. Fig. 1. Das Männchen von oben. Fig. 2. Das Männchen von der Seite. Fig. 3. Das Weibchen von der Seite. Fig. 4. Das Weibchen von unten. Fig. 5. Päärchen in Copulation. Fig. 6. Hinterster Kaufuss. Fig. 7. Vorderer Kaufuss. Fig. 8. Zweite Antenne. Fig. 9. Vor- dere Antenne des Mannes. Fig. 10. Vordere Antenne des Weibchens. Fig. 11. Hinterster Schwimnifuss desselben. Tab.l. l,ih dt N.coirt .f n.i .i Ne-K'hatd i\IE©IIJILIUS IFCDILHüSIEl TaU.'I. D-V,.. iA ü-\\r..:>' IvlHa« Nuylnfr'Dwi iiN.i.ch«'> Die Muschel 'diat das Vermögen, durch dazu » bestimmte Muskeln die Röhren mit Flüssigkeit zu erfüllen — sie bedient sich derselben Muskehi, dieer- " füllende Flüssigkeit zurückzuziehen und die Arme krümmen sieh dann sogleich wieder durch ihre Elasti- .. cität in der ursiirüngliclien Spiralform zusammen... Dieser Darstellung nach sollte man glauben , tue Mu- schel könne willkührlich die Arme mit einer Flüssigkeit injiciren und diese Flüssigkeit wieder entleeren. Dies ist aber durchaus nicht Owen's Meinung. Dieser sagt vielmehr (1. c. S. JöO) von Tcrebralula psittacea. » Tbl' meclianism by which the ainis aie extended is sun|)le and beauliful : ihe stems are hollow from " one end to the other and are filled withßuid , wich , being acted upon by the spirally disposed " muscles composiiig the parietes of llic canal , is forcibly iujeeted towards the extreniity of the arm DER LINGULA ANATINA . 9 Betrachtet man einen Querdurchschnitt des Arms bei der Lingula , so fällt so- gleich die beträchtlich weite Röhre auf , welche , von knorplich harten W änden umgeben, den Stamm des Armes bildet (Fig. 16«.). Die Höhlung dieser Röhre setzt sich, verjüngend, bis zur äussersten Spitze des Armes fort, wo sie , wie ich mich auf's deutlichste unter dem Mikroscope sowohl, als durch Injektion überzeu- gen konnte, vollständig geschlossen ist (Fig. 18.). Ich fand in ihrem Fnnern keine Flüssigkeit mehr, sondern nur ein geronnenes Wesen ; wahrscheinlich eine Wir- kung des eingedrungenen Weingeistes, welcher die darin enthaltene Fliissigkeit, die demnach schleimig oder eiweissstoffig zu sein scheint, zum Gerinnen gebracht hatte. Die Röhren der beiden Arme gehen nicht , wie man nach ausser lieber An- schauung glauben sollte, in einander iiber, sondern sind durch eine zwar dünne, aber vollkommene Scheidewand in der Mittellinie von einander getrennt , wäh- rend die Membran, welche sie bildet, ununterbrochen von dem einen Arm in den andern sich fortsetzt. Nirgends findet sich in dem ganzen Verlaufe der Röhre eine OelTnung , wodurch diese mit den umgebenden Medien oder mit einer in- neren Höhle kommunizirte. Die Röhre eines jeden Armes ist demnach durchaus selbstständiff und für sich absfeschlossen . Die Membran, welche diese Röhren bildet, ist ziemlich dick, fest und elastisch, so dass sie stets den runden Durchmesser ihrer Höhlung bewahrt. Sie besteht aus einem äusserst dichten Gewebe von hellen glänzenden Sehnenfäden, welche durch- aus denen der höheren Thiere gleichen, zwischen welchen eine grosse Menge Mus- kelfasern eingestreut sind , die ganz von derselben Beschaffenheit scheinen , wie diejenigen , ^'^'eIche ich oben aus dem Stiel beschrieben habe. Es hat mir nicht «which isthus unfoldedandprotruded outwards:« und S. 155 vonOrbicula: »The miiscular basis, when » cut into, exhibits on each side a well-defined cylindrical cavitv, which commences near the mesia! plane » in the transverse part below the niouth and continued into tlie spiial extremity. « Es geht aus diesen Worten hervor, dass Owen den Arm mit einer FUissigkeit erfiilh findet, durch deren Compression er entfaltet wird. Die Röhre des Arms, wie aus dei- Beschreibung ihres Anfanges hervorgeht, betrachtet er als vollständig für sich abgeschlossen, während sie, nach v. Buch's Ansicht , entweder mit einem innern Behälter oder mit dem Meerwasser kommuniziren müsste , von wo aus die Muschel die zum Injiciren ncjlhige Flüssigkeit nähme. Nicht durch Erfüllung mit Fliissigkeit wird demnach der Arm steif, sondern durch Compression der in ihm enthaltenen Flüssigkeit an der Basis , wodurch diese nach vorn ge- trieben , und dadurch der Arm entfaltet wird. 2 i 0 ANATOMIE gelingen wollen , eine bestimmte Richtung dieser Muskelfasern erkennen zu kön- nen ; zwar scheinen sie meist die Röhre zu umspinnen , doch hielt es in dem Ge- wiire schwer, sich klare Rechenschaft über ihren Lauf zu geben. Zu bestimmten Bündeln sind sie nicht vereinigt , und die concentrischen Runzeln , welche man auf der Röhre sieht (Fig. IG.j, rühren nicht von ihnen her, sondern von der Biegung und Einrollung des Armes. Diese Röhrenmembran ist indessen nicht der einzige Bestandtheil des Armes. Es gehen von ihr verschiedene hautartige Fortsätze aus , welche namentlich auf Durchschnitten schön dargestellt werden können (Fig. 16.) Zuvörderst die die Franzen tragende Membran. Sie entspringt auf dem obern Rande der Röhre und ist aus einer doppelten, in sich umgeschlagenen Fortsetzung derselben gebildet (Fig. 16, 17, 18.). Unter dem Mikroscope zeigt sie ein ähn- liches \erhalten , wie die Ciliarmembran des Mantels. Sie besteht nämlich aus eben so viel Röhren , als sie Franzen trägt , und die Franzen stecken in diesen, ganz wie die Cilien in den Ciliarröhren . Ebenso wie dort , sind die Röhren von Längsmuskelfasern umgeben , welche jedoch weit geringer sind, zumal sich die Franzen weit dichter drängen, und an der Basis des Armes meist in zwei Reihen, nur am Ende' in einer Reihe stehen. So ähnlich sich indessen die sie einschliessenden Röhren sehen, so verschieden sind die Cilien von den Franzen . Diese sind sehr biegsame Organe , durchaus ohne alle Gliederung , hohl von einem Ende zum andern , aus einer fast gleich- massig dicken Haut gebildet . welche mir manchmal das iVnsehen hatte , als sei sie von einem Spiralfaden umwunden. Doch war es mir unmöghch , mich hier- über zu vergewissern (Fig. 19.). Eine jede Franze stellt mithin einen sehr in die Länge gezogenen Blindsack dar, der in seinem Innern im Leben wahrschein- lich mit Flüssigkeit erfüllt ist , welche ich meistens hie und da an verschiedenen Stellen des Blindsackes in Form kleiner Kügelchen geronnen fand (Fig. 19.). Zerreisst man eine Franze , so ragen an der Rissfläche die Enden einer Unzahl feiner- Zellgew ebe ähnlicher Fäden hervor, woraus die sie bildende Membran ge- webt ist . Diese feinen Fäden haben meistens die Längsrichtung , und geben so der Franze unter dem Mikroscop ein gestreiftes Ansehen. Eine Kommunikation der Höhlung der Franzen mit der Armröhre findet durchaus nicht statt. Eine zweite Membran sitzt an der unteren Fläche der Arme und ist an der ÖER LINGULA ANATINA. \i linken Seite derselben heraufgeklappt , so dass sie eine längs des Armes bis fast zur äussersten Spitze fortlaufende Halbrinne bildet (Fig. 16, 17e, 186.). Sie ist ebenfalls eine Duplikatur der Armrölirenhaut , und setzt sich , wie die Franzen- membran, ununterbrochen von einem Arme zum andern fort. Es scheinen in ihr die Ringsfasern der Armröhre zu entspringen , denn sie sieht, unter dem Mikro- scope betrachtet, vollkommen so aus, wie der Saum des Ciliarblattes des Mantels. An der Basis des Armes entspringt auf der oberen Fläche ein kleiner Muskel, zum Theil von dem Arme selbst, zum Theil von der benachbarten Sehnenhaut, welche die Eingeweide einhüllt. Es läuft dieser Muskel auf dem oberen Rande des Armes fast bis zur Mitte desselben fort , wo er sich inserirt. Er ist ebenfalls in einer Duplikatur der Armrühre eingeschlossen und an seinem Ursprünge ge- theilt , so dass man hier auf Durchschnitten zwei Muskeln sieht (Fig. 17.) , die sich aber später] vereinigen (Fig. 16.). Offenbar hilft dieser Muskel den Arm entrollen. Die sämmtlichen Eingeweide der Muschel sind in einem ovalen , plattgedrück- ten Sacke eingeschlossen, welcher den oberen Theil derselben ausfüllt. Wie schon oben bemerkt , ist dieser Sack an beiden Seiten , wo nur die Ciliarmembran des Mantels ihn bildet, nur sehr dünn und lässt die Bewegung der Eingeweide durch- schimmern (Fig. 7, 11.), während er dagegen an beiden Seiten durch Längs- muskeln, so wie nach unten durch die starken Sehnenhäute und Muskelmassen, welche sich an der Basis der Arme befinden , sehr bedeutend verstärkt ist. Wir werden bei Betrachtung der Muskeln wieder auf diesen Punkt zurückkommen. DevDarm beginnt mit einem kleinen unbewaffneten Munde (Fig. 1 2c.), welcher zwischen der Basis der Arme und dem bedeutenden Muskelvorsprunge unter demsel- ben in der Tiefe versteckt liegt. Von hier aus steigt er gerade in die Höhe und bildet eine kleine Erweiterung vor dem faserigen Bande des Eingeweide - Sackes , wel- ches er in der Mitte durchbricht (Fig. 1 2i»,.). AUmähHg auch dringt er, nach oben steigend , nahe gegen die linke Seite vor , und gelangt endlich in die Nähe des oberen Haftmuskels an , wo er nur noch durch wenig Drüsenmasse , die sonst ganz seinen aufsteigenden Theil umhüllt, verdeckt wird. Hier angekommen, biegt er sich etwas nach vorn , dann aber mit einer Krümmung nach unten und rechts (Fig. 10.), und tritt nun frei , mit einer nach oben gerichteten Schlinge, welche in der vorderen Hälfte des Eingeweidesackes liegt , über die Drüsenmas- i 2 ANATOMIE sen liervoi* (Fig. i i d.) Doch bald verbirgt er sich von Neuem in der Drüsenmasse, läuft auf der rechten Seite neben dem aufsteigenden Theil vorbei nach hinten, macht ein zweite kleine Schlinge nach der rechten Seite, die indess nicht so gross ist, als die vordere, und läuft nun längs der inneren, hinleren Fläche des Einge- weidesackes nach unten, um sich da, wo die Manlelblätter frei werden, zwischen denselben nach aussen zu öffnen (Fig. lOe.). In seinem ganzen Verlaufe behält er dieselbe Weite bei. Ausser dem Darme erfüllen einige beträchtliche Drüsenmassen die Eingeweide- höhle. Den ganzen oberen Raum derselben ausfüllend , und die Schlingen des Schlingen des Darmes einhüllend , nur von einigen Muskeln durchbrochen , stellt sich schon ohne Eröffnung des Mantels von beiden Seiten eine dunkle , gefärbte, in grobe, unregelmässige Läppchen zerstiickelte Drüse dem Auge dar (Fig. 7g, De, lOc/, Hc), welche den Haupttheil der Eingeweide bildet. Die einzelnen Drüsen- körner, woraus ihre Läppchen bestehen, sind sehr massiv, und geben ihr so ein weit loser zusammengesetztes Ansehen , als sie wirklich besitzt. Nur mit grosser Mühe konnte ich, und auch dies nur zweifelhaft, an dem untern Ende der Drüse, nach hinten zu einen Ausführungsgang entdecken, welcher dicht über der Darm- erweiterung in demselben einmündet (Fig. 10a.). Ich habe nicht bemerken kön- nen, dass diese Drüse, welche offenbar der Leber entspricht, in einzelne deutlich getrennte Lappen getheilt wäre. Ihre Masse tritt auf der linken Seite weit mehr hervor , als auf der rechten , wo ihre untere Parthie von den Cuvier'schen Spei- cheldriiseii. bedeckt ist. Diese stellen sich, von der linken Seite her gesehen (Fig. 7 f.), als eine kleine vier- eckige, undeutlich in Läppchen getrennte Masse dar, welche unten zwischen den grossen, die Eingeweidehöhle schliessenden Muskeln sich einschiebt. Auf der rech- ten Seite (Fig. Hb.) tritt sie weit bedeutender hervor, in dreieckiger Gestalt vom Grunde der Eingeweidehöhle sich erhebend. Sie umhüllt die Darmerweiterung nu't dem unleren Theile des aufsteigenden Darmes und mündet mit zwei Aus- führungsgängen, einem hinteren und einem vorderen, in den Anfang der Darm- erweiterung ein (Fig. 106 und 12e.). Das Gewebe dieser Drüsen unterscheidet sich auffallend von dem der vorhergehenden. Die Läppchen sind weit weniger deutlich gelrennt, die Drüsenkörner sehr viel feiner, die Farbe heller und über- all lässt sie sich leicht \on der vorigen ablösen . mit der sie nur in Berührung DER LINGULA ANATINA. 13 sieht, nicht aber, wie Owen will, einen nur etwas mehr getrennten Lappen der- selben bildet. Eine dritte , von den beiden vorherigen deutlich geschiedene Drüse liegt in dem Räume zwischen den beiden grossen unteren Schalenmuskeln, auf der rech- ten Seite den Schlund umhüllend, in welchen sie mit einem leicht zu entblössen- den Ausführgange einmündet (Fig. 12c/.). Auch sie unterscheidet sich sehr in ih- rem Baue von den beiden vorigen, indem die einzelnen Drüsenkörner nur locker an einander hängen und so die ganze Drüse ein mehr baumartig gezw eigles An- sehen erhält. Sie ist offenbar Speicheldrüse. Ich habe versucht, durch das Mikroscop mir Aufschluss über die Bedeutung dieser verschiedenen Drüsen zu verschaffen, namentlich ob vielleicht die eine oder andere derselben dem Geschlechtssysteme angehöre , allein meine Bemühungen sind gänzlich fruchtlos geblieben. Es ist mir auch durchaus nicht klar , welchen Drüsen sie zu parallelisiren seien ; ich muss mich mit der einfachen Beschreibung ihrer Lage und Bildung begnügen , ferneren Untersuchungen die Entscheidung überlassend. Ich habe schon bei der Beschreibung der Kiemen und Mantelgefässe der Her- zen Erwähnung gethan. Es sind deren zwei, ein vorderes und ein hinteres, von durchaus übereinstimmender Form und Bau. Das vordere liegt mehr auf der linken , das hintere mehr auf der rechten Seite. Es sind einfache , dünnhäutige, birnförmige Säcke , deren oberes Ende durch einige starke Gefässstämme an den Drüsenmassen (Fig. 10/'.) , das untere mit den Mantelgefässen zusammenhängt. Ueber die Art , wie der Kreislauf vor sich geht , kann ich keine nähere Auskunft geben, da selbst die grossen Gefässe nur unvollkommen dargestellt werden konn- ten. Diejenigen, welche die Schwierigkeiten kennen, womit man schon bei fri- schen und lebenden Schnecken und Muscheln bei Untersuchung des Kreislaufes zu kämpfen hat, werden mich zu entschuldigen wissen, wenn ich bei einem Jahre lang in Weingeist aufbewahrten und erhärteten Exemplare keine genaueren Re- sultate erhielt. Ueber jedem Herzen liegtein eigenthümlicher Sack, den ich w eder bei Cuvier noch Owen erwähnt finde, und der doch bei meinem Exemplare ziemlich in die Augen fiel. Der Sack liegt mit seinem unteren, concaven, glatten Rande (Fig. 10c, 12/t.) auf dem oberen convexen Rande der Herzen auf, und sein freier oberer Rand ist 1 U ANATOMIE gefaltet wie eine Hemflkrause. Diese Falten laufen nach innen gegen den glatten Rand zusammen. Die Säcke sind abgeplattet und im Inneren durchaus hohl (Fig. 18.). An der Vereinigungslinie der Falten , wo diese zitzenartig vorsprin- gen , findet sich ein Schlitz , welcher in einen äussert dünnhäutigen Kanal führt, dessen Fortsetzung ich nicht weiter verfolgen konnte ; doch schien es mir , als münde dieser nach aussen zwischen den beiden Mantelblättern. Der Schlundring des Nervensystems scheint in dem faserigen Bande des Einge- weidesackes zu liegen, da wo dieser von dem Schlünde durchbrochen wird. Lei- der war dieser Theil beim Herausnehmen des Thieres aus der Schale verletzt worden. Die Muskulatur des Thieres ist ausserordentlich entwickelt , wie bei keiner an- deren Muschel. Wir haben schon der Constrictoren der Arme, so wie der Mus- keln des Stieles und der Cilien erwähnt ; ausser diesen finden sich aber noch fünf bedeutende Muskeln zur Bewegung der Schalen. Ein grosser Muskel findet sich in der Nähe des Schlosses (Fig. 7e, 9Ä;, Hg.), er geht quer durch die obere Ecke des Eingeweidesackes von einer Schale zur andern . In der Mitte des Eingeweide- sackes finden sich zwei schiefe Muskelbündel, ein vorderes und ein hinteres, wel- che auf der rechten Seite ungetheilt entspringen (Fig. H/.), schief nach oben lau- fen, sich kreuzen und so getheilt an den oberen Theil der linken Seite des Einge- %\eidesackes setzen, dass vorn ein schmaler langer Muskel, hinten zwei getrennte Bündel hervortreten (Fig. 7i.). Zu beiden Seiten des Mundes finden sich dann noch zMei grosse schiefe Muskelpaare (Fig. He.), welche sich auf der linken Seile des Schlundes kreuzen und hier vier getrennte Muskelköpfe binden, welche längs des untern Randes des Eingeweidesackes sich ansetzen (Fig. 7k, L). Offenbar dient hauptsächlich nur der obere quere Muskel zum Schliessen der Schalen , während die andern nur indirekt zu deren Bewegung mitwirken können ; denn, wie Owen ganz richtig schon von Terebralula und Orbicula bemerkt , die schiefen Muskeln setzen sich durchaus nicht an die Schalen , sondern nur an den Eingeweidesack an , und müssen deshalb ihre Ilauptwirkung auf Compression und Verschiebung der darin enthaltenen Theile beschränken. Da indess der Einsjeweidesack in sei- nem ganzen Umkreise an den Schalen angeheftet ist, so kann auch dies Verhältnis» zu einer Bewegung der Schalen durch die schiefen Muskeln mitwirken. DER LINGULA ANATINA. 15 Die vorhergehenden Beobachtungen, verglichen mit denen von Owen und Cu- vier , scheinen mir einen neuen Beweis für die Ricbtigiveit der von Erstorem aus- gesproclienen Ansicht zu Hefern, dass die Brachiopoden keine abgesonderte Klasse der Weichthiere bilden , sondern eben so gut den Acephalen als eine Ordnung angereiht v\ erden müssen , als die Cirrhipoden den Crustaceen ein^ erleibt wur- den. Ich habe indess , hiemit nicht zufrieden , auch in der vorhergehenden Be- schreibung stets die Agassiz'sche Terminologie angewendet, wonach die Brachio- poden nicht eine obere und untere (vordere und hintere , dorsale und ventrale) Schale haben, sondern vielmehr, wie alle übrigen Acephalen, eine rechte und eine linke Schale und einen vorderen und hinteren Rand. Man hat als Hauptstütze für die Ansicht , welche den Brachiopoden eine Ventral - und Dorsalschale geben wollte , nicht nur die Unoleichheit dieser beiden Schalen . sondern auch die Stel- lung des Mundes angeführt , welcher in den Terebrateln nach der kleinen , rech- ten oder Ventralschale gedreht sein sollte. Was die Ungleichheit der Schalen be- trifft, so existirt diese auch bei Ostrea, Anomia und mehreren anderen Acephalen, denen kein Mensch desshalb eine Dorsal - oder Ventralschale wird zuschreiben wollen. In Beziehung auf die Lage des Mundes aber suchte schon Agassiz die Be- deutung jenes Umstandes dadurch zu entkräftigen , dass er die Lage des Mundes bei den Acephalen als für weniger charakteristisch, denn die des Afters hielt. Er sagt darüber *) : « S'il est vrai que la bouche est presqu'au centre de la masse viscerale , et que son Ouvertüre est tournee vers la petite valve chez les Terebra- tules, il n'est pas moins vrai que l'anus est dirige en arriere et qu'il s'ouvre entre les feuillets du manteau de la meme maniere que chez les Acephales ordinaires. » Allein eine solche Richtung des Mundes existirt bei den bis jetzt beobachteten Brachiopoden durchaus gar nicht, und es ist mir völlig unklar, woher ein solcher capitaler Irrthum , auf welchen man sich so sehr stützte , nur gekommen sein könne. Der Mund liegt bei Orbicula, Terebratula und Lingula getmu in der senk- rechten lUittellitiie, welche man vom Schloss nach unten durch die Schalen ziehen kann , und ist weder der einen noch der andern Schale , am wenigsten aber der Ventralschale zugewendet. Owen sagt S. 182 seiner erwähnten Monographie: ") Memoire sur les moules de moUusques vivans et fossiles. Vol. 1. des Memoires de l:i See. d'liist. nat. ä Neuchätel, p. 14. \ 6 ANATOMIE «The alimentary canal commences by a small puckered transverse niomli. which is siluated , as before mentioned . imniedialely behind Ihe folded exlremities of flic arms, and opens opposite the niiddle line of the perforaied valve. » Von einer Drehuno des Mundes nach einer oder der andern Schale hin, findet sich kein Wort bei Owen, weder in der Beschreibung von Terebratula, noch in derjenigen von Orbicula. Die durchbohrte Schale aber ist die linke oder dorsale, und eine solche Stellung des Mundes folgt ganz natiirlich aus dem Umstände , dass an der rechten undurchbohrlen oder Ventialschale das Gerüst , welches die Arme trägt, befestigt ist. Bei der Lingula hingegen, wo die Arme nicht an der Schale be- festigt sind , vereinigen sie sich auf der linken Seite des Mundes , und dieser ist dadurch etwas näher der rechten Schale geriickt. Es folgt hieraus , dass bei Lingula , wo beide Schalen , die inneren Vorsprünge abgerechnet, genau gleich sind, die »«A/e Ventral- , die /««le Dorsalschale sein müsste, wenn man die Muschel in die gehörige Stellung , den After nach hinten , brächte , während bei Terebra- tula die linke durchbohrte Ventral- , die rechte nndurchhohrte Dorsalschale sein müsste, also gerade umgekehrt, als man bis jetzt glaubte. Orbicula liesse vollends vor der Hand noch ganz im Unklaren. Indess ist, wie schon gesagt , eine solche Drehung des Mundes durchaus bei den bis jetzt untersuchten Gattungen nicht vorhanden, Unti die INäherunü; , \\ eiche durch die Anheftunar der Arme bedingt ^ ird , durch- aus unbedeutend , ja sogar wieder aufgehoben durch die spiralige Aufrollung der Arme nach der entgegengesetzten Seite hin. Ein mittlerer Mund kann denmach bei Bestimmung der Axe des Thieres durch- aus nicht in Betracht kommen. Es bleibt uns folglich nur noch der After als ein- ziger Leitstern für die Brachiopoden, da die übrigen Organe symmetrisch vertheilt sind . Der After liegt bei allen Acephalen hinten , dem Schlossrande mehr oder weniger nahe ; der After muss desshalb auch bei den Brachiopoden das Hinten bezeichnen , und somit die Agassiz'sche Terminologie für die Beschreibung der Brachiopoden , welche nach diesem Grundsatze aufgestellt ist , als wohlbegründet aufgenonmien. die von v. Buch und Deshayes angenommene aber verworfen wer- den. Bei Lingula ist die rechte Schale nur an der inneren Fläche durch den klei- nen kielförmigen Vorsprung kenntlich . welcher sich in dem unteren Drittel der Schale in der Mittellinie findet. DER LINGUtA ANATINA. 17 ERKL./ERUNG DER FIGUREN. TIV , .-14': Tafel. I. Fig. 1. Das Thier mit Schale und Stiel. Fig. -2. Durchsfhuitt des Stieles, a Hornscheide. b Muskelmasse, c Inuere HöhluDg. Fig. 3. Die Hornscheide, stark vergrössert. Fig. 4. Die feine Hüllenhaut des Stielmuskels ; der obere Rand ist umgeschlagen. Fig. 5. Muskelbündel des Stielmuskels bei schwacher Vergrösserung. Fig. ti. Fasern des Stielmuskels. Fig. 7. Das unverletzte Thier, aus der Schale genommen, von der linken Seite, a Man- tel. 66 Untere schiefe Muskelbündel, cc. Mittlere schiefe Muskelbündel, ddd Obere schiefe Muskelbündel, e Oberer Schliessmuskel. /'Mittlere Drüse. (/Leber, /i Die durchscheinenden, aufgerollten Arme. Fig. 8. Ansicht derselben Seite. Das freie Mantelblatt ist zurückgeschlagen, a Kiemenblatt des Mantels, b Fangarme. Fig. 9. Ansicht derselben Seite. Der Eingeweidesack ist geöffnet, die Arme entfaltet, die Ein- geweide in natürlicher Lage, a Mantel. 6 Fangarme, c Vorsprung, worin der Mund liegt, rf Mittlere Drüse, e Leber. / Darm, g After. W« Untere schiefe .Mus- kelbündel, u Obere schiefe Muskelbiindel. fc Schliessmuskel. Fig. 10. Ansicht derselben Seite, nach Wegnahme der deckenden Drüsenmassen, um Darm und Herzen frei zu legen, a Darm, Ausführungsgang der Leber. 66 Mittlere Drü- sen, c Sack am Herzen, d Leber, e Afterdarm. /'Herz. Fig. 11. Ansicht von der rechten Seite; das Thier ist unverletzt, a Mantel. 6 Mittlere Drüse. c Leber, d Darm, ee Unterer Ansatz der oberen schiefen Muskelmassen. //'Obe- rer Ansatz der unteren schiefen Muskelbündel. Fig. 12. Ansicht derselben Seite, nach Wegnahme der deckenden Drüsenmassen, a Mantel. 6 Fangarm, entrollt, c Mund, d Speicheldrüse, e Mittlere Drüse, g Darm, h Sack am Herzen, ii Obere schiefe Muskelbiindel. kk Untere schiefe MusUelbündel, II Mittlere, m Querband des Eiugeweidesackes. 3 18 ANATOMIE DER tlNGULA ANATINA. Fig. 13. Stück des Ciliarblattes des Mantels , stark vergrössert. a Unterer Längsmuskel, ft Ciliarröhren. c Oberer Längsmuskel, d Längsgefäss. e Umgeschlagener Rand. /'Cilien. Tafel II. Fig. 14. Hälfte eines Kiemenblattes des Mantels, vergrössert. o Freier Rand, b Hauptge- fäss. c Kiemenblasen. Fig. 15. Rand des Kiemenblattes, stark vergrössert. a Eindrücke der Ciliarröhren . 6 Blut- gefäss. <; "Randgefäss . Fig. 16. Stück eines Fangarmes, stark vergrössert. a Armröhre, b Franzen. Fig. 17. Durchschnitt des Armes an der Basis, o Munddarm, d Armröhre, e Innere Hau t- duplikatur. Fig. 18. Spiralende eines Fangarmes, a Armröhre, b Innere Hautduplikatur. c Franzen. Fig. 19. Einzelne Franzen , stark vergrössert. Fig. 20. Der Sack am Herzen, geöffnet, a Innere Fläche mit den Runzeln, b Oeffnung. TaL.I. UCVa^i del Dicbnmui uvlap unsfc&miio Tab. II. F C ■Vc.ut ael Bielonann mli Uih AeWu'oltttt TKc: äNcachacel {Svusk) MM(&IUILIi, ICONOGRAPHIE DES COQUILLES TERTIAIRES REPUTEES IDENTIQUES AVEC LES ESPECES VIVANTES OU DANS DIFFERENS TERRAINS DE l'ePOQUE TERTIAIRE, ACCOMPAGNEE DE LA DESCRIPTION DES ESPECES NOUVELLES. IL, ü(BüSSII2g "^w^ PRfiFACE. II y a longtemps que j'ai par devers moi la conviction que la plupart des coquilles fossiles que l'on signale comme idenliques dans differens etages des formalions tertiaires et meme avec leurs analogues de notre epoqiie , offrenl des diflferences plus ou moins sensibles , lorsqu'on les compare de tres-pres. Le de- sir de savoir quelle pouvait etre la valeur de ces differences , m'a engage ä revoir les listes que l'on a publiees des especes identiques dans differens terrains tertiaires et dans nos mers actuelles. Ainsi que je l'avais prevu , les resultats aux- quels je suis arrives , different notablement de ceux qui ont ete enonces par les conchyliologistes les plus justement estimes de notre epoque. Pour que ces resul- tats n'encourent pas d'entree la defiance des naturalistes , je vais dire en peu de mots comment j'ai procede ä cet examen, et rappeler en meme temps quels sont les principes qui ont dirige les conchyliologistes dans leurs recherches critiques. On jugera ensuite si je suis fonde dans mes conclusions. On s'est generalement habitue ä envisager comme identiques toutes coquilles vivanies et fossiles qui ne different pas davantage entre elles que les varietes des — k — especes Vivantes dont on connait avec certitude l'idenlile specifique. Ce principe est-il vrai dans sa generalile ? Je ne le pense pas ; je suis au contraire convaincu qu'il est destine ä subir des raodifications imporlantes , par la raison que la me- sure des variations n'est pas la meme dans tous les genres et dans toutes les fa- milles. II y a des groupes dont les especes different beaucoup entre elles, et dont chaque espece presente des varietes nombreuses et en apparence trös-tranchees , mais qui n'en rentrent pas moins dans un meme type specifique lorsqu'on les etu- die sur une grande echelle. II est d'autres groupes oü les especes , tout en etant tres-voisines , sont doueesde caracteres constans, quoique moins saillans. Ici , le cercle que les varietes peuvent parcourir est par consequent tres-limite , et de plus le nombre des especes constantes est ordinairement beaucoup plus conside- rable que dans le premier groupe. Enfin il est d'autres groupes qui tiennent ä tous egards le milieu entre les precedens. Gelte verite une fois reconnue, il est incontestable que si l'on voulait appliquer la m6me mesure ä toutes les familles et ä tous les genres , on courrait risque de multiplier beaucoup trop les especes dans le premier groupe et d'en confondre souvent de tr^s-distinctes dans lesecond. Pour ecarter ces chances d'erreur , j'ai commence , toutes les fois que j'ai voulu connaitre la valeur des distinctions etablies dans un genre quelconque, par etudier les variations de quelques especes communes, dont je pouvais me procurer un grand nombre d'exemplaires , et ce n'est qu'apres m'elre assure des limiles que presentaient les variations d'une espece semblable , que j'ai procede ä la compa- raison des autres especes du meme genre. Ces memes principes m'ont guide, lors- que j'ai examine de nouveau la question de I'identite des especes fossiles entre elles et avec les especes Vivantes. J'ai ainsi ete conduit ä ce double resultat , i° c'est qu'jV existe des differences notables entre les coquilles Vivantes et les especes tertiaires et meme 2° que dans les terrains terliaires , les differens etages offrent des faunes distinctes. _ 5 — Ce resultat, on le voit, est en contradiction directe avec les classifications des terrains tertiaires qui ont pour base la proportion d'especes Vivantes qu'ils ren- ferment ; d'oü je conclus qiie cette Classification est purement artificielle et de- vra etre abandonnee. Ceci ne veut pas dire pourtant que j'envisage comme inutile ce genre de comparaisons. Je crois seulement que l'erreur consiste ä en- visager comme identiques des especes qui ne sont qu'analogues. Qu'on nous les donne ä l'avenir comme specifiquement differentes , l'analogie n'en subsistera pas moins , et cette analogie pourra toujours servir ä apprecier le degre de ressemblance qui existe entre les faunes des differens etages de l'epoque tertiaire et Celles de notre epoque. On pourrait m'objecter que ces resultats dependent essentiellement de la mani^re d'envisager l'espece en general, mais ce que j'ai dit plus haut, me permet d'affirmer que , dans un sens absolu , les principes que j'ai enonces sur les limites des especes , ne different point de ceux qui sont generalement admis en Zoologie , et qui consistent ä etudier toutes les phases de la vie d'une espece, pour s'assurer si les varietes qu'on lui rapporte rentrent tou- tes dans la serie des modifications qu'elle parcourt avec Tage ou qu'elle produit dans une suite de generations. Or, dans cette etude une classe ou une famille ne peut pas donner la mesure d'une autre classe ou d'une autre famille. Les genres eux-memes ne le peuvent pas. 11 faut pour juger de la valeur des deter- minations d'espece, se familiariser avec les limites de leurs variations dans cha- que genre , de la meme maniere qu'il faut apprendre ä connaitre dans chaque classe la valeur des caracteres qui s'y presentent avant de pouvoir entreprendre l'etude des especes. Un exemple justifiera cette assertion. II n'est aucun zoolo- giste, s'occupant d'une maniere serieuse de l'etude de plusieurs classes d'ani- maux , qui en passant de l'une ä l'autre, n'ait senti le besoin de s'orienter avant de penetrer dans l'etude approfondie des especes. On se tromperait fort si l'on croyait que l'ornithologiste pourra sans hesitation commencer l'etude des poissons par la determination des genres et des especes. Avant d'y parvenir il devra se faniiliai'iser avec rimportance des variations innombrables qu'offrent dans d'e- troiles limites, la forme et la disposltion des os de la t6te, les nageoires, les 6cail- les, etc. Celui qui , apres avoir efiidie Ires en detail la structure des polypiers, s'adonnera ä celle des coquilles , verra bientötqu'il ne peut plus attacber la meme importrince ä tous ces feuillels calcaires dont l'arrangement , le nombre et meme les decoupures lui avaient offert les caracteres les plus constans dans la classe des polypes. Ce qui est vrai dans des limites aussi etendues, trouve encore son application dans l'etude des diverses familles et meme des genres de la meme famille. Le conchyliologiste attache maintenant aussi peu d'importance aux varia- tions que lui offrent les huitres dans leur forme generale , qu'il en attache beau- coup ä Celles qu'il rencontre parmi les bivalves symetriques. L'histoire de la paleontologie nous donne d'ailleurs la clef de la plupart des identites que nous combattons. Les premiers paleontologistes, par suite des idees cosmogoniques de l'epoque, avaient une tendance naturelle ä identifier les especes fossiles avec les Vivantes. II suffisait ä leurs yeux qu'un fossile eüt quelque ressem- blance avec une espece de la Medilerannee ou de l'Ocean, pour qu'ils l'admissent comme identique. Les geologues se sont, pour la plupart, contentes de cesdetermi- nations vagues. Ces prefendues identites sont devenues ä leur tour le point de depart d'autres determinations plus hazardees encore , sans que l'on se soit donne la peine de recourir toujours aux coquilles Vivantes. Ainsi , au Heu de comparer teile coquille des terrains tertiaires d'Italie avec son analogue de l'Ocean ou de la Medilerannee , on l'a determinee d'apres le fossile analogue de Bordeaux ou de Paris. De la sorte il n'est pas etonnant que l'on soit arrive ä trouver des especes fossiles identiques avec Celles de notre epoque , jusque dans des terrains relativement tres-anciens ; temoin les poissons de Mont-Boica et de Glaris , parmi lesquels on a cru , jusque dans ces derniers temps , reconnaitre des especes de notre epoque. — 7 — Malgre cela on s'obstineä maintenir une foule d'idenlites, parce qu'on craint de voir les especes se mulliplier ä l'infini et devenir ainsi d'un emploi difficile dans la determiiiation de 1 äge des terrains. A ce sujet, je ne puis m'empecher de faire une remarque: c'est que l'on a etrangement abusedecet axionie d'un illustre geologue quiadit « que les fossiles sont äla geologie ce que les nionnaies sont ä l'archeolo- gie. » Les fossiles nous offrent en effel le grand avantage d'etre le criterium le plus sür pour determinerrepoqueäiaquelleapparlient leterrain qui les renferme. Mais ce n'est pas lä leur seul ni mßme leur principal titre ä l'attention du natu- raliste. Ce qu'ils sont surtout destinesä nous enseigner, c'est la maniere dont la vie s'est developpee ä la surface de la terre , et les varietes de fornies et d'aspect qua' ranimalite a rev^tue aux differentes epoques. Si en creant les animaux des epoques anterieures , le createur s'est plü ä en diversifier les types, est-ce une raison pour que nous nous refusions ä etudier les lois de leur Organisation ? Vou- loir s'insurger contre la multiplicite des especes que renfernient les dilTerens ter- rains , me parait aussi irrationnel que si l'on voulait negliger l'etude de certains niollusques, des Huitres, par exemple, ou des Terebratules , parce que les especes en sont nombreuses et uniformes. A mon sens le but de la paleontologie, et eile n'en n'a pas d'autre, doit etre de reconstruire l'histoirede la terre, ä l'aidede tous lesdocumens que les generations successives nous ont laisses des conditions de leur existence et de leur association. En eludiant cet ensemble de creatures , la maniere dont elles se groupent , ainsi que le perfectionnement qui se revele en elles par l'apparilion de nouveaux types ä chacune des grandes epoques geologiques , nous assistons reellement au developpement de la pensee du createur, qui en destinant des l'origine notre terre ä devenir la demeure de l'homme, a voulu l'y preparer par une serie de creations aniniales et vegetales de plus en plus parfaites. Chaque etre, ä quelque couche qu'il appartienne , a par consequent du vivre dans les conditions particlieres qui — 8 — n'existaient sans doute ni avant ni apres, et c'est par l'etude de ces differens ^tres, c'est-ä-dire en ne tenant pas seulement compte de leur forme et de leur physio- nomie exterieures , mais en s'enquerant encore de leur mode d'association , de leur frequence et de leur repartition, que l'on pourra esperer arriver ä un tableau vrai de l'aspect de la terre aux differenles epoques. Si le principe que nous venons de poser est vrai, et si comme tendent ä le de- montrer les recherches des geologues les plus eminens de notre epoque , les chan- gemens qu'on remarque dans la popuIation des differens depots ont ele precedes par des catastrophes qui ont donne naissance aux chaines de montagnes , il nous semble qu'il n'y a aucune raison d'admettre que ces catastrophes n'aient frappe qu'une partie des etres vivans, tandis que d'autres auraient ete epargnes, surtout dans les epoques anciennes oü les conditions d'existence etaient ä-peu-pres les md- mes sur toute la surface de la terre. D'ailleurs, comme les faunes et les flores des depots qui succedent aux grands bouleversemens dont nous venons de parier, ne renferment pas seulement des especes differentes mais contiennent aussi des types entierement nouveaux , sans aucun analogue dans les epoques anterieures , nous avons dans ce fait la preuve manifeste qu'il y a eu une intervenlion directe de la puissance creatrice. Or, celte proposition une fois demontree, l'idee d'un renou- vellement complet de la creation ä toutes les grandes epoques, n'a plus rien d'in- solite , par la raison que la volonte qui appela ä l'existence des 6tres d'une Orga- nisation tout-ä-fait nouvelle, ne devait pas eprouver plus de difficultes ä en creer d'autres plus ou moins semblables ä ceux des crealions anterieures. Je ne pretends pas affirmer par lä que le fait de l'intervenlion reiteree de la puissance creatrice, implique necessairement et absolument une difference speci- fique entre les etres des differens depots; je veux seulement montrer que la theorie qui attribue ä des influences exterieures les variations que presenlent les faunes fossiles d'un lerrain ä l'autre, est insuffisante , puisque , ä supposer meme — 9 — qu'elle parvint ä demontrer que certaines varialions dans I'aspect exterieur de certains animaux sont dues ä des influences climateriques ou autres, eile ne sau- rait en aucun cas expliquer la transformalion d'un poisson en un reptile, ni d'un replile en un mammifere, non plus que d'une etoile de mer en un oursin. Cela pose et apres avoir donne mon assentiment ä la maniere generalement adoptee dans la dislinction des especes , j'espere faire voir par de bonnes figures comparatives, que les especes que j'ai distinguees dans les terrains terliaires, de meme que celles que j'envisage comme differenles de leurs analogues de l'epoque actuelle, sont bien reellement des especes dans le sens ordinaire du mot, et j'ose croire que l'on reconnaitra un jour que si on ne les a pas distinguees depuis longtemps , c'est parce que dans la determination , on n'a pas assez eu egard aux particularites qui caracterisent les groupes auxquels elles appartiennent. Pour faire mieux ressortir l'importance du genre d'etude auquel je vais me li- vrer , j'ai choisi de preference des genres oii les especes repulees identiques , diiTerent assez pour qu'on puisse qualifier leur Identification de determinations precipilees. Dans ce nombre il y en a bien aussi quelques-unes dont les differen- ces sont peu sensibles et peuvent echapper meme ä l'oeil le plus exerce. Peut-etre meme existe-t-il des especes tellement voisines qu'il est impossible de les distin- guer ; mais cela füt-il , ce ne serait pas encore ä mes yeux une preuve qu'elles sont identiques ; cela prouverait seulement l'insuffisance de nos moyens d'obser- vation. II ne faut pas perdre de vue non plus, que les animaux dont nous nous occupons ici , ne nous sont pas connus en entier et que nous n'en voyons le plus souvent que les parties les plus grossieres , c'est-ä-dire , l'enveloppe calcaire ; tan- dis que si nous pouvions comparer des animaux complets , les differences se trahi- raient probablement d'elles-memes. Les fails que j'ai a discuter etant de nature ä me jeter continuellement dans le domaine de la polemique , j'espere qu'on me saura gre si je m'abstiens de tonte 2 — 10 — remarque qui pourrait avoir la moindre apparence de personnalite. Je sens trop bien que si nies observations n'etaient pas fondees , je n'en racheterais pas les defauls en depreciant les travaux de mes devanciers, poiir vouloir me donner un tort de plus. Quoique j'aie elendu ces comparaisonsä rensembledescoquillestertiaires, mon Intention n'est point d'en presser la publication. Je me bornerai ä faire parailre de temps en temps, ä des epoques indeterminees, un memoire renfermant autant que possible une monographie. L'inegalite qui resultera par-lä dans l'etendue et l'importance de ces Communications sera amplement compensee par i'avantage de livrer chaque fois un travail complet , quel que soit le nombre des memoires qui auront paru. Pour qu'une publication de ce genre ait une utilite reelle , il faut que les descriptions aussi bien que les figures soient empreintes dune rigoureuse exacti- tude. Je m'estimerai heureux si les geologues et les zoologistes qui sont en etat d'apprecier les difficultes d'une oeuvre pareille , trouvent que sous ce rapport , aussi je ne suis pas reste trop au dessous de la täche que je me suis imposee. Enfin je crois devoir faire remarquer que ces etudes m'ayant fait reconnaitre, dans plusieurs genres , diverses especes Vivantes qui sont restees jusqu'ici con- fondues avec leurs congeneres , je les decrirai egalement toutes les fois que l'oc- casion s'en presentera. INTRODUCTIOIN. J'ai commence ces etudes par les Acephales , parce que c'est dans cette classe que Ton a signale le plus d'identites enlre les especes fossiles et les especes Vi- vantes. Le groupe des Venus m'a paru, entre autres, fres-approprie aux recher- ches que jepoursuis; car si les especes sont peu accidentees, leurs caracteres n'en sont que plus constans. Aussi n'ai-je compris dans ce memoire que des es- peces apparlenant ä la famille des Conques marines et quelques especes de Lu- cines (de la famille des Nymphacees de Lamarck). Ne pouvant cependant traiter toufes les especes repulees identiques, je me suis arrete de preference aux especes les plus communes et ä Celles de grande taille. D'apres les principes que j'ai pose dans la preface, il Importe, avant d'entrer dans le detail des descriptions, de se faire une juste idee de la valeur des carac- teres sur lesquels sont fondees les distinctions generiques et specißques que l'on analyse , ainsi que de la coordination de ces memes caracteres dans les differens groupes. En these generale, les caracteres sont d'autant plus importans qu'ils re- levent d'organes plus essentiels. Mais le plus souvent ces caracteres, qui servent admirablement pour les grandes coupes, tels que le nombre des atlaches muscu- laires, la forme de l'empreinte du manteau, etc., n'offrent aucune ressource au conchyliologiste , du moment qu'il veut entrer dans le detail des especes. II lui faut alors recourir ä des particularites d'un ordre secondaire, tels que la forme et les ornemens du test, la position du ligament, la structure de la charniere. Or, — J2 — ces detalls sont loin d'avoir !a meme valeur dans tous les groupes. Tel caractere sera un excellent guide dans un certain genre ou une certaine famille, qui cessera de l'etre dans une autre. C'est alors que la sagacite du conchyliologiste doit venir en aide a l'observalion. Ceci s'applique surtout aus caracteres tires de la char- niere. Lamarck attribuait une valeur trös-grande ä la charniere , puisqu'il l'a prIse pour base de la pluparl de ses divisions, et il faut convenir qu'elie est en effet d'un tres-grand secours au conchyliologiste, puisqu'elle lui permet de distinguer dans beaucoup de cas, non-seulement le genre, mais aussi l'espece. Mais malgre cela, eile n'est pas un organe assez important pour que l'on ne düt pas quelque- fois courir le risque de s'egarer en la prenant pour seul guide dans la determi- nation des faniilles et des genres. Les conchyliologistes modernes ont donc eu raison, sinon de lui subslituer , du moins, de lui associer d'autres caracteres plus directement en rapporl avec l'animal, comme, par exemple, l'empreinte palleale. Cela etait d'aulant plus necessaire , que dans certains groupes, la char- niere est soumise ä des variations notables , par exemple , dans les Lucines , oü les dents de la charniere qui sont tres-fortes et bien accusees dans le jeune äge, s'oblitörent et finissent par disparaitre completement dans Tage adulte. Dans la famille des Conques marines, nous n'avons rien ä craindre de l'insta- bilite de la charniere; car il n'est aucun groupe dans lequel eile ait autant de fixite et fournisse d'aussi bons caracteres. Or, comme nous aurons souvent ä en traiter dans ce memoire , j'ai cru utile de fixer d'abord d'une maniöre irrevo- cable les differentes parties de cet appareil , en le designant sous des noms par- ticuliers. Interpretation de la charniere (Tab. A). On appelle charniere, un appareil d'engrenage ou d'articulalion , propre aux Äcephales, et destine ä reunir les deux valves d'une ;coquille. Cet appareil com- pos6 de parties saillantes (les dents) et de creux (les fossettes), est invariablement situe au bord superieur, qu'on appelle aussi pour cette raison bord cardinal, el le plus souvent au-dessous des crochets. Dans nombre de groupes, les dents sont simplement implantees sur la tranche de la coquille, qui ne s'en trouve pas pour cela bien modifiee. II n'en est pas de — 13 — meme dans la famille des Conqiies marines. La parlie du bord qui porte la charriiere, s'epaissit considerablement et donne lieu ä iine cloison tres-forte qui fait sailiie dans l'interieur de la coquille et divise la region situee au-dessous des crochets en deux compartimens d'egale grandeur. Je designerai avec M. Des- hayes, cctte cloison sous le nom de lame ou cloison cardinale; eile comprend non-seulement Ics dents cardinales et accessoires , mais encore les nymphes et toute cette partie de !a cliarniere sur laquelle est fixe le ligament. Les contours de son bord varient suivant les especes et peuvent fouruir sous ce rapport de bons caracteres pour les distinctions specifiques. Examinons maintenant les ditTerentes parties qui entrent dans la composition de cette cloison. Les dents ne sont pas toujours en nombre egal dans les deux valves; mais ä chaque dent correspond une fossette, de sorle que le nombre de ces dernieres dans une valve, doit necessairement etre egal ä celui des dents dans I'autre valve. Si donc il y a quatre dents dans la valve gauche et seulement trois dans la valve ;droile , comme, par exemple , dans les Cytherees et les Arthemis, il y aura par la meme raison , quatre fossettes dans la valve droite et trois dans la valve gauche. On a distingue jusqu'ici deux sortes de dents, les dents cardinales et les dents laterales. Les dents cardinales, qui constituent la plus forte arliculation , sont si- tueessous ies crochets et d'ordinaire perpendiculairesä la direction de la coquille; les dents laterales sont plus ou moins eloignees des crochets et toujours longitudi- nales. Dans la famille des Conques marines, les dents laterales ne jouent qu'un röle tres-secondaire ; les dents cardinales sont, en revanche, d'autant plus de- veloppees , tantot au nombre de trois , tantöt au nombre de quatre. Comme les caracteres tires de leur forme et de leur position sont de la plus haute importance pour l'etude des genres et des especes, j'ai cru utile de les distinguer par des noms particuliers tires de leur position relativement aux autres parties de la coquille. Prenons, par exemple, les Venus qui ont trois dents cardinales (fig. 5 et 6). En placant une coquille de ce genre dans sa position auatomique le bord cardinal en haut (*) : nous trouvons en allant d'avant en arriere, dans la valve droite, fig. 5, (") Pour introduire le plus d'uniformite possible dans la position des coquilles dimyaires en les figu- — ik — une dent mince et saillante perpendiculaire ou oblique , quelquefois arquee en avant ; nous l'appellerons dent lunulaire (a) , parce qu'elle est situee en gene- ral au-dessous de la lunule ; ä celle dent succede une fossetle etroite et pro- fonde, deslinee ä loger la premiere dent de la valve gauche, c'est la fossette lunu- laire; vient ensuile une dent robuste egalement verticale , ä laquelle je conserve le nom de dent cardinale (h); eile est suivie d'une fossette , moins profonde que la premiere et d'ordinaire legerement oblique en arriere , la fossette cardinale ; puis vient la troisieme dent qui est alongee, moins saillante que les deux autres, ordinairement biüde et en general sensiblement parallele au ligament ; je l'appel- lerai dent ligarnentaire (c) ; eile est suivie d'une fossette parallele tres-alongee, etroite et en general peu profonde , la fossette ligarnentaire. Si nous examinons mainlenant la valve gauche (fig. 6), nous aurons en suivant le meme ordre, d'abord une fossette assez etroite s'enfoncant sous la lunule, la fossette lunulaire , destinee ä loger la dent lunulaire de la valve droite ; puis une dent en forme de petite lame saillante et un peu oblique en avant, ladent lunulaire fxj, plus loin une fossette plus large destinee a la dent cardinale de l'autre valve , la fossette cardinale; ensuite la dent cardinale (y) qui est d'ordinaire un peu moins large que ceile de la valve droite et legerement inclinee en arriere ; plus loin une fossette alongee et profonde, la fossette ligarnentaire ; et eniin une troisieme dent trös-mince et peu saillante, la dent ligarnentaire (z). Derriere les dents de la charniere , faisant egalement partie de la cloison car- dinale, se trouve Vappareil ligarnentaire fhj. Les concliyliologisles donnent le nom de nymphes a. la partie superieure de cet appareil , celle ä laquelle est atta- che le ligament; la limite des nymphes est toujours aisement reconnaissable, parce que la partie fibro-calcaire du ligament y laisse son empreinte ordinaire- ment trfe-dislincte. La charniere des Cytherees differe de celle des Venus, en ce qu'une quatrieme dent foj vient s'ajoulcr aux trois autres sur la valve gauche (fig. 2) . Cette dent que Lamarck ränge parmi les dents cardinales, et que d'autres conchyliologistes envi- rant et facililer par-lä la comparaison des especes , nous pensons qu'il serait utile de les aligner suivant un plan qui couperail simultancment le milieu des deux impressions musciilaires. — IS — s^gent comme une dent laterale , est situee au-dessous de la lunule, en avant de la dent lunulaire ; eile est ordinairement pyramidale, plutot longiludinaleqiie ver- licale. Ses dimensions egalent souvent et depassent meme quelquefois celles des autres dents cardinales. Je la designerai sous le nomde dent accessoire, etj'appel- ieral fossetle accessoire le creux auquel eile correspond dans la valve droite. Le genre Cyprine que Lamark dislinguait surtout d'apres sa charniere , mais qui, comme nous le verrons plus loin, est reconnaissable ä d'autres caracteres plus importans, a une charniere construite sur le meme plan que celle des Venus, seulement les dents sont plus inegales. La dent cardinale de la valve gauche est souvent presque obliteree (fig. 4), tandis que sur la valve droite (fig. 3) la dent ligamentaire et la dent cardinale ne forment pour ainsi dire qu'un seul bourrelet triangulaire fbj. En revanche, il y a generalement au-dessous de la lunule de la valve gauche une petita dent accessoire qui correspond ä une fosselte analogue sur la valve droite foj, Cette fossetle est d'ordinaire accompagnee d'un bourrelet ä son bord inferieur. Enfin il y a aussi une sorte de dent laterale posterieure , mais eile est le plus souvent obliteree. Les Lucines ont dejä un type de charniere different; aussi les a-t-on rangees dans une autre famille. Ce qui les distingue surtout, c'est la preponderance des dents laterales relativement aux dents cardinales. Ces dernieres sont au nombre de deux seulement; elles sont en outre tr^s-petites et Ires-rapprochees , surtout dans les especes voisines de la Lucina Columbella (fig. 7 et 8). Mais il est d'autres especes , telles que la Lucina tigerina (Tab. 12, fig. 1-12), qui rappellent da- vantage la charniere des Venus, et par la forme et par la disposition de leurs dents laterales. — 16 — DU GENRE ARTHEMIS Poli. Le genre Arthemis a ele etabli par Poli , pour quelques especes de Venus dont l'animal se distingue par la forme particuliere de son pied. M. Deshayes a demontre par la suile que Ics differences ne se bornaienl pas seulement ä l'animal , mais que les raemes especes presentaient aussi des parlicularites cons- tantes dans la forme de la coquille. En effet , les Arlhemis sont toutes des co- quilles orbiculaires , munies de sillons et de plis concentriques tres-reguliers ; elles ont une lunule tres-dislincte, comme la plupart des Venus. Leur charniere est construite sur le plan de celle des Cjtherees, mais l'impression palleale est beaucoup plus accusee et le sinus de cette Impression sensiblement plus proforid. I. Arthemis concentrica Desh. Tab. 1. Syn. arthemis concentrica Desli. Traite elem. de Conch. Tab. 20 , fig. 6-8. Cytherea concentrica Lam. Anim. s. vei't. tom. VI , pag. 316. HiSTOiaE. \J Arlhemis concentrica est une espöce assez frequente sur les cotes de l'Amerique tropicale et en parliculier dans la baie de Baliia. Elle a ete decrite et figuree par plusieurs auteurs , ce qui n'a pas empeche les geologues de confondre plusieurs especes sous cette denomination. Divers auteurs Tont citee parmi les fossiles tertiaires, entre autres Brocclii dans les terrains sub- appenins, Bronn dans le terrain tertiaire de TÄslesan, de Nice et de Plaisance, et enfin M. Dubois dans le terrain tertiaire de Podoiie. Pour montrer que ces identifications ne reposent pas sur une etude comparative des fossiles avec i'es- pece vivante, nous allons commencer par donner une description detaillee de cette derniere. — 17 — Description. Les caracleres que nous avons assignes ci-dessus au genre Arthe- mis sont tous parfaitement exprimes daiis nolre espece. C'est une coquille de grande taille, un peu plus longue que haute (l'exemplaire ligure a pres de H cen- timetres de longueur et 9 centimelres de hauteur); mais comme son pourtour est arrondi , eile parait en general circulaiie. Le diametre transversal egale les deux cinqiiiemes de la longueur, le lest , sans elre mince , est cependant raoins epais que dans la plupart des Venus, surtout pres de la charniere. La surface est ornee de rides concentriques, trös-regulieres et arrondies , qui vont en augmen- tant insensiblement de largeur du sommet vers le bord ; il n'y a que les derni^res qui soient un peu confuses. D'espace en espace on remarque des arrets dans l'ac- croissement qui se trahissent par des cötcs intercalees. Les crochets se trouvent reportes en avant et ne forment pas le sommet de la coquille. Le bord superieur est le moins arque ; le cole anterieur a la forme d'un lobe arrondi qui parait etroif lorsqu'on le compare au cöte posterieur. Les crochets sont pelits, non contigus et arques en avant. La lunule est nettement circonscrite, cordiforme, mais beaueoup moins large que chez la plupart des Venus. Le ligament est bien visible ä l'exte- rieur, quoiqu'il ne depasse pas le bord de la coquille. Les caracleres empruntes ä la face interne ne sont pas moins significalifs , et dans le cas particulier, ce sont eux qui semblent destines ä nous fournir le critere le plus sür pour la distinction des espcces. La charniere merite avant tout que nous nous y arretions. Nous appliquerons ici pour la premiere fois la nomencla- ture que nous avons adoptee plus haut. La cloison cardinale est assez haute, sans pourlant se detacher d'une maniere aussi sensible que dans les grandes Venus. Son bord inferieur n'est pas arque , mais plulöt droit , quoique ondule. Nous avons, dans la valve gauche (fig. 3), d'abord une tres-petite dent de la grosseur d'une tete d'epingle, evidemment l'analogue de la quatrieme dent des Cylherees, au-dessus de laquelle se trouve la fossette lunulaire ; vient ensuite une dent tran- chante assez mince, placee ä-peu-pres verticalement sous le crochet, c'est la dent lunulaire. A celte dent succede une fossette triangulaire , la fossette lunulaire; puls ä celle-ci une forte dent dirigee obliquemcnt en arriere et se combinant sous le crochet avec la dent lunulaire , c'est la dent cardinale, qui est accompagnee d'une fossette parallele mais plus large, la fossette ligamentaire. Enfin, nous avons 3 — 18 — encore ä la limite extreme de la charniere, une dent mince et tranchante, la dent ligamenlaire. Ä la valve droite (fig. 2), nous trouvons, en suivant le m6me ordre, unepetitefosselte, la fossette accessoire destinee ä la petite dent accessoire, et au-dessus une lame saillante , la dent lunulaire; a la suite de celle-ci, la fossette lunulaire, destinee ä la dent lunulaire d'autre part, puis une dent trös- saülante , la dent cardinale , qui est presque verticale sous le crochet et qui se löge dans la fossette cardinale de l'autre cöte ; eile est bordee en arriere par la fossette cardinale qui est tres-oblique et dans laquelle s'insere la dent cardinale de l'autre valve ; vient ensuite la plus forte dent de la charniere, la dent ligamentaire; eile est oblique , arquee ä son bord superieur et munie d'un large et profond sillon , qui fait que chacun de ses bords ressemble ä une carene. Enfin derriere cette dent se trouve une fossette elroite, mais assez profonde, la fossette liga- mentaire, destinee ä loger la dent ligamentaire de la valve gauche. Le sillon du ligament est bien distinct et profond sur les deux valves ; il va en s'elargissant d'avant en arriere. Les callosites nymphales sont larges ; elles sont divisees par une petite carene horizontale en deux parties , dont l'inferieure est lisse , tandis que la superieure , qui sert de support ä la partie fibro-calcaire du ligament , est un peu plus large (*). Les impressions musculaires sont grandes ; les anterieures sont ovoides , les posterieures sont plus larges, notamment a leur base; les unes et les aulressont nacrees. L'on y distingue tres-bien une serie de lignes concentriques successives indiquant la marche des attaches des fibres musculaires. L'impression palleale est tres-accusee ; eile donne meme Heu ä un sillon tres- sensible au loucher. Le sinuspalleal s'etend jusqu'ä la moitle del'espaceentre les deux impressions musculaires. II se termine en pointe obtuse; cependant sa longueur n'est pas beaucoup plus considerable que sa largeur. C) Cette partie superieure des callosites nymphales , ä laquelle est attache le ligament , est indiqu^ par une teinte un peu plus sombre sur les figures. — i9 ^ II. ArTHEMIS ORBICULARIS Ayuss. Tab. 2. Stn. Cytherea concentrica Bronn Ital. Tert. pag. 98, n° 556. Venus concentrica Brocchi Foss. subap. pag. 550. HiSTOiRE. On trouve dans bon nombre de collections, eliquetee du nom de Cytherea ou d'Jrthemis concentrica , une espece fossile des terrains siibapennins, que plusieurs auteurs ont signalee comnie identique avec l'espece vivante et qui eu effet rappelle tout ä-fait celte derniere, et par ses dimensions et par sa physionomie generale. C'est celle donl nous avons ä nous occuper ici. Comme les exemplaires sont en general bien conserves, j'ai pu etablir une comparaison minutieuse enlre les deux especes et j'ai ainsi ete conduit ä conslaler des diffe- rences qui me paraissent süffisantes pour etablir une Separation specifique. Rapports et difßrences. L'espece fossile des terrains subappenins est sensible- ment plus renflee que l'espece vivante, si bien que dans notre exemplaire, qui est inoins grand que VA. concentrica de pl. I , le diametre transversal est cependant plus considerable (comparez les fig. k sur les planches 1,2). C'est par consequent une coquille plus lourde et plus massive; eile est en meme temps plus circulaire, et la difference entre le cöte anterieur et le cote posterieur moins sensible. La lunule est un peu plus large; mais de tous les caracteres exterieurs, le plus sail- lant. C'est sans contredit celui que nous empruntons aux brnemens de la surface. Les plis concentriques sont non-seulement plus lins et plus serres , et partant plus nonibreux que dans l'espece vivante ; leur forme est aussi differenle : ce sont des lames emboitees dont le bord superieur est releve et presque tranchant , fandis que, dans l'espece vivante, ces memes lames sont ä la fois plus grosses, plus plates et moins redressees. Si nous passons ä l'interieur, nous y Irouverons des differences encore plus mar- quees, dans la charniere aussi bien que dans les impressions des parties moUes. Et d'abord la cloison cardinale est moins epaisse, et son bord, au lieu d'etre rectiligne, est sensiblement arque. Examinons d'abord la valve gauche (fig. 3). La dent accessoire et la dent lunulaire ont, ä la verite, la meme forme que dans — 20 — VA. concentrica, mais elles sontl'une etl'aulreplus developpees. La dentcardinale, en revanche, est beaucoup plus mince et plus courte. La fossette ligamentaire est plus etroite et moins oblique ; la dent ligamentaire n'est qu'une lame tres-mince. Sur la valve droite (fig. 2) les dissemblances sont encore plus fortes. La dent lunulaire est tres-mince, precedee de la fossette du m^me nom qui est tres-pro- fonde. La dent cardinale est robuste ; la fossette cardinale, en revanche, est assez etroite, en rapport avec la dent d'autre part. Mais c'esl surtout la dent ligamen- taire qui differe le plus; eile n'a plus rien de cettc preponderance qui la carac- terise dans l'autre espece, et loin de l'emporter sur la dent cardinale, eile est au contraire beaucoup plus faible. Cependant eile se reconnait toujours ä sa forme alongee et bifide. En somme , l'espace occupe par les dents est moins etendu que dans l'espece vivante. Le sillon destine au ligament est profond. Les nymphes qui constituent la partle superieure de la lame cardinale ont conserve des traces de la partie übro-calcaire du ligament (fig. 5). Les impressions musculaires sont en general un pea plus courtes que dans l'espece vivante; comme d'ordinaire, les lignes concenlriques des faisceaux mus- culaires sont tres-serrees sur le muscie anterieur, tandis qu'elles sont beaucoup plus espacees sur le muscie posterieur. Le sinus palleal est ä la fois plus etroit et plus alonge que dans l'espece pre- cedente, ce qui lui donne une apparence beaucoup plus grele. Ce seul caraclere suffirait au besoin pour dilTerencier les deux especes. Ces difFerences m'ont paru süffisantes pour que je pusse me croire en droit d'envisager l'espece fossile du Piemont comme une espece parliculiere. IIL Arthemis exoleta Poli. Tab. 3, fig. 15-17. Stn. Arthemis exoleta Poli Test. 2, Tab. 21, fig.9-U.— Desli. Tr. elem. deConcli. Tab. 20, fig. 9-11. Cytherea exoleta Lam. Aniin. Sans vei't. tom. VI, pag. 314. Venus exoleta Lin. Syst. Nat. pag. 1134. HisTOiRE. L'espece ä laquelle les autcurs ont donne dans l'origine le nom d'exoleta est frequente dans la Mediterrannee et la mer du Nord ; aussi la rencon- — 21 — tre-t-on dans presque toiites les collections. Mais comme il est arrive si souvent, on a confondu avec le lemps plusieurs especes sous cette denominalion. Dejä La- marck en a separe VArthemis lincta , dont il a indique les caracteres distinctifs. Mais ce premier demembrement ne devait pas suffire, et ä l'heure qu'il est, on coniprend encore sous le nom d'exolela plusieurs especes qu'il importe de distin- guer. Dans le nombre, il y en a des Vivantes et des fossiles. Afin de mettre les naturalistes en demeure d'apprecier les differences qui les distinguent , je vais commencer par decrire le veritable Avlhemis exoleta, celui qui a servi de type ä Linne, et auquel il convient par consequent de conserver le nom A'Arthemis exoleta. Description. C'est une coquille de taille moyenne , de forme orbiculaire , comme toutes les Arthemis, proporlionnellement plus renflee quel'y^. concentrica, et rappelant ä bien des egards VA. orbicularis , que nous venons de decrire. Le cöte anterieur se releve fortement vers la lunule , et comme les crochets sont tres-deprimes , il en resulle que le cercle que decrit le pourtour de la coquille n'en parait que plus regulier. La lunule est plus haute que large et renflee au milieu, Les plis concentriques sont fins relativement ä ceux de VA. concentrica , mais cependant plus marques que dans aucune des especes suivantes. Les arrets d'accroissement sont aussi fort reguliers et ä egale dislance les uns des autres. II y a dix ou douze plis entre chaque arret. Enfin il existe aussi des traces de quelques stries rayonnantes qui cependant ne sont pas reconnaissables sur tous les individus , et qui dans notre exemplaire ne se trahissent qu'älaface interieure, en dehors de l'impression palleale (fig. 16). La charniere est massive. Le bord de la cloison cardinale n'est pas droit , mais ondule et rentrant sous le sommet. On y relrouve les quatre dents qui sont propres ä toutes les Arthemis , savoir, dans la valve gauche (fig. 16), la dent accessoire qui est bien developpee ; puis la dent lunulaire qui est la plus forte et la plus saillante de toutes. Vient ensuite la fossetfe cardinale, ä laquelle succede la dent cardinale qui est oblique en avant et moins forte quela dent lunulaire, apres eile lafossette ligamentaire qui est etroite et enfin la dent ligamentaire qui est une lame tres-raince et tres-oblique. Les dents de la valve droite correspondent exactement , dans leur developpement, aux fossettes de la valve gauche. Les impressions musculaires ne presentent rien de particulier ; comme dans la — 22 — plupart des autres espcces , rimpression anterieure est marquee de lignes plus distanles que Celles de l'impression posterieure. Le sinus palleal est tres-regulior et ä bords ä-peu-pres paralleles. Ses limites sont tres-nettement accusees. En resume, les caracteres dislinctifs de VArlhemis exoleta teile que je la conipreuds, consistent dans l'epaisseur assez considerable de son lest , la largeur du cöte anterieur , la forme deprimee de ses crochets, la grosseur des stries de sa surface, la forme massive de sa charniere. Elle differe en particulier de VA. complanata par son epaisseur plus considerable et sa charniere plus robuste ; de VA. lincta par ses crochets plus deprimes et sa forme moins massive, de VA. Basteroti par les memes particularites, et de VA. Philippii par ses dimensions. IV.' Arthemis lincta Desh. Tab. 3, flg. 11-14. Syn. Arthemis lincta Desh. Trait. elem. de Concli. Tab. 20 , fig. 12 et 13. Cythcrea lincta Lam. Aoiin. Sans vert. tom. VI , pag. 315. HisTOiRE. C'est, comme nous l'avons dit plus haut, Lamarck qui a le pre- mier distingue cette espece sous le nom de Cylherea lincta , en la demembrant de VA. exoleta. Cette distinction etait cependant ä peine admise qu'on la compliqua de nouveau en rapportant ä VA. lincta des especes qui lui sont etrangeres et parliculierement des fossiles. C'est ainsi que Basterot et M. Marcel de Serres l'ont citee dans le terrain de Bordeaux, M. Bronn dans le depot ter- tiaire de Castel-Arquato et de Nice , M. le comte de Münster dans le terrain ter- tiaire de Cassel, M. Dujardin dans les faluns de la Touraine et M. Philippi dans les environs de Naples. Or, pour voir jusqu'ä quel point ces identißcations sont fondees , commen- yons par indiquer les caracteres du veritable A. lincta. Nous procederons ensuite a l'examen comparatif de plusieurs de ces especes. Description. D'apres la diagnose de Lamarck, ce qui distingue VA. lincta, ce sont ses stries concentriques tres-fines ; eile est de plus blanche et sans taches, tandis que VA. exoleta est ornee de taches et de rayes rouges. Mais comme ces — 25 — (lerniers caract^res ne sont pas applicables ä la delermination des fossiles , nous ne nous en occuperons pas ici. La forme de la coquille n'est pas non plus la meme ; eile est moiris circulaire et les crochets en particulier sont plus sail- lans. Oulre les stries concenlriques qui sont si fines , qu'on a de la peine ä les dislinguer ä l'oeil nu , on remarque des zones plus accusees qui sont de- terminees par les arrets d'accroissement ; elles sont plus nombreuses et ä la fois plus irregulieres que dans VA. exoleta. La cbarniere se distingue aussi par plusieurs particularites. Et d'abord , la cloison cai'dinale est tres-large, massive et en rapport avec l'epaisseur de la coquille, qui va croissant vers les bords, et ce qui prouve bien que ce develop- pement n'est point un caraclere d'äge ou d'individu , c'est que les dimensions de la cloison sont plus considerables que dans les A. exoleta et complanata , alors meme que la coquille est sensiblement plus petite. Le bord de la cloison est aussi bien moins arque. Les denls sont assez fortes, sans etre bien saillantes. A la valve gauche (fig. 15), nous trouvons d'abord une sorte de petile dent accessoire tout-ä-fait rudimentaire ; puis une dent lunulaire assez faible, precedee d'une fossette lunulaire encore plus elroite ; plus loin la fosselte cardinale qui est large, mais peu profonde ; ensuite la dent cardinale egalement tres-large et peu saillanle ; plus loin la fossette ligamentaire, etroite, profonde et oblique et la dent ligamentaire qui est longue, oblique et tranchante. A la valve droite (fig. 12), nous avons un rudiment de fossette accessoire, une dent lunulaire petite , une fossette lunulaire profonde et etroite, une dent cardinale saillanle, une fossette cardinale tres-plale et une dent ligamentaire tres-oblique et un peu arquee. Le sinus palleal est tres-profond. Les deux bords ne sont pas paralleles, mais le bord superieur presente une courbure tres-marquee , qui se retrouve dans tous les exemplaires. Le fond du sinus est tronque. D'apres ces details, il sera toujours facile de distinguer VA. lincta de toutes ses congeneres Elle differe des^. exoleta et complanata par sa forme, des A. Baste- roti et Philippii par ses sillons d'arrels tres-marques et sa forte cbarniere , et de toutes par l'epaisseur de son test et par la forme particuliere de son sinus palleal. Lamark indique comme patrie de cette espece les cöles d'Angleterre. J'en ai de beaux exemplaires de la baie de Belfast. — 24 — V. Arthemis Basteroti Agass. Tab. 3, flg. 7-10. Syn. Cytherea lincta Bast. Mem. Soc. Hist. nat. II , pag. 90. — Marcel de Serres, Terr. tert. p. 147. HisTOiRE. Nous avons dit plus haut qu'on avait confondu plusieurs especes fossiles avec VA. lincta. Parnii ce nombre il y en a qui sont en effet tres- voisines de l'espece vivante , et d'autres dont l'identification n'est que le re- sultat d'une etude tout-ä-fait superficielle. Ne pouvant les passer toutes en revue , je me bornerai ä examiner ici celle qui est le plus generalement citee comme identique , celle des terrains tertiaires de Bordeaux , qui a ete signa- lee en premier lieu par Baslerot. Rapports et differences. 11 est evident que c'est de VA. lincta qu'elle se rap- proche le plus, surtout par sa forme et sa physionomie generale. Ses crochets sont saillans comme dans cette derniere espece et non pas deprimes comme dans VA. exoleta. La surface est ornee de rides tres-lines et fort regulieres, mais qui cependant, sont loin d'atteindre la finesse de celles de VA. lincta , car on les dis- tingue toujours parfaitement a l'oeil nu. La charniere presente aussi quelques particularites dignes de remarque. Et d'abord la cloison cardinale est propor- tionnellement bien nioins forte ; sa base est aussi bien plus arquee. A la valve gauche (fig. 9) , la dent accessoire est tres-developpee et ä-peu-pres aussi forte que la dent lunulaire , qui est reduite ä une tres-petite lame. La dent cardi- nale, sans etre bien large , est cependant la plus forte de toutes, et l'on peut m^me dire qu'elle est bifide. La dent ligamentaire est Ires-mlnce et se de- tache ä peine des callosites nymphales. La charniere de la valve droite (fig. 8) repond exactement ä cette structure. Nous avons ici une premiere fossette qui est pour ainsi dire double , en ce qu'elle re^oit ä la fois la dent accessoire et la dent ligamentaire. Puis vicnt la dent lunulaire qui est une lame oblique et assez niince. A celle-ci succede la fossette cardinale qui est large et triangulaire. Vient ensuite la dent ligamentaire, qui est oblique, arquee et ä-peu-pres parallele au bord de la coquille. Enfin en dernier lieu la fossette ligamentaire qui est tr^s- — 2S — etroite. La face interne a conserve quelques traces de stries rayonnantes sur le bord de la coquille , dans la parlie qui n'etait pas tapissee par le manteau. Le sinus palleal est grele et s'enfonce profondement dans les empreintes du manteau. VL Arthemis complanata Agass. Tab. 3, Og. 18-21. En comparant entre elles les differenles coquilles qui passent pour appar- tenir ä VA. exoleta, j'ai reconnu que non-seulement les fossiles elaient difTe- rentes , niais qu'on confondait encore sous ce nom plusieurs especes Vivantes; de ce nombre est entr'aulres nolre A. complanata. Au premier abord eile ressemble fort ä VA. exoleta. Sa forme et ses dimensions sont ä-peu-pres les memes. Les stries concentriques ne different pas non plus d'une maniere bien sensible , si ce n'est peut-etre qu'elles sont un peu plus fines , sans pour- tant l'etre autant que dans VA. lincta. Mais il est un caractere qui la distin- gue entre toutes ses congeneres, c'est sa faible epaisseur (flg. 18). Je n'ai ete rendu altentif ä ce caractere , qu'en comparant un certain nombre d'exem- plaires. Je me suis alors assure que celte forme grele est un caractere cons- tant qui se reproduit dans tous les details de la coquille. La charnitire ofTre des differences non moins importantes. La cloison cardinale est petite et freie, comparativement ä ce qu'elle est dans d'autres especes ; sa base est fortement ondulee. Les dents de la charnißre sont toutes tres-minces. La dent accessoire de la valve gauche (fig. 21) n'existe pas ou du moins est excessivement rudi- mentaire, la dent lunulaire est la plus saillante ; eile est tres-oblique en avant. La dent cardinale est tout aussi mince , mais arquee en arriere , de maniere qu'il y a entre ces deux dents un large espace Iriangulaire. La fossette liga- mentaire qui succede ä la dent cardinale est profonde , limitee en arriere par la dent ligamentaire qui est une petite lame mince. La charniere de la valve droite correspond en tous points ä celle de la valve gauche. La fossette lunulaire comprise entre la dent lunulaire et la dent cardinale , se fait remarquer par sa profondeur ; la dent lunulaire par sa hauteur. La dent ligamentaire est plus forte que dans la valve gauche. 4 — 26 — Le sinus palleal est large et profond , ä cötes presque paralleles ; les impres- sions musculaires sont tres-graiides ; l'anlerieure surtout se fait remarquer par sa hauteur. II existe aussi sur le bord interne des traces assez distinctes de stries rayonnantes qui s'etendent aussi aux impressions musculaires. Cette espece habile l'Ocean atlantique. L'original se trouve au niusee de Neuchatel . VII. Arthemis Philippii Agass. Tab. 3, flg. 1-6. Syn. Cytherea lincta Phil. Faun. Moll. Regn. Sicil. vol. I , (jag. 44 ; vol. II , pag. 32. HisToiRE. C'est la plus petite espece du genre. On l'a generalement prise pour le jeune de l'J. lincta. Cependant il est une consideration que l'on n'aurait pas du perdre de vue , cemesemble, c'est la quantite exlraordinaire d'individus de meme taille qu'on trouve dans certaines localites , et meme lä oü le verita- ble A. lincta manque. Or , une pareille distribution est contraire aux lois les plus generales du developpement des etres , et en these generale , ce sont les adultes qui doivent l'emporter par le nombre sur les jeunes. J'ai donc voulu re- chercher s'il ne se trouvait pas quelque trait qui füt propre a cette petite coquille. Descriplion. Parmi les caracteres exterieurs , il n'en est^aucun qui m'ait paru suffisamment accuse pour la distinguer d'une maniere absolue. Sa forme est la meme que celle de VA. lincta. Les ornemens de sa surface ne differcnt pas non plus d'une maniere sensible , et les stries concentriques] en particulier sont tout aussi fines. Mais la charniere est moins massive , le bord de la cloison cardinale est arquee ; enfln , les denls montrent aussi quelques particularites dont il Im- porte de tenir compte. A la valve gauche (fig. k), la dent accessoire est bien dis- tincte, quoique tres-rapprochee de la dent lunulaire qui est une lame tres-mince; la dent cardinale est la plus forte des dents ; eile est legerement courbee en arriere. La dent ligamentaire est une petite lame alongee et ä peine saillante. A la valve droile (fig. a), la fossette lunulaire est tres-grande , etant destinee ä loger la dent ligamentaire et la dent accessoire de l'autre valve. La dent cardi- nale n'est pas inclinee en arriere , mais en avant ; la dent ligamentaire est plus forte que celle de la valve gauche. — 27 — L'empreinte du manleau est dislinclc comme dans toutes les Arthemis. Le sinus palleal est non seiilement Ires-profond , puisqu'ii s'efend jusque pres de rimpression musculaire anterieure; il se fait en outre remarquer par sa largeur, et ce qiii merite surlout d'etre signale , il est plus large que le lobe inferieur du manteau, tandis que dans toutes les autres especes il est sensiblement plus etroit. II existe quelques faibles traces de stries rayonnantes ä la face interne. Gelte espece est tres-commune dans la Mediterrannee , surtout sur les cötes de Sicile. — 28 — DU GENRE VENUS Linn. Lam. ■•m®m- Le genre Venus, lel qu'il se trouve defini par Lamarck, comprend les especesde l'ancien genre Venus de Linne , qui n'ont que trois dents cardinales dans chaque valve; Celles qui en ont quatre ä la valve gauche composent le genre Cylheree du meme auteur. Ce n'est pas ici le lieu d'examiner si cette distinclion, que plu- sieurs auleurs et en parliculier M. Deshayes ont rejetee, parce qu'elle repose sur ce simple caractere de la charniere, si dis-je cette distinction est fondee, et si le genre Cytheree devra etre maintenu ou non. Je ferai seulement remarquer que meme apres cette Separation , les Venus comptent encore un nombre si conside- rable d'especcs, que l'on est naturellement porte ä accueillir toute subdivision basee sur quelque caractere constant , alors möme que ce caractere ne releverait pas de parties essentielles. C'est ainsi qu'il conviendrait peut-etre de separer les Venus lisses telles que les Fenus umhonaria, islandicoides, etc., des Venus tuber- culeuses, telles que les^em^s rugosa etexcentrica; car quoiqu'elles ne different les unes des autres que par les ornemens de leur enveloppe solide, je ne puis ce- pendant me figurer que les animaux qui secretent des coquilles aussi dis- semblables , ne presentent pas aussi quelque difference dans leurs organes essen- tiels. N'est-il pas remarquable , par exemple, que toutes les Venus verruqueuses aient sur le bord cardinal de la valve gauche une zone lisse bien Iranchee qui ne se retrouvc pas dans les autres especes? Pour apprecier ä leur juste va- leur les caracteres que fournissent les ornemens de la coquille, il serait impor- tant d'etudicr comparativement les differences qui existent dans la structure du bord du manteau chez les especes oü ces ornemens presentent des differences notables; mais ces rechcrches n'ont point encore cte faites. — 29 — V^nns lisses. I. Venus umbonabia Jgass. Tab. 6. Syn. Cyprina umbonaria Lam. Anim. s. vert. lom. VI, pag. "292. Cyprina gigas Lam. Anim. s. vert. tom. VI , pag. 2S9. Venus Brochii Desh. (.pro parte) dans Lam. Anim. s. vert. tom. VI, p. 289. HiSTOiRE. Gelte espece est une de celles qui ont ete confondues parM. Deshayes, sous le nom de F. Brocchii. Tout cn parlageant l'opinion de mon savant ami sur la convenance de retirer cette espece, avec plusieurs autres, du genreCyprine, oü I'avait placee Lamarck, pour la ranger dans le genre Venus , je ne saurais ce- pendant me ranger ä son avis , lorsqu'il pretend que les C. gigas , umbonaria , pedemontana et islandicoides de Lamarck , ne sont que des varieles d'une meme espece. Je n'ai point reussi, il est vrai, ä me procurer des exemplaires de toutes les localites oü l'on cite des fossiles sous ces noms, mais ceux d'Ilalle et de Bor- deaux que j'ai pu examiner m'ont pam differer suffisamment pour pouvoir etre consideres comme appartenant ä des especes ä pari. Les C. umbonaria, pedemon- tana et islandicoides en particulier me paraissenl des types distincts. C'est ce que je vais essayer de demontrer dans les pages suivanles. Quant au C. gigas , dont je ne possede que des exemplaires incomplels, les caracleres que lui assigne Lamarck ne sont pas bien posilifs , et il se pourrait reellemenl que ce ne füt qu'une grande variele de nolre V. umbonaria. Le F. angulata Sow. du gres vert de Blackdown , que Lamarck rapporte avec doute, il est vrai, ä notre espece, est complelemenl differenl. Description. Le F. umbonaria est une coquille de grande taille , exlremement massive, remarquable par sa forme presque carree et par son lest massif, qui dans certains exemplaires a pres d'un pouce d'epaisseur au-dessous des crochets. L'exempiaire figure n'est pas des plus grands. J'en ai d'autres sous les yeux, dont les dimensions sont ä-peu-pres doubles. Une particularite qu'il ne faut pas passer sous silence, c'est la courbure elegante du dos, depuis les crochets jusqu'au bord posterieur, courbure qui est bien moins accusee dans les especes suivantes. — 50 — Les rides de la surface ou stries d'accroissement sont fines et regiilieres , mais il y a de temps en temps des arrels d'accroissement qui en iiilerronipent la regu- larite. Le ligament , quoique interne, est visible en dehors. Mais c'est siirtout ä la face interne qu'il faut aller chercher les verilables carac- teres specifiques de cette coquille. Et d'abord nous y trouvons un large sinus pal- leal qui nous dit assez que l'esp^ce dont il s'agit n'esl point une Cyprine, comme le croyait Lamarck. Ce sinus est peu profond et taille obliquement, de maniere que la pointe est en bas. Les impressions musculaires sont bien accusees el I'on y distingue d'une maniere tres-nette la succession de bandelettes concentriques in- diquant les points d'attache des fibres musculaires. La charnierc est plus imporlante encore pour la delimitation des especes qui nous occupent. Celle ä laquelle je conserve le nom de F. itmbonaria n'a que trois dents cardinales ; la denl laterale posterieure des Cyprines manque com- pletement. II en est de meme de la dent accessoire anterieure des Cytherees ; ensorte que sous ce rapport encore , c'est une Venus. La cloison cardinale est forte et sensiblement arquee. Les dents sont de dimensions tres-inegales. La dent lunulaire est petite et verlicale sou# le crochet. La dent cardinale est au contraire tres-robuste , pyramidale dans la valve droite (fig. 2), plus ou moins arquee dans la valve gauche. La dent ligamentaire est egalement tres-forte et distinctement bifide dans la valve droite ; eile est moins marquee dans la valve gauche (fig. 1), oü eile se confond plus ou moins avec la base de la callosite nymphale. La partie superieure de cette callosite a conserve, dans les deux valves, des traces distincles de la base fibro-calcaire du ligament. L'extremite anterieure des nymphes , pres des crocliets , presente une cavile assez profonde ; mais , comme l'a demontre M. Deshayes , ce caractere n'est d'aucune valeur puisque les nymphes se carrient dans plusieurs especes avec l'äge. L'espece est frequente dans le terrain tertiaire de l'Asfesan. — 31 _ II. Venus islatsdicoides Ayass. Tab. 7, fig. 5 et G. Syn. Venus islandica Bi'occili. Concli. Foss. Tab. 14 , fig. 5. Venus Brocchü Desh. (pro parte) dans Lara. Anim. s. vert. tom. VF , p. 289. HisToiRE. Celle espece , originaire du lerrain subappenin de I'Astesan , e.st probablernent celle que Brocchi a figuree et decrile comme une Variete du Cyprina islandica. Or, d'apres la descriplion tres-detaillee qu'en donne le coii- chyliologiste ilalien, la coquille qu'il avait sous les yeux n'est pas une Cytheree, mais une veritable Venus. Lamarck l'a confondue avec une espece de Cytheree fossile, sous le nom de Cyprina islandicoTdes (notre Cylherea Lamarckii). M. Deshayes est alle plus loin encore et n'a vu en eile qu'une simple variete de son Fenus Brocchü qui , comme nous l'avons vu plus haut , comprend quatre es- peces de Lamarck. Rapports et differences. II suffit de jeter un coup-d'oeil sur l'interieur de cette coquille pour s'assurer que ce n'est ni une Cyprine, puisqu'elle a l'empreinte du manteau echancre , ni une Cytheree, puisqu'il lui manque la dent accessoire qui est propre ä ce genre. C'est par consequent une veritable Venus. Voyons main- tenant en quoi eile differe du F. umbonaria que nous venons de decrire. Un premier trait qui lui est propre , c'est sa forme presque circulaire. Elle se dis- tingue en outre par la prösence d'un sillon tres-evase sur les flaues, qui s'etend des crochets jusque pres du bord posterieur. Ce sillon que Brocchi signale d'une maniere tres-positive , est un caractere d'autant plus precieux , qü'il ne se re- trouve dans aucune des autres especes fossiles. Le diametre transversal de la coquille est tres-considerable , quoique le lest soit mince , d'oü nous concluons que l'animal qui l'habitait devait etre proportionnellement tres-gros. La charniere est une veritable charniere de Venus, car eile n'est composee que de trois dents, savoir : la dent lunulaire qui est courte et mince ; la dent cardinale qui est sensi- blement plus robuste et la dent ligamentaire qui est tres-oblique et bifide. 11 existe en outre dans la valve droite , en avant des dents cardinales , un petit — 32 — bourrelet alonge et tres-obtus (fig. 6) , qui rappelle jusqu'ä uii cerlain point la dent accessoire des Cylherees. Les impressions miisculaires sont neltement circonscrites et distinctement fasciees. Le sinus palleal est large, mais ne s'etend pas au-delä du tiers de la surface. V^nas tnbercnlcnses. III. Venus verrucosa Lin. Tab. 5, fig. 1-8. Stk. Fenui verrucosa L. Syst. nat. p. 1130. — Gm. p. 3269, n" 6. — D'Argcnville, 1" edit., Tab. 24, fig. 9. — Lister Concli. Tab. 284, fig. 122. —Chemnitz Conch. tom. VI, Tab. 29, fig. 299-300. — Peiinant Zool. brit. t. IV, Tab. 54, fig. 48. — Favanne Conch. Tab. 47, fig. E. G. — Poli Test. Sicil. tom. II, pag. 90, Tab. 21 , fig. 18, 19. — Desiiayes Encycl. meth. Fers. tom. III , Tab. 113, n° 4. — Lamarck Anim. s. vert. tom. VI, p. 338. Venus Lemani Payr. Catal. p. 53, n° 91, Tab. 1, fig. 29-31 (jeune). HisToiRE. C'est une espece Ires-commune dans les coUections; aussi se trouve- t-elle decrile et figuree dans une foule d'auteurs. Lamarck en distingue trois Va- rietes, qui sont probablement autant d'especes , ce qui expliquerait comment il se fait qu'il la eile ä la fois dans les naers d'Europe , les mers australes et dans Celles des Äntilles. Je crois en parliculier m'etre assure par des exemplaires ap- partenant au musee de Neuchätel , que la variete tres-verruqueuse des Äntilles est distinete de celle de l'Inde. On la cite egalement ä l'elat fossile dans plusieurs localites. Brocclii la mentionne parml les fossiles tertiaires de la Toscane , Risse dans les terrains quaternaires de ISice et de Sicile ; Goldfuss dans la formation marine superieure (Tegel) des environs de Vienne. Nous allons commencer par decrire l'espece vivante , en prenant pour type , la variete d'Europe , celle qui habite la Mediterrannee. Nous examinerons ensuite comparalivement l'une de ces pretendues identites fossiles, en choisissant celle qui est la plus generalement repandue, celle du terrain subappenin d'Italie. Description. Le nom de notre espece en indique le caractere saillant, qui consiste dans les grosses verrues dont sa surface est ornee, notamment au bord pos- terieur. Ces verrues resultent de l'enlrecroisement de sillons verlicaux avec les — Od rides concentriques ; si elles sont plus marquees du cöte posterieur que du cote anterieur, c'est par ce que les sillons y sont beaucoup plus profonds. La di- rection des sillons n'est pas uniforme , ceux du bord posterieur sont arques en arriere ; ceux du bord anterieur en avant ; ceux du milieu des flancs sont irreguliers. Les uns et les autres n'apparaissent que iorsque la coquille a atteint une certaine laille ; ils manquent chez tous les jeunes individus , qui sont pour celte raison depourvus de grosses verrues. C'est du moins ce que Ton peut infe- rer de l'aspect de la coquille pres des crochets. L'exemplaire de fig. i a dejä des sillons marques au bord posterieur et partant de grosses verrues. J'insiste sur ces particularites, car elles servent ä distinguer surtout l'espece vivante de l'espece fossile qu'on a confondue avec eile. Les individus adultes, tels que ceux de fig.S et 8 sont tres->massifs ; les jeunes (fig. i-k) sont proportionnellement bien plus minces et plus legers. Le ligament est externe , assez etroit , et lorsqu'il a dis- paru , on apercoit d'en haut , sous forme de deux bourrelets alongfe , les nym- phes qui le supportent. Le bord de la coquille presente une bände lisse , ou du moins depourvue de verrues , le long du ligament. Celte bände est surtout sensible sur la valve gauche (fig. 5). J'ignore quelle est la cause de cette sin- guliere bände ; toujours est-il qu'on ne la rencontre que dans les especes ornees de cötes ou de tubercules et qu'elle n'existe pas dans les autres. La lunule est grande, en forme de coeur de carte, deprimee sur les bords, saillante au milieu; Ton y distingue d'une maniere tres-nette les stries d'accroissement. Sous le rapport de la charniere, notre espece est une veritable Venus. La cloison cardinale est moins massive qu'on ne devrait s'y attendre , a raison de l'epaisseur du lest; il n'y a aucune trace de dent accessoire. Si nous examinons la valve gauche (fig. 6), nous trouverons d'abord une fosselte assez petite et peu profonde , la fossette lunulaire destinee ä recevoir la dent lunulaire de la valve droite. La dent qui succede ä cette fossette n'est pas non plus proeminente ; la dent cardinale qui est au j milieu, sous le crochet, est la plus forte des trois ; eile est oblique en arriere. La dent ligamentaire n'est qu'une tres-petite lame. A la valve droite (fig. 7), nous avons, ä la suite de la dent lunulaire, une fosselte lunulaire tres-profonde ; la dent cardinale qui vient ensuite est large et forte; la dent ligamentaire est plus large que celle de la valve gauche et divisee — Si- en deux par un sillon. L'empreinte du manteau est bien accusee, le sinus palleal est etroit et peu profond. Les empreintes musculaires sont distinctement fasciees les posterieures ont les bandelettes plus espacees que les anterieures. IV. Venus excentrica Agass. Tab. 5, fig. 9-11. Sr«. Venus verrucosa Brocchi Conch. foss. subap. lom. II , p. 545. — Bronn. Ital. tert. p. 99. HisToiRE. Parmi les fossiles que l'on identifie avec la V. verrucosa vivante, ceux qui proviennent des terrains subappenins de l'Astesan, sont les plus nombreux et les niieux conserves. Essayons de comparer cette pretendue F. verrucosa avec la coquille que nous venons de decrire. Rapports et differences. La forme et la physionomie generales sont en effet tres- semblables; le bord posterieur seulement est plus arrondi. Cependant si l'on se rappelle la maniere dont nous avons decrit la disposition des verrues dans l'espece precedente , on verra que si dans l'espece fossile les verrues ne sont pas aussi developpees au cöte posterieur, ce n'est pas accidentellement. En effet, dans le F. verrucosa les fortes verrues du bord posterieur etaient accompagnees de sil- lons arques en arriere et faisant par consequent eventail avec ceux de l'avant. Dans l'espece fossile , il n'exisle aucune trace de ces sillons arques en arriere ; tous les sillons sont au contraire courbes en avant , plus ou moins paralleles et en general plus reguliers que dans l'espece vivante. II en resulte que les orne- mens de la coquille sont plus reguliers et plus egaux entre eux. Sous tous les aulres rapports, la ressemblance est tres-grande; c'est ä peine si nous avons trouve quelques differences dans la charniere ; la dent mediane ou cardinale pro- prement dite de la valve gauche est fortement bifide , tandis qu'elle ne Test pas dans le F. verrucosa. Le sinus palleal est petit et etroit. — 35 — V. Venus rugosa Gmel. Tab. 4, fig. 1-6. Syn. Venus rugosa Gmel. p. 3276. — Lister Conch. Tab. 286, fig. 123. — Lam. Anim. s. vert. VI , p. 339. — Desli. Encycl. metli. Fers. totn. III, p. H14, n° 5. Fenns dysera var ß. Linn. Syst. nat. Edit. XU , p. 1130, n°115. Fenus rigida Dilwyn. Cat. toin. I, p. 164, n" 13. HisTOiRE. Gelte espece, originaire des mers de l'Inde, fut distinguee pour la premiere fois par Gmelin. Linne n'en faisait qu'une varietö de son f^. dysera. Depuis lors eile a figure dans tous les ouvrages de conchyliologie sous le nom de f^eniis rucjosa. U n'y a que le f. rigida de Dilwyn qui fasse double emploi, du moins Laniarck le cite-t-il comme synonyme du Fenus rugosa. Une espece aussi bien caracterisee ne devait pas rester sans analogues fossiles. Nous la trouvons en effet , nientionnee dans plusieurs auteurs ; Brocchi la ci(e dans le terrain subap- pennin de Plaisance et en Calabre; Pusch dans le terrain de Pologne; Eichwald dans ceux de Podolie et de Volhynie. Afin de faciliter la comparaison de ces diffe- rentes especes, nous commencerons par donner une description delaillee de l'espece vivante. Description. C'est une coquille renflee , massive et facilement reconnaissable ä ses plis concentriques. Ces plis sont tres-saillans et regulierement espaces. Les espaces intermediaires ne sont pas lisses, mais ornes de plis paralleles, plus fins , ordinairement au nombre de trois (fig. 6) , quelquefois aussi de quatre. H y a, d'espace en espace, des arrets d'accroissement, mais ils sont en general peu marques. Le ligament est exterieur, de moyenne largeur. II y a en outre sur la valve gauche, ä cöte du sillon, un espace lisse, en forme de sillon plat (fig. 5), tout-a-fait semblable ä celui que nous avons signale dans le F. verrucosa. La !u- nule est plus largeque haute, en forme de coeur de carte; eile est deprimee sur son pourtour, mais les bords de la coquille s'elevent au milieu d'elle , sous la forme d'une carene saillante. La charniere se distingue par des particularites de structure qui lui sont propres. Ce qui mcrite surtout d'6tre signale, c'est la pre- sence d'une dent accessoire sur la valve gauche (fig. 3). jMalgre la presence de — 36 — ' cette dent , qu'il mentionne expressement , Lamarck n'a pas ränge notre espece dans son gerne Cytheree , evidemment parce qu'elle est trop rudimentaire et qu'il aurait ete force, s'il avait voulu en tenir compte, d'eloigner le F. rugosa du F. verrucosa et des autres especes qui s'en rapprochent le plus. A la dent accessoire succede , dans la valve gauche , la dent lunulaire qui [est arquee et surmontee de la fossette lunulaire qui est tres-profonde ; vient ensuite la fossette cardinale , puis la dent cardinale qui est plus large et dirigee obliquement en arriere, et enfin la fossette ligamentaire qui est alongec et peu profonde ; la dent ligamentaire n'est qu'une lame tres-mince. A la valve droite (fig. 2), nous avons d'abord une fossette accessoire avec un petit bourrelet ; la dent lunulaire qui vient ensuite est une arete saillante , etroite , oblique en avant et tres-rapprochee de la dent cardinale, de mani(ire ä faire ressortir d'autant mieux la fossette lunu- laire qui est entre les deux. La dent ligamentaire est beaucoup plus forte que dans la valve gauche et distinctement bifide. L'empreinte palleale est fort eloignee du bord , ensorte qu'il reste en dehors d'elle un large iimbe ou bände lisse qui est borde par de fines crenelures. Le sinus palleal est court, mais assez large. Les impressions musculaires sont bien distinctes ; la posterieure est sensiblement plus grande que l'anterieure. VL Venus cincta Agass. Tab. 4, fig. 7-10. Syn. Venus rugosa Brocchi Concli. foss. p. 548. — Bronn. Leihaea p. 955. HisTOiRE. Ne pouvant pas passer en revue toutes les especes fossiles qui ont ete confondues avec le F. rugosa , je ine bornerai ä examiner ici celle qui est la plus generalement citee comme identique , l'espece du Plaisantin decrite par Brocchi , et pour laquelle je propose le nom de F. cincta Rapports et differences. La ressemblance de ce fossile avec l'espece vivante est Sans contredit tres-grande ; aussi ne m'etonne-je pas qu'on les ait confondus. Sa physiononiie et sa forme generales sont les memes. II n'y a, au premier abord , que la taille qui differe , la plupart des exemplaires n'ayant guere que quatre ou cinq cenlimelres de longueur , tandis que les individus de sept et huit centi- — 37 — metres ne sont pas rares dans l'espece vivante. Les ornemens de la surface sont aussi en apparence les memes ; ce sont des plis concentriques , reguliörement espaces et plus etroits que les espaces intermediaires. Mais si l'on examine ces sillons intermediaires ä la loupe, on verra qu'au iieu de trois plis secondaires, il y en a iin nombre bien plus considerable , qui tous sont presque invisibles ä l'oeil nu , tant ils sont fins (fig. iO). Les plis principaux ne sont pas non plus arques en haut , comme c'est le cas dans le f^. rugosa. Lacharniere presente aussi quelques differences, surtout dans la valve gauche. La dent lunulaire que uous avons vu arquee dans l'espece vivante , ne Test pas dans notre fossile. La dent cardinale de cette mfime valve n'est pas non plus bifide ou du moins eile n'a qu'une tres-legere depression. La dent accessoire existe , mais ä l'etat rudimentaire. Le bord de la coquille est crenele sur tout sonpourtour, comme dans l'espece vivante. L'empreinle palleale est bien accusee; le sinus palleal est peu profond mais assez large. — 38 — DU GENRE CYTHEREA Lam. Ce genre a ete institue par Lamarck, aux depends du genre Venus de Linne. 11 comprend toutes les especes de Venus qui ont une quatrieme dent ä la valve gauche. Celle dent, que nous appellerons la dent accessoh'e (Tab. A, fig. 2 o) et a laquelle correspond une fosselle analogue (fig. d) dans la valve droite , est d'or- dinaire aussi forte et meme quelquefois plus saillante que les aulres dents cardi- nales. Sous lous les autres rapporls, les Cylherees sont parfailemenl semblables aux vraies Venus; aussi esl-il impossible , lorsqu'on ne connait pas la charniere, de dire si teile espece , qui possede d'ailleurs tous les caracleres des Venus , est une Cylheree ou une vraie Venus. Le genre Arlhemis dont nous avons traite plus haut, a ele defalque des Cylhe- rees, dont il se rapproche ä tous egards par sa charniere. I. Cytherea pedemontana Agass. Tab. 8. SvN. Cyprina pedemontana Lam. Anim. s. vert. tom. VI, pag. 291. Fenus Brocchii Desh. (pro parte) dans Lam. Anim. s. vert. tom. VI, pag. 291. HisToiRE. Celle espece a ele dislinguee par Lamarck sous ie nom de Cjprine du Piemonl, d'apres des exemplaires provenanl des environs de Turin. Elle est au nombre de ces especes tertiaires que M, Deshayesa reunies conime de simples Varietes sous le nom de Fenus Brocchii. Nul deute en effet qu'elle ne soit tres- differenle des veritables Cyprines ; puisqu'elle a l'impression palleale profon- dement echancree ; mais je ne saurais admellre pour cela qu'elle soit idenlique avec les especes precedentes. Loin de-lä , l'etude delaillee et comparative de ces mömes especes, m'a convaincu qu'elle en est tres-differenle. — 39 — Description. C'est une espece de grande taille, de forme ovoide, ätest massif, Sans etre tres-epais. Le cöte posterieiir est plus ou moins alonge, et comme le bord cardinal est assez peu arque , il en resulte que la coquille a une certaine apparence cuneiforme que n'ont ni le Fenus umbonaria ni le f^enus islandico'ides . Mais en supposant meme que ce ne fut lä qu'une difference d'äge , comme le pense M. Deshayes, il reste encore les differences profondes de la charniere qui a quatre dents cardinales, tandis que les deux especes precedentes n'en ont que trois. Que Ton recuse le nombre des dents comme caract^re generique et que l'on reunisse les Venus et les Cytherees en un seul genre, je le comprends; mais qu'on refuse ä ce caractere une valeur specifique , c'est ce que je ne saurais admettre. Or , le seul fait que le C. pedemontana a une dent de plus , suffit ä mes yeux pour le distinguer. Voici quelle est la structure intime de la charniere. Si nous examinons la valve gauche (fig. 3), nous y trouverons d'abord une forte dent accessoire , en forme de pyramide alongee ; ensuite une fossette lunulaire tres- profonde imniediatement au-dessous des crochets ; plus loin la dent lunulaire en forme de lame mince , perpendiculairc et tres-saillante ; ensuite la fossette car- dinale moins profonde que la fossette lunulaire, puis la dent cardinale tres-ro- buste, ensuite la fossette ligamentaire etroite et profonde , et enfin la dent liga- mentaire tr^s-mince et ä peine detachee de la lame cardinale. A la valve droite (fig. k) les rapports sont un peu differens ; la dent lunulaire est plus saillante ; la dent cardinale Test en revanche moins, enfln la dent ligamentaire est distinc- tement bifide , ce qu'elle n'est pas dans l'autre valve. II. Cytherea Lamarcku Agass. Tab. 7, flg. 1-4. Sra. Cyprina islandicoides Lam. Anim. s. vert. toin. VI, pag. 292. — Bast. Mem. geol. sur les en- virons de Bordeaux, pag. 91. Venus Brocchii Desh. dans Lamrack Anim. s. vert. tom. VI, pag. 289. HisTOiRE. La synonymie de cette espece s'explique en quelque sorte par son histoire. Lamarck avait reconnu que l'espece fossile de Plaisance , que Brocchi avait prise pour une simple variete du Cyprina islandica, etait une espece ä — 40 — part et lui avait donne le noni de Cyprina idandicoides. Mais tout en la separant de l'espece vivante, il lui associait ä tort une espece fossile de Bordeaux, celle dont 11 est ici question. Or , coninie cette espece est completemcnt differente de Celle d'Italiej j'ai conserve le nom d'islandico'ides ä cette derniere et je dedie ä la memoire de Lamarck, celle de Bordeaux. Rapports et di/ferences. Cette espece n'est pas plus une Cyprine que les espöees precedenles; c'est ce que prouve son sinus palleal. Elle differe egalement du Femis islandicoides , en ce quelle a quatre dents k la charniere, au Heu de trois, eile rentre par consequent dans le genre Cytheree de Lamarck. S'il est une espece dont eile se rapproche, c'est bien plutöt du C. pedemontana que nous ve- nons de decrire. Si ses dimensions sont differentes , sa forme est la meme; eile est alongee , ovoide ; le cole posterieur est plus ou moins retreci , le bord infe- rieur n'est pas tres-arque. II n'y a qu'une particularite qui la dislingue , c'est la presence de cötes rayonnantes distinctes , s'etendant depuis les crochels jusqu'au bord inferieur, tandis qu'on n'en rencontre que de faibles traces sur les exem- plaires les mieux conserves du C. pedemontana. Le ligament est exterieur, et lorsqu'il est enleve, les nymphes sont tres-distinctes (ßg. 3). La charniere ne presente pas de differences sensibles d'avec celle du C. pedemontana. La dent accessoire de la valve gauche (fig. 2) est tres-forte, mais moins alongee que dans l'autre espece; la dent lunulaire est au contraire fort mince, tranchanle et verti- cale sous le crochet. La dent cardinale est dejä legerement arquee en arriere ; la dent lunulaire enfin est une lame assez mince, parallele au bord cardinal. Dans la valve droile (fig. k), nous avons d'abord une large et profonde fossette pour la dent accessoire , puis la dent lunulaire qui est tres-rapprochee de la dent cardi- nale ; ensuite une large fossette pour la dent cardinale de l'autre valve , et enfin la dent ligamenlaire meme, qui est moins alongee que celle de la valve gauche, mais plus large et distinctement bifide. Gelte espece est, ä ce qu'il paraif, assez commune dans leterrain de Bordeaux. — ki — III. Cytherea Braunii Agass. Tab. 13, flg. 1-4. HisTOiRE. Celle espöce n'a point encore ele signalee d'une maniere precise; il suffira par consequent d'en indiquer les principaux trails pour qu'ä l'avenir on ne la confonde avec aucune aulre. Description. C'est une espece de moyenne taille, de forme subcirculaire , re- niarquable surloul par le pourtour arrondi de son bord poslerieur. Elle ressem- ble sous ce rapport ä la F. umbonarla que nous avons decrite plus haut ; eile est en menie temps sensiblement renflee, et son diamelre Iransversal depasse de beaucoup la moilie de la hauteur. La surface est marquee de zones concen- triques tres-dislincles et separees par des sillons indiquant des arrels dans l'ac- croissement. La charniere est bien developpee ; le bord inferieur de la cloison cardinale est ondule; la disposition des dents est la m6me que dans I'espece precedente ; nous trouvons dans la valve gauche (fig. 3) une denl accessoire au-dessus de laquelle se remarque une fesselte tres-profonde qui s'enfonce sous le croehet. La dent lunulaire est tres-saillante mais mince , la fossetle cardinale est large et triangu- laire; la dent cardinale est large et robuste; la fossetle ligamentaire est large et arquee; vient ensuite la denl ligamentaire qui est une lame etroile. A la valve droite (fig. 2), nous retrouvons les memes parlies conslitutives , sauf la dent ac- cessoire qui est remplacee par une fossetle. La fossetle lunulaire est beaucoup plus etroile que dans l'aulre valve, par la raison que la dent lunulaire et la dent car- dinale sonl beaucoup plus rapprochees. D'un aulre cote, la dent ligamentaire est plus large et distinctement bifide. En resume, le caraclere essentiel qui distingue la charniere de celte espece , c'est la pelitesse de la dent accessoire que j'ai trouvee la meme dans un grand nombre d'individus. Celle espece se Irouve avec le Cyprina rotundata dans les sables terliaires des environs d'Alzey, pres Mayence. — 42 — ly, Cytherea ERYCINA Lam. Tab. 9, flg. 10-12. StN. Cytherea erycina Lam. .