689551001 III NM FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION | FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY ( Boung RT r 2 Er 3 2 ar le, % NEUE DENKSCHRIFTEN DER ALLG. SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT FÜR DIE gesammten Haturwissenschaften. _ NOUYBAUX MNENKOIRBY DE LA SOCIETE HELVETIQUE DES SCIENCES NATURELLES. Band HI. mıt XX VII Tafeln. 7,3 arm rn. NEUCHATEL, auf Kosten der 12 Wwelhschaft IN DER BUCHDRUCKEREI VON PETITPIERRE. 1339. i Beh wei 3 anal wird ; } . i % Be % En 5 . 27 u Rs rn 3 . Ri kin R R (7% A) ka: Brraupersngn & EPG ER! Are Parc: u mu2 #477 . & u We“ Bern / hai Pt PT | er ” +4 R 77 Y r v B . t * . a Mr ss ” Bud t F up? f . > . a .. aka Nr Wr f q N Be . « . “ . 99 A ‚* r y “ = L ” a a « _ . 2 Sr I A EE i Er k . un re . RR. a ” > ‚ 14 F3 % er v, « Fr 74 } “x e ü x Le 7% ‘ Sm % EN REGISTER. : | 5 7 ul. a Fe | » AN. 5 “ f * ° P _ je : f ’ s - [2 + +: - . a E} F = 2 Y ’ “ 1 . ? x > . = en — —— . ’ „ g ' t vr ‘ }' .'m y i j x zZ" ie r Er A a _ j r wr u ’ R » ‚ _ u . % - 7% 5 at 4 « . . . ” 2 . ” rläuterung der Ansichten einiger Contact-Verhältnisse zwischen a u krystallinischen. Feldspathgesteinen und Kalk, im Berner- . P' Oberlande ‚ von A. Escher von der Linth. . . . .» . . 1?/Bog. mit 2 Taf. $ + Geologische Beschreibung von Mittel-Bündten, von A. Escher a . BE En Studer °. 1. Em Tal.l | » Description des Echinodermesfossilesde la Suisse, premiere partie, ” 7 “ » Be ans “., h e . ‘ 3 EN) ind! wu. par Ir Seuasız, Ne 8 na...“ a A 13 [Feuilles avec 4 ra a planches. > Die Pflanzen Graubündens. Ein Verzeichniss der bisher in Grau- . men ah /k © gaganı 5 bünden gefundenen Pflanzen, mit Berücksichtigung ihres _ I 3 F Vorkommens, von Alex. Moritzi (Die Gefässpflanzen). . . 20 B. mit 6 Taf. . « _ 2 . 2 F ir 9; e z .'. 3 " ’ a . “ “ „ r . = 2" ee “ _ 2 u Di u vv % % « & ® » ’ * ; x . Di ’ PN % u ru“ us * ME WE # $ 2 _ ©. kr » % 2° = u“ & yi _ ® “ ar * % ” “ ‘ . . . » % u WE...“ v o % “ s- Are. 3 h .. *r “ . » Fi} N % ni » ie: on u >. ltreig ardl ds Vento) aa E ‚aa Pa R % ne ee RR: aa Ft . j de ; Be Bla. k ah wi = we 4. 0 BET Aıb- acht Beet «AdE du “ fr f w Holen er gi" ter wo u h > “ 4 Fun er. ”# aba La a 7 we Lt “ ie E) / EL na RE nr A: fix “An * H PER In x re Rr A Er aut? Tau Hr U Si a Fa ve Y va. R mr % y % or .0 Pr 3 i. , .*' “ # E PA . „* + er Du Wu f} ‘K u fi F a, & er. u ® = a Be. R ®, . ö ” j R\ du ”. ; A E> = ei # ”, _ u: „® [27 ‘ B “.: REN: ’ R u 07 “r * r A m D ALÄUTBAUNG DER ANSICHTEN EINIGER CONTACT-VERHÄLTNISSE ZWISCHEN . RRYSTALLINISCHEN FELDSPATHGESTEINEN UND RALR im Gperner Oberlande. VON ARN. ESCHER VON DER LINTMH. Band II. 1839. 62” Bog. 27 Taf. Escher v. d. L., A. Contactverhältnisse zwischen Feld- spathgestein und Kalk. Escher v. d. L., A. und Studer, B. Geologie von Mittel- Bünden Agassiz, L- Echinodermes fossiles de la Suisse. 1’° par- tie. Spatangoides. Moritzi, A. Gefässpflanzen Graubündens. Y a M ’ En In In ’ Pr. 72, nur" Dos DM s AB ma a emmuaı, aaa a wor aaa ve HE ERLÄUTERUNG DEP ANSICHTEN EINIGER CONTACT-VERHFELTNISSE ZWISCHEN KRYSTALLINISCHEN FELDSPATHGESTEINEN UND KALK IM BERNER OBERLANDE. Im August 1836 besuchten Herr Professor Studer und ich das Berner- Oberland, hauptsächlich in der Absicht, die so merkwürdigen, von Herrn Professor Hugi zuerst beobachteten , Lagerungsverhältnisse an der südlichen Grenze des Kalkgebirgs, zwischen den Thälern von Lauter- brunnen und Gadmen nochmals genauer zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Reise stimmen im Wesentlichen vollkommen mit den Beobachtungen überein, welche Herr Prof. Studer bereits im Bulletin de la soc. geolog. T.1l. und in Leonhard’s Jahrbuch 1836, bekannt ge- macht hat. 41. ANSICHT DER JUNGFRAU. Die beiliegende Skizze (Taf. 11, Fg.ı) zeigt im Vorgrunde, in der Gegend der Stufisteinalp, das normale Verhältniss der Gebirgsarten. In der Tiefe herrscht der Gneisgranit mit allgemein steilem südlichem Einfallen ; unmit- telbar darauf liegen die in dieser Gegend sehr vollständig entwickelten Zwwischenbildungen Studer’s (Geologie der westlichen Alpen, p.137). Sie stellen sich hier dar als Bruchstücke einer gewölbartigen Biegung, deren nördlich einfallender Schenkel von Hochgebirgskalkstein (Untere Kalk- masse der NordseiteStuder, LiasHugi, Niederschlege zweiter Art Lusser) A ERL/EUTERUNG DER ANSICHTEN EINIGER CONTACT-VERHELTNISSE überlagert wird, und welche, gleich diesem, in der Nähe der Grenze steil nordwestlich einfallen, dann aber, thalaufwärts, durch allmählige Ver- flachung, in fast horizontale Lagerung übergehen. In der Höhe zeigt sich, an den Abhängen des Roththales, unzweifelhaft eine Umbiegung und Auf- lagerung der Gneismasse auf den Kalkstein, und zwar stehen die Gneis- massen der Tiefe und der Höhe in so unmittelbarem Zusammenhange, dass sie als Ein zusammengehöriges Ganzes und als Eine gleichzeitige Bildung betrachtet werden müssen. Aus der genauen Untersuchung der nordwestlichen Abstürze der Jung- frau geht ferner mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit hervor, dass die Massen von Gneisgranit, welche den Gipfel dieses Gebirgsstockes bilden , nicht nur auf dem, der tieferen Jura- und Lias-Epoche angehörenden, Hochgebirgskalkstein aufliegen, sondern auch auf Gesteinen, die wohl ler Kreide beizuzählen sind. In der That zeigt sich an den nördlichen Gehängen der Jungfrau über dem Hochgebirgskalkstein, in grosser Mächtigkeit, ein graulicher, fein- körniger, oft kalkiger, oft quarziger Sandstein und Sandsteinschiefer, mit eisenschüssig bräunlich und grünlich verwitternder Oberfläche , aus welchem der im Berner Museum aufbewahrte Clypeaster Bouei Goldfuss herstammt. Obgleich wir, auf mehreren Excursionen zum Rothen Brett, nicht so glücklich waren, charakteristische Petrefakten in dieser Bildung aufzufinden ‚ so überzeugten wir uns doch, von der vollständigen Aehnlich- keit dieser Sandsteine mit denjenigen der höchsten Titliskette , in welchen sich auf der Gadmenfluh, westlich über der Engstlen-Alp, folgende Petre- fakten finden : Nummulites elegans Sow. bis 9 millim. im Durchmesser, gewöhnlich kleiner. Melania costellata Lam.? Länge 48 millim., Breite der letzten Windung > millim., die Windungen gewölbt, mit Längenrippen. Cerithium Diaboli? Brong. Zu schlecht erhalten, um mit Sicherheit bestimmt werden zu können, aber in den noch erhaltenen Theilen alle Charaktere der citirten Species zeigend. ZWISCHEN KRYSTALLINISCHEN FELDSPATHGESTEINEN UND KALK. 5) Ampullaria ? grosse, sehr dicke Art, scheint identisch mit derjenigen der Diablerets. ; Cardium productum Sow., sehr ähnlich der Species von der Gosau, abgebildet im Geol. Trans. U. Cardium, weniger gewölbt als das vorhergehende, kreisförmig, gleich- seitig. Astarte ? ähnlich der 4. nitida Sow., mit sehr deutlichen und enge gedrängten Wachsthumsringen. Pholas? sehr gewölbte , ungefähr cylindrische Muschel, mit sehr feinen Längenstreifen; die Grenze beider Schalen wenig deutlich; das Innere dieser Cylinder ist mit grobem Sande angefüllt oder mit Kalkspath, dessen Krystallaxe derjenigen des Oylinders parallel liegt. Länge 2a—3 Zoll; Dicke sieben Linien. Turbinolia, sehr ähnlich der Species, die ziemlich häufig in der Kreide der westlichen Alpen gefunden wird. Lithodendron granulosum Goldf. scheint nicht verschieden von der eitirten Species, die, unter ähnlichen Verhältnissen, in der Abtenau vorkommt. Die Analogie dieser Bildungen wird noch dadurch erhöht, dass, wie an den Diablerets, sowohl am Rothen Brett, als auf der Gadmenfluh , die tiefsten Schichten dieses Sandsteins kohlenhaltig sind. Diese Sandsteinbildung des Rothen Bretts, bildet allem Anschein nach, auch die Kuppe des Silberhorns, und setzt südlich fort bis unter die Feld- spathgesteine der Jungfrau. Wenn daher künftige Beobachtungen noch bestimmt nachweisen sollten, dass dieselbe vielleicht der Kreideepoche angehöre, so hätten wir auch hier, wie an anderen Stellen in den Alpen, namentlich in Graubündten , einen sehr deutlichen Beleg, dass schieferige und körnige Feldspathgesteine sich über die alpinischen Kreidebildungen weg erstrecken. Noch ist eine Erscheinung, an der Grenze zwischen diesen Sand- steinen und dem unterliegenden Hochgebirgskalkstein, sehr bemerkens- 6 ERLEEUTERUNG DER ANSICHTEN EINIGER CONTACT-VERHELTNISSE werth. Die obersten Schichten, des letzteren nämlich, sind , in nicht unbe- deutender Mächtigkeit, ausgezeichnet, durch bunte Farben und [ein kry- stallinische Structur. Mit ihnen finden sich rothe und grüne Schiefer, die oft dünne Kalklagen der angegebenen Beschaffenheit umschliessen, und häufig werden diese Schiefer so talkig und krystallinisch, dass sie als wahre Talkschiefer erscheinen; es sind Gesteine, die mit dem italienischen Galestro vollkommen übereinstimmen. Das Auftreten dieses, offenbar durch Umwandlung entstandenen Galestro an der oberen Grenze der alpinischen Jurabildungen, ist nicht auf den Nord- abhang der Jungfrau beschränkt, sondern eine in den Alpen weit ver- breitete Erscheinung. Herr Prof. Studer hat sie auch auf. den westlichen Höhen des hinteren Lauterbrunnen-Thales, ferner am Oeschinen-See und am Gemmipasse, oberhalb Kandersteg, und sogar in den von der Central- Kette entfernteren Gebirgen der Simme- und Saanenthäler und der Stock- hornkette nachgewiesen, 3. ANSICHT DES WETTERHORNS UND DES METTENBERGS VON DER WESTSEITE. Ganz ausgezeichnet zeigt sich die Auflagerung des Feldspathgesteins auf den Kalkstein, am Nordende der Schreckhorn - und Wetterhorn-Ketten. (Taf. 1, Fig. ı.) Zur genaueren Untersuchung derÜContactverhältnisse verfolgten wir, von Grindelwald aus, den Weg nach dem Eismeere, der sich zwischen den westlichen Abstürzen des Mettenbergs und dem unteren Grindelwald- Gletscher ins innere Hochgebirge hinein zieht. In nicht grosser Entfernung vom Anfange des Eismeeres findet, an der steilen Wand des Mettenberges, die Scheidung zwischen dem Kalksteine und dem Gneisgranite statt. Die Scheidelinie steigt wohl über 1000 ’hoch,, fast senkrecht, oder nur wenig sich gegen Nord zubiegend,, in die Höhe; die angrenzenden Schichten des Kalks folgen ziemlich genau derselben Richtung, während sie, am nördlichen Ende des Berges, in der Nähe von ZWISCHEN KRYSTALLINISCHEN FELDSPATHGESTEINEN UND KALK. 2 Grindelwald, fast horizontal liegen. Die Verbindung zwischen jenen ver- ticalen und diesen horizontalen Schichten wurde uns nicht klar. Das Feldspathgestein ist. ein unregelmässiger. flasriger Gneis, dessen Schie- ferungsflächen, so viel sich beobachten lässt, ebenfalls der Grenze parallel laufen ; die Grenze selbst ist scharf, und es findet kein Verfliessen des Gneises in den Kalkstein statt. Der Kalkstein, zunächst dem Gneise, ist schwärzlich grau,. dicht, von muschlichem Bruche; einige Fuss von der Grenze entfernt, ist er mehr schieferig, und seine Farbe etwas heller; noch weiter folgt dunkler späthig körniger Kalkstein, mit vielen beigemengten, an der verwitterten Oberfläche ausragenden Quarzkörnern und undeut- lichen Bruchstücken von Petrefakten, ‘unter denen wahrscheinlich Stiel- stücke von Pentacriniten vorkommen. Es stimmt dieser Kalk überein mit einer der Zwischenbildungen aufStufistein. Noch weiter nördlich herrscht dann bis Grindelwald der eigentliche Hochgebirgskalkstein. Indem wir die Grenze der Feldspathgesteine, den steilen Westabsturz des Mettenbergs aufwärts, verfolgten, fanden wir, in bedeutender Höhe über dem Gletscher, den Gneis auf eine kleine Strecke keilförmig in den Kalkstein eingedrungen. Dieser ist, zunächst an der Grenze, hellfarbig, fein salinisch körnig und glasartig klingend ; der Gneis des Keils aber zeichnet sich durch Armuth an Feldspath aus, und ist wohl eher ein feinkörniger Talk und Glimmer haltender Quarzitschiefer zunennen. Von manchen compacten Abänderungen des Sandsteins an der oberen Grenze der alpinischen Jura- bildungen ist dieser Quarzit durchaus nicht zu unterscheiden. Auch Talk- schiefer wechselt hier mit demselben. Am oberen Ende der steilen Grashalde, über die wir hinaufgestiegen , liegt der Kalk horizontal; aufihm, in gleicher Lagerung, Quarzit und Talk- schiefer, dann wieder, bei 20’ mächtig, Kalkstein mit schieferiger Abson- derung, innig verwachsen mit Quarzit, der sich theils in Nester aussondert, theils wieder Kalknester umschliesst. Man sieht diese Lagerfolge sehr weit südlich gegen das kleine Schreckhorn fortsetzen, wohl 2000 Fuss hoch von Granitgneis überlagert. Ueber dieser Kalkfolge geht der Quarzit nach 8 ERLEUTERUNG DER ANSICHTEN EINIGER CONTACT-VERHELTNISSE und nach in wahren granitischen Gneis über, der, in der Nähe des Kalks, noch horizontale Ablosungen zeigt, in grösserer Höhe aber steil SO fal- lende Absonderungen annimmt, die, weiter südlich, und in den oberen Gipfeln, in das allgemein herrschende, steil südliche Fallen übergehn. Schon in beträchtlicher Höhe sieht man in diesem Gneisgranit noch einzelne grössere Kalknester, ausgezeichnet durch eine gelbliche, staubige, dolo- mitische Aussenfläche, im Innern blaulich und dicht, ähnlich dem do- lomitischen Kalkstein der Zwischenbildungen. Längs der schroffen Ab- stürze des aufliegenden Granitgneises kletterten wir gegen die vorderen Köpfe des Mettenbergs hinab. Diese bestehen, zunächst an der unteren Grenze des Gneisgranits, der sich, wohl über eine halbe Stunde weit, vom kleinen Schreckhorn bis hieher erstreckt, nicht aus Hochgebirgskalk , sondern aus den Zwischenbildungen, die sonst in seiner Unterlage vor- kommen. Es ist, theils an der Oberfläche gelblicher, im Innern dichter und hellblauer Dolomit; theils fast schwarzer, Quarzkörner einschlies- sender, späthiger Kalkstein, mit vielen Bruchstücken meist undeutlicher Petrefakten, unter denen sich jedoch Belemniten erkennen lassen ; theils endlich dunkler, etwas talkiger, häufig ganz in Eisenrogenstein über- gehender Schiefer. In diesen eisenführenden Schichten bemerkt man auch schöne breccienartige Kalksteine; sie bestehen aus meist rundlichen Stücken eines feinkörnig eisenrothen Kalksteins, die durch eine grauliche fein- körnige Kalkmasse verbunden sind. Die zahlreichen unregelmässigen Ab- losungen und Kluftflächen dieses Gesteins sind talkartig schimmernd. Die nämliche Ueberlagerung des Hochgebirgskalksteins durch die Glieder der Zwischenbildungen sieht man deutlich auch an den West- abstürzen des Wetterhorns, und, wie sich in der Folge zeigen wird, finden sich ähnliche Verhältnisse noch weiter östlich am Stellihorn. Bei der Betrachtung dieser verkehrten Ordnung wirft sich daher die Frage auf, ob dieselbe wohl eine ursprüngliche sei, d.h. ob sich die Bildung dieser Gebirgsglieder wirklich in verschiedenen Höhen wiederholt habe; oder, ob diese scheinbare Wiederholung, diese Ueberlagerung des Hoch- ’ ZWISCHEN KRYSTALLINISCHEN FELDSPATHGESTEINEN UND KALK. 4, gebirgskalksteins durch die Zwischenbildungen, nicht vielmehr eine Folge von Umbiegung und völligem Ueberkippen sei, so dass, was Jetzt zu oberst liegt , ursprünglich das tiefste war. Die zahlreichen ganz deutlichen Fälle solcher Umbiegungen der Schichten, z. B. an der Hunnenfluh am Aus- gange des Lauterbrunnen-Thales, sowie die Identität der Petrefakten an allen Stellen, wo diese Gesteine vorkommen, sprechen für die letztere Annahme; auch Herr Dr. Lusser, der, an der Windgelle, ähnliche Wieder- holungen dieser Gesteine genau verfolgt hat, hält sich von der Richtigkeit der letzteren Erklärung überzeugt. An den westlichen Abstürzen .des Wetterhorns zeigt sich, ausser der Ueberlagerung des Hochgebirgskalksteins durch die Zwischenbildungen , auch deutlich die Bedeckung sämmtlicher Kalkgebilde durch Feldspath- gesteine, nur nicht in so grosser Ausdehnnng wie am Mettenberge; und auch am östlichen Absturze des Eigers, oder vielmehr seiner Fortsetzung gegen. die Jungfrau hin, lassen sich, obgleich noch weniger deutlich, die nämlichen Erscheinungen beobachten. 5. STELLIHORN. Steigtman ‚aus dem weiten Boden des Urbachthales, durch die Gürmschli- Alp, gegen die Laucherli-Hütte hinauf, so befindet man sich stets in der Nähe der Grenze zwischen Kalkstein und Gneis, die wahrscheinlich senk- recht ist, wegen der Vegetation aber nicht näher untersucht werden kann. In bedeutender Höhe über dem Thalgrunde bei einer, krystallhell aus den fast senkrechten Gneisschichten hervortretenden Quelle, findet man ein schwaches Lager von weissem körnigem Kalkstein, begleitet von ächtem Glimmerschiefer, der mehrfach mit schwarzem Thonschiefer wechselt und auch in denselben übergeht. Diese Gesteine bilden eine Einlagerung in deutlich ausgebildeten Gneis, und ähnliche, von der Hauptmasse losge- trennte, von Gneis umhüllte Kalknester wiederholen sich noch öfters am steilen Pfade, der zu der Laucherli-Hütte führt. — Bei dieser angelangt, 5) PA 10 ERKLAERUNG DER ANSICHTEN EINIGER CONTACT-VERHELTNISSE wird Jeder, der diesen Punkt zum ersten Male besucht, aufs höchste über- rascht sein, durch die Ansicht von vier granitartigen 10—50' mächtigen Lagern, welche sich von der Hauptmasse des Gneises des Tossenhorns, wohl eine Viertelstunde weit, östlich ın die Kalkmasse des Stellihorns hinein ziehn (Taf. II, Fig. >). Das Gestein dieser Keile ist ein unreiner Granit, oft, durch schiefrige Textur, dem Gneise sich annähernd, oft, durch Abnahme des Feldspaths, in Quarzit übergehend. Die Grenze gegen den Kalkstein ist gewöhnlich sehr scharf, so dass man mit der Hand beide Gesteine bedeckt; bei genauerer Betrachtung erkennt man indess oft auch hier wieder ein gegenseitiges Verwachsen, so dass Nester des einen Gesteins isolirt im anderen einge- schlossen sind. Der Kalkstein ist, theils dolomitisch, äusserlich gelb be- staubt; theils buntfarbig und krystallinisch; theils durch Eisenoxyd ge- röthet ; häufig zeigen sich in ihm dünne Lagen von buntem, glänzendem Thonschiefer, die auch in dem Quarzitgneise nicht fehlen. An der felsigen Kante, welche die Laucherli- von der Gummalp scheidet, fanden wir auch häufige Trümmer von, mit dichtem, buntem Kalk verwachsenem Eisenrogenstein, welche eine grosse Menge Belemniten, zum Theil drei Zoll lang, so wie auch verschiedene Ammoniten, worunter ein Ammonites colubratus Zieten, von wenigstens 8” Durchmesser, enthalten. Diese Trüm- mer müssen von den tieferen Abstürzen des Stellihorns abstammen. Von der Laucherli-Hütte aus ziehn aber , nicht bloss die so eben be- schriebenen Verhältnisse, sondern auch die dunkeln Felsen des noch »— 3000’ hoch sich aufthürmenden Gipfels des Stellihorns die Blicke auf sich. Die Aelpler versicherten, dieser Gipfel bestehe aus Geissberger (Gneis und Granit), und ihre Aussage bestätigte sich vollkommen. Aus der Gummalp steigt man sehr steil über abgebrochene, sanft südöstlich ein- fallende Schichten von Hochgebirgskalkstein, meist hellgrau, schieferig und glasartig klingend, auf den höchsten, nur wenige Fuss breiten Grat des Gebirgskamms. In der Nähe des Gipfels findet man nun, wie auf dem Mettenberge, über dem Hochgebirgskalkstein, nebst anderen Abänderungen ZWISCHEN KRYSTALLINISCHEN FELDSPATHGESTEINEN UND KALK. 41 der Zwischenbildungen auch Lager von Eisenrogenstein, die, in einer Meereshöhe von ungefähr 8700’, nebst Ammoniten, Belemniten, Tere- brateln, auch Pholadomya ambigua und Pholadomya ovalis Sow. ein- schliessen. Auf diesen Gesteinen ruht, als oberstes Gestein des Stellihorns, bei 100’ mächtig, eine, in viele schroffe Zacken zertheilte Masse ver- witterten, quarzitartigen Gneises, völlig isolirt und überall von grausen Abstürzen umgeben, so dass jeder Schritt die grösste Vorsicht erheischt. Bei der schon sehr vorgerückten Tageszeit und bedroht von einem Hagel- wetter war es uns unmöglich, sie in ihrer ganzen Ausdehnung zu unter- suchen. Auf dem Urbach-Sattel, am südlichen Fusse des Stellihorns, ist die Grenze zwischen dem Kalkstein des letzteren und der Gneismasse des Tos- senhorns, die sich hier unter das erstere hineinzieht, ebenfalls sehr schön entblösst. Auf dem Sattel selbst herrscht granitischer Gneis und Glimmer- schiefer, mit steilem südöstlichem Einfallen, wie am Tossenhorn ; unmittel- bar auf diese Gesteine folgt, deutlich vom Gneise getrennt, und nördlich fallend, wie ‚oberhalb Stufistein, ein mehrere Fuss starkes Lager von Arkose-Sandstein , der nur eine Abänderung des früher erwähnten Quarzits zu sein scheint; über diesem, ebenfalls nördlich fallend, schwarzer Kalk- stein mit sehr vielen eingeschlossenen Quarzkörnern und rauher, zum Theil röthlicher, zum Theil bräunlicher Aussenfläche. Diese Schichten enthalten Belemniten und Gliederstücke von Pentacrinus scalarıs? Goldf. Die hier allgemein nördlich fallende Kalkbildung setzt dann , mit gleicher Einsenkung, unter dem höheren Rosenlauigletscher durch, an den Abhang des Wellhorns fort, wo sie mit ungefähr 45° gegen den Horizont einzu- fallen scheint. A. LAUBSTOCK UND PFAFFENKOPF. Ungleich viel grösser, als die Kalkkeile desStellihorns, sind die von Herrn Hugi ausführlich beschriebenen des Laubstocks und Pfaffenkopfs (Taf. 1. - 12 ERLEUTERUNG DER ANSICHTEN EINIGER CONTACT-VERHELTNISSE Fig.2), an der Vereinigung der Thäler von Urbach , Guttannen und Gadmen. Eine allgemeinere Ansicht lässt dieselben deutlich als losgetrennte Stücke des Kalkgebirges erkennen, in welches Hasli im Grund und Meiringen eingeschnitten sind. An ihrem dem Grund zugekehrten Absturze ist ihre Mächtigkeit am grössten und beträgt wenigstens 1000 Fuss. Die Haupt- masse besteht aus hellgrauem , sehr feinkörnigem, bis dichtem Kalkstein, der mit dem Hochgebirgskalkstein vollkommen übereinstimmt und Be- lemniten enthält. Seine Schichten fallen sanft südlich in den Berg hinein, an anderen Stellen ist der Kalk mehr massig, dolomitisch, in schroffe Thürme zerspalten. Im Urbachthale setzt der Keil des Laubstocks, mit immer geringerer Mächtigkeit, eine starke Stunde weit südwärts fort, und erscheint zuletzt nur noch als ein wenig Fuss mächtiges Lager. Noch weiter südlich erscheinen, in der Fortsetzung des Keils, mehrere von Gneis ganz umschlossene Nester von weissem grobkörnigem Marmor. Im Gadmenthale verliert sich der Kalkstein des Pfaffenkopfs schon ob Mühlithal, eine halbe Stunde über dem Thalauslaufe ; leicht aber möch- ten die bekannten Nester von weissem Marmor, die, an der Schaftelen unterhalb Gadmen, in talkigem Glimmerschiefer eingeschlossen sind, als seine letzten, von der Hauptmasse getrennten, Spuren zu betrachten sein. Auch im Thale von Guttannen lassen sich die beiden Keile beträchtlich weit thalaufwärts verfolgen. Das Feldspathgestein, welches diesen Kalk- keilen, theils zur Unterlage dient, theils siein grosser Mächtigkeit bedeckt, und sich, an den Enden der Keile, in eine nicht zu trennende Masse ver- einigt, ist vorwaltend grobflaseriger Gneis, dessen Ablosungen steil süd- lich in’s Gebirge hineinfallen ; am vorderen Ende des Laubstocks jedoch, in der Nähe der Hütten der oberen Laubalp, liegt das Gestein beinahe horizontal, der oberen Grenze des Kalksteins parallel und erscheint hier eher einem talkigen Glimmerschiefer, als wahrem Gneise ähnlich. Die Veränderungen, welche die Sedimentbildungen, in der Nähe der Feldspathgesteine, an den beschriebenen Punkten erlitten haben, stimmen ZWISCHEN KRYSTALLINISCHEN FELDSPATHGESTEINEN UND KALK. 15 in hohem Grade überein mit denjenigen, welche Basalte und andere in feurigem Flusse an die Erdoberfläche getretene Felsarten auf die von ihnen durchbrochenen Sedimentgesteine ausgeübt haben. In beiden Fällen ver- lieren die Kalksteine in der Nähe der Grenze ihre dichte Structur und werden krystallinisch ; der Kohlegehalt verschwindet; das Gestein wird weiss, oder bunt eisenfarbig. Auf diesen Analogie’n beruht wohl haupt- sächlich die Ansicht, welche diesen Erscheinungen des Berner-Oberlandes eine den basaltischen ähnliche Entstehungsart zuschreibt. Gegen ein solches lavaartiges Ueberfliessen der schieferigen Feldspathgesteine, nach der Bildung des Sedimentgebirges, sprechen aber die allmähligen Ueber- gänge des Gneises in Quarzit und Glimmerschiefer, in der Nähe der Grenze, und die der Scheidungslinie parallelen, in Gneis eingeschlosse- nen Lagen von Sedimentgesteinen, welche sich noch in ihrer natür- lichen Lage befinden. In noch höherem Grade sind aber wohl dieser An- sicht die Schieferungsflächen des Gneises ungünstig, indem diese, zufolge ihrer Wechsellagerung mit Petrefacten führenden Sedimentbildungen und Conglomeraten kaum für etwas anderes, als für wahre Schichtungsflächen anzusehen sein dürften. Hieraus geht denn auch hervor, dass diese Ver- hältnisse nicht, wie noch im Bull. de la Soc. geol. 1833 angegeben ist, als eine isolirte Erscheinung zu betrachten sind, sondern Herr Prof. Studer hat sich selbst schon in der Abhandlung über den Davoser Gebirgsstock für ihre völlige Analogie mit denjenigen ausgesprochen, welche aus Bündten, der Tarentaise und allen denjenigen Gegenden bekannt ge- worden sind, in welchen die Verhältnisse der schieferigen krystallini- schen zu den Sedimentgesteinen genauer untersucht worden sind. u ERRKLARUNG DER TAFELN. Tarer. I. am Rande : Erklärung der Farben. Fig. ı. Ansicht des Wetterhorns und Mettenbergs von der Wesiseite. Fig. 2. Ansicht des Pfaffenkopfes und Laubstocks von der Nordseite. Tarerll. Fig. ı. Ansicht der Jungfrau von der Westseite. Fig. 2. Ansicht der Stellihornkette von der Ostseite. P ION UOA sı> O]JS quer pun Ss] dosuozperg sop 1yPISUuy 3 Er roman T An orlGungt UTOyISY>2SIOTL pPpusg reymypegan. Seren FonsaeT oz gdoruaggegg Tyan Pojsmezzuag eramısa M sr, 55 a SHAOEEEER a: sap 1ypısuy (PfoRpsypeL UNO ug rum) gın27 sabıygo SPIA &z ( ungsinbo.nsız P yapaıygoı umsypoy ruogog ansgspuwsjrsamd) inbimppgunpsany Eid Den ( inbiappgenp 2Rp}) nogsypoysBngobpop SER (Bfprpsannsypoy biypormmg ) ons729 7] obinppgopany [| o TOULHNFODMIOK Op 2ONIy FAPquonoy ULorLayoNN yasıy PULIG 1oxrq() preaypopuuzy wodgy aapıs Furt SET en OJISSISO TIP UOA on 24 - u2oytp]?2] S yazeugst weuse 78 } aM UA meı ROLLEN EN ENTE SE URoL eumog Sun ISPN. TUDISUY ASP AS yarsuy Tptaypue AR nes apeqan UsZzuy2SOeL] WUIOQUISSO L Ar. Crsa-. ci Hix dı, Terrzenkerns ER ei 76 23 Er j 2 2 ; n er su PeNar ie“ 2 wr u yn 3,8 ’ u GEOLOGISCHE BESCHREIBUNG VON MITTEL-BUNDTEN. VON I nz i De in Ve! } Bi a PR Rn GEOLOGIE von MITTEL-BUNDTEN. voN A. ESCHER uno B. STUDER. Es kann diese Abhandlung, sowohl topographisch , als in Bezug auf die darin ausgesprochenen Ansichten, eine Fortsetzung derjenigen heissen, die, im 1ten Bande der Neuen Denkschriften , über die Gebirgsmasse von Davos erschienen ist. Die mehrjährigen Gebirgsreisen, die der Unter- suchung der Davosergebirge gewidmet wurden, umfassten stets auch einen Theil des mittleren Bündtens ‚und die Beobachtungen in beiden Gebieten haben sich gegenseitig ergänzt und erläutert. Drei dieser Reisen, in den Jahren 1835, 1836 und 1837 sind von den beiden Verfassern gemein- schaftlich ausgeführt worden, drei andere, in den Jahren 1833, 1834 und 1838 von dem letzt- genannten allein. Vielfache Besprechung der beobachteten Thatsachen, und gegenseitiger Ideen- austausch, sowohl während der Reisen, als bei mehreren Vereinigungen zu gemeinschaftlicher Bearbeitung der Karten und Zeichnungen, haben eine so viel als vollständige Gleichförmigkeit ihrer Ansichten über alle wichtigeren Punkte herbeigeführt, so dass beide die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit der in der Arbeit niedergelegten Thatsachen und für den Ausdruck der daraus her- geleiteten Resultate auf sich nehmen. Was das Mechanische der Arbeit betrifft, so hat der Ver- fasser der früheren Abhandlung auch für diese die Niederschreibung des Textes, Herr Escher dagegen die Ausarbeitung der Karten und Profile übernommen. — Vielfache Belehrung haben wir aus der reichen Sammlung von Gebirgsansichten, so wie aus den zahlreichen und fleissig ausge- arbeiteten Reisebeschreibungen geschöpft, welche Conrad Escher von der Linth über Graubündten hinterlassen hat; die benutzten Stellen dieser Manuscripte sind jedoch beinahe immer wörtlich und mit Nennung des Verfassers angeführt worden. — In der Orthographie der Ortsbenennungen haben wir uns vorzugsweise an die im vorigen Jahre erschienene vortreflliche Geographie von Graubündten von Reder und p. Tscharner gehalten. iR © 30 mr 2 asia le ‚na. 1. DOM REN veirake u BERATEN De NN RER ir ee ‚une auge Gere in rohe ah enaklnngchlap) umgeht a. re ehe Bd ern ee era este Brzzehärneg Surichegndabr j TEUFEL EEE HE inkugenins sale hin ha f Be käbane ah yir wor habh tea her ÖRAL PERL wre aa di es are unit a6 RER) Un AERL MERt nmetaäh ni mohean Far ahnt Anke: el m Se BERNIE 2 La er sm ... # RE EEE rare ae ne rk ee ee, | BERN eat? Sin, u) ve Y; hänetäh Br uanbep x ae LE ra ER 8 an Der a Sara a vu wer (u Er oa Bo a N turen ER RER Ra Tach or Te RR | nusbunlr a ee Tat we wen Ba? DE ‚ses nn aa yahı nid verein u u a ala Al Item ir Sue en: R) Bi EINLEITUNG. Es fühlt sich der Reisende, der, aus den heissen Seitenthälern der Lombardie, die Höhe der Engadinerpässe erreicht, wunderbar ergriffen , wenn hier, wo er nur die schmale Scheidecke zwischen zwei Abhängen zu überschreiten gedachte, sogleich nun die Hochebene des Oderengadins vor ihm sich ausbreitet, mit ihrer Reihe von See’n, ihren Wiesen mit alpinischer Flora bewachsen, ihren städtischen, von Reichthum und Luxus zeugenden Dörfern ; und er das schöne Thal umschlossen sieht von Ge- birgen, an denen der sparsame Wald nur wenig sich über den Thalboden zu erheben vermag, «und nicht weit unter den Schneelehnen der höheren Felsgräte zurückbleibt *). Von Chiavenna (1020'**) steigt man während acht Stunden das schöne Bergell aufwärts nach dem 5650 Fuss hohen Maloja, und nur 50 F. tiefer steht man schon am Ufer des Silsersee’s ; ja, es würde dieser gegen Westen der Mera zufliessen, wenn nicht der Wall von Gebirgsschutt, auf welchem die Wohnungen von Maloja stehen, ihn zurückhielte.. Beträchtlich höher erhebt sich zwar der Berninapass (7040); allein der Fall nach der Ebene des Inn’s vertheilt sich auf eine so lange Strecke, dass man auch hier ihn kaum gewahr wird; und noch kann das Auge sich nicht von den herrlichen Gletschern trennen, die aus *) Man sehe das schöne Panorama des Oberensadins von Schaffner. Basel 1833. ”*) Die in Parenthesen eingeschlossenen Höhen sind in franz. Fuss über das Meer angegeben. Man sehe den Anhang. j 6 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. dem westlichen Hochgebirge hervortreten, so steht man schon vor Pontresina und sieht, jenseits des Inn’s, Cellerina und $amaden.. Von Maloja bis Scanfs, auf eine Länge von fünf geographischen Meilen , fällt der Thalboden nur um 580 F. und diese kommen meist auf Rechnung der zwei Stufen, welche die Ebene von Sils und Silvaplana vom St. Moritzer- See, und diesen von Cellerina trennen, In der ganzen Ausdehnnng des Alpenzuges ist uns kein zweites Beispiel einer so auffallenden Gebirgs- bildung bekannt, kein Thal von solcher Ausdehnung und Cultur, dessen Thalboden höher liegt, als Rigikulm und die höchsten Gipfel des Jura. Man wird an Quito und die Hochebene des Punosee’s erinnert, oder an den Himalaja und an die Pässe, die aus dem hindostanischen Tiefland nach den Gangesquellen und den heiligen See’n von Tübet aufsteigen. Und diese ungewöhnliche Anschwellung des Bodens ist nicht auf Ober- engadin beschränkt. Auch östlich finden wir die, einem alten Seegrund ähnliche Thalebene von Zivigno in einer Höhe von 5750 F.; und westlich müssen die Bewohner von Stzalla und Avers,, wie die Hirten von Hoch- asien, das mangelnde Brennmaterial durch Schafdünger ersetzen. Erst in einer Entfernung von 4—5 geogr. Meilen östlich und westlich von Sa- maden, an der Etsch, Adda und in Ferrera, finden wir Thäler, die unter 4000. eingesenkt sind. Weiter nördlich liegt Bergün noch 4220 F. hoch; aber Conters sinkt schon auf 3650F., und der Thalboden von Schams auf 3030 F. Auch diese Vertiefungen sind jedoch kaum ursprüng- liche ; sie scheinen durch ein Zurücksinken des Bodens und durch Erosion entstanden; denn die grössere Masse des Landes behauptet sich auf weit beträchtlicherer Höhe bis nahe an Chur, und auf den ausgedehnten Hochflächen desselben stehn zahlreiche Dörfer, die daselbst einen von der grösseren Zahl ihrer Felder und Weideplätze weniger entfernten Sitz ge- sucht haben. Auf die Temperaturverhältnisse übt diese allgemeine Erhebung des Bodens einen nicht zu verkennenden Einfluss aus. Schon /Vahlenberg *) *) Wahlenberg,, de veget, et clim. in Helyet. sept. p. 71, introd, EINLEITUNG. 7 war verwundert, die mittlere Temperatur von Chur um 0°,59C höher zu finden, als in dem 530 F. tiefer liegenden Zürich; und Kasthofer*) setzt die obere Vegetationsgrenze der Culturpflanzen und Waldbäume, in Mittel-Bündten, um wenigstens 1000F. höher an, als im Berner-Oberland. Die Lerchtanne steigt im Engadin bis auf Höhen von 7000 F. **), so hoch wie an der Südseite des, weiter gegen Mittag zu gelegenen, den italieni- schen Winden frei sich darbietenden Monte Rosa ***). Nicht das Klima, sondern die Sorglosigkeit, oder die kurzsichtige Gewinnsucht der Be- wohner ist Schuld, dass so viele bündtnerische Thäler ganz von Holz ent- blösst sind; denn, am Ausgang des baumlosen Avers, siehtman nochGruppen von Lerchtannen hoch über dem Thalgrund,, und beträchtlich höher auch, als Stalla und seine Umgebungen. Dagegen kann nur natürlichen Ver- hältnissen der fast gänzliche Mangel an Laubholz in Bündten zugeschrieben werden ; Rothtannen, Lerchtannen und Arven bilden ausschliesslich die grösseren Wälder; nur vereinzelt erscheint die Birke; und die Buche, deren mildes Grün so viel zur Schönheit der westlichen Schweizeralpen beiträgt, fehlt, schon vom Gotthardt an, den Bündtnergebirgen beinahe gänzlich ****). — In ungefähr gleichem Verhältnisse, wie die Holzgrenze, hebt sich auch die Schneelinie. Den Kamm der ungefähr 8500 F. hohen Gravesalvaskette fanden wir jedesmal, im August, beinahe frei von Schnee, und eben so die nicht viel tiefer eingeschnittenen Joche, die vom Septimer und von Stalla nach Avers führen. Die über 8000 F. hohe, von steilen Gebirgen enge umschlossene Wasserscheide von Suvretta, oberhalb Campfeer, wo alle Bedingungen zu einer ausgedehnten Gletscherbildung vereinigt scheinen, war, den 9ten August 1838, ohne Schnee, der See auf derselben frei von Eis, und auch auf dem wohl 600 F. höheren Joche, das von Suvretta nach Cellerina führt , hatten wir, ein Jahr vorher, nur *) Kasthofer, Alpenreise. p. 205. **) p. Buch, über das Berninageb. Berl. Akad. 1814. Heer, Mitth. zur theor. Erdk. p. 135. ”®) Yan Welden, Monte Rosa. p.59. “®) Wahlenberg, p. 41. pref. ° GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. fleckweise Schnee getroffen. Die über 8200 F. hohen Pässe, zwischen dem Hintergrund von Sertyg und Ravesch, waren beidemale, da wir sie besuchten, von Schnee entblösst, und auf den fast 8800 F. hohen Eschia- pass, westlich von Madulein, gelangten wir, von der Nordseite her, ‘ohne zusammenhängenden Schnee zu finden. Ja, selbst auf der beinahe 10,000 FF. hohen Cima di Flix erstreckte sich, den Sten August 1838, die dünne Schneebedeckung kaum 1000 F. tief hinunter, und in heissen: Soemmern soll sie selbst auf dem Gipfel sich theilweise verlieren. Bei der geringen Ausdehnung und der Vereinzelung der in Bündten über die Schneelinie sich ergebenden Gebirge wird zwar die schärfere Bestimmung dieser Linie kaum je gelingen können, doch glauben wir sie, nach unseren Erfahrungen , nicht tiefer als 8600 bis 8800 F. annehmen zu sollen. Mit diesen Verhältnissen steht die eigenthümliche Alpenwirthschaft der Bündtner in enger Verbindung. Wo nämlich, wie es fast allgemein der Fall ist, der tiefere Thalgrund nur geringen Raum, die obere Hoch- fläche aber beträchtliche Wiesengründe darbot, da wurden aüf dieser Sommerdörfer, oder sogenannte Maiens@sse angelegt, aus denen man sich, für die kältesten Monate, in die, im Thalgrund liegenden Winterdörfer zurückzieht. Diese Maiensässe enthalten gut gebaute, für ganze Familien eingerichtete Häuser, und stehen auf Höhen von 5300 bis 6000F. Dass nicht die Rauhigkeit des Klimas, sondern wirthschaftliche Rücksichten dazu nöthigen , sie im Winter zu verlassen , zeigen die gleich hoch liegenden Dörfer in Avers, die das ganze Jahr durch bewohnt werden. Um die Maiensässe herum und, oberhalb derselben, bis auf 6500 F. etwa, werden die Grasgehänge meist als Wiesen oder Heuberge benutzt und im August abgemäht. Höher folgen die Kuhalpen, bis auf ungefähr 7500 F.; jede einzelne auf dem breiten Gebirge einen sehr beträchtlichen Bezirk ein- nehmend, so dass oft die Heerde stundenweit von der Alphütte zur Weide getrieben wird. Die noch höheren und rauhsten Weiden werden als Schafalpen benutzt, aber nicht mit einheimischen Schafen besetzt, weil diesen die Winterfütterung fehlen würde, sondern, seit ältester Zeit, an Bergamasker Heerdebesitzer verpachtet, deren Hirten im Juni die Schafe EINLEITUNG. 9 ins Land führen, im Herbst mit ihnen zurückkehren und die Winter- nahrung meist in der tieferen Lombardei finden. Selten kommen jedoch diese vier Abtheilungen, der Winterdörfer, Maiensässe, Kuhalpen und Schafalpen, zugleich am nämlichen Gebirgsabhang vor, bald sind, wie in Avers und Stalla, die beiden ersten vereinigt, bald stösst, wie in mehreren Gegenden von Bergün und Oberengadin , der Bezirk der Maiensässe un- mittelbar an die Schafalpen, indem die Kuhalpen, an milderen Gehängen, mehr neben, als unter denselben liegen, bald endlich fehlen die Schaf- alpen auch ganz, und die Kühe werden, wie auf mehreren Schamser- und Öberhalbsteineralpen, bis an die obersten Gräthe getrieben. Der Gebirgsforschung setzen diese wirthschaftlichen Einrichtungen , die Gestaltung des Landes, und der Nationalcharakter in Bündten eigene Schwierigkeiten entgegen. Mit grosser Mühe nur findet man Führer, die mit den Gebirgen ihrer Umgebung bekannt sind, und über diese Umgebung hinaus erstreckt sich ihre Kenntniss niemals. Ungeacht der Höhe seiner Thäler, ist der Bündtner, nach Neigung und Lebensart, mehr dem Bewohner des Tieflandes ähnlich; er liebt nicht rauhe Gebirgsreisen und übersteigt nur selten die breiten und hohen Ketten, die seine Hauptthäler trennen , und deren oberster Kamm, in den wenigen Wochen, da er von Schnee frei ist, nur von ausländischen Hirten zuweilen betreten wird. Beinah alle unsere Reisen haben wir, ohne Führer, mit Leuten aus dem Berner Oberlande und aus Glarus ausgeführt. Aber auch örtliche Erkundigungen über Gebirgsnamen und Localverhältnisse sind oft schwer einzuziehen. Die Dörfer und Maiensässe sind im Sommer wie ausgestorben, die Häuser verschlossen, weil die Leute auf entfernten Heubergen beschäftigt sind ; auch auf den Alpen findet man die Sennhütte den grösseren Theil des Tages zugeriegelt, die Hirten mit den Kühen in abgelegenen Weidegründen. Das ganze Gebirge scheint von Menschen und Thieren verlassen, und es herrscht eine Stille, wie man sie in anderen Alpgegenden nur in den kälteren Jahreszeiten zu finden gewohnt ist. [5 10 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Die bedeutende Höhe, zu der sich der Boden von Mittel-Bünäten erhebt , darf uns nicht befremden. Ein Blick auf die Karte (s. Tab. V) lehrt, dass hier eben die Axe des Alpenzuges durchstreicht, und die Ansicht der mächtigen Schneegebirge, die rings herum aufsteigen, führt uns vielmehr zu der Frage, warum hier das Gebirge sich nicht zu gleicher Höhe aufgeworfen , warum die Kraft, die zu beiden Seiten einzelne Ketten und Stöcke bis weit über die Schneelinie erhoben, in dieser Lücke durch grössere horizontale Ausdehnung sich geschwächt, und eine allgemeinere aber geringere An- schwellung bewirkt habe? Auch diese Frage möchte indess, wenn wir sie genauer prüfen, auf einer irrigen Vorstellung von der Structur des Alpensystems beruhen, auf der Vorstellung, dass eine vergletscherte , hohe Gentralkette, als Wassertheiler, die Axe des Systems bezeichnen, und parallel streichende Ketten, hie und da ven Querthälern durchschnitten, dieselbe zu beiden Seiten begleiten müssten. Nach so einfachem Plane hat allerdings die Natur hier nicht gearbeitet, und die Unmöglichkeit, in Bündten eine einzelne Kette als Gentralkette geltend zu machen, ist bereits schon durch H. v. Buch mit vollkommener Klarheit nachgewiesen worden. Dass aber auch in anderen Theilen der Alpen jene ältere Ansicht ganz aufgegeben werden müsse, dass die Orographie von Bündten nicht eine Ausnahme bilde, sondern nur die allgemeine Regel deutlicher, als diess vielleicht sonst wo möglich ist, darstelle, das ergibt sich, um so voll- ständiger, je leichter es wird, mit Hülfe guter Karten und durch ausge- dehntere Reisen, sich von der beschränkten, theilweisen Auffassung der Alpen zu allgemeineren Uebersichten zu erheben. Statt einer einzelnen Uentralkette finden wir, staffelföormig um die Axe des Alpensystems herum vertheilte, Centralmassen, die zwar, nach ihrer Längenerstreckung, jener Axe, oder einer Linie, die aus STOW nach N70O streicht , folgen, an beiden Enden aber sich auskeilen, ohne, nach dieser Unterbrechung sich wieder neu zu erheben. In diesen Centralmassen ist das Gebirge am mächtigsten aufgeworfen, hier finden wir die grossen Eis- meere, die nach allen Seiten Gletscher aussenden, hier die über die ganze übrige Alpenwelt aufsteigenden Riesengipfel. In der Axe dieser Massen EINLEITURG. 41 streicht, denselben parallel, Gneisgranit, in vertikale Tafeln abgesondert, und zu Ellen Seiten folgt, in fächer förmiger Schichtenstellung ebsclken zufallend, Gmeis und Clinmerder, oft mehrfach mit der ab- wechselnd. So in der CGentralmasse des Montblanc, so am Gotthardt , zwischen Airolo und Urseren, so, im Durchschnitt der Finsteraarhorn- masse, an der Grimsel. Ein Aing von Sedimentgebirgen umschliesst die Centralmasse von allen Seiten; bald als mächtiger Wall von Kalk, der dem Innern des Rings vertikale Wände zukehrt, bald als gerundete, durch Erosion erniedrigte Sandstein- und Schiefergebirge ; und in letzteren vor- züglich haben sich, die durch Joche verbundenen Thäler und Niederungen gebildet, welche meist die Bereisung der ganzen Peripherie einer Oentral- masse so sehr erleichtern. Längs dem Rande des alpinischen Hochgebirgs haben die Steinarten dieser Sedimentgebirge schwächere Umänderungen erlitten, weil sie nur auf einer Seite mit Oentralmassen in Berührung kamen. Sie begleiten den Zug der Hochgebirge, als äussere breitere Zonen, und dringen nur da ins Innere derselben ein, wo zwei Central- massen weiter auseinander liegen, wie z. B. die Kalk- und Schiefer- bildungen der westlichen Berneralpen, zwischen der Gemmi und der Dent de Morcles, ins Wallis hinübersetzen, und daselbst, durch Yal Ferrex und Oberwallis, sich, auch auf der Mittagseite, um die Central- massen des /Montblanc und des F'insteraarhorns herum biegen. Wo aber die krystallinischen CGentralmassen sich enger an einander drängen, wie z.B. auf dem schmalen Raume zwischen der Gotthardt - und Finster- aarhornmasse, von Oberwallis über Urseren nach dem Vorder-Rhein, da gewinnen auch jene Gesteine eine mehr krystallinische Beschaffenheit. Die Mergelschichten werden zu glänzendem Thonschiefer, zu Glimmer- schiefer und Gneis, die Sandsteine gehen über in Quarzite, Galestroge- steine und Gneis, der Kalk wird Dolomit oder Marmor, oder er nimmt Glimmer - und Talkblättchen auf und geht ebenfalls in Gneis über. Mit dem centralen Gneisgranit, Gneis und Glimmerschiefer stehn aber wieder- um diese epigenirten Gesteine in so enger Verbindung, dass es unmöglich wird, für die ersteren einen von ae der letzteren ganz verschiedenen 129 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Ursprung anzunehmen, jene z.B. für plutonische, aus dem Erdinnern aufgestiegene Massen, diese für wässerige, durch jene umgewandelte Niederschläge zu halten. So wie wir demnach von vorn herein einge- stehen, nicht erklären zu können, welcher Mittel die Natur sich bediene, um aus Mergelschiefer Gneis, oder aus Kalk Dolomit zu schaffen, oder, was aus dem Kalk werde , den man allmählig durch Kieselerde verdrängt sieht, und woher diese Kieselerde stamme, und so viel Anderes, das die Beobachtung im Grossen uns, als Thatsachen anzuerkennen, nöthigt; so gestehen wir auch, in den Centralmassen selbst kein Gestein aufgefunden zu haben, dem man bei jenen Processen mit Wahrscheinlichkeit irgend eine thätige Rolle zuschreiben könnte ; obgleich allerdings von da her vor- zugsweise alle jene Wirkungen ausgegangen zu sein scheinen. Wie in der westlichen Schweiz, schen wir auch in der östlichen, von der Sedimentzone her, einen breiten Lappen sich tief nach Mittel-Bündten hinein erstrecken. Es geschieht diess in dem weiten Raume, den die Keil- endigungen und Seiten von fünf CGentralmassen begrenzen, und dieser Umgebung verdankt der Boden dieser Gegenden, der sich nicht selbst als Hochgebirge zu erheben vermochte, offenbar seine grössere Höhe. Auf der Westseite finden wir 1) das östliche Ende des Finsteraarhorns im Teedi, und, in geringer Entfernung südlich , 2) dasjenige der Gotthardtmasse in der Gegend von Jlanz. Beide Massen stehn mit dem Bezirk, den wir näher beschreiben wollen, nicht in unmittelbarer Verbindung, und wir ziehen sie daher auch nicht weiter in den Kreis unserer Untersuchungen. Von bedeutender Wichtigkeit müssen uns dagegen die Verhältnisse der drei übrigen Oentralmassen erscheinen. 3) Die, von Yal Canaria über den Zukmanier nach Ghirone und Yrin durchsetzende, schmale Zone, von schwarzem Schiefer, Gyps und Dolomit, trennt die Gotthardtmasse von einer südlicheren Kettenverbindung, die wir nicht entralmasse,, sondern System der Adulagebirge heissen wollen, da eine mittlere Hauptmasse und die Fächerbildung nicht bestimmt her- vortreten. Der Hauptcharakter dieses, meist aus krystallinisch flasrigen EINLEITUNG. 15 Gesteinen bestehenden Systems liegt in dem vorherrschenden Streichen der Schichtung von SO nach NW, fast senkrecht auf das Streichen der Alpen, gewöhnlich verbunden mit O und NO Fallen. Das Streichen schwankt von der 8ten Stunde der Boussole bis in die Ite, und als Mittel kann die 11te Stunde, d.h. ein Streichen in N30W mit Fallen nach N600 angenommen werden. — Es herrscht diese auffallende Schichtenstellung vorzüglich im Rheinwald, in der Umgebung der. Splügen- und Bernardin- psse, und ist auch daselbst, bereits vor längerer Zeit, von C. Escher und HA. v. Buch beobachtet worden. Nördlich von Rheinwald erstreckt es sich noch bis Y/als, aber nicht bis /rin ;, auch im Thal von Zerfreila und am Piz Lenta, am Scopi und bei Airolo zeigt es sich nicht mehr ; wohl aber noch bei Olivone und in /. Piora. Gegen Östen findet man es nicht mehr in Schams , dagegen im vorderen Avers bis Canicul. Eine Linie von Airolo bis Andeer wird daher ungefähr die Nordgrenze bezeichnen. Es dreht sich an dieser Nordgrenze das Fallen ziemlich schnell in ein wenig ge- neigtes Nordfallen um. Im Süden zeigt sich das Östfallen noch am Muret- pass und in der Umgebung von Chiavenna, nicht aber im Hintergrund des Malenkerthales, noch am Lago di Mezola, und auch nicht am Aus- gang von Misocco, bei Grono, noch bei Bellinzona. In Westen endlich hat ©. Escher das Streichen des Adulasystemes noch in der Lagerfolge des Dolomitgebirgs von Campolongo, und in der ganzen Umgebung der V. Lavizzara, oder des oberen Maggiathales, Rengger am Platifer und im mittleren Zivinerthal wiedergefunden. DieSchichtenstellung dieses Systems musste der Entstehung von Meridian- ketten besonders günstig sein, und es ist auch die grosse Anzahl derselben in diesem Theile der Alpen auffallend genug. Von Y/al S. Giacomobis Yal Maggia zählen wir nicht weniger als sieben Thäler, die alle der Meridian- richtung folgen, und sechs gleichlaufende Ketten zwischen ihnen. Unter diesen Ketten gehört besonders eine der mittleren zu den bedeutungs- vollsten im ganzen Alpensysteme. Es ist die Kette der Adulagebirge, des Vogelsberges (M. dell’Uccello, M. Aquila), des Zaporthorns und Moschel- horns, deren von Gletschern und Schneefeldern umringte, wenig bekannte 14 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. Gipfel über 10,000 F. ansteigen, und die, seit alter Zeit, als die Marche zwischen den Lepontinischen und den Rhätischen Alpen gegolten hat. Und mit Recht; denn von Zumino, bei Bellinzona, bis nach Sumei.x , im Vorder- Rheinthal, auf eine Entfernung von 8 geogr. Meilen, schneidet diese Gebirgsmauer den Westen so gänzlich vom Osten ab, dass nur in den wärmsten Sommermonaten ein Uebergang möglich wird , eigentlicher Verkehr aber gar nicht statt findet. Auch die anstossenden Thäler sind, mit Ausnahme des südlichen /al Blegno und Val Calanca, fast ganz ver- lassen und öde. Der Scaradrapass (8450'), aus dem Hintergrunde des Blegnothales über diese Kette nach Zerfreila und Vals führend, ist einer der höchsten und wildesten des Schweizeralpen; auf der Westseite, bei- nah von der oberen Scaradrahütte an, eine ununterbrochene Schneelehne, auf der Ostseite weit hinunter vergletschert. Und doch wird jährlich das Hornvieh hin- und herüber getrieben, weil die im Hintergrund von Zer- freila liegende Alp Alpersch noch V. Blegno gehört und mit Tessiner Kühen besetzt wird. Im Berner Oberland würde man diess für unmöglich halten, und selbst die obere Scaradra nur als Schafberg benutzen. Nicht so wild, aber einsamer, ist der nördlichere Pass über Disrut *) (aus Alpe di Sarota entstanden), und auch den noch mehr dem Vorder-Rheinthal genäherten Pass über Y/. Kavel fanden wir sehr hoch und rauh. Erst am M. Rosa stösst man wieder auf eine Meridiankette von gleicher Länge und Höhe, und hier auch schieden die Alten die Lepontischen von den Penninischen Alpen. Sollte demnach für das Adulasystem eine Central- masse hervorgehoben werden , so könnte jedenfalls nur der Gebirgsstock des Vogelsberges, sowohl seiner mittleren Lage, als seiner Höhe wegen, auf diese Auszeichnung Anspruch machen. Aber auch so würde das ganze anomale Streichen immer einen wesentlichen Unterschied zwischen dieser und den übrigen Gentralmassen begründen. Die Begriffe von Lengen- und Querthal erhalten hier, wenn man sie, wie es am natürlichsten scheint, von dem Streichen der Schichtung ab- *) S. Frabel und Heer, Mittheil, I, p. 198. Die Reise von C. Escher. % EINLEITUNG. 15 hängig macht, eine in den Alpen ganz ungewöhnliche Anwendung. Jene Meridianthäler nämlich erscheinen, nach dieser Begriffsbestimmung, als Längenthäler, während das mit den Alpen parallele Rheinwaldthal ein Querthal heissen sollte. Hiemit stimmt jedoch die Gestaltung des Bodens nicht ganz überein. Wie andere Querthäler, zeigen jene, dem Meridian folgende, stufenweises Aufsteigen und grossen Wechsel in der Breite des Thalgrundes, während das bis an den Rheingletscher flache und gleich- förmige Rheinwaldthal mehr den Charakter der Längenthäler trägt. Die Schwierigkeit hebt sich jedoch, wenn wir auf ein zweites System von Ketten Rücksicht nehmen, das, mit dem vorigen sich kreuzend,, in der Richtung der Alpenkette streicht, und hier, wie überall in den Alpen, ganz unabhängig von der Schichtenstellung, die Physiognomie der Thäler vorzugsweise bedingt hat. Eine diesem System angehörende Kette läuft von Ferrara aus nach dem Moschelhorn. Sie ist der Wassertheiler zwischen den Gebieten des Rheins und des Po; über sie führen die Bernardin - und Splügenpesse, und, als einer der höchsten Gipfel dieser Gegend, erhebt sich auf ihr, wo sie mit der Kette, die S. Giacomo von Misocco trennt, sich kreuzt, das 10,120 F. hohe Tambohorn. Parallel mit ihr streicht, auf der Nordseite des Rheinwalds, die mehr plateauartige Kette, über welche zwei hohe Pässe nach Savien und Yals, und ein dritter, über ein 8770F. hohes Schneejoch, und einen nördlich davon abfallenden Gletscher, durch das sogenannte Kanalluckli *), nach Zerfreila führen. Beide Ketten vermögen indess nicht, den hohen Wall der Adulamasse westwärts zu durchsetzen, und die westlichen Ausläufer dieses Walles entsprechen keineswegs den östlichen. Ein solcher Ausläufer wird, nördlich von Olivone,, in einer fürchterlichen Felskluft, vom Blegno durchbrochen und verliert sich weiter westlich im südlichen Fuss des Scopi. Erst beträcht- lich weit nordwärts kann eine nach W fortsetzende, schon zur Gotthardt- masse gehörende, Kette sich behaupten, und den Süden vom Norden scheiden. Ueber sie führen die rauhen und selten besuchten Pässe der *) Msc. von C. Escher. eo 416 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Greina (1250'), aus dem merkwürdigen Kesselthale von Ghirone, nach Sumvix und Frin.*). Es ist klar, dass die Ketten - und Thalbildung, die sich von der Schich- tung abhängig zeigt, mit der Aufrichtung oder Einsenkung der Schichten gleichzeitig entstanden sein muss, dass dagegen diejenigen Ketten und Thäler, deren Dasein die Gleichförmigkeit jener Bewegungen gehindert hätte, späteren Ursprungs sein müssen. Daher hat auch vor längerer Zeit schon A. v. Buch die Aufrichtung der Schichten des Adulasystemes und die damit zusammenhängende Bildung von Meridianthälern als das frühere Ereigniss, die Bildung des Rheinwaldthales dagegen und seiner Seiten- ketten als das spätere bezeichnet, und auch wir können, in dieser Unter- scheidung zweier Epochen in der Gebirgsbewegung, die einzig mögliche Erklärung dieser auffallenden Verhältnisse finden. Ganz unerwartet stimmen aber diese Folgerungen auch auf das Schönste überein mit den Schlüssen, die Herr Elie de Beaumont, aus einer ganz verschiedenen Reihe von Thatsachen, gezogen hat. Es streicht nämlich unser Adulasystem ungefähr dem System des Montd Viso parallel, und ist demnach, sofern paralleles Streichen einen gleichzeitigen Ursprung beweisen kann, was wir nicht unbedingt behaupten möchten, den Hebungen dieser Epoche beizuordnen. Auch Hr. E. de B. setzt aber die Hebung des Visosystemes in eine frühere Zeit, als diejenige der Alpen, in die Zwischenzeit nämlich zwischen der Ablagerung der älteren und jüngeren Kreide, während die Hebung der Alpen und mit ihr die Bildung des Kheinwaldthales erst am Schluss der Tertiärepoche statt gefunden hätte. 4) Beschränkter an äusserem Umfang, aber ausgezeichnet durch die Pracht ihrer Gletscher und die Höhe ihrer Gipfel, finden wir südlich vom Oberengadin die Centralmasse des Bernina. Auf 8000 F. hohen Stand- punkten, oberhalb Campfeer, erscheinen ihre Gipfel wie die höchsten des Berner Oberlandes, wenn man ihnen auf dem Faulhorn gegenübersteht , und, nach einer oberflächlichen Winkelmessung aus Y/. di Fien möchten *) S. Frebel und Heer Mitth. I, p. 199 die Reise von €. Escher. EINLEITUNG. 17 die höchsten unter ihnen mit dem Finsteraarhorn wetteifern. Die schöne Terrasse von Poschiavo, das, durch einen niedrigen Pass damit verbun- dene /. Lanterna, und der Hintergrund von 7. Masino scheinen diese Centralmasse südlich zu begrenzen, indem auf jenen Punkten Kalk durch- streicht; gegen Ost dehnt sie sich kaum weit über den Berninapass aus; und im Westen wird sie jedenfalls durch das Piano di Chiavenna abge- schnitten , wahrscheinlich nimmt sie aber schon früher ein Ende. Das Fächersystem ist in der Berninamasse zwar angedeutet, aber nicht vollständig entwickelt. Auf der Südseite des Passes fällt der Gneis und Glimmerschiefer, unter geringem Winkel, nach N35W, und alle Gebirge, die von der Strasse aus sichtbar sind, nach H. v. Buch auch die höchsten Berninagipfel selbst, zeigen gleiches Fallen. Im Zanternathale ist das Fallen ebenfalls in grosser Ausdehnung nach N20W, und das Streichen , längs der ganzen Südseite, ist das allgemeine der Alpen. Am Muretpass dagegen, und auch weiter östlich, in der Umgebung des Feetgletschers, herrscht, bis auf die höchsten Gräte, ein sehr steiles Fallen des Glimmer- schiefers nach N250, beinahe rechtwinklicht auf das vorige, und bereits dem Adulasysteme angehörend. Südliches Fallen zeigt sich auch im Ober- engadin nirgends. Es scheint das Streben nach Fächerbildung durch die mächtige Einwirkung des westlichen Systems modificirt oder gehemmt worden zu sein. Als die Kernmasse des Fächers dürfen wir viellejcht den zähen, bläulich grauen Granit betrachten, der zwischen Pontresina und den Bernina-FV irthsheusern hervortritt, einen Granit, der wesent- lich verschieden scheint von dem Granit-Syenit des Juliers, der bei St. Moritz den hüglichten Thalboden bildet. Doch hat jener Granit, und, höher gegen die Bernina-Scheidecke zu, auch der Gneis und Glimmer- schiefer, noch das Fallen nach NO, flach gegen N+00, mit dem Adula- systeme gemein. Am Maloja ist die wagrechte Hochebene des Engadins plötzlich gegen W abgestürzt, und in ihrer Verlängerung findet man das tiefe, schlucht- ähnliche Bergell, wie durch ein Zurücksinken des östlichen, aufgetriebe- nen Thalbodens gebildet. Bis auf die Fläche von Casaccia fällt man um 3 18 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. 1140 F., dann wieder, bei der zweiten Stufe , die nach den schönen Flecken Vicosoprano , Borgonovo und Stampa führt, um 1200 FE. und von da bis nach Chiavenna noch um 2290 F. Bei Porta trennt eine enge Fels- kluft das obere Bergell von dem unteren, und hier auch zeigen sich die ersten Kastanienbäume, nur wenig tiefer gedeihen Feigenbäume und Wein, und im Schatten üppiger Kastanienwaldung erreicht man die Ebene von Chiavenna , wo reichliche Seidecultur herrscht, und Mandelbäume, Cypressen und Lorbeer die Gärten zieren. *) Die schroff abgestürzte Kette, welche das Bergell gegen Mittag be- grenzt, behauptet, bis fast an ihr Ende, den Hochgebirgscharakter der Berninamasse. Aus einem, tief gegen SW eingreifenden, vergletscherten Kesselthale, umschlossen von hohen Schneegebirgen , strömt die Ordlegna gegen Maloja aus. In einem, noch ausgedehnteren Gletscherthale sammeln sich die Quellen der für Yicosoprano so gefährlichen Aldigna. Von da an bedeckt eine kaum unterbrochene Firnmasse das Gebirge bis oberhalb Bondo, und nur die mauerähnliche Steilheit der Felsen, die weiter west- lich den obersten Kamm bilden, hindert ihre weitere Ausdehnung; denn, auf der linken Seite des Bondascathales, behauptet sich der Pizzo Por- cellizzo, die einzige in dieser Kette gemessene Höhe, noch auf 9500 F. Die geologische Beschaffenheit dieser Gebirge ist noch beinahe unbe- kannt. Im Thale der Bondasca soll, nach H. v. Salıs, Gneis herrschen , in vertikalen, aus SO nach NW streichenden , und also noch dem Adula- systeme angehörenden Schichten. Auch der Engpass von Porta setzt quer durch Gneisschichten. Eine ausgezeichnet schöne Steinart zeigt sich in vielen grossen Blöcken thalaufwärts, vorzüglich bei Yicosoprano und Casaccia , auch der Ausgang des Muretthales ist ganz damit übersäet, und sie bildeten auf Maloja den Damm, durch welchen der Abfluss des Silsersee’s nach Casaccia verhindert wird. Es ist ein sehr frisch aus- *) S. Bapt. v. Salis, Ursachen der im Bergell durch Wildbeche entstandenen Zersterungen. — Ausser dieser wichtigen Schrift, die im Churer Volksblatt erschienen ist, verdanken wir dem gefälligen Hrn. Verfasser mehrere werthvolle Beiträge zur Topographie seines Vaterlandes. EINLEITUNG. 49 sehender, massiger Granit, mit oft mehrere Zoll grossen Feldspath- krystallen, weiss, häufiger fleischroth, wenig Quarz, und schwarzem , starkglänzendem -Glimmer. In geringem Verhältniss sind den Graniten auch Blöcke von kleinkörnigem S'yenit beigemengt. Die Trümmer auf Maloja stammen aus dem Thal der Ordlegna, diejenigen des Bergells von einer mauerähnlichen, zackigen Felsreihe, die, am Fuss der linken Thalseite, schroff in die Höhe steigt, und die hohen Thalkessel dieser Seite, so wie das Quellgebiet ihrer Wildbäche fast ganz verdeckt. Nur durch schmale Einschnitte finden dieselben und die mächtigen Schutt- massen, womit sie nur zu oft einen Theil des fruchtbaren Thalbodens überdecken, einen Ausgang. Die weitere Verfolgung dieses Granits gegen Masino, und die Untersuchung seines Verhältnisses zu dem Serpentin des M. della Disgrazia wurde uns leider durch früh gefallenen Schnee vereitelt. Der Muretpass ist von Maloja bis Chiareggio nur in Glim- merschiefer eingeschnitten, der bei Maloja untergeordnete Gneislager, überall aber Hornblendschiefer und Quarzit, und, in vereinzelten Mas- - sen, auch weissen Marmor und Serpentin einschliesst. Oberhalb dem Ordlegnathale sieht man keinen einzigen Granitblock mehr. Das steile Ostfallen jener Schiefer hält an bis nach. Chiareggio. Diese unvollkommene, nur einseitige Kenntniss der südlichen Bergell- gebirge erlaubt nicht, über ihr Verhältniss zur Berninamasse in’s Klare za kommen, und zu entscheiden, ob sie noch mit derselben zu vereini- gen, oder ob sie, als eine besondere Centraimasse,, zu betrachten seien. Für die letztere Ansicht scheinen die Verhältnisse am Muretpasse zu sprechen ; es ist jedoch auch denkbar, dass durch die Schiefer des Murets der in der Tiefe vom Bernina gegen das Bergell durchsetzende Granit nur verdeckt, nicht aber abgeschnitten worden sei. 5) Von Osten her, endlich, dringt die Centralmasse des Selvretta aus Tyrol in Bündten ein. Ein krystallinisches Fächersystem, wie das- jenige des Montblanc, und zu der Biegung des Rheins bei Chur in gleicher Stellung, wie dieses zu der Rhonebiegung bei Martigny. Der 20 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. Strelapass entspricht dem Gol de Balme, Davos dem Thale von Chamouny. Das Zandwasser, der Albulapass von Filisur bis Ponte im Engadin , und der /nn bis Finstermünz, bezeichnen, innerhalb der Schweiz, un- gefähr die äussere Begrenzung dieser Masse ; im Tyrol erstreckt sie sich noch bis Zandeck;, südlich, vom /nnthal, nördlich, vom Paznaunerthal eingeschlossen. Das westliche Keilende liegt etwa vier Stunden östlich von Bergün entfernt, da, wo die Thäler Sertyg, Ravesch und Schaf- boden zusammenstossen. Hier fängt das Gebirge an, seinen obersten Rücken, den Wassertheiler zwischen den Zuflüssen des Rheins und der Donau, über die Schneelinie zu erheben, und unter der Menge seiner unbenannten und niemals gemessenen Gipfel mögen wohl mehrere, wie der Piz Linard (10,700), oberhalb Zavin, eine Höhe von mehr als 10,000 F. erreichen. Der Ring von Sedimentgesteinen, der, in der Regel, die Gentralmassen umzieht, tritt hier besonders deutlich hervor, und fällt zum Theil noch innerhalb unserer Karte. Noch besser lässt er sich auf der allge- meinen Karte (Taf. V) verfolgen. Die mächtigen Kalk- und Dolomit- gebirge, die, vom hinteren Prettigau her, auf dem rechten Ufer des Landwassers fortstreichen, und Davos von Erosa trennen, biegen sich nämlich, vom Zenzerhorn an, plötzlich gegen SO um, und folgen dem Albulapasse, bis in’s Engadin , stets auf der westlichen Grenze der krystallinischen Centralmasse sich haltend. Auf der rechten Seite der Engadinfläche, gegenüber Ponte und Scanfs, wieder in grosser Mächtig- keit und Breite aufsteigend, bilden sie am Casannaberge einen Knoten, von welchem aus drei Zweige, in verschiedener Richtung, tief in das krystallinische Feldspath - und Glimmerschiefer-Gebirge eindringen. Einer der Zweige wendet sich gegen NO und bildet im Unterengadin die fürchterlich rauhe Kalk - und Dolomitkette, die, von Ardetz bis Martinsbruck, das Thal südlich begrenzt. Mit diesem Kalk verbindet sich der Flysch, worin der Inn sich sein tiefes felsigtes Bett eingegraben hat, und, bis unterhalb Finstermünz, herrschen im Thalgrund, und oft weit an den Abhängen hinauf, diese Sedimentgesteine, als schwarze EINLEITUNG. °ı Schiefer, Kalk - und Sandsteine. Ein anderer Zweig streicht, ungefähr die Richtung des Albulapasses fortsetzend, ostwärts, zwischen dem ‚Ofen-PWirthshaus und Livigno durch, nach Y. Fraele und an die Süd- seite der Stilfserjochstrasse, um dann in der Ortlesspitze die grösste Höhe aller dieser Kalkgebirge zu erreichen. Der nach Ost concave Bogen, den dieser Zweig, in Verbindung mit dem vorigen , bildet, be- zeichnet die Westgrenze einer Uentralmasse, die ganz ausserhalb dem Felde unserer Beobachtungen liegt, und in den Oezthalergebirgen ihre mächtigste Entwickelung erhält. Der dritte Zweig endlich ist die süd- westliche Fortsetzung der Kalkkette des Unterengadins. Von Casanna aus setzt er durch /. Federia nach V. del Fien über und erreicht hier den Berninapass. Auf der Ostseite dieses Passes bildet er den Corno Bianco, wichtig durch seine Petrefakten, die uns einen Anhaltspunkt für die Altersbestimmung dieser Kalkgebirge gewähren, streicht dann, mit plötzlich verminderter Mächtigkeit und in krystallinischen bunten und weissen Marmor umgewandelt, südlich von den Wirthshäusern, quer über den Pass weg, und keilt sich unter den Gletschern der Berninamasse aus. Diese Kreutzung zweier. mächtiger Kalkgebirge in der Mitte der Hochalpen ist gewiss eine sehr auffallende, mit den bisherigen Ansichten über die Structur des Alpenzuges schwer zu ver- einigende Thatsache. Aber besonders die eine Hälfte des Kreutzes verdient in hohem Grade unsere Aufmerksamkeit zu fesseln. Das hohe und oft mehrere Stunden breite Kalkgebirge nämlich, das, fast senk- recht auf das Streichen der Alpen, von der nördlichen Kalkzone aus, über Chur gegen die Albulastrasse übersetzt, und, quer durch die Hochalpen hindurch, bis an den Zufallferner, östlich vom Ortles, fort- streicht *). Nur wenige Stunden weiter östlich erheben sich die hohen Dolomitstöcke der Val di Non, welche mit dem M. Baldo, und der südlichen Kalkzone zusammenhängen , und diese schmale, durch Glim- merschiefer erfüllte Lücke, worin übrigens auch Kalklager vorkommen, *) 8. G. von Keyserling in Leonh. u. Bronn, 1837. 99 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. ist die einzige Unterbrechung dieser, zwischen der nördlichen und süd- lichen Kalkzone, quer über das ganze Alpengebirge geschlagenen Brücke von Kalkgebirgen. Merkwürdig genug finden wir diese Brücke gerade da, wo beide Zonen sich am nächsten treten; denn eben so, wie von Mittag her, eine mit Sedimentgebirgen erfüllte Bacht sich vom Gardasee aus, bis fast nach Meran, tief in das krystallinische Hochgebirge hinein erstreckt, so dringt, von Chur her, eine ähnliche Bucht bis nach Ober- engadin, beide, so sehr verlängert, dass ihre Spitzen unter demselben Parallelkreis liegen. Nach drei Seiten umschlossen von dem Adulasysteme und den Gen- tralmassen des Bernina und Selvretia, liegt, mitten in Graubündten, das Hochgericht Oberhalbstein. Jede der drei Gebirgsmassen , besonders aber die beiden letzten, haben unstreitig mitgewirkt, dem Thalboden dieser Gegend die bedeutende Erhebung zu geben, die ihn dem Ober- engadin gleichstellt, und das Streichen des Thales und seiner Seiten- gebirge ist immer noch dasjenige des Adulasystemes. Die geologische Beschaffenheit jedoch gestattet nicht, diesen Bezirk einem der an- stossenden beizuordnen,, oder ihn unter alle drei zu zertheilen; denn, unabhängig von ihnen, finden wir im Innern desselben die Spuren einer neuen Olasse geologischer Processe, die, sowohl auf seine Orographie , als auf die Steinarten, grossen Einfluss ausgeübt, und die Wirkungen, die von Aussen herkamen, theils aufgehoben, theils wesentlich modi- ficirt zu haben scheinen. Hiedurch hat die Natur in diesem Mittel- bezirk jene Einheit der Physiognomie, sowohl in der Gestaltung des Bodens, als in den Steinarten, erhalten, die wir als Hauptcharakter einer Gebirgsmasse betrachten, und wir vereinigen daher alle Bildungen, in denen jenes gemeinsame Princip sich erkennen lässt, zu der Gebirgs- masse des Oberhalbsteins. Wie die nördlich anstossende Gebirgsmasse von Davos, die der Gegen- stand unserer vorjährigen Arbeit war, lässt auch diese inselartig sich be- EINLEITUNG. 05 grenzen, durch Stromthäler, die ungefähr mit der geologischen Grenze zusammenfallen. Von Maloja aus bis Ponte scheidet sie nämlich der Inn von der Gebirgsmasse des Bernina. Steigt man von Ponte auf die Höhe des Albula, so findet man, weiterhin, im Laufe der Albula bis Sils eine schickliche Grenze, die freilich nicht genau mit der natürlichen übereinstimmt, gegen die Gebirgsmassen des Selvretta und von Davos. Der Rhein und Aversbach, aufwärts bis in die Nähe des Septimers, können endlich als Grenze gegen das Adulasystem dienen. Gewichtige Gründe haben uns indess bewogen, die Karte sowohl, als unsere ach Beschreibung, über diese a hinaus, auf Theile der westlich und östlich anstossenden Gebirgsmassen auszudehnen. — Einerseits verlangte diese Ausdehnung der unmittelbare Zusammenhang der Bildungen, die durch unsere, zum Theil conventionellen Grenzen zerschnitten werden ; andererseits der Einfluss, den jene Gebirgsmassen auf die Gestaltung der Oberhalbsteiner-Gebirge ausgeübt haben. Statt von Andeer aus dem Aversbach nachzusteigen, sind wir demnach der Splügenstrasse gefolgt, bis Chiavenna, und durch das Bergell aufwärts haben wir die Malojaheehe wieder gewonnen. Von Ponte aus sind wir ferner dem Inn gefolgt, bis Süss, und über den Flüelapass steigen wir an das Davoser Landwasser hinüber, das uns wieder bis Filisur zurückführt. Auf diese Weise begrenzt, schliesst sich dann auch diese Arbeit und die Karte ME an diejenige über Davos an, die auf ihrer ganzen südöstlichen Grenze ebenfalls durch das Landwasser be- grenzt ist. Von West nach Ost fortschreitend, werden wir also zuerst den inbegriffenen Theil des Adulasystemes, als Gruppe der Madris- gebirge, untersuchen, hierauf zu der Gebirgsmasse des Oberhalbsteins übergehen, und unsere Wanderungen in den angrenzenden Gebirgen der Selvreitamasse beschliessen. 34 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. Die Stellung dieser Gruppe, auf der Kreutzung der langen Meridian- thäler der Adulamasse mit den grossen Parallelthälern des Rheinwalds und Bergells, hat auch die orographische Structur derselben bestimmt. Noch immer äussert sich, in ihren innern Thälern, Zei, Madris, bre- galga, und in den sie einschliessenden Ketten, der westliche Charakter der Meridianrichtung; er wird aber beherrscht durch die Hebung in der Richtung der Alpenkette, die ein gewaltsameres Einreissen der Ober- fläche des Bodens, ein höheres Aufwerfen der Massen zur Folge hatte. Durch die Einwirkung der Berninamasse ist die Gruppe, besonders in ihrem mittäglichen Theile, stark erhöht worden. Ihr Hauptstamm ist die nördliche Grenzkette des Bergells. Hiedurch wurde der Quell- bezirk, der in allen westlichen Nachbarthälern,, Misocco, Calanca , . Blegno u. s. w., nördlich an der Gotthardtmasse liegt, für die Averser Thäler nach Süden verworfen, und der Lauf der Gewässer ein entgegen- gesetzter. Als ein mächtiger Gebirgswall, mit schroffem südlichem Abhange, so, dass nur Soglio, $avogno und einige Alpen , auf schmalen Stufen, Raum gefunden haben, in der Höhe meist mit ewigem Schnee bedeckt, und mehrere Gletscher gegen die nördlichen Thäler absenkend, erstreckt sich diese Wasserscheide vom Septimer bis nach Chiavenna. Nirgends, von ihrem östlichen Anfang bis an die Val S. Giacomo , ist dieselbe unter 8000 F. eingeschnitten, und alle Pässe übersteigen den höchsten Rücken. — Oberhalb Casaccia greift das Weidethal . Marozzo, wie eine unvollkommene Fortsetzung der Malojafläche, tief in diese Masse ein, und deutet auf ein Streben, die grosse Breite derselben , durch Bildung von Parallelthälern, zu zerspalten. Zwischen Marozzo und dem Hauptthal steigt der massige Piz Doan bis zu den grössten Höhen dieser Kette empor. Dann vereinigt sich wieder das Gebirge zu einem breiten Rücken, auf den, aus, dem Hintergrund von Marozzo und von Soglio aus, Alpwege steigen, die, in der Höhe, sich theilen,, und, GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. °o5 sowohl in’s Thal von Bregalga, als nach Madris, führen. Westlich von Soglio aber wird der obere Kamm wieder zu einem schmalen Riffe zusammengedrängt, das besonders gegen Mittag steil abfällt und auf oberster Höhe nur wenige Schritte Breite hat. Ueber diesen Kamm führt der Gallegionepass, 8350 F. hoch, von’Soglio (3360‘) durch Prassignola nach der Alp Sovrana (6060'), im Hintergrund von Madris, und ver- einigt sich daselbst mit den mühsamern östlichen Pässen,, die sich länger in der Höhe halten und grössere Schneeflächen durchziehn ; sowie auch mit dem 8240 F. hohen Madrispass, der von Savogno aus das Ge- birge übersteigt. Zwischen dem Gallegionepass und dem Madrispass steigt der M. Gallegione auf 9642 F.; von den östlicheren Gipfeln ist keiner noch gemessen, oder auch nur auf Karten genauer‘ bestimmt worden. Noch westlicher aber, als selbst der Pass, der aus dem Hinter- grund von V. di Lei nach Savogno führt, erhebt sich, als der südwest- liche Eckpfeiler der Gruppe, ein Eisgebirge, dessen höchste Pyramide wahrscheinlich die meisten Gipfel der Gruppe überragt; so wenigstens urtheilten wir, als wir, auf den Höhen des Fianell’s, dieser Kette gegen- über. standen. Es scheint dieser hohe, von Gletschern umgebene Stock der P. Stella der Karten zu sein. Bei Chiavenna (1020') biegt sich der jähe Absturz des Gebirges in die Val $. Giacomo hinein, ohne von seiner Schroffheit zu verlieren. Das Meridianthal ist eben so schluchtartig eingeschnitten, wie das Parallel- thal, mit dem es hier zusammenstösst. Im unteren Thale besonders, von S. Giacomo bis Prestone, zeichnet sich die Ostseite aus, durch aufgerissene Felswände und stets sich erneuernde Einstürze, und, seit den grossen Wasserfluthen, im August 1834, die den meisten südlichen Alpenthälern so verderblich wurden, bieten die unteren Gehänge und der schmale Thalboden nur den Anblick einer, durch wenige Oasen un- terbrochenen Trümmerwüste dar, in welcher Schuttkegel an Schuttkegel stösst, und kolossale Felsblöcke dem Liro, wie der Strasse, immer neue Sperren entgegensetzen. Aber auch lange vor dieser Katastrophe fanden C. Escher und Hr. v. Buch diese untere Hälfte des Jakobsthales mit 4 26 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Felsschutt uud Blöcken dicht überlagert. Erst Campodolcino (3380), in einer fast wagrechten, früherem Seegrund ähnlichen Ebene, gewährt einen angenehmen Ruhpunkt, nachdem man, von Chiavenna her, 2360F. gestiegen. Dann verengt sich das Thal von Neuem, man erreicht Isola (3890), wo zum letztenmal die Felswände weiter auseinander treten und italienische Vegetation das rauhe Thal verschönert. In der fürchter- lichen Schlucht des Cardinell’s endigt sich das Thal, wie eine Spalte, an dem mächtigen Hochgebirgszuge, der, wieder in der Richtung der Parallele, die südliche Thalseite des Rheinwalds bildet. Durch den CGardinell aufwärts wand sich früher die Saumstrasse, in Schwindel erregende Abstürze eingeschnitten, nach dem Piano della casa (5850°), wo die Wirthshäus- und Douanengebäude stehen; eine ausgedehnte, wagrechte Ebene, wahrscheinlich , wie diejenige von Campodolcino, ausgetrockneter Scegrund; umgeben von kahlen, zum Theil vergletscher- ten Gebirgen, von denen in Menge Bäche herunterstürzen, deren Ge- schiebe nur an wenigen Stellen eine ärmliche Weide gedeihen lässt. Auch weiter vorn schon theilt das obere Gebirge nicht die Schroff- heit der unteren Thalwände, und erweitert sich stellenweise in breite Terrassen und flache Alpweiden. Es hat daher auch die neue Kunst- strasse, in der Mitte des Thales, den unsicheren Grund verlassen, und sich auf der Höhe Schutz vor den Lawinen und Felsstürzen gesucht. Mehrere Alpwege führen, quer über diese Hochflächen, aus dem Jakobs- thal in’s Leienthal, einige südlich, die anderen nördlich von den Fels- stöcken der M.Groppera, deren Piz, 9079 F. hoch, sich nicht auffallend, durch relative Erhebung über die allgemeine Oberfläche des Gebirges, auszeichnet. Sogar für ein beträchtliches Meridianthal hat sich auf diesem breiten Plateau noch Raum gefunden ; das weidenreiche Alpthal Madesimo, aus dessen Hintergrund ein wenig beschwerlicher Pass (7200 ') in die #. d’ Emmet führt. Die Wasserscheide, die, auf der Mittagsseite des Rheinwalds, von den Adulagebirgen gegen Ferrera läuft, kann nur sehr uneigentlich eine Kette heissen , sofern man diese Benennung beschränkt auf Höhenzüge, die d 2 GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. 27 der Schichtung parallel sind, und durch diese bedingt werden; denn die ungewöhnliche Schichtenstellung der Adulamasse gestattet nur Meridian- ketten, und die Längenthäler werden, wie wir in der Einleitung ge- sehen haben, Meridianthäler. Die von West nach Ost an einander ge- reihten Kettenstücke, aus denen jene Wasserscheide sich zusammensetzt , geben nun auch dem Höhenzug eine äussere Form, die ihn von ge- wöhnlichen Ketten wesentlich unterscheidet. Die nach Westen aufge- richteten Schichtensysteme erheben sich zahnartig zu grosser Höhe, während die zwischen ihnen liegenden Joche zusammenstossender un- vollkommener Längenthäler, die wir schicklich Zengenjoche heissen können, weit tiefer eingeschnitten sind, als man es bei Querjochen , die über eigentliche Ketten führen, zu finden gewohnt ist. So steigt das Tambohorn, westlich vom Splügenpasse, bis auf 10,120 F. auf, und die ganz vergletscherten Suretastecke, östlich vom Splügen, mögen wohl nicht viel niedriger sein; vom Piano della casa aus erreicht man aber, schon in einer Viertelstunde, die 6510 F. hohe Scheidecke des Splügen- passes, und auch diejenige des Bernardinpasses, 6540 F. hoch, erhebt sich nur um 14460 F. über den Thalgrund des Rheinwalds. Die relative Höhe der Gipfel über die Joche steigt daher hier bis auf 3600 F., wäh- rend sie in der Kette der Sogliopässe auf nicht mehr als 1300 F. geschätzt werden kann. Auch in horizontalem Sinn zeichnet sich die Wasser- scheide aus, durch sehr starke, zikzakartige Absprünge von der geraden Linie, die das mittlere Streichen des Höhenzugs bezeichnet ; indem, bald die linkseitigen, bald die rechtseitigen Längenthäler tiefer in die Masse eingreifen. Vom Bernardinjoche springt die Wasserscheide südlich bis in die Nähe der Bernardinbäder, und der Ebene von Isola, kehrt dann zurück auf die Splügenhöhe, und wendet sich von da noch einmal südlich nach dem Emmetpasse, worauf erst das Gebirge, mit neuer nördlicher Richtung, bei Canicul ausläuft. — Eine so ausgezeichnete, in den Alpen so häufig wiederkehrende Gebirgsform, verdient wohl in der orographischen Terminologie bezeichnet zu werden, und am ein- fachsten möchte diess wohl geschehen, wenn wir uns gefallen liessen, 28 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. dem gemeinen Sprachgebrauch zu folgen, und den Begriff der Kette, wie schon denjenigen des Thales, allgemeiner auf jede langgezogene Er- höhung zwischen zwei Thälern auszudehnen. Den Benennungen Zen- genthal und Querthal würden dann Lengenkette und Querkette ent- sprechen , und der erste Ausdruck eine Kette bezeichnen, die der Schich- tung parallel, der letztere eine Kette, die ungefähr senkrecht auf das Streichen der Schichtung wäre. Sehr genäherte Quertheler, wie z.B. die Thäler von Guttannen und Urbach im Berner Oberland, werden durch Querketten getrennt, Lengenth«ler durch Lengenketten ; Quer- theler, die vom Rücken einer Lengenketie entgegengesetzt auslaufen , stossen in einem Querjoche zusammen, Lengenth«ler, auf dem Rücken einer Querkette, in Leengenjochen. Wenden wir uns nun, nach Durchwanderung der äusseren Umwallung der Gruppe, zu ihrem Inneren, so muss zunächst die fächerförmige Ver- theilung der Thäler uns auffallen, die, von Canicul aus, sich nicht nur gegen die ganze Erstreckung der südlichen Kette ausbreiten, sondern, in den ‚Szerlera- und Eimmetthelern, selbst in die östliche und west- liche Seitenkette eingreifen. Ein ähnliches Fächersystem von Thälern kennen wir, im Gebiete der westlichen Kalkalpen, zwischen der Niesen- kette und dem oberen Thunersee ; die Lage von Mühlenen entspricht derjenigen von Oanicul, die Kette der Blümelisalp der Kette, über welche die Sogliopässe führen. Es hängt diese, in den Alpen sich öfters wiederholende Form, zusammen, mit der staffelförmigen Vertheilung der Gebirgsmassen , die selbst wieder eine Folge der ähnlichen Ver- theilung der krystallinischen Gentralmassen ist. Wenn man, von Schams her, auf der Splügenstrasse, den Engpass der Rofla erreicht hat, so öffnet sich, zur Linken, ein noch engeres Felsthal, aus welchem, in tiefer Kluft, mit furchtbarem Toben, ein Bach, fast so stark , als der Rhein selbst, diesem zuströmt. Die steilen Abhänge des Hirli und der Albingebirge treten so nahe zusammen, dass die gesammelten Gewässer von sechs grossen Alpenthälern kaum hinreichen- den Raum zum Abfluss finden, und die Strasse, bei jeder grösseren ‚GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. 29 Anschwellung, überschwemmt, oder weggerissen wird. Dieses schlucht- ähnliche, durch den wild daher stürzenden Bach malerisch schöne Thal, ist das Thal von F'errera, im Bündtnerischen Bergbau berühmt durch seine, nun verlassenen, Eisenschmelzen , von denen sich die gänzliche Holzentblössung der oberen Thäler herschreibt. Beim Dorfe Ferrera, oder Vorder-Ferrera (4160‘), dem Hauptorte des Thales, erweitert sich dieses, weil es von einem kurzen Längenthälchen durchschnitten wird, das nach den Alpen Moss und Schmoras aufsteigt; auch hier aber ist der Thalboden sehr uneben, und der Abhang, auf dem das Dorf steht, senkt sich bis zum Thalwasser (3840). Eine neue Verengung, durch den vor- tretenden Fuss des Fianell’s gebildet, zwingt die Strasse, den Thalbach, dem sie bisher aufwärts gefolgt war, zu verlassen, und jenen Vorsprung zu übersteigen; bald aber nähert sie sich, bei Forno nuovo, wieder dem Ufer, und, meist zwischen dem Wasser und dem jähen Abfall des Berges eingeengt, erreicht sie Canicul, oder Hinter-Ferrera (4550°), in einer, » durch die Ausmündung des Emmetthales entstandenen Erweiterung. Von der 3030 F. hohen Schamser-Ebene bis an den Eingang in’s Ferrera- ° thal, steigt man 780 F., von da bis nach Canicul, 740 F. In geringer Entfernung hinter diesem Dorfe erscheint aber das tiefere Thal durch eine quer durchsetzende, waldigte Stufe ganz abgeschlossen, und der Thalboden erhöht sich schnell um nahezu 1000 F. In schwindlicht tiefen Schluchten windet sich der Aversbach meilenweit her, durch diesen er- höhten Felsgrund, und erscheint erst oberhalb der Kirche von Avers (6160) wieder, zwischen flachen Ufern, auf der oberen Fläche des Thales. Die Strasse sucht, bald auf dem linken, bald auf dem rechten Ufer, dort den vordringenden Felsen, hier den zuströmenden Alpbächen auszuweichen, oft schwebt sie, nur wenig gesichert, über schauer- lichen Abgründen. Das Wegreissen einer oder mehrerer Brücken , durch grosses Wasser, nach Hagelgewittern, unterbricht in manchen Jahren Monate lang alle Verbindung der oberen Thäler mit Ferrera. Der Ein- mündung des Leienbachs gegenüber liegt Campsut (auch Maecsut. ge- nannt), 5200 F. hoch, in einem düster einsamen Grunde, am Ufer des >0 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Thalwassers, umgeben von hohen und steilen Gehängen,, die auf beiden Seiten bis an den Bach vordringen. Hier scheiden sich Volksstamm und Sprache. Ferrera und Canicul werden, wie Schams, von romanisch Redenden bewohnt; die Yal di Lei ist ein italienisches Alpenthal, das durch die Gropperapässe mit dem Jakobsthal, und durch einen Gletscher- pass, neben dem P. Stella durch, mit-.dem unteren Bergell in Verbindung steht; so wie auch die hinteren Alpen des Madristhales von Italien her beweidet werden ; Campsut aber, das untere Madris und ganz Avers bilden eine deutsche Gemeinde, die, rings von romanischen, oder italienischen Stämmen umgeben, durch die Schluchten von Ferrera, und durch 8 — 10,000 F. hohe Gebirge, mehr noch, als durch die ungleiche Sprache, von ihnen getrennt ist. Diese Verschiedenheit der Volksstämme lässt sich schon von ferne an der Bauart der Woh- nungen erkennen; denn in gleich rauhen Gegenden, in Stalla und in Öberengadin , baut der romanische Landmann steinerne Wohnungen , während, auch im warmen Tieflande, der deutsche sich nur in Häusern von Holz gefällt. So in Bündten , so auch im Wallis, in Freiburg ; überall, wo nördliche und südliche Stämme an einander grenzen, beharrt jeder in der Sitte der ursprünglichen Heimath. Doch macht Livigno mit seinen hölzernen Blockhäusern eine Ausnahme. Die hinterste Alp im Madristhale, la Sovrana, wo drei Pässe durch V.di Rode, Y. Prassignola und der Madrispass sich vereinigen, liegt 6060 F. hoch, und der flache Weideboden hat hier eine beträchtliche Ausdehnung. In der Mitte des Thales bilden abwechselnd die beiden Seiten Felsvorsprünge, die das starke Thalwasser zwischen felsigte Ufer drängen. Besonders die rechte Thalseite ist meist steil und in hohen Felswänden abgestürzt. Im unteren Thale finden sich bereits Häuser, die das ganze Jahr bewohnt werden, und, dem Ausgang gegenüber, liegt, in ähnlicher Abgeschiedenheit, wie Campsut, auf dem rechten Ufer des Aversbaches, Crott. Ein steiler Pfad führt von hier aufwärts, nach Cresta, wo die Thalkirche steht. Von Madris aus zieht man es aber vor, um zur Kirche zu gehen, die waldigte Anhöhe zu übersteigen, GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. 531 worin die Kette, welche Madris von Bregalga trennt, gegen Crott aus- läuft. Ein steiler Weg führt dann abwärts zu einer Brücke über den Aversbach, und von dieser hat man wieder 590 F. zu steigen, bis man die Kirche erreicht. Die Höhe von Cresta steigt auf 6160F., und die- jenige des obersten Dörfchens, Juf, auf 6570 F. Das erstere liegt also höher, als die Alphütte der Sovrana, höher als der Piano della casa, höher sogar noch als die Scheidecke des Simplonpasses; das letztere ‚höher als die Scheidecken der Splügen- und Bernardinpässe. Die steilen tieferen Gehänge von Avers und Bregalgaä, und der stellenweise breite und flache Thalboden sind, in den wenigen Sommerwochen, mit schö- nen Wiesen geschmückt; die Heuerndte, Ende August’s oder Anfang’s Septembers, ist die wichtigste Epoche des Jahres. Der höhere Theil der Zwischenketten, die Madris, Bregalga und Juf trennen, ist meist von Vegetation entblösst, mit losem Schieferschutt bedeckt, aber ohne grössere Felspartien, und in den Sommerwochen schmilzt auch der Schnee, bis an die südliche Hauptkette, beinahe ganz. Die Schichtenstellung der Madrisgebirge ist im Allgemeinen durch diejenige der Adulamasse bedingt worden. Nordöstliches und östliches Fallen, unter meist nicht starken Winkeln, ist, von Chiavenna bis nach Avers, vorherrschend ; dort finden wir die tiefsten, hier die obersten Massen. Wegen des vielfachen Schwankens in der Richtung der Strei- chungslinie, lässt sich indess nicht erwarten, dass die Ketten genau mit dieser parallel laufen , und auch mit der mittleren Richtung des Streichens fällt die der Ketten nicht zusammen. Wie fast überall in den Alpen, sind, weder die Längenketten, noch die Längenthäler, rein ausgebildet worden, und, obgleich allerdings die Gebirge, welche die Thäler S. Giacomo , Lei, Madris, Bregalga, trennen, ihre steilen Abstürze gegen Abend, ihre flacheren Abhänge gegen Morgen zukehren, so lässt sich doch, auch längs ihrem Fuss, die Lagerfolge untersuchen, weil ihre Rich- tung sich, noch etwas mehr, als die der Streichungslinie der Schichten, mc Du GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. dem Meridian nähert. Dieser Mangel an Uebereinstimmung beider Rich- tungen, dem man einen grossen Antheil an der pittoresken Mannig- faltigkeit aller alpinischen Thäler zuschreiben kann, führt aber noth- wendig zur Folgerung, dass auch die Thäler und Ketten, die, mehr als die übrigen, durch die Schichtenstellung erzeugt zu sein scheinen, nicht durch diese allein, und nicht immer gleichzeitig mit dieser, ent- standen sein können. Eine erste Störung hat die allgemeine Structur der Gruppe, in ihrem südlichen Theil, durch die Berninamasse, erlitten. Die Kette, über welche die Sogliopässe führen, kann nicht, wie die des Splügen- passes, als eine Querkette betrachtet werden ; denn das mittlere Strei- chen der Schichtung fällt, wie schon am Maloja, in A 8, und bildet nur einen Winkel, von ungefähr 20° mit dem Streichen der Kette, oder des Bergells. Erst in den nördlichen Thälern dreht sich die Schichtung um, durch Verwerfung einzelner Schichtenmassen in Zwi- schenstellungen, bis in A 12, oder N20W. — Es hat ferner die Bildung des nördlichen Parallelthales Marozzo eine neue Hebung des Grund- gebirges in dieser Gegend mit sich gebracht, so, dass die Schichten- folge, die man, von Casaccia bis auf den Septimer , anstehen sieht, ungeachtet ihrer nordöstlicheren Lage, doch ungefähr demselben geo- logischen Niveau angehören mag, wie diejenige der tieferen Gehänge im unteren Bergell, oder Jakobsthal. Eine noch wichtigere Störung finden wir aber, an der entgegen- gesetzten Grenze der Gruppe , in dem Gebirgsstocke von Sureta. Ver- folgt man nämlich den Aversbach , von Campsut aus, abwärts, so zeigt sich in der Kette, welche Madris von Lei trennt, noch das all- gemeine Streichen der Schichtung im wahren Meridian, mit Ostfallen, und so auch auf der rechten Seite des Thales, oberhalb Canicul, in dem vom Fianell vorspringenden Schwarzkopf. Die Kette zwischen Zei und Emmet scheint, in dem grösseren Theile ihrer Erstreckung, demselben Gesetze zu folgen; aber an ihrem Nordende wirft sich plötzlich die GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. 35 Streichungslinie in A 7, oder in die Parallele, mit Nordfallen, und auf der Westseite von Emmet , bereits dem Suretagebirge angehörend , herrscht deutlich das Streichen in 5, oder N600, mit NW Fallen, das allgemeine Streichen des Alpensystemes, das Streichen der Bernardin- und Splügenkette. Durch ganz Ferrera hinunter ändert die Streichungs- linie ihre Richtung nicht mehr; wir befinden uns in einem vollkom- ınenen Querthal, und hätten diess schon aus dem mannigfaltigen Wechsel in der Gestaltung der steilen Thalwände, und den vielen Katarakten des Aversbaches schliessen können. Wie verschieden von dem weidereichen, einförmigen Leithale, das doch die unmittelbare südliche Verlängerung von Ferrera zu bilden scheint ! — Je mehr man sich dem Ausgang von Ferrera nähert, desto steiler wird das Fallen der Schichten, und, am Ende des Thales, in dem Engpass, der in die Rofla führt, stehn sie wirklich vertical aufgerichtet. Steigt man nun weiter die Rofla auf- wärts, so ist man lange in Verlegenheit, welche von den vielen Spalten, die hier das gneisartige Gestein durchsetzen, man für Schichtungs- absonderungen soll gelten lassen ; auch die mit dem flasrigen Gefüge übereinstimmenden schwanken in ihrer Richtung um mehrere Stunden. Doch scheint A 5 das herrschende Streichen, zu welchem die Schichtung, nach öfterem Abspringen in h 3, stets wieder zurückkehrt. Das Fallen aber ist nun bestimmt südlich, unter einem Winkel von 60 bis 70°. Es bildet demnach das Suretagebirge ein kleines, selbstständiges Fächersystem, gleich wie unsere Gentralmassen sie uns im Grossen zeigen, und wir werden sehen, dass auch seine Steinarten diese Zu- sammenstellung rechtfertigen. Mit dem Auftreten dieser Gentralmasse stellt sich aber auch sögleich, mitten zwischen Systemen, die anderen Richtungen folgen , die alpinische Streichungslinie ein. Gewiss eine höchst beachtungswerthe Thatsache, die auf ein enges Wechselverhältniss zwischen den krystallinischen Fächersystemen und dem Alpensysteme hinweist, und immer mehr in jener räthselhaften Bildung uns die Grundform des mächtigsten unter den europäischen Gebirgssystemen erkennen lässt. Wie viele solche kleinere Fächer mögen, bis jetzt + 934 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. unbemerkt, wie kleine Hornitos zwischen grösseren Vulkanen, sich in der breiten Zone des alpinischen Hochgebirges finden ! Nach der Darstellung der äusseren Form und der Structur dieser Gruppe, bleibt uns noch die Beschreibung des Stoffs, oder der Stein- arten übrig. Wenn wir den, für sich ein Ganzes bildenden , Suretastock ausneh- men, so lässt sich die übrige Masse dieser Gebirge in zwei grosse Ab- theilungen, von ungefähr gleicher horizontaler Ausdehnung, zerlegen, die indess, durch allmähligen Uebergang, Abwechslung ihrer Glieder auf der gemeinschaftlichen Grenze und gegenseitiges Eingreifen, zu enge unter sich verbunden sind, als dass wir in ihnen zwei verschiedene Formationen erkennen dürften. Die untere Abtheilung, die in der südwestlichen Hälfte der Gruppe, und an der Nordseite des” Bergell’s bis an den Septimer hervortritt, besteht aus krystallinisch flasrigen Gesteinen; in der Tiefe, bei Chiavenna und im Jakobsthal bis Galli- vaggio, ım Bergell bis an den Septimer, vorherrschend aus Gneis; in der Höhe aus Glimmerschiefer. Nur untergeordnet erscheinen im Gneis auch Hornblendgesteine. In der oderen Abtheilung, welche den nordöstlichen Theil der Gruppe bedeckt und sich von da über die nördlich angrenzenden Gebirge aus- breitet, ist die herrschende Steinart das, zwischen Glimmerschiefer, Thonschiefer und Mergelschiefer schwankende, schwarzgraue Gestein, das wir, in der Beschreibung der Davosermasse , Bündtnerschiefer, und, in anderen Schriften, FIysch genannt haben. Die letztere, alt- deutsche, in unserem Lande noch übliche, Benennung, für «Schiefer, » verwandt mit « Flötz , » .erlaubt zugleich, durch Vorsetzworte,, wie «Glimmerflysch, Mergelflysch u. s. w.,» die nähere Angabe der Be- schaffenheit, während dennoch der Unterschied der Gesteinsfolge von derjenigen des eigentlichen Glimmerschiefers oder Mergelschiefers fest- gehalten wird. Zugleich mit dem Flysch treten sehr mächtige Kalk- GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. 35 massen auf, die, wie im nördlichen Bündten, und im alpinischen Kalkgebirge überhaupt , dem Flysch stockförmig eingelagert zu sein scheinen. Nicht selten, besonders an der unteren Grenze dieser Ab- theilung, ist der Kalk ein weisser Marmor, oder er wird ersetzt durch Dolomit. Das Kalk- und Flyschgebirge dringt, auf der Nordgrenze unserer Gruppe , von Savien und Vals her, in dieselbe ein, verbreitet sich von Splügen im Rheinwald abwärts, bis es von den Suretagesteinen ver- drängt wird; steigt aber auch südwärts auf die Wasserscheide der Splügenkette E bedeckt das Gebirge bis jenseits des Piano. Auch auf dieser Seite scheint der Suretastock den unmittelbaren Zusammen- hang dieser westlichen mit der östlichen Flyschmasse unterbrochen zu haben; doch schneiden unsere Beobachtungen keineswegs die Möglich- keit ab, dass, südlich vom Suretastock,, ein schmaler Flyschstreifen sich vom Splügenpass, durch die Thäler Emmet und Lei, nach dem Madristhal und der östlichen Flyschmasse fortziehe, indem wir keines dieser Thäler besucht haben. Eine vollständige Verbindung beider Massen findet aber im Norden der Suretamasse statt, indem der Flysch und Kalk von Savien, im unteren Schams und in der Viamala, un- mittelbar mit demjenigen von Öberhalbstein, und, durch diesen, mit dem von Avers zusammenhängt. — Die Westgrenze dieser letzteren Flyschmzose tritt, durch Vorder-Sterlera und die Engen von Gampsut, in das untere Madris ein, steigt dann, an der rechten Thalwand, all- mählig in die Höhe und erstreckt sich durch V. di Rode gegen den P. Doan, der selbst noch, so wie ein grosser Theil der obersten Ge- birgsdecke über Soglio, aus Flysch und Kalk bestehen möchte. Auch der Gyps, der, hoch oberhalb Soglio, in dem Tobel zwischen beiden Averspässen, im Glimmerschiefer, oder Glimmerflysch, eine mächtige Einlagerung bildet, und der in derselben Gegend anstehende Kalk, gehören vielleicht noch unserer oberen Abtheilung, oder der Fiysch- masse an. Es erscheint indess, im Thalgrunde bei Bondo, ebenfalls grauer Kalk dem Glimmerschiefer der Südseite eingelagert, den man doch nur 56 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. der unteren Abtheilung, dem eigentlichen Gneis- und Glimmerschiefer- gebirge, wird beiordnen können. Die Hauptmasse des Suretagebirges endlich besteht aus einem eigen- thümlichen Gneis, mit glänzend grünem Talk oder talkartigem Glimmer, vielem weissem Feldspath, zuweilen in zollgrossen Zwillingen ausge- sondert, und wenig Quarz. In der Rofla nähert sich dieser Gneis auffal- lend einem Porphyr, durch Zurücktreten des flasrigen Gefüges und Ver- wachsen seiner Bestandtheile zu einer Grundmasse, die jedoch gewöhnlich als deutliches Gemeng erscheint. H. v. Buch nennt das Gestein geradezu Porphyr. In Schams und Ferrera zeigen sich aber, häufiger noch, Ueber- sänge in grünen, feinschuppigen und starkglänzenden Talk - oder Chloritschiefer, oder einen stark flasrigen talkreichen Gneis, der in grossen, ebenen Tafeln, von geringer Dicke, bricht, und zu ökonomischen Zwecken benutzt wird. — Die wichtigsten Einlagerungen in diese Bil- dung sind mächtige Lager, oder lagerartige Nester von ausgezeichnet schönem weissem Marmor. Die Bereisung einiger Profile wird uns aber mit den besonderen, geologischen Verhältnissen und den eigenthümlichen Steinarten dieser Gruppe, besser noch, als eine allgemeine Beschreibung , bekannt machen. Die Folge der Gebirgsarten längs der Splügenstrasse ist mit Meister- hand beschrieben worden, in der Profilreise von Glarus nach Chiavenna von H. v. Buch, und wir beschränken uns daher vorzugsweise auf dasjenige, was für die allgemeinen Verhältnisse unserer Gruppe von höherer Bedeutung ist. Von Ohiavenna bis Gallivaggio ist Gneis das fast allein herrschende Gestein. Ein ausgezeichneter, in grosse Täfeln spaltender Gneis, mit vorwaltendem, sehr feinkörnigem , zuckerartigem, weissem Quarz, oder einem innigen Gemenge von Quarz und Feldspath, weissem, zum Theil in zollgrossen Zwillingen ausgesondertem Feldspath, und vereinzelten Partieen von schwarzem und silberweissem Glimmer. — Gegen Campo- = GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. 37 dolcino zu folgen bereits Uebergänge in Glimmerschiefer , und , ehe man die Engpässe ganz verlässt, sieht man auch eine Einlagerung von ausgezeichnetem, rabenschwarzem AHornblendgesteine, ähnlich dem- jenigen des Parpaner Rothhorns; doch möchte die vorherrschende Steinart immer noch Gneis sein. Aber tiefer hinein im Thale, und auf- wärts, bis zu den bedeckten Gallerien, ist der Glimmerschiefer nun in grosser Mächtigkeit und in mannigfaltigen Abänderungen entwickelt : silberweisse, etwas talkartige Schiefer wechseln mit dunkeln; stark- glänzende, vollkommene Glimmerschiefer mit matteren, die dem Chlerit- schiefer nahe stehen; auch Gneis erscheint noch hier und da, als Abänderung des herrschenden Gesteins, und mit ihm das krystallinische Gemenge, das in der Rofla und in Ferrera die Hauptmasse des Sureta- dfächers bildet, hier aber einer offenbar verschiedenen Folge von Fels- arten untergeordnet ist. In der Höhe von etwa tausend Fuss über dem Thalgrund, wo die Strasse, längs dem schmalen Rücken , der sie vom Madesimothale trennt, zum Theil unter Galerien fortzieht, tritt ein neues System von Steinarten auf, ohne dass jedoch das bisherige Fallen, mit etwa 50° gegen Ost, eine Veränderüng erlitte. — Bis so weit, und wahrschein- lich auch nach Madesimo hinein, erstreckt sich namlich, von Rhein- wald her, die Kalk- und Flyschfolge, die hier den Suretastock von der Adulamasse scheidet. Die vorherrschende Steinart ist eine bräunliche Rauchwacke , die ausgedehnte Schutthalden bildet; braune Partieen verwachsen mit weissen, fein krystallinisch, mit Säuren stark auf- brausend, nicht selten grössere und kleinere, meist scharfeckige Stücke von hellgrünem Talkschiefer einschliessend , oder von einzelnen Talk- blättern durchzogen. Wohl eben so mächtig erscheint grauer, fein- körniger Dolomit, seltener weisser Dolomit, von solcher pulverartiger Feinheit des Korns und so geringem Zusammenhalt, dass er, wie Kaolin, abfärbt, und, bei schwachem Druck, in Staub zerfällt. Noch andere Massen scheinen reine kohlensaure Kalksteine, grau, oder weiss, in weissen Marmor übergehend, oder auch von so gewöhnlichem Flötz- 58 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. kalkausschn, dass man nach Petrefacten suchen möchte. Alle diese Gesteine, theils in regelmässiger Wechsellagerung, theils nesterweise mit einander verwachsen, bilden eine Masse von 150 bis 200 F. Mäch- tigkeit, in welcher auch weisse, quarzige Talkschiefer, als unterge- ordnete Lager, auftreten, und man ist von ihnen umgeben, bis man in die Ebene der Zollhäuser eintritt, indem die Strasse ungefähr dem Streichen der Schichtung folgt. Am südlichen Rande der Ebene wird die Dolomitbildung von gewöhnlichem braunem Glimmerschiefer be- deckt, der indess bereits eher Glimmerflysch zu nennen sein möchte. Auch in der übrigen Umgebung des Piano findet sich dieser Glimmer- flysch, als herrschendes Gestein; und mit ihm wechselt ein zucker- artiges Gemenge von weissem Quarz, weissem Feldspath und weissem, feinschuppigem Talk, dem Dolomit von Campolongo täuschend ähn- lich; zugleich aber auch ein fast dichter dunkelgrauer Kalk, den man leicht mit dem schwarzem Kreidekalk des nördlichen Alpenzuges ver- wechseln könnte. Auf der Höhe geht der Glimmerflysch beinahe ganz in den gewöhnlichen grauen Bündtnerschiefer über ; wirklich brausen auch einzelne Partieen desselben stark auf mit Säuren, und man er- kennt, bei genauerer Prüfung, deutlich, graue feinkörnige Kalkblätt- chen, die von dem Glimmer umschlossen werden. Von den östlichen, vergletscherten Felsgipfeln her, liegen hier auch viele Blöcke von Rofla- gestein; aber anstehend zeigt sich dasselbe nicht in der Nähe. Das früher so anmuthige Wiesenthal, durch welches sonst die Strasse von der Höhe des Passes nach dem Dorfe Splügen führte , ist, seit dem 27. August 1834, in eine grause Steinwüste verwandelt. Gleich beim Eintritt fällt die hier wild zerborstene, bräunliche Rauch- wacke in’s Auge, voll Höhlen, und in den wunderlichsten,, ausge- zackten Gestalten hoch an beiden Abhängen aufsteigend; doch aber wohl als die unter dem Glimmerflysch hervortretende Fortsetzung der ähnlichen Bildung des Südabhangs zu betrachten. Sie schliesst, wie diese, an mehreren Stellen viele, bis gegen ein F. lange Bruchstücke, des in der Nähe vorkommenden Gneis und Glimmerschiefers ein; so GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. >9 dass man leicht versucht sein könnte, sie für eine neuere Kalktuff- bildung zu halten, wenn sie nicht in so enger Verbindung mit dem herrschenden Glimmerflysch stünde. Man sieht sie mit diesem ab- wechseln, und oft scheint sie zwischen seinen Lagern wie einge- klemmt zu sein; oder sie wird nesterweise von ihm umschlossen. Zunächst am östlichen Abhange lassen sich auch, beinahe von der Scheidecke an, die Spuren eines 20 bis 30 F. mächtigen Lagers von weissem Marmor verfolgen, das, wie der Glimmerflysch, in dem Meridian streicht und gegen die Suretamasse einfällt. Dieselben brau- nen, grauen und grünen glimmerigen Flyscharten , mit untergeord- neten Lagern von grauem, feinkörnigem Kalk, dessen Schichtungs- ablösungen meist ebenfalls mit Glimmer bedeckt sind, herrschen in grosser Verbreitung bis nach Splügen, wo sie sich an die identi- schen Gesteine der Nordseite von Rheinwald anschliessen. Folgt man, das Thal abwärts, der Hauptstrasse, so zeigt sich auch hier längere Zeit ein steter Wechsel von Glimmerflysch und grauem, feinkörnigen Kalk, und auf der Nordseite des Thales erhebt sich das nackte, zerrissene Kalk - und Dolomitgebirge des Kalkbergs. Gegen die Rofla zu nähert der Flysch sich sehr dem Chloritschiefer, durch vermehrten Glanz und grüne Farbe, und mit ihm wechselt weisser Marmor, oder beide Gesteine sind jnnig mit einander ver- wachsen. Die höhere krystallinische Entwicklung verräth auch hier die Nähe der Feldspathgesteine, die nun, in der früher beschriebenen Stein- art, vorherrschend die Felsen des Roflaengpasses bilden ; ein unvollkom- mener Porphyr mit grauer, feidsteinartiger, zum Theil mit grünem Talk verwachsener Grundmasse , worin weisse, krystallinische Feldspath- theile, und Feldspathkrystalle, stark glänzende Quarzkörner und schwarze Glimmerblättehen ausgesondert sind. In der Mitte der Rofla gehen, wie wir bereits gesehen, der flasrige Charakter und die Schich- tung des Gesteins beinahe ganz verloren, und die unregelmässige Zersplitterung wird, wie bei massigen Steinarten, vorherrschend , aber weiter gegen Schams zu zeigt sich doch bald wieder die gneisartige AV GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. R Natur desselben, indem der grüne Talk in Menge sich einfindet und die Schichtungsflächen bedeckt, ohne dass zwischen dem deutlichen Gneis und jenem massigen Gestein sich eine Grenze angeben liesse. Auf der linken Thalseite erstreckt sich das Kalk - und Dolomitgebirge bis an den Pass, der, unmittelbar über Suffers, nach Savien führt ; die felsigte Thalecke aber, um welche herum der Rhein sich nach Schams durcharbeitet, besteht aus Roflagestein, Gneis und Talkschiefer, bis zu der Rheinbrücke bei Andeer, wo sich diese Steinarten an dem Flysch des unteren Schams abschneiden. Eben so bilden die Roflagesteine, auch auf der Ostseite des Thales, noch den steilen tieferen Absturz der Cera und ireffen an dem steilen Tobel, durch welches der Bach von Nezza nach Pignieu ausströmt, mit dem Flysch zusammen. Der grüne Chloritgneis, mit zollgrossen Feldspathzwillingen , hält auch tief nach Ferrera hinein an, und erscheint, in diesem schönen Profil, als das centrale Gestein der Suretamasse. Erst oberhalb den Ruinen des alten Hohofens treten auf der rechten Thalseite, welcher die Strasse bis nach Canicul folgt, mächtige Felsen von schönem weissem Marmor auf, in Verbindung mit grauem dolomitischem Kalk, der oft alle Merkmale des Hochgebirgskalk der nördlichen Kalkalpen trägt. Beim Eintritt in die Thalerweiterung von Vorder-Ferrera geht die dolomitische Einlagerung über, in gelbe und röthlichbraune Rauchwacke, von zucker- ähnlichem Korn, und, wie diejenige des Splügenpasses, Nester von glänzendem grünem Talk und Bruchstücke von Gmneis einschliessend. Die ganze Kalk- und Dolomitmasse, vertical geschichtet, hat auf der rechten Thalseite eine Mächtigkeit von mehreren tausend Fuss, auf der linken aber scheint sie auf einzelne Felsköpfe beschränkt zu sein, die kaum mehr als einige hundert Fuss aus einander liegen. Zu verschiedenen Zeiten ist auf der Ostseite des Suretastockes Bergbau versucht worden, und den reichen Eisenerzen, die man auf beiden Seiten des Thales gebrochen, verdankt dieses offenbar seinen Namen. Ueber die Lagerstätten des Suretagebirges finden wir genauere Nachrichten in den Handschriften ven ©. Escher. GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. Al «Auf Ursera, am östlichen Abhang des Hirli, schreibt derselbe, brechen , wahrscheinlich lagerweise, in einem, oft mit verhärtetem Talk gemengten, Quarz, schöne derbe Fahlerze, die nicht selten mit buntem Kupferkies, schöner Kupferlasur und Malachit verbunden sind. Das Fahlerz soll ziemlich silberhaltig sein.» Ueber den Betrieb dieses Bergbaues auf Silber, hat man indess nur unsichere Nachrichten, und schon während des ganzen vorigen Jahrhunderts scheint er geruht zu haben. Mit besserem Erfolg wurde dagegen, bis auf die neueste Zeit, das Eisen ausgebeutet. «Den 30. August 1819, schreibt C. Escher, hatte der Verwalter der Oekonomie dieses ausgedehnten Eisenbergwerkes die Gefälligkeit, uns selbst in die jetzt bearbeiteten Gruben zu führen. Wir stiegen, von den, zwischen Ferrera und Canicul gelegenen, Schmelz- hütten,, eine starke Stunde am steilen linkseitigem Abhange aufwärts, so, dass wir bald Canicul und das untere Avers zu unseren Füssen hatten. Die Schichten fallen hier, mit etwa 45°, nördlich. Das Eisenerz- lager liegt zwischen Lagern von Kalk, die, mit ihm, der a Gneisbildung untergeordnet sind, aid hat eine Mächtigkeit von 2 bis 3 Lachter. Der Kalk ist ein weisser, oder auch isabellgelber Makihos; meist mit vielem Quarz gemengt, feinkörnig in’s Dichte; deutlich ge- schichtet bis schieferig, die Ablösungen mit silberweissem , oder grünem Talk überzogen, der oft so überhand nimmt, dass die Steinart ein Talk- schiefer wird, der zwischen seinen Blättern noch etwas Kalk mit Quarz enthält. Ein grosser Theil des Eisensteinlagers besteht nur aus eisen- schüssigem ; iolettim Kalkstein, dessen hehisfärigb Ablosungen mit Eisen- glımmer bedeckt sind, so wie auch Quarz sich dazwischen drängt. Oft verschwindet aber der Kalkstein gänzlich, und der Quarz und ‚Eisen- glimmer bilden ein schieferiges Gemenge. Mit dem Quarz findet sich öfters auch asbestartiger, hell gelblichgrüner Strahlstein. An anderen Stellen endlich wird der Eisenglimmer vorwaltend und erscheint als dunkel stahlgrauer, dichter Eisenglanz, der indess, bei genauerer Prüfung, sich immer noch schieferig und feinschuppig zeigt. Das Lager ist so frei 6 42 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. entblösst, dass nur Tagbau getrieben wird. — In älteren, tiefer liegenden Gruben an dieser linken Thalseite findet man Nieren von dichtem Braun- eisenstein, und, wahrscheinlich auf demselben Eisensteinlager, einen dunkel gelblichbraunen , feinkörnigen Spatheisenstein, der mit etwas Quarz gemengt ist. » Von Ferrera nach Canicul ist der Chloritgneis wieder das vor- herrschende Gestein, doch fehlen auch hier keineswegs Einlagerungen von weissem Marmor, und bei Canicul selbst, so wie in den Vorsprüngen des Fiauell’s, werden sie sogar vorwaltend, und der Gneis tritt stellen- weise ganz zurück. Der äusserst steile Weg nach den Zisengruben, führt, etwas südlich von Canicul, an dem westlichen Abfall des Schwarzkopfs, aufwärts, bis fast auf die oberste Höhe des Gebirgs. Der weisse Marmor, der im Thalgrund vorherrscht, wird bald bedeckt von Gneis, und noch öfters wechseln beide Steinarten, mit östlichem Fallen, unter sich ab, bis, in der Höhe , der Kalk wieder die Oberhand erhält. Das Eisenerz ist, wie auf der linken Thalseite,, ein derber Eisenglanz, zum Theil schuppig, und sich dem Eisenglimmer nähernd, in grösseren Massen in Rotheisen- stein übergehend. Die Mächtigkeit ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, weil nach Oben und Unten das Erz sich mit dem Kalkstein mengt, und damit ein nicht mehr bauwürdiges Zwischengestein bildet. An einzelnen Stellen mag aber der reine Eisenglanz wohl die Dicke von 1 Lachter er- reichen. Die Gewinnung geschieht durch Tagarbeit in einer, kaum 20 F. tiefen, höhlenartigen Ausweitung, und, zur Zeit unseres Besuches, waren etwa 25 Mann, meist Italiener, sowohl mit Hauarbeit, als mit dem Hinunterschlitten des Erzes beschäftigt. — Wie von der Zinne eines Thurmes sieht man von der. Schirmhütte aus zu seinen Füssen das Dörfchen Ganicul, in einer Tiefe von wenigstens 2000 F. Durch das Vortreten der Felsmassen von weissem Marmor, die den westlichen Fuss des Fianell’s bilden , entsteht die Thalstufe und der Eng- pass, welche Ferrera von Avers trennen; durch sie muss der Aversbach , in unzugänglichen , tiefen Schluchten, sich seinen Ausfluss suchen. Zwi- schenlager von Gneis und Glimmerschiefer fehlen zwar auch hier nicht, GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. A3 aber der Kalk bleibt doch sehr vorherrschend und erstreckt sich, an den tieferen Gehängen, auch weit in die Seitenthäler, Sterlera, Avers und Madtris , hinein. Im Aversthale entwickelt sich ein neuer petrographischer Charakter. Der Thalbach strömt nicht mehr zwischen Felsen von Gneis und Marmor, sondern hat sich tief in schwarzen Flysch eingefressen, der mit Quarz- lagern und grauem Kalk wechselt, im Gestein der Via mala und des Prättigaus. Das ganze Thal aufwärts sieht man im Thalgrund, und wohl eine Stunde hoch über demselben, keine andere Steinart, und bei jedem Schritt hofft man darin Fucoiden oder Belemniten zu finden. Von der Forcella aus, die aus dem hintersten Grund von Avers nach dem Septimer führt, sieht man dasselbe tief in die südliche Hauptkette eingreifen, und ausschliesslich alle in jener Gegend erkennbaren Felsen bilden. Südlich von der Forcella erhebt sich über diesem Schiefer ein mächtiger Kalk- stock, von welchem, gegen den Pass zu, ein schöner Gletscher hinuntce- hängt. — Der Flysch, in den Aufrissen unter Cresta,, fällt ziemlich ste‘! östlich, und auch höher im Thal, bis Juf, herrscht gleiches, obgleich schwächeres Fallen; er überlagert demnach den weissen Marmor der Campsutenge und die ganze Gmeisbildung des Ferrerathales, und ist wirklich die oberste Formation in dem ganzen, westlich vom Aversbach liegenden Gebirgsrevier. Im Madristhale ıst die Auflagerung des schwarzen Schiefers , auf dem, von Mitternacht her eindringenden, Marmor, an der steil abgestürzten , rechten Thalseite sehr schön entblösst. Zwischen beiden Bildungen ist, nicht sehr mächtig, grüner Schiefer eingelagert, der also auch hier, wie unterhalb Splügen, den Uebergang der sedimentartigen zu den höher krystallinischen Steinarten: bildet. Etwa eine Viertelstunde nördlich von der Sovrana wird, durch den hervortretenden Glimmerschiefer , der weisse Marmor und der Fiysch zu grösseren Höhen erhoben, und ein hoher Felskopf, zwischen den Thälern Rode und Prassignola, besteht noch ganz aus dem letzteren Gestein, während tief nach Rode hinein und AA GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. über den ganzen Gallegionepass man sich ausschliesslich von Glimmer- schiefer Kingebeh sieht. Auf der Tinkes Seite des Thales befindet man sich, so wie der Weg, etwa eine Stunde weit vom Eintritt in’s Thal, über das Wasser führt, schon ganz von Glimmerschiefer umgeben, und auch im Ansteigen der steilen Trümmerhalde, die, im westlichen Hintergrunde, auf den Fels- kamm des Madrispasses führt, ist in allen Blöcken grauer und grünlicher Glimmer, mit starkem Metallglanz, das vorherrschende Mineral; mit ihm Quarz, und in einigen Blöcken rother Granat. Dennoch brausen die meisten dieser Gesteine noch schwach auf mit Säuren, und in einigen glaubt man, auch mit unbewaffnetem Auge, kleine Partieen von körnigem Kalk zu erkennen. Eine nicht unerwartete Erscheinung , nachdem man im Ferrerathale die enge Verbindung von Kalk und Gneis im grössten Maassstabe gesehen hat. Unter dem Glimmerschiefer tritt auf der Höhe des Passes Gneis hervor, und seine felsigten Köpfe bilden den obersten, schmalen Gebirgskamm, von welchem man, über eben so steile und hohe Trümmerhalden, wie die der Nordseite, nach der kesselförmigen Thal- stufe der Acqua fraggia hinabsteigt. Ein Gneis mit deutlichen, zum Theil grossen Feldspathkrystallen und gewöhnlichem Glimmer, wie derjenige von Chiavenna, und ganz verschieden von dem Chloritgneis in Ferrera. Selbst dieser oberste Gneis enthält jedoch, obgleich nur sparsam, einzelne aufbrausende Partieen, und sein häufiger Wechsel mit Glimmerschiefer beweist klar genug, dass man, beim Ueberschreiten des Passes, keine neue Formation, verschieden von derjenigen der Nordseite , betreten habe. In der, beinahe alles Anstehende bedeckenden Trümmerhalde liegen auch Blöcke von dunkelgrünem , grossblättrigem, zum Theil zu Topfstein verwachsenem Chloritschiefer. — Eben so steil, wie vom Gebirgskamm nach dem See, führt der Weg, von dem südlichen Rande der Thalstufe , in das schlundartige Savognothal hinab. Ermüdender sind uns wenige Pfade in den Alpen vorgekommen ; selbst über Gallegione geht man be- quemer und sicherer, obgleich auch da der Gebirgsabhang auf der Süd- seite fast immer eine Neigung von mehr als 30° hat. Denn, während mehr GRUPPE DER MADRISGEBIRGE. | 45 als drei Stunden, von Acqua fraggia bis Sovogno, darf man das Auge nicht von den glatten Felstafeln des Bergweges abwenden , ohne sogleich durch Ausglitschen in Gefahr zu gerathen. Und als wir gegenüber die südlichen Gebirge noch steiler und höher, mit fürchterlich zerrissenen Felsgipfeln, aufsteigen sahen, entfiel uns beinahe der Muth, dem ursprünglichen Plane nach, den folgenden Tag jenen mauerförmigen Abfall zu erklimmen, um nach V.Codera überzusteigen. Eintretendes Regenwetter machte unserer Unschlüssigkeit ein Ende, und zwang uns damals, über den Splügen zurückzukehren. Der Gneis wird, von der Acqua fraggia abwärts, das herrschende Ge- stein; wie im benachbarten Jakobsthale, in ausgezeichneten, zum Theil granitartigen Abänderungen, reich an weissem Feldspath, mit nicht zusammenhängendem, grünem oder weissem Glimmer. — Je steiler man der Tiefe zusteigt, desto überraschender ist der schnelle Wechsel des Charakters der Gegend. Aus den mit Schnee bedeckten Höhen des Passes und der rauhen Umgebung der Acqua fraggia ist man, wie durch einen Zauberschlag, zwischen die schönsten Waldungen von Kastanienbäumen versetzt; die weiss getünchten Wohnungen, die Pflanzenwelt, Himmel und Klima sind ganz italienisch , und, unterhalb dem schön gelegenen Savogno, folgen bald üppige Weinreben, und der reichste Schmuck südlicher Ve- getation zieret den Fuss des Gebirgs. In der Nähe von Savogno zeigen sich, im Strassenpflaster und in den Mauern, ziemlich häufige Granitblecke, mit weissem Feldspath und schwarzem Glimmer; auch einige Serpentinbleecke, wahrscheinlich Fünd- linge aus dem oberen Bergell. Anstehend ist, bis ziemlich tief unter dem Dorfe, nur Gneis.. Tiefer folgt ein sehr feinschuppiger , mit etwas weissem (uarz gemengter Chloritschiefer, der, bis in den Thalgrund , anzuhalten scheint, und wohl zuverlässig der um Chiavenna herum so mächtig entwickelten Bildung von Chloritschiefer, Lavezstein und Horn- blendgestein angehört, die wir als die Basis des Gneises in dieser Ge- gend betrachten müssen. Auch auf der Südseite des Thales , am Auslaufe der Schlucht Vallone ,„ findet sich verticaler, oder steil südlich fallender 46 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Hornblendschiefer , der mit hornblendreichem und wahrem Gneis wechselt , und in grösserer Höhe von dem schönen feldspathreichen Gneis überlagert wird, dessen Trümmer das unglückliche Plurs überdeckt haben. Es scheint indess diese Chlorit- und Lavezstein-Bildung nicht als allgemein verbreitete Grundlage des Gneises, sondern mehr stock- förmig aufzutreten. Im Tobel von S. Abbondio, so nahe bei Savogno , herrscht, bis in den Thalgrund, ein bräunlicher Glimmerschiefer, und die Chlorit- und Hornblendgesteine scheinen hier ganz zu fehlen, wäh- rend, noch tiefer im Thale, Chiavenna wieder zwischen grossen Massen derselben steht. Die in petrographischer Beziehung sehr ähnliche Lavez- steinbildung des Malenkerthales zeigt ganz analoge Verhältnisse. DIE GEBIRGSMASSE VON OBERHALBSTEIN. ‚Die äussere Begrenzung dieser Gebirgsmasse, durch Stromthäler , ist bereits in der Einleitung angeführt worden. Durch das innere Stromthal des Oberhalbsteiner Rheins wird sie überdiess in zwei Hauptgruppen zerschnitten, die, als mächtige, nur am Septimer unter 8000 F. er- niedrigte Gebirgswälle, aus der Gegend des Silvaplana-See’s bis nach Tusis und Tiefenkasten fortstreichen, und fast jeden Verkehr der Ober- halbsteiner mit den nahen Landschaften Schams und Bergün unter- brechen. Die Richtung dieser Gebirgszüge streicht im Allgemeinen zwar dem Systeme der Adulamasse parallel, doch lässt sich bezweifeln, ob es wirklich der Einfluss. dieser westlichen Masse sei, der sie bedingt habe; da zwischen beiden Gebirgsmassen der Suretastock, mit einem ganz abweichenden Streichen der Schichtung, sich hervordrängt; und in der Oberhalbsteinermasse, wie wir sehen werden, mehr die äussere Form und nicht die Schichtung,, in der Adulamasse dagegen umgekehrt, DIE GEBIRGSMASSE VON OBERHALBSTEIN. A7 mehr diese als jene, der Richtung von SSO nach NNW folgt. Eine ge- nauere Ansicht lehrt überdiess, dass nur in ihrem nördlicheren Theile unsere Gebirgszüge in dieser Richtung streichen ; in ihrer südlichen Fort- selzung krümmen sie sich mehr und mehr von der Meridianrichtung der- jenigen der Parallele zu, so dass der Julier- wie der Albulapass wirklich ın OW streichenden Thälern liegen, und, ohne scharfe Winkel, durch einen sanften Bogen die Thäler von Oberhalbstein und Bergün mit dem Engadin verbinden. Nur die neuen Verhältnisse, die im oberen Bergell eine tiefere Zerspaltung des Bodens, und, als Gegenwirkung, das Auf- werfen hoher Ketten mit sich brachte, scheinen der vollständigen Aus- bildung eines dritten concentrischen Passes, aus Avers nach Maloja, entgegengewirkt zu haben, der unsere Gebirgsmasse eben so westlich be- grenzt hätte , wie die Albulastrasse 'sie östlich von der Selvrettamasse scheidet. Zu dieser letzteren Gentralmasse stehen aber offenbar alle diese Bogen in sehr naher Beziehung, indem ihre Krümmung zusammenfällt mit derjenigen des Ringes von Sedimentgesteinen, der, von Davos her, sich um jene Masse herumschlingt. Die gegen NO concav umgebogenen Gebirgswälle, die den Julierpass und Öberhalbstein umschliessen,, sind nach demselben Gesetze gebildet, das Saussure, in der Umgebung des Montblane, zuerst aufgefunden hat, und das seither durch alle Beobachter in den verschiedensten Gegenden der Alpen, in Oisans, in den Glarner- gebirgen, in den Hochgebirgen zwischen Bern und Wallis, bestätigt worden ist. Und wenn in Bündten die Structur jener Wälle nicht überall den Forderungen jenes Gesetzes gehorcht, wie ihre äussere Form, wenn die Schichten nicht von allen Seiten gegen die innere Centralmasse auf- steigen und ihr verticale Abstürze zukehren, so haben wir die Ursache dieser Anomalie in der grösseren Verwicklung zu suchen, die hier durch die vereinigte Einwirkung von Processen entstanden ist, deren Spuren wir zum Theil schon in der vorigen Gebirgsgruppe kennen gelernt haben, die uns aber, in noch weit grösserer Mannigfaltigkeit, und kräftiger auf die ganze Gebirgsbeschaffenheit einwirkend,, in der folgenden Detail- untersuchung entgegentreten werden. AB GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Auf der schönen Kunststrasse erreicht man, von Silvaplana aus, die antiken Säulen, welche die oberste Höhe des Julierpasses bezeichnen, ohne je an die Eindrücke erinnert zu werden, die aus der Uebersteigung anderer Alpenpässe uns geblieben sein mochten. In dem langen und offenen Thale, in das man nach wenig langem Steigen, vom Engadin her, eintritt, ist die Scheidecke durch keine schroffere Stufe ausge- zeichnet, grüne Weideplätze bedecken den Fels- und Schuttboden, und es bedarf einiger Aufmerksamkeit, um sagen zu können, ob der kleine See auf der Höhe nach Engadin oder nach Oberhalbstein abfliesse. Die Meereshöhe des Passes, bei den Säulen, beträgt 7120 F., diejenige des See’s von Silvaplana 5620 F., und die von Stalla 5500 F. Weisse Trüm- merhalden, im Romanischen Gravas-alvas genannt, steigen auf der Süd- seite des Hochthales steil bis zu den Gletschermassen und zerrissenen Felsstöcken auf, welche den 9 bis 10,000 F. hohen Gebirgskamm zwi- schen dem Julier und dem Silsersee bilden, Die Nordseite des Hoch- thales ist weniger schroff abgestürzt, und mehrere Alpthäler greifen tief in die ausgedehnte Gebirgsgruppe ein, die hier in mannigfaltiger Ver- zweigung, sich zu den Gletschern von Suvretta und Beversthal erhebt. Bei Szalla oder Bivio vereinigt sich der Thalgrund Allagho mit der in einer wenig hohen Stufe abfallenden Val Cavraggia, die, als unebenes, moscrigtesWeidland, sanft ansteigend,, sich nach dem Absturz des Septimer- passes ausdehnt. Die Gegend von Stalla ist. offen, durch keine nahen Felspartieen und Trümmerhalden wird man an das Hochgebirge erinnert, und der junge Strom fliesst geräuschlos, in wenig tiefem Bette, durch schöne Wiesen. Bald unterhalb Stalla verengt sich aber das Thal, und die von beiden Seiten vordringenden Gebirge nähern sich bis auf eine Felsschlucht , durch die der Oberhalbsteiner Rhein wild tobend in die 500 F. tiefere Ebene von Marmels (Marmoreva) stürzt. Er findet hier einen vollkommen flachen Kesselgrund,, elliptisch, von steilen, meist bewaldeten oder mit Gebirgsschutt bedeckten Abhängen umgeben; in älterer Zeit gewiss einem See zum Behälter dienend, und ursprünglich wohl, wie auch die DIE GEBIRGSMASSE VON OBERHALBSTEIN. 49 ähnlichen, tiefer liegenden Kesselthäler, durch Einsturz des Bodens ent- standen. Das hohe östliche Schneegebirge der Cima di Flix und des Piz Err wird, durch die weit vorspringende Mittelstufe der Marmelser und Flixeralpen, dem Blick entzogen; und auch zur Linken ahnt man nicht, dass über dem einzig sichtbaren tieferen Abhange sich noch das weite Alpengebiet der Scalottaweiden und, hinter diesen, das hohe Fallerhorn (Piz Platta), umgeben von Gletschern und Felspartieen, befinde. Am unteren Ende der Marmelser Ebene verliert sich der Strom wieder in tiefen Felsschluchten, und die Strasse verlässt ihn, um, auf der rechten Thalseite, in dem hier noch offenen und wenig steilen Tobel des Flixerbachs,, unter Suur durch, sich freier wenden zu können. Am Fuss dieser Stufe liegt MMolins (Mühlen), 350F. unter Marmels, noch mitten im Engpass, von steilen, obgleich meist bewachsenen Gehängen nah umschlossen, in zwei Häusergruppen getheilt, durch den wild aus einer felsigten Kluft daher tobenden Fallerbach. Man tritt aus der Olus von Molins in ein kleines, fast kreisrundes Circusthal, von verticalen Felswänden umschlossen, und aus diesem führt ein neuer Engpass in die ausgedehnte, elliptische Ebene von Rofna. Von Molins bis hier fällt der Thalboden um 340 F., und durch die ganze Rofnaebene scheint das Wasser in dem künstlich gegrabenen Kanal kaum zu fliessen. Das Kesselthal ist gegen Mitternacht durch den stark vortretenden Fuss der Errgebirge abgeschlossen , und durch eine enge, zunächst an der linken steilen Thalwand sich fortziehende Schlucht, fällt, sowohl das Wasser, als nun auch die Kunststrasse, dem tieferen, fruchtbaren und in zahlreichen, grossen Dörfern stark bewohnten Oberhalbstein zu. Die alte Strasse hatte nicht gewagt, in den Engpass einzudringen, sondern den Weg über den Gebirgswall, auf dem auch Rofna sich angebaut hat, vorgezogen. Der Charakter der Landschaft, unterhalb diesem letzten Engpasse ist ein ganz neuer. Die Mittelstufen haben sich auf beiden Seiten erniedrigt, nnd vom Thalgrunde aus erblickt man nun den Kamm und die obersten 7 50 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Gipfel der Seitengebirge. Auf dem sanft ansteigenden , linken Abhange reiht sich Dorf an Dorf, und ausgedehnte Weidbezirke, an steileren Ge- hängen von Wald unterbrochen, reichen bis an die obersten Gräte. Die felsigte Kette der rechten Thalseite ist dem Strome mehr genähert und fällt schroffer ab gegen die flache Terrasse an ihrem Fusse, auf welcher die schönen Dörfer Tinzen (Tinezung) , Schweiningen (Savognino), Conters und der Hof Burwein stehen. Ein zusammenhängender Wald umzieht, vom Errthale an bis an den Ausgang des Haupthales, diesen Abhang, und schützt die untere Thalfläche vor den Lawinen und Felstrümmern, die von den hohen Kalkstöcken im Frühjahr und bei starken Sommerregen hinunterstürzen. Von der Rofnaebene bis Tinzen fällt der Rhein um 540 F., und ist hier, durch die oberen Zuflüsse, bereits zu einem beträchtlichen Strom ange- wachsen, der sich bei der Tinzer-Mühle noch um den Errbach und bei Schweiningen um den ungefähr gleich starken Bach des Nandröthales vermehrt. Von der Einmündung des Errbachs bis unterhalb Conters be- trägt sein Fall 260 F., und ungefähr um eben so viel mag auch die stets bei 100F. höhere Terrasse der Dörfer und der Hauptstrasse sich erniedrigen. Erst beim Hofe Burwein beginnt die letzte Stufe, in welcher sich der, von Tinzen bis hier dem Auge beinahe horizontal erscheinende, Thal- boden um tausend Fuss nach dem 2650 F. über dem Meer liegenden Tiefenkasten senkt. Der Rhein scheint sich in den tiefen Felsschluchten zu verlieren, und, um die fürchterlichen Abstürze zu umgehen (der Stein genannt, saissa, daher Oberhalbstein, Sur Saissa), war die alte Strasse wieder hoch an der rechten Thalseite angestiegen. Die neue Kunst- strasse ist in die rechtseitige Felswand der Kluft eingesprengt worden; aber, so zerfallen und bis in’s Innere zertrümmert ist das Gestein, dass, weder das überhängende Dach, noch der vertical zum Strom abfallende Fuss, der Strasse genügende Sicherheit zu gewähren scheinen. Die grosse Mannigfaltigkeit in den Form- und Gesteinsverhältnissen der zwei Gebirgszüge, welche den Stromlauf des Oberhalbsteiner Rheins DIE GEBIRGSMASSE VON OBERHALBSTEIN. 