New werd abet ſelben hie etli⸗ che wenige Bo⸗ | 3 gen. Dargerei- - chef / derer Tituͤl iſt: Naritä⸗ ten Vabinet Oſt⸗Weſt⸗In⸗ \ Dianiſcher Sachen / aus den beſten Reiſe⸗Beſchreibungen ! und en Blichern zuſam⸗ l * 2 men Vorrede. men getragen. Nicht dar⸗ um / als wenn es etwan an ſolchen Buͤchern mangelte. Nein gar nicht; denn man ſehe an die bortrefflichen Wer⸗ cke / welche der nunmehro in GOTT ſelige Herr Erafmus Franciſci geſchrieben / als den Oſt⸗ und Weſt⸗Indiſchen Staats und Luſt Garten. Item den hell polierten Kunſt⸗ Geſchicht und Sitten⸗Spiegel auslandiſcher Volcker it. Im gleichen des nunmehro auch tel. Hn. Happelii Relationes Curiofas an / ſo wird man in dieſen und vieler anderer be⸗ rühm⸗ = Vorrede. kühmten Manner herrlichen Schriften / ein Überfluß von dergleichen aus den beruͤhm⸗ ſten Reiſe⸗Beſchreibungen geſammleten Sachen antref⸗ fen. Weil aber ſolche koſt⸗ bahre Wercke nicht in allen Handen / uͤbel wegen ihres Abgangs zu bekommen / auch über dem nicht jedermans Preiß finds Alls hoffe / ich werde nicht uͤbel gehandelt haben / wenn ich denen / ſo ſich eben ſolche groſſe und theure Volumina nicht an⸗ ſchaffen konnen / dennoch be⸗ gierig nach fremden Sachen 3 wor ſind / — Vorrede. ſind / mit dieſen wenigen Bogen an die Hand gehe. Nimm derohalben Guͤnſtiger Leſer dieſes Geſammlete hin / und gebrauche es entweder bor die lange Weile / oder nach der Arbeit zur Ergeß⸗ lichkeit / oder zu deinem Nu⸗ tzen. Angeſehen nach Pini u des Juͤngern Ausſpruch kein Buch ſo hoſe / daß nicht noch etwas dar inn ſolte gefunden werden / ſo nuͤtlich ware. Fin⸗ det ſich nun alſo auch in die⸗ ſem Raritäten - Cabinet nur etwas das nuͤtzlich und dei⸗ rar een un * Lib. 3. Ep. 5. Nullum eſſe librum tam ma- | lum, ut non aliqva parte prodeſſet. Vorrede nen Sinnen ergetzlich iſt / ſo werde mit dem erſten bedacht ſeyn dich mit der Continua - tion deſſelben und folgenden Tractatgen / als einem Naritaͤten⸗ Cabinet Morgenlaͤndi⸗ ſcher Sachen. 8 Einem dergleichen Europaͤiſcher Sa⸗ Ru: Einem Kuriöfitäten = Cabinet Oſt⸗ und Weſt⸗Indianiſcher Sa⸗ enn. Einem dergleichen Europaͤiſcher Sachen / 5 aufzuwarten. Im ubrigen lebe wohl Ge⸗ ehrter Leſer / corrigire nach deiner Beſcheidenheit die Se er Vorrede. ſey dem gewogen / der dir nichts als ein beſtandiges Seel auf ewig wuͤn⸗ eee 0 7 N Wohlergehen an Leib und . ler fo etwan in dieſen weni⸗ gen Bogen borfallen / und O7RI7 RI WI SII/RIITEIT7. LITE D Rarifäfen- Shine Aſt Weſt⸗Indianiſcher und aubslaͤndiſcher Sachen / rs N Series Hundert. Vorſtellende Die rareſten Denck⸗ und Merckwuͤrdig⸗ keiten / fo ſich in Japan, China, Siam, Malabar, Choromandel, Pegu, Java, Indoftan, Brafilien, Mexico, Peru, Guina, Congo, Abysfina und andern Laͤndern finden / begeben / oder zugetragen haben. I. Der in den Heydenthum prangende 2 Nahme JESUS, N Beer ſchreibet in feiner Chineſi⸗ ſchen Reiſe pag. 83. daß es ihm ſon⸗ 2 derlich erfreuet / als er durch die Stadt a Nanhung gereiſet / und den Nahmen IJESu S oben vielen 5 und Prof 1 5 e 2 Karitaͤten⸗Cabinet. ſelbſt mit groſſen güldenen Buchſtaben habe ange⸗ ſchrieben funden / welches ohne Zweiffel den Chriſt⸗ lichen Glauben der allda wohnenden Chriſten be⸗ zeugte. Wenn dieſe Leute ſo den Nahmen JE⸗ Su mit dem Hertzen / als mit dem Munde bekennen / fo find es wahrlich hoͤchſt⸗ſelige Leute; Als welche fich ihres JE Su nicht ſchaͤmen / ſondern daß ſie zu denſelben gehören’ öffentlich vor jedermanns Augen mit dieſer Obſchrifft bezeugen. II. Die geſtrafften Thomas⸗Moͤrder. MIt mehr als tauſend Europäern iſt zu erwei⸗ N ſen / daß diejenigen Braminen oder Heiden / ja auch ſo gar die Chriſten / fo auf der Küfte Choro- mandel wohnen / und von denen ausgeſproſſen / die an den Mord des heiligen Apoſtels Thomæ pin dieſer Gegend gelehret / und die Marter⸗Kron em⸗ pfangem ſchuldig ſind / allefamt ein Bein haben / das fo dicke iſt / als ein Elephanten Schenckel / das andes re Bein aber hat ſeine gute Proportion. J. An⸗ derſen Oriental. Reiß⸗Beſ. Iib. 2. cap. 15, Ar- nold Montani Wondern van't Oſten, cap. 27. p. 226. Walther Schultz Oſt⸗Indiſ. Reiſ. lb. 2. cap. 16. P. 171. Rn * ED IH. (er Der toͤdtende und geſund machende Baum. | cht fern von Malacca ſtehet eine 5 ü ah⸗ Raritäten: Cabinet: 3 bahrer Baum / deſſen Wurtzeln deren ſehr viel ſind / und ſich weit theils gegen Aufgang der Sonnen / theils gegen Niedergang derſelben ausbreiten / dieſe Art an ſich haben / daß die gegen Aufgang ein ge⸗ wiſſes Antidotum und Mittel vor das gifftige Fie⸗ ber und andere Kranckheiten / die aber gegen Nieder⸗ gang ein pur lauteres Gifft ſind. Caufin Polyhiſt. Simb. IIb. 10. c. 4. IV. Die Fiſch⸗fangende Voͤgel. SEN China bedienet man ſich der Voͤgel Louwa zum Fiſch⸗Fangen / dieſer iſt etwas kleiner als eine Ganß / und ſeiner Geſtalt nach einen Raben nicht ungleich / hat einen langen Hals / und einen Schnabel / wie ein Adler / deſſen Spitze unterwerts gekruͤmmet. Dieſer Fiſch⸗Fang geſchiehet folgen⸗ gender Geſtalt: Es haben die Fiſcher oder Beſitzer der Fiſch/ſan⸗ gende Voͤgel kleine Schiff⸗oder Boͤhtlein / ſo von Reiß⸗Stroh oder Schilff gantz kuͤnſtlich und dicht zuſammen geflochten / und auf beyden Seiten mit dicken Bambos - Rieten befeftiget: Worauf ſie / wenn fie zu fiſchen ausfahren / dieſe Voͤgel ſetzen / und alſo nach den Fluͤſſen / Seebuſen und andern Waſſern zu ſchiffen pflegen. Wenn ſie allda ankommen / ſetzen ſie die Voͤgel ins Waſſer / welche alſobald untertauchen / und unter den Waſſer ja fo ſchnell ſchwimmen / als die Fiſcher ihre leichte a ige mit at = A 2 ort⸗ 4 Karitaͤten⸗ Cabinet. fortbringen koͤnnen. So bald nun der Vogel eis nen Fisch unter den Waſſer erſchnappet und ges faſſet / kommt er eilig damit in die Hoͤhe / und ſchluckt ihn ein: von Stund an faſſet ihn fein Meiſter 7 nimmt ihn zu ſich in das Schiff / bricht ihn den Schnabel mit Gewalt auf / und drucker ihn den Fiſch mit einer ſonderlichen Behaͤndigkeit zum Hals heraus / denn ſetzt er ihn wieder ins Waſſer / daß er mehr Fiſche auf gleiche Manier fange; iſt in | \ 1 | | 4 | | Wahrheit ein Werck das wunderſeltzam und lu⸗ ſtig anzuſehen. Damit aber dieſe Voͤgel die Fi⸗ ſche / als welche ſie gerne eſſen / nicht gantz in den Kropff hinein ſchlucken / wird ihn zuvor ein eiſers ner Ring uͤber den Kropff um den Hals gethan / daß alſo die Fiſche nicht hinein fallen koͤnnen / ſon⸗ dern vor dem Ringe muͤſſen ſitzen bleiben. Bis⸗ weilen ergreiffen und faſſen fie fo groſſe Fiſche / die ſie nicht in dem Hals hinein ſchlucken koͤnnen / ſel⸗ bige halten ſie mit den Schnabel zum Waſſer her⸗ aus / und machen dabey ein groß Geſchrey / zum Zeichen / daß ihr Meiſter kommen / und ihnen die Beute abnehmen ſoll. Wanns nun irgend ge⸗ ſchicht / daß etliche Voͤgel nicht / ſo bald ſie hinaus geſetzet werden / untertauchen / oder aber etwas zuruͤcke bleiben / und nicht ſo eilig / wie die Schif⸗ fe lauffen / mit fortſchwimmen / ſchlaͤgt man / um ſolche Faulheit ihnen abzugewehnen / mit groß | ſen Stecken und Riehten darauf / ſo hart und ungnaͤdig / daß die Federn haͤuffig davon ftäu- ben. Wenn dieſe Voͤgel nun eine gute Weile | | gefi⸗ Zn um gem un er mer — 2 Raritsten:Cabinet. $ gefifchet / und vor ihre Meifter Fiſche gnug gefan⸗ gen / nimmt man ihnen den eiſernen Ring vom Halſe / und laͤͤſſet ſie auch vor ſich ſelbſt fifchen; wel⸗ ches ſie denn ſehr willig und fleiffig machet kuͤnfftig wieder vor ihre Meiſter zu fiſchen. Es koͤnnen dieſe Voͤgel ihren Beſitzern ein Groſſes einbringen / daher Diefelben von jeden Vo⸗ gel / dem Kaͤyſer jaͤhrlich gewiſſe Schatzung geben muͤſſen. Sie werden auch von den Sineſern ſehr hoch gehalten / und find die jenigen ſo was geſchwind im Fiſchen / dermaſſen theur / daß einer offt so. Toel Silbers / iſt nach unfte Muͤntze 60. Reichsthaler git. Neuhoffs Sinefifhe Reiſe⸗ Beſchr. p. 147. | v. Der ſeltzame Ceyloniſche Kauff⸗Handel. Der Ceyloniſche Kauff⸗Handel beſtehet in mancherley koſtbahren Wahren / und unter andern in koͤſtlichen Edelgeſteinen / welche allda auffgekauffet werden von den Benjanen / Hol⸗ laͤudern und Engellaͤndern / sc. Mit ſolchen Kauff geht es wunderlich und eben wie bey ei⸗ nen Gluͤcks⸗Topff / zu: Die Cingalen (alſo werden die Einwohner deſſelben Landes genant) fiehen in der Stadt Buint de Galle faſt taͤglich zu Marckt / mit kleinen Saͤcken voll Edelgeſtei⸗ nen worunter die meiſten ſalſch / ſchlecht und gemein ſind / laſſen den Kaͤuffer wenn er ihnen fo viel als einen halben Reichsthaler gibt einen | A3 Griff 6 Raritsten:Cabinet. | | ö | ! Griff unbeſehns in den Sack thun. Mit dſeſer Kauff mannſchafft / gewinnet mancher gar viel / mancher nichts als ein paar geringſchaͤtzige und unwehrte Steinlein und wird daruͤber zum armen Mann. Jürg. Anderſẽ Oriental, Reiſe 2. B.am 102. Blat. VI. N Die groſſe Baꝛmhertzigkeit ſo theils Heyd⸗ niſche Voͤlcker auch an denen Gewuͤrme / Voͤgel Viehe und dergleichen erweiſen. | (anja ‚ Cavebayet , oder Cambayet, eine Stadt in der Oſt⸗Indiſchen Provintz Gußa- | ratta. hat mehr Abergiaubens / denn einig ans | der Ort in der Heydenſchafft / daſelbſt iſt ein ſehr beruͤhmtes Hoſpital / in welchen allerley lahmes und breßhafftes als auch Nahrung bedorfftiges Geflügel mit ſonderbahren Fleiß aus den gemeinen Alſmoſen erhalten und von gewiſſen dazu verord⸗ neten Pflegern gewartet wird Dieſes ruͤhret her aus den Wahn mit welchen ſchier gantz In⸗ dien angeſtecket iſt / daß die Seelen der geſtor⸗ benen Menſchen / nicht allein wieder in andere Menſchen / ſondern auch gar in unvernuͤnfftige Thies | re ſich verſetzen. N Das Hauß dieſes Hoſpitals iſt nicht übrig groß / jedoch für ſolches Fluͤgelwerck noch gnug⸗ ſamen Raum. Und war daſelbſt zu ſehen eine Menge allerley Voͤgel⸗Geſchlechter / von Ha⸗ nen / Haͤnen / Tauben / Pfauen / Enten / er Vos 3 "Raritäten: Cabinet, 2 gel und dergleichen / welche alda ihre War⸗ te haben / bis ſie wieder geneſen. Alsdenn giebet wan den Wilden ihre Freyheit wieder; ſinds aber Einheymiſche; ſo werden ſie einer Gottes fuͤrchtigen Perſon zum Unterhalt uͤbergeben. Das wunderlichſte von allen fo della Valle, als der dieſes ſchreibt / daſelbſt ſahe / waren jun⸗ ge kleine Maͤußlein / welche man gefunden ohn die Alten / und aus mitleydendlicher Betrachtung / daß ſie Weyſelein waͤren gleichfals in dieſes Krancken⸗Hauß auffgenommen. Derſelben pfleg⸗ te ein alter graubaͤrtiger Mann / der ſie in einen Schaͤchtlein / zwiſchen Baum „Wollen hielt / und mit der Brillen an der Naſen / hoͤchſtes Fleiſſes ihrer wartete / ſie aus einer Vogel⸗Feder mit Milch ſpeiſend. Auſſerhalb der Stadt ſtund ein andres Kran⸗ cken⸗Hauß / für krancke und lahme Boͤcke / Geiſſen / Haͤmel / und dergleichen Vieh / welches alles in ei⸗ nen geoffen Hofe beyſammen war / auch feine beſtell⸗ te Warter und Warterinnen hatte. An einen andern davon ziemlich abgelegenen Ort / ſahe man noch ein andres Krancken Hauß / dor Kühe und Kaͤlber: deren theils gar alt / an dre kranck / andre aber auch gelaͤhmte oder ge⸗ brochne Beine hatten / etliche auch gantz mager waren / alleſammt aber daſelbſt unter der Cur la⸗ gen. Unter dieſen Beſtien muſte damahls ſein Leben zubringen / ein Mahometeniſcher Lotter⸗ Bub / welchen! weil ihm eines Diebſtals we⸗ gen / beyde Haͤnde abgehauen waren / und er A 4 nun⸗ Karitaͤten⸗ Cabinet. nunmehr fein Brod nicht erwerben konnte / dieſe mitleydentliche Heyden daher gethan hatten / neben obigen Beftien zu verſorgen / damit er nicht vers N ſchmachtete. V Auſſer der Stadt vor einen andern Thor ſa⸗ he man einen ſtarcken Trieb von Kuͤhen / Kaͤl⸗ bern und Geiſſen / mit 1 0 SER in etwas wieder gebeſſert; oder die ſich entweder verirret | 92 0 oder von den Mahometanern welche ſol⸗ pe ſchlachten wollen / erkaufft und hieher getrie⸗ ben worden. Die wurden durch einen von den Gemeinen hierzu beſoldeten Hirten / bewacht / biß ſie / auff dieſer Weide völlig möchten geneſen / und hernach einen Einwohner gegeben werden / der ſie verwahrte / und wohl hielte. Peter della Valle, Morgens. Reiſ. 3 Mandelslo vermeldet / daß in vorgedachten Spitälen / allerdings die Würmer, verpflegt werden / und die Benjanen durchaus nicht geſta⸗ ten wollen / daß man die Meer⸗Katzen beſchaͤdigen ſolle: weil ſie dafuͤr halten / die kluͤgſten Seelen der verſtorbenen Menſchen / haben in den Meer⸗Ka⸗ Ken ihren Sitz: zumahl weil dieſe Thiere in vielen Stuͤcken den Menſchen gleichen. Weswegen ſie ihnen auch kein Leyd thun / obgleich die Meer⸗ Katzen ihnen noch ſo vielen Schaden zufügten, J. A. Mandelslo / lib. I. cap. 18. Pag. 45. der Morgenlaͤnd. Reiſe. a | BERN. ER 1 Derberuaniſche toͤdtende und heilende elß ER Se MdemPeruanifhen Sande de los Conchu- i | cos — Karitaͤten⸗ Cabinet. 9 . —— cos iſt ein ſchwartzer Felſe: mit weiſſen Stei⸗ nen ſo artlich unterloffen / als ob ſie die Kunſt darin verſetzet haͤtte: Selbige Steine nun / dienen zu allerhand Wund Schaͤden / und man⸗ cherley Kranekheiten; Ja / find gleichſam an flat einer / mit allerhand Medicamenten wol eingea richteten Apothecken: Alle Wunden / beydes an Menſchen und Viehe werden damit gehei⸗ let: Imgleichen die Durchbruͤche und Fluſſig⸗ keit am Leibe; wie nicht weniger die Beſchwerlich⸗ keit des Harnens / daruͤm bringt man ſie mit groſſen Hauffen heraus und verfuͤhrt ſie in andere Laͤnder. Damit man aber je die Guͤte der Wolthaͤtigen Natur moͤg handgreiflich fpühren: fo laͤſt fie alſo⸗ bald an ſtatt der ausgebrochenen friſche herfuͤr wachſen / welche Vermehrung und Wiedererſe⸗ tzung ſich aber nicht an dem uͤbrigen ſchwartzen Theil dieſes Felſens erweiſet. Man ſtoſſet ſie zu Pulver und nimmt ſie in Wein zu ſich. Demſelbigen Berg / daran dieſer Felß mit ſol⸗ chen Geſund⸗Steinen hafftet / iſt (welches noch höher zu verwundern) eine Erde vergeſellſchafftet / ſo ebenfals ſchwartz / aber das allerſtaͤrckſte und allerſchaͤdlichſte Gifft ſo irgendswo zufinden / dar⸗ üͤm auch die Thiere / ob fie gleich ſchnell voruͤ⸗ ber lauffen / dennoch davon ſterben muͤſſen; Wenn der Indianer einem Feinde / eine Tuͤck erweiſen wil / kan er denſelben auch mit etlichen wenigen Staͤublein dieſes ſchwartzen Huͤgels / augen⸗ blicks die Seele heraus ſtoͤbern. Und weiß A man 10 Karitaͤten⸗Cabinet. ü man noch bis auff den heutigen Tag kem andres Mittel wider dieſen Gifft ohn vorbeſagte Geſund⸗ Steine des andern Felſens. Brulius part. I. Hiſt. Perua. c. 2. Num. . D. Dapper im zten B. feiner Americ. Beſchr. gedencket auch dieſes Felſens / er meldet aber / daß wer den ſchwartzen Feſſen anruͤh⸗ re / gewiß des Todes ſter ben muͤſſe / wenn er nicht die weiſſen Steinlein fo auff dieſen ſchwartzen Felſen ſeſſen / als ein kraͤfftiges Gegengifft gebrauche. | NL VIII. | Die Japanische Bibliothec. Iv einem Tempel zu Meaco, haben die Bon- A zier, oder Japanifche Pfaffen viele groſſe und weitlaͤufftige Säle / darunter ein Hangender ſo auff vier und zwantzig Pfeilern ruhet deren jeder anderthalb Ellen im Umgriff haben. Dieſer die: net den Bonziern für eine Bibliothec oder Buͤ⸗ cher⸗Kammer: in welchem ein ſolcher Uberfluß an Büchern / daß allerdings die Fenſter ſelbſt damit zugeſtopffet fepn. Lud. Almeidæ Epiſt. I. lib. 4. Select. en Ind. . m e N Die naͤrriſche Neu-Fahrs-geyer der , Sineſen, S war bereits der 3. Tag im Neuen Jahr | erſchienen / ſchreibt Walther Schultz / als die Sineſer welche auff Batavia frey wohnen dorffen ihr Heydniſches Neu⸗Jahr / mit ſo man⸗ nigfaltigen Narren⸗Poſſen / 5” 5 | Amer: — Karitaͤten⸗Cabinet. 11 laͤcherlichen Aberglauben feyerten / daß fie alle un⸗ moͤglich zu beſchreiben ſind. Dieſe Sineſen / der rechten Sineſer ausgeſproßne Nachkommen / ſtell⸗ ten ſich an dieſen ihren Neu⸗Jahrs⸗Tag ungemein luſtig und froͤlich an. Ihrer etliche richteten Schau: Bühne vor ihren Haͤuſern auff / und wuſten (gleich wie die Comeedianten in unſerm Lande thun) ihre alte Geſchichte / mit Auffzuͤgen Preißwuͤrdiger Perſohnen ſehr artlich vorzuſtellen: ſich wunder⸗ lich gebaͤrdende / wie die Materie der Comedie erforderte. Dieſe Spiele und Narren⸗ Poſſen / werden auch zu andern frölichen Zeiten / fuͤrnehmlich aber am Neuen⸗Jahrs⸗Tag / und meiſtens bey Nacht und dem anbrechenden Tage vorgeſtellet. Andere geringere Leute hielten ſich als Narren und Faſtnachts⸗Geſellen / waren mit abſcheuli⸗ chen Larven behangen / ſchwermeten alſo die Straſſen auff und nieder: Ihrer etliche waren mit gemahlten Ochſen⸗Fellen umguͤrtet / bedecket und ſo erſchrecklich ausgeputzet / daß ſie eher die Gleich⸗ heit eines Teuffels / als eines Menſchen oder Buffels zu haben / ſchienen. Andere aber / welche was ehrbarer und heili⸗ ger zu ſeyn ſchienen / verrichteten ihren GOttes⸗ dienſt / der ſo elendig als gottloß war / und zuͤndeten in ihren tuncklen Hütten viel Wachs⸗ Kertzen an / dem Teufel zu Ehren / welchen fie auch mit anderen Opffern nicht anders verehren / als waͤre er der Almaͤchtige GOTT / wovon fie wol wiſſen daß er der Schoͤpffer Himmels in der rden 7 n Karitaͤten Cabinet. Erden iſt / ſie ſagen aber / bon ihm komme alles gutes / und ſey deswegen annoͤthig / daß man ſich fürchte ; der Teuffel aber welchen die Simeſer gemeiniglich Joosje nennen) ſey ein gewaltiger und mächtiger Fuͤrſt / welcher die Menſchen mit tauſend Straffen und Plagen heimſuche und auff⸗ reiben koͤnne; muͤſſe er derowegen gefürchtet und mit Oypffern verföhnet werden. Andere Sineſer waren an dieſem Tage ſehr ſleiſ⸗ ſig im Spielen und Dobbeln als wovon ſie jederzeit groſſe Liebhaber find. Walther Schultzen Oſt⸗ Ind. Reiſ. lib. I. cap. 15 P. 16. 0 Wunderliche Manier der ceylenſchen DVDobſcker zu fiſchen. 1 Ae Waſſer in dieſen Landen find voll guter und wohlſchmeckender Fiſche / wenn nun ſol⸗ che Waſſer bey duͤrren Wetter austrocknen / faͤnget ſie ein jeder wer da wil in groſſer Anzahl auff folgende Art. Sie haben einen Korb aus ſchmahlen Staͤben gemacht / nach Art unſer Huͤ⸗ ner⸗Koͤrbe / ſo dicht daß der Jiſch nicht durchkries chen kan; dieſer iſt unten weit und oben enge wie ein Trichter / mit einem Loch das ſo weit iſt / daß ein Mann feinen Arm hinein ſtecken kan / an der unter Oeffnung aber iſt er etliche Fuß weit. Diefe Körbe ſtoſſen fie hinunter fo daß das unter; ſte im Schlamm zu ſtecken kommt / auff ſolche Weiſe wird der Fiſch eingeſchloſſen / wenn ſie nun inne werden daß der Fiſch zur Seiten ans ſchlaͤget / fo ſtecken fie die Hand hinein und ne ⸗ 79. . 5 men * Raritäten: Cabinet. 13 men ſhn heraus. Alsdenn ziehen ſie den Fiſch einen Strick durch die Kinnbacken / und fehleppen ſie alſo in einer Reihe hinter ſich her / das eine Ende des Stricks macht der Fiſcher am Guͤrtel feſt / und an dem andern iſt ein Knoten / daß der Fiſch nicht ab⸗ ſchlupffen kan. Wann dieſer Strick voll iſt / ent⸗ ladet ſich der Fiſcher von den Fiſchen / und traͤget ſie ans Ufer / und alsdenn fängt er von neuen wieder an zu ſiſchen. In den Stroͤhmen fiſchen ſie folgender Art: Wenn das Wetter ſehr trecken iſt / ziehen ſie eine Wiede uͤber den Strohm / welche ſie voller Zweige von den Baͤumen haͤngen / die Fiſche damit zu ſcheu⸗ chen / dieſe ſolcher Geſtalt hangende Wiede / ſchleppen fie abwerts mit dem Strohm; Gegen den Strohm aber zwiſchen den Steinen ſtellen ſie groſſe Fiſch⸗ Toͤpffe / ſcheuchen oder treiben alſo die Zifchein dieſen Toͤpffen hinein. Rob. Knox. Hiſt. Erz. von der Inſ. Ceylon lib. 1. cap. 7. pag. 5. | 5 XI Der offt wieder jung gewordene Indianer. 5 N Nonnio de Lugne, Portugiſiſcher Vice- Roy in Oſt⸗Indien war / da hat man im Jahr 1893. zu ihm gebracht / einen Mann von ſonderbahrer Denckwuͤrdigkeit. Denn man hat es mit vielen unverwerfflichen Gruͤnden / Zeugniſſen / und Umſtaͤnden erwieſen / daß ſich fein Alter ſchon bis in das 340. Jahr erſtreckte; dieſer Stein alter Mann koͤnnte ſich noch erin⸗ nern / daß die Stadt / darinn er wohnete / noch | gantz — mit ſchwartzen verwechſelt / und allemahl waren ihm neue Zaͤhne wieder in dem Mund gekommen. Dieſer alte Indianer war gebohren in dem Kos nigreiche Bengala. Er erzehlete / daß er nach ein⸗ ander 700. Weiber gehabt / wovon viele geſtorben / andere auch (nach Indianiſcher Weiſe) wiederum verlaſſen waͤren / es hat derſelbe noch viele Jahr her⸗ nach gelebet / alſo / daß ſich fein Alter bis auf 370. Jah⸗ ren erſtreckte. Lopez in Chronica. XII. Die fliegende Katzen. Säle Aurt Katzen find fo groß / als eine mittelmaͤſ⸗ ſige Zahme / haben Rauchwerck und Balge / als der ſchoͤnſte Zobel / ſie fliegen von einen Baum zum andern / ihre Fluͤgeln ſind denen Fleder⸗Maus⸗ Fluͤgeln gleich / und beſtehen dieſelben aus einer duͤn⸗ nen ſubtilen Haut / welche ſich von denen fordern bis an die hintern Fuͤſſe erſtrecket / und ſich weit und breit wie ein Netz ausdehnen laͤſſet. Vogels Oſt⸗Ind. Reißb. part. 2. p. 364. XIII. Die Beicht⸗ſitzende Weiber. Kus Eiferſucht geſchiehet es / daß die Chriſten in ö Syrien Raritäten Cabinet. 15 Syrien dieſe Gewohnheit eingefüßret / vermöge wel⸗ cher die Weiber einander zur Beicht ſitzen. Aco- ta ſchreibt Lib. S. Hiſt. Ind. cap. 25. Daß dieſe Art da Maͤnner den Maͤnnern / und Weiber den Weibern beichten / ſchon von langen Zeiten in Peru üblich geweſen / und daß der Koͤnig niemand daſelbſt als der Sonnen beichte. Schatzk. rar. Hiſt. part. I. Pag. 30. XIV. | Die Paßions⸗Blume. GER America hat man Blumen / fo Granadille genannt werden / an dieſen iſt wunderbar / daß felbe eigentlich alle Inſtrumenten der Pasſion oder des Leidens Chruti an ſich haben und vorſtellen. Hap. Cofmogr. part. I. Lib. 4. cap. 69, pag. 272. V 8 XV. Der heilige Fluß. Der Fluß Ganges wird nicht allein von den Ben⸗ galen, ſondern auch von gantz Indien für heis lig gehalten / und glauben ſie gar gewiß / daß wer ſich in denſelben waͤſchet / werde von ſeiner Suͤnde / ſie ſeyn ſo groß und grob / als ſie immer wollen / vollkom⸗ men geremiget / und als ein neu⸗gebohrnes Kind ab⸗ gewaſchen / wer ſich aber nicht in denſelben waͤſchet / meynen ſie / koͤnne nicht in die andere Welt kom⸗ men. Und darum geſchehen von vielen Orten ſo groſſe und weitlaͤufftige Wallfahrten nach dieſen Juuß / allein um ſich zu waſchen / und Vergebung der Sünden zuerlangen. Vogels Oſt⸗Indiſ. Reif. pag. 696. f N XVI. 2 as?! 8 16 Baritaͤten⸗Cabinet. 7 N Betrug / fo die Raͤuber in der Provintz Helle an den Reiſenden veruͤben. e wiſſen die Reiſenden folgender Geſtalt zu e äbetriegen / fie ſchicken auf die Straſſe eine ſchoͤne Weibs⸗Perſon / welche mit ihren zerſtreuten Haaren gantz abgeweinet ſcheinet / ſeufftzet / und ſich uͤber zugeſtoſſenes Unglück ſehr beklaget; Gleich wie nun dieſelbe an der Seite des Reiſenden einher ge⸗ bet / alſo geraͤht er leichtlich mit ihr in ein Geſpraͤch / | und verſpricht ihr / als einer ſchoͤnen Perſon / feine Huͤfffe / die fie auch gantz gehorſamſt den Schein nach annimmt; Allein er hat ihr nicht ſo bald das Aufſi⸗ tzen hinten auf ſeinen Pferde vergoͤnnet / als ſie ihm einen Strick um den Hals wirfft / und ihn damit wuͤrget / oder zum wenigſten verwirrt macht / bis die verſteckte Raͤuber hervor lauffen / ihr zu helffen / und dasjenige / warum ſies angefangen / zu vollbringen. Thevenots Oſt⸗Indiſ. Reiſ. c. 22. p. 1. | - VII. R ann Die Richter von Ungefehr. Ohannes Leo in ſeinem Buch von Africa ſchreibt / daß die Einwohner des Berges Seme- dx in dem Königreich Marocco keine andere Richter zu Eroͤrterung ihrer Streitigkeiten haͤtten / als diejenigen / welche von ungefehr vorbey giengen. 1 0 enn 85 J Wounderliche Mode / ſo in cochinchina init den Medieisgehalten wird. N In 5 * 5 => 8 EP 000 Baritätendabint.» — — 17 EN Cochinchina werden die Medici nicht bes zahlt / wenn der Patient nicht wieder gefund wird. Und dannenhero muß ein junger Menſch an dieſen Orten / weil er noch lang zu leben hat / viel mehr geben / denn ein Alter. Wie denn deswegen auch ein ordentlicher Tax / was ein jeder / er ſey jung dder alt / zu geben ſchuldig / daſelbſt geſetzet iſt. Schatzk. kar. Hiſt. Part. I. P. 8 0 Mn ar Wunder⸗Kraut / ſo einen Krancken das Leben oder den Todt anzeiget. * dem Reiche Peru gibt es eine Pflantze oder Kraut / wann einem Krancken ein Zweiglein davon in die Haͤnde gegeben wird / und er ſich hier⸗ über munter und frölich bezeigt / fo bedeutet es ihn die Wiedererlangung feiner Geſundheit / wenn er aber daruͤber in Angſt und Bangigkeit faͤllt / ſover⸗ | küͤndiget es ihm den gewiſſen Todt. Dieſes iſt eines⸗ mahls an einem krancken Bedienten des Spa⸗ niſchen Grafen de Nieva, fo ſich damahlen in Peru aufgehalten / probiret und wahr befunden worden / wie P. Joh. Euſ. Nieremb. lib. 14. c. 39. Hiſt. Nat. bezeuget. | “ . | X. „ Beſchreibung der Adams Vie, oder des * Adams Berges. „ F FTeſer Berg / wo Adam und feine Soͤhne in Stein ausgehauen / oder wie die Einwohner dafuͤr halten / unter dieſen Steinen begraben liegen ſoll / liegt in der Inſul ak und hat ei⸗ . B TR Pd — f NR, * 18 Karitaͤten⸗Cabinet. ne ſolche Höhe / daß man zwey Stunden zu gehen hat / ehe man hinauf kommt / oben ſind auf beyden Seiten Ketten angemacht / daß man ſich im Hinauf⸗ gehen daran halten kan. Die Laͤnge des Adams bes treffend / fol ſolche g. Ellen / deſſen Finger dreyvier⸗ tel Ellen / die Naͤgel ein viertel Ellen / und die Fuͤſſe anderthalb Ellen lang ſeyn. Gedachter Adam fol mit feinen neun Söhnen zu oberſt auf dem Berg in einer Hoͤle begraben liegen / in welcher taͤglich uͤber hundert Lampen brennen / fo find auch viele wunder⸗ liche Characteres und Figuren / nebenſt einer auf den Grabe⸗Stein ausgehauenen Schrifft / welche aber noch zur Zeit niemand leſen Eönnen / deſelbſt zu ſehen. D. Partheys 9. jährige Oſt⸗Indiſ. Reiſ. cap. V. p. 29. Die Einwohner dieſer Inſul ſind der feſten Meynung / daß Adam daſelbſt erſchaffen / und dieſe Inſul Ceylon ein Theil des Paradieſes geweſen ſey. Mandelslo Morgenländ. Reiſ. lb. 2. cap 12. pag. 103. * XXI. Etliche Handwercker werden von theils Voͤlckern unehrlich gehalten. Br den Abysſinern ſind die Eiſen⸗Schmie⸗ de ſo infam, daß ſie von den Semeinentimgang anderer Leute gantz ausgeſchloſſen leben muͤſſen / ſo / daß niemand faſt mit ihnen umgehen mag. Es iſt ihnen nicht einmahl erlaubt in die Kirche unter andere ehrbahre Leute zu gehen. Die Metz⸗ ger aber find bey der Canarien⸗Inſuln fo ver⸗ haßt / daß man die Leib⸗eigene Leute / ai as Raritäten Cabinet. 19 das keben verwirckt haben / zu dieſem Handwerck jivinget, Schatzk. aus dem Frantzoͤſ. XXII. Die den Kindern gehorſame Eltern. Mean einer von den Eltern oder Einwohnern der Inſul Zeilon etwas verkaufen will / fü fra⸗ get er zufoderſt fein juͤngſtes Kind / (fo fern es reden kan) wenn ſolches Kind den Kauff gut heiſſet / und ſeinen Conſens dazu gibt / ſo macht der Vater den Verkauff. So aber deſſen Einwilligung nicht zu | erhalten / ſo darff der Vater keinesweges den Kauff ſchlieſſen / und ſolte er auch doppelt Geld davor haben | koͤnnen. Albr. Herport Oſt⸗ Ind. Reiſe pag. 79. | it. Schweitzers ö. jähr. Oſt⸗Ind. Reiſe p. 48, XXIII. 1 Gluͤckſelige Leute / ſo kein Geld kennen. SE Ie der Inſul Madagaſcar, finden ſich zwar viele Silber / und Gold⸗Minen / mit ſolchen aber wuſten die Einwohner zu Mandelslo Zeiten noch nicht umzugehen / ja ſie waren fo gluͤckſelig / daß ſie kein Gold kenneten / vielweniger æſtimirten / was man derowegen an ſolchen Orte kauffen wolte mu⸗ ſte man mit Glas / Stein / Corallen Meßinge Arm⸗ Ringe und Spangen an fich taufchen / vor einen Schnur Corallen / oder zwoͤlff Meßinge Arm⸗Nin⸗ ge gaben ſie den ſchoͤnſten Ochſen / oder zehen Schaa⸗ eder zo. Capaunen/ vor eine alte Trompete gaben | fie 4. Ochſen / das 7 ihr eintziges Leben und 2 Neich⸗ 10 Baritaͤteén Cabinet: Reichthum / womit ſie den Tartarn gleich im Lande herum ziehen / und friſche Weyde ſuchen / Man⸗ delslo Schreiben an Olar. n | XXIV. | Die lieblich ⸗ſingende Fiſche. Pune Martyr, lib. 16. Hiſt. Nat. c. 57. ſchrei⸗ 1 bet / welcher Geſtalt Gil- Gonzalo und deſſen Gefährten dem Petro Ario angezeiget / daß ſie ohn⸗ gefehr hundert Meilen von Panama einer Stadt / das Meer gantz ſchwartz⸗faͤrbig angetroffen / und darinnen Fiſche geſehen / welche fo groß / wie Del- phinen, und fo anmuhtig / wie die Menſchen geſun⸗ gen. Happ. Coſmogr. Pars 1. lib. 3. c. i. pag. 146. | XXV. 1 Der empfindliche Baum. | | | TEN der Kuͤſte Malabar, wird ein Baum ge⸗ a, funden / der Empfindliche genannt / deſſen Fruͤchte / wenn ſie nur mit den Finger anger uͤhret werden / ſolches nicht leiden koͤnnen / ſondern anfan⸗ gen zu huͤpffen und zu ſpringen / Walther Schultz. Oſt⸗Ind. Reiſ. ib. 2. cap. II. p. 171. | Au XXVI. \ Die auf den Bäumen wachfende 5 Auſtern 5 ade ſehr wohl⸗ ſchmeckenden Fiſchen / ſo V in der Inſul Madagaſcar gefunden wer⸗ den / hat man auch allda eine gute Auſtern / welche daſelbſt auf den Baͤumen wachſen. Dieſes ge⸗ het folgendermaſſen zu; Es ſtehen dieſe Baus | | me | 9 0 Baritaͤten⸗Cabinet. 21 me am Ufer des Sees / wenn nun ſolche zur Zeit der hohen Fluth uͤberſchwemmet werden / ſo ſetzen ſich an dieſelben ſehr vieljunge Auſtern welche in der Rinde des Baums ſo hart und feſte hernach wachſen / daß man ſie mit gantzer Gewalt abſchlagen muß. Mandelslo. XXVII. Der gruͤn⸗bewachſene See. a gedenkig Meilen von dem feſten Lande bey denen Inſuln des grünen Vor ⸗Gebuͤrges Capo verde in Africa, entdecket man ein Stuck vom Oceano, oder dem allgemeinen groſſen Welt⸗Meer / von dem zwantzigſten bis auff den vier und dreißigſten Grad / welches über und fe ber mit einer beſonder Art Geſtraͤuche dergeſtalt dick uͤberzogen / daß man kein Waſſer ſehen kan / und man anders nicht meynen ſolte / man fahre auff einer grünen Auen / dahero dieſer Tra&tus gemeiniglich / die Graß⸗See genennet wird / wo⸗ her dieſes Gewaͤchs ſeinen Urſprung habe / in Bes trachtung / ſolches von erſtgedachten Inſuln / und dem feſten Lande weit entfernet / mag niemand wiſſen. Etliche zwar wollen behaupten / ob komme es von dem Grunde des Meers / aber man kan die⸗ fer Orten / auff etliche hundert Klaffter tieff kei⸗ nen Grund finden. Dieſes Gewaͤchſe vergleichet einiger maſſen fich mit dem Peterſill / iſt aber etwas gelblicher / und traͤget Beeren den Creutzbeeren nicht ungleich / nur daß ſie inwendig hohl ſind / von fer⸗ nen ſiehet man dieſen Ort wie eine niedrige Inſul an. Americæ XVIII. Theil. | B 3 Die Karitaͤten / Cabinet. . NN VI Hr ae | Die ſchwimmende Doͤrffer. | SIIe Fünftlichen Sinefer$ bauen gantze ſchwim⸗ mende Doͤrffer / womit fie hin und wieder auff den Waſſern / doch nur auff Stroͤhmen fahren. Zum Fundament ſolcher Doͤrffer nehmen fie überaus ſtarckes Rohr / Bambus ge⸗ nandt / welches von Natur den Sincken wider⸗ ſtehet / ſolches belegen fie mit ſchweren Balcken / und werden dieſelbe fo wol als das Rohr / mit ſtarcken Qverhoͤltzer und Stricken aneinander befeſtiget; Alsdenn bauet man auff dieſes Fun⸗ dament ſo viel Wohnungen als der Platz leyden wil / von Brettern und leichter Materie / dieſel⸗ ben werden oben mit einen Dach von Matten be⸗ leget. In dieſen Schiffen koͤnnen ſich die Sine⸗ fer alsdenn mit Weib und Kindern aushelfen / und ernehren / eben als wohnten ſie auf den feſten Lande. Es ſind etliche von dieſen ſchiffenden Doͤrffern ſo groß / daß ſich uͤber zweyhundert Jamilien / oder Hauß⸗Geſinde darin befinden. Solche ſchiffende Bauren treiben fuͤrnehmlich Kauff⸗Handel / mit allerhand Sineſiſchen Wah⸗ ren / und fahren demnach mit ihren Doͤrffern / auff den Stroͤhmen und Fuͤſſen / von einem Ort zum andern. Selbige aber fort zubringen / ge⸗ brauchet man keine Seegel von Matten / dergleis chen ſonſt mehrentheils auff allen Sineſi⸗ ſchen Schiffen ſeyn / ſondern laͤſſet fie entweder mit den Strohm hinab treiben / oder ſcheubet ſie mit Baͤumen und ziehet ſis mit Stricken / gegen | den 3 ä Raritaͤten⸗Cabinet. 23 den Strohm hinauff. Wenn fie an einen Ort gelangen / wo ſie was zu verkauffen gedencken / fo ſtecken ſie ſtarcke Baͤume in den Grund / und han⸗ gen ihr Dorff daran / als an einem Ancker feſte, Neuhofs / Sineſiſche Reiſ. pag. 140. XXIX. Die Aberglaͤubigen Einwohner der Inſul Ceylon. | RER Voͤlcker find ſehr abergläubig mit An⸗ merckung allerhand geringer Dinge und Zu⸗ falle / die ſie aus Zeichen des ihnen bevorſtehenden Gluͤcks/und Ungluͤcks⸗FJaͤlen / das Nieſen / meynen ſie / bedeute etwas boͤſes / ſo gar / wenn es einen be⸗ gegnet / daß er nieſet / indem er etwas vornehmen wil / er ſolches anſtehen laͤſſet / und haͤlt davor / es wuͤrde ihm uͤbel gelingen / wenn er fortführe. So darff auch niemand in Gegenwart des Könige / nieſen / huſten / oder ausſpehen / weil ſolche Dinge was ir bels bedeuten ſollen. Es iſt in dieſen Lande kin Thier. lein / fo einer Heydexe ſehr gleich kommt / welches man gleichſam vor einen Wahrſager haͤlt. Denn in was vor ein Werck oder Geſchaͤfft fie auch ber griffen find / fo ſie ſelbiges ſchreyen hören / hal⸗ ten ſie eine zeitlang damit ein / und es deute ihn ſelbiges an / daß uͤm ſolche Zeit ein boͤſer Pla⸗ net regiere. Imgleichen geben ſie genaue Ach⸗ tung / wenn ſie des Morgens ausgehen / wer ih⸗ nen am erſten vor Geſicht kommet / und wenn ſie da einen weiſſen Mann / oder dicke Frau erbli⸗ chen / halten fie es vor ein glückliches Zeichen / hin⸗ D 4 gegen gegen aber ſehr un na gluͤcklich / wenn ihnen alte / o⸗ der heßliche Leute begegnen. Rob. Knox Hiſt. Erz. der Inſul Zeilon, lb.. c. EH | e RR Die koſtbahre Schatz Kammer Es groſſen Mogols reichſtes Schatz⸗Hauß hat einen Thurm mit güldenen Blech bele⸗ get / in denſelben ſollen acht Gewoͤlber ſeyn / zwey von ſelben ſind mit den ſchoͤnſten Gold / vier mit Silber / und die übrigen mit Diamanten / Ru⸗ binen / Saphiren / Smaragden und Perlen von ungemeiner Groͤſſe angefuͤlet. P. du Vall. p. I. Geograph. p. 387. 3 ' 4 XXXI. Der Waſſer⸗ſchwitzende Baum. I der den Canarien-Inſuln ſoll auch eine ſeyn / welche von den Spaniern Ferrea, ſonſt aber auch wol Teneriffe genennet wird / in berſelben Inſul ſollen weder Brunnen⸗ noch Waſ⸗ 8 ſer⸗Fluͤſſe leyn / ein Baum aber daſelbſt / ziemli⸗ cher Gröffe/ ſoll Blatter haben / als ein Nuß⸗ Baum / doch etwas groͤſſer / und mit einer Mauer umgeben ſeyn / aus deſſen Blaͤtter / ſchwitze und krieffe eine ſolche Menge Waſſers / daß man durch gemachte Graben hiemit die gantze Inſul aſſer komme. Hier. Benzo, de Inful Ca- | Nat. c. 2. cum not. It. Petr. Martyr. Hiſt. Ocean. Decad. I. P. I. circa finem. Scherdigers Beſchr. der Canariſchen Inſuln c. 2. pag. 524. | XXXII. N Die laͤcherliche Floh- Schlacht. In — KRaritaͤten⸗Cabinet. — nn. * mee durch ſolchen Fu American Axpoller Floͤhe / als nun ei Wald von den Floͤhen angefallen zwar tapffer / und ea b Allein daruͤber mahl Tauſend; 25 ſchen ſind etliche Inſuln nſten eine Spaniſche Ar⸗ marchirfe / fo ward fie gantz rege gemacht / alſo / daß die ı | | gezwungen worden reißaus zu nehmen. Franciſei Luſt und Staats⸗Garten p. 929. Dier Eiſen Dr Inſul Tercera welche man auch Inſul nennet / iſt und deswegen uͤber di de aber ſind ſo ſtarck daß ſie das Eiſen un gantz und gar auffreſſen / und XXXIII. e verzehrende Wind. eine von den Acoriſchen / wol die Saltz⸗oder Falcken⸗ ſie wehrten ſichanfangs putirten ihrer viel Tauſend ward der Wald Spanier endlich vielen Stuͤrmen unterworffen / Unter andern bezeuget Linſchot eiſerne Gitter an Tercera geſehen / wel das Stein⸗Werck von ſen / dennoch ſey ſo duͤnne wie Stroh ge meiniglich die Giebeln nen auffrichte / die von aus den Meer gez Wind / ſolche Krafft nich zehren. Linſchot. Part. den ſolch ogen we ches zwar Ar e maſſen feucht. Die Win⸗ und durchdringend daſelbſt / die Steine an den Haͤuſern zu Staub machen. ; : Er habe das Königlichen Zoll⸗Hauſe auf mes dick / und ausgehauenen Felſen gewe⸗ Gegitter an etlichen Orten weſen / weswegen man NR der Haͤuſer von ſolchen Ste: | den Inwohnern / an dem Ufer rden / wider welche der „ 7. t haben kan / ſie zu ver⸗ 3. cap. 6. Indiæ Orient. cc. VXVXXIV. 