\nim. s. vert. tom. VI , p. 303. Venus erycina Lin. Syst. nat. p. 1131. — Encycl. melh. Tab. 264, fig. 2o5. ij ''iiijii HisToraE. Cette espece se fait remarquer entre toiites ses congeneres par sa forme elegante el ses heiles coulcurs , et comme eile est assez frequente dans les coUeclions , il n'est pas etonnant qu'elle soit devenue le point de depart d'une foule de comparaisons avec les especes fossiles qu'on a identifiees avec eile. En effet , nous la trouvons citee par Brocchi parmi les fossiles subappenins d'Ilaiie, par Basterot parmi les fossiles terliaires de Bordeaux ; par M. Desliayes, dans le calcaire grossier de Paris, etc. Nous allons par consequent etablir d'une maniere aussi precise que possible l'ensemble des caracteres de notre espece , afin d'apprecier d'aulant mieux la valeur des caracteres qui la distinguent de ces pretendues analogues fossiles. Description. On cite ordinairement en premiere Hgne parmi les caracteres de cette coquille, les bandes diversement colorees qui partent des crochets et gagnent le bord inferieur en s'elargissant toujours davantage. II y en a surtout deux qui frappent par leur largeur et leur teinte brune ; l'une occupe le milieu de la coquille et descend ä-peu-pres verticalement ; l'autre, plus oblique et plus etroite, est rapprochee de l'extremite posterieure. II existe en oulre de nom- breuses bandes d'une teinte plus claire , qui suivent les memes directions. Mais l'on comprend que ces caracteres, si imporlans pour la confrontation des espt^ces Vivantes, n'aient plus la meme valeur, lorsqu'il s'agit d'especcs fossiles. Les details de structure du test sont alors la chose essentielle a consid^rer. Sous ce rapport encore notre espece n'est pas moins bien caracterisee que les autres. Ses dimensions varient de trois ä huit centimötres. L'exemplaire de fig. 10 est de moyenne taille ; celui de fig. 8 peut etre envisage comme un jeune. La hauteur est ä la longueur comme trois ä quatre. L'epaisseur est bien moindre. Le pourtour de la coquille est un ovale assez regulier. Les coles anterieur et postcrieur sont arrondis et ä-peu-pres d'^gale largeur. Les crochets situes au — 43 — tiers anterieur ne determinent pas une forte saillie ; la lunule est ä fleur de lest , sensiblement alongee dans le sens vertical. Le bord inferieur est regiilierement aiTondi ; le bord superieur , derriere les crochets , Test egalement, tout en etant un peu plus declive. Les flancs sont ornes de gros plis concentriqiies separes par des sillons peu larges , mais Ires-profonds. La regularite des plis n'est inter- roinpue ^ä-et-lä que par un pH plus faible, resultant sans doute de quelque arret dans Taccroissement. La charniere est assez petile , si l'on considere l'epaisseur de la coquille ; son bord est ondule , et la partie la plus developpee correspond ä la dent accessoire. Ce qui frappe surtout , quand on compare cette charniere avec Celle d'autres especes , c'est la faible epaisseur des callosites nymphales qui ne presentent qu'une lame tres-mince. La dent la plus massive est sans conlredit la dent accessoire (fig. 9 et 12), La fossette qui recoit cette dent dans la valve droite (fig. H) est non-seulenient en rapport avec ces dimensions , mais eile est en outre entouree d'un renflement tres- notable qui la fait ressortir d'autant mieux. La dent lunulaire n'est qu'une lame tres-mince dans les deux valves ; eile est tres-rapprochee de la dent cardinale dans la valve droite (fig. H). La dent ligamentaire est une lame mince et parallele au bord cardinal. Enfin , j'ajouterai ehcore que toutes ces dents sont peu saillantes , et que le plus souvent elles debordent ä peine le bord de la coquille. La Hmite du manteau est assez eloignee du bord, ensorte que le limbe est tres-large. Le sinus palleal penetre ä-peu-pres jusqu'au milieu de la coquille, oü il se termine en pointe; la languelte inferieure est tres-etroite. Cette espece est frequente dans l'Ocean Indien , et c'est de lä que proviennent les exemplaires figures. Lamarck en cite en outre deux varieles dans les mers de la Nouvelle-Hollande et de la Chine , qu'll ne distingue qu'ä leur teinte. Ni l'une ni l'autre ne m'est connue. > •liiiai JiBlDuyi^cctfKi — kh — V. Cytherea ERYCiNoiDES Lam. Tab. 9, fig. 4-7. SyN. Cytherea erycinoides Lam. Anim. s. vert. töm. VI, pag. 329. Cytherea erycina Bast. Mem. Soc. Hist. nat. Par. tom. II , pag. 89. Cytherea hurdigalensis Defr. Dict. Sc. nat. tom. XII , pag. 422. HisTOiRE. On ne saurait contester la grande ressemblance qui existe entre cette espece et le C. erycina; aussi Lamarck , en la designant sous le nom de C. ery- cinoides, n'a-t-i! pas entendu la distinguer specifiquement ; il se borne ä exprimer so» etonnement de la trouver fossile en France et au Montmarin pres de Rome, tandis que ses analogues vivans sont limites ä l'Ocean Indien. Defrance , de son cote , avait distingue une espöce analogue sous le nom de C. hurdigalensis ; mais il ne parait pas qu'elle soit differente du C. erycinoides. Rapports et differences. Je reconnais un seul caractere distinctif de cette espece relativement au C. erycina , c'est sa forme plus alongee et plus ovoide. Le bord inferieur est nieme quelquefois presque droit. La charniere est en somme aussi developpee que dans l'espece vivante ; mais il m'a paru que son bord inferienr etait moins flexueux. Sous tous les autres rapports, la ressemblance est complete. II parait que cette espece est frequente dans le terrain de Bordeaux. VI. Cytherea suberycinoides Desh. Tab. 9, fig. 1-3. SVN. Cytherea suberycinoides Desli. Coq. foss. tom. I, pag. 129, Tab. 22, fig. 8 et 9. HisTOiRE. Le nom de cette espece mdique assez que l'auteur qui l'a instiluee reconnaissait qu'il existait des differences entre eile et les C. erycina et erici- noides. Aussi bien, s'il en etait autrement, on ne comprendrait pas qu'il eut choisi un nom aussi peu conforme ä une determination precise. Rapports et differences, Si l'on ne voulait tenir compte que de la charniere dans la determination des Conques marines , il est evident que l'on devrait rap- porter cette espece au C. erycina, tant les charnieres se ressemblent ; mais, — 45 — d'un autre cote , il y a ä cöte de cette ressemblance une grande difference dans la forme de la coquille. Son pourtour ne presente plus une ellipse aussi re- guliere ; le cöte posterieur se retrecit considerablement et prend une forme tout- ä-fait cuneiforme; de teile maniere que le cöte anterieur, qui d'ordinaire est le plus faible , devient ici le plus large ; mais ce qui constitue le caractere essenllel de l'espece , c'est son peu d'epaisseur resultant de la forme aplatie de ses flaues (fig. 3). Une consequence de cet aplalissement , c'est l'etroitesse de la lunule et des callosites nymphales qui sont l'une et l'autre tres-alongees. Cette espece est propre au calcaire grossier des environs de Paris. VII. CyTHEREA CHIONE Lüm. Tab. 10, flg. 10-13. Syn. Cytherea Chione Lam. Anim. s. vert. tom. VI , pag. 305. Venus CUoneXÄn. Syst. Nat. pag. 1131.— Gmel, pag. 3272, n" 16. — Encycl. meth. lom. 266, f. lo, 6. HisToiRE. Cette espece est encore plus frequente dans les collections que le Cytherea ertjcina ; mais ses teintes , plus sombres et plus uniformes , fönt qu'on la recherche moins. On prevoit d'apres cela , qu'elle a du etre identifiee bien des fois avec des especes fossiles des terrains tertiaires, et en eilet nous la trou- vons citee dans le terrain subappennin d'Italie, dans le calcaire marin du sud de la France , dans la molasse suisse , dans le sable coquillier de Volhynie , dans le Tegel de Transylvanie, dans le terrain quaternaire dePouzzoles, etc. Je ne pos- sedepas des echantillonsdetoutes ces localites, et nepuis par consequent pas affir- mer que l'espece soit differente partout, mais ceux que j'ai examines m'ont laisse peu de doute sur leur diversite specifique. Si les differences frappent peu au premier coup-d'oeii , elles u'en sont pas moins importantes ä raison de l'unifor- mite generale de ce type. Description. Le Cytherea Chione est trop commun dans toutes les collectionf poup que je croie necessaire d'en donner une description detaillee. Je ferai seulement remarquer que l'espece appartient au type des Cytherees lisses , ä bords non denteles, qui se distinguent par une charniere assez faible, relati- — 46 — vemenl ä ce qu'elle est dans d'autres especes de meme taille , par exemple , dans le €. Pedemontana , (Tab. 8). Les flancs ont des ondulations conceutriques assez regulieres , mais fort peu accusees ; et la leinte sonibre , jointe ä l'epiderme qui les recouvre, contribue encore ä les rendre moins sensibles. Dans les especes fos- siles qui ont perdu leurs couleurs , ces memes ondulations sont beaucoup plus saillantes. VIII. Cytherea DuBoisi Andrz. Tab. 10, fig. 1-5. Syn. Cytherea ßuBoisii Xndvz. Bull. Soc. Mose. VII, T.ib. Xu . (ig. 3. Cytherea Chione Dub. Conch. foss. pag. 59, tom. V, f. 13, 14. HiSTOiRE. Cette espece a ete decrite par M. DuBois de Montpereux comnie idenlique avec le C. Chione. C'est M. Andrzejowski qui l'a distinguee le premier comme une espece ä part. '^" *^ Rapports et differences. Le Cytherea DuBois a tout-ä-fait la forme du C. Chione; mais il en differe par ses ondulations conceutriques qui sont bien plus accusees. A cet egard il tient le milieu entre le C. erycina et le C. Chione ; il differe ä bien plus forte raison du C. erycino'ides , dans lequel les siilons conceutriques sont le plus profonds. Sa forme est aussi un peu differente de celle du C. Chione ', en ce qu'il est proportionnellement plus court et que le cöte anterieur est plus developpe. Cette espece parait etre propre au terrain tertiaire de Volhynie. IX. Cytherea laevis Agass. Tab. 10 , fig 6-9. Sy?i. Venus Chione Brocch. Concli. foss. tom. 11, pag. 547. — Bronn, catal. n° 184. HisToiRE. L'idee d'identifier cette espece avec le C. Chione etait assez naturelle, par la raison que cette derniere vit exclusivement dans la Mediterannee, et de fait , c'est aussi celle qui lui ressemble le plus. Cependant nous allons voir qu'elle en difiere aussi bien que les autres. — kl — Rapports et differences. Ce sont encore les ornemens des flaues qui nous four- nissent les principaux caracteres distinctifs. Les sillons concentriques qua nous avons vu etre plus accuses dans le C. DuBois que dans le C. Chione , le sont ici moins. Les flancs sont meme completement lisses sur toute la partie posterieure de la coquille , oü l'on ne distingue que de fines stries d'accroissement. II n'y a des traces de sillons que sur la partie anterieure des flancs. La forme generale rappeile tout-a-fait celle du C. DuBois , surtout par la forme du cöte anterieur qui est assez large , tandis qu'il est proportionnellement plus retreci que dans le C. Chione. L'espece parait 6tre assez frequente dans l'Astesan. ,')7 aaüii ziiuiiüiu , «Tiimivi t^' I $ 1i P ! e H S ^ IM "€© H rf O H i Coq. tert. Tab.3 / > ^T^ ^ m |IV\; // «J!» /rf k L'iekmann ainalinl. Ltt>i de H Uicolet äNeuchätel ( oq. lert T^L. 4. EiekB Li Lh.deNicolet ä NfnictiaLel. Fic,j-o.wi^mm^ m3'^(S)^A(Bmsi,F^.7-Ä?.wmm'i3^ shmsttü m © Cog.lert. Tab. 5. Jjulcr JclLilU. Lilh.3e>IicolrtnT'-.. S-'.'T Fyj- Coa.tPrt. Tab.lO. liiebnann *ä iiat .mlla-p LiiK de Nicolet ;i>Jeutlialel .^.7-/S¥iri5iiiMEü iDiffliB®!!^ ik(irs.-y^.^:^CTnrffloiji\ir,ws iLgvK^o-js 'm.\mxwmm.)\m^.. '.i;'-i^.\'j "..^c^/ Cotf.lerl. Tab. 11. ¥' ,i^;.v STEIA' -LOECHERPILZ (Polyporus tuberaster Jacq. et Fries) UND DIE PIETRA FLi\GAJA »ER ITALIENER. VON D^ BRUNNER IN RERN. ■ Je weiter die Naturwissenschaften sich vervollkommnen, und je schwie- riger es daher wird, im Grossen etwas Tüchtiges zu leisten, desto drin- gender wächst auch im nämlichen Verhältnisse das Bedürfniss, sich auf heschränkteren Feldern umzusehen, will man doch wenigstens etwas zum allgemeinen Gehäude der Erfahrung beitragen. Steht nun gleich, vielleicht im Widerspruch mit Vielen, meine Ueberzeugung fest, dass derjenige ein unbefangenerer und mehrseitigerer Kenner eines der drei Naturreiche sei , welcher die mannigfachen organischen Produkte irgend einer beslimmten Gegend gründlich kennt, als der, welcher die nicht selten künstlidien und vielleicht schon im nächstfolgenden Menschen- alter gänzlich in Abrede gestellten, Verwandtschaften sich zwar aller- dings ähnlicher, aber aus den verschiedensten Weltgegenden zusam- mengebrachten Naturprodukte zum besonderen Gegenstande seiner litte- _ 4 _ rarischen Thätigkeit auserkohren , so darf doch auf der andern Seite der grosse Nutzen nicht übersehen werden, welcher, besonders in neuern Zeiten, den Naturwissenschaften aus Einzehischriften (3Ionographien) erwuchs, wesshalb, in Bestimmung des Verdienstes des einen oder an- dern, und sobald man es über sich gewinnen kann, persönliche Recht- haberei und Sophisterei allgemeinen Betrachtungen aus höherem Stand- punkte aufzuopfern , alles am Ende wohl auf die Frage hinausläuft : Soll persönliche Neugier , soll praktische Anwendung und Unterricht, soll die Wissenschaft als solche befriedigt, gefördert oder erweitert werden? Mein dreimonatlicher Aufenthalt zu Neapel in der ersten Hälfte des Jahres 1841 gab mir Gelegenheit, das räthselhaftc, unter dem Namen Pietra fungaja dort längst bekannte halbunterirdische Pilzgewächs nicht blos zu sehen, sondern durch die Güte meines Freundes Herrn Guglieimo Gasparrini , eines der gelehrten Welt bekannten fleissigen Beobachters, mir ein solches in ivatura zu verschaffen und seine verschiedenen Ent- wicklungsperioden genau und nach Älusse zu verfolgen. Zwar laufe ich Gefahr, für manchen L^ser längst Bekanntes zu wiederholen, was jedoch immei'dar besser ist, als, aus lauter Scheu vor dem freilich leidigen und mir ganz besonders Widerlichen Aufwärmen, vielleicht gerade bisher undeut- lich erörterte Punkte zu verschweigen und Beobachtungen vorzuenthalten, welche erst ein wahres Licht zu verbreiten geeignet sind. Ich werde also in dieser möglichst gedrängten Notiz: 1" Die bisherige Litteratur , in so weit solche mir bekannt geworden , sowohl in Bezug auf eigentliche Beobachtung als Hypothesen durch- gehen und die in den verschiedenen Werken vorkommenden Abbildungen des Gewächses nach deren Wertlie beurtheilen. 2° Die zwei neuesten , einzig bcachtungswcrthen Theorien hierüber näher beleuchten. 3° Die mit dem Gewächse angestellten Versuche , für deren Richtigkeit dagegen ich bürgen darf, historisch darlegen. 4° Endlich alles was mir über die ökonomische Benutzung des Ge- wächses, sein Vorkommen u. s. w. bekannt geworden, anführen. — 5 — Die begleitenden, mit möglichster Genauigkeit und Fernhalten jeglicher Poesie ausgeführten, Abbildungen werden wohl als keine müssige Zugabe erscheinen. Ich übergehe vorerst die ältesten Runden über den Steinpilz und die damit verbundenen Schwärmereien eines Bapista Porta (*) , Hermolus , Fiera u. a. m. — Matthiolus (*^*) möchte wohl der erste glaubwürdige Schriftsteller sein , welcher berichtet, in Neapel wachse ein Stein, der auf vorheriges Begiessen hin sich mit essbaren und sogar wohlschmecken- den Pilzen bedecke. Eine andere Meldung thun davon Job. Banhin (**'•') und sein Bruder Casp. Bauhin (^'***) ungefähr desselben Inhaltes. Eben so auch Ferrante Imperati (**'^**). Eine selten gewordene 3Ionographie über diesen Gegenstand ist dieje- jenige v. Severino, betitelt: Marci Aurelii Severini Epistolce duce de Lapide fungifero et fungo inappce ad Besleium Paduoe i649 neu auf- gelegt curante Brückmann Giielpherbjti 1728 in-4° min. pag. 44, deren Renntniss ich der Gefälligkeit der Basler Universitätsbibliothek verdanke. Da unser Gegenstand daselbst von pag. 1 — 38 ziemlich ausführlich abge- handelt steht, und die Schrift von mehreren spätem Schriftstellern (ge- kannt oder ungekannt) angeführt wird, mehr denn aus lleberzeugung von deren innerem Werthe, will ich hier einen kurzen Auszug, davon einschalten. Nachdem der Verfasser im Eingange die ihm bekannten Schriftsteller nebst ihren mehr oder weniger veralteten 3Ieinungen durchgemustert und uns so einer wahrlich undankbaren Bemühung überhoben hat : ob näm- lich der Stein aus dem Urin des Luchsen entstehe oder aber eine eigene Art Trüffel sei? führt ihn dieses auf eine weitläufige Untersuchung über {") Phytognonionicon Cap. 28. (*"") Commentar. in Dioscoridem , pag. 545 , Cap. .30. ' ■ ', {""•>) Hist. iiuiv. plantar, vol. III , p. 836. (•"") Pinax Tlieatri bot. pag. 572 , Nro XXXIII. C"»*») Historia naturalis ed. Colon. 1695 4° , pag. 824. — 6 — die Entstehungsweise der letztern Gewächse, welche in iinsern Tagen niemand zu unterschreiben versucht sein dürfte , bis er endlich auf die Avichtige Entdeckung geräth : die Trüffel sei ein wahres Gewächs, und der Pilzstein gehöre zu ihnen, unterscheide sich auch blos durch eine Menge darein vei wobenen und eingewachsenen Stücke Erde und Steine (*); worauf denn in sechs Artikeln der Hergang der Entwicklung der Pilze beschrieben und, wie von den übrigen italienischen Schriftstel- lern , ihre Entwicklungszeit auf 4 — 5 Tage beschränkt wird. Die Grösse des Pilzes wird als bis einen Fuss im Durchmesser erreichend angegeben was bei uns wohl schwerlich je geschehen dürfte, und auch nur in seinem natürliclien Standorte der Fall zu sein scheint. Auch sei die Farbe der Trüffel je nach Alter und Natur des Erdreiches verschieden. Severinus empfiehlt dann die Aufbewahrung des Gewächses an einem schattigen, jedoch aber warmen Orte, analog dem natürlichen Standorte unter dem Schatten des Laubholzes, fleissiges Begiessen oder vielmehr stetes Feuchthalten. Seine Beschreibung des Pilzes enthält nichts Besonderes; und sein un- überwindlicher Hang zum Theoretisiren ersetzt den Mangel an wahren und belehrenden Beobachtungen ebenso wenig als die kümmerlichen che- mischen Versuche und die medizinische Anwendung des Pilzes gegen Seitenstich und Nierenaffection, womit das Ganze schliesst. Aus demGesagten geht wohl sattsam hervor, dassD' Brückmann sich die Mühe des Wiederauflegens füglich hätte ersparen können. Nur wegen Beob- achtungen lohnt es sich in Erfahrungswissenschaften die Geister früherer Jahrhunderte heraufzubeschwören-, an Theoretisirern ist jedes Menschen- alter ohnehin überreich. Boccone (**) wiederholt, blos [etwas umständlicher das von Imperati bereits angebrachte und bemerkt dabei etwas sarcaslisch über den Pilz : (") Von unserer gemeinen scliwarzcn TrüDcl ist mir ein Beispiel bekannt , wo eine solche sich rings nrn ein Sliick Knochen ergossen hatte und solches fest einschloss ; dergleichen kommen gewiss yiele andere vor. (") Miiseo di fisiea, pag. 293. — 7 — Serve di delizia e di Academia alla mensa di qnegli uoinini i'irtuosi , che appetiscono anclie il cibo della mente. Er scheint nebst Severino die Meinung einer besondern Trülfelgattung gegenüber der bisherigen Ansicht: als sei die die essbaren Pilze hervorbringende Masse ein Mineral, zuerst auf die Bahn gebracht zu haben. Seine Beschreibung ihrer Entwick- lung ist ziemlich richtig, die Angabe der Farbe des Sieines, color di noce che tende al rosso, stimmt mit derjenigen meines Exemplares nicht über- ein; ebenso war ich noch nicht im Stande, an irgend einem der von An- fang bis Ende seiner Entwicklung verfolgten Pilze jene Streifen an der Unterfläche des Hutes wahrzunehmen, von denen ß. spricht. Auch die Entwicklung von fünf oder sechs Tagen mag für die lauen toscanischen Nächte passen ; bei uns verlangt sie wohl die doppelte Zeit (*). Die von Fries (Systema mycologicum Vol. I. p. 347) wohl nach Per- soon (Synops. p. 515) angeführte (**) Abbildung Bocone's auf Tab. 300 des Museo di Piante rare scheint, da das Werk nicht mehr denn i31 Ta- feln enthält, lediglich auf einem Irrthume zu beruhen. i)/ß/\s/o^/j (Dissertatio de fungorum generatione Roma? 17i4, pag. 25 Art. XLIX) gesteht zwar, hierüber keine eigenen Erfahrungen zu besitzen wogegen aber Lancisi, Leibarzt des Papstes Clemens XI (in eben dem- selben Werke 2ten Theile Fpistola ad Marsilium , pag. XV) nach Mit- theilungen seinesFreundesValisnieriberichtet : der Schwammstein sei kein Mineral, sondern eine organische Substanz; übrigens dehnt er sich nach damaliger Sitle in ein langes und breites über Gährung u. dgl. aus, was zu unserer Belehrung nichts beitragen kann, ohne dabei eine Abbildung zu liefern. Laconisch , aber nach seiner ganzen Weise nüchtern und verständig ist was Micheli (Nova genera plantarum, pag. i3l) über den Pilzstein sagt, indem er zuerst jene Behauptung Lancisi's bestätigt und durch sie seine Autorität bis auf unsere Tage bewährt. Die begleitende Abbildung, (°) Man 8. unten. ("') Man miiss demnach glauben , ersterer liabe das Werk gai' nie gesehen? r — 8 — Tab. 71 , ist für die damalige Zeit sehr brav und gehört auch jetzt noch unter die besten. Balarra (Fungorutn Ariminensium llistoria, pag. 59 — 62) hat aus Fort- pflanzungsversuchen von andern Pilzen auf zerstampftem Pilzsteine lauter negative Resultate gewonnen, woraus er den Schluss zieht, es sei jenes wurzelartige Gewächs inlegrirender Theil des darauf wachsenden eigen- thümlichen Löcherpilzes. Seine auf Tab. 24 stehende Figur gibt einen noch deutlicheren Begriff von der Bildung des Hutes und seiner Schuppen, muss aber der Micheli'schen in allen andern Rücksichten hintan stehen. Durchaus nichts Neues lehrt uns, in physiologisch-beschreibender Be- ziehung, Torch in seinem dritten Briefe (sur les truffes du Piemont, 1 780, pag. 38 — 51), welcher blos eine für unsere Tage höchst unbefriedigende chemische Analyse enthält, so gut oder so schlecht als sie ein Dilettant damaliger Zeiten zu liefern im Stande sein konnte. InJacquinsGollectaneis(Supplem. Bd. V ad finem), steht eine ganz kurze Notiz über die einige Zeit hindurch bleibende Fähigkeit des problema- tischen Gewächses, junge Pilze zu erzeugen, welche Persoon (Synopsis fungoruni 1. c. 515) wörtlich abschreibt. Ueber die Natur des Gewächses und über dessen Benutzung und Behandlung sagt er nichts, liefert aber auf Tab. 8 und 9 die bisherige unstreitig richtigste Abbildung des darauf wachsenden Löcherpilzes, woran nur etwa zu tadeln ist, dass die Farbe des Trichters zu hell, die Schuppen zu breit und der Hut zu gross darge- stellt sind, die Farbe des Steines verfehlt ist und die miscroscopischen Ver- grösserungen der Fructihcatiousorgane fehlen. Wenig belehrend ist was Nees von Estenbek (das System der Pilze und Schwämme Bd. I, p. 21 8) darüber sagt^ ja aus seiner winzigen Figur auf Tab. 27, N" 21 1 , geht hervor, dass er das Gewächs selbst wohl gar nie zu sehen bekommen. Das letzte über diesen Gegenstand herausgekommene Werk erschien gerade während meines Aufenthaltes zu Neapel unter dem Titel : Ricerche sulla Pietra ftmgaja e il fiuigo vi sopranasce , gross Qiiarto, 46 Seiten, mit 4 Rupfertafeln. Diese Schrift ist es, welche jene von Boccone zuerst — 9 — geäusserte Verniuthiing (*) durch microscopische Untersuchungen und Darslelhingen zu erweisen trachtet und die so zwei entgegengesetzte Meinungen ins Leben ruft, welche uns hienächst beschäftigen sollen. Obschon die begleitenden Abbildungen billiger Weise für die besten gelten sollten , niuss ich dem Zeichner oder Rupferstecher leider manchen Fehler vorwerfen , sowohl in Betreff der Gestalt und Grösse der Schuppen der Unterfläche und ihrer zu weit nach unten verbreiteten Porosität, als, vorzüglich der, völlig unrichtig angegebenen Gestalt der jungen Pilze. Auch vermisst man heutzutage ungern die Färbung mycologischer Bilder. Zweifelsohne wird manches an meiner hier beigefügten Abbildung zu tadeln sein; sie wurde aber, wie schon bemerkt, frei von Poesie aufge- nommen und wird also hoffentlich ihres Zweckes nicht ganz verfehlen. £s stehen sich gegenwärtig zwei Theorien über das gegenseitige Ver- hältniss der sogenannten Pietra fungaja und des darauf wachsenden Po- lyporus tuberaster gegenüber. Nach der erstem (Boccone in älterer und Gasparrini in neuester Zeit) ist die Pietra fungaja , weder ein Mineral noch eine Wurzel, sondern ein für sich selbst bestehendes trüirelähnliches Gewächs, auf welchem der Polyporus tuberaster parasitisch wächst, wie die Mistel auf dem Apfelbaum und nirgends als auch gerade nur auf ihr vorkömmt {**)• Nach der zweiten (Batarra, Micheli und in unsern Tagen der berühmte Mycologe Fries) (***), wäre sie ein mit Holzerde^ Steinen, Lehm u. dgl. durchzogenes Wurzelgewebe des Tuberasters selbst , wie wir dieses bei dem gemeinen Esspilz (Agaricus campestris vaporarius), in dem zu seiner Vermehrung und Fortpflanzung unentbehrlichen Mycelium (^blanc de Champignon französischer Gärtner) und dem verderblichen Hausader- schwamm (Merulius lacrymans) wahrnehmen. Der Pilzstein, welcher uns gegenwärtig beschäftigt, ist eine gewöhn- (») V. oben. (."*) Gasparrini bele{jl sie mit dem neuen Namen Mycelithe fungifera. (*") V. Regensb. Flora v. 1841. Bd. I. , pag. 198. b. Anlass d. scandinav. Naturforscher z. Kopen- hagen. 2 — 10 - lieh ungefähr kopfgrosse, auswendig höckerig gestaltete, braunschwarze? im Durclischnitt ziemlich compacte , unter dem Vergrösserungsglase aus lauter sich kreuzenden Fasern homogener Textur besiehende Masse. Je- doch kann ihre Grösse bis zu 1 00 Pfund und darüber ansteigen. Ihr spezi- fisches Gewicht ist bedeutender als Wasser (etwa 1, 248.), was sich aus den vielen beigemischten erdichten Beslandtheilen leicht erklären lässt (*). Geruch und Geschmack verräth sie gar nicht. In ihrer Substanz will Gas- parrini eigenthümliclie Fortpflanzungsorgane (sporidia propria) , ähnlich wie in der gemeinen TrüiTel, beobachtet haben und gibt davon auf seiner zweiten Tafel eine vergrösserte Abbildung. Jedoch trotz aller Mühe, welche ich mir gegeben, an verschiedenen Durchschnitten unter sehr starken Linsen diese Keime wahrzunehmen, mussich gestehen . niemals so glücklich gewesen zu sein. Obgleich nun eine negative Erfahrung noch keineswegs dazu berechtigt, die positive Wahrnehmung eines andern für unrichtig zu erklären (>Yie dieses häufig genug zu widerfahren pflegt) wird man durch sie doch wenigstens veranlasst, einer andern Ansicht Gehör zu schenken, welche solcher Entdeckungen nicht erst bedarf, um mit Fug und Recht bestehen zu können. Ohne also weder ßoccone's Divi- nationsgabe, noch Gasparrini's Beobachtungstalent oder gar seiner Wahr- heitsliebe im allermindesten zu nahe treten zu wollen, dürfte es erlaubt sein, vorerst einen vergleichenden Blick auf dasjenige zu werfen, welches wir in dem Reiche der Schwämme sehen , um von da auf unsern Gegen- stand selbst zurückzukommen. Das Parasitenleben seheint in den untern Klassen beider organischer Reiche sehr allgemein verbreitet, und zwar um so mehr, als Wasser die Hauptrolle im Ernährungsprocesse spielt. Im Meere ist diese Wahrheit am deutlichsten sichtbar und Beweisführung desshalb überflüssig. In sum- pfigen Gegenden , wo die Sexualfortpflanzung theils durch Verlängerung und willige Prolification von Blättern, Stengeln und Wurzeln ersetzt, theils den Gewächsen ganz verweigert scheint, in Wäldern und andern (•) Nach einigen Schrifistellera soll das Gewicht mit allraähliger productiver Erschöpfung abneh- men, was ich jedoch für blosse Täuschung halte. — 11 — schattigen Gegenden, gedeihen am freudigsten die meisten Gryptogamen, zumal die Pilze, und Ausnahme ist es, wenn letztere lieber in der Sonne und auf trockenen Stellen Avachsen. Die tropischen Gegenden heider Halbkugeln wimmeln von phanerogamischen Parasiten der unermesslich- sten Mannigfaltigkeit, meist solche, deren Luft eine stetige Feuchtigkeit besitzt, dieweil dagegen Afrika ziemlich arm an solchen Gewächsen scheint, und in unserm mittleren Europa Lathraea, Orobancheen , Cuscuten, nebst der geheimnissvollen Mistel gewiss, wahrscheinlich Mos Monotropa und Limodorum abortivum , und im südlichen Loranthus, Cytinus und Cy- nomorium so ungefähr die Gesammtzahl der phanerogamischen Repräsen- tanten dieser Ernährungsweise ausmachen dürften. In der hier uns näher angehenden Pilzfamilie ist parasitische Natur nichts Seltenes. Vorzüglich scheinen die Geschlechter Merulius^ Tele- phora, Dcedalea , Schizophyllum, Polj'porus sich derselben zu getrösten. Namentlich liefern Agaricus parasiticus und lycoperdonoides BuUiard (*) und Boletus parasiticus (**^) die auffallendsten (ich möchte in Bezug auf deren bestimmtes Vorkommen sagen eigensinnigsten) Beweise. Wer kennt überdiess nicht die unzähligen Hypoxylen unserer Baumblätter, unsere Tremellen, Sphajrien u. s. w. an Stämmen und Zweigen der Bäume, Geschöpfe eben so vergänglich als die Ammen, welche ihnen zur Nahrung dienen? Aber man vergesse nicht des bedeutenden Umstandes , dass sie bis jetzt blos angetroffen worden: 1° Auf solchen Blättern gesunder Bäume, welche im Herbste abfallen, und auf keinen gesunden immergrünen; 2° Oder auf kranken perennirenden Tbeilen anderer Gewächse^ nie auf gesunden; 3° Oder auf solchen (thierischen oder vegetabilischen) Organismen , welche bereits in anfangende Verwesung übergegangen (***). t°) Champignons de la France , Tah. 166. ('") Ejusd. Tab. 4öl. f. 1. (""') Bios Sphffi'ia capitata et ophioglossoides machen hierin etwa eine Ausnahme , indem sie auf der ge- timden, noch nicht einmal reifen Hirschtrüffel (Elephomyces granulatus Fr.) und Sonst nirgends gedeihen. _ 12 _ Von allen diesen Umständen aber trifft bei dem Pilzsteine keiner ein. Diese sogenannte Trüffel ist, ganz gegen die Sitte anderer bisher bekannt gewordenen Tuberaceen, perennirend , mehrjährig, ja vielleicht eines ziemlich hohen Alters fähig; ihre feste Natur und Untermischung mit fremdartigen Substanzen setzt einen bedeutenden Unterschied gegen jene fest und entfernt unwillkürlich jeden Gedanken an Analogie. Die Fort- pflanzungsweise der Trüffeln überhaupt, durch organische Zersetzung ihrer eigenen Substanz nach Art der Ulven , setzt der Annahme eines peren- nirenden Gewächses wie das unsrige, fast nnübersteigliche Hindernisse entgegen. Auch ist es bis jetzt meines Wissens noch nicht gelungen, den aussestreuten Saamenstaub der Tuberaster auf einer künstlichen , aus der nährenden Trüft'el-Erde zum Reimen zu bringen, — ein Versuch, der, wenn er gelänge, der Wahrheit um einen grossen Schritt näher bringen dürfte. Am allerbesten geschähe er im Geburtslande des Gewächses selbst. Inzwischen und bis zur endlichen Schlichtung dieses unblutigen Mei- nungskampfes durch faktische Beweise will ich historisch berichten , was ich in Verfolgung des Entwicklungsganges selbst zu bemerken Gelegen- heit gehabt. Meine von Hrn. Gasparrini im März 1841 zu Neapel erhaltene Myce- lithe war von der so eben beschriebenen Farbe und Gestalt und etwa Grösse eines Menschenkopfes, mit einer ungefähr faustgrossen Vertiefung auf der einen Seite, ringsum welche deutliche Spuren früher vorhanden gewesener Pilze zu sehen waren. Da die Jahi'eszeit mir ungünstig schien und ich das Gewächs nicht zu frühzeitig erschöpfen wollte, begnügte ich mich, es vorläufig in ein mit feuchten Sägespänen angefülltes Ristchen zu stecken. Mein Staunen war aber nicht gering, als ich, nach Verlauf von ungefähr 14 Tagen, aus dem Rande eben derselben Vertiefung einen etwa zolllangen weissgelben Pilz hervorkeimen sah, welcher aber, aus Mangel an gehöriger Pflege, bald wieder abstand. Anfangs Mai neb.st andern Natur- gegenständen über Genua nach der Schweiz spedirt , traf das Gewächse im nämlichen Ristchen gegen Mitte Juni in Bern ein, und hatte unterwegs aus der gleichen Stelle (oder doch nahe dabei) ein abermaliges Convolut — 13 — junger Pilze hervorgetrieben, welche aber bei den umgebenden Säge- spänen Ihre Rechnung so wenig fanden, dass sie blos ein undeutliches Rudiment von dem darstellten, was hätte werden sollen , jedoch in ihrer Verästelung ganz der Abbildung Michelis (*) ähnlich. Ich brachte nunmehr die Masse in einen Topf voll gewöhnlicher Garten- erde, und unter die Fenster eines Treibkastens (**), wo sie auch nicht unterliess, nach Verlauf von 12 — 14 Tagen, zugleich mit dem in Menge an das Loch hervorsprossenden Agaricus cep<:estipes Weinm. , zwei junge Tuberaster zu treiben, welche indessen, unregelmässigen Begiessens und allzugrosser Schwüle halber sehr bald abstanden. Jetzt nahm ich das Gewächs nach Hause unter meine eigene Besorgung, brachte es anfangsauf eine nur des Vormittags von der Sonne beschieneneGallerie, begoss es drei- bis viermal täglich und stellte es in Schatten. Gegen den 1 Oten Juli sah ich, abermals auf jener Vertiefung, ein frisches Büschel von Tuberastern auf einmal hervortreten. Anfänglich vom Aussehen schneeweisser Sternchen schwollen sie bald zu deutlich borstigen Knospen an und wuchsen in die Länge. Vom bisherigen Standorte zu weichen genöthigt, brachte ich den Topf in mein Wohnzimmer, wo die Sonne blos Abends hineinschien und bedeckte das Gewächs, um es in gleichförmiger Feuchtigkeit zu erhalten, überdiess mit einem groben leinenen Tuche. Als nun die jungen Pilze leb- haft ins Wachsthum getreten waren, gewahrte ich eines Morgens (25. Juli) die Abdrücke der Fäden des Leintuches an der Spitze der beiden grössten Pilze. Obschon ich, unter stetem Feuchthalten, jenes offenbare Hinderniss der Entwicklung alsbald entfernte, hatte es auf diese zarte Organisation doch schon so viel eingewirkt, dass das grösste Individuum in seinem Wachsthum stille stand , dafür mehr in die Dicke anschwoll und den auf der Tafel dargestellten Pilzkrüppel bildete. Drei Tage später (28 Juli) entwickelte sich am Gipfel der übrigen drei n 1- c. (") Batarra (1. c. p.60) verlangt zwar , man solle das Gewächs einen Zoll hoch mit Erde bedecken, was ich aber nicht that, olme dass merkbarer Nachtheil daraus erfolgte. Meines Behalts .würde die Beob- achtung dadurch ganz unnöthiger Weise erschwert. — 14 — Pilze ein anfangs ganz kleiner mit steifen Borsten besetzter trichterför- miger Hut, welcher von Tag zu Tag in die Länge und bald auch in die Breite wuchs, sich dann nach auswärts umlegte, dieweil jene Borsten sich allmählig zu concentrisch vom Rande nach dem Mittelpunkt zusam- n)enlaufenden ledergelben Schuppen gestalteten. Am 31ten Juli mass der Hut des grössten Tuberasters drei und einen halben Zoll im Durchmesser und der Pilz selbst vier und einen halben Zoll Höhe, die Unterfläche des trichterförmigen Hutes erschien kreideweiss und stäubte auf einen dar- unter gelegten Kragen schwarzen Papiers eine grosse Menge Sporidien von jener Farbe aus. Dieweil dieses alles auf der obern Seite der Knolle vor sich ging, hatte sich, begünstigt durch dieselben Agentien (Feuchtigkeit und Wärme) auch an der entgegengesetzten untern convexen Steinseile und halb in der Erde des Topfes begraben, ganz unbemerkt ein anderes Büschel von fünf Tuberastern gebildet , welches aber jenem ersteren musste auf- geopfert werden und darum auch nicht zur Ausbildung gelangte. Am 2teri August, als der grösste der drei ungehindert sich ausbilden- den , seine höchste Volkommenheit mit vier und einen halben Zoll Höhe und vier Zoll Durchmesser erreicht hatte, begann der scharfe Rand hin und wieder einzureissen, zum deutlichen Anzeichen des nunmehr begin- nenden Absterbens. In diesem Augenblick befindet sich das Bild ent- worfen, mit blosser Zugabe der zwei unentwickelten Individuen, welche frühere Bildungszustände versinnlichen sollen. Ohne die völlige Zerstörung dieses bei uns so seltenen und merkwür- digen Naturproductes abzuwarten , verpackte ich das Ganze sorgfältig und übersandte es , Behufs weiterer Beobachtung , meinem im l'ache der My- cologie ausgezeichnet bewanderten und unermüdlichen Freunde, Hrn. Trog in Thun_, welchen ich nun selbst sprechen lassen will. (' Den 3ten August 1 841 sandte Herr Doctor Brunner in Bern mir eine n Pietra fungaja, welche er letztes Frühjahr von Neapel gebracht hatte, mit » einem darauf gewachsenen, völlig entwickelten Polyporus tuberaster, » welchen letztern ich abschnitt und für meine Sammlung trocknete;"^ — 13 — )) neben diesem befand sich ein zweiter^ etwa fingerslanger, aber nur » halbentwickelter, welcher aber ganz gelb war nach einigen Tagen » schwarz wnrde und verdorrete. Der Schwammstein selbst (von der « Grösse eines Menschenkopfs) wurde in einen grossen Blumentopf auf » etwas Erde gelegt, im Garten gelassen und täglich drei bis vier Mal mit « Wasser begossen. » Er schien jedoch im Garten wegen der Sonnenhitze und der dadurch » entstandenen Austrocknung zur Schwammerzeugung nicht gut geleo^en » zu sein; denn bis zum ersten September hatte er noch keine Spur von » Schwammvegetation gezeigt. Er wurde daher auf mein Zimmer ge- )- bracht, um ihn einer gleichförmigeren Wärme auszusetzen ; auch hter » wurde er fleissig begossen. » Am 6ten September bemerkte ich daran einen weissen Punkt von » der Grösse einer Linse, welcher aus einer schneeweissen Wolle zu be- » stehen schien; den 8ten hatte derselbe sich auf einen halben Zoll ver- » längert, war von blendendweisser Farbe und auf der Oberfläche fein- « wollig. » Den Uten September bildete er schon einen anderthalb Zoll langen " und an der Basis halben Zoll dicken Zapfen , der sich nach oben^zu « allmählig kegelförmig zuspitzte; seine Oberfläche ist von schneeweissen « faserigen Schüppchen dicht besetzt, mit Ausnahme der obersten Spitze, » welche kahl und etwas gelblich ist. » Den i3ten September. Der Schwamm ist allbereits zu der Länge von » drei Zoll herangewachsen, hat aber an Dicke kaum zwei Linien zuge- » nommen ; seine Gestalt hat sich wenig verändert, nur ist sie schlanker »geworden, und die Spitze hat sich in eine vier Linien breite Scheibe » abgeflachet, welche die gelbliche Farbe beibehalten hat, aber nicht mehr « nackt, sondern mit gleichfarbigen Schüppchen besetzt ist. > >. Den 1 4ten hat er an Länge fast um einen Zoll zugenommen ; die an der ". Spitze befindliche Scheibe hat sich auf einen Zoll ausgedehnt und in der ' Mitte schon um etwas vertieft; übrigens ist sie mit langen büschelför- »migen, faserigen Schuppen bedeckt und hat die gelbliche Farbe beibe- — 16 — » halten; die am Strünke befindlichen schneewcissen Schüppchen sind » immer sehr gedrängt; nur auf dem zukünftigen Hymenium sind sie viel » kürzer und scheinen sich zu Löchern oder Poren gestalten zu wollen ; )) der untere Theil oder der zukünftige Strunk hat an Dicke unbedeutend )) zugenommen. » Den löten war der Schwamm wenig länger, der nun deutlich sich » bildende Hut aber zwei Zoll breit geworden. Der Strunk ist von den » gleichen weissen Schüppchen bedeckt, wie früher; hingegen haben sich » unter dem Hut deutliche Poren gebildet. Der Hut selber ist in der Mitte )) eingedrückt, mit faserigen, büschelförmigen j oben mitunter kopfför- » migen Schuppen ungleich besetzt, so dass zAvischen denselben ganz kahle » Stellen sich befinden; der Hut ist immer noch gelblich, Avährend Hy- )) menium und Strunk schneeweiss und hie und da mit krystallhellen 0 Wassertropfen besetzt sind. » Den löten September. Der Strunk ist sich ziemlich gleich geblieben, )i der Hut hingegen über drei Zoll breit und seine Gestalt mehr trichtei'- » förmig geworden; seine Oberfläche ist noch gelblich, faserig und mit )) den oberen Schüppchen, wiewohl sparsamer besetzt. Die Poren sind nun » bereits ganz ausgebildet, gleichförmig rund und von schneeweisser Farbe. )) Den 17ten September. Der Strunk, bis zum Anfang des Hymeniums, » ist 4 Zoll lang, 9 Linien dick, gerade und mit einem weissen Filz dicht «überzogen (was sich mit der Beschreibung der Autoren nicht reimt, » welche ihn kahl nennen). Der Hut ist vier Zoll breit, mit gleichförmig )) vertheilten , aber ziemlich weit auseinander stehenden Schuppen be- » setzt, trichterförmig eingedrückt, mit dünnem, scharfem und gestreif » tem Rande und gelblicher Farbe. Die Poren sind weiss, gleichförmig » aber grösser und etwas eckig geworden. » Den i8ten September. Nun scheint der Schwamm sein volles Wachs- » thum erreicht zu haben, indem einige braune Flecken auf dem Hute au )' einen Anfang von Zersetzung schliessen lassen; übrigens hat ersieh sei« )) gestern wenig verändert; doch ist der Hut jetzt 5 Zoll breit, die Poren » eckig und mit dem untern Winkel hervorragend. — In diesem Zustand — 17 — » wurde er abgeschnitten und auf blaues Papier gelegt ^ welches er dann ') mit seinen weissen Sporidien überstäubte. » Noch muss, in Bezug auf Consistenz , bemerkt werden, dass dieselbe anfangs ganz weich sei (was übrigens schon aus dem häufigen Ineinander- fliessen der jungen Individuen und der leichten Eindrucksfähigkeit durch äussere Hindernisse (*) hervorgeht), nach und nach aber der Strunk eine lederartige, ja holzige Festigkeit erlange. Diejenigen Verfasser, welche Gelegenheit gehabt, den Pilz zu verspei- sen, können seinen Wohlgeschmack nicht genug loben. Dessen ungeachtet sind die Angaben seiner culinarischen Zubereitung so dürftig j dass prak- tische Dilettanten daraus nicht sehr gründlich belehrt werden dürften und sich desshalb wohl an einen neapolitanischen Hofkoch zu wenden haben. Denn auch sogar in seinem Vaterlande scheint dieser Pilz so sparsam vor- zukommen , dass nur grosse Herren dazu gelangen und der Marktverkauf gar nicht Statt hat (**). Wie wir ausBorch (***^) erfahren, wird derselbe am zweiten oder dritten Tag, noch bevor er holzig wird, in Querscheiben zerschnitten, geklopft, in Milch aufgekocht, nochmals geklopft und als- dann in Butter oder Oehl gebraten oder mit einer Sauce zubereitet. Das I Nähere hierüber gehört in ein Rochbuch, nicht aber in die Verhandlungen einer naturforschenden Gesellschaft. Was seine steinauflösende Kraft anbelangt, wovon Boccone (****) Mel- dung thut, so wird jeder vernünftige Arzt und Nichtarzt sie von selbst auf ihren wahren Werth zurückzuführen wissen. Mit der Periodicität des Erscheinens der jungen Pilze von drei zu drei Monaten, welche einige Schriftsteller annehmen, dürfte es eben so wenig C) V. oben, p. 13. O L. c. (*'*) Wenn man jedoch älteren Schriftstellern wie Marsigli unJSeverino glauben darf, war zu ihren Zeiten das Gewächs daselbst sehr gemein , und demnacli sollte man fast denkt*» , es sei appetitiä gulo- sorum , wie schon so manches andere , aufgeopfert worden , wie es hei uns dem Agaricus campestris ■bereits zu ergehen droht. ("") L. c. p. 294. 3 — 18 — streng gemeint sein als mit dem Zeitraum ihrer Entwicklung und mit dem hundertjährigen Blühen der amerikanischen Agave, sondern alles von Nebenumständen, hauptsächlich Wärme und Feuchtigkeit, abhängen. Bios so viel scheint sicher, dass, wie bei uns, so auch in Italien, der Eintritt des Winters ihrem Hervorkommen Gränzen setzt und nur die ersten Friihlingsregen sie wieder beleben. Gefunden wurde die Mycelythe bis jetzt blos in den Gebirgen der nea- politanischen Provinzen Basilicata und Abruzzen und dem angränzenden römischen Gebiete; wahrscheinlich aber werden fleissige Nachforschungen sie auch in andern Gegenden Südeuropa's entdecken lassen. Bern, im Frühjahr 1 842. B^ örunnrr. «[ACHTRAG. In dem für Schwammvegetation so ausgezeichnet günstigen Sommer von 1842, wurden die Versuche mit dem Stein-Löcherpilz Aviederholt. Im Allgemeinen waren die Resultate die nämlichen , wesshalb hier blos einzelner wahrgenommener Abweichungen Erwähnung geschehen soll. Am 23sten Mai zeigte, nach zehntägiger Behandlung, der Stein auf einmal eine Menge stecknadelkopfgrosser weisser Punkte, abermals im Umfange jener oben (*) erwähnten Grube. Es waren deren bis fünfzehn Stücke zu zählen ; die meisten jedoch verdorrten noch vor ihrer Entwick- lung, vermuthlich wegen allzugrosser Hitze des Glashauses, worin sie, obgleich in steter Feuchtigkeit gehallen , standen. Raum hatte man, bei — 19 — täglich steigender Sommerhitze, Zeit, drei Individuen zur Verlegung an einen kühleren Ort, zu retten, und auch diese erreichten nicht die ge- wöhnliche Grösse, durchliefen jedoch alle ihre Bildungsstufen. Während meiner Abwesenheit vom 1 8ten Juni bis 28sten Juli, spross- ten neuerdings zwei Pilze hervor, jedoch diessmal aus der entgegenge- setzten Seite des Steines. Im August abermals zwei junge Pilze aus der untern Seitenfläche des Steines; die höchste Ausbildung erreichte der eine am 20sten, der andere drei Tage später. Beide bestäubten sich reichlich, erreichten aber den Um- fang der vorjährigen nicht, so dass es fast scheint als vermindere sicli die Productionskraft der Masse nach einiger Entfernung aus vaterlän- dischem Klima. Noch muss ich anführen, dass alle Naturforscher, welche ich mich in England und Paris über die Pietra fungaja zu besprechen Gelegenheit gehabt, unbedingt der Meinung eines Myceliums beistimmten. erkltEruixg der abbiluuivgew. Fig. 1 stellt den Boletus tuberastcr in natürlicher Grösse , so wie er Ende Julii 184t auftrat, nebst seinen Jüngern Bildungsfornien, im Ueinionden und halb ausgewachsenen Zu- stande , dar, zugleich mit einem Theile der Wurzel (^oder Triillel), indem das Ganze wohl ziemlich verdienstlos einen allzu grossen Raum würde erheischt haben. Es ist gerade die- jenige Höhlung ihrer Oberfläche gewählt , welche sich als die allerfruchtbarste Stelle aus- gewiesen. Fig. 2. Ein senkrechter Durchschnitt des Polyporus , \Midiirch seine feste Consistenz so- wohl als die geringe Dicke des an den Hut fest angewachsenen Hymeniums sichtbar werden. Fig. 3. Ein Theil dieses Hymeniums etwas vergrdsserl. Fig. 4. Die Sporidien des Polyporus 663 Mal vergriisscrt. Man vergleiche damit Gas- parrini's 4te Tafel, Fig. 3 und 4. NB. Das Gewebe der Mycelithe, welches ich /.u iintersiiilR'n Gelegenheit gehabt, ist mir stets als ein undeutliches Gewirr sich unregelmässig liieu/ondcr Fasern vorgekommen. Tal).l. ÄS d'np li-sd«!*« delA ^ tmp m, coul ila^nh. ö* Wicol#t et'ihea ä Weuchatd ( Sui ■)i1T 1 n OB lgMl\ b1 ^ r IRKi JJ aiffinrro V<* *' •«« '. \ Tab.y. °-c? DiA Sotipal A'vp.l»* diB9' d« l^uor Imp en cmil ä In litKd« NieoUtetThci ItTeachUiiL F(n)ILYF(Q)]l.IIJS ^nJIBEIl^g^EIEo Jsi(g(nro®tFipks. EXPERIENCES LES PARTIES CONSTITUAINTES DE LA ISOURRITURE QUI SE FIXEINT DAINS LE CORPS DES ANIMAUX. F. SACC, iiLs ^— / EXPERIEIVCES FAITBS DANS LB BÜT DE DETERMINER QUELLES SONT LES PARTIES CONSTITUANTES DE LA NOÜRRITOBE QÜI SE FIXENT DANS LE CORPS DES ANIMAUX. PREMIERE EXPERIENCE FAITE SUR DES POULES AVEC DE l'oRGE (') Le 15 novembre iSho , nous nous procurämes un coq et une poule de vaiiete dite paltue anglaise; ils etaient nes au mois de mai de la meme aunee. Tous les deux etaient vigoureux, bien portans et tres-prives. Le coq d'un beau fauve-rou- geätre; la poule parfaitement blanche. Des leur arrivee, on les enferma dansune cage tres-spacieuse , en fil de fer , dont le fond , aussi en treillis , est au-dessus d'un double fond de zinc destine ä recevoir tout ce que les poules laissent toni- ber. EUes recevaient leur nourriture dans des boltes de zinc , taxees avec soin ; l'une contenait la nourriture proprement dite; l'autre, du gravier quartzeux, bien pur . lave et tamise; et la troisieme, de la craie pilee. Ces boites ayant ie couvercle en entonnoir , les poules ne pouvaient pas en faire sorlir la nourriture (') Avant de passer au detail de rexperience, nous cioyons utile de donner tous les renseignemens possibles sur la maniere dont eile a ete conduite et les circonstances qui Tont accompagneej afin de mettre cliacun ä meme de la repeter, et de s'assurer de son exactitude , ainsi que du dcgre de preci- sion auquel on peut atteindre dans ce gerne de lecheiches. MEM. HELVET. 1 — 2 — en grattant ou becquelant. L'eau se trouvait dans un vase de porcelaine; on la renouvelait toiis lesjonrs, et les autres subslances toutes les semaines seulement. L'eau eniployee venait d'une pompe et contcnait des sels calcaires qui n'ont pas ete determines; la qiianlite de cc liquide pris par les poules ne pouvait pas etre pesee, ä cause des varialions auxquelles eile est soumise. Ce dosage , qui aurait ete utile, sans doule, n'est cependant pas absolument indispensable, puisque les poules boivent en general fort peu. Ces poules recurent alternalivement pendant quelques jours du fromenf, de l'avoine , des pommes de terre et de Torge ; puis ä dater du 21 novembre 1843, elles ne recurent que de l'orge, outre l'eau , le sable et la craie. Elles ne sor- taient janiais de leur cage. Nous aurions beaucoup desire les mettre en expe- rience tout de suite ; mais des obstacles de toute espece nous empecherent de le faire. Plus tard, lorsque nous pümes les entreprendre, ce fut l'etat maladif des poules qui nous arrela. Le 6 janvier, au soir, la poule parut mal ä l'aise, et rendit en abondance des excremens tres-liquides et puans, qui n'elaient unique- ment composes que des tegumens des graines reunies par une matiere gluante, incolore. Ils etaient alcalins, tandis que la parlie brune des excremens nouvcaux est neutre, et sa parlie blanche composee d'acide urique et d'urates tres-acides. Malgre cette Indisposition, la poule continua de manger comme d'habitude. II iui arrivait souvent de chanter, comme si eile venait de pondre; son abdomen se gonflait beaucoup; mais eile ne faisait pas d'oeufs. Le 1 o janvier , apres avoir beaucoup souffert , la poule pondit enfin ä neuf heures et demie du soir un gros oeuf sans coquille , enveloppe seulement dans une membrane. A dater de ce soir, la poule prit l'habilude de se reveiller tous les soirs entre neuf et dix heures, pour boire et manger; craignant que cela ne Iui fit du mal on Iui enleva les auges; ce qui l'obligea ä rester tranquille. Le lU janvier, enfin, voyant les poules bien portantes, nous les minies en experience , pour savoir quelle etait la quanlite d'orge qu'elles mangeaient , et son rapport avec les excremens rendus ; la perte devant donner la masse fixee dans le corps , brülee par la respiralion et secretec par la peau. En consequence, des le jour precedent, ä neuf Leures du soir, on enleva les auges ä nourrilure. Le l'l , ä six heures du matin , on leur donna : _ 3 — sable gr. 689,865 craie . " » 89,228 orge » 600,961 le sable a ete seche au rouge; le poids Je la craie est calcule d'apres un echan- tillon seche ä 1 00°, de meme que celui de l'orge ; ainsi que nous l'avons fait pendant toute la diiree de l'experience, la poule pesail ..... gr. 626,160 le coq pesait ..... » 772,220 ensemble gr. 1.598,580 La poule ne rend plus d'excremens glaireux ; neanmoins son venire reste tendu. Le 17 janvier, au soir, la poule parait mal ä l'aise ; pendant la nuit, eile pond de nouveau un ceuf sans coque, pesant gr. 22,660 et seche ä 100° gr. 7,897 Pendant la semaine que dura l'experience , les poules parurent gaies et bien portantes; on y mit fin le 21 janvier ä six heures du matin. II restait alors : sable gr. 584,3-50 craie >> 81,856 orge . i> 135,712 la poule pesait . . . ... » 604,175 le coq pesait » 790,725 Pendant toute la duree de l'experience les excremens furent recueillis avec le plus grand soin , enleves chaque jour a la meme heure, jusqu'ä la derni^re trace du double fond de zinc, avec une lanie de platine, et desseches ä 100°, dans un courant d'air sec, jusqu'ä ce qu'ils ne perdissent plus de poids. Ils pe- saient gr. 229,0707. |b . Ces donnees nous fönt voir que le coq et la poule ont consomme en une se- maine : sable gr. 105,515 craie » 7,372 orge » 465,249 _ 4 _ Le poids du coq a augmente de » 18, SOS celui de la poule a diniinue de -. » 21 ,98o mais en tenant compte de l'oeuf pondu, qui pesait. » 22,660 eile a effectivement augmente de » 0,675 ce qui prouve qiie chez eile , la force assimilatrice elait beaueoup moins aclive que chez le coq ; ce qui vient sans doute de l'etat maladif oü la jetait la ponte de ses Premiers oeufs. Voilä pour les nombres bruts ; il fallait recourir ä l'analyse cliimique pour ap- prendre quelles etaient les parties Constituantes de la nourriture et des excre- mens. Teile que les poules l'ont re^ue, I'orge contenait 13,370 pour cent d'eau; incineree, eile laissa en moyenne 3,32S9 de cendres pour cent d'orge seche. Analysees , les cendres donnent en moyenne 0',0028 de soufre, qui s'y trouve sans doute ä l'etat de sulfate. L'orge seche, brülee toute entiere, ä l'aide de l'a- cide nitrique et du nitrate potassique, contient en moyenne 0,1409 de soufre, d'oü soustrayant celui des cendres ....... 0,0028 il reste 0,1381 de soufre pour cent d'orge seche , et appartenant donc aux parties Constituantes organiques de cette graine. II etait necessaire de tenir compte de la quantite de soufre con- tenue dans les alimens, pour savoir si eile etait assez forte pour influencer le do- sage du carbone. Une fois connue , la quantite de cendres contenue dans l'orge, son analyse devenait facile. Elle renferme si peu de soufre, qu'il devenait inutile d'en tenir compte. Deux determinations d'azote ont donne en cenliemes : I II moyenne 2,288 — 2,27^1 — 2,281 d'azote pour cent de grain sec. Deux combustions d'orge seche ont donne , correction faite des cendres : I II carbone 45,817 — 46,887 hydrogenc 6,4S3 — 6,593 azote 2,281 — 2,281 oxigene 45,449 — 44,239 100,000 — 100,000 — s — La difference de un pour cent existant dans le carbone , et par consequent aussi dans I'oxigene de ces deux analyscs , frappe au premier coup-d'oeil ; mais en voyant que dans la seconde , la quantite d'hydrogene a aussi sensiblement aug- mente, on reconnait qu'on n'a pas depasse les limites possibles d'erreur dans l'analyse d'une substance qui, comme l'orge, contient des quantites tres-variables de cendres. II faut donc uniqueraent atlribuer cetle difference ä ce qu'on s'est servi, pour la seconde analyse, de grains d'orge plus gros que pour la premiere, et contenant par consequent moins de parties fixees que ceux qui ont servi ä la premiere. Ces donnees nous fönt voir que l'orge qui a cru en iSkö, sur le ter- rain basaltique des environs de Giessen , contient sur cent parties : carbone 43,4690 hydrogene 6,4815 azole 2,2810 oxigene 42,4435 cendres 5,3250 100,0000"" Les excremens desseches ä 100" dans un courant d'air sec pesaient gr. 229,0707. Cent de ces excremens laissent 22,9821 de cendres, contenant sur cent parties 0,000013 de soufre. U faut ajouter ä ces cendres le gravier separe mecanique- ment d'avec ces excremens, et dont le poids s'elevait ä gr. 68,9676; ensorte que cent d'excremens contiennent cendres gr. 22,9821 gravier »30,1075 gr'. 53,0896 Oxides par l'acide nitrique , en presence du nitrate potassique , ils donnent 0,000008 de soufre pour cent d'excremens secs; donc, bien peu de soufre de plus que la quantite contenue dans leurs cendres. Ces traces infiniment petites de soufre etant incapables d'influencer les resullats obtenus par l'analyse elemen- taire, nous les negligerons lors de son calcul. Si l'analyse de l'orge nous aoffert des chances d'erreur, ä cause des quantites si variables de cendres qu'elle con- tient, Celle des excremens nous en offre une analogue, mais bien autrement grave ; parce que non-seuiement ils ne contiennent pas toujours la meme quan- tite de substances inorganiques provenant de l'orge, mais qu'ils renferment en- — 6 — core, en forte proportion, des petits cailloux qu'avalent sans cesse les poules, quoiqu'on piiisse faire pour les en separer aussi completement que possible; aussi nos analyses ne nous ont-elles amene qu'ä des resultats discordans, bien qu'elles aient ete faites avec toules les precautions imaginables. Une Iroisieme cause d'erreur git dans l'inegale repartilion de l'acidc urique et de ses sels ä la siirface des excremens. Deux dosages d'azote ont produit en centiemes , correction faite des cendres : I II moyenne. 3,980 — 4,121 — ^1,050 Trois analyses elemenlaires ont ete failes conime Celles de l'orge, avec le Chro- mate plombique, pour determiner les autres parties Constituantes des excremens qu'on a toujours employes parfailement secs. EUes ont donne correction faite des cendres : I II III carbone 49,066 — 46,829 — 44,796 hydrogene 6,622 — 6,2S2 — S,908 azote 4,050 — 4,0S0 — 4, OSO oxigene 40,262 — 42,869 — 45,246 ^00,000 — 100,000 — 100,000 11 est clair que dans la correction qu'on a faite des cendres de la substance em- ployee ä ces analyses, on a compris aussi celle du gravier qu'elles contenaient. La moyenne de ces trois analyses est : carbone 46,8970 hydrogene 6,2607 azote 4,0500 oxigene 42,7923 100,0000 Donc cent parties d'excremens dessecheos ä 100" contiennenl : substances organiques gr. 46,9104 substances inorganiques » 53,0896 "100,0000 • — 7 — soit : carbone 21,9996 hydrogene 2,9369 azote 1,8999 oxigene 20,07/10 cendres el gravier S3,0896 100,0000 Tels sont les nombres obtenus par l'experience faite pendant une seniaine sur une paire de poules noiirries d'orge, et n'ayant recu qiie cette nourriture de- puis plusieurs semaines. Fassons maintenant aux conclusions qiii en decoulenl. CONCLUSIONS. Les poules ont inange gr, 465,249 d'orge representant carbone gr. 211,5440 hydrogene » 30,1551 azole B 10,6123 oxigene » 197,4680 cendres » 15,4695 gr. 465,2489 El les ont pris en outre : sable gr- 105,5150 craie )) 7,3720 ensemble gf- 112,8870 Elles ont rendu en excremens gr- 229,0707 composes de : matieres organiques 107,4579 matieres inorganiques \ cendres o2, 6452, gravier 68,9676 1" 121,6128 ensemble gr. 229,0707 .8 — soit en cenliemes gl- carbone 50,39^6 hydrogene 6,7275 azote 4,3S2i oxigene 15,9836 i07,4o79 cendres et gravier 121,6128 229,0707 Nous voyoiis par la que les poules onl absorbe : carJione gr. 161,1494 hydrogene » 23,4276 azote » 6,2602 oxigene i> 151,4844 cendres et gravier » 6,7457 gr. 349,0653 Les poids reunis du coq et de la poule, y compris I'ojuf de cette derniere pese frais, ont augmente de gr. 19,1800 d'oii soustrayant les matieres inorganiques fixees gr. 6,7437 II reste 12,4365 pour Taccroissement de matiere organique. En considerant ces chiffres , on est surpris de voir que les poules ont assimile infiniment plus de carbone et d' oxigene que d'hydrogene , et surtout d'azote; plus du tiers de I'azote avale reste dans les excremens. Ce fait elait ä prevoir , ä cause de la grande quantite d'acide urique et d'urate amnioniaque qu'ils con- tiennent. Mais il n'en est pas pour cela moins interessant par lui-m6me; et il serait bien important de rechercher si I'azote des alimens fixes dans le corps se trouve aussi chez les oiseaux carnivores dans la meme proportion avec celui qui est rendu par les excremens. Nous avons vu qu'en fixant gr. 342,3216 de matieres organiques, provenant de l'orge, les deux poules ont augmente ensemble de gr. 12,4263 ; tout le reste a servi d'aliment aux secretions pulmonaire et cutanee. Nous regrettons amere- ment que des circonstances particulieres nous aient empeche de doser directe- — 9 — inent l'acide carbonique , produit par ces oiseaux durant l'experieiice ; ce qiii au- rait amene ä des donnees presque cerlaines sur la quantite et la natura des prin- cipes de Torge fixes dans le corps de ces poules. L'experience que nous venons de rapporter prouve donc netteinent que deux poules pesanl eusenible gr. 4398,380, mangent par jour : orge i> BÖj/jCI gravier » 15,073 craie »1,053 ~g^. 82,590 ce qui donne pour cenl du poids de la poule vivante , et par jour : orge gr. fi,753 ' gravier » d ,078 craie » 0,075 gr. 5,906 Les excremens rendus chaque jour äquivalent ä gr. 32, 72^11 soit pour Cent de la poule vivante, et par jourä » 2,340 composes de : nialieres organiques . . . » i ,097 matieres inorganiques . . » 1,2^13 Donc les poules , nourries avec de l'orge , rendent par les excremens un peu moins de la moltie des substances qu'elles avalent; savoir ä-peu-pres le quart des substances organiques , et la presque totalite des substances inorganiques, qu'elles prennent en nieme temps , probablement pour aider ä la digestion des premieres qui , n'etant pas mächees , resisteraient sans doule , sans cette action niecanique, aux forces digestives, et passeraient tout le canal intestinal sans avoir subi d'alteration capable de nourrir l'animal. Cette experience est la preniiere d'une serie continue , dont le but est de de- terminer qu'elles sont les parties Constituantes d'un meme aliment, qui se fixent dans le corps des anirnaux des diverses classes des vertebres , et quels sont les produits resultans de leur deconiposition , sous l'influence des forces di- gestives. Giessen, 3juillet i8/i't. EXPERIENCES SUR lES PROPRIETES PHYSIQUES ET CHIMIQUES DE L'HUILE DE LIN. F. SACC, FiLs. ^^.- EXfERIENCES SLR LES PROPRIETES PHYSIQUES ET CHIMIQUES DE L'HUILE DE LIN. »000-0-®H@fl^-0-0-o<'<>- L'huile de lin dont nous nous sommes servis venait d'etre extraite ä froid des graines de l'annee derniere ; eile etait d'un beau jaune vif, et un peu plus epaisse que l'huile de lin ordinaire ; son odeur etait fade, mais tres-faible. Soumise ä un froid assez vif, eile ne s'est pas figee. Elle est soluble dans l'alcool, tres-soluble dans l'ether, insoluble dans l'eau et plus legere que cette derniere. Elle se saponifie tres-facilement , meme a froid , avec les alcalis et les terres alcalines. A chaud , eile se saponifie aisement avec I'oxide plombique. Distillee en vases clos, eile laisse degager, sans entrer cn ebullition, d'abondantes vapeurs blanches, qui se condensent dans le col de la cornue en un fluide huileux , limpide et incolore , dont l'odeur rappelle un peu celle du pain grille. Tout-ä-coup ces vapeurs ces- sent de se degager, l'huile se couvre d'une pellicule, entre en ebullition, se gonfle fortement , et laisse passer des produits qui deviennent de plus en plus bruns , jusqu'au momenl oü toute l'huile se prend en une masse d'aspect et de consistance gelatineuse , rappelant sous plus d'un rapport le caoutchouc. Tous ces produits , bien dignes d'une serieuse attention , feront l'objet d'un autre Me- moire. • Traitee par un courant d'acide nitreux, l'huile de lin se colore en rouge et devient visqueuse ; mais ne produit pas trace d'elaidine. En faisant passer au travers de l'huile de lin un courant d'acide sulfureux , sa teinte devient d'un jaune plus clair, et il se depose quelques legers flocon» qui ne sont pas autre chose que du gypse provenant de la chaux que Thuile con- tient toujours en assez grande quantite. Melee avec de l'acide sulfurique con- centre , en prenant toutes les precautions indi(}uees par M. Fremy dans son Me- moire sur les produits de l'action de l'acide sulfurique sur les corps gras , nous n'avons jamais pu eviter un commencement de decomposition. L'acide sulfurique coagule d'abord l'huile sur tous les points oü il entre en contact direct avec eile ; ensuite il la colore en pourpre , en violet ; et , au moment oü la masse devient noire, il s'en dögage d'abondantes vapeurs d'acides sulfureux et formique. L'ac- tion ne tarde pas ä se calmer, et on obtient alors une substance noire et pois- sante susceptible d'etre tiree en longs fils. Bouillie avec de l'eau , eile conserve les memes proprietes. Insoluble dans l'eau, eile se dissout dans l'alcool dont eile se söpare par evaporation sans etre alteree. Les alcalis caustiques la transforment facilement en un beau savon mucilagineux, jaune-clair. Saponifiee par la soude , l'huile de lin donne un savon jaunätre , solide , et d'une odeur fade toute speciale ; decomposes par le chloride hydrique les acides gras qui s'y trouvent viennent nager ä la surface du liquide sous forme d'huile jaune , qui se remplit bientot d'une foule de longues aiguilles brillantes et entre- lacees d'acide margarique pur, ainsi que nous le verrons plus loin. L'acide li- quide au sein duquel elles se forment est de l'acide oleique ; on les en separe par fillration , dans un endroit aussi froid que possible ; sans cette precaution , on perd beaucoup d'acide margarique qui reste dissout. Traitee ä une douce chaleur, par l'oxide plombique et l'eau , l'huile de lin donne un beau savon gris-clair et poissant, et une grande quantite de glycerine. Ce savon traite par l'ether, lui abandonne tout son acide oleique sous forme d'oleate plombique ; la partie du savon qui y est in&oluble , ou , pour mieux dire, peu soluble, est du margarate plombique. La Solution etheree de l'oleate plombique se resinifie avec rapidile, ä mcsure qu'elle s'evapore ; au fond du vase tombe un sei basique blanc, au-dessus du- quel se trouve un sei acide transparent, gelatineux, et brun-rouge, dont l'o- deur rappelle celle de l'huile. Cette decomposition spontanee de Toleate plombi- que force ä prendre des precautions toutes speciales , lorsqu'on veut le soumettre — 5 — a l'analyse , qui d'ailleurs ne donne jamais pour lui , quoi qu'on piüsse faire , des nombres tout-ä-fait identiques entre eux ; ce qui provient sans doute du peu d'ho- mogeneile de la masse dans laquelle se trouvent inegalenient repartis des sels de compositions tres-differentes. On pare a cet inconvenient en ne dessechant jamais que la quantite d'oleate necessaire pour une analj^se, et I'employant en totalite. De cette maniere on obtient des nombres concordants entre eux, et probable- ment aussi approches que possible de la verite. Quand on desseche ä l'air l'oleate plombique , en couches minces , sur du bois, il n'y fait pas vernis , mais s'ecaille et s'en detache absolument de meme que le fait la gonime ; c'est qu'il lui manque le principe auquel il doit sa tenacite , savoir l'aclde margarique , dont l'onctuosite lui conserve cette souplesse caracte- ristique des vernis ä l'huile de lin. En deconiposant ä cliaud l'oleate plombique par le chlorlde hydrique , lavant ä l'eau chaude , et reprenant l'acide par l'ether qu'on eloigne ensuite aussi rapi- dement que possible , on obtient un acide oleique colore en orange , beaucoup moins fluide que l'acide oleique ordinaire, et ayant un equivalent d'oxigene de plus que lui. II vaut mieux decomposer ce sei par un exces de sulfide hydrique, reprendre l'acide par l'ether, et evaporer ä siccite aussi rapidement que possible. Ainsi prepare , l'acide oleique est tres-fluide , jaune-clair, inodore , et doue de toutes les proprietes de l'acide oleique ordinaire. Soumis ä l'analyse il donne les resul- tats suivants(*) : I II 0,3 Oft 4 acide oleique donnent : 0,2676 acide oleique donnent : 0,8310 acide carbonique, 0,731 S acide carbonique, 0,2928 eau. 0,2577 eau. (1) Ils ont ^l^ calculös avec l'^quivalent du carbone=:75, etceluide rhydrogiiie=:12,3 ; ainsi qu'on le fera partout dans ce Memoire. — 6 — Equivalant en centiemes ä I II Moyenne. Carbone 7S,4S9 — 7S,560 75,509 Hydrogene 10,643 — 10,6bO — 10,646 Oxigene 13,898 — 13,790 — 13,844 100,000 — 100,000 — 99,999 Ces nombrcs calcules pour le poids atomique de l'acide oleique tire de son sei plombique qui est, 4423,7, amenent ä la formule C" H'" 0® qui doime en cen- tiemes : Carbone 7S,393 Hydrogene 10,633 Oxigene 13,111 99,137 Cette formule est celle de l'acide oleique hydrate ; celle de l'acide oleique an- hydre est C'' H'' 0=* differant de la formule C" H'' 0' admise par M. Warren- trapp pour le meme acide extrait d'autres corps gras, par deux equivalents de carbone, un equivalent d'oxigene de plus, etun equivalent d'liydrogöne de moins. Si M. Warrentrapp a caicule ses resultats avec I'ancien poids atomique du car- bone , la difference se reduit , pour ce dernier corps , ä un seul equivalent , ce qui toutefois est encore bien süffisant avec la difference en plus sur l'oxigene, et en moins sur l'hydrogene, pour faire de l'acide oleique de l'huilc de lin un corps nouveau ; ensorte que l'analyse vient , dans ce cas , confirmer ce que la pratique avait fait depuis longtemps prevoir. La pai'tie du savon plombique qui est peu soluble dans Tether, constitue un melange demi solide de margarate plombique, et d'un peu d'oleate basique du meme oxide. On decompose ä chaud ce melange par le chloride hydrique; lors- qu'il est froid , vient se solidifier ä sa surface une substance solide jaune , ino- dore, ä cassure cristalline et brillante, formee d'acide margarique retenant des traces d'acide oleique. On la dissout dans l'alcool, ä reiterees fois ; eile y devient — 7 — d'autant moins soluble qu'elle est plus pure ; enfiri , on l'obtient en petits cris- taux tout-a-fait incolores , qui groupes d'abord en etoiles autour d'un centre commun , ne tardent pas ä se reunir en gros choux-fleurs , dans lesquels on ne distingue plus trace de texture cristalline. Fondu au bain d'eau, cet acide, qui se contracte fortement en se refroidissant , constitue une masse d'un beau blanc nacre, tres-cassante et cristallisee ä l'interieur en magnifiques et grandes lames tres-brillantes. Le margarate sodique dissout dans un exces d'alcool chaud, s'en separe par refroidissement en charmantes petites aiguilles satinees , groupees en etoiles. Quand Talcool n'est pas en quantite süffisante pour tenir tout le sei en dissolution ,' une partie s'en precipile par refroidissement sous forme de masse gelatineuse, opaline et homogene, qui se change en une bouillie cristalline, des qu'on la sccoue avec une quantite süffisante d'alcool. Le margarate argentique prepare en precipitant, par un exces de nitrate argentique , une Solution de margarate sodique dans l'alcool absolu , se pre- sente sous forme de gelee opaline, tres-volumineuse , qui dessechee entre des doubles de papier Joseph, puis au bain d'eau, se change en une masse solide, blanche , tres-legerement teintee de rose , et qui , chauffee dans un creuset , fond d'abord; puis se decompose, degage d'abondantes vapeurs qui se condensent en un fluide brun-fonce, et laisse un residu d'argent. Pris de cette maniere, le poids atomique de l'acide margarique anhydre est en moyenne de 333't,70. Soumis, ä l'analyse elementaire, le margarate argentique, donne, pour : Gm. 0,5978 substance, 0,7900 acide carbonique, 0,3100 eau, 0,dl83 oxide argentique. I En centiemes : Carbone • S1,H [tjl Hydrogene 8,64 j. Oxigene 7,84 Oxide argentique 29,58 100,00 .H;,:i:^ — 8 — Ce qui amene a la fomiule : C^'* H '^ 0 ' +Ag 0 qui est celle admise pour I'acide margarique anhydre, dans sa combinaison avec l'oxide argentique. L'acide hydrate bien pur, fond exactement ä 60°; soumis k l'analyse il a donne , pour : Gm. 0,16o2 substance, 0,4§91 acide carbonique, 0,1 8S8 eau. En centi^mes : Carbone 75,78 Hydrogene 12,46 Oxigene 11,76 100,00 ensorte qu'on peut lui assigner la formale C" H''' 0' ou plutöt C* H'' 0' + H 0 qui est aussi celle de l'acide margarique hydrate ordinaire. L'identite de l'acide margarique de I'huile de lin, avec celui de tous les autres corps gras, prouve par ces analyses, le sera encore lorsque nous en viendrons ä examiner les pro- duits de sa decomposition par l'acide nitrique. Un moyen facile d'extraire l'acide margarique de I'huile de lin, consiste ä saponifier cette huile par la potasse caustique, on obtient un savon mou, jaune- clair, qui, separe par le sei de cuisine, produit un savon de soude solide, doue d'une faible odeur aromatique qui lui est toute speciale. On le fait egoutter, et lorsqu'il est ä moitie sec, on le divise autant que possible, et on l'expose en couches minces , dans un endrolt aere , ä une douce temperature , le savon retenant un exces d'alcali absorbe rapidement l'oxig^ne de l'air, jaunit et se desseche. Au bout de deux ou trois semaines, on le jette dans un exces de les- *■ 1 sive de potasse caustique bouillante etendue d'eau. II s'y dissout aussitöt, en colorant la liqueur en rouge-brun, si fonce qu'elle en parait noire. On separe le savon par le sei de cuisine ; la plus grande partie de la matiere colorante reste dans l'eau mere. II suffit de traitcr deux ou trois fois de suite le savon de cette maniere, pour l'obtenir prcsque blanc. On le decompose par le chloride hydri- que ; au-dessus de la Solution froide vient sc (iger l'acide margarique, qu'on purifie par des cristallisations repetees dans l'alcool. — 9 — Si l'on verse un exces de chloride hydrique dans les eaux meres, rou^es alcahnes, separees du margarique, on en extrait une resine brune et poissante' .denhque ä celle qui se forme lorsqu'on oxide l'acide oleique par l'acide nitri- que ; eile ne peut donc provenir que de l'oxidation de l'acide oleique, puisque dans lun et l'autre cas il disparait totalement, pour donner „aissance ä cette resine, qui plus tard produit en se decomposant l'acide suberique. [ La glycerine qu'on extrait en forte proportion de l'huile de lin jouit des memes proprietes que celle de toutes les autres huiles. CONSTITUTION DE l'hUHE DE LIN. Nous avons reconnu dans ce principe des graines de lin : de l'acide oleique de lac.de margarique, et de la glycerine. Au sujet de cette derniere, nous rappellerons que M. le professeur Liebig a ete amene ä lui assigner la formule 2 (C H 0) + k (HO) et ä regarder le corps C H^ 0 comme son radical Notre travad nous a amene ä admettre aussi cette formule comme la seule vraie ; aussi Tadopterons-nous dans le resle de ce memoire. Deux analyses de l'huile de lin brüte, nous ont donne : I 11 Gm. 0,2871 substance, Gm. 0,2604 substance, 0,8218 acidecarbonique, 0,7462 acide carbonique 0,2805 eau. 0,2601 eau. En centiömes : ' II Moyenne. Carbone 78,05 — 78,18 — 78,11 u Hydrogene 10,83 — 11,09 — 10,96 Oxigene 11,12 — 10,73 — 10,92 100,00 — 100,00 — 99,99 ^onduisant pour l'huile de lin ä la formule C'»=' H"« 0'»« qui produit en cen- lemes : 2 — 10 — Carbone 78,51 Hydrogene 10,78 Oxigene 10,70 99,99 On reproduit la formule de l'huile en additionnant celle de deux equivalents, de margarique acroleique et de vingt equivalents d'oleate acroleique , si on donne ä l'acroleine la formule C H^ 0 qui sans aucun doule est la vraie, on obtient alors : 2 ( C'' H" 0=* + C' H^ 0 — C' H™ 0» 20 ( C*^ H'* 0^*+ C H' 0 — O"" H""" 0*'" ril056 IJ870 rvl28 soit un equivalent d'huile de lin, plus vingt equivalents d'oxigene. Ces vingt equivalents d'oxigene en exces, ne peuvent provenir que de l'acide oleique, comme le prouve la tendance qu'il a d'absorber 1' oxigene de l'air ; eile est teile qu'au bout de quelques heures il est dejä resinifie ä la surface lorsqu'on le laisse dans des flacons ouverts. Ceci donne ä penser que l'acide oleique existe dans l'huile de lin avec la formule C"^ H'* 0' qui alors serait la veritable pour l'acide anhydre. Si la formule que nous venons de developper, s'adapte aussi exactement que possible ä l'huile de lin dont nous nous sommes servis, il ne faut pas oublier qu'elle changera sans doute, pour l'huile de lin vieille, ou exprimee ä chaud. PRODUITS DE L OXIDATION DE L HUILE DE LIN. Les brillants travaux de MM. Laurent, Bromeis, Warren trapp et Will, nous ont engage ä etudier aussi les produits de l'action de l'acide nitrique sur l'huile de lin. On met cette huile avec deux fois autant d'acide nitrique du commerce etendu de quatre fois son volume d'eau, dans une capsule de porcelaine d'une capacite au moins decuple de celle du melange. On chauflfe tres-lentement sur un petit feu de charbons ; le melange devient d'un beau rouge, puis entre en — 11 — ebullition legere ; les bulbes de gaz crevent ä la surface de l'huile sans la sou- lever ; il ne se degage pas de vapeurs nitreuses. Bientöt , celte huile rouge se gonfle ; puis se transforme brusquement sans changer de couleur, et avec un violent degagement de vapeurs nitreuses, en une masse de consistance mem- braneuse , tres-tenace , elastique , d'aspect satine et remplie de grosses cellules gonflees par des vapeurs nitreuses. Cette substance s'elevant en dorne au-dessus de l'acide nitrique, echapperait presque totalement ä son aclion si on ne i'y faisait retomber en la dechirant en morceaux. Peu ä peu eile jaunit en deve- nant resineuse et poissante. Malgre cette alteration , l'huile continue a se bour- souffler avec violence, tant que dure l'oxidation. En laissant refroidir le me- lange , la masse poissante se fige ä sa surface sous forme de resine jaune-clair, dans laquelle on remarque quelques ecailles cristallines. Au-dessous d'elle, se cristallisent en grande quantite les acides oxalique et suberique, Cette resine fondue avec de l'eau ä plusieurs reprises pour la purifier, et dissoute dans l'alcool bouillant , laisse deposer par refroidissement de l'acide margarique , en petite Proportion relativement ä la quantite de matiere employee. La substance poissante , jaune-orange , qui reste en dissolution est de l'acide oleique alteree. Nous donnerons sa composition en etudiant les produits d'oxidation de l'acide oleique, et nous nous contenterons d'ajouter ici qu'il est facile ä reconnaitre ä la coloration rouge fonce qu'il produit lorsqu'il est en contact avec les alcalis caustiques. Saponifiee et separee ensuite par le chloride hydrique, eile cons- titue une resine demi fluide, gluante, et brun-rougeätre tres-fonce, dont la teinte caracteristique permet de reconnaitre avec facilite le moment oü les pro- duits extraits de l'huile de lin sont purs ; ce n'est que lorsqu'ils ne se colorent plus du tout par les alcalis caustiques qu'on peut les regarder comme tels ; mais la tenacite avec laquelle ce nouveau compose les accompagne rend bien difficile d'y atteindre. La combinaison qu'on obtient en saponifiant la resine brüte retient une quan- tite d'eau tellement enorme, qu'il est impossible de la separer ä l'aide du sei, comme tous les autres savons, de son eau-uiere; car lorsqu'on veut l'enlever, on trouve, quelle que soit la quantite d'eau employee, que le tout s'est pris en _ 12 — une seule masse gelatineuse plus ou moins dense , qu'il ne reste plus qu'ä expri- mer entre des doubles de papier. Elle est tr^s-soluble dans l'eau et l'alcool. Decomposee ä chaud par les acides, il monte ä la surface du liquide une resine brun-fonce , en partie tres-soluble dans l'eau ; presque solide et legereraent cris- talline, ce qui vient de l'acide margarique qui s'y trouve. Son toucher rappelle autant celui des graisses que celui des resines ; eile tache fortement en brun tous les Corps avec lesquels eile entre en contact. Bouillie avec de l'eau la resine brüte se gonfle beaucoup , et laisse degager une grande quantite du gaz si piquant , rappelant un peu l'odeur de la menthe poivree, et qui se forme pendant toute la duree de l'oxidation de l'huile de lin. Bientöt l'effervescence se calme, et une fois que la substance est froide, eile a tous les caracteres du corps brun qu'on obtient en decomposant son savon, comme nous venons de le dire. Cette resine a la remarquable propriete de se diviser en deux parties lorsqu'on la fait bouillir avec de l'eau ; l'une monte ä sa surface, tandis que l'autre s'etend au-dessous d'elle ; il est probable que cette Separation a lieu tout simplement par la presence de l'acide margarique qui se trouve en plus grande quantite dans la resine qui monte ä la surface de l'eau que dans celle qui se precipite au-dessous d'elle. Elle aussi est en partie soluble dans l'eau qu'elle colore en jaune d'or; meme ä froid. Cette Solution aqueuse evaporee abandonne la resine que nous connaissons avec toutes les proprietes que nous venons de signaler. Revenons maintenant ä Toxidation de l'huile brüte. Apres que la masse mem- braneuse s'est resinifiee, l'ebuUition devient toujours moins tumultueuse. A cette Periode il est indispensable de se servir d'acidc nitrique concentre , qu'on eloigne de temps ä autre et reniplace par du nouveau afin de ne pas decomposer les acides qu'il contient, et de rendre plus rapide l'oxidation du reste de l'huile. Enfin , arrive un monient oü tout-ä-coup la resine se change en une couche d'apparence huileuse, nageant ä la surface de l'acide nitrique et couverte d'une foule de petites buUes qui disparaissent presque totalement ä leur tour. On laisse refroidir. Cette fois les eaux-meres ne contiennenl plus que de l'acide suberique, dans les eaux-meres duquel se trouve l'acide pimelique. A leur surface nage une — 13 — subslance jaune-clair, a cassure tres-cristalline. On la fond au bain d'eau avec de l'acide nitrique Ires-concentre jusqu'ä ce qu'elle soit presque blanche ; ce qui arrive lorsqu'clle est debarrassee de la presque totalite de l'acide oleique altere qu'elle retient avec une force remarquable. On la debarrasse de l'acide nitrique qui y adhere en la fondant avec de l'eau, et l'obtient parfaitement pure en la dissolvant dans l'alcool bouillant jusqu'ä ce qu'elle s'en separe tout-ä-fait blanche, par le refroidissement. Elle se cristallise dans l'alcool en petites etoiles nacrees qui se changent bientöt en gros chou-fleurs. Gelte substance sechee sur un fdtre et fondue au bain d'eau , se presente , lorsqu'elle est froide , sous forme de niasse cireuse, brillante et cristallisee , dans l'inlerieur en larges feuillets salines. C'est un acide que l'analyse prouve etre de l'acide margarique idenlique avec celui qu'on extrait de l'huile en la saponifiant ; comme lui aussi, il se conlracle for- tement en passant de i'etal fluide ä l'etat solide et cristallise. Deux experiences nous ont donne : I II Gm. 0,3712 substance, Gm. 0,31 i) 8 substance, 1,0312 acide carbonique, 0,8764 acide carbonique, ]"' 0,?l207 eau. 0,3584 eau. •^' Une troisieme analyse de cet acide , mais apres qu'il eut ete saponifie et separe de cetle combinaison par le cldoride hydrique , puis lave et desseche , donne pour : Gm. 0,2860 substance, 0,7906 acide carbonique, 0,323S eau. Ces trois analyses donnenl en centiemes : I II III Carbone 75,73 75,64 — 75,58 Hydrogene 12, .58 12,60 — 12,5S Oxigene 11,67 11,76 — 12,07 100,00 — 100,00 — 100,00 — u — donl la nioyenne est : Carbone 73,59 Hydrogene 12,58 Oxigene H,83 100,00 Ce qui prouve nettement ridenlite de l'acide margarique d'oxidalion avec celui de saponification , et lui assigne la formule C'^* H'^ 0' + H 0 qui est Celle qu'on a admise pour l'acide margarique provenant des autres corps gras. II est donc bien elabli, des ä-present, que l'acide margarique de l'huile de lin, quoique extrail d'une huile siccative, est absolument le meme que celui des huiles grasses. II nous reste ä etudler les produits d'oxidalion de l'oleate acroleique. Le pre- mier d'entre eux qui se forme est l'acide oxalique ; il est cependant toujours accompagne d'acide suberique , mais en si petite quantite qu'on peut admettre que la premiere partie qui s'oxide , dans l'huile de lin , est sa base : l'acro- leine. Les proprieles de son sei de chaux permeltent de separer facilement cet acide d'avec l'acide suberique. Apres avoir enleve les eaux-meres nitriques chargees d'acide oxalique , si on Gontinue ä oxider l'huile avec une nouvelle quantite d'acide nitrique concentre, on obtient beaucoup d'acide suberique qu'il faut enlever avec l'eau-mere dans laquelle il se trouve, toutes les quatre ou cinq heures si on ne veut pas en perdre beaucoup; l'acide nitrique concentre, dont on se sert ä cette epoque, ne tardant pas ä l'attaquer et ä le transformer en une huile Ires-volatile , et facilement reconnaissable ä son odeur d'acide butyrique. Ainsi prepare, l'acide suberique est jaune, et sali par la resine qui accompagne tous les produits extraits de l'huile de lin. On le fait cristalliser dans l'eau trois ou quatre fois de suite, afm d'en eloigner autant que possible tout l'acide nitrique. On le des- seche enlre des doubles de papier Joseph , le fond ä une douce chaleur, puis le distille aussi rapidement que possible ; de cette maniere il ne reste que peu de charbon dans la cornue. Les produits distilles sont souilles par une resine noire, dont l'odeur rappelle celle de l'acetone ; il faut les dissoudre dans l'eau bouil- — 15 — lante ; les chauffer avec du charbon animal purifie au chloride hydrique , et le^ jeter sur un filtre mouille. En se refroidissant , la liqueur qui passe laisse cris- talliser l'acide suberique en petites aiguilles qui se groupent en chou-fleurs. L'analyse de l'acide suberique et du suberate argentique, nous a amene ä con- firmer Icur ancienne formule : Q8 II 6 0' + H 0 acide suberique hydrate, Qs jj6 Q3 ^ ^gQ guij^rate argentique. Fondu, cet acide cristaliise en repassant ä l'etat solide en belles et longues aiguilles brillantes. En evaporant les eaux-meres nitriques de l'acide suberique, on obtient d'abord une nouvelle portion de cet acide ; et enfin , un acide cristaliise en gros grains ou en plaques jaunätres dures , qui , distillees et soumises ä l'analyse , nous ont conduit ä la formule : C H^ 0' +H 0 qui est celle de l'acide pimelique de BI. Laurent. Cette analyse a ete appuyee de Celle du pimelate argentique. En consequence , les produits derniers de l'oxidation de l'huile brüte sont : de l'acide margarique, de l'acide oxalique, de l'acide suberique, de l'acide pime- lique, et enfin, un corps gras volatil , ä odeur d'acide batyrique, qui se degage ä mesure que l'acide suberique se decompose sous l'influence de l'acide nitrique conccntre. Cherchons maintenant quelles sont les parlies Constituantes de l'huile brüte qui donnent naissance ä ces divers produits. L'acide margarique existe tont forme dans l'huile , d'oü l'action des alcalis et de l'acide nitrique le degage en le separant d'avec l'acroleine qui lui sert de base dans ce compose. L'acide oxalique provient de l'acroleine ; il y a longtemps dejä qu'on sait qu'en oxidant la glyceriue on obtient cet acide. L'acide suberique provient de l'oxidation de l'acide oleique. En chauffant de l'acide oleique pur avec de l'acide nitrique , il se boursouffle excessivement et se resinifie , en abandonnant ä l'eau-mere de l'acide suberique. Cette resine , d'un — 16 — beau jaune citron , est assez poissanle ; fondue ä plusieurs reprises avec de l'eau , pour en eloigner l'acide nitrique, puis evaporee au bain d'eau jusqu'ä ce que son poids ne change plus , eile devient rouge-brun , repand une odeur aronia- tique assez forte, et donne pour : Gm. 0,71 iO substance, l,S'l'i3 acide carbonique, 0,5103 eau. En centiemes Carbone S8,97 Hydrogene 7,9k Oxigene 33,09 100,00 amenant ä la formule : C H*^ 0^ qui est celle de la substance impure , retenant toujours des traces d'acide nitri- que. Pour Ten debarrasser, il faut la combiner avec la potasse caustique , doni on la separe par le chloride hydrique ; on la lave bien et la desseche au bain d'eau. Elle donne alors pour : Gm. 0,^1282 substance, 1,0223 acide carbonique, 0,3S?i8 eau. En centiemes : Carbone 6 § , 1 0 Hydrogene 9,20 Oxigene 2S,70 100,00 amenant ä la formule : C* H' 0" qu'il Sulfit de comparer avec celle de l'acide suberique anhydre pour voir qu'en lui enlevant un equivalent d'hydrogene , et le remplacant par un equivalent d'oxigene , on le transforme en acide suberique ; car C* H' 0^ — H + 0== C* Ijc Q3 qyj ggt l'acide suberique anhydre. II est bien remarquable que cette substance resiste avec une force extraordinaire ä l'action de l'acide nitrique ; on dirait meme qu'il entre en combinaison avec eile. Malgre cela , en — 17 — se servant d'acide nitrique tres-concentre , eile se change toute entiere en acide suberique. C'est celte substance qui, de tous les produits oxides de l'huile de lin , se colore le plus fortement en rouge sous l'influence des alcalis ; c'est au point que nous sommes tentes de croire que cette propriete lui est inherente , et ue depend pas d'une matiere etrangere. Quoique nous ayons prepare avec le plus grand soin l'acide oleique, nous avons toujours trouv^ dans ses produits d'oxidation, outre l'acide suberique, de l'acide oxalique ; mais, en si minime quantite, qu'il nous est absolunient impos- sible d'admetlre avec un de nos predecesseurs , qu'il provienne de l'acide oleique de l'huile de lin lui-meme , et non pas des traces imponderables d'elher qu'on ne peut en separer. Comme la glycerine en s'oxidant ne donne que de l'acide oxalique et l'acide oleique que de l'acide suberique, l'acide pimelique qu'on cxtrait des dernieres eaux-meres de l'oxidation violente de l'huile brüte ne peut donc venir que de l'acide margarique ; c'est ce qu'il faut prouver. L'acide margarique parfaitement pur, oxidö lentement avec de l'acide nitrique aussi concentre que possible , ne donne pas d'acide pimelique, mais de l'acide succinique. L'acide pimelique ne pouvait donc etre qu'un corps produit par les acides suberique et succinique ; c'est ce que la synthese vient confirnier. On mele de l'acide succinique avec de l'acide suberique en exces ; chauffe le tout ä l'ebullition avec de l'acide ni- trique concentre. On eloigne 1' exces d'acide suberique en concen tränt la Solu- tion , et obtient enfm de l'acide pimelique de toute beaute , et dans lequel on ne retrouve plus trace des acides qui lui ont donne naissance. L'acide pimelique se forme donc par l'alteration de l'acide suberique, en presence de l'acide succi- nique, sous l'influence de l'acide nitrique concentre. La Formation est facile ä saisir ; car en additionnant deux equivalents d'acide succinique et un d'acide suberique, puis en soustrayant deux equivalents d'acide pimelique , il reste deux equivalents de carbone, un d'hydrogene, et quatre d'oxigene, qui se degagent avec des vapeurs nitreuses sous forme d'acide carbonique et d'eau : — 18 — denx eq. acide succinique C* H'' 0* im eq. acide suberique C H' O* C*" H'^ 0'^ deux eq. acide pimelique C" H'^ 0* e H 0' Cette formule explique pourquoi en preparant de l'acide pimelique arlificiel , on ne voit que si peu de vapeurs rouges se degager, lorsqu'on se serl d'acides suberique et succinique bien purs. CONCLUSION. L'huile de lin est formee : d'acide margarique, d'acide oleique, unis equiva- lent , ä equivalent avec de l'acroleine. En Toxidant par l'acide nitrique , on en extrait : de l'acide margarique , de l'acide oxalique, de l'acide suberique, de l'acide pimelique, de l'acide carbo- nique, de l'eau. L'acide oleique de l'huile de lin a une composition differente de celle de l'acide oleique des autres corps gras. En s'oxidant il ne donne que de l'acide suberique, qui ä son tour produit un corps gras volatil L'acide margarique pur donne , en s'oxidanl , de l'acide succinique , et pas d'acide suberique ni pimelique. L'acide pimelique se forme par l'alteration de l'acide suberique , en presencc de l'acide succinique. II existe entre l'acide oleique et l'acide suberique, un acide gras intermö- diaire , tout special , et doue de proprietes bien singulieres ; entre autres de celle de se dissoudre dans l'acide nitrique concentre. Giessen, 17 juin \S>kU. PRISES DANS LE PIEMOMT, EN VALAIS ET E^ SAVOIE PAK B. STUDER. Mes courses geologiques m'ayant conduit huit fois par-dessus la cliaine prin- cipale des Alpes entre la Tarentaise et le St.-Gotthard, pendant les mois d'aoüt et de septembre 1842 , j'en profitai pour prendre la hautcur barometrique de quelques points qui m'ont paru interessans ä divers egards. J'ai eniploye le meme barometre qui m'avait servi pour les mesures des Grisons (*) et dans plusieurs de mes precedents voyages, et que j'avais eu soin de comparer auparavant avec celui de M. Trechsel ä Berne, donl il ne differait pas d'une maniere sensible. Au col de Carniel , entre Beaufort et la Tarentaise , il s'etait introduit un peu d'air dans la longue brauche du siphon. Dejä j'avais renonce ä l'espoir de pouvoir utiliser mon Instrument dans ce voyage, lorsqu'arrive äOrsieres, j'eusle bonheurd'y rencontrer (') Voyez vol. 3 de ce Recueil, pag. 281. — 2 — M. le chanoiiie Biselx qui s'offril ä le reparer. Compare de nouveau apres mon retour avec celui de M. Trechsel, je le trouvai cette fois de 0,35 millimetres trop haut. Ne pouvantcependant envisager cette diff^rence comme constante, je n'en ai pas tenu coinpte dans les calculs ; eile n'aurait d'ailleurs donne qu'une difference de cinq metres pour des hauteurs de 2,000" par 10° C. Les calculs ont ete faits au moyen des tables de Gauss. Les resultats obtenus par les trois stations de Geneve, St.-Ber- nard et Milan, montrent souvent une concordance etonnante, d'autres fois ils dif- ferent notablement, jusqu'ä 80°'. En comparant ces resultats avec la marche de la pression atmospherique ä l'epoque de l'observation, on trouve que les resultats concordants correspondenl ä des epoques oü , pendant plusieurs jours , le baro- metre fut ä peu pres stationnaire dans toutes les stations , entre autres du 1 5 au 18 aoüt pendant mon voyage de Bagnes au val d'Anniviers , du 3 au 7 sep- tembre sur le chemin d'Antrona ä Formazza. Les resultats contraires correspon- dent ä des epoques de grandes variationsatmospheriques, par exemple du 31 aoüt au i" septenibre sur le chemin de Gressoney ä Anzasca. Ce jour-lä le barometre montait ä Geneve, restait stationnaire au St. -Bernard, et descendait de 2 lignes ä Milan. Les hauteurs absolues des trois stations sont de 407™ pour Geneve , 2491"' pour le St. -Bernard et 147"' pour Milan. — 3 — DESIGNATION DES POINTS OBSERVfiS. Allagna , (Val Sesia} 20 pieds au-dessus de la place del'eglise \ntrona-piana, eglise Baranco, col de, d'Anzasca ä Varallo Baranco , Alpe, partage d'eau Berard, col de, de Valorsine ä Servoz .... Binnen, en Valais, eglise Rinnen, en Valais, Ste.-Croix, 25 pieds au-dessous de la chapelle Bionnaz, dans la Val Pellina, 15 pieds au-dessous de l'eglise Bonhomme, Coldu, Croi-x " > " point culniinant .... Bosco, dans le canlon du Tessin , environ 50 pieds audessous de l'eglise Bosco, col de, de Bosco ä Foppian , ValForniazza. Breuil, pied meridional du colSl.-Theodule, chapelle Brione, dans le Val Verzasca, canton du Tessin . Brusson, dans le Val Cliallant, Piemont, Lion d'or Carcofibro, Piemont, eglise Cavalli, Alpe, au fond du vald'.Anti'ona. . . . Cevio , Val Maggia, 15 pieds au-dessus du sol Chamoix, Val Tournanche, eglise Cliapiu, pied meridional du Col du Bonhomme. . CoUon, col de, du Val Pellina au Val d'Eiin, par le glacier d'Arola Contamine, Val Montjoie, en Savoie, 10 pieds au- dessus de la route Dever, ä Tonest, au-dessus de Croveo, dans le Val d'Antigorio Dobbia , col du Val- , de Gressoney au Val Sesia , hospice Eguia, col d', de Carcofforo ä Anzasca .... Evolena, Val d'Erin, en Valais Fenetre, col de, de Bagne au Val Pellina . . . Forcola, col de, de Simpeln ä Z wischbergen . . Geispfad, de Binnen ä Antigorio Grimenze, Val d'Anniviers, Valais, 15 pieds au- dessus du ciraetiere HAUTEUR SUR LA MER. PAR Geiieve St-Bernd. 1216 956 1942 1858 2455 1436 1468 1612 2325 2473 1479 2290 2009 757 1342 1345 1443 452 1832 1547 3137 1177 1633 2482 2273 1379 2796 186S 2476 1569 1239 949 1924 1844 2478 1447 1468 1615 2352 2503 1498 ■ 2336 2010 793 1356 1348 1480 463 1829 1578 3157 1176 1638 2500 2262 1385 2825 1871 2498 1596 Milan. 1174 897 1886 1803 2479 1427 1461 1628 2316 2469 1500 2329 2011 739 1330 1267 1430 408 1814 1521 3146 1159 1647 2481 2215 1374 2823 1867 2482 1583 MOYENNE METRES. 1210 934 1917 1835 2471 1437 1466 1618 2331 2483 1492 2318 2010 763 1343 1320 1451 441 1825 1549 3147 1171 1639 2488 2250 1379 2815 1869 2485 1583 MOYENNE pieds franc. 3725 2875 5901 5649 7607 4424 4513 4981 7176 7641 4593 7136 6188 2349 4134 4064 4467 1357 5617 4768 9688 3605 5046 7659 6026 4245 8666 5754 7650 'i873 DESIGNATION DES POINTS OBSERVfiS, HAUTEÜR SUR L.V MER PAR CenL'vc. Sl-Bornd.l Milan. METRES. MOYENNE pieds franc. St. -Jean de Gressoney, 15 pieds au-dessus du sol de la vallee Lavazzero, col de, d'Anzasca a Antrona . . . Mont-Cervin, coldu, (ou deSt.-Theodule). . . Mund, rol de. d'Allagna, dans le Vul Sesia, ä Rima. Oser , col d' , du Val Verzasca au Val Maggia , 60 pieds au-dessous du col Ouches, col des. de Chamouni au val Mont-Joie Pietra, Passo della, d'Antrona ä Zwischbergen S. Pietro, val Antrona, eglise Ponte-Grande , Val Anzasca, 10 pieds au-dessus de la riviere Portola. col de, du Val Challant a Gressoney ■ . Premia , dans le Val Antigorio , eglise .... Prerayon, au fond du Val Pellina Ranzoia. col de, du Val Challant a Gressoney . . Rima, dans le Val Sermenta, Piemont . . . . Rimasco, dans Ic Val Sermenta, chapelle au bord du chcmin de Carcofforo Roselant, col de , de Chapiu ä Beaufort - . . Rosswald, col de, de Persal, sur la route du Sim- plon, :i Binnen Simplon, sommet du col Stafelwald, dans le Val Forraazza Torrent, col de, d'Evolena ä Anniviers .... Torrent, vallee de, dans le Val d' Anniviers, entree de la vallee Valorsine, en Savoie, auberge Valpellina, au-dessus d'Aoste, 20 pieds au-dessus du cimetiere Val-Tournanche, eglise . 1371 ISOO 3328 2381 2328 1662 2471 679 587 2444 793 1997 2175 1459 977 1967 2586 2017 1210 2961 1989 1274 949 1Ö36 1400 1778 3328 2352 23G1 1060 2497 647 576 2430 821 2020 2179 1446 943 1975 2586 2018 1237 2945 2003 1289 960 1554 1373 1781 3325 2323 2353 1637 2492 634 503 2428 794 2014 2177 1414 888 1960 2579 2010 1231 2960 2002 1213 950 1532 1381 1786 3327 2352 2347 1655 2487 653 555 2434 803 2010 2177 1440 936 1967 2584 2015 1226 2955 1998 1259 956 1541 4251 5498 10242 7240 7225 5095 7656 2010 1709 7493 2472 6188 67Ü1 4433 2882 6055 7955 6203 3774 9097 6151 3876 2940 4744 UEBER NATURLICIIES UND KfflSTLICHES ULTRAMARIN, ▼on Professor C Brunner. Der naturforschenden Gesellschaft zu Bern vorgetragen im Januar 1845. (Aus dem T'" Band der neuen Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Natur wissenschaflen.J UEBER NATURLICHES UND KÜNSTLICHES ULTRAMARIN. Das unter der Benennung Ultramarin bekannte Farbematerial ist schon oft Gegenstand chemischer Untersuchung gewesen. Die Bestrebungen der Chemiker waren dabei von zweierlei Art. Zuerst suchte man durch die Analyse des soge- nannten natürlichen Ultramarins dessen Zusammensetzung auszumitteln um nach- her nach Anleitung des hiedurch erhaltenen Resultates eine ähnliche Verbindung künstlich darzustellen. A. Natürliches oder achtes Ultramarin. Die Bereitung dieser Substanz geschieht durch groestentheils mechanische Ma- nipulationen , welche bezwecken dieselbe aus dem Lasurstein , in welchem sie sich eingemengt befindet, abzutrennen. Wenn auch die Verfahrungsarten in et- was verschieden angegeben werden, so kommen sie doch sa;mmtlich darin überein , dass sie auf ein Herausschiffimmen aus dem gepulverten Gestein hin- auslaufen. Nachflem der Lasurstein durch oefteres Glühen und Abloeschen in kaltem Wasser hinknenglich mürbe gemacht ist, wird er zu Pulver zerrieben. Dieses wird hierauf mit einer geschmolzenen Mischung aus Wachs , Harz , Pech und Oelen angerührt und alsdann mit lauem Wasser in einem steinernen Moerser bearbeitet. Aus dem emulsionartigen Gemenge setzt sich das Ganggestein ab, waehrend das leichtere Ultramarin aufgeschlaemmt bleibt. Durch Wiederholung und zweckmsessige Leitung dieses Prozesses sucht man moeglichst allen blauge- faerbten Stoff auszuziehen und sondert ihn in verschiedene Sorten , die zu verschiedenen Preisen in den Handel gebracht werden. Diejenigen von gering- ster Qualitset , die bereits durch beigemengtes Ganggestein verunreinigt sind , führen die Benennung Ultramarinasche, cendre d'outremer. Der hohe Preis der ersten Qualitseten dieser Substanz wird , abgesehen von der mühsamen und schwierigen Darstellung auch vorzüglich durch die geringe Ausbeute her- beigeführt , da man selbst aus gutem Lasurstein , nach Clement und Desormes (') nur zwei bis drei Prozent gewinnt. Die erste chemische Zerlegung dieser Substanz verdanken wir den oben ge- nannten Chemikern (^). Dieselben fanden in 100 Theilen Kieselerde . . . . 35,8 Thonerde .■ . . . 34,8 Natron 23,2 Schwefel 3,1 kohlensauren Kalk. 5,1 Viele Jahre spseter Heferte (1828) C. G. Gmelinf^) eine neue Analyse einer ^on ihm aus Paris bezogenen Probe mittlerer Qualitaet und fand darin Kieselerde 47,306 Thonerde 22,000 Natron (kalihaltig) 12,063 Kalk 1,.546 Schwefelsäure . . • 4,679 Schwefel 0,188 Wasser, harzige Substanz nebst Verlust 12,218 (') Annales de chimie, LVII, 317. (2) Ebendas. p. 322. {?) Naturwissenchaftliche Abhandlaogen , herausgegeben von einer Gesellschän in Würtembergj II. 194. — S — Aiiser diesen beiden Analysen sind mir keine bekannt geworden. Dagegen be- sitzen wiv mehrere Untersuchungen des Lasursteines, des Material, aus welchem jene kostbare Farbe gezogen wird. Obgleich es unmoeglich ist dieselben auf ratio- nelle Weise zu vergleichen , indem offenbar ein so gemengtes Fossil in verschie- denen Proben untersucht keine nur irgendwie übereinstimmende Resultateg eben kann , so suchte man doch auch auf diesem Wege über die Natur des darin ent- haltenen Farbestoffes einigen Aufschluss zu gewinnen. Ich stelle hier die Resultate dieser Analysen zusammen. Klaproth{*). L. GmeUn('). Farrentrapi^). Kieselerde 46,0 49 45, SO Thonerde d4,S H 31,76 Natron 8 9,09 Kalk 47,5 i6 5,52 Schwefel 0,95 Schwefelsäure 4,0 2 5,89 Eisenoxyd 3,0 4 0,86 (metallisch) Chlor 0,42 Wasser 2,0 • 0,12 Kohlensäure 10,0 Talkerde 2 Die wichtigste Frage, welche sich für die Technik darbot, war die, zu wissen welchem unter diesen Bestandtheilen nun eigentlich die blaue Färbung zuzu- schreiben sey. Hierüber waren die Meinungen verschieden. Marcjraffi^) , welcher schon im Jahr 1758 einige Versuche über Lasurstein bekannt machte, widerlegte die, wie es scheint, damals verbreitete Meinung dass der Lasurstein Kupfer enthalte und ist geneigt die Farbe einem Eisengehalte zu- zuschreiben. (1) Beitraege I, 189. (2) Schweigg. Journ. XIV, 329. (3) Pogg. Annal. XLIX, 520. (*) Histoire de l'Acadtoie royale de Berlin , ann6e 1758 p. 10. — 6 — Guyion- Movceaui^) erklserte das fserbende Prinzip für Schwefeleisen . Dieser Meinung traten, wie es scheint, die meisten bei. In neuester Zeit wurde sie wieder durch Farrentrapi^) vertheidigt. Clement und Desormes konnten in einer vorzüg- Hch schoenen Sorte von Ultramarin dieses Metall nicht auffinden, lieber die Frage welches die faerbende Substanz sey, äussern sie kein Wort. B. Künstlich erzeugtes Ultramarin. Den Uebergang zu der Untersuchung und Bereitung der kiinstlichen dem Far- bestoff des Lasursteins sehnlichen Massen bilden einige zufaellig gemachte Beobach- tungen. So fiihrt Goethe (italienische Reise. — Palermo, 13te April 1787) an, dass man in Sizilien eine Art von Glasfluss , der sich in den Kalkoefen bilde , in Tafeln geschnitten statt Lapis Lazuli zum Furnieren von Altaeren , Grabmalern und an- dern Verzierungen in Kirchen anwende. Einen noch bestimmtem Fingerzeig zur Hervorbringung a?hnlicher blauer Ver- bindung gab aber eine in einer Sodafabrik in Frankreich von Tesscert^) gemachte Beobachtung. Man bemerkte nemlich daselbst die Erzeugung einer auffallend blau gefterbten Substanz , die sich in den Oefen bildet , seitdem man sie aus einer Art von Sandstein gebaut hatte , wahrend früher , so lange sie aus Backsteinen bestanden, dieselbe nicht erzeugt wurde. Fauquelin fand bei Untersuchung in dieser blauen Verbindung , nach Abscheidung des mechanisch eingemengten San- des, welcher vierundvierzig Prozent betrug , schwefelsauren Kalk, schwefelsau- res Natron , Chlornatrium , Kieselerde , Thonerde , nebst etwas Eisen und Schwe- fel. Er weis auf diese Analyse gestützt die Analogie dieser Verbindung mit dem Ultramarin nach. Es lag nun nicht mehr ferne durch synthetische Versuche eine Methode auf- zufinden, durch welche dergleichen Verbindungen erzeugt werden koennten. Es (') Annales lie cliimie XXXIV. 51. (2) Pogg. Ann. XLIX. 521. ft Annales de cliimie LXXXIX, 88. scheint dass dieses zuerst in Frankreich gelang. Guimet war der erste, der ein dem wehten Ultramarin nahestehendes Produkt in den Handel brachte und noch jetzt ist das unter seinem Namen verbreitete eines der schoensten. Mittlerweile haben weder Gelehrte noch Techniker versäumt, diesen Gegen- stand weiter zu bearbeiten. Von letztern scheint, vielleicht mehr auf empiri- schem Wege , ohne Zweifel aber gleichwohl in Folge analytischer Untersuchun- gen der im Handel verbreiteten Produkte, die Bereitung in mehrern Weisen entdeckt worden zu seyn. Dass man jedoch nichts Bestimmtes hierüber erfuhr ist natürlich. Die Veröffentlichung der Verfahrungsarten gehoert im Allgemeinen nicht zu dem Geschaffte des Fabrikanten. Dass diese Methoden ziemlich ausge- bildet und sicher seyen geht aus den bedeutend erniedrigten Preisen und den zum Theil wirklich schoenen Qualitseten der gegenwaertig im Handel verbreiteten Prseparate hervor. Ohne Zweifel wurde diese Fabrikation am meisten gefoerdert durch die von C. G. Gmelin im Jahr 1828 bekannt gemachte Abhandlung (*). In dieser gründ- lichen Arbeit ertheilt Gmelin eine deutliche Vorschrift zur Bereitung von künst- lichem Ultramarin. Wenn auch dieselbe nicht als eine ganz sichere und ein immer gleichartiges, ja vielleicht nie ein dem natürlichen Stoffe sehr anna;herndes Pro- dukt liefernde anzusehen ist , auch wohl die heut zu Tage so niedrigen Preise dieser Fabrikate nicht aushalten dürfte , so mag sie doch wohl für alle seitherigen Bestrebungen den Ausgangspunkt gebildet haben. Einzelne Analysen von künstlichen Ultramarinsorten haben in der neuesten Zeit Eisner und larrentrap geliefert. Ihre Angaben sind folgende. Farrentrap (^). Eisner ('). Natron 21,ft76 23,00 Kali 1,752 Kalk 0,021 P) Naturwissenschaflliche Abhaudlungen , heraufgegeben von einer Gesellschaft in Würtemberg. II, 191. (2)^Pogg. Ann. XLIX. (3) Dingl. polytechn. Journ. LXXXIII. »Sl. — 8 — Farrenlrap. Eisner. Thonerde 23,30?J 29,50 Kieselerde 45,604 40,00 Schwefelsäure 3,830 3,40 Schwefel 1,68S 4,00 Eisen 1,063 Oxyd 1,00 Chlor Spuren Die Vorschrift, welche Gmelin zur Bereitung des Ultramarins mittheilt, ist kürzlich folgende. Wasserhaltende Kieselerde (aus einem natürlichen Silicate auf gewoehnliche Art bereitet) wird in einer Aufloesung von Aetznatron aufgeloest, dazu so viel reines Alaunerdehydrat zugesetzt , dass auf 3 5 Theile wasserfreie Kieselerde etwa 30Theile wasserfreie Thonerde kommen. Die breiartige Masse wird unter fleisi- gem Umrühren zum trockenen Pulver abgedampft, dieses zerrieben und mit un- gefaehr gleich viel Schwefelblumen innig gemengt. Zu dieser Mischung wird nun ein Gemenge aus gleichen Theilen wasserfreien kohlensauren Natrons und Schwe- felblumen zugesetzt und zwar so viel als das durch das erste Abdampfen nach dem Eintragen des Alaunerdehydrats erhaltene Pulver betrug. Dieses Gemenge >A ird nun in einem gut verschlossenen Tiegel zwei Stunden lang einer starken Rothglühhitze ausgesetzt. Die auf diese Art erhaltene grünlich gelbe Masse wird nun entweder in irdenen Tiegeln oder in Roehren bei etwas gehindertem Luftzu- tritte so lange gebrannt bis sie die gewünschte blaue Farbe angenommen hat. Diese letzte Operation beschreibt Chnelin als die schwierigste und gibt zu ihrer Ausführung verschiedene Handgriffe an. Schlieslich bemerkt Gmelin es moechte zu technischer Bereitung statt des Alaun- erdehydrates ein moeglichst eisenfreier durch Behandlung mit Salzsäure und Schhiemmen gereinigter Thon wohl anwendbar seyn. Ausser dieser Vorschrift besitzen wir noch zwei andere. Nach Rob!qiiet(*) wird ein Gemenge von 2 Theilen Porzellanthon , 3 Schwefel ('i Aniialeu der Pharmazie, X, 91. I — 9 — und 3 trockenem kohlensauren Natron in einer irdenen Retorte bis zum Äufhoe. ren der Entwicklung von Dämpfen erhitzt. Nach dem Erkalten wird die Retorte zerschlagen, die Masse zerrieben, mit Wasser ausgewaschen und das zurück- bleibende Pulver noch einmal bis zum Austreiben des Schwefels erhitzt. Nach Tiremon{^) werden 107j krystallisirtes kohlensaures Natron in seinem Krystallwasser geschmolzen , S rother Schwefelarsenik und soviel feuchtes Alaun- erdehydrat als 7 geglühter Alaunerde entspricht, 100 gesiebter Thon und 22 i Schwefelblumen zugesetzt , die Masse zur Trockne verdampft und in einem Tie- gel anfangs gelinde, zuletzt zmn Rothgliihen erhitzt. Endlich wird das erhaltene Produkt in bedeckten Schaalen bei einer bis zum dunkeln Rothglühen gehenden Hitze unter bisweiligem Umrühren 1 bis 2 Stunden lang geroestet. Zuletzt theilte noch Eisner (-) einige Erfahrungen über eine Reihe von ihm angestellter Versuche mit, aus welchen zwar meistens blos negative Resultate hervorgingen. Eigene f^ersuche. Den Ausgangspunkt bei diesen bildete die Gmelinsche Vorschrift. Es wurden ' zuerst verschiedene Proben genau nach dieser Anleitung bereitet. Es zeigte sich bald dass zwar auf diesem Wege ziemlich brauchbare Pra^parate erhalten wer- I den koennen , dass aber das Gelingen von mehreren Umstsenden abhängt . die man nicht ganz in seiner Gewalt hat. Alle erhaltenen Proben standen dem na- I türlichen Ultramarin so wie auch den meisten künstlichen Sorten an Schoenheil I bedeutend nach und immer zeigten sie, besonders neben ersteres gehalten einen ' Stich ins Grünliche. Obgleich zu mehreren dieser Bereitungen chemisch reine Materialien genommen auch Porzellantiegel statt der gewoehnlichen hessischen j angewandt wurden , so wollte es doch nicht gelingen dem Präparate die zur Anwendung in der Malerei so nölhige Reinheit der Farbe zu verschaffen. Ausser diesem schien auch der mittlerweile so sehr gesunkene Preis der künstlichen Ultra- , marine zu beweisen, dass die Fabrikanten bereits einfachere Methoden besitzen (1) Journ. für prakl. Chemie XXVI, U. P) Dingl. polytechn. Journ. LXXX, 461. SOG. HELV. — 10 — müssen und gewiss sich nicht mit der ängstlichen Reinigung der in Anwendung zu bringenden Materialien plagen. In dieser letzten Meinung wurde ich durch die Analyse verschiedener Proben von sehr schoenem Ultramarin, sowohl künst- lichem als natürlichem , bestterkt, in denen sehr verschiedene Verbaeltnisse der Bestandtheile und namentlich immer kleine Mengen von Eisen angetroffen wurden. Es wäre offenbar zwecklos hier die vielen ganz und halbmisslungenen Versu- che aufzuzsehlen, die ich angestellt habe. Nur zwei dabei gemachte Beobachtun- gen muss ich erwähnen, welche nachher besonders wichtig geworden sind. Als ich nsemlich einst eine Probe nach G»ie/m bereiteten Ultramarins von ziem- lich blasser Farbe auf einer Porzellanscherbe erhitzte und ein Stückchen Schwefel darauf warf , bemerkte ich , dass das Pulver an den dem brennenden Schvefel zunächst liegenden Stellen eine viel dunklere Farbe annahm. Um zu erfahren ob diese Wirkung von einer direkten Verbindung mit Schwefel oder von der durch das Brennen des Schwefels entstehenden schweflichten Säure herrühre , glühte ich eine Probe des naemlichen Ultramarins, dem etwas Schwefel beige- mengt worden war in einem gut verschlossenen Tiegel. Es entstand jedoch keine Veränderung der Farbe. Eine andere Probe in einer Glasroehre geglüht, waeh- rend ein Strom schwefligsaures Gas durchgeleitet wurde, fa^rbte sich eben so wenig. Es schien also gemeinschaftliche Einwirkung von Schwefel und Sauer- stoff noethig zu seyn. In der Absicht zu erfahren ob nicht ein schwach gefärbtes Produkt durch nochmaliges Glühen mit Schwefelleber verbessert werden koennte , machte ich ein Gemenge aus gleichen Theilen eines solchen trockenen kohlensauren Na» trons und Schwefels und glühte es in einem bedeckten Tiegel. Nach dem Erkal- ten wurde es ausge^vaschen und stellte nun ein grünlich blaues Pulver dar, welches durch Brennen mit Schw^efel nach oben beschriebener Art eine vie dunklere Farbe annahm. Diese letztere Beobachtung führte zugleich auf die Vermuthung , dass die Be handlung der Materialien in feuchtem Zustande ganz überflüssig seyn moechte. welches sich auch im Verfolge der Arbeit bestaetigte. — Id — Ehe ich nun das Verfahren zur Bereitung des Ultramarins , wie es sich nach unendlich vielen Versuchen zuletzt gestaltete , beschreibe , will ich die Auswahl der hiezu in Anwendung zu bringenden Materialien des Na^hern angeben. 1 . Kieselerde. Als solche wende ich einen natürlich vorkommenden ziemlich reinen Kiessand an. Derselbe findet sich in der Naehe von Lengnau im Canton Bern und wird zu technischem Behufe seit langer Zeit bergmsennisch gewonnen. Er ist bei uns unter der Benennung Hupererde bekannt und dient als ein vor- treffliches feuerfestes Material zur Verfertigung von Glashaefen, Backsteinen, Tie- geln und andern Gegenständen , die einen sehr hohen Hitzgrad zu ertragen ha- ben ('). Zu unserer Anwendung lasse ich dieses Fossil auf einem Praeparirsteine aufs feinste reiben und zuletzt noch mit Wasser schlimmen. 