51 einschliessen, verlangt, dass wir ihre einzelnen Theile besonders kennen lernen , wenn die Resultate unserer Untersuchung gehörig begründet erscheinen sollen. Auch ist eine Zergliederung der beiden Hauptmassen in kleinere Gruppen, die, jede für sich, in ihrer Beschaffenheit mehr Einheit darbieten, von der Natur selbst vorgezeichnet worden. Eine all- gemeine Vorstellung der Gestalt und der Höhenverhältnisse dieser Gruppen geben die Tafel II und III. Der westliche Gebirgszug zerfällt durch die zwei tieferen Einschnitte des Septimers und des Schmoraspasses in drei Hauptgruppen, von denen jede einen ihr eigenthümlichen Charakter besitzt; es sind 1) Die Gruppe von Gravesalvas , auf drei Seiten umschlossen von der neuen Julierstrasse, die von Stalla über Silvaplana nach Maloja führt, auf der vierten von der alten Römerstrasse des Septimer und die V.Cav- raggia. S. Fig. ı der Taf. II. 2) Die Gruppe der Fallergebirge,; vom Septimer bis zur Schmoras- alp. Auf ihrer Westseite von Avers und Ferrera, auf der Ostseite von Stalla und dem grösseren Theil von Oberhalbstein eingeschlossen. S. Fig. 2 der Taf. III. 3) Die Gruppe des Curver; von Schmoras bis an das Nordende des Gebirgszuges, am Zusammenfluss des Hinterrheins mit der Albula, bei Sils im Domleschg. Begrenzt von Schams, dem Albulathal und dem unteren Theil von Oberhalbstein. S. Fig. 2 der Taf. II. Eben so naturgemäss ist die Theilung des östlichen Gebirgszuges in drei Gruppen durch den tiefen Einschnitt des Suvrettathales und Beversthales, und durch die Scheidung des Granit- und Kalkgebirges am südlichen Ab- sturz des Piz Ragnutz. Es ergeben sich demnach 1) Die Gruppe des Piz Ot; auf der einen Seite begrenzt durch den Inn, von Gampfeer bis Bevers, auf der anderen durch die Thäler Suvretta und Bevers. 2) Die Gruppe der Cima di Flix ; ein grosses Dreieck einnehmend, dessen drei Seiten sind : die vorige Grenze, von Campfeer durch Suvretta 59 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. und Bevers bis Ponte, ferner von diesem über Albula zu den Bergüner Maiensässen, und von da durch die Ochsenalp und das vordere Errthal nach Tinzen, endlich von Tinzen, der Julierstrasse nach , aufwärts zu den Säulen, und von diesen bis Silvaplana und Campfeer zurück. 3) Die Gruppe des Tinzerhorns ; von der Nordgrenze der vorigen Gruppe bis an diejenige unserer Karte; auf der einen Seite von der Albula ‘umflossen, von den Bergüner Maiensässen bis Tiefenkasten, auf der andern vom Oberhalbsteiner Rhein WESTLICHER GEBIRGSZUG. 1. GRUPPE VON GRAVESALVAS Die Ansicht, die wir von der Mittagseite dieser Gruppe geben, wird eher, als eine längere Beschreibung, eine klare Vorstellung von ihren allgemeineren Verhältnissen erwecken können. In seinem östlichen Theile, wo, gegen Silvaplana zu, der Piz Pülasching (Flohspitze, in Stalla P. Cagott), oberhalb Sils der Piz de Graves,, beide wohl über 9000 F., sich erheben, steigt das Gebirge, das den gemeinsamen Namen der Gravesalvas (in Sils Crutscherols) trägt, zur grössten Höhe an, und fällt nach allen Seiten in pralligen Fels- wänden ab, meist zu steil, als dass die Schneedecke daran haften könnte. Nur den Gemsen sind diese rauhen Felsgipfel noch zugänglich , und beide- male, da wir an ihrem westlichen Absturz gegen den Pass anstiegen, der aus dem Allagho-Thale nach Sils führt, auch Pass von Gravesalvas ge- nannt, sahen wir zahlreiche Haufen sich in die oberen Schluchten des Gebirges flüchten. GRUPPE VON GRAVESALVAS. 35 Ein schmaler Felskamm, in seinen tiefsten Einschnitten über 8000 F. hoch, läuft vom Piz di Graves gegen den Septimer, und schwillt, bevor er an diesem abbricht,, wieder zu einex breiteren , obgleich nicht höheren Masse an. Zwischen dieser und der östlichen Masse stehen am mittäg- lichen Abhange, in einem, gegen Mittag geöffneten, grasreichen Thal- kessel, die Häusergruppen von Gravesalvas , von welchen ein steiles Thälchen nach einem westlichen Joche, und über dieses zu dem hoch- liegenden Kessel des Longhinsees führt. Diese letztere Gegend ist von alter Zeit her berühmt, weil, auf engem Raum zusammengedrängt, Zu- flüsse des Rheins, des Po und der Donau entspringen ; und der Ausfluss des Longhinsee’s, der über die steile südliche Felswand gegen Maloja hinunterstürzt, ist es, der als die Quelle des Inn betrachtet wird. Ein zweites, niedrigeres und wenig steiles Joch führt von dem See nach dem Hospitz des Septimers. Der Piz della Greila endlich bildet den äussersten südwestlichen Eckpfeiler dieser Gruppe. Der Felskamm, oberhalb den Häusern von Gravesalvas, ist auf der Mittagseite von einer ununterbrochenen steilen Trümmerhalde grosser Blöcke umgeben , die jedes Jahr durch neue Einstürze der dem obersten Rücken aufsitzenden schwarzen Felsstöcke sich vergrössert. Nur an wenigen Stellen ist diese hohe Mauer so vollständig zerstört, dass man den Rücken selbst ersteigen könnte. Ueber eine solche Stelle führt, dicht am Piz de Graves vorbei, der, übrigens durch keine Spur eines Pfades bezeichnete, Pass von Gravesalvas. — Mit Ausnahme der Septimerstrasse , sind auch alle anderen Pässe, über den westlichen, wie über den öst- lichen Gebirgszug, und so auch die früher erwähnten Pässe aus dem Madristhal nach dem Bergell, von der Höhe stundenweise abwärts, ohne Wege, und nur die tiefste Einsenkung des zu übersteigenden Rückens dient dem Reisenden als Richtzeichen, wohin er sich zu wenden habe. — Auf der Nordseite des Kamms von Gravesalvas erstrecken sich zwei Ausläufer, mit meist steil abfallenden Zwischenthälern, gegen Allagho. Das obere ist das nördliche Gravesalvasthal, das Thal des Passes, sehr felsigt und rauh,, in einer hohen Stufe gegen Allagho abgestürzt. Weiter —_ A GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. abwärts folgt das Weidethal Y. d’Emmet, das ebenfalls gegen Allagho eine Stufe bildet. Durch den zweiten Ausläufer, der in der Roccabella (8420') sich gegen Stalla umbiegt, wird dasselbe von einem dritten Thale, dem unebenen , aber ausgedehnten Alpenbezirk Alpascel,, einer Seitenverzweigung der V. Cavraggia, getrennt, vom welchem her der westliche Theil des Hauptrückens auch wohl Sur Alpascel heisst. Der Absturz dieses Rückens in allen nördlichen Thälern ist weit jäher und felsigter, als auf der mittäglichen Seite, und erst in der Nähe des Septimers wird diese Mauer ganz durchbrochen , so dass ein sanft ansteigendes Thal hier nach dem Joch über dem Longhinsee führt. Um vorläufig eine allgemeine Uebersicht der geologischen Verhältnisse dieser Gruppe zu geben, vereinigen wir ihre mannigfaltigen Felsbildungen in drei grosse Stufen, jede von mehr als tausend Fuss Mächtigkeit. Das Fallen ihrer Grenz- und Schichtungsflächen ist in der Regel NO, das Strei- chen in A 8 oder S800; so dass, von Maloja aufwärts, gegen Longhin und den Gravesalveskamm, oder auch, längs dem Ufer des Silsersee’s gegen Silvaplana zu, man von den älteren zu den jüngeren Bildungen fort- schreitet. Nehmen wir die Längenerstreckung der Gruppe, dem Engadin- thale parallel, in N600 an, so schneiden beide Streichungslinien ‚ die- jenige der Structur und die der äusseren Form, einander unter einem Winkel von 40°, und die Gruppe, als Kette betrachtet, bildet demnach den Uebergang der Längenketten zu den Querketten; es ist, nach Analogie der von G. Escher vorgeschlagenen Diagonaltheler , eine Diagonalkette. Die tiefste Stufe besteht aus vollkommen ausgebildetem Glimmer- schiefer, der stellenweise in Gneis übergeht. Auf der Ebene von Maloja und längs dem See, bis an das Vorgebirge in der Mitte seiner Länge, findet man keine anderen Gesteine; und, wie auf einer Treppe , steigt man, über die stufenartig hervorragenden Schichtenköpfe, von Maloja gegen den Longhinsee hinauf. — Es ist die oberste Masse der grossen Glimmerschieferbildung des Bergells und der Madrisgebirge. Auch weiter ostwärts setzt sie, schief durch den Silsersee fortstreichend, in das GRUPPE VON GRAVESALVAS. 85 Feetthal und die Berninamasse fort, und über den Muretpass findet man sie, mit immer gleicher Fallrichtung, aber beinahe vertical, bis an den südlichen Abhang, allgemein herrschend. Die mittlere Stufe bietet weit entwickeltere Verhältnisse dar. Die Hauptmasse derselben, wie man sie besonders an der Nordseite des Gebirges kennen lernt, besteht aus gewöhnlichem Flysch und Kalk, und, wenn nicht die Val Cavraggia die Schichtenmasse unterbrochen hätte, würde sie mit der gleichgestellten Flyschbildung der Aversthäler in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Auf der Südseite des Engadins setzt sie in dem breiten Rücken von dunkelgrauem Kalk fort , der südlich von S. Maria bis Isola, den NO fallenden Glimmerschiefer der Feet - und Cestothäler überlagert. — In der Mitte ungefähr dieser Flyschstufe treten aber auch mächtige Stöcke von Serpentin auf, die auf das um- gebende Gestein, durch Verwerfung der Schichten und mannigfaltige Umwandlung ihrer mineralogischen Beschaffenheit, grossen Einfluss ausgeübt haben. Auf der Mittagseite des Silsersee’s wird das Vorkommen vereinzelter Serpentinmassen nur durch seltene Trümmer, im Oestothale und in den Schutthalden des Muretpasses, verrathen. Es ist hier das abnorm auftretende Gestein dem Glimmerschiefer untergeordnet , der auch Lager von weissem Marmor einschliesst, wie man es, nur in weit grösserem Maassstabe, jenseits der Berninamasse, im Malenkerthale findet. In der östlichen Fortsetzung der Kalkstufe, bei S. Maria und im unteren Feetthale, zeigt sich keine Spur von Serpentin, sowie er auch im Aversthale der dort so mächtig entwickelten Flyschmasse, bis auf einen . Fleck von umgewandeltem , grünem Schiefer gegenüber Juf, ganz fehlt. Auf der Nordseite des Silsersee’s aber zeigen sich an der Hauptstrasse mächtige Felsen von schwarzgrünem , dichtem Serpentin und durch den- selben veränderten Gesteinen, und aufwärts, bei den Häusern von Graves- alvas, und von diesen bis zum Longhinsee lässt sich die Bildung ohne Unterbrechung verfolgen. Bald ist der Serpentin selbst, in schwarzen Halden,, oder zackigen Felsriffen , an der einen Stelle in grossen Massen, an anderen nur in wenig Fuss mächtigen Gängen, an die Oberfläche 56 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. getreten; bald verräth er seine Nähe durch den Uebergang des gewöhn- lichen Flyschschiefers in einen grünen Schiefer, der dem Serpentin selbst oft sehr ähnlich wird und leicht damit verwechselt werden könnte, oft auch mit Aphanit oder Chloritschiefer verwandt scheint, oder wirk- lich in diese Gesteine übergeht. Die grösste Verbreitung erreichen indess alle diese Steinarten,, sowie der Serpentin selbst, erst westlich vom Longhinkessel, an den südlichen Abstürzen der Longhin - und Greila- stöcke, am Septimer und durch ganz Cavraggıa bis Stalla. Die Aufeinanderfolge der Bildungen zeigte uns in den zwei bisherigen Stufen keine Abweichungen, weder von der in der Madrisgruppe beob- achteten, noch von der in anderen Gebirgen gewöhnlich vorkommenden Gesteinsfolge. Die oberste oder estlichste Stufe aber besteht aus Stein- arten, die wir nur nach der sorgfältigsten Prüfung als wirklich über- lagernde und dem Flysch aufgesetzte anerkennen dürfen. Ein eigen- thümlicher Granit-Syenit , den wir einstweilen Juliergranit nennen und:später genauer beschreiben wollen, bildet die Hauptmasse, und der Granithabitus ist gewöhnlich der vorwaltende. Mit demselben verwachsen und oft in grossen Massen , den Granit verdrängend, erscheint auch reiner Syenit, und in mehreren Abänderungen nähert sich dieser Gabbro- artigen Gesteinen ; so dass in dem Raum weniger Stunden die ganze Mannigfaltigkeit körniger Feldspathgesteine entwickelt scheint. Schich- tung und krystallinisch flasrige Gesteine kommen nicht vor. Die ganze östliche Hälfte unserer Gruppe, die Crutscherols von Sils, die P. Pulasching und Piz de Graves, der Julierpass selbst, von Silvaplana bis an die West- seite Allagho, und ein Theil der nördlich angrenzenden Gebirge bestehen aus Juliergranit und den ihn begleitenden Steinarten, und sie sind es auch, die vom Gravesalvaspasse bis in die Nähe des Septimers den höchsten, mauerähnlichen Kamm der Westhälfte bilden. Dass aber diese Steinarten den Flysch bedecken und mit Recht als oberstes Glied der ganzen Stufenfolge dieser Gruppe gelten, sprach H. v. Buch bereits in seiner Profilreise über den Bernina aus, als er am Julierpasse den Flysch unter den Syenit einfallend gesehen hatte. Auf der Südseite der Gruppe GRUPPE VON GRAVESALVAS. 87 findet, wie unsere Ansicht zeigt, dasselbe Verhältniss zwischen beiden Bildungen statt. Auch der letzte Zweifel an der Richtigkeit dieser That- sache verschwindet aber, wenn man, auf dem Rücken über Gravesalvas, mitten zwischen Felsen von Granit und Syenit steht, und zu beiden Seiten, an den Abhängen des Gebirges, die Flysch- und Kalkschichten unter sich durchstreichen sieht. So grossartig und zugleich so vollkommen evident, und so leicht auch dem ungeübtesten Bergsteiger erreichbar , lässt sich die Auflagerung granitischer Gesteine auf petrefactenführende Secundär- bildungen in europäischen Gebirgen kaum zum zweitenmale beobachten ! 1. Nordseite und oberster Felskamm. In den Umgebungen von Stalla, wo wir in dem alterthümlichen Gast- hause öfters für mehrere Tage freundliche Aufnahme fanden, ist der grüne Schiefer die am allgemeinsten verbreitete Steinart. Dieses merk- würdige Umwandlungsgestein erscheint im gewöhnlichen Flysch, nicht sowohl nester-, als fleckweise; indem in mächtigen dunkelgrauen und kalkführenden Schiefermassen unvermuthet der Flysch , in grösserer , oder kleinerer Ausdehnung, eine hell seladongrüne Farbe annimmt, ohne dass an den Grenzen , sowohl nach der Fortsetzung der Schieferung,, als senkrecht anf dieselbe, eine andere Trennung, als die der Farbe, be- merkt würde; indem ferner der Uebergang vom schwärzlich Grauen in das schönste Grün meist durch alle Zwischenstufen vermittelt wird, oder im nämlichen Handstück beide Farben streifenweise einander durchziehen. Mit der Veränderung der Farbe, wenn das Grün vor- herrschend geworden ist, verbindet sich eine geringere Spaltbarkeit. Es erscheint zwar auf den Bruch - und Spaltungsflächen das Gestein immer noch schiefrig; aber die Blätter sind weniger leicht trennbar, und man erhält durch den Schlag des Hammers eher einen Querbruch, als Schieferflächen, und, wie bei manchen Thonarten, dickstänglichte 5 38 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Bruchstücke mit sehr zersplitterten Enden. — Gehört die angrenzende Masse dem Glimmerilysch, oder Talkflysch an, so zeichnen auch die grünen Schiefer sich aus durch stärkeren Glanz und mehr krystallinisches Aussehen der Blättchen, und gehen über in grünen Talk- und Chlorit- schiefer. — Auch die dünnen Kalkstraten, die häufig im Flysch vor- kommen, im gemeinen Flysch von grauer Farbe und dicht oder fein- körnig, im Glimmerflysch weiss und durchscheinend, nehmen oft Theil an der Färbung, und bei Stalla, wo der grüne Flysch überhaupt mehr den krystallinischen Habitus trägt, findet man ausgezeichnete grüne Marmorarten mit weissem Marmor verwachsen, als schmale Nester und Lager im herrschenden Schiefer. — Bei stärker fortgeschrittener Um- wandlung endlich wird das Gestein einem versteckt schiefrigen oder dichten, berggrünen „Sphanit ähnlich, mit unebenem Bruch, matt, undurchsichtig, vor dem Löthrohr ziemlich leicht zu schwarzem Glase schmelzend , mit Säuren nicht aufbrausend. Beinahe möchte man darin den grünen Aphanit des inneren Davoserstocks wiedererkennen *); doch zeigt sich südlich vom Davoser-Landwasser und der Albula keine Spur von Mandelsteinen und Variolith. Mit dem grünen Schiefer enge verbunden, zeigt sich häufig auch rother Thonschiefer, und durch inniges Verschmelzen beider entstehen grünlich rothe und violette Abänderungen. Nicht selten geht aber der rothe Schiefer auch in einen versteckt schiefrigen kirschrothen Jaspıs über, der untergeordnete Lager oder Nester im grünen und rothen Schiefer bildet, und an einzelnen Stellen bedeutende Mächtigkeit erlangt. Es wird niemand bezweifeln, dass bei allen diesen Metamorphosen des grünen Flysch auch die chemische Beschaffenheit desselben wesent- liche Veränderungen, nicht nur durch neue Verbindungen der früher ' vorhandenen , sondern auch durch neu hinzugetretene Stoffe , erlitten haben müsse. Diesen Veränderungen und den sie bedingenden Processen *) S. Die Gebirgsmasse von Davos, p. Sl u. £. GRUPPE VON GRAVESALVAS. 59 durch die chemische Analyse nachzuspüren , wäre eine äusserst ver- dienstvolle, aber auch sehr schwierige und weitläuftige Arbeit, indem nur die Untersuchung mehrfacher Suiten von Gesteinen zu einem Resultate führen könnte. Bei unserer Unkenntniss der Bestandtheile, sowohl der grauen, als der grünen Schiefer, sind wir auf die Folgerungen ange- wiesen, die sich aus den deutlicher entwickelten Mineralien ziehen banken Wir haben bereits des Kalks erwähnt, der an einigen Stellen mit dem grünen Schiefer verwachsen vorkommt, während dieser an anderen Stellen ganz frei davon erscheint. Eben so findet man ihn zuweilen reich an Quarz: in Adern und Nestern, als weisser Milchquarz , oder auf Kluftflächen auskrystallisirt; zuweilen scheint derselbe ganz zu fehlen. — Analoge Verhältnisse zeigt der gewöhnliche graue Flysch *). Dem grünen Schiefer eigenthümlich ist dagegen der fast nie fehlende Epidot , theils derb, in gelblichgrünen , feinkörnigen oder dichten Partieen, innig verschmolzen mit dem übrigen Gestein, oder in eigenen Adern ausgesondert; theils in stänglichten Aggregaten auf Kluftflächen ; theils endlich in lauchgrünen, wenig deutlichen Krystallen und Drusen. Eine Varietät des Epidots ist wahrscheinlich der #sbest, der hier und da Adern bildet; lauchgrün bis hellgrau, mehr strahlig Ar fastig, mit Seidenglanz. Eine der auffallendsten Aussonderungen, die wir an meh- reren Stellen fanden, ist Diallag, grau mit metallähnlichem Glanz. Der Schiefer, worin diese Diallagpartieen vorkommen, ist vielleicht dem Diallagthonschiefer -beizuordnen, den Hr. Dumont am Lütticher Ueber- gangsgebirge aufgefunden hat. Nur in dem sehr verdichteten, Aphanit ähnlichen , Schiefer fanden wir auf Kluftflächen und in Adern Albit, rein ausgebildete Zwillinge, wasserhell oder durchscheinend, in Drusen ver- einigt, grosse Flächen überdeckend. Sowohl in dem dichten, als im schiefrigen Gestein ist nicht ganz selten Schwefelkies eingesprengt ; in kleinen Würfeln, oder in feinen, durch die ganze Masse in grosser Menge vertheilten Pünktchen. *) S. Gebirgsmasse von Davos, p. 18 u. f, 69 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. Wo grüner Schiefer, auch nur in einer Ausdehnung weniger Klafter, vorkommt, darf man erwarten, Serpentin zu finden; doch tritt derselbe, wie wir es schon im Davoserstock gesehen haben , auch mitten im unveränderten Flysch auf. Die Steinart ist von dem Serpentin der Davosergebirge nicht verschieden, dicht, grünlich schwarz, matt, zu- weilen mit ausgesondertem Diallag; nach vielen Richtungen zerspalten, die Spaltungsflächen stark glänzend, hellgrün, talkartig, oder mit Pikrolith überzogen. Grosse Massen erscheinen oft wie ein Haufwerk schaliger, äusserlich verglaster Stücke. Die Trennung vom grünen Schiefer ist zuweilen sehr scharf; zuweilen aber scheint auch ein Uebergang zwischen beiden Bildungen statt zu finden , so dass man wohl dem Gedanken Raum geben möchte, der Serpentin sei eben nur die letzte Stufe der Umwandlung des grauen Flyschgesteins, und der grüne Schiefer das vermittelnde Glied zwischen beiden. Auch oberhalb Stalla, im, Allaghothale, ist der grüne Schiefer, mit öfteren Uebergängen in gewöhnlichen , oder in Glimmerflysch , die herrschende Steinart. Nicht selten wird er vom Serpentin durchbrochen, in verticalen Gängen, an welche sich die Schieferstraten parallel anlegen. Das allgemeine Fallen der Flyschbildung ist indess immer NO, dem horizontalen genähert. An der obersten Windung der Strasse, wo der Flysch ein wahrer Talkschiefer geworden ist, betritt man das Gebiet des Granit-Syenits, der bis Silvaplana in mannigfaltigen Abänderungen alles Anstehende bildet. Die antiken Säulen, auf der Höhe, die aus einer Art Lavezstein bestehen, schwarze, serpentinähnliche Grundmasse mit grün- lichem Talk übermengt, stammen vielleicht von Chiavenna, oder aus dem Feetthale her. Die Trümmer von rothem Jaspis, die nicht selten .auf der oberen Fläche des Juliers zerstreut liegen , scheinen von den Gletschern des Gandalva hergeschoben zu werden und eine, uns unbe- kannt gebliebene, vereinzelte Serpentinmasse in diesem Gebirgsstock zu verrathen. Der Juliergranit ist, wie schon H. v. Buch es ausgesprochen, von dem Granit, der in anderen Gegenden der Alpen vorkommt, wesentlich GRUPPE VON GRAVESALVAS. 61 verschieden. Eine sonderbare Aehnlichkeit zeigt er dagegen mit den grünen Granitgeschieben , die in Menge, in einzelnen Lagern vor- herrschend,, sich in der Nagelfluh des Belpbergs, bei Thun und in den Gebirgen des Emmenthals finden. Es ist ein Gemenge von mittlerem Korn aus zweierlei Feldspath, Quarz, Hornblende und wenig Glimmer. Der eine Feldspath ist Orthoklas; graulich und grünlich weiss, durch- scheinend,, deutlich krystallinisch, mit ausgezeichnetem Perlmutterglanz auf den Spaltungsflächen , zuweilen prismatisch in grösseren Zwillingen ausgesondert. Der andere Feldspath scheint dichter Labrador ; blassgrün in’s Spangrüne, mit schwarzem Wachsglanz bis matt. Beide schmelzen vor dem Löthrohre ; der letztere brennt vorher sich weiss, blättert dann auf, nach vielen Spalten, die vielleicht Spuren von Zwillingsbildung sind, und zerfällt. Zuweilen ist der Orthoklas fleischroth ; zuweilen auch ist er stark mit dem grünen dichten Feldspath verwachsen. — Der Quarz steht bald nur wenig gegen den Feldspath zurück , bald verschwindet er fast ganz; er bildet derbe Partieen , grau, halbdurchsichtig, dicht und rissig. Die Hornblende ist rabenschwarz, auf deutlichen Theilungs- flächen glänzend; derb, oder in undeutlich begrenzten Prismen. Der Glimmer,, der immer zurücksteht, und zuweilen ganz fehlt, ist ebenfalls schwarz, in kleinen Blättchen mit der Hornblende verwachsen. Nicht selten ist Schwefelkies eingesprengt. Obgleich die vorherrschende Abänderung des Gesteins dem Granit mehr als dem Syenit sich nähert, so wird man doch auf einige Massen der Julierhöhe eher die letztere Benennung übertragen. Die einen sind aus- gezeichnete Aggregate von grosskörniger Hornblende , zwischen die sich Partieen von ziemlich weissem dichtem Feldspath eingedrängt haben ; krystallinischer Feldspath fehlt ganz, und Quarz erkennt man mit Mühe in seltenen zerstreuten Körnern. Andere Varietäten sind ebenfalls arm an Quarz ; die Hauptmasse ist ein kleinkörniges Gemenge von dunkel und hellgrünem dichtem Feldspath , und in diesem dioritähnlichen Gestein sind stark schillernde schwarze Partieen ausgesondert, die man für Durch- schnitte zolldicker, sechsseitiger Säulen erkennt, wahrscheinlich Horn- 69 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. blende ; andere schillernde Theile von kupferrother Farbe sind Aggregate parallel liegender Glimmerblättchen. Von der grossen Strasse des Julierpasses stiegen wir, zur Linken des Hauptthales, über eine hohe Stufe aufwärts in das, auch oberhalb der- selben noch steile Thal von Gravesalvas. Es bezeichnet dasselbe die Grenze der östlich fallenden Flyschmasse, gegen den ihr vorliegenden Granit, der, von Unten bis auf die Höhe des Silserpasses, in furchtbar schroffen und hohen Felsen, ihr Fuss mit mächtigen Schutthalden be- deckt, zu den Gipfeln des Piz de Graves aufsteigt. Der Schiefer des Thal- bodens und der Westseite des Tobels , ist vorherrschend schwärzlich grauer Glimmerflysch, gar nicht aufbrausend mit Säuren, von wahrem Glimmerschiefer sich kaum unterscheidend, zum Theil aber, besonders nahe am Grath, zeigt er sich auch als gewöhnlicher Mergelflysch, von dem allgemein verbreiteten Bündtnerschiefer nicht verschieden. Mit ıhm wechselt, wie im Allagho, grüner und rother Schiefer, und, als beträcht- liche Einlagerung, erscheint, nicht weit oberhalb der unteren Thalstufe, braune Rauchwacke, Höhlen bildend, und nach Oben zu in sehr fein- körnigen, fast dichten, hellgrauem Dolomit übergehend. Auf der Höhe ist der granitische Felskamm in einer Ausdehnung von ungefähr 15 Schritten beinahe ganz zerstört, und die aus ihm entstande- nen Trümmerhalden stossen am Grathe zusammen. Die vorherrschende, schwarz aussehende Steinart dieser Trümmer ist aber nicht Juliergranit, sondern S'yenit. Ein kleinkörniges Gemenge zweier Bestandtheile, der vorwaltende, grünlichschwarz , glänzend, ist, dem Winkel der Spaltung zu Folge, Hornblende, zuweilen in breiten Prismen auskrystallisirt ; der andere, grünlichweiss bis spangrün,, dicht, ist wohl unzweifelhaft dieselbe labradorartige Substanz, die auch im Granit vorkommt. Das Verhältniss des Syenits zum Granit ‚lässt sich gleich östlich vom Passe an den Fels- wänden des Piz de Graves bestimmen. Man sieht hier den Syenit mit scharfer Trennung dem gewöhnlichen Juliergranit aufsitzen, und Gänge von Granit steigen durch den Syenit in die Höhe; aber in nicht grosser GRUPPE VON GRAVESALVAS. 65 Entfernung zeigen sich umgekehrt Gänge von Syenit im Granit, oder sanz umschlossene eckige Massen der ersteren Gebirgsart in der letzteren ; und an noch anderen Stellen geht offenbar das eine Gestein in das andere über, so dass beide Felsarten wohl nur als gleichzeitig gebildet betrachtet werden können. Zu eben dem Resultat führt die genauere Untersuchung der Syenitblöcke, die am Passe liegen; denn in grobkörnigen Ausson- derungen ist der weisse stark glänzende Feldspath, der mit der Horn- blende verwachsen ist, offenbar derselbe Orthoklas, der im Juliergranit selbst auch vorkommt. — Sollte jedoch eine der beiden Steinarten , Granit oder Syenit, als die jüngere, Gänge bildende, anerkannt werden müssen , so könnte jedenfalls der Granit weit eher, als der Syenit, auf diese Aus- zeichnung Anspruch machen. | Wo der Syenit sich in kleineren Massen im Granit verästelt, ist er in einen scheinbar homogenen , dunkel graulich grünen Hornfels überge- gangen, der am Granit sich scharf abschneidet, und häufig von Adern und Nestern von grünlich gelbem Pistacit durchzogen wird, gleich dem- jenigen, der sich im grünen Schiefer findet. Derselbe Pistacit bildet öfters zwischen dem Granit und Syenit eine Art Saalband. Sowohl im Syenit, als im Granit kommen aber überdiess Gänge von einem dunkel grünlich braunen, sehr zähen Gestein vor, das einem Feldsteinporphyr oder Dolerit nahe verwandt scheint. Mit dem Dolerit , der im Vicentinischen und im Süd-Tyrol Gänge bildet , ist die Aehnlich- keit oft sehr täuschend. In der dicht verwachsenen,, beinahe matten Grundmasse sind gleichfarbige, oder hellgraue, starkglänzende Krystall- blättchen ausgesondert, die nur an den äussersten Kanten schwer zum weissen Glase schmelzen und wahrscheinlich der Feldspathfamilie ange- hören. Die Grundmasse selbst erscheint, nachdem sie etwas geglüht worden ist, als ein feinkörniges Gemenge innig verwachsener schwarzer und hellgrauer Theile, beide schwerer schmelzbar als die Hornblende und der Feldspath des Syenits. Auch das äussere Ansehen des Steins ist von demjenigen des Syenits sehr verschieden und mehr porphyrartig. — 64 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Auffallend sind, besonders an dieser Steinart, fettglänzende, grüne , oder dunkelbraune Ablosungen, wie man sie sonst nur am Serpentin zu sehen gewohnt ist. Es fehlen diese Ueberzüge auch im Syenit und Granit des Piz de Graves nicht ganz. Man darf nur wenig an der Südseite des Passes hinuntersteigen, so gelangt man auf die grosse Schiefermasse, die auch an diesem Abhange, mehrere hundert Fuss mächtig, zu Tage geht. Die Granitfelsen des Piz de Graves senken sich, wie das allgemeine NO Fallen es erwarten lässt, mehr und mehr der Tiefe zu, und erreichen, zwischen beiden See’n, den Thalgrund, auch hier dieselben Verwachsungen von Granit und Syenit zeigend, wie auf der Höhe. — Die Schiefer - und Kalkmasse zeigt in der Nähe ihrer krystallinischen Decke dieselbe Mannigfaltigkeit bunter und umgewandelter Gesteine, wie sie am Urbachsattel und in anderen Gegen- den der Alpen unter ähnlichen Verhältnissen vorkommen. Es ist zunächst unter dem Passe ein wahrer Galestro, glänzend grüne und rothe Schiefer- blätter, welche Straten von blassrothem , violettem und weissem kry- stallinischem Kalk und grössere Quarznester umwickeln. Mit diesen Ge- steinen in bedeutenden Massen verwachsen erscheint Rauchwacke und körniger Dolomit, gelblich weiss und blaulich grau, mit gelb bestaubter Aussenfläche, und beträchtliche Partieen dieser Steinarten sieht man auch an der oberen Grenze ganz von Syenit umschlossen , und durch ihn von der unteren Masse getrennt. Auch hier greifen die zwei anstossenden Bildungen in einander ein, wie früher Granit und Syenit; aber es bleibt wohl kein Zweifel, dass der tiefere Flysch doch wirklich die ältere, der Syenit die spätere entstanden sei. Unsere Reise bezweckte vorzugsweise eine genaue Untersuchung dieser aufgesetzten Feldspathgesteine. Wir wandten uns daher sogleich vom Grathe aus westlich, zunächst, unter den hoch aufgethürmten schwarzen Felsstöcken durch, quer über die breite Halde von Blöcken, die sich steil gegen die oberen Weideplätze des Silser-Gravesalvas hinabsenkt; nicht ohne Bangigkeit zuweilen nach den ganz zerspaltenen,, beinahe GRUPPE YON GRAVESALVAS. 65 nur aus losen Trümmern bestehenden Felsen aufblickend, die bei der geringsten Erschütterung einzustürzen drohten. Auch diese Felsen bestehen, nach ihrer Hauptmasse , aus kleinkörnigem, dunklern Syenit. Das tiefer anstehende Gestein aber ist, wie am Piz de Graves, grobkörniger Juliergranit. In verticalen Gängen sieht man ihn durch den Syenit in die Höhe steigen, und Blöcke, die nur aus den ‘ obersten Gipfeln herstammen können, beweisen, dass er bis in diese eingedrungen ist. Auch die braunen, porphyrartigen Gänge zeigen sich hier wieder, bald scharf getrennt, bald glaubt man Uebergänge in den Syenit zu bemerken. Lebhaft wurde der eine von uns an die ähnlichen Ver- hältnisse bei Predazzo erinnert, wo der grosskörnige rothe Granit des M. Mulatto dem höheren schwarzen Gestein eben so zur Grundlage dient, und sich gangartig in demselben verzweigt *). Der Felskamm erleidet nun eine zweite Unterbrechung , wie auf dem verlassenen Passe, und man kann wieder von der Halde auf den Grat selbst gelangen. Hellgraue und grünliche, meist fein salinische Kalk- schiefer, die Ablosungen mit zartem talkähnlichem Glimmer überzogen , bedecken denselben, als anstehendes Gestein, in ziemlich grosser Aus- dehnung, indem die Flyschmasse deutlich, von beiden Abhängen her, bis auf die Einsattlung fortsetzt. Und doch bedarf es einiger Aufmerk- samkeit, um sich über die Natur des Bodens nicht zu täuschen ; denn über den ganzen Rücken liegen auch Syenitstücke , in solcher Menge, dass man oft den Schiefer dazwischen kaum zu sehen bekommt; es sind die letzten Zeugen, dass auch über diese Stelle die Syenitmauer sich früher forterstreckte, als die Zerstörung, der einst auch die anderen Stöcke erliegen werden, noch weniger weit fortgeschritten war. Dass von diesen Stöcken her die Trümmer auf den schmalen Grath gefallen seien , erlaubt die Gestaltung der Localität nicht anzunehmen. Zugleich wird aber durch diese Stelle, so wie durch den Gravesalvaspass, noch eine *) S, Studer in Leonh. min. Zeitschrift 1829. 66 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. andere wichtige Thatsache entschieden; es beweisen beide, dass der aufsitzende Syenit nicht etwa, wie ein Dyke, in die Tiefe setze und die Flyschmasse gangartig durchbreche, sondern wirklich als aufgelagertes Gestein» betrachtet werden müsse. Wenigstens darf, wenn eine Ver- bindung des Syenits mit tieferen Massen angenommen werden sollte, diese Verbindung nur auf einzelnen Punkten, und nicht zusammen- hängend, nach der ganzen Länge des Felskammes, vorausgesetzt werden. Wahrscheinlich hätten wir von hier aus, an der Nordseite hinunter, nach V.d’Emmet gelangen können, doch schien das Unternehmen etwas misslich, und, auch in der Hoffnung noch fernere Resultate zu gewinnen, zogen wir es vor, über eine neue Trümmerhalde, die sich an der Südseite des westlichen Syenitstockes hinabsenkt, weiter vorzudringen. Kleinkörniger Syenit ist immer das vorherrschende Gestein. Grob- körnige Aussonderungen bestehen, grösstentheils, aus in einander ver- wachsenen Orthoklasprismen und Zwillingen, stark glänzend , bräunlich- weiss, durchscheinend;; mit wenig Hornblende und noch weniger Quarz; ein Gestein, das einen Uebergang bildet in Juliergranit, von dessen Vor- kommen, in vollkommener Ausbildung , auch viele Blöcke in der Trüm- merhalde zeugen. Am westlichen Ende der Felsen geht der Syenit in den beinahe homogenen, dunkelgrünen Hornfels über, mit sehr täuschenden Serpentinablosungen, und, zu unserer grossen Ueberraschung, glaubten wir, mit diesem Gestein Eine Masse bildend, auch den grosskörnigen Gabbro von Marmels zu erblicken, eine entschiedene Serpentinfelsart. Beide Steinarten sehen sich wirklich äusserst ähnlich ; derselbe apfel- grüne dichte Labrador, dieselbe Art des Verwachsens mit dem deutlich blättrigen schwarzen Gemengtheil. Aber der letztere ist nicht Diallag, sondern Hornblende , in stark verwachsenen Aggregaten krummblättriger Individuen, aus denen sich, mit einiger Sorgfalt, Splitter lostrennen lassen, die am Reflexionsgoniometer den Winkel von 124'/2° zeigen. Hin und wieder. sind auch einzelne Quarzkörner beigemengt, und, mit dem Labrador innig verwachsen, erscheinen weisse unvollkommen kry- GRUPPE VON GRAVESALVAS. 67 stallinische Feldspaththeile; so dass die Steinart wirklich von den grob- körnigen Syeniten , wie sie auch am Julier vorkommen, sich nicht wesentlich zu unterscheiden scheint; der apfelgrüne dichte Feldspath und die Hornblende scheinen in beiden Gesteinen dieselben zu sein. — Zugleich mit der Hornblende und untrennbar damit verbunden, zeigen sich jedoch auch dünne, halbmetallisch glänzende, graue Blättchen, die man wohl für Diallag halten möchte, und das schwarze Mineral selbst lässt auch zwei auf einander senkrechte Absonderungen von geringerer Deutlichkeit erkennen, die den Gedanken, dass die Hornblende sich dem Diallag annähere, und ein Uebergang des Syenits in Gabbro sich vor- bereite, nicht ganz fallen lassen. Hr. v. Fellenberg hat die Gefälligkeit gehabt, die drei wesentlichsten Gemengtheile dieser Gebirgsart, den schwarzen, hornblendartigen, den apfelgrünen und den damit verwachsenen weissen feldspathartigen, einer - genauen chemischen Analyse zu unterwerfen, und folgende Resultate erhalten : Schwarzer Bestandtheil. Spec. Gew. — 3,203; Härte = 4,2 V.d.L. zum schwarzen Glase schmelzend. Kieselerde . . 43,814 gi Eisenoxydull . 41,298) ä Manganoxydul . 3,916) " ° .° Eh Kalkerde ..... .6,630\ Talkerde . . 2,930! FR Bali Als N) +5 100,124 ee Diese Zusammensetzung lässt sich darstellen durch Ns 1° +3 Emden Li i eine Formel, die allerdings sich von der gewöhnlichen Hornblende- Formel beträchtlich unterscheidet; so wie auch die geringe Härte eher auf andere verwandte Species hindeutet. 685 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. Apfelgrüner Bestandtheil. Spec. Gew. = 2,809, Härte = 6,2; V.d.L. an den Kanten zum weissen Glase schmelzend. Kieselerde : 1. nn sran Pl. te Thonerde ann. 06 8 Kalkerde i £ Br Talkerdea 4 ua! Volgastihe Eisenoxydul. . 3,25) micha Kalı und Natron . 8,59 4 101,02. Diese Analyse entspricht die Formel (ASit3 ASi’) +2 (RSi+3ASı?), die sich, unter den verschiedenen Formeln der Feldspathfamilie, am meisten noch derjenigen des Labradors annähert. W eisser Bestandtheil. Spec. Gew. = 2,794, Härte=6. V.d.L. sich wie der vorige verhaltend. Kieselerde . .* 60,767... Wr + Thonesdent..40 01,373, Kalkerde" .: .... 12,537) Talkerde. ..tV, 0.353233: 7% Eisenoxydul 2 3 ‚050) ' Kakyı3. 1.00. N \ Natron EEE 3,963) i 100,544. Die entsprechende Formel ist si +2AS1?) +2 (RSi’+2ASi?), und stimmt mit der vorigen sehr nahe überein. Da in der angrenzenden Ge- birgsart auch Orthoklas sich entwickelt hat, so dürfte leicht die apfel- grüne, dichte Substanz eine Verbindung von Orthoklas mit wahrem Labrador sein, und dieser im weissen Bestandtheil sich etwas reiner ausgeschieden haben. Eine Lücke in dem Syenitkamm gestattete uns von Neuem die Ansicht des nördlichen Abfalls der Kette. Wie auf der vorigen Einsattelung , GRUPPE VON GRAVESALVAS. 69 zeigte er sich wieder sehr steil und durch hohe Felswände unterbrochen, so dass an ein gerades Hinabsteigen nach Alpascel nicht zu denken war. Von dem hohen Syenitstock,, den wir so eben glücklich umklettert hatten, sahen wir jedoch, an seiner Nordseite, einen steilen Felsgrat sich gegen Roccabella erstrecken, von wo man leicht in das tiefere Weidland ge- langen konnte. Ueber einige Schneeflächen und Trümmerhalden weg glaubten wir, von unserem Standpunkte aus, ihn erreichen zu können , und wir beschlossen, auf diese Weise unseren Rückweg nach Stalla zu ver- suchen. Der Syenitstock wird von der Westseite her unterteuft durch eine wohl 25 F. mächtige Masse von weissem dichtem Quarz, die schon von ferne unsere Aufmerksamkeit erregt hatte, indem wir den weithin schimmernden schneeweissen Fels für Gyps zu erkennen glaubten. Die Masse zieht sich, quer in die Kette einfallend, gegen die Axe des Syenit- stocks und schneidet sich daselbst ab. Unter ihm steigt die Schiefermasse bis auf den Grath und herrscht, ohne Syenitbedeckung, bis an einen west- lichen, kleineren Stock , der, nach seiner Farbe und den Trümmerhalden zu urtheilen, wieder aus Feldspathgesteinen besteht. Jenseits diesem Stocke fehlen diese Gesteine aber, in weit grösserer Ausdehnung; die mächtige Kalk- und Schiefermasse , die, von Sils her, immer höher gegen Westen ansteigt, hat hier endlich den Grath erreicht ; dieser verliert die frühere zackige Gestalt und rundet sich ab; bis, gegen den Septimer zu, am westlichen Ende der Gruppe, die schwarzen Felsstöcke von Neuem auftreten, und nun, ohne fernere Unterbrechung, bis an den Pass nach dem Longhinsee, den Rücken krönen. Auf diesem Wege werden wir sie bald näher kennen lernen. So wie wir, an der Nordseite des Gebirges, den Felsgrath erreicht hatten, der uns nach Alpascel führen sollte, zeigte sich, in der Grundlage des so eben verlassenen Syenitstocks , gewöhnlicher, schwarzgrauer Bündtnerschiefer, sowohl Kalk- als Mergelschiefer, zuweilen mit Glim- merüberzug. Es sind die alleinherrschenden Gesteine längs diesem ganzen nördlichen Absturz der Kette, und, nur in der Tiefe, in den oberen 7o GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Weiden, erscheint noch 'schieferiger dolomitischer Kalk, mit gelber staubiger Aussenfläche,, wahrscheinlich die Fortsetzung der auch im Thale von Gravesalvas ausgehenden Massen. Der schiefrige dunkelgraue Kalk, der unmittelbar unter der syenitischen Trümmerhalde hervortritt, ist den Kalksteinarten, die in den Alpen zuweilen organische Ueberreste enthalten, so vollkommen gleich, dass wir längere Zeit seinen Schutt untersuchten. Und wirklich gelang es uns Stücke zu finden, denen nicht ohne Wahrscheinlichkeit ein organischer Ursprung beigemessen werden kann. Das eine scheint ein Bruchstück eines beträchtlich grossen Belemniten , und würde, wenn der Bestimmung vertraut werden dürfte, die Lagerfolge dieser Schiefer als Lias bezeichnen. Es ist ein Theil einer mehr als zolldicken conischen Röhre von con- centrisch fasrigem Kalkspath. Andere Stücke, die häufiger vorkommen, stimmen überein mit Körpern, die, im Jurakalk von Engstlen im Haslı, mit Ammoniten gefunden werden. Es sind 5 Zoll lange, 2—3 Linien dicke Cylinder, an beiden Enden abgebrochen, in Kammern getheilt, die spiralförmig aufeinander folgen, aber nach keinem der beiden Enden eine merkbare Abnahme ihrer Dimensionen zeigen; die Kammerwände von fasrigem Kalkspath gebildet, die Höhlung der Kammern ausgefüllt mit einem 2 Linien hohen, 4 Linie dicken Oylinder von Schwefelkies, der aber meist in Eisenosyd übergegangen ist. — Weniger zweideutige organische Ueberreste werden wir in der Fortsetzung dieser Schiefer- masse, auf der rechten Seite des Allaghothales, kennen lernen. 2. Westliches Ende und Südabhang. Die Felskette Sur Alpascel wird in ihrem westlichen Ende durch ein, von Cavraggia her, sanft ansteigendes Hochthal begrenzt, das sich, um sie herum, ostwärts einem flachen Rücken zubiegt. Dieser verbindet sie mit der Glimmerschiefermasse der Greila, die den Maloja vom Septimer GRUPPE VON GRAVESALVAS, 71 trennt und in sehr zerrissenen , meist verticalen Felsen gegen Uasaccia abfällt. Die Westseite jenes Hochthales bildet ein gerundeter Hügel, der ganz aus grauem und grünem Flysch besteht, und dessen westlicher Abfall an den Septimerpass angrenzt. Indem wir, von Alpascel her, jenem Hochthale zustiegen, fanden wir ebenfalls, in der Grundlage der östlichen Kette nur Bündtnerschiefer, worin sich wohl später einst auch Petrefacten werden auflinden lassen. Alle Blöcke aber, die von den oberen schwarzen Felszacken herstammen, sind Juliergranit, der zum Theil in Quarzit übergeht, zum Theil auch Gänge und Nester von dem grünlich braunen , Dolerit ähnlichen Gestein mit sehr glatten Ablosungen, einschliesst, das wir schon auf dem Joch von Gravesalvas kennen gelernt haben. Beinahe möchte man in diesen scharf begrenzten Nestern vom Granit umschlossene und umgewandelte Flyschstücke erkennen. — Ueber Schneefelder und Schutthalden im Hochthale aufwärts steigend, erreichten wir bald die obere Höhe des Sattels, und sahen ostwärts hinunter in das öde Kesselthal des Longhin- 'see’s (s. Tafel Il), der nur durch eine enge Spalte in der südlichen Glim- merschiefermasse einen Ausfluss nach Maloja findet. In pralligen Fels- wänden fällt der Granit am nördlichen Ufer unmittelbar in den See ab. Die wenig hohe südliche Umwallung dagegen bietet flächere Gehänge dar, so dass mit geringer Mühe, auf ihrem Rücken, die grandiose Aussicht auf die Eisgebirge des Bernina und Muret und auf die Sce’n des Ober- engadın’s gewonnen wird. Die Lagerungsverhältnisse zwischen diesen fast nackten Felsmassen könnten nicht deutlicher aufgeschlossen sein. Das Hochthal , durch das man angestiegen war, hat wirklich den Granit vollkommen abgeschnitten, und auf dem Sattel, der nach dem Longhinsee führt, kann man sich ganz in der Nähe überzeugen , dass der Bündtnerschiefer mit NO Fallen unter denselben einschiesst. Aus diesem Schiefer besteht der Sattel. Es ist ein dunkelgrauer Kalk- und Mergelschiefer , mit untergeordneten Quarz- lagern und grossen Nestern von rothem Thonschiefer und gelb bestaubtem 73 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. dolomitischem Kalk. Auch ganz nahe am Granit lässt sich keine wesent- liche Veränderung an ihm wahrnehmen. Schreitet man in mittäglicher Richtung einige hundert Schritte auf dem Sattel vorwärts, so sieht man den Schiefer allmählig eine grüne Färbung annehmen, bald ist man ganz von grünem Schiefer umgeben, und nun tritt auch Serpentin hervor, den man, an der südlichen Grenze der Schieferbildung, bis hinunter an den See verfolgen kann. Betrachtet man vom Maloja aus diesen Theil des Gebirges, so sieht man deutlich, obgleich unterbrochen, den Serpentin, in den höchsten Felsen, bis nach dem Septimer fortsetzen, und auch der grüne Schiefer steht auf dieser Linie in Verbindung mit der am Septimer und in V. Cavraggia allgemein herr- schenden grünen F lyschbildung. — Unter dem Serpentin liegt, zunächst am Ufer des Longhinsee’s, ein Glimmerflysch, der wohl bereits der grossen Glimmerschiefermasse des Maloja und nicht der oberen Flysch- masse beizuordnen ist. Auch tritt, am südlichen Wall des Thales, in bedeutender Mächtigkeit, Gneis auf , mit wenig entwickeltem,, unklar mit weissem undurchsichtigem Quarz verwachsenem Feldspath , und bräunlich grünem, wenig glänzendem Glimmer, ein Gestein, wie es allerdings, in anderen Gegenden, im umgewandelten Flysch auch vor- kommt. Das Kesselthal wird auf der Ostseite durch einen hohen Querdamm abgeschlossen, über den man, etwas mühsam zwar, nach den obersten Weidplätzen von Gravesalvas gelangt. Der Gneis tritt in diesem Damm so nahe an den Granit, dass der Serpentin und Flysch zwischen ihnen fast ganz zerdrückt werden. Nur in der Ecke des See’s, zunächst am Granit, sieht man noch den ersteren durchstreichen ; aber bald verliert man ihn ganz unter dem Haufwerk hausgrosser Granitblöcke , zwischen denen durch man sich nach der Höhe des Jochs hinaufarbeiten muss. Der Gedanke an eine nähere Verwandtschaft zwischen Serpentin und (rranit drängt sich auch hier wieder hervor; es zeigen sich die grünen Labradortheile in dem letzteren vorzugsweise häufig, so dass sie die GRUPPE VON GRAVESALVAS. 75 Hauptfarbe des Gesteins bestimmen, und in einigen Blöcken sind über- diess die Gemengtheile so undeutlich von einander geschieden, man möchte sagen, so unvollkommen entwickelt, dass nur die zahlreich vor- "handenen Uebergänge den Namen, den die Steinart führen soll, er- rathen lassen. Auf dem Joche zeigen sich ebenfalls die Gesteine, die den Gneis vom Granit trennen, nur auf eine Mächtigkeit von wenig Schritten zusammen- gedrängt. Der Serpentin , auf zwei Linien vertheilt, zunächst über dem Gneis und unter dem Granit ; zwischen seinen zwei Massen, dolomitischer Kalk. Der Gneis, abwechselnd mit Glimmerschiefer und schmalen Lagern von weissem Marmor. Ein schmales Thälchen, in den südlichen Abfall der Gruppe einge- schnitten, zieht sich von da, in östlicher Richtung, gegen die Häuser von Gravesalvas. Die Nordseite des, anfangs beinahe horizontalen, Thal- bodens wird, noch eine beträchtliche Strecke fort, von den Felswänden der Granitmasse ‚gebildet; bald aber bricht diese ab an der grossen Kalk- und Schiefermasse , die, von Sils her, in der Diagonale des Abhangs, bis auf den höchsten Kamm der Gruppe fortstreicht, und man sieht nun deutlich den Kalk, im Rücken des Granits, mit NO Fallen diesem auf- liegen, während der Kalk selbst auch, der herrschenden Fallrichtung folgend, gegen das Innere der Kette und unter den östlicheren Granit- Syenit einschiesst. Der Granit des Longhinsee’s steht also, an der Ober- fläche wenigstens, nicht in Verbindung mit demjenigen des Haupt- kammes und des Gravesalvaspasses; es ist eine, von Schiefer und Kalk ganz umschlossene ,„ isolirte Masse. Auch der Gneis, dessen Schichtenköpfe,, südlich vom Joche, den Ab- sturz gegen die Malojaebene bilden, verliert sich bald, und eine grosse Masse von schwarzem dichtem Kalk, sehr zerspalten und von vielen weissen Spathadern durchzogen, fällt in einer mehr als hundert Fuss hohen Felswand gegen den tieferen Glimmerschiefer ab, der vom See- ufer an treppenförmig, ungefähr bis zu dem dritten Theil der ganzen 10 7A GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Höhe des Abhanges, ansteigt. Diese Kalkmasse, nur von einer wenig mächtigen Flyschdecke überlagert, bildet die rechte, sehr flach sich erhebende Seite des Thälchens, bis gegenüber dem Ende des Granits, wo der Thalboden sich stärker und mehr dem Mittag zu senkt, so dass er nun den Kalk durchbricht. Theils im Bette des Thalbaches, theils, noch auf der rechten Seite, den Flysch und Kalk überlagernd,, setzt auch der Serpentin hier durch, in einer schmalen Linie, die man bis an den vorderen Abfall des Thalbodens verfolgen kann. Hier, wo der Granit sein Ende erreicht, befindet man sich also mitten in der grossen Kalk- und Schieferbildung, aus der, vom Glimmerschiefer bis an den Granit-Syenit des obersten Rückens, die Hauptmasse. des Gebirges besteht. Die früher erwähnte südliche Kalkmasse vereinigt sich nun mit derjenigen, die weiter westlich den Granit überlagert, oder es ist nur gewöhnlicher Flysch, der sich zwischen sie hineindrängt. Der Serpentin aber setzt hier auf die linke Seite des Baches über und krönt, in zackigen schwarzen Felsen, im Kleinen die Gestalten des obersten Kammes nachahmend, das Kalkriff, das sich gegen Gravesalvas hinabzieht. Unmittelbar unter der Serpentindecke sieht man weissen, fast pulverartig feinkörnigen Kalkschiefer, so stark gemengt mit hellgrünen Talk- schüppchen, dass er wie Talkschiefer aussieht. Tiefer folgt beinah dichter grauer Dolomit. Fast sollte man glauben, durch Einwirkung des Serpentins habe sich an der oberen Grenze die Talkerde als Talk aus- geschieden, und der reine kohlensaure Kalk sei nun für sich krystallisirt. An anderen Stellen zeigt sich als Unterlage des Serpentins grüner Schiefer, der in grösserer Entfernung in grauen Flysch übergeht. Noch an anderen findet man hellfarbige, gneisartige Glimmerschiefer und wirkliche Talk- schiefer. Bald wird indess die Kalkmasse von Neuem zerrissen ; der Serpentin stösst in grosser Mächtigkeit num auch aus der Tiefe hervor, und drängt sie auseinander. Der westliche Schenkel des Kalks setzt, durch die Terrasse unterbrochen , welche die beiden oberen Häusergruppen von Gravesalvas trägt, gegen den See nieder, und bildet daselbst ein hohes GRUPPE VON GRAVESALVAS. 753 Vorgebirge, zum Theil in Dolomit und Rauchwacke, zum Theil auch in weissen Marmor übergehend, stark zerklüftet, von Höhlen durchlöchert , von vielfach gewundenen Flyschmassen durchzogen , und selbst auch, soweit noch Schichtung sichtbar ist, gewaltsam verschoben und gequält. Der Serpentin streicht ebenfalls, an der Nordseite dieses Kalkzuges bis an den See fort, begleitet von grünem Schiefer, und buntem, durch- scheinendem Kalk, streifweise grün, blau und weiss, die Ablosungen mit stark glänzendem, hellgrünem, schuppigem Talk, oder mit dünnen Serpentinblättchen bedeckt. | Der obere Schenkel des Kalks dagegen wird, zwischen beiden Häuser- gruppen, vom Serpentin abgeschnitten, dessen tiefere Masse sich bier mit der dem Kalk aufliegenden vereinigt. An dem Ende des Schenkels sieht man Gänge von Serpentin in den Kalk aufsteigen, dessen Schichten, sö wie die des stets ihn begleitenden Schiefers, sich, denselben parallel, ebenfalls vertical stellen. Der Kalk ist körnig und schiefrig, dunkelgrau mit glimmerigen Ablosungen; der Schiefer häufig grün und glänzend , Chloritschiefer ähnlich, oft aber auch grau und wenig verändert, zu- weilen ; als Glimmerflysch, dem Glimmerschiefer genähert. Der Serpentin schliesst hier Nester von feinkörnigem Magneteisen ein, und enthält zu- gleich beträchtlich viel Schwefeleisen, als feinerdige, grünlich graue Masse, oder in kleinen Nestern und Adern. Durch Zersetzung dieser Eisenerze hat sich an der Aussenfläche und auf den Spaltflächen ein dunkel rostbrauner Ueberzug gebildet, der die Aehnlichkeit der zackigen Ser- pentinfelsen mit der Oberfläche neuerer Lavaströme noch sehr vermehrt. Etwas östlicher, nahe an der oberen Grenze des Serpentins, erscheint derselbe, in einer beträchtlich grossen, durch einen Erdrutsch veran- lassten Entblössung , äusserst zähe, mit ausgesonderten hellgrünen Partieen, die zum Theil ein krystallinisches Ansehn gewinnen, als ob das Gestein sich zu einem Feldsteinporphyr ausbilden wollte. ‘ Noch einmal stösst der Kalk, westlich von Gravesalvas, aus dem Ab- hange hervor, die linke Wand des Tobels bildend, durch welches der Serpentin gegen den See fortsetzt. Der Kalk aber erreicht den See nicht ; 76 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. der Abhang verflacht sich von Neuem, und die Schutthalden des Piz de Graves erstrecken sich, ohne Unterbrechung, vom Fusse der Granit- wände bis an die Strasse am Seeufer. Wo der Fels sich noch aus den Trümmerhalden zu erheben vermag, besteht er aus umgewandeltem Schiefer, Galestro, und Rauchwacke. Eine bedeutende Masse von rothem Thonschiefer stösst, in einiger Höhe über dem letzten Kalkrücken, aus dem Abhang heraus, mitten zwischen den herabrollenden Trümmern des Piz de Graves, dessen Granitgipfel diesen Schiefer wie den tieferen Kalk überlagern. Weiter westlich, wo, oberhalb Gravesalvas, die Kalkkette nicht ge- hoben oder weggerissen wurde, und der Serpentin, durch sie hindurch, höher anstieg, findet man, bis nahe an den Syenitkamm, grüne Schiefer, die zum Theil sehr auffallende Charaktere tragen. Eine graulich grüne, an den Kanten durchscheinende, schiefrige Grundmasse,, verhär- tetem Talk ähnlich, mit ausgesonderten dunkelbraunen Theilen und einzelnen Quarzkörnern; feinschuppiger, stark verwachsener Talkschiefer, grünlich grau bis silberweiss, dem Lavezstein der südlichen Thäler sehr nahe stehend ; graulich grüne, dichte, oder sehr unvollkommen schiefrige Gesteine, dichtem Feldspath, oder Aphanit ähnlich. Jenseits dieser Durchbrechung kehrt jedoch die Schiefermasse zu dem gewöhn- lichen Flyschhabitus, grünen Farben, Undurchsichtigkeit und deutlicher Schieferung zurück. Das Verheltniss des Serpentins zum Juliergranit ist uns, ungeacht der beinahe vollständigen Bereisung der Gruppe, nicht klar geworden. Wo der Serpentin am mächtigsten auftritt, wird er durch die Kalk- und Flyschiasse vom Granit-Syenit getrennt; wo er, auf dem Longhinjoche, den Granit berührt, ist die Grenze selbst zwar verdeckt, doch sieht man beide Gesteine einander hinreichend nahe, um sich zu überzeugen , dass, hier wenigstens, keine Art von Uebergang statt finde. Für eine engere GRUPPE VON GRAVESALVAS. 77 Verwandtschaft des Serpentins mit dem Granit-Syenit zeugen aber den- noch so viele Umstände, dass, weder der Mangel eines directen Beweises derselben, durch unmittelbare Beobachtung, noch das scheinbar wider- sprechende Verhalten auf dem Longhinjoche , uns bestimmen können , jene Umstände alle für zufällige zu halten. Wir erinnern zuvörderst an die glänzenden serpentinartigen Ablosungen, die im Juliergranit so häufig vorkommen; an den apfelgrünen, dichten Labrador, der demselben so wesentlich, wie anderwärts dem Gabbro, anzugehören scheint ; an die starke Zunahme dieses Labradors am Longhin- joch; an den wahrscheinlichen Uebergang des Serpentins in dichten Feld- spath in dem Erdrutsch oberhalb den Häusern von Gravesalvas; an die Menge einer dem Diallag sich nähernden Hornblende im Juliergranit. Erwägt man nun, dass der Juliergranit mit keinem gewöhnlichen Granit, besonders mit keinem Alpengranit, verglichen werden kann; dass da- gegen die Verbindung von Serpentin mit körnigen Hornblendgesteinen in vielen Gegenden, und in den nördlichen Bündtneralpen selbst, eine be- kannte Thatsache ist; so wird man kaum mehr so entfernt sein, in dem Granit-Syenit einen Stellvertreter des sonst gewöhnlich dem Serpentin aufgesetzten Gabbro, d.h. eine körnige Entwicklung des Serpentins selbst zu erkennen. Auch bei Tarasp im Unterengadin, wo, mitten zwischen Kalk - und Flyschgebirgen von grosser Mächtigkeit, eine beträchtliche Serpentin- eruption statt gefunden hat, mit welcher das dortige Bitterwasser ohne Zweifel in engem Zusammenhange steht, erscheint über dem Serpentin eine körnige, granitartige Felsart mit apfelgrünem Feldspath, die in vieler Hinsicht sich dem Juliergranit anschliesst. Mit den grünen Granit- geröllen der Nagelfluh, die wir früher schon dem Juliergranit verglichen haben, kommen ferner Serpentin- und Gabbrogerölle in denselben Lagern und in nicht geringer Menge vor, und der ursprüngliche Stammort dieser Gerölle scheint daher ein Gebirge von ähnlicher Zusammensetzung, wie unsere Gravesalvasgruppe, enthalten zu haben. Auch nach den Erfahrun- gen, die in anderen serpentinreichen Gebirgen gesammelt wurden, könnte 78 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. endlich die enge Verbindung, die wir hier zwischen Serpentin, einem Gabbro ähnlichen Syenit und Granit wahrzunehmen glauben, nicht unter die unerwarteten und unwahrscheinlichen Thatsachen gezählt werden. Ein zweites, nicht weniger wichtiges und fester unterstütztes Resultat unserer Untersuchung ist die grosse Verschiedenheit, die sich in der Umwandlung der den Serpentin begleitenden Sedimentmassen, in Ver- gleichung mit der von den Gentralgebirgen ausgegangenen, gezeigt hat. Die grünen Schiefer, in ihren mannigfaltigen Abänderungen, sind der Umgebung des Serpentins eben so eigenthümlich,, als der wahre Glimmer- schiefer und Gneis der Umgebung des Alpengranits. Der Grundtypus der Umwandlungszonen beider Bildungen ist ein ganz anderer, obgleich allerdings analoge Steinarten in denselben auch nicht fehlen, und z.B. die Galestrogesteine, die dolomitischen Kalke, die Talkschiefer der Ser- pentinzone identisch scheinen mit den Steinarten , die sich auf der Grenze von Gneis-Granit und Kalk im Berner-Oberland und in den Kantonen Uri und Glarus finden. Die Agentien, von denen die Metamorphose aus- ging, sind, so weit man aus ihren Producten schliessen kann, ihrem vor- waltenden Prireip nach verschieden gewesen ; in secundären Wirkungen haben sie übereingestimmt. Ist aber diese Ansicht begründet, so dürfen wir die Entstehung des Glimmerschiefergebirges, in der Basis der Gruppe, nicht etwa dem Ein- fluss des Serpentins, sei es des ihn bedeckenden, oder eines vielleicht unter ihm in der Tiefe verborgen gebliebenen, zuschreiben ; wie denn auch die Forterstreckung dieses Glimmerschiefers, weit über das Gebiet des Serpentins hinaus, deutlich genug die Unabhängigkeit beider Bildungen bezeugt. Auch haben wir früher schon diese Gneis- und Glimmerschiefer- massen des Oberengadins und Bergells mit den südlicheren Centralmassen in Verbindung gesetzt. Fragt man aber nun, welche Metamorphose sich in dieser Gegend als die ältere, welche als die jüngere darstelle, die- jenige des Flysch in grüne Schiefer, oder diejenige in Glimmerschiefer ; oder noch einfacher, ob die Serpentineruption vor oder nach dem Auf- steigen der Gentralmassen statt gefunden habe? so neigt sich die Antwort GRUPPE VON GRAVESALVAS. 79 wohl eher dahin , die Serpentinbildung für das ältere Ereigniss zu halten. Setzen wir das Altersverhältniss umgekehrt voraus, so ist schwer ein- zusehen, warum der Serpentin seine Einwirkung nicht auch auf den tieferen Glimmerschiefer ausgedehnt, warum er sich nur an der oberen Grenze desselben ausgebreitet, warum er nirgends ihn durchbrochen habe. Lassen wir aber die Bildung des Glimmerschiefers derjenigen des Serpentins nachfolgen,, so bleibt noch für die Voraussetzung Raum ‚ durch Einfluss der Centralmassen den tieferen grünen Schiefer in Glimmer- schiefer umwandeln, diesen Einfluss jedoch an den Serpentinmassen sein Ende erreichen zu lassen. Noch stärker spricht aber, für dieses höhere Alter des Serpentins und der mit ihm verbundenen Gesteine, die Unab- hängigkeit des Vorkommens dieser Massen von der Gestalt der Gebirge und Hauptthäler, während diese dagegen, wie die Gravesalvasgruppe und das Oberengadin selbst, in ihrem Streichen einen deutlichen Zusam- menhang mit den im Sinn der Alpen streichenden Oentralmassen zeigen. Dasjenige Ereigniss, das in den äusseren Formen des Landes die meisten Spuren zurückgelassen hat, muss aber wohl auch, wenn wir nur allge- mein wirkende Processe vergleichen, das spätere sein. Haben wir in dem Aufsteigen der Centralmassen eine jüngere Alters- grenze der Serpentineruption gefunden, so kann die Ablagerung der Kalk- und Flyschmasse uns als ältere Grenze dienen. Denn der Flysch, der vom Serpentin durchbrochen und umgewandelt worden ist, muss offenbar als vor ihm gebildet gedacht werden. Die Belemniten, die im Flysch vorkommen, versetzen aber die Epoche seiner Ablagerung in die neuere Secundärperiode,, wenn sie uns auch über die bestimmte Stelle, die ihr in diesem Zeitraum anzuweisen ist, noch ungewiss lassen ; und die Serpentinausbrüche erweisen sich demnach als gleichzeitig, oder später, als die Bildung des Lias; vielleicht aber auch als gleichzeitig oder später, als die Kreidebildung, wenn wir, nach Analogie anderer alpinischer Gegenden, den Flysch der älteren Kreide unterordnen wollen *). ”) S. Die Gebirgsmasse von Davos, p. 25. 30 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. 2. GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. Oberhalb Cresta in Avers befindet sich, auf der östlichen Thalseite , ein mächtiger Gebirgsknoten, den wir als den Hauptstamm dieser viel gegliederten Gruppe betrachten können. Die massigen Stöcke, die sich in ihm zusammendrängen, an ihrer Nordseite von Gletschern umgeben, heissen in Avers das /Veisshorn, und sind zum Theil dieselben, die sich in unserer Ansicht der Ostseite dieser Gruppe, Tav. Ill, Fig.2, im Hintergrund des Fallerthales sehen lassen. Ihre Höhe vermag zwar nicht die der drei Eckpfeiler der Gruppe, des Frallerhorns (Piz Platta), des Piz Forbice (Forbisch ausgesprochen , $cheerhorn) und des Fianell zu erreichen , doch steigt sie wohl jedenfalls über 9000 F., da wir auch den zunächst liegenden Jochen und Wasserscheiden nicht eine viel geringere Höhe beimessen dürfen. Wie ein Wall, steil und einförmig, doch nur an einzelnen Stellen, vor- züglich von Oresta an abwärts, nackte Felswände bildend, fällt das Ge- birge gegen Avers ab; der Abhang ist in der Tiefe mit Weide, gegen den oberen Kamm zu, mit Felsschutt bedeckt. Man würde in Avers nicht die mannigfaltige Verzweigung ahnen, die auf der Nordseite des Gebirges eine ausgedehnte Thalbildung entstehen liess. Der westliche Ausläufer unseres Knotens, die Kette, die das untere Avers von Sterlera trennt, verliert immer mehr an Mächtigkeit und Höhe, je weiter er sich vom Weisshorn entfernt. In der hohen Stufe , in der Avers gegen Ferrera abfällt, setzt die Kette schief durch das Thal in die Gebirge der Westseite über, und in ihre Gesteine hat sich, zwischen Crott und Canicul ‚der Aversbach sein schauerlich tiefes, viel gekrümmtes Felsbett eingefressen. Der östliche Ausläufer wächst dagegen, so wie er dem Oberhalbstein sich nähert, an Breite, und gewinnt auch mehr Mannigfaltigkeit. Von Cresta bis Juf hat über dem tieferen steilen Abhang, in einer Höhe von ungefähr 8000 F., eine meist mit Steinschutt und magerer Schafweide GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. 1 bedeckte Terrasse Raum gefunden, hinter der erst der ganz kahle und felsigte Hauptkamm sich erhebt, noch schroffere Abstürze dem Faller- thale, als Avers zukehrend. Aus dem vorderen Faller dringt ein beträcht- liches, ödes Felsthal, die Yal Bertola (Finsterthal), in die hier schon sehr breite Kette ein, und führt, über ein wohl bei 9000 F. hohes Joch, das Fallerjoch, auf eine wüste, zum Theil mit Schnee und halb zuge- frornen See’n bedeckte Gebirgsfläche, die in einer hohen Stufe gegen Juf abfällt, und durch mächtige Felsstöcke von der westlicheren Terrasse getrennt wird. Auf der linken Seite der Val Bertola entsteigt dem Nord- abfall des Gebirges, das Fallerhorn, auffallend durch seine zahnartige, kühne Form, an seiner NO Seite einen Gletscher absenkend, an Höhe alle näheren Gebirge überragend. Der Einschpitt: den die Stufe über Juf und die Val Bertola bilden ‚und der die einzige, directe, selten benutzte Verbindung zwischen Avers und Faller gewährt, lässt das noch weiter östlich liegende Gebirge beinahe als eine abgesonderte, selbstständige Masse erscheinen. Der V. Bertola, wie der jenseitigen Hochfläche, kehrt sie verticale Abstürze zu, über denen sich, im oberen Felskamm, der Piz Scalotta (von der tiefer liegenden Scalottaalp), und der Piz Surpar€ (Horn über der Felswand) erheben. Gegen Oberhalbstein breitet sie sich in einem ausgedehnten , in mittlerer Höhe zum Theil beweideten, tiefer hin steil abfallenden Ab- hange aus, dessen Fuss sich von Bivio bis Molins erstreckt und, auf ihrer - linken Seite, die schöne Thalfläche von Marmels umschliesst. Mit geringerer Mächtigkeit setzt das Gebirge von Stalla nach dem Septimer fort, und schliesst sich hier an die höheren Massen an, die das Bergell und Marozzo von den Aversthälern trennen. Die flachen Gipfel dieses Rückens erheben sich nicht beträchtlich über seine mittlere Höhe, und zwischen den zwei Hauptketten, des Fallerhorns und der Bergeller- gebirge, erscheint er beinahe als eine Einsattlung, obgleich er nirgends sich unter 8000 F. erniedrigt. Sein Abfall gegen das oberste Avers ist steil und felsigt, ohne Unterbrechung durch Terrassen, und ohne Aus- läufer; während die Nordseite sich mehr verzweigt und kleine Seiten- 11 82 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. thäler des Stallathales bildet. — Drei schlecht gebahnte Pfade führen aus den östlichen Thalgründen über diesen Rücken nach Juf (6570'). Der südlichste, über die Forcella (8300), vom Septimer (7140‘) aufwärts, längs der Grenze zweier unserer Gebirgsmassen, trifft in der Höhe zu- sammen mit dem mittleren, bekanntesten (8110), der von Stalla (5500) durch die Yalletta führt. Der nördlichste steigt, gleich hinter Stalla , auf die Alpen von Giuils, gelangt dann, meist in der Höhe sich haltend, in die Nähe der Steinfläche, über die der Pass von Juf nach Faller geht, und bietet zwischen Avers und Stalla, in den Sommerwochen, wo diese Höhen meist von Schnee frei sind, die nächste Verbindung dar. Zwei andere Ketten , beide rauh und felsigt, und nur zunächst an ihrer Vereinigung einen Uebergang gestattend, erstrecken sich von unserem Gebirgsknoten mehr nordwärts, als Scheidegebirge, die eine zwischen Faller und Curtins, die andere zwischen Nandro und Ferrera. Die erstere Kette, gegen Curtins schroff abgestürzt, gegen Faller steile Weidgehänge bildend, in der Höhe nackt und zerrissen, wächst auch, wie die Kette des Fallerhorns, an Breite und Mächtigkeit, je weiter sie sich von ihrem Ursprung entfernt. In der Mitte ungefähr ihrer Längen- erstreckung, steigen, zwei Fangzähnen ähnlich , die beiden Piz Forbice aus ihrem Rücken auf, durch ihre Höhe würdige Nachbarn des Faller- horns. Von da aus vorzüglich schwillt nun das Gebirge zu einer breiten Masse an, die fast sich in zwei Ketten zerspalten zu wollen scheint, und deren, meist mit Wald und Steinschutt bedeckter Ostabhang, der Querschnitt der Kette, von Molins bis Schweiningen, die linke Thal- wand von Oberhalbstein bildet. Die andere, gegen Mitternacht laufende, Kette ist, als Wassertheiler der Stromgebiete des Aversbaches und des Oberhalbsteiner-Rheins, und auch in Hinsicht ihrer Höhe und Mächtigkeit, die wahre Fortsetzung des Hauptstammes unserer Gruppe, die Fortsetzung der Fallerhornkette,, ob- gleich diese mit der durch Campsut streichenden Kette in noch engerem Zu- sammenhange steht. Gegen W steil und felsigt abgestürzt, wie die ganze GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. 85 Gruppe, dehnt sie sich dagegen ostwärts in eine breite und hohe Masse aus, welche das schlundartige Curtins von den reich ausgebreiteten Weidgehängen der Schmorasalpen scheidet. An ihrem Nordende aber erreicht sie in dem colossalen Gebirgsstock des F'ianell eine Höhe, die, gleich derjenigen des Fallerhorns, Fb wenig von 10,000F. enfernt sein mag. Auf seiner Ost- und Nordseite ist der Fianell von beträchtlichen Gletschern umgeben, an seinem Abfall gegen die Mossalp und an seiner westlichen Vorstufe , dem Schwarzkopf, befinden sich die reichen Eisen- erzgruben, von denen früher die Rede gewesen ist. Die steilen Abstürze, die unsere Gruppe den westlichen Thälern zu- wendet, sind eine Folge des fast allgemeinen, oft zwar nur schwachen Fallens der Schichtung nach O und NO. Das Streichen des Adulasystemes äussert sich in einem sehr beträchtlichen, besonders in dem NW Theile der Gruppe, und die Boussole zeigt meist die Ste, in den letztgenannten Gegenden aber auch nicht selten die A0te bis 2te Stunde. Die Haupt- kette, welche das Fallerhorn mit dem Weisshorn und dem Fianell ver- bindet, nähert sich daher am meisten dem Character der Längenketten, während die Kette des P. Forbice den Querketten beizuzählen ist. Wie überall in den Alpen, wie man es allgemein in Gebirgen erwarten muss, die wiederholte Hebungen und Umwälzungen in verschiedenen Rich- tungen erlitten haben , sind aber auch in dieser Gruppe die Ketten nicht, wie z. B. öfters im Jura, reine Producte der Schichtenstellung, und das Streichen der Schichtung bildet in den Längenketten grössere oder ge- ringere Winkel mit dem Streichen der äusseren Kettenform. In dem vorliegenden Falle scheint jedoch die äussere Gestaltung beinahe mehr noch durch die Beschaffenheit der Steinart, als durch die Gebirgs- structur und den Schichtenfall bedingt worden zu sein. Massiger Kalk, der oft in weissen Marmor übergeht, und gewahn- licher Flysch, oder Glimmerflysch herrschen fast ausschliesslich in der ganzen Gruppe ; es sind dieselben Gesteine, die wir in den anstossenden Gruppen der Aversthäler und der Gebirge von Gravesalvas, kennen ge- 04 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. lernt haben. Nur längs dem östlichen Abfall der Gruppe setzt, von der Val Cavraggia und von Stalla her, auch der grüne Schiefer und Serpentin, in zuweilen grosser Ausdehnung und Mächtigkeit, bis nach Schmoras fort, und im westlichen Fuss des Fianell tritt mit dem weissen Marmor auch der glänzende Chloritschiefer und Chloritgneis auf. — Das Vor- kommen grösserer, der Zerstörung weniger ausgesetzter Kalkmassen scheint die Erhaltung der mächtigeren Stöcke und Ketten vorzugsweise begünstigt zu haben. Aus solchen Kalkmassen bestehen nämlich grösstentheils der Ge- birgsknoten des Weisshorns und der mächtige Fianell, und sie herrschen auch in einem beträchtlichen Theile der Hauptkette. Eben so trug zur Befestigung der Gebirgsmasse bei, das Eindringen von Serpentin und die Umwandlung, die durch ihn der benachbarte Flysch erlitt. Daher die grosse Breite, in der sich die nach Ost auslaufenden Ketten an ihrem, östlichen Ende erhalten haben. Wo aber, zwischen der westlichen Kalk- linie und der östlichen Serpentinlinie, nur der unveränderte Flysch das Gebirge zusammensetzt, sieht man noch jetzt die Zerstörung so thätig fortschreiten, dass man ihr auch in früherer Zeit einen sehr wichtigen Antheil unter den Ursachen der Thalbildung und der verminderten Mäch- tigkeit oder der gänzlichen Zerstörung mancher Ketten zuschreiben muss. 1. Ostseite des Gebirges. Wenn man von Casaccia (4510'), an dem steilen südlichen Abfall der Hochfläche gegen den Septimer (7140') aufwärts steigt, so sieht man sich, ungefähr vom Eingang des Marozzothales an, fast immer nur von grünem Schiefer umgeben, der hier offenbar weit tiefer abwärts in den Glimmerschiefer absinkt, als in dem angrenzenden Longhinstock. Bald ist es die dem Chloritschiefer genäherte Abänderung, bald wird er sehr verwachsen , dickschieferig, bald wechselt er mit gewöhnlichem grauem Glimmerflysch, der auch wohl zu wahrem Glimmerschiefer wird, und GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. 35 deutlich ausgesonderten Quarz enthält. An der letzten Stufe des Berges erscheint auch eine Einlagerung von weissem Marmor, und, noch näher am. Hospiz, tritt, in beträchtlicher Ausdehnung, Serpentin unter dem Schiefer hervor, der aber von diesem schon wieder bedeckt wird, noch ehe man das Haus erreicht hat. Auch in der Val Cavraggia, vom Septimer bis nach Stalla, ist der grüne Schiefer die herrschende Steinart, und überall zeigt sich, in An- schürfungen und grösseren Steinflächen , Serpentin als seine Grundlage. Am letzten Abfall’gegen Stalla tritt wieder gewöhnlicher schwarzgrauer Kalkschiefer auf, mit-dem grünen Schiefer Eine Masse bildend, und an der Julierstrasse haben wir bereits die Fortsetzung dieser mannigfaltig wechselnden ‚ oft von Serpentin durchbrochenen Gesteine kennen gelernt. Im Jahr 1819 besuchte C. Escher «am Ausgang der V. Cavraggia gegen Stalla, Anschürfungen von gelbem und buntem ÄKupferkies, eingesprengt in einer quarzig thonigen, sehr schwer zersprengbaren Masse. » Am nördlichen Fuss des hohen Kalkstocks vorbei, der, gegen den Septimer zu, das östliche Ende der Bergellerkette bildet, führt der Pfad über die Z’orcella nach Ayers. Auch hier gleiche Verhältnisse, wie im Thalboden von Gavraggia. Vom angrenzenden Kalkstock her streichen gelb bestaubte dolomitische Kalklager, oder reine Dolomitlager durch den Schiefer. An mehreren Stellen ist der sonst flach nordöstlich fallende grüne Schiefer senkrecht in die Höhe gebogen, und im Kern dieser ver- tical stehenden Massen findet man einen Gang von Serpentin. "Auf der Höhe des Passes selbst, ungefähr im gleichen Niveau, wie am gegenüber- liegenden Longhin, bricht Serpentin hervor. Dann sieht man die grünen Schiefer noch weit westlich in die Bergellergebirge hinein fortsetzen, den schwarzen Schiefer, der die hintersten Abstürze des Jufthales bildet, überlagern und sich unter den Gletschern verlieren. Zwischen der Forcella und Giuils unterscheidet man, von der Roccabella aus, drei breite Kuppen in dem Rücken, der die V. Cavraggia und Stalla vom Jufthale trennt. Die mittlere scheint ganz aus Serpentin zu bestehen 36 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. die beiden anderen scheinen grüner Schiefer. Die charakteristischen schwarzen und braunrothen Schutthalden zwischen den rauhen, ver- worren schiefrigen, von hellgrünen Trümmerhalden umgebenen Fels- abstürzen lassen keine andere Ansicht zu, und die Untersuchung der her- abgerollten Stücke, sowohl auf der Seite von Stalla, als im Jufthale , be- stätigt sie vollkommen. Der breite Gebirgsstock, der auf seiner südlicheren Abdachung die Alpen Giuils, auf der nördlicheren die Alpen Scalotta und Promiez trägt, und durch den Einschnitt des Fallerjoches von dem Hauptstamm der Gruppe getrennt erscheint, muss auch in petrographischer Hinsicht als die Fortsetzung des vorigen Rückens betrachtet werden. Seine Haupt- masse besteht aus grünem und grauem Schiefer, und mächtige Serpentin- stöcke, so wie auch dolomitische Kalkmassen , bilden Einlagerungen in derselben. Steigt man von Stalla über Giuils in die Höhe, so sieht man den grünen Schiefer, horizontal gelagert, vom Fuss des Berges bis in seine obersten Gipfel herrschen; in allen Uebergängen von gewöhnlichem Kalk - und Bündtnerschiefer, bis in den entwickeltesten,, mit Serpentin zu verwech- selnden grünen Schiefer. Zwei Serpentinmassen, eine in der Tiefe, die zweite in mittlerer Höhe, erscheinen als mächtige Einlagerungen, und in dem höheren Felsstock, zunächst am Piz Surpare, umschliesst der grüne Schiefer auch grössere Massen von dolomitischem Kalk, wie isolirte , aus aller Verbindung losgerissene Stöcke. | Die höhere Serpentinmasse setzt auch auf die rechte Seite des Baches über, der die Giuilsalp südlich begrenzt, und umschliesst hier kleinere, aber auch bis mehrere Fuss grosse Nester eines blass lederbraunen, äusserst zerspaltenen Gesteines, das fast einem Leberopal oder Pechstein ähnlich sieht: Härte 5,5, Spec. Gew. 3,144, der Bruch, wo man ihn erhalten kann, muschlich, schwacher Wachsglanz in Fettglanz , undurch- sichtig, in Säuren nicht auflöslich, v.d.L. zu einem bräunlichen bis schwarzen Glase schmelzend. Feine Serpentinadern durchziehen diese GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. 87 Nester nach allen Richtungen. Gegen den Rand der Nester geht die Farbe in Violett über, der Glanz verstärkt sich, und die Rinde, nach der die Stücke sich vom Serpentin ablösen, besteht aus einem dunkel- grünen, serpentinähnlichen Mineral, von Gypshärte, durchscheinend , nach Aussen glatt und glänzend. — Hr. v. Fellenberg hat gefälligst die Analyse dieser Nester vorgenommen und folgende Resultate erhalten : Rreselerde © ne Pionerde er Kalkerde , % 17,0) } Eisenoxydull. . 10,9) Wasser en) 05, 1,3 99,9. Dieselben lassen sich darstellen durch die Formel ya S?’+ASı, die sich am ersten mit derjenigen des /Yernerits vergleichen lässt. Die rauhe Hochfläche, über welche der Pfad von Juf nach Faller führt, wird gegen NÖ begrenzt durch die Felswände des sehr zerklüfteten Surparekammes. Ein grosser Theil der Fläche wird von den Trümmern dieses Kammes bedeckt; in grösserer Entfernung von seinem Fuss stammen die Trümmer von den halb zerfallenen Riffen und aufgeborstenen Schichten her, die überall aus dem Schnee hervorragen ; und noch mehr westlich steigen die Halden von Felsschutt wieder gegen die hohen Stöcke auf, die das Kesselthal von den Jufer Schafalpen trennen. — Grüner Schiefer ist die herrschende Steinart des Bodens der Hochfläche, und auf beiden Seiten bildet er auch, bis in einige Höhe, den Fuss der ein- schliessenden Felskämme. Er ist auf’s Engste verbunden mit schiefrigem rothem Jaspis, gelb bestaubtem dolomitischem Kalk, dunkel grauem Kalk und grauem Bünditnerschiefer, und in den westlichen Felsen ge- winnen die letzteren Steinarten, in denen wir, leider vergeblich, längere Zeit nach Petrefacten suchten , die Oberhand. Eine scharfe Grenze zwischen dem grünen und dem gewöhnlichen Kalkschiefer ist auch hier 35 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. nicht vorhanden ; beide, mit allen ihren Zwischengliedern, bilden Eine Masse. Zu auffallenden Resultaten führt aber eine genauere Prüfung der im mittleren Theil des Kesselthales vorkommenden grünen Schiefer. Durch stärkeren Glanz und krystallinische Structur erinnern einige an Chlorit- schiefer, oder gehen wirklich in dieses Gestein über, wie wir es schon an mehreren Stellen gesehen haben. Andere aber werden, ohne die Schieferstructur zu verlieren, durch Farbe und Durchscheinheit täuschend dem berggrünen Labrador ähnlich, der einen Hauptbestandtheil des Bündtnerischen Gabbro ausmacht, unterscheiden sich indess von ihm durch geringe Härte. Noch andere scheinen jedoch wirklich schiefrige kagstate von in einander verschmolzenen, dichten Labrador - oder Saussuritkörnern, und, ihrer Substanz nach, identisch mit dem apfelgrünen Mineral, das in dem Gabbro, oder dem ganz ähnlichen, das im Julier- granit vorkommt. Und endlich findet man in diesem apfelgrauen Schiefer auch grössere Diallagpartieen entwickelt, er ist zu einem wahren Diallag- schiefer ausgebildet, den man fast lieber noch Gabbroschiefer nennen möchte, wenn die Identität des apfelgrünen Bestandtheils mit Labrador bestimmt erwiesen wäre, Ein beträchtlicher Kalkerdegehalt scheint jedenfalls demselben nicht zu fehlen, da, wie auch im Gabbro von Marmels, häufige Adern und innig mit der Grundmasse verschmolzene Nester von weissem, oder grünem körnigen Kalk vorkommen. Mit dem gewöhnlichen grünen Schiefer ist dieser Diallagschiefer durch eben so allmählige Uebergänge verbunden, als der grüne Schiefer selbst mit dem grauen Kalk- und Mergelflysch, und wenn das eine Gestein als eine Umwandlung des sedimentären, petrefactenführenden Bündtnerschiefers gelten darf, so müssen wir diese Ansicht nothwendig auch auf den Dias gshkuefer ausdehnen. BeingbH wird man indess versucht, von diesem Schlusse, wo möglich, zurückzukommen, wenn man die oberen Massen der östlichen Wände näher betrachtet. Diese klippigen, wild zerrissenen Felsen, bestehn aus schwarzem Serpentin und vollkommen ausgebildetem Gabdro, identisch GRUPPE DER FALLERGEBINRGE. 89 mit dem bekannten Gabbro von Marmels. Es setzen diese Gesteine, rings um die Hochfläche, in das Fallerjoch fort, und bilden die Decke des west- lichen Stockes; hier den grauen Schiefer eben so überlagernd , wie auf der Ostseite den grünen. Es sind Verhältnisse, wie wir sie, nur mehr im Grossen, auf dem Gravesalvaskamm, zwischen Syenit und Bündtner- schiefer gesehen haben. Ist aber der Diallagschiefer wirklich nur ein umgewandelter Flysch, so ist es kaum denkbar, dass dem massigen Gabbro eine ganz andere Abstammung zugeschrieben werde. Es verhalten sich beide Gesteine wie Gneis und Granit; denn mag auch die Identität des labradorartigen Bestandtheils noch zweifelhaft heissen , so ist dafür die des Diallags, nach allen mineralogischen Charakteren, entschieden. So wie wir nun, in der Davoser Gebirgsmasse, aus dem Flysch haben Glimmer- schiefer und Gneis, und aus dem letzteren zuletzt Granit entstehen sehen ; so scheint allerdings hier, nach einem anderen Bildungsgesetze, der Bündtnerschiefer durch den Diallagschiefer in Gabbro übergegangen zu sein; oder wenigstens die Möglichkeit eines solchen Uebergangs aus unserer Beobachtung sich zu ergeben, da wir leider den Diallagschiefer nur in Verbindung mit Flysch, nicht aber mit Gabbro gesehen haben. Andererseits zeigt sich dagegen hier, wie in anderen Gegenden , der Gabbro in innigstem Zusammenhang mit Serpentin; er erscheint als körnige Entwickelung des letzteren, der ja bereits häufig ausgesonderten Diallag einschliesst, und beide Steinarten bilden nur dieselbe Masse. Auch auf den Serpentin selbst müssen wir daher zuletzt diese Entstehung aus dem Flysch ausdehnen, wenn wir in unserer Schlussfolge nicht will- kührlich stille stehen wollen, auf das Gestein, das wir bis jetzt geneigt waren, als die erste Ursache aller anderen Metamorphosen zu betrachten. So ungelegen dieses Resultat scheinen mag, so kann man es doch nicht unerwartet heissen. Bereits haben wir ja die grünen Schiefer dem Serpentin in allen Charakteren so nahe treten gesehen, dass nur die Schieferung noch zwischen beiden einen Unterschied feststellte, wie denn auch H.v.Buch Vieles, das wir noch dem grünen Schiefer bei- ordnen, als Serpentin beschrieben, und auf seine Karten verzeichnet zu 12 50 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. haben scheint. Auch hat Hr. Bou& es schon ausgesprochen , dass die Ver- hältnisse, unter denen der Serpentin auftritt, oft schr dafür sprechen, ihn für eine umgewandelte Steinart zu halten *); und zur Unterstützung dieser Ansicht erinnern wir vorzüglich an die so häufig vorkommende innige Verbindung des Serpentins mit krystallinischem kohlensaurem Kalk; an das Vorkommen z. B. von Streifen und Nestern von Serpentin im Marmor, wo dieser mit Granit und analogen Steinarten in Berührung kommt, wie auf den Hebriden **), bei Predazzo ***), und anderen Orten, obgleich daselbst grössere Serpentinmassen in der Nähe gar nicht vor- kommen; an die feine netzartige Durchflechtung des Serpentins mit Kalk- spathadern, und des Marmors mit Serpentinadern, im Davoserstock, in den Appenninen u. s. w., unter Verhältnissen , die oft denjenigen, unter welchen die Dolomitisirung des Kalks, oder die Impregnation desselben mit Kieselerde, mit Eisenoxyd und anderen Stoffen statt findet, in hohem Grade ähnlich sind; endlich, an das auffallende Verdrängen des Dolomits durch Serpentin, so dass, wo Massen des letzteren in Dolomitgebirgen auftreten, diese in der Nähe sich in reinen kohlensauren Kalk um- wandeln, gleich als ob ihre Talkerde in den Serpentin übergegangen wäre. — Es ist übrigens klar, dass die Annahme eines engeren, genetischen Zusammenhangs zwischen Flysch und Serpentin keineswegs etwa uns nöthigt, von früheren Resultaten unserer Beobachtungen zurück- zukommen ; dass wir den aus Flysch entstandenen Serpentin und Gabbro uns eben so wohl als eine feurig flüssige, andere Gesteine in Gängen durchdringende, oder sie überfliessende Masse denken können, als wenn wir voraussetzen, diese Masse sei unmittelbar dem Erdinnern entstiegen, und aus uns gänzlich verborgenen Urstoffen gebildet worden. Dagegen entzieht uns jene Annahme der Versuchung, den grösseren Theil der Veränderungen , die wir in diesen Gebirgen bemerken, die Erhebung des ”) Boue, Guide du voyageur, I], 142. *) Macculloch, West. Isl. I. p.21, 51, 332. *) Studer, in Leonh. Jahrb. 1829, p. 261. GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. 91 Bodens, das Aufwerfen von Ketten, die Umwandlung der Steinarten, auf Rechnung des Serpentins allein zu setzen, indem wir uns nun ge- nöthigt sehen, allgemeinere Processe in Thätigkeit zu setzen, von denen seine Bildung selbst nur eine der Wirkungen gewesen sein muss. Auf dem Fallerjoche steht man dem höchsten Stocke dieser Gebirge , dem Fallerhorn, nahe genug, um seine geologische Beschaffenheit be- urtheilen zu können. Serpentin bildet die Hauptmasse desselben ; mit ihm grüner Schiefer, der, in klippigen Tafeln , artischockenartig an der Aussenfläche in die Höhe steigt, und sich im Gipfel der weithin sicht- baren Pyramide ausspitzt. Nur am Fusse des Stockes, wo nicht Gletscher oder Schutt ihn bedecken, sieht man auch schwarze Schiefer heraus- treten. Der vordere Theil von Faller ist von grauem und grünem Schiefer um- schlossen. Ein ganz ebener, fast kreisrunder Thalboden (5790), mit reichem Weidgrunde, dem die dorfähnlich zusammengebauten Maien- sässe, und eine Kapelle am Eingang, ein stark bewohntes Ansehen geben, wird durch eine enge Glus geschieden vom hinteren Faller, Yal Grande, der sich bis an unseren Gebirgsknoten des Weisshorn’s forterstreckt. Der Engpass wird veranlasst durch das Vortreten der Basis des Fallerhorns und des Piz Forbice. — Bei den Maiensässen stehend, glaubt man die Thalfläche bis an die jenseitigen Flixeralpen ausgedehnt zu sehen, und ahnt nicht die Spaltung, in der, 1100 F. tiefer, die Julierstrasse durch- zieht. Durch eine Felskluft, neben dem wild tobenden Thalbache, steigt man gegen Molins (4650’) hinunter. Etwa eine Viertelstunde, bevor man das Dorf erreicht, im innersten Kern dieser Schiefermasse , brechen schwarze Felsen von Serpentin hervor, welcher, bei der schwachen nörd- lichen Einsenkung des ganzen Schiefersystemes, leicht in der Fortsetzung des tieferen Giuilsserpentins liegen könnte, wenn überhaupt bei diesem Gestein, das wir so eben auch bei 5000 F. höher verlassen haben , von regelmässiger Lagerung die Rede sein dürfte. Im Ansteigen, längs der Hauptstrasse, von Molins gegen Suur, fallen die vielen Adern von Pistacit auf, die hier den grünen und rothen Schiefer 99 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. durchziehen; sowohl derber Pistacit grünlich gelb dicht, als stänglichte Aggregate und Drusen von graulich grüner Farbe. Deutliche Krystalle suchten wir vergebens. In der südlichen Thalenge, zwischen Marmels und Stalvedro, hat nun der Strassenbau auch zahlreiche Anbrüche von grosskörnigem Gabdro aufgeschlossen, während früher nur von den östlichen Höhen herab- sefallene Blöcke bekannt waren. Der Gabbro bildet unregelmässige grosse Nester im Serpentin, der selbst wieder, in verworrenen Lagerungsver- hältnissen mit grünem Schiefer verwachsen ist, und diese Gesteine halten an, bis man in die Thalerweiterung von Stalvedro und Stalla eintritt. Es schien uns, sowohl an sich, als der Vergleichung mit analogen Steinarten dieser Gebirge wegen, von grosser Wichtigkeit, den, so viel uns bekannt, noch niemals genauer untersuchten Gabbro und Serpentin dieser Stelle einer chemischen Analyse unterwerfen zu lassen, und mit gewohnter Gefälligkeit übernahm Hr. v. Fellenberg auch diese Arbeit. Die zwei Bestandtheile des Gabdro sind deutlich von einander getrennt, und es lassen sich keine fremdartigen Beimengungen von Quarz oder krystallinischem Feldspath, wie in dem Gabbro ähnlichen Syenit des Gravesalvaskammes, bemerken. Der Diallag ist lauchgrün, bis grünlich schwarz, mit hellgrauem Strich, auf den sehr deutlichen Spaltungsflächen stark perlmutterartig, bis halbmetallisch glänzend, auf den weniger deutlichen Spaltungsflächen, die jene senkrecht durchschneiden, beinah matt. Härte zwischen 3 und 4, Spec. Gew. 3,237. Die Analyse gab folgende Resultate : Kieselerde . . en etölk Dhonevde. .. us 18 a Kalkerde . 217,077 Lalkerde -.; .. 747.206, „a... Ma Eisenoxydul EA Wasser „03 100,048 GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. 95 welche mit der gewöhnlichen Diallagformel,, RSı?’, selbst wenn man die Thonerde noch zur Kieselerde zieht, nicht ganz übereinstimmen , indem immer die Basen einen Ueberschuss geben ; die Abweichung ist indess nicht so gross, dass man dem Mineral die Aufnahme in die Familie der Diallage verweigern könnte. Durch den geringeren Gehalt an Kieselerde nähert sich dasselbe auch den Hornblenden ; zu gänzlicher Ueberein- stimmung, mit ihrer Formel ist aber, sowohl der Gehalt an Kalkerde , als der an Kiesel - und Thonerde zu gross. Man könnte es demnach als eine Uebergangsstufe zwischen Hornblende und Diallag betrachten. — Von dem hornblendeartigen Mineral des Gravesalvaskammes, pag. 66, unter- scheidet es sich wesentlich durch den weit schwächeren Eisengehalt, und durch ein sehr abweichendes Verhältniss zwischen der Kieselerde und Kalkerde. Der Zabrador unterscheidet sich, nach äusseren Charakteren, nicht wesentlich von dem berggrünen, dichten Gemengtheil des Juliergranits, oder des Gabbro ähnlichen Gesteins von Gravesalvas; nur das spec. Gew. = 2,877 ist etwas grösser. Die Bestandtheile sind Kieselerde . .. 52,609 . . 27,330 Sauerstoff Hbanerdesre::. 30222255232 2. 2, 40,558 Kalkerde „. . 40,530) Talkerde . . 14,779 Bisenosyduk..; ;:3,4307° ...: 6,092 Natron re 4,061 Kaka aree gr, 1 DR Wasser u 100,974. Dieselben stimmen mit der Formel des Labradors RSi’+3AlSi gut genug überein. Vergleicht man das Resultat der Analyse mit demjenigen des ähnlichen Gestein von Gravesalvas, so zeigt sich in diesem ein beträcht- licher Ueberschuss von Kieselerde, der wohl auf Rechnung der fein ein- gesprengten Quarztheile zu setzen ist. (Die Analyse des Serpentins folgt am Schlusse der Abhandlung.) 94 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Wir kehren nun von Stalla wieder zurück, um auch thalabwärts den östlichen Abfall unserer Gruppe kennen zu lernen. Die Fordicekette bildet gegen Molins zu einen ungefähr 8000 F. hohen Ausläufer, auf dessen leicht zu ersteigendem Rücken man eine der pracht- vollsten Ansichten der gegenüber liegenden Eisgebirge geniesst. Die höhere Masse dieses Ausläufers besteht, bereits von Faller an aufwärts, nicht mehr aus grünen, sondern aus gewöhnlichem grauem IIlysch, und nur in dem äussersten felsigten Vorsprung streicht noch Serpentin durch. Auch unten im Thale hält zwar der grüne Schiefer mit Epidot noch eine Strecke weit unter Molins an; aber, bevor man noch in die Rofnaebene eintritt, findet man ihn schon ganz vom grauem Flysch und dick geschichtetem grauem Kalk verdrängt. In der Olus zwischen Rofna und Tinzen zeigen sich an den Felsen der linken Seite nur graue 5 Gesteine; eben so am Ausgang des Nandröthales, oberhalb Savognın , und nur zahlreiche Trümmer von Serpentin deuten hier auf das Vor- kommen dieser Steinart in grösserer Höhe über dem Thalgrund. Etwas unterhalb Tinzen ragen aus dem sonst bewachsenen linken Ufer des Rheins Felsgruppen hervor. Sie bestehen, theils aus feın- körnigem weissem und grauem Kalkstein, theils aus weissem Gyps, der von grauem Dolomit und Rauchwacke umgeben ist. Das herrschende Gestein aber, auf dieser, wie auf der anderen Seite des Thalstromes, ist gemeiner Bündtnerschiefer , der sanft ansteigende hüglichte Ufer bildet, die zum Ackerbau benutzt werden. Erst an der östlichen Ecke des Fianellstockes, bei der Vereinigung der aus Curtins und Schmoras herströmenden Gewässer, in dem weiten, flachen Thalboden von Vandro, tritt wieder ausgezeichneter Gabbro, identisch mit demjenigen von Marmels, aus dem Flysch hervor, in Fels- riffen, die sich nördlich, nach Schmoras hinein, erstrecken. GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. 95 2. Westseite des Gebirges.- Längs einem Graben, nördlich von Juf, der, vom Fuss des Gebirges an, den auf seiner Westseite herrschenden grauen Flysch entblösst hat, stiegen wir an dem sehr steilen Abhang auf die hohe Terrasse, welche allein im oberen Avers die Einförmigkeit der rechten Thalseite unter- bricht. Die Schiefer fallen in der Tiefe mit etwa 45°, in der Höhe mit geringeren Winkel, gegen NO. — An der äusseren Kante der Terrasse steht, oberhalb Juf, eine Hütte der Bergamasker-Schäfer, kaum gross genug, dass zwei Männer darin, niedergekauert, oder liegend, Raum haben, auch sieht man, besonders gegen die Kalkstöcke über Uresta zu, ziemlich ausgedehnte Weidplätze. Der grössere Theil aber der Terrasse, besonders ihr Hintergrund, ist bedeckt mit ununterbrochenen Schutt- halden,, die hoch an die hinteren schroff abgestürzte Gebirgswand an- steigen. Kaum haben sich zwischen diesen Trümmern einige See’n er- halten können, in denen sich das Schmelzwasser der auch im Spätsommer nicht ganz verschwundenen Schneemassen sammelt. Eine bei 50 F. mächtige Kalklage bildet den Boden dieser Terrasse. Sie bedeckt den tieferen Flysch und hat ihn vor der Zerstörung, der die oberen Massen unterlegen sind, geschüzt. Der Kalk ist sehr krystallinisch, im Innern dunkelgrau, in der Höhe übergehend in reinen weissen Mar- mor. Seine Mächtigkeit wächst, so wie er sich gegen N. der centralen Kalkgruppe des Weisshorns nähert, und wir dürfen ihn als einen von diesem Knoten aus in den südlichen Flysch eingedrungenen Keil be- trachten. — Auf dem Kalk liegt wieder Glimmerflysch, oder glänzend schwarzer Schiefer, der mit Kalk, Sandstein und Quarz wechselt, und sich oft sehr wahrem Glimmerschiefer nähert, obgleich eine Kalkbei- mengung fast niemals fehlt. Nur im östlichen Theile der Terrasse, wo sie an den südlichen Abfall des Fallerhorns und seiner serpentinreichen Um- gebung angrenzt , zeigen sich, in Verbindung mit dem weissen Marmor , noch bunte, grüne, häufiger aber rothe und violette Schiefer ; weiter westlich ist bis auf den obersten Felskamm Alles grauer Glimmerflysch. 96 GEOLOGIE VON MiTTEL-BÜNDTEN. Ueber die Schutthalden weg folgten wir dem Fuss dieses Kammes bis nahe an den breiten Gipfel des ersten über Cresta sich erhebenden Kalk- stockes, indem das Ende der schroffen Felswand hier einen Uebergang nach Faller zu gestatten schien. Es wird allerdings ein beinahe gar nicht eingeschnittenes Joch durch das Anstossen des Schiefers und sein Abschnei- den am weissen Marmor des Weisshorns veranlasst, man kann von den Schieferhalden auf den festeren Kalk übertreten, und, längs dem Rande des Gletschers, der auf der Nordseite des Kalkstocks sich hinabsenkt, gelang es uns, obgleich nicht ohne Schwierigkeit, den Hintergrund von Faller zu erreichen. — Auf dem Joche, wo man sich im Niveau der grössten Erhebungen dieser Gegend befindet, übersieht man die ganze Ostseite des Gebirgsknotens der Gruppe, und den hintersten, einsamen und wilden Grund des Fallerthales. Graue und schwarze Schiefer, ge- wöhnlicher Glimmerflysch, sind allgemein herrschend, in massigen, gerundeten,, meist vegetationsarmen , mit Schieferschutt überdeckten Pücken,, die im westlichen, zum Theil vergletscherten Hintergrund in einem Sattel, der Faller von Sterlera trennt, zusammenstossen. Auch von Ferrera her haben wir diesem Knoten uns genähert, und, in Hinsicht der Steinart, nicht wesentlich verschiedene Verhältnisse ge- funden. Bei der Eisengrube des Schwarzkopfs, oberhalb Canieul, wussten die italienischen Bergleute uns keine Auskunft zu geben, wie man über das Gebirge nach Oberhalbstein gelangen könne; auch war es uns schwer, ihnen verständlich zu werden, weil damals die Namen der nahe liegenden Alpen uns unbekannt waren, und keiner aus ihnen das jenseitige Thal je besucht hatte. Wir waren im Begriff, die Richtung über den östlichen Kamm einzuschlagen, die uns, nach gefahrvoller Uebersteigung des Fels- o b) ’ fo) o° grates, auf die grossen Fianellgletscher geführt hätte, als wir zu unserem Glück noch einen Bergamaskerhirten trafen, der es für unmöglich er- 5 » 5 klärte, an einer anderen Stelle, als durch den Hintergrund von Sterlera ) b) Fe D) das Gebirge zu übersteigen. Längs den rauhen Abstürzen der Hauptkette GRUPPE DER FALLERGEBIRGE. rd fortkletternd,, erreichten wir glücklich, nach etwa 1'/ Stunden, die oberste einsame Hütte der Sterleraalp, und ersparten uns hiedurch den langen und mühevollen Umweg durch das untere Thal, über dessen Grund wir uns bei der Eisengrube um mehr als tausend Fuss erhoben hatten. Der eisenführende Kalk des Schwarzkopfs wird in grosser Mächtigkeit durch Kalkschiefer und Glimmerflysch überlagert, und diese Gesteine allein bilden auch, mit NO Fallen, die rechte, steil abgestürzte Thalseite von Sterlera. Unter dem Schiefer durch streicht, wie im oberen Avers, weisser Marmor. Er ist es, der, am Eingang von Sterlera , die Terrasse an der SO Seite des Schwarzkopfs bildet, auf welcher, als ein beträcht- liches Dorf, die Maiensässe von Canicul stehen. Von da dringt die Kalk- masse tiefer in Sterlera ein, und verliert sich, etwa in der Mitte des stark ansteigenden Thales, unter dem nun allein herrschenden Schiefer. Man wird indess kaum bezweifeln, dass, unter der Flyschbedeckung durch , der Kalk bis in die mächtige Anschwellung des Weisshorns fortsetze, da wir ja auch, ausserhalb Sterlera, von Campsut bis Cresta, den Kalk stets an der Oberfläche verfolgen können. — Es ist ein merkwürdiges,, schwer zu erklärendes, aber in den Alpen regelmässig wiederkehrendes Ver- hältniss, diese Einlagerung des Kalks mitten im Flysch; im Schwarz- kopf und Fianell viele tausend Fuss mächtig, dann zu einem schmalen, nur im Thalgrund sich haltenden Ausläufer sich zusammenziehend,, in der Weisshornmasse wieder gewaltig anschwellend und die Flyschdecke ganz abwerfend, hierauf in den, zuletzt kaum 50 F. mächtigen Keil aus- laufend, an dessen Ende, aufGiuils, der untere und obere Flysch ganz zusammentreten und eine ungetrennte Masse bilden. Von der Alphütte in Sterlera erreicht man, nach einer kleinen Stunde starken Steigens, einen sehr hoch liegenden Gebirgskessel, im Halbkreise umschlossen von den Gletschern und schneeigten Hörnern der Averser- stöcke und der Forbicekette , welche durch einen nicht mehr sehr hohen, aber vergletscherten Sattel getrennt werden. Auf den nahen Gräthen und dem Boden des Kessels, wo der Schnee ihn nicht bedeckt, sieht man 13 98 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. nur Schiefertrümmer, und erst südwestlich vom Sattel ragen die wilden Kalkstöcke des Weisshorns hervor. Fast ohne mehr zu steigen, gelangt man nun auf die Höhe des Kammes, von der man nach Curtins hinabsieht. Eine tiefe, öde Schlucht, auf der rechten Seite von den Felswänden und steilen Trümmerhalden der Forbicekette, auf der linken von jähen Weid- gehängen eingeschlossen, liegt vor uns, und nur nach Umgehung des Hintergrundes derselben , auf den Höhen der linken Seite, kann man endlich gefahrlos in den Thalgrund niedersteigen. Kalkreiche Schiefer und körnige bis dichte graue Kalksteine, häufig abwechselnd mit Quarzlagern , herrschen auch hier auf beiden Thalseiten. Einen weit bequemeren Pass über diesen Gebirgszug, den ersten für Jedermann gangbaren nördlich von den Pässen, die von Stalla nach Juf führen, gewährt die breite Einsattlung zwischen der Moss- und Schmoras- alp, die wir zur Nordgrenze dieser Gruppe gewählt haben. — Von Forno nuoyo, bei Vorder-Ferrera, bis nach Zaffün, dem unteren Kessel der Mossalp, herrscht, so viel die allgemeine Walddecke erkennen lässt, der chloritische Gneis des Ferrerathales. Der Alpboden von Zaffün ist mit schönen Weiden bedeckt, und zu beiden Seiten von weissen Kalk- wänden eingeschlossen, von denen die südliche den unteren Abfall des schroffen, auch auf dieser Seite zum Theil mit Gletschern belasteten Fianell bildet. Am Wege zum oberen ausgedehnteren Alpboden von Moss hinauf, finden sich fortwährend von der Höhe herabgefallene Blöcke von weissem Marmor und Dolomit, der Boden selbst aber besteht aus grün- lichem und stahlgrauem , oft sehr kalkreichem Glimmerflysch,, der jedoch in dem herrschenden Kalkstein nur eine untergeordnete Bedeutung erhält. Die Abhänge, welche die Alp einfassen, bestehen auch hier, bis auf die höchsten Kämme hinauf, aus körnigem und schiefrigem hellfarbigem Kalk- stein, aus Rauchwacke und ausgezeichnetem, gelb bestaubtem Dolomit, und dieselben Steinarten herrschen , in mannigfaltig gewundenen Fels- zacken, auf der Höhe des Passes. — In den sanft abfallenden Weid- gehängen von Schmoras tritt wieder grauer Glimmerflysch unter dem GRUPPE DES CURVER. 99 Kalkstein heraus, und, sowohl im Kalk, als im Flysch, werden hier, am nördlichen Fuss des Fianell, Eisenerze, Eisenglanz und Eisen- glimmer , gebrochen, in ähnlichen Lagerungsverhältnissen, wie am Schwarzkopf. 5. GRUPPE DES CURVER. Es ist diese nördlichste Gruppe des langen Gebirgszuges, der Ober- halbstein gegen Abend begrenzt, weniger, als die beiden vorigen, aus- gezeichnet , durch schroffe, zerrissene Felsgipfel; sie erhebt sich weniger hoch über die angrenzenden Thäler, und, obgleich auf den obersten Kämmen, in manchen Sommern, der Schnee auch nicht ganz wegschmilzt, so hat doch nirgends Gletscherbildung statt gefunden. Die Gruppe erscheint (s. Tab. Il, Fig. 2), als eine von Schams aus gehobene, daher gegen West steil abfallende, gegen Öberhalbstein sich langsam abdachende Hochfläche, die, durch einen in der Mitte fort- laufenden Felskamm, in eine östliche und westliche Hälfte getheilt wird. In diesem Felskamm ist nur der breite, nach allen Seiten schroff abge- stürzte Piz Curver (8650) ein Gipfel von Bedeutung ; doch hebt auch er sich nicht auffallend hervor, da der Felskamm selbst, bis gegen Schmoras, und auch beträchtlich weit nördlich vom Gurver, sich in einer Höhe von mehr als 8000 F. behauptet. Von dem Mittelkamm gehen nach beiden Seiten beträchtlich hohe, und in seiner Nähe felsigte Ausläufer aus, welche die verschiedenen Alp- bezirke von einander scheiden. Die bedeutendste dieser von O nach W streichende Ketten erhebt sich zwischen dem Nandroö - und dem Presanzthale. Im Anfang wenig steil, so dass noch das grosse Dorf Reams, auf einer breiten Vorstufe, Raum zu ausgedehntem Feld- und Wiesenbau findet; auch tiefer, nach Schmoras hinein, auf den unteren Gehängen noch sanft abgedacht, in der Höhe aber schon schroff und felsigt; nach der Kreuzung mit dem Mittelgrathe auch gegen den Ausgang von Ferrera und Schams fortsetzend. 100 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. In Oberhalbstein fällt jedoch, wenn man das Gebirge von der Haupt- strasse aus betrachtet, vorzugsweise der sonderbar gestaltete Toissa in’s Auge , durch welchen das weidreiche Presanzthal von den Alpbezirken von Mons und Stürvis geschieden wird. Ueber der Stufe, auf der Sallux steht, erhebt sich der Toissa, wie die Ruine eines colossalen, römischen Amphitheaters, eine elliptische, thurmartig, in schroffen Felswänden aufsteigende Masse. Nur auf der Gonters zugekehrten Seite ist diese Ring- mauer eingestürzt, und gestattet den Eingang in ein mit Wald und Schaf- weide bedecktes , inneres Kesselthal , in eine kleine Galdera. — Von dem Mittelkamm wird der Toissa durch eine tiefe Felsschlucht abgesondert, über welcher, auf einer schmalen Terrasse, der, in der ganzen Gegend hoch verehrte, Wallfahrtsort Ziteil (7520), an den Abhang des nörd- licheren, kleinen Curver angebaut ist. Ein piemontesischer Kapuziner und ein alter Sakristan, aus einem der näheren Dörfer, versehen, an diesem rauhen Orte, den Gottesdienst. Am Abend vor Feiertagen füllen sich die zwei, wegen der kleinen Fenster, beinahe dunkeln Kammern, und die, im nämlichen Gebäude befindliche Kapelle, mit einer solchen Menge von Landleuten , dass man kaum Raum zum Stehen findet, und, als wir, den ten August 1838, in der Frühe auf dem kleinen Curver (8480°) standen, erscholl, bis zu uns herauf, der Gesang einer zahlreichen Pro- cession, die von Stürvis heraufgezogen war, um Regen zu erbitten. Es bewies auch das Gnadenbild seine Wunderkraft in reichem Maasse; denn, nur zwei Tage später, wurden, durch ein Hagelgewitter, alle Brücken in Avers und Ferrera zerstört, der Fallergrund unter Wasser gesetzt, und, in dem, durch den Fallerbach bedrohten Molins, durchwachten wir die fürchterliche Gewitternacht, nicht ohne Besorgniss, die Verwüstungen von 1834 sich erneuern zu sehen. Der Mittelkamm zieht sich, nördlich vom Gurver, um den weiten Kessel der Despinalp herum, derselben schroffe Felsabstürze zukehrend, aber immer mehr sich erniedrigend, je mehr er sich dem nördlichen Ende der Gruppe nähert. Jenseits Despin steht, mitten auf einer Einsattlung des Rückens, das Sommerdorf Ober-Mutta (5760'), mit herrlicher Aussicht, GRUPPE DES CURVER. 101 über ganz Schams nach einer Seite, über Domleschg nach der anderen. Hier wohnt eine kleine deutsche Gemeinde, von wenig über hundert Bürgern , ganz umringt vom romanischen Stamm; die Stufe, die sich bis dahin an der Ostseite des Gebirges herumzog, hat sich hier beinahe ganz verloren, oder sie wird, wie die gegenüberliegende des Schyns, durch weite und bis in die Tiefe des Albulabettes eingreifende Tobel, so stark zer- rissen, dass nahe liegende Dörfer, wie Stürvis, Solis und Unter-Mutta, nur durch lange, die Tobel umgehende Umwege, in Verbindung stehen. Auf der Westseite des Gebirges brechen die Ausläufer des Curver ab an dem allgemeinen Absturz gegen Schams. Der eine, der sich am Mittel- kamm mit dem südlichen Grenzkamm der Gruppe verbindet, trennt die Albinalp von der Nezzaalp, und endigt sich, oberhalb Andeer, in der flachen Pyramide der Cera. Der andere, unmittelbar vom. Gurver aus- gehend, scheidet Vezza von Despin, und krümmt sich, am Westrande des Plateau, um diesen Gebirgskessel herum , bis oberhalb Ruschein (Reischen), so dass das Alpwasser nur durch eine enge Felskluft einen Ausfluss findet. Die Schichtenstellung in dieser Gruppe ist, der vielen localen Unregel- mässigkeiten wegen, schwer zu beurtheilen, und, besonders in der Höhe, sehr veränderlich. Als Mittelresultat, und nach Beobachtungen an den unteren Felsen, in der Via mala, bei Ruschein und Pigneu, ergibt sich ein, zuweilen stärkeres, zuweilen dem Horizontalen genähertes Fallen nach SO, und hiemit stimmt auch die äussere Form der Gruppe und ihre flachere Abdachung gegen Oberhalbstein überein. Die Entstehung des Schamserthales kann jedoch nicht durch diese Schichtenstellung erklärt werden. Der elliptische, meist von steilen Abstürzen umschlossene, nit benachbarten Thälern nur durch die langen Clusen der Rofla und der Yia mala verbundene Thalkessel erinnert an die Erweiterungen des höheren Oberhalbsteins, an die Ebenen von Rofna und Marmels, und, wie diese, verdankt er wohl seinen Ursprung dem localen Zurücksinken des erhobenen Bodens. Die in der Höhe gebliebenen Theile dieses Bodens finden wir wieder in den ausgedehnten Alpflächen von Vezza, Despin 1693 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. und Arosa, jene auf der rechten, diese auf der linken Seite von Schams; und wirklich scheinen auch dem Auge, wenn man sich nahe am Vorder- rand dieser Alpboden befindet, ihre Flächen unmittelbar zusammen- zuhängen, und das 3000 FE. tiefer liegende Schamserthal wird ganz über- sehen. Die Täuschung ist eben so vollkommen, als im vorderen Faller, wenn man nach Flixeralp hinübersieht. Das herrschende SO Fallen steht wohl offenbar in Verbindung mit dem Auftreten der ÜCentralmasse des Suretastocks, in deren östlichen Fortsetzung sich der hohe südliche Grenzkamm dieser Gruppe befindet. Die äussere Form folgt demnach hier noch dem Adulasysteme, der Schichtenfall den Gesetzen der alpinischen Gentralmassen; gerade umge- kehrt, als wie wir es, auf der Westseite der Suretamasse, in Rheinwald, gefunden haben. Da jedoch die Hauptthäler, welche östlich und westlich die Curvergruppe begrenzen und ihre Gestalt bestimmen‘, wahrscheinlich noch jünger sind, als die angrenzenden Uentralmassen , indem Schams z. B. auch die Suretagneise durchschnitten hat, so kann diese Differenz auf keinen Fall unsere früheren Schlüsse wankend machen. Wie fast immer in Bündten , würde man die geologische Beschaffenheit auch dieser Gruppe sehr falsch beurtheilen , wenn man sich begnügte, nur den Fuss und die tieferen Abhänge derselben zu untersuchen. Mit Ausnahme der zunächst an die Suretamasse angrenzenden Partie von Ferrera bis Andeer, zeigt die ganze übrige Peripherie nur gemeinen Flysch und Kalk. Die Via mala und der benachbarte Schyn sind ganz in diese Gesteine eingeschnitten, und es wiederholen sich, in stunden- langen Engpässen, die bekannten Eigenthümlichkeiten dieser, in Bündten vorherrschenden Steinarten ; furchtbare, enge Spalten, aus deren Grunde man, auf den mehrere hundert Fuss hoch darüber wegführenden Brücken, kaum noch das Rauschen des Thalflusses vernimmt, der sich zum Theil auch , unter überhängenden Felsen, dem Auge entzieht ; stets sich er- neuernde Anbrüche , mit weit hervorstehenden Quarzlagern ; ausgedehnte, steile Halden von Schieferschutt; enge Tobel, die, von der Hauptspalte aus, quer in’s Gebirge eingreifen, und einem regelmässigen Strassenzug GRUPPE DES CURVER. 105 fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegensetzen. — Auch auf dem obersten Kamm findet man noch diese Flyschgesteine als herrschende Steinarten. Die Despinalp ist grösstentheils von ihnen umschlossen , der Curver selbst besteht in seiner Hauptmasse nur aus ihnen, der Toissa- stock aus Kalk. Um so unerwarteter ist das Auftreten ganz anderer, nur in Bündten. in solcher Verbindung erscheinender Steinarten, an den mittleren Gehängen der Gruppe. 1. Ostseite der Gruppe. Der breite Eingang des Nandröthales, von Savognin her, wird von mehreren Flyschtobeln durchschnitten,, die zu langen Umwegen zwingen, bevor man die auf der linken Seite von Nandrö sich haltende Strasse erreichen kann. Noch ist man nicht weit auf derselben fortgeschritten, so sieht man, in einem Erdrutsch, des mit steiler Weide bekleideten , südlichen Abfalls unserer Gruppe, Gyps anstehen, weiss, feinkörnig bis dicht, in unklaren Lagerungsverhältnissen. In geringer Entfernung ragen grüne Schiefer aus der Grashalde her- aus, und viele Blöcke von Serpentin und Gabbro zeugen von ausgedehnten Felsmassen dieser Steinarten in grösserer Höhe. Wir stiegen, um die- selben zu erreichen, am steilen Abhange aufwärts, und fanden, nach ungefähr einer Stunde, den anstehenden Fels, der von da, meist ın un- ersteiglichen Wänden, bis auf den obersten Kamm sich erhebt. Die Steinart dieser Felsen ist fester, grauer /lysch, und bis an das östliche Ende des Ausläufers bildet er die Hauptmasse desselben. Eine Stelle erregte jedoch unsere Aufmerksamkeit durch ihre braunrothe , eisen- schüssige Farbe, und, bei näherer Ansicht, zeigte sich uns ein 2—3F. mächtiger, verticaler Gang von Serpentin, mit Verzweigungen in die Schiefermasse, und hoch gegen die nicht mehr zugänglichen Theile der Felswand fortsetzend. Eine neue Bestätigung, dass der Flysch den Ser- 104 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. , pentin durchbrochen habe, also jünger sei, und, wenn auch zum Theil aus Flysch entstanden, doch zugleich mit anderem Flysch in dasselbe Verhältniss getreten sei, wie die übrigen pyrogenen Gesteine zu ge- schichteten Sedimentgesteinen. Dass aber , bei dieser Durchsetzung, der Flysch nicht grün geworden ist, dass wir überhaupt die Gänge von Serpentin in der Regel mit grauem Elysch in Contact finden, lässt den unmittelbaren Einfluss des feurig flüssigen Gesteines auf das Nebengestein als einen sehr beschränkten erscheinen, und deutet wieder an, dass wir nicht diesem Einfluss die Umwandlung ganzer Gebirge, wovon die Alpen so grossartige Beispiele enthalten, zuschreiben können. Erst tiefer einwärts in Nandrö, wo es sich in die zwei Thäler Curtins und Schmoras theilt, kann man den oberen Rücken des Gebirges ersteigen. Ein mächtiger Kamm von Serpentin und Gabbro krönt denselben, und setzt, in rauhen, zackigen, von Trümmerhalden umgebenen Stöcken, ostwärts fort. Der angrenzende Schiefer ist grüner Schiefer, auf allen Stufen der Entwicklung, und, als eine derselben, erscheint auch der Diallagschiefer, den wir schon auf Giuils kennen gelernt haben. Häufig zeigt der grüne Schiefer, beträchtlichen Kalkgehalt; ferner Adern von Epidot, und eingesprengten Schwefelkies. Auch sieht man Serpentin- breccien, in denen eckige Stücke von Serpentin und Kalk, theils scharf abgeschnitten, theils miteinander verwachsen sind. Im Serpentin , wo er in grösseren Massen auftritt, bemerkt man Magneteisen in einge- sprengten Körnchen , Adern von Asbest und Ueberzüge von Pikrolith. — Diese Serpentine und Gabbro mögen den Rücken in einer Ausdehnung von einer Viertelstunde bedecken ; man sieht aber auch Spuren derselben aus dem südlichen Abhange des Gebirges heraus treten, durch die sie sich wahrscheinlich an den Gabbro im Thalboden von Nandrö anschliessen. Nicht mehr fern von der Stelle, wo der Rücken sich mit dem Mittel- kamm vereinigt, sieht man demselben eine pyramidale Kuppe aufgesetzt, deren schneeweisse Anschürfungen ein neues Gestein verrathen. Es ist wirklich Gyps, der die Kuppe bildet. Mit ihm enge verbunden erscheint auch bräunlich gelbe Rauchwacke, und nur im obersten Gipfel der Kuppe GRUPPE DES CURVER. 105 wird er von schwarzem und buntem Schiefer bedeckt. Wie der unmittelbar an'ihn angrenzende Serpentin, erstreckt sich der Gyps am südlichen, und auch am nördlichen Abhange , tiefabwärts ; man sieht ihn, theils wirklich hervortreten, theils verräth er sich durch eine Folge trichterartiger Ver- tiefungen. j Weiterhin besteht das Gebirge aus einem chaotischen Gewirre,, zum Theil eingestürzter, zum Theil noch in zackigen Gipfeln emporstarrender Felsen, durch die man nur mühsam sich durcharbeitet. Die Steinart ist ein festes Conglomerat, in groben Sandstein übergehend , auffallend ähnlich dem Gestein, das, in den Berneralpen , die obere Masse der räthselhaften Niesenkette bildet. Dichter und feinkörniger, grauer und schwarzer Kalk, Dolomit, schwarzer Thonschiefer und Quarz, theils eckig und breecienartig, theils mehr gerundet, sind, ohne Gement; als das der feineren Theile ihrer Substanz , so innig verwachsen, dass man gewöhnlich ebene Bruchflächen erhält, und niemals einzelne Trümmer aus der Masse zu lösen vermag. An den äusseren, der Atmosphäre aus- gesetzten Flächen ragen die Quarztheile, als vereinzelte Spitzen und Zacken, oft weit heraus, während der Kalk fast einen Zoll tief zerstört. und weggeführt worden ist. Diese Breccie ist auch auf dem Gebirgs- knoten das allgemein herrschende Gestein, wo, in einer Höhe von mehr als 8000 F., die drei Ketten am Mittelkamm zusammenstossen , die, ost- wärts, Nandrö von Presanz, westwärts, Moss von Albin, und dieses von Nezza trennen. Hier aber geht sie nun, durch Beimengung gelblich erdiger Dolomittrümmer in eine zellige Breccie und in Rauchwacke über, deren Vorkommen, in solcher Nähe des Gypses, nicht auffallen kann ; und, bei der Untersuchung der Westseite des Gebirges , werden wir noch andere , mehr unerwartete Metamorphosen derselben kennen lernen. Als directe Fortsetzung, des östlichen Ausläufers macht sich vorzüglich die Kette der Gera, zwischen Albin und Nezza, geltend, und man darf auch nicht weit auf diesem Rücken fortschreiten, so erscheint von Neuem Gyps, in grosser Mächtigkeit, die ganze Kette, von der einen Alp bis in die andere, durchsetzend, und gegen Nezza wild zerborstene zackige 14 106 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Felsen hervorstossend, die, in einiger Entfernung, täuschend einer in den Alpboden herabsteigenden Gletschermasse ähnlich sehen. Die nächste Umgebung dieses Gypses besteht aus gelb bestaubtem dolomitischen Kalk und aus Rauchwacke, die, auf dem obersten Kamm theilweise, von Zlysch, grauem und glimmerigem Schiefer und schiefrigem Kalk, bedeckt werden. Näher am Mittelgrat erhebt sich ein höherer Felsstock , fast ausschliess- lich aus Rauchwacke bestehend, felsigt, mit steilen, weit verbreiteten Trümmerhalden an seiner Nordseite , die, mit denjenigen des Curver zu- sammenstossend, den ganzen hinteren Thalkessel erfüllen. Das Fort- schreiten über die furchtbar rauhen Felsen der Rauchwacke und ihre zerfallenen Massen wurde uns etwas erleichtert durch einzelne Schnee- flächen, die hier dem Sommer getrotzt hatten. Auf dem schmalen Mittelkamm, zwischen Nezza und den Alpen von Presanz, wird die Rauchwacke noch einmal verdrängt durch Gyps, so nahe der zuerst gefundenen Stelle, dass beide Massen wohl in unmittel- barem Zusammenhange stehen, der nur durch die Trümmer - und Schnee- halden verdeckt wird. Ganz nahe an diesem Gyps, am südlichen Fuss des Qurvergipfels, erscheint auch grüner Schiefer und grünlich schwarzer Serpentin, gangartig in die Curvermasse eingreifend. Es enthält dieser Serpentin Adern eines blassgrünen,, durchscheinenden Minerals, versteckt fasrig, mit unbestimmten krystallinischen Partieen , unschmelzbar, die Härte=3,8, aufKluftflächen bedeckt und auch sonst enge verbunden mit schuppigem Talk. — An den südlichen Abstürzen des Ourver lässt sich der Serpentin, in Ah 9';, ziemlich weit verfolgen, und geht, an seinem westlichen Ende, wo er sich unter den Trümmern des Curver verliert, in undeutlich entwickelten Gabbro über. Zugleich enthält er hier Nester und Adern von weissem Kalkstein, in denen man auch derben, braun- rothen Granat entdeckt. Die Hauptmasse des Curvergipfels aber besteht aus Flysch, schwarzem, sehr dünnblättrigem Thonschiefer , der kaum Spuren von Aufbrausen zeigt, und dunkel grauem schiefrigem Sandstein, fest und wie gefrittet, der ziemlich stark aufbraust und kleine, mit der Masse verwachsene, GRUPPE DES CURVER. 107 weisse Glimmerblättchen einschliesst. Die Schichten sind vielfach zer- borsten und gekrümmt, und der oberste Gipfel, nach allen Seiten zer- rissen , umgibt sich , durch stets erneuerte Einstürze , mit hohen Schutt- halden. Von dem, im Hintergrund von Nezza, auf dem Mittelkamm anstehenden Serpentin (8230') weg, richteten wir, an den östlichen Abstürzen des Ourver durch , unseren Weg gegen Ziteil. Die vorherrschenden Trümmer der höchsten Gipfel, sowie die in der Nähe anstehenden Felsen , bestanden immer aus braunen und grauen, wie verbrannt aussehenden Flyscharten ; aber längs dem ganzen Abfall, bis Ziteil, mengten sich ihnen häufig auch grüne Schiefer und Galestrogesteine, oder mit vielem grünem Talk- schiefer verwachsene Quarzite, bei, die ersteren oftsich sehr einem berg- grünen dichten Aphanit nähernd. — Auch in dem hohen Felskranz , der, auf der Nordseite desGurver, sich um die Despinalp herumzieht , steigen in dem grauen Flysch mächtige Rippen von grünem , durch Eisengehalt oft stark geröthetem und mit braunrothen Krusten überzogenem Schiefer vertical in die Höhe, durch festeren Zusammenhalt der Verwitterung mehr Widerstand leistend, und, an den Abhängen, wie auf dem oberen Kamm „ über den Flysch hervorstehend. Am östlichen Fuss dieser Rippen und in der Tiefe der Schlucht, die den Despinkamm von dem Toissa trennt, ist Serpentin anstehend; die Rippen selbst umschliessen wohl in ihrem Kern Gänge, die aus der tieferen Grundmasse im Flysch aufgestiegen sind. — Auch längs dem östlichen Fuss des Toissa, sieht man, im Walde, der ohne Unterbrechung den- selben umzieht, nur Trümmerhaufen von grünem Schiefer und Galestro, und, oberhalb Salux, mengen sich denselben viele Stücke von Serpentin und Gabbro bei, so dass, auch auf dieser Seite des Berges, am unmittel- baren Fuss der Felswände, diese Gesteine in grosser Mächtigkeit hervor- treten müssen. Der Toissastock , scheint es, ist durch den Serpentin, oder durch die Kraft von Dämpfen, wie der Pfropf eines Sauerwasserkruges, heraus- gestossen worden. Die fürchtlichen Abstürze, die er, besonders gegen » y 108 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. S,W und N, zukehrt, zeigen Schichten, die von Aussen gegen das Innere des Stocks einfallen, und deren abgebrochene Schichtenköpfe , wie die Steine einer zusammenstürzenden Mauer aus der äusseren Wand herver- ragen. Hohe Trümmerhalden bedecken überall den Fuss der Mauer. Die Steinart ist, theils grauer und schwarzer Kalk, bei Ziteil, in einzelnen Stücken auch weisser Marmor, theils schwarzer breccienartiger Kalk, wie er z.B. ıım Flysch des Simmenthales und bei Saanen vorkommt ; vor- herrschend aber ein sehr feinkörniger grauer Dolomit, von so vielen Spalten durchsetzt, dass man kaum einen frischen Bruch schlagen kann. Der Serpentin und die grünen Schiefer, die in dieser Gegend noch in so grosser Mächtigkeit entwickelt sind, setzen, ebgleich unterbrochen, bis gegen Mutta, und wahrscheinlich noch weiter nördlich fort. Das anstehende Gestein, auf Obermutta sowohl, als in den Tobeln, durch die man von da zur Brücke von Solis hinabsteigt, ist zwar grauer Flysch, die Steinart der Via mala; aber eine Menge Blöcke von grünem Talk- schiefer und Galestro, grünen talkigen Sandsteinen, und, etwas seltener, auch von Serpentin lassen auf ausgedehnte Felsmassen dieser Gesteine in den oberen Höhen des Abhangs , in der Fortsetzung des Despiner- kamms, schliessen ; obgleich es auch möglich ist, dass einige derselben, z.B. die grünen Sandsteine, aus dem Gebiet der höheren Albulazuflüsse herstammen. Von der Solisbrücke bis Alvaschein zeigen sich jedoch diese’ grünen Trümmer, denen sich nun auch rothe Schiefer und Sand- steine beimengen, so zahlreich, dass grössere Halden und Haufwerke ausschliesslich aus ihnen bestehen, und kaum an dem Vorkommen an- stehender Felsen in der steil gegen Mittag abgebrochenen Hügelmasse, zwischen® Lenz und Obervaz, gezweifelt werden kann. Wirklich findet man auch, am westlichen Ende von Alvaschein, einen Felskopf von rothem Schiefer und Sandstein, der, mit O Fallen, dem gewöhnlichen grauen Flysch aufgelagert ist. Ob von hier aus diese Gesteine sich noch weiter gegen Mitternacht verbreiten, können wir nicht bestimmen. Ebel”) *) Ebel, Anleitung, Art. Domleschg. GRUPPE DES CURYER. 109 y führt an, dass auf den Höhen, die Domleschg von Churwalden trennen, ein hochrother Thonstein mit Quarzkörnern gefunden ‚werde. Als wir jedoch von Churwalden aus den höchsten Gebirgskamm ‚bestiegen und ziemlich weit gegen Mittag zu verfolgten, fanden wir überall den grauen Flysch als allein herrschende Steinart. Dagegen haben wir bereits in der "Beschreibung von Davos angeführt, dass der isolirte kleine Felskopf, das Rotelser-Bühel, das so unerwartet aus der Rheinebene des Domleschg aufsteigt, aus charakteristischem grünem Schiefer besteht, der in jeder Hinsicht mit demjenigen von Stalla oder Molins übereinstimmt. 2. Westseite der Gruppe. In ungefähr zwei Stunden steigt man von Andeer, über Berenburg und die Andeerer-Maiensesse, steil aufwärts nach dem vorderen Theil der Albinalp, stets umgeben von dem grünen Chloritgneis und Gneis- porphyr von Ferrera. Das Fallen ist N, mit schwankendem Streichen, in der Tiefe, bis zu den unteren Maiensässen, h 8'/2, bis A 10'),, in der Höhe dagegen ist die herrschende Stunde, constant A 6. Am Eingang der ziemlich flachen Alp, und am Abfall der Cerakette gegen dieselbe, zeigen sich neue Gesteine , die aber, nach ihren Bestand- “ theilen und äusseren Formen , den vorigen so nahe stehen, dass alle Be- mühung, ihre Grenze gegen den Gneis zu bestimmen, vergeblich war. Es ist em Conglomerat von sehr mannigfaltiger Zusammensetzung , das diese obere Masse des Gebirges bildet. Länglichte Mandeln von grauem Quarz und feinkörnigem, weissem und gelblich weissem Kalk werden umwickelt von grünlich grauem, fettartig glänzendem Thonschiefer, dessen Blätter allen Krümmungen der Mandeln folgen. Nach einer andern Seite nähert sich die Steinart mehr einem krystallinisch chemischen Gemenge: Quarz und Kalk sind in dünnen Adern und Nestern mit dem Thonschiefer verwachsen, dieser gewinnt stärkeren Glanz und geht über m Talk- 410 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. schiefer, es erscheinen silberweisse Glimmerblättchen , und nun entdeckt man auch krystallinische Partieen von grauem Orthoklas, der bald, in 4 bis fast 3 Zoll grossen, breiten und stark glänzenden Zwillingen zu einem herrschenden Bestandtheil wird. Der Kalk tritt, so wie der Feld- spath häufiger erscheint, zurück, und, gegen die Alphütte hin, ist das Gestein wieder ein wahrer grobflasriger Gneis geworden, ohne Kalkein- schlüsse. In dem Haufwerk von Blöcken, am Eingange des Alpbodens, die daselbst vom CGerakamm herabgestürzt sind , zeigen sich alle Uebergänge, von vollkommenem Gneis in eine deutliche Kalkbreccie, so dass man sich hier von diesem Zusammenhang der Steinarten besser noch überzeugt, als es am anstehenden Fels selbst geschehen könnte. Nicht selten sind kleine Schwefelkieswürfel eingesprengt, zuweilen so gedrängt, dass, durch ihre Zerstörung, das Gestein sich mit einer braunrothen Kruste über- zieht. In anderen Blöcken schwillt der weisse Kalk zu grösseren, mehrere Fuss haltenden Massen an, und an der Felswand selbst, steht man viele Klafter grosse, lagerähnliche Nester von weissem Marmor mitten in dem Conglomerat, gleich denjenigen, die, unter ähnlichen Verhältnissen, in dem Chloritgneis von Ferrera vorkommen. Solche Massen zeigen sich vorzüglich auf der Nordseite, in dem steilen Abfall der Gerapyramide, und eine derselben, die unmittelbar über dem unteren Gneis zu liegen scheint, möchte man, ihrer grossen Ausdehnung wegen, beinahe als eine selbstständige Zwischenbildung betrachten, wenn die höheren, ganz umwickelten Massen nicht eine allgemeinere Auffassung dieser Verhältnisse verlangten. Räthselhaft bleibt, bei dieser Umwandlung des petrographischen Charakters, der Uebergang aus der steil N fallenden Structur des tieferen Gneises in die beinahe horizontale, oder schwach SO fallende der oberen Sedimentmassen. Diese letztere Schichtenstellung theilt bereits der mäch- tige weisse Marmor, der die Grundlage des CGonglomerats zu bilden scheint. Wir erinnern jedoch an die ganz ähnlichen Verhältnisse , die im Berner-Oberland, am Mettenberg und im Urbachthal, zwischen der Schichtung der Kalkkeile und derjenigen des sie überlagernden Gneises GRUPPE DES CURVER. 414 beobachtet worden sind, und die der eine von uns, in diesem Bande der Denkschriften, beschrieben hat; wir erinnern ferner an den gneisähn- lichen Sandstein, der, an der Jungfrau und auf Foullyalp , zwischen den oberen N fallenden Sedimentlagern und dem unteren, vertical oder steil südlich abgesonderten Gneis-Granit , liegt, und die reine Auffassung der CGontactverhältnisse so schwierig macht *). Diese Thatsachen scheinen beinahe zu Gunsten der Ansicht zu sprechen, die in der Stratification des Gneises keine wahre Schichtung erkennen will; und die regelmässige Fächerstructur der alpinischen Gentralmassen scheint auch ihrerseits auf etwas ganz Anderes, als auf mechanische Bewegung und Aufrichtung von Schichtensystemen , die grosse Gebirge bilden , hinzudeuten. Höher, gegen den Gerakamm hinauf, und im Hintergrund, wo der Alpboden zu steigen anfängt, gewinnt der Kalk in unserem Conglomerat rasch das Uebergewicht, und zugleich entwickelt dasselbe immer mehr den Charakter einer mechanischen Bildung. Mit dem weissen Kalk er- scheinen eckige Partieen von dunkelgrauem, feinkörnigem und dichtem Kalk, gegen. welchen die weissen Marmorpartieen zuletzt ganz ver- schwinden , der Thonschiefer wird grau und schwärzlich und mengt sich mit Kalk; die Steinart wird ganz zu dem im Knoten des Mittelkamms herrschenden grobkörnigen Niesensandstein und Niesenconglomerat. Auch hier sind indess die Gemengtheile wieder so innig unter sich verwachsen , der Quarz dringt in so feinen Partieen in den Kalk ein, die Trennungs- flächen der eckigen Kalkstücke gegen den Schiefer und Quarz sind so wenig deutlich , dass man den Gedanken an eine rein mechanische Bildung so- gleich wieder aufgibt. Ein öder Thalgrund, von felsigten Kämmen enge umschlossen, führt, oberhalb der Alphütte, in mehr südöstlicher Richtung, nach einer langen Schnechalde , über die wir auf den Mittelkamm stiegen. Beide Seiten- gebirge bestehen aus braunem und grauem, breccienartigem und zelligem Dolomit, oder Rauchwacke,, verwachsen mit grauem körnigem Kalk ; ") 8. Studer, Geologie der westl. Alpen, p. 162 u. 192. 