26 Karitaͤten⸗Cabinet. XXXIV. Die Sineſiſche Gauckler oder Augen⸗ Verblender. Mllton, als ein Augen⸗Zeuge / meldet nachfol⸗ gendes von den Sineſiſchen Gaucklern / und zwar / daß es in Gegenwart ſeiner und viel tau⸗ 5 Leute / die mit zu geſehen / geſche⸗ en ſey⸗ Einer ſpricht er / von den Gaucklern nahm ein auffgewickeltes Klauen und einem Strick / da⸗ von er das eine Ende in die Hand nahm / und das Klauen mit einer ſolchen Gewalt in die Lufft hin⸗ ein warff / daß es niemand mit feinen Geſicht errei⸗ chen kunte / hieſelbſt kletterte dieſer Menſch mit ſol⸗ cher Geſchwindigkeit / an demſelben Strick in die Lufft / daß man ihn end lich nicht mehr ſehen kunte. Ich ſtund damahlen in groſſer Verwunde⸗ rung / nicht wiſſend / was daraus werden ſolte / bis ich inzwiſchen und alle Zuſchauer neben mir ſahen / daß ein Bein aus der Lufft herunter fiel / elner von dieſen Gaucklern raffte es augenblick⸗ lich auff / und warff es in den Korb / einen Augen⸗ blick hernach fiel eine Hand herunter / und gleich darauff abermahl ein Bein / kurtz zu melden / alle Glieder des Leibes kamen ſolcher Geſtalt aus der Lufft herunter gefallen / und wurden zuſammen in den Korb geworffen / das allerletzte Stück das wir herunter kommen ſahen / war der Kopff / welcher / ſo bald er nur die Erde beruͤhrte / von dem der die Glieder auffgeſammlet hatte / ne Kor Karitaͤten⸗Cabinet. 27 Korb geworffen ward / hierauff ſahen wir vor unſern Augen / wie alle Glieder wieder zuſammen krochen / und ſich vereinigten / daß alſobald ein voll⸗ kommener Menſch daraus ward / der gleich wieder ſtehen und gehen konte / wie vorher / ohn eintzigen Schaden an ihm zu mercken. Ich habe mich nie⸗ malen über etwas ſo ſehr verwundert / als da ich die⸗ es Werck ſahe / und zweiffle faſt / ob dieſes Werck oh⸗ ne eines andern Huͤlffe hat zugehen koͤnnen. Milton in ſeiner Reiß⸗Beſchr. Part. 4. c. 18. p. 198. Neuhoff / hat deren etliche geſehen / welche Maͤuſe und Natzen an kleine Kettlein feſt gemacht / oder in einem kleinen Stall verwahrt gehabt / die ſo artig nach einem Spiel wiſſen zu tantzen / daß man ſich zum hoͤchſten darob verwundern wuſte. Er hat auch allda geſehen / daß ein Gauckler einen Koͤ⸗ cher oder Scheide an ſeinen Guͤrtel feſt gemacht / und ein langes Bambus Rieht darin geſteckt / wor⸗ auff ſein Mitgeſell mit einen Fuß alſo zu ſtehen und ſich feſt zu halten gewuſt / als ob er auff ebener Erde geſtanden / da doch das Rieht oben / bey weiten kei⸗ nen halben Fuß breit geweſen. | Noch hat Neuhoff einen andern Gauckler daſelbſt geſehen / der das eine Ende eines Fadens dergeſtalt in ſeinem Augwinckel zu ſtecken wuſte / daß es ihm mit Schnauben zur Naſe heraus kam / darnach faſſete er beyde Ende und zog dieſelbe fo lang hin und her / bis ihm die Thraͤnen uͤber die Wangen lieffen. Auch kroch derſelbe in einen Korb / darin ſein Leib nur Raum hatte / bald 175 ein 28 RaritätenCabinet. | fein Mirrgefell einen bloſſen Degen fo eiffrig und greu⸗ lich hindurch / daß der fo im Korbe ſaß / ſchrye als wenn er ermordet wuͤrde / dazu floß das Blut haͤuffig aus dem Korbe / dennoch ſprang er ſo bald man den Korberöffnere/ friſch und unverletzt heraus. Es nam mich groß Wunder / daß ihm nicht einer von als. len Stichen getroffen / da doch Stich über Stich durch den Korb und wieder heraus gegangen. Neu⸗ hoff / allgemeine Beſchr. Sina, p. 163. e N 5 Der donnernde Berg. N Brafilien in der Gegend Mufurepe , liegt ein Berg / Paſira genandt. So bald ein Re⸗ gen auff denſelben faͤllt / giebt er uͤberaus harte und knallende Donner⸗Schläge von ſich. Olk. Dap- pers America, %% . ee , eee ge, e Mg e 5 Der faule Fiſch. N den Sineſiſchen Waſſern iſt ein Fiſch wel⸗ cher Krampff⸗Fiſch genennet wird / dieſer iſt o faul und traͤg / daß er memahls von der Stelle komt / ja er ſoll die Eigenſchafft an ſich haben / daß er alle andere Fiſche die ſich zu ihm nahen erſtar⸗ ret unbeweglich macht. Kircheri China IIlu- ſtrata. p. 102. Franciſci Ind. Luſt⸗G. pag. 1422. Molleri Allegor, part. I. p. 192. 9. 105. „ e Nele | Der von Wuͤrmen geplagte Vogel. SR Indien it ein Vogel Tupata, fo durch und durch mit Würmern aus⸗und angefuͤll iſt / Raritäten’ Cabinet- 29 ſſt/ ſo gar / daß auſſer Wuͤrme und Haut nichts an ihm zu ſehen iſt / gleichwol bedüͤncket er ſich geſund / iſt luſtig / guter Dinge / und vergnuͤgt / daß ſie wegen des dicken Gefieders die Haut nicht durchbohren * \ koͤnnen / huͤpffet alfo in feiner, graſichten Heymaht eine Weile herum / und kan ſeinen Jammer nicht erkennen. Nieremb. L. N. c. 14. Fr. Fernandez Hiſt avium, nov. Hiſp. tract. 2. c. 22. Paulin. Zeitkürtzende Erbaul. Luſt. pag. g.. e eee e e In China findet man eine Menge von ien, Nder Landſchafft Fokien, find die Schiffe in E ſolchen Uberfluß / daß die Einwohner ſichgegen den Sineſiſchen Kaͤyſer / als er die Japaner mit Krieg überziehen wollen / erboten / eine Schiff⸗Bruͤ | cke von ſelbiger Provins bis an die Inſul Japan, © | wo die See ihr Vorhaben nicht verhindern wuͤrde / zu machen / da doch Japan über go. Meilen von Chinaliegt. Neuhofs China p. 329. Heſſel. in Elbe⸗ Strohm / p. gr. N e Nlarcus polus erwehnet / daß er inden Hafen der Stadt Simgui sooo, groſſe Schiffe gezehlet / —A /////̃⁵² V .A. N XXXIX. ee Der Chinefche funcklende Fluß. Der Fluß Chu, in der Sineſiſchen Lands A ſchafft Suchuen, iſt in der Nacht wunder⸗ n 5 e bar \ 30 Karitaͤten⸗Cabinet. bar anzusehen / denn auf feinen Grunde erfcheinen viele helle Lichter. Die Einwohner gläuben , daß es lauter Carfunckel ſeyn / die im Finſtern fo fchön ſpielen / daher ſie dieſen Strohm auch den Peꝛlen⸗Fluß nennen. Dapp. Aſia. . Die wohl bewahrte Jungferſchafft. Ine ſeltzame Gewohnheit lieſet man in Edvard Lopez Oſt⸗Ind. Reißb. ſo bey den Einwoh⸗ nern des Koͤnigreichs Pegu gebraͤuchlich / dadurch fie. ihre Töchter von unbefugten Beyſchlaffs ber wahren / daß ſie dieſelben / wenn fie heyrahten / ihrem Braͤutigam als Jungfer zufuͤhren koͤnnen. Die Eltern nehen ihnen / ſo bald ſie gebohren werden / ih⸗ re Schaame zu / und laſſen ihnen nur ein kleines Loͤchlein offen / dadurch ſie ihr Jungferliches Waſ⸗ ſer abſchlagen moͤgen / wenn ſie denn erwachſen und vereheliget werden / ſo mag ſie der Braͤutigam wie⸗ derum aufſchneiden / fo groß und fo klein / als er ver⸗ meynet / daß fie ihm eben recht fen. Die Wunde wiſſen ſie hernach mit einer beſondern Salbe bald wiederum zu heilen. | Man ſolte verweynen / daß die allzu groſſe und zaͤrtliche Eiferſucht des Peguaniſchen Manns⸗ Volcks zu der gleichen wunderlichen Vorneh⸗ men Anlaß gebe / wenn nicht dieſem entgegen ſtuͤn⸗ de / daß die Vornehmſten darinnen / ſo etwan eines Standes oder von Adel gebohren ſind / die Fremden und Karitaͤten Cabinet. * und Ausländer, fo ſich bey ihnen aufhalten / erſuchen / daß er die erſte Nacht bey ihrer Braut ſchlaffen / und ihr die Jungferſchafft benehmen / wie ſie ihn dann vor feine Willfahrung ſtattlich beſchencken / und es ſich vor eine groſſe Ehre halten / wann ſte ein anderer fo groſſer Mühe und ſaurer Arbeit uͤberhe⸗ bet. Ja wenn einer ins Land kommt Handelſchafft darinnen zu treiben / er ſey von welcher Nation er wolle / ſo biehten ihm die Peguaner viel junge Toͤch⸗ ter an / alsdenn machet er mit deren ihren Eltern oder Freunden / welche ihm anſtehen / einen Contract, daß er ſie bey ſich habe / ſo lange er im Lande blei⸗ bet / wenn ſolches geſchehen / behaͤlt er fie in feinem auſe / und ſie iſt bey ihm Tag und Nacht / wartet ihm auf / und laͤſſet ſich als feine Frau von ihm ger brauchen. Allein er muß ſich huͤten vor allen an⸗ dern Frauen / daß er ſich nicht daran vergreiffe; denn ſolches wuͤrde ihm in Leib⸗und Lebens⸗Gefahr brin⸗ gen; Wenn er ſich nun wieder aus dem Lande be⸗ geben will / bezahlt er den Freunden und Eltern den bedungenen Lohn / ziehet in Friede davon / und die Tochter kehret mit aller Tugend wieder in ihres Vaters Haus / und wird fo ehr⸗ und redlich gehal⸗ ten / wie zuvor. So es ſich hernach begiebet / daß hernach eine ſolche Tochter an einen Mann ver⸗ heyrahtet wird / und ſolte ſie gleich den Vor⸗ nehmſten in Pegu bekommen / und es trüge ſich zu / daß vorgemeldter Fremdling wiederum in Pegu Fame / um ſich von neuen daſelbſt aufzuhal⸗ ten / und eine Zeitlang zu handthieren / ſo gehet er hin und begehret / daß man ihm ſeine + Frau 32 Karitaͤten⸗Cabinet. Frau wolle wieder zuftellen / dieſelbe wird ihm als⸗ denn gleich abgefolget / ohne eintzige Einrede ihres Mannes / auch iſt es ihr keine Schande: Sie blei⸗ bet ſo lange bey ſelbigen Fremden / als er ſich im Lande aufhält / wenn er alsdenn ſich wieder hinweg begibt / fo kehret ſie zu ihrem rechten Manne zuruͤcke: welcher Gebrauch bey ihnen zu einen un verbruͤch⸗ lichen Geſetze werden / ex Lopez Talander in His ſtoriſchen Welt⸗Sp. p. 156. 4 8 0 Die ſeltzamen groſſen Bäume. Su der Provintz Suchuen, in der kleinen Stadt Kien / ſtehet bey einen Goͤtzen „Tempel ein Baum Cienien, das iſt / der Baum von tau⸗ ſend Jahren genannt / welcher ſo groß iſt / daß un⸗ ter einen einigen Zweige deſſelben 200. Schaafe / auch rund herum lauffen / und doch von niemand / wie nahe er auch bey ſothanen Zweige ſich befin⸗ det / koͤnnen geſehen werden. Neuhoffs China, pag. 355. i In Weſt Indien find folche ungeheure groſ⸗ ſe Baͤume / daß die Einwohner in ihren ausgeho⸗ leten Staͤmmen ſchoͤne Wohnungen mit verſchie⸗ denen Kammern zuzurichten pflegen / darinn ſie groſſe Panqveten halten / und ſind derſelben etliche gefunden worden / welche 80. Schuh / einige aber / welche gar 120. Schuh in die Runde gehalten, Nieremb. In den Americaniſchen Gepuͤſchen findet man Raritäten Cabinet 33 man Baͤume / die fo dicke find , daß die Einwohner aus einem eintzigen Stamm (zumahlen ſie von kei nen Brettern wiſſen) ein Schiff zu hauen wiſſen / in welchen mehr als 150. Mann Platz haben. Auf den gewaltigen Aeſten dieſer Baͤume / pflegen offt andere ziemliche groſſe Frucht⸗ tragende Baͤume zu wachſen / und zwar von den Körner dieſer oder jener Frucht / ſo von den Voͤgeln darauf getragen werden. Happel. Rel. Cur. Tom, I, P. 164. XLII. Brunn / ſo ſich in Stein verwandelt. Su Suancavelica, einem Dorff in Peru, iſt ein D Brunn / daraus heiß Waſſer fleußt / welches ſich / wenn es heraus koͤmmt / in Stein veraͤndert / wenn jemand dieſes Waſſers trincket / es ſey ein Menſch oder Vieh / mußer ſterben / denn es wird im Bauch zum Stein. Linſchot Part. 3. C. G. E. Fran- ciſci Indian. Luſt⸗Garten. p- 1262. XL. Die fliegende Fiſche. SET Oſt⸗Indien auf die Hoͤhe von den Cang⸗ riſchen Inſuln / werden viele fliegende Fi⸗ ſche geſehen / ſo in der Groͤſſe eines Herings / doch et⸗ was groͤſſer und runder find, dieſe haben Fluͤgel / wie die Fleder⸗Maͤuſe / damit ſie in die hundert bis zwey⸗ hundert Schritte fortfliegen koͤnnen / nemlich / ſo lan⸗ ge / bis ihnen die Fluͤgel trocken werden / alsdenn fal⸗ len ſie ins Meer / auch 187 in die Schiffe. = in 34 Raritaͤten⸗Cabinet ſind aber dieſe fliegende Fiſche vielen Gefaͤhrlichkei⸗ ten unterworffen / denn wenn ſie in die Lufft fliegen / werden ſie den Habichten / Meven und andern Raub⸗Voͤgeln zur Beute / bleiben ſie im Meer / fo | werden ſie von groſſen Fiſchen / ſo ihnen unauffhoͤrlich nachfolgen / gefreſſen und verſchlungen / fallen ſie in ein Schiff / fo dienen fie den Menſchen zur Speiſe. Mandelslo Reiſe⸗ Beſ. p. 173.379. Neuhoffs China p. 227. Juͤrgen Anderſen, Orientaliſche Reiſen / p. 181. Vogels Oſt⸗Indiſ. Reiſe⸗Beſch. part. I. pag. 32. Franciſci Oſt- Ind. Luſt⸗Garten p. 31. Joh. von der Bahr Tag⸗Buch. Bl. 144. cap. J. pagina 24. Partheus neunjaͤhrige Oſt⸗Indiſ. Kr. Dienſte Ernft, zufallige Gedancken. Hiſt. 3. Pag · 8. | a BP XLIV. Leute / ſo des Nachts wol / aber nicht bey Tage ſehen koͤnnen. SEN Malacca giebt es eine Art Leute / welche die Hollaͤnder Filii de Kackerlac nennen / Ka- ckerlac iſt eine Art Kaͤfer / ſo in dieſen Landen bey Nacht herum ſchwermet / des Tages aber ruhig iſt und ſchlaͤffet / dieſe Fönnen des Tages mit offenen Augen wenig oder nichts ſehen / des Nachts aber koͤnnen ſie auch in den finſterſten Orten Geld zaͤhlen / und ihre Handthierungen treiben / welches fie des Tages nicht vermoͤgen. Derowegen liegen ſie des Tages und fchlaffen: fo bald aber die Sonne unter den Horizont gangen / daß es zur e a ommt Karitaͤten⸗Cabinet. 35 komt / beginnen ſie wieder zu ſehen / Anderſen, Ori- ental. Reiſen / Iib. 2. c. 16. pag. 80. XLV. Die ſchoͤnen Chizeffchen Weintrauben. Er China abfonderlich in der Provintz Xanfi, wachſen ſolche Weintrauben / die in gantz Oſt⸗Indien vor die beſten gehalten werden. Die Sineſer preſſen zwar keinen Wein daraus / weil ſie den Reiß⸗Tranck viel hoͤher ſchaͤtzen / aber die Patres der Geſellſchafft JEſu / bedienen ſich die⸗ ſes Reben⸗Saffts auff ihren Altaͤren / und verſe⸗ hen auch and ere Sine ſiſche Provintzen von dans nen damit / ſonſten findet man auch in der Provintz Peking gute Trauben / welche gleichwohl denen in Xanfı weichen muͤſſen / weilen beſagter maſſen die Si⸗ neſer keinen Wein achten / fo dorren ſie die Trauben zu Roſinen / und verkauffen ſelbe durchs gantze Jahr. Martinii Atlant. Sin. ö So findet man auch in Indien / ſo wol inn⸗als auſſerhalb Batavia Wein⸗Stoͤcke / fo zweymal / ja an⸗ dere / die gar dreymal des Jahrs reiffe Trauben brin⸗ gen / die einen ſehr angenehmen Geſchmack / nach Art deren / die am Rhein und in Franckreich zufinden / ha⸗ ben. Walther Schultz und Vogels Oſt⸗Indiſche Reiſen. XL VI. Thoͤrichte Mittel der Sineſen / ein langes Leben zu erlangen. DI Heyden find vor andern Menſchen ſehr C 2 ſorg⸗ | * Karitaͤten / Cabinern. ſorgfaͤltig / ihr Leben lang daurend zu machen / be⸗ muüͤhen ſich dannenhero allerhand Mittel zu erfinden / | daffelbe zu verfaͤngern. Hierzu brauchen fie theils | natuͤrliche / theils naͤrriſche Sachen. | | Unter den natürlichen kan man zehlen die Steinlein / ſo bey der Stadt Changehung in der Sineſiſchen Landſchafft Xenfi gefunden werden / Nees ſeynd dieſelben braͤunlicht / blau und mit weiſ⸗ | fen Strichen vermenget. Dieſe Steine werden von den Sineſern und ſonderlich von den groſſen Herren dieſes Landes / ſehr hoch æſtimiret / weil fie davor halten / daß der von dieſen Steinen ges brandte Kalck / kraͤfftig ſeyn fol / das Leben lange zu verlaͤngern. 17 4 Noch hoͤher halten ſie / daß aus dem Berge Fangtai gegrabene Moſcowitiſche Glaß / von dieſen brennen ſie auch ein Kalck / welcher mit Wein ein⸗ genommen ebenfals nach der Sineſer Ausſage ſeht kraͤfftig feyn fol / das Leben dauerhafft zu machen. Neuhoffs China. p. 340. Ä . Ein naͤrriſch Mittel aber / zu einem langen Ciobeniſt dieſes / daß die Sineſer durch gantz Sina Klranich⸗Voͤgel und auch bißweilen Hirſche in ih⸗ ren Haͤuſern halten / von welchen ſie dieſen Aber⸗ glauben hegen / daß / ſo ſie dieſe Thier / welche fehe 7 lange leben / fuͤr und für im Hauſe haben und anſchau⸗ en / ſie durch dero ſtetiges Anhauchen und Dthem ausblaſen / auch ein langes eben erreichen. Neuhoff, „153. | 1 s 1 5 XLVII. ia Karitaͤten⸗Cabinet. 37 XLII. Der zitternde Baum. SEN dem Käpferthum Japan, waͤchſt ein hoher Baum / von den Einwohnern Viacuſchyqva genandt / welcher Reihen Weiſe an einen Buſche 110. Blumen trägt / von allerhand Coleur gleich wie die Stachelbeer⸗Bluͤthe / eines angenehmen lieblichen Geruchs / wenn man dieſen Baum nur ein wenig von ferne anruͤhret / unangeſehen derſel⸗ be wie eine dicke Eſpe iſt / ſo beweget er ſich / zittert und bebet dermaſſen / als ob ihm der Wind ſchuͤt⸗ tele. Die Einwohner wiſſen keine andere Urſachen von dieſen Wunder zu geben / als daß es deſſen Na⸗ tur ſo mit ſich bringe. J. Meiſters Indianiſcher Kunſt⸗ und Luſt⸗Gaͤrtner. Part. I. p. 342. XL VIII. Der Wind verkauffende Sineſer. Mond und Wetter machen / iſt ſonſt ein Werck Gottes / denn von dem heiſſet es: Daß ihm Wind und Meer gehorſam iſt. Deſſen unerach⸗ tet / finden ſich in Sina Leute / welche / wie bey uns die Zigeuner auff dem Lande heruͤm ſchwermen / und vagiren / die nicht allein Wind und Wetter machen / ſondern gar ums Geld denen Seefahrenden und Kauff⸗euten verkauffen koͤnnen. Von ſolcher Gattung ſind im Jahr 1666. dem Geſandten der Niederlaͤndiſchen Oſt⸗Indiſchen Compagnie / zwey ſammt einen heydniſchen Pfaf⸗ fen ans Schiff gekommen. Einer von dieſer C 3 kuͤnſt⸗ 38 a Karitaͤten⸗Cabinet. Si | ‚Fünftlichen Geſelſchafft “ harte einen Pfriemen Dieſe ſagten dem Schiffer / als welcher ein Sineſer der Schiffer / als der ſie mit gefaltenen Haͤndenan⸗ Teuffel zu opffern. Es hat ihnen auch der Herr Aͤugeſandte von Hoorn, einiges Geld / uͤm ihrer / ſien, ſeynd dieſen Leuten von der Oſt⸗Indiſchen lich bekleidet waren / begegnet / denn esfchweiffenfols then. Dieſe haben ſich auch damahls zu den neuen durch feine Wangen geſteckt / beyde ſchuͤttelten ihre Leiber als wenn fie vom Teuffel beſeſſen wären; war / und dem Volck von des Abgeſandten Schiffe / daß ſie den folgenden Tag gut Wetter / und Wind / und eine glückliche Reiſe haben wuͤrden; weswegen ſprach / ihnen etwas Geld / woruͤm es ihnen nur zu thun iſt / geſchencket / wie auch einiges verguͤldtes und ſilbernes Papier / uͤm ſelbiges ſeinetwegen den wie der Beſchreiber dieſer Geſandſchafft meldet / nur | | 1 loß zu werden. Auff der Ruͤck⸗Reiſe von Delphing nachHok⸗- Compagnie nochmahls zween Wettermacher / eine Manns / und eine Weibs⸗Perſohn / ſo beyde zier⸗ cher Gattung viel in Sina heruͤm / die um einen klei⸗ nen Getvinn Glück und Unglück verkuͤndigen / unnd gut Wind und Wetter zu verſchaffen / ſich erbie⸗ Bataviſchen Leuten verfuͤgt / mit dem Anerbieten durch ihre Kunſt die Reiſe zu befördern helffen / auch dieſelb alſobald ins Werck zurichten / ſeynd aber auch mit einer kleinen Verehrung abgewieſen worden. 1 Die rechten Wind⸗Verkaͤuffer ſtzen aber gemei⸗ niglich am Ufer / und bieten denen See N \ | ihren 2 na A 4 ‘ 4 \ | \ R 1 Karitaͤten⸗Cabinet. 39 ihren Dienſt ums Geld an / allda finden ſich insge⸗ mein ihrer zween zuſammen; Einer ſitzt mit einen Buch zwiſchen zween zuſammen gebundenen Rieht / oder Schilff⸗Buͤſchen / trägt auff den Haupt eine platte oder flache Haube / und uͤber den Leib einen wei⸗ ten Rock mit tauſendfachen Falten. In der lincken Hand hat er ein Buch / und murmelt einige Worte daraus her. Sein Mitt⸗ Geſell ſitzet zwiſchen zween Fiſch⸗Koͤrben / hat gleichfalls eine platte Haube auff den Haupt / der oberſte Theil aber des Leibes / iſt mehrentheils nackt und bloß. Mit der rechten Hand haͤlt er das vorderſte Ende von einen Sack / der ſich ihm uͤm der rechten Achſel laͤngſt der Schulter her⸗ üm lencket / und voll Windes iſt / woraus er fo viel Wind fahren laͤſt / als ihm einer Geld gege⸗ ben hat; in der lincken Hand fuͤhret er einen groſſen Hammer von Holtz / womit er etliche mahl auff die Erde ſchlaͤgt / damit der Geiſt des Windes welcher ihrer Meynung nach / auff einen groſſen Vogel / in Geſtalt eines Mannes mit einen breiten Huth / und weiten Rock in der Lufft ſchwebt / hernieder kommen moͤge. Dapper, in Beſchreib. des Kaͤy⸗ ſerthums Sina, bl. 72. und in der dritten Geſand⸗ ſchafft nach China, pag. 296. XLIX. Die lebendig werdende Baum⸗Blaͤtter. * der Inſul Cimbubon, waͤchſet ein Baum / deſſen Blaͤtter / wenn ſie auff der Er⸗ de fallen / ſich von einen Ort zum andern begeben / C4 auff 40 Karitaͤten Cabinet. auf allen Seiten haben fie gleichſam zwey kleine Fuͤßlein / wenn man auf ſie tritt / geben ſze kein Blut von ſich / ruͤhret man ſie aber an / ſo weichen und fliehen ſie davon ein ſolches Blaͤttlein hat g. Tage im einem Schuͤßlein verwahret / gelebet / und ſich / ſo offt mans beruͤhret / gereget. Scaliger. Exert. a ur de Die geſchwaͤntzte Menſchen. N der Inſul Sumatra / werden auf einem M Berge eine gewiſſe Art Menſchen gefunden / die an den Hintern Schwaͤntze / wie die Schweine / haben / es werden aber ſolche Menſchen gar wenig gefangen, weilſie im Lauffen fo geſchwind und fehnell | 4 ſeyn / wie die Hirſche. Ku | Vor einer nunmehro geraumen Zeit / wie die Hollaͤnder dieſe Inſul noch inne gehabt / iſt ein Mann und Frau von dergleichen Art an einen Baume ſchlaffend gefunden. Dieſe find gefan⸗ gen / und in die Stadt Toyawan gebracht wor⸗ den / allda man ihnen die Schwaͤntze abgeſchnitten / und vermeynet / fie als andere Menſchen aufzuzie⸗ hen / ſie ſind aber beyde kurtz nach einander / weil ſie nicht das geringſte von der Hollaͤnder Speiſe zu ſich nehmen wollen / man moͤchte ihnen auch rei⸗ chen / was man wolte / mehrentheils vor Hunger ges ſtorben. Vogels Oſt⸗Indiſ. Reiſe⸗Beſ. pag. 732. N Edit. nov, ne NZ Et 0 7 f Karitaͤten⸗Cabinet. 41 LI. Das von Gold / Silber / Perlen und Dig⸗ manten funcklende Schloß. Je Hiſpanien ſoll ein Heidniſcher Koͤnig ein ſolches vortrefliches Haus haben / deſſen Balcken nicht allein von den rarſten Holgmitgüldenen Blech überzogen / ſondern noch uͤber dem / mit den aller⸗ koͤſtlichſten Diamanten reichlich verſetzet ſeyn / die Treppen / wie auch die Diehlen / ſollen von den feine⸗ ſten Silber gegoſſene Platen / die Waͤnde aber / tuben und Thuͤren / alle mit guͤldenen Blech bey decket / die Hänge an den Thüren / die Riegel und was ſonſten in andern Haͤuſern von Eiſen / allhier von puren Golde ſeyn / dieſes aber iſt das allerverz wunderlichſte / daß die Stuben / Zimmer oder Saͤh⸗ le allerhand Baͤume / Fruͤchte / Kräuter und Thiere vorſtellen / die nicht gemahlet noch gelacket / ſondern mit funckelnden Saphieren / blitzenden Rubinen / ſchimmernden Smaragden / glaͤntzenden Perlen al⸗ ſo herſetzet ſind. Dieſes Gebaͤu ſoll demjenigen / der es beſchauet / ſo die Augen verblenden / daß er es vor groſſen Funckeln nicht recht beſehen kan. peter Steffens Reiſe in die neue Welt / p. 165. c. XXI. III.. Der curioͤſe Porcellaine Thurn. W burme ſind Zierrahten der Staͤdte / und ihre Himmel⸗anſteigende Hoͤhen Zeugen / der eh⸗ mahligen Sprach⸗Veraͤnderung / wenn an ſolchen Kunſt und Wiſſenſchafft 15 Meiſterſtuͤck a | 5 ind „ Karitaͤten⸗Cabinet. | find fie Beſehens wuͤrdig. Straßburg darff ſich | ſeines Munſters / als an welchen 172. Jahr gebauet. ien / des Stephans / und Landshut des Dohm⸗ Thhurms nicht ſchaͤmen / als welche drey unter vielen Tauſenden in Europa / (denn dererſte der Curioͤſeſte / der ander der Staͤrckeſte / und der dritte der Hoͤchſte / indenſelben) die fuͤrnehmſten find. 5 | e aber weltgeprieſenes Europa / darffſt dich nicht einbilden daß du allein mit dieſelben ſtutzeſt. A- metica, Aſia, und andere heydniſche Herter pran⸗ gen mit deren etliche / vor welchen ſchier der Glantz | der Europaiſchen weichen muß. Doch muß man dieſe den Lob laſſen / daß jene an Daurſamkeit ihnen nicht das Waſſer reichen koͤnnen / weil dieſe Natio⸗ nen / vor ab die Sineſer / nicht groß von einen Grund in der Erde zu legen wiſſen / ſondern ſie ſetzen aufffefts geſtampffter ebener Erden etliche groſſe Steine / und richten hernach das gantze Gebaͤude auff ſol⸗ chen auff / oder fo ſie ja graben / gefehicht es nicht ein oder zwey Fuß tieff in der Erden / ob gleich groſ⸗ ſe Schoͤſſer und Thuͤrme darauff ſtehen ſollen. Und 3 daher koͤmt es / daß ſolche Gebäude gar nicht dauer⸗ ſam ſeyn / aber an Zierde übertreffen fie die Unſri⸗ gen weit / wie ſolches J. Neuhoff in ſeiner Chineſi⸗ ſchen Reiſe bezeuget. | 4 Nachdem wir / ſpricht er / gebuͤhrender maſ⸗ ſen von unterſchiedlichen Tartariſchen Frauen Abſchied genommen hatten / ſtieß bald darauff der andere Geſandte Herr Goyer zu uns / und 1 verfuͤgten wir uns insgeſamt zur Stadt 1 1 | | | aus / u Raritäten Cabinet. 43 aus / nach einer weitberuͤhmten Pagode, von denen Sineſern Poalinki genandt. Es wird aber hier mit den Nahmen Poalinki nicht nur eine bloſſe Pagode gemeynet / ſondern ein gantzer Ort welcher auſſer dem Stadt Thor zu Nanking an der Sei⸗ ten des Gebirgs lieget / und mancherley Gebaͤude / Pagoden, einen Porcellainen Thurm / und der⸗ gleichen ſo alleſamt mit unterſchiedlichen Mauren umbringet / in ſeinen Umkreiß begreifft. Zu dieſen Platz ſteiget man / vermittelſt einer breiten ſteinernen Treppen / von zwoͤlff Tritt hinauff; und find alle Ge⸗ baͤude / ſo man daſelbſt ſiehet / dermaſſen wunder⸗ ſchoͤn / kuͤnſtlich nach alter Sineſiſcher Manier ge bauet / daß keine andere meines erachtens in Sina damit koͤnnen verglichen werden. Die heydniſchen Prieſter empfiengen die Geſandten mit groſſer Ehrerbietigkeit und Diſcretion, alſo / daß fie uns alle ihre Goͤtzen⸗ Tempel eroͤffneten. In dem allergroͤſten und fürtreffiichften ſtunden tauſend Bilder von Gyps gemacht / und mit unterſchie⸗ denen Farben vermahlet / etliche auch verguͤldet / die hoͤchſten waren ſo lang wie ein Mann / und die kleinſten wie eine Hand / ſie ſtunden in etli⸗ chen Gallereyen / oder Spatzier-Gaͤngen rings heruͤm an der Mauren / in vier oder fünff Rei⸗ hen uͤber einander / nehmlich die kleinſten unten die groͤſten oben. Mitten auff dieſen Platz ſahe man einen hohen Porcellainen Thurn / ein Kunſt⸗Stuͤck woran die Sineſer gnugſam erwie⸗ ſen / die ſonderbahre Scharffſinnigkeit und N er Roht und Gelb bund vermahlet. Re: g Raritäten Cabinet. der ſenigen / fo in ihren Sande gebohten werden. Er iſt neun gewoͤlbeter Uberſaͤtze hoch / dazu man nicht aus⸗ fondern inwenig durch eine Treppe von 184. Stuffen hinauf ſteigt / jedweder Umſatz iſt von auſſen rings umher mit einer Gallerey / oder Um⸗ gang gezieret / und dermaſſen ausgearbeitet / und praͤchtig zugerichtet / daß jedermann / der ihn ſiehet / nicht nur fich verwundern / ſondern gar erſtarren muß / zur Seiten der Fenſtern befinden ſich vier⸗ eckte kleine Lufft⸗Loͤcher / mit weiſſer eiſernen Git⸗ tern allenthalben verſetzet. A wendig iſt dieſes Werck von oben bis unten glaſuret und glatt ge: machet / und mit mancherley Farben / als Grün, | Es beſtehet das gantze Werck aus vielen Stuͤcken / welche aber fo dicht aneinander gefügt/ daß es ſcheinet / als ſey der gantze Thurm nur aus einem eintzigen Stück ges machet; Uber jede Gallerey oder Umgang iſt ein gantzes Dach / mit vielen ſpitzigen Ecken um und um / woran kleine Schellen oder kupfferne Gooͤcklein hangen / welche / ſo offt der Wind ſich be⸗ weget / ein liebliches Gethoͤn und Harmonie ma⸗ chen / die oberſte Spitze des Thurms / worzu man nicht anders denn von auffen kommen kan / iſt ge⸗ kröͤnet mit einem groſſen Fichten Apffel / welcher der Sineſer Bericht nach / von klahren Golde / und zwar den allerfeineſten / gegoſſen. Wenn man auf den hoͤchſten Umgang dieſes Thurms ſte⸗ het / kan man nicht allein die gantze Stadt / ſon⸗ dern auch die umliegende Länder bis an der Seite des 1 Raritäten:Cabinet.. 45 des Fluſſes Kiang uͤberſehen / welches denn einen ſonderbahren luſtigen Proſpect gibt; bevorab wenn man den groſſen Umkreiß der Stadt / und wie ſie ei⸗ nen Arm auſſer der Mauer bis an gemeldten Fluß ausſtrecket / wil beobachten. | LI, Das koſtbahre Wurtzel⸗Brodt. N gantz America iſt kein beruͤhmter Ge⸗ M waͤchs oder Geſtaͤude / als die fo genandte Mandihoca, weſche auch jucca, oder Hyucca genennet wird. Es ſind aber gar vielerley Sor⸗ ten von der Mandihoca nach Unterſchied des Lan⸗ des / doch werden ſie meiſtentheils gepflantzet und im Garten gebauet / ohne die jenige wilde Man dihoca deren ſich die Tapuyer welches die weit in Braſilien hinein wohnende Wilden ſind / an ſtatt des Brodts bedienen; denn gleich wie dieſe Leute von keinen pflantzen wiſſen / alſo nehmen ſie dieſe wilde Wurtzel und allerhand andere wilde Kraͤu⸗ ter / als von welchen und von den wilden Honig / ſie ih⸗ ren Unterhalt ſuchen. Im uͤbrigen iſt die Wilde von der gepflantz⸗ ten Jucca, gar nicht unterſchieden / was die Blaͤtter und den Stamm anbelangt / aber Dies ſe iſt viel kraͤfftiger als jene: das Brodt ſo von dieſen herrlichen Wurtzeln gebacken wird / be⸗ dienen ſich nicht allein die Braſilianer, ſondern auch alle Europæer, fo in America leben / als ihres beſten Unterhalts / ja man ziehet fie allda den Weitzen 46 Aatitäten:CAbinet; Weitzen Brodt vor / und hältes Marty r auch geſun⸗ der und verdaͤulicher als das Weitzenbrodt / inſon⸗ deꝛheit iſt es gar gut und beqvem zu den langen Schif⸗ fahrten / da man es den Zwiback billig vorziehen muß. Doch iſt es nicht ſo kraͤfftig an Nahrung als das Weitzen⸗Brodt. Pifo Hiſt. Nat. & M. Ind. Oc- cid. lib. 4. c. 3. p. I/. Petr. Martyr. Decad. Ocean. 3. libr. 9. pagina 62. Pater Athanaſius Kircherus, ruhmet ſich / er habe ein Brodt von dieſer Wurtzel in feiner Raritaͤ⸗ ten⸗Kammer / welches bereits etliche Jahr alt / und doch ſeinen guten Geſchmack annoch behalte; Aber ich kenne einen guten Freund (schreibt Happel in feiner. Hel. Curioſ. part. 1. p. 75) in Harburg, der unter ſeinem vielfaͤltigen ſehens würdigen / und aus der gantzen Welt geſammleten Curioſitaten / mir neulich ſelber ein groſſes Stuck von dieſem Nan dihoca- Brodt gezeigt / von welchen ich etwas koſte⸗ te / daſſelbe Brodt iſt über 20. Jahr alt / und behält noch bis auff dieſe Stunde ſeinen vorigen Ge⸗ ſchmack. Wenn vorgedachte Wurtzeln nicht zu⸗ reichen wollen / ſo bedienet man ſich an etlichen Des ten des Brodts / weſches aus der Wurtzel Ha- jus gebacken wird / dieſe Wurtzel iſt einer gelben üben gleich / ohne daß fie durchaus dick if. Es ſol dieqſes Brodt einen anmuthigen Geſchmack haben wie gezuckertes Brod oder Marcipan, Benzo. lib. . C. 20. Die Wurtzel / welche von den BrafilianernCa- ra, von den Portugiſen aber Jehame de] St. Tho- me Karitaͤten⸗ Cabinet. 47 me genennet wird / iſt viel groͤſſer als die Hajas- Wurtzel / doch iſt ſie weit geringer an ihrer Wuͤr⸗ de / und wird von den gemeinen Mann ihres grofz fen Überfluffes wegen genutzet / fie iſt eines Fuſſes lang mit einer Aſch⸗ und Blaufarbigen Haut bezo⸗ gen / in wendig gelb und mit einen ſafftigen Milch⸗ ahnlichen leiſch gefuͤlet: Sie ſchmecket wohl / ſo man fie in Oel und Pfeffer einſetzet. Weil ſie aber ſehr trucken / ſo wird ſie von den Braſilianern und ſonder⸗ lich von denen Nigriten in Guinea, an ſtatt des Brodtes gebrauchet. Piſo Il. Nat & M.lib. 4. cap. 64. p. 255. ee LIV. Die immer gruͤnende Baͤume. En der Inſul Loanda, welche in dem Königs reich Congo lieget / iſt ein Baum / der fein gruͤnes Laub nimmer mehr verliehret / dieſer Baum wird von den Einwohnern deswegen Enzanda ge⸗ nandt. Edvv. Lopez. lib. I. cap. 4. So gruͤ⸗ nen eben fals die Baͤume in der Sineſiſchen Provintz Qyantung , Winter und Sommer. Neuhoff China. P- 47. LV. Die hohen Ackers Leute. DI Sineſer ſchreiben die Erfindung des Pfluges und der andern Inſtrumenten ſamt den Acker⸗Bau ſelbſten dem Kaͤyſer Xi nungo 4 Karitaͤten⸗ Cabinet. ena nungo zu / denn well die Menſchen zur Zeit dieſes Kayſers ſich fehr in China vermehreten / ſo gar / daß alles Wild und raͤuter / wo von fie fuͤrnehmlich leben muſten / nicht mehr zureichen wolte / iſt er der Natur mit Kunſt zuhuͤlffe gekommen / indem er die Inſtru⸗ menta erfunden / den Acker zu bauen / daher er auch Xinungi, das iſt der geiſtliche Ackers⸗Mann ge⸗ nandt wird. Neuhoffs Beſchr. Sina, c. 18. p.386. Dieſer hohen Erfindung wegen / geſchiehet | es noch heutiges Tages / daß die Könige des an⸗ grentzenden Reichs Sina, die Gewonheit der al, ten Sineſiſchen Koͤnige / (denen auch Tunchin unterworffen geweſen) behalten / welche Ges wohnheit dieſe iſt: Daß der Koͤnig den Acker⸗ Bau an einem gewiſſen Tage des Jahrs / mit eigener Handanlegung / ehren und recommendi⸗ ren / denn gleich nach den erſten Monden / ſo dem fuͤnfften Februarii nahe iſt / und an welchen ſie Som⸗ mer und Winter ſcheiden / komt der Koͤnig an ſei⸗ ner Burg heraus / mit einem großmaͤchtigen und praͤchtigen Gefolge / im Koͤniglichen Schmuck / vor ihm her gehet die gantze Soldateſca, ſamt den Adel den gelehrten Magiſtrat, und allem Volck das 1 fein ordentlich in einer Reihe daher tritt. Ihn ſelbſt trägt man in der Höhe auff einen Thron wie ein Goͤtzen⸗Bild : Alſo ziehen fie hinaus auff das Feld / welcher bevorſtehender feyerlicher Ceremonie gewiedmet iſt / daſelbſt thut der König dem Himmel und der Erden ein Opffer / EE legt 4 \ Yu 1 am Karitaͤten⸗Cabinet. 40 legt hierauf die Hand an den zierlich gefehmirtften Pflug / treibet die fuͤrgeſpannte Ochſen mit einem Stachel fort / und nachdem er auf etliche Schritt weit geackert / tragt man ihm wieder zurück in feis nen Pallaſt. | Hiedurch wird allen Land⸗und Ackers⸗Leuten ſtilſchweigende eine Ermahnung gegeben / ihre Feld⸗ Arbeit wieder anzufangen. Die Sineſiſchen Kaͤyſer nehmen dieſe Ceremo- nie nun nicht mehr / wie vormahls in acht / ſondern vergraben fie gleichſam in ihren Pallaͤſten / und kom⸗ men keinen Unterthan ins Geſicht. Doch gebrauchen fie noch dieſelbe am Tage ih⸗ rer Kroͤnung / da ſie gleichfals den Acker⸗Bau au- thoriſiren / und zwar mit weit groͤſſerm Gepraͤnge / weder die Koͤnige in Tunchin. Denn der Kaͤyſer pfluͤget an denſelben ein gan⸗ zes Stuͤcklein Landes / und die fuͤrnehmſten Manz dor innen gehen ihm darzu dienſtfertig an die Hand / helffen in die Wette alle darzu gehörige Ackers⸗Ar⸗ beit verrichten / etliche brechen die Erd Kloͤſſe / etliche machen die Furchen gerade / andere eggen und ſtreuen den Saamen aus. Wenn hernach die Zeit der Erndte gekommen / daß das Korn geſchnitten und gedroſchen / werden dem Kaͤyſer etliche geſaͤuberte Körner præſentiret / als gleichſam die Frucht und Belohnung ſeiner Arbeit. Barthol. Hıft, part. 2. lib. 4. pag. 512. | D LVI. 0 so Karitaten⸗Cabinet. | | LVI. Ne Die wundergroflen Krebſe. | FI“ im verwichenen Seculo einſten in Oſt⸗In⸗ dien ein Portugiſiſches Schiff von Cochin ab / nach dem Vaterlande ſegeln wolte / ward es durch widrigen Wind bis auf 6. Grad von Goa, Suͤd Suͤd⸗Weſt / auf einen Sand⸗Platten ver⸗ ſchlagen und zerſcheittert / das Volck aber hat ſich an⸗ noch ſalviret. Als dieſe nun beſchaͤfftiget waren / aus den Trümmern des Schiffs eine Caravell, (if eine Art kleiner Renn⸗Schiffe) zu zimmern / mit wel⸗ cher ſie auch in Oſt⸗Indien hinwiederum ſind ange⸗ langt / kamen auf die Truckne eine Menge ſolcher ab⸗ ſcheulicher groſſe Krebſe / daß die Schiff⸗bruͤchtigen gezwungen worden / eine Schantze aufzuwerffen / und mittelſt ſehr ſcharffer Wacht / vor ihnen ſich zu befreyen / denn / welchen ſie zwiſchen ihren Schee⸗ ren bekamen / der war um den Hals / und folgends verſchlungen. Lindſchotten Oſt⸗Ind. Reife, | LVII. Die uͤberaus groſſe Wallſiſche. N China gibt es dermaſſen ungeheure groſſe S Wallfiſche / daß etliche gefangen worden / deren Laͤnge 960. Schuh geweſen / da doch die in Europa ſelten uͤber 200. und höchftens 300. Schuhe errei⸗ chen. Insgemein findet man nach dero Eroͤff⸗ nung in ihren Magen nichts / als ein wenig Waſſer / nebenſt gehen oder zwoͤlff Haͤnde voll kleiner Spin⸗ neweb / und zu weilen etwas gruͤnes Kraut / die Zun⸗ | „ — Karitaͤten / Cabinet. 5¹ ge eines ſolchen Fiſches gibt bey 60. Tonnen Thran. Neuhoffs China. LVIII. Die Weiber⸗Militz. MVreſchiedliche Autores bezeugen / daß den Koͤ⸗ nig in Bantam ſeine Nacht⸗Wache durchs Frauen⸗Zimmer verfehen laſſe / welche ihm auch taglich an ſtatt der Diener bedienen und aufpaſſen muͤſſen. Dieſe nun / deren 600. oder wie andere wollen / 200. ſeyn / muͤſſen Abwechslungs⸗weiſe mit ihren Gewehr erſcheinen. Mandelslo Dit: Indiſ. Neiſe lib. 3. p. 213. Parthey 9. jährige Oſt⸗ Indiſ. Reif: p. 144. | LIX. | Die Geſtalt / Sitten / Kleidung und Re⸗ ligion der wilden Africanen oder Hottentotten. Ir Volck hat eine Coleur, wie die Zigeu⸗ ner / auf ihre Köpffe haben fie Filz weiſe und in einander zuſammen⸗gewachſene Haare / oder viel: mehr Wolle / wie die jungen Laͤmmer / darauf aller⸗ hand ſchoͤne Meer⸗Schnecken hangen; Sie ſeynd mittelmaͤßiger wohlgeformter Statur, auffer daß ſie ſtumpffe und breitlichte Naſen haben / gebrauchen keine Kleidung / ohne daß ſie ein ungegaͤrbt / doch mit Fett und Thran lind gemachte Schaaf ⸗ oder Kal: her⸗ Haut auf der Achfel mit ſich tragen / womit fie ſich / wenn es ein wenig 45 iſt oder regnet / . 