2. Thonerde. Statt dieser nehme ich gewcehnlichen Kalialaun. Obgleich ein kleiner Eisengehalt nicht sehr wichtig zu seyn scheint, so ist es doch zu empfeh- len den Alaun durch einmaliges Umkrystallisiren zu reinigen. Zur Anwendung wird er hierauf so weit gebrannt, dass er ungefsehr das Alumen ustum der Phar- mazeuten darstellt. Im Kleinen kann dieses in einer silbernen Schaale vorgenom- men werden, zu fabrikmaessigem Betriebe würde es am besten auf einem eigens dazu gebauten Heerde geschehen. Diese Operation ist jedenfalls die mühsamste der ganzen Bereitung. Der gebrannte Alaun wird gepulvert und durch Abwaegen einer Probe desselben und Glühen im Platintiegel die Prozente bestimmt , die er bei maessiger Rothglühhitze noch verliert, damit bei der nachherigen Gewichtsbe- stimmung er als in diesem letztern Zustande genommen berechnet werden koenne. Diese Bestimmung ist zwar keineswegs vollkommen genau, denn bei verschiede- nen Graden der Glühhitze gibt der Alaun nebst dem Wasser ungleiche Quantitae- (') Eine Analyse dieses Miaerals gab in 100 Theilen: Kieselerde 94,25 Thonerde 3,03 Kalk 1,6t Eisenoxyd 0,94 Verlust 0,17 100,00 — 12 — ten von Säure ab , doch ist das auf diese Art bestimmte Verhaeltniss hinlänglich genau (*). Man verwahrt ihn nach dem Brennen vor feuchter Luft geschützt. 5. Schwefel. Bei den Schmelzungen der anzugebenden Mischungen dienen gewoehnliche Schwefelblumen. Zu dem am Ende vorzunehmenden Brennen mit Schwefel ist es zweckmsessig durch Destillation gereinigten anzuwenden. k. Kohle. Gewoehnliches ziemlich feines Holzkohlenpulver. 5. Kohlensaures Natroii. Käufliches, wenn man will durch Umkrystallisiren gereinigtes Salz Isesst man an einem warmen Orte zu Pulver zerfallen und erhitzt dieses zuletzt noch in einer Schaale bis es wasserfrei ist. Die Bereitung des Ultraniarins geschieht nun auf folgende Art. Man mengt 70 Kieselerde (Huper), 240 gebrannten Alaun (wasserfrei berechnet), 48 Kohlenpulver, Ihk Schwefelblumen, 240 wasserfreies kohlensaures Natron. Damit die Mengung so genau als moeglich geschehe , werden die zuerst auf ge- woehnliche Art in einer Reibschaale gemengten Materialien in einem Pulverisir- apparate tüchtig durchgearbeitet. Ich bediene mich hiezu einer Flasche von star- kem Kupferblech inw endig verzinnt mit etwas weiter OefTnung von ungefsehr 2 Liter Inhalt, gebe 1—2 Loth des Gemenges hinein und zugleich 1—1 Vj Pfund des groebsten Eisenschrotes. Nach Verschliessen der Flasche wird nun dieselbe wsehrend S— 1 0 Minuten anhaltend und krteftig geschüttelt hierauf auf ein weites Drahtsieb entleert , auf welchem die Eisenkugeln zurückbleiben. Von der sorgfaeltigen Ausführung dieser Mengung ha;ngt das Gelingen der Be- reitung wesentlich ab. Das Pulver muss ganz unfühlbar fein seyn und eine ge- woehnliche Lupe darf keine Verschiedenheit in der Faerbung der «Theilchen zu erkennen geben. Nun füllt man in einen hessischen Tiegel so viel des Gemenges als derselbe I li (') Seitherige Versuche zeigten übrigeos dass auch lufttrockener gepulverter Alaun angewandt und daher dieses immerhin lästige Brennen amgangen werden kann. — da- zu fassen vermag, bedeckt denselben mit einem Ziegel und lutirt den Deckel auf gewoehnliche Art. So wird nun der Tiegel dem Feuer übergeben , welches sogleich zmii msessigen Rothglühen gebracht und etwa 1 y^ Stunden mceglichst gleichmaessig erhalten wird. Auf den Grad der Hitze hat man sehr zu achten ; durch einige üebung wrd man ihn bald treffen lernen. Jedenfalls hüte man sich dieselbe zu stark zu geben. Ist die Operation gelungen so stellt nach dem Er- kalten der Inhalt des Tiegels eine locker zusammengesinterte theils grünlich, theils roethlich gelbe schwefelleberartige Masse dar, von ungefsehr % des ur- sprünglichen Volumens. Erscheint sie dagegen fest und geschmolzen , mehr bräunlich und auf ein kleineres Volumen reduzirt, so war die Hitze zu stark. Der lockere klumpen Icest sich leicht vom Tiegel ab und wird nun in einer Schaalemit Wasser übergössen. Die Masse weicht sich leicht auf, es entsteht eine Aufloesung von Schvvefelnatrium und ein dunkel grünlich blaues Pulver scheidet sich ab. Dieses wird cefter mit frischem Wasser, wenn man will kochend , ausge- waschen , so lange bis die Auswaschflüssigkeit keinen merklichen Schwefelleber- geschmack mehr zeigt , dann getrocknet. In diesem Zustande stellt das Prseparat ein hell aschgraues leichtes Pulver dar. Man überzeugt sich ob eine kleine Probe desselben auf einer Porzellanscherbe erhitzt durch darauf geworfenen Schwefel bei dem Abbrennen desselben eine bläuliche Färbung annimmt. Diese wird immer noch sehr schwach seyn, etwa wie gebläute Wa'sche. Das erhaltene Produkt wird nun mit seinem gleichen Gewichte Schwefel und seinem 1 '/^ fachen Gewichte wasserfreien kohlensauren Natrons auf die obenbe- schriebene Art innig gemengt und eben so wie das erste Mal gebrannt. Das Pul- ver sintert wieder etwas zusammen , doch vermindert sich sein Volumen weniger als bei der ersten Glühung. Nach dem Erkalten wird die Masse eben so wie das erste Mal mit Wasser ausgewaschen und getrocknet. Eine Probe des nunmehrigen Praeparates auf der Scherbe mit Schwefel ge- brannt wird nun §chon eine bedeutend intensivere blaue Fserbung annehmen. Die Menge des erhaltenen Produktes wird ungefa'hr so viel wie nach dem ersten Glühen betragen. Man mengt es wieder mit 1 Theil Schwefelblunien und — ik — 1 '/j kohlensauren Nalron und glüht es zum dritten Male genau so wie bisher. Nach dem Erkalten wird die Masse wieder mit Wasser behandelt , allein diesmal voUstajndiger ausgewaschen als nach den ersten beiden Glülmngen. Es ist gut dieselbe eine Zeitlang mit Wasser zu kochen , dann auf einem Filter oder auf einer Leinwand durch fliesendes Wasser so lange kalt auswaschen zu lassen bis das Aus wasch Wasser durch essigsaures Bleioxyd nicht mehr gebräunt wird. Von diesem Umstände hsengt zum Theil die nachherige Farbe des Produktes ab. Wenn nun eine kleine Probe des getrockneten Pulvers durch Brennen mit Schwefel eine schoene blaue Farbe annimmt, so*kann zu der letzten Operation geschritten werden ; im entgegengesetzten Falle wiederholt man noch einmal das Glühen mit Schwefel und Soda. Es hsengt dieses gaenzlich von dem bei den 3 Glühungen angewandten Feuergrade ab. Gewoehnlich ist man nach der drit- ten Glühung am Ziele. Sollte das Feuer zu schwach gewesen seyn, so kann ^ine vierte Glühung erfordert werden. Man schlangt jetzt das gut getrocknete bläulich grüne Pulver durch ein feines Florsieb , wodurch zuweilen kleine bräunlich gefärbte harte Koernchen ausgeson- dert werden. Diese rühren theils von dem Tiegel, theils von der vielleicht stellen- weise durch zu grose Hitze geschmolzenen und durch das Wasser nicht gehoerig aufgeweichten Masse selbst her und müssen sorgfjeltig beseitigt werden. Endlich schreitet man zu der letzten Operation, zu dem Brennen mit Schwefel. Zu diesem Ende wird auf einer gusseisernen Platte (im Kleinen auf einem Plalinblech) eine etwa 1 Linie dicke Lage gepulverten, am besten durch Destilla- tion gereinigten Schwefels ausgebreitet , auf diesen ungefa'hr eben so viel oder etwas mehr des gut getrockneten Pra'parales gleichma»ssig aufgestreut, welches am besten mittelst eines StreuloelTfels oder eines kleinen Siebes geschieht und nun die Platte durch ein Kohlenfeuer so weit erhitzt bis der Schwefel sichentzündet Man sorgt jetzt dafür , dass der Schwefel bei der moeglichst niedrigen Tempera- tur vollständig verbrenne , so dass das Pulver selbst so wenig als moeghch zum Glühen kommt. Dieses wird durch Ma)ssigung des Feuers oder gaenzliches Weg- nehmen desselben erlangt. Im Grossen dürfte es am besten seyn das Brennen auf einem mit Thüren versehenen Heerde vorzunehmen und durch Oeffnen odei — IS — Schliessen der letztern die Verbrennung zu leiten. Diese Operation wird mit dem nsemlichen Pulver '5—k mal vorgenommen, nach jedesmaligem Brennen dassel- be von der Platte abgenommen und etwas zerrieben. Hat das Prseparat die schoenste moegliche Farbe erlangt, so ist die ganze Bearbeitung zu Ende. Um diesen Punkt genau zu beurtheilen thut man am besten bei groesern Parthien durch einige Versuche im Kleinen diesen Punkt aufzusuchen und sich alsdann bei der Bearbeitung der ganzen Masse nach dieser Probe zu richten (*). Bei dieser letzten Operation nimmt das Pra^parat etwas an Volumen zu und erlangt eine lockere gewissermassen flaumige BeschalTenheit, Eine eigentliche Krystallisation konnte ich mit dem Vergrcesserungsglase nicht daran bemerken. Zum technischen Gebrauche ist es nothwendig , dass es wieder in den fein ge- pulverten Zustand zurückgeführt werde, welches durch Bearbeitung in dem oben beschriebenen Pulverisirapparate geschieht. Die Menge des aus der oben angegebenen Quantitset der Materialien erhaltenen Pra'parates wird ungefähr 160 betragen. Zum Schlüsse will ich noch einige Erfahrungen mittheilen welche geeignet seyn dürften über die Entstehungsweise des künstlichen Ultramarins so wie überhaupt über dessen chemische Natur einiges Licht zu verbreiten. Bei dem ersten Glühen des in Arbeit genommenen Gemenges entsteht bereits eine chemische Verbindung von Schwefel , Natrium , Kieselerde und Thonerde. Dieselbe ist noch wenig, zuweilen fast gar nicht gefa^rbt. Dass sich jedoch eine solche wirklich gebildet habe geht aus dem Umstände hervor, dass die mit Wasser gut ausgewaschene Masse durch Säuren unter Entwickelung von Schwe- felwasserstoffgas und Ausscheidung von Kieselerdehydrat zersetzt v^ird. Der Zusatz des Kohlenpulvers bei der ersten Glühung ist an sich nicht wesentlich, hat jedoch die vortheilhafte Wirkung das Zusammenschmelzen der Masse zu verhüten. Bei den folgenden Glühungen ist dieser Zusatz unnoethig. Bei dem zweiten Glühen der Masse mit Schwefel und kohlensaurem Natron {') Es geht auch an das Praeparat zu jedesmalisem Brenueo mit V2 seines Gewichtes Schwefels zu mengen und auf die Platte auszubreiten. — 16 — nimmt der Schwefel- vielleicht auch der Natrongehalt zu. Eine merkliche Ge- wichtszunahme tritt zwar nicht ein , w eil dieselbe ohne Zweifel nur gering ist und von dem bei der Manipulation unvermeidlichen Verluste aufgew^ogen wrd. Das nunmehrige Produkt zeigt nun schon nach dem Auswaschen und Trock- nen eine deutliche obgleich noch schwache grünlich blaue Farbe, w^elche bei dem Brennen einer Probe mit Schwefel in offenem Feuer in ein reines obgleich noch blasses Blau übergeht. Bei dem nun folgenden dritten Glühen mit Schwefel und Soda nimmt der Schwefelgehalt noch mehr zu. Die gewaschene und getrocknete Masse zeigt nun schon eine intensive stark ins Grünliche spielende blaue Farbe und ist gsenzlich ohne das das Ultramarin so sehr auszeichnende Feuer. Mann könnte glauben dass alle drei Operationen in eine vereinigt werden könnten , entweder durch länger andauernde Glühung , oder durch grössern Zusatz der Materialien. Directe Versuche in beiden Beziehungen angestellt gaben jedoch kein günstiges Resultat. Das nun folgende Brennen mit Schw^efel ist den in theoretischer Beziehung merhwürdigste Theil der Operation. Das Pra?parat nimmt erst durch diese Be- handlung seine wahre Farbe an. Dabei erleidet es eine Gev\ächtszunahme von 10—20 Prozent. Diese Zunahme ist verschieden und hängt theils von der Beschaffenheit des Produktes vor dem Brennen , theils von der Art wie diese Operation geleitet wird, ab. Was den erstem Umstand ambelangt , so dürfte es schwer seyn das Präparat durch jene drei Glühungen immer auf den na'mUchen Zustand zu bringen. Doch kann hier Uebung , besonders bei Bearbeitung grösserer Massen wohl einige Sicherheit gewähren . Ganz besonders muss ich auf das feine Pulvern und genaue Mengen der Masse wiederholt dat grösste Gewicht legen. Wird dieses versäumt, so erhält man nicht nur ein mit weisslichen Punkten durchmengtes Prajparat, sondern es erhält dasselbe niemals eine schöne , wenn auch zuw^eilen ziemlich dunkle Farbe. Bei dem Brennen mit Schwefel nimmt, wie schon oben bemerkt wurde, das Produkt an Gewicht zu. Diese Zunahme ist ungleich und kann bei öfter, i 0—1 S mal wiederholtem Brennen der Probe bis auf 20 Prozent ansteigen — \7 — Nach 3 l)is h maligem Brennen ist gev^föhnlich die Farbe auf den höchsten Punkt von Intensität gelangt und dann beträgt die Zunahme S~10 Procent ('). Um diese Gewichtszunahme mit dem Scliwefelgehalt zu vergleichen wurde dieser sowohl in der noch ungebrannten Masse als in Proben von verschiedenem Grade des Brennens bestimmt und mit der Gewichtszunahme verglichen. Die Bestimmung des Schwefelgehalts geschah durch Behandlung einer gewo- genen Probe mit stark rauchender Salpetersäure erst bei gewöhnlicher, dann etwas erhöhter Temperatur in einer geräumigen Flasche, bis die Zersetzung vollständig erfolgt war. Die hierauf mit Wasser verdünnte Masse zeigte nie ausgeschiedenen Schwefel. Die filtrirte Flüssigkeit wurde nun nach vollständigem Auswaschen der Kieselerde mit Chlorbaryum gefüllt, und aus dem mit siedendem Wasser gewaschenen und geglühten schwefelsauren Baryt der Schwefel be- rechnet. 100 des noch nicht mit Schwefel gebrannten Präparates gaben, auf diese Art behandelt , S,198 Schwefel. iOO des nemlichen Präparates wurden nun mit Schwefel 4~S mal gebrannt bis bie Farbe die höchste Intensität zeigte. Die Gewichtszunahme betrug 10,16. Mit Salpetersäure wie oben angegeben behandelt ANurde erhalten 12,811 Schwe- fel. Es bestand mithin jene Gewichtszunahme in 7,618 Schwefel und 2,542 Sauerstoff (^). 10,160 Um nun bei diesem Anlasse die Zusammensetzung der Verbindung überhaupt kennen zu lernen , wurden die übrigen Bestandtheile auf folgende Weise be- stimmt. 1,010 des noch ungebrannten scharf getrockneten Präparates wurden (') Schon Clement und Desormes führen an dass der ächte ÜHramarin beim Glühen in Sanerstoffgas um 1 p. c. an Gewicht zunehme. Annales de Ckimie, LVII, 320. (') Wiederholte Versuche mit andern Proben gaben zwar etwas verschiedene Zahlen, weil die Ge- wichtszunahme nicht immer gleich ist. In jedem Falle war aber die Zunahme an Schwefelgehalt geringer als die ganze Gewichtsvermehrung. Die Frage wie viel des gefundenen Schwefels als Schwefelsäure in der Verbindung enthalten sey, kommt wie natürUch hier nicht in Betracht. SOG. HELV. 3 — 18 — in einer Achatschaale mit Salzsäure zu einem Brei angerührt, wobei sich Schwe- felwasserstoff entwickelte. Nach einiger Zeit schied sich die Kieselerde gallert- artig aus. Die Masse wurde nun mit noch mehr Wasser zerrührt und eine Zeitlang digerirt, dann die Kieselerde auf dem Filter gesammelt und mit warmem Wasser ausgewaschen. Sie wog nach dem Glühen 0,346. Die salzsaure Auflösung wurde mit Ammoniak übersättigt und der Niederschlag (Thonerde und Eisenoxyd) vollständig ausgewaschen und geglüht. Er wog 0,31 3. Mit Salzsäure digerirt löste er sich auf unter Zurücklassen von 0,007 Kieselerde. Diese Auflösung in warme Kalilauge eingetragen gab einen Niederschlag von Eisenoxyd, welcher 0,02S wog, also Thonerde = 0,281. Die mit Ammoniak gefällte Flüssigkeit wurde mit oxalsaurem Ammoniak ver- mischt und 12 Stunden bei gelmder Wärmg digerirt. Der entstandene Kalk- niederschlag wog nach dem Brennen und Behandeln mit kohlensaurem Ammo- niak 0,047. Die Flüssigkeit wurde zur Trockne verdampft , zuletzt in der Platinschaale und aus dem zurückgebliebenen Salze die Ammoniaksalze durch Erhitzen ent- fernt , hierauf mit einem Ueberschuss von Schwefelsäure vermischt , in einer kleinen Platinschaale zur Trockne verdampft und anhaltend geglüht, zuletzt unter öfterm Zusetzen von kohlensaurem Ammoniak. Das zurückbleibende schwefel- saure Natron wog 0,S86 und liess beim Auflösen in Wasser 0,009 Kieselerde zurück ; mithin schwefelsaures Natron 0,S77 = 0, 1 881 S Natrium. Die Auflösung des schwefelsauren Natrons gab beim Abdampfen deutliche Glaubersalzkrystalle und reagirte mit Platinsolution nicht auf Kali. Diese Analyse giebt nun auf 100 berechnet folgende Zusammensetzung des noch nicht mit Schwefel arebrannten Ultramarins. i{ Hl-; o Kieselerde 35,841 Thonerde 27,821 Kalk 2,619 Eisenoxyd 2,475 Natrium 18,629 Schwefel 5,193 Sauerstoff (als Verlust) 7,422 — i9 — Da aber 100 Theile beim Brennen mit Schwefel zu li0,16 werden'; worin 12,81i Schwefel enthalten sind, die übrigen Bestandtheile dagegen keine Ver- änderung erleiden, so muss das mit Schwefel gebrannte Ultramarin bestehen aus Kieselerde 32, Sil 4 Thonerde 2 5,2 S 5 Kalk 2,377 Eisenoxyd 2,2?i6 Natrium 16,910 Schwefel H,629 Sauerstoff (als Verlust) 9,039 Vertheilt man nun den Sauerstoff auf den Schwefel und das Natrium untei- der Voraussetzung dass er damit schwefelsaures Natron bilde , so hat man statt der 3 zuletzt aufgeführten Bestandtheile Schwefelsaures Natron 2 0 , 1 S 7 Natrium 40,337 j _ ^ Schwefebatrium . Schwefel 7, 08^1 | Hieraus ergiebt sich zugleich dass das Schwefelnatrium als einfaches anzusehen ist, indem die Theorie auf 10,357 Natrium 7,H9 Schwefel fordert. Es ist übrigens klar dass diese Aufstellung wie alle ähnlichen Darstellungen complizirter Verbindungen keine absolute sondern blos eine theoretische Gültig- keit haben kann, und es dahingestellt bleiben muss, den Schwefel dem Natrium, dem Kalk oder dem Eisen beizufügen , in -welchem Falle alsdann ein Anlheil Natrium mehr als Natron in Rechnung zu bringen wäre, lieber solche Zweifel kann keine Erfahrung entscheiden. Fährt man, nachdem das Ultramarin bei dem Brennen mit Schwefel seine höchste Intensität erreicht hat, mit dieser Behandlung fort, so gelangt man nach einiger Zeit auf einen Punkt, da keine Gewichtszunahme mehr eintritt. Erhitzt man nun weiter ohne Schwefel zuzusetzen so nimmt das Gewicht wieder ab. Dabei verändert sich jetzt die Farbe und geht in ein blasseres Blau über, gewis- sen Sorten von natürlichem Ultramarin ähnlich, oft mit einem schwachen Stich ins Lilafarbene. Mit dieser Veränderung ist zugleich eine mechanische verbunden ; — So- das Pulver verlicrl seine lockere flaumige Bcschafi'enheit luid wird dicliler und körniger. Es gelang mir nicht immer diese Veränderung zu erhalten. Bei man- chen Proben (auch käuflichen) trat sie bald ein, bei andern nur sehr unvollkom- men, sell)st nach stundenlangem Erhitzen. Ein auf diese Art verändertes Ul- tramarin giebt mit Salzsäure behandelt keinen Schw efelwasserstoff aus , enthält also kein unoxjdirtes Schwefelmetall. Man sollte denken dass es bei dieser Verän- derung durch Oxidation an Ge^vicht zunehmen müsse. Die Abnahme möchte sich vielleicht daraus erklären lassen dass während ein Anlheil Schwefel das Schwefelnatrium verbrennt , das entstehende Natron an die Kieselerde oder überhaupt an die übrigen Bestandtheile trete. Da nun der fortgehende Schwefel mehr beträgt als der ihn ersetzende Sauerstofl", so muss Gewichtsabnahme er- folgen. Dieses blassere Ultramarin möchte wohl ebenfalls eine Anwendung finden, vielleicht mit dem andern in dem natürlichen und manchen künstlichen Sorten enthalten seyn. Noch' waren drei Punkte zu untersuchen übrig. 1) In wiefern ist nemlich ein Gehalt von Kalk, wie er in fast allen käuflichen Ultramarinsorten gefunden wird, wesentlich. 2) Ist die Gegenwart von Eisen zur Hervorbringung der Farbe nolh\> endig oder vielleicht dieselbe im Gegenthcil schädlich ? 3) Ist die Gegenwart von Natron erforderUch oder kann dieses durch Kali ersetzt werden? Dass der Kalkgohalt nicht wichtig sey geht wohl schon aus dem Umstände hervor dass in der oben angegebenen Mischung nur eine sehr geringe zufielüg in den Materialien enthaltene Quantita-t zugegen ist. Es wurde gleichwohl ver- sucht auch diesen Umstand direkt auszumitteln. Ich setzte zu diesem Ende bei mehreren Zubereitungen bis 8 p. C. Kalk zu. Allein die erhaltenen Produkte waren von den ohne diesen Zusatz bereiteten nicht verschieden. Dass der Eisengehalt keine sehr wichtige , wenigstens keine förderliche Rolle spiele, ergab sich aus dem Umstände dass eine Misciiung nach obiger Vorschrift — 21 — mit vollkommen eisen freien Materialien (') und Vermeidung der Eisenkugeln beim Piilvern bereitet, ein dem aus den gewöhnlichen dargestellten ganz gleiches Präparat gab. Uebrigens zeigte sowohl sehr schönes künstliches Ultramarin von Guimet als auch achtes aus Rom bezogenes bei genauer Prüfung einen deutlichen Eisengehalt. Ob eine etwas grössere Menge von Eisen der Farbe schädlich sey schien mir nicht sehr^vichtig zu untersuchen, lässt sich aber wohl a priori als Avahrscheinlich annehmen. Endlich schien mir noch die Frage der Untersuchung werth ob die blaue Farbe im Wesentlichen einer Natronverbindung zuzuschreiben sey , oder ob vielleicht auch durch Anwendung von Kali eine solche hervorgebracht werden könne. Zu diesem Ende wurde eine Bereitung nach oben gegebener Vorschrift in allen Theilen durchgeführt unter Anwendung von kohlensaurem Kali (durch Verbrennen von Weinstein bereitet) statt des kohlensauren Natrons. Nach drei- maligem Glühen der Mischung w^urde jedoch eine beinahe weisse Masse erhalten, die mit Schwefel gebrannt nicht die geringste blaue Färbung annahm, obgleich sie mit Salzsäure Übergossen reichlich Schw^efelwasserstoffgas entwickelte. Es geht hieraus in Bestätigung von Gmelins (^) Angabe hervor dass sich mittelst Kali (ohne Natron) kein Ultramarin hervorbringen lasse, dass aber dennoch da- durch eine ähnliche Verbindung, obgleich von weisser Farbe entstehe. Zugleich scheint diese Erfahrung ein neuer Beweis zu seyn dass die blaue Farbe nicht von einem Eisengehalte herrühre. Nachschrift. Bereits w^ar vorstehender Aufsatz niedergeschrieben als mir eine Abhandlung von C.-P. Prückner (^) über künstliche Bereitung von Ultramarin in die Hände fiel. {}) Die Kieselerde wurde zu diesem Versuche durch Glühen von Huper mit kohlensaurem Kalinalron, Uebersüitigen mit Salzsäure u. s. w. bereitet, dann zum Ueberfluss noch einmal mit Kalinalron geglüht und mit Salzsäure abgeschieden. Das Eisen in der zugesetzten Holzkohle wird wohl kaum in Anschlag zu bringen seju. (2) A. 0. S. 200. Anm. (3) Journ. fürprakt. Chem. XXXIII, 257. — 22 — Der als Techniker rühmlichst bekannte Verfasser theilt darin eine sehr klare und wie es scheint aus in grossem Massstabe angestellten Versuchen hervorge- gangene Darstellungsmethode mit, die sich der Gmelin'schen nähert. Zeit und Umstände erlauben mir nicht für den Augenblick dieselbe zu prüfen um eine Vergleichung mit der meinigen anzustellen. Auf jeden Fall geht daraus hervor dass man auf verschiedenen Wegen zum Ziele gelangen kann. In einem Punkte weicht die Ansicht Prückners von der oben ausgesprochenen wesentlich ab, nemlich in Bezug auf die Erforderniss der Mischung Eisen zuzu- setzen, welches er für wesentlich zu halten scheint. Sein Verfahren ist in kurzem folgendes. ;ii Man bereitet durch Glühen von schwefelsaurem Natron mit Kohlenpulver ent- weder in einem Tiegel oder in einer Art von Muffel Schwefelnatrium. Dieses w^ird mit Wasser ausgezogen, bis zur Sättigung Schwefel eingetragen, die durch Ab- dampfen concentrirte Lösung mit Vj p. c. der Schw^efelnatriumlauge (bei i,2sp. G. abgewogen) Eisenvitriol und 25 p. c. möglichst reinem, gut präparirten Thon vermischt, zur Trockne verdampft und die gepulverte Masse in einem Muffelofen ungefähr eine Stunde lang geglüht. Nach dem Erkalten wird sie mit Wasser ausgelaugt , getrocknet , zerrieben und noch einmal dem Glühen in der Muffe unterworfen , Avodurch sie die gewünschte Farbe erhält ; zuletzt wird das Prä- parat auf einer Reibmühle fein gemacht. ^ IM "M^i ^^ ^1 i^s^m^ NEUE DENKSCHRIFTEIV ^ DER ALLG. SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT FCR DIE «jfsammtcn Urttunvissntscljaftcn. »{©ii^yaüna miimtDiiiaiBS DE LA SOCIETE HELVETIQUE SCIENCES NATDREU.es. >« «A •/««, «'V»«««<»^1 Band Vni mit XVÜ Tafeln. NEUENBURG, IN DER BÜCHDRUCKEREI VON H. WOIFRATH. m NEUE DENKSCHRIFTEN (- DER j ALLG. SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT FÜR DIE gcöammtfu Uatunüiööcnöfl)aftfn. Kr(Diir\yi2iiiBa miMKDaiBias DE LA i^i-i»-'iJi1JU»J»HJ, IN DER BUr,HDRUCKERE[ VON H. WOLFRATH. .1847. / ; NEUE DENKSCHRIFTEN DER ^>^ ALLG. SCHWEIZEKISCHETM GESELLSCHAFT FÜR DIE aföiimmtni natiiniuööcnöfljrtftcn. \ m(mwm^w^ mMimmm SOCIETE HELVETIQUE SCIENCES NATURELLES. Band Vm mit XVIlTafelo. NEUENBURG, m DER BlICHDRUCKEREI VON H. WOLFRATH. 1847, 1 REGISTER. Die Bildung der Samenfeden in Blaeschen als algemeines Entwicklungsgesetz dargestelt von A. KöIIiker. 10 feuilles , 3 planches. Bemerkungen ueber die naturlichen Verhaeltnisse des Thermen von Aix in Savoyen. von Alb. IVIousson. 6 feuilles, 3 planches. lieber die Factorielle (") — ^ "^" > <™'-) ■■■ (""'^ — LL mit der complexen Basis'm Von D"^ J.-L. Raabe. 1 feuille et 3 demi-feuilles. Einige Worte zur Entwicklungs-geschichte von Eunice. Von Heinrich Koch mit einem Nachworte von A. KöIUcher. 4 feuil. 3 planches. Die Insectenfauna des Tertiärgebilde von OEningen und von Radoboj in Croatien. Von Doct. Oswald Heer. 29 feuil. 8 planches. S^J2ah3 DIE BILDUNG DER SAMEIVF^DEIH m BL^SCHEm ALS ALLGEMEINES ENTWICKLUNGSGESETZ. DARGESTE[XT DIE BILDUNG DER SAMEIVFÄDEIV IIV BLÄSCHEIV ALS ALLGEMEINES ENTWICKLUNGSGESETZ. Schon bei meinen ersten Untersuchungen über die Samenflüssigkeit , so wie bei späteren Studien war es mir eine der auffallendsten Erscheinungen , dass die Samenfäden , obschon offenbar identische Gebilde, wie die vielen Uebergänge zwischen den einzelnen Formen derselben lehren , doch bei den verschiedenen Thieren eine ganz verschiedene Entwicklung zeigen, während andere Elementar- theile, wie Blutkörperchen , Nervenfasern, u. s. w. überall auf eine und dieselbe Weise sich bilden ; jedoch hätte ich kaum gewagt , aus theoretischen Gründen an r. Siebold's, fFagner's und meinen eigenen Beobachtungen, die diese Thatsache ganz sicher herauszustellen schienen , zu zweifeln , wenn ich nicht unlängst bei Erforschung des Samens von Helix pomatia eine Erfahrung gemacht hätte , die auf einmal über diese befremdenden Verhältnisse Licht verbreitete, und zu aus- führlicheren Studien führte , die fast zur Evidenz bewiesen , dass die Samenfäden Alle tvesentlich auf eine und dieselbe Art, nämlich in Bläschen, sich entwickeln. Da meiner Ueberzeugung nach diese Erkenntniss wichtig genug ist, namentlich auch weil sie dem Schlüsse , den man vielleicht aus den früheren Annahmen gezogen hat, dass die Samenfäden je nach ihrer verschiedenen Entwicklung specifisch von einander sich unterscheiden, oder dass ein und derselbe Elementartheil auf ver- schiedene Weise sich entwickeln könne , allen Halt nimmt , so sollen die That- sachen, auf welche dieselbe sich gründet, einer genaueren Besprechung unterworfen werden. Ich beginne mit meinen Beobachtungen über den Samen von Helix , als denjenigen, die in der ganzen Frage für mich entscheidend gewesen sind. — k — Entwicklung der Samenfaeden von Helix pomatia. Nacli H. Meekel ('), mit welchem Paasch 0 in der Hauptsache übereinstimmt , ist die Bildnngsweise der Samenfäden von Helix folgende : « In bräunlichen, polyed- rich sich begrenzenden Zellen , welche , wie es scheint , gelbes , festes Fett ent- halten, bilden sich ein, drei und mehr helle Kerne. Diese Zellen bilden an der inneren Fläche der Tunica propria der Hodenfollikel ein Epitelium. Andere dieser braunen Zellen , welche im Allgemeinen kleiner sind , enthalten nur gelbe Körn- chen , aber an der äusseren , freien Fläche entstehen eine Menge heller, gekernter Bläschen , welche die Anfänge der Zoospermen sind. Die aufsitzenden Bläschen, wachsen allmälig zu Fäden aus, indem an dem centralen Ende eine kopfartige Anschwellung bleibt. Das Bläschen, aus welchem der Faden entsteht, bleibt immer am peripherischen Ende desselben befestigt, und verschwindet zulezt. Die Samenfäden von Helix erreichen eine bedeutende Länge, von circa 0,1 '" und lö- sen sich na'ch ihrer vollkommnen Ausbildung von der Mutterzelle, woran sie noch befestigt sind , los. Man sieht dann von der centralen Zelle ausgehende Fäden , welche centrifugal schlängelnd sich bewegen. So lange die Fäden an der Mutter- zelle sitzen , sind sie durch diese noch an die Tunica propria der innern Follikel der Zwitterdrüse befestigt, später aber schwimmen sie zu Bündeln vereinigt im mittleren Räume dem Ausgange zu , wo sie ein Wimperepiteiium weiter führt. » An diesen Beobachtungen von Meckel ist, was über das Epitelium der Hoden- follikel und die Bläschenhaufen sammt ihrer centralen Zelle bemerkt wird , ob- schon nicht erschöpfend doch vollkommen richtig , ganz irrthümlich dagegen die Schilderung der Entwicklung der Samenfäden selbst, die zwar allerdings mit den Bläschen in Verbindung steht, allein nicht, wie es beim ersten Blicke den An- schein hat, durch Auswachsen, sondern auf ganz andere Weise geschieht. Bevor ich hiefür den Beweis liefere, will ich jedoch die Bläschenhaufen mit ihrer cen- tralen Zelle in Bezug auf ihre Form und Entwickelung einer specielleren Betrach- tung unterwerfen , da diese Gebilde nicht blos als Keime der Samenfäden , son- 0) Müll. Arch. 1S44, Heft. 1. (-) Miill. Äi-ch. ']843, S. 71. — 5 — dern auch weil sie bei manchen andern Thieren, wie unten gezeigt werden soll, in gleicher oder ähnlicher Gestalt vorkommen, von Wichtigkeit sind. Die Blüschenhaufen (Fig. 2) bestehen , wie Mechel richtig angibt , aus einer centralen Kugel und peripherischen Bläschen. Erstere (Fig. 2 b.), die im Mittel 0,012 '" misst, ist platt, rundlich oder länglich, und hat beim ersten Blicke voll- kommen das Ansehen einer Zelle , wesshalb sie auch von Mechel die centrale Zelle genannt wird. Forscht man jedoch genauer nach, so findet man , dass gerade die wichtigsten Attribute einer Zelle , eine Membran und ein Kern , diesem Ge- bilde abgehen (Fig. 5); die Begrenzung der Kugel ist nämlich, obschon vollkom- menscharf, von keiner besondern Hülle sondern nur von derselben blassen, homo- genen zähen Substanz , welche auch das Innere zusammensetzt , gebildet , und innerhalb der Kugel trifft man nichts als eine mehr oder weniger bedeutende Zahl feiner , brauner Körnchen , niemals einen Kern. Demnach ist die centrale Kugel nichts weiter als ein scharf begrenzter Haujhi zäher Substanz , in den kleine Körner eingestreut sind. Ganz anders verhallen sich die peripherischen Bläschen (Fig. 2a, Fig. h). Zwar scheinen auch sie, wenn man den reinen oder mit dem Blute der Schnecke verdünnten Samen untersucht , in manchen Fällen nichts als Conglomerate sehr feiner Körner zu sein , allein bei schärferem Zusehen gewahrt man denn doch in den meisten derselben neben feinen Körnchen einen oder mehrere blasse, runde, ziemlich grosse Kerne , mit deutlichen , jedoch blassen Kernchen , und an den grössten gelingt es , durch Druck , Membran und Inhalt gesondert darzustellen , woraus sich unzweifelhaft ergibt, dass man es mit kernhaltigen Zellen zu thun hat. Nach dieser vorläufigen Bestimmung der Natur der peripherischen Bläschen , die ich von nun an Bildungszellen der Samenfäden nennen werde , gehe ich zu einer genaueren Betrachtung derselben über. Vor allem erwähne ich ihr Verhalten zu den centralen Kugeln. Die ßildungszellen kommen, wie eine sorgrällige Un- tersuchung des noch in den DrüsenfoUikeln befindlichen Samens lehrt, niemals frei in dem Samen vor, sondern immer sind eine grössere oder geringere Zahl derselben um eine Kugel gelagert und zwar so , dass sie wenigstens zwei Dril- theile der Oberfläche derselben einnehmen. Die Verbindung eines Zellenhaufens mit seiner Kugel ist ziemlich locker und kommt wahrscheinlich einfach durch — 6 — Adhäsion zu Stande, wobei die Klebrigkeit der Masse, welche die Kugel bildet, wohl die Hauptrolle spielt ; auf jeden Fall wird dieselbe nicht durch eine beson- dere Zwischensubstanz vermittelt, wie man deutlich wahrnimmt, wenn man ent- weder durch Zusatz von Wasser oder durch Druck die Bläschenhaufen in ihre einzelnen Elemente zerlegt , was meist ziemlich vollständig geschieht ; übrigens darf nicht unerwähnt bleiben , dass in jedem Bläschenhaufen Zellen vorkommen, die nicht unmittelbar der centralen Kugel aufsitzen, sondern nur an andere Zellen angeheftet sind. Die centrale Kugel selbst sitzt entweder mit ihrer freien Fläche an der Innenwand des Hodenfollikels fest, oder liegt sammt ihren Bläschen frei im Räume der Drüse. Die Zahl der Zellen , welche einen Bläschenhaufen bilden, ist ungemein verschieden und nicht in allen Fällen leicht zu bestimmen , weil die Haufen sehr schwer unverletzt zur Anschauung zu bringen sind. Als mittlere Zahl kann ich die von zwanzig bis dreissig angeben , jedoch habe ich einige Male über vierzig Zellen gezählt , und sehr häufig eine viel geringere Anzahl , selbst nur acht und zehn vorgefunden. In der Regel steht die Zahl in umgekehrtem Ver- hältniss zur Grösse der Zellen . Die kleinsten messen 0,004'", die grössten 0,015". doch sind die letzteren selten , während die ersteren sehr häufig zu flnden sind : Grössen von 0,009"'' kommen fast in jedem Bläschenhaufen vor. Von Gestalt sind die Zellen , so lange die Entwickelung der Samenfäden noch nicht weit ge- diehen ist, fast kugelrund, nur wenige, die zwei, drei oder vier Kerne enthalten, zeigen entsprechend der Zahl ihrer Kerne Einschnürungen , was ihnen ein bis- quit-oder kleeblattförmiges Ansehen gibt. Innerhalb der zarten Zellmembran , die, wie schon erwähnt , an den grösseren Zellen wahrgenommen werden kann , wenn man dieselben durch Druck zum Bersten bringt, und deren Vorhandensein auch an den kleineren daraus zu erschlies- sen ist, dass dieselben bei Wasser- oder Essigsäurezusatz bersten, wobei nicht selten mehrere Zellen zu einer Masse zusammenfliessen und oft vielkernige Zellen simu- liren, finden sich neben feinen, blassen Körnchen einer oder mehrere Kerne. Dieselben sind fast alle vollkommen kugelrund , wo sie einzeln vorkommen wandständig und alle deutlich Bläschen , wie sich unzweifelhaft ergibt , wenn man sie behufs eines genaueren Studium aus grösseren Zellen isolirt. An sol- chen freien Kernen (Fig. k f.) erkennt man nämlich deutlich eine zarte sie be- — 7 — grenzende Membran und bei Zusatz von Wasser einerseits, Zuckerlösung, Eiweiss und Essigsäure anderseits , die bekannten Erscheinungen der Endosmose und Exosmose , ein Aufquellen und Zusammensinken. In Bezug auf die Menge, bei deren Bestimmung aber , worauf ich ausdrücklich aufmerksam mache , wegen der vorhin angeführten Erscheinung des Zusammenfliessens mehrerer Zellen, tmr reiner oder mit thierischen Flüssigkeiten versezter Samen zur Untersuchung zu wäh- len ist , verdient die Zahl der Kerne in den grösseren Zellen alle Berücksichti- gung; während nämlich die kleinsten Zellen alle nur je einen Kern enthalten und die unter 0,009"' selten mehr als zwei, finden sich in den grössern Zellen (Fig. k d, e) sehr häufig drei, und in den grössten selbst vier bis sechs Kerne, die entweder dicht an einander gedrängt fast den ganzen Raum ihrer Zellen ein- nehmen oder mehr zerstreut in den feinkörnigen Zelleninhall eingebettet sind. Die Kerne der grösseren Zellen zeichnen sich meist jedoch nicht immer durch ihren Umfang aus, und messen bis auf 0,007"', v/ährend die der kleinen Zellen selten über 0,005'" betragen. In den Kernen findet sich eine helle Flüssigkeit sammt feinen Körnern und fast ohne Äusname ein oder zwei ziemlich deutliche Kernchen , die von Natur blass bei Wasserzusatz anfangs noch blasser und grösser, später, wie auch in Folge der Einwirkung von Essigsäure, dunkel und kleiner werden , welche Veränderungen für die Bläschennatur derselben zu sprechen scheinen. Die Schilderung der weiteren Verhältnisse der Kerne führt mich nun von selbst zur Entwicklung der Samenfäden, die in ganz ähnlicher Weise geschieht, wie ich es früher beim .Meerschweinchen und der Maus ausführlich beschrieben habe. Im Innern eines jeden Kernes nämlich bildet sich Ein Samenfaden (Fig. 5 a , b, ' d , e) , und zwar, wie ich ganz bestimmt gesehen habe , mit dem Körper zuerst (Fig. S a, b), der anfänglich , weit entfernt seine spätere Gestalt zu besitzen, dick und rundlich (Fig. .5 c) oder länglich ist und erst nach und nach, immer j mehr sich verschmälernd, seine Zartheit und eigenthümliche S-förmige Krümmung I erlangt. Bevor derselbe seine volle Ausbildung erreicht hat, fängt auch in inni- gem Zusammenhange mit demselben , jedoch selbständig der fadenförmige An- hang an sich zu entwickeln , wird immer länger und länger und legt sich endlich ,1 in spiraligen Wir düngen an die Innenfläche der Membran des Kernes an (Fig. — 8 — -5 e, d). Ist diess geschehen, so vergehl der Kern und der Samenfaden kommt in seine Bildungszelle zu liegen ( Fig. 6 ) , in welcher die letzten gleich zu schildernden Veränderungen mit ihm vorgehen. Dass diese Vorgänge in der Art, wie sie beschrieben wurden , wirklich sich finden , ist nicht ganz leicht zu zeigen , namentlich hält es schwer zu beweisen , dass die Samenfäden in den Kernen der Bildungszellen entstehen, da dieselben im ausgebildeten Zustande nur kurze Zeit in denselben verweilen und, so lange sie noch unentwickelt sind, ihrer Blässe wegen nicht leicht erkannt werden können ; jedoch ist es mir, namentlich wenn ich Serum zugesetzt hatte oder Wasser gleich bei seiner ersten Einwirkung belauschte, fast bei jeder Untersuchung gelungen, einige Samenfäden in ihren Kernen eingeschlossen zu beobachten (Fig. S d) , und nicht selten habe ich die rudimentären Körper für sich allein in denselben vorgefunden (Fig. 5a, b). Uebrigens geht auch aus dem Umstände, dass man später in den kleinen Bildungs- zellen nur Einen , in den grösseren 2 , 3 bis auf 6 Samenfäden eingeschlossen findet , unläugbar hervor , dass die Bildung derselben zu den Kernen , die wie früher erwähnt , einfach oder mehrfach sind , in Beziehung steht. Wenn auch die Bildung der Samenfäden in den Kernen schwierig zu beo- bachten ist, so hält es dagegen leicht , sich davon zu überzeugen , dass dieselben nach dem Verschwinden der Kerne frei in den Zellen der Bläschenhaufen liegen , so leicht, dass man sich darüber verwundert, dass die früheren Beobachter hie- von nichts gesehen haben. Sowohl in reinem , als in dem mit Blut der Schnecke versezten Samen gelingt die Auffindung von Mutterzellen , die Samenfäden füh- ren (Fig. 6 a, b, c), ohne Schwierigkeit; weitaus am zweckmässigsten aber erweist sich bei dieser Untersuchung ein geringer Zusatz von Wasser, welches die Mutterzellen aufquellen und die Windungen der Samenfäden auseinander tre- ten macht, manchmal auch die Zellen zum Platzen bringt und die Fäden ganz oder theilweise zu Tage fördert (Fig. 6 d) ; doch muss man sich , was ich hier ausdrücklich bemerke, davor hüten, die Oesen, die bei Wasserzusatz entstehen, für eingerollte , in ihren Zellen liegende Samenfäden zu halten , wie es bei einer oberflächlichen Untersuchung geschehen könnte. Die kleineren Bildungszellen enthalten Alle nur je Einen Samenfaden, die grösseren dagegen je nach ihrem Umfange 2 , 3, i oder noch mehr derselben. Ist nur ein Samenfaden in einer — 9 — Zelle eingeschlossen , so liegt derselbe ziemlich regelmässig spiralig an der Zellmembran ; dasselbe zeigt sich bei zweien , die selbst manchmal der ganzen Länge nach aneinander haften (Fig. 6 b). Wenn mehrere vorhanden sind (Fig. 6 c), so erfüllen sie in iinregelmässigem Gewirre und nach allen Richtungen durch- einander laufend den ganzen Raum ihrer Zelle ; doch sind auch in diesen Fällen die Köpfe oder Körper der Fäden meist excentrisch gelagert. Anfänglich nun sind die mit ausgebildeten Samenfäden erfüllten Zellen voll- kommen kugelige Blasen, wie früher, da sie noch Kerne enthielten (Fig. 6) ; bald jedoch verändern sie, weil die Windungen der Fäden sich strecken, ihre Gestalt, ziehen sich immer mehr in die Länge und gestalten sich zu elliptischen, lanzell- oder birnförmigen Blasen , die immer noch, jedoch in reinem Samen weniger leicht, ihre zusammengerollten Samenfäden erkennen lassen (Fig. 7). Nun plazt die Membran dieser Zellen bei denen mit einem einzigen Samenfaden immer da, wo der Körper desselben liegt, bei denen mit mehreren Fäden ebenfalls in der Gegend eines Körpers, jedoch, wie es scheint, an keiner bestimmten Stelle der Körper des Samenfadens wird herausgeschnellt, und inserirt sich, während zu- gleich die Zelle von der centralen Kugel sich entfernt, in die weiche Masse der Kugel gerade an der Stelle, wo früher seine Mutterzelle sass (Fig. 9); sind meh- rere Fäden vorhanden , so treten anfänglich nur Einer oder wenige heraus , um sich an die Kugel anzuheften, und erst nachträglich auch die andern (Fig. 8 a, b). Die Zellen selbst gehen, während dieser Vorgang sich entwickelt, nicht unter, sondern sind auch nachher noch vorhanden , nur kleiner und den noch nicht ausgetretenen Faden eng umschliessend. So entstehen die birnförmigen gestielten Bläschen (Fig. 8 a), die um die centralen Kugeln herumliegen, und von Meckel fälschlich als zu Samenfäden auswachsende Zellen beschrieben worden sind. Das Ende des ganzen Vorganges ist , dass, nachdem die Enden der Samenfäden an dem dem Körper entgegengesetzten Theile der Zellen ebenfalls hervorgekommen sind (Fig. 8 b), die Fäden immer mehr frei werden , während die Zellen allmälig vergehen, bis schliesslich die einem Bläschenhaufen angehörenden Fäden zu einem zierlichen Bündel zuzammentreten (Fig. 10). Hierbei ist erstens das bemerkens- I werth , dass die Zellenreste noch längere Zeit an den vollkommen ausgestreckten ' Fäden verharren und an denselben grössere oder kleinere Knötchen in verschie- — 10 — denerZahl bilden, die den Bündeln ein zierliches Ansehen verleihen (Fig. 8 c, Fig. dO), und zweitens dass die centrale Kugel, die zwar anfänglich die entwickelten Samen- fäden ebenso vereinigt wie früher deren Mutlerzellen, indem sie mit deren Körpern verbunden ist, endlich ebenfalls schwindet, worauf die Bündel nach kürzerem oder längerem Bestehen ebenfalls sich lösen und im Ductus deferens zu unregelmässigen Haufen von Samenfäden auseinander fallen. Zum Schlüsse erwähne ich noch zwei Verhältnisse, über die ich nur unvollkommen Aufschluss geben kann, nämlich die Entstehung der Bläschenhaufen und die Art und Weise wie die Samenfäden innerhalb der Kerne sich bilden. Was den ersten Punkt betrifft, so fragt es sich besonders, ob die Zellen eines Bläschenhaufens in einem näheren Verhältniss zu der oenlralen Kugel stehen , oder ob beide nur zufällig mit einander in Verbindung geralhen sind. Ich glaube das erstere, und zwar bin ich der Ansicht, dass beide zusammen aus den von Meckel sogenannten Epiteliumzellen der HodenfoUikel hervorgehen in der Weise , dass in diesen endogen eine gewisse Zahl von Zellen entsteht, dann frei wird, und um den kugelig sich zusammenziehenden Rest des Zelleninhaltes, welcher an der Tochterzellenbildung nicht Antheil genommen hat , sich anlegt. Für diese Ansicht spricht erstens die Aehnlichkeit der Epitelium- zellen der HodenfoUikel (Fig. i) mit den centralen Kugeln der Bläschenhaufen, die beide aus einer eiweissartigen hellen Masse und braunen Pigmenlkörnchen be- stehen, und an der Innenwand der Hodensäckchen festsitzen, zweitens, dass trotz dieser Aehnlichkeit die centralen Kugeln weder Kerne noch Membranen besitzen, und durchgängig kleiner sind, als die Epiteliumzellen, drittens, dass, wie schon Meckel bemerkt , in den Epiteliumzellen ein , zwei , drei und mehr, meinen Be- obachtungen nach bis auf sechs helle Bläschen (Kerne, Mechel) sich vorfinden , deren JNatur ihrer verborgenen Lage wegen nicht genau ermittelt werden kann, viertens endlich , dass in den HodenfoUikeln keine Formen vorkommen , die als frühere Zustände der Zellen der Bläschenhaufen zu betrachten sind. Gegen die genannte Ansicht lässt sich zwar allerdings einwenden, dassdie Bläs- chenhaufen viel zu gross und ihre Elemente zu zahlreich sind , als dass dieselben in den genannten Epiteliumzellen eingeschlossen gewesen sein könnten ; allein was das erste betrifft, so ist es ja leicht anzunehmen, dass die Zellen der Bläs- chenhaufen nach dem Freiwerden an Grösse zunehmen , und in Bezug auf das — n — letztere sehe ich nicht ein , warum nicht auch die freigewordenen Zellen von sich aus sich vermehren sollten. Immerhin bin ich nicht gesonnen , meine Ansicht für mehr als eine Hypothese auszugeben , denn ich verhehle mir keineswegs , dass die Thatsachen, die ich zum Beweise aufführte, noch theilweise mangelhaft sind, und gebe auch zu, dass der Vorgang , den dieselbe aufstellt, ein aussergewöhn- licher wäre; namentlich möchte es Bedenken erregen , dass ich Zellenbildung in einer Mutterzelle statuire , an der ein grosser Theil des Inhaltes derselben , in diesem Falle die braunen Körner und vielEiweiss, keinen Antheil nimmt, ferner dass ich nach dem Verschwinden der Membran einer solchen Mutterzelle auch den noch ungeformlen Inhalt bestehen und zu einer Kugel sich gestalten lasse, endlich , dass ich eine Anlegung der Tochterzellen an diese Kugel annehme ; allein es gibt doch für das eine und andere grössere oder geringere Analogieen. So finden sich in normalen und pathologischen Theilen viele Fälle einer endoge- nen Zellenbildung, die nicht den ganzen Inhalt einer Mutterzelle berührt; ferner formt sich in vielen Zellen, so besonders in den Lymphkörperchen, den Epitelium- zellen der plexus choroidize und den Nierenkanälchen u. s. w. der künstlich aus- getriebene Inhalt zu kugeligen, blassen, zellenähnlichen Körpern, und was endlich die angenommene Anlegung der Tochterzellen an den Rest des Zelleninhaltes be- trifft , so ist dieselbe theils an und für sich nicht sehr auffallend , da entweder die Zähigkeit der Masse des letzteren oder Atlraktionsverhältnisse , wie zum Beispiel bei den Furchungskugeln , eine Rolle dabei spielen , theils müsste dieselbe auch von denen statuirt werden, die geneigt sind, die Zellen und centralen Kugeln als zufällig verbunden zu betrachten. In Bezug auf die feineren Verhältnisse der Bildungsweise der Samenfäden , lässt sich die Frage aufwerfen, ob dieselben aus dem flüssigen Inhalte der Kerne sich ablagern, oder durch Verschmelzung feiner Körner entstehen. Ich gestehe, dass ich hierüber keinen Entscheid wage , obschon ich zuweilen im Inhalte der Kerne kurz vor der Bildung der Fäden grössere Körner bemerkte, als früher, und an den noch unentwickelten , durch Wasserzusatz frei gewordenen Samen- fäden (Fig. 5 c), das feinere Ende oft wie aus feinen Knötchen gebildet sah, ähn- lich einer Muskelprimilivfaser , namentlich darum , weil ich an den Körpern keine Spur einer Zusammensetzung aus Körnern wahrnehmen konnte. Auch das — 12 — will ich nicht mit Bestimmtheit behaupten , dass die Fäden schon in den Kernen zu ihrer vollkommenen Länge sich ent^N'ickeln ; es hat mir nämlich in manchen Fällen geschienen , als ob die Fäden den Inhalt der Mutterzelle dazu benutzten , um sich zu vergrössern ; namentlich könnte diess bei den Fäden , wie sie die Fig. 8 c und 10 darstellen, der Fall sein, die, obschon beide Enden gebildet sind , doch noch nicht ihre vollkommene Grösse besitzen , sondern dieselbe erst nach dem Verschwinden der ihnen in Form von Knötchen anhaftenden Reste (?) des Inhaltes der MutterzcUen erlangen. Uebrigens will ich nicht verbergen, dass die angegebene Deutung der Knötchen vielleicht nicht auf alle , namentlich nicht auf die kleineren passt [die grossen (Fig. 8 c) sind auf jeden Fall Reste der Bil- dungszellen], da ich bei einigen Thieren , wo die Samenfäden nie einzeln in Zellen liegen, ebenfalls solche Knötchen bemerkt habe, die nur als Unregel- mässigkeiten, die bei der ersten Ablagerung entstehen , erklärt werden können (siehe weiter unten bei den Säugethieren und Amphibien). Auf jeden Fall ver- dienen diese Knötchen alle Aufmerksamkeit, da sie, welches auch ihr Ursprung sein möge, beweisen, dass auch einfache, solide Elemente, wie die Samenfäden, noch Wachsthum besitzen , und aus einer roheren Form allmälig in eine ausge- bildetere übergehen. — Nach der gegebenen Schilderung der Entwicklung der Samenfäden von Helix in Bläschen gehe ich nun zum Beweise über, dass auch die Samenfäden aller andern Thiere auf ähnliche Weise sich bilden. Ich mIII zu diesem Ende hin zuerst die Entwicklung derselben bei den verschiedenen Thierklassen der Reihe nach durchgehen , indem ich ältere Erfahrungen nur kurz anführe, bei neueren, theils fremden , theils eigenen Beobachtungen dagegen länger verweile, und dann aus den gewonnenen Thatsachen allgemeine Folgerungen zu ziehen suche. 1 . Säiigelhiere. Seit meinen ersten Beobachtungen über die Bildung der Samenfäden der Maus, des Meerschweinchens (') und des Menschen (") in Bläschen sind mir ausser R. (') Ueber die Samenfliissigkeit wirbelloser Tliiere, pag. 56. (') Henle allgem. Anatomie, pag. 1032. ^ 13 — fragner's(*) bestätigenden Bemerkungen, und Fr. Arnold' s von einem einseitigen Standpunkte aus gedeuteten Beobachtungen (Phys. Bd. 3.) , auf die ich hier nicht näher eingehen kann, keine weiteren Angaben über diesen Gegenstand zu Gesicht gekommen. Neuere Untersuchungen haben, ausser dass sie mich lehrten, dass eine endogene Bildungsweise auch den Samenfäden von Hunden, Katzen, Kanin- chen, Hasen, Ratten, Fledermäusen und daher wahrscheinlich denen aller Säuge- Ihiere zukönmit, noch über mehrere Punkte nähere Aufschlüsse gegeben. Was erstens die Bläschen bctrifTt , in denen die Samenfäden entstehen (Fig. i 1 , b, d), so habe ich mich schon früher (^) davon überzeugt , dass dieselben Kerne sind , da dieselben , obschon in den Hodenkanälchen auch frei zu IrefTen , doch später in Zellen eingeschlossen sind und vor der Ausbildung der Fäden alle je ein deutliches Kernkörperchen besitzen (Fig. H , c). Diese| Kerne liegen entweder je einer in einer Zelle oder sie sind haufenweise, 2, 3, k — 20 an der Zahl in grossen Zellen (Cysten) der Hodenkanälchen enthalten (Fig. 1 d , a) , welch letzteres Verhältniss schon früher von Falentin [") beim Bären und neulich von R. Watjner (1. c.) beim Menschen und Kaninchen ebenfalls gesehen worden ist. Die Cysten sind vorzüglich bei brünstigen Thieren zu treffen , bei denen die kleineren Zellen in geringerer Menge und vielleicht nur als Entwicklungszustände der grösseren vorkommen ; wahrscheinlich sind dieselben nur darum von den meisten Beobachtern übersehen worden, weil sie ungemein zart und leicht zerstörbar sind, namentlich bei Zusatz von Wasser fast augenblicklich bersten. Sobald die Entwicklung der Samenfäden, die bei manchen Haussäugelhieren auch ausserhalb der Brunstzeit, jedoch in ge- ringem Grade sich findet , vollendet ist , platzt das Kernbläschen , das den Faden umschliesst, und der Faden kommt in die Zelle zu liegen. Hier finden sich nun, je nachdem einer oder mehrere Fäden da sind, verschiedene Verhältnisse. Wo nur Ein Faden sich findet, lagert er sich immer, wie früher in dem Kerne, spiralig an die Wand der Zelle an , jedoch ohne, was ich hier besonders bemerke, die Gestalt derselben wesentlich zu verändern ; wo 2 oder 3 da sind , liegen sie (') Physiologie, 2'' Aufl. Sl. ?4, 25; 3'' Aufl. , pag. 27. (•) Entwicklung der Ceplialopoden , pag. 149. ('>N. A. Nat. Cur. V. XIX., P. 1. — u — regellos ebenfalls excentrisch durcheinander , wo endlich viele in grossen Zellen enthalten sind, ordnen sie sich ganz regelmässig in gebogene Bündel aneinander, wie diess bei Säiigelhieren zuerst Falentin beim Bären (I. c.) und beim Kanin- chen (*) w^ahrgenommen hat. Das Ende des Vorganges ist, dass die grossen und kleinen Zellen platzen und spurlos schwinden , ohne, wie es bei andern Thieren der Fall ist, die austretenden Samenfäden noch längere Zeit theilweise zu um- hüllen ; im Inhalte des Nebenhodens trifft man dann Iheils freie Fäden, theils noch lange die schon von Leeuwenhwk , Dujardin, IFucjner , Gerher u. A. beobachte- ten Bündel der Samenfäden in der nämlichen Weise wie sie in ihren Cysten sich fanden, endlich lösen sich in der Regel im Ductus deferens die meisten Bündel auf, und es bleibt nichts als eine Masse unordentlich durcheinandergewirrter Fäden. — Noch bemerke ich, dass die Köpfe der Samenfäden immer mit den planen Flächen aneinander liegen ; leicht kann jedoch , wenn man eine Flüssigkeit zur Verdünnung des Samens anwendet, welche die Bewegung der Fäden nicht aufhebt, durch Lockerung der Bündel der Anschein entstehen , als ob sie mit den Rändern aneinander hafteten, wesshalb es anzurathen ist, verdünnte Essigsäure oder Alcohol in Anwendung zu bringen , die überhaupt zur Untersuchung der Verbindung der Samenfäden geeigneter sind, als Ihierische Flüssigkeiten, da sie die Bewegung der Fäden aufheben und daher die Bündel derselben unbeein- trächtigt lassen. Ueber die Ursache, welche die Verbindung der Samenfäden bewirkt , lässt sich nichts Bestimmtes angeben , nur so viel , dass neben der Adhäsion noch etwas anderes im Spiele sein muss, denn sonst Hesse sich die so constant gleiche Gestalt der Bündel nicht erklären ; wahrscheinlich sind aus diesem oder jenem Grunde die Körper der Samenfäden in allen in einer Cyste befind- lichen Kernen nach einer und derselben Richtung gestellt und kommen daher beim Bersten der Kerne nach einer Seile zu liegen , eine Annahme, die durch die Thatsache , dass man häufig die noch in ihren Kernbläschen befindlichen Fäden ganz unregelmässig in ihren Mutterzellen angeordnet fmdet , nicht umgeslossen wird, da nicht su erwarten ist, dass bei einer microscopischen Untersuchuni.^ immer natürliche Verhältnisse sich darbieten. (') Repert, 1S37 , pag. 145. — iS — Endlich erwähne ich noch ein eigenthümUches von Diijardin (') beobachtetes Verhältniss. Derselbe sah an manchen Samenfäden des Menschen am Anfange des Schwanzlheiles einen unregelmässig gestalteten Anhang (1. c.Tahl. 9. Fig. 6, c, d) und zieht daraus den Schluss, es seien die Fäden früher an der Innenwand der Sa- menkanäichen angeheftet gew esen. Mit der Beobachtung selbst scheint es seine volle Riclitigkeit zu haben, wenigstens sah ich in einem ausserhalb der Brunstzeit unter- suchten Kaninchen ebenfalls fast an- allen Fäden, auch an denen des Ductus defe- rens, ganz ähnliche Anhänge (Fig. 1 1 , c, fj ; dagegen kann ich in der Deutimg derselben begreiflicher Weise nicht mit Z)«_y'arrf('H übereinstimmen. Meiner Ansicht nach sind, wenn ich meiner einmaligen Beobachtung Glauben schenken darf, die mit einer Anschwellung versehenen Fäden noch nicht vollkommen entwickelt, und gehen nach und nach, indem die Anschwellung zur Verlängerung derselben ver- wendet wird, und sowie dieselbe fortschreitet sich verkleinert, in die vollkommen ausgebildeten zierlichen Elemente des reifen Samens über ; wenigstens habe ich in dem erwähnten Falle an allen Fäden des Hodens die Anschwellung grösser imd dicht am Körper sitzend gefunden (Fig. 1 1 , e), während dieselbe an den Fäden des iVebenhodens und Ductus deferens, wo sie noch vorkam, ohne Ausnahme wenig- stens 0,002 bis 0,005'" von demselben abstand und bedeutend kleiner war (Fig. i i , f). Es würde demnach für den Anfang des haarförmigen Theiles dieser Samenfäden dasselbe gelten , was ich schon früher bei den Körpern der Fäden von Cavia und Hyperia medusarum und neulich an denen von Helix (vielleicht auch an den Fä- den von Helix) beobachtete , nämlich , dass sie nicht ursprünglich in ihrer eigen- thümlichen Gestalt sich bilden, sondern erst allmälig aus einer mehr unförm- lichen Masse durch Wachsthum in die vollkommene Form übergehen. (') (') Ann. d, sc. nat. 1837 , pag. 291. (^) Anmerkung. Ich erwähne hier, dass Klenke (Abhandlungen aus dem Gebiete der Physiologie und Pathologie, pag. 244 u. f. , Fig. 27.) eine Reihe von Formen menschlicher Samenfäden beschreibt, die ; mit den von Diijardin und mir an Säugethieren gesehenen identisch, und nichts als Entwicklungsformen sind(l. c.Fig. 27 c, d,g, i, 1.). In Bezug auf die andern Angaben Kl. über das Vorkommen von Samenfäden ' mit 2 Körpern, mit Knospen, die vom fadenförmigen Theile entspringen, mit einer "Mundblume", die bei der Ausstülpung des Darmkanals sichtbar wird u. s. w. , die wahrscheinlich den cerwärmten» Glasplätt- I oben , auf denen Kl. den Samen untersuclit , und der S-iOnialigen Vergrösserung , oder der Unkennlniss der im Samen gewöhnlichsten Erscheinungen, z. B. des Zusammenklebens zweier Samenfäden , oder des — 16 — Auch eine zweite Beobachtung von Dujardin , nämlich die über eine beson- dere klebrige Hülle der Körper der Samenfäden von Cavia , welche dazu dienen soll , dieselben bündelweise zu vereinigen , glaube ich auf ihren wahren Werth zurückführen zu können. Ich halte diese Hülle, die übrigens gar nicht in allen Fällen erscheint, und nie so deutlich ist, wie Dujardin (I. c.) sie abbildet, für eine zarte Schicht von Eiweiss, die die Körper entweder aus ihrem Kerne mit- nehmen oder aus dem Inhalte der Cysten erhalten. Durch vorsichtigen Zusatz von Wasser oder verdünnter Essigsäure kann man diese Schicht im Momente ihrer Lösung sehen , während sie nachher spurlos schwindet. An den kleinern Körpern der Samenfäden des Menschen , des Hundes und der Katze habe ich nie etwas der Art wahrgenommen, ebensowenig an den grössern des Meerschweinchens und Kanin- chens bei Anwendung thierischer Flüssigkeiten. 2. rögel. Den Beobachtungen von R. JFagner (') zufolge, die über die Verhältnisse dieser Klasse zuerst Licht verbreiteten, finden sich bei den Vögeln zwei besondere Typen . Der eine beim Haushahn vorkommende soll mit dem , was die Säugethiere zeigen, in allen wesentlichen Punkten übereinstimmen , mit der einzigen Ausnahme , dass grosse Cysten fehlen, der andere , den Singvögeln u. a. eigene, darin bestehen, dass die Fäden bündelweise in grossen Cysten sich bilden, die früher Kerne in grösserer Zahl und nachher eine feinkörnige Masse enthalten , wobei unentschieden bleibt, wie die Samenfäden eigentlich entstehen. Nach meinen Untersuchungen verhalten sich alle Vögel wesentlich gleich ; es bilden sich nämlich nicht blos beim Hahn . bei dem ich ebenfalls nur Zellen mit 1 — h Kernen finde , sondern auch bei der Taube und dem Finken die Samenfäden in den Kernen der grösseren und kleineren Zellen der Hodenkanälchen, gerade wie bei den Säugethieren. Bei Ersterem sah auch ich , wie ffarpier , die aus ihrem Kerne ausgetretenen Fäden noch längere Zerfallens derselben in Kopf und Scliwanz , ihren Ursprung verdanken , sowie über die Hypotliesen von einer Fortpflanzung der Samenfaden durch Knospen und durch Theilung , von einer Häutung derselben und ihrer thierischen Natur sage ich nur soviel, dass ein Forscher , wenn er doch einmal jede durch einen Blick in das Microscop gemachte Beobachtung gleich publiziren will , sich wenigstens jedes Theo- relisirens darüber enthalten sollte, indem er sonst gewältigen muss, dass seine Bemerkungen gänzlich übersehen werden. (I) Physiologie, 2« Aufl. , pag. 22, 24. — 17 — Zeit in ihre» Zellen liegen (Fig. 15.), die anders als bei den Säiigelhieren , meist in die Länge gestreckt und birn-, bisquitförmig oder sonst eigenthünilich gestaltet waren, gerade wie es v. Siebold (*) von den Mutterzellen der Fäden der Locuslinen abgebildet hat ; bei letzteren , wo allerdings die in den Kernen eingeschlossenen Fäden schwieriger wahrzunehmen sind, treten, wie es Wagner (^) so treu ab- gebildet hat , die freien Fäden bündelweise zusammen, und werden endlich durch Bersten ihrer Multerzelie, die jedoch noch lange nach Art einer Mütze sie theil- weise umgibt, frei. 3. Amphibien. Bei Fröschen hat /?. /Wagner (1. c.) die Entwicklung wie bei den Singvögeln, bei Bombinator igneus und Anguis fragilis w ie beim Hahne gefunden ; ich selbst beobachtete im Sommer 1842 in Italien die Bildung der Samenfäden des Platy- dactj'lus verrucosus und der Testudo graica in Kernen (') und fand später dasselbe auch bei der Natter und dem Frosch. Die näheren Verhältnisse sind folgende: Bei Rana temporaria finden sich im Hoden zur Brunstzeit grosse Zellen mit vielen Kernen, gerade wie bei den Vögeln u.a.m. In jedem Kerne entwickelt sich Ein Samenfaden (F"ig. Ib, c), der anfangs in spiraliger Linie an der Wand des Kernes sitzt und in dieser Lage an isolirten Kernen leicht zu erkennen ist, nachher durch Bersten des Kernes frei wird und in die Zelle zu liegen kommt. Hier lagern sich die 10 bis 20 und mehr zusammengehörenden Fäden in ein ganz regelmässiges Bündel an, das noch einige Zeit in seiner Hülle verweilt, nachher durch einsei- tiges Bersten derselben theilweise frei wird , jedoch wie bei den Vögeln noch lange Zeit an einer Stelle von den Resten derselben umgeben ist. Endlich wird diese Hülle immer mehr resorbirt , und die Bündel werden frei . bleiben jedoch wahrscheinlich bis zur Begattung bestehen , da sie wenigstens bei sorgfältiger Behandlung des Samens nie vermisst werden. Um die zuletzt beschriebenen Verhältnisse wahrzunehmen, muss man den Samen mit verschiedenen Flüssig- keiten behandeln. Durch Alcohol oder Essigsäure kommen die Bündel , obschon etwas verändert , doch noch am deutlichsten zur Anschauung ; bei Anwendung (') N. A. Nal. Cur, Tom. XXI. P, I. ' (*) Jcon. zool. Tab. XI, (') Entw. d. Ceplialopoden , pag. 149. — 18 — Ihierischer Flüssigkeiten sieht man dieselben in Folge der Bewegung der Fäden sich lockern und erkennt deutUch ihre Zusammensetzung und die Beschaffenheit ihrer Elemente, endlich bei Wasserzusatz kommen im Momente der Einwir- kung die aufquellenden Hüllen aufs deutlichste zum Vorschein , während nach- her, sobald mit Auflösung der Hüllen die dicken Enden der Fäden frei werden , die Bündel in unordentliche Haufen zerfallen und durch Verflechtung der Oe- sen bildenden Enden der Fäden untereinander eine sternförmige Gestalt an- nehmen. Eine auffallende Erscheinung war mir, dass auch an den unentwickel- ten Samenfäden des Frosches ohne Ausnahme Knötchen vorkommen (Fig. 13, a, b), die jedoch nicht wie bei Säugethieren am dicken Ende, sondern gerade wie bei den Fäden von Helix am dünneren ihren Sitz haben und mit der endlichen Ausbildung der Fäden vergehen. In Bezug auf die Deutung dieser Knötchen , so ist offenbar , dass sie nicht Reste einer Mutterzelle sein können , wie es vielleicht bei Helix der Fall ist, da hier die Kerne, in denen die Fäden sich bilden, nicht je einer in einer Mniterzelle, sondern viele zusammen in einer Cyste liegen, viel- mehr müssen dieselben wie bei Säugethieren bei der ersten Bildung der Fäden innerhalb der Kerne entstehen. Weniger vollkommen als die eben geschilderten sind meine Untersuchungen über die mit länglich cylindrischem Körper versehenen Samenfäden des Gecko, der Natter und der griechischen Schildkröte, jedoch kann ich auch hier über den Punkt , worauf es vorzüglich ankömmt , genügende Mitlheilungen machen. Es ist nämlich bei den genannten Thieren deutlicher als irgend anderswo wahr- zunehmen , dass die Samenfäden in Kernen entstehen , da die Kerne gross sind (bis auf 0,008 '") , deutliche nucleoli besitzen , und dieselben , wie ich we- nigstens bei Testudo sah , auch dann noch zeigen , wenn die Fäden schon an- gelegt sind (Fig. 14, a). Diese Mutlerkerne der Samenfäden liegen immerzu mehreren in grossen Zellen, die vielleicht zu gewissen Zeiten zu den gewöhnlichen Cysten sich ausbilden. Ich bin nämlich wieU. Jf 'agner, der bei Anguis und Boni- binator die Entwicklung der Samenfäden in Bläschen , über deren Natur er sich nicht näher ausdrückt, besonders deutlich gesehen hat, der Ansicht, dass bei einem und demselben Thiere bald grosse Cysten , bald vorwiegend kleinere Zellen mit nur 1 — k Kernen vorkommen können , jedoch möchte ich diese zwei — 19 — Fälle niclil als zwei besondere Typen betrachten , da bei beiden die Entwick- lung der Samenfäden durchaus die nämliche ist , und es offenbar für ganz un- wesentlich gehalten werden muss, ob 1 , 2, oder 10 — 20 Samenfäden zusam- men in einer Zelle sieh bilden. Vielleicht wird es sich auch noch ergeben , wo- rauf schon oben hingedeutet wurde , dass bei allen Thieren , denen diese Ent- wicklungsweise von Samenfäden zukommt, während der ßrunst vorzugsweise grosse Cysten , vor und nach derselben dagegen bei der ersten Ausbildung und der Rückbildung der Geschlechtslhätigkeit mehr kleine Zellen sich finden. — Noch führe ich an, dass ich auch bei Coluber die Beobachtung machte, dass die im ausgebildeten Zustande pfriemenförmigen Körper der Samenfäden anfänglich kür- zer , dicker und ganz unförmlich sind , und erst allmälig zu ihrer zierlichen Ge- stalt auswachsen. Ebenso glaube ich, jedoch ohne es mit voller Gewissheit be- haupten zu können , gesehen zu haben , dass dieselben der Verschmelzung feiner Körner ihre allererste Bildung verdanken. p 4. Fische. \- Wenig zahlreich sind die Erfahrungen über diese unterste Abiheilung der Säuge- thiere, da ausser Halhnami's ') und LallematuVs'^) Beobachtungen über die Rochen, denen ich einige über die Haifische beifügen kann und meinen eigenen über Amphioxus gar nichts vorliegt, doch glaube ich nicht zu irren, wenn ich die- selben als maassgebend für die zwei Haupttypen der Samenfäden der Fische, die haarförmigen und slecknadelförmigen mit rundlichem Körper betrachte. Die Beobachtungen über die Samenfäden der Rochen als bekannt voraus- setzend {"), erwähne ich das, was ich an denen von Scyllium canicula wahrnahm. Im Hoden finden sich kleinere Zellen mit 1 , und grössere mit 2 — 16 deut- lichen Kernen (Fig. 12 a) ; erslere scheinen mehr nur Entwicklungszustände der grösseren zu sein, wenigstens bilden sich die Fäden nur selten in ihnen, son- dern vorzugsweise in den vielkernigen Cysten. Dies geschieht in der bekannten Weise, die auch Lallemand obschon nicht mit Sicherheit bei den Rochen erkannt ') Müll. Arch. 1840. St. 467. ") Ann. d. sc. nat. 184d, page 257. ') Siebe auch Henle's Ällg. Anat. 960, u. f. — 20 — hat , indem aus der Flüssigkeit des Kernes der Faden gerinnt und an dessen Wandung spiralig sich anlegt (Fig. 12 b). Dann entstehen, wenn die Kerne platzen, Bündel, wie die yon HaUmann bei Rochen gesehenen, die anfangs in ei- ner Mutterzelle liegen , nachher frei werden und zuletzt in ihre einzelnen Ele- mente sich auflösen. Ais benierkenswerlh nenne ich nur das, dass ich manch- mal an dem dicken spiraligen Ende der Fäden Reste der Mutlerzelle sah , \^ ie sie bei Vögeln und Fröschen sich finden , und zweitens , dass mir einmal eine Mut- terzelle mit einem einzigen Faden vorkam , der dieselbe an einer Seile schon durchbohrt halle und Iheilweise ausgetreten war. Auf eine etwas andere Weise scheinen die stecknadelförmigen Samenfäden der Fische sich zu bilden . Was mit unseren jetzigen Hülfsmitteln über diese so ungen)ein kleinen Elemente zu sehen ist , glaube ich an denen von Amphioxus wahrgenommen zu haben. Hier finden sich zur Laichzeit ( April) im Samen der kleinsten Hodenab- iheilungen statt der mit Kernen erfüllten Zellen der anderen Wirbellhiere nichts als Haufen von 6 — 25 Bläschen, grösserer von 0,001 bis 0,00fS"' und kleinerer von 0,000s — 0,0008"', ohne centrale Kugel, deren Natur, nämlich ob die- selben für Kerne oder Zellen zu hallen sind , ihrer Kleinheit wegen nicht auszu- mitleln ist. In den Hodenabtheilungen mittlerer Grösse zeigen sich dann die klei- nern dieser Bläschen immer noch haufenweise beisanimenliegend, jedoch schein- bar im Auswachsen in Samenfäden begriffen , da sie nicht mehr rundlich , son- dern birn-, bisquit-, spindelförmig u. s. w. sind und zum Theil schon bedeutend „ lange fadenförmige Anhänge besitzen ; in den miltelslengrösstenHodenablheilun- | i gen endlich ist nichts mehr als ein regelloser Haufe von Fäden mit rundlichen Köpf- chen , die Iheilweise noch bündelarlig zusammenhängen , zusehen. Aus diesen Thalsachen schloss ich früher (*) , dass die Samenfäden von Amphioxus durch l; Auswachsen von Bläschen sich bilden ; nach dem aber zu urtheilen , was ich in neuerer Zeil an Helix, und an Mollusken, Würmern, Anneliden, wovon unten j 4 mehr , gesehen habe , ist dieser Schluss sehr gewagt , vielmehr der Analogie nach anzunehmen, dass auch hier die Samenfäden in den Bläschen , und zwar, da ich mit Sicherheit annehmen zu dürfen glaube, dass dieselben kleine kernhaltige •)Müll. Arcli. 1843, Heft 1. — 21 — Zellen sind , in den Kernen derselben entstehen , und sobald sie in den Zellen liegen , durch ihr Bestreben sich aufzurollen , denselben eine immer mehr ver- längerte Gestalt geben , bis dieselben zuletzt platzen und zuerst den haarför- migen Theil , nachher auch den Körper der Samenfäden austreten lassen und dann verschwinden. 5. Glieder ihiere. Ä. Iiisecten. Die Beobachtungen über diese Klasse verdanken wirfastaliet'. S*e6o/f/, von de- nen ich die so sehr ausgezeichneten über die Locustinen (') ausführlicher mitlheile. « Untersucht man, sagt v. Siebold, den Inhalt der Hoden bei Locusta und Dec- ticus zur Zeil, während welcher die Männchen dieser Grashüpfer brünstig zu werden beginnen , so lässt sich die Entwicklung der Samenmasse in den ein- zelnen Blindröhren der Hoden sehr deutlich von oben nach unten verfolgen. In dem obern , engern Ende einer solchen Biindröhre liegen kleine Blasen , von denen eine jede ein Häufchen kleiner Bläschen eingeschlossen enthält. Diese Bläschenhaufen sind anfangs so klein , dass sie die Wand der Blase , in welcher sie eingeschlossen sind , nicht berühren , sondern frei im Centrum der Blase schweben. Bei dem weiteren Fortrücken dieser Blasen nach unten hin, ent- wickeln sich nun in denselben aus den erwähnten Bläschenhaufen die Spermalo- zoiden der Grashüpfer. Die Blasen vergrössern sich ununterbrochen , indem sie sich dem untern Ende der Biindröhre nähern. Zu gleicher Zeit vermehren sich die Bläschen in ihrer Mitte und nehmen bald so überhand , dass sie die ganze Höhle ihrer Multerblasen vollständig ausfüllen. Betrachtet man diese Bläschen aus einer ausgedehnten Mutterblase genauer, so zeigt sich, dass sie wie Zellen sich ver- halten. Ein jedes Bläschen enthält in einem sehr blasskörnigen Inhalte einen Zel- lenkern mit einem einfachen, runden Kernkörperchen. Hie und da trifft man in den grossen Mutterblasen zwischen den oben beschriebenen Zellen mit einfachem Nucleus auch Zellen mit einem doppelten Kerne und Kernkörperchen an. Diese mit einem doppelten Kerne versehenen Zellen m aren gewiss in dei- Theilung be- griffen , welche Theilung vor sich gehen musste , um eine so grosse Anzahl von (') N. A. Nat. Cur. Tom. XXI P. i , pag. 255. — 22 — Zellen, wie sie in den Mutterblasen enthalten waren, zu Stande zu bringen. Weiter nach unten verlieren die Zellen in den Mutterblasen das oben beschrie- bene Ansehen ; der Nucleus mit seinem INucleolus verliert sich in ihnen , und sie selbst blähen sich auf, wobei die Mutterblasen noch mehr an Umfang zunehmen. In solchen aufgeblähten Zellen wird man bald einen unregelmässig durchein- ander geschlungenen Faden und z^^ ei dicht nebeneinanderliegende dunkle Fleck- chen gewahr. DieseKörperchen oder Fleckchen beugen sich bei weiterer Entwick- lung gegen einander und vereinigen sich zuletzt in einem Winkel , während sich der verschlungene fadenförmige Körper immer deutlicher ausbildet. Mit dieser Veränderung im Innern der Zellen, welche auf Kosten des blasskörnigen Inhaltes vor sich geht , nehmen die runden Zellenwände ebenfalls eine andere Gestalt an, sie ziehen sich meistens in die Länge , wodurch die Zellen entweder ein oval-, birnföimiges oder keulenartiges Ansehen bekommen. Zuletzt werden die Umrisse der Zellenwände immer undeutlicher , und jede einzelne Zelle hat sich endlich zu einem fadenförmig ineinandergeschlungenen Spermatozoid umgewandelt. Weiterhin strecken sich diese fadenförmigen Spermatozoiden gerade , wodurch die Mutterblasen , indem sich in ihnen der blasenförmige Inhalt verliert , hier und da ein gestreiftes Ansehen erhalten , welches sich zuletzt durch das ganze Innere derselben ausbreitet. » Ausser diesen Beobachtungen hat p. Siebold noch einige andere mitgetheilt, die ich ebenfalls noch nebst dem Wenigen , was ich selbst sah , anführe, bevor ich mir allgemeine Bemerkungen über die Entwicklung der Samenfäden der In- seclen erlaube. Bei Gelegenheit der Recension von Stein's Beobachtungen über den Samen der Myriapoden verwirft v. Siebold (') mit Recht die Annahme dessel- ben, dass die Samenfäden des Lithobuzis und Geophilus aus dem körnigen, in dem Hoden befindlichen Bildungsstoffe oder gar in dem Receplaculum seminis der Weibchen entstehen , und nimmt an , dieselben gehen aus den grossen im Ho- den befindlichen Zellen , die Stein « Samenkörper » nennt , hervor , wie es bei den meisten Insecten sehr leicht zu beobachten sei. — Ferner hat v. Siebold in I) Müll. Arcli. 1843,pag. XI. — 25 — seinen meisterhaften ersten Mittheilungen *) über den Samen der Insecten viele Bemerkungen niedergelegt , die auch für die Entwicklung der Samenfäden von Belang sind. Ich erwähne von denselben erstens , dass die Samenfäden der meisten Insecten Bündel bilden , zweitens , dass bei den Coleopteren und Libel- luliden diese Bündel in zarte Hüllen eingeschlossen sind , welche im Wasser bersten , drittens endlich, dass bei Psychoda phalänoides unter den Dipteren und bei allen Lepidopteren wurmförmige, oft sehr lange und von blossen Augen schon sichtbare, mit vielen reihenw eise hintereinanderliegenden Fäden ei füllte Schläuche vorkommen. Ausserdem hebe ich noch folgende zwei Beobachtungen hervor : 1. c. pag. 40 sagt c. Siebold : « Bei Pyga>ra und Anachoreta muss ich bemer- ken , dass im schmutzig weissen Hoden zwischen dem Schlangengewinde der Haarbündel (d. i. den grossen wurmförmigen Schläuchen) kleinere ovale Körper lagen, durch deren dünne Hülle eine sehr feinkörnige, zuweilen aber auch streifige Masse hindurchblickte. Waren diess etwa unentwickelte Haarbüschel ? Fast möchte ich es glauben, da sich auch kleine runde Haufen von zitternden Oesen mit sehr kurzen Stielen vorfanden , die vielleicht von solchen geplatzten , ovalen Körperchen herrührten. In Xylena polyodon traf ich zwischen den massig langen wurmförmigen Haarbündeln ähnliche kleine , ovale Körperchen an , die wirklich in einer durchsichtigen Hülle kurze Haare einschlössen. Ich sah letztere auch in der That sich wellenförmig bewegen und drillen ; eine Täuschung konnte dabei nicht stattfinden , indem mehrere dieser Körper unter meinen Augen platzten und alsdann einen Haufen Oesen mit kurzen Stielen darstellten , welche lebhaft zitterten ; » — und l. c. pag. ki : «In den zwei Hoden von Pediculus capitis glaubte ich anfangs die haarförmige Bildung der Spermotozoen vermissen zu müssen, denn der Inhalt der Hoden bestand nur aus durchsichtigen, sehr kleinen Bläschen. Beobachtet man aber diese Bläschen, nachdem sie mit Wasser befeuchtet sind, eine längere Zeit, so schimmern allmählig Haare aus ihrem Innern hervor ; nach einiger Zeit sieht man die Bläschen ganz verschwinden und ihre Stelle von Haaren vertreten, die unregelmässig, bald spiralförmig, (') Müll. Arch. 1836, pag. 13. — so- bald kugelförmig aufgerollt sind, und häufig Oesen zeigen, Ein Platzen jener Bläschen habe ich nicht wahrnehmen können , wesshalb ich vermuthe , dass sie sich im Wasser auflösen. » Meine eigenen Beobachtungen , über die ich schon früher (') eine kurze Notiz niittheille , betrefTen nur einige Coleopteren und Dipteren. Bei ersteren fand icli im Hoden anfänglich kleine Zellen von 0,00i — 0,006'"mit Kernen, die später, nachdem der Kern geschwunden war, je eine einen zusammengerollten Sa- menfaden enthielten, der durch Zusatz von Wasser, in welchem die Zelle platzte, sehr leicht frei zu machen war. Grössere Cysten, in denen die Zellen eingeschlos- sen gewesen wären , habe ich nicht gesehen , doch gestehe ich , dass ich nicht speciell darnach forschte. — Andere Verhältnisse sah ich bei mehreren Arten von Musca. Statt grösserer Zellen kommen hier Bläschenhaufen vor, ähnlich denen von Amphioxus und den unten zu besprechenden von Trematoden und Kratzern , die durch scheinbares Auswachsen ihrer Elemente endlich in Bündel haarföi'- miger Samenfäden übergehen. Dies sind die über die Insecten bekannt gewordenen Thatsachen. Es ergiebt sich aus denselben [aus Siebold's Beobachtungen über die Locustinen und viel- leicht denen über Pediculus capitis , seinen Bemerkungen in Müllers Archiv iSkä und meinen Erfahrungen über die Coleopteren, wenn ich einstweilen von Musca absehe , deren Verhältnisse unten , wo die Samenfäden , die schein- bar durch Auswachsen von Bläschen entstehen , im Zusammenhange be- sprochen werden sollen] mit vollkommener Sicherheit , dass die Samenfäden bevor sie frei werden , je einer in einer Zelle eingerollt liegen ; dagegen ist die erste Entstehung der Fäden zweifelhaft und ebenso ihr Verhältniss zu den im Samen mancher Insecten vorkommenden Cysten nicht ermittelt. In Bezug auf ersteres fragt er sich , ob die Fäden in der Zelle selbst oder in dem Kerne der selben entstehen; der Analogie mit allen Thieren zufolge, wo die Verhältnisse genau erkannt sind , müsste man letzteres annehmen , doch lässt sich auf der anderen Seite, bei der bedeutenden Aehnlichkeit zwischen Zellen und Kernen in sonstigen Lebensverhältnissen kaum mit Bestimmtheit behaupten , dass Samen- (') Sclüeiden's und Nägeli's Zeitschrift fiir wissenschaftliche Botanik. Heft d . pag. 184. Zürich, 1844 — 25 — faden nicht auch unmittelbar in Zellen sich bilden können. Was die Cysten be- trifft, so sind die grossen wurmförmigen Schläuche der Papilionaceen , wie auch p. Siebold annimmt, offenbar nicht Mutterzellen , in denen die Fäden entstanden sind, sondern gelatinöse Hüllen, die ähnlich den complicirteren von Cyclops, der Cephalopoden u. s. w. um die fertigen Samenfäden sich herumgelegt haben. Zweifelhaft ist es dagegen, ob die kleineren, die Bündel eng umschhessenden Hül- len der Coleopterenu. s. w. secundäre Bildungen oder Cysten sind, in denen aus den erwähnten Mutterzellen die Samenfäden hervorgehen. Aus v. Siebold' s Bemerkun- gen über die Locustinen und denen über Pygajra , Anachoreta und Xylina , scheint das letztere zu folgen , denn bei den Grashüpfern hat er diese Cysten schon in den Anfängen der Hodenbläschen wahrgenommen und die Entwick- lung der Multerzellen der Samenfäden in denselben vollkommen verfolgt und bei den genannten Lepidopteren , wenn auch nicht so viel , doch das gesehen , dass die Samenfäden in kleineren , von den wurmförmigen Schläuchen zu unterschei- denden Cysten sich entwickeln (wenn v. Siebold in den einen dieser Cysten eine feinkörnige, in den andern eine streifige Masse gesehen hat, so geht daraus noch nicht hervor , dass die Samenfäden bündelweise unmittelbar aus dem flüssigen Und feinkörnigen Inhalte der Cysten sich niederschlagen , da zwischen diesen beiden Zuständen noch eine Menge anderer , z. B. die Cysten mit Zellen erfüllt , in der Mitte liegen können). Ob auch bei den Coleopteren und Libelluliden die Cysten, welche die Samenfädenbündel umgeben, die nämliche Bedeutung haben, wage ich nicht zu entscheiden , da über deren frühere Zustände keinerlei Be- obachtungen vorliegen. b. Arachniden. Die haarförmigen , 0,05^1"' langen Samenfäden des Scorpio europseus (Fig. 16 c) entwickeln sich in grösseren und kleineren Cysten vollkommen auf die nämliche Weise wie die der Vögel, Säugelhiere u. s. w. (Fig. 46ab), daher ich nicht näher auf dieselben eingehe und nur das bemerke, dass die im Innern der Cysten vollkommen runden Kerne, sobald sie durch Wasserzusatz aus denselben befreit werden , jedesmal eine längliche , birnförmige oder anderweitige Gestalt annehmen, im Falle sie schon gebildete Samenfäden enthalten, welche Verände- rung wahrscheinlich durch den theilweise sich aufrollenden Faden bewirkt wird. — 26 — c. Krustenthiere. i) Decapoden. Bekannllich sind bei dieser Ordnung mit Ausnahme von Mysis noch keine Samenfäden entdeckt worden, wohl aber eigenthümliche , mit unbewegliclien Strahlen besetzte, zellenartige Körper, die ich Stralilenzellen genannt habe ('). Neuere in Italien angestellte Untersuchungen haben mir bei einer Reihe von Gattungen dieselben Strahlenzellen wieder vorgeführt und mich mit den eigen- thümlichen Entwicklungen derselben bekannt gemacht , die mich in der schon früher (") ausgesprochenen Vermuthung, dass diese Gebilde nur Entwicklungs- zustände wahrer Samenfäden sind, von neuem bestärkten. Aus diesem Grunde und weil ich auch bei einer einzigen Gattimg vielleicht die wirklichen Samen- fäden beobachtet habe , will ich meine hierher gehörigen Erfahrungen kurz an- führen , ohne aus denselben für die Entwicklung der Samenfäden weiter Schlüsse abzuleiten. Bei Dromia Rumphii findet sich im untersten Theile des Ductus deferens ein gallertartiger, durchsichtiger Schleim. Weiter oben in grosser Menge feine, blasse, unbewegliche Fäden von 0,01 '" (Fig. hl), haarförmigen Samenfäden ungemein ähnlich ; daneben noch etwas Schleim. Dann kommen scharf abge- schnitten Sirahlenzellen (Fig. k6) mit rundlich plattem, 0,001b'" breitem, scheinbar homogenem , mittlerem Theil und 1 , 2 oder 3 ganz kurzen, höchstens 0,0008 ' langen Strahlen, umgeben von einer grossen Menge grösserer und kleinerer Oeltröpfchen, die durch ihre dunklen Umrisse und bizarren Keulen, bis- quit- oder retortenförmige Gestalt die Aufmerksamkeit auf sich ziehen . Uebergänge zwischen den Strahlenzellen und den erwähnten feinen Fäden kommen keine vor; dagegen ist es auffallend, dass die Oeltropfen , da wo die Fäden auftreten, fehlen und durch einen blassen , weisslichen Schleim ersetzt werden , der eben falls in grössere und kleinere Kugeln geformt ist, welche vielleicht, da sie manch mal länglich sind , zu den Fäden in Beziehung stehen ; doch ist hierbei nicht zu übersehen, dass die Fäden im innersten Räume des Ductus deferens liegen und, f') Beilraege zur Kenntniss der Saroenfliiss. wirbelloser Thiere. pag. 1 ii. f. (') L. c. , pag. 50. — 27 — wie die Strahlenzellen von den Oellropfen , so äusserlich von dem erwähnten Schleime umgeben sind. Aehnliche Stiahlenzellen , die bei den meisten Gattungen in Kapseln oft von eigenthümiicher Gestalt eingeschlossen sind, haben mir auch mit Ausnahme weniger, wo die Kleinheil der Theile die Beobachtung unsicher machte alle iibri- gen untersuchten Krabben und Krebse gezeigt , weshalb ich mich begnüge in folgender Tabelle , in welche ich der Uebersicht wegen auch meine früheren Erfahrungen aufgenommen habe , die Form und Grösse derselben kurz anzu- geben und dann meine Beobachtungen über die Entwicklung derselben im Zu- sammenhange folgen zu lassen. Namen der untersuchten Thiere — 28 — Gestalt und Grösse der SlralilenzcUen I. iJrachvura. 1 . Calappa granulosa 2. Macropodia plialan- giuni S. Dorippe lanata 4. Grapsus marnioratus 5. Dorippe mascarone 6. Maja squinado 7. Portunus corrugatus 8. Pisa tetraodon Grosse y. Herbstia condyliala Edw. 10. Dromia Rumpliii U. Hyas araiioa l.eacli. 12. Carcinus ma;na3 15. Portunus lividusLeacli. U. Cancer pagurus 15. Ilianucleus <6. Piliimnus minor rundlich platt sechseckig platt, •mit ansilzen- dem platten Kern, dreieckig platt rundlich platt, je nach der Zahl der Strah- len mit ö — b Ecken, im In- nern ein dunk- ler Kern, walzenförmig, konisch, die Strahlen am breiteren Ende, rundlich platt mit Kern. • rundlich schirmförmig, aus einem rundlich -ecki- gen Täfelchen und einem in die Mitte des- selben einge- senkten wal- zenförmigen Stiele besteh, wie bei der vorigen, rundlich platt rundlich platt länglich rund rechteckig rundlich platt rund rund Länge 0,001 W 2 - B 0,001ä bis 0,0025 "/ 0,0026 bis I 6 0,0051 '" 0,0013'" Zelle 0,005 "' Kern 0,0015 " 0,005'" Länge 0,001 "' Breite 0,0025 '" 0,001 '" Tälelchen 0,001b '" Stiel 0,002b'/' dito 0,0015'" 0,002 bis 0,00ö!( '" 0,001 "' 0,0005 bis 0,000b'" 0,0012 bis 0,0019 '" 0,0004 '" 0,0004 '" 1 - 5 5-5 0,001 bis 0,0057 '" 0,002b 0,006 ' 1 - 4 0,001 bis 0,005"' 0.001 bis 0,008 '" 4-5 0,0025 5-5 1 - 5 5-5 2 ? 2-5 5 keine? 0,002'" 0,0008 '" 0,002 bis 0,0024 '■" 0,000 bis 0,007 '" Kapseln Gestalt Grösse kugelrund rund kugelrund kugelrund rund rund rundlich eckig mit dicken Wandungen 0,05 bis 0,07 '" 0,048 bis 0,06 I" 0,04 '" 0,04 bis 0,05 "' 0,05 '" 0,012 bis 0,024"' 0,005 bis 0,02 "' rund rund rund rund rund oder elliptisch rund, mit kur- zen Stielen, an e. Schlauch v. Schleim gehef- tet. 0,028 bis 0,074 '" 0,014 bis 0,065 '" 0,007 ///bis 0,06b " 0,05 bis 0,06 '" 0,015"' — 29 — Gestalt und Grösse der Slrahlenzellcn Namen der untersuchten Thiere Zelle Strahlen ^ — — , - — Kapseln ^ -»- -- Gestalt Grösse Zahl Grösse " Gestalt Grösse 11. MACReRA. « 1 . Pagurus ? im unent- wickelten Zu- stande drei- eckig rund- lich 0,0015"/ ? ? schirmförmig mit solidem Stiel; alle Kap- seln mit dem Stielende ei- nem frei im Ho- den liegenden, gelatinösen Fa- den aufsitzend. Kapsel 0,015'" breit, 0,36 '" hoch. Stiel 0,04 bis 0,08'" lang 2. Pagurus lineatus konisch, mit ei- 0,0015 bis 3 - 5 0,009 bis keulenförmig. Länge der nem langen oft 0,002 '// 0,013"' mit e. dicken Kap.samml gespaltenen Stiele auf rund- dem Stiele Anhang licii länglicher Basis sitzend. 0,1 bis 0,15 "' 3. Pagurus oculatus wie vorhin 0,002 '" 3 0,01'" verkehrt eiför- mig, m. e. brei- tenkurzen Stiele ? * e. gelatinösen Bande angeheft. 4. Pagurus excavatus. wie vorhin ? 3 > konisch nieren- ? Herbst. fbrni.,m. kurzen dicken Stielen an 1 längl. Schüpp- chen befestigt. 5. Pagurus ? wie vorhin > 5 ? länglich ko- nisch, mit kur- zem Stiel an zierl. Schüpp- chen sitzend. ? 6. Scyllarus arctus wie beim Fluss- krebs m. rund- lichem Anhang 0,006 bis 0,007 '" 4-6 0,006 bis 0,008 '" rund ? 7. Galathea rugosa länglich ko- Länge des 3 0,014'" spindelförm. ge- Lg. 0,24"' nisch, mit läng- Ganzen bogen, zu 5—7 Br.d. Basis lichem eben- 0,009 bis auf unregelmäs- 0,016'" Br. falls konischem 0,0 H /// sigen Schüpp- d.Sp. 0,005 Anhang chen sitzend. bisO,01 "• 8. Astacus marinus walzenförmig 0,0053 bis 0,007 '"Ig 0,001 bis 3 0,015 bis 0,018"' fehlen <■ 0,001 5 '"bt 9. Pagurus bernhardus rundlich, mit 0,0015 bis 1 - 4 0,0023 bis elliptisch, alle Länge langem oft ge- 0,0025 '// 0,005 "' e. röln-enförni. 0,16 bis spaltenen An- membranösen 0,23 '", hang , Gallerlslreifen aufsitzend, od. zu 2-7 an längl. SchiJ4)p.geheft. Breite 0,023 bis 0,038 '" 10. Galathea strigosa länglich konisch. 0,003 bis 2-3 0,006 bis birnf , durch Länge mil rundlichem 0,004 "Mg 0,008 '" ganz kurze Stiele 0,028 bis Anhang 0,0005 bis 0,001 "'bt Anhang 0,0016 ^" an e. gallertigen Faden befestigt. 0,029 '", Breite 0,012"' * — 30 — Die Entwicklung der Strahlenzellen scheint bei allen Gattungen , wo ich sie (i j Tiäher verfolgen konnte , in wesentlichen Momenten vollkommen gleich zu sein , L t doch kommen hier und da eigenthümliche oder noch nicht mit Bestimmtheit zu |^ . deutende Verhältnisse vor , wesshalb ich es vorziehe , die Hauptmodificationen derselben besonders zu besprechen. Bei fast allen Brachyuren und einigen Macruren trifft man in den Endigungen der Hoden Zellen mit Kern und Kernchen, deren Grösse von 0,0015 — 0,006 '" varirt (Fig. 38 a). Verfolgt man diese Zellen abwärts, so findet man, dass der i Kern allmälig einen Vorsprung an der Zelle bewirkt und endlich als ein runder i seitlicher Anhang derselben auftritt (Fig. 39 a, b, Fig. kO a). Zu gleicher Zeit sprossen (so scheint es) aus den Rändern der nun mehr oder weniger abge- platteten Zellen oft in der Nähe des ansitzenden Kernes anfangs kurze (Fig. kO b) , dann immer längere Strahlen hervor , die nicht selten den Zellen eckige Umrisse verleihen , und in ihrem Wachslhume stille zu stehen scheinen , sobald sie an Länge dem einfachen oder doppellen Durchmesser ihrer Zelle gleich- kommen (Fig. 40 d). In diesem Zustande haben schon früher Henle (') und v. 5te- bold{^), deren Abbildungen, namentlich die des Ersteren , den seitlich an der Zelle liegenden Kern und das Kernchen zeigen , die Samenelemente des Flusskrebses und ich selbst die mehrerer Brachyuren gesehen. Nach dem was ich jetzt beobach- tet habe , kann ich die auf dieser Stufe sich befindenden Strahlenzellen noch nicht als vollendet ansehen. Einmal nämlich nahm ich bei Calappa wahr, dass der an- hängende Kern später verloren geht (Fig. 39 d), und zweitens bei Portunus cor-| rugalus, dass die Zeile, die ursprünglich 0,001 '" misst, allmälig bis auf 0,0005'" zusammenschrumpft, während die Strahlen von 0,001 '" bis auf 0,008 '" sich verlängern (Fig. 4S a, b, c) , woraus zusammengehalten mit der Beobachtung von Strahlenzellen mit sehr langen Fäden und kleinen Körpern bei Ilia nucleus (Fig. SO) und dem , was ich gleich berichten werde , hervorzugehea scheint, dass diese Strahlenzellen bestimmt sind , endlich in einige lange Fäden sich aufzulösen. Als weniger wichtig erwähne ich noch, dass die Zelle bei Pisa (') MüUer's Arch. , 1835. (') MüUer's Arcb. , 1836 , pag. 26. — 31 — und Herbstia allmälig zu einem complicirlen Körperchen sich verändert (Fig. kk) und bei Stenorhynchusphalangium wie mit einem Stiele an der Zeile sitzt (Samenfl. w. Th. Taf. III. Fig. 26). In einigen Punkten verschieden ist die Ausbildung der Strahlenzellen von As- tacus marinus. Erstens tritt hier der Kern der Zellen niemals aus denselben her- aus, sondern bleibt , obschon excentrisch gelagert, immer in denselben liegen ; zweitens verschwindet derselbe während des Hervorsprossens der Strahlen , in- dem er unter Annahme eines fettähnlichen Ansehens allmälig immer kleiner und kleiner wird ; drittens endlich verlängern sich die Zellen zu schmalen , wal- zenförmigen Körpern und werden zugleich etwas kleiner , während die anfangs kleinen , zuletzt sehr langen Strahlen aus ihrem untern Ende (nicht aus dem Kerne, wie ich früher fälschlich angab) hervortreiben (Beitr. z. K. d. Samenfl. w. Th. , Taf. III. Fig. 23). Noch eigenthümlicher ist die bei vier Arten genau verfolgte Entwicklung der Strahlenzelleii von Pagurus. In den Enden der Hodenschläuche finden sich Zel- len , welche I — k Kerne eingeschlossen enthalten , und zu zwei verbundene Bläschen (Fig. 36 a) , von denen immer eines etwas grösser und dunkler ist. Die Beziehung dieser Doppelbläschen , die ich der Analogie nach als Zellen mit an- sitzendem Kerne betrachte , zu den genannten Zellen Hess sich nicht heraus- finden , wohl aber ihre Entwicklung zu den Strahlenzellen. Die Strahlen kom- men auch hieraus demjenigen der Bläschen, das ich Zelle genannt habe, dicht an dem Kerne hervor (Fig, 36 , b, c) , wobei jedoch die Geslaltveränderung und namentlich die Verkleinerung der Bläschen sehr bemerkenswerth ist. Anfangs nämlich ist die Zelle halbkugelig, von 0,003 " Durchmesser und die Strahlen 0,002 '," lang (Fig. 36 b), nachher konisch, von 0,002," diam., mit Strahlen von 0,009 '" (Fig. 36 d), endlich rundlich dreieckig und nicht grösser als 0,001 ,'" mit Strahlen von 0,013 '" (Fig. 37 b). Die an den Zellen sitzenden Kerne ver- ändern sich während der geschilderten Metamorphosen ebenfalls in eigenthüm- licher Weise , werden länger und länger (Fig. 36, c, d,^), spalten sich oft ga- I bei förmig (Fig. 37 a , b,ß) und stellen endlich einen einzigen, einfachen und dicken, oder mehrere , zarte Anhänge von 0,01 — 015 .'" dar. — Die Strah- lenzellen scheinen zuletzt , indem die Strahlen abfallen , die Zellen noch klei- — 32 — ner und die Kerne länger werden , in die Körperchen überzugehen , die ich in Fig. 37 c abgebildet habe, deren kugeliger Theil 0,000S '" , der Anhang 0,02 '" misst. Ueber die Entwicklung der Kapseln , welche die Strahlenzellen mancher De- capoden einschliessen , nur ein Wort. Es sind dieselben keine Zellen , wie ich früher glaubte, als ich die Strahlenzellen noch nicht frei im Hoden gefunden hatte, sondern, wie v . Siebold richüg bemerkt (*), secundäre Bildungen, Schleim - hüllen , die aus dem Secrete der unteren Abtheilungen der Hoden um die ent- wickelten oder, was ich ebenfalls nicht selten sah, um die noch ganz zellenartigen Strahlenzellen sich herunibilden , eine Erkenntniss, die freilich die soeigenthüm- liche und nach den Gattungen und Arten verschiedene Gestalt derselben bei vie- len Macruren nur um so unerklärlicher macht. Bei einigen Gattungen , auch bei Pagurus , sind die Kapseln ursprünglich durch runde oder platte , gallertartige Bänder verbunden , die dann im Ductus deferens unregelmässig in einzelne Stücke zerfallen , ein Verhältniss , das ich als ein durchaus natürliches betrachten niuss , da ich die isolirten Stücke auch in den unverletzten Kanälen wahrnahm ; von einer Röhre , in welche nach v. Siebold die Schläuche bei Pagurus bern- hardus eingestülpt sein sollen , habe ich bei den anderen Arten von Pagurus nichts gesehen. 2) Amphipoden. Ausser meinen früheren (1. c. pag. 15) lückenhaften Beobachtungen über die Samenfäden von Hyperia medusarum kann ich über diese Ordnung nichts mit- theilen. Es geht aus denselben nur das hervor, dass die Körper der Samenfäden anfangs kurz und eiförmig sind , nachher durch Wachsthum länger und faden- förmig werden. Wahrscheinlich bilden sich die Samenfäden in Zellen von 0,00.^) bis 0,007 '" , die Kern und Kernkörperchen enthalten und in Menge in der Sa- menflüssigkeit sich finden. 3) Cirrhipeden. Bekanntlich hat Goodsir f ) in neuester Zeit den in Folge der Entdeckung der (') Müller's Arch. ,1842, pag. CXXXVI und folg. O Edinb. phil. Journ. , Oct. 1843; Fror. N. Not. N. 627. Ann. d. sc. nat., 1844, pag. 107 Tab. XV. — 33 — Samenfäden v. Baianns von Uagner, v. Siebold und mir behauplelen Herma- phroditismus der Cirrhipeden bestritten , die Samenfäden für Filarien erklärt und vermeintliche Männchen dieser Krustaceen beschrieben. Obschon ich nicht im geringsten an der Richtigkeit unserer deutschen Beobachtungen zweifelte , so war es mir doch erwünscht , aus Goodsir's Munde selbst die Schilderung seiner Männchen zu hören. Es geht aus derselben allerdings hervor, dass an den Ba- ianus ein w inzig kleines , allem Anscheine nach neues Krustenthier vorkommt , allein weitere Gründe, auf die Untersuchung der Organisation dieses Thierchens sich stützend, für die Annahme, dass dasselbe das Männchen von Baianus sei, be- sitzt Goodsir keine , wesshalbdie Behauptung, dass die Samenfäden der Baianus Entozoen sein, den angeführten, in dieser Sache, wie mir scheint, compe- tenlen Autoritäten gegenüber durchaus unhaltbar ist. Ausser der schon früher beschriebenen Entw ickiung der Samenfäden von Baia- nus sulcatus, B. Stroehmii und einer Chtamalusart habe ich nun auch die der eben- falls haarförmigen Fäden von Lepas anserifera und Pollicipes strialus verfolgt. Ich würde die Entwicklung derselben unbedingt als eine solche bezeichnen, die durch Auswachsen von kleinen mit Kernen versehenen Zellen geschieht, wenn ich nicht jetzt aus der Bildungsgeschichte der Samenfäden von Helix wüssle , dass Samen- fäden bei ihrem Freiwerden aus Mutterzellen auf's täuschendste die Gestalt von auswachsenden Zellen annehmen. Da nun die Samenfäden aller genannten Cir- rhipeden sich denen von Helix ganz gleich verhalten (S. Samenfl. w. Th. Tab. HI Fig. 30 die Entwicklung der Samenfäden von Baianus) , und ihre Mutterzellen ihrer Kleinheit wegen (sie messen nur 0,002 — 0,003 '") eine genauere Erfor- schung unmöglich machen , so nehme ich der Analogie wegen auch hier eine Entwicklung der Samenfäden in denselben an. Die Multerzellen der Samen- fäden liegen nicht gruppenweise beisammen , wesshalb auch die entwickelten Fäden keine Bündel bilden , und enthalten jede nur einen Kern mit Ausnahme von Lepas , wo ich oft 2 oder 3 Kerne beobachtete. d. Anneliden. Seitdem ich bei Branchiobdella und Pontobdella das Verhältniss der durch fragner, Heule u. A. beschriebenen Bläschenhaufen zu den Samenfäden aufge- deckt habe , mehren sich die Beobachtungen immer mehr , welche beweisen , 5 — 34 — (lass bei allen Anneliden die Entwicklung der Samenfäden auf eine und dieselbe Weise vor sich geht; ich glaube daher an» besten zu thun , wenn ich dieselbe nur im Allsremeinen betrachte. Bei allen Anneliden finden sich vor der Bildung der Samenfäden die von Lum- bricus und Hirudo her schon längst bekannten Bläschenhaufen. Dieselben kom- men unter zwei verschiedenen Formen vor. Bei den einen sind dieselben nichts als ein Aggregat von kleinen Zellen , deren jede einen bei Zusatz von Essig- säure sichtbar werdenden Kern enthält , so bei Hermione hystrix , Spio , welche getrennten Geschlechtes sind und , wenigstens so viel ich sah , die Samenmasse in der Leibeshöhle führen , und bei Cirrhatulus Lamarkii , dessen Männchen den Samen in sechzehn paarigen , in den hinlern Leibesringen befindlichen , an der Bauchseite ausmündenden Bläschen enthalten. Bei den anderen Anneliden findet sich wie bei Helix, in den Bläschenhaufen noch eine centrale Kugel , welche meinen Erfahrungen zufolge, trotz ihrer scharfen Umrisse, ebenfalls nicht als Zelle , sondern nur als ein Klumpen von Eiweiss mit eingestreuten Körnern zu betrachten ist, da sie von keiner Membran umhüllt wird und keinen Kern enthält. So verhalten sich die Bläschenhaufen von Lumbricus und Hirudo nach Henle ('), p. Siebold f), Meckel (') und mirC), von iVa/s nach v. Siebold (") und nach meinen neueren Beobachtungen auch die der hermaphroditischen Bran- chiobdella parasita und Astaci , Pontobdella muricala , Enchytrseus albidus um! der mit getrennten Geschlechtern versehenen Nais punctata D. Gh., Sabella hi- cullana, Terebella und Sipunculus nudus; vielleicht auch Sagitta bipunclataC^j. Arenicola piscatorum C) und Amphilrite auricoma (*). Die Bläschen selbst sind auch hier , wie besonders Lumbricus bei Behandlung d€r Haufen mit Wasser und Essigsäure sehr deutlich zeigt, kleine mit deutlichem Kern begabte Zollen. (') Müller's Arcli. , 1835. lieber Branchiobdella. (') Müller's Arch. , 184-2, pag. CIXII. (') Müller's Arch. , 1814, Heft V. C) Samenfl. w. Thiere, pag. 18 u. f. C) L. c. (^') Krolin, neue Beobachtungen über Sagitta bipunetata. (') Stannius in Müller's Arch. , 1840. S. 352 und Grube M. Arch. 1839. {') Rathkein N. Sehr. d. nat. Ges. in Danzig, B. III, Heft 4, pag. 56. — 35 — und liegen entweder ganz regelmässig angeordnet in einer einfachen Schicht um ihre Kugel herum , oder bilden einen mehr unregelmässigen , niaulbeerarligen Haufen , in welchem die Kugel nicht immer leicht erkannt werden kann. Die Entwicklung dieser Bläschenhaufen habe ich bei denen der einfacheren Form nicht näher verfolgt, nur das kann ich von Spio aussagen, dass die Haufen anfangs nur aus wenigen und grossen Zellen bestehen und auf eine nicht genauer erforschte Weise in die späteren vielzelligen Massen übergehen ; da- gegen habe ich bei der anderen Form an einigen Orten die Bildungsweise ziem- lich deutlich erkannt. Bei Hirudo , Lumbricus und Branchiobdella finden sich nämlich in der noch unreifen Samenflüssigkeit neben den Bläschenhaufen noch besondere Zellen (siehe Heule 1. c. Fig. 66 , und Samenflüss. wirbelloser Thiere, Taf. H., Fig. 19 k), welche bald an Grösse den ßläschenhaufen nahezu gleich- kommen und dann nur scharf umschriebene , oft bräunliche Körnchen führen . die innerhalb ihrer Zelle lebhafte Molecularbewegung zeigen , bald eine geringe Grösse besitzen und meist neben wenigen Körnern einen deutlichen Kern zei- gen (in meiner angef. Abhandlung, Taf. H., Fig. 19 r). Diese Zellen nun schei- nen mir in einer directen Beziehung zu den Bläschenhaufen zu stehen und zwar in der nämlichen, welche ich zwischen den bräimlichen Zellen der Hoden- follikel von Helix und den Bläschenhaufen dieser Schnecke angenommen habe; ich glaube nämlich , dass in diesen Zellen eine gewisse Anzahl kleiner Tochler- zellen sich bilden , die , wenn sie durch das Platzen der Membran ihrer Mutter- zelle frei geworden sind, um den zu einem kugeligen Haufensich zusammen- ballenden Inhaltsrest der Mutterzelle sich anlegen. Für diese Annahme kann ich freilich nur wenige Thatsachen anführen, nämlich die, dass die Körner der cen- tralen Kugeln denen der freien grossen Zellen ganz gleich sind , dass die cen- tralen Kugeln immer eine geringere Grösse besitzen als die körnigen Zellen , endlich dass ich bei Branchiobdella schon früher (1. c. Tab. H., Fig. 16) und auch neulich noch neben den Bläschenhaufen und den feinkörnigen Zellen sparsam andere Zellen derselben Grösse antraf , welche eine Menge kleiner Zellen , ganz denen der Bläschenhaufen gleich , aber keine centrale Kugel enthielten (') ; allein {^) Aehnliche Zellen und Bläschenhaufen, die von einer Membran umhüllt smd, hat auch Meckel (I, c. , pag. 477) bei Hirudo gesehen. — 56 — nichtsdestoweniger scheint mir meine Hypothese alles Zutrauen lu verdienen , da sie die verschiedenen Samenelemente ungezwungen in Zusammenhang bringt und die Entstehung der sonst durchaus räthselhaften centralen Kugeln der Bläs- chenhaufen erklärt. In Bezug auf die letzten Umwandlungen der Bläschenhaufen vor der Ent- stehung der Samenfäden , so ist noch das zu bemerken , dass ihre Zellchen an- fangs grösser und wenig zahlreich sind , nach und nach aber mit zunehmender VermehrunsT wesentlich sich verkleinern. Die Entwicklung der Samenfäden , die bei allen Anneliden ursprünglich in Büscheln zusammenliegen, geschieht aus den Bläschenhaufen. Was man hierüber bei einer gewöhnlichen Beobachtung bemerkt, habe ich schon früher bei Bran- chiobdella und Pontobdella beschrieben , nämlich dass aus je einem Bläschen durch ein scheinbares Ausw achsen ein Samenfaden wird , und dass die centrale Kugel an der Bildung der Fäden nicht den geringsten Antheil nimmt ; dasselbe zeigt sich auch nach /WecAe/'s (') Beobachtungen, die ich bestätigen kann, bei Lumbricus und Hirudo ('^) , nach meinen Erfahrungen bei Hermione , Spio , Cirr- hatulus , Enchytrffius , Sabella , Terebella und höchst wahrscheinlich auch bei Amphitrite, Sagitta und Arenicola. Genauere Untersuchungen, die der Klein- heit der Theile wegen mit sehr vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben . führen jedoch auch hier zum Resultate, dass die Samenfäden in den Zellchen und zwar in den Kernen derselben entstehen. Was ich hierüber an Lumbricus (Hi- rudo gab mir keine so bestimmten Resultate) sah, ist folgendes : Vor Allem ist es ziemlich leicht, sich darüber im Allgemeinen Gewissheil zu verschaffen , dass die Samenfäden aus den Kernen der Zellchen der Bläschen- haufen hervorgehen , und zwar dadurch , dass man verdünnte Essigsäure mit den Bläschenhaufen in Berührung bringt. Die Säure löst nämlich die ganzen Bläschenhaufen (centrale Kugeln, Zellen und Zelleninhalt) in Eine zusammen- (') L. C (') Meine frühere Ansicht , dass die Samenfaden von Hirudo ans den feinkörnigen Zellen der Hoden- bläschen (nicht den eigenthümliciien Zellchen der Nebenhoden , wie Meckel 1. c. in Folge eines Miss- verständnisses sagt) sich entwickeln, ist nicht richtig, sie war wegen der Aehnlichkeil dieser Zellen mit den in noch nicht ganz entwickelten Samenfädenbiindeln liegenden centralen Kugeln enls'anden. — 37 — hängende, ungemein blasse Masse auf (Fig. 17 c) und lässt nur die Kerne unver- ändert, oder vielmehr etwas kleiner und schärfer umschrieben als von INatur, zurück. Verfolgt man nun diese letzteren an so behandelten Haufen , so findet man , dass an allen Kugeln , an denen vor der Anwendung der Säure keine Sa- menfäden sichtbar waren, vollkommen runde, an den andern allen dagegen mehr oder weniger längliche Kerne sichtbar werden, während von den feineren Enden der Samenfäden , die auch hier zuerst sich bilden , an den letzteren keine Spur zurückbleibt (Fig. d7 e). Bei Vergleichung dieser länglichen Kerne mit den bei Behandlung entwickelter Samenfädenbündel mit Essigsäure zurückbleibenden dickeren Enden der Fäden scheint es sich anfänglich bestimmt herauszustellen , dass die Körner der Fäden durch Verlängerung der Kerne sich bilden , da die länghchen, nach Anwendung der Essigsäure zurückbleibenden Kerne einerseits in Bezug auf Grösse und Breite alle Uebergänge zu den entwickelten Samenfä- denkörpern zeigen (Fig. 17e§), anderseits durch eine ebenfalls continuirliche Reihe an die runden Kerne sich anschliessen , allein bei genauerer Untersuchung ergibt sich , dass dem nicht so sein kann , dass vielmehr die Samenfäden in den Kernen sich bilden müssen , und zwar vorzüglich darum , weil die kleinsten der scheinbar verlängerten Kerne (Fig. 17 e «) ganz beständig um ein ziemliches kürzer und schmäler sind, als die runden Kerne der Bläschenhaufen , die noch keine Spur der Entwicklung zu Samenfäden zeigen. Nimmt man hierzu noch Thatsachen , welche eine sorgfällige Untersuchung der Zellchen der Bläschen- haufen zeigt , nämlich die , dass dieselben bei ihrer scheinbaren Verlängerung an die Samenfäden ganz die nämlichen Formen annehmen (Fig. 1 7 d) , wie die entsprechenden Zellen von Helix, und bei Zusatz von Wasser manchmal einzelne Theile eines in ihrem Innern enthaltenen Fadens zeigen (Fig. 17 d 7), so lässt sich, glaube ich, über die Entwicklung der Samenfäden folgende Ansicht als hinreichend begründete aufstellen : Die Samenfäden bilden sich in den Kernen der Zellchen der Bläschenhaufen, sind jedoch anfänglich nicht so lang als im aus- gebildeten Zustande , indem das spätere dickere Ende ungemein kurz und kolbig erscheint ; dann platzt der Kern , der Faden kommt in die Zelle zu liegen und dehnt dieselbe zu einem birnförmigen Bläschen aus , das immer länger wird , bis endlich an der Spitze desselben der dünnere Theil des Fadens austritt und — 38 — nach und nach sich entwickelt , während zugleich das dickere Ende immer mehi in die Länge sich zieht : endUch verschwindet die Zelle ganz , und die Samen- fäden werden frei. Diese freien Samenfäden , die vielleicht anfangs noch einiges Wachsthum besitzen , liegen anfänglich alle an der centralen Kugel an , nachher verschwindet diese Kugel, ohne mit der Entwicklung der Fäden irgendwie in Verbindung zu stehen , und die Fäden legen sich zuletzt zu einem compacten cy- lindrischen Bündel aneinander. Die ausgebildeten Samenfäden der Anneliden sind mit wenigen Ausnahmen haarförmig, nur bei Lumbricus (Fig. i7 f) ist das eine Ende etwas dicker, bei Hermione (Fig. 26) rund, 0,0005 — 0,0007 "dick, bei Cirrhatulus (Fig. 27) leyerförmig, 0,00i '" lang, beiSipunculusnudus(Fig. 27) . wo der Same bald frei in der Leibeshöhle , bald in den durch zwei Oeffnungen vor dem After sich ausmündenden , sogenannten Alhemblasen sich findet, birn- förmig von 0,0012 '". e. Räder thiere. Bei Megalotrocha albo-flavicans Ehr. sah ich (') die Bildung der stecknadelför- migen Samenfäden durch scheinbare Verlängerung isolirter , in der Leibeshöhle befindlicher Zellen. 