418 GEOLOGIE VON MITTEL-BUNDTEN. einem Gestein, das man nur als eine die Nähe des Gypses bezeichnende Abänderung der in der tieferen Alp und auf dem Mittelkamm selbst herrschenden Steinart betrachten kann. — Auf dem hohen Joche, das, am oberen Ende der Schneelehne, über das Gebirge führt, sieht man gegen Mittag, in beträchtlicher Tiefe , den Sattel zwischen den Alpen Moss und Schmoras ; in grösserer Nähe, am Fuss der Trümmerhalden, über denen man steht, einen kleinen See und einzeine Schneefelder. Wie räthselhaft! wie entgegen allen herrschenden Systemen die, mehr auf die Grundlage einer noch in der Kindheit stehenden Chemie, als auf die Uhemie der Beobachtung im Grossen gebaut sind-! Gneis, Marmor, Conglomerat und Rauchwacke in so enger Verbindung, dass die vier Stein- arten nur Eine Masse bilden ; ein mehrere tausend Fuss hohes Profil der ver- schiedenartigsten Bildungen und alle in einander übergehend; in der Tiefe verticale, in der Höhe horizontale Lagerung, ohne dass man sagen dürfte, es seien die oberen Massen den tieferen aufgesetzt, oder es seien diese in jene umgebogen. Wir fanden die, in Albin über die Natur dieser merkwürdigen Conglomerate gesammelten Thatsachen vollkommen bestätigt, durch die Untersuchung der nördlicheren Alpkessel von Vezza und Despin. Von Pignieu führt ein steiler, doch ziemlich gut gebahnter Weg in etwa zwei Stunden nach den Maiensässen Baül (6020'), am vorderen Rand der Nezzaalp, auf einer halbkreisförmig von Felsen umschlossenen Stufe. — Im unteren Theile des Pignieuer Tobels herrscht dunkler Glimmerflysch, der jedoch von den vielen Trümmern und grossen Blöcken, die, an der Nordseite des Tobels, eine mächtige und sehr hoch ansteigende Schutt- halde bilden , meist verdeckt wird. Erst etwa 1"), Stunde über Pignieu, wo der Weg, der sich bis hier auf der Nordseite hielt, über den Bach setzt, um hohen Felswänden auszuweichen , findet man den Flysch wieder in grösserer Ausdehnung anstehend , horizontal. Er bildet die Grundlage jener hohen Felsen von weissem Marmor, deren Trümmer vorherrschend den unteren Abhang bedecken. Es setzen diese Felsen durch das Tobel GRUPPE DES CURVER. 415 gegen Albin fort, wo sie sich mit der, den Gneis bedeckenden , grösseren Kalkmasse vereinigen ; in noch grösserer Mächtigkeit aber sieht man sie nordwärts, über Zillis durch , ‚gegen den Ausgang von Despin sich aus- breiten, dem Hauptthal mehr als hundert Fuss hohe Abstürze zukehrend. Bevor man noch die Stufe von Baül erreicht, wird der reinere Kalk bereits von Conglomerat bedeckt. Es ist, bald eine fast reine Kalkbreccie, mit talkigen Ablosungen ; bald sind Talk und Quarz in grösserer Menge nesterweise mit dem Kalk verwachsen, und in diesem Gemenge findet man wieder andere Nester von grünem Gneis mit grossen Feldspath- krystallen, die man beinahe für eingeschlossene Trümmer von Ferrera- gneis halten könnte, wenn sie nicht mit der übrigen Masse nach allen Seiten verwachsen erschienen; bald zeigt sich der Kalk nur noch in ein- zelnen Blättern oder tafelartigen Stücken in dem ganz vorherrschenden grünen Talkschiefer oder Gneis; an noch anderen Stellen geht die Kalk- breccie über in ein dolomitisches gelbliches CGonglomerat und in Rauch- wacke, worin oft ebenfalls noch grüne Talklätter glänzen. Die Grenze der einzelnen Gemengtheile erscheint an der äusseren, halb verwitterten Oberfläche ziemlich scharf, das Gestein deutlich breccienartig ; während im frischen Bruch Alles mehr ın und durch einander fliesst, grauer und weisser krystallinischer Kalk, graue und grüne glänzende Thonschiefer- substanz, Quarz, Talk und Felpspath. So auffallend (diese Gesteinsbildung erscheinen mag, so fehlen uns doch keineswegs Analogieen dazu aus den westlichen Alpen. Wir haben bereits eine Abänderung, die auf Albin sich sehr entwickelt zeigt, mit Niesen- conglomerat verglichen ; die reineren Kalkbreccien stimmen überein mit dem ganz ähnlichen Gestein bei Zweisimmen und Saanen, worin nicht selten vollkommen frische grüne Talkblätter vorkommen ; die mehr krystallinischen, verwachsenen Breccien sind Gesteinen ähnlich, die im Wallis, bei S. Leonhard und Sitten, sich in der Nähe des Gypses zeigen und häufig als Gneis beschrieben worden sind. Ueberall in den Alpen äussert sich, in grossen Entfernungen, und in ganz heterogenen Umgebun- ‘ gen, ein gemeinschaftlicher Typus, selbst in der Beschaffenheit der Stein- 15 414 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. arten, .der bezeugt, dass wir nicht irren, wenn wir, der orographischen Erscheinung folgend, diess ganze, verwickelte und vielfach verzweigte Gebirgssystem doch als Ein Ganzes betrachten, dem, in seiner weiten Längenerstreckung , gleicher Ursprung und gleiche Umwandlungen bei- gemessen werden müssen. Das Conglomerat bildet auch die Felswände hinter Batıl, und setzt von da in die Cerakette über, wo, tiefer im Thale, die Rauchwacke ent- schieden das Uebergewicht erhält. Auf der rechten Thalseite verliert es sich bald unter dem Elysch, der, vom Curver aus, in einer mit ausge- dehnten Weidgehängen bekleideten Rippe, zwischen Nezza und Despin, gegen den vorderen Rand des Gebirges ausläuft. Nachdem wir, in der Mitte ungefähr von Nezza, eine Einsattiung dieser Kette erstiegen hatten, gelangten wir, am jenseitigen sehr steilen Abhang hinunter, in den grossen , ziemlich flachen Kessel der Despinalp. Der westlichere Thalboden , wo die Weide und Flyschschutt den Fels hervor- treten lassen, besteht aus grauem, kleinkörnigem Dolomit , oder dolomiti- schem Kalk, und auch der hohe Wall, der die Alp gegen Schams zu ein- fasst, zeigt, bis hoch hinauf, dieses Gestein in bedeutender Mächtigkeit. In der engen Kluft jedoch, durch welche der starke Alpbach in das Hauptthal hinabstürzt, treten unter diesem Kalkplateau Gesteine hervor, in denen man sogleich die Fortsetzung derjenigen von Albin und Nezza erkennt, obschon ihr mineralogischer Charakter ein ziemlich abweichender ist. Die einen Abänderungen nähern sich einem Quarzit, durch vor- herrschenden Quarz, worin viel Talk und blaulich grüner Thonschiefer verwachsen ist. Andere aber kann man nur Gneis nennen , indem , neben den vorigen Bestandtheilen, bei zurücktretendem Quarz, dieselben grauen, stark perlmutterartig glänzenden Feldspathzwillinge sich einmengen, die auch die Conglomerat-Gneise, der südlicheren Alpen auszeichnen ; bald regelmässig begrenzt in mehr als zollgrossen breiten Krystallen ; bald in mehr gerundeten , stets aber krystallinisch blättrigen Partieen. Die dicken, ziemlich undeutlichen Schichten dieses Gneises streichen A 4, mit SO Fallen. GRUPPE DES CURVER. 4115 Die Bildung ist hier mehrere hundert Fuss mächtig, und man sicht sie, am vorderen Absturz des Gebirges, so weit, als das Auge reicht, gegen Mittag fortsetzen. Auch gegen N waren wir von ihr umgeben, so lange sich der Weg in mittlerer Höhe hielt. Auf Obermutta zeigten sich einzelne Blöcke, die von ihr herzustammen schienen ; die hohen Felswände jedoch, die sich gegen Despin hinziehen und sich beträchtlich über das Dorf er- heben, bestehen aus gewöhnlichem Flysch,, so dass der Gneis, wenn er wirklich bis hieher fortstreicht , noch bedeutend höher vorkommen muss. Es mag auch allerdings Despin wohl nahe an 1000 F. über Obermutta liegen. Auf der linken Seite der Kluft, am Ausgang von Despin, sieht.man die alten Erzgruben , welche, in früheren Jahrhunderten, den Namen dieser Alp berühmt gemacht haben *). Theils nahe an dem in vielen Fällen hin- abstürzenden Thalbache, theils längs dem felsigten Westabhange , gegen Nezza zu, mögen wohl über ein Dutzend Stolleneingänge auf einander folgen, alle längst zerfallen und versumpft , so dass wir nur aus den Halden die Erze beurtheilen konnten. Diese Erze sind, theils in weissen , feinkörnigen und schaaligen Schwerspath eingesprengt, der die Gangmasse gebildet haben mag, sofern wirklich regelmässige Gänge vorkommen , theils im Quarzit und Gneis selbst. Silberhaltender Bleiglanz findet sich am häufigsten, mit ihm dichtes Fahlerz , schwarz, stark glänzend, tombakbraun angelaufen, in der blossen Lichtflamme schmelzend , auf Kupfer, Antimon und Zink reagirend; nicht selten auch Kupferkies. Aus diesen Kupfererzen hat sich, wahrscheinlich als neueres Product, auch Malachit gebildet. — Den älteren Nachrichten zu Folge, wurde der Bergbau ausschliesslich auf Silber und Blei getrieben. Der Alpweg führt, auf der rechten Seite des Baches, in. nördlicher Richtung, abwärts, gegen die Maiensässe von Zillis. Ehe man diese *) Nachrichten über diesen Bergbau sehe man im N. Bündtn. Sammler II. p. 522. 116 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. erreicht, hat man jedoch, etwas tiefer, als die untere Grenze des Quarzit- Gneises, einen zweiten Zufluss des Ruscheinbaches zu überschreiten , der, oberhalb jener Maiensässe, sich eine fürchterlich wilde Schlucht eingefressen hat. Die Felsart dieser Schlucht ist Dolomit, grau, bis in’s Innerste in kleine eckigte Stücke zerspalten, gleich dem Gestein des Ver- samertobels, auch wohl von Neuem zu einer Breccie verküttet, oder dicht mit gelb bestaubter Aussenfläche. Es scheint, auf der rechten Seite des Berges, der Dolomit ziemlich hoch über die untere Grenze des Gneises anzusteigen, so dass die tiefere Masse des letzteren Gesteims sich an dem- selben abschneiden, oder in ihn übergehen muss. Auf der linken Seite des Baches sieht man, von den Maiensässen aus, den Dolomit deutlich , unter dem Gneis durch, gegen Mittag fortsetzen, so dass er wahrscheinlich mit den mächtigen Felsen von weissem Marmor, am Absturz von Nezza und Albin, nur Eine Masse bildet. Auch von den Maiensässen weg behält der nach Ruschein führende Weg immer noch eine nördliche Richtung. Das Gebirge, unmittelbar über Zillis und Ruschein, ist zu steil abgestürzt, als dass, ohne Sprengarbeit,, ein Pfad gebahnt werden könnte. Man muss daher, bis zunächst unter Obermutta, fortgehen,, che man, an den tieferen Gehängen des Gebirges, wieder zurück gegen Schams einbiegen kann. Noch vor dieser Biegung des Weges, bedeutend tiefer, als die Maiensässe, kommt man an wohl 150 F. hohen Felsen von Gyps vorbei, dessen Lagerungsverhältnisse sich aber, wegen der allgemeinen Waldung, nicht genauer untersuchen lassen. Die Steinart ist weiss, feinkörnig, und in kleinen, krystallinischen Partieen glaubt man beinahe noch ursprüngliches Anhydritgefüge zu erkennen. Die Felsen über dem Gyps, die, im Niveau der Maiensässe, gegen Ober- mutta fortstreichen , bestehen nicht mehr aus Dolomit, sondern aus dunkel grauem Flyschsandstein, sehr fest und quarzreich, aber stark aufbrausend; wohl unmittelbar zusammenhängend mit dem Flysch,, der von Obermutta nach SO forisetzt, wenn nicht zwischen beiden der Dolomit sich noch durchzieht. GRUPPE DES CURVER. 4117 Auch in der engen Kluft, aus welcher, am Fuss des Gebirges, der Ruscheinbach hervorströmt, ist, bis hoch hinauf, nur gemeiner Flysch anstehend,, A 5 mit S Fallen. Dieses Gestein erscheint hier ebenfalls als die Grundlage, des Dolomits sowohl, als des Gneises, ohne doch, nach seiner ganzen: Beschaffenheit, sich wesentlich von dem Flysch zu unter- scheiden, der, 5000 F. höher, die Decke jener Gesteine und die Gipfel des Mittelkamms bildet. Werfen wir nun zum Schlusse noch einen Blick auf die Hauptver- hältnisse dieser Gruppe, so treten beinahe alle übrigen zurück gegen die auffallende keilförmige Ausdehnung des Gneises und der krystallinisch umgewandelten Gesteine tief in das Gebirge hinein. Es ist diese merk- würdige Thatsache den Analogieen beizuordnen , die wir früher bereits zwischen dieser Gruppe und den Gebirgen der westlichen Schweiz be- merkt zu haben glauben ; denn offenbar gehört der über zwei Stunden lange, mehrere hundert Fuss mächtige Keil, der unter Nezza und Despin fortstreicht,, zu derselben Classe räthselhafter Erscheinungen , die ‚wir zuerst am Urbachsattel, in kleineren Maassstabe, kennen gelernt haben). Der Suretastock vertritt das Tossenhorn,, die Gurvergruppe das Kalk- gebirge des Engel’s. Die Steinarten selbst stimmen zum Theil überein, die BRauchwacken, die gelb bestaubten Dolomite, die krystallinischen Kalksteine, die Galestro und Quarzite, und an beiden Stellen sind die- selben innig verwachsen mit dem herrschenden Gneis, der selbst nur als die höchste Entwicklung des Quarzits erscheint. Auffallen darf es nur, dass in Bündten die kleine Suretamasse einen Keil zu bilden vermocht hat, der diejenigen des Berner-Oberlandes, die von einer der mächtigsten Oentralmassen ausgehen, an Masse so sehr übertrifft. Ob wohl das um- “ gekehrte Verhältniss hier als Regel gelten darf? sind vielleicht die Keile um so mächtiger, je weniger die Umwandlung eine allgemeine zu werden vermocht hat? *) S. die Abbildung bei der Abh, v. A. Escher in diesem Bande der Denkschriften. 118 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Aber, auch abgesehen von dieser Keilbildung, wird man die so gross- artige Entwicklung dolomitischer Breccien in dieser Gruppe , die Mannig- faltigkeit der Gesteine, in welche sie übergehen, und ihr räthselhaftes Verhältniss zum Ferreragneis und zum Flysch ohne Zweifel den wichtig- sten Thatsachen der alpinischen Geologie beizählen. — Die Grenzen, die wir uns gesetzt haben, erlauben uns leider nicht, diese Erscheinungen erschöpfend zu behandeln, weil sie in ein Gebiet sich ausdehnen, das ausserhalb unserer Karte liegt, und uns, durch eine einzige schnelle Be- reisung, nur oberflächlich bekannt geworden ist. Die Conglomerate und Rauchwacken von Albin und Nezza zeigen sich nämlich, in noch grösserer Ausdehnung und Mächtigkeit, westlich von Schams, auf dem breiten, mit rauhen Gebirgsstöcken besetzten Plateau, das sich zwischen Schams, Savien und Rheinwald erhebt, und dessen obere Fläche ungefähr die Höhe der Alpboden von Nezza und Despin haben mag. Aus dem ganz in Flysch eingeschnittenen, einsamen Savien (3970) waren wir, mehr als drei Stunden, die steilen westlichen Abstürze der Beverinkette hinauf gestiegen, um über eine, nahe an 8000 F. hohe Ein- sattlung, zwischen Piz Beverin (9230’) und Piz Ostal, nach Andeer (3030) zu gelangen. Bis nahe an den höchsten Kamm sahen wir kein anderes Gestein, als gewöhnlichen Flysch, schwach, aber constant, nach SO fallend, das Streichen in N 25 —55 O0; und, an der vertical abfallenden Westseite des Beveringipfels, steigt diese Bildung noch weit höher an. Die Mächtigkeit der Flyschmasse kann in diesen Gebirgen nicht unter 1000 F. gesetzt werden. — Auf dem Joche selbst und auf der ganzen Ost- seite des Gebirges wird der Flysch bedeckt durch Kalk, der, auf dem Gebirgskamm , mannigfaltige Uebergänge bildet in krystallinischen , weissen, gelben und rothen Kalk, verwachsen mit glänzendem buntem Thonschiefer, in gelb bestaubten , oder grauen dolomitischen Kalk und in BRauchwacke. Ein weniger verändertes Kalkstück , aus den Trümmer- halden des Passes, schliesst einen vollkommen deutlichen Belemniten von mittlerer Grösse ein. Ueber dem Kalk liegt noch eine schwache Flysch- GRUPPE DES CURVER. 119 decke, die aber an mehreren Stellen ganz zerstört ist. — Je mehr der Kalk , der allgemeinen SO Einsenkung folgend, von dem Gebirgskamm zu der Hochfläche der Arosaalp niedersteigt, desto mehr verliert sich sein anomaler, krystallinischer Charakter, und, oberhalb Zohn und Mathon, bildet er ein beinahe horizontales, kaum über hundert Fuss mächtiges Plateau von gewöhnlichem geschichtetem Kalk , das man wohl als die westliche, durch den Einsturz des Schamserthales, losgerissene Fortsetzung der ebenfalls plateauartigen Kalkmasse von Despin zu be- trachten hat. Gegen Mittag hin sieht man aber von der Arosaalp in ein Chaos von Gebirgen hinein, wie wir in den Alpen wenige so fürchterlich rauhe kennen. Eine Gruppe vollkommen nackter Felstöcke, durch öde, mit Schutt oder Schnee erfüllte Thäler und Schluchten getrennt, erhebt sich, in seltsamen Formen, zu Höhen, die wenig hinter derjenigen des Piz Be- verin zurückbleiben mögen. Es sind die Piz Tschons, Piz Visan, der Kalkberg (nach Wörl Löchliberg), die wir in Savien schon den hinteren eircusartigen Flyschabstürzen aufgesetzt sahen, und die auch von Rhein- wald oder Splügen her, durch ihre Nacktheit und ihre Achnlichkeit mit den tyrolischen Dolomitkofeln, auffallen. — Die Steinart dieser Stöcke ist wirklich, theils grauer Dolomit, theils Rauchwacke, öfters sehr eisen- schüssig und roth; die Schichten, wo ihre Spur noch sichtbar ist, viel- fach gekrümmt; das ganze Gebirge , durch eine Menge von Löchern und Höhlen , wulstartiges Anschwellen der Oberfläche, heraustretende Zacken, und rothe oder braune Farben , mehr an ausgebrannte Schlackenkegel, als an Sedimentbildungen erinnernd. Schon in früherer Zeit hat dieses Gebirge die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Von dem übel berüchtigten Calandari-See , in der Nähe des Piz Vizan weiss Scheuchzer viel wunderbare Geschichten zu erzählen. Nach, freilich wenig zuverlässigen , älteren Nachrichten soll auch Gyps hier vor- kommen. Was dagegen Gruner von vielen Yersteinerungen, besonders herzförmigen Seeigeln (Spatangen ?) berichtet, die bei Nufenen im Rhein- 120 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. wald, also an der südwestlichen Ecke des Kalkbergs, sich finden sollen, möchte wohl Missverständniss sein. *) Am nördlichen Fuss des P. Vizan, sahen wir, in diesen Gegenden zuerst, die Rauchwacke übergehen in Breccien, Talkgesteine, und gneisartige Quarzite; und am vorderen Rande der Hochfläche lagen, dicht gedrängt , Blöcke, die uns, ihrem Vorkommen nach, ebenfalls als Trümmer des Vi- zan hätten gelten können, wenn nicht der Gedanke, solche Steinarten einem Dolomitstock eingelagert zu glauben , uns als ein Verstoss gegen alle Geologie erschienen wäre. Das Gestein dieser Blöcke ist ein Gneis, dem- jenigen der Rofla, aber auch dem erzführenden Gneis von Despin, sehr ähnlich; wir erklärten daher diese Blöcke für Fündlinge, die vom nahen Suretastock herstammten. Vielleicht mit Recht, obgleich es auffallen muss, diese Fündlinge nicht auch auf Albin und Nezza zu sehen, während, am Fuss der Felswände, bei Zillis und Reischen , sie sich wieder in grösster Menge zeigen. In jener Ansicht wurden wir jedoch bestärkt, als wir, im Hinabsteigen nach Andeer, auch auf dieser Seite des Gebirgs, die mehrere tausend Fuss mächtige Grundlage der Rauchwacke aus Flysch bestehen sahen, der, sowohl am Wege, als in den tief eingeschnittenen Graben von Donat und Lohn, in grosser Ausdehnung zu Tage liegt. Nur in der süd- östlichen Ecke des Ben greift, wie auf der Dee von Schams, das Roflagestein in die Seite derselben ein, und verdrängt hier den Flysch, der, mit verticaler Grenzfläche, bei der Rheinbrücke von Andeer, an den Gneis anstösst. So wie das Kalkplateau von Arosa demjenigen von Despin, so ent- spricht die Gruppe der Dolomitstöcke den Rauchwackegebirgen von Al- bin und Nezza. Sofern nun diese zelligen, krystallinischen Dolomite als umgewandelte Kalkmasse betrachtet werden dürfen, kann man kaum an- stehen, in dem geschichteten Kalkplateau den ursprünglichen Stoff zu er- kennen, dessen Aufschwellen, in Folge allgemeiner Aggregationsänderung und des Eindringens oder der Entwicklung neuer Stoffe, die auffallende *) Gruner Eisgebirge, II, p. 79. GRUPPE DES PIZ OT. 194 Gestalt jener Stöcke veranlasst habe. Jede andere Erklärung ihres Ur- sprungs scheint uns auf grössere Schwierigkeiten zu stossen. Die Fort- setzungen des plateauartigen, wie des umgewandelten aufgeschwollenen Kalks, liegen aber im Streichen des Rheinwalds, oder des Alpensyklenns, Die Dolomitisirung zeigt sich demnach in enger Verbindung mit der Sureta- masse, so wie bereits das allgemeine SO Fallen, auf Beiden Seiten von Schams, die Abhängigkeit unserer Gurvergruppe von dem System der Centralmassen bewiesen, und ihre Trennung von den zwei vorigen, noch dem Adulasystem folgenden Gruppen gerechtfertigt hat. Die Umänderung des Streichens, aus demjenigen des Adulasystems in das der östlicheren Gebirge, findet statt im Hintergrund von Savien : die linke Seite dieses Thales folgt noch dem ersteren und kehrt dem Thalboden eine sehr gleichförmige schiefe Fläche zu, während in dem hinteren Circus und dem Plateau der Dolomitstöcke sich das neue Streichen ‚geltend macht. Genau betrachtet folgt aber auch dieses nicht ganz der Alpenrichtung, sondern wendet sich, vielleicht in Folge eines von der älteren Schichtenstellung ausgeübten Einflusses, etwas mehr als diese, dem Meridian zu. OESTLICHER GEBIRGSZUG. 1. GRUPPE DES PIZ OT. Es liegen dem Standpunkte des Panorama’s von Schaffner die Gebirge dieser Gruppe direct gegenüber, so dass sie sich ohne beträchtliche Ver- schiebung darstellen. Der Piz Ot trägt im Panorama den Namen Piz Morter; westlich von demselben bemerkt man den Schlatainbach, der aus dem Salwverthal (Saluer Sch.) herströmt; der Hintergrund dieses Thales erstreckt sich, was im Panorama nicht deutlich ausgedrückt ist, 16 1932 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. zwischen den östlichen Cellerinaalpen und der Saluverkette durch, bis hinter den Pfannenspitz der Zeichnung; noch mehr westlich sieht man den Einschnitt des Suvrettathales (Savretta Sch.) ; der östlichste, mit R bezeichnete Stock, der höchste jenseits Suvretta, ist der Piz di Gandalva, der in unsere nächste Gruppe gehört. Der scharfe, felsigte Charakter, und die bedeutende Höhe der Gipfel und obersten Gräthe lassen die Gebirge dieser Gruppe nur mit denjenigen von Gravesalvas vergleichen. Auf der Scheidecke des Suvrettathales (8070'), wo die Peripherie der Gruppe sich 1000 F. über die Höhe des Julierpasses erhebt, erscheinen die nahen Felsstöcke noch wenig erniedrigt; man sieht sich, sowohl auf dem Joche, als weiter nördlich, in einem engen, vegetationsleeren, tiefeingeschnittenen Thale, umschlossen von hohen, nackten Wänden, über welche , von der Westseite her, Gletscher, von beiden Seiten, Schneelehnen und Trümmerhalden herunterhängen und im Thalgrund zusammenstossen ; die höchsten Gipfel unserer Gruppe bleiben durch die Vorstufen verborgen. Steigt man nun, durch das öst- liche Suvretta (Suvretta di Samaden), in das lange Beversthal hinab, das, bei der Gabelung, immer noch 6500 F. hoch liegen mag, so zeigt auch hier, und das Beversthal auswärts bis nach Bevers, der steile Abfall der Gruppe überall vollkommenen Hochgebirgscharakter, schroffe Felswände, hochansteigende Halden hausgrosser Blöcke, nah auf einander folgende Lawinenzüge, vereinzelte Schneefelder, und, nur sparsam vertheilt und wenig gesichert, entdeckt man auch hier und da eine magere Weide, die nur von Gemsen benuzt wird. Die dem Engadin zugekehrte Seite ist weniger rauh und nackt. Von Samaden bis in den Hintergrund des Saluverthales zieht sich, in unge- fähr mittlerer Höhe, eine Terrasse um das Gebirge, welche schöne Weide trägt. Das Saluverthal selbst breitet sich, nachdem man durch den engen, telsigten Eingang gedrungen,, in sanft ansteigende Gehänge aus, die für drei Alpen hinreichende Weide haben. Noch weniger Unterbrechung er- leiden die Weidgehänge auf den ausgedehnten St. Moritzeralpen , zwischen dem Saluwer- und dem Suorettathal. Die Terrasse setzt auch hier, ın GRUPPE DES PIZ OT. 1935 gleicher Höhe, wie über Samaden und Cellerina, fort, sie hat aber noch mehr Breite, und auch ihr Abfall gegen das Hauptthal ist, ohne beträcht- liche Felsaufrisse, mit Wald oder Weide bekleidet. Diese sanfteren Ge- hänge halten beinahe bis in den Hintergrund von Swpretta an, während, gleich von Campfeer an, die rechte Seite dieses Thales steile Felsabstürze und mit Gletscherschutt erfüllte Seitentobel zeigt. Durch das Saluwerthal , aus welchem der Schlatainbach gegen Üellerina ausströmt, wird die Gruppe in zwei Theile zerschnitten, die, in der äusseren Form und in ihren Gesteinen, wesentlich von einander ab- weichen. Ueber einen ziemlich tief eingeschnittenen Sattel gelangt man, nach wenig steilem, aber lang anhaltendem Steigen, aus dem Saluver- thal hinab auf die Scheidecke von Suvretta. Die nordöstliche Hälfte spaltet sich, im obersten Gebirgskamm , in zwei Felsketten, von denen die vordere, welche die obere Wand der Samadner Terrasse bildet, einen in der Höhe horizontal abgeschnittenen, flachen Gipfel trägt, den Piz della Padella, oder Pfannenspitz. Die hintere Kette ist weit mehr gezackt, und ihr höchster, einer Kirche ähnliche Gipfel , der höchste der ganzen Gruppe, ist der Piz Ot. Wenn man, vom Bernina herkommend , dieses Gebirge zuerst erblickt, so erhebt sich der Piz Ot hoch über den Pfannenspitz und über alle näheren Gipfel, so auch auf dem Panorama von Schaffner. Nahe an 10,000 F. möchte seine Höhe jedenfalls steigen. Aber schon bei Pontresina vermag er kaum noch über die Vorkette herauszuragen, und im Thalboden bleibt er unsichtbar. Das öde Felsthal, la Valletta, das die beiden Ketten trennt, muss demnach eine beträchtliche Breite haben. Dennoch ist auch in diesem höheren Theile der Gruppe die Ausdehnung der Schneeflächen nicht hinreichend , um Gletscher zu bilden. Die südwestliche, massige Abtheilung wird ebenfalls von einem Fels- kamm gekrönt, der, wie eine Mauer, über dem Weidboden der St. Mo- ritzeralpen aufsteigt, und auch gegen das hintere Saluverthal felsigt abstürzt. Eine steile Trümmerhalde bedeckt ihren Fuss von ihrem Anfang, 184 _ GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. in der Mitte des Saluverthales, bis auf das hintere Joch. Mit Hrn. Schaffner wollen wir diesen merkwürdigen Felskamm die Saluverkette heissen. Die geringe Ausdehnung der Gruppe, die einfachere Vertheilung der Steinarten und das getrennte, selbstständigere Auftreten derselben, ge- statten uns, die bisherige topographische Methode zu verlassen, und die Beschreibung rein petrographisch durchzuführen. — Es bestehen nämlich diese Gebirge aus drei Gesteinsformationen, die, ungeacht jede für sich noch beträchtliche Mannigfaltigkeit darbietet, doch durch keine sehr entwickelten Uebergangsbildungen unter sich verbunden sind, wie etwa Flysch und Serpentin durch den grünen Schiefer, oder Bündtnerschiefer und Gneis durch den Glimmerflysch. Die erste dieser Formationen , die als Grundlage der beiden anderen betrachtet werden kann, besteht aus Feldspathgesteinen, vorzüglich aus Granit. Die zweite, die den Saluver- kamm bildet, ist nicht leicht durch ein einzelnes Wort zu charakterisiren, und wir wollen daher einstweilen ihre Felsart mit dem Namen Saluver- gestein bezeichnen. Die dritte enthält vorherrschend Äalk, und, dem- selben untergeordnet, Gyps. F eldspathgeste ine. Die Hauptmasse der Gruppe, der Rücken , der, von Bevers bis Samaden, die beiden Thäler trennt, das hohe Gebirge, aus dem der Piz Ot sich er- hebt, und auch die südöstlich hervortretende Grundlage der beiden anderen Bildungen , bestehen aus Granit und Gneis. Der Granit ist das vorherrschende Gestein. Auf dem langen Wege, von der Suvretta Scheidecke bis nach Bevers, sahen wir, an dem anstehenden Felsen und in den häufigen Trümmerhalden der Lawinenzüge, beinahe keine andere Steinart. Es ist Juliergranit, der das Gebirge des Piz Ot bildet. Der grüne, dichte Labrador ist vorherrschend, mit ihm verbunden, zuweilen nur weisser Quarz und tombackbrauner Glimmer, zuweilen auch weisser Orthoklas, in grossen Krystallen. Hornblende scheint zu fehlen. GRUPPE DES PIZ OT. 195 Mit diesem Granit verwachsen, in unklaren Lagerungsverhältnissen , 'bemerkten wir, im nördlichen Suvretta, auch grössere Partieen von Gneis und Glimmerschiefer. Am südöstlichen Fuss der Gruppe, an den tieferen Gehängen von Suvretta di Campoferio, an der vortretenden Stufe, die man, der Thal- strasse folgend, zwischen Gampfeer und St. Moritz übersteigt, und die sich von da, meist bewaldet, bis zu dem Statzer-See und an die östliche Thal- seite ausdehnt, bei Gresta und am Ausgang des Saluverthales , ist bald Syenit , bald ein dunkel grüner Gneis herrschend. Im Suvrettathale scheint das Gestein eine schiefrige Abänderung des Juliergranits zu sein: weisser und grauer Quarz und grüner Feldspath sind innig mit einander verwachsen, und die Schieferung wird vorzüglich be- wirkt durch grünlich grauen, stark glänzenden Glimmer, der, theils in einzelnen grösseren Blättchen, theils in zusammenhängenden Straten, das Quarzit ähnliche Gestein durchzieht. Häufig erscheint, zugleich mit dem Glimmer, eine wenig glänzende, dunkelgrüne, Thonschiefer ähnliche Substanz. Zuweilen sind weisse krystallinische Feldspaththeile ausge- sondert; auch finden sich Adern von Pistacit ein, oder es ist dieser ebenfalls innig mit der Grundmasse verwachsen. | Auf dem Buckel, zwischen Gampfeer und St. Moritz, bestehen alle ‚in grosser Menge herumliegenden Blöcke, und wahrscheinlich der Boden selbst, der sie trägt, aus einem sehr zähen,, kleinkörnigen Feldspathgestein, das mit Syenit am nächsten verwandt sein möchte ; blaulich grauer und graulich grüner, dichter Feldspath, sehr verwachsen mit einem grauen, bis fast schwarzen, Hornblende ähnlichen Bestandtheil, von starkem Glanz und deutlicher krystallinischer Theilbarkeit, in geringem Verhältniss auch mit grauem Glimmer. Weit deutlicher ist der Syenit in der Um- gebung des Sauerbrunnens entwickelt, so wie auch in den Hügeln, die den Statzer-See einschliessen. | Westlich von St. Moritz, am Seeafer, zwischen St. Moritz und Cresta, ım Thalboden von Cellerina, und bis an den Schlatainbach herrschen aber 196 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. wieder die grünen Gneise von Gampfeer, aus denen jedoch, etwas östlich von Cellerina, an der Strasse, ein halbkugeliger Buckel von Juliergranit hervortritt, der ganz von Gneis eingeschlossen wird. Kalk und Gyps. Die hohe Vorstufe, welche, von Samaden bis St. Moritz, die Ostseite der Gruppe bildet, besteht aus Kalk, Dolomit und Flysch, mit einge- lagerten Gypsmassen. — Von Samaden bis Uellerina zeigt sie sich am mächtigsten, und die Vorkette, zu welcher der Pfannenspitz gehört, enthält, bis an ihrem Fuss, keine auderen Gesteine. An der Gebirgsecke des Saluverthales folgt sie der linken Thalseite aufwärts, bis auf das hintere Joch, und setzt von da quer durch Suyretta. Auf der rechten Seite von Saluver dehnt sich der Kalk nicht weit über St. Moritz hinaus, das selbst noch auf ihm steht. Am Fuss des Gebirges herrscht, wie wir gesehen, Gneis, und, tiefer einwärts im Saluverthale, sieht man auf dieser Seite nur bunte Schiefer und andere umgewandelte Flyschgesteine. Ein kleines Tobel scheidet, hinter Samaden, den Granit, der den er- niedrigten Ausläufer der Masse des Piz Ot bildet, von dem Kalkgebirge. Am Fuss dieses Granitrückens, bei St. Pietro, zeigt sich der erste tiefere Gyps, weiss , feinkörnig bis dicht, mit nördlichem Einfallen, dem Granit zu. Er wechselt ab mit dunkelgrauem Dolomit und schliesst auch eckige Stücke von demselben ein. Steigt man in dem Tobel aufwärts, so erscheint Rauchwacke und sehr zerbröckelter Dolomit, mit W Fallen, und, dem- selben aufgelagert , grauer T’honschiefer und Glimmerflysch, in geringer Mächtigkeit. Man befindet sich in einer ganz ähnlichen Bildung , wie in dem best charakterisirten Flysch- und Kalkgebirge. Erst beträchtlich höher, am vorderen Rande der Terrasse, über welcher der Pfannenspitz sich erhebt, tritt der zweite Gyps auf, ebenfalls von gewöhnlichem Flysch bedeckt. Die allgemein herrschende Steinart aber ist Dolomit. Er bildet den Pfannenspitz und fällt auch, von der Terrasse, in hohen Abstürzen, gegen das Hauptthal ab. Es ist ein hellgrauer, fein- GRUPPE DES PIZ OT. 127 schuppiger oder dichter Dolomit, mit weiss bestaubter Aussenfläche, sehr zerspalten,, in Rauchwacke übergehend , und leicht in eckige Trümmer zerfallend , die, in hohen Schutthalden, das Gebirge überall umziehen. Nicht selten wird das Gestein breccienartig, und ist verwachsen mit eisen- schüssigem Thon, und, an der Ecke über UCellerina, ist es wirklich ein dolomitisches Conglomerat mit eisenschüssigem Bindmittel geworden , worin das Eisen, als Rotheisen, sich auch wohl reiner aussondert und in Zacken aus dem leichter verwitternden Dolomit hervorragt. Durchschneidet man von da das Saluverthal und besteigt die St. Moritzer- alpen, so verräth sich der Gyps sogleich durch eine Menge von Trichtern, und bald findet man ihn auch in grosser Ausdehnung anstehend. Er grenzt östlich , in der bewaldeten Ecke, die man zuerst aus dem Saluverthal er- reicht, an sehr zerrissene Kalkfelsen, die, in eine, lief gegen das Hauptthal sich hinunterziehende Halde hausgrosser Blöcke, zusammen- gestürzt sind, und scheint an diesen Felsen , über dem östlichsten Theil von St. Moritz, am Abhang weit abwärts sich zu erstrecken. Weiter westlich verliert er mehr und mehr an Mächtigkeit und keilt sich dann im Kalke aus, lange bevor dieser das Suvrettathal erreicht. — Mitten im Gyps, und auf beiden Seiten sich in ihm auskeilend, liegt ein bei 50 FF. mächtiges Nest von stark glänzendem Glimmerschiefer, grüne und weisse, zum Theil talkartige Blättchen, ohne deutliche Begrenzung, unter sich und mit Quarz verwachsen. Man wird an den ausgezeichneten Glimmer- schiefer, mit Granat und Strahlstein , erinnert, der in Val Canaria, mitten im Dolomit und Gyps, eine mächtige Einlagerung bildet. Auf dem Joch des Saluverthales stösst der Kalk und Dolomit zusammen mit den Gesteinen der Saluverkette ; die ersteren erheben sich in einem rundlichen Stock, die Saluvergesteine fallen mit steilem Absturz gegen das Joch ab. Der Kalk ist schiefrig, zum Theil gewöhnlicher Kalkflysch von graulich schwarzer Farbe, beinahe vertical stehend , oder steil S fallend. Mitten in ihm steht ein mächtiges Lager von weissem Dolomit , das man beinahe für eine Gangmasse ansehen möchte , da seine Dicke im oberen Ausgehenden beträchtlich stärker ist, als tiefer unten am Abhang. 128 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Je mehr sich der Kalk der Saluverkette nähert, desto deutlicher wird sein südliches Fallen, und, da die Saluverkette selbst gleiches Fallen zeigt, so bildet der Kalk offenbar ihre Grundlage, während er selbst wieder, wie die Verhältnisse zwischen St. Moritz und Uresta zu beweisen scheinen , von dem grünen Gneis unterteuft wird , und, auf dem Saluver- joche, auch dem Juliergranit aufgelagert sein muss. Ay aluvergesteine. Man hat vom Dorf St. Moritz (5590') über eine Stunde zu steigen, bevor man, direct oberhalb demselben, auf der Terrasse der /Yovaalp, das vordere Ende der Saluverkette erreicht. Die Trümmer, die am Fusse derselben liegen, sind vorherrschend unvollkommener rother Thhonschiefer, der in rothen Jaspis übergeht ; dasselbe Gestein, das in Oberhalbstein häufig mit grünem Schiefer vor- kömmt. Die Schichten der Kette fallen, mit 40°, S, Campfeer zu, und, am Absturz gegen das Saluverthal, zeigen sich ihre abgebrochenen Schichten- köpfe, durch deren fortdauernde Zerstörung die steile und hohe Trümmer- halde sich bildet, die sich bis an das hintere Joch fortzieht. Die tiefsten Schichten, unmittelbar über der Halde, bestehen aus rothem und grünem Schiefer, und beide bilden deutliche Uebergänge in gewöhnlichen, grauen Flyschschiefer;, auch erscheint dieser ganz unver- ändert zwischen den bunten Gesteinen. — Dennoch trägt die Bildung einen anderen Charakter, als die bunten Flyschgesteine, die in der Nähe des Serpentin’s vorkommen, und von diesem zeigt sich keine Spur. Mit dem bunten Schiefer abwechselnd und, wie man nach den vielen Trümmern schliessen kann, besonders in der Höhe sehr mächtig, zeigt sich nämlich ein Gestein, das ganz an die merkwürdigen, Gneis ähnlichen Schiefer des Kärpfstockes in Glarus *), oder auch an die talkigen Schiefer des Sandhubels**), erinnert; Körner von Quarz und weissem, perlmutter- *) S. Studer, in Leonh. Zeitschr. 1827, p. 22. ”* S. Die Gebirgsmasse von Davos, p. 48. GRÜPPE DES PIZ OT. 1929 artig glänzendem Feldspath, umwickelt von grünem, glänzendem Talk, bald einem Sandsteinschiefer, bald einem Gneis sich mehr nähernd;; häufig von Quarzadern durchsetzt, die von erdigem Chlorit begleitet werden. Am Kärpfstock stehen diese, wie hier, deutlich aus Flysch entwickelten Ge- steine, in enger Verbindung mit Mandelsteinen und Porphyr. In der Um- gebung der Saluverkette berechtigt uns jedoch Nichts, das Vorkommen solcher Steinarten anzunehmen : die talkıgen Schiefer mit Feldspath er- scheinen, wie die bunten Thonschiefer und Jaspis, als umgeänderter Flysch, ohne dass eine sichtbare Ursache dieser Umwandlung, oder jene höchste Stufe derselben, hervorträte. Im Hintergrund von Suyretta, wenn man von Campfeer das steile Thal aufgestiegen ist, und nun, um das andere Ende der Saluverkette herum, sich dem See zuwendet, findet man im Allgemeinen die vorigen Gesteine wieder. Mit ihnen enge verbunden aber auch ein Conglomerat, wie nur in den Alpen man bis jetzt ähnliche gesehen hat. Runde und eckige Trümmer, von Nuss - bis Kopfgrösse, von grauem Kalk, dolomitischem Kalk, Dolomit, dunkel violettem Glimmerschiefer, Quarzit, dunkelgrünem Schiefer, aber kein deutlicher Juliergranit, kein Serpentin, sind fest ver- kittet und verwachsen mit grauem Glimmer, der, theils vollständig ent- wickelt ist, stark glänzend, theils dem Thonschiefer sich nähert. Abge- sehen von den eingeschlossenen Trümmern würde das Gestein unbedingt als Glimmerschiefer gelten. Der Kalk ist vorherrschend, und der Glimmer wird zuweilen fast von ihm verdrängt. — In den westlichen Alpen kann nur das Gonglomerat von Valorsine, oder dasjenige von Sepey mit dieser Steinart verglichen werden ;,doch fehlt in diesen beiden der Kalk , und nur das Glimmercement ist allen gemein. — Die oberste Stufe des Saluverthales ist mit hausgrossen Blöcken dieses merkwürdigen Gesteins ganz bedeckt. Der Mangel an Juliergranit in diesem Gonglomerat ist eine auffallende Thatsache, in der Nähe so mächtiger, die Saluverkette bedeutend über- ragender Gebirge, die nur aus diesem Granit bestehen; denn, nicht nur der grössere Theil dieser Gruppe , sondern auch die unmittelbar angren- 17 150 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. zenden Massen, welche die andere Seite von Suvretta bilden, sind, beinahe ohne Ausnahme, granitisch. Fast sollte man daher sich zum Schlusse berechtigt glauben, dass das Gonglomerat älter sei, als der Juliergranit, älter, als Serpentin, dass es einer Epoche angehöre, der, in dieser Gegend, nur Gneis-, Kalk- und Flyschbildungen vorhergegangen seien. 2. GRUPPE DER CIMA DI FLIX. Der hohe Zug vergletscherter Gebirge, an dessen südwestlichem Fuss die Julierstrasse durchzieht, stellt sich als das wahre Centralgebirge von Mittel-Bündten dar, durch dessen Erhebung die des ganzen ihn umge- benden Landes, durch dessen Streichen das der angrenzenden Rücken und Thäler und die Theilung der Gewässer vorzugsweise bestimmt worden sind. Die Cima di Flix (9870), die zu einem Signalpunkt der schweizerischen Vermessung gewählt worden ist *), steht, ungefähr im Mittelpunkt der Gruppe, am oberen Rande des wohl 4 Stunden breiten Gletschers, der den Hintergrund des Beversthales bedeckt. Sie ist aber nicht der höchste Punkt derselben. Ein mässiger, breiter Gebirgsstock , dessen oberster Kamm drei, nicht bedeutend über ihn aufsteigende Spitzen trägt (s. Taf. III), erhebt sich über der ausgedehnten Flixeralp, nördlich von der Cima di Flix. In Oberhalbstein heisst der ganze Stock schlechthin Yadretg (von Vedretta , Gletscher) da Flix , die nördlichste , höchste Spitze, von der anstossenden Alp, Piz d’Err; in Bergün soll diese Cimult (Cima alta) genannt werden. Es mag der Piz d’Err gegen 1000 F. höher sein als die Cima di Flix, und demnach die Höhe der Adulagebirge, oder der höchsten Gipfel zwischen *) Die mit ihr zu Hauptdreiecken verbundenen Signale sind : das Schwarzhorn in Dischmä, der Calanda bei Chur, der Piz Beverin, das Tambohorn und der P. Porcellizzo in der Südkette des Bergell. GRUPPE DER CIMA DI FLIX. 151 dem Reussthal und Hasli, erreichen. In derselben Richtung, in der diese Spitzen der Gruppe auf einander folgen, in der Richtung der Julierstrasse, erstreckt sich der Gebirgskamm, südlich, bis an die Thalfläche von Campfeer,, nördlich, bis an den Piz Ragnutz, nirgends unter 8000 F., wahrscheinlich nicht unter 9000 F. tief eingeschnitten, so dass nur einzelnen Jägern bekannte, selten betretene Gletscherwege aus Oberhalb- stein und Stalla über das Gebirge führen. Der auf Karten bezeichnete Weg von Suur ins Beversthal ist ein Pass, wie derjenige über S. Theodule, aus dem Nicolaithal am Matterhorn vorbei; denn es ist, von Oberhalb- stein aus, fast die volle Höhe der Cima di Flix zu ersteigen,, bevor man, über den grossen Beversergletscher, auf die Ostseite des Gebirges gelangen kann. Vom höchsten Kamm gegen das Thal der Julierstrasse erstrecken sich hohe Vorstufen und Ausläufer, welche ausgedehnte Weidethäler ein- schliessen. Zwei dieser Thäler greifen noch, von der östlichen, oder En- gadinerseite des Julier ins Gebirge ein, oberhalb dem Monteratsch durch, der, mit dem Piz Pülaschin der Gravesalvas-Gruppe von Alters her genannt wird, indem beide, am Anfang des Passes stehend, gleichsam als die von der Natur gesetzten Juliersäulen betrachtet worden sind. Das tiefere jener Thäler steigt sehr steil an und hat geringe Länge, da die Gruppe hier, zwischen dem Julierthal und Suvretta beengt, nur wenig Breite hat. Das obere Thal dagegen ist bedeutend lang und flach. Beide stossen in ihrem Hintergrund auf Gletscher, die gegen Suvretta abfallen. Ausgedehnter, als beide, ist die Val d’Agnei (Lämmeralp), die, gleich jenseits der Julierhöhe, als ein breites Thal, wenig steil gegen eine hintere, felsigte Stufe ansteigt, über welcher sie sich noch weit gegen einen nicht mehr hohen, hinteren Felskamm, und auch südwärts, um einen am Eingang stehenden Stock herum, gegen den Piz diGandalva ausbreitet. Ungeacht des scheinbar ziemlich sanften Ansteigens der Alp, sieht man sich doch schon beträchtlich höher, als der Julierpass, ehe man noch den Fuss der Fels- stufe erreicht hat. Ueber ein hohes Joch kann man, aus dem Hintergrund der Lämmeralp, in die tiefere, gegen Marmels auslaufende , Seesalp übersteigen. Circus- 152 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. artig ist der Hintergrund dieser Alp von verticalen, mehr als tausend Fuss hohen Felswänden umschlossen , und der nördlichste und höchste der beiden Gipfel der hinteren Wand, ist die Cima di Flix. Ein steiler, felsigter Kamm, der von dieser gegen das Hauptthal ausläuft, bildet die rechte Seite der Seesalp und der tiefer gelegenen Marmelser-Weiden, und scheidet sie von der nördlich anstossenden J’lixeralp. Zwischen der Lämmeralp und der Seesalp befindet sich aber, als ein dem sie verbin- denden Joche vorliegendes Stufengebirge, ein mächtiger Felsstock, in den, von Allagho her, die Castroneraalp eingreift. Der höchste Gipfel dieses massigen Gebirges ist der Piz Morter, oder della Glera, dessen Höhe wir auf etwa 9000 F. schätzen. — Die Seesalp ist das letzte, tiefer einge- schnittene Thal, auf dieser Seite der Gruppe, und von ihr, bis an das nach Tinzen auslaufende Errthal, breitet sich nun, über den steilen Thal- wänden der Marmelser- und Rofnaebenen , auf einer etwa 6000 F. hohen, unebenen Terrasse, die grosse Flixeralp aus, am Fuss der hohen Err- sipfel, deren Trümmer und Gletscherschutt jedoch auf einer höheren Stufe liegen bleiben. . Auf der Ostseite der Gruppe sendet ihr Hauptstamm weit längere Ver- zweigungen aus. Eine mehrere Stunden lange, beträchtlich hohe Fels- kette bildet die Nordseite des Beversthales, beinahe überall nackt, und felsigt gegen dasselbe abfallend, mit gleichem Charakter, wie die südliche Kette des Piz Ot. Im hinteren Thale ist sie in einzelne Stöcke zertheilt, mit sehr hohen, von Gletschern bedeckten Zwischensatteln , und , wo sie sich an den Hauptstamm anschliesst, oder doch in geringer Entfernung, erhebt sich dieser am höchsten, in dem Errstocke. Es steht dieser also auf der Kreutzung der beiden Hauptrichtungen der Gebirge von Mittel- Bündten ; denn das Beversthal streicht gegen N550, im Systeme der Alpen, der Hauptkamm gegen N40W, im Adulasysteme. — Betrachtet man diesen langen Ausläufer von der Albulahöhe aus, so zeigt er auch auf seiner Nordseite sich nicht weniger rauh, als in der dem Beversthal zu- gekehrten. Ueber der oberen Hochfläche des Passes und auch über der ersten westlichen Stufe erhebt sie sich als eine gleichförmige nackte Wand, GRUPPE DER CIMA DI FLIX: 133 von hohen Trümmerhalden umzogen. Bei Weissenstein ist diese Wand wie abgebrochen, und ein Einschnitt, nur wenig höher als der Albulapass , in mehreren unebenen Stufen bis auf den obersten Rücken beweidet, bietet einen, selten benutzten, Felspfad in’s Beversthal dar. Diese Lücke ist ziemlich breit, und weiter westlich stellt sich die frühere Einfachheit nicht wieder her, sondern mehrere felsigte Ausläufer und Stufengebirge breiten sich, von dem Winkel her, den die zwei sich kreutzenden Gebirgs- kämme bilden, bis gegen die Albula aus. Der hohe, in mehrere Stufen aufsteigende Rücken, der hier die Süd- kette mit dem Ragnutz verbindet, ist indess nicht der Hauptstamm der Cima di Flix und der Errgipfel. Zwischen beiden Ketten liegt das hohe, mit Oberhalbstein parallel laufende Errtkal; mit flachem , ziemlich breitem Thalboden, im Hintergrund durch einen steil abgestürzten Gletscher geschlossen, der den, wohl bei 2000 F. über das Thal erhöhten Sattel der Beversthalkette bedeckt. Der bis an den Fuss des Gletschers beinahe gar nicht ansteigende Thalboden mag sich ungefähr auch um 2000 F. über Tinzen erheben. Ein zweiter östlicher Ausläufer, der das hintere Beversthal gegen Mittag begrenzt und von Suvretta scheidet, trennt sich, im Hintergrund der Agneialp, von dem Mittelkamm ab. Die bedeutende Höhe der ganz vegetationsleeren Felsstöcke ‚ die Gletscher, die alle Einschnitte des Rückens bedecken, die von Lavinenzügen durchfurchten Seitenwände entsprechen der wilden , öden Umgebung. Bei der Suvretta-Alphütte, wo das Suvretta- thal sich in das Beversthal ausmündet, ist dieser Ausläufer abgebrochen ; sowohl nach der äusseren Gestaltung, als nach der Steinart, lässt sich jedoch die Kette des Piz Ot als seine östliche Fortsetzung betrachten, und, mit dieser Verlängerung erscheint er, von gleicher Ausdehnung, wie die nördliche Beversthalkette,, als ein ganz würdiger Begleiter derselben. — Zwischen dieser Kette und dem Gandalva breitet sich ein ausgedehnter, - ziemlich flach abgedachter Gletscher gegen den obersten Hintergrund von Suvretta di Campoferio aus, und, so viel wir, vom Saluverjoche aus, sehen konnten , drängt er sich noch, weit nördlich , zwischen den Mittel- 454 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. kamm der Agneialp und den ersten Stock des Ausläufers hinein, vielleicht zusammenhängend mit dem grossen Beversergletscher. Die Vertheilung der Gebirgsarten folgt zum Theil dem Streichen des Alpensystems, und die Grenzlinien haben eine ostwestliche Richtung, h 6, um etwa 20° mehr der Parallele genähert, als die Streichungslinie der beiden Beversthalketten. Im südlichsten Theil der Gruppe erstreckt sich der Granit-Syenit des Julierpasses bis an das Suvrettathal, und bildet noch den gegen N steil abgestürzten Piz di Gandalva. Der grosse Suvrettagletscher aber scheint denselben abzuschneiden, und, sowohl an den Felskämmen in seinem Hintergrund, alsan dem, ihm nördlich liegenden Stocke sieht man deutlich die Gesteine des Saluvexjoches, Kalk und rothe oder grüne Schiefer, gegen W. fortsetzen. Von daan besteht die Hauptmasse des Mittelkamms aus Saluvergestein, an der Cima di Flix, wie am Errstocke, bildet es die Gipfel und die hohen Felswände der Ost- und Westseite, und, auch am Ausgang des Errthales, im Durchschnitt der, in so geringer Entfernung, so hoch aufgeworfenen Kette, zeigen sich nur gewöhnliche, oder umge- wandelte Flyscharten. Erst in den zwei Ausläufern, die das Beversthal einschliessen, wird der Juliergranit wieder herrschend, und, von der Beversalphütte, durch das 4 Stunden lange Thal, bis man in’s Engadin austritt, sieht man, anstehend und in den fast ununterbrochenen Trüm- merhalden beider Thalseiten, kaum ein anderes Gestein. So wie der Granit-Syenit der Gravesalvasgebirge unmittelbar zusammen- hängt mit demjenigen des Gandalva, so setzt daher auch der Flysch von Gravesalvas, durch die Lämmeralp und Suvretta, über nach Saluver und steht in Verbindung mii dem Kalk und Dolomit von St. Moritz und Samaden. Wahrscheinlich werden diese Gesteine der Piz Ot Gruppe von dem Granit des Gandalva eben so überlagert, wie der Flysch von Gravesalvas von dem Juliergranit, und das steile S Fallen des Saluvergesteines, das auch in der Lämmeralp anhält, unterstützt diese Vermuthung. Dem Granit des Beversthales dagegen ist das Saluvergestein und der mit ihm verbundene ’ [ 2e; GRUPPE DER CIMA DI FLIX. 153 gemeine Flysch und Kalk aufgesetzt, und die ganze Masse geschichteter Gesteine dieser Ostseite des Juliers lässt sich demnach als ein colossaler, im Juliergranit eingeklemmter Keil betrachten, ähnlich den Keilen des Berner-Oberlandes. Denn schwerlich werden wir uns dazu verstehen, in dem Granit des Beversthales die wahre Grundlage des Flysch’s anzuer- kennen, da wir, in den Madrisgebirgen , in noch grösserer Ausdehnung und Regelmässigkeit, die westliche Fortsetzung dieser Flyschmasse auf Glimmerschiefer, Gneis und Gneisgranit gelagert wissen; da ferner, auf dem Kamm von Gravesalvas und im Julierthale, der Granit eben so evident dem Flysch aufsitzt, als, weiter östlich, dieser dem Granit, und die Ueber- einstimmung dieser Granite in den meisten Charakteren nicht erlaubt, sie als verschiedene Bildungen zu betrachten, wenn auch ein unmittel- barer Zusammenhang derselben, oder des Granits von Silvaplana ınit dem- jenigen von Bevers, wegen des dazwischen liegenden Gneises, nicht nach- gewiesen werden könnte. Eine andere Analogie dieser Gebirge der Ostseite mit denjenigen der Westseite des Hauptthales finden wir in der Entwicklung des Serpentin’s, dem Hauptthale parallel, in linearer Erstreckung, längs dem westlichen Abfall der Gruppe. Mit diesem Serpentin stehen grosse Massen von grünem Schiefer in Verbindung, die hier sich enge an das grüne Saluvergestein an- zuschliessen scheinen, wenn es je möglich ist, sie daven zu trennen. Es ist ferner der Serpentin, nicht nur auf einer Linie, sondern, wie auf Giuils und im Faller, auf verschiedenen Höhen hervorgetreten , und es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass diese lagerartigen Stöcke, die, durch die Thalb#dung getrennten Fortsetzungen derjenigen der linken Thalseite sind. Mit dem Serpentin endlich, haben auch Gabbromassen sich ent- wickelt , wozu unter anderen die Gabbro gehören, die als Blöcke in der Nähe von Marmels liegen und von diesem rechtseitigen Abhange herab- gekommen sind. 156 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. 1. FVestseite der Gruppe. Bei den Julier-Alphütten stiegen wir, am östlichen Abfall der Morter- masse, aufwärts in die Lemmeralp. Der ganze Abhang ist bedeckt mit Schutthalden von dunkelgrauem schiefrigem Kalk , dem sich auch Stücke von gelbem, dolomitischem und von breccienartigem Kalk beimengen, und, bis an Castronera, besteht diese östliche Hälfte der Mortermasse aus- schliesslich aus diesen Gesteinen. Es sind dieselben regelmässig nach SO einfallenden Schichtenmassen, die, obgleich in weit geringerer Mäch- tigkeit und mehr umgeändert, im direct gegenüberliegenden Tobel von (sravesalvas vorkommen ; .und um so höhere Wichtigkeit hatte für uns das Auflinden gut charakterisirter organischer Ueberreste , das, freilich erst nach langem Suchen , in den Trümmerhalden, oberhalb der Julierhütten , gelang. Das eine Stück enthält einen deutlichen Belemniten, in grauem, schiefrigem Kalk; die Länge mag bei ı'/, Zoll betragen haben, er ist aber an beiden Enden beschädigt; an der Alveole misst der Durchmesser bei 2 Linien. Noch stärker beschädigte Belemniten fanden sich in anderen Trümmern. Andere Stücke, theils von gleicher Steinart, theils von graulich schwarzem Schiefer, tragen, theils flache, theils etwas erhöhete Fucoiden- abdrücke, die mit Fuc. intricatus und F'. aequalis grosse Aehulichkeit haben. Die ersteren scheinen von den gewöhnlichen Fucoiden der alpinischen Flyschkreide nicht verschieden, die letzteren stimmen ganz überein mit Abdrücken, die sich, in gleicher Steinart, aufdem Gebirgs- kamm zwischen Vorder-Rheinthal und Kalfeuserthal, und auch im Hinter- grund des Weisstannenthals finden. In noch anderen Stücken zeigten sich Spuren kleiner pecienartiger Bivalven. Auch die östliche, oder linke Seite der Alp wird von einem schr zer- trümmerten Kalkberg begrenzt, so dass der vordere Theil des Thales ganz GRUPPE DER CIMA DI FLIX. 157 in Kalkstein eingeschnitten ist. Hinter jenem Kalkberg durch, sieht man, in dem sehr wilden und öden Thal, das sich, weit östlich, gegen Suvretta erstreckt, den Kalk so weit, als die Aussicht reicht, fortsetzen und einen Theil des hintersten Felskammes bilden. Diesen Felskamm halten wir aber für denselben , der auch den Hintergrund des Suvrettagletschers begrenzt. Bereits auf der Julierstrasse waren uns grüne Felsstöcke aufgefallen , die, in einem zackigen Grathe, die Alp gegen Mitternacht umschliessen. Wir glaubten sie für Serpentin zu erkennen, für die Fortsetzung der, bei Tinzen und Marmels, auf der rechten Thalseite, durchstreichenden Ser- pentinlinie. Aber die nähere Untersuchung bewies auch hier wieder, wie wenig man, in diesem Lande , den Inductionsschlüssen vertrauen darf. Die neue Steinart erscheint zuerst an der felsigten Stufe, die den oberen öden, zum Theil mit Schneefeldern bedeckten Hintergrund, von den ‘unteren Weidplätzen scheidet, und sich, immer ansteigend, bis an die hintersten Felsgräthe hinaufzieht. Wir hätten vielleicht noch einer Stunde Zeit bedurft, um, vom vorderen Rand der Hochfläche weg, jene Gräthe zu erreichen. Die Felsart der Stufe und dieses oberen Hintergrundes der Lämmeralp ist Salıwergestein. Vorherrschend ist, in der hier verbreitetsten Abän- derung, eine undeutlich und verwachsen schiefrige, graulich grüne Masse, zwischen Kalkspath- und Flussspathhärte, beinahe matt, zum schwarzem Glase schmelzend ; in dieser Masse sind ziemlich viele graulich weisse Quarzkörner, zuweilen mit krystallinischer Begrenzung, und weisse, perl- mutterartig glänzende Feldspaththeile eingewachsen ; die Verwitterungs- flächen sind talkig, serpentinähnlich schimmernd. In einer anderen Ab- änderung ist die grüne Grundmasse Speckstein oder Talk ähnlich, unvoll- kommen blätterig, mit Fettglanz, schmilzt aber, wie die früheren, zu dunklem Glase; die Quarzkörner sind noch: häufiger, Feldspath selten, dafür aber viel Körner und Theilchen von rothem Jaspis. In noch einer anderen nimmt die Grundmasse selbst eine blass rothe Farbe an, die-sich 18 158 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. in die grüne verläuft, die Quarz - und Jaspiskörner sind so häufig, dass man den Stein wohl als Sandstein , oder kleinkörniges Conglomerat be- zeichnen kann. Er ist wirklich, in der letzten Varietät von den rothen Sandsteinen des Sandhubels und Kummerberg’s in Davos, oder von den Conglomeraten von Mels in Nichts verschieden ; während andere Varie- täten mehr an verwachsene Talkschiefer, oder an die grünen Schiefer von Molins und Stalla erinnern. Das Fallen dieser Gesteine ist steil südöstlich, und sie dienen dem vorigen, petrefactenführenden Kalk zur Unterlage. Sofern demnach, wie wir glauben annehmen zu sollen, dieser Kalk unmittelbar mit demjenigen des Saluverjoches zusammenhängt, so können die grünen Gesteine der A gneialp nicht in der Saluverkette ihre Fortsetzung finden , da diese dem Kalk aufgelagert ist. Wahrscheinlich würde man diese letzteren Gesteine in einem der östlicheren Seitentobel der Julierhöhe, in demjenigen, aus welchem die rothen Jaspistrümmer herstammen, wiederfinden. Nach ziemlich langem Ansteigen gelangten wir auf das Joch, das die Lämmeralp von der Seesalp trennt. Das Saluvergestein wird hier von gelb bestaubtem Dolomit und Rauchwacke bedeckt, die sich weit an den Morterstock hinaufziehen und mit dem petrefactenführenden Kalk nur Eine Masse bilden. Auch an der Südseite der noch aus grünem Gestein bestehenden Spitze, die, nadelähnlich , mit steilem Absturz gegen die Sees- alp, neben dem Joche aufsteigt, bat sich die Rauchwacke noch schild- förmig angelagert. Das Joch selbst und seine Abhänge nach beiden Alpen sind mit Blöcken dieser zelligen und porösen Dolomite ganz überdeckt. Wie Lavablöcke rauh , mit Zacken und hackigen Spitzen, oder an Bims- stein erinnernd, lassen diese Dolomite auch nicht die unscheinbarste Flechte auf ihrer Oberfläche sich ansetzen. Ein kraterähnlicher, kleiner See, mitten auf dem Joche, scheint auch Gyps zu verrathen , und wirklich soll hier, nach Hr. B. v. Salis und nach Erkundigungen, die wir in Stalla einzogen, Gyps in bedeutender Mächtigkeit vorkommen. Da wir erst nach unserer Reise diese Angabe erhielten, so waren wir vielleicht, ohne sie zu bemerken, in nicht grosser Entfernung von diesen Gypsfelsen vor- GRUPPE DER CIMA DI FLIX. 159 beigegangen, oder Einstürze von Dolomitmassen hatten sie mit neuem Schutt überdeckt. Von ‘Agnei aus hatten wir, auf einer Felsspitze, die etwa 500 F. sich über das Joch erhebt, ein steinernes Signal bemerkt, und in ihr die von unseren schweizerischen Ingenieurs uns öfters , als eine der höchsten Spitzen in Bündten, genannte Cima di Flix,, zu erkennen geglaubt; um so mehr, als auch der Wirth in Stalla uns Hoffuung gemacht hatte, es sei die Cima di Flix von Agnei aus leicht zu besteigen. Sehr erfreut, mit so weniger Anstrengung, diesen berühmten Punkt erreichen zu können, waren wir demselben zugeeilt und hatten glücklich die oberste Höhe, von der südöstlichen Seite her, erstiegen, als nun der Blick in die tief unter uns liegende Seesalp und auf die furchtbaren, hoch über unseren Gipfel aufsteigenden Felswände, die ihren Hintergrund umgeben, besonders aber auf das Signal, das wir auf dem höchsten von hier aus sichtbaren Gipfel zu erkennen vermochten,, sogleich uns über unseren Irrthum und über die Lage der wahren Cima di Flix belehrten. Diese zu erreichen, war es zu spät geworden, da kein anderer Weg, als durch die Seesalp,, hätte ge- wählt werden können, und wir beschlossen daher, die noch übrige Tages- zeit der Untersuchung der vorderen Seesalp und der südwestlichen Ab- hänge des Morterstockes zu widmen. Nicht ohne Mühe stiegen wir, eine sehr steile Halde hinunter, in die Seesalp. Der Kalk streicht von der Nordseite des Morter her, quer durch den hinteren Alpkessel und zeigt sich, mächtige Felsen bildend , in dem Felsgrathe,, der, von der Cima di Flix, auf der rechten Seite des Sees- thales, gegen Marmels ausläuft. Das Fallen bleibt auch hier immer nach SO. — Weiter vorn in der Alp tritt unter, oder neben dem Kalk Serpentin hervor, der ebenfalls auf beiden Seiten des Thales, auf der rechten jedoch in grösserer Mächtigkeit, zu Tage geht. Die vorherrschende Steinart aber, in der ganzen mittleren und vorderen Alp, und auch an dem wohl 2000F. hohen und steilen Abfall derselben gegen das Hauptthal, ist grüner Schiefer, der das schieferige Gefüge zum Theil verliert , und in ein berg- grünes Aphanit ähnliches Gestein übergeht. Der Kalk sowohl, als der 140 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Serpentin verschwinden beinahe in der ungeheuren Masse dieses merk- würdigen Gesteins. Auch als wir auf der linken Seite von Sees wieder in die Höhe stiegen, um längs der Südseite des Morter, nach Stalla zurück- zukehren, sahen wir uns, bis nahe an Stalla, nur von ihm umgeben, und der Gipfel des Morter selbst, scheint aus keiner anderen Steinart zu be- stehen. Eine Rückkehr zu deutlich schieferiger Structur und selbst zu sewöhnlichem grauem Flysch ist auch hier so häufig, dass man über die wahre Natur des Gesteins niemals in Zweifel sein kann. Dann aber wird dasselbe an anderen Stellen wieder so massig, dass man grünen Gneis zu sehen glaubt; und die Gestalt und Oberfläche der Blöcke, die Flechten selbst, die sie bedecken, sind so täuschend, dass man durch Anschlagen frischer Bruchflächen sich von der wahren Natur der Steinart überzeugen muss. Im vorderen Seesboden, und an den Abhängen des Morter war es, wo sich uns die schönsten Drusen von kleinen Albitkrystallen, durch- scheinend, farblos oder weiss, auf Klüften des grünen Gesteins, zeigten; auch Adern von weissem , körnigem Albit sind häufig. — Erst in geringer Höhe über dem Thalgrund von Stalla, tritt aus dem grünen Schiefer wieder Serpentin heraus, der tieferen Linie angehörend, die in der ganzen Gegend von Stalla und gegen Marmels hin, eine Menge Anbrüche zeigt. Später lehrte uns die Besteigung der Cima di Flix (den 8. Aug. 1838) keine wesentlich neuen V.erhältnisse kennen ; wohl aber berichtigte die auf ihr gewonnene, leider durch Nebel und Schneestürme getrübte Ge- birgsansicht, in mehreren Punkten, unsere topographische Kenntniss dieser Gegenden. Von Stalla aus, folgten wir dem Thalgrund, bis nahe an Stalvedro, stiegen von da, den meist bewaldeten Abhang in schiefer Richtung durch- schneidend, gegen die Alphütte der höheren Marmelser-Weiden, und er- hoben uns nun, theils über Weidgehänge , theils über Felsgetrümmer, an dem Gebirgskamm, der das Seesthal von der Flixalp scheidet, bis wir den hinteren Seesboden beträchtlich tief unter uns sahen. Von da an werden die Felsen zu rauh, als dass, ohne Gefahr, der Grath weiter verfolgt werden könnte; gegen die Flixalp ist derselbe in fürchterlich hohen Wänden GRUPPE DER CIMA DI FELIX. 141 abgestürzt. Wir vertrauten uns daher einer steilen, gegen den Seesboden ausgehenden Schneelehne an, über die aufwärts, wir, nach etwa einer halben Stunde unausgesetzten Steigens, an den unteren Rand des obersten domartigen Gipfel gelangten. Noch eine Viertelstunde etwa musste der dünne, kaum das Steingetrümmer deckende Schnee der stets noch ziem- lich steil ansteigenden Westseite des Gipfels durchschnitten werden, dann standen wir am Signal, und vor uns breitete sich der mächtige Bevers- gletscher aus, und das Beversthal bis nahe an die Serra. Wir hatten, ohne viel zu rasten, von Stalla bis auf den Gipfel 5 Stunden gebraucht ; also, wenn wir 4 Stunde für den Weg im Thalboden von Stalla abziehen, für 4400 F. Erhebung 1 Stunde. Den Rückweg legten wir in 3 Stunden zurück, indem das Hinabgleiten über die lange Schneelehne bis Sees eine bedeutende Abkürzung gewährte. | Die Cima di Flix und die ganze Reihe von Gebirgen, die, von ihr aus, sich gegen Suvretta erstreckt und den Hintergrund der Lämmeralp um- schliesst, fällt in schroffen, wohl bei tausend Fuss hohen Felswänden gegen den Beversgletscher ab. Nur im Norden der Cima di Flix erhebt sich der Gletscher bis auf den obersten Gebirgskamm, und über diese Einsattlung kann man allenfalls aus dem Beversthale nach der Flixeralp gelangen. Noch mehr nördlich folgen die höheren Errgipfel, von denen der nächste, so viel sich aus der Ferne beurtheilen lässt, von hier aus ohne Gefahr bestiegen werden könnte. Die Steinart des Gipfels der Cima di Flix ist die vorherrschende des ganzen Seesthales, das grüne, gneisartige Saluvergestein des Morter und der Agneialp, auch dem Gneis von Ferrera sich nähernd ; vorherrschend grüner Talk, schiefrig verwachsen mit unvollkommen entwickeltem grau- lich und grünlich weissem Feldspath und Quarz ; die drei Bestandtheile meist in eine beinah homogene Masse verflossen. Nach den Aussagen unseres Führers von Stalla (P. Cattilini) soll, einige hundert Schritte nördlich vom Signal, Serpentin anstehen. Er theilte uns leider diese Notiz erst mit, als wir, auf der Rückkehr, bei dem Serpentin (sasso nero) der Seesalp vorbeikamen; und wahrscheinlich hätte uns auch der Schnee 1429 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. an der Aufsuchung der Stelle gehindert. So weit man, an dem östlichen Absturz der Cima di Flix und der nördlichen und südlichen Gebirge, sehen konnte, besteht die ganze Kette nur aus jenem grünem Schiefer; auch die Guferlinien des Gletschers lassen nirgends die leicht zu unterscheidenden, weissen Granitblöcke erkennen , die im Beversthale selbst ausschliesslich alle Trümmerhalden bilden. Das nämliche grüne Gestein zeigt sich auch an allen Abstürzen der Errstöcke ; hier aber sehr eisenschüssig, und, wahrscheinlich durch Zersetzung von Kiesen, an der Aussenfläche braun- roth gefärbt, wie oft der Gneis der alpinischen Gentralmassen. 2. Ostseite der Gruppe. Nur mit vieler Mühe hatten wir in Bevers einen Gemsjäger gefunden , der sich getraute, uns durch das Beversthal nach Tinzen zu führen. Wir waren bis zur Bevershütte gekommen, beinahe im Hintergrund des Thales, und ruhten hier aus von dem mehr als dreistündigen Marsche durch das einförmige, felsigte Thal, das der Beobachtung stets nur den gewöhnlichen Juliergranit dargeboten hatte. Im westlichen Hintergrund erhob sich die Cima di Flix, wie ein isolirter Stock, umgeben von einem ausgedehnten, wenig steil ansteigenden Gletscher, da in dem tiefen Thal- grunde die weniger hohen und mehr zurückstehenden Felsen durch den Gletscher verdeckt werden. Ein anderer Gletscher senkte sich aus einem hohen nördlichen Seitenthal der Hütte zu. Ein, zwar romanisch geführter, lebhafter Streit, zwischen unserem Führer und dem Alphirten, liess uns nicht lange im Zweifel, dass, weder der eine, noch der andere, genau wisse, über welchen der beiden Gletscher eigentlich der Weg führe, keiner hatte früher das Gebirge über- stiegen. Wir vertrauten dem Hirten, der für den nördlichen Gletscher stimmte, und grösseres Vertrauen in seine Behauptung zu setzen schien; und er fand sich auch bereit, uns als Wegweiser zu dienen , bis man von x GRUPPE DER CIMA DI FLIK. .145 der Höhe in das jenseitige Errthal hinabsehen könne. — Auf der Ostseite des Gletschers konnten wir, über steile Weidplätze und Felstrümmer, bis fast auf die Höhe des Joches steigen, ohne den Gletscher betreten zu müssen; aber nun wurde jedes weitere Vordringen auf dieser Seite un- möglich, und wir sahen uns genöthigt, den ferneren Weg auf der nur noch schwach ansteigenden , mit leichtem Schnee bedeckten Eisfläche zu suchen. Bald zwangen uns die häufigen Spalten , die zu breit waren, um ohne Gefahr überschritten werden zu können, uns nach der West- seite des Gletschers zu wenden, wo wir ein mehr zusammenhängen- des Eis zu finden hofften, und, nach einer längeren Wanderung, auf der jeder neue Schritt erst mit dem Alpenstock geprüft werden musste, ge- langten wir endlich an die linke Seite des nördlichen Absturzes, und, wohl 2000 F. unter uns, erblickten wir das Errthal. Das Hinabsteigen aber war eine missliche Aufgabe. Auf der linken Seite, wo wir standen, zog sich der Gletscher steil hinunter, so furchtbar zerborsten, dass jeder Versuch, hier in die Tiefe zu gelangen, aufgegeben werden musste ; weiter rechts folgte eine, mehrere hundert Fuss hohe, verticale Fels- wand, über welcher der Gletscher abgebrochen war, und nur auf der uns entgegengesetzten Seite zeigte sich die Möglichkeit, zur Seite des Gletschers, über die stejle Gandecke hinabzuklettern. Um dahin zu kommen, musste, am oberen Rand der Felsabstürze durch, die ganze Breite des Gletschers durchschritten werden. Eine dünne Schneedecke lag hier auf dem steil abgebrochenen Gletscherrande, sie konnte leicht unter der Last der Reisenden , die sich feste Fusstritte einstampften,, hinuntergleiten ,. und bei jedem Schritte, den unser Vordermann, der aus Bevers mitgenommene Gemsjäger, that, erwarteten wir dieses Schicksal. Bald hörte auch diese trügerische Decke auf, die Tritte-mussten in’s Eis selbst eingeschnitten werden, und ein Fehltritt, oder leichter Schwindel konnten nun, wo das Eingreifen in den höheren Schnee keinen Halt mehr bot, eben so ver- derblich werden. Unvorbereitet auf solche Schwierigkeiten, nur mit kleinen Hämmern bewaffnet, ohne Steigeisen, ohne Seile, legten wir auch diese zweite Hälfte des Weges nicht ohne Besorgniss zurück , und 144 'GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. schätzten alle uns glücklich, als wir wieder auf festen Fels stehen konnten. Um keinen Preis wäre der Beverser zu bewegen gewesen, unserem Vertrag gemäss, denselben Weg zurückzukehren ; er folgte uns am nämlichen Tage bis Tinzen, und ging, den Tag nachher, über den Julier nach Hause. i In der näheren Umgebung der Beverser Alphütte und bis hoch an den Gletscher hinauf ist Juliergranit die allein herrschende Steinart. Die obersten Gipfel dagegen bestehen, bereits auf den an das Beversthal grenzenden Gebirgen, und von diesem aus sichtbar, aus Sedimentgesteinen. Die Gipfelreihe, die den Gletscher östlich einschliesst , trägt Kuppen von Kalk und Rauchwacke,, dem Granit horizontal aufgesetzt; auf der Westseite des Gletschers sieht man, von der Oberfläche des Gletschers bis auf die obersten Gräthe, bunte Schiefer, vorherrschend grün, auch wohl roth, wahrscheinlich unmittelbar mit den Schiefermassen der Err- stöcke zusammenhängend. Am nördlichen Abfall des Gletschers und durch den ganzen Thalboden der Erralp findet man diese Schiefer, auf beiden Seiten horizontal gelagert, allgemein verbreitet. Auf der Ostseite, wo sie beinahe in wahren Glimmerschiefer übergehen, bilden sie eine Vorkette der östlichen Granitgebirge,, deren Trümmer, durch eine Lücke dieser Vorkette bis in den Errboden selbst dringen. Aufder Westseite erniedrigen sich die hohen Errstöcke bald zu einer Kette von mittlerer Höhe, die ganz aus horizontalem , buntem Schiefer besteht. Hinter diesem Schiefer er- heben sich mächtige Kalkstoecke,, die wir als die Fortsetzung derjenigen der Seesalp betrachten ; und noch weiter westlich sieht man, durch die Zwischenräume der Kalkstöcke, schwarze Gipfel hervorragen, die aus Serpentin zu bestehen scheinen. ; Die Nordseite des langen Ausläufers der Gruppe, der die eine Thalseite des Albulapasses bildet, ist uns nur an seinen beiden Endpunkten näher bekannt geworden. Auf der Stufe oberhalb Weissenstein bestehen indess alle von der Nordseite herstammenden Blöcke, die sich hier mit den Kalkblöcken des Albulahorns mengen , ausschliesslich aus Juliergranit, und die Gestaltung und Farbe der Felsen lassen mit grosser Wahrschein- GRUPPE DER CIMA DI FLIK. 145 lichkeit annehmen , dass diese Steinart auch auf dieser Seite der Kette, wie auf der dem Beversthal zugekehrten, die herrschende sei. Im Hinabsteigen von der Höhe des Albula nach Ponte erscheint, am östlichen Ende der Kette, Gneis, und hält an bis in den Thalboden. Es scheint eine nestartige, mit dem Granit innig verwachsene Partie weniger vollkommen umgewandelten Gesteins, analog den Gneismassen, die auch anderwärts, sowohl am äusseren Rande, als im Inneren dieser Granit- gebirge,, vorkommen. Das Fallen des Gneises von Ponte ist steil südlich. Vergebens hatten wir mehreremale versucht, von dem Albulapasse, an der Südseite des Piz Ragnutz vorbei, nach Tinzen überzusteigen. Grün- lich schwarze Kuppen , die man, von Weissenstein aus, nahe am: obersten Kamm des Scheidegebirges unterscheiden kann , hatten vorzüglich unsere Aufmerksamkeit erregt. Als wir von den Bergüner-Maiensessen , durch Falo, nach der Alp Cittäa aufstiegen , waren wir, an dem tieferen Gebirgsabhange von Flysch, dann aber, bis in bedeutende Höhe, nur von Granit umgeben, und auch weiter südlich und südöstlich war keine andere Steinart zu erkennen. Nur der oberste Kamm, der uns von der Erralp trennte, bestand deutlich aus einem braunrothen Schiefer, zwischen dessen flachen Pyramiden- gipfeln sich Schneemassen eingelagert hatten. Die mittlere Höhe dieses Karnmes kann, nach der Ausdehnung der Schneefelder zu urtheilen , nicht unter 8500 F. angenommen werden. — Niemand von den vielen Thal- leuten , die, an den mittleren Gehängen, mit Einsammlung des Heu’s be- schäftigt waren, konnte uns genauere Auskunft geben, ob, und in welcher Richtung man von da in’s Errthal gelangen könne , und, gewarnt durch unsere Reise über den Errgletscher, wollten, bei ohnehin drohen- dem Himmel, weder wir, noch unsere Leute es wagen, ohne Jemand, dem das Gebirge bekannt wäre, die Uebersteigung zu versuchen. Erst zwei Jahre später fanden wir in Bergün einen alten Gemsjäger, der, theils durch Cittä, theils weiter nördlich, längs dem Abfall des P. Ragnutz, öfters schon über das Gebirge gegangen war, und bis auf die Höhe als’ 19 146 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Führer dienen wollte. Wie sich nun zeigte, lässt der Weg von Bergün nach Tinzen sich in etwa 5 Stunden bequem zurücklegen und ist nicht beschwerlicher, als z. B. die Surenen , oder die Nufenen. Zunächst dem südlichem Abfall des Raguutz stiegen wir in einem Tobel sehr steil und ununterbrochen aufwärts, bis wir, über die Scheidecke des Albulapasses weg, die südöstlichen Engadiner Gebirge hervortreten sahen. Hier, wohl 2000 F. über dem Thalgrund der Maiensässe, verflacht sich das Tobel in ein ziemlich ebenes, ödes Thälchen, dessen Nordseite durch die verticalen Kalkfelswände des Ragnutz, die Süd- und Westseite durch nackte Schiefergebirge gebildet werden , und dessen Thalboden wir, den 24. August, noch grossentheils mit Schnee bedeckt fanden. Schon während . des Ansteigens hatten wir zur Linken stets nur Schiefer gehabt, theils gewöhnlichen grauen //ysch, theils bunte, rothe und grüne Galestro- schiefer. Der Gebirgsvorsprung, der unseren diessjährigen Weg von dem früheren und von dem Granit von Citlä trennt, besteht ganz aus diesen Flyscharten. — Nach langem, aber wenig steilem Ansteigen über die westlichen Schutthalden, welche kesselartig das Thälchen umschliessen , erreichten wir die oberste Höhe des schmalen Rückens, der die Zuflüsse der Albula- von denjenigen des Errbaches scheidet. In bedeutender Aus- dehnung wird hier, gegen Mittag zu, der Schiefer von Rauchwacke und dolomitischem Kalk überlagert, und, noch südlicher, erheben sich, von Schneefeldern umgeben , höhere Granitgipfel. Keine Einsattlung erleich- tert das Uebersteigen des Rückens, und man übersieht daher von der Höhe des Passes den grössten Theil der Gebirge dieser Gruppe : die lange granitische Kette vom Albulapasse bis Cittä, das nackte Schiefer- und Rauchwackegebirge, das sich von dem erreichten Standpunkte bis an den Errgletscher erstreckt ; vor Allem aber wird das Auge gefesselt durch die grossartige Ansicht der Errstöcke, die sich, im westlichen Hintergrund des von hier aus nicht sichtbaren Errthales, ganz in Schnee und Eis ge- hüllt, im ganzen Panorama am höchsten erheben. Ueber eine steil geneigte, längere Schneelehne hinab gelangten wir nach dem Rothenberg, einer beinahe von aller Vegetation entblössten Ge- GRUPPE DER CIMA DI FLIX. 447 birgsstufe, welche, auf der Westseite des Scheidegebirges, den südlichen Absturz des Ragnutz nach dem Ochsenberg und Errthal unterbricht. Der mittlere Theil der Stufe umschliesst einen kleinen See, der übrige Boden ist klippig, oder mit Schutt bedeckt. Auch hier ist Schiefer die herrschende Steinart; in verticalen, oder steil südlich fallenden Schichten , h 6 streichend ; während die hohen Kalkwände des Ragnutz nördliches Fallen zeigen. Es ist vorherrschend Galestro, abwechselnd mit mächtigen Ouarzit- lagern. Die bunten Flyscharten sind auf dieser Westseite des Gebirges mächtiger und in höherem Grade entwickelt, als auf der Ostseite. Aber noch evidenter, als in dieser Umwandlung des Bündtnerschiefers, hat sich der mächtige Einfluss der subterranen Agentien in dem Beschlag von schuppigem Eisenglimmer und Eisenglanz gezeigt, der die meisten Schichtenflächen des Galestro überzieht, und, von einem leichten , oft unterbrochenen Anfluge, bis zu eigenen Zwischenlagern,, von der Dicke mehrerer Zolle anwächst. Der innige Zusammenhang dieses Eisenoxydes mit der rothen und grünen Färbung des Galestro ist eine an sich klare Thatsache, und der secundäre Ursprung des Eisens, durch Sublimation, den hier alle Verhältnisse beweisen , gibt auch dem Vorkommen der Eisen- glimmermassen in anderen Gegenden von Bündten, seine wahre Deutung. Auf dem Ochsenberge soll, in älterer Zeit, auf Kupferkies, oder andere Kupfererze Bergbau statt gefunden haben. In Chur und in anderen Sehweizersammlungen bewahrt man Stücke auf, von schön himmelblauem Allophan, der sich in den alten Gruben secundär gebildet haben soll. — Auch Fisenerze sind, nach älteren Nachrichten, theils auf dem Ochsen- berge,, theils auf der Flixeralp gefördert worden. 5. GRUPPE DES TINZERHORN’S. Im Norden des so eben beschriebenen Passes erhebt sich, in meist nackten Felsen, von kaum unterbrochenen Trümmerhalden umgeben, 148 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. eine Kalkgruppe,, deren Höhe und grosse Mächtigkeit um so mehr auf- fallen, als man, in ihrer ganzen Umgebung und in den angrenzenden Berggruppen, einen analogen Charakter der Gebirgsbildung nicht wahr- nimmt. Es sind vorzüglich drei hohe Pik’s, den tyrolischen Kofeln,, oder den Dolomitstöcken von Savien ähnlich, deren kühne Gestalten in allen Panoramen von Mittel-Bündten das Auge auf sich ziehen. Ihre Höhe muss bis 9000 F., oder noch mehr, betragen ; da sie sich beträchtlich über den Rücken, der zwischen Citta und Err liegt, erheben, und, auch in warmen Sommern, an dem niedrigsten unter ihnen, dessen geringere Steilheit noch das Haften des Schnee’s an seiner Nordseite gestattet, dieser niemals verschwindet und sogar zu einem kleinen Gletscher angewachsen scheint. Dieser etwas niedrigere der drei Stöcke ist der nördlichste derselben, Piz Crapp (Felsspitze) oder P. Promasce, P. Promascel (Spitze der Mannesalp, wie «Männlichen» im Berner-OÖberland). Gegen Abend ist er steil abgestürzt; gegen NÖ erstreckt sich eine Felsrippe von ihm aus bis gegen Filisur. Der mittlere Stock ist das Tinzerhorn oder P. Ugliz, eine schöne Pyramide, ähnlich dem Schreckhorn, wie es von Bern aus gesehen wird. Auch von ihm geht ein felsigter Grath aus, der erst am Albulathal abgeschnitten wird. Der P. Ragnutz (Krätzestock) erscheint, wenn inan ihn von vorn, z. B. von Faller aus, sieht, wie ein Halbkreis, im Profil gesehen ; z. B. von den Höhen bei Parpan , zeigt er sich als eine schmale Pyramide mit verticalem Absturz gegen Westen. Auch die tiefen Einschnitte zwischen den drei Stöcken haben die nackte Felsmasse nicht ganz zu durchbrechen vermocht; der westliche Absturz hält an vom Promascel bis zum Ragnutz, und kein Pfad führt, durch einen jener Einschnitte , quer über das Gebirge aus Oberhalbstein in’s Albulathal. In dem Engpasse zwischen den Bergüner-Maiensässen (5430') und gründe fliessende Albula, wild aufschäumend und mit furchtbarem Toben , sich durch die Felsen drängt, setzt die Gruppe in dem Kalkgebirge fort, das den Albula- pass nördlich begrenzt, ohne jedoch hier seine bisherige Mächtigkeit und Höhe zu behaupten. Gehen wir nun, der Albula nach, Thal abwärts, so Bergün (4220), wodie, erst noch so sanft durch Wiesen GRUPPE DES TINZERHORNS. 149 sehen wir, über der Thalerweiterung von Bergün, auf der Westseite, nackte Kalkgipfel sich erheben, die, von höheren Standpunkten aus be- trachtet, wie eine, vom Ragnutz losgespaltene Masse erscheinen; der un- mittelbare Zusammenhang aber dieses Kalkes mit demjenigen der Ostseite hält an, bis an den Bergüner-Stein, wo der Thalboden plötzlich , wie am Ausgang von Oberhalbstein, sich um mehrere hundert Fuss erniedrigt und zu der Schlucht von Bellaluna und Filisur (3210') absinkt. Die steilen Wände dieser Schlucht bestehen nicht mehr aus Kalk; es erstreckt sich aber derselbe in den, theils felsigten, theils bewaldeten Ausläufern der nördlicheren Stöcke, bis an ihren oberen Rand , und die breite Gebirgs- stufe, um die sich die Albula, vom Stein bis nach Tiefenkasten, herum- windet, wird ganz von ihm bedeckt. Bei der Vereinigung der Albula mit dem Davoser-Landwasser, und , weiter abwärts, bis Tiefenkasten , ist das Thal wieder auf beiden Seiten von Kalkfelsen eingeschlossen, und der Kalk unserer Gruppe steht demnach hier im Zusammenhange mit der mächtigen Kalk- und Dolomitkette, die sich, dem Landwasser nach auf- wärts, bis an den Ursprung der Landquart ausdehnt. Diesen Ver- hältnissen, an seinem nördlichen und südlichen Ende, zu Folge, kann der Gebirgsstock des Tinzerhorns nur als ein durch Spaltenthäler losge- trenntes Glied des grossen Ringes von Sedimentgesteinen betrachtet wer- den, welcher die Peripherie der Selvrettamasse bildet; und wir müssen , um ihn nach seinen natürlichen Verbindungen aufzufassen , sowohl auf die Davosergebirge,, als auf diejenigen, die in den folgenden Abschnitten beschrieben werden sollen, Rücksicht nehmen. Vor der Zerreissung des Bodens durch die Thalbildung, stand die Kalk- decke unserer Gruppe wahrscheinlich auch in Zusammenhang mit dem Kalk und Dolomit der Nezza- und Albinalpen und des Fianells, und, durch diese, mit dem Dolomit von Savien und Rheinwald. Denn, wo nicht abnorme Gesteine , wie bei Bellaluna, oder in Ferrera, sich hervor- gedrängt haben, erstreckt sich unter allen diesen Kalkmassen durch die- selbe Grundlage von Flysch, und auch die Steinart der Kalk- und Dolomit- gebirge selbst ist in diesen verschiedenen Gruppen stets dieselbe; nur dass 150 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. hier mehr reiner Kalk, dort dolomitischer Kalk , oder Dolomit , und noch an anderen Stellen die Rauehwacke vorherrschend wird. Die Flyschbasis zeigt sich besonders am südwestlichen Fuss unserer Gruppe. Es setzt nämlich der Flysch des Errthales, noch ehe dieses gegen Tinzen abfällt, von der Südseite des Errbaches auf die Nordseite über, und bildet vor dem Ragnutz eine mächtige Pyramide, die, nur schwach und sehr unterbrochen mit Weide bewachsen, aus der Ferne gesehen, braunroth erscheint. Ob dieser Flysch wirklich unter den Kalk des Ragnutz einfalle, wurde uns nicht deutlich, ist aber, bei der horizontalen Lagerung des Schiefers und dem NO Fallen des Kalkes, wahrscheinlich. Im Hinab- steigen nach Tinzen tritt jedoch unter dem Flysch wieder, in grosser Mächtigkeit Kalk heraus, über dessen Felsen der Weg längere Zeit weg- führt, und erst im Thalgrunde selbst, bei Tinzen und Savognin, bis gegen Burwein, zeigt sich in allen Anschürfungen und Steinbrüchen der ge- wöhnliche graue Flysch, wie er auch auf der anderen Thalseite, am Ausgang von Nandrö, als allgemein herrschendes Gestein auftritt. Der Serpentin der Flixalp setzt auch in dieser Gruppe, obgleich unter- brochen, mit dem Flysch gegen N fort. Man findet ihn zuerst, in be- trächtlicher Höhe über Conters und Burwein, ım Fuss des Promascel, und mit ihm grössere Massen bunter Galestrogesteine. Eine zweite Masse, die wir nicht besucht haben, muss, unterhalb dem Stein, in der Nähe von Tiefenkasten vorkommen. Es zeigt sich hier Serpentinschutt, zu- nächst an der Strasse, im Walde; und noch in diesem Jahrhundert ist auf Kupfererze, die in diesem Serpentin brechen, , ein, wie es scheint, fruchtloser Bergbau getrieben worden *). Der Serpentin scheint hier, wie im Nandröthale, in sehr naher Verbindung mit dem bei Tiefenkasten mächtig auftretenden Gyps zu stehen. Von Tiefenkasten bis Filisur, und noch etwas das Albulathal einwärts, bestehen, so viel man von der gegenüberliegenden Seite her urtheilen *) S. N. Bündtn. Sammler H. p.539. GRUPPE DES TINZERHORNS. 151 kann, die schroffen , theils nackten, theils mit dichtem Wald besetzten Wände des linken Albulaufers aus Kalk und röthlicher Rauchwacke ; daher die. Benennung Crappa cotschna, rother Fels, oberhalb der Maien- sässe von Surava. Die Angabe von Ul. v. Salis *), dass in dieser Gegend Granit austehe, mit rothem Thonstein eingesprengt, dem orientalischen ähnlich, möchte wohl auf Missverständniss beruhen. Das Gestein, das, von Filisur bis in die Nähe des Bergüner-Steines,, die Grundlage der Kalk- und Dolomitmasse bildet, ist das rothe und grüne Conglomerat , das auch in den Gebirgen von Davos, bei Wiesen und am Kummerberg, in Verbindung mit Quarzporphyr, so mächtig ist. Das Thal ist bei Bellaluna ganz in diese Steinart eingeschnitten, und wir werden sie daher auch in dem folgenden Abschnitte zu berücksichtigen haben. Sie zeigt sich, theils als sehr fest verküttetes, fast möchte man sagen, verschmolzenes Gonglomerat von vorherrschend weissem Fettquarz, auch wohl blassrothem Quarz , Hornstein , Kieselschiefer, Gneis und Glimmer- schiefer, die Gemengtheile gerundet und eckigt , meist von sehr ungleicher Grösse , einzelne, mitten zwischen kleineren , bis zu Kirsch - oder Baum- nussgrösse, das Bindmittel, bald sehr zurückstehend, bald vorwaltend, ein kirschrother, unreiner Thon; theils ist die Steinart ein sehr fester, klein- und feinkörniger, kirschrother Sandstein, in dem nur hin und wieder ein Quarzgeschiebe, oder gröberes Quarzkorn freier hervortritt; theils endlich erscheint sie blassgrün, durch eine vorwaltende talk - oder speck- steinartige, graulich grüne, unvollkommen schiefrige Grundmasse, welche vereinzelte Quarzkörner und Feldspaththeilchen umschliesst. Man ist oft versucht, diese letztere Abänderung, die, besonders auf der rechten Thal- seite, unterhalb Stuls, die vorherrschende ist, für wirklichen Porphyr zu halten ; die häufigen Uebergänge in deutliche Sandsteine und das enge Verwachsen beider Steinarten gestatten jedoch keine Trennung derselben. Auch mit dem Saluvergestein hat diese Varietät grosse Achnlichkeit, so *) Alpina IT, p. 189. 159 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. dass wir anfangs, als wir von Stuls gegen Bellaluna niedersteigen , über- zeugt waren, das Gestein der Agneialp wiederzuschen. Die mächtige Decke, die auf dieser Grundlage von Flysch und rothem Sandstein liegt, besteht aus, meist deutlich geschichtetem Kalk, aus Dolomit und Rauchwacke. Der Kalk ist, wo er am reinsten auftritt, schwarz oder grau, mit feinsplittrigem oder unvollkommen muschligem Bruch, in seltenen Fällen Spuren organischer Ueberreste enthaltend. Der Dolomit ist der in den übrigen Bündtner-Gebirgen, bei Chur am Calanda, bei Davos an der Scheiehornkette, gewöhnlich vorkommende, dunkelgrau, hart, sehr feinsplittrig, von einer Menge krystallinischer Pünktchen wie Hornstein, oder dichter Quarz schimmernd, in Säuren nur langsam sich auflösend, öfters durch viele Spalten bis tief ins Ge- birge hinein zertrümmert. Die Rauchwacke ist ein dolomitischer Kalk und Dolomit, mit weiss, gelb, oder roth bestaubter Aussenfläche und breccienartiger Structur. Die Verwitterung verkütteter Trümmer veran- lasst die Entstehung leerer, oder mit gelbem Dolomitstaub angefällter Zellen und gibt der Steinart, bei oberflächlicher Ansicht, ein Kalktuf ähnliches Aeusseres. In den meisten Fällen möchten diese Rauchwacken wohl entstanden sein, durch eine Erschütterung des bis in’s Innerste zer- spaltenen Dolomits und Kalkes und nachherige Verküttung der Trümmer. In diese Steinarten, hat auch die neue Kunststrasse unterhelb Burwain ein- geschnitten werden müssen , die an die Stelle der früheren, höher (über den Stein) steigenden , gesetzt worden ist. Und noch weiter fortge- schritten,, als auf dem rechten, zeigt sich die Zertrümmerung des ganzen Gebirges auf der linken Seite der Schlucht ; der Stein hat sich zum Theil in eine gelblich braune Erde aufgelöst, und die Felsen, vom tiel ein- fressenden Rhein unterwaschen , bilden immer neue Einstürze. Täuschend erinnern diese steilen, bräunlichen Halden, unterbrochen von einzelnen , herausstehenden Felsköpfen, an Gypsanbrüche ; doch soll der Gyps erst in grösserer Nähe von Tiefenkasten hervortreten. Das Kalkgebirge wendet seine steilen Abstürze gegen Oberhalbstein, und man beobachtet auch deutlich, sowohl in den drei Stöcken, als an den nn 24m 0 ed GRULPE DES TINZERHORNS: 155 tieferen Felsen , ein allgemeines Fallen der Schichtung mit 40 — 50° gegen NO. Im Einzelnen finden sich indess so viele Abweichungen und locale Unregelmässigkeiten, dass man leicht, wenn man nur Messungen mit der Boussole vertrauen wollte, die Regel ganz übersehen könnte. Eine allgemeinere Ausnahme scheint aber das Hervortreten der Grundlage von Conglomerat bei Bellaiuna, gerade in der Gegend, nach welcher die Schichten sich hinneigen, und der steile, wohl über 1000 F. hohe Absturz des Gebirges längs der ganzen NO Seite anzudeuten. Die Schichten stehen allerdings, in dieser Gegend, an den tieferen Felsen vertical, in grösserer Höhe scheinen sie fast horizontal zu liegen; aber auch hier führen specielle Beobachtungen nicht zum Ziele; nur allgemeinere Uebersichten.des Ge- birges, von gut gewählten Standpunkten aus, und von der Beleuchtung begünstigt, geben oft, auf einen kurzen Blick hin, einen überraschenden Aufschluss über Verhältnisse, die man lange vergeblich durch mühvolle Localuntersuchungen zu entziffern gestrebt hatte. Solchen Aufschluss ge- währte uns die Ansicht des Ragnutz und der ganzen Ostseite der Gruppe, im Lichte der Morgensonne, als wir von Bergün nach der Tischalp au- stiegen. Das NO Fallen, der höheren Stöcke sowohl, als der Felsmassen unmittelbar über Bergün, zeigte sich sehr deutlich ; an den mittleren Ge- hängen ging aber das Fallen, in einer langsamen Krümmung, ganz in’s Verticale über, und noch tiefer sah man die Schichten in den Berg hinein, nach SW, fallen. Das ganze Kalkgebirge bildet demnach , wenn wir recht gesehen haben, ein gegen NÖ gekehrtes Knie, und die Schichten der obersten Gipfel müssen als übergekippte oder von NO her zurückge- schlagene betrachtet werden, während die wahre Grundlage in dem rothen Conglomerat von Bellaluna zu suchen ist. Es ist eine Structurform, die in den Alpen so häufig wiederkehrt , dass sie für jede mächtigere Kalkkette fast zur Regel wird. In den westlichen Schweizeralpen kennen wir sie, an der Hauptkette der Rawyl- und Sanetschpässe, an der Schwalmeren und Hunnenfluh, an den Brienzergräthen und dem Giswylerstock, so wie an den Kalkeinkeilungen der Gneisgebirge ; in den östlichen, an mehreren Kuhfirsten , am Mürtschenstock , und an den Gebirgen von Weisstannen. 20 454 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Am Lüpasse, der von Scharl nach dem Münsterthale führt, sieht man eine ganz isolirte, kaum 100 F. hohe Kalkkuppe, auf einer flachen Pyramide von Gneis aufsitzen, und auch in dieser kleinen Kuppe sind die Kalkschichten knieförmig umgebogen , so dass die Höhe der Kuppe die doppelte der Schichtenfolge ist. — Keine Thatsache ist wohl besser geeignet, die alle Vorstellung übertreffenden Umwälzungen, die das alpinische Sediment- sebirge betroffen haben müssen, über jeden Zweifel zu erheben ; denn kaum lassen diese Umbiegungen anders sich erklären, als durch einen ungeheuren Druck von Unten, durch den die Kalkdecke aufgebrochen und rückwärts übergestürzt worden sein muss, und da, mit Ausnahme der Einkeilungen im Berner-OÖberland , die umgebogenen Lagermassen von keinen pyrogenen Gesteinen bedeckt werden , so kann dieser Druck nur dem Ausbruch von Dämpfen zugeschrieben werden. Dieser Ausbruch muss in derjenigen Gegend statt gefunden haben, welcher die Gonvexität des Knies zugekehrt ist, und, in Betreff unserer Tinzerhorngruppe, schen wir uns daher wieder auf die Gentralmasse der Selvrettagebirge, als den Herd jener Dampfbildung, gewiesen. Die Kniebildung erscheint, auf diese Weise betrachtet, in dem Ringe von Sedimentgestemen, nur als eine verstärkte Wirkung derselben Kraft, welche, nach dem allgemeinen Gesetze von Saussure, die Schichten des Sedimentgebirges gegen das granitische Gentralgebirge aufgerichtet hat, und, was zuerst uns, als eine Anomalie, in Verlegenheit setzte, zeigt sich Jetzt als eine erwünschte Bestä- tigung früherer Folgerungen. Dennoch dürfen wir nicht verschweigen, dass diese, so befriedigend scheinende Darstellung nichtgegen alle Einwürfe gesi- chert steht. Obgleich die Mehrzahl derKniebildungen in den Alpen allerdings ihre convexe Seite den nächsten Uentralmassen zukehren, wie unter anderen die Keile im Berner-Oberland, die Hunnenfluh, der Mürtschenstock, die Kuhfirsten,, so finden wir doch auch andere, bei welchen das Gegentheil statt findet, z. B. diejenige, der Brienzergräthe und des Giswylerstockes. Und sollten auch, was wir wohl glauben, diese Ausnahmen, bei genauerer Untersuchung, der Regel sich unterordnen und sie bekräftigen , so sehen wir doch, im zunächst vorliegenden Falle, uns von einer anderen Seite GRUPTE DES TINZERHORNS. 155 ‚er bedrängt. Es wird nämlich, unter der Voraussetzung, dass die höheren, segen SW aufgerichteten Schichten unserer Gruppe übergekippte seien , ‚chwer, sich von den l.agerungsverhältnissen auf der Seite von Oberhalb- ‚tein, von der Auflageruug nämlich des Kalkes auf den Flysch, Rechen- ıchaft zu geben. Man findet sich beinahe zur Annahme einer neuen, ‚nuldenartigen Umbiegung im unteren Schenkel des Knie’s genöthigt, wenn, sowohl die rothen Sandsteine auf der Ostseite des Gebirges, als ler Flysch auf der Westseite die Kalkmasse unterteufen sollen; oder, man muss auch den Flysch der mittleren Gehänge oberhalb Savognin für über- sekippt und arsprünglich dem Kalk aufgesetzt ansehen, so dass die wahre Grundlage, der untere Schenkel des Knie’s, in den Dolomitfelsen des Steins, unterhalb Berwein, gesucht werden müsste. Ein steiler Waldpfad führte uns von Conters aufwärts nach den Weiden, die sich, oberhalb der Schlucht des Steins, um das Nordende der höchsten Kalk - und Dolomitfelsen herumziehen. Schon im Walde deutete die grosse Menge von rothen und grünen Galestrotrümmern auf mächtige, in der Höhe sich durchziehende Felsen dieses Gesteins. Anstehend zeigte sich nur gewöhnlicher Flysch, Kalk- und Mergelschiefer, abwechselnd mit Flyschsandstein, gegen N20 W fallend, während an den Kalkfelsen des Steins die Schichten gegen S 100 fallen. Nahe am oberen Ende des Waldes, oberhalb Burwein, erreichten wir jedoch die Galestrofelsen selbst, unter denen hier auch in beträchtlicher Ausdehnung Serpentin hervorstösst. Noch klarer zeigten sich die Ver- hältnisse etwas nördlicher, an der Gebirgskante, welche die Zuflüsse des Oberhalbsteiner Rheins von denjenigen der Albula scheidet. Unmittelbar über dem dunkelgrauen dolomitischen Kalk, der hier, olıne deutliche Schichtung, vertical gegen die Schlucht des Steines abgestürzt ist, liegt, »ei 20 F. mächtig, mit steilem NO Fallen, eine braungelbe, sehr durch- löcherte und zu grotesken Formen verwitterte Rauchwacke, verbunden mit braunem , zerreiblichem Dolomit, der eckigte Trümmer von grünem 156 GEOLOGIE YON MITTEL-BÜNDTEN. Galestroschiefer, und auch Stücke und Theilchen einer weissen und hell- grauen pulverförmigen Substanz einschliesst. Die flächeren Partieen der Felsen sind mit tiefem Dolomitsand bedeckt. Mit etwas geringerer Mäch- tigkeit liegt auf diesem Gestein ein fester, hellgrauer dolomitischer Kalk, von vielen mikroskopischen Rhomboederflächen stark schimmernd, durch- zogen von einer Menge weisser Spathtrümmchen, ziemlich stark auf- brausend. Und nun erst folgt, mit fast verticalem NO Fallen, der bunte (alestro wohl über 100 F. mächtig, eın in grossen Partieen verwachsenes Gemenge von roihem und grünem glänzendem Thonschiefer, rothem und grünen Jaspis und weissem Feltquarz. Serpentin fehlt hier. In der Höhe geht der Galestro in gut charakterisirten, glänzend grünen Glimmer- schiefer über, und setzt als solcher ziemlich weit südwärts fort, wahr- scheinlich als Keil in das Kalkgebirge eindringend ; die Vegetation und Gebirgsschutt hindern das weitere Verfolgen desselben. Der Galestro bildet noch den nördlichsten Felsstock der Gebirgskante ; gegen Mittag zu aber wird er überlagert von gewöhnlichem, grauem Flysch, der sich mit ihm, durch den dazwischen liegenden Glimmerschiefer oder Glimmer- tlysch, auf’s Engste verbunden zeigt, und über dem Flysch erheben sich, als oberste Gebirgsbedeckung, Felsen von dolomitischem Kalk, hellgrau, dicht, von vielen Spathadern durchsetzt. Das Fallen der Schichten hat sich gegen die Höhe zu wieder mehr verflächt ; in den obersten Felsen aber ist jede Regel in der Schichtenstellung verschwunden: vielfach gewundene, bald horizontale, bald senkrecht stehende Schichten, in rasch fortschrei- tender Zertrümmerung begriffen, bilden den höchsten Felskamm und steigen, in immer wilderen Gestalten sich erhebend , bis zu dem Piz Promascel empor. Die Schutthalden dieses Kalkes quer durchschreitend,, gelangten wir an die Ostseite des Gebirges, in den obersten Hintergrund der Tobel, die gegen Surava und Filisur auslaufen. Hier liegt auf dem vorigen Kalk ein grauer, schr spröder Areselkalk, wie Glas klingend, in dünnen Splittern «urchscheinend. Härte 4,7, dicht, mit ausgezeichnet muschligem, im Ileinen splitterigem Bruch, stark aufbrausend , mit Hinterlassung eines GRUPPE DES TINZERHORNS. 157 beträchtlichen, die Form des Stückes behaltenden Rückstandes.- Von den sehr zerspaltenen Felsen dieses Kieselkalkes stanımen vorzugsweise die Trümmer und Blöcke her, die hier den obersten Gebirgsabhang‘. bis an die Waldgrenze bedecken. Ef In südöstlicher Richtung vorwärts dringend, gelangten wir, nach Um- gehung eines ersten Tobels, in einen felsigten Thalkessel , der sich. nach dem P. Promascel hinaufzieht, mit sparsamen Weidplätzen, die als Schaf- alp benutzt werden. Das herrschende Gestein ist hier ein dunkel rauch- grauer Kalk, deutschem Muschelkalk ähnlich , dicht oder feinschuppig, mit Zwischenlagern von grauem Flyschschiefer. In solchem Kalk würde, das Vorkommen organischer Üeberreste nicht auffallen; und wirklich fanden wir auch, auf der rechten Seite des Kessels, am Abfall des. schmalen Ausläufers, der ihn von einem südlicheren Tobel trennt, Trümmer der in der Nähe eingestürzten Schichten, die fast nur aus einem Aggregat von Petrefacten bestehen. Die Mehrzahl derselben sind kleine Bivalven, Modiolen und Astarten ähnlich, aber so enge unter sich und mit dem Stein verwachsen , dass es uns nicht gelang, ein deutlich charakterisirtes Exemplar herauszuschlagen. Mit ihnen fand sich auch ein Belemnit. Auch das nächste, immer in Kalk eingeschnittene Tobel wurde quer durchwandert, und mit beträchtlicher Anstrengung gelangten wir über einen dritten, ziemlich hohen und nach beiden Seiten steil abfallenden Ausläufer in einen neuen Felskessel, aus dem wir hoffen durften, nach Unten hin, einen Ausweg nach Filisur zu finden. Der Hintergrund: dieses weiten Tobels steigt gegen einen Sattel an. der den P. Promascel mit dem Tinzerhorn verbindet, und erhebt sich beinahe bis zur Höhe dieses, auf derWestseite schroff abgestürzten Felskammes. Schutthalden und Schnee- flächen bedecken, ohne Unterbrechung, die tieferen Gehänge der beiden. Felsstöcke. Nachdem wir, ungefähr eine halbe Stunde weit, meist durch Wald, die rechte Seite des Tobels auswärts verfolgt hatten, ohne stark zu. fallen, fanden wir, nahe am vorderen Ende desselben, wieder anstehen- den Fels, theils dünngeschichteten Kalk, theils schwärzlich grauen Dolomit , theils gelbe und röthliche Rauchwacke. Die Höhe über der 158 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Albula mag hier immer noch bei 3000 F. betragen. Von Alveneu aus sieht man deutlich das Lager von hochgelber Rauchwacke in der Höhe der vorderen Abstürze durch, ungefähr horizontal, bis gegen Surava fort- streichen , und es lässt sich annehmen, dass dasselbe mit der Rauch- wacke oberhalb Burwein unmittelbar zusammenhänge. Ein äusserst Jäher Felsweg, zum Schleifen des Holzes nach der Eisen- hütte von Bellaluna angelegt, führte uns auf eine schmale, von Wald ent- blösste Terrasse. Wir wunderten uns, dieselbe mit Blöcken von rothem Conglomerat, dem Gestein des Kummerbergs und der Alpen von Wiesen, ganz bedeckt zu finden. So hoch hatten wir diese Steinart, die bei Bella- iuna beide Thalwände des Albulatobels bildet, nicht erwartet. Auch zeigten die wenigen anstehenden Felsen nur dunklen, dichten Kalkstein und dolomitischen Kalk, in verticalen, oder steil, bald nördlich, bald südlich fallenden Schichten ; und der Stammort jener Blöcke muss weiter südwärts liegen. Von Bellaluna aus stiegen wir an der linken Thalseite ungefähr 1500 F. hoch aufwärts nach einem verlassenen Stollen, der auf Eisenglanzerze war getrieben worden. Die Steinart, vom Thalgrunde an, ist rother Sandstein, deutlich geschichtet, in N660 streichend mit NW Fallen. Der Kisenglanz und Eisenglimmer finden sich, wie am Rothenberg und in Ferrera, auf den Schichtungs- und Kluftflächen , theils als leichter Anflug, theils als dickerer Ueberzug, theils in zolldicken Zwischenlagern. Die letzteren haben einen Versuchbau veranlasst, dem jedoch einstweilen, wegen Ueberfluss an Erzen aus anderen Gegenden, nicht weitere Folge gegeben wird. Auch am rechten Ufer der Albula zeigen sich, eine Viertel- stunde oberhalb Bellaluna , ähnliche Einmengungen von Eisenglimmer im grünen Sandstein. Einige hundert Fuss über jenem Stolleneingang wird der rothe Sand- stein überlagert von Rauchwacke und Kalk. Gegen den Ausgang des Thales senkt sich die Grenze zwischen Sandstein und Kalk immer tiefer, und, in der Nähe von Fitisur erreicht sie den Thalgrund und schneidet den Sandstein ganz ab. GRUPPE DES TINZERHORNS. 159 Auch gegen Mittag wird der Sandstein auf beiden Seiten des Thales von Kalk begrenzt, dessen Schichten verlical neben ihm niedersetzen. Hier verengt sich nun das vorher schon schluchtähnliche Thal zu einer Spalte. durch welche die Albula in kleinen Katarakten schäumend herunterstürzt; (lie Strasse muss sich in der Höhe Raum suchen, und hat auch hier noch in den Kalkfels eingesprengt werden müssen. Wie das Urserenthal beim Austritt aus den Schöllenen, liegt, am Ende dieses Felsweges,, die schöne Thalfläche von Bergün vor uns ausgebreitet. Die Schichtung des Kalks ist hier sehr verworren. Unten am Stein haben wir sie vertical geschen ; in der Ilöhe, wo man den Felspass ver- lässt, ist sie horizontal, und der Kalk selbst ist so wenig spröde, so frei von krystallinischer Tendenz, in so deutliche, wenig mächtige Schichten abgesondert, dass man sich in grosser Entfernung von allen umwandelnden und störenden Verhältnissen glauben möchte. Derselbe Wechsel in der Fallrichtung und dem mineralogischen Charak- ter des Kalkes zeigt sich auch oberhalb Bergün, wo die Albula, und an ihrer Seite die Strasse, die Hauptmasse des Kalkgebirges durchschneiden. Es zeigt sich zuerst ein schwärzlich grauer, stänglicht zerfallender Kalk- schiefer, der mit dolomitischem Kalk wechselt , in S730 streichend und S fallend, wahrscheinlich dem unteren Schenkel des Ragnutz angehörend. Weiterhin folgt schwarzer, feinkörniger Dolomit , sehr zerspalten und bei jedem Schlag des Hammers sich zerstückelnd. Diese schwarzen Dolomite und dolomitischen Kalksteine bilden die Hanptmasse der Kette. — Nahe am Austritt gegen die Maiensässe zeigen sich Einlagerungen von rothem und grünem T’honschiefer, die dünne Straten von weissem und farbigem krystallinischem Kalk umschliessen , vertical, oder steil N fallend; ein Galestro, der ohne Zweifel mit demjenigen des Rothenbergpasses in Ver- bindung steht. Aber bald wird der dunkle Kalk und Dolomit wieder allein herrschend, bis man das Profil der grossen Kalkkette ganz verlässt, und in das Längenthal des Weissensteins eintritt. 160 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Schl ussbemerkungen £ Vom Septimer und Silsersee bis an die Albula, bei Tiefenkasten und Alvaschein, haben wir, fast ohne Unterbrechung, den Serpentin, die grünen Schiefer und Galestrogesteine verfolgen können. In den Um- gebungen des Septimer und von Stalla, wo der Thalboden sich bis auf 6000 F. erhebt und die ihn einschliessenden Gebirgsreihen näher zusanı- mentreten , finden wir den Serpentin im Thalgrunde selbst anstehend untl sehen ihn deutlich von der einen Thalseite in die andere übersetzen. Aber schon unterhalb Stalla und immer auffallender, je mehr das Thal sich senkt, vertheilt er sich auf zwei Linien , die beiden Thalabhängen folgen, und selbst bis auf den obersten Kamm ansteigen, nirgends aber, weit über diesen hinaus, an die jenseitigen Abhänge vordringen ; während im tieferen Thalgrunde nur gewöhnlicher Flysch das herrschende Gestein ist. Es liegen indess die Serpentinfelsen bei Ziteil und am Promascel immer noch unter denjenigen am Longhin, oder auf Giuils; nicht der Serpentin hat sich erhoben, obgleich das SO Fallen im unteren Oberhalbstein allerdings eine geringe Hebung erklären kann , es ist aber vorzüglich der Thalboden gesunken, und, wenn man die geringe Festigkeit der Flyschbildung, der grünen Schiefer und des Serpentin’s selbst berücksichtigt, so wird man kaum uns Unrecht geben, wenn wir der Erosion einen sehr bedeutenden Antheil an dieser Tieferlegung des Thalbodens zuschreiben. Die auf beiden Seiten fortstreichenden Serpentine halten wir für die Ueberreste einer oder mehrerer Serpentinlagen,, die, vor der heutigen Thalbildung,, sich über ganz Oberhalbstein und Stalla forterstreckten. Die Seitenketten haben wahrscheinlich , wie wir es schon bei der Fallergrunpe bemerkten, dieser Erosion nur widerstanden , weil festere Gesteine von benachbarten Ge- birgsmassen her in sie eingreifen und ihnen einen haltbaren Kern geben; es sind nicht Hebungs -, sondern Erosionsketten. Aber auch, wenn wir die Serpentine beider Thalseiter uns zu Einer Masse vereinigt denken, bleibt dennoch die lineare Erstreckung dieser Steinart, und das Zusammenfallen dieser Linie mit der Richtung des DIE GEBIRGSMASSE VON OBERHALBSTEIN. 161 Thales nicht weniger merkwürdig. Welcher Art auch der Process gewesen sei, der die Umwandlung der Flyschgesteine in grünen Schiefer und Ga- lestro uud die Entstehung von Serpentin und Gabbro, vielleicht auch des Juliergranits zur Folge gehabt hat; auf die Gesteins- und Terrainbe- schaffenheit von ganz Mittel-Bündten hat er jedenfalls einen sehr gross- artigen Einfluss ausgeübt. — Dass die allgemeine Anschwellung des Bodens in dieser Gegend, so verschieden von den, mit tiefen Thälern abwechselnden Hebungsketten, die im Gefolge der Centralmassen auf- treten , jenem nicht alpinischen Process beigemessen werden könne, wird man kaum bezweifeln. — Auch die Kisensublimationen, die, auf beiden Seiten der Serpentinzone , diese begleiten , in Schams und Ferrera auf der Westseite, bei Bellaluna , auf Rothenberg und Tischalp auf der Östseite, stehen offenbar mit der Serpentinbildung in nahem Verhältnisse. — Es ist ferner kaum Zufall, dass an so vielen Stellen mit dem Serpentin zugleich Gyps hervortritt; so in Nandrö, auf dem Kamm von Schmoras und Nezza, bei Tiefenkasten, auch ausserhalb unseres Gebietes, bei Parpan und am Casanna bei Klosters, vielleicht auch in Val d’Agnei und bei St. Moritz, sofern das Saluvergestein, wie wir glauben, von dem grünen Schiefer nicht wesentlich verschieden ist. Wer erinnert sich nicht hiebei der ähn- lichen Verwandtschaft, die sich in den Pyrenäen zwischen dem Gypse und den Ophitmassen äussert ? Eine noch allgemeinere Bedeutung erhält unsere Serpentinzone, wenn wir auf die angrenzenden, westlichen Gebirge Rücksicht nehmen. Die Richtung der Zone fällt zusammen mit der Streichungslinie des Adula- systemes, und wo, südlich und nördlich, am Silsersee und bei Tiefen- kasten, die Serpentine sich verlieren, da sehen wir auch im Westen, bei Chiavenna und in Savien, die alpinische Schichtenstellung wieder die Oberhand gewinnen. Auf die Stratification der Oberhalbsteinermasse selbst, die eine allgemeine Aufblähung erlitt, hat die Serpentineruption keinen merklichen Einfluss ausüben können; nur ausserhalb derselben dürfen wir Veränderungen in der inneren Structur zu finden erwarten. Und so verhält es sich wirklich. Das den Alpen sonst so fremde NO und 21 16% GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. O Fallen erhält allein durch die Verbindung mit dem Auftreten abnormer Gesteine auf der Linie, der das Fallen sich zuwendet, einige Aufklärung; sei es, dass, nach H. v. Buch’s Deutung gleicher Verhältnisse in Südtyrol, die ursprünglich weit höher aufgeblähte Masse im Rückzuge die an- stossenden Schichtensysteme mit in die Tiefe gezogen habe; oder dass überhaupt das Auftreiben und die starke Massenbewegung des Bodens am Rande desselben von Zerspaltungen und Einsenkungen begleitet worden sei. Mit diesem Anknüpfen der westlichen Structurverhältnisse an das Auftreten der Serpentine in Öberhalbstein stehen auch unsere früher ver- suchten Altersbestimmungen beider Phänomene nicht im Widerspruch. In der Einleitung haben wir die Schichtenstellung des Adulasystemes der Thal- und Kettenbildung des Alpensystemes vorangehen lassen; in der Beschreibung der Gravesalvasgruppe glaubten wir die Serpentineruption für älter erkennen zu sollen, als die Hebung der anstossenden Central- massen. Beide Resultate gewinnen demnach verstärktes Gewicht , wenn neue Betrachtungen uns nun veranlassen, die Schichtenstellung der Adula- ketten mit der Serpentinbildung in engere Verbindung zu setzen. Das höhere Alter der Serpentine von Oberhalbstein erklärt uns vielleicht auch , warum in diesem Theile von Bündten die Sedimentbildungen nicht, wie man es im Kern der Alpen erwarten sollte, zu Gneisen und Gneis- graniten umgewandelt worden sind, warum die krystallinischen Gentral- massen hier so weit auseinander liegen. Man muss glauben, die sub- terranen Thätigkeiten,, welche das Aufsteigen der Gentralmassen zur Folge gehabt haben, seien in der Gegend von Öberhalbstein auf Hindernisse gestossen, die ihrem Vordringen und ihrer Einwirkung auf die Steinarten jener Gegend eine Grenze gesetzt haben; und, welche Verhältnisse sind wohl eher geeignet, einen solchen Widerstand zu leisten, als ältere plutonische Massen, deren Hauptrichtung die der neueren Ausbrüche senkrecht durchschneidet, und deren Bildung die Urstoffe, von denen vielleicht alle diese Umwandlungen und Terrainveränderungen ausgehen , bereits früher erschöpft haben mag ? DIE GEBIRGSMASSE VON OBERHALBSTEIN. 165 Obgleich die Hauptmasse der Serpentine sich deutlich auf die Gegend zwischen Maloja und Tiefenkasten beschränkt zeigt, so ist es doch nicht ohne Interesse, ihrer ferneren Verbreitung gegen Mitternacht und Mittag, auch ausserhalb der Grenzen unseres Gebietes, nachzuforschen. Die Resultate, zu denen wir durch diese Untersuchung gelangt sind, zeigen indess so viel Schwankendes und lassen der Willkühr einen so be- trächtlichen Spielraum , dass wir sie beinahe eher zur Warnung vor diesem gefährlichen Wege der geologischen Speculation, als um unter die Zahl neu gewonnener Thatsachen aufgenommen zu werden , anführen wollen. In der nördlich anstossenden Gebirgsmasse von Davos scheint die Zone des Serpentins plötzlich eine ganz neue Richtung einzuschlagen, indem sie, von Parpan bis Klosters, der Nordgrenze des Kalkgebirges und, mit ihr, dem Hauptstreichen der Alpenkette folgt. Weiter nördlich zeigt sich keine Spur mehr dieser Gesteine. Nebst der veränderten Richtung bieten aber die Davoser Serpentine noch andere wesentliche Differenzen gegen diejenigen von Oberhalbstein dar. Die grünen Schiefer fehlen in ihrer Umgebung ganz, und, statt der Gabbro , haben sich in ihrem Gefolge Hornblendgesteine , Diorite, Voriolithe und Mandelsteine entwickelt, die in Oberhalbstein dagegen sich gar nicht, oder nur sehr beschränkt, zeigen. Dieser abweichende Charakter lässt uns einstweilen bezweifeln , dass die Davoser Serpentine wirklich als die Fortsetzung der Oberhalbsteiner zu betrachten seien. Sollte man die entgegengesetzte Ansicht für die wahr- scheinlichere halten, und es naturwidrig finden, zwei so nahe liegende Serpentinbildungen zu trennen, so würde sich allerdings aus dieser Biegung der Zone um die Selvrettamasse herum, und der engen Verbindung des Serpentin’s mit dem Sedimentringe, der jene Masse umschliesst, ein gewichtiger Einwurf gegen unsere Altersbestimmungen und die versuchte Trennung der Serpentineruption von dem Aufsteigen der Gentralmassen ergeben. Andererseits zeigt sich die natürliche Fortsetzung des Thalgrundes von Öberhalbstein in dem Hochthale der Zenzerhaide, und man möchte, 164 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. wenn man von einem geeigneten Standpunkte aus die Gegend überschaut, allerdings glauben , de vor dem Durchbruch des Schyns durch die Albula, er Öberhalbsteiner Rhein in gerader Richtung durch jenes Thal dem Rheinthale von Chur und Meyenfeld zugeströmt sei. Geognostische Anhaltspunkte, aus denen ein Einfluss der in Oberhalbstein thätig ge- wesenen Agentien auf den Boden von Lenz und Parpan gefolgert werden könnte, finden sich jedoch zu wenige, als dass wir berechtigt wären , die Uebereinstimmung in der Richtung beider Thäler für mehr, als eine Wirkung der Erosion, zu halten. Wir können endlich, indem wir vorzugsweise der früheren Riehtung der Serpentinlinie folgen, die Verlängerung derselben auch durch Domleschg ziehen, indem die centrale Axe der Serpentinzone, von Gra- vesalyas ınitten zwischen Tiefenkasten und Ziteil durch geführt, aller- dings durch dieses westliche Thal streicht. Wirklich finden wir auch im Rotelser-Bühel die grünen Schiefer wieder, identisch mit den Ge- steinen von Rofna und Stalla. Und, wenn wir es wagen, die Linie noch weiter fortzuziehen, so treffen wir, vielleicht zufällig, auf die Gegend des Spitzmeilen und des Murgthales, in welcher ein Eruptionsheerd anomaler Bildungen nicht zu verkennen ist *). Weniger Gewicht legen wir auf das nehtkefen der Linie mit dem Spaltenthal des Toggen- burg’s und-mit den Phonolitbildungen des Hegaus. Gegen Süden zu haben wir früher schon der Spuren von Serpentin am Muretpasse und im Malenkerthale erwähnt. In diesem tritt, zwischen Chiareggio und Torre, der Serpentin in grosser Mächtigkeit auf. Die zu beiden Söiten des Zanternathales und die M. della Disgrazıa bestehen grösstentheils aus diesem Gestein. Aber der Charakter der Bildung ist hier, mitten im Gebiete des Glimmerschiefers, wieder be- deutend von demjenigen des Oberhalbsteiner Serpentin’s verschieden. Häufig nähert sich das Gestein dem Chloritschiefer, oder dem Lavezstein, und geht auch wirklich in diese Steinarten über, oder wechselt damit; *, S. Studer, ın Leonh. Zeitschr. 1827. = DIE GEBIRGSMASSE SELVRETTA. 165 grössere Massen von reinem Serpentin zeigen schieirige Absonderungen , als wahre Serpentinschiefer ; es ist endlich das Streichen der Serpentin- massen und der sie begleitenden weissen Marmorlager, so wie das des Glimmerschiefers, wieder parallel dem Hauptstreichen der Alpen, und der Serpentin erscheint überhaupt mehr als eine normal dem Glimmer- schiefer untergeordnete und nicht als eine unabhängig auftretende , massig das Sedimentgebirge durchbrechende Steinart. Merkwürdig genug trifft die Verlängerung der Linie jenseits der Lom- bardischen Ebene ziemlich nahe zusammen mit den Serpentinen der Par- mesanischen Apenninen , von Spezzia, den Apuanischen Alpen und von Elba. Wie wir uns, theils durch eigene Ansicht, theils aus den Beschrei- bungen der Herren Pareto und Savi überzeugt haben, zeigen in allen diesen Gegenden die Verhältnisse des Serpentin’s zu dem Macigno oder Flysch und zu den umgewandelten, oder Galestrogesteinen eine so auf- fallende Analogie mit denjenigen der Bündtnergebirge, dass eine Felsarten- sammlung aus den italienischen Gegenden sich von einer aus Oberhalbstein kaum unterscheiden liesse, und eine Beschreibung jener südlichen Ver- hältnisse mit geringer Veränderung auf die Verhältnisse in Graubündten übergetragen werden könnte. DIE GEBIRGSMASSE SELVRETTA. Selvretta heisst, nach Ul. v. Salis *), der hohe, von einem mehrere Stunden langen Gletscher bedeckte Gebirgsrücken, der den Hintergrund des Prättigau’s vom Engadin scheidet, und wir erlauben uns, die Be- nennung auszudehnen,, auf die ganze Gebirgsmasse , deren Gestaltung und *) S. N. Bündtn. Sammler VI. p. 343. 4166 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜUNDTEN. Gesteinsverhältnisse sich von der Gentralmasse abhängig zeigen, die in jenem Rücken und den ihm benachbarten Gipfeln ihre grösste Erhebung erreicht. Oestlich von dem Selvrettagletscher folgt das ausgedehnte Alpen- revier des J’ermunt, das in topographischer und botanischer Beziehung durch die Reise von Pol *) bekannt geworden ist. Zu gleichem Zwecke ist vor einigen Jahren das abgelegene Thal Samnaun von H. Prof. Heer untersucht worden. In geologischer Hinsicht sind uns die Gebirge, die vom Flüelapasse sich ostwärts gegen Landeck zu erstrecken, so viel als ganz unbekannt. Es muss in dieser Gebirgsmasse das innere krystallinische Fächer- system von dem äusseren Ringe von Sedimentgesteinen unterschieden werden , der aus Montafun,, durch Prettigau und Davos, bis an die Vereinigung des Landwassers mit der Albula fortstreicht, hier in das Gebiet unserer Karte eintritt und bis in das Engadin, dem Albulapasse folgend , quer durch dasselbe sich durchzieht, von Scanfs aus dann über Casanna nach Livigno übersetzt, und, über Forno und Scharl, durch Unterengadin, bis unterhalb Finstermünz verfolgt worden ist. So wie von der CGentralmasse können wir auch von dem Sedimentringe nur den innerhalb unserer Karte fallenden Theil berücksichtigen. Den ersteren werden wir als Gruppe der Scaletta, den letzteren als Gruppe der Val Tuors beschreiben. Die Grenze zwischen beiden Gruppen ziehen wir, mehr die geologischen , als die Formverhältnisse berücksichtigend, vom Ausgang des Sulzannathales, hoch über Scanfs und Zutz weg, über den Eschiapass nach den Maiensessen von Tuors, von da durch Ravesch nach Sertyg, und, das Sertygerthal hinaus, an das Land wasser. *) Aelt. Sammler, III. p. 33. GRUPPE DER VAL TUORS. 167 1. GRUPPE DER VAL TUORS. Obgleich die Albulastrasse, welche die Selvrettamasse, und also auch die Gruppe von Tuors, von der Masse von Oberhalbstein scheidet , keines- wegs genau die westliche Grenze des Sedimentwalles bezeichnet, wie schon die äussere Form des Thales lehrt, das alle Charaktere eines wahren Querthales trägt; so ist doch wieder die Gebirgsgestaltung zu beiden Seiten dieses Querthales eine so wesentlich verschiedene, dass unsere Trennung der beiden Gebirgsmassen nach dieser Linie durch die Natur hinreichend gerechtfertigt wird. Ja es dürfte schwer fallen, im alpinischen Hochgebirge eine Gegend aufzufinden, in welcher deutlicher, als in dieser hier, die Nothwendigkeit hervorträte, das Alpensystem in gesonderte Massen abzutheilen, wenn eine klare Vorstellung von der Structur dieses verwickelten Gebirgszuges erzielt werden soll. Während nämlich, auf der Westseite des Albulathales, der Hauptkamm des Gebirges dem "Thale selbst, und mit ihm dem Adulasysteme, parallel läuft, und auf einer breiten, wenig eingeschnittenen Plateaumasse zu so bedeutender Höhe sich erhebt, dass die Bergüner Thalschaft fast ganz vom Verkehr mit Ober- halbstein abgeschnitten wird ; tritt dagegen, auf der Ostseite, eine Zer- theilung in mehrere verhältnissmässig schmale Ketten ein, die, senkrecht auf die vorige Richtung, von West noch Ost, im System der Alpen fort- streichen und deutlich ausgebildete Längenthäler einschliessen. Und noch viel greller tritt der Unterschied zwischen den Gebirgen beider Seiten hervor, wenn wir auch die geologische Beschaffenheit berücksichtigen ; denn alle Verhältnisse der Lagerung und der Schichtenstellung sind ver- schieden, die herrschenden Steinarten sind andere , und ihre Vertheilung folgt ganz neuen Gesetzen. Nur im südlichsten Theile der vorigen Ge- birgsmasse,, in dem Beversthale und seiner Umgebung, erkennt man noch das Gesetz der östlichen Bodengestaltung, und die Kette , die das Bevers- thal vom Albulapasse scheidet, könnte auch wirklich dem System von Parallelketten der Gruppe von Tuors beigeordnet werden, wenn nicht 168 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. ihre Felsart die Trennung von einer Sedimentgruppe nothwendig ver- langte und sie in weit nähere Verbindung mit den Gebirgen des Juliers brächte. Das Tuorsthal theilt die Gruppe in zwei ziemlich gleiche und sym- metrisch gebildete Hälften. Zwei Ketten von bedeutender Länge bilden, in Süden und Norden, die äussere Einfassung der Gruppe ; die erste, die wir Kette des Albulahorns nennen wollen, von dem Engpass oberhalb Bergün bis zu der Kapelle am Ausgang des Sulsannathales; die andere, oder die Kette des Sülberbergs, von Filisur bis Sertyg. Zwei kleinere, innere Ketten umschliessen das Thal von Tuors; die kurze Tischalpkette auf der Mittagseite; die durch ein Quertobel zertheilte Kette des Zatsch- berges und der Aaveschalp auf der Mitternachtseite. Beide Kettenpaare endlich entfernen sich immer mehr von einander , je weiter sie vom Albulathale aus gegen Ost fortsetzen, ganz so, als ob sie von da her durch einen Keil wären aus einander getrieben worden; und wirklich glaubt man diesen Keil in der Spitze der Gentralmasse zu erkennen, die zwischen den beiden inneren Ketten bis zu den Maiensässen von Tuors vordringt und sich sogar noch mit der Tischalpkette zu vereinigen scheint. In wie- fern die Structur und die Gesteinsverhältnisse der Ketten diese Ansicht rechtfertigen, wird sich aus einer näheren Untersuchung derselben ergeben. Die zwei südlichen Ketten. Die Ansicht Tab. IV, fig. 1 zeigt diese zwei Ketten von der Nordseite. Die Kette des Albulahorns kann , ungeacht der Trennung, die wir zweckmässig fanden festzuhalten , nur als eine östliche Fortsetzung der Ragnutzmasse betrachtet werden. Wie diese besteht sie aus dunklem Kalk, Dolomit und Flysch. Allein die auffallende Schichtenbiegung des Ragnutz und die Verhältnisse des Kalks zum Flysch, die , besonders auf der Westseite der Tinzerhorngruppe,, eine Auflagerung des ersten Gesteins auf das letztere zu bestätigen scheinen, finden sich auf dem rechten Ufer der Albula nicht wieder. Die Kette des Albulahorns ist auf beiden Seiten GRUPPE DER VAL TUORS 169 mauerähnlich schroff, und ihre Schichten stehen vertical, oder fallen sehr steil gegen N100. Nur am Passe des Rothenbergs zeigt sich auch in der Ragnutzmasse diese verticale Schichtenstellung; so wie dagegen, längs dem Albulapasse aufwärts bis Weissenstein, die Vorkette von grauem Flysch fortsetzt, ebenfalls mit verticaler Schichtung, die, bei den Bergüner Maiensässen und auf Citta, den Kalk vom Granit trennt. Der Flysch scheint jedoch in der Albulahornkette zum Kalk nicht nur in dem einfachen Verhältniss der Anlagerung zu stehen. Wie in der Faller- gruppe und in anderen Gegenden der Alpen, ist er die allgemeine Grund- masse der Kette, und der Kalk oder Dolomit ist, bald so viel als ganz unterdrückt, bald schwillt er an zu mächtigen Stöcken , die allen Flysch abwerfen, und, in nackten, schroffen Felsmassen , die grössten Erhebungen bilden. So, in unserer Kette, das Albulahorn , oberhalb Weissenstein, mit steilem, von Vegetation entblösstem Absturz, aus dem, als ein bereits starker Bach, die Quelle der Albula entspringt und einen kleinen Wasserfall bildet. Auf dem Panorama von Schaffner sieht man das Albula- horn, oberhalb der Nummern 27—29, sich noch über die granitische Kette erheben, die den Albulapass südlich begrenzt, so dass es diese jedenfalls an Höhe übertrifft. Bald aber gewinnt, in der östlichen Fort- setzung der Kette, der Flysch wieder das Uebergewicht, und, immer mehr sich erniedrigend und an Mächtigkeit verlierend, als ein Zug rundlicher Flysch- und Rauchwackehügel , begleitet die Kette den östlichen Abfall des Passes, und scheint sich , gegen Madulein zu, ganz zu verlieren. Man findet jedoch, östlich vom Eschiathale, ihre Fortsetzung in der breiten, mit Weide bedeckten Terrasse, die, von Madulein bis Scanfs, dem Thalgrunde die Ansicht der hinteren krystallinischen Kette verbirgt. Zwischen Scanfs und Sulsanna zeigt sie noch einmal einen felsigten Charakter, indem der Kalk wieder vorherrschend wird, und, auf dem rechten Ufer des Inn , wächst sie nun schnell an Mächtigkeit und Höhe, und erhält in den Umgebungen von Livigno und Frele eine Ent- wicklung, gegen welche selbst die bedeutende Masse der Tinzerhorngruppe weit zurückbleibt. 12 1) 170 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Die Contactverhältnisse des Flysches und Kalkes mit dem südlich an- stossenden Granit sind leider auf der ganzen Linie, von den Bergüner Maiensässen bis Ponte, durch die Thalausfüllung verdeckt. Beide Bildun- gen scheinen vertical neben einander niederzusetzen. — Ueber eine hohe Stufe von Flysch und Kalk steigt man, aus dem flachen Weidgrunde der Maiensässe (5430°) nach dem Weissenstein und dem dabei liegenden Alpsee (6320'). Die beiden Ketten treten hier bereits nahe genug zusam- men, dass die Stelle des Contacts von Kalk und Granit wenig ungewiss sein kann. Wo man diese Grenze vermuthen darf, an der östlichen, eircus- artigen Einfassung des See’s, ist aber in grosser Mächtigkeit Gyps an- stehend , hellweiss, feinkörnig, zum Theil ockergelb punctirt, in steil N fallende Schichten abgesondert. Nothwendig muss dieser Gyps, wenn nicht auf der Grenze selbst, doch derselben sehr nahe liegen. Auf der oberen Fläche, deren westlichen Absturz die Gypsmasse bildet, wird das Gestein wieder verdeckt durch die Schutt- und Trümmermassen, die von beiden Seiten , mit stets sich erneuernden Halden , im Thalboden zu- sammenstossen, so dass die Strasse nur wenig sicher sich zwischen den Haufwerken von Kalk- und Granitblöcken durchzieht. Ueber eine letzte Stufe erreicht man die oberste Höhe des Passes (7200'), eine lange an- haltende , mit reicher Weide bedeckte Hochfläche, die weniger noch, als selbst die Julierhöhe, an andere, wenn auch niedrigere Alpenpässe er- innert. Bevor man noch anfängt, auf der Ostseite niederzusteigen, er- scheint im Thalboden Rauchwacke, in sehr beträchtlicher Ausdehnung, - und setzt bald auch auf die linke Thalseite über. Sie zeichnet sich zum Theil aus durch glänzend talkige Ueberzüge aller Zellen und Poren, zum Theil sind die Höhlungen auch ausgefüllt mit schuppigem Talk. Auf ihr liegt, wie sie mit steilem N Fallen, theils blauer, dichter, theils weisser, körniger Dolomit. Tiefer abwärts bilden diese Steinarten, besonders aber die Rauchwacke, sehr auffallende Uebergänge in einen guarzitartigen Talkschiefer, indem der Kalk, oder Dolomit, allmählig durch Quarz ver- drängt wird, und mit wenigen Schritten kann man aus der Rauchwacke in vollkommen ausgebildeten Talkschiefer gelangen. Es hält dieses Ge- GRUPPE DER VAL TUORS. 