2 | vo | 52 Baritaͤten⸗Cabinet. vor ihrer Schaam haben ſie faſt alle einen haarigten Schaaf⸗Fuchs⸗ oder Hunde⸗Schwantz hangen. Die Weibs⸗Bilder haben einen beſondern Zier⸗ raht / welchen ihnen die Männer nicht nachmachen / mit den Daͤrmen von dem geſchlachten Vieh / wel⸗ che ſie um die Beine wickeln / und alſo daran duͤrre werden laſſen / daß ſie davor faſt nicht gehen koͤnnen / die kleinen faugende Kinder tragen die Weiber oder Muͤtter auf den Ruͤcken / und werffen denſelben / wenn ſie es verlangen / ihre lange faſt aufden Nabel hangende Bruͤſte uͤber die Schulter zu / und ſpeiſen ſie alſo. So wol Manns⸗als Frauens⸗Perſonen ſtincken ſo abſcheulich / daß man ſie zu etlichen Zeiten / fonderlich wenn einem der Wind mit ihnen entge⸗ gen kommt / eher riechen / als ſehen kan / und ſolches kommt daher / weil fie ſich über den gantzen deib / vom Kopff bis auf die Fuͤſſe / mit garſtigen ſtinckenden Fett beſchmieren: Ihre Sprache iſt wunderlich / ſie bellen offt mit dem Munde / welches andere Na⸗ tionen nicht lernen konnen / viel aber unter ihnen / die an der Cap de bon' Eſperance wohnen / koͤnnen et⸗ was Hollaͤndiſch reden / ſie pflantzen und bauen nichts / haben auch keinen gewiſſen Wohn⸗Platz / ſondern ziehen mit Weib und Kinder von einem Ort zum andern / da ſie die erſte Weyde vor ihrem Viehe antreffen. Sie eſſen allerhand Fruͤchteund Wur⸗ tzeln / die im Felde wachſen / und gilt es ihnen gleich / ob ſie von einem geſchlachteten oder geſtorbenen Vieh / oder gar Menſchen⸗Fleiſch freſſen / welches ſie auf Kohlen werffen / und ein wenig brahten laſſen. Sie / Raritäten: Labinet. 53 Sie ſchlaffen in kleinen Huͤttlein / ein jeder bey ſei⸗ ner Frau; welche Frau zwey Kinder auf einmahl gebiehret / bringet das ſchwaͤchſte ums Leben / damit das ander deſto ſtaͤrcker werden moͤge; den Kin⸗ dern wird / ſo bald ſie das zwoͤlffte Jahr erreichet / der rechte Teſticulus ausgeſchnitten / damit ſie de⸗ ſto ſchneller lauffen koͤnnen. Sie haben etliche Könige und viel Capitainen unter ſich / führen Krieg wider einander / ſchieſſen und werffen ſehr gewiß mit Pfeilen und Steinen / die Weiber laſſen ſich auch gebrauchen mit Zutragung der Waffen / die Ge fangene werden geſchlachtet / und mit Freuden ge⸗ geſſen / wie ſie denn auch / wenn ſie einige mit ihnen handelnde Europzer (welche vor wenig Toback und Ringe / viele Kühe und Schaafe eintauſchen) in ihren Speluncen uͤbermeiſtern koͤnnen / dieſelbe todt ſchlagen und auffreſſen. Von GOT und ſeinem Erkaͤnntniß wiſſen ſie wenig oder nichts / doch ſpuͤhret man / daß ſie einige Veneration gegen den Mond haben / denn wenn der ſelbe neu iſt / kom⸗ men ſie zuſammen / ſchreyen und raſen die gantze Nacht / tantzen in einem Kreyſe / und klatſchen un⸗ ter ſolchen Tantzen mit den Haͤnden / zu weilen hat man ſie auch in den Hoͤlen angetroffen / woſelbſt ſie unter den Klatſchen der Haͤnde etwas hergemur⸗ melt / fo aber niemand von den Europzern ver⸗ ſtanden / oder gewuſt / was es ſey / daneben haben fie ſich wunderlich gebehrdet / die Augen gen Himmel gerichtet / und einer den andern ein Creutz vor der Stirn mit einem rohten Stein gemachet / welches | D 3 viel⸗ 54 Kariraͤten⸗Cabinet. vielleicht ein Art ihres Gottes⸗Dienſtes iſt. Sons ſten ſind ſie nicht unbarmhertzig oder geitzig / ſon⸗ dern helffen einer den andern gerne / dabey findet man ſie auch freygebig / indem ſie mit einander thei⸗ len / wenn ſie etwas haben. Das ſchaͤndlichſte aber unter ihnen iſt / daß die Polygamie ſtatt bey ih⸗ nen hat / und darff ein Mann ſein Weib / wenn ſie ihm nicht länger anſtehet / verſtoſſen / wenn er will. Schweitzers / Schultzens Vogels / Strauſ⸗ ſens und Partheys Oſt⸗Indiſ. Reiſen. | LR. Die Fapanifche Buß⸗Waage. VN der Japaniſchen Landſchafft Ofaca, gibt es Ss etliche ſehr hohe Felſen / deren Gipffel über 200. KLaaffter ſchnur gerade über fich ſteigen; auf den höchſten unter dieſen / welcher oben etwas übers haͤngt / und ohne Erſtaunen nicht wol anzuſehen / ſie⸗ het man daſelbſt ein durch felkame Kunſt aufgerich⸗ tetes und wohl- befeſtigtes eiſernes Schafft / oder beſſer zu vergleichen / einen Krahn mit einem eiſer⸗ nen Balcken / drey bis vier Klaffter lang / an deſ⸗ ſen aͤuſſerſten Enden / fo über den Felſen hinaus reichet / zwey zimliche rauhe Waag⸗Schaalen in der freyen Lufft. % Auf dieſen Felſen wohnen eine beſondere Art Leute / andere ſagen / daß es Geiſter oder Teufel a/ zu dieſen iſt das Jahr durch und durch / auch 4 den entlegenſten Oertern / eine groſfſe Walls fahrt / e daß nach abgelegter Beicht und völliger Bekaͤnnt⸗ niß ihrer Suͤnden / fie auch fo gleich deren Erlaß⸗ und Verzeihung zu hoffen; Wenn nun ein Pil⸗ ger dieſes Orts angelanget / und bey denen Gogvis ſich angegeben / wird er von ihnen in eine der bey⸗ den Schaalen geſetzet / und der Schaft mittelſt eis nes Rades / wie an den groſſen Schnell⸗Wagen alſo daß er in der freyen Lufft hencket. Alsdenn ruffen die Goqvis ihnen zu / er. fol alle ſeine Suͤnden / die er jemahls mit Gedancken / Worten und Wercken begangen / oͤffentlich vor jedermann beichten und bekennen. So offt er nun eine Sünde bekennet / ſo offt ſteiget die leere Schaa⸗ le der Waage um etwas hernieder / diejenige aber / darinn er ſitzet / hebet ſich hingegen empor / dis waͤh⸗ ret ſo lange / bis beyde Schaalen gleich zu ſtehen kommen / ſo dann wird der Schaft mit der Waa⸗ ge zurück geſchraubet / und der Pilger frey heraus gelaſſen. Diejenige aber / welche ein Theil ihrer Suͤn⸗ de verſchweigen / und auf Ermahnen der Goqvis nicht bekennen wollen / die werden aus der Waag⸗ Schaale hinab in die abſcheuliche Tieffe geſtuͤrtzet / allwo ſie ſich zermalmen. Dieſer Ort wird von den Japanern Sangenotocora genannt / das iſt / ein Beicht⸗Platz. Hiſtor. Wunderb. Hiſt. 96. p. 288. Happel. Rel. Cur. part. 2. pag. 206. Gott⸗ frieds Hiſtor, Antipod. fol. 41. D 4 Mon- Raritäten: Cabinet. a 5 oder Krahnen zu fehen / hinauswerts geſchraubet / j | — F Il EB / | | | — — 5 . | Raritäten:Cabinet, 5 . - — p 4 . Montanus nennet dieſen Ort Ofacka, und berichtet darneben / daß die Jamabusken , jahrlich einmahl dieſen Berg zu beſteigen pflegen / um den Teufel Gokis, welcher allda in Menſchlicher Ge⸗ ſtalt erſcheinet / zu beichten. Ener nach den andern € gehet nach dieſen höllifchen Beicht Vater zu; und beichtet ihm ſeine Sünde mit fo heller Stimme / daß es die gantze umſtehende Gemeine hoͤret. Er bes richtet auch aus Peter Davids Aſiatiſche Welt⸗ Beſchreibung / daß unter waͤhrenden Beichten ein Saͤbel in der Lufft / zwiſchen Hi mmel und Erde han⸗ ge / und pflegen hierüber etliche zu lachen andere zu weinen / ſo unterſchiedliche Gemuͤhts⸗Bewegun⸗ gen wuͤrcke dieſe Erſcheinung / wer rechtmaͤßig ge⸗ beichtet hat / kehret wieder zuruck unter den Hauf⸗ fen / der aber ſeine Mißhandlungen verſchweiget / wird durch den Teufel Gokis vom Berge hinunter geſtoſſen. Montani Geſandtſchafft nach Ja- pan, p. 265. | * Hi Montanus gedencket zwar nicht des Waa⸗ gens / doch iſt gewiß / daß die Heiden ſich auf vorer⸗ zehlte Art waͤgen laſſen / und hat ein Japaner erzeh⸗ let der ein Chriſt geworden / daß er Diefe Wallfahrt ſiebenmahl verrichtet habe. Zeigte auch daneben an / wenn er feine Suͤnde verſchwiegen / habe die le⸗ dige Waag⸗Schaale nicht hinunter gehen wollen / und da einer auf Ermahnung die Suͤnde nicht be⸗ kannt habe / hat ihn der Gogvis alis der Waag⸗ Schuͤſſel hinunter geſtoſſen / daß er in einem Augen⸗ blick auf Stuͤcken zerſchmettert worden. Die⸗ 4 Fr U ee Raritäten: Cabinet. 57 Dieſer Chriſt / ſo Johannes hieſſe / hat geſagt / daß der Ort ſo erſchroͤcklich ſey / daß die / welche da⸗ hin kommen / wegen der Beyſorge / ſie moͤchten aus der Waage geworffen werden alle ihre Suͤnde bes kenneten / daß bey nahe nimmer keiner wieder her⸗ aus fiele. Aus der Beſchr. Wilhelm Saris, Erafm. Franciſci in feinem Sitten » Spiegel / pag. 966. LXI. | Wunderliche ceremonien bey eines Moh⸗ ren⸗Hochzeit auf Batauia. | 8 | Wocche beſchreibet Walther Schultz in ſeiner Oſt⸗Indiſchen Reife lib. 2. Pag. 203. mit folgenden Worten: Die Mohren halten ihre Hochzeit in der Nacht. Nun verfuͤgte ich mich einsmahls auch dahin / wo ſolcher reicher Mohr in der damaͤhligen inftehenden Nacht Hochzeit machen wolte. Kaum aber war ich auf die Gaſſen gekommen / da ſahe ich von ferne Leuchten / Fackeln und Lichter in groſſer Menge daher tragen / und allgemaͤhlig mir entge⸗ gen kommen; Es waren bey dieſen Aufzug ver⸗ ſchiedene Taͤntzer / Spieler / Trommelſchlaͤger und kurtzweilige Gauckler / welche ſich auf ihren In⸗ ſtrumenten / Pfeiffen / Trommeln / Schallmeyen / und kupfferne Becken luſtig hoͤren lieſſen. Die⸗ ſen luſtigen Geſellen folgten zwey Mohren⸗Prieſter in weiſſen Kleidern / hernach die Bluts⸗Verwand⸗ ten des Braͤutigams und der Braut / welchen end⸗ D 5 lich 5 li 93 ch der Bräutigam felbften (doch ohne Braut) auf einen ſchoͤnen Perſianiſchen Pferde reitend / folgte, Er ſaß gantz ehrbahr / und ſchlug immer die Augen vor ſich nieder. Uber fein Haupt wurde ein koͤſt⸗ licher Sonnen⸗Schirm getragen / und ſtets umge⸗ drehet / welches ſehr ſeltzam bey ſo vielen Fackeln und Lichtern anzuſehen war / das Pferd ward von zween Mohren beym Zuͤgel gefuͤhret; Zween an⸗ dereaber beſpꝛengten unterdeſſen den Bräutigam mit Roſen⸗Waſſer; ja / raͤucherten vor ihm her / ſo / daß es uͤberall einen koͤſtlichen Geruch gab. Dem Bräutigam folgten zween Mohren / welche auch zu Pferde ritten / und dieſen Aufzug beſchloſſen. Hin⸗ Karitaͤten⸗Cabinet. 1 — ( ten nach lieff voll Volcks aus allerley Nationen / welches dieſe anſehnliche Geſellſchafft / als Zuſeher / begleiteten. | Sie giengen in ſolcher Procesſion nach der Braut Hauſe / und von dannen durch die fuͤrnehm⸗ ſten Straſſen und Oerter in der Stadt Batavia, bis ſie wieder bey der Braut Haus ankamen / welche Ceremonien ſie bereits vierzehen Tage nach ein⸗ ander alle Abend wiederholet hatten. Der Braͤutigam ſtieg endlich vor der Braut Hauſe vom Pferde ab / und gieng in ein Zelt / wel⸗ ches daſelbſt aufgerichtet / und ſehr praͤchtig ausge⸗ putzet war. Hierauf wurden unterſchiedliche Per⸗ fianifche Tapeten auf die Erde niedergeleget wie auch Kuͤſſen fuͤr den Braͤutigam und ſeine Spiel⸗ En we 8 Geſellen / welche ſich nebenſt den uͤbrigen e 1 5 en rr Karitaͤten⸗Cabinet. 59 den in gehoͤriger Ordnung mit den Beinen unter den Leib niederſetzten / hierauf nahm das Freuden⸗ und Freß⸗Feſt ſeinen Anfang. Zwo ſchoͤne ſchwartz⸗ braune Morianen in Weiß gekleidet / brachten un⸗ ter ſchiedliche Speiſen und hoͤltzern Schuͤſſeln zum Vorſchein / welche ſie denen ſaͤmtlichen Gaͤſten fuͤr⸗ ſetzten. Das erſte Gericht war Pinang und Be- tele, nachdem der Braͤutigam davon gegeſſen / grif⸗ fen die Gaͤſte auch zu. Hierauf wurden andere Speiſen aufgetiſcht / welche mehrentheils in gebra⸗ tenen Huͤnern beſtunden. Es ließ ſich niemand viel noͤhtigen / ſondern fie griffen ſaͤmtlich fo begierig zu / daß man die Schuͤſſeln gar bald ledig ſahe. Die Mohren⸗Weiber und Jungfrauen / ſaſſen mit der Braut in einem beſondern Zelte auf der Erden / und ſtopfften ſo das Maul mit Speiſen / daß man kaum ein Wort reden hoͤrte. Die Pfeiffer und Spielleute lieſſen ſich unterdeſſen auf ihren Inſtru⸗ menten luſtig hoͤren. Als die Mahlzeit geendiget / foffen fie tapffer herum / doch nur mit Waſſer / aus⸗ genommen einige / welche zu weilen einen Trunck Araks (oder Branntewein) thaͤten. Es endigte ſich alſo dis Mohren⸗Feſte mit Betele und Areeck, womit es angefangen war. Nachdem nun Schuͤſſel und Becher aufgeho⸗ ben und weggetragen waren / machte man einen fer⸗ nern Anſtalt zu gehoͤriger Copulation. Es ward ein Stuhl ſechs Fuß lang / und einen Fuß hoch / mit⸗ ten in den aufgeſchlagenen Gezelt geſetzet/ auf wel⸗ chender Braͤutigam mit ſeinen beyden e 7 ellen / 60 Karitaͤten Cabinet. ſellen / er aber in der Mitten figen gieng / in Erwar⸗ tung der uͤbrigen Ceremonien. | Der Bräutigam hatte ein Ober + und Unter⸗ kleid an / nach der Mohren Weiſe / welches aus fei⸗ ner Baumwollenen Leinwand gemachet war. Auf ſeinen kahlen und ſchwartzen Kopff trug er einen Tuͤrckiſchen Bund / von Seiden / welcher bedecket war mit feinem Golde / und gezieret auf den Rande mit Blumen und Roſen / woran zween lange Schleyer feſt gemachet / und an beyden Seiten über. die Augen nieder hingen / bis auf den Bauch / er hatte eine Maßive guͤldene Kette um den Hals / und an den Haͤnden / und in den Ohrlaͤpplein guͤl⸗ dene Ringe. | | Die Spiel⸗Geſellen waren wie der Bräutigam gekleidet / aber junger von Jahren. Hernach ward eine Decke von zween Perſonen in die Höhe gehalten / hinter welchen der "Bräutigam mit feinen zweyen Spiel⸗Geſellen ſich verbarg. Darauf wurde die Braut von ihren Vater auf den Armen herbey ge⸗ tragen / der ſich an der andern Seite des Vorhangs ſtellte: Doch hielte er ſeine Tochter ſtets auf den Ars men / welche in Seidenen Schleyern ſo dichte einge⸗ wickelt war / daß man ihr Angeſicht nicht ſehen Fun- te; doch merckte man an der Bewegung des Schley⸗ ers / daß ſie bitterlich weinete. Inzwiſchen fiengen die Mohren⸗Prieſter an zu murmeln / und thaten mit bedeckten Haupte (nach der Mohren Weiſe) ein kurtzes Gebeht für die jungen Hochzeitmachen Raritäten; Cabinet. de. Als dieſes gefchehen / ward der Bräutigam gefraget: Ob er ſeine nebenſtehende Braut vor ſeine eheliche Haus⸗Frau auf⸗ und anzunehmen be⸗ gehrte? welches der Bräutigam mit Ja beantwor⸗ Bi desgleichen denn auch die weinende Braut that. Weil aber dieſe Mohrinn allzu hart in den Schleyer eingeſpannet war / ſtieß ihr eine Ohnmacht zu / weswegen man ein wenig Waſſer herzu brachte / zur Staͤrckung des Hertzens: Auf dieſe Weiſe ward die wunderliche Schoͤnheit dieſer Braut entdecket. Sie hatte guͤldene Ringe in der Naſe und Ohren / auch an den Fingern einen glaͤntzenden Zierraht von Flitter⸗Gold / am Vorhaupt war ſie mit Blumen gezieret / wie der Braͤutigam / im uͤbrigen war fie fo weiß / wie ein Rabe / und etwan 15. Jahr alt. Als dieſe ohnmaͤchtige Braut ein wenig Waſ⸗ fer getruncken hatte / erhohlte ſie ſich wieder. Die Mohren⸗Prieſter fragten ſie noch einmahl / ob ſie dieſen ihren gegenwaͤrtigen Braͤutigam fuͤr ihren ehelichen Mann anzunehmen geſinnet waͤre? wor⸗ auf ſie Ja antwortete: Dieſes verurſachte / wie es ſchien / bey der gantzenGeſellſchaft eine groſſe Freude. Die Bluts⸗Verwandten und nechſte Freunde fien⸗ gen an aus vollem Halſe zu ſingen / woraus man gnugſam fpühren konnte / daß ihnen allerſeits dis Hochzeit⸗Feſt ſehr wohl geſiele. Sie wuͤnſchten in dieſen Geſang den jungen Ehe⸗Leuten alle gluͤckliche und geſegnete Wohlfart / und eine beſtaͤndige ehe⸗ liche diebe. Als der Geſang geendiget / ließ 125 ö e . Karitaͤten⸗ Cabinet. bemeldter Vorhang ein wenig nieder / und warf der Braͤutigam hoͤflicher Weiſe eine ſchoͤne Blu⸗ me nach ſeiner Braut. Hierauf fieng man wie⸗ der an zuſingen; Auch lieſſen fie den Vorhang wieder nieder / und warff der Braͤutigam abermahl mit einer weiſſen Blume nach feiner Hertz Liebſten / welches er zum dritten und vierten⸗ mahl wieder⸗ hohlte / bis endlich die Braut nach Niederlaſſung des Vorhangs auch anfieng / den Bräutigam mit einer weiſſen Blume zu werffen / worauf ein groſ⸗ ſes Jauchtzen und Frolocken erfolgte. Die Hin⸗ und Herwerffung der weiſſen Blumen / ward eine Verſicherung der beyderſeitigen hertzlichen Liebe / wie man mir ſagte. Als dieſes geſchehen / ließ man den Vorhang abermahl nieder / und ſteckte hier⸗ auf der Braͤutigam feiner Braut einen koͤſtlichen Ring an den Finger / welches denn die Braut un⸗ ter den Geſang der Spiel⸗Geſellen mit dergleichen Geſchenck verſchuldete. Endlich ward noch ein⸗ mahl der Vorhang niedergelaſſen / worauf der Braͤutigam einen Blumen⸗Krantz von feinen Halſe nahm / und ſeine Braut umhieng / desglei⸗ © chen auch die Braut that. Hierauf fieng man aber; mahl an zu ſingen. Alsbald ward der Vorhang gaͤntzlich wegge⸗ nommen / und ſetzte ſich der Braͤutigam hernieder / welchem der Braut Vater ſeine Tochter uͤberliefer⸗ te / und auf deſſen Schooß ſetzte. Man gab den Braͤutigam ein Gefaͤß mit Milch in die Hand / woraus er mit ſeiner Braut zu weilen / doch nur | ) | vier⸗ Karitaͤten Cabinet. 63 viermahl trunck / jedesmahl aber ſpuͤhlten ſie den Mund mit Waſſer. Als dieſes geſchehen / gieng der Bräutigam alſobald aus dem Hochzeit⸗Gezelt / und ſtieg nebenſt ſeiner Braut aufs Pferd / und ritt davon / welches denn auch feine Spiel Geſellen thaͤten / die den Braͤutigam auf vorige Weiſe nacher Haus beglei⸗ teten. Als fie aber daſelbſt ankommen waren / fahe man wenig Complimenten mehr / maſſen der Braͤutigam nebenſt ſeiner Braut nur allein ins Haus gieng; die uͤbrigen aber blieben darauſſen ſte⸗ hen / und lief ein jedweder ſeines Weges ohne Ab⸗ ed ied. Dieſe Hochzeit fieng an und endigte ſich in ver⸗ wunderlicher Stille / ſo / daß ich die gantze Zeit über weder Braut noch Braͤutigam lachen ſehen / viel⸗ weniger die Spiel⸗Geſellen. Man koͤnnte nicht die geringſte Unordnung mercken / wie ſonſten auf den Hochzeiten zu geſchehen pflegt. Bachus und Venus hatten allhier wenig zu ſchaffen / man hoͤrte kein Wuͤten noch Toben / ſondern es gieng in folcher Stille / Sittſamkeit und einmuͤhtiger Hoͤflichkeit ab / daß dieſe Mohren⸗Hochzeit der Chriften Gaſterey zu ſchanden machet. Ich ward mit einigen Niederlaͤndiſchen Wei⸗ bern von der Braut Mutter ins Haus genoͤhti⸗ get / woſelbſt ich dieſe junge Ehe⸗ Leute bey einan⸗ der / auf einen Perſianiſchen Tapet ſitzen fahe; Inzwiſchen bereitete die Mutter die Kräuter Pi- nang und Betele, wovon ſie ihren Sohn gab / der denn dieſe Kraͤuter ſolcher Geſtalt im Munde zer⸗ 64 Karitaͤten⸗Cabinet. e daß ihm der rohte Safft bey dem Munde niederlieff. Hernach nahm die Mutter dieſe zer⸗ kaͤuete Kraͤuter aus des Sohns Munde / und ſteckte ſie der Braut in den Mund / welche ſie denn ſo lang mit den Zaͤhnen zermalmete / bis die Betele und der Pinang verzehret waren; Worauf ſie den 9 985 ö wie zuvor / ſpuͤhleten. 5 Als dieſes geſchehen / nahm die alte Mutter die | brennende Lampe / und hielt dieſelbe dem Braͤuti⸗ gam und die Braut jeder viermahl unter das un⸗ geſicht / und ſprach mit einer undeutlichen Stimme über die beyden junge Eheleute den Segen: knüpff te hierauf des Braͤutigams Ober⸗Kleid an der 4 | Braut Bruſt⸗Kleid feſt. Hernach ſtund der Bräus ö tigam auf mit ſeiner Braut / ohne eintziges Wort zu ſprechen / nahm die Braut mit einen freundlichen Geſicht auf die Arme / trug fie in eine verſchloſſene Kammer / und legte ſie (als welche nunmehro auf⸗ gehoͤret hatte zu weinen) ohne Niederſetzen ins Bet te. Und alſo hatte dieſes Hochzeit: Feſt ein Ende. Beoish. Walther Schultz. i LXII. | Ä Das auf den Bäumen wachsende 2 Brod. | D Jeſes, wachſende Brod / wie wir es nennen 9 wollen / weil es von den Einwohnern der Guamiſchen Inſuln / an ſtatt des Brods gebraun. chet wird / wächſet auf VBaͤumen / die fo riß > un Raritäten Cabinet. 65 und ſtarck als unſere groͤſten Aepffel⸗Baͤume ſind / deſſen Gipffel ſich ſehr ausbreiten / mit vielen Mer ſten / und ſchwaͤrtzlichen Blaͤttern / die Frucht waͤchſet an den Aeſten wie Aepffel und iſt ſo groß / als ein Brodt vor einen Stuͤver oder Schilling / wenn der Scheffel Rogken 5. Schilling (verſtehe Engli⸗ ſche Schilling / welches nach teutſchen Gelde ſo viel | als ein Reichsthaler / und 6. Groſch. machet) koſtet / rund und mit einer dicken ſtarcken Schale / wenn ſie reiff iſt / iſt ſie gelbe / glatt und von einen annehmli⸗ chen koͤſtlichen Geſchmack / die Einwohner der In⸗ ſul eſſen fie wie ſchon gedacht / an ſtatt des Brodtes / fie nehmen fie nicht eher ab / bis ſie recht reiff und hart iſt / da man ſie im Ofen alsdenn backet / bis die Scha⸗ le gleſchſam gebraten und ſchwartz worden / welche man alsdenn weg thut / da eine duͤnne und muͤrbe Rinde darunter gefunden wird / das inwendige a; ber fo gut weich und weiß wie die Broſamen ſind / in einem Brode. Dieſe Frucht hat weder groſſe noch kleine Kerne / ſondern alle Art des Brodes an ſich / man muß es aber friſch eſſen / denn wenn man es laͤnger als 24. Stunden behält / fo wird es trocken / übel ſchmecken / und ſcheuret einem im Halſe / da es doch vorhero ſehr wohl ſchmecket / die⸗ ſe Frucht iſt 8. Monath im Jahr zu haben / und eſſen die Einwohner ſonſt kein Brodt als dieſes / und ſol dergleichen Brodt auch nirgends ſonſt zu finden ſeyn. Dampiers Reiſe im die Welt / part. I. cap. I. pag. 5 46. 15. | E L XII. 66 Karitaͤten⸗ Cabinet Ya LXIII. PER Seltsame Ceremonien der Boitiorum oder Artzte in pana, bey Curirung hi der Patienten. DI Boitii, fo dieſer Voͤlcker Wahrſager und zugleich Medici ſind / betriegen und aͤffen den unverſtaͤndigen Poͤbel auff tauſenderley Weiſe. Sie bilden den gemeinen Volck ein / als bey wel⸗ chen ſte in groſſer Achtbarkeit ſtehen / daß die Ze⸗ mes, (ſo nennen dieſe Indianer ihre Goͤtter) mit ihnen reden und ihnen kuͤnfftige Dinge offenbah⸗ ren / und fo jemand von einer Kranckheit wieder auffgeſtanden / ſolches durch Verleihung der Le⸗ y mes gefchehen ſey. Wenn fie zu einen fürnehs men Patienten werden gefordert: Faſten und reinigen fie ſich zuvor / nehmen ein pulverfirteg Kraut ein / ſo den Kopff ol macht : werden davon gleichſam wütend / und brummeln hernach viel Dinges daher / was fie von den Zemes gehört, Biierauff treten ſie zu den Krancken für das Siech⸗ | Bett / tragen im Maul ein Beinlein / oder Fleis . nen Stein / oder auch ein bislein Fleiſches / und gehet jedermann hinaus bis auff einen oder zwe⸗ en / die der Krancke ſelber wehlet. Hiemit gehet der fuͤrnehmſte Boitius drey oder vier mahl um den Krancken herum : Verſtellet fein Angeſicht gar ſcheußlich / kruͤmmet die Leffzen / rumpffet die Naſe / und gebehrdet ſich gantz abſcheulich: ö bläfer endlich den Krancken an die Stirn / auff die Schlaͤſe / auff den Halß / und zeucht hingeden * es Ä Karitaͤten⸗Cabinet. 67 des Patienten Athem in ſich; reibet ihn hernach die Schultern / Haupt und Beine. Hiernechſt thut er feine Hände zu den Fuͤſſen / und gleich wieder weit von einander. Laͤufft ſolcher geſtalt / zu der eröffs neten Thuͤr; ſchlaͤgt die Haͤnde von ſich und ſpricht: Jetzo habe er die Kranckheit hinaus gejagt; der Krancke werde nun nechſter Tagen geneſen. Her⸗ nach kommt der zweyte Betrieger von Nuͤcks zu / nimmt das Stuͤcklein Fleiſch aus dem Munde / und ſchnarchet den Patienten alſo an: Schau / warum halt du ſo über Noth und Maſſe gefreſſen? Nunmehr wirſt du wieder zurechte kommen; nach dem ich dir dieſes wieder aus den Magen gezogen. Wil er den Krancken noch beſſer betriegen und ſchnaͤutzen / fo bildet er denſelben ein / ſein Zemes oder Gott zoͤrne deswegen / daß er ihm keine Capell / kein Goͤtzen⸗Hauß gebauet die⸗ ſes oder jenes Gut ihm nicht zugewiedmet; oder ſonſt ihn nicht mit gnugſamer Andacht verehret habe. Gehet denn der Krancke darauff / fo fra⸗ gen die Bluts⸗Verwandten den Teuffel / durch Zauberey / ob er / durch himmliſche Schickung / oder durch Verwahrloſung des Artztes gestorben / weil vielleicht der Artzt nicht gnugſam gefaſtet / oder ihm die rechte Artzeneyen nicht beygebracht? wird die Schuld dem Artzte gegeben / fo uͤbet man an denſelben Rache / nach den Steinlein oder Bei⸗ nen / die ein ſolcher Boitius im Munde getragen / trachten die Weiber gar ſehr / wickeln ſelbe fleiſ⸗ ſig ein / und heben ſie auff als was helligs und bey E 2 fonders; 68 Karitaͤten⸗Cabine. ſonders:weil ihnen eine Krafft beygemeſſen wird den Kreiſſenden in Kindes⸗Noͤthen zu helffen. Manches mahl werden ſolche Steinlein / an ſtatt de: Goͤtzen⸗Bil⸗ der gebrauchet / und in groſſen Ehren gehalten / Pet. Martyr. Ocean, Decad. I. I. 9. fol. mihi 23. 5 LXIV, Die Indianiſchen Baum ⸗Schloͤſſer. Etrus Martyr meldet / von ſolchen Baum⸗ Schloͤſſern umſtaͤndlich / und gebrauchet da⸗ von folgende Beſchreibung. Etwan 70000. Schritt von der ſchwartzen Bach / und der Roͤhr Caßien⸗Inſul / da unterweges zur Rechten und zur Lincken / viel Waſſer und Fluͤſſe in den groſ⸗ fen Nieger⸗Strohm fallen / fiengen die Spani⸗ er durch Anfuͤhrung eines Nackten / welcher uͤber 200. auff ſelbigen Stroͤhmen ſchwimmende Na⸗ chen / Ober⸗Auffſeher war / einen vornehmen In⸗ dianer an den Ufer gemeldten Fluſſes / nemlich bey den Munde deſſelben / herrſchte der König Abi- beiba uͤber die Einwohner ſelbiger Gegend. Man erfuhr daß die Oerter daſelbſt voller Suͤmpffe und Pfuͤtzen / weswegen des Printzen Abibeiba vor⸗ nehmſter Pallaſt auff einem der allerhöchſten Baus men erbauet. 1 17 5 Es iſt zwar eine ſeltzame Art und ungewoͤhnli⸗ che Manier zu wohnen / dennoch wird ſie in dieſen Lande gebrauchet. Es bringt aber ſelbiges Land fo hohe und groſſe Baͤume herfuͤr / daß die Einwohner unter deren Karitaͤten⸗Cabinet. 69 T deren Zweigen wohnen / und Haͤuſer bauen koͤn⸗ nen : Zwiſchen den Aeſten / hefften und ſchlagen ſie unterſchiedliche Balcken zuſammen / auff welchen ſie hernach von Holtzwerck das Gebaͤu verfertigen / welches wider allen Ungeſtuͤm der Winde beſte⸗ hen muß. Es ſind dieſelben Baͤume ſo hoch / daß keines Mannes Arm ſtarck genug / ein ſolches Baum⸗ Gebaͤude durch den allerſtrengſten Wurff zu errei⸗ chen) die meiſten von ſolchen Baͤumen / find dicker geweſen / als daß ſie von ſieben oder acht Maͤnnern hätten koͤnnen umgefanget werden. Dieſe Baum⸗ wohner haben gleichwol an der Erden ihre Keller / mit Wein von allerhand Palmen und andern Fruͤch⸗ ten angefuͤllet. Denn ohnerachtet beſagter maſſen ihnen kein ftüemender Wind ihre Haͤuſer auff den Baͤumen ruiniren / noch die Aeſte zerbrechen kan / fo bieget / ſchwinget und lencket ſich dennoch ſolches Gebaͤu / nach der Seiten / dahin es der Wind ſtoſt. Durch welche Bewegung der Wein alsdenn erſchuͤttert / und gantz truͤbe werden wuͤrde. Den uͤbrigen Pro⸗ viant haben fie auff den Baͤumen. : Solchen Wein tragen die Diener und Tra⸗ banten den Koͤnig und den fuͤrnehmſten Herren ſo mit ihnen ſpeiſen / von unten zu hinauff / und zwar / ſo hurtig und ſchnell / als wie unſere zu Tiſch dienende Knaben / auff gleicher Erden mit einen Trinck⸗Geſchirr daher lauffen / denn an / oder viel⸗ E 3 mehr 70 Karitaͤten⸗Cabinet. mehr in den Bäumen find Staffeln und Fußtrit⸗ te gemacht / darauff man hinauff ſteiget. 17 Es cheinet / daß die Natur den Einwohnern die⸗ fer Gegend / gelernet habe / ſolche Baͤumen⸗Schloͤ⸗ ſer / oder vielmehr Haͤuſer / zu machen / wegen viel fältiger Ergieſſung der Stroͤhme / fo daſelbſt geſche⸗ hen. Pet. Martyr. Ah 3 ERV NT , ] Die abſcheuliche Goͤtzen⸗Bilder. | Ferdinand Mendez Pint, hat in feiner, Chis nefifchen Gefangenſchafft viele abfcheuliche®s- tzenbilder in den Städten und Orten wo er durch gebracht worden / wahr genommen / unter andern in der Stadt Pacaffar dieſe vier folgende abſcheu⸗ liche Coloſſen in der Ecken einer Gaſſen geſehen / welche wir aus ſeinen wunderlichen Reiſen cap. 25. pag. 157. den geehrten Leſer darſtellen und beſehen laſſen wollen. 5105 e i Es ſtunden dieſe vier Bilder / fo von Kupffer gegoſſen / und einer unglaͤublichen hoͤhe waren / wie ſchon gedacht an den Ecken einer Gaſſen. Ei⸗ nes von dieſen / ſo beym Eingang der Gaſſe zur rechten Hand zu ſehen / und von den Ehineſern die Freß⸗Schlange der Hoͤllen / oder des tieffen Rauch⸗Hauſes genennet / auch in ihren Hiſto⸗ rien von den Lucifer gehalten wird / ſtellete dar die Geſtalt einer überaus hohen Schlangen / an welcher ſich andere ungeſtalte Schlangen / mit grünen und ſchwartzen Schuppen befanden / die ans ihrem Bauche krochen. Eine Wide, — u elben RaritätenvCabinet. 71 ſelben faſſete mit ihren Rachen eine rau / die den An⸗ fehen nach in groſſen Schrecken war / alſo daß ihre Haar wild und wuͤſt durch einander flogen. Das groſſe Schlangen⸗Bild hatte auch in feiner Kehlen einen Crocodil, der uber dreiſſig Schuh lang zum Halſe heraus raagte / und faſt eine Tonne dick war. Die Naſenloͤchers dieſer Crocodils waren voller Blut / ſo / daß es ſchien / als wenn der gantze Leib davon beſpruͤtzet war. Dieſe ſchreckliche Schlange uͤm⸗ wunde mit ihren überaus langen Schwanz / ein anderes faſt eben fo ungeheures Bild / welches das andere von den vieren. Selbiges war ein Mann über hundert Schuh hoch / die Chineſer nenneten ihn Turcamparo, und gaben für er wäre gemeldter groſſer Schlangen Sohn. Dies greßliche Manns bild hatte ſeine beyde Faͤuſte ins Maul geſteckt / wel⸗ ches der weite nach / einer groffen Thuͤre gleich⸗ te. Darinnen ſahe man eine Reihe ſchreckli⸗ cher Zaͤhne / und eine ſchwartze Zunge / welche ihm ſehr weit zum Rachen heraus hienge. Das dritte Bild war einer Frauen aͤhnlich / ſiebenze⸗ hen Klaffter lang / und ſechs dick. Die Chine- fer nandten es Naudelgau. An der mitten des Leibes ſaß ein Angeſicht über zween Klaffter groß / durch deren Naſen⸗Loͤcher einen ſchwartzen Nauch / wie auch durch die Kehle viele Jeuer⸗Jun⸗ cken heraus giengen / denn man / nach Auſſag der Chineſer immer fort und fort in das Haupt Feuer einlegte / welches folgends zu dem Mund dſeſes ſchrecklichen Angeſichts wieder heraus los E 4 derte. er 250. Schritt weit uͤmgeben. 72 Karitaͤten⸗Cabinet. derte. Es wollendie Abgoͤttiſchen Sinefer hiemit andeuten / ſie ſey die Königinn des verzehrenden deu⸗ ers / welches am Ende der Welt die Erde verbrennen ſoll. Das vierdte Bild praͤſentirte einen pucklich⸗ zu blaſen ſchien / daß ſie davon wie die ausgeſpanneten und auffgeſchwollenen Schiff⸗Seegel anzuſehen. SCs war dieſes Bild uͤberdem fo groß und ungeſtalt / daß es den Anſchauenden ein Furcht Die Sineſer nenneten es Uzanguenabo, und ſagten: Es errege auff der | türme / und werffe die Gebäude im. - Wiegen dieſer Urſache / gab ihm das Volck viele Allmoſen / damit er ihnen nichts uͤbels thaͤte; Ja viele begaben ſich gar in feiner Bruͤderſchafft / und und Zittern einjagte. See die beſchenckten es jahrlich mit einer gewiſſen Zahl Silber / in Hoffnung / es wuͤrde hernach ihre Junken, oder Schiffe / nicht ſincken laffen noch denen die auff der See fahren / Schaden zufuͤgen. Zu geſchweigen noch vieler anderer naͤrriſchen Meynungen / daran ſie ſo feſtiglich glaͤuben / daß ſie ſich tauſend mahl eher das Leben nehmen laſſen / als von ſolcher Thorheit abſtehen ſollen. NV, \ Der ziemlich in einen Felſen gehauene e Tempel. 4 F * den Peruaniſchen iſt ein viereckichten Tempel / welcher allenthalben mit einer Mau⸗ An einer Ek⸗ ken ten Mann / der mit ſeinen groſſen Backen ſo grauſam Raritäten: Labinet. 73 | 25 2 ken dieſes Tempels war ein Eß⸗Saal 45. Schuh lang / und 22. breit / daß Obdach ſchien gleich als mit Stroh und Spreu gedecket / welchem die Kunſt ſo wunderlich nachgeafft / daß mancher eine Wette dar⸗ auf wagen ſolte / es waͤren natuͤrliche Spreue. Dieſer greſſe Tempel und Speiß⸗Saal iſt / welches verwun⸗ derns weꝛth / aus einen einigen Felſen⸗Stein gehauen. LXVII. Die dem Vorgeben nach in Stein ver⸗ wandelte Menſchen. cht weit davon ſiehet man viele ſteinerne Manns und Weibs⸗Bilder / von unterſchied⸗ liche Gebehrden und Stellungen / etliche ſtehen / etliche ſitzen / theils trincken / theils gehen gleich⸗ ſam über einen ‘Bach. Andere umfangen ihre Kinder / und helffen ihnen / noch andere tragen dieſelbe auff den Mücken / andere gebehrden ſich noch anders / dieſes fol aber nicht zu der Perua⸗ niſchen Bau⸗Kunſt mit gehoͤren; ſondern die Pe- ruaner halten dafuͤr: Es waͤre dieſe Menſchen⸗ Schaar um ihr abſcheulichen Laſter und Unthaten willen / darunter das letzte geweſen / daß ſie einen fremden Ankoͤmmling mit Steinen bewilkommet hätten, alſo in Stein verwandelt worden. Nierem- berg. Hiſt. Nat. LXVIII. Das Mollucciſche Baum⸗Brodt. Nder Molucciſchen Inſul Ternate mach? ſet eine Art Bäume / deren Holtz gar weich 5 E 5 und | | del und Nahrung treiben ſollen. Grudmanns Geſch. \ welches man ihm aus fernen Oertern pe 15 7 74 Baritaͤten⸗Cabinet. 3 und zart ſeyn ſoll / daß es gar leichtlich kan zerrie⸗ | ben werden / ſolches pflegen Die Inwohner in kleine Spaͤne und Schiefer zu hacken / das Gehackte in einen Moͤrſel zu ſtoſſen / bis daraus ein ſublil Mehl wird / von welchen die Einwohner kleine Broͤdte / backen / einer Hand groß in viereckichter Forme womit der Orten die Einwohner ihren meiften Han⸗ Schu. p. 33% ee Happelius in feiner Relat. Curioſ part. 2. p. 26. gedencket auch dieſes Brodts / wiewol et / was anders / und ſchreibt / daß die daſelbſt ange: landete Europæer, daſelbſt Stauden geſehen / deren Stammſo dicke / als etwan eines Mannes Huͤffte / und zehen Schuh hoch / welche ſich oben in den Gipffel gantz rund zuſammen ziehet / und wie ein Roblkanfr | e ausſchlaͤgt / mitten in denſelben zeuget die Natur ein weiß Mehl / davon fich die duͤrfftigen Leute / in ſolcher Inſul erhalten. Dieſe ſammlen das Mehl fleiſſig ein / ſorengen ein wenig Waſſer drauff / und laſſen es ſaͤuren / hernach kneten ſie es / thun es in gewiſſe ſtei⸗ gun gen N ſie einen groſſen hauffen Kohlen ſchuͤtten / und backen es alſo gahr. ei | Cluſius hat etliche Stücke von ſolchen Brodt / | t gefehen deren etliche einer Machen Hand groß / waren / und eines Daumens dick / von den ar⸗ men Tertanen ſoll dieſes Bradt gantz heiß und friſch gegeſſen werden / wann es aber hart 9 E | 7 en Karitäteny Cabinet. 75 den / wird es in warm Waſſer geworffen / in wel⸗ chen es erweichet / und hernach als ein Brey ver⸗ zehret wird: Ermeldter Clufius , hat im Anfang keinen ſonderlichen Geſchmack darin finden können / aber hernach als er ein wenig Pfeffer / Caneel / und e hinzu gethan / habe es ihm ſehr wohl geſchme⸗ et / ſo / daß es mancher für eine Delicateſſe halten möchte. Cluſ. lib. . Exotic. c. 3. p. 8. & 9. It. Hiſt. Ind. lib. 6. c. II. 1 Olearius aber meldet / daß ſie dieſes Art Mehl mit ein wenig Reiß vermiſchen / und alſo Brodt davon in viereckichter Form backen. Adami Olearii Anh. und Beſchr. etlicher Oriental. Inſuln. p. f 54. „ Mercklein ſchreibet / daß nicht allein die Ein⸗ wohner der Ternaten Inſuln / ſondern auch diejam- boneſen ſich des Brodts von der Wurtzel eines Baums (daraus man den Safft preſſet / und den man hernach trucknet) gemacht wird / bedienen. Vide deſſen Oſt⸗Indiſche Reiſen. pag. 441. Dieſer Baum iſt an den meiſten Oertern in Indien unter den Nahmen Sagu bekandt / und bes richtet Marcus Polus von Venedig / daß er der⸗ gleichen Art Baͤume im Koͤnigreich Fanſur, in der Inſul Java Minor gelegen / geſehen / welche ſo groß / daß fie von zweyen Männern kaum mögen ausklafftert werden / denn wenn man denſelben die Rinde nimmt / ſo ſehr duͤnne iſt / findet man alsdenn ein uͤberaus ſchoͤnes Mehl / davon man gut Brodt gebacken / und auch Speiſe gekocht / die — en nn \ . N \ — — nn 0 * Karitaͤten⸗Cabinet. die er öfftei 8 mit Luſt gegeſſen Lib. 3. C. 29. von den Morgen⸗Laͤndern. * | Pat. Martinus Martinius, da er handelt von der Provintz Qrenſi, beſchreibet einen Baum Qyenglang genandt / der in itztbeſagter Provintz haͤuffig waͤchſet / dieſer hat an ſtatt des Korn ein | eifs ſes Marck / foden Mehl allerdings gleichet / aus ERBEN 0 Der zum Fiſchfangen dienliche Fiſch. Indianiſchen Meer / wird ein Fiſch I den gefunden Reverſo genandt / der einem Ahl an ſtatt des Mehls / zumahl da es nicht unannehmlich ſchmeckt / zu allerhand Speiſen dienet, Atlant. Sinic. , een . von Geſtalt nicht ungleich ſeyn fol / ohn allein / daß er einen groſſen Kopff hat / und daran ein Haͤutlein gleich einem Beutel trägt / welcher 3. ſchwartz von Haut / darzu Spannen lang / und mit einen ſcharffgraͤtchen Schnabel / zweydrit⸗ tel eines Schuhes lang geruͤſtet / mit welchen er die andern Fiſche anpacket. Dieſes Jiſch⸗Raͤu⸗ bers bedienet man ſich auff gedachten Meer zum Fiſchfang / und zwar auff folgende Weiſe: Die Einwohner des Landes / halten ihn am Schiff ge⸗ fangen an einem Strick / alſo / daß er gleichwohl unter Waſſer bedeckt ſchwimmet / weil er diegufft gar nicht ertragen kan. Wenn nun ein Fiſch o⸗ der Schnecke (die dieſes Orts ſo groß wie die Schilde) wird verſpuͤhrt; Laͤſſet man den | Fiſch loß / welcher alsdenn geſchwinder als ein nach Pfeil Pi Karitaͤten⸗Cabinet. 7 — —ññ̃ ̃ ̃ ͤ ͤ—— — — — nach dem andern Fiſch oder Schnecken / hinab ſcheuſt; felbige in feine Taſchen / davon anfangs gemeldet / verwickelt / und ſie dermaſſen hart und feſt haͤlt / daß ihm dieſelbe durch keine Krafft noch Gewalt zu entreiſſen; ſondern man muß ihn ſamt der Beute nach gerade aus dem Waſſer herfuͤr ziehen / dar⸗ auff er / als der wie geſagt / Lufft ſcheu iſt / den Raub alſobald fahren laͤſt. Pet. Martyr. lib. 3. Decad. Ocean. Erafm. Franciſci Luftige Schau⸗Buͤhne / part. i. Colloq. 