6. Mollusken. a. Cephalopoden. Die Entwicklung der Samenfäden von Octopus vulgaris, Sepia officinalis und Eledone moschala gehl nicht in den Samenmaschinen, sondern frei in den Hoden vor sich, und ist derjenigen der Samenfäden der Vögel u. s. w. so vollkommen gleich, dass ich eine genauere Beschreibung füglich übergehen kann. Nur das glaube ich anführen zu müssen , dass die Samenfäden schon in den Kernen deutlich wahrzunehnien sind , ferner dass sie in den Cysten nicht bündelweise beisammenliegen , endlich dass ihre Körper denselben Verlängerungsprozess «1 zeigen , den ich nun schon an manchen Orten beschrieben habe. Noch erwähne it ich , dass auch Dr. Lehert , der mir neulich seine Zeichnungen zeigte , die noch il theilweise in ihren Cysten liegenden Fäden von Sepia gesehen hat. b. Pteropoden. (') Froriep's N. Not. No. 596. t — 39 — Die linearen . neben Eiern in der Zwillerdrüse befindlichen Samenfäden von Hyalsea tricuspidata entwickeln sich , wie die der gleich zu beschreibenden Ord- nung, wesshalb von denselben nicht weiter die Rede sein soll. c. Gasteropoden . Bekanntlich soll nach *. Sieboki (') und mir (^) die Entwicklung der Samen- fäden von Pahidina vivipara, Doris und Turbo neritoides durch Verlängerung von Bläschen vor sich gehen , welche Beobachtung von Paasch (') und H. Meckel (*) bestätigt und auf fast alle unsere einheimischen Pulmonalen ausgedehnt wor- den ist. Hiermit stehen nun aber meine neuesten Untersuchungen über Helix, die zeigen , dass die Samenfäden , wenn schon scheinbar durch Verlängerung von Zellen , doch der Wahrheit nach in den Zellen und zwar in den Kernen der- selben sich bilden , in vollem Widerspruch , und es muss daher der Vermuthung Raum gegeben werden, dass auch beiden anderen Gasteropoden eine endogene Bildunar der Samenfäden vorkömmt. Wir wollen sehen , welche Thatsachen zur Unterstützung dieser Vermuthung sich anführen lassen. Was unsere einheimischen Schnecken betrifft , so habe ich seit meinen Beob- achtungen an Helix pomatia nur zur Erforschung weniger Arten Müsse gehabt, doch waren die Resultate vollkommen befriedigend. Bei Helix fruticum, nemo- ralis , hortensis , bei Planorbis complanatus und carinatus traf ich die Entwick- lung der Samenfäden vollkommen wie bei Helix pomatia und namentlich bei Pla- norbis die Bildung der Samenfäden in den Zellchen der Bläschenhaufen wo möglich noch deutlicher ; bei allen war ebenfalls eine Verlängerung der Zellchen während des Freiwerdens der eingeschlossenen Fäden vorhanden , und hiermit der Schein einer Entstehung derselben durch Auswachsen der Zellen gegeben. Bei Limna^us stagnalis fand sich alles wie bei Helix , nur war es meist ungemein schwierig, ja oft ganz unmöglich, die eingeschlossenen Fäden als solche zu er- kennen ; endlich liess mich Limax agrestis auch bei der sorgfältigsten Erfor- schung des Samens nichts Anderes sehen , als was früher als Entwicklung der (') M. Arch. , 1836. (*) Samenfl. w. Tliiere. (') L. c. C) L. c. — 40 — der [Samenfäden beschrieben worden war, obgleich sonst Alles ganz gleich sich verhielt , wie bei Helix pomatia. Die Seeschnecken nnit Ausnahme der Cyclobranchia anbelangend , so muss ich bedauern , dass ich während meines Aufenthaltes in Neapel und Sicilien , wo mir so reichliches Material zu Gebote stand , noch so sehr in dem Glauben an die früher von mir geschilderte Bildungsweise der Samenfäden befangen war, dass ich eine sorgfältigere Untersuchung der Samenelemente versäumte und mit dei überall leicht zu gewinnenden Thatsache mich begnügte , dass die sich ent- wickelnden Samenfäden auswachsenden Zellen täuschend ähnlich sehen ; sonst hätte ich gewiss an vielen Orten , wo die Biidungszellen der Samenfäden ziemlich gross sind , entsprechende Beobachtungen machen können , wie bei Helix , Lim- naeus und Planorbis. Hierfür bürgen mir meine Zeichnungen , die bei den gleich zu nennenden Gattungen überall dieselben Bläschenhaufen, bei vielen mit densel- ben centralen Kugeln, und dieselben Entwicklungsformen der Samenfädenbündel wie bei den genannten Schnecken zeigen , ja bei Doris argo selbst zwei aus Einer Zelle auswachsende Fäden darsteilen. Ich glaube demnach zu dem Schlüsse be- rechtigt zu sein , dass auch bei diesen Seeschnecken die Entwicklung der Sa- menfäden in den haufenweise verbundenen Zellchen der Hoden vor sich geht. Die Namen der eben besprochenen Thiere (') sind : Aplysia depilans Samenfäden linear , leicht spiralig , B neapolitana » »> » »0,1 '" lang Notarchus Cuvieri » » » » Doridium Meckelii » » » >' » apiysifeforme » » » » Gasteropteron Meckelii » » » » 0,12 '"lang Doris argo » » » » » verrucosa » » » » Tritonia thetidea » » » » » arborescens » » » » II (') Bei allen diesen Gasleropoden kommt , wie mich die Untersnchtmg der frischen Thiere gelelirt liat eine Zwitterdrüse mit Eiern und Samenfäden vor (siehe auch Meckel 1. c). — 41 — Thetis fimbria Samenfäden linear , leicht spiralig, 0,1 26'" lang. Aeolidia papulosa » » » » Diphyllidia lineala » » » » » neapolitana » » » » Pleurobranchsea Meckelü » » » » 0,18 '"lang. Pleurobranchus stellatus b » » » I) ForskahlüD. Ch. » » » » Umbrella mediterranea » » » » Die Gasteropoda cyclobranchia , die ich vorhin ausgenommen habe, weichen wahrscheinlich in einigen Beziehungen von den übrigen Gasteropoden ab , doch sind mir dieselben noch nicht so genau bekannt , dass ich hierüber etwas Be- stimmtes aussagen möchte. Was ich gesehen habe, ist nur das, dass die Samen- fäden von Chiton gleich den früher von mir beschriebenen von Patella steck- nadelförmig sind und zwar hier mit birnförmigem Körper , dass sie bündelweise vereinigt sind und durch scheinbare Verlängerung kleiner , ohne centrale Kugel in Haufen beisammenliegender Zellchen entstehen. Zum Schlüsse betrachte ich noch zwei Gallungen der Kanimkiemer ihrer ei- genthümlichen Verhältnisse wegen etwas specieller, nämlich Paludina und Turbo. Paludina vivipara ist durch die sonderbaren , durch v. Siebold zuerst genau be- schriebenen Formen der Samenfäden berühmt geworden , die , so lange die Entwicklung der Samenfäden der Schnecken noch nicht genauer bekannt war, nothwendig als zwei verschiedene Arten derselben erscheinen mussten. Obschon ich noch keine Gelegenheit hatte , diese in Zürich nicht vorkommende Schnecke zu untersuchen , so bin ich immer noch der schon früher (*) ausgesprochenen , I neulich von Paasch (") bestätigten Ansicht, dass alle von v. Siebold gesehenen ! Formen nur Entwicklungsstufen einer einzigen Art von Samenfäden sind , und j glaube selbst jetzt die letzten Zweifel , die ich der Grössenverhältnisse wegen gegen meine Annahme hegen musste , lösen zu können. Ich betrachte nämlich die sogenannten grösseren Samenfäden als verlängerte Mutterzcllen , welche mehrere Samenfäden enthalten, die manchmal an dem einen Ende derselben mit (') Samenfl. w. Thiere, pag. 63. (') L. c. , pag. 99 u. fgg. — 42 — ihrem feineren geradlinigen Tlieile schon durchgebrochen sind , ähnlich manchen Zellen von Helix , die oft ebenfalls in gewissen mittleren Stadien verwandte For- men zeigen. Auffallend ist mir nur die sehr regelmässige Gestalt dieser Zellen^ und dass sie auch in den befruchteten Weibchen zu finden sind , was mit den Verhältnissen aller anderen Schnecken im Widerspruch steht , jedoch, wie leicht einzusehen ist , keinen Grund abgeben kann , dieselben für eine zweite Art ein- facher Samenfäden zu halten. Was Turbo neritoides betrifft , so muss ich in BelrefT meiner früheren (') Beo- bachtung über eigenthümliche Attractionsverhältnisse in der Samenmasse, die von einigen Seiten Widerspruch erfahren hat, etwas bemerken. Ich gestehe, dass ich durch mein Uebersehen der Samenfädenbündel und ihrer Entwicklung aus den Bläschenhaufen z. Th. an dem Unglauben Schuld bin , den meine An- gaben gefunden haben ; allein auf der anderen Seite waren meine Beobachtungen so bestimmt und zugleich von der Art , dass Meckel Q und Stein (') Bedenken hätten tragen sollen , sich leichthin über dieselben hinwegzusetzen. Schon die an den Bläschenhaufen sitzenden Samenfädenbüschel (s. m. Abh.,Taf. I., Fig. Sa), die ganz anders beschaffen sind , als sie bei der Entwicklung der Fäden vor- kommen , indem die Bläschen vollkommen rund und die Fäden ganz entwickelt sind , hätten ihnen zeigen können , dass es sich hier um etwas EigenthümUches handelt , noch mehr der Umstand , dass ich auch solche Büschel zu 5 — 6 sich aneinander legen sah und überdem « die zierliche und regelmässige Ansetzung der freien , sich bewegenden Samenfäden an die Jussenfläche des Ductus deferens und aller frei liegenden Hodenkanäle beschrieb , so dass dadurch ganz das Bild eines Ungeheuern Flimmersaumes entstand , eine Angabe , die so wenig auf einer Täuschung beruhen konnte , dass Steiti namentlich , der mir zumulhet , ich habe ein Flimmerepitelium der Hodenkanälchen mit aussen an denselben sitzenden Fäden verwechselt, derselben wohl hätte Glauben schenken dürfen. d. Conchiferen. 0 L. c. , pag. 26. (*)L. c, pag. 486. O L. c. , pag. 206. 1 — 43 — Alles , was ich über diese Ordnung anführen kann , beschränkt sich auf die Beobachtung, dass die Samenfäden von Pholas daclylus, die den früher beschrie- benen von Pholas crispata gleichen, von Teredo navalis (Fig. 28j mit 0,0012"' langen Körpern, und von Ciavagella balanorum (*) (Fig. 29), deren cylindrische Körper 0,003 '" und die fadenförmigen Anhänge 0,02 '" messen , bündelweise aus runden Zellenhaufen durch scheinbare Verlängerung der Zellchen hervor- gehen. 6. Tunicaten. Bei allen einfachen und zusammengesetzten Ascidien , von denen ich eine grosse Zahl untersuchte , jedoch der Schwierigkeit der Bestimmung wegen nur wenige mit Namen nennen kann, finden sich stecknadelförmige Samenfäden, meist mit sehr grossem Körper , die überall auf eine und dieselbe Art sich ent- wickeln. Ich will der Kürze wegen nur die Verhältnisse von Polyclinum stellatum auseinandersetzen und von den anderen mir bekannten nur die Grössenver- hältnisse angeben. Es sind folgende : Polyclinum stellatum (Fig. 49 c) Körpercylindrisch v. 0,0d 5 '" , Faden von 0,04 /,". Botryllus violaceus (Fig. S4) » » » 0,01///, « 0,018. bis 0,02'/'. » aureus (Fig. SS) » birnförmig » 0,001 /", » 0,01S"/. Didemnum candidum (Fig. S6) » cylindrisch » 0,012 '", n 0,02S,"'. Diazona violacea (Fig. 57) » » i> 0,012"/, » 0,024'". Phallusia monachus (Fig. 53) » elliptisch b 0,006 — 0,008/// Faden v. t-, ' 0,02 '". Im Hoden von Polyclinum stellatum linden sich Zellen von sehr verschiedener Natur. Die einen sind bedeutend gross von 0,006 — 0,015 '"und enthalten 3 — 10 ganz deutliche, mit Kernchen versehene Kerne, die anderen sind kleinerund führen nur einen Kern. An den grösseren der letzteren , die 0,006 — 0,008 "' massen (Fig. 49 a) , sah ich eine eigenthümliche Anordnung des feinkörnigen Inhaltes. Derselbe ging nämlich von dem wandständigen Kerne aus strahlen- förmig nach allen Seiten hin, und bildete so eine Menge nicht ganz regelmässiger, <') Scacclii Memor. sopra una nuova specie di Clavagella (Antologia di scienze oatur., Marzo dS41j. — kU — langer , theils an der Wand der Zelle hingehender , theils durch das Innere der- selben ziehender Streifen , die wiederum durch kürzere Streifen verbunden waren. Obschon ich keine Bewegung an den Körnchen wahrnehmen konnte , so glaube ich doch nicht zu irren , wenn ich annehme , dass in diesen Zellen der Inhalt in einer strömenden Bewegung begriffen war , die derjenigen, welche die Botaniker schaumförmige Strömung nennen , am nächsten kommt, denn erstens ist (wenn man von der Anwesenheit des Kernes absieht) das Bild , das meine Zellen darboten , demjenigen ganz ähnlich , das man in vielen Pflanzen wahr- nimmt , und zweitens kann man auch bei den Pflanzen in solchen Fällen die Strömung des Inhaltes nur unter sehr günstigen Umständen wahrnehmen. — lieber das Verhältniss der Zellen des Samens zu den Samenfäden kann ich nicht- Sicheres aussagen , nur das, dass die kleineren derselben von 0,003 — OjOO'i ' durch scheinbare Verlängerung in die Samenfäden übergehen (Fig. h9 b). Es ist mir wahrscheinlich , dass auch hier die Fäden endogen entstehen , da die ver- längerten Zellen vollkommen den ähnlichen Gebilden von Helix u. s. w. gleichen . Von Salpen habe ich nur Salpa maxima untersucht und die Entwicklung der haarförmigen Samenfäden (Fig. 30) dem , was ich so eben über die der Ascidien bemerkte, gleich gefunden. 7. ff^eisswürmer. Von Trematoden , Kratzern und Cestoiden habe ich bei den Gattungen Distoma , Tristoma, Polystoma, Botryocephalus und Echinorhynchus (untersucht wurden : Distoma capitellatum , rufo-viride , Okenü n. sp., varicum , tereticoUe , clavige- rum , cylindraceum , trigonocephalum , Echinorhynchus fusiformis , Chondro- stomatisrisellseundangustatus, Tristoma papillosum und Polystoma integerrimun) und Bothryocephalus Salmonis umbrse) die Entwicklung der haarförmigen Sa- menfäden vollkommen gleich gefunden , wesshalb ich nur die mir am besten be- kannte von Distoma cylindraceum näher schildere. Schon V. Siebold (*) , dem wir so treffliche Beobachtungen über die Anatomie der Eingeweidewürmer schulden , hat in den Hoden einiger der genannten (1) Müller's Arch. , 1837. l — 45 — Galtungen neben den Samenfaden eigenthümliche , helle Bläschenhaufen gesehen und ich (*) zeigte dann, dass aus denselben durch scheinbare Verlängerung der Bläs- chen die Samenfädenbündel entstehen. Neuere Untersuchungen haben mir über diese Gebilde und ihre Entwicklung folgendes gelehrt. BeiDistoma cylindraceum, das, wie schon erwähnt, als Typus für alle anderen gelten kann, findet man in den Hoden eine ungeheure Menge von Bläschenhaufen , die auf den ersten Blick denen der Anneliden und Gasteropoden gleich zu sein scheinen , bei genauerem Zusehen jedoch durch den constanten Mangel einer centralen Kugel sich unter- scheiden (Fig. 51 , a, b, c, d). Die Elemente dieser Haufen sind kernhaltige Zellen , wie die Anwendung von Wasser und Essigsäure lehrt , welche die Zell- membranen auflösen und die Kerne dunkel hervortreten lassen (Fig. 31 e). Einige eigenthümliche Verhältnisse, die hierbei stattfinden, scheinen noch einer besondern Erwähnung werth. Wenn nämlich Wasser oder besonders Essigsäure auf die Bläschenhaufen einwirkt , so tritt fast ohne Ausnahme der freiwerdende Inhalt zweier , dreier, vierer oder auch aller Zellen eines Haufens zu regelmässig gestalteten Massen zusammen, die, wenn man ihre Entstehung nicht verfolgt hat, wegen der ungemein deutlich erscheinenden Kerne , der scharfen Umrisse (der Zelleninhalt wird durch die Säure nicht sehr angegriffen) und wegen ihrer kugel- runden , bisquit-, kleebiattförmigen oder anderweitig eingeschnürten Gestalt, für grosse vielkernige oder in der Theilung begriffene Zellen gehalten werden könnten (Fig. 31 , g , f , h). Die Grösse und die Zahl der Zellen , die einen Haufen componiren , ist sehr verschieden. Ich sah Haufen, die nur aus 4,6, 8 regelmässig verbundenen, ziemlich grossen (bis auf 0,006 ,"') Zellen bestanden, und hinwiederum an- dere, die wohl 20 — 40, höchstens 0,002 '." messende Zellchen führten. Ich betrachte die ersteren , da aus denselben niemals Samenfäden entste» hen , nur als Entwicklungsstufen der letzteren , und glaube , dass jeder viel- zellige Haufen aus einer einzigen Zelle, wahrscheinlich durch fortgesetzte, endogene Zellenbildung entsteht. In der That trifft man auch nicht selten freie, einkernige, grössere Zellen unter den Bläschenhaufen. — In Bezug (') Entw. d. Cephalop. , pag. 149. — U6 — auf die Entwicklung der Samenfäden bin ich auch hier zu dem Resultate ge- kommen , dass dieselben endogen in den Zellen der Haufen entstehen , verweise jedoch in Bezug auf die näheren Verhältnisse auf Lumbricus, mit dem, wenn man von dem Mangel der centralen Kugel absieht , Distoma in allen Beziehun- gen übereinstimmt (Fig. 13, c — r). Die Samenverhältnisse der Rundwürmer sind noch nicht so aufgeklärt , als es wünschbar wäre. Nachdem Henle{^) und namentlich v. Siebold {^) eigenthümliche, birnförmige Körper bei denselben entdeckt hatten , zeigte ich (') bei Oxyuris ambi- gua , Trichocephalus dispar und nodosus, Strongylus auricularis und Ascaris acumi- nata, dass diese Körper durch Verwandlung runder kernhaltiger Zellen entstehen und wahrscheinlich nichts anderes , als die in der Entwicklung begriffenen Sa- menfäden sind ; da ich jedoch auch jetzt nicht im Stande bin , die endliche Um- wandlung dieser Körper in ein Bündel oder einen einzigen Faden klar darzu thun, so halte ich es für besser, jede weitere Besprechung derselben für eine Zeit aufzusparen, wo dieselben genauer gekannt sein werden. Bei Gordius hat v. Siebold (') im obern Theile der Hoden Zellen, im untern ländliche , nach dem einen Ende hin verdünnte Stäbchen von 0,076 — 0,089 '" gefunden , welche auch und zwar beweglich in dem receptaculum seminis der Weibchen vorkamen , und daher offenbar , wie auch v. Siebold annimmt , Sa- menfäden waren. Ueber die Entwicklung der Samenfäden einiger Nemertinen , Planarien und einer neuen, zu den Weisswürmern gehörenden Gattung Polycystis habe ich nicht viel zu melden. Bei allen entstehen die Fäden scheinbar durch Verlänge- rung von Zellen von 0,003 — 0,003S"', die, so viel ich sah, gewöhnlich in Haufen beisammen liegen, jedoch keine centrale Kugel enthalten. Die unter- suchten Arten sind folgende : Planaria verrucosa (Fig. S9) Samenfäden haarförmig, leicht spiralig, 0,0S "lang. » rubra » » (') Ueber Branchiobdella in MüUer's Archiv, 1831. (-) Bagge , de evolutione Strongyli auricularis et Asccaridis aeumiDatu. {') Müllers Arch. , 1843 , pag. 73. (<) Müller's Arch. , 1843, pag. XLXIII u. fgg. — 47 — Nemertes (') delineatus (Polia del. D. Ch.) Samenfäden stecknadelförmig, Kör- per birnförmig, 0,0033 "Tang. » Krohnii n. sp. (Fig. 51), Samenläden stecknadelförmig, Körper von 0,002 — 0,003 ,'". » Ehrenbergii n. sp. (Fig. 52), Samenfäden stecknadelförmig, Körper 0,007 ,"' lang. * , B carcinophilos n. sp. , Samenfäden stecknadelförmig , Körper 0,009 '" i lang. Polycystis (^) Nsegelii n. sp., Samenfäden haarförmig. 8. Strahlt liiere. Nach Untersuchungen an Echinus esculentus , Asteracanthion violaceus, Ophiura lacertosa (die Hoden sind traubige Drüsen , mit kurzen cylindrischen Blinddärm- cheu, die Samenfäden (Fig. 23) mit rundem 0,0008 '"dickem Körper) und Coma- tula mediterranea (^) [Samenfäden (Fig. i 9) stecknadelförmig , Körper rund 0,0008,";, Fäden 0,018 — 0,02 "' lang] entwickeln sich die Samenfäden durch scheinbare Verlängerung sehr kleiner Zellchen , die haufenweise in grösseren , den Cysten der höheren Thiere ähnlichen Zellen eingeschlossen sind. Die Sa- menfäden sind manchmal vollkommen entwickelt in den Cysten zu treffen , meist jedoch nur frei, jedoch bündelweise zusammenhängend zu finden. — Auch bei Synapta Duvernsea sah Quatrefages C*) die Bildung der Samenfäden aus zellenförmigen Körpern. 9. Quallen, In dieser Klasse scheinen die Verhältnisse vollkommen die nämlichen zu sein wie bei den Radiaten , jedoch sind dieselben noch nicht so sicher erkannt. F. Siebold (") sah in den Hodensäckchen der Medusa aurita eine Menge Bläschen , (') Siehe über die Geschlechtstheile und die neuen Arten von Nemertes meine Abhandlung » über 3 neue Gattungen von Würmern und mehrere neue Arten von Nemertes » in den Verhandinngen der schweizer. Naturf. in Chor , 1844. (•) L. c. (') Vergl. über die männl. Geschl. J. Müller über Pentacrinns cap. med. , pag. 59. (') Ann. d. sc. nat. , 1842, pag. 22. (') N. Sehr. d. nat. Ges. in Danzig, Band 3, Beft n. , pag. 13. — 48 — erfüllt mit einer feinkörnigen Masse, die sich nach und nach zu einem Samen- fädenbündel ausbildete, und ich selbst beobachtete bei Rhizostoma Aldrovandi D. Ch. , Oceania ? und Pelagia noctiluca an demselben Orte [grosse, mit kleinen Zellen erfüllte Blasen, bei Oceania die Entwicklung der Samenfäden durch schein- bare Verlängerung dieser Zellen , endlich , wie schon R. Wagner bei Pelagia . bei den genannten Arten und bei Rhizostoma Cuvieri, Chrysaora isoscela und Aequorea henleana m. die Samenfäden bündelweise aneinanderliegend. Nur Cassiopeia borbonica möchte eine Ausnahme machen , denn bei ihr sah ich Bläs- chenhaufen und die Entwicklung derselben zu Samenfädenbündeln , wie bei den Trematoden , doch wäre es möglich , dass die Haufen in Cysten eingeschlossen gewesen waren , die ich übersah. — Die Samenfäden aller Quallen sind steck- nadelförmig , meist mit ganz kleinem Körper (Fig. 18). 10. Polypen, Die Entwicklung der Samenfäden der Bryozoa Ehr. habe ich zuerst bei Flustra carnosa bekannt gemacht (^). Dieselben entstehen in Mutterzellen von 0,009 bis 0,025 '" Durchmesser , die zu 3 — S frei im Leibe der Polypen aussen am Magen sich finden, durch scheinbare Verlängerung kleiner, haufenweise in den Mutter- zeilen eingeschlossener Zellchen. Ebenso bilden sich die Fäden bei Crisia ciliata nach meinen Beobachtungen (Fig. 22) ; bei Laguncula nach V. Beneden (') und bei Alcyonella stagnorum nach V. Beneden und Dumortier C*) , nur scheint bei den beiden letzten Gattungen die Entwicklung der Zellchen zu beginnen, während dieselben noch in den Mutterzellen liegen (siehe die schon fertige Tafel zu dem angeführten Werke von V. Beneden und Dumortier). Wasdie AnthozoaEhr. betrifft, so ist, obschon die Samenfäden schon bei vielen Gattungen erkannt sind, die Entwicklung derselben bis jetzt im Dunkeln geblieben . Rathke (Wiegm. Arch. , \%kk , pag. 160) hat dieselbe bei Coryne squamata ge- (-) Samenfl. w. Th. , pag. 4ö. (') Sur l'organis. des Laguncula , pag. 17. Extrait du lome XVlIl. des Mtooires de l'Academie de Bruxelles. (*) Memoire sur les Polypes d'eäu douce , qui sera publie dans le tome XV. des Memoires de l'Academie de Bruxelles. — h9 — sehen und ich selbst habe ihr bei Pennaria Cavohnii , Eudendrium racemosiim , Sertularia abietina nachgeforscht und sie ganz gleich derjenigen der Bryozoa gefunden (Fig. 20) , mit der einzigen Ausnahme , dass die Zellen nicht in Mutter- zellen eingeschlossen sind, sondern frei die Samenkapseln erfüllen. Eine Be- schreibung dieser letzteren halte ich für überflüssig , da ich ganz das nämliche anführen müssle , was Krohn{^) schon früher auseinandergesetzt hat. Nur das glaube ich bemerken zu müssen , dass ran Beneden (^) mit Unrecht an Krohn's- Beobachtungen zweifelt, da über die Natur der von Krohn und mir gesehenen Elemente nicht die geringsten Zweifel obwalten können. Bei Eudendrium habe ich wie ^Krohn nie männliche und weibliche Organe an demselben Stocke ge- funden. — Vielleicht kommt auch bei einigen Anthozoen eine Entwicklung der Samenfäden in Mutterzellen vor ; wenigstens hat Erdl bei Actinia und Veretillum die Faden bündelweise zusammenhängend gefunden, was darauf hinzudeuten scheint, dass dieselben früher in Cysten beisammen lagen. Die Samenfäden aller Polypen mit Ausnahme derer von Flustra und Crisia sind stecknadelförmig (Fig. 20 a, 21 , 2^1). Nach dieser Darlegung der Beobachtungen über die Entwicklung der Samen- fäden gehe ich zu einigen allgemeinen Betrachtungen über , in der Absicht , theils für die Bildung der Fäden selbst, theils für die Entstehung ihrer Mutter- zellen allgemein gültige Gesetze aufzufinden. i . Was die Bildung der Samenfäden betrifft, so wird man aus dem oben An- geführten sich erinnern , dass ich durch meine Beobachtungen an Helix von meiner früheren Annahme , dass die Samenfäden theils endogen , theils durch Auswachsen von Bläschen sich entwickeln , abgelenkt und zu der Vermuthung gebracht wurde, dass dieselben alle wesentlich gleich nämlich endogen sich bil- den ; es fragt sich nun , inwiefern diese Vermuthung durch die milgetheilten älteren und neueren Erfahrungen bestätigt worden ist. Betrachten wir vor Allem diejenigen Thiere, bei denen eine endogene Bil- C) Müllers Arcb. , 1S43, pag. 197. (') Recherches sur l'embryogenie des Tubulaires, Mem. d. l'Ac. de Brux. Tom. XVH. — Ro- dung der Samenfäden mit Sicherheit nachgewiesen ist , so finden wir , dass die- selben eine sehr bedeutende Zahl ausmachen ; es sind die Säugelhiere , Vögel , Amphibien , Plagiostomen , Insccten und Arachniden , Cephalopoden und viele Gasteropoden . Bei allen diesen Thieren geht die Bildung der Samenfäden innerhalb der kerne der Mullerzellen vor sich , mit einziger Ausnahme der Insecten , bei denen es, obschon die Samenfäden ganz unzweifelhaft in den Mutterzellen gesehen worden sind , unausgemittelt ist , ob dieselben in den Kernen oder unmittel' bar in den Zellen entstehen. Auf der andern Seite scheinen die Samenfäden durch Auswachsen von Bläs- chen sich zu bilden bei den Cyclostomen (Amphioxus) , Dipteren (Musca) , Anneliden , Cirrhipeden , Rotalorien , Pteropoden , Gasteropoden z. Th., Conchiferen und Tu- nicaten , Trematoden , Acanlhocephalen , Nemertinen , Planarien , Radialen , Polypen , Quallen , und zwar so , dass bald nur Ein Samenfaden , bald mehrere oder ein Bündel , (bei Gasteropoden z. B. Paludina) aus denselben hervorgehen. Die Bläschen haben nirgends die Bedeutung von Kernen , wie ich früher an einigen Orten ihrer Kleinheit wegen irrthümlich annahm', sondern sind überall Zellen , die vor ihrer Umwandlung in die Fäden Kerne besitzen. Obschon demnach , wie man sieht , eine fast gleich grosse Menge von Thie- ren Entwicklung der Samenfäden durch Auswachsen von Zellen und endogene Bildung derselben zu besitzen scheint, so glaube ich nichtsdestoweniger zeigen : — Sl — zu können , dass die letztere die einzig constatirte Bildungsweise ist , und höchst wahrscheinlich allen Thieren zukommt. Meine Argumentation ist einfach folgende : a. Bei Helix , Planorbis , Limnaeus ist die endogene Bildung der Samenfäden bewiesen , obgleich es in manchen Fällen , namentlich bei Limnaius ganz unmög- lich ist , mehr als ein scheinbares Auswachsen der Mutterzellen wahrzunehmen , Nun finden sich bei allen anderen Gasteropoden und den Pteropoden in der Samenflüssigkeit Aollkommen die nämlichen Gebilde wie bei Helix u. s. w. , namentlich (janz gleiche Bläschenhmtfen und gleiche Umicandiung derselben in Sametifädeubündel , nur ist bei den einen der Versuch einer genaueren Erfor- schung der dabei stattfindenden Vorgänge noch nicht gemacht , bei den andern der Kleinheit oder Undurchsichtigkeil der Zellen wegen unmöglich. Der Ana- logie nach erscheint der Schluss gerechtfertigt, dass auch bei diesen Gasteropoden und den Pteropoden die Samenfäden endogen sich bilden. b. Bei den Anneliden und Würmern ist es der Kleinheit der Mutterzellen der Samenfäden wegen ungemein schwierig, zu einer richtigen Einsicht zu gelangen ; doch hat sich bei möglichst sorgfältiger Erforschung von Lumbricus und Disloma das Resultat ergeben, dass auch hier die Samenfäden endogen entstehen. Es jässt sich durchaus kein Grund denken , warum bei den übrigen Anneliden und Würmern , deren Samenelemente denen der 2 genannten Gattungen sonst ganz gleich sind , andere Verhältnisse sich finden sollten , wesshaib ich auch hier en- dogene Bildung der Fäden annehme. c. Bei fast allen übrigen Thieren endlich , namentlich den Cyclostomen , Con- I chiferen , Strahlthieren , Polypen, Quallen u. s. w. sind die Mutterzellen der Samenfäden so winzig klein , dass es , wenn nicht die Microscope wenigstens einmal besser werden, als sie jetzt sind, durchaus zu den Unmöglichkeiten ge- rechnet werden muss, den genaueren Verhältnissen auf die Spur zukommen. Da nun theils die in Samenfäden übergehenden Zellchen dieser Thiere vollkom- men dieselben Gestallen zeigen, wie die aus ihren Hüllen sich lösenden Fäden von Heüx u. s. w., und vor ihrer Entwicklung theils in Haufen beisammenliegen, ebenfalls wie bei Gasteropoden , den Anneliden und Tremaloden, oder in grosse Zellen eingeschlossen sind, wie bei den Jnsecten, so ist offenbar nicht die geringste Ursache vorhanden , hier eine Abweichung von der sonst allgemeinen Regel zu ^i^SmSm äaafeä^SSi^^wä «3B5f'- — S2 — staluiren. Dasselbe gilt auch von den Tunicaten, von Cassiopeia, Lepas, bei denen wahrscheinlich nicht die Kleinheit der Zellen , sondern nur der Mangel einer genaueren Untersuchung derselben in Bezug auf diesen speciellen Punkt an un- serer Unkenntniss schuld ist. Demnach betrachte ich auch bei diesen Thieren die Annahme einer endogenen Bildungsweise der Fäden als diejenige , welche vor allen andern Glauben verdient. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass meine Vermuthung vollkommen richtig war , dass allen Samenfäden eine und dieselbe Entwicklungsweise zukomme ; ich stelle demnach jetzt den Satz « die Samenfäden entwickeln sich endogen in Bläschen » als ein Gesetz auf, das höchst xvahrscheinlich für alle Thiere Gel- luuy hat , indem ich zugleich noch darauf aufmerksam mache , dass auch bei allen Pflanzen, bei denen bis jetzt die Samenfäden aufgefunden worden sind, eine endogene Bildung derselben constatirt worden ist, eine Thatsache, die bei der so mannigfachen Uebereinstimmung der Thiere und Pflanzen in ihren elementaren Verhältnissen ganz geeignet ist, das aufgestellte Gesetz noch fester zu stützen. Die Gründe für eine allgemeine endogene Bildung der Samenfäden sind trotz mancher Lücken in den Beobachtungen so überwiegend , dass dieselbe fast un- bedingt als Bildungsgesetz für alle Thiere aufgestellt werden kann ; anders ver- hält es sich , wenn gefragt wird, ob auch bei allen Thieren die Samenfäden in den Kernen der Mutterzellen sich entwickeln , wie es wirklich von vielen nach- gewiesen ist. Zwar ist auch hier grosses Gewicht darauf zu legen , dass bei allen Thieren , deren Verhältnisse genauer untersucht sind und deren Samenelemente ihrer Grösse wegen eine vollkommene Erforschung erlauben , nämlich bei den Säugethieren , Vögeln , Amphibien , Plagiostomen , Cephalopoden , manchen Gasteropoden und Arachniden , die Bildung der Samenfäden in Kernen constatirt ist, und dass auch bei Lumbricus und Disloma die Entwicklung derselben offen- bar von den Kernen ausgeht ; ferner ist anzuführen , dass auch bei den Pflanzen (Ohara, Marchantia , Filices) nach Nägeli {*) die Bläschen, in denen je ein Sa- menfaden entsteht, die Bedeutung von Kernen haben, was ich wenigstens für Ohara bestätigen kann : allein nichtsdestoweniger halte ich es für gewagt, hier (') Sclileiden und Niifjeli, Zeilsclirifl f. wiss. Botanik, Hei't 1, pag. iS\. ('I Stiiittt iM nt 1 >• Ml >w . •stitheiJffO' ■'.',- ; stlitiol oifti 0 W*. ^ ,. ^ *i*ileLi«Gi«a!aa».i, «Dfrfe — 53 — mit Bestimmtheit mich auszusprechen und zwar aus folgenden Gründen. Erstens fragt es sich sehr , ohschon eine vollkommene Uebereinstimmung der Samen- fäden auch in Bezug auf den Ort der Bildung auf den ersten Blick sehr er- wünscht scheint, ob, wenn diess nicht der Fall ist, wenn z. B. Samenfäden auch unmittelbar in Zellen sich bilden, hierdurch ein wesentlicher Unterschied zwi- schen den verschiedenen Bildungsweisen begründet wird. Sollte dem wirklich so sein , so müsste dann allerdings meiner Ansicht nach die Bildung in Kernen , welche bei vielen Samenfäden bestimmt nachgewiesen ist , auch für die andern,\ deren Verhältnisse noch nicht genau gekannt sind , angenommen werden , da die Samenfäden als identische Gebilde nicht auf zwei luesentlich verschiedene Weisen sich entwickeln können. Auf der andern Seite könnte es sich aber auch mit ihnen so verhalten, wie mit vielen andern Elementartheilen, Organen u. s. w., die, ob- schon sie scheinbar auf ganz verschiedene Weisen entstehen, doch wenn man alles Zufällige und Individuelle abscheidet, in icesenUichen Punkten vollkommen überein- stimmen. Als Beispiel nenne ich hier nur die Zellen ('). Man hat in den neusten (') Reichert wirft mir in der sehr wenig unparteiisch gehaltenen Recension meiner Entwicklungs- geschichte der Cephalopoden vor, dass ich die Zelle auf zwei wesentlich verschiedene Weisen sich ent- wickeln lasse (Müll. Arch. 1844 Jahresb. , pag. 161); diess ist jedoch nicht richtig, da ich in dem genannten Werke die Zellenbildung um Umhiillungskugeln zwar als u neue » aber nicht als von der Schleide/i-Schwann' sehen « wesentlich verschiedene » Art der Zellenbildung aufgestellt habe. Reichert scheint nicht zu bedenken, dass zwei Dinge zu derselben Zeit in gewissen Tlieilen verschieden und doch im Wesentlichen identisch sein können , und überhaupt der logischen Inconsequenz , die er mir I vorwirft, selbst verfallen zu sein, da er ebenfalls vergisst , dass jeder Theil eines Organes zu derset- \ ben Zeit selbstcendig und abhängig ist , und es mir zum Vorwurf macht, dass ich die einzelnen Theile der Zelle : Kernchen , Kern und Zellmembran oder Zelle , für sich abhandle und doch dieselben als Be- standtheile Eines Ganzen betrachte. — Eines nur hat mich an Reichert's Recension befriedigt, nämlich ' das , dass er in Folg-e der Beobachtungen von v. Siehold , Rathhe , Bischof, Bergmann, Vogt und mir (was er freilich nicht bekennt) allmählig zu andern Ansichten über die Furchung gelangt (1. c. pag. 166 u. fg.). Reichert hat, und das ist schon ein grosser Schritt vorwärts, seine Einschachtlungstheorie verlassen , er sagt sogar, es könnten vielleicht die hellen « soliden » Körper in den Fiirchungskugeln von Bedeutung für die Furchung sein, und der ganze Frozess Aehnlichkeit mit der. Zellenbildung um Um- liüllungskugeln haben , welche Art der Zellenbildung von ihm ebenfalls angenommen wird , wie be. greiflich , nicht in Folge Vogt's oder meiner Erfahrungen , sondern der ungebührlich erhobenen Ver- dienste der Botanik. Freilich betrachtet Reichert jetzt noch den Furchungsprozess als einen fortge- setzten endogenen Zellenbildungsprozess um ümhüllungskugein, allein balil wird die Zeit kommen, jjWO er der von mir aufgestellten Ansicht seine Zustimmung nicht mehr versagen wird ; er wird zugeben. — 54 — Zeiten gefunden , dass dieselben Iheils direct um einen Kern , theils um eine Umhüiiungskiigel entstehen, allein diese zwei Entivicklunysiveisen sind nicht wesentlich von einander verschieden . indem in beiden Füllen Körnchen oder ho- mogene Substanz , die ein Zellenhern um sich atigelagert hat, eine Membran bildet, und der Umstand, dass in dem einen Falle mehr , in dem andern weniger Substanz angelagert ist , und dass , in Abhängigkeit hiervon , die einen Zellen ursprünglich keinen weitern Inhalt besitzen als Kern , die andern neben dem Kerne von Uran- fang an Flüssigkeit und Körner filhren , [von ganz untergeordneter Bedeutung ist. Bei den Samenfäden nun kann meiner üeberzeugung nach nur die Erfahrung ent- scheiden, ob dieselben nur in Kernen und nicht auch in Zellen sich bilden , da Kerne und Zellen, obschon gewiss wesentlich von einander verschieden, doch in manchen Punkten so vollkommen miteinander übereinstimmen — ich nenne nur das beiden zukommende allseitige Wachsthum und die Vermehrung durch endogene Bläs- chenbildung, die Bildung von Fett-, Pigment- und andern Körnchen im Innern beider , bei Pflanzen die Entstehung von Amylum in Kernen wie in Zellen u. s. \v. — dass a priori nicht einmal behauptet werden kann, dass gewisse, in den Zellen aufgefundene Vorgänge, wie z. ß. Saftströmung, Bildung von Krystalleri u. s. w., in den allerdings einfacher organisirten Kernen nicht vorkommen, nocii weniger dass Prozesse, die, wie die Bildung der Samenräden, wirklich in Kernen vor sich gehen, in den höher stehenden Zellen mangeln. Ein zweitei Grund, warum ich in dieser Frage etwas behutsam zu Werke gehe, ist der . dass die Entwicklung der Samenfäden bei manchen Thieren noch gar nicht be- kannt ist, z. B. bei den Bundwürmern und Decapoden. Es könnten hier wenig- stens den oben angeführten Vermuthungen zu Folge Verhältnisse zu Tage kom- men , welche den Zellen einen bedeutenden Anlheil an der Bildung der Samen- fäden vindiciren dürften. — Dem Gesagten zufolge halte ich es zwar für waht- 1) dass die Furchungskugeln keine Membranen haben, also nicht endogen je zwei kleinere in ei/nr graesseren entstehen kcennen; 2) dass die «hellen soliden Kcerper « Kerne sind; 3) dass dieselben nirgends mangeln und durch ihren Vermehrungsprozess die Theilting des Dotters in immer kleiner, Klumpen bewirken, \jesoiideTS da nun auch Bisohoff (UüW. Arch. J844 Jahi'esljer., pag. 139) ganz mii mir iibereinstimnit , indem er die Bläschen der Furchungskugeln eljenftills als Kerne erkannt und den üebergang der ■■ letzten >■ Furchungskugeln in Zellen gesehen hat, wobei die Kerne zu den Kernen (Vw- ser Zellen wurden. — 55 — scheinlich , dass die Samenfäden bei allen Thieren endogen in Kernen entstehen , bin jedoch weit entfernt, zu behaupten . dass sie nicht auch in Zellen sich bilden. In Bezug auf die Bildung der Samenfäden selbst ist noch folgendes zu be- merken, i) dass es ein empirisches Gesetz ist, dass immer nur Ein Samenfaden in Einem Kerne entsteht^ und 2) dass die Entwicklung der Samenfäden wahrschein- lich durch die Combination zweier Prozesse vor sich geht, einmal durch Ab- lagerung eines Theiles des f flüssigen? J Kerninhalles an die Innenfläche der Kern- memhran, und zweitens durch selbständiges Hachsthiim des abgelagerten Stoffes : wenigstens ist jetzt schon, um nur den zweiten Punkt zu berühren , der Beden- ken erregen könnte , soviel gewiss , dass bei vielen Thieren (Säugethieren , Am- phibien , Äniphipoden , Gasteropoden , Anneliden, Trematoden) die Samenfäden auch nach dem Austritte aus den Kernen oder selbst aus den Mutterzellen sich verändern und namentlich den Körper, manche auch den Faden weiter ausbil- den, lieber die andern Punkte, welche bei der Bildung der Samenfäden inner- halb der Kerne in Betracht kommen, ist schon früher das wenige Thatsächliche angegeben worden, wesshalb ich, da in allgemeiner Beziehung nur hypothe- tisches sich sagen lässt, nicht weiter darauf eintrete und zu einer zweiten Haupt- frage nämlich der Entwicklung der Mutterkerne der Samenfäden und der zu ihnen gehörigen Zellen übergehe. Während die Samenfäden aller Thiere vollkommen gleich nämlich endogen und zwar wahrscheinlich überall in Kernen sich entwickeln , scheinen diese Kerne und mehr noch die zu ihnen gehörenden Zellen auf den ersten Blick sehr verschiedene Verhältnisse zu zeigen. Was die Kerne betrifft, so finden wir näm- lich, dass dieselben entweder vereinzelt oder zu vielen in den Zellen liegen, und die Zellen selbst kommen d) vereinzelt, 2) in Haufen, 3) in Haufen mit einer centralen Kugel und k) in Mutferzellen eingeschlossen vor. Es Aväre nun gewiss sehr auffallend, wenn diese mannigfachen Gestaltungen der Elemente, aus denen die Samenfäden hervorgehen , in keiner näheren Beziehung zu einander stehen und als wesentlich verschiedene sich ergeben sollten , da die Samenfäden als identische Elenientarlheile nicht bloss in dem, was auf ihre Bildung unmittelbaren Bezug hat , sondern in der ganzen Entwicklungsweise übereinstimmen müssen ; allein trotz dem , dass man diese Ueberzeugung hegen muss , ist es nichts — 56 — desloweniger schwierig, dieselbe durch Thatsachen zu erhärten ; dagegen glaube ich , wenn es mir erlaubt ist , einige z. Th. schon früher aufgestellte Hypothesen zu benutzen, die Verhältnisse auf eine genügende Weise erklären zu können. Meiner Ansicht nach , die ich durch das Schema Fig. 60 zu versinnlichen gesucht habe , stimmen alle Formen , welche die Bildungselemente der Samen- fäden zeigen, in einem wese7tllichen Punkte überein, nämlich darin, dass sie entweder eine Zelle darstellen oder durch Umwandlungen Einer einzigen Zelle sich bilden ; diesem allen Gemeinsamen ordnen sich dann die Verschiedenheiten , als Modificationen , welche fast jedem Zellenvermehrungsprozesse eigen sind, unter. Durchgehen wir dieselben , so finden wir folgende Variationen : I. Die ursprüngliche Zelle geht keine Verwandlung ein (Fig. 60 a). Findet sich bei den Säugethieren und Vögeln neben der zweiten Variation , ferner bei den Cirrhipeden , > / Tunicaten(?) , Sertularinen (?) , Räderthieren (?), II. Die ursprüngliche Zelle (Fig. 60 a) bildet, indem ihr Kern durch endo- gene Kernbiidung sich vermehrt (Fig. 60b), eine Menge Kerne in sich und dehnt sich zu einer grossen Blase (Cyste) aus (Fig. 60 c). Kommt vor bei den Säugethieren , Vögeln , .-; Amphibien , / Plagiostomen , i i Arachniden , Cephalopoden. III. Die ui"sprüngliche Zelle (Fig. 60 a) bildet, nachdem sie wie vorhin zweijsc Kerne erzeugt hat (Fig. 60 b) , zwei Tochterzellen in sich (Fig. 60 e). Diese ver mehren sich durch fortgesetzte endogene Zellenbildung, indem die Tochterr Zellen einer Generation nach der andern frei werden (Fig. 60 i) , bis ein Haufen kleiner Zellen vorhanden ist , der von der mittlerweile sehr vergrösserten ersten Mutterzelle umschlossen wird (Fig. 60 k). cl — 57 — Hierher gehören die : Locustinen , Coleopteren ( ? ) , Libelhiliden (?), Strahlthiere, Quallen , , Polypen, z. Th. , IV. Wie vorhin, nur löst sich die erste Mutlerzelle auf , wenn eine gewisse Zahl von Zellen in ihr entstanden sind , und die Tochterzellen bilden , indem sie noch weiter sich vermehren , mit dem zu einer kugeligen Masse sich zusammen- ballenden übrigen Inhalte der Mutterzelle einen kugeligen Haufen (Fig. 60m, n). Ist vielen Anneliden und wahrscheinlich allen Gasleropodeji eigen. V. Wie bei III, nur löst sich die erste Zelle auf, sobald 2 Tochterzellen in ihr entstanden sind , und zwar so , dass nur die Zellen zurückbleiben (Fig. 60 f) , die dann durch fortgesetzten Vermehrungsprozess in einen kugeligen Haufen kleiner Zellen ohne centrale Kugel übergehen (Fig. 60 g). \^ ird gefunden bei : Amphioxus , Musca , Anneliden, z. Th., Muscheln , Tremaloden , Kratzern , Planarien nnd Nenierlinen (?). Diess sind die Variationen , welche unter den Bildungselementen der Samen- fäden vorkommen ; man würde jedoch sehr irren , wenn man dieselben als scharf von einander geschieden betrachten v\ ollte , da jetzt schon Uebergänge zwischen denselben beobachtet sind und möglicher Weise noch andere werden aufgefunden werden. Ich nenne hier nur das, dass bei Var. III in einigen Fällen die Mutterzelle noch vor der Entwicklung der Samenfäden zu platzen scheint , was dann auf die Var. V, oder wenn die Zellchen sich von einander lösen, auf Var. I zurückführt, und dass bei IV nicht seilen unter den einkernigen 8 — S8 — Zellchen grössere mit mehreren Kernen wie bei II gefunden werden. — Die fünf Variationen bezeichnen demnach nichts \\eiter als die constantesten Eigenthüm- lichkeiten der Bildungseleniente der Samenfäden. Zur Begründung meiner Annahme, dass diese Bildungselemente in ange gebner Weise aus einfachen Zellen sich entwickeln , berufe ich mich nun theils auf früher Gesagtes, theils auf noch anzuführende eigne Beobachtungen. Am sichersten begründet ist die Var. 11 , da die oberflächlichste Beobachtung des Samens eines der hieher gehörenden Thiere zu Anfang der Brunstzeit den Ueber- gang einkerniger in mehr- und vielkernige Zellen zeigt ; nur das möchte zwei felhaft sein > ob die Kerne von dem ursprünglichen Kerne aus durch endogene Kernbildung entstehen , oder einer nach dem andern unabhängig von einander sich bilden. Wenn man jedoch bedenkt, dass keine Spuren von einer freien Bil- dung der Kerne wahrzunehmen sind, dagegen sehr häufig in kleineren Zellen Kerne mit zwei deutlichen Kernchen gefunden werden , dass ferner in die Länge gezogene und an anderen Orten mit planen Flächen aneinanderliegende Kerne vorkommen , so hat man in Berücksichtigung dessen , vs as ich (*) über die en- dogene Kernbildung bemerkte und was nun auch von Henle (^) bestätigt worden ist, allen Grund auch hier eine solche anzunehmen. — Was die Var. III be- trifft, so stütze ich mich besonders auf v. Siebold's oben angeführte Beobachtun- gen, nach denen die Cysten der Locustinen anfangs klein sind und wenige Zellen enthalten , welche nicht selten zwei Kerne zeigen , und freue mich anführen zu können, dass v. Siebold mit meiner Annahme in sofern einverstanden ist, als auch er glaubt, dass die eingeschlossenen Zellen von sich aus sich vermehren. In Bezug auf die Var. IV ist schon oben bei Helix und den Anneliden Alles an geführt worden , was sich für meine Annahme sagen lässt , Var. V endlich ist meinen Erfahrungen an Eingeweidewürmern zufolge aufgestellt , bei denen man einfache Zellen , dann zu 4 , 6 , 8 verbundene grössere oft mit zwei Kernen , endlich zu Haufen vereinigte kleinere mit einfachen Kernen findet. — Immer- hin bin ich, was ich hier nochmals wiederhole, weit entfernt meine Annahmen, obuleich sie eine einfache Lösuna: der verwickelten Verhältnisse bieten , für i tti (') Entw. der Cephalopoden , pafi. 147. Sclileiden und Nägeli, Zeitscliiift für wissensch. Bot., Heft 2 (-) Cannstatl's Jaliresberichl 1844, Histologie, pag. 9. I — 59 — allen Punkten fest begründet zu halten. Es werden daher auch das schon er- wähnte Gesetz von der Uebereinslimmung der ßildungselemente der Samenfäden in wesentlichen Momenten und^ einige andere gleich zu erörternde nicht als constalirte , sondern nur als wahrscheinliche aufgestellt. Bisher habe ich die Bildungselemente der Samenfäden nur als Ganze in ihrem Verhältnisse zu einander und in ihrer Entwicklung betrachtet, jetzt will ich auch noch der Beziehung ihrer einzelnen Theile zu den Samenfäden gedenken. Da je- doch der wichtigste Punkt, nämlich die Bedeutung der Kerne für die Bildung der Fäden schon oben seine Erledigung gefunden hat , so soll hier nur das berührt werden , was auf die Verhältnisse der Kerne und Zellen zu einander Bezug hat. Es tritt hier als wichtigste Erscheinung die hervor , dass bei den einen Thieren die Samenfäden einzeln (I), bei den andern in Bündeln enlslehen (II, III, IV, V), je nachdem ihre Mutterkerne , sei es frei oder in Zellen eingeschlossen , ver- einzelt oder in Menge beisammen sich finden, ferner dass die Bündel bald frei, bald von Zellen umgeben vorkonmien. Was den ersteren Punkt betrifft, so ge- stehe ich , dass ich mich der Vermuthung nicht erwehren kann , es werde sich die Entstehung der Samenfäden in Bündeln als einzige und allgemein vorkom- mende ergeben , wozu mich vorzüglich das bewegt , dass diese Bildungsweise ' bei der überwiegenden Mehrzahl der Thiere nachgewiesen ist , dass ferner bei Säugelhieren und Vögeln die isolirte Entstehungsweise der Samenfäden mehr als Ausnahme betrachtet werden muss , endlich dass die Beobachtungen an an- dern Thieren , welche dasselbe ergeben , vielleicht nicht mit der gehörigen Be- rücksichtigung gerade dieses Punktes angestellt worden sind , jedoch bin ich nicht Willens hierüber etwas Bestimmtes zu bemerken, da keinerlei aprioristische iNöthigung vorhanden ist, auch in diesem untergeordneten Punkte eine Gleichheit herzustellen. — Unwesentlich ist auf jeden Fall auch, wie sich ebenfalls aus dem früher Gesagten ergibt, ob die Bündel ursprünglich frei oder anfänglich einge- schlossen sind , noch mehr , was ich noch nicht erwähnte , ob dieselben beim Freiwerden die Gestalt ihrer Zelle modificiren oder noch einige Zeit von der ge- borstenen Zelle umhüllt werden oder nicht. Zum Schlüsse fasse ich noch einmal die wichtigsten über die Entwicklung der Samenfäden gewonnenen Resultate zusammen. Es sind folgende : — 60 — i . Die Bildungselemente der Samenfäden bestehen aus einfachen , kernhalticjen Zellen oder Gebilden , die aus Umwandlungen einer einzigen Zelle hervorgehen. Die Hauptvariationen der letzteren sind : 1 . Grosse Zellen mit vielen Kernen. 2. Mutterzellen m,it vielen einkernigen Tochterzellen. 3. Haufen von meist einkernigen Zellen mit einer centralen hüllenlosen Ver- bindungsmasse. k. Haufen von einkernigen Zellen ohne centrale Masse. 2. Die Samenfäden entstehen endogen wahrscheinlich überall in den Kernest und zwar je Einer in Einem Kerne; sie bilden sich durch (spiralige •!) Ablagerung des fflüssigenfj Kerninhaltes an der Kernmembran und erreichen vielleicht überall durch selbständiges JVachsthum ihre endliche Form und Grösse. 3. Die Samenfäden werden durch Auflösung ihrer Mutterkerne und Zellen frei . und sind anfangs vielleicht bei allen Thieren , manche schon in den Zellen , bün- delweise verbunden. Ich schliesse meine Abhandlung mit einigen anderweitigen Bemerkungen über die beweglichen Elemente des Samens der Thiere , die durch die seit einigen Jahren denselben lebhafter zugewendete Aufmerksamkeil der Physiologen her- vorgerufen werden. A. Was den Namen «Samenfaden» (Clum spermaticum) betrifTt, den ich in meiner Schrift über die Samenflüssigkeit wirbelloser Thiere aufgestellt habe, so ist derselbe zwar von mehreren Seiten her, wie von Hetile , Valentin z. Th., Stein , Meckel , Paasch , angenommen , dagegen von Duvernoy , v. Siebold. , Bischoff für minder passend gehalten und mit dem Namen « Spermatozoiden » vertauscht worden , während IFagner die alte Benennung Spermatozoen beibe- hält. Ich gestehe, dass ich trotz aller Hochachtung vor den angeführten Autori- täten die A'o^/iif e«d/^Ä:e«Y, ?joc/t e/new iVamew sm schaffen, nicht einsehen kann, nach- dem ich , und nach fast allgemeinem Urtheile mit Recht , das unpassende Wort « Samenthierchen » mit einem andern vertauscht habe, das, wie ich glaube, nach — 61 — allen Seiten hin zu rechtfertigen ist. V. Siebold sagt zwar (') , der Name Samen- fäden passe nicht auf die Körperchen der Sanienflüssigkeit der Decapoden , wohl aber der iVame ^^ Spermatozoiclen , » mit welchem man nun nicht mehr in Ver- legenheit kommen werde, von welcher Gestalt auch die noch aufzufindenden Samenkörperehen sein mögen , allein diess ist meiner Ansicht nach kaum zu begründen. Erstens nämlich ist der Name u Spertnatozoiden , » der doch »jü/t/s anderes heisst , als ein Gebilde , das einem Spermatozoon ähnlich ist , tlieils an und für sich unpassend, da es ja für diejenigen, die ihn aufstellen, keine Sper- matozoen gibt und eine Vergleichung mit einem non Ens doch zu gewagt sein möchte , theils auch , angenommen es gebe ivirkliche fadenförmige Samenthiere , auf die von mir sogenannten « Sirahlenzellen » der Decapoden nicht anwendbar, die mit Thieren keine Aehnlichkeit haben , und noch weniger zur Bezeichnung der von v. Siebold (^) und Stein in der Samenflüssigkeit der Chilognalhen und von Glomeris als elliptische Körperchen und von v. Siebold bei Julus als « dosen- förniige » Körperchen erkannten Gebilde zu benutzen , da hier von einer Aehn- lichkeit mit einem Thiere auch nicht die Spur zu sehen ist. — Zweitens scheint v. Siebold übersehen zu haben , dass der Name « Samenfäden », wie ich ausdrück- ich bemerkte ('), nur die bewecjlichen linearen Gebilde des Samens bezeichnen soll , nicht aber anderweitige in demselben vorkommende Theile. Auch wenn es sich ergeben sollte, dass nicht alle Thiere solche bewegliche Elemente in dem Samen führen , was ich jedoch durchaus nicht glaube , so würde der Name Samenfäden dennoch passen , und es wären nur die abweichenden Theile mit andern Namen zu benennen , wie ich es schon früher bei den Decapoden that , wo ich dieselben vorläufig « Sirahlenzellen » naimle. — So lange als man nicht in der Samen- flüssigkeit eines Thieres bewegliche Elemente gefunden hat, die, obschon mit den Spermalozoen offenbar identiscli , doch in der Form so sehr abweichen , dass der Name Samenfäden nicht mehr auf dieselben passt , was bis jetzt noch nicht ge- schehen ist, halle ich denselben für vollkommen entsprechend. Ausser diesen ersten Thatsachen , dass « Samenfaden » für die beweglichen , linearen Samenelemente (') Ueberd. Spermatozoitlon d. Locustinen, pag. l. (^) M. Arcli. 1843, pag. XII. (') Sameiifl. w. Thiere, pag. 49, 50. — 62 — ^anz passt und samenthierähnlicher Körper « Spermatozoid » die unbeweglichen Samengebilde von zweifelhafter Natur nicht bezeichnen kann, habe ich noch etwas gegen den letzten Namen einzuwenden, nämlich dass derselbe, zwar weniger als Spermatozoon aber immer noch genug , zu falschen Vorstellungen über die be- wea:lichen Theile des Samens führt. Ich halte dieselben für Elemenlartheile und nenne sie daher Samenfäden ; mögen andere , die noch an ihre thierische Natur glauben , sie Samenthiere nennen , ich habe nichts dagegen ; nur das schwankende Spermatozoiden will mir, ich gestehe es, gar nicht gefallen. — Ich bleibe daher bei dem von mir aufgestellllen , noch dazu kürzern und deut- schen Worte « Samenfäden » , schlage jedoch vor, mit dem von v. Siebold zuerst gebrauchten Worte « Samenhörperchen » (corpuscula seminis) alle zweifelhaften , nicht offenbar mit der Entwicklung der Samenfäden in Verbindung stehenden Elemente zu bezeichnen , so vor Allen die Körperchen der Decapoden und Chilo- gnathen. — Die Samenkörnchen (Wagner) sind allerdings regelmässige Bcstand- theile des Samens , allein nichts anderes als freie Kerne oder junge Zellen . die entweder in die Mutterzellen der Samenfäden übergehen oder nicht weiter ent- wickelt ausgestossen werden , wesshalb es wohl besser ist , dieselben ohne be- sonderen Namen den Bildungselementen der Samenfäden anzureihen. B. Begriff der Samenfäden. Obgleich die Samenfäden in manchen Beziehungen noch sehr unvollständig gekannt sind, so scheint es mir doch nothwendig, die Eigenthümlichkeiten der- selben gegenüber andern verwandten Gebilden , namentlich den niedern Thie- ren und den beweglichen Elementen der Thiere, so genau als möglich zu be- stimmen. I. Vergleicht man die Samenfäden mit den niedern Thieren , so lässt sich, wie ich gern zugebe , bei manchen eine gewisse Aehnlichkeit nicht verkennen , allein auf der andern Seite treten so spccifische Unterschiede hervor , dass es mehr als Kühnheit wäre , sich über dieselben hinwegzusetzen. Offenbar neigen sich die neueren Forscher, so namentlich van Beneden, Bischoff, Henle , Milne Edwards, Müller, V. Siebold, Valentin, ffacjner zu dieser Ansicht, weicheich zuerst ent- schieden vertheidigte , und sind mehr oder weniger bestimmt zu Anhängern der Theorie geworden , welche die Samenfäden als Theile des thierischen Orea- — 65 — nismus betrachtet, während die früheren Physiologen alle (und jetzt noch einige) steif und fest an die animalische Natur derselben glaubten. Es wird dieses Resul- tat leicht begreiflich , wenn man bedenkt , dass die Gründe , welche schon früher mich bewogen , die Animalität der Samenfaden zu läugnen , in Folge der in der neusten Zeit in diesem Gebiete gemachten Entdeckungen immer beweisender ge- worden sind. Die loichtitjsten Punkte, die in dieser Frage in Betracht kommen , sind folgende : 1 . Die Samenfäden finden sicli bei vielleicht allen Geschlechsthieren constant im Samen und zwar als Hauplbestandtheil , ja selbst als Einziges Element des- selben. Was den ersten Punkt betrifft , so mehren sich die Beobachtungen immer mehr, welche das Vorkommen von Samenfäden bei allen Geschlechtsthieren (die niedersten Thiere , d. h. die Infusorien mit Ausnahme der Räderthiere und Tarigraden , die Spongien , Blasenwürmer sind meiner Ansicht nach vollkommen geschlechtslos, wie die niedersten Pflanzen, z, B. Palmella, die Diatomaceen u. s. w.) darlhun. Nicht blos sind dieselben jetzt bei einer grossen Menge von Muscheln , Weisswürmern , Quallen , Strahllhieren , Polypen , wo man sie früher vermisste, sondern auch bei den Tardigraden (Doyere) und einem Räderthiere (') aufgefunden worden , so dass man trotz einiger noch dunkeln Verhältnisse doch wie mir scheint , allen Grund hat , anzunehmen , dass sie nirgends fehlen , da sie selbst unter den Decapoden bei Mysis fv. Siebold) unter den Rundwürmern bei Oxyuris ('^) (Mayer) und Gordius (') (v. Siehold) gesehen worden sind. Zweitens hat sich das Vorkommen der Samenfäden auch in den neuern Be- obachtungen , wie früher immer , als ein ganz constantes ergeben , so dass (') F. Siebold hegt einiges Misstrauen gegen meine Beobachtung (vergl. Anat. pag. 185), wie ich glaube mit Unrecht, da die Körperchen, die ich sah, auf jeden Fall Samenfäden waren; dieselben kommen theils frei in der Leibeshöhle vor, theils sitzen sie an verschiedenen Stellen fest, und nehmen sich dann ganz so aus, wie Ehrenberg seine Zilterorgane beschreibt. Ich kenne jedoch die Räderthiere zu wenig , um zu wissen , ob meine Vermuthung , dass Ehrenberg überall die Samenfäden als Zilter- organe beschrieben habe, gegründet ist, oder nicht. (') V. Siebold ^vergl. Anat. pag. 1531 bezweifelt Mayer's Beobachtung. (') Ich bemerke hier , dass ich die Entozoen nicht als eine besondere Thierklasse betrachte , sondern mit den Planarien. Nemertinen u. s w. zusammenstelle. — 64 — Niemand den geringsten Anstand nimmt , eine Flüssigkeit , in w elcher dieselben sich finden , als Samen zu bezeichnen. Ja bei manchen der einfachsten Thiere hat man selbst fi>. Beneden bei Bryozoen) , wie ich es schon früher bei Flustra be- schrieb , die männlichen Organe so reducirt gefunden , dass dieselben nur einige, mit sich bildenden Samenfäden erfüllte Mutterzellen darstellten. Aus dem Gesagten folgt offenbar , dass die Samenfäden keine Thiere sind , da es unmöglich ist anzunehmen , dass der Same constant Thiere in so ungeheurer Menge enthalte und doch noch den Zwecken des Organismus dienen könne , und noch weniger gedenkbar , dass derselbe nur aus Thierchen bestehe. Die Ento- zoen , mit denen man die Samenfäden früher verglichen hat , kommen nie con- stant bei einem Thiere vor , und finden sich gewöhnlich nicht in so ungeheurer Menge , oder beeinträchtigen doch , wo das letzlere in einem Organe von Dignität entsprechend den Hoden der Fall ist, zum Beweise, dass sie dem Organismus fremd sind , die Function desselben auf eine sehr merkliche Weise . während bekanntlich bei den Samenfäden die Sache umgekehrt sich verhält , da gerade an ihr Dasein die Zeugungskraft gebunden ist. b. Die Samenfäden bestehen aus einer homogenen Masse ohne Spur von Zusam- mensetzung aus Zellen oder gar von höheren Organen. Abgesehen von Klenke's schon erwähnten fabelhaften Angaben , die ich keiner Widerlegung -werth halte, hat keiner der Neueren, auch Mayer {^) nicht, obschon er die Samenfäden für Thiere hält, eine Spur von Organisation an denselben wahrnehmen können , so dass , da nun auch Valentin und ff 'agner, die einzigen, die früher in dieser Beziehung Vermuthungen geäussert hatten , sich neuerdings entschieden auf die andere Seite gewendet haben , die Nichtexistenz einer Orga- nisation als fest begründet angesehen werden kann. Wenn nun aber die Samenfäden keine Orgam'sation besitzen , sondern wie ihre Entwicklungsgeschichte lehrt , nichts weiter als der feslgewordene Inhalt von Kernen (oder vielleicht von Zellen ?) sind , so scheint hieraus zu folgen , dass sie keine Thiere sein können. Da nämlich weder im Pflanzen- noch im Thier- reiche , obschon namentlich im ersten viele einzellige Gattungen vorkommen und (') Neue Unters, aus d. Geb. d. Anat. und Pliysiologie , pag. 10. — 65 — auch im letzten die Gattung Gregarina (') von mir als einzellig (^) erkannt wor- den ist , Organismen aufgefunden worden sind , die aus weniger als aus einer Zelle etwa einem Kerne oder einem soliden kugeligen oder länglichen Körper bestehen , so ist es der Analogie nach erlaubt , anzunehmen , dass jedes Thier , jede Pflanze ivenigstetis aus Einer Zelle bestehen müsse , woraus mit Wahrschein- lichkeit folgt , dass die Samenfäden keine Thiere sind. Wenn es sich , wie Mgeii (') der Ansicht ist, als Gesetz aufstellen Hesse, dass das Pflanzen- und Thierreich mit Individuen, die nur aus einer Zelle bestehen, beginnt, so wäre freilich die nicht animalische Natur der Samenfäden vollkommen bewiesen , allein diess ist meiner Ueberzeugung nach unmöglich. Nagelt schliesst so: « d. Die Thiere bestehen aus Zellen (Erlahrungssalz). 2. Jedes Thier entwickelt sich aus einer ein jachen (Ei-) Ze//e (Erfahrungssatz). 3. Das Thierreich beginnt mit Thieren, die bloss aus Einer Zelle bestehen, Schluss nach Analogie.» Die beiden ersten Sätze sind nun aber in der allgemeinen Weise, wie sie aufgestelt werden , nicht richtig , daher auch der Schluss unmöglich als begründet angesehen werden kann. Erstens lässt sich nämlich von den Thieren nicht behaupten , dass sie nur aus Zellen (inbegrifTen die durch Umwandlung von Zellen hervorgehenden Theile und die Ausscheidungsproducte der Zellen) bestehen, denn es gibt bei denselben eine nicht unbedeutende Menge anderer Elemente , die wesentlich an der Zu- sammensetzung des thierischen Leibes sich betheiligen. Ich nenne die Elementar- körnchen der Lymphe, des Chylus , der grauen Gehirnsubstanz, des Drüsenin- haltes u. s. w., die nicht in Zellen und auch nicht in Räumen , die durch Ver- schmelzung von Zellen (') entstanden sind, vorkommen, ferner die freien (') Dass die Gregarinen ausgebildete Thiere sind, hoffe ich, Henle's Zweifeln gegenüber (Miiller's Arch. 1845, Heft 4) in diesem Bande der Denkschriften der schweizerischen Naturforscher, der eine ausführliche Miltheiliing meiner Beobachtungen enthält, zu beweisen. (') Nach D. Siehold (vergl. Anat. pag. 1 und 24) bestehen auch manche Infusorien , wie ich schon früher vermuthete , nur aus Einer Zelle , was ich nun bestätigen kann. C) Zeitschrift für wissensch. Botanik, Heft II, pag. 23, 24. (*) Ich nehme hier meine Ansicht zurück , dass alle Drüsenkanale durch Verschmelzung von Zellen entstehen , da ich in der neusien Zeit die Bildung vieler derselben als Intercellularräume gesehen habe : von den Chylusgefässen bilden sich beim Frosche , wie an einem andern Orte gezeigt werden soll , die feineren durch Verschmelzung sternförmiger Zellen , die gröberen wahrscheinlich als Intercellularräume. 9 — 66 — Kerne der grauen Gehirnsubslanz, Milz, Nebennieren u. s. w., viele Flüssig- keiten , die unabhängig von Zellen entstehen und grösstentheils in Intercellular- räumen sich finden, so das Blut, die Lymphe, der Chylus, die Ernährungs- flüssigkeit z. Th., endlich festere, structurlose Massen , wie die Grundsubstanz der Knorpel und Knochen , und gewisse structurlose Häute , deren Bildungsma- terial ganz oder zum Theil unabhängig von Zellen entsteht. Zweitens kann eben- falls nicht zugegeben werden, dass jedes Thier aus einer einfachen Zelle sich entwickle, denn einmal gibt es bei geschlechtslosen Thieren , wie z. B. bei Gre- garina und manchen einzelligen Infusorien eine Fortpflanzung durch Keimzellen, bei welchen der erste Anfang dieser Zellen , z. B. das Kernchen oder der Kern, schon als Embryo betrachtet werden muss, und ferner beginnt auch bei der Generatio fequivoca, mag sie nun jetzt noch sich finden oder nicht, die Ent- wicklung der Organismen gewiss ebenfalls nicht mit einer Zelle , sondern den ersten Anfängen derselben. Ja selbst bei den Geschlechtsthieren lässt es sich fra- gen , ob die Entwicklung mit einer Zelle beginne, da die befruchtete Dotter- zelle nicht, wie vielleicht bei den Pflanzen die befruchtete Sporcnzelle , die mit ihrer Membran auszuwachsen scheint , mit ihrer Membran und in ihrer Totalität in den Embryo übergeht, sondern denselben aus ihrem Inhalte, d. h. einem im Innern des Dotters auftretenden Kerne und eigenlhümlichen Gebilden (Furchungs- kugeln) , die keine Zellen sind , sondern erst später nach vielfacher Theilung in Zellen übergehen, aufbaut. Noch erwähne ich die Fortpflanzung durch Theilung, obschon dieselbe mit der Frage , die mich hier beschäftigt , nichts zu thun hat , nur um zu zeigen , dass eben nicht bei allen Thieren die Entwicklung auf eine und dieselbe Weise vor sich geht. Hier nämlich bildet sich das Thier nicht aus einer einzigen Zelle , sondern aus einer grossen Menge verschiedener, schon zu mannigfachen Organen gruppirter Elementartheile , wie am deutlichsten die Anneliden und Quallenembryonen zeigen. Aus den mitgelheilten Thatsachen geht ausserdem , dass sie zeigen , dass der Beweis der Nichtexistenz einfacherer Thiere als der einzelligen , nicht gegeben werden kann , was mir auch für die Pflanzen zu gelten scheint , da auch diese z. Th. aus weniger als einer Zelle sich entwickeln , noch das hervor, dass man sich wohl hüten muss , der Analogie zu Liebe überall eine Identität zwischen — 67 — Pflanzen und Thieren zu sehen , eine Bemerkung , die ich mir um so eher er- laube , da ich selbst , wie ich offen eingestehe , früher in dieser Beziehung zu T\eit ging und auch bei den Thieren alle Zeiienbildung auf endogene zuriickzu- führen versuchte. Seitdem habe ich mich davon überzeugt ('), dass bei Thieren eine freie Zellenbildung in Intercellularräumen vielleicht noch verbreiteter ist als die endogene Entstehung der Zellen. Auch in Bezug auf die elementare Structur der Thiere ist , wie aus dem Milgetheilten zu ersehen ist, Scliwann's Theorie, auch wenn man darunter, wie ich es an einem andern Orte (') ausgesprochen habe, versteht, « dass zellenartige Theile (Kerne, Zellen und Umhüllungskugeln , an denen offen- bar die Kerne als das Wesentliche angesehen werden müssen) zu einer gewissen Zeit den ganzen Organismus zusammensetzen und durch mannigfache Umwand- lungen seine complicirtesten Elementartheile hervorbringen « noch nicht weit genug aufgefasst, vielmehr muss man jetzt die Eigenlhümlichkeilen der Thiere in Bezug auf die Form darin suchen , 1 . dass sie , mit einzelligen Organismen beginnend, durch mehrzellige zu solchen aufsteigen, dieaus Bläschen (Zellen , Kernen , Kernchen, Elementarbläschen u.s. w.) und deren Umwandlungen sammt dazivischen liegendem flilssigem oder mehr oder weniger geformtem f körnigem, faserigem, membratiösemj festem Cytoblastem bestehen. 2. dass ihre Elemente frei oder in Abhängigkeit von einander aus Flüssigkeit entstehen i^). c. Den Samenfäden fehlt jede Fortpflanzung. Weder IFagner und v. Siebold, die so vielfach mit dem Studium der Samen- fäden sich beschäftigt haben , noch andere Forscher melden irgend etwas von einer Forlpflanzung derselben durch Theilung, Sprossenbildung u. s. w., mit einziger Ausnahme von Klenke, dessen Beobachtungen schon oben gewürdigt worden sind. Ich selbst habe ebenfalls nie die geringste Spur von einer Fort- pflanzung der Samenfäden gesehen und betrachte den Mangel derselben als einen der besten Beweise dafür , dass dieselben keine Thiere sind. (') Vergl. Zeitschrift für wissensch. Bot., Heft II, pag. 82. (-) Entw. der Ceplialopoden , pag. löS. C) Eine genauere Begründung der hier ausgesprochenen Ansicht wird an einem andern Orte gegeben werden. — .68 — d. Die Entwicklung der Samenfäden geht innerhalb von Bläschen f Kernen) vor sich , die zur Pubertätszeit oder beim Eintritt der Brunst in den Hoden entstehen. Die Thatsachen , aus denen dieser Satz hervorgeht, sind in dieser Abhandlung niedergelegt , \n esshalb hier nur auf die Bedeutung derselben aufmerksam ge- macht werden soll. Wenn die Samenfäden Thiere sind , so muss, wie allgemein anerkannt wird, ihre Entwicklung eine Urzeugung, generatiooriginaria, genannt werden. Da nun in den neusten Zeiten die Thalsachen, welche beweisen , dass es keine Urzeugung gibt, immer mehr an Menge und Bedeutung zunehmen, so muss es als sehr bedenklich erscheinen , Gebilde , denen eine solche Entstehungs- weise unzweifelhaft zukömmt, für Thiere zu halten , namentlich wenn dieselben an einem so eigenthümlichen Orte, so constanl und in so offenbarem Zusammen- hange mit der Zeugungskraft sich bilden. Immerhin ist, wie ich gern zugebe, aus dem Angeführten kein ganz bestimmtes Resultat zu ziehen. Auf eine eigenthümliche Weise hat van Beneden die Entwicklung der Samen- fäden benutzt, um ihre nicht thierische Natur zu beweisen. Er glaubt (*) dass die Samenfäden darum keine Thiere sein können , weil die Mutterzellen dersel- ben durch ihre Entstehungsweise in grossen Mutterzellen mit den innerhalb des Eies (Dotterzelle) sich bildenden Dotterzellen (Furchungskugeln) die grösste Aehnlichkeit besitzen. Allein diese Aehnlichkeit ist nur eine entfernte und über- dem lange nicht bei allen Thieren vorkommende , wesshalb es meiner Ansicht nach zu weit gehen hiesse, derselben eine so grosse Bedeutung zuzuschreiben. e. Die Bewegungen der Samenfäden sind zwar zum Theil willkührlichen ähn- lich, aber doch ganz eigenthümlicher Art. In der neusten Zeit hat Krämer (^) in einer Dissertation , deren Trefflichkeit ich mit Freuden anerkenne , Beobachtungen über die Bewegungen der Samen- fäden bekannt gemacht , die beweisen sollen , dass dieselben ivillkührlich und daher animalisch sind. Zugleich verwirft Krämer meine Angabe, dass die Be- wegungen der Samenfäden vieler Thiere durch ihre grosse Regelmässigkeit und Einförmigkeit von thierischen Bewegungen sich unterscheiden , und nimmt an , {') Bulletin de l'Academie roy. de Brux., tome XI, n" M . (*) De motu spermatozoorum , Göttingen , 1842. — 69 — die Bewegungen, die ich beschreibe, seien nur unvollkommene gewesen. Ich gesiehe , dass ich nicht recht begreife , wie Krämer , einzig auf seine Erfahrun- gen am Menschen und zwei Säugethieren (Hund und Kaninchen) gestützt, einen solchen Ausspruch wagen konnte , während er wusste , dass ich eine Menge von Thieren untersucht hatte, und dass ich die voUkommneren , von ihm ge- sehenen Bewegungen auch kannte , da er meine eignen Worte anführt : « es ist auch nicht zu läugnen , dass man viele Bewegungen der Samenfäden kaum von thierischon wird unterscheiden können. » Hätte Krämer sich damit begnügt zu sagen , die Bewegungen der Samenfäden der Säugethiere seien willkühr- lichen sehr ähnlich , was man übrigens schon wusste , so hätte ich so wenig als sonst Jemand etwas dagegen einzuwenden gehabt; da er jedoch aus seinen wenigen Beobachtungen trotz andern widersprechenden Angaben allgemeine Schlüsse ableitete , musste ich ihm opponiren. Uebrigens bemerke ich noch, dass meine neuern Untersuchungen und deren sind nicht wenige , da ich nächst V. Siebold und Jt'agner wohl am meisten Samenfäden aus allen Abtheilungen der Thiere gesehen habe , meine früheren Erfahrungen vollkommen bestätigen , in- dem ich bei vielen Samenfäden , namentlich den linearen , nur Eine Art der Bewegung, bei andern mehrfache, oft so mannigfaltige Ortsveränderungen sah, dass sie täuschend willkührlichen glichen. Da nun , wenn über die Bewegungen der Samenfäden etwas allgemein Gültiges aufgestellt werden soll, offenbar alle Verhältnisse in's Auge zu fassen sind , so halte ich meinen ^frühem Schluss , dass die Bewegungen der SamenTäden für ihre animalische Natur durchaus nichts oder eher das Gegentheil beweisen , für vollkommen gerechtfertigt , indem ja auch von den vollkommensten derselben der willkührliche Character auf keine Weise dargethan werden kann. — Es scheint mir nicht unpassend hier noch daran zu erinnern, dass auch bei den Pflanzen ebenso complicirte, bestimmt nicht willkührliche Bewegungen sich finden, z. B. bei den wimpernden Sporen von Vaucheria (Unger, v. Siehold) und den Sporen anderer Algen. f. Die Reactionen der Samenfäden gegen verschiedene chemische Substanzen be- weisen nicht das Geringste für ihre selbständige animalische Natur. Man hat Gewicht darauf gelegt, dass die Narcotica die Samenfäden , wie die Thiere augenblicklich in ihren Lebensäusserungen hemmen. Ich gestehe dass — 70 — ich , auch wenn die Beobachtungen , die diess beweisen sollen , für alle Samen- fäden gültig wären, in denselben nicht den geringsten zwingenden Grund fin- den könnte , die Samenfäden für Thiere zu halten; da nun aber dieselben , wie Krämer (*) und Prevost (^) sie miltheilen , obschon richtig , doch zu wenig um- fassend sind , kann leicht begreiflicher Weise nicht davon die Rede sein , allge- meine Schlüsse aus denselben abzuleiten. Die bisherigen Erfahrungen ergeben nämlich unzweifelhaft, dass die Samenfäden gegen die verschiedenen Reagentien sehr verschieden sich verhalten. Den besten Beweis hierfür gibt die Einwirkuni; des Wassers auf dieselben ab. Manche Samenfäden drillen sich und hören auf zu schlagen , sobald nur ein Tropfen Wassers mit ihnen in Berührung kommt , an- dere, namentlich die der in süssem und salzigem Wasser lebenden Thiere, denen keine wirkliche Begattung zukommt , sind in Wasser wo möglich noch lebhafter, was auch IVaijner wenigstens theilweise, namentlich aber v. Siebold (") für dk Polypen, Strahlthiere und Quallen bestätigt ; auch beim Regenwurm schadet nach fFagner das Wasser nicht. Aehnlich verhält es sich mit den Narcoticis, da /?«j/- ner's (*) und meine (°) Beobachtungen denen von Krämer direct widersprechen. Nachdem ich hiermit die wichtigsten Eigenthümlichkeiten der Samenfäden (' ; im Vergleich zu den Thieren aufgeführt habe , glaube ich zu dem Schlüsse , das- (') L. c. ('')L'lnslitut 1842, n" 465. (') Vergl. \nat. pag. 48, 70, 105. (*) Physiologie, pag. 21. (') Samenfl. wirbell. Th., pag. 68. (') Zwischen thierischen und pflanzlichen Samenfäden sind keine wesentlichen Unlerechiede bekannt (die Samenfäden derFucaceen, welche von Decaisne und Thuret (Ann. d. sc. nat., 1845, pag. 1), als rundliche Körperchen mit rothem Kern und zwei Fäden beschrieben werden, sind meiner Ansicht nach ein- fache Samenfäden , die noch z. Tli. in ihren Bläschen sitzen, oder Sporidien) , was um so weniger befrem den darf, da auch zwischen den thierischen und pflanzlichen Kernen, den Bildungsstätten derselben , kein« Differenzen zu existiren scheinen , ja selbst die thierischen und pflanzlichen Zellen viel weniger ausein- ander stehen möchten , als von Mulder (Versuche, physiol. Chemie, übers, v. Dr. Moleschott, erste Lief, pag. 104), JV. Kern(?). a. Doppelbläschen ohne Strahlen. b. Samenkörperchen mit beginnenden Strahlen. c. Samenkörperchen mit längeren Strahlen und verlängertem Kerne. d. Samenkörperchen mit noch längerem Kerne und Strahlen und verkleinerter Zelle. Fig. 37. Spätere Entwicklungsstadien der Samenkörperchen von Pagurus, lineatus. «• Zelle. ß. Kern. 7- Strahlen. a. Samenkörperchen mit 4 Strahlen und gespaltenem, sehr langem Kerne. b. Samenkörperchen mit noch längerem Kerne. c. Samenkörperchen ohne Strahlen, mit sehr verkleinerter Zelle und ungemein langem Kerne. Fig. 38. Samenkörperchen von Maja squinado . a. Zelle mit Kern aus dem Samen. b. Dieselbe (?) mit Strahlen und blassem Kerne. c. Dieselbe ohne Kern mit längeren Strahlen. Fig. 39. Samenkörperchen von Calappa granulosa. a. Zelle aus dem Samen mit daransitzendem Kerne von der Seite, b. von oben gesehen. c. Dieselbe ohne Kern mit verschieden entwickelten Strahlen. d. Dieselbe mit 3 gleich langen Strahlen. Fig. 40. Samenkörperchen von Grapsus marmoratus. a. Doppelbläschen aus dem Samen. a. Zelle? p. Kern? b. Dasselbe mit beginnenden Strahlen von der Seite, c. von oben gesehen. d. Dasselbe mit entwickelten drei und und vier Strahlen von oben. e. von der Seite gesehen. Fig. 41. Samenkörperchen von Dorippe mascarone. a. Von oben , b. von der Seite gesehen. — 81 — Fig. 42. Samenkörperchen von Doripppe lanata. a. Unentwickeltes Körperchen. b. In der Entwicklung begriffene mit 1 — 3 kürzeren Strahlen. c. Entwickeltes Körperchen von oben, d. von der Seite gesehen. Fig. 43. Samenkörperchen von Scyllarus arclus. a. Von unten , b. von der Seite gesehen. =". Zelle ? §. Kern ? 7- Kernchen . ^- Strahlen. Fig. 44. Samenkörperchen von Piia tetraodon. a. Von der Seite , b . halb von oben , g. ganz von oben gesehen. d. Samenkapseln mit eingeschlossenen Körperchen, weniger vergrössert. Fig. 45. Samenkörperchen von Portunus corrugatus. a. Wenig entwickeltes mit kurzen Strahlen. b. Mehr entwickeltes mit längeren Strahlen und kleinerer Zelle. c. Körperchen mit ganz kleiner Zelle und sehr langen Strahlen. Fig. 46. Samenkörperchen von Dromia Rumphii. Fig. 47. Starre Fäden aus dem Ductus deferens von Dromia Rumphit. Fig. 48. Samenkörperchen von Galathea rugosa. a. Zelle? b. Kern? c. Strahlen. Fig. 49. Entwicklung der Samenfäden von Polyclinum slellatum. a. Grosse Zelle aus dem Samen mit Saflströmung im Innern. Ia- Kerne mit undeutlichen Umrissen wegen der an ihnen sitzenden Körnchen. ß- Anhäufungen von Körnchen. 7- Strömchen, b. Kleinere Zellen in scheinbarer Verlängerung zu Samenfäden, c. Entwickelter Samenfaden. Fig. 50. Samenkörperchen von llia nucleus. 11 — 82 — Fig. 51. Samenfäden von Nemerlea Krohnii. •• Fig. 52. Samenfaden von Nemerles Ehrenbergii . Fig. 53. Samenfaden von Phallusiamonaclms. Fig. 54. Samenfaden von Bolryllus violaceiis. Fig. 55. Samenfäden von Bolryltus aureus. Fig. 56. Samenfaden von Didemnum candidum. Fig. 57. Samenfaden von Diazona violacea . Fig. 58. Samenfaden von Polia delineata. Fig. 59. Samenfäden von Planaria verrucosa. Fig. 60. Schemalische Abbildung, welche die Entwicklung der Elemente, aus denen die Samenfäden sich bilden, darstellt. a. Zelle mit einem Kern. b. Zelle mit zwei Kernen. c. Zelle (Cyste) mit acht Kernen. d. Zelle (Cyste) mit einem Samenfädenbündel. e. Zelle mit zwei Tochterzellen. f. Zwei freie Zellen. g. Haufen von acht freien Zellen. h. Bündel von Samenfäden. i. Mutterzelle mit 4 Tochterzellcn. k. Mutterzelle mit acht Tochterzellen. 1. Mutterzelle mit einem Samenfädenbündel, m. Vier freie Zellen mit einer centralen Kugel, n. Acht freie Zellen mit einer centralen Kugel. o. Samenfädenbündel mit einer centralen Kugel . TaJj.l. I i \ Fkj.Io. '•li," 1^ m JWA Fuj. 1.1. '";■■& 'i / [' 3.'*p 'i-L 't;r! JvTÄiiÄur Tab. ■ i ^ 0. •«:•.». « % a • , ru,.i7 f '/S). ^i' ! i %,tf. /iy./il. /■■•'/ 22 I ff /'V,2.)' Fiij.n. Fi€,-2S. M f'ül.2.1. Fifi.Jo. Fuf.Sl . .m'' m. o', i» Fui .'I ■V ■(' ^■ ^M Li& 3» A. SVa:^ ä.iretiilunl TaL.3. ■■'! i'q) Wäeji^ jj-lAui Lith 3» iSonr^liTTeuchatEl BEMERKUNGEN UEBER DIE IXATUERLICHE]\ VERHAELTIXISSE DER IN SAYOYEPI VON ^2,3B, ■im>'&S3<&'Si» ^'~l^ VORWORT. Mit dem Ausdrucke Thermen bezeichnet man gemeiniglich Mineralquellen, welche mit einer selbständigen , diejenige der Gegend übersteigenden Tempe- ratur aus dem Boden hervorsprudeln. An ihr Erscheinen knüpfen sich zwei interessante Fragen der physischen Erd- kunde , die eine über den Ursprung der ungewöhnlichen JVärme , die andere über den Stammort der mitgeführten Mineralstoffe. Die beiden Eigenschaften der hö- 1, hern Wärme und des besondern mineralischen Gehaltes, auf deren Vereinigung die Wichtigkeit der Thermen für den Menschen beruht , scheinen nach vielfachen Beispielen , wo sie bald einzeln , bald vereint auftreten , nicht nothwendig ver- bunden , und es bedarf daher die Beantwortung jeder der obigen Fragen eines l! besondern , auf eigenthümliche Thatsachen gestützten Nachweises. Allerdings ist es in den meisten Fällen unmöglich , einen solchen direcl zu liefern , denn von der Existenz der hervortretenden Wasserader kennen wir nur ihr letztes Sta- dium, wo das Wasser am Tage verfliesst, die Wärme entweicht, die Bestand- theile sich ausscheiden oder ins Unendliche verlheilen ; während die allmälige 'Entstehung, der ohne Zweifel sehr lange Verlauf, die Anreicherungs- und Er- hitzungsweise dem Blicke entzogen bleiben. Allein auf indirectem Wege, durch genaue Prüfung der geologischen Verhältnisse einer Gegend , lassen sich den. noch über das in der Tiefe Verborgene einige Aufschlüsse erhalten und aus ihnen — 4 — Erklärungen ableiten, welche, nach der Wahrscheinlichkeit ihrer Begründung und der Richtigkeit ihrer Folgerungen zu urtheilen , mehr als blosse Hypothe- sen sind. Nicht leicht können sich die Verhältnisse einfacher und klarer darstellen , als diess mit den Zürich naheliegenden Thermen von Badm und Schinznacht der Fall ist ('). Beide nämlich liegen genau auf der Richtung einer Gesteitisuntei- hrechunif , welche sich längs der rechten Jurakette , hinter der Legern und der Habsburg durch , fortzieht , und , dem Bau des Gebirges zufolge , in die gröss- ten Tiefen hinabreicht. Auf dieser Linie, gleichsam im Herzen des aufgespreng- ten Felsgewölbes , finden sich die tiefsten sichtbaren Schichtmassen der ganzen Gegend , Massen , die hier und auch anderwärts durch mächtige Gypsflöze und Stöcke, so wie durch Einlagerungen verschiedener Salze sich auszeichnen. Die Deutung liegt ohne Zweifel nahe , einmal , dass die Wärme keiner ungewöhn- lichen Ursache , sondern der Tiefe zuzuschreiben ist , aus welcher das Wasser , durch jene Gebirgsunterbrechung geleitet , zu Tage steigt ; zweitens , dass die An- reicherung mit Salzen in der langen Berührung und durch die Wärme begün- stigten Auslaugung der durchflossenen , theilweise sichtbaren Erdschichten zu suchen ist. Von geologischer Seite sind bisher wenige Thermen gründlich untersucht worden (^) und daher kann erst die Zukunft lehren , ob den beiden obenge- nannten Bedingungen für das Erscheinen derselben allgemeinere Gültigkeit zu- kommt oder nicht. Bewährt es sich , dass in nicht vulkanischen Gegenden , von denen allein hier die Rede sein kann , die höhere Temperatur durch das Dasein tiefeingreifender Zerreissungen in der festen Erdkruste bedingt wird , der Ge- halt an Mineralstoffen durch die nachweisbare Nähe von Formalionen, die eben diese Stoffe einschliessen , so befreit sich die Theorie der Thermen von jenen Ausnahmshj'pothesen besonderer Erhitzungsheerde und besonderer chemischen " Werkstätten , die man früher zu Hülfe zu nehmen pflegte und fällt den in der festen Erdrinde thätigen , regelmässigen Prozessen anheim , welche in kleinerem (') Geologische Skizze der Gegend von Baden, Züricli, 1840. (') Fr. Hoffmann, über Erhebungsthäler ii. s. f. Pogg. Ann. Bd. XVII. pag. 1.51. V. Hoff. Geognost. Bemerkungen über Carlsbad. — 5 — Massslabe und mit weniger auffallenden Wirkungen in vielen unserer gewöhn- lichen Quellen sich offenbaren (*). Uebrigens stimmen manche längst bekannte Thatsachen mit diesen Ansichten überein. Man weiss z. B. dass heisse Quellen in unzerrütteten Flözländern, wo zusammenhängende undurchdringliche Schichten das Wasser in der Tiefe ge- fangen halten , eine Seltenheit sind , während sie meist an der Grenze oder im Herzen bergiger Gegenden sprudeln , deren äussere Gestalt und innere Beschaf- fenheit die früheren, ohne gewaltige Zerreissungcn und Verschiebungen nicht ge- denkbaren Wirkungen unterirdischer Kräfte verralhen. — Ebenso ist bekannt, dass selbst unter günstigen geologischen Verhältnissen , höhere Wärme fast immer einen grossen Wasserreichthum voraussetzt , denn bei der nämlichen Tiefe des Ursprunges und dem nämlichen Verlaufe durch die erkältenden Erdschichten ver- liert der schwache Wasserfaden ganz seine thermischen Eigenschaften , während der stärkere Strom ohne so bedeutende Einbusse sein Gerinne erwärmt und mit höherer Temperatur die Oberfläche erreicht. Daher sind auch weder zu starke, noch zu dürftige Quellen geeignet, mit einiger Sicherheit die mittlere Temperatur des Bodens zu geben ; jene nicht, weil sie , je nach ihrer Herkunft von höhern oder tiefern Stellen , leicht eine zu tiefe oder zu hohe Temperatur mitbringen ; diese nicht, weil sie schon unter dem Einflüsse der oberflächlichen Erdschichten leiden , welche mehr oder weniger an dem jährlichen Wechsel der atmosphä- rischen Temperatur Theil nehmen. — Eine dritte bekannte Thatsache ist die Ver- änderlichkeit des mineralischen Gehaltes mit der Natur des Bodens , aus welchem die Quellen hervortreten. Quellen im Urgebirge oder in Gegenden der ältesten geologischen Epochen können wohl bedeutende Wärme besitzen , enthalten aber nur wenige mineralische Stoffe und in geringer Mannigfaltigkeit; solche hin- gegen , die aus Flözbildungen fliessen , vornehmlich aus den an Einlagerungen so reichen Triasbildungen , zeichnen sich durch eine bedeutende Menge und grosse Verschiedenartigkeit erdiger und salziger Bestandtheile aus. Es ist unnöthig diese allgemeinen Betrachtungen weiter auszuführen. Die we- nigen Worte genügen den Standpunkt festzusetzen , von dem aus die folgenden (') Eine allgemeine Eröilerung dieser Fragen findet man in D. G. Bisclioff, die Wäimeieliie des Innern des Erdkörpers , pag. iV u. f. und Fr. Hoffmann's piiysik. Geographie, pag. 423 u. f. — 6 — Bemerkungen über die ttatürlichen Ferhältnisse der Thermen von Aix in Savoyen niedergeschrieben wurden. Ohne auf Vollständigkeit Anspruch zu machen , sol- len sie nämlich ein übersichtliches Bild der orographischen und geologischen Beschaffenheil der Gegend und hiermit das Mittel geben, die Anwendbarkeit der obigen theoretischen Ansichten auf die Erklärung dieser durch ihren Wasser- reichthum imd ihre Hitze so merkwürdigen Quellen zu prüfen (*). (') Das Material zu diesem Aufealze wurde während einer Kur in Aix im Mai und Juni 1844 gesam- melt und in dem darauf folgenden Winter zusammengestellt. Im August desselben Jahres versammelte sich die franz. geolog. Gesellschaft in Chambery und publicirte während des gleichen Winters 1844 auf 45 ihre zalilreichen, interessanten Beobachtungen über die Geologie Savoyens in dem Bulletin II. Ser. Tom. I. Dadurch freilich haben manche Einzelnheiten des vorliegenden Aufsatzes den Werth der Neu- heit verloren , dennoch hoffen wir , derselbe könne als übersichtliches Bild im Gegensatze zu den mehr speciellen Angaben und als Ausdruck einer eigenthümlichen Auffassung immer noch einiges Interesse finden. §. 1. DAS HUEGELLAND SA VO YENS. Wirft man einen Blick auf die erste, beste Karte der Schweiz , so scheint es, als wenn das breite , von Tertiärbildungen überdeckte Hauptthal derselben mit dem Becken des Genfersee's ein Ende nehme. Jura und Alpen , die auf einer Linie über Luzern mehr als 1 i Stunden auseinander stehen , rücken nach dieser Seite hin fast auf 2'/= Stunde zusammen , theils in Folge der convergirenden Hauptrichtung beider Gebirge, theils durch das Hervortreten verschiedener Ne- 1 benketten, von denen der Voiron und Saleve die letzten sind. Etwas südlich von Genf schliesst endlich der Mont Sion , den Vuache mit dem Saleve verbindend , das ganze Becken und zwar scheinbar so vollständig , dass der Rhone nur seit- wärts durch die erste Jurakette , in der tiefen Schlucht des Fort de l'Ecluse , |l einen Ausweg findet. Diese Vorstellung über die südliche Abgränzung des tertiären Hügellandes der Schweiz ist aber in doppelter Hinsicht irrig. Einmal weil der Mont Sion nur aus einer dammartigen Anhäufung von Diluvialschutt besteht , in deren Grundlage die Molasse ungestört nach Süden fortsetzt (*); zweitens, weil eben diese Sand- steinbildung sich aus dem Hauptthale hinter den Saleve verbreitet und denselben auf nicht unbedeutende Breite von dem Hochgebirge trennt. Die mantelförmige Umschliessung mit Molasse bezeichnet übrigens den Saleve selbst , ungeachtet (') Siehe über diese und die folgenden Verhältnisse : Necker, Etudes geolog. dans les Alpes, t. 1. — 8 — seiner Lage auf der Alpenseite des Genferbeckens , als eine Nebenkette des Jura , wie schon die äussere Gestalt es andeutet. Denn nirgends im Umkreise der Alpen dringen die Jüngern Bildungen in solcher Weise zwischen die altern Ketten ein , vielmehr scheint es , als hätten die Umstände der Erhebung erstere, wenigstens in ihrer normalen Gestalt , gänzlich aus dem Gebiete der letztern ausgeschlossen oder in wunderbar vollständiger Weise vertilgt. Von dem gebirgigen Savoyen gehört nur der im Süden von Genf liegende kleinere Theil zum eigentlichen Hügellande und bildet, nach dem Ebengesagten, für die Tertiärepoche die unmittelbare Fortsetzung des Hauptthaies der Schweiz. In Gestalt eines rechtwinkllchlen Dreieckes, dessen kleinere Cathete von den Höhen der Bornes , hinter dem Saleve , bis gegen den Rhone hin an 8 Stunden misst , dessen grössere Cathete in einer Entfernung von H bis i 2 Stunden den Hauptketten des Jura folgt , zieht sich dieses Gebiet nach Süden und spitzt sich erst in der Gegend von Chambery nahe vollständig aus , — ungefähr in den» Winkelpunkte, den die Vorkelten des Monblanc in ihrer S. W. Erstreckung mit dem hier genau dem Meridiane folgenden Jura bilden. Die Hypothenuse des Dreieckes geht mit einigen unregelmässigen Biegungen über Annecy und den Hügeln hinter Aix weg. Nur in dem nördlichen breitern Theile des so begrenzten Raumes zeigt die Molasse einen vollständigem Zusammenhang und eine vorherrschend nahe hori zontale Lagerung. Seitwärts liegend von den zum Eisgebirge hinaufreichenden Hauptthälern , scheint diese Gegend , zwar nicht von den Erscheinungen der erratischen Zeit , wohl aber von den noch mächtigern Wirkungen , denen die Aushöhlung der Thäler zuzuschreiben ist, verschont geblieben zu sein. Voll- standiger als es sonst bei der Weichheit des Gesteins in der Schweiz gewöhnlich der Fall ist , hat sich die Bodengestalt erhalten , und stellt sich als eine etwas kahle Hochfläche dar , in welche die Gewässer sich tiefe Rinnen oder in schöner Vegetation prangende Thälchen gegraben haben. Die Hauptabdachung ist nach Westen gerichtet , daher die Abflüsse der unregelmässigen Wasserverzweigung , die Usses , der Fier , der Cheran , die Daisse , nach dieser Seite hin den Rhone suchen , der von Bellegarde bis gegen Yenne das breite Längenthal zwischen der ersten und zweiten Jurakette durchströmt. le It — 9 — Wo an den Wänden der tiefern Rinnen das anstehende Gestein entblösst ist , findet man vorherrschend gemeine |und weiche Molasse , mit allen Merkmalen , welche H. Studer für diejenige der niedern Schweiz angibt (*). Doch scheinen so- wohl nach unten als nach oben die Bedingungen der gleichförmigen Bildung und Anhäufung des Sandsteins sich verändert zu haben. Nach unten erscheinen mergelige Schichten Wechsel , zwischen welchen festere knaurige Lager , bis- weilen bis zu wahrem Süsswasserkalk ausgebildet, eingeschoben sind. Nach oben mengen sich Schnüre von gröberem Korne bei , bisweilen sogar Streifen mit wahren Gerollen von Nuss- und Eigrösse und mit Trümmern marinischer Muscheln, über welche dann wieder gleichförmigere Massen folgen. Offenbar entspricht die erste Abweichung den lacustrischen Gyps führenden Schichten des Genferbeckens ; die zweite Ausartung hingegen einem schwach entwickelten Muschelsandsteine, welche Formation, wie bekannt, auch in der Schweiz die subjurassischen Tertiärhügel theilweise krönt und der Jüngern lacustrischen Mo- lasse zur Grundlage dient. Die untere rothe Molasse des Herrn Necker (') ist mir dagegen als deutlich unterschiedene Masse nicht vorgekommen. Die Seitengrenzen der Hochfläche sind : nach Westen , die erste Jurakette , die bei dem Fort d'Ecluse vom Rhone durchbrochen, nach einer bedeutenden Un- terbrechung und Erniedrigung in der Gegend von Seyssel , wieder höher auf- steigt und mit dem Namen Chambotte bis in die Gegend von Aix fortsetzt ; im Osten, die ersten alpinischen Kalkberge und von Annecy an, diessseits des See's, die als langer Doppelkamm beginnende Kette, die sich südlich in die mächtige Kalkmasse der Banges verliert. Aber ausser diesen genau nach Süden streichen- den Grenzketten , tauchen zwei andere , wie lange Inseln aus dem Terliärgebilde hervor ; der früher erwähnte Saleve mit einer Richtung N 30 0 und der Vouaehe mit einer ganz abweichenden N 40 W. Jede dieser Ketten ist von einem Ein- schnitte , gegen das Ende ihrer Erstreckung in zwei Theile gesondert ; der Sa- leve durch das wilde Bett der Usses , über welches in schwindelnder Höhe die Drathbrücke von Caille gespannt ist ; der Vouaehe durch die Schlucht hinter Frang y , welche den Felsenkamm über Museege als isolirlen Berg abschneidet. Später (') Monographie der Molasse, Berne, d825. (-) D. a. 0. p. 479u. f. 9 — 10 — verschwinden beide Ketten unter die Bodenfläche , die erste unweit Lavigny am Fier, die zweite in der Gegend von Mesigny. Aber bedeutend weiter noch, für den Saleve bis jenseits Alby , erkennt man an der Aufrichtung der Molasse- schichten den unterirdischen Einfluss ihrer Erhebung. Trotz der Abweichungen , welche die k ebengenannten Ketten in ihrer Rich- 'ung zeigen , besitzen dieselben eine solche Aehnlichkeit der äussern Gestall , ies Baues , der GesteinsbeschafTenheit ; endlich des Verhaltens gegen die Jün- gern Bildungen, dass man kaum an ihrer Gleichzeitigkeit zweifeln kann. Es sind lange Rücken , die in Gemässheit eines schon von Saussure aufgestellten Ge- setzes ('), nach den Alpen sanftere , gleichförmigere Hänge, nach aussen , gegen Westen , steile Felsabslürze kehren , jene von den Flächen , diese von den Köpfen der klappenartig aufgerichteten Schichten gebildet. Oder es sind , zumal gegen das Ende der Ketten , vollständige oder theilweise aufgebrochene Schichtenge- wölbe , deren Westseite stets viel steiler und unregelmässiger einschiesst als die Ostseite. Beide Formen weisen darauf hin, dass neben der Hebung eine verschie- bende Seitenwirkung vom Hochgebirge ausging, wie sie bereits von Hrn. v. Buch als eines der wichtigsten Momente zur Erklärung der mechanischen Struk- tur der Kalkalpen zu Hülfe genommen wurde. Bisweilen , wie man es unvollkommen an der Höhe von St. Germain , und schärfer gezeichnet an der Kette bei Annecy wahrnimmt , besteht der Rücken aus einem doppelten Grate oder einer doppelten Kante festerer , von einer wei- chern Bildung getrennter Lager. Bei genauer Prüfung findet man , dass der oberste Grat und die Trennungsfurche, wie Hr. Favre es für den Saleve nach- gewiesen hat (^) , der zwischen Grensand und Portlandkalk eingelagerten Neo- comienbildung angehören; der zweite Grat hingegen nebst dem Hauptlheile der felsigen Abstürze den obern und festern Massen des Jurakalkes. Selten steigt die Molasse, wo die Ketten sich höher erheben, bis auf den ei- gentlichen Kamm derselben, doch findet man an dem breiten Chambolte , hinter Rümilly nnd Albens , Stellen , wo sie als eine terassenarlige Anlagerung nahe die nämliche Höhe erreicht. Immer aber scheint es , als ob auf der Rückenseile (') Voyage dans Ies Alpes, § 344. n Consideralions geol. sur le mont Saleve, 1843 , pag. 18 u. f. — H — der Kellen, selbsl bei sleilaufgerichleler Stellung , das Tertiärgebilde dem Kalke nahe harmonisch aufgelagert sei und daher die Umwälzungen des letztern , we- nigstens die bedeutendem derselben, gelheilt habe. Weniger leicht ist freilich der Parallelismus auf den westlichen Abhängen nachzuweisen ; ein Beispiel in- zwischen bietet die liefe Schlucht hinter Frangy dar , wo regelmässige , merge- lige Molasselager nach der Westseite einschiessen. Allein diese Abweichungen der Nord- und Westseilen der Juraketten sind eine allgemeinere Erscheinung, die sich namentlich in den nördlichen Ausläufern des Gebirges , z. B. in der Kette der Legern , wiederholt und daher vermulhlich mit der oben angegebeneu Seitenwirkung der Hebung in Verbindung gebracht werden muss. Ueber die ebenbeschriebene Hochfläche mit ihren Kalkketten verbreiten sich , ganz unabhängig von den Erscheinungen der Hebung- und Thalbildung , die Trümmer der erratischen Zeit. Aus den sehr sorgfältigen Untersuchungen des Hrn. Guyot (') geht hervor, dass , mit Ausnahme der nördlichen Grenze, alle Blöcke und Trümmermassen dieses Gebietes , unter denen Amphibolite >md Porphyrgranite vorzüglich ausgezeichnet sind , aus dem Iserethal stammen , aus welchem sie vermulhlich durch die Erniedrigung hinter Conflans in das Becken des Annecysee's entladen wurden. Ihre nördliche Grenze läuft über dem Bette der Usses an den Abhängen des Saleve , des Moni Sion und Vouache hin , erst mit den Protoginen und Gneissen des Arvethaies , dann mit den Chlo- ritgesteinen und Gabbros des Rhönethales zur Berührung kommend. Nach Westen und Süden vermischen sie sich dagegen mit einem zweiten , auf anderm Wege erfolgten Ergüsse von Trümmern des Iserelhales. § 2. DAS THAL DES BOURGETSEES. Die bisherige Schilderung passt einzig auf das zusammenhängende Hügelland j in dem nördlichen weitern Theile des hier berücksichtigten Gebietes , nicht aber auf den südlichem Theil , in welchem Aix liegt , und der in höherm Masse noch der Aufmerksamkeit werlh ist. (') Bulletin de la soc. des sciences naturelles de Neuchätel , 1843 , pag. 12 etc. — 12 — Die Abweichungen werden vorzüglich durch bedeutende Aenderungen in dem früher gleichförmigen Verlaufe der beiden Seitenketten hervorgebracht. Die östliche nämlich verschmilzt mit der hohen Bergplatte der Bauges und tritt als eine gewaltige Felsenfestung, die nach N., W. und S. gleich steil abstürzt und die höheren Kuppen des Mont d'Azi und der Dent de Nivolet zu Ecklhürmen hat, in die Niederung hervor. Gerade gegenüber erleidet auch die westliche Seiten- kette , der Chambotte , eine Umwandlung und senkt sich im Mont St. Innocent kuppelartig in die Tiefe, um erst 3 Stunden südlicher, hinter Chambery , in grösserer Höhe wieder aufzutauchen. Durch diese beiden Veränderungen ge- schieht es , dass die letzte zusammengedrängte Endigung des früher beschrie- benen Tertiärbodens sich auf eine gewisse Strecke mit dem rechten Längen- thaie des Jura zu einem Becken vereinigt , welches einerseits den mauerartigcn Absturz der Bauges , anderseits die kahlen Schichlflächen der zweiten Jurakettf zu Thalwänden hat. Diese lefzlere , nachdem sie in einem breiten Querthale bei Culex vom Rhone durchbrochen worden , gewinnt hier wieder grössere Mäch- tigkeit und läuft in einem wilden zackigen Kamme von dem Mont du Chat nach dem Mont de l'Epine hin. Alle diese umgebenden Berge sind von eigentlicher Waldung entblössl, welthi einmal zerstört , nirgends wieder Wurzel zu fassen vermochte. Nur einiges Ge- sträuch unterbricht die von den Sonnenstrahlen erhitzten Steinflächen, oder bekleidet die Schutthalden , die sich in altern Zeiten an ihrem Fusse gebildet ha- ben ; doch verrathen einzelne Bänder und Stufen von frischerem Grün das Dasein weicherer , die Feuchtigkeit haltender Felsgebilde. Das Thalbecken des Bourget selbst hat l'/^ Stunde Breite auf S'A Stunde Länge. Wie es im Norden aus zwei Thälern entstanden ist , deren Trennung kaum noch durch den langen Hügel von Tresserve und die Höhe von Vauglans angedeutet wird , so löst es sich bei Chambery wieder in zwei Arme auf, rest- lich in das enge Thal , durch welches die Strasse nach Echelles führt, östlich in die Ebene , welche eine breite Verbindung mit dem Iserethale bei Montmellian herstellt. Die westliche Seite des Thalbeckens , welche in der Verlängerung des ersten Jurathaies liegt, wird grossentheils von dem vier Stunden langen und 'A Stunde breiten Bourgelsee eingenommen , dessen grössle Tiefe, längs dem Fusse des Mont du Chat , an 600 ' betragen soll ('). An seinen beiden Enden be- ginnen ausgedehnte Ebenen , deren eine mit dem breiten Boden des Rhonethales zusammenhängt , die andere , nach einer Verengung bei Chambery in die vor- genannte Verbindung mit dem Iserelhal fortsetzt. Eine dritte Ebene reicht seit- wärts von dem See nach Osten hin , den Raum erfüllend , der durch die ver- schwundene Chambotlekelle leer geblieben ist , und verlängert sich auf der Osl- seite des Beckens bis an die Felsengrundlage der Dent de Nivolel. Diese Ebenen bestehen zunächst an dem See aus eigentlichem Sumpfe ; ent- I fernter aus einem schweren Moorboden , der als Weide benutzt wird und nur Pappeln, Ellern und Weiden trägt ; iheilweise, wo künstliche Wasserabzüge an- gelegt sind, aus einer für Wiesen und Maisbau sehr günstigen Erde, endlich, in manchen Strecken , aus Sand und Alluvionen. Im Gegensatze zu dem nackten Gebirge und den einförmigen Ebenen stehen die von der tiefern Thalbildung verschonten Ueberreste des eigentlichen Hügel- landes, welches mit seinem Rcichthume an Kastanien- und Wallnussbäumen die Landschaft auf eine für das Auge wohlthuende Weise belebt. Mit Ausnahme einiger unbedeutender Stellen mehr im Norden, erscheint das Hügelland längs der westlichen Thalwand erst am Ende des See's in einigem Zusammenhange , und bildet, nach dem Mont de l'Epine an Breite gewinnend , den in mehreren Stufen ansteigenden Abhang , auf welchem die Ortschaften La Motte , Servollex , Vimines u. s. f. zwischen Bäumen versteckt liegen. — Eine zweite, schon vor- hin erwähnte Hügellinie beginnt an der Westseite des Mont St. Innocent und setzt , nach einer breiten Unterbrechung , in der Länge des Thaies über Tres- serve und Vauglans gegen den Mont Clemenc , den letzten vorspringenden Aus- läufer der Dent de ISivolet , fort. Sie bildet die Trennung zw ischen dem Moor- grunde von Mery und Vivier und der von dem See nach Chambery reichenden Ebene. Eine dritte Hügelmasse endlich umschliessl an der östlichen Thalwand I in einem Umkreise von einer Stunde , den Fuss des Mont d'Azi und ist die letzte I Endigung des früher beschriebenen , von der Thalbildung immer liefer ange- ! griffenen Tertiärbodens. Die obere Stufe dieses Hügelabhanges trägt neben schö- 1 (') Saussure gibt nur 240 ' an , 200 Fuss von den Felsen bei Bordeau. — Voyages dans les! Alpes . ' t- III, pag. 10. — la- uen Bauingruppen die Dörfchen Clarafond , 3Iouxi , Trevigny u. s. f. , die un- tere , von Reben überkleidet , hat ein rauheres Ansehen und senkt sich gerade da , wo Aix mit seinen Thermen liegt , in die nach dem See sich erstreckende Ebene. In diesen drei Haupttheilen der Landschaft , den Ketten , den Hügeln und Ebenen drückt sich der Charakter der drei geologischen Epochen aus, welche ein- greifend über die Gegend hinzogen. Die Ketten gehören nämlich der secundären, die Hügel der tertiären , die Ebnen der Diluvial und erratischen Zeit an. Die He- bungen und Senkungen haben das Gerippe des Bodens ausgeschnitten , die Thal- bildung mit ihren Auswaschungen die secundären Formen gezeichnet , endlich der anhaltende Einfluss der atmospherischen Agentien die Einzelnheiten des Ge- mäldes vollendet , in denen die verschiedene GesleinsbeschafTenheit sich aus- spricht. Am vollständigsten entblösst sind die Secundärbildungen in der Kette des Moni du Chat, längs der schönen BergsIrasse, welche von Chambery nach Yenne führt. Man beobachtet beim Ansteigen von Bordeau her von oben nach unten die folgende Reihe von Schichtmassen (*). 1 . Ein sehr heller , fast weisser , dichter Kalk , mit etwas schuppigen , durch- scheinenden Bruchsplitlern und einem durch Spathäderchen und Spalhlinien un- gleichförmigen Gefüge. Man erkennt Spuren breiter gestreifter Terebrateln , ver- wandt mit plicatilis Sow , gekrümmter, caprolinenarliger Schalen u. s. f. Es bildet dieser Kalk einige massige, wenig ausgewitterte, aber vom Wasser durch- furchte Lager, welche die äussere Schale des Gebirges bilden. 1. Ein mächtiger Wechsel verschiedenartiger, vorherrschend sandigmerge- liger und sandigkalkiger Schichten von grünlich und bräunlichgrauen Nuancen. Einige nach oben liegende Lager gehen in einen undeutlich späthigkörnigen Oolit mit dunkeln Körnchen über und enthalten neben zahlreichen Petrefakten- Irümmern zerfressen hervorragende siliciöse Streifen. Andere Lager, den untern Theil) der ganzen Masse einnehmend , sind muschelarlig , voll späthiger Theil- chen und Stücken von Petrefakten , unter denen man eine der 0. carinata Lam. (') Man vergleiche hiermit den Bericht des Herrn Chamousset in Bull, de la soc. g(5ol. 1843 — 44, pag. 731 u. f. — 15 — verwandte Ostrea und gewundene Schnecken erkennt. Am wichtigsten aber für die Bestimmung der Bildung sind einige in grosse Knauer zerfallende Lager , welche den mächtigern mittlem Theil der Schichtenfolge einnehmen und reich an Petrefakten sind. Man unterscheidet grosse Ammoniten, Nautilus neocomiensis d'Orb , Pecten intextus Brgn., Exogyra sinuata Leym , Mya? Spatangus retusus Lamu. s. f. — Es sind diess die Fossilien der untern Neocomienbildung und dadurch wird zugleich die Bestimmung der obern Kalkmasse als Rudistenkalk Favre (*), Chamakalk Chamousset (^) mit gleicher Sicherheit gegeben. I • 3. Auf die vorige Bildung , doch ohne dass die Berührung beobachtet werden kann , folgt in grosser Mächtigkeit ein dichter heller Kalk, der mit dem Rudislen- kalke einige Aehnlichkeit , doch grössere Homogeneiiät und reinern Muschel- bruch besizt. Auch sind die Lager weniger stark und liegen mit sehr ebe- nen Flächen aufeinander, auf welchen bisweilen eckige Löcher und Höhlungen sichtbar sind , die an eine Coagulation der Masse erinnern. Fn einer Schicht sogar löst sich der dichte Kälk in getrennte, stellenweise verwachsene Knollen : auf, die leicht, obgleich fälschlich, für ein Reibungsconglomerat genommen wer- den könnten. In den obersten, fast weissen Lagern dieses Kalkes kommen un- bestimmbare gelhürmte Schnecken , vermuthlich INerineen vor ; die grösste • Masse derselben scheint indessen leer a'n Petrefakten. •| k. Von dem vorigen Kalke durch eine 10- — 18 Fuss starke Masse von weissem, s schuppig -sandigem Dolomit getrennt, wiederholt sich eine zweite, ebenso- • mächtige Lagerfolge von verwandter Natur , nur ist die Gleichförmigkeit noch grösser , der Bruch matter und mergeliger , die Färbung nach unten mehr und mehr ins Gelbe und Bräunliche. Einige unvollkommene Stücke gerippter Am- 1 moniten (Planulaten) sind die einzigen bemerkbaren Fossilien. Dennoch kann n man bei dem ganzen Habitus des Gesteins nicht an der richtigen Deutung des- I selben als jurassischen Coralkalk oder weissen Jura Quenstedt (') in pelagiseher Enlwickelung zweifeln , welcher Bildung dolomitische Umwandlungen keines- (') Conslderations geol. sur le mont Salfive, pag. 38. (') Bulletin, pag. 743 u. s. f. (') Das Flözgebirge Würtembergs, pag. 406 u. f. — 16 — Avegs fremd sind (*j. Dadurch wird auch der vorigen Masse ihre Stelle entweder als oberer Goralkalk oder als Portlandkalk Thurmann (^) und Gressly (') ange- wiesen , eine Alternative , welche erst durch die Entdeckung bestimmbarer Pe- j trefakten gelöst werden wird. Diesen Bestimmungen dient das Vorkommen ei- ner von Eisenhydrat gefärbten thonigen Erde , der gewöhnlichen Begleiterin des Bohnerzes zur Bestätigung. Das Erz selbst findet sich unter ähnlichen anomalen Lagerungsverhällnissen , wie im weissen Kalk des Schweizerjura , an einer un- weit des Culminationspunktes der Strasse gelegenen Stelle. 5 . Ohne scharfe Trennung wird der Kalk allmählig matter und erdiger ; die nicht einmal fuss-starken Lager wechseln regelmässig mit dünnen Schichten schie- ferigen Mergels ; durch ihr Inneres zieht sich ein bläuliches , von gelbem Rande eingefasstes Band. Alle diese Merkmale stimmen mit denen der obern Oxford- schichten des Aargaues, im Uebergange zum Coralkalke vollkommen überein und bezeichnen bei ihrem Mangel an Petrefakten eine in tiefem Wasser durch einen regelmässig wiederkehrenden Prozess entstandene Bildung. — Der untere Theil der Schichtenmasse ist ,, vermuthlich in Folge noch grösserer Weichheit und Zer- störbarkeit , an der Strasse nicht deutlich aufgedeckt. 6. Bald aber folgt eine ihres Petrefakten reichthums wegen sehr merkwürdige Masse, die aus einem aschgrauen, dichten, rauhverwachsenen Kalke besteht, an den sich ein heller Kalkmergel mit eisenschüssigen Ooliten und eingelagerten Stücken eines ebenfalls eisenreichen, späthigen und lumachellenartigen Kalkes anschliesst. Als besonders bezeichnend können Ammonites macrocephalus Schi , tumidus Rein , triplicatus Sow , Humphresianus Sow , Terebratula varians und piblicata Sow, dann Pleurotomarien und Pholadomyen u. s. f. betrachtet werden (') , Petrefakten , welche den obern uud mittlem braunen Jura Würlembergs C") oder die von Thurmann und Gressly als calcaire , roux sableux und dalles na- crees (**) aufgeführten Schichten characterisiren . Doch darf nicht unbemerkt (') Quenstedt, a. a. 0. , pag. 447. (-) Thurmann , Essai siir les soulevemens jurassiques du Porrentruy , pag. 18 u. f. (') Gressly , Observ. geol. sur le canton de Soleure , pag 109 u. f. (') Siehe Beilage 1 die näliern Bestimmungeu. (') Quenstedt a. a. 0., pag. 323 und 358. (•) Gressly, pag. 77. — Thurmann, pag. 29. — d7 — bleiben , dass einige andere Fossilien nahe mit Ammonilen talriciis d'Orb , sub- radialusSow. , aunnlaris Rein , convoliitus Schloth. , Iriplicatus Quenst. überein- stimmen , also mit Petrefaklen des Kellowayrock oder Ornalenlhones. Ob diese Verniisclmng einer wirklichen Verschmelzung der iinlern Oxford und obern Oolilbildung zuzuschreiben ist, wie es zwischen aufeinanderfolgenden Bildungen bei geringer Entwicklung unter gleichartigen Entslehungsbedingungen nicht unmöglich ist, oder nicht , lässt sich an dieser Stelle nicht entscheiden. 