171 stein, am Östabhange des Passes, längere Zeit an, zum Theil in Chlorit- schiefer übergehend, auch wohl Adern und Nester von salinischem Dolomit einschliessend ; und es wäre nicht unmöglich, dass der Gneis, der nun, auf der rechten Seite des Abhanges, den Granit verdrängt, sich enge demselben verbunden zeigte. Eben so steil und sogar felsigter, als die Südseite , zeigt sich die Nord- seite der Kette, im Thale der Tischalp. Besonders in der Gegend des Albulahorns, von dem hier ein kleiner Gletscher sich hinabsenkt , bildet sie hohe und schroffe Felswände, welche den Hintergrund von Plazbi kesselartig umschliessen. Ueber steile Grashalden, dann über Fels- trümmer, sowohl von Kalk, als von Gneis, und einzelne Schneefelder stiegen wir von Plazbi auf den 8770 F. hohen Eschiapass, einer Angabe in Tuors vertrauend, dass man ohne Mühe über diese Einsattlung nach Madulein gelangen könne. Nachdem jedoch die Höhe erreicht war, sahen wir, nicht ohne Bestürzung, eine ununterbrochene Schnee - und Gletscher- decke von der einen Seite des östlichen Abhanges bis zur anderen und weit gegen das Eschiathal hinunter sich ausbreiten. Auf den unbekannten, in der Tiefe stark zerspaltenen Gletscher uns zu wagen, schien nicht rathsam, und schon dachten wir an Rückkehr nach Tuors, als eine nähere Prüfung erwies, dass der Gletscher an der Albulakette seinen Ursprung nehme , und daher auf der linken Seite, am Fuss des Piz Asca, nur Schneefelder zu vermuthen seien. Es war so, und leicht glitten wir über den Schnee bis auf die Trümmerhalden und Felsen, die, zwischen dem Gletscherrande und den Abstürzen des P. Asca, allein es möglich machen, in das ausge- dehnte Weidland des Eschiathales hinabzusteigen. Die Albulakette trägt hier bereits eine Flyschdecke, nur ein schwaches Kalkriff zeigt sich noch als letzter Ausläufer des Albulahorns und setzt, unter dem Gletscher durch und klippenweise aus demselben hervorragend , gegen die linke Thalseite fort. Doch tritt in grösserer Tiefe der Kalk noch einmal und in grösserer Mächtigkeit auf und bildet eine hohe Felswand , über die der Gletscher- bach in einem Wasserfall herunterstürzt. Der untere Theil von Eschia ist ganz in Flysch eingeschnitten. 172 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Die Zusammensetzung der kurzen Tischalpkette ist weniger einfach, als die der vorigen Kette, und es ist uns nur zum Theil gelungen, damit in’s Klare zu kommen. Die Abhänge sind weniger steil, besonders gegen SW und S, wo vorzugsweise die Weiden der Alp liegen. Die tieferen Ge- hänge der W und N Seite sind meist dicht bewaldet, und schroff ab- fallend; doch finden sich auch hier noch mittlere Terrassen, die gute Weide tragen. Immer von Kalkstein umgeben, erreicht man, in etwa 2'/. Stunden, von Bergün aus das 7200 F. hoch liegende Huthaus der Eisensteingruben von Tischalp. Die Gruben selbst sind, etwas höher und durch einen Graben davon getrennt, im steilen mittäglichen Abfall der Tischalpkette angelegt ; ebenfalls in Kalkstein, der herrschend hellgrau, und von vielen talkigen Ablosungen durchzogen ist. Er hat grosse Aehnlichkeit mit dem dolomitischen Kalk der Zwischenbildungen *), mit dem er auch in Hinsicht seiner Lagerungsverhältnisse verglichen werden kann, da er, theils zu- nächst an Gneis angrenzt, theils durch einen sandsteinartigen Quarzit , eine Arkose, davon getrennt wird. Seine Schichten stehen so viel als vertical, mit schwacher Neigung zum Fallen nach N20W. In diesem, meist sehr zertrümmerten Kalkstein findet sich der schönste Eisenglimmer und Eisenglanz, in einer zahllosen Menge der Schichtung paralleler Blätter und Lager, von *); Linie bis, nach Behauptung des Steigers, 2—4 Fuss Mächtigkeit. Der Anbau wird erschwert durch das, bis in eine noch unbekannte Breite, zerstreute Vorkommen dieser meist dünnen Zwischenlager. Die geförderten Erze müssen durch mühsame Handarbeit vom ansitzenden Kalkstein getrennt werden. Auf Klüften enthält dieser eisenführende Kalk nicht selten Arragonit, zum Theil deutlich auskrystallisirt. Von den Gruben stiegen wir dem Hintergrund des Thales zu, indem wir uns zugleich immer mehr dem obersten Gebirgskamm näherten. Es *) Studer, westl. Alpen, p. 169. GRUPPE DER VAL TUORS. 175 folgt, nördlich von dem Kalkstein und über ihm ausgehend, ein Streifen von rothem Conglomerat, und bald nachher findet man Glimmerschiefer und Gneis, der, mit ebenfalls verticaler Schichtenstellung, den oberen Rücken und den Abhang der Kette gegen Val Tuors bildet. Das Gonglo- merat schwillt in der Gegend des Sattels, der nach Plazbi führt, zu grosser Mächtigkeit an und bildet daselbst einen furchtbar zerrissenen Felskamm, so wie den schroffen Absturz des Gebirges gegen Plazbi bis zu den Kalk- und Flyschwänden der Albulakette. Seine Farbe ist hier meist grün, wie am Gestein unter Stuls, und die Structur neigt sich zum Schiefrigen,, so dass man oft einen talkigen Quarzitschiefer vor sich zu haben glaubt. - In diesem Schiefer findet man Spuren von einem alten, sehr beträcht- lichen Bergbau, dessen Unternehmer und Zeitepoche unbekannt sind. Das Erz, auf dem er geführt wurde, ist ein grob - und feinspäthiger Spath- eisenstein, häufig von (Quarzgängen durchzogen und Quarzdrusen ent- haltend. Auch dieses Eisenerz scheint lagerweise und nicht als Gang vorzukommen. Etwas südlicher ist in den letzten Jahren ein Versuchbau auf Rotheisenstein und Eisenglimmer gemacht worden, mit welchen gelblicher Kalkspath und Quarz brechen, und, zahlreichen eisenfarbigen Streifen nach zu schliessen, scheint noch an vielen anderen Stellen das Gebirge hier sehr eisenhaltig zu sein. Bei vollkommen klarem Himmel genossen wir auf dem oberen Rücken der Tischalpkette eine der grossartigsten, wildesten Aussichten , die jedoch, wie meist in Bündten, eher einen düsteren, schauerlichen, als erhebenden Eindruck machte. In keinem der nahen oder entfernten Thäler erkannte man menschliche Wohnungen, das ganze weit ausgebreitete Gebirgsland schien öde, von allen lebenden Wesen verlassen , auch kein Wassergeräusch unterbrach die allgemeine Stille; nur rauhe Gebirge, oft in ganzen Ketten den nackten Fels zeigend, die höheren mit Schnee be- deckt, an mittleren und tieferen Gehängen einförmige Weiden oder dunkle Nadelholzwaldungen tragend,, boten sich dem Auge dar, wohin auch der Blick sich wandte. 4 7A GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Die zwei nerdlichen Ketten. Durch eine enge Felsschlucht,, eine Spalte im schwarzen Kalk - und Flyschgebirge von Bergün , betritt man die lange Yal Tuors. Kaum findet der Weg neben dem Thalbache , bald auf dem einen, bald auf dem anderen Ufer Raum , und eine Strecke lang scheinen die Felsen in der Höhe beinahe sich schliessen zu wollen. Der Kalk ist dünn geschichtet, mit Zlysch wechselnd , der besonders am Eingang vorherrscht, seine Schichten sind vielfach gebogen und regellos mit dem Schiefer verflochten. Das herrschende Fallen ist steil südlich. Wo, tiefer einwärts, die Schlucht sich etwas öffnet, zeigt sich, auf der rechten Seite, in undeutlichen Ver- hältnissen Talkschiefer, mit dem anstossenden Kalk, wohl local nur, W fallend. Dann erscheint Gyps, weiss und feinschuppig, beträchtlich hoch ansteigend, und wahrscheinlich auch, der Bach hindert die Unter- suchung, auf das linke Ufer sich verbreitend; mit dem Gyps, in grosser Ausdehnung, Rauchwacke. Hoch über diesen Gesteinen, und tiefer das Thal einwärts, ist der Zatschberg felsigt aufgerissen und bildet einen grausigen Absturz, von dem sich Schutthalden bis an die Strasse herab- ziehen. , Der Thalgrund steigt, vom Eintrittan, nur langsam und ist stets enge, beinahe schluchtartig, zwischen die steilen Seitenwände eingeschlossen. Erst jenseits dem ganz in Rauchwacke eingeschnittenen Tobel,, das den Latschberg von der Raveschkette tremnt, tritt der Hauptkamm der letzteren mehr zurück , es bildet sich eine aus rothem Gonglomerat, dann aus flasrig krystallinischen Gesteinen bestehende Vorterrasse, das Thal wird offener und gewinnt. ein weniger düsteres Ansehen. Das Conglomerat besteht ‘ theils aus schiefrigen und körnigen rothen Sandsteinen, theils aus groben Conglomeraten, in denen Quarzbrocken und talkartige Thonschiefer- stücke, eckigt, oder gerundet, eingebacken sind. Die dicken Lager der wohl einige hundert Fuss mächtigen Bildung fallen südlich , während der Gneis der linken Thalseite steil nördlich fällt. Nachdem man von Bergün etwa zwei Stunden Weges zurückgelegt hat, erweitert sich auch der GRUPPE DER VAL TUORS. 175 tiefere Thalgrund zu einer freundlichen, ziemlich breiten Fläche (5350), auf der, in drei verschiedenen Häusergruppen , die Maiensässe stehen. Hier nimmt das gleichmässige, schwache Ansteigen ein Ende, und die rauheren Formen der Abhänge,, das lautere Sprudeln der Wildbäche ‚ die nahen Schneehalden erinnern uns, dass wir das krystallinische Hoch- gebirge betreten haben. Die Fläche der Maiensässe ist ganz von Glimmer- schiefer und Gneis umschlossen, deren Schichten vertical stehen und in N550 streichen. Die Val Tuors theilt sich hier in drei Thalwurzeln. — Zur Rechten , oder gegen Mittag, dringt der wenig ansteigende Kesselgrund Plazbi bis an die Albulakette ein. In der früheren Richtung-des Hauptthales steigt, schroff und von Felssätzen unterbrochen, die Zuorseralp nach einem 7970’ hohen Joche, über das man, auf kürzestem, aber sehr beschwer- lichem Wege, nach der Val Fontana, oder dem Schafboden gelangen kann, wo der Weg von Bergün nach Sulsanna mit demjenigen, der von dem Scalettapasse herkommt, sich vereinigt. In der Nähe jenes Joches stösst der grosse Gletscher des P. Asca, wie der Steinberggletscher am Sustenpass , über den Thalgrund weg an den nördlichen Abhang an, und längere Zeit ist man im Ansteigen seinem Nordrande ganz nahe; doch ‚erreicht man die Höhe, ohne Eis- und Schneeflächen betreten zu müssen , und auch das Joch selbst und der jenseitige Abhang sind davon frei (8. die Ansicht Tab. IV, fig.1). Das westlichste Thal, der Raveschalpen, führt von den Maiensässen in etwa 2 Stunden zu den auf der Wasserscheide befindlichen Seen von Ravesch (7950,), und auch über diese Einsattlung kann man, obgleich in längerer Zeit, doch bequemer als durch Tuors, nach dem Schafboden gelangen. Beide Thalwände und der Thalboden bestehn auch hier aus vertical stehendem Gneis und Glimmerschiefer. Ueber der breiten Weidstufe der rechten Seite sieht man hinter diesen Gesteinen den rothen Sandstein aufsteigen, und hinter diesem erhebt sich, in einer ganz nackten, und zackigten Mauer, der Dolomit, zunächst am Sandstein als gelbliche Rauchwacke, höher und in der Hauptmasse grau und dicht, oder feinkörnig. Selbst die Albulakette ewreicht nicht den 176 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. hohen Grad von schreckhafter Rauhheit dieses dolomitischen Ravesch- grathes. Die Steinarten der RAaveschkette lassen dieselbe noch als dem äusseren Sedimentgebirge angehörend erkennen. Sie ist auch allerdings, mit Aus- nahme der vorgelagerten Gneisstufe und des Streifens von rothem Sand- stein, die Fortsetzung des Latschberges, obgleich sie, sowohl an Höhe, als an Wildheit der Formen diesen weit übertrifft. Wenn man, am oberen Rande des Tobels, der die Raveschkette gegen Westen abschneidet, dem Querschnitte derselben gegenübersteht, so erhebt sie sich wohl noch bei 1500 F. über den Standpunkt auf der oberen Fläche des Latschberges. An dem ganzen steil aufsteigenden Abhang hat fast keine Spuren von Vege- tation sıch festzuhalten vermocht; fürchterlich rauhe Felsen, ein ver- worrenes Gemenge von bräunlicher Rauchwacke und grauem Dolomit, meist bedeckt von stets frischen Trümmerhalden , bilden die Profilansicht; man könnte den Abhang eines kühn aufgeworfenen vulkanischen Kegels zu sehen glauben. Die Zusammensetzung des Zatschberges, der gegen das Tuorsthal zu nur aus Kalk und Gyps zu bestehen scheint, zeigt sich, bei genauerer Untersuchung, wohl eben so verwickelt, als die der Tischalpkette (siehe Tab. III, Fig. 3). Von Bergün bis Latsch und auch unter der Terrasse durch, auf der dieses Dorf steht, sieht man nichts, als Kalk und Kalk- schiefer, an welche, bei Stuls und in der tiefen Schlucht des Steins, durch welche die Albula herabbraust, der grüne porphyrartige Sandstein von Bel- laluna anstösst. Gleich über beiden Dörfern aber zeigt sich anstehender Gneis, von derselben Beschaffenheit, wie wir ihn weiter nördlich wieder- finden werden. Er bildet den steilen Absturz des höheren Latschberges gegen W und N und herrscht bis nahe an die obere Fläche desselben. Auch im Stulsthal verbreitet er sich, über dem grünen Sandstein, im Thalgrund' und an beiden Abhängen tief einwärts gegen den Hintergrund des Thales hin. Den Gneistrümmern mengen sich, oberhalb Latsch, häufig auch Trümmer von rothem Sandstein bei, ohne dass jedoch dieser sich an- stehend zeigte. Hat man endlich, etwa 1 Stunde über Latsch, die Höhe GRUPPE DER VAL TUORS. 177 des oberen Plateau’s erstiegen, so lassen alle Anschürfungen und Fels- trümmer wieder nur Kalk erkennen ‚ und man muss sich überzeugen, dass eine Kalklage , von nicht grosser Mächtigkeit, die ganze obere Fläche be- deckt. Da an der Südseite des Berges, im vorderen Tuorsthale, der Gneis nicht hervortritt, so scheint er sich im Kalk auszukeilen, und vielleicht darf der Talkschiefer in der Nähe des Gypses von Tuorsthal als seine äusserste Spur betrachtet werden. Im Hintergrund des Stulsthales erreicht die rauhe Natur der Dolomit- bildung ihre höchste Entwicklung. Die beiden Ketten, die es einschliessen, sind vollkommen nackt, und auch der Thalgrund ist von aller Vegetation entblösst ; eine afrikanische Wüste kann nicht öder sein. Nur ein kleiner Gletscher, der sich, nahe an der Wasserscheide des Thales, an der Ra- veschkette angesetzt hat, unterbricht die Einförmigkeit der hellgrauen Dolomitfelsen und ihrer im Thalgrund zusammenstossenden Schutthalden. Dennoch gewährt dieses lange und einsame Thal den bequemsten Ueber- gang von Bergün nach Sertyg, da das Längenjoch nur etwa die Höhe der Raveschsee’n haben mag, über welche die zwei Raveschpässe sich noch um 270F. erheben. Man gelangt über das Joch zunächst in die Alpen von Ducan, immer von Dolomit und Kalk umgeben, und eine hohe Fels- stufe, über die der Ducanerbach einen Wasserfall bildet, der in dem an pittoresken Schönheiten armen Bündten Auszeichnung verdient , führt nach Sertyg. In der Nähe des Wasserfalles ist in ee Michi keit Gyps anstehend. Obgleich es schwer hält, von den Lagerungsverhältnissen des grünen Gesteins von Stuls, des Gneises im Stulsthale und des Dolomits sich eine klare Vorstellung zu bilden, so kann man doch, in Stuls selbst, an der Auflagerung des Gneises auf dem grünen Gestein, und also auch auf den damit verbundenen, sonst über dem Gneise liegenden rothen Sandstein nicht zweifeln. — Eben so evident scheint, im hinteren Stulsthal und an den Seitenwänden die Auflagerung des Dolomits auf dem Gneis. Im vor- deren Stulsthal aber glaubt man auch zu beobachten , dass das rothe Conglomerat von Bellaluna über dem Gneis in die Höhe steige, zwischen 23 178 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. diesen und den Dolomit, der den Kamm der nördlichen Kette bedeckt , eindringe und hier demnach seine natürliche Stellung zwischen Gneis und Dolomit wieder erhalte. Noch verwickeltere Verhältnisse scheinen am nördlichen Abhang. der Silberbergkette, statt zu finden. Leider vermögen wir nicht, dieselben vollständig aufzuklären, da uns diese Seite des Gebirges nur durch eine einzige Reise bekannt geworden ist. Etwas unterhalb Glaris stiegen wir an das linke Ufer des Landwassers, um über Monstein (Mostey ausgesprochen) nach Stuls zu kommen. Längs dem breiten, meist bewaldeten Abfall des Gebirges, zwischen dem Aus- gang der Sertyg- und Monsteinthäler , zeigen alle Herabrollungen nur Glimmerschiefer, Hornblendschiefer und Gneis, und, in einem kleinen, in diese Bergseite eingeschnittenen Tobel findet man den letzteren auch anstehend: ein undeutlich flasriges, beinahe körnigesGemenge von weissem und grauem Quarz und Feldspath, grünlichem und silberweissem Glimmer, Quarz und Feldspath stark verwachsen, so dass letzterer nicht deut- lich hervortritt; der Glimmer in getrennten Partieen, bräunlich gefärbt durch Eisen. Die Gneisschichten stehen vertical und streichen in N800.— In der näheren Umgebung des hoch über dem furchtbaren Schlund. des Monsteinbaches liegenden beträchtlichen Dorfes sind nur Schuttmassen entblösst, die man auf sehr unsicherem, bei jedem Regengusse einstürzen- dem Pfade quer durchschneiden muss, um nach den Weiden und dem Alpdorfe der Hinteralp zu gelangen. Den vorigen Steinarten mengen sich hier nun auch Trümmer von schwarzem Kalkstein und Dolomit bei, die, theils aus der Hinteralp, theils aus dem tief in’s Gebirge, gegen Ducan, sich hineinziehenden Thale der Oberalp herstammen, als Herabrollungen der mächtigen Kalk- und Dolomitmasse, die, von Filisur bis Sertyg, den obersten Kanım des Gebirges bildet. In der westlichen Ecke der Hinteralp, wo man, nach langem Ansteigen, einen meist mit Gebirgstrümmern bedeckten , hoch liegenden Kesselgrund erreicht, ist man der Grenze von Gneis und Dolomit ganz nahe. Der GRUPPE DER VAL TUORS: 179 Gneis ist hier, fast auf der obersten Höhe des Gebirges, immer noch das- selbe Gestein, wie unterhalb Monstein , nur zeigt der Feldspath sich etwas deutlicher entwickelt. Der Dolomit ıst im Innern dunkelgrau ‚ sehr fein- körnig bis dicht, von vielen Spathäderchen durchzogen, an der Aussen- fläche hellgrau, wie mit Staub bedeckt. Er liegt dem Gneis auf und krönt die Wände des Kessels auf allen drei Seiten, gewölbartig nach beiden Abhängen des Gebirges sich umbiegend. Auch in dem östlichen Hinter- grund der Alp glaubt man diese Auflagerung zu beobachten, obgleich hier die Dolomit- und Kalkschichten so vielfach gekrümmt sind, dass die Auf- fassung der Lagerungsverhältnisse sehr schwer fällt. Deutlich bildet indess der nördlichste mächtige Kalkstock ein Gewölbe , dessen nördlicher Schenkel dem Gneis aufliegt, während der südliche fast senkrecht steht, und, wie ein Bündel auf sich zurückfallender Bänder, wellenförmig ge- bogen erscheint. Dieser südliche Schenkel allein ist es, dessen Fort- setzung zwischen diesen Felsen und dem westlichen, höchsten Theile der Alp, die fürchterlich schroff abgebrochenen Wände bildet, welche das ganze Alpthal gegen Mittag begrenzen. Es scheint das Gewölbe in seinem mittleren Theile gesprengt und die zertrümmerte Dolomitdecke weggeführt worden zu sein. Eine lange Schneelehne führte uns auf den, wohl über 8000 F. hohen Grath, und nicht ohne Schwierigkeit stiegen wir von demselben , über äusserst steile Halden von Dolomit- und Kalktrümmern hinab auf eine terrassenartige Unterbrechung des Abhanges, die bereits Weiden trägt, und von diesen an den noch bedeutend tiefer liegenden Stulsbach. An diesem tieferen Abhange tritt bereits wieder Gneis hervor, und er ist es auch wohl, der, längs dem Abhange, gegen den Ausgang des Thales, die Grundlage des ausgedehnten Weidbodens bildet. Nur wenig westlicher, als die Stelle, wo man die Dolomitkette übersteigt, erhebt sich der Gneis sogar bis zur obersten Gebirgshöhe, indem er den Dolomit gegen Mitter- nacht abwirft. Das erkennt man schon aus dem mageren Graswuchs, der von da weg die oberste Höhe bekleidet, da der Dolomit immer ganz nackt bleibt. 180 _ GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. -- Ueber die Verhältnisse des in der Geschichte des Bündtnerischen Berg- bau’s berühmten Silberbergs finden sich in den Mss. von €. Escher sehr ausführliche Nachrichten, die wir im Auszuge mittheilen wollen. «Auf der linken Seite des Landwassers erhebt sich das Gebirge, vom schluchtartigen Ausgange des Monsteinthales an abwärts, sehr steil und hoch empor. Einige Bäche haben sich tief in den Abhang eingeschnitten und fliessen durch steile Tobel, die nur theilweise vom Landwasser her zugänglich sind, an ihren schroffen Felswänden aber sehr lehrreiche Auf- schlüsse über die geologische Beschaffenheit dieses Gebirges geben. Das unterste dieser Tobel ist das Tiefetobel, und trennt den südwestlich liegenden Jenisberg von dem Silberberg. Nördlich vom Tiefentobel wird dieser vom Tiefzügli, und dann vom wieder höher ansteigenden Schwa- bentobel durchzogen ‚auf welches das Monsteinthal folgt. » «Das Fallen der Schichten ist, an dem ganzen Abhang des Silberbergs und Jenisbergs, mit ungefähr 45°, auch wohl stärker, bis 75°, nach S650. Dasselbe zeigt sich, etwas höher im Thal, auch auf dem rechten Ufer des Landwassers, während in den Zügen, durch eine merkwürdige Schichten- biegung, das Fallen in SW und W übergeht. » «Eine mächtige , deutlich geschichtete Kalksteinbildung erscheint , längs dem ganzen Fuss des Gebirges, als Grundlage desselben. Ihre schroff zum Landwasser abgestürzten Felsmassen und die Tiefe der Tobel, die in sie eingeschnitten sind, haben gezwungen, die Landstrasse in den Zügen wohl 1500 F. hoch über dem Thalgrund durchzuführen, und noch grössere “ Schwierigkeiten hätte man auf dem linken Ufer, am Abhange des Silber- bergs, gefunden. Der Kalkstein ist in der Tiefe blass rauchgrau , fein- körnig bis dicht, an einigen feinkörnigen Abänderungen oft mit auffallend starkem Glanz, zuweilen mit Thon gemengt. In der Höhe ist die Haupt- masse schwarz und dicht. Das Erzlager, auf welchem der Bergbau ge- führt worden ist, gehört der tieferen Schichtenfolge an, und besteht aus dunkel rauchgrauem bis schwarzem, feinkörnigem bis dichtem Kalk , mit eingesprengten Körnern von Kalkspath, und kleinen Poren, die eine Aus- GRUPPE DER VAL TUORS. 481 witterung eines anderen früher eingesprengten Bestandtheils andeuten. Das Erz zeigt sich in höchst unregelmässigen Gängen, die im Allgemeinen dem Streichen der Schichtung folgen, sich aber häufig zertrümmern und von vielen Klüften durchschnitten,, verworfen oder auch abgeschnitten werden, bald aber auch sich wieder zu grösseren Nestern vereinigen. Die Ablosungen gegen den Kalkstein sind ziemlich scharf, aber ohne Saal- bänder. Im Tiefen Stollen des Tiefentobels lassen sich alle Trümmer auf zwei Hauptgänge zurückführen von 2 bis 6 Zoll Mächtigkeit und ungefähr 6F. von einander abstehend. Die Hauptmasse dieser Erzgänge besteht aus sılberhaltendem Bleiglanz ; in geringerem Verhältniss ist öfters gelbe Blende beigemengt, häufiger in den oberen, als in den unteren Teufen. Der Bleiglanz ist meist feinkörnig, die Blende ziemlich grobkörnig, wachs- gelb, selten braun, meist unregelmässig mit dem Bleiglanz verwachsen. Noch zeichnet sich der Kalkstein dieses Erzlagers aus, durch das Ein- schliessen hellgrauer, spitziger Bogen von sehr geringer Dicke , die nicht ohne Wahrscheinlichkeit für organische Ueberreste gehalten werden könnten. » «In den obersten Lagern mengt sich der Kalkstein immer mehr mit Thon und Kiesel, bis diese wirklich überwiegend werden und die Kalk- erde verdrängen. Die frühere schwarze Farbe geht zugleich durch’s dunkel Aschgraue über in’s gelblich Hellgraue. Es folgt nun, mit gleich- förmigem SO Fallen , eine ebenfalls sehr mächtige Sandsteinbildung, dem Quarzit nahe stehend, von C. E. als Grauwacke beschrieben. Das Ge- stein ist, in den tieferen Massen , blass gelblich grau, sehr feinkörnig in’s Dichte, versteckt dickschiefrig, mit starkem Thongehalt; der Hauptbe- standtheil aber scheint Quarz. An der Aussenfläche hat sich dieser Sand- stein, wahrscheinlich durch Verwitterung fein eingesprengter Schwefel- kiese, mit einer festen ockerbraunen Kruste überzogen. In der Höhe wird die ganze Masse des Quarzit-Sandsteins dunkel braunroth, bleibt aber immer feinkörnig, mit splittrigem Brüch, sehr fest. » «Verfolgt man die verschiedenen Tobel des Silberbergs noch höher auf- wärts, so findet man über dem rothen Sandstein eine neue Bildung ent- 1823 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. wickelt, die bis in die obersten Höhen des Gebirges anzuhalten scheint. Im Schwabentobel wird der Sandstein, nahe an seiner oberen Grenze, conglomeratartig, indem die braunrothe, thonige Grundmasse erbsen- grosse graue (Juarzkörner und verwitterte erdige Körner, gelblich braun, eckigt, mit Kalkgehalt, einschliesst. Nur wenige Schritte höher erscheinen Lager einer graulich weissen, auch grünlich und röthlich grauen Steinart, schwach schimmernd, weniger hart als Quarz, die C.E. mit dichtem Feldspath, oder FVeissstein vergleicht. Sie erscheint deutlich flasrig durch unvollkommen entwickelten silberweissen Glimmer,, der sich nur durch seinen Glanz von der übrigen Grundmasse unterscheidet, auf deren Schieferungsflächen er einen sehr dünnen, nicht davon zu trennenden Anflug bildet. An einzelnen Stellen glaubt man auch undeutlich kry- stallinische Feldspathpartieen wahrzunehmen. Die Schichtung ist der- jenigen des Sandsteins vollkommen parallel. Je höher man in dieser Bildung ansteigt, desto deutlicher entwickelt sie sich zu einem wahren Gneis. Der silberweisse, auch wohl tombackbraune Glimmer zeigt sich in schärfer getrennten Blättchen , oder in zusammenhängenden Blättern, die dem Gestein das Ansehen eines Glimmerschiefers geben; der gelblich graue Feldspath scheidet sich vom Quarz ab, und beide Mineralien nehmen ihre gewöhnlichen Charaktere an; die Steinart wird stellenweise sogar srobkörnig. In einer östlichen Verzweigung des obersten Tiefentobels, dem Brunnentobel, finden sich in diesem Gneis Nester von rothem Thoneisenstein, auf die früher auch geschürft worden ist, und in ihrer Nähe grosse Nieren von blass braunem Feldspath. » Diese höchst merkwürdige, von C. Escher, während eines fünftägigen Aufenthalts im Schmelzboden im Jahr 1813, beinah von Schicht zu Schicht untersuchte Lagerfolge muss als die erste, mit wissenschaftlichem Sinn in den Alpen gemachte Entdeckung der Auflagerung mächtiger Gneis- massen auf Flötzkalk betrachtet werden *). Es ist dieselbe Erscheinung , die im Jahr 1828 von 7. Hugi im Roththale und an den Gebirgen des *) Eine Notiz davon steht in Leonh, Taschenb. VIII. 612. GRUPPE DER VAL TUORS. 185 Berner-Oberlandes beobachtet worden ist, nachdem auch schon im Jahr 1788 die lehrreichste dieser Stellen, im Urbachthale, von dem älteren Prof. Studer in sein Tagebuch war eingezeichnet worden *). Durch jene mühsame Detailuntersuchung wird die von uns in den Berneralpen ge- machte Beobachtung, dass die aufgelagerte Masse erst in beträchtlicher Entfernung von der unteren Grenzfläche sich krystallinisch entwickle und in wahren Gneis, oder Gneis-Granit übergehe,, vollkommen bestätigt ; es erscheint ferner auch hier der Gneis in seiner unteren Masse deutlich der Auflagerungsebene parallel geschichtet; die mächtige Sandsteinbildung endlich, die sich zwischen den Gneis und den Kalk einlagert,, zeigt sich in den Berneralpen ebenfalls als ein Hauptglied der Zwischenbildungen , sowohl an der unteren , als an der oberen Grenze der Kalkkeile. Verfolgen wir die Sandsteinbildung des Silberbergs nach ihrem Streichen gegen SW, so treffen wir auf die grünen und rothen Sandsteine von Bella- luna, so dass der Zusammenhang der Gesteine dieser beiden Stellen nicht bezweifelt werden kann. Es ist ferner klar , dass der am Silberberg dem Sandstein aufliegende Gneis kein anderer ist, als der, den wir durch ganz Monstein, und, jenseits dem Gebirge, im Stulsthale gefunden haben ; und es ist kaum zu erinnern nöthig, dass er hier zu dem Gestein von Bellaluna in durchaus gleichem Verhältnisse steht , wie am Silberberg, zu dem dortigen Sandstein. Der Kalk des Stulsthales dagegen ist diesem Gneis aufgesetzt, und auch gegen Filisur zu scheint auf dem obersten Gebirgs- kamm Kalk oder Dolomit aufzuliegen ; man möchte demnach sich für be- rechtigt halten, diese Kalkmasse als eine sehr viel jüngere Formation, von dem Kalk, der das Erzlager des Silberbergs einschliesst, zu unterscheiden , und den letzteren als die älteste der in diesen Gegenden hervorgetretenen Bildungen zu betrachten. Die Berücksichtigung der weiteren Verbreitung dieser Kalkbildungen erregt aber wieder nicht geringe Zweifel gegen diese Resultate. Der obere Kalk des Latschberges ist offenbar von dem Kalk *) Hugi Alpenreise, p. 151. 154 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. und Dolomit des Stulsthales nicht verschieden ; und derselbe hängt, am Ausgang von Tuors, unmittelbar zusammen mit dem Kalk der den Gneis des Latschberges unterteuft, und den wir demnach mit dem Kalk des Erzlagers zusammenstellen können. Noch klarer zeigt sich der Zusammenhang des oberen und unteren Kalks bei Filisur. Auf der Nordseite des Gebirges fand ferner G. Escher den rothen Sandstein noch anstehend am Ausgang des Monsteinthales , unterhalb dem Dorfe, und er setzt ihn in Verbindung mit den rothen Sandsteinen, die am rechten Ufer des Landwassers vor- kommen. Nach dem Profil 4, Tab. IIl der Davosermasse würde demnach der Kalk des Erzlagers demjenigen des Welsch-Tobels entsprechen, der ebenfalls den Sandstein unterteuft, während der obere Kalk, der Züge und des Bärentobels, demjenigen von Stuls zu vergleichen wäre. Dieser obere Kalk, der Kalk, durch den man aus den Zügen nach Wiesen kommt, ist aber wieder nur durch die Schlucht des Landwassers von dem Kalk des Erzlagers getrennt, und kann nicht als verschieden von demselben betrachtet werden, so dass es scheinen möchte, der zwischen beiden Kalkbildungen liegende Sandstein habe sich hier ausgekeilt, und die durch ihn getrennte Kalkmasse sei wieder zusammengetreten. Da wir jedoch nur einmal den Weg von Glaris nach Wiesen gemacht haben, und damals die grosse Verwicklung dieser Verhältnisse nicht ahnen konnten , so dürfte leicht eine neue Untersuchung dieser Gegend den Zusammenhang der Gesteine beider Ufer des Landwassers anders ansehen lehren. Es scheint auch wirklich eine verschiedene Auffassung aus der Notiz sich zu ergeben, die Hr. Sprecher von Bernegg mittheilt *), dass der mehr als 100 Klafter mächtige Kalkstein des Erzlagers vom rothen Sandstein, sowohl unter- teuft, als bedeckt werde. Nach dieser Angabe muss offenbar der Sand- stein des Silberbergs, als oberer, von dem der Züge, als unterem, ge- trennt werden, und der Kalk des Erzlagers tritt so mit der oberen Kalk- steinmasse, dem Kalk von Alveneu, Schmitten und Bärentobel, in Ver- *) S. Verhandl. der schweiz. Gesell. in Chur 1826, p. 21. GRUPPE DER VAL TUORS. 185 g, ohne dass es nöthig würde, auch mit dem Kalk des Welschtobels einen Zusammenhang anzunehmen. bindun Es ıst auffallend, wie das ın der Längenrichtung der vier Ketten deut- lich hervortretende, nach NO gekehrte Auseinandergehen fast noch stärker in dem Streichen der Steinarten sich äussert, deren Richtung auch hier wieder nicht ganz mit derjenigen der Ketten übereinstimmt. Der Kalk der Albulakette, der am Ausgang von Tuors mit dem der Ravesch- kette nur Eine Masse bildet, ist-auf der Linie von Sertyg und Sulsanna durch mehrere Stunden breite Gneis - und Glimmerschiefergebirge davon getrennt. Die rothen Sandsteine des Raveschpasses nähern sich immer mehr dem Tuorserthal, je weiter sie westlich fortsetzen, und bevor noch die Kette das Tobel erreicht, das sie vom Latschberg scheidet, haben sie sich an ihrer Mittagseite ganz verloren. Man glaubt sie dagegen an der Tischalpkette, auch hier auf der Grenze von Kalk und Gneis, wiederzu- sehen ; und vielleicht treten sie auch an der SW Ecke derselben wieder hervor, die Kette schief durchschneidend, da man, im Ansteigen von Bergün, diese Gebirgsseite mit Trümmern von rothem Sandstein ganz bedeckt sieht. Vergleicht man das Streichen der Schichten in der Albula- kette mit demjenigen im Silberberg, so laufen beide Linien gegen W unter einem Winkel von 75° zusammen. Von noch grösserer Wichtigkeit ist uns aber die höchst merkwürdige Schichtenstellung dieser Gebirge. Als ob man sich bereits in der Axe des krystallinischen Fächersystems befinde, herrscht in beiden mittleren Ketten, mit Ausnahme des Latschbergs, verticale Schichtung. Die Steinart hat keinen Einfluss, Kalkschichten, Sandstein - und Conglomerat- schichten stellen sich senkrecht, wie Gneis und Glimmerschiefer. Die Schichten der Albulakette aber fallen nördlich , diejenigen des Silberbergs südlich, und auch diese zwei Ketten scheinen demnach bereits integri- rende Theile des Fächers zu bilden. to in % 186 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Ein ganz ähnliches Fortsetzen des Gotthardter- Fächers in das anstos- sende Sedimentgebirge hinein, hat C. Escher an der Greina und im Pe- tersthale wahrzunehmen geglaubt”); jedenfalls ist es aber in dieser Gegend weniger klar und nicht so grossartig ausgesprochen, als in unserer Tuorsergruppe, da dort nur die Schichtung dem Fächersysteme folgt, nicht aber die Kettenbildung, die zum Theil noch unter dem Einfluss des Adulasystems steht. In den Umgebungen der westlichen Gentralmassen , am Tödi, an der Gemmi, am Morclesstocke, herrschen ganz andere Ver- hältnisse, und nur die vertical stehenden Sandsteine und Conglomerate von Diablet und Valorsine können vielleicht auf eine analoge Bildungs-. form zurückgeführt werden. Gesetzt aber auch die Tuorsergruppe stünde mit ihren merkwürdigen Structurverhältnissen ganz vereinzelt im Systeme der Alpen, so ist doch wohl die Beziehung dieser Structur auf diejenige der centralen Selvrettamasse zu offenbar, als dass wir die Ueberein- stimmung des sedimentären mit dem krystallinischen Fächer einem Zufall beimessen könnten. Wir dürfen nicht bezweifeln, dass beide Structur- formen durch den nämlichen Process, durch dieselben Kräfte, hervorge- bracht worden seien. So wie daher Saussure aus der verticalen Stellung der Puddinge von Valorsine auch auf die Aufrichtung der mit ihnen ver- bundenen Gneisschichten schloss, so müssen wir in der Ausdehnung der Fächersysteme auf die angrenzenden sedimentären Bildungen ein starkes Argument für die Ansicht finden, die in den aus Glimmerschiefer und Gneis bestehenden Fächern der Uentralmassen nicht eine der krystallini- schen analoge Structur, durch unbekannte Molecularkräfte erzeugt, sondern ein Product mechanischer Bewegungen erblickt, so unvermögend wir uns auch bekennen müssen , die Entstehung der Fächer durch Auf- richtung früher horizontaler Schichten uns klar machen, und zu solchen Bewegungen uns Ursachen denken zu können. Im Grunde scheint dieses Resultat auch unmittelbar aus der Annahme hervorzugehen, dass die (neise und Glimmerschiefer selbst nur modificirte Sedimentgesteine seien; *) Fröbel und Heer Mitth, p. 200. GRUPPE DER SCALETTA. 187 da jedoch die räthselhaften und durch diese neuen Fölgerungen noch dunkler gewordenen Verhältnisse am Mettenberg und auf Albinalp in der Curvergruppe eine Umänderung der Structur, bei dem Uebergang der Sedimentgesteine in Gneis, zu beweisen schienen, so war es noth- wendig, durch eine neue Beobachtungsreihe , gleichsam eine instantia crueis, zwischen beiden Erklärungen der Fächerstructur zu entscheiden. - 8. GRUPPE DER SCALETTA. Der Theil der centralen Selvrettamasse, den wir noch zu beschreiben haben, bietet in seiner geologischen Structur, wie in seinen Formen weit weniger Mannigfaltigkeit dar, als die vorige Gruppe. Er ist uns auch, theils wegen der Schnee- und Gletscherbedeckung des mittleren Rückens, theils wegen der beschränkten Ausdehnung zu Tag gehender Felsen in den drei langen Thälern der Nordseite , weniger bekannt geworden. Die westliche Spitze der keilförmig in die vorige eingreifenden Gruppe, liegt, wenn man nur die äusseren Formen berücksichtigt, bei den Raveschseen, indem erst von hier an der mittlere Kamm des Gebirges fast ohne Unterbrechung Gletscher und Schnee trägt. In geologischer Beziehung, haben wir gesehen, erstreckt sich aber der aus Gneis be- stehende Mittelkamm beträchtlich weiter westwärts , obgleich er sich bald nicht mehr als selbstständiges Gebirge zu behaupten vermag. Wir haben diesen Gneis noch bei den Maiensässen von Tuors gefunden, und selbst bis tief in die Tischalpkette hinein verfolgen können. Auch die Lage des Mittelkamms trifft nicht genau mit dem Streichen der geologischen Axe des Fächers zusammen. Es scheint die letztere etwas südlicher, als die Linie der grössten Erhebung, aber derselben parallel, angenommen werden zu müssen ; ungefähr im Streichen des hohen Piz 188 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Asca , oder doch nur wenig nördlich von demselben. Längs dieser Linie stehen , in einer Zone von etwa einer halben Stunde Breite, die Schichten vollkommen vertical, südlich von ihr fallen sie steil nördlich , nördlich von ihr steil südlich, im Allgemeinen mit desto geringerem Winkel, je weiter sie sich von der mittleren Axe entfernen. Am Ausgang der nörd- lichen Thäler, besonders des Dischmäthales, scheinen jedoch, so viel die Vegetation zu sehen gestattet, weniger regelmässige Verhältnisse, und gegen W fallende Schichten vorzukommen. Die herrschenden Steinarten sind Glimmerschiefer, Gneis, zuweilen mit grossen Feldspathkrystallen, und Yornblendschiefer. Der Gneis er- scheint besonders im Mittelkamm grossflasrig und vollkommen kry- stallinisch ausgebildet, während er gegen den Rand zu sich mehr dem Glimmerschiefer, oder Quarzit nähert. Der Hornblendschiefer zeigt sich in grosser Mächtigkeit, sowohl am Rande der Gruppe, als in der Axe, und möchte wohl den beiden anderen Gebirgsarten das Gleichgewicht halten. Sehr wahrscheinlich würde sich, wenn das Gebirge specieller untersucht wäre, und man den Karten vertrauen könnte, für die ganze Gruppe und auch weiter ostwärls eine sehr einfache Zusammensetzung aus wenigen parallelen Zonen jener drei Steinarten ergeben. Durch das ganze Sertygerthal einwärts zeigt sich bis zum Dorfe nirgends an den unteren Gehängen eine Anschürfung von anstehendem Fels; reiche Weiden oder Wald bedecken beide Thalseiten. Die Herab- rollungen bringen, am Eingange des Thales, Hornblendschiefer, weiter- hin auch Glimmerschiefer und Gneis, und auch die äusseren Formen deuten auf die ausschliessliche Verbreitung dieser Gesteine. Die rechte Thalseite ist bis auf die Höhe des breiten Rückens mit Wald und Weide bewachsen, ohne schärfere Umrisse. Auf dem Kamm der linken Thal- seite glaubt man Gneis - oder Glimmerschieferfelsen mit N Fallen zu er- GRUPPE DER SCALETTA. 4189 kennen. Tiefer im Thale lagert sich demselben Kalkstein auf, der bald zu hohen Stöcken anwächst und durch nacktes Gestein und schroffe Ge- stalten sich auszeichnet, aber nur bis zur hinteren Theilung des Thales anhält. Immer auf der rechten Seite des Thales uns haltend, drangen wir, durch die Kühalp, bis in den hintersten Grund desselben, ohne genau zu wissen, wohin die eingeschlagene Richtung uns führen würde. Wie überall in diesen _Gebirgen, wenn man das Weidland verlässt, verlor der Pfad sich bald in dem Steingetrümmer. Die vergletscherte Hauptkette, an deren Fuss wir uns beianden, schien an drei Stellen einen Uebergang zu gestatten. In der südöstlichen Thalecke muss ein sehr mühsamer Gletscherweg, der sogleich steil in das Hochgebirge aufsteigt, nach Schaf- boden führen. Wir möchten indess denselben, da wir ihn nicht aus Er- fahrung kennen, Niemanden anempfehlen. Gegen SW zieht sich das Thal, immer ansteigend,, tiefer einwärts, und auch da zeigen sich zwei nicht tief in den Gebirgskamm eingeschnittene Einsattlungen (8220), über die man , in ungefähr gleicher Zeit, nach Aavesch gelangt. Wir wählten von den drei Wegen den mittleren, und, über Trümmerhalden und Schnee- lehnen aufwärts steigend, erreichten wir die Höhe des wenig breiten, gegen W in sehr steilen Grashalden abfallenden Rückens. Alles um uns her war Glimmerschiefer, in 4 7 streichend und vertical, oder steil N fallend. Etwas südlich vom Passe zeigte sich Hornblendschiefer und noch südlicher, wahrscheinlich die linke Thalseite des hinteren Schaf- bodens bildend, sehr grobflasriger Gneis mit grossen Feldspathkrystallen, sich in wild zerrissenen Felsen zu bedeutender Höhe erhebend. Die Aussicht auf die vor uns liegende, einsame Gebirgsgegend gab uns unerwarteten Aufschluss über die Thalverzweigung , die damals noch, sowohl uns, als den Karten so viel als ganz unbekannt war *). Zwei kleine See’n lagen bei 300 F. tief zu unseren Füssen, getrennt durch ein *) Man vergleiche über diese Gegend unsere Karte mit Wörl und Keller. 190 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Felsriff, der südlichere etwas höher, als der grössere nördliche ; jener segen SO, nach Schafboden , dieser nach Ravesch und Bergün abfliessend. Auch hier wiederholt sich, wie auf dem Albula und Julier, die Lage der Wasserscheide in einem Hochthale, welches quer das ganze Gebirgs- system durchschneidet; an dieser Stelle um so auffallender, da unmittel- bar am Ufer der See’n die Oentralkette in voller Stärke aufsteigt. Uns gegenüber erhob sich, höher als alle umliegenden Gebirge (s. Taf. IV, Fig.1), der Piz Asca mit seinem grossen Gletscher ; und eine Reihe eben- falls vergletscherter Gebirge setzte von ihm, auf der rechten Seite des Schafbodens, ostwärts fort, als ob die CGentralkette hier gegen Mittag verworfen worden wäre. Auf keiner Karte, in keiner Beschreibung ist dieser mächtige Felsstock bezeichnet und genannt worden ; auf dem Panorama von Schaffner steht er, ebenfalls unbenannt, gerade im Nordpunkt. Im Raveschthale, gegen die Maiensässe von Tuors zu, ist verticaler Gneis, weisser Feldspath und Quarz, mit Blättern von silberweissem, oder grünlichem Glimmer, die herrschende Steinart. Auf der linken Thal- seite schliesst er Orthoklaskrystalle ein, die eine Grösse von zwei Zoll erreichen. Das Fallen ist eher etwas nördlich, auf dem Tuorserjoch da- gegen, am Fuss des Piz Asca, bestimmt südlich, gegen S350. Erst in den östlicheren Profilen wird die Fächerstructur regelmässiger. Gleiche Einförmigkeit wie im Sertygerthal findet man im Thale von Dischma; man müsste den Kamm der Seitengebirge ersteigen und ver- folgen, um über die geologische Beschaffenheit derselben in’s Klare zu kommen. Die geringe Mannigfaltigkeit in den Herabrollurgen ermuntert indess nicht zu diesem Unternehmen. Ausser Gmeis und Hornblend- schiefer findet man keine andere Steinart. — Nahe am Eingang zeigt sich der Gneis feinflasrig, der Feldspath tritt zurück und das Gestein nähert sich dem Glimmerschiefer. Die Schichten scheinen im Meridian zu streichen und gegen W zu fallen; aber die Stratification ist so undeutlich, dass man stets im Zweifel bleibt, ob man sich nicht geirrt habe. In der Mitte ungefähr des Thales, der Stelle gegenüber, wo auf der linken Seite sich GRUPPE DES SCALETTA. 191 ein mit schönen Weiden bedeckter Einschnitt gegen Sertyg öffnet, bricht auf der rechten Seite ein sehr ausgezeichneter Gneis mit grossen Feld- spathkrystallen, und stark glänzenden , tombackbraunen Glimmerblättchen mit weissem Talk zu grösseren Lagen vereinigt. Mit ihm wechseln fein- körnige Hornblendschiefer. Das Fallen scheint immer westlich , das Streichen in h 1—2. C. Escher dagegen glaubte schon hier SSW Fallen zu bemerken. Die Gebirgsansicht in dem schönen Thalgrunde des Dürrenbodens (6180') ergreift uns um so mehr, je weniger wir auf dem drei Stunden langen Wege durch die Natur verwöhnt worden waren. Die Gletscher- masse des Thelihorn’s bildet, wie die Blümelisalp im Kienthale, den Hintergrund. Rechts von ihr greift ein enges Felsthal tief in die Kette ein und führt an den Absturz des Scalettajoches, auf dessen Westseite sich die Gletschergebirge des Gefrorenhorn’s erheben, die den Scalettapass vom Sertygerpass trennen. In der südöstlichen Ecke des Hintergrundes zieht sich ein mit Weide und Schutt bedecktes Längenthälchen nach dem Flüelapass. Erst nördlich von diesem Seitenthale , in dem langen Rücken, der Dischma vom Flüelathale trennt, erhebt sich die steile Pyramide des Schwarzhorn’s (9700’), ein Hauptpunkt der schweizerischen Triangula- tion, der, ungeacht seiner nicht centralen Lage, die meisten Gipfel der Hauptkette überragt. Gleich hinter dem Dürrenboden zeigt sich die anstehende Gebirgsart sehr ausgedehnt am Tage, und besteht aus ziemlich dickflasrigem Gneis, der sich zum Theil dem Glimmerschiefer annähert; tombackbrauner, oder silberweisser Glimmer in anhaltenden Blättern , grauer Feldspath und Quarz, verwachsen, in ungefähr gleichem Verhältnisse. Das Fallen ist hier bestimmt südlich, und auch am Schwarzhorn und in seiner ganzen Umgebung bemerkt man allgemein herrschendes Südfallen. So noch am Nordabfall der Hauptkette selbst. Der Weg nach dem kleinen Schirmhause auf der Höhe des Passes (8100) führt in schiefer Richtung über breite und sehr hohe Halden von 1983 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Schutt und grossen Trümmern , die von den Gletschern des Thälihorn’s herstammen , und mag, besonders im früheren Sommer, durch Einstürze der in der Höhe abgebrochenen Gletscher sehr bedroht werden. Der vorige Gneis ist auch die vorherrschende Steinart dieser Halden ; sehr häufig ferner sieht man Stücke von Hornblendschiefer, meist von Pistacit- adern durchzogen ; auch einige Blöcke eines dunkel graulich grünen Ge- steins, dem dichten Feldspath der Pissevache ähnlich, v.d. L. zum grauen Glase schmelzend,, wahrscheinlich ein durch Hornblende gefärbter dichter Feldspath. Auf dem Scalettajoche selbst stehen die Schichten beinahe vertical und streichen nach N 60— 700; doch ist an den Felsstöcken , auf beiden Seiten des Passes immer noch steiles Südfallen bemerkbar. Es ist grünlich grauer, oder tombackbrauner, dem Glimmerschiefer genäherter Gneis in welchem nur wenige Feldspathblättchen bemerkt werden ; dieselbe Steinart, die wir in Sertyg, Monstein und Stuls kennen gelernt haben. Mit ihm wechselt, jenseits dem Schirmhause , kleinkörniger Hornblend- schiefer, sehr zäh und nur unvollkommen schiefrig, verwachsen mit Pistacit. Besonders ehe der Weg, nachdem er längere Zeit zwischen den von beiden Seiten niedersteigenden Gletschern und ihrem Schuttauswurf sich auf der Höhe gehalten, nun steil nach dem Schafboden hinabführt, wird der Gneis durch diesen Hornblendschiefer beinahe verdrängt. Etwas tiefer am Abhange gewinnt jedoch bald wieder der Gneis die Oberhand und verliert auch immer mehr sein Glimmerschiefer ähnliches Aussehen. Das Schafbodenthal ist flach und ziemlich breit , auf beiden Seiten von hohen vergletscherten Gebirgen eingeschlossen, die im Hintergrund des Thales in Zusammenhang zu stehen scheinen. Es kam uns sehr gewagt vor, durch diese öden Eisgebirge einen Weg zu suchen, als wir, von Scanfs her, in dem Thale angekommen, von dem Bergamasker Schäfer erfuhren, dass dort durch ein Pfad nach Bergün führe. Wie wir bereits erwähnt haben, ist indess, sowohl über Ravesch, als über Tuors, der GRUPPE DES SCALETTA. . 4195 Weg ganz frei von Gletschereis und im hohen Sommer auch vollkommen von Schnee entblösst. Ein spaltenartiges, stark fallendes Querthal führt aus dem Schafboden in das tiefere Sulsannathal. Zur Rechten des Weges hat man, in senk- rechter Tiefe, den wild tosenden Thalbach , der malerische Fälle bildet, zur Linken nackte Felsen. Der Gneis steht hier ganz vertical, unter- scheidet sich indess nicht wesentlich von dem früheren südlich fallenden, und enthält stets nur wenig Feldspath. Bevor man noch das Sulsanna- thal erreicht, auf der Thalstufe, von der man erst in das flache tiefere Thal steil hinuntersteigt, geht die Schichtenstellung bereits in das steile Nordfallen über, das die südliche Hälfte des Fächers auszeichnet, und auch hier ist es stets derselbe Gneis, mit grauem Quarz, silberweissem , tombackbraunem bis schwarzem Glimmer und wenigem graulich weissem Feldspath. Auch das Thal auswärts bis zum Dorfe und ausserhalb dem- selben hält, so viel man an den, theils bewachsenen,, theils mit Gebirgs- schutt bedeckten Abhängen sehen kann, das steile Nordfallen an. Bei Ponte alto sieht man einen ausgezeichneten Gneis mit grossen Feldspathkrystallen, der nach Nı0W fällt. Der dem Glimmerschiefer genäherte Gneis bleibt aber immer die herrschende Steinart, und erst jenseits Fenili erscheint wieder Hornblendschiefer, zuerst nur unter den Geschieben der Seitentobel, dann auch anstehend in der Tiefe. Die Thal- ecke, über die man nach Zernetz (4500') hinuntersteigt, besteht aus- schliesslich aus einem sehr zerspaltenen , ungeschichteten Hornblendfels , den man indess nur als einen massig gewordenen Hornblendschiefer be- trachien kann. Pistacitadern sind auch hier häufig; und an mehreren Stellen zeigt sich das Gestein sehr ochrig, von verwitterten Schwefel- kiesen. — Auf beiden Seiten des Thales deuten die gerundeten Gebirgs- formen auf krystallinisch flasrige Gesteine. Bis in mittlere Höhe sind die Abhänge fast ohne Unterbrechung bewaldet, über dem Walde ziehen sich Weidgehänge und einzelne röthliche Schutthalden bis auf die obersten Rücken. 194 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Aus der erweiterten, aber durch ihre finsteren Umgebungen wenig freundlichen Thalfläche von Zernetz tritt der Inn wieder in ein enges Querthal, gegen welches die durchbrochenen Schichtensysteme coulissen- artige Vorsprünge bilden. Die Steinart ist ausschliesslich, theils massiges, theils schiefriges Hornblendgestein, steil N fallend, bis vertical. Erst wenn man aus dem langen, nur bei der Ausmündung des Sursurathales sich etwas offener gestaltenden Engpasse gegen Süss austritt, wechselt mit dem Hornblendschiefer Glimmerschiefer, mit weissen und schwarzen Blättchen. Aber nur vorübergehend, das schwarze Gestein verdrängt ihn bald wieder, und noch weit unterhalb Süss bis in die Nähe von Ardetz bildet es die Hauptmasse des tieferen Abhanges. Das Fallen bleibt constant nördlich, und an dem hoch über Zavin aufsteigenden Piz Gonda lässt sich deutlich dieselbe Schichtenstellung beobachten. Wir sehen das Fächersystem sich immer vollkommener entwickeln , je mehr wir gegen Osten fortschreiten. Im Profil von Tuors zeigt sich zwar bereits in der Axe desselben der vollständig ausgebildete Gneis mit grossen Feldspathkrystallen,, aber nur sehr beschränkt, und niemals dem Granit sich nähernd,, in den übrigen krystallinischen Gesteinen tritt der Feld- spath beinahe zurück, und die grössere Masse der Gebirge besteht aus Sedimentfeisarten. Durch Dischma und Sulsanna finden wir den aus- gezeichneten Gneis nur in der Nähe des Schwarzhorn’s, ungefähr im Streichen von Ravesch und Tuors,, die Sedimentgesteine sind zwar ver- schwunden, aber der krystallinische Charakter gelangt nicht zu voller Entwicklung, und die meist schiefrigen Felsarten erinnern an Glimmer- {lysch und die aus ihm hervorgehenden unvollkommenen Gneise. Ueber Flüela dagegen führt uns der Weg durch ein Gebirge vollkommen aus- sebildeter krystallinischer Gesteine, und die äussere Natur nicht allein, sondern die Felsarten auch erinnern uns an die Pässe des Gotthardts und der Grimsel. Wenn man, von Davos her, in das Zlüelathal eintritt, findet man an der Thalecke Dolomit , noch zur Dolomitdecke des Scheienhorn’s und der GRUPPE DES SCALETTA. 195 Strela gehörend,, die an dieser Stelle auch auf der linken Thalseite sich zeigt, bald aber mit verticaler Trennungsfläche am Gneis abbricht. Die Schichten des Dolomits sind sehr gewunden und in einander verschoben , und eine Menge Spalten durchsetzen das Gestein bis in die kleinsten Theile. Der Gneis fällt constant gegen S200. Es ist dieselbe Steinart, die am Davosersee ansteht; auch wohl feinflasrig, als ein undeutlich schiefriges, stark em Gemenge von kellirügenn Feldspath, grauem Quarz und wenig Glimmer. Mit ihm wechselt ziemlich häufig stark glänzender, tornbackbrauner Glimmerschiefer. Nur wenig ansteigend erreicht man die Thalstufe des T'schuggen (5900°) etwa der Mitte des Dischmäthales gegenüberliegend. Hier erscheint auch Hornblendschiefer , mit eingeschlossenen rothen Granaten von Erbsen- grösse, und über den ganzen Pass kehren diese schwarzgrünen Zwischen- lager, häufig von gelblich grünem Epidot begleitet, immer wieder. Erst über Tschuggen fängt man an, stärker zu steigen, und tritt nun auch in das Sen einer neuen Steinart, des grobflasrigen Gneises mit grossen Feldspathkrystallen, den wir schon von Ravesch und Dischmä her kennen. Er ist hier zu einem wahren, dem Gotthardter Granit nahe ver- wandten Granit-Gneis geworden, und hat eine grosse Mächtigkeit erhal- ten; denn über die ganze Höhe des Passes und bis tief an die Südseite Be ist man von ihm umgeben. Nur Hornblendschiefer wechseln auch hier mit demselben, und die Gandecken der Gletscher, die, auf der Höhe des Passes, sich gegen die wüste Fels- und Schuttfläche und den See herabziehen, enthalten nebst diesen Gesteinen nur noch die dunkelgrünen dichten Feldspathe, die, auf derselben Streichungslinie, am Scalettapasse, dort aber in Verbindung mit kleinkörnigem , Glimmerschiefer ähnlichem Gneis, vorkommen. Das Fallen ist bis zum See unverändert südlich gewesen, mit immer steilerem Fallwinkel , zuletzt in’s Verticale übergehend. An der Südseite desGebir ges tritt man nun in das System der nördlich, gegen NA0oW 196 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. fallenden Schichten, und noch tiefer geht das Fallen in N70W über. Statt Gneis erscheint nun wieder Glimmerschiefer, der nicht selten Granat einschliesst; mit ihm wechselt auch hier häufig Hornblendschiefer, und bis nach Süss bleiben diese Gesteine die herrschenden. ' Kaum eine Stunde oberhalb Süss enthält eine grosse Trümmerhalde, die von den Gipfeln der linken Thalseite sich herabzieht , eine beträcht- liche Mannigfaltigkeit von Mineralien, die Einschlüsse in dem tomback- braunen, quarzführenden Glimmerschiefer bilden. In der kurzen Zeit, die wir, am Ende der Tagreise, dem Sammeln widmen konnten, fanden wir: 1. Granat, braunroth, in undeutlichen Rhombendodekaedern, mit stark abgerundeten Kanten. 2. Andalusit , in zum Theil zolldicken vier- seitigen Säulen, deren Flächen meist mit stark glänzendem weissem Talk bedeckt und verwachsen sind ; zuweilen sind mehrere Säulen durch ein- ander gewachsen ; dunkel grünlich grau, fast schwarz, und pfirsichblüth- roth, beide Farben oft am nämlichen Individuum. Der tombackbraune Glimmer hat sich an diesen Stücken in grössere Nester zusammengezogen. 3. Cyanit, lange, nadelförmige, oder eher schmal strahlige Prismen , blass grünlich oder blaulich grau, v.d. L. unschmelzbar. Dieses dem Rhäticit ähnliche Mineral ist, zum Theil unvollkommen ausgesondert, mit einem gleichfarbigen dichten Mineral verwachsen, das ein Gemenge desselben mit Quarz zu sein scheint und Adern im Glimmerschiefer bildet. In diesen Adern auch viele kleine eingesprengte Granaten , theils als Körner, theils als Rhombendodekaeder. 4. Turmalin, schwarze nadel- förmige Prismen, v.d.L. ziemlich leicht und mit Aufwallen zu einem hellgrauen Email schmelzend. In den uns unbekannt gebliebenen östlichen Gebirgen mögen wohl die granitischen Gneise und andere krystallinische Felsarten der Central- massen eine noch grössere Entwicklung erhalten, indem erst in diesen Gegenden die Selvrettamasse ihre grösste Breite erreicht. Um ihre Ver- bindung mit den Gebirgen von Oberhalbstein und Davos in’s Klare zu setzen, und zugleich die Structurverhältnisse der alpinischen Central- SCHLUSSBEMERKUNGEN. 197 massen überhaupt an einem noch wenig bekannten Gebirge zu erläutern, glauben wir dieselbe weit genug verfolgt zu haben. SCHLUSSBEMERRUNGEN. 1. Ueber das Alter des Sedimentgebirges in Bündten. Die Seltenheit organischer Ueberreste setzt einer sicheren Alters- bestimmung der Schiefer und Kalksteine, welche die Grundmasse der Bündtnergebirge bilden , vielleicht unübersteigliche Schwierigkeiten ent- gegen; und doch wäre gerade in diesem Theile der Alpen, wo die Sedimente sich quer über das ganze Gebirge ziehen, und den schweizeri- schen Alpenkalk mit dem Kalk des Monte Baldo verbinden, wo ferner ein weit innigerer Zusammenhang, als sonst wo, zwischen den Sediment- massen und den Feldspath - und Glimmerbildungen besteht, die Nach- weisung jener Epoche besonders wünschbar. Was wir an Material zu einer künftigen Lösung dieser Aufgabe besitzen, wollen wir, zu besserer Uebersicht , noch einmal hier zusammenstellen. Sehen wir uns vorerst nach Analogieen um in den anstossenden Sedi- mentgebirgen, so können wir nach drei Richtungen dieselben aufsuchen. Gegen Mitternacht steht das Kalk - und Flyschgebirge von Bündten in unmittelbarem, oder nur durch das Rheinthal unterbrochenem Zusammen- ‚hang mit den Gebirgen des Prettigau’s, von Pfeffers und Glarus, und zu Folge der organischen Ueberreste, die wir aus diesen Gebirgen kennen, gehört ihre Hauptmasse der «lteren Kreide an. Nur sehr beschränkt scheinen im Kalfeuserthal, in der Basis dieser mächtigen Kreidebildung, wie in den westlichen Schweizeralpen , unmittelbar über den Feldspath- gesteinen, noch Jura - oder Liaslager vorzukommen. 198 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. In den Gegenden des Monte Baldo und des Etschthales erreichen, sowohl die Oolith- als die Kreidebildungen eine grosse Mächtigkeit. Wir kennen die ersteren durch die Petrefacten der Steinbrüche von Roveredo, die letzteren aus der mächtigen Folge von Nummulitenkalk und Scaglia am Monte Baldo und in den östlichen Gebirgen. Aeltere Sedimentbildun- gen (Muschelkalk) scheinen erst gegen Schio hin aufzutreten, sich aber im Etschthale und westlich, gegen Brescia und Bergamo zu, ganz zu verlieren. Verfolgen wir endlich den Bündtnerflysch gegen Abend, auf beiden Seiten der Gotthardtmasse durch, in’s /Yallis, so finden wir nur Anhalts- punkte in den Belemniten des Lucmanier und der Nufenen, und den Oolith- Ammoniten von Chamoson und Trient *). Noch mehr westlich treffen wir, nach Umgehung der Montblanemasse, auf die Talkkalk- gebirge der Tarentaise, die Hr. Elie de Beaumont als Lias bestimmt hat, oder auf die damit zusammenhängenden von Aosta, die Hr. Sismonda als jüngeren Jurakalk betrachtet. **) Nach keiner Seite grenzen demnach die Bündtner Sedimente an eine Petrefacten führende Bildung, die mit einiger Wahrscheilichkeit für älter als Lias gehalten werden könnte, und, nach Analogieschlüssen, müssen wir daher auch jene als Jura, oder als Kreide bestimmen , oder annehmen, dass beide Formationen in den Bündtnergebirgen zugleich vorkommen. Die letztere Ansicht findet in geologischen Verhältnissen keine Unterstützung. Von Chur bis Bormio , von Splügen bis Davos zeigen die Kalksteine und Dolomite eine so vollkommene Gleichförmigkeit in allen mineralogischen Charakteren , dass, wenn je noch in demselben Gebirgs- systeme von der Steinart auf das Alter geschlossen werden darf, man sie für gleichzeitig entstanden halten muss. Wir haben auch häufig darauf aufmerksam gemacht, dass selbst an Stellen, wo das Kalkgebirge sich ın *) Lardy in den Verhandl. von Basel 1838, p. 106. **) ‚Sismonda in den Mem. di Torino. T. 39. SCHLUSSBEMERKUNGEN. 199 ein oberes und in ein unteres zu theilen scheint, wie am Landwasser und bei Bergün, beide Theile bald wieder zusammentreten und nur Eine Masse bilden ; dass endlich auch der Flysch, bald über dem Kalk , bald unter ihm erscheine und sich als die allgemeine Grundmasse zeige, in welcher die Stöcke von Kalk und Dolomit eingewickelt liegen. Es bleibt daher, wenn wir jener Analogie wirklich vertrauen wollen, nur noch zwischen Kreide und Jura zu entscheiden übrig. Von den wenigen, nach vieler Bemühung in Bündten aufgefundenen Petrefacten gestatten nur die folgenden eine genauere Bestimmung. 1. Fucoides intricatus (s. die Abbild. in Davos. Gebirgsm. T. III. fig.5). Der eitirten Species jedenfalls schr nahe stehend, wenn je die Identität bestritten werden sollte; von den gemeinen Fucoiden der Fähnern, des Gurnigels, von Siefring bei Wien u. s. w. in Nichts verschieden. Im Flysch, oder Kalkschiefer. Fundorte : Alp Partnun im Prättigau; Peist im Schalfick; Alp Persenna bei Davos; Erosa bei Davos; Agneialp am Julier (p. 136). 2. Belemnites. Hr. Volz, der kürzlich die Belemniten des Berner Museums untersucht hat, bestimmt den besterhaltenen unserer Bündtner Belemniten als B. semicanaliculatus Bl. oder plicatus Bl., beide aus dem Neocomien. Derselbe stammt her vom Veisshorn, auf der Grenze von Fondey und Casanna. Das Bruchstück von Alpascel (p. 70), so wie diejenigen vom Piz Beverin (p.118) und von der Agneialp am Julier (p- 136) scheinen ihm dagegen mehr den Charakter der Liasbelemniten zu tragen. 2. Pentacrinites. Ueber die, unter dieses Geschlecht gehörenden, zur Einsicht nach Neuchätel gesendeten Ueberreste erhalten wir von unserem Freunde Agassiz folgende gefällige Mittheilung. «Besonders interessant war mir das eine Pentacrinus-glied, über welches sich vor der Hand allein etwas Bestimmteres sagen lässt. Bekanntlich treten die Pentacriniten zuerst im Lias auf; was aus älteren Schichten in dieses Genus eingereiht worden ist, gehört sicher anderen Geschlechtern an. Im 200 GEOLGGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Lias sind sie am zahlreichsten und alle in diesen Lagern vorkommenden Arten sind ziemlich gross; der Durchschnitt des Stiels derselben beträgt meistens mehrere Linien. Eben so verhält es sich mit den Arten aus den mittleren Stockwerken der Juraformation ; nur im Oxfordthon und darüber kommt eine kleinere Art vor (P. subteres), die durch geringere Dicke des Stiels, so wie durch die beinahe kreisförmige Gestalt der Stelglieder ausgezeichnet ist. Aus der Kreidegruppe sind ebenfalls Pentacriniten bekannt, die an Grösse denjenigen des Lias nicht nachstehen. Achnlich verhält es sich mit einer Art aus dem Londonthon und mit dem lebenden P. caput medus®, deren Stielauch eine ansehnliche Dicke hat. Der kleine Pentacrinus aus Graubündten gehört somit nicht zu den bekannten Arten; denn”es ist erwiesen, dass der Stiel dieser Thiere mit dem Alter wenig an Dicke zunimmt, und zwar geht diess hervor, theils aus dem Umstand, dass die Stücke derselben Art, die man an einer Localität findet, in ihrem Durchmesser wenig variren, theils und hauptsächlich daraus, dass die jüngeren Sprossen schon ziemlich dieselbe Dicke haben, wie die ausgewachsenen. Es wäre also keine Hoffnung an dem Bündtner-Pentacrinus einen Anhaltspunkt zur Bestimmung der Formation, aus derer herstammt, zu haben , wenn nicht Gressly in unserem Neocomien, und zwar in den oberen Schichten des gelben Kalks bei Neuchätel, eine noch unbeschriebene Art Pentacrinus gefunden hätte, die so genau mit der Bündtnerischen übereinstimmt, dass ich beide unbedingt für identisch erklären würde, wenn an dem letzteren einige Structurverhältnisse beobachtet werden könnten, die an dem Neuchäteler deutlich sichtbar sind. Aber trotz dem stehe ich nicht an, dieselben vor der Hand für so ähnlich zu erklären , dass man sie eben so wenig unterscheiden, als mit gutem Gewissen identificiren könnte. In dem speciellen Fall ist aber diese Annäherung wichtiger , als sonst wohl. Der Neuchateller-Pentacrinus ist nämlich, wie der Bündtner, kleiner als alle bis jetzt bekannten Arten dieses Genus und beide stimmen in ihrer Grösse vollkommen überein, ein Charakter, der, wie aus Obigem hervorgeht, bei diesen Thieren von Bedeutung ist; bei beiden ist die Gestalt der Stielglieder sternförmig, was nicht alle Arten haben, z. B. P. subangularis und subteres haben es nicht; bei beiden gehn aus dem Centralloche, der Fortsetzung des Darmcanals, kleine Furchen nach den fünf Spitzen des Sterns, was mirin dem Maasse noch bei keinem Pentacrinen vorgekommen ist. Wäre an dem Bündtner Exemplare die Gelenkfläche besser erhalten , so könnte die Vergleichung in allen Punkten durchgeführt werden, und es bliebe über die Identität desselben mit demjenigen des Neocomien gar kein Zweifel übrig.» . Das Pentacrinusstück , von dem im Vorigen die Rede ist, stammt vom Corno bianco, bei den Bernina-Wirthshäusern. In den Schutthalden dieses merkwürdigen Kalkstocks, der früher schon in so hohem Grade die Aufmerksamkeit des Hrn. v. Buch erregt hatte, finden sich ziemlich viele, aber meist noch weniger gut erhaltene Ueberreste von Crinoideen. Bei einer späteren Sendung fand Agassiz denselben Pentacrinus in Stücken von folgenden Fundorten wieder : Schutthalden des /Veisshorn’s bei Parpan ; Kalfeuserthal, Spitzmeilen und Mühlehorn in der Gruppe des Sernfthales ; Altenalp und Gartenalp in der Gruppe des Sentis in Appen- zell; Engstlenalp im Berner-Oberland. «Die Criuoidenbreccie dieser SCHLUSSBEMERKUNGEN. PIIEI Fundorte, schreibt Agassiz, ist so übereinstimmend mit Stücken vom Mail (Neocomien bei Neuchätel), dass man sie damit verwechseln könnte. So beschränkt die Anzahl dieser organischen Ueberreste ist, so erheben sie doch unsere frühere Folgerung, dass die Stelle des Bündtnerischen Kalkgebirges nur in der jüngeren Secundärfolge gesucht werden könne, über jeden Zweifel, denn, weder Belemniten, noch Pentacriniten steigen unter den Lias hinunter. Die Frage, ob wir dasselbe den Lias- und Jurabildungen, oder den Kreidebildungen beiordnen sollen, scheint auch eher zu Gunsten der letzteren entschieden werden zu müssen, da, sowohl die Fucoiden,, als die Crinoideen für Kreide sprechen. Die Gebirge, die vor wenig Jahren noch als primitive galten, die weissen Marmor von Splügen und Ferrera, die Schiefer, die in Glimmerschiefer und Gneis übergehen, die mit körnigen Feldspathgesteinen auf’s Engste verflochtenen Kalkmassen der Centralalpen wären demnach gleichzeitig entstanden mit dem gelben Kalk von Neuchätei, mit der jüngsten Decke des Jura, und, wenn wir nach der Grundlage dieser Sedimente fragen, so sehen wir uns an die räthselhaften krystallinischen Bildungen von Val S. Giacomo und Bedretto, oder von Scaletta und Flüela gewiesen. 2. Ueber die Umwandlung des Sedimentgebirges in Bündten. Es sind die Flötzlager in Bündten ursprünglich als gewöhnliche Kalk- steine, Mergel-, Thon- und Sandmassen abgesetzt worden , die Lager waren horizontal und von hohem Meere bedeckt. Woher dann die gegen- wärtige Beschaffenheit der Steinart? woher die schiefe oder verticale Stellung der Schichten ? woher die grosse Erhebung über die heutigen Meere? durch welche Kräfte, mit einem Worte, ist die jetzige Gestalt des Bodens in Mittel-Bündten entstanden ? %6 2083 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Eine erschöpfende Behandlung dieser Fragen müsste zu einem geologi- schen Systeme werden, und zu einem Unternehmen von solcher Bedeutung fühlen wir uns weder Muth noch Kräfte. Nur was sich aus den im Vorigen niedergelegten Beobachtungen von selbst zu ergeben schien, wollen wir hier, als Eindresultate, noch einmal zusammenstellen. 1. Das wichtigste dieser Resultate wird durch die neuere Geologie von allen Seiten her bestätigt, und die Grundlagen , auf die es sich stützt, sind auch Saussure *) und älteren Beobachtern keineswegs unbekannt geblieben. Es verlangt diess Resultat die Aufhebung des Gegensatzes , den die Systeme zwischen Sediment- oder neptunischen und krystallini- schen oder plutonischen Gesteinen festhalten wollen, und behauptet, dass die massig krystallinischen Steinarten sich aus gewöhnlichen Sediment- gesteinen entwickeln; dass demnach die ersteren nicht als Ursache der Umwandlung, sondern als letzte Stufe derselben betrachtet werden müssen. Als solche Umwandlungsreihen haben wir in.Bündten kennen gelernt : 1) Kalkstein — krystallinischer Kalkstein — dolomitischer Kalk — Dolomit — Bauchwacke — Talk führende Rauchwacke — Feldspath führende Rauchwacke — Gneis — Gneisgranit — Granit. 2) Kalkstein — krystalliniseher Kalkstein — Gipolinmarmor — Talk- schiefer — Gneis. 3) Mergelschiefer — talkiger Mergelschiefer — Chloritschiefer — Lavezstein — Serpentin — Gabbro und Diorit. 4) Sandstein — Galestro — Quarzit — Gneis — Granit. 2. Sind die massigen Steinarten nur epigenirte Sedimente, so dürfen wir die Umwandlung ganzer Mergelschiefergebirge in Glimmerschiefer und Gneis, oder in grünen Schiefer und Gabbroschiefer, nicht, etwa als Contaetverhältnisse, dem Einfluss jener massigen Gesteine zuschreiben. *, Saussure, Voy. $ 967, 1005 u.a. SCHLUSSBEMERKUNGEN. 205 Es sind die krystallinisch flasrigen Gesteine nur die Mittelstufe des all- gemeinen Processes, der sich in der Ausbildung der massig krystallini- schen Gesteine abschlıesst. 3. Eben so wenig dürfen wir die Hebung des Bodens, sei es in Hoch- flächen , oder in Kettensystemen, dem Aufsteigen massiger Gesteine aus dem Erdinnern beimessen. Sie kann dagegen eine Wirkung sein der beträchtlichen Zunahme des Volumens der umgewandelten Gesteine , durch Aufnahme neuer Stoffe, Veränderung der Cohäsionsverhältnisse, oder, wenn auch vorübergehende, Erhöhung der Temperatur ; oder, sie kann durch dieselben primären Processe entstanden sein, die auch die Umwandlung bewirkt haben, durch den Druck von Dämpfen z. B.; oder es können beide Ursachen zugleich, die erstere beschränkter, die letztere allgemeiner, zur Hebung der aufliegenden Massen über das Niveau der Meere sich vereinigt haben. ,. Aus der Vermehrung des Volumens der durch Wärme flüssigen Gesteine ist auch das gangartige Eindringen derselben in die aufliegenden Sedimente und ihr Ueberstreemen an der Oberfläche zu erklären. Diese Gangbildungen können, unter begünstigenden Umständen, von den ge- wöhnlichen Contactverhältnissen begleitet gewesen sein. 5. Das Ausbleiben aller «lteren Sedimente bis auf die Kreide in Bündten lässt sich herleiten, entweder aus dem Trockenliegen des Bodens während der früheren geologischen Perioden, oder durch eine Um- wandlung der älteren Sedimente in krystallinische Gesteine. Die letztere Erklärung scheint naturgemässer, da selbst ein grosser Theil der Kreide- lager von jener Umwandlung sich ergriffen zeigt ; da ferner keine scharfe Grenze zwischen dem Flysch und seiner Unterlage von Glimmerschiefer und Gneis gezogen werden kann; da endlich zwischen der Kreide und den krystallinischen Schiefern nirgends abweichende Lagerung statt findet. Bewegungen des Bodens, die vor der Entstehung der Kreide sich ereignet haben mögen , lassen sich in Bündten nicht deutlich erkennen und nach- weisen. 304 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. 6. Nach der Bildung der Kreide haben vorzüglich zwei Processe, durch Umwandlung und Hebung, auf die Gestalt des Bodens in Bündten eingewirkt. Ob dieselben gleichzeitig, oder zu verschiedenen Epochen statt gefunden haben, geht nicht vollkommen klar hervor ; doch sprechen mehrere Verhältnisse für die letztere Annahme. 7. Der eine dieser Processe, derjenige, den wir als den «lteren be- trachten, hat Spuren in der Richtung von S300 nach N30W hinter- lassen, in der Richtung des Systems des Monte Viso von H. Elie de Beaumont, oder des Pindischen Systems in Albanien. Auf der Linie von Oberhalbstein wird sein Einfluss bezeichnet durch eine allgemeine’ Hebung des Bodens, ohne beträchtliche Störung der horizontalen Lage- rung, durch Umwandlung des Flysches in grüne Schiefer und Ausbrüche von Serpentin, Gabbro, Hornblendgestein, Syenit und Granit. Westlich von Oberhalbstein zeigt er sich in einer weithin herrschenden Einseukung der Schichten nach NO, und der davon abhängigen Bildung von Meridian-- ketten und Meridianthälern. 8. Der andere Process ist der Richtung der Alpenkette, von S60—70W nach N60— 700 gefolgt, und hat nur zu beiden Seiten und im Süden von Öberhalbstein stärkeren Einfluss gewonnen. Es hat sich dieser geäussert durch die Aufrichtung fecherfermiger Centralmassen, deren Kern aus krystallinisch flasrigen Gesteinen besteht. Die Aufeinanderfolge dieser Steinarten in den Oentralmassen steht sichtbar zu der Fächerstructur in enger Beziehung, so dass man die Umwandlung der Sedimente in Glimmer- schiefer , Gneis und Gneis-Granit und die Aufrichtung der Fächer wohl nur als gleichzeitige, oder doch als von einander abhängige Phänomene wird betrachten können. Aus dem krystallinischen greift die Fächer- structur in das Sedimentgebirge ein; sie kann daher nur durch eine mechanische Bewegung früher horizontaler Lager in stark geneigte und verticale Stellungen, und nicht durch krystallinische, oder Cohäsions- verliältnisse entstanden sein. SCHLUSSBEMERKUNGENR. 205 9. Jünger als beide Processe erscheint grösstentheils die Bündtnerische Thalbildung. Nur im Gebiet der Centralmassen , wo steil geneigte Schiehtung herrscht , findet man gleichzeitig entstandene, durch die Schichtenstellung bedingte Hebungsth@ler; auch hier jedoch durch- schneiden spätere Quer- wnd Spaltenth.eler selbst die im Sinn der Alpen streichenden Ketten. Im höheren Öberhalbstein, in Sehams, auch wohl in Öberengadin und Bergell scheint das Zurücksinken des Bodens grossen Einfluss auf die Thalbildung ausgeübt zu haben; man erkennt in jenen Vertiefungen der Oberfläche einzelne, oder an einander gereihte Kessel- oder Einsenkungstheler. In allen diesen Thälern, vorzugsweise aber im Gebiete von Öberhalbstein, hat unstreitig die Auswaschung eine wichtige Rolle gespielt, und mehrere Thäler von bedeutendem Umfang müssen grösstentheils als Erosionstheler betrachtet werden. Zu pag. 93 Der Serpentin von Marmels zeigt ein sp. Gew.= 2,634; Härte = 3,8. V.d.L. unschmelzbar , sich weiss brennend ; beim Glühen Bach, riechendes, schwach säuerliches Wasser gebend. Das Resultat zweier nahe übereinstimmender Analysen gab als dessen Bestandtheile: Kieselerde . . 38,886 . _ . 20,204 Sauerstoff honerdege ra. 624%... 2,482 Balkerdey 2.5 36,440. 128 44,093 Kisenoxydul 2 Bi, 96 Wasser ae BT TEE 2 10,108 99,976. mg Si Die nach den Sauerstoffverhältnissen gebildete Formel, 2 5, {Arte Ag’, ist wesentlich dieselbe, die Lychnell gefunden hat. 206 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Vergleicht man diese Zusammensetzung des Serpentin’s mit derjenigen des Gabbro, so zeigt sich sogleich, dass, nach dem gegenwärtigen Stand- punkte der Chemie , der Gabbro keineswegs als eine körnige Entwicklung des Serpentin’s betrachtet werden darf, so bestimmt auch die geologischen Verhältnisse einen innigen genetischen Zusammenhang beider Steinarten nachzuweisen scheinen. — Bei der Mehrzahl der Gesteinsübergänge, auf welche die Geologie ihre Theorie der Umwandlungen gründet, betrifft, von Seite der Chemie, ein Haupteinwurf die Kalkerde, die man, zum Theil, oder gänzlich, aus den Verbindungen verschwinden sieht, ohne dass man genügend nachzuweisen vermöchte, was aus derselben werde. In gleichem Verhältniss, in welchem der Kalkerdegehalt abnimmt, sieht man gewöhnlich denjenigen der Kieselerde, oder der Talkerde zunehmen. ÜBERSICHT DER IN BÜNDTEN GEMESSENEN HÖHEN. 207 yebersicht DER IN BÜNDTEN GEMESSENEN HÖHEN. Eine Zusammenstellung von bündtnerischen Höhenmessungen wurde zuerst von dem verdienstvollen Ulysses von Salis versucht, im B. Sammler von 1811. Sie enthält ungefähr hundert Bestimmungen, die aber grössten- theils verworfen werden müssen. Die Mehrzahl beruht auf den bare- metrischen Messungen von Scheuchzer, aus dem Anfang des 18ten Jahr- hunderts, und auf trigonometrischen Bestimmungen , die von den Be- arbeitern des Meyer’schen Atlas, den Ingen. Weiss und Müller, herrühren sollen, von neueren Angaben aber zum Theil bis gegen tausend Fuss abweichen. Die barometrischen Bestimmungen von Ul. v. Salis beruhen auf den Messungen, die er gemeinschaftlich mit C. Escher, auf. einer Reise im J. 1806, ausgeführt hat, und deren Resultate wir unten nach neuer Berechnung mittheilen. Die trigonemetrischen Messungen von Mag. Resch, dem die Topographie von Bündten so Vieles verdankt , haben wir ebenfalls aufgenommen, seine Resultate aber, nach der neueren Bestimmung der Höhe von Chur, um 60 F. erniedrigt. Die Grundlagen unseres Verzeichnisses sind, mit der für das Folgende gewählten Bezeichnung, aus bereits in Druck erschienenen Schriften : 208 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN., R, die trigon. Messungen von Mg. Resch O, die trigon. Messungen des K. K. östreich. Generalquartiermeister- ‚stabes, mitgeth. im Atlas des Lomb. Yenet. Königr. BundE, die trigen. Messungen der Hrn. Buchwalder und Eschmann, in Auftrag der schweizer. Militärbehörde,, mitgetheilt in einer kleinen Schrift, Zürich 1838. vB, barom. Angaben von Z. von Buch, in der Reise über den Bernina. Berl. Akad. 1818, nach corresp. Beob. in Zürich. K, barom. Angaben von H. Kasthofer, in seiner Reise durch Bündten . fo) ’ = im J. 1822, nach corresp. Beob. in Bern. Die Höhen sind meist nur in Hunderten von Fuss angegeben. Hg, barom. Angaben von H. Hegetschweiler, in seiner Reise auf die Tödikette. Zürich 1825. Zum erstenmale erscheinen ferner die folgenden, ausschliesslich baro- metrischen Bestimmungen , von CE, Conrad Escher von der Linth, aus den Originalbeobachtungen sämmtlich neu berechnet, für 1806 durch Hofmeister und FVolf in Zürich, für die folgenden Jahre, 1814 bis 1819, durch B. Studer in Bern. Die corresp. Beobachtungen wurden, für die früheren Reisen in Marschlins oder Chur, für alle späteren in Zürich, veranstaltet. AE, Arnold Escher von der Linth, Beobachtungen auf unserer Reise im J. 1835, durch A. E. berechnet nach corresp. Beob. in Zürich und Mailand. H, Hr. Professor Heer; diese zahlreichen , während den Jahren 1833 bis 1835 gemachten Messungen wurden, nach corresp. Beobachtungen in Zürich, theils durch Hn. Zeer selbst, theils durch Hn. Hofrath Horner, theils durch Arnold Escher berechnet und revidirt. ir, Hr. Zofrath Horner, Messungen im Jahr 1813, von ihm selbst berechnet. ÜBERSICHT DER IN BÜNDTEN GEMESSENEN HÖHEN. 209 JH, Hr. Jakob Horner, Messungen im Jahr 1829, berechnet durch H. Hofr. Horner. U, Hr. Melch. Ulrich, Messungen im Jahr 1834, berechnet durch H. Hofr. Horner. MB, Hr. Bayer K. Preuss. Major, Messungen im Jahr 1824, von ihm selbst berechnet nach den corresp. Beob. in Zürich, Genf und dem St. Bernhard. St, B. Studer, Messungen im Jahr 1838, nach corresp. Beob. in Zürich, von ihm selbst berechnet. Bei Höhen, die durch mehrere Messungen bestimmt worden sind, haben wir vorerst den trigonometrischen Resultaten unbedingt den Vor- zug vor den barometrischen eingeräumt; aus nur barometrischen Resul- taten ist das arithmetische Mittel genommen worden ; wenn jedoch einige dieser Resultate auf derselben Reise und mit dem nämlichen Instrument waren erhalten worden, so haben wir diesen, in der Berechnung des Mittels, nur das halbe Gewicht gegeben. Die kleinen Zahlen hinten über den Mittelresultaten aufeinander folgender Beobachtungen bezeichnen die Anzahl einzelner Beobachtungen. Die Höhen sind in französischen Fussen über dem Meere angegeben. Die absolute Höhe des Zürich-See’s, bei tiefstem Wasserstand, = 1250 F. an- genommen. Da weder die Genauigkeit der grossen Mehrzahl der Messun- gen die Angabe der Höhen bis auf einzelne Fusse gestattet, noch auch irgend ein naturwissenschaftliches oder topographisches Bedürfniss eine so scharfe Bestimmung verlangt, so sind wir in unseren letzten Angaben bei der runden Zahl der Zehner stehen geblieben. Mit den innerhalb der Bündtnerischen Grenzen befindlichen Höhen haben wir auch viele aus den zunächst angrenzenden Gebirgsgegenden vereinigt. Aus der Anzahl und den Differenzen der einzelnen Bestimmungen lässt sich der Grad der Zuverlässigkeit beurtheilen, der dem Mittelresultat 27 210 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. beizumessen ist, und künftige Reisende werden hieraus ersehen, welche Höhen vorzugsweise noch einer schärferen Bestimmung bedürfen. Berechnet man, zur Schätzung der absoluten und relativen Genauigkeit der zahlreichsten Bestimmungen, die Differenzen der Resultate der Herren von Buch, Kasthofer, Conr. Escher und Heer von den Mittelresultaten, die durch mehr als drei Bestimmungen gegeben sind, so ergibt sich Folgendes: Unter 9 Resultaten von H. von Buch stehen 4 über dem Mittel, mit einer Mitteldifferenz —+ 162, die übrigen 5 unter dem Mittel, mit der Mitteldifferenz =— 121. Hiebei ist jedoch die offenbar fehlerhafte Höhe des Juliers= 7631 mit berücksichtigt worden, während sie zur Berech- nung des Mittels nicht beigezogen wurde, das einzige Mal übrigens, da wir uns eine Elimination erlaubt haben. Lässt man diese Höhe auch hier weg, so reducirt sich die positive Mitteldifferenz auf + 46, und die negativen Differenzen erhalten ein beträchtliches UÜebergewicht. Von 8 Differenzen steigen 4 über 100, keine auf 180. Unter 7 Resultaten von H. Kasthofer stehn 3 über dem Mittel , die Mitteldifferenz =+50; 3 unter dem Mittel, die Mitteldifferenz =— 47; 1 trıfft ganz überein. Von den _ Differenzen steigen 4 über 50, keine auf 100. Unter 20 Resultaten von C. Escher stehen 8 über dem Mittel, die Mitteldifferenz=+45; 12 unter dem Mittel, die Mitteldifferenz =— 43; 9 Differenzen steigen über 50, 3 über 100, keine auf 140. Unter 22 Resultaten von H. Heer stehen 14 über dem Mittel, die Mitteldifferenz =—+81 ; 7 unter dem Mittel, die Mitteldifferenz =—37; 1 stimmt genau überein ; 13 Differenzen , alle positiv, übersteigen 50, 7 übersteigen 100; keine 180. Nach diesen Ergebnissen kann der mittlere Fehler bei einer einzelnen barometrischen Messung nicht unter + 50 F. angenommen werden; es kann der Fehler aber auch bis gegen 180 F. steigen. Diese allerdings hohen Zahlen werden uns nicht zu sehr befremden,, wenn wir die grosse Entfernung der verglichenen Barometer, und ihre Trennung durch hohe Schneegebirge ‚ die Verschiedenheit der Beobachtungszeiten,, die Ungleich- ÜBERSICHT DER IN BÜNDTEN GEMESSENEN HÖHEN. 211 heit der Instrumente , die nicht immer gehobenen Zweifel über die Genauigkeit der Beobachtungen auf Gebirgsreisen, und so viel andere Quellen von Fehlern berücksichtigen, und uns erinnern, dass selbst bei gleichzeitigen Beobachtungen genau verglichener Instrumente, auf Rigi- kulm und in Zürich *), oder bei der Berechnung der zehntägigen Mittel von Bern und Basel **), Differenzen von+ 30 F. vorkommen ; obgleich in beiden Fällen die horizontalen und verticalen Distanzen der Instrumente und alle übrigen Verhältnisse weit günstigere Resultate erwarten liessen. Albula, Höhe des Passes: vB 7238; H 7232; Höhe des Passes : vB 7181; H 7028 ; U 7167; St 7150 7200 AE 6914 ı 7040 oberste Lerchtannen, S seite : vB 6785. Monte Minur : vB j 3920 St 6560 6670 lago bianco : vB 6800 Alpisellapass, zwischen Livigno und Friele : La Motta: vB 6140 H 7103; St 7120 7110 La Rosa: vB ’ 5770 oberste Lercht. Oseite: H 6630 Pischiadell: vB 4520 Altein, westlich von Glaris in Davos :K _ 7250 piano di Cavaglia : AE 4440 oberste Lercht. O seite K 6580 Monteratsch : vB 9440 Alvaschein, CE 3151; St 3030 3090 Brücke am Flatzbach : v B 5670 Alveneu, Dorf : CE 3730 oberste Lercht. Sseite : vB 6930 Bad : vB 2768; 3100 K 2930 Nseite: vB6970; H7010,6990 Andeer, CE 2979; 3014? ; K 3100 3030 am Monteratsch: vB 7110 Rheinhöhe : St 2920 | Beverin, Piz: BetE 9233 Au, bei Bevers : K 9270 | Bevers: H5309°; H 5259; St. 5255° 5270 Augstenberg, über Malans: R 7360 | Beversberg : H 8460 Bergün : v B 4264; H 4382; U 4160; - östlicher : H 9270 St 4090 4220 | Beverser Alphütte, im Beversthal : H 6970 Albulabrücke oberhalb Bergün: v B 4880 | Bonaduz : CE 2070 Maiensäss , Albulastrasse : v B 5459; Bormio : O 3760 St 5410 5430 | Braila, Kirche, im Engadin : H 5170 St. Bernhardin, Bad : K 5080 ; H 5060* 5070 | Brienz: vB 3480 Hohe des Passes H 6540 | Brigels: CE4040; 4025%; AE3972; Hg4050; Pass zw. Misocco und Calanca: H 8320 H 3927; U 4121; 4020 Bernina, Wirthshäuser : vB6205 ; H6494° ; oberste Tannen : AE 6120 AE 6439 ; St 6290 6350 ! Brusio, oberh. Tirano : vB2643; AE2397?; 2520 *) Schweiz. Denkschr. 1833. **) Schweiz, Denkschr. 1838. 212 Galanda : B 8640 Camogasc, in Oberengadin : H ' 5250 Serlealp : H6278%; 6143? 6256° 6240 Prünnasalp: H 7080 Campfeer : K 3650 Campo, bei Olivone : CE 3740° Campodolcino : CE 3324; H 3440 3380 Campsut, in Avers: H 5282; 5127? 5200 Canicul, in Ferrera : CE 4445; H 4667° ; St 4530 4550 Casaccia, im Bergell: CE4393; 4553; K 4600; H 4500 ; St 4500 4510 Casaccia, am Lukmanier : CE 5610 Casannapass : O 8290 Chiareggio, in Val Malenco : AE 5000 Chiavenna: © 1020 Chiesa , in Val Malenco : AE 2980° Chur :B 1780 Churwalden : v B 3767 ; K 3800 3780 Cinoscal, bei Scanfs : GE 4870? Clus, Ausgang des Prättigau’s : Hr 1730 Combolo Mte, westlich von Tirano : O 8930 Compadiels, bei Sumvix :H 3010 Compatsch,, in Samnaun, Wirthshaus: H 5300? Conters, in Oberhalbstein : v B 3634 ; JH 3666° 3650 Rhein : St 3510 Cornamara Mte, zw. Val Malenco und Val Fontana : O 8640 Cresta, Kirche in Avers: H 6186°; 6108; AE 6162 6160 Aversbach : CE 5570 Cresta, im Oberengadin : vB 5230 Curver, Gipfel zw. Schams und Oberhalb- stein : St i 8650 kleiner, nördlich vom vorigen : St 3480 Davos, am Platz: CE4700°; 4848; AE4772; 4750 Dörfi: H 4810 Pass nach Klosters : H 5116; AE 5125 5120 Felskamm zw. Schafalp und Thäli : AE 8220 Disentis: H 3600 GEOLOGIE VON MITTEL-BUÜNDTEN. Disgrazia, Mte della : O 11310 Disruter- (di Saruta) Scheideck , Vrinthal : CE 7590 Dossrotond, Pass von S. Maria nach Frele, Baumgrenze : H 6869; St 6940 6900 Dürrenboden , am Scaletta : CE 6071; H 6286 6180 Emmetpass, von V. d’Emmet nach Splügen- pass: H 7200 Erosa, bei Davos : CE 5697 ; AE 5710 5700 See, unter der Schafalp : AE 5990 See auf der Schafalp 6700 Eroserbach, Mündung in die Plessur bei Langwies : CE 4830 Eschiapass, von Bergün nach Madulein : St 8770 Falknis : R 7600 höchste Spitze des Kamms über Maien- feld: R 7320 Ende desKamms über Maienfeld:R 6790 Faller, Kapelle, zugleich Holzgrenze : St. 5790 Fanaserberg, ob Schiers am Rhätikon;:R 6340 Ferrera, Eingang von Schams her : H 38310 Schmelzhütte : GE 3920 unter dem Dorf am Aversbach : St 3840 das Dorf: H 4160 Ferro , Piz del, NO von Livigno : O 9350 Fettan : CE 4900°; H 5110; 5130% 5070 oberste Lercht. : H 6620 - Grat Minchuns, oder Fimperspitze: H 9170 Fideris, Dorf: Hr 2750 Bad : Hr 3250 Quelle : H 3430 Fienopass, von Bernina nach Livigno : St 7620 Filisur : vB 3173; K 3200 ; H 3248 3210 Bärenboden : K 6220 Finstermünz : CE 2990 Fläscherberg, bei Maienfeld : R 3130 Flims : CE 3470° Flix, Cima di: BundE 9870 . Flüela , Höhe des Passes : K 7400 5900 Tschuggen : K ® ÜBERSICHT DER IN BÜNDTEN GEMESSENEN HÖHEN. Forcella, v. Septimer nach Avers : GE 8298; AE 8300 8300 ‚ Foscagno Mte zw. Livigno und Viola :O 9500 Fürstenau : CE 2000 Gallegione, Mte, nördlich im Bergell:O 9640 Pass : St 8350 Ghirone, N von Olivone : CE 3980 S. Giacomo di Fr&le : H 6048 ; St 6080 6060 Glasscheideck, von Tusis nach Savien : GE 5697 ; U 5813 3750 Glurns : CE 2730 Greinascheideck, von Sumvix nach Blegno : GE 7443 ; H 7065 s 7250 ebene, N von voriger : CE 6890 Grono, in Val Misocco : H i 1140 Groppera, Piz, O von Campodolcino : O0 9080 Grossotto, im Veltlin : © 2050 Grüsch, im Prättigau : CE 2115; H 1980 2050 Guarda, Unter-Engadin : K 5179; CE 5085 ; H 5176? ; St 5150 5150 Guscheralp, bei Luziensteig : R 5570 Hinterrhein : CE 4988 ; 5074; H 5174 5080 Ursprung des Rheins : H 7220 Hochwang, bei Chur: R 6530 Jenaz, Brücke : Hr. 2210 Ilanz : K 2200; CE 2185°; 2377; 2233; H 2182 ; 2240 ; U 2240. 2240 Isola, in V. S. Giacomo : K 3900 ; CE 3875 : 3890 Juf, in Avers: CE 6525 ; AE 6396; H 6734; 6621 Julier , Höhe des Passes : CE 7113; H 7172; 7220 ; JH 7067 ; U 7145; St. 7000 7120 oberste Lercht. Seite: H 6512, St6500; 6510 6570 Kalfreisen, Schalfick : CE 'Kalkgrind, W von Glaris in Davos : AE Kanalluckli, Pass von Vals nach Rheinwald : CE 8745; H 8792 Fläche, N vom Pass: H Kistenpass, zw. Glarus und Bündten : CE 8440 ; Hg 8650 ; AE 8434 ; U8460 ; 8500 8770 7620 7 215 Klosters, Prättigau : K 3735; Hr 3648 ; H 3720 3700 Küblis, an der Landquart : Hr 2390 Kumbels, Lugnetz : CE 3680? Kunkelpass, von Reichenau nach Pfeffers : CE 4150 Langwies, Schalfik : CE 4267; AE 4245° 4250 Lavin,, Unterengadin, unter der Kirche : H 4430 ; 4338? 4380 Lenz, Kirche : v B 3909 ; St 4010 3960 Lenzerheide, Scheidecke : vB 4592 ; 4621 ; CE 4820 Levarone, zw. Camogasc und Val Federia , 4680 Alphütte : H n 6380 Pass nach Livigno : H 8818 ; 8900 38360 höchster Berghintergrund:H 9580 Linard, Piz: H 10700 Livigno, Hauptdorf : O 5750 Kapelle über demselben : H 6040 oberste Lercht. gegen S.Giacomo :H 6820 Lüpass, von Scarl nachMünsterthal, zugleich Baumgrenze : St 6950 Lumbrein, Lusnetz: CE 4560 Lun, Piz, am Calanda: CE 4580 Lüschensee, am Heinzenberg : CE 5260 Madrispass, von Madris nach Savogno : AE 83240 lago di acqua fraggia : AE 6470 Maienfelder-Furkeli, Dayos : AE 7560 Malans : H i 1760 ‚Malix : vB 3440 Malixerberg : R 7540 Maloja: K 5730; CE 5622 ; AE 5623; H 5634 ; St 5640 5650 Mals : CE 3290 S. Maria, Münsterthal:: CE 4270° ; H 4215: St 4210 ' 4250 S.Maria, S.Giacomothal, oberste Kastanien- bäume: K 2750 S. Maria, Lukmanierscheideck : CE 5940 ; 5956 5950 Hospitz : CE 5776 ; 5757? 5770 214 Marmels, Oberhalbstein : CE 5080 ; St 4930; 5000 Marschlins : R 1712 Martinsbruck : CE 3138? ; H 3248 3190 Martinslochpass ; CE 8176 ; H 8100 8140 Masuccio Mte, N von Tirano : O 8680 Mathon, N am Calanda : R 3530 Medels, Kirche S. Martin : CE 4150 Misoeco: H 2390 Mittagplatte, bei Marschlins: R 4250 Molins, Oberhalbstein : vB 4758; St 45380 4650 Monteraschkerscheideck, zw. Sumvix und Blegno : CE Thalboden : CE Morbegno : O S. Moritz, Sauerbrunnen : vB5391 ; CE5504, H 5654; 5560; St 5450 Dorf : vB 5571; R 5500; CE 5673° ; H 5631? oberste Lercht. an der Sseite: vB . Muretpass : O Mutta, Ober- : St Nauders : CE Nezza, Maiensäss Baul, zugleich Holzgrenze, Schams: St pass. am Curver : St Nufenen, Rheinwald : H 7110 4930 800 9510 5990 6980 8050 5760 4090 6020 8230 4990° Oberalppass, Gotthardt : CE Ofenpass : CE Ofen-Wirthshaus : H Olivone, GE 2860? ; 2777 6709 6660 5610 2320 Panix : CE 4066 ; H 4078 ; 3980? ; U 4019 4040 Panixerpass: CE 7375, Hg7349; H 7462 ; U 7470 Ranäschkealp, an der Sseite: H Parpan: vB 4585; CE 4471°; JH 4531? ; AE 4545 4530 Pass zw. Rothhorn und Weisshorn : AE 8150 7410 3730 Peist, Schalfick ; CE 4140 Pontresina : v B 5400 ; 5666 ; 5620 3560 Alphütte Misemm , Fuss des Roseg- gletschers: H 6210 u u GL GE ZGGEEREREEEREIT m mn nn GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Insel auf Roseg : H 7150 Porcellizzo, Piz, zw. Bergell und Masino : E 9470 Porta, Bergell, oberste Kastanienbäume : K 2810 Poschiavo, die Stadt: vB 3090 der See : v B2962 : AE 3030 3000 Raveschsee’n , O von Bergün : St 7950 pässe, nach Sertyg : St 3220 grat, zw. Ravesch und Ducan : St 8580 Reichenau, Rhein: MB 1810 Schloss : AE 1880 Reschenscheideck : CE 4490 Robialp, über Brigels : CE 6606; AE 6702 6650 Tanngrenze : AE 6130 Roccabella , am Julier : St 8420 Rofna, Ebene, in Oberhalbstein : St 4310 Roseinalp, am Tödi : U 6200 - Rothhorn, bei Parpan : CE 3900 Saas, im Prättigau : Hr 3000 Samaden : K 5300 Samnaunpass nach Remüs : H 3870 Sandgrat, Pass am Tödi:: Hg 8699; U8670 ; 3680 Savien, obere Brücke bei der Kirche : CE 3970 Savognin:: CE 3640 Scalettapass : CE 8015 ; H 8176 8100 oberste Lercht. Sabhang: H 6630 Scalino, Piz, O von Lanzada : O 10250 Scanfs : St 5070 Scaradrapass : CE 8527 ; H 8580 3550 alphütten :H 5490 Scarl, Dorf: K 5580; H 5620? ; St 5620 5610 Maduleinstollen : K 6500 Pass nach Münster, auch oberste Lercht. des Sabhangs : H 7150 oberste Lercht. des N abhangs : H 6950 Scesaplana : B 9130 kleine Furke östl. : CE 7180 Lunerscheideck : CE 6940 Scheideck, zw. Lunersee und Rells- thal:: CE 7390 Scheiterberg, bei Marschlins : R 53460 Schiers, Prätügau : Hr 2040 ÜBERSICHT DER IN BÜNDTEN GEMESSENEN HÖHEN. Schleuis, bei Ilanz : K 2300 Schmelzboden, Davos : CE 4145° ; K4200 4160 Schmitten, bei Alveneu : CE 4010 Schuls : CE 3752? ; H 3630 3690 Schwefelquelle : H 4290 Schwarzhorn, in Dismä : Bu. E 9700 Schweizerthor: CE 6810 Ofenjoch, zw. Rellsthal u. Gauerthal: CE 7230 Schyn-Kapelle, Albulathal : CE 3600 Scopigipfel : CE 9850 scheideck in’s Boverinothal : CE 7980 Sedrun, in Tavetsch, Rhein : CE 3970 Dorf: K 4360 Höhe zw. Tavetsch und Medels: CE 5080 Seewis, Prättigau : CE 2960 Goldrosenpass, zw. Seewis- und Schiers- thal : CE 6600 Selva, Tavetsch : K 4790 Septimerhospitz : CE 7101; 7166; AE 7147 7140 Serneusbad, Prättigau : H 3100 Sertyg:K 5650 Sils, Oberengadin : K5600; CE 5577; H 5574 ; AE 5628? ; St 5580 5600 Silvaplana : v B 5469; CE 5628; H 5798; JH 5622, St 5560 5620 Soazza, Kapelle, Misocco : H 1940 Soglio : St 3360 Solis, Albula : St 2160 Dorf : St 3450 Sondrio : © 1070 Soyranaalp, im Madristhal : St 6060 Splügen, Rhein : MB 4430 Dorf : CE 4481 ; 4472? 4480 Pass : O 6510 Pian della Casa : CE 5859; K 5850 5850 Spondalunga,, Wirthshaus, Stilfserstrasse : H 6160° Stalla : v B 5457 ; CE 5559°; H 5624; 5466; JH 5477 ; U 5492; St 5467 5500 Stilfserjochpass : O 8610 Strelapass : v B 7251 ; CE 7437 , 7378 7350 Sulsanna, bei Scanfs : H 5420 'n Sumvix, Kirche : CE 3262?; H 3252 3260 Thal, Kapelle : H 3730 Bad : CE 3977, H 3981 3980 Hintergrund : H 5140 Surrhein : GE 2740 Süss : K 4300 ; St 4440 4370 ‘ Flessalp :H 7570 Suvrettasee, oberhalb Campfeer : St 8040 Tambohorn : Bu. E 10120 Tarasp, Dorf : H 4000 Salzbrunn : H 3760 Tiefenkasten : v B 2612; CE 2640; JH 2707 ; 2650 Tinzen, Einfluss des Errbachs in den Rhein : St 3770 Mühle am Errbach : vB 3830 Tirano : O 1410 Madonna : vB 1440 Ponte del Diavolo : vB 2430 Tischalp, Huthaus, oberh. Bergün:: St 7200 Pass nach Tuors : St 7970 Trafoi, Wirthshaus über Trafoı im Wald : H 6180 Trons : K 2700; H 2653; U 2665 23670 Tschapin, Ober-, am Heinzenberg: CE 4830 Tschingel, westl. von Scesaplana : CE 7980 furke, östl. vom Tschingel : CE 7330 Tuorser-Maiensäss, ob Bergün : St 5350 Pass nach V. Fontana ; St 7970 Tusis: CE 2255, U235 2300 Umbrailpass : O 9180 oberste Lercht. N seite : H 6530 Urschaialp, oberh. Fettan in Tasna : H 6870 Valendas, Vorder-Rhein : CE 2580 Vallettapass, von Stalla nach Avers : CE 8080; H 8144 8110 Vals, am Platz : CE 3895; H 3855°; MB 3794. 3850 Valserberg, Pass nach Rheinwald : CE7673; H 7771 ; MB 7680 7710 oberste Tannen , SW abhang : H 6100 216 GEOLOGIE VON MITTEL-BÜNDTEN. Valzeinerberg, bei Marschlins : R 4250 Vaz , Unter- : CE 1770 Versam, Vorderrheinthal : GE 2780 Vettis: AE 2910 Vicosoprano , Bergell » K3380; H 3285; St 3230 3310 Vogelberg, Mte Vingello , Rheinwald : H 8590 Vrin: CE 4650° Weissenstein, am Albula : vB6282; H 6434; St 6240 6320 Wiesen, unterh. Davos: K 4400 ; GE 4642 Wormserjoch : H Zaportalphütte, Rheinw. : H 6218?; 6101 Zerfreila, hinter Vals : CE 5426; H 5545° 6160 5490 Zernetz, Engadin: K4440; CE 4448; H 4600 ; St 4520 Ziteil, Oberhalbstein : St Zitzers : U Zutz : K 5300 ; H 5337 Zwei Brüder, oberh. Vaz : R Te 4500 7520 1790 9320 4480 ERKLÄRUNG DER TAFELN. Tier. 1. Die Karte von Mittel-Bündien schliesst sich’ an diejenige der Davoser Gebirgsmasse an, die wir im ersten Bande der Denkschriften n. F. mitgetheilt haben. Die Punkte Calanda, Schwarzhorn, P. Beverin, Cima dı Flix, Tambo, P. Poreellizzo, sind nach den Resultaten der neuen schweizerischen Vermessung, die Richtungen der Haupt- thaler, theils nach Worl, theils nach dem ostereichischen Atlas der Lombardie, theils nach den neuen Strassenplanen , theils nach Boussoleangaben eingetragen worden. Eine beträchtliche Anzahl-Messungen mit dem Spiegelsextant, die jedoch nicht hin- reichen, um ein secundares Dreiecknetz zu bilden, haben uns gezeigt, dass in jenen Richtungen und in der Lage der Mehrzahl der Gipfel keine groben Unrichtigkeiten zu befürchten sind. Der Detail der Thal- und Gebirgsverzweigung, beruht auf mehrfachen eigenen Situationszeichnungen ‚ und, obgleich Vieles noch fehlerhaft sein mag, da wir die topographische stets der geologischen Untersuchung. nachsetzen mussten , so dürfen wir doch behaupten, dass, auch in ersterer Beziehung, die Karte besser sei, als alle, die bis jetzt über Graubündten erschienen sind. Wer mit dem Lande durch eigene Ansicht bekannt ist und die Partieen von Val Tuors, Cima di Flix, Faller, Fianell nach unserer Darstellung mit derjenigen von Wörl,, Keller, Amstein; og sar Meyer vergleichen will, dürfte dieses Zeugniss uns nicht versagen können. Die wesent- Iıchsten Fehler zösilien immer noch auf die Gegend der Ds und Flixgletscher, und die Gruppe zwischen Avers und Stalla fallen. Der Thalhintergrund von Juf bis zur Forcella z. B. hegt nicht in der Verlängerung von Ävers; auch die Lage des Piz Morter stimmt mit unseren Zeichnungen und das höhere Oberhalbstein mit den Strassenplanen nicht ganz überein. Tar. II. Die Ansicht von Gravesalvas ist von einer Hohe-oberhalb Isola, vor der aus jedoch der See Longhin nicht erblickt wurde, diejenige des Curver von dem Passe aus gezeichnet worden, der, neben dem P.Beverin durch, aus Sehams nach Savien führt. Beide machen nicht Anspruch auf mathematische Genauigkeit und sollen nur die Erläuterung der geologischen Verhältnisse unterstützen. Tar. Ill. Die Ansichten der beidem Seitengebirge von Oberhalbstein sind aus Zeichnungen zusam mengesetzt, deren Standpunkte, für die Ostseite, am Ausgang von Faller und auf 25 218 Roccabella, für die Westseite, auf dem Rothenberg und oberhalb Sees, gewählt wurden. In Folge dieser Entstehung erscheinen die hinteren Höhen, im Verhältniss zu den vorderen, die unter dem Standpunkt lagen, zu gross, z. B. die Errstocke gegen die Höhen der Flixeralp, im Verhaltniss zu den näher liegenden Gebirgen dagegen zu klein, z. B. das Fallerhorn gegen den P. Surpare. Die perspectivische Ansicht der Thaler Tuors und Stuls soll die verwickelten Ver- hältnisse zwischen Gneis, rothem Sandstein und Kalk ın dem Sedimentringe der Selvrettamasse darstellen. Tıar. IV. Die Ansicht des Piz Asca und Albulahorn’s ist, theils auf dem Passe von V. Tuors nach dem Schafboden, theils auf der Tischalpkette, gezeichnet worden, und soll vor- züglich die Gestalten der zwei Hauptgipfel kennen lehren. in den vier Profilen sind die Hohen und horizontalen Entfernungen, nach gleichem Maassstabe, den wahren entsprechend. Der Maassstab ist derjenige der Karte. Tır. V. Es soll diese Uebersichtskarte nur dıe Lage der krystallinischen Centralmassen und des sie umschliessenden Sedimentgebirges angeben. Da, nach unserer Ansicht, zwischen den Gesteinen beider Classen von Gebirgen nur der Unterschied grosserer oder geringerer Umwandlung besteht, so lassen sich an vielen Stellen die Grenzen nieht scharf bestimmen, weil die Natur selbst sie nicht scharf gezogen hat. In den südlichen Alpen, besonders gegen Piemont zu, sind uns die Verhältnisse noch zu wenig bekannt, als dass wir es hätten wagen mögen, die grosse Massen krystallinischer Gesteine in einzelne Massen zu zerlegen. Dass eine solche Theilung später auch gelingen werde, geht aus dem Vorkommen von Kalk im Innern jener Gebirge und aus den neueren Untersuchungen von H. Sismonda am südlichen Rande derselben zuverlässig hervor. N — —— —— — Dr Erklärung der Farben Gäimerschieler, Bambendeschieher; Onair Erklärung der Zeichen TE Tyan Bundinerschuter Mungo _. Azdp (=: 1188 - ME |Aalkrtein sweisser Marmor er IN N FF 12olemıl Bauchuwacke = © | Gwwnersihusler.rotlher Jaspıs ‚Bulertro Sulusergesten Serpenlin Buldro Errail-Iiyonit, Iuliengranit 9 \Wfodher m gruner-landstanı. Cinglamerat > = x MITTLEREN THEILES ne Pr # = ’ 1 N “ Lg R M ! b ” j { % v \ * x r I P N $ K R s f ‘ | Erklärung der Farben || FT etmerschiahe Ienbdandenhiehe, Gneis Krklaı ung der Zeichen | \ E34. Bnudtnarschacter Manz g A=p || El Malkstei risser Masrnu 9 Aslemit Kunchweche Mr //Rarensuas Pe»: BE - RE Gruner Sihucher, voller Kuyns ‚Öilertro Sul yestein 1 BZ Gulbre | Er Spark, Iuhiergrumt VE erather u giururssandatan u Conglomerat 2 D 5 z . % > ri brilrekıza — us See =} nn 2 Fa .. >” MITTLEREN THEILES Fu FR - > I N/TIVON I en ec, 9 I 4 Maasslab = 136000 der wahren Grösse Crurschavls IRNTESAULVAS GIER SIEES . & v {7 ca ‚3 IN ung Ion Passvon Septimernach Pizdella Greila eh WESTSEITE DES CURVER-GEBIRCES IN SCHANIS Piadella Greila Longhin See " Sum Alpascel Pass von Gravesalvas Piz deGraves Pass von Septime nach Mäloja Graver alvas GRAVESALVAS GRUPPE VON DER SÜDOST-SENTE DES SILSER SEES, “ } Crurschavls Tab.l. ] [2 ie R { \ “ Piz di Gandalva. Julier See. Piz Monteratsch . Silva plans. SE Fi$.3. >) andvasserthal.. Stulsthal. Tuorsthal.Eisengrube .Huthaus. Eilisur. Bellaluna. Stuls. Latsch . Tischalp f 5 en 1 0. = ni Piz Morter, S Piz di Gandalva. PirPremascel -Tinzerhorn.P Ragnuz ; ErrAlp. PErr.Molins.Sur. MarmelsCimadi Elix.ScesAlp, Stalla „Val Castronera . Val Asniei, Julier See. PizMonteratsch . Silva planz- Tiefenkasten . — Burwem. Conters. Savognin - Tinzen . Rofa. \= | 3 “n Dst Seite des Oberkalbereinibaltes Fı o .. Fig, 3: Seplimer Pass , Stalla . Gimls,. Marmels.P.Surpare. PSeslottaJalBertolaFallerhorn. Fallerthal. Weisshorn.P.Forbice. Curtins.Fianell.SchmoresAlp. Landvasserihal. Stulsthal.. Toovsthal.Eisengrube. Iuthaus- Pre Sr VPromiez Molins . Rofna. Tinzen „Val Nandro .Savognm. s Filisur. Bellaluna . Stuls. Latsch. Tischalp- 5 V. Suvrelta Piz Or ) V.Bevers ; Br Madesimo NM'Grop; | " "ER B R sc 8 Hu TISIN N 7 ID & RN S | ie . k e Bis.3. | fe>) 2 r E: Ensadin ’ Schwarzhorn. Thälihorn V.Barlase Ponte alto Inn Andeer Durrenboden Scaletta Davos elzboden Swls-thalPiz Asca Eschia Pass Plazbi Albulahorn Fisch Alp Tuors Thal n - ’ ? en des Piz Asca und Albulahorns Eis. 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Ce double point de vue me semble en effet command£& par la position geogra- phique de la Suisse, qui embrasse d’une part les chaines du Jura avec leurs terrains rigoureusement determines, et d’autre part la masse des Alpes, labyrinthe immense, ou toutes les formations semblent confondues et mölees au hasard. Peut-etre s’etonnera-t-on que j’aie choisi les Echinodermes de pre- ference aux Mollusques. Voici les raisons qui m’y ont determine. Les Echinodermes fossiles, quoique ä peine connus de la plupart des Geo- logues, ont une importance aussi grande et, en plusieurs circonstances, bien plus grande que les Mollusques. Leur test offre une varicte de caracteres qu’on ne retrouve pas dans la plupart des autres Testaces , IV N ‘DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES par la raison toute simple qu’il n’est point une simple seeretion calcaire par lames superposdes, comme dans les Mollusques. Il fait au contraire partie de l’animal lui-m&me, et, participant de sa vie intime, il est naturel quil reflete d’une maniere plus complete les caract£res particuliers qui ca- racterisent chaque espece ; aussi, dans beaucoup de cas, suflit-il d’un tres- petit fragment de test, pour determiner l’espece dont il provient. C’est surtout dans l’Etude des fossiles alpins que l’on apprend a apprecier les debris d’Echinodermes. Le petit nombre de fossiles des Alpes qui per- mettent une determination rigoureuse sont pour la plupart des Oursins; et c’est ä l’aide de ces debris que je suis parvenu ä confirmer, d’une maniere qui ne souffre plus aucun doute, l’opinion &mise par plusieurs Geologues, que la plupart des terrains des Alpes sont d’origine bien plus recente qu’on ne le pensait auparavant. ! Une autre raison en faveur des Echinodermes, c’est !’ignorance generale dans laquelle on a Et€ Jusqu’ici a leur Egard, ignorance que rien ne saurait justifier, car beaucoup d’especes sont aussi repandues et ont des limites aussi precises dans la serie des terrains que les Mollusques les mieux connus; et il en est beaucoup que l’on peut invoquer avec autant de sürete que les fossiles les plus caracteristiques. Je citerai comme exemple le Hemicidaris crenularis (Cidarites crenularis Goldf.) qui caracterise l’etage oxfordien ; U’ Ananchytes ovata Lam. qui appartient en propre ala Craie superieure; le Pentacrinites subangularis, qui caracterise une puissante assise du Lias; lEncrinites moniliformis qui est le cachet le plus authentique du Muschelkalk. Enfin quel fossile caracterise mieux le Neocomien que le Holaster complanatus ? Ce memoire &tant essentiellement destine aux Geologues, on ne deyra pas s’attendre A y trouver des renseignemens nouveaux sur les rapports DE LA SUISSE. “e. v zoologiques et anatomiques des familles, des genres et des especes. Ges ques-. tions ne peuvent &tre discutees convenablement que dans des ouvrages traitant de l’ensemble d’une classe ou d’une famille *); elles figureraient mal dans un memoire qui a pour but principal d’appeler l’attention sur les differentes especes d’Echinodermes qui se trouvent dans nos terrains, en decrivant leur forme et leurs caracteres, afın de les faire servir a la determination de ces memes terrains; car nous savons maintenant quecha- Augförmation geologique a ses especes qui lui sont | propres et qui ne se rencontrent pas dans d’autres terrains; les faits que l’on citait encore naguere pour prouver le contraire disparaissent chaque jour a mesure qu’on les soumet & une critique eclairde et severe. Si, partant de la, nous jetons un coup d’eeil sur l’ensemble des Echino- dermes qu’on rencontre chez nous, nous serons frapp&s de voir que non- seulement les especes, mais aussi jusqu’a un certain point les genres sont limites A certaines formations. Q’est ainsique le typedes Disaster est presque exclusivement propre & la formation jurassique. Les genres Acrocidaris, Acrosalenia et Hyboclypus sont exclusivement jurassiques. Les vrais Cidaris et les Hemicidaris ne comptent que quelques especes plus re- centes. En revanche toute la famille des Spatangoides est Etrangere A la formation jurassique, sauf une seule espece, le Holaster intermedius Ag., qu’on trouve dans l’etage superieur de cette formation. Les Ananchytes, qui appartiennent & la m&me famille, sont essentiellement eretaces. Les vrais Spatangues sont ceretaces et tertiaires a la fois. Il resulte de ces apercus que dans beaucoup de cas les caracteres gene- riques d’un fragment d’Echinoderme suflisent pour prevoir l’äge,de la *) Je me propose de developper le resultat de mes recherches sur ce sujet, dans les gen£ralites de Pouyrage dont je viens de commencer la publication, sous le titre de: Monographies d’Echinodermes vivans et fossiles, et dont la premiere liyraison a dejä paru. vI DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES formation qui le recele. Supposons que l’on trouve quelque part un frag- ment de Disaster trop peu conserv& pour permettre une determination specifique, mais qui ne laisse pas de doute sur le genre auquel il appar- tient, on pourra, presque sans crainte de se tromper, admettre que le ter- rain dont il provient appartient a la formation jurassique. Si le fragment en question est au contraire un Ananchytes ou un Micraster, ou m&me un Holaster, on aura une grande probabilite en faveur d’un terrain cretace. Ges resultats, tres-importans en eux-m&mes, acquierent une valeur inap- preciable dans l’Etude des Echinodermes alpins. Nous savons en effet que ia plupart des fossiles des Alpes sont tres-mal conserves, au point de ne pas pouvoir etre determines specifiquement; et möme dans les collections les plus renommees de notre pays, il en est beaucoup qui sont dans ce cas. A l’avenir, ces m&mes fossiles acquerront, a l’aide des resultats que je viens d’enoncer, une importance bien plus grande, quand les faits ci- dessus indiques seront generalement constates. Mais pour que l’on ne se fasse pas illusion sur la facilit& de reconnaitre les caracteres generiques des Oursins fossiles, je dois rappeler que dans mon Prodrome d’une mo- nographie des Echinodermes, insere dans le 1“ Vol. des Mem. de la Soc. d’hist.nat. de Neuchätel, ainsi que dans le present memoire, j’ai etabli un assez grand nombre de nouveaux genres, qui par consdquent rendent les determinations des caracteres generiques d’autant plus difhiciles. Dans plus d’un cas, ces caracteres se tirent de particularites de structure en appa- rence tres-insignifiantes et tres-delicates. C’est ainsi que le genre Pedina ne differe du genre Cyphosoma que par ses tubercules perfores; et cepen- dant le premier est exclusivement jurassique, tandis que l’autre appar- tient aux terrains de la craie superieure. Le m&me caractere distingue aussi le genre Acrosalenia, qui est jurassique , du groupe des Salenies, qui appartient a la formation de la craie. DE LA SUISSE. vıt Le titre de ce m&moire : Description des Echinodermes fossiles de la Suisse, ne doit point &tre entendu dans le sens des limites politiques de notre pays. La science heureusement n’a rien de commun avec les lignes de douane. Aussi n’ai-je pas hesite a admettre comme suisses plu- sieurs especes provenant de la continuation de nos chaines jurassiques et alpines dans les pays adjacens, et qui n’ont point encore ete trouvees dans le sol suisse. Le nombre d’especes d’Echinodermes, decrites et figurdes dans ce tra- vail, sera tr&s-considerable, en comparaison de ce quwil a Et& Jusquici. Les seules familles des Spatangoides et des Clypeastroides, qui font le sujet de cette premiere partie du memoire, comptent 65 especes, dont 39 nouvelles. Les differences entre ces especes ne sont pas toujours tres-sen- sibles, et il faut dans beaucoup de cas une grande habitude pour les saisir au premier coup-d’eil. Afın d’en faciliter !’&tude, j’ai eu soin de faire fi- gurer chaque espece de trois cötes, de dessus, de dessous et de profil , toutes les fois que l’etat de conservation des individus que j’avais a ma disposition me le permit;; et lorsque certains caracteres &taient de nature äne pouvoir pas &tre reproduits d’une maniere suflisamment claire par le dessin, je n’ai pas neglige de les relever d’une maniere toute particuliere dans la description. Toutes les figures etant de grandeur naturelle, j’ai cru inutile d’indiquer les dimensions de chaque espece dans la serie des descriptions. Il me reste encore & offrir expression de ma sincere reconnaissance A toutes les personnes qui ont bien voulu me faciliter ce travail, en mettant leurs collections a ma disposition. Je dois des remerciemens tout particu- liers aM. Gressly, qui m’a confie toute sa belle collection de fossiles du Jura, ’une des plus riches de Suisse; a MM. Studer et A. Escher de la yııl DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES DE LA SUISSE. Linth , qui m’ont envoye leurs collections entieres d’Echinodermes alpins; a M. Celestin Nicolet, qui m’a fourni un grand nombre d’especes juras- siques , et les seules especes de la molasse qui soient connues; enfin A MM. Coulon pere et fils et A. de Montmollin, pour la communication des nombreuses especes nouvelles qu’ils ont d&ecouvertes dans le Neocomien. Gräce aux indications precises qui accompagnaient toutes les especes, Jaai et€ a m&me d’en signaler d’une maniere rigoureuse l’origine et le gise- ment; et je me flatte que, sous ce rapport, mon memoire l’emportera sur beaucoup d’autres descriptions de fossiles, qui se bornent aux caracteres zoologiques. Puissent les G£ologues suisses, auxquels je le destine en parti- culier, ne pas le trouver indigne de leur attention! Ce travail sera divise en trois parties, qui paraitront successivement dans le Recueil des M&moires de la Societe helvetique des Sciences naturelles. La premiere comprend les familles des Spatangoides et des Clypeastroides. La seconde contiendra la famille des Cidarides, et la troisieme enfin l’Ordre des Crinoides. Chacun de ces M&moires sera accompagne d’un Conspectus generum et specierum, indiquant som- mairement les caracteres diagnostiques des genres et des especes. (Voir pour la premiere partie p. 95.) DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES DE LA SUISSE. . —— —— 1" Genre. DISASTER 42. Syn. Spatangus Lam. Goldf., ete. Collyrites DesM. Le geure Disaster est, sans contredit , de tous les types d’oursins, celui dont les caracteres sont les plus fixes et les plus tranches. Tandis que tous les autres genres presentent une convergence uniforme des ambulacres vers un seul point, le sommet du disque, les Disaster font seuls exception a la regle : leurs ambulacres se r&unissent sur deux points differens de la face superieure du test, de maniere a presenter deux sommets ambulacraires plus ou moins &loignes suivant que les ambulacres posterieurs sont plus ou moins rapproches de l’ouverture anale. Ce singulier caractere leur a valu le nom de Disaster; et je crois qu’en les detachant du genre Spatangue pour en faire un type A part, je n’ai fait que suivre une coupe que la nature elle-m&me nous indique d’une maniere @vidente. M. Charles DesMoulins a sans doute et@ guide par les m@mes considerations en £tablissant son genre Collyrites, qui correspond dans ses principaux caracteres a mon genre Disaster; cependant il y range, en s’appuyant sur la forme arrondie de la bouche,, quelques especes qui ne montrent pas cette disposition des ambulacres. J’ai &tabli le genre Disaster dans mon Prodrome d’une mo- I 9 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES nographie des Radiaires, inser€ dans le 1” vol. des M&m. de la Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel. Tous les Disaster ont l’ouverture buccale arrondie et situde a la partie anterieure de la face inferieure, dans une depression formee par la reunion des cing ambulacres. L’ouverture anale est constamment placee A la face posterieure, tantöt marginale, tantöt submarginale. La face superieure du test est lisse et surtout depourvue d’ondulations; le sillon anterieur, dans lequel se loge ’ambulacre impair, ne commencant ordinairement qu’au milieu de la circonference. La face inferieure est au contraire le plus souvent fortementondulee; l’aireinterambulacraire impaire enparticulieresttoujours tres-bombee. L’appareil oviducal , fort diflicile areconnaitre dans la plupart des especes, forme un disque allonge; les plaques interovariales, sauf celle de lV’aire interambulacraire posterieure, sont percdes d’un trou. Le genre Disaster est essentiellement jurassique. On en connait jusqu’ici quatorze especes, dont deux seulement sont eretacdes, suivant Goldfuss , le D. excentricus et le D. bicordatus. Or, on ne saurait douter, d’apres les figures qu’il en donne, que ce ne soient de veritables Disaster. Ce qui parait plus douteux c’est V’indication du gisement. La chaine de notre Jura a fourni jusqu’ici eing,especes de Disaster, qui, pour la plupart, caracteri- sent les stations vaseuses (*); circonstance qui s’explique d’ailleurs par la tenuite de leur test, qui ne leur eüit pas permis de supporter le choc des vagues dans des parages coralligenes tres-agites. : I. Disaster prorinauvs Ag. Tab. I, fig. 1-3. (Sous le faux nom de Dis. capistratus). Cette espece n’est pas tres-fr&quente dans nos terrains jurassiques. Je n’en connais qu’un petit nombre d’exemplaires, trouvds, pour la plupart; (*) Voir le Memoire de M. Gressly, dans les Nouveaux Memoires de la Societe Helvetique des sciences natnrelles. Vol. II. er DE LA SUISSE. od par M. Gressly dans le terrain a Chailles du Fringeli (Ganton de Soleure). Sa ressemblance avec plusieurs autres especes du m&me genre, plus fre- quentes et plus generalement connues, m’a engage a lui donner le nom de D. propinguus. En effet sa forme generale est a-peu-pres celle du D. analis, tandis que les details de structure du test le rapprochent plutöt du D. ovalis (Spatangus ovalis Park.), figure dans l’ouvrage de J. Phillips sur la Geologie de Yorkshire, Tab. 4, fig. 23, et du D. zruncatus Du B., figure par lui dans son voyage autour du Caucase. Tab. 1, fig. 4, ser. Geol. Il se pourrait m&me qu’elle füt identique avec ce dernier, mais J’estime qu’a- vant de se prononcer definitivement, il faut attendre que l’on connaisse des exemplaires plus parfaits que celui de M. DuBois, qui n’est qu’un frag- ment dont la face superieure est-seule conservee. Les dimensions du D. propinguus sont a-peu-pres celles du D. analis; mais sa forme est moins deprim&e et partant plus allongee. Les aires am- bulacraires sont tres-larges; les ambulacres posterieurs convergent a une dis- tance considerable de l’anus, ä tel point que l’espace qui les separe des ambulacres anterieurs, egale a-peu-pres l’espace compris entre leur point de convergence et l’ouverture anale. Les pores ambulacraires sont tres- petits, mais fort distinets. Toutes les plaques sans exception sont pourvues de petits tubercules d’egale dimension sur toute la surface du test. Les plaques interambulacraires sont convexes & leur base et concaves a leur sommet, tandis que les plaques ambulacraires s’articulent par des lignes droites. L’ouverture buccale, tant soit peu ovale dans le sens du diametre longitudinal de l’animal, est reportee ‚fort en avant et situce dans une de- pression formee par la reunion de cing ambulacres. Les aires interam- bulacraires sont planes,, sauf l’aire interambulacraire posterieure, qui est renflee en forme de quille assez saillante. L’ouverture anale est au bord superieur de la face posterieure. N’ayant decouvert les pores oviducaux que posterieurement au tirage de cette planche, sur un exemplaire plus parfait que celui qui a servi de modele & ces figures, je n’ai pu les repre- senter ici. Il y en a deux en deca et deux en dela des ambulacres ante- rieurs, formant entr’eux un carre rhomboidal regulier. DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES PS Il. Disaster carınarus Ag. Tab. I, fig. 4-6. Syn. Disaster carinatus Agass. (Prodr.ı vol. Mem. de la Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel.) Ananchytes carinata Lam. (Syt. II, p. 26, n° 6). Echinus carınatus L. Gmel. (p. 5299). Spatangus carinatus Leske (n° 84, p. 245, pl. 51, fig. 5, 4). — Gldf. (n® 8, p- :150.>Tab.146, fig, 4, 2.”b.’e..d.). Spatangus pyriformis Gralel. (Dax, n° 14, pl. 2, fig. 16). Collyrıtes carinata DesM. (Tabl. synopt. p. 566, n° 8). Echinus cordatus Enceyel. meth. (Tab. 158, fig. 1-2). Echinites cordatus Baier, (Oryct. nor. Tab. 3, fig. 43). Echinus paradoxus Schl. (Petr. p. 318). Oursin en coeur Bosc. (Deterv. XXIV, p. 282). Quoique la synonimie de cette espece constate sa presence dans les terrains Jurassiques des diverses parties de l’Europe, elle ne parait cepen- dant pas &tre tres-frequente dans notre Jura, et pour ma part je n’en connais que deux exemplaires d’origine suisse, provenant du Lias de l’e- veche de Bäle. Le nom de Pespece en indique le caractere saillant, qui est d’avoir la partie posterieure de la face sup£rieure renflee en forme de quille, carac- tere qui la distingue surtout du Disaster capistratus. La bouche est petite et ronde; Panus, situ A l’extremite posterieure, a les memes dimensions et la m&me forme. Les aires ambulacraires sont larges, surtout les poste- rieures, dont la r&union sur le sommet s’opere a une distance assez consi- derable de l’anus. Mais ce qui merite surtout de fixer l’attention, c’est l’E- loignement considerable des paires de pores , en particulier sur la face su- perieure, ot ordinairement ils sont tres-rapproches. Toutes les plaques sans exception presentent une tres-fine granulation, du milieu de laquelle s’eleve un certain nombre de tubercules un peu plus gros; mais il est rare de les rencontrer parfaitement conserv6s. Le plus souvent ils sont entiere- ment obliteres, ou bien on ne peut les reconnaitre qu’avec une forte loupe. rt DE LA SUISSE, [8 } Les pores oviducaux ne peuvent egalement se voir qu’a la loupe. On en dis- tingue comme ordinairement quatre; mais ils sont plus rapproches que dans aucune autre espece et situes au sommet du test, la oü les trois am- bulaeres anterieurs se r&unissent. III. Disaster rıngens Ag. Tab. I, fig. 7-H1 Syn. Disaster ringens Agass. (Prodr. r vol:des Mem. dela Soc. d’Hist. nat. deNeuchätel. Collyrites ringens DesM. (Tabl. synopt. p. 568, n° ı5.) On reconnait facilement cette espece aux inegalites de sa face inferieure : tous les ambulacres sont dans une profonde depression, tandis que les aires interambulacraires ‚ et notamment l’aire interambulacraire poste- rieure, sont fortemient bombees. Autant la face inferieure est inegale, autant la face superieure est reguliere, uniforme, et ’on pourrait presque dire plane. Comme les ambulacres posterieurs sont fortement arques, de maniere aA venir converger immediatement au-dessus de l’ouverture anale (fig. 7), on voit naitre a cöte des deux series de plaques des aires interam- bulacraires posterieures paires , dans l’angle des ambulacres posterieurs, plusieursautres petites plaques triagonales que je n’ai point encore observees dans d’autres especes. Les ambulacres sont en general etroits, proportion- nellement a ceux d’autres especes, particulierement les anterieurs, qui se reunissent au sommet du disque. Un dernier caractere enfin, le plus frap- pant de tous, et celui qui a valu a l’espece sonnom, git dans l’aspect de la face posterieure (fig. 10). L’anus s’ouvre au bord superieur, au commence- ment d’un sillon tres-Evase et tres-apparent, qui s’elargit sensiblement de haut en bas. L’ouverture buccale est petite, ronde, subcentrale et legere- ment reportce en avant. Les pores oviducaux forment un carre rhomboidal, comme dans le D. propinquus, mais plus allonge. Deux pores sont situds en avant de la r&union des ambulacres anterieurs; les deux autres A une certaine distance, en arriere. Les jeunes individus sont plus allonges et 6 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES plus renfles que les vieux. Cette espece est frequente dans les terrains ooli- tiques de Suisse. M. Gressly en a trouv& bon nombre d’exemplaires dans l’etage superieur de l’oolithe inferieur de Goldenthal (Canton de Soleure) ; MM. Hugi et Strohmeyer en ont &galement recueilli dans lesme&mes terrains. IV. Disaster anarıs Ag. Tab. I, fig. 12-14. Syn. Disaster analis Agass. (Prodr. ı vol. desM&m. dela Soc. desSe. nat. de Neuchätel.) Collyrites analis DesM. (Tab. synopt. p. 568, n° 14). Possedant toute une serie d’exemplaires de cette espece, trouv&s en par- tie par MM. Gressly dans l’oolithe inferieure de Goldenthal et de Fringeli, canton de Soleure, en partie par MM. Hugi etStromeyer, dans le m&me ter- rain, J’ai &t€ par Ja m&me en etat d’etudier scrupuleusement toutes les varia- tions de formes et d’aspect qu’ils peuvent presenter aux differens termes de leur developpement. GeneralementleD. analis estdeprime&, saface inferieure est plane, et, m&me dans les exemplaires les mieuxconserves, la saillie sous- anale de l’aire interambulacraire impaire n’est pas tres-sensible. L’ouver- ture buccale, de forme circulaire et legerement rentrante, est placee au premier tiers de la face inferieure, a partir du bord anterieur. L’ouverture anale, de forme a-peu-pres elliptique, estau bord sup£rieur de laface poste- rieure. Les deux ambulacres posterieurs viennent converger presque imme- diatement au-dessus de cette ouverture; les trois anterieurs, au contraire, se r&unissent a la face antero-superieure, un peu en avant du point culmi- nant du disque, de maniere que l’espace intermediaire entre ces deux points de convergence est tres-grand, proportionnellement a ce qu'il est dans d’au- tres especes. L’aire ambulacraire impaire, qui occupe le sillon anterieur, est plus large que les autres. Ce qui merite surtout d’Etre remarque , c'est que les plaques de toutes les aires ambulacraires diminuent sensible- ınent de hauteur, A mesure qu’on les poursuit de la bouche a lanus; et comme a chaque plaque correspond une paire de pores, il s’en suit que ceux-ci aussi sont beaucoup plus serres A la face superieure qu’a la face in- DE LA SUISSE. 7 ferieure. Les aires interambulacraires sont fort larges, et leurs plaques sont toutes courbees en forme de croissant, le bord inferieur Etant convexe, tandis que le bord superieur est plus ou moins concave. A raison de la distance des ambulacres posterieurs aux ambulacres antcrieurs, les plaques des aires interambulacraires paires posterieures sont beaucoup plus lar- ges sur toute la face superieure du disque que leurs analogues des aires interambulacraires anterieures. Les tubercules, quoique assez uniforme- ınent r&partis sur toute la surface du test, sont cependant plus nombreux A la face inferieure qu’ä la face superieure. L’Epiderme qui recouyre le tout presente un aspect finement granuld. Les quatre trous oviducaux sont tres- petits; leur position n’est pas r&guliere; gen&ralement celui qui correspond A l’aire interambulacraire posterieure droite est plus en arriere que celui de l’aire interambulacraire gauche. Je suis porte & croire que les Ananchytes elliptica Lam. et A. bicor- data Lam. ne different pas specifiquement l’un de l’autre; cependant je n’oserais l’aflırmer positivement, ne possedant pas des termes de comparai- son assez pre&cis; mais je suis str qu’ils different de mon D. analıs. V. Disaster carıstrarus Ag. Tab. IV, fig. 1-3. Syn. Disaster capistratus Agass. (Prodr. ı vol. Mem. Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel.' Spatangus capistratus Goldf. (n° 9, p. 151, tab. 46, fig. 5). Collyrites capistrata DesM. (Tabl. synopt. p. 566, n° 7). Ananchytes bicordata Desm, (Non Lam.) La forme generale de cette espece la rapproche beaucoup du D. carı- natus, avec lequel on pourrait aisement la confondre, si elle n’etait a-peu- pres depourvue de ce renflement de l’aire interambulacraire posterieur qui est le caractere essentiel du D. carinatus. Les pores ambulacraires sont aussi beaucoup plus nombreux que dans l’espece mentionnee. Le cöte ante- rieur du D. capistratus est tronque et arrondi, le cöte posterieur saillant. La face inferieure est a-peu-pres plane, V’aire interambulacraire impaire 8 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES ne formant qu’une legere saillie. L’ouverture buccale est circulaire, placee au premier tiers de la face inferieure, a l’extremite du sillon anterieur. La reunion des deux ambulacres post£rieurs s’opere A une distance considerable de ’anus, de maniere que l’espace compris entre les ambulacres de devant et ceux de derriere est ici plus retreci que dans aucune autre espece. Les po- res sont tres-apparens,, plus serres a la face superieure qu’a la face infe- rieure. Les tubercules, repartis d’une maniere uniforme sur toute la surface du test, sont plus grands que dans les autres especes de ce genre. L’on dis- tingue en m&me temps tres-clairement la structure granuleuse de toutes les plaques. Les quatre pores oviducaux sont assez rapproch@s et places en quinconce. Je possede plusieurs exemplaires de cette espece provenant des terrains jurassiques de Suisse et appartenant au musde de Carlsruhe. Un autre exemplaire m’a &t€ communiqud par M. Gressly. Dans tous l’anus est distinctement marginal, a-peu-pres comme dans la figure de Goldfuss. M.Ch. DesMoulins fait observer a ce sujet que dans ses exemplaires ilest situe plus haut. Si cela est, jJ’estime qu’ils devront &tre separes comme es- pece a part. M. Ch. DesMoulins cite, comme localite oü cette espece setrouve, le departement de la Meuse et Besancon , en ayant soin cependant de les faire suivre d’un point d’interrogation. L’exemplaire deerit et figure par (soldfuss est de Bayreuth. VI. Disaster vorrzr Ag. Tab. IV, fig. 11-13. On distingue aisement cette espece a sa forme toute eirculaire qui lui donne, jusqu’a un certain point, l’aspect d’un Echinus. L’ouverture buc- cale est grande; elle occupe le centre du disque ; les ambulacres, de largeur ' moyenne, sont parfaitement visibles a la face inferieure; on ne remarque entre eux aucune difference nı dans leur forme, nı dans leurs dimensions, et m&me le sillon dans lequel se loge habituellement Pambulacere impair, n’existe pas. Les pores de tous les ambulacres se resserrent sensiblement A Vapproche de Pouverture buccale; l’anus, plac& au bord inferieur de la face DE LA SUISSE. 9 posterieure, soouvre au sommet du renflement que forme llaire interambu- lacraire impaire. Malheureusement la surface inferieure est seule conservde dans les deux exemplaires que je possede; ce qui tient sans doute a l’ex- treme tenuite du test. Je n’hesite cependant point a rapporter cette espece au-genre Disaster, a cause de la direction des ambulacres posterieurs qui convergent au-dessus de Panus, et ne se dirigent point en avant, comme cela devrait ötre s’ils se rapprochaient du m&me point que les ambulacres anterieurs, au sommet du disque. Ges deux exemplaires m’ont &t€ commu- niques par M. Voltz, qui lesa trouves dans le terrain portlandien des Voi- rons, en Savoie. 