4. pag. 805. | LXX. Das wundernswuͤrdige Echo. DI Abyſſiniſche Hiſtorien des Johan Paes und aus denſelben Kircherus in Muſurgia berichten: Daß in den Bergen Gojamæ ein elß gefunden werde / der von Natur alſo ausgehoͤlet / daß er einem / welcher ihn von ferne anſchauet / wie ein Spiegel vorkommt: Gleich gegen dieſen uͤber / findet man einen andern Felſen / auff deſ⸗ ſen Spitzen nichts ſo heimlichs kan geredet wer⸗ den / daß man nicht hoͤren ſolte: dafern aber ihrer etliche daſelbſt ſchreyen / wird der Schall fo ſtarck / ‚gleich thaͤte ein groſſer Kriegs⸗Heer ein Feld- Ger ſchrey. Welche Gelegenheit dis Orts die heydni⸗ ſchen Goͤtzen⸗Pfaffen zum Vortheil ihres Betrugs genommen: indem ſie die Leute auff die Spitze des Berges geſetzet / und ſolcher Geſtalt von zukuͤnffti⸗ gen zu durch den Mund des Echo mit ihnen geredet. LXXII. ig Karitaͤten⸗Cabinet LXXI. | Die zierliche / aber einen toͤdtlichen Sifft bhhegende Spinnen. EN den Philippiniſchen Inſuln find kleine ** Spinnen / die im Glantz mit dem Golde eif⸗ fern / und mit rothen Tipfflein zierlich beſtreu⸗ et ſind / unter ſolcher guldenen und vielen kleinen Rubinen beſetzten Haut / wohnet gleichwohl ein toͤdtlicher Gifft / denn / mern fie ihres Stachefs vergiffte Spitze zu prüfen geben / der wird raſend und unſinnig / auch erſtarren denſelben offtmahls alle Glieder wobey er zugleich groſſe Angſt und | Schmertzen dulden muß. | Auff einer Virginifchen Inſul / welche nan die Sommer ⸗Inſul nennet / findet man ebenfals wunder ſchoͤne Spinnen / die in einer fo zierli⸗ chen Haut ſtecken / als ob fie in Gold und Per⸗ len gekleidet waͤren / aber mit ihren Stachel ver⸗ wunden fie die Menſchen toͤdtlich. Dieſe ſpin⸗ nen / ſo grob Gewebe / daß ſie Turtel⸗ Tauben — darin fangen koͤnnen. Franciſci Seel. Ruheſt. Part. I. 343. \ \ Fi Die groͤſte Art Braſilianiſcher Spinnen / iſt mit ſchwartzen Haaren bewachſen / die ſo ſchoͤn und weich / daß es ſcheinet / ſie tragen eine ſchwar⸗ tze Sammiten Decke / aber bey dieſer Schoͤnheit hegen fie einen ſolchen tödtlichen Gifft / daß / wer ſie nur ein wenig beruͤhret / ſtracks mit ihren gifftigen Speichel beſpruͤtzet wird / welcher die Haut hefftig brennet und erhitzet. „ | | fe Raritäten: Cabinet. 79 diefer Gifft einen Menſchen in die Augen kommen / wird er ohnfehlbahr blind davon. Id. Ibid. LXXII. Der weinende Fiſch. Veo Changte in der Provintz Honan, hat man ein Fiſch Hajul, das iſt das kleine Kind genandt / weil er / wenn er gefangen wird ein Ge⸗ laut von ſich giebt / wie ein weinendes Kind. Neu- hoff China. pag. 380. . LXXIII. Der Americanifche ſelten flieſſende Brunne. | * der Landſchafft Chiapia, oder Tafica, hat es einen Qvell⸗ Brunnen / der gewoͤhnlich 3. Jahr ſtetig flieſſet; es regne / oder regne nicht / und nachmahls auch eben ſo lange trocken oder verruͤchtet iſt / dis thut er Wechſelweiſe; iſt Übrigens ein gar gut und geſundes Waſſer zu trincken. Dappers America. So hates auch inPeru auf dem Gebuͤrgebiraeinen beruͤhmten Brunnenbypuilo genandt; Diefer flieſ⸗ ſet alle Naͤchte des gantzen Jahrs mit gnugſamen 71085 des Tages aber iſt er trucken. Happ. Rel. urlol, LXXIV. Die Grauſamigkeit und Geſtalt der Tieger⸗Thiere. S werden die grimmigen Tieger⸗ Thiere j war an vielen Orten in Africa, Aſia, und Ameri- * Karitaͤten⸗Cabinet. America gefunden / doch nirgend groͤſſer / wuͤtri⸗ ger und ſtaͤrcker / als in Oſt⸗Indien / im Könige reich Bengale, in der Provintz Junnam, und in China gefunden. Es ſchonen dieſe reiſſende Thie⸗ re weder Menſchen noch Viehe ſo ihnen begegnen / und die fie erhafchen koͤnnen. Doch hat die guͤ⸗ tig Natur / wie in vielen andern Faͤllen alſo auch hier / ein Mittel gezeiget / ihren Muth und Grimm zu ent⸗ fliehen / nemlich dieſes / es laͤufft immerdar neben ih⸗ nen her ein kleines Thierlein / welches durch fein ſtets⸗ waͤrendes Blaffen ihre Gegenwart / ſonderlich wenn es in den dicken Buſchen liegt und auff den Raub lau⸗ ret / gleichſam anmelden muß / wie denn auch / ſo bald die Leute dis hören / eilend die Flucht nehmen / und ſich ſalviren. Ob auch ſchon ihr Wuͤten und Tor ben faſt in keinerley Weiſe zu bendigen / ſo hat doch gleichwohl auch hier die Natur ein Mittel verſchaf⸗ fet / ihren rimm zu wider ſtehen. Es iſt dieſes ſonſt grauſame Thier um die Lenden ſo ſchwach / daß / ſo es der Orten mit einen Pruͤgel geſchlagen wird / da⸗ durch in Ohnmacht ſinckt / und ſich gewonnen giebt. Die Furcht aber / und das Schrecken fo die Einwohner in dieſen Lande vor den Tieger⸗Thie⸗ ren haben / iſt nicht auszuſprechen / und geben ſie dannenhero dieſen Thieren mancherley Nahmen / vermeynende / daß wann ſie deſſen eigenen Nahmen im Munde fuͤhreten / ſie alſobald wuͤrden zerriſſen werden. t a | Dieſe Thiere find grauſamer denn die i 1 un Karitaͤten⸗Cabinet. 81 und ſtellen Menſchen und Vieh hefftig nach / ja/ verfolgen dieſelben bis in die Hütten und Haͤuſer. Wenn ſie nun einen Menſchen erhaſchen / ſchla⸗ gen fie ihre Vorder Klauen in des Erhaſchten eh ſchleppen ihn weg / wie die Katz die Mauß. In Bengalen ſind ſie ſo groß / wie ein Kalb / das Haupt und die andern Glieder ſind den Katzen gleich / aber alle viel ſcheußlicher und groͤſſer. Sie haben Klauen / wie die Loͤwen / und eine weiß ſchwar⸗ tze geſprenckelte / auch wol rohte Haut / die ſehr glaͤn⸗ Bet / welche auch deswegen von den Einwohnern in groſſen Wehrt gehalten werden. LXXV, Die Tieger⸗Jagt. Damit aber dieſer grauſamen Thiere nicht zu viel werden / ziehen die Bengaler, wie auch andere Indianiſchen Voͤlcker zu weilen auf die Tie⸗ ger⸗Jagt / mit einer groſſen Menge Volcks / ſo⸗ wol Beſchwerern / Trommelſchlaͤgern / Spiel⸗ Leuten / als auch Zuſehern / wovon die erſten vor⸗ her offt wunderliche Grillen machen / bis ſie durch ihr Beſchweren ein oder mehr Tieger⸗Thiere / an einen gewiſſen Ort herbey gelocket / dieſelben her⸗ nach fangen / und denn mit ſich wegfuͤhren. Walth. Schultzens Oſt⸗Indiſ. Reiſe⸗Beſchr. pag. 207. Ib. 2. cap. 16. Neuhoffs Allgemeine Beſchr. des Reichs Sina p.374. . LXXVI. Karitaͤten⸗Cabinet. N LXXV. Die laͤcherliche Küh- Hochzeit. Ine lächerliche und groffe Thorheitbegehendie Benjanen mit Verheyrahtung der Kuͤhe / ſintemahlen ſie denſelben ordentliche Hochzeit ma⸗ chen / und ihnen offt mit vielen taufenden Duca⸗ ten / ſolche ausrichten. ee Gemeiniglich aber geſchicht die Copulation oder Trauung des Viehes / weil es noch jung und Kalbiſch iſt / doch daß die Kaͤlber nicht unter ein Jahr alt ſeyn: Es wird dieſelbe auf folgende Wei⸗ ſe verrichtet: Man bindet ihnen Stricke um den 220 und führer fie dabey an das Ufer eines Waſ⸗ ers / laͤſt fie ein wenig hinein gehen; und waͤſchet ſie eine gute Weile. „ 0 Immittelſt ſtehet ein Pfaff am Lande / nach welchem die Thiere ihre Koͤpffe zukehren muͤſſen / ſchreyet ihnen zu / und macht wunderliche Hand⸗ Gebehrden. Die Freunde ſchuͤren unterdeſſen auf dem Lande ein Feuer an / und ſetzen ſich rings herum: eben / wie bey der Hochzeit ihrer naͤchſten Verwand⸗ ten. Der Pfaff tritt endlich auch zu ſolchen Feuer in den Kreys hinein / richtet feine Specereyen zu; wirfft Sandel, Benzor und Aloe ins Feuer. | Nach Verrichtung deſſen / begibt er ſich wie⸗ der an den Rand des Waſſers: da man ihn als⸗ denn die Kaͤlber entgegen fuͤhrt / und ſolcher geſtalt haͤlt / daß die vordern Fuͤſſe auf den Lande / die hin⸗ terſten aber im Waſſer ſtehen bleiben. e | f . et N Raritäten: Cabinet. 83 det er beyden Kaͤlbern / nach Abnehmung der alten / einen neuen Strick um den Hals / folgends werden die Maͤuler der Thiere an einander gehalten / und ihꝛe Stirnen von den Pfaffen mit einem gelb faͤrbigen Strich gezeichnet. Hiernechſt führt man die Kälber etliche mahl um das Feuer herum. Der Pfaff aber / welcher ſich wiederum in den Kreys geſetzet / lieſet indeffen et: was aus einem Buch / mit abendtheurlichen Geber⸗ den. Nach mahls ſtehet er auf / nimmt eine kupf⸗ ferne Glut⸗Pfanne voll glühende Aſche: wirfft al⸗ lerhand wohl- riechende Sachen darinn; beraͤu⸗ chert damit Die getrauten Kälber unter den Kopff / Bauch und Schwantz: gehet hernach fuͤnffmahl ums Feuer herum und murmelt. Endlich müffen ſie Schwantz an Schwantz halten / welche er gleich⸗ fals beraͤuchert. | Nachdem alle dieſe lächerliche Trauungs⸗Ce⸗ remonien vollenbracht / fuhret man das Viehe wie⸗ der nach Hauſe: dem viel alte und junge Leute / auch Kinder beyderley Geſchlechts nachfolgen / und zu dem Hochzeit⸗Mahl / welches die Herren der Kaͤlber da⸗ gegen angeſtellet haben / erſcheinen. Man muß aber wiſſen / daß dieſe Vieh⸗Co⸗ pulation groͤſſern Theils daher entſtehet / daß ſie dieſes Vieh als Kälber und Kühe / fuͤr heilig ach⸗ ten / deren Bildniß mit groſſer Ehrerbietung anbe⸗ ten / ja gar alles / was an denſelber iſt / für heilig ſchaͤ⸗ ten. Gemeldte Benjanen haben den Gebrauch / daß ſie in einen beſondern Monat die Kuͤhe mit 82 Reiß / 84 Karitaͤten⸗Cabinet. P der noch im Stroh iſt / futtern; hernach den 8 ſammlen: denſelben in eine Siebe waſchen / und die noch unverdauete Koͤrner / ſo im Siebe nach Abgang des Übrigen Unflars bleiben / duͤrren; uͤber welche nachmahls der Pfaff den Se⸗ gen ſpricht. Von der Zeit an / werden von ſol⸗ chen faulen Heiligthum Kuͤchlein gebacken / und den Krancken eingegeben / zu einer kraͤfftigen vermeynten. Artzeney. Bee, | Volqvard Iverfon hat einsmahls in acht ge nommen / daß die Weiber der Benjanen guch auf: gepaſſet / und mit allem Fleiß darauf gewartet / wenn ſolches vertraute Vieh geſtallet / alsdenn geſchwind mit einem Geſchirr / etliche auch mit der Hand den Harn aufgefangen / ei groſſes Gereiß darum ges habt / und ihn getruncken / als ein heiliges und zur Fruchtbarkeit dienliches Getraͤnck. Eraſm. Fran ciſci Sitten Sp. p. 960. Arnkiels Cimbriſche Heiden⸗Religion / cap. 19. p. 12 4. Beyde aus Vol qvard Iverfon Orientaliſ. Reiſe⸗Beſchr. lib. 4. 4 Clariſſ. Oleario edit. c 13. p. 207. 208. Bu LXXIL | 15 f Die wunderlichen Schiffe der Javaner. 1 Je Javaner haben eine Art von Schiffen / dar über ſich ein Europzifches Auge billig ver⸗ wundert Fuͤrnemlich ihrer Geſchwindigkeit hal- ben / welche ihnen auch bey den Niederlaͤndern den Nahmen erworben / daß ſie Flieger / oder Fliegende | | 0 genen? % Karitäten: Cabinet. 89 genennet worden. Die Javaner ſitzen nicht in den⸗ ſelben / wie die Hollaͤnder / ſondern hucken nur / wenn fie fahren / in den kleineſten Kahnen koͤnnen acht Per⸗ ſonen ſchiffen. Von fornen und hinten ſind ſie zu⸗ geſpitzt; haben nur einen Maſt / daran ein ſtroher⸗ nes langes Seegel / ſo mehrentheils mit zweyen Stangen auf beyden Seiten in die See gerichtet / an deren Spitzen ein Bambus gebunden iſt / ſo das Schiff haͤlt / daß es weder unterſincken noch um⸗ ſchlagen kan. Angemercket / der Bambus wie Pantoffel⸗Holtz immer oben ſchwimmet / und kein Waſſer faſſet / als der anders nichts iſt / denn ein Rohr / welches fo dick / wie eines Menſchen Bein bey den Waden / und auf freyem Felde Puſchweiſe waͤchſet / auch ſo hart iſt / daß wenn man einen ſolchen Puſch anzuͤndet / es nicht anders krachet / als wenn ein gantzes Krieges⸗ Heer eine volle Salve gebe. 8 Eben von dieſen Bambos machen ſie gantze Floͤſ⸗ ſen / darauf man Fiſche nach Batavia fuͤhret / hencken und binden dieſelbe gar artlich und fuͤglich zuſam⸗ men mit Stricken von Figuer ; welches ein Baum⸗ Mooſt iſt / ſo fich feſt und ſteiff winden laͤſt / von 12. bis auf 18. Daumen dick / als wie es ein Seiler nim⸗ mermehr machet. Mit eben denen binden ſie obge⸗ meldte Schiff⸗Seiten⸗Bretter / ohne andere Naͤgel und Banden / und dennoch gleichwol ſo feſt / daß nicht leicht ein Tropffen See ⸗Waſſers hindurch dringt. Joh. Jac. Saar, c. 2. feiner 15. jährigen Oſt⸗ Indiſ. Kriegs⸗Dienſten. i 3 LXXVIII. Karitaͤten⸗Cabinet. Die ſeltzame Jagt / ſo der Koͤnig von rand Eiane mit Frauens⸗Perſonen „ he,, Menn der Koͤnig von Franziane, welcher des | von Pegu Nachbar / vielmahls auch wol fein‘ Vaſal iſt / auf die Jagt zeugt / ſo reiten hundert Frau⸗ ens⸗ Bilder vor ihm her / welche Bogen fuͤhren / und ſo gewiß zielen / daß ſie auch einen Pfenning treffen. Auf welcher Jagt Amor offtmahls auch ſeinen Bo⸗ gen ſpannt / und mit den Augen dieſer Hof⸗Damen / welche gemeiniglich fo. wol die ſchoͤnſten / als tapf⸗ ferſten in Indien / manchen Caballier nach dem Hertzen ziehlt. Nite e „Solche Jagt dieſes Königs gehet mancher⸗ ley Thieren / And unter andern den Affen auch auf die Haut. Selbige Affen haben ein Haar wie Seide. Ihre Jungen hangen ihnen fo feft am Halſe / als ob ſie daran gebunden oder geleimet waͤ⸗ ren. Desgleichen findet man daſelbſt ſchoͤne ſchnee⸗ weiſſe Meer⸗Katzen / die ſich ſehr poßirlich anzuſtellen wiſſen / daß es ſcheinet / ob wolten ſie Gnade bitten. ö Wenn ihnen nur die Königliche Leib⸗Wacht / wel⸗ cher ihre Art bekannt / zu weilen ein Zeichen gegeben / ſie ſollen ſich auf die Baͤume reterliren / thun ſie ſol⸗ ches in einem Augenblick / und zwar in einer ſolchen Confufion,daß fie über einander ſteigenund lauf fen. Es ſind ſolcher Meer⸗Katzen eine groſſe Men. ge / ſo daß es ſcheinet / als wenn die Baͤume von 1 R 4 | en Karitaͤten⸗Cabinet. 97 chen beſchneyet. Vincent. le Blanc. cap. 28. ſei⸗ ner erſten Reiſe. LXXIX. Der Elephanten⸗Fang. Die Elephanten werden nicht von allen Voͤl⸗ ckern auf einerley Art und Weiſe gefangen. DN Indianer fangen ſie theils in gemachte Gru⸗ ben / und foll ſolche Weiſe zu fangen im Kor nigreich Congo gebräuchlich ſeyn. Die Bar⸗ barn ſelbiges Orts machen einen groſſen Graben / der oben weit / unten aber enger zuſammen geht / da⸗ mit der Elephant keine Macht habe heraus zu ſprin⸗ gen. Dieſe Fallen bedecken ſie mit Kraͤutern und Zweigen / ſo den Elephanten vor andern amange⸗ nehmſten; um ihnen den Betrug deſto beſſer zu verbergen / daß ſie ſicher und ungeſcheut hinuͤber gehen; Bey ſothaner Elephanten⸗ Fang hat ſich Lopez einſten ſelbſt perfönlich befunden / und be⸗ richtet dieſe merckwuͤrdige Begebenheit: Ein jun⸗ ger Elephant war in dergleichen Gruben einer hin⸗ ein gefallen / als der Alte / fein Vater ſolches ſiehet / wil er ihn mit Gewalt wieder heraus ziehen / und wen⸗ det / ob ihn die Jaͤger gleich mit groſſem Geſchrey abzuſchrecken meynen / ſeine aͤuſſerſte Kraͤffte dazu an. Nachdem er aber ſiehet / daß alle Muͤhe ver⸗ gebens / und nichts auszurichten / fuͤlet er den Gra⸗ ben mit Erde / Steinen und Baͤumen/ bis oben | 54 gantz 88 KRaritäten-Cabinet. gantz zu, wolte ulſo fein Kind lieber tod als in ge⸗ faͤngliche Dienſtbarkeit ſehen. Lo un. a Eine andere Art / die Elephanten zu fangen / gedencket Daniel Parchey, in ſeiner Oſt⸗ Indiſ. Reiſe cap. 4 pag. 68. folgender geſtalt: Wann der darzu beſtelte Jaͤger⸗Meiſter eine ſolche Jagd vor hat / ſo muͤſſen ſeine Untergebene Holtz aus dem Wald hohlen / welches nicht gleich weglodert / wenn es angezuͤndet iſt / ſondern man laͤſt ſolches nur oben glimmen. Solches Holtz legen ſie auf die 4. bis 6. Meilweges / wo fie die Elephanten herjagen | | wollen / weil fich ſelbige ſehr für den Feuer fuͤrch⸗ 1 ten / ja / nicht einmahl über daſſelbe ſchreiten / zu Ende des Feuers wird ein ſtarcker Krall geſetzet / folgender Geſtalt: Nemlich fie pflöͤcken ſtarcke große fe Bäume gegen einander über / auf beyden Sei⸗ ten / gleich denen Stacketen eng zuſammen / und ſtarck verwahret / in welchen die Elephanten / wie umzaͤunet / ſtehen muͤſſen / ſo daß / wann ein E⸗ lephant einmahl darinn / ſich nicht wieder umkeh⸗ ren / noch heraus kommen kan / weil zu Ende deſ⸗ ſelben dieſes Stacket mit vier groſſen Riegeln ver⸗ wahret wird; wenn nun ein Elephant / den man verlangt / darinnen iſt / will ſolcher immerzu fort⸗ gehen / in Hoffnung durchzukommen; ſo bald er aber das aͤuſſerſte Ende erlanget / lauffen geſchwind etliche Schwartzen mit kleinen Spieſſen zu / und ſchieben auch von hinten einen Riegel vor / daß er al⸗ ſo weder hinter noch vor ſich mehr kan. Wann nun deren etliche geſchloſſen / ſobeffehlet der Elephan⸗ a N * N ten⸗ * — — — —“⁴“g— Se Raritäten: Cabinet. 89 ten / Faͤnger / die ſchon darzu abgerichtete zahme Elephanten herbey zu bringen / deren dann auf je: der Seiten des Nohtſtalls einer / von dem darauf ſitzenden Schwartzen durch einen krummen Ha⸗ cken getrieben wird / mit einem groſſen viermahl um den Hals geworffenen Seil / dergleichen auch den wilden Elephanten umgeworffen wird / jedoch mit groſſer Muͤhe / daß es auch offt einen halben Tag waͤhret / ehe man ihm ein kleines Stricklein / an welchen das groſſe gebunden / am Hals wirfft. So bald als der Elephant umfeſſelt iſt / wird ihm auch am hintern Fuß ein Strick gelegt / an wel⸗ chen bey die zweyhundert Schwartze faſſen / und ſo lange halten / bis bey dem Ausgang die vor⸗ derſte Riegel ausgezogen werden. Alsdenn ver⸗ meynet der Elephant geſchwind durchzubrechen / weil er ſiehet / daß er Lufft hat / er wird aber als⸗ denn erſt recht feſt gebunden. Wann er nun ver⸗ wahrt gnug iſt / machen ſie den hintern Fuß wie⸗ der frey / damit er zwiſchen den zween Zahmen fortgehen kan / darauf eilet man mit ihm fort zum Qvartier / wo er recht zahm gemacht wer⸗ den ſoll. Ehe aber der Elephant ins Qvartier koͤmmt / ſtehet ein groſſer mit Steinen umgebener Baum unterwegens / unter welchen die Schwartzen je- zu weilen ihren Abgott den Teufel zu opffern pfle⸗ gen; Dieſer Baum wird von ihnen der Pe- fchar - Baum genannt / bey dieſen halten fie mit den Elephanten ſtill / bis zwey vermaſqverirte a 83 Tantz⸗ den / daß fie ſich nicht geluͤſten laſſen ſollen / indem | N Wal⸗ 3 Raritäten Cabinet. . 7 Tantz⸗Meſſter gantz mit Schellen umhaͤnget / kom⸗ men / die für den wilden Elephanten tantzen und ſpringen endlich aber ſtille ſtehen / und demſelben auf ihre Sprache alſo anreden: Er ſolle ſich nicht ſo wild ſtellen; An ſtatt daß er bishero ſich in dem Wald im Regen und Wind muͤſſen aufhalten / ſol⸗ le er nun in einem Haus / und unter ein Dach ſte⸗ hen. An ſtatt / daß er habe etliche Meile nach Waſ⸗ fer gehen muͤſſen / ſolle er jetzund alle Tage zwey⸗ mahl getraͤncket / und mit genugſamer Koſt verſe⸗ hen werden. Hierauf ſtehet der Elephant gantz entzuͤcket ſtil / gleichſam als wenn er bezaubert iſt / gibt ſich endlich gutwillig darein. Darauf bringet man einen groſſen Zuber mit Waſſer / gieſſen ſolches den Elephanten uͤbers Leib / tauffen ihn alſo / und geben ihn einen Nahmen nach den Herrn des Lan⸗ des / darauf wird er in ſeinen Stall gebracht / bis er recht zahm wird / ſolches aber hat zu weilen noch ein halbes / ja oͤffters noch ein gantzes Jahr Zeit / bis er recht zahm wird / daß man ihn trauen kan / alsdenn laͤſt man ihn allererſt loß gehen. Garzias von Orta beſchreibet noch eine any dere Manier / die der König in Pegu fuͤhret / der Elephanten faͤhig zu werden. Man zimmert in der Stadt viele Elephanten⸗Kercker aus hoͤltzern Balcken / zwiſchen welchen ſo viel Raum bleibet / daß die Leute leicht / der Elephant aber gar nicht hindurch kan. Hernach laſſen ſie etliche Elephan⸗ ten hinaus in den Wald / die vorher bedrohet wer⸗ Raritäten: Cabinet. 91 Walde ſich mit den wilden Elephanten zu vermis ſchen / ſondern ihnen durch ein Zeichen den Bey⸗ ſchlaff verheiſſen ſollen / wenn fie in ihre Ställe oder Stadel gekommen / geſtaltſam dann ohne das die Elephanten von Natur gar ſchaamhafft / und ſich nicht anders denn im Verborgen vermiſchen: auch da ſie jemand daruͤber betreffe / gantz grimmig auf ihn anſetzen. Bevor aber die Weiblein hinaus gehen / wer⸗ den fie an gewiſſen Gliedern mit Oel beſtrichen / uͤber welchen Geruch die Maͤnnlein ſie ſo lieb gewinnen / daß ſie fuͤr groſſer Brunſt ihnen aller Umſtehenden ungeſcheuet folgen / und mit ihnen in beſagte Ver⸗ ſperrungen gehen. So bald ſie daſelbſt angelangt / ſtehen etliche bereit / ihnen die Feſſeln anzulegen / und den Aus⸗ gang zu vermachen. Darnach gehen die Weib⸗ lein wieder in ihre Staͤlle / welche nahe bey dem Ser faͤngniß / und uͤber eines Elephanten nicht groß ſind / auch alſebald von den Jaͤgern zugeſchloſſen wer⸗ den. Nach dem Abtritt der Elephantinnen / merckt der Elephant / daß er betrogen und gefangen / hebt darauf an gar hefftig zu wuͤten / und braucht allen Gewalt / wieder loß zu kommen. Daran die Zu⸗ ſchauende keinen geringen Luſt haben / zu ſehen / wie die Beſtie ſeufft und weint / auch hin und wieder zu⸗ ruͤck laͤufft / bis ihr von vieler Arbeit der Schweiß aus allen Gliedern bricht / und gantz ermuͤdet. Wenn nun der Jaͤger endlich dieſen Srempe ing * Dieſes Volck ſchleuſt allgemach einen engern Kreiß / und zeucht ſich nach gerade immer mehr und mehr — 92 Barttaͤten⸗Cabinet. ling in einem Stall bringen will; fuͤhret er aber⸗ mahl das Weiblein herbey / welches vorher gehen / und ihn an ſeine Stelle einfuͤhren muß. Dieſer Stall iſt ebenfalls nicht breiter / als vor einen Ele; phanten / derhalben das Weiblein an der andern Seiten wieder heraus gelaſſen / der Elephant aber fo lang darinn gelaſſen / bis er von Trauren und Hungern (angeſehen fie in etlichen Tagen nichts freſſen) gezaͤhmet: welches gemeiniglich in acht Ta⸗ gen geſchicht. Alsdenn gibt man ihm ſeine Waͤr⸗ brauch abrichten. | ter zu / die ihn zum Krieg und allerhand andern Ge⸗ 35. Eben dieſer Garzias von Orta erzehlet nch ein andere Art / aus Relation einer feiner guten Freunde / der zweyen unterſchiedlichen Elephanten⸗ Jagten des Koͤnigs von Pegu beygewohnet. Der⸗ ſelbige Koͤnig hat den Platz und Umkreiß / daß die Elephanten weiden gehen / mit einer gewaltigen groſſen Menge Volcks laſſen ringweiß umgeben. zuſammen / bis ſie endlich nicht allein eine groſſe An⸗ zahl Elephanten (inmaſſen bey damahliger Jagt in die vier tauſend zugleich gefangen) ſondern auch an⸗ dere Thier / als Loͤwen / wilde Schweine / Tieger / ꝛc. theils lebendig / theils todt von den Pfeilen erſchoſſen / einſchlieſſen und bekommen. Von den Elephanten hat der König zwey hundert behalten / die uͤbrige / fo wol Alte als Junge wieder frey gelaſſen / damit er Dieſe das dand nicht gantz leer davon machte. — Karitaͤten⸗Cabinet. 93 r die Diele hat man alſo gebaͤndiget: nachdem ſie in vorbeſchriebene Kercker eingeſperret / wur⸗ den ihnen Stricke / von Weiden⸗Zweigen gefloch⸗ ten / um die Fuͤſſe und Zaͤhne gebunden / daß ſie ſich nicht regen kunten. Hernach tratt der Mei⸗ ſter herzu / ſtieß fie mit Fuͤſſen / ſchmiß mit einen Bengel weidlich darauff: drohete danebenſt / wo fie nicht gehorchen wolten; fie. ohnauffporlich ats ſo zu pruͤgeln / und endlich gar mit Hunger zu ertoͤdten: wuͤrden ſie aber gehorſam ſeyn / verhieß er ihnen Futter / und ſie mit Oel zu beſtreichen. Nach⸗ mahls wuſche man ſie ab / und gab jeglichen zween andere Zahme zu / zwiſchen welche ſie zur Diſciplin angewehnet wurden. Die juͤnger / (wie eben dieſer Autor meldet) werden gemeiniglich alſo : zuweilen aber auch / durch guͤtlich thun / beſaͤnfftiget: Die Alten hin; gegen / ſonderlich die / fo gar zu ſehr wüten / in weiten Haͤuſern beſchloſſen / darinnen es viel en⸗ ger Thuͤren gibt: in welchen die Elephanten⸗Zwin⸗ ger ſtehen / und ſie mit Pfeilen verwunden / bis ſie von Hunger und Wunden ſchier halb todt. Dieſe deu⸗ tet der Meiſter hernachmahls an / es geſchehe ſolches alles / daß ſie ihre Wildheit ablegen ſollen / und ver⸗ ſpricht ihnen wohl zu thun; im Fall fie ſich werden niederlegen. Alsdenn legen ſich die Elephanten / laſ⸗ ſen ſich abwaſchen / ſchmieren / und ſpeiſen / werden hernach zum oͤfftern gefragt mit freundlichen gelin⸗ den Worten: Wie fie ſich gehaben? Was ſie ver⸗ langen 2 Mit der Weiſe bringt man fie allge⸗ maͤhlich zum Gehorſam. Eraſm. Franciſci 112 | ig. 94 Raritaͤten⸗ Cabinet. ſtig. Schau⸗Buͤhne. Part. 1. Colloq. 2, pag. 240. . pe ER Poch viele andere Arten des Elephanten⸗Jan⸗ ges / koͤnten aus des Taverniers , Thevenots, Schultzen, Dappers und andern beruͤhmten Rei⸗ ſe⸗Beſchreibungen angefuͤhret werden / da ich nicht befürchtete / es möͤchte die Menge von einerley Sa⸗ chen / den geehrten Leſer einen Eckel erwecken / wen⸗ den uns derohalben zu einer andern Materie / welches ſeyn ſoll: 1 | 4 0 LXXX. ie Der nuͤtzliche Kokos⸗Baum. MVir allen Geſchoͤpffen in der Welt / iſt wohl V keines / in welchen die Natur mehrern Nutzen gelegt / als den Kokos⸗Baum. Es iſt derſelbe ca- pabel (weil mehr als tauſend Nutzbarkeiten an ihm zu finden /) das Menſchliche Leben zu erhalten / weil man nicht allein von denſelben effen und trincken / ſondern auch das übrige, was zu folchen dienet / neh⸗ men kan. Dieſer Kokos / oder Klappus⸗Baum / waͤchſet gar haͤuffig in den Aſiatiſchen Koͤnigrei⸗ chen; Er hat ſelten einen geraden / mehrentheils aber / einen krummen Stamm / der 5. 6. biß⸗ weilen auch wohl 7ben Fuß dick iſt / und eine Höhe oͤffters über 50. Schuh erreicher / hergegen iſt feine Wurtzel kurtz / ſchmal / und kaum mit Erde bedecket / daß man ſich billig verwundern muß / wie dieſe hohe und ſtarcke Baͤume auff fo kurtzen und ſchwachen Wurtzeln / fo hoch in der Lufft ſte⸗ hen koͤnnen / und nicht durch derer und deren Fruͤchte Schwerheit / wie auch durch er turm⸗ Karitaͤten⸗Cabinet. 95 ü ———ĩħö———K——ĩĩ— Sturm Winde zur Erde gewor ffen werden / wozu noch dieſes komt / daß das unterſte der Staͤmme bey der Erden nicht dicker iſt / denn das oberſte / daran de Frucht hanget. | Die Ninde iſt Aſchenfaͤrbig / das Holtz hat einen füflen Milch⸗weiſſen Safft / wornach die Ameiſen / wenn der Baum umgehauen haͤuffig lauffen / der Stamm hat keine Zweige / ſondern hat oben umher / funffzehen / zwantzig / und mehr groſſe Blaͤtter / ſo theils auffwerts ſtehen / theils herab hangen. Je⸗ des Blatt iſt ſechszehen Fuß lang / und am Stamm ſchier einen Fuß dick. Ein ſolches Blatt beſtehet aus vielen andern Blaͤttern / fo in einer Reihe ges geneinander uͤber ſitzen. Zwiſchen den groſſen Blaͤt⸗ tern komt oben am Gipffel des Baums eine Schei⸗ de / zween Fuß lang / welche am Ende ſpitzig zu laͤufft / und an faͤnglich grun / nachgehends aber / roth iſt / und ſich endlich ſelbſt eröffnet / ehe aber ſolches geſchiehet / ſiehet man inwendig einen gar ſchoͤnen Stengel oder Stiel / ein Zub und dreh bis vier Finger dick / der aus vielen Zweiglein be⸗ ſtehet / welche von der Natur gar ſubtil zuſam⸗ 4575 wie eine groſſe Korn Aehr anzuſe⸗ en iſt. | | An dieſen Zweiglein hafftet was dreyeckig⸗ tes fo groß / wie eine Mandel und weiß von Jar⸗ be / woraus hernach Blumen / und endlich Muͤſſe werden / denn wenn gemeldte Scheide berſtet / breiten ſich die Zweiglein von einander / und laſſen gelbe Blumen ſehen. Aus den Blumen werden die „ aa | 1 96 Raritaͤten⸗Cabinet. die Kokos⸗Nuͤſſe / welche hart / ſchwer / umd offt groͤſſer als ein Menſchen⸗Kopff ſind / und bey hauffen gar feſte oben am Stamm haͤngen. Aus⸗ wendig um die Nuß ſitzet eine dicke / muͤrbe / faſelichte und zaͤhe Schale / worauff eine hoͤltzerne folget: wenn man dieſe letzte / wenn die Frucht noch unreiff durchſticht / fleußt ſehr viel ſuͤſſes Waſſer heraus / welches friſch eingetruncken / den Urin hefftig treibet / ſo es aber darinnen bleibt bis ſie reiff wird / iſt es der Kern / der wie eine geronnene Milch alsdenn in der hölßernen Schalen fißet. Dieſer Kern iſt ſuͤſſer / denn der beſte Europaͤſche Nuß⸗ Kern / gibt einetreff⸗ liche Nahrung / und erqpicket wunderlich die ab⸗ gematteten Glieder: dahero er von den Seefah⸗ renden Leuten / ſo auff der langwierigen Reiſe von Scharbock und andern Seuchen Krafftloß wer⸗ den / vielfaͤltig gebrauchet wird. Selbiger iſt feucht und warm / und wird ein Oel daraus ge⸗ preſſet/ ſo an Krafft und Tugend allerdings den ſuͤſſen Mandel⸗Oel gleicht / und dahero in gantz Oſt⸗ und Weſt⸗Indien / beydes eine gute Speiſe / und heilſames Artzeney giebt. Wann man dieſes Oel einnimmt / dienet es wider die Maͤngel der Bꝛuſt / und offnet den verſchloſſenen Leib / ſonderlich hilfft es denen / ſo von Fallen oder Schlagen inwendig Scha⸗ den bekommen haben. Oben auff der Spitze des Stammes waͤch⸗ ſet ein ſchnee⸗-weiſſes Marck nicht anders wie ein klein Baͤumlein / welches in einer Scheiden oder Haͤußlein verſtecket / eben wie unſer er 0 Kariraͤten⸗Cabinet. 97 Kohl ſſchmecket / wenn dieſes Baͤumlein abgebrochen wird / verdorret der gantze Stamm / welches ſonſt nicht leicht geſchiehet. Dieſer Baum iſt ein rechtes Wunder der Na⸗ tur / denn von den aus wendigen muͤrben und faſe⸗ lichten Schaalen der Kokos⸗Nuͤſſe / machet man kleine und groſſe Schiffs⸗ Seile / die im ſaltzen Waſſer gar lange dauren / und faſt unvergaͤng⸗ lich ſind: Sonderlich aber iſt merckwuͤrdig / daß dieſer Baum alles verſchafft / was zu einem Schif⸗ fe / ſo wol ſeiner Zuruͤſtung als Ladung betreffend / erfordert wird: Von den Stamm werden die Ma⸗ ſten / Bretter / und Steuer ⸗Hoͤltzer; von den Bas ſeln der aͤuſſerſten Schaalen die Schiff⸗Seile ge⸗ machet / und die Frucht ſelbſt gibt zuletzt die Ladung / die Schaale der Kokos⸗Nuͤſſe dienen zu Flaſchen und Trinck⸗Geſchirren; den Tranck gibt der Baum ebenfalls / welchen ſie artlich aus denſelben zu zapffen wiſſen; dieſer Safft wird / wenn er etli⸗ De Tage ſtehet / durch der Sonnen⸗Hitze zu einen guten Eßig / wenn er aber gekochet und gediktilli- get / zu einen koͤſtlichen Branntwein. Sie wiſ⸗ fen auch Nehenadeln von denſelben zu ſammlen / ja es find fo gar die Blätter dieſes Baums nicht ohne Mutzen / denn von dieſelben werden Segel / Matten und Dach⸗Ziegeln geflochten. Walther Schul⸗ Ben Oſt⸗Indiſ. Reifen lib. 2. cap. 7. pag. 172. Thevenots Oſt⸗Indiſ. Reiſen / lib. I. cap. f. pag. Neuhoffs Sina pag. 366, Dampiers Rei- je um die Welt / part. I. ap I. pag. 536. de i Al- — — — — m nn BEER En Zn — 5 - — — — — * BT — = WET — —— 7 7 > > 5 ET EEE ET EEE SEE, + — 2 er, — — — . * nd x 8 — \ = ’ | 93 Raritaͤten⸗Cabinet. anders Hiſtoriſcher Welt Sp. cent T. Hiſt. y. 0 pag. 1097. Happel. Mund. Mirab, part. 1, ib, J. cap. 76. pag. 800. | 7 } LXXXI. 10 Der ceylaner Manier / einen Eyd | hweren. N ſchweren. 125 3 * Entſcheidung ſchwerer und zweiffelhaffter Sachen legen beyde Partheyen der ſtreitigen Cingalaien einen Eyd ab / entweder in ihren Tem⸗ peln vor den Goͤtzen / oder mit heiſſen Oel. Dieſe letztere Art / weil ſie merckwuͤrdig iſt / wird von dem Autor Robert Knox, mit ihren eigentlichen Umſtaͤnden erzehlet. Sie gebrauchen aber dieſe Art zu ſchweren nur in Faͤllen von groſſer Wich⸗ tigkeit / als wenn etwa ihre liegende Guͤter in An⸗ ſpruch genommen werden / oder wenn keine Zeu⸗ gen bey einem Handel vorhanden geweſen. Wann fie nun alſo ſchweren ſollen / fo bekommt erſt jedwe⸗ de Parthey von dem Landes⸗Hauptmann eine Ver⸗ guͤnſtigung / welche zu folchem Ende von ihm mit eigener Hand geſchrieben wird. So dann geh beyde und waſchen ſich den Kopff und Leib / werden ſelbige Nacht in ein Haus gefaͤnglich eingeſetzet / und bewachet / auch einen jeden ein Tuch uͤber die rechte Hand gebunden / welches verſiegelt wird / da⸗ mit ſie nicht etwa die Finger mit zauberiſche Mittel hart machen. Den folgenden Morgen kommen fie heraus / legen reine Kleider an / und ſaubern ſich / ndem ſie es achten / als ob ſie vor GOttes Anger \ Karitaͤten⸗ Cabinet. 99 ſicht erſcheinen ſollen. Darauf binden ſie das Blat / worauf des Hauptmanns Einwilligung geſchrie⸗ ben / vornen an das Gelencke der Hand / und ver⸗ fügen ſich damit unter einen Bogahah, oder Got⸗ tes⸗Baum / worbey ſich auch alle Beamten ſelbigen Diſtricts oder Graffſchafft / benebenſt einer groſſen Menge Volcks verſammlen. Hierauf nimmt man Coker - Jüffe / und zeucht das Oel daraus vor den Augen des Volcks / damit jedermann ſehen moͤge / daß kein Betrug dahinter ſtecke; Nahe da⸗ bey ſtehet auch eine Pfanne mit Kuh⸗Miſt / und ſie⸗ dendem Waſſer. Wenn nun beydes recht ſiedend und heiß worden iſt / nehmen ſie ein junges Blatt von einen Coker-Nuß⸗ Baum / und tuncken ſol⸗ ches ins Oel / damit jedermann ſehen moͤge / daß es heiß genug iſt / denn das Blatt ziſchet und laͤufft da⸗ von zuſammen / macht auch ein ſolch Geraͤuſche / als wenn man Waſſer in heiß⸗ſiedendes Oel geußt. Eben auf dieſe Art verfahren ſie hernach mit den Kuh⸗Miſt. Wenn nun jedermann geſtehen muß / daß das Oel heiß genug iſt / ſo kommen die zwey Per⸗ ſonen / treten an beyden Seiten dieſes hes ſteden⸗ den Oels / und ſagen: Der GT T des Him⸗ mels und der Erden / ſey Zeuge / daß ich die⸗ ſes / weſſen ich beſchuldiget werde / nicht gethan habe. Oder: Die viererley Arten Bötter ſeyn Zeugen / daß dieſes ſtreitige Land mein iſt. So dann ſchweret der ander gerade das Widerſpiel; doch muß der Anklaͤger immer zu erſt den Eid ab⸗ legen. Der Beklagte fuͤhret auch dabey feine G 2 Un⸗ 100 Karitaͤten Cabinet. Unſchuld an / oder fein habendes Recht und Befuge niß. Hiernechſt werden die Tuͤcher / darein ihre Haͤnde zuvor gebunden ſind / abgenommen; und al⸗ ſobald nach geſprochenen obſtehenden Worten / tuncket der eine feine zwey Finger in das heiſſe Oel / und ſprenget damit dreymahl heraus. Darauf gehet er zu den ſiedenden Kuͤh⸗Miſt / und thut eben alſo. Gleicher geſtalt verfaͤhret auch der andere. Nach dieſen verbindet man ihnen die Haͤnde wie⸗ der mit dem Tuch / und verwahret ſie beyde gefaͤng⸗ lich / bis auf den nechfolgenden Tag; Alsdenn wer⸗ den ihre Haͤnde beſichtiget / und die Enden an den Fingern mit einem Tuche gerieben / damit man ſe⸗ he / ob die Haut abgehe / denn von welches Fingern ſich ſelbige abreiben laͤſſet / der hat falſch geſchwo⸗ ren / deſſen Straffe nachmahls iſt / daß er dem Kö: nige eine hohe Buſſe erlegen / auch dem Gegentheil groſſen Abtrag thun muß. Daß etlicher Finger / die alſo geſchworen / nach der Zeit und nach dem Ge⸗ brauch des heiſſen Oels / von allerley heiſſen Din⸗ gen find unverſehret blieben; Ob es aber ihrer un⸗ ſchuld / oder vielmehr ihrer Kunſt beyzumeſſen / ſey ihm 7 5 5 Robert Knox Hiſt. Erz. von der Inſul Ceylon, lib. 3. c. . pag. 219. LXXXII. Der Affen⸗Krieg. Er Oſt⸗Indien / am Geſtad von Coroman- del, um die Gegend der Portugiſchen S | . | Raritäten Cabinet. 101 St, Thoma, und Hollaͤndiſchen Veſtung Palia- catte, dandwerts zwiſchẽ zweyen DörffernSerrava- ron und Oudecut, hat es ein ſehr dickes Gepuͤſch von lauter Rohr / die aber an Hoͤhe und Dicke ziem⸗ lichen Baͤumen nicht ungleich ſeynd; Mitten durch dieſes Gepuͤſche gehet eine Land⸗Straſſe; Zu beyden Seiten ſiehet man eine unglaubliche Menge Affen / die dieſer Orten ſich aufhalten / und welches am verwunderlichſten / in immerwaͤhrender Feind⸗ ſchafft mit einander ſtehen / alſo / daß keiner von der Part hey / fo das Gepuͤſch rechter Hand der Straſſen inne hat / hinuͤber zu den andern / die jen⸗ ſeit lincker Hand ſich aufhalten / kommen / und ſo es geſchicht / wird er zur Stund von der andern Parthey zerriſſen. Die Land⸗Leute pflegen denen Durchreiſenden zu Zeiten eine nicht geringe Belu⸗ ſtigung ſolcher geſtalt zu verſchaffen: Man kaͤuffet in den nechſt⸗angelegenen Doͤrffern eine Parthey Reiß / dieſen Reiß thut man in 6. oder 7. Koͤrbe / und ſtellet ſolchen in gedachten Gepuͤſche auf die Straſſe / je viertzig bis funfftzig Schritt einen Korb von dem andern. Bey jeden Korb werden ein halb Dutzend Stecken / zween Schuh lang / und ei⸗ nes Daumens dick / hingeleget; Die Zuſeher aber ſtehen etwas von ferne. So bald nun die Koͤrbe aufgedecket ſind / kommen eine Anzahl Affen zu bey⸗ den Seiten an den Baͤumen herunter / die bleiben alſo bey den Koͤrben gegen eingnder uͤber / ſehen oͤf⸗ ters bey einer halben Stund mit Zaͤhne blecken ſich unter einander an / bald nahen ſie ſich hinzu / 1 G3 bald 1 Karitaͤten⸗ Cabinet. ri bald tweichen fie wieder zuruck / bis enblih De Weiblein / die Junge haben / am erſten ſich hinzu machen / und den Reiß verſuchen wollen. Hier⸗ auf gehet das Gefecht an / beyde Theil / wenn ſie ſich eine Zeitlang unter einander tapffer zerbiſſen und zerkratzet haben / ergreiffen endlich die Stecken / ſchlagen damit dergeſtalt aufeinander / daß viel gar | auf den Platz bleiben? andere aber / Arm und Bein vermiſſen. Wenn nun alſo die eine Par- they das Feld erhalten / fo verzehren fie alsdenn den Reiß in Koͤrben; und wenn ſie ſchier ſatt ſind / ge⸗ dulden ſie / daß einige Weiblein ihres Gegentheils auch herzu nahen / und eſſen doͤrffen. J. B. Ta- vernier. Seifried. Medull. Mirabil. Naturæ pag. 578. „„ In dem Königreich Tunqvin, fo an Chi- na graͤntzet / gibts an den aͤuſſerſten Enden ein Ge⸗ ſchlecht Affen / die aber in ihren Thun mehr als Affen beyzumeſſen ſich bezeugen. In dem Gebuͤr⸗ ge / allwo fie ihren Auffenthalt haben / werffen fie Schantzen auf / in denen fie ihre Sicherheit ſuchen / von dar thun ſie zu weilen drey bis vier hundert ſtarck einen Ausfall auf die nechſt⸗ gelegene Reiß⸗ Felder / deſſen fie eine Menge rauben / und in bes | ſondern aus langen Graß gemachten und um die Mitte des Leibes befeſtigten Kitzen mit ſich dabon in ihr Gewahrſam tragen. P. du Val. Geo- graph. N | Dc. Karitaͤten⸗ Cabinet. 