7. Nach einer kurzen Unterbrechung sieht in bedeutender Mächligkeil . als die letzte Masse des Profils ein grauer, erdiger, aber wenig anwitlernder, im Innern spliltrig körniger Kalk , dessen Korn streifenweise grober und feiner wird. Ein- zelne Lager enthalten kieslige Auscheidungen , welche als unregelmässig sajidige Knollen hervortreten, andere gewinnen durch eine Menge gleichgelegler Muschel- Irünmier an der angewitterten Aussenfläche ein schieferiges Ansehen , das mit ei- ner lumachellenartigen Struktur zusammenhängt; noch andere, nach untenliegend, bilden massige, homogene, immer aber noch feinkörnige Lager. Bei der grossen Zertrümmerung und festen Verkitlung aller organischen StolTe, unter wel- chen zahlreiche spiegelnde Spathflächen von Crinoidengliedern einzig erkennbar sind , bleibt die Bestimmung dieser Bildung etwas ungewiss. Im Würlemberger Jura scheint dieselbe zu fehlen ; im Schweizerjura dürfte si • einzig vielleicht mit dem Great Oolite Thurmann zu parallelisiren sein . wiewohl das Auftreten des letztern allerdings abweichend ist und sonst auf die westlicheren Ketten des Jura eingeschränkt bleibt. Tiefere Gesteine treten keine zu Tage , doch scheinen die kleinen Seeen von Chevelu auf eine liefere ihonige und mergelige Unterlage zu deuten , die den Lias oder den tiefsten Oolilgliedern angehören müsste, Bildungen, die im süd- westlichen Schweizerjura, wie es scheint, nirgends aufgedeckt sind. Alle diese sieben Schichlmassen , welche w ie man sieht , ein vollständiges ,Profil der obern und mittlem Juraformationen darstellen , haben ein gemein- sames Fallen nach Osten. In der äussern und Jüngern Schale des Gebirges ist es etwas stärker (60°) als mehr im Innern , im übrigen aber, mit Ausnahme einer Reihe schöner Knickungen in dem mergeligen Oxfordkalke, durchaus regelmässig. Nach Norden hin , gegenüber dem mächtigen Kalkgewölbe des Moni Colombier , 3 — i8 — läuft die Kelle in drei Rücken gegen den Rhone aus, weiche den drei festen Ge- steinsmassen dos Profils, nämlich dem Great Oolit, dem Coralkalke und dem Rüdistenkalke entsprechen. Mehr nach Süden vereinigen sie sich zu Einem Kör- per, dessen hoher und zackiger Kamm von dem festesten Gesteine, dem Coral- kalke gebildet wird. Seine niächligon Lagermassen dienen einerseits den liefern weichern Bildungen, von denen nur der sandige Kalk als Felscnreihe hervor- Iritt zur schützenden Docke ; anderseits der zu ungleicher Höhe ansteigenden Neocomienbildung zur Unterlage. Der weichere Theil der letztern läuft in der nördlichen Hälfle der Kelle , bis Bordeau, wo die Strasse sich bis zur Einsalthmg des Kammes hinaufwindet , als eine hohe , von Wiesen und Bäumen bedeckle Terrasse hin, welche von der steil in den See einschiessenden Mauer von Rudisten- kalk gelragen wird. Von Bordeau südlich folgen diese Bildungen , als ein von Quellen frisch und grün erhaltenes Gelände dem Fusse des Berges, dessen ganze Wand bis auf mehr als 4000 Fuss Höhe von denselben ununterbrochenen , kah- len Schichtflächon des Corolkalkes gebildet wird. Jener Punkt , wo die INeocomienbildung auf eine niedere Stufe herabsteigt und ' wo sich die Einsattlung der Strasse befindet, bildet zugleich ein Knie in dem Verlaufe der Kette, indem die weitere Erstreckung nach N. von da an eine etwas mehr westliche wird. Gegenüber dieser Stelle taucht der St. Innocenl aus der Tiefe auf und liegt der Moni d'Azi , die Ecke der Bangesmassc. Als Ganzes aufgefasst erscheint die Kelle des Moni du Chat als der östliche, klappenarlig gehobene Rand eines Erhobungsgewölbcs. Von dem westlichen Rande, der gemäss dem früher erwähnten Saussürischen Gesetze niedergedrückt blieb , findet man keine andere Spur als eine Reihe nackter Felsköpfe von Coral- kalk , die von Chevelu an den Fuss des mit Buschwerk bewachsenen westlichen Absturzes begleiten und bei ihrer iheilweise übergeslürzten Stellung leicht für die tiefsten Massen des Hauplprofiles genon)men werden könnten. Mohr südlich ge- gestallel sich die Kette zu einem vollsländigcn Gewölbe ; nach INorden dagegen löst sich der helle Kalk als eine wenig gehobene Klappe mit schwachwesllichem Fallen von der Kelle ab und setzt gegen den Rhone und französischen Jura fort. Nach der gogobeiien Beschreibung der Schichtenfolgc in der Kelle des Moni du Chat , können die übrigen Kalkkellen bei ihrer gleicharligen BescIiafTenheit — 19 — um so kürzer bchandcU werden. Die CliamboUekcIle kehrt in ihrem liöliern iiörd- h'chen Theile einen einfachen Absturz , den Durchschnitt eines nach der andern Seile sich herabbiegenden Gevölbes, nach Westen. Schon ans der Ferne erkennt man in der steilen, von unten bis über die Hälfte der Hölie hinaufreichenden Felswand die Köpfe des mächtigen Coralkalkes. Auf diesen folgt ein sanfterer grüner Hang mit Gras und Buschwerk , den ein weilreichendes helles Felsband krönt. Der sanftere Hang entspricht dem mergelsandigen Theile der Neocomienbildung , dessen charakteristische Petrefakten auch wirklich auf mehreren Punkten, na- mentlich in dem Einschnitte von St. Germain, gefunden werden. Das Felsband dagegen besteht aus Rudistenkalk , der in mehreren zurücktretenden Stufen mit seinen rauhen Felsflächen die äussere Schaale des Gewölbes bildet. In der Nähe von St. Germain wurde eine bituminöse Erde gegraben , die eben dieser, wenn nicht einem noch Jüngern Gliede der Kreidebildung anzugehören scheint. Gegen das südliche Ende der Kette werden die Verhältnisse etwas zusammen- gesetzter , indem das Gewölbe sich mehr oder weniger nach Westen vervoll- ständigt , so dass der Rudistenkalk mit kleinen Caprotinen in steil einschiessender Stellung selbst am Fusse des Absturzes getroffen wird. Mit diesem Uebergreifen der stark gekrümmten Lager scheint auch das Dasein zahlreicher Risse und Spal- ten , die man in ihnen bemerkt, in Verbindung zu stehen. In dem gleichen Kalke beobachtet man unregelmässige Einlagerungen einer zerfallenden mer- i geligcn Erde, deren Herauswitlern die Veranlassung zu den mancherlei Holen : dieser Bildung geworden zu sein scheint. Der südlichste mantelförmigeTheil der I Kette ist Iheils kahl und karrenarlig durchfurcht, theils mit einer heissen , dem Weinbaue günstigen Erdschicht überkleidet. I Die gewölbarligen , den Alpen zufallenden Rudistenschichlen des Mont St. In- nocent reichen nicht in unbekannte Tiefen hinab, sondern vermindern ihr Fallen ji wieder und setzen fast horizontal nach Osten unter die Hochfläche der Molasse fort. Auf vielen Punkten der Thalauswaschung, in welcher die Daisse in einer tiefen Felsrinnc sich fortschiängeit , zeigt sich unter einer geringen Erdschicht die meist durchfurchte Oberfläche der Kalklager. Von da verbreiten sie sich . I neuerdings kuppelartig anschwellend, gegen Aix, wo sie die untern rebenlra- ! ;genden Slufen des Hügelabhanges zusammensetzen. In mehreren Brüchen abge- — 20 — baut , liefern sie einen zwar festen , aber ungleichförmigen und zerklüfteten Baustein. Von Petrefakten erkennt man Durchschnitte, die an Ceprinen er- innern, sowie glatte und gestreifte Terebrateln, ähnlich denen des Moni du Chat. Neben der grossen Härte und kaum bemerkbaren Verwilterbarkeit dieses Kalkes ist der geringe ^^' iderstand , den er dem Slosse des bewegten Wassers entgegensetzt, auffallend. Die Daisse und ihre Zuflüsse, der von Mouxi kom- mende Bach u. s. f. fliessen in eingeschnittenen Felsgerinnen , welche, bei dem Zusammenhange der Felslager im Grunde der Betten , nicht wohl als Risse be- trachtet werden können. Die sonderbar ausgespülten Trichter und Löcher, durch welche die Daisse unweit Gresy schäumend iiir Wasser stürzt ('), werden jedem in Aix verweilenden Fremden als Merkwürdigkeit gezeigt ; doch lässt sich fragen, ob diese Auswaschungen nicht vielleicht einer altern , der erratischen Zeit ange- hören mögen. Noch lehrreicher sind aber die schönen Karren , womit der Rücken der hinter Aix liegenden Höhe überdeckt ist. Nicht nur an den vielen , mehrere Fuss tiefen Canälen , die mit einer Breite von 6 — 8 Zoll und von eben so brei- ten Zwischenwänden geschieden , neben einander hinlaufen , eikennt man den Einfluss des nach der kürzesten Falllinie fliessenden Wassers ; sondern noch auf- lallender in den zahllosen fingerbreiten Furchen , welche sich von den Gulmi- nationspunkten jeder hervorragenden Ecke und Kante des Steines nach allen Seilen hinabziehen. Hier lässt sich eine Thalsache anführen , welche bestimmt die gegenwärtige Fortdauer dieser Wirkungen beweist. Auf der obern , weniger zerschnittenen Fläche der Felsen sieht man nämlich grosse rechleckige Vertie- fungen , aus denen in älterer Zeit, vermuthlich in derjenigen der Römer, grosse Quadern herausgehoben wurden. An den Unebenheilen , welche der Boden der durch Menschenhand gemachten Gruben trägt, sind unzweifelhafte Spuren der- selben Abflussrinnen bemerkbar. Der Kalk von Aix erstreckt sich nicht weit über diese Felsen hinaus , doch taucht jenseits des Moorgrundes von Viniers, V' Stunden südlicher und mehr nach der Mitte des Thaies eine neue Kalkkuppe hervor , die sich nach einer kurzen Strecke ihrerseits wieder unter die jüngeren Bildungen (') Chamousset, Bulletin, pag. 804. Andere Beis|)iele bei Ctiavannod durcli den Fier, Bellegarde durcli den Rtjöne. — 21 — verliert. Kaum lässt sich bezweifeln, dass diese verschiedenen Kalkmassen un^ terirdisch in Verbindung sieben und die Fortsetzung des auf die Thalsole herab- gedrückten Rückens der Chambottekette sind. Das Kalkgebirge des Banges , in dem hier in Betracht kommenden 'l'heile wenigstens , theill den einfachen Gewölb- und Giebelbau der beiden früherbe- schriebenen Ketten nicht, sondern bildet eine ausgedehnte unregeimässige Hoch- platte, die nach dem Innern in mehrere Hochthäler trichterförmig abfällt. Daraus erklärt sich , dass dasselbe von drei Seiten, nämlich von IN, W und S gesehen , als eine steile Mauer erscheint , auf welcher die verschiedenen Felslager wie breite Bänder horizontal hinlaufen. An einzelnen Stellen nur erleidet die regel- mässige Lagerung einige Störung ; so z. B. an der Felsecke des Mont d'Azi , wo vermuthlich durch ein Herabsinken der höhern Massen, der Verlauf der Lasjer unterbrochen ist. Eine andere Anomalie zeigt die südliche Ecke der Hochplatte. Während nämlich die obern Lasermassen als eine hohe Felszinne unverändert fortsetzen , entwickelt sich in halber Höhe eine Stufe , die sich Lald durch die tiefe Schlucht , in welcher der Quellbach des Tillet rinnt, zu einem selbstständi- gen Halbgewölbe , dem Mont Clemenc , ablöst. Aus der Ferne gesehen , besteht die Bergwand nach dem Bourgetthal aus zwei Felsmauern, deren eine, von alten Halden umgeben, die untere Hälfte einnimmt, während die obere eine rauhe Felskrone bildet. Der Zwischenraum gehört einer zerstörbaren Bildung an , die jedoch nach Süden immer deutlicher von einem drit- ten Felsbande unterbrochen wird. Die untere Felsmauer, wie schon die Brüche des Mont Clemenc am Thore von Chambery zeigen , besteht aus einem eigcnthüm- lichen bräunlich und weisslich grauen, von bituminösen Schicferblällchen getrenn- ten und von Spathadern durchschwärmten Kalke, dessen .Analogie man in dem Profile des Mont du Chat vergeblich sucht. Am ersten wird man an Coralkalk er- innert, allein die Lagerungsverhällnisse und einzelne Petrefakten haben Hrn. Cha- mousset auf eine Zusammenstellung mit dem Eisenoolite des Mont du Chat oder vielmehr mit dem ihn bedeckenden hellen Kalk geführt (*). Dadurch wird die über- "(') Man lese über diese Veiiiällnisse die höchst wichtigen Auseinandersetzungen des Herrn Chatnous- set, Büil., pag. 788 u. f. — 22 — liegende Schieferbildung zu Oxford, der bis zu dem milllern Felsbande reicht, wo der weisse Kalk mit oolitartigen Lagern beginnt , um die rauhe Kuppe des Berges zu bilden. Allerdings hat der oberste Kalk, dem, wie es sclieint , alle organischen Reste fehlen, Aehnlichkeit mit Rudistenkalk, der in den west- lichen und östlichen Ketten so bedeutend entwickelt ist; nach Herrn Chamousset aber soll das östliche Auftreten anderer Glieder der Kreidebildung diese Zusam- menstellunsT immösrlich machen. Leider erlaubten mir meine Verhältnisse ein se- naues Studium des weniger leicht zugänglichen Baugesgebirges nicht. Es beweisen aber die geographischen Verhältnisse desselben sowohl , als die geologischen Thatsachen , welche Herr Chamousset mit unermüdlichem Eifer bereits eosam- mell hat , dass dessen genaue Durchforschung von der höchsten Wichtigkeit für die Parallelisirung der alpinischcn und jurassischen Bildungen sein muss. Denn nirgends in der ganzen östlichen Ausdehnung der Alpen stossen die beiden Gebirge mit ihrem eigenthümlich veränderten Gesteine so nahe zusammen und nir- gends lässt sich mit gleicher Sicherheit der Uebergang und die allmählige Um- wandlung der einzelnen Formalionsglieder unmittelbar verfolgen. Ihrer Beschaffenheit nach unterscheidet sich die Molasse der Gegend von Aix nicht von derjenigen des Hügellandes , wie man sich besonders an dem schönen Profile längs dem Sierroz bei Gresy überzeugen kann. Oben sind starke Lager gemeiner und halb fester Molasse von homogenem Korne vorherrschend ; nach unten dagegen zerlheilt sich die Bildung in ungleichartige, mehr mergelige Schichten mit unbestimmbaren Helixkernen. An der Berührung mit dem Ru- disienkalke sollen sich , nach Herrn Chamousset , diese Schnecken mit abgerie- benen Petrefakten der altern Bildungen vermengen , eine Erscheinung, die noch- anderwärts im Jura ihr Analoges findet. Wo das Hügelland der Chambottekelte sich nähert, veranlasst die untere mergelige Schichlmasse die Entstehung eines Thälchens , das einerseits von Rudislenkalk , anderseits von homogener Molasse begleitet wird. Immer aber scheint die Auflagerung der Jüngern auf den altern Bildungen eine nahe harmonische , die Neigung durch eine gemeinsame Hebung hervorgebracht worden zu sein ; denn mit der Entfernung von der Kalkketle nimmt das anfänglich 'lO — 50° betragende östliche Fallen allmählig bis in das Horizontale ab. — 23 — Das Verhallen der Molasse gegen die Gebirgsmassse der Banges muss in den Hügeln , die über Aix bis zu den bewachsenen Schnllkegeln des Moni d'Äzi hin- aufsteigen, aufgesucht werden, da südh'cher die Ebene und das Diluvium bis an die Basis der Kalkniauer reichen. In dem untern Theile des Abhanges ist die Bildung nicht aufgedeckt; über Mouxi und Trevigny dagegen, an der obersten von Gebüsch bedeckten Terrasse , sieht man dieselbe als einen Wechsel weicher Molasse und Streifen wahren Muscbelsandsteines, der Ostreen, Peclen und Squa- lenzähne enthält , in ihren obersten Lagern anstehen. Die Lagerung ist mulden- förmig , einerseits mit 50 — 60° gegen den Absturz der Banges ansteigend, anderseits mit 10 — 15" an dem Abhänge ausgehend. Zwischen der Stellung der Molasse und derjenigen des Kalkes der Bauges ist keinerlei Ueberein- stinmiung, hingegen passl das letztgenannte Ansteigen der Schichten zu der Lagerung der bei Aix auf die Thalsole herabgedrückten Chainbottekette. In dem Innern des Thalbeckens erscheint die Molasse nur in vereinzelten Par- Ihieen , deren unter sich abweichende Stellung auf den ersten Blick regellos er- scheint, bei näherer Betrachtimg aber auf ein einfaches Gesetz zurückkommt, das bereits in dem Vorgesagten enthalten ist. Auf den Obslabfällen der Ketten nämlich , legt sich der Sandstein anscheinend harmonisch auf den Rudistenkalk ; an den westlichen Abstürzen hingegen bleibt derselbe stets in der Tiefe zurück , bald wenig geneigt , bald wie angelehnt an die Kalkmauer. Das erste Verhalten findet sich in den Lagern ziemlich fesler Melasse, die am Fusso der Kelle des Moni du Chat den Landvorsprung bilden , auf welchem die Abtei und die fürst- liche Grabkapelle von Haute-Combe gebaut sind. Das zweite Verhalten zeigt der unvollkommene Muschelsandslein, welcher hinter Brison mit 70° gegen den Coralkalk des Chambotte ansteigt , und ebenso ein Molasseschiefer , der am Fusse der Karrenfelsen von Aix einen Raum von wenigen hundert Füssen nur cinnimml. Auch jenseits der Kette des Moni du Chat, bei Chevelux , beobachtet man einen lockern Sandstein, stellenweise zu einem festen Mühlsteine verwittert, dessen schwachweslliches Fallen von derjenigen der Hauptketlc ganz abweicht. Merkwürdig ist es durch die Einsicht in dieses Gesetz auf das Dasein einer vierten Kalkkelte geführt zu werden, welche zwischen dem Chambotte und Moni du Chat, doch näher an erstereni, nach der Länge des Thaies unterirdisch strei- — n — chen mnss. Der ganz vereinzelte lange Rücken von Tresserve, zwischen dem Bourgelsee und dem Moorgrunde von Vivier gelegen , hat ein steilöstliches Fal- len von 70 — 80°, das mit den beidseitigen, ziemlich entfernten Haupiketten in keine Verbindung gesetzt werden kann. Und zwar um so weniger, da die von den Wellen bespülten untern Schichten , — ein Wechsel von Molasse mit Helices führenden Sandmergeln , über welche sich in grosser Mächtigkeil ge- meine Molasse lagert , — bereits den untern Theil der Bildung zu verralhen scheinen. So deutet das östliche Fallen mit Warscheinlichkeil auf einen unter- irdischen Kalkkamm , dessen Absturz die östliche Wand des tiefen Seebeckens bilden würde. Wie zur Bestätigung dieser Vermuthung ragt auf der gleichen SUeichungslinie , in der Mitte der weiten von dem See nach dem Rhone sich aus- breitenden Ebene , ein ausgedehntes , von Karren durchzogenes Felsriff kaum 20 Fuss aus dem Boden hervor , welches der Scheitel eines versenkten Kalk- kammes zu sein scheint. Und auch hier ruht auf dem Kalke mit übereinstimmen- dem schwachüstlichem Fallen der Hügel von Molasse , auf dem das Schloss Cha- tillon gebaut ist. Die Molasse der südwestlichen Hügel folgt ohne Unterbrechung von Bourget an bis zum Ende des nach Echelles führenden Yerethales dem Fusse der Kett« des Moni l'Epine. Ihre wesentlichen Merkmale bleiben die nämlichen : in der Tiefe eine lacustrische Mergelbildung , welche , wie in dem Becken des Genfer- see's , von Adern faserigen Gypses durchschw ärmt wird ; darüber ein mehr oder weniger entwickelter Muschelsahdstein mitSqualenzähnen, Ostreen und Pec- tenstücken und den gewöhnlichen glatten Quarz- und Silexgeröllen ; noch höher endlich eine starke Molasse und Sandmergelmasse mit Schnüren von INagelflue , die nach Analogie mit dem entsprechenden Gliede der Schweizermolasse wieder lacustrisch zu sein scheint. Nach Herrn Chamousset (*) sieht man sowohl die untern als die snittlern Schichten dem weissen Rudistenkalke unmittelbar aufgelagert, wobei eine ungleichartige Breccie aus Brocken des letztern und Theilen der Mo- lasse die Berührung vermittelt. Die Natur dieses letztem Gesteines , besonder» aber das öftere Vorkommen von Pholadenlöchern im Kalke, in ähnlicher Weise (') Bullet, a. ;i. 0. pag. Tlö und 73-2. — 25 — wie solche im Schweizerjura beobachtet wurden, deuten auf einen felsigen Strand, an dessen Abhang die Molassebildung sich verlief. Nichtsdestoweniger wäre es voreilig hieraus auf ein hohes Relief des Kalkgebirges zur Tertiärzeit und auf eine ursprüngliche Beschränkung der Molasse auf die Thaltiefen schliessen zu wollen, da die Molasse das Hauptfallen der jetzigen Ketten ungeschwächt theilt. Ohne Zweifel hat die leichte Zerslörbarkeit des weichen und mergeligen Sand- steines vieles dazu beigetragen, die Spuren desselben von den höhern Theilen der Kämme und Bergrücken zu entfernen, welche letzteren unter dem ununterbroche- nen Einflüsse der almospherischen Agentien nur vermöge ihres festern Gerippes zu widerstehen vermochten. Die durchgreifende Denudation der höhern Hervor- ragungen der Erdkruste, ist eine allgemeine Erscheinung, auf welche bei der Beurtheilung der Lagerungsverhältnisse der Bildungen zu wenig geachtet wird. In den Zeitraum zwischen die letzte Aufrichtung und Zerreissung der altern Massen und die Herstellung des gegenwärtigen geregelten Ganges der Natur fallen die merkwürdigen Erscheinungen der altern Alluvial- und erratischen Zeil, von denen jene strömendem Wasser, diese vorrückendem Gletschereise ihren Ursprung verdanken. Nur die erratische Zeit, characterisirt durch ihre Blöcke, Morainen , Schuttbänke und gefurchten Felsen , hat die Aufmerksamkeit der schweizerischen Geologen auf sich gezogen ; während die älteren Alluvionen , der leichtzuerfassenden anomalen Merkmale ermangelnd , kaum einiger Be- achtung gewürdigt wurden. Und doch knüpfen sich auch an sie manche der in- teressantesten Fragen , deren Beantwortung einzig von einem tiefern und zu- sammenhängendem Studium zu erwarten ist. In der Gegend von Aix scheint die ältere Alluvialzeit, wie im ganzen Umkreise der Alpen, mit einer zerstörenden Wirkung begonnen zu haben. Die äussern Bildungen , in den aus der Hebung hervorgegangenen Thälern , wurden vielfach angegriffen , und verloren , wie man es im Thale des Bourgetsee's wahrnimmt , ihren Zusammenhang. In die tertiäre Hochfläche gruben sich die grossen Thäler, durch welche als geringe Fäden die gegenwärtigen Gewässer fliessen und von deren Tiefe mehrere unserer Schweizerseeen Zeugniss geben können. Weite Strecken der Oberfläche wurden , oft in bedeutender Höhe , von ihrer Schichten- decke entkleidet und in ein unregelmässiges Hügelland umgewandelt. Ihrem Um- 4 — 26 — fange und ihrer Stärke nach übersteigen diese Wirkungen bedeutend den Maas- stab, in welchem die zerstörenden Agenlien der heutigen Zeit arbeiten , und waren , nach der Hebung , die eingreifendste Ursache der Umgestaltung der ur- sprünglichen in die jetzige Bodenfläche. Sie müssen zudem älter sein als die er- ratische Zeit , weil die Trümmer der letztern den bereits umgestalteten Boden , als eine relativ nicht starke Lage, überdecken. Einen gewissermassen entgegengesetzten Prozess , durch welchen die früher entstandenen Thaltiefen wieder ausgefüllt und ausgeglichen wurden, bezeichnet die Entstehung der Ebenen. Wenn man in dem Becken des Bourgetsee's ihre Lage , theils an beiden Enden in der Verlängerung desselben , theils seitwärts gegen Aix hin, überblickt, wird man nicht zweifeln, dass sie durch eine vor- rückende Ausfüllung eines liefen] Hebungslhales , von welchem der jetzige See den einzigen Ueberrest darstellt, entstanden sind. Das hierzu erforderliche unge- heure Material wurde von drei Seiten geliefert : im Süden durcli die Liicke von Montmellian aus dem Iserethale ; im Norden von den Alluvionen des Rhone ; im Westen durch die Abflüsse des tertiären Hügellandes. In welcher Zeit die ver- muthlich langanhaltende Fortbewegung dieser Schuttmassen vor sich ging, deren erstere zwei auf einen Abfluss der Isere über Chambery in den Rhone oder um- gekehrt, hindeuten , vermag ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls scheint noch ein zweites weit höheres Alluvialniveau zu bestehen, welches am Südende des Tres- servehügels und an der Höhe von Villarcher und St. Ombre mit einem Abstürze aus horizontalem Sand und Gerölllagen gegen den See und die Niederungen ausgeht. In die gleiche Epoche dürfte der Ursprung der Braunkohle von Sonnaz ge- hören , die, mit ihren plattgedrückten, leichtkenntlichen Baumstämmen, schon mehrmals als das Analoge der Uznachterkohle angeführt worden ist. Mit den Lig- niten kommt ein schwarzer und grauer Thon vor , mit kohligen Pflanzenresten und lacuslrischen Schnecken der jetzigen Zeit, über welche sich eine mächtige Sand- und Geröllmasse lagert. Die Localifät erlaubt leider weder die Beziehungen zu den Jüngern Alluvionen und der Moorbildung , noch zu den Ueberresten der erratischen Zeit gehörig zu ermitteln. (') Bulletin , pag. 748. — 27 — Die erratische Zeit selbst war das letzte grosse Phenomen der Vorzeit. Den sorgfältigen Nachforschungen des Herrn Guyot zufolge, zog sie über das Thal- becken von Aix mit denselben aufTallenden Erscheinungen vorüber , welche ihr früheres Dasein in den Hauptlhälern der Schweiz bezeichnen ; nur muss der Ur- sprung der vorrückenden Eismassen in den Hochalpen des obern Iseregebietes ge- sucht und ihr Eindringen von dem Dasein der Lücke bei Montmellian hergeleitet werden. Erratische Blöcke, doch selten von mehr als 3 — 't Fuss Durchmesser, lie- gen in grosser Zahl , oft dem nackten Fels aufgesetzt, auf den Kalkhügeln von Aix und auf dem Mont St. Innocent bis gegen die oberste Höhe des Chambotte. Dieselben Amphibolile, quarzigen Gneisse und Porphyrgranite steigen an der hohen Thalwand des Mont du Chat , nach Herrn Chamousset in mehreren gesonderten Reihen ge- ordnet, bis auf '/^ der von dem Passe bis zu dem Gipfel des Berges reichenden Höhe. In den Thalebenen und auf einem Theile der Abhänge fehlen grössere Blöcke , dagegen beobachtet man auf letztern gestreckte Hügel aus sandigem Schutte und kleinern, mehr oder weniger gerundeten und geritzten Gerollen. Eine solche Linie streicht über und hinter dem Karrenkalke von Aix durch und reicht mit einigen Unterbrechungen eine Stunde weiter nach Norden , bis gegen Gresy. Eine zweite Linie , der ebengenannten vorliegend und von geringerer Höhe , taucht aus dem 3Ioore von Viviers und setzt , Claraford vorbei , bis an den Karrenkalk von Aix ; sie zeichnet sich durch ihre fast ausschliesslich aus blauem Kalke bestehenden , wenig gerundeten Trümmer aus. So häuGg auf den kleinern und auf einzelnen grössern Geschieben Ritzen und Furchen sind , so schwer war es mir, solche auf dem nackten Felsen selbst zu entdecken. Zunächst bei Aix fand sich eine einzige Stelle, nördlich über dem Städtchen, deren gerundete, mit langen horizontalen Furchen versehenen Flächen an die Wirkung der vorrücken- den Gletscher erinnert, ^'ermuthlich hat die Neigung des Rudislenkalkes zur Karrenbildung die meisten solchen Spuren bereits ausgelöscht. § 5. DIE THER3IEN VON AIX. Es enthält die bisher gegebene Uebersicht alle wichtigeren geologischen Thal- sachen, die sich mir während meines Aufenthaltes in Aix dargeboten haben. — 28 — So iinvollsländig und lückenvoll dieselben sind, gestalten sie dennoch an die Be- leuchtung der Eingangs aufgeworfenen Fragen über die Thermen selbst zu gehen. Die beiden Heilquellen, die mit dem Namen der Schwefel- und Alannquelle (Eau de soufre et d'alun) bezeichnet werden, strömen aus dem Rudislenkalke der oben am Städtchen befindlichen Hügel. Das Wasser wird unmittelbar in Behälter gesammelt und in die verschiedenen Abtheilungen des königlichen Badegebäudes, das an den Felsen selbst gelehnt ist, geleitet. In der Nähe dieser Stelle wurden unter verschiedenen Häusern Ueberresle römischer Bäder entdeckt, ein Beweis, dassdie Quellen (Aquse AUobrogum) seit jener altern Zeit ihre Oeffnungen nicht wesentlich geändert haben . Die jetzige Badeanstalt besieht aus fünf Abtheilungen (Division cen- trale , des princes , d'enfer , Alberlins und Berlholet) mit 6 einfachen Badezimmern , 2 Sprudeln, 12 Douchezimmern mit Zubehör, 2 in Zellen gelheilten Vaporarien, 2 grossen Piscinen und mehreren Armenbädern. Das Wasser wird seilen getrun- ken , einfache Bäder sind ebenfalls Nebensache , und daher besteht die Hauptver- wendung des Wassers in der Speisung der Vaporarien und vorzüglich der Douches , welche letztern mit Reibungen und Knetungen des Körpers verbunden werden. Diese Behandlung, unter einem starken Wasserslrome und in einer dichten Dampfalmosphäre vorgenommen , setzt die Haut und die peripherische Circulation in eine ausserordentliche Thätigkeit und bedingt, wohl mehr als die chemische Beschaffenheit des Wassers , die für starke Naturen so eingreifende Heilkraft desselben. Nach Francoeur liefert die Schwefelquelle ein Wasservolumen von 20 Liter (13'/' Maass) in der Secunde oder 72000 Liter (48000 Maass) in der Stunde; die Alaunquelle ungefähr die Hälfte. Diese Wassermenge ist so bedeutend , dass trotz der 1'/^ Zoll weilen Röhren, welche sich in den Doucheskammern öffnen , neben dem grossen , für häussliche Bäder bestimmten Quantum , ein Ueberschuss an Wasser unbenutzt auf die Strasse und dampfend durch die Gärten und Wie- sen des Schlosses fliesst. Die Wärme des Wassers, wie man sie in den heisseslen Douchekammern (l'enfer) beobachtet, steigt auf kZ" C, nach Herrn Bonjeau hk" {^), doch soll (') Bulletin, pag. 807. — 29 — sie tiefer im Felsen bis auf 50° C reichen. Der Wechsel von Sommer und Win- ter an sich hat einen geringen Einfluss auf die Temperatur ; in Folge anlialteii- der oder heftiger Regengüsse in der Gegend selbst hingegen tritt , schwächer und langsamer in der Schwefelquelle , stärker und schneller in der Alaunquelle , eine Erniedrigung von einigen Graden ein , die aber kaum 2i Stunden dauert. Die Zunahme der Hitze während des trockenen Mai , die Abnahme während der nassen Hälfte des Juni von iSkk waren für das Gefühl recht bemerkbar. Nach staltgehabter Erkältung stellt sich der Normalzustand in der Schwefelquelle eben- falls später , in der Alaunquelle früher wieder ein, woraus man schliessen kann, dass zwar beide mit oberflächlichem Wasser sich mischen , jene aber etwas später und mit einer relativ geringeren Menge , diese etwas früher mit einer grösseren Menge. Die eigenthümliche Thcrmalwärme ergibt sich aus der Vergleichung mit der mittlem Temperatur des Bodens, welche, in Ermangelung wiederholter Be- obachtungen , am sichersten aus derjenigen stärkerer Quellen abzuleiten ist. Zwei Quellen schienen ihrer Beständigkeit wegen zu einer solchen Vergleichung besonders geeignet. Die erste entspringt in Mitten des Dorfes Mouxi aus den mit Diluvialschutt bedeckten Molassehügeln am Fusse des Moni d'Azi. Ein Theil des Wassers fliesst frei ab ; ein anderer Theil wird , zur Speisung der Brunnen von Aix , V- Stunde weit in geringer Tiefe unter dem Boden fortgeleilet. Die Haupt- quelle gab im Juni H,6° C, eine kleine Nebenquelle H,S, eine Wasserader, die etwas höher in einer Wiese aus dem Boden tritt d0,7° B. Die zwei obersten Brunnen der Stadt hatten sich dagegen , in Folge der langen Fortleitung, auf IU,6 und 14,31 erhoben. Die zweite constante Quelle , ebenso reich an Wasser als diejenige von Mouxi, quillt auf der andern Seite des Thalbeckens , hinter dem Dorfe Bordeau und am Fusse des Mont du Chat, in vielen Oeffnungen aus der von Wiesen überdeckten Neocomienbildung, welche letztere überhaupt fast alle Quellen dieser Bergseite zu Tage leitet. Die verschiedenen Wasseradern vereinigen sich in einen Bach , der mehrere Mühlen zu treiben vermag. In den tiefsten QuellenöfTnungen war die Temperatur (im Juni) 12,0 C, etwas höher sank sie auf \i,i und in den obersten Oeffnungen auf 10,5 c. — 30 — Da in den Sommermonaten erwärmende Ursachen wahrscheinlicher als er- kältende sind und in der Verminderung der Temperatur von den einen zu den andern OeiTnungen wirklich ein Einfluss der oberflächlichen Erdschichten sich kund gibt, so erscheint die niedrigste Temperatur der beiden Thalseiten, oder dO,6 C als das wahrscheinlichste Jahresmittel des Bodens. Und daraus folgt für die eigentliche Wärme der Thermen im Felsen 59, k. Unter der Voraussetzung, dass die Thermalwärme von der Tiefe des Quellenursprunges herrührt , würde der Heerd der Erhilztmg , 1 " C für 1 00 Fuss gerechnet , in eine Tiefe von wenigstens 4000 Fuss fallen. Diese Zahl ist ein Minimmum , da der Durchgang durch die obern Erdschichten und die Vermischung mit oberflächlichem Wasser , welche durch den Einfluss der Witterung erwiesen ist , nothwendig eine bedeu- tende Erkältung bewirken müssen. Zwei andere schwache Mineralquellen , die eine , der Brunnen von St. Simon, 20 Minuten im Norden von Aix , die andere im Garten Chevillard, unweit der Strasse von Chambery gelegen, gaben lh,7 und li,6 oder eine mit der Ober- fläche übereinstimmende Temperatur. Wirklich beobachtete ich nirgends eine höhere Wärme als ill,2 und diese nur in einem schwachen Wasserfaden, der aus den sonnbeschienenen Molassefelsen des Tresservehügels hervorrinnt. Man sieht, dass die beiden letzt genannten Mineralquellen , obgleich wenigstens die letztere derselben , nach ihrer chemischen Zusammensetzung , gleichen Ursprung mit den eigentlichen Heilquellen haben muss , vermuthlich in Folge ihrer ge- geringen Wassermenge den Charakter wahrer Thermen verloren haben. Ueber die chemische Zusammensetzung der beiden Hauptquellen wurden von den Herren Bonvoisin, Soquet, Thibaud und Bonjean Untersuchungen angestellt, welche aber , wie aus der Vergleichung der Zahlen erhellt , bedeutend von ein- ander abweichen. Obgleich das Wasser , dem Gesagten zufolge, einen veränder- lichen Zufluss von Aussen erhält, so können sich doch Abweichungen, welche für den kohlensauern Kalk vom Zweifachen auf das Dreifache, für den salzsauern Kalk und die salzsaure Magnesia vom Einfachen auf das Doppelte , für die schwe- felsaure Magnesia auf das Zehnfache steigen , bei den engen Grenzen , in wel-' chen die Veränderlichkeit der Temperatur eingeschlossen bleibt, nicht auf diese Weise erklären. Nach Analogie mit andern Thermalquellen sind ebensowenig — 3d — Veränderungen von solchem Beirage in der Menge der aus der Tiefe emporge- führten StofTe gedenkbar, und so wird es wahrscheinlich, dass Unsicherheiten und Fehler der Analysen selbst der einzige Grund derselben sind. Uebrigens vereinigen sich alle drei A-nalysen kohlensaure , schwefelsaure und salzsaure Salze von Kalk und ßitlererde, nebst schwefelsauren! Natron als Haupt- besfandtheile anzugeben , zu denen dann noch Stickstoff, freie Kohlensäure und eine kleine Menge Schwefelwasserstoff, in der Schwefelquelle an dem Gerüche bemerkbar, hinzukommen. Die Alaunquelle enthält relativ mehr Kohlensäure und Gyps als die Schwefelquelle ; diese dagegen etwas mehr der übrigen salzigen Bestandtheile, woraus hervorzugehen scheint, dass beide nicht als blosse Zweige eines gemeinsamen Stammes, sondern als wirklich getrennte Quellen betrachtet werden müssen. Damit stimmt überein , dass zur Zeil des grossen Erdbebens von Lissabon die Alaunquelle sich trübte , die Schwefelquelle nicht. In bei- den findet sich endlich die slickstofThaltige Glairine und in den aufsteigenden Dämpfen, nach Francoeur, eine der Analyse entgehende Spur freier Schwefelsäure , vermuthlich ein ausser dem Wasser entstandenes Zerselzungsproduct ('). Mit Hinsicht auf ihre chemische Zusammensetzung schliessen sich die Ther- men von Aix ganz an die meisten im Bereiche des Schweizerjura sprudelnden Mineralquellen an. Ihre salzigen Bestandtheile sind alle von der Art, dass man veranlasst wird, sie aus den tiefsten Formationen der jurassischen Schichtenfolge selbst, nämlich aus den an stockförmigen und flölzarligen Einlagerungen so rei- chen Bildungen des Keuper- und Muschelkalkes herzuleiten. Wo das Triasge- bilde mit einer reichen Mannigfaltigkeit des Gesteins zu Tage geht oder durcli Kunst aufgeschlossen ist , hat diese Herleilung grosse Wahrscheinlichkeit ; ent- fernter aber liegt der Beweis für Gegenden , wie das Thalbecken des Bourget , in welchen die Bildung in der Tiefe verborgen und in ihrer Localentwicklung unbekannt bleibt. Aix selbst liegt auf und an dem Jüngern Formationsgliede des Rudistenkalkes , der Absturz des Banges reicht tiefer nicht als bis auf den obern OoUt , und erst jenseits des Mont du Chat, in einer Entfernung von 2 Stunden greift die Entblössung der Schichtenköpfe bis auf die obersten Lager des Lias ein. Ut. so nothwendiger ist es, den Weg aufzusuchen, auf welchem die salzigen Stoffe (') Bulletin, pug. 151. — 32 — einer grössern Tiefe sich durch eine mäclilige überhegende Schichlendecke ge- rade auf diesem Punkte an das Tageslicht hervorarbeilen konnten. Wie gesagt hegen die Queilenöffnungen in der Wand des festen Rudisten- kalkes. gegen 200 Fuss auseinander. Diejenige der Schwefelquelle ist kleiner und daher nicht zugänglich ; diejenige der Alaunquelle aus U OefTnungen bestehend und .50 Fuss über dem Boden gelegen , erweitert sich tiefer im Felsen zu einer natürlichen Höhle, welche durch mehrere verschlossen gehaltene, natürliche Canäle mit der freien Luft zusammenhängt. Der bedeutendste dieser Canäleheissl. wegen der grossen Zahl Reptilien, welche die Wärme dahinlockt, die Schlangen- höhle. Etwas höher liegt eine zweite OefTnung , durch welche man in den dam- pfenden Pfuhl hinabsteigt. Man gelangt über eine Felsstufe in einer Tiefe von 2S Fuss in einen langsam ansteigenden, unregelmässig sich verzweigenden Fels- gang, durch welchen man mit 3Iühe gegen 2S0 Fuss vordringt, bis die bedeutende Hitze , der dichte Dampf und die Anstrengung jedem weitem Vorrücken ein Ziel stecken. Die Wände und die Decke sind theils von Tropfsteinbildungen und Gypsan- flügen überdeckt, theils (nach Soquet) von einem erdigen Schlamme überzogen , theils endlich wie ausgespült und ausgewaschen. Ende des vorigen Jahrhunderts ging die Alaunquelle, in Folge des Einsturzes einer Stelle des Daches vollkom- men aus, wurde aber durch Kunst in ihrem Laufe wieder hergestellt- Die, wenn auch in anderer Hinsicht unfruchtbaren Versuche, die Quellen weiter zu verfol- gen, haben dennoch das bestimmte Resullatgpliefert,dassdas Wasser weder durcli die Alluvionen der Niederung, noch durch den Rudislenkalk aus der Tiefe em- porsteigt, sondern von Osten her, aus der Grundlage der Hügel von Mouxi und über der mergeligen Neocomienbildung weg , zu den gegenwärtigen Quellöfl- nungen gelangt. Als östlichste Spur des unterirdischen Verlaufes der Thermen will man sogar am Fussc des Felsen St. Victor, der oberhalb Mouxi liegt und ein herabgesunkenes Stück der Baugesmauer zu sein scheint , im Winter ein Dampfen beobachtet haben. Doch erscheint die Erklärung dieser Erscheinung etwas zweifelhaft, wenn man die bedeutende, gegen V* Stunden betragende Entfernung von Aix , die nothwendig grosse Tiefe der Thermen unter jenem ziemlich hochliegenden Punkte , so wie die niedrige Temperatur aller in der- INähe jenes Felsens vorkommenden Wasseradern in Berücksichtigung zieht. — ao — Grössere Bestimmtheit erhalten aber die vorigen Andeutungen über den Ur- sprung der Mineralquellen durch eine nähere Betrachtung der mechanischen Struktur des festen Bodens der Gegend. Der Schichtenbau jeder jurassischen Kette lässt sich auf zwei , mehr noch in ihrer geologischen Bedeutung als in ihrer äussern Erscheinung abweichende Typen zurückführen , gleichviel übrigens ob dieselbe durch eine Hebung der Mitte , oder durch eine Senkung der Seiten , oder endlich durch eine seitliche Verschiebung entstanden ist. Entweder nämlich stehen die Schichten der Seiten des Profils, wenigstens im Herzender Kette, noch in unmittelbarem Zusammen- hange und bilden eine , wenn auch vielleicht unregelmässige , stätig fortlaufende Kette ; oder aber es zieht sich eine Gesteinsunterbrechung durch die ganze Mäch- tigkeit der Flözbildungen in die Tiefe und hebt jeden regelmässigen Zusammen- hang zwischen der einen und andern Seite des Berges auf. Zu dem ersten Typus gehören dreierlei Hauplformen der Ketten : Erstens die ganzen Gewölbe, in denen die Wölbung in Folge unregelmässig vertheilter ge- ringer Absonderungen , localer Knickungen und paralleler Verschiebungen der einzelnen Lager und Lagerstücke zu Stande gekommen ist ; zweitens die offenen Gewölbe, deren äussere Schaalen an einer oder mehreren Hauptstellen durch zu starke Biegung sich öffneten und in denen daher der Verlauf der Lager durch einen grössern oder kleinern , oft von spätem Agenlien erweiterten Sektor, un- terbrochen ist , dessen zwei Seiten dieselben Lager , aber in entgegengesetzter Stellung, aufweisen ; endlich drittens die abgedeckten Geivülbe , die aus den vori- gen entstehen , wenn die Oeffnung des Gewölbes durch eine eingreifende Zer- störung oder durch eine massenhafte Verschiebung der gleichartigen Schicht- massen so weit fortschreitet , dass die festen Formationsglieder zu beiden Seiten eines mittlem aus der tiefsten Masse bestehenden Gewölbes als einzelne sresdu- derte Stufen zurücktreten. Alle drei Formen sind Aeusserungen eines nämlichen Erhebungsprozesses, wobei die Ordnung der Erhebung, um mit Thurmann zu reden , d. h. die Tiefe zu welcher die Kette wirklich geöffnet ist , als ein ganz unwesentlicher Umstand erscheint. Das gemeinsame, für den Geologen leichl- j fassliche Kennzeichen aller zu diesem Typus gehörenden Ketten besteht darin, 5 — 34 — dass von der tiefsten entblössten Masse ausgehend , nach beiden Seiten eine regelmässige Folge aller höhern Formationsglieder in gleicher Weise sich wiederholt. l*« Das Merkmal wodurch im Gegensatze der zweite Kettentypus sich auszeichnet, liegt in der geologischen Asimetrie zu beiden Seiten des Erhebungsrisses . welche Asimetrie , wenn auch zufällig nicht auf jedem einzelnen Querprofile , doch gewiss auf den meisten Stellen im Verlaufe der Kette zu erkennen ist. Man findet keine für beide Seiten gemeinsame Grundlage, keine gleichvollzählige Schichten- folge, keine in gleicher Zahl sich wiederholenden Stufen und Abstürze , sondern es kommen, durch eine oft berghohe Verwerfung, Massen ganz verschiedener Epochen zur unmittelbaren Berührung. Neben den an den Rulschstreifen kenntlichen Ver- schiebungen der Lager im Sinne ihrer Flächen , die auch hier vorkommen kön- nen , da eine gewölbartige Krümmung der vollständigen Zerreissung vorangehen mochte, ist in dieser, offenbar von einer gewaltsamem Kraftäusserung hervorge- brachten Kettenstruktur , noch eine zweite über den Querschnitt der Schicht- köpfe gehende Streifung möglich. Auch hier können , je nach dem gegenseitigen Verhalten der beiden Ränder , drei verschiedene Formen unterschieden werden : Erstens die Ketten eines einzigen Bandes, in welchen der eine Rand der Gesteinsunterbrechung bedeutend gehoben wurde und mit seinem steilen Felsabsturze den in der Tiefe gebliebenen andern Rand überragt , wobei die ältesten Lager des einen mit den jüngsten des andern zur Berührung kommen ; zweitens die Ketten aus beiden Rändern , deren offener Sektor von zwei klappenartig gestellten Schieb lenfolgen begrenzt wird , die in ihrem tiefsten Convergenzpunkte mit verschiedenen Massen zusammenstossen ; drittens, Ketten mit zerdrückten Rändern, wo, nothwendig durch eine seit- wärtswirkende Kraft , der eine oder beide gehobenen Ränder in ihrem Zusam- menhange überwältigt und in Folge dessen steil aufgerichtet , übergestürzt , zu- sammengeschoben , niedergedrückt oder zermalmt wurden. In der ersten Ket- tenform läuft der entstandene Riss dem Fusse des steilen Bergabhanges entlang , in der dritten in veränderlicher Höhe an demselben hin , in der zweiten endlich im Grunde des von beiden Randklappen eingefassten Längenthaies. — o5 — Besonders dadurch gewinnt dieser zweite Kettentypus eine höhere Wichtigkeil, dass er eine , w enn auch oberflächhch geschlossene , dennoch vorhandene Ver- bindung mit dem Erdinnern birgt , durch w eiche in älterer Zeit Ausflüsse ver- schiedener Art oder epigenisirende Dampfentwicklungen einen Ausweg fanden und durch welche in der Gegenwart Quellen , mit den Stoffen und der Wärme der tiefern Lager beladen , zu Tage gelangen können. Im Allgemeinen darf diese Verbindung für um so freier und um so vollständiger angesehen werdende stärker die an dem Höhenunterschiede der gleichartigen Lager beider Ränder erkennbare Verwerfung war, und je geringere Spuren eines gewaltsamen Druckes der beiden Ränder gegeneinander wahrzunehmen sind. Prüft man nach diesen Grundsätzen die verschiedenen Ketten des Thalbeckens von Aix, von denen nur drei, diejenige des Moni du Chat, des Chambotte , und der Bauges der Beobachtung zugänghch sind, so kehren alle einen steilen Ab- sturz der Schichtköpfe nach Westen , an dessen Fusse und in Contact mit Massen eines ganz abweichenden Alters , die jüngsten obersten Bildungen sich wieder- holen. Daher gehören alle drei Ketten zu dem zweiten Typus, der aus einer stärkern seitAvärts gerichteten Kraftäussernng hervorging. Die Kette des Mont du Chat hat im a^rössern Theile ihrer Länsre den Charakter einer Kette mit zerdrück- tem Rande ; diejenige des Chambotte steigt als Kette mit einfach gehobenem Rande aus der Niederung , scheint aber südlicher in ein nahe vollständiges Gewölbe sich umzuwandeln ; die Baugeskette endlich gehört in ausgezeichnetem Grade zu den Ketten mit einem gehobenen , den andern hochüberragenden Rande. Diesen drei Ketten entsprechend , ziehen sich nothwendig drei grössere Gesteins- unterbrechungen von Norden nach Süden durch den Boden , die erste in ungleicher iHöhe am Fusse des Mont du Chat fortgehend, scheint in Folge der Zerdrückung des Westrandes vollkommen geschlossen? die zweite, anfangs -unter den Allu- vionen des Rhone verborgen, geht nach Süden wegen Vervollständigung des Gewölbes allmählig aus ; die dritte endlich , dem Abstürze der hohen Bauges- mauer folgend und aller Spuren zerdrückender Wirkungen ermangelnd , muss in einer gewissen Reinheit und Vollständigkeit noch vorhanden sein. Von diesen verschiedenen Rissen also , mit Inbegriff eines vierten geringern , M'elcher den — 56 — Moni Calvaire von der Basis der Denl de Nivolet scheidet, deren Dasein durcli die geologische Struktur der Gegend unzweifelhaft nachgewiesen wird , vereinigt keiner die Bedingungen einer noch fortbestehenden Verbindung mit grossen Tiefen in so entschiedener Weise wie der letztgenannte am Fusse der Bauges kette. Wirft man schliesslich einen Rückblick auf die im Vorigen fest gestellten That- Sachen über die natürlichen Verhältnisse der Heilquellen von Äix , so lassen sie sich in folgenden Punkten zusammenfassen : 1 . Die Thermen besitzen eine Thermalwärme von 30°, 3° C, welche eine Tiefe von mehr als 4000 ' voraussetzt. 2. Sie führen MineralstofTe , welche in der Grundlage des Jura, in den Trias- bildnngen in grossen Massen sich wiederfinden. 3. Sie treten nicht bei Aix aus der Tiefe hervor, sondern fliessen von Osten , d.h. von der Seile des Baugesgebirges durch den Rudistenkalk heran-. k. Mehrere, wahrscheinlich gesonderte Quellen von chemisch verwandtem Charakter , aber ungleicher Wärme und Wassermenge , folgen in einer Linie , in der Richtung des Baugesabsturzes , von N nach S aufeinander. 5. Längs der Baugeskette herrscht eine oberflächlich verdeckte Gesteinsnnter- brechung , welche , nach der Stellung und dem Zustande ihrer Ränder zu ur- lheilen , die Möglichkeit einer noch bestehenden Verbindung mit dem Erdinnern ausser Zweifel setzt. Unabhängig von einander sind diese Thatsachen verschiedener Ordnung der unmittelbaren Beobachtung enthoben worden : sollte es nun auf dem Boden geo- logischer Forschung gewagt erscheinen , einen Schritt weiter gehend , dieselben in eine nolhwendige Cusal Verbindung zu setzen ? Ich glaube nicht. Denn gewiss ist keine Annahme einfacher und natürlicher als die , dass eben jener Erhebungs- riss die reihenweise Anordnung der Quellen , das Emporsteigen durch die mächtigen jurassischen Flöze , die Erhaltung einer höhern Wärme , die Zutage- förderung der MineralstofTe u. s. f. vorzüglich bedingt. Und hiermit würde die Erklärung , welche aus den geologischen Verhältnissen des nördlichen Jura für die Quellen von Baden und Schinznacht natürlich hervorging , in ähnlicher Weise — 37 — auf die Quellen von Aix im südlichen Jura , ungeachtet der verwickeitern und verhülltem Struktur des Bodens, ihre Anwendung finden. Es erscheinen daher die Eingangs aufgestellten Bedingungen , dass das Auftreten wahrer Thermen an das Dasein tiefer Risse der Erdkruste und an die nachweisbare Nähe salzreicher Bildungen gebunden ist, für den ganzen Jura als ein allgemeines Gesetz, das mit der Abwesenheit aller neuern vulkanischen Prozesse und der Undurch- dringlichkeit mehrerer seiner Flöze für Wasser , in nothwendigem Zusammen- liange steht. BEILAGE I. DIE PETRFAKTEN DES EISENOOLITFS DES MONT DU CHAT. Aus dieser merkwürdigen Bildung , über deren genaues Alter noch immer verschiedene Ansichten walten , finden sich in den Museen von Bern und Zürich die folgenden Petrefaklen. 1 . Belemnites subhastatus Ziel. Ein Bruchstück gut übereinstimmend mit Ziel T. XXI. f. 2, auch mit der Spitze von B. hartatus Bl. in d'Orb. T. 18. f. 2 — k. — Nach Quenstedt zu semihastatus Bl. gehörend , doch we- niger keulenförmig und weniger plattgedrückt. Die Rinne zu schwach für canaliculatus Schiott. — Dem ob. Eisenoolit und Ornatenlhon (Kello- wajrock) angehörend (t und «Quenstedt. Würt. Jura. p. 388. 549). 2. ISautilus. Unbestimmbar, ohne Streifung. .5. Hamites. — Lässt sich unter kein anderes Genus bringen. Schwachgebo- gene Röhre , mit rundelliptischem Querschnitte. Von dem Bauche lau- fen starke Rippen, an den Seiten der Röhre mit einem schwachen Höcker versehen , schief nach dem Rücken und enden , einen glatten Zwischen- raum zwischen sich lassend , ohne sich zu vereinigen , in eine zweite Höckerreihe. Loben und Sipho unkenntlich. — Ob übereinstimmend mit dem von Quenst. p. 363 angefürten Hamites aus dem ob. Eisen- oolite Würtembergs (Schichten e) kann ich nicht entscheiden. k. Ammonites , verwandt mit Oolithicus d'Orb. — Der Gestalt nach mehr — 39 — mit tatricus d'Orb. aus der untern Oxfordgruppe übereinstimmend, doch fehlen die regelmässigen Einschürungen ganz und diess nähert ihn dem oolithicus d'Orb. T. 126, f. 1 — k, der indess flacher ist und an der sonst verwandten Lobenzeichnung den ersten Seitenloben kleiner als den zweiten hat , während hier das Umgekehrte statt findet. Ammonites verwandt mit subradiatus Sow, nach d'Orb. Abbild. T. d 18. — Die Windungen etwas dicker und umfassender , nach dem sehr kleinen Nabel etwas abfallend. Die kleinen Rippen weniger deutlich und unbe- deutender; die grossem , entfernter stehend, enden an einer kaum be- merkbaren erhöhten Spirallinie in der Mitte der Seilenflächen.. Der Hauptunlerschied liegt aber in der Lobenzeichnung , die viel verwickel- ter ist und an discoides Ziel, in d'Orb. T. Ha und Lewesiensis Mant. Sow. T. 3S8 erinnert. Exemplare bis 150 Millim. gross. Ammonites, mit dem vorigen verwandt, doch fehlen, auch in Jüngern Exemplaren, die feinern Rippen. Die Hauptrippen dagegen sind deut- licher und zahlreicher, enden ebenfalls in der halben Breite der Win- dung, von wo an der innere Raum der Fläche schiefradial gestreift ist, in der Art wie A. discus d'Orb. T. d51 , zu dem er aber der gerin- gern Schärfe wegen in keinem Falle gehört. Ein bestimmter Faicifer, nahe verwandt mit der hochmundigen Form von A. hecticus Rein. Leth. T. 22. f. 10 , die dem ob. Eisenoolit (s Quenst. p. 366) angehört. Jm Ganzen ist das Gehäuse etwas flacher, nach dem Rücken allmählig zugeschärfl , wie bei A. Lamberti Ziet T. 28. f. 1 . Die innern Rippen verwandeln sich in den äussern Windungen in eine Reihe schwacher rundlicher Höcker , und entsprechen 3 — U der kleinern Rippen. Ammonites. Kleiner, platter Ammonit, an complanatus Ziet. T. 10. f. 6 erinnernd , doch ohne die scharfen Rückenlinien ; auch weniger compri- mirt. Die Loben mit einer sehr netten Digilation. — 2'» 3Iillim. Ammonites, verwandt mit .^. Murchisonce Sow , besonders mit d'Orb. T. 120. Die grossen Exemplare mit verwischten Rippen ganz übereinstim- mend, nur etwas weniger scharf, die kleinen dagegen nicht so gedrungen — 40 — und weniger verziert, vielmehr den adulten Formen ähnlich. DieLoben- zeichnung eines Jüngern Exemplars ähnelt mehr derjenigen von subra- diatus d'Orb. T. il8 als von Murchisonaj. Letzterer gehört dem untern Eisenoolit vorzüglich an und steigt selten in den mittlem braunen Jura hinauf (Quenst. p. 506. 529.) iO. Ammoniles Königii Sow. T. 265. f. i — 5. Stimmt mit den sehr unvoll- kommenen Figuren ziemlich überein. Die kleinen über den Rücken fort- setzenden Rippen vereinigen sich zu drei bis vier auf der Mitte der Seite in eine einzige knotenarlige Hauptrippe. Die Windungen wenig umfas- send ; die OefTnung so hoch als breit. — Sowerby vereinigt vermuthlich verschiedene Formen aus dem Kellowayrock und Infer. Oolite. il. Ammoniles convohilus Schi. Mit der Form Leih. T. 25. f. 9 ziemlich übereinstimmend und mit ähnlichen Einschnürungen versehen ; nur läuft über dem Rücken eine Rinne hin wie bei A. sulcalus Ziet T. V. f. 5. Die Oeffnung weiter als hoch; Rippen zweitheilig, bisweilen auf beiden Seiten ungleich verbunden. Nach Quenst. (p. 582 und 585) dem Ornatenthone angehörend. 12. Ammoniles. Ein kleiner planulatus , mit convulutus verwandt , doch etwas stärker involut und das Gewinde schneller zunehmend. Die schwachen Rippen schief nach vorn gerichtet , sich bald in zwei , bald in drei zer- theilend , am Rücken fast verschwindend. Statt der Einschnürungen von Zeit zu Zeit, als Ueberrest früherer Mundbildung, hackenförmig , erst rückwärts, dann auf dem Rücken vorwärts sich krümmende Rippen. Keine Abbildung genau passend. 43. Ammoniles triplicatus Sow. Zu der Figur T. 292 weniger gut passend als zu der Reschreibung von Quenst. pag. 56^1. Oft täuschend ähnlich gewissen Planulaten des weissen Kalkes , namentlich in Jüngern Exem- plaren dem A. triplexMünst. in Ziet T. VIII. f, 3 (polyplocus Rein, var.). Hier und da eine Einschnürung. Bei diesen Einschnürungen beginnt die Umgestaltung der Rippen ; erst vorherrschend zweitheilig , werden sie drei-, sogar viertheilig; dann treten grosse Hauptrippen auf, zwischen welchen die kleinen Nebenrippen unverbunden liegen ; zulezt , bei teller- — hi — grossen Exemplaren verschwinden die letzlern ganz und nur erstere blei- ben übrig. — Bezeichnend für den ob. Eisenoolit ( i Quenst. p. 36i). — ik. Ammonites. Dem vorigen nahe verwandt , vielleicht nur Varietät; da- durch verschieden , dass die Oeffnung weniger hoch , das Gewinde lang- samer zunehmend ist , die grossen Rippen noch stärker hervorstehen und schon von den ersten Windungen an ohne Verbindung mit den kleinen abbrechen. Wird ebenfalls tellergross. 15. Ammonites lenguiferns d'Orb. T. 136 f. 1. — Ein ausgezeichneter Coro- narius. Die Oeffnung etwas höher als in der Figur , die kleinen Knoten der Tbeilungsstellen weniger scharf entwickelt , die Rückenrippen statt zu drei, vorherrschend zu vier, selbst zu fünf verbunden , daher feiner und gedrängter. Die Lobenzeichnung einfacher als bei d'Orbigny. 16. Ammonites Hutnphresianus Sow. Am besten stimmen die grössern Exem- plare mit Bronn. Leth. T. XXIII f. 8, die Jüngern mit Sow. T. SOO f. 1.2. Die Knoten der innern Windungen sind sehr scharf und stachlich ; an ihrer Spitze schon beginnt die zwei- oder dreifache Theilung der Rückenrippen. Der Sypho sehr deutlich, wie auch Quenst. (pag. 328) als Eigenthümlichkeit dieser Art angibt. — Gehört nach Quenst. nicht dem obern , sondern dem mittlem braunen Jura an (Schichten 3 p. 327). 17. Ammonites macrocephalus Schi. — • Vollkommen die Form Ziel. T. V. f. U mit parabolisch gekrümmtem Rücken , ziemlich hoher Oeffnung und starkumfasssnden Windungen. Die Rippen zwei- oder dreitheilig. Zu den Leitmuscheln des ob. Eisenoolits gehörend (e Quenst. p. 363). 18. Ammonites tumidusRein. — Mit Ziet T. V. f. 1 in der Form ganz über- einstimmend ; einzelne Exemplare noch bedeutend grösser. Die Rippen etwas stärker und bestimmter zweitheilig ; der Theilungspunkt nicht auf den Seitenkanten, sondern bereits auf der Rückenfläche liegend. Be- sonders bezeichnend für den obern Eisenoolit ( e Quenst. p. 363). 19. Pleurotomaria. Steht in der Erhebung des Gewindes zwischen decorata Ziet T. XXXV f. 1 und ornata Defr. Ziet. T, XXXV f. 5 ; ähnelt , die be- deutendere Grösse abgerechnet , in ihrem Ansehen und ihrer Sculptur mehr der erstem Figur, doch ist die Nath durch eine Körnerreihe bezeichnet, 6 . N — 42 — welche der untern und nicht der obern Windung angehört. Die schwacfi- concaven Windungen feingegittert durch 10 Längsfurchei» und zahl- reiche Anwachsslreifen. Der charakteristische Einschnitt deutlich. — Die Gruppe der Pleurotomarien zeichnet den mittlem braunen Jura voi- zügHch aus (Quenst. p. 331). 20. Ostrea, ohne Falten irgend einer Art, doch unbestimmbar, 21. Pecten. Mit keinem der bekanntern übereinstimmend. Breit kreisrund, feingegittert durch feine Längsrippen , deren fünfte stets etwas schärfer ist , und noch feinern Anwachsslreifen. Ohren beschädigt. 60 Millim. 22. Pholadomia Murchisoni Sow. Genau die Form von Goldf. T. CLV. f. 2. Sechs bis acht etwas knotige Längsrippen , die auf dem Kerne fast so deutlich als auf der Schale sind, obgleich letztere an alten Exemplaren 2 Mill. Dicke und mehr hat. Die äusserste Schalfläche in der Richtung der Anwachsringe stark gestreift. — Eine der Leitmuscheln des mitt- lem braunen Jura {s Quenst. f. 346), erstreckt sich wohl auch in den obern Eisenoolit. 23. Terebratula varians Schi. Der Form Ziet T. XLIL f. 7 oder Leth. T. XVIII f. k mit wenig gehobenem Sinus der Bauchseite am ähnlichsten. Nament- lich in zahlreichen jungem Exemplaren. — In Würtemberg den obern Eisenoolit erfüllend (Schichten £ Quenst. p. 368). 24. Terebratula biplicata v. Buch. Ganz die Form von Buch T. 20 f. 1 . mit etwas verlängerter Gestalt , vier grossen Falten auf der Bauch-, drei auf der Rückenseite ; die grösste Breite etwas vor der Hälfte der Schallänge. Mit diesem Habitus dem ganzen mittlem Jnra angehörend. 28. Terebr-atulaperovalis Sow. T. 436. f. 4 — 6). Jüngere Exemplare , welch« ganz zu dieser Form zu gehören scheinen. Mit der vorigen von Quenst vorzüglich zum mittlem braunen Jura gerechnet (p. 350). 'iß. Enerinites. — Unbestimmbare scheibenförmige Glieder , bis 1d Millim. in Durchmesser auf S — 6 Millim. Dicke haltend. Von einer sternförmigei Zeichnung oder gezälintem Rande keine Spur ; dagegen haben die Flächei in der Mitte eine kleine Vertiefung und sind von ungleichen Körnchei ganz überdeckt. — 43 — Als Resultat dieser Vergleichung scheint festzustehen , dass die bestimmbaren Formen drei GHedern der Oolitreihe angehören , nämlich i ) dem mittlem Eisenoolit und Mergelkalk , Schichten s von Quenstedt. Ammonjtes Humphresianus Sow., Ammonites lenguiferus d'Orb., Ammonites Murchisonae Sow. var., Pleurotomaria , Pholadomia Murchisoni Sow., Terebratula biplicata v. Buch, Terebratula perovalis Sow., 2) dem obern Eisenoolite , Schichten £ Quenst. , Ammonites macrocephalus Schloth., Ammonites tumidus Rein., Ammonites tripHcatus Sow., Ammonites hecticusRein var., Hamites ? Belemnites subhastatus Ziet, Terebratula varians Schi., 3) dem Kellowayrock und Ornatenthon , Schichten ? Quenst. Ammonites convolutus Schi., Ammonites Königii Sow. Die übrigen Formen scheinen eigenthümlich oder Varietäten tiefer vorkom- mender Arten. In der Bildung des Mont du Chat hat man daher eine Vereinigung des mittlem und obern braunen Jura , vielleicht eine wirkliche Verschmelzung , welche aller- I dings gedenkbar ist, wo ähnliche Entstehungsbedingungen durch verschiedene Epochen ohne Unterbrechung vorwaltend blieben. Unmöglich ist es aber nicht, idass eine genauere Untersuchung der unvollkommen aufgedeckten Localitäten Jauch hier auf eine bestimmte Vertheilung der verschiedenen Formen und eine !i Unterscheidung verschiedener aufeinanderfolgender Schichtenglieder führen wird. BEILAGE II. DIE LEBENDEN MOLLUSKEN DER GEGEND VON AIX. Keine Thierordnung steht in so naher Beziehung zu dem Glima und dem Boden einer Gegend als die der Mollusken und dient daher so bestimmt zur Be- zeichnung derselben. Diess mag es rechtfertigen, dass hier ein Verzeichniss der freilich in den ungünstigen Sommermonaten gesammelten Arten beigegeben wird. Zur Vergleichung mit der Schweiz ist den im Jura vorkommenden Arten ein j , den in den Alpen ein a, denen des Hügellandes ein h vorgesetzt; s bezeichnet ferner eine Verbreitung nur in der südlichen , m in der südlichen und mittlem . n in der ganzen Schweiz ; o sind die der Schweiz fehlenden Arten. n. Arion empiricorvm Fcr. — Gemein. n. hortensis Fer. — n. Limax antiqiiorum Fer. — Schattige Orte. n. ugreslis Dr. — Gärten. o. Vitrina Audebardi Fer. — Unter Steinen in Hecken. n. Hdix glabra Charp. — Moosige Steine. n. nitidula Drap. — Gras. n. hicida Drap. — Feuchte Wiesen. n. cristallina Müll. — Unter Steinen. m. hispida MüW. — Gras unter Gebüsch. n. «eWcea Drap. — Gras. m. plebeja Drap ^ — Gebüsche. n. personata Drap. — Moosige Steine. — US — 11. Helix obvoluta Müll. — Erde im Waldgebüsch, j. a. rupestris Drap. — Kalkfelsen, n. rotundata MüW. — Unter Steinen, n. pygmcea Drap. — Gras und Blätter, n. pulchella Müll. — Grasabhänge. Moos, n. fruticum Müll. — Gebüsche, s. m a. strigella Drap. — Gebüsche. n. ericetorum Müll. — Sonnige Abhänge, m h. j. candidula Stud. — Ebenso. s. carthusianella Drap. — Grasabhänge. n. />oma ^i/ no/ n. Clausula bidens Müll. — Baumstämme, n- - BL-i .Jiv plicatula Drap. — Ebenso. J s. j- in h. mj. s. s a. j- m h. m j- m h. j- a. — 46 — j n h. Clausilia mucida Ziegl. — Ebenso. n. triplicata Hartm. — Ebenso. n. du6ja Drap. -^ Ebenso. n. parvula Slud. — Erde und Moos, j. a. Cyclostoma maculatum Drap. — Kalkgebirge. 0. apricum M. — Heisse Kalkfelsen, inj. s. elegans Drap. — Gebüsche, am Boden. n. Litnnea stagnalis Lin. — Sümpfe. n. palustrisMüW. — Ebenso. n. peregra var. Müll. — Fliessende Wasser. n. mimtta Drap. — Kleine Lachen. n. ovata Drap. — Sümpfe. n. auriculariavar. Lin. — Bourgetsee. n. Hartmanni Charp. — See. n. Planorbis marginatiis Drap. — Sümpfe. n. carinatus Müll. — Sümpfe. n. hispidus Drap. — See. n. Paludina impiira Drap. — Sumpfbäche. n. Falvata obtusa Drap. — Bourgetsee. n. Anadonta cellensis Pfr. — Bourgetsee. n. anatina Drap ^ — Ebenso. n. Unio amnicus var. Ziegl. — Bäche. o. Requienii Mich. — Bourgetsee. Bei näherer Betrachtung dieser Aufzählung überzeugt man sich , dass die Mol- luskenfauna des savoyischen Hügellandes sich genau an diejenige der südwest- lichen Schweiz und des Jura anschliesst. Daher erscheint das in dem Manuel de l'etranger aux eaux d'Äix von Dr. d'Espine eingerückte Verzeichniss , in weichem mehrere der eigenlhümlichen Formen der mittelländischen Küstengegenden auf- genommen sind , als ein durchaus irriges, Nicht nur fehlen diese Formen gänz- lich in derGegend von Aix, sondern selbst derUebergang zu dem mildern Europa wird , mit Ausnahme einiger schon in der südlichen Schweiz auftretenden Arten, nur durch drei einzige , der letzlern fremde Formen vermittelt. Es sind diess : — 47 — Filrina Andebardi Fer., welche vollkommen mit Fer. T. 9. f. S überein- stimmt und bisher fast von allen Melacologen verkannt worden ist. Cydostoma apricum m. — Ganz übereinstimmend mit C. fimbricatum Held aus Triest , welcher letztere Namen wegen doppelten Gebrauches weg- fallen muss. Wie H"^ Charpentier scharfsinnig bemerkt, ist es vielleicht nur die nördliche alpinische Ausartung des pyrenäischen C. obscurum Drap. Die um '/^ geringere Grösse abgerechnet, ist die Aehnlichkeit der Gestalt, der Oeffnung , der Färbung vollkommen . C apricum liebt die heissesten Kalkfelsen , wo selbst Pupa avena seltener wird , und darin scheint es in seinen Sitten von C. obscurum allerdings abzuweichen , welches mehr den Schatten sucht. Auch ist eine Verbindung zwischen dem Formatebiet beider Arten bisher nicht nachgewiesen worden. Unio Requienü Mich. — Mit ihr beginnt zuerst ein durch das ganze südliche Frankreich verbreiteter Formentypus , der im übrigen Europa fehlt. ERKLÄRUNG DER TAFELN. Tab. I. Die Typen der Juraketten s. pg. Ketten ohne Unterbrechung. N° 1. Ganzes Gewölbe. N» 2. Offenes Gewölbe. N° 3. Entblösstes Gewölbe. Retten mit Unterbrechung. N° 1 . Kette eines Randes. N" 2. Kette mit beiden Rändern. N° 3. Kette mit zerdrücktem Rande. Tab. II. Profile des Thaies von Aix in der Richtung von W nach 0. N" 1 . Profil auf der Linie AB der Karte über das Ende der Kette des Mont du Chat N" 2. Profil auf der Linie CD über St. Innocent und St. Jean Chevelu. NO 3. Profil auf der Linie EF über den Mont d'Azi, Aix und die Dent du Chat. N" 4. Profil auf der Linie GH über die Dent de Nivolet und den Mont de l'Epine Die ausgezogenen Linien bezeichnen die beobachteten, die punktirten dii hypothetischen Theile der Profile. Die römischen Zahlen weisen auf di Stellen der muthmasslichen Gebirgsunterbrechungen hin. Tab. in. Orographische Karte des Thaies von Aix. — Zur Grundlage wurde benul; die Carla corographica delle Divisione di Savoja del G. B. Maggi ; das Detail hin gegen wurde nach auf Ort und Stelle genommenen Ansichten eingezeichnet. Tah.J. 1TPEN DER JÜRAKETTEN, Ketten oTine TJnterLrechunif Ketten mit ÜTitertTeohmio'. Enitlösstes Gewölbe Kette mit zcrdrücktemBande . 4,'*.,-:. .■■ \^ i ! i ä3 S'^GeriT M' S' Germa: H O PS ChaüUoii SaviezeRiv Chanai S'Gen CKauUo; SaviezeRjv Clianaz KKone Riv W^S '■Inno Cent ' ChateauSillery S^ImiO' Ckap"« duM' duCkat S'^JeanCKevelu / ■■' MoiDQ Borde aiL D'de Nrvolet S' SulpK M' del'Epm. 1^ 1. - ^ 1=^ S ^1^ Ml i ^?4 im \ UEBE» DIE C) m (m — 1 ) (m — 2 ) . . . (m — k + 1 ) rr2T"5 ^ ^ 7~~. k mit der complexen Basis m, VON D^ Ho ]Lo I^ÜÜIBISq VORWORT. Die Mathematik und die Naturwissenschaften stehen in der gegenseitigen Be- ziehung zu einander , dass erstere den Stoff aus der letztern zu ihren speculativen Betrachtungen abzieht , und letztere aus der erstem die Methode und den Geist der Strenge entlehnt ; jene wird dadurch aus dem Reiche der Phantasieen in das der Wirklichkeit versetzt , und diese werden aus dem engern Kreise einfacher Beobachtungen in das Reich einer höhern und verallgemeinernden Induktion erhoben. Aus diesem Grunde hat auch die Zürcher naturforschende Gesellschaft, die im laufenden Jahre ihr hundertjähriges Jubiläum feiert , und dieser Feier durch die Herausgabe eines Bandes Denkschriften eine höhere Weihe zu verleihen beab- sichtigt , den Verfasser vorliegender Abhandlung zu einem rein mathematischen Beitrage aufgefordert, dessen sich derselbe, als Mitglied dieser Gesellschaft, in folgender Weise entledigt. >l^9fHA> # (Jeher die Faktorielle : (m \ m («t — 1 ) {m — 2) ■ . . . (m — fc -|- 1 ) k ) "^ r. 2^ 3 k ' in der die Basis m eine complexe Zahl der Form i> + qi ist , wo i die imaginäre Einheit , p tind q aber reelle Zahlen vorstellen , und über einige bestimmte Inte- gralien , die mit derselben in Zusammenhang stehen. Nach der in der üeberschrift festgestellten Bedeutung der Faktorielle T^'^ hat man : V * -^ ~ 1. 2. 3 k " ^ ' Vollzieht man das Produkt rechterhand vom Gleichheitszeichen, sondert die reellen von den imaginären Theilen , stellt dann erstere der Kürze wegen durch P und letztere durch Q dar , dass man nämlich : k k P + Q • /'^ + '*^= it fc (1') '^ ^ ^ 1.2.3....fe habe , wo nunmehr P und Q reelle Grössen vorstellen ; — so ist der Gegen- k k stand unserer nächsten und zugleich wesentlichen Beschäftigung die Angabe dieser ebenerwähnten reell6n Grössen . Zur Kenntniss einer Bestimmungsgleichung dieser Grössen , die von der ima- ginären Einheit befreit ist , gelangt man auf folgendem höchst einfachen Wege. Da man die Gleichung : P -^Q i = (p+gi) (p-^+qi) (p-2 + qi) . . . (p-k+l+qi) (2) k k — 6 — hat , so hat man durch die Annahme i geht — i über auch folgende : P — Q i=(p-qi) (p-l-qi) (p-1 — qi) . . . [p — k + l — qi); f3) k k raultiphcirt man die homologen Theile dieser Gleichungen mit einander, so wird man auf : P= + Q^= (p'- + x+j- SO haben wir die allgemeine Constante A zu ermitteln , um dann durch die suc- cessivcn Annahmen >. = 1 ,/ = 2. >.== 3, ...> = r sämmlliche Constanlen A , A , 1 2 A . . . A gleichfalls bestimmt zu erhalten. 3 r Zur Bestimmung dieser allgemeinen Constante hat man nach dem bekannten Verfahren die Gleichung : /■(-X)=(-X + l) (-X4-2)... (-l + X-l) (_A + >+d) (_x + A+2)...(-X+r)A, l oder auch : X — 1 /•(_X) = (-1) 1.2. 3. . . . (X— 1) .1.2. 3. . . . (r-X) A, X welche mit folgender Gleichung gleichbedeutend ist : > — 1 1. 2. 3. . . . (r— 1) ^(-X) = (-l) ,._^^ ,,_,^,._.,^ — .1.2. 3... (r-X) A, (r-1) (r-2) (r-3). . . .X oder endlich mit folgender : ^ — 1 1.2. 3. 4. . . .(r — 1) /■(-x) = (-i) • — cr-i\ ^; bezeichnet man der Kürze wegen das Produkt 1. 2. 3. . . . (r — 1) durch G (r), so hat man : und der am Eingange vorgelegte Bruch stellt sich nunmehr folgendermassen dar : Ci^ ^ (x+l) (/r + 2) ( ip, l) — i9) +*f (P>9) = J '' « V'-' / i'!) k * 0 oder auch folgende : k -\ f^ (p — ^.LZll) Xif j;\k - I * t 0 A "* 0 Scheiden wir nun die Fälle , wenn k eine gerade und wenn k eine ungerade Zahl ist , aus, so ergeben sich durch Addition und Subtraktion dieser Ergebnisse, falls überdiess noch rechlerhand der Gleichheitszeichen x durch 2 x ersetzt wird, folgende vier Bestimmungen : 13 , , , ,,k — l -Ik f'^^ — 'lqx ?(P,9) =( — -1) 2 J e ' 2^ 2k i Cos. (2 p — 2i + l 3-Sin.2- da 0 1h .(p,q) =(-1) 2-'i"W e Cos. (2;) — 2fc) .T Sin. ^" dx. 2X + 1 0 n '"^ Sin. f2p — 2i+!l) .T Sin. a-"^' '' dx . 0 — Ai (12) (13) (14) (15) e"2«^ Sin. {2p~U) T Sm.x^" dx, 2*4-1 0 Werden diese Ergebnisse in die Gleichungen (iO) und (H) eingeführt, so stellt sich, wie Eingangs vorliegender Nummer angekündigt ward, die Faktorielle C't^O ' ^ ™^l3 """ ^'"^ gerade oder ungerade Zahl sein, durch bestimmte In- tegralien ausgedrückt dar. Umgekehrt sind aber auch Integralien , wie die un- mittelbar vorhergehenden , durch dergleichen Faktoriellen angebbar , wie wir solches näher in der folgenden Nummer zeigen wollen. 6. Aus der Gleichung (Hj zweitvorhergehender Nummer zieht man , wenn die imaginäre Einheit i im positiven sowohl wie im negativen Sinne auftritt, fol- gende zwei Bestimmungen : ^^^''i= 2* (-1) \ 1 ..- + 1 \ I eT'O et'O '^^P'1\= Ui (-1) \ i_ I C-.^O CV') (16) erklärt man k einmal als gerade und ein andermal als ungerade Zahl, so bieten .3 — i^l — die Gleichungen (12) — (15) vorangehender Nummer folgende Inlegralbestim- mungen dar : 0 2*.22*+l /Cr.'') Ct'O j /"e-'^9^Sin.(2p--2/!+l)-Sin..2Ä-dj^__K^l)^ | 1 1 / 2..2^*+i (e-^0 et;0! t-1 r /" -^5-Sin.(2;,_2.).Sin./2^rf.= ^-- ) _!_ + _i__ ( . (2. + l)2-^^- + ^- ((1,70 &l\^\ Ersetzt man hier 2 5 durch « dann in den beiden ersteren 2p — 2Ä-I-1 durch h und in den beiden letztern 2j9 — 2Ä: durch 6, so stellen sich diese Ergebnisse auch folgendermassen dar : j e~"'^Cos.6irSin.»-''^'j ('"^^+l''~^Oi' /—«*„. , „. 2Ä — 1 , «(—1) l 0 Sin.iaSm.i- rfa = ^^— ; 1 V 2^.2 /•* -axp , ,. 2/-. »(-1)^-^ ( ' L__l/ / e Cos. 6* Sin. iT rfa;= Ol I o 1 Ti ~~^ 71 n T' M IS die für alle nicht negativen Werthe von a , für alle reellen Werthe von 6 und für IV 2/l-fl / \ 2Ä + 1 / 1 Werthe von a , für alle reellen Werth alle ganzen und positiven Werthe von k identisch Bestand haben. Man hat ferner (Ir.. 164) folgende Integralbestimmung : 6 r Cos. bx 9 2 0 1 — a" .V dsz oder , wenn a in - übergeht , folgende : /Cos. bx TT — ab -— dx ^ -— e 1 _i 2 2a n a ~V X wo o und 6 positive, reelle Grössen vorstellen. Aus dieser Gleichheit zieht man auch folgende : ab [ ■ Q a -\- X und wenn hier für a nach und nach a — i, a — 2, a — 3... a — k-\- { »esetzt wird , die Ergebnisse hierauf nach der Ordnung ihrer Folge mit : multiplicirt werden , so bietet die Summe derselben und der eben aufgestellten folgende dar : — iQ — berücksichtigt man aber die Bedeutung der in (8) durch f [p, 9) dargestellten h Function von p und q , so hat man auch : I a{a,x) Co&.bxdx:= 0 ' /■ oder endlich auch : J ■■i(a,x) Cos. h X d-* k. .-«*(' -^''y~^ . (?n 0 I /a — x%\ Va-\-xi\ \ in der a und 6 beliebige positive und reelle Grössen vorstellen. Wendet man nun auf dieses Ergebniss ein bekanntes Theorem (Ir., 388) an . so zieht man aus demselben auch folgende Integralbestimniung : wo ö nicht negativ sein darf, und 6 aller reellen Werthe fähig ist. — 17 8. DuicFi Differenzialion nach 6 jener Gleichheit vorangehender Nummer , aus der wir auf die Ergebnisse in (21) und (22) geführt worden sind , gelangt man auch auf folgende Gleichheit Ix TT — ab 0 X Sin. b X dx = e a'-+x^ c,u.. u.u,^ — ^ Behandelt man diese wie die analoge zu derselben in vorangehender Nummer , so gelangt man auf : b\k i berücksichtigt man nun die dritte der Gleichungen in (8), so wird man auf folgende geführt : /so ■].(a,ii;)Sin.bxdx=.~e~°' ()_/) b\k—i zieht man ferner die zweite der Gleichungen in (16) zu, so stellt sich folgende Integralbestimmung heraus : ah,- ,,\k-l ^2^,^ Ua~xi\~ /a-f-a-A Sia.bxdx=( — l) -'^ik-e-" (|_e'') Wird auch auf diese Gleichheit ein analoges Theorem (Ir., 389) wie auf die in (21) vorangehender Nummer zur Anwendung gebracht, so gelangt man auf folgende analoge Integralbestimmung zu der in (22) dargestellten : /"«-""(,_/>-' Sin. i.rf.=il^ |7^-^^ j . .220 WO a und 6 derselben Werthe wie in (22) fähig sind. Deokscfar. t\A&Dt. 18 — 9. Berücksichtigt man die in (22) und (22) der vorangehenden zwei Nummern dargestellten Ergebnisse, wie die Gleichungen in (16) der Nummer 6 , so stellen sich auch folgende zwei Bestimmungen für die am Eingange durch 7 {p, q) und k i (p, q) vorgestellten Functionen von p und q dar : ^ 0 r k n ' [n. 0 oder auch , weil innerhalb der Integrationsgrenze i — e beständig negativ , und folglich e — 1 beständig positiv ist , folgende : A 0 füuiriii j (23') * 0 Diese Gleichungen ersetzen in allen Beziehungen die in (12) — (15) der Nunutier S , d. i. sie stellen gleichwie diese die hier in Rede stehenden Func- tionen y (p, q) und ^j- (p, q) durch bestimmte Integralien dar. Ic k Vergleicht man endlich die Gleichungen (10) und (11) in Nummer h mit ein- ander , so wird man , mit Zuziehung der erstem Gleichung in (8) eben daselbst, wie der unmittelbar vorausgehenden Gleichungen in (23'), auf folgenden Zu- sammenhang geführt : — 19 — (r -'\:l,y- 'cos,. ci.y+ (^/\-?'-(;_,)'.-.si„.,w..y = ^ ;...(^-l) ,24) WO p keine negativ reelle Zahl vorstellen darf . q hingegen jedes reellen Zahlen- werthes fähig ist. EINIGE WORTE ZUR !2Era etwa vierte Theil der Fusshöcker ermangelt. Ausser den zwei Stachelborsten zeigen sich feine Haarborsten; alle Borsten sind noch in den Fusshöckern verborgen. Die Dissepimente in der Leibeshöhle werden deutlich , am hintersten Ringel beginnt die Enlivicklung der End-Cirren. ( ' ) Einige Arien der Gattung Eiinice zeigen die AblheiUing des ersten Ringels deutlicli , andere weniger. l)a das Verhiätniss der Grösse dieses ersten Ringels für die Systematik nicht ganz unwichtig ist , so kann man sich mit Recht an diejenigen anschliessen , welche ungeachtet dieser Theilung nur Einen fuss- losen Ringel gelten lassen und dann in der Diagnose das Verhältniss der Länge des ersten (fusslosen) Ringels zu dem des kurzem (mit Fussruder versehenen) zweiten , oder zum zweiten und dritten , zum /weiten , dritten und vierten zusammen , angeben. Bei dieser Entwicklungsstufe erkennt man schon ziemlich deutlich , dass die junge Euiiice zu dem bisher als besondere Gattung Lumbrinereis beschriebenen Wurme wird. Die Augen sind ganz deutlich zu sehen (*). Vor den Augen stehen vier unregelmässig runde , zum Theil eckige Flecken , je zwei und zwei näher neben einander. Ausnahmsweise zeigte es sich an einzelnen Individuen , dass die zwei mittleren Flecken über den Augen standen und dieselben verdeckten. Diese schwarzen Flecken sieht man noch an reifen Embryonen der vierten Stufe schon mit Hülfe einer schwachen Loupe ; sie scheinen sich zu verlieren , sobald die junge Eunice den Mutterleib verlässt und frei im Meere lebt. Der Kopf hat hinten einen gewölbten Rücken und ist auf der untern Seite schwach convex, im Profil fast geradlinig. Die von oben angesehene Form des Kopfes ist eiförmig. Bei einem Exemplare von 7'" Länge mass der Kopf V^»"' in der Länge und ^/lo'" in der Breite; die schwarzen Flecken waren '/loo '" gross. Der erste Körperring , durch einen Einschnitt in fast gleiche Hälften gelheilt, fand sich so lang als der Kopf breit, die folgenden Ringel waren halb so lang als der erste ('/^i '"), die vierzehn hintersten , fusslosen Segmente zeigten nur ^/i der Länge des erstem, S4 Ringel mit Fussböckern. Das Schwanzstück, an dem i noch keine Ringelbildung begonnen hatte, war V^^",' breit und ungefähr so lang als der Kopf ('•'/loo'"). Dieses Verhältniss bleibt sich im ganzen dritten Stadium gleich , zu welchem ich die Embryonen von 2 — 8 "' Länge und darüber zähle , bei denen die Ringel je nach Grösse und Entwicklung der einzelnen Individuen von SO — 90 variren. Die Fusshöcker sind noch immer conisch, an der Basis halb so dick als die ganze Länge, vorn enden sie in eine abgerundete, dünne Spitze. Die Borsten treten noch nicht heraus, sondern liegen in den Fussböckern verborgen ; ausser den zwei Stachelborsten , einer grössern und einer kleineu , (') Grube (Aclinieii elc. des adrialischen und Mitlelmeeres) fand sie ebenfalls an seiner Lumbriconereis. Wenn Audoiiin et Milne Edwards (loc. cit., pag. 165) sagen, man könne keine Augen wahrnehmen, so 1 rührt diess vielleicht nur daher, dass die Augen sehr oft, nämlich wenn die Tliiere den Kopl'zurück- y äehen , nicht sichtbar sind ; auch bei Weingeistexeniplaren oder bei schon abgestorbenen Individuen j st es oft unmöglich die Augen zu finden. Meine Embryonen von Eunice konnten den Kopf so weit ii lurückzichcn , dass der hintere Theil desselben unter den eisten Ringel zu liegen kam und der vordere, äerkürzt, eine halbrunde Gestalt annahm. — 8 — sieht man Haarborsten, wie es scheint, im ersten Entstehen. Die Bildung der Schwanz-Cirren beginnt, indem sich der letzte Ringel hinten in der Mitte, wo der After liegt , verlieft und an den Seilen zwei Vorsprünge lässt. Die Kauwerk- zeuge finden sich nun so entwickelt , dass man die grössern der einzelnen Kiefer- theile genau unterscheiden kann , auch der Verdauungskanal hat sich wesentlich mehr ausgebildet. Es schimmert ein dunkel gefärbter Darminhalt durch. Die Dissepimente an der Innenwand des durchsichtigen Körpers sind deutlich zu sehen , wenn man ihn schief presst. Diese Embryonen , und auch schon die grö- ssern der zweiten Stufe , strecken den Kopf aus und ziehen ihn abwechselnd zu- rück , die Fusshöcker arbeiten wie Ruder , der Embryo wälzt sich langsam unter unbedeutenden Krümmungen von seiner Stelle fort. Vierte oder letste Stufe der Entwicklung. Der blass röthliche , lebhaft opalisirende Körper ist zolllang und auch länger , von cylindrischer Gestalt, gestreckt, dünn (auf 1'/*" Länge ungefähr '/* '.' dick) zerfällt in zahlreiche, gleichmässige Segmente , und endigt hinten in zwei kurze, stumpfe, an der Basis wulstig verdickte Girren. Zahl der Segmente über 100. (100 — 120 an meinen Exemplaren.) Keine Kiemen sichtbar am ganzen Leibe. Der Kopf besteht aus einem oben , und besonders hinten , convexen , unten fast flachen , eiförmigen Lappen mit schmalem , abgerundetem Vorderende ; trägt keine Antennen , aber nach hinten und oben liegen die zwei Augen und vor den- selben stehen die schon beschriebenen schwarzen Flecken ,4 — 5 an der Zahl (in denen ich vergeblich Antennen-Rudimente suchte). Der erste, in zwei unge- fähr gleiche Hälften abgefurchte Körperring ist fusslos und trägt keine Fühl- ranken. Die papillenartigen Fusshöcker haben sich an der Basis verdickt und bilden das mit einem nach hinten und unten gelegenen Cirrus versehene Fuss- ruder (*). Nach Audouin et Edwards (loc. cit. p. 16S) findet sich bei Lumbri (') Audouin et Milna Edwarde beschreiben diesen Cirrus als • Cirre superieur , ■> ich glaube aber mit Grube, dass er unien steht. Die Fussruder drehen sich oft so , dass man den Cirrus für die olierB Ranke ansieht. — 9 — neris ein diesem Cirriis gegenüberstehender zweiter , wovon sieh auch an den Embryonen von Euniee eine, freilich geringe Spur zeigte. Von Borsten habe ich mehrere Formen beobachtet : dunkel gefärbte Slachelborslen , die tief und versteckt liegen, keulenförmige, eigentlich dreikantige Borsten mit schmaler, nach aussen gerichteter , schiefstehender Fläche , mehrere am Ende geschweifte . zweischneidige Haarborsten und zusanmiengesetzte, mit einem eingelenkten End- gliede versehene Borsten. Der Kauapparat ist sehr ausgebildet und erschien wie bei altern Eunicen angeordnet ('). Grössenverhältnisse eines IV'" langen und V' '", §- h II ith A.Sanxdfl'euchiul Die Insektenfauna der Tertiärgebilde von Oeiiingen und von Radoboj in CiMtatien v:^ E r s ( e A 1) t h e i 1 u n e : K a f e r. Den hochverdienten Geologen Dr. Bernhard Studer, Professor in Bern , Johann von Charpentier, Salinen-Direclor in Bex UDd Dr. Arnold Escher von der Linth widmet diese Blätter voll Hochachtung und Freundschaft der Verfasser. VORWORT. In unsern geologischen Handbücliern tinden wir ein paar hundert Arten von fossilen Insekten aufgeführt. Allein von v\eitaus der Mehrzahl derselben kennen wir nichts, als die trockenen Gattungsnamen, von welchen überdies nicht wenige unsicher und schwankend sind, indem sie auf älteren Bestim- mungen \z. B. den ganz unbrauchbaren Kargs) beruhen. In den letzten De- cennien haben wir zwar die Beschreibungen und Abbildungen mehrerer vor- weltlichen Insekten erhalten, doch ist die Zahl der auch nur einigermassen genauer bekannten Entomolilhen immerhin noch so unbedeutend , dass sie uns noch kein Bild von der Insektenwelt der früheren Erdperioden zu geben vermögen. Es haben daher die grossen Fortschritte, welche die Kenntniss der organischen Felseinscblüsse in neuerer Zeit gemacht hat , die Insekten nur in sehr geringem Grade berührt, woher es wohl kommen mag, dass derjenigen Klasse von Thieren, welche in der gegenwärtigen Schöpfung in der grössten Mannigfaltigkeil von Formen sich entfallet hat und zur Beur- theilung des Naturcharakters der verschiedenen Theile unserer Erde so wich- tige Hilfsmittel an die Hand giebt , nur eine sehr geringe geologische Be- deutung beigemessen wird *). Jeder, der al)er die so unendlich mannigfalti- gen Beziehungen kennt, in welchen die Insekten zur übrigen Thierwelt, wie zum gesammten Pflanzenreich stehen , die Beziehungen derselben zur Beschaffenheit des Bodens und den klimatischen \'erhäitnissen des Landes, wird finden, dass sie zum Studium der Geschichte unserer Erde von grosser ') Man sehe z. B Marcel de Serres, Geognosie des Terrains lerliaires, Monlpell. p. 252., der doch Gelesenheil halle, viele fossile Insekten zu sehen, dessen Arbeit über die fossilen Insekten von .\ix aber nur ein sehr .'eringer Werlh beizuleseu ist. Betk'uluiig \\ erden können, auch wenn er nicht unsere Ansicht theilen sollte, dass wir niemals ein genügendes Bild der Naturwelt eines Landes, wie einer Erdepoche erhalten können, wenn uns in demselben ein so grosses Glied der Schöplung fehlt. Die Einführung noch unbekannter fossiler Insekten in die \Mssenschafl schien mir daher keine ganz unnütze, obwohl allerdings sehr mühsame und Zeit raubende Arbeit zu sein. Niemand der den Zustand kennt, in welchem diese Insekten auf uns gekommen sind, kann die Schwie- rigkeil einer solchen Unternehmung verkennen; doch beruhigt mich dabei der Gedanke, dass man nicht allein das Resultat, sondern auch die Schwie- rigkeit mit der es erhältlich war, in's Auge fassen und mich somit entschul- digen werde, wenn es mir nicht überall gelungen sein sollte, die vorliegenden Räihsel auf genügende Weise zu lösen. Bei Bestimmung der fossilen Insekten können wir nicht auf dieselbe ^^'eise zu Werke gehen, wie bei den lebenden. Die Organe auf welche ge- genwärtig die Familien und Gattungen gegründet werden, sind entweder nicht erhalten oder aber in einem solchen Zustande, dass sie selten eine genaue Bestimmung zulassen , wenn wir nur sie berücksichtigen wollten. Ich musste daher neue Wege aufsuchen. Während die weichern und zarteren Organe, namentlich die des Mundes, häufig aber auch Fühler und Beine, verschwim- den oder doch undeutlich geworden sind, haben sich dagegen die harten Körperbedeckungen meistens erhalten. Die komplicirle Zusammensetzung der Brustringe , dann die Zahl und Form der Abdominalsegmente geben uns viele wichtige Aufschlüsse und müssen um so mehr berücksichtigt werden, als die fossilen Insekten häufig so stark zusanunengedrückl sind, dass die Platten der untern Seite durch die der obern durchscheinen und es so einer sorgfälligen Untersuchung zuweilen gelingt, die Rücken- und die Bauchseite des Thieres darzulegen. Noch wichtiger ist aber für die fossilen Käfer die Sculptur der Flügeldecken. Es wird diese wohl gegenwärtig vielfach zur Unterscheidung der Arten benutzt und dabei auf Tiefe und Art der Sculptur gesehen. Dagegen hat man kein Gewicht auf die Zahl und den Verlauf der Streifen und Punktreihen gelegt und doch sind gerade diese Momente von dem grösslen Gewicht und geben uns wichtige Merkmale zur Unterscheidung \ on Gattungen und selbst Familien an die Hand. Es öffnet sich liier ein neues, sehr grosses Feld der Beobachtung, auf welchem ich eine Reihe von Vor- arbeiten gemacht habe; jedoch bedarf es noch langer und zeitraubender Studien bis wir hier zu ganz befriedigenden, und die ganze Käferwelt um- fassenden, Resultaten gelangen. Das haben aber schon meine jetzigen Ar- beiten ergeben, dass die Art und Weise wie die Streifen an der Spitze der Flügeldecken auslaufen, uns eine Reihe von Merkmalen an die Hand gibt, welche nicht allein für das Bestimmen der fossilen Käfer von grösster Wich- tigkeit, sondern auch für das Studium der lebenden Arten aller Beachtung werth sind; daher ich die weitere Verfolgung dieses Weges, der uns die natürlichen Verwandtschaften aufflnden hilft, allen Entomologen aufs ange- legenste empfehlen möchte. Es steht die Zahl und der Verlauf der Streifen in einem gewissen Verhältnisse zur Form und namentlich zur Breite und Wöl- bung der Flügeldecken; allein der Umstand, dass wir vorherrschend 8 bis l() Streifen oder Punktreihen auf jeder Flügeldecke haben, mag sie schmal oder breit sein, dass der Verlauf dieser Streifen ferner bei den von mir untersuchten Familien, *) bei allen noch so verschiedenen Formen, in wesent- lichen Punkten übereinkommt, beweist, dass diese Verhältnisse eine noch liefere Bedeutung haben. Zwar sind meine Untersuchungen über diesen Gegenstand noch nicht so weit gediehen , dass ich es wagen dürfte, allge- mein gültige Regeln aufzustellen; man wird aber bei Durchsicht der einzel- nen Arten und Galtungen, so namentlich bei den Laufkäfern, Hydrophilen, Buprestiden, Elaleriden und Curculioniden sehen, welche wichtige Dienste mir die sorgfältige Beachtung dieser Charactere geleistet hat. **) Weniger wichtig als die Flügeldecken sind die Flügel selbst, aber nur, weil sie seltener zum Vorschein kommen ; wo dies der Fall ist , haben wir den Verlauf der Adern aufs sorgfältigste zu verfolgen, indem dieser auch ') Ich verweise z. 15. aul die Bupresliden, bei welchen bei deu breiten cassidaarligeu Formen ' (Pol)bolhris) der Verlauf der SIreifen mit demjenigen der scimialen und laugen Formen Ubereinslimml. ") Wie wenig man bis jelzl dieselben bcachlct hat, zeigt am besten der Umstand, dass auch bei Iden besten und sonst getreueslen Bildern, z. B. von Sam. Weber (in deu Symbol, physic), von J. Sturm, in Gu^rin's .Magazin u. a. der Auslauf dieser Streifen fast durchgeliends unrichtig dargestellt ist. — 6 — bei den Käfern viel wicliliger isl, als man gegenwärtig anzunehmen scheint. Der Verlauf der Adern und die Stellung des Fliigelmaales, steht in nächster Beziehung zu der Art der Flügelfaltung, auf deren Bedeutung ich vor eini- gen Jahren (Enlomolo^. Zeitung 184^3, S. 49.) hingewiesen habe und die nun seitdem von unserem ersten Systematiker (Erichson) unter die Familienmerk- maale aufgenommen worden isl. Es sind die Insekten sowohl in Oeningen, wie in Radoboj, meist stark zusanmiengedriickt, zuweilen so stark, dass sie nur papierdünne Platten dar- stellen. Der L'msland, dass aber auch die festen Körpertheile Iheilweise platt gedrückt sind, ohne zu zersplittern, zeigt uns, dass die Thiere in wei- chem Zustande und in weiche Massen eingehüllt wurden, und dass die Zu- samniendrückung derselben nur sehr allmählig vor sich gegangen sei. Da- durch, dass diese Thiere in der Regel platt gedrückt sind, wird uns das Durchscheinen der untern Körpertheile durch die obern erklärlich. Nicht selten scheinen die Vorderbrustplatten und zuweilen die Vorderbeine durch den Vorderrücken durch, ebenso die Hinterbeine durch die Bauchplatten und diese durch die Flügeldecken, so dass in manchen Fällen die Täuschung entstehen kann, als hätten wir vorne die Oberseite des Thieres, weiter hinten aber seine Bauchseite vor uns, und das um so mehr, da die weichhautigen Rückensegmente des Abdomens fast durchgehends verschwunden sind, wäh- rend die aus Hornplatten gebildete Bauchseite sich erhalten hat. In der Regel haben wir bei dem Thiere auf der Oberseite den Vorderrücken, dann die Brust- platten und die Bauchsegmente, durch welche die Beine durchscheinen; sel- ten dagegen den Mittel- und Hinterrücken und eben so selten die Rücken- segmente, was bei der Bestimmung dieser Thiere um so mehr zu beachten ist, wollen wir nicht auf Irrwege gerathen, als bei den Käfern die Rückenseg- mente meist in ganz anderer Zahl auftreten als die Bauchsegmente, wie ich dies in meiner Arbeit über die systematische Stellung von Trichopteryx (En- tomolog. Zeit. 1843. S. 54 u. f.) nachgewiesen habe. Zunächst habe ich im- mer nach den einzelnen Theilen des Kopfes und der Brust gesucht, dann die Stellen wo die Augen lagen, wo die Fühler und Beine befestigt waren zu bestimmen gesucht und dann nicht selten einzelne Fragmente der Letz- __ 7 — teren gefunden, die dem erslen Blicke sich gänzlich entzogen hatten; dann wurden die Segmente des Hinterleibes, die Flügeldecken und Flügel, wenn diese hervortreten, in Untersuchung gezogen. Sind die Flügeidecken ge- schlossen, so sind die Abdrücke der Beine, der Brust -und Bauchplatten nicht selten auf diesen zu finden. Wo beide Steinplatten sich vorfinden, müssen beide gleich sorgfällig untersucht werden, indem sie nicht selten sich gegenseitig ergänzen. Zuweilen enthält die eine Platte das Thier, die andere den einfachen Abdruck dessel- ben, oder, und dieser Fall kommt nicht selten vor (man sehe z.B. Ontophagus ürus Taf. II. Fig. 10., Capnodis antiqua Taf. II. Fig. 18 b. und III. Fig. 1.), das Thier ist in der Mitte auseinander gerissen, so dass die eine Platte die Ober- seile Flügeldecken und Yorderrücken), die andere aber die Unterseite (Brust- und Bauchplatten) erhalten hat. Natürlich sieht man in diesem Falle alle diese genannten Theile von der Innern Seile, was bei Beschreibung der Sculptur wohl zu beachten ist, weil hier die Eindrücke der Oberseite als Erhabenheiten erscheinen, die Streifen als hervorstehende Linien, die Punkte als kleine Höckerchen oder Körnchen. Oder das Thier ist unregelmässig auseinander gerissen, so hat z. B. bei Trogosita Koellikeri (Taf. Yl. 3.) die eine Platte den Mittel - und Hinlerleib des Thieres sammt den Flügeldecken erhalten, die andere aber Kopf und Vorderrücken und die Flügeldecken nur im Abdrucke; so ferner bei Hydrophilus Braunii (Taf. II. Fig. 5.) die eine Platte Kopf, Yorderrücken und den Rand der Flügeldecken, während die andere die mittlere Partie der Flügeldecken und selbst einige Stücke der i Brustplatten und die Abdominalsegmente. — Das Thier ist in manchen Fäl- len so von der Steinmasse überkleidet, dass nur seine Umrisse hervortreten, wo wir dann nur undeutliche schwache Linien auf dem weissen oder weiss- gelben Steine bemerken; in den meisten Fällen indessen ist die Substanz des Thieres erhalten und liegt frei auf der Platte. Sie hat meistens eine bald heller bald dunkler braune Farbe und nur in seltenen Fällen lässt i|äich die ursprüngliche Farbe noch mit Wahrscheinlichkeit ausmitteln, so bei jLytta, Perotis, Ampedus, Clerus und Lina. ' Ein Bhck auf die Tafeln zeigt, dass die Thiere in sehr verschiedenen — 8 — Lagen in die Steinmasse eingehüllt wurden. Die Einen sehen wir von der Rückenseite,' die Andern von der Bauchseite oder auch in seitlicher Lagt'. Bei den Einen haben sich fast alle Körpertheile, mit Ausnahme sämmtlichcr, oder doch der meisten, Beine und der Fühler, erhalten, ja selbst die Haar- bekleidung der Fühler (Tat. IV. lO. d.), der Tarsen Taf. IV. 10. d., V. 12. b. und Flügeldecken (Taf. V. 3. c.) ist geblieben, während Andere nur in ein- zelnen Körpertheilen vorliegen. Wäre ich bei Bearbeitung dieser fossilen Insektenfauna allein vom entomologischen Standpunkte ausgegangen, hätte icli nur diejenigen Arten aufgenommen, die so erhalten sind, dass ihnen mii Sicherheit ihre Stellung im Systeme angewiesen werden kann; allein der Zweck meiner Arbeit ist ein doppelter. Auf der einen Seite wünsche durch dieselbe neue Thierformen in die Wissenschaft einzuführen und das Bild der vorweltlichen Schöpfung durch Einführung der Insekten zu vervollstän- digen; auf der anderen aber versuche den Geologen einen Haltpunkt mehr zu den Altersbestimmungen der verschiedenen Formationen zu verschaffen. Zu letzterem Zwecke kann aber oft ein Naturkörper, den wir erst fragmen- tarisch kennen und noch nicht naturhistorisch zu bestimmen vermögen, wich- tige Dienste leisten, was mich veranlasst hat, auch unvollständig und nni in einzelnen Fragmenten erhaltene Arten mitaul'zunehmen , indem diese mit der Zeit vielleicht einen geologischen Werth erhalten können. IJeberhaupt wird diese Arbeit erst dann ihre volle Bedeutung bekommen, wenn einmal die fos- silen Insekten anderer Lokalitäten sorgfältig studirt werden , wozu ich durch diese Blätter einige Anregung geben wollte. Gattungsnamen wird man nur wenig neue finden; wo ich mit einiger Sicherheit das fossile Thier einer jetzt lebenden Gattung einreihen konnte, wurde dies gethan und der Gattungsname nicht verändert. Nur in den Fällen habe demselben die Endung ites angehängt, wenn ich nicht mit einiger Sicherheit das Thier der jetzt lebenden Gattung einverleiben konnte und die Art der Erhaltung nicht beurtheilen liess, ob es eine neue Gattung bilde. Dem Vorschlag von Prof. Göppert, alle fossilen Gattungen durch ites auszuzeichnen, «da man nie in den Fall kommen werde, die fossilen Orga- nismen mit den jetzt lebenden in Ein System zusammen zu stellen", kann — 9 — ich nicht beipflichten, denn abgesehen davon, dass es unpassend ist einen und denselben Begriff mit zwei Namen zu bezeichnen, hoffe ich, es werde eine Zeit liommen, in der jener Fall eintreten wird. Erst dann wird sich vor uns der Plan der Schöpfung aufrollen, wenn wir in den Stand gesetzt sind, die geschaffenen Typen aller Erdperioden zusammenzustellen und sie alle in Ein System zu vereinigen. — Die Endung ites bezeichnet also immer die zur Zeit noch unvollständige Kenntniss des Thieres; die neuen Namen dagegen bezeichnen der jetzigen Schöpfung fehlende, also ausge- storbene Gattungen. Grosses Gewicht lege ich auf die Zeichnungen und ich hoffe man werde den auf sie verwandten Fleiss nicht verkennen. Zuerst habe das Thier sorgfältig untersucht und mir ein Bild von demselben zu ver- schaffen gesucht, hierauf habe es bei 2 bis Gmaliger Vergrösserung gezeich- net und dann erst durch glashelles Strohpapier durchgezeichnet. Das häufig rauhe Korn des Steines, Verbiegungen des Petrefaktes, mannigfache Uu- gositäten und Linien, die nicht in der Natur der Versteinerung liegen und an- deres mehr, erschweren das Zeichnen nicht selten sehr. Es ist namentlich die Ausmiltlung der Sculptur zuweilen mit grossen Schwierigkeiten verbunden, indem es nicht selten sehr schwer hält zu entscheiden, ob Vertiefungen oder Erhabenheiten vom Steine und der Art der Erhaltung herrühren oder aber dem Thiere angehören. Es sind die Figuren von Herrn Sulzer (aus der Li- thographie von Wurster und Comp.) unter meiner Aufsicht mit vielem Fleisse auf Stein gestochen worden, so dass dieselben im Ganzen ein treues Bild der Versteinerungen geben. Wo sich Versehen eingeschlichen haben, (und Jeder, der weiss, wie schwer es einem Künstler, der nicht Naturforscher ist, wird, so kleine Figuren ganz genau wieder zu geben, wird diese ent- schuldigen, habe sie bei der Erklärung der Figuren zu verbessern gesucht. — Manche werden vielleicht einwenden, die Figuren seien zu scharf gezeich- net, die Umrisse und Linien seien in der Natur nicht so deutlich gezogen. Letzteres ist allerdings richtig. In der Regel sehen wir nur einen dunkel- braunen Flecken auf dem Steine, und nicht selten gibt uns erst ein anhal- tendes Studium über das Thier Aufschluss, das diesen undeutlichen Flecken bildet, und lässt uns seine Körperumrisse herausfinden. Würden wir aber — 10 — nur diesen verwischten Flecken hinzeichnen, so wäre damit der Wissenschaft wenig gedient, indem man mit solcher Zeichnung nichts anfangen könnte. Wir müssen uns zwar sorgfältig hüten, nichts zu zeichnen, was wir nicht sehen allein ebenso auch uns bemühen, alles zu zeichnen, was wir sehen und was zur Erklärung und Deutung des Thieres dienen kann. Wenn wir also nach sorgfältigem Studium die Linien herausgefunden haben, welche die Form der einzelnen Körpertheile bezeichnen, würden wir gewiss sehr unrecht thun, wenn wir diese Linien, weil sie vielleicht dem blossen Auge kaum wahrnehmbar sind, nicht zeichnen, wohl aber andere anbringen würden, die vielleicht viel stärker, aber rein zufällig sind, und nur dem Steine, nicht dem Thiere angehören. Dadurch, dass wir die zufälligen Eindrücke, welche die Erkennung des Thieres oft sehr erschweren, weg- lassen, dagegen diejenigen, welche in der Natur des Thieres begründet sind, möglichst sorgfältig aufnehmen, geben wir eine Figur, weiche deutlicher und klarer ist, als das Petrefakt selbst, ohne darum an ihrer Naturge- treue zu verlieren. — Neben diesen Abbildungen der Versteinerungen findet man eine Zahl von idealen Figuren, welche sämnitlich auf den Tafeln durch das Zeichen eines Sternes (*) ausgezeichnet worden sind, so dass sie sich schon auf den ersten Blick als solche zu erkennen geben. Da bei den Insekten die äusseren Rörperbedeckungen fest und hart sind, bieten sie hinsichtlich der Wiederherstellung des ganzen Thieres aus den erhaltenen Bruchstücken dieselben Vortheile dar, wie die Schalthiere. Bei den Kno- chenthieren sind meistens nur die Knochen erhalten und alle weichen Theile fehlen, daher das Thier schwer so zusammenzusetzen ist, dass wir von dem- selben uns ein ganz lebendiges Bild zu verschaffen in Stande sind. Wir sehen nur das Skelet, nicht das ganze Thier mit Haut und Haaren, vor uns. Bei den Insekten dagegen können wir, wenn sie einlgermassen gut erhalten sind, mit ziendicher Sicherheit das ganze Thier herstellen, wenigstens seine Körperumrisse wieder geben und es so mehr in der Form eines belebten Wesens in die jetzige Schöpfung einreihen, und mit den verwandten Glie- dern derselben vergleichen. Diese Wiederherstellung habe bei einer Zahl — 11 — von Arten versucht, überlasse es indessen Jedem, diesen idealen Figuren kei- nen, oder einen beliebigen Werth beizulegen. Ich hatte anfänglich vor, der Beschreibung der Arten und Gattungen eine Einleitung vorauszuschicken und in dieser die allgemeinen Verhältnisse zu besprechen, nämlich die Art der Einhüllung in den Stein, die geologische Stellung von Oeningen und von Radoboj ; dann ein Bild zu entwerfen von der Physiognomie der Fauna von Oeningen und Radoboj, mit Bezug auf die Pflanzenwelt; die Fauna von Oeningen und Radoboj mit einander und mit derjenigen anderer tertiärer Gebilde, so weit diese in entomologischer Be- ziehung bekannt sind, zu vergleichen und sie mit derjenigen der gegenwär- tigen Erdperiode zusammenzustellen, um darnach den Character der ter- tiären Inseklenfauna zu bestimmen und daraus Schlüsse auf das Klima und die Localverhältnisse von Oeningen und Radoboj abzuleiten. Bei näherem Nachdenken habe es indessen passender gefunden, den speciellen Theil dem allgemeinen vorausgehen zu lassen, theils weil mir dann ein grösseres Ma- terial zur Beurlheilung dieser Verhältnisse zur Hand sein wird, theils auch weil bis dahin hoffentlich das Werk von Berendt über die Bernsleininsekten weiter vorgerückt und so eine Vergleichung der Insektenfauna Oeningens und Radobojs mit derjenigen des Bernsteinwaldes möglich sein wird. Nicht unterlassen kann ich aber jetzt schon der grossen Zuvorkommenheit dan- kend zu erwähnen, mit welcher die Besitzer fossiler Insekten meinen Wün- schen entgegen gekommen sind. Nicht nur habe die berühmte Lavater'sche Sammlung und die unserer Hochschule frei benutzen können, ich erhielt auch durch die gütige Verwendung des Herrn Prof. Alex. Braun, die rei- chen Schätze des Carlsruher Naturalienkabinetos (es ist dies die frühere Meers- burger Sammlung) , ebenso die durch schöne Stücke ausgezeichnete Sammlung des Herrn Hofrath v. Seyfried in Constanz, und durch die gütige Vermittlung des Herrn Dr. Rehmann, die Sammlung des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen zur Benutzung. Die Insekten von Radoboj finden sich in dem Naturalienkabinet des Johanneums zu Grätz und wurden mir durch \ er- mittlung des Herrn Prof. Unger zur Bearbeitung übersendet. Herrn Prof. Unger verdanke überdies Verzeichnisse der bis jetzt in Radoboj und Parschlug — 12 - aufgefundenen fossilen Pflanzen, die er mir zur Benutzung für den spätem allgemeinen Theil der Arbeit überlassen hat. Ich sage allen diesen För- deren meines Unternehmens den verbindlichsten Dank und wünsche nur, dass dasselbe ihrer Unterstützung sich würdig zeigen möge. Es zerfällt diese Arbeit in zwei Haupltheile, in einen speciellen und einen allgemeinen. Von dem Ersteren folgt hier die erste Abtheilung, welche die Käfer enthält. Es sind in den folgenden Blättern 1 19 Arten beschrieben, welche sämmtlich neu und von den jetzt lebenden verschieden sind; lOl Arten sind von Oeningen, 14 von Radoboj, 3 von Parschlug in Steyermark und 2 von der hohen Rhone, Kanton Zug. Jene 119 Arten A'ertheilen sich auf 79 Gattungen und 34 Familien; die Oeninger Arten auf 68 Gattungen und 33 Familien. Die zweite Abtheilung wird die übrigen Ordnungen bringen. I. Specieller Tlieil. 1. Ordnung: Küfer. I. Zunft: Geodephagej). Erste Farpilie: Caraboden, Laufkäfer Erster Stamm: Truiieati|>eiinen. /. Ci/mindis. Bon- 1. Cyniindis pulchella m. Taf. I. Fig. 1. Pronoto angusto, niedio paulo dilatato, lateribus rotundato, transversim striolalo; elytris lateribus subparalleiis , postice obtusis, punclato-striatis. Ganze Länge 4Va Linien; Länge des Vorderrückens fast 1 Linie; Breite am Grunde % Linie; muthmassiiche grösste Breite % Linie; Länge der Flügeldecken SVi Linien; Breite der Einzelnen % Linie. Oeningen. Ein stark zerdrücktes Exemplar in der Lavater'schen Sammlung. Kopf gross, etwas breiter als die Vorderbrust, hinten ganz stumpf zugerundet, nach vorn verschmälert, die Augen fehlen und die Stellen, wo sie gestanden, sind durch ziemlich tiefe Augenhöhlen bezeichnet; die Oberlippe viereckig, vorn gerade abgestutzt. Vorderrücken länger als breit, nach vornezu allmählig sich etwas erweiternd und vor der Mitte am breitesten , gegen die stumpferen Vorderecken sich zurundend. Die Hin- terecken rechtwinklig, aber nicht spitzig, sondern ziemlich stumpf Oben ist die Vor- derbrust mit einer ziemlich tiefen Mittellinie versehen und da wo diese hinten ausläuft, ist die Platte zerspalten, was wohl, wie die so häufig bei den Käfern vorkommende Mittellinie, darauf hiiideutet, dass die Rückenplatte des Prothorax aus zwei in der MiUe verwachsenen Stücken bestehe. Der Hinterrand ist gerade abgestutzt und auch der vor- dere nur leicht ausgeschweift. Die Seiten sind schmal aber deutlich und scharf abgesetzt _ 14 — gerandet; die Oberfläche ist von einer grossen Zahl feiner, sehr deutlicher Querlinieo gestrichelt, welche sehr regelmässig gestellt sind; die Zwischenräume sind glatt und un- punktirt. Der Vorderrücken war daher (bis auf diese Striche) ganz glatt und wohl glänzend. Seine jetzige Farbe ist ein helles Gelbbraun, in der Mitte mit einem dunkleren Flecken, der durch eine fast schwarze, unregelmässige \\^llenlinie eingefasst ist. — Die Flügel- decken sind nur im Abdruck da, ihre Vertiefungen erscheinen daher als Erhabenheiten. Sie sind ganz flach und in der Mitte etwas von einander getrennt; sie sind vorn zuge- rundet, erweitern sich dann allmählig, doch nur sehr schwach und erreichen ihre grösste Breite vor der Spitze; hinten runden sie sich ganz stumpf zu, so dass sie fast ab- gestutzt erscheinen, und haben eine kleine Ausrandung vor der Spitze. Sie sind deut- lich punktirt gestreift ; die Streifen laufen , wo die Flügeldecken erhalten sind , vom Grunde bis gegen die Spitze hinab ; sie sind überall von gleicher Tiefe und mit einer Reihe fei- ner Punkte besetzt. Die Zwischenräume scheinen ganz glatt gewesen zu sein, wenigstens kann man gegenwärtig nichts mehr von Punkten entdecken. Streifen befanden sich 8 auf jeder Flügeldecke, ausser einem nur schwach angedeuteten Randstreifen, welcher den Rand säumt und den wir hier ausser Acht lassen wollen. Der erste Nahtstreifen tritt nur auf der rechte'n Flügeldecke deutlich hervor, ist aber nicht bis zur Spitze zu ver- folgen; den zweiten dagegen sehen wir auf beiden Eljtren, er läuft bis gegen die Spitze hinab und verbindet sich dort mit dem zweiten Randstreifen, welcher an der Spitze der Flügeldecken nach der Naht zu läuft; der dritte und vierte Streifen (von der Naht an gerechnet) verbinden sich an der Spitze; ebenso der fünfte und sechste, während der siebente, wie vorhin bemerkt, mit dem zweiten sieh in Verbindung setzt; der achte mün- det in den siebenten ein. Der Hinterleib scheint etwas über die Flügeldecken hervorgeragt zu haben, wenig- stens steht jetzt das letzte stumpf zugerundete Segment hervor; vor demselben liegen zwei kürzere Segmente. Von den Fühlern treten einzelne, jedoch ganz undeutliche, Fragmente hervor; an der linken Seite ein paar Glieder; an der rechten vielleicht der ganze Fühler, doch so undeutlich, dass ich ihn nicht zu zeichnen wagte. Von den Beinen ist das linke Mittel- bein am besten erhalten. Wir erkennen das Ende des Schenkels, die ziemlich lange cylindrische Schiene und 3 Tarsenglieder , die an Länge nach Aussen abnehmen; gerade das wichtigste vierte Fussglied fehlt aber, wogegen 2 Linien die Klauen andeuten dürften. Hintor der Mitte des Leibes steht das, nach Innen eingeschlagene, Hinterbein hervor, das ziemlich dicke S Gehört zu Anchomenus und zwar in die Nähe von Anchomenus (Agonum) viduus Kug. und A. moestus Oft., wofür die Form und Grösse der Flügeldecken, wie der Ver- - 22 — lauf der Streifen spricbl. Bei den Laufkäfern dieser Abtheiluog (Pleroslichiden) laufen in der Regel die zwei ersten Streifen der Naht nach herunter parallel und laufen entweder jede für sich aus, oder vereinigen sich an ihren Enden; dann folgen wieder zwei, die ebenfalls aussen zusammenlaufen, dann ein drittes Paar aussen sich verbindender Streifen : auf diese folgt ein siebenler Streifen , der hinten mit dem Rande parallel bis zum zweiten, oder selbst ersten, Streifen hervorläufl , ausserhalb dieses folgt dann noch der achte Streifen. Bei den eigentlichen Anchomenus haben wir, so viel ich weiss, durchgehends diesen Verlauf; bei einigen Arten aber der Untergattung Agonura verlängert sich vom dritten Paar aus der innere Streifen (der fünfte) und setzt sich mit dem Theil des sie- benten Streifens in Verbindung, der zu der Fliigeldeckenspilze hervorläuft, so bei A. viduus. Genau diesen Verlauf haben wir nun beim fossilen Thiere , daher dieses dem A. viduus am nächsten stehen dürfte, von demselben aber, als besondere Species, sich durch die Punktur der Zwischenräume der Streifen unterscheidet. VI. Argutor Meg. 7. Argutor anliquus m. Taf. 1. Fig. 5. Pronoto subquadrato , anguiis rotundatis; elytris oblonge -ovatis. Ganze Länge 3'/^ Lin. , Länge des Kopfes V^ Lin. , des Vorderrückens.; etwas über Vi Lin., der Flügeldecken 2 Lin.; Breite des Vorderrückens,' 1 Lin., der beiden Flügeidecken IV4 Lin. Oeningen. Carlsruher Sammlung. Ein Stück , welches das Thier von oben darstellt ; man sieht nur die Umrisse des Körpers , der mit der weissen! Substanz des Steines überdeckt ist; nur an einigen Stellen treten einzelnej Fragmente des Thieres hervor, welche eine hell gelbbraune Färbung haben. Der Kopf ist vorgestreckt und etwas vom Thorax getrennt ; die Seiten sind schwach ausgerandet und hier befanden sich ohne Zweifel die Augen; am Grunde ist der Kopf stark verbreitert. Vorn bezeichnen einige Linien die Stelle , wo die Oberkiefern sich befanden; am Grunde sind diese Linien verwischt, an der Spitze dagegen deutlich her- vortretend; sie waren darnach ziemlich lang und vorn umgekrümmt; ein dunkler Fleck zwischen den Oberkiefern dürfte von der Oberlippe herrühren. Auf der rechten Seite bemerkt man zwei ovale Glieder der Maxillar-Palpen und an derselben Kopfseite bezeich- - 23 - net eine schwache Linie wahrscheinlich einen Fühler, welcher darnach dünn und faden- förmig war. Die einzelnen Glieder sind aher nicht zu unterscheiden. Der Vorderrücken ist breiter als lang, seine Seiten sind schwach gerundet, doch nicht so stark , als es auf den ersten Blick scheint •, er ist nämlich etwas verschoben ; Vorder- und Hinlerecken sind zugerundet. Vor dem Vorderrande des Vorderrückens haben wir eine, ihm parallel laufende, Bogenlinie, und auch eine Längslinie scheint da gewesen zu sein, doch ist der Thorax so zusammengedrückt, dass nur undeutliche Spuren davon zu sehen sind. Die Flügeldecken sind hinten ziemlich spitzig ; die Seiten ihres Aussenrandes laufen von vorne bis über 2/3 des Körpers fast parallel , dann verschmälern sie sich allmählig nach hinten zu. Ihre Punktur und Streifung ist ganz verwischt; nur am Rande der rechten Elytra tritt ein Streifen und auf der linken Decke die Andeutungen von mehreren anderen auf. Der Hinterleib steht etwas über die Flügeldecken hervor, wahrscheinlich aber nur in Folge des Druckes , der auf die noch weichen Theile ausgeübt wurde. Es sind die Segmente zu erkennen und ebenso die Querlinie, welche den Hinlerleib vom Thorax trennt , bei welch' letzterem eine Seitenlinie die rechte Seitenplatte gegen das Metasternum begrenzt. Die zwei vorletzten Abdominalsegnienle sind sehr kurz; das letzte nach hinten zugerundet. Da die Beine gänzlich fehlen, von den Fühlern nur eine Andeutung vorhanden, das Thierchen ferner stark zusammengedrückt ist und nur in seinen allgemeinen Umrissen vorliegt, ist es nicht leicht, dasselbe zu deuten. In der Körperform erinnert es indessen ganz an Argutor vernalis F. , daher es mir zu dieser Gattung zu gehören scheint oder zu Pterostichus , wenn wir Argulor die Anerkennung als Gattung versagen, und sie nur als Untergattung betrachten. Es war das Thierchen etwas grösser als Argutor vernalis F. Füiifler Stamm. Harpaliden. VII. Harpalus Latr. 8. Harpalus tabidus m. Tab. VU. 19. Nur die Flügeldecken und auch diese nicht vollständig erhalten. Ra- doboj. Länge der Flügeldecken 2V4 Lin. , Breite 1% Lin. Sie sind länglich oval, vorn und hinten stumpf zugerundet, von der Schulter an ilaufen sie anfangs ein Stück weit fast parallel , dann ein wenig nach aussen , um von - 24 - I liorl an sich zuzurunden. Sie haben achl Streifen , der erste läuft der Naht nach her- unter, den zweiten und dritten können wir nicht bis an's Ende verfolgen; der vierte und fünfte sind aussen verbunden und ebenso der fünfte und sechste; der siebente läuft am Rande nach hervor und verbindet sich mit dem ersten Nahtstreifen ; der achte dagepen ist abgekürzt. Der Verlauf der Streifen lässl nicht zweifeln , dass diese Flügeldecken einem Lauf- käferchiMi angehört haben, wofür namentlich der Umstand spricht, dass der siebente Streifen dem hintern Rande nach verläuft und mit dem ersten sieb in Verbindung setzt. Wir haben weiter oben (bei Cymindis und Anchomenus) angegeben , wie in der Regel bei den Carabodcn die Streifen verlaufen. Auch bei den Harpaliden linden wir dieselbe Art der Streifung, nur mit der Modification , dass die Streifen hier sich an der Spitze der Eljtren mehr zusammenbiegen, dass sie meist in spitzigem Winkeln sich mit einander verbinden und dass in Folge dessen das zweite und dritte Streifenpaar hei manchen an der Spitze zusammenlaufen (so z. B. bei Harpalus luteicornis Duft.