2° Genre. HOLASTER 42. Syn. Spatangus Auct. Les Holaster appartiennent presque exclusivement a l’Epoque eretacee , dans laquelle ils semblent avoir remplace leurs predecesseurs de l’epoque jurassique, les Disaster. Sur vingt-ceing especes que je connais de ce genre, une seule, le Hol. intermedius appartient & la serie jurassique; Marcel de Serres en cite, en revanche, deux especes dans le calcaire moellöon du sud de la France, qu’il identifie, ’une , avec le Hol. levis, et Y’autre avcc le Hol. complanatus, qui sont deux especes de la craie. Quoique je n’aie pas eu l’occasion de les voir, soit en nature soit figures, je ne puis cependant m’empecher d’elever des doutes sur cette identite. Ge seraient en effet les premiers fossiles qui se rencontreraient ainsi dans ces deux formations si differentes par tous leurs caracteres petrographiques et paldontologiques. En defalquant les Holaster des Spatangues, comme je V’ai fait dans mon Prodrome d'une monographie des Echinodermes , inser& dans le 1" vol. des Mem. de la Soc.d’hist. nat. de Neuchätel, pour en faire un genre a part, J’ai &te guide par les considerations suivantes : Les Holaster sont des Oursins en forme de cour de carte; leurs ambu- lacres ne sont ni d&prim&s, comme dans les Schizaster et les Micraster, ni » 2 10 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES petaloides comme dans les vrais Spatangues ; mais ils convergent uniforme- ment vers un seul point du disque qui est habituellement le sommet ; dans quelques especes on remarque une l&egere courbure des ambulacres & l’ap- proche de l’appareil oviducal. Les pores, tantöt simples, tantöt allonges, suivant les especes, ne sont ordinairement bien visibles que jusqu’a une certaine distance du sommet, ou ils commencent ä s’effacer plus ou moins, en m&me temps qu’ils s’eloignent davantage les uns des autres. L’ouver- ture buccale, allongee dans le sens du diametre transversal, est placee a la partie anterieure de la face inferieure, dans une depression qui resulte de la convergence des aires ambulacraires vers ce point. L’ouverture anale est invariablement placee a la face posterieure, et ordinairement plus rap- prochee de la face superieure que de la face inferieure. Elle affecte cons- tamment une forme elliptique de haut en bas. Le test des Holaster est ha- bituellement mince, et uniform&ment recouvert d’une fine granulation et de tubereules un peu plus gros qui recouvrent toutes les plaques. C’est sur les aires interambulacraires de la face inferieure qu’ils acquierent leur plus grand developpement ; les aires ambulacraires sont, au contraire, privees de ces tubercules, ou, s’il y ena, ils sont toujours moins apparens. La Suisse nous a fourni jusqu’ici dix especes de Holaster, dont un du Portlandien, le Hol. intermedius ; trois da Neocomien, le Hol. complana- tus, H. L’Hardy et H. Couloni; deux du gres vert, le H. lavis et le H. Sandoz, et quatre des terrains alpins, le 7. subglobosus, H. altus, AH. suborbicularis et H. transversus. Si ’on considere que parmi ces quatre especes alpines il yen a deux qui sont communes A la craie marneuse du nord et du centre de la France, et que l’une d’elles, le H. suborbicularis, en est l’un des fossiles caracteristiques, on ne pourra guere douter que les terrains qui les renferment n’appartiennent au m&me horizon geologique , alors m&me que leur nature petrographique differe considerablement. DE LA SUISSE. 414 I. Horıster Sınnoz DuB. Tab. II, fig. 1-3. C’estä M. DuBois de Montpereux qu’est due la connaissance de cette belle et grande espece trouvee par lui dans le gres vert de Souaillon (Can- ton de Neuchätel), et figurde dans son voyage autour du Caucase, Tab. 1, fig. 11, 12 et 13: J’ignore si elle a &t€ reconnue depuis dans d’autres loca- lites; mais de toute maniere elle m£rite de fixer l’attention des naturalistes , comme esp£ce tres-bien caracterisee : 4° par ses dimensions plus considera- bles que celles qwaffectent habituellement les Holaster ; 2° par sa forme reguliere et uniformement bombee & la face superieure. L’ouverture buc- cale est en forme de croissant, assez rapprochee du bord anterieur et situde dans une depression resultant de la reunion des ambulacres. L’ouvertufe anale, place a-peu-pres ä l’extremite de la face inferieure-posterieure , est allongee dans le sens du diam£tre longitudinal. Le sillon de V’aire ambula- craire anterieure est large et assez profond; mais les pores y sont moins rapproches que dans les autres ambulacres, par la raison toute simple que les plaques dans lesquelles ils s’ouvrent sont plus hautes. Les ambulacres pairs forment tous une legere inflexion avant d’atteindre le sommet. L’appareil oviducal qui, malheureusement, n’est pas tres-distinet, occupe Vespace compris entre le point culminant des ambulacres posterieurs et celui des ambulacres anterieurs. On remarque quatre petites ouvertures, deux en avant et deux en arriere des ambulacres anterieurs ; ce sont Evi- demment les pores oviducaux. La surface de toutes les plaques, y compris celles de l’appareil oviducal, pr&sente une fine granulation tres-homogene. Le test lui-m&me est tres-mince, comme dans la plupart des genres de cette famille. Le gisement de gres vert de Souaillon , ou cette interessante espece a ete decouverte, repose sur le calcaire jaune de notre neocomien ; mais il est main- tenant inaccessible , et recouvert de murs el d’une route construite recem- ment. 12 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES Il. Horssrer WHaror DuB. Tab. 2 fig. h-6. Le Holaster L’Hardy est, comme le Hol. complanatus, un fossile propre aux marnes neocomiennes; mais on le rencontre moins frequemment que ce dernier, et c’est lä, sans doute, ce qui a fait que on a pendant long- temps confondu les deux especes sous un ım&me nom, malgre les differences tres-notables qui existent entre elles. En effet, le Hol. L’Hardy ne pre- sente point cet affaissement remarquable de la face superieure vers la re- sion buccale, qui est lun des caracteres saillans du Hol. complanatus ; son sommet est, au contraire, a-peu-pres uniformement bomb£@, sauf un leger renflement de l’aire interambulacraire impaire en forme de quille, qui ne se retrouve point dansle Hol. complanatus. Si, en outre, on examine attentivement la structure des ambulacres, on verra que les pores sont sim- ples dansle Hol. L’Hardy, tandis que ceux de la rangee externe sont allonges dansle Hol. complanatus. Tout cela ressort parfaitement des figures ci-dessus indiquees et de cellesque M. DuBois de Montpereux a donndes de la meme espece, dans son voyage au Caucase, Tab. 1, fig. 8, 9 etıo. Il est plus facile de confondre le Hol. L’Hardy avec le Hol. intermedius du Portlandien. La principale difference entre ces deux especes consiste dans la conformation de la face posterieure qui est presque verlicale dans le H. L’Hardy, tandis qu’elle est tres-inclinee dans le Hol. intermedius. La bouche est de srandeur moyenne et de forme arrondie. L’anus, qui s’ouvre au bord su- perieur de la face posterieure, est ä-peu-pres de meme grandeur, mais de forme elliptique. Les sommets des ambulacres posterieurs et anterieurs sont assez rapproches, moins cependant que dans le Hol. complanatus, de maniere qu'il reste encore un certain espace pour l’insertion de lappareil oviducal, qui est d’ailleurs dispose, comme dans toutes les especes de Ho- laster, c’est-A-dire qu’il y a deux pores oviducaux en avant des ambulacres antcrieurs et deux en arriere. L’aire ambulacraire impaire qui occupe le sillon anterieur est plus large que les quatre aires ambulacraires paires. Il DE LA SUISSE. 15 n’en est pas de m&me des aires interambulacraires dont les deux ante- rieures paires sont de beaucoup plus larges que les trois autres; caractere qui se retrouve, d’ailleurs, plus ou moins prononce dans toutes les es- peces de ce genre. Le fond de toutes les plaques offre une fine granulation du milieu de laquelle s’elevent de plus gros tubercules, dont les dimensions augmentent en approchant de la face inferieure. Ill. Horasrer suscLososus Ag. Tab. 2, fig. 7-9. Syn. Holaster subglobosus Agass. Prod. Mem. Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, p. 185. Spatangus subglobosus Leske, (n° 81, p. 240. Tab. 54, fig. 2, 5). —Defr. (Diet. Se. nat., tab. L. p. 94)-— De Bl. (Zooph., p. 185). — Gldf. (Petref., n° >, p- 148. Tab. 45, fig. 4).—E. Desl. (Enc. II, p. 689, n? 19). — Eneyel. meth. (Tab. 157, fig. 7, 8). — DesM. ( Tabl. synopt., p. 598, n° 58). non. Lam. Echinus subglobosus Lin. Gm. (p. 5198, n° 96). Je rapporte A cette espece, si fr&quemment mentionnee par les auteurs, plusieurs exemplaires de Holaster trouv&s par M. Studer, a Neueneck, dans la chaine du Sentis. On ne saurait, en effet, pour peu que l’on se donne la peine de comparer attentivement, douter de leur identite avec les exem- plaires de Hol. subglobosus, que l’on trouve si frequemment dans la craie marneuse de la montagne de Sainte-Catherine , pres de Rouen. Tous les traits caracteristiques de l’espece, tels que sa forme circulaire et bombee & la face inferieure, l’Epaisseur remarquable du test et le peu de profon- deur du sillon anterieur, se retrouvent dans les exemplaires de M. Studer, qui sont dans un &tat de conservation rare pour des fossiles alpins (voir les figures). La bouche est de moyenne grandeur, legerement allongee dans le sens du diam£tre transversal. L’anus est situd A la face posterieure, plus rapproche du bord superieur que du bord inferieur. Les aires ambula- eraires sont proportionnellement £troites et tres-pointues. Les pores sont assez rapproch6s et reunis par un tres-petitsillon qui les fait paraitre allon- ges. Toute la surface du test est uniformement recouyerte d’une fine gra- 1A DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES nulation presentant un aspect tres-homogene. Il n’y a guere que les aires ambulacraires qui soient un peu plus lisses a la face inferieure. L’appareil oviducal n’est pas suflisamment conserv& pour pouvoir &tre deerit rigou- veusement; cependant l’on remarque les ouvertures de quelques-unes des plaques oviducales entre le sommet des aires ambulacraires posterieures et celui des aires ambulacraires anterieures. IV. HoLastEer CoMPLANATUS Ag. Tab. II, fig. 10-12. Syn. Holastercomplanatus Agass. Prodr. M&em. Soc. d’Hist. nat. deNeuchätel, p. ı83, et Notice sur les fossıles er&taces. Ibid. p. 128. Spatangus complanatus De Bl. (Zooph. p. 185 ). Spatangus retusus Lam. (Syst. II, p. 55, n® 16). — Gldf. (p. 149, n® 6. Tab. 46, fig. 2).—E. Desl. (Enc. II, p. 689, n° 18).— Defr. (Diet. sc. nat. L. p. 94. — Gratel. (Dax n® 5). — DesM, (Tabl. synopt. p. 408, n° 54). Spatangus helvetianus Defr. (Diet. Sc. nat. L. p. 87). Spatangus argıllaceus Phill. (Geol. of. York. Tab. 2, fig. 4). Echinospatangus cordıformis Breyn (Echin. p. 61. Tab. 5, fig. 3, 4). Echinus complanatus L. Gm. (p. 5198, exclas. synon.). Spatangus oblongus De Luc. (Coll.). — Al. Br. (Annal. des Mines, 1821, pPr552 1.77, De. A, BC), Il n'est aucun fossile qui ait ete cite plus frequemment et sous des noms plus divers que le Hol. complanatus; la liste des synonymes eüt occupe a elle seule plusieurs pages, si je n’avais cru devoir me borner ä mentionner les auteurs les plus modernes et les plus connus. Cette prolixite s’explique, au reste, facilement, si l’on songe que, se trouvant ordinairement en nom- bre considerable dans les couches qui le recelent,, il n’a guere pu Echapper a V’attention des geologues. Il existe dans l’argile de Speeton, dans les mar- nes bleues de Wiltshire et de Sussex, dans le gres vert superieur de W ilt- shire, dans le departement de l’Aube et sur differens autres points de la France. Goldfuss le cite &galement dans le caleaire jurassique de Souabe ; mais cette citation repose sans doute sur une fausse appreciation du terrain, DE LA SUISSE. 15 comme nous en avons fait l’experience a l’egard du terrain neocomien de Suisse, que l’on a aussi envisage comme appartenant a la serie jurassique. Mais il n’est aucun terrain dans lequel le H. complanatus se trouve plus frequemment que dans les marnes du neocomien. Les marnieres de Haute- rive et de Uressier, dans le canton de Neuchätel , en fournissent un tres- grand nombre; et ce qui merite d’etre remarque, c’est qu’on les trouve ordinairement par nichees de six et dix, et m&me davantage, d’ou on peut conchure qu’ils vivaient par troupes comme tant d’autres animaux ma- rins. Enfin, MM. Studer, de Berne, et A. Escher de la Linth, V’ont aussi trouve dans plusieurs localites des Alpes suisses. Les caracteres specifiques du H. complanatus sont assez tranches pour qu’on n’ait pas a craindre de le voir souvent confondu avec d’autres es- peces. Je ne reviendrai point ici sur tous les details de structure indiques dans ma Notice sur les Fossiles du terrain cretaced du Jura neuchätelois , inseree dans le 1° vol. des Mem. de la Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel. Il me suflira de rappeler que ce qui le distingue surtout de ses congeneres, c’est la structure des ambulacres, dont les pores, au lieu d’etre simples comme dans les especes precedentes, sont r&unis par un sillon , ou plutöt les pores externes sont allonges dans le sens horizontal, de maniere a pa- raitre r&unis aux internes. Le sommet ambulacraire est subcentral , plus rapproch€ du bord superieur que du bord anterieur. Les pores ambula- eraires ne sont pas visibles sur une egale etendue dans les divers ambula= eres; ceux des ambulacres posterieurs disparaissent, ou, du moins, se re- Juisent a tres-peu de chose avant d’avoir atteint le tiers de l’espace qui separe le sommet du bord inferieur; les anterieurs, au contraire, s’&tendent jusqu’aux deux tiers de cet espace (fig. 40). On remarque , en outre, que les ambulacres pairs, et notamment les anterieurs, forment, avant de se reunir au sommet , une courbe assez prononcee. L’appareil oviducal est restreint A un tres-petit espace, A raison de la faible distance des ambula- eres posterieurs aux ambulacres anterieurs, d’ou il resulte que les pores oviducaux sont ici plus serres que dans d’autres especes. La surface entiere du test est recouverte d’une fine granulation Aa peine visible a l’oeil nu, du 16 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES milieu de laquelle naissent de plus gros tubercules, qui recouvrent Egale- ment toutes les plaques et ne manquent que sur les aires ambulacraires posterieures, aux abords de la bouche. Goldfuss indique comme earactere essentiel de cette espece l’affaissement considerable de la face anterieure. Il est vrai que cet affaissemient existe dans un grand nombre d’individus; mais il en est d’autres, dont la face superieure est a-peu-pres uniform&ment bombe£e. Cette difference tient , sans doute,, ainsi que je l’ai fait observer dans la notice ci-dessus mentionnee, ala mobilite du test, qui a dü tre tres- grande, autant, du moins, qwiil est permis d’en juger par la varidte de for- mes qu’il affecte. Il est fort rare, en effet, de trouver deux exemplaires de forme parfaitement semblable. J’en conclus que l’on ne doit pas attacher une trop grande importance a ce caractere. Peut-Ötre aussi les varietes que l’on observeä cet egard sont-elles le resultat de l’äge; il parait constant, au moins, que les petits exemplaires, qui sont sans doute les jeunes, affectent moins cette forme inclinee de la face anterieure superieure, que les plus grands. De ce que nous venons de dire en commencant, il resulte que le Hol. complanatus appartient exclusivement a l’etage inferieur de la craie, et qu’il en est l’un des fossiles caracteristiques. En eflet, je ne sache pas qu’on lrait jamais cit@ dans la craie blanche ; et nous avons vu que l’'indi- cation de Goldfuss est tres-probablement erronde, d’autant plus qu/il le cite aussi A Saint-Blaise, dans le calcaire Jurassique , lequel est notre cal- caireneocomien. La presence de ce fossile dans lesterrains des Alpes, a Dxer- lingen, dans /’Avare-Alp, au Lohner, a Strunneck, pres du Schrattenberg, au Saleve, dans la chaine du Sentis, ete., acquiert des-lors une importance majeure, et en s’aidant de la presence d’autres fossiles, egalement partieu- liers aux terrains neocomien et du gres vert, tels que le Discoidea macro- pyga etautres, on peutsans doute en conclure que les couches qui les rece- lent sont non seulement eretacdes, mais aussi qu’elles font partie de l’etage inferieur de la craie. DE LA SUISSE, 17 V. Horaster raevıs Ag. . Tab. III, fig. 1-3. Syn. Holaster levis Ag. Prodr. M&m. Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, vol. 1, p. 185, Spatangus levis De Luc. — Al. Br. (Deser. g£ol. p. 97, 399, T. 9, fig. 12). — Defr. (Diet. Sc. nat. L. p.96). —E. Desl. (Eneyel. U, p. 689, n® 85).—DeBl. (Zooph. p. 186): — DesM. (Tabl. synopt. p. 406, n® 52). Un caractere saillant distingue cette espece de toutes ses congeneres : c’est l’aplatissement extröme de sa face inferieure, au point que, vue de profil, sa base presente une ligne A-peu-pres droite. Le m&me caractere se rencontre, il est vrai, dans le Hol. suborbicularis ; mais il ya cette diffe- rence entre les deux especes, c’est que l’aire interambulacraire impaire forme, dans le Hol. suborbicularis, un petit renflement a la face superieure, d’ou il resulte que l’ouverture anale n’est point visible d’en haut, comme c’est le cas du Hol. levis. La bouche est assez grande et allongee transversalement. La face poste- rieure, au milieu de laquelle s’ouvre l’anus, est plus elevee que la face an- terieure, et presente une troncature assez prononcee. Le sillon anterieur est tres-peu sensible, et ne commence guere que vers la base ; aussi la face superieure du test est-elle tres-reguliere et sans aucune ondulation. Les ambulacres pairs se courbent legerement avant d’atteindre le sommet. Leurs pores sont beaucoup plus serres que ceux de l’ambulacre impair, qui est loge dans le sillon anterieur. La surface de toutes les plaques, y compris celles de l’appareil oviducal, parait avoir &t€ recouverte d’une fine granulation dont on ne reconnait cependant que de faibles traces dans Vexemplaire figure. L’original appartient au Musde de Berne, et a ete trouye par M. Studer, dans le gres vert de la Perte du Rhöne. 18 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES VI. Horasrer rransversus Ag. Tab. III, fig. 4-5. Le caractere saillant de cette espece git dans sa forme comprimee d’avant en arriere, de maniere que le diametre transversal est plus grand que le diametre longitudinal. Peut-Etre m’objectera-t-on que ce n’est point la la forme naturelle de l’oursin , qu’elle n’est que le r&sultat d’une pression. Sans vouloir soutenir le contratre d’une maniere absolue , je pense cepen- dant que la regularite de toutes les parties du test et la parfaite symetrie des aires ambulacraires et interambulacraires paires doivent exclure, au moins pour le moment, cette supposition. A part sa forme generale, le Hol. transversus se rapproche, par les de- tails de sa structure, du Mol. suborbicularis, avec lequel ıl se rencontre dans les m&mes terrains alpins. Si donc il y avait lieu de l'identifier avec une espece quelconque , ce serait, avant tout, au Hol. suborbicularis quiil faudrait songer. En effet, comme dans cette espece, la face inferieure est presque plane; le sillon anterieur est large et peu profond. L’ouverture anale, de forme elliptique, est placde a la face posterieure, et assez Cloignee de la base. Les ambulacres, composes de pores simples, convergent en droite ligne de la base au sommet; l’aire ambulacraire impaire, qui occupe le sillon anterieur, est sensiblement plus large que les autres. Le test est tres-mince, et parait avoir ete uniformement garni de petits tubereules et d’une fine granulation, comme dans la plupart des especes de ce genre. La face inferieure n’est pas assez bien conserv&e pour avoir pu tre repre- sentee. | Je ne connais qu’un seul exemplaire de cette espece. Il provient de la montagne des Fis, ou il a &t@ trouve par M. Studer. Son aspect est char- bonne€ comme le sont un grand nombre de fossiles alpins, en particulier ceux de cette localite. DE LA SUISSE. 49 VII. Horasren ıntermeoıus Ag. Tab. IIL, fig. 6-8 Syn. Holaster intermedius Ag.(Prodr. Mem.Soe. d’Hist.nat. deNeuchätel, vol. ı,p.183). Spatangus intermedius Mstr. (Gold. Petr. p. 149, n° 5. Tab. 46, fig. ı). — DesM. (Tabl. synopt. p. 598, n° 36). Deux exemplaires du Hol. intermedius, trouv&s par M. Aug. de Montmol- lin, dans le roc compacte de la gorge du Seyon, qui est une cluse ouverte dans le terrain portlandien, m’ont fourni la preuve incontestable que cette espece appartient A l’Epoque jurassique. Elle merite des-lors une attention toute particuliere, comme le plus ancien representant, aujourd’hui connu, du type des Holaster. O’est en m&me temps l’une des especes les plus re- gulieres par sa forme et sa structure, et par consequent aussi l’une des plus dificiles ä caracteriser. La ressemblance est surtout frappante entre le Hol. L’Hardy (Tab. IL, fig. 4-6) et notre Hol. intermedius, ä tel point qu'il faut une tres-grande habitude pour pouvoir se prononcer sans hesita- tion entre ces deux especes. Il importe des-lors d’en bien &tudier tous les caracteres afın de ne pas courir le risque de confondre, comme on !’a fait si souvent, le neocomien avec le portlandien, en s’appuyant sur une preten- due identite des fossiles qu’ils renferment. Le seul caractere un peu saillant par lequel le Hol. intermedius differe du Hol. L’Hardy, c’est Vinclinaison plus marqude de la face posterieure , de maniere que, vue d’en haut, l’ouverture anale parait plus &loignee de la base que dans l’autre esp£ce. La structure des ambulacres est la m&me dans les deux ; les pores sont disposes par paires simples , assez rapproches et visibles jusque pres de la base. Le sillon anterieur est large et profond, mais ses bords sont un peu plus renfl&s dans le Hol. intermedius que dans le Hol. L’Hardy. L’ouverture buccale est assez &loignee du bord ; sa forme parait &tre subeirculaire. Enfin la surface du test est couverte d’une fine granulation et de tubercules, comme toutes les especes que nous avons de- erites Jusqu’ici. Le test lui-m&me est tres-mince. °d DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES VIII. Horasrer aLrus Ag. Tab. III, fig. 9-10. Le nom que je donne ä cette espece a traitä l’un de ses principaux carac- teres, la hauteur extraordinaire du test. Gependant tous les exemplaires ne sont pas proportionnellement aussi eleves que celui qui est ici figure. A part cette particularite, le Hol. altus se distingue encore de ses congeneres par l’extröme largeur de ses aires ambulacraires,, dont les plaques debor- dent de beaucoup les ambulacres proprement dits, ou les lignes des pores; _ ce second caractere est surtout sensible dans les moules interieurs (fig. 9). Il existe deux sillons assez prononces, ’unä la face anterieure, dans lequel se loge l’aire ambulacraire impaire, et l’autre a la face posterieure ; ce der- nier est moins distinct dans notre figure. Les aires interambulacraires, a raison de la grande largeur des ambulacraires, n’occupent proportionnelle- ment pas autant d’espace que dans les autres especes de Holaster, en par- ticulier l’aire interambulacraire impaire et les deux paires anterieures, dont les dimensions €galent A peine celles des aires ambulacraires. L’exemplaire figure provient de Schratten, dans l’Oberland bernois, d’ou il a &te rap- porte par M. Studer. D’autres exemplaires, faisant partie de la collection du Musee de Neuchätel, ont ete trouves a la Montagne des Fis. Je n'hesite pas ä identifier avec cette espece plusieurs exemplaires provenant, selon toute apparence, de la craie marneuse de France, et appartenant , !’un ä M. Deshayes, et lVautre ala collection du Museum de Neuchätel. A Vaide de ces exemplaires, beaucoup mieux conserves que les exemplaires des Al- pes, on parvient A restaurer cette esp£ce dans sa parfaite integrite, en ajou- tant les caracteres suivans a ceux qui viennent d’etre enumeres : louver- ture buccale est allongee transversalement et surmontde d’une levre tres- prononcde, formde par la saillie de Vaire interambulacraire impaire. L’ouverture anale est elliptique dans le sens du diametre vertical. Le test est assez epais et recouvert d’une fine granulation et de petits tuberceules qui ont disparu dans les exemplaires alpins. DE LA SUISSE. > IX. Horaster susorsicurarıs Ag. Tab. III, fig. 11-13. Syn. Holaster suborbieularis Ag. (Prodr. Mem. Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, vol. r, p- 183). Spatangus suborbicularis Defr. non Mstr. (Diet. Sc. nat. L. p. 95). — Gldf. (Petref. p. 148, n° 5, Tab. 45, fig. 5). — Al. Br. (Deser. geol. p. 84 et 589, Tab. 5, fig. 5).—DeBl. (Zooph. p. 186).—E. Desl.(Enc. II, p. 687, n® 12).— DesM. (Tabl. synopt. p. 400, n? 39). Ananchyies carinata Lam. (Syst. IH, p. 25, n° 5). Apres le Hol. complanatus, le Hol. suborbicularis est lV’espece qui me- rite le plus de fixer l’attention des geologues, a raison de sa fr&quence dans tous les terrains de l’etage ceretac& superieur, et parce qu’elle confirme d’une maniere Evidente l’opinion Emise plus haut, savoir, que les terrains des Alpes sont en grande partie de la craie , appartenant tantöt A l’etage inferieur de cette formation (ceux qui renferment le Hol. complanatus) , tantöt a l’etage superieur (ceux dans lesquels on trouve le Hol. suborbi- eularis). J’ai sous les yeux une serie d’exemplaires provenant, les uns, de la craie marneuse de Normandie ; les autres, des Alpes, entre autres, de la Monta- gne des Fis, du Buet etdu Reposoir. Goldfuss signale la m&me espece dans la craie de Mestricht. DesMoulins la cite en Champagne, et Dufrenoy la mentionne dans la craie de Biarritz. En comparant l’exemplaire figure, ’un des mieux conserves que les Alpes nous aient fournis, avec les exemplaires de la craie de Rouen, on ne saurait m&connaitre leur identite speeifique. Les memes caracteres que Goldfuss (non pas Munster) signale comme propres al’espece se retrouvent dans les uns et les autres, de maniere qu'il n’y a pas lieu de douter que les exemplaires de Mistricht n’appartiennent &ga- lement a la m&me espece. Voici quels sont les caracteres specifiques du Hol. suborbieularis : sa forme est allongee avec une tendance A se reirdeir vers 292 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES le cöte posterieur. La face inferieure est plane ou a-peu-pres (*) . Le test est mince, recouvert d’une tres-fine granulation, a peine visible a l’eeil nu, et pourvu, en outre, d’un certain nombre de plus gros tubercules, assez ir- regulierement repartis a la face superieure, mais qui n’existent point dans l’exemplaire figure, qui est un moule. Les trois ambulacres se r&unissent un peu en avant du sommet, celui-ci Etant oceupe par l’espace compris entre les ambulacres anterieurs et les posterieurs. Le sillon anterieur est large et assez profond ; il est occupe, comme dans toutes les especes, par Vaire interambulacraire impaire , dont les plaques sont beaucoup plus hautes que celles des autres aires ambulacraires; d’ou il resulte que les pores y sont aussi plus dloignes; car iln’y en a jamais qu’une paire pour une plaque. L’ouverture buccale est grande et lEgerement allongee dans le sens du dia- metre transversal. L’ouverture anale est situde a la face posterieure, im- mediatement au-dessous de la saillie formee par l’aire interambulacraire im- paire, de maniere qu’elle n’est jamais visible d’en haut. X. Horastrer Oovrosı Ag. Tab. IV, fig. 9-10. Cette espece, recemment decouverte par M.Coulon, dans le calcaire neoco- mien du Mormont (Canton de Vaud), n’a encore Et€ mentionnee nulle part. Elle presente une assez grande ressemblance avec le Hol. complanatus, dont elle est cependant distincte par ses ambulacres beaucoup plus larges, et par sa forme plus deprimee et plus uniformement bombee a la face sup£rieure. Le test est d’une tenuite extreme. Les ambulacres,, aussi larges que les aires ambulacraires qu’ils embrassent, convergent en droite ligne vers le sommet, de maniere cependantä y laisser, comme d’habitude, un certain espace libre entre les ambulacres posterieurs et les anterieurs, espace qui est occupe par une partie de l’appareil oviducal. La face inferieure n’est (*) Ge caractere ne ressort pas, il est vrai, de la figure de Goldfuss, mais il est formellement indi- que dans sa description. DE LA SUISSE. 23 pas assez bien conservee dans les exemplaires que possede le Musee de Neuchätel,, pour que j’aie cru devoir la figurer. 3° Genre. MICRASTER 42. Le genre Micraster, tel que je Y’ai etabli dans mon Prodrome, n’existe point dans les terrains anterieurs ala craie ; on n’en connait pas non plus dans les terrains tertiaires, ni dans l’Epoque actuelle , les quelques especes mentionndes sous cette rubrique dans mon Prodrome ayant dü passer dans le genre Schizaster. La plupart des Micraster appartiennent a l’etage superieur de la craie ; quelques-uns seulement au gres vert. Parmi les es- peces que la Suisse nous a fournies, deux proviennent du calcaire alpin, et une du gres vert de la Perte du Rhöne. On distinguera toujours tres-facilement le genre Micraster du genre Ho- laster A ses ambulacres deprimes a la face sup£rieure. La difference est &ga- lement tres-tranchee entre le genre Micraster et celui des vrais Spatangues, dont le caractere principal est d’avoir des ambulacres petaloides; comme aussi entre les Micraster et les Schizaster ; cependant il est quelques especes placdes, pour ainsi dire, aux confins de ces deux genres, qui peuvent pre- senter quelques dificultes dans la distinetion generique. Les Micraster sont generalement moins allonges que les Schizaster, leurs ambulacres sont de- primes a la jace superieure, mais jamais au point de determiner des sil- lons bien profonds ; etce qui, a cet egard, merite surtout d’ötre remarque, c’est que tandis que l’ambulacre impair ou anterieur forme le sillon le plus large et le plus profond dans les Schizaster, il est, au contraire,, pen sen- sible, quelquefois m&me entierement plane, et toujours moins profond que les autres ambulacres dans les especes du genre Micraster. Je n’insisterai point ici sur un autre caractere distinctifdes Schizaster, qui est d’avoir l’e- toile des ambulacres cernde par une depression lisse, tres-marquee dans les especes vivantes, mais qui, la plupart du temps, est moins visible dans les especes fossiles. ’ L’ouverture buccale, situde invariablement ä la partie anterieure de la er DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES face inf£rieure est bilabiee comme dans les vrais Spatangues. L’ouverture anale est marginale et situde a la partie superieure de la face posterieure. La surface entiere du test est recouverte de tubercules plus ou moins develop- pes; les plus gros sont sur P’aire interambulacraire impaire & la face infe- rieure. L’appareil oviducal n’occupe qu’un tres-petit espace au sommet du disque; sa presence est ordinairement indiquee par quatre pores oviducaux tres rapproches les uns des autres, I. MicRASTER COR-ANGUINUM Ag. Tab. III, 14-15. Syn. Mieraster cor-anguinum Ag. (Prodr. Mem. Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel , vol. ı, p. 184). Spatangus cor-anguinum Lam. (Syst. II, p. 52, n® 15). — Defr. (Diet. Se. nat. L. p. 95).—DeBl. (Zooph. p. 185).—Al.Br. (Deser. g&ol. p.388, Tab. 4, fig. ı ı optima). —Gldf. (Petref. p. 157, n® 25. Tab. 47, fig. 6, a-c). — Leske (apud Klein. Tab. 23, fig. C.).— DesM. (Tabl. synopt. p. 402, n® 44). —E. Des]. (Enc. II, p. 688, n° 17). — Encycl. meth. (Tab. 155, fig. 4-6). Echinus cor-anguinum L. Gm. (p. 3195, var. b. ce. d. e.) Oursin caur d’anguille Bosc. (Deterw. XXIV, p. 282). Echinites corculum Schl. (Petref. p. 511). Ananchytes spatangus Lam. (Syst. Il, p. 26, n°9). E. Desl.(Enc.Il, p. 65, n°09). Spatangus ananchytoides DesM. (Tab. synopt. p. 406, n° 48). Ananchytes cordata Gratel. (Dax. n° g. Tab. 2, fig. 2, non. Lam.) Spatangus ananchytes DeBl. (Zooph. p. 155). Spatangus pentaphyllites Lam. (Etiquette du Museum de Paris). Spatangus punctatus Lam. (Syst. 11, p. 32, n° 14). — Defr. (Diet. Se. nat. L. p. 95). —E. Desl. (Enc. I, p. 688, n° 16). — DeBl. (Zooph. p. 185).— DesM. (Tabl. synopt. p. 404, n® 46). Lamultitude de noms que l’on a donnds a cette espece caracteristique des terrains er&tacds superleurs est une preuve Evidente de sa frequence dans les differentes localit&s ou ces terrains ont &te explores. Lamarck lui-meme, trompe sans doute par l’aspect tres-variable qu’elle pr&sente, suivant que le test est plas ou moins bien conserve ou qu'il n’existe que le moule, lui a DE LA SUISSE. 35 donne des noms divers qu’il importe de faire disparaitre. C'est ainsi que je me suis convaincu, par un examen attentif des exemplaires originaux du Museum de Paris, que son Sp. punctatus, son Sp. pentaphyllites, son Sp. semiglobosus et son Sp. ananchytes, ne sont point des especes diffe- rentes du Micraster cor-anguinum. Le Sp. ananchytes n’en est que le moule. D’un autre cöte, ıl faut convenir aussi que depuis Lamarck on a confondu sous la m&me denomination plusieurs especes qui, plus tard, ont ete re- connues pour distinctes, ou qui devront l’Etre allavenir. Goldfuss a deta- ch@ du M. cor-anguinum son Sp. cor-testudinarium, caract£rise, selon lui, par sa bouche moins marginale et par un nombre moins considerable de tu- bereules sur V’aire interambulacraire impaire de la face inferieure. J’ignore Jusqu’ä quel point celte difference est constante; mais je pense quel’on devra maintenir cette distinetion jusqu’a ce qu’il soit dEmontre& qu’il existe des passages incontestables de l’un a l’autre. L’exemplaire figure, trouve par M. Studer dans le calcaire alpin, a malheureusement la face infErieure tres- deterioree ; cependant quelques traces indistinetes de louverture buccale F m’engagent a l’assimiler de preference au M. cor-anguinum. De toute ma- niere, et comme qu’on le determine, sa presence dans les Alpes de la Suisse sera toujours un fait d’une haute importance, puisque les deux es- peces, le M. cor-testudinarium et le M. cor-anguinum, sont caracteristi- ques de la craie superieure. Les caracteres specifiques du M. cor-anguinum sont d’avoir les aires anı- bulacraires concaves; celles de devant, jusqu’a la moitie environ de l’espace qui separe lesommet du milieu de la circonference; celles de derriere, jus- qu’a un tiers de cetespace. Au-delä de cette limite , elles sont toutes, sauf l’aire ambulacraire impaire, a fleur du test, comme dans les Holaster, etles pores, qui jusqu’ici &taient tres-distincts, s’effacent de plus en plus. Ils sont beaucoup plus nombreux dans les depressions des aires ambulacrai- res qu'ailleurs; ceux de la rangee externe sont allonges transversale- ment, de maniere a faire paraitre les deux rangees r@unies par un sillor ; disposition qu’on aperceit moins distinctement dans Vexemplaire / 4 36 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES figure, qui est un moule, que dans ceux qui ont conserve leur test. Le sil- lon anterieur est de largeur moyenne, mais peu profond, surtout a l’appro- che de l’ouverture buccale. L’ouverture anale, de forme elliptique, est situde ala partie superieure de la face posterieure. L’ouverture buccale est allongee transversalement et surmontde d’une forte saillie de Paire inter- ambulacraire impaire qu’on designe communement sous le nom de levre. Le test, lorsqu’il est conserv&, est assez &pais et uniformement recouvert de tubercules assez serr&s, entoures chacun d’un cercle de plus petites gra- nules qu’on ne peut apercevoir qu’a la loupe. Les tubercules atteignent leur maximum de grosseur sur l’aire interambulacraire impaire de la face inferieure ; ils sont, au contraire, petits et peu nombreux sur les aires am- bulacraires. L’appareil oviducal a laisse quelques traces de sa presence dans les quatre pores qu’on apercoit au sommet du disque. On n’a trouv& jusqu’ici que deux exemplaires de cette espece dans les Alpes : !’un, qui n’est qu’un fragment, A Mutterschwanden , dans l’Ober- land bean et l’autre, au Besoseie L’un et 2 autre font partie de la col- lection du Muse de Berne. II. Micraster mInımUS Ag. Tab. III, fig. 16-18. Üette espece se rapproche beaucoup, par sa forme et par son aspect, du Micraster Bufo; qu’on trouve assez communement dans la craie blanche ; et je l’eusse moi-meme envisage comme un jeune de cette espece, si je n’etais parvenu a degager la face superieure du test, de maniere a pouvoir etudier avec soin les details de structure des ambulacres. En effet, les po- ves, malgr& la petitesse de !’exemplaire que j’ai sous les yeux (le seul au- thentique que je connaisse), sont sensiblement plus gros, plus allonges, et ınoins nombreux que dans le Mic. Bufo. Je regrette que le dessin n’ait pu vendre completement ces petits details, qui sont cependant tres-importans, puisqu’ils constituent le principal caractere de l’espece. Les ambulacres DE LA SUISSE. 37 pairs anterieurs comptent chacun dix paires de pores dans le sillon am- bulacraire ; les ambulacres pairs posterieurs en comptent treize paires , el l’ambulacre impair, au plus dix : ces derniers sont beaucoup plus petits et plus eloignes les uns des autres que ceux des ambulacres pairs; aussi a-t-on de la peine A les decouvrir, m&me avec une forte loupe. Dans le M. Bufo, au contraire, je compte quatorze paires de pores dans les ambulaeres pairs anterieurs, et au moins vingt paires dans les ambulacres pairs posterieurs. A part cette difference, leM. minimus ne differe pas d’une maniere sensible de son congenere. Dans les deus especes, le sommet est a Vextr&mite de la face posterieure, A raison de l’elevation considerable du cötE posterieur. Celui-ci est A-peu-pres vertical, tandis que la face superieure ne presente qu’un seul plan incline. L’ouverture buccale est placde au premier tiers de la face inferieure ; celle-ci est sensiblement bomb£e par suite du renflement de l’aire interambulacraire impaire ; l’ouverture anale est au haut de la face posterieure. Les sillons ambulacraires sont tres-peu profonds, surtout ce- lui de l’aire ambulacraire impaire. Le test est tres-mince. L’exemplaire figur& a &t& trouve par M. Studer, dans le gres vert de la Perte du Rhöne. Je rapporte provisoirement a la m&me espece un autre exemplaire, moins bien consery&, trouve par le m&me geologue, au Re- posoir. Ill. Micraster HELVETICUS Ag. Tab. III, fig. 19-20. L’oursin que j’ai figure sous ce nom est des plus defectueux, a tel point que bien des naturalistes, j’en suis sür, ne se donneraient pas la peine de Vemporter, s’ils le trouvaient quelque part sur leur chemin. Et cependant je Venvisage comme un exemplaire tres-precieux, par la raison que les quel- ques debris du test qui sont conserves A la face superieure suflisent pour demontrer jusqu’ä l’Evidence que c’est le type d’une nouvelle espece, d’au- tant plus digne d’attention qu’elle est d’origine alpine. En effet, dans au- cune autre espece de Micraster A moi connue ‚le sommet ambulacraire 8 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES n'est aussi rapproche du bord anterieur,, et dans aucune les sillons ambu- lacraires ne sont aussi peu profonds. En passant en revue les auires especes du genre, on trouve que c’est du M. acutus Desll., de la craie des Pyre- nees, que notre M. helveticus se rapproche le plus. La position de V’ou- verture anale etla forme de la face posterieure ont une tres-grande analo- gie; les dimensions sont aussi A-peu-pres les m&mes. Le test &tait d’une epaisseur moyenne. On voit, par cet exemplaire, que dans cette classe du regne animal, aussi bien que dans les autres, il est possible de determiner des especes d’une maniere rigoureuse d’apres des fragmens tres-imparfaits. Je dirai plus, il est urgent que les paleontologistes sS’habituent A ne plus rejeter les de- bris incomplets d’animaux inferieurs, comme insuflisans et non suscepli- bles de determinations exactes. Cela est surtout necessaire A l’&gard des fos- siles provenant de terrains alteres et tourmentds posterieurement A leur deposition, comme ceux des Alpes, oü il est rare que l’on trouve un fos- sile entier. C’est aM. Studer, de Berne, qu’est due la decouverte de cette nouvelle espece, trouvee par lui & Einsideln. 4* Genre. ANANCHYTES Lam. I n’est guere possible de confondre les Ananchytes avec un autre genre queleonque de la famille des Spatangues, tant leurs caracteres sont tran- ches et constans. En effet, ils sont, entre tous les Spatangues, les seuls qui aient l’ouverture anale placee a la face inferieure. Leur forme est toujours tres-elevee, tantöt conique, tantöt bombee, et quelquefois cuneiforme. Leur test estd’une Epaisseur considerable, comme on le rencontre dans peu de genres d’Echinites La bouche est bilabiee et tres-rapprochee du bord anterieur. L’anus, de forme elliptique dans le sens du diametre longitu- dinal, s’ouvre ordinairement dans un renflement de V’aire interambula- craire impaire, A l’extremite posterieure de la face inferieure. Les ambula- eres sont simples et convergent en droite ligne de la base au sommet. Ce DE LA SUISSE. 29 caractere, joint ä l’absence complete du sillon a la face anterieure, les dis- lingue, au premier coup d’eil, du genre Hemipneustes, confondu nagueres encore avec les Ananchytes. L’appareil oviducal est ordinairement grand et tres-apparent dans les Ananchytes. Il se compose de quatre plaques ovariales et de cing interovariales occupant l’espace qui separe, au sommet, les ambulacres anterieurs des ambulacres posterieurs. Toutes ces plaques sont percees d’un trou. Autant les caracteres generiques des Ananchytes sont tranches, autant les caracteres distinctifs des especes sont difliciles a saisir. Goldfuss a dis- lingue plusieurs especes, figurees dans son grand ouvrage sur les petrifi- cations d’Allemagne, en s’appuyant uniquement sur les differences de lar- geur et de hauteur des differentes plaques du test. Comme j’avais a ma disposition un nombre assez considerable d’exemplaires de localites diver- ses, Jai essay& de verifier ces differenciations. J’ai reconnu des variations trop nombreuses entre des individus dont l’identite specifique n’etait pas douteuse, pour ne pas les attribuer a des differences d’äge plutöt que d’y voir des especes differentes. Je n’admets des-lors qu’un tres-petit nombre d’especes d’Ananchytes, qui toutes appartiennent aux terrains de la craie, et dont l’une, I’_4. ovata, est, sans contredit, le fossile le plus caracteris- tique de l’etage superieur de cette formation, O’est aussi celle qu’on ren- contre dans les-terrains cretac&s superieurs de la chaine des Alpes. Non seulement les Ananchytes, tels que je les ai limites dans mon Pro- drome, sont caracteristiques de la formation cretacee, mais bien plus ils paraissent restreints aux terrains de cette Epoque. Jusqu’ici, au moins, on n’en a trouv& aucune trace ni dans les terrains plus anciens du Jura, ni dans ceux plus modernes de l’Epoque tertiaire.L’Epoque actuelle en est en- tierement depourvue. DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES Axancnhytes ovata Lam. Tab. IV, fig. 4-6. Syn. Ananchytes ovata Lam. (Syst.) III, p. 25, n° 1.— (Dict. class. I, p. 317). — Defr. (Diet. Se. nat. Il, p. 40, n° 1).—DebBl. (Zooph p. 187).— Al. Br. (Descr. geol. p. 15, 590; Tab. 5, fig. 7).— Gldf. (Petref. p. 145, n° ı, Tab. 44, n® 1). —Gratel. (Dax, n° 1).— DesM. (Tabl. synopt. p. 568, n? 1).—Agass. (Prodr. Mem. Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, vol. I, p. 185). Echinus ovatus var. a. L. Gm. (p.5185). Echinocorytes ovatus Leske (n? 42, p. 178, Tab. 535, fig. 5). Echinocorys ovatus Mant. (Tr. S. Geol. L. 2° serie III, p. or). Echinites seutatus major Schl. (Petr. p. 309). Echinocorys scutatus Park. (Org. Rem. II, Tab. >, fig. 4). Oursin ovale Bosc (Deter. XXIV, p. 282, Tab. G. 25, fig. 5). Ananchytes pusiulosa Lam. (n® 4). —E. Desl. (Enc. Il, p. 62, n° 4). — Encycl. meth. (Tab. 154, fig. 16, 17). — DeBl. (Zooph. p. 187). —Gratel. (Dax. n° 8, Tab. >, fig. 10, 11). — Desm. (Tabl, synopt. p. 572, n° 5). Echinocorys pustulosus Leske (n® 43, p. 180. Tab. 16, fig. A. B.). Echinus pustulosus L. Gm. (p. 3185). Ananchytes semi-globus Lam. (Syst. III, p. 25, n° 10).—E. Desl. (Enc. T. >, p- 635, ne 10). Echinus minor var. a. papillosus L. Gm. (p. 3186). ‚Ananchytes minor DeBl. (Zooph. p. 187). Echinocorytes minor var. a. papillosa Leske (n° 45, p. 185. Tab. ı6, fig. C. D.). L’Ananchytes ovata a etE cite a-peu-pres partout otı l’on a constate la presence de l’etage superieur de la craie. Les auteurs lupont donn& une foule de noms, comme on le voit par la liste des synonymes ci-dessus, dans laquelle je n’ai cependant compris que ceux dont j’ai eu l’occasion d’exami- ner moi-m&me les originaux , et ceux que tous les auteurs s’accordent A envisager comme identiques. J’ai tout lieu de croire qu’il en est de plu- sieurs especes de Goldfuss comme d’une partie de celles de Lamark ; c’est- a-dire que ce sont ou des jeunes, ou des moules, ou bien des exemplaires deteriores ; mais n’en ayant point vu les originaux, je m’abstiendrai, pour DE LA SUISSE. Si le moment, de les identifier. Voici quels sont les caracteres specifiques de VA. ovata. Sa forme est ovale et bombee; sa surface est a-peu-pres lisse, les diverses plaques du test n’etant pourvues que de tubercules tres-peu saillans. Les ambulacres sont composes de simples paires de pores non reunies par un sillon. A mesure qu’ils approchent du sommet, ces pores se resserrent, et comme il n’y ena qu’une paire pour chaque plaque de l’aire ambulacraire, il en r&sulte que ces plaques doivent £tre ici beaucoup meins hautes que vers la region buccale. U’est, en effet, ce qui a lieu, tandis que les plaques interambulacraires conservent, au contraire, la m&me hauteur depuis la base jusqu’au sommet. Quant a la largeur des plaques, elle est a- peu-pres la m&me dans les aires interambulacraires et dans les aires ambu- lacraires; mais comme les pores sont au milieu de ces dernieres, on se laisse souvent induire en erreur en supposant qu'ils forment, comme dans d’au- tres genres, la limite de l’aire ambulacraire. L’ouverture buccale est allon- gee transversalement et tres-rapprochee du bord anterieur; on remarque tout a l’entour un cercle de tubercules assez apparens, disposes en croix, formant, a ce qu’il parait, l’un des caracteres distinctifs de Vespece. L’ou- verture anale est petite et de forme ovale; elle est situe a l’extremite de la face inferieure, dans un leger renflement de l’aire interambulacraire im- paire. Je n’ai Jjamais pu distinguer, dans l’appareil oviducal, plus de neuf plaques, cing interovariales placdes au sommet des ambulacres, et quatre ovariales ; ces dernieres sont les plus grandes. La presence de l’A. ovata dans les terrains alpins est un fait tres-im- portant pour la determination de l’äge de ces mäömes terrains. Quoi- que les exemplaires trouv&s par M. Studer, a Mutterschwanden , soient tres-imparfaits, comparativement aux beaux exemplaires de la craie blanche des environs de Meudon,, j’ai prefere les figurer tels quels, par la raison qu’ils sont un peu plus petits que la plupart de ceux que !’on rencontre or- dinairement dans les collections, et que, d’un autre cöte,, leur imperfec- tion meme est, pour ainsi dire, inherente a leur nature de fossiles alpins. La description, d’ailleurs, suppleera au dessin. D DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES ” 5° Genre. SPATANGUS Acass. (non Auct.) Pour la plupart des auteurs, la famille des Spatangues ne se compose que de deux genres, le genre Ananchytes et le genre Spatangus. Ce dernier est alors tres-nombreux en especes, puisqu’on y fait habituel- lement entrer toutes celles de forme allongee qui ont l’anus A la face pos- terieure, c’est-a-dire les Holaster, les Hemipneustes, les Schizaster, les Mi- craster, les Brissus, les Amphidetus et les vrais Spatangues. Aussi, M. Ch. DesMoulins compte-t-il dans son genre Spatangus plus de soixante especes. Le genre Spatangus , restreint aux limites que je lui ai assigndes dans mon Prodrome, se trouve a la fois, dans l’Epoque actuelle, dans les ter- rains tertiaires et dans les terrains cretaces. Il n’en existe point, que je sache, dans les formations plus anciennes. La plupart des especes tertiaires se rapprochent beaucoup des vivantes; ce qui a fait qu’on les a long-temps confondues avec ces dernieres ; et, de nos jours encore, l’on voit beaucoup d’auteurs citer mainte espece simultanement dans les terrains tertiaires et dans nos Oceans. Desirant savoir jusqu’ä quel point ces identitds sont reel- les, j’ai passe soigneusement en revue ces especes et je me suis assurd, par la comparaison d’un grand nombre d’exemplaires, qu'il n’existe pas plus d'i- dentite entre les especes vivantes etles especes tertiaires, qu’il n’en existe entre les fossiles tertiaires et ceux des epoques anterieures. Le caractere generique le plus saillant du genre Spatangus est d’avoir les ambulacres petaloides. Les pores de la rangee externe sont legerement allonges, tandis que les internes sont ronds. Les deux rangedes sont r&unies par un sillon tres-apparent. Le test est d’une &paisseur moyenne, habituelle- ment recouvert, a la face superieure des aires interambulacraires, d’un cer- tain nombre de gros tubercules perfords et mammelonds qui lui donnent un aspect tres-elegant. L’ouverture buccale, situde a la face inferieure, pres du bord anterieur, est grande, bilabiee et d&pourvue de dents. L’ouverture anale est invariablement & la face posterieure. DE LA SUISSE. ol | Spatancus Nicorert Ag: Tab. IV, fig. 7-8. Avant que M. Gel. Nicolet n’etit commence ses &tudes sur les hautes vallees tertiaires du Jura, etudes qui deja ont fourni de si pr&cieuses donne&es a la geologie de ces contrees, on ne possedait aucun debris d’Oursin pro- venant de la molasse. Au nombre des decouvertes dont la science est redevable ä notre savant compatriote, se trouve le fragment de Spatangue auquel j’ai donn€ son nom. De toutes les especes de vrais Spatangues, celles dont le «Sp. Nicoleti se rapproche le plus sont, le Sp. ornatus Defr. (nee Gldf.) qu’on trouve dans le premier &tage tertiaire de Bordeaux, et le.Sp. ocellatus Defr., frequent ä ce qu’il parait dans le terrain tertiaire de St. Paul-trois-Chäteaux. Il a les ambulacres de !’un et les tubercules de l’autre. Sa forme est allongee et deprimee. Les aires interambulacraires sont munies d’un nombre assez considerable de tres-gros tubercules mamelonnes et perfores a leur sommet, surgissant d’une depression tres-profonde comme dans le Sp. ocellatus, avec cette difference cependant que la depression qui entoure le mamelon est plus profonde. Les parties qui ne sont point recouvertes par ces gros tubercules presentent une fine granulation, dont les grains augmentent progressivement de dimension vers la face inferieure. Les aires ambulacraires sont larges et finement granuldes comme dans le Sp. ornatus Defr. Les ambulacres eux-me&mes sont fort espaces et les pores tres-dilates; il n’y en a guere que vingt-ceing a vingt-huit paires dans les ambulacres pairs posterieurs et vingt-deux a vingt-quatre dans les ambulacres anterieurs. Les pores sont r&unis par un sillon tres-profond. Le test est mince. L’exemplaire figure, le seul qui existe a ma connaissance, a &tE trouve dans la molasse de la vall&e de La Chaux-de-Fonds. 34 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES 6° Genre. CLYPEUS. Ge genre fut etabli par Klein, qui y fit sans doute entrer toutes les especes de la famille des Clypeaster, qui ont les ambulacres r&unis et l’ou- verture anale situde dans un sillon a la face superieure. Les auteurs qui vinrent apres lui ne tinrent pas compte de ce genre ainsi delimite, les uns l’envisageant comme identique avec les Nucl£olites, les autres avec les Galerites, etc. Persuad& pour ma part que les Clypeus constlituent reelle- ment un type A part de la famille desOlypeaster, je les ai reintegres dans leurs droits en les placant dans moh Prodrome ete., A cöte des Nucl£olites. Depuis la publication de ce m&moire j’ai eu l’occasion d’en etudier et d’en comparer un certain nombre qui m’etaient entierement inconnus aupara- vant, et Jai cru devoir detacher du genre Ulypeus plusieurs especes, tels que le Cl. Scutella (Nucleolites Scutella Gldf.) et le Cl. zestudinarius (Nucl. testudinarius Mstr.), pour les r&unir sous lenom de Pygorhynchus, a certaines especes d’Echinolampas et de Nucleolites que l’ensemble de leurs caracteres semblent associer. Ainsireduit, le genre Clypeus peut etre caracierise de la maniere suivante. Ce sont des oursins de forme circulaire, ayant l’ouverture anale a la face superieure dans un sillon plus ou moins profond de l’aire interambulacraire impaire; les ambulacres convergent vers le sommet et vers la peripherie du disque ; la face superieure est uniformement bombee et, a part le sillon anal, on ne remarque aucune difference de niveau entre les aires ambulacraires et les aires interambula- craires, tandis qu’au contraire la face inferieure est fortement ondulee par suite de la depression des ambulaeres. L’ouverture buceale est centrale ou legerement subcentrale, de forme pentagonale et protegee par de forts bourrelets form&s par le renflement de l’extremite des aires interambula- craires. La plupart des especes sont de grande taille. Ainsi caracterises, les Olypeus ne courront pas le risque d’etre confondus avec les Pygorhynchus, A cause de leur forme essentiellement circulaire, ni DE LA) SUISSE. >35 avec les Nucleolites a cause de la nature de leurs ambulacres et de la forme de l’ouverture buceale. Les Clypeus sont, a ce qu’il parait, un type essentiellement jurassique ; au meins Je n’en connais aucune espece qui provienne soit de terrains plus anciens, soit de terrains plus recents. Sur six especes que je connais de ce genre, quatre se trouvent dans le Jura suisse. I. Ciyreus SoLopurınus Ag. Tab. V, fig. 1-3. Un caractere essentiel de cette esp£ce c’est la forme anguleuse et tron- quee de la face posterieure. Outre cette particularite, il en est d’äutres non moins fixes et exclusives qui meritent aussi de fixer l’attention et qui servent egalement A la differencier de ses congeneres, lorsque, comme il arrive souvent, les bords du test sont ebreches. Et d’abord l’ouverture anale est bien plus rapprochee du sommet que dans le Cl. patella, figure sur la m&me planche. Les aires ambulacraires, composees, comme les ambulacres eux-m&mes,, de plaques tres-Etroites, sont en revanche moins larges et se rapprochent davantage, par leur forme eflilee, des ambulacres du CI. an- gustiporus, autre espece jurassique qu’on trouve en Normandie ; en sorte que, sous le rapport des ambulacres, le Cl. solodurinus tient le milieu entre les deux especes que je viens de mentionner. Sa forme generale est assez deprimee. La face inferieure est regulierement ondulee par suite de la de- pression des ambulaeres. La bouche , l&gerement subeentrale du cöte anterieur, est r&gulierement pentagonale, entourde de eing bourrelets sailtans, formes par le renflement de V’extr&mite des aires interambula- eraires. L’appareil oviducal n’est malheureusement pas conserve dans V’exemplaire figure, le seul que je connaisse entier. Le test est assez Epais et recouvert d’une granulation assez uniforme sur toutes les parties intactes. Je dois la communication de cette espece ä M. Strohmeyer, cure a Obergösschen (Canton de Soleure), qui l’a trouvee dans le voisinage de 536 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES son habitation. Le terrain d’ou elle provient n’a pu m’£tre indique d’une maniere bien precise, mais l’on voit par la brisure du sommet (fig. 1) que c’est une roche tres-oolitique , probablement de l’Oolite inferieure. Il. Crypevs pateıra Ag. Tab. V, fig. 4-6. Syn.: Clypeus patella Ag. (Prodr. Mem. Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, vol. 1, p. 186). Galerites patella Lam. (n° 14). — E. Desl. (Ene. t.2. p.434 n? 14). — Encydl. meth. (pl. 143. fig. ı. 2.) Nucleolites patella Defr. (Diet. sc. nat. Vol.35. p. 213). —DesM. (Tabl. synopt. p- 354. n° 8). Echinochypeus patella De Bl. (Zooph. p. 189.) Cette grande et belle espece appartient a Petage oolitique inferieur. Quoique assez souvent mentionnee par les auteurs, elle n’est cependant pas frequente dans nos chaines jurassiques. Nous avons vu, en parlant du Cl. solodurinus, qu'elle se distingue de cette espece par des ambulacres plus larges et plus arrondis. En outre sa forme generale est plus bombee et l’ouverture anale, situde dans le profond sillon de l’aire interambula- craire impaire, est moins rapprochee du sommet. L’ouverture buccale a la forme d’une &toile pentagonale, dont les cing angles correspondent aux cing aires ambulacraires. Celles-ei sont sensiblement deprimees a la face inferieure ; et les pores y sont tres-petits et bien moins serres qu’a la face superieure. En les examinant attentivement A la loupe on remarque qu’ils sont disposes par triples paires obliques, A-peu-pres comme dans les vrais Echinus et les Pedines, caractere qui n’a pas &t€ rendu assez distincte- ment dans le dessin de fig. 5, ou l’on n’en voit que quelques rangees simples. Les fins sillons qui unissent les pores a la face superieure dis- paraissent A partir du bord de la cireonference du test et sur toute la face inferieure on n’en remarque plus aucune trace. L’appareil oviducal n’occupe pas precisement le sommet du test ; il penche legerement vers DE LA SUISSE. 37 le bord posterieur. On remarque quelques-uns des trous oviducaux en- tourant un corps d’aspect spongieux, comme dans les Discoidees et plusieurs autres genres de cette famille. La structure du test rappelle celle des vrais Clypeastres, en ce que sa surface entiere est recouverte de petits tubercules ‚surgissant du milieu d’une depression circulaire qui les entoure; ceux de la face inferieure sont plus apparens que ceux de la face superieure. Le test lu m&me est Epais. L’original de mes figures fait partie de la collection du Muse de Neu- chätel. Il provient de l’oolite inferieure des environs de Porrentruy. Ill. Crypevus Hucı Ag. Tab. X, fig. 2-4. Le sillon de l’aire interambulacraire impaire est proportionnellement tres-court dans cette espece, de maniere qu’il se trouve en grande partie occupe par l’ouverture anale. Cette circonstance, jointe A la petitesse de sa taille suflit pour la faire distinguer au premier coup-d’eeil des Cl. soloduri- nus et Cl. patella figures sur la Pl. 5. Les ambulacres convergent com- pletement vers le sommet. Leur structure est la m&me que dans les autres especes du genre, c’est-a-dire que la rangee de pores interne est composde de simples petits trous ronds, tandis que dans la rangee externe les pores sont allonges transversalement. Cette disposition n’existe cependant qu’ä la face superieure ; elle disparait pres du bord de la circonference, pour faire place a deux rangees de pores simples ou de petits trous ronds, dis- poses par paires, qui se montrent de plus en plus espacdes, ä mesure qu’on les poursuit du bord de la circonference A la bouche. Ce n'est qu’au contact de l’ouverture buccale que les pores redeviennent plus nombreux ; au lieu de deux doubles rangees il y en a quatre. L’ouverture buccale elle-m&me est de forme pentagonale, sensiblement rapprochee du bord anterieur ; mais elle n’est pas entourde de bourrelets aussi renfl&s que dans les especes pre&cedentes. Enfin un dernier caractere qu’il importe de signaler, git dans 58 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES Vaspect de la face inferieure , qui est beaucoup plus ondulde que dans aucune des especes precedentes ; c’est la consequence naturelle de la forte depression des ambulacres. La surface superieure, en revanche, est par- faitement &gale , et de m&me que la face inferieure, elle est uniformement recouverte.de tres-petits tubercules surgissant du milieu d’une depression circulaire. L’appareil oviducal est represente par un bourrelet d’aspect spongieux, plac& au sommet du disque et entoure de quatre pores oviducaux tres-apparens, ouverts au haut des aires interambulacraires; l’aire inter- ambulacraire impaire en est seule depourvue. Le test a une Epaisseur moyenne. J’ai vu un grand nombre d’exemplaires de cette espece, provenant de l’Oolite inferieure du canton de Soleure, qui m’ont Et€E communiques par M.Hugi, a qui je me fais un plaisir de dedier ce fossile; la collection du Musece de Berne en renferme egalement des exemplaires provenant de l’Oolite inferieure de V’Eveche de Bäle. IV. Crypeus acurus Ag. Tab. X, fig. 1. Cette espece ne m’est encore connue que par quelques fragmens tres- mutiles mais suflisans cependant pour justifier l’&tablissement d’une nou- velle espece que J’appelle CI. acutus a raison de la forme retre&ecie .et pointue des aires interambulacraires au voisinage du sommet. Les aires ambula- craires sont par contre d’autant plus larges en cet endroit. O’est l’inverse de ce que nous avons vu dans les autres especes oü les aires ambulacraires se retr&cissent considerablement A l’approche du sommet tandis que les aires interambulacraires sont constamment plus larges. Les zones poriferes ou ambulacres proprement dits ont la m&me largeur que dans le Cl. solo- durinus ; les pores sont distinets, tres-serres et r&eunis par un sillon qui, comme d’habitude, est plus prononce du cöte externe que du cöte interne. La structure du test n’offre rien de particulier. On y remarque de petits DE LA SUISSE. 59 tabercules surgissant d’une depression circulaire comme dans les autres especes. Le test n’est pas tres-Epais. Quant a ses dimensions, il resulte de la comparaison des divers fragmens que je-possede, qu’elles Egalent au moins celles du Ol. solodurinus. C’est au zele de M. Gressly qu’est due la decouverte de cette nouvelle espece; elle provient du terrain portlandien de la vallde de la Birse pres de Laufon. 7° Genre. NUCLEOLITES Lam. Syn. : Echinobrissus Breyn. Il n’y.a pas long-temps que l’on donnait le nom de Nucleolites ä la plu- part des petites especes d’oursins qui aujourd’hui constituent les genres Ca- topygus, Pygaster, Cassidulus, Clypeus, Disaster, ete.; et il n’est aucune liste de fossiles otı les Nucleolites ne figurent pour une bonne part. Mais a mesure que le nombre des especes s’augmenta , le besoin de les restreindre dans des cadres generiques plus Etroits se fit vivement sentir. Deja dans mon Prodrome j’ai detache des Nucleolites les genres Pygaster et Cato- pygus, auxquels viennent se joindre aujourd’'hui les Pygorhynchus que on comptait soit parmi les Nucleolites soit parmi les Echinolampas. On comprend que, compos& d’especes aussi differentes, le genre Nucleolites m’ait point &te susceptible d’&tre caracterise d’une maniere rigoureuse; aussi la diagnostique du genre, dans la plupart des auteurs ne porte-t- elle que sur la forme, l’aspect ou les dimensions generales. Voici quels sont les caracteres du genre Nucleolites dans les nouvelles limites que je lui assigne : ce sont des oursins de pelite taille, generale- ment arrondis en avant et tronques en arriere, ayant l’anus situe dans un sillon de la face posterieure et plus ou moins rapproche du sommet du disque. Les ambulacres, dont les pores sont r&unis par un pelit sillon, sont etroits et tendent plus ou moinsä converger vers le sommet et vers la peri- pherie. L’ouverture buccale est subcentrale, de forme pentagonale, mais de- pourvue de ces bourrelets qui caracterisent les Clypeus. Le test est d’une AO DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES epaisseur moyenne; sa structure est Ja m&me que dans les Clypeus, les Echinolampes et les Clypeaster, c’est-a-dire qu’il est a-peu-pres uniforme- ment recouvert de petits tubercules, entoures d’une depression circulaire. L’appareil oviducal se compose d’un bourrelet central autour duquel sont placees les plaques interovariales et ovariales. Ainsi caracterise, mon genre Nucleolites correspond a la division C des Nucleolites de Goldfuss, dont le type est son NV. scutatus (N. Gold- fussıiı DesM.). La pluralit@ des especes appartiennent a l’eEpoque jurassique et aux terrains cretaces inferieurs. Une seule espece est tertiaire el une vivante. Au nombre des huit especes suisses figures sur la pl. VII, cing pro- viennent des terrains jurassiques et trois du terrain ndocomien. I. NuceorLites Lacunosus Gldf. Tab. VII, fig. 4-6. Syn.: Nucl. lacunosus Gldf. (Petr. p. 141. n° ıı. tab. 45. fig. 8 a. b. c.). — Ag. (No- tice etc. M&m. soc. d’hist. nat. de Neuchätel p. 132). — DesM. (Tabl. synopt. p- 360. n° 17). — Bourguet (Petrif. Tab. 51. fig.551, 552). — Dujard. (Soc. geol. II. p. 220). D’apres les citations des auteurs cette espece parait Etre tres-repandue dans l’etage inferieur de la craie. Goldfuss V’indique dans la craie marneuse d’Essen sur la Roer; Dujardin la cite dans la craie tufau de Touraine, et Des Moulins dans la craie du Perigord, de Royan, d’Avignon, etc. Enfin on la trouve aussi assez frequemment dans les marnes bleues du Neocomien suisse, mais moins bien conserv&e que l’exemplaire figure par Goldfuss. Ayant donne une description detaill&e du N. lacunosus dans ma Notice sur les fossiles du terrain cretace du Jura Neuchätelois, inseree dans les Memoires de la soc. d’hist. nat. de Neuchätel, Vol.1,p. 132, je me bor- nerai A en reproduire ici sommairement les principaux caracteres. Le bord anterieur est plus etroit et plus arrondi que le bord posterieur , qui est tron- que carr&ment etlegerement incline. L’anus s’ouvre dans le profond sillon de DE LA SUISSE. Al V’aire interambulacraire impaire ; ce. sillon n’est pas tres-large a son origine, mais il s’agrandit insensiblement pour s’effacer au bord de la cir- conference. Les ambulacres sont £troits et forment une etoile reguliere autour du sommet. Au voisinage de la circonference les pores des rangees exterieures cessent d’etre allonges transversalement ; mais l’on peut ndan- moins en suivre les traces jusqu’au pourtour de la bouche, laquelle est placde vis-a-vis du sommet, dans une depression tres-marqude de toute la face inferieure. Les tubercules que l’on apercoit sur toute la surface du test sont tres-petits et tres-serres. Ohacun de ces petits tubercules est entoure d’une areole lisse et deprimee, et l’espace compris entre ces areoles est entierement vecouvert d’une quantit€ d’autres tubercules, beaucoup plus petits encore, qui servaient sans doute de points d’insertion A de petits piquans soyeux , comme il en existe chez certains Spatangues. II. NucLeoLites supouanratus Ag. Tab. VIL, fig. 1-3, Cette espece, dont la decouverte est due au zele de feu M. Renaud-Comte, est remarquable par la large tronquature de la face posterieure,, qui la rend A-peu-pres anguleuse de ce cöte. Elle est en outre fortement aplatie; les amkulacres sont etroits, par la raison que les pores de la rangee externe ne sont que tres-faiblement allonges. Les ambulacres pairs poste- rieurs se recourbent legerement en dehors au voisinage de l’anus. L’ouver- ture buccale est sensiblement rapprochee du bord anterieur, qui est plus etroit, plus arrondi et en m&me temps plus eleve que le bord posterieur. Le sillon de l’aire interambulacraire impaire, dans lequel s’ouvre l’anus, commence un peu au dela du sommet dorsal et s’etend Jusqu’au bord de la eirconference ot il se termine par une legere echancrure. La r&union des ambulacres s’opere a l’opposite de la bouche, par consequent beaucoup plus pres du bord anterieur que du bord posterieur. Le test est d’une Epaisseur 6 42 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES moyenne,, recouvert comme dans tous les Nucleolites, de tubercules tres- homogenes sur toute sa surface. Cette espece appartient, jusqu’ici, exelusivement au calcaire jaune de V’etage neocomien, qui, sur plusieurs points du Jura, atteint un develop- pement plus ou moins considerable et qui pour la plupart du temps est tres-fossilifere. Les exemplaires trouves par Renaud-Comte proviennent des environs de la Chaux-de-Fonds. M. Auguste de Montmollin en a egale- ment trouve Aa Sainte-Croix , dans le Jura vaudois. Ill. NvcreoLites OLrerst Ag. Tab. VII, fig. 7-9. Syn.: Nuel. Olfersiü Ag. (Notice ete., M&m. soc. d’hist. nat. deNeuchätel, Vol. 1. p. 133, Tab. 14, fig. 2 et 35). — DesM. (Tabl. synopt. p. 562, n°32). La difference de forme et d’aspect entre le cöte anterieur et le cöte posterieur est moins sensible dans cette espece que dans toutes les autres. Le cötE posterieur n’est surtout point tronque comme dans le Nucl. subquadratus, mais arrondi a-peu-pres comme le cöte anterieur, quoi- que un peu plus large. Le sommet n’est que legerement subcentral , mais linclinaison est un peu plus prononeee en arriere quw’en avant. Le sillon anal ne commence qu'au milieu de l’aire interambulacraire impaire et se continue, mais d’une maniere peu sensible, jusqu’a la base, ou il occasionne une legere Echancrure. L’ouverture buccale est plus rapprochee du bord anterieur que le sommet des ambaulacres, qui coineide a-peu-pres avec le sommet dorsal. Les ambulacres sont un peu plus larges que dans les deux especes precedentes ; les pores allonges des rangees externes sont visibles jusqu’a quelque distance della peripherie, otı les ambulacres tendent a converger; plus loin, et jusqu’au pourtour de la bouche, la distance augmente sensiblement entre toutes les paires de pores et il n’est plus guere possible de les voir autrement qu’ä l’aide d’une forte loupe. Toute la surface du test est recouverte de tubercules A-peu-pres homogenes. DE LA SUISSE. AS Üette espece parait particuliere a l’etage des marnes bleues du neocomien. On la trouve assez frequemment dans les marnieres de Hauterive et de Cressier, et derriere le chäteau de Neuchätel. IV. NucreoLites LATıporus Ag. Tab. VII, fig. 13-15. La largeur considerable des ambulacres est le caractere distinctif de cette espece et celui qui Jui a valu son nom; il sert surtout a la distinguer du N. Goldfussii DesM. (N.scutatus Gldf. non Lam.) avec lequel elle a la plus grande ressemblance de forme et d’aspect. En effet tous deux ont le cöte superieur posterieur fortement incline, et le sillon dans lequel est percee Vouverture anale suit la m&me inclinaison ; seulement le bord posterieur est un peu plus rostr& dans le N, latiporus que dans le N. Goldfussii. L’ou- verture buccale, situ&e dans une depression formee par les ambulacres, est legerement subcentrale en avant. Le sommet ambulacraire est situe a V’opposite et entour& de quatre pores oviducaux, qu’on ne distingue qu’a la loupe. Il est digne de remarque que cette espece, dont la decouverte est due a M. Gressly, n’a &t€ trouvee jusqu’ici que dans l’oolite inferieure de Mel- tingen (canton de Soleure), tandis que le N. Goldfussii est tres-frequent dans un banc du calcaire a polypiers de Normandie, appele caillasse, ainsi que dans l’oolite du nord de l’Allemagne. a NVeLEOLITES MICRAULUS Ag: Tab. VII, fig. 16-18. Ce qui frappe tout d’abord dans cette espece, c’est la brievete du sillon posterieur, qui est pour ainsi dire borne A l’ouverture anale. Il ne commence en effet qu’au milieu de l’aire interambulacraire impaire et n’est que tres- AH DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES r insignifiant au-dessous. Üette circonstance m’a engag& A lui donner le nom ci-dessus. Les ambulacres sont proportionnellement larges et tres-apparens , sur toute la surface du test, bien que les pores allonges de la rangee externe de chaque ambulacre ne soient visibles que jusqu’a la moitie de la circon- ference,, ce qui est au reste le cas de toutes les especes de Nucleolites. Les ambulacres pairs posterieurs sont legerement recourbes en dehors, au voisinage de l’ouverture anale, a-peu-pres comme dans le I. sudquadratus. L’ouverture anale est subcentrale en avant, ainsi que le sommet ambula- eraire qui est plac& a l’opposite. Une granulation tuberculeuse tres- homogene recouyre les aires ambulacraires tout comme les aires inter- ambulacraires. Cette espece n’a ete signalde jusqu’ici que dans le terrain & chailles du departement du Haut-Rhin, ou V’exemplaire figure a ete trouve par M.Gressly, pres des frontieres de la Suisse. Je n’en connais pas d’exem- plaire qui provienne de la Suisse proprement dite, mais comme le meme terrain existe chez nous, il est probable qu’on y decouvrira aussi quelque jour les me&mes fossiles. Q’est ce qui m’a engag€ & envisager par avance le Nucleolites micraulus comme indigene. VI. Nvczeouites eracıLıs Ag. Tab. VII, fig. 10-12. Üette espece merite a plusieurs egards le nom qu’elle porte, d’abord a cause de la forme grele et tres-retrecie du cötE anterieur, et en second lıeu a cause de l’extreme etroitesse des ambulacres , qu’on pourrait au besoin prendre pour des ambulacres de Galerite , s’ils ne tendaient a con- verger vers la circonference, comme chez tous les Nucleolites; les ambula- cres des Galerites au contraire vont en s’elargissant uniformement du sommet äa la circonference. Il n’y a donc pas lieu de craindre que cette espece soit Jamais confondue avec d’autres. L’ouverture buccale est sen- DE TA SUISSE. AS siblement 'rapprochee du bord anterieur , a-peu-pres comme dans le N. subquadratus. L’ouverture anale est situde au fond du sillon de P’aire interambulacraire impaire. Ce sillon part du sommet et s’etend Jusqu’au bord de la circonference , en augmentant progressivement de largeur. Le sommet ambulacraire n’est point place, comme dans la plupart des especes, a Vopposite de l’ouverture buccale; il n’incline que tres-insensiblement vers le cöte anterieur. Les tubercules qui recouvrent toute la surface du test sont, proportion gardee, plus grands et plus apparens que dans d’autres especes, surtout a la face inferieure. Il en est de cette espece comme du IV. micraulus ; les seuls exemplaires que j’en connais proviennent de Radersdorf (departement du Haut-Rhin), d’un bane A coraux faisant partie du Portlandien. G’est aM. Gressly qu’en est due la decouverte. La Suisse proprement diten’en a pas encore produit. VII. Nucreouıes scvrarus Lam. nec Gldf. Tab. VII, fig. 19-21. Syn.: Nucleolites scutatus Lam. (Syst. Il. p.56n° ı).—E.Desl. (Enc.ll. p.570 n° 1).— DeBl. (Diet. XXXV, p. 215). — Defr. (ibid). — Enceycl. meth. (tab. 157, fig. 5 et 6). — Gratel. (Dax n° 3). — DesM. (Tabl. synopt. p. 556, n° 5). Oursin ecusson Bosc. (Deterv. XXIV, p. 281.) Nucleolites depressa DeBl. (Zooph. p. 188.) Echinus depressus Schl. (Petr. p. 5135.) Spatangus depressus Leske (p. 258 n° 80 pro parte.) C’est une espece tres-repandue dans les terrains jurassiques moyens, notamment dans le Calcareous grit du nord de la France; j’en ai recueilli moi-meme de nombreux exemplaires ATrouville, en Normandie. Les chaines de notre Jura suisse en ont, & ce qu’il parait, moins fourni,, et pour ma part je ne connais que peu de localites ou l’on em’ait signale. L’exem- plaire figure „ dont on ne saurait contester l’identite specifique avec ceux 46 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES de Normandie, a ete trouve en Suisse. M. Voltz en a egalement trouve des exemplaires a Ghamsol , departement du Doubs. En revanche je pense avec M. DesMoulins que Goldfuss a identifie a tort l’espece qu'il a decrite sous le nom de N. scutatus, avec le N. scutatus de Lamarck, dont nous nous occupons en ce moment. Ce dernier en effet n’affecte nullement cette . depression de la face superieure posterieure qui est tres-saillante dans les figures de Goldfuss; c’est au contraire la face anterieure qui est la plus inclinde. Le sillon anal est tres-profond de maniere a occasionner une echancrure tres-sensible au bord posterieur. Les bords du sillon ne pre- sentent point de cr&tes tranchantes, mais sont mollement arrondis. Les ambulacres sont etroits, et c’est a peine si l’on s’apercoit que les pores de la rangee externe sont allonges transversalement. L’ouverture buccale est legerement subcentrale ainsi que le sommet ambulacraire, du milieu du- quel s’eleve un bourrelet d’aspect spongieux, entour& des pores oviducaux. Le test est uniformement recouvert de petits tubercules a la maniere des Nucl£olites en general. Afın de distinguer le I. scutatus Lam. du N. scutatus Gldf. (qui n’a point encore Et& trouve en Suisse), M. DesMoulins a donn& a ce dernier le nom de N. Goldfussi. VIII. Nucreorıtes masor Ag. Tab. VII, fig. 22-24. U’est la plus grände de toutes les especes de Nucl£olites a moi connues et en m&me temps la seule que nous ait fourni jusqu’ici le terrain portlandien, en Suisse ; elle est d’autant plus pre&cieuse que les fossiles en general et les Oursins surtout, sont habituellement tres-mal conserves dans ce terrain. La taille du Nucleolites major et sa forme allongee le feront toujours aisement reconnaitre entre tous ses congeneres. Gomme la plupart des Nucleolites , il est plus large en arriere qu’en avant. L’ouverture buccale, dont il m’est impossible d’indiquer les contours exacts, bien que j’aie eu DE LA SUISSE. AT toute une serie d’exemplaires sous les yeux,, est sensiblement rapprochee du bord anterieur. ‚Le sommet ambulacraire est en revanche place au milieu du disque. Le sillon de l’aire interambulacraire impaire, dans lequel s’ouvre l’anus , est large et evase; il s’etend en s’elargissant graduelle- ment depuis le sommet jusqu’a la base, otı il forme une Echancrure tres- prononcee , A-peu-pres comme dans le IV. scutatus. Les ambulacres sont de largeur moyenne et tous, sauf l’ambulacre impair, legerement recourbes. Le test est uniformement recouvert de petits tubercules tres-homogenes. La decouverte de cette espece, comme celle de tant d’autres, est due au zele de Monsieur Gressly, qui en a recueilli un nombre considerable d’exemplaires dans le terrain portlandien de la vallee de la Birse,. pres de la verrerie de Laufon. | 8° Genre. CATOPYGUS Ag. Syn. : Nucleolites Auct. Le genre Catopygus tel que je Vai caracterise dans mon Prodrome, etc. pag. 185, comprend toutes les especes de Nucleolites qui ontledisque ovale, Vanus A la face posterieure, et dont les ambulacres convergent uniforme- ment vers le sommet. Depuis, l’etude d’un grand nombre d’especes qui auparavant m’etaient inconnues m’a fait sentir le besoin de preciser davantage mon nouyeau genre, en ayant aussi egard a la structure des ambulacres. Je retranche en consdquence du genre Catopygus toutes les especes qui ont les ambulacres simples pour les reporter soit dans le genre Gal£rites tel que le ©. Castanea (Nucleolites Gastanea Al. Br.), soit dans le genre Pyrina, tel que le Vucleolites Opulum Lam., ne conservant parmi les Catopygus que les especes qui ont les ambulacres petaloides et les pores des deux rangees ambulacraires reunis par un sillon,, en m&me temps que ceux de la rangee externe sont allonge&s transversalement. Les Catopygus sont en general de petite taille, comme les Nucleolites ; et le cöte anterieur est habituellement plus etroit que le cöte posterieur. Tous ont la face inferieure A-peu-pres plane et !a bouche centrale ou AB DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES legerement subeentrale, entouree de bourrelets plus ou moins sensibles, qui sont formes, comme dans les Ülypeus, par le renflement de P’extremite des aires interambulacraires. La forme de l’ouverture buccale elle-m&me est pentagonale, comme dans presque tous les genres de cette famille, mais avec cette seule difference quelle est allongee dans le sens du diametre longitu- dinal. L’ouverture anale est constamment plac&e au bord superieur de la face posterieure, tantöt visible en entier d’en haut, tantöt completement cachee, suivant que la face posterieure est declive ou tronquede. L’appareil oviducal, fort diflicile a distinguer dans la plupart des especes, se compose,, comme dans les Nucleolites et les Olypeus, d’un bourrelet central entoure des plaques oviducales; les quatre plaques paires sont percees d’un trou. Enfin un dernier caractere de ce genre, c’est la forme renflee du test, caractere qui, joint a la position longitudinale de la bouche, sert surtout a le differencier du genre Pygorhynchus. Le test est habituellement mince. Mais les tubercules dont il est re- couvert sont un peu differens de ce que nous les avons vus dans les Nucl£o- lites; ce sont de petites granules dont les dimensions augmentent a mesure qu’elles approchent de la face inferieure. Chaque plaque porte ordinairement un ou plusieurs tubercules plus saillans que les autres. Resserre dans ces limites, le genre CGatopygus n’est plus commun a la fois aux terrains jJurassiques cretaces et tertiaires, comme il l’etait dans l’ori- gine, avant que j’en eusse detache les especes a ambulacres simples. II appartient au contraire exclusivement a la formation eretacee. Plusieurs especes se rencontrent dans le neocomien de nos chaines jurassiques ; d’autres, tels que le ©. alpinus et le C. depressus (Nucleolites depressus Al. Br.), n’ont &t& trouves jusqu’ici que dans les terrains calcaires des Alpes. La craie blanche en recele egalement plusieurs especes qui lui sont pröpres ou dont les repre&sentans n’ont point encore ete trouves dans les terrains de Suisse. DE LA SUISSE. 49 I. Cartorpycus GRESSLY Ag. Tab. VIII, fig. 1-3. C’est la moins renflee de toutes les especes du genre; sa hauteur n’egale guere que les deux tiers de sa largeur, tandis que dans nombre d’autres especes, ces deux dimensions sont a-peu-pres Egales. Les ambulacres ont les pores tres-peu dilates, au point qu’on pourrait &tre tente de les prendre pour des ambulacres de Galerites, si au lieu de diverger graduelle- ment vers la base, ils ne tendaient au contraire a converger a moitie chemin. Passe cette limite, ilsse rappetissent et les pairesde pores s’eloignent davantage les unes des autres qu’au sommet du disque, ce qui fait que l’on a assez de peine a les reconnaitre. L’ouverture buccale, situee dans une depression resultant de la convergence des ambulacres, est subcentrale vers le bord anterieur. L’ouverture anale occupe le milieu de la face posterieure ; elle est de grandeur moyenne et de forme elliptique. Le sommet ambulacraire est plac& a l’opposite de l’ouverture buceale ; c’est-a-dire qu’il est subcentral vers le cöt€ anterieur. Les ambulacres ne convergent point d’une maniere absolue en ce point, mais il reste entre les ambulacres anterieurs et les posterieurs un petit espace occupe par Vappareil oviducal. Celui-ci est compose , comme dans toutes les especes du genre, d’un bourrelet central, autour duquel se groupent les plaques ovariales et interovariales; les premieres, a lexception de celle qui correspond A l’aire interambulacraire impaire, sont percdes d’un trou tres- apparent. Les interovariales sont tres-petites et difliciles a distinguer. Cette espece est particuliere, A ce qu/il parait, aux marnes bleues du terrain neocomien. On la trouve a Hauterive, a Neuchätel et dans plusieurs autres localites. Je la dedie aM. Gressly, qui Ya decouverte, en recon- naissance des grands services que ses recherches ont rendus a la geologie de’notre pays. 50 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES Il. Carorycus DEPRESSUS Ag. Tab. VIII, fig. 4-6. Syn.: Catopygus depressus Ag. (Prodr. Mem. de la Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, vol. ı. p. 185.) Nuecleolites depressa Al. Br. (Deser. geol. p. 400, Tab. 9, fig. 17) non Mstr. in Gldf. — Dujard. (Soc. geol. II. p. 220)? Galerites depressa Al. Br. (Descr. geol. p. 100, non Lam.) Pyrina depressa DesM. (Tabl. synopt. p. 258. n® 2). L’espece dont nous traitons est interessante en ce qu’elle a &te deerite et figurde par un illustre geologue, M. Al. Brongniart, & une epoque oü on n’accordait point encore une bien grande importance aux Echino- dermes fossiles. L’exemplaire original de Brongniart provient de la Mon- tagne des Fis; depuis, l’on en a trouve en plusieurs autres localites de la chaine des Alpes, entre autres au Reposoir, d’ou M. Studer a rapporte le bel exemplaire que j’ai fait figurer. Ge qui distingue cette espece de tous ses congeneres, c’est la position de l’ouverture anale, qui est marginale a la face inferieure,, tandis que dans toutes les autres especes, elle occupe le milieu ou le haut de la face poste- rieure. Les ambulacres sont d’une £troitesse extreme, au point qu’on serait tente de les prendre pour des ambulacres simples comme sont ceux des Galerites, si, au lieu de diverger progressivement, ils ne tendaient au contraire a se rapprocher vers le milieu de la eirconference , et si, passe cette limite, les pores ne devenaient imperceptibles; ce qui, comme ila ete dit plus haut, est !’un des caracteres qui distinguent les genres a ambulacres bornes des genres A ambulacres simples, comme sont les Galerites et autres genres. Les aires ambulacraires sont larges proportionnellement aux ambulacres, et ’on remarque qu’elles ont une legere tendance A se renfler. L’ouverture buccale, plac&e a l’opposite du sommet ambulacraire , est pres- que centrale. Sa forme parait avoir et& celle d’un pentagone allonge. Iln’ya DE LA SUISSE. 51 qu’une legere difference de largeur entre le cöte anterieur et le cöte posterieur ; comme d’habitude c’est ce dernier qui est le plus large. Le test est fort Epais; on y remarque jusqu’aux tubercules qui garnissaient sa sur- face, ce qui est tres-rare dans les fossiles alpins. Il y a deux sortes de tubercules : de tres-petits a peine visibles a l’ceil nu, et de plus gros qui surgissent du milieu de ces derniers. III. Caropycus Renaupı Ag. Tab. VIII, fig. 7-9. Cette espece a &t& decouverte parM. Renaud-Comte, dans l’etage supe- rieur du terrain neocomien de la vallee de La Chaux-de-Fonds. M. Renaud- Comte avait entrepris l’etude detaillee des chaines du Jura francais, et dans ses courses, il avait soin de recueillir tous les fossiles qu’il rencontrait. Il s’etait ainsi form& une riche collection de fossiles jurassiques, parmi les- quels se trouve un nombhre assez considerable d’especes nouvelles. Ses re- cherches, poursuivies avec un zele infatigable et une pre&cision a toute Epreu- ve, nous fournissaient continuellement de precieuses donnees sur l’ensemble de la geologie des monts Jura, et nous en promettaient de plus precieuses encore pour l’avenir, lorsqu’une mort pr@maturde vint lienlever a la science *). L’espece que je dedie a sa memoire est distincte de toutes les autres par la grande difference de largeur qui existe entre le cöte anterieur et le cöte posterieur; ce dernier est tres-large et tres-renfle , tandis que le cöte an- terieur est proportionnellement tres-retreci. La face inferieure est plane, autant quiil est permis d’en juger par ce qui en est rest€e dans l’exem- plaire figure, le seul que je connaisse. L’ouverture buccale, de forme pentagonale, est legerement subcentrale en avant. L’anus est tres-grand *) Son dernier travail est une description geologique de la vallee du Doubs, qui paraitra dans les Memoires de la Soc, d’hist. nat. de Besancon. 593 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES et de forme ovale; il s’ouvre dans un sillon de la face posterieure, et, comme le test est inclin€ ou plutöt arrondi de ce cöte, il en r&sulte que V’ou- verture anale est visible en entier d’en haut. Les ambulacres sont &troits; mais, en revanche, les aires ambulacraires sont larges, et c’estlä ce qui rend tout le systeme ambulacraire si apparent. 11 est facile d’en poursuivre la trace depuis la base jusqu’au sommet, quoique les pores ne soient bien visibles qu’a la face superieure. L’appareil oviducal est compose d’un bourrelet central tres-facile aA distinguer, autour duquel on apercoit quatre pores oviducaux, plac&s au sommet des aires interambulacraires. Le test est mince et recouvert d’une fine granulation d’apparence tres-homogene. IV. Csrorysus aLrınus Ag. Tab. VIII, fig. 10-11. Quoique mal conservee et seulement a l’etat de moule, cette espece nen est pas moins digne d’attention, a cause de son origine alpine. Elle provient du calcaire du mont Saleve, d’une localite ou les fossiles sont en general rares et tellement mutiles que l’on s’estime heureux lorsqu’on y de- couvre quelque fragment tant soit peu reconnaissable. M. Escher de la Linth l’a aussi trouvee dans les talus d’Eboulement de Rautispitz pres de N.fels. Le C. alpinus ne ressemble ä aucun de ses congeneres. Il est plus allonge qu’aucune des especes connues. Le cötE anterieur est Etroit et arrondi, tandis que le cöte posterieur est large et tronqu&. Les ambulacres sont &troits, comme dans la plupart des especes du genre. Les aires am- bulacraires en revanche sont larges et tres-lögerement renflees, tandis que les aires interambulacraires paraissent avoir &t@ planes. L’appareil oviducal est plac& A-peu-pres au centre de la face superieure; il n’en existe que quelques traces indistinctes dans l’exemplaire figure, mais elles sont sufl- santes pour faire voir qu’il n’dtait pas tres-grand : ce qui resulte aussi de cette autre circonstance, que les sommets des ambulacres sont tres-rap- proches. La face inferieure n’est pas assez bien conservde pour avoir pu DE LA SUISSE, 55 &tre figurde. Cependant quelques traces de l’ouverture buccale, que l’on apercoit dans un fragment, indiquent quelle &tait, comme le sommet ambulacraire, legerement subcentrale en avant. V GCuroprcus nEOcoMENSIS Ag. Tab. VII, fig. 12-14. Cette espece , decouverte recemment par M. Gressly, dans le Neocomien de Douanne , sur les bords du lac de Bienne, est jusqu’ici la plus grande du genre. La face superieure est regulierement bombee, de maniere que le sommet correspond A-peu-pres au milieu du diametre longitudinal. L’ou- verture buccale est en revanche legerement subcentrale vers le cöte an- terieur; sa forme est pentagonale, comme dans toutes les especes de Catopygus. L’ouverture anale est distinctement ovale, placee a la face posterieure, & l’origine d’un sillon, qui se continue, quoique peu sensible, jusqu’a la base. Les ambulacres sont tres-£troits ; il faut une bonne loupe pour s’apercevoir que les pores des rangees externes sont allonges trans- versalement. Ce qui fait ressortir les ambulacres, c’est la largeur des aires ambulacraires, qui est plus considerable que celle des pores eux- memes. OCependant ces derniers se rapprochent sensiblement pres de la base, ce qui fait diminuer d’autant l’espace intermediaire. Passe cette limite, on ne poursuit que diflicilement la direction des ambulacres, dont les pores sont a la fois plus resserres et plus petits qu’a la face superieure. Le test est tres-mince. 9° Genre. PYGORHYNCHUS 42. Syn. Nucleolites Auct. Nous avons vu, en parlant des Nucleolites, que le nouveau genre Pygo- ıhynchus se compose d’especes que les auteurs rangent,, soit dans le genre 34 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES Echinolampas, soit dans les genres Nucleolites ou Catopygus. Il importe donc d’en bien preciser les caracteres afın de ne pas courir le risque de le confondre avec l’un ou l’autre de ces trois types. Ge sont des Oursins de forme oblongue et plus ou moins renflee. La bouche s’ouvre au centre de la face inferieure ; elle est allongee transversalement et entouree de cing bourrelets saillants et d’une rosette tres-distincte, forme&e par les extr&mites des ambulacres, dont les pores, apres avoir disparu au voisinage de la peripherie, redeviennent ici tres-apparens. L’ouverture anale est allongee dans le sens du diametre longitudinal et plac&e a la face posterieure, ordinairement plus pres du bord superieur que du bord inferieur. Le test est recouvert sur toutes ses faces d’une granulation tres-homogene, com- posce , comme dans les Nucleolites et les Echinolampas , de petits tuber- cules mamelonnes, surgissant du milieu d’une zone lisse et deprimee. L’appareil oviducal occupe le sommet du disque; il est forme, comme dans la plupart des genres de la famille , d’un bourrelet central, entoure de cing plaques ovariales et de cing plaques interovariales; ces dernieres sont plus petites que les premieres. En resumant ces caracteres, on voitque les Pygorhynchus se rapprochent beaucoup des Echinolampas par leur forme generale ; mais ils en different par la forme et la position de l’ouverture anale, celle-ci etant, dans les Echimolampas , constamment placde a la face inferieure et allongee trans- versalement. On ne saurait non plus les confondre avec les vrais Nucleolites A cause de l’absence du sillon anal et de la structure de la bouche. Mais les Catopygus sont incontestablement ceux qui offrent la plus grande ressemblance avec les Pygorhynchus, et j’avoue que lorsqu’il s’agit de determiner des exemplaires mal conserves d’especes nouvelles, il peut fort bien arriver que l’on confonde ces deux genres. Gependant la forme et la structure de la face inferieure etablissent une difference incontestable entre eux. La face inferieure au lieu d’etre concave est entierement plane dans les Catopygus, et la bouche y est depourvue de ces ornemens, que nous venons de signaler dans les Pygorhynchus. . DE LA SUISSE. 55 Le genre des Pygorhynchus ainsi circonscrit comprend des Oursins de taille variable. Les plus grands atteignent les dimensions des grands Echinolampas, c’est a dire environ trois pouces de long, un pouce et demi de large et a-peu-pres autant de haut; les plus petits sont de la taille des Gatopygus. J’en connais jusqu’a ce jour huit especes; la plupart appartiennent aux terrains tertiaires; les deux especes indigenes, dont la description suit, proviennent du Neocomien. I. Prcoruyscaus opovarus Ae. Tab. VIII, fig. 18-20. Syn.: Catopygus obovatus Agass. (Notice, Mem. Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, vol. ı. p. 136.) Nucleolites obovata DesM. (Tabl. synopt., p. 562, n° 50.) Il n’existe, Ama connaissance, qu’un tres-petit nombre d’exemplaires de cette espece ; encore sont-ils en general mal conserves, comme la plu- part des fossiles que l’on parvient ä extraire du calcaire compacte de l’etage neocomien , appele pierre jaune dans le canton de Neuchätel. Mais leurs caracteres generiques et specifiques n’en sont pas plus douteux pour cela. Par sa forme generale et ses dimensions le P. obovatus se rapproche sen- siblement du P. Scutella (Nucleolites Scutella Gldf.). Le cöt& anterieur du test est retr&ci tandis que le cöte posterieur est large et etale. La face superieure est l&gerement et uniformement bombe&e ; les bords sont tres- arrondis et tres-Epais , la face inferieure est en revanche A-peu-pres plane ; l’on ne remarque qu’une legere depression, autour de l’ouverture buccale , qui est placde au tiers anterieur du diametre longitudinal et entourde d’une etoile pentagonale, formee par la r&union des ambulacres. Mais le caractere le plus saillant de l’espece consiste dans la forme de l’ouverture anale; celle-ci est place a la partie superieure du bord posterieur, A V’origine d’un large sillon vertical assez profond, qui se perd insensiblement vers la face 86 . DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES inferieure. D’en haut, l’ouverture ovale n’est indiquee que par une legere echancrure au bord posterieur. Les ambulacres sont de largeur moyenne ; les rangees de pores ne sont bien visibles que jusqu’au voisinage de la circonference, oü elles se resserrent et ne laissent plus apercevoir que de simples petits trous toujours plus eloignes les uns des autres. L’appareil oviducal n’est conserv€ dans aucun des exemplaires que j’ai sous les yeux. Le test est Epais et recouvert de petits tubercules tres- homogenes. La decouverte de cette espece est dueaM. Coulon,, qui l’a trouvee dans le calcaire neocomien du Mormont, pres de Lasarraz. II. Pycornyncaus mınorn Ae. Tab. VIII, fig. 15-17. Syn.: Echinolampas minor Ag. (Notice, M&em. de la Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel , vol. 1. p. 156). — DesM. (Tab. synopt. p. 552, n® 33). Ayant limite, depuis la publication de mon Prodrome, le genre Echino- lampas aux especes qui ont l’anus placd A la face inferieure et allonge transversalement,, je dois en &liminer l’espece dont il est ici question pour la reporter dans mon nouveau genre Pygorhynchus. C’est en effet un veritable Pygorhynchus, par sa forme generale d’abord, qui est large et deprimee, et surtout par la position de l’ouverture anale ä la face poste- rieure. Sa taille est petite si on la compare aux dimensions des autres especes du genre. La difference de largeur entre le cöte anterieur et le cöte posterieur est proportionnellement peu sensible. L’ouverture buccale est placde un peu au dela du tiers anterieur du diametre longitudinal, dans une depression assez sensible r&sultant de la r&eunion des ambulacres. L’anus est oblong dans le sens du diametre vertical; et quoique de taille ordinaire, il occupe cependant toute l’Epaisseur de la face posterieure, qui est ici plus deprimede que par devant. La face inferieure est tres-ondulee par suite des d&pressions assez profondes des ambulacres. Les ambulaeres DE LA SUISSE. 57 eux-m&mes sont &troits, et c’est A peine si l’on s’apercoit que les pores des rangees externes sont allonges; les aires ambulacraires sont en re- vanche assez larges. Le sommet ambulacraire est subcentral en avant, comme l’ouverture buccale, ä laquelle il est directement oppose. On y distingue, autour du bourrelet central, les quatre pores oviducaux, places au sommet des aires interambulacraires. Le test est d’une Epaisseur moyenne. Cette espece a ete trouvde, comme la pr&cedente, par M. Coulon, dans les couches superieures du calcaire neocomien du Mormont, pres de Lasarraz. M. A. de Montmollin l!’a egalement trouvee, a Neuchätel meme, aux Terreaux. 10° Genre. ECHINOLAMPAS Gray. Syn.: Clypeaster Lam. eıGldf, Le genre Echinolampas est, comme les Nucleolites, un de ces genres qui, precis dans l’origine, sont devenus de plus en plus vagues, a mesure que l’on y fit entrer toutes les especes qui montraient une ressemblance plus ou moins &loignee avec celles qu’on envisage comme les types du genre. Goldfuss est m&me alle jusqu’a confondre generiquement les Olype- aster et les Echinolampas. On comprend des lors combien doit &tre vague la diagnose d’un genre aussi etendu. Elle ne peut necessairement s’ap- puyer que sur des particularites secondaires, quand on ne tient pas compte de l’ensemble des caracteres qui constituent cet air de famille qui doit, ä mon avis, ressortir de chaque genre convenablement circonserit. Afın d’arriver & une delimitation rigoureuse, j’ai dü etablir plusieurs coupes dans le genre Echinolampas, tel qu’il est admis par les auteurs. C’est ainsi que sont nes les genres Pygurus, Conoclypus et Pygorhynchus, que j’envisage comme autant de types distinets. Le genre Echinolampas lui-me&me, restreint des-lors dans des limites beaucoup plus &troites, peut &tre caracterise de la maniere suivante. Ce sont des Oursins de forme 8 58 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES allongee et plus ou moins ovale. L’ouverture buccale est allongee trans- versalement; elle est situ&e au milieu de la face inferieure , entourde d’une etoile de pores tres-apparens. L’ouverture anale, constamment transver- sale, est plac&e au bord posterieur de la face inferieure ; ce caractere est essentiel en ce qu’il sert surtout a distinguer les Echinolampas des Pygo- rhynchus qui au reste s’en rapprochent beaucoup par leur aspect general. Les ambulacres sont composes de deux rangees de pores unis par un sillon; dans la rangee externe, les pores sont allonges transversalement; dans la rangee interne ils sont ronds. Les aires ambulacraires sont etroites et le plus souvent renflees a la face superieure. La face inferieure n’est point ondulee comme dans les Pygurus; on n’y remarque qu’une seule depression centrale, dans laquelle s’ouvre la bouche. L’appareil oviducal est au sommet du disque; il se compose, comme dans tous les genres de la famille, d’un bourrelet central, entoure des cing plaques ovariales et des cinq interovariales; ces dernieres sont placdes au sommet des airesambulacraires, les autres au sommet des aires inierambulacraires. Le test est uniformement recouvert de petits tubercules, qui tous sont entoures d’une depression circeulaire tres-apparente. Les Echinolampas ainsi circonscrits appartiennent a la craie et aux terrains tertiaires. En Suisse on en connait jusqu’ici quatre especes, qui proviennent des terrains ertac&s des Alpes. Il n’y en a point dans le neocomien. l. EcutnoLampas Stupderı Ag. Tab. IX, fig. 4-6. En dediant cette espece a mon ami M. Studer, je me faıs un devoir de lui rendre un temoignage publie de reconnaissance au nom de la paleon- tologie, a laquelle il a voud une attention toute particuliere dans ses nombreuses courses geologiques. C’est ä lui et aM. A. Escher de la Linth que nous devons la plupart des fossiles des Alpes, et si aujourd’hui il nous est permis d’esperer de voir bientöt ’ımmense labyrinthe des terrains DE LA SUISSE, 59 alpins se debrouiller, c’est au zele de ces deux intrepides geologues que nous en serons redevables, comme aujourd’hui deja nous leur devons les notions les plus precises que la science possede sur l’ensemble et la liaison de nos grandes chaines de montagnes. L’Echinolampas Studeri est un fossile d’autant plus precieux qu’il n’a ete trouve jusqwici que dans les terrains eretac&s de la Jungfrau. De toutes les especes d’Echinolampes connues, I’E. hemispharicus Ag. (Glypeaster hemisph. Lam.) est celle dont il se rapproche le plus par sa forme generale. Gependant il n’est guere possible de les confondre, par la raison que notre espece, bien que plus petite que sa congenere, a cependant les aires ambulacraires proportionnellement beaucoup plus larges. Les ambulacres sont de largeur moyenne ; les pores des rangees externes sont allonges obli- quement et beaucoup plus apparens que ceux des rangees internes qui sont arrondis; de petits sillons obliques r&unissent les deux rangees. L’ouver- ture buccale est allongee transversalement; elle est situde au centre de la face inferieure, dans une depression assez prononcee. L’anus est marginal au bord inferieur et allonge dans le sens du diametre transversal. Le test est tres-Epais et recouvert d’une fine granulation tres-homogene. L’original de ma figure fait partie de la collection du Musee de Berne. II. Ecnınoramras Escaerı Ag. Tab. 1X, fig. 7-9. Cette espece appartient comme la precedente au terrain eretace des Alpes. Je n’en connais jusqu’ici qu’un seul exemplaire ; quoique mal con- serve, on le reconnait cependant au premier abord pour un veritable Echinolampas; et, comme il differe de toutes les especes connues, j’ai di en faire le type d’une nouvelle espece que je dedie A mon amiM. A. Escher de la Linth. Sa bouche est grande et fortement allongee dans le sens du diametre transversal. L’anus est, proportionnellement A la taille de ’Oursin, beau- 60 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES coup plus grand que dans aucune espece du genre. La forme generale du test est celle d’un ovale aplati. Le cöte posterieur a une legere tendance a s’allonger, tandis que le cöte anterieur est semi-circulaire. Tous les orne- mens de la surface du test ont disparu a la face superieure; Pon n’y voit que la trace des ambulacres, qui sont composeds de deux rangees de pores, tres-petits et sensiblement rapproches, qu’on peut poursuivre jusque pres de la circonference. Les aires ambulacraires ont a-peu-pres le tiers de la largeur des aires interambulacraires ; elles n’etaient que tres-faible- ment renflees. Le test lui-m&me e£tait tres-Epais. L’original fait partie de la collection du Musee de Berne; il a ete trouve par M. Escher dans le terrain eretace des Alpes. III. Ecuısoramras Eunysomus Ag. Tab. IX, fig. 1-3. C’est de toutes les especes d’Echinolampes la plus aplatie, et en petitesse elle ne le cede qu’al’ Ech.columbaris Ag. Vue d’en haut elle ressemble beau- coup au Pygorkhynchus minor (Tab. 8, fig. 15-17); mais il suflit de jeter un coup-d’ceil sur la face inferieure pour reconnaitre aussitöt le caractere essentiel des Echinolampes qui, comme il vient d’etre dit a V’article da genre, est d’avoir l’anus a la face inferieure et allonge dans le sens du diametre transversal. L’ouverture buccale est logee au centre de la face inferieure, dans une depression assez marqude. Les details n’en sont pas tres-saisissables, a cause du mauvais etat de conservation de l’exemplaire que j’ai sous les yeux. Les ambulacres sont tres-etroits, composes de deux rangees de pores tres-rapproches; ceux de la range externe ne sont que tres-faiblement allonges; les deux ambulacres pairs anterieurs forment une legere courbure en avant, a quelque distance du sommet. Le test n’est pas tres-Epais; il est uniformement recouvert de petits tubercules tres- homogenes. 2 DE LA SUISSE. 61 Je ne connais encore qu’un exemplaire de cette espece; il a et& trouve par M. Studer dans le terrain cretac& (gres-vert) d’Einsiedeln. L’original fait partie de la collection du Musee de Berne. IV. Ecnınorampas nıLatatus Ag. Tab. XIII bis, fig. 5-6. J’ai fait representer sous ce nom un Oursin des Alpes tres-defigure , mais qui cependant me parait pr&senter plusieurs caracteres qui pourraient fort bien lui &tre particuliers. Et d’abord sa forme generale est aplatie et tres-dilatee; le test est d’une Epaisseur peu commune. La bouche, dont on n’apercoit que quelques legeres traces, est subcentrale en avant. Les ambulacres sont de largeur moyenne ; les pores des rangdes externes sont allonges et obliques, ceux des rangees internes, petits et ronds. Cet Oursin provient , comme l’Echinolampas Studeri, du calcaire alpin de la Jungfrau, otı il a ete trouve par M. Studer; il fait partie de la col- lection du Musee de Berne. 14° Genre. CONOCLYPUS 42. Syn.: Galerites Lam. Echinolampas DesM.— Ag. Clypeaster Gldf. Le cachet particulier de ce genre git plutöt dans l’ensemble de ses ca- racteres que dans telle ou telle particularite saillante. Il suffit pour s’en con- vaincre, de jeter un coup-d’ceil sur une serie d’especes ou seulement sur notre Pl. X, otı sont figures quatre especes differentes de Conoclypus, qui toutes proviennent des terrains alpins. — Jusqu’ici on a generalement confondu les Conoclypus avec les Echinolampes et m&me avec les Clype- ‚aster; Lamarck les classait en partie dans son genre Galerites. L’incon- 62 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES venient qui devait en r&sulter pour la paleontologie se fit de plus en plus vivement sentir, a mesure que le nombre des especes augmenta. J’ai cru devoir y remedier en retranchant du genre Echinolampas les genres Pygo- rhynchus, Conoclypus et Pygurus. Le genre Gonoclypus comprend toutes les especes de forme circulaire ayant l’anus allonge dans le sens du dia- metre longitudinal et dont les aires ambulacraires sont de niveau avec le reste du test. Mais le caractere le plus saillant de ce genre et le seul qui lui soit exclusivement propre, c’est la forme essentiellement plane de la face in- ferieure. Les Conoclypes sont en outre, pour la plupart, des Oursins de grande taille et de forme conique, tres-Elevee. Dans plusieurs especes le dia- metre vertical egale a-peu-pres le diametre longitudinal. Les ambulacres convergent, mais d’une maniere peu sensible, vers le sommet et vers la base; ils sont generalement larges, composes de deux rangees de pores, r&unies par des sillons plus ou moins apparens ; les pores des rangees externes sont constamment allonges dans le sens du diametre horizontal, tandis que ceux des rangees internes sont au contraire arrondis. L’ouverture buccale est centrale; elle est protegee par de puissans bourrelets, formes par le renflement de l’extremite des aires interambulacraires , d’ou resulte une etoile pentagonale tres-prononcee, a-peu-pres comme dans le genre Clypeus. L’appareil oviducal forme constamment le sommet du disque. Il est com- pose d’un bourrelet central, d’aspect spongieux, autour duquel viennent se grouper en cercle les plaques ovariales et interovariales, les unes et les autres au nombre de cing. Le test est toujours tres-Epais. Il est recouvert uniformement de petits tubercules analogues a ceux des Echinolampes et des Glyp£astres. Le genre Conoclypus ainsi delimit€ est propre a la fois aux terrains de la craie superieure et aux terrains tertiaires. En Suisse, on en a Jusqu’ici trouve trois especes dans les calcaires des Alpes. Il n’en existe point dans le neocomien du Jura. DE LA SUISSE. 63 I. GonocLYPUS ANACHORETA Ag: Tab. X, fig. 5-7. L’espece a laquelle je donne ce nom est essentiellement alpine. M. Studer en a trouve un certain nombre d’exemplaires dans le terrain cretac& des environs d’Einsiedeln,, mais je n’en connais point d’etrangers ä la Suisse. Deux caracteres distinguent le Conocl. Anachoreta d’une maniere tranchee de tous ses congeneres : c’est sa forme allong£e et la petitesse de l’ouverture buccale. Au reste on lui reconnait tous les caracteres des vrais Gonoclypes; le test est Epais et recouvert d’une granulation tres-homogene, formde par de petits tubercules entoures d’une zone lisse et deprimee. La face inferieure est a-peu-pres plane et la bouche elle-m&me n’est en aucune facon deprimee. Les bourrelets qui forment habituellement l’extremite des aires interambula- craires ne sont pas non plus bien sensibles. Les ambulacres sont de largeur moyenne, ils se font remarquer par une particularıtE qu’on ne retrouve dans aucune autre espece a moi connue; c'est que les pores des rangees externes, sans &tre bien allonges, sont inclines obliquement en bas, comme cela se voit surtout bien sur fig. 7; ceux de la rangee interne sont ronds. Les aires ambulacraires se resserrent moins brusquement que dans d’autres especes, a l’approche du sommet. L’appareil oviducal occupe le sommet du disque ; mais l’on ne distingue, dans l’exemplaire figure, que le bourrelet spongieux qui est au centre. Les plaques oviducales ont disparu. De m&me je ne connais aucun exemplaire otı l’ouverture anale füt conservee. Ne voulant pas figurer des parties alterees, j’ai cherch@ a gagner de l’espace en ne reproduisant que les cötes intacts du test. La face anterieure est indiquee par un a. — Tous les exemplaires connus de cette espece font partie de la collection du Musee de Berne. 64 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES II. ConocLyPus MICROPORUS Ag. Tab. X, fig. 8-10. Cette espece provient,, comme la precedente, du terrain eretace d’Ein- siedeln, ou M. Studer en a trouve plusieurs exemplaires; mais ils sont malheureusement dans un mauvais etat de conservation. La forme generale du test est circulaire et conique. La face inferieure est plane; la bouche, qui est beaucoup plus grande que dans l’espece prec&dente, est placee au centre et entourde de bourrelets assez peu apparens; sa forme est un pentagone tres-prononce. Les ambulacres sont composes de deux rangees de pores tres-distinets. Geux de la rangee externe sont allonges transver- salement ; ceux de la rangee interne sont ronds et beaucoup plus petits; ce qui m’a engage a donner a l’espece le nom de C. microporus. Le test est epais et recouvert de tubercules tres-homogenes sur toute sa surface. L’ouverture anale et l’appareil oviducal ne sont conserves dans aucun des exemplaires que j’ai vus. La lettre @ au bord des figures 8 et 9 indique le bord anterieur. L’original de mes fıgures fait partie de la collection du Musee de Berne. f III. Coxocıypus conoıpeus Ag. Tab. IX, fig. 14-16. Syn.: Galerites conoideus Lam. (Syst. IN, p. 22.) non Gldf. Echinolampas Agassizii DuB. (Voyage autour du Caucase. Serie geologique. Pl. ı, fig. 22-24.) Chypeus conoideus Leske (apud Klein, p. 159. Tab. 45, fig. 2.) Galerites conoideus Al. Br. (Th£or. des terr. Tabl.n°5, p. ı5 et Tabl. n°8, p.3. — Gratel. (Dax n® ı. pl. 2, fig. 5.)?. Echinus conoideus Lin. Gm. (p.3181.) Echinolampas semi-globus DesM. (Tabl, synopt. p. 544, n° 11.) Echinoclypeus conoideus De Bl. (Zooph. p. 189.) Echinus conoideus vel istriacus Schloth (Petref. p. 511.) La determination de cette espece offre de graves diflicultes au paleonto- logiste, ainsi qu’on peut s’en convaincre, en jetant un coup-d’ceil sur la DE LA SUISSE. 65 liste des synonymes ci-dessus. Il importe par consequent de remonter aux sources premieres, si l’on veut ne pas courir le risque de tomber dans de nouvelles confusions. Le nom specifique de conoideus fut donn€ par Lamarck a une espece de mon nouveau genre Conoclypus, qu’il caracterise de la maniere suivanle, en la classant dans son genre Galerites: Galerites maximus, conoideus, assu- latus, ambitu ovato-orbiculari, basi plana, areis ambulacrorum in vertice canaliculatis, ano longitudinali submarginali (Lam. Syst. Il. p. 22). Goldfuss a deerit et figure, sous le m&me nom de conoideus, mais en le re- portant dans le genre Clypeaster (Clypeaster conoideus Gldf.), une grande espece de Kressenberg. Gependant il n’est pas certain de son ıidentite avec le Galerites conoideus de Lam., et il fait remarquer positivement A ce sujet que le nom de Lamarck pourrait tout aussi bien s’appliquer a une ‚autre espece, provenant de Dax, et qu'il a vue dans la collection de M. Hoeninghaus. DesMoulins ne doute pas que l’espece de Goldfuss ne soit differente de celle de Lamarck , mais il commet d’un autre cöte l’erreur de confondre l’espece de Goldluss avec le Galerites semi-globus Lam. (Gono- celypus semi-globus Ag.), qui certainement en est tres-different. I ya quelques anndes mon ami M. DuBois de Montpereux rapporta de son voyage au Caucase et en Grimee une grande et belle espece de Gonoclype provenant de la craie a Nummulites. L’ayant comparee attentivement avec des originaux de l’espece de Goldfuss, nous nous assurämes quelle en differait a plusieurs egards. En consequence M. DuBois en fit une espece nouvelle, qu'il a figuree sous le nom d’Echinolampas Agassizü dans son Foyage autour du Caucase, Serie geologique. Pl. 1. fig. 22-24. A cette epoque nous ignorions tous deux que l’espece de Goldfuss et celle de La- marck fussent differentes; mais ayant eu plus tard l’occasion d’examiner les exemplaires originaux de Jamarck, je m’apercus que V’Echino- lampas Agassizü de M. DuBois n’etait autre chose que le veritable Galerites conoideus Lam. Depuis cette &poque, M. A. Escher de la Linth a trouvd dans le calcaire alpin de Sewen (canton de Schwitz) un moule d’une grande espece de Conoclypus, qui, par tous ses caracteres, se 9 66 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES rapproche beaucoup du Gonoclypus conoideus, et que je crois en conse- quence devoir envisager comme identique avec ce dernier fossile, en attendant que des exemplaires plus parfaits viennent confirmer mon opinion. Il resulte de tout ceci : 1° que le Galerites conoideus Lam. et le Clypeaster conoideus Gldf. sont deux especes differentes, l’une appartenant au terrain cretace, l’autre au terrain du Kressenberg, qui est generalement envisage comme tertiaire; 2° que l’Echinolampas Agassizii DuB. et le Galerites conoideus sont identiques. En consequence, la denomination de M. DuBois devra etre envisagee comme non avenue. CGomme le moule de M. Escher ne saurait donner,, a lui seul, qu’une idee imparfaite de l’espece, j’ai fait figurer les faces superieure et inferieure (fig. 14 et 15) d’apres l’exemplaire de M. DuBois de Montpereux. Voici quels sont les caracteres specifiques du Conoclypus conoideus : sa forme generale est legerement ovale et assez &levee, et le cötE posterieur est un tant soit peu plus etroit que le cöte anterieur; V’espece de Goldfuss est, au contraire, parfaitement circulaire et conique. La face inferieure est plane dans les deux especes; la bouche qui en occupe le centre est penta- gonale. L’anus est marginal a la face inferieure et allonge longitudinale- ment. Les ambulacres sont tres-larges et leurs pores sont reunis par des sillons tres-apparens, qu’on poursuit jusque pres de la base. La partie des aires ambulacraires, comprise entre les doubles series de pores, se retr&cit sensiblement a l’approche du sommet, ou elle devient moins large que les ambulacres eux-m&mes; elle est aussi quelquefois tres-deprimde vers le sommet, de maniere a presenter de profondes cannelures, resultant de la mobilite des plaques dans cette partie du test. L’appareil oviducal est represente par un large bourrelet d’aspect spongieux, autour duquel on apercoit quelques traces des plaques ovariales. Le test est uniformement recouvert de tubercules tres-homogenes. Ses dimensions sont conside- vables ; le diametre longitudinal atteint de 5 ä& 6 pouces, le diametre vertical de 4 a 5 pouces. | DE LA SUISSE. 67 IV. Coxocrypus DuBois Ag. Tab. X, fig. 11-13. J’appelle de ce nom, en la dediant a mon ami M. DuBois de Mont- pereux, une espece deGonoclypus, que cet habile geologue a rapportee de la craie de Crimee. J’ai longtemps hesite a ’envisager comme specifique- ment distinete du C.conoideus, et ce n’est qu’apres avoir vu un autre exemplaire qui lui est absolument semblable par ses dimensions, sa forme et les details qn’il est possible d’apercevoir, que je me suis decide A separer le ©. DuBois, du C. conoideus. Le second exemplaire a Et& trouve dans le calcaire alpin de la Wendematt par M. Escher de la Linth, et c’est a ce titre qu’il figure dans le present m&moire ; mais comme la surface inferieure n’est pas conservee, J'y ai suppl&& en donnant le dessin de l’exemplaire de M. DuBois. Le principal caractere par lequel le C. DuBois differe du C. conoideus, c’est sa forme circulaire et peu elevee. Il n’atteint pas la moitie de la hauteur de son congenere. Les bourrelets qui entourent la bouche sont aussi moins renfles et le pentagone de l’ouverture buccale par consequent moins prononee. Peut-&tre m’objectera-t-on que ce ne sont la que des differences d’äge; pour ma part, comme je ne connais point les varia- tions d’äges de celie espece , Jaime autant voir dans ces traits particuliers des caracteres specifiques, d’autant plus que les m@mes formes se re- produisent dans des terrains de contrees tres-eloignees les unes des autres. A part les particularites que je viens de signaler, on retrouve dans l’espece qui nous occupe , la plupart des caracteres du C. conoideus. Les ambulacres sont larges et leurs pores r&unis par des sillons tres-prononc£s, qu’on peut poursuivre jusque pres de la base. Pres du sommet , les ambulacres sur- passent m&me en largeur la zone mediane des aires ambulacraires. Le test est d’une Epaisseur moyenne, uniformement recouvert de petits tubercules entoures de zones deprimees. L’appareil oviducal est au centre du disque; il se compose d’un bourrelet central, entour& des plaques ovariales et inter- ovarliales. L’anus n’est visible dans aucun des exemplaires a moi connus. La lettre @, au bord des fig. 11 et 12, indique la face anterieure. 68 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES 12° Genre. PYGURUS 429. Syn.: Echinolampas, COlypeaster Auct. il peut paraitre difhcile, au premier abord, de formuler d’une maniere precise les caracteres distinctils du genre Pygurus; mais ce n’est point une raison pour contester sa validite. Il peut etre envisage jusqu’a un certain point comme intermediaire entre les vrais Echinolampes avec lesquels on l’a confondu jusqu’ici et mon nouyeau genre Conoclypus; mais il differe des uns et des autres par sa forme generalement deprimee et subanguleuse ou subeirculaire, tandis que les Echinolampes sont constamment allonges et les Conoelypes tres-eleves et coniques. Un autre caractere particulier au genre Pygurus, c’est la tendance de la face posterieure a s’allonger en une sorte de bec. Ge prolongement peut n’etre pas tres-sensible dans certaines especes, mais l’on en apercoit au moins toujours quelques traces. Certaines especes rappellent aussi jusqu’a un certain point les vrais Clype- aster; mais il est un caractere essentiel par lequel les deux genres different d’une maniere tranchee,, c’est que dans les Olypeaster le cöte tronque est en arriere, tandis qu'il forme l’avant dans les Pygurus. Tous les Pygurus sont d’assez grande taille; ıl en existe möme une espece qu’on peut appeler gigantesque, le Cl. Hartmanni Koch etD., qui n’a point encore dte trouve en Suisse. L’ouverture buccale est centrale et protegee par d’assez forts bourrelets. Ges bourrelets alternent avec des depressions en forme de petales, sur lesquelles les pores des ambulacres redeviennent tres-visibles, caractere que l’on retrouve aussi dans les Echinolampes. L’ouverture anale est placde au bord posterieur de la face inferieure; sa forme est ou circulaire ou quelque peu allongee. La face inferieure est tres-inegale a raison de la depression des ambulacres et du renflement des aires interambulacraires. Sur la face superieure cette inegalite disparait A-peu-pres completement, ou si elle existe dans quelques especes, elle n’est que tres-peu sensible. Les ambulacres sont larges avec une tendance tres-prononcde A converger DE LA SUISSE. 69 A Eee 1. \ au sommet et vers la peripherie, A-peu-pres comme dans le genre Clypeus, ’r . \ x que nous venons d’etudier plus haut. Ils sont tres-apparens a la face superieure , jusqu’au bord. de la eirconferenee; & la face inferieure , au contraire, les pores eux-memes ont disparu et il ne reste que les de- pressions dans lesquelles sont logees les aires ambulacraires. L’appareil oviducal est au sommet du disque; c’est un bourrelet d’aspect spongieux, entoure des plaques ovariales et interovariales. Les Pygurus appartiennent A l’Epoque jurassique et a l’Etage inferieur de la Craie; les deux especes que nous possedons en Suisse proviennent du terrain neocomien. 1. Pycurus Montwmorrtinı Ag. Tab. XI, fig. 1-3. Syn. : Echinolampas Montmollini Ag. (Notice ete. M&m. de la Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, vol. ı, p. 154. Tabl. 14, fig. 4-6). Echinolampas triloba DesM. (Tabl. synopt. p. 550. n° 22). Yai deerit et figure cette espece, sous le nom de Echinolampas Mont- mollini, dans ma Notice sur les fossiles cretaces du Jura Neuchdtelois, inseree dans les Mem. de laSoc. d’hist. nat. de Neuchätel, vol.1,p.134A, Tab. 14, fig. 4-6. Ayant eu depuis cette &poque l’occasion d’etudier un certain nombre d’especes tres-voisines de celles-ci, et leur ayant reconnu Aa toutes un type particulier, je les ai separees des vrais Echinolampas, pour en faire mon nouveau genre Pygurus. Le Pygurus Montmollini est peut- etre de toutes les especes du genre celle dont le prolongement de l’aire interambulacraire impaire est le moins apparent; on n’apercoit qu’une legere saillie entre les deux &chancrures, qui caracterisent la face poste- rieure. Aussi le diametre longitudinal n’exceede-t-il pas le diametre trans- versal. La forme generale de l’Oursin est plutöt carr&e que ronde, et le cöte posterieur plus large que le cöt& anterieur. Ce dernier cöte se distingue en outre par la presence d’un large sillon correspondant a l’ambulacre 70 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES impair et pouvant servir a orienter les exemplaires, lorsque le cöte poste- rieur a disparu. L’anus est a la face inferieure, ä lextremite du prolonge- ment anal; il est grand et lEgerement ovale dans le sens du diametre longi- tudinal. L’ouverture buccale est sensiblement rapprochee du bord anterieur; c’est une &toile pentagonale, protegee par de forts bourrelets resultant du renflement de l’extr&mite des aires interambulacraires. Des pores repa- raissent d’une maniere tres-distincte aux abords de la bouche, formant deux rangees, qui ne sontpointreunies par des sillons, comme a la face sup£rieure. Le sommet du disque est diametralement oppose a Pouverture buccale, par consequent subcentral comme celle-ci. Il est occupe par l’appareil oviducal, qui se compose d’un bourrelet central assez petit, autour duquel on remarque, dans les exemplaires que j’ai sous les yeux, quelques traces peu distinctes des plaques ovariales et interovariales. Le tout n’occupe qu’un tres-petit espace. Mais ce qui merite surtout de fixer l’atlention, c’est la forme eflilee des aires ambulacraires, a l’approche de la circon- ference ; ce qui fait qu’elles ne ressemblent pas mal a des feuilles de saule, tandis que dans d’autres esptces elles sont plus ou moins arrondies. Les ambulacres eux-memes sont assez larges, et les pores sont distinetement reunis par un petit sillon, qui correspond sans doute aux sulures des plaques. Comme d’habitude, les pores de la rangee externe sont allonges transversalement, tandis que ceux de la rangee interne sont ronds. Le bord posterieur n’etant pas intact dans l’original de mes figures, j’en ai indique le contour par une ligne pointillee (fig.1). On trouve assez frequemment des debris de cette espece dans le calcaire jaune du N&ocomien du canton de Neuchätel. L’exemplaire figure, le plus parfait que je connaisse, fait partie de la collection de mon ami M. Aug. de Montmollin , a qui J’ai dedie l’espece. C’est A tort que M. DesMoulins a identifi& le P. Montmollini avec le Pygurus trilobus (Clypeaster trilobus Defr.). J’ai eu l’occasion de voir les exemplaires originaux de M. Defrance, et j’ai pu m’assurer qu’il existe une grande difference entre ces deux especes. Dans aucune espece du genre le DE LA SUISSE. 