103 LXXXIII. Die durch einen gemachten Drachen ſich von der Indianiſchen Gefangenſchafft errettende Jeſuiten. | S gedencket der berühmte Scribent Athana- fius Kircherus lib. X. ſ. Luc. & Umbr. patt. 2. cap. 7. daß durch einen gemachten fliegenden Drachen / etliche Jeſuiten aus der Hand der India⸗ niſchen Barbarn ſind errettet worden. Selbigela⸗ gen in einen Kercker gefangen / und koͤnnte man ſie weder mit Bitte / noch Bedrohung loß bekommen. Bis endlich ein Verſchmitzter dieſen Fund erdach⸗ te: Er drohete den Indianern / dafern fie die Gefan⸗ genen nicht loß lieſſen / würden fie bald graufame Ungeheuer und Zeichen in der Lufft ſchauen, ja den Zorn Gottes augenſcheinlich ſpuͤhren. Wie ſie aber einen Weg wie den andern wenig oder nichts darauf achteten / machte er von Papier einen Dra⸗ chen / ſchnittte auf deſſen Bauch in Indianiſcher Sprache die Worte: Gottes Zorn! Mitten in dieſen Kunſt⸗Werck hat er eine Mixtur von Schtde⸗ fel / Pech und Wachs verfertiget / und ſo geſchicklich zugerichtet / daß das gantze Werck davon erleuchtet wordem ſo daß angedeutete beyden Worte aller feu⸗ rig glaͤntzeten / und gantz vernehmlich zu leſen ſtunden. So bald die Indianer ſolches in der Lufft ſchweben ſahen: ſind ſie dermaſſen erſchrocken / daß ſie aus Furcht des eingebildeten Goͤttlichen Zorns / die Gefangene zur Stund loß gelaſſen / und erſuchet / den Zorn ng durch ihre Vorbit⸗ 8 4 te 14 Karitaͤten⸗ Cabinet. Sf te abzuwenden. Endlich hat ſich das Werck in der Lufft entzuͤndet / und iſt in Rauch auffgegan⸗ gen. daher die Barbaren ihnen einbildeten / es waͤre verſchwunden. Eraſm. Franciſci Schau⸗Buͤhne. Part. I. Colloq. 5. p. 938. | © | LxxxIV. Der weiſſagende Affe. EM Fahr 1614. trug ſich zu / daß ein Einwoh⸗ ner in dem Königreich Bengala in Oſt⸗Indi⸗ en einen Affen hatte / welcher gemeinem Wahn nach / Fünffrige Dinge konte errathen und anzeigen. Dieſer Affe kam endlich in des Königs Hof. Der Koͤnig wolle eine Prob von der Religion nehmen / that ſeinen Ring vom Finger / überreichte folchen eis nem Knaben / ließ ihme unter eilff andere Jungens die auch Ringe hatten / in einen Kreiß ſtellen / die mu⸗ ſten ſaͤmtlich die Ringe in die Höhe halten. Dem | Affen aber befahl er / ihme ſeinen Ring heraus zu ſu⸗ chen / welcher dann hierauff ohne vieles waͤhlen dem Knaben der ihm hielte / ſolchen abgenommen / und dem Könige uͤberreichet hat. Dieſer ward damit nicht vergnuͤget / darum befahl er / daß die Na⸗ men zwoͤlff unterſchiedliche Geſetz-Gebere als da ſind: Mahomet, Solon, Lycurgus, Zaleux cus, Theſeus, Plato, Moyſis, Chriſtus, Ro- manus, Draco, Minos, Rhadamantus; auff zwoͤlff verſcheidene Zettlein in Perſiſcher Sprache folten auffgezeichnet / und in einem Se | Ki | Y we Naritaͤten⸗Cabinet. 105 Affe / hat hierauff in Gegenwart mehr als 3000. Zu⸗ ſeher / den Zettuln / welcher des HErrn Chriſti Nah⸗ in der allein bey Hof⸗uͤblichen Sprache / und dero Buchſtaben zu ſchreiben / und ſo dann den Affen nochmahlen den Nahmen des rechten Geſetz⸗ge⸗ bers heraus nehmen zulaſſen. Welcher dann / ungeſaumt abermahl den Nahmen des Herren Chriſti / dem Koͤnige dargereichet. Diß urſachte einen des Koͤuigs Höfling zubitten / die Nahmen eig⸗ nes Gefallens zu vermiſchen : Der auch nach er⸗ haltener Erlaubnis / in einen Sack nicht mehr als eilff Nahmen thate; des HErrn Chriſti Nahmen aber in der Hand verborgen hielte. Als nun der Affe zum dritten mahl die Zettel anbefohlner Maſ⸗ ſen durchſuchen ſollen / wolte er keinen aus dem Sacke heraus langen / ſondern zerriſſe fie alle auff Stuͤcken. Auff ernſtliches Anhalten des. Ro: nigs aber / den Zettel beym Edelmann geſuchet / ihme bey der Hand ergriffen / und zum Koͤnige gefuͤhret hat. Eraſm. Franc. Oſt⸗ und Weſt⸗Ind. Luſt⸗Garte. Oſt⸗Ind. Reiſen. G 5 LXXV. 106 Raritäten: Cabinet. Ä VVV N | Die Koͤnigliche e Kranden- | Ds grauſame und wilde Tapuyer ein uͤber⸗ aus grimmiges und barbariſches Volck / he⸗ gen eine ſeltzame Meynung von ihren Koͤnigen / als wenn ſie eine ſonderbahre Krafft Kranckheiten zu hei⸗ len haͤtten / dann wann unter ihnen kleine Knaben er⸗ krancken / ſo blaͤſet denſelben der Koͤnig den Rauch aus einer angeſteckten Tobacks⸗Pfeiffe zu / welches ihrer Einbildung nach / ein bewehrtes Mittel wider die Kranckheit iſt. Stirbt aber der Knabe / ſo mmmt die Mutter eine von ihren Verwandten oder Bluts ? Freunden zu ſich / die ihr den Leichnam hilfft verzehren denn ſie halten es vor eine ſonderbahre Liebe / und ein ſolches Werck / daß nur der Mutter und den nechſten liebſten Bluts⸗Verwandten zukomme. 99 LXXXVI. 5 Die Floridaniſche Krancken Cur. | D Floridaner gehen mit ihren Krancken wunderlich um: Sie machen lange und breite Baͤncke / auff dieſe legen ſie die Krancken / nach Beſchaffenheit der Seuche / entweder auff den Bauch oder auff den Ruͤcken / wenn ſie ihm darnach die Haut an der Stirn mit einer ſehr ſcharffen Muſchel durchgeſtochen / ſaugen fie im das Blut mit dem Munde heraus / und gieffen daſſelbe in ein irden Gefaͤß / oder in ein Legel / 5 0 IR 5 aus Raritäten: Cabinet. 107 aus Kuͤrbiſſen gemacht ſind. Die Weiber / fo klei⸗ ne Knaͤblein ſaͤugen / oder ſchwanger gehen / trin⸗ cken das Blut / inſonderheit / wenn der Krancke ein junger Geſell iſt / damit ihre Milch deſto beſſer / und der Knabe / ſo durch ſolche Milch ernehret / deſto kuͤh⸗ ner und tapfferer werde. Die andern / fo auf den Bauch liegen / beraͤuchern ſie dergeſtalt: ſie werf⸗ fen etliche Körner auf eine Glut / und wenn der Rauch durch den Mund und die Naſe⸗Loͤcher ge⸗ drungen / zertheilet er ſich durch den gantzen Leib / erregt ein Brechen / oder vertreibt die Urſache der Kranckheit. Sie haben auch ein Kraut / welches die Floridaner Ubauvoc heiſſen / die Braſilianer nennen es Petum, die Spanier aber Tobaco. Dieſes Krauts Blätter / wohl getrucknet / legen fie auf eine Roͤhre / da ſie am breiteſten iſt / wenn die⸗ fe Blätter angezuͤndet / nehmen fie das Enge davon im Munde / und ziehen alsdenn den Rauch ſo ſtarck in ſich / daß er ihnen zum Munde und Naſe wie⸗ derum heraus gehet. Dieſe Voͤlcker ſind zu den Frantzoſen inſonderheit ſehr geneigt / fuͤr welche Kranckheit ihnen die Natur auch ſonderliche Ar⸗ tzeney gegeben und mitgetheilet hat Siehe die Beſchreibung Jacobs Moyne von dieſen Laͤndern. Seltzame Eur / ſo bey einen Brafiliani- ſchen Koͤnig vorgenommen Br worden. | a Rab, bürtigausder Graſſchafft rn deck / 107 Karitaͤten Cabinet. deck / der ſich pier Jahr lang auf Begehren des Bars | bariſchen Königs unter den Menfchensfreffenden wilden Tapuyern aufgehalten und ihnen zwiſchen ihrer und der Niederlaͤndiſchen Nation vor Dol⸗ metſcher gedienet hat / bezeuget / und hat mit ſeinen Au⸗ gen gefehen / daß ſich eins mahls der Tapuyer- König Drarugh ſehr beklaget uͤber groſſe Schmer⸗ tzen im Leibe und den Schenckeln / weil aber ſeiner Orten keiner ihm helffen koͤnnen / iſt er zu einen von den benachbarten Koͤnigen gereiſet / um ſich von deſſen Me dicis curiren zu laſſen / da fen alsbald ei⸗ ner / der ſich vor einen Artzt ausgegeben / oder zum wenigſten davor gehalten worden / dem Koͤnig zu Fuſſe gefallen / habe deſſelben Schenckel mit aufge⸗ ſperreten Maul / eben als wann er ihm haͤtte freſſen wollen / gefaſſet / und fo lange und ſtarck davon geſo⸗ gen / daß er endlich wie ein Ochſe gebruͤllet / darauf viel Speichel / und ſamt denſelben einen Ahl aus dem Maul geworffen / und habe der König öffent: lich bekandt / ſolches ware die Urſache ſeines Schmer⸗ tzens geweſen an den Schenckel / nunmehr aber ſey es beſſer mit ihm worden. Bald darauf habe ſich auch ein anderer Artzt mit offenen Rachen / ebener geſtalt an des Königs Bauch gemacht / und nach langen Saugen und darauf erfolgten ſtarcken Ochſen⸗Bruͤllen / eis nen weiſſen Stein aus dem Maul geſpyen / der wie eine weiſſe Roſe ausgeſehen. Und nachdem er ſtracks darauf an des Königs kraocke Seite mit ſtarcken Saugen ebenmaͤßig angehalten / hat f 8 | ge x — TTT M ̃ ¶ u 2 ̃]— ˙ͤÄN— —— ——— Raritäten: Cabinet. 109 endlich etwas wie eine Wurtzel ausgeworffen / mel? ches alles der Koͤnig und das gantze Volck / als wenn es damit gut / ichtig und ohn einigen Betzug zugegan⸗ en waͤre / feſtiglich geglaubet und für wahr gehalten Kahn. vide Marchgravius & Barlæus de Braſilia. LXXXVIII. Die Guineſiſche Waſſer⸗Probe. * vielen Orten / inſonderheit auff der Gold⸗ ? Küftevon Guinea, iſt gebraͤuchlich / daß der jenige / ſo einer Ubelthat / vorab des Ehebruchs beſchuldiget wird / aber nicht klar genug Fan über: wieſen werden / von den Fetiſſero oder Prieſter / der den Außſpruch geben ſoll / ein bitter Waſſer zu trincken bekommt. Wil es der Beklagte nicht nehmen / ſo wird er alſo bald ohne weitern Be⸗ wuſt vor ſchuͤldig gehalten / trinckt er es aber / ſo ſaget man / daß / wofern er die Ubelthat begangen / ihm dieſes Waſſer ſo auffblehe / daß er endlich zerbeſten / im Ge⸗ gentheil aber / ſo er unſchuldig / keinen Schaden da⸗ von nehmen werde. Es ſcheinet dis ein Überreſt von dem alten Juͤdiſchen Geſetz zu ſeyn / da mit dem Eifer⸗Waſ⸗ ſer / eine beſchuldigte Perſon ihre Schuld und Unſchuld am Tage legte / wie zu leſen im IV. Buch Moſe am 5. Cap. Ob aber das was bey den Juͤden darauff erfolgte / hier auch geſchicht / weiß der Author Herr Dampier als aus deſſen Reiſe um die Welt part. 2. App. I. cap. IV. wir dieſes genommen) nicht gewiß zu ſagen 25 ne chei⸗ 10 Karitaͤten / Cabinet. 1 ſchemet aber / daß fie es vor gewiß halten / denn \ die beſchuldigte Perſon iſt insgemein / wenn fie hingefuͤhret wird die Probe zu leiſten / ſo erſchro⸗ cken / daß fie oͤffters die in dem Lande darauff ges | 8 ſetzte Straffe / welche iſt den Europaͤern vor | Sclaven verkaufft zu werden / lieber über ſich nimmt. Der Tranck ſelbſt wird das bitter Waſſer genennet / und bey dem geringſten Verdacht / wenn es gleich eine geringe Beleidigung betrifft / gebrau⸗ N LXXXIIX. ER Das Siamiſche Reißfreſſen. * Bey den Heyden in Siam wird das Recht oder Unrecht einer Sache die eines klaren Des weiſes ermangelt / nicht allein durch Waſſer / Feuer und Oel / ſondern auch durch Reißfreſſen erforſchet. Mit ſolchen Reißfreſſen geht es fol⸗ gender geſtalt zu: Die Pfaffen machen von den- felben ein Teich / welchen fie mit vielen Fluchen und Beſchwerungen gleichſam durchkneten / den⸗ ſelben muͤſſen die Partheyen hinab ſchlingen / welcher ihn nicht wieder von ſich bricht / ſondern bey ſich behaͤlt / der wird loß gekuͤndigt / und von ſeinen umher ſtehenden Freunden mit Jauchzen und Jubiliren heimgefuͤhret. Den falſchen An⸗ | klaͤger / oder alſo uͤberfuͤhrten Verleugner vers dammen ſie / nach dieſer Wunder⸗Probe zur Ge faͤngniß und Folter / in peinlichem Sachen gar N en ene 1 zum 1 Raritäten: Cabinet. III dum Tode. VBerrifft es aber Nechtshäandel ſo mag die Probe auch wol durch einen Gevollmächtigten/ doch allemahl vor dem Gerichte / und allem Voſck auff öffentlichen Platze geleiſtet werden. XC. | Das Virginianiſche Seiden⸗Graß. RI allein die Seiden⸗Wuͤrmer fpinnen al le Seide / ſondern man findet hie und da eis niges Gewaͤchs / von den man Seide ſammlen kan. In der Americaniſchen Provintz Virgi- nia wäͤchſet ein gewiſſes Art Graß / welches die Engelaͤnder / fo ſich daſelbſt haͤuffig niedergelaſ⸗ ſen / Silke graſſa oder Seiden⸗Graß nennen / die⸗ ſes hat lange ſchmahle Blaͤtter auff welchen eine glaͤntzende Subftang wie ein Haͤutlein waͤchſt / ſol⸗ ches wird von den Blaͤttern genommen / und eine gute Seide daraus gemacht. Dieſes Graß waͤchſet bey dritte halb Schuh in die Hoͤhe / und bezeugen die Engelaͤnder / daß ſie aus beſagter weiſſen Subſtantz ſo darauf gefunden wird / ſehr gute Seiden grob gruͤn gewircket haben. | XCH, Das chineſiſche Woll und Leinen Kraut. onſeen waͤchſet auch in der Chineſiſchen Pros sing Qvangſt / ohnweit der Stadt Cincheu, ein gewiſſes Kraut Yu genannt / aus welchen die daſigen Einwohner ein koͤſtliches Lacken zuberei⸗ ten ſonderlich aber das Fruchtreiche Land Bengala mit einen beſondern Kraut uberfluͤſſig verſehen / welches dünne Adern und aͤſen hat / auff einen Finger dicken Stengel / der wie ein gefülltes weiches Rieht anzu⸗ greiffen. RR Die Leinwand ſo daraus gemacht wird / iſt mancherley Gattung wird genandt Sarampuras Caſſas, Comſes, Beatillias, Satopoſſa und ſonſt mit andern unzehlich viel Nahmen. Auch ha⸗ ben die Bengalen noch andere ſchoͤne Leinwand ſehr ſchoͤn geweben von einem Kraut / welches ſie gleich andern Garn ſpinnen / dieſes Garn iſt ger bleicht / und wird genandt das Kraut von Benga- 1a damit vernehen fie gantz kuͤnſtlicher Weiſe die Bett⸗Tuͤcher / Zelte / Haupt Kuͤſſen / Scheer⸗Tuͤ. cer / Tauff⸗Tuͤcher / gleich wie ſolche in Teutſch⸗ land die Ammen / wenn ſie die Kinder zur Tauffe tragen / pflegen zu gebrauchen: Die ziehren ſie mit Laub⸗ und Blumen ⸗Werck / und mit allerley Figuren die nur zu erdencken ſind / daß es ein Wunder zu ſehen. Sie ſind koͤſtlich gewir⸗ cket daß es in Europa ſchwerlich; zu verbeſſern waͤ⸗ re / imgleichen machen ſie auch gantze Stuͤck Lein⸗ wand von dieſem Kraut / welches auch bisweilen mit Seiden vermengt und durchwircket wird / wiewohl die Leinwand / die aus den reinen Kraut gemachet wird / viel mehr gilt / und in hoͤhern Wehrt iſt / denn ſie uͤbertrifft die Seiden / an der | * Schoͤne Karitaͤten⸗Cabinet. 113 r . Schoͤne und Glantz. Man nennerdiefe Art Lein⸗ wand Sarryn, braucht ſie ſehr in Indien zu Manns⸗ Hoſen und Waͤmbſern / es laͤſt ſich waſchen wie die Leinwand / und wird dadurch fo ſchoͤn als ob es neu waͤre. Linſchot. part. I. Navigat. c. 16. XxCII. Das Königliche Pracht ⸗Feſt des groſſen Mogols, Der Pracht des groſſen Mogols, wenn er ſich > in feiner groͤſten Herrlichkeit fehen laͤſt / iſt faſt unbeſchreiblich. Der Autor der ſo genandten Aſiatiſchen und Africanifchen Denckwuͤrdigkei⸗ ten / beſchreibet dergleichen Königliche Schauung / die er ſelber geſehen mit folgenden Worten: Der Ko: nig erzeigte ſich ſitzend auff feinen Thron / zu unterſt des Saals herrlich angekleidet: Sein Talar war von weiß⸗gebluͤhmten Atlaß / und mit Gold und Seiden erhebter Arbeit kuͤnſtlich geſticket. Sein Turbant war von guldenen Zeuge mit einen Vogel wie ein Reiger / deſſen Fuͤſſe von Diamanten / ſonderlicher Groͤſſe / mit einem Orientaliſchen Topas welcher un. vergleichlich / und einen Glantz wie die Sonne von ſich gab / verſetzet waren / gezieret. Ein Schnur von ſehr groſſen Perlen hieng um feinen Halß bis auff den Bauch / nach der Weiſe / wie etliche Heyden in dieſen Landen ihr Pater noſter tragen. Sein Thron war geſtellet auff ſechs Seulen oder Fuͤſſe von lauterm Gold / und mit Smaragden und Diamanten verſetzet. Ich kan nicht recht be⸗ | 9 ° febreiben 114 Karitaͤten⸗Cabinet. 4 ſchreiben weder die Zahl / noch den eher dieſer uͤberhaͤufften edlen Steine / dieweil nicht zugelaſſen wird / ſich denſelben fo zu nahen / daß man ſie zehlen / noch von ihrer Reinigkeit und Wehrt urtheilen koͤn⸗ ne. Dieſes aber kan ich ſagen / daß die Diamanten ſehr dick bey einander ſitzen / und daß dieſer Thron auf 4. Kouroures von Ropies, wie ich hoͤrte den Wehrt nach geſchaͤtzet wird. 95 Anderswo rechnet dieſer Author, daß eine Roupie bey nahe ſo viel ſey / als eine halbe Krone / ein Kourour aber IO000000, Roupies gelte / daß alſo der Thron auf 40. Millionen vonRoupies ge- ſchaͤtzet wird. e e ee a Chah Jehan, Aureng Zebs Vater hat denſelben | machen laſſen / zu erweifen / wie viel Edelgeſteine von dem Raub der alten Patanen und Rajas, und von denen Geſchencken / welche die Omrahs jaͤhr⸗ lich zu gewiſſen Feſt⸗Taͤgen uͤberreichen muͤſſen / fei | nen Schatz zukommen ſeyn. Die Arbeit und Kunſt / ſo an dieſen Thron gewendet worden / iſt den Wehrt deſſelben nicht zu vergleichen: Das Beſte / ſo ich an denſelben wahr genommen / ſind zweye Pfauen mit Edelgeſteinen und Perlen uͤberſetzet / von einen Fran⸗ tzoſen und vortreflichen Kuͤnſtler / welcher / nachdem er viele Fuͤrſten mit Doppeln uͤbervortheilet / endlich an dieſem Hofe / wo er fein Gluͤck geſuchet / entſſo⸗ hen. Unter dieſen Thron erſchienen alle Omrahs in herrlicher Kleidung / auf einer erhebten Buͤhne / unter einen Himmel mit Gold durchwirckten Stuͤck and guͤldenen Frantzen eingefaßt / und einen ſilber⸗ En nen N 1 I | * u sl YA 4 Raritäten: Cabinet. is nen Gelaͤnder umgeben. Die Seulen in dem Saal waren umhaͤngt mit Tapezerey von durchwirckten güldenen Zeug / und die Decke über den gantzen Saal war von gebluͤmten Atlaß / mit rohten Sei⸗ denen Schnuͤren angebunden / welche dicke Dollen mit Gold⸗vermengten Seiden angehefftet hatten. Der Boden war mit reichen Seidenen Teppichen belegt / in den Hof war ein gewiſſes Zelt / welches fie Aſpex nenneten / und ſo lang und breit als der Saal war / aufgerichtet. Am Ober ⸗Theil reichte es an dem Saal / und gieng hinab bis auf die Helffte des Hofs: Es war mit einen Gelaͤnder eingefangen / welches oben mit ſilbernen Platen beleget. Es tru⸗ gen ſelbiges Zelt drey Seulen / in der Dicke und Hoͤ⸗ he eines Boht⸗Maſtes / welches auf den Seiten klei⸗ nere Seulen hatte / alles mit ſilbernen Blech uͤber⸗ zogen; es war roht von auſſen z inwendig aber mit reinen Chittes oder gemachten Tuch von des bez ruͤhmter Maslipatano Hand mit fo lebhafften Far⸗ ben gemacht / daß man die Blumen allerhand Art nicht anders anſahe / als wären ſie ein hangender leb⸗ haffter Garten. Dergeſtalt war der groſſe Saal vom Am kas ausgeziert und ausgeſetzt. | Betreffend die gewoͤlbte Gallerien / davon geſagt worden / welche rings um den Hof ſtehen / hatte jeder Omrah im Befehl einen Schwing⸗Bogen davon / auf feine Koſten auszuzieren: Indem nun ein jeder ſich bearbeitete / den feinen am herrlichſten zu ſchmuͤ⸗ cken / wurden durch und durch von oben bis unten nichts als guͤldene Stuͤcke / und auf den Boden die die ſchoͤnſten Tapeten geſchen, 9 2 XCIII. Karitaͤten⸗Cabinet. XCIII. A| Das Waͤgen des Könige, | 4 i N a K dritten Tage des Feſtes ließ ſich der Koͤnig | mit groſſen Ceremonien waͤgen / in groffen 0 Waag⸗Schaalen / und mit Gewichten alles von puren Golde. Ich erinnere mich / ſchreibt der Au- tor, daß alle die Omrahs groſſe Freude hatten / daß | der Koͤnig damahls zwey Pfund mehr woge / als des vorigen Jahrs. Er laͤſſet ſich aber gegen al⸗ lerhand Juwelen und Land⸗Fruͤchte waͤgen. Al⸗ le Jahr werden viererley Feſtivitaͤten gehalten / keine aber wird mit fo groſſen Pracht und Koſten vollenzogen. a 0 J Man ſagte damahls / daß dem Aureng - Zebe die ſes Feſt ſo praͤchtig anzuſtellen bewogen / damit die Kauff⸗Leute / wel: mit güldenen Stücken hans deln / fich ihres Schadens erhohlen möchten / in dem ſie die Gewoͤlber derſelben voll hatten / und in den fünff-jährigen Kriegs⸗Weſen / fo fie damahls gehabt / ihnen viel / ſo ſie nicht hatten verkauffen koͤn⸗ | nen / verdorben war. Dieſe des Omrahs Unko⸗ ſten war ſehr groß / aber die gemeine Reuter zahl⸗ ten ihr Theil auch mit / indem die Omrahs nach de Feſt ihnen ſolche Zeuge wieder verkaufften / ede ih⸗ nen aus ſolchen lange Roͤcke ſolten machen laſſen /oob man ihnen aber im Preiß etwas nachgegeben / ſte⸗ het dahin. A 10 xc W. Raritäten. Cabinet. it7 XCIV, 1 Die vortrefliche Beſchenckung / ſo den groſſen gol an dieſen Feſt geſchicht. Ber ſolchen Feſt iſt ein alter Gebrauch / der denen Omrahs wenig gefaͤllig: nemlich / daß ſie zu ſolcher Zeit aus tragenden Reſpect ſchuldig ſeyn / nach Proportion ihrer Beſoldung dem König Ge⸗ ſchencke zu überreichen. Etliche find / welche ſich trefflich ſehen laſſen / entweder aus Furcht / fie moͤch⸗ ten beſucht werden / was ſie bey ihrem Amt und Gouvernement von Raub und unbiligen Preſſu⸗ ren an ſich gezogen; oder des Koͤnigs Hulde zu ge⸗ winnen / und in Hoffnung ihre Penfionenpermehrt zu haben / verehren fie ihn mit vortreflichen Geſchen⸗ cken. Etliche (welches gar gemein iſt) verehren ihn mit guldenen groſſen Geſchirren mit Edelgeſteinen perſetzt / andere mit ſchoͤnen Perlen / Rubinen / Sma⸗ ragden und Diamanten; andere (welches auch nicht ungemein iſt) geben ihn ein Anzahl ſolcher Stück Goldes / welches ein halb Piſtolet moͤgen wehrt ſeyn. Und hat einsmahls Aureng-Zebe, nach⸗ dem er (waͤhrender Zeit dieſer Feſtivitaͤt) ausge⸗ gangen / feinen Vezier, Jafer Kan, nicht als einen Vezier, ſondern als einen Freund zu beſuchen / uns ter dem Vorwand / ein Gebaͤude zu beſehen / welches er neulich hatte aufrichten laſſen / von dieſen Jafer- Kan zum Geſchencke von beſagten Stuͤcken Goldes den Wehrt von 100000. Cronen / etliche koſtbahre Perlen / und einen Rubin auf 40000, Cronen ge⸗ ſchaͤtzet / ůberkommen. | H 3 XCV. Raritaͤten⸗Cabinet. CV. 5 Der Perlen Fang. Je kleine Saltz⸗Inſul Ormus, iſt der ſchoͤnen | Perlen und des reichen Fanges daſelbſten ſchon vielen Jahren her beruͤhmt geweſen / anjetzo aber geräht ſie in Stecken; der Ort aber / ſo ſechs Meilen gegen uͤber liegt zender Camron genannt / wird jetzung wegen deſſelben groß und maͤchtig. Ceæſar Longinus in feinem Extract der Orien⸗ | talifchen Reiſen / beſchreibet den Perlen⸗Fang um Ormus folgender Geſtalt: We Des Morgens fahren ſolcher Schiffe / eine groſſe Anzahl von dem Ufer des gemeldten Dorf⸗ fes auf das Meer / theilen ſich auf demſelbigen und der ganken Gegend hin und wieder aus / halten / wo fie zu fiſchen begehren / ſtille / werffen aus einem jeden Schiffe zwey oder drey Seile aus / an die et⸗ liche ſchwere Steine gebunden / laſſen dieſelbe in den Grund der See hinab ſincken / und wenn alſo die Schiffe feſt gemacht / hencken fie etliche Knippen | von Geißhoͤrner an die Naſe / faſſen die Naſe damit zuſammen / ſchmieren die Ohren mit einen gewiſſen ö Oel / welches kein Waſſer hinein laͤſt lauffen / hen⸗ cken einen Sack auf die Seite / und laſſen ſich alfo il an einen der gemeldten Seile hinab ins Waſſer / füllen, fo geſchwind fie Fönnen / den Sack mit ſol⸗ chen Perlen⸗Auſtern voll fangen hernach das Seil j anzuſchuͤtteln / und geben denen im Schiff das | | mit ein Zeichen / daß fie den Sack voll haben / hei N | ö —̃ (V — . K — — —— — — m „| 7 a 41 I: Raritäten: Labinet; 119 wiederum herauff begehren / derowegen ſie denn ſel⸗ bige alſofort in die Höhe und zu ſich ins Schiff ziehen / denn wo ſolches nicht bald geſchicht / muͤſten ſie in den Br erſauffen / wie ſolches den offtmahls ges ehen. Wenn nun einer herauff gekommen / muß ein anderer hinab / bis es ſie alle betroffen / und wechſeln alfo bis auff den Abend ab. Wenn fie fleiſſig find und einen guten Ort antreffen / ſo be⸗ kommen ſie das Schiff von ſolchen Auſtern gantz poll. Derowegen wenn es Abend worden / ſo fahren fie ihren Dorffe zu / und fchüttet eine jede Se⸗ ſellſchafft / ſozuſammen in einen Schiff gefiſchet hat / ihre Auſtern auff einen Hauffen / rühren fie aber nicht weiter an / als bis der Fang gantz aus iſt / alsdenn ſetzen fie ſich um den Hauffen herum / und machen die Auſtern ohne groſſe Mühe auff / denn ſie ſind abgeſtanden und geſtorben / und nehmen die Per⸗ len heraus. Wenn ſolches geſchehen / ſchuͤtten ſie dieſelben in kupfferne kleine Siebe / und ſonderlich de runden kauffen die Portugiſen / die andern ſo gar nicht rund ſind / werden Ala di Bengala genennet / die dritten / ſo etwas rund / jedoch nicht gar Aia di Canara, und denn die allergeringſten Aia di Cam- baja.. Wenn ſie nun alfo unterſchieden ſind / finden ſich etliche Erfahrne / die fie ſchaͤtzen / darauff denn die Kauff⸗Leute aus allen Nationen hinzu kommen / und ſie in wenig Tagen ſaͤmtlich auffkauffen. Mandelslo aber beſchreibet den Arabiſchen Perlen⸗Fang bey Ormus, oder ein wenig beſſer 94 hinab no Raritaten⸗Cabinet. a ——ririr ————ßß;̃ œ—mꝛH— ar , e hinab bey der Inſul Baharein, auff Diefe Art. Der Perlen Fiſcher verwahret das Haupt mit einer dich⸗ ten Kappe, woran eine lange Roͤhr über den Waſ⸗ fer bleibet / durch welche er Lufft ſchoͤpffet: Und damit dieſe Röhr uͤber den Waſſer bleibe / wird oben dar⸗ auff ein Holtz befeſtiget / alsdenn laͤſſet ſich der Fi⸗ ſcher mit Steinen gnugſam beſchweret / an einem Strick zum Grunde und ſammlet die Auſtern in ſeinen Sack den er an dem Halſe trägt. Hernach wenn er wieder herauff wil / gibt er mit Zuͤckung des Stricks feinen Geſellen der mit einen Bohtuü⸗ ber ihn haͤlt / ein Zeichen / und wird alfo wieder auff gezogen. So weit Mandelslo. Andere thun hinzu / daß dieſe Arabiſche Perlen⸗Fiſcher / die dem Athem ſehr lange zuhalten vermögen / 11 ſie ſich ins Waſſer hinab ſencken wollen / den Mund mit Oel anfuͤllen / daraus fie unter Waſſer nach und nach ſo offt ihnen die Augen tunckel werden / etwas gehen laſſen / wodurch ſie ein neues Licht oder gute kla⸗ re Augen bekommen. 135 Ludewig de Barthema Perlen⸗Fiſcher alfo : ſcher die haben kleine den Vorder | l der Mitte des Schiffs. ein paar Tarnier oder Ta Karitaͤten⸗Cabinet. 121 ihm auch einen groſſen Stein an den Fuß / und laͤſſet ſich alſo 15. Klaffter unter Waſſer / bleibet ſo lange drunten als ihm muͤglich / ſucht ſolche Auſtern und Muſcheln darin die Perlen ſind / und wirfft ſie alle⸗ ſamt in ſeinen Tarnier / ſchuͤttelt alsdenn den Stein von den Fuͤſſen / und ziehet ſich in einen von den nieder⸗ gelaſfenen Stricken wieder hinauff. XCVI. | Der cæylaniſche Perlen⸗Fang. Alrrect Heerport ein Schweitzer / hat fich Anno 1666. unter andern Hollaͤndern auch nach der Ceyloniſchen Perlen⸗Fiſcherey begeben / davon er in ſeiner Reiſe⸗Beſchreibung pag. 218, und aus ihm Happel. in ſeiner Relat. Curioſ. Tom. IV. pag. 117. folgende Bericht abſtatten: In der Inſul Ceylon iſt eine fuͤrtreffliche Pers len⸗Banck / die ſich an der Oſt⸗Seiten z. bis 4. Stun⸗ den in die See erſtreckt / aus welche die Portugiſen vor Zeiten einen unglaublichen Schatz gezogen / nach⸗ dem aber die Holländer denen Portugiſen die Veſtung Manarah abgenom̃en / haben fie nachdem die Banck viſitirt / und für gut befunden / auch eine Fiſcherey, daſelbſt angeſtellt und durch gantz Indien kund gemachet / daß ſolche Ausgang des Mertzens fuͤr⸗ genommen werden ſolle; deswegen Herr von der Laan / als damahliger Verwalter dieſer Sa⸗ chen / nach Manaren geſchickt worden. Da denn auff den beſtimmten Tag mehr denn 400. Jahr⸗Zeuge daſelbſt W und einen jeden 5 in 122 Raritaͤten⸗Cabinet. | infeiner Sprach vorgehalten worden / daß ſie 20. Tage für ſich / und den einen Tag fuͤr die Compagnie fiſchen moͤgen. Und zur Contribution folten ſie ge⸗ ben / nehmlich die Einwohner von jeden Stein (mit welchen ſie ſich ins Waſſer laſſen) alle Tageg. Fa⸗ nem / die Fremden aber 16. (deren 12. einen Reichs⸗ thaler wehrt ſind / und wenn die Zeit verfloffen/follen fie die Perlen öffentlich allhier verkauffen: Darauff ſie den Strand nach Hütten gemacht / ſo ſich von der Kirchen genandt Arripen , bis in die drey Stunden weit erſtreckten / darauff ſie denn angefan⸗ gen zum Werck zuſchreiten. 8 . Erſtlich wurde alle Morgen von den Hol laͤndern da der Commendant war / ein Skuͤck gelöfer / zum Zeichen / daß fie alle zugleich und keiner vor den andern anfahen ſollen. Darauff alſobald die gantze Flott⸗Schiffe ſich in See bega⸗ be / wenn ſie nun auff die Bancken kommen / wel⸗ che an etlichen Orten 6. auch 7. Klaffter tieff ſind / machen ſie den Korb / darinnen ſie hinunter fah⸗ xen fertig / hencken einen Stein von 30. Pfund ſchwer daran / und laſſen fi damit hinunter / wenn ſie auff den Grund kommen / ſo brechen ſie die Auſtern ab / mit einen darzu gemachten In⸗ ſtrument (ſitzend ſo feſt auffeinander als eine Mauer) und wenn ſie den Korb voll haben / bege⸗ ben fie ſich in die Höhe / hernach wird der Korb fo an einen Seil gebunden / auch hinauff gezogen / das Waſſer iſt ſo klar / daß man fie gehen und wie fie die Auſtern abbrechen / ſehen kan) es gerhicht | Ri ra | | aber Br 1 . * ri 1 h Raritäten: Cabinet: 123 aber etliche mahl / daß ſie m dem Waſfſer todt bleiben / wegen des ſtarcken und ungeſunden Geſtancks der Auſtern in Kranckheit fallen und denn ertrincken: Wenn ſte nun ihre Schiff voll haben / kommen ſie an Land und legen die Auſters in den Sand / daß ſie durch | 29 2 5 verfaulen / daraus ein ſolcher giffti⸗ ger Geſtanck entſteht / welches groſſe Kranckheiten verurſachet / daß viele an den hitzigen Fieber und — — ſterben müffen; Zu dieſer Zeit ſind inner⸗ halb 6. Wochen bey soo. Perſohnen geſtorben / theils an dem heiſſen von dieſem Geſtanck entſprin⸗ genden Fieber / theils denn auch wegen des Waſ⸗ ſers welches das Volck dazumahl trincken muſte / daß es vom Leim und Moder / ſo weiß war als Milch / denn man kein ander ſuͤſſes Waſſer / und auch dieſes leimichten nicht einmahl daſelbſt gnug haben kunte / wegen die Menge des Volcks / wel⸗ ches damahls geachtet wuͤrde ſamt Weib und Kindern auff 200000. Perſohnen / welche ſaͤmt⸗ lich auff einen Platz das Waſſer hohlen muͤſſen; es war ein Weyer / welcher in die Mitte eines Spieſſes tieff und in die Runde bey einer halben Stunde weit war / daraus in den ſechs Wochen ſo wir allda verblieben / ſo viel genommen / und ge⸗ truncken worden / daß hernach ein Mann hindurch gehen kunte. b Um dieſe Gegend des Landes hatte es bey 2. Jahr lang nicht geregnet / als eben damahls / und nicht mehr als eine Schutte / dannenhero die Erde fo trocken war / daß das Waſſer gleich als 124 | Raritäten 3 Cabinet. | als auf einen Stein Datauffitchen blieb / welches wir alſobald aus den Gruben ausgeſchoͤpfft und getrun⸗ ckenz ſo uns denn ein wenig wiederum erqvickte. Die Verkauffung dieſer gefangenen 3 Perlen. | Ann nun die] Auſters bey 10. Tagen an der Sonnen gelegen / fo öffnen fie ſich / und iſt alsdenn das inwendige Fleiſch der Auſters verfaulet / ſo / daß man die Perle gleichſam bloß darin liegen findet; Es ſind aber nicht in allen Auſters Perlen / denn man offtermahlen 20. auff⸗ thut / daß nicht eine Perle darin iſt / hingegen findet man auch offt 20. Perlen in ein Auſter / hernach wird ein Platz geordnet / die Perlen zu verkauffen / da ſich denn auch fremde Kauff⸗ und Handels⸗Leute einfinden laſſen; Es hat ein je⸗ der der Perlen zu verkauffen hat / neun Meßinge Sieben / deren eins groͤſſer Löcher hat als das an⸗ der / welche Perlen nun durch die kleinſten Loͤ⸗ cher fallen / die werden fuͤr Perlen⸗ Staub bey dem Gewicht verkaufft / die andern werden ſchon taxirt / als die ſo in der Groͤſſe eines Hanfs⸗Korns⸗ ſind / werden um 2. Fanen verkaufft / die andern hoher und ſo fort an / bis auff die fo in den groͤſten Sieb bleiben / die werden fuͤr Schatz gehalten / alſo daß dieſelben nicht wie andere gewuͤrdiget / ſondern den Hoͤchſtbietenden verkaufft werden / in⸗ ſonderheit wenn ſie rund und ohne Flecken 45 Bi | je - Raritäten: Cabinet. 125 die groͤſten / die damahlen find gefangen worden waren in der Groͤſſe einer gemeinen Haſel⸗Nuß / welche dazumahl auf dieſen Platz um go. Nihlr. ſind verkaufft worden. Nachdem nun der Kauffoorüber/ ſind die Schif⸗ fe etliche mehr mit todten und krancken Menſchen / als Perlen wiederum verſegelt. Und werden dannenhero nicht vergebens die Perlen alldort ſo wol / als in der gantzen Welt / ſo koͤſtlich geachtet / dann es fo vieler Menſchen Leben koſtet / die um derſelben willen in eine ſolche Todes⸗ Gefahr ſich begeben / und elendiglich verderben muͤſſen. | XCVIII. Der Barmiſche Perlen⸗Fang. Der Herr Thevenot in feiner Oſt⸗Indiſchen Reiſe beſchreibet denſelben alſo: Dieſer Fang gehet gegen dem Ende des Junii an / und waͤhret bis zu Ausgang des Septembris. Umb ſolche Zeit finden ſich um Bahrem herum uͤber zwey bis drey tauſend Barqven mit lauter Arabiſchen 4 —5 welche ein jeder für ſich dem Fuͤrſten / den ſie unter⸗ than ſind / vor die Verſtattung des Fanges eine Steuer zahlen / und über dieſes entrichtet jedwede Barqve dem Sultan oder Gouverneurzu Bahrem jährlich mit funffzehen Abasſis. Der Koͤnig von Perſien bekommt nichts von dieſer Einnahme / denn ſie gehoͤret vor die Mosqveen. Nur die Perlen insgeſamt / welche ein halb Medicat und darüber waͤgen / 126 EBNaritaͤten⸗Cabinet. | waͤgen / ſtehen ihm zu / jedoch gibt er auchdemSifcher | der ihm dergleichen bringet / aus Fdꝛeygebigkeit annoch ein anſtaͤndiges Geſchencke. Wenn es aber ge⸗ ſchiehet / daß einer dergleichen Perlen unterſchlaͤget / und felbige auſſerhalb feinem Reiche / und waͤre es am Ende der Welt zu verkauffen ſich erkuͤhneten / ſo er⸗ fahret es der König bald durch feine heimliche Kunde ſchaffer / und laͤſt / um ſich desfals zu raͤchen / die ſaͤmtli⸗ che Familie und Anverwandten des Fiſchers bis auffs etc wol Weiber als Männer ums ringen. nl 1185 a Eine jede Barqve hat ihre Leute zum hinab fahren ins Meer / die Muſcheln oder Perlen⸗ Mutter auffzuleſen / uud die andern ziehen ſie her⸗ aus / denn es ſind nicht alle Taͤucher. Die Bar- qven gehen auff 15. 20. und 30. Meilen weit von Bahrem laͤngſt der Seite hin / und wenn fie an einen Ort kommen / wo ſie meynen einen guten Fang zu thun / werffen fie Ancker auff 5. Klaffter tieff / darauff machen ſich zweene Waſſertreter fertig / auff jeder Seiten einer die Perlen⸗Mutter guffzuſammlen. Alle ihre Zuruͤſtung beſtehet im Auskleiden und Anlegen / eines ſonderlichen Stuͤck Horns / welches wie ein Zaͤnglein geſpal⸗ ten iſt / und von ſolchen Leuten allezeit an mer Schnur am Halſe getragen wird. Ehe ſie ins Waſſer gehen / ſetzen fie es wie die Brillen auff der Naſen / und daſſelbe druͤcket ihnen die Naſeloͤcher fo feſt zuſammen / daß das Waſſer nicht hinein kommen kan / ſie auch nicht vermoͤgen durch die Naſe Othem zu ſchoͤpffen. Nebſt dieſer Zube a . reitung 4 Karitaͤten⸗Cabinet. 