}, oder durch einen Querstreifen sich verbinden (H. germanus F.). Diese Streifung haben wir nun auch bei unserem fossilen Thiere, indem nämlich hier der vierte Streifen mit dem fünften in Verbindung steht. Diese Lebereinstimmung in der Streifung bestimmt mich, das fossile Thier zur Gattung Harpalus zu bringen . bei welcher wir ganz ähnlich geformte Flügeldecken antreffen. II. Zunft: Hydrocantharideii. Zweite Familie: Dytisciden, Leach. Vllf. Di/tiscus L. I. Dytiscus Lavateri ni. Taf. I. Fig. 6. Feniina. Elytris ultra medium sulcatis, sulcis ad .suluiam multo an- gustioribus. Oeningen. Eine sehr schön erhaltene Flügeldecke, nebst Abdruck, aus Lavater's Sammlung. Sie hat die Länge von 13 Lin., und eine grösste Breite von iV^ Lin. Die Flügeldecke hat einen fast geraden Nahtrand und eine gebogene Randlinie; von der Schuller an erweitert sie sich etwas cegen die Mitte zu, wo sie die grösste Breite - 25 — erreicht , von dor( an verschmälert sie sich sehr ailmählig und rundet sich hinten ganz stumpf zu. Sie ist von 10 Furchen durchzogen, welche namentlich an dem Abdruck ungemein schön ausgeprägt sind und hier als scharfe , hervorstehende Leisten erscheinen. Sie reichen nicht bis zum Grunde, sondern hören vorher auf, und sind da scharf abge- setzt; auf der hintern Seite reichen sie bis fast 2/3 der Flügeldecke hinab und sind da ebenfalls scharf abgesetzt, so dass der hintere Theil der Elj'tra ganz glatt wird. Von diesen zehn Furchen sind die vier zunächst der Naht liegenden zwar ganz scharf, aber sehr schmal und fein; die fünfte aber ist etwas breiter, noch mehr die sechste und ebenso die siebente, achte, neunte und zehnte. Wie sie nach aussen allmählig breiter werden, verkürzen sie sich dagegen gegen die Spitze zu; so ist namentlich die zehnte kürzer als die neunte. Der Aussenrand ist ganz glatt , und mit dem Rand parallel läuft eine feine Randlinie, welche aber vor der Spitze ausläuft; die Partie von der Randlinie bis zum Rande ist Qach abgesetzt, während innerhalb dieser Randlinie die Elytra eine schwache Wölbung erhält; die OberQäche der Elytra (discus) ist indessen flach, besonders die hintere ungefurchte Partie, welche nur am Rande mit einer schwachen Wölbung abfällt; die vordere gefurchte Partie zeigt eine, aber sehr schwache, Wölbung, welche gegen die Naht und den Rand sich allmählig abdacht. Hat ganz die Form der Flügeldecken der Gruppe des D. marginaiis L. , ist aber etwas grösser, als die noch jetzt lebenden, und durch ganz Europa verbreiteten, Dytiscen dieser Gruppe. Nur der Dyt. latissimus L. ist von allen bekannten Djtiscen noch grösser, hat aber eine ganz abweichende Gestalt. Der grösste , jetzt lebende Dytiscus aus der Gruppe des D. marginaiis L., ist der D. dimidiatus Borg. , dessen Flügeldecken eine Länge von 12 Linien haben. Von diesem unterscheiden ihn aber die Furchen der Flügeldecken ; es sind nämlich beim D. dimidiatus die Furchen nächst der Naht bedeutend tiefer als beim D. Lavateri , und dasselbe ist der Fall beim D. punctulatus F. , bei dem sonst die Furchen ganz in derselben Richtung ver- laufen, wie beim D. Lavateri. In der Tiefe der Furchen und dem Verhällniss ihres Schmälerwerdens nach der Naht zu, kommt er mit dem ]). marginaiis L. überein, allein bei diesem reichen die Furchen weiter hinab , und die äusseren Furchen convergiren und zwar in der Art, dass die neunte Furche kürzei* ist, als die achte und zehnte, welche beiden aussen zusammenlaufen und die neunte einschliessen. Der D. Lavateri ist also ein den jetzt durch ganz Europa verbreiteten Dytiscen sehr nahe stehendes Thier , das aber durch seine bedeutendere Grösse und die etwas abwei- chende Furchenbildung der Flügeldecken von denselben abweicht. - 26 2. Dytiscus Zschokkeanus m. Ovalis, nigro-castaneus; elytris laevigalis, margine pallescentibiis. Ganze Länge S'/s Lin., grösste Breite J^V« Lin.; Länge des Kopfes Vj Lin., des Vorderrückens fast 1 Lin., der Flügeldecken i% Lin. Oeningen. Ein Exemplar aus der Sammlung des ehemaligen Klosters Muri, gegenwärtig im Naturalienkabinet zu Aarau. Stellt das Tliier von der oberen Seite dar, ist aber sehr stark zerdrückt. Ist oval , in der Mille am breitesten und nach vorn und hinten gleichmässig sieh verschmälernd, und am Kopf wie Abdominalcndc stumpf zurundend. Der Kopf ist kurz, breit und nach vorn durch eine halbkreisförmige Bogcnlinie begrenzt; der Vorderrücken kurz und von der Basis nach vorn zu stark verschmälert; Flügeldecken am Grunde schon etwas breiter als der Vorderriicken , von da sich noch allmählig bis zur Mitte des Leibes erweiternd , nach hinten zu dann sich eben so allmählig wieder verschraälernd. Das '■anzc Thier oben dunkelbraun schwarz, die beiden Ränder der Flügeldecken indessen blässer braun gefärbt. Wahrscheinlich war daher das Thier einfach schwarz, aber mit einem gelben Rande versehen. Es scheinen die Flügeldecken ganz glaU gewesen zu sein. Von den Reinen tritt an der rechten Seite das mittlere und hintere hervor ; von dem ersleren eine kurze, glatte Schiene, von dem letzteren ebenfalls eine Schiene und eine .\ndeutung des Fusses; nämlich ein ziemlich langer, glatter Eindruck, an dessen Seite noch Spuren der Eindrücke der Schwinimhaare da zu sein scheinen; wenigstens laufen mehrere feine Linien seitlich von jenem Tarsuseindruck aus. An der linken Seite be- merken wir neben dem Kopfe ein Stück der Vorderschiene mit einem Fussgliede, welches kurz , breit und vorn ausgerandet ist. Hatte also die scheibenförmigen Vorderfüsse der eigentlichen Dytiscen. Hat ganz die Form des Djtiscus cinereus L. , ist aber kleiner und scheint anders gefärbt gewesen zu sein. 3. Dytiscus oeningensis m. Taf. L Fig. 1. Länge des ganzen Tbieres (ohne Kopf) 4*/, Lin. , grösste Breite 2% Lin., Länge der Flügeldecken 3'/a Lin. Oeningen. Aus Lavater's Sammbmg. Vom Kopf sieht man nichts. Thorax zerdrückt und seine Form nicht mehr zu bestimmen. Im Abdruck ist er am Grunde verschmälert , ohne Zweifel aber nur , weil — 27 — dort jederseils ein dreieckiges Stückchen herausgefallen ist. Bei der Hauptplatte (Taf. I. Fig. 7) ist der Vorderrücken am Grunde am breitesten , wie dies hei allen Dytiscen der Fall ist. Die beiden Flügeldecken bilden ein kurzes Oval ; ,sie sind hinten und vorn gicichmässig zugerundet, daher in der Mitte am breitesten. Sie sind glatt, nur bei ganz starker Vergrösserung nimmt man äusserst feine Punkte wahr , welche dicht beisammen stehen , ganz nach Art der Acilien ; sie sind braun gefärbt und durch viele dunkel braun- schwarze Flecken marmorirt. Ohne Zweifel deuten diese noch die ursprüngliche Farbe an , welche also ebenfalls mit derjenigen unserer Acilien übereinstimmt , deren Elytren bekanntlich braungelh und schwarz marmorirt sind. Von den Beinen sind einige Andeu- tungen da , welche merkwürdiger Weise die Stellung des schwimmenden und nicht des todten Käfers haben. Bei den todten Dytiscen sind nämlich die Beine unter den Leib zurückgezogen , so namentlich die hintern , welche sich kreuzweise übereinander legen. Beim D. oeningensis dagegen laufen sie auseinander. Die Vorderbeine sind nach vorn gestreckt und die erste Partie stellt wohl den Schenkel dar , die zweite die Schiene und Tarsus, die aber nicht von einander zu unterscheiden sind; sie stellen ein schmales Bändchen dar. Ist das Exemplar ein Acilius, so war es demnach ein Weibchen, da die Männchen verbreiterte, tellerförmige Vordertarsen haben. Von den Mitlelbeinen sieht raan auf dem Abdruck schwache Spuren, welche den Schenkel und zwei Tarsenglieder an- deuten. Von den Hinterbeinen ist das eine ziemlich erhallen , vom anderen dagegen nur ein Schenkel. Dieser ist flach und kurz, sehr kurz die Schiene, der Tarsus dagegen lang und ein schmales Bändchen darstellend , an dem keine Gliederung zu erkennen ist , was uns nicht befremden darf, da bei den Dytisciden dieser Abtheilung die Tarsenglieder der Hinterbeine sich enge aneinander schliesseu und sich an den Verbindungsstellen nicht absetzen. Von den Schwimmhaaren , mit denen der Tarsus unzweifelhaft besetzt war, hat sich nichts erhalten. Dem ganzen Körperumrisse und Stellung der Beine nach, unzweifelhaft ein Wasser- käfer aus der Familie der Dytiscidcn; ob aber ein Colymbetes oder Dytiscus ist schwer zu entscheiden. Am meisten erinnert seine Form an Dytiscus sulcatus L. und die Ver- wandten, aus welchen Leach die Galtung Acilius gebildet hat, die ich aber nur als Unlergatlung von Dytiscus betrachte. IX. Colymbetes Clairv. 4. Colymbetes Ungeri m. Taf. I. Fig. 8. Ovatus, niger, subtilissime punctulatus. Longit. 4'/^ Lin., Latit. 2V4 L. - 28 - Radoboj. Ein sehr schön erhaltenes Exemplar aus der Sammlung von Grätz. Hat genau die Form und Grösse des. durch ganz Europa verbreiteten , C. bipustulatus L. ; der einzio-e Unterschied , den icli herausfinden kann . besteht darin , dass beim fos- silen die Flügeldecken nicht mit diesen feinen, kurzen Längsstreifchen besetzt waren , die wir beim C. bipustulatus finden ; dagegen sind sie mit sehr feinen Punkten sehr dicht be- setzt und dadurch chagrinirt. Der Kopf ist etwas zerdrückt; er ist breit und kurz; der Vorderriickcn nach vorn zu verschmälert und ebenfalls breit und kurz ; die Flügeldecken sind gross , verbreitern sich anfangs etwas bis gegen % Länge, von da an aber runden sie sich zu; sie scheinen nur schwach gewölbt gewesen zu sein; sind übrigens längs der Naht tief eingedrijckt, daher die ursprüngliche Wölbung nicht mehr genau zu bestimmen ist. Die ganze Ober- seite des Körpers ist mit äusserst feinen, nur bei starker VergrSsserung wahrnehmbaren, Pünktchen besetzt. Beine und Fühler fehlen. 111. Zuiifl: Brachelj^lren. Dritte Familie: Protactiden m. ' X. Protactus m. Char. generis. Labrum laleribus rotundatum, apice emarginatum; man- dibulae validae , apice acuminatae , incurvae, edentatae; oculi magni ; anten-^ nae filiformes, articulo secundo abbreviato, quarto tertio et quinto pauIo? breviore; pedes anlici tibiis cylindricis, tarsis quinque articulatis, arficuHs'' iribus primis subcylindricis , subaequalibus , quarto obcordato ; abdomen segmentis sex, corneis; elytris pectore longioribus. 1. Protactus Erichsonii m. Taf. I. Fig. 9. Capite basi rotundalo ; pronoto marginalo, apicem versus paulo dilatato; elytris longitu;line abdominis dimidium aequantibus, membranaceis , subtilis- sime ruguloso-punctulatis, apice rotundatis; alis elongalis, apicem versus dilatatis; abdomine elongato, in dorso segmentis sex conspicuis. Ganze Länge 13 Lin. , Breite des Kopfes bei den Augen 1% Lin.; des Vorderrückens vorn 1% Lin., der einzelnen Elytra 1% Lin., des Abdomens - 29 — 2y:i Lin.; Länge des Vorderrückens fast l'ALin., der Flügeldecken 5% L., des Abdomens 6% Lin. Ich habe den Namen eines der verdientesten Entomologen , welcher die Brachelytren auf ausgezeichnete Weise bearbeitet hat, auf dieses merk- würdige Thier übergetragen. Oeningen. Lavater'sche Sammlung. Das ganze Thier ist wohl er- halten , liegt mit ausgespannten Unterflügeln und geöffneten Flügeldecken da, und kehrt uns die Rückenseite zu. Leider ist der Stein sehr brüchig und blättert sich leicht ab, daher wohl einzelne Stellen sich ablösen können, besonders am Kopfe. Der Kopf ist gross, am Grunde am breitesten, dort wie an den Seiten zugerundet; etwas hinter der Mitte bemerken wir die beiden Augenhöhlen ; es sind zwei runde , ring- förmige , ziemlich genäherte Stellen , deutlich von den übrigen Kopftheilen abgesondert ; die Augen selbst sind indessen nicht erhalten. Eine undeutliche Linie vor den Augen bezeichnet die Grenze der Stirn nach vorne ; vor dem rechten Auge liegt die Oberlippe, die also nach der rechten Seite verschoben ist; sie ist ziemlich gross und breit, nach vorn verschmälert und dort ausgerandet. Nebenaugen fand ich keine. Die Oberkiefern treten beide hervor und die linke ist vollständig erhallen; sie ist nach vorn zu verschmä- lert, vorn umgekrümmt und zugespitzt; an der innern Kante bemerkt man keine Zähne. Die Fühler scheinen etwa doppelt so lang als der Kopf gewesen zu sein. Der linke Fühler ist doppelt gebrochen und theilweise von dem dort befindlichen Vorderbeine be- deckt; das rechte dagegen hat seine natürliche Lage beibehalten und ist auf dem Abdruck deutlich gegliedert, sodass von sieben Gliedern die Form bestimmt werden kann. Das erste Glied scheint cjlindrisch gewesen zu sein, das zweite ist etwas vom ersten entfernt (Fig. 9. c. Taf. L); es ist das kürzeste Glied; das dritte ist fast doppelt so lang und nach aussen zu ein wenig verdickt ; das vierte ist kürzer , aber breiter und schwach obconisch, das fünfte ist wieder so lang als das dritte und nach vorn auch etwas ver- breitert ; das sechste und siebente sind fast von der Grösse des vierten ; das achte ist nur angedeutet; nach aussen fehlen demnach drei Glieder. Das dritte bis- siebente Glied sind der Länge nach mit einem Streifen versehen. Bei dem linken Fühler tritt der Tarsus des linken Vorderbeines hervor und zwar liegt er so, dass erst eine genaue Untersuchung zeigt, dass die äusseren, dort sichtbaren Glieder zum Fuss und nicht zum Fühler gehören. An der linken Seite des Kopfes sieht - ;30 - man den sehr undeutlichen Eindruck einer Schiene, die lang und dünn gewesen sein muss ; diese Schiene fällt mit dem Fühler zusammen , so dass von derselben auf der äusseren Seite der Tarsus, auf der inneren aber die Fortsetzung des Fühlers ^es besteht dies Stück aus 3 Gliedern) ausläuft (Taf. I. 9. d). Der Tarsus ist auch nur schwach angedeutet; die ersten drei Glieder sind cylindrisch und nach aussen nur wenig erweitert; nach der inneren Seite etwas mehr als nach der äusseren; alle drei scheinen gleich lang zu sein, das vierte ist verkehrt herzförmig, das fünfte kaum angedeutet. Von den Hinterbeinen deutet ein Eindruck zwischen Abdomen und Brust die Basis eines Schenkels an und auf der linken Seite erkennt eine sorgfältige Untersuchung einen Tarsus. Es treten vier Glieder hervor; das äusserste ist dünn und cylindristh; es ist das Klauenglied, das zweite (von aussen gerechnet) ist tief zwcilappig und dicht behaart ; dann scheinen noch zwei gelappte zu folgen, doch sind diese zu undeutlich, als dass ich ihre Form zu be- stimmen wagen dürfte, um so mehr, da es sehr auffallend wäre, wenn bei den Vorder- tarsen die ersten Glieder cylindrisch, bei den Hintertarsen aber dieselben Glieder herz- förmig sein sollten. Neben der linken Flügeldecke treten .\ndeutungen eines Tarsus auf, und auch da scheint ein zweilappiges Glied sich zu linden. Der Vorderrücken ist ganz zerdrückt und daher seine Form schwer zu bestimmen. Eine mittlere Partie tritt indessen deutlich hervor; zu beiden Seiten sehen wir zwei schwache Linien, welche die Seitenränder bezeichnen. Er muss darnach schmal und verhältnissraässig lang gewesen sein. Am Grunde war er, nach jenen Linien zu schlies- sen, eingezogen, erweiterte sich nach vorn in einer schwachen Bogenlinie und erreichte vorne die Breite des Kopfes. Seine Länge musste nach dem Abstände der Flügeldecken vom Kopfende bestimmt werden, da die hintere Grenzlinie verwischt ist. Die Lage aller Theile des Körpers zeigt, dass sie zur Zeit, als das Thier in das Gestein eingehüllt wurde, noch zusammenhingen, daher jene Längenbeslimmung wenigstens annähernd richtig sein dürfte. Eine schwache Linie, welche mit der Randlinie parallel läuft, zeigt, dass der Vorderrücken mit einem Rändchen verschen war. Die beiden Flügeldecken sind sehr wohl erhalten ; die untere (rechte) bezeichnet ohne Zweifel die richtige Inscrlionsstelle , während die linke etwas nach vorn verschoben ist. Am Grunde sind sie gerundet, und man bemerkt keinen Ausschnitt für das Schildchen, hinten sind sie ebenfalls zugerundet und nicht abgestutzt; der äussere Winkel ist ganz abgerundet, der innere (der Nahtwinkel) dagegen ist ziemlich scharf, immerhin aber mit . stark gerundeter, äusserer Randlinie. Es müssen die Flügeldecken dünn und weich, mehr pergamentartig, als hornig gewesen sein; sie haben, wie aber das ganze Thier, — 31 — fino blass graulich gelbe Farbe und stehen nur wenig vom Steine ab. Dem unbewaff- nelen Auge erscheinen sie glalt, mit der Loupe sieht man, dass sie sehr fein und dicht runzlich punktirt sind, und eine ganz ähnliche Sculptur haben, wie die meisten jetzt lobenden Anthophagcn. Drei sehr schwach erhabene Linien laufen über die Eljtren hin. Auf der rechten Flügeldecke bemerkt man neben diesen noch mehrere und zwar stärker ausgesprochene Linien, allein diese scheinen vom Sterne herzurühren; die linke besser erhaltene Elytra zeigt sie nicht. Beide Flügel sind ausgebreitet; der rechte aber ist undeutlich, sehr schön dagegen der linke. Sie sind sehr lang, von der Insertionsstclle an gerechnet, 7'/2 Linien und reichen bis zum zweitletzten Abdominalsegment hinab. Am Grunde sind sie schmal, verbreitern sich dann nach hinten und runden sich dort zu ; sie erreichen die grösste Breite bei etwa 3/i der Länge. Die Randrippe ist stark, das Flügelmaal ist nicht zu erkennen ; bei etwa 3/4 der Länge des Flügels verbindet sich (am Abdruck) mit derselben eine zarte Linie, die sich am Grunde des Flügels von der Randrippe losgetrennt hat, sich dann etwas von derselben entfernt, um an der Spitze wieder sich in die Randrippe um- zubiegen ; diese Linie scheint indessen von keiner Rippe herzurühren und dürfte zufällig sein. Die Mittelrippe läuft so ziemlich über die Mitle des Flügels und zwar in gerader Linie , am Grunde convergirl sie mit der Randrippe und verbindet sich mit derselben ; von derselben läuft an der Nahllinie ein äussert zarter, kaum wahrnehmbarer Ast aus; vor der Flügelspitze verliert sich die Mittelrippe; dort bemerkt man ein paar wellenförmige, schwach angedeutete Falten, die nach der Flügelspitze verlaufen, die Nahtrippo ist kurz und läuft schon bei '/s Flügellänge aus. Der Verlauf der Adern der Flügel stimmt demnach mit dem derStaphj- linen überein, indem auch die Mittelrippe keinen nach dem Randfelde laufenden Ast hat und der Cubitus fehlt. Das Geäder ist auf dem Abdruck deutlicher, als am Thier selbst, daher die hier beschriebenen Rippen auf F. 9. T. I undeutlicher hervortreten, als ich sie hier beschrieben habe. Von den hinteren Brustringen erkennt man, obwohl undeutlich, das Metanotum; es ■st lang und durch eine Längslinie in zwei Hälften getheilt; es zeichnet sich durch dunkle, fast schwarze Farbe aus. Der Hinterleib ist lang und verhältnissmässig schmal. Unmittelbar hinter den Flügel- decken bemerkt man einen grossen dunklen Flecken , welcher den vorhin erwähnten Hinterrücken darstellt; auf dieses Stück folgen sechs Abdominalsegmente; das erste und i; zweite sind nur schwer von einander zu unterscheiden; doch lassen die Trennungslinie, i welche wenigstens am Rande deutlich wird, und das Längenverhältniss dieses Stückes, darüber keinen Zweifel, dass zwei Segmente da sind; die weiter nach hinten liegenden — 32 — Segmente sind scharf und deutlich von einander getrennt und ihre Form ist leicht zu bestimmen; sie stellen viereckige Platten dar, von welchen die drei ersten (also Segment 3. 4. und 5.) fast 1 '/4 Linien lang and fast 2 Lin.; Breite des Vordor- rüciiens 1% Lin., der beiden Flügeldeci^en 1% Lin.; Breite des Abdomens 1% Lin. Badoboj. Liegt auf demselben Stein mit Harpalus tabidus , mehreren Ameisen, Wespen und Holzresten. Ist rundlich, mit breitem abgesetzten Rande des Vorderrückens und der Flügeldecken. Der Vordcrriicken ist breit und kurz, am Grunde mit einer geschweiften Randlinie ; nach vorn zu etwas verschmälert, mit ziemlich stark gebogenen Seitenlinien; vorn durch eine Bcenlinie ausgeschweift, so dass die Vorderecken, die indessen stumpflich sind, her- vorstehen; die Hinterecken sind ziemlich scharf; der Seitenrand ist breit, deutlich und flach abgesetzt; die mittlere Partie ist schwach gewölbt. Vom Kopf steht nur der vordere Theil über den Thorax hervor; er ist nach vorn zu verschmälert, doch so verwischt, dass sein Bau nicht näher zu bestimmen ist. Die Fliigeldecken sind am Grunde ein weni" breiter als der Vordorrücken und stehen etwas von demselben ab; die Seiten laufen dann ein kleines Stück weit parallel , dann runden sie sich ganz stumpf zu. Sie haben einen breiten, ganz flach abgesetzten äussern Rand, der durch eine scharfe Linie abge- grenzt wird-, von dort wölben sich die Elytrcn ; durch eine zweite Linie, welche ring.s um die Elytren herum läuft, wird die Grenze dieser Wölbung bezeichnet. Die Partie innerhall) dieser Linie , also die ganze mittlere Partie der Eiytren , ist flach gewölbt. Auf dieser bemerken wir drei hervorstehende Rippen , welche indessen nicht scharf hervor- treten; eine vierte Rippe bildet jene vorhin erwähnte zweite Randlinie und eine fünfte die äussere Randlinie. Durch die Flügeldecken scheinen ein Hinterschenkel und di(! vier hinteren, kurzen, unter sich gleich langen, Abdominalsegmente durch. Das ganze Thier ist hell gelbbraun gefärbt, und sehr dicht, aber fein punklirl. Diese Punktur bemerken wir auf dem Kopfe, dem Vorderrücken und den Flügeldecken. - 39 - Ich stand längere Zeil an , ol) ich dies Thierchen zu Peltis oder den Nitidulcn rech- nen solle. Der breite, flach abgesetzte Rand des Vorderrückens und die vom breit abgesetzten Saum steil aufsteigenden Flügeldecken schienen mir für Peltis zu sprechen, wogegen die allgemeine Körperform mehr für die Nitidulcn aus der Gruppe von Amphotis. Bei Peltis ist der Vorderrücken verbältnissmässig viel kürzer, als bei Amphotis und in diesem Längenverhältniss des Vorderbrustringes zu den Flügeldecken stimmt das fossile Tbier mit Amphotis überein. Eine genaue Vergleichung desselben mit der Amphotis Qiarginala F. zeigt in der That , dass es mit dieser Art nahe verwandt sein müsse. Es bat nicht nur fast genau dieselbe Grosse , sondern auch in Vorderrücken und Flügeldecken dieselbe Form. Auch bei der Amphotis marginata haben wir einen solchen breiten, flach abgesetzten Rand , und ebenso diese feine und dichte Punktur , wie fünf schmale Rippen auf den Flügeldecken , zwischen welchen ziemlich breite Furchen verlaufen. Was das fossile Tbier als Species von der A. marginata F. auszeichnet, ist, dass die Vorderecken des Vorderrückens nicht so scharf sind und dass die Flügeldecken sich gegen den Rand stärker abdachen , welche Abdachung zwischen die vierte und fünfte Rippe fällt. Auch laufen die Seiten der Flügeldecken von der Schulter ein Stück weit erst parallel , ehe sie sich nach hinten runden. Amphotis marginata F. ist durch ganz Europa verbreitet und lebt unter Baumrinden, am ausfliessenden Safte der Eichen und besonders in den Nestern der Formica fuliginosa in alten Bäumen. Achte Familie: Peltiden. XVI. Peltis Geoffr. 6. Peltis tricostata m. Taf. VII. Fig. 34. Elytrum oblongo - ovale , creberrime punctatum , tricostatum. Ocningen. Der Abdruck einer Flügeldecke aus Lavater's Sammlung. Sie ist 55/5 Lin. lang und in der Mitte 2^/4 Lin. breit. Am Grunde ist sie abgerundet und zeigt auf der Nahtseite einen weiten Abschnitt; das Schildchen war daher wahrscheinlich gross. Von den Schultern an verbreitert sich die Flügeldecke sehr allmählig in einer schwachen Bogenlinie, erreicht die grösste Breite in der Mitte und verschmälert sich nach hinten zu ebenso allmählig; die Spitze ist stumpflich. Der Abdruck ist ziemlich stark concav, nur der Ausscnrand ist flach , d. h. es zieht dort eine schmale (sie ist vorn etwa y^ Lin. - 40 - breit), Uache Linie herunter, welche von der Schulter nach hinten zu sich verschmälert; es zeigt diese wohl , dass die Decke ein Rändchen hatte. Die Sculptur ist sehr deutlich, die ganze Decke ist nämlich sehr dicht und deutlich gekörnt und zwar allseitig gleich- massig, nur an der Flügeldcckenspitzc werden die Körnchen etwas kleiner. Mit der Nahtlinie, welche sanft gebogen ist, laufen drei Furchen parallel; die erste steht '/j Lin. von der Nahllinie ab und läuft bis y^ Lin. vor der Spitze , wo sie plötzlich aufhört; die zweite Furche ist wieder '/i Lin. von der ersten entfernt und die dritte ebenso weil von der zweiten; die zweite hört etwas früher auf, als die erste, und biegt sich durch eine sehr schwache Linie in die erste um, und ebenso die dritte, noch kürzere , in die zweite Furche. Diese Verbindungslinien sieht man nur bei guter Beleuchtung, besonders die äussere. Da wir nur den Abdruck der Decke vor uns haben , in welchem die Vertie- fungen der Flügeldecke als Erhabenheiten erscheinen, muss die Decke selbst dicht und gleichmässig punktirt gewesen sein und drei gleichmässige Längsrippen besessen haben. Ferner war sie gewölbt und zwar stärker noch als die Concavitäl des Abdruckes zeigt, was aus der gekrümraten Nahtlinie zu schliessen ist. , Nur mit grossen Zweifeln theile ich diese Flugeidecke einem pcitisartigen Thiere zu, wozu mich vorzüglich die Peltis grossa F. veranlasst , bei welcher die Sculptui' eine auf- fallende Uebereinslimmung mit derjenigen unseres fossilen Thiores zeigt. Auch hier sind die Flügeldecken gleichmässig und dicht mit l*unkten besetzt und von drei gleich weit von einander entfernten und vor der Spitze der Decke plötzlich abbrechenden Rippen durchzogen, welche jedoch an der Spitze nicht in einander einmünden. Auch hier ist die erste Rippe etwa 1/2 Linie von der Naht entfernt, während die dritte viel weiter von der Bandlinie absteht ; auch hier ferner ist die Decke mit einem Rändchen versehen. In der Form dagegen weicht sie bedeutend ab ; sie war nach hinten zu mehr verschmälert und ferner stärker gewölbt , auch muss das Schildchen wohl grösser gewesen sein. Flügeldecken mit ähnlicher Rippehbüdung finden wir auch bei einigen Tenebrioniden (Erodius , Scaurus u. a.), allein bei diesen allen haben die Flügeldecken einen umge- schlagenen Rand und das Schildchen ist ganz zurückgedrängt. Die Form der Flügel- decken und das grosse Schildchen erinnert auih an die Hydrophilen , allein ihre Sculptur ist dieser Familie fremd. XVH. Troijosita Ol. / 7. Trogosila Roellikeri m. Taf. VI. Fig. Ü. Depressa, elytris seriatim punclatis, seriebiis 16, geminatis, aiternis prolundioribus. - 41 - Ein Exemplar aus der Carlsruher Sammlung. Der eine Stein enthält den Leib und die Flügeldecken des Thieres mit einzelnen Fragmenten des Thorax, der andere den Kopf, Prothorax, und von den Flügeldecken und Ab- domen den deutlichen Abdruck. Ganze Länge O'/j Lin., Länge des Kopfes 1'/, Lin., Breite am Grund IV4Lin.; Länge des Vorderrückens iVs Lin., Breite vorn nicht ganz 2VaL.; Länge der Flügeldecken h% Lin.; Breite der einzelnen Decke IV4 Lin. Da der Kopf auf die Platte mit dem Abdruck gekommen ist , stellt sich seine untere Seite dar. Er ist am Grunde breit, nach vorn zu verschmälert; die Basis durch eine schwache Linie von der vorderen Partie gelrennt ; diese kurze Basis stellt die Kehle dar; zu beiden Seiten, unmittelbar vor dieser Linie, bemerken wir die Augen; sie stellen rundliche, dunklere Flecken dar, an denen man die Facettenbildung unter dem Microscop leicht erkennen kann ; vor der Kehle haben wir eine ziemlich breite Platte , welche vorn und an den Seiten ausgerandet zu sein scheint. Kinn und Oberlippe sind bei den Tro- gositen vorn ausgebuchtet , da indessen der Kopf von der Unterseite vorliegt , muss diese Platte das Kinn darstellen ; vor demselben bemerken wir die Oberkiefern ; sie sind kurz und dick und zusammengebogen. Der Prothorax ist vorn etwas breiter, als der Kopf, nach hinten zu aber verschmälert , mit gerundeten und nach hinten einwärts geschwun- genen Seiten. Vorderecken hervorstehend und ziemlich spitzig , die Hinterecken recht- winkelig, doch nur die rechte zu sehen und auch diese undeutlich. Auf der linken Seite liegt in einer Querlage das Prosternum , welches somit verschoben worden ist ; es ist in einen schmalen Fortsatz verlängert. Es hat dies Prosternum dieselbe Form , wie das von Trogosita mauritanica Ol. , ist aber verhältnissmässig viel kleiner. Hinterhalb des Vor- derrückens bemerkt man das dreieckige Schildchen , das aber ganz frei da liegt. Die Flügeldecken sind länglich oval ; anfänglich erweitern sie sich etwas , laufen dann aber ziemlich gerade herunter und runden sich nach hinten ailmählig wieder zu. Sie sind dicht gepunktet; die Spitze ist unregelmässig gepunktet, auf der übrigen Decke da- gegen stehen die Punkte in, freilich nicht scharf hervortretenden, Längslinien und zwar je zwei und zwei mehr genähert , von denen die innere aus etwas grösseren Punkten besteht. Es sind acht Paare solcher Punktreihen zu unterscheiden, weiter nach aussen finden sich noch einige Paare, die aber ineinander verflossen sind. Diese Sculptur ist besonders deutlich auf dem Abdruck , wo diese Punkte als hervorstehende Höckerchen auftreten ; auf dem anderen Steine sind die Flügeldecken theilweise zerrissen und zerstört. 6 - 42 - Das Mesosternum ist sehr kurz und hat einen mittleren Fortsatz , welcher zwischen die Mittelbeine verläuft; ob aber dieser ausgerandel sei, wie bei den jetzt lebenden Trago- siten, konnte ich nicht mit Bestimmtheit ermitteln. Das Metasternum ist gross und be- steht aus zwei in der Mitte getrennten Platten; vorn verlängert es sich in der Mitte in einen kurzen Zahn, welcher mit dem Zahn des Mesosternum sich verbindet. Die fünf Abdominalsegmentc sind sehr deutlich und durch scharfe Querlinien getrennt ; das erste Segment ist das längste , die drei folgenden fast von gleicher Länge; das letzte wieder etwas länger als das vorletzte und stumpf zugerundet. Da die Rückensegmente bei Trogosita sämmllich sehr dünn und hautig sind, können die erhaltenen Segmente nur die Bauch- platten vorstellen , die man also von der inneren Seite sieht. Die Beine sind kurz ; am Fuss der Hinterbeine sind vier Glieder zu erkennen. Eigenthüralich ist die Punktur der Abdominalsegmentc. Die von der Flügeidecke un- bedeckte Seile ist dicht gekörnt, während ein mittlerer Längsstreifen, der nach hinten zu allniählig sich etwas verbreitert, glatt ist; auf dem Abdruck ist jene Seite, diesem ent- sprechend, gepunktet. Es fragt sich, ob diese Sculptur den Bauchplatten ursprünglich angehöre, oder nicht. Untersuchen wir die Bauchplatten der lebenden Trogositen , z. B. vou Trog, mauritanica , so finden wir auf der äusseren Seite eine ziemlich dichte, tiefe Punktur; auf der Innenseite haben wir den Punkten entsprechend kleine Körnchen; in soweit würde also die Sculptur des fossilen Thieres mit der der jetzt lebenden überein- stimmen , allein diese glatte mittlere Stelle findet sich bei letzteren nicht ; ferner ist nicht zu übersehen, dass die linke Flügeldecke auch etwas verschoben ist und dass auf der Hauplplatte (welche das Thier enthält) da wo ein Theil der Flügeldecke weggebrochen ist, die Abdominalsegracnte auch die körnige Punktur zeigen; diese reicht aber nur so weit, als die Umrisse der Flügeldecke gehen. Würde die Sculptur den Bauchplatten an- gehören , müssle die glatte Stelle mitten über den Rücken herunter laufen , während sie jetzt nach der einen Seite zu sich biegt (Fig. 3. b. u. c. VL) , so dass beim letzten Segment auf der einen Seile eine breitere Partie , auf , der anderen aber nur ein verschwindend kleines Eckchen gekörnt ist. Da auf der linken Seite die Sculptur nur so weit geht, als die Flügeldecken reichen , dürfte wohl diese Sculptur von den Flügeldecken herrühren, obwol ich nicht verkenne , dass ihre Bildung nicht leicht zu erklären ist und ich ferner auch nicht dieselbe Regelmässigkeit in der Vertheilung der Punkte finde, obgleich sie auch in Längsreihen zu stehen scheinen. Ist meine Annahme richtig , wäre die rechte Flügel- decke anfänglich auf dem Abdomen gelegen und später dann verschoben worden ; wofür noch angeführt werden kann, dass am Abdruck auch eine äussere Bogenlinic die erste — 4:} — Lage der Decke über dein Abdomen anzudeuten scheint. Sie müsste die erstere Lage ziemlich lange behalten haben, um diesen Abdruck zu bilden; doch aber die Verschiebung in einer Zeit Statt gefunden haben, wo die Masse noch weich war, da sonst das Thier zerrieben worden wäre. Hat fast die Grösse der afrikanischen Trogosita gigas F. und Tr. opaca Klg. , aus welchen Erichson die Gattung Melambia (Germar Entomolog. Zeitschrift V. 450) gebildet hat. Es ist indessen eine wahre Trogosita , indem die Schienen nicht bedornt sind. In der That stimmt sie in der Tracht wohl mit der Trogosita mauritanica Ol. , ist aber fast drei Mal grösser. Die Augen sind indessen am Grunde kaum ausgebuchtet und scheinen eher rundlich als querstehend gewesen zu sein ; allein auch bei der Tr. mauritanica Ol. ist die Ausbuchtung der Augen , welche den Trogositen zugeschrieben wird, nur äusserst schwach und sie erscheinen rundlich. Von der Trogosita tenebrioides Germ. Faun. Ins. Europ. XIX. 9. , aus der Bonner Kohle , unterscheidet sie sich leicht durch bedeutendere Grösse und andere Sculptur der Flügeldecken. Die Trogosita mauritanica Ol. gehört wohl ursprünglich dem sudlichen Europa an, wo sie unter Baumrinden und in faulem Holze lebt , hat sich aber mit Arznei- und Ess- waaren über die ganze Erde verbreitet. Ich habe dieses interessante Thierchen meinem Freunde, Prof. Dr. Albert Kölliker, welcher sich um die Entwickelungsgeschichte der niederen Thiere, und auch der Insekten, grosse Verdienste erworben hat, gewidmet. Neunte Familie: Dermestiden. XVIII. Dermestes L. 8. Dermestes pauperm. Taf. I. Fig. 11. Oeningen. Ein sehr undeutliches Exemplar aus der Carisruher Sammlung. Stellt das Thier von oben dar; nur Kopf und Vorderrücken sind einigermassen deutlich, nebst vier unvollständig erhaltenen Beinen; Flügel- decken und Hinterleib sind ganz verwischt. Ganze Länge 3 Lin., des Kopfes % Lin., des Vorderrückens % Lin.; Breite des Kopfes % Lin., des Thorax 1'/r Lin., dieselbe Breite hat der Leib bei den Schultern. Hat die Form eines Dermestes oder Attagenus, muss aber zur ersteren Gattung ge- rechnet werden , wenn es überhaupt , wie mir sehr wahrscheinlich scheint , zu den Der- — 44 - mestidcD gehört, da der Vorderrücken nicht beim Schildcben in einen Lappen ausläuft, wie bei Attagenus. In Form und Grösse kann das Thier mit Dcrniestes affmis Gjll. und D. tesselalus F. verglichen werden , ist also etwas kleiner als der so geraeine gewöhnliche Speckkäfer. Der Kopf ist kurz und breit, vorn gerundet, Vorderrücken vorn etwas ausgeschweift, hinten ziemlich gerade abgeschnitten ; nach vorn zu etwas verschmälert. Er ist auf dem Stein dunkelbraun schwarz und scheint puuktirt gewesen zu sein, doch ist die Sculptur sehr verwischt. Von den Flügeldecken sieht man nur die vorderste Partie bei den Schultern ; ein paar Linien dürften ihre Enden bezeichnen. Einige freilich sehr undeut- liche Linien dürften auf gestreifte Elytren schliessen lassen. Von den Beinen bemerkt man die etwas über den Leib hervorstehenden Schenkel der Vorderbeine und die Hinter- beine. Die Schenkel dieser stehen etwas über den Leib hervor ; die Basis derselben ist indessen wahrscheinlich von der Hüfte gebildet , die hier aber nicht von dem Schenkel sich abgrenzt; nur am linken Bein dürfte eine Querliuie diese Grenze bezeichnen. Würde die Basis zum Schenkel gehören, wären diese länger als bei den Dermestiden und es würde sich dann überhaupt fragen , ob das Thier zu dieser Familie gerechnet werden könne. Die Schienen sind nach Innen gekrümmt und dünn, massig lang; der Tarsus ziemlich lang, aber leider ganz undeutlich gegliedert, so dass die Zahl und Form der Glieder nicht näher bestimmt werden kann. Von dem Miltelbeine ist nur auf der rechten Seite eine schwache Andeutung da. Ausser der Körperform bestimmt mich dies Thier zu Dermestes zu bringen, der Umstand, dass die Hinterbeine weit vorn befestigt sind, der Hinterleib also lang war. Zehnte Familie: Byrrhiden. XIX. Byrrhus L. 9. Byrrhus oeningensis m. Taf. II. Fig. 9. b. und c. Oeningen. Ein, ziemlich wohl erhaltenes Exemplar aus der Sammlung des Herrn von Seyfried. Kopf und Flügeidecken sind gut erhalten, doch stark zusammengedrückt; der Thorax dagegen ist ganz zerdrückt und nur in Fragmenten vorhanden. Der Kopf, welcher bei den lebenden Byrrhen senkrecht nach unten steht , ist hier herausgedrückt und liegt in wagrechter Richtung da. _ 45 — Die Länge des ganzen Thierchens mit dem herausgedrückten Kopf be- trägt :3V8 Lin.; die grösste Breite iVt Lin.; die Länge der Flügeldecken 2 Lin., des Kopfes % Lin. Kopf rund, nach vorn zu etwas verschmälert , von mehreren undeutlichen (}uer- streifen durchzogen; das Stück vor dem vordersten Oucrstreifen stellt ohne Zweifel die Oberlippe dar ; diese wäre darnach ziemlich breit und vorn abgerundet. Die Form des VorderrUckens ist nicht mehr genau zu bestimmen ; das geht indessen aus der Stellung des Kopfes zu den Flügeldecken und den vorhandenen Fragmenten hervor, dass er sehr kurz und verhältnissraässig breit war. Dass er den Kopf ganz eingefasst hat, sieht man aus einer, freilich nur schwach hervortretenden, und nur mit der Loupe bemerkbaren Linie , welche auf der rechten Seite von dem Kopfe ausläuft. Es ist der Thorax so stark zerdrückt, dass die Schenkel der Vorderbeine durch denselben hindurch scheinen, was namentlich beim Abdruck der Fall ist. Von den Beinen sind nur die vorderen vorhan- den und zwar beide Schienen. Sic sind flach , nach vorn zu allmählig erweitert und vorn schief abgestutzt. Die Flügeldecken sind nur wenig (um Vs) länger als breit; die Seiten erweitern sich anfänglich etwas , haben etwas hinter der Mitte ihre grösste Breite und runden sich nach hinten ganz stumpf zu, sie haben einen schmalen Band, der deutlich abgesetzt ist und die Grenze des Leibes bezeichnet, wie dies namentlich an der Spitze des Leibes zu erkennen, wo die Flügeldecken etwas auseinander gehen. Neben dem Rande treten einige undeutliche Streifen auf, doch sind sie sehr zart und fein, und weiter nach Innen kann man mit Sicherheit keine mehr erkennen; doch finden sich wahrschein- lich welche bis zur Naht ; allein die Flügeldecken sind so stark zerdrückt , dass ihre Sculplur verwischt wurde. Durch die Flügeldecken scheinen die Hinterleibssegmente und die Schenkel durch. Man erkennt fünf Segmente, die fast von gleicher Länge sind; das erste sendet einen stumpfen Fortsatz zwischen die Hinterhüften. Von den Schenkeln der Mittelbeine sieht man am Grunde der Flügeldecken Andeutungen, von denen der Mittelbeine etwas vor der Mitte. Hierher rechne ich auch, obwol mit einigen Bedenken, ein Exemplar aus Oeningen, ebenfalls aus der Sammlung des Hrn. von Sejfried , welches aber noch stärker zerdrückt und darum noch schwieriger zu bestimmen ist. Die Flügeldecken haben fast genau dieselbe Grösse , nur sind ihre Seiten etwas weniger erweitert und gerundet. Vom Kopf und Thorax sind nur undeutliche Fragmente vorhanden, dagegen stehen auf der linken Seite die Knie der zwei vorderen Beine hervor, bei denen die Schienen nach Innen zu ein- - 46 - "cschlagen sind: auf der anderen Seile beuierken wir das Knie des Hinterbeines, das dieselbe Form bal. Fig. 9. d. stellt dieses Thierchen dar. Auf demselben Steine befindet sieb noch ein ovaler , aus einer grümmeligen Masse bestehender Körper, den ich für einen Coprolilhen eines Vogels halte, und zwar eines Insekten fressenden Vogels, da ich Fragmente von Insektenbeinen darin erkennen zu können glaube. Es ist dies Thierchen nicht leicht zu deuten. Ich rechne es zur Galtung Byrrhus. weil es in diesem gerundeten Kopf, dem kurzen Vorderrücken , welcher den Kopf hinten ganz einfasst , in diesen platten nach vorn zu verbreiterten Schienbeinen , in den einge- schlagenen Schienbeinen, den gerundeten, hinten ganz stumpfen Fliigeldecken mit dieser Galtung übereinkommt. .Abweichend von Hyrrhus sind die geränderten Flügeldecken, wobei freilich in Frage kommen kann , ob dieser abgesetzte Rand nicht eine Folge des Druckes sei. Die Flügeldecken waren gewölbt, ob aber in dem Maasse , wie bei den jetzt lebenden Byrrhen, lässt sich nicht mit Bestimmtheit erraillcln; ist mir aber nicht wahrscheinlich. In der Grösse stand es zwischen dem Byrrhus fasciatus F. und B. varius F. , und kam in der Form vielleicht dem B. dorsalis F. am nächsten. V. Zunft: Palpicorneii. Elfte Familie: Hydropliiliden. XX. Hijdrophilus F. Die fossilen Hydrophilusarlen sind am leichtesten an der Streifung der Fliigeldecken zu erkennen ; es sind nämlich acht Streifen paarweise gestellt ; das erste Paar nächst der Naht ist sehr genähert; innerhalb desselben nächst dem Schildchen haben wir noch einen abgekürzten Streifen; bei den übrigen Streifenpaaren sind die Streifen unter sich gleich weit abstehend; vorn bei der Schulter stehen (mit Ausnahme der beiden Nahtslreifen) alle gleich weit von einander ab, hinter der Mitte aber rangiren sie sich paarweise zu- sammen, so dass der erste und zweite Streifen sich mit einander verbinden, dann der dritte und vierte, der fünfte und sechste, und der siebente und achte; diese Streifen laufen in ganz spitzigen Winkeln gegen einander und die äusseren Paare convergiren gegen die inneren. Ausserhalb des vierten — 47 - Paares läuft noch ein neunler Streifen hinunter, welcher den Saum der Flügeldecke abgrenzt. Alle diese Streifen sind sehr fein und punktirt, und nehmen pegen die Spitze hin an Tiefe zu. i. Hydrophilus vexatorius m. Elytris magnis, singulis lanceolalis, planiusculis, late marginalis, sub- tiliter striatis, striis subtilissime punctatis. Flügeidecke aus der Carlsruher Sammlung: Länge HVs Lin. , Breite ä'/s Lin.; Flügeldecke aus Herrn Lavater's Sammlung: Länge 15 V4 Lin., Breite 5% Lin. Oeningen. Zwei Flügeldecken, die eine an der Schulter zerbrochene, in der Lavater'schen Sammlung (Taf. L Fig. 12 b.), die andere, an der Spitze nicht ganz erhalten, in der Carlsruher Sammlung (Taf. L Fig. 12). Dazu rechne ich ferner auch den undeutlichen Abdruck einer Flügeldecke aus der letzteren Sammlung. Flügeldecken lang und schmal ; vorn gerade abgestutzt , mit ziemlich scharfer Schul- terecke ; an der Nahtseite schief ahgeschnitten , und zwar ist diese schief gehende Linie stark 21/4 Linie lang; es hatte darnach unser Thier wahrscheinlich ein etwa 2 Linien langes und 3 Linien breites Schildchen. Auf der Nahtseite läuft der Rand in einer ganz schwachen Bogcnlinic vom Schildchen nach der Spitze herunter; bis etwa zur Mitte der Elytren biegt sich die Linie nach innen , dann verläuft sie nach aussen. Der Ausscnrand verläuft bis über die Mitte hinab in einer fast geraden Linie , dann biegt er sich in einer sehr schwachen Bogenlinie sehr allmählig gegen die Spitze zu. Diese ist schmal , jedoch stumpf lieh. Oben ist die Decke fast ganz flach; gegen den Aussenrand zu fällt sie aber etwas ab , so dass wir eine Wölbung längs der ganzen Aussenseite bekommen , welche indessen nur gering ist ; ausserhalb derselben haben wir einen breiten , flachen Saum, der von der Schulter bis gegen die Spitze hinabreicht , an welcher Spitze sich die Decke auch abflacht. Dieser Saum ist hinten durch eine feine, schmale hervorstehende Linie abgegrenzt, welche aber weiter vorn sich verliert; an der Schulter grenzt denselben eine ziemlich tiefe Linie ab; welche aber gegen den Rand zu läuft und hinterhalb der Mitte über den Saum herunterläuft. Ungefähr in der Mitte der Decke bemerkt man an der Seite des Saumes, da wo die Eljtren von demselben sich heraufwölben, zwei Längslinien (besonders bei dem Exemplar aus Lavater's Sammlung) ; wahrscheinlich steht eine in Ver- — 48 — bindung mit der früher erwähnten hervorstehenden Linie, welche hinten den Saum ab- grenzt, doch konnte ich den Zusammenhang nicht bestimmt ermitteln. An der Stelle, wo diese beiden Linien sind , ist der Saum bei Lavater's Exemplar am breitesten. Von Streifen sehen wir zunächst einen abgekürzten Streifen am Schildchen, dann folgen zwei ganz nahe beisammenstehende Streifen, welche vorn nach der Schulter verlaufen, hinten sich verbinden. Auf diese folgen sechs weitere Streifen , welche bis zur Mitte der Eljtren gleich weit von einander entfernt sind, weiter hinten aber paarweise näher zusammen- gehen; der dritte und vierte nähern sich und laufen an der Flügeldeckenspitze ineinander; ebenso der fünfte und sechste und der siebente und der achte ; vorn krümmen sie sich gegen die Schulter zu. Diese Streifen sind überall fast gleich tief und äusserst fein punktirt. Die Zwischenräume sind ganz glatt. Die Substanz der Flügeldecken ist verschwunden und nur der Abdruck da. Es sind dies die grössten Flügeldecken aus Oeningen, die ich kenne, deren Bestim- mung mir lange nicht gelingen wollte. Ich dachte wohl gleich anfangs an Hydrophilus, allein diese lange, platte Form und namentlich der Qache Saum, dann wieder dieser fast werade verlaufende Seitenrand wollten mir gar nicht zu einem Hydrophilus passen. Ich suchte bei verschiedenen Familien, bei denen Arten mit grossem Schildchen vorkommen, nach ähnlichen Flügeldeckenformen , habe aber nirgends Auskunft gefunden , so dass ich zu Hydrophilus zurückkehrte und eine genauere Vergleichung mit den inländischen und exotischen vornahm. Da ergab es sich denn in der That, dass die vorliegenden Flügel- decken, in allen wesentlichen Punkten mit denen von Hydrophilus übereinstimmen. Wir bezeichnen als solche: Erstens das grosse Schildchen , welches die Hydrophiliden so sehr auszeichnet. Zweitens die hervorstehenden Schulterecken , namentlich aber : Drittens der Verlauf der Streifen. Auch bei unserem Hydrophilus piceus L. haben wir einen ganz ähnlichen Streifenverlauf, nur dass sie nach oben zu sich verwischen und dass ferner zwischen den Streifen noch Punktreihen verlaufen. Zunächst der Naht ver- laufen nämlich zwei ganz genäherte Streifen , die hinten zusammengehen , dann folgt ein zweites , dann drittes und dann viertes Paar und alle diese verbinden sich an ihren Enden bei der Flügeldeckenspitze. Viertens. Auch beim Hydrophilus piceus ist der achte Streifen weit vom Aussenrande abstehend, und dieser ist der ganzen Länge nach eingedruckt und zwar am meisten auch in der Mitte der Elytren ; obwol allerdings dieser Aussenrand nicht so flach abgesetzt » - 49 - ist, wie er es bei unserem fossilen Thiere gewesen zu sein scheint. Ferner verlaufen auch beim Hydr. piceus am eingedrückten Aussenrand zwei genäherte Linien. Es bleibt also nur noch die platte Form der Flügeldecken als dem Hydrophilen Typus widersprechend übrig. Hinsichtlich dieser will ich aber darauf aufmerksam machen, dass die Nahtlinie in einer schwachen Bogenlinie verläuft, während beim lebenden Thiere na- türlich die beiden Flügeldecken dort aneinander geschlossen haben; diese Bogenlinie zeigt uns daher, dass beim lebenden Thiere die Flügeldecken gewölbt gewesen sein müssen, weil nur so die Nahtlinien derselben sich aneinander sehliessen konnten ; dass also die gegenwärtige platte Form theilweise wenigstens dem ausgeübten Drucke zugeschrieben werden muss, durch welchen Druck dann zugleich auch der Saum platter werden und die Aussenlinie eine geradere Richtung annehmen musste. Immerhin scheint aber unser fossiles Thier weniger gewölbte, mit einem flacheren Saum versehene, dann verhältniss- mässig etwas schmälere Flügeldecken gehabt zu haben, als H. piceus, und erinnert dadurch mehr an die Hydrophilen der warmen Zone, welche flachere und verhältnissmässig längere Flügeldecken besitzen, so der Hydr. niexicanus, der H. ater F. (Cayenue) , der H. oliva- ceus F. (aus Indienj, H. aculeatus Dej. (vom Senegal), H. intermedius Klg. (Cubaj u. A. Es wird von einigen Schriftstellern (Marcel de Serres , Geognosie des Terrains ter- tiaires p. 235) ein Lucanus von Oeningen erwähnt, dem L. cervus L. verwandt. Wahr- scheinlich hat man die Flügeldecken unseres Thieres für Lucanus - Elytren genommen, welche Verwechselung vielleicht von der so unzuverlässigen Oryctologie (Montpellier 1755) ausgegangen ist, in welcher ein Scarabaeus in lapide Oeningensi, dictus cerf- volant, erwähnt sind. 2. Hydrophilus spectabilis ni. Tal'. II. Fig. 1. Elytris elongato-ellipticis, subtiliter punctato-striolatis; striis apicem versus paulo prolundioribus ; abdoniine non carinato. Long. 20 Lin.? Oeningen. Eine schöne Flügeldecke (Taf. II. 1. b) von der oberen Seite; die Sculptur ausgezeichnet schön, doch die Basis zerdrückt; eine zweite vollständig erhaltene Flügeldecke in Abdruck, die innere Seite der Decke darstellend; hat die Länge von 14% Lin., die erste von i'iV^ Lin.; ein drittes Stück (Taf. II. 1) stellt den Körper und die beiden Flügeldecken des Käfers von der Bauchseite dar. Dieses grosse Stück ist indessen künst- lich zusammengesetzt; die vordere Partie ob der Brust, zwischen den Flügel- — 5« - decken, ist dem Thiere ganz fremd; denn die Vorderijrust unseres Thieres iiann keine solchen Ringe gehal)l haben. Die übrigen Stücke gehören da- gegen unzweifelhaft dem Hjdrophilus an, obwoi sie auch künstlich zusammen- gefügt sind. Es ist die rechte Flügeldecke eingelegt und zwar unrichtig, indem die vordere Seite die Nahtseite darstellt, so dass darnach bei den geschlossenen Flügeln die Naht an die Seite des Körpers zu liegen käme; eben so ist auch die linke Flügeldecke eingefügt, aber diese in der rechten Lage. Alle diese Stücke sind aus der Lavater'schen Sammlung. Neben diesen Hegen in der gleichen Sammlung noch drei undeutliche Stücke und eines in der Zürcher Universitätssamnilung, das aber etwas schmäler ist als die übrigen. Stand in der Grösse zwischen unserem Hydrophilus piceus F. und H. aterrimus Eschsch. ; war etwas kleiner als Ersterer, etwas grösser als Letzterer und hatte ganz die- selbe Rörperform. Er unterscheidet sich aher von beiden durch die fein gestreiften Flügeldecken und den nicht gekielten Hinterleib. Nähert sich indessen mehr noch dem H. aterrimus als dem H. piceus, da ihm, wie Ersterem, das Zähnchen der Flügeldecken- spitze fehlt und ferner das Abdomen beim H. piceus der ganzen Länge nach dachförmig gekielt ist, beim H. aterrimus dagegen nur der lelzte Ring. Jedenfalls steht also die fossile Art zwei durch ganz Europa verbreiteten H^'drophilen am nächsten. Flügeldecken elliptisch, doch nach vorn zu wenig verschmälert, nach hinten zu dagegen alimählig schmäler werdend und sich da zuspitzend; dort nicht zugerundet und ohne Dörnchen ; Oberseite fein punktirt gestreift , welche Streifen von der Spitze bis zum Grunde herauf deutlich sind, wenigstens bei den Flügeldecken, welche die Innenseite darstellen ^Taf. IL Fig. 1) , während sie bei derjenigen , welche uns die Oberseite zu- kehrt (Taf IL 1. b), sich nach vorn allraählig verwischen; wobei freilich berücksichtigt werden muss, dass bei diesem Stücke die Flügeldecke vorne gelitten hat. Nach der Flügeldeckenspitze zu werden indessen die Streifen bei allen Stücken etwas tiefer. Zwei Streifen laufen nahe neben einander der Naht nach herunter und gehen hinten zusammen; dann folgen sechs Streifen , die alle weiter von einander abstehen , anfänglich auch gleich weit von einander entfernt sind , dann aber paarweise sich nähern und hinten zusammen- laufen; so der driUe und vierte, der fünfte und sechste und der siebente und achte, welche alle zusammengehen und sich fast in einander verlaufen. Ausserhalb dieser haben wir noch einen Streifen , bei welchem der Rand der Flügeldecken sich absetzt. Bei einer — 51 - Flügeldecke bemerkt man zwei Randstreifen und normal sind wohl immer zwei da , so dass, wo nur einer zu sehen isl, ein anderer als verwischt anzunehmen ist. Die Streifen sind der ganzen Länge nach mit feinen Punkten besetzt , wogegen man in den Zwischen- räumen keine Punktreihen bemerkt; doch scheinen sie ungemein fein, aber unrcelmässie punktirt gewesen zu sein. Durch diese Sculptur weicht demnach unser Hjdrophilus vom H. piceus ab , denn bei diesem sind die Streifen nur vor der Flugeldeckenspitze deutlich und verwischen sich schon über der Mitte gänzlich , dagegen haben wir zwischen dem dritten und vierten und fünften und sechsten , dann zwischen dem siebenten und achten Streifen Punktreihen, welche, obwol sehr schwach ausgesprochen, bis nach der Basis heraufreichen. Beim H. aterrimus Echsch. reichen zwar die Streifen weiter hinauf als beim H. piceus F. , doch gehen sie auch nicht bis an den Grund der Flügeidecken hinauf und sind weniger tief als beim H. spectabilis. In der Zahl aber und der Art und Weise, wie diese Streifen an der Spitze paarweise in einander verlaufen , stimmen die fossilen Hvdrophilen vollkommen mit den jetzt lebenden überein. Von der Brust tritt der dritte Ring sehr deutlich hervor; das Metasternum isl in einen Dorn verlängert; dieser Dorn ist aber weder so lang, noch so spitzig, wie der- jenige des Hjdr piceus und H. aterrimus, ziemlich breit, dreieckig und der Länge nach gekielt; neben diesem Kiel breiten sich glatte Platten aus, welche mit denen des H. piceus ganz übereinkommen ; ihre hintere Partie ist mit einem schmalen Rändchen ver- sehen. Das Episternum ist parallelogrammisch und scharf abgesetzt ; das Mesoslernum ist verloren gegangen, dagegen das Epimerum und Episternum der Mittelbrusi erhalten; sie haben dieselbe Form und Lage, wie beim Hjdr. piceus. Vom Hinterleib sind alle fünf Segmente sehr deutlich und schön erhalten und haben dieselbe Form und relativen Grössenverhältnisse , wie diejenigen des H. piceus ; das erste Segment ist vorn stark ausgeschweift und kurz, das zweite etwas verbogen, das dritte, vierte und fünfte sind von fast gleicher Länge, das letzte stumpf zugerundet und an der Spitze mit einem schwachen Längseindruck versehen. Hinter dem Abdomen bemerkt man noch ein Stück der hervorstehenden Flügeldecken. ;J. Hydrophilus Rnorrii m. Taf. U. Fig. 2. Elytris elongato-ellipticis, striatis, striis confertim et evidenter punc- tatis. Longit. elytr. 13% Lin.; latit. S'/i Lin. Oeningen. Aus der Carlsruher Sammlung. Flügeldecken schwach gewölbt , länglich elliptisch. Nahtrand in einer schwachen - 52 — Bogenlinie verlaufend, beim LSchildfhen schief abgeschnitten: doch dieser Ausschnili ziemlich seicht, das Schildchen war daher wohl ziemlich breit, aber kurz. Aussen ein scharfer, deutlicher Rand; doch bezeichnet die Linie an der Schulter nicht den wahren Rand , indem dort noch eine schwache Linie weiter nach aussen zu erscheint , welche zeigt , dass die Decke einen Saum und ziemlich stark hervorstehende Schulterecken hatte ; die Aussenlinie verläuft in einer schwachen Rogenlinie und rundet sich ziemlich stark zu : die Spitze der Eljtren ist stumpflich. Der Verlauf der Streifen ist wie bei den vorhin beschriebenen Hydrophilen, nur sind die äusseren an der Schulter ziemlich stark gebogen. Es sind die Streifen überall gleich tief und deutlich punktirt. Ausserhalb derselben haben wir eine hervorstehende Linie, die bei der Schulter beginnt, bis hinten verläuft und den Saum abgrenzt. Die Zwischenräume zwischen den Streifen sind ganz glatt. Es halte dieser Hydrophilus , nach den Flügeldecken zu schliessen , dieselbe Grösse, wie der H. spectabilis , ist aber vor allen durch die tiefen Punktstreifen und die nach hinten zu weniger verschmälerten Flügeldecken ausgezeichnet. 4. Hydrophilus carbonarius m. Taf. VII. Fig. 24. Von einer Flügeldecke aus der Kohle zu Parschlug in Steiermark erhielt ich durch Hrn. Prof. ünger eine Zeichnung, welche mir einen unzweifel- haften Hydrophilen darzustellen scheint, der in der Grösse zwischen dem H. spectabilis und noachicus steht. Es hat die Flügeldecke eine Länge von 9'/2 Lin. und eine Breite von S'/o Lin., bei den Schultern; der Nahtrand verläuft ziemlich gerade, am Grunde ist die Flügeldecke am Schildwinkel schief abgeschnitten ; der Aussenrand verläuft in einer schwachen Bogen- linie ; die Spitze der Flügeldecke ist stumpf. Oben zeigt die Zeichnung deutliche Streifen, der äusserste verläuft nach Art der Randstreifen der Hydrophilen und die Partie ausser- halb derselben stellt wahrscheinlich den Saum dar. Innerhalb derselben sieht man noch vier Streifen, welche unten zusammengehen; eine genauere Vergleichung der Decke selbst würde aber vielleicht acht solcher Streifen ergeben. 5. Hydrophilus noachicus m. Taf. I. Fig. 13. Pronoto brevi, laevigato; elytris sublilissime striato - punetatis , raargine striatis. Longit. 10'/^ Lin.? - 53 - Oeningen. Lavater'sche Sammlung. Ein Stück, dessen Kopf und Thorax ganz vorliegt, dessen Flügeldecken aber nur etwa zur Hälfte er- halten sind. Länge des Kopfes fast l'/j Lin. , Breite IV4 Lin.; Länge des Vorder- rückens l'/jLin., Breite vorn 2V4 Lin., hinten f3% Lin.; Breite der einzelnen Flügeldecke SVs Lin. Kopf vorn ganz stumpf zugerundel , mit ziemlich grossen Augenhöhlen an der Seile ; von dem hervorstehenden langen, fadenförmigen Palpus ist das erste Glied lang, die heiden folgenden nicht deutlich von einander abgegliedert. Vorderrücken breit und kurz , vorn mit hervorstehenden , ziemlich scharfen Ecken, die Seiten schwach gerundet, von hinten nach vorn etwas verschmälert; oben mit einer schwachen Mittellinie , sonst scheint er ganz glatt gewesen zu sein. Flügeldecken durch den Bruch des Steines bei 3 1/4 Lin. Länge (an der Naht) abgeschnitten. Am Grunde so breit als der Grund des Prolhorax und nach hinten zu allmählig sich verbreiternd ; nach der Progression dieser Verbreiterung zu schliesscn , war das Thier länglich oval und etwa 10 1/2 Linien lang. An der Seite sieht man eine deutliche Längs- linie, welche den Flügeldeckenrand begrenzt, innerhalb dieser Linie haben wir nahe dabei eine zweite kürzere , welche nur ein kleines Stück weil verläuft , während erstere bis an die Basis heraufgeht. Auf diese folgen acht Reihen sehr feiner Punkte , welche in gleicher Entfernung von einander abstehen; näher der Naht, an dem Schildwinkel, verläuft noch eine Punktreihe, welche sich aber bald mit der benachbarten Punktreihe verbindet, und nicht weit unter das Schildchen hinab läuft. Die Zwischenräume zwischen den Punktreihen sind glatt. Das Schildchen ist dreieckig. Form und Grösse des Palpus, des Kopfes, wie die Streifung der Flügeldecken lassen keinen Zweifel , dass das vorliegende Thier zu Hydrophilus gehörte. Steht zwischen dem H. carbonarius und dem H. Behmanni. 6. Hydrophilus Behmanni m. Taf. H. Fig. 3. Elytris ovatis, intus subtiliter striato-punclatis. Oeningen. Ein Exemplar aus der Sammlung des Fürsten von Für- stenberg. Kopf und Thorax sind ganz zerdrückt und unkenntlich geworden; der Hinterleib ist weggefallen, dagegen sind die sehr wohl erhaltenen Flügel- — 54 — decken da, welche sich uns von der inneren Seile darstellen; ferner an der linken Seite die Fragmente eines Beines und in deren Nähe drei Glieder, wahrscheinlich vom Fühlerkolben. K-opf sehr undeuliich , doch sieht man , dass er ruud gewesen ist ; vom Thorax sieht man nur einzelne Fragmente , welche seine Form nicht mehr bestimmen lassen ; nur schein! es unzweifelhaft, dass er durch den Druck die auffallende Länge von 3 Linien erhalten hat und wohl kaum halb so lang war, als der Raum, den jetzt die Fragmente einnehmen. Die Flügeldecken zeigen eine auffallende üebereinstimmung mit denjenigen des Hydrophilus caraboides L. ; sie haben fast dieselbe Form , nur sind sie etwas länger, dabei nach hinten zu etwas mehr verschmälert und haben die grösste Breite Iti der Mitte. Vergleichen wir die Innenseile der Flügeldecken des Hydrophilus caraboides mit denen der vorliegenden Art, so werden wir in der Sculptur grosse üebereinslimmuni; finden, wobei wir auf Fig. i. und 3. b. Taf. II. verweisen, von welchen die ersterc die Decke des H. caraboides, die zweite (Fig. 3. b.) die des Hydr. Rehmanni, etwas ver- grösserl, darstellt, und zwar beide von der inneren Seite gezeichnet. Bei beiden haben wir einen ziemlich breiten Rand, der nach hinten zu sich verschmälert, auf diesen folgen sechs feine Punktstreifen, welche beim fossilen genau in Tiefe und gegenseitiger Entfer- nung mit denen des H. caraboides übereinstimmen; nur dass der erste vorn und hinten verwischt ist. Beim H. caraboides bemerkt man im driUen und vierten Zwischenraum ^vom Rande an gerechnet) noch eine äusserst feine, abgekürzte Längslinie, welche dem fossilen Thiere zu fehlen scheint und ferner im zweiten Zwischenraum eine Reihe von dunkleren Flecken; diese Streifen können indessen beim fossilen Thiere leicht verwisch! worden sein. Mehr Beachtung verdient , dass beim H. caraboides auf den sechsten Punktstreifen (vom Rande an) noch zwei ganz genäherte folgen und vor denselben noch ein abgekürztes Schildslreifchcn liegt. Diese Streifen sind weniger deutlich punktirt als die übrigen. Beim H. Rehmanni folgen ebenfalls zwei Streifen an denselben Stellen, allein der innerste, der Naht am nächsten stehende, ist abgekürzt und das Schildchen- streifchen fehlt. Doch sind auch diese Unterschiede von keinem grossen Belang , dn erste Streifen verliert sich ailmählig nach hinten , läuft daher wahrscheinlich bis an die' Flügeldeckenspitze herunter; nur wird er undeutlich und nicht mehr erkennbar. Dif Streifen sind bei beiden hinten paarweise genähert, was wenigstens beim zweiten uml dritten Paar deutlich zu erkennen ist. Es zeigen daher in der That die Flügeldecken beider Arten, bis auf die etwas schmälere und namentlich nach hinten zu etwas mehr - 55 — verschmälerte Form des H. ßchnianni, eine völlige Uebereinstimmung , daher unser fossiles Tbier jedenfalls dem H. caraboidcs äusserst nahe verwandt gewesen sein muss. Die Länge der Flügeldecken beträgt 6 Lin. , die Breite jeder Einzelnen nicht ganz 2V'2 Lin., sie sind also etwas länger als bei dem H. caraboides , dagegen genau von derselben Breite; jede Decke ist nämlicb bei diesem etwa ä'/g Lin. breit, da aber der Körper stark gewölbt ist, sind beide zusammen am Grunde gemessen (als OrundOäche) nur 4. Linien breit. Herrn Dr. Rebmann in Donau- Eschingen gewidmet. 7. Hydrophilus Braunii m. Taf. 11. Fig. 5. Ovatus; elytris margine subtilissime striato-punctatis. Oeningen. Ein Exemplar aus der Carlsruher Sammlung , sammt dem Abdruck; stellt das Thier von der oberen Seite dar; der Thorax ist stark nach unten geneigt und nach der linken Seite hin etwas verschoben. Von Fühlern und Beinen ist nichts zu sehen. Beim Abheben des Steines riss das Thier in der Art auseinander, dass auf der unteren Platte Kopf und Vorderrücken und der Rand der Flügeldecken blieb , auf die obere aber der Abdruck von Kopf und Thorax die mittlere Partie der Flügeldecken, ja selbst einige Brustplatten und die Abdominaisegmente kamen. Steht ebenfalls dem H. caraboides L. und somit auch dem H. Rehmanni sehr nahe, war indessen etwas -kleiner. Die Länge auf dem Stein beträgt ß'/j Lin.; jedoch ist dies nicht die ganze Länge , da Kopf und Brust stark nach unten zu gebogen sind. Die Flügeldecken haben eine Länge von 5V4 Lin. und die Deckschilde eine Breite von 3'/2 Lin.; beim H. caraboides haben sie eine Länge von 5'/2 bis S^/j Lin. und eine Breite von 4 Lin., und das ganze Thier misst 7 1/2 — 8 Lin. Der Grössenunterschied ist daher nicht bedeutend. In der Körperform zeigt er ebenfalls grosse Uebereinstimmung mit demselben, nur ist er hinter der Mitte nicht bauchig erweitert, welches der Haupt- unterschied sein dürfte, welcher ihn von dem H. caraboides L., diesem in allen euro- || päischen Gewässern häufigen, und auch in den Vereinigten Staaten bis Neu- Georgien herunter vorkommenden Tbiere, trennt. Von dem H. Rehmanni ist er durch seine ge- ringere Grösse zu unterscheiden. Der Vorderrücken ist durch eine ziemlich breite Linie von den Flügeldecken getrennt, I war daher von demselben abgelöst, als das Thier in den Schlamm eingehüllt wurde; - 56 - seine Form ist nicht mehr genau zu bestimmen; doch sieht man aus der rechten Seite ;vorzüglich beim Abdruck) , dass er nach vorne zu sich ganz in gleicher Weise ver- schmälert , wie derjenige des H. caraboides ; an dem Abdrucii bemerkt man hier deutlich den umgebogenen Rand des Pronotums ; oben war der Vorderrücken mit äusserst feinen Punkten besetzt, die nur bei starker Vergrösserung hervortreten. Die Flügeidecken sind am Grunde* ziemlich gerade abgestutzt, verbreitern sich kaum merklich gegen die Mitte zu , und runden sich von dort an allmählig , doch eben nur sehr allmählig zu. Am Rande, wo sie am besten erhallen sind, bemerken wir eine Reihe von Punkten, die in einen sehr seichten Streifen gestellt sind. Das Schildchen war dreieckig und ziemlich gross. An der oberen Platte (Fig. 5. b.) sind noch einige Stücke der Brust erhalten, näm- lich ein Theil der Platte des Metasternums und das Episternum (parapleura) , welches letztere eine schmale Platte darstellt, welche durch eine deutliche Nahtlinie sich mit dem Metasternum und auf der andern Seite mit dem Epimerum (pleura) verbindet; undeut- licher sind die Platten des Mesoslhorax, wie denn auch der Kiel der Brust nur durch eine schwach hervorstehende Kante angedeutet ist. Diese Brustplatten liegen als dünne Plätlchen auf dem oberen Steine auf und stehen scharf von dem schwarzen Untergründe ab. Hinter denselben treten die fünf Abdorainalsegmente, jedoch nur sehr undeutlich hervor ; sie sind fast von gleicher Länge , verschmälern sich aber von dem zweiten an, so dass sich das Abdomen nach hinten zu allmählig zurundel. Man sieht nur die Baucbplatten. A'A7. Hydrohiiis Leacli. 8. Hydrobius longicollis m. Taf. II. Fig. 6. Ovalis , pronoto elongato. Long. 4 V4 Lin. ; longil. capitis '^ Lin., tho- racis 1% Lin., latitudo thoracis 2 Lin.; longitudo abdominis ü'Vi Lin., latit. 2% Lin. Radoboj. Ein unvollständig erhaltenes Stück aus der Sammlung von Grätz. Stellt den Käfer von oben dar ; der Kopf ist abgelöst und der Vor- derrücken zerdrückt. Die allgemeine Körperform, der vorn abgerundete, kurze, breite Kopf und nament- lich der Bau des Hinterleibes weisen auf einen Hydrophilus oder Hydrobius , doch ist es unmöglich zu entscheiden, welcher von beiden so nahe verwandten Gattungen er ange- höre*, ich rechne ihn zu Hydrobius, weil diese Gattung die kleineren, Hydrophilus die - 57 - grösseren Arten umfasst , der unsrige daher in der Grösse mehr mit den Hj-drobien übereinkommt. Kopf kurz und breit, vorn halbmondförmig zugerundet. Der Vorderrücken ist ver- häitnissmässig lang, seine linke Seite ist der Länge nach stark eingedrückt; wodurch ein Rändchen entsteht, das aber nicht bis vorn reicht; am Grunde läuft diese rechte Seite etwas über die Mittelbrust und scheint eine scharfe Hinterecke gehabt zu haben; die rechte Seife undeutlich vom Stein abgesetzt; nach vorn zu allmählig verschmälert; die Vorderecken sind abgerundet. Der Hinterleib hat jederseits einen breiten Rand ; dieser rührt von den auf die Rückenseite umgebogenen Bauchsegmenten her. Wir sehen aus den sehr deutlichen Querlinien , dass deren fünfe vorhanden sind ; dagegen verlaufen über den Rücken sechs Querlinien; vier rühren unzweifelhaft von den durchscheinenden Trennungslinien der Bauchplatten her , während die beiden anderen vielleicht den Rücken- platten den Ursprung verdanken. Von den Flügeldecken ist ein schwacher Abdruck auf dem Abdomen zu sehen; die Nahtlinie läuft in einer Bogenlinie nach hinten, wo die Elytren etwas auseinander klafften; Sculptur ist keine zu erkennen. Im Bau des Hinterleibes stimmt dies fossile Thier mit den Hydrophiliden und Sphae- rididen überein ; wir haben , wie bei diesen , fünf Bauchplatten und einen breiten , auf die Rückenseite herübergebogenen Rand , welcher diese Familien auszeichnet. Zur Ver- gleichung mit dem fossilen Thiere ist Taf. H. Fig. 6. b. der Hinterleib des Hydrobius fuscipes L. vergrössert dargestellt. Durch die Länge des Halsschildes ist diese Art vor allen bekannten lebenden Arten ausgezeichnet. XXII. Escheria m. Char. gen. Caput rotundatum, thorace usque ad oculos intrusum, man- dibulis incurvis latiusculis ;? palpis labialibus filiformibus ; ? antennis 7 arti- culatis, capitulatis; pronotum transversum , scutellum parvulum; elytra con- vexa, abdomine latiora et longiora, marginata; abdomen segmentis ventra- libus quinque. 9. Escheria ovalis m. Taf. VII. Fig. 23. Ovalis, pronoto transverso, angulis subrectis, obtusiusculis ; elytris convexis , abdomine longioribus iatioribusque , marginatis , subtilissime striato-punctatis. 8 - 58 — Ein ausgezeichnetes Sliicii aus der Sammlung des Herrn Lavater. Ganze Länge des Thieres 7 Vi Lin.; Länge des Vorderrüciicns 1'/^ Lin., Breite vorn 2'/s, iiinten 2% Lin.; Länge der Flügeldecken 5 Lin., Breite des Thiers in der Mitte 4 Lin., bei den Schultern '^Vi Lin.; Breite des Kopfes iVg Lin. Kopf rundlich, bis gegen die Augen in den Thorax eingesteckt; an der Stelle der Auo-en eine Ausrandung; vorn ganz, stumpf zugerundet; an der einen Seile erkennen wir eine Mandibula, doch ist sie nach vorn abgebrochen; sie war ziemlich breit und scheint dreieckig gewesen zu sein; auf der anderen Seite stellt der nach vorn gerichtete Theil wahrscfaeinlicli auch die Mandibula dar; bei derselben ist ein dunkleres, wie es scheint, zweigliedriges Körperchen, wahrscheinlich eine Zungcnpalpe, welche darnach fadenförmig wäre; ein anderes palpenförmiges Körperchen bemerken wir neben der rechten Kopf- seite; stellt dies wirklich eine Unterkiefer-Palpe dar, was nicht mit Sicherheit zu ermitteln ist , so hätte diese ein dickes verkehrt kegelförmiges vorletztes Glied und ein sehr kurzes, pfriemförmiges letztes gehabt. Der Vorderrücken steht etwas schief, die rechte Seite ist etwas über den Grund der rechten Flügeldecke hingebogen, sie deckend, während die linke Seite von der linken Decke absteht; auch ist seine linke Seite mehr in den Stein eingesenkt. Hinten ist der Vorderrücken fast gerade abgestutzt, vorn schwach ausgeschweift und hat schwach ge- rundete Seiten; nach vorn zu wird er etwas schmäler; an der Basis bemerkt man eine querverlaufende Linie und ebenso eine mit dem Rande parallel laufende an der rechten Seile ; dort ferner eine nach innen laufende Linie , welche mit den beiden Bandlinien die der Seile und die der Basis) ein Dreieck bildet; dies ist ohne Zweifel die Seitenplatte der Vorderbrusl, welche hier durchscheint; ebenso treten auch oberhalb der rechten Ecke Fragmente der Bruslplalten hervor. Das Schildchen klein, nicht deutlich her- vortretend. Die Flügeldecken scheinen zart gebaut gewesen zu sein; sie sind breit; am Grunde schon breiter als der Vorderrücken, verbreitern sich gegen die Mille zu und runden sich hinten ganz stumpf zu. Sie sind viel breiler und länger als der Hinterleib und bilden an der Seite einen ziemlich breiten, dentlich abgesetzten Band, ebenso an der Spitze , welcher Rand flacher gewesen zu sein scheint , indem er sich vom Seitenrand durch eine Ouerlinie abgrenzt. Oben waren sie stark gewölbt und mit sehr feinen Punkt- reihen besetzt und zwar sind auf der rechten Decke acht solcher Reihen zu erkennen, - 59 - von denen die zwei Nalitslreifcn mehr genähert sind. Die Flügcideclien sind in der Mitte des Leibes weggefallen, und hier treten die Äbdominalsegmcnte hervor, dagegen sieht man nichts von Flügeln, welche diesem Thiere gefehlt zu haben scheinen. Das Abdomen zeigt fünf Segmente, von denen das erste das kürzeste ist, die folgenden dagegen sind unter sich ziemlich gleich lang; an der Seite desselben bemerken wir die breiten, um- geschlagenen Ränder der Bauchsegmente. Am Grunde des Abdomens erblicken wir die zwei Schenkeldecken , welche gegeneinander gebogen sind. Von den Beinen sieht man nichts. Beim Abdruck bemerkt man auf der rechten Seite des Kopfes Spuren eines Körpers , welcher vielleicht einen Fühler darstellen möchte. (Taf. VJl. Fig. 23. c. ) Man sieht ein bell gelbliches rundliches Plättchen und weiter nach aussen einen ovalen Ein- druck, näher dem Kopfe zu einen länglichen Eindruck, welcher oben vier Mal einge- kerbt ist, und am Kopfe anliegend noch einen ovalen Eindruck; möglicher Weise könnte dies das erste Fühlerglied sein , jener eingekerbte Eindruck von vier kurzen in einander gedrängten Gliedern herrühren und die zwei grösseren äusseren ein Kölbchen vorstellen. Darnach wären dann die Fühler siebengliedig gewesen. Doch will ich kein Gewicht darauf legen, da diese Deutung immerhin gewagt ist. Das Thier hat eine hellgelblichbraune Farbe ; Kopf und Vorderrücken sind von karmoisinrothen Flecken gesprenkelt. Die Deutung dieses Thieres ist sehr schwierig; ich wüsste keine Gattung, welcher ich es einverleiben könnte und war so genöthigt, eine neue aufzustellen, auf welche ich den Namen des um die Entomologie und Geologie hochverdienten Geschlechtes der Escher von Zürich übergetragen habe. Auch die Familie, welcher diese Gattung eingefügt werden soll, ist nicht leicht zu ermitteln und noch bin ich nicht sicher, ob die Stellung, welche ich der- selben angewiesen habe, als eine glücklich gefundene betrachtet werden kann, oder nicht. Anfangs dachte ich an eine Asida , dann an eine Helopide (Acanthopus) , auch an eine Erotylide und Chrjsomelide , bei welchen Thiere von ähnlichen Körperumrissen vorkom- men; allein eine genauere Vergleichung zeigte jedesmal, dass es nicht zu diesen Familien gehören könne, bei den Asiden und Helopiden haben wir stark umgeschlagene Flügel- decken , bei den Erotylen einen vorn stark ausgebuchteten Vorderrücken mit stark her- vorstehenden Vorderecken und ungerandete Flügeldecken , und eben solche Flügeldecken bei den Chrjsomeliden , bei denen auch das Abdomen einen andern Bau zeigt. Nach langem Hin- und Hersuchen schien mir keine Familie so grosse An- sprüche auf unser Thier machen zu dürfen, wie die der Hydrophiliden. Für diese Familie sprechen : erstens die Sculptur der Flügeldecken , indem auch hier von - 60 - den acht Funklslreifen die zwei ersten mehr genähert sind , und der äusserste weil vom Rand ahstehl ; zweitens der Bau des Abdomens , er zeigt auch fünf Bauchsegmente und hat einen umgelitzten Band ; ferner ist hier das erste Segment kürzer als die folgenden ; drittens : die Schenkeldecken , welche sehr schief gegen einander stehen und ziemlich breite Bändchen darstellen: viertens kann auch der abgesetzte Flügeldeckenrand angeführt werden. Ganz entscheidend wären die Fühler, wenn die obige Deutung derselben richtig sein sollte. In der Tracht stimmt es unter den Hydrophiliden mit Laccobius und noch mehr mit Spercheus, welche Gattung einer, den Hydrophilen nahe verwandten Gruppe angehört, überein. Ist meine Deutung richtig, wäre es ein Wasserthier, das wohl eine ähnliche Lebens- art wie die Hydrophiliden gehabt hatte. Die Coccinella protogaeae Germ. Fauna Ins. Europac XIX. 15. gehört vielleicht auch zu dieser Gattung. VI. Zunft: Lamellicornen. Zwölfte Familie: Geotrupiden. XXIII. Coprologus m. Char. generis. Caput lobatum, ad oculos productum, clypeo bifido, labro transverso, truncato. I. Coprologus gracilis m. Taf. 11. Fig. 11. Ovalis, castaneus, pronoto anterius paulo angustiori; elytris subparallelis. Long. SVi Lin., longit. pronoti IV4 Lin. , latit. 2 Lin. ; longit. coleoptero- rum iVi Lin.; latit. 2 Lin. Oeningen. Ein Exemplar aus der Lavater'schen Sammlung. Fig. 11 das Thier; Fig. 11. b. der Abdruck. Der Kopf ist in den Thorax eingesenkt; er ist vorn dreilappig; der mittlere Lappen zeigt vorne eine Querlinic , die gerade verläuft ; unterhalb derselben bemerkt man eine zweite in zwei Bogen verlaufende Linie (Fig. 11. c); die Partie unterhalb derselben ist dunkler braun gefärbt ; diese Bogenlinie bezeichnet , wie ich glaube , den vorderen Rand des Kopfscbildcs ; die weiter nach vorn stehende gerade Linie den Band der Oberlippe - 61 - und die Bogenlinie am äussersicn Rande des Kopfes die Oberkiefern ; darnach hätten wir einen vorn ausgerandeten oder schwach zweilappigen Kopfschild, mit abgerundeten Lap- pen, eine hervorstehende, vorn gerade abgestutzte Oberlippe und hervorstehende, zu- sammengehende , stark gekrümmte Oberkiefern. Die beiden Seitenlappen des Kopfes sind durch einen tiefen Einschnitt von der mittleren Partie getrennt und sind aussen abge- rundet; sie schliessen sich enge an den Thorax an, so dass man beim ersten Anblick verleitet werden könnte , sie noch zum Thorax zu rechnen , und den Kopf erst weiter oben beginnen zu lassen. Allein bald überzeugt man sich, dass die Querlinie, welche Kopf und Thorax von einander trennt, nicht oberhalb, sondern unterhalb dieser Seiten- lappen verläuft, und dass sie sonach zum Kopfe gehören. Der Theil des Kopfes, den ich als Cljpeus deute , zeichnet sich durch dunklere Färbung aus , was auf eine festere Gonsistenz dieser Partie hinweist. Der Vorderrücken scheint stark gewölbt gewesen zu sein und hatte , wie es scheint, einen tiefen Eindruck; von hinten nach vorne verschmälert er sich nur wenig und hat ziemlich scharfe hintere und vordere Ecken , welche besonders auf der linken Seile her- vortreten. Das Schildchen ist ziemlich lang und dreieckig. Die Flügeldecken scheinen auch stark gewölbt gewesen zu sein; sie waren glatt, laufen an den Seiten parallel und sind hinten ganz stumpf zugerundet. Von den Vorderbeinen treten die Schienen beider- seits hervor; sie sind nach vorn zu verdickt, vorn abgestutzt, ob kahl oder bedornt, ist nicht zu bestimmen; die Mittel- und Hinlerbeine sind auf der rechten Seite sichtbar; die Schienen der Mittelbeine sind nach vorne verdickt (Fig. 11. c), mit Längskanten und wie es scheint mit Dörnchen, versehen; vom ziemlich langen Tarsus sind vier Glieder deutlich; das erste ist das längste, fast doppelt so lang, als das nächstfolgende; dies und das dritte und vierte sind ziemlich kurz, alle unter sich fast gleich lang und schwach cylindrisch, nach aussen zu nur wenig verdickt. Bei den Hinterbeinen sind die Schienen nach hinten auch verdickt; es treten dort ein Paar, freilich nur undeutliche Dornen hervor. Das ganze Thier scheint eine braunschwarze Farbe gehabt zu haben; wenigstens zeigen jetzt die Flügeldecken , von denen einzelne Partien sehr wohl erhalten sind und wie ganz frisch aussehen, diese Farbe. Die ganze Körperform , der Bau des Kopfes und der Beine setzen es ausser Zweifel, dass dies niedliche Thierchen zu den Lamellicornen gehöre; die stark hervortretenden Oberkiefern, die vorragende Oberlippe, das Schildchen weisen zur Abtheilung der Geo- trupiden und die eigenthümliche Form des Kopfes hier auf die Gattungen Athyreus und Bolboceras. Da indessen Athyreus in der Form des Thorax ganz abweicht, bleibt nur - 62 - noch Bolboceras übrig. Vergleichen wir unser fossiles Thierchen mit B. mobilicornis F. oder B. Lazarus F. , werden wir in der That in der Kopfbildung eine grosse üeberein- slimmung finden. Wir haben auch hier diese hervorstehenden Seitenlappen bei den Augen, wodurch wir diesen dreilappigen Kopf erhallen, den wir in der Art sonst bei keiner Käfer- Gattung finden; ferner auch hier eine hervorstehende Oberlippe und breite, gerundete Oberkiefern (man sehe Fig. 12, welche den Kopf des Bolb. mobilicornis und Fig. 11. c, welche denjenigen unseres fossilen Thieres darstellt). Dagegen weicht unser Thier in der Bildung des Cljpeus ab. Dieser ist nämlich beim B. mobilicornis vorn nicht zweilappig, sondern ganzrandig und zugerundet; ferner ist die Oberlippe vorn nicht abgestutzt, sondern mit einem gebogenen Rand versehen. Dies hindert mich, das fossile Thier zu Bolboceras zu bringen, und da meines Wissens keine lebende Gattung aus der Gruppe der Geotrupiden vorkommt, welche diesen Bau des Clypeus hat, bin ich ver- anlasst, unser Thierchen zu einer besonderen Gattung zu erheben, welche unmittelbar neben Bolboceras zu stellen ist. In der Körperform kann unser Thierchen mit dem B. mobilicornis verglichen werden, nur war es bedeutend kleiner, namentlich schmäler und verhältnissmässig länger, und die Flügeldecken waren nicht gestreift. Zu bemerken habe ich noch, dass die Gattung Bolboceras eine grosse Verbreitung hat; ein paar Arten finden sich in Europa, mehrere in Afrika, ein paar in Indien, die meisten indessen, wie fast sämmtliche Arten der nahe verwandten Gattung Athjreus, im wärmeren Theile der Vereinigten Staaten und im tropischen Amerika. Sie repräscntiren die Geotrupiden (die Rosskäfer) in dem wärmeren Theile der neuen Welt, während die Geotrupes in einer Zahl von Arten durch ganz Europa und die kälteren Theile Nord- amerikas verbreitet sind und da eine sehr häufig vorkommende Käferforni bilden, die auch in der Tertiärzeit (Geotrupes vetustus Germ, aus der Bonner Kohle) ihren Re- präsentanten hatte. Die Geotrupes leben im Dünger der Pferde und Schafe und faulenden Pilzen, während die Bolboceras in feuchten Waldwiesen umherstreifen. Dreizehnte Familie: Scarabaeiden. XXIV. Onthopliagus Latr. 2. Onlhophagus Urus m. Taf. ü. Fig. 10, der Kopf vergrössert Fig. 10. b. Ciypeo brevi, rotundato, integro, capite bicarinato. Longil. S'/i Lin., latitud. 1 Vm Lin. - 6:3 — üen Ingen. Ein schönes Exemplar in der Lavater'schen Sammlung. Beim Abheben der Platte haben sich die Körpertheile in der Art von ein- ander getrennt, dass ein Stein die Hornplatten von Thorax und Vorderrücken und die Flügeldecken erhielt; die andere dagegen die darunter liegenden Körpertheile. Bei ersterem haben wir den Umriss des Thieres sehr schön, doch haben wir nicht zu übersehen, dass hier alle Theile von der inneren Seite vorliegen; auf dem anderen Steine, welcher die Brust- und Bauch- platten des Thieres enthält, sind alle Organe ganz zerdrückt, so dass die Form derselben nicht mehr genau bestimmt werden kann. Ist von der Grösse des Outhophagus nuchicornis L. und ganz von derselben Körper- t'orm, daher der Repräsentant dieses Thieres in der Tertiärzeit. Kopf rund, etwas kürzer und verhältnissmässig breiter, als bei O. nuchicornis; vorn ganz zugerundet und ohne Spur von Ausrandung ; sehr deutlich sind zwei Querfurchen, daher das Thier auf dem Kopfe zwei hervorstehende Kanten hatte (da der Kopfschild hier von innen gesehen wird , erscheinen sie hier als Furchen , auf der andern Platte sind es Kanten) ; es war also ein Weibchen , dessen Kopf ganz die Structur des Weibchens von O. nuchicornis und der Verwandten hatte. Der Vorderrücken ist sehr gross , I^/s Lin. lang und 1% Lin- breit; der Rand des Grundes ist bogenförmig, der vordere schwach ausgeschweift, die Seiten gerundet und die Vorderecken wenig hervorstehend und slumpf- lich ; am Grunde bemerkt man eine mit dem Rande parallel laufende eingedrückte Linie, welche auch am linken Rande sich fortsetzt; diese letztere Linie bezeichnet ohne Zweifel die Grenze des umgeschlagenen Randes des Vorderrückens, die erste den hinteren Vor- derbruslrand. Da der Vorderrücken zusammengedrückt ist , ist seine Form nicht mehr ' genauer zu bestimmen. Die Flügeldecken sind kurz und verhältnissmässig breit, nach hinten sich stark ver- schmälernd und zurundend, ganz wie beim O. nuchicornis. Die Naht ist deutlich, von Sculptur dagegen nichts zu sehen. Beine sind auf einer Seite alle drei erhalten, doch nicht vollständig; von den Vor- derbeinen sieht man die Schienen; doch ist ihre äussere Seite bedeckt, so dass ihre Be- zahnung ganz undeutlich ist, nur der vordere, ziemlich grosse Zahn tritt hervor; von den Miltelbeinen tritt von dem dicken Schenkel nur die Spitze hervor, die Schiene da- '.jegen ist deutlich, sie ist nach aussen zu verdickt; die Dornen aber sind nur angedeutet; der Tarsus ist erhalten, doch ist nur das erste ziemlich grosse Glied abgegliedert; die - 64 - anderen stellen nur ein schmales, scheinbar ungegliedertes Bändchen dar. Von den Hinterbeinen sieht man ebenfalls den vorderen Theil des verdickten Schenkels, das nach vorn zu verdickte Schienbein und einige Spuren des Tarsus , doch auch hier ohne her- vortretende Gliederung. An dem Schienbein deuten eine Zahl von unregelmässigen Ein- drücken wohl die Dürnchen an , mit denen dasselbe besetzt war. Lebte wahrscheinlich im Dünger eines Thieres aus der Gattung Bos , wenigstens findet sich sein jetzt lebender Repräsentant in Kuhfladen und zwar durch ganz Europa. 3. Onthophagus ovatulus m. Taf. VII. Fig. 26. Oeningen. Ein Exemplar aus der Sammlung des Hrn. Lavater. Stellt das Thier von der Bauchseite dar, doch scheinen die Flügeldecken durch den Leib durch. Ist von der Substanz des Steines überkieidet. Der Kopf ist vom Leib etwas entfernt. Der Kopfschild ist ganz deutlich: er ist vorn gerundet, und bildet eine regelmässige Bogenlinie. Die Seiten sind da , wo die Augen sich befinden, ausgeschweift. Der Thorax ist gross, namentlich die Vorderbrust, doch diese in ihrer Form nicht näher zu bestimmen. Die Flügeldecken waren kurz, reichen indessen etwas über den Leib hinaus; sie runden sich hinten stumpf zu. Von den Beinen sind die Schenkel und Schienbeine erbalten ; bei letzteren sind aber die Zacken an den Vor- derbeinen nicht zu sehen. Hat Grösse und Form des Onthophagus ovatus L. , so weit sich letztere aus der Rückenlage des Thieres beurtheilen lässt. Onthophagus ovatus ist bekanntlich einer der kleinsten europäischen Onthophagus ; eine sehr ähnliche kleine Art ist Ont. pensylvanicus Dej. ; im tropischen Amerika und Afrika gibt es übrigens eine ganze Zahl von solchen kleinen Onthophagen. XXV. Gymnupleurus lllg. 4. Gymnopleurus Sisyphus m. Taf. VII. Fig. i25. Rotundatus, pronoto brevi, dilatato, medio striato. Longitud. 4Vr Lin., latitud. 3V4 Lin. Longit. pronoti IV2 Lin.; latitudo basi 3% Lin.; longitudo coleopterorum 2V8 Lin., latit. basi 3V4 Lin. Oeningen, Ein ausgezeichnetes Stück aus der Universitäls-Sammlung von Zürich; stellt das Thier von oben dar; ist bis an den vorderen Theil - 65 - des Kopfes fast vollständig erhalten; aber ziemlich stark von der Steinsub- stanz bedeclit, daher weissUch gefärbt; nur mit wenigen bräunlichen kleinen Flecken, welche von der Substanz des Thieres herrühren. Vom Kopf fehlt der Schild , dagegen ist die hintere Partie da , welche bei den Gjmnopleuren durch eine scharfe Linie von der vorderen abgetrennt ist; die Seiten dieses Stückes sind gerundet; an der rechten Seite bemerkt man einen Flecken an der Stelle, wo bei Gyranopleurus das Auge liegt; er bezeichnet daher wohl das Auge. Der Vorder- rücken ist kurz und sehr breit; er erweitert sich anfänglich um etwas , dann aber rundet er sich nach vorn zu und hat dort scharfe Ecken ; die Hiuterecken sind dagegen ganz zugerundet; er scheint oben mit feinen Punkten besetzt gewesen zu sein. Flügeldecken an der Basis breit, mit hervorstehenden Schultern, dann verschmälern sie sich stark und bilden eine Ausbuchtung, bei der die Seiten des Leibes hervorstehen; nach hinten runden sie sich zu; doch sind die Ecken an der Naht scharf; jede Decke stellt so ein Dreieck dar , dessen Aussenseite eine Bügenlinie bildet , die hinler der Schulter eingebuchtet ist. Von Streifen sieht man jederseits an der Naht eine deutlich, die übrigen .sind sehr verwischt ; doch nimmt man einzelne Andeutungen wahr , woraus man sieht , dass sie ähnlich verlaufen haben , wie bei den jetzt lebenden Gymnopleuren. Neben dem Kopfe sieht man ein paar rundliche Eindrücke , welche vom Fühlerkölbchen herrühren möchten. Auf der linken Seite ist ein Vorderbein nach vorn gebogen ; die Tibia ist gut erhalten ; doch ist nur eine (die dritte) Zacke deutlich, von den zwei vorderen sieht man indessen schwache Eindrücke im Stein , daher unzweifelhaft auch diese Art dreizackige Vorder- sehienen gehabt hat, welche stark entwickeil waren; auf der linken Seile bemerkt man ferner die Tibia des Hinterbeines, sie ist lang und ziemlich schmal; aussen an derselben ist ein braunes Bändchen , bei welchem ich vier Ouerlinien (bei starker Vergrösserung) bemerkt zu haben glaube; darnach hätten wir vier kurze Tarsenglieder, an welche sich ein grösseres Endglied anreihen würde, von welchem auch ein Theil vorhanden ist. Auf der rechten Seite tritt ebenfalls ein Fragment eines Beines hervor ; es ist ein schmales Schienhein des Miltelbeines. Auf den ersten Blick erinnert dies Thier an Coprobius, eine durch das ganze wärmere Amerika verbreitete Käfergatlung, deren sämratliche und zahlreiche Arten durch die kurze, runde Körperform sich auszeichnen. Allein ein Blick auf die hinler der Schulter ausgebuchleten Flügeldecken überzeugt uns sogleich , dass das fossile Thier nicht zu Coprobius gehören könne, da bei dieser Gattung die Flügeldecken an der Schulter 9 - 66 - den Leib vollsländiolchen hellen Flecken haben wir bei der rechten Decke an der Schildchenecke , dann unter der Schulter vom Rande bis zur Naht; dieser war breit und gross und verschmälerte sich von aussen nach innen zu; die hintere Hälfte ist schwarz , aber von einer grossen Zahl von kleinen bellen Flecken gesprenkelt; die an der Basis verdeckte linke Decke zeigt dieselbe Vertbeilung der Flecken. Die Flügeldecken waren somit stärker weiss gefleckt, als bei allen jetzt Ichenden bekannten Arten. Von der Brust tritt die rechte Seile des mittleren Ringes etwas hervor und hinter demselben ein Stück der Hinterbrust, welche, wahrscheinlich durch den Druck eines Beines, in zwei Partien abgetheilt ist; hinler derselbeu haben wir sechs Abdominalseg- menle , das erste ist kurz (vor demselben ist höchst wahrscheinlich noch ein sehr kurzes Setjmcnt gewesen , das aber nicht zu sehen ist , das zweite , drille und vierte sind von gleicher Länge, das fünfte wieder sehr kurz, das letzte nach hinten stark verschmälert und an der Spitze abgestutzt. Es sind die Rückensegmente. Alle sind gepunktet, tiefer und dichter als die übrigen das letzte. Von den Beinen sind nur einige Fragmente erhalten. Auf der rechten Seite vor der Flügeldecke ein kurzes, breites Glied eines Tarsus; auf der linken Seile ein Stück einer Schiene und undeutliche Fragmente des Fusses. b. Zweites Stück aus der Carlsiuher Sammlung. Taf. II. Fig. 18. b. Tal. III. 1. Zeigt den Käfer in natürlicher F^age, mit eingeschlagenen Beinen. Auf der einen Platte haben wir Kopf, Vorderrücken und Flügeldecken , auf der anderen aber sehen wir die Bauchseite des Thieres; beim Abheben der Platten ist demnach das Thier in der Weise zerrissen, dass die eine Platte die Flügeldecken nebst den bornigen Bedeckungen des Pronolums und der oberen Kopfseile erhielt, die andere Platte dagegen die weiter nach unten liegenden Rörperlheile ; somit sehen wir auf der Platte, welche die Flügel- decken enthält, diese und alle übrigen Thcilc, die sie enthält, von der inneren Seite; und auf der anderen Platte sollten wir eigentlich die Riickenseitc des Abdomens sehen; allein das Thier ist so stark zusammengedrückt, dass die weichere Rückenseite sanz verschwunden ist und nur die aus festeren Platten gebildete Bauchseile mit ihren Bauch- und BrustplaHen und den Beinen auftritt , wodurch das Petrcfakt dann ein solches \»s- sehen bekommt, als läge das Thier von der Bauchseite vor uns, während in Wahrheit — 99 - wir eigentlich seine llückenscite vor uns haben, daher wir denn auch auf dieser Platte noch die Uiurisse der Flügeldecken erkennen. Verschweigen will ich aber hierbei nicht, dass es unerklärlich ist, wo die Flügel hingekommen sind, von denen ich keine Spur linden konnte. Die Platte, welche die oberen Partien des Körpers enthält (Taf. I[. 18. b), gibt uns wenig neue Aufschlüsse, um so wichtiger ist dagegen die Gegenplatte (Taf. III. 1). Der Kopf ist kurz, gerundet, an den Seilen ausgerandet; diese Ausrandungen deuten die Stellen an, wo die Augen gestanden; nach vorn tritt ein weiteres, an den Seiten aus- gebuchtetes Plältchen hervor, welches vom Cljpeus herrührt. An der linken Seite l)e- merken wir ein fadenförmiges Körperchen, das aber ganz undeutlich gegliedert ist und wahrscheinlich einen ünterkieferpalpus darstellt. Die Oberkiefern sind undeutlich. Das Prosternum ist etwas auf die rechte Seite verschoben; es ist trapetzförmig; der Vorder- rand ist fast gerade abgeschnitten , während er bei Capn. Tenebrionis L. vorn etwas aus- gerandet ist und überhaupt eine wellenförmige Linie bildet; hinten verlängert er sich in i'inen ziemlich langen, vorne stumpfen ßrustälachel ; am Grunde desselben ist das Pro- sternum jcderseits mit einer rundlichen Ausrandung, zur Aufnahme der Vorderhüften, versehen, Das Mesostcrnum ist sehr undeutlich , doch scheint es vorn in ähnlicher Weise, wie bei den übrigen Capnodis , zur Aufnahme des Vorderbruststachels ausgerandet gewesen zu sein. Von der Hinterbrust sehen wir die ziemlich grosse mittlere , auch durch eine Mittellinie in zwei Hälften getheilte Platte, die ziemlich tief und dicht punklirt; das länglichte Episternum ist durch eine deutliche Linie abgegrenzt. Die kleinen Anhängsel des Metasternums gehen in der Mitte zusammen und haben dieselbe Form wie bei den übrigen Capnodis. Die Schenkeldecken der Hinterbeine sind gross ; sie verbreitern sich nach der Insertion der Beine zu; an der linken, deutlicher hervortretenden, bemerkt man an der unteren Seite des verbreiterten Theiles eine Ausrandung. Die Beine sind stark, die Schenkel sind dick, die Schienen cylindrisch und etwa von der Länge des Schenkels. Von dem Vordertarsus sind nur undeutliche Fragmente au der rechten Seite des Kopfes ; von dem linken Hinterbein dagegen ist ein Tarsus in allen Gliedern erhalten, doch so zusammengedrückt und verwischt, dass die Form der Glieder nicht deutlich hervortritt; das sieht man indessen, dass die vier ersten Glieder breit und kurz und von gleicher Länge waren. Vom Hinterleib treten alle fünf Bauchsegmente hervor. Das erste ist das längste und reicht durch eine kegelförmige mittlere Verlängerung zwischen die Schcnkeldecken der Hinterbeine. Das zweite etwas kürzer, »loch mehr das dritte und vierte; das fünfte hinten abgerundet; über dasselbe ragt noch ein kegelförmiger Körper vor; dies wohl der - 100 ^ Penis. An der Seile des Leibes bezeichnen Linien die geschweiften Flügeldecken , deren Nahtränder sich auch auf dem Leibe abgeprägt haben. Ein drittes Exemplar aus der Sammlung des Herrn von Sejfried ist nur unvollständig erhallen. Vom Vorderrücken ist nur ein rundliches Stück da; dagegen sind die Flügel- decken vollständig vorhanden , aber die hintere Partie ist von der Steinmasse , auf wel- cher ein Stück der Flügel abgedruckt ist , bedeckt. Sie haben ganz die früher beschrie- bene Form; auch zeigen sich Spuren der Punktreihen. An dem Flügelstück sieht man das Ende der äusseren Mitteladcr , und ebenso die Enden der drei Adern , welche den dreigabeligen Ast der Mitlelader bilden. Am Ende des Körpers tritt die abgestutzte Spitze des Abdomens hervor. Im Uebrigen sieht man die Fragmente des Vorderrückens und die Flügeldecken auch von der inneren Seite. Das Gegenstück, das aber nicht er- halten ist, muss also die übrigen Theile dos Körpers enthalten haben. Dies Exemplar war etwas kleiner; die Länge der Flügeldecke betrug, wie es scheint, 8 Lin. Var. b. minor. Taf. UI. Fig. 1. b. Als Abart rechne ich hierher ein zweites Stück aus der Sammlung des Herrn von Sevfried, bei welchem nur die Flügeldecken erhalten sind und zwar auch von der inneren Seite vorliegen. Es ist dies Stück ausgezeichnet durch die vorzüglich gute Erhaltung der Farbe. Die helle Farbe ist hier schärfer von der schwarzen abgegrenzt und sie ist von lichterem Gelbbraun. Die Vertheilung der Flecken ist übrigens wie bei der Capnodis anliqua, nur dass hier auch der Grund der Flügeldecken schwarz ist, indem der grosse, rundliche schwarze Flecken, welcher unterhalb des Schildchens beginnt, sich hier nach der Basis der Decke fortsetzt, während bei der grösseren Form der Grund der Flügel- decken hell gefärbt war. Im Uebrigen geht hier auch auf der vorderen Partie der Decke ein breiter heller Flecken vom Rande gegen die Naht zu, von aussen nach innen sich verschmälernd; und ebenso ist die hintere schwarze Partie durch helle Flecken raarmorirt. Die Form der Decke ist genau , wie bei der grösseren Form und eben so die Scnlptnr, bei welcher die Streifung wohl erhalten ist und den den Bupresten mit zehn Streifen zukommenden Verlauf zeigt. Die zwei der Naht nach verlaufenden Streifen sind deutlich, eben so die zwei folgenden, an der Spitze ineinander laufenden und der fünfte bis an die Spitze der Decke sich fortsetzende; die folgenden zwei abgekürzten sind undeutlich, wie die weiter nach aussen zu liegenden; doch sieht man, dass diese wieder länger sind und weiter hinabreichen. Es erscheinen diese Streifen als gekerbte Kanten, da das Pe- — 101 — trel'akt die Flügeldecken von der inneren Seite darstellt , die Verliefunifen der Derke daher als Erhabenheiten erscheinen. Die Zwischenräume sind ganz runzlich. Die linke Flügeldecke ist hinten verwischt und auch an der rechten die Spitze abgerieben. Doch kann man nicht unschwer das wahre Ende dieser letzteren ausmitteln , wornach die Decke eine Länge von 7% Lin. hatte ; bei einer Ureite von 23//, Lin. an der Schulter und 21/2 Lin. in der Mitte. Die geringere Grösse kann uns noch nicht berechtigen, eine besondere Art aus diesem Thiere zu bilden, da auch Capn. Tenebrionis L. in der Grösse sehr variirt; ich sah Exemplare von 6% Linien Länge und andere, welche 12 Linien massen. Aus der hier gegebenen Beschreibung geht hervor , dass die Capnodis antiqua mit der C. Tenebrionis L. nahe verwandt sein müsse, sie ist indessen specifisch unzweifelhaft verschieden , wobei wir an den hinten w cniger zusammengezogenen Vorderrücken , und die weiss gefleckten Flügeldecken erinnern wollen. Da sie die Grösse der grössten Exemplare der Capnodis Tenebrionis L. hat , kommt sie in der Grösse den kleineren Exemplaren der C. cariosa nahe, welcher sie sich auch durch die gefleckten Flügeldecken nähert. Allein die Flecken sind bei der C. antiqua viel grösser und der Vorderrücken hat bei der C. cariosa Pall. eine etwas andere Form, indem er vorn stärker sich zu- rundet, und noch weiter entfernt sich von ihr in dieser Beziehung die Capn. miliaris Klug. Mit der Capnodis carbonaria Klug. (Symbol, physic. Nr. 16) kommt sie in der Grösse vollkommen überein und der Vorderrücken hat, bis auf den nicht herzförmigen kahlen Flecken am Vorderrande, fast dieselbe Färbung, allein dieser ist bei der fossilen Art kürzer und die Fleckenvertheilung auf den Flügeldecken anders. Es steht unsere Art von diesen beiden zuletzt genannten syrischen Arten weiter ab , als von der C. cariosa und C. Tenebrionis, zwischen welchen sie, in mancher Beziehung, in der Mitte zu stehen seheint. Die Gattung Capnodis fehlt den Tropen , aber ebenso dem kälteren Theile der ge- mässigten Zone *). Sie gehört so recht dem wärmeren Theile der zona temperata an, und zwar voraus der regio mediterrauea , in welcher einzelne Arten eine sehr grosse Verbreitung haben. So findet sich die C. cariosa Pall. im südlichsten Russland , in Syrien , Dalmatien und Sicilien , die C. Tenebrionis (dazu auch die B. aerea Gory) und •) Linae gibl zwar die üuprestis Tenebrionis für Scliweden an, und, ihm folgend, fuhrt sie auch Gyllenhat in seinen Insect. suec. auf; da aber nach Linne meines Wissens Niemand dies Thier in jenern Lande gefunden hat. es ferner im ganzen mittleren und nördlichen Deulschland, eben so in England und Mordfranlireich fehlt, beruht jene Angabe Linne's unzweifelhaft auf einem Irrthumc. — 102 - C. tenebricosa F. in Spanien, Siidfrankrcicii , in Italien, Griechenland, an den Küsten des schwarzen Meeres, in Taurien und den Ländern am Caucasus, in Armenien, Syrien und den nordalVikaniscIien Küsten , so z. B. in Algier. Die C. cariosa und C. Tenebrio- nis gehören in Sizilien zu den häufigsten Insekten. Die C. miliaris Klg. und C. carbo- naria Klg. (wozu nach Erichson auch B. Lefevrci Gory, B. anthracina Faid. und B. po- rosa Gory gehören) leben in Syrien und Persien, während eine andere ähnliche Art (C. armeniaca Fald.) in Armenien. Pallas erzählt , dass die B. cariosa auf den liluthen von Bhus coriaria lebe , und Pecchiüli 'Guerin, niagasin 1843. p. 13) gibt an, dass die Larve dieses Thicres in den Wurzeln der Pistazien (Pistacia Lenliscus) vorkomme , und in diesen Gänge grabe. Rhus und Pistacia gehören zur selben natürlichen Familie, zu den Cassuvieen, daher wohl der Capnodis cariosa und vielleicht allen Capnodisartcn diese Familie zur Nahrung angewiesen sein dürfte, denn die Angabe Latreilles (gener. Crusl. et Ins. L 245), dass die C. Tenebrionis *) auf den Blüthen der Prunus spinosa vorkomme, dürfte wohl nur auf einer isolirten Beobachtung beruhen. Leben die Capnodisartcn von Cassuvieen, so können wir für unsere fossile Art ebenfalls die Nährpflanze mit einiger Wahrscheinlichkeit be- zeichnen , indem zwei Khusarten in der fossilen Oeninger Flora beobachtet worden sind. Germar vergleicht die Buprestis major Gm. aus der Braunkohle von Bonn nüt der B. cariosa (Faun. Ins. Europ. XIX. 2) ; in der Grösse scheint diese B. major mit un- serer fossilen Art übereinzukommen; doch ist das Exemjjlar, nach der Zeichnung zu urlheilen, so schlecht erhalten, dass eine genaue Vergleichung nicht möglich ist. Hai der Vorderrücken wirklich gerade Seilen und ist nach aussen zu verschmälerl und sind die Flügeldecken an den Schultern eckig, so ist es ein weit von dem unsrigen verschie- denes Thier und kann nicht zur Gattung Capnodis gehören. '2. Capnodis puncticollis m. Taf. III. Fig. 3. Pronoto confertim punctato, angulis posticis subrectis; elytris subtililer slriatis, striis obsolete punctatis, inlersliliis punclalis. Long, eiytroruni 7Vs I-iin., latit. coleopterorum 4-Vi Lin. Oeningen. Ein unvollständiges Exemplar aus der Lavater'schen *j Leider habeo wir hier die Monographie der liupreslen vuii Gor; und Laporte nicht, worin div l.arve dieser Art beschrieben sein soll und ohne Zweifel auch ihre Nührpflanze angegeben ist. — 103 — Sammlung. Die Flügeldecken sind ganz erhalten , vom Halsscliild dagegen nur die Basis; alle weiter nach vorn zu liegenden Körpertheile fehlen. Ich hringe dies Thier zu Capnodis , weil es in der Form und Färbung der Flügel- decken am meisten mit der vorhergehenden Art übereinkommt, ferner das Halsschild ebenfalls am Grunde zusammengezogen ist. Als eigenthümliche Art charakterisirt aber dasselbe die Punktur des Vorderriickens. Es hat der Vorderriieken an der Grundlinie eine Breite von SVt Lin. ; nach vorn zu erweitert er sich anfänglich , denn die Ilinterecken bilden einen etwas stumpfen Winkel, da aber sein vorderer TheLl zerstört ist , können wir seine Form nicht mehr bestimmen ; so weil er vorliegt, ist er dicht mit ziemlich feinen Punkten besetzt. Die Flügeldecken haben oben die Breite des Thorax, erweitern sich dann und biegen sich oberhalb der Mitte schnell nach innen zu; sie sind daher dort ausgeschweift; weiter nach hinten läuft der Rand in einer schwachen Bogenlinie fort, ohne eine zweite Ausschweifung zu zeigen; das Hinlerende der Flügeldecken ist daher nicht so schmal ausgezogen, wie bei dei- Capnodis antiqua. Es sind diese Flügeldecken gestreift, doch sind diese feinen, nach vorn zu sich verlierenden Streifen nicht deutlich genug ausgedrückt, um sie in ihrem ganzen Verlauf genau verfolgen zu können. Das sieht man indessen bestimmt, dass drei Streifen nächst der Naht in gerader Richtung verlaufen und ziemlich deutlich, dass drei andere in Bogenlinien dem Rande folgen ; zwischen diesen glaube ich noch vier Streifen zählen zu können, von denen aber ein paar abgekürzt sind. Diese Streifen waren un- deutlich punktirl. An dem Thiere vermag ich keine solchen Punkte in den Streifen zu erkennen , dagegen sieht man beim Abdruck , dass die Streifen gekerbt sind ,' welche Einkerbungen die Punkte der Streifen bezeichnen. Die Zwischenräume zwischen den Streifen scheinen schwach punktirt gewesen zu sein. Die Farbe ist am Abdruck am besten erhalten. Auf diesem sind die Flügeldecken dunkel braunschwarz, mit weiss gelblichen Flecken. Ein solcher Flecken ist an der Schulter, ein grösserer bei etwa '/^ Länge der Decke; auf diesen folgen eine Zahl von kleineren Flecken, mit denen die hintere Partie der Decke gesprenkelt war. Der Zustand des fossilen Thieres erlaubt eine genaue yergleichung mit jetzt lebenden Arten nicht. Am nächsten dürfte sie wohl der Capnodis tenebricosa F. gestanden haben. Auch bei dieser nämlich haben wir einen ziemlich dicht und fein punktirten Vorderrücken, auch hei ihr sind ferner die Flügeldecken hinten weniger verschmälert , als bei der C. Tenebrionis. Als Art unterscheidet sie sich indessen jedenfalls von der C. tenebricosa F. - 104 — durcb die bedeutendere Grösse, durch die tiefere und dichtere Punktur des VorderrückeDs und die gefleckten Flügeldecken. Hierher rechne ich , ohwol mit einigem Bedenken , noch zwei Stücke aus der La- vatfr'schen Sammlung, welche in der Grösse und Form der Flügeldecken mit der C. puncticullis ühereinsliraraen , der anderen Lage wegen aber, in der sie sich uns dar- stellen, ein anderes Aussehen haben. Wir halten es daher nicht für überflüssig, sie besonders zu bezeichnen und näher zu beschreiben. b. Capnodis puncticollis compressa. Taf. III. Fig. 3. b. Länge des Vorderrückens ^'/s Lin. , der Flügeldecken 1'/^ Lin., Breite der einzelnen Decke bei der Schulter 278 Li«- Stellt das sehr stark zusammengedrückte Tbier von oben dar, dessen Hinterleib, Kopf und Gliedmaassen fehlen und dessen nur theilweise erhaltener Thorax etwas ver- .schoben ist. Seine Form lässt sich nicht mehr genau erkennen; die linke Seite ist weg- gebrochen und die rechte durch ungeschicktes Abschaben des Steines zerstört; vorn ist er durch eine gerade Linie abgestutzt ; oben ist er dicht und deutlich punktirt. Die Flügeldecken sind bei den Schultern am breitesten, biegen sich dann schnell nach innen zu, so dass dort am Bande eine Ausbuchtung entsteht; dieser Rand läuft dann in einer schwachen Bogenlinie nach hinten. Oben sind die Flügeldecken von feinen Punklslroifen durchzogen , welche an den Flügeldeckenspitzcn am deutlichsten hervortreten. Die Zwi- schenräume zwischen den Streifen scheinen punktirt gewesen zu sein , wenigstens bemerkt man solche Punkte an der Spitze der Flügeldecken. c. (]apnodis puncticollis abdominalis. Taf. III. Fig. 3. c. Stellt den Käfer von der oberen Seite dar; vom Thorax ist nur ein Fragment vorhanden; die Flügeldecken laufen auseinander und der Hinter- leib tritt hervor. Alle Theile, besonders aber die des Mittelkörpers, sind sehr stark zerdrückt, so dass eine genaue Bestimmung der Form schwie- lig ist. Die ganze Länge beträgt 12 Linien. Die Länge dci' Flügeldecken stimmt in der Länge und Breite wie auch der Form mit denen des vorhin beschriebenen Stückes über- oin; auch die Sculptur ist dieselbe, so weit sie sich noch aus ihrem stark zerdrückten — 105 — Zustand beurlheilen lässl , Mie Streifung tritt deutlich nur an der hinteren l'miie hervor. Es erhält dies Thier eine scheinbar eigcnthüraliche Tracht dadurch, dass nur ein Fragnienl des Vorderrückens vorhanden ist, welches nach vorn ganz abgerundet und stark ver- schmälert ist und oberhalb welchem der zusammengedrückte Kopf hervortritt, welcher am Grunde erweitert und vorn ziemlich gerade abgestutzt ist. Der Hinterleib ist nach hinten zu stark verschmälert und läuft in ein ziemlich schmales , hinten aber stumpfes, abgerundetes Ende aus. Die Segmente sind nur sehr undeutlich von einander getrennt. XXXII. Perotis Meg. (Aurigena Gory). 3. Perotis Lavateri m. Taf. III. Fig. 4. Oeningen. Eine Flügeldecke, samint dem Abdruck, ist zwar vollständig erhalten und der Umriss sehr scharf, dagegen ist sie oben von der Substanz des Steines ganz überzogen und dadurch ihre Sculptur fast ganz unkennt- lich geworden. Sie hat eine Länge von 12'/4 Lin. , vorn eine Breite von 4 Linien; bei 2/3 Länge fängt sie sich an zu verschmälern und läuft in einer Bogenlinie der Spitze zu; diese ist ziemlich scharf. Die Oberfläche scheint ziemlich glatt gewesen zu sein , nur am Aussen- rande bemerkt man eine Längslinie , welche etwa in der Mitte derselben beginnt und bis gegen die Spitze hinläuft; ferner unterhalb der Schulter einen Längseindruck, nahe deui Rande. Oben ist die Flügeldecke spärlich wie mit feinem Metallstaub bestreut, besonders an der Naht und gegen die Basis , wie überhaupt an allen Stellen , wo die Decke weniger dick von der Steinmasse überzogen ist. Sie scheint daher eine Melallfarbe gehabt zu haben. Ich kenne keine metallfarbigen Flügeldecken , mit denen die vorliegende fossile Flügeldecke eine grössere Uebereinstimmung in der Form zeigt , als die der Perotis lu- gubris F. , daher ich sie zu dieser Gattung zu bringen mich berechtigt glaube. Während sie in ihren Umrissen fast genau mit der Flügeldecke dieser Perotis übereinstimmt, über- trifft sie dieselbe dagegen in der Grösse um ein Beträchtliches. Die Flügeldecken der grössten Exemplare von Perotis lugubris messen nur 9 Linien. Das ganze Thier aber misst 12 Linien; darnach hätte die fossile Art eine Länge von 16 Linien gehabt, venn die Eörpertheilc bei ihr in demselben Verhältnisse zu einander standen, wie bei der Perotis lugubris. 