71 prolongement anal n’est plus prononce que dans le P. trilobus, et dans aucune il’n’est moins apparent que dans le P. Montmollini. Il. Pycurus rostratus Age. Tab. IX, fig. 4-6. Cette espece a Ete decouverte tout recemment par M. Aug. de Mont- mollin dans une couche tres-ferrugineuse de l’etage neocomien, pres de Metabief (Dept. du Doubs). Le fer est assez abondant dans cette couche pour donner lieu ä une exploitation lucrative; ce qui n’empeche pas que les fossiles qui y sont renfermes, ne soient tres-bien eonserves, comme le prouve l’exemplaire figure. Vue d’en haut, cette espece a assez l’apparence d’un Olypeaster, surtout a cause du leger renflement des aires ambulacraires; mais il suflit de faire attention a l’avant et a l’arriere pour reconnaitre aussitöt le type des Pygurus. La bouche est subcentrale en avant et protegee par de forts bourrelets, entre lesquels on voit reparaitre les pores des ambulacres, qui presentent ici la forme d’une etoile pentagonale tres-elegante (fig. 6). Le prolongement en forme de bec de l’aire interambulacraire impaire est tres- sensible, ce qui rend le diametre longitudinal plus grand que le diametre transversal. Le sillon anterieur est moins prononce que dans le P. Mont- mollini. Le cöte anterieur est sensiblement plus &troit que le cöte poste- rieur. L’ouverture anale est petite et situde a la face inferieure, A Vextremit@ du prolongement de l’aire interambulacraire impaire. Les ambulacres sont un peu plus larges et plus arrondis que dans l’espece precedente, quoique encore tres-efliles; les pores y sont tres-serres et ceux de la rangee externe fortement allonges. Le test est Epais et recouvert d’une fine granulation tres-homogene. L’appareil oviducal est petit; il occupe le sommet du disque; les plaques ovariales et interovariales ne sont pas bien visibles dans l’exemplaire que j’ai sous les yeux. 7 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES Ill. Preurvs pronuerus Ag. Tab. Xlll bis, fig. 3-4. Syn.: Echinolampas produetus Ag. (Notice ete. M&m. Soc. d’Hist, nat. de Neuchätel , vol. 1,p. 155). — DesM. (Tabl. synopt. p. 352, n° 32). Uette espece ne parait pas £tre tres-repandue dans notre terrain neoco- mien, car depuis la description que j’en ai donnde, dans ma Notice sur les fossiles cretacds du Jura, d’apres un exemplaire assez imparfait, je ne sache pas qu’on en ait trouv£ de plus complets. L’espece n’en est pas moins tres-caracterisee, d’abord par sa forme allongee et en second lieu par la position de l’ouverture anale, qui n’occupe point !’extremite du prolongement posterieur, mais qui est separde du bord par un espace assez considerable. Le test n’est pas tres-@leve. mais ses bords sont tres-Epais; il atteint sa plus grande largeur entre Ja bouche et Yanus; plus loin il se retreeit brusquement pour former le prolongement de la face posterieure. La face anterieure est etroite et arrondie. L’ouverture buccale est sensiblement rapprochee du bord anterieur; elle est de forme pentagonale, protegee par eing bourrelets assez apparens. La face inferieure est legerement concave; l’on y distingue, outre la bouche qui en occupe la partie Ja plus enfoncee, cing legeres depressions dans lesquelles gisent les ambulacres. L’anus, dont je viens de signaler plus haut la position particuliere, est de forme oblongue dans le sens du diametre longitudinal. Le mauvais etat de conservation de V’exemplaire que j’ai sous les yeux ne m’a pas permis de donner une figure de la face superieure. Tout ce que l’on peut een dire, c’est que les ambulacres convergent vers un seul point du disque. Le test est Epais; il presente la meme granulation que les autres especes du genre, qui viennent d’etre decrites. L’original de ma figure fait partie de la collection du Musee de Neu- chätel; il provient de la partie superieure du calcaire jaune de l’etage neocomien, et a Et trouve au Mormont pres de Lasarraz, par M.Coulon. ST “u DE LA SUISSE. IV. Pycurvs conxıceus Je. Tab. XII bis, fig. 1-2. Le fossile figure sous ce nom est un moule d’une espece d’Oursin, qui me semble se rapprocher du type des Pygurus. Il y a tout lieu de croire que c’est une espece nouvelle. Je lui ai donne le nom de Pygurus conicus a raison de sa forme essentiellement conique, par laquelle il se distingue de toutes les autres especes du genre. Les ambulacres sont larges et conver- gent d’une maniere tres-prononcee vers le sommet et vers la peripherie. Jusqu’ä une certaine distance du sommet ils l’emportent m&me en largeur sur les aires interambulacraires. Quoique tres-imparfait , ce fragment n’en est pas moins important a cause de son origine alpine; ıl a ete trouve par M. Escher de la Linth dans un bloc de gres-vert des environs de Rifferschweil. 13° Genre. FIEBULARIA Lam. Syn. : Echinoneus Gldf. Le genre Fibularia, tel que Lamarck l’a caracterise, se trouve a la fois dans les terrains eretaces, dans les terrains tertiaires et dans l’Epoque ac- tuelle. Il ne comprend que de tres-petites especes de forme ovale ou sub- pentagonale. Les ambulacres tendent a converger pres de la peripherie. A la face superieure, pres du sommet, les aires ambulacraires sont plus larges que les interambulacraires. La bouche, de forme pentagonale, est situee dans une cavite au centre de la face inferieure. L’anus, place entre le bord posterieur et la bouche, est sensiblement rapproch@ de cette der- niere. L’appareil oviducal occupe le sommet du disque; il est compose d’un bourrelet central tres-apparent, autour duquel on distingue quatre pores oviducaux. Les tubercules sont les m&mes que dans les Echinolampes. 10 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES St INS I. FıruLarıa ALPINA Ag. Tab. XIII, fig. 1-3. Cette petite espece des Alpes se rapproche beaucoup par sa forme et ses dimensions du Fb. altavillensis Ag. (Scutella altavillensis Defr.); et c’est ce qui m’a engage a la ranger dans un meme genre avec ce dernier. Au reste on ne saurait la confondre avec l’espece precitee, a cause de sa forme plus allongee, et parce que l’anus est moins rapproch& de la bouche. Celle-ci est placee au centre de la face inferieure, dans une depression assez marquee. Malheureusement la structure intime du test est completement alterce, comme cela n’arrive que trop souvent dans les fossiles alpins, de sorte que, pour le moment, nous ne pouvons invoquer pour notre espece d’autres caracteres que les contours et la position des principales parties du corps. J’ai sous les yeux deux exemplaires de cette espece, qui proviennent de Bürglen (Canton d’Uri) et qui m’ont et€E communiques par M. Studer. La roche dans laquelle ils sont empätes est une sorte de conglom£rat fossilifere noir, dans lequel on remarque une quantite de fossiles de toute espece, entre autres une grande Nummulite. 14° Genre. HYBOCLYPUS 43. C'est un type nouveau de la famille des Clypeaster ; et bien que je n’en connaisse encore qu’une seule espece, je n’hesite pas a l’envisager comme le representant d’un genre particulier, d’autant plus remarquable, qu/il tient en quelque sorte le milieu entre les genres a ambulacres petaloides, tels que les Clypeus, Echinolampes, Nucl£olites, etc., et les genres a am- bulacres simples tels que les Discoidees, les Pygaster, les Galerites, etc. Il a les tubercules des premiers et les ambulacres des derniers. Par son aspect general, il serapproche plus des Nucleolites que tous les autres _ genres; il a m&me l’anus place dans un sillon de l’aire interambula- craire impaire, a la face superieure. Les ambuläcres, ainsi qu'il vient DE LA SUISSE. 73 d’etre remarque, sont simples, c’est-a-dire qu’ils se composent de deux rangees de pores tres-rapproches, homogenes et non reunis par un. sillon. Le bord anterieur est caracterise par un sillon assez apparent, dans lequel se loge l’ambulaere impair. La face inferieure rappelle A plus d’un &gard les Disaster, et je crois m&me qu’il serait tres-facile de prendre le change sur un exemplaire dont la face inferieure serait seule conservde. Comme dans les Disaster , les ambulacres y sont deprimes de maniere A former autant de gouttieres, qui confluent vers la bouche. Üelle-ci est situde A-peu-pres au premier tiers du diametre longitudinal, dans une depression assez marquee. Sa forme est pentagonale, mais depouryue de bourrelets. Jusqu’ici le genre Hyboclypus est limite au terrain jurassique. HysocLyPpus GIBBERULUS Ag. Tab. XII, fig. 10-12. Vue d’en haut, cette espece se fait remarquer au premier coup-d’ceil , par une cr£te tres-saillante de l’aire ambulacraire impaire, a la face supe- rieure; particularite qui lui a valu son nom. Au bord anterieur cette crete se transforme en un sillon assez profond, qui continue jusqu’a la bouche. Le sillon de l’aire interambulacraire impaire, dans lequel s’ouvre l’anus, commence tout pres du sommet; il est d’abord £troit et profond, puis s’evase de plus en plus pour disparaitre completement au bord posterieur. L’ouverture anale elle-meme est situee au fond du sillon. Le cöte an- terieur est beaucoup plus retreci que le cöte posterieur, qui est tronque et bien moins eleve. Les ambulacres sont visibles depuis l’appareil oviducal jusqu’a la bouche; mais, passe le milieu de la circonference, les paires de pores sont moins rapprochees qu’ä la face superieure. L’appareil oviducal lui-m&me n’est pas conserv& dans les exemplaires que j’ai sous les yeux;; mais l’on peut conclure de la convergence des ambulacres, qu’il n’occupait 76 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES pas un bien grand espace. Le test est mince et recouvert, sur toute sa sur- face , de tubercules homogenes , ala maniere des Echmolampes. Je ne connais que deux exemplaires de cette espece; ils font partie de la collection du Musee de Carlsruhe ; l’etiquette indique comme origine la Suisse et comme gisement le terrain jurassique. Ils ont en effet tout-ä- fait V’apparence de fossiles jurassiques de l’oolithe ferrugineuse. 15° Genre. GALERITES Lam. Syn. : Conulus Klein. Echinoconus DeBl. Lorsque Lamarck etablit le genre Galerites, on ne connaissait encore que tres-peu d’especes de ce type, et c’est ce qui explique pourquoi les caracteres generiques quwil lui assigne nous paraissent aujourd’hui si peu precis. Goldfuss en a retranche un certain nombre d’especes qu/il a trans- portees dans d’autres genres. Plus tard Gray, revenant sur les traces de Klein, en separa toutes les especes analogues au G. subuculus Goldf. pour en faire le genre Discoidea. Apres cette defalcation les especes de forme circulaire, aplatie, ayant Panus a la face superieure et les tubercules dis- poses en series verticales, a la maniere des Cidarides, ne pouvaient plus rvester r&unies aux vrais Galerites. J’en fis en consequence mon genre Py- gaster, qui aujourd’hui compte deja un nombre assez considerable d’es- peces. | Les caracteres essentiels et constans du genre Galerites , reduits a ces limites plus restreintes, sont : la forme generale, et la forme de Pouver- ture buccale. En effet tous les Galerites ont une tendance marquee a se retrecir en arriere, ce qui fait que toutes les especes sont plus ou moins pentagonales. Ajoutons a cela que la plupart se font. remarquer par leur taille elevee. L’ouverture buccale est pentagonale et allongee dans le sens du diametre longitudinal; l’on ne remarque sur son pourtour aucune trace de ces bourrelets qui sont si apparens dans quelques-uns des genres pre- DE LA SUISSE. 72 cedens, tels que les Conoclypus, les Clypeus, etc. Enfin on peut encore invoquer comme l’un des caracteres propres aux Galerites, la forme habituel- lement plane de la face inferieure. L’anus est plac& a la face posterieure, plus ou moins rapproch€ du bord de la circonference; les ambulacres sont simples , c’est-a-dire, que les deux rangees de pores dont ils se composent ne sont point reunies par de petits sillons transverses; caractere essentiel qui distingueles Galerites des Gatopygus (v. p. 47). L’appareil oviducal est compos& d’un bourrelet central, entour& des plaques ovariales et interova- riales. La plaque qui correspond Aa l’aire interambulacraire impaire est seule depouryue d’un trou oviducal. Les tubercules sont assez uniforme- ment r&partis sur toute la surface du test; c&pendant dans quelques especes on leur reconnait une tendance incontestable a former des series verticales regulieres. Tous les vrais Galerites sont de l’Epoque cretacee. La plupart se trouvent dans la Craie blanche. La Suisse ne nous en a fourni jusqu’ici que deux especes, une du Neocomien et une des terrains er&taces alpins. I. Gaterites Castanea Ag. Tab. XIIL, fig. 7-9. Syn. : Catopygus Castanea Ag. (Prodr. etc. Mem. de la Soc. d’hist. nat. de Neu- chätel, vol. 1, p. 185). Nucleolites Castanea Al. Br. (G£ol. p. 100 et 599. Pl. 9. fig. 14. A. B. C.)— Defr. (Diet. sc. nat. T. 55. p. 214). — De Bl. (Zooph. p. 188). Pyrina Castanea DesM. (Tabl. synopt. p. 258, n° 5). L’espece dont il s’agit a ete signaldee en premier lieu par M. Al. Brongniart, qui l’a decrite et figure sous le nom de Nucleolites Castanea, dans la Geologie des environs de Paris. Par sa forme generale, elle res- semble beaucoup A un Catopygus, et, comme je n’en possedais que des exemplaires imparfaits, lors de la publication demon Prodrome, je la ran- geai a tort dans ce dernier genre ‚ au lieu d’en faire un vrai Galerite. Nous 78 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES avons vu en parlant du genre Catopygus, que le principal caractere qui le distingue du genre Galerite, c’est d’avoir les ambulacres petaloides et reunis ‚ tandis que dans les Gal£rites ils sont simples et ne convergent nul- lement pres de la peripherie. Or les ambulacres du Galerites Castanea sont de vrais ambulacres de Galerites. Les rangees de pores sont tres-rappro- chees, et ’on ne remarque aucune liaison entr’elles. Le cöte anterieur est beaucoup plus renfle que le cötE posterieur. L’ouverture buccale oc- cupe le centre de la face inferieure; elle est grande et legerement allongee dans le sens du diametre longitudinal. L’anus est a la face posterieure, tres-rapproch@ du bord inferieur. La face superieure est a-peu-pres uni- formement bombee; cependant les aires ambulacraires sont quelque peu renflees ; leur largeur se maintient dans les proportions ordinaires, excepte a lV’approche du sommet, ou elles se retrdcissent sensiblement. L’ap- pareil oviducal n’est que tres-imparfaitement conserv& ; mais l’on voit, par ce qu’il en reste, qu/il etait tres-petit. Le test est mince; on n’y apercoit plus aucune trace des tubercules. De toutes les especes de Galerites que je connais, celle qui se rapproche le plus du G. Castanea est le G. rhodomagensis Ag., qu’on trouve dans la craie de Rouen; mais notre espece a la face inferieure plus concave et Vouverture buccale plus grande. Il est digne de remarque que jus- qu’ici cette espece n’a et& trouvde que dans les terrains crayeux de la chaine des Alpes. M. Al. Brongniart cite comme origine la montagne des Fis; parmiles exemplaires que j’ai sous les yeux, il en est qui proviennent de la m&me localite,; d’autres ont &t& trouves par M. Studer dans le gres vert du Reposoir. UI. Garerrtes pyoza Ag. Tab. XII, fig. 3-6. Il est facile de confondre cette espece avec le Catopygus Gressly Ag., qu’on rencontre dans le m&me terrain et qui a absolument les memes di- DE LA SUISSE. 79 mensions (v. Tab. 8, fig. ı-3). Il importe done, pour ne pas courir le visque de prendre un genre pour l’autre, de bien examiner la structure des ambulacres et de voir s’ils sont simples comme dans les Gal£erites ou si les pores sont reunis par de petits sillons, comme dans les Catopygus. Le Galerites pygaea , dont nous nous occupons, est a tous egard un Galerite. Ses ambulacres sont tres-serres, et ’on ne remarque en aucune facon qu’ils convergent vers la peripherie. Les pores sont ronds, et il n’existe aucune trace de sillons d’une rangee a l’autre. L’ouverture buccale a la forme d’un pentagone allonge dans le sens du diam£tre longitudinal; elle est placde au centre de la face inferieure, qui est A-peu-pres plane. A la face superieure, les aires ambulacraires sont un tant soit peu renflees. Le test est unifor- mement recouvert de tubereules homogenes, a la maniere des Echinolam- pes, mais tres-apparens, proportionnellement A la taille de ’Oursin. On trouve assez frequemment des debris de cette espece dans le calcaire compacte jaune du Neocomien; mais les bons exemplaires sont tres-rares. Ilen existe des fragmens dans presque toutes les collections de fossiles neocomiens. 16° Genre. PYGASTER As. Syn.: Galerites Lam. . Nucleolites DesM. (pro parte). Lorsque j’etablis le genre Pygaster, je n’en connaissais qu’une espece, et encore n’en avais-je vu que le dessin. Mais ses caracteres me parurent si tranches, que je n’hesitai pas A en faire le type d’un nouveau genre. Depuis cette &poque, plusieurs autres especes sont venues prendre place dans ce nouveau cadre, et je crois qu’il n’existe maintenant aucun genre dans tout l’ordre des Echinites dont les caracteres soient plus precis que ne le sont ceux des Pygaster. Et d’abord, l’ouverture buccale, au lieu d’etre pentagonale comme dans les Galerites, les Clypeus, les Nucleolites, etc., est circulaire et ornde de dix dchanerures correspondant aux sutures des 80 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES aires ambulacraires avec les aires interambulacraires. Les tubercules sont disposes par series regulieres. L’anus enfin est tres-grand et place A la face superieure. En resumant ces principaux caracteres, auxquels on peut encore ajouter la forme circulaire et deprimee du test, on comprend dif- ficilement comment l’on a pu laisser r&unies dans un seul genre des especes qui n’ont absolument rien de commun entre elles, comme celles qui au- jourd’hui forment mon genre Pygaster et les vrais Galerites ou les vrais Nucleolites. Jusqu’ici tous les genres que nous avons passes en revue, a Vexception des vrais Spatangues, nous ont presente une granulation a-peu- pres semblable : la surface entiere du test &tait recouverte de petits tuber- cules surgissant d’une depression circulaire et r&partis d’une maniere uni- forme sur toute la surface du test. Les Pygaster nous presentent pour la premiere fois une structure et une disposition differentes. Les tubercules sont de petits cönes mamelonnes et perfores, naissant d’une zone lisse, qui elle-meme est entour&e d’un cercle de tres-petites granules. Ils sont dis- poses par series verticales et deviennent de plus en plus distincts a me- sure qu’on les poursuit du sommet a la bouche. Sur les aires ambula- eraires on remarque habituellement quatre de ces rangees; les aires interambulacraires en ont un nombre beaucoup plus considerable. Les Pygaster nous presentent ainsi, dans la structure de leur test et dans la forme de l’ouverture buccale, le premier acheminement vers le type des Cidarides. Je connais jusqu’ici six especes de Pygaster, dont trois proviennent des terrains ceretaces de V’Ile d’Aix et d’Aix-la-Chapelle, et trois des terrains jurassiques. Ce sont ces dernieres qu’on trouve en Suisse; elles sont beaucoup plus grandes que celles de la Craie. e=} ja DE LA SUISSE. 1. Pycaster Lacanoınes Ag. Tab. XII, fig. 13-16. Le premier exemplaire que j’ai vu de cette belle espece m’a &t€ communı- que par M. Eudes Deslongchamps, qui l’a recueilli dans le calcaireä polypiers de Ranville en Normandie. Il y a quelques anndes, M. Gressly en a egale- ment trouve de tres-beaux exemplaires dans le Portlandien de notre Jura. Il parait donc que l’espece est particuliere aux terrains de l’Etage superieur de la formation jurassique. Sa forme est subeirculaire et sensiblement deprimde. La face inferieure est legerement concäve; l’ouverture buccale, qui en occupe le centre, est eirculaire et de grandeur moyenne; les Echanerures de son pourtour ne sont pas tres-profondes, quoique tres-distinctes. L’ouverture anale est grande et de forme allongee; elle commence pres du sommet et s’e- tend en se dilatant jusque pres du bord posterieur. L’appareil oviducal n’est pas conserve. Mais ce qui frappe plus particulierement dans cette es- pece, c’est la nature et la disposition des tubercules. On en distingue quatre rang&es sur chaque aire ambulacraire et douze rangees sur chaque aire interambulacraire. Toutes ces rangees sont composdes de tubercules d’egale grosseur, mais toutes ne sont pas &galement longues. Fig. 16 est un dessin grossi d’une aire interambulacraire et d’une aire am- bulacraire, prises au milieu de la circonference et destindes :a faire ressortir, d’une maniere plus complete, la structure de ces parties du test. Dans les aires ambulacraires, il n’y a que les rangees externes qui se prolongent depuis la bouche jusqu’au sommet; dans les aires interambulacraires, ce sont les troisiemes rangees, en partant de la plus exterieure, qui sont les plus longues; les autres s’effacent a mesure que l’aire interambulacraire se retrecit versle sommet. A la face inferieure, les tuber- cules sont plus apparens que sur le reste du test; en lesexaminant A la loupe on voit qu’ils s’elevent du milieu d’une zone lisse et deprimee qu’entourent 11 -- 9 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES d’autres petits tubercules, qui, a la face superieure, forment un cercle autour des tubercules principaux, tandis qu’a la face inferieure ils sont groupes de maniere a former un hexagone. L’espace intermediaire entre les principaux tubercules est parsem& d’une tres-fine granulation. Les ambulacres sont simples, composes de deux rangees de petits pores tres-serres et de forme arrondie, qui s’etendent uniformement de la bouche au sommet. L’exemplaire figure a &te trouve par M. Gressiy dans un banc a coraux du Portlandien, a Raedersdorf (Dept. du Haut-Rhin). ll. Pycaster PATELLIFORMIS Ag. Tab. XL; he,13. 1 Cette espece appartient, comme la precedente, a l’etage superieur de la formation jurassique ; les principaux caracteres qui la distinguent de cette derniere sont, d’une part, ses plus grandes dimensions et sa forme plus eireulaire, d’autre part ses tubercules moins nombreux et moins apparens. La face inferieure est sensiblement concave;; la bouche, qui en occupe le centre, est de moyenne grandeur et profondement Echancree. L’anus occupe plus de la moitie de l’aire interambulacraire impaire a la face posterieure. Les pores des ambulacres sont tres-serres. Les aires ambulacraires ont a-peu-pres la moitie de la largeur des interambula- craires; lorsque le test est intact, elles ont absolument la m&me apparence que ces dernieres; mais lorsqu’il est enleve, elles sont de beaucoup plus saillantes; caractere que l’on retrouve au reste sur les moules d’une quan- tite d’especes d’Echinites fossiles. L’on distingue quatre rangees de tuber- cules principaux sur les aires ambulacraires ; les aires interambulacraires en ont au moins quatorze. Mais toute cette masse de tubercules ne ressort pas aussi distinetement que dans le P. laganoides, si ce n’estä la face in- ferieure. L’espace intermediaire entre les rangees principales est occupe par de tres-petites granules. Les plaques des aires interambulacraires sont DE LANSUISSE. 85 non seulement plus larges, mais aussi considerablement plus hautes que celles des aires interambulacraires. Le test est tres-Epais. Les premiers exemplaires de cette espece ont &t€ trouves par M. Gressly dans le Portlandien de la vall&e de la Birse, pres de la verrerie de Laufon. L’exemplaire figur& fait partie de la collection du Muse de Neuchätel. Il existe dans le terrain a Chailles de Suisse une autre espece de Pygaster, tres-voisine de celle-ci, dont M. Gressly a trouve un seul exemplaire au Fringeli; mais il n’est pas assez bien conserv& pour avoir pu £tre figure avec fruit. J’attendrai pour la decrire que l!’on enait trouve des exemplaires plus parfaits. Je me bornerai a faire remarquer qu’elle se distingue par la t@nuite de son test, par la petitesse de ses pores et par les dimensions considerables de l’ouverture anale. On pourrait l’appeler P. tenuis. Ill. Prcaster umerera Ag. Tab. XIIl, fig. 4-6. Syn.: Galerites umbrella Lam. (Syst. Il, p. 25, n° 15). —E. Desl. (Enc. t.2. p.434, n® 15). — Encyel. meth, (Tabl. 142, fig. 7. 8.). Nucleolites umbrella Defr. (Diet. sc. nat. T. 18. p.87).— DesM. (Tab. synopt. p- 354, n° 2). Echinoclypeus umbrella De Bl. (Zooph. p. 189.) Lors de la publication de mon Prodrome, je ne connaissais l’espece dont il est ici question, que par la figure tres-defectueuse de !’Encyclopedie methodique. M. DesMoulins rapporte ala m&me espece le Clypeus sinuatus de Leske et de Parkinson; mais comme il ajoute quw'il n’a point vu les originaux, je m’abstiendrai d’identifier ces deux especes, Jusqu’ä ce que Jaie eu l’occasion d’acquerir une entiere certitude a ce sujet. Je ne possede qu’un seul exemplaire de cette espece, trouv& par M. Gressiy dans le Portlandien du Jura Soleurois. Le test n’en est pas tres-bien conserv@, mais sa forme generale ainsi que la position et la structure des principales parties ne laissent aucun doute sur le genre au- 84 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES quel il appartient. Il est vrai qu’au premier coup-d’eil on pourrait &tre tente de le confondre avec le Discoidea speciosa (Tab. 6, fig. 16), dont il se rapproche ä plusieurs &gards; mais il suflit de voir la position supere de l’anus pour y reconnaitre le type des Pygaster. Le P. umbrella est la plus grande espece du genre; son contour est subpentagonal, par suite de ce que les aires ambulacraires sont un tant soit peu plus longnes que les aires interambulacraires. La bouche est au centre de la face inferieure, elle est proportionnellement petite et tres-distinctement crenelee. L’anus est aussi, proportion gardee, moins grand que dans les autres especes; sa forme est celle d’un ovale allonge. Les aires ambulacraires sont de moyenne largeur; les ambulacres en revanche sont etroits; cependant l’on distingue entre les deux rangees de pores un petit espace intermediaire, qui ne s’apercoit point dans les autres especes. Le test est Epais; il n’existe, dans Vexemplaire figure, aucune trace des tubercules ; cependant on peut admettre, d’apres son aspect et sa structure generale, qu’ils Etaient dis- poses comme dans les especes precedentes. 17° Genre. DISCOIDEA KI. et Gr. Syn. : Conulus Leske. Galerites Lam. Gldf. La creation de ce genre remonte a Klein, qui etablit les deux genres Discoidea et Conulus , ce dernier correspondant au genre des vrais Galerites. Quoique tres-naturelle, cette division ne fut point admise par les auteurs qui vinrent apres lui. O’est aM. Gray qu’appartient le merite d’avoir reintegre le genre Discoidea dans ses droits. Nous avons vu, en traitantdescaracteres generiques des Pygaster, que ces derniers, de concert avec les Discoidees, se rapprochent, par plusieurs particularites de leur structure , du type des Cidarides. En effet les Discoidees, de m&me que les Pygaster, ont Fouverture buccale decagonale ou plutöt circulaire, avec dix echanchures dans son pourtour, et les tubercules disposes en series verti- cales absolument comme dans les Cidarides; dans les Galerites au contraire DE LA SUISSE. 85 l’ouverture buccale est constamment pentagonale, et les tubercules sont pour la plupart uniformement repartis sur la surface du test. — Les Discoidees different des Pygaster par leur forme moins aplatie et par la position de l’ouverture anale a la face inferieure. On peut donc caracteriser le genre Discoidea de la maniere suivante : Ge sont des Oursins de forme circulaire, ayant l’ouverture buccale plac&e au centre de la face inferieure et ornee de dix crenelures. L’ouverture anale est grande, ovale, ordinaire- ment submarginale, rarement marginale. Les ambulacres sont composes de deux rangees de petits pores ronds et tres-rapproch&s. Les tubercules , disposes par series regulieres, sont perfores et mamelonnes, et l’espace intermediaire entre les series principales est recouvert d’une fine granu- lation, souvent imperceptible a l’ceil nu. L’appareil oviducal est au sommet du disque; il est forme d’un bourrelet central, entour de cing plaques ovariales et de cing interovariales. Autant les caracteres generiques des Discoidees sont tranches, autant les caracteres specifiques sont minutieux et souvent difliciles A saisir A cause de la grande uniformite de la plupart des especes. Il suffit pour s’en con- vaincre de jeter un coup-d’ceil sur notre Pl. 6, qui cependant ne comprend qu’une partie des especes connues. On trouve le type des Discoidees repandu dans toutes les formations, depuis /’Oolithe inferieure jusqu’a la Craie blanche inclusivement. Les Alpes nous en ont fourni jusqu’iei deux especes. Le Neocomien en compte une espece, etla formation jurassique deux. I. Discomwes macroPrYCcA Ag. Tab. VI, fig. 1-3. Syn. : Discoidea macropyga Ag. (Notice etc,, M&m, soc. d’hist. nat. de Neuchätel, Vol.1. p. 137, Tab. 14, fig. 7-9). Galerites macropyga DesM. (Tabl. synopt. p. 256, n° 14). — Bourguet Petrif. Tab. 51, fig. 534, 335 (male). Depuis la publication de ma Notice sur les fossiles cretaces du Jura Neuchätelois, il a &te trouv& aux environs de Neuchätel un grand nombre 86 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES d’exemplaires de cette espece, dont plusieurs dans un parfait &tat de con- servation. Je puis donc aujourd’hui en preciser, d’une maniere rigoureuse, tous les caracteres qui la distinguent de ses congeneres, et completer ainsi par la description ceux que le dessin de mes figures n’a pu rendre d’une maniere suflisante. Si l’on examine un exemplaire bien conserve du D. macropyga a laloupe, on est frappe de la finesse des details, qui surpasse en beaute tout ce que la ciselure la plus finie a jamais produit. Les aires ambulacraires et inter- ambulacraires, qui vues d’en haut paraissent a-peu-pres lisses al’ceil nu, se montrentgarnies de tubercules de diverses formes et de diverse grandeur, disposes d’une maniere tres-Elegante. Sur les premieres on distingue deux rangees de tubercules principaux, mamelonnes et perfores malgre leur petitesse. Chacun de ces tubercules principaux est separe des autres par deux rangees horizontales de tres-petites granules qu’on n’apercoit qu’a la loupe. La m&me disposition se reproduit sur les aires interambulacraires , mais avec cette difference, qu’au lieu de quatre rangees de tubercules prin- cipaux , nous en avonsici dix; il est vrai que toutes ne s’etendent pas depuis la bouche jusqu’au sommet; ce n’est guere qu’au milieu de la circonfe- rence quelles sont aussi nombreuses ; et, comme dans le Pygaster laga- noides , c’est la troisieme rangee en comptant de dehors en dedans qui est la plus longue. A la face inferieure les tubercules sont plus gros et les petites granules qui les separent les uns des autres, moins nombreuses. La forme generale du test est deprimee et tres-legerement pentagonale,, par suite d’un petit renflement des aires ambulacraires. L’ouverture buccale occupe une depression assez profonde au centre de la face inferieure; elle est de moyennegrandeur, circulaire et pourvue dedentelurespeu profondes. L’anus est tres-grand; il occupe plus de la moitie de l’aire interambulacraire, ä la face inferieure; sa forme est celle d’un ovale retreci vers la bouche. L’ap- pareil oviducal occupe le sommet du disque ; ilse compose d’un bourrelet central et de cing plaques ovariales et de cing interovariables; ces dernieres sont un peu plus petites que les autres; on ne les distingue bien les unes des autres qu’a l’aide d’une bonne loupe. Les anibulacres se com- DE LA SUISSE. 87 posent de deux rangees de pores tres-serres et tres-petits, quil est egale- ment diflicile d’apercevoir a l’ceil nu. Les localites ot cette espece se retrouve le plus frequemment sont les marnieres de Hauterive,, et celles derriere le chäteau de Neuchätel. On l’a egalement rencontr& dans le calcaire Jaune compacte du Neocomien. II. Discoies ınrLara Ag. Tab. VI, fig. 4-6. Cette espece a et€ decouverte dans le Portlandien du Jura Neuchätelois. Je n’en connais encore que deux ou trois exemplaires assez imparfaits , mais qui cependant, lorsqu’on les examine attentivement, presentent plusieurs caracteres qui necessitent la creation d’une nouvelle espece. Il est vrai que ces caracteres ne sont pas bien saillans, et j’avoue que m&me avecles dessins de ma planche 6, on peut courir le risque de confondre l’espece dont il s’agit, avec le D. macropyga, que je viens de decrire. L’un et l’autre ont les m&mes dimensions; seulement le D. inflata est un peu plus renfle, ce qui m’a engage A lui donner le nom ci-dessus. L’ouverture anale est pro- portionnellement tres-grande et de m&me forme dans les deux especes: c’est un ovale retreci du cöte buccal. La bouche occupe le centre de la face inferieure. A la face superieure je ne remarque point cette disposition de petites granules en bandes horizontales, qui, dans le D. magropyga, separent les tubercules principaux ; elles paraissent au contraire se grouper en cercles autour des gros tubercules. Enfin ’appareil oviducal est plus prononce dans notre espece que dans la precedente. On remarque au sommet du disque (fig. 4 ) un bourrelet assez apparent , d’aspect spongieux , autour duquel sont groupees les plaques ovariales et interovariales. M. Eudes Deslonchamps a eu l’obligeance de me communiquer une petite espece de l’oolithe ferrugineuse de Bayeux, voisine a plusieurs egards de la nötre, et qu'il faut par consequent se garder de confondre avec le D. in- flata; elle a a-peu-pres la forme de ce dernier, sauf qu’elle est un peu 85 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES plus elevee; mais la bouche s’ouyvre dans une depression beaucoup plus profonde, au centre de la face inferieure; ce qui m’a engage A lui donner le nom de D. concava. L’anus est aussi moins grand. III. Discoıpea verREssA Ag. Tab. VI, fig. 7-9 et Tab. XII bis, fig. 7-13. Syn.: Discoidea depressa Ag. (Prodr. etc. M&m. de la Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, Vol. ı, p. 186). Galerites depressa Lam. (Syst. Ill. p. 21, n°7). — DesM. (Tabl. synopt. p. 254, n° 6). — Phill. (Geol. of Yorkshire. Tab. 7, fig. 4) non Al. Br. Galerites depressus E.Desl. (Enc. Il. p. 452, n°7). — Encyel. meth. (Tab. ı52, fig. 7-8). — Defr. (Diet, XVII, p. 86). — Gldf. (Petref. p. 129, Tab. 41, fig. 5). — DeBl. (Zooph. p. 204). — Leonh. (Leonh. et Br. 1854, p. 155). — Koch et Dunk. (N. D. Oolit. p. 40, Tab. 4, fig. 2; var. hemisph.). Echinus depressus Lin. Gm. (p. 5182). Echinites depressus Leske (n° 54, p. 164, Tab. 40, fig. 5-6). Galerites radiatus Val. (Enc. meth. Tab. 153, fig. 1-2). Echinites orificatus Schl. (Petref. p. 517). O’est !une des especes qui se trouvent mentionnees dans la plupart des auteurs qui ont derit sur les terrains Jurassiques. Plusieurs d’entr’eux, tels que Goldfuss,, Leske, ’Encyel. meth., Koch et Dunker et autres, en ont donne& des figures plus ou moins exactes. Mais je doute fort que toutes ces citations se rapportent a la möme espece. Les exemplaires que l’on ren- contre dans les collections de Suisse proviennent pour la plupart de l’Oo- lithe inferieure. L’original de Pl. 6, fig. 7-9, a te trouve par M. Studer 'dans ce m@me terrain, aux environs de Bäle. Sa forme est subecirculaire, par suite du leger renflement des aires ambulacraires; celles-ci ont a-peu- pres la moitid de la largeur des aires interambulacraires : l’on remarque A leur surface six rangees principales de tubercules; mais il n’y a que les deux externes qui se maintiennent sur tout letrajet depuislabouche jusqu’aux sommet; les quatre rangdes internes ne sont bien distinetes qu’au milieu DE LA SUISSE. 89 de la circonference. Les aires interambulacraires portent seize rangees de tubercules principaux, formant A la face superieure des bandes horizon- tales tres-distinctes. Il est a regretter que la petitesse de l’espece n’ait pas permis au dessinateur de reproduire toutes ces rangees. A bien plus forte raison n’a-t-il pas pu rendre la fine granulation dont tout l’espace interme- diaire entre les tubercules prineipaux est recouvert. Pour suppleer autant que possible A cette imperfection des figures de Pl. 6, j’ai fait dessiner A la loupe les diverses parties du test de la grande variete figurde Pl. XIII bis. Fig. 12 represente une aire ambulacraire et fig. 11 une aire interambula- craire, prises au milieu de la circonfErence ‚la ou les tubercules de toutes lesrangees principales sont ä-peu- pres d’Egale grosseur. Fig. 13 est une por- tion fortement grossie de l’aire interambulacraire prise a la face inferieure. Comme dans toutes les especes de ce genre, les tubercules y sont plus appa- rens et moins nombreux qu’a la face superieure. Enfin fig. 10 represente Vappareil oviducal, dont toutes les parties sont distinctement conservees. Le bourrelet central est tres-apparent et quelque peu saillant; les plaques ova- riales sont plusgrandes que lesinterovariales, de forme pentagonale et percees d’un trou, sauf celle de l’aire interambulacraire impaire; les interovariales sont petites et triangulaires. La bouche est placde au centre de la face inferieure, dans une depression assez sensible; elle est distinctement decagonale. L’ouverture anale est de forme ovale, plus retrecie du cöte de la bouche que vers le bord de la circonference; elle occupe A-peu-pres toute la longueur de l’aire interambulacraire impaire, a la face inferieure. Les ambulacres sont composes de deux rangees de pores tres-petits et tres-serres , visibles depuis le sommet jusqu’ä la bouche. M. Voltz cite la m&me espece dans le terrain ä chailles de Besancon et de Buxwiller; mais n’ayant pas vu ses exemplaires, je ne saurais aflır- mer s’ils sont identiques avec ceux de l’oolithe inferieure qu’on trouve chez nous. M. Thirria la mentionne egalement dans la terre A foulon de Soanne et Navenne dans le Jura francais. Quant A l’espece figuree et de- erite avec beaucoup de soin par Goldfuss, je ne doute pas quelle ne soit parfaitement identique avec nos exemplaires de l’oolithe inferieure. 12 90 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES L’espece figuree par MM. Koch et Dunker me parait au contraire en dif- ferer completement. J’ai deja fait remarquer ailleurs (Notice sur les fos- siles cretaces du Jura neuchdtelois, Vol. I des Mem. dela Soc d’hist. nat. de Neuchätel, p. 137) que c’est pour avoir confondu le D. macro- pyga avec le D. depressa, que quelques auteurs ont signale cette derniere espece dans le Neocomien et les terrains eretaces. Le bel exemplaire figure Pl. 13, fig. 7-13 provient du calcaire a polypiers de Ranville en Normandie; a part sa plus grande taille, il est absolument semblable a notre D. depressa. Ayant reconnu quelques fragmens ana- logues parmi les fossiles portlandiens de la collection de M. Gressly, je Vai fait representer avec les details ci-dessus mentionnes, afın de com- pleter les figures de la planche 6, que le dessin au crayon n’a pu rendre d’une maniere assez rigoureuse. Tout en reconnaissant la tres-grande ana- logie qui existe entre les exemplaires de Normandie et ceux de notre oolithe inferieure, je ne pretends pas aflırmer leur identite. O’est une question sur laquelle je me propose de revenir dans une prochaine livraison de mon Histoire naturelle des Echinodermes. Qu’il me soit permis, en attendant, d’envisager l’espece de Normandie comme une simple variete du D. depressa. IV. Discorweı Rorura 0 Tab. VI, fig. 10-12. Syn. : Discoidea Rotula Ag. (Prodr. etc. M&m. de la Soc. d’Hist. nat. de Neuchätel, Vol. ı, p. 186). Galerites Rotula Al. Br. (Deser. geol. p. 599, Tab. 9, fig. 13). Nucleolites Rotula Al. Br. (ibid. p. 100). Pyrina Rotula DesM. (Tab. synopt. p. 258, n® 1). Cette espece fut decrite et figurde pour la premiere fois par M. Alex. Brongniart, qui Jui donna le nom de Galerites Rotula , sans doute A cause de sa forme essentiellement circulaire. Il parait cependant avoir eu des : DE LA SUISSE. 91 doutes sur sa position generique, puisqu'il la mentionne successivement sous les noms de Galerites Rotula et de Nucleolites Rotula. En effet V’anus dont la position est decisive dans cette alternative, se trouve rare- ment bien conservde dans les Oursins de la montagne des Fis. Or les exemplaires originaux de l’illustre auteur de la Geologie des environs de Paris provenaient du terrain er&tac& de cette localite. Depuis, M. Studer en a recueilli, dans la me&melocalite, d’assez beaux exemplaires qu’il a bien voulu me confier, et qui sont d’autant plus pr&cieux, qu'ils ont en partie conserve& leur test. Ayant separe les Discoid&es des Galerites, j’ai dü ne- cessairement reporter l’espece dont il est ici question, dans le nouveau genre dont elle partage les principaux caracteres. Les caracteres sp£cifiques du D. Rotula sont sa forme essentiellement hemispherique ; sous ce rapport elle tient le milieu entre les especes pre- cedentes et le D. cylindrica dont nous allons nous occuper. La bouche est placde dans une depression assez profonde. L’ouverture anale, qui en est tres-rapprochee, a, comme d’habitude, la forme d’un ovale, mais avec cette difference, que le cöte pointu esttourne en dehors au lieu de l’ötre en dedans, comme dans le D. depressa (fig. 12). Les aires ambulacraires ont la moitie de la largeur des aires interambulacraires. Les ambulacres pro- prement dits sont tres-&troits, composes de deux rangees de pores tres-pe- tits et tres-serres. Le test est assez Epais; mais ila perdu, dans les exem- plaires de M. Studer, toute trace des tubercules. Lä oü il est enleve on apercoit une large depression sur le milieu des aires interambulacraires et une autre moins sensible sur les aires ambulacraires. Ce caractere ressort aussi distinetement de la figure deM. Brongniart. Cette circonstance jointe ä V’identite d’origine de Vexemplaire de M. Brongniart avec ceux que ai sous les yeux ne me parait pas laisser de doute sur leur identite specifique. Les aires interambulacraires ont en outre, a la face inferieure, deux profonds sillons qui s’&tendent depuis la bouche jusqu’au bord de la cireonference et qu’on ne remarque &galement que dans les exemplaires d&pouryus de test. Le m&me caractere se reproduit A un plus haut degre encore dans les moules du D. cylindrica. 99 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES V. Discora cyLınorıca Ag. Tab. VI, fig. 13-15. Syn.: Discoidea canaliculata Ag. (Prodr.etc., Mem. de la Soc. d’Hist. nat. de Neu- chätel,, vol. ı. p. 186). Galerites cylindricus Lam. (Syst. IH, p. 25. n° 15). — E. Desl. (Enc. II, P- 433, 0° 175). Galerites canaliculata Gldf. (Petref. p. 128, Tab. 4r, fig. 1). Conulus Hawkinsii Mant. (Geol. of Sussex, 2° Ser. T. I, p. 201). Galerites Haykinsii DesM. (Tabl. synopt. p. 254, n° 8). La presence de cette espece si caracteristique de l’etage superieur de la Craie, dans les terrains des Alpes, est un fait d’une haute importance pour V’appreciation de l’äge de ces memes terrains. L’exemplaire figure provient de la montagne des Fis, ou ila et& trouve par M. Coulon pere. Bien que ce ne soit qu’un moule interieur, les caracteres essentiels de l’espece sont cependant suflisamment conserv&s, pour ne permettre aucun doute sur son identite avec les beaux exemplaires qu’on trouve A Rouen et en An- gleterre. Les figures que Goldfuss a donnees de cette espece, dans son grand ou- vrage sur les P£trifications d’Allemagne, sont d’une rare perfection. Dans sa description il indique, comme l’un des principaux caracteres de l’es- pece, les depressions que l’on remarque ä la face inferieure et qui s’eten- dent de la bouche a la circonference. Or, ces depressions, au nombre de deux sur chaque aire interambulacraire, sont encore bien plus apparentes sur les moules interieurs, ou elles prennent la forme de v£ritables sillons (fig. 15). Nous avons vu la m&me chose, mais d’une maniere moins E@vi- dente sur notre D. Rotula, dont le test est en partie conserve (fig. 12). Au bord de la circonference, on remarque, en outre, entre ces sillons, deux entailles egalement profondes, mais qui ne se prolongent pas au dela du bord (fig. 15). L’ouverture anale est proportionnellement petite et de forme ovale; elle occupe le milieu de l’aire interambulacraire impaire entre DE LA SUISSE. 95 la bouche et le bord de la circonference. La bouche est plus grande que Vanus et regulierement decagonale; les angles de son pourtour corres- pondent aux sutures des aires ambulacraires avec les aires interambula- craires. Les aires ambulacraires n’ont pas tout-a-fait la moitie de la lar- geur des interambulacraires. Les pores ont laiss€ des traces tres-distinctes de leur. presence. Ils forment deux rangees tres-serrees, absolument comme dans les exemplaires dont le test est parfait. On voit egalement des traces de l’appareil oviducal. Dans les exemplaires bien conserves, il se compose de eing plaques ovariales tres-grandes et de cing interovariales beaucoup plus petites. C’est A tort que M. DesMoulins identifie le Galerites cylindricus Lam. ( notre Discoidea cylindrica) avec le Clypeaster subeylindricus Goldf., qui est un vrai Conoclypus. En revanche le D. cylindrica et le Galerites canaliculatus Goldf. sont identiques. VI. Discorpeaı specıosı Se. Tab. V, fig. 16. Syn.: Discoidea speciosa Ag. (Prodr. etc., Mem. de la Soc. d’Hist. nat. de Neu- chätel, vol. ı, p. 186.) Galerites speciosus Munst. (in Goldf. Petref.n°8. p. ı50. Tab. 41, fig.5 a. b). La forme generale de cet Oursin et la nature de ses tubercules me font penser quil est identique avec le fragment deecrit et figure par M. le comte de Münster dans le grand ouvrage de Goldfuss , sous le nom de Galerites speciosus. Quoique imparfait, il n’en est pas moins tres-important, par la raison que la bouche et l’anus y sont conserv&s de maniere que desormais il ne pourra plus exister de doutesurlaposition generiquede cetteespece. U’est une veritable Discoidee;; la forme decagonale de l’ouverture buccale et la position de l’ouverture anale & la face inferieure en font foi. L’anus («) est piriforme et plus rapproche du bord du test que de la bouche ; le cöte retreci de son ouverture est tournd vers la bouche, son bord exterieur 94 DESCRIPTION DES ECHINODERMES FOSSILES DE LA SUISSE. est tres-arrondi. — Les dimensions de notre fragment s’accordent aussi parfaitement avec celles de l’exemplaire de M. le comte de Münster. Sa forme est subeirculaire et sensiblement aplatie. La face inferieure est legerement concave, et les airesambulacraires et interambulacraires y sont uniformement recouvertes d’assez gros tubercules mamelonnes et perfores. Entre les tubercules principaux dont j’ai donn€ deux figures grossies, A cöte de la figure principale,, Pon distingue une quantite de petites granules qui recouvrent toute la surface du test. Il parait, d’apres l’exemplaire de M. le comte de Münster, qu’a la face superieure les tubercules sont moins apparens et les aires ambulacraires plus renflees qu’a la face inferieure, comme cela se voit dans la plupart des especes du genre. Les ambulacres se composent de deux rangees de pores arrondis et tres-rapproches. Enfin ce qui confirme encore l’indentite specifique des deux exemplaires, c’est qu’ils appartiennent au meme terrain. L’original de ma figure a &te trouve par M. Gressly dans le Portlandien de la vallee de la Birse, pres de Laufon; celui de M. le comte de Münster provient de l’&tage superieur du calcaire jurassique de Heidenheim en Wurtemberg. La comme chez nous, V’espece est fort rare. m En — — GONSPECTUS GENERUM ET SPECIERUM ECHINODERMATUM FOSSILIUM ER HELVETIA BUSCTITEE BIFBEIORTE 5 ADJECTIS CARACTERIBUS DIAGNOSTICIS BREVIBUS, NEC NON INTERPRETATIONE TABULARUM IN QUIBUS HA SPECIES FIGURIS EXPRESS SUNT. —— —e en GO Er — Quum jam dudum mihi probatum sit, diagnosticos ita dietos caracteres distinguendis specibus non solum non sufficere, sed etiam qui is confiderent in graves errores saepius indieisse, eos in posterum in operibus meis zoologieis et paleontologieis omittere institui, et contra de caracteribus omnibus in genere fusius disserere. Tamen in hoece opusculo linguä gallicä scripto, breves descriptiones latinas ut addam induetus sum, ne serutatores rei geologice hujus dialecti minus gnaros, descriptione generum et specierum novorum, hie cum jis communicatorum frustrentur. I. Genus DYSASTER Ag. Ambulaera simplicia, in vertice disjuneta, tria in summo vertice,, duo postice convergentia. Os rotundatum, antieum, vel submedium. 1. Dysaster carinatus Ag. Tab. I-fig. 4, a superiore, fig. 5 a laterali, fig. 6 ab inferiore facie visus. Inflatus, elongatus, postice acuminatus, supra longitudinaliter carinatus. — Lias. 2. Dysaster capistratus Ag. Tab. IV fig. 1 a superiore, fig. 2 a laterali, fig. 3 ab infe- riore facie visus. Inflatus, elongatus, postice acuminatus, supra rotundatus. — Jur. marg. oxford. 3. Dysaster propinguus Ag. Tab. 1, (sub falso nomine Dys. capistrati) fig. 1 a superiore, fig. 2 alaterali, fig. 3 ab inferiore facie visus. Inflatus, elongatus, postice et supra rotun- datus. — Jur. marg. oxford. %. Dysaster analis Ag. Tab. I, fig. 12 a superiore, fig. 13 a laterali, fig. 14 ab inferiore facie visus. Ovalis, subinflatus, postice rotundatus; ambulacris posterioribus supra anc proximis. — Ool. inf, 96 5. Dysaster ringens Ag. Tab. I, fig. 7 a superiore, fig. 8 a laterali , fig. 10 ab inferiore, fig. 11 a posteriore facie visus; fig. 11 speeimen junius. Amplus, depressus; area interam- bulacrali posteriore infra prominente. — Ool. inf. 6. Dysaster Voltzii Ag. Tab. IV, fig. 11 a superiore, fig. 12 ab inferiore, fig. 13 a pos- teriore facie visus. Cireularis, depressus. — Jur. Port. II. Genus HOLASTER Ag. Ambitus cordatus; ambulacra simplieia in vertice con- vergentia. Anus in face posteriore. Os anticum. 1. Holaster complanatus Ag. Tab. I, fig. 10 a superiore, fig. 11 ab inferiore facie , fig. 12 a latere visus. Cordatus, oblongus, inflatus; antice deelivus ; poris ambulacrorum parium externis oblongis; ambulaeris anterioribus paribus flexuosis. — Cret. infer. 2. Holaster Couloni Ag. Tab. %, fig. 9 a superiore facie, fig. 10 a latere visus. Inflatus, antice tumidus ; poris ambulacrorum externis oblongis. — Cret. infer. 3. Holaster intermedius Ag. Tab. Il, fig. 6 a superiore, fig. 7 ab inferiore facie, fig. 8 a latere visus. Cordatus, inflatus, oblongus ; facie posteriore decliva, poris simplieibus. —Jur. Portl. %. Holaster L’'Hardy DuB. Tab. I, fig. 4 a superiore, fig. 5 ab inferiore facie, fig. 6a latere visus. Cordatus, inflatus, oblongus, postice truncatus ; poris simplieibus. — Cret. infer. 5. Holaster levis Ag. Tab. II, fig. 1 a superiore, fig. 2 ab inferiore facie, fig. 3 a latere visus. Cordätus, inflatus, postice truncatus, infra planissimus, poris simplieibus, ore magno. — Cret. infer. 6. Holaster Sandoz DuB. Tab. II, fig. 1 a superiore, fig. 2 ab inferiore facie, fig. 3 a latere visus. Magnus, inflatus, postice rostratus, poris simplieibus. — Cret. infer. 7. Holaster subglobosus Ag. Tab. II, fig. 7 a superiore,, fig. 8 ab inferiore facie, fig. 9a latere visus. Subeordatus, semiglobosus, postice truncatus, poris simplicibus. — Cret. super. 8. Holaster transversus Ag. Tab. II, fig. % a superiore facie, fig. 5 a latere visus. Cor- datus, tumidus, brevis, lateraliter valde dilatatus, postice truncatus, poris simplieibus. — Cret. super. 9. Holaster altus Ag. Tab. II, fig. 9 a superiore facie, fig. 10 a latere visus. Cordatus, elongatus, tumidus, altissimus, postice attenuatus, poris simplieibus. — Cret. super. 10. Holaster suborbicularis Ag. Tab. IN, fig. 11 a superiore, fig. 12 ab inferiore facie , fig. 13 a latere visus. Antice emarginatus, cordatus, oblongus , inflatus , postice attenuatus, iruncatus, infra planus, — Cret. super. Ill. Genus MICRASTER Ag. Ambitus cordatus, ambulacra supra depressa, sub- stellata, poris parium sulco conjunetis, imparium simplieibus. Anus in facie posteriore. Os anticum. 1. Mieraster cor-angwinum Ag. Tab. III, fig. 14 a superiore facie, fig. 15 a latere visus. Cordatus, inflatus, postice truncatus, in medio vertice altissimus. — Cret. super. 97 2. Mieraster minimus Ag. Tab. II, fig. 16 a superiore, fig. 17 ab inferiore facie, fig. 18 a latere visus. Parvus, subeordatus, antice declivus, postice altissimus, truncatus, poris creberrimis. — Cret. infer. 3. Micraster helveticus Ag. Tab. II, fig. 19 a superiore facie, fig. 20 a latere visus. Subcordatus, tumidus, oblongus, postice attenuatus, ambulacris parum depressis, antice convergentibus. — Cret. IV. Genus. ANANCHYTES Lam. Ambitus ovatus, testa conica; ambulacra simplicia ; os transversum anticum; anus oblongus, inferior. 1. Ananchytes ovata Lam. Tab. IV, fig. % a superiore, fig. 5 ab inferiore facie (anus in hoc specimine lasus) fig. 6 a latere visus. Ovata, tumida, conica , supra rotundata. — Cret. super. V. Genus SPATANGUS Ag. (non auct.) Ambulacra paria petaloidea, poris sulco conjunctis; impar poris simplieibus. Tubercula majora in facie superiore. Os antıcum; anus in facie posteriore. 1. Spatangus Nicoleti Ag. Tab. IV, fig. 7 fragmentum a facie superiore,, fig. 8 a latere visum. Depressus, oblongus , tubereulis majoribus erebris. — Tert. (Molasse ). VI. Genus. CLYPEUS Kl. Ambitus subeircularis , testa depressa ; os medium, stella- tum, vallatum; anus superior in suleo situs; ambulacra petaloidea , poris sulco conjunetis. 1. Clypeus Patella Ag. Tab. V, fig. 4 a superiore , fig. 5 ab inferiore facie, fig. 6 a latere visus. Circularis, subinflatus, ambulacris latis, amplissimis, vertice a medio disco parum remoto , ano remotissimo. — Ool. infer. 2. Clypeus solodurinus Ag. Tab. V, fig. 1 a superiore , fig. 2 ab inferiore facie, fig. 3 a latere visus. Subeircularis, depressus, postice truncatus, ambulacris angustioribus, ano a vertice parum remoto. — Ool. infer. 3. Clypeus acutus Ag. Tab. X, fig. 1 fragmentum a facie superiore visum. Ares ambula- crales amplissim& ; areis interambulacralibus in vertice angustissimis, acutis. — Jur. Port. %. Olypeus Hugi Ag. Tab. X, fig. 2 a superiore, fig. 3 ab inferiore facie, fig. 4 a latere visus. Subeireularis, postice dilatatus, subtruncatus, sulco are® imparis brevi, ano a vertice remotissimo. — Ool. infer. VII. Genus. NUCLEOLITES Lam. Ambitus antice rotundatus, postice truncatus. Am- bulaera stellata, poris supra sulco conjunctis. Anus superior in sulco are interambula- eralis paris. Os submedium, stellatum. Differt a Clypeo ambitu, ambulaeris et ore non circumvallato. 1. Nucleolites subquadratus Ag. Tab. VI, fig. 1 a superiore, fig. 2 ab inferiore facie, fig. 3 a latere visus. Depressus, postice quadratus, ambulaeris angustis. — Cret. infer. 1.4 13 95 2. Nucleolites lacunosus Ag. Tab. VH, fig. 4 a superiore, fig. 5 ab inferiore facie,, fig. 6 a latere visus. Inflatus, tumidus, postice truncatus, declivus, angulis rotundatis. — Cret. infer. 3. Nucleolites Olfersii Ag. Tab. VII, fig. 7 a superiore, fig. 8 ab inferiore facie, fig. 9 a latere visus. Depressus, postice rotundato-truncatus , sulco anali angustiore. — Cret. inf. &. Nucleolites gracilis Ag. Tab. VII, fig. 10 a superiore,, fig. 11 ab inferiore facie, fig. 12 a latere visus. Inflatus, elongatus, postice acuminato-truncatus ; sulco analı majore ; ambu- lacris angustissimis. — Jur. Port. 5. Nucleolites mieraulus Ag. Tab. VII, fig. 16 a superiore, fig. 17 ab inferiore facie, fig. 18 a latere visus. Inflatus, oblongus , postice rotundo-truncatus. Sulco anali brevi. — Jur. marg. oxford. 6. Nucleolites latiporus Ag. Tab. VII, fig. 13 a superiore,, fig. 1% ab inferiore facie, fig. 15 a latere visus. Subeireularis , inflatus , postice truncatus ; ambulaeris amplis; sulco anali angustiore. — Ool. infer. 7. Nucleolites scutatus Lam. Tab. VII, fig. 19 a superiore, fig. 20 ab inferiore facie, fig. 21 a latere visus. Inflatus, subquadratus, angulis rotundatis tumidis, postice trun- catus, emarginatusque; sulco anali amplissimo. — Jur . med. 8. Nucleolites major Ag. Tab. VII, fig. 22 a superiore, fig. 23 ab inferiore facie, fig. 2% a latere visus. Inflatus, elongatus, antice rotundatus, lateribus subreetis, postlice truncatus emarginatusque. — Jur. Portl. VII. Genus. CATOPYGUS Ag. Ambitus ovalis. Testa tumida. Ambulacra stellata, poris supra suleo conjunetis. Anus in facie posteriori equus. Os submedium , circumvalla- tum, longitudinale. Facies inferior plana. 1. Catopygus Gressiy Ag. Tab. VII, fig. 1 asuperiore, fig. 2 ab inferiore facie, fig. 3 a latere visus. Inflatus, oblongus, ano in media facie posteriori; poris ambulacrorum an- gustis. — Cret infer. 2. Catopygus depressus Ag. Tab. VII, fig. 4 a superiore , fig. 5 ab inferiore facie, fig. 6 a latere visus. Inflatus, supra depressus, postice subrostratus, ano marginali , ambulacris an- gustissimis. — Cret. super. 3. Catopygus Renaudi Ag. Tab. VII, fig. 7 a superiore, fig. 8 ab inferiore facie, fig. 9 a latere visus. Inflatus, tumidus, postice dilatatus; ano maximo in suleo faciei postice. — Cret. infer. 4. Catopygus alpinus Ag. Tab. VII, fig. 10 a superiore facie, fig. 11 a latere visus. Ovatus, elongatus, antice rotundatus, angustus, postice inflatus, truncatus, ano in media facie posteriore. — Cret. infer. 5. Catopygus neocomensis Ag. Tab. VII, fig. 12 a superiore, fig. 13 ab inferiore facie, 99 fig. 14 a latere visus. Tumidus, ovato-rotundus, major; ano ovali in parte superiore sulei postiei. — Cret. infer. IX: Genus. PYGORHYNCHUS Ag. Ambitus oblongus, antice rotundato-truncatus, postice dilatatus, inde produetus. Facies inferior concava. Os submedium, transversum, eircumvallatum. Anus posticus. 1. Pygorhynchus obovatus Ag. Tab. VIII, fig. 18 a superiore, fig. 19 ab inferiore facie, fig.20 a latere visus. Marginibus tumidis; ano in parte superiore sulei amplioris faciei pos- tiee. — Cret. infer. j 2. Pygorhynchus minor Ag. Tab. VIN, fig. 15 a superiore, fig. 16 ab inferiore facie, fig. 17 a latere visus. Minor, depressus, postice subrostratus; marginibus angustioribus. — Cret. infer. X. Genus. ECHINOLAMPAS Gray. Ambitus ovalis, testa tumida, rotundata; os transversum, submedium, impressum, non circumvallatum; anus transversus, inferus:; ambulaera poris suleo eonjunctis, aree ambulacrales angust& , supra sepius tumide. 1. Echinolampas Studeri Ag. Tab. IX, fig. / a superiore, fig. 5 ab inferiore facie, fig. 6 a latere visus. Hemispherieus , aree ambulacrales ampliores, ambulacris mediocribus , poris externis obliquis majoribus, internis rotundis , testa erassissima. — Calc. alp. 2. Echinolampas Escheri Ag. Tab. IX. fig. 7 a superiore, fig. 8 ab inferiore, fig. 9 a laterali facie visus. Ovalis, depressus,, ore amplo ; ano maximo,, poris ambulaerorum minimis , ap- proximatis; testa crassissima. — Cal. alp. 3. Echinolampas eurysomus Ag. Tab. IX. fig. 1 a superiore, fig. 2 ab inferiore, fig. 3 a laterali facie visus. Parvus, depressissimus ; ambulacra angustissima, poris proximis ; am- bulacra paria subarcuata. Testa medioeri. — Cret. %#. Echinolampas dilatatus Ag. Tab. XII, bis, fig. 5 a facie superiore, fig. 6 a latere visus. Latissimus,, depressus; testa omnium crassissima. — Calc. alp. XI. Genus. CONOCLYPUS Ag. Ambitus subeireularis , facies inferior plana ; os me- dium, vallatum; anus longitudinalis inferior ; testa alta, subconica, superne rotundata; ambulacra plana, ampla; poris suleo conjunetis. ‚1. Conoelypus Anachoreta Ag. Tab. X, fig. 5 a superiore, fig. 6 ab inferiore facie, fig. 7 a latere visus, Ovalis, lateraliter tumidus, deelivus, supra subconicus , ore parvo, poris am- bulacrorum externis obliquis. — Cret. 2. Conoelypus mieroporus Ag. Tab. X, fig. 8 a superiore,, fig. 9 ab inferiore facie , fig. 10 a latere visus. Circularis, subeonieus, rotundatus; ore majori ; poris externis transversis, internis minoribus rotundis. — Cret. 3. Conoclypus conoideus Ag. Tab. X, fig 1% a superiore, fig. 15 ab inferiore facie, fig. 16 a latere visus. Subovalis, altissimus, supra rotundatus. — Cret. super. 4100 %. Conoelypus DuBois Ag. Tab. X, fig. 14 a superiore, fig. 12 a laterali, fig. 13 ab in- feriore facie visus. Cireularis, hemisphierieus , supra rotundatus. — Cret. super. XII. Genus. PYGURUS Ag. Antice truncatus, postice productus, os submedium, valla- tum; anus inferior, subrotundus; ambulacra petaloidea, poris sulco conjunctis. 1. Pygurus Montmollin! Ag. Tab. XI, fig. 1 a superiore, fig. 2a laterali, fig. 3 ab infe- riore facie visus. Subqyadratus, postice parum productus, latus, subeonieus ; ambulacris peripheriam versus productis. — Cret. infer. 2. Pygurus rostratus Ag. Tab. XI, fig. % a superiore, fig. 5 alaterali, fig. 6 ab inferiore facie visus. Pentagonalis, postice rostratus, depressus, ambulaeris amplioribus. — Cret. infer. 3. Pygurus productus Ag. Tab. XII, bis, fig. 3 ab inferiore , fig. % a laterali facie, visus. Elongatus depressus , postice produetus ; os submedium , anticum ; anus sub rostro , ab ejus apice remotus. — Cret. infer. %. Pygurus conicus Ag. Tab. XIN, bis, fig. 1 a facie superiore, fig. 2 a latere visus. Co- nicus, altus, parvus; ambulacris latis, in vertice summo convergentibus. — Cret. infer. XIII. Genus. FIBULARIA Lam. Ambitus subovalis, aree ambulacrales supra inter- ambulacralibus ampliores. Os submedium , depressum. Anus inter marginem posticum et 05, cul proximus. 1. Fibularia alpina Ag. Tab. XU, fig. 1 a facie superiore, fig. 2 ab inferiore, fig. 3 a latere visus. Parva, oblonga; ano inter os et marginem medio. — Cret. sup. XIV. Genus. HYBOCLYPUS Ag. Ambitus Clypeorum, ambulacris simplieibus, ad peri- pheriam divergentibus ; poris simplieibus ; anus superior in sulco are& interambulacralis im- paris. 1. Hyboclypus gibberulus Ag. Tab. X, fig. 10 a superiore, fig. 11 ab inferiore, fig. 12 a laterali facie visus. Area ambulacralis impar altissima, gibba ; suleus dorsalis in rostrum prominentem postice desiens. — Ool. infer. XV. Genus. GALERITES Lam. Ambitus subovalis , postice angustior; os subquin- quangulare, longitudinale; facies inferior plana,, anus posticus marginalis ; ambulacra sim- plicia, poris simplieibus, ad peripheriam divergentibus. 1. Galerites Castanea Ag. Tab. XI, fig. 7 a superiore, fig. 8 ab inferiore, fig. 9 a laterali facie visus. Pororum seriebus proximis ; margine anteriore tumido , ampliore; ano in margine postico ; ambulaeris intumescentibus. — Cret. sup. 2. Galerites pygea Ag. Tab. XI, fig. % a superiore, fig. 5 ab inferiore, fig. 6. a laterali facie visus. Ovato-oblongus , ano postico, supra marginem inferiorem. — Cret. inf. XVI. Genus PYGASTER Ag. Ambitus circularis , subangularis. Testa depressa. Os cireulare,, decies ineisum, fissulis areas ambulacrales et interambulacrales limitantibus. Anus maximus, superus, sine sulco. Tuberculis seriatis. 104 1. Pygaster laganoides Ag. Tab. XI, fig. 13 a superiore, fig. 1% ab inferiore, fig. 15 a laterali facie visus ; fig. 16 pars aucta. Postice subtruncatus, supra depressus, minor ; ano latis- simo , non producto. — Jur. Portl. 2. Pygaster patelliformis Ag. Tab. XI, fig. 1 a superiore, fig. 2 ab inferiore facie, fig. 3 a latere visus. Omnino circularis, depressus, in vertice tumidus ; ano piriformi, tuberculis minus numerosis. — Jur. Porll. 3. Pygaster umbrella Ag. Tab. XIII, fig. 4 a superiore, fig. 5 ab inferiore facie, fig. 6 a latere visus. Maximus subquinquangularis , depressus, subeonieus. Ano piriformi. — Jur. Port. XVII. Genus. DISCOIDEA Kl. etGr. Ambitus cireularıs, os medium, rotundum, mar- gine incisum , anus inferior ; tubercula seriata. 1. Discoidea macropyga Ag. Tab. VI, fig. 1 a facie superiore, fig. 2 ab inferiore, fig. 3 a latere visa. Depressa, lateraliter tumida, ore parvo, ano majore. — Cret. inf. 2. Discoidea inflata Ag. Tab VI, fig. 4 a facie superiore, fig. 5 ab inferiore, fig. 6 a latere visa. Subdepressa ‚ lateraliter inflata, rotundata. — Jur. Portl. 3. Discoidea depressa Ag. Tab. VI, fig. 7 a facie superiore,, fig. 8 a latere, fig. 9 a facie inferiore visa. Tab. XIII, bis, fig. 7-13 var. major; fig. 7 afacie superiore, fig. 8 ab in- feriore, fig. 9 alatere visa ; fig. 10 vertex summus,, fig. 11 area interambulaeris, fig. 12 area ambulacralis, fig. 13 tubereula faciei inferioris. Depressa, subconica , marginibus angus- tioribus; ore majore. — Ool. inf. A. Discoidea Rotula Ag. Tab. VI, fig. 10 a facie superiore, fig. 11 a laterali, fig. 12 ab in- feriore visa. Tumida , supra rotundata ; ano piriformi , inverso. — Cret. sup. 5. Discoidea eylindrica Ag. Tab. VI, fig. 13 a superiore, fig. 1% a laterali, fig. 15 ab infe- riore facie visa. Tumida, supra rotundata, infra plana, sulcata ; ano parvo. — Cret. inf. 6.. Discoidea speciosa Ag. Tab. VI, fig. 16 fragmentum a facie inferiore visum. Maxima depressissima ; ano piriformi. — Jur. Portl. Inde sequitur species sexaginta quinque ad septemdecim genera pertinentes e familiis tantum Spatangorum et Clypeastrorum in Helvetia reperiri. Species e familis Cidaridum , Asteriarum et Crinoideorum in proximis voluminibus invenies. Be Wi Fr en aan Ka ea BEE ER ” | it " ® Ene en, E 8 A ‚dat BR Y& ne 3 E: Berg Für EG zä a Be TR 7 Es ER R wear “ - ö . ” er; oe, Echinod Süisses. Diekwan in lap Lätb- de Nicolet & Nenchatel FSNOLLSTER SANDOZ Due +5 MOL. ILILAURIDT DuiR, 5 BL. SUBGLOBOSUS AS Fsz21l0N. COMIPLANMIS AG, chinod. suisses. Tab.>. Ber — Dickwarunin lap. Lats de Nreolet a Neuchate u in Il LASITEN en Vi Re IgG =D. 1810 I era: RAN UNS \ va IS, Fi Dr 76 =. IE IO®) IT, 2 07 mn PR] Sul DL US Mßr I, oO. /o. Al DIL, En } as IC SIBORIRICHTILAU ITS. I6r Fu gt 1.02 ORASITEIR. (COIRAUNGULISIDIBEH (CID Y tanz NE Pi ey 1 u AR TG6-18 IV et AM Bi 6 20. MI UESEWTETTIENNNS 4 Echinod. suisses. Tab.ı 12. | Diekmann lap Tallı de Nicolet a. Neuchatel Suisse E KG T31DIS Sh A\SSIEIE JEIE A CAPISI IR BR ANIRIIS) MB. - ar Se U Pe OVAITA ILam. Kr 7- nn AL BER I %GHTSDISASTIEI ee E:chinod. sunsses. Tab..>. Oper, Srogs Fer Be RE IR \} Dieckmann im lap 73. CN Vllt — JA \,0) 0 € Lith de »Näcolet a Neu - Echinod. suisses. Tab.6. x Er a MT Xa7 \ No al) vn / IE > Yim Ag 3. 18 SCOIMDIEA N IRDIPWYGA A. UNE ee, u INN TS If E, as LERGOR WIDSU.- U) B BIPIRIES D.Al 17 ar ( RER 237.) D SC, SILEIN DIRIICA N Ar Tab.r. KEchinod. suisses. “ x # Diekmarm in lap h Inu de Nieoletä Neuchatel (Suisse Fa > NIICIL] N IPTRTRC St N) A\ IND y m Ip! NIT ORIFZEHR IN N ra Y5l Sm 297 BD. 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ESCHIERI.A; er N S — —\ j v 4 w 7 A En m 2 Ss B - a v Ä In Le] = ; = 5 R | v B N | a a nor. suisses \ Tab. 10. - Beitanmier ın lap = \ Nu) Ery —— u Libh. de Nieuler a Neuchatel (Sunsar NCUTUS As. 24 ULNDP HU 4695-7 TON FTHITEE FIN AU DaTRU 1 4 mm mt KU) Be + LILN 1; aD al \dr NMgST N NOSIEMPIUS AUMANCELORIETEAN AGEz IH CONOCL. MITROPORUS Lo. - KH CONOCLDUBONM 45-476 CONDEH. Col YORDIEUR AG " zu ’. Bettannier in lap s ZRIMT 7 \ ) J DIITR Vit/ rnıra? 7 77 IINIT N o = N ID/ANCUTNTD) AARTTTS 3 IRB N ( AN 7 Z ) \ man N. RÜUS MONI MIOLILINI AS FE + MIC ROSTIRATU >) AO. Tab.12. Echinod. suisses. Kr. Suisse.) lith de Nicolet 4 Neuchatel i Dickananı in lap BNIMIBIPTNTE VUDIDIHIUU LUD) Sg 1 Ib ) - en A tell] 9: (A \ IL Ib IK. KIISINN Tab.13. © EC) er suisses. ' Echmod. ©.00 oc SEEN Lith.de Nieolet a Neueliatel (Suisse.) vın lap Diclamanı DIT: Ihre 0) “chinod. suisses. Dieckmann ın lap 2. 12. PX GUN! RUS CONITUS As 3.#P1G. 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Als ich im Jahr 1836 im Begriff war, das Land der Heimath und meiner botanischen Excursionen für lange Zeit zu verlassen, ordnete ich das inzwischen fortgeführte Verzeichniss von neuem, um die seither gemachten vielfältigen Entdeckungen bescheidener Freunde, die mich mit ihren Mittheilungen beehrten, sowie auch die selbstgemachten, durch den Druck der Vergessenheit zu entziehen. Das Schicksal wollte jedoch, dass ich die Heimath nicht so bald verlassen sollte, und, gleichsam als Ersatz für getäuschte Hoffnungen , vergönnte es mir zwei Sommer noch Rhätiens Gebirge nach allen Seiten zu durch- streifen. Jetzt aber, nachdem ich zum zweiten Male den Osten der Schweiz mit dem Westen vertauscht habe, und es ungewiss ist, ob und wie bald und auf wie lange Zeit ich Graubünden wieder sehen werde, will ich nicht länger anstehen, meinem Vaterlande und dem botanischen 4 DIE PFLANZEN Publikum diesen Catalog, der durch den Aufschub nur gewinnen konnte, zu übergeben. Da ich in dieses Verzeichniss alle mir bekannt gewordenen Ent- deckungen älterer und neuerer Botaniker aufgenommen habe, so halte ich es für angemessen, eine kleine biographische Notiz von denselben vorauszuschicken, um hiemit theils die Glaubwürdigkeit ihrer Angaben festzustellen und um anderntheils anzugeben , welche Gegenden des Landes am häufigsten besucht worden sind. Wenn ich ausserdem noch ein paar Namen berühre,, die, streng genommen, nicht hieher gehören , so geschieht diess in der Absicht einen Ueberblick über alles das zu geben , was Graubünden und die Botanik zugleich berührt. Hieronymus Tragus beobachtete um die Mitte des 16ten Jahrhunderts bei Chur eine Abart der Erdscheibe. Conrad Gesner von Zürich, mit dem die neue Epoche der Wissen- schaften beginnt, bereiste im Jahr 1561 Graubünden und Veltlin. Er hat viele Pflanzen entdeckt, unter welchen auch einige sind, welche später an denselben Stellen nicht wieder gefunden werden konnten. Gesner wurde 1516 geboren und starb 1565. J. Fabricius bestieg den Calanda und theilte seine Entdeckungen Gesnern mit. - Johann Bauhin. Er besuchte um das Jahr 1565 Rhätiens Alpen (unter andern auch das Wormser Joch), und sammelte viele Alpenpflanzen, die er später in seinen Werken beschrieb und zum Theil mit Abbildungen begleitete. Er wurde in Lyon 1541 geboren und starb zu Mümpel- gard 1631. Lobelius beschrieb, mit Pena, Pflanzen, die sie aus Graubünden hatten. .. GRAUBÜNDENS. > Kaspar Bauhin, des obigen jüngerer Bruder, kam nach dem Pfäfferser- Bad. Dessen Schüler Burser bereiste das bündnerische Oberland. — K. Bauhin wurde 1560 geboren und starb 1624. ! Hier müssten auch zwei Namen angeführt werden, wenn, wie Haller in seiner Historia stirpium angibt, sie wirklich Bündnern angehörten. Es ist Nicolaus Clavena, ein Geistlicher und Apotheker aus Ober- Italien, und Pompejus Sprechus *) (ob wohl Sprecher?), der in einem zu Venedig erschienenen Opuskel“ (Anno 1611) nachzuweisen suchte, dass das von Glavena beschriebene Absinthium umbelliferum (Achillea Clavene), mit dem Clusischen identisch sei. Wir haben jedoch Ursache zu zweifeln, dass hier von einem Bündner die Rede ist, indem Haller in seiner Bibliotheca botanica die Bemerkung macht : Vanus homo, neque in montibus conscendendis exercitatus, demonstrat etc. Johann Ray, ein Engländer, besuchte in botanischer Absicht Rhätien in den Jahren 1663 und 1664. Anton v. Clerig. Wir verdanken ihm eine Dissertation über den Spargel. (Antonius de Qlericis, Curio-Rhetus. Dissertatio de Asparago propugnato in Academia Altorfiensi. Altorfii 1 715.) Johann Muralt bestieg den Lukmanier. Johann Jakob Scheuchzer durchsuchte zu Anfang des vorigen Jahr- hunderts Graubünden vielfach und entdeckte viele interessante Pflanzen. Er war auf dem Splügen, Maloja, Julier, Septimer, Crispalt, Lukmanier, im Medelser-Thal,, Rheinwald,, Kunkels, Pfäffers etc. Johann Scheuchzer, des vorigen Bruder, verlebte einen Sommer (1709) in Schams, und bestieg von dort aus die Gera, den Vogelberg und *) Pariter Rhztus (Haller). 6 DIE PFLANZEN Surser. Später (1719) gab er eine Agrostographie heraus, die noch jetzt durch die Güte der Zeichnungen und Genauigkeit der Beschreibungen ihren alten Werth behauptet. Johann Gesner besuchte in seinen jüngern Jahren die rhätischen Alpen und wurde nachher der Begleiter Hallers auf mehrern seiner Reisen. Albrecht v. Haller, gross als Staatsmann, Dichter, Arzt und Natur- forscher, lebte zu Anfang des vorigen Jahrhunderts bis über dessen Mitte hinaus (von 1708—1777). Haller hat zwar in Bünden selbst nicht botanisirt (im Jahr 1729 bereitete er sich wohl auf eine Reise dahin vor, wurde aber durch eine Krankheit abgehalten); allein er erhielt durch seine Schüler eine Menge Pflanzen aus Graubünden, die er ın seiner Historia stirpium namhaft macht. Man wird aus den unter den drei folgenden Namen vorkommenden Localitäten sehen, aus welchen Gegenden Haller von seinen Freunden und Schülern Pflanzen erhielt. Johann Jakob Huber bestieg den Albula und Maloja. Jakob Dick war in Chur, Clefen, Worms, Bellenz, im Veltlin und Misox , auf dem Fräla, Trone, Bernina und Splügen. Abraham Thomas, in Bex sässhaft, kam mit Dick nach Graubünden und bestieg den Bernina, Septimer und das Wormser-Joch. Er ist der Gründer einer Naturalienhandlung, die noch jetzt von einem seiner Nach- kommen in Bex fortgesetzt wird. Bisher waren es blos reisende Naturforscher, die sich um Bündens Pflanzen bemüht haben. Von jetzt an aber sehen wir neben zahlreichen Reisenden auch Männer auftreten, die im Lande selbst wohnten, und von welchen daher wichtige Beiträge zu erwarten sind. Wir eröffnen die Reihe mit GRAUBUNDENS. 1 L. Pol, Dekan des Zehngerichtenbundes, erst in Fläsch, sodann in Luzein Pfarrer. Sein Herbarium enthält die Pflanzen dieser Gegenden ; ich habe jedoch die seltenern Species, die er seinem Freunde Gaudin schickte, vergebens darin gesucht. Es liegt in Luzein bei Herrn Land- ammann Salzgeber, der auch die entomologischen Sammlungen, sowie auch die hinterlassene Bibliothek seines Schwiegervaters aufbewahrt. Magister Resch, Lehrer in Philantropie zu Marschlins. Er hat, wie es scheint, viel in Graubünden und namentlich um den Ort seines Auf- enthalts herum botanisirt. Sein Herbarıum, das ohne Zweifel manche interessante Pflanzen enthalten mochte, und das über die Localität verschiedener Species Aufschluss geben könnte, ist verloren gegangen. Er hat das anfangs erwähnte Verzeichniss der Alpenpflanzen Graubündens für die Alpina verfasst (1807). J. Gaudin, der Verfasser der Flora helvetica, besuchte in den Jahren 1805 und 1812 unsern Kanton; das erste Mal über Schams und Rhein- wald nach dem Tessin reisend, das andere Mal nach dem Wormser-Joch den Weg einschlagend. Seine zahlreichen Entdeckungen haben für uns um so grössern Werth, als man sich bei ihm auf richtige Bestimmung verlassen kann. Er starb 1833. Schleicher, ein deutscher Pflanzenhändler in Bex, bereiste ebenfalls Graubünden. Er hat, wie mehrere seiner Vorgänger, das Veltlin und Wormser-Joch ausgebeutet, kam nach dem Albula und Schyn, und reiste, wenn ich nicht irre, durchs Oberland zurück. Seine Localitätsangaben sind jedoch nicht zuverlässig; cultivirte Pflanzen, oder solche, die ihm zugeschickt worden sind, haben oft von ihm. falsche Heimathscheine erhalten und sind mit diesen in die Herbarien seiner Correspondenten 8 DIE PFLANZEN übergegangen. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass ein Mann, der die Pflanzen sehr gut kannte und sich das Sammeln zum eigentlichen Beruf machte, manches seltene Gewächs finden musste, das vielleicht andern entging. Schleicher starb 1834. A. Tausend, Chirurg in Chur, sonst aus Schwaben, sammelte in den Zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts auf den Bergen bei Chur herum viele Pflanzen. Im höchsten Grade unzuverlässig und aufschneiderisch in seinen Angaben, wie Herr Hauptmann U.v. Salis und ich oft zu be- merken Gelegenheit hatten, hat Tausend sich das Misstrauen so sehr zugezogen, dass auch in möglichen Fällen seine Ortsbezeichnungen in Zweifel gezogen werden können. Es schien mir daher gerathener seine Angaben bis auf wenige ganz zu unterdrücken, als die Rubrik der zwei- felhaften zu vermehren. Ich weiss nicht in welcher Eigenschaft ihm das Bürgerrecht des Kantons geschenkt worden ist, ob als Botaniker oder als Impfarzt. Tausend starb 1827. Die Reihe der noch lebenden Botaniker , die sich mehr oder weniger mit den Bündnerpflanzen befassen, beginnen wir billig mit H. Bovelin, Apotheker in Bevers, unserm Nestor. Herr Bovelin, aus dem Kanton St. Gallen gebürtig, hält sich seit vielen Jahren in Bevers auf, und macht von hier aus fast jeden Sommer seine Ausflüge auf die benachbarten Berge. Es gelingt ihm vorzüglich gut, die Farben der Pflanzen beim Trocknen zu erhalten, weswegen bei ihm oft von Lieb- habern kleine Sammlungen verlangt werden. Auch hat er vor mehrern Jahren einen Versuch angestellt, getrocknete Pflanzen auf feine Zeuge anzubringen, um solche sodann zu Vorhängen oder Tapeten zu ge- brauchen, GRAUBÜNDENS. 9 H. Dr. Steiner ebenfalls in Bevers wohnhaft. Er ist daselbst practiciren- der Arzt und besitzt gute Kenntnisse in der Botanik, über welche er als Mitglied des Sanitätsraths die Aspiranten der ärztlichen Praxis examinirt. H. Regierungsrath Dr. Hegeischweiler in Zürich, der Verfasser der zweiten Ausgabe von Suter’s Flora helvetica, der Beiträge der Beschrei- bung einer in botanischer Absicht unternommenen Reise nach dem Tödi, u.a.W. Er hat Bünden und den anstossenden Theil von Glarus selbst bereist , schickte einmal einen Reisenden auf seine Kosten nach unserm Lande und stand mit mehreren fleissigen Sammlern in Verkehr. H. Hegetschweiler besitzt manches hübsche Pflänzchen aus Graubünden , und ihm verdanken wir viele Lokalitätsangaben ; jedoch ist hier zu bemerken, dass ich von den eigenen Beobachtungen Hegetschweilers die Tausend’schen Angaben, die ersterer publicirte, scharf trennte. Wie fast jeder Botaniker ein eigenes Feld der Wissenschaft bearbeitet, so hat sich auch H. Hegetschweiler die Aufgabe gesetzt, den verwandtschaft- lichen Zusammenhang der Species nachzuweisen und wenn auch hie und da die Zusammenstellung etwas gewagt erscheint, so muss man immer- hin zugeben , dass er die Idee, die Abänderungen der Pflanzen aus den äusseren Einflüssen zu erklären , bisher am besten durchgeführt hat. H. Emmanuel Thomas in Bex, Sohn des früher erwähnten Abraham Thomas, und wie jener sich mit dem Handel von Naturalien abgebend , hat zu wiederholten Malen unsern Kanton bereist. Seine letzte Reise fand im Jahr 1835 statt, bei welchem Anlass er den Juncus castaneus aebst anderen seltenen Pilanzen entdeckte. Man kann bei Em. Thomas Jie von ıhm in Bünden gesammelten Pflanzen käuflich erhalten. 2. 10 DIE PFLANZEN H. Prof. Oswald Heer, von Matt im Kanton Glarus, für die Botanik an der Universität in Zürich angestellt, hat den K. Graubünden mehr- mals besucht, und zwar nieht blos in der Eile eines Durchreisenden „ sondern, indem er sieh einige Wochen Zeit dazu nahm, um mit Muse bald die eine und bald die andere Thalschaft botanisch und entomologisch auszuforschen. Sein Augenmerk war dabei vorzüglich auf die Verbreitung: und das Vorkommen der Pflanzen auf der Gentralkette der rhätischen Alpen gerichtet. Er gedenkt seine Beobachtungen später in einem be- sondern Werke zu veröffentlichen, wozu jeder, der seine Arbeit über einen Theil des Kantons Glarus kennt und rein wissenschaftliche Forschung zu würdigen weiss, der Wissenschaft und dem Bearbeiter Glück wünschen wird. Ich verdanke H. IIcer eine Menge der werthvollsten Localitäts-- angaben... H. Hauptmann Ulysses v. Salis, in Marschlins, hat, mitgründlichen- Kenntnissen in der Botanik ausgerüstet, Graubündens Flora vielfach durchsucht. Die Gegend der Herrschaft und der fünf Dörfer, das Brättigau, das Ober-Engadin, Bergell und andere Thäler des Landes boten ihm den: Stoff zu mannigfachen. botanischen Beobachtungen. Wenn jedoch im diesem Verzeichniss der Name des H. v. Salis nicht so oft vorkomnt, als sein vieljähriger Aufenthalt im Lande und seine Thätigkeit erwarten lässt, so ist solches dem Umstande zuzuschreiben, dass U. v. Salis ‚ seine Erfahrungen auf dem Gebiete der Botanik für spätere Zeiten aufbe- wahren will. Ich habe hier nur das anführen können , was mir im. Verlaufe freundschaftlicher Unterhaltungen mitgetheilt wurde. H. Pfarrer Z’elix in Nufenen, beschäftigt sich seit mehrern Jahren mit den Pflanzen des Rheinwalds. Ihm verdanke ich viele Pflanzen und Le- GRAUBÜNDENS. 11 calitätsangaben aus diesem Theile des Landes, wofür ich ihm auch hier meinen Dank abstatte. H. Landammann M. Feessli, in Splügen,, widmete früher, als er noch in Hinterrhein war, die’Stunden seiner Muse, der Flora seines Thals. Hoffentlich wird er auch jetzt, trotz der vermehrten Geschäfte, dem Umgange mit der Natur nicht ganz entsagen und uns der seltenen Pflanzen, wie solche die Oxytropis lapponica und Pulmonaria angustifolia war, noch mehrere zu Tage fördern. H. Muret, Mitglied des Appellationsgerichts in Lausanne , bereiste im Sommer 1837 in Gesellschaft des H. Pfarrers Leresche Graubünden. Er entdeckte mehrere der seltensten Pflanzen und theilte sie mir mit der dem französischen Charakter eignen Gefälligkeit mit. Noch hätte ich mehrere Namen hier zu nennen, sowohl von reisenden Botanikern , deren alle Jahre immer mehr nach Bünden kommen, als auch von inländischen Liebhabern, deren sich bereits unter allen Klassen einige finden. So sehr es mich jedoch gefreut hätte, durch namentliche Aufführung mehrerer Aerzte, Pharmaceuten, Forstbe- amten, Geistlichen und Rechtsgelehrten zu zeigen, dass der Sinn für Naturstudium auch bei uns erwacht ist, so will ich, um ihrer Be- scheidenheit nicht zu nahe zu treten, diesmal ihre Namen mit Still- schweigen übergehen. Zum innigsten Vergnügen gereicht es mir aber, mit der festen Ueberzeugung nicht zu übertreiben, sagen zu können, dass unter den Ungenannten einer und der andere sich findet, der an wirklichen botanischen Kenntnissen und an wissenschaftlichem Sinne den bessern Botanikern an die Seite gesetzt werden kann. i2 DIE PFLANZEN Ich hätte nun noch zum Schlusse zu zeigen, inwieweit ich zur Ab- fassung dieses Verzeichnisses vorbereitet war. Ich begann im Jahr 1828 meine botanischen Studien in München unter der Anleitung des Prof. Zuccarini. In die Heimath zurückgekehrt, hielt es bei meinen be- schränkten literarischen Hülfsmitteln im Anfang schwer, mieh in der, damals für mich neuen , Flora der Alpen zurecht zu finden. Weder Abbildungen noch Herbarien erleichterten mir das Bestimmen der Pflanzen, und so war ich einzig an Beschreibungen gewiesen , mit denen ich jede neue Erscheinung genau vergleichen musste. Wenn ich ‚auch auf diesem Wege oft irre gegangen bin, so hatte es den grossen Vortheil, dass ich dabei den Organismus der Pflanzen genau kennen lernte, und dadurch in Stand gesetzt wurde, später um so schneller vorwärts zu schreiten. Vom Jahr 1829 an bis 1834 botanisirte ich viel in. Graubünden, kam in alle Thäler des Landes, wenige nur ausge- nommen und besuchte auch das Wormser-Joch und den K. Tessin bis an seine südlichsten Grenzen. Wenn ich nun zu den in diese Zeit fallenden Ausflügen und Reisen die des Sommers 1836 und des Jahrgangs 1837 setze, so ergibt sich im Allgemeinen, dass ich, mit Ausnahme des Unter- Engadins, in allen Thälern des Kantons, wenigstens ein Mal gewesen bin, in vielen zwei Mal, wie z. B. im Oberland, Tawetsch, Valz, Vorder-Lugnetz, Ober-Engadin, Brättigau, Schallfigg, Misox, in andern drei Mal, wie im Rlieinwald, Schams, Domleschg, Belfort, Gruob und Herrschaft. Unzählige Ausflüge habe ich in der Umgegend von Chur gemacht, die Berge dort herum, den Calanda , Bizockel, Mittenberg, Montellin, Joch, Augsberg bei Parpan, den Augstenberg bei Malins u. a. oft bestiegen, und fast jedesmal die Ausbeute gesehen, wenn andere Botaniker Ausflüge in diesem Revier machten. GRAUBÜNDENS. 15 u In den Jahren 183% und 1835, in welchen ich in Genf mit einer literarischen Arbeit beschäftigt war, hatte ich das Glück die De Can- dolle’sche Bibliothek und Herbarium vielfach benutzen zu können. Ich ordnete auch damals die beträchtliche Pflanzensammlung des Conservatoire botanique, eine Arbeit wobei mir fast alle europäischen Species zu Gesichte kamen und die ich diesen Winter (1838) beendigen werde. In den freien Stunden meines früheren Aufenthalts in Genf botanisirte ich in den reichhaltigen Umgebungen dieser Stadt öfters und machte auch zwei Reisen in die Savojergebirge und zwei nach dem benachbarten Jura. — Diese günstige Stellung in Genf gestattete mir, unsere Bündtnerpflanzen mit einer Menge aus andern Gegenden und mit authentischen Exemplaren zu vergleichen, und sie darnach mit grosser Sicherheit zu bestimmen. — Wenn sich jedoch, trotz dieser Garantie, Fehler in dieses Verzeichniss eingeschlichen haben sollten, die auf die Benennung Bezug haben, so wird es leicht sein, selbige später zu berichtigen, da ich alle hier ange- führten Pflanzen , die ich gefunden, in’ meinem Herbarium durch einige Exemplare repräsentirt und mit einer Etiquette verschen habe, die mit den Angaben dieses Verzeichnisses correspondirt. Wenn ich mich nicht streng an die politischen Grenzen des K. Grau- bünden gehalten habe, so glaube ich diess mit folgenden Gründen recht- fertigen zu können. Zum ersten sind die politischen Grenzen in den meisten Fällen etwas willkührliches, mit einer natürlichen geographischen Abmarkung in Widerspruch stehend. Wer daher ein Bild der Pflanzen- physiognomie eines Landes entwerfen will, muss sich, so viel thunlich,, an letztere halten. Zum andern liegen einem Botaniker eines Grenzorts die Pflanzen über dem Markstein eben so nahe als die, welche hierwärts desselben wachsen ; so dem Bergeller die Clefner-Pflanzen , so dem 14 DIE PFLANZEN Churer die Sarganser und Melser. — Zum dritten ist namentlich das untere Misox so gelegen, dass möglicherweise viele Pfilanzen des oberen Italiens dort wachsen können und vielleicht früher oder später auch noch dort gefunden werden. Der Umstand, dass Graubünden an drei Stellen nach Italien hinab seine Arme streckt, gibt freilich unserer Flor etwas vages; aber die italienischen Thalschaften unseres Landes von dieser Arbeit auszuschliessen , wie mir von einer Seite verdeutet wurde, hätte ich , um meiner italienischen Mitbürger willen, nicht über mich bringen können. Und am Ende ist zu bedenken, dass der Zweck jeder pflanzen-geographi- schen Arbeit nicht das Land sondern die Pflanzen sind: es soll nicht gezeigt werden, welchen Einfluss die Pflanzendecke auf das Land ausübt, sondern umgekehrt; und zu diesem Zweck hätte ich füglich sowohl nach dem Süden als nach dem Norden noch weiter greifen dürfen, wenn es meine Kenntnisse gestattet hätten. Ja es wäre sogar zu wünschen ge- wesen, dass ich den ganzen Querschnitt aus der Alpenkette, von welchem Graubünden die Mitte bildet, hätte behandeln können. So nimm denn, Rhätien, diese Huldigung , die einer deiner Söhne dir aus der Ferne bringt, nachsichtig hin ! Er wollte den Reichthum blos andeuten, den der Schöpfer in dein Kleid gewoben hat, keineswegs ihn erschöpfen ! Genf im November 1838. 4. mM: GRAUBÜNDENS. 15 I a Ba En Lu Charakteristik der Pflanzenphysiognomie Grau- bündens im Allgemeinen. Das Hochland des alten Rhätiens, der schweizerische Kanton Grau- bünden, in seinen jetzigen Grenzen, liegt zwischen dem 46 und 47° nördl. Breite und 266— 283° Länge, ganz im Alpengebirge vergraben. Es ist ein wahres Netz von Gebirgsrücken und Thalgründen : nirgends ist eine Ebene von einer Stunde in’s Gevierte. Nach Norden fällt das Thal bis auf 1530 Fuss (bei Ragatz) ü. M. und nach Süden bis auf 708’ (bei Bellenz) ; die höchsten Spitzen steigen bis auf 12000’ Höhe ü.M. (Ortles), mehrere halten sich zwischen 10—11000’ (Piz Rosein w: a.) und viele, wohl die meisten, stehen zwischen 8—10000'. Nur das Schiefer- gebirge *) im vordern Theil des Landes, die Kette zwischen dem Brättigäu und Schalfigg und der Gebirgsstock der Drei-Bünden-Mark (auf welchem die Dörfer Malix , Obervatz, Scheid, Feldisete. liegen), sowie Schams und Heinzenberg, erreicht diese Höhe nicht; sein Rücken, der ohne be- deutende Hervorragungen ist, hält sich in ungefähr 6000’ Höhe ü.M. In keinem Lande ist:die Lage der Thäler so mannigfach wie in Graubünden ; es gibt keine Richtung, in:welcher nicht irgend ein Hauptthal (von den *j Nach Prof. Studer Bündner- oder Fucoidenschiefer, eine Formation, die ieh oft in-dieser Arbeit mit dem Namen Thonschiefer bezeichnete. Seine Verbreitung habe ich ebenso gefunden, wie dieser scharfsichtige Geolog, was ich-zu meiner: grossen Befrieligung gewahrte, als ich dessen geognastische Arbeit (vorgelesen der:nat. Ges. in Neuchatel 4837) las. 16 DIE PFLANZEN Nebenthälern kann nicht die Rede sein) dieses Landes striche. Grau- bünden gibt seine Wasser an den Rhein, die Donau und den Po ab und zerfällt somit in drei Flussgebiete. Ehe wir jedoch auf die Charakteristik dieser drei Flussgebiete, die, wie wir später sehen werden, mit Verschiedenheiten der Pflanzen- bedeckung zusammenhängen, eingehen, wollen wir einen Blick auf die Physiognomie des Landes im Allgemeinen nach den verschiedenen Höhen werfen. Erste Region. Die untere Rheinebene, der Landstrich von Fläsch nach Ems und Reichenau , liegt noch in der Region des Weinstocks und wird von dem- selben eigens charakterisirt. Wenn auch die Weinberge, in der Art wie sie bei uns vorkommen, durch ihre nach der Schnur geordneten Reihen etwas monoton erscheinen, so gewähren sie doch im Sommer durch ihr lebhaftes Grün einen angenehmen Anblick, zumal wo kleine niedliche Weingartenhäuschen in ihnen vorkommen, wie diess bei Chur der Fall ist. Selten sieht man in diesem Gebiete den Weinstock in Lauben gezogen, wo er sich durch seine,Ranken an horizontal gelegte hatten anklammert ; nur bei Untervatz und weiter unten zwischen Sargans und Wallenstadt wird diese Oulturmethode Italiens nachgemacht. Aber noch ist es niemand eingefallen, die schönen Guirlandenreihen die manche Gegenden Savojens zieren, bei uns einzuführen. Unsere Sonne mag aber auch wohl weder für die italienische noch für die savoyische Methode warm genug sein. Obwohl nun der Weinstock an und für sich der Thalebene von Chur keinen besondern Reiz verleihen kann, so ist er doch im Gemisch mit andern Pflanzungen angenehm, und da sein Fortkommen durch klima- tische Zustände bedingt wird, die noch einer Menge anderer Gewächse (edeihen geben, so kommt es, dass diese Gegend in ihrer Mannigfaltig- keit die lieblichste Graubündens ist. GRAUBÜNDENS. 17 Zweite Region. (Montane Region oder Region des Kirschbaums..) Von der Grenze des Weinstocks an bis zum höchsten Punkte des Fort- * kommens des Kirschbaums (ungefähr 3500’ ü. M.) rechne ich die montane Region. In diese fallen die meisten bewohnten Gegenden des Landes, das Brättigäu bis Klosters, das Oberland bis Disentis , Schalfigg , Belfort und der unterste Theil des Unter-Engadins. In reizender Abwechslung umgeben grüne Wiesen und gelbe Getreidefelder, Obstbaumpflanzungen und Laubholzwaldungen die Dörfer dieser Region. Oft steigen auch die finstere Feuchtigkeit verbreitenden Tannenwälder bis in diese Tiefen herab, wo sie dann dem Gemälde der Landschaft den Schatten verleihen. Seltener als zu wünschen ist, sind in dieser Region die Laubholzwaldun- gen, die doch hier ihre rechte Stelle fänden. Nur das vordere Brättigäu hat deren eine beträchtliche Menge aufzuweisen, so dass sie für die Physiognomie dieses Thals, dem sie einen heitern Charakter aufdrücken, bezeichnend sind. Der Wiesenteppich ändert seine Farben je nach der Jahreszeit. Erst ist er grün, so lange noch keine Blumen zum Vorschein kommen ; bald aber wird er gelb durch das Auftreten der Schlüsselblumen , Ranunkeln und Milchen (Trapogon, Leontodon etc.) ; später in manchen Gegenden weiss, durch die Wucherblumen und Umbelliferen. Bei Klosters ist für viele Wiesen die Agrostis vulgaris bezeichnend, welche an Individuen- Zahl alle andere Pflanzen zusammengenommen wohl um das zwanzig- fache übertrifft. Dritte Region z (Subalpine Region oder Region der Rothtannen.) Die Rothtanne steigt bei uns bis ungefähr 5000’ weit über das Meer und bis hieher rechnet man gewöhnlich die subalpine Region. In sie 3 18 DIE PFLANZEN fallen die höhern bewohnten Thäler unseres Kantons, Davos, Rheinwald, Tawetsch, Avers, Valz, Savien , Erosen und der obere Theil des Unter- Engadins. Die Abwechslung der Pflanzungen wird geringer ; es streiten sich nur noch Wiesen und etwas Roggen- und Gerstenfelder mit den Tannenwäldern um den Besitz des Bodens. Die Laubhölzer treten zurück, sowohl an Individuen-als an Species-Zahl , oder sie treten nur noch strauch- artig auf. Hochstämmige Bäume gibt es blos noch aus den Geschlechtern der Birken, Mehlbeerbäume, Gürgütsch und den Traubenkirschbäumen (Cerasus Padus). Die Wiesen der subalpinen und auch wohl alpinen Gegenden werden besonders durch eine Pflanze charakterisirt, durch die Ochsenzunge: der Bündner, Polygonum Bistorta L. Wann die Pflanze blüht, so kleiden sich manchmal ganze Thäler in das lieblichste Rosenroth. Weniger häufig, aber doch auch bezeichnend,, ist die Sanguisorba oflicinalis L. für die nämlichen Thäler. Vierte Region. - (Alpine Region oder Region der Alpenweiden..) Von 5000’ an bis in die Höhe von 6500’ rechne ich die alpine Region. Sie umfasst das Gebiet der Alpenweiden, wo in den Sommermonaten das Vieh seine Nahrung findet. Wenn wir einige hochgelegene Thäler, wie das Ober-Engadin, aus- nehmen, so zeichnet sich diese Region von den vorhergehenden durch den Mangel an hochstämmigem Holze aus. An seine Stelle tritt hier das Gestrüpp der Alpenrosen, des Trosses (Alnus viridis), und auf Kalk- bergen das der Legfohre ; stellenweise, jedoch seltener , überziehen strauchartige Weiden (Salıx foetida, grandifolia, myrsixites, helvetica et lapponum) die Abhänge dieser Höhen. Der grösste Theil aber dieser Region ist Weide. ‚Sie besteht in einem Gemische der mannigfaltigsten Kräuter, unter denen sich jedoch am GRAUBÜNDENS, 19 meisten die Umbelliferen durch die Mutternen (Meum Mutellina) und durch. .die' Gaya' simplex,, ‚die Plantagineen durch Plantago alpina und mehrere. CGompositen und Leguminosen hervorthun. Die gestreckten Alpenweiden bilden, obwohl sie eigentlich Sträucher sind, einen nicht unwesentlichen Theil dieser Weiden; wir nennen hier blos Salix retieu- lata, retusa und herbacea. Die Monocotyledonen treten in dieser Region sowohl an Specieszahl als in Hinsicht der Menge hinter die Dicotyledonen zurück, manchmal auf eine auffallende Weise. So findet man in der Wiese der’ Gengel’schen Jochalp: nur ‚hin. und wieder einen Grashalm unter dem dichten Teppich, den dort, die Mutterne und das Hedysarum obscurum bildet. Und doch gilt das Heu, das auf dieser Wiese gemacht wird, für das vorzüglichste weit und et Bezeichnend sind ferner für diese Region und namentlich für die Um- gebung der Sennhütten die Plakten (Rumex alpinus), die Aconiten und die Goldkräuter oder Böni (Senecio cordifolius). Letzterer wird in den südöstlichen Alpen durch den Senecio campestris vertreten und zwar so ausschliesslich, dass auch keine Spur vom S. cordifolius zu sehen ist, wie ich diess in der Zuzer Alp auf dem Levirone zu beobachten Gelegenheit hatte. Es wäre des Nachforschens werth, zu erfahren , unter welchen Umständen die eine und die andere dieser beiden Arten auftreten. Im Ober-Engadin gehen die Lärchen und Arven meist bis an das Ende der‘ alpinen Region, ein Umstand auf den ich später zurückkommen werde. Fünfte Region. (Nivale Region, in diesem Verzeichniss auch als subnivale Region bezeichnet. Vom Ende der alpinen Region bis an die Schneelinie, oder ungefähr 8000’ Höhe rechnet man die nivale Region. 20 DIE PFLANZEN Vom Gesträuch ist hier keine Rede mehr ; wenn man nicht die kriechenden Weiden so benennen will. Nur fingershohe Kräutchen zeugen hier noch für die unbesiegbare Kraft der Natur. Und diese Kräutchen sind so dicht aneinander gedrängt, dass einem dabei unwill- kührlich die Chinesen in den Sinn kommen, von denen berichtet wird , dass sie sich im Winter haufenweise zusammenstellen, um sich durch den gegenseitigen Druck zu erwärmen. Jedem Alpenwanderer müssen die schönen Polster der Silene acaulis, der Saxifragen und Aretien auf- fallen ; sie sind es, die in diesen weiten lautlosen Räumen dem Menschen den Trost zusprechen : auch hier ist Leben noch ! Sechste Region. (Glaciale Region , in diesem Verzeichnisse auch zuweilen als nivale Region bezeichnet. ) Noch über der Schneelinie finden sich in Felsenklüften an geschützten Stellen, wo der Schnee nicht halten kann, Pflanzen. Es sind Aretien, die Saxifraga oppositifolia und bryoides, Gerastium latifolium, nach Heer Poa laxa, nach Saussure Silene acaulis, var. exscapa, nach Hegetschwei- ler Cherleria sedoides , nach H. Nägeli auf dem Sandgrath (8600) ausser den genannten Potentilla frigida, eine Draba, Geum reptans, Ranunculus glacialis, Chrysanthemum alpinum , Linaria alpina etc. Alle diese Pflanzen kommen auch in den unteren Regionen vor und zwar in grösserer Menge als hier, so dass in vegetabilischer Hinsicht diese sechste Region eigentlich wegfällt. Es sei mir nun noch erlaubt, die Verschiedenheit in der Vegetation nach den drei Flussgebieten hervorzuheben. GRAUBÜNDENS. 2 ERSTES FLUSSGEBIET DES RHEINS. Es begreift weit aus den grössten Theil des Landes in sich und so gehören im Grunde, ausser den Pflanzen , die besonders zur Bezeichnung der beiden andern Flussgebiete angeführt sind, alle in diesem Ver- zeichniss vorkommenden Gewächse hieher. Ich will jedoch aus dieser Allgemeinheit zwei Thäler hervorheben, die mir einer besondern Auf- merksamkeit werth scheinen. Das Bündnersche Oberland. Die Thalsohle des Oberlandes, von der Rheinschlucht unter Valendas an bis Disentis gerechnet, zeigt eine eigenthümliche Zusammensetzung der Vegetation, die sich weiter unten in der Rheinebene von Chur nicht mehr findet. Pflanzen , die man gewohnt ist für südliche zu halten, oder die in den ausgedehnten Ebenen der unteren Schweiz und des warmen Waadtlandes und Genfs sich finden, erscheinen auf einmal, gleichsam nach einem Sprunge über das vordere Rhätien,, im Oberlande wieder. Zu diesen gehören folgende Arten : Gypsophila muralis, Graphalium uliginosum, Anagallis coerulea, Geranium dissectum, Poa pilosa, Ama- ranthus retroflexus, Holcusmollis, Bidens cernua, Hypericum tetrapterum , Trifolium agrarium, arvense, Cyperus fuscus. Zwei Ursachen sind es, die nach meinem Dafürhalten, diese Eigen- thümlichkeit bedingen. Eine dritte will ich zum Schlusse als eine mög- liche andeuten. Die erste ist die geographische, welche darin besteht, dass das Thal auf etwa 7 Stunden Länge nicht mehr als 1380' Fall hat, was ungefähr auf die Stunde 200° ausmacht. Was hier in der montanen Region Statt findet, werden wir später bei Anlass des Ober-Engadins in noch grösserm Masse in der alpinen beobachten und dort soll es aus- 33 ‚DIE "PFLANZEN führlicher gezeigt werden, dass, je mehr eine Höhenregion horizontale Ausdehnung hat, desto: mehr Pflanzenspecies sich ‘in ihr niederlassen. Die zweite Ursache knüpft sich an diese an und ist klimatischer Natur. Das Oberland hat eine Richtung von Osten nach Westen. Eine hohe Gebirgskette schützt es von Norden vor dem rauhen Boreas, der nur gebrochen von Osten her in dieses Thal gelangen kann: Keine Seiten- thäler von Betracht münden vom Norden in das Hauptthal, so dass man schon daraus schliessen kann, wie steil die Abdachung von dieser Seite sein muss. Dagegen verhält es sich auf der Südseite ganz anders , wo drei sechsstundenlange Seitenthäler (Lugnetz, Somvixer-Thal und Medels) sich in das Hauptthal münden. Zudem erleiden die Gebirgs- rücken , die diese Seitenthäler von einander trennen, vom Süden her eine Abdachung, in der Art, dass die höchsten Spitzen derselben (Gebirgsrücken) hinten stehen und nach vorne oder Norden graduel abnehmen. Das Thal erhält dadurch eine südliche Stellung, deren Ein- fluss auf die Vegetation durch den Reflex der Sonnenstrahlen von Norden her noch erhöht wird. Die dritte mögliche Ursache ist eine geologische. Zwischen Ilanz und Schleuis findet eine marquirte geognostische Scheidung der Gebirgs- formationen statt. Während auf der Schleuiser-Seite der secundäre (?) Kalk (d.i. der Kalk, der die zweite Gebirgsreihe, die mit der Central- oder Urgebirgskette sowohl in Bünden als in Bern parallel läuft *), bildet) auftritt, ist von Ilanz an aufwärts (wie weit weiss ich nicht) eine granitische Formation wahrzunehmen. Ist dieser Stock bei llanz nun ein von untenher hinaufgetriebenes plutonisches Gebilde neuern Ursprungs? Sollte vielleicht die Thalsohle des Oberlandes früher tiefer gelegen haben, als jetzt? Ich bin zu wenig Geolog und habe auch zu wenig das Vorkommen der dortigen Formation nach allen Seiten ge- *) Was nach Prof. Studer. nicht der Fall ist, der in Bünden eine Unterbrechung der normalen Alpenformation zu bemerken glaubt. GRAUBÜNDENS. 05 sehen, als dass ich weiter als zum Fragen und Vermuthen zu gehen wagte. Aber auch alle diessfälligen Vermuthungen auf die Seite gesetzt, darf man ‚annehmen, dass schon das Begegnen und Vorkommen zweier Formationen in der Pflanzendecke Eigenthümlichkeiten hervorrufen muss. In das Flussgebiet des Rheins gehört auch der Thalkessel von Tiefen- kasten, der von der Albula durchströmt wird. Aus diesem Gebiete, das übrigens mit dem Oberland vieles gemein hat, hebe ich folgende Pflanzen, die ich anderwärts nie gefunden habe, als bezeichnend her- vor : Cephalaria alpina , Inula salicina, Conium maculatum, Armoracia rusticana, Campannla glomerata, Gentiana germanica, Bromus racemosus, Gentaurea rhztica M., und Peucedanum verticillare, das hier auf Wiesen seine eigentliche Heimath hat und weiter unten nur an Flüssen mehr gesehen wird. Andere Pflanzen, die sich anderwärts auch finden , aber dieses Gebiet bezeichnen helfen, sind: Astragalus monspessulanus und Cicer, Goronilla vaginalis, Chondrilla prenanthoides, Atamantha Libanotis, Lactuca peren- nis, Orobanche Epithynum, Epipactis rubra. Das Albulathal liegt in der nämlichen Höhe ungefähr wie das Ober- land und hat auch has dieselbe Richtung. Die Basel, die es umfassen , sind Kalk, in dem an zwei Stellen Gyps ER Nur der Schyn,, an de die Albula vorbei fliesst, che sie in den Rhein fällt, gehört zur Schiefer- formation. ZWEITES FLUSSGEBIET DES INNS. Das Engadin, in nordöstlicher Richtung streichend, gehört, von Schulz an bis Brail in die subalpine und von dort an bis zu seinem obersten Ende in die alpine Region. Es beherbergt eine Menge der interes- 94 DIE PFLANZEN santesten und seltensten Pflanzen , die bisher noch in keinem andern Theile Graubündens gefunden worden sind. Bis hieher und nicht weiter geht die Gentaurea austriaca, die Primula glutinosa und nicht viel weiter westlich geht der Senecio carniolicus. Hier allein findet sich auf unsern Alpen das Thalictrum alpinum. Das Sysymbrium strictissimum, Astra- galus Onobrychis, Galeopsis versicolor, Cirsium eriophorum, Erysimum strietum und andere Pflanzen bezeichnen durch ihr häufiges Vorkommen die tiefern Gegenden des Engadins. Noch mehr eigenthümliche Arten erscheinen weiter oben, von denen ich, um nicht zu weitschweifig zu werden, blos die bemerkenswerthesten herausheben will. Es sind Papaver pyrenaicus, Statice alpina, Phaca alpina, Senecio abrotani- folius, Scirpus alpinus, Alsine lanceolata und biflora, Tussilago leucophylla, Dianthus glacialis, Hieracium chondrilloides, prunellxfolium , spharoce- phalum , Galium uliginosum, Valeriana supina, Koeleria hirsuta, Aethio- noma saxatilis u. v.a. Unter den Pflanzen des Ober-Engadins bemerken wir ferner eine Menge Arten, die selbiges mit dem hohen Norden gemein hat, und von welchen ich folgende hier namhaft machen will : Carex microglochin , Kobresia carieina, Juncus arcticus, Tofieldia borealis, Woodsia hyperborea, Potentilla frigida, Salıx Lapponum, Linnza borealis, Geranium aconiti- folium , Gnaphalium alpinum L. (das wahre), Androsace septentrionalis und andere weniger seltene, die auch anderwärts in den Alpen den Norden widerholen. Im Gegensatze zu diesen erscheinen im Ober-Engadin einige Species, die wir sonst nur auf dem südlichen Abhange der Alpen zu sehen ge- wohnt sind. Hieher rechne ich Carduus leptophyllus, Erysinum hel- veticum var. pumilum, Arabis Halleri, Anthyllis Vulneraria var. ochro- leuca und Arenaria laricifolia. Wenn meine Annahme nicht irrig ist, so hätten wir in diesen Pflanzen ein Beispiel, wie Gewächse auch auf- wärts wandern können ; denn woher sollten die genannten Arten sonst GRAUBUNDENS. 05 herkommen, als aus dem Bergell? Es ist zwar wahr, dass ım Westen der Schweiz diese Pflanzen auch auf der Nordseite der Alpen gefunden werden; aber: es ist nicht zu vergessen , dass dort der nördliche Ab- hang dem Zutritt des Südens von Frankreich her offen steht. Wir wollen nun das Thal, in welchem der Norden sich mit dem Süden gattet, näher in’s Auge fassen, Das Ober-Engadin. Wie in den beiden Verzweigungen des Visper-Thals, im Saaser - und Nikolai-Thal im Kanton Wallis, von Süden her ein mächtiges Gebirg den Zutritt in. diese Thäler, nicht nur den Menschen, sondern auch den Winden verwehrt, so steht im Rücken des Ober-Engadins das Bernina- Gebirg mit seinen Grauen erregenden Eismassen, um jede Verbindung mit Italien abzuschneiden. Von der Forcola di Mezzo an streicht diese Kette in östlicher Richtung , ohne irgend eine beträchtliche Einsenkung , bis zum Berninapass, wo man sie zum ersten Mal durchschneidet, ohne auf Gletscher oder Schneefelder zu stossen. Von. Strecke zu Strecke schickt der Eisgürtel von Oben seine Sprossen in die tiefern, Thäler, und verbreitet da, wo sonst Blumen blühen sollten, den starren Tod. Nach zwei Seiten öffnet sich das Ober-Engadin gegen Ober-Italien ; im Westen durchs Bergell gegen den Thalkessel von Gleven und im Osten durchs Bernina-Thal und Puschlav gegen das Obere Veltlin. Nach dieser letztern Seite erhebt sich das Thal bis auf 6260'ü.M., während es auf ersterer mit dem Uebergangspunkte des Malojapasses in einer, Höhe von 5850/ zusammen fällt. Der Einfluss, den das südliche Klıma Ober-Italiens auf das Ober- Engadin ausübt, ist, abgesehen von der Wanderungsmöglichkeit der 4 26 DIE PFLANZEN Pflanzen , deren wir erwähnt haben, besonders in meteorologischer Beziehung wichtig. Der Gomersee und hauptsächlich dessen oberer Theil, der Laghetto di Chiavenna , mit seinen seichten Ufern und sumpfigen Umgebungen, entwickelt im Sommer nothwendig eine grosse Masse wässriger Dünste , die sich auf die benachbarten Bergspitzen hinziehen und dort, je nachdem die Winde sind , Niederschläge bilden. Von diesen Ausdünstungen kommt ohne Zweifel ein guter Theil dem Bergell und Ober-Engadin zu, die am nächsten liegen und hier mögen sie einiger- massen die Feuchtigkeit ersetzen , deren die nordische Flor an den Küstenländern sich erfreut. Da ferner der Uebergang des Malöja zu den niedrigsten der ganzen Alpenkette (nur um 100' ist der von Medels niedriger) gehört und im Süden von Üleven keine querstreichenden Gebirge vorkommen , so kann der Sirocco weniger abgekühlt als anders- wo in die beiden graubündnerischen Thäler gelangen. Mehr jedoch als diesen meteorologischen Einflüssen verdankt das Ober-Engadin die eigenthümliche Zusammensetzung seiner Pflanzendecke folgenden geologischen , klimatischen und geographischen Zuständen. Vom Uebergangspunkte des Malöja an bis nach Scanfs, in einer Länge von 6’. Meilen Wegs (ich rechne auf eine Meile die Strecke Wegs, die man gewöhnlich in einer Stunde zurücklegt) ist der Fall der Thalsohle 660', was auf die Meile 100 Fuss ausmacht. Nicht beträcht- lich ist die Breite des Thals an und für sich, aber gegen andere Alpen- thäler gehalten, gehört es zu den breitesten, da man an den meisten Stellen eine gute Viertelstunde braucht um von der einen Seite zur andern zu ‚gelangen. Das Hauptihal des Ober-Engadins bildet jedoch zwei Thal-Ebenen , die von einer kleinern intermediären , auf welcher der St. Moritzer-See und Sauerbrunnen liegen, auseinander gehalten werden. Die St. Moritzer-Ebene hat unten die Schlucht, durch die der Inn ans dem See stürzt, zur Grenze, ‚und. oberhalb die Thalverengung am GRAUBÜNDENS. 07 Ausfluss des:Inns aus dem Silvaplaner-See. Dass die obere Thalsohle, vom Maloja an bis zum untern Ende des Silvaplaner-Sees grösstentheils mit Wasser: angefüllt ist, lehrt der erste Blick auf die Karte. Fast ebenso verhält es sich mit der St. Moritzer-Ebene, Dagegen. ist die untere Thalsohle, in ihrer ganzen Länge von drei Stunden, sozusagen nur Eine zusammenhängende flache Wiese, deren Fall nur 100 Fuss beträgt. An der linken Seite dieses schönen Wiesengrundes schlängelt der Inn mit seinen klaren Wellen in ruhigem Laufe vorbei. Dieser ausgedehnte Thalgrund findet sich in einer Höhe von 5190‘ bis 5850'ü.M. Er bietet vermöge seiner Ausdehnung eine in dieser Region nur selten zusammentreffende Mannigfaltigkeit der Situationen dar, die nothwendig die Ansiedlung einer grossen Zahl von Pflanzen- Arten und Formen bewirken musste. Prof. Heer hat in seinen pflanzen- geographischen Beiträgen über Glarus sehr treffend darauf hingewie- sen, dass eine grosse Zahl verschiedener Wohnorte (habitationes nach De Candolle) eine reiche Flor hervorrufen, und ohne Zweifel ist er auch.damit einverstanden , dass, je ausgedehnter ein Wohnort ist, desto eher und sicherer und in grösserer Zahl sich die Pflanzenspecies auf derselben einfinden werden, welche ihrer Natur nach auf dieselbe ge- hören. Auch mögen manche biegsame Pflanzen , d. h. solche, deren Organisation es gestattet, in verschiedenen Oertlichkeiten sich anzu- siedeln , veranlasst werden, ihre Vielförmigkeit hier zu entwickeln. Es ist zu erwarten, dass in einer ausgedehnten Masse der Einfluss der Erdwärme auf die Vegetation andauernder sei und weniger von der atmosphärischen Temperatur alterirt werden könne als auf ver- einzelten steilhaldigen Bergen, aus welchem Umstand sodann , wenn er erwiesen ist, das weitere Hinaufreichen der Vegetation in die Höhen einen Erklärungsgrund mehr finden würde. Ich kenne bis jetzt keine Daten über das Ober-Engadin in dieser Hinsicht, die meine Ver- 25 DIE PFLANZEN muthung zur: Gewissheit erheben könnten. Angaben über die Boden- temperatur ‘von verschiedenen Orten des Thals, ‘Beobachtungen über das Eindringen des Frostes in die äusseren Humusschichten und über das successive Entfrieren des Bodens, Vergleichungen mit der Boden- temperatur des Nordens, bestimmte Zahlen über die Lufttemperatur eines jeden Monats und andere werden hierüber entscheiden. Da das Ober-Engadin in nordöstlicher Richtung streicht, so ist es ganz dem Zuge des Nordwinds ausgesetzt, der sich auch oft mitten im Sommer auf eine sehr empfindliche Weise bemerkbar macht. Nicht selten sieht man im Juli und August die Curanten von St. Moritz in ‘Mäntel gehülit bei den heilkräftigen Quelle auf- und abgehen und die Engadiner selbst verschmähen es nicht in der schönen Jahreszeit diese warme Hülle umzulegen wenn sie, zu Wagen ihre Besuche von einem Dorfe zum andern machen. Da ferner das Thal von dem hier die Rede ist von den drei Haupt- gebirgsarten nur die granitische und den Kalk hat, das Schiefergebirg aber ganz fehlt, so dürfen wir auch hier das Auftreten gewisser Pflanzen erwarten, die anderwärts fehlen, so wie wir denn auch die Abwe- senheit anderer Species aus diesem Grunde erklären müssen. Weniger ausgemacht scheint mir dagegen die Behauptung zu sein, dass die Thäler, welche sich unmittelbar an die Gentralkette der Alpen anschliessen, aus diesem Grunde eine eigenthümliche Vegetation haben. Freilich haben sie eine etwas abweichende Gomposition der Pflanzen- decke ‚aufzuweisen ;; ob aber hieran mehr die Gebirgsart und die süd- liche Lage im Allgemeinen Theil haben, ist nicht entschieden. In- dessen mag das Anlehnen der Thäler an einen südlichen Gebirgsrücken, wodurch der Zutritt. der Winde und der Einfluss der Sonne modificirt wird, ein Erklärungsmoment dieser Verschiedenheit sein. GRAUBÜNDENS. i 29 Wenn wir nun zu diesen speciellen ‚Ursachen die allgemeinen, die durch die ganze Alpenkette walten und die hauptsächlich in geringerm Luftdruck , viel Licht und wenig Wärme und im trockenen Continental- klima (dem Küstenklima entgegengesetzt) bestehen, hinzunehmen , so möchte die Pflanzenbedeckung des Ober-Engadins ziemlich genügend erklärt werden können. Fassen wir nun alle speciellen Momente zusammen , so erhalten wir folgende Uebersicht : A. Gründe für das Vorkommen der nordischen Pflanzen. Geographische : 1. Die geographische Breite. 2. Die Lage des Thals, das von Südwest nach Nordost streicht. 3. Die Lage der Berninakette im Süden. | 4. Die Erhebung des Thals über der Meerfläche. Geognostische : . Die beträchtliche Ausdehnung der Thalsohle in ungefähr gleichem Niveau und die damit verbundene Mannigfaltigkeit der Wohnorte. - Meteorologische : Das Ansammeln wässriger Dünste vom CGomersee her und von den Wassern des Thals selbst. B. Gründe für das Vorkommen südlicher Pflanzen und für das weitere Hinaufreichen der Vegetation nach der Hehe. Geographische : 4. Die geographische Breite, die im Vergleich mit andern Thälern Graubündens zu den südlichern gehört. 0) 5 DIE PFLANZEN 2. Die geringe Höhe des Uebergangs auf dem Maloja. Geognostische : Die beträchtliche Ausdehnung des Thals, die nach unserer Ver- muthung eine höhere Bodentemperatur zu Wege bringt. ‚Meteorologische : 1. Die aus den Ausdünstungen der Seen herbeigeführten öftern Niederschläge. 2. Der erleichterte Zutritt der südlichen Winde. C. Gründe für die Eigenthümlichkeit im Allgemeinen. Geographische : Der geographische Längengrad des Thals. Geognostische ; 1. Die Gebirgsformation, die entweder granitischer Natur (ehemals Urgebirg) oder Kalk ist. ‚2. Die Lage des Thals unmittelbar an der Centralkette der Alpen. Meteorologische : — GRAUBÜNDENS. 51 DRITTES FLUSSGEBIET DES PO ODER DER ITALIENISCHEN THÄLER. Hieher zähle ich, mit Ausschluss des Münsterthals, die Thäler Grau- bündens, die ihre Wasser dem Po zuschicken. Das Münsterthal also ausgeschlossen, das in Beziehung auf Vegetation ganz zum Engadin gehört, so charakterisirt sich dieses Gebiet auf eine eigenthümliche und schroffe Weise. Wir finden dort eine Menge Pflanzen, von denen hierseits keine Spur zu sehen ist. Die bekannten Leguminosen, Sarothamnus, Genista germanica und tinctoria, Cytisus nigrieans mit ihren Parasiten den Orobanchen,, unter den Campanulaceen die Campa- nula spicata, Rapunculus und Jasione montana,, das Sedum reflexum , Galium vernum, Muscari comosum , Potentilla recta, Molopospernum cicutarium , Aira caryophyllea, Cerastium manticum , Andropogon Grylius, Gratiola oflicinalis , Epilobium tetragonum und viele andere halten sich beständig auf jener Seite. Ja, die ganze Physiognomie des Landes ist von der hierseitigen verschieden. Sie trägt den Charakter, den die italienischen Alpenthäler im Allge- meinen haben, und den in seinen Einzelnheiten zu beschreiben, hier füglich unterlassen werden kann. Ausserdem ist diess der Theil der bündnerischen Flora, der am wenigsten durchforscht worden ist, und der somit einem spätern Bearbeiter aufbehalten bleibt. Ich zweifle nicht, dass die italienischen Thäler, wenn man sich nicht gar zu ängstlich an die politischen Grenzen hält, für sich allein fast ebenso- viel Species enthalten , als das übrige Bünden zusammengenommen.. — Man nehme nur an was in der Gegend von Cleven allein für eine Menge von Gewächsen gefunden werden müssen, das, in einer Höhe von 650, Seen, Sümpfe, Felsen, Weiden und ein vollkommen italienisches Klima | hat. Ich habe aus dieser Gegend nur wenige Pflanzen in dieses Ver- 32 DIE PFLANZEN zeichuiss aufgenommen, es sind grösstentheils die Species der alten An- gaben. Seither sind mir mehrere andere Pflanzen als daselbst wachsend angegeben worden und welchen ich auch das gleiche Recht hätte wider- fahren sollen lassen ; da ich aber überzeugt bin, dass auch dann dieser Theil sehr mangelhaft bleiben würde, so habe ich mir einmal diese Grenze gesetzt, bei der ich jetzt zu bleiben gedenke. | GRAUBUNDENS. 5 757 PLANTE VASCULARES. —_———— DIEOTYLEDONES. ur THALAMIFLORES. RANUNCULACEE. ÜLEMATIS. Fiitalba L. Ueberall in Hecken, steigt aber nicht hoch in die Berge, höchstens in die montane Region. — Sommer. recta L. Nach Haller beı Rıva am Clevner-See. — Juni. Anmerk. Nach J. Bauhin soll bei Chur die | C.Flamucula L. zu finden sein, was aber sicher unrichtig ist. ÄTRAGENE. alpina L. Der einzige Schlingstrauch der Alpen, der an manchen Orten ziemlich weit in die Thaler heruntersteigt, z. B. nach Alveneu (3070’ s.m.) und Rothen- brunn (2000'), dagegen sich an 6000’ erhebt (oberhalb St. Moritz, am Wege nach der Celleriner Alp). Gefunden wurde er von älteren und neueren Bo- tanıkern im Schyn, auf dem Splügen , Albula, in Schams, Avers, Rheinwald , Brättigau und Unter-Engadin. Scheint sich nicht an eine Gebirgsformation be- sonders zu binden , sondern kommt an Felsen und in grossem Gesteingerolle , sowohl auf Kalk, granitischem Gestein und Thonschiefer vor. — Juni. THALICTRUM. aquilegifolium L. In Hecken und Ge- büsch von der Ebene (des Rheins beı Chur .ı800' s.m.) bis in die Hohe von 5000° und darüber (oberhalb Hinter- rhein), so wie auch im Bergell, Ober- und Unter-Engadin. — Juni, 5 34 /eelidum D.C.! Zwei Stunden unter- halb Worms am Wege. Die nämliche Pflanze erhielt ich vom Kunstgärtner Wirth, der sıe an der Brücke unterhalb Cresta ın Avers sammelte. — Juni. (Die Haare unserer Pflanze sind ohne Glandeln und die Blumen nicht über- hängend.) angustifolium Jacg. In Hecken und auf Wiesen der Ebene bei Chur, be- sonders in Menge auf einer nassen Wiese, auf St. Hilarien oberhalb dieser Stadt. — Mai, Juni. minus L. Findet sich häufig in einer Hohe von 4-6000’/s.m. AufdemCalanda bei Bategna (Kalk), im Rauber’schen Maiensäss (am Bizockel bei Chur, auf Thonschieferformation), beiSamaden etc. — Sommer. alpinum L. Wurde zuerst (1837) in der Schweiz von H.Muret in Lausanne ge- funden, und zwar auf dem Joch Joata, welches man besteigt um direkt von Tschierfs nach Scharl zu kommen. Es findet sich dort in Menge, unfern einer Quelle. — Sommer. ÄNEMONE. vernalis L. Auf dem Calanda (Kalk) in der Haldensteiner-Alp (6000), auf dem Bizockel (Thonschieferformation), wo sie bis über die Grenze des Kirsch- baums (3500°) herunter steigt, in den Bergeller Bergen (Sienit), auf der Granit- spitze oberhalb Samaden in einer Höhe von ungefähr 8000’ vom Verfasser be- DIE PFLANZEN merkt, ferner auf dem Augstenberg (bei Malans), in Valzeina, in den Vatzer- Heubergen. — Mai, Juli. Pulsaulla L. Bei Chur, Feldsberg,, Reichenau u. a. O. an Halden und auf sonnigen magern Weiden; erhebt sich jedoch nicht in die Berge. — April. montana Hoppe. Nicht selten bei Chur, hinter St. Luzi, am Fusse des Mastrilserbergs an den gleichen Stellen wo die vorige; blüht aber ein Monat spater. alpina L. Ueberall in der Alpen- region auf Weiden; die weissblühende auf dem Montellin (Monte Luna bei Chur) und dem Augstenberg (nach M.Rosch) ; die gelbe häufiger als vorige und auch weiter unten (in der subalpinen Reg.).— Junı und Juli. nemorosa L. Bei Malans und ın der Molinara im Gebusch. Anderwärts sah ich sie nirgends bei uns; wir sind viel- leicht zu tief in den Alpen für sie. — März und April. baldensis L. Nach Haller in Rhätien. — Sommer. narcissiflora L. In der Alpenregion und Liefer, auf vielen Bergen, als Joch, Nufenen , Krida ete. — Sommer. HEPATICA. iriloba DC. Häufig in der Umgegend von Chur, Felsberg, Malans ; steigt kaum in die subalpinen Reg. bei Nufe- nen nach Pfarrer Felix. Wohnort ist steiniger Boden unter Gebüsch. — Frühling. GRAUBÜNDENS. Aponıs. estivalis L. In Aeckern im Domleschg;, bei Bonaduz, Trüns etc., auf kalk- und thonhaltigem Erdreich. Nach Heer bei Fettan, wo sie auch H. Roland *) fand. — Sommer. JlAnUncuLus. aquatilis L. In Pfützen und langsam fliessenden Bächen der Ebene, beı Ems elc., so wie auch, nach Prof. Heer, im Ober-Engadın. — Sommer. rutefolius L. Auf dem Septimer (Haller), im Calfeusser-Thal (U.v.Salis), in Schams in der Alp Arosen (Pfr. Felıx), auf dem Levirone **) (d. Verf.). An letzterem Orte wächst er auf einer Hu- musschicht auf kalkiger Unterlage. — Sommer. alpestris L. Auf fast allen Bergen, wie Prof. Heer richtig bemerkt, in Schneethälchen, d.i. Vertiefungen, wo der Schnee länger liegen bleibt. Halt sich in der alpinen und subnivalen Region. — Sommer. Traunfellneri Hoppe. Nach Koch auf dem Wormserjoch. — Sommer. aconitifolius L. Ziemlich gemein. Steigt aus der Alpenregion bis an die Bäche der Ebene, z.B. bei Chur, hinab. Findet sich häufig auf fetten Wiesen 35 und am Wasser, seltener auf mageren Bergabhängen , wie im Umbrail, wo er seine Gestalt sehr verändert. — Sommer. glacialis L. In der subnivalen Region, selten in der alpinen. Er steht gewohn- lich auf kieselhaltigem ( plutonischer Abkunft ) oder thonigem Geschiebe. — Juli und August. pyreneus L. Nach alteren Angaben auf dem Bernina und ım Umbrail, nach Scheuchzer in Schams , ın der Rhein- walder-Alp (Pfr. Felix), ım Heuthal (H. Nägeli), auf dem Maloja und der Forcola (H. Roland); auch ıch habe ıhn irgendwo im Gebirge gesammelt. — Sommer. parnassifolius L. Nach Bovelin auf den Engadiner Bergen, von wo her ich Exemplare besitze. Nach Heer im Um- braıl. — Sommer. FlammulaL. Auf sumpfigen Stellen, bei Zizers und anderwärts. — Juni. sceleratus L. Ich fand einmal eın Exemplar bei Untervatz. — Sommer. montanus Willd. Auf Bergweiden ım Domleschg und bei Chur herum, wo er sich bisweilen in die Ebene herablasst. Ferner in der Churer Ochsenalp, auf der Albulahöhe (7270's.m.), auf dem Ma- loja etc. — Sommer und Frühling. *) H. Roland, Naturforscher aus Genf, besuchte Graubünden diesen Sommer (1839) und theilte mir seine Entdeckungen mit einer Gefälligkeit mit, für die ich ihm auch hier meinen Dank abstatte. **) Der Berg-Uebergang vom Camogasker-Thal nach Livino. Die Engadiner sprechen Lavirun aus , die Liviner Leyrung. Auf einer Schweizerkarte finde ich ihn unter der Bezeichnung Layirone. 56 acris L. Auf allen Wiesen bis gegen die alpine Region, so auf der Lenzer- Heide am See (4920’ s.m.). — Mai, Juli. lanuginosus L. Auf dem Bizockel bei Chur, neben dem Maiensäss Schwarz- wald, im Verlornen Loch bei Tusis, oberhalb Lax, am MHeinzenberg beı Prätz ; immer in Wäldern der montanen und subalpinen Region, Die Haare sınd oft nicht fahl. — Sommer. polyanthemos L. Wächst in Laub- holzwäldern oberhalb Trımmis und bei Serneus, auf mageren Boden. — Juli. repens L. Bei Chur, Maienfeld ete., an Wegen u. a. 0. — Mai. bulbosus L. Häufig ın der ganzen Rheinebene, auf berasten Abhangen. — April und Mai. arvensis L. Auf Aeckern beı Chur, sehr selten. — Sommer. Anmerk. R. Thora L. der naclı Muralt bei St. Moritz und im Brättigau vorkom- men soll, hat seither niemand gesehen. Ficarıa. ranunculoides gärten und auf fetten Grasplatzen der Ebene. — April. CALTHA. palustris L. In allen Bächen bis ın die Alpen ( Gotthard-Hospitz ). — April — August. Moench. In Baum- TroLLıus. europeus L. Hauptsächlich ın der montanen und subalpınen Region. — Maı — Juli. DIE PFLANZEN HELLEBoRUS. virıdıs L. Am Fusse von Felsen, auf dem Sand bei Chur. — März und April. AgquinEsma. vulgaris L. In Gebüsch und Wiesen der Ebene (Chur, Rodels ete. ) und in der Bergregion. — Mai und Juni. alpına L. Bei Nufenen und Hinter- rhein ( Pfr. Felix), auf dem Piz Beverin (Haller), beim Auslauf des Rosetsch- gletschers (Hegetschweiler), in der Joch- alp beı Chur, jedoch selten (d. Verf.). Schon der alte Bauhin sammelte diese Pflanze auf den Bergen bei Pfäflers, wie aus einer Angabe seines Herbariums hervorgeht , das von Prof. De Candolle consultirt wurde. — Sommer. DELPHINIUM. Consolida L. Im Getreide bei Chur, Unter-Engadin etc. Aufthon- und kalk- haltigem Erdreich. — Sommer. intermedium Ait. Nach H.Regierungs- rath Hegetschweiler auf mehreren Alpen Graubündens. Auch im benachbarten Glarus nach ebendemselben. AconıTum. Lycoctonum L. Auf Bergweiden und in Bergwaäldern bis in die subalpine Region , ziemlich gemein. — Juni. Napellus L. Auf unseren Bergen häufig, besonders um die Alphütten her- um, auf jedem Boden. Bei Tschiertschen kommt die folgende Art in Gesellschaft dieser vor. — Sommer. Cammarum All. Auf dem Bizockel GRAUBÜNDENS. beimSchwarzwald, bei Tschiertschen ete. — Sommer. Anmerk. A. Anthora soll sich, nach emer älteren Angabe, in Graubünden finden, was weder von mir noch von anderen be- stätigt werden kann. ACTAFA. spicata L. In Bergwaldern (bei Splü- gen, in Valzeina, Tarasp ete.) und bis in die Ebene von Chur herab. — Maı. BERBERIDEAE. BERBERIS. vulgarıs L. (Sauerdorn). Ueberall in | der Ebene und bis ziemlich hoch in die subalpine Region. — Mai. PAPAVERAGEAE. ParıvEr. Rhoeas L. Im Getreide und an We- gen, nicht so häufig als die folgende, geht bis in die subalpine Gegenden ; Prof. Heer fand sie bei Lavin, H. Roland bei Tarasp. — Sommer. dubium L. Bei Alveneu, Thusıs, Chur etc. auf Schutt und in Aeckern.— Juni. ArgemoneL. Bei Bonaduz in Aeckern. ° — Mai und Juni. pyrenaicum Willd. Auf den Enga- diner Bergen : auf Casanna (Rosch), im Bernina Heuthal (Bovelin, Muret), auf dem Levirone (Prof. Heer und d.Verf.), am Weissensee auf dem Bernina (H. Mu- ret und d. Verf.). "Anm. In Graubünden kommt P. alpinumL. nicht vor; seine Standorte für die Schweiz sind der Pilatus und die Savoyer-Alpen. 37 CHELIDONIUM. majus L. An allen Mauern und We- gen der Ebene. — Mai — Juli. - FUMARIACEAE. FUMaRIA. officinalis L. (Erdrauch). In Feldern und: auf unbebauten Stellen von’ der Ebene bis in die Bergthäler. — Sommer und Herbst. CoRYDÄLIS. tuberosa DC. In Baumgarten an Zäu- nen und auf schattigen Wiesen der Ebene ; häufig. — Frühling.’ CRUCIFERAE. NASTURTIUM. oficinale R.Br. (Brunnenkresse). An Bächen und Brunnen beı Zizers, ın Schams, Misox etc. — Vom Juni bis Herbst bluhend. sylvestre R.Br. Am Wege ım Bodmer bei Chur. — Sommer. palustre DC. Bei Bellenz in Graben und auf der Lenzerheide an den Seen (d. Verf.), am See auf dem Bernhardin (6000') (Pfr. Felix). — Sommer. pyrenaicum R.Br. In Calanca haufig, sodann bei Roveredo ın Misox und im Bergell. — Sommer. BARBAREA. pulgarıs R. Br. In Graben hin und wieder, bei Chur ete. — Maı und Julı. Turrırtıs. glabra L. Auf steinigen Stellen bei | Ems, Thusis, Marschlins ete. — Juni. 98 Arasıs. \ alpina L. Von der alpinen Region bis ın die Ebene herab , überall. — Frühling und Sommer. auriculata Lam. Unterhalb Rodels an Felsen. — Mai. hirsuta Scop. Beı Pfäffers und zwi- schen Rothenbrunnen und Ortenstein. Scheint beı uns sehr selten zu sein. — Maı und Juni. ciliata R.Br. Von der alpinen Region bis ın die Ebene von Chur herab (Joch- berg, Ausfluss der Plessur) auf Wiesen. — Frühling und Sommer. 3. hirsuta. Häufig bei Chur. Unter- scheidet sich von der eigentlichen eıliata durch die vor der Blüthe nicht überhängenden Blumen- trauben. Halleri L. Ich bewahre einige Exem- plare auf, die ich bei Cellerina im Ober- Engadin fand. — Juni. Turrita L. Zwischen Thusis und dem Verlornen Loch. — Juni. pumula Jaeg. fl. aust. 5. t. 281. An der Stilfserstrasse und in der Urdenalp. — Juni, bellidifolia Jacq. Auf dem Angstberg | von Mag. Rosch und mir bemerkt. — Sommer. - eoerulea Wulf. Auf dem Scesa plana und Levirone (beides Kalkgebirg), in der Alp Segnes, auf dem Augstberg, (bei Parpan) (Schiefer) in den Rheinwalder DIE PFLANZEN Bergen (Pfr. Felix), auf den Scopi , Scaradra und Valzerberg (H. Nägeli).— Sommer. CARDAMINE. alpina Willd. Im Calfeusser-Thal (Ul. v. Salıs), an der Sulzfluh auf dem Fluelen (Tausend), in der Sagenser-Alp (auf Kalkgebirg) und vom Augstenberg (d. Verf.). — August. resedifolia L. Auf dem Panixer-Joch (Pfr. Knecht), von mir auf der ganzen Kette vom Bernhardin bis ins Engadin bemerkt (also auf Urgebirg). — Junı — August. impatiens L. Am Malstrilser Berge und in Wäldern auf dem Bizockel bei Chur (der Verf.), nach H. Roland bei Schulz. — Juni. hirsuta L. Die Waldform (C. sylva- tica Link), am Wege nach der Fürsten- alp im Walde der subalpinen Region ; die Wiesenform bei Felsberg und am Malstrilser Berg, ım ersten Frühling blühend. pratensis L. Auf Wiesen bei Chur, überhaupt in der Ebene. — Frühling. amara L. In Graben und an Bächen durch alle Regionen (die oberste ausge- nommen) hindurch und in allen Thälern Graubündens. Von Sargans an bis auf den Gotthard neben dem Hospitz (6540 '). — Mai — August. Anmerk. Nach H. Hegetsch weiler hätte ich im Engadin dieCard. asarifolia gefunden. Diess ist eine irrige Angabe, zu der ich keine Veranlassung gegeben habe. n GRAUBÜNDENS. 5 39 DENTARIA. polyphylla W.etK. Oberhalb der Schlossbrücke, wo nur noch wenige Exemplare stehen, sodann weiter hin- ein in der Valzeina (Ul. v. Salıs), neben dem Verlornen Loch (Dr. Lenz, Ad. v. Planta und d. Verf.), und ausser Graubünden bei Matt im Kant. Glarus auf dem Schnabelhorn (5600), und ım Tos-Thal K. Zürich (Prof. Heer). Ober- halb der Schlossbrück steht sie in einem Buchenwald, ım Verlornen Loch in einem Tannenwalde , immer auf einer hohen und lockern Humusschicht. — Mai und Juni. pinnata L. Auf dem Calanda ober- halb Untervatz, ungefähr 5500 s.m.