127 reitung verſiehet ſich noch ein jeder Taͤucher mit ei⸗ nen ziemlichen groſſen Steine / den er an einen langen Strick bindet / wie auch mit einem Korbe / den er gleich⸗ fals an einen andern Strick an machet / und indem der Strick mit dem Steine zwiſchen den Zaͤhen eines Fuſ⸗ ſes durchgehet / und er in die Hand den Korb nimt / laͤſt er die Ende von beyden Stricken in der Barqve, und tauchet ſich ins Meer. Der Stein bringt ihm als⸗ bald zu Boden / allwo er nach beſchehener Dahin⸗ kunfft den Strick / woran der Stein gebunden iſt / von feinem Fuſſe loß machet / denn die in der Barqve wie⸗ der hinauff ziehen / und ohne Verliehrung der Zeit alle Perlen⸗Auſtern / die er ſiehet / geſchwinde aufflieſet / ſolche im Korb leget / und wenn derſelbe voll iſt / wieder in die Hoͤhe koͤmmt. Die andern ziehen den Korb heran / immittelſt er oben in der Barqve ein wenig aus ruhet / Athem ſchoͤpffet / und eine Pfeiffe Toback ſchmauchet. Nach dieſem verfaͤhret er auff eben die ö Art wieder / und continuiret alſo bon fruͤh g. Uhr an bis 11. iſſet darauff mit ſeinen Geſellen Datteln / welche ihre gewoͤhnliche Speiſe iſt / kehret gegen Mittag wieder in die Tieffe / und gehet noch bis 3. Uhr Nachmittage auff und nieder / nachdem er ſich nicht weiter ins Waſſer begiebt / weil es zu kalt wird. Wenn ſie in der Barqve eine guteQvan- titaͤt folcher Perlen⸗ Mutter beyfammen / ſo fah⸗ ren ſie zu Abladung derſelben / damit zu einer Sand» Banck / und machen fie allda auff / indem ein jeder hierzu ein beſonders Eifen hat; Der Herr ſolches Handels gibt genau Acht auf ſie f amit j 2 5 128 Karitaͤten⸗ Cabinet. damit keiner einige Perle verpaſſe / in welchen ſie ſonſt ſehr ſchlimm und fertig ſind / ſelbige hernach um ein geringes verkauffen / und ſo lange als das jenige waͤhret / was ſie vor ſolches Entwendete bekommen / durch kein Mittel wieder zum Perlen⸗Fang zubringen find. So viel von den Oſt⸗Indiſchen Perlen⸗Fang / zu einer andern Zeit wollen wir auch der Weſt⸗In⸗ dianiſchen Perlen ⸗Fiſcherey gedencken / vor dißmahl aber nur noch mit wenigen beſehen: XCIX. Die Erzeugung der Perlen. B evon berichten nun die jenigen / welche die Perlen Inſuln beſchrieben folgendes: Wann es im April viel Regen gibt / ſo findet ſich ein gewß Geſchlecht Auſtern / die erheben ſich auff das Merr⸗Waſſer / thun ſich auff / empfangen und faſſen etliche Tropffen von dem Regeu / in ihren inwendigen Theil hinein / ſchlieſſen ſich hernach wieder zu / und ſincken auff den Boden zuruͤck / sn Tropffen werden hernachmahls alle zu erlen. C Der Koͤnige in Indien wunderſeltzame | Ehren-Zitul. Ds Koͤnige in Indien haben alle durchgehends wunderliche Ehren⸗Titul. Unter allen thut ſich ſonderlich herfür der König zu Achem, der ſich ſchreibt: Koͤnig uͤber alle Welt / die von GOTT | gemachet 130 Karitaͤten⸗ Cabinet. Gold und Edelgeſteinen geſchmuͤcket / nebſt einer groſſen Anzahl Fecht⸗Elephanten / mit eiſern Streit⸗ Wehren aufden Ruͤcken / deren Zaͤhne mit eiſern Mallolen und kupffern Schuhen gewaffnet ſind / Koͤnig / dem Gott der Allmaͤchtige gibt Roſſe mit guͤldenem Schmuck / edlen Geſteinen und Smaragden verſehen / nebenſt vielen tauſend Pfer⸗ den zum Kriege ausgeruͤſtet / herrlicher Hengſten aus Arabia, Turckey, Catti und Balacki, Kos nig / deſſen Gebieht ſich uber Suͤden und Norden erſtrecket / Koͤnig / der ich guͤnſtig bin denen / die mich lieben / und Freude gebe denen Betruͤbten / König / der olles kan fuͤrzeigen / was GOtt er⸗ ſchaffen hat / Koͤnig / den GOtt geſetzet hat uͤber al⸗ les zu regieren / und alles auf dem Thron Achem ſehen zu laſſen. | | Der König zu Siam gehet aber doch noch hoͤ⸗ her / und pranget weit uͤber andern Fuͤrſten / denn alſo lautet der Eingang ſeines Briefes an den Prin⸗ tzen von Oranien / Herrn Friderich Henrich Sel. Gedaͤchtniß geſchrieben / im Jahr 1636. Dis iſt ein guͤldner und ſchrifftlicher Brief / von Verbuͤndniß und Freundſchafft voll Goͤttli⸗ chen Glantzes / ja der Allerfuͤrtrefflichſte / begreif⸗ fend alle weiſe Wiſſenſchafften / der Gluͤckſeligſten / als in der Welt bey Menſchen nicht iſt / der Beſte / der im Himmel / auf Erden / und in der Hoͤllen ſeyn mag / die groͤſten / ſuͤſſeſten und freundlichſten Königlichen Wort / deren kraͤfftig⸗ lautende Eigen⸗ ſchafften und herrlichen Ruhm dermaſſen * | oden Rariräten :Cabinet: 137 boden durchleuchtet / als ob durch göttliche Krafft die Todten aufſtunden / und wunderſame Weiſe von allen geiſtlichen und leiblichen Befleckungen eſaubert wuͤrden / worob ſich nicht allein die Prie⸗ fer / fondern auch die Kauffleute und alle dienſt⸗ bahre Menſchen mit ſonderlicher Freude verwun⸗ dern / alſo daß hiemit einige Wuͤrdigkeiten keine Gleichniß nicht haben. Dann wer iſt ſolch ein Durchlauchtigſter / Maͤchtigſter / und Unuͤberwind⸗ lichſter Herr / als ich? von hundert und einer Koͤ, niglichen guͤldenen Kronen / mit neunerley edlen Geſteinen verſetzet. Ober⸗Gebieter (dann wir ſchlagen die Gottesläͤſterlichen Titul fuͤruͤber) des edelſten und groͤſten Reichs Siam, der Glantz der ſchoͤnſten Stadt India / deren mannigfaltige Zu⸗ wege voller Menſchen kriebeln / und die oberſte Haupt⸗Stadt der Welt iſt / ausgezieret mit der allergroͤſten Koͤſtlichkeit / und den herrlichſten Auen / deſſen Herrſcher feinen Pallaſt von Gold und Edel⸗ geſteinen hat. Ein Herr der guͤldenen Thronen / auch des weiſſen / rohten / und rund geſchwaͤntzten Elephanten / welche drey fuͤrtreffliche Reſſe⸗Thiere der groſſe GOtt ſonſt niemand gegeben hat: Ein göttlichee Herr / in weſſen Land das ſieghaffte Schwerd beruhet / und der den vier⸗gearmten Gott des Krieges gleich iſt. Der groſſe Mogol wird ebenfals mit einen prächtigen Titul beehret / welcher ſich alſo an⸗ faͤngt: Der Maͤchtigſte des Erdbodens / Gebieh⸗ ter des Welt / groſſer Monarch / hoͤchſte Maje⸗ . =, ſtaͤt / 32 Raritäten Cabinet ſtäͤt / glaͤntzender Fuͤrſt / unter den Groſſen/ x. Denn fie hegen die thoͤrichte Meynung / daß ai fein Haupt und Tulband ein Glantz wie der guͤlde⸗ nen Sonnen ſtrahlet. Baldæi Malabar und Choromandel c. 5. pag. 23. & 24. 10 1 95 ven? Oſt⸗ ee. Indianiſcher und auslaͤndiſcher Sachen / Zweytes Hundert / Vorſtellende Die rareſten Denck⸗ und Merckwuͤrdig⸗ keiten / ſo ſich in Japan, China, Siam, Malabar, Choromandel, Pegu, Java, Indoftan, Brafilien, Mexico, Peru, Guina, Congo, Tartareyen und andern Laͤndern finden / begeben / oder zugetragen haben. 1. | Die Goͤtzen⸗Wache des groſſen Dairo in Japan. 7 e Em Dairo, oder Japanifchen Pap- BEN fie / als welcher nechſt dem Kaͤy⸗ ſer der Hoͤchſte in allen Japaniſchen Neichen / müffen dreyhundert und fuͤnff und ſechzig Abgoͤtter / die er in feinem Pallaſt ſtehet hat / die r halten. Ng ach ⸗ 134 Karitaͤten⸗Cabinet. Naͤchte wird einer von dieſen Abgoͤttern vor fein Bette geſetzet / damit er für des Dairo Wohlſtand Sorge trage. Da ihm aber einiges Unheil begegnet / wird der Abgott / der die Nacht⸗Wache gehabt / mit Prüs geln tapffer abgeſchmieret: (wie weh es den armen Teufel thun muß / ſteht leicht zu brachten Bey dieſer Straffe bleibt es nicht / der arme Goͤtze wird uͤber das hundert Tage aus des Dairi Schloſſe ge⸗ bannet. Nach Verlauff aber dieſer hundert Tage wird der ausgebannete Goͤtze wieder eingeholet / und an ſeine vorige Stelle geſetzet. Eben dieſe Gewohnheit halt auch der oberſte Prieſter Ninxit, ſonſten auch Jako oder Xako ge⸗ nennet / dieſer halt ebenmaͤßig zu Meaco mit drey⸗ hundert und fuͤnff und ſechzig Goͤtzen⸗Bilder / wie der Dairo feinen Hofſtaat. Montanus. II. Das Virginianiſche Eichel⸗Brod. S gibt in Virginien ungemein viel Eich⸗ und Nuß⸗Baͤume / damit nun dieſe Eicheln nicht umkommen / pflegen die Virginianer dieſelben etliche Stunden lang / und zwar in unterſchiedlichen Waſ⸗ fern zu kochen / und machen hernach ein wohls rie⸗ chendes Oel daraus / mit welchen ſie den Kopff / die Gelencke und andere Glieder / wenn ſie opffern wol⸗ len / ſalben. So iſt das Brod auch eines ange⸗ nehmen Geſchmacks / das von ſolchen Eicheln / welche gantz weiß und ſuͤß ſind / gebacken wird. Man Raritäten’ Cabine k. 1 3 1 Man findet auch Eichel⸗Brod in der Barbarey / woſelbſt die Baͤume licht⸗braune laͤnglichte Eicheln tragen / die aber angenehmer und ſuͤſſer ſeyn ſollen / als die beſten Caſtanien. Joh. Jonſton Tavma- tographia Naturali Claſſ. 5. de plantis. Bi III. | Der Sineſiſche Talg⸗Baum. Ey Kinhoa, in der Landſchafft Chekiang, waͤchſet auf Baͤumen eine Fettigkeit / davon Kertzen oder Lichter / eben wie von Unſchlit oder Talg gegoſ⸗ ſen / die uͤberaus ſchön und weiß ſind / und die Haͤnde im Angreiffen nicht beſchmieren / auch keinen Ge⸗ ſtanck / wenn man fie ausblaͤſet / von ſich geben. Der Baum iſt ziemlich groß / gleichet mit Blaͤttern und Geſtalt unſern Birnen⸗Baͤumen / und bekommt ei⸗ ne weiſſe Bluht / wie unſere Kirſch⸗Baͤume / dar⸗ aus werden runde Beerlein / ſo greß wie Kirſchen / und mit einer duͤnnen ſchwartzen Haut bekleidet / des ro Inwendiges weiß iſt / und ſich ſehen laͤſſet / wenn die Beerlein reiff worden / und die Haut geſpal⸗ ten. Dieſe eingeſammlete Frucht wird von denen Sineſern gekocht / wodurch ihr Inwendiges in lau⸗ ter geſchmoltzen Fett zerflieſſet / welches hernach / wenn es erkaltet / wie Talg zuſammen laufft / und wieder hart wird. Daneben hat dieſe Frucht in der Mitten einen Saamen oder Kern / der voll Oel ſich befindet / und wie Oliven in Europa geweicht und gepreſſet wird / das Oel aber gebraucht man in 34 Lam⸗ 136 Karitaͤten⸗Cabinet. — 3 Lampen und nicht zur Speiſe / die Blaͤtter dieſes Baums / fo ebenmaͤßig eine Fettigkeit bey ſich ha⸗ ben / find ein gutes Futter fuͤr die Schaafe und Kuͤ⸗ he / welche dieſelben begierig effen / auch ſehr wohl Pig gemaͤſtet werden. Neuhoffs China pag. 307. VI. Die Heyrahts⸗Ceremonien der Japaner. N dem Königreich Japanien iſt es nicht ge⸗ M braͤuchlich / daß ein Mannes Bild um eine Weibes⸗Perſon werbe oder freye / ſondern alle Hey⸗ rahten werden von beyderſeits Eltern vollzogen / ſind aber die Eltern geſtorben / ſo betrifft dieſes Amt die naͤchſten Bluts⸗Freunde. Die Weiber brin⸗ gen keine Morgen⸗Gabe zu den Maͤnnern / denn ſie koͤnnen durchaus nicht leiden / daß die Frau den geringſten Anlaß zur Hoffart haben moͤge. Sie pflegen von dem Weiber⸗Volck offt zu fagen / ein Weibes⸗ Bild hat die gantze Zeit Ihres Lebens keine eigene Wohnung. Denn weil ſie juͤng iſt / lebet ſie in ihrer Eltern Hauſe / wenn ſie heyrahtet / bey dem Manne: Wenn ſie Wittwe wird / bey ihren Kindern. Die armen Adelichen laſſen ſich nimmermehr bereden / und wenn ſie auch kaum das trockene Brod zu eſſen hätten / daß ſie einen Buͤrger heyrahteten / und wenn er auch ſchon der Reichſte waͤre / ſo viel halten ſie | von Raritäten: Cabinet. 137 von ihren Adel. Wenn die Weiber den Maͤn⸗ nern nicht mehr gefallen / ſo koͤnnen ſie ſich ohne alle Schande von denſelben ſcheiden / wenn ſie gleich nichts boͤſes gethan haben. Weil denn die Frauen fo ſchlechte Freyheiten haben / und leichtlich koͤnnen verſtoſſen werden / ſo bemuͤhen fie ſich aͤuſſerſt / daß fie ihrer Ehe⸗Herren Sitten wohl erkuͤndigen / ſich in ihre Weiſe ſchicken / und ihnen mit allen nur erſinnli⸗ chen Liebkoſungen entgegen gehen. Solte nun eine Frau mercken / daß ihr Herr nicht mit ihr zu frieden / ſo laͤſt ſie es wol bleiben / daß fie ihn gleiches mit gleichen vergelte / oder ihn anfah⸗ ren und ausſchelten ſolte: Sondern ſie befleißiget ſich vielmehr ihren Unmuht zu verhehlen / huͤtet ſich / daß ſie ihn nicht mit einen unfreundlichen Blick em⸗ pfange / und ſinnet Tag und Nacht darauf / wie fie ihn mit ihren Zucker ⸗ ſuͤſſen Beywohnen und willfaͤrtigſter Aufwartung beguͤtige / und in ihrer Liebe erhalte. Uber dieſes ſo iſt zu wiſſen / daß alle Weibes⸗Bilber von Jugend auf alſo abgerich⸗ tet ſeyn / daß ſie ſich in Buͤrgerliche Haͤndel und Regtments⸗ Sachen nicht einmiſchen / auch mes der ihre Maͤnner darum fragen / noch vor andere etwas ausbitten. Denn fie wiſſen / daß / ſo bald ſie davon anfiengen zu reden / ſo wuͤrde der Mann augenblicklich mit Unwillen aus den Frauen⸗Zim⸗ mer gehen. Welche Unluſt ſie mehr als ſonſt et⸗ was zu vermeiden ſich bemuͤhen. Wenn man die Japanier fraget / warum ſie ihre Weiber ſo ſtren⸗ ge halten ? fo geben fie m Doppelte kei 5 ſt⸗ * 138 Karitaͤten⸗Cabinet. Erſtlich ſagen ſie / ſey das Weib darum geboh⸗ ren / daß ſie dem Manne diene / ihm in ſeiner Ar⸗ beit und Sorge erqvicke / Kinder zeuge und auff⸗ erziehe. Vors andre haͤtten die Weiber vor⸗ mahls bey ihrer Freyheit viel traurige Haͤndel angerichtet / davon noch alle ihre Hiſtorien zuſa⸗ gen wülten. Waren alſo aus Erfahrung Flüger worden / und haͤtten die Gelegenheit zu ſolchen groſſen Ubel aus dem Wege geraͤumet / daß ſie keiner das geringſte von den jenigen Sachen ver⸗ traueten / fo die Regierung angienge. Bern, Varen. Beſchreib. des Koͤnigreichs Japanien. eee, Ye ne M. Bar Das chiliſche Kraut⸗Brodt. SE Never See⸗Gegend des Landes Chili, waͤch⸗ VN ſet ein gewiſſes Kraut / wie unſere Wegwar⸗ ten geſtaltet / welches man Luce nennet / daſſel⸗ be entſprieſſet aus den Felſen wie andere Pflantzen aus der Erden wachſen. Im Fruͤhling wird es geſammlet / wenn es am hoͤchſten gewachſen iſt: Und nachdem es an der Sonne getrucknet / macht man groſſe Brodt daraus / welches man in der Gegend vor ein Lecker⸗Bißlein achtet / abſonder⸗ lich in Peru, Cujo und Tueumana, weil es an? dern Speiſen vor Gewuͤrtzund Confect dienet. Alo tiſo d' Ovaglie l. I. c. 16. I. Raritäten Cabinet. 139 VI Der ding aleſen Natur / Tracht Haußhal⸗ tung und andere Sitten. Pups Pale ſo ſich etliche Jahr als ein Prediger der Niederlaͤndiſchen Oſt⸗Indiſchen Compagnie in Oſt⸗Indien auffgehalten / ſtatet von dieſer Nation in ſeiner Beſchreibung vom Malabar, Choromandel und Zeylon, cap. 49. pag. 415. 416, 417.418. folgenden Bericht ab. M Die Cingalefen find artig / geſchickt / und haben guten Verſtand in allen Handwerckern / als in Gold / Silber / Helfenbein / Ebenholtz / wie auch in Eiſen zu arbeiten / Waffen zu ſchmieden / und ſolche mit Silber kuͤnſtlich einzulegen / ſind wohl beſchwaͤtz / hurtig auff den Beinen / im Krieg erfahren / und zum Streit wohl abgerichtet / nuͤchtern und wach. Sie marchiren im Kriege nur eintzelen / Mann auf Mann weil die meiſten Paͤße enge ſind / tragen Knebelſpieſ⸗ ſe / und haben kleine Trommeln / die gleichwohl ein groſſes Gethoͤn und ſtarcken Laut geben / ſo / daß man den Schall auff drey Meil im Gebirge hin⸗ ein hoͤren kan / ſie dienen ſehr wohl einen Uberwunde⸗ nen Feind vollends matt zu machen / und ſelbſt nach dem Tode noch toͤdliche Stiche zu geben / ihnen viel zu vertrauen iſt nicht rathſam / gleichwol weil ſie liſtig ſind / muß man ſie nicht verachten / welches ſie auch gar nicht vertragen konnen / nachdem ſie zumahl durch die Portugiſen und andere Europaͤiſche Voͤlcker zu klug gemacht werden. | Es wird bey ihnen DBlunSchande gering und 140 ReritätensLabinet. und für keine Sünde gehalten : denn wenn die Männer von ihren Weibern ziehen / befehlen fie dieſelben jedweder ſeinen Bruder / um in ihren Abwe⸗ fen ihnen die maͤnnliche Pflicht zu leiſten. 8 Die Cingalefen find bey nabe von Geſtalt wie die Malabaren mit langen offenen Ohren / doch find ſie von Farbe ſo ſchwartz nicht / hre Kleidung und zwar der Maͤnner iſt ein Wammes von Tuch o⸗ der Leinwand / unten haben ſie ein Leinen Kleid / durch die Beine gezogen / unſern Hoſen nicht ungleich / auff den Haupt traͤgt / wer was von Anſehen ſeyn wil / eine rothe Rovaniſche Muͤtze / welches bey ihnen eine groſſe Sache iſt / die Ohren find mit Ringen und Edelge⸗ ſteinen geziehret / ſie tragen an den Seiten ein Ge⸗ wehr mit einer breit / geflammten Klinge / und ein Ge⸗ faͤß von Silber / Helfenbein / oder Gold. Der ge⸗ meine Mann laͤufft meiſt nackt / ausgenommen die Schaam / die ſie mit einen leinen Vorkleid be⸗ decket haben / das Frauen⸗Volck gehet mit den Bruͤſten bloß / ſind von Leib und Gliedmaſſen wohlgeſtaltet / ſie brauchen keines aͤuſſerlichen Zie⸗ raths an dem Haar / wiſſen aber / daſſelbe Hinten auff dem Haupt wie eine Haube zu formiren. Um den Halß haben ſie guldene oder ſilberne Halsbaͤnder / auch Ringe an den Fingern und Zehen der Fuͤſſe. Sie die Cingaleſen halten viel von guten Tagen / und wenig von der Arbeit / immaſſen die Malabaren auch thun / ſind wolluͤſtig / und prahlen ſehr auff ihr Geſchlecht. Sie nehmen ſo viel Weiber als ſie ſich getrauen zu war | ie Raritäten: Cabinet. 141 Sie laſſen ihre Tochter fruͤhzeſtig heyrahten / in dem 10. oder iiten Jahr / und iſt dieſer Nation ſolches un⸗ möglich auszureden / weil fie wegen der Jungfrau⸗ ſchafftihrer Braͤute wollen verſichert ſeyn. Ihre Todten verbrennen ſie nach der Heyden Weiſe. Sind wohl und nett in ihrer Haußhal⸗ tung / gebrauchen zu ihren Tellern und Tiſch⸗ Tuͤchern Blaͤtter von Feigen⸗Baͤumen / ihre Löffel machen fie von alten Kokos. Nuͤſſen / trin⸗ cken aus Gorgoletten, welches ſind erdene Kan⸗ nen mit Roͤhren gemacht / die ſie nicht an den Mund ſetzen / ſondern nach der Mohren Weiſen den Tranck in den offenen Halß lauffen laſſen / ſie halten ſehr auff ihr Geſchlecht / und werden nicht leicht mit jemand eſſen oder trincken der von ge: ringer Herkunfft / inmaſſen denn auch viel von dieſer Nation mit ihren eigenen Frauen deswe⸗ gen nicht eſſen. Bißher Baldæus. Wer aber eine Ausfuͤhrliche Beſchreibung von dieſes Landes und ſeinen Einwohnern Natur / Sitten / uud Ge⸗ wohnheiten verlanget / ꝛc. der laſſe ſich recom- mendirt feyn Robert Knoxen Hiſtor. Erzehl. von der Inſul Ceilon. | un. Der ſonderliche Braſilianiſche Fiſch⸗ Fang. DI Braſilianiſchen Menfchens Sreffer / oder Wilden / fangen die Fiſche mit einer ſonder⸗ baͤhren Art Baum ⸗Ninden / welche fie an den Ort da 142 Raritäten: Cabinet. da viele Fiſche verhanden find. ins Waſſer werffen / da denn dieſelbe alſo eingeſchlaͤffert und ihnen zu Theil werden. Piſo in Mantiſſa Aromat. p. 17t. Marchgravius de Braſilia lib. 3. Franciſci Oſt⸗ Indian. Luſt⸗ G. pag. 681. N VIII. Die unverſchaͤmten Raben. * denen Indianiſchen Landſtriche Bengala und Arakan, halten ſich gewaltig viele Raben und andere Raub⸗Thiere auff / welche ſo kuͤhn ſind / daß ſie ſich auff den Ruͤcken des Buͤffels ſetzen / denſelben erſt⸗ lich die Haut / hernach aber groſſe Stücke Fleiſches herab picken und freſſen / alſo daß dieſe arme Thier ſich offt mit den Schwantz vergeblich wehren / vielmahls a⸗ ber ihnen gar lebendiges Leibes zu Theil werden. Wal⸗ ther Schultz, part. 3. Bl. L20ꝶ. feiner Oſt⸗Ind. Reiſe. IX. Der ungluͤckliche Heydniſche Wunder⸗ Pfaffe. En Jahr 1587. hatten die Portugiſen ihr Lager geſchlagen in dem Gebieth eines ihnen nunmehro verpflichteten Mohren ⸗Fuͤrſten / zu eben dieſer Zeit fiel eine ſo groſſe Theurung ein / daß man allenthalben um Brodt und Regen ſchrye / und doch von beyden nichts erhalten kun⸗ te. Aber ſiehe / bald that ſich hervor ein Goͤtzen⸗ Pfaffe / ein Zauberer / welcher ſich gantz ſtoltz und vermeſſen vernehmen ließ / mit ſeiner Kunſt den Karitaͤten⸗Cabinet. 143 den gewuͤnſchten Regen zu ſchaffen / daß man glauben folte / ſeine Macht wäre den göttlichen Willen nicht unaͤhnlich. Das Volck verſammlete ſich demnach in groſſer Menge auff den freyen Felde / da nicht ein truͤbes Woͤlcklein am Himmel war / welches ein Vorbote oder Anzeige des Regens hätte ſeyn moͤ⸗ gen. Er aber ſtellete ſich mitten in den Hauffen / be⸗ gunte ſeine Schellen oder ander Zauberzeug zu ruͤh⸗ ren / zu huͤpffen / und weiß nicht was fuͤr Worte im Mund unter den Zähnen zu murmeln. Dis waͤrete faſt eine halbe Stunde / als ſich uhrplößtich ein ſchwartzes Gewoͤlb am Himmel ſehen ließ / und ein Wetter zuſammen zog / und ſo erſchrecklich zu don⸗ nern und zu blitzen anfieng / daß jedermann vermeyn⸗ te / dieſes Wetter / wuͤrde unſehlbahr einen ungeheu⸗ ren Platz⸗Regen ausbrechen. Die Portugiſen waren mit groſſen Verlangen des Anfangs ge⸗ waͤrtig / das Volck aber preiſete die Macht ihres Goͤtzen⸗Pfaffen / und er ſelbſt von dieſen Hoffarts⸗ Winde gantz auffgeblaſen / begunte der Chriſten zu ſpotten und ihren Glauben zu verachten. Das wilde Wetter nahm inzwiſchen immer zu / und flogen die Donner⸗Keile mit erſchroͤcklichen Ges raͤuſche und Krachen / bald auff dieſe / bald auff je⸗ ne Seiten / daß den Zuſehenden die Glieder ſchau⸗ derten / und die Haare zu Berge ſtunden. End⸗ lich fiel ein Feuer⸗Strahl auff den Zauberer / und nahm ihn den Kopff ſo glatt vom Rumpff hinweg / als waͤre er mit dem Schwerdte abgeſchnitten worden / dieſes ſo erſchroͤckliche Schau⸗Spiel wachte 144 Karitaͤten⸗Cabinet. — — — machte das heydniſche Volck von ihrem Hald⸗ Gott weit einanders glauben / als er ihnen vor⸗ geprahlet hatte / verfagten demnach feine Lehre / und lieſſen ſich in den Chriſtenthum unterrichten. Die Anzahl der Glaͤubigen nahm hernach dermaſſen zu / daß Anno 1590. Über 20000. Rechtglaͤubige Chriſten in Angolo gezehlt wurden. Cornel. Hazart. Hiſt. Eccleſiaſt. Africa, part. 2. c. 14. pag. 155. & ſeq. X. Die Qngaleſiſche Dreſch⸗Art. Menn die Cingalefen droͤſchen wollen / fo er⸗ V wehlen fie in der Naͤhe ein rund Stuͤck eld / ohngefehr 20. oder 25. Fuß breit / nehmen den Ra⸗ fen ab / beſtreuen es mit Aſchen / legen allerhand Gauckeley in die Mitte / welche ſie mit einen brei⸗ ten Stein bedecken / hernach bringen die Weiber deren Amt es eigendlich iſt / jedwede ihre Buͤrde von geſchnittenen Korn auff dem Kopffe / gehen dreymahl um die Tenne herum / und werffen ſie alsdenn nieder. Darauff tragen ſie ohne einige weitere Umſtaͤnde auch das uͤbrige Korn hinein / ſo geſchwinde als ſie koͤnnen. Hernach binden ſie drey Ochſen zuſammen / treiben ſolche ſtetig in der Runde herum / und auff ſolche Art werden die Huͤlſen⸗Fruͤchte bey ihnen von denen Ochſen ausge⸗ treten. Knox Hiſt. Erzehl. von der Inſul Ceilon. lib. I. c. 3. pag. 21. XI. Karitaten⸗Cabinet. | 145 Wie die Japaner ihr Papier bereiten. SG wdaͤchſet in Japanien ein ſehr dicker Baum / Canſchy genannt / welchen ſie gantz auf der Erde abhauen / darnach wachſen aus dem Stamme junge Aufſchoͤßlinge / deren Stiele / wann ſie Daumens dick gewachſen / wieder abgeſchnitten / und in groſſe Buͤndel gebunden werden / die drey Schuh hoch und ſo dick ſind / daß ſie ein Mann mit ausgereckten Ar⸗ men kaum umfaſſen kan. Hernach werden dieſe Buͤndel mit dem Ende / davon ſie ab eſchnitten / auf⸗ recht ineinen Keſſel geſteckt / Waſſer darauf gegoſ⸗ fen’ Feuer darunter gemacht / und fo lange gekocht / bis die Rinde abgehet. Hernach werden ſie umge⸗ kehret / und mit den andern Ende im Keſſel geſtecket / und eben auf dieſe Weiſe gekochet / wenn das ge⸗ ſchehen / werden die weichen und abgeſchelten Rin⸗ den fleißig zuſammen geleſen / und getrocknet / das Holtz aber verbrennet; Wenn ſie nun trocken ſind / werden ſie abermahl mit der Afche des Holtzes und Regen⸗Waſſer in einem Keſſel vier und zwantzig Stunden lang geſotten / darnach werden die Rin⸗ den wieder heraus genommen / und gantz rein geſaͤu⸗ bert von aller Aſchen / daß nichts daran kleben bleib / und darauf zum drittenmahl mit reinem Waſſer in einem reinen Keſſel abgekocht / und mit einem reinen hoͤtzernen Stabe fleißig umgeruͤhret / bis gleichſam ein Brey davon wird. Hernach ſaubert man noch das Schwartze / ſo daran Be damit der Brey gantz 146 Karitaͤten⸗Cabinet. gantz weiß ſcheine / welcher ferner in hoͤſternen Moͤrſeln mit hölgern Stempeln zerſtoſſen / wieder 1 | | | | 1 heraus genommen / und in viereckte Kaftlein gethan / zugedecket / groſſe Steine darauf geleget / und das Waſſer heraus gepreffet / die Materie aufkupfferne Form getragen / und im uͤbrigen / wie die Papierma⸗ cher bey uns / damit tractiret und verfahren wird. | XII. Die ſich in e veraͤndernde aupen. | SIEH gelahrte Amſterdammiſche Medicus G. Piſo lib. 1. Hiſt. nat. berichtet / daß unter den Braſilianiſchen Raupen einige gefunden werden / ſo ſich nicht nur / wie viele andere in Sommer⸗Voͤ⸗ gel oder zwiefalter (Papiliones) verwandeln / ſon⸗ dern die ſich in ſolche anmuhtige Voͤgelein veraͤn⸗ dern / welche von den Einwohnern Guainumbi , von den Niederlaͤndern aber Blumen⸗Specht ges nannt werden / und vor die allerſchoͤnſten Voͤgel in gantz Braſilien geachtet werden. Man zaͤhlet in gantz America ſiebenerley Arten von ſolchen Voͤge⸗ lein / welche von den allerſchoͤnſten / inſonderheit von Gold ⸗ und roht⸗gefaͤrbten Federn dermaſſen lieblich ausſtaffiret / daß der allerkuͤnſtlichſte Mahler mit wer feiner Kunſt / verſtummen und zuruͤcke treten muß. 80 | Es haben dieſe Voͤgelein einen gar geſchwin⸗ den Flug / daß mans mit den Augen kaum begreiffen kan: Die Bewegung ihrer Fluͤgel iſt faſt 9 A bey dem andern. ſpalten / ſo ſchmal al Karitaͤten⸗Cabinet⸗ als an den groſſen Himmel. gen ſie den Thau aus den Blumen. Man finder ſie am haͤuffigſten in den Waͤldern / fuͤenehmlich bey fruͤher Morgenzeit / wenn die Blu⸗ men mit dem T ein groſſes Ger 147 Sie ſind nicht groͤſ⸗ ſer / als eine gemeine Heuſchrecke / und dabey ſo leicht / daß fie kaum 20. Gran waͤgen. Die Schnaͤbel ſind ſehr zart / aber bey den einen Geſchlecht laͤnger / als Das Zuͤnglein iſt dünn und ges 8 ein ſeidener Faden / hiemit ſau⸗ hau angefuͤllet / alsdenn machen fie aͤuſch und Geſchnatter / doch nicht mit Singen / denn ſie ruffen nur / wie ein Sperling. Ihr kleines Neſtlein bauen ſie auf den Baum⸗Zwei⸗ gen / bereiten es aus einer Art von Baumwollen / und legen ſchnee⸗weiſſe Eyer darinn / wiewol gemei⸗ niglich nur zwen / deren keiner geöffer als eine Erbs. Die Fuͤſſe find überaus ſubtil / ſchwartz / mit vier Klauen / welche wie eine Nadel zugeſpitzt ſind. Sie leben nicht lange / wenn ſie gefangen werden / ſon⸗ dern ſterben bald / und tigen Geruch von ſich. Fr. Ximenes Spanien ni geben alsdenn einen anmuh⸗ ſchreibet / daß fie in den Neu⸗ cht länger leben / als die Blumen waͤh⸗ ren / ſondern / wann dieſe abfallen / fo hefften fie ſich mit ihren Schnaͤbeln an die Baͤume / und bleiben alſo entweder todt oder matt von Hunger unbeweglich / bis es uͤber 4. oder 6. Monaten wieder regnet / und das Feld zu gruͤnen und Blumen zu bekommen be⸗ ginnet. Wenn nun dieſe Raupen ſich in dergleichen K 2 Voͤ⸗ 148 Raritäten: Cabinet. Voͤgelein verwandeln / fo bekommen fie am erſten die ſchoͤnen Federn ſamt den Fluͤgeln zum Vor⸗ ſchein / jedoch daß man an den Hintertheil des Leibes noch augenſcheinlich die Form einer Raupen ſiehet / die ſich aber auch nach und nach in die Geſtalt eines Vogels veraͤndert. . XI, Die Braſilianiſchen Riefen. * der Portugalliſchen Landſchafft Isleos, und Weſt⸗Indien / ſchwaͤrmen und breiten ſich aus die Guaimurer, ein Volck / welches an unge⸗ heurer Groͤſſe und wuͤſten Eigenſchafften in gantz Braſilia ſeines gleichen nicht hat. Dieſe Leute ſind uͤberaus groß und ſtarck / haben wider die Gewohn⸗ heit dieſer Landes⸗Art eine weiſſe Haut / und fuͤh⸗ ren erſchröͤckliche groſſe Bogen und Pfeile. Sie leben ohne Haͤuſer / wie die wilden Thiere unter dem freyen Himmel / verſchlingen das Menſchen⸗Fleiſch wie die Tieger⸗Thiere / und fechten niemahls bey gantzen Hauffen / ein jedweder lauret allein / einen Menſchen oder Thier zu uͤberfallen. Ja / ſie freſſen ihre eigene Kinder ſelber. Vor 7 haben ſie ihre Wohnung gehabt an dem Fluſſe / der noch St. Franciſei ſeinen Nahmen fuͤhret. Aber nachdem ſie von den Tupin Imbio und Tupin Achis von dannen vertrieben worden / haben ſie ſich an gemeld⸗ ter dand⸗Haupt⸗Mannſchafft Isleos geſetzet / und dieſelbe mit ſtetigen Raͤubereyen dergeſtalt geplaget / daß die Portugiſen nicht allein ane en ö Karitätens Cabinet. 149 ſen verlaffen / ſondern die Gegend zuletzt raͤumen muͤſſen. Olf. Dapper, America Deſcriptio lib. 3. cap. 2. e Ax, Die Beſchaffenheit des edlen Muſtaten⸗ Baums. F Jecdlen Nuͤſſe / ſouns dieſer Baum gibt / vers | dienet / daß wir deſſen Herkommen ein we⸗ nig genauer beſehen. Es finden ſich aber derſel⸗ ben zweyerley Art. Die Gemeinen von den In⸗ dianern Bongopala genannt / iſt Geſtalt wie ein Apffelsoder Birn⸗Baum / waͤchſet offt von ſich ſel⸗ ber ungepflantzt; dieſer Baum wird ſehr alt / iſt im mer grun / und hat viel Blumen und Fruͤchte / deren etliche . nur halb reiff werden / die Rin⸗ de des Baums iſt Aſchenfarbig / das Holtz loſe oder löcherig/ und das Marek dar innen braunroht / die Blaͤtter / fo zur Seiten / find felten eintzeln / ſondern ſitzen wie ein Puͤſchlein zuſammen / hängen an klei⸗ nen Stengeln / und ſind lichtgruͤn / dunn / glatt / har ben in der Laͤnge eine einige dicke Ader / davon an beyden Seiten viel kleine abgehen / wenn man ſie zwi⸗ ſchen den Fingern zerreibet / riechen fie nicht allein fo lange ſie gruͤn ſeyn / ſondern auch / wenn ſie verdor⸗ ret / gar ſtarck / und geben allemahl eine trefliche Ar⸗ tzeney. Die Bluͤhte iſt ſo groß / wie unſer Birn⸗ oder Kirſch⸗Baum⸗Blüuͤhte / fällt leichtlich ab / und riechet nicht gar ſtarck. Die Frucht / ſo laͤnglicht⸗ rund / waͤchſet nicht wie Waͤlſche Nuͤſſe forn an den | K 3 Spi⸗ 158 Raritäten: Cabinet. — — ten / ſondern hin und wieder an den Gliedern der Zweige. Wenn die Blumen⸗Blaͤtter abgefallen / i die erſte und aͤuſſerſte Schaale oder Huͤlſen der Frucht anfaͤnglich gruͤn / runtzlich rauch und dick / aber wenn ſie reif zu werden begiñet / laſſen ſich davon viele purpurfarbige und guͤldene Flecken ſehen. Die⸗ ſe Huͤlſe bekommt alſobald einen Riß / und berſtet hernach / wenn die Frucht reiff iſt / wie die Hülfen unſerer Welſchen Nuͤſſe thun / wenn ſie reiff ſind. Darunter ſiehet man die Foli oder Muſcaten⸗Blu⸗ men zu erſt / mit einer ſchoͤnen rohten / und bald dar⸗ auf mit einer gold⸗gelben Farbe / welche Bluͤhte wie ein Netz um die inwendigſte Schale ſitzet / darinn eigentlich der Kern die Muſtaten⸗Nuß von ung ge⸗ nannt, verborgen / daß alſo die Muſcaten⸗Nuß mit drey Schalen oder Huͤlſen uͤberzogen / davon die o⸗ berſte dick und grün, die mittelſt was dünner, gold⸗ gelb und theuerbahr / die unterſte aber hart und hoͤl⸗ tzern iſt / wiewol bisweilen die mittelſte Schaale / nem⸗ lich die Blume mangelt / welche geſchicht / wann die Nuß / ſo mit der Blumen / als mit einem Netz umge⸗ ben / ſehr eilend und geſchwind zunimmt / ehe die Blu⸗ me ihre gebuͤhrende Staͤrcke und Dicke erlanget / weil dieſelbe alsdenn berſten oder vergehen muß. Der Muſcaten⸗Baum bringt insgemein 2. oder 3. mahl im Jahr Frucht / erſilich im Auguſt und September / darnach im April / und drittens bald in dieſem bald in jenem Monden / nachdem das Jahr fruchtbar oder unfruchtbar iſt. Und muͤſſen die Nuͤſſe nicht eher / bis ſie völlig / abgeleſen * wei Raritäten: Cabinet: 151 weil die Unreiffen von den Indianern Rumpi ges genannt / aus Mangel des Saffts nicht lange dau⸗ ren koͤnnen / auch bald Wurmſtichig werden / die SKeiffen aber nimmt man aus ihrer aͤuſſerſten muͤr⸗ ben Schaale heraus / und trucknet ſie in der Son⸗ nen / hernach löfet man die mittelſte Schaale / oder die Muſcaten⸗Blume / und endlich auch die innerſte harte Schaale davon / waͤſchet die Nuͤſſe mit Kalck⸗ Waſſer / welches ſie vor aller vom Gewitter entſte⸗ henden Verderbung und Veraͤnderung bewahret / daß fie durch die gantze Welt zu Waſſer und Lande koͤnnen gefuͤhret werden. Vor die beſten Nuͤſſe aber hält man diejenigen / welche Aſchenfaͤrbig und roͤhtlich Jenny auch einige durchhin lauffende weißlich⸗ te Streiffen haben. | Neben dieſe runden Muſcaten⸗Nuͤß / davon bißher geredet / findet ſich auch eine länglichte von den Indianern Pala Metfiri, und bey uns in Europa das Männlein oder die Maͤnnlein⸗Nuß genannt / nicht daß fie beffer und kraͤfftiger iſt / denn die Runde / ſondern darum / weil der gemei⸗ ne Mann in den Wahn 770 daß ſie in der Spei⸗ ſe gebraucht / den Maͤnnlichen Saamen erwecke und vermehre. Die Indianer achten der Blu⸗ me wenig / wie ſchoͤn fie auch gefaͤrbet / die Nuͤſſe begehren ſie auch nicht einmahl abzuleſen / und die Baͤume zaͤhlen ſie unter die wilden / weil ſie nur auf den Graͤntzen Banda wachſen / und von nie⸗ mand gepflanket werden / felbige find den andern nicht ungleich / ohne daß ihre Blaͤtter was langer / 0 K 4 dicker 152 Karitaͤten⸗Cabinet. . dicker und mit Aderchen durchgezogen / die Yale ch zu weilen bey nahe viereckt / und wachſen nicht aus den Knoſpen der, welge / wie jene / ſondern aus der aͤuſſerſten 5 r 4. zuſammen ſind nicht nur laͤnglicht / ſondern qu Spitzen derſelben / daran ſie bey 3. ode ſitzen. Dieſe Muſcaten⸗Nuͤſſe werden von mancherley Voͤgeln abgefreſſen / ſonderlich von einer kleinen Art weiſſer Tauben / welche ſo bald die aͤuſſerſte Schaale berſtet / die Nuß ſamt den Blumen einſchlucken / und nicht ehe aufhoͤren / bis ſie ihren ziemlich weiten Kropff gefüller / daher fie auch von unfern Kauff⸗ leuten Nußfreſſer genannt werden. Aber die ge⸗ ſchluckten Nuͤſſe gehen ihnen gantz unten wieder ab / und wo ſie aufs Land fallen / ſchlagen ſie Wurtzel und beginnen zu wachſen / geſchwinder denn andere Nuͤſſe. Weil ſie im warmen Magen der Voͤgel gleichſam geweichet und zubereitet ſind / die Baͤume aber / ſo davon kommen / ſind nicht daurhafftig / tra⸗ gen auch viel ſchlechtere Fruͤchte denn andere / welche Fruͤchte wenig geachtet / und nur um der Blumen willen womit man die beſten Blumen verfaͤlſchet / ein⸗ geſammlet werden. Neuhof China pag. 359. Und eben um der ſeltzamen Jortpflantzung dieſer uſcaten⸗VBaͤume / haben wir folche unſern Rari- taͤten Cabinet mit einberleibet. Neuhoff gedencket zwar / daß die Baͤume nicht daurhafftig / auch die Frucht gar ſchlecht ſey / und ſoſches darum / weil die Nuͤſſe in den Magen der Voͤgel gant weich werden. 9 | mu Karitaͤten⸗Cabinet. 153 muß aber wiſſen / daß nicht alle Nuͤſſe / von Dielen Voͤgeln mit eingeſchluckt werden / ſondern nach Par- theis Bericht / in feiner. ojährigen Oſt⸗Indiſchen Reiſe p. 137. freſſen ſolche Voͤgel nur die aͤuſſerſte Schalen / und laſſen die Muſcaten heraus fallen / welche / wo fie alsdenn auff die Erde hinfaͤlt / Wurtzel ſchlaͤgt / und beginnet nach der Zeit ein neuer Baum her fur zu wachſen. Vogel gibt noch einen curieuſern Bericht hievon / und ſchreibet / wenn der Vogel ſo die Muſcaten Nuß fallen laͤſt / ein Maͤnnlein / ſo waͤchſt ein Maͤnnlein Muſcaten⸗Baum / ſo der Vogel ein Weiblein / ſo waͤchſet ein Weiblein Muſca⸗ ten⸗Baum / wenn es aber ein Vogel / ſo ſich noch nie mit einem andern gepahret / es ſey ein Maͤnn⸗ lein oder Fraͤulein / und der gleichſam noch Jung⸗ fer iſt / ſo waͤchſet einer von den beſten Muſcaten Baͤumen / die Weiblein ſind die ſchlechtſten und platt aber dennoch gut zur Speiſe zu gebrauchen. Voglers Oſt⸗Ind. Reiſe. p. 656, die neue Edition. er Das nur zu gewiſſen Stunden trinckbah⸗ ien 4 Apr denen Seltzamigkeiten des Waſſers iſt nicht die geringſte / welche man zu ſehen hat in der Americaniſchen Provintz Amapaſa : Dies. ſes Land lieget ſehr niedrig / und iſt wegen des haͤuffigen Waſſers ſehr pfuͤtzig / und voll Mora⸗ fies: Wes wegen man darinnen viel kleine Baͤch⸗ lein ſiehet / die gantz roth von Farben / und von wid K 5 giffti⸗ giftigen Würmen und Schlangen wine Dannenhero die Spanier / ſo ſolches nicht gewuſt in mancherley Kranckheit gefallen / und ſind ih⸗ nen viele Pferde / ſo aus dieſen Waffer geſoffen / alſo⸗ bald verrecket / aſſo daß innerhalb 6. Monathen/ ſo wol von Menſchen als Vieh wenig mehr im Leben geweſen. Walther Raleg. meldet / daß dieſes Waſ⸗ ſer von den Eingebohrnen getruncken werde / doch mit gewiſſer Beobachtung / denn als er fie gefragt / wie fie ſich Diefes Waſſers bedienet / haben fie ges antwortet: Sie fuͤlleten um den Mittag ihr Ge⸗ ſchirr mit felbigen Waſſer / wann die Sonne den hoͤchſten Staffel erreichet: dann zu anderer Zeit / ſo wol Vor⸗als Nachmittag / wäre dieſes Waſ⸗ fer ſehr gifftig / bevorab in Mitternacht / da es in lauter toͤdtlich Gifft verwandelt wuͤrde. Wie denn ſonſten in ſelbiger Gegend auch noch an vielen andern Orten Waſſer anzutreffen / ſo von Natur ſehr gifftig. Nieremberg. lib. 16. Hiſt. N at. Cap. 16, XVI. Der ſeltzame Feder oder Schwerdt ⸗Fiſch. Su Guina wird in den Herbſt⸗Monath ein wunderlicher Fiſch gefangen / ſo den Meer⸗ Hanen gleich / auch oben auff dem Leibe / eine Fe⸗ der gleich einer Saͤgen fuͤhret; Fuͤr ſolche Feder hat ſich der Fiſcher zu hüten, daß er nicht ſelbſt die Tafel oder das Papier werde da rauf ſie ſchreibe / denn ſoer von felbiger Feder geſtochen / eder vr. } wuͤrde Raritäten: Cabinet. 155 7. e e e e eee ee eee e eee wurde ihm ſolches unleidendlichen Schmertzen brin⸗ gen / auch das verſehrte Glied gar dick auffſchwillen. Ja / offt iſt Gefahr dabey / daß er das verwundte Glied nicht gaͤntzlich verliehre / ſintemahln die Sta⸗ cheln gemeldter Fiſch⸗FJedern gar gifftig ſind / ohn an⸗ geſehen das Fleiſch von den Mohren gegeſſen wird. | VXVII. Der wunderliche Fang dieſes Fiſches. Der Fang dieſes Fiſches ift faſt merckwuͤrdig · Denn wie die Niederländer berichten; ſo machet man eine Holtzfloͤſſe / bindet darauff ein Horn / mit einen Kloͤpfflein welches Inſtrument faſt einen Klang / wie die Kuͤhe⸗Schellen / gibt / und mit ſtetigem Gelaͤut / indem es von den Meers⸗Wellen bewegt wird / auff der See herum ſchwimmet / bis endlich der/ hierdurch herzugereitzte Fiſch / einen Schuß darnach thut ſich ſelbſt alſo den verborgenen Hamen anhaͤngig und zum Gefangenen macht. Franciſci Oſt⸗Weſt⸗Ind. Luſt⸗Gart. Bl. 1392. 