14 — 106 - Die Gattung Perotis lebt vorzüglich in der zona mediterranea , an den nordafrika- nischen Küsten , Syrien und Südeuropa ; die Parotis lugubris F. kommt aber auch in Taurien und Oeslreich vor. XXXIIl. Ancyluckira Eschsch. Zu dieser Gattung bringe icli eine Zahl von fossilen Bupresten, welche darin mit einander übereinstimmen, dass b;ei ihnen der Yorderrücken nach vorn zu sich verschmälert, dass die Flügeldecken gestreift und in den Zwischenräumen dieser Streifen punktirt sind. Darin stimmen auch alle jetzt lebenden Ancylochiren überein, unter denen wir die den fossilen Formen analogen Arten auffinden. 4. Ancjlochira Heydenii m. Taf. III. Fig. 5. Pronoto breviusculo, anterius angustiori, lateribus valde rotundato, an- guhs anticis acutis, productis, confertini punctato; elytris lateribus sinuatis. punctato-striatis, interstiliis punctatis. Oe Hingen. Ein ausgezeichnetes Exemplar, sammt Abdruck, aus der Carlsruher Sammlung. Diese Art fand sich dort unter dem Namen Aurigena vetusla Heyden, unter demselben Namen aber auch die Capnodis antiqua. was mich veranlasst hat, den Namen des, um die Entomologie hoch ver- dienten , Herrn Senators von Heyden in Frankfurt auf diese Art über- zutragen. Ganze Länge des Thieres auf dem Stein ITA Lin.; Länge des Vorder- rückens "2% Lin. , grösste Breite iVi Lin. , bei den Vorderecken 2'/, Lin. Länge der Flügeldecken nicht ganz 8'/4 Lin., Breite der einzelnen Decke an der Schulter 3 Lin. Der Kopf kurz, etwa 1 Linie lang, breit und bis an die Augen in den Thorax ein- gesenkt, punktirt. vorn stumpf zugerundet. Augenhöhlen gross , rundlich. Vorderrückeu ziemlich kurz und breit, unterhalb der Mitte am breitesten, nach dem Grunde zu kaum merklich , nach vorn zu dagegen sehr stark und in einer starken , regelmässigen Bogen- linie sich verschraälernd. Vorder- uud Hinterecken scharf; die vorderen hervorstehend. - 107 — da der Vorderrücken vorne zu Aufnahme des Kopfes ausgebuchtet ist. Oberseile dicht, mit ziemlich tiefen und runden Punkten besetzt. Der Vorderrücken ist auf den Stein mit dem Abdruck gekommen und auf der Haupiplatte (Taf. III. Fig. 5 u. 5. b) erscheint die Brustscite dos Prothorax. Die dreieckigen Seitenplalten sind dicht und stark punktirt, sie sind hinten scharf abgesetzt und zwar steht dieser Rand nicht am Grunde des Prothorax, sondern etwa 1/2 '-■inie vor demselben, woraus leicht die Täuschung entstehen kann, dass man den Prothorax bei dieser Linie beginnen lässt ; der Abdruck zeigt aber, dass der Vorderrücken bis fast zu den Flügeldecken hinabreicht. Das Proslernum ist Irapetzl'örmig und in einen ziemlich spitzigen Stachel verlängert. Vorn ist es gerade abgestutzt. Neben dem Stachel bemerkt man beiderseits Andeutungen der Hüften der Vorderbeine. Die Flügeldecken haben am Grunde die Breite des Vorderrückens, biegen sich hinter den Schultern etwas einwärts , wodurch sie dort eine Einbuchtung erhalten : weiter nach hinten läuft der Rand in einer ganz schwachen Bogeniinie bis gegen die Spitze , biegt dann aber sich wieder stärker nach innen und bildet dort eine zweite, aber ganz seichte Bucht und läuft in ein zwar ziemlich schmales , aber stumpfes Ende aus. Die Oberseite ist mit deutlichen Punktslreifen besetzt; diese sind an der Spitze der Flügeldecken deut- lich und schön, weiter nach dem Grunde zu aber verwischen sie sich, da dort die Decken stärker zerdrückt sind. Doch überzeugt eine genauere Untersuchung, dass sie bis nach vorn sich fortsetzen und dass die Streifen den früher für die Bupreslen angegebenen Verlauf zeigen , der auf der rechten Decke verfolgt werden kann. Ein starker Längs- eindruck bei der Schulter rührt unzweifelhaft von dem umgeschlagenen Rande der Flügel- decken her. Die Zwischenräume zwischen den Streifen sind schwach runzlig punktirt, welche Sculptur man indessen nur an der Flügeldeckenspitze deutlich sieht. Das Schild- chen war dreieckig und für eine Buprestide gross. In der Mitte gehen die Flügeldecken nach hinten auseinander; dort tritt vorn die Brust, hinten das Abdomen hervor, von welchem die festen Hauchplatten sich erhalten haben , während die Ruckenplatten ver- schwunden sind. Man erkennt fünf Segmente , das erste ist das längste und zeigt in der Mitte nach vorn eine dreieckige Verlängerung, welche den dreieckigen Sporn bezeichnet, der bei den Buprestiden zwischen die Schenkeldecken der Hinterbeine verläuft. Die schmalen Platten zu jeder Seite dieses Dreiecks bezeichnen diese Schenkeldecken, welche gegen die Insertion der Beine zu sich etwas verbreitern und eme scharfe , spitzige Ecke haben. Das zweite, dritte und vierte Bauchsegment sind fast von derselben Länge, das Endsegment ist doppelt länger, als das vorhergehende, nach hinten stark verschmälert und an der Spitze gerade abgestutzt. Dieses Segment ist ziemlich stark punktirt. - 108 - Von den IJeinen und Flügeln sieht man nichts, wohl aber auf der linken Seile die lange , schmale Seitenplalte des Metathorax. Es zeichnet sich diese Art vor allen europäischen durch ihre Grösse und die stark gerundeten Seiten des Vorderriickens aus. In der Tracht erinnert sie am meisten an die Bupr. hilaris und Bupr. variegata Klug. , obwol sie auch beträchtlich grösser ist nU diese beiden ägyptischen Arten. 5. Ancylochira deleta'm. Taf. III. Fig. 6. Elongato-oblonga, pronoto trapeziformi, lateribus recto, angulis acutis; abdomine apice obtuso. Oe niligen. Ein Stück aus der Sammlung zu Carlsruhe; die Umrisse zwar deutlich angebend, die Sculptur dagegen, in Folge des sehr starken Druckes, gänzlich verwischt; der Kopf ist vom Thorax getrennt; die Flügel- decken stehen etwas aus einander, so dass zwischen denselben die Abdomi- nalsegmente hervortreten (Fig. 6). Ein zweites (Fig. 6. b) ganz ähnlich erhaltenes Stück aus der Sammlung des Fürsten von Fürslenberg in Donau- eschingen. Bei diesem ist die Vorderbrust zerdrückt und ihre rechte Seile weiter nach vorn verschoben. Stellt das Thier von der unteren Seite dar. Ganze Länge IVt Lin. ; Länge des Vorderrückens iVi Lin. ; Breite des- selben an der Basis 2V4 Lin., vorn beim Kopfe V/4 Lin.; Länge der Flügel- decken bVi Lin. Kopf kurz und gerundet. Vorderbrust trapelzförmig; nach vorn zu stark ver- schmälert, die Seiten gerade, die Hinler- und Vorderecken scharf. Flügeldecken am Grunde von der Breite des Vorderrückens, laufen dann ziemlich parallel, und runde« sich nach hinten allmählig zu. Oben scheinen sie gestreift gewesen zu sein, doch be- merkt man nur einzelne Spuren dieser Streifung. Von den Bauchsegmenten ist das erste das längste, das zweite, dritte und vierte sind ziemlich gleich laug, das letzte ist kum und klein. Hat die Grösse und Gestalt der Ancylochira flavomaculata V. , welche durch einen grossen Theil von Europa verbreitet ist, sich in Frankreich, Deutschland, aber auch in Sibirien und Schweden lindet. - 109 — 6. Ancylochira rusticanam. Tal". III. Fig. 7. Oblonge -ovalis; pronoto trapetziformi , lateribus recto, angulis acutiü. sublilissime et confertissime punctato; elylris punctato-slriatis, inlerstitiis seriatim punctatis, apice truncatis; abdomine apice rolundato, obluso. Oeningen. Ein ausgezeichnet schönes Stück aus der Sammlung des Herrn von Seyfried. Das Thier ist vollständig erhalten, mit Ausnahme der Beine und Fühler. Es stellt sich uns von der Rückenseite dar, die Flügel- decken stehen gleichmässig auseinander und zwischen ihnen kommt der Hinterleib zum Vorschein. Schade nur, dass das Thier, dessen Umrisse so scharf gezeichnet sind, sehr stark zerdrückt ist, so dass die Sculptur ver- wischt wurde. Ganze Länge vom Vorderrande des Kopfes bis zur Abdomenspitze 8 Lin. ; Länge des Kopfes '/» Lin., des Vorderrückens IVj Lin. , der Flügel- decken a'/a Lin. Breite des Vorderrückens am Grunde 2% Lin., vorn beim Kopfe t^s Lin. Breite der einzelnen Decke bei den Schultern IV, L. Das ganze Thier länglich oval. Kopf hervorstehend , an den Seilen gerundet , vorn gerade abgestutzt; diese gerade vordere Linie bezeichnet ohne Zweifel den Rand des Ropfschildes, welcher bei den Ancylochireu vorn gestutzt ist. Vorderrücken trapetz- lörmig , nach vorn zu verschmälert, mit geraden Seitenrändern, Vorder- und Hinterecken spitzig. Die Oberseite sehr dicht und sehr fein punklirt und mit einzelnen Runzeln ver- sehen. Die Flügeldecken an der Schulter am breitesten, hinter derselben ganz schwach eingebogen und von dort in einer sanften Bogenlinie nach der Spitze verlaufend ; diese ist ganz vorn abgestutzt , doch bemerkt man an dieser abgestutzten Stelle keine Zähnchen. Die Substanz der Flügeldecken ist grossentheils verschwunden und sie haben daher die graue Farbe des Steines ; doch sieht man deutlich aus den Eindrücken des Steines , dass diese Flügeldecken punktirt- gestreift waren und ebenso, dass in den Zwischenräumen zwischen den Streifen sich Punktreihen befanden , welche Punkte aber sehr fein waren. Punktstreifen erkennt man neun, von denen der fünfte und sechste abgekürzt sind; der neunte ist nicht ganz am Rande. Der Hinterleib ist breit und hinten ganz stumpf zu- gerundot; man erkennt fünf Segmente , das hinterste klein und kurz , die folgenden vier fast von gleicher Länge ; es sind daher die Rückensegmente , da bei den Bauchseg(nenten nur die drei hinteren , welche auf das letzte folgen , in der Länge übereinstimmen. Das - 110 - Abdomen ist in der Mitte schwarz, an den Seiten bell ; diese hellere Partie , welche nach innen scharf abgesetzt ist , rührt wahrscheinlich von den Flügeln her ; doch sind sie so zerquetscht und verwischt, dass ihr Geäder nicht mehr zu erkennen ist. Von den Füh- lern ist ein Fragment vorhanden, nämlich die ersten vier Glieder (Taf. III. Fig. 7. c) ; das erste ist das dickste, das zweite das kürzeste, verkehrt kegelförmig, das dritte doppelt so lang und fast cjlindrisch, das vierte wieder kürzer; alles also wie bei den Ancylochiren. Von den Beinen haben wir ein Stück des Vorderschenkcls und des Vorderschienbeines. Von der Ancylocbira cleleta unterscheidet sich diese Art leicht durch ihre breitere Körperform , namentlich den kürzeren und breiteren Thorax. Ist der Repräsentant der Ancvlochira ruslica L. in der tertiären Zeit. Hat dieselbe Grösse, wie die grössten Exemplare der A. rustica, dieselbe Körperform und so weit sieb dies noch erkennen lässt, dieselbe Sculptur des Thorax und der Flügeldecken. Der einzige Unterschied , den ich anzugeben vermag, ist, dass bei der A. rusticana die Seiten des Vorderrückens etwas gerader verlaufen und dass der Hinterleib sich stumpfer zurundet. Die Ancjlochira rustica L. ist eine der gemeinsten Buprestiden Europas , welche von Schweden weg, bis an den Südabhang der Alpen, von Sibirien bis Frankreich vorkommt. 7. Ancylochira Seyfriedii m. Taf. III. Fig. 8. Oblonge - ovalis; pronoto subquadrato, angulis rectis; elylris apice obtusis. Oeningen. Ein Stück aus der Sammlung des Herrn von Seyfried; die Umrisse sind zwar scharf und stellen den Käfer von oben, doch in etwas seitlicher Lage dar. Ganze Länge des Thieres bis zur Abdomenspitze 7V, Lin.; Länge des Kopfes % Lin., des Vorderrückens IV^ Lin., der Flügeldecken 5 Lin. Breite des Vorderrückens am Grunde ^'A Lin., vorn 2 Lin. Breite der einzelnen Decke bei der Schulter etwas mehr als 1'/^ Lin. Das ganze Thier oval. Der Kopf kurz, vorn ziemlich gerade abgestutzt, bis an den Rand des Kopfschildes reichend; Vorderrücken ziemlich viereckig, verschmälert sich zwar von hinten nach vorn, doch bei weitem nicht so stark, wie bei der vorigen Art; die Seilen laufen fast gerade, zeigen nur eine sehr schwache Bogenlinie ; Vorder- und — 111 - Hinterecken sind scharf. Vorn ist er nicht ausgerandct, sondern ziemlich gerade abge- schnitten. Er scheint dicht und fein punktirt gewesen zu sein, doch ist dies nicht mehr mit Sicherheit zu bestimmen , da die Hornsubstanz grossentheils verschwunden ist. Die Flügeldecken sind an der Schulter etwas breiter, als der Vorderrücken und da am brei- testen, biegen sich dann etwas nach innen, zu und laufen von dort in einer sanften, schwachen Bogenlinie nach der Spitze zu; diese ist nicht abgestutzt, sondern stumpf. Da die Hornsubstanz grossentheils verschwunden (daher das ganze Thier eine bräunlich graue Farbe hat) , ist die Sculptur der Flügeldecken gänzlich verwischt ; doch bemerkt man Spuren von Streifen , daher sie ohne Zweifel gestreift waren , dagegen lässt sich nicht ermitteln , ob die Zwischenräume der Streifen punktirt waren oder nicht. Auf der rechten Seite und hinten tritt der Abdomen etwas vor, und auf derselben Seite Fragmente der Schenkel und Schienen. Ist von der vorigen Art durch geringere Grösse , durch den nach vorn zu weniger verschmälerten Vorderrücken und die hinten stumpfen Flügeldecken zu unterscheiden und stellt jedenfalls eine gute , von allen anderen Ancylochircn mit Sicherheit zu unterscheidende Art dar; doch ist sie nicht so gut erhalten, um eine ge- nauere Vergleichung mit jetzt lebenden Arten zuzulassen. 8. Ancylochira gracilis ni. Taf. III. Fig. 9. Oblonga, pronoto subquadrato, anterius pauIo angustato, angulis acutis, confertini subtiliter punctato; elytris punctato-striatis, interslitiis punctulatis; abdomine apice acutiuscuio. 0 e n i n g e n. Ein Exemplar aus dem Museum von Carlsruhe (Nr. 279 und 285). Stellt den Käfer von oben dar, mit hinten auseinandergehenden Flügeldecken. Ganze Länge bis zur Abdomenspitze ßV? Lin. Länge des Kopfes % L.. des Vorderrückens 1% Lin., der Flügeldecken 478 Lin. Breite des Vorder- rückens am Grunde 2'/4 Lin., vorn l'/j Lin. Kopf auf dem Stein dreilappig; der mittlere vorn abgestutzte Lappen stellt den Ivopfschild dar, die beiden seitlichen Lappen die Stelle neben den Augen. Der Vorder- rücken ist verhältnissmässig lang , nach vorn zu allmählig , aber nicht stark verschmälert ; die Seitenlinien ganz schwach gerundet, die Vorder- und Hinterecken scharf. Vorn ist er ganz seicht ausgebuchtet. Oberfläche sehr fein und dicht punktirt. Die Flügeldecken — 112 - sind auch am Grunde nur von der Breite des Thorax, laufen anfangs ziemlich parallel und biegen sich dann in einer schwachen Bogenlinie nach der Spitze der Flügeldecken zu; diese ist stumpf. Sie sind deutlich punktirt gestreift; die Zwischenräume sind sehr fein punktirt: diese Punkte scheinen aber nicht in Längsreihen gestanden zu haben. Am .Vbdomen erkennt man fünf Segmente , das letzte ist schmal und zugespitzt, die darauf folgenden ziemlich von gleicher Länge. Die Brustplatten und die Beine scheinen aber durch, besonders stark an dem Abdruck. Das Prosternum war schmal und durch einen langen Stachel verlängert; an dem breitem Theilc mit Querrunzeln versehen, welche gegen die Mitte von beiden Seiten convergircn ; neben dem Stachel liegen die zwei Vor- derbeine, an denen man den Schenkelring, Schenkel und Tibia erkennt; das 3Iesosternum ist durch zwei etwas hervorstehende Längslinien bezeichnet , und die Mittelschenkel durch QuereindrUcke ; von den Hinterbeinen treten die Schenkeldecken hervor , es sind schmale Plättchen , welche nach der Bauchmitte zu sich etwas verbreitern. Von einem Hinterbein sieht man den Schenkel , die dünne Tibia und von dem Tarsus das letzte schmale wal- zenförmige Glied. Ist die kleinste der fossilen Ancylochiron , und durch den verhältnissmässig schmalen schlanken Körperbau leicht von den übrigen zu unterscheiden. Aus der Fauna der Jetzlwelt ähnelt ihr am meisten die Ancyloch. 8-guttata L. , doch ist sie etwas grösser, als dieselbe , und die Punkte in den Zwischenräumen zwischen den Streifen der Flügel- decken scheinen nicht so regelmässig gestellt gewesen zu sein. Die Ancjloch. 8-guttata L. ist /war nirgends häufig, aber durch ganz Europa verbreitet. XXXIY. Eurythyrea Serv. 9. Eurythyrea longipennis m. Taf. III. Fig. 10. Pronoto brevi, anterius pauio angustiori, lateribus suljrectis, angulis anticis acutis, confertisslme punctato; elytris elongatis, punctato-striatis, interstitiis punctatis. Oeningen. Ein Exemplar sammt Abdruck aus der Lavater'schen Sammlung. Stellt die Oberseite des Thieres, doch in etwas seitlicher Lage dar. Ganze Länge des Thieres IIV2 Lin., Länge des Vorderrückens an der Seite 2 Lin., Breite desselben am Grunde 4 Lin. Länge der Flügel- — U8 — decken 8V4 Lii- Ganze Breite des Thieres bei den Schultern etwas melir als iV-i Lin. Kopf vorn stumpf abgerun^el, an der Seile mit grossen Angenhöhlen. Vorderrücken am Grunde am breitesten , die rechte Seite verläuft fast gerade , ist kaum merklich ge- bogen ; stärker gebogen ist die linke Seite , welche aber am Grunde zerbrochen und etwas verschoben zu sein scheint ; es lässt sich daher die Form des Vorderrückens nur schwer bestimmen ; er scheint nach vorn zu sich nur wenig verschmälert und wohl beiderseits nur schwach gerundete Seiten gehabt zu haben. Vorn ist er stark ausgeschweift und hat hervorstehende Ecken; an der Seite bemerkt man die Linien, welche die Seiten- platten der Brustseite asdeuten. Oben var er dicht und deutlich punktirt. Die Flügeldecken sind lang und schmal. Sie sind unterhalb der Schulter kaum merklich einwärts gebogen und verlaufen in einer sehr schwachen Bogenlinie in das stumpf zugerundete Ende der Decke. Sie sind punktirt gestreift und man erkennt neun Streifen , welche den den Bupresten zukommenden Verlauf zeigen ; die Zwischenräume sind fein punktirt. Die Flügeldecken sind besonders am Abdruck zu studircn ; am Thiere selbst sind sie abgeschiefert , obwohl dieses Schieferstück auch noch vorliegt : unter dem- selben kommen die Abdominalsegmente zum Vorschein; alle fünf sind dicht gepunktet und runzlig. Das erste ist das Tsürzeste , die drei folgenden fast gleich lang, das hinterste fast dreieckig , nach der Spitze zu stark verschmälert und gröber punktirt. Von der Brust sieht man die schmalen Seitenplatten des Metathorax und an der linken Seite die des Mesothoras. Von den Beinen treten an der linken Seite kurze Stücke hervor, nämlich ein Stück des Vorderschenkels, der mittlere Schenkel des Mittelbeines, welcher nach aussen zu verdickt ist und ein Stück des Schenkels und des nach der Bauchseite zu gebogenen Schienbeines des Hinterbeines. Die langen, verhältnissmässig schmalen, gestreiften Flügeldecken und der kleine Prothorax , wie die Form der Abdominalsegmente , weisen , wie mir scheint , diesem Thiere seine Stelle unter den Eurythjreen an, einer kleinen Gattung, deren Arten be- sonders im südlichen Europa vorkommen. Sie weicht aber von den jetzt lebenden Eu- rythjreen durch die an der Spitze nicht gestutzten oder ausgerandeten Flügeldecken ab. Doch kann dieser Charakter nicht hinreichen , um sie von dieser Gattung auszuschlicssen, da wir wissen , dass die drei bis jetzt bekannten europäischen Arten in der bald nur schwach gestutzten , oder selbst zweizahnigen Deckenspitze variiren. Ob der Vorderrücken 15 — 114 — auch stark gewölbt gewesen und herabgedrücktc Vorderecken gehabt habe, lässt sich an dem fossilen Thiere nicht mehr ausmitteln. Die Gattungen Acmaeodera und Agrilus be- sitzen auch Thiere von ähnlicher Form , allein bei letzteren sind die Flügeldecken an der Seile stark ausgebuchtet und haben eine andere Sculptur , und bei den Aemaeoderen ist der Vorderrücken nach vorn zu erweitert und die Flügeldecken sind nach hinten nicht so stark verschmälert. XXXr. Dicerca Eschsch. 10. Dicerca prisca in. Taf. III. Fig. 11. Pronolo transverso, iateribus rotundato, ante medium dilalato, anguiis acutis, anticis prostantibus; elytris striatis, interstitiis lacvibus. Oeningen. Zwei Exemplare aus der Sammlung des Herrn Lavater: das Eine in seitlicher Lage, das mit Ausnahme der Fühler und Beine ganz erhalten ist; das zweite stellt den Käfer von oben dar, die Flügeldecken stehen auseinander und es tritt zwischen denselben der Hinterleib hervor; die vordere Partie des Körpers ist aber so zerdrückt, dass seine Form nicht mehr zu bestimmen ist. Obwohl ich diese beiden Stücke als zur selben Art gehörend betrachte, wollen wir doch beide gesondert beschreiben, um da- durch zu weitern Nachforschungen über die Uebereinstimmung oder Ver- schiedenheit derselben zu veranlassen, welche erst, wenn vollständigere und besser erhaltene Stücke gefunden werden, zu ganz sicheren Resultaten führen können. a. Exemplar in seitUcher Lage Fig. II); das Thier sanimt dem Ab- druck. Länge des ganzen Tbieres 9V4 Lin. Länge des Vorderrückens {% Lin. Breite am Grunde nicht ganz 2V4 Lin. Länge der Flügeldecken 6V4 Lin. Breite der einzelnen Decke bei der Schulter 2 Lin. Kopf kurz und breit , vorn ganz stumpf, in den Thorax eingesenkt. Der Vorder- rücken mit scharfen Hinter- und Vorderecken. Auf der linken Seite läuft die Randlinie anfänglich gerade, dann biegt sie sich nach vorn, den Thorax erweiternd, in einer Bogcnlinie nach der vorderen Seite und umfasst dort den Kopf; auf der rechten Seite dagegen läuft die Randlinie in ziemlich gerader Richtung nach dem Kopf zu. Es rührt - 115 - dies von der seitlichen Lage des Thicres her , in Folge welcher man auf der linken Seite den wahren Rand des Thorax sieht , während auf der rechten Seite die Randlinie über den Rücken verläuft. Der Vorderrücken wäre daher wohl, von oben gesehen, vorn tief ausgerandet, vor der Mitte erweitert, mit nach vorn gerundeten Seiten, am Grunde bei den Ecken seicht ausgebuchtet; oben ist er sehr dicht, aber fein punktirt. Die Flügeldecken sind lang, an den Schultern erweitert, etwas hinter 1/3 der Länge sind sie verschmälert und dort ausgebuchtet und verschmälern sich dann fast allmählig nach hinten zu; die Flügeldeckenenden sind schmal, doch ist dieser verschmälerte Theil von dem übrigen nicht abgesetzt; die Spitzen scheinen zugerundel. Die Oberfläche ist ge- streift , doch ist die Sculptur so verwischt , dass sie nicht mehr genauer bestimmt werden kann. Die Abdoraenspitze ragt über die Flügeldecken hervor und ist sehr schmal. Weiter nach vorn bemerken wir noch vier Segmente , von denen die drei zuerst folgenden fast gleich lang sind. Von den Reinen sind einige Rruchstücke vorhanden; von den Vorderbeinen ist der Schenkel da, dann einige neben demselben liegende Fragmente; durch den Vorderrücken scheint ein Vorderbein durch; am wichtigsten ist der Tarsus des Hinterbeines, welcher auf der hinteren Seile des Körpers neben den Flügeldecken liegt. Es sind alle fünf Glieder erhalten ; das erste ist das längste und cj'lindrisch ; die zwei folgenden um die Hälfte kürzer, unter sich fast gleich lang und herzförmig, tief zweilappig, eben so das viel kleinere vierte ; das letzte ist dünn und schmal. Von diesem Tarsus aus kann man das Hinterbein verfolgen, welches durch eine dunklere Zeichnung auf den Flügeldecken sich abgeprägt hat. Es hat einen ziemlich starken Schenkel und eine cylindrische, ziemlich dünne Schiene. b. Exemplar von Oben. (Fig. 11. b.) Die Grössenverhältnisse , wie beim vorigen. Kopf gerundet, doch ganz zerdrückt und noch mehr der Thorax , dessen Form nicht zu bestimmen ist; von den Flügeldecken sind die äusseren und unteren Partien erhalten und neben ihnen treten die Flügel hervor. Die Flügeldecken scheinen dieselbe Form gehabt zuhaben, wie beim vorigen , amunteren Ende aber sind sie abgestutzt , doch ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen , ob diese Ab- stutzung eine ursprüngliche sei. So weit die Flügeldecken gut erhallen , sind sie deutlich gestreift , die Streifen und ebenso die Zwischenräume scheinen aber nicht punktirt ge- wesen zu sein. Sie haben eine lebhaft kastanienbraune Farbe mit vielen hellen Flecken. - 116 — Die Flügel haben die Länge der Flügeldecken und zeigen folgenden AderverlauL Die Randrippe ist verdeckt; die äussere Mtttelader (Taf. III. Fig. 11. d) besteht aus zwei in einander mündenden Adern , to» denen aber die äussere unzweifelhaft den rücklaufcnden Ast der Mittolader darstellt; neben ihr, auf der Nahtseite, bemerken wir eine Ader, welche zunächst in zwei sich spaltet , von denen die innere weiter in zwei Aesle zerfällt, diese Ader besteht daher aus drei Aesten, die dem Rande zu laufen, weiter nach dem Grunde des Flügels steht sie wohl mit der äusseren Mtttelader in Verbindung, doch ist dies nicht mehr zu ermitteln, da dort der Flügel zerstört ist. Auf diesen droigabeligen Ast der Mittelader folgt die innere Mittelader, die in zwei Aeste sich spaltet, welche dem Rande zulaufen. Die Hinterader ist nicht erhalten, da der Grund des Flügels wegge- brochen ist. Die Abdominalsegmente sind ganz dunkelsckwarz und etwas verschoben; man erkennt etwas deutlicher fünf, welche ziemlich von gleicher Länge sind, das letzte ist schmal und vorn stumpf zugerundet. An seiner Seite ragt noch ein bräunlielier Kör- per hervor , vielleicht ein Theil des Penis. Von Ancylochira weicht dies Thier durch den nach vorn zn erweiterten Vorderrücken, die Form der Tarsen, den Mangel der Punkte in den Zwischenräumen zwischen den Streifen der Flügeldecken und iaa Adervcriauf der Flügel ab. Bei Ancylochira nämlich (man sehe Fig. 11. i. Taf. IlL) verzweigt sich zwar die innere Mitlelader auch, aber die Aeste verbinden sich wieder und schliessen ein ovales Feld ein. Mit, Dicerca stimmt die Forni des Thorax überein und der spitzige Hinlerleil), wie die Form der Hintcrtarscn, welche bei den Diccreen ebenfalls kurze und breilliche Glie- der haben , während sie bei den Ancylochiren länger und schmäler sind. Man vergleiche Taf. III. Fig. II. h, welche den Tarsus des fossilen Thieres vergrössert darstellt, mit Fig, 11. g, dem Tarsus von Dicerca und Fig. II. i, demjenigen von Ancylochira. Der Aderverlanf der Flügel stimmt in sofern überein , als bei den Dicercen die innere Mittol- ader ebenfalls gabelig sich theilt, und jeder .\sl für sich dem Rande zuläuft, ohne ein Feld einzuschliesscn ; die äussere Mitlelader dagegen weicht in sofern ab, als der Ast, welcher von demselben ausläuft, sich zunäehsl in zwei Aeste spaltet (Fig. 11. e. Taf. lll), dann der dem Aussenraade näher liegende Ast weiter aassen sieh wieder in zwei theilt, während beim fossilen Thiere der näher der Naht liegende Seitenast sich gabelt. Von Dicerca weicht das fossile Thie« fcrae» durch die nicht in schmale Zipfel aua- laufcnden Flugeidecken und die viel zarler«, fciiier« Seulptur ab. Doch sind diese Un- terschiede nicht hinreichend, um es geoerisch z« trennen und mag es wohl dieser Gattung am zweckraässigslen eingereiht werden. - 117 - Ich würde unser Thier mit der Dicerca carbonum Germar (Fauna insect. Europae fasc. 19. Tab. XIX) , welche in den Braunkohlen von Bonn und Baireuth gefunden wird, zusammenstellen, würden dieser nicht punktirt- gestreifte und hinten zugespitzte zweizähnige Flügeldecken zugeschrieben , was auf unser Thier nicht passt , dagegen stimmt die Grösse und Form der Flügeldecken (die in der Zeichnung hinten stark verschmälert und zugespitzt sind) ganz mit der unsrigen nberein. Unter den lebenden Arten dürfte sie der D. moesta F. , die in Oestreich vorkommt, am nächsten stehen. A'A',YT7. Sphenoplera Dej. 11. Sphenoptera gigantea m. Taf. III. Fig. 12. Pronoto quadrato, confertissime punctato; elytris elongatis, »ngustis, punctato - slriatis , interstiliis rugulosis. Oeningen. Ein Exemplar aus der Sammlung des Herrn Lavater ; stellt Vorderrücken und Flügeldecken von der inneren Seite dar. Die Punkte erscheinen daher als Körner , die Streifen als hervorstehende Reifen. Die , Brust ist halbkreisförmig eingedrückt; die Vorderecken liegen höber als die mittlere und hintere Partie. Ganze Länge 12'/, Lin. Länge des Vorderrückens 2'/, Lin., der Flügel- decken fast 8V2 Lin. Breite des Vorderrückens 3% Lin., der einzelnen Flügeldecke , wo sie am breitesten , 2 Vg Lin. Eine fast kreisförntige , ausgezackte bräunliche Linie bezeichnet die Stelle , wo der Kopf sich befindet. Der Vorderrücken ist fast viereckig. Er ist verschoben , so dass die beiden Seitenränder schief stehen; aus dem Verlauf derselben sieht man aber, dass der Vorderrücken nach vorn zu sich kaum verschmälert, dass derselbe ferner gross und breit war und fast gerade verlaufende Seiten hatte. Oben ist er ungemein dicht und deutlich punktirt. (Taf. HL Fig. 12. d.) Die Flügeldecken sind sehr Fang und dabei schmal. Am Grunde sind sie kaum von der Breite des Vorderrückens, erweitern sich dann aber und haben bei '/3 Länge die grösste Breite erreicht, von wo sie sicfc dann plötzlich einbiegen und von da dann in einer sehr sanftea, schwachen Bogenlinie nach der Spitze verlaufen; sie sind nach hinten verhältnissmässig wenig verschmälert und haben ein stumpfes Ende. Oben waren die Flügeldecken mit Punktstreifen besetzt ,. die indessen nur wenig deutlich hervortreten und in ihrem Verlauf nicht bis an den Grund der - 118 - Flügeldecken genauer verfolgt werden können. Die Zwischenräume zwischen den Streifen sind runzlig, besonders stark gegen den Rand derselben hin und dort von der Schulter bis zur Spitze herunter dicht gepunktet. Hinten gehen die Flügeldecken etwas auseinander und dort tritt ein Stück des letzten Abdoniinalsegnients hervor und zwar an der Spitze ein Stück der Bauchplatten , weiter oben ein Stück der Bückcnplalte. Aus der Lage derselben zu den Flügeldecken erkennt man , dass diese von der inneren Seite vorliegen (Taf. III. Fig. 12. c). Der ganzen Form nach scheint mir dieses Thier zur Gattung Sphenoptera zu gehören ; es stimmt mit den Arten dieser Gattung durch den breiten, viereckigen Vorderrücken und die langen, schmalen Flügeldecken überein. Achnliche Körperform finden wir nur noch bei Ptosima und Acmaeodera, bei welchen aber der Vorderrücken stark gewölbt ist, was bei unserem Thiere nicht der Fall war. Es ist übrigens keine Art der Gattung Sphenoptera bekannt , welche die Grösse un- seres fossilen Thieres hätte; die grösste mir bekannte Art (Sph. coracina Stev.) misst nur 8 Lin. ; dagegen hat diese ebenfalls einen punktirten Vorderrücken , runzlige Flügel- decken, die mit Punktreihen besetzt sind. Doch dürfen wir sie nicht nur der geringeren Grösse wegen , sondern noch mehr wegen ihrer verhältnissmässig geringeren Länge und den am Rande nicht punktirten Flügeldecken , keineswegs als analoge Form in Anspruch nehmen. Die Gattung Sphenoptera lebt im wärmeren Theile Europas; einzelne Arten sind durch einen grossen Theil der zona mediterranea verbreitet; so ßnden sich die Sph. geminata Illg. und gemellata Dej. in Spanien, Südfrankreich und Sicilien, die Sph. co- racina Stev. in Sicilien, Oberitalien und in Taurien; das Maximum hat aber die Gattung im südöstlichen Europa, in Taurien und den Ländern am schwarzen Meer. XXXVII. Protogenia m. Char. generis. Elytra lanceolata, basi non dilatata , striata. Abdominis segraentum quartum margine incisum. Tarsus articulis brevibus, übcordatis subaequalibus. 12. Protogenia Escheri m. Taf. II. Fig. 16. Eljtris appendiculatis, subtiliter punctulato-striatis; abdomine subtilis- sime confertim punctulato. — 119 — Länge der Brust 2% Lin., Länge der Flügeldecken 6% Lin., Breite jeder Einzelnen l'^Lin., Länge des Abdomens (ohne Penis) 474 Lin. , Breite der ersten Segmente BV^ Lin. Oeningen. Ein Stück mit wohl erhaltenem Hinterleib, ganz zer- drückter Brust, ziemlich gut erhaltenen Flügeldecken, von denen aber die linke ganz verschoben ist, und den Flügeln. Aus der Sammlung der Zürcher Universität. Auf den ersten Blick glaubt man eine Melolontha vor sich zu Laben. Der breite, in einen Stiel verlängerte Hinterleib, der scheinbar eingeschlagene linke Flügel mahnen uns ganz an diese Gattung, welche Täuschung noch durch die braune Färbung der Flügeldecken vermehrt wird. Wie wir aber das Thicr genauer betrachten, müssen Zweifel aufsteigen und bald finden wir, dass es nicht einmal in diese Familie, ja nicht zur Zunft der Lamellicornen gehören könne. Wir finden nämlich , dass jener Stiel nicht eine Verlängerung des Pygidium sei, sondern den hervorstehenden Penis darstelle; dass der linke Flügel nicht seine natürliche Faltung zeige, dass die Flügeldecken eine ganz andere Slreifung haben , als wir bei allen übrigen Lamellicornen finden und eben so der Hinterleib eine andere Zusammensetzung. In allen wesentlichen Punkten stimmt das Thier mit den Hupresliden überein , daher wir es dieser Familie einzuverleiben haben ; doch habe ich keine Gattung finden können, der es eingefügt werden könnte, daher ich genöthigt war, eine neue zu gründen. Die Brust des Thieres ist so zerdrückt, dass die einzelnen Theile schwer zu deuten sind. Wir haben wahrscheinlich den Meso- und Metathorax vor uns. Der Vorderrand bezeichnet wohl die vordere Grenze des Mittelbrustringes; an seiner rechten Seite sehen wir eine gebogene schmale Platte; sie scheint aber aus zwei Stücken zu bestehen, we- nigstens bemerkt man eine Andeutung einer Querlinie , dann sind es die Seitenplatten der Mittel - und Hinterbrust ; auf der anderen Seite wäre die Seitenplatte der Mittelbrust. Von den Flügeldecken hat die linke ihre natürliche Lage beibehalten und ist halb geöffnet, sie ist doppelt gebrochen, ein Querbruch geht unter der Schulter durch; ein zweiter an der Stelle, wo sie sich vor der Spitze zu verschmälern beginnt; die erste Partie ist stark zusammengedrückt und undeutlich , die zweite grössere dagegen sehr wohl erhalten, während an der dritten untersten die Sculptur verwischt ist; die rechte Decke ist stark nach hinten verschoben und an der vorderen Nahtseite zerstört, die hintere Partie dagegen ist gut erhallen. Nach diesen vorliegenden Stücken zu urtheilen, — 120 — waren die Flügeldecken sclmial und lang und Latten fast parallele Seiten, an 4er Schul- ter scheinen sie nicht oxweitert und am Rande nicht ausgeschweift gewesen zu sein; bei 3/4 Länge verschmälern sie sich , indem der Rand sich in einer starten Rogenlinie gegen die Spitze zubiegt; diese Spitze ist stumpf zugerundet. Sie sind deutlich, aber fein ge- streift. Alle Streifen sind von gleicher Tiefe und sehr fein punktirt; die Zwischenräume zwischen denselben sind flach und mit äusserst feinen, unregelmässig vertheilten l'iinktchcii dicht besetzt. Es sind neun Streifen zu erkennen, doch ist wahrscheinlich noch ein Randstreifen da; es laufen zwei der Naht nach herunter bis zur Flügcldcckenspitze; auf sie fol"cn zwei weitere, welche vor der Spitze sich verbinden und nun in einer Linie bis zur Spitze hinab laufen; der fünfte Streifen geht einzeln zur Spitze hinab, während der sechste und siebente sich wieder verbinden, und zwar etwas unterhalb der Stelle, wo die Flügeldecke stark sich zu verschmälern beginnt; auf diese folgen noch zwei Streifen, welche bis zur Spitze hinabreichen; an der Spitze bemerken wir daher sechs Streifen. Diesen Streifenverlauf kann man nur an der rechten Decke und auch da erst nach sorgfältiger Untersuchung verfolgen; gegen die Schulter zu wird er auf beiden Decken undeutlich und unkenntlich. Es haben die Flügeldecken eine kastanienbraune Farbe. Die Flügel stehen beide hervor. Der rechte ist flach ausgebreitet, der linke da- gegen scheint auf den ersten Blick gefaltet zu sein , und zwar eine querläufige Fallung zu haben, ähnlich wie bei den Melolonthiden. Er würde demnach gänzlich abweichen von denen der Buprestiden. Der Rippenverlauf wird uns aber bald überzeugen, dass der Flügel nicht gefallet, sondern nur in seiner vorderen Partie zerstört ist. Bei den quer- läufig gefalteten Flügeln der Melolonthen beginnt nämlich die Fallung unmittelbar hinter der Stelle, wo die äussere Mittelader den rücklaufenden Ast gegen das äussere Mittel- feld aussendet, beim fossilen Flügel dagegen können wir den Flügel noch ein Stück weiter über jene Stelle hinaus verfolgen. Bei Protogenia haben wir eine ziemlich starke Randrippe, an der wir kein Flügelmaal und keine Astbildung bemerken. Die äussere Mittelrippe verläuft in einer schwachen Bogenlinie nach der Flügclspitze und erst bei 3/4 Länge sendet er einen kurzen, rücklaufcnden Ast in das äussere Mittelfeld aus; von dieser Stelle setzt sich die äussere Mittelader durch eine kurze, schwache Ader nach aussen fort und verläuft innerhalb der Flugelspitze. In dem Spitzenlheil des äusseren Mittelfeldes bemerken wir zwei kleine, kurze Aederchen, von denen das eine der Rand- ader zuläuft und mit ihr sich vereinigt, das andere aber dem inneren Rande zugehl. Letzteres ist ohne Zweifel ein Ast der äusseren Mittclader, ersteres die Vena scapularis, die an jener Stelle eine kleine Area scapularis bildet. Auf die äussere Mittelader folgen — 121 — noch zwei einfache Adern , welche unter sich fast parallel laufen und dem Innenrande des Flügels zugehen. Die Insertion derselben ist nicht zu sehen, da sie unter die Flügel- decke laufen ; sehr wahrscheinlich sind es indesseu Acste der äusseren Mittelader. Der Hinterleib tritt sehr deutlich mit fünf Segmenten hervor ; er ist vorn breit, ver- schmälert sich aber vom Anfang des dritten Segmentes an schnell nach hinten zu und läuft dort in eine verlängerte Spitze aus. Das erste Segment ist das grösste und längste ; es ist so lang als die beiden folgenden zusammengenommen; das zweite ist ebenfalls etwas länger als das dritte; dieses ist das kürzeste von allen; das vierte ist wieder etwas länger, aber viel schmäler und das fünfte stellt das Schwanzsegment (Pygidiuni) dar; es ist etwas länger als das vorletzte und fast dreieckig , jedoch mit stumpfer Spitze. Das vorletzte Segment hat an jeder Seile einen schiefen Einschnitt. Es läuft derselbe von der Seite schief gegen den Grund des Segmentes hinauf und schneidet ein dreieckiges Plättchen ab. Alle Segmente sind dicht, aber sehr fein gepunktet. Ueber das letzte Segment ragt ein schwach kegelförmiger, hinten stumpflicher Körper hervor, welcher auf den ersten Blick eine Verlängerung desselben zu sein scheint. Eine genauere Unter- suchung zeigt , dass es ein besonderer Körper sei ; es hört nämlich an dieser Stelle die Punktur des Abdomens auf und statt der Punkte treten Längsstreifen auf und ferner be- merkt man eine , freilich nur schwach ausgedrückte , Trennungslinie zwischen diesem Körper und dem letzten Segment. Nach Form und Stellung kann dieser Körper nur der Penis des Thieres sein. An seiner linken Seite erkennt man vier feine Längsstreifen ; dort hat er eine dunkler braune Farbe, von welcher ein Streifen auch auf das letzte Abdomensegment fortsetzt. Sonst hat der Hinterleib eine gelblich weisse Farbe. Der festere, braune Theil des Penis ist von einem helleren Rand umgeben, welcher vielleicht von den häutigen Theilen desselben herrühren dürfte. Auffallen muss die Fünfzahl der Abdominalsegmente, denn das Abdomen der Bu- prestiden hat sieben Rückensegmente und fünf Bauchsegmente; dem ersten Bauchsegment entsprechen nämlich zwei Rückensegmente und überdies liegt eines noch weiter nach vorn ; die hinteren vier Segmente dagegen setzen sich alle in Rückensegmente fort. Beim zusammengedrückten Thier fallen daher Rücken- und Bauchplatten zusammen und nur an den Rändern sind sie noch zuweilen zu unterscheiden (so rührt, wie ich glaube , beim letzten Segment der feine Rand von der Bauchplatte her). Da wir aber weiter nach vorn nur ein einziges und grosses Segment finden , welches ganz die Form des ersten Bauch- segmentes der Bupresten hat , muss dies wohl als Bauchplatte betrachtet werden. Der Umstand , dass aber von den beiden Rückenplatten nichts mehr zu sehen ist , auch keine 16 - 122 — Spur einer Querlinie, beweist, dass diese Rückensegmentc bei unserem Thiere einen zarteren Bau besassen , als bei den übrigen Bupresten , bei welchen wir ziemlich feste Rückensegniente haben. Die hornigen, festen Bauchplatten haben sich erhalten, die weicheren Rückenplatten dagegen sind verschwunden und nur an den hintersten Seg- menten deutet der Seitenrand darauf hin, dass sie aus beiden übereinander gelegten Platten entstanden sind. Von den Beinen tritt neben der rechten Flügeldecke ein Stück der Schiene mit drei Tarsengliedern auf. Sie gehört wohl dein Mittel- oder Hinterbein an. Es ist die Schiene fast cylindrisch; die Glieder des Tarsus sind kurz, breit, verkehrt herzförmig und fast von gleicher Länge; das erste ist kaum merklich länger als das zweite. Es sind diese Glieder in der Mitte hell, an jeder Seite mit einem dunkleren ovalen Flecken; vielleicht hatte der Tarsus eine mittlere Kante und plattere Seiten. Aus dieser Darstellung ergibt sich, dass unser Thier eine unzweifelhafte Buprestide sei. Wir wollen dabei hervorheben , dass erstens die Flügeldecken denselben Streifen- verlauf zeigen , zweitens bei den Flügeln die Randrippe kein Flügelmaal zeigt und drittens der Hinterleib aus fünf Bauchplatten gebildet ist , welche in Form und relativen Grössen- verhältnissen mit denen vieler Huprestiden übereinstimmen. In allen diesen Punkten weicht das Thier von den Lamellicornen völlig ab, bei denen wir eine andere Slreifung der Decken, Flügel mit sehr starkem Flügelmaal und ein Abdomen mit sechs Bauch- platten haben. Vollständig stimmt indessen unser fossiles Thier mit den, wenigstens mir bekannten , Buprestiden nicht überein. Es weicht ab : erstens , in den an der Schulter nicht erweiterten , mehr parallelen Flügeldecken und zweitens den Einschnitten des vor- letzten Abdominalsegmentes. Ob das Geäder der Flügel mit dem der Bupresten über- einstimme, kann nicht mit Bestimmtheit ausgemittelt werden, da nicht ganz die Hälfte des Flügels zu sehen ist. Vor der Hand scheint es am wahrscheinlichsten, dass die zwei inneren Adern als Aeste zur äussern Mittelader gehören, wofür angeführt werden kann, dass die Vena interno- media und analis gewöhnlich nicht soweit hervorreichen, als dies der Fall wäre, wenn diese Adern als solche gedeutet werden wollten. Ist unsere An- nahme richtig , so würde der Verlauf der Flügeladern bei unserer Gattung nichts Auszeich- nendes vor den übrigen Bupresten darbieten. Die Stellung dieser Gattung unter den Buprestiden vermag ich zur Zeit nicht mit Sicherheit zu bestimmen. In der Tracht kann sie mit Dicerca verglichen werden , bei der wir aber eine ganz andere Sculptur und länger ausgezogene Zipfel der Flügeldecken- - 123 — enden finden. Aehnliche feine Streifen finden wir bei manchen Aneyiochiren (z. B. A. Cjpressi Dej.), bei denen aber die Zwischenräume der Streifen anders punktiri sind. XXX VHI. Füsslinia m. Caput rotundatum, oculis maj?nis; pronotuni trapeziforme ; proslernum breve, postice breviter mucronatum; acetabula anttca margine reflexo pro- noli omnino clausa. Pedes breves; coxae posticae laminatae. 13. Füsslinia amoena m. Tal'. VI. Fig. 4. Pronolo lateribus recto, angulis acutis, confertim subtiliter punctato elytris margine exteriori basi apiceque rolundalis , confertissime ruguloso- punctatis. Ganze Länge stark 6V4 Lin. , des Kopfes '/, Lin. , des Vorderrückens Vs Lin.; Breite des Kopfes 1% Lin., des Vorderrückens vorn \% Lin., am Grunde lä'A Lin.; Länge der Flügeldecken iV^ Lin.; Breite der einzelnen an der Schulter 1'/, Lin.; Breite des Hinterleibes am Grunde ä'^ Lin. Oeningen. Ein wohl erhaltenes Exemplar aus der Sammlung des Herrn von Seyfried; die eine Platte (Taf. VI. Fig. 4. c. vergrössert darge- stellt) enthält den Kopf, die Bauchplatten, die Flügeldecken, Fragmente eines Flügels und den Hinlerleib; die andere (Taf. VI. Fig. 4. b. ebenfalls vergrössert) Theile des Kopfes und den Vorderrücken, Flügeldecken und Hinterleib in wohl erhaltenem Abdruck. Kopf breit und kurz , vorn ganz stumpf zuajerundet. Der hintere Rand ist in der Mitte etwas einwärts gebogen und steht von dem Thoraxrand etwas ab. Zur Seite des Kopfes bemerken wir grosse rundliche Augen , welche durch eine , am Grunde sehr schmale, nach vorn zu sich verbreiternde Stirn von einander getrennt werden; sie reichen bis nahe an den hinteren Kopfrand. Unter dem Microscop erkennt man noch die Fa- cettenbildung der Augen. Vom Thorax hat der Abdruck den Vorderriicken erhalten, die andere Steinplatte die Brustplatten. Der Vorderriicken ist trapezförmig , mit ziemlich geraden Seiten und scharfen Ecken. Am Grunde ist er am breitesten und verschmälert sich allmählig nach - 124 ~ vorne zu. Auf dem Steine ist eine vordere Partie braun gefärbt und stellt ein braunes (Juerbändchen dar, welches auf den ersten Blick allein den Vorderrücken zu bilden scheint. Bei näherer Betrachtung ergibt sich aber , dass eine hell gefärbte hintere Partie, welche durch zwei starke Quereindriicke bezeichnet wird, noch dazu gehört; es zeigt diese nämlich dieselbe Sculptur wie die vordere braune Partie und wird nach hinten durch eine schwache Linie abgegrenzt. Die Oberseite war ganz dicht, aber fein ge- punktet, welche Punkte als kleine Körnchen erscheinen, da der Vorderrücken von der inneren Seite vorliegt. Das Prosternum ist zwar breit, aber kurz, reicht kaum bis zu 'A der Brustlänge herab; der mittlere Fortsatz ist ziemlich breit und bildet ein, vor seinem Ende sich verbreiterndes , Bändchen zwischen den Vorderhüften , reicht aber nicht bis zum Grunde der Brust hinab, hört schon hinter den Hüften auf. Der Rand des Vorderrückens ist umgeschlagen und setzt sich hinter den Vorderhüften fort; er verlängert sich bis zum Stachel der Vorderbrust, wo die beidseitigen Hornstücke zusammenlaufen. Ob diese Hornstücke indessen nur als umgeschlagene Ränder des Vorderrückens zu betrachten seien , oder aber als Epimeren sich absondern , ist schwer auszu- mitteln. Durch dieselben und das Prosternum werden die Gelenkpfannen der Vorder- beine ganz eingefasst. Die Stelle, wo die beiden umgeschlagenen Ränder des Vorder- rückens sich berühren, ist auf der Mitte der Brust durch eine Linie bezeichnet, die aber sehr undeutlich und nur mit Mühe zu finden ist; wie die Trenuungslinien gegen den Bruststachel. Auf den ersten Blick glaubt man, dass die ganze Hornbedeckung der Brust nur aus Einem Stücke bestehe. Es sind diese Hornplatten mit feinen Punkten ziemlich dicht besetzt. Von dem Mittelbrustring haben wir eine Andeutung des drei- eckigen Schildchens und von dem Hinterbrustring, das durch eine Längsfurche in zwei Partien getrennte Metanotum und das Metasternum. Dieses stellt sich als eine breite und ziemlich lange Platte dar, welche durch eine Mittellinie in zwei Partien getheilt wird. Eine Querlinie, welche vor ihrem hinteren Rande verläuft, rührt sehr wahrschein- lich von dem Vorderrand des ersten Rückensegmentes her, gehört also nicht der Brusl- platte an. Am hinteren Rande war die Brustplatte in der Mitte wahrscheinlich ausge- schnitten, welcher dreieckige Ausschnitt durch zwei dreieckige Plättchen eingenommen wird; wenigstens scheinen schwache Eindrücke auf eine solche Bildung hinzudeuten. Dieses Metasternum ist ziemlich dicht mit kurzen, wellenförmigen Linien besetzt. An seiner Seite finden sich ganz schmale, parallclogramme Plättchen, die Episternen. An den hintern Rand des Mctasternums lehnen sich ziemlich grosse Schenkeldecken. Jede bildet an der Inscrtionsstelle des Hinterbeines ein vorspringendes Dreieck, mit stumpf- - 125 — lieber Spitze ; nach dem Ausseurand des Leibes hin vcrscbraälerl sie sich schnell und läuft am äusseren Rande des Melaslernums aus. Es bilden also die Schenkeldecken am Hinterrande des Metasternums zwei gegenüberliegende schmale Platten , welche gegen die Leibmitte zu sich erweitern und bei der Einfügungsstelle der Beine plötzlich sich in einen dreieckigen Anhang verlängern. Sie haben dieselbe Sculptur , wie die Hinterbrust- platte. Von den Beinen sind nur die hinteren erhalten, welche durch die Hinterleibs- platten durchscheinen. Sie sind kurz, die Schenkel reichen wenig über den Leibrand hinaus; sie sind ziemlich stark ui»d am Grunde mit deutlichen, kegelförmigen Schenkel- ringen versehen. Die Schienen sind cjlindrisch , nach aussen nur sehr wenig verdickt. Am Fusse ist die Gliederung nicht mit voller Bestimmtheit zu erkennen. Das sieht man, dass das vorletzte Glied breiter ist , als die übrigen , und zwar nach aussen erweitert, daher wahrscheinlich verkehrt herzförmig und dass das letzte Glied durch seine geringere Dicke deutlich von demselben absteht; ob weiter gegen die Basis des Fusses hin drei oder nur zwei Glieder sich linden, ist mir trotz vieler angewandten Mühe bestimmt zu ermitteln nicht gelungen. Die Flügeldecken scheinen von keiner sehr festen Beschaffenheit gewesen zu sein ; die Schulterecken sind ganz abgerundet; von der Schulter an läuft der Aussenrand in einer äusserst schwachen Bogenlinie bis hinter die Mitte und verschmälert sich von dort in einer regelmässigen Bogenlinie allmählig nach der Spitze zu , welche eine ziemlich spitzige Ecke hat. Der Aussenrand der Decken ist also nirgend ausgebuchtet. Die linke Decke (beim Abdruck) ist etwas breiter als die rechte , wohl in Folge stärkeren Druckes. Die ganze Oberseite ist gleichmässig , sehr dicht und deutlich runzlig punktirt; innerhalb des Aussenrandes und mit diesem parallel läuft eine schwache Längslinie. Von dem Flügel ist nur ein Stück erhalten und das Geäder sehr undeutlich. Man bemerkt eine ziemlich starke Randader, welche einen rücklaufenden Ast hat, wenigstens mündet eine in dem äusseren Mittelfeld entspringende Linie in die ßandader ein. Auf diese folgt eine sehr zarte Rippe, deren Anfang und Ende aber nicht erhalten ist, die aber wahrschein- lich die äussere Mittelader darstellt. An derselben sieht man keinen rücklaufenden Ast ; wogegen in dem apicalen Thei! des äusseren Mittelfeldes die Andeutungen von zwei di- vergirenden Aederchen liegen, von denen das äussere wohl zur Vena scapularis , das andere zur Vena externo- media gehört. Innerhalb dieser letzteren folgen noch drei ein- fache Adern, deren Insertion und Auslauf aber nicht zu sehen ist, die aber sehr wahr- scheinlich die Aeste der äussern Mittelader darstellen. Der Hinterleib ist länglich oval , hinten ziemlich stumpf zugerundet und mit einem — 126 - kegelförmigen Anhängsel versehen , welches wohl den herausgedrückten Penis darstellen möchte. Man erkennt sieben Segmente , daher bei diesem Thiere die Rückenseitc des Abdomens erhalten ist. Der hinterste Rückenhalhring ist sehr kurz, die übrigen aber sind fast von gleicher Länge; sie sind sehr fein, das letzte aber gröber punktirt. Be- merkenswerth ist, dass die erste Trennungslinie, welche hinter den Schenkeldecken ver- läuft, einfach ist, dagegen die zweite, dritte, vierte uud fünfte deutlich aus drei feinen Linien gebildet ist. Ohne Zweifel liegen daher dem ersten und zweiten Rückensegment ein Bauchsegment gegenüber, wogegen jedem einzehien hinteren Rückensegmente ein Bauchsegmenl entspricht ; zwei Linien deuten wohl die etwas von einander abstehenden Ränder der Rückenplatten dar, die mittlere dritte Linie aber die Randlinie der Bauch- platten ; den beiden hintersten Rückenplatten entspricht wieder nur eine Bauchplatle, deren wir dann fünf hätten. Am Abdruck erkennen wir auf der linken Seite eine rail dem Rande parallel laufende und demselben genäherte Linie, welche wohl als Grenz- linie zwischen Bauch- und Rückenplatten zu betrachten ist. Von der vorderen Seile des Kopfes läuft ein bräunlicher fadenförmiger Körper aus , welchen man als Fühler zu deuten versucht sein könnte. Eine nähere Untersuchung ergibt aber, dass es nur ein zufällig da sich befindlicher Körper und zwar wahrscheinlich ein Pflanzenfragment sei. Dagegen bemerkt man am Abdruck an der linken Seite des Kopfes üeberreste eines Fühlers. Dort nämlich haben wir fünf dreieckige aneinander gefügte kleine Körperchen, die als Fühlcrglieder zu deuten sind. Darnach war der Fühler kurz und gesägt. Ich habe diese neue, ausgezeichnete Gattung dem Andenken Joh. Kasp. Füsslis gewidmet, welcher in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Zürich gelebt und sidi in vielfacher Beziehung um die Entomologie verdient gemacht hat. Es ist mir schwer geworden, diesem Thiere seine Stelle im Systeme anzuweisen und noch bin ich keineswegs. ganz sicher, das richtige getroffen zu haben. Die Haupt- anhaltspunkte geben uns die grossen Augen , der Bau der Brust , die kurzen Beine mit herzförmigem vorletztem Glied und die Schenkeldecken. Solche grosse Augen finden wir bei Thicren, deren Tracht nicht ganz unserem Käfer fremdartig ist, ausser bei den Bu- prestiden , auch bei den Lampjriden und Prioniden , und bei diesen ebenfalls herzförmige vorletzte Tarsenglieder. Allein der Bau der Brust ist bei diesem ganz anders , auch fehlen ihnen solche Schenkeldecken. Ich kenne keine Familie, mit der diese Gattung grössere üebereinstimmung zeigt, als die der Buprestiden. Diese üebereinstimmung finde ich: Erstens, in den grossen Augen, die am Grunde am meisten genähert sind. — 127 — Zweitens , in den gesägten Fühlern , auf welche ich aber einen geringeren Verth legen will, da nur ein Fühler in fragmentarischem Zustande erhalten ist. Drittens, in dem breiten Melasternum , das durch eine Längslinie in zwei Hälften ge- Iheilt ist und hinten wahrscheinlich zwei dreieckige Anhängsel hat. Viertens , in den stark entwickelten Schenkeldecken und ihrer Form. Fünftens , in den kurzen Beinen und dem herzförmigen vorletzten Fussglied. Sechstcns, in dem Bau des Hinterleibes. Ein Hauplcharakter der Buprestiden besteht aber darin , dass das Prosternum gross ist und der Stachel sich bis zur Mittelbrüst verlängert und gewöhnlich in eine Vertiefung des Mesosternums eingreift. In dieser Beziehung weicht aber unser Thier ganz ab , in- dem das Prosternum kurz , der Bruststachel klein und die Brust hinten geschlossen ist. Doch kann uns dieser, allerdings sehr wichtige, Charakter nicht nöthigen, unser Thier von den Buprestiden auszuschliessen, indem wir eine Annäherung zu diesem Brustbau bei der Gattung Actenodes Dej. finden. Schon hei Chrysobothris haben wir ein kürzeres Prosternum , als bei den meisten übrigen Bupresten , noch mehr aber bei Actenodes , bei denen der Bruststachel pfeilspitzenförmig ist; er ist aussen jederseits in einen Zipfel er- weitert, der die Gelenkpfanne hinten einfasst. Der umgebogene Rand des Vorderrückens setzt sich fort bis beinahe zu diesem Zipfel des Prosternumstachels , so dass die Gelenk- pfannen der Vorderbeine auch fast ganz von Hornplalten umschlossen sind. Immerhin weicht indessen Füsslinia auch von dieser Gattung ah , indem hier die umgeschlagenen Ränder des Vorderrückens zusammengehen und hinten die Brust schliessen . während bei Actenodes diese umgeschlagenen Ränder sich nur an die Erweiterungen des Bruststachels anschliessen. Fürs Zweite weicht unser Thier von den meisten übrigen Buprestiden dadurch ab, dass die Flügeldecken hinter der Schulter keine Einbuchtung zeigen. Fürs Dritte sind die Trochantern der Hinlerbeine grösser , als bei den übrigen Bupresten. Wenn auch die angegebenen Unterschiede kaum hinreichen dürften, unser Thier von den Buprestiden auszuschliessen, nöthigen sie uns doch, dasselbe zu einer besondern Gattung zu erheben. In der Form des Vorderrückens, im Bau der Brust und auch in der Sculplur des Metasternums und der Schenkeldecken , dann der Sculptur und auch Form der Flügeldecken stimmt sie am meisten mit Actenodes (z. B. Act. bellula Dej.) überein, einer Gattung, welche im wärmeren Theile von Amerika, namentlich auf Cuba vorkommt. Unterscheidet sich indessen von derselben ausser den Trochanteren und den - 128 - hinter den Schultern nicht ausgeschweiften Flügeldecken durch die früher erwähnte Form des Bruststachcls. Bei Actenodes ist das erste Fussglied des Hintertarsus cylindrisch, das zweite etwas kürzer, das dritte breit und tief ausgerandet, das vierte sehr klein und in die Ausrandung des dritten eingeschlossen , auch ausgerandet. Wahrscheinlich ist daher das herzförmige Glied, das man bei Füsslinia sieht, das dritte Glied , während das vierte nicht zu sehen ist. XXXIX. Buprestites m. Unter diesem Namen vereinige ich zwei Buprestiden , weiciie so unvoll- ständig erhalten sind , dass ich nicht im Stande bin , sie mit einiger Sicher- heit unter die bekannten Gattungen unterzubringen; die aber jedenfalls von allen vorhin beschriebenen Arten verschieden sind. 14. Buprestites oeningensis m. Taf. U. Fig. 17. Oeningen, aus der Lavater'schen Sammlung. Man sieht die Oberseite des Thieres, vom Halsschild ist nur ein kleiner Theil erhalten; die hnke Flügeldecke ist fast vollständig da , ihre Sculptur aber sehr verwischt ; die rechte Flügeldecke ist grossentheils verdeckt. Länge der Flügeldecke 9'/> Lin. , Breite an der Schulter 2% Lin. , in der Mitte etwas über 2'/4 Lin., bei V4 Leiblänge stark 2% Lin. Vom Vorderrücken tritt die linke Ecke hervor ; diese ist scharf und spitzig und dicht mit groben, rundlichen Körnchen besetzt, welche sieb auch über die übrige noch er- haltene Partie dieses Körpcrtheiles verbreiten. Nach vorn scheint sich derselbe ver- schmälert zu haben. Die Flügeldecke ist an der Schulter stumpf zugerundet, diese Schulter steht aber nur wenig hervor und hat einen schmalen umgeschlagenen Rand. In der Mitte ist der Aussenrand der Decke etwas nach einwärts gebogen und bildet dort eine ganz schwache, seichte Ausbuchtung, von welcher er etwas nach aussen sich biegt und dann in einer sehr schwachen Bogcnlinie nach der Spitze verläuft. An der linken Decke ist diese Spitze zerstört, an der rechten dagegen erhalten , woraus man sieht, dass die Decke hinten in einen spitzigen Winkel ausläuft. Streifen bemerkt man keine auf der Decke, wenigstens glauben wir nicht, dass die schwachen Längsrunzcln , welche auf der rechten Decke wahrgenommen werden, auf solche hinweisen; sie scheinen vom Steine - 129 - herzurühren. Dagegen sieht man an verschiedenen Stellen kleine hervorstehende Körn- I chen, wornach die Flügeldecken fein und dicht gekörnt waren; diese Körnchen sind aber viel kleiner , als die des Vorderrückens. Neben diesen kleinen Körnchen bemcrkl man an verschiedenen Stellen auch feine Punkte. An der linken Seile treten einzelne Fragmente der Brustplatten und der Beine hervor. Scheint der Gattung Julodis am nächsten zu stehen. In der Grösse stimmt das fossile Thier mit unseren südeuropäischen Julodis überein ; ferner zeigt die Linie , welche den Aussenrand begrenzt, ganz dieselbe Schweifung; auch die Sculptur widerstreitet nicht, wenigstens in sofern, als bei Julodis auch die Streifen fehlen und die Flügeldecken gekörnt und punktirt sind. Dagegen ist die Sculptur bei der fossilen Art viel zarter, als bei den südeuropäischen Arten und es scheinen namentlich die Vertiefungen für die Haarbüschel zu fehlen. Das kann nun freilich noch nicht gegen Julodis sprechen, indem wir bekanntlich eine kleine Reihe von Julodis von Cap haben (Julod. lasios Übst. , J. hirta F., J. tomentosa Hbst. u. a.), welche durch solche zartere Sculptur und andere Haarbekleidung sich auszeichnen. Allein davon abgesehen , dass die Berufung auf Ca- penser Formen für die Oeninger Fauna immer gewagt erscheinen müsste, hat mich von der Einverleibung unseres Thieres unter Julodis vornehmlich abgehalten, dass die Flügel- decke an der Schulter weniger erweitert und dass dieselbe im Vorhältniss zur Länsje be- deutend schmäler ist. Daher es jedenfalls eine ganz eigenthümliche Form wäre, wenn sie zu Julodis gehören würde, was erst mit Sicherheit ausgemittelt werden kann, wenn einmal vollständigere Exemplare aufgefunden werden. 15. Buprestites exstincta m. Taf. III. Fig. i:). Als zweite Art Buprestites führe ich, obwohl nicht ohne Bedenken, ein Stück aus der Carlsruher Sammlung auf. Es ist das Thier nur unvollständig erhalten, von der Sculptur ist nichts zu sehen und die Flügeldecken sind stark verbogen und theilweise verdeckt. ' TVach der Form des Vorderrückens zu schliessen , gehört es wahrscheinlich zu den Buprestiden und hier vielleicht zur Gattung Perotis. Der Vorderrücken hat eine Länge von 2 Lin. ; bei den Vorderecken eine Breite von "2'/^ Lin.; die Flügeldecken eine Länge von 6 Lin. Vom Kopfslehen nur einzelne Fragmente hervor; er scheint in den Thorax einge- senkt zu sein; der Vorderrücken halte scharfe Hinterecken, scheint, viereckig gewesen zu 17 — 130 — sein und sieb vorn e(was zusammenzubiegen. Die Flügeldecken sind am Grunde breit: jede einzelne am Grunde l'/zj Lin. ; sie erweitern sich anranglich , runden sich dann aber nach der Spitze zu. Diese ist indessen bedeckt. Achtzehnte Familie: Elateriden. An dem Verlauf der Streifen sind die Elateriden leicht von den ßuprestiden zu unterscheiden. Wir haben bei ihnen nur neun Streifen; die Area interno- media ist vorn und hinten geschlossen, und kürzer, als die Area esterno -media , während bei den ßuprestiden immer die letztere die kürzere ist. Sehr selten sind die beiden Mittelfelder hinten ungeschlossen, wie bei Agriotes obscijrus L. Gjll. Zwischen den beiden Feldern haben wir ferner eine einfache Plaga externo-media. Die Felder sind immer sehr schmal, bei einigen (z. B. Agriotes slriatus F. , Monocrepidius geminatus Germ, bei Chalcolepidius) bedeutend schmäler, als die Striemen und die Streifen dann paarweise gestellt. Die Area externo-media ist hinten meist geschlossen, vorn zur Schullerbeule gebogen, aber offen ; auf sie folgt die Plaga scapularis, dann die Area scapularis, welche vorn und hinten geschlossen ist: sie reicht eben so weit hinab, als die Area externo - media , zuweilen noch weiter; auf sie folgt unmittelbar die Costa marginalis, ohne Feld dazwischen, daher wir eben nur neun Streifen erhalten. Der Randstreifen läuft von der Schulter dem Rand nach herunter und setzt sich bis zur Flügeldeckenspitze fort, öfter bis zum Nahtstreifen hervorgehend , sich indessen hier häufig in Punkte oder unregelmässige Eindrücke auf- lösend. Das äussere Mittelfeld und die Area scapularis laufen zuweilen in diesen Rand- streifen aus. Der Schildchenstreifen und daher auch die Area scutellaris fehlt den Elateriden. Wir haben also neun Streifen, wie bei den Caraboden, allein die Vertheilung und die Form der Felder ist ganz anders. Auch im Aderverlauf der Flügel »unterscheiden sich die Elateriden leicht von den ßuprestiden. Die Vena scapularis schliesst sich nahe an die Randader an , so dass nur ein sehr schmales Randfeld entsteht. Der rütklaufende Ast entspringt nicht weit vor der Flügelspitze; vor seinem Auslauf sendet er ein kleines Seitenästchcn nach der Randader aus. Es schliesst das Spitzenfeld ab. Die äussere Mitlelader sendet ebenfalls erst weit aussen einen rücklaufenden Ast aus , welcher auf dem äusseren Mittelfelde ausläuft ; es geht von demselben meistens noch ein kleines Seilenästchen an seinem Grunde aus, das gegen den rücklaufendcn Ast der Randader läuft. Das Mittelfeld ist gross und na- - 131 — menllicb verhäitnissmässig sehr lang. Die innere Mitlelader ist am Grunde mit der äusseren verbunden. Auf dem inneren Mittelfelde verlaufen drei Längsadern ; die erste, nächst der äusseren Mittelader, ist als Ast derselben zu betrachten, obwohl sie nicht direct, sondern nur durch ein kleines Seitenästchen, am Grunde mit derselben in Ver- bindung steht; die dritte aber, zunächst der innern Mittelader, ist entschieden ein Ast dieser inneren Mittelader , indem sie aus ihr entspringt. Dieser Ast verbindet sich bei etwa '/3 Länge aufs Neue durch eine Querader mit der inneren Mittelader ; diese Quer- ader setzt sich aber zugleich nach der anderen Seite, bis zum Ast der äusseren Mittel- ader, fort. Diese Querader, zwischen den Aesten der beiden Mitteladern, sendet unge- fähr in der Mitte einen Längsast aus, der nach dem Innenrande des Flügels verläuft. Die Hinterader sendet auch einen kleinen Querast aus , der nach der inneren Mittelader herüberläuft. Es weichen also die ^ElaleridenflUgel von denen der Bupresten ab : durch die viel näher der Flügelspilze liegenden, aber längeren rücklaufenden Aeste, das grössere, na- mentlich längere , äussere Mittelfeld und die ganz andere Astbildung der Mittelrippen. Sie kommen dagegen mit denselben überein in dem Mangel des Flügelmaales und in der Faltung in sofern, als wir auch, ausser der Analfaltc, nur eine Längsfalte im äusseren Mittelfelde haben ; doch ist die apicale Partie stärker eingeschlagen und zeigt einen üeber- gang zur Querfaltung, aber es beschlägt diese nur einen sehr kleinen Theil des Flügels. XL. Ampedus Meg. t. Ampedus Seyfriedii m. Taf. IV. Fig. 2. Pronoto anlerius angustiori, angulis posticis acutis, valde productis, conlertim evidenter punctalo ; elylris punctalo - slriatis , inler.stitiis punctulatis. Oeningen. Ein ausgezeichnetes Stück aus der Sammlung des Herrn von Seyfried. Ganze Länge b% Lin., Länge der Vorderbrust 1% Lin., Breite vorn Vi Lin., am Grunde vermuthlich 1% Lin.; Länge der Decke '3% Lin., Breite der einzelnen Flügeldecke V4 Lin. Kopf klein , vorn stumpf zugerundet , dicht und tief gepunktet. Vorderrücken am Grunde am breitesten, mit stark hervorstehenden, scharfen Ecken; nach vorn zu stark verschmälert , mit schwach gebogenen Seiten , welche vor den Hinterecken kaum merklich - 132 - ausgeschweift sind; Vorderrand schwach ausgeschweift, mit stumpflichen Seitenecken ; Oberseite dicht, gleichmässig und deutlich punktirt. Er scheint ziemlich stark gewölbt o-ewesen zu sein, worauf verschiedene Eindrücke deuten möchten. Die Flügeldecken sind seöffnct, an der rechten fehlt die Spitze und am linken ist die äussere Seite ver- deckt. Sie sind deutlich gestreift und in diesen Streifen punktirt ; die Punkte sind rund und "^ehen etwas über die nicht scharf geschnittenen Streifen hinaus; am Grunde der Flün-cldccken sind die Streifen tiefer und dort sind keine Punkte mehr zu erkennen. An der rechten Flügeldecke unterscheiden wir neun Streifen, von denen die äusseren an den Rand hinauslaufen; an der linken bemerken wir, dass der dritte und vierte Streifen ab- gekürzt sind und aussen ineinander laufen. Die Zwischenräume zwischen den Streifen sind ziemlich flach und ziemlich dicht mit sehr feinen Punkton bestreut. Zwischen den Flügeldecken tritt die Brust und der Hinterleib hervor. Von der Brust sehen wir die breite "rosse Hinterbrustplatte, welche dicht und deutlich punktirt ist; an sie schliessen sich die sehr undeutlichen Schenkeldecken der Hinterbeine an , auf welche die fünf Ab- dominalsen-mcnte folgen, von denen die Bauchplatten allein sich orbalten haben. Sie sind sehr deutlich und scharf abgegliedert, und alle fast von gleicher Länge; sie sind dicht und fein punktirt. Es ist der Hinterleib länglich oval und nach hinten zu stark verschmälert. Die Fühler sind sehr wohl erhalten, vorzüglich der linke, an welchem alle Glieder scharf ausgeprägt sind. Das erste Glied ist gross, nach aussen zu etwas verdickt, das zweite und dritte sind die kleinsten und kürzesten ; sie scheinen von gleicher Länge zu sein und sind obconisch; das vierte ist wieder fast von der Länge des ersten und drei- eckig; die folgenden bis zum elften sind wenig kürzer, alle unter sich fast gleich lang und dreieckig, mit ziemlich scharfer äusserer Ecke; das elfte Glied ist länglich oval. Von den Vorderbeinen scheint das linke schwach durch den Vorderrücken durch und vom rechten kommen die vorderen vier Tarsenglieder zum Vorschein und sind besonders am Abdruck deutlich ausgesprochen, das letzte Glied ist das längste, die Klauen sind aber nicht erhalten; die zwei vorletzten sind sehr kurz und vorn ausgerandet; etwas länger scheint das zweite Glied zu sein. Von den Hinterbeinen scheint das linke durch den Leib durch; hat einen ziemlich starken Schenkel, längere und cjlindrische Schienen und einen Tarsus, an dem aber die Gliederung nicht zu erkennen ist. Die Form- und Grössenverhältnisse der Fühlerglieder, wie der Körperumriss, lassen über die Gattung kaum einen Zweifel, und zwar weist die Sculptur der Deckschilde auf die rothen Ampeden, bei denen wir durchgehend genau die für unsere fossile Art an- — 133 — gegebene Streifung und Punktur haben. Da die Flügeldecken des fossilen Tbieres weiss- lich gefärbt sind, während der Leib, Vorderrücken und Kopf schwarz, wird es wahr- scheinlich, dass sie auch beim lebenden Thiere eine andere Färbung hatten, welche wohl, nach den den jetzt lebenden nächst verwandten Arten zu schlicssen, roth gewesen sein mag. In der Grösse stimmt die Art rail dem Anipedus sanguineus L. und A. lythropterus Stcph. überein , welche beiden aber kaum specifisch verschieden sein dürften. Von den- selben unterscheidet er sich durch den vom Grunde nach vorn zu etwas stärker ver- schmälerten Vorderrücken , dessen Seitenrand eine weniger starke Bogenlinie bildet. Arapedus sanguineus ist durch ganz Europa verbreitet und lebt als Larve in faulem Nadelholz'), während die des A. lythropterus, der auch in unseren Gegenden sich tindet , in Buchenholz, doch wahrscheinlich auch noch in anderem Laubholz, vorkommt. XLt. Ischnodes Germ. 2. Ischnodes gracilis m. Taf. IV. Fig. 3. Pronoto subconico, confertini punctato; elytris subtiliter striolatis, in- lerslitiis punctulatis. Ganze Länge 4 Lln., vom Kopf und Vorderrücken iVj Lin., der Flü- geldecken 2V4 Lin.; Breite des Vorderrückens am Grimde 1 Lin., der Deck- schilde in der Mitte 1'/, Lin., des Kopfes vorn '/, Lin. Oeningen. Ein Exemplar, samnit Abdruck, aus der Lavater'schen Sammlung. Der Kopf vorn fast gerade abgestutzt ; die Randlinie bildet nur eine schwache Bogen- linie ; er ist etwas über '/2 Linie lang und durch eine schwach ausgeschweifte Randlinie des Vorderrückens von demselben getrennt. Die Oberseite ist ziemlich tief und dicht punktirt. Der Vorderrücken ist am Grunde am breitesten, und hat dort scharfe und ziemlich stark hervorstehende Ecken, innerhalb welcher er an der Grundlinie jederseits eine Ausrandung hat; nach vorn zu verschmälert er sich allmählig in einer schwachen Bogenlinie, in der Art, dass der Vorderrücken fast einen vorn abgestutzten Kegel dar- stellt. Oben ist er dicht und deutlich punktirt. •) Bouclie (Naturgeschichte der Insekten I. 185), welcher die Larve beobachtet hat, gibt sie in faulem Kiefernholz an; da dieser Elater aber auch in Gegenden, wo die Föhren fehlen, z. B. in Matt, nicht selten vorkoranit, muss sie auch noch in anderem \adelholz leben. - 134 — Die Flügeldecken haben am Grunde die Breite des Vorderrückens, laufen an den Seilen bis über die Mitte ziemlich parallel und verschmälern sich dann allmählig nach hinten zu. Sie sind fein gestreift, doch werden die Streifen nach dem Aussenrand zu ganz undeutlich, ohne Zweifel aber nur, weil die Flügeldecken stark zusaramengcdrückl sind. Die Streifen scheinen nicht punktirl gewesen zu sein; die Zwischenräume dagegen sind dicht mit feinen Punkten bestreut. Der Hinterleib spitzt sich nach hinten zu, und lässt fünf Bauchsegmenle erkennen, die ziemlich gleiche Länge haben und sehr fein und ziemlich sparsam punklirt sind. Von den Beinen sieht man die hintern durch die Flügeldecken durchscheinen ; sie haben ziemlich lange cylindrische Schienen und fadenförmige Tarsen , an denen aber die Gliederung nicht zu erkennen ist. Die Fühler reichen bis gegen den Grund des Vorderrückens hinab, doch ist leider ihre Gliederung nicht zu erkennen ; sie treten nur als schwache , dünne Linien hervor, weil die Seiten von der Steinmasse bedeckt sind. Die Form des Vorderrückens und die Streifung der Flügeldecken veranlassen mich, dies Thierchen zur Galtung Ischnodes zu bringen , von der bis jetzt erst eine in einem grossen Theile von Europa (England, Oestreich, Schweiz, Italien) vorkommende Art (Isch. sanguinicollis Panz.) bekannt ist. Es war aber kleiner und scheint feiner gestreifte Flügeldecken gehabt zu haben. XLU. Cardiophorus Eschsch. 3. Cardiophorus Braunii m. Taf. IV. Fig. 4. Pronoto antrorsum angustiori, lateribus rotundato, confertim punclato: elytris punclato -striatis, interstitiis punctulalis. Länge vom Kopf bis zur Hinterleibsspitze 4% Lin., Länge von Kopf und Brust 1'/, Lin., Länge des Vorderriickens IV4 Lin., Breite am Grunde 1% Lin.; Länge der Flügeldecke 37, Lin.; Breite der einzelnen 1 Lin. Oeningen. Ein Exemplar aus der Carlsruher Sammlung. Der Kopf kurz , vorn ganz stumpf zugerundet. Der Vorderrücken am Grunde etwas brciler als lang, an den Seiten ungerandel. Hinterecken kurz, aber spitzig, nicht nach aussen gebogen; Vorderecken zugerundet; die Seiten bilden eine Bogenlinie. Vom Grund«; bis gegen die MiUe ist der Vorderrücken fast gleich breit , verschmälert sich dann aber I - 135 — gegen den Kopf zu. Die Oberseite ist dicht und fein punktirt. Die Flügeldecken sind geöffnet und der rechte ist hinten zerstört. Sie sind etwas länger als der Hinterleib. Sie sind verhältnissmässig ziemlich breit. Sie sind gestreift, die Zwischenräume (lach und sehr fein , unregelmässig punktirt. Die Streifen sind scharf geschnitten und mit runden Punkten besetzt. An der linken Decke ist der Randstreifen nicht zu sehen , dasresen sieht man , dass der dritte und vierte Streifen abgekürzt sind und in einander laufen. An der rechten Flügeldecke erkennt man alle neun Streifen. Der Hintorleib ist verhältniss- mässig breit. Man sieht die fünf Bauchplalten , die fast gleiche Länge haben ; das fünfte Segment ist hinten stark verschmälert, fast zugespitzt. Sie sind sehr fein und ziemlich sparsam gepunktet. Die Fühler reichen bis an den Grund des Vorderrückens und sind dünn , nach vorn zu sich zuspitzend. Vom linken Fühler sieht man neun Glieder, das erste sichtbare ist ohne Zweifel das dritte Glied ; es ist wenig kürzer , aber schmäler , als das folgende ; dieses, wie die folgenden vier, sind nach aussen zu etwas verbreitert und schwach ver- kehrt kegelförmig ; das neunte wird etwas schmäler und kürzer und noch mehr das zehnte, das aber nur sehr undeutlich vom elften, länglich ovalen, abgegrenzt ist, so dass man sie kaum von einander unterscheiden kann. Von dem rechten Fühler ist nur etwa die Hälfte erhalten und die ersten Glieder sind nicht von einander zu unterscheiden. Von den Beinen sieht man die beiden Hinterbeine ; sie sind schwach , haben etwas ver- dickte Schenkel , cylindrische Schienen und fadenförmige Füsse ; die ersten vier Glieder sind nach aussen zu an Grösse abnehmend ; sie sind übrigens nur sehr undeutlich abge- gliedert. Die Schenkeldecken sind ganz undeutlich und ihre Form ist nicht zu bestimmen ; eben so wenig ist der Bruststachel zu sehen, während von der Hinterbrust dagegen die breillichen Hinterplatten vorliegen. Es geschieht mit einigem Bedenken , dass ich dieses Thierchen zur Gattung Cordio- phorus bringe. In Grösse und Form erinnert es an Diacanthus holosericeus F. , allein die Form der Fühler verbietet, es zu dieser Gattung zu bringen, während es durch diese Fühler, die schwachen Beine und kurzen Hinterecken des Halsschildes mit den Cordio- phoren übereinkommt, mit denen es auch im Körperumriss verglichen werden kann; doch kann ich keine Art angeben, die mit einiger Sicherheit als Analogon bezeichnet werden könnte. Cordioph. cinereus Hbst. , eine in ganz Europa vorkommende Art, könnte vielleicht noch am ehesten genannt werden. Von Cordiophorus kennt man über 100 Arten, die über einen grossen Theil der Erde verbreitet sind. — 136 - XLIII. Diacanthus Latr. 4. Diacanthus sutor m. Taf. IV. Fig. 5- Pronoto subquadrato, conferlissime punclato, iateribus subreclo; elylris punctato-siriatis, interstitiis planis, disperse punctulatis. Ganze Länge ohne Kopf 5'/i Li»-, Länge des Halsschildes 1'/, Lin.. Breite am Grunde 1% Lin., beim Kopfe IV4 Lin.; Länge der Flügeldecken 4 Lin.; Breite der einzelnen i Lin. Oeningen. Ein Exemplar aus der Carlsruher Sammlung, ohne Kopf, und mit theilweise zerstörter linker Flügeldecke (Fig. 5); ein anderes in der Lavater'schen Sammlung (in welcher es unter dem Namen Dermestes capu- cinus aufbe\s'ahrt wird), bei welchem der Kopf aucli fehlt, aber der Grund eines Fühlers vorhanden ist (Fig. 2. d). Vorderrücken so breit, wie lang; nach vorn zu nur sehr wenig verschmälert; die Seilen verlaufen in einer sehr schwachen Bogenlinie und können fast gerade genannt werden; sie sind bei den Hinterecken nicht ausgeschweift. Die Hinterecken sind scharl und spitzig, doch nicht nach aussen gebogen; auf der inneren Seite gekielt. Die Ober- seite ist dicht und deutlich punktirt; an den Seiten läuft jederseils ein tiefer Längseiü- druck mit dem Rande parallel. Die Flügeldecken vorn etwas breiter, als das Halsschild, die Seiten laufen bis nach hinten parallel und runden sich dann ziemlich stumpf zu. Sie sind scharf gestreift und zwar treten an der rechten Flügeldecke alle neun Streifen her- vor, obwohl sie am Rande und an der Spitze theilweise verwischt sind. Die Streifen sind scharf ausgeschnitten , und zwar so, dass die so entstandenen schmalen Furchen am Grunde so weit sind, wie oben. Sie sind mit Punkten besetzt, welche nur die Breilc der Streifen haben, nicht über die scharfen Ränder derselben hinausgehen. Die Stellen zwischen den Punkten in der Tiefe der Streifen erscheinen wie kleine Körnchen , so dass wir unter dem Microscop in der Tiefe der Streifen erhabene gekerbte Kanten zu sehen glauben. Die Zwischenräume zwischen den Streifen sind flach, äusserst fein und un- regelmässig punktirt. — Von der Brust sieht man die breite, punktirtc Platte des Me- tasternums, die vorn beiderseits zur Aufnahme der Hüften der Miltelbeine ausgebuchlet ist. Von dem Abdomen sind die fünf Bauchplatten fein und schwach punktirt; sie sind ziemlich von gleicher Länge , die hinleren sich verschmälernd und das letzte ziemlich stumpf zugerundet. — 137 — Von einem Fühler sind beim Lavater'schen Exemplar sechs Glieder erhalten ; das erste ist undeutlich, das zweite sehr kurz und klein, das dritte länger, nach aussen hin etwas verdickt , das vierte noch etwas länger und wie das fünfte und sechste schwach dreiseitig, aber mit gerundeten vorderen Ecken; vom anderen Fiihler sind zwar mehr Glieder erhalten , aber so , dass ihre Form nicht zu bestimmen ist. In dem Rörperumrisse , und namentlich in der Sculptur der Flügeldecken, stimmt unser fossiles Thier mit Corjmbites und Diacanthus am meisten überein. Die Form der Fühlcrglieder weist aber auf Diacanthus , denn bei Corjmbites ist das dritte Fühlerglied so gross und breit, wie das vierte, während bei Diacanthus zwar länger als das zweite, aber schmäler und wohl auch etwas kürzer, als das vierte, wie dies beim fossilen Thiere der Fall ist; ferner sind die Glieder bei Corymbites auch bei den Weibchen scharf drei- seitig, während wir bei Diacanthus mehr stumpfe Ecken haben. Das Längenverhältniss des Vorderrückens kann nicht gegen Diacanthus angeführt werden. Denn bei Diacanthus aenens und D. cruciatus ist (namentlich bei den Männchen) derselbe auch nicht breiter als lang, wie es auch Corymbitesarten gibt (z. B. C. tesselatus), bei welchen er dasselbe Verhältniss zeigt. Dagegen weicht er allerdings in den mehr gerade verlaufenden Seiten und den nicht hinler der Mitte die grösste Breite erreichenden Deckschilden von den übrigen Arten ab. In der Grösse stimmt er mit kleineren Exemplaren des , in der Grösse so sehr va- riablen, Diacanthus aeneus F. überein, dem er jedenfalls verwandt scheint. D. aeneus L. ist gemein durch ganz Europa und hat auch in Nordamerika in dem D. aeripennis Kirb. eine ganz analoge Art. XLIV. Limonius Eschscli. 5. Limonius optabilis m. Taf. IV. Fig. 6. Pronolo confertini punctato, laleribus rotundato, angulis posticis pro- minulis, aciilis; elytris striatis, striis interstitiisque confertim punctulatis. Länge des Kopfes Vo Lin. , des Vorderrückens l'/g Lin. , der Flügel- decken 3V4 Lin.; die ganze Länge des Thieres daher 4'/» Lin. Breite des Kopfes V4 Lin., des Vorderrückens IV4 Lin., der Deckschilde l'/j Lin. Oe Hingen. Ein Exemplar in der Lavater'schen Sammlung. Der Kopf steht hervor und ist deutlich vom Thorax abgegrenzt. Bei den Augen ist er erweitert , nach vorn zu aber stark verschmälert und am Vorderrande gerade abge- 18 — 138 — stutzt; die Oberseile ist dicht und stark gepunktet. Der Vorderrücken ist vom zur Ä.uf- aabme des Kopfes ziemlich stark ausgebuchtet. Die Hinterecken sind stark hervorstehend, etwas nach aussen gebogen, scharf und spitzig, auf der inneren Seite gekielt. Die Seiten sind gerundet; von der Milte aus rundet sich der Vorderrücken nach vorn zu und eben so nach hinten , biegt sich aber bei den Ecken wieder nach aussen zu , er ist also bei- derseits vor den Ecken etwas ausgeschweift. Die Partie bei den Hinterecken und über- haupt der ganze hinlere Rand ist von der vorderen ziemlich scharf abgesetzt und viel undeutlicher ; die vordere ist wahrscheinlich stark gewölbt gewesen. Die ganze Oberseite ist stark und dicht punklirt. Die Deckschilde sind am Grunde von der Breite des Vor- derrückens, dann sich etwas erweiternd und in gleicher Breite bis hinter die Mitte ver- laufend, von wo sie sich allniählig gegen die Spitze hin vcrschniälern. Sie sind deutlich gestreift und die Streifen verlaufen wie bei den übrigen Elaleren. Sie sind fein, und dicht mit weni" tiefen, rundlichen Punkten besetzt; die Zwischenräume sind sehr fein und dicht gepunktet. Es "ibt bei verschiedenen Gattungen Arten von ähnlicher Form, so bei Alhous, Aeriotes , Limonius ; die scharfen , stark hervorstehenden Hinterecken des Vorderrückens and die Sculptur der Flügeldecken seheinen mir aber voraus auf Limonius zu weisen, von denen Limonius cjlindricus Pk. der fossilen Art nahe stehen dürfte. XLV. Lacon Lap. Germ. 6. Lacon primordialis ni. Taf. IV. Fig. 7. Oeningen. Ein Exemplar aus der Lavater'sclien Sammlung. Das Thier von der Bauchseite , aber sehr undeutlich , da es ganz von Steinmasse bedeckt ist; es treten nur die Körperumrisse, und auch diese nur schwach, hervor. Ganze Länge 5'/, Lin.; Länge des Vorderrückens 1% Lin. , der Flügel- decken 3V4 Lin.; Breite des Vorderrückens am Grunde 2 Lin., der Deck- schilde 2Vs Lin. Der Vorderrücken war nach vorn zu , doch nicht stark verschmälert , hatte scharfe Vorder- und Hinterecken und schwach gerundete Seiten. Die Vorderbrust ist durch deut- liche Linien, welche wohl die Furchen andeuten, von den Seitenplatten getrennt. Der Bruststachel nicht lang, kegelförmig, gerade. Der Kopf ist sehr undeutlich und nur — 139 - durch eine Erhabenheit bezeichnet. Von der Hinterbrust ist nur die hintere Randlinie da, und vom Abdomen sind die Trennungslinien der Bauchsegmente erhalten; das erste ist das kürzeste, die folgenden drei von gleicher Länge, das letzte etwas länger und hinten zugerundet. Durch sie scheinen die Flügeldecken durch, doch so schwach, dass nur der Umriss und die Nahtlinie zu erkennen sind. Wir sehen daraus , dass sie von der Basis aus sich sllmählig etwas verbreitern , und von der Mitte an eben so allmählig wieder nach hinten zu verschmälern , so dass das ganze Thier eine länglich ovale Ge- stalt erhält. Die Fühler sind durch weisse Linien bezeichnet und an dem linken kann man, ob- wohl mitlMühe, mehrere Glieder unterscheiden. Die drei ersten Glieder fehlen, die ersten drei vorhandenen, also das vierte, fünfte und sechste, sind gleich gross und verkehrt kegelförmig, nach der vorderen Seile etwas stärker erweitert; die folgenden drei sind kaum merklich kleiner und ausserhalb dieser noch zwei ganz verwischte angedeutet. Von den Beinen bemerken wir Spuren der Vorderbeine , nämlich den Schenkel, dann die Mittelbcine und ein rechtes Hinterbein. Die Schenkel sind ziemlich stark, vom Grunde gegen die Mitte am breitesten, dann aber sich wieder verschmälernd. Am Grunde des Hinterschenkels erkennt man den kleinen kegelförmigen Schenkelring. Die Schienen sind nicht vollständig erhalten und die Füsse fehlen gänzlich. Die ganze längliche ovale Körperform, wie die Grösse, deutet auf eine* nahe Ver- wandtschaft mit dem Lacon murinus L. , einem weit verbreiteten Thiere , daher wir ihn wohl für die analoge Art der Tertiärzeit betrachten dürfen. XLVL Adelocera Latr. 7. Adelocera granulata m. Pronoto subquadralo , confertim granulato; elytris subparailelis, apice obtusis, creberrime granulatis. Ganze Länge 5 Lin., Länge des Kopfes % Lin. , des Vorderrückens iVs Lin., der Flügeldecken 3V4 Lin.; Breite des Vorderrückens 1 V^ Lin., der einzelnen Flügeldecke 1 Lin. Ein Exemplar aus der Sammlung des Klosters Muri. Stellt die Rücken- seite des Thieres dar. Kopf undeutlich ; war breit und kurz ; jederseits gewahrt man zwei Eindrücke, - 140 - welche wohl die Fühlcrgmben bezeichnen. Vorderrücken fast viereckig; die Seiten ver- laufen fast gerade und runden sich vorn nur wenig zu ; die Vorderecken sind stumpflich, die hinteren scharf, sind aber nicht nach aussen gebogen; der Vorderrand ist zur Auf- nahme des Kopfes ausgebuchtet. Die Oberseite ist dicht mit kleinen runden Körnchen besetzt. Die linke Seite des Vorderrückens ist weggebrochen und nur ein schwacher Abdruck davon erhallen. Die Flügeldecken sind etwas breiter, als der Vorderrücken, haben gerundete Schulterecken , laufen dann nach hinten fast parallel und runden sich / an ihren Enden stumpf zu. Sie sind ganz platt gedrückt und nur die rechte vollständig erhalten. Sie ist sehr dicht mit denselben runden Körnchen besetzt, wie der Vorder- rücken , nur sind dieselben noch kleiner. Am Rande steht eine Linie schwarch hervor und von einer zweiten, weiter nach innen liegenden Linie, sieht man Andeutungen an der Spitze. * Durch die Flügeldecken scheinen die Beine durch. Auf der rechten Seite bemerkt man ein Stück der Schiene und den Fuss des Mittelbeines; an diesem sind vier Glieder zu unterscheiden; sie sind unter sich fast gleich lang und nur das erste ist etwas länger als die folgenden; sie erscheinen viereckig. Auf derselben Seite ist das eingezogene Hinterbein zu erkennen, dessen Schenkel in der Mitte etwas verdickt ist, die Schiene ziemlich schlank und der Fuss nicht erkennbar gegliedert. Auf der rechten Seite gewahrt man einen schwachen Eindruck des Mittel- und des Hinterbeines. Dass das Thier zu den Elateriden gehöre , unterliegt wohl keinem Zweifel. Es gibt aber nur sehr wenige Elateren , bei denen die Flügeldecken nicht mehr oder weniger deutlich gestreift sind. Mir sind als solche nur Arten der asiatischen Gattung Campso- sternus Latr. von Adelocera Latr. und jene brasilianischen Elateren aus der Gruppe von Elaler. lampyrinus Party, bekannt. Von diesen sind es aber wieder nur die Adelocercn, welche sowohl in der Sculplur der Flügeldecken, wie der Tracht, mit unserem Thiere verglichen werden können; daher ich mich für berechtigt halle, dasselbe dieser Gattung einzuverleiben. Bei den Adelocercn sind Vorderrücken und Deckschilde mit runden Schüppchen besetzt, die körnige Sculplur unseres Thieres rührt daher wahrscheinlich auch von solchen runden Schüppchen her. In der Grösse stimmt es am meisten mit Adel, varia F. überein , weicht aber durch den kürzeren Vorderrücken von dem- selben ab. — 141 — XLVII. Elalerites m. Unter diesem Namen vereinige icii drei Elateriden, die icii nicht mit einiger Sicherheit in die bekannten Gattungen einreihen liann, indem sie zu unvollständig erhalten sind. v 8. Elaterites Lavateri m. Taf. IV. Fig. 8. Oeningen. Aus der Lavater'schen Sammlung. Ein sehr undeutliches von Steinmasse bedecktes Stück. Ein anderes, noch undeutlicheres Stück aus der Lavater'schen Sammlung rechne ich ebenfalls hierher. Ganze Länge 5 Lin. , der vorderen Körperpartie ^Kopf und Vorder- rücken) 2'/, Lin., der Flügeldecken 3 Lin., des Hinterleibes 2y4 Lin. Breite des Vorderrückens am Grunde i% Lin., der einzelnen Flügeldecke 1'/, Lin. Der Vorderrücken lang und nach vorn zu verschmälerl , mit schwachen gerundeten Seiten. Hinterecken scharf, doch nicht hervorstehend , die vorderen scheinen gerundet zu sein , doch treten sie nicht deutlich hervor. Der Kopf vorn gestutzt und nur durch eine undeutliche Linie vom Thorax getrennt. Die Sculptur von Kopf und Vorderrücken unkenntlich. Flügeldecken etwas länger , als der Hinterleib, etwas breiter, als der Grund des Vorderrückens, dann mit ziemlich parallelen Seiten verlaufend, und hinten stumpf sich zurundend. Sie waren mit punktirten Streifen versehen. An der rechten Flügel- lecke erkennt man neun. Fünf laufen bis gegen die Spitze, dann folgen drei, deren Vuslauf hinten nicht genau zu verfolgen und auf diese ein Randstreifen. Ob die Zwi- schenräume punktirt gewesen , ist nicht genau zu erkennen , da die Sculptur überhaupt sehr verwischt ist. Die eine Decke ist zerrissen und hier tritt an dem Abdruck ein Flügelfragmenl hervor , von dem die Adern auslaufen , deren Verlauf aber nicht zu ver- folgen ist. Vom Hinterleib erkennen wir die fünf Bauchplatten , die erste ist ziemlich lang, die zweite wenig kürzer, kurz dagegen die drei letzten. Der Hinterleib ist hinten stumpf zugerundet. Weiter nach vorn haben wir das breite Metasternum. Von den Beinen ist nur das linke Hinterbein erhalten. Es hat einen starken Schenkel, eine nach vorn zu etwas erweiterte Schiene und einen fadenförmigen Fuss. Alle fünf Glieder sind ungefähr von gleicher Länge ; die vier ersten nach vorn zu nur sehr wenig verdickt , das fünfte aber auf dem Stein aussen zugespitzt. Abweichend von den meisten übrigen Elateren ist, dass der dritte und vierte Streifen — 142 — bis fast zur Flügeldeckenspitze hinabreichen und dort sich nicht verbinden. Leider kann man den Auslauf der weiter nach aussen liegenden Streifen nicht genau verfolgen, sollten der sechste und siebente Streifen abgekürzt sein und sich aussen verbinden, wie es fast den Anschein hat, so müsste das Thier zu den Buprestidcn gebracht werden, während der Körperumriss mehr für einen Elateriden spricht. 9. Elaterites obsoletus m. Ganze Länge T'/j Lin., Länge des Vorderrückens IV, Lin., Breite des- selben 1% Lin. Ein sehr undeutliches Stück aus der Lavater'schen Sammlung. Kopf und Brust etwas vom Leib getrennt und seitlich verschoben. Liegt von der Bauchseite vor. Der best erhaltene Theil ist die Vorderbrust. Es war dieselbe fast viereckig , aber etwas breiter als lang; die Seite, wie es scheint, fast gerade verlaufend. Hinten bemerkt man einen dreieckigen Bruststachel , und hinter demselben zwei eingeschlagene Beine ; die Schienen lehnen sich ganz an die Schenkel an und sind, wie diese, ziemlich schlank. Die Tarsen sind nicht zu erkennen. Neben dem rechten Bein bemerken wir vier drei- eckige Körperchen, welche die vier äussersten Fühlerglieder darstellen; für welche Deu- tung die Form dieser Glieder und der Umstand spricht, dass von diesen ein Eindruck über das Bein weg, nach dem Kopf hin, läuft, welcher wahrscheinlich auch von diesem Fühler herrührt. Demnach hätte unser Thier gesägte Fühler gehabt. Der weiter nach hinten zu liegende Kürpertheil ist sehr undeutlich. Man bemerkt nur einen länglich ovalen Flecken , an welchen einige Eindrücke die Stelle der Beine zu bezeichnen scheinen, die aber so undeutlich sind, dass sie uns die Form der Beine nicht bestimmen lassen. Unterscheidet sich von allen übrigen Elateriden Oeningens durch seine Grösse ; ist aber zu schlecht erhallen , als dass eine Vcrglcichung mit den lebenden Formen zulässig wäre. 10. Elaterites araissus m. Taf. IV. Fig. 9, vergrössert Fig. 9. b. Greith an der hohen Rhone im Molassen -Mergel. Es ist nur die hintere Partie einer Flügeldecke im Abdruck vorhanden. Ich fand sie an derselben Stelle, wo die Melolonlha Greithiana. Die Flügeldecke hat eine Breite von % Lin. und die erhaltene Partie eine Länge - 143 — von 21/2 Lin. Der Aussenrand läuft ein Stück weit mit der Nahtlinie parallel und biegt sich dann in einer Bogenlinie gegen die Spitze zu. Der Spitzenwinkel des Flügeldecken- endes ist ziemlich spitzig. Sie ist gestreift; von den neun Streifen laufen zwei bis an die Spitze, zwei folgende sind abgekürzt und scheinen in einander zu laufen, die fol- genden sind wieder länger und der Randstreifen läuft gegen die Spitze hervor. Sie scheinen punktirt gewesen zu sein , wenigstens sieht man an der vorderen Partie der Flügeldecke feine Punkte in den Streifen , während weiter nach hinten allerdings keine zu erkennen sind. Die Form und noch mehr die Streifung der Flügeldecke lässt verniuthen , dass sie einem Elaleriden angehört habe. • « Anhang. Pseudo-Elater. Taf. TV. Fig. 1. In der Carlsruher Sammlung befindet sich ein Stück, welches auf den ersten Blick einem grossen Elater, so dem Athous rufus F., sehr ähnlich sieht und leicht für einen solchen gedeutet werden kann. Es besteht aus zwei ovalen Partien, von denen die vordere als Vorderrücken und Kopf, die hintere als die Deckschilde zu deuten wären, wobei man sich darauf berufen könnte, dass vorn am Thorax eine schief gehende Linie die Grenze zwischen Kopf und Thorax bezeichne und auf den Deckschilden Spuren einer mittleren Längslinie sich finden. Allein es kann das Fossil von keinem Käfer herrühren, eher von einer Frucht, wobei ich mich auf die vorn und hinten gleichmässig zugerundete vordere Partie, den gänzlichen Mangel an Hinterecken an derselben, den Mangel an Sculptur und Streifenbildung auf der hinteren Partie stütze. Immerhin ist aber das Stück aller Beachtung und weiteren sorgfältigen Studiums werth. VIII. Zunft: Malacodermaten. Zwanzigste Familie: Telephoriden. XLVUl. Tekphorus Deg. i. Telephorus Germari m. Taf. IV. Fig. 10. Elytris nigricantibus , parallelis, apice rotundatis, abdomine brevioribus. Oeningen. Zwei Exemplare aus der Carlsruher Sammlung; das eine iSI^ 'itsif^ 1« «* • Tiw kW M» I idiri«a«MCMrto '««• I<5T >d ■^^iU^tti^i^- il (itfion- [IWtlapm ■n. II M, "«fe **»*, '^■*^. - 145 - und zwar auf der linken Seite ; die Schenkel sind massig dick , die Schienbeine lang und dünn und wenig gebogen , so auch die der Hinterbeine. Zwischen dem mittleren und hinteren Bein steht ein Tarsus hervor, welcher wahrscheinlich von einem Beine der rechten Seite herrührt, das nach der linken Seite herüber gebogen ist. An diesem Tarsus sind die zwei ersten Glieder fast cylindrisch, nach aussen zu wenig verdickt; das erste ist das längste, das zweite bedeutend kürzer, das dritte ist verkehrt kegelförmig und um etwas länger als das zweite; das vierte ist tief zweispaltig, das Endglied nach aussen zu verdickt; die Klauen sind nicht zu sehen. Das erste und zweite Glied sind kahl , das dritte und vierte dagegen dicht und fein behaart. Form und Beschaffenheit der Flügeldecken, der Bau der Oberkiefern, der Tarsen und Fühler lassen keinen Zweifel, dass unser Thier zur Galtung Telephorus gehören müsse. In der Länge der Flügeldecken stimmt es genau mit den , durch ganz Europa verbreiteten und unter sieh sehr nahe siehenden , Telephorus rusticus Fall, und T. fuscus L. überein; dagegen sind die Eljtren etwas breiter, als die in eine Fläche gedrückten Decken des T. rusticus Fall, und verschmälern sich nicht nach hinten zu ; ferner sind sie kürzer, als das Abdomen, welcher Charakter die fossile Art vor allen mir bekannten Arten auszeichnet. "2. Telephorus tertiarius m. Taf. IV. Fig. 11 und 12. Pronolo basi paulo coarctato; elytris testaceis, apice nigris; tibiis posli- cis subincurvis. Ein Exemplar von Oeningen, ein anderes von Radoboj, die ich aber gesondert beschreiben will , da nicht jedes derselben so vollständig erhallen ist, dass die Identität der Species über allen Zweifel erhaben ist. a. Telephorus tertiarius oeningensis. Taf. IV. Fig. 11. Länge der Flügeldecken 3'/^ Lin., oder wenn die oberste Partie zum Thorax gehört, SVi Lin.; Breite der einzelnen Decken 1 Lin. Stellt das Thierchen in seitlicher Lage dar, Kopf und Thorax sind ganz zerdrückt und nicht mehr zu erkennen, dagegen steht ein Fühler, welcher 2'/$ Lin. Länge hat, hervor und auf derselben Seite drei Beine und ein Thoil des Hinterleibes. Die Flügel- decken sind von der Mitte an abwärts gut erhalten , oben dagegen verletzt ; an der 19 - 146 — obersten Partie siolil man eine schwache Querlinic und diese dürfte die Flügeldecken nach oben begrenzen , so dass die obere Partie vom Vorderrücken herrühren würde. Der Fühler ist dünn fadenförmig; das erste Glied ist das stärkste und cylindrisch, das zweite ganz kurz, das drille, vierte und fünfte wenig kurzer als das erste und unter sich fast von gleicher Länge, die folgenden drei sind noch etwas länger, ganz dünn und cylindrisch ; eben so die etwas kürzeren drei letzten Glieder. Die Flügeldecken sind zart gebaut und scheinen fein runzlig gewesen zu sein ; sie haben eine hellgelb braune Farbe und sind nach hinten zu schwarz ; auch an der Seile sind sie dunkler gefärbt. Ohne Zweifel haben sie daher eine ähnliche Farbe gehabt, wie die des Telephorus mulanura F. Die Beine sind dünn ; von dem Vorderbein sieht mau nur den Schenkel und einen Theil des dünnen Schienbeines. Das mittlere Bein ist vollständig erhalten, doch, wie die beiden anderen Beine, so von der Substanz des Steines bedeckt, dass man dasselbe nur mit dem Vcrgrösserungsglase wahrnimmt. Der Trochanler ist kegelförmig, aussen zugespitzt, der Schenkel überall so ziemlich von gleicher Dicke, das Schienbein dünn und ganz schwach gebogen; am Tarsus erkennt man (auf dem Abdruck) alle fünf Glieder: das erste ist das längste, nach aussen etwas verdickt, die drei folgenden kurz und breiter, aussen erweitert, das vorletzte zweispaltig. Am Hinterbein ist der Schenkel etwas stärker, und nach aussen zu etwas verdickt; das Schienbein ist dünn und etwas stärker gekrümmt , als bei dem Mittelbein ; am Tarsus sind (ebenfalls deutlicher am Ab- druck) die drei äusseren Glieder wohl erhalten, das äusserste ist dünn und cjlindrisch, seine Klauen sind nicht zu sehen; das zweit -äusserste ist kurz und lief zweilappig; das dritl- äusserste ebenfalls kurz und verkehrt kegelförmig; leider sind nun die folgenden ganz verwischt und es ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob ein oder ob zwei Glieder folgen. Gehört das Thier wirklich zu Telephorus , so müssen noch zwei folgen, von denen das viert- äusserste dann kurz, das fünft -äusserste (oder eigentliche erste Tarsenglied) aber länger wäre; gehörte das Thier aber zu Oedemera, würde nur ein Glied folgen, welches dann aber verhällnissmässig sehr lang wäre (vergl. Taf. IV. Fig. 11. i;. diesen Tarsus). Vom Hinlerleib ist nur das letzte Segment etwas deutlicher; es ist hinten gerundet und steht über die Flügeldecken hervor, wahrscheinlich ist er aber nur durch den Diuck hervorgetreten. — 147 - b. Telephorus tertiarius Radobojanus ni. Taf. IV. Fig. 12. Stellt das Thier ebenfalls in seitlicher Lage dar; der Ropl' ist theilweise erhalten, besser der Vorderrücken und die Flügeldecken , welche aber seit- lich zusammengedrückt sind; die Fühler sind verloren gegangen, dagegen tritt ein Mittelbein mit einem Theil des Tarsus hervor und glücklicher Weise auch ein Hintertarsus; eben so ferner ein Theil des Hinterleibes und der Brust in seitlicher Lage. Länge des Vorderrückens V4 Lin. , der Flügeldecken 3 ^U Lin. Vom Kopf sieht man nur ein schwarzes rundliches Stück, ohne dass es möglich wäre , dasselbe näher zu bestimmen. Vom Vorderrücken bemerkt man auf den ersten Blick eine gerundete Partie mit ziemlich stark hervorstehender Kante; mit der Loupe be- merkt man hinter derselben eine ziemlich gerade Linie , welche wahrscheinlich den hin- teren Vorderrückenrand bezeichnet; ist dies der Fall, hat derselbe hinten ziemlich scharfe Ecken und ist da etwas eingezogen , erweitert sich dann ausserhalb der Mitte und rundet sich vorn ganz stumpf zu ; am Grunde wäre er der Länge nach stark eingedrückt. Da der Vorderrücken von der Seite gesehen wird, ist er jedenfalls in der Natur breiter ge- wesen, als auf dem Stein. Die Flügeldecken sind zart und ganz so gebaut und auch gefärbt, wie beim Oeninger ; sie sind auch hellgelb braun und an den Seiten und hinten geschwärzt. Dieselbe helle Farbe hat der Hinterleib , an demselben bemerkt man un- deutlich sechs Segmente und weiter nach oben die zwei seillichen Brustplatten. Von dem Mitlelbein ist ein Schenkel vorhanden , welcher dieselbe Form hat, wie der Oeninger ; an demselben an liegen vier äussere Tarsengliedcr (Taf. IV. 12. c) , die ebenfalls in ihrer Form mit denen des Oeninger Thieres übereinstimmen; von dem Hinlerbein tritt der Tarsus beim Hinterleib hervor und erfreulicher Weise gerade so weit , um darnach das Genus dieses Thieres bestimmen zu können ; es ist nämlich der Tarsus fünfgliedrig ; das erste Glied ist das längste, nach aussen etwas verdickt, die zwei folgenden sind kürzer und verkehrt kegelförmig, das vierte ist tief zweilappig, das fünfte dünn und länger; doch sind auch hier die Klauen nicht zu sehen, ohne Zweifel, weil die Klauen gekrümmt sind und immer in anderer Richtung verlaufen. Da die deutlich hervortretenden Hin- terfussglieder des Oeninger Thieres mit denen des Radobojer übereinstimmen , dürfen wir wohl mit ziemlicher Sicherheit jenes undeutliche Stück des Tarsus (Taf. IV. Fig. 11. c) darnach ergänzen und sagen, dass auch das Oeninger Thier fünfgliedrige Hinterlarsen gehabt habe. — 148 - Es isl dies wichlig wegen der Bestimmung unseres Thieres. Wir haben zwei In- »eklenfamilicn , welche in ihrer Tracht eine nicht unbedeutende Uebereinslimmung zeigen, uämlich die Telephoriden und die Oedemeriden , und in jeder dieser Familien eine Art, welche in der Grösse und in der Färbung der Flügeldecken auffallend an das fossile Thier erinnert (Telephorus melanura F. und Oedemera melanura F.l. Die dünngliede- rigen Fühler und der hinten etwas zusammengezogene Vorderrücken scheinen in der Thal mehr für Oedemera zu sprechen, allein der fünfgliederige Hinterfuss und die sechs Ab- (luminalsegmente geben den Ausschlag für Telephorus, und somit für die nächste Ver- wandtschaft mit Telephorus melanura F. , einem durch ganz Europa verbreiteten gemei- nen Thiere, wofür auch noch die etwas gekrümmten Schienen sprechen. A^on dieser Art ist die fossile indessen verschieden , schon durch die dünneren Fühler , deren äussere Glieder länger sind, wie die Form des Vorderrückens; doch will ich auf letztere kein zu grosses Gewicht legen , da vielleicht die runde Linie die Grenze des Vorderrückens bezeichnet und die gerade hinter derselben vom Mesothorax herrührt, wo dann der Vorderrücken dieselbe Form, wie beim Telephorus melanura F. erhielte. Noch muss ich darauf aufmerksam machen, dass dies der einzige Käfer ist, den ich zugleich im Oeninger und im Radobojer Gestein gefunden habe. Eine genaue und sorg- fältige Vergleichung der Tarsen und der Flügeldecken scheint mir zu Leweisen, dass sie wirklich zusammen gehören , so dass dies fossile Thier in der Tertiärzeit eine ähnliche Verbreitung gehabt hätte, wie unser gegenwärtig lebender Teleph. melanura F. 3. Telephorus fragilis m. Taf. lY. Fig. 14. Pronoto quadralo, bimaculato; elytris nigricantibus, tibiis rectis. Oeningen. Ein Exemplar, samnil Abdruck, aus der Sammlung von Carlsruhe. Kopf fehlt, dagegen sind der Vorderrücken und Flügeldecken und ein grosser Theil des Leibes, nebsl den Hinterbeinen wohl erhalten. Länge des ganzen Thieres (ohne Kopf) S% Lin. ; Länge der Flügel- decken nicht ganz 2'/^ Lin.; Breite derselben an der Schulter fast V4 Lin., hinten V^ Lin. ; Breite des A'orderrückens Vi Lin. , Länge % Lin. Breite des Hinterleibes eine starke Linie. Länge des Hinterschenkels % Lin,, der Schienbeine 1 Lin. Vorderrücken viereckig, mit ziemlich scharfen Vorderecken, aber stumpfen Hinter- f - 149 - ecken. Seileu fast gerade, eben so die Grundlinie, blass gefärbt, mit zwei dunklen, neben einander liegenden Flecken. Sculptur ist nicht zu erkennen. Flügeldecken an der, Basis zugerundet, dann mit last parallelen Seilen nach hinten verlaufend und sich nur allmäblig etwas verschmälernd , hinten stumpf. Sie waren zart und dünn und äusserst fein, und schwer erkennbar , gerunzelt. Bei -/i Länge setzt eine Ader des Steines quer durch den Flügel, daher er dort einen schmalen, aufgetriebenen Streifen zeigt , welcher also nur vom Steine herrührt. Die Flügeldecken sind ganz aus- gespreizt und hinler der linken tritt ein Flügel hervor , der aber vorn eingeschlagen ist. Der Flügel ist lang und schmal , und an demselben sind zwei Läugsstreifen zu sehen, ähnlich wie beim Telephorus. Zwischen den Flügeln liegt ein kleines dreieckiges Plällchen; dies das Schildchen, und hinter demselben die Rückenplalte des mittleren Thoraxringes; hinter demselben be- merken wir zwei undeutliche Querstreifen , welche zum hinteren Thoraxring gehören. Vom Hinterleib sind sechs Segmente zu unterscheiden , das zweite , dritte und vierte sind kurz, das fünfte und sechste länger; dieses letztere isi stumpf zugerundel. Vom Ab- domen ist übrigens die linke Seite ganz verwischt. Die Hinterbeine sind vollständig er- halten. Am Grunde sind die grossen kegelförmigen Hüften. Der Schenkel ist etwas kürzer, aber breiter, als die dünne, gerade Tibia ; an dem rechten Tarsus sind die ersten vier Glieder deutlich ; das erste ist das längste und nach aussen zu etwas verdickt ; das zweite um die Hälfte kürzer und noch etwas kürzer das dritte ; diese sind nach aussen erweitert; das vierte ist tief zweilappig. Ist von der Grösse und Gestalt des Telephorus fulvicollis F. Sahlb. und scheint auch braunschwarze Flügeldecken gehabt zu haben. Teleph. fulvicollis kommt von Schweden weg bis nach dem südlichen Europa vor. 4. Telephorus attavinus m. Taf. IV. Fig. 15. Pallidus, elytiis abdomine apice angustato breviorlbus. Nur ein Fragment, einen Theil der Flügeldecken und des Hinterleibes darstellend, von Radoboj. Breite des Leibes vorn l'/g Lin.; Länge des vorhandenen Stücks SVe L. Die linke Flügeldecke ist wahrscheinlich vollständig da, stellt daher die Länge des Thieres vom Grunde der Flügeldecken bis zur Abdomen- spitze dar. Flügeldecken laufen parallel und sind hinten ganz stumpf zugerundet ; doch sind sie nach hinten so zusammengedrückt, dass ihre Grenzlinie nur schwer zu finden ist. Der — 150 — Hinterleib steht über dieselben hervor und ist zugespitzt. Man erkennt an diesem un- bedeckten Theil drei Segmente, die aber von Querrunzeln durchzogen sind, so dass auf den ersten Blick mehr da zu sein scheinen ; durch die Flügeldecken scheinen noch drei Queriinien durch , welche die Grenzen der Abdominalsegmente bezeichnen dürften, deren dann sieben wären. Das ganze Thier ist ganz blass hellgelb gefärbt und muss einen zarten Bau gehabt haben; auch die Flügeldecken scheinen ganz zart und dünn gewesen zu sein. Dies sowohl, wie die Form des vorhandenen Körpcrtheils und die Abdominal- segmente scheinen mir auf einen Telephorus zu weisen , und mich zu berechtigen , dies Thier dieser Gattung zuzutheilen. Es dürfte vielleicht mit Telephorus lividus L. verwandt sein , war indessen kleiner. Zwanzigste Familie: Melyriden. XLIX. Malachius F. 1. Malachius Vertummni m. Taf. V. Fig. 1 und 2. Oculis magnis, antennis filiformibus, abdomine incrassato, tibiis posticis subincurvis. Oeningen. Ein Exemplar aus der Lavater'schen , ein zweites aus der Carlsruher Sammlung, die ich, da sie sich beide gegenseitig ergänzen, beide abgebildet habe und hier gesondert beschreiben will. a. Exemplar der Lavater'schen Sammlung. Taf. V. Fig. 1. Ganze Länge fast 3 '/> Lin. ; Länge der Deckschilde 2 '/, Lin. , Breite V4 Lin. Der Kopf ist ziemlich gross; jederseits haben wir zwei angeschwollene Stellen, welche wohl die Augen vorstellen; die obere ist schwarz, die untere aber weiss, aber von einer dunklen Linie eingefasst. Diese Augen sind auffallend gross , wobei indessen zu berück- sichtigen ist , dass die sonst gewölbten Augen in eine Fläche gedrückt sind. Vor den Augen bemerken wir ein trapetzfürmiges Plältchen, welches vorn abgestutzt ist , nach hinten aber keine deutliche Trennungslinie vom Kopfe erkennen lässt. Dieses Stück stellt wohl den Cljpeus und das Lahrum dar, welches letztere also vorn abgestutzt ist. Vor den Augen und , wie es scheint, gegen die Stirnc zu, ist die Insertionsstelle der — 151 - Fühler, von denen der eine um den Kopf herum sich biegt, aber keine Gliederung er- kennen lässt, der andere aber nach vorn zu liegt und cylindrischc , fast gleich lange Glieder hat ; doch sieht man die ersten Glieder nicht. A'^om Vorderrücken ist nur ein schmales Stück erhalten , das die Form desselben nicht bestimmen lässt. Die Flügeldecken sind lang und schmal; ihre wahre Breite ist indessen nicht zu bestimmen, da das Thier in seitlicher Lage vorliegt , daher dieselben seitlich zusammengeschoben sind. Die Vor- der - und Hinterecken sind ganz stumpf, die Seiten dagegen ziemlieh parallel verlaufend; hinten sind sie ganz stumpf zugerundet. Die Oberseite scheint glatt gewesen zu sein ; die Streifen, welche man an der Schulter der oberen Decke bemerkt, sind wohl als Falten zu deuten, die durch den Druck entstanden sind. Der Hinterleib ist verhältniss- raässig gross und dick, länger als die Flügeldecken. Man erkennt, doch undeutlich, sechs Bauchsegmente ; das letzte, ist gelb und zeigt auch die Rückenplatte. Die Beine sind fast vollständig erhalten; ein Mittelbein und ein Hinterbein scheinen durch die Flügeldecken durch , auf denen auch die Trennungslinien der Abdominalsegmente erscheinen. Es sind die Beine schlank, die Schenkel in der Mitte nur schwach verdickt, aussen sich ver- schmälernd; die Schienen cylindrisch ; die vorderen und mittleren sind gerade, die hin- leren schwach gebogen. Die Tarsen sind nur zum kleineren Theile erhalten ; am vor- deren Bein die zwei ersten Glieder, die gleich lang und cylindrisch scheinen ; am Hinter- bein sind die zwei ersten Fussglieder deutlich, sie sind nach aussen zu etwas verdickt und dadurch schwach verkehrt kegelförmig ; das erste Glied ist etwas länger als das zweite; das dritte und vierte sind nur schwach angedeutet; es scheint das vierte vorn ausgcrandet gewesen zu sein und hätte dann in dieser Ausrandung das fünfte getragen, von dem man aber nichts sieht. (Taf. V. 1. c.) Die Flügeldecken , das Fragment des Thorax und der Kopf haben eine braun- schwarze Farbe. b. Exemplar aus der Carlsruher Sammlung. Taf. V. Fig. 2. Stellt das Thier auch in seitlicher Lage dar , doch so , dass man nur die eine Flügel- decke und einen grossen Theil der unteren Leibseite sieht. Die Grössenvcrhältnisse sind dieselben. Vom Kopf tritt eine rundliche Platte hervor, welche vorn jederseits stark ausgerandet ist •, auch diese grossen Ausrandungen weisen auf grosse Augen hin. Von den beiden Vorderbeinen sind nur Schenkel und Schienen wohl erhalten , doch zeigen die Fragmente der Vordertarsen , dass das vorletzte Glied ausgerandet war und eben so dasjenige der Uintcrtarscn , die auch nur in einigen Bruchstücken vorliegen. An den — 152 — Hinterbeinen treten die zapfenförmigen Hüften hervor. Die Schienen sind schwach gekrümmt. Von den Brustplatlen sind nur Fragmente erhalten, wogegen vom Hinterleib alle Segmente; man erkennt sechs Bauchsegmente, welche durch braune Bänder bezeichnet sind, die ihre Hornplatten andeuten; eben so treten die zwei letzten Rückcnplatten hervor, welche die Flügeldecke unbedeckt lässt. Die Fühler sind durch zwei fadenförmige, weisse Linien angedeutet, deren Gliede- rung nicht mit Sicherheit zu bestimmen ist. Die Malachien und Telephoren haben bekanntlich eine ähnliche Tracht und ich habe anfangs angestanden , welcher Familie unser Thier einzuverleiben sei , da diejenigen Or- gane, auf welche die Unterscheidungsmerkmale dieser beiden Familien gegründet sind, an der fossilen Art nicht erhalten sind. Der dicke Hinterleib, die Form des Kopfes, dann der Bau der Füsse entschied aber für die Malachien. Bei den Malachien ist das erste Glied, des Hintertarsus , nur wenig länger als das zweite*), während bei den Te- lephoren um ein beträchtliches länger ; ferner ist bei diesen das vorletzte Glied tief zwei- lappig, während bei den Malachien nur ausgerandet. Kann in Grösse und Form mit dem Malachius aeneus L. , einem durch ganz Europa verbreiteten Thiere, verglichen werden, weicht aber von allen bekannten Arten durch seine grossen Augen ab; auch sind die Beine verhältnissmässig kürzer, als beim Malachius aeneus L. Ein und zwanzigste Familie: Cleriden. L. Clerus Gcoff. F. Rug. ( Thanasimus Latr. Spin. ) 1. Clerus Adonis m. Taf. V. Fig. 3. Pronoto anlrorsum dilatato ; el} tris evidenter seriatim punctatis , punctis apicem versus evanescentibus , fasciatis. Länge des Vorderrückens 1% Lin. , Breite vorn beim Kopfe V4 Lin., ') Die Angabe Erichson's in seiner Tortrefflicben Monographie der .Malachien (Entomographien p. 45). daas bei den Malachien die beiden ersten Fussglieder gleich lang seien, kann nur auf die Vorderrüsse be- zogen werden; denn bei den HinlerrUssen der ächten Malachien ist das erste Glied etwas langer, als das zweite, obwohl allerdings nicht in demselben Vcrbnlluisse, wie bei den Telephoren. - 153 — da wo er am breitesten ist l'/, Lin. ; Länge der Flügeldecken 3'/« Lin., Breite der einzelnen 1'/, Lin. Oeningen. Ein Exemplar in der Lavater'schen Sammlung; sammt Abdruck. Der Kopf fehlt, der Thorax ist auf die Seite geschoben; von den Flügeldecken ist eine aufgeschlagen, die andere in der Lage des ruhenden Thieres, aber nur ihre hintere Partie erhalten. Der Vorderrücken hat eine ziemlich gerade Grundlinie und einen schwach ausge- buchteten Vorderrand. Am Grunde ist er schmal , erweitert sich dann mit bogenförmigen Bandlinien und erreicht beträchtlich vor der Mitle seine grösste Breite, von wo er sich nach vorn zu wieder zurundet. Die Vorderecken sind scharf. Die hintere Partie ist sehr schwach angedeutet und war wohl eingedrückt ; eben so war wahrscheinlich der Vorder- rand mit einem Quereindruck versehen , welcher gegen die Mitte sich fortsetzte , indem diese Partie durch eine dunklere Zeichnung bezeichnet ist. Die Flügeidecken waren ziemlich gleich breit bis gegen die Spitze; an der Schulter runden sie sich zu, stehen aber dort etwas stärker hervor; hinten runden sie sich in einer Bogenlinie gegen die Naht zu und zwar beginnt die Abrundung erst bei dem hin- teren Querband. Bei der rechten Flügeldecke ist die Nahtecke ziemlich scharf, während bei der anderen Decke, aber wohl nur in Folge der Abnutzung, sturapflich. Die Ober- seite ist bis etwas über die Mitte hinaus mit deutlichen Punktreihen besetzt; weiter nach hinten werden die Decken ganz glatt. Am Grunde der Decken sind die Punkte am tief- sten , weiter hinten nimmt ihre Tiefe allmäblig ab. Man unterscheidet zunächst sieben Reihen solcher Punkte ; die erste (nächst der Naht) ist kurz und besteht nur aus wenigen Punkten; etwas länger ist die zweite, doch hat sie auch nur etwa 10 Punkte; dann fol- gen fünf viel längere und unter sich gleich lange , welche aus vielen Punkten bestehen, die nach hinten zu dichter stehen. Es stehen die Punkte in einem sehr seichten Streifen. Ausserhalb dieser sieben Punktreihen haben wir noch drei , bei denen aber die Punkte nicht ganz so regelmässig gestellt und viel feiner sind. An der linken Flügel- decke ist auf beiden Platten die Spitze dunkel gefärbt, vor dieser Stelle haben wir ein helles schmales und vor derselben ein breites dunkles Querband , die Schulter dagegen bis 1/3 Länge der Decken hinab ist hellgefärbt. Auf dem Abdruck ist bei dieser Partie der Rand gegen das dunkle Mittelband durch noch hellere Färbung ausgezeichnet , so dass wir • dort ein ganz schmales weissliches Querbändchen bekommen. Nach Analogie der jetzt lebenden Arten wären die Flügeldecken vom Grunde bis gegen 1/3 Länge roth 20 — 154 - gewesen , weiter hinten schwarz , aber mit zwei weissen Bändern , einem breiteren vor der Spitze und einem ganz schmalen auf der vorderen Hälfte. Diese Bänder scheinen aber nicht gezackt gewesen zu sein. An den dunklen Stellen sind die Flügeldecken ganz dicht mit kurzen Härchen besetzt (Fig. 3. c), an dem hellen hinteren Bande dagegen glatt. Diese Haare haben sich aber nur an der rechten Decke erhalten und zwar sind sie da auf dem Abdruck , auf welchen die Substanz dieser Flügeldecke grossentheils herübergekommen ist. Von der Mittel- und Hinterbrust ist nichts mit Sicherheit zu bestimmen , dagegen ist der Hinterleib erhalten. Von den sechs Segmenten sind die zwei ersten grösser und länger; die drei folgenden ziemlich kurz, das letzte das kleinste. Es ist der Hinterleib hinten ziemlich stumpf zugerundet. Von den Beinen sind die der rechten Seite ziemlich gut erhalten. Vom Vorderbein sieht man die hervorstehende Hüfte, den nach vorn etwas verdickten Schenkel und die an diesen sich anlehnende Tibia; sie ist nach aussen zu allmäblig etwas erweitert und aussen abgestutzt. Von dem Fusse sind drei Glieder ziemlich deutlich, ein viertes, oder eigentlich das erste des Fusses, nur schwach angedeutet; dieses scheint kurz und cylin- drisch gewesen zu sein; das zweite, dritte und vierte sind fast von gleicher Länge, nach vorn zu etwas verdickt und das letzte vorn ausgerandet, schwächer auch das vorletzte. Vom Mittelbein ist der Schenkel und die an diesen "sich anlehnende Schiene erhalten ; vom Hinterbein ebenfalls der Schenkel, die ziemlich lange Tibia und der Tarsus, dessen Gliederung aber nicht zu erkennen ist. Das andere Hinlerbein tritt ebenfalls hervor, doch fehlt der Fuss. Auf der linken Seite steht ein Flügel hervor, der nach Art der Cleriden querläufig eingefaltet ist. Das Geäder ist nicht zu erkennen. Gehört unzweifelhaft zu den Cleriden und nach Form und Sculptur zur Gattung Clerus, indem wir bei diesen genau diese Art der Punklur der Flügeldecken haben. Steht in Grösse und Form in der Mitte zwischen Clerus mutillarius F. und Clerus formicarius F. ; ist grösser und etwas breiter als Clerus formicarius , dagegen kleiner und namentlich schmäler, als Cl. mutillarius F. Eine ganze Zahl von Clerusarlen beherbergen die Vereinigten Staaten, bei den meisten haben wir aber eine ganz andere Farbenvertheilung ; Einer dagegen (Clerus ruficeps Dej.) steht unserm Cl. formicarius F. äusserst nahe. Die Cleri leben ausgewachsen und im Larvenzustande vom Baubc und stellen na- mentlich den Holzkäfern , den Bestrichen , Hylesinen u. a. nach , welche sie in ihren Gängen aufsuchen. - 155 - Karg erwähnt aus Oeningen Entomolilhen von Scheinkäfern, Lampjris und von Ptinus pertinax, ich weiss nicht zu sagen, auf welche Stücke er diese unzuverlässigen Angaben gründet. IX. Zuiift: Traclielideu. Zwei und zwanzigste Familie: Canthariden. LI. Lytta F. 1. Lytta Aesculapii m. Taf. V. Fig. 4 und 5. Elytris confertim subtiliter punctulalis, lineis duabus postice conniven- tibus obsolete elevatis, abdomine crasso brevioribus. Länge der Flügeldecken 5'/, Lin.; Breite der einzelnen Decke etwas über IV4 Lin.; muthmassliche Länge des ganzen Thieres 9V4 Lin. Ich rechne hierher drei Stücke, von denen indessen jedes das Thier in so ganz anderer Stellung darstellt, dass man auf den ersten Blick drei ganz verschiedene Thiere vor sich zu haben glaubt; eine nähere Untersuchung überzeugt uns aber, dass sie zusammen gehören; die Flügeldecken haben dieselbe Form und Grösse, und dieselbe Sculptur, und auch was von den Beinen bei allen dreien erhalten ist, stimmt überein und eben so die Zu- sammensetzung des Hinlerleibes; nur ist derselbe bei einem Exemplar dün- ner, als bei den beiden anderen, und das sechste Segment steht noch deut- lich über das fünfte, wenig verschmälerte, hervor; dies ist ein Männchen, die anderen beiden Weibchen ; denn wir finden nicht allein bei den ver- wandten Meloen , sondern eben so auch bei den Lytten diese starke An- schwellung des Hinterleibes bei den befruchteten Weibchen, und ferner ist bei den Weibchen noch das sechste Segment ganz zurückgezogen oder es steht doch nur die Spitze hervor. Das Exemplar , welches ich als Männ- chen betrachte, ist aus der Sammlung des Herrn Lavater. Der Kopf fehlt, der Vorderrücken ist verschoben; die Flügeldecken sind geöffnet und aus- gespannt; die Flügel decken den Leib, haben also dieselbe Lage wie im - 156 - Ruhestand; die Beine sind ausgespreitzt. Das zweite Exemplar ist aus der Sammlung der Zürcher Universität. Es stellt das Thier in seitlicher Lage dar; vom Kopf ist ein Theil erhalten, vom Thorax nur Fragmente; gut aber die Seiten des dicken Hinterleibes, eine Flügeldecke und ein Flügel; diese sind in derselben Lage, v/ie beim fliegenden Thiere. Das dritte Exem- plar ist aus der Sammlung von Carlsruhe; bei diesem ist der Leib sehr zerdrückt. Der Kopf ist auf die Seite geschoben und nur ein Fragment desselben erhalten; ein noch kleineres vom Vorderrücken; hinter demselben bemerken wir die beiden Flügeldecken, von welchen aber die linke nur mit Mühe vom Leib zu unterscheiden ist, indem seine Ränder sich ganz verwischen; der Hinterleib tritt stark hervor. An diesem Exemplar sind die Fühler ganz erhalten; die beiden Vorderbeine liegen neben einander, beide sind also auf dieselbe Seite gebogen. Bei diesem Exemplar hat sich am meisten von der Substanz des Thieres erhalten und die sonst dunkelbraune Färbung hat stellenweise einen bläulichen metallischen Schimmer; wahrscheinlich hatte daher diese Lytta ebenfalls eine Metallfarbe; war vielleicht auch goldgrün gefärbt, wie unsere jetzt lebende Lytta vesicatoria L. Nach diesen allge- meinen Bemerkungen lassen wir die Beschreibung der einzelnen Stücke folgen. A. Das Männchen. Taf. V. Fig. 4. Vorderriicken ist kurz , hinten ziemlich gerade abgeschnitten ; in der Mitte scheint er stark erweitert ; eine Linie auf dem Bücken deutet auf eine* Längseindruck und zwei bogenförmige Linien jederseits vor der Basis darauf, dass dort der Vorderrücken auf ähnliche Weise eingedrückt war , wie bei unseren Lytten. Weiter nach hinten tritt ein Fragment des Mctanolum hervor. Die Flügeldecken sind schmal und lang ; sie laufen fast parallel von der Schulter bis nach hinten ; dort sind sie ganz stumpf zugerundet. Oben sind sie ganz dicht und fein gepunktet und gerunzelt; eine Linie stehlen der Naht, zwei weiter nach aussen etwas mehr hervor; diese beiden Linien laufen aussen, vor der Spitze der Flügeldecken , ineinander (diese hervorstehenden Linien sind indessen nur bei dem Exemplar der Universitätssammlung von Zürich zu sehen); die Flügel liegen in ge- rader Bichtung über den Leib und stehen seitlich etwas .