— Juni. HeEsperıs. matronalis L. Bei Chur ım Stein- bruch, wo neben ganz kahlen Exem- plaren solche stehen deren Blatter und Stengel rauhhaarıg sind und zottige Kelche haben. Wenn es richtig ist, dass eine Pflanze da zu Hause ıst, wo am meisten Varietäten zu bemerken sind, und wo sie in grosser Anzahl steht, so ist Chur die Heimath dieser Pflanze , obwohl sie auf Steinschutt neben Gärten ihren Sitz aufgeschlagen hat. — Juni. SISYMBRIUM. oficinale Scop. Ueberall an Wegen, bis in die hohern Bergthäler.— Sommer. Sophia L. Gemein auf Schutt, an Wegen und in Aeckern. — Sommer. ’ strietissimum L. Im Unter-Engadin (Prof. Heer und H. Roland), im Puschlav häufig (der Verf.). — Juni. Alliaria Scop. Unter Hecken und an andern Stellen der Ebene, gemein. — Frühling. Thalianum Gaud. In Aeckern im Oberland, bei Bonaduz,, Chur, im Misox und sogar bei Hinterrhein (4800'); scheint jedoch in manchen Jahrgängen wie ausgestorben zu sein. Maı und Juni. Erysımum. helveticum DC. Syst. Durch das un- tere Misox hinab, in Calanca, Münster- thal, zwischen Sıls und Sılvaplana die Alpenform (E. pumilum Gd. und E. ochroleucum DC.). E. rhzeticum Schl., das, nach des Sammlers eigenen Mit- theilungen , auf Mauern bei Morbegno wächst, muss, wie ich mich aus dem De Candolleschen Herb. selbst über- zeugt habe, hieher gezogen werden. — Sommer. strictum Flora d. Wetterau. Zwischen Samaden und Cellerina am Bergvor- vorsprunge (d. Verf.), im Unter-Engadin U. v. Salıs), zwischen Zernetz und Süs (Hr. Muret), bei Guarda (H. Roland). Auch Hr. Pfarrer Knecht brachte es mir aus dem östlichen Theile des Kantons. — Sommer. Brassıca. campestris DC. Kommt durch die ganze montane Region als Unkraut ın AO den Getreide-Aeckern vor (bei Klosters, Tschiertscher , im Puschlav , Unter- Engadin etc.). Es ist diess hochst wahr- scheinlich die Schleicher zwischen St. Pierre und Liddes sammelte und von Gaud. zu Br. camp. die gleiche Pflanze , DC. gestellt wurde. Die Beschreibung De Candolle’s passt genau, dagegen will mir Kochs Meinung, der sie mit Br. Rapa L. verschmilzt, nicht einleuchten ; ich zweifle dass dieser sonst richtig sehende Pflanzenkenner unsere Pflanze zu Gesicht bekommen hat. — Juni. SINAPIS. arvensis L. In Aeckern, auf Schutt, gemein. — Sommer. ÜRUCASTRUM. obtusangulum Reich. Auf Sand und Steinstellen , haufig durch die ganze Rheinebene. — Juni. DiPLoTaxıs. tenuifolia DE. Bei Chur herum sehr häufig. Am Rheine auf dem Sande kom- men ein- oder zweijahrige Exemplare vor, die sich ın einigen Punkten der D.muralisDG. nahern. — Sommer und Herbst. R APHANUS. Raphanistrum L. In Aeckern ein Un- kraut; geht so hoch als die Cerealien gepflanzt werden (Tawetsch). — Juni — August. DrRABA. Auf dem Calanda und andern Kalkbergen Graubündens, ın der aizoides U. DIE PFLANZEN & alpinen und subnivalen Region, wie fast alle D. an Felsen oder felsigen Stellen. — Sommer. tomentosa Wahlbg. In der Celleriner- Alp, auf dem Calanda und Albula (der Verf.). /rigıda Saut. Soll auf dem Splügen und ım Ursern-Thal wachsen (Gaud.); ich fand sje auf dem Stelvio; Prof. Heer im Val Livino. Ich muss jedoch bemer- ken, dass die Pflanze vom Stelvio be- deutend grossere Blumen hät, als die der übrigen genannten Orte. — Sommer. Johannis Host. Auf dem Wormser- Joch, Bernhardin (unweit des Dorfs an Felsen), Albula, Augstberg (d. Verf.). ‚fladnizensis Wulf. Nach Hegetschwei- ler auf dem Todı und andern Bündner- bergen so wie auch in der Glarner Sand- alp; nach Heer ın den Unter-Engadiner Alpen; nach Koch ist unsere Pflanze die D. lapponica Willd. — Sommer. confusa Ehrh. Nach U. v.Salıs kommt sıe in Graubünden vor; ıch fand sie au der Stilfser-Strasse, wo, sie auf thon- haltigem Felsenschutt wuchs. — Sommer. vernaL. In Aeckern u.a. Stellen der Rheinebene, haufig. — Frühling. ÄLYSSUM. calycinum L. Bei Chur, Ems etc. aufSehutt und andern Stellen gemein. — Mai. montanum L. Nach Hegetschweiler bei Haldenstein. — Mai. GRAUBUNDENS. Lunarıa. rediviva L. Nach Fabricius auf dem Calanda. annua Moench. Nach J. Bauhin bei Chur. Ich habe weder die eine noch die andere gesehen. ÄRMORACIA. rusticana Fl. d. Wett. In grosser Menge um den Teich bei Alvaschein, wo sie über Mannshoch wird. — Juni. KERrnERA. saratılıs Reich. Auf Felsen in der alpinen Region , von wo sie oft weiter herunter steigt. Die Varietät mit leier- » formigen Blättern beobachtete ich an der Stilfser-Strasse ; findet sich sonst im Domleschg und bei der Schlossbrücke (auf Thonschieferformation). — Mai — Juli. CAMELINA. In Aeckern auf der Rheinebene, nicht selten. — Juni. sativa Craniz. dentata Pers. Im Getreide im obern Misox und bei Klosters im Bratiigau, — Juni. THLaspr. arvense L. Auf Feldern und Schutt- stellen, von der Rheinebene an bis in’s Ober-Engadin (über 5000' s. m.). — Sommer. perfoliatum L. An Halden und in Weinbergen, auf kalk- und thonhalti- gem Boden bei Chur und in der ganzen Umgegend, häufig. — Frühling. " 41 alpestre L. In den subalpınen und alpinen Thalern, so auf Davos, im Ober-Engadin etc. — Juni und Juli. rotundifolum Gaud. Auf Ralkstein- gerolle der subnivalen Region, so auf der Spitze des Calanda (8250'), in der Alp Segnes etc. — Juli und August. BiscUTELLA. levıgata L. Auf allen alpinen und subalpınen Weiden und Wiesen durch das ganze Gebiet ohne Unterschied der Formation. — Mai — Juli. Leripıum. Ich fand diese Pflanze einmal in beträchtlicher Menge auf einem Acker bei Chur ; wahrscheinlich ver- wildert. — Im Herbst, sonst im Mai und satıvum L. Juni. campesire R. Br. Hinter St. Luzi bei Chur , sonst nirgendwo bemerkt. — Juli. HurTscHinsta. alpina R.Br. Durch die ganze Alpen- kette häufig, an mancherlei Stellen der obersten Regionen. — Sommer. CAPSELLA, bursa pastoris Moench. Ueberall und zu jeder Zeit blüuhend; nach Heer ım Camogasker-Thal in einer interessanten Form. ÄETHIONEMA. sazatile R. Br. Nach Bauhin und Pol in den rhätischen Alpen, nach Heer im Liviner-Thal; nach Muret auf der Spitze 6 4 D DIE PFLANZEN des Berges, der von Livino nach St,Gia- como di Frle führt, in Felsschutt. — Sommer. NESLIA. paniculata Desv. In Aeckern im Dom- leschg, bei Malix etc. — Juni. RESEDACEAFE. Re&sepA. lutea R. Ueberall an Wegen, auf Schutt und anderu Stellen. — Sommer. LuteolaL. Ich fand sie ım Domleschg bei Rothenbrunnen. — Sommer. CGISTINEAE. Cistus. salvifolius L. Nach Haller bei Cleven und Riva. — Mai und Juni. HELIANTHEMUM. vulgare DC. Ueberall auf Triften. Eine Varietät davon (H. grandiflorum DC.) erhebt sich in die Berge. Zwischen Sils und Silvaplana beobachtete ich ein Stocklein mit dunkelorangefarbenen Blu- men. — Sommer. celandıcum Gaud. Auf dem Calanda ın der alpinen Region, von wo es auch weiter herabsteigt. — Sommer. Anmerk. H. canum Dun. kommt bei uns nicht vor. Fumana DC. Zwischen Chur und Maladers auf Felsen und magern Wei- den. — Juni. VIOLARICAE. Viora. palustris L. Auf Bergsümpfen ın der alpinen und subalpinen Region ; so am Oberalpsee, auf dem Splügen etc. — Sommer. odorataL. (Veilchen). Ueberall in der Rheinebene. — Frühling. Linne’s Y’.hırta, die von der V.odorata nıcht specifisch verschieden ist, kommt auf trocknerm und härterm Boden vor, und ist fast eben so häufig als jene. arenaria DC. Ich bewahre Exemplare aus Bünden auf die ich wahrscheinlich beı Chur sammelte. canina L. Ueberall unter Gebüsch, in der Rheinebene und montanen Region. — Frühling. silvesiris Lam. ? Hieher ziehe ıch eine Viola, die ich auf Wiesen der subalpinen Region am Bizockel ( auf Brambrüsch ) fand. — Juni. mirabılis L. Um die Ruine von Nieder- Juvalta (Dr. Lenz und A. v. Planta), im Calanca-Thal und bei Chur im soge- nannten Todtengut (d. Verf.). — Mai. pinnata L. Auf dem Valzer-Berg (Ur- gebirg?) (Land. Hössli), am Calanda etwas oberhalb Feldsberg, im Camo- gasker-Thalund Bernina Heuthal, immer auf Kalk (d. Verf.), am Bergüner Stein, nach altern Angaben. tricolor L. Auf Feldern und andern Stellen der Ebene. Eine Abart mit klei- GRAUBÜNDENS. _ 453 nern Blumchen auf Aeckern bei Chur etc. (V.t. arvensis). — Juni. grandiflora Vill. In der montanen und alpinen Region. Auf dem Julier nach Prof. Heer. calcarata L. Auf fast allen Weiden der alpinen Region. — Sommer. biflora L. Auf schattigen, feuchten Stellen, von der alpinen Region bis in die Ebene herab. — Juni und Julı. DROSERACEAE. PARNASSIA. palustris L. Auf fast allen feuchten Wiesen. Steigt in die alpine Region, wo sie merkwürdigerweise im Sommer schon blüht, während für die Ebene die Blüthezeit in den Herbst fallt. DroseraA. rotundifolia L. Am Schwarzensee auf Davos und auf dem Torfgrunde unweit Pontresina, jenseits der Brücke die nach St. Moritz führt. — August. anglica Huds. Zwischen Selva und St. Giacomo in Tawetsch (ungef. 4000' s. m.) auf gewöohnlichem Sumpfe. — Sommer. — An dieser Pflanze fangen sich die kleinen Mücken; erst bleiben sie am Safte, den die Gandeln der Blät- ter reichlich absondern , kleben und dann schliesst sich das Blatt (von oben nach unten) zu, ohne Zweifel durch den Reiz veranlasst, den das Thier durch seine Bewegungen macht. Alle meine Exemplare aus Tawetsch haben gefan- gene Mücken. Wer erinnert sich hier nicht an die verwandte Dionaea musci- pula ? POLYGALEAE. PoLYGALA. vulgaris L. Kommt auf Wiesen und andern Localıtäten der Ebene und mon- tanen Region (z.B. um Casaccia) haufig vor. — Frühling. amara L. An ähnlichen Stellen, oft mit obiger vermischt wachsend. Die P. alpestris Reich. findet sich auf Wie- sen der montanen und subalpinen Reg. ebenfalls haufig. — Frühling. Chamebuzus L. In Laubholzwaldern und unter Heidegesträuch, an trocknen sonnigen Halden, von der Ebene bis in die subalpine und alpine Region (beı Nufenen und Bevers nach Heer) haufig. Auf Kalk und Thonschiefer-Formation. Marz bis Maı. GARYOPHYLLEAE. | Dıantaus. carthusianorum L. Auf Bergwiesen hin und wieder, besonders haufig in Misox, Tawetsch und Lugnetz. — Sommer. atro-rubens All. Nach altern Angaben in Ursern, nach Heer in Graubünden. Ich kann nicht zwei Arten aus dieser Gruppe in unserer Gegend unter- scheiden. AA collinus W etK. Von Herrn Appella- tionsrichter Muret bei Brusio ım Puschlav gefunden. — Sommer. sylvestris Jacg. Auf dürren Halden (bei Chur) bis ın die alpıne Region (Ober - und Unter-Engadin, Septimer), dies- und jenseits der Alpenkette. — Juni — August. | deltoides L. durch die ganze montane Region Graubündens; wo sie sich ein wenig über der Grenze des RKirschbaums halt. So bei Andeer,, Brigels, Klosters, Davos und Salsanna. Nach Heer bei Lavin, nach Tausend beı Guarda. Immer auf Wiesen und Weiden. — Juni — September. cesius Sm. Nach der Fl. Comense auf dem Umbrail. glacialis Hsenk. In einer Hohe von ungefähr 7000’ s. m. auf Grasplätzen mit kalkiger Unterlage, so auf dem Le- virone am Uebergange nach Livino und neben dem Piz della Padella, oberhalb Samaden. Nach der Fl. Comense auf dem Umbrail und nach Tausend auf dem Brüggerhorn. Ob die Hegetschweilersche Pflanze, die auf den Bergen zwischen Graubünden und Glarus vorkommen soll, die nämliche ist, weiss ich nicht. — August. superbus L. Auf fast allen Bergwiesen. — Juni. Anmerk. Den D. barbatus traf ich im Stein- bruch bei Chur in einem Baumgarten ; ich halte ihn jedoch nur für verwildert. Und so möchte es sich auch mit dem DIE PFLANZEN D. Caryophyllus verhalten, den Rösch bei der obern Zollbrücke angibt, wenn anders nicht der D. sylvestris zu dieser Angabe Veranlassung gegeben hat. TuniıcaA. saxıfragaScop. Auf dem sattelartigen Bergvorsprung unter der Kirche in Ca- stiel (beilaufig 5400 s. m.) (der Verf.), bei Zernetz (Prof. Heer und Chir. Tau- send). — Juli. GYPSOPHILA. muralis L. Auf brachen Aeckern, zwischen Ilanz und Truns, haufig (in einer Hohe von ungefähr 2550' s. m.).— August. repens L. Auf Abhängen und Felsen- schutt in der alpinen Region und von hier an abwärts dem Laufe der Flüsse folgend. — Wenn es in einem pflanzen- geographischen Werklein erlaubt ist, auf organische Merkwürdigkeiten auf- merksam zu machen, so bemerke ich, dass bei Chur an der Plessur ganz werb- liche Pflanzen mitunter vorkommen, die eine kleinere und geschlossene Corolle haben. — Mai — August. Anmerk. Die G. fastigiata L., die nach Rösch auf dem Scesaplana und nach Scheuchzer auf dem Septimer und Ma- löja wachsen soll, ist wohl schwerlich daselbst zu finden. Ich vermuthe, dass diesen Angaben eine Verwechslung mit Silene rupestris oder Gypsophyla repens zu Grunde liegt. SILENE. quadrifida L. Diese Pflanze habe ich selbst in Graubünden nicht finden kon- GRAUBÜNDENS, nen. Ich erhielt jedoch ein Exemplar von H. Muret, der es im Scharlthal sam- melte. Die Fl. Comense gibt sie auch auf dem Braulio und Camoghe an. — Sommer. rupestris L. Im Bergell, Misox, Ober- Engadin (auf plutonischen Massen), auf Davos, der Lenzer-Heide und oberhalb Parpan (auf Schiefer). Findet sich sowohl in der Ebene bei Roveredo als auf den Engadiner Bergen, in einer Hohe von 6000! und darüber. — Sommer, saxifraga L. Im obern Veltlin (der Verf.), im Puschlav (H. Appellations- richter Muret ). — Sommer. acaulis L. Auf allen Bergen, haupt- sachlich in der alpinen und subnivalen Region. — Sommer. nutans L. In der Ebene an Halden und andern Stellen; steigt auch in die subalpine Region. — Sommer. noctiflora L. In Aeckern bei Chur (U. v. Salıs), am Wege nach Malıx in wenigen Exemplaren (der Verf.). — August. inflata Sm. Ueberall auf Wiesen bis in die alpine Region. — Sonmer. pumilio Wulf. Nach H.Heldreich aus Sachsen auf der Furka, Urner-Seite, nahe bei der Hohe. Entdeckt ım J. 1824. Ich sah die Heldreichschen Exemplare selbst. Eine neue Pflanze für die Schwei- zerflora.- Lycnnis. vıscaria L. Im untern Misox und bei 45 St. Maria in Calanca auf Abhangen und Mauern, nicht selten. — Juni. alpina L. Nach Prof. Heer und dem Verfasser im westlichen Bünden (J ulier, Bernina, Liviner-Thal, Levirone etc.), zwischen 5—7000' Hohe auf Wiesen und Weiden. — August. Flos-cuculi L. Auf sumpfigen Wiesen der Ebene (Zizers und Flasch) und der montanen Region (Rlosters); wenn ich nicht irre selbst auf Davos. — Sommer. vespertina Sibth. An Wegen, in Fel- dern und andern Stellen gemein. — Juni. diurna Sibth. In Baumgarten und an- dern schattigen Stellen der Ebene, von wo sie sich bis in die subalpinen Thäler erhebt. — Sommer. Flos-jovis L. Im Unter-Engadin, z.B. bei Lavin an Wegen (Heer), so wie auch an einer Stelle über Bevers (H. Roland). -— Sommer. SAPONARIA. officinalis L. An steinigen Stellen der Ebene und bis in die Bergthäler. — Juli. ocymoides L. An Halden beı Chur, Tarasp und bis in die alpine Region (Engadin). — Sommer. ALSINEAE. SAGınA. procumbens L. In Aeckern im Ta- wetsch, bei Thusis und andern Orten an Wegen und auf Schutt, auf der Lenzer- A6 Heide,am See (beilaufig 4800's. m.). — Maı und Juni. apetala L. Im untern Misox an Stras- sen, zwischen Roveredo und Bellenz. — Juni. SPERGULA. sagıinoides L. Auf Grasplatzen und feuchten Stellen in der alpinen Region, nicht selten. — Sommer. arvensis L. In Aeckern im Tawetsch und der Gruob, ferner an gleichen Standorten in Savien (bis an 5000/s. m.). In tiefern Gegenden traf ich sie nirgends an. — Juli und August. ÄLSINE. rubra Wahl. Im untern Misox und beı Disentis im Oberland. — Sommer. lanceolata M. et K. var. condensata (Arenaria cherlerioides Vill. delph. t. XLVIH , schlecht jedoch erkennbar ). Findet sich an Kalkfelsen unweit des Uebergangspunkts auf dem Levirone. Nach Dr. Massara nei prati di Livigno. — Juli. biflora ( Sabulina biflora Reich. Nach DC. Herbar. die Stellarıa biflora L.). Ebenfalls auf dem Levirone, aber auf Rasen unweit des Uebergangs, so wie auch auf dem Stelvio, wo man nach Umbrail ablenkt (7850' s.m.). — Juni und Juli. larıcifolia Wahlbg. (Arenaria lar. L.) Bei Sils ım Ober-Engadin (nach Haller und d. Verf.) unweit des Priorasee (Kant. DIE PFLANZEN Tessin), und zwei Stunden unterhalb Worms (d. Verf.). — Juli. verna Bartling. Auf fast allen unsern Bergen, hauptsächlich auf der Central- kette, ın der alpinen Region. — Sommer. recurvya Wahl. Beim Wormser-Bad. — Juni. JacquiniKoch. Ebenfalls beim Worm- ser-Bad. — Juni. ÜHERLERIA. sedoides L. Auf allen Bergen ın der alpınen und nivalen Region (wie z. B. der Sandgrath 8600'), wo sie oft für sich allein grosse Rasen bildet. — Sommer. MoenHRiNGIA. muscosaL. An nassen Felsen, gern ım Schatten , in der montanen und sub- alpinen Region, häufig. — Sommer. polygonoides M. et K. Auf Steinge- rolle in der alpinen Region, nicht selten (Calanda, Urdenalp ete.). — Sommer. trinervra Glairv. In Wäldern und auf andern schattigen Stellen bei Chur. — Juni und Juli. ÄRENARIA. serpyllifolia L. Ueberall bei Chur her- um, auf Weiden etc. — Frühling. Die 4. s. viscida DC. bei Samaden und ım Rosetsch-Thale. — Juni. eiliata L. Auf dem Calanda in der subalpinen Region, auf dem Augstberg am Uebergang nach Urden. — Juli — September. GRAUBUNDENS: biflora L. Nach der Alpına in Grau- bünden. In den Alpen von Nufenen (Pf. Felix), auf dem Scaletta, Bernina, Le- virone (d. Verf.). Standort : Sand und Gruss. — Juli und August. HorosTEum. umbellatum L. AufAeckern beiChur, Reichenau und andern Orten der Ebene. April. STELLARIA. cerastoides L. (In Smiths Pl. icones t. ı5 nach einem Exemplar des Linn. Herb.). Auf fast allen Weiden der alpi- nen Region, als Augstberg, Levirone etc. — Sommer. nemorum L. In subalpinen Bergwaäl- dern, auf dem Gotthard (Haller), ım Rheinwald, Misox und andern Orten (d. Verf.). — Juni. media \Vill. ( Alsine media L.). In Gärten , auf Schutt überall; auch in montanen Waldern bei Chur. — Blüht durchs ganze Jahr. graminea L. Auf feuchten Wiesen der Ebene und montanen Region. — Sommer. ulıgınosa Murr. Bei Roveredo, Soazza und Samaden, an Quellen und in Bäch- leın. — Sommer. MaraAcHıum. manticum Reich. Von der Burgruine von Misox an durch das ganze Thal ab- warts in Wiesen. — Mai und Juni. 47 aquaticum Fries. (Stellaria pentagyna Gaud.). Sehr haufig in Gräben und an Wegen bei Chur , Zizers und andern Orten. — Sommer. GERASTIUM. glomeratum Thuil. In der Ebene bei Malans, Flasch, Sargans, Grono und am kleinen See auf der Lenzer-Heide, also etwa 4800' hoch. — Frühling und Sommer. semidecandrum L. Ohne Zweifel zu ‚Millionen ın der Rheinebene von Thusis an abwärts nach Fläsch ; kommt immer auf magern Weiden, Schutt etc. vor. — Frühling. triviale Link. Häufig bei Chur, Zizers und andern Orten der Ebene, an mancher- lei Standorten. — Frühling. latifolium L. Durch den ganzen Kan- ton, in der alpinen , subnivalen und nivalen Region (Scesa-plana 9200' s.m.) an Felsen und auf Gerolle. — Sommer. pedunculatum Gaud. Nach Tausend auf dem Julier, nach Prof. Heer ın den Engadiner Alpen, nach H. Nägeli auf dem Levirone und nach Comolli auf dem Braulio. — Sommer. alpinum L. Koch. Auf Alpenweiden, nicht selten , so in der Malıxer-Alp, auf dem Albula und andern Orten, zwischen Stalla und Avers nach H. Muret. — Sommer. arvenseL. Ich sah es nur in subalpi- nen und alpinen Thalern , aber dort AB DIE PFLANZEN haufig auf Mauern , Gerolle etc. — Sommer. ELATINEAE. ELATINE. Hydropiper L. Nach Thomas in Grau- bunden. LINEAE. Lınum. catharticum L. Auf Wiesen und an- dern ähnlichen Orten bis in die alpine Region. — Sommer. MALVACGEAE. MaLvA. Alcea L. Hın und wieder in Gebusch bei Chur , Bonaduz ete. — Juli und August. sylvestris L. Ebenfalls an Wegen , neben Weinbergen bei Chur und be- sonders haufig bei Jenins und Maien- feld. — Sommer und Herbst. rotundifolia L. An Wegen, überall ın der Rheinebene. — Sommer. TILIACEAE. Tırıa. platyphylla Vent. Ich traf diesen Baum in Schyn und ın Lugnetz wild wachsend an, sonst haufig angepflanzt. Ein merkwürdiges Vorkommen des- selben ıst das auf der Dole (5168! s.m.), der höchsten Spitze des Jura bei Genf. Er bleibt jedoch daselbst nur strauch- arlig. — Sommer. mierophylla Vent. Wird hin und I ee EEE wieder angetroffen, jedoch immer ge- pflanzt. — Sommer. Zu Chur triftt man an einigen Orten diese beiden Lindenarten neben’ ein- ander an und hier ist es wo die Ver- schiedenheit ihrer Lebenserscheinungen auch von Nicht-Botanikern leicht be- merkt wird, so z.B. im Hofe der Kan- tonschule und auf dem Sande neben der Schmid’schen Wirthschaft. HYPERICINEAE. Hyperıcum. perforatum L. (Johanniskraut) Ueber- allan Gräben, Wegen und andern Orten; steigt auch in die subalpine Region. — Sommer. quadrangulare L. (H.dubium Gaud.) Bei Chur in den Maiensässen (reg. sub- alp.), in der Malixer-Alp, bei Klosters etc. — Sommer. ietrapterum Fries. (H. quadrangulare Gaud.) Auf wasserigen Stellen bei Ilanz und Schnaus. — August. hirsutum L. Bei Thusis unweit des Verlornen-Lochs im Walde. — Juni und Juli. montanum L. In Wäldern und Ge- büsch, hauptsächlich in der montanen Region (so im Ober-Bergell), jedoch auch häufig in der Ebene. — Sommer. ACERINEAE. Acer. (Ahorn.) Pseudo-Platanus L. In der montanen GRAUBÜNDENS. 49 Region bis auf 4600! Hohe (Tawetsch und Valzeina). Wie alt dieser Baum bei uns werden kann, zeigt das ehrwürdige Denkmal zu Truns, das schon vor 400 Jahren ein ausgewachsener grosser Baum war. — Blüht im Mai. platanoides L. Bei Pfafers schon vom grossen Haller bemerkt, woselbst man noch jetzt beim Ruheplatz « mes adıeux » diese und die vorige Art finden kann. Auch bei Haldenstein gewahrte ich einen Stamm dieses Baums, der übrigens bei uns sehr selten ist und nicht so hoch in die Berge steigt als der vorige. — Mai. campestre L. (Massholder). Ziemlich überall in Gebüsch bis in die montane Region. — Mai. GERANIACEAE. GERANIUM. pheum L. Ich habe es von Parpan (4546! s.m.), wo es nur wenige Schritte vom Dorf entfernt in Wiesen wächst. — Juli. sylwalicum L. Auf allen fetten Berg- wiesen und in Wäldern bis 6000! s.m., so oberhalb St. Moritz, wo es mit dem folgenden vermischt wachst.— Sommer. g. In Aeckern im Medelser-Thal eine kleinblumige Varietät. aconıtifolıum L’Her. OberhalbSt. Mo- ritz, am Wege nach der Celleriner-Alp (wenigstens 6000’ s.m.) im Walde (der Verf.), im Rosetscher-Thal (H. Roland). — Juli und August. palustre L. Bei Sargans und Wallen- stadt. — Juni und Juli. sanguineum L. Auf steinigen Stellen hin und wieder, bei Maienfeld und Hal- denstein , zwischen Bonaduz und Versam und andern Orten. — Sommer. pyrenaicum L. Ueberall an Wegen und in Wiesen bis an das Ende der Korn- region (Chiamut). — Sommer. pusillum L. Ziemlich häufig bei Chur, Maienfeld, Truns, Disentis und noclı weiter oben im Tawetsch. — Frühling und Sommer. columbinum L. Auf steinigen Stellen bei Chur, Haldenstein , Maienfeld und auch sehr häufig im Misox. — Sommer. dissecium L. In Aeckern beı Brigels, also an der Grenze des Kirschbaums 3500’ s.m.). Ich konnte es sonst nirgends finden. — August. molle L. Bei Feldsberg, Tamins, Sar- gans, Maienfeld. — Mai — August. divaricatum Ehrh. Bei Latsch ım Tyrol unweit der Bündnergrenze. — Sommer. robertianum L. An alten Mauern und Wegen , überall in der Ebene. — Sommer. Eropıum. cieutarium DC. In Aeckern und an Wegen. Blüht durchs ganze Jahr hin- - durch. S 50 DIE PFLANZEN BALSAMINEAE. IMPATIENS. nol-tangere L. Zwischen llanz und Truns, ın Calanca, Lugnetz, im Bratti- gau, bei der Molinara, am Bizockel bei Chur, überhaupt in der mont. Region ın Wäldern und Gebüschen ;, gerne am OXALIDEAE. OxALIS. AÄcetosella L. In Wäldern und auf schattigen Stellen bis nahe an die Tan- nengrenze durchs ganze Land. — Früh- ling und Sommer. corniculata L. AufSchutt bei Bellenz. Wasser. — Sommer. — Juni. CALYCIFLORES. CELASTRINEAE. pumila L. An Felsen, gewöhnlich in ; der alpinen Region; er steigt jedoch oft Evonvmus. europeus L. In Hecken der Ebene, überall. — Mai. latifolius L. Nach Scheuchzer und Gaudin bei Pfäffers. Ich konnte ihn hier nicht finden. — Mai und Juni. RHAMNEAE. RHAamMmus. cathartıca L. In Hecken der Ebene, überall. — Mai. saxatılis L. Wurde bereits von Gesner bei Chur bemerkt, in dessen Umgegend | (bis nach Reichenau) dieser Strauch nicht selten ist. Standort : dürre Halden, die mit Gebuüsch bewachsen sind. — Mai. weiter herab, so am Bergüner-Stein, Lenzer-Heide und sogar bis nach Rei- chenau. — Maı und Juni. Frangula L. In Hecken ziemlich ge- mein, bei Chur u. a. ©. der Ebene. — Maı und Junı. LEGUMINOSAE. SAROTHAMNUS. scoparius Wım. u.Grab. In den trans- alpinen 'Thälern von der Ebene an bis in die subalpinen Hohen in grosser Menge, diesseits keine Spur. Halt sich, fragt man hier natürlich , der Besen- ginster an die Gebirgsformation die granitischer Natur ist, oder an die süd- GRAUBÜNDENS. 51 "liche Abdachung? Wie denn auch sei , so ist er nicht allein in diesem Falle; der Färbe- und der deutsche Ginster der Cytisus nigricans, Erysinum helve- ticum, so wie auch deren Parasiten, die Orobanchen ‚, theilen dasselbe Loos. — Mai — Juli. GENISTA. tinctoria L. Im Bergell und Misox. — Sommer. germanica L. Im Misox, sowohl ober- halb als unter dem Dorf Misoeco;.bei der Ruine traf ich haufig eine Pflanze an, die buschig , niedrig und ohne Dornen war, die aber im übrigen dem deutschen Ginster ganz glich. Nachdem ich meine Exemplare genau und mit Beziehung auf den Standort betrachtet hatte, über- zeugte ich mich, dass sie ihr eigen- thümliches Aussehen dem Umstand ver- danken, in Wiesen gewachsen zu sein, die jährlich gemäht werden. Koch er- "hielt die namliche Pflanze von Biasoletto, weiss aber nicht, was er aus ıhr machen soll. — Sommer. ÜYTisus. nigricans L. Bei Soglio , Brusio und Grono. — Juni. Önonis. spinosa L. Auf dürren und auf nassen (neben dem Zizerser-Ried) Triften nicht selten. — Sommer und Herbst. repens L. An Halden und andern dürren Stellen, so wie auch auf Wiesen, bei Chur, Maladers , Alvenen u.a. O. gemein. — Juni. rotundifolia L. Im Schalfigger-Thal und durch die Plessur auf dem Rhein- sand geführt. — Juni. ANTuHYELIS. Fulneraria L. Von den Wiesen der Riheinebene an bis in die Alpenweiden ; ich traf sogar kleine Exemplare in der subnivalen Region unter dem Piz della Padella an. Die ochergelbe Var. fand ich bisher in den subalpinen Weiden und Wiesen der transalpinen Thaler und bei Sils im Ober-Engadin. — Frühling und Sommer. Meoicaco. sativa L. Auf Wiesen der Rheinebene, wo sie so gut als einheimisch zu be- trachten ist. Zwischen dieser und der folgenden Art gibt es oft Uebergange (vielleicht hybride Pflanzen)? deren Blu- men eine sonderbare schmutzige Farbe haben, die sowohl an das Blau der Lu- zerne als an das Gelb der M. falcata mahnen. — Juni. falecata L. Auf dürren Stellen fast überall, so bei Chur, im Oberland, Un- ter-Engadin, Hochgericht Belfort. — Juni. lupulina L. Auf Wiesen und an We- gen haufig. — Mai. minima L. Bei Chur, Thusis, ım Domleschg, Haldenstein, auf sehr ma- gern dürren Weiden und Halden. — Mai und Juni. 52 DIE PFLANZEN MerıLoTus. ders gerne in neuen Aufbrüchen. Er- offieinalis Willd. In Wiesen, an Grä- scheint so schnell , dass man ihm eine ben und andern nassen Stellen derEbene, | spontane Entstehung bei uns zuschreibt. nicht selten. — Sommer und Herbst. — Mai — Herbst. vulgaris Willd. An Wegen und un- cespitosum Reyn. Auf fast allen bes- bebauten Stellen bei Chur u. a. O., ge- sern Weiden in der alpinen Region. — meın. — Sommer. Sommer. TRIFOLIUM. pratense L. Ueberall auf Wiesen, — Maı und Juni. medium L. In der montanen und al- pinen Region, so in Valzeina, Samaden, in der Parpaner-Alp u.a. O., auf Wei- den und unter Gebusch. — Sommer und Herbst. alpestre L. Bei Castaneto, zwischen Grono und St. Maria, an beschatteten Bergabhängen. Bei Fettan (Prof. Heer). — Juni und Juli. rubens» L. Bei Chur, Trimmis und Waltensburg, meist in Gebüsch an Hal- den. — Juni — August. arvense L. Im Bergell und bei Wal- tensburg im Oberland. Standort: Aecker. — August. Jragiferum L. Auf nassen Stellen bei llanz, Schnaus, Maienfeld. — Sommer. alpinum L. Auf Alpenweiden im Rıheinwald, Engadin, Davos, Lenzer- Heide, Maloja, Flüela und andern Orten, nicht selten. — Sommer. montanum L. AufWVeiden und Wie- sen der montanen Region. — Sommer. repens L. Häufig auf Wiesen , beson- badium L. Sehr häufig auf allen Wei- den der alpinen Region, steigt selten aus ıhr herunter. — Sommer. agrarium L. Im Bergell, beı St. Maria (in Calanca) und bei Truns im Ober- lande. — Sommer. procumbens L. An Wegen und auf Weiden, häufig in der Ebene und der montanen Region. — Juni — Herbst. filforme L. Nicht sehr haufig bei uns; ıch fand blos bei Bonaduz auf nassen Plätzen der Reichenauer Ebene und bei Grono in Misox Exemplare. — Juni und Juli. chrysanthum Gaud. Bei Bellenz, Grono und Clefen (Prof. Heer). Dorvcenıum. suffruticosum Vill. Bei Fläsch, Malans, Chur und andern Orten dieses Reviers, auf magern Weiden und an Halden. — Juni. Lotus. cornıculatus L. Auf allen Wiesen der Ebene und Berge. Steigt in die alpine Region ; so findet er sich in der Parpaner- Alp, Samaden etc. — Frühling und Sommer. GRAUBÜNDENS. sepium L. InWiesen und an Hecken, haufig. Steigt auch in die subalpınen Thaler. — Sommer. sativa L. Findet sich, vermuthlich verwildert, hin und wieder. — Sommer. LaTnyrus. iuberosus L. In Ackern der Ebene, bei Chur u. a. Ö. — Sommer. pratensis L. In Hecken und Wiesen, von der Ebene bis in die subalpine Re- gion. — Sommer. sylvestris L. An Halden, Rainen und in Gebüsch, gern auf Gestein, bei Chur und in der Herrschaft. — Juni und Juli. Orosus. vernus L. Erscheint im Frühling an Waldrandern und in Waldern und Ge- busch, sowohl in der Ebene als in mon- tanen Gegenden. tuberosus L. Bei uns in Bergwäldern und subalpinen Wiesen , im Lürlibad im Rauber’schen Maiensäss bei Chur. — Mai. luteus L. In Gestein bei Bategna (auf dem Calanda in der subalpinen Region) und weiter unten am Fusse des Mastrilser- Bergs. — Mai — Juli. nıger L. Im Gebüsch auf steinigen Stellen der Ebene; bei Reichenau, Ma- lans etc. — Frühling. Anmerk. Die Galega ofhicinalis, die bei Luzein wachsen soll, möchte wohl der Orobus luteus sein. Sie kommt jedoch in der italienischen Schweiz vor. 55 AMYGDALEAE. CERASsUS. caproniana DC. Hin und wieder bei Chur, vielleicht verwildert. — April. Mahaleb DC. Am Ausgang des Mün- sterthals gegen das Tyrol, wenn: mein Gedächtniss nicht irrt. Ich besitze kein Exemplar aus Graubünden. — Mai. Padus DC. (Lasi, auf romanisch Lausas oder Lasas). Im ganzen Lande in der montanen und subalpinen Region. Standorte sind Malıx, Chürwalden , Ilanz, Nufenen, Hinterrhein ete. — Mai. Prunus. spinosa L. Ueberall in Hecken. — April. SPIREACEAE. SPIRAEA. Aruncus L. In montanen Wäldern bei Chur u. a. O. nicht selten. — Juni. Ulmaria L. An Bachen und aufnassen Wiesen bis an das Ende der Kirsch- baum-Grenze (Valzeina, Praden ete.). — Sommer. Filipendula L. Auf der Ebene bei Worms (Bormio) (3860’), und nach H. Roland im Ober-Engadin. — Juni. Dryas. octopedala L. Auf allen magern Weiden der alpinen Region, von wo sie bisweilen bis in die montane herunter- steigt, so bei Chur auf dem Städeli. — Frühling und Sommer. 56 GEuM. rivale L. Auf sumpfigen und nassen Wiesen der montanen , subalpınen und alpinen Region. — Juni und Juli. inclinatum Schleich. (Meine Varietät vom G. rivale). In der Fürstenalp ober- halb Trimmis. — Juli. (Ist wohl eine hybride Pflanze von der vorigen und der folgenden abstammend.) montanum L. Auf Weiden der alpinen und der subalpinen Region. — Juni. reptans L. An Felsen der nivalen Region nicht selten; so oberhalb Jenatz (nach Rosch) auf dem Parpaner-Horn , Augstberg, in den Savier-Alpen (nach d. Verf.), auf dem Sandgrath in einer Hohe von 8600’ (H. Nägeli aus Zürich). — August. Rurus. ideus L. (Himbeere). In abgegangenen Wäldern der montanen und subalpinen Region haufig. — Juni und Julı. ceesius L. An Bachen und in Gebüsch, häufig ın der Ebene. — Juni. Jruticosus L. Diesseits der Wasser- scheide nie in der Ebene, sondern immer in abgegangenen Wäldern der montanen Region; jenseits haufig an Wegen beı Brüs. — Juni. Der Rubus tomentosus (nach dem DeCandolle’schen Herbarıum)am Wege von Feldsberg nach der Feldsberger- Alp ın Gesellschaft des Galii rubri. saxatılis L. In Bergwäldern der sub- DIE PFLANZEN alpinen Region, nicht selten bei Chur herum. — Mai und Juni. FRAGARIA. vesca L. In Wäldern überall. — Mai und Juni. elatior Ehrh. Bei Rothenbrunnen und Ortenstein an Abhangen. — Mai. PoTENTILLA. rupestris L. Nach Rosch beı Disentis, nach dem Verf. ebendaselbst und. bei Truns. — Juni. Anserina L. Ueberall an Wegen bis in die alpine Region (Samaden). — Sommer. recta L. Bei Roveredo ım Misox, in der Nahe von Weinbergen. — Juni. argentea L. An Wegen, auf Mauern, von der Ebene bis zur Grenze desKirsch- baums: bei Chur, im Puschlav beı Brusio, im Misox, bei Klosters und Disentis. Bei Süs und Lavin (Tausend), bei Schulz (Roland). — Sommer. reptans L. Ueberall an Wegen bei 0. Chur, im untern Misox u. a. Sommer. aurea L. (P. Halleri Ser.) Auf allen alpinen und subalpinen Weiden. — Sommer. salisburgensis Hank. Auf dem Calanda in der subalpinen Region, bei der Schloss- brücke auf dem Flussgeschiebe der Lan- quart, auf dem Splügen nach dem Haller’schen Herbarium, und wahr- scheinlich noch mehrfach anderwarts, GRAUBÜNDENS. 55 TETRAGONOLOBUS. OxYTkopis. siliquosus Roth. Auf feuchten Stellen, häufig in der Riheinebene und deren Bergabhängen. — Frühling und Sommer. CoLUTEA. arborescens L. Zwischen Feldsberg und Tamins, oberhalb Trimmis am Wege nach Talein, an Halden. — Mai und Juni. Praca. frigida L. Auf dem Lukmanier und bei St. Moritz (nach altern Angaben), bei Nufenen (Pfr. Felix), auf dem Maloja (H. Roland), im Ober-Engadin auf dem Bernina und in der Celleriner-Alp, so- wie auf dem Montellin bei Chur und ın der Carmenna (d. Verf.); halt sıch stets auf abhängigen grasreichen Weiden der alpinen Region. Sommer. alpina L. Durch das ganze Ober- Engadin bis 6420! s. m.-(so beim Weis- senstein), sodann, nach Pfr. Felix, auch ım Rheinwald ; halt sich ebenfalls auf abhängigen Weiden auf. — Juli und August. australis L. (Jacq. mise. v..2.t. 2.) Bei Nufenen,, auf der Lenzer-Heide, auf dem Albula unweit des Weissensteins und beı den Wormser-Badern, immer auf Schiefer oder Kalk, gerne in grobem Steingerolle. — Mai — August. astragalina DC. Auf alpinen Weiden bei-Chur herum, auf der Lenzer-Heide, nicht selten. — Sommer. campestris DC, Ursprünglich auf ab- hängigen magern Weiden der alpinen Region, von wo sie sich auf Steingerölle der subalpinen Region herablasst. Ist durchs ganze Engadın , Rheinwald , Oberland, Hochgericht Belfort sehr ge- mein und steigt nicht selten bis 7000's.m. — Sommer. sordida DC. Am Pass nach Scharl nach Prof. Heer. pilosa DC. Bei Chur aufdem Bizockel (Thonschiefer) an Felsen in‘ der sub- alpinen Region ; von hier und andern dergleichen Orten steigt sie in das Fluss- geschiebe der Plessur und Lanquart herab, wo sie schon im Mai blüht. — Sonst im Juni und Julı. lapponica Gaud. Wurde mir aus dem Rheinwald von Landammann Hoösslı mit- getheilt. Auch auf dem Albula nach E. Thomas und meiner eigenen Er- fahrung. montana DC. Auf alpinen Weiden des Ober-Engadins (über 6000° s. m. ), in der Carmenna, auf dem Joch u.a.St. — Sommer. uralensis DC. Nach Pol zwischen dem Münsterthal uud Worms auf dem Um- brail nach Dr. Lenz und A.v.Planta am südlichen Abhange des Gotthards. In der Alp Urschein und Remus nach Prof. Heer. — Juni und Juli. ÄSTRAGALUS. Orobrychis L.‘ Im Unter-Engadin 94 haufig (Ul. v. Salıs, Prof. Heer und H.Roland) am Ausgange des Münster- thals nach Tyrol (d. Verf.). Auf Weiden und an Felsen. — Sommer, Cicer L. Zwischen Katzıs und Thusis (Gaudin), unweit Lenz und zwei Stunden unter Worms (der Verf.). — Juni und Juli. glyciphyllos L. In Gebüsch hin und wieder von der Ebene bis in die mont. Region (Sais und Schulz). — Juni. excapus L. Nach Sieber bei Glurns im Tyrol, unweit der Bündner-Grenze. monspessulanus L. Findet sich nicht selten an sonnigen Halden der montanen Region, so bei Rothenbrunnen, Ems, Alveneu, Worms. — Mai und Juni. ÜORORILLA. Emerus L. In Hecken der Ebene, haufig. — Mai. vaginalis Gaud. In den rhätischen Alpen (Dek. Pol), auf dem Montellin und bei Alveneu (d. Verf.). Findet sich auf Weiden der alpinen Region und tiefer unten gerne unter Gebüsch. — Mai — Juli. montana L. Zwischen Feldsberg und Reichenau bei der sogenannten Rüfi, auf Kalksteingeroll. — Juni. varia L. Nach Heer im Unter-Engadın bei Lavin und Fettan. — Ich fand sie im obern Veltlin. — Juni. Iıppocrepis. comosa L. Auf Wiesen und Weiden von der Ebene an bis in die alpine Re- DIE PFLANZEN gıion. Blüht vom Frühling an bis in den Sommer. Hepysarum. obscurum L. Auf fast allen alpinen Weiden. — Juni und Juli. Diese Pflanze möchte sehr zu berücksichtigen sein, wenn es sich darum handelt künstliche Wiesen in den hohern Gegenden unserer Berge anzulegen. In der Jochalp bei Chur findet sich eine Wiese (eine ein- gezaunte, gedüngte Stelle zum Abmähen bestimmt), die wegen der Güte desHeu’s das sie liefert in der Umgegend berühmt ist, Auf ihr wächst hauptsächlich Meum Mutellina und Hedysarum obscurum. ONOBRYCHIS. sativa Lam. Auf vielen Wiesen und andern Stellen bis in die subalpıne und alpine Region, so bei Samaden, auf dem Montellin etc. — Mai — Juli. Yıcıa. hirsuta Koch (Ervum hir. L.). Im untern Misox, von Dorf Misocco an und bei Glefen. — Juni. tetrasperma Koch (Ervum t. L.). Bei Chur auf Gartenauswurf, selten. — Juni und Juli. sylvatica L. In montanen Wäldern bei Chur, Bonaduz, Tarasp ete. Ober- halb Parpan in der alpinen Region, auf offenen grasreichen Weiden (über 6000’ s. m.). — Sommer. Cracca L. Ueberall in Wiesen und Gebüsch bis in die subalpinen Thäler. — Sommer. .. > GRAUBUNDENS. 3 777 jedoch seltener als vorstehende. — Mai | Sıssaroıa. und Juni. verna L. Ueberall in der Ebene, an Halden, Felsen und auf magern Weiden, steigt auch in die Berge. — Frühling. grandiflora L. In der subalpinen und alpinen Region auf Grasplätzen und in Wäldern ; bei Chur auf dem Joch, am Hinterrhein, bei Samaden. — Juli. minima L. In der alpinen Region auf Grasplätzen u.a.St. ; auf den Bergen bei Chur (Hegetschweiler), auf dem Gürge- letsch (Tausend), in der Thali-Alp bei Nufenen (Pfr. Felix), ın der Sagenser- Alp neben Segnes und auf dem Sträla, procumbensL. In der alpinen Region auf Weiden nicht selten; ım Engadin, auf dem Augstberg bei Malans u. a. O. — Sommer. CoMARUM. palustre L. An sumpfigen Stellen zwischen Ponte und der Au ım Engadin, am Schwarzensee auf Davos, ım Bernina- Thal und auf dem Torfgrunde unweit Pontresina neben Vaccinium Oxycoccos. — Juli und August, ÄGRIMONIA. Eupatorium L. An Wegen, Halden u,a. O. der Ebene, nicht selten. — an beiden Orten auf Kalkgebirg (d. Verf.). | Sommer. — Sommer. Jrigida Vill. Nach Heer und Muret auf dem Stelvio; ich fand sie auf der Granitspitze neben dem Piz della Padella bei Samaden in einer Hohe von wenig- stens 8000’s.m. und H.Nägeli auf dem Sandgrath in einer Hohe von 8600’. — August. albaL. Aufder Erhohung vonCanova, etwa 100 Schritt von der Burgruine ent- fernt. — Maı. caulescens L. An Felsen bei Halden- stein, Alveneu, in Avers und bei der Schlossbrücke. — Juli und August. Fragaria Sm. Zu Malans hinter dem Bodmer. — Mai. Tormentilla Sıbth. Auf feuchten Wie- sen der Ebene und subalpinen Region. SANGUISORBEAE. ÄLCHEMILLA. vulgaris L. Auf Wiesen ın der Ebene, bis auf die Alpenweiden. — Sommer. Eine Abänderung (?) davon, die Alch. montana Schleich. am Hügel, an welchen das Dorf Bernhardin ange- lehnt ist. fissa Schummel. In der Alp Segnes (in der Hohe von beiläufig 7000') und noch anderwärts. — August. alpina L. Auf allen Alpenweiden, von wo sie zuweilen bis gegen die mon- tane Region herabsteigt. — Sommer. pentaphyllea L. Auf dem Splügen und Gotthard (nach ältern Angaben), auf den Medelser-Bergen und dem Bern- hardin (in der Höhe von ungefähr 6000') S 36 (der Verf.). Scheint sich somit an die granitischen Formationen zu halten. — Juni — August. SANGUISORBA. oflieinalis L. In Wiesen der sub- alpinen und alpinen Thaler, oft so haufig, dass sie für die Physiognomie dieser Gegenden charakteristisch wird. — Sommer. PoTerıum. Sanguisorba L. An Halden, Wegen u. a. St. der Ebene haufig. Soll nach einer Angabe bis auf 7000’ Hohe in die Berge steigen (siehe Catalogue des plantes vasculaires du cant. de Vaud). — Früh- ling und Sommer. BROSACEAE. Rosa. alpina L. In montanen, subalpinen und alpinen Bergwaldern, häufig ; im Ober-Engadin , wo sie wie andere Wald- pflanzen, über die gewöhnliche Grenze hinausgeht. — Sommer. R. alp. pyrenaica. Bei Augio im Calanca-Thal. — Juni. rubrifolia Vill.e Am Ende der mont. Region. Bei Rlosters, an den Wiesen, ın Calanca. — Juni und Juli. canına L. Ueberall in Hecken , die Abänderung mit tomentosen Blättern in montanen Thälern,, wie Schams und Inner-Brättigau. — Juni. rubiginosa L. Bei Chur, Maladers und vielfach anderwärts. — Juni. DIE PFLANZEN villosa L. (excl. RK. tomentosa). Beim Dorf Misocco. Ende Juni blühend. Ich führe hier die Synonymen dieser Pflanze nach dem De Candolle’schen Herbarıum an. Exemplare dieser Species kommen unter folgenden Arten vor : R. rubi- ginosa, crelica; A. tomentosa mollis in herb. non in Prod.; R. villosa, nuda. tomentosaSm. Bei Chur und Halden- stein, wahrscheinlich noch mehrfach anderwärts. — Juni. arvensis Huds. Auf dem Mastrilser- Berg (U. v.Salıs), zwischen Schiers und Grüsch und auf der Steig (d. Verf.).— Juni und Juli. POMACEAE. ÜRATAEGUS. Oxyacantha L. Ich bin nicht sicher, den wirklichen C. Oxyacantha in Grau- bünden gefunden zu haben. Die folgende Species ist dagegen sehr haufig. monogyna Jacq. Bei Trimmis, Chur, Truns im Oberland und grosse Stamme bei Rothenbrunnen. — Mai. COTONEASTER. vulgaris Lindl. Oberhalb St. Moritz in Gebüsch an Felsen, in der Parpaner- Alp, an beiden Orten beiläufig 6000!s.m. — Juni. tomentosa Lindl. Bei Chur in Berg- wäldern, so im Lürlibad und Schwarz- wald. — Mai. Pyrus, Amelanchier Willd. Fast überall an GRAUBÜNDENS. 539 Halden, bei Chur, Feldsberg, Trimmis u. a. 0. — Mai und Juni. Aria Ehrh. Geht etwas über die mon- tane Region hinaus, so auf Runkelier bei Chur. Findet sich übrigens am Mastrilser-Berg u.a.0.— Mai und Juni. Aucuparia Gertn. In montanen und subalpinen Wäldern, überall in Bünden. — Mai und Juni. Chame-mespius Lindl. In der alpınen Region auf dem Bizockel, Scesa-plana und andern Bergen. — Juni. GROSSULARIEAE. Rıises. Uva-crispaL. Veberall in Hecken und Gebüsch , bei Chur und andern Orten. — April. alpinum L. Auf dem Calanda bei Bategna (subalpine Region) und wahr- scheinlich noch mehrfach anderwärts. — Juni. rubrumL. Bei Lavin im Unter-Engadin (Heer), bei Chur selten an Bächen und in Gebüsch (vielleicht verwildert), auf Davos (d. Verf.). — Marz — Maı. petraeum Wulf. In subalpinen Ge- genden, so über Splügen und Hinter- rhein. Nach Regierungsrath Hegetschwei- ler bei St. Moritz. Ist nicht constant von voriger Art verschieden, deren Stamm- pflanze sie wahrscheinlich ist. — Juni. CGUCURBITACEAE. Bryonıa. alba L. Zu Chur in einer Hecke un- weit des Winterbergs, am Wege nach dem Voral, wo ungefähr 10 Stauden stehen mögen. — Juni und Juli. dioica L. Diese Pflanze habe ıch ın Bünden nirgends angetroffen, wohl aber unweit unserer Grenzen bei Latsch ım Tyrol, wo sie häufig ist. — Juni. PORTULACGEAE. PoRTULACA. oleracea L. Bei Grono ın. Misox; diesseits selten ; ich beobachtete sie blos in einem Acker bei Chur, in welchem ein Jahr ums andere Mais gepflanzt wird ; in den Jahrgängen der Kartoffeln bleibt sie aus. — Sommer. MonTIA. fontana L. Auf Davos (U.v.Salis), bei Soazza (1700') und Truns (ungefahr 3200‘) (d. Verf.). Kommt in Wasser- graben und Bächlein vor. — Juni — August. PAROXYCHIEAE. HERNIARIA. glabra L. Nach einer Angabe in der Alpina in Bünden. Ich fand sie auf der Ebene unter Samaden jenseits des Inns und bei Waltensburg. — Juli und August. 60 alpina Vill. Neben dem Rothenhorn am Uebergange von Parpan nach Urden (7000’?) auf sandhaltigen kahlen Plätzen. — August und September. SCLERANTHEAE. SCLERANTHUS. annuus L. Im Oberland, Engadın (unweit Cellerina 5200’ ungefähr) , im Misox und bei Klosters, in Aeckern, an verschütteten Stellen und andern Orten. — Sommer. perennis L. BeiSoglio.auf der Treppe. — Sommer. CALLITRICHINEAE. ‚CALLITRICHE. verna L. (?) In Gräben bei Sargans. — Mai. minima Hoppe. Hicher ziehe ich die Pflanze, die sich in allen Pfützen der subalpinen und alpinen Region findet und im Sommer zum Vorsckein kommt. Erinnerlich ist sie mir noch von Sama- den, Salsanna und aus der Gegend zwischen Stella und der Septimer-Höhe. HALORAGEAE. MYRIoPHYLLUM. spicatum L. Im Ganover-See im Dom- leschg. — Summer. verticillatum L. Auf dem Zizerser- Ried und bei Sargans in Graben. — Maı. DIE PFLANZEN TAMARISCINEAE. MryrıcArıa. germanica Desv. (Tamarıx germ. L.) Auf Flussbeeten überall ; steigt in die untern Alpenthäler (Davos 4560 '). — Juni und Juli. LYTHRARIEAE. Lyrurum. Salicaria L. An Bächen und stehen- dem Gewässer der Ebene. — Sommer und Herbst. ONAGRARIEAE. CIRCAEA. Lutetiana L. In Wäldern und andern schattigen Stellen, bis in die montane Region (Valzeina). — Sommer und Herbst. intermedia Ehrh. Zwischen Valz und Lugnetz, und zwischen Ilanz und Ta- vanasa an der Strasse. — August. alpina L. In dunkeln Bergwaldern (3000°’) im Oberland und im Brattigau bei Serneus, oberhalb Seewis, bei Val- zeina, Furnen und Jenaz. — August. ErıLogıum. angustifolium L. In abgetriebenen Bergwäldern und längs den Bächen, bei Chur u. a. O. — Sommer. Fleischeri Hochst. Findet sich auf Flussgeschieben bei Bergün, Tarasp, Davos und im Ober-Engadin. Ob die GRAUBÜUNDENS. Exemplare, die ich bei Grono fand, hie- her oder zum E. Dedonaei gehören, kann ich nicht entscheiden, da ich sie jetzt den Händen habe, nicht unter Sommer. hirsutum L. An Bächen und in Hecken bei Chur und Zizers. — Sommer und Herbst. molle Lam. Auf sumpfigen Stellen bei | Hanz, Alveneu,, Zizers. — August. montanum L. An Gräben und Bächen in der Ebene bis in die subalpınen Tha- ler (Savien, Oberland etc. ), haufig. — Sommer. In der Carmenna, Langwies, etwas unter der Fürstenalp, immer in einer Hohe von ungefähr 5000’ s. m. auf fetten Grasplätzen oder an Graben und Bächen. — Sommer. trigonum Schr. roseum Schreb. Bei Ilanz und Truns,. ım Dorfe Peist (3460'). Hier und wohl noch anderwärts an Brunnen und Bächen. — Juli und August. ietragonum L. Zwischen Roveredo und St. Vittore an einem wasserreichen Abhange. — Juni. palustre L. Im Ober-Engadin, bei Tlanz, Tschiertschen u.a.O. an Wasser- graben haufig. — Sommer. organıfolium Lam. Nach Hegetschwei- ler in Bünden. Ich fand es (zwischen 5—6000') ım Medelser-, Rosetscher - und Liviner-Thal, immer an Bächen. — Juli und August. 61 “ alpinum L. An Alpenbächen und ver- sumpften Stellen der alpinen Region, durch ganz Bünden. — Sommer. ÜENOTHERA. biennis L. Auf Dämmen bei Chur, Zizers und jenseits der Berge bei Grono. Juni — Herbst. CRASSULACEAE. RuopioLA. rosea L. Im östlichen Theile des Kantons (Prof. Heer), bei Hinterrhein (Land. Hössli und Pfr. Felix), auf der Scaradra (7000!) (H. Nageli aus Zürich). — Sommer. SEDUM. Telephium b. Bei Chur auf Mauern und in Weinbergen, wo ich es aber nie blühen sah; viel häufiger und mit Blüthen kommt es auf Gestein und Mauern von llanz an bis nach Disentis vor.— August. mazimum L. Bei Lavin nach Prof. Heer. vıllosum L. Ich fand es ım Rosetscher Thal, unweit der Alphütten (beiläufig 6000'), auf sumpfigem Boden. Auch Pfr. Knecht brachte es mir vor einigew Jahren aus dem östlichen Theil des Landes. — August. atratum L. Auf allen unsern Bergen in der alpinen Region, wohl auch hoher und tiefer. Ich besitze sie vom Augst- berg (bei Parpan), Augstenberg (bei Malans), Calanda , Stelvio, Malixer-Alp 3 DIE PFLANZEN und aus dem Engadin. Diese Pflanze ist | Sempervivun. meist einjährig; ich fand jedoch auch tectorum L. Wild wachsend wird die Exemplare mit sterilen Schossen , so dass Hauswurz in den subalpinen und alpinen ich auf die Vermuthung geführt wurde, Thälern Graubündens nicht selten ge- es mochte sich hier ein Verhältniss wie- funden, so auf Davos, im Rosetscher- derholen, das zwischen dem $S.annuum Thal, in Ursern, Leventiner-Thal etc. ; nnd S. repens besteht. häufig auch auf Dächer und Mauern ge- annuumL. (Reich.ie.n. 1155). In den pflanzt. — Sommer. montanen Thaälern bis auf die Hohe von Ob wohl eine gelbblühende Pflanze , 6000‘. Unter den vielen Standorten die ich im Rosetscher-Thal neben der nenne ich blos Bergell, Schams, Misox, gewöhnlichen fand, zu $. Wulfeni Augstenberg. — Juni — August. Hoppe ‘gehört, kann ich in diesem album L. Ueberall auf Mauern bis ın Augenblicke nicht entscheiden. die subalpinen Thaler. — Sommer. montanum L. Häufig ın der alpınen dasyphyllum L. Bei Sıls im Dom- Region, im Ober-Engadin, auf den leschg, bei Andeer und bei Chur am Bergen bei Chur ete. — Sommer. Wege nach Maladers. — Sommer. arachnoideumL. In unzähliger Menge acre L. Auf Mauern und an Wegen | an Halden und Mauern des Ober-Enga- bis an die Grenze des Kirschbaums | dins, imMisox, Bergell, aufdem Calanda, sexangulare L. Häufig ın der Rhein- Noch besitze ich ein Exemplar eines ebene und jenseits der Berge auf Mauern und dürren Weiden; geht ebenfalls bis an die Grenze des Rirschbaums (z. B. an den Wiesen mit dem vorigen ver- mischt wachsend‘). — Sommer. Sempervivum, das ich von Pfr.Knecht vor mehrern Jahren erhielt. Es wurde von ihm auf dem Stelvio gesammelt und scheint gelbe Blumenblätter ge- habt zu haben. ( Vielleicht S. Brauniıi Funk?) | ’ W ulfenii Hoppe. Auf der Rosetsch- insel (Prof. Heer). repens Schleich. (Reich. ic. n. 1134). Gaudin hat es irgendwo ın Bünden ge- funden. Ich sammelte es auf dem Bern- (3500'), haufig. — Sommer. bei Andeer u. a. OÖ. — Sommer. hardın und Augstenberg. Nach Comolli | auf dem Umbrail und im St. Jakobsthal: SAXIFRAGEARE. — Juni. SAXIFRAGA. refleeum L. lm obern Veltlin und Cotyledon L. In der Via-mala, sowie durch ganz Misox, vom Dorfe Misocco | jenseits des Splügens, im Misox, ım an abwärts. — Sommer. Ursern- und Leventiner-Thal häufig beı GRAUBÜUNDENS. den Hütten der Zaportalp ungef. 6800’ (Heer). — Sommer. elatior M. eıK. Nach Koch am Fusse des Berges Umbrail bei Bormio (wahr- scheinlich aus Gaudin). Aizoon L. Von der alpinen Region bis in die montane herunter, an Felsen durch das ganze Land, am liebsten auf Kalkgestein. — Sommer. mutata L. Am Calanda in der mont. Region zwischen Vettis und Pfäffers; hoher oben auf der Seite von Feldsberg. — Sommer. Y andellı Sternb. Nach Ulys. v. Salıs an Felsen bei Bormio, nach Prof. Heer zwischen Livino und St. Giacomo di Fr&le, auf dem Frala nach dem Herb. von Haller, Sohn. — Sommer. cesia L. Haufig auf allen unsern Kalk- bergen, hauptsächlich in der alpinen Region ; wenn ich nicht sehr irre, habe ich sie auch zwischen Thusis und Splü- gen bemerkt, wo Thonschieferformation ist. — Sommer. oppositifolia L: Von der Spitze des Scesa-plana (9200's.m.)an, wo sienoch an geschützten Stellen in Felsenritzen gedeiht, bis in die Felsen der Schloss- brücke; auf granitischem Gestein auf dem Bernhardin,, Valzer-Berg und Ro- setsch. — Juni und Juli. biflora All. Auf Mergel oder Thon- schiefergerölle , in der Alp Segnes (d.V.), auf den Bergen zwischen Glarus u. Grau- 653 bünden (Hegetschweiler), im Rheinwald (Pf. Felix). — Sommer. aspera L. Bei Splügen und Hinter- rhein nach ältern Angaben ; zwischen Zernetz und Süs (H.Roland); im Ober- Engadin nicht selten (d. Verf.), auf dem Rothenhorn (Tausend). — Sommer. bryoides L. Auf dem Sandgrath in einer Hohe von 8600’ (H. Nägeli), auf dem Septimer, Splügen, Augstenberg, Albula, Bernina-Heuthal und andern Bergen in der alpinen Region (d. Verf.). — Sommer. j aizoides L. An Alpenbächen bis in die Ebene, häufig. Churwalden, Via- mala , Engadin ete. — Sommer und Herbst. stellaris L. An Bächen der alpinen und montanen Region, im Ober-Engadin, aufdem Bernhardin, im vordern Calanca. — Juni und August. cuneifolia L. Durch die ganze Via- mala und Rofflen, zwischen Ilanz und Truns, im Misox ete. — Juni. Anmerk. An ersterer der genannten Stellen trifft man Exemplare, deren Wurzel- blätter einen schwach gewimperten Stiel haben, was wahrscheinlich Dekan Pol die Veranlassung gegeben hat, daselbst die S. umbrosa’anzugeben. muscoides Wulf. Auf allen Berg- spitzen, Calanda (8200'), Alp Segnes.— Sommer. erarata Vill. Auf dem Wormser- Joch; in der Celleriner-Alp, dem Gott- hard und andern Bergen in einer Höhe 64 von 7000'. Wenn die S. caespitosa von Reg. Hegetschweiler hieher gehört , so geht sie bis 8600' hoch. — Sommer. stenopetala Gaud. Auf den Glarner- Alpen (Hegetschweiler), aufdem Panıxer- Joch (Em. Thomas), an Felsen des Piz della Padella (Kalk) auf der Schattenseite gegen Norden (Bovelin und d. Verf.). — August. planifolia Lapeyr. An der namlichen Stelle auf dem Piz della Padella, wo die vorige, sodann in der Flimser-Alp Segnes und in Savien. — August. Seguieri Spreng. An Kalkfelsen in der Churer-Alp, auf dem Bernina, auf dem Bernhardin auf Gneissand, ferner auf dem Stelvio etc. Halt sich gewohnlich zwischen 6000—7000' s.m.— Sommer. androsacea L. Auf Rasen oder hu- mushaltigen Erdschichten der alpinen Region, auf dem Joch, in der Churer- Alp etc. — Sommer. controversa Sternb. Im hintern ost- lichen Valzer-Thale, an der Stelle wo der Felsen treppenartige Absätze bildet, über die der Weg nach der Alp und nach Savien führt. Ist die einzige ein- jahrige Saxifraga aus der alpinen Region und findet sich auf Humus, der sich auf Felsenschutt gebildet ; auch besitze ich sie von der Stilfser-Strasse und von Apo- theker Bovelin aus dem Engadin mitge- theilt. — Sommer. iridactylites L. Auf Mauern und dürren Stellen der Ebene beı Chur etc. — Mai und Juni. DIE PFLANZEN i CHRYSOSPLENIUM. alternifolium L. An Bächen und an- dern feuchten Stellen der montanen Ge- genden, so auf dem Mittenberg bei Chur, bei Praden, in der Via-mala etc. — Mai und Juni. ARALIACEAE. ADoxa. Moschatellina L. Unter Gebüsch ın der Ebene von Chur etc. haufig. — März und April. HEDErA. Helix L. An Felsen, Baumstammen und Mauern bei Chur, Feldsberg, Ro- thenbrunnen , Maienfeld ete. — October. UMBELLIFERAE. SAXICULA. europea L. In Laubholzwaldern der montanen Region haufig. — Mai. ÄSTRANTIA. minor L. Im Bergell und Medelser- Thal, also in subalpinen Gegenden, haufig. — August. major L. Auf fast allen Wiesen der montanen Region. — Juli und Augnst. Eryncıum ? alpınum L? Nach einer handschrift- lichen Note eines altern Botanikers in den Fidriser-Heubergen. TRINIA. vulgaris DC. Bei Worms ım Veltlin. — Juni. GRAUBÜNDENS. AEGOoPODIUM. PodagrariaL. An Zaunen und Hecken, überall in der Rheinebene. — Sommer. CArum. Carvi L. Auf allen Wiesen, haupt- sachlich in der montanen und subalpinen sowie auch in der alpinen Region, — Sommer. PımPınELLA., magna L. Ueberall in Wiesen und Baumgarten, in der Ebene und in der montanen Region. — Sommer. Sazıfraga L. Auf magern Triften der Ebene, haufig. — Sommer. BupLeurunm. ranunculoides L. Nach alten Angaben in Rhätien; von mir wurde es zwischen der Maienfelder Bad-Alp und Stürvis ge- funden. — Sommer. stellatum L. Auf dem Bernhardin, auf der Prassignola oberhalb Soglio, im Bernina-Thal , in Calanca, zwischen Andermatt und der Teufelsbrücke an den Felsen. Eine Felsenpflanze, die sich ziemlich beständig in einer Hohe von 5000’ halt, und an das granitische Ge- stein gebunden zu sein scheint. — Sommer. rotundifolium L. In Aeckern bei Ems (Ul. v.Salis); ich fand es in der Nähe von Lenz (4200') und bei Rhazüns, ebenfalls in Aeckern. — Sommer. AETHUSA. Cynapium L. Auf Schutt und in Aeckern und Garten cin Unkraut, steigt 65 iu die montane Region bei Krida und Malix. — Sommer. SESELI. coloratum Ehrh. (S. annuum L.) Beı Bonaduz auf Hügeln; auch Ul. v. Salıs fand es in Bünden. — August und Herbst. Anmerk. Das Ses. montanum einer ältern Angabe, das bei Bonaduz gefunden wurde, kann nichts anders als diese Pflanze sein. Lisanoris. montana All. Im Thalkessel von Tiefen- kasten häufig; ebenso im untern Münster- thal. — Sommer. ÄTHAMANTA. cretensis L. Ich bewahre ein Exemplar vom Calanda auf. — Sommer. SILANS. pratensis Bess. Auf dem Sarganser- Ried und zwischen Schiers und Grüsch. — Juli. Meum. Mutellina Gzrtn. Auf allen alpinen Weiden häufig. — Sommer. Gaya. simplex Gaud. (Vill. delph. t. IV.) Auf der Höhe der Urdenalp, des Albula (7270' s. m.) und vieler anderer Berge. — Sommer. ÄNGELICA. sylvestrisL. An Bachen und auf feuch- ten Stellen, häufig in der Ebene. — Sommer. montana Schleich. Ich erinnere mich im Schwarzwald bei Chur eine Angelica 9 66 DIE PFLANZEN gesehen zu haben, die wohl die Schlei- | Laserprrium. cher’sche Species sein mag. Bei Nufenen nach Prof. Heer. PEUCEDANUM. Cervaria Lapeyr. Zwischen Felds- berg und Reichenau und bei Trimmis. — Jul Oreoselinum Moench. Auf Halden bei Chur, Maienfeld etc. — August. verticillare Koch. An Halden. bei Alveneu, bei Filisur, im Verlornen Loch bei Thusis, zu Chur an der Plessur. — Juni. rablense Koch. Nach Schleicher in den Alpen bei Worms. — Sommer. IMPERATORIA. Ostruthium L. Auf Wiesen und in Wäldern , gerne auf steinigen Stellen der subalpinen Thäler, so auf dem Bi- zockel in den Maiensässen , in Erosen etc. — Juli. PasTınaca. sativaL. Auf Wiesen und an Wegen, haufig bei Chur und der ganzen Rhein- Ebene. Findet sich auch höher, wie ich in Wallis beobachtete. — Sommer. HERACLEUM. SphondyliumL. Ueberall auf Wiesen bis in die subalpine Region. — Juni — August. longıfolium Jacqg. Nach Bauhin in Graubünden. montanum Schleich. Nach, Heget- schweiler in Graubünden unweit dem Rosetschgletscher. latifolium L. Ziemlich häufig in der ganzen montanen und subalpinen Region Graubündens. — Juli. luteolum Gaud. Bei Hinterrhein von Gay entdeckt; ich fand es bei St. Maria in Medels, Scanfs, oberhalb Soglio, un- weit Filisur , auf der Lenzer-Heide, in der Urdenalp, oberhalb Samaden (in einer Hohe von wenigstens 5500’). — Juli. Sıler L. An Halden und auf Gestein in der montanen Region, so bei Trim- mis, im Lugnetz, Domleschg und vielen andern dergleichen Orten. Halleri All. Auf Davos, im Ober- und Unter-Engadin , in Tawetsch, auf Wiesen haufig. — Sommer. Daucus. Carota L. Ueberall auf Wiesen. — Frühling und Sommer. Torınıs. Anthriscus Geertn. Häufig in der Rhein- Ebene, an Wegen, in Gebüsch und an- dern dergleichen Orten. — Sommer. ÄNTHRIScuS. sylvestris Hoffim. In grossen Massen auf allen Wiesen und in Baumgarten der Ebene und montanen Region (so bei Versam). — Mai. ÜHEROPHYLLUM. temulum L. An Wegen, auf Schutt u.a. d.St. bei Chur und in der ganzen Umgegend häufig. — Juni. aureumL. An Zäunen und in Wiesen GRAUBÜNDENS. 6 | bei Chur (jedoch selten); sodann beim | Visurnun. Dorf Samaden (5200'). — Sommer. hirsutum L. In den subalpinen Thälern häufig, auf Wiesen. — Juni. MoLoPoSPERMUM. eicutarium DC. Im Puschlav und Veltlin nach ältern Angaben, im Bergell häufig nach U. v. Salis. H. Muret fand es bei der Kirchruine von Casaccıa (4400! s. m.). — Sommer. ConıuMm. maculatum L. Bisher nur beı Tiefen- kasten von mir bemerkt. — Sommer. CORNEAE. CoRNUS. sanguinea L. In der Ebene überall in Hecken. — Mai und Juni. SAMBUCINEAE. "SAMBUCUS. nigra L. In Wäldern der montanen Region traf ich die grossten Stämme an, so bei Versam, Valandas und Praden; sonst vielfach in der Ebene an Zäunen und Mauern. — Mai bis August. racemosa L. In Gebüsch der sub- alpinen und montanen Region, durch alle Thaler Graubündens. — Mai bis Juli. Ebulus L. In Waldern und auf steini- gen Stellen der montanen Region, so unter Maladers u.a. O. nicht selten und immer gesellschaftlich. — Juli. Lantana L.'In montanen Laubholz- waldungen und Gebüsch. — Frühling. Opulus L. An Bachen und in feuchten Wäldern , nicht selten. — Mai und Juni. CAPRIFOLIACEAE. LonIcEraA. (rlosteumL. InHecken und Gebüsch, überall, sogar bis in die subalpinen Thaler Davos, Rheinwald etc. — April bis Juni, nigra L. In abgegangenen Bergwal- dern, bei Chur (im Schwarzwald), auf Valzeina, an der Langwies, am Calanda, immer in der montanen Region. — Maı und Juni. alpigena L. Ganz wie die vorige, nur noch häufiger. cerulea L. In subalpinen Thälern in Gebusch und an andern Stellen, so ım Rheinwald , in Savien etc. haufig. — Blüht im Juni. LinnAraA. borealis L. Eine nordische Pflanze, die sich bei uns in subalpinen und alpinen Bergwaldern wiederfindet,, je- doch nur unweit der Centralkette. So fanden sie andere Botanıker sowohl als ich im Giorjer-Wald unterhalb Splügen an der Heerstrasse, ın Cannıcul und Avers, zwischen Tinzen und Stalla, ım Ober-Engadin überall, und sogar jen- seits der Wasserscheide auf dem Stelvio (Wormser-Seits). Bauhin halte seine 68 Campanula serpyllifolia auch aus Rha- ten. — Juni und Juli. Man erlaube mir zu bemerken, dass ich die Normalzahl fünf der Staub- gefässe oft fand. LORANTHACEAE. Vıscum. album L. Ein Parasıt auf fast allen Sorten von Bäumen. — April. RUBIACEAE. SHERANDIA. arvensis L. In Aeckern,, soweit solche gehen. — Sommer und Herbst. ASPERULA. odorata L. In montanen Wäldern, überall. — Mai und Juni. taurina L. Unter Gebüsch auf steini- gen Stellen bei Chur, Trimmis, Malans, auf der Steig u. a. d. O. häufig. — Mai und Juni. cynanchica L. Auf magern Wiesen und WVeiden bis an’s Ende der montanen Region. — Juni bis September. Anmerk. Die nach einer alten Angabe bei Chur vorkommen sollende A. arvensis ist wahrscheinlich die Sherardia. GaALIUM. Cruciata Scop. An Zaunen und unter Gebüsch, in der Ebene sowohl als in der montanen Region. — April und Mai. vernum Scop. Im obern und untern Misox , auf Gestein. — Mai und Juni. DIE PFLANZEN Aparine L. In Hecken, Gärten und andern Stellen, soweit aufgelockerter Boden vorkommt. — Mai und Juni. spurium L. In einer Pfütze bei St. Maria (Calanca) trafich zwei Varia- täten an, die kahlfrüchtige und rauh- früchtige von Vaillant. — Juni. uliginosum L., grandiflorum Gaud. Auf der sumpfigen Ebene unterhalb Sils im Ober-Engadin (5400’). — Juli. palustre L. Auf schlammigen und sumpfigen Stellen bei Bonaduz, Hanz und andern Orten nicht selten. — Juni. rotundifolium L. In dunkeln Nadel- holzwaldern der montanen Region, zu Chur auf dem Bizockel. — Juni. boreale L. Bei Flasch auf sumpfigen Wiesen ; auf Gestein und trockenen Halden durch das ganze Engadin. — Maı bis Juli. verum L. In fast allen Wiesen, auf der Rheinebene. — Mai und Juni. sylvaticum L. In Wäldern der mon- tanen Region, bei Chur, auf Valzeina u.a. 0. nicht selten. — Juni. Mollugo L. In Hecken und Wiesen, sowohl ın der Ebene als ın der montanen Region, häufig. — Mai und Juni und oft ım Herbst wieder. rubrum L. Regierungsrath Heget- schweiler zeigt es auf dem Calanda an; ich fand es auf diesem Berge am Wege von Feldsberg nach der Feldsberger- Alp. Obwohl das G. purpureum das Villars in der Viamala angibt hieher ge- GRAUBÜNDENS. zogen werden möchte oder eine roth- blühende Varietät des G. sylvestris ist, weiss ich nicht anzugeben. — Juli. sylwestrePoll. An Wegen, auf Wiesen, an Halden von der alpinen Region an abwärts überall. Die rothblühende Var. traf ich in Misox an. Hieher gehort auch Gal. pusillum Vill. Delph. t. VIII, das an der Halde zwischen Silvaplana und Sils vorkommt. helveticum Weigel. In der Alp Segnes (Flims) auf Gerölle (7000’ ungefähr). — August. Anmerk. Nach der Alpina sollen in Bünden vorkommen G.aristatum und G. herey- ricum Weig. VALERIANEAE. VALERIANA. ofieinalis L. An Waldsäumen und Bächen hin und wieder. Steigt bis in die subalpine Region, wie z. B. hinter Tschiertschen. — Juni bis August. dioica L. Auf nassen Wiesen, Bächlein der montanen und subalpinen Region, nicht selten bei Chur etc. — Juni. an tripteris L. An Felsen und auf Ge- stein der montanen Region, haufig in der Umgegend von Chur, so wie auch im Ober- und Unnter-Engadin. — Mai und Juni. montana L. In Wäldern und Ge- busch der montanen und subalpinen Region, so im Schwarzwald bei Chur, | 69 bei Serneus, oberhalb Parpan und an andern Orten mehr. — Maı und Juni. supina L. Nach einer frühern An- gabe in Bünden; zwischen Livino und St. Giacomo di Fr&le (H. Muret und Prof. Heer), nach letzterm auch auf dem Worniser-Joch. — Sommer. saratilis L. Im Schallfigg und auf dem Wormser-Joch nach älteren An- gaben, ich fand sie auf dem Scesa-plana, Bovellin im Liviner-Thal, H. Muret bei den Wormser-Badern. — Sommer. VALERIANELLA. olitoria Moench. In und um Wein- berge und Aecker bei Chur und der ganzen Ebene. — März. dentata DC. Im Getreide der hohern Gegenden, so im Tawetsch ‚bei Flimsete. Juli. DIPSACEAE. ScABIOSA. Columbaria L. Ueberall auf Wiesen und Weiden; in der alpinen Region die 5. Lucida Vill., wo sie im August und September blüht. SuccisA. pratensis Moench. Auf sumpfigen und feuchten Wiesen und ın Wäldern in der Ebene und montanen Region, häufig. — Herbst. K nAuTIA. sylvatica Duby. In Wäldern und an. dern Stellen der montanen und sub- , 70 alpinen Region, bei Chur, Parpan etc. — Sommer. arvensis Coult. Ueberall auf Wiesen und Aeckern. — Juni. ÜEPHALARIA. . alpina Schrad. Ich fand sie unter- halb Oberyatz an Wegen. —- Juli. Dirsacus. sylvestris Mill. An Wegen und Flüs- sen, ziemlich gemein in der Ebene. — Juli. piosus L. Bei Chur im Lürlibad , Feldsberg und wohl bei allen Dörfern der Rhein-Ebene. — Juli. COMPOSITAE. EuPATORIUM. cannabinum L. An Wassergräben und andern Stellen, häufig durch die ganze Khein-Ebene bis in die montanen Thäler (bei Alveneu). Sommer. ADENOSTYLES (ehemals Cacalia). Petasites Bl. etF. In Gebüsch der Alnus viridis, an Gewässern, in der alpinen Region bis auf den Thalgrund von Maienfeld und Chur. — Sommer. glabra DC. Nach Prof. Heer bei Ferara, Splügen, Beverser-Thal. leucophylla Reich. Auf dem Bernina (Prof. Heer). — Sommer. HomoGYne. alpina Cass. (Tussilago alpina L.) In Wäldern und auf schattigen und DIE PFLANZEN feuchten Weiden der alpinen und sub- alpinen Region, häufig. — Juni und Juli. Tussıraco. Farfara L. Ueberall auf Lehmboden bis in die alpinen Hohen. — März bis Juni. Perasıtes (ehemals Tussilago). vulgaris Desf. An Bächen und auf fetten Stellen in der montanen (Filisur an der Albula) und subalpinen Region (Parpan und Vatz). — Blüht im Frühling. albus Gertn. In subalpinen und mon- tanen Waldern bei Chur herum, wo beide, die mehr weiblichen und die ganz hermaphroditen Pflanzen vorkom- men. — Marz bis Mai. niveus Cass. Oberhalb Parpan in der Alp, auf Kunkels, Davos, und an der Langwies in Sapün, also in subalpinis und alpinis. — Juni. Linosyrıs (Chrysocoma nach Linne). vulgaris Cass. Auf Hügeln und an Halden bei Bonaduz und Ems; an letz- term Orte, wo sie unter Eichen wächst, wurde sie schon von ältern Botanikern bemerkt. — Blüht ım Herbst. ÄSTER. alpinus L. An Felsen und auf Wei- den der alpinen Höhen, aus welchen sie zuweilen bis fast in die Ebene hinunter- steigt, wie bei Flasch. Kommt vor auf dem Joch, dem Augstenberg im ganzen Engadin ete. — Sommer. Amellus L. In der Ebene auf magern GRAUBUNDENS. Halden , so bei Chur, Reichenau u.a.0O, — Sommer. Beruiprasteum (Arnica nach Linng). Michelii Cass. Von der montanen Region an aufwärts bis 7500' Hohe, ziemlich überall. — Frühling u.Sommer. Berıs. perennis L. Ueberall und durch das ganze Jahr. ERIGERON. canadense L. Ueberall auf Schutt, Dächern u. a. St. in grosster Menge. — Sommer. acrıs L. Auf Weiden, Gestein, Sand, häufig; geht bis über 5000’ hoch in die Berge, so oberhalb Samaden gegen St. Peter, wo es mit der folgenden Art vermischt wächst. — Sommer. alpinus L. Findet sich im den alpinen Hohen überall, in mehrfacher Gestalt : fingerslang und einblumig in schonen Exemplaren auf der Hohe des Aug- stenbergs bei Malans, bis fusshoch , vielblumig und zotüg (hirsutus) zwischen Samaden und St. Peter, auch ın der Jochalp (ist das E. hirsutum Hop. et Horn.), über fusshoch, vielblumig und fast ganz kahl (einige Rauhe am Stengel ausgenommen), am Inn im Schatten, zwischen Samaden und Cellerina. Stimmt vollkommen mit E.rupestre Hop. et Horn. überein. — Wo E, acrıs neben dieser Art steht deu- 74 tet ein ganz verschiedener Habitus auf die Verschiedenheit der Species. Ausserdem und die andern bekannten Merkmale bei Seite gesetzt, zeigen die vielkopfigen Abarten des E. mon- tanı immer laterale Blumenstiele, die über dem centralen hinausgehen. uniflorus L. Auf vielen unserer Berge, in alpinen und subnivalen Hohen, so auf der Greina, Joch, im Engadin ete. SOLIDAGO. Firgaurea L. Häufig auf Gestein, Gebüsch und andern Stellen, Steigt von der Ebene bis in die alpinen unter Hohen. — Sommer. 8) Die alpine Form auf dem Joch und dem Calanda (Tausend). Inura. Conyza DC. prod. (Conyza squarrosa L.). In Gebüsch an Halden bei Chur, Maladers etc. — Sommer. salicina L. Bei der Soliser-Brücke.— Juli. Puricarıa (ehemals Inula). dysenterica Gaud. An Bächen und Wassergräben bei Feldsberg, Maienfeld, Zizers. — Sommer und Herbst. Bipens. tripartita L. Im Hochgericht Gruob nicht selten mit folgender vermischt, bei Alvaschein am Teich, beı Zizers. Immer in oder am Wasser. — Sommer. cernua L. Nach Prof. Heer bei Saas im Prättigau ; bei Ilanz und Schnaus, wo [2 72 sie immer gestrahlt ist (der Verf.). — August. ÄNTHEMIS. tinctoria L. Ich fand einmal einige Exemplare an einem Abhange am Rhein bei Chur. — Sommer. arvensis L. Hin und wieder in Aeckern und an Wegen , so bei Chur, unterhalb Malıx, bei Rlosters im Prättigau ete. — Sommer. ÄCHILLEA. atrata L. Auf dem Scesa-plana, Mon- tellin, Urdenalp nicht selten ; scheint das Centralgebirg zu fliehen , wo ich immer nur die folgende Art sah. Hält sich in der alpinen Region. — Sommer. moschata Jacq. Auf dem Splügen, Wormser-Joch, Oberalp, im Bergell, ım Ober-Engadin u. a. O. mehr. Ge- wöhnlich zwischen 6—7000' s. m. — Sommer. nana L. Im Bergell und Avers nach Scheuchzer, oberhalb Parpan neben dem Rothhorn (ungefähr 7000') im Bernina- Heuthal, im Rosetscher-Thal (Engadin) u.a.0. (d. Verf.). — Sommer. macrophylla L. In subalpinen und alpinen Höhen unter Gebüsch der Alnus viridis und der Alpenrosen. Auf dem Calanda, Joch, Splügen, Gotthard, im Ober-Engadin u. a.0. — Sommer. Clavene L. Ich besitze ein Exemplar das auf einem Bergpass zwischen dem DIE PFLANZEN untern Misox und dem Comersee ge- sammelt wurde. — Sommer. alpina L. Bei Airolo nach Thomas. — Sommer. Ptarmica L. Unweit Brusio im Pusch- lav. — Juni. Millefolium L. Ueberall, auch in den alpinen Hohen wie z.B. zuoberst am Uebergange von der Fürstenalp nach Maladers. — Sommer. | tanacetifolia All. Nach Bauhin und Gaudin bei Chur. Ist mir nie vorgekom- men. — Sommer. CHRYSANTHEMUM. Leucanthemum L. Auf Wiesen bis ın die alpine Region haufig. — Sommer. montanum L., heterophyllum Koch. An Felsen bei Roveredo und St. Vittore und ım Rheinsand bei Chur. — Juni und Juli. Anmerk. Das Ch. coronarıum L. soll nach Haller auf dem Fra&la vorkommen. Diess ist sicher irrig, da genannte Pflanze die heissen Gegenden des nördlichen Afrikas, die Canarischen Inseln etc. zur Heimath hat. Dieser von Haller angeregte Irrthum hat sich seither durch alle Bücher, die die Schweizerfloren kopirten, verbreitet. Pyreturum (ehemals Chrysanthemum). alpinum Willd. Häufig auf allen un- sern Bergen bis in die Hohe von 8000’ s.m., so auf der Granitspitze neben dem Piz della Padella (Ober-Engadin ). — Sommer. Halleri Willd. *) In der Churer-Alp, *) Ist das Chrys. atratum meiner « Pflanzen der Schweiz.» GRAUBÜNDENS. 73 in Urden und Segnes; immer in alpinen Hohen und gern auf Schutt und Stein- geschiebe. — Sommer. Parthenium Sm. AufSchutt beiChur, vielleicht aus Gärten. — Sommer. inodorum Sm. In Aeckern, haufig bei Chur. — Sommer. MATRICARIA. Chamomilla L. Auf Gartenauswurf und Schuttstellen , wahrscheinlich aus Gärten. — Sommer. ÄRTEMISIA. campestris L. Auf dürren Triften, an Halden bei Chur und anderwaärts. — Sommer. vulgaris L. In der Ebene bei Felds- berg, Kästris, in der montanen Region bei Malıx, Ilanz und Truns, hoch in der subalpinen bei Zuz (5000’s. m.). An diesen und andern Orten findet sie sich ‘ häufig auf Mauern und Gestein. — Sommer. spicata Jacq. In Graubünden (Heget- schweiler), in der Churer-Alp beim Mürli aınd auf der Hohe des Uebergangs von Parpan nach Urden (d. Verf.), — - Sommer. Mutellina Vill. Bei Fermutt (Pol), ın den Rheinwalderalpen (Pfr. Felix, der sie mir mittheilte), in den Schamser- Alpen (Tausend), auf der Hohe des Uebergangs auf dem Albula (7270”), im Bernina-Heuthal, auf dem Montellin (?) bei Chur (d. Verf.). Eine Pflanze, die nach meinen Erfahrungen auf Kalk- felsen vorkommt. — Sommer. glacialis L. In Samnaun (zuunterst im Unter-Engadin) (Mag. Rosch), auf dem Bernina (Bovelin), und nach dem Herbar. von Haller Sohn von Kronig auf Flüelen gefunden. — Sommer. Absinthium L. Auf Gestein und Mauern von der Ebene an bis an’s Ende der Kirschbaumgrenze (sehr haufig noch in Disentis(3500')und ım Unter-Engadin. — Sommer. Anmerk. Auf dem Piz Beverin soll nach Chorherr Schinz die Artemisia pontica zu finden sein, was aber sehr in Zweifel ge- zogen werden muss. Es möchte wohl die Artemisia Mutellina gewesen sein, die auch Tausend von dort her hat. .TAnNAcETUM. vulgare L. Wird hin und wieder an- getroffen, zum Beispiel im Lürlibad und Steinbruch bei Chur, am Mastrilser- Berg. Aufdem Simplon soll diese Pflanze noch über der Baumgrenze zu finden sein. — August — Herbst. GNAPHALIUM. luteo-album L. Bei Clefen nach Scheuchzer; von mir bei Grono gefun- den. — Juni. uliginosum L. Nach Thomas bei Di- sentis. Ich beobachtete es ebendaselbst und verfolgte es bis nach Ilanz. Kommt an Wegen und trocknen Stellen vor. — Juli und August. sylwaticum L. Beı Danz, Truns und Io 7A DIE PFLANZEN noch weiter hinauf gegen Medels und | Leoxroronium (ehedem Gnaphalium). Tawetsch. — Sommer. Norvegieum Hoppe. In der Chur- walder-Alp, auf dem Joch, in der Malıxer-Alp und ın Savien am Platz. — Sommer, Ouarorneca (ehedem Gnaphalium). supina DC. Beim Oberalpsee, in der Haldensteiner-Alp, im Rosetscher-Thal, auf dem Augstberg bei Parpan (d.Verf.), auf dem Splügen nach Haller. Kommt auf Weiden vor und steigt nicht aus der alpinen Region herab. — Sommer. . Pusila (G. pusillum Hanke). Ich habe diese Pflanze auf dem Augstenberg bei Malans gesammelt. — Sommer. Fıraco (ehedem zu Gna phalıum gerechnet). arvensis L. Im Puschlav und unweit Truns von mir bemerkt. — Sommer. ÄNTENNARIA. Carpathica Bluff et Fing. (Gnaph. alpinum auct. helv.). Am Hinterrhein , auf dem Splügen (nach ältern Angaben), ım Rosetscher-, Bernina- und Beyerser- Thal (Prof. Heer), auf dem Joch bei Chur (d. Verf.), wo es auf Weiden vor- kommt. — Sommer. alpina Grin. Am Fusse des Berges Greina,, im Beverser- und Camogasker- Thal hat Prof. Heer diese Pflanze, die er für das ächte Gnaphalium alpinum L. halt, gefunden. — Sommer. dioica Gxrtn. Ueberall auf dürren Triften, besonders häufig in der sub- alpinen und montanen Region. — Juni. alpinum Cass. Auf dem Frala, Albula, Splügen, Bernina nach ältern Angaben, in den Rheinwalder-Alpen (Pfr. Felix), auf dem Joch, in Urden, beim Weissen- stein und vielen andern Orten (d. Verf.). Eine Felsenpflanze, die zuweilen in die subalpinen Thäler (z.B. gegen Bergün) herabsteigt. — Sommer. ARnıcA. montana L. Am häufigsten in sub- alpinen Gegenden (Davos, Parpan ete.), von wo sıe sich in die montanen her- unter (beim Städeli bei Chur) und in die alpinen hinauf zieht, wie z.B. ziemlich hoch über Samaden.—Sommer. Aronıcum (ehedem Arnica). Doronicum Reich. Auf granitischem Gestein. In den Averser-Alpen, beim Uebergangspunkt des Albula (7270's.m.) auf der Granitspitze oberhalb Samaden neben dem Piz della Padella (der Kalk ist). Nach Scheuchzer ebenfalls auf dem Albula. — Juli und August. scorpioides DC. Auf Kalksteingerolle (Calanda in einer Hohe von wenigstens 7000's.m.), auf Humus und an Schatten auf dem Rothenhorn , wo dıe Pflanze bis ı'/2'’ hoch wird. Ausserdem auf noch vielen Bergen. — Sommer. Anmerk. Doronicum Pardalianches Will. soll nach Dekan Pol und Dr. Amstein in Bünden (von Letzterm in der Maienfelder- Alp Yas angegeben) vorkommen. Ich ver- muthe jedoch, dass diese Angabe auf einer Verwechslung mit Aron. scorpioides oder Senecio Doronicum beruht. GRAUBÜNDENS. 75 SENECIO. vulgaris L. Ueberall in Aeckern, an Wegen, durch das ganze Jahr. viscosus L. Bisher habe ich diese Pflanze blos im Oberhalbstein beobach- tet. Bei Soazza, Ferrera und Maloja (Heer). — Sommer. rupestris W.etK. Bei Worms im Veltlin, zwischen Gestein, haufig, nach H. Muret zwischen Zernetz und dem Ofen bei Schäferhütten und im Scharl- thal. — Sommer. Jacobaea L. Ueberall an Wasser und andern Stellen der Ebene. — August und Herbst. abrotanifolius L. Auf den Weiden der Engadiner Berge bis 7000's. m.; so oberhalb Samaden, auf dem Julier, im Bernina-Heuthal, im Camogasker- Thal, in Livino; nach Prof. Heer in der Ramüser-Alp — Juli und August. carniolicus Willd. Auf dem Fluela (Charpentier und Tausend), auf dem Albula (Thomas), auf den Engadiner- Bergen (nach Bovelin und Heer), auf dem Scaletta, Wormser-Joch, Albula, oberhalb Samaden auf der Granitspitze , Bernina-Heuthal, Livino, Camogasker- Thal, zuoberst in der Churer-Alp (der Verf.). Steigt bis 7500/s. m. und findet sich auf Granit und Kalk. — Sommer. Anmerk. S. incanus L. Nach Scheuchzer in Averser und Bergeller Bergen. Ich habe den ächten noch nie in Bünden gesehen, noch von daher erhalten. saracenicus L. Auf den Alpenweiden von Urschein (Prof. Heer). — Sommer. Fuchsii Gmel. Im Schalfigg , bei Tschiertschen, in der Ebene am Rhein bei Masans, in der Parpaner-Alp, Tarasp, Silvaplana. Hält sich gewöhnlich in der Hohe von 3400’ bis 6000’ durch ganz Bünden. — Sommer und Herbst. Doronicum L. Auf dem Albula und Wormser-Joch nach ältern Angaben, auf den Engadiner Bergen häufig, auf dem Maloja, dem Montellin bei Chur, in Carmenna (d.Verf.). Halt sich in der alpinen Region auf Weiden. — Sommer. cordifolius Clairv. (Cineraria cord. Haum.). Bei den Alphütten und Bächen der Alpen, fast durch ganz Bünden (in Valz, auf dem Splügen, Gotthard, Churer-Alp, Urden , Sapün ete.). — Sommer. campestris DC. (Cineraria campestris Retz). Bei den Alphütten der Zuzer-Alp auf dem Levirone, haufig. Man kann daselbst zwei Formen unterscheiden , wovon die erste mehr am Schatten und unter Aconiten und die andere an offenen Stellen wachst. ı. sublanuginosa, foliis radıcalibus ovatis subcordalis, pedicellis bractea brevioribus 2. glabriuscula, foliis rad. ellipticis in petiolum sensim attenualis, pedi- cellis bractea longioribus. tenuifolius (Cineraria tenuifolia Gaud). Auf dem Wormser-Joch nach Gaudin, 76 Schleicher und Appel. Muret. — Sommer. Ware diese Pflanze vielleicht eine weitere Ausbildung der zweiten Form der vori- gen Art? Nach dem von H. Muret mir mitgetheilten Exemplar 'zu urtheilen, bin ich sehr geneigt diess anzunehmen. CARLINA. acaulıs L. Auf Bergweiden bis in die alpine Region ; so in der Carmenna etc. und von dort bis in die Ebene, wo sie oft fusshohe Stengel treibt. — Sommer. vulgaris L. Auf dürren Stellen, an Halden und dergleichen, bei Chur, ım Bergell u. a. O. — Sommer. Lappa (ehedem Arctium L.). glabra Lam. An Wegen beı Thusis gegen das verlorne Joch hin. — Sommer. minor DC. Ueberall an Wegen, bei Chur, Ems, Unter-Engadin etc. — Juli und August. tomentosa Lam. Kommt in montanen Thalern vor, so bei Andeer in Schams und Unter-Engadin. — August und Herbst. ÜNOPORDUM. Bei Chur, Maladers, IHanz an Wegen und sonnigen Halden, auf Schutt u.a. d. St. — Sommer. CArpuus. nutans L. An Wegen und auf Schutt allenthalben, auch in der montanen Re- gıon, bei Alvaschein. — Sommer. erispus L. Ebenfalls an Wegen, öfters an Bachen u.a. St., durch die Rhein- DIE PFLANZEN ebene gemein. Nach Haller im Hoch- gericht Belfort. — Sommer. defloratus L. In Wäldern der monta- nen (Versam, Churetc.) und subalpinen Region (oberhalb Davos am Platz ete.).— Sommer. defloratus, rheticus nach DC. prod. V.vı). Zwischen Bellenz und Grono; steigt von Olefen bis nach Sıls im Ober- Engadin (5500/) hinauf (d. Verf.), im Beverser-Thal (Heer). — Sommer. Personata Jacq. Um Bergdorfer her- um, im innern Brättigau, in Valzeina , bei Bategna auf dem Calanda, Malıx, Tarasp, Ursern ete. — Juni. leptophyllus Gaud. Im Beverser-Thal nach Prof. Heer, in Puschlav nach einem Exemplar, das H. Muret von Lausanne mir gütigst mittheilte. — Sommer. SERRATULA. tinctoria L. Auf dem Sarganser-Ried in ziemlicher Anzahl, seltener bei St. Vit- tor in Misox. — Sommer. SAUSSUREA. alpina DC. Auf dem Todi nach He- getschweiler, bei St. Maria in Medels, Samaden , im Bernina-Heuthal (d.Verf.). Kommt gerne auf grossem Gestein vor und hält sich an die untern alpinen Hohen. — Juli und August. discolor DC. In den Bergeller-, Averser-, Staller- und Rheinwalder- Alpen, auf dem Splügen, Bernina und Bernhardin nach ältern Angaben; zum Theilaufdiesen und zum Theilan andern GRAUBÜNDENS. - RZ Orten, wie in der Carmenna von neuern Botanikern und mir bemerkt. Halt sich auf Felsen, ebenfalls in der alpinen Re- gion. — August. Cirsium. palustre Scop. Auf sumpfigen und wasserreichen Stellen, überall, in der montanen und selbst, wenn ich nicht irre, in der alpinen Region. — Sommer. lanceolatum Scop. Sehr gemein an Wegen. Ob es weit auf die Berge hinauf geht, ist mir nicht mehr erinnerlich. — Sommer. oleraceum All. Auf Wiesen und Bächen, in der Ebene und der montanen Region haufig. — Sommer und Herbst. rigens Gaud. Auf wasserhaltigen Stellen beim Dorf Praden und an Bäch- lein aufden Churerwiesen gegen Masans, hier jedoch selten. — Sommer. Erisithales L. (Jacq. fl. aust. 4. 310). In Wiesen zwei Stunden unterhalb Worms und unweit Arvigo im Calanca- Thal. — Juni. erucagineum DC. C. Hallerianum Gaud. Von dieser Pflanze wurde in Valz unter dichtem Ellern-Gebüsch vom Verf. ein Exemplar gefunden. Diess ist die namliche Pflanze die Haller; Sohn, von Schleicher empfing, der auch nur ein Exemplar im Veltlin fand , das sich vom meinigen durch mehrere Köpfchen aus- zeichnet. Es ist diess eine unpublicirte "Species, die einer Abbildung werth ist. Bonjean hat ein vollkommen gleiches Exemplar, das aus den -Alpen der Dauphine kommt, Hrn. DeCandolle ge- schickt, worauf dieser sodann (zum Theil) seine Species gegründet hat. spinosissimum Scop. Auf fast allen Alpenweiden bis in eine Hohe von 6700! s. m, — Sommer. purpureum All. Im Ursern-Thal beı Hospital (Em. Thomas), unweit des Wirthshauses auf dem Bernina (Prof. Heer), auf dem Scopi Tessinerseits (H. Nageli) und im Rheinwald (Dr.Schult- hess). — Sommer. heterophyllum DC. In Medels und Rheinwald nach frühern Angaben ; von mir bemerkt auf Runkelier bei Chur, bei Stalla, im Ober-Engadin, bei Klo- sters, die Varietät mit geschlitzten Blättern auf Davos. Findet sich gewohn- lich in Wiesen. — Sommer, acaule Lam. In montanen und sub- alpinen Wiesen und von dort bis in die Ebene herab, fast überall. — Sommer und Herbst. Anmerk. Die Zahl der hybriden Disteln muss noch um eine vermehrt werden. Beim Städeli (Churergebiet) wächst eine Pflanze die vonC. acauleundC.oleraceum abstammt , welche beide an der gleichen Stelle vorkommen. Seither finde ich diese Bastardform auch von Koch angeführt , der sie Cirsium decoloratum nennt. eriophorum Scop. Dieser schöne Distel findet sich in Menge im Ober-Engadin (zwischen Samaden und Cellerina), noch häufiger nach Prof. Heer im Unter- 78 Engadin ; auch um das verlassene Dorf Stürvis (jetzt Maienfelder-Alp) fand ich ihn. — Sommer. arvense Lam. In Feldern, an Wegen u.a,.0. gemein. — Sommer. Ruarontıcum (ehedem zu Centaurea geh.). scariosum DC. In Avers, Bergell, auf dem Splügen nach altern Angaben , auf dem Bernina und Fräla nach dem Herb. von Haller, Sohn, im Rheinwald nach Pfr. Felix, in den Pleisen und ın Car- menna (beides Wege nach den Churer- alpen) so wie auch oberhalb Parpan gegen das Rothhorn hin nach des Verf. Erfahrungen. Wachst auf Halden und grasreichen Weiden in einer Hohe von 5—6000! s. m. — Sommer. ÜENTAUREA. Jacea L. Ueberall auf Wiesen, so- wohl trocknen als feuchten , ın der montanen Region wie in der Ebene. — Sommer. nıgrescens Willd. Bei Cleven nach einer altern Angabe. Ich fand sie zwischen Roveredo und St. Vittore an einem wasserreichen Abhange. — Juni. montana L. Auf Wiesen und in Wäil- dern der subalpinen Region, nicht selten, so auf Sais, unterhalb der Für- stenalp, Runkelier und vielen andern Stellen. — Sommer. Cyanus L. Im Getreide fast überall. — Sommer. splendens L. Bei Cleven (U. v. Salis, der sie mir gütigst mittheilte, und nach altern Angaben). — Sommer. — — Te DIE PFLANZEN Scabiosa L. Ueberall in Wiesen bis an die Tannengrenze. — Sommer. panieulata L. Zu Chur bei der Halb- mühl (d. Verf.), im Unter-Engadin ? (Prof. Heer und Hauptm. U. v.Salis). — Sommer. maculosa Lam. fl. fr. (verglichen mit dem DC. Herb.). Diese Pflanze wächst bei Schulz, wo sie H. Muret von Lau- sanne sammelte, und hochst wahrschein- lich ist diess auch. die Cent. cineraria (non Lin.) die Dekan Pol als im Unter- Engadın wachsend angibt. Weniger sicher, doch möglich, ist es dass Hauptm. v. Salıs und Prof. Heer die namliche Pflanze im Unter-Engadin sahen , so wie ich vermuthe, dass auch die Exem- plare die ich seiner Zeit im Münster- ıhal ohne Blüthen beobachtete hieher zu ziehen sind. Schon Linn& scheint die Pflanze gekannt zu haben, indem er sie als eine Varietät der C. paniculata folgen- dermassen bezeichnet: Varielatem etiam habemus floribus majoribus magnitudine C. Jacese foliis canescentibus nonnihil diversam (L. sp. pl. ed.3. Vind.). Zum Troste der deutschen Botaniker füge ich bei, dass sie auch zwischen Triest und Montfalcone wächst , wie aus einem Exemplar hervorgeht, das Prof. Alph. De Candolle daselbst sammelte. Sommer. austriaca Willd. sp. pl. 5. 2283, pilis elongato-conicis aspera, radıce multi- cipiti, caules plurimos copiamque folio- rum gerente, caulibus a medio ramosis, GRAUBÜNDENS. ramis simplicibus, foliis in gemmis radi- calibus sterilibusque ovatis petiolatis parce dentatis, caulinis sessilibus ovatis parce servalis, involueri squamis ciliis longis peclinatis, pappo achsnio duplo breviore.— Planta ı'/a-2pedalis, maxıma inter Centaureas phrygise sectionis. Ca- . pitulam diametro unciali floribus neutris radiantibus munitum (Jacq. vind. t. 167). Diese Art fand ich im Jahr 1852 zwischen Zernetz und Brail in einer Hohe von 4—5000' auf Wiesen und zwischen Gestein. Spater beobachtete sie Hauptm. Ul. v.Salis bei Nauders im Tyrol, wenn ich nicht irre, und H. Muret von Lau- sanne ebenfalls zwischen Zernetz und Brail. Diess ist ohne Zweifel. die Clusische Jacea austriaca capite villoso, sivequatuor elatior, von der er eine Abbildung gibt (Cl. lib. IV. p. 7. Fig. links). Da nun Bauhin in seinem Pinax diese und die nebenstehende Jacea angustifolia (siehe unten bei der Cent. phrygia montana) unter seiner Jacea latifolia et angusti- folıa capite hirsuto vereinigt und Linn& das Bauhin’sche Citat so wie die Clusische Pagina (Clus. hist. 2. p. 7) auf seine C. phrygia bezieht, so geht daraus deut- lich hervor, dass Linn& auch diese Pflanze unter seiner phrygia verstand. Ja es ist sogar wahrscheinlich, dass er diese Art mehr berücksichtigte als die übrigen Synonymen, da er aus der Clusischen Beschreibung dieser Art (nämlich der Jacea austriaca capile villoso, sivequatuor Er en a ER nd em. nu 79 elatior) seine Bewunderung über das magisterium natur, die wir am Schlusse seiner Beschreibung finden, entlehnt. Man konnte daher den Namen phrygia mit mehr Recht auf die C. austriaca Willd. übertragen und für die C. phrygia einen neuen aufstellen (oder gar zwei, so wie man zwei Arten daraus macht), wenn man der Uebung aller Botaniker, die seit einem halben Jahrhundert ge- wohnt sind, die einblumige auf unsern Alpen häufig vorkommende Pflanze Cen- taurea phrygia zu nennen und die bald eben so lange Wildenows Centaurea austriaca (wenigstens in Oestreich) unter diesem Namen aufbewahren , nicht Rechnung tragen will. phrygia Auct. Pilis conicis villisque eylindrieis mixte vestita, caule simplici ramosoque, foliis radıcalıbus lanceolatis sessilibus dentatisque vel oblongis grosse sinuato- oyvatiıs, caulinıs linearıbus dentatis pinnatisectis auriculato-sessi- lıbus, involueri squamis ciliis longis pectinatis, pappo achsnıo subsequante. a. alpina, caule mono- et oligo- cephalo, capitulis uncialıbus. „) minor (C. phr. adscendens)(Vid. ic. nostr. 4.) caule 2-4 pollicarı adscen- dente pilis elongato-conicis incano. Auf alpinen /Yeiden. Ich habe sie von der Halde am Priora-See und wahrscheinlich ist es diese Pflanze die Scheuchzer ın Rhätien fand und von welcher er sagt : Jacea uneialis EN ww DIE PFLANZEN foliosa calyce squamis pinnatis com- posito (Sch. ic. VI. p.459). Haller zieht die Scheuchzer’sche Pflanze mit Unrecht zur Cent. uniflora L. die wir ın der Schweiz nicht haben. Erklerung der Abbildung : 1. Die Pflanze in ihrer natürlichen Grosse. 2. Die conischen Haare sehr ver- grossert. 4. ıdem ramosa. Diess ist voll- kommen die C. phr. adscendens nur mit dem Unterschiede dass sie zuweilen einen Ast bildet und somit zweiblumig wird. Die Verästung ist durchaus die der Cent. rhzstica unserer Abbildung. Es ist diess auch die Pflanze die der jüngere Thomas, vermischt mit der nicht ästigen, unter dem Namen C. ambigua (non Guss.) ver- kauft. ß. media (Reich. t. 554) caule erecto pedale unifloro. Diess ist die häufig vorkommendeForm der sogenannten Heuberge, d. i. ungedüngten Berg- wiesen, der subalpinen Region (C. nervosa Willd. et Koch). &P- foliis inferioribus pinnatisectis. Hieher gehört die in der Flore frangaise angeführte Var. incisa, die im Nikolai-Thale (C. Wallis) vorkommt. 7. major, caule bipedale simplice ra- mosoye. 77: eaule simplice. Findet sich auf gedüngten Wiesen der alpinen Region. Ich habe sie aus dem Ober-Engadin u. a. O. yrı. caule ramoso (Reich. t. 555). Da die Natur des Standorts (hohes Gras in gedüngten Wiesen der alpinen Region) der Ver- astung hinderlich ist, so erklart sich die Seltenheit dieser Pflanze hinlanglich. Ich fand sie oberhalb Parpan (etwa 5600's.m.) und sah ein Exemplar vom Simplon, das der ältere Thomas unter dem Namen C. ambigua ver- kaufle. b. montana (C. phrygia Koch.) caule oligocephalo , capitulis semuncialibus. Die Pflanze von welcher meine Beschrei- bung genommen ist, fand Herr Boissier im Piemont in der ValSeana auf gramiti- schen Felsen der montanen Region (wo man Mais baut). Hieher ziehe ich die Clusische Figur rechts nebst deren Be- zeichnung: Jacea montana villoso capite humilior (Cl. pan.) vel quinta (id. hist.) so wie das darauf bezügliche Citat Bauhins (im Pinax 271) die Jacea an- gustifolia capite hirsuto, welche beide in Linne’s Synonymen inbegriffen sind. Bei dieser Pflanze fand ich den Pappus bald nur halb so lang als Achan (und dann schmutzig ro!h) und bald eben so GRAUBÜNDENS. 84 lang als dasselbe (und in diesem Falle weisslich). Diesen Unterschied zeigten zwei Exemplare vom namlichenStandort. CENTAUREA. rhetica (Vid. ic. 5.) lanugine rara e villis cylindricis contraetis composilta ın caule et dorso foliorum juxta nervos vestita , caule adscendente vel suberecto subramoso, foliis facie glabris radicalıbus petiolatis subrotundis ovalibusve caulıinis inferioribus petiolatis ovato-lanceolatıs, summis sessilibus lanceolatıs subulatisve, involucrisquamis cıliis longis peetinatis. In rupibus et pascuis arıdıs Rhietixe et Italie superioris. — Fl. Mense Julio. Car. naturalıs. Radix (seu caulis pars subterranea ) transversalis vel erecta, indivisa fibris longis stipata. Caulis angulatus solitarius (rarius plures e una eademque radice) adscendens 4—6 pollicaris simplex vel a medıo ramum unum alterumve mono- cephalum gerens (rarius diffusus ramo- sissimus) angulosus sublanuginosus sub- contortus. Folıa rigida dentata margine subtusque juxta nervos parce lanuginosa, supra glabra (in C. phrygise formis semper plus minus pilis conicis aspera sunt ) radicalia petiolata subrotunda (in planta italica subeordata) ovaliave, cau- linia inferiora ovato-lanceolata petiolata, superiora sessilia lanceolata subulatave ca- pitulum fere cingentia. Capitulum grosse nucis Avellanse magnitudine sed ovatum, solitarıum. Involucrum e squamis ım- bricatis appendicibus longe ciliatis re- curvisque. Squamzexterioresfusca a bası ad apicem ciliis longis stipatz , interiores subulate integre appendice ciliato. Cilia dentieulata basi atra apice rufa cum nervo medio recurva. Receptaculum pilosum pilis copiosis simplieibus albis. Achznium immaturum pubescens pappo multiplici serie coronatum. Pappus rufus, pili simplices minutissime denti- eulati. Corolla florum fertlium longe tubulosa ; tubus superne dilatatus quin- quefidus; corolla lacinıe lineares pur- pureo-lilacinee zequales. Flores margi- nales radiati, neutri, steriles, corolla tubulosa superne inwequaliter 5. fida. Antherarum tubus longus quinqueden- tatus albus. Stylus glaber annulo e villis composito coronatus in stigmate bifido purpureo-lilacino desinens. 8. Variat caule diffuso foliis caulınıs subeordato-sessilibus (ut in Cent. phrygia) grosse dentatis. Occurrit in solo pinguiori. Erklerung der Abbildung : 1. Die Pflanze in ihrer natürlichen Grosse. 2. Die Schuppen des Involucrums et- was grosser als natürlich. . Ein Theil des Stengels sehr ver- oa grössert; um die Natur der Haare darzustellen. Diese neue Centaurea findet sich ın den sogenannten Zügen (so wird der Weg von den Wiesen nach Davos ge- nannt) an Felsen die sparlich mit Kiefern bewachsen sind, und unweit des Dorfs II 82 Schmitten am Wege nach den Wiesen, wo sie auf einer steinigen, mit Rasen überzogenen und mit Gebusch bewach- senen Halde wächst. Den erstern der genannten Standorte muss man in die subalpine Region setzen, wahrend der letztere noch der montanen angehort; ersterer hat eine Lage nach Osten und letzterer nach Süden oder Südosten ; ersterer beherbergt nur wenige Exem- plare, auf letzterem sah ich wohl über Hundert. An beiden Orten ist Kalk- formation. — Ganz mit den Bündner- Exemplaren übereinstimmend findet sich diese Centaurea auf den Corni dı Canzo in Ob£r-Italien, woselbst sie H. Haupt- mann Ul. v. Salis und H. Bentham der Verf. einer Monographie der Labiaten, sammelten. DIE PFLANZEN Kritik der Species. Nachdem ich das DeCandoll’sche Her- barium in seinen Centaureen durchge- sehen und alle mir bekannten Abbildun- gen mit meiner Pflanze verglichen hatte, musste ich mich überzeugen, dass ich eine neue Species vor mir habe. Bis auf die Cent. pectinata habe ich alle ver- wandten Arten und Abarten in der Natur selbst beobachtet und die Cent. austriaca in Chur in einem Garten culti- virt und spater auch aus Grätzer-Samen gezogen im botanischen Garten zu Genf beobachtet. Auf diese Erfahrungen ge- stützt, will ich hier die Unterschiede folgen lassen, die die Gent. rhatica von den verwandten Pflanzen trennen. Vergleichung der Species. Centaurea rhetica. Schwach weichhaarig. Aeslig in wenigstens °*/ der von mir beobachteten Exemplare. Bei der diflu- sen Varietat von unten an verastet und zwar dass die Aeste noch mehrblumig sind. Die Aeste reichen nicht bis zum Niveau der Centralblume und sind abstehend. Grosse von 4—9 Zoll. Grosse der Blamenkopfchen '/z Zoll. Ansteigend oder Diffus. Centaurea phrygia Auct. Rauhe und weiche Haare. In seltenen Fällen astig. Die Aeste reichen in den genaherten Formen über das Niveau der Central- Blume hinaus. Grosse von 2 Zoll bis 1"/2 Fuss. Grösse der Blumenkopfchen '/.— ı Zoll. Meist aufrecht. GRAUBÜNDENS. 85 _Stengelblätter sitzend oder halb um- fassend. Centaurea rheetica. Schwach weichhaarig. Die Wurzel treibt nur einen Stengel und wenige Wurzel-Gemmenblätter. Die Pflanze verästet sich ın der Var. $ von der Basıs an. Grosse 4—9 Zoll. Grosse der Blumenkopfchen '/2 Zoll Diameter. Stengelblätter meist lanzett - oder pfriemenformig in der Var. nur eirund. Centaurea rhetica. Schwach weichhaarig, wodurch das helle Grün der Pflanzen kaum verändert wird. Schwach aästig, selten diffus. Grosse von 4—9 Zoll. Hüllen (involucra) an der Basıs ziemlich gewimpert. Stengelblätter sitzend oder halb um- fassend. In den Fällen wo diese Art ansteigend wird ist sie immer kleiner als die Cent. rhetica. Stengelblätter sitzend und meist geohrt. Centaurea ausitriaca Willd. Rauhhaarig. Die Wurzel treibt (wie es die Clu- sische Figur gut angibt) viele Wurzel- blatter und mehrere Stengel. Die Pflanze verastet sich beständig nur an ihrem obern Theile. Grosse 1", —2 Fuss. Grösse der Blumenköpfchen ı Zoll Diameter. Stengelblätter beständig eirund. Centaurea pectinata L. Grosstentheils weiche Haare (villi cylindrieı ) mit wenig rauhen (pili elongato-conicı) untermischt machen die ganze Pflanze grau. Meist diffus, selten aufrecht und wenig ästig. Grosse ungefähr und im Durch- schnitt ı Fuss. Hüllen an der Basıs ziemlich nackt, d.h. die Wimpern sind so spärlich, dass die Schuppe grosstentheils unbe- deckt bleibt. Stengelblätter halbumfassend , ge- ohrt, immer an der Basıs am breitesten. 3A Centaurea rhelica. Schwach weichhaarig, hellgrün. Meist ästig, bisweilen sogar diffus. Grösse der Köpfchen ’/2 Zoll Diam. Hüllen an der Basıs ziemlich ge- wimpert, jedoch so dass man die Schup- pen noch durchseheinen sieht. Ausser den in obiger Zusammen- stellung angegebenen Unterscheidungs- merkmale besitzt die C. rhxtica noch eines, welches sıe von allen verwandten Species auf den ersten Anbliek unter- scheidet, nämlich der gänzliche Mangel an Haaren auf der Oberseite der Blatter. Es ist zwar auf dieses Merkmal, wenn es sich vom Unterscheiden der Arten handelt, kein Gewicht zu legen; aber für eine gewisse Rlasse von Botanikern ist es nicht unwichtig ein sicheres und beständiges Abzeichen zu haben. — Die relative Grosse des Pappus zum Achau kann ıch bei meiner Species nicht an- geben, da ich keine reifen Samen habe. Constant habe ich jedoch denselben nur bei der C. austriaca gefunden, wo. der DIE PFLANZEN Centaurea unıflora L. Dicht weichhaarig, filzig, weissgrau. Bisher ımmer nur mit einfachem Stengel und einblumig gefunden. Grosse der Köpfchen meist ı Zoll Diameter. Hüllen an der Basıs ganz mit Wim- perhaaren überzogen. Pappus nur die Hälfte der Lange des Achäus erreicht. Die meisten Formen der C. phrygia haben einen Pappus der ziemlich so lang als das Achaäu ist; allein bei der letzteren (C. phrygia, montana) (der C. phrygia Koch) habe ich an zwei verschiedenen Exemplaren einen langen und einen kurzen bemerkt; ich kann mithin in diesem Punkte der Koch’schen Diagnose meine Zustimmung nicht er- iheilen. Um den Zusammenhang der Pflanzen aus dieser Gruppe, wie ıch mir ıhn ihrer innern Verwandtschaft nach und aus den äussern Ursachen der horizon- talen und vertikalen Verbreitung abge- leitet denke, anschaulich darzustellen , entwerfe ich folgendes Schema : GRAUBÜNDENS. 35 Westen. Tiefe. Zum Schlusse will ich noch einige Abbildungen und Synonymen mit un- sern Pflanzen in Uebereinstimmung zu bringen suchen. — C. pectinata Reich. ic. 556 ıst falsch bestimmt oder falsch gezeichnet ; dagegen ist N° 865 ım sie- benten Bande richtig. C. austriaca in Reich. ic. 555 ist die C. phrygia major; sie nähert sich jedoch der wahren C. austriaca W. und wäre somit eine Mit- telform. C. cirrata Reich. ic. 10. f. 1295 ist nach Koch zur C. austriaca W, zu Osten. ziehen, was nicht übel geht; allein der Standort (piemontesische Thaler) deuten eher auf eine wohlgenährte C. phrygia montana. Prof. DeCandolle hat meine C.rhatica zur C. austriaca gezogen, was mir aber keine geglückte Vereinigung zu sein scheint. Wer sich die Mühe geben will, meine nach meinem Be- wusstsein naturgetreue Auseinander- setzung aufmerksam zu durchgehen, der mag entscheiden wer Recht hat. 86 CICHORACEAE. LAMPSANA. communis L. In Aeckern, auf Schutt und andern dergleichen Stellen. Geht bis nach Tawetsch. — Sommer. APosERIS. ‚Jectida Less. Ich glaube sie in Berg- waldern in Bünden gesehen zu haben, bewahre aber von daher kein Exemplar auf. — Sommer. CicHoRIUM. Intybus L. An Wegen überall. — Sommer. HyvrocHzaıs. radıcata L. Bei Untervatz, auf Val- zeina, zwischen Chur und Ems, im Ober-Engadin , auf Wiesen und Weiden. Sommer. ACHYRoPHoRUS (ehemals auch Hypocheris). helveticus Scop. Auf fast allen alpinen und subalpinen Weiden und Wiesen. — Sommer. ?Den A. maculatus Scop. habe ich in Graubünden nicht gefunden und die altern Botaniker die ihn angeben , mogen wohl obigen dafür genommen haben. Leontovon (auch Apargia). squamosum Lam. Auf dem Augst- berg oberhalb Parpan und anderwarts. Oberhalb Samaden auf der Granitspitze neben dem Piz della Padella in einer Hohe von ungefähr 7800' fand ich neben der behaarten Form (die der eigentliche L. squamosum ist) an einer und der- DIE PFLANZEN selben Stelle eine kahle Varietät, die ein vollkommener L. hastile ıst.— Sommer. hastile L. Ueberall auf Wiesen bis in die alpine Region (Alphütten vom Albula). — Mai bis Juli. hispidum L. Bei Chur, Ilanz und andern Orten sehr gemein. Wächst auf Wiesen, Weiden und an Wegen. Ist von voriger Art kaum zu trennen, wie denn das ganze Geschlecht nur eine Reihe bildet, aus der wir einzelne Punkte hervorheben. — Sommer. crıspum V ill. Im Liviner- und Camo- gasker-Thal nach Prof. Heer; auf der Scaradra (H. Nageli), auf dem Joch (d. Verf.). — Sommer. dubium Reich. Auf dem Uebergang von der Fürstenalp nach den Calfreiser- Heubergen. — Sommer. incanım DC. Im Engadın (Bovelin) auf dem Albula (Muret), auf dem Joch Churwalderseits und bei Reichenau (der Verf.). — Mai bis Juli. APARGIA. Taraxacı Willd. Auf Kalksteinge- rolle auf dem Calanda und Levirone bis in die nivale Region ; sodann in Segnes (d. Verf.). Nach Exemplaren die mir H. Pfarrer Felix gütigst mittheilte, ım Rheinwald und vermuthlich noch viel- fach anderwärts. — Sommer. OPORINIA. autumnalis Don. An Wegen und in Wiesen fast überall. Geht in die mont. Thäler. — Sommer und Herbst. GRAUBUNDENS. TrAGoPpocon. pratense L. Auf allen Wiesen bis in die subalpinen Hohen (Rheinwald). — Sommer. SCORZONERA. humilis L. et Koch. Auf dem Sargan- ser-Ried zu beiden Seiten der Heer- strasse ın ziemlicher Anzahl. — Mai. Picrıis. hieracioides L. Bei Chur auf St. An- tonıen fand ich einmal ein Exemplar dieser Pflanzen die hierseits der Berge ausserst selten zu sein scheint. Häufiger ist sie im obern Veltlin. — Sommer. Lacruca. perennis L. An dürren Halden am Fusse des Calanda zwischen Feldsberg und Haldenstein, zwischen Scheid und Rothenbrunnen, bei Alveneu, Filisur und Unter-Engadin. — Juni und Juli. Scariola L. Nach Dick in Graubün- Ich fand eine Lactuta bei Tiran , erinnere mich aber nicht welche. den. muralıs DC, prod. (Prenanthes mu- ralıs L.). In dunkeln Wäldern und auf Mauern fast überall. — Sommer. CHONDRILLA. Juncea L. Im obern Veltlin. — Juni. prenanthoides Vill. An den Ufern der Albula bei Alveneu, der Landquart im Brattigau und der Plessur unter Ma- laders und von diesen Flüssen an den Rhein geführt. — Juni bis August. TaARAXAcUMm. Dens-leonis Dest. Auf allen Wiesen. 87 und Weiden von der Ebene an bis über die alpine Region hinaus (so auf dem Calanda). — März bis August. alpestre. Nach Custor auf dem Ca- landa; von mir in der Celleriner-Alp gefunden. — Sommer. palustre DE. Auf dem Sarganser- Ried. — Mai. Wirremeria (Chondrilla Poltidium). apargioides Less. (Jacq. fl. austr. 5. t. 295) (Zollikoferia Gaud.). Auf sumpfi- gen Wiesen der alpinen und subalpinen Region ; so oberhalb Churwalden, Par- pan, auf Davos, in Erosen (5774’s. m.) (d. Verf.), im Rheinwald (Pfr. Felix), auf dem Maloja (5634! s. m.) (Pr. Heer). — Juni und Juli. Ürepis. alpestris Tausch. Durch den ganzen Canton verbreitet. Auf Wiesen und Weiden der alpinen, subalpinen und montanen Region; so in der Halden- steiner-Alp auf dem Calanda , im Ober- Engadin, auf der Oberalp, Davos, Erosen , Bizockel bis nahe an Chur her- absteigend. — Juni und Juli. Hier wähnen, die Prof. Heer zuoberst auf muss ich einer Pflanze er- dem Levirone fand. Sie ist unstreitig mit Crepis alpestris nahe verwandt, konnte jedoch eine eigene Species bil- den und in dem Falle schlüge ich vor sie Crepis Heeri zu heissen. hyoseridifolia Reich. Auf den Glar- neralpen haufig nach Hegetschweiler 88 und Heer, nach Tausend auf dem Ga- landa, von mir auf dem Augstberg ober- halb Parpan am Uebergange nach Urden und auf dem Levirone (wenn ich nicht irre) im Engadin bemerkt. Scheint sich auf der Schieferformation zu gefallen. — Sommer. chondriloides Froehl. Auf dem Al- bula, Ofen, im Liviner - und Camogasker- Thal nach Thomas, Bovelin, Heer und Muret. Nach H. Nägeli auf dem Frala. — Sommer. prunellefolia. Oberhalb Worms (Bormio) nach Prof. Heer. — Sommer. aurea Cass. (Hieracıum aureum L.). Auf Wiesen und Weiden der montanen subalpinen und alpinen Region, durch ganz Bünden. — Sommer. blattarioides V ill. Auf alpınen Wiesen häufig. Auf Davos, Runkelier etc. — Sommer. grandiflora Froehl. In subalpinen Wiesen und Weiden, auf dem Bizockel, bei Runkelier, in den Thälern Davos, Medels, Ober-Engadın (zwischen Brail und Zernetz) und vielen andern Orten. — Sommer. montana Reich. Auf‘ dem Scesa- plana, oberhalb Parpan, auf Davos, ım Rheinwald auf alpinen und subalpinen Wiesen. — Sommer. premorsa Froehl. Auf Wiesen und Weiden der montanen Hohen, so beim Stadeli bei Chur, oberhalb Maienfeld. — Juni. f DIE PFLANZEN paludosa Moench. Auf sumpfigen Stellen der montanen Region, so bei Praden, Lax und Saas im Pratigau und im Unter-Engadin. — Sommer. setosa L. Bei Chur auf dem Lendi- schen Rheingut (obwohl zufallig mit fremdem Grassamen eingeführt ?) bei Tiıran im Veltlin. — Sommer. virens L. Auf Wiesen haufig, durchs ganze Oberland, bei Chur, im Bergell ete. — Sommer. stricta DC. Bei Untervatz. Mochte wohl mit obiger zu verschmelzen sein. biennis L. Auf allen Wiesen. Blüht vom Juni an. iectorum L. Bei Tıran ım Veltlin. — Juni. SoncHus. asper\ ill. An Wegen und aufSchutt. — Sommer. levis Will. In Garten, auf. Aeckern, als Unkraut fast überall. — Sommer. arvensis L. In Aeckern beı Chur, Malıx u. a. 0. — Sommer. PRENANTHES. purpurea L. In montanen Laubholz- wäldern, häufig bei Chur u. a. 0. — August — Herbst. Murceovium (Sonchus). alpinum Less. (Nach Smith der Sonchus canadensis L.) Nicht selten auf unsern Bergen, gewöhnlich in Ellern- Gebüsch (Alnus viridis) so bei Chur auf dem Bizockel, hinterhalb Tschiertschen und oberhalb Parpan. — Sommer. GRAUBÜNDENS. 89 Hıeracıum. Pilosella L. Auf magern Triften, an Wegen undHalden. Nach einer mässigen Berechnung finden sich allein auf der Emser-Ebene gegen Reichenau hin we- nigstens 500,000 Exemplare. Eben so erinnere ich mich in einem Reisebericht von Prof. Tenore eine Bemerkung gelesen zu haben, aus welcher das einformige und eben so häufige Vorkommen dieser Pflanzen in den Neapolitanischen Ge- birgen hervorgeht. — Sommer. piloselleformis Froehl. (H. Pillosella, Hoppeanum Schult.) Unter andern Stel- len auf dem Joch bei Chur und auf dem Mittenberg. — Sommer. dubium Willd. (H. Auricula L. ex Froehl.) Auf Wiesen fast überall, selbst ın den alpinen Hohen (Albula, Calanda), wo es aber meist einblumig erscheint. — Sommer. angustifolium Hoppe. Ich habe es aus den Averser-Alpen, vom Albula, wo es nicht weit unter dem Uebergangs- punkt vorkommt, und aus der Alp Segnes. — Sommer. ß) H. angustifolium, fuscum (Nid. ic. nost. 5). Ich gebe eine Abbildung dieser Pflanze weil sie mir wieder etwas Licht auf die Verwandlung der Hieracien zu werfen scheint. Sie wurde von H. Prof. Heer auf dem Bernina gefunden und von seinen Exemplaren ist die Abbildung genommen. Die Ver- wandtschaft mit dem gewöhnlichen H. angustifolium ist deutlich und die Abweichung von demselben weist eben so klar auf die luxurianten Formen des H. dubii hin, so dass man hier im Grunde die gleiche Erscheinung nur auf einer andern Stufe findet. Hieher ziehe ich das H. fuscnm Vill. L. et N, Voy. en Suisse. Die Abbildung, die diese Botaniker gaben, ist jedoch nicht gut, stellt wenigstens unsere Pflanze nicht getreu dar. Ihre Exemplare fanden sie auf dem Splügen. spherocephalum Moesl. et Reich. In Avers und dem Beverser-Thal (Prof. Heer), ım Bernina-Heuthal (ebender- selbe und der Verf.). — Sommer. piloselloides Vill. Delph. t. XXVI. Bei Chur, Cleven, Brienz und Alveneu. | — Sommer. prealtum Gochn. Auf Bergen (beim Stadeli unweit Chur) , besonders haufig aber auf Sand und Steingerolle der Flüsse. — Sommer. ceymosum \ill. etWallr. H. collinum Gochn.!H. fallax, exstolonosum Gaud. Zu Davos auf Flussgeschiebe, im Ober- Engadin (an beiden Orten eine dem vorigen sich annahernde Form), aber besonders deutlich ausgesprochen in Araschgen und unterhalb dem Eber unweit Chur ım Gebüsch. — Sommer. aurantiacum L. Nach Pol ın Rhätıen, nach Scheuchzer in Avers, nach Custor auf dem Sarganser-Bergen , nach meinen Beobachtungen auf Wiesen bei Rlosters, auf Davos, in der Malixer-Alp und im 12 90 Ober-Engadin bis in die Hohe von 6000’. — Sommer. glaueum All. (H. porrifolium Jacq. austr. t. 286 non auct. post.) Bei Ba- tegna auf dem Calanda und ım Sand und Steingerolle am Rhein und der Plessur bei Chur. — Sommer. staticefolium All. In Puschlav, Ca- lanca, Nufenen, Ober-Engadın auf dem Ofen, in Livino (Prof. Heer und d.Verf.). — Sommer. ? rupestre All. Im Camogasker-Thal, auf dem Ofen und in Livin (Prof. Heer). Ich habe die Heerischen Pflanzen nicht gesehen und kann also nicht bürgen dass sie nicht mit andern hier ange- führten Species zusammen fallen. saxalile Jacqg. Ein H. Brunner aus Bern sammelte diese Art in Rhätien. Sein Exemplar kann fast ebensogut zu H. glaucum als zu H. flexuosum ge- zogen werden. Jlexuosum W. et K. Kommt nicht selten vor. Mit Gewissheit kann ich nur einen Standpunkt nennen, den nämlich wo H. Muret es fand, bei der Kirche in Avers. — Sommer. | villosum L. Auf allen Bergen (im Rheinwald, in der Langwies, im En- gadin etc.). ß) valde-pilosum. In der Celleriner- Alp (d. Verf.), auf dem Vogeliberg, Bernhardin und in der Vruin-Alp (Prof. Heer). — Beide Varietäten blühen im DIE PFLANZEN Sommer und finden sich in der alpinen Region. 7) elongatum (N. elongatum Willd. und H. dentatum Hoppe). Diese Pflanze und zwar in ausgezeichneter Ueberein- stimmung mit getrockneten Exem- plaren von Hoppe und andern Autoren findet sich oberhalb Parpan an einem Bache auf gutem Wiesenboden, wohin höchst wahrscheinlich Samen es ge- bracht haben, die von einem daneben stehenden dürren Abhang wo die ge- wohnliche Form des H. vıllosum wachst,, gefallen sind. 8) glabratum. Im Rheinwald bei Nu- - ‚fenen. alpinum L. Auf subalpinen und alpinen Wiesen und Weiden. So im Unter-Engadin, auf Davos, bei Salsanna und Stalla, im Dischma-Thal, in der Celleriner-Alp, und in einer Alp die nach Sagens gehort. — Sommer. Schraderi DC.! Auf alpinen Weiden. Im Bernina-Heuthal, Rosetsch, auf dem Calanda, Joch, Augstberg , oberhalb Samaden (d. Verf.), auf dem Bernhardin (Heer). — Sommer. glanduliferum Hoppe. Auf Alpen- weiden ziemlich gemein. Ich habe es vom Augstberg, Bernhardin u. a. 0. — Sommer. sylvaticum Lam. Gemein an etwas besser genährten Stellen als wo das folgende vorkommt. murorum L. Sehr gemein auf Gestein GRAUBÜNDENS. 9 und Sand, auch auf Bergen und unter Gebuüsch. bifidum Kit. Auf dem Albula am Wege im Herabsteigen nach Ponte auf Abhängen (der Verf.). — Sommer. — Das oben angeführte H. rupestre konnte vielleicht mit seinen Angaben hieher zu ziehen sein. umbellatum L. In Gebüsch bei Truns und Seewis, auf offenen Stellen bei Chur am Rheine, in einem Eichenwald. unter- halb Maladers (d. Verf.). — Sommer. sylvestre Tausch. (H. sabaudum auct. helv.). Zwischen Feldsberg und Tamins an einem magern Bergabhange. — Herbst. prenanthoides Vill. In Laubholz- wäldern der montanen und subalpinen Region; so auf dem Bizockel bei Chur, auf den Bergen bei Maienfeld, nach Heer in Avers, nach Suter auf dem Splügen. — Sommer. Jaequini Vill. Auf dem Fraela nach Dick, an Felsen bei Haldenstein, Unter- vatz und im Puschlav (der Verf.). — Sommer. amplezicaule L. An Felsen und auf Felsenschutt ber Angelo custode ım Puschlav, im Misox , bei Schmitten und bei Thusis. — Sommer. pieroides Vill. voy. suiss. t. r. Nach Villars selbst auf dem Valser-Joch, nach Seringe auf dem Gotthard. Ich habe es noch nicht finden konnen. — Sommer. intybaceum Jacq. (H. albidum). Halt sich zwischen 5—6000‘. In der Zaport- alp (Gaudin) im Averser-Thal (Muret), bei Nufenen (Pfr. Felix), in der Celleriner- Alp, in Tawetsch und Medels häufig (d. Verf.). — August. nivale Froehl. mss. DC. prod. Wird von Fröhlich als auf dem Ortler wachsend angegeben. Ich kenne diese Pflanze nicht. CAMPANULACEAE. JASIONE. montana L. Bei Soglio und in Misox ; diesseits der Wasserscheide sah ich sie nirgends. — Juni und Juli. PHYTEuMmA. orbiculare L. Erscheint haufig durch das ganze Land in folgenden Formen : orb. cordatum Gaud. (Ph. Bovelini Hegetsch.) Einige Zoll hoch mit herz- formigen Wurzelblattern ; ım Camo- gasker-Thal (Prof. Heer), in der Cel- leriner-Alp (d. Verf.), auf trocknen Weiden an Halden in der alpinen Region. — Sommer. orb. elliplicum Gaud. Eine fuss- hohe Mittelform mit elliptischen Wur- zelblättern; überall auf subalpinen Wiesen. — Sommer. orb.elongatum. An zwei Fuss hoch | mit ovalen verlängerten Blüthenkopf- chen : eine Form die in hohem Gras oberhalb Parpan mir vorgekommen ist. — Sommer. 92 Columne Thom. An der sonnigen Halde auf Felsen unter Scheid (d. Verf.), bei Glefen (Gaud.). — Juni. Scheuchzeri All. Bei Rhäzüns, in Misox, ın der Via-mala, zwischen Sa- maden und Cellerina u. a. OÖ. Nach H. Muret bei Brusio. Eine Felsenpflanze die bis in die alpinen Hohen steigt. — Sommer. humile Schleich. Im Bernina-Heuthal nach Heer , Muret, Nägeli und Bovelin. H. Wirth und ich fanden diese seltene Species auf Felsen an der Bernina, zwischen Pontresina und dem Bernina- Wirthshaus. Nach einem Exemplar des Hallerschen (des Sohns) Herbariums findet es sich auch auf dem Splügen. — Julı. hemisphericum L. Kommt in folgen- den Formen häufig auf unsern Alpen- weıden vor : 1. folııs radıe. caule brevioribus subzequantibusve, caulinis bracteis si- milibus serratis, ciliatis, bracteis ovato- acuminatis ciliatis. In den Engadiner Alpen auf offenen Stellen. 2. folıis rad. caule brevioribus, caulinis super. bracteis simillimis, bracteis ovato-lanceolatis serratis ci- hatıs, caule unipedale. Unter Gebüsch in tiefen Schatten und auf gutem Bo- den ım Salsanna-Thal am Fusse des Scaletta. — August. 5. foliis rad. caule brevioribus, caulinis linearibus subulatisve serratis, bracteis ovato-acuminalis ciliatis. — DIE PFLANZEN Die gewöhnlichste Form, die allent- halben vorkommt. 4. foliis rad. flaccidis caule longe superantibus,, caulinis linearıbus re- motissime serrulatis, bracteis ovato- acuminatis. Eine interessante Form mit halbfusshohem Stengel und fuss- langen Blättern. Sie kommt in Felsen- ritzen zwischen Andermatt und der Teufelsbrucke vor. — Sommer. globulariefolium Sternb. Dieses Pflänzchen fand ich nie unter 8000’ Hohe; so auf der Granitspitze oberhalb Samaden, zuhinterst in Medels, auf dem Levirone, in der Alp Segnes. Nach Muret im Umbrail und auf dem Albula. Gesner, Schleicher, Pfr. Felix, Nägeli und Tausend fanden es auf dem Bernina, Scopi, Scaradra und an andern Stellen in Bünden. Wenn auch dieses Ph. glob. nur eine Varietät des Ph. pauciflori L. sein mag, unsere Pflanze unter Sternbergs Namen so hielt ich es angemessener aufzuführen, dessen Diagnosis ganz auf sie passt. Alle Pflanzen, die ich ın Bünden fand oder von andern gefunden mir zu Gesicht kamen, gleichen sich vollkommen , keine ist ein ächtes Ph. pauciflorum. — August. betoniewfolium \Vill. Sehr gemein auf Wiesen und Weiden in Graubünden (Davos, Misox, Ober-Engadın etc.). Steigt aus der montanen Region bis auf 6000' Hohe im Engadin. — Juni. Varıiırt mit kahlen und behaarten Blättern. GRAUBÜNDENS. spicatum Es; Auf feuchten Wiesen der Ebene, an Waldsäaumen und andern Orten der Ebene. Bei Flaäsch und Marschlins erscheint es mit blauen Blüthen. — Juni. Halleri All. In fast allen subalpinen Thälern Graubündens (bei Klosters auf Davos, Rheinwald,, Bergell,, bei Parpan und Churwalden etc.) in Wiesen. — Sommer. Michelii Al. Nach E. Thomas bei Splügen, nach Ph. Thomas auf dem Bernhardin und nach Hegetschweiler ın den Glarner-Alpen. — Sommer. Specurarıa (Campanula Speculum L.). segetum Alph. DC. In Aeckern des untern Misox. — Juni. CAMPANULA. rotundifolia L. Auf verschiedenen Stellen von der Ebene an (1700/) bis in die Hohe von 7000’ (so auf dem Ueber- gang des Augstbergs). — Sommer. Scheuchzeri Vill. Bei Runkelier, auf dem Bizockel und in den Churer-Alpen. — Sommer. pusilla Henke. Auf Steingerolle an der Plessur bei Chur, am Gypsbruch bei Samaden, im Unter-Engadın und vielen andern Orten. — Sommer. rapunculus L. Von der Burgruine von Misox an abwärts durchs ganze Thal. — Juni. patula L. Bei Chur, Bonaduz, Zizers (im Ried), bei Lavin, ım Bergell an Wegen und in Wiesen. — Mai und Juni. | a 95 rhomboidalıs L. Geht vom Westen her von den Savojer-Alpen bis zum Ursern-Thal , Graubünden und kommt erst wieder ın verschwindet ganz ın Krain zum Vorschein. — Sommer. cenisia L. Ich erhielt dieses Plläanzchen von Pfr. Felix aus dem Rheinwald und fand es später selbst auf Flussgeschiebe im Thal Segnes (Flimser-Alp). Auf dem Mischum im Unter-Engadin (Prof. Heer). — Sommer. Trachelium L. In Hecken beı Felds- berg. — Sommer. urtieifolia Schm. Bei Chur, Praden, im Lugnetz und andern montanen Ge- genden in Gebüseh. — Sommer. rapunculoides L. Häufig auf schatti- gen und sonnigen Stellen bei Chur. — Sommer. aggregata Willd. Durch die ganze Ebene häufig. — Juni. glomerata L. Bei Alveneu, Samaden und Lenz , im Unter-Engadın in Wiesen. Ist bei weitem seltener als die vorige und nur durch Verwechslung mit jener hielt man sie für gemein. — Juli. thyrsoidea L. Auf Alpenweiden bis 6000’ hoch nicht selten (Rheinwald, Augstberg ete.). — Sommer. barbata 1. In der montanen und alpinen Region, auf Weiden nicht selten. — Sommer. alpina L. Schleicher soll sie aus Rhätien haben. Prof. Heer fand im Beverser-Thal Campanula-Formen, die er hieher zieht. — Sommer. 94 spicata L. Im untern Misox nicht selten. — Juni. Anmerk. Zweifelhaft scheinen mir Camp. Cervicaria L., die Magister Rösch auf dem Falkniss und in der Casanna bei Conters angibt, so wie Camp. excisa Schleich. die Chirurg Tausend in der Flimser-Alp gefunden zu haben vor- gab. Seither finde ich diese letztere auch in der Flora Comense von Camolli als auf der Spitze des M. Braulio wachsend angegeben. VACCINEAE. VaccınIum. ulıginosum L. Bei uns nur ın der alpinen und subalpinen Region, ge- wohnlich in Gesellschaft der Heidel- beere. — Sommer. Myrtillus L. In montanen und sub- alpınen Waldern und in der alpinen Region theils an freien Stellen , theils im Schutze von Alpenrosen und Tross (Alnus viridis). — Juni. Vitis-idea L. Auf dürren Halden der montanen und subalpinen Region, bei Chur auf dem Bizockel, im Giörjer- Wald unter Splügen u. a. O. haufig. — Maı und Juni. Oxycoccos. palustris Pers. Aufzweı Torfgründen: | der eine auf der Lenzer-Heide an der ß { , j Westseite des grossen See’s (4940'), der andere unweit der Brücke die von Pontresina ab nach St, Moritz und | DIE PFLANZEN Cellerina führt (ungefähr 5200‘). — Juni. ERICAGEAE. CALLUNA. vulgaris DC. Fast überall in der alpınen, subalpınen und montanen Region. — Sommer. Erıca. earnea L. Gewohnlich in der mont. Region in Wäldern und unter Gebüsch im ganzen Rheingebiet. — Die Blümchen bilden sich im Herbst um in dem darauf folgenden ersten Frühling (März) auf- zubrechen. arborea L. Nach der Flora Comense bei Clefen und Morbegno. ÄRCTOSTAPHYLOS. alpina Spreng. In der Malıxer-Alp, Carmenna und an andern Orten, an Halden und Felsen. Eine alpine Pflanze die schon im Maı und Juni blüht. Uva-ursi Spreng. Bei Chur auf dem Rheinsand, zwischen Lax und den Flimser-Waldhäusern auf Gestein. — Sommer. RiH0ODODENDRUM. ‚ferrugineum L. In der alpinen Region, für die es bezeichnend ist. Aus dieser steigt es zuweilen in die tiefer gelegenen Gegenden, wie z. B. (nach Prof. Heer ) auf die Ruinen von Plurs. — Juni und Juli. hirsutum L. Weniger haufig als ersteres und oft mit ihm vermischt GRAUBÜNDENS. 95 wachsend, so auf dem Calanda, Bizockel, | MonoTrorA. in der Carmenna und beı Tarasp. — Hypopytis L. In Tannenwaldern bei Juni. Chur (unweit des Stadeli) u. a. St.— Chamecistus L. Nach Dr. Massara auf dem Monte Braulio (Umbrail). Diess JASMINEAR. ware, wenn die Angabe richtig ist, die westlichste Grenze dieses Strauches. — | LIsusTrum. Endeilali; vulgare L. In Hecken der Ebene, überall. — April und Mai. Lo1SELEURIA. Fraxınus. procumbens Desv. (Azalea procumbens L.). Bildet heideartige Stellen in der alpinen Region. Ich fand es auf den Bergen bei Chur herum, ım Unter- excelsior L. In Laubholzwaldern bis ans Ende der montanen Region. Bildet im hintern Lugnetz noch hohe Stämme. ] — Frühling. Engadın etc. — Sommer. R APOCYNEAE. PYROLACEAE. Vınca. minor L. In Gebüsch und Wäldchen durch die ganze Ebene hin und wieder. Prrora. rotundifolia L. Unter Gebüsch und in Wäldern der Ebene. Bei Chur etc. — — April und Maı. Junı. rosea Sm. (Rad. mon. f. 2). In den ASCGLEPIADEAE. Wäldern des Ober-Engadins. — Juli. ÜYRANCHUM. chlorantha Sw. Nach U. v. Salıs ın 5: Fincetonicum Pers. In Gebüsch an Graubünden. Halden, wie bei Chur am Wege nach secunda 1. In Tannenwäldern der | yaladers und an andern Orten, haufig. montanen und subalpinen Region. — . N — Juni. Juni und Juli. uniflora L. In Tannenwäldern der GENTIANEAE. Ebene und der montanen und sub- alpinen Region. So im Fürstenwald beı GENTIANA, lutea L. Auf alpinen und subalpinen Weiden, gerne in grobem Gestein. Ist bei uns bei weitem seltener als ın der westlichen Schweiz, was vom haufigen Chur, in den Maiensässen am Bizockel , bei Klosters (Forstinspector Bohl), bei Tarasp, im Rheinwald in 5000'Hohe. — Sommer. ee REF WETTEEEEEEEBEEERBERRBREBERELER 96 Ausgraben herrühren mag *). Ich fand sie bei Bategna auf dem Calanda, auf dem Scesa-plana, im Rosetsch-Thale, Celleriner-Alp u. a. O. — Sommer. Diese Pflanze erzeugt durch Ver- mischung des Blumenstaubes mit meh- rern verwandten Arten hybride Ge- wächse, deren ich hier Erwähnung ihun muss. 1. Aus der Vermischung der Gentiana lutea mit der G. purpurea entsteht die Gentiana Thomasii Hall. f. Sie wurde von Abr. Thomas auf dem Bovonnaz gefunden und, wenn mein Gedächtniss nicht irrt, so behandelt ein Memoire von Guillemin die gleiche Pflanze, aber vom Mole in Savojen. 2. Aus der Vermischung der namlichen G. lutea mit G. punctata entstehen sowohl im Beverser-Thal (nach Heer) als im Rosetscher-Thal (nach des Verfassers Erfahrungen) eine Menge Mittelformen, die bald mehr auf die eine Seite bald mehr auf die andere Seite sich neigen. Da Hr.Prof. Heer die hybriden Gentianen in einer be- sondern Schrift zu behandeln ge- denkt, so kann ich mich hier des fernern füglich enthalten, zumal wenn er seine Abhandlung mit Ab- DIE PFLANZEN bildungen begleiten sollte. Diess ist die Gentiana Burseri y Fl. fr. purpurea L. Auf Alpenweiden hin und wieder, so auf dem Bizockel, beı St. Maria in Medels, in Ursern, in der Urden-Alp u. a. ©. — Sommer. Zwischen dieser Art und der Gent. punctata fand Em. Thomas auf dem Bovonnaz ebenfalls eine hybridePflanze, die sich jedoch mehr der purpurea zu- neigt (Gentiana Gaudiniana Thom, ). Schleicher soll die namliche Pflanze ın Bünden gefunden haben. Die Gent. pannonica Scop. könnte wohl aus gleicher Zeugung abzuleiten sein, wenn an der Stelle wo sie vorkommt (ich sah sie in Menge auf dem Unters- berge in Salzburg), die beiden Stamm- pflanzen sich vorfänden , was ich aber nicht bemerkte. Wie es sich auf den Sieben Kuhfirsien verhalt, wo Herr Dr. Zollikofer von St. Gallen die wirk- liche G. pannonica Scop. (nach meinem Dafürhalten, das sich jedoch nur auf das Sehen eines Exemplars gründet) fand, weiss ich nicht anzugeben. punetata L. Haufiger als die beiden vorhergehenden. Findet sich in der Churer-Alp, auf dem Montellin, im Camogasker-Thal, Rosetsch-Thal, Be- verser-Thal, Celleriner-Alp ete. — Sommer. *) Aus der Wurzel dieser Pflanze (und in Ermanglung derselben auch aus denen der G. purpurea und punctata) wird der Enzner Branntwein gebrennt. Diess wurde und wird noch jetzt so stark geübt, dass mehrere Gemeinden (so Seewis im Brättigau) sich veranlasst sahen, das Wurzelgraben unter schwerer Strafe zu verbieten. GRAUBÜNDENS. Im Rosetscher-Thal kommt diese G. punctata mit ganz gelben unge- tupften Blumen vor. eruciata L. Nicht häufig; ich fand sie bei Maladers und bei Samaden (5200'). — Sommer. asclepiadea L. In Bergwäldern und auf grasreichen Halden bis in die alpine Region (in der Parpaner-Alp wenigstens 6000! hoch). Häufig um Chur herum, in Urden, am Heinzenberg. — Herbst. PneumonantheL. Auf dem Sarganser- und Maienfelder-Ried. — August — Herbst. cıliata L. Unter Gebüsch am Rhein bei Chur und ebendaselbst in Berg- waldern beim Wilhelmsbad ; oberhalb Parpan in der alpinen Region (über 6000! hoch). — Herbst. acaulis L. Auf fast allen alpinen Weiden bis in die montane Region sodann hinab. — Frühling und Sommer. alpina Vill. Auf dem Levirone, ım Bernina-Heuthal und auf andern Bergen des Engadins in einer Hohe von 6— 7000! fand ich Pflanzen, die ich hieher ziehe. H. Naägeli gibt sie auf dem Todi an. — August. verna L. In der alpinen, subalpinen und montanen Region, ja in der Ebene von Chur haufig. — Blüht im Frühling. brachyphylla Vill. Auf dem Augst- berg am Passe von Parpan nach Urden, in den Engadiner-Bergen, in der sub- nivalen Region. Nach H. Nageli auf dem 97 Scopi, nach Tausend auf dem Calanda und Brüggerhorn. — August. bavarıca L. Von den subalpinen Thälern an aufwärts bis auf die Hohe des Scaletta (8060') und des Sandgraths (8600). Findet sich durch ganz Bünden. — Sommer. utriculosa L. Hin und wieder in der alpinen Region auf dem Bernhardin und Splügen, in der montanen bei Saas, Riedberg und Filisar. — Sommer. Die Pflanzen die auf wirklichem Sumpfe (nicht an fliessendem Wasser) wachsen, wie die von Saas und noch mehr die von Riedberg, zeichnen sich durch einen schlanken straffen Wuchs von den andern aus; auch ist ihre Blumenrohre um zweı Linien langer als der Kelch, während sonst der Kelch bis ans Ende der Rohre oder fast so weıt geht. nivalıs L. Meist auf Bergspitzen durch ganz Bünden in einer Hohe von 7-8000' wie auf dem Calanda , Parpanerhorn , Weisshorn und andern Bergen ; findet sıch aber auch auf der Ebene bei Sils im Ober-Engadin. — Sommer. germanica Willd. Bei Alveneu in Wiesen. Dort blüht sie schon im Juli, während die G. Amarella Willd. bei Zurich herum im Oktober in Blüthe steht. ist ausser den breitern Corallenlappen und der gerin- gern Grosse auch dadurch von der Zürcherschen verschieden dass sie schon 13 Unsere Pflanze 98 in den Achseln des ersten und zweiten | Blattpaares Aeste treibt, was bei letzterer ın den vıerten Blattachseln statt findet und hauptsächlich durch die Blumen- stiele, die nicht langer wohl aber kürzer als die sie von unten umgebenden Blatt- paare sind. Blos die endständige Blume hat einen langern Stiel. Hieher muss auch das Hegetschweiler’sche Citat der G. Amarella gezogen werden , die er bei St. Moritz fand. campestris L. Von der Ebene bei Chur, wo sie in grosser Menge steht, bis fast auf die Calandaspitze (8000), wo sie ın einblumigen zollhohen Exem- plaren vorkommt. Sommer und Herbst. obtusifolia Willd. Nach Prof. Heer auf dem Ofen ; auch Reg. Hegetschweiler hat sie aus Bünden. glacialis Ab. Thom. In den Rhein- walder-Alpen (Pfr. Felix), auf dem grossern Sattel des Calanda in einer Hohe von ungef. 