2 XXII. Die Geſtalt und Eigenſchafft der Cithar⸗ Fiſche Teen 1 (Pieke viola) macht feine ſeltzame Geſtalt auch ſchauwuͤrdig / ſinte⸗ mahl er einer Portugalliſchen Cithen ſehr gleich ſiehet. Iſt ein Schuh und 9. Finger lang; ſie⸗ ben Finger breit; ſein Kopff wie ein Kegel zuge⸗ ſpitzel / die Augen fißen rund und weit herfüͤr / 5 I oͤſſe m — va Groͤſſe einer mitteimäßigen Haſel⸗Nuß. Der Vor dertheil des Leibes daran der Kopff ſitzet / hat die Bis | tzes / da er nur einen Finger dick iſt / der gantze Ruͤckgrad ſitzt nach der Fänge voll kleiner Puckeln / der Kopff / ſo lang er noch friſch iſt / glaͤntzet und leuch⸗ ber ſolches hoͤret bald auff / ſo man ihn aber in der mit: i ten angreifft; erfolgt darauff ein Zittern der Glieder. Franciſci Guinefifcherund Americaniſcher Blu⸗ men⸗Puſch. part. I. p. 236. XIX. | ur Copulations Ceremonien der Mohren zu Marocco. Doe Mohren in Marocco mögen viele Wei⸗ ber auff einmahl zur Ehe nehmen / auch ſich noch darzu / wie es ihnen ihr Alcoran erlaubet / viel Concubinen ‚halten, Wenn ſie ſich wollen ver⸗ 1 Raritäten Cabinet, 157 verheyrahten / fo nehmen fie einen Caccis mit einem Notario und Zeugen zu fih. Wenn der Nota- zius unterrichtet worden / was der Mann feiner Frauen geben will / ſo macht er ein Inſtrument Darüber / welches fie Codaca nennen / denn in ſel⸗ bigen Landen geben die Vaͤter denen Toͤchtern kei nen Braut⸗Schatz oder Ausſtattung mit / ſondern diejenigen / die fie heyrahten / muͤſſen fie eine Aus⸗ ſteuer verſchreiben / welche dann auch die Weiber zu ſich nehmen / wenn ſie von ihren Maͤnnern / wie bey ihnen vergoͤnnet iſt / verſtoſſen werden. Sie wenden uͤber die maſſen viel auf ihre Hochzeiten / — daß fie offtmahls faſt alles das Ihrige darauf verthun. | | 85507 Am Hochzeit⸗Tage ſo ſteiget die Braut aufei⸗ nem wohl⸗geſtaffirten Maul⸗Eſel / der mit Reiffen bis in die Hoͤhe hinauf umgeben iſt / ſo dann mit Ta⸗ peten bedeckt ſind / und nicht anders laͤſt / als wenn das Maul⸗Thier einen kleinen Thurmtruͤge. In dieſen Thurm ſitzet die Braut / und kan ſie niemand ſehen: da fie hingegen durch ein zartes Tuch alles / was vor ihr und um ihr iſt / ſchauen kan. Man fuͤhret fie in dieſen Aufzuge durch die gantze Stadt / und folgen ihr viel andere Maul⸗Eſel / welche mit al⸗ lerhand Hausrahte beladen / ſo die Braut mit be⸗ bekommt. Auf dieſe ſiehet man das Mannes⸗ und Weibes⸗Volck / und machen die Weiber ein abſcheu⸗ lich Geſchren dabey / denn die kleinen Mohren⸗Pau⸗ cken ſich tapfer hoͤren laſſen. Nach dieſe Parade bes geben ſie ſich zur Mahlzeit. Iſt die Braut vorneh⸗ men 158 Karitaͤten⸗Cabinet. men Standes / fo hält fie ihren Aufzug durch Die Stadt auf einen wohl⸗geputzten Cameele / welches ebenfals ſo einen kleinen Thurm auf ſich hat / der Gagola genennet wird / und mit einem einfa⸗ chen Taffel überzogen iſt / dadurch die Braut alles ſehen kan. Findet der Braͤutigam bey dem erſten Bey⸗ ſchlaffe / die er zur Ehe genommen / als keine Jung⸗ fer / ſo ſchicket er ſie mit allem denjenigen / was ſie zu ihm gebracht / ihren Vater wieder ins Haus zuruͤck / und mag ſich nach einen andern umſehen. Wenn er ſie aber vor eine Jungfer erkennet / ſo laͤſt er ihre Schlaff⸗Hoſen ſo blutig / als ſie ausſehen / durch die gantze Stadt den andern Tag hindurch tragen / und muß dieſes das Ehren⸗Zeugniß der zu ihm gebrach⸗ ten Jungferſchafft ſeyn. Dieſe Ceremonie haben ſie in dem Königreich Feza, ja noch mehr: Es war⸗ ten gar einige Weiber vor der Braut Kammer auf / welchen der Braͤutigam / ſo bald er das ſeine verrichtet / das gezeichnete Bett⸗Tuch / ſo blutig als es iſt / zuſtellet / die damit an die Tafel zu denen noch anweſenden Gaͤſten ſich begeben / und ſolches zu der Braut Ruhme aufweiſen. Alsdenn gehet das vechte Schmauſen und Wohlleben an. Woferne aber das Treffen ohne Blutvergieſſen abgelauffen / fo ſchicket der Braͤutigam die arme Braut gleich ih: ren Freunden oder Vater wieder zuruͤck / und die ein⸗ geladene Gaͤſte muͤſſen ohne Schmauß wieder nach Hauſe gehen. Der neue Ehe⸗Mann gehet vor den a en Karitaͤten⸗Cabinet. 159 den Tage nach gehaltener Hochzeit nicht aus feinem Haufe / und alsdenn / wenn er ſich ausbegibt / fo hat er die Gewohnheit / daß er eine gewiſſe Qantitat Fi⸗ ſche kaufft / die er nach Hauſe traͤget und ſolche ſeiner Mutter oder andern Frauen zuſtellet / welche fie der Neu⸗Verehlichten auff die Fuͤſſe wirfft / und dieſes ſol ein gutes Zeichen der Fruchtbarkeit und alles Wol⸗ ergehen bedeuten. gu Wann die Egyptiſchen Mohren / die jeni⸗ gen ſo ſie gerne heyrahthen moͤchten die Affection ſo ſie zu ihnen tragen / wollen zu verſtehen geben / ſo brennen ſie ſich in ihrer Gegenwart mit einem gluͤenden Eiſen: und ſchneiden ſich hier und dar die Armen auff: Wenn nun das Frauen⸗zimmer fie in ſolcher Arbeit die Hand kuͤſſet / find fie da⸗ a verſichert / daß fie erhalten werden / was fie vers gangen. 7 LX. Heyraths⸗Ceremonien der peruaniſchen Voͤlcker in dem Thal Pacasmajo. Die Voͤlcker fuͤhrten vormahls dieſen Ge⸗ brauch im Heyrathen / zwiſchen denen / die ſich mit einander verlobten / ward ein Hafen oder Topff in die Mitte geſtellt / darin ein wenig Mehls von den Indianiſchen Korn Maiz lag / nebenſt ei⸗ nem Unſchlit oder Schmaltz vom Hammel. Darunter warffen Braut und Braͤutigam Holtz und Feuer bis es angezuͤndet ward. Alsdenn ſprach der Vermaͤhler: Ihr ſeyd Ehe⸗Leute 1 er 160 Karitaͤten⸗Cabinet. ber mercket was des Eheſtandes Gebühr ift. muͤſt in der Arbeit treulich beyeinander ebene heund Liebe fein gleich mit einander theilen. Eine groſſe Schande wird es euch ſeyn / ſo eines unter euch geſchaͤfftig iſt / das andere feyret; Schande / ſo eines in der diebe heiß / das andere Eiß if. Was dem eis nen nicht lieb / das ſol dem andern auch leyd ſeyn. Stück und Ungluͤck muͤſt ihr mit einander gemein haben / denn darum habt ihr jetzund alle beyde zugleich das Feuer angezuͤndet. Brulius part. 2. Hift,Peruanz cap. 4. Num. 4. | XXL. Copulations⸗Ceremonieu der lin. ſchen Voͤlcker. Mön Braut und Braͤutigam nach das Al⸗ varez Bericht Hochzeit machen: gibt man die Verlobten auſſerhalb der Kirche gemeiniglich auff dieſe Weiſe zuſammen. Vor dem Hauſe / in einem Hoſe richtet man ein Bette auff: darin ſe⸗ tzen ſich Braut und Braͤutigam. Alsdenn kom⸗ men drey Prieſter / und heben an mit lauter Stimme Halleluja zu ſingen: gehen dreymahl rings um das Bett herum / und laſſen ferner et⸗ liche gewiſſe Geſaͤnge hoͤren. Hernach ſchnei⸗ den ſie den Braͤutigam einen Locken von ſeinen Haaren; imgleichen auch der Braut und zwar an eben denſelben Ort des Haupts / wo man den Braͤutigam ſolchen abgeſchnitten. Dieſe beyde Haar⸗Locken werden folgends in einem von Ho⸗ nig Raritäten: Cabinet. 161 nig gemachten Wein liſt vielleicht ein Meet) gewa⸗ ſchen; und wenn ſolches geſchehen / legen ſie des Braͤutigams Haar der Braut auf den Kopff / hin⸗ gegen der Braut Haar auf des Braͤutigams Haupt in die Luͤcken / wo die natürliche Haare heraus ge: ſchnitten: und ſprengen nachmahls geweihetes Waſſer daruͤber. Alsdenn gehet die Hochzeit an / und wahret bis in die Nacht / da man endlich die Ge⸗ trauten in ihr Haus begleitet. Hiernechſt darff in einem gantzen Monat kein Menſch in daſſelbige Haus gehen: ohne allein ihr Gevatter / welcher denſelben Monat uͤber bey ihnen bleibt: nach Verflieſſung deſſen aber wieder von ih; nen hinweg geht. Iſt die Frau ein wenig hohes Standes / muß ſie in S. oder 6. Monaten nicht aus dem Hauſe kommen / und ſtets ein ſchwartzes Tuch vor dem Angeſichte tragen; es ſey denn / daß vor Umgang der 6. Monaten ſie ſich ſchwanger befindet bey welcher Gelegenheit ſie das Tuch vom Angeſicht hinweg thut / ſonſt aber die gantze Zeit damit verhuͤllet gehen muß. en | Etliche werden auch in der Kirchen einge: ſegnet. Alsdenn wird vor dem groſſen Portal der Kirchen ein Bette aufgeſchmuͤcket / darauf ſetzet ſich das verlobte Paar. Um ſelbiges Bett gehet der Patriarch herum mit Rauchfaͤſſern und Kreutzen wendet ſich hernach zum Braͤutigam / leget demſel⸗ ben die Hand auf dem Kopff / und ſagt: Er ſolle halten / was G Ott im Evangelio gebohten habe / und gedencken / daß ſie / die 2 5 Verſprochene En mehr 162 Karitaͤten⸗Cabinet. mehr zween / ſondern ein Leib ſeyn / welches ihnen er einmuͤhtigem Hertzen und Willen zu bezeugen liege. a DIN in Nechſt dieſer Vermahnung bleibt er bey ih⸗ nen ſtehen / bis die Meſſe ein Ende / und er fie gecommuniciret hat: Darnach gibt er ihnen die Benediction. Sie ſchlieſſen auch ihre Heyrahten vermittelſt gewiſſer Ehe⸗Stifftungen / dieſer Geſtalt: Obs Sache waͤre / daß der Mann das Weib / oder das Weib den Mann verlaſſen wuͤrde / daß alsdenn der bruͤchige Theil in einer nahmhafften Pen oder Buſſe ſolle verfallen ſeyn. Selbige Poen wird nach Gelegenheit der Perſon / auf fo und ſo viel Geld Silber / Maul⸗Eſel / Kühe; Ziegen / Gewandt oder Getraͤyde beſtimmt / darum / wenn ſich ein Theil von den andern ſcheiden will / ſuchen fie allerhand im: mermehr erdenckliche Urſachen / um der Pan zu entfliehen. Wes wegen ihrer wenig in Srraſße fallen / ob fie gleich täglich fo offt es ihnen geluͤſtet / ſich von einander ſcheiden / der Mann fo wol als das Weib: alſo daß ſchier keine Ehe unter ihnen beſtaͤn⸗ dig verbleibt / ohne allein der Prieſter / welche ſich nicht ſcheiden duͤrffen. Unter den Bauers⸗Leu⸗ ten wird gleichfals die Ehe ſelten geſchieden / ſinte⸗ mahl dieſelbe mehr Liebe zu ihren Weibern tragen / als andere / weil ſie ihnen in der Haushaltung treu⸗ lich zur Hand gehen; desgleichen in der Vieh⸗ und Kinder⸗Zucht / auch das Getreyde mit dreſchen und ſaͤubern helffen; uͤber das alles im Hauſe ſo wohl an⸗ Karitaͤten⸗Cabinet. 163 anſchicken / daß der Mann / wenn er heimkehrt / alle Dinge fertig und in Bereitſchafft findet. Solche Begpemlichkeit gibt ihnen Urſach in der Ehe unge⸗ ſchieden zu verharren / bis der allgemeine Ehebrecher deer Todt ſie von einander ſcheidet. Es hilfft aber zu ſolcher Ehetrennung viel die Menge der Weiber / weil es gebraͤuchlich unter ih⸗ nen / vorab bey den Reichen / 2. oder 3. Weiber zu nehmen; welches ihnen vom Könige Preto Johan und der weltlichen Obrigkeit zugelaſſen wird; Ob es gleich die Abysſiniſche Kirchen⸗Ordnung ver⸗ beut / denn alle diejenige / welche mehr als ein Weib haben / doͤrffen nicht in die Kirche kommen. Man laſt ſie auch nicht zur Communion, noch einigen andern Kirchen ⸗Sacramenten / weil fie für geban⸗ niſirte Leute gerechnet werden. Und meldet Al. varez: Er ſey bey einen Abysſiner, Nahmens Ababitay, zur Herberge gelegen / der drey Weiber gehabt / und mit denſelben 37. Kinder gezeuget / dar⸗ uber ihm feines ſelbſt⸗eigenen Berichts nach / gar nichts widriges begegnet / ohne allein / daß man ihn von der Communion ausgeſchloſſen. Nach⸗ mahls hat er zweyen Uhrlaub gegeben / und nicht mehr denn eine behalten / nemlich die / ſo er zuletzt ge⸗ nommen. Dadurch ihm der Gang zur Kirchen und zur Communion wieder geoͤffnet / gleichſam ob haͤtte er nie mehr denn nur ein Weib gehabt. Franciſci Alvarez Abyſſina cap. 22, L 2 XXII. 164 Karitaͤten⸗Cabinet. XXII. Der Crimmiſchen Tartarn / Lebens⸗Mit⸗ tel / Kleidung / Heyrahts⸗Ceremonien / Wohnungen / Speiſe / Getraͤncke / Jagt / Fiſch⸗Fang / Religion / Artzney / Be⸗ graͤbniſſe und andere Ge braͤuche. RIEL weitgereiſete Tavernier ertheilet davon folgenden Bericht / wenn er alſo ſchreibet: Was dieſer Tartarn ihre Lebens ⸗ Mitteln anbe⸗ langet / fo muß man wiſſen / daß es ihr groͤſter Vor⸗ theil iſt / wenn die Stuten beſprungen werden / denn fie trincken derſelben Milch. Die / welche Pferde halten / nehmen einen ledernen Sack mit ſich / wel⸗ che mit Stuͤcklein Kaͤſe / die an der Sonnen ge⸗ trocknet / angefuͤllet iſt / und haben dabey einen klei⸗ nen Schlauch / den ſie / wo ſie kommen / mit Waſſer füllen. In dieſen Schlauch thun fie zwey oder drey Stuͤcke von dieſem harten Kaͤſe / welche durch Be⸗ wegung des Pferdes zergehen / an deſſen Bauch die⸗ ſes Gefaͤß angebunden iſt. Aus dieſem Kaͤſe wird gleichſam eine ſaure Milch / die ihnen zu ihren ge⸗ meinen Getranck dienet / gemacht. Alles ihr Kuͤ⸗ chen⸗Geſchirr beſtehet in hoͤltzernen Schuͤſſeln / wel⸗ che ein jeglicher Reuter am Sattel⸗Baum fuͤhret / und die er ſo wol fuͤr ſich ſelbſt / als fuͤr feine Pferde gebrauchet. Dieſelbe / welche mit ihnen Krieg fuͤh⸗ ren / haben keine beſſere Beute als ihre e zu offen; RartätensCabinet. 165 hoffen; es gehet aber gar ſchwer zu / daß fie. diefels bige bekommen / denn ſo bald ein Pferd ſeinen Reu⸗ ter verlieret / geſellt es ſich zu denen / welche fliehen / alſo / daß mans kaum mit groſſer Muͤhe erhalten kan. Uber dis gehen dieſe Pferde auch leichtlich zu ſchanden / wann ſie in ein ander Sand kommen / und dauren ſie kaum S. oder 6. Monat / und koͤnnen zu der Arbeit / dazu ſie die Tartarn gebrauchen / nimmer angewendet werden. 8 Ihre Kleidung he in einem rauhen Ham⸗ mel⸗Fel / un Sommer kehren ſie das Rauhe heraus / im Winter hinein. Dieſelbe / welche gleichſam Edelleute ſeyn ſollen bedienen ſich der Wolffs⸗Haͤu⸗ te / und haben eine Arten Hemden und Hoſen von Baumwollenen Tuch an / von unterſchiedlichen Far⸗ ben / als roht / blau / gelb / an welchen die Schneider ſchlechten Fleiß anwenden. e Ihre Weiber ſeyn weiß und wohl geſtaltet / von hoher Statur / ſie haben aber ein gar breites Angeſicht / und kleine Augen / wenn fie das dreyßig⸗ ſte Jahr uͤberſchritten / werden fie gar ungeſtalt. Es iſt kein Mann unter ihnen / der nicht 2. oder 3. Wei⸗ ber hat / und ſie nehmen keine / ſie ſey denn aus ihrem Geſchlechte. Bey jeglichen Stamm oder Ge⸗ ſchlecht iſt ein Haupt / ein Edeler des Landes / wel⸗ cher zum Zeichen einen Roß⸗Schwantz auf der bi- qven fuͤhret / der mit der Farbe des Geſchlechts an⸗ geſtrichen iſt. Wann ſie marchiren / ſo weiß ein jeder ſeine Ordnung zu halten / und wenn ſie ſich lagern / ihr Vieh zu weyden / ſo begibt ſich ein 23 Stamm 166 Raritäten: Cabinet. Stamm nicht zu dem andern; Die Kleider der Weiber und Toͤchter iſt ein groſſes Hembd / wel⸗ ches ihnen bis auf die Fuͤſſe gehet / der Kopff iſt mit einen weiſſen Tuch bedecket / und die Stirn mit ei⸗ nen ſchwartzen 5. oder 6. mahl gebunden; Die Weiber der Edlen tragen uͤber dieſem Tuch noch eine andere Art von Muͤtzen / die hinten offen ſind / und ihnen die Stirn bedecken / als wenn ſie ſich den Kopff mit einen dreyeckichten Schnup⸗Tuch gebum⸗ den / eine von dieſen Ecken haͤnget über die Stirn / und iſt entweder aus Sammmt / Atlas / Tuch oder Broccard gemacht / uͤber und uͤber mit Gold⸗ und Silber ⸗Flitterlein / und falſchen Perlen / die fie auch zu den Armbaͤndern gebrauchen / bedeckt. Ihre Un⸗ terhoſen ſind von ſchlecht⸗gefaͤrbeten Tuch / und die Bein⸗Kleider find Corduaniſche Stiefeln / von als lerhand Farben / welche ſehr nett und ſauber gene⸗ 4 het ſind. Ihre Heyrahts⸗ -Ceremonien nd folgende: Wenn ſich ein junger Kerl N yerheyrahten will / ſo muß er ſeiner Braut Eltern oder dem gantzen Geſchlechte / eine gewiſſe Qxantitaͤt Pferde / Ochſen / Kühe oder ander Vieh geben / und dieſes geſchicht in Gegenwart der gan⸗ tzen Freundſchafft / und den Fuͤrnehmſten aus den Geſchlecht / dabey ſich auch der Moullah finden aaͤſ⸗ ſet. Wenn nun der Vergleich gemacht / welches wir bey uns die Verlöͤbniß nennen / ſo iſt den Braͤu⸗ tigam erlaubt / mit feiner, Braut ſpatziren zu gehen ö ann 1 Raritäten Cabinet. 167 dann zuvor hat er ſie noch nicht geſehen; und wenn dieſes geſchehen / ſo ſchreiten ſie zu dem / dazu ſie ent⸗ weder von der Mutter / Schweſtern und andern Weibern angewieſen werden. Auſſer dreyen Weibern / die einen jeden erlaubet find / mögen fie auch die Sclavinnen gebrauchen / aber die Kinder / ſo ſie von ihnen bekommen / bleiben Sclaven und er⸗ ben nichts. Farin Diefe Tartarn ſind eines ſehr hitzigen Tempe- raments, jedoch die Weiber mehr / als die Männer; beyde haben ſchoͤne Haar / an dem Leibe aber ſind ſie wenig Haaricht; die Männer haben faſt keinen Bart / und wenn derſelbe unter ihnen etwas unge⸗ mein groß iſt / der kan ein Moullah werden. | Ihre Wohnungen. nd Zelten und Wagen / die ſie hin und wieder ziehen koͤnnen / denn von Haͤuſer wiſſen fie nichts; Die Zelten find fuͤr die alten Leute und Kin⸗ der / wie auch die Sclaven / die ihnen dienen. Die jungen Weiber haben ihre Wagen von Brettern gemacht / und wenn ſie Lufft haben wollen / ſo eroͤffnen ſie auf jeglicher Seiten ein kleines Senfterlein / wel⸗ ches einem Gegitter gleichet. Es iſt ihnen erlaubt / alle Abend ſich eine Zeitlang in den Zelten aufzuhal⸗ ten. So bald die Toͤchter das 11. oder 12. Jahr er⸗ langet / kommen ſie nicht mehr aus den Wagen / bis ſie in den Eheſtand treten / auch nicht einmahl / wenn ſie die Nohtwendigkeit der Natur verrichten wol⸗ len. In dem Boden des ans iſt ein Bui | 4 wel⸗ 168 Karitaͤten⸗Cabinet. welches man aufhebet / und wenn es an einem Ort ſt / da man campiret / ſo kommt alſobald ein Sclav und machet ſolches wieder ſauber. Man kennet alsbald einen Wagen / darinnen ein Maͤgdlein iſt / dann der⸗ ſelbe iſt mit Blumen bemahlet oder gezieret: Sie haben gemeiniglich ein Cameel dabey gebunden / mit allerley Farben beſudelt / und oben auf den Kopff ei⸗ nige Feder⸗Puͤſche ſtecken. Ihre Speiſe und Getraͤncke. D jungen Kerl haben auch ihre Wagen / auf welchen ein Schlauch iſt aus Pferde⸗Leder / etwas groͤſſer denn ein halber Scheffel / welchen ſie gemeiniglich mit Pferde⸗Milch anfuͤllen / die ſehr ſauber iſt. Ein jeglicher hat einen andern Wagen bey ſich / auf welchen fie erliche Schlauche mit Kuͤh⸗ Milch / die ſie laſſen ſauer werden / zu ſetzen pflegen. Wenn ſie effen wollen / ſo dienet ihnen dieſe Milch auch an ſtatt des Getraͤnckes / wenn ſie aber davon nehmen wollen / ſo ruͤhren fie dieſelbe zuvor mit einen groſſen Pruͤgel untereinander / damit die Geronnene mit der Duͤnnen ſich vermiſchen moͤge. Was aber die Pferds⸗Milch anbelanget / ſo wird dieſelbe nur von dem Herrn und der Frauen getruncken / und ehe fie von beyder Milch trincken / ſchüͤtten ſie zuvor Waſ⸗ ſer darunter. Wenn ſie ein Freund beſuchet / ſo ſe⸗ gen ſie ihm ein Stück harten Kaͤſe vor / den ſie in ih⸗ rer Sprache Kourouth nennen; ſie zerbrechen den ſelben in kleine Stuͤcklein / und eſſen ihn mit fri⸗ ſcher Butter. An ihren JFeſt⸗Tagen * Ir etliche Raritäten Cabinet. 169 etliche Hammel oder alte Ziegen: die Pferde aber ſchlachten ſie nieht / es ſey denn einer ihrer Freunde geſtorben / mit welchen fie alsdann bey dem Begraͤb⸗ niß die Anweſende tractiren; Ein gleiches thun ſie auch / wenn ihnen Kinder gebohren werden / oder bey Hochzeiten / oder wenn ſie bey Einfaͤllen eine gute Beute / das iſt / eine Menge Sclaven erhalten haben. Sie trincken niemahls etwas anders als Kuͤh⸗oder Pferdes Milch / und wenn ſie weder eines noch an⸗ ders haben koͤnnen / ſo leiden fie eher 3. oder 4. Tagen Durſt / als daß ſie ſich zum Waſſer⸗trincken beqve⸗ men weil dieſelbe / ſo davon trincken / Beſchwerung der Colic empfinden. Sie eſſen auch kein Saltz / ſondern halten davor / es ſey dem Geſicht ſchaͤdlich. Die Tartarn leben ſehr lange / find ziemlich ſtarck und wenig Kranckheiten unterworffen. Ihr Land iſt meiſtentheils eben / doch ſiehet man an etlichen Dr; ten kleine Huͤgel / es waͤchſt viel gutes Futter darin⸗ nen / und ein jeglicher Stamm oder Geſchlecht hat feinen Brunnen oder Waſſer Kaſten / aus welchen ſie ihr Vieh traͤncken: Des Winters wohnen fie an groſſen Fluͤſſen / von welchen die Waͤlder und ſumpffigte Oerter nicht weit entfernet / und in dieſelben pflegen ſie ihre Heerde zu ſenden. Und weil in dieſem Lande alle Jahr ein groſſer Schnee fallt / fo kratzen die Thiere mit den Fuͤſſen ſo lan⸗ ge in die Erde / und ſuchen das Graß / welches un⸗ ter dem Schnee verborgen iſt / ſie finden aber mehrentheils nichts als Roht und Geſtaͤude; un⸗ terdeſſen hauen die Maͤnner Holtz / und machen 92880 L 5 groſſe 170 Naritaͤten⸗Cabinet. groſſe Feuer / oder fangen Fiſche. An etlichen Ir⸗ ten dieſer Fluͤſſe werden fun gefunden / darunter der geringſte vier oder fuͤnff Schuh / etliche aber auch zehen und zwoͤlffe lang ſeynd / die groſſen laſſen ſie in der Lufft trocknen / und heben ſie auf bis auf den Sommer. Etliche raͤuchernſie / die aber von mittelmaͤßiger Gröffe / werden in Waſſer geſotten / wiewol ohne Saltz und einiges Gewuͤrtz. Von dem Brod weiß man in dieſem Lande gar nichts. Wann fie nun dieſe Jiſche geſſen / füllen ſie eine groſſe hoͤl⸗ tzerne Schuͤſſelmitſolcher Suppen / welche ſehr fett iſt / und trincken ſie auf einmahl aus. Wenn ſie nicht zu Felde liegen / oder von ih⸗ ren Einfällen wiederkommen / thun ſie nichts anders als jagen / fie dulden aber keine andere Hunde in ihrem Lande / als die Wind⸗Hunde. Ein Tartar muß ſehr arm ſeyn / der nicht einen ſolchen Hund und Jagt⸗Vogel in ſeinem Vermoͤgen hat. Sie eflen allerhand Speiſe / ausgenommen die Schweine. Ihre Religion / Artzney / Begraͤbniß und andere Gewohnheiten. nd folgende: In der Religion find fie der Mahometaniſchen zugethan; fie haben un⸗ ter ſich keine Aertze / dahero fie vor ſich ſelbſten aller⸗ hand Kraͤuter gebrauchen; Als von welchen fie gu⸗ te Wiſſenſchafft haben. Wann aber die Kranck⸗ heit uͤberhand nimmt / fo laſſen fie den Moullah ho⸗ len / welcher den Alcoran mit ſich bringet / und den⸗ ſelben drey oder vier mahl für des Krancken e ich Karitaͤten⸗Cabinet. 171 ſicht auf und zumachet / wann nun der Krancke ohn⸗ geſehr geſund wird / fo meynen ſie / es komme vom Al. coran her / und pflegen dem Moullah einen Hamel oder Ziegen zu verehren. | | Wenn aber einer ſtirbt / fo kommen alle feine Freunde zuſammen / und begraben ihn mit groſſer Traurigkeit / und ruffen dabey unauffhoͤrlich Alla! Alla! wenn der Todte nun begraben / fo betet der Moullah ein hauffen Gebeter her / und wird fuͤr ſei⸗ ne Muͤhe / nachdem die Erben reich ſind / bezahlet. Fuͤr die Arme pffeget er drey Tage und drey Naͤchte zu beten / alſo daß er vom Grabe nicht wegkommt / wann es aber ein Reicher / ſo bleibt er einen gantzen Monat daſelbſt / bisweilen auch wol ſieben bis acht Monate. Wann ſie eine Wunde haben / gebrauchen ſie keine Salbe darzu / ſondern nur der Fleiſch⸗Sup⸗ pen / die fie gantz warm darauf legen / wann dieſelbe tieff iſt / nehmen fie Fettes / das fie ſo heiß darauf le⸗ gen / als ſie es ertragen koͤnnen / und wenn einer die Mittel hat / daß er ein Pferd ſchlachten kan / iſt er deſto eher geheilet / weil das Pferd⸗Fleiſch und die Fettigkeit eine gute Artzeney ſind / und viel groͤſſere Tugend haben / als andere Thiere. Wann es un⸗ ter dieſen Tartarn nicht gebräuchlich waͤre / daß ſie die Weiber kauffen muͤſten / wann ſie eine heyrahten wollen / ſo wuͤrden nicht ſo viel Huren unter ihnen ſeyn / weil aber viele arme Juͤnglinge gefunden wer, den / die nicht die Koſten haben / ein Weib zu 1 5 | | en / 28 — 172 Karitaͤten⸗Cabinet. fen / ſo muͤſſen ſie den Eheſtand einſtellen. Hiedurch geſchicht / daß ihrer viele zu Soldaten werden / und Begierde bekommen / in die umliegende Laͤnder zu fallen / daß ſie etwas gewinnen / wann ſie hernach etwas haben / kauffen ſie eine / wenn ſie ſich noch verehlichen wollen. Unter den jungen Maͤgdlein aber ſind keine Huren / weil ſie / wie zuvor gedacht / nach dem fie das eilffte oder zwoͤlffte Jahr über: ſchritten / in ihren Waͤgen geſperret ſeyn muͤſſen / und nicht eher heraus kommen / bis ſie ſich vereh⸗ lichen / ſondern es find liederliche Weiber / die ſich auf den Tummel⸗Platz einſtellen / wenn ſie Waſſer holen ſollen. Sie doͤrffen es vor ihren Männern eben nicht geheim halten / weil dieſelbige gar nicht eiferſuͤchtig ſind. Des Morgens gehen die Maͤn⸗ ner aufs Feld / entweder zu ihrer Heerden oder auf die Jagt / die Weiber aber verfügen fich zu den Brun⸗ nen und Waſſer⸗Kaͤſten / das Vieh zu traͤncken / oder für ihr Haus Waſſer zu holen. | Ob ſchon dieſe Leute faſt eben / wie die andern kleinen Tartarn leben / und einen Fuͤrſten unterworf⸗ fen ſeyn ſo verachten ſie dennoch die andern gar ſehr / indem ſie ihnen vorwerffen / daß ſie keine Soldaten ſeyn / weil ſie in Haͤuſern und Doͤrffern wohnen / da ſie hingegen als tapffere Leute und rechtſchaffene Soldaten / nur unter Zelten ſchlaffen ſolten / daß ſie deſto eher bereit ſeyn koͤnnen / ihren Feinden zu wi⸗ derſtehen. Alle dieſelben / fo in dieſen Ländern zu Fuſ⸗ ſe gehen / und auch ſelbſt die Perſianer bee e uͤſſe Kariraͤten 7 Cabine k. 17 3 üffe wenn ſie unterwegens ermuͤdet / mit Nuͤſ⸗ en / und halten ſie auffs Feuer / fo heiß als möglich, dadurch die Muͤdigkeit alſobald ausgezogen wird. Taverniers Reiſen / lib. 3. c. 13. pag. 148. XXIII. Heyraths und Copulations Ceremonien der Einwohner in der Inſul Major. De engen, fo die Inſul Java Major in Oſt⸗ Indien bewohnen / haben bey ihren Hochzeiten einen ſeltzamen Proceß / denn erſtlich begiebt ſich der Braͤutigam folgender Geſtalt aus ſeiner Behauſung. Ihrer zween oder vier gehen voran / die tragen eine lange Stange / an welchen 3. 5. pder6. Summen o⸗ der Becken hangen / da denn einer oder zween ne⸗ ben her gehen / ſo mit Coqvos-Nuß⸗Schalen drauff ſchlagen. Hernach ſiehet man wieder etliche / deren ein jeder ein Gumme oder Becken an dem Halſe hans gen hat / darauff er d an auch miteinen Stecken klopf⸗ fet / welches dann untereinander gar ſeltzam klinget. Nach dieſen Spiel⸗Leuten ziehen ihrer ſechzig / achzig / ja wohl hundert / nachdem der Braͤuti⸗ gam vornehm iſt / mit langen ſchoͤnen / rothge⸗ faͤrbten Karſten auff / an welchen ſie groſſe Puͤſch von Pfau⸗Federn / oder langen Pferde⸗Haaren hangen haben. Ferner ſo kommen 30. bis 40. Mann mit runden und rothen Schilden / welche von 3. oder 4. Puͤffels⸗Haͤuten auffeinander gene: het / und fein rund gemacht find dieſe tragen ſie an einen Arm / und in einer Hand / in der an⸗ der 174 Karitaͤten Cabinet: der Hand haben fie einen langen Spieß oder Rap⸗ pier / an welchen der Handgriff oder das Gefäß mit rohten Leder uͤberzogen iſt / auf den Nuͤcken aber haben ſie zwey oder mehr Wurff⸗Spieſſe ſtecken: Dieſe ſtehen bisweilen ſtille / fechten gegen einan⸗ der / und wenn ſie dann wieder fortziehen / ſo ge⸗ ſchicht ſolches alles in vollen Tanken und Sprin⸗ gen. Nach ſolchen kommen wieder etliche / die auf Becken und Paucken ſpielen: denenſelben folgen etwan dreyßig Jungfern / welche denn alle auf das koͤſtlichſte geſchmuͤcket find / unter denſelben tragen je zwo und zwo gegen einander auf den Achſeln aller⸗ hand ſchoͤne Blumen / auch annehmliche Gemaͤhl⸗ de und zierlichen ausgeſchnittene Papiere / guch mit andern ſchoͤnen Sachen umhangende Tafeln / die andern tragen ſchoͤne Kaͤſtlein / in welchen zier⸗ liche Kleidungen liegen. Andere wieder tragen allerley Hausgeraht / als Becken / Schachteln zum Betele / Roͤhren zum Toback / irrdene Trinck⸗ Geſchirre und dergleichen. Nach dem folgen die Weiber / ſo auf die Hochzeit geladen. Endlich kommt der Braͤutigam / welcher ſich dann auf das koͤſtlichſte angethan / er ſitzet zu Pferde / und reis ten etliche neben und hinter ihn her / auch folgen alle andere Freunde und gebetene Hochzeit⸗Gaͤſte / und in ſolcher Procesſion verfuͤget ſich der Braͤu⸗ tigam in das Haus / worinnen die Braut iſt / da⸗ ſelbſt bleiben alle Spiel Leute / und die mit den Karſten und Schilden zu beyden Seiten ſtehen / die Jungfrauen aber und Frauen / gehen ſo fort mit Raritäten: Cabinet. 175 mit den Sachen / ſo fie tragen / bis an das Haus / der Braͤutigam reitet auch bis dahin / daſelbſt ſteigt er ab / und alsdenn kommt die Braut heraus / hat ein Geſchirr voll Waſſer in den Haͤnden / knyet vor ihrem Braͤutigam nieder / und waͤſchet ihm die Fuͤſſe. Wann dieſes geſchehen / fo ſtehet ſie wieder auf / und fuͤhret den Braͤutigam mit ſich ins Haus / daſelbſt bleiben ſie eine Zeitlang bey einander. Dar⸗ nach kommt er wieder heraus / fuͤhret feine Braut. an der Hand / und ziehet dann in voriger Ordnung wieder zuruͤck nach ſeinem Qvartiere / ſein Pferd aber wird hinter ihm her gefuͤhret / und wenn ſie vor ſein Haus gekommen / begleitet er die Braut hinein / und alle anweſende Hochzeit ⸗ Gaͤſte / alda ſie recht zu⸗ ſammen gegeben werden / und wird die Hochzeit⸗ Feyer gantzer drey Tage unter allerhand Ergetzlich⸗ keiten gehalten. Talanders Hiſt, Welt⸗Spiegel / pag. 188. 189. 190, 1111 XXIV. | | | Die fich mit einem Eiß⸗Pantzer verwah⸗ rende namolgen. Bon den Cynamolgern (einem Indianiſchen am gantzen Leibe mit Haaren uͤberwachſenen Volck / fo mit den Tartarn im rauhen Winter öffters kaͤmpffen muͤſſen / ſchreibet Vincentius im Speculo Hiftor. lib. 32. cap. II. alſo: Die Cy- namolger laſſen ſich im harteſten Winter / ehe fie an den Streit gehen / unter das Waſſer / waͤltzen ſich darauf im Sande / daß alſo das mit 1 miſchte 176 Karitaͤten⸗Cabinet. miſchte Waſſer auf ihren Leib angefrieret / und ſie ſo zu reden einen Eiß⸗Harniſch uͤberkommen / dannenhero wenn die Tartarn ihre Pfeile auf fie loß ſchieſſen / ſo prellen ſolche wieder zuruͤck / als wenn ſie auf einen Stein waͤren loß gedruͤckt worden. XXV. Das Smaragdrreiche Land. s ſcheinet / als wenn die Natur Americam deſto haͤuffiger mit Smaragden begabet / weil fie ſich demſelben an andern Edelgeſteinen fo ſparſam erzeiget. Davon zeuget Petrus de Vi- Foria daß nicht allein in Weſt⸗Indien viel durch⸗ ſcheinender Marmor aus den Bergen nebſt an⸗ dern Edelgeſteinen werden gegraben / ſondern auch Alpen / oder hohe Gebuͤrge gefunden / die voller Smaragden und gar Frucht⸗ reiche Mütter. dies ſes Steins find: Inmaſſen die Smaragden fo uͤberfluͤßig daſelbſt geweſen / daß ſie bey den Ame⸗ ricanern faſt nichts gegolten / ehe und bevor der Geitz der Europäer ſolche Steine in einen Preiß gebracht. Man grub und ſcharrete ſie nur aus der Gruben / wie gemeine Kieſel⸗Steine / und ihre gruͤne Farbe kam vielmehr in Betrachtung / als ih⸗ re uͤbrige Wuͤrde: bis der Europaͤer dazu kam / und zu erkennen gab / daß ſie nackt waͤren / das iſt / ein⸗ faͤlige und unbetrogene Leutlein die ihre Schaͤtze nicht wuſten zu ſchaͤtzen. | Gewiß iſts / daß ein Indianiſcher Denk über Raritäten: Cabinet. 177 über den Thal Teſſuca, Nahmens Simandoca, einen Spaniſchen Advocaten, Gonfalvum Xi. menium, um ein Schuͤſſel voll Saltzes gebe⸗ ten / und ihm hingegen eine tieffe und gantz rei⸗ che Smaragden Grube geſchencker / die man auch der Zeit unerſchoͤpffſich befunden / und find noch zu des Petri de Victoria Zeiten / lange hernach / unzaͤhlich viel Smaragden daraus ausgegraben. Biſſelius in Argnant, Americ. lib. 12, cap. g. Pag. 396. | XXVII. | Die Holtz⸗Muͤntze. SI Muͤntze des groffen Chans in Tartarien und Sina wird weder von Golde noch Sil⸗ ber / noch aus andern Metall gemachet: ſondern die Sineſiſchen Muͤntz⸗ Vorſteher des Kaͤyſers / neh⸗ | men die Mittel⸗Rinde von den Maulbeer⸗Baum / machen dieſelbe feſt und dicht zuſammen / zerſchnei⸗ den ſie in mancherley runde / groſſe und kleine Stuͤ⸗ cke / und drucken das Kaͤyſerliche Zeichen darauf. Die Geringſten gelten ſo viel / als ein Toroneſi⸗ ſcher Heller: die / fo etwas groͤſſer / einen halben Venetianiſchen Groſchen: andere welche noch groͤſſere zween / fünff oder zehen Venediſche Gro⸗ ſchen. Ja man findet darunter welche / die gar ei⸗ nen Goldguͤlden oder Ducaten gelten. Von fol: cher Materie nun / laͤſt der Kaͤyſer in der Stadt Cambalu (die man heutiges Tages Peking nen⸗ net / und eben die fuͤrnehmſte Kaͤyſerliche Auſttz⸗ M Stadt 178 Karitaͤten⸗Cabinet. Stadt in Sina iſt) eine unzehliche Summa Gel⸗ des muͤntzen / woran das gantze Reich genug hat / und darff keiner bey debens⸗Verluſt / in allen Koͤnigrei⸗ chen und Laͤndern des Kaͤyſers / eine andere Muͤntze ſchlagen / noch ausgeben / noch ſich dieſer Rinden⸗ Muͤntze weigern. Desgleichen darff keiner / der aus fremden Landen kommt / ß den groſſen Sineſi⸗ ſchen Chan nicht unterworffen / in ſeinen Kaͤyſer⸗ thum ſich erkuͤhnen / einige andere Muͤntze aus zuge⸗ ben / daher geſchichts / daß nicht ſelten die Handels⸗ Leute / ſo aus fernen Landen in Cambalu anlangen / Gold / Silber / Perlen und Edelgeſteine zwar mit fich bringen / und dafür dieſe Kaͤyſerliche hoͤltzerne Muͤntze einnehmen: aber weil ſolche in ihren Laͤn⸗ dern nicht angenommen wird / dieſelbe wiederum in Sina auszahlen / vor allerhand Waaren / die ſie da⸗ ſelbſt ein kauffen / und mit ſich hinweg führen. Unterweilen befiehlet der Kaͤyſer auch wol de⸗ nen / die zu Cambalu wohnen / daß / wer Gold / Silber und koͤſtliche Steine hat / ſolches unverzuͤg⸗ lich ſeinen Beamten oder Rent⸗Meiſtern einliefere / und den Wehrt dafuͤr in ſothaner Holtz⸗Muͤntze em⸗ pfahe / durch ſolches Mittel bleiben ſo wol Buͤrger als fremde Kauffleute ohne Schaden; und ſamm⸗ let hingegen der Kaͤyſer / indem er alles Gold und Silber einwechſelt / einen unglaublichen Schatz: bezahlet auch von ſothaner Holtz⸗Muͤntze feine Dez amten / und den Soldaten die Monats⸗Gelder / nee benſt allen dem / was er zu ſeiner Hofhaltung von⸗ noͤhten hat. Weil er dennoch mit der Weiſe aus einer Karitaͤten⸗Cabinet. 179 an —— — —1“ einer ſo gering oder nichts⸗wehrten Sache / ein ſo groſſes Geld macht / auch fo mächtig viel Goldes und Silber dadurch erlangt / imgleichen alles / was der Hof bedarff / dafuͤr kauffet / und ſeine Bedienten da⸗ von beſoldet; mag ein jeder daraus unſchwer abneh⸗ men / daß kein Koͤnig in der Welt dieſen an Reich⸗ hum uͤbertreffe. Marc, Pol. Venetus in dem 2. Buch ſeiner Sineſiſchen und Tartariſchen Reiſe / cap. 21. Heutiges Tages aber gebrauchen fie in Si⸗ na nach des P. Martini Bericht lib. 8. Hiſt. Sin. pag. 287. eine kupfferne Muͤntze. XXVII. Leichen⸗Proceßion der Einwohner | in Madagaſtar. Enn jemand / der von Anſehen iſt / in Mada⸗ gaſcar ſtirbet / fo wird er durch ſeine Ange⸗ hoͤrigen und Freunde gewaſchen / und mit Ohr⸗ und Arm⸗Ringen / Corallen und andern Zierraht aus⸗ geſchmuͤcket / und darnach in feine Kleider gewun⸗ den / und alſo in einer Matte nach dem Grabe zuge⸗ tragen: Aber Leute von groſſen Anſehen / werden mit mehr Unkoſtung zur Erden beſtaͤttiget. Wenn ein ſolcher ſtirbet / ſo wird er auch als vorige gewa⸗ ſchen / und uͤber dieſes wird ihn das Haar abgeſcho⸗ ren / den Frauen eine Muͤtze aufgeſetzt / und werden mit vielen koͤſtlichen Dingen gezieret. Unterdeſ⸗ ſen koͤmmt das Haus⸗Geſinde nebſt denen Bluts⸗ Freunden / Frauen / Kindern / Sclaven und Scla⸗ vinnen / und beweinen den Todten / ſchreyen uͤberlaut / M 2 und E= 180 Raritaͤten⸗Cabinet. und lauffen ihnen die Thraͤnen die Backen herun⸗ ter. Andere wiederholen die ruͤhmlichſten Thaten des Verſtorbenen; Wieder andere ſchlagen auf Trommeln und Paucken / worauf etliche ſehr ehr⸗ bahr beginnen zu tantzen. Nachdem reden ſie den tödten Coͤrper an / eben als ob er lebete / fragen den⸗ ſelben wie er geftorben ? ob er an einigen Dingen Mangel gehabt? ob er kein Vieh / Gold / Silber / Stahl oder andere Waaren genug gehabt? Nach⸗ dem ſie nun einen todten Coͤrper einen Tag lang beweinet und betantzet haben / ſo werden des Abends etliche Thiere geſchlachtet / gebraten und unter den Freunden verzehret. Ben den Todten wird ſtets Licht gebrannt / und wird der Todte in ein Sarg von zwey ausgeholten Stücken geleget / welche auf einander ſchlieſſen / und ſo werden ſie in ein Haus oder darzu bereitete Hütte getragen / und in ein Grab ohngefehr ſechs Fuß tieff geſencket / bey welches ein Korb mit Reiß / eine Tobacks⸗Buͤchſe / eine irrdene Schuͤſſel / eine kleine Feuer⸗Pfanne / ein Kleid und Guͤrtel / nebft andern E⸗Waaren / um den Ver⸗ ſtorbenen auf der Reiſe nach der andern Welt zu dienen geſetzet wird. Endlich waͤltzen ſie einen ſchweren Stein für die Thuͤre / und opffern einig Vieh / auf daß der Teufel oder die böfen Geiſter den Todten keine Hinderniß auf der Reiſe nach dem Pa⸗ radiſe thun moͤgen. Sie ſind gewohnet / den Tod⸗ ten in waͤhrender Kranckheit um Naht zu fragen / und wird ſein Geiſt erſuchet / ihnen von kuͤnfftigen Din⸗ gen zu weiſſagen. Strauſſen Denckw. Reiſen. XXVIII. Raritäten Cabinet. 151 XXVII. Die ſeltzamen Beicht⸗Vaͤter in Pegu. Er dem Königreich Pegu gibt es eine Art von Einſiedlern / die ein ſehr ſtrenges Leben fuͤh⸗ ten / und das Geluͤbde der Armuht thun / auch ſo wenig! als die zu Gufaratte (deren im erſten Hun⸗ dert gedacht) etwas / das Leben halt / töͤdten / ſolten fie auch ſelber für Hunger verſchmachten. Dieſe Or⸗ dens⸗Leute haben einen Oberſten oder Abt / den man Abedale nennet. So nun jemand einen Todt⸗ ſchlag / Diebſtahl oder andere Miſſethat gethan / gehet er alſobald zu den Vicario oder Stell⸗Ver⸗ treter des Abedales, und berichtet ihm ſeine Miß⸗ handlung / alsdenn legt ihm derſelbe eine Buſſe oder Straffe auf: und wenn er ſolchem / was ihm dieſer Beicht⸗Vater befohlen / ein Genuͤgen gethan / kan ihm hernach niemand deswegen mehr angreif⸗ fen / folte er auch die groͤſte Ubelthat von der Welt haben begangen. Aber jemahlen verurtheilen fie ihn auch wol zum Tode. Gleich wie einen Ubel⸗ thaͤter wiederfahren / der feinen Bruder erwuͤrget / und unter einen Baum begraben hattes nach⸗ mahls zu dem Charaf oder Unter Biſchoff kam / und ihm ſeine Miſſethat bekannte. Maſſen derſel⸗ be erſtlich befohlen / er ſolte den Erſchlagenen wieder aufgraben: Und wie er ſahe / daß ſelbiger fo übel zus gerichtet / den Thaͤter darzu verdammete / daß er mit dem Todten lebendig ſolte begraben werden. Ei⸗ nen andern / der ihren Abgott Duma hatte ver⸗ M3 leugnet / 182 Karitaͤten⸗Cabinet. leugnet / hat derſelbige Ordens / Mann in einen Pfuhl werffen laſſen. Vincent. le Blanck. part. I. cap. 20. ſeiner berühmten Reifen. XXIX HN ng er Der Japaniſche Affen⸗Tempel. Mit den Affen⸗Dienſt narret der Teufel faſt al⸗ le Oſt⸗Indiſche Lander / inſonderheit aber das Reich Ne daß unterschiedliche Tempeln in dieſem Koͤnigreiche denen Affen zu Ehren gewidmet ſind. In Caleeut iſt nach dem Bericht Alexan- ders Roſf ein herrlicher Tempel von fieben hundert Pfeilern den Affen zugeeignet. Wie denn auch nicht fern von der Japani⸗ ſchen Stadt Tos ko ein Goͤtzen⸗Haus der Affen ſtehet / welches nicht weniger kuͤnſt⸗als koͤſtlich ers bauet. In der Mitten deſſelben iſt eine erhabene Goͤtzen⸗Hoͤhe. Ihr unterſtes Fuß⸗Geruͤſte / das biereckicht und eines halben Mannes Länge hoch iſt / hat oben und unten eine zierliche Leiſte / oben auf dieſen Geruͤſte erhoͤhet ſich noch ein anders / wel⸗ ches kaum das dritte Theil ſo dick iſt / als das Un⸗ terſte. Um deſſen oberſte Flaͤche herum gehet wie⸗ der eine dreyfache Leiſte / welche nach der Höhe im: mer breiter wird. Alle Faͤcher der Goͤtzen⸗Hoͤhe find mit gehauenen Bild + Wercke gezieret. Ein groſſes kupffernes Becken ſtehet auf der Flaͤche des unterſten Geruͤſtes. Daneben pfleget ein Affen⸗ Prieſter des Affen⸗ Spiels; indem er mit einem Stock Raritäten: Cabinet. 183 r ͤ Stock tapffer auf das Becken ſchlaͤget: damit durch deſſen Klang die Affen» Diener zu andaͤch⸗ tigen Goͤtzen⸗Dienſte moͤchten erwecket wer⸗ den. Immittelſt liegen ſolche Affen⸗Diener mit den Knien / Händen und Haupt zur Erden nieder⸗ geſtreckt / auf beyden Seiten des Goͤtzen⸗Hauſes / welches an den Mauren herum mit Bogen gezie⸗ ret. Dieſe Bogen ſitzen voller lebendiger Affen / vor denen gemeldte Affen⸗Diener ihr Gebeht ver⸗ richten. Oben in den Boͤgen ſiehet man etliche herfuͤr ragende Leiſten / darauf man eine groſſe Mengetodter Affen geſetzet / welche theils liegen / theils ſitzen / und theils ftehen / wieder andere hinter ſich und andere auf die Seite hängen. Über dieſe ſiehet man an den Pfeilern der Schwibbogen / wel⸗ che ſehr kuͤnſtlich ausgearbeitet ſind / mehr derglei⸗ chen todte Affen⸗Goͤtzen Reihen⸗weiſe aufgeputzt: als auch oben unter dem Dache auf einer breiten Lei⸗ ſte / denen man täglich groſſe Schuͤſſeln mit Spei⸗ ſen vorzuſetzen pfleget. Montani Beſchreibung Japans. XXX. Das wunderliche Loß⸗Werffen der Sineſer. D. Sineſer halten viel auf das Loß⸗ Werf⸗ fen / ja / ſetzen ihr gantzes Vertrauen darauf. Dannenhero / wenn ſie eine Reiſe antreten / Soͤh⸗ ne oder Töchter beſtatten / etwas ausleihen / kauf⸗ M 4 n / ÿ—ä0 184 Raritaͤten⸗ Cabinet. | 1 fen / wechſeln / oder ſonſt andere Handlung pfles | gen und eine Sache für die Hand / deren Ausgang l im Zweifel ſteht / nehmen wollen; So muß ſtracks | und für allen Dingen das Loß gefraget ſeyn. | ! Solches iſt nun nichts anders / als zwey Stů⸗ || cke oder Scheiter⸗Holtzes / welches nach Mendoxæ — — — N Ä Dericht / zween halben Nuͤſſen gleich / auf einer | Seiten rund erhaben / auf der andern plat und ı eben / und mit einen reinen Faden zuſammen gebun⸗ 9 den. Dieſe werfen fie für das Gößen- Bild um | zu vernehmen / was ihr Vorhaben für einen Aus⸗ N gang gewinnen / ob er gut oder böß ſeyn werde. Solches thun ſie in allen Geſchaͤfften und Reiſen / die fie vorzunehmen geſonnen / bitten dane⸗ ben den Abgott mit groffen Ceremonien / und freund⸗ lichen Worten um gutes Gluck / verheiſſen ihnen das bey gute Eß⸗Speiſen / einen Altar Schmuck / oder ſonſt was koſtbahres zu geben. | Wenn dieſes Verſprechen geſchehen / ſo werf⸗ \ fen fie ihre hölßernegoß-Zeichen / kommt nun das | ebene Theil uͤber ſich / oder aber faͤllt eines auf das | ebene / das andere auf das runde Theil / halten fie ſol⸗ Pes fuͤr ein böfes Zeichen. 3 Darauf kehren fiefich zu dem Bilde / ſchelten ihren Abgott für einen Boͤſewicht / prügeln auch | wel das Bild; und wenn ſie den Goͤtzen genug ge⸗ ſcholten / gelaͤſtert und gepruͤgelt / heben ſie wieder | I an ihn mit ſchoͤnen Worten zu ſchmeicheln / bitten | um Verzeihung / und verheiffen ihm mehr Ge, | ſchencke / Karitaͤten Cabinet. 185 ſchencke / als zuvor / wegen des guten Stücks / fo fie verhoffen. Werffen alfo das Loß noch einmahl / und wenn es wohl geraͤht / ſo loben und preiſen ſie das Bild / und uͤberſchuͤtten es mit Verheiſſungen: miß⸗ räht es aber / fo muß der arme Oel⸗Gotze abermahl herhalten / wie zuvor. N Iſt die Sache von hoher Wichtigkeit / und das ech will ſich allzu lange verziehen / fo treten fie zu ihren Bildern hin / werffen ſolche wider den Boden / treten dieſelbe mit Fuͤſſen / oder werffen fie in der See / oder ins Feuer / und laſſens ein wenig brennen. Jg ſie geiſſeln und ſchlagen offt die arme Goͤ⸗ Ken / und treiben ſolches ſo lange / bis daß die zwey Hoͤltzlein mit dem runden Theil über ſich fallen / wel⸗ ches denn bedeutet / daß ihr Vornehmen einen gluͤck⸗ lichen Ausgang gewinnen werde. a Wenn demnach das Loß nach ihren Wunſch gefallen / bereiten ſie ihre Goͤtzen koͤſtliche Mahlzeiten / verehren ſie mit Geſaͤngen und Lob⸗Liedern / opffern ihnen dabey Huͤner / Enten / und einen geſottenen Schweins⸗Kopff / mit gruͤnen Laub gebraten / wel⸗ ches uber alles hoch geachtet wird / daneben eine groſ⸗ ſe Kanne mit Wein. Wenn ſie ſolche Opffer verrichten / ſchneiden ſieden Schweinen die Spitzen an den Ohren: den Voͤgeln aber die Klauen ab; alſo auch den Sau⸗ Mauͤſſel / und ſolches alles wird in eine Schuͤſſel ge⸗ than / ſamt etlichen Reiß⸗Koͤrnern / beſpruͤtzen es mit Wein und ſetzen es auf dem Altar: das übrige M 5 eſſen 186 Raritäten: Cabinet. —— nn effenfie vor dem Bilde / mit groſſer Freude und Er⸗ goͤtzlichkeit; kan alſo der arme Holtz⸗Klotz hiervon | ein ſchlechtes Fett ſetzen. Uber dieſes pflegen ſie das Loß noch auf eine andere Art zu machen / nehmlich ſie nehmen viel klei⸗ ner Hoͤltzlein / die mit Zetteln beſchrieben ſind / thun fie in einen Hafen / und wenn ſie ſolchewohl unter ein; = ander geſchuͤttelt haben / o laſſen fie ein Kind eines davon heraus nehmen / welches ſiehet / was für ein Buchſtab darinnen ſtehe. Alsdenn ſuchen ſie in einem Buche dasjenige Blat / das mit dieſen Buch⸗ ſtaben anfaͤnget / der auf den Hoͤltzlein ſtehet / und deuten daſſelbige Blat nach dem Geſchaͤffte / fo fie zu ſolchem Loßwerffen bewogen hat. Mendoza Part. T. Hiſt. Sinic. lib. 2. cap. 4. Maffeus lib. 6, Hiſt. Indic. pag. 272. XXXI. Die Zubereitung des edlen Biſams. Ver wohl⸗ riechende Biſam / ſo aus dem Koͤnig⸗ reich China gebracht wird / kommt von einem Thierlein / welches eine wohlſchmeckende Wurtzel Gamatua genannt / zur Speiſe gebraucht. Die⸗ ſes Thierlein wird mit Stoͤcken zu tode geſchlagen / nachdem werden ihm alle Ausgänge des Leibes ver⸗ ſtopfft / daß kein Blut von ihm gehen kan. Der Coͤrper oder Aas wird an einem Ort gelegt / da er bald verweſen kan. Wenn nun die Gebeine alſo zuſchlagen / und das geqvetſchte Fleiſch mit dem Blut ver⸗ Raritäten: Cabinet. 187 vermengt / faul wird / empfängt er den lieblichen Ge⸗ ruch. Nachdem das Thierlein alſo wohl vetfaulet / und (ſo zu ſagen) fermentiret worden / zuſchneiden ſie ſolches mit dem Balge in kleine Stuͤcke / und ma⸗ chen daraus kleine Stücklein / welches alsdenn der beſte und beruffene Orientaliſ. Biſam iſt / der zu uns in Europam uͤberbracht wird. Archon. tol. Co- ſmica, pag. 681. 0 1 Ir XXXII. | Die fertigen Schwimmer. CAfa Balbi gedencket / daß in einer Perſiſchen Gegend / die gantz duͤrr und unfruchtbar / ohne Baͤume und Kraͤuter / nur von etlichen armen Voͤlckern bewohnet werde / die Leute ſo treflich wohl ſchwimmen / daß ſie / wenn irgend ein Schiff vor⸗ uͤberfaͤhrt / ſich in das Meer begeben / es ſey fo un: geſtuͤm / wie es wolle / und ſolchem Schiffe offt uͤber 6. gantzer Meilweges nachſchwimmen / um ein All⸗ moſen zu erbetteln; da man ihnen denn etwann Bi⸗ ſcuiten (Doppel⸗Brod) Datteln / und was ſonſt vor Eſſen und Speiſen im Schiff zu entrahten ſtehet / hinaus wirfft. Dieſe fuͤrtreffliche Schwimmer machen aber unten an ihrem Bauch einen aufgeblaſenen Ball / mit einem Loch / ſo gleichwol nicht uͤbrig weit / keh⸗ ren das Loch gegen den Bauch / und ſtopffen es mit demſelben zu / damit kein Waſſer hinein komme / wiſ⸗ ſen auch denſelbigen Ball dergeſtalt an den Leib zu beqvemen / daß dieſer gleichſam darauf ruhe. Und wenn 188 Baritaͤten⸗Cabinet. wenn ſie die Schiffe erreichen / thun ſie dasjenige / was ſie erlangen / in den Ballen hinein: brauchen es alſo beydes / zum Auffenthalt in den Schwim⸗ men / und zum Schranckoder Speiſebehalter. Denn fie kommen nackend zu den Schiffen / und haben nichts / darinn ſie dick Allmoſen legen koͤnnen / als eben die Ballen. au! | In Summa / fie thun es in Schwimmen den Fiſchen faſt gleich / und finden wenig / ja faſt nir⸗ gends ihres gleichen darinnen. Calpar Balbi im 14. Cap.ſeiner Reiſe⸗Beſc t. BEN A Kenn A IR | Die ſeltzam erbaute Virginiſchee Schiffgen. W gr Virginien waͤchſt ein Baum Rakiok ge⸗ nannt / von welchen die Einwohner nebſt vielen andern Dingen / auch ihre kleine Barqven oder Schiffgen verfertigen. Man findet gleich wol hier⸗ unter etliche ſo groß / daß ſie 20. Mann mit ihren Buͤndlein tragen mögen. Dann vorbeſagter Baum iſt dick / hoch gerad / von einem weichen und gelinden Holtz. Bey ihrer Arbeit in Verfertigung dieſer Fahrzeuge / gebrauchen ſie nichts anders als Feuer / ein ſteinern Bein und harte Schaalen. Verneh⸗ met derohalben ihren ſeltzamen Schiff⸗Bau. Erſtlich ſehen ſie ſich um nach einen Baum / nach⸗ dem nemlich ſie ein kleines oder groſſes Schiff bauen wollen / alsdenn legen ſie Feuer auf die Erde / um des | Baums unterſten Stamm / darinn werffen fie Baum⸗ 0 N Karitaͤten⸗Cabinee. 19 Daum Mooſ und kleine Spaͤnlein / um der Flam⸗ me allein ihre Nahrung zu geben / damit fie nicht zu hoch ſteige / und den Baum zu viel angreiffe. Wenn nun das Feuer fo tieff hinein gefreſſen / daß der Baum den Fall drohet / ſo machen ſie noch ein friſches Feuer rund umher / welches ſie lange brennen laſſen / bis der Baum niederfaͤllt. Hernach brennen ſie die Zwei⸗ gen und Spitzen ab / fo weit fie wollen / und alſo / daß das Holtz die verlangte Länge behalte; alsdenn le⸗ gen ſie den Stamm auf Balcken / die auf hoͤltzern Gaͤbeln ruhen / ſo hoch / daß fie das Holtz darauf fuͤglich bearbeiten moͤgen. | 05 Wenn ſie nun mittelſt ſonderbahrer Oeſter⸗oder Muſchel⸗Schaalen / die Minden haben abgeſchabt / ſo behalten ſie den beſten Theil des Stammes zum Untertheil des Schiffs. An der andern Seite le⸗ gen fie Feuer über die gantze Länge des Holtzes / ohn an beyden Enden / und laſſens ſo brennen / bis es gnug iſt. Alsdenn loͤſchen fie das Feuer aus / und ſchaben die ſchwartze Kohl⸗Rinde mit Muſcheln rein ab / hernach legen fie abermahl ein neues Feuer in dem Bauch des Baums / loͤſchen es endlich aus / ſchaben die Kohl⸗Rinde ab / und wiederholen dieſes ſo offt / bis der Baum tieff genug ausgebrannt iſt. Rela- tion de Charles Hariot. XXXIV. | Die ſeltzame Geſtalt und Natur eines In⸗ dianiſchen Vogels. | es im Jahr Chriſti 1596. etliche Hollaͤn⸗ diſche Kauff⸗Schiffe in Oſt⸗Indien / und um Zu oberſt auf dem Kopff war ein Bein⸗har⸗ tes Gewaͤchs / wie ein hoͤrnern Buckel. Zunge und Fluͤgeln hatte er nicht. So er ſich zur Wehr ſetzte / ſchlug er mit den Fuͤſſen (die ſehr ſtarck / und wi⸗ der anderer Voͤgel Art der Hinterklauen mangelten) wie ein Pferd hinten aus. Was man ihm von Speiſe vorwarff / ver⸗ ſchluckte er alles gantz / vermoͤchte einen Apffel von zimlicher Groͤſſe hinein zu ſchlingen. Das allerſeltzamſte war / daß er gluͤende Koh⸗ len ohne . einſchluckte / mit mehrer Be⸗ N groſſe Stuͤck Eis / womit er ſich abkuͤh⸗ ete. Die Einwohner nennen dis Thier Emme, und wird es um Bandam her mehr / als in andern Oſt⸗Indianiſchen Laͤndern gefunden. XXXV. Raritätens Cabinet. 191 XXXV. Das koͤſtliche Americaniſche Bal⸗ ſam⸗Gewaͤchſe. Wer andern koͤſtlichen Fruͤchte und ergetzliche Seltzamkeiten / womit GOtt Americam oder die neu⸗erfundene Laͤnder der ſo genannten Neuen Welt begabet / iſt auch zu zehlen der Bal⸗ ſam / ſo von Weſt⸗Indien / ſonderlich aus der Pro⸗ vintz Guatimala / Chiaga und andern Orten her in Europam gebracht wird. Daſelbſt waͤchſet ein Baum von ziemlich ſtarcken Stamm / faſt in der Groͤſſe eines Granaten⸗Baums / von welchem ein koͤſtlicher Safft / den Palaͤſtiniſchen Balſam nicht ungleich / geſammlet wird. Etlicher treufft von ihm ſelber aus / und iſt der beſte / eine andere Art aber wird aus dem Holtz und Blaͤttern gepreſſet / und durch des Feuers Krafft heraus gezogen. Der al⸗ lerſtarckſte und beſte kommt aus der Inſul Tolu, fo am feſten Lande liegt / nicht weit von Chartagena / welcher an der Farbe weiß iſt. | | Dieſer Balſam⸗Baum hat gar keine Ver⸗ wandtniß / dem Anſehen nach mit dem Balſam⸗ Gtaͤdtlein in Palaͤſtina / und dem / ſo von Cairo und Alexandria gebracht wird / welcher / wie er von Na⸗ turkuͤndigern beſchrieben wird / den Weinſtoͤcken faſt gleichet. Part. 9. Americ. lib. 4. c. 18. XXXVI. 192 Karitaͤten⸗Cabinet. XXXVI. Begraͤbniß⸗Ceremonien der Mohren in dem Reiche des groſſen Mogols. De Mohren in dem Reich des groſſen Mogols / haben wunderliche Manieren bey ihrer Tod⸗ ten⸗Begraͤbniß. Wenn jemand unter ihnen ges ſtorben iſt / heben Weib / Kinder und Nachbaren mit lauter Stimme anzuheulen und zu ſchreyen. Fra⸗ gen den Todten / warum er geſtorben ſey / oder was ihm in dieſen Leben gemangelt habe? welches bis in den dritten Tag waͤhret / alsdenn wird eine Mahl⸗ zeit den Verſtorbenen zum Ehren⸗Gedaͤchtniß an⸗ gerichtet / mitlerweile waͤſchet man den todten Coͤr⸗ per / und nehet ihn in ein ſchoͤn weiß Kleid / mit wohl⸗ riechenden Kraͤutern beſtreuet / und wird alſo auf ei⸗ ne Trag⸗Tafel geleget / und mit denen Prieſtern / die ohn Unterlaß den gantzen Weg langſam beten und leſen / zu Grabe begleitet. Es wird die Leiche von 10. oder 12. Perſonen getragen / und folgen die Freunde mit Geſang hernach / den Todten leget man ins Grab auf die rechte Seite / mit den Fuͤſſen nach Mittag / mit dem Haupt gegen Mitternacht / das Angeſicht aber gen Abend / darauf die Leiche mit Brettern zugedecket / damit ſie von der Erden nicht beruͤhret noch beſchweret werde; immittelſt das Grab gefuͤllet wird / ſprechen die Umſtehende einige Gebete bey ſich ſelbſt / und kehren alsdenn mit den Prieſtern wiederum nach des Verſtorbenen Hauſe / die fuͤr deſſelben Seele bitten / welches 2. 3. und 2 Tage Raritäten Cabinet. 193 Tage waͤhret / nachdem daß der Todte von Vermoͤ⸗ gen geweſen; Es darff auch niemand die Trauer⸗ Zeit über Feuer machen oder Effen kochen / ſondern dieſelbe wird ihnen von auſſen zugebracht; Sie le⸗ gen zween Steine / die Länge des todten Leichnams zu zeichen / einem zum Haupt / den andern zum Fuͤſ⸗ ſen / auf das Grab / da denn die Prieſter einige Capi⸗ tel aus den Alcoran leſen / und das Brod brechen / welches ſie auf den Steinen liegend / unter das Volck austheilen: ob dem Haupt ſetzet man etwas wie el⸗ nen Tulband / und auf der Frauen Graͤber eine Hau⸗ be. Baldæi Malab. & Choromand. c. 6. p.34. XXXVII. Sonderliche Spinnen in America / wel. che ein buntes Gewebe wircken. N America findet man eine Art Spinnen / wel⸗ che die Einwohner Atocatl nennen / ſelbige hält ſich gern im Waſſer auf / und gibt keinen ſchaͤdlichen Stich von ſich / ſpinnet aber ein Gewebe von man⸗ cherley Farben / als rohter Gold⸗glaͤntzender und ſchwartzer / welche gar ſchoͤn unter einander geſetzt: und muß man mit Verwunderung und Luſt zuſehen / wie kuͤnſtlich ſie ſolches ihr buntes Netzlein zu ſtricken weiß. Etliche ſcheckiren ihr Geſpinnſte etwas an⸗ ders / nemlich mit ſchwartzen / Scharlach⸗rohten und bleichen Faͤden. An den Meer⸗Graͤntzen ſoll man dieſe Art maͤchtig groß finden / die zwar auch nicht ſonders gifftig / aber dennoch hefftig beiſſen. NM XXXVIII. 194 Raritäten: Cabinet. XXXVIII. | Noch andere / welche ein dauerſames Gewebe wircken. N Mexico und Neu⸗Hiſpanien / findet man eine Art Spinnen / in der Groͤſſe einer halben Citronen / dieſen hat die Natur ein Menſchlichesun⸗ geſicht angebildet / und ſcheinen / als waͤren ſie mit Silber gantz uͤberzogen / haben zwar kleine Fuͤſſe / aber lange und ſcharffe Zaͤhnen; dieſe machen eine ſo dauerhaffte und feſte Arbeit / daß ſie den Weibern fuͤr eine geſtrichte Haar⸗Hauben oder Netze dienen; ſelbe faſſen auch ihr Gewebe fein mit einen Saum oder Boͤrtlein ein / und iſt ſo ſtarck / daß mans wa⸗ ſchen kan / da es denn gantz ſchoͤn und weiß wird. Er. Franciſci Guineſiſcher ꝛc. Blumen⸗Puſch / c. 7. pag. 150. XXXIX. Diegroſſen Ameiſen. * denen Orten Braſiliens / die unter den hi⸗ tzigen Sonnenſtrich Zona torrida liegen / findet man eine ungeheure Menge ſchaͤdlicher Amei⸗ ſen / welche drey oder vier mahl groͤſſer ſind / als die Europaͤiſchen / ſie ſind theils gefluͤgelt / und dieſes ſind die ſchaͤdlichſten / dahero ihnen die Portugiſen nicht unbillig den Nahmen Rey de Braſil, weil ſie ſtets über dis Land tyranniſiren / gegeben. Ihre Woh⸗ nungen oder Ameiß⸗Hauffen / ſind die groſſen Heu⸗ ſchober / in welchen ſie aus dem Felde ſammlen / was ihnen zur Speiſe dienet. Man ſiehet ſie bey vielen Tau⸗ | | ı Raritäten: Cabinet. 195 Tauſenden auf etliche Meilweges her ihrer Nahrung nachgehen. Wann der Mond voll iſt / ſo arbeiten fie auch bey der Nacht / im Neu⸗Monde aber ruhen ſie; Im Begegnen auf dem Felde / ſtoſſen ſie die Koͤpffe zuſammen / und halten gleichſam Naht mit einander / ja ſie ſehen es zuvor / wenn es regnen will / alsdenn bauen ſie ihre durchloͤcherte Erd⸗Loͤ⸗ cher und Hügel hoͤher / und beiſſen den Keim oder Sproͤßling der ausgeſchoſſenen Frucht⸗Kern bey Zeiten ab / damit der Kern nicht gantz verderbe. Das Land klaget ſehr über dis ſchaͤdliche Ungeziefer / wel⸗ ches an den Feld⸗Fruͤchten ſehr groſſen Schaden thut / und kan man bis dato kein Mittel erſinnen / denſelbigen zu wehren. Doch haben die Ameiſen an dieſen und andern Orten in Africa einen gewal⸗ tigen Feind an dem Thier Tamandua Miri, und an einer gewiſſen Art Baͤhren / welche ihr Elen / lan⸗ ge Zunge tieff in die Ameiß⸗Hoͤlen hinein ſtecken / und dieſes Ungeziefer eine groſſe Menge nach den Rachen ziehet / und verſchlinget. In dem Americaniſchen Koͤnigreich Neu⸗ Granada / findet man Ameiſen / die eines Finger⸗ Gliedes lang werden. Die Panches, eine gewiſſe viehiſche und armſelige Nation / pflegen dieſe groſſe Ameiſen zu braten / und als ein Lecker⸗Bißlein auf⸗ zuſetzen; dieſe ſollen auch ſehr gut befunden wor⸗ den ſeyn wider den Grieß / Sand und Stein. O. Dappers Americæ Deſeript. lib. 3. cap. 2. 4. & 5. N 2 XL, gends gebrochen oder zertrennet / fonderngehetcon- 1 Eaaritäten⸗Cabinet. eee Das achte e der Welt / | | Oder: Die Sineſiſche Wunder⸗Mauer. Der gelehrte Eraſm. Franeifci gibt von dieſer Wunder⸗ Mauer in feinem Oſt, und Weſt⸗ Indianiſchen Luſt⸗und Staats Garten aus denen richt: I | | Dieſe Welt⸗ beruffene Mauer erſtrecket fich von Morgen gegen Abend / ſo weit / daß ſie nicht nur eine / wie zwar etliche von den alten Seribenten gewaͤhnet / ſondern gantzer vier Sineſiſcher Pro⸗ vintzen / nemlich Leaotung, peking, Xanſi und | Kenfi Nordtverts umguͤrtet. Ihren Anfang nimmt ſie in einen See⸗Buſen / zwiſchen beſagter Provintz Leaotung und der hangenden Inſul Ko⸗ re, wo der Fluß Valo aus Oſt » Tartaryen daher ſtroͤhmet / von dar gehet ſie nach Weſten / bis an der Stadt Kin, in der Vogtey Xenfi , beym Ufer des gelben Fluſſes. Nicht aller Orten laͤufft ſie eben gleich oder gerade zu / ſondern gewinnet etlicher Or⸗ ten einige Kruͤmmen und Buſen; Iſt doch nir⸗ tinuirlich aneinander in einem Stuͤcke fort / ausbe⸗ nommen auf der Nord⸗Seiten der Stadt Siven , in der Vogtey Peking, (Neuhoff ſetzt auf der Nord⸗Seiten der Veſtung Hingoh,,) wie dieſelbe mit der Provintz Xanſi graͤntzet / woſelbſt eine kleine Ecke eines hohen unerſteiglichen Gebuͤrges ſich in- ter- en Reiſe⸗Beſchreibungen folgenden Ber | Vz $ | | \ I Karitaͤten⸗Cabinet. 197 terponirt / und ſie allda von einander theilet / wo ſie den gelben Fluß einen Durchgang verſtattet. Die andere kleine Fließ⸗Waſſer / ſo von andern Laͤn⸗ dern in Sina kommen / machen keine Spal⸗ tung oder Trennung darinn / ſondern paſſiren uns ten hindurch / unter den obenher gebauten Gewoͤlben oder Bogen⸗Bruͤcken. Sonſt iſt ſie uͤberall gantz und unzertrennet / auch allenthalben gleich geſtaltet / und zwar nicht allein in ebenen flachenem Felde / deſ⸗ ſen es ſelbiger Gegend / wo die Mauer ihren Stand hat / wenig gibt / auch nicht nur an den Ecken und Kruͤmmen der fuͤrhangenden Gebuͤrge / ſondern auch allda / wo fie die Gebuͤrge ſelbſt uͤberſteiget. Es ſtehet in gemeſſener Weite unterſchiedli⸗ cher Orten hohe und ſtarcke Wacht⸗Thuͤrme dar⸗ auf / nebenſt etlichen Thoren / da man / wenns die Noht erfordert / heraus gehen kan. Nechſt dabey liegen innerhalb derſelben etliche gewaltig⸗ feſte Ca⸗ ſtelle und Schantzen gebauet / die ſo wol zur Be⸗ ſchirmung der Mauer / als den Beſatzungen zur Wohnung gereichen. In ſolchen Schantzen und Veſtungen hat nicht allein vormahls der Sineſiſche Kaͤyſer / ur Defenſion derſelben eine Million Sol⸗ daten pflegen zu halten / ſondern es haͤlt auch noch heutiges Tages der groſſe Tartar⸗Chan eben ſo viel; und dieſelben muͤſſen vorerwehnte Wacht⸗ Thuͤrme Tag und Nacht wechſels⸗ weiſe bewoh⸗ nen. Der Jeſuit Gonzales de Mendoza ſchreibt / fie ſey yo. Meilen lang; Jedoch alſo / daß 400. N3 ſolcher 198 Raritäten: Cabinet. ſolcher Meilen durch natürliche, Gelegenheit ſolcher Geſtalt bemauret / und durch einen Strich hoͤher Berg zuſammen gefuͤget werden / die uͤbrigen Hun⸗ dert aber / zu Erweiterung der vorigen / und Ausfuͤl⸗ lung des Platzes / ſo zwiſchen gedachten Plaͤtzen leer bleibet / ein aus ſtarcken gehauenen Steinen gebaue⸗ te Mauer haben / die am Fundament ſieben Klaff⸗ ter breit / und noch eins ſo hoch iſt. Hernach im 2. Theil der Sineſiſchen Hiſtorien / widerholet er dis letzte / nebenſt Vermeldung / die gearbeitete und ge⸗ machte Mauer ſey zwar mit unzehlich vielen Bollweꝛ⸗ cken gezieret und geſtaͤrcket / aber dennoch fo feſt nicht / weder die vier hundert Meilen lange natürliche Mauer. Es wird aber dem Mendoza leicht zu verzei⸗ hen ſeyn / wenn er der Mauer eine gar zu groſſe Län? ge zugeſchrieben; angeſehen fie nicht laͤnger iſt / als dreyhundert Teutſche Meilen / wiewol auch dieſes eben lang genug iſt. Denn weil ſie 20. Grad be⸗ greiffet / kan man daraus leicht erweiſen / daß ſich ihre Länge auf dreyhundert Meilen erſtrecke / und der Anfang ſo weit vom Ende ſey / als wie die Stadt Dantzig in Preuſſen von Cales tn Franckreich / oder ſo man von den Meridian oder Mittage anrechnet / wie gemeldtes Dantzig von Meſſana in Sicilien. So wird ſich auch in der That nicht alſo befinden / daß die Mauer nur hundert oder achtzig Meilen lang durch Menſchen Haͤnde / das uͤbrige aber von der Natur / vermittelſt der Gebuͤrge und Felſen / er⸗ bauetfey. Denn ob zwar die gemachte Mauer an 0075 Karitaͤten⸗Cabinet. 199 vorgemeldten zweyen Orten / nemlich an der Nord⸗ Seiten / der Stadt Siven, und zum andern den gel⸗ ben Strohm zu Gefallen / ſich aufthut; weil dert das rauhe und unwandelbahre Gebuͤrge / hiedas Waſſer an ſtatt einer ſtarcken Mauren ſind; fo waͤhret doch ſolches nicht lang / und gehet felbiges Gebuͤrge bey weiten nicht ſo weit / daß es nur hundert / will ge⸗ ſchweigen vier hundert Meilen / austragen ſolte / ſon⸗ dern aus jetzt wiederhohlten zweyen Spaltungen / ſteiget die Mauer continuirlich mit Berg auf / Berg ab / und nicht nur durch die Ebene allein / wie war Mendoza mag gewahnet haben: Immaſſen das ebene Feld / wie vor erwehnet / den geringſten Platz an ſoſcher Mauren ihm zueignen kan; Be⸗ treffend aber die Hoͤhe und Breite / ſo iſt ſie 30. Ellen hoch / und zwoͤlff / offt aber auch funffe * zehen breit. | Es haben fonft auch zween Patres, nemlich Albertus Dorville und Pater Gruberus, nach⸗ dem ſie von der Kaͤyſerlichen Reſidentz Peking aus⸗ gereiſet / innerhalb zweyen Monaten dieſe weltbe⸗ ruͤhmte Mauer erreichet / bey der Stadt Siningfus die gleichſam eine fichere Veſtung und Schirm der⸗ ſelben wider die Tartarn. Von dieſen iſt ſie / ſo viel des Orts Gelegenheit leiden wollen / aufs allerfleiſ⸗ ſigſte und genauefte beobachtet / dazu auch abgeriſſen worden / da ſie denn unter andern gemercket / die Mauer fen ſo breit / daß ſechs Reuter geraum und unverhinderlich in einer Reihe darauf neben einan⸗ der hinreiten koͤnnen: Item / daß die Mauer von N 4 den 200 Karitaͤten⸗ Cabinet. 1 den Einwohnern der Stadt Siningfu zum oͤfftern werde beſucht / ſowol wegen der treflichen geſunden Lufft / die aus der anſtoſſenden Sand⸗Wuͤſten da⸗ her wehet: als wegen anderer Beluſtigung ange merckt / die Mauer ſo hoch / daß ihr allenthalben freyer und weiter auch über die maſſen luftiger Proſpect, den An⸗ und Inwohner leicht zu ſich lockt / zumahl die Stuffen / fo daran gemacht / gar gemaͤchlich hinanzuſteigen ſind / die Laͤnge der allers breiteſten Mauren bis an das andere Thor / durch welches man in die Stadt Sucien, aus der Wuͤ⸗ ſten gehet / iſt / wie gedachte Patres zehlen / fo groß / daß man ſie in achtzehen Tage kaum uͤbergehen kan: welche Reiſe ihrer viel nicht ſo nohtwendiger Geſchaͤffte halben / als aus Curioſitaͤt verrichten / nachdem fie zuvorn von den Gubernatoren zu Si⸗ ningfu Verguͤnſtigung erlanget / und ſich mit noht⸗ duͤrffiger Zehrung verſehen. 8 Innerhalb der Mauren ſiehet man / als wie von einen hohen Huͤgel / unzehlig viel Wohnun gen; auſſerhalb aber derſelben in der beyanliegen⸗ den Wuͤſten / allerhand wilde grauſame Thiere / als Tiger / Löwen, Elephanten / Naſehoͤrner / Leopar⸗ den/ wilde Ochſen und Einhörner (fo ein Art von gehoͤrneten Wald⸗Eſeln) welches eine ſeltzame und ungewoͤhnliche Schau⸗Luſt gibt / denn man kan ih⸗ nen als wie von einem Thurm in anmuhtiger und gefahrloſer Sicherheit zuſchauen / wie fie offt ſo manchen grimmigen doch vergeblichen Anſpruch thun / vorab von denjenigen Theil der Mauren / das ni 5 gegen Raritäten:Cabinet, 201 gegen Mittag den beſſer bewohnten Ländern Qvan- fi, Junnam und Tibet zulaͤufft / denn von dannen pflegen ſie zu gewiſſen Zeiten des Jahrs / Trift⸗wei⸗ ſe und bey gantzen Hauffen / nach den gelben Fluß / und denen Hecken oder dicken Buͤſchen / welche der Mauren am nechſten / entweder auf der Futterage / oder der Jagt halben zu gehen. Belangend den erſten Erbauer dieſer groſ⸗ fen Wunder ⸗Mauer / findet man in den Sineſi⸗ ſchen Reiſe⸗ und andern Beſchreibungen unter⸗ ſchiedliche Meynungen / oben angezogener Men- doꝛa ſchreibet: Sie ſey eine von einem Koͤnig Na⸗ mens Tzintom, der mit den Tartarn Kriege ge⸗ führer zum Schirm feines Reichs wider dieſeſbe er⸗ bauet. Solchen gewaltigen Bau zu vollenziehen / habe derſelbe den dritten Theil ſeiner Urterthanen / je zu Zeiten von s. Mann zween zu ſolcher Arbeit angeſtrenget / da denn / ob gleich die Einwohner jedwederer Landſchafft an denen Oertern / die ih⸗ ren Haͤuſern am nechſten in der Arbeit verblieben / nicht deſtoweniger alle diejenigen / ſo dahin gegan⸗ gen / entweder von der langwierigen Reiſe / oder weil ſie der unterſchiedlichen Lufft nicht ertragen koͤnnen / geſtorben find. Dannenhero das gantze Reich gerebelliret / und den Koͤnig ſamt ſeinen Soͤhnen erſchlagen. Aber Pater Martinus Martinius, ertheilet hierüber einen andern glaubhafftern Bericht Denn laut ſeiner Erzehlung / hat des Kaͤyſerlichen Stamms Chinæ Anfaͤnger Xius, der ſonſt auch N 5 Chin- 102 Karitaͤten Cabinet. Chingus von ihm genannt wird / und vermuhtlich eben derſelbe iſt / welchen Mendoza Tzintom bes nahmſet / dieſes Welt ⸗Wunder / wil ſagen den groſ⸗ ſen Bau dieſer Mauer / welche Sina und Tartarıen ſcheidet / im Jahr vor der Gebuhrt Chriſti tauſend zweyhundert und funffzehen angehebt / und in fuͤnff Jahren vollendet. Daß er aber deswegen ſamt den Seinigen ſolte in einen Aufruhr und Rebellion ſeyn erſchlagen worden / iſt irrig / ſintemahl ihm im z7ften Jahr feiner erlangten Herrſchafft eine Kranckheit zu Bette geworffen / und endlich gar aufgerieben: wie jetzt⸗geruͤhmter Martinus in ſei⸗ nen Smeſiſchen Hiſtorien bezeuget. Dieſer C chen Stadthalters⸗Wuͤrde vertreten; aber den Groß⸗Koͤniglichen Stamm Cheva, ſamt allen deſ⸗ ſen Anhang und Vaſallen / durch Waffen nach und nach ausgerottet oder bezwungen / hernach / da er zum Kaͤyſerlichen Thron geſtiegen / feinen Feld⸗ Herrn Mungtienum mit dreyhundert tauſend Mann wider die Tartarn geſchickt / der dieſelbe zu unterſchiedlichen mahlen tapffer geklopfft / endlich nach reiffer Erwegung / wie doch das Reich Sina für ſolcher wilden Erbfeindlichen Voͤlcker Anfaͤl⸗ len moͤchte geſichert ſeyn / dieſe gewaltige Mauer aufzurichten beſchloſſen / auch im 22ſten Jahr ſeiner Kaͤyſerlichen Regierung das Werck ſolcher Ge⸗ ſtalt angefangen / daß aus jedweden zehen Maͤn⸗ nern durch gantz Sina taͤglich drey daran arbei⸗ hingus oder Xius hat anfangs eines Kaͤyſerli⸗ e ten / und ein gewiſſes Stück vor ſich nehmen 1 en; RaritätensCabinet. 203 ſen: wie der Sineſiſche Atlas meldet / denn die Sineſiſche Hiſtorie deſſelben Authoris ſpricht: Es habe ſich der dritte Mann aus dem gantzen Reiche zu dieſer Arbeit muͤſſen einſtellen. Neuhoff der Niederlaͤndiſche Scribent thut (ohne Zweiffel aus des Mendoza Bericht) hinzu / daß er zuletzt aus jeden fuͤnffen zween Menſchen dazu genommen; welches auch wol ſeyn kan. Das gantze Werck ward von Kieſel⸗und an⸗ dern Steinen aufgefuͤhret / und ſo feſt und dicht ge⸗ mauret / daß man kein eintziges Ritzlein daran fin? den kunnte / denn der Kaͤyſer hatte ein ſtrenges Gebot laſſen ausgehen / wofern einiger Orten in die Fugen des Wercks ſich nur ein Nagel lieſſe ein⸗ ſchlagen / ſolte es denjenigen / der an ſolchem Stuͤck gearbeitet / den Kopff koſten. Es ſchreiben die Si⸗ neſer / der Anfang dieſer Mauer / fo in vorberuͤhr⸗ ten Seebuſem / bey der Propintz Leaotung ge⸗ macht / lauffe etliche Stodien oder Roßlauffe ins Meer / und ſtehe allda auf Schiffen gegruͤndet / wel⸗ che mit Eiſenklumpen gefuͤllet / und daſelbſt verſen⸗ cket / um das Werck deſto beſtaͤndiger und ſtand⸗ haffter zu erhalten. Bis hieher aus Neuhoffs Si⸗ neſiſcher Reiſe⸗Beſchr. Gonzalis Mendozæ Gi: neſiſcher Hiſtorie / Martini Martinii Atlante Si- nico und Kircheri China illuſtrata, Eraſmus Franciſci in feinem Oſt/und Weſt⸗Indianiſchen Luſt⸗und Staats⸗Garten. XLI. 204 Kerıtäten: Cabirtet. | XLI. Die abſcheulichen groſſen Waſſer⸗ Schlangen. SN reiſende Leute werden in Guina ſehr ge⸗ fährt von den Schlangen / die daſelbſt von mancherley Gattung und Groͤſſe ſich aufhalten. Dieſelbe find zwar nicht gifftig / wie die Unſrige / ja theils gar ohne Gifft / aber hingegen deſto gefraͤßiger / freffen die Leute / und werden gefreſſen / die gemeinſte Art ſtrecket ſich in die Laͤnge / auf 20. auch wol 25. Spannen / und auch s.in die Breite. Denn wie⸗ wol man noch viel groͤſſere zu weilen antrift / nehmlich zu zo. Schuhen / gibts doch deren keine ſolche Menge wie der andern. Solche ungeheure Schlangen leben ſowol im Waſſer als auf dem Lande / bleiben 15 auf dem Lande liegen / als ob ſie ſchlieffen; wenn ſie ſich nem⸗ lich dick gefreſſen / werden aber vielmahls daruͤber von den Mohren ertappt / umgebracht und gefreſſen / ſintemahl die Mohren dieſes Landes ihr Fleiſch beſ⸗ ſer / als Huͤner⸗Fleiſch halten. Die Niederlaͤndi⸗ ſche Schiff⸗Jahrts⸗ Relation meldet / ihr Rachen ſey ſo groß / daß ſie Huͤner und Gaͤnſe konten ver⸗ ſchlingen. Aber Pigafetta ſperret ihnen den Ra⸗ chen (und zwar nicht unglaubhafft) weiter auf: ſin⸗ temahl er in der Beſchreibung des Koͤnigreichs Congo gedencket / daß ſie einen Hirſchen oder an⸗ dres Thier von ſelbiger Groͤſſe auf einmahlverſchlin⸗ gen koͤnnen / die meiſte Zeit im Waſſer ſich aufhal⸗ ten / aber der Nahrung halben offt ans Land * ie Raritäten: Cabinet. 205 die Baͤume hinan ſteigen / und allda in der Hoͤhe auf das umher weidende Vieh lauren / bis ſelbiges ihnen ſo nahe kommt / daß fie ſich mögen darauf ſchwingen / da ſie denn gaͤhling herunter ſchieſſen / das arme Vieh umſchlingen / und ſo wol mit ihrer ſchweren Saft/ als mit den Gebiß / dergeſtalt Drücken und ab⸗ matten / bis es todt danieder faͤllt: Hierauf ſchleif⸗ fen ſie es an einen einſamen Ort / und freſſens daſelbſt mit Haut und Haar / Hoͤrner und Klauen. Nach ſolcher Uberladung des Magens ſchlaffen ſie denn / wie vor erwehnt / gleich einen beſoffenen Menſchen / bleiben alſo 4.5. oder 6. Tage liegen / in ſo tieff einge⸗ ſchlummerter Sicherheit / daß ihnen auch wol ein Kind das Leben nehmen ſolte. Zu gewiſſen Zeiten ziehen dieſe groſſe Schlan⸗ gen ihre Baͤlge oder Haut aus: Unterweilen auch wol vor der Zeit / wenn fie ſich nemlich uͤberfreſſen haben / und alsdenn die Haus durch allzuweite Aus⸗ dehnung runtzlicht worden. Es ſuchen die Leute einen ſolchen Schlangen⸗ Balg fleißig / um ſelbigen zur Gedaͤchtniß und Ver⸗ wunderung aufzuhencken. Noch viel fleißiger ſu⸗ chen ſie die Schlangen ſelbſt / um des Fleiſches willen: Koͤnnen aber derſelben kaum anders maͤchtig wer⸗ den / ohne auf zweyerley Weiſe; Erſtlich wenn die Schlangen ſchlaffen / hernach wenn irgend ein groſ⸗ ſer Wald von Hitze ſich entzuͤndet hat / zu welcher Zeit alsdann alle / die ſich von ihren Waſſern zu weit entfernet / und in den Forſt vertieffet / halb gebraten gefunden werden / und den Einwohnern ein 8 — | leben 8 21 Rt. ee Raritaten⸗ Cabinet. 22 ' leben machen; als welche allerhand andre gebratene Speiſen gerne dafuͤr ſtehen laſſen. Eraſm. Fran- ciſci Guineſiſcher und Americaniſcher Blumen⸗ Buſch /c. J. paß· 88. 2 Moch eine andere Art groſſer Land. Schlangen. der den Land⸗Schlangen nimmt die Cobra Ab ge Veado, wie fie von den Portugiſen in Brafilien genennet wird / mit ihrer Groͤſſe der Preiß weg / und kan eben die Kunſt / welche obge⸗ dachte groſſe Waſſer⸗Schlangen / nemlich gantze Hirſche verſchlingen. f Die groffe Schlangenwerden in America 18. jemahlen 24. Schuh lang gefunden. Seynd gar zierlich Aſchgrau / und Kaſtenbraun geſchaͤckt / und über das mit ſchwartzen aneinander gleichſam geket⸗ teten und vergliederten Flecken gezieret / in deren Mittel⸗Punct weiſſe Flecklein herfuͤr ſcheinen. Siehaben nicht ſo viel Gifft wie andere / daher ſo wol die Niederlaͤnder als die Schwartzen / ihr Fleiſch zur Speiſe genieſſen. | A Dieſe Schlange / wenn ſie hungrig iſt / ſpringt aus den Hecken und Gepuͤſchen herfuͤr / ſteuret ſich auf das Aeuſſerſte feines Schwantzes welcher / als wie mit zweyen Vogelklauen oder Naͤgeln ger ruͤſtet iſt / richtet ſich alſo ſchrecklich empor / und kaͤmpffet hart ſo wol mit den Menſchen als 8 5 | A e⸗ N Karitaͤten⸗Cabinet. 207 Thieren; ziſchet auch hefftig / wenn man ſie erzuͤr⸗ net / unterweilen wirfft fie ſich hinterliſtig von einen Baum herab / auf den Wandersmann / beſchlaͤn⸗ gelt und betruckt denſelben ſo hart / daß ſie ihn offt mit der bloſſen Umfahung allein erdruckt / oder ihm auch ihren Schwantz ins Gefäß aufs allertieffſte und haͤrteſte hinein ſchlägt / und alſo den garaus machet. ibid. p. 92. C. 5. 3 95 Wie ſchreck⸗und ſchaͤdlich nun dieſe Schlan⸗ gen gleich den Hirſchen und Rehen faͤllt / wird ſie doch von den Ameiſen (als einen gar kleinen Feind) umgebracht / welche mit einem groſſen Schwarm denſelben ins Maul fliegen / und fir erſticken / ib. p. 92. „ XIII. Die glaͤntzende Schlangen. N America findt man eine Schlange / die Bo- jobi genannt wird / ſelbe ift Laub grün und ſchoͤn glaͤntzend / hat einen weiten Mund / und ſchwar⸗ te Zunge / ſchleicht gerne in den Haͤuſern herum / ſchadet aber niemand / der ſie mit frieden laͤſt. Will man fie aber vexiren / fo richtet fie ſich auf / erwiſcht den Menſchen die Hand / und verſetzt ihm einen ſol⸗ chen gifftigen Biß / daß auch die allerbewehrteſte Gifft⸗Mittel kaum dafuͤr helffen. ib. pag. 94. f. 7. XLIV. BR Der Indianiſche Schlangen- Fan. END abſcheulich die Schlangen find / fo och h wer⸗ 208 Karitaͤten⸗Cabinet. werden ſie von den Indianiſchen Heyden / inſon⸗ derheit auf der Malabariſchen Küfte geehret / der König daſelbſt die