über denselben hervor ; sie liegen wie im Ruhestande, doch ist ihre hintere Faltung nicht zu erkennen, da sie dort ganz _ 157 — undeutlich werden. Vom hinteren Brustring treten die Rückenpiatten , doch undeutlich hervor; deutlich dagegen die Brustplatten. Wir bemerken zunächst eine breite Platte, weiche vorn durch einen kleinen Fortsatz zwischen die Hüften der Mitlelbeine tritt; an ihrer Seite liegen die ziemlich grossen Seitenplatten ; die mittlere Platte (Metasternum) ist durch eine Längslinie in der Mitte getheilt; ausserdem haben wir noch ein Paar schief verlaufende Linien , welche aber wohl zufällig sein dürften. Mittel - und Hinterbeine scheinen mit ihren Hüften und Schenkelringen deutlich durch; weiter nach hinten haben wir sechs Abdominalsegmente. Das erste ist etwas länger als die vier folgenden kurzen ; das fünfte ist kaum schmäler als das vierte und hinten abgestutzt. Das sechste zeigt zwei helle , gelbe Stellen , welche neben einander liegen und wohl von dem durchschei- nenden Penis herrühren dürften. Von den Beinen sieht man nur die mittleren und hin- teren. Von den Mittelbeinen erkennen wir die beiden Hüften, welche stark hervorstehen und die Schenkelringe, an welche die ziemlich langen Schenkelsich anlehnen; diese sind massig dick. Die Schienbeine ganz schwach gekrümmt und dünn; von dem Tarsus sind am rechten Bein die ersten drei cylindrischen Glieder vorhanden , von denen das erste das längste ist ; an dem linken Bein erkennen wir fünf Glieder (Taf. V. 4. c) ; das zweite und dritte sind kürzer als das erste , nach vorn zu etwas verbreitert. Das vierte ist verwischt , das fünfte scheint aussen etwas verdickt ; die Klauen sind nicht erhalten. Bei den Hinter- beinen bemerken wir die breite Hüfte, welche als eine dreieckige Platte auftritt , die nach aussen zu sich verschmälert; die Schenkelringe sind elliptisch, wie bei den Mittelbeinen ; die Schenkel von derselben Form , nur etwas länger und die Schienbeine etwas stärker gekrümmt und länger. Der Tarsus ist viergliedrig ; das erste Glied fast noch einmal so lang, als die drei folgenden (Taf. V. Fig. 4. b.); es ist cylindrisch, die übrigen oval. B. Weibchen, 1. Exemplar der Universitäts - Sammlung in Zürich. Taf. V. Fig. 5 und Fig. 5. b. Von dem Kopfe tritt ein fast viereckiges Stück hervor, welches von mehreren Linien durchzogen ist und vorn in ein kleineres , fast viereckiges Stück ausläuft. Dies ist wahr- scheinlich die Stirn , von welcher die Fühler auslaufen , von denen aber nur einige Frag- mente erhalten sind. Der Kopf war hinten gerade abgestutzt , breit und scheint ziemlich parallele Seiten gehabt zu haben, Von dem Vorderrücken sieht man nur den Vorder- rand, und auch diesen nur sehr undeutlich; er ist ziemlich breit und etwas gerundet. — 158 - Die Flügeldecke sieht man von der inneren Seite; sie hat dieselbe Form und Grösse, wie beim Männchen; der Flügel, welcher hinter derselben liegt und ganz ausgebreitet ist, ist leider nicht vollständig erhalten. Wir erkennen an demselben drei Längsrippen, von denen die zwei inneren aussen durch einen Querast verbunden sind ; unmittelbar neben der inneren dieser Rippen liegen zwei kurze, sehr undeutliche Linien. Bei Lylta vesicaioria L. haben wir (Taf. V. Fig. 6) eine ziemlich starke Randrippe, mit welcher die Vena media- stina verwachsen ist; an sie lehnt sich ferner die Vena scapularis an. Üic äussere Mittelader ist ebenfalls ziemlich stark und von ihr läuft ein Ast aus, der sich mit dem- jenigen der Randrippe verbindet ; wir erhalten dadurch einen querlaufenden Vcrbindungs- ast zwischen diesen Längsadern, von dem zwei lange, rücklaufende Aeste auslaufen , die in das äussere Mittelfeld bis fast zum Grunde herab gehen; der äussere gehört unzwei- felhaft der Randader an , während der innere als rücklaufender Ast der äusseren Mittel- ader zu betrachten ist. Der Spitzentbeil der Area cxterno- media ist kurz, das Stigma weil aussen am apicalen Thcil und breit. Von der äusseren Mittelader läuft ein kurzer apicaler Theil aus, an dem sich bei der Fallung des Flügels der kurze querfaltige Spitzentheil des Flügels bricht. Auf der inneren Seite folgt auf die äussere Mittelader eine abgekürzte Ader, die als ihr Ast zu betrachten, und auf diesen die einfache innere Mittelader und die gabelige zertheilte Hinterader. Darnach wären beim fossilen Flügel die erste und zweite Längsader wohl die beiden rücklaufenden Aeste, die dritte aber die äussere Mittelader und von den auf sie folgenden kurzen Linien die äussere der Ast der Vena externe - media , die innere vielleicht ein Fragment der V. interno - media. Von der Brust des fossilen Thieres sind die Andeutungen der Seilenplatten da, wie die Heine, doch diese nicht so deutlich abgegliedert , wie beim Männchen und so zerdrückt, dass sie nicht zu Bestim- mung der Formen der Beine benutzt werden können , mit Ausnahme eines Hinterbeines, welches auf dem Hinterleibc liegt, an dem der Trochanter, der ziemlich dicke Schenkel und die längere, schwach gekrümmte Schiene hervortritt. Der Hinterleib ist seitlich zu- sammengedrückt. Auf der rechten Seite sehen wir die Bauchplalten , auf der linken die Rückenplatten, dazwischen das Pulmonarium (Kirby), dessen Grenzlinie gegen die Rücken- platten indessen verwischt ist; beim dritten Segment von oben bemerkt man ganz deut-j lieb ein ovales Stigma; von den Rückenplatten sind die vier ersten ziemlich gleich lang;; das fünfte Stück ist das längste und nach hinten kegelförmig verschmälert. Es ist dies das undeutlichste und besteht sehr wahrscheinlich aus zwei Segmenten. Von den Bauch- platten sind die drei vorderen ganz deutlich und scharf vom Pulmonarium abgesetzt ; sie sind etwas nach vorn verschoben. — 159 — 2. Exemplar aus der Carlsruher Sammlung *). Taf. V. Fig. 5. c. d. Der Kopf ist ganz zerdrückt und nur ein Stück der hinteren Partie erhallen. Aus- gezeichnet sind dagegen die schnurförmigen Fühler ■, das erste Glied ist ziemlich gross und nach aussen verdickt ; das zweite sehr kurz und klein , die folgenden alle ziemlich dick und kurz und fast von gleicher Länge, verkehrt kegelförmig, nur das letzte oval. Vom Vorderrücken ist nur ein schmaler Riemen vorhanden , hinter welchem das drei- eckige Schildchen hervortritt. Die Flügeldecken sind stark verschoben und namentlich die linke stark zerdrückt. Der dicke Hinterleib reicht über dieselben hinaus. Fünf Seg- meute treten an demselben deutlich hervor und das sechste ist angedeutet. Von den Beinen seherl wir die zwei Vorderbeine mit einzelnen Gliedern des Fusses und ein Mittel- und Hinlerbein, deren Schienen aber nach dem Bauch zu gebogen sind, welcher die Tarsen deckt. Es halle dieses Thier die Grösse und die Form der grösseren Exemplare unserer Lytta vesicatoria L. (spanischen Fliege) ; die erhaltenen Fühler stimmen ganz mit denen des Weibchens überein, eben so die etwas gekrümmten Mittel- und Hinterschienen, die Schenkel und Füsse; der Leib scheint indessen dicker und hinten stumpfer, und die Flügeldecken im Verhältniss zu demselben kürzer gewesen zu sein. Jedenfalls dürfen wir aber die fossile Lytta als den Repräsentanten unserer, durch ganz Europa verbrei- teten, Art in der Tertiärzeit ansehen. Unsere Lytta vesicatoria L. lebt auf Flieder und Eschen , überhaupt Oleaceen ; wahr- scheinlich lebte daher die fossile Art in Oeningen auf einer analogen Pflanze ; doch ist bis jetzt keine solche dort aufgefunden worden. > LH. Meloe L. 2. Meloe Podalirii m. Taf. V. Fig. 7. Ein Exemplar von Radoboj. Ist ganz flach gedrückt und zum Theil von einem Kalksinter bedeckt , welcher sich auf diesem Steine abge- setzt hat. Ganze Länge 6% Lin. ; Länge des Vorderrückens % Lin.; Breite vorn *) Wahrsclieinlicti ist dies Tliier die Meloe Proscarabaeus Karg, welche er (Scliwäbisclie üenliscbriften S. 40) aus der Meersburgiscben Sammlung erwähnt. - 160 - 1 Lin. Länge von der Basis der Flügeldecken bis zum Leibende 5 Lin. Breite des Leibes, wo er am breitesten, '2% Lin. Vom Kopf ist nur die Basis erhalten ; er ist dort etwas breiter , als der Thorax und zugerundet ; er scheint ziemlich lang gewesen zu sein , doch treten weiter nach vorn nur Fragmente hervor. Der Vorderriicken ist sehr kurz, hinten und vorn abgestutzt und am Grunde etwas verschmälert ; die Seiten sind ziemlich gerundet. Am Grunde bemerkt man eine Querlinie ; oben war er stark gerunzelt. Der Leib ist verhältnissraässig lang und dick , und vorn und hinten ganz stumpf zugerundet. Die Flügeldecken sind kürzer, als der Hinterleib , doch ist ihre hintere Grenzlinie nur sehr undeutlich abgesetzt und daher ihre Form nicht genau zu bestimmen ; sie scheinen tief gerunzelt gewesen zu sein ; weiter nach hinten erkennen wir drei Abdominalsegmente , die zwei ersten von diesen sind kurz und breit, das dritte länger, hinten aber theilweise zerstört, daher man dort das Schwanzsegment nicht sieht. An der linken Seite treten bei den beiden hintersten Segmenten die umgeschlagenen Ränder der Bauchplatten hervor. Das ganze Thier scheint schwarz gefärbt gewesen zu sein , wenigstens zeichnet sich das fossile durch seine dunkelschwarze Färbung aus. So weit eine Vergleichung mil jetzt lebenden möglich , scheint unsere Art mit der Meloe rugosa Mshm. am nächsten ver- wandt zu sein , von welcher nicht selten Exemplare vorkommen , die auch in der Grösse mit der fossilen Art übereinstimmen. Meloe rugosa ist durch einen grossen Theil Europas verbreitet , besonders häufig aber in der zona mediterranea. X. Zunft: Stenelyti'en. Drei und zwanzigste Familie: Cisteliden. LIII. Cistela L. 1. Cistela Dominula m. Taf. V. Fig. 8. Pronoto antice profunde sinuato, anterius paulo angustato; elytris ob- solete strioiatis, abdomine obtuso. Ganze Länge ü'/i Lin. Ein Exemplar, nebst Abdruck, aus der Sammlung des Herrn Hofrath von Seyfried; die Flügeldecken sind auf die Seite geschoben und nur der — 161 - rechte grossentheils erhalten. Ein zweites, ganz undeutliches, Exemplar in der Lavater'schen Sammlung. Kopf verhältnissinässig lang, an seiner Spitze ein kleines viereckiges Plättchen, wel- ches wohl die Oberlippe darstellt; die Augenhöhlen sind von einem dunklen Bande um- geben und sehr deutlich ; sie sind rundlich und stehen nahe beisammen ; das Hinterhaupt ist verhältnissmässig lang. Der Vorderrückeu ist kurz, der Hinterrand indessen zerrissen ; der Vorderrand ist tief ausgebuchtet; die Seiten sind gerundet und nach vorn zu etwas verschmälert; die Ecken sind spitzig, besonders die vorderen. Die Form der Flügel- decken ist nicht genau zu bestimmen , da die einzige erhaltene auf der Nahtseile und an der Spitze zerstört ist; sie scheinen indessen elliptisch gewesen zu sein. An der Ober- seite gewahren wir einige undeutliche , sehr feine Streifen. An der Brust bemerken wir vorn die zwei zusammengehenden Hüften der Mittelbeine und vor denselben die Mittel- brust; hinter denselben die Platten der Hinterbrust; es tritt hier eine grosse mittlere Platte auf (Metasternum) , welche durch eine schwache Längslinie getheilt ist, und zwei schmale Seitenplatten. Hinter derselben treten die Hüften und an diesen die Schenkel hervor. Am Hinterleib erkennen wir fünf Binge, die ersten zwei sind etwas länger, als die drei folgenden und besonders als die zwei letzten. Der letzte ist stumpf zugerundet. Die zwei letzten Segmente sind durch eine schmale Spalte von dem übrigen Abdomen abgetrennt. Von den Beinen tritt nur das linke Vorderbein etwas deutlicher hervor, doch nur der Schenkel und der Anfang der Tibia. Die fadenförmigen Fühler dagegen sind wohl erhalten , nur die Gliederung ist undeutlich und nur unvollkommen zu erkennen ; es scheinen indessen alle Glieder cylindrisch zu sein und die Glieder waren demnach fadenförmig. Hatte die Grösse der Cistela murina F. , der sie verwandt sein dürfte. Vier und zwanzigste Familie: Helopiden. UV. Helops F. 2. Helops Meissneri m. Taf. V. Fig. 9. Ein Stück aus der Carlsruher Sammlung, stellt Fragmente des Kopfes und des Vorderrückens und eine Flügeldecke, und zwar nur im .4b- druck, dar. 2J - 162 - Ganze Länge 8 Vi Lin.; Länge des Kopfes 1% Lin., Breite eben so; Vorderrücken fast von derselben Länge; Flügeldecken 5 Vi Lin., Breite der- selben in der Mitte 2'/2 Lin. Der Kopf ist stark zerdrückt und darum seine Form nicht mehr genauer zu bestim- men ; er scheint gross gewesen zu sein ; auf der linken Seite dürfte das durch eine Linie abgegrenzte Stück als Oberkiefer zu deuten sein und das Plättchen daneben vielleicht als Oberlippe. Der Vorderrücken ist verhältnissmässig ziemlich klein , nach vorn zu erwei- tert, mit gerundeten Seiten und spitzigen Vorderecken; die Hinterecken sind rechtwin- kelig ; die zwei mittleren Linien bezeichnen die Grenze des umgeschlagenen Randes ; die schief gehende Linie rechts begrenzt die rechte Seitenplatte nach unten. Die Flügeldecke ist länglich oval , von der Schulter an bis über die Mitte hinunter gleich breit und ver- schmälert sich dann allmäblig gegen die stumpfe Spitze zu. Wir bemerken auf derselben neun Linien, von denen die äusserste dem Rande sehr genäherte, sehr schwach ist, die folgenden fünf ganz deutlich, drei innere dagegen nur mit Mühe zu erkennen sind; längs der Naht hat die Decke eine Längsfuge. An der Spitze der Decke verwischen sich die Streifen, so dass ihr Auslauf nicht verfolgt werden kann. Am Aussenrand, etwa bei % Länge des Flügeldeckens , beginnt ein schwacher Eindruck , welcher nach dem zweit- äussersten Streifen herüber läuft und diesem bis gegen die Spitze der Decke folgt. Die Linien erscheinen bei gehöriger Vergrösserung als sehr fein gekerbte hervorstehende Kanten; es waren sonach (die Decke ist nur im Abdruck da) die Flügeldecken fein ge- streift und diese Streifen sehr fein gepunktet. Die Form der Flügeldecken erinnert an einen Carabus; allein bei keinem Carabus haben wir eine solche Streifung, wohl aber erinnert diese an diejenige von Helops, we- nigstens insofern, dass der äusserste Streifen dem Bande sehr genähert ist und von diesem Rande, an der hinteren Partie der Decke, eine Querfalte ausgeht. Der H. Sar- deus Dahl kann auch in der Flügeldeckenform und Form des Thorax mit dem fossilen Thiere verglichen werden. Ich bringe es um so weniger zu Carabus, da fast alle Oe- ninger Thiere zu geflügelten Gattungen gehören. Dem Andenken des um die schweizerische Entomologie vielfach verdienten Professor Meissner, in Bern, gewidmet. — 163 - Fünl' und zwanzigste Familie: Salpingiden. LV. Mycterus Clairv. 3. Mycterus molassicus m. Taf. V. Fig. 10. Oeningen. Ein unvollständiges Exemplar aus der Lavater'schen Sammlung. Auf den ersten Blick glaubt man einen Rüsselkäfer vor sich zu haben, indem von dem Kopfe eine schwarze Linie ausläuft, die ganz die Form eines Rüssels hat. Eine genauere Untersuchung zeigt aber, dass diese Linie zufällig ist, und von einem dünnen cylindrischen Körper herrührt, der sich bis zu den Flügeldecken fortsetzt. Ganze Länge 5'/4 Lin., Länge des Vorderrückens fast 1 Lin. , Breite desselben vorne 1% Lin., Länge der Flügeldecken fast SVi Lin., Breite der einzelnen am Grunde 1 Lin. Kopf nach vorn zu etwas verschmälert und vorn stumpf, dort abgebrochen. Vor- derrücken viel breiter als lang , nach vorn zu verschmälert , mit stumpfen Ecken. Flügel- decken vorn etwas über einander geschoben , hinten auseinander laufend. Die Nahtlinie gerade , Schulter abgerundet , von dort die Bandlinie ein Stück weit mit der Naht pa- rallel laufend, hinter der Mitte aber sich stumpf zurundend. Die Flügeldecken sind fein , aber äussert dicht punktirt , am Rande nach herunter läuft eine zarte Linie und zwei andere finden sich im Mittelfeld , die aber äusserst fein sind und vom Grunde bis kaum zur Mitte herabreichen. Die vordere Partie des Kopfes , welche Mycterus so sehr auszeichnet , ist leider nicht erhalten und es ist nur die Form des Vorderrückens und der Flügeldecken, dann die Sculptur dieser letzteren, welche mich zu dieser Deutung geführt hat, auf die ich keinen grossen Werth legen will. Von Atopa, an welche Gattung man auch denken könnte, unterscheidet sie die ganz andere Punktnr der Flügeldecken. XI. Zuiift: Longicornen. Sechs und zwanzigste Familie: Cerambyciden. LVl. Clytus F. 1. Clytus melancholicus m. Taf. V. Fig. 11. - 164 - Länge des Kopfes Vi Lin., des Vorderrückens IVi Lin., der Flügel- decken fast 4'/2 Lin., vom Grunde der Flügeldecken bis zur Leibspitze 5*/) Lin., also ganze Länge des Thieres 7V4 Lin. Oe Hingen. Ein Exemplar in der Sammlung des Herrn von Seyfried. Kopf vom Thorax getrennt und auch dieser etwas vom übrigen Leib ent- fernt. Fühler fehlen, ein schmales fadenförmiges Körperchen, das neben dem Kopfe liegt, kann nicht zum Fühler gehören. Von den Beinen nur die Hüften und ein Theil der Schenkel erhalten. Das Thier hat eine seit- liche Lage. Der Kopf hat eine schiefe Lage. An seinem Vorderrande treten uns die zwei kur- zen, starken, dreieckigen Oberkiefern entgegen und ob denselben ein breitliches Plättchen, die Oberlippe (Fig. 11. b.). Zwei nur schwach angedeutete, runde dunkle Flecken bezeichnen die Stelle, wo die grossen Augen gestanden. Der Vorderbrustring ist so stark zusam- mengedrückt , dass die ursprüngliche Form desselben schwer auszumitteln ist. Wir sehen nur einen braunen Flecken , der am Grunde am breitesten ist und nach vorn zu sich verschmälert ; die obere Partie rührt vom Vorderrücken her , hat eine dunklere Farbe und ist tiefer punktirt ; die weiter nach unten liegende steht nicht deutlich von der oberen ab und ist wohl von dem umgeschlagenen Seitenrand des Vorderrückens gebildet. Von den Flügeldecken sieht man die eine in ihrer ganzen Breite , von der anderen nur einen schmalen Streifen. Es sind diese Flügeldecken etwas kürzer, als der Hinterleib und verschmälern sich von der MiUe an, in einer sanften Bogenlinie nach der Spitze ver- laufend. Neben der Vorderbrust haben wir den ziemlich verdickten Vorderschenkel ; weiter nach hinten ein Stück des Mittelbeinschenkels und dort näher der Decke ein Stück des Mesosternums ; auf dieses folgt ein längliches Plättchen, welches als Metasler- num zu deuten ist , an welchem wir die Hüfte und Trochanter des Hinterbeines bemerken. Auf den Flügeldecken bemerkt man Andeutungen eines Hinterbeines , welches ziemlich gross gewesen zu sein scheint. Der Hinlerleib tritt am Bande der Flügeldecken hervor ; wir erkennen, bei sorgfältiger Untersuchung, fünf Bauchsegmente, das erste ist das längste , die zwei folgenden kürzer und unter sich gleich lang ; von diesen lassen sich die Trennungslinien auch über den Bücken verfolgen, indem diese durch die Flügel- decken durchscheinen; das vierte Segment ist wdeder etwas länger, das fünfte stark Terschmälert. — 165 — Scheint dem Clytus liciatus Seh. nahe zu stehen ; ist indessen nicht «^ut genue er- halten , um eine genaue Vergleichung mit diesem oder einer andern Clytusart zu gestatten. Sieben und zwanzigste Familie: Lamiarien. LVII. Mesosa Serv. 2. Mesosa Jasonis m. Taf. V. Fig. 12. Pronoto brevi, inermi; elytris confertim subtilissime punctatis. Ganze Länge 8V4 Lin. , des Kopfes IV4 Lin.; Breite desselben fast 2 L.; Fühler, erstes Glied 1% Lin. lang, das dritte, vierte und fünfte etwas länger; Länge des Vorderrückens 1'/, Lin., Breite desselben etwas über 2V4 Lin.; Länge der Flügeldecken 6 Lin., Breite der einzelnen 1'/, Lin. Vorderbeinschiene 2 Lin. lang, Hinterschiene stark SV^ Lin. Ein Exemplar in der Carlsruher Sammlung. Gehört zu den am voll- ständigsten erhaltenen Käfern Oeningens, ist aber stark von Steinsubstanz bedeckt und dadurch unkenntlicher geworden. Kopf vorn ganz stumpf, fast gestutzt, mit gerundeten Seiten, steht also wohl senk- recht ; er ist gegen die Basis zu heiderseits etwas zusammengezogen und dann wieder sich erweiternd; die Seiten des Kopfes sind also beiderseits etwas ausgebuchtet. Dort bemerkt man eine Zahl feiner Querrunzeln, welche schief nach vorn zu verlaufen. Der Vorderrand hat einen tiefen Quereindruck. Der Vorderrücken ist sehr kurz, aber so stark zerdrückt, dass seine Form schwer zu bestimmen ist; die Grundlinie verläuft fast gerade, die vordere Grenzlinie ist schwach geschweift, die Seiten scheinen gerade zu verlaufen. Dornen sind keine bemerkbar. Die Sculptur ist nicht anszumittcln. Vom Mittelbrustring erkennt man ein dreieckiges, sehr schwach abgesetztes Stück, das Schildchen ; die übrigen Stücke gehören der Brustseite an. An diese Partie lehnt sich das breite grosse Metasternum an; es besteht aus zwei getrennten Platten und ist sehr dicht punktirt; jederseits lehnt sich an dieselbe eine lange schmale Platte, das Epi- sternum. Der Vorderrand des Metasternums ist in der Mitte in einen dreieckigen kleinen Dorn verlängert, und jederseits neben demselben ausgeschweift. - 166 - Die Flügeldecken haben gerundete, etwas hervorstehende Schulterecken , laufen dann bis nach hinten mit last parallelen Seiten und runden sich hinten ganz stumpf zu, sind dort weder gestutzt noch ausgerandet. Die Sculptur ist undeutlich, doch sieht man, dass sie dicht mit sehr feinen Punkten besetzt waren; an der Schulter sind diese Punkte etwas tiefer als weiter nach hinten. Neben der Spitze der linken Decke an ihrem Naht- rande steht ein kleines Stück des Flügels hervor. Abdominalsegmente sind fünf; das erste ist etwas länger, als die drei folgenden, unter sich fast gleich langen, das letzte rundet sich stumpf zu. Die Fühler sind grossentheils erhalten, aber ganz von Steinsubstanz bedeckt. Der rechte ist deutlicher als der linke , und von ihm sind auf der einen Platte sechs , auf der andern neun Glieder erhalten*;. Das erste ist lang und ziemlich dick, das zweite sehr kurz , die zunächst folgenden noch etwas länger als das erste, und cjlindrisch. Es müssen die Fühler beträchtlich länger als der Körper gewesen sein, indem die ganze Körperlänge nur bis zur Mitte des siebenten Fühlergliedes reicht. Die Beine sind sämmtlich erhalten, allein auch von Steinmassc eingehüllt; die Schenkel sind stark, in der Milte etwas verdickt; die Hintcrschenkel sind länger als die vorderen und mittleren; am linken mittleren gewahrt man eine ziemlich dichte Behaarung; die Schienen sind fast cjlindrisch , nach aussen nur wenig verdickt. Die Schienen der Hinterbeine sind bedeutend länger, als die der übrigen Beine. Die Tarsen sind kurz und breitgliederig. Beim Vorderl'uss ist das erste Glied nach aussen zu erweitert , das zweite fast herzförmig , das dritte lief zweilappig und das vierte kleine , walzenförmige Endglied grossentheils uraschliessend. Aehnliche Form haben die Mittelfüsse ; am rechten sieht man eine ziemlich dichte Haarbekleidung. Nur sehr undeutlich ist der Hintertarsus, doch sehen wir, dass das erste Glied etwas länger ist, als das zweite, und das dritte ebenfalls tief zweilappig. Der vorn fast abgestutzte und wie es scheint, senkrecht gestellte Kopf, wie die Form der Füsse, weisen diesem Thiere seine Stellung unter den Lamiarien an, und die langen Fühler, der unbewaffnete Vorderrücken, die hinten weder ausgerandcten , noch abge- stutzten Flügeldecken die Gattung Mesosa Serv. Sie kann in der Tracht mit Mesosa ne- bulosa F. verglichen werden, ist aber viel grösser, hat einen verhälthissmässig kürzeren Vorderbrustring und auch verhältnissmässig längere Fühler. *) Bei der vergrösserleo Figur (Taf V. 12. b) siud die drei letzten Glieder von dem Abdrucli her- über genommen. Daher jener Fübler neun Glieder erhielt, während auf dem Steine nur sechs und der Anfang des siebenten zu sehen ist. — 167 — LVllI. Acanthoderes Serv. 3. Acanthoderes Phrixi m. Taf. V. Fig. 13. Pronoto lateribus spinoso, evidenter punctato; elytris sparsim profunde punctalis, apice obtusis. Ganze Länge S'/s Lin. Länge des Kopfes % Lin. Breite fast 1% L. Länge des Vorderrückens fast l'/g Lin. Länge der Flügeldeciven SV^ Lin. Breite beider an der Schulter 2V4 Lin. Badoboj. Sammlung von Grätz. Ein wohl erhaltenes Exemplar, welches das Thier von der Oberseite darstellt. Kopf kurz und breit und vorn ganz stumpf, fast gestutzt , daher in senkrechter Lage. Eine hintere Partie ist gewölbt ; erscheint als eine gewölbte Ouerkante. Vorderrücken kurz, vorn und hinten ziemlich gerade abgestutzt; die rechte Seite stark zerdrückt, die linke dagegen wohl erhalten. Dort tritt ein Dorn deutlich hervor, welcher vorn spitzig ist, gegen die Basis aber sich stark verbreitert. Die Vorder- und Hinterecken des Vorderrückens sind ziemlich scharf und der Dorn beginnt bald vor der Hinterecke. Die Oberseite ist mit ziemlich tiefen Punkten bestreut , gegen den Dorn zu reihen sie sich zu Strichelchen zusammen , welche gegen die Spitze des Dornes convergiren. Von den Flügeldecken ist die rechte ganz erhalten , von der linken dagegen die hintere Partie weggebrochen , wo die Abdominalsegmente zum Vorschein kommen. Die Schultern stehen nur wenig hervor und die Seiten verlaufen ein Stück weit ziemlich ge- rade und runden sich dann nach hinten zu. Die Spitze ist stumpflich, weder abgestutzt noch ausgerandet. Die vordere Hälfte ist mit sehr tiefen , aber ganz zerslreulen Punkten besetzt, nach hinten zu werden diese Punkte viel weniger tief, stehen aber dichter. Sie sind dunkel grauschwarz gefärbt, mit einzelnen helleren Stellen, wodurch sie marmorirt erscheinen. Der linke Fühler ist fast ganz erhallen. Das erste Glied hat seine natürliche Lage am Kopf, ist gross und nach aussen zu etwas verdickt; die übrigen Glieder sind von diesem getrennt und liegen auf der rechten Seite des Thieres in stark gebogener Lage. Sie alle. sind cjlindrisch und die sieben ersten fast von gleicher Länge, las achte und neunte sind abgetrennt und etwas kleiner. Es fehlt also am Fühler nur ein einziges Glied, nämlich das zweite, welches ohne Zweifel sehr kurz war. Das siebente, achte, neunte und zehnte Glied sind zur Hälfte weisslich , zur anderen äusseren Hälfte aber - 168 - schwarz gefärbt; sie waren also geringelt. Setzen wir die Glieder zusammen (Taf. V. Fig. 13. c), so sehen wir, dass die Fühler länger als der Körper sind. Von den Beinen ist ein Vorderbein theilweise, ein Hinterbein fast ganz erhalten. Die Sehenkel sind stark, in der Mitte sehr verdickt, die Schienen massig lang und nach aussen zu etwas dicker werdend. An der Hinterschiene sind die Haare erhalten , welche ziemlich dicht dieselbe bekleiden. Am Hintertarsus ist das erste Glied doppelt so lang, als das zweite kurze, und das dritte ist zweilappig verkehrt herzförmig. Durch die Flügeldecken scheinen die Hüften der Mittelbeine durch und eben so treten die der Hinterbeine hervor. Das Hin- terbein ist blassgelb gefärbt; der Schenkel mit einem dunkleren mittleren Flecken und die Schiene an der Spitze schwarz gefärbt. Die fünf Abdominalsegmente sind alle fast von gleicher Länge. Steht dem Acanthoderes varius F. nahe ; hat dieselbe Grösse und , wie es scheint, auch Färbung gehabt; dagegen sind die Fühler etwas länger, die Flügeldecken waren etwas dichter punktirt und hinten nicht gestutzt. Acanthoderes varius F. lebt in Nadel- holzwäldern. LIX. Saperda F. 4. Saperda (Compsidia) Nephele ni. Taf. VI. Fig. 1. Pronoto profunde rugoso-punctato; elytris elongatis, apice integris, obtusis, profunde punctatis, punctis margine seriatis. Ganze Länge IVi Lin. , Länge des Kopfes Vs Lin., Breite desselben 2 Lin.; Länge der Flügeldecken 5% Lin., Breite der einzelnen an der Schulter IV4 Lin., hinten 1 Lin. Oeningen. Ein Exemplar aus der Sammlung des Herrn von Seyfried. Stellt das Thier mit offenen Flügeldecken und ausgebreiteten Flügeln dar. Der rechte Fühler ist gebrochen und von der rechten Decke der grössere Theil ganz in Steinmasse eingehüllt; die linke hat ihre natürliche Wölbung behalten und zeigt die Sculptur ausnehmend schön. Der Kopf ist kurz und breit und nur undeutlich vom Thorax getrennt. Die Augen sind zwar stark zusammengedrückt, doch so wohl erhalten , dass die Facettenbildung sehr deutlich hervortritt (Fig. 1. b). Der nicht von den Augen eingenommene Kopflheil ist tief runzlig punktirt. - 169 — Der Thorax ist fast ganz zerstört. Doch ist ein Streifen des Vorderriickens , welcher ganz nahe an den Kopf sich anschliesst, erhalten und dieser ist grob runzlig punktirt, welche Sculptur ohne Zweifel den ganzen Vorderrücken eingenommen hat. Vom Mittel- brustring ist ein Stück des nach der linken Seite verschobenen Mesosternums erhallen, welches die beiden genäherten Hüften der Mitlelbeine trennt, und vom hintern Bruslring das Metasternum , welches ebenfalls eine kleine Spitze zwischen die Mittelhüflen treibt. Es ist durch eine Längslinie in zwei Hälften getheilt. Die Flügeldecken sind lang und schmal, von der Naht bis an das Rippchen ziemlich flach, von dort an aber bis an den Rand steil abfallend; der Aussenrand läuft mit der Nahtlinie ziemlich parallel und biegt sich erst zuhinterst nach der Nabtecke herüber und zwar in einer regelmässigen Bogenlinie; die Spitze der Flügeldecke ist daher stumpf zu- gerundet , mit einer schwachen Nahtecke. Am Grunde sind die Flügeldecken am brei- testen , verschmälern sich aber nach hinten zu nur sehr wenig. Am Aussenrande ver- laufen zwei schwach hervorstehende Rippchen. Zwischen denselben haben wir eine Reihe von Punkten , welche an der Schulter tief sind , nach hinten zu aber allmählig an Tiefe abnehmen. Eine zweite Reihe von Punkten liegt ausserhalb des äusseren Rippchens , auf welche noch eine dritte folgt , die aber nur theilweise zu sehen ist , da dort die Decke in den Stein einläuft. Näher der Naht zu unterscheiden wir neben dem inneren Rippchen noch eine ähnliche Punktreihe , dann aber folgen unregelmässig gestellte Punkte , welche dieselbe Tiefe haben , wie die näher dem Rande zu gelegenen und in gleicher Weise nach hinten zu seichter werden und an der Flügeldeckenspitze sich fast ganz verwischen. Von den Flügeln ist nur der rechte erhalten. Er ist länger als die Flügeldecke und von ansehnlicher Breite; an der Basis indessen und am ganzen ]\ahlrande zerstört. Es ver- laufen über denselben drei stark hervorstehende Rippen. Eine nächst dem Rande stellt die Randrippe dar, die auf diese folgende die äussere Mittelader; jede derselben sendet nach dem äusseren Mittelfelde ein rücklaufendes, kleines Aeslchen aus, das aber nur sehr schwach ausgedrückt ist. In dem Spitzenstück dieses Feldes bemerken wir noch zwei feine divergirende Rippchen, von denen das äussere wohl als rücklaufendes Aestchen des apicalen Theiles der Randrippe zu betrachten , das innere aber als vorlaufender Ast der äusseren Mittelader. Die dritte stärkere Rippe des Flügels ist ohne Zweifel die innere Mittelader. Zwischen dieser und der äusseren Mitlelader haben wir noch die An- deutung von zwei abgekürzten Aedercheri , welche nach dem Rande verlaufen und auf dem Abdrucke deutlicher hervortreten, als auf dem Hauptsteine. Am Hinterleib treten uns sechs Segmente entgegen. Das erste ist in der Mitte 22 170 zwischen den Hüften der Hinterbeine etwas verlängert; die drei folgenden sind kürzer und unter sich von fast gleicher Länge, das fünfte ist bedeutend länger; kurz dagegen ist das sechste, stumpf zugerundete. Ohne Zweifel haben wir die Bauchplatten vor uns, da die Rückenplatten der Saperden sehr zart und hautig sind. Nur die letzte ist horn- artig; wahrscheinlich ist diese etwas zurückgeschoben und bildet das fünfte Segment, über welches der Rand des fünften Bauchsegmentes hervorsteht und so das sechste Seg- ment unseres Thieres bildet. Denn ohne allen Zweifel hatte es nur fünf ßauch- segmente. Von den Fühlern sind die meisten Glieder erhalten. Das erste ist stark , nach aussen zu schwach verdickt; das zweite sehr kurz, das dritte ist kaum länger als das erste; das vierte etwas kürzer und die zunächst folgenden fast von derselben Länge. Von den Beinen sind ein Mittelschenkel und die Hinterbeine erhalten. Die Schenkel sind lang und fast cylindrisch , die Schienen dagegen kurz und nach aussen zu etwas verdickt. Die Hinterfüsse so undeutlich , dass nur so viel zu sehen , dass das vorletzte Glied zweilappig war. Die Punktur der Flügeldecken, ihre tiefen, am Aussenrand in Reihen gestellten Punkte , wie auch die Art der Wölbung derselben erinnern an Saperda oculata F. und Verwandte Die Gruppe, zu welcher aber diese Saperda gehört (Oberea Meg.), hat hinten abgestutzte Flügeldecken und kürzere Hinterschenkel ; überdies ist das dritte Füh- lerglied bedeutend länger als das erste und das Längenverhältniss der Abdominalsegmente ist ein anderes , wie denn auch der Hinterleib länger und schmäler ist. Am nächsten scheint sie der Saperda populnea F. *zu stehen. Sie ist zwar viel grösser und die Punktur viel zarter und regelmässiger , kommt aber mit ihr in der Tracht , im Längenverhältniss der Abdominalsegmentc und darin , dass das dritte Fühler- glied wenig länger ist, als das erste, und in den hinten auf gleiche Weise zugerundeten Flügeldecken überein. Bei Saperda scalaris und den Verwandten ist das dritte Fühler- glied bedeutend länger und die Flügeldecken sind äusserst zart punktirt ; bei der Saperda carcharias (Anoerea) sind letztere an der Schulter viel mehr erweitert, und die Punktur ist ganz unregelmässig. Nicht zu übersehen haben wir indessen , dass in der Berippung der Flügel das fossile Thier von Saperda populnea abweicht. Bei den Bockkäfern haben wir eine starke Rand- und äussere Mittelader und ein langes äusseres Mittelfeld, dagegen ein kurzes Spitzen- stück, welches durch eine Ouerfaltung eingefaltet ist*). Die innere Mittelader ist in der *) Im .4.derverlaur der Flügel zeigen die Longicorneo , besonders die Prionen, einige Anuäliernng an — 171 — Regel viel schwächer und auf dem inneren Mittelfeld verlaufen zwei (z. B. Saperda vi- rescens Aut.), oder drei (z. B. bei Saperda oculata und S. populnea), oder selbst vier (Saperda scalaris) abgekürzte Aederchen , welche als Aesle der Mitteladern zu betrachten sind. Die Vena analis nähert sich in der Mitte der inneren Mittelader und ist dort durch einen Querast mit ihr verbunden, oder setzt sich selbst nicht weiter von dort fort, wie bei Saperda scalaris. In dem Spitzenstück des äusseren Mittelfeldes haben wir bald keine Aederchen, so bei Saperda scalaris und S. populnea , oder aber wir haben die zwei beim fossilen Thiere bezeichneten, wie bei Saperda oculata und S. carcharias. Wenden wir nun das Gesagte auf den fossilen Flügel an, so werden wir finden, dass sein Aderverlauf mit dem der Saperden in allen wesentlichen Punkten übereinstimmt, nur wird die Hinterader nicht gesehen. Durch die zwei Aederchen des Spitzenstückes weicht er aber von Saperda populnea ab , und eben so darin , dass er nur zwei abge- kürzte Adern in dem inneren Mittelfeld hat, dagegen stimmt er in jenen Aederchen des Spitzenstückes mit der Saperda oculata überein , bei welcher ferner von den drei Adern des inneren Mittelfeldes eine so kurz und klein ist, dass sie sich leicht verwischen konnte. Also in den Flügeladern stimmt das fossile Thier mehr mit Saperda oculata, wie auch in der mehr regelmässigen Punktur der Decken überein; allein die oben an- gegebenen Gründe lassen es nicht in diese Abtheilung bringen. Die Saperda populnea F. lebt als Larve im Stamme der Pappeln und zwar, wie es scheint, nur in der Aspe (Populus Tremula L.) und ist durch ganz Europa verbreitet. 4. Saperda Absyrti m. Taf. VI. Fig. 2. Eine Flügeldecke aus Radoboj, welche zwar wohl erhalten ist, allein keine so charakteristische Form zeigt, dass ich mit Sicherheit die Gattung bezeichnen könnte, der das Thier, dem sie angehört hat , einverleibt werden muss. Dass die Flügeldecke von einem Bockkäfer herrühre , scheint mir ihre Form und Sculptur wahrscheinlich zu machen. Sie ist ziemlich lang (41/4 Lin.) und hat fast parallele Seiten, ist aber an der Schulter abgerundet und eben so am Hinterende allmählig zugerundet. Ihre Breite beträgt eine starke Linie , von der Schulter bis gegen das Ende hin. Sie ist ziemlich stark gewölbt und nach dem Rande zu stark abfallend. Eine feine Linie läuft unmittelbar am Rande die Baprestiden , mit denen sie auch in der Traclit der Larven übereinstimmen. Sie weichen indessen durch die Art der Eiufaltung des SpitzenstUclis von denselben ab. - 172 — nach herunter , eine andere unmittelbar neben der Naht. Drei feine Längsstreifen be- ginnen hinter der Mitte der Flügeldecke und laufen gegen den Rand. Die Schulter ist etwas aufgetrieben. Die ganze Oberfläche ist sehr fein, aber sehr dicht punktirl. Auf demselben Steine liegt auch die andere Flügeldecke dieses Thieres, aber in um- gewendeter Lage, und an einer andern Stelle ein braungelbes Plättchen , das ich für die Vorderseite des Kopfes halte; er ist an der oberen Seite abgerundet, auf der entgegen- gesetzten verschmälerten aber abgestutzt, an diesem abgestutzten Rande stehen zwei dreieckige Körperchen hervor, welche wahrscheinlich von den Oberkiefern herrühren. Die Form des Kopfes ist ganz wie bei den Saperden und auch die Form und Wölbung der Flügeldecken erinnert an diese Gattung , zu welcher unser Thier gehören dürfte. Sie würde zu den kürzeren breiteren Formen gehören. Xll. Zunft: Rhyiichophoren. Die Rhjnchophorcn sind , wo der Kopf erhalten ist , an der Rüsselbildung leicht zu erkennen ; wo aber dieser fehlt , gibt uns auch hier der Verlauf der Streifen oder Punkl- reihen auf den Flügeldecken ein wichtiges Erkennungsmiltel an die Hand. Doch sind diese Verhältnisse hier verwickelter, als bei den übrigen Familien , worauf wir hier noch aufmerksam machen müssen. Bei allen gehen die Streifen hinten, an der Flügeldecken- spitze, zusammen, oder convergiren doch dort gegeneinander, und was die Rüsselkäfer besonders auszeichnet , das innere Mittelfeld ist hinten nicht geschlossen , wogegen die näher dem Aussenrand liegenden Felder häufig geschlossen und zudem fast immer länger als die innern Felder sind; ferner treten hier geschlossene Striemen auf, was sonst meines Wissens, mit Ausnahme der Chrysomelinen , bei keiner andern Käferfamilie vorkommt. Bei allen Curculioniden , bei denen überhaupt Streifen oder Punktreihen vorkommen, haben wir normal zehn derselben; wo nur neun oder noch weniger zu sehen sind, rührt dies von dem Obsoletwerden der Randstreifen her. Es gehören also die Flügeldecken der Rüsselkäfer, hinsichtlich ihrer Sireifung, in die erste der S. 94 aufgestellten Klassen. In der Art und Weise, wie aber die Streifen die Felder und Striemen umgeben, weichen sie sehr unter sich ab. So weit meine Untersuchungen reichen, glaube ich folgende Hauptweisen unterscheiden zu können. 1) Das äussere Mittelfeld ist geschlossen und zwar vorn wie hinten ; der fünfte und sechste Streifen schliessen dasselbe ein, so bei Larinus, Bruchus , Anthribus , Plaljrrhi- nus, Attelabus, Brachjtarsus , kurz den meisten Atlelabiden (Orlhoccraten Schoenh.). — 173 — Sehen wir hier nun aul den Auslauf der Streifen , werden wir bemerken , dass conver- giren oder auch ganz in einander münden: Streifen fünf und sechs, vier und sieben, drei und acht , zwei und neun , eins und zehn ; allein überdies schliessen sich hinten die Felder oder Striemen noch ab; dies aber in verschiedener Weise: a. Es ist ausser dem äusseren Mittelfeld auch das Schulterfeld und Bandfeld ge- schlossen, und eben so das Nahtfeld. Hier sind also weiter Streifen sieben und acht, und neun und zehn aussen verbunden, wie eins und zwei. Das Nahtfeld und Randfeld sind länger als die übrigen Felder und stossen aussen aneinander und zwar so , dass dort Streifen eins und zehn, und zwei und neun an einander gehen; das äussere Mittel- feld ist das kürzeste und von dem Schulterstriemen und äusseren Mittelstriemen um- schlossen; der vierte Streifen läuft hinten zum siebenten. Es sind also hier, mit Aus- nahme des inneren Mittelfeldes, alle Felder hinten geschlossen; die Striemen dagegen laufen frei aus. .Vis Beispiel dient Larinus. b. .Sehnlich wie bei a, allein das äussere Mittelfeld ist wohl vorn geschlossen, hinten dagegen zuweilen nicht vollständig, wogegen der äussere Mittelstriemen hinten durch das Zusammengehen von Streifen vier und fünf fast schliesst, nähert sich daher sehr der zweiten Hauplweise der Streifenbildung. Das Schulterfeld ist hinten auch nicht vollstän- dig geschlossen , dagegen verbindet sich Streifen vier und sieben , und drei und acht, indem also das innere Mittelfeld und das Schulterfeld aussen zusammeustossen; dasselbe ist der Fall mit dem Bandfeld und Nahtfeld , die sehr schmal sind und nach hinten sich zuspitzen. So bei Lixus. c. Das äussere Mittelfeld geschlossen , die übrigen Felder wie Striemen dagegen hinten offen, doch mit convergirenden Streifen, und zwar so, dass vier und sieben aussen sich verbinden , so dass die äussere Mittelstrieme und Schulterstrieme aussen in- einander laufen, z. B. Sphenophorus. d. Das äussere Mittelfeld vorn und hinten geschlossen , kurz und von der Plaga externo - media und Plaga scapularis ganz umschlossen ; das Schulterfeld ist hinten offen, die Plaga mediastina dagegen hinten geschlossen. Es sind somit aussen verbunden : Streifen fünf und sechs , und acht und neun , aber auch vier und sieben , indem der äussere Miltelstriemcn und Schulterstricraen aussen ineinander münden, üeberdies laufen drei und acht aussen zusammen und zwei und neun, indem die Plaga mediastina und Plaga interno- media aussen zusammeustossen und eben so die Area externo- media und Area scapularis. So bei Bruchus, besonders schön bei Bruchus Palmarum. 2) Das äussere Mittelfeld ist hinten offen, und Streifen vier und fünf sind aussen - 174 - verbunden ; dies ist der gewöhnlichste Fall bei den eigentlichen Curculionidcn. Wir unterscheiden hier wieder folgende zwei Weisen : a. Das innere und äussere Mittelfeld münden aussen in einander und umgeben den kurzen, hinten geschlossenen äusseren Mittelstriemen; der innere Mittelstriemen und der Schulterstriemen fliesscn aussen ineinander; das Schulterfeld ist vorn und hinten ge- schlossen und lang; das offene Naht- und Randfeld laufen hinten ineinander. Es sind hier hinten verbunden: Streifen eins und zehn, zwei und neun, dann drei und sechs, vier und fünf, sieben und acht. Diese Art der Streifung scheint am häufigsten vorzu- kommen; sehr schön sieht man sie bei Phjllobius , Poljdrosus , Tanymecus , Ghloro- phanus u. s. w. Auch Cleonus gehört hierher; doch ist das Naht- und Schulterfeld hier geschlossen, es gehen nämlich die zwei Streifen zunächst dem Rand und die zwei zunächst der Naht aussen zusammen ; doch setzen sich die des Randes auch fast bis zu denen der Naht fort, so dass sie fast ineinander münden. b. Alle Felder sind hinten geöffnet und nur vorn theilweise geschlossen; der äussere Mittel- und der Schulterstriemen dagegen sind hinten geschlossen und abgekürzt. Es verbinden sich also aussen Streifen vier und fünf, und sechs und sieben ; so bei Calan- « dra Palmarum. Hierher auch Pissodes ; nur dass hier die Streifen drei und acht , und zwei und neun, und eins und zehn aussen ineinander münden. Acht und zwanzigste Familie: Attelabiden. (Orthoceri Schoenherr.) 1. Trib. Briichiden. LX. Bruchus L. 1. Bruchus striolatus m. Taf. VI. Fig. 5. Pronoto brevi, anterius angustiori, basi leviter bisinuato; eiytris sub- parallelis, apice obtusis, subtilissime striatis; pedibus posticis valde in- crassatis. Oeningen. Ein Exemplar aus der Carlsruher Sammlung. - 175 - Ganze Länge 5% Lin.; Länge des Vorderrückens 1 Lin.; Breite am Grunde IV4 Lin.; Länge der Deckschilde 3% Lin.; Breiteam Grunde 2'/g L. Der Kopf ist stark zerdrückt und nur theilweise erhalten , nämlich der Grund und von der Spitze ein schmaler Streifen; die Partie dazwischen ist beim Abschaben verloren gegangen. Am Grunde ist der Kopf ziemlich breit und da mit zwei ziemlich grossen Augen versehen, von denen am linken eine vordere Ausrandung und eben so die Fa- cettenbildung bemerkbar ist ; dieses linke Auge ist weiter nach vorn verschoben ; die Stelle des rechten wird nur durch eine rundliche Lücke im Hornscelele bezeichnet. Die vordere Partie des Kopfes ist so zerdrückt, dass ihre Form nicht mehr zu bestimmen ist: es scheint sich der Kopf vor den Augen ziemlich stark verschmälert zu haben und ziem- lich lang gewesen zu sein. Der Vorderrücken ist auch stark zerdrückt und die Grenze zwischen Kopf und Thorax nur schwer zu bestimmen. Er ist kurz, nach vorn zu verschmälert, mit schar- fen Hinterecken ; die Oberseite ist von einigen Längslinien durchzogen ; eine deutliche tritt neben dem rechten Rande hervor , zwei verwischte auf dem Mittelfelde. Am Grunde ist er jederseits neben den Hinterecken schwach ausgebuchtet. Die Flügeldecken sind am Grunde breiter als der Vorderrücken, laufen ziemlich parallel bis hinter die Mitte, von wo sie sich ganz stumpf zurunden. Sie sind sehr fein und undeutlich gestreift. Die zwei ersten laufen der Naht nach herunter bis gegen die Spitze ; der zweite verbindet sich hinten mit dem neunten Streifen , der dritte ist etwas kürzer und verbindet sich hinten mit dem achten , der vierte mit dem siebenten , der fünfte aber mit dem sechsten. Diese Streifen verwischen sich nach vorn zu fast vollständig und sind auch hinten nur unter dem Microscope zu verfolgen. Es sind die Flügeldecken hellbraun gefärbt, die Zwischenräume zwischen den Streifen aber von einer schwarzbraunen Linie durchzogen; sie scheinen ganz glatt gewesen zu sein. Das Schildchen tritt deutlich hervor und ist dreieckig. Von den Beinen gewahrt man auf der linken vorderen Seite einen Theil des Vor- derbeines, nämlich den an den Vorderrücken sich enge anlehnenden Schenkel »und die cylindrische Schiene. Vor derselben treten noch einige sehr undeutliche Glieder hervor; die drei äussersten dürften eher vom Tarsus, als vom Fühler herrühren, die weiter nach hinten liegende Partie Stücke des Schienbeines darstellen. Auf der rechten Seite liegt ein breites, nach vorn zu verschmälertes, stark punktirtes Plättchen, welches ich für den verdickten Hinterschenkel halte; da es an der Stelle steht, wo das Hinterbein sich befinden muss und auch seine Form an die verdickten Hinterschenkel mancher Bruchiden — 176 — erinnert; es ist diese Deutung um so eher zulässig, da auf der linken Seite, nur etwas weiter nach vorn, ein ganz ähnliches Plättchen liegt, welches sehr wahrscheinlich den linken Hinterschenkel darstellt. Die ziemlich kleinen Mittelbeine scheinen , obwohl sehr undeutlich , durch die Flügeldecken durch. Der Hinterleib ist nicht zu sehen , also auch nicht zu bestimmen , ob das letzte Segment über die Flügeldecken hervorstand oder nicht. Dass unser Thier zu den Rhjnchophoren gehöre, unterliegt wohl keinem Zweifel, indem wir sonst bei keiner Abtheilung von Käfern diesen Verlauf der Streifen auf den Flügeldocken haben. Die grossen, vorn ausgerandeten Augen und das hervorstehende Schildchen weisen ihm aber ferner seine Stelle unter den Bruchiden an. Von allen euro- päischen weicht er aber durch seine Grösse , wie die so stark verdickten Hinterschenkel ab und kann nur mit jenen exotischen Formen aus der Galtung Bruchus verglichen wer- den , aus denen Schönherr (genera et species Curculionidum I. 92) die Abiheilung Ca- ryoborus gebildet hat. Er stimmt mit diesen überein durch die scharfen hinteren Ecken des Vorderrückens und den zweibuchtigen Hinterrand, die verhältnissmässig langen Flü- geldecken und die stark verdickten Hinlerschenkel. Ob dieselben am Rande gezähnelt, lässt sich nicht mehr ausmitteln, und eben so wenig, ob der Kopf mit einem Halsring versehen gewesen, da diese Partie des Thieres nicht nur stark zerdrückt, sondern auch verschoben ist. Auch in der Slreifung der Flügeldecken stimmt er mit diesen Brüchen überein. Zwar sehen wir nur neun Streifen, allein ohne Zweifel ist noch ein zehnter Randstreifen da gewesen. Die Verbindung der Streifen ist, wie wir sie bei 1. d. S. 173 für Bruchus angegeben haben , nur dass man die Verbindung von Streifen acht und neun nicht deutlich gewahr wird. Die Bruchusarten leben in Samen; die grösseren der Abtheilung Caryoborus in Palmnüssen (Bruchus nucleorum F. und Bruchus curvipes Humb. in Cocosnüssen , B. Bactris in denen von Bactris), die kleineren Caryoboren , so weit ihre Lebensart bekannt, in den Samen von Gleditschien , Cassien und Acacien. Vier .\rlen kennt man gegenwärtig aus Bra- silien, öiue aus Carolina, vier aus dem tropischen Afrika und eine aus Indien. In der Grösse stimmt unsere Art mit Bruchus Bactris, aus Cajenne, überein, kann aber lücht als analoge Species betrachtet werden, da der Vorderrücken nach vorn stärker ver- schmälert, die Flügeldecken viel zarter gestreift und verhältnissmässig länger sind. Ich kenne keine lebende Art, die der fossilen genau entspräche; wogegen g des Hinterrandes verläuft eine schwache yuerlinie. Die Flügeldecken sind so lang, wie breit und fast kreisförmig; sie erweitern sich - 209 — von der Schulter an bis zur Mitte und runden sich von dort an dann wieder in einer regelmässigen Bogenlinie zu. Sie waren stark gewölbt und scheinen punktirt gewesen zu sein; wenigstens bemerkt man an einigen Stellen Andeutungen von in Reihen gestell- ten Punkten. Hat Grosse und Form der Chrjsomela Graminis L. , einer weit durch Europa ver- breiteten Art; der Vorderrücken war aber etwas kürzer und die Flügeldecken in der Mitte noch mehr erweitert. 7. Clirysomela punctigera m. Taf. VII. Fig. 9. Coleopteris ovalibus, confertissime evidenter punctatis. Länge der Deckschilde 2 % Lin. , Breite derselben 1 7« Lin. Oeningen. Nur die beiden Flügeldecken; in der Sammlung des Hrn. von Seyfried. Es haben diese Flügeldecken die Form und Punktur derjenigen der Chrysomelen und namentlich können sie mit denen der Chrjsom. polita F. verglichen werden. Beide zusammen bilden ein ziemlich regelmässiges Oval, welches in der Mitte vorn eine drei- eckige Lücke hat , in welcher das Schildchen lag. Sie sind ziemlich stark gewölbt und sehr dicht mit feinen Punkten besetzt. LXXVI. Oreina Chevr. 8. Oreina Hellenis m. Taf. VU. Fig. 10. Pronoto subtransverso , punctato, angulis anticis acutis; elytris oblongis, confertim punctatis, punctis apicem versus subtilioribus. Länge des Kopfes % Lin., des Vorderrückens Vg Lin., der Flügeldecken SVg Lin., daher ganze Länge des Thieres iV» Lin. Breite des Vorder- rückens IV2 Lin., Breite der einzelnen Decke fast i% Lin. Oeningen. Ein ziemlich wohl erhaltenes Exemplar aus der Lavater'- schen Sammlung, sammt Abdruck. Die eine Flügeldecke ist aufgeschlagen, die andere deckt den Leib, ist aber nur in Abdruck auf dem Hauptsteine. ■27 - 210 — Hierher rechne ich noch ein zweites Exemplar aus derselben Sammlung, von dem aber nur eine Flügeldecke kenntlich geblieben ist. Am Kopfe fehlt der Clypeus , er ist vorn an dieser Stelle ausgerandet; ebenso be- merken wir zwei Ausrandungen an der Seite zu Aufnahme der Augen, von denen das linke noch wohl erhalten ist. Der Grund des Kopfes Ist punktirt. Der Vorderrücken ist breiter als lang, der Vorderrand ist ausgeschweift, der Hinterrand ziemlich gerade verlaufend ; die Seiten sind sehr schwach gerundet und vorn nur wenig nach dem Kopf zulaufend; der Vorderriickcn ist daher nach vorn nur sehr wenig verschmälert. Die Vorderecken sind hervorstehend und scharf. Er ist ziemlich dicht und grob punktirt, besonders längs des Seitenrandes. Die Flügeldecken sind am Grunde beträchtlich breiter als der Vorderrücken, verlaufen dann bis zum dritten Bauchsegment fast gerade, runden sich dann aber stumpf zu. Die Deckscbilde sind daher in der Mitte nicht bauchig er- weitert, sondern die Seiten laufen ein Stück weit parallel; hinten aber sind sie stumpf zugerundet. Die Oberseite ist dicht mit feinen Punkten übersäet, welche nach hinten zu aber seichter und etwas weniger dicht werden. Von dem hintern Brustring tritt das Metasternum deutlich hervor, als eine breite, in der Mitte durch eine Längslinie getheilte, Platte, deren dreieckiger oberer Forlsalz zwischen die Insertionsstelle der Mittclbeine eingeschoben ist. Am Hinterrand dieser Platte liegen beiderseits die Hüften der Hinterbeine. Von den fünf Bauchsegmenten isl das erste das längste, das zweite ist bedeutend kürzer, noch mehr das dritte und vierte, die unter sich gleich lang sind ; das letzte ist stumpf zugerundet. Von den Beinen isl nur das rechte Hinterbein zu erkennen , welches durch die Bauchplatlen und Flügeldecken hindurch scheint. Es hat einen ziemlich starken Schen- kel , eine nach aussen schwach verdickte Schiene und einen kurzen Tarsus , dessen Glie- deruns aber nur mit Mühe zu erkennen ist. Das erste Glied ist ziemlich lauer , das zweite sehr kurz, das dritte verkehrt herzförmig, in seiner Ausrandung das vierte, schmale, haltend. Gehört nach der Form des Vorderrückens und der Flügeldecken , wie der Sculptur derselben, zu jenen Chrysomelen, welche Chevrolat unter dem Namen der Oreinen zu- sammengefassl hat. Diese ganze Gruppe kommt in Gebirgs- und Alpengegcnden vor; es muss daher sehr auffallen, dieselbe unter den, im Allgemeinen mehr südlichen, Formen der Oeninger Fauna zu finden. In der Grösse sliniml sie mit der Oreina Sene- cionis Kok. überein, weicht aber von derselben, wie den übrigen, lebenden Oreinen — 211 — durch die etwas schmälere und verhältnissmässig etwas längere Gestalt ab, wie durch den Umstand, dass bei den Flügeldecken die Punkte nach hinten zarter .werden und die Stellen zwischen den Punkten ganz glatt sind. Die Orcinen sind Frühlingstbiere, welche auf verschiedenen Sjnantheren , besonders Petasites und Adenostjles, vorkommen. Keine leben auf Bäumen oder Gesträuchen, und liefern so , nebst manchen andern Insekten , den Beweis , dass am Oeninger See auch krautartige Gewächse gelebt haben. 9. Oreina Protogeniae m. Taf. VII. Fig. 11. Elytris oblongis, confertim subtiliter piinctatis. Ganze Länge des Petrefaktes 5% Lin.; Länge der Flügeldecken 3% L., Breite der einzelnen Decke \% Lin. Oeningen. Ein Exemplar aus der Lavater^schen Sammlung. Das Thier ist ganz zerbrochen und sehr schlecht erhalten. Nur ein Fühler , eine Flügeldecke und ein Bein sind in ihren Formen bestimmbar. An der Stelle des Kopfes bemerken wir einen rundlichen Flecken , von demselben laufen die beiden Fühler aus, von denen der rechte auf dem Abdruck (Taf. VII. 10. d) wohl erhalten ist. Das erste Glied ist ziemlich lang, aber undeutlich, so auch das zweite sehr kurze Glied, das dritte dagegen und die drei nächst folgenden sind sehr schön conservirt; das dritte ist das längste, cylindrisch , glatt, das vierte etwas kürzer und von derselben Dicke , das fünfte und sechste wieder etwas kürzer , aber auch von derselben Dicke ; die weiter nach aussen liegenden sind nicht mehr deutlich von einander abgegliedert. Die äusseren Glieder, vom fünften an, sind dicht fein gestrichelt, welche Strichelchen unzweifelhaft die Haarbekleidung dieser Glieder andeuten. Die Flügeldecken sind länglich oval , hinten ganz stumpf zugerundet , dicht und gleichmässig mit feinen Punkten bedeckt. Von den Vorderbeinen sind die Hüften und Schenkel und auch ein Schienbein erhalten , aber sehr undeutlich und von Steinraasse verdeckt ; deutlicher ist das linke Mittelbein mit ziemlich starkem Schenkel und schlanker Schiene ; die Hinter- schenkel sind auseinander gerückt und vor denselben sehen wir einen Theil der Hintcr- brustplatte. Steht der vorigen sehr nahe , war aber etwas grösser. Die Flügeldecken in der Mitte etwas mehr erweitert, und etwas dichter, aber feiner punktirt. Kanu in der Grösse — 212 - und Form der Flügeldeeken mit der Oreina gloriosa F. verglichen werden ; auch bei ihr scheinen aber die Flügeldecken nicht runzlig punktirt gewesen zu sein. — Wir wollen noch daran erinnern, dass die Form- und Längenverhältnisse der Fühlerglieder ganz mit denen der Oreinen übereinstimmen. 10. Oreina Amphyctionis m. Taf. VU. Fig. 12. Wahrscheinliche Länge der Flügeldecken 4 Lin. , Breite ^2% Lin. Oeningen. Ein ganz zerdrücktes und zerbrochenes Exemplar ans Herrn Lavater's Sammlung, an dem nur ein Fühler und ein paar Beine deutlich sind; von den Flügeldecken sind nur die Umrisse zu erkennen. Am Fühler sind alle Glieder erhalten. Die ersten zwei Glieder sind von den übrigen getrennt ; oder vielmehr das linke Vorderbein läuft beim dritten über die Fühler weg und dadurch wird dasselbe verdeckt; das erste Glied ist dick, das zweite sehr kurz, das vierte ist lang, nach aussen sehr schwach verdickt, die folgenden drei etwas kürzer und noch etwas kürzer sind die darauf folgenden vier ; diese sind undeutlich abgegliedert. Die beiden Vorderbeine sind nach vorn gerichtet. Der Schenkel ist ziemlich stark, die Schiene etwas nach aussen verdickt. An der linken ist das erste Tarsenglied erhalten, das ziemlich lang und aussen verdickt ist ; das folgende scheint ganz kurz gewesen zu .sein. Die Flügeldecken sind ganz zerdrückt; sie sind hinten stumpf zugerundel und scheinen in der Mitte erweitert gewesen zu sein. An einzelnen Stellen bemerkt man Punkte, wornach sie mit Punkten besetzt waren. Zwischen den Decken treten einige Bauchsegmente hervor , welche dicht und deutlich punktirt sind ; vor denselben erkennt man den Tarsus des linken Mittelbeines mit dem Schienenende. Das erste Glied ist gross, nach aussen erweitert, das zweite klein, das dritte wieder nach aussen verbreitert, doch verwischt. Nach der Gestalt der Fühlerglieder gehört dies Thier auch zu Oreina , doch gestattet die Art der Erhaltung keine Vergleichung mit jetzt lebenden Arten. LXXVII. Gonioctena Chevr. (Paropsis Dahl.) 11. Gonioctena Japeti m. Taf. VII. Fig. 13. Oblonge- ovata, elytris laevibus. — 213 - Ganze Länge 3'/, Lin. ; Länge des Kopfes % Lin., des Vorderrückens fast y4 Lin., der Flügeldecken 2% Lin. Breite des Vorderrückens am Grunde 1% Lin., der einzelnen Decke 1 Lin. Oeningen. Ein Exemplar aus der Zürcher Universitäts-Sammlung. Kopf kurz , vorn abgerundet. Vorderrücken kurz und, wie es scheint, nach vorn zu verschmälert, doch ist er sehr undeutlich und der Rand wird von den Vorderbeinen eingenommen. Diese haben massig lange, schlanke Schienen und wenig verdickte Schenkel. Die Flügeldecken sind etwas geöffnet. Sie sind lang, haben einen fast ge- rade verlaufenden Aussenrand, welcher erst beim vierten Bauchsegment sich gegen die Nahtecke zu biegt. Die Deckschilde sind am Grunde nicht viel breiler, als der Grund des Vorderrückens, laufen dann mit ziemlich parallelen Seiten nach hinten, wo sie sich stumpf zurunden. Die Nahlecke ist scharf. Die Oberseite ist ganz glatt , man bemerkt weder Punkte noch Streifen , jedoch ist dabei zu berücksichtigen , dass ein Theil der Flügeldeckensubstanz vielleicht auf den anderen, nicht erhaltenen. Stein gekommen ist, indem die Flügeldecken für Chrjsomeliden- Decken dünn sind. Das Metasternum ist ziemlich gross, nach vorn in der Mitte in einen kleinen Zahn verlängert. Von den fünf Bauchsegmenten ist das erste das längste, die folgenden vier unter sich fast gleich lang. Das Abdomen ist länglich oval. Hat die Grösse und die Gestalt der Gonioctena viminalis Aut. , doch ist sie ver- hältnissmässig etwas länger. Sind die Flügeldecken beim lebenden Thiere wirklich ganz glatt gewesen , würde diese Art sich dadurch vor allen andern Gonioclenen ausgezeichnet haben , bei denen sie mit Punktrciheu versehen sind , welche freilich bei der Gonioctena viminalis sehr zart sind und sich auf dem Steine verwischen konnten. Es haben diese Streifen einen ähnlichen Verlauf, wie bei den Curculioniden. Es sind zehn Streifen vorhanden , von denen vier und fünf sich aussen verbinden und die äusseren Mittel- striemen umgeben, der Schulterstriemen und Plaga mediastina sind viel länger, als die Plaga externo- media. Gon. viminalis lebt auf Weidenarten und ist durch ganz Europa verbreitet. 12. Gonioctena Clymene ni. Taf. VII. Fig. 14. Oblongo-ovata, elytris punctato-striatis. Oeningen. Zwei Exemplare aus der Carlsruher Sammlung; nur die Flügeldecken, die zudem stark von Steinmasse bedeckt sind. - 214 - Bei einem Exemplar (Fig. 14 b) sind die Flügeldecken in natürlicher Lage. Die Seiten laufen ein Stück weit ziemlich parallel und runden sich dann gegen die ziemlich scharfen Nahtecken zu. Die Sculplur ist ganz verwischt, doch erkennt man hinten einige Streifen, die punktirt sind. Vorn bemerkt man die beiden runden Gelenkpfannen der Mittelbcine und hinter denselben den Vorderrand des Metasternums. An der linken Seite steht die Schiene des Vorderbeines hervor , mit einem sehr undeutlichen Tarsus , dessen drei erste Glieder breit sind , das dritte ist vcrkchrl herzförmig. Beim zweiten Exemplar (Fig. 14. c) sind die Flügeldecken von einander getrennt. Sie haben dieselbe Grösse, wie beim vorhin beschriebenen, nur sind sie etwas breiter und hinten stumpfer zugerundet, übrigens auch ganz von Steinniasse überkleidcl und hinten in den Stein eingesenkt , daher der Hinterrand nicht zu bestimmen ist. Von den Hinterbeinen sind die Schenkel und die ziemlich schlanken Schienen erhalten. Kann in Grösse und Form der Flügeldecken mit der Gon. pallida F. verglichen werden, doch waren die Punktstreifen weniger tief. Es lebt die G. pallida auf Hasel- nuss und auf dem Faulbaume. LXXrni. Clytra Laich. (Labidostomis Chevr.) 13. Clytra Pandorae m. Taf. VII. Fig. 14. Oblonga, capite rotundato, pronoto antrorsum angustato; elytris puncla- lis, pedibus omnibus longitudine subaequalil)us. Ganze Länge 3 Lin. , grösste Breite fast i'/^ Lin.; Länge des Kopfes nahezu % Lin., der Flügeldeclien fast 2 Lin. Oeningen. Ein Exemplar aus der Sammlung des Herrn v. Seyfried. Ist so stark zusammengedrückt, dass schwer zu unterscheiden ist , ob das Thier von der Bauch- oder Riickenseite vorliegt; das starke Hervortreten der Beine würde mehr für ersteres, der Umstand, dass die Flügeldecken deutlicher sind, als der Hinterleib, für letzteres sprechen. - 215 — Der Kopf ist auf die Brust herabgcbogen; rundlich, etwas länger als breit; die Stirn ist verhältnissmässig gross und breit und mit einer eingedrückten Mittellinie ver- sehen. Vorn ist der Kopf durch eine gerade Linie abgestutzt , vor derselben liegt ein kleines rundliches Plättchen, die Oberlippe, und noch weiter nach vorn zwei convergi- rende Bogenlinien, welche die Oberkiefern andeuten. Von den Fühlern sieht man nur die ersten Glieder und auch diese sind nicht deutlich abgegliedert. Die Beine, welche sämmtlich erhalten sind, haben eingezogene Schienen; sie stehen daher nicht hervor. Sie haben ziemlich starke , nach aussen hin etwas verdickte Schen- kel ; die Schienbeine sind von derselben Länge , nach vorn zu auch etwas breiter wer- dend und sehr schwach gekrümmt. Die Vorderbeine sind zwar weniger gut erhalten , als die mittleren und hinteren , scheinen aber nicht länger als dieselben gewesen zu sein. Die Füssc sind an den mittleren und hinteren Beinen erhalten , aber ganz undeutlich gegliedert. Der Vorderrücken ist nur in seinem Umrisse und auch in diesem nur wenig deutlich zu erkennen. Er ist von hinten nach vorn zu verschmälert. Die Deckschilde sind am Grunde von der Breite des Vorderrückens, laufen dann bis gegen die Spitze fast parallel und runden sich dann stumpf zu. Das Thier halte daher sehr wahrscheinlich eine wal- zenförmige Gestalt und war vorn und hinten stumpf zugerundet. Auf den Flügeldecken gewahren wir stellenweise Punkte, welche in unregelmässigen Reihen zu stehen scheinen. Am Grunde sind sie zu Aufnahme eines dreieckigen Schildchens ausgeschnitten. Einige sehr verwischte Querstreifen deuten die Bauchsegmente an. E? ist dies Thierchen nicht leicht zu deuten. Eeim ersten Blick dachte ich an einen Heterocerus, bei genauerer Untersuchung überzeugt man sich aber, dass der vordere Kopfrand nicht den Mund, sondern den Scheitelrand darstellt, dass also der Kopf nach unten gebogen sei. Dieser nach der Brust herabgebogene, in den Thorax eingesenkte Kopf lässt bei dieser allgemeinen Körperform nur zwischen einem Bostrichiden, einem Anobium oder Clytraartigen Thiere die Wahl. Ein Bostrichide kann es aber nicht sein, schon wegen den den Leib nicht umfassenden Flügeldecken, von Anobium weicht die Form des Kopfes ab. Bei dieser Gattung ist der Kopf verhältnissmässig kleiner, stark gewölbt , das Hinterhaupt kürzer und stark gerundet ; gerade in der Form des Kopfes stimmt aber unser fossiles Thier ganz mit Clytra überein. Wir haben hier auch diesen platten, breiten Kopf mit grossem Hinlerhaupto. In Grösse und Form kann sie mit der, weit durch Europa verbreiteten Cljtra lon- gimana L. , die auf Kleearten lebt , verglichen werden , unterscheidet sich aber von die- ser und den Verwandten durch die nicht verlängerten Vorderbeine. - 216 — XIV. Zuüft: Coccinellideii. Vier und dreissigste Familie: Coccinellinen. LXXIX. Coccinella L. 1. Coccinella Andromeda m. Taf. VII. Fig. 16. Ganze Länge des Petrefaktes fast ii% Lin. Länge der Flügeldecke 2% Lin.; Breite der einzelnen fast 1% Lin. Oeningen. Ein unvollständig erhaltenes, stark zerdrücktes Exemplar in der Sammlung des Herrn Lavater. Kopf ganz zerdrückt, eben so der Vorderrücken, von welcbein nur ein schmales Stück , die vordere Partie , erhalten ist. Er war vorn ausgeschweift. Die Flügeldecken sind ganz mit Steinsubstanz überkleidet , daher nur nach ihren Umrissen zu bestimmen. Der Aussenrand bildet eine Bogenlinie. Von der Schulter an biegt sie sich nach aussen, entfernt sich in der Mitte der Decke am weitesten von der Naht und biegt sich von dort an in regelmässigem Bogen nach der hinteren Nahtecke. Die Deckschilde sind also in der Mitte am breitesten und runden sich nach vorn wie hinten zu; das ganze Thicr hatte demnach eine runde Gestalt. Am besten sind die Bauchsegmente erhalten; das erste ist lang, die folgenden alle dagegen sehr kurz, aber breit. Der Hinterleib war demnach breit und kurz, an den Seiten gerundet. Ist zu unvollständig erhalten , um eine Vergleichung mit lebenden Arten zu gestatten. War etwas kleiner , als die Coccinella punctata L. 2. Coccinella Hesione m. Taf. VII. Fig. 17. Pronoto bre\ i , antrorsum angustato ; coleopteris orbiculalis, punctuiatis. Ganze Länge 3 Lin.; Länge des Vorderrückens nicht ganz % Lin., Breite desselben am Grunde fast 1'/, Lin., Länge der Flügeldecken 2V, L., Breite der einzelnen IV4 Lin. Oeningen. Ein ziemlich wohl erhaltenes Stück aus der Carlsruher Sammlung. Ein zweites, nur in Abdruck erhaltenes und sehr undeutliches, in der Sammlung des Herrn Lavater. - 217 - Kopf klein , mit gerundetem Vorderrand , jederseits ein rundliches Auge. Vor den Augen stehen die Maxillar- Palpen hervor; das letzte Glied ist beilförmig, das vorletzte sehr klein. Der Vorderrücken ist klein, mit ausgeschweiftem Vorder- und gerundetem Hinterrande. Die Hinterecken sind stumpf, die vorderen dagegen spitzig. Von hinten nach vorn ist der Vorderrücken ziemlich stark verschmälert. Die Deckschilde sind am Grunde viel breiter , als der Vorderrücken , erweitern sich stark nach der Mitte und runden sich hinten stumpf zu; da sie so breit wie lang sind, erhalten sie eine fast kreis- runde Form. Sie sind fein punktirt, welche Punkte man indessen nur an einzelnen Stellen wahrnimmt, da die Flügeldecken von weisser Ealkmasse bekleidet sind. Die rechte Flügeldecke ist etwas aufgeschlagen und die linke an der Nahtseite theilweise zer- brochen. Hier tritt der Hinterleib hervor. Wir erkennen ein ziemlich langes erstes und fünf sehr kurze darauf folgende Bauchsegmente. Das Abdomen ist kurz und hinten ganz stumpf zugerundet. Von einem Hinterbeine ist der in der Mitte etwas erweiterle Schenkel und die ziem- lich schlanke Schiene erhalten. Ist kleiner als die Coccin. Lavateri und hat ganz die Gestalt der Coccin. bipunctata L. , ist aber beträchtlich grösser als dieselbe. ;}. Coccineila Perses m. Tat'. VIII. Fig. 11. Oblonga, pronoto brevi, antice late, et sat profunde sinuatitn emargi- nato, lateribus rotundato. Ganze Länge 2*/, Lin. ; Länge des Vorderrückens '/^ Lin., Breite am Grunde Vi Lin., Länge der Deckschilde iVi Lin., Breite IV4 Lin. Oeningen. Ein sehr undeutliches, von Steinsubstanz bedecktes, Stück aus der Lavater'schen Sammlung. Kopf klein und rund. Der Vorderrücken vorn ziemlich tief ausgebuchtet; er ist kurz und nach vorn zu etwas verschmälert, mit schwach gerundeten Seiten; Hinterecken gerundet, die vorderen dagegen ziemlich scharf. Die Flügeldecken sind an der Naht etwas übereinander geschoben, daher die Deckschilde wohl beim lebenden Thiere etwas breiter waren , als sie jetzt auf dem Steine erscheinen. Sie sind am Grunde schon breiter als der Grund des Vorderrückens, erweitern sich dann in einer Bogenlinie nach der 28 - 218 - Mitte zu , von wo sie sich nach hinten wieder zurunden ; sie stellen ein ziemlich regel- mässiges, am Grunde aber gestutztes, Oval dar. Einige schwache Eindrücke auf den Flügeldecken deuten die Stelle an, wo die Beine gelegen haben. Die Schienen sind eingeschlagen und die Schenkel scheinen ziem- lich stark gewesen zu sein. Scheint in Form und Grösse am meisten mit der Coccinella M. nigrum F. übei^in- zustimmen, welche vornehmlich in Nadelholzwäldern lebt. Zusätze und Verbesserungen. Zu S. 12: Da während des Druckes mir noch ein paar neue Arten bekannt ge- worden sind , beläuft sich die Gesammtzahl der von mir beschriebenen fossilen Käfer auf 121 Arten, von denen 103 Arten Oeuingen angehören. Zu S. 16: Wie auf S. 18 angegeben ist, sind die Streifen der Flugeidecken sehr schwach und zum Theil verwischt, was mich einigermassen entschuldigen mag, dass die Zahl derselben an der angeführten Stelle nicht richtig angegeben und auch auf den Fi- guren nicht richtig dargestellt ist. Bei wiederholter sorgfältiger Untersuchung hat sich nämlich ergeben , dass nur neun Streifen vorhanden sind , statt zwölf. Der erste dem Nahtrand sehr genähefte Streifen nämlich, gehört, wie ich glaube, zu der Fugennaht und erst der zweite Streifen zu den eigentlichen Deckenstreifen; auf diesen folgen zwei Streifen, die über das Börtchen hinablaufen (der vierte und sechste der Zeichnung Taf I. 2. c); der dritte und fünfte Streifen der Zeichnung muss weggedacht werden, indem die schwachen Eindrücke , die mir Streifen anzudeuten schienen , nicht von solchen herrühren, indem sie nicht bis oben verfolgt werden können. Es stimmt somit Glenopterus in der Zahl der Streifen mit den Scaritiden, aber auch Truncatipennen , überein und darnach ist in die Diagnose S. 16 statt » elytris 12-striatis« aufzunehmen »elytris 9-striatis«. Zu S. 17: Auf dieser Seite und noch an einigen andern Stellen steht statt elytrum (die Flügeldecke) elytra. Zu S. 24: 9. Harpalus Sinis m. Taf. VUI. Fig. 2. Capite rotundato, pronoto subquadrato. Ganze Länge 5'/, Lin.; Länge des Kopfes 1 Lin., des Vorderrückens 1 Lin., Breite desselben am Grunde 1% Lin.; Länge der Flügeldecken :3V4 Lin., Breite beider 2% Lin. Oeningen. Ein stark zusammengedrücktes, von Steinsubstanz über- kleidetes Exemplar aus der Carlsruher Sammlung. - 220 - Kopfruod, an den Seilen aber , an der Stelle der Augen , ausgerandet. Vorderrürken fast viereckig, doch die Seiten verwischt und darum die Form nicht mit voller Sicherheit zu bestimmen; scheint aber vor der Mitte etwas breiter gewesen zu sein , als am Grunde. Die Schenkel scheinen durch und waren ziemlich stark; der rechte ragt über den Brusl- rand hervor und die Schiene scheint nach vorn gebogen , ist aber nur am Grunde an- gedeutet. Die Flügeldecken sind etwas vom Leibe abgerückt, besonders auf der rechten Seite. Sie sind etwas breiter als der Grund des Vorderrückens , laufen dann ein Stück weit mit parallelen Seiten fort und runden sich hinten zu; die hintere Nahtecke ist spitzig. Die Substanz der Decke ist, wie es scheint, auf den andern, aber nicht erhaltenen. Stein gekommen und die Sculptur ist nicht zu erkennen. Von den Ueinen sind schwache Eindrücke da , die aber ihre Form nicht bestimmen lassen. Stimmt in Grösse und Form am meisten mit dem Harpalus griseus Kug. überein und dürfte diesem , durch ganz Europa gemeinen , Thiere nahe verwandt sein. Vielleicht ■lehört hierher auch der Harpalus tres-voisine de H. griseus von Ais, den Marcel de Serres erwähnt. Die Fig. 7 Taf. V in seinem Werke (Geogn. de? ter. tert.) ist offenbar componirt, hat aber wenig Aehnlichkeit mit Harpalus griseus Kug. Zu S. 25: Bei den Dytisciden sind die Streifen und Furchenbildungen besonders deutlich bei den Weibchen von Dytiscus. Wir haben hier im Ganzen zehn Furchen und elf Rippen, mit der Costa suturalis. Die erste Rippe, vom Rand aus gerechnet, ist die Costa scapularis; die vierte die Costa externo -media, die siebente die Costa interno- media. Die Costa scapularis (besonders deutlich bei D. marginalis) biegt sich hinten nach der Naht zu und vereinigt sich mit der äusseren Millelrippe und schliesst mit ihr das äussere Mittelfeld ein, welches aus drei Furchen und drei Rippen gebildet ist, die wieder aussen zusammengehen; das innere Mittelfeld ist nicht geschlossen, schliesst aber auch zwei Rippen und drei Furchen ein. Bemerkenswerth ist, dass auf der weiten, nach hinten liegenden, glatten Partie der Decke, die äussere und innere Mitlelrippe sich fort- setzen und dort zusammengehen und einen geschlossenen Raum bilden, und ebenso gehl von dort eine bogenförmige Linie aus, welche gegen die Schulterrippe zuläuft und wohl die Costa mediastina darstellt , die nach vorn aber verwischt ist. Offenbar haben wir das innere Mittelfeld bis zu dieser Verbindung der äusseren und inneren Mittelrippe auf dem glatten Theile der Decke auszudehnen. Darnach ist dann das äussere Mittelfeld viel kürzer als das innere. In noch viel bedeutenderem Grade ist dies indessen der Fall - 221 — bei den Haliplen, bei welchen das äussere Mittelfeld nur ein kleines, kurzes Schulter- feldchen darstellt. Das Nahtfeld ist bei den Dytiscusweibchen oben geschlossen und von zwei schmalen r,ängsfurchen durchzogen , die vorn zusammengehen. S. 31 Z. 16 von unten; Nahtseite statt Nahllinie. Zu S. 46: Bei den Hy drop hiliden haben wir normal zehn Streifen, allein der äusserste Bandstreifen, oder auch die zwei am Bande, sind öfters sehr undeutlich oder auch ganz verwischt, daher denn nur acht zu sehen sind. Charakteristisch für die Hy- drophilen ist, dass die Felder sämmtlich sich nach hinten zu spitzen, alle geschlossen sind und in spitzigen Winkeln gegeneinander laufen. Beim Hydrophilus piceus L. haben wir hinten deutlich diese Felder, welche da viel schmäler sind, als die Striemen; die Felder sind glatt, die Striemen dagegen mit Punktreihen versehen. Zu S. 55: Von Hydrophilus Braunii erhielt ich erst in diesen Tagen ein zweites Exemplar aus der Carlsruher Sammlung , dessen Kopf und Vorderrücken wohl erhalten sind und welche die nahe Verwandtschaft mit H. caraboides bestätigen. Der Vordcrriicken ist 1 '/2 Linien lang , vorn 2 , am Grunde 3 Liuien breit ; also nach vorn zu stark ver- schmälert; vorn ist er ganz seicht ausgeschweift, die Seiten sind schwach gerundet, die Hinterecken stumpf. Der Kopf ist in die seichte Ausbuchtung der Brust eingesenkt , und vorn stumpf zugerundet; er ist eine starke Linie lang und V'/l^ Linien breil. Am Grunde bemerkt man jederseits eine Andeutung des Auges und vorn die breite, kurze, sehr seicht ausgerandete Oberlippe. Zu S. 102 : Durch die Gefälligkeit meines Freundes ImhofiF in Basel erhielt ich eine wörtliche Abschrift der Stelle aus Gory's und Laportes' Werk über die Bupresten , welche die Larve der Capnodis Tenebrionis behandelt. Es heisst hier, der Graf Delamotte Ba- race von Chinon habe die Larve der Capnodis Tenebrionis eingesandt; er habe sie in ziemlich grosser Menge in den Aesten der Schlehe (prunelier sauvagej angetroffen. Herr Delamotte habe aber die Verwandlung des Thieres noch nicht beobachten können. Allein wie weiss denn Herr Delamotte, müssen wir fragen, dass die gefundene Larve wirklich die Larve dieser Capnodis ist, wenn er ihre Verwandlung nicht beobachten konnte? Liegen keine anderweitigen Beobachtungen vor, müssen wir die NährpDanze und Larve dieser Capnodis noch als unausgemittelt betrachten. Zu S. 189; Von dem Cleonus Pyrrhae der Carlsruher Sammlung erhielt ich in diesen Tagen die andere Platte; doch lernt man nicht viel Neues daran, indem das Thier — 222 — auch hier sehr undeutlich ist. Am deutlichsten ist ein Hinterbein; es hat einen ziemlich starken Schenkel; die Schiene ist von derselben Länge; das Elauenglicd des Fusses (das einzig erkennbare) stark gekrümmt. Erklärung der Tafeln. Alle Figuren stellen die Gegenstände in natürlicher Grösse dar, bei denen nicht aus- drücklich angegeben ist, dass sie vergrössert seien. Tat. I. Fig. 1. Cjmindis pulchclla. 1. b. vergrössert, *1. c. componirte Figur. Fig. 2. Glenopterus laevigatus. 2. b. die Fragmente des Kopfes und des Vorderrückens vergrössert. 2. c. Spitze der Flügeldecke vergrössert. *2. d. muthmass- liche Form des Thieres. Die rechte Seite ist aber zu stark gerundet und hinsichtlich der Streifung der Flügeldecken ist das auf S. 219 Gesagte zu berücksichtigen. Fig. 3. Badister prodromus. 3. b. vergrössert. Fig. 4. Anchomenus orphanus; Flügeldecke in natürlicher Grösse ; die Schul- terecke ist aber viel zu scharf und die Form daher besser bei 4. b. , welche Figur die Decke vergrössert darstellt. '4. c. wahrscheinliche Tracht des Thieres. Fig. 5. Argutor antiquus. 5. b. bedeutend vergrössert. Fig. 6. Dytiscus Lavateri; Flügeldecke eines Weibchens. *6. b. muthmass- liches Aussehen des Thieres. Fig. 7. Dytiscus oeningensis. Fig. 8. Colymbetes Ungeri. Fig. 9. Protactus Erichsonii. 9. b. Kopf vergrössert. 9. c. der Abdruck des Fühlers vergrössert; das vierte Fühlerglied ist aber etwas zu lang, und nach aussen et- fras zu wenig verbreitert dargestellt. 9. d. linkes Vorderbein, nebst ein paar Gliedern der Fühler vergrössert. 9. e. äussere Glieder des Hintcrfusses vergrössert. *9. f. com- ponirte Figur. Fig. 10. Omalium protogaeae. 10. b. vergrössert. Fig. 11. Dermestes pauper. 11. b. vergrössert. Fig. 12. Hydrophilus vexatorius. Flügeldecke aus der Carlsruher Sammlung. 12. b. aus der Lavater'schen Sammlung. Fig. 13. Hydrophilus noachicus. - 223 — Taf. II. Fig. 1. Hydrophilus spectabilis. Stück aus der Lavater'schen Sammlung; Hinterleib und Hrust und eingesetzte Flügeldecken. 1. b. Flügeldecke aus derselben Sammlung. * 1. c. componirte Figur. Fig. 2. Hydrophilus Knorrii; Flügeldecke. Fig. 3. Hydrophilus Rehmanni; auf der rechten Flügeldecke ist die Slreifung ungenau; sie sollte sein, wie auf der linken. 3. b. die linke Flügeldecke etwas ver- grössert. Fig. 4. Flügeldecke des Hydrophilus caraboides L. Fig. 5. Hydrophilus Braunii. 5. b. Abdruck desselben Thieres. Fig. 6. Hydrobius Ungeri. 6. b. Hinterleib von Hydrobius fuscipes L. Fig. 7 Silpha obsoleta. Fig. 8. Nitidula radobojana. Fig. 9. Byrrhus oeningensis. 9. b. vergrössert. 9. c. Abdruck desselben Exemplars vergrössert. 9. d. zweites Exemplar dieser Species. Fig. 10. Onthophagus Urus. 10. b. Kopf vergrössert. Fig. 11. Coprologus gracilis. 11. b. Abdruck auf der Gegenplalte. II. c. Kopf und Vorderrücken vergrössert. 11. d. dieselben des Abdruckes vergrössert. 11. e. Mittelbein vergrössert. Fig. 12. Bolboceras roobilicornis F., der Kopf vergrössert. Fig. 13. Melolont h ites aciculata; Hinterleib. 13. b. ein einzelnes Segment vergrössert. Fig. 14. Melolonthites deperdita. Fig. 15. Melolonthites obsoleta. Fig. 16. Protogenia Esche ri. Die Streifung an der rechten Flügeldecke ist nicht richtig dargestellt, was mich veranlasste, auf Taf. VIII Fig. 6 diese Decke sararat dem Flügel vergrössert wiederzugeben. 16. b. Schiene und Fuss vergrössert. Fig. 17. Buprestites oeningensis. Fig. 18. Capnodis antiqua; Exemplar aus der Carlsruher Sammlung; die Strei- fen der Flügeldecken sind aber zu tief gezeichnet. 18. b. zweites Exemplar; Rückenseite des Thieres. *18. c. componirte Figur. Taf. in. Fig. 1. Capnodis antiqua; Bauchseite, von demselben Individuum, dessen Rückenseite Taf. II. 18. b. dargestellt ist. 1. b. Capnodis antiqua varietas, aus der Sammlung des Herrn von Seyfried. Fig. 2. Flügeldecke von Capnodis Tenebrionis L. , schwach vergrössert, zu Darstellung des Streifenverlaufes; doch ist derselbe nicht ganz genau wiedergegeben. _ 224 - Fig. 3. Capnodis punct ico llis. 3. b. Capnodis punclicollis compressa. 3. i-. Capnodis punclicollis abdominalis. Fig. 4. Perotis Lavateri; Flügeldecke. *4. b. vermutbliches Aassehen des gan- zen Thieres. Fig. 5. Ancylochira Heydenii. 5. b. doppell grösser; an der linken Decke reichen aber Streifen 3 und 4 nicht so weit hinab , und eben so ist der sechste Streifen zu weit hinabgezogen. 5. c. ideale Figur. Fig. 6. Ancylochira deleta; Exemplar der Carlsruher Sammlung. 6. b. Exem- plar der Fürstenbergischen Sammlung. Fig. 7. Ancylochira rusticana. "7. b. componirte Figur. 7. c. erste Fühler- glieder etwas vergrössert. Fig. 8. Ancylochira Seyfriedii. Fig. 9. Ancylochira gracilis. *9. b. componirte Figur. Fig. 10. Eurythyrea longipennis. 10. b. Kopf und Vorderrücken vergrössert. * 10. c. ideale Figur. Fig. 11. Dicerca prisca. 11. b. zweites Exemplar. 11. c. Kopf und Vorder- rücken von Fig. 11 etwas vergrössert. 11. d. der Flügel von 11. b. etwas vergrössert. 11. e. Flügel der Dicerca aenea; der äussere Ast der äusseren Mittelader sollte aber nicht gegen die Flügelspitze laufen, sondern innerhalb derselben, nabthalb ausmünden. II. f. Flügel von Ancylochira rustiea ; auch hier gilt von dem Ast der Mittelader dasselbe. Das Hinterfeld ist bei beiden Flügeln zurückgeschlagen und picht dargestellt. 11. g. Hinter- fuss der Dicerca aenea. 11. h. Hinterfuss der Dicerca prisca. 11. i. von jVncylochira rustiea. Diese Füsse sind etwas vergrössert. Fig. 12. Sphenoptera gigantea. * 12. b. componirte Figur. 12. c. hinterste Partie vergrössert. 12. d. Sculptur des Vorderrückens etwas vergrössert. Fig. 13. Buprestites exstincta. Taf. IV. Fig. 1. I'seudo-Elater. S. 143. Fig. 2. .Vmpedus Seyfriedii. 2. b. ums Vierfache vergrössert. '2. c. compo- nirte Figur. 2. d. Fühler von Diacanthus Sutor. Fig. 3. Ischnodes gracilis. 3. b. ums Vierfache vergrössert. Fig. 4. Cardiophorus Braunii. 4. b. ums Vierfache vergrössert. "4. c. zu- sammengesetzte Figur. Fig. 5. Diacanthus Sutor. 5. b. ums Vierfache vergrössert. *5. c. zusammen- gesetzte Figur. 2. b. sind die ersten Fühlerglieder dieses Thieres. Fig. 6. Limonius optabilis. 6. b. ums vierfache vergrössert. '6. c. zusam- mengesetzte Figur. Fig. 7. Lacon pr imordialis. 7. b. ums Vierfache vergrössert. *7. c. ideale Figur. — 225 — Fig. 8. Elaterites Lavateri. 8. b. ums Vierfache vergrössert; auf der rechten Flügeldecke sind die Streifen zu deutlich und scharf gezeichnet. *8. c. coraponirte Figur. Fig. 9. Elaterites amissus. 9. b. vergrössert. Fig. 10. Telephorus Gerniarii. 10. b. vergrössert. 10. c. zweites Exemplar. 10. d. vordere Partie desselben stark vergrössert. *10. e. zusammengesetzte Figur. Fig. II. Telephorus tertiarius oeningensis. 11. b. vergrössert. 11. c. der Fuss des Hinterbeines vergrössert, nach dem .\bdruck; die Schiene bildet mit dem Fuss einen spitzigen Winkel, daher ihre Richtung nicht richtig angegeben ist, was in- dessen von keiner Bedeutung ist. Fig. 12. Telephorus tertiarius radobojanus. 12. b. vergrössert. 12. c. das Mittelboin vergrössert, Fig. 13. Telephorus tertiarius; aus Fig. 11 und 12 zusammengesetzte Figur, vergrössert. Fig. 14. Telephorus fragilis. 14. b. vergrössert. 14. c. Hinterbein stark vergrössert. Fig. 15. Telephorus attavinus. 15. b. vergrössert. Taf. V. M alachiu s Vertumni. Exemplar aus der Lavater'schen Sammlung, l.b. 1. c. Hinterfuss stark vergrössert. Malachius Vertumni. Exemplar aus der Carlsruher Sammlung. 2. b. Fig. 1. vergrössert. Fig. 2. vergrössert. Fig. 3. Clerus Ädonis. 3. b. vergrössert. Flügeldecke vom Abdruck. ' 3 componirte Figur. Fig. 4. Lytla Aesculapii, das Männchen 4. c. der Miltelfuss vergrössert. Fig. 5. Ljlta Aesculapii, das Weibchen; zu Zürich. 5. b. dasselbe vergrössert. 5. c. Exemplar der Carlsruher Sammlung dasselbe vergrössert. '5. e. zusammengesetzte Figur. Fig. 6. Flügel der Ljtta vesicatoria, vergrössert. Fig. 7. M e loe Po dali rii. 7. b. vergrössert. Fig. 8. Cistela Dominula. 8. b. vergrössert. Fig. 9. Helops Meissneri. 9. b. vergrössert. Fig. 10. Mjcterus molassicus. 10. b. vergrössert. Fig. 11. Clytus nielan cholicus. II. b. vergrössert. '11. c. comp. Figur Fig. 12. Mesosa Jasonis. 12. b. vergrössert. * 12. c. comp. Figur. 29 3. c. die hintere Partie der rechten 4. b. der Hinterfuss vergrössert. Exemplar der Universitätssammlung 5. d^ "9. c. componirte Figur. - -226 — Fi^. 13. A canthod c res Phrixi. 13. b. vergrössert. * 13. c. componirle Figur. An den Schultern ist er aber zu schmal, die Flügeldecken sind dort am breitesten und stehen etwas hervor. Taf. VI. Fig. 1. Saperda Nephele. 1. b. vergrössert. 1. c. zusammengesetzte Figur. Irrig sind aber auf dem Vorderrücken einige Punktreihen gezeichnet worden. Fig. 2. Saperda Absjrti. 2. b. vergrössert. Fig. 3. Trogosita Koellikeri; die Platte mit Kopf und Thorax und Abdruck der Flügeldecken und des Hinterleibes. 3. b. die Platte mit Leib und Flügeldecken. Beim üebertragen auf den Stein wurde vergessen, diese Figur umzukehren, daher die linke Seite zur rechten geworden , die rechte zur linken. 3. c. die Fig. 3 vergrössert. *3. d. coraponirte Figur. « Fig. 4. Füsslinia amoena. k. b. vergrössert. 4. c. von der andern Platte ein Theil noch stärker vergrössert; die Schiene am rechten Bein ist aus Versehen viel zu kurz gezeichnet und die scharf gezeichnete, gebogene Linie zwischen den Gelenkpfannen der Vorderbeine ist wegzudenken. Fig. 5. Bruchus striolatjis. 5. b. vergrössert; an der linken Seite der Brust ist die ovale Zeichnung wegzunehmen. Fig. 6. Anthribites pusillus. 6. b. vergrössert. 6. c. Fühler noch stärker vergrössert. Fig. 7. Anthribites Moussonii: Exemplar der Fürstenbergischen Sammlung. 7. b. der Carlsruher Sammlung. 7. c. dies vergrössert. Fig. 8. Rhjnchites Silenus. 8. b. vergrössert. Fig. 9. Brachvcerus germanus. 9. b. vergrössert. Fig. 10. P ristorh^nch US ellipticus. 10. b. vergrössert. 10. c. Abdruck ver- grössert ; das linke Bein erhielt aber aus Versehen eine falsche Richtung ; es steht näm- lich in der Längsrichtung des Körpers und der Schenkel reicht bis zur Mitte des zweiten Abdominalringes; die Schiene ist, wie dies richtig gezeichnet, an den Schenkel angelehnt. Fig. 11. Sitona attavina. 11. b. vergrössert. Fig. 12. Cleonns Deucalionis. 12. h. vergrössert. Fig. 13. Cleonus Py r rbae. 13. b. vergrössert. Fig. 14. Lixus rugicollis. 14. b. vergrössert; die Sircifung der Flügeldecken ist nicht ganz richtig dargestellt; die neunte Linie, vom oberen Rande (dem Nahtrande) gerechnet, ist der zehnten mehr genähert; die achte läuft aussen gegen die dritte; die vierte und fünfte, sechste und siebente sind in ihrem Auslauf undeutlich. Fig. 1.5. Cleonus larinoides. 15. b. vergrössert. *15. c. comp. Figur. Fig. 16. Spbenophorus Naegelianus. 16. b. vergrössert. Fig. 17. Spbenophorus Regelianus. 17. b. vergrössert. 227 Taf. VII. Fig. 1. Curculioni tes Re dtenbacheri. 1. b. vergrösserl. Fig. 2. Cossonus Meriani. 2. b. vergrösserl; der Verlauf der Streifen aber un- deatlich, daher habe ich bei 2. d. die linke Decke noch stärker vergrösserl, und den Streifenverlauf genau gezeichnet. 2. c. Bauchseite des Thieres veri;rösserl. Fig. 3. Cossonus Spielbergii. 3. b. vergrösserl. Fig. 4. Donacia Palaemonis. 4. b. vergrösserl. Fig. 5. Anoplites Bremii. 5. b. vergrösserl. 5. c. rechtes Fühlhorn stark vergrösserl. Fig. 6. C assi da Herrn ione. 6. b. vergrösserl. Fig. 7. Lina Populeli. 7. b. vergrösserl. Fig. 8. Chrysomela Calauii. Fig. 9. Chrysomela punctigera. Fig. 10. Oreina Hellenis. 10. b. vergrösserl. 10. c. Hinterfuss stark vergrösserl. Fig. 11. Oreina Protogeniae. 10. d. Fühler vergrösserl. Fig. 12. Oreina Aniph jctio nis. 12. b. Fühler vergrösserl. Fig. 13. Gonioclena Japcli. 13. b. vergrösserl. Fig. 14. Gonioclena Cljniene. 14. b. vergrösserl. 14. c. zweites Exemplar. Fig. 15. Cljtra Pandorae. 15. b. vergrösserl. Fig. 16. Coccinella Andronieda. Fig. 17. Coccinella Hesione. Fig. 18. Bracbinus p ri in o rdialis. 18. b. vergrösserl. Fig. 19. Harpalus tabidus. 19. b. vergrösserl. Fig. 20. Scaphidium deletum. 20. b. vergrösserl. Fig. 21. Nilidula melanaria. 21. b. vergrösserl. *21. c. coniponirle Figur. Fig. 22. Amphotis bella. 22. b. vergrösserl. Fig. 23. Escheria ovala. 23. b. vergrösserl. 23. c. Fühler vergrösserl. Fig. 24. H^idrophilus carbonarius. Fig. 25. Gymnopleurus Sisjphus, 25. b. vergrösserl. Fig. 26. Onthophagus ovalulus. 26. b. vergrösserl. Fig. 27. Aphodius Meyeri. Fig. 28. Aphodius anliquus. 28. b. vergrösserl. Fig. 29. Rhizolrogus longimanus. Fig. 30. Melolojithites Lavateri. Fig. 31. Melolonthiles Pa rsc h lu gi a n a. Fig. 32. Melolonthiles Kollari. Fig. 33. Trichius araoenus. 33. b. vergrösserl. Fig. 34. Peltis tricoslala. \'ll — 228 Taf. VUI. Um das Veiständniss der auf S. 75 u. f. gegeliincn Darslelluij des Aderverlaufes der Flügel und Verlheilung der Streifen und Punkt' der Flügeld-ken zu erleichtern, haho ich noch eine achte Tafel beigefügt, auf wcli h( auch die ni nachträglich noch eingegangenen Käfer dargestellt werden konnten. Da lirv Stich derfafel erst nach dem Drucke des Manuscripts vorgenommen wurde, konnten diese Figuin im Werke nicht citirt werden. Fig. I. Badister debilis. 1. b. vergrössert Fig. 2. Harpalus Sinis, S. 219. Fig. 3. Dytiscus Zsc h ok keanus. Fig. 4. Hydrophilus Braunii, S. 221. Fig. 5. Melolonlha Greithiana, S. 67. Fig. 6. Protogcnia Escheri; der rechte Flügel und die Flüeldccke des Thieres stark vergrössert. Gehört zu Fig. 16 auf Taf. II. Man sehe S. 12t Fig. 7. Adelocera granulata, S. 139. 7. b \ crgrössert. Fig. 8. Cleonus Leucosiae, S. 188. Fig. 9. Anoplites Bremii; Exemplar aus dri Fürstenberischcn Sammlung, S. 203, stark vergrössert. Fig. 10. Cassida Megapenthes, S. 206. 10 li. stark verrössert. Fig. 11. Coccinella Perses. II. b. vergrössert. Fig. 12. Flügel der Melolonlha vulgaris F., /u S. 76. a. Vena marginalis. b. Vena mediastina. c. Vcn.i scapularis. d. Vena externo- raedia. d' apicaler Theil derselben, d" vorlaufender .Ast derselben, d'" rücklaufender Ast derselben, e. Vena interno- media, e' Ast derselben, f. Vena aalis. ß. Area scapularis. ß' Spitzenlheil derselben, y An'a externo - ledia. y' Spitzen- theil derselben. Ö. Area interno -media. £. Area analis die Area intono-analis). s' Area externo-analis. Fig. 13. Flügel der Euchroma gigantea, zu .S. 85. Diselbe Bezeichnung. d2 d3 gabeliger Ast der äusseren Miltelader, d* gehört iiiich zu diesoi Ast. Fig. 14. Flügel von Diacanthus aeneus stark vciL'rössert, z S. 130. Dieselbe Bezeichnung, d^, d^ Aesle der äusseren Mittelader und ■' ein A. der inneren Mit- telader. Fig. 15. Flügeldecke von Melolontha vulgaris, vergrössert zu S. 86. a. Plaga marginalis. b. Plaga mediastina. c. Plaga scapularis d. Plaga exlerno- mcdia. e. Plaga interno -media, f. Plaga suturalis. a. Area marginalis. ß. Area scapularis. y. Area externu - medi ö. Area interno- media. £. .\rea suturalis. fr« » 1 .,. « - i^ mi 1 - 229 - Fiji. 16. Flüguldecke von JNebria stark viTgrössert. Die Buchstaben haben bei diesen, und den folgenden Figuren, dieselbe Bedeutung, wie bei Fig. 15. Die lateinischen Buchstaben bezeichnen die Striemen, die griechischen die Felder. Um Striemen und Felder noch augenfälliger zu trennen , wurden durch- gehends die Striemen gestrichelt. Das üebrige ergibt sich aus dem S. 7.'), S. 130 nnd S. 172 Gesagten. Vergrösserte Flügeldecke von Diacanthus aeneus. Stark vergrösserte Flügeldecke von Calosoma S ve o p h a ii (a L. ; zu Stark vergrösserte Flügeldecke von Larinus. Von Cleonus. Von Bruchus Pal mar um L. Von Phy I lobi US. Fig. 17. Fig. 18. Seite 91. Fig. 19. Fig. 20. Fig. 21. Fig. 22. Index der Gattungen. AcaDtboderes Adelocera Ampedus Ampbotis AncbomeDus Ancylocbira Anoplites ADtbribites Äpbodius Argutor Badister Brachinus Bracbycerus Brucbus BuprestUes Byrrbus Capnodis Cardiopborus Cassida Chrysomela Cislela Cleooas Clerus Cljtra Clytus Coccinella Colymbeles Coprologus Cossonus CurculioDites Cymindis Dermestes Diacanthus Dicerca Donacia Dytiscus . Glateriles Eschcria Earythyrea Füsslinia Seite 1Ö7 Glenoplerus 139 Goniocleoa 13J GyruDopleurus 38 Harpalus 21 Helops 106 Hydrobius 202 Hydrophilus 177 Iscbnodes 66 Lacon 22 Limonius 18 Lioa 16 Lixus 180 Lylta 174 Jlalachius 128 Meloe 44 Melolontha 9S Melolonlhites 134 Mesosa 205 Myclerus 208 Nitidula . 160 Omalium 183 Ontbopbagus 152 Oreina 214 Pellis 163 Perotis 216 Pristorbynchus 27 Protactus 60 Protogeoia 196 Pseudo-Elaler 199 Rbizotrogus 13 Rhyiicbiles 43 Saperda 136 ScaphidiuDi 114 Silpba 200 Sitona 24 Sphenoptera 141 Spbeuophorus 57 Telephorus 112 Trichius 123 Trogosila Seite 16 212 64 23 215 161 56 46 216 133 138 137 207 192 155 150 159 67 71 165 163 36 34 02 209 39 105 190 28 118 143 «9 180 168 35 36 182 117 193 143 74 40 Taf.I. FlO' 1 C^^lILnri-. VI. l)vdropluIii,s \T3l,-iI oriiis. l^.Uvid'upliiliLX iio^icliiriLS. Lixh. . &nz '. ■ T.J.ll'ia.'stsf» -x. C'ja«i.i!iTrijiwitli.-ai. Tal' .11 Fitf. l. nvih-opIulil,l .siH-ilal)iIis. U. llvdiuplulus Kiim-i-ii. .i-IIv-h-j-luliLS Ki-Innafii .4 ll.vrarilis.l2.B..Mcl()loiitliili-s ob.sult-i^. UlJ^-oui'iVnia K.Sflipri. 17. Uniu-esnics ».ciini^c iiDi^ciisis. Irt r.iinHutwaiUunia Li::^ Anst vj Wot^f-x u^Conip ia TSict'iVii'a 'laf.Ul. I i^ I Capiiodis aiititpia. 2 . Capuoclis li-uebrioius. 2> . Capnotlls pmiciuollis. 4. Poruiis Lavaipri. b. Anvylovlxun 3ie,vtipim. 6 ^In- -ivlnchira dr*leta. 7. Ancvlocldru ruslic.iiia . 8 , .lii<;vlorlura .Se.vrri(Mln. i» . Aiic^-lochira ^'racilU- lo. Kiu;vtJ\\-rca l . Cleriis .Adonis . 4 . L\-tta -^Vesciilapii. 6. Wua .lescalapii t'cmina. ö-Ia"! lac vpsicatonac aLi . Fie'.T ^Ueloe Podalirii, Ö. TiÄteln DomiitiUa. 9 . UrlopfiMcLsSiteri. ü). ihTicrii.s niolassims. 11. ('\\-nis lacLinrlioliciiÄ. 1£. Mososa .la-soniÄ . 15. ^-icainliodcres Phrixi. laxU-Äast T 'f.Tfarsw- u -oaiy m Vnitfittau Taf.Yl. fi^'.l. SapcTtla XepKclc. 2 . .SaprrcLi ;Vb.svi'ti. j. Ti'ofosita Kopllütpri. 4.Fiisslinia amocna . ä . Bruclms striolatHS. 6 . iVniliriliiics pTiiillus . T. Anümbitcs iloHSSoiuL 8. Rhyiicliiles 5ileiiiis. 9 , Bracl^ycerns ^eiTnanns. lo. Frist orhynckos elliplic\x5. U. Silona ailaviiia. IS.CleonusDeiicalioms.lS.CleomLSpVTThac. 14,Lixu5 TU^icoIliv i5. Cleoims laiiuoidcs , 16. Spheuophoitis Sac^clia-ittLS. 17. SpKrnopliorTUJ Rp^elia-TiTis . Ii-ii jhist T, JTffiirsxeru.Cinig^.ia.'Wni.xartlEai. Ta-£ATI. i ,. ^\ Fi®'. l.CiuciilioiiiK'*; RedtcHlKicImi. 2 . Co.ssouus Jlfi-iaiii . 5. ('o.ssoiiti.s Siüelberiiii. i. Doiuicüi P;ilaemoiii.s. .'>..\iiopJites Krrmii. (>('a.ssi- -da Hmiiionc. 7- Lina Pojnili-li ö. On^vsomcla Calauii. ft. Cki^-Somcla [Jiuictiii'pr'a. lo. (h-riiia HclK'iii\. U Oi-ciiia l^-oiotfciüac. liJhriiia ^\aiplivfli- -- üiii.s . Li. (joiiioclena Japeli . I+. GoiiioctPUa Clvmciie. 13 , Cl%nlu-a Ruidtiivic. lii rorcnu-lLT -huli-oiuctLi . IT.rorrincU.» Hcsimic. Ifi-BrarliiLULsprimordi- -alLS.in RarpaliLS talndn.-; 2o,.S<';iplü(liiuii «tc-lcliuD 21 \ili(IiiLiiiiclan;»iia.i;2,.hii]tliülisb<*na, 23. EsclicrLi m-ala . 24.Ev»Ti'opluliiS carbonaiiiis. 2j. (»vuinunlf'iiru.s .'ii.<\-]>lni.s ifi Onilionlns'ii.s ovalulns i7.-li>h(KliusiI<'vci-i. '1& .Vj)lio(liu.'i .luiiijiuis. üf). RLizoiro^iu loiLsiuiaiKU. üo.Mololoiilkilcsl.avaten.31. Mf"iüloiitJiilc.>;ParÄ»liluüaiia.52.i[cluluiilhitr^KoUiU'i..3J.lL'kJiij^ Öi-Ptitü» tricosLata. X;0-. AL5t r.JTha:.: 'cxcp 11 T-ii.-'jriioir . iif'T*^ =v^v Taiwm Hel.BadisU-r iletilis. 2 . IliiifiiltL» Sitiis . .3. DvtiicTi.s /scKoUtPAUTis . 4 . llT