8000', auf der Ebene von St. Maria in Medels (5600'‘) und im Rosetsch-Thal auf Rasen (d. Verf.). — Sommer. an Bachen SWERTIA ? perennis L. Nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Hauptm. Ul. v. Salis auf dem Torfgrunde am grossen See auf der Lenzerheide. Da er die Pflanzen ohne Blüthen fand , so fürchte ich dass er das Kraut der Gentiana asclepiadea, das ich dort bemerkte, für die Swertia nahm. Ich bedaure hiedurch DIE PFLANZEN die Zahl der zweifelhaften Species, die ich zu vermindern trachte, vermehren zu mussen. ERYTHRAEA. Centaurium Pers. Auf magern Trif- ten und sumpfigen Stellen, bei Chur, Zizers u. a. ©. — Sommer und Herbst. pulchella Fries. Ich habe dieses Pflanzchen von Untervatz und der Bona- duzer Ebene. — August. Aufdem Rossboden beı Chur findet sich haufig eine Mittelform der beiden Erythren. MENYANTHES, irifoliata L. Auf sumpfigen Stellen der Ebene (bei Mels) und subalpinen Hohen (in Erosen am See, am Schwar- zensee zu Davos und andern Orten). Ist überhaupt nicht selten. — Frühling und Sommer. POLEMONIACEAE. PoLEMoNIUM. ceruleum L. In subalpinen und alpinen Thälern, oft in der Nähe von Alphütten unter Aconiten und Nesseln : im Münsterthal beı St. Maria, ın Avers, im Rosetschthal , Camogasker-Thal , Liviner-Thal (d.Verf.), in Valtasna, auf dem Ofen, bei Zernetz, auf dem Albula (nach ältern Autoren). — Sommer. 99 GRAUBÜNDENS. CONVOLVULACEAE. Dartura. c Stramonium L. Nach der Alpina ın ONVOLVULUS. T : ZT f Graubünden. Findet sich in manchen arvensis L. Auf Aeckern u. a. St. & i 5 ; höufie. —S Jahrgängen hin und wieder, auf jeden ner Fall aber selten. — Sommer. sepium L. In Hecken fast überall. — Hyoscıamus. Sommer. CuscuTaA. europa L. Auf Nesseln und andern Pflanzen, an vielen Stellen bei Chur, Valendas an der Langwies etc. — Sommer. Epithynum DC. Bei Tiefenkasten und noch mehrfach anderwärts in Grau- bunden. — Juli. SOLANEAE. SOLANUM . Dulcamara L. In Hecken und Ge- büsch hin und wieder in der Ebene. — Juli. nıgrum L. Auf Schutt, als Unkraut in Gärten, in der Rhein-Ebene und in den montanen Thälern (wie bei Truns). — Sommer. Prysarıs. Alkekengi L. Halt sich blos an die Gegenden des Weinstocks, also bei Chur, den fünf Dorfern und Herrschaft. — Juni und Juli. ATROPA. Belladonna L. In Bergwaldern bei Chur am Bizockel und Mittenberg, am Calanda, bei Churwalden u.a. St. — | Juni und Juli. niger L. Hin und wieder stellenweise, nicht in allen Jahrgängen gleich haufig; ich sah ihn bei Chur, Truns, Andeer, Rothenbrunnen, Alveneu, Disenüs u. a. 0. — Juni und Juli. SCROPHULARINEAE. VERBASCUM. thapsiforme Schrad. Beillanz, Sagens, Chur und anderwarts ın der Ebene; steigt bei Chur auf dem Mittenberg in abgetriebenen Wäldern bis fast an die Tannengrenze (5000'). — Sommer. crassifolium DC. (Verb. montanum Schrad. in Hort. Goett. 1811). Bei Sa- maden (5550') oberhalb des Dorfs und in den sogenannten Zügen, dem Wege nach Davos. — Juli. nigrum L. An Wegen bei Ilanz, Chur etc. — Sommer. Lychnitis L. Fast überall ın der Ebene. — Sommer. Blatiaria L. Ich fand es in Misox.— Sommer. Dıicıtanıs. ambigua Willd. In montanen Wal- dern hin und wieder, ım Brattigau, Lugnetz, bei Malıx ete. — Sommer. 100 Zutea L. Auf Halden und: andern Stellen bei Chur, Pfäflerserbad u.a. O. nicht selten. — Juni. Anmerk. Die D. purpurea konnte ich nir- gends bei Chur finden als in Gärten. GRATIOLA. offieinalis L. Nach der Alpına in Grau- bunden, nach einer neuern Angabe am Clevner-See. Der Verf. fand sie zwi- schen Roveredo und St. Vittore an einem wasserreichen Abhange und unweit St. Vittöre in sumpfigen Wiesen. — Juni. ÄNTIRRHINUM. majus L. Hın und wieder an Mauern, verwildert. — Sommer. LınARrrA. minor Desf. In Aeckern, auf Schutt, hin und wieder bei Chur. — Sommer. alpina DC. Auf alpinen (Chureralp) und nivalen (so auf der Furka und dem Sandgrath 8600’) Halden und von dort aus dem Laufe der Flüsse folgend bis ın die Ebene von Chur etc. — Sommer. vulgaris L. Auf steinigen Stellen an Wegen, um Aecker herum, allent- halben auf der Ebene. — Sommer. SCROPHULARIA. nodosa L. An Bächen und Hecken, in der Ebene bei Chur, sowie bei Guarda und Casaccia. — Juni und Juli. canına L. Auf Gestein im untern Misox. — Juni. Anmerk. Den Erinus alpinus konnte ich in Bünden nirgends finden ; auch kenne ich keine zuverlässigen Angaben für unsern Kanton. DIE PFLANZEN RHINANTHACEAE. Tozzıa. alpina L. In der subalpinen Region von mir beobachtet; auf dem Calanda, Savien ım Thal, in der Carmenna. — August. MELAMPYRUM. - arvense L. Bei Chur ın Aeckern und auf steinigen dürren Stellen. — Juni und Juli. pratense L. In Gebüsch und Wäldern der Ebene, bei Chur etc. — Sommer. sylvatıcum L. Ueberzieht gesellschaft- lich grosse Strecken von Tannenwäldern von der Ebene an bis an die subalpine Region, so bei Chur. — Sommer. PEDICULARIS. palustris L. Auf Sümpfen fast überall bis in die alpine Region. — Juni und Juli. Zuberosa L. Nach Haller und Wahlen- berg auf dem Gebirgsstock desGotthards. adscendens Schleich. Häufig auf sub- alpinen und alpinen Weiden, durch alle Thaler Graubündens; ich sammelte sie in Davos, Ober-Engadin, in den Churwaldner-Alpen , auf dem Ofen. Steigt auf 5400! s.m. — Sommer. rostrata L. Auf allen Bergen des Ober-Engadins, Bergells, Medelser- Thals. Hält sich an die Centralkette der Alpen in einer Höhe von 6—7000’ und darüber auf granitischen Massen. — Sommer. GRAUBUNDENS. 'vertieillata L. Auf alpinen Wiesen und Weiden, wo sie in grosser Menge auftritt. Ich beobachtete sie in der Thal- sohle des Ober-Engadins, in Davos, auf dem Joch und Augstberg u. a. St. — Sommer. reculita L. Auf dem Splügen nach Haller, auf dem Cera in Schams nach Scheuchzer und nach H. Roland auf der Oberalp. Ich fand sie auf‘ subalpinen Hohen im ganzen Rheinwald, auf Sais, in den Churwalder Heubergen und in Erosen, H. Nägeli fand sie neben der folgenden auf dem Valzerberg und ım Engadın. — Sommer. atro-rubens Schleich. (Ic. nostr. 6). Diese nach meinem Wissen noch un- publicirte Pflanze wurde sowohl von den Herren Muret und Leresche, als auch von H. Nägeli , Stud. med., aus Zurich, in Graubünden in Gesellschaft der P. re- cutila und P. incarnata gefunden. Nach letzterm gab es an drei verschiedenen Standorten unter einer Menge jener beiden nur wenige Exemplare dieser Art, die nach ihrem innern Charakter sowohl als nach ihrem äussern Vorkom- men als hybrid gelten muss. Denn diese _ wenigen Exemplare fanden sich, wenn die P. incarnata an einem Abhang und die P. recutita unten daran auf einer etwas fetten Stelle standen, zwischen beiden in der Mitte. Hr. Nägeli fand diese Pflanze auf dem Valzerberg, beim Wirthshaus auf dem Bernina und im Beverser-Thal, an 101 welchen beiden letztern Orten sie auch die Herren Muret und Leresche beob- achteten. Unsere Abbildung zeigt 1) die Pflanze in ihrer natürlichen Grösse und 2) ein vergrossertes Blümchen, an dem durch die Beharrung des Kelchs und die Form der Corolle die Verwandtschaft nach beiden Seiten angedeutet wird. incarnata Jacqg. Auf den Engadiner- Bergen bei 6000' Hohe. Ich besitze sie vom Beverser-, Camogasker - und Ber- nina-Heuthal. H. Heer fand sie auf dem Ofen und H. Nägeli auf dem Valserberg. — Sommer. versicolor Wahlenb. Nach Rosch und Hauptm. Ul. v. Salis auf dem Augsten- berg bei Malans, von woher ich durch die Güte des letzteren Exemplare be- sitze. — Sommer. Jolosa L. alpinen Region in Graubünden nicht selten ; so bei Runkelier , oberhalb Parpan, im Ober-Engadin etc. — Juni. In der subalpinen und RuınantHus. Crista-galli L. Auf Wiesen, Weiden und Aeckern. — Mai bis August. minor Ehrh. Ebenfalls haufig und mit voriger oft vermischt wachsend durch die ganze Rheinebene. — Mai und Juni. angustifolius Gmel. H. Roland fand ihn auf dem Baduz und ich auf dem Calanda in der alpinen Region. — Juni und Julı. 102 BaRrTsıA. alpina L. In der alpinen und sub- alpinen Region durch alle Thaler Grau- bündens. — Sommer. EupHrRASIA. oficinalis L. Auf Wiesen und Wei- den von der Ebene bis in die subalpine Region, überall. — Sommer u. Herbst. salisburgensis Furk. Bei Maladers (um 5000‘), auf dem Mittenberg und Joch bei Chur, im Camogasker-Thal (6000'). — Sommer. minima Jacq. Auf allen Bergen in der alpinen Region, auf Weiden. — Sommer. lutea L. In Menge zwischen Felds- berg und Tammins, bei Talein ober- halb Trimmis und bei Waltenspurg im Oberland. — Sommer und Herbst. Odontites L. Im Getreide und an Wegen durch die ganze Rheinebene. — Sommer. VERONICA. hedercefolia L. In Aeckern und Wein- bergen, an Mauern etc. haufig in der Riheinebene. — März und April. agreslis L. Ueberall in Aeckern, an Wegen und Mauern in der Rheinebene. — März und April. pulchella DC. Bei Chur an ähnlichen Stellen, aber seltener. — Blüht im April. Buxbaumü Ten. Im Lürlibad bei Chur. — Frühling. arvensis L. An Ackerrändern und in Aeckern, auf magern Triften etc. in DIE PFLANZEN grosser Zahl durch die ganze Rhein- ebene. — Frühling. iriphyllos L. In Aeckern bei Chur und Haldenstein, oft in grosser Zahl. — Frühling. i verna L. Auf Mauern im Oberland bei Brigels und Disentis, bei Pontresina und Cellerina (5200). — Juli. serpyllifolia L. In Baumgärten und auf nassen Wiesen bei Chur etc. Steigt bis in die alpine Region (Bernina- Wirthshaus). — Mai bis August. alpina L. Nicht selten auf Alpen- weiden ; ich habe sie vom Weisshorn , Bernina und der Fürstenalp (ungefähr 5500’s.m.). — Sommer. bellidioides L. Ich fand sıe auf dem Augsıberg, Lenzerheide, Emseralpen, im Ober-Engadin , auf dem Maloja, Flüelen und andern Orten auf magern Weiden in der alpinen und subalpinen Region. — Sommer. /ruticulosa L. Auf dem Calanda bei Bategna und andern Bergen ın der sub- alpinen Region. Scheint die Gentral- kette der Alpen zu fliehen ? — Sommer. saxatilis L. Fast überall in alpinen und subalpinen Hohen, auf dem Ca- landa, bei Bergün und hauptsächlich auf den Bergen des Ober- und Unter- Engadıns. — Sommer. spicata L. Auf magern Triften der Ebene von Maienfeld an bis Ilanz. — Sommer und Herbst. prostrata L. Oberhalb Latsch im GRAUBUNDENS. . “Tyrol anı Wege nach dem Münsterthal. Juni. latifolia L. (V. Teucrium Gaud.) Auf Gestein und in Gebüsch hin und wieder bei Chur und andern Orten der Ebene. — Mai und Juni. Chamedrys L. An Zäunen und We- gen, überall bei Chur und andern Orten der Ebene. — Mai. urticefolia Jacq. In Bergwäldern der montanen Region wie z.B. im Schwarz- wald bei Chur, in Valzeina. Nicht selten in Graubünden. — Sommer. officinalis L. In montanen und sub- alpinen Wäldern auf den Bergen bei Chur. — Sommer. aphylla L. Auf fast allen Alpenwei- den, ohne Unterschied der Formation. — Sommer. Anagallis L. In Wassergraben hin und wieder, z.B. häufig bei Rothen- brunnen. — Juni. Beccabunga L. An Bächen fast über- all bis in die Hohe von Schams (3000' ungefähr). — Juni. OROBANCHEAE. ÜROBANCHE. caryophyllacea Sm. Hin und wieder auf den Wurzeln des Galii Moluginis.— Maı und Juni. eruenta Bert. Auf dem Färbeginster in Misox ; ferner auf dem Lotus corni- 105 culatus in der Parpaner-Alp (über 6000 hoch). — Sommer. minor L. Ich sammelte irgendwo in Graubünden Exemplare. Waäachst auf den Wurzeln des Wiesenklee’s. elatior Sutt? Auf Ononis arvensis beı ° Alveneu. — Juni. Epithymum DC. Auf Wurzeln des Quendels bei Tiefenkasten und an der Langwies. In der Parpaner-Alp (wenig- stens in 6000’ Hohe) fand ich auf dem Lotus corniculatus eine Orobanche, die ich auch hieher ziehe. — Sommer. Rapum Thuil. nach Koch. Auf den Wurzeln des Besen-Ginsters (Sarothanı- nus) zwischen Grono und St. Maria (d. Verf.). Nach Prof. Heer am Fusse des Camoghe. — Juni. ramosa L. Auf den Wurzeln des Hanf’s. Ich fand diesen schädlichen Parasiıt bei Zizers, Chur, Ems. — Sommer. BORAGINEAE. ÜCERINTHE. alpina Kit. Ich nehme nach Koch diesen Namen für unsere Pflanze an, die sich auf vielen unserer Berge findet und sich gewöhnlich in der subalpinen und alpinen Region halt. Mir kam sie vor in Ferrera, St. Antonien im Bratti- gau, auf Davos, am Wege nach der Chureralp zuoberst an den Pleissen und auch im Ober-Engadin. — Sommer. 104 Ecnıum. vulgare L. Häufig an Wegen und in,Wiesen; steigt bis in die subalpinen Thaler (Rheinwald, Unter-Engadin). — Sommer. * LiTHOSPERMUM. oflicinale L. Auf steinigen unfrucht- baren Stellen bei Chur etc. — Juni. arvenseLL. In Aeckern und an andern Stellen bei Chur nicht selten. — Juni. PuULMoNARIA. angustifolia L. Kommt bei uns nur in der alpinen Region vor (6000! und darüber), so oberhalb der Zuzer-Alp auf dem Levirone, im Bernina-Heuthal (nach dem Verf.) und in der Valzer-Alp in Gesellschaft des Hormini pyrenaici (nach Land. Hossli, der die Güte hatte ein Exemplar von dorther mir mitzu- theilen). — Juni und Juli. azurea Bess. Ich fand ein einziges Exemplar auf dem Albula, etwas über dem Wirthshause zum Weissenstein in Arlengebüsch (Pinus sylvestris). Die Pflanze ist schlanker und hat schmälere Blatter als die vorige. Ist sie vielleicht eine Schattenform derselben ? Uebrigens stimmt sie vollkommen mit östreichi- schen Exemplaren überein. Die Reichen- bach’sche Abbildung (ie. f. 694) stellt unsere Pflanze sehr gut dar, doch er- innere ich mich nicht die Haarbüschel zwischen den Staubgefässen gesehen zu haben. — Juli. DIE PFLANZEN SYMPHYTUM. oflieinale L. An Wassergraben und andern Stellen der Ebene und, wenn ich nicht irre, auch der subalpinen Thäler. — Sommer. ÄNcHUSsA. ofieinalis L. Ueberall in der Rhein- ebene von Chur und Maienfeld, im Oberland in der Gruob , etwas unter Lenz und bei Alveneu häufig, sowie auch im Unter-Engadin. — Sommer. angustifolia L. Nach der Enumeratio stirpium Flor« Helvetice von Wegelin (Turici 1857) bei Bellenz. Bei Chur konnte ich nicht zwei Species unter- scheiden. Bei Zernetz nach Prof.Heer. ÄsPpERUGo. procumbens L. Hauptsächlich um Ställe und Hütten herum in der mont. und subalpinen Region. — Juni u. Juli. EcHiNospERMUM. Lappula Gaud. An Wegen und Mauern der Rheinebene haufig; geht auch in die Bergthaler, wie z.B. Unter- Engadın. — Sommer. deflexum Sw. Zwischen Ratzıs und Rhazuns am Wege, im verlornen Loch, auf dem Mittenberg und Bizockel bei Chur (in der subalpinen Region), im Lugnetz ; nach H. Muret zwischen Zer- netz und dem Ofen bei Schaferhütten und bei den Wormser Bädern. — Sommer. GRAUBUNDENS. EriıTricHım. nanum Schrad. Nach Prof. Heer, H. Roland und Apoth. Bovelin auf den höch- sten Granitbergen des Ober-Engadins. Ich fand es auf der Granitspitze neben dem Piz della Padella in einer Hohe von beilaufig 8000’ und im Heuthal auf dem Bernina. H. Nägeli theilte es mir vom Scopi im Medelser-Thal mit. — Sommer. Myosoriıs. palustris With. Bei Sargans im Mai. cwspitosa Schulz. Hieher ziehe ich die Myosolis die auf nassen Plätzen, an Pfützen und ın Sümpfen in Bünden vorkommt und ım Sommer blüht. Unter ‘ andern Standorten nenne ich Ems, Feldsberg, Rongella (hier auf trocknen Wiesen). — Sind diese beiden Arten wohl constant verschieden ? sylvatica Ehrh. Ueberall in Wiesen und Baumgärten an Bachen und andern Stellen durch die ganze Rheinebene. Auch zwischen Andeer und Splügen an der Strasse. — Mai und Juni. intermedia Link. Häufig in Aeckern und Wiesen, bis in die subalpinen Thaler (Erosen). — Maı und Juni. alpestris Schm. Auf fast allen Alpen- weiden. — Sommer. . Anmerk. Hier und anderwärts mehr könnte ich mich besonders veranlasst finden, mich in eine Kritik der Species einzu- lassen. Da diess aber ausser dem Zweck dieser Arbeit liegt, so begnüge ich mich zu bemerken, dass, wenn ich in der Regel die aufgestellten Formen und 105 Species auseinanderhalte, ich diess für ein pflanzen-geographisches Werklein nothwendig erachte, damit aber keines- wegs eine Billigung der Trennung aus- sprechen will. ÜYNOGLOSsSUM. offieinale L. An Wegen, auf Schutt und Feldern, in der Rhein-Ebene und der montanen Thäler (Andeer in Schams und im Oberland.) — Juni. montanum L. In Ferrera unweit der Eisenschmelze (Prof. Heer). Nach Reg. Hegetschweiler in Graubünden. LABIATAE. Lycopus. europeus L. An Gräben und auf sumpfigen Stellen hin und wieder, z.B. an der untern Zollbrücke, bei Feldsberg, Ilanz. — August und September. SALVIA. pratensis L. Ueberall auf Wiesen bis in die montane Region (Heinzenberg). — Mai und Juni. glutinosa L. In Gebüsch und Wal- dern in der montanen Region , bei Chur herum, in Valzeina etc. haufig. — Sommer und Herbst. verticıllata L. Nach Pol bei Schulz , nach H. Roland bei Tarasp;; von mir zwi- schen Obervatz und Alvaschein so wie auch im Risch’schen Maiensass beı Chur gefunden. Scheint sich somit an die montane Region za halten. — Sommer. 14 106 ÄAJUGA. reptans L. Ueberall auf Wiesen und in Baumgärten , häufig. — Mai. genevensis L. In aufgelockertem Bo- den : so auf brachen Feldern, Schutt etc. in der Ebene und der montanen Region nicht selten. — Juni. pyramidalis L. Auf Alpenweiden : so ın der Malıxer-Alp, auf dem Augst- berg, in der Celleriner-Alp (ungefähr 6000’) ete. — Juli und August. TEUCRIUM. Scorodonia L. In Wäldern ım Misox. — Juni. Chamedrys L. Ueberall auf Halden, an Mauern, bei Chur herum und in der ganzen Rheinebene. — Sommer. montanum L. Auf dem Kalkgebirg nicht selten, sowie auch auf dürren verschütteten Stellen , meist in der mon- tanen Region (bei Schulz, Tarasp, Alveneu, Chur ete.). — Sommer. Leonurus. Cardiaca L. In Hecken und auf steinigen Stellen bei Chur und andern Orten nicht selten. — Sommer. MARRUBIUM. vulgare L. Bei Ems, Chur, Halden- stein; auch bei Waltensburg im Ober- land. — Sommer. BALLoTA. nıgra L. Ueberall in Hecken, in Menge. — Sommer. GALEOoPSIS. Tetrahit L. Um und in Bergwäldern DIE PFLANZEN und in Aeckern bis in die alpine Re- gion, durchs ganze Land. — Sommer. versicolor Curt. Diese für die Schweiz neue Species fand H. Muret von Lausanne bei Guarda ım Unter-Engadin. — Juli. intermedia Vill. et Reich. Auch diese Species verdanke ich H. Muret, der sie bei Malıx fand. — August. Ladanum L. Auf entblössten Halden, an Wegen und in Ackern etc. bei Chur, Haldenstein und andern Orten der Ebene: Findet sich auch bei Siıls ım Ober- Engadın (5300). — Sommer. pubescens Bess. Nach Scheuchzer und Wahlenberg bei Piäflers, nach Thomas bei Bellenz. — Sommer. ÜikLEOBDOLON. luteum Huds. An Zaunen und unter Gebusch an Schatten, überall durch die Ebene. — Mai und Juni. Lamıum. album L. An Wegen, ın Hecken und andern Stellen, sehr haufig in unserer Thalebene. — Mai bis Herbst. maculatum L. An ähnlichen Stellen, ebenfalls in Menge. — Mai bis Herbst. purpureum L. Auf brachen Aeckern, oft in zahlloser Menge. — Frühling. amplexicaule L. Gleichfalls auf Aeckern und in Weinbergen, in nicht unbeträchtlicher Zahl. — Frühling. GLECHOMA. hederaceum L. Unter Hecken und vielen andern Stellen, sehr gemein. — Frühling. GRAUBÜNDENS. 107 Beronıca (Stachys Benth). b ofheinalis L. In Gebüsch und Wiesen hin und wieder in der montanen Region auf dem Mastrilser-Berg, im Oberland , so wie auch bei Grono, beiChur u.a.O. — Sommer. STACHYS. sylvatica L. An Zäunen und Graben der Ebene, nicht selten. — Sommer. alpina L. In der montanen und sub- alpinen Region in Hecken und andern Stellen; oberhalb.Chur beim Stadelı, bei Parpan. — Juni und Juli. palustris L. An Graben und sumpfi- gen Stellen der Ebene, in Aeckern der montanen Region bei Alvaschein, Malıx. — Sommer. germanicaL. An entblossten Halden, an Wegen und um Wälder beı Chur, Trimmis, Maladers, Ilanz. Nach Koch auf Kalk, nach meinen Beobachtungen auf Thon (bei Genf), auf Kiesel (bei Hlanz). — Sommer. recta L. Auf Halden, nm Aecker herum, nicht selten bei Chur, Halden- stein und andern Orten der Ebene. — Sommer. anrua L. In Aeckern beı Maladers, in Plankis bei Chur, eher selten. — — Sommer. NEPETA. Cataria L. An Halden und Ruinen, oft in Hecken und unter Gebüsch. bei Chur, Ilanz u. a. 0. — Sommer und Herbst. 2 MEnTHA. sylvestris L. Sehr haufig an Wasser- graben durch die ganze Ebene und mon- tane Region. — Juli und August. hirsuta L. An Wassergraben und andern schlammigen Stellen bei Felds- berg. — Sommer. arvensis L. In Aeckern der Ebene und montanen Region (Feldsberg, Chur- walden), nicht selten. — Herbst. rolundifolia L. Bei Clefen und bei Bellenz. — Juli und August. hybrida Schl. Ich habe Exemplare ohne Blüthen bei Bellenz und Lugano gesammelt die ich hieher ziehe. Tauymus. Serpyllum L. Auf magern Triften, überall. Nach ältern Angaben und von mir gemachten Beobachtungen kommt zwischen Truns und Tamins und bei Ems die zottige Varietät (Th. Serp. var. hirsuta) vor. — Sommer. pannonicus All. Im Kanton Tessin und bis nach Grono (Prof. Heer). Acinos L. In der Ebene auf Halden, Schutt und in Aeckern, so bei Chur etc. — Sommer. alpinus L. Auf Weiden und Wiesen von der alpinen Region an abwarts bis in die montane. — Juni und Juli. CALAMINTHA. ofieinalis Moench. An Hecken und unter Gebüsch, uberall in der Ebene. — Sommer. 108 Nepeta Clairv. Bei Ragatz und Pfäffers nach Wahlenberg. Ich fand sie im Veltlın oberhalb Tiran. — Juni. CLINOPODIUM. vulgare L. Unter Hecken und an andern Stellen fast- überall. — Sommer und Herbst. ÜRIGANUM. vulgare L. Ueberall auf steinigen Stellen, in Gebüsch, durch die ganze Ebene. — Sommer. PrunELLA. vulgaris L. Hauptsächlich auf nassen Wiesen. Steigt bis in die alpine Region. — Sommer. grandiflora L. An Wassergraben , in Wäldern so wie auch auf trocknen Stellen der Ebene und montanen Region, nicht selten. — Sommer und Herbst. laciniata Lam. Bei Roveredo. Sommer. Meriısıs. melissophyllum L. Nach einem Exem- plar das Dr. Lenz und Ad. v. Planta bei Grono gesammelt haben im untern Misox. — Juni. Hormınum. Pyrenaicum L. Besonders haufig auf dem Wormser-Joch, wo sie, so wieauch auf den Alveneuer-Bergen, von denaltern Botanikern schon angegeben wird. In DIE PFLANZEN der Valzer-Alp zuerst von mir, dann von Prof. Heer, Pfr. Felix, Land. Hossli und H. Nageli gefunden. — Juni. SCUTELLARIA. galericulata L. Ich fand sie am Laxer- See. — Sommer. DracocEPpHALUM. Ruyschiana L. Bei Bevers, Samaden,, Camogaschg;, Cellerina an Halden (nach Bovelin, Heer, Wirth und d. Verf.). — Juli. VERBENACKAE. VERBENA. ofhieinalis L. Ueberall an Wegen der Ebene. — Sommer. LENTIBULARIAE. Pıinsuicura. vulgaris L. Auf sumpfigen Stellen der Ebene, bei Chur, Zizers ete.— Sommer. orthoceras Reich. *) Häufig durch die alpinen und subalpinen Thaler, an nassen Stellen, im Oberland, Ober- Engadin (im Bernina- und Beverserthal), H. Roland fand sie bei Tarasp und der Martins- auf dem Bernhardin etc. brücke. — Sommer. alpina L. (Gaud.) Auf sumpfigen oder auch nur nassen Stellen der alpinen *) Der. Name grandiflora sollte aufgegeben werden, da er bald dieser bald der P.longifolia gegeben wird. Auf jeden Fall würde die letztere Pflanze, die auf dem Jura wächst, ihn mit mehr Recht tragen als die unsrige , da jene eine doppelt grössere Blume hat. GRAUBÜNDENS. Region und von dort häufig bis ın die Thalebene von Chur. — Frühling und Sommer. UTRICULARIA. vulgaris L. Im Zizerser-Ried, Laxer- See etc. — Juni. intermedia Hayne. Nach U. v. Salıs in Graubünden. PRIMULACGEAE. TRIENTALIS. europea L. Im benachbarten Ursern- Thal. Irrigerweise wurde sie als bei Chur wachsend von Schleicher ange- geben. — Sommer. LysımachHia. vulgaris L. An Gräben und Zaunen bei Chur, Ilanz , in Misox ete.— Sommer. Nummularia L. An Wegen, Graben und andern Stellen bei Chur etc. — Sommer. nemorum L. In schattigen Wäldern bei Chur, Sais, im Brättigau und andern Gegenden. — Sommer. ÄNAGALLIS. phoenicea Lam. Ueberall im Getreide und auf unbebauten Stellen. — Sommer. coerulea Schreb. Im Getreide bei Briegels. Merkwürdig dass sie nicht in die niedern Gegenden von Chur und der Herrschaft heruntersteigt. — August. SOLDANELLA. alpına L. Auf allen Bergen, in der subalpinen und alpinen Region, häufig. 109 Kommt beständig auf Stellen vor die beständig etwas nass haben und blüht unmittelbar nach dem Zerschmelzen des Schnee’s. — Maı und Junı. pusilla Baumg. In den rhätischen Alpen (Muret), im Thal des Levirone (7000) und auf dem Seopi (7—8000') zuhinderst im Medelser-Thal (H. Nägeli aus Zurich), auf dem Todı (Hegetschwei- ler), auf dem Bernina (Bovelin). — Sommer. CYcLAMEN. europeum L. In Wäldern, nicht überall aber wo sie vorkommt häufig, so ım Fürstenwald bei Chur und bei Maien- feld gegen die Steig zu. — Herbst. Primura. sylvestris Scop. carn. In Baumgarten, Hecken und Gebusch vom Januar bis in den April durch die ganze bündnersche Riheinebene. — Alle Synonyme dieser Pflanze sind neuern Datums als der Scopoli’sche Name, der ihn im J. 1772 aufstellte. Prim. acaulis Jacq. ist von 1778 und P. vulgarıs Huds. vom nam- lichen Jahr. P. grandiflora Lam. ist noch neuerer. — Von dieser Pflanze zur folgenden besitze ich eine Reihenfolge, die für jeden unbefangenen Forscher als einen unterbrochenen Uebergang von dieser Species in die folgenden gelten muss. elatior Jacgq. «) foliis sensim in petiolum attenua- tis, calycibus tubulosis. Jacq. et Oed. fl. Dan. t. 454. Findet sich gewohn- 110 lich in der Ebene in Hecken und Baumgarten , durchs ganze Land. — April und Mai. £) foliis abrupte in petiolum atte- nuatis, calycibus ampliatis campanula- tis. Prim. elatior Koch. in Synops. Diese Form findet sich auch in den Churer Baumgarten, wird auch zu- weilen eultivirt angetroffen mit rothen oder gesprengelten Blumen. Besonders beständig und häufig ist aber ihr Vorkommen in subalpinen Wiesen und Weiden, wıe auf Runkelier und in der Urdenalp. Der Kelch kann je- doch andern. — Maı und Juni. offieinalis Jacqg. Auf Wiesen durch die ganze Ebene häufig. — April und Maı. «) suaveolens Bertol. calycıbus ampliatıs. Zuweilen in den Baum- garten bei Chur. Auricula L. Auf alpinen Weiden in der Hohe von 6000’; so auf dem Calanda, in der Sagenser-Alp u.a. St. Oft steigt sie ın die montane Region herab; so ın und bis in die Ebene auf Felsen ; so bei der Schlossbrücke und beı Flasch. Blüht in unsern Gärten im Valzeına ; April und Mai, in der alpinen Region ım Juni. Rhetica Gaudin. folıis obovatis ob- longis crenatis carnosıs l®vibus albo margınatis, calyce brevissimo. So lautet die Gaudin’sche Beschrei- bung. Eine genaue Untersuchung eines Exemplars, das Gaudin von Rosch er- DIE PFLANZEN hielt und dem Oberamtmann von Haller, mittheilte, und das ich in dessen Herb. fand, muss folgendermassen charakteri- sirt werden : P. Rhetica Gaud. foliis obovatıs crenalis ulringue pulvine rara con- spersis margine _ pilis ciliata , calycis sinubus albo-pulveru- glandulosis lentis, florıbus purpureis. Diese Pflanze kommt nach dem Haller- schen Herb. oberhalb Marschlins vor und möchte wohl eine hybride Pflanze zwischen der P. Auricula und der vıllosa sein. Einen ähnlichen Ursprung scheint auch die P. cılıata Moretti zu haben, bei welcher jedoch die Behaarung dich- ter ist und sich auf dıe beiden Flachen des Blattes erstreckt und deren Blumen gelb sind. Gleichermassen ıst hieher zu ziehen die P. venusta Host., und vielleicht auf die gleiche Weise ihr Ursprung zu er- klaren. Wenn man jedoch bedenkt , dass die P. Auricula bald ganzrandig und bald gekerbt und in Gärten haufig mit rothen und blauen Blumen erscheint, so lasst sich der Behauptung, dass die P. Rihetica eine wilde Varietät der Auri- cula sei, nicht viel entgegenhalten. Der pergamentartige Rand entsteht in dieser Gruppe durch Verwachsung der Haare und der Mehlrand durch Verkummerung derselben von denen dann nur das Produkt, namlich der Staub zurück bleibt. Dieser Staub ist das Analogon des von den glandulosen Haaren ausge- GRAUBÜNDENS. schwitzten Safts, der die P. latıfolia, villosa ete. auszeichnet, ist jedoch von verschiedener Natur. Es geht hieraus hervor, dass um die Frage zu entschei- den ‚ob dieP. rhatica eine blosse Varie- tat der auricula oder eine hybride zwischen dieser Art und der villosa oder gar der latifolia sei, zu untersuchen bleibt, ob die Haare am Rande der Blätter einen klebrigen Saft oder eine trockene Substanz aussondern. Was Thomas in Bex unter dem Namen P. rhatica verkauft, ıst eine P. latifolia mit weisslichen Corollen- rohren. lauifolia Lapeyr. (Aus der Beschrei- bung und nach Exemplaren vom Lapeyr. Standorte. Reichenbach’s Abbildung (ie. vol. 7. £.858) ist gut in Bezug auf den Habitus, doch die Frucht ist ım unreifen Zustande abgebildet, desswegen füge ih hier, so wie auch für die verwandten Species eine kurze Diagnose bei.) P. latifolia Lap. glanduloso-pilosa, foliis obovato-cuneatis erenatis, flori- bus pedicellatis pedicellis involucrum longe superantibus, calycıbus turbi- natis corolle tubo triplo brevioribus laciniis triangularıbus acutis, capsula calycem zequante vel superante. Diese Pflanze findet sich auf dem ganzen Centralgebirgszug (Prof. Heer). Ich besitze Exemplare von der Prassigno- la Averserseits, vom Seplimer, aus dem Rosetscher-Thal , Bernina-Thal ,'Maloja, | een an LE m m nn 414 vom Levirone und durch H. Muret vom Albula. Hohe von 6000-7000° s.ım. und. wächst Sie halt sich immer in einer an Felsen. — Sommer. Wenn obige Beschreibung nicht hinreichte sie von der P. villosa Jacq. zu unterscheiden , so würde man sie auf jeden Fall durch das dunkle Blau der Blumen das sich auch auf die Corollenrohre erstreckt leicht unterscheiden. Auch wird sie ın der Regel grösser als jene. Hieher ziehe ich (nach der Abbildung) die P. alpına Schleich. in Reich, icon. f. 1121, nach der Bezeichnung der Blumenfärbe (lila mit blassem weisslichem Schlund und Röhre) aber wäre es eine P.villosa Jacq., wenn nicht gesagt ware, dass sie ım trockenen Zustande violet würde. Muretiana (Vid. ie. nost. 2) foliis longe cuneatis crenatis, florıbus pedi- cellatis pedicellis involucro brevioribus, calycibus ceyathiformibus corolle tubo dimidio brevioribus laciniis obtusis, capsulis.........(abortivis?). In rupıbus graniticis regionis alpin nivalisque Alpıum Rhaetorum, rara. Diese Pflanze besitze ich schon seit ı832 in meinem Herbar. H. Muret ist es jedoch der im Jahr 1857 mich be- sonders darauf aufmerksam machte. Er fand sie auf dem Albula ın Gesellschaft der P. latifolia und P. Candolleana. Auch ein H. Brunner aus Bern hat sıe ebenfalls in Bünden gefunden, wie aus einem Exemplar das auf dem Conser- vatoire botanique von Genf sich findet, _ 112 hervorgeht. Mein Exemplar.kommt von der Prassignola Averserseits , wo ich auch, die P. latifolia fand; ıch erinnere “ mich aber nicht recht, ob die P. Can- dolleana daneben war. Auf jeden Fall hat sie Verwandtschaft mit diesen beiden Arten. Die Kürze der Blumenstiele und die Form und Grösse des Kelchs ist ganz wie bei P. Candolleana, wahrend die Kerbung der Blätter und das dunkle Blau der Blumen ganz deutlich auf die P.latifolia hinweisen. Ich sehe sıe daher für hybrid an. Ich muss ın Bezug auf die Abbildung bemerken , dass die Blät- ter eine zu zahlreiche Kerbung haben, dass aber dagegen die Kerbe nicht gross genug sind. Candolleana Reich. ic. f. 803. Auf fast allen unsern Bergen in der alpinen Region, so ın der Malıxer-Alp, auf dem Bernhardin, Splügen, Albula, Baduz, Rosetsch etc. Man findet sieauf Weiden, seltener an Felsen wie die vorige. Die Blumen sind blassblau und erscheinen ım Juli und August. Die P. integrifolia L. kann wohl diese Art ın sich gefasst haben. Allein ausser dem Bedenken, dass er die Clusische Figur citirt, welche jetzt die P. Clusii ist, kommt noch die Schwierigkeit hin- zu, dass ein Citat Bauhin’s (Sanıcula alpına purpurea), welches unsere Pflanze ıst, von Linne zur P. Auricula gezogen wird. glutinosaL. AufdemBraulio (Stilfser- Joch) nach Bertoloni in der Flora italica. DIE PFLANZEN Einige Schritte nach Osten vom Grenz- punkt des Veltlins und Tyrols auf dem Stilfser - Joch ( H. Appellationsrichter Muret von Lausanne ),. — Blüht ım hochsten Sommer. villosa Jacg. glanduloso-pilosa viscosa, folııs erenatis obovato-cuneiformibus ro- tundatisve in petiolum attenualıs, florum pedicellis involuerum superantibus, ca- Iycibus cyathıformibus capsulis duplo fere longioribus. Diese Pflanze kommt häufiger als die P. latifolia in unsern Alpen vor, steigt eben so hoch oder noch hoher (in diesem Fall wird sie kaum zollhoch und ein- blumig)) hinauf und lasst sich bıs in die Thalebene vom: untern Misox herab. Unter den vielen Stellen nenne ich den Sealetta, Bernina, Todi, Flüela, Rhein- wald. Sie wachst ımmer an Felsen und blüht ın den hohern Regionen im Sommer. Hieher ziehe ich P. helvetica Don in Reich. icon. f. 1158. . Villars P. vıscosa scheint mir ganz identisch mit der P. villosa Jaeq. Die beste Abbildung je- doch die genau die Bündner’sche Pflanze darstellt, sowohl ın Bezug auf den Ha- bitus als auf die Blumenfarbe (roth mit weisslicher Corollenröhre) ıst in Curtis bot. mag. t. 14. Jarinosa L. Häufig auf Wiesen und Weiden durchs ganze Land, von der Rheinebene an bis in die alpıne Region, fast immer an wasserreichen Stellen. — Frühling und Sommer. GRAUBUNDENS. Zweifelhafle bündnersche Primeln. ? minima L. Diese Pflanze wird an- gegeben : von Mag. Rosch bei der Bären- burg und bei Klosters, von Pol im Umbrail und von Apoth. Bovelin auf dem Bernina. Ich glaube jedoch dass allen diesen Angaben eine Verwechslung mit der einblumigen Form der P. villosa zu Grunde liegt. ? Floerkeana Schrad. (Nach Lehmans Abbild. monogr. prim. t. 8200 kaum von der P. villosa zu unterscheidem). Nach Bovelin auf dem Albula. Ich sah die bündner’sche Pflanze nicht, die Prof. Heer bestimmt hat. ? longiflora All. Ein französischer Botaniker gibt sie als auf dem Bern- hardın wachsend an und nach H. Reg. Hegetschweiler soll sie beim Sauer- brunnen von Bernhardin sein. Ich habe einen ganzen Tag darauf verwendet um sie zu finden, konnte sie aber nicht zu Gesichte bekommen. Man vergleiche eine Anmerkung bei der Androsace obtusifolia. Mehr als zweifelhaft ist die ?? marginata Curt. die H. Reg. He- getschweiler für Graubünden angibt. Diese Angabe beruht auf einer Verwechs- lung derP. Rhzetica mit der P. marginata. Diese gleicht zwar jener, kommt aber auf den Seealpen und gewiss nicht in unsern Gebirgen vor. ÄNDROSACE. helvetica Gaud. Auf Kalkgebirg bis tt irrt nn - 115 in die Hohe von 8000’, immer anFelsen, so auf dem Calanda, Joch, Weissen- horn , Piz della Padella bei Samaden. — Sommer. alpina Lam. (non Gaudin). Immer in einer Hohe von 6—8000! auf zersetztem oder zerbrockeltem Gerölle und zwar auf granitischem auf der Prassignola im Bergell und im Rheinwald und andern Orten und auf Thonschiefer auf den: Levirone, in der Alp Segnes, auf dem Scopi (H. Nageli), im Medelser-Thal. Ich habe auch Exemplare vom Panixer- Pass. — Juli und August. Anmerk. Das Exemplar von H. Nägeli hat Blumenstiele, die dreimal länger als die Blätter sind. imbricataLam.(A.tomentosaSchleich.) Auf dem Trone in Rhätien nach Haller. obtusifolia All. Auf fast allen alpinen Weiden unseres Landes, so auf dem Joch, Augstberg, Majola, Calanda, im Engadin, bei Bernhardin, wo die P. longi- flora vorkommen soll, in schonen grossen Exemplaren etc. — Sommer. 8) aretioides Gaud. Diese 'ein- blumige Varietät fand der nun leider verstorbene Regierungsrath Heget- schweiler auf dem Calanda. Prof. Heer schickte die nämliche Pflanze an Prof. DeCandolle unter dem Namen Andro- sace Charpentieri mit dem Bemerken, dass sie vom Camoghe& (einem Berge ın Tessin unweit der Bündnergrenze) komme. Da ich jedoch, so wenig als 6) 114 andere Botaniker, die die Heer’sche Pflanze in Genf untersuchten, sie für eine neue Species halten kann, so stellt sich die Synonomie dieser Varietät so heraus : Andr. obtusifolia All. aretioides, Gaud. Aretıa cıliata Murrith. Andr. Charpentieri Heer. Andr. aretioides Hegetsch. in Fl. der Schw. p. 187. Aretia brevis Hegetsch. in Fl. deSchw. p- 190. Chamejasme Jacqg. Ebenfalls auf alpinen Weiden und auf Felsen, noch haufiger als vorige. Steigt auch weiter herab als jene. — Sommer. Anmerk. Die A.rvillosa Wulf. wurde nach der Flora Comense vom Dr. Mazzara nei Boschi di Frale gefunden. Die ange- führten Synonymen und die Beschrei- bung scheinen für die Species zu bürgen, doch der Standort (boschi) lassen auf eine Verwechslung mit der A. Chamx- jasme schliessen. septentrionalis L. Nach H. U. y. Salis im Ober-Engadin. — Sommer. Eine zweifelhafte Species ist die ASretia Vitaliana, die nach der Alpına in Bünden vorkommen soll. GLOBULARIEAE. GLOBULARIA. vulgaris L. An Halden bei Chur, Haldenstein ete. — Mai. cordifolia L. An Felsen vom Fusse der Berge an bis in die alpine Region. — Sommer. DIE PFLANZEN nudicaulis L. Auf Bergwiesen und Halden bei Chur, so auf dem Sand, beim Stadeli. — Maı und Juni. PLUMBAGINEAE. STATICE. alpina (Armeria alpına Schleich. ). Nach Haller in Rhatien, nach Heer ın den Engadiner-Gebirgen (Scaradra) und nach Nägeli in der Zaportalp.— August. PLANTAGINEAE. PLAnTAco. major L. Ueberall an Wegen in der Ebene und den alpinen Thalern (bei Samaden im Ober-Engadın).— Sommer. media L. Ueberall in Wiesen. — Sommer. montana Lam. Auf montanen und alpinen Weiden (bei Kriden,, Samaden, auf dem Maloja, ım Unter-Engadin, in der Maienfelder-Alp etec.), nicht selten. — Juni. lanceolata L. Ueberall und haufig in der Ebene. — Juni und Juli. alpina L. Auf fast allen Alpenweiden in mannigfaltiger Gestalt. — Sommer. graminea Schleich. Nach Heget- schweiler in Graubünden. Nach Heer ın Fettan,, in den Strassen von Bevers, im Camogasker-Thal und wenn ich die gleiche Pflanze im Auge habe, am Gyps- bruch bei Samaden. — Sommer. Die Wurzel meiner Pflanze hat einen starken nicht unangenehmen Geruch, der etwas an den Melilotus coeruleus mahnt. GRAUBÜNDENS. 115 MONOCHLAMYDEAE. AMARANTHACEAE. rubrum L. In der. montanen Region les um Düngerstellen häufig : bei Ragatz Blitum L. Ein Unkraut in Gärten, an Wegen, bei Chur, Ilanz, Truns. — Sommer. retroflexus Willd. Bei Hanz, wo er sich an Wegen und in Aeckern als ein lastiges Unkraut findet. Bisher ist diese Pflanze bei uns noch nie diesseits der Alpen gefunden worden und merk- würdig ware es wenn sie sich von Ilanz aus hierwarts verbreiten wurde. Bereits habe ich ein Exemplar bei Bonaduz gefunden. Die Gebirgsformation ist bei linken Ufer des Rheines llanz am (Ul.v.Salıs), Malix, Runkelier, Parpan, Maladers, Peiden im Lugnetz etc. (der Verf.) — August und September. Vulvaria L. An Mauern und andern Stellen bei Chur, häufig. — Sommer. polyspermum L. Auf bebauten Stellen als Unkraut. Bei Chur, Truns im Ober- land ete. —- Sommer. ÄTRIPLEX. angustifolia L. An Wegen, in Aeckern und andern Stellen bei Chur und ander- warts, haufig. — Sommer. granitischer Natur. Hauptm, U.v.Salis | Brırum. gibt ıhn auch im Bergell an.— August. CHENOPODEAE. ÜCHENOPODIUM. Bonus-Henricus L. Um Stalle und Wohnungen bis in die alpine Region gemein. — Sommer. murale L. Auf Schutt und andern Stellen bei Chur und der ganzen Ebene, — Sommer. hybridum L. Auf Schutt und andern Stellen bei Chur und der ganzen Ebene. häufig. — August und Herbst. album L. Auf Schutt, in Aeckern und an Gräben, überall. — Sommer. capitatum L. Nach Gesner am Wege der nach dem Albula führt, nach Heget- schweiler häufig in Graubünden. Hat Herr Hegetschweiler nicht vielleicht das Chenopodium rubrum dafür ge- nommen ? ich wenigstens fand bisher nur zwei Exemplare im Fidriser-Bad. — Juli. pirgatum L. H. Appellationsrichter Muret fand diese Pflanze zwischen Süs und Lavin (nach brieflicher Mittheilung) und nach der Etiquette, die die Pflanze begleitete auf dem Ofen (bei Schäfers- hütten). Ich traf das Bl. virg. hin und wieder an Wegen bei Chur an, hielt - jedoch dafür, dass es bloss verwildert sei. 116 PHyTorAccA. decandra L. Wenn diese Pflanze auch nicht ursprünglich bei uns zu Hause war, so ist sie jetzt dermassen zwischen Grono und St. Maria (Calanca) verbreitet, dass sie an Häufigkeit viele Alıbürger übertrifft. An der Spontaneität lässt sich nicht zweifeln. — Juli. POLYGONEAE. Rumex. erispus L. An Wassergraben und andern ähnlichen Stellen, nicht selten ın der ganzen Rheinebene. — Sommer. pulcher L. Bei Bellenz.— Sommer. obtusifolius L. Um Ställe und Woh- nungen herum, von der Ebene bis in die Maiensässe (subalpinen Region) nicht sellen. — Sommer. alpinus L. Um Bergdorfer und Alp- hütten herum, gemein. — Sommer. Acetosella L. Halt sıch bei uns haupt- sachlich in den subalpinen Thalern, steigt bis 5450' ım Bernina-Thal und lasst sich in die Ebene bei Thusis und Tiran im Veltlin herab. Ist haufig ın den Thälern von Davos, Rheinwald und Ober-Engadın. — Sommer. scutalus L. Auf steinigen Stellen der subalpinen und montanen Region haufig. So bei Lenz, Castasegna, Chur, im Puschlav. — Sommer. Acetosa L. In Baumgarten und Wiesen der Ebene, fast überall. — Mai. | m 0000 LIU mn mn DIE PFLANZEN montanus Desf. (R. arifolius All.) Auf dem Calanda bei Bategna in der Jochalp und andern Stellen dieser Hohe ungefähr 4500'). — Sommer. nivalis (Hegetschweiler in der Flora der Schweiz p. 545) dioicus, cxspitosus, acetosus, caule unifolio, folıis radıcalibus ovato-hastatis petiolo brevioribus. Von dieser Pflanze hatte ich bereits im Jahr ı850 ein Exemplar in der Urdenalp gesammelt aber erst im Jahr 1857 er- kannte ich eine neue Species in ihr, die ich R.nivalis nannte, ohne im min- desten zu ahnen, dass bereits ein an- derer Botaniker sie mit dem namlichen Namen getauft hat. Ich habe seither einen Stock cultivirt und wieder aus Samen neue Pflanzen gezogen , so dass ich über ihren Charakter und Be- ständigkeit einigen Aufschluss zu geben ım Stande bin. Sobald die Primordialblätter der jun- gen Pflanzen entwickelt sind bilden sich bereits kleine Wurzelschosse, die sich durch ganz kleine gestielte Blättchen (wie sie unsere Figur zeigt) zu erkennen geben und aus denen sich fast gleich- zeitig wie das Centralschoss Stengel er- heben, und zwar nicht nur 2-—5 son- dern 10— 15. Der Stengel bleibt bei der cultivirten Pflanze meist einblättrig und die Blumenrispe einfach, nur an be- sonders üppigen Schossen bilden sich im untersten Blumenguirl ein oder zwei Aeste. Die Blätter zeigen auch dem blossen Auge zahlreiche Punkte (Sto- GRAUBÜNDENS. mata ?) was bei R. Acetosa und montanus viel schwächer hervortritt. Die Blumen sind grosser als bei den vorgehenden verwandten Species, so wie auch die Früchte ; bei beiden wohl um das dop- pelte. Der Geschmack der Blatter ist nicht so sauer als bei jenen. Es muss hier be- merkt werden, dass in unserer Abbil- dung die namlichen Blümchen um die Hälfte zu klein gezeichnet sind. Die Grösse der eultivirten Pflanze ist das doppelte der wilden, die in unserer Abbildung getreu angegeben ist. Der Stengel ist bei der cultivirten schwach und etwas schlaff und hat somit eine Neigung zum Aufliegen. Diese Pflanze kommt vor : am Urden- see und ın der Alp Segnes (auf Flimser- gebiet), wo ich sie 1857 im August und am ersiern Orte im September gefunden habe; sie steigt daselbst bis an die Schneeregion und hält sich an den beiden Orten an der Grenze der Studer’- schen Bündnerschiefers (Fucoidenschie- fer) auf. Herr Reg. Hegetschweiler be- sitzt sie von einer Alp bei Chur, die ihm unter dem Namen Ramuz. bekannt ist. Endlich hat mir auch H.Nägeli aus Zürich Exemplare vom Valzerberg mit- getheilt. Erklerung der A bbildung Nr.1. ı. Ein weibliches Exemplar in natür- licher Grösse. 2. Ein männliches Exemplar in natür- - licher Grosse. 117 3. Die weibliche Blume sehr ver- | grossert. 4. Ein petalum der weiblichen Blume vergrossert. 5. Die Frucht, vergrössert, etwa um _ das doppelte. 6. Ein Querdurchschnitt der namlichen. 7. Die männliche Blume sehr ver- grossert. OXYRIA. dıgyna Camb. Auf alpinen Weiden in den Rheinwalder-Alpen, auf dem Scesaplana , Gotthard und andern mehr. — Sommer. PoLyconvm. dumetorum L. In Hecken bei Churete. — Sommer. Convolvulus L. In Aeckern bei Chur, Lavin etc. — Sommer. alpinum L. Durchs ganze Calanca- Thal bis fast nach Rossa hinauf, in grosser Menge in Wiesen: an einer Stelle im Rheinwald. Eine neue Localiıtät für die Schweizerflora hat H. Heldreich ım J. 1834 und 1838 entdeckt ; namlich das Val-Bedretto im K. Tessin zwischen Airolo und Villa. — Juni. aviculare L. Ueberzieht grosse Strecken an Wegen und in Wiesen. Unter allen phanogamischen Pflanzen möchte wohl keine Art soviel Individuen in der Schweiz zählen. Sie geht "über die montane Region hinaus, so bei Tschiertschen. — Soınmer. minus Willd. Um die Pfützen herum 118 die rechts an der Landstrasse von Chur nach Ems liegen. — August und Herbst. mite Schrank. Bei Chur. Hydropiper L. An Graben und um stehende Wasser , durchs Oberland hinauf; weniger ın besonders haufig der Umgegend von Chur. — Sommer. Persicaria L. An Wegen und in Aeckern in der Umgegend von Chur und durchs Oberland hinauf. — Sommer. lapathifolium Ait. Bei Chur auf Schutt und am Wasser. — Sommer. Anmerk. Bei Sagens im Oberland fand ich in Menge ein P. incanum. Es war an der Unterseite der Blätter graufilzig und wuchsin Aeckern. Die gleiche Pflanze , jedoch ohne den grauen Filz , wächst in grosser Menge am Laxer-See. amphibium L. In einem kleinen See der Lenzer-Heide (4900/). — Sommer. viviparum L. Auf allen Alpenweiden (auf der Albulahohe 7200'), von wo es in die montane Region heruntersteigt (Kriden bei Chur). — Sommer. Bistorta L. In subalpinen Thälern, wo es oft den Hauptbestandtheil der Wiesen ausmacht (Rheinwald, Valz, Stalla ete.). — Sommer. THYMELEAE. DaPHnE. Mezereum L. In Gebüsch und Wäl- dern von der Ebene bis in die alpine Region ; in letzterer oft häufiger als in ersterer. — April bis Juni. DIE PFLANZEN alpina L. Nach Dick auf dem Brühl zwischen Ems und Reichenau; ich fand sie bei Worms im Veltlin. — Juni. striata Roel. Auf allen unsern Bergen, in der alpinen und subalpinen Region. Ich nenne bloss den Calanda, Emser- Alpen, Bernhardin beim Dorf, Scesa- plana, Augstberg, Greina, Segnes, Orte wo sie mir vorgekommen. — Juni. Anmerk. Mit grösster Wahrscheinlichkeit ist die Daphne Cneorum , die ältere Bo- - taniker in Bünden gefunden haben, hie- her zu ziehen. SANTALACEAE. Tuaesıum. alpınum L. Auf Alpenweiden und bis ın die Ebene. — Sommer. rostratum M. et K. Nach Ul. v. Saliıs bei Marschlins. Ich fand es auch irgend- wo in Bünden, erinnere mich aber nicht mehr der Stelle. pratense Ehrh. Auf Bergwiesen bei Chur (St. Hilarien). — Sommer. montanum Ehrh. Ohne für dıe Iden- tität der Erhard’schen Pflanze mit der unsrigen gutzustehen, bemerke ichbloss, dass in der Umgegend von Chur ein aus- gezeichnetes Thesium mit aufrechtem über fusshohem Stengel nicht selten vor- kommt, welches von ältern Botanikern als das Th. linophyllum L. bezeichnet wurde und das ich auch aus der italien. Schweiz erhielt. — Juni und Juli. GRAUBÜNDENS. ELEAGNEAE. HıppopHAE. rhamnoides L. Auf Flussufern bis in die Bergthäler, sowohl diesseits als jen- seits der Berge. Bei Lavin (Prof. Heer). — Mai, ARISTOLOCHIEAE. Asırum. europeum L. Ich fand einmal bei Chur eine Stelle, die mit dieser Pflanze bewachsen war, die aber seither ver- schwunden zu sein scheint. Vielleicht findet sie sıch anderwarts ım Kanton häufiger. — Frühling. EUPHORBIACEAE. MERcURIALIS. annua L. Als Unkraut ın Gärten und sonst häufig auf bebauten und - unbe- bauten Stellen. — Sommer. perennis L. An Rainen und unter Gebüsch, nicht selten. — Frühling. Buxus. sempervirens L. Nach Prof. Roder ın Misox. Ich beobachtete ihn in Hecken bei Bellenz. EupHoRrBIA. Lathyris L. Nach Haller zwischen Bellenz und Osogna am Wege. — Juni und Juli. Peplus L. An Wegen und auf be- bauten Stellen häufig (Chur, Misocco etc.) — Sommer. 119 helioscopia L. An Wegen, in Wein= bergen und andern Stellen haufig um Chur. — Frühling. sylvatica L. Zwischen Marschlins und der Schlossbrucke, bei Rhazuns.— Juni: duleis L. Bei St.Marıa ın Calanca. — Maı und Juni. Cyparissias L. Ueberall auf magern Triften ; steigt auch bis ın die subalpine Region. — Frühling und Sommer. EMPETREAE. EnpETRum. nıgrum L. Bei uns auf fast allen Bergen , in der alpinen Region. — Blüht ım Juni. URTICGEAE. PARIETARIA. ofieinalis L. Hın und wieder zer- streut bei Chur, Trimmis, Scheid etc. — Sommer. diffusa M. et K. Nach Haller bei Cle- fen. Der Verf. fand sie bei Bellenz. — Juni. Urrica. dioica L. An Wegen, um Wohnun- gen, auf Schutt in der Ebene; in der alpinen Region trifit man sie noch bei Alpenhütten unter Aconiten an. — Sommer. urens L. Ein Unkraut in Garten und Aeckern, das den Menschen in ‚allen Himmelsgegenden und Hohen begleitet. — Sommer. 120 Hunmurvs. Zupulus L. In Hecken durch die ganze Rheinebene. — August. Fıcus. Carica L. Ich fand verwilderte Fei- genbäume am Ausgang des Misoxer- Thals. — Sommer. ULMACEAE. Cerrıs. australis L. Soll nach Haller und an- dern bei Clefen vorkomnien. Urmus. ; campestris L. Hin und wieder. bei Chur, und in der montanen Region bei Serneus und Klosters, so wie auch zwi- schen Valz und Lugnetz. — Frühling. CGUPULIFERAE. (JuERcCUS. pedunculata Ehrh. Bei Chur ete. meist vereinzelt. Eichenwalder sind in Grau- bünden selten und wo sıe vorkommen habe ich sie auf einem Boden mit felsi- ger Grundlage bemerkt, so dass alle Stämme verdorrte Kronen haben. Ich vermuthe, dass die Eichen von Misox zu dieser Species gehören, kann aber nichts bestimmtes angeben. — Frühling. sessiliflora Salısb. Bei Chur. — Mai. CASTANEA. vesca Gxrtn. In den italienischen Thaälern überall ; diesseits der Wasser- DIE PFLANZEN scheide selten und in geringer Zahl: bei Rothenbrunnen und Sıls im Dom- leschg , auf dem Mastrilser-Berg. Soll nie auf Kalk vorkommen, was jedoch der Bestätigung bedarf. Die letzten Ka- stanien wachsen bei Soglio im Bergell, bei Misocco in Misox. — Juni. Ficus. sylvatica L. Bildet am Fusse unserer Berge Wälder , besonders häufig im vordern Brättigau. Die Buche vertritt bierseits der Berge den Kastanienbaum der transalpinen Thaler, was das Vor- kommen betrifft; jenseits der Berge gibt es keine Buchen, ausgenommen einige Stämme, die ich ım Calanca-Thal wahr- nahm. Das letzte Vorkommen hoch- stämmiger Buchen möchte wohl zu- oberst in den Maiensässen von Kunkels (in ungef. 4000’ Hohe) sein. Sie haben daselbst sowohl wegen der Dicke der Stämme als wegen dem Flechtenüberzug ein gewissermassen ehrwürdiges Aus- sehen. — Maı. Auf der Hohe des Saleve bei Genf finden sich in einer Hohe von ungefähr 4400! s. m. hochstämmige aber schon halb abgestorbenen Buchen , die der Stelle auf der sie wachsen den Namen «aux treize arbres » zugezogen haben. CorYLus. Avellana L. InGebüsch und Wäldern der Ebene und montanen Region haufig. — Februar und Marz. GRAUBUNDENS,. BETULINEAE. BeETULA. alba L. Durchs ganze Land bis in die alpinen Thaler. Für sich allein bildet die Birke nur selten Wälder, und wenn diess geschieht, so sind sie sehr lichte, wie z. B. bei Truns und unterhalb Briegels. In der Alp Albigna finden sich, nach Landammann Bapt. von Salıs, in in einer Höhe von 5—6000/ noch hoch- stäammige Birken. — Frühling. Aınus, viridis DC. In der alpinen Region durchs ganze Land; steigt auch in die subalpine herab. Dieses Gesträuch ist für’ die Menschen, indem es ihnen Brenn- material liefert, für die Alpenthiere, de- nen es Nahrung liefert und eine Zuflucht- stätte ist und für die Vegetation in diesen Hohen von äusserster Wichtigkeit. Der letztern gewährt es Schatten und Feuch- tigkeit, daher auch eine Menge Pflanzen vorzugsweise dasselbe bewohnen. Neh- men wir zum Tross (wie der Bündner diesen Strauch heisst) noch die Alpen- rosen und Legfohren, so haben wir die drei Pflanzen, die den alpınen Regionen einen eigenthümlichen Charakter auf- drücken; es sind die letzten ungefähr mannshohen holzartigen Gewächse, die sich immer in ansteigender Richtung von Boden erheben, weite Strecken dicht überziehen und eine eigene Vegetation von niedern Kräutern beherbergen. — Mai und Juni. 121 glutinosa Gsertn. Ich fand diesen Baum nur zwischen Grono und St. Maria (Calanca) in geringer Zahl; in den dies- seitigen Thälern des Kantons nirgends. — Marz. incana Willd. Sehr haufig dies- und jenseits der Berge, gewohnlich an Flüssen. — Marz. SALICINEAE. Popurus, alba L. In der Au bei Chur und am Wege von Fläsch nach Mels dem Rhein nach hinunter. — März und April. Tremula L. In der Ebene und mon- tanen Region, vereinzelt und gesell- schaftlich. Nach Heer bei Bevers (5200). — Blüht im Marz. nigra L. In der Ebene an Flüssen und andern Stellen, bei Chur nicht selten, auch bei Lavin (Heer). — Marz. SALIX. alba L. Vereinzelt an Bachen und andern Stellen der Rheinebene. — Die S. vitellina L., die eine Abart dieses Baums ist und die man hierseits der Berge um ihrer Zweige willen cultivirt, kommt nach Landam. Bapt. v. Salıs bei Soglio wild vor, von wo aus jahrlich eine beträchtliche Menge Ruthen (Band, zum Binden der Weinrebe) nach Clefen ausgeführt werden. — Frühling. triandra L. Bei Chur am Rhein. — April und Mai. 16 122 pentandra L. Nach Hegetschweiler im Rosetsch-Thal. Ich fand diesen kleinen Baum bei Salsanna im Ober- Engadin am Thalwasser. Im Ursern- Thal, wo es längst schon beobachtet worden ist, hatten sich diess Jahr (1857) an den Blättern sammtlicher männlicher Individuen durch Insekten kıirschen- ähnliche Auswüchse gebildet, so dass das ganze Gewächs wie mit Rirschen beladen erschien. Auf den weiblichen Stämmen war keine Spur davon zu sehen. — Mai und Juni.+ daphnoides Will. An Flüssen bei Chur, Trimmis, nicht selten, aber ver- einzelt; kommt aus den alpinen Thalern herunter, wo sie, wie z. B. bei Sıls ım Ober-Engadin, in grosserer Menge vor- handen sind. — Blüht in der Ebene schon im März. ‚fissa Hoffm. fruct. glabris. Ich fand nur einen weiblichen Strauch auf dem Salis’schen Gute bei Chur an der Plessur und einen andern am Rheine. — April. incana Schrank. Ueberall an Flüssen der Ebene und in Menge. — April. monandraHofim.Ueberall und haufig in der Ebene. Auch beı Bevers, Nufenen (über 5000‘) (Prof. Heer). — April. hastata L. Im Camogasker-Thal, bei Samaden, St. Marıa in Medels, in den Churwalder-Bergen, Urdenalp, auf dem Julier etc. — Juni. Hegetschweileri Heer. Im Ursern- Thal nach dem Entdecker, H. Reg. He- mm 7 m u DIE PFLANZEN getschweiler. Steht der S. hastata sehr nahe. nıgricans Wahl. Bei Chur und andern Orten haufig. — Mai. stylarıs Ser. Bei Chur hin und wieder. — Mai. relusa L. Auf allen unsern Bergen in den alpinen Hohen und sehr häufig. — Juni. serpyliifolia Sesp. Ich fand diese Art ım Rosetsch-Thal und Bernina-Heuthal, an ersterm Orte neben voriger Species wachsend, wo sich die Selbständigkeit der Art sehr deutlich herausstellte. — Juli und August. herbacea L. In der alpınen und sub- nivalen Region durch das ganze Land. Die Pflanze wachst gern auf Weiden, welche sie oft dicht überzieht. Unter den vielen Standorten nenne ich bloss den Splügen, Septimer, Albula, Augstberg, Segnes. — Juni und Juli. cesia Vill. Bei St. Moritz nach Reg. Hegeischweiler und dem Verf. Nach H. Heer bei Bevers, und nach H. Roland ebenda am Inn. repens L. Nach Prof. Heer bei Bevers ın Graben. — Sommer. buxifolia Schleich. Im Camogasker- Thal und Julier (Prof. Heer). fatida DC. Am Hinterrhein nach Seringe, von woher ich sie auch habe; anderwärts fand ich sie ın den Chur- walder-Alpen, auf dem Augstberg und den Engadiner-Bergen. — Juni. GRAUBÜNDENS. glauca L. (Auch L. lapponum). Auf den Engadiner-Bergen, so in der Cel- leriner-Alp, im Camogasker-Thal und andern Orten, in der alpinen Region. — Sommer. helvetica Vill. Nicht selten in der 125 alpinen Region und noch hoher : so auf dem Bernhardin, Albula und andern Engadiner-Bergen, nach meinen Er- fahrungen auf granitischen Formationen. — Sommer. — N MONOCOTYLEDONES. MONOCOTYLEDONES PH/ENOGAMI. ALISMACEAE. Arısma. Plantago L. An und im stehendem Wasser von Flasch bis Ilanz , überall. — Juni bis August. JUNCAGINEAE. TRrısLochin. palustre L. Auf Sümpfen und nassen Stellen der Ebene (Zizers, Feldsberg;) und der subalpinen Thäler (Davos etc.), ziemlich haufig. — Sommer. NAJADEAE. PoTAMOGETON. densus L. In allen stehenden oder langsam fliessenden Gewässern durch die ganze Rheinebene bis Thusis. — Juni. obtusus Ducros. In Gräben bei Sargans. — Juli. natans L. Im Davoser ?- und Laxer- See. Nach Prof. Heer im Engadin bei Bevers. — Sommer. fluitans Koch. Bei Maienfeld auf den Rıedern. 124 ? prelongus Wulff. Nach Prof. Heer ım Davoser-See beim Platz. erispus L. Im Laxer-See, wo ich ihn im August ohne Blüthen fand. pusillus L. In Pfützen bei Chur am Tıhein. — Sommer. pectinatus L. In dem See unterhalb der Flimser-Waldhäuser in grosser An- zahl, auch bei Fläsch in Wassergräben. Juni und Juli. ? perfoliatus var. Im Davoser-See. (Heer). obtusifolius M. et K. Unweit Sargans sammelte ıch ım Juli 18356 in Wasser- graben an der Heerstrasse ein Potamo- geton ohne Blüthen,, das ich für die an- geführte Species halten muss. ZEANNICHELLIA. palustris L. var.? Nach einer Angabe von C,. Bauhin bei Sax (vielleicht eher Lax ?) in Sümpfen. Ich fand sie in einer Pfütze in Schams zwischen Zillis und Andeer an der Heerstrasse. — Juni. LEMNACEAE. LEMmNA. In allen stehenden Ge- wassern, über welche sie eine Decke bildet. minor U. TYPHACEAE. Typna. latifolia L. Auf dem Zizerser-Ried und bei Alvaschein im Teich. — Sommer. | DIE PFLANZEN minima Hoppe. Auf sandigen den Ueberschwemmungen ausgesetzten Stel- len, wie bei Chur am Rheine und beı Zizers. — Sommer. SPARGANIUM. ramosum Huds. Unweit Lostallo ın Misox in langsam fliessendem Wasser, auf dem Ried beı Maienfeld und andern Stellen. — Sommer. simplex Huds. Bei Clefen und viel- leicht auch anderswo. — Sommer. natans L. Diese Pflanze fand ich in einem Sumpfe des Münsterthals, wo sie sehr häufig wuchs, Blühen sah ich sie weder dort noch in dem noch hohern Chamounix-Thale. Nach Heer auf dem Bernina (7500') und Maloja. CALLACEAE. Arum. maculatum L. Tritt unweit der Bündnergrenze zuerst auf bei Mels im Fürstenthum Lichtenstein und beim Dorfe Pfäffers. — Maı. ORCHIDEAE. GooDYERA. repens R.Br. In Tannenwaldern auf dem Bizockel bei Chur. — Sommer. LiSTERA. ovata R.Br. Ueberall unter Gebüsch in der Ebene und montanen Region. — Mai. GRAUBÜNDENS. cordata R. Br. Nach Ul. v. Salıs ın Wäldern des Brättigaus. Ich fand sie in einem finstern Walde der subalpinen Region oberhalb Lax. — August. NEOTTIA. Nidus-avis Rich. Nicht selten in dunkeln Wäldern bei Chur, Halden- stein, im Brättigau und andern Orten. — Juni. EPiIpAcrıs. latifolia All. In Laubholzwäldern bei Chur und andern Orten, nicht selten. — Juni. - palustris Crtz. Auf sumpfigen Stellen bei Zizers, Chur und ın der montanen Region des Brättigaus etc. — Juni. ÜEPHALANTHERA. pallens Rich. (Epipaclis grandiflora Gaud.) In Buchenwäldern, unterhalb Krida bei Chur, ber Maienfeld und Flasch. — Juni. ensifolia Rich. Hin und wieder in Laubholzwaldern der montanen Region, z.B. in der Umgegend von Chur. — Juni. rubra Rich. In Wäldern der montanen Region, bei Ems, Chur, Alveneu. — Juni. Lımoporum. abortivum L. Ich fand diese Pflanze einmal am Wege von Chur nach Ma- laders, wo ich sie aber seither nicht wieder erblicken konnte, — Juni. Herninıum. Monorchis R.Br. (Ophrys Monorchis 125 L.) Auf Weiden der Ebene und der montanen Region nicht selten. — Juni und Juli. GYMNADENIA. viridis Rich. (Orch. viridis Cr.) Auf dem Tschiera (Cera) nach Scheuchzer. Auf Weiden der alpinen Region (Für- stenalp, Augstberg etc.) von wo sie bis in die Ebene herabsteigt, ziemlich über- all. — Juni und Juli. albida Rich. Auf unsern Bergen nicht selten, von der montanen bis in die alpine Region. Besondere Standorte : Chureralpen, Stadelıi bei Chur etc. — Juni und Juli. Orcnis. globosa L. Auf alpinen und sub- alpinen Weiden. Ich fand sie auf Davos und auf dem Gebiete von Churwalden. — Junı. nigra Scop. Auf alpinen und sub- alpinen Weiden, häufig durchs ganze Land. Die Abart Scheuchzer auf den Alpen von Surser ın rosenrothe nach Schams. — Juni und Juli. suaveolens Vill. delp.t. ı. Ein Exem- plar von dieser Pflanze kam mir auf einem Abhange des Jochbergs bei Chur vor. Es stimmt mit der Villars’schen Figur und Beschreibung überein und seine hellrothe Farbe und die anderen Charaktere lassen mich auf einen hybri- den Ursprung von der O. nigra und odoratissima schliessen. nigro-conopsea. Diess ist eine zweite 1 26 Pflanze auf die die Beschreibung Villars | gleichfalls passt. Allem Anscheine nach verdankt sie aber ihren Ursprung der Vermischung der O. nigra mit O. conopsea, zwischen welchen sie auf einer ebenen Stelle auf dem namlichen Jochberg in der alpinen Region wuchs. Der Sporn hält wie bei obiger genau die Mitte zwischen denen der beiden ge- nannten Arten und die Blumenfarbe ist ein dunkles Violett, was nothwendig aus dem Braun des O. nigra und dem blassen Violett der O. conopsea ent- stehen musste. Die hybriden Orchideen gehören zu den seltenen Erscheinungen , scheinen mir nun aber ganz erwiesen seitdem ich die O. nigro-conopsea beobachtet habe, denn es findet hier das statt, was das Vorkommen der Hybriden im All- gemeinen bezeichnet : Zusammen- treffen der beiden Stammspecies auf einer Stelle, Seltenheit der hybriden Exemplare an diesen Stellen selbst und hauptsächlich das Zwischeninnestehen ın Bezug auf die Charaktere. Diess zu- gegeben, so kann man nicht umhin die Verwandtschaft der beiden Mutter- species unter sich näher zu stellen als man sonst geneigt war und dürfte mit- hin es schwerlich billigen sie in zwei verschiedene Gattungen zu trennen. odoratissima L. Auf alpinen Weiden von Davos, Maladers, Churwalden und andern Orten nicht selten. In diesen Hohen ‘kommen die Blüthen ımmer DIE PFLANZEN weiss und rosenroth gefärbt vor, wo- gegen sie auf tiefer gelegenen Stand- orten, wie auf dem Sarganser-Ried , immer violett sind. — Juni und Juli. conopsea L. Ungemein haufig in allen Regionen von der alpinen an ab- warts. Kommt auf Weiden und Wiesen vor. — Mai bıs Juli. coriophora L. Auf der Ebene zwi- schen Reichenau und Bonaduz. — Juni. Morio L. Auf magern Triften und sumpfigen Weiden, haufig in der Ebene. In Misox zwischen Misocco und Soazza (also in der montanen Region) fand ich die weissblühende Abart mit grünen Streifen auf den obern Blumenblättern ; dieselbe, so wie auch eine fleischfarbene kommen gleichfalls im Sarganser-Ried vor. — Mai. mascula L. In Gebüsch und auf offenen Stellen der montanen Region, bei Trimmis, Maienfeld, Pfaffers etc. — Mai. ustulata L. Auf haldıgen Weiden bis in die subalpine Region, nicht selten. — Maı und Juni. militarıs L. (nicht Gaudin, welcher noch eine andere sehr verschiedene Art, die O. Simia Lam. damit verschmilzt). Auf fetten Wiesen bei Chur und andern Orten der Ebene häufig. — Die Orch. Sımıa Lam. haben wir nicht. pallens L. Man hat sie mir von Trimmis her frisch zugetragen. — Mai. latifolia L. Bei Chur, auf dem Sar- GRAUBUNDENS. ganser-Ried und andern Orten haufig. — Mai. maculata L. Hin und wieder ın der monlanen Region, so in Misox , im ver- lornen Loch, bei Sıls im Domleschg etc. — Juni. PLATANTHERA. bifolia Rich. (Orchis bifolia L:) In Wäldern und auf Waldwiesen sehr ge- mein und zahlreich. — Mai und Juni. ÜCHAMORCHIS. alpina Rich. Auf alpinen Weiden hin und wieder, und wo sie auftritt gewohn- lich sehr zahlreich. Ich fand sie auf dem Augstberg, in der Jochalp beim Zeichen, auf dem Albula. — Juli und August. — Geht unter allen Orchideen am höchsten (auf dem Albula wohl in die Hohe von 7000’) und steigt nicht in die tiefern Regionen wie O. nigra und Gymnadenia viridis Rich. OPHRYS. myodes Jacq. Auf dürren unfrucht- baren Halden, um Chur herum, jedoch nicht haufig. — Mai. aranıfera Huds. Wächst. zwischen Feldsberg und Tamins in geringer An- zahl. — Maı. Eripocıum. Gmelini Rich. In einem Buchenwald bei. Marschlins, der seither abgetrieben worden (Hauptm. U. v. Salis). Maraxıs. monophylla Sw. In Bergwaldern, selten. Der verstorbene Prof. Schulthess 127 fand sie bei St. Moritz, Ul.v.Salis (wenn ich nicht irre) auf dem Gebirgsstock der Scheibe, Prof. Heer und Kunstgärtner Wirth beı Matt im K.Glarus. CYPRIPEDIUM. Calceolus L. In Bergwaldern beı Chur, Fideris und andern Orten, nicht selten. — Mai. DIOSCOREAE, Taunus. communis. L. Findet sich in Hecken bei Chur, Maienfeld, Trimmis und an- dern Orten der Ebene. — Maı und Juni. SMILACEAE. Parıs. quadrifolia L. Hın und wieder ge- sellschaftlich , am liebsten auf schattigen Stellen bis in die subalpine Region (Fettan). — April und Mai. ÄspArAGUS. ofreinalis L. In Gebusch und an andern Stellen bei Chur, nicht selten. — Juni und Juli. STREPTOPUS. amplezxifolius DC. Immer auf der obersten Grenze des Kirschbaums, um 3500's.m. Ich fand diese Pflanze ge- wohnlich auf schattigen Stellen, auf Wiesen um Gebüsch herum, beı Praden, in der Valzeina’ und in Calanca. Nach Scheuchzer auch auf den Tschiera. — Juni. 125 MAIANTHEMUM. bifolum DC. In Gebüsch hin und wieder in der montanen Region; nicht selten in der Umgegend von Chur, so wie auch in Misox. — Mai und Juni. ÜONVALLARIA. multiflora L. In Hecken und andern Stellen; nicht selten in der Umgegend von Chur. — Mai und Juni. Polygonatum L. Auf Gemäuer und andern Stellen der Rheinebene, gemein. — Mai und Juni. verticlllata L. In der montanen Region ; nicht selten auf steinigen Stellen wo Gebüsch ist. — Juni und Juli. majalıs L. In Laubholzwäldern und Gebüsch ; sowohl in der Ebene als in der montanen Region, gemein. — Mai. COLCHICACEAE. VERATRUM. album L. Häufig auf alpinen und subalpinen Wiesen durch das ganze Land. — Sommer. Häufig kommt auch die grünblühende Varietät (V. Lobelianum Bernh.) vor, so z. B. in der Malixer-Alp im Herab- steigen nach Jux mit der weissblühenden vermischt. TorıELvıA. calyculata Wahl. Auf sumpfigen und nassen Stellen vom Fuss der Berge an bis in die alpine Region. — Sommer. DIE PFLANZEN glacialis Gaud. Nach Gaudin bei Airolo, nach Heer in der Alp Aret bei Fettan und auf dem Bernina, nach Muret auf dem Albula. — Sommer. borealis Wahl. Im Bernina-Thal (5350) auf einer sumpfigen Stelle (der Verf.), auf dem Col Joata zwischen Tschierfs und Scharl (Appellationsrichter Muret). — Sommer. CoLcHıcum. autumnale L. In allen Wiesen in Menge, bis in die subalpinen Hohen. — Herbst. alpinum DC. (Nach Comolli synonym mit Colch. arenarıum W. et K.) Findet sıch nach der Flora Comense auf den Alpenweiden des Splügens und bei Madesimo oberhalb dem Campo dolcino. — Blüht im August. LILIACEAE. Allıum. oleraceum Don. In Gebüsch und auf Mauern bei Chur und Feldsberg.— Juni. carinatum Don. Häufig an Aecker- rändern, um Weinberge herum. — Juni und Juli. paniculatum L. «) capsuliforum (Hall. all. n® 25! Reich. ic. 604. An etiam Red. Iil?) Nach Haller selbst bei Pfaffers und nach Prof. DeCandolle auf der Südseite des Splügens, von woher er ein Exemplar aufbewahrt. GRAUBÜNDENS. 6) bulbiferum (All. flexum W. et. | n° 278! All. violaceum Willd.) Sehr häufig durch ganz Bünden, von der Steig und Chur an bis Versam, Trüns und ‚den Heinzenberg ; selbst ın der Parpaner-Alp, also in einer Höhe von 6000‘ und mehr, fand ich ein Exem- plar. — Sommer. spherocephalum L. (excl. syn. Hall. et Bauh.) Im obern Veltlin und unweit Airolo. — Juli und August. suaveolens (Jacg. Gaud.) Bei Samaden nach Prof. Heer. Scheenoprasum L. Auf sumpfigen Stellen der Alpenweiden, gemein. — Sommer. Scorodoprasum L. Wiederholt ver- sicherte mich H. Emanuel Thomas, dass das Allium,, das er mir unter dem Na- men arenarıum schickte, von St. Jakob ım Tawetsch komme. Ich glaube aber mit Koch dass das Al. arenarıum und Al. Scorodroprasum eine und dieselbe Species ist. Jallax Don. (A. angulosum Gaud. non L.) Auf Felsen und Halden bei Haldensterm, Reichenau, im Bergell, oberhalb des Dorfs Cellerina (um 5500’ s. m.), auf dem Camogh& (Prof. Heer). — August und Herbst. F ietorialıs L. In der alpinen Region, am Rothenhorn oberhalb Brienz, in den Brattigauer-Alpen , im Bernina- Heuthal etc. — Sommer. ursinum L. In der Ebene von Fläsch 129 nach Chur hin und wieder auf fetten Stellen. — Maı. ScILLA. bifolia L. In Wiesen bei Marschlins, Malans, Maienfeld, wo sie im April blüht. Ich habe sie bei uns nie sich über die Ebene erheben sehen, wie diess ım Jura bei Genf der Fall ist, wo sie ın den alpinen Hohen sich neben Narcissus Pseudo-Narcissus findet. Muscarı. racemosum Mill. In Baumgarten, auf Wiesen und in Weinbergen, bei uns selten. — April. botryoides Mill, In Menge hinter dem Schlosse Marschlins an den Graben, weniger häufig bei Chur auf den Wiesen nachst der Au. — April. comosum Mill. Ich fand ın den Weinbergen oberhalb Grono Exemplare. — Frühling. ORNITHOGALUM. umbellatum 1. Gesellschaftlich auf Wiesen, bei Chur an mehrern Stellen. — Juni. Gaza (ehedem Ornithogalum). lutea Duby. An Zäunen, in Baum- gärten und andern Stellen, nicht selten. Steigt in die Maiensässe (etwas in die subalpine Region hinein). — März bis Maı. minima Schulth. Oberhalb Untervatz auf dem Calanda in einer Wiese, in einer Hohe von ungefähr 5500’, wo sıe 17 150 DIE PFLANZEN mit der G. lutea vermischt wächst ; so- dann im Dorf Vettis in einem Acker ın zahlloser Menge. — Mai. fistulosa Duby. Um die Alphütten herum unter Rumex alpınus und den Aconiten; blüht aber schon im Juni ehe diese Wohnungen bezogen werden. Auf dem Calanda, Bizockel und andern Bergen. vıllosa Duby (Ornithogalum arvense Pers.) In den Aeckern beim Rothen- thurm,, Churer-Gebiet.— April und Mai. ÄNTHERICUM. ramosum L. Auf dürrem, sowohl als auf sumpfigem Boden, von der Ebene bis auf die alpınen Weiden. — Sommer. Liliago L. In der subalpinen Region. Ich fand es oberhalb Soglio und ım Herabsteigen vom Montellin nach Ma- laders. — Sommer. Czackıa (auch Anthericum). liliastrum Andr. Auf Wiesen in der montanen und subalpinen Region, fast überall. Auf dem Bernhardin, bei Chur herum und andern Orten. — Juni und Juli. FEMEROCALLIS. ‚Julva L. Bei Chur an vielen Stellen , blüht aber nicht immer. — Juni und Juli. LLoyDiaA. serotina Salısb. (Antherium ser. L.) Durch das ganze Land in den alpinen Hohen (auf dem Albula am Uebergang 7270"). Blüht gleich nach dem Schmelzen des Schnee’s. Lirıum. bulbiferum L. An Felsen bei Piäflers, Trimmis, der Molinära , beı Flasch und Chur, an letzterm Orte auf dem Mitten- berg in der subalpinen Region ; jenseits der Wasserscheide noch häufiger, bei Misocco, St. Maria ın Calanca und ım Bergell; auch ım Unter-Engadin. — Juni. Martagon L. In Bergwaldern bis in die alpinen Weiden hinauf (in der Zuzer-Alp auf dem Levirone auf den Felskopfen über den Alphütten wohl in einer Hohe von 6400’ s.m. — Juni bis August. TuripaA. sylvestris L. Gesellschaftlich, an manchen Stellen bei Chur in unzähliger Menge ; blüht aber selten. — Mai. AMARYLLIDEAE. Narcıssus. poeticus L. In montanen und sub- alpinen Wiesen, gesellschaftlich, oft in ungeheurer Menge. In den Heubergen von Seewis, ım Rheinwald, Dom- leschg etc. — Mai und Juni. GALANTHUS ? nivalis L. Nach einer Angabe in der Alpına in Graubünden. IRIDEAE. "Crocus. vernus Vill. Von der alpinen Region GRAUBÜNDENS. herab bis an den Fuss der Berge, | sehr haufig auf Wiesen und Weiden. An manchen Stellen überwiegt diese Pflanze an Individuen-Zahl alle andern zusammen genommen. — Frühling und Juni. Irıs. sibirica L. Nach Hauptm. Ul. v. Salıs im Sarganser-Ried, der von daher mir | ein Exemplar mitzutheilen die Güte hatte. — Juni. germanica L. Auf Halden und Ge- stein bei Chur, nicht selten. — Mai und Juni. Pseud’acorus L. Im untern Misox bei St. Vittore. — Juni. GLADIOLUS. communis L. Auf dem Sarganser- Ried traf ich um 200 Stücke einer Siegwurz an, die ohne Zweifel der Gl. palustris Gaudin ist und die wohl der Urtypus der in Gärten kultivirten Pflanze sein mag. — Juli. JUNCINEAE. Luzura. pilosa Willd. In Laubholzwäldern und andern Stellen. Steigt bis in die Alpenweiden hinauf. Bei Chur, Canova im Domleschg neben L. flavescens und erecla u. a. OÖ. — Maı. ‚flavescens Gaud. In Laubholzwaldern beim Stadeli auf Churergebiet , bei 151 Canoya und auch in der Malixer-Alp.— Maı und Juni. nivea DC. IngWäldern von Pfaflers an bis Chur nicht selten. Auch im Misox. — Sommer. sylvatica Bich. In Wäldern und Waldwiesen, gemein. — Mai und Juni. spadicea Desv. In Schams und auf dem Bernhardin nach ältern Angaben. Der Verf. fand sıe fast durch Bünden ın der subalpinen Region. — Sommer. ganz spicata DC. Auf dem Gotthard, von mir ın der Churwalder-Alp, auf dem Levirone und andern Orten gefunden. — Sommer. lutea DC. Auf alpinen Weiden bis in die Hohe von 7000’ nicht selten. Auf dem Septimer , Augstberg , Albula , Rosetsch ete. — Sommer. campestris DC. Auf montanen Wei- den, wie am Mastrilser-Berg, beim Städeli oberhalb Chur, nicht selten. — Maı. erecta Desv. Findet sich wahrschein- lich vielfach bei uns. Meine Exemplare sammelte ich im Waldchen bei der Burgruine Canova im Domleschg. — Mai. sudetica DE. Auf fast allen alpinen Weiden : Calanda, Montellin, Malixer- Alp etc. — Sommer. Juncus. Jacquni L. In den alpinen Hohen (bis 7000!s. m.) der ganzen Länge 152 der Centralkette nach : Septimer, Maloja, bei St. Maria in Medels, über Campo gegen den Scopi, im Heuthal von Bernina und andern Orten. — Sommer. castaneus Sm. In den Lugnetzer- Bergen von Em. Thomas im Jahr 1854 entdeckt. — Sommer. triglumis L. Nicht selten auf wasser- reichen Stellen der alpinen Region. Nach Gesner auf dem Bernhardin, von mir auf dem Parpaner Horn, in der Fürstenalp und an vielen andern Stellen gefunden. — Sommer. bufonius L. Auf Sandstellen, die den Ueberschwemmungen ausgesetzt sind, in Schlammgräben und andern Orten, gemein. Steigt von den Ufern der Moesa und des Rheins bis in die Hohe von 5000/, so bei Samaden. — Sommer. bulbosus L. Auf feuchten Grasplatzen bei Chur, Klosters, Waltensburg, Sa- maden, Soglio u.a.0. — Sommer. ustulatus Hoppe (J. alpinus Vill. ) Häufig in der Umgegend von Chur; die Alpenform bemerkte ich ın Erosen. — Sommer. obtusiflorus Ehrh. Zwischen Sı. Vit- tore und Roveredo und auf dem Maien- felder-Ried.— Juni und Juli. sylvaticus Reich. (J. acutiflorus Ehr.) Wurde mir durchH. Roland mitgetheilt, der ihn bei Samaden sammelte. trifidus L. An Felsen der alpinen Auf dem Luk- manier, Gotthard, , Septimer, im Calanca Hohen nicht selten, DIE PFLANZEN u.a.0. Scheint sich an die Centralkette zu halten. — Sommer. arclieus Willd. Auf der sumpfigen Ebene unterhalb Sils im Ober-Engadin (5600'). filiformis L. Auf alpinen Weiden nicht selten. So ın der Maienfelder Badalp, ın Medels in subalpinen Ge- genden. — Sommer. conglomeratus L. Bei Lostallo in Misox. — Juni. effusus L. Auf schlammigen und sumpfigen Stellen sehr gemein. — Sommer. glaucus Sibth. In Misox bei Lostallo und beı Ilanz und Schnaus. — Sommer. GYPERACEAE. ScHoENUS. nigricans L. Auf sumpfigen Stellen bei Chur, Sargans und anderwarts. — Sommer. ‚ferrugineus L. Auf montanen und subalpinen Sumpfstellen im Domleschg, bei Chur, in den Churwalder-Heu- bergen etc. — Sommer. Ereocnarıs (Scirpus L.). palustris R.B. Auf sumpfigen flachen Stellen, gemein. — Sommer. Baeothryon Ehrh. Nach Scheuchzer in den rhätischen Alpen. Der Verf. fand dieses Pflänzchen bei Sils und ım Bernina- Thal (5600') in Menge. — Sommer. GRAUBUNDENS. cespitosa Ehrh. Auf fast allen ver- sumpften Stellen der alpinen und sub- alpinen Region. Auf Runkelier, ın Erosen etc. — Juni. alpina. Herr Nägeli aus Zürich hat diese seltene Species bei Pontresina ge- funden. ScIRPUS. sylwatieus L. An schattigen und feuchten Stellen, an Wassergraben und andern Orten bei Zizers, Lostallo im Misox ete. — Maı und Juni. laeustris L. Um Seen herum, in Bünden am Canover - und Laxer-See. — Sommer. | Brysmus. compressus Panz (Schoenus com- pressus L.). Auf versumpften Gras- plätzen der Ebene (Feldsberg, Unter- vatz ete.) und der ‚subalpinen Region ( Churer-Maiensässe etc. Juni. Bei Hanz fand ich im August blühend einen Blysmus, der vom gewöhnlichen gemein. — compressus etwas verschieden war. Ich überlasse es den nach mir kommenden Botanikern ihn genauer zu beobachten. ErIOPHORUM. alpınum L. Auf dem Torfgrunde zwischen Pontresina und St. Moritz, so wie auch im Bernina-Thal. — Sommer. capitatum Hoflm. Sümpfen nicht selten. Auf dem Bern- hardin, Joch, Stallerberg, Flüelen etc. — Juni. Auf alpinen 155 latifolium Hoppe. Häufig auf Sumpfen und versumpften Halden durch ganz Bünden bis in die subalpinen Thäler (Erosen). — Mai und Juni. angustifolium Roth. Hin und wieder. Auf dem Sarganser-Ried und im Rosetsch- Thale, im Ober-Engadın (6000! ungef.). — Mai und Jnni. ÜYPERUS. Juseus L. Im Hochgericht Gruob bei Ilanz und Schnaus. — August. longus L. Nach Schleicher bei Clefen. — Sommer. Monti L. Nach Gaudin zwischen Clefen und alla Rıya. — August und September. Jlavescens L. Auf dem Zizerser- und Maienfelder-Ried. — September. CAREX. dioica L. Auf der sumpfigen Ebene bei Sıls im Ober-Engadin (5500’) und nach H. Nägeli bei Pontresina. — Juli. Davalliana Sm. Häufig auf sumpfi- gen oder auch nur nassen Stellen durch das ganze Land. — Mai. Jeetida All. Am Oberalp-See und auf dem Gotthard (d. Verf.), auf dem Bern- hardın (Scheuchzer), auf dem Splügen (Gaudin). Immer in der alpinen Region, an Wasser. — Sommer. juncifolia All. Nach Gay zwischen Splügen und Hinterrhein (auf der rech- ten Seite des Rheins, Medels gegenüber, * der Verf.); ferner bei Samaden, Bevers, 154 im Bernina-Thal (Prof. Heer, Apoth. Bovelin und der Verf.) Findet sich in diesen Hohen , genau auf denselben Standorten, wie der Schoenus compres- susL. auf tiefer gelegenen. — Sommer. paniculata L. Ueberall an Bächen und andern Stellen. Steigt bei Parpan bis 6000‘ hoch. — Mai und Juni. zeretiuscula Good. Am Schwarzen- see auf Davos auf Torfgrund. — Juni und Juli. paradoxa Willd. St. Hıilarıen. — Mai. vulpina L. An Gräben. Fundorte : Untervatz , Misox ete. — Mai und Juni. Bei Chur auf muricata L. Ueberall an Wegen und andern Stellen gemein. — Mai. stellulata Good. In der alpinen und subalpinen Region. Ich habe sie vom Augstenberg , der Lenzer-Heide und St. Maria in Medels. — Sommer. ovalis Good. Ich fand sie in der Malıxer-Alp, zwischen Lostallo und Grono u. a. St, — Sommer. approximata Hoppe. Auf der Greina (Prof. Heer). — Sommer. curta Good. Nach Gaudin auf dem Splügen. Ich sammelte sie an den Seen auf der Lenzer-Heide und am Schwar- zensee auf Davos. Die C. curta brunescens Gd. Auf trocknen Alpenweiden in Medels ober- halb St. Maria und bei Airolo. — Sommer. DIE PFLANZEN remota 1. Bei Untervatz, zwischen Soazza und Grono. — Mai und Juni. bicolor All. Auf dem Thalgrund der Alp Segnes, auf etwas sumpfigen Stellen. — Juli und August. curvula All. Nach Gaudin auf dem Splügen. Ich fand sie auf der Central- kette fast überall vom Bernhardin an, wo sıe in allerlei Gestalt erscheint, bis zum Bernina und Albula, an Felsen in einer Hohe von 6500— 7500’. — Juni. atrata L. Auf dem Septimer, Augst- berg und andern Bergen bis in die Höhe von 7500!. — Sommer. aterrima Hoppe. Beı Bevers nach Prof. Heer. V ahlii Schkuhr. Wurde nachH.Gays Mittheilung von Thomas auf dem Albula und zwar auf der Uebergangshohe des Passes gefunden. — Sommer. mucronata All. Auf dem Calanda (Dr. Custor), auf dem Ofen (Prof. Heer). — Sommer. cwspitosa L. Ist haufig auf ver- ‚sumpften Weiden der subalpinen und alpinen Region. Kommt auch auf den Churer-Wiesen am Mühlbach vor, wo sie im Maı blüht. stricta Good. Auf den Sümpfen (Rie- dern) von Sargans, Zizers, Unteryatz in Menge. — Mai. pauciflora Lighif. Auf Torfgründen in alpinen Gegenden, selten in Grau- bünden. Ich fand sie am grossen See auf der Lenzer-Heide und zwischen GRAUBUNDENS. Pontresina und St. Moritz (5140—5280)). — Juni und Julı. Die Carex pulicaris L. dieHauptm. v. Salis am grossen See der Lenzer- Heide gefunden haben will, möchte wohl diese Art sein. microglochin Wahl. Nach Thomas auf dem Albula und nach H. Nägeli im Beverser-Thal. Der Verf. fand sie in Menge im Bernina-Thal und auf der Ebene unter Sils im Ober-Engadin (5500) an Flüssen. — Juli. rupestris All. (C. petrea Wahl.) Auf der Albulahohe (7270'), auf dem Le- virone gegen das Liviner-Thal und im Heuthal auf dem Bernina, immer auf Kalkfelsen. — Juli. iomentosa L. Fast überall auf nassen Stellen, bei Chur auf St. Hilarien. — Maı. montana L. Ueberall auf Wiesen u. a. St. — April. proecox Jacq. Gemein, auf Wiesen und Weiden. — April. membranacea Hopp. Nach Prof. Heer ın Livino. Nach Scheuchzer in den rhä- tischen Alpen. — Sornmer. ericetorum Pollieh. Nach Prof. Heer bei Nufenen. humilis Leys. An Halden um Chur herum gemein. Steigt bei Genf auf die Hohe desSaleve(4400'). — März — Juni. digitata L. In Wäldern bei Chur herum, gemein; im Bernina-Heuthal u.a. 0. — April—Juni. —— — — — gr —llgjzf jz— U 155 ornithopoda Willd. Bei Pfäffers, Malans, im Domleschg ete. — Mai. sempervirens Will. Auf Alpenweiden und in Wiesen bis in die montane Region herab (St. Hilarien bei Chur, bei Pfäfters). — Sommer. pallescens L. Auf alpinen, subalpinen und montanen Weiden und Wiesen. Fundorte : Malixer-Alp, Runkelier, bei Rungella ete. — Juni. limosa L. Am Schwarzensee auf Davos, auf der Lenzer-Heide am grossen See auf Torfboden (5140), auf Maloja (Heer). — Blüht im Juni. Oederi Ehrh. Ziemlich gemein bei Chur herum. — Maı. flava L. An Bächen und andern nassen Stellen, bei Trüns, Parpan u. a. St. — Mai und Juni. distans L. Zwischen Roveredo und St. Vittore im Misox. — Blüht im Mai. Hornschuchiana Hop. Gemein auf sumpfigen oder nur nassen Stellen, um Chur herum. — Mai und Juni. sylvatıca Huds. In Laubholzwäldern in der Umgegend von Marschlins, ober- halb Maienfeld an der Quelle, welche die Brunnen dieses Stadtchens nährt u.a. St. — Maı und Juni. alba L. Um und in Wäldern und an andern Stellen bei Chur herum, häufig. — Frühling. firma Host. An Felsen in der alpinen und subalpinen Region, z. B. oberhalb DIE PFLANZEN 156 Bergün, beı der Brücke , auf dem Augst- | Kosresıa. berg, am Uebergange auf dem Albula (7270'). — Sommer. panicea L. An Bächen auf den Churer- Wiesen, häufig, bei Sils in einer Höhe von 5600’ u, a. 0. — Frühling — Juni. Scopoli Gaud. Oberhalb Parpan und auf dem Joch, also in subalpinen und alpinen Hohen. Auf dem Bernina nach Heer. — Juni und Juli. brachystachys Schrank. NachDr. Cu- stor auf dem Calanda. — Sommer. frigida All. Im Ursern- und Calfeiser- Thal nach altern Angaben ; ich fand sie in Erosen, Lugnetz, Ober-Engadin u. a.0. — Juni. capillarıs L. Auf Weiden der sub- alpinen und alpinen Region. Auf Davos, bei Sıls und Pontresina , im Ober- Engadin, in der Malixer-Alp, Jochalp beim Zeichen. — Juni und Juli. glauca L. Ueberall an Bäachen.— Mai. hiırta L. Auf schlammigen Stellen, überall. — Frühling. paludosa Good. Auf Simpfen und in Wassergräben bei Sargans und Un- tervatz. — Maı. vesicaria L. In Sümpfen; ich.habe se von der Lenzer-Heide und von Sargans. — Mai und Juni. ampullacea Good. Um den Laxer- und Schwarzen-See herum, bei Klosters, haufig (d.Verf.), auf dem Valserberg (H, Nageli). — Juni. Steigt bis 4500' hoch in die Berge. seirpina Willd. Auf den alpinen Weiden unserer Berge nicht selten, ich habe sie vom Augstenberg bei Malans, Weisshorn , Albula (am Uebergang, 7270'). — Sommer. Eryna. carieina M. et K. Auf dem Albula (Thomas), im Beverser-Thal (Prof. Heer), zwischen Sils und Sılvaplana (d. Verf.). — Juni und Juli. GRAMINEAE. ÄNTHOXANTHUM, odoratum L. In Wiesen , haufig, von der Ebene bis in die alpine Region. — Frühling und Vorsommer. Phureum. pratense L. Ueberall auf Wiesen u.a. St. — Juni und Juni. alpinum L. Auf allen Alpenwiesen und Weiden. — Sommer. commutatum Gaud. Nach Heget- schweiler in Graubünden. — Sommer. phalarioides Koel. (Ph. Boehmeri Wib.) Auf trockenen Stellen im bünd- nerischen Oberland und nach H. Roland ım untern Mısox. — Sommer. Michelii All. Nach Scheuchzer ın Rhätien, von mir auf dem Calanda beı Bategna gefunden, nach Heer im En- gadın. — Juni und Julı. GRAUBUNDENS. ÄLOPECURUS. Julous Sm. Findet sich in den klemen Seen der Lenzer-Heide , bei Samaden in Wassergräben (5200' s.m.).— Juli und August. ÄNDROPOGON. Ischemum L. Zwischen Chur und Maladers, bei Ilanz, im vordern Lugnetz, in Calanca, immer an Halden oder an- dern der Sonnenhitze ausgesetztenStellen. — Sommer. Gryllus L. Man findet dieses hohe Gras von Bellenz an bis nach Lostallo hinauf. Schon Scheuchzer hat es bemerkt. Nach Comolli auch bei Clefen, Morben und Sonders. — Juni. Mırıum. effusum L. Nach Scheuchzer auf dem Berg Cera (Tschera) in Schams; ich fand es beim Stadeli auf Churer-Gebiet an einem Waldsaume. Hauptm. Ul. v. Salıs hat es hin und wieder bemerkt, gibt aber die Lokalitäten nicht an. — Mai und Juni. ÜRTHOPOGoN. undulatıfolius R.B. Nach Hauptm. | Ul. v. Salıs bei Clefen. EcHınocHLoA. Crus-galli R. et Sch. Ueberall an Wegen und in Aeckern, durch die ganze Rheinebene. — Sommer. DıicıTarıa. filiformis Reel. (Reich. agr. 1406.) Bei Chur in der Au und auf dem Ge- 157 biete von Maienfeld. — Sommer und Herbst. Setarıa (Panicum L.). verticillata R. et Schult. An Wegen und als Unkraut in Gärten beı Chur, Trimmis u.a.0. — Sommer. glauca R. et Schult. Von Chur und Ems an bis nach Truns ım Oberland, ın Aeckern. — Sommer. viridis L. R. et Schult. Aeckern und auf andern Stellen. — Gemein in Sommer. Narnus. stricta L. Auf allen dürren Alpen- weiden. — Sommer. Lorıum. perenne L. Auf Wiesen, an Wegen, in Baumgärten gemein. — Sommer. Erymus. europeus L. In montanen Wäldern, bei Chur im Schwarzwald. — Sommer. HorvEum. murinum L. An Wegen und andern Orten sehr gemein. — Sommer. Trıricum. Schreb. Stellen, seltener als die folgende Art. Ich habe sie von Parpan. — Sommer. caninum An schattigen repens L. Ueberall an Zaunen und Hecken. Bei Tiran findet sich eine grau- grüne Abart davon. — Sommer. pinnatum DC. Ueberall in Hecken, ın Zäunen, in Wäldern. — Sommer. sylvaticum DC. In Wäldern und Ge- 18 158 büsch, -beı Trimmis unter Hecken, ıst seltener als voriges. — Sommer. Bromus. erectus Huds. Auf allen Wiesen in grosser Menge. — Juni. In Waldern und Wald- zu Chur ım Rauber’schen Maiensäss. — Juni. sterilis L. Ueberall an Wegen und Ackerrändern, haufig. — Maı und Juni. asper L. wiesen , tectorum L. An und auf Mauern, bei Chur hin und wieder und auch beı Ilanz. — Juni. racemosus L. Zwischen dem Dorf Alveneu und dem Bade in Aeckern. jun mollis L. Ueberall an Wegen und in Wiesen. — Juni. arvensis L. Auf Aeckern, Schutt und andern Stellen sehr haufig in der ganzen Rheinebene und dem Gebiete von Tiefen- kasten. — Juni. velutinus Schrad. (Reich. agr. 1594— ı596!). Bei Chur hin und wieder. — Blüht im August und Herbst. secalinus L. In Aeckern beı Ems, bei Roveredo im Roggen. — Juni. giganteus L. Gemein an schattigen und nassen Stellen. — Sommer. Festuca. rhetica DC. Nach Schleicher in Rhatien. Ich fand sie auf Davos bei Glaris und bei Samaden und Sils ın grosser Anzahl, an’letzterm Orte in einer ee —__ iii säüserersersrr ]————— —— ———— DIE PFLANZEN Höhe von beiläufig 5500 —5600’ s. m. — Sommer. pumila \Vill. Auf alpinen Weiden gemein : auf dem Calanda, Urden- alp etc. — Sommer. spadicea L. Nach Dick und Schleicher ın Rhäatien. — Sommer. Scheuchzeri Gaud. Nicht selten auf fetten Grasplatzen der subalpinen und alpinen Region, so auf dem Mittenberg bei Chur, am Wege der Carmenna, bei Sils im Ober-Engadin (5580). — Sommer. sylvatica Vill. Auf dem Bizockel bei Chur auf offenen Grasstellen im Walde. — Juli. arundinacea. Nach Prof. Heer bei Ponte. elatior L. In allen Wiesen, häufig um Chur herum. — Juni. nigrescens Lam. Nach der Alpina in Graubünden. Ich fand sie bei Samaden (5200'), und Prof. Heer in der Alp Laret (Aret) bei Fettan. — Sommer. heterophylla Juss. Zu St. Maria ın Calanca. — Juni. rubra L. Bei Chur ın der Ebene und auf dem Mittenberg. Es kommen meh- rere Varietaten hier vor. — Sommer. valesiaca Gaud.? In der Jochalp und auf dem Mittenberg bei Chur. — Sommer. duriuscula L. Auf trockenen Gras- plätzen, auf Mauern, gemein. Bei Chur, Trimmis und andern Orten der Ebene, GRAUBÜNDENS. 159 bei Cellerina und Samaden (5200’s.m.). | des Engadins. Steigt nicht aus der — Sommer. violacea Gaud. In der Jochalp bei Chur, wo Fest. valesiaca vorkommt. — alpina Sut. Auf dem Calanda ın der alpinen Region, bei Glaris auf Davos (d. Verf.), im Heuthal (H. Nägeli). — Sommer. Halleri Vill. Auf dem Calanda (8250') wo Kalkgebirg ist und auf granitischen Formationen in den Engadiner-Bergen. — Sommer. ovina L. Häufig auf dürren Weiden bei Chur, Maienfeld u.a.0. — Juni. varia Henke var. flavescens (Reich. agr. 1555). Oberhalb Andermatt ım Ursern-Thal (d. Verf.) und auf dem Ber- nina (6500) (Heer). — Sommer. Vurpra. Myurus Gmel. Häufig auf dürren Grasplätzen bei Bellenz. — Mai. SESLERIA. ccerulea And. Ueberall an Felsen und auf Weiden, vom Fusse der Berge an bis in die Hohe von 7500' s.m. (so auf dem Todi nach Nägeli), haufig. — Frühling und Sommer. disticha Pers. Nach Suter und Gaudin auf dem Splügen, nach Thomas auf dem Bernina, nach H. Nägeli auf dem Scaletta und Bernina, nach mir auf dem Augstberg (Seite von Urden), auf der Albula-Höhe (7200’) neben des Sesl. coerulea und auf mehrern andern Bergen alpinen Region herab. — Sommer. Dacrtvrıs. glomerata L. Ueberall auf Wiesen bis in die subalpine Region. — Sommer. KoELEr1ıA. crıstata Pers. Auf trockenen dürren Stellen bei Chur herum gemein. — — Sommer. hirsuta Gaud. (Reich. agr. 16735.) Nach Pfr. Felix bei Nufenen, nach Prof. Heer bei Bevers und anderwärts im Ober-Engadin. Ich fand sie in grosser Menge auf der Ebene Samaden gegen- über auf magern Weiden; sodann weit über demselben Dorfe gegen die Alp zu und in der Zuzeralp auf dem Levirone, wohl in einer Hohe von 6400’ s.m. — Sommer. ß) Bei Samaden eine Varietät mit kahlen Aehrchen. Cvnosurus. cristatus L. Auf Wiesen. Zu Chur in der Praserin, bei Klosters im Brättigau. — Sommer. GLYCERIA. flutans R. et Schult. Ueberall auf schlammigen Stellen an Bächen, durch die ganze Ebene ; auch bei Samaden in Schlammgräben. — Sommer. CATABROSA. aquatica Reich. Auf Schlamm an Bachen und Seen. So am Teich bei Alva- schein, bei Lenz gegen Brienz; zwischen 140 Bergün und den Bergüner-Alpen , auf der Lenzer-Heide und bei Samaden (5500 '). — Sommer. PoA. pratensis Sm. Ueberall auf Wiesen bei Chur und der ganzen Ebene; auch bei Samaden (5200'). — Sommer. irivialis L. In Aeckern bei Chur, an Wassergraben bei Rothenbrunnen. — Mai. P. t. spieulis 5-floris aleis majo- ribus nach dem Herb. von Haller, Sohn , im Bernina-Thal. laxa Hxnke. In der alpinen und subalpinen Region. Bei Chur auf Bram- brüsch, in der Churwalder-Alp, bei Celierina ete. Nach Prof. Heer an den Quellen des Hinterrheins, und bis ın die Hohe von 9000'. — Sommer. distichophy!la Gaud. Zwischen der Maienfelder-Badalp und Stürvis. Nach Nageliı im Heuthal auf dem Bernina ; wahrscheinlich mehrfach anderwarts. — Sommer. bulbosa L. Ueberall an Wegen und in Wiesen, bei Chur und durch die ganze Ebene. — Sommer. alpına L. Auf allen Alpenweiden. Calanda ete. — Sommer. annua L. Ueberall an Wegen ge- mein. — Frühling und Sommer. Die Varıietät mit gefärbten Aehrchen (P. supina Schrad.) unter andern Lokalitäten auch bei Belvedere (Malixer-Gebiet). DIE PFLANZEN nemoralis L. Ueberall auf Gras- plätzen und in Gebüsch. — Sommer. #) nemoralis courctata Gaud. Auf Gestein der Jochalp und im obern Misox. ß) nemoralis cesia Gaud. Im Ta- wetsch ın ungef. 5000' Hohe. 7) nemoralıs glauca Gaud. Beim Dorf Bernhardin (5080'). sudetica. Nach Heer auf den sandigen Ufern des Inns bei Zernetz. pilosa L. Bei Ilanz an Felsen. — August. BrızaA. media L. Ueberall auf Wiesen. — Juni. MorinıA. ccerulea Koel. Auf nassen Stellen, in Wäldern, überall. — August und September. MericaA. nutans L. In Laubholzwaldern und an andern Stellen, ziemlich überall. — Maı und Juni. eiliata L. Auf Gestein und Felsen hin und wieder : beı Rothenbronnnen , Alveneu, Chur ete. — Sommer. DanTHonı1A. decumbens DU. Auf dem Mittenberg bei Chur in abgetriebenen Wäldern fast an der Grenze der Tannenregion. Nach Heer bei Splügen. — Sommer. Aıra. caryophyllea L. Auf Mauern zwischen GRAUBUNDENS. Roveredo und St. Vittore. — Mai und Juni. Jlexuosa L. Auf alpinen Weiden (Calanda , Augstberg etc.) und in tiefer gelegenen Wäldern (verlornes Loch bei Thusis). — Sommer. cespitosa L. An Bächen und auf sumpfigen Stellen, gemein. Ich ver- folgte sie bis in die Churwalder-Alp hin- auf. — Sommer. ÄVvENA. pratensis L. Auf magern Wiesen der montanen , subalpinen und alpinen Region : hinter St. Luzi bei Chur, zu Glaris auf Davos, bei Samaden etc. — Sommer. versicolor Vill. Auf fast allen Alpen- weiden durchs ganze Land. — Sommer. pubescens L. Auf Wiesen nicht selten; bei Chur herum und an andern Orten der Ebene. — Mai und Juni. flavescens L. Bei Chur und an an- dern Orten häufig; in subalpinen Ge- genden kommt besonders haufig die Form mit geschackten Aehrchen vor (Runkelier, Parpan etc.). — Sommer. distichophylla Vill. delph. t. IV. Oberhalb der Churwalder-Heuberge auf Nach Prof. Heer am Bach ım Camogasker-Thal, auf dem durren Halden. Öfen im Liviner-Thal und andern Orten der alpinen und subnivalen Region, Nach H. Nageli auf dem Fräla bei 6000’ Hohe. — Sommer. Ralk. subspicata Qlairv. Ich erhielt diese Ps 1441 Pflanzen durch Pfr. Felix aus dem Rheinwald. Selbst gefunden habe ich sie an Felsen im Bernina-Thal, an der Bernina, und in der Alp Segnes (un- gefähr 7000') auf Flimsergebiet. — Sommer. ÄRRHENATHERUM. elatius P.B. (Avena elatior L.) Ueber- all auf guten Wiesen, bis in die sub- alpıne Region (zu Glaris auf Davos ungefähr 4500). — Juni. Horcus. lanatus L. In Wiesen, hauptsächlich in fetten, auch häufig auf von der Natur bewässerten Stellen, durch die ganze Ebene und montane Region. — Sommer. mollis L. Auf Aeckern und an Zaäunen in Tawetsch, zwischen 4—5000/ s.m. — August. Acrosrıs. rupesiris All. (non Wiild.) Auf Alpen- weiden nicht selten; ich habe sie aus der Maienfelder-Badalp und von Sıls ım Ober-Engadiın. — Sommer. alpina Scop. (non Willd.). Auf Felsen, häufig in der alpinen Region unseres Landes : Jochalp, Calanda, Urden, Albula (auf der Hohe 7270’) etc. — Sommer. alba Schrad. Gemein auf verschie- denartigen Stellen bei Chur und andern Orten. Die Agr. alba, patula Gaud. fand ich am Wege durch die Carmenna 142 nach der Churer-Alp (ungef. 5000’). — Sommer. vulgaris With. Häufig, auf dürren Weiden der Ebene (bei Ems), in fetten Bergwiesen, wie bei Klosters, wo sie den Hauptbestandtheil mancher Wiesen bildet, und in der Jochalp, also von der Ebene bis in die alpine Region. — Sommer. Spica-venti L. Im Getreide bei Chur und andern Orten diesseits der Berge; sehr häufig ın Misox in der montanen Region. — Die Art, die ich bei St.Maria in Calanca fand, konnte vielleicht die Agr. purpurea Adans sein. — Juni. PHRAGMITES. communis Trin. Gemein auf Ried und an Bachen. — Sommer. CALAMAGROSTIS. Epigeios Roth. An Flussufern bei Chur und andern Orten gemein. — Sommer. Hallerıana DC. Nach Scheuchzer DIE PFLANZEN auf dem Cera in Schams ; ich fand sie in Menge auf dem Mittenberg bei Chur am Ende der Waldgrenze bei Parpan und noch an andern Orten. — Sommer. montana DC. In Bergwäldern haufig; bei Chur im Schwarzwald. — Sommer. argentea DC. Auf Felsen und dürren Weiden; am Fusse des Calanda, beı Trimmis, in einem Fohrenwaldchen am Ausflusse der Plessur in grosser Zahl. — Sommer. STIPA. pennata L. Nach Gesner auf dem Scaletta. Ich fand dieses schone Gras am Fusse des Calanda ünd zwischen Samaden und Cellerina über dem Wege (5300’ ungefähr) an beiden Orten auf Felsen. — Juni. capillata L. Nach einer altern An- gabe bei Rothenbrunnen,, woselbst auch ich es auf dem vorspringenden Felsen- kopf, wenn man nach der Scheiderhalde umlenkt, antraf. — Juni. MONOCOTYLEDONES CRYPTOGAMI. EQUISETACEAE. EouisEtum. arvense L. Auf Aeckern, an Bachen und andern Stellen häufig. Bei der Brücke, die bei Hinterrhein (4800 ’s.m.) über den Rhein führt, kommt es im granitischem Sande vor. — Fructificirt im Frühling und schiesst die Wedel ım Sommer. sylvaticum L. Ich fand diese Art bis- her bloss einmal, und diess im Walde GRAUBÜNDENS. gegenüber von Samaden auf der Pontre- siner-Seite (5200! s.m.). limosum L. In stehenden Wassern bei Sargans, Zizers, am Davoser-See und bei Sils ebenfalls im See zunächst der Brücke. E. arvense im Sande, wo es natürlich Bei Hinterrhein neben klein bleibt und die Aeste am untern Theile des Schafts zuerst hervorbrechen und zwar noch ehe die Aehre sich ganz. entwickelt hat. palustre L. Häufig auf sumpfigen Weiden von der Ebene (Chur) bis ın die subalpine (Kunkels) und alpine Region (Samaden neben E. sylvaticum.) multiforme Vauch. Im untern Misox zwischen Roveredo und der tessinischen Moesa-Brücke auf der linken Seite des Flusses. — Juni. ramosıssimum Desf. Neben dem E. multiforme im untern Misox. — Ende Juni. Unsere Pflanze ist eiwas magerer als die Desfontaines’schen Exemplare, die ich mit ihr verglich. An die Abbildung die Prof. Vaucher in seiner Abhandlung über die Equisetaceen gibt, ist nicht zu halten, da sie die drei Linien langen arıste an den Zähnen der Scheiden nicht darstellt, die allerdings sehr hin- fallıg und nur an jungen Exemplaren vollständig vorhanden sind. FILICES. ÜRTERACH. ofkcinarum C. Bauh. Nach Haller bei 145 Cleven. Kommt auch ım Veltlin vor. — Sommer. Marante DC. fl. fr. Nach Haller, Sohn, auf der Sonnenseite ım Veltlin , bei Ardenn und andern Orten haufig. Wahrscheinlich auch bei Clefen. PoLyPpopıum. vulgare L. In Wäldern bei Chur, ım Engadin bis gegen 6000's.m. und an andern Orten nicht selten. Fructificirt ım Sommer. Phegopteris L. In Inner-Calanca, im Tawetsch, auf Davos, in Savien und andern Orten der subalpinen Region. — Sommer. rheticum L. Nach Bauhin in Rhatien. Ich sammelte es in der Umgegend von Chur; es findet sich jedoch in Rhatien gar nicht häufig. — Sommer. Dryopteris L. In subalpinen Gegen- den : auf Davos, Savien am Platz und andern Orten nicht selten. — Sommer. calcareum Sm. Häufig von der mon- tanen bis in die alpine Region : Malıx, Savien am Platz, Ober-Engadin etc. — Sommer. Oreopteris Engl. bot. Ich bewahre cin Exemplar aus der Umgegend von Chur auf, so wie auch andere, aus dem innern Calanca. — Sommer. PTeris. crispa L. Nach Haller auf dem Splü- gen. Von mir auf dem Scaletta, im Ta- wetsch, in Calanca und andern Orten gefunden. — Sommer. 14A DIE PFLANZEN agulına L. In allen Wäldern an | etwas offenen Stellen. — September. SCOLOPENDRIUM. officinaleSm. In montanen Wäldern: bei Sils, Thusis, in Valzeina. — Fructi- ficirt im Sommer und Herbst. ÄSPLENIUM. Adiantum-nıgrum L. Nach Haller bei Chur. Hier habe ich es nie bemerkt, wohl aber zwischen Grono und St.Maria ım Misox. — Juni. Ruta-muraria L. Ueberall an alten Mauern und Felsen bis in die alpine Region. — Sommer. germanicum Weiss. (Asp. alterni- follum in Jacg. misc. v.2.t.2). Un- weit Pioda (bei der Brücke über den Tessın) im Leventiner-Thal an Felsen. — August. septentrionale Hoflm. Meist auf gra- nitischem Gestein ın Felsenritzen : bei Coltura im Bergell, ım Tawetsch, bei Klosters, Zernetz, oberhalb Parpan u. a. OÖ. — Sommer. Trichomanes L. An Mauern und Felsen bei Chur, Trimmis, Grono und vielen andern Orten. — September. viride Huds. An Felsen in Alpen, z.B. in der Fürstenalp, Urdenalp etc. Auch unter Maladers. — Sommer. Aspıpıum. Filix-foemina Roth. Ueberall in Wäldern. Bei Chur auf dem Mittenberg to) in der subalpinen Region. — Sommer. ‚Jragile Sw. Gemein. Findet sich vom Fusse der Berge an .bis in die alpine Region durchs ganze Land. — Sommer. alpinum Sw. Auf dem Augstberg oberhalb Parpan, im Ober-Engadin an mehrern Orten. — Sommer und Herbst. PoLysTicHhum. dilatatum DC. Häufig in der sub- alpinen und alpinen Region : bei Ändeer, oberhalb Parpan, in Inner-Calanca, ım Ober-Engadin ete. — Sommer u. Herbst. Filic-mas DC. Ueberall ın Wäldern, bei Chur, Maladers und andern Orten häufig. — Sommer. aculeatum Roth. Bei Chur auf dem Mittenberg und im Winterberg. — Herbst. rigidum DC. In der Urdenalp auf Kalksteingerolle, ungef. 5000’ s.m. — September. Lonchitis Roth. Bei Chur auf dem Mittenberg, oberhalb Parpan auf dem Augstberg, in Savien und an andern Orten der subalpinen und alpinen Re- gion. — Sommer. WoopsiA. hyperborea R.Br. ın Trans. Lin. soc. vol. XI. t.2. An Felsen der alpinen Region. Auf dem Julier, im Dürren- boden, unter dem Wasserfall des Inns, wo er aus dem St. Moritzer-See fliesst. — Fructifieirt im August. Borrycnıum. Lunaria Sw. In Wäldern und auf subalpinen und alpinen Weiden: Malıx,, GRAUBUNDENS. Rheinwald, bei Samaden, wo es auf einer sehr dürren Stelle neben der Koeleria hirsuta steht, u. a. 0. — Sommer. LYCOPODIACEAE. LYcoPoDiuM. alpinumL. Auf magern Alpenweiden. Ich habe es vom Augstberg, aus der Malixer-Alp u. a. dgl. 0. annotinum L. In dunkeln Berg- waldern, so unter andern oberhalb Lax in der subalpinen Region. Haller fand es zwischen Splügen und Schams. — Fructificırt im August. clavatum L. Bei uns nicht so haufig als anderwärts; es findet sıch ın sub- 145 alpinen und alpinen Hohen in Schams, bei St. Maria in Medels auf Heidelbeer- triften. — Fructificirt im August. Selago L. Nach Haller auf dem Gotthard, Splügen und Albula. Ich fand es häufig auf den Bergen bei Chur herum. — Sommer. Selaginoides L. Auf alpınen und subalpinen Weiden haufig : bei Chur, Klosters, ım Tawetsch u. a. O0. — Sommer. helveticum L. Gemein an schattigen, feuchten Stellen durch ganz Bünden. Haller gibt Thusis, Splügen, Vettis, die Zolibrücke als Standorte für diese Pflanze an. complanatum L. Nach Haller beı Morbegno ım Veltlin. AUSLÄNDISCHE PFLANZEN, die man mehr oder weniger heufig verwildert findet. Erodium moschatum. Bei Chur. Amaranthus caudatus. Bei Chur. Aster chinensis. ibid. Lycium europxum L. ıbid. Aster Norz-Belgii. ıbid. Staphylea pinnata L. Bei Ragatz. Borago oflicinalis L. ibid. Philadelphus coronarius L. Bei Chur. Cheiranthus Cheiri L. ıbid. Silybum marianum L. ibid. Malya Mauritiana. ibid. Syringa vulgaris L. ibid. 146 DIE PFLANZEN AUSLÄNDISCHE CULTURPFLANZEN. ı. ZU OCONOMISCHEM GEBRAUCHE. a) C'erealıen. Triticum vulgare L. (Sommer - und Winterweizen). Secale cereale L. Hordeum vulgare L. Panicum.miliaceum L. » italıcum L. Avena satıva L. Zea Mays L. Polygonum Fagopyrum L. ß) Gemüspflanzen. | Solanum tuberosum L. Pisum satıvum L. Phaseolus vulgaris L. » nanusL. Cucumis sativa. » melo. Scorzonera hispanica L. Cynara Seolymus L. Lactuca satıva L. Brassica oleracea L. | Raphanus sativus L. Cichorium Endivia L. Atriplex hortensis L. Beta vulgaris L. Spinacıa oleracea L. Faba vulgaris. Ervum Lens L. y) Fruchtbeume und Streucher. Cerasus duracina DC. Cerasus juliana DC. » caproniana. Prunus domestica L. » insititia L. Armeniaca vulgarıs Lam. Persica vulgarıs DC. Amygdalus communis L. Cydonia vulgaris Pers. Pyrus communis L. » MalusL. Ribes niıgrum L. Juglans regia L. Vitis vinifera L. Cornus masecula L. Morus nigra. 0) Gewürzpflanzen. (In Bünden Geschmetter.) Apium graveolens L. Petroselinum satıyum. Salvıa oflicinalıs. Allıum Cepa L. » sativum L. » Porrum L. Origanum Majorana. Foeniculum oflicinale. Coriandrum satıvum L. :) Futterkreuter. Cucurbita maxıma Duh. Medicago satıva L. Brassica Rapa L. (Die übrigen sind inländischen Ursprungs.) GRAUBÜNDENS. 447 2. ZU TECHNISCHEM GEBRAUCHE. Cannabis satıva L. Linum usitatissımum L. Morus alba L. Melılotus caruleus L. Brassica Napus L. 3. Zu MEDECINISCHEM GEBRAUCHE. Ligusticum Levisticum L. Anthriscus Cerefolium Hoffm. Myrrhis odorata. Matricarıa Chamomilla. DIE GEWÖHNLICHSTEN AUSLÄNDISCHEN ZIERPFLANZEN. In Toepfen. Opuntia vulgaris. Cheiranthus Cheiri L. Dianthus caryophyllus L. (in jedem Bauernhaus, oft mit ausgezeichnet gefüllten Blumen). Rosmarimas oflicinalis L. Pelargonium odoratissimum L. Rosa sempervirens L. Mathiola incana R. Br. Primula chinensis. Nerium Oleander L. Cactus Phyllanthus. In Gerten im Jreiem Felde. Aster chinensis L. Rosa centifolia L. Lilium candidum L. Pxonia oflicinalis L. Papaver somniferum L. » orientale L. Hepatica trıloba DC. Calendula oflicinalis L. Lavendula Spica L. Thymus vulgaris L. Satureja hortensis L. Primula Auricula L. » acaulıs, var. Bellis perennis, fl. tubul. Reseda odorata L. Lathyrus latifolius. Dahlea. Solidago. Lychnis chalcedonica L. Agrostemma Coronaria L. Malva rosea. Tulipa gesneriana L. Narcissus Pseudo-Narcissus L. Hyacınthus etc. An Alleen, Ruhepletizen, in Kirch- heefen etc. Aesculus Hippocastanum L. Platanus orientalis L. Robinia Pseudacacıa L. Robinia viscosa. 148 Cytisus Laburnum L. Salıx babylonica L. Populus fastigiata Poiy. Buxus sempervirens L. Lonicera Caprıfolium L. Clematis Viticella. DiCcoTYLEDONEN. I [o>) Ranunculacex Berberidesxe Papaveracex Fumariacex [o}} AN. N Nm IN bb Ob OU Crucifers Resedacex Cistinex Violariexe [ Droseracex Polygalexe Caryophyllese Alsınex ob Elatinex [21 Lines Malvacex Tiliacex Hypericinex Acerinex X v0ı an bb 01. Geraniacex [} Balsaminex Oxalidee IS DIE PFLANZEN Pflanzen dieses Verzeichnisses sind von diesen Zierpflanzen nur diese letztern , welche als Bäume und Straucher im Freien aushalten, auf- genommen worden. UBERSICHT der in diesem Verzeichniss enthaltenen Pflanzen. Celastrinex Rhamnex Leguminose Amygdalese Spireacex Sanguisorbexe Rosacex Pomacex Grossulariex Cucurbitacexe Portulacex Paronychiese Scleranthexe Callitrichinese Haloragesx Tamariıscinex Lythraries Onagrariex Crassulacex Saxıfragese Araliacex Umbellifer DB. DON DD [7 | NB. In der nachstehenden Uebersicht der ] | Cornex I Sambucinee 5 Caprifoliacex 5 Loranthacex I Rubiacex 18 Valerianes 8 Dipsaceze 7 Composite 186 Campanulacex 28 Vacciniex 4 Ericacex 9 Pyrolacese 6 Jasminex 2 Apocynex LT Asclepıiadexe I Gentianex 22 Polemoniacex I Convolvulacese 4 Solanex 6 Scrophularinex 14 Rhinanthacese 44 Orobanchee 7 Boragınex Labıate Verbenacex Lentibularıse Primulacex Globularıex Plumbaginex Plantaginex Amaranthacex Chenopodex Polygonex -Thymelexe Santalacexe Eleagnex Aristolochiex Euphorbiacese Empetrexe Urticacee Ulmacex Cupuliferse Betulinexe Salicinex Cupressinex Conifere "rm. 0 R] a oa 9m ab m 0 1078 GRAUBÜNDENS. PHAN. MONOCOTYLEDONEN. Alismacex I Juncaginex 1 Najadexe 11 Lemnacex fi Thyphacex 5 Callacex I Orchidex 34 Dioscorex 1 Smilacese 8 Colchicacex 6 Liliacee 26 Amaryllidexe 2 Iridex 5 Juncinex 25 Cyperacex 71 Graminex 99 295 CrYPT. MoNnocoTYLEDONEN. Equisetacese 6 Filices 27 Lycopodiacex 7 40 a ———— 149 Recapitulation : Dicotyledonen 1078 Ph. Monocotyledonen 295 Cr. Monocotyledonen 40 Im Ganzen wildwach- sende Pflanzen 1415 Rechnet man hiezu noch : verwilderte, 12 baumartige Zierpflan- zen ım Freien 10 und die Culturpflanzen (die Zierpflanzen ausgeschlossen ) 62 so erhalt man im Ganzen 1497 150 DIE PFLANZEN VERZEICHNISS DER MIR BEKANNT GEWORDENEN PFLANZENNAMEN AUS GRAUBÜNDEN , in deutscher, romanischer und italienischer Sprache. Mit diesem Verzeichnisse glaube ich nichts weniger als eine vollständige Aufzählung aller bündnerischen Pflanzennamen zu geben ; es soll diess bloss ein Anfang und Anknüpfungspunkt zu fernern For- schungen sein. Wahrscheinlich gibt es in jeder Ganzen aufgezählt sind oder noch mehr. der drei Sprachen so viel Volksnamen als hier im Die von mir bemerkten Namen bilden hier den geringern Theil, wenn man die allgemein bekannten nicht auch dazu rechnet; mehr verdanke ich den Mittheilungen einiger Freunde. Herrn Pfarrer Felix sind die Namen aus dem Rheinwald, Pfarrer Leonhardi die aus Saas , Statthalter Ch. Valentin die aus Maienfeld zuzuschreiben. Am meisten unterstützte mich Herr Landammann Bapt. v.Salis, dessen Gefälligkeit ich fast alle romanischen und italienischen Namen, die hier angeführt sind , verdanke ; mehrerer deutschen von Davos nicht zu gedenken. Die Abkürzung d. G. bedeutet deutsch Graubünden, rom. = romanisch. Acacia (d.G.) Robinia Pseudacacia L. Acer (Bergell) Acer Pseudo-Platanus. Adelgras (d.G.) Plantago alpina (s. Nadelgras und Ritz). Aglaı (d. G.) Aquilegia. Agna (Ober-Engadin) Alnus incana. Alber (Puschlav) Populus nigra. Albere (Chur) idem. Allermannsharnisch (d.G.) Allium Victorialis. Ambiz (rom.) Abies pectinata. Amble (rom.) idem. Ampas *) (Brättigau) Rubus id&us (s. Omchias). Ann (Bergell) Alnus viridis. Apfelbaum (d. G.) Pyrus Malus. Arbe (d. G.) Pinus Cembra. Arle (Haldenstein) Pinus sylvestris montana. Arve siehe Arbe. Aron (d. G.) Arum maculatum. Astränze (d.G.) Imperatoria Ostruthium. Augstenblümli (Rheinwald) Euphrasia officinalis. *) Vom italienischen Ampolle. **) Bruyere der Franzosen. Badalesc (Stalla) Polygonum Bistorta. Badogn | Badoing } Barenplumpen (Rheinwald) Anemone alpina. Bibernell (d. G.) Pimpinella magna. Birche (d.G.) Betula alba. Birnbaum (d. G.) Pyrus communis. (rom.) Betula alba. Blutruthen (d. G.) Cornus sanguinea. Blutzen (d.G.) Senecio cordifolius. Bocklaub (Rheinwald) Laserpitium latifolium. Bocksbart (Davos) Anemone alpina. Böllen (d. G.) Allium Cepa. Böni (d. G.) Senecio cordifolius. Brischnaklas (Heinzenberg) Onobrychis sativa. Bruuch (d. G.) Erica carnea. Brui**)(Oberhalbst.) Erica carnea u. Calluna vulg. Buchs (d. G.) Buxus sempervirens. Burket (Chur) Chenopodium album. Butteln (Davos und Klosters) Vaccinium uligino- sum (Pludern). GRAUBUNDENS. Caglia (Bergell) Juniperus communis, alpina. Camutsches (Oberhalbstein) Colchium autumnale. Castoigna (rom.) Castanea vesca, Fr. Chamille (d.G.) Matricaria Chamomilla. Choccoladenblümchen (d.G.) Orchis nigra. Cichorien (d.G.) Leontodon Taraxacum. Colla (Oberhalbstein) Corylus Avellana. Coriander (d. G.) Coriandrum sativum. Culteischen (rom.) Pyrus Aucuparia. Dammiez (Bergell) Abies pectinata. Denk-an-mich (d.G.) Viola tricolor. Distel (d. G.) Cirsia et Cardui. Donder (Bergell und Engadin) Pinus sylvestris montana. Drasa (Bergell) Alnus viridis. Drausa (Oberhalbstein) Alnus viridis (s. Tross). Drosseln (d. G.) idem. Ehrenpreis (d. G.) Veronica offcinalis. Eiche (d. G.) Quercus. Eisenhut (d. G.) Aconita. Enzian (Enznerwurz) (d.G.) Gentiana lutea und punctata. Epheu (d.G.) Hedera Helix. Erle (d. G.) Alnus incana. Erbsen (d.G.) Pisum sativum L. Espe (d. G.) Populus Tremula. en (d. G.) Onobrychis sativa.. Fahrn (d. G.) Filices varie. Fau (rom.) Fagus sylvatica. Faschölen (d. G.) Phaseolus. Feigenbaum (d. G.) Ficus Carica. Fenchel (d. G.) Feniculum. Fieberklee (d. G.) Menyanthes trifoliata. Fimmeln (d.G.) Cannabis sativa, mas. Flachs (d. G.) Linum usitatissimum. Fluor balla (Bergell) Rhododendrum. Fo siehe Fau. Fohre (d. G.) Pinus sylvestris. Fresen siehe Fresen, Fraschin (Bergell) Fraxinus excelsior. 151 Frauenschlüssel (Saas) Primula officinalıs. Frauenschuh (d. G.) Cypripedium Calceolus. Fresen (rom.) Fraxinus excelsior. Galeieli (Chur) Convallaria majalis. Gänseblümchen (d.G.) Bellis perennis. Geisbeeren (d. G.) Ligustrum vulgare. Geisblatt (Chur) Lonicera Caprifolium. Gelhagel (Chur) Berberis vulgaris. Gember (rom.) Pinus Cembra. Gerbern (d.G.) Veratrum album. Gerste (d. G.) Hordeum vulgare. Giftbeeren (Rheinwald) Daphne Mezereum Fr. Giftblumen Giftkräuter Ginestra (Misox) Sarothamnus scoparius. Girlitz (d. G.) Pyrus Aucuparia. Girsch (d. G.) idem, Giüp Giüppe Glocken (Chur) Anemone Pulsatilla. Glocken (Rheinwald) Gentiana acaulıs. Glysli (Rheinwald) Ranunculus acris. Goldkraut (d. G.) Cineraria cordifolia. Goldwurz (d. G.) Lilium Martagon, bulbus. Gryfeln (Davos und Klosters) Vaceinium Vitis- idea. Gürgütsch (Chur) Pyrus Aucuparia. Gürmsch (d. G.) idem. (Rheinwald) Aconita. l (Bergell) Juniperus communis. Haber (d.G.) Avena sativa. Hahnenfuss (d. G.) Lotus cornicatus. » (d.G.) Ranunculus repens. Hanf (d. G.) Cannabis sativa. Haselnuss (d. G.) Corylus Avellana Fr. Hasenöhrlein (Saas) Silene inflata. Hauswurz (d. G.) Sempervivum tectorum. Heidelbeere (d. G.) Vaccinium Myrtillus. Heiden (d. G.) Polygonum Fagopyrum. Heimeln (d. G.) Chenopodium Bonus-Henricus. Hirtenbeeren (Rheinwald) Empetrum nigrum (?) Hocker (d.G.) Phaseolus nanus. ‘Holder (d. G.) Sambucus nigra. 152 Holländer (Rheinwald,, Heinzenberg, Brättigau) Salvia pratensis. Hopfen (d. G.) Humulus Lupulus. Ibe (d.G.) Taxus baccata. Ibisch (rom.) idem. Ischier (rom.) Acer Pseudo-platanus. Iva (d. G.) Achillea moschata. Johannisbeere (d. G.) Ribes rubrum. Johannisblume (Rheinwald) Chrysanthemum Leucanthemum. Johannisblümli (Saas) Bellis perennis. Judenkirsche (d. G.) Physalis Alkekengi. Kabis (d.G.) Brassica oleracea, capitata (Weiss- kohl). Kalbermilch (Rheinwald) Tragopogon pratense. Kästenen (d. G.) Castanea vesca Fr. Käslikraut (Chur) Malva rotundifolia. Katzenäuglein, blaue (Rheinwald) Myosotis. » rothe (Rheinwald, Saas) Primula farinosa. Kessler (Davos) Gentiana acaulıs. Klaffen (d.G.) Rhinanthus. Klee (d. G.) Trifolium. Klupfa (Saas) Silene inflata. Knoblauch (d.G.) Allium sativum. Körbelkraut (d. G.) Cherophyllum sativum und Myrrhis odorata. Kornblume (d.G.) Centaurea Cyanus. Krausbeere (d. G.) Ribes Uva-crispa. Krausmünze (d. G.) Mentha crispa. Kresse (d. G.) Lepidium sativum. Kuhschelle (d. G.) Anemone alpina. Kümmel (d.G.) Cavum Üarvi. Kukumer (d.G.) Cucumis sativa. Kürbse (d. G,) Cucurbita. Kürlibeere (d. G.) Cornus mascula. Lak (d. G.) Cheiranthus Cheiri. Lämmlizungen (Maienfeld) Achillea Millefolium. Lärche (d. G.) Larix europa. Larisch (rom.) idem. DIE PFLANZEN Lausas (rom.) Cerasus Padus, fr. Lauser (rom.) » » Lavander (d.G.) Lavendula spica. Lavazzi (Puschlav) Rumex alpinus. Leberblume (d. G.) Hepatica triloba. Linde (auf deutsch und romanisch) Tilia. Linse (d. G.) Ervum Lens. Losas siehe Lausas. Losi (d.G.) Cerasus Padus. Lungas da bof (Heinzenberg) Polygonum Bistorta. Luzerne (d.G.) Medicago sativa. arb. Malam (Stalla und Schams) Veratrum album. Manzögnas (im Unter-Engadin nach Prof. Saluz) Lilium bulbiferum. Marillen (d. G.) Armeniaca vulgaris Lam. Marren (d.G.) Castanea vesca, fr. Märzblume (d. G.) Primula acaulis, Masaran (d. G.) Origanum Majorana. Masaran, wilder (Saas) Teucrium Chamadrys. Maulbeerbaum (d.G.) Morus. Meerrettig (d.G.) Armoracia rusticana. ee | (rom.) Pyrus Malus, fr. Meiler (rom.) Pyrus Malus, arb. Melisse (d. G.) Melissa oflcinalis. Milchen (d. G.) Tragopogon pratense. Mistel (d. G.) Viscum album. Münze (d.G.) Mentha. Muttern (d. G.) Meum Mutellina. Mutton (rom.) idem. Nachtschatten (d. G.) Solanum nigrum und Chenopodium hybridum. Nadelgras (d. G.) Plantago alpina. Nägeli = Nelkeu — Dianthus. Nägeli, blaue (Rheinwald) Gentiana verna. Nägeliblust (d. G.) Syringa vulgaris. Niele (Chur) Clematis Vitalba. Nespeln (Chur) Mespilus germanica. Nesseln (d. G.) Urtica. Nitscholas (rom.) Coryllus Avellana fr. und Pinus Cembra fr. GRAUBUNDENS. Nucer (rom.) Juglans regia. Nuer (rom.) idem. Nussbaum (d.G.) idem. Nüsslisalat (Chur) Valerianella olitorna. Ochsenzunge (Rheinwald) Polygonum Bistorta. Ogn. s. Onn. Olm (rom.) Ulmus campestris. Olzuga (Bergell) Vaceinium Myrtillus. Omchias (rom.) Rubus idxus. Onn oder Ogn oder Ogna (Oberl. rom.) Alnus incana. Onn (Bergell) Alnus incana et viridis. Peccia (Puschlav) Abies excelsior. Peira (rom.) Pyrus communis fr. Peirer (rom.) » » arbor. Peterli (d. G.) Petroselinum sativum. Pfaffenköpfchen (d. G.) Euonymus europa. Pfeffermünze (d. G.) Mentha piperita. Pflaumen (d. G.) Prunus insititia. Pign (rom.) Abies excelsior. Pin (rom.) idem. Plakten (d. G.) Rumex alpinus. Pludern (d.G.) Vaccinium uliginosum *). Pluditschi **) (d. G.) idem. Pom genevra (rom.) Juniperus communis. Poppenrolle ***) (Puppenrolle) (d. G.) Trollius europzus. Preiselbeer (d.G.) Vaccinium Vitis-idza. Pumer da Chovra (Geisenbaum) (Oberhalbstein) Pyrus Aucuparia. Pumer da rascha (rom.) Pinus silvestris. Pyra s. Peira. Räbe (d. G.) Brassica Rapa. Rafauslen (d.G.) Rhododendrum. Rainfohre (d. G.) Tanacetum vulgare. Rebe (d. G.) Vitis vinifera. Reckholder (d.G.) Juniperus communis. Riedrolle (Saas) Caltha palustris. Rittersporn (d. G.) Delphinum. Ritz (d. G.) Plantago alpina. Roggen (d.) Secale cereale. Rose (d.) Rosa. Rosmarin (d. G.) Rosmarinus ofhcinalis. Rothtanne (d. G.) Abies excelsior. Rover (Bergell) Quercus. Rübli (d. G.) Daucus Carota. Ruver (rom.) Quercus. Sale (d. G.) Salıx. Salisch (rom.) idem. Sammtplakten (d. G.) Tussilago alba und Farfara. Sandkraut (Rheinwald) Achillea moschata. Sanikel (d.) Sanicula. Sauerampfer (d. G.) Rumex Acetosa. Sauerklee (d.G.) Oxalis Acetosella. Schabziegerkraut (d. G.) Melilotus cceruleus. Schärtling (Chur) Heracleum Sphondylium. Schellkraut (d.G.) Chelidonium majus, Schember (rom. u, Puschlav) Pinus Cembra. Schlajas (rom.) Prunus spinosa, fr. (Schlehe). Schlajer (rom.) Prunus spinosa,, frutex. Schlehe (d. G.) idem. Schlüsselblume (d. G.) Primula ofhcinalis (vergl. Frauenschlüssel). Schmalzblume (d.G.) Ranunculorum flores lutei. « (Rheinwald) Narcissus poeticus. *) Hängt wohl mit Blurie , Bleurie der Ober-Italiener, dem Bleuet einiger franz. Dialekte zusammen. **) Durch eine Menge von Nüancen hindurch ist vom Ober-italienischen Blue (was am besten mit Bläueli übersetzt wird) das Wort Pluditschi und Pluderen entstanden. **) Rolle heisst ein kugeliges Glöckchen , in welchem ein freiliegender Stein die Töne hervorbringt, wenn das Glöckchen gerüttelt wird. Von Rolle hat sich wahrscheinlich der deutsche Schriftname Trollblume gebildet und aus diesem, meint Haller, habe Linne Trollius gemacht. Diess ist nicht unwahrscheinlich. Aber Haller scheint die Ableitung des Worts Trollblume nicht gekannt zu haben. 20 154 Schmeerkraut (Rheinwald) Hieracium albidum, Schneeberger (Brättigau u.a. O.) Arnica montana. Schneeglöcklein (d. G.) Crocus. Schneiderin (Rheinwald) Lychnis diurna. Schnittlauch (d. G.) Allium foliosum. Schwelch (d. G.) Viburnum Lantana. Schweinbohne (d. G.) Faba vulgaris. Sceuserla (Bergell) Rhododendrum. Seifenkraut (d. G.) Saponaria oflicinalis. Seve (d. G.) Juniperus Sabina. Spadonis (d. G.) Amelanchier. Spanische Feige (d. G.) Opuntia. Sparsen (d. G.) Asparagus officinalis. Spiess (Herrschaft) Seilla bifolia. Spitzbeere (d. G.) Berberis vulgaris. Stechapfel (d. G.) Datura Stramonium und Dipsacus sylvestris. Steineiche (d. G.) Quercus sessiliflora. Strescha (Bergell ?) Juniperus communis alpina. Suvig (rom.) Sambucus nigra. Tammarken (d. G.) Valeriana ofhicinalis. Taubenspeck (Chur) Silene inflata. Tausendguldenkraut (d. G.) Erythrea Centaurium und noch öfter Hypericum perforatum. Teglione (Bergell) Pinus sylvestris. Teja (Bergell) Tilia. Tei s. Teglione. Tejone s. Teglione. Teignespeln (d. G.) Mespilus germanica. Thaublatt (Rheinwald) Alchemilla vulgaris. Thymian (d. G.) Thymus vulgaris. Tija (Puschlav) Pinus sylvestris. Tockimilch (Rheinwald) Euphorbia Cypanissias. Träubchen (Trübli) (d.G.) Muscari racemosum. Tregel (d.G.) Cannabis sativa, foem. DIE PFLANZEN ı 'Triembel (rom.) Populus Tremula. Tross s. Drosseln. Trunkelbeere (Davos und Klosters) Vaceinium uliginosum *). Tschereischa (rom.) Cerasus, fr. Tscherscher (rom.) » arb. Tschöcklein (kleine Artischoke) (Chur) Carlina acaulıs. Tulipane (d.G.) Tulipa. Türken (d. G.) Zea Mays. Türkenbund (d. G.) Lilium Martagon. Ulm (rom.) Ulmus campestris. Ulme (d. G.) idem. Vanillenblümchen (d. G.) Orchis nigra. Veilchen (Veieli) (d. G.) Mathiola incana R.B. Viez (Domleschg u. Puschlay) Abies pectinata. Weizen (d. &.) Triticum vulgare. Wasserschwelch (d. G.) Viburnum Opulus. Wegerich, breiter (d. G.) Plantago media. » schmaler (d. G.) Plantago lanceolata. Weissdorn (d. G.) Cratzgus Oxyacantha. Weisstanne (d.G.) Abies pectinata. Wermuth (d.G.) Artemisia Absinthium. Wicke (d. G.) Vicia sativa und Lathyrus latifolius. Wildfräuleinkraut (d. G.) Achillea moschata. Wohlverleih (d. G.) Arnica montana. Wollkraut (d.G.) Verbascum thapsiforme. Zeitlose (d. G.) Colchium autumnale und Crocus. Ziegerkraut (Maienfeld) Euphrasia ofhcinalıs. Ziernüsslibaum (d. G.) Pinus Cembra. Zuondra (Bergell und Engadin) Pinus sylvestris montana. Zuvig s. Suvig. Zwetschgen (d. G.) Prunus domestica. *) Ist hier nicht eine Verwechslung mit der Rauschbeere (Empetrum nigrum) vorgegangen ? Achillea Acer Acerinex Achyrophorus Aconitum Actaea Adenostyles Adonis Aegopodium Aethionema Aethusa Agrimonia Agrostis Aira Ajuga Alchemilla Alisma Alismacex Allium Alopecurus Alnus Alsine Alsinex Alyssum Amaranthacex Amaranthus Anagallis Anchusa Androsace Andropogon Anemone Angelica Antennaria Anthemis 141 140 GRAUBUNDENS. REGISTER. Anthericum Anthoxanthum Anthriscus Anthyllis Antirrhinum Apargia Apocynex Aposeris Aquilegia Arabis Araliacex Arctium Arctostaphylos Arenaria, Aristolochiex Armoracia Arnica Aronicum Arrhenatherum Artemisia Arum Asarum Asclepiadex Asparagus Asperugo Asperula Aspidium Asplenium Aster Astragalus Astrantia Athamantha Atragene Atriplex Seite 130 | Atropa 136 | Avena 66 | Azalea 51 | Ballota 100 | Balsaminex 86 | Barbareu 95 | Bartsia 86 | Bellis 36 ! Bellidiastrum 38 | Berberidex 64 | Berberis 76 | Betonica 94 | Betula 46 | Betulinee 119 | Bidens 41 | Biscutella 71. 74 |. Blitum 74 | Blysmus 141 | Boraginex 73 ! Botrychium 124 | Brassica 119 | Briza 95 | Bromus 127 | Bryonia 104 | Bupleurum 68 | Buxus 144 | Cacalia 144 | Calamagrostis 70 | Galamintha 53 | Callacex 64 | Callitriche 65 | Calluna 33 | Caltha 115 | Camelina Seite 99 | Campanula 141 | Campanulacee 95 | Caprifoliacex 106 50 37 102 71 71 37 37 107 121 121 71 al 115 133 103 144 39 140 133 59 65 119 70 142 107 124 60 94 36 4 Capsella Cardamine Carduus Carex Carlina Carum Caryophyllex Castanea Catabrosa Celastrinex Geltis Centaurea Cephalanthera Cephalaria Cerastium Cerasus Cerinthe Ceterach Chzrophyllum Chamorchis Chelidonium Chenopodex Chenopodium Cherleria Chondhrilla Chrysanthemum Chrysocoma Chrysosplenium Cichoracex Cichorium Cineraria Seite 93 91 67 41 38 76 133 76 65 43 120 139 50 120 125 103 143 127 115 115 87 72 156 Circaea Cirsium Cistinex Cistus Clematis Clinopodium Colchicacee Colchicum Colutea Comarum Composit® Conium Convallaria Convolyulacex Convolvulus Conyza Cornex Cornus Coronilla Corydalis Corylus Cotoneaster Crassulacex Cratzgus Grepis Grocus Grucifere Cucurbitacex Cupulifere Cuscuta Cyclamen Cynanchum Cynoglossum Cynosurus Cyperacex Cyperus Cypripedium Cytisus Ceackia Dactylis Danthonia Daphne DIE PFLANZEN Seite Seite 60 | Daucus 66 77 | Datura 99 42 | Delphinium 36 42 | Dentaria 39 33 | Dianthus 43 108 | Digitalis 99 128 | Digitaria 137 128 | Dicotyledones 33 53 | Dioscorex 127 57 | Diplotaxis 40 70 | Dipsacex 69 67 | Dipsacus 70 128 | Dorycnium 92 99 | Draba 40 99 | Dracocephalum 108 71 | Drosera 43 67 | Droseracex 43 67 | Diryas 55 54 | Echinochloa 137 37 | Echinospermum 104 120 | Echium 104 58 | Elatine 48 61 | Eleagnex 119 53 | Elymus 137 87 | Elyna 136 130 | Empetrex 119 37 | Empetrum 119 59 | Epilobium 60 120 | Epipactis 125 99 | Epipogium 127 109 |, Equisetacex 142 95 | Equisetum 142 105 | Erica 94 139 | Ericacex 94 132 Erigeron 1 133 | Eriophorum 133 127 | Eritrichium 105 51 | Erodium 49 130 | Erucastrum 40 139 | Eryngium 64 140 | Erysimum 39 118 | Erytlıraea 98 Seite Euonymus 50 Eupatorium 70 Euphorbia 119 Euphorbiacex 119 Euphrasia 102 Fagus 120 Festuca 138 Ficaria 36 Ficus 120 Filago 74 Filices 143 Fragaria 56 Fraxinus 95 Fumaria 37 Fumariacex 37 Gagea 129 Galanthus 130 Galeobdolon 106 Galeopsis 106 Galium 68 Gaya 65 Genista 51 Gentiana 95 Gentianex 95 Geraniacez 49 Geranium 49 Geum 56 Gladiolus 131 Glechoma 106 Globularia 114 Glyceria 139 Gnaphalium 73.74 Goodyera 124 Graminex 136 Gratiola 100 Grossulariee 59 Gymnadenija 125 Gypsophila 44 Haloragex 60 Hedera 64 Hedysarum 54 Heleocharis 132 Seite Helianthemum 42 Helleborus 36 Hemerocallis 130 Hepatica 34 Heracleum 66 IHerminium 125 Hesperis 39 Hieracium 89 Hippocrepis 54 Hippophae 119 Hoccus 141 Holosteum 47 Homogyne 70 Hordeum 137 Horminum 108 Humulus 120 Hutschinsia 4 Hyosciamus 99 Hypericum 48 Hypericinex 48 Hypocheris 86 Impatiens 50 Imperatoria 66 Inula 71 Iris 151 Jasione 91 Jasminee 95 Juncaginex 193 Juncacee 131 Juncus 131 Kernera 111 Kelleria 139 Kobresia 136 Knautia 69 Labiate 105 Lactuca 87 Lamium 106 Lampsana 86 Lappa 76 Laserpitium 66 Lathyrus 55 Leguminose 50 Lemna Lemnacee Lentibularie Leontodon Leontopodium Leonurus Lepidium Libanotis Ligustrum Lilium Limodorum Linaria Line Linosyris Linum 'Linnza Listera Lithospermum Lloydia Lolium Lonicera Loranthacex Lotus Lunaria Luzula Lychnis Lycopodiace® Lycopodium Lycopus Lysimachia Lythrariee Lythrum Maianthemum Malachium Malaxis Malva Malvacex Marrubium Medicago Melampyrum Melica Melilotus w Seite 124 | Melitis 124 108 86 86 106 141 65 95 130 125 100 48 70 48 67 124 104 130 137 67 68 52 4 131 45 145 145 105 109 128 127 GRAUBÜNDENS. Seite 108 | Oxyria Mentha 107 | Papaver Menyanthes 98 | Papaveracex Mercurialis 119 | Parietaria Meum 65 | Paris Milium 137 | Parnassıa Molinia 140 | Paronychiese Mehringia 46 | Pastinaca Molopospermum 67 | Pedicularis Monochlamydexz 115 | Petasites Monocotyledones 123 | Peucedanum Monotropa 95 | Phaca Montia 59 | Phleum Mulgedium 88 | Phragmites Muscari 129 | Physalis Myosotis 105 | Phyteuma Myricaria 60 | Phytolacca Myriophyllum 60 | Pimpinella Najadex 123 | Pinguicula Narcissus 130 | Picris Nardus 137 | Plantago Nasturtium 37 ı Plantaginex Neottia 125 | Plathanthera Nepeta 107 | Plumbaginex Neslia 42 | Poa Oenothera 61 | Polemoniacex Omalotheca 74 | Polemonium Onagrarie 60 | Polygala Onobrychis 54 | Polygalex Onopordum 76 | Polygonex Ophrys 127 | Polygonum Oporinia 86 | Polypodium Orchidex 125 | Polystichum Orchis 125 | Pomacex Origanum 108 | Populus Ornithogalum 129 | Potamogeton Orobanche 103 | Portulaca Orobus 55 | Potentilla Orthopogon 137 | Poterium Oxalidex 50 | Prenanthes Oxalis 51 | Primula Oxycoccos 94 | Primulacex Seite 117 37 37 119 127 43 59 66 100 70 66 53 136 142 99 91 116 65 108 87 114 114 127 114 140 Prunella Prunus Pteris Pulicaria Pyrethrum Pyrola Pyrolacex Pyrus Quercus Ranunculacee Ranunculus Raphanus Reseda Resedacex Rhamnex Rhamnus Rhinanthacex Rhinanthus Rhodiola Rhododendrum Ribes Rosa Rosacex Rubiacex Rubus Rumex Sagina Salicinee Salıx Salvia Sambucus Sanguisorba Sanicula Santalacex Saponaria Sarothamnus Saussurea Saxifraga Scabiosa Schenus Scilla . Scirpus 1 M 97 Seite 108 55 143 120 158 - GRAUBÜNDENS. DIE PFLANZEN Seite Seite Seite Scleranthus 60 | Sparganium 124 | Thymelex Urtica 119 Scolopendrium 144 | Specularia 93 | Thymus Urticex 119 Scorzonera 87 | Spergula 46 | Tilia Utricularia 109 Scrophularia 100 | Spiraea 55 | Tiliacex Vacceinium 94 Scutellaria 108 | Spiraeacex 535 | Tofieldia Valeriana 69 Sedum 61 | Stachys 107 | Torilis | Valerianex 69 Sempervivum 62 | Statice 114 | Tozzia 100 | Valerianella 69 Senecio 75 | Stellaria 47 | Tragopogon 87 | Veratrum 128 Serratula 76 | Stipa 142 | Trientalis 109 | Verbascum 99 Seseli 65 | Streptopus 127 | Trifolium 52 | Verbena 108 Sesleria 139 | Succisa 69 | Triglochin 123 | Verbenacex 108 Setaria 137 | Swertia 98 | Trinia 64 | Veronica 102 Sherardia 68 | Symphytum 104 | Triticum 137 | Viburnum 67 Silans 65 | Tamariscinex 60 | Trollius 36 | Vicca 54 Silene 44 | Tamus 127 | Tulipa 130 | Vinca 95 Sinapis 40 | Tanacetum 73 | Tunica 44 | Viola 42 Sisymbrium 39 | Taraxacum 87 | Turritis 37 | Violarie 42 Smilacex 127 | Tetragonolobus 53 | Tussilago 70 | Viscum 68 Solanex 99 | Teucrium 106 | Typha 124 | Vulpia 139 Solanum 99 | Thalamiflores 33 | Thyphacex 124 | Willemetia 87 Soldanella 109 | Thalictrum 33 | Ulmacex 120 | Woodsia 144 Solidago 71 | Thesium 118 | Ulmus 120 | Zannichellia 124 Sonchus 88 | Thlaspi 41 | Umbellifer® 64 | Zollikoferia 87 Berichtigungen. Vergessen wurden : Druckfehler. 1. Salix reticulata L., die in der alpinen Region IAnkapae: ö sn len Propugnata. durch ganz Rhätien häufig vorkommt. er N L$ Em Dhslanc pi 2. Salix Caprea L. Findet sich häufiginder Ebene | _ # ur ..g Re CREATE bei Chur, von wo sie in die montane Region BE 0 ER zum Corona hinauf steigt und dort nicht selten neue An- ag Aue octopetala. wüchse bildet, wo Waldbrände statt gefunden 9 eb Sanienlan haben. — Frühling. br — 19 — Silans. 3. Salix grandifolia Ser. In subalpinen und 682 Zt = Sherardia. alpinen Wäldern. Ich traf diese Weide am — 19 —- 18 — pilis. Wege von St. Moritz nach der Celleriner- — 9% — 19 — Cynanchum. Alp an. — 1383 — 23 — _ capsuliferum. u Fagfasd 3 24 2 Ds ee th, [74 IDas Hl _ SEHR 3 SL ku lalirıs au 2 z Yarlena re !O = A hai us E39 20097077 2 Di Partien ser TEN e Mage IE 5 WErSE, Ar Finph ER #» 6, Die mn my 0, Kap 9, 2 pe gta Par er TAN Taf 1-2. Taf 1. 2. Taf TR. Taf 72. Th I- 10 TÄLER == = NY oe = I Tab. 2. RIMULA MURETIANA ER CENTAURIEA IRIELA Tab e#% a. Tab. 5. 4 EIERACHUM. ANGUSTILFOLN IM, FUSGUM. Tab .%. Er = "BIO "A1BIQIJANSASNIPOIg MMM :04 OB ’ss399e 104 "Areıgı SBbeyuaH AyısAıanıpoıg ou} yBnoayy SUNJUO Sıgejiene sı pue 'p3Zıy6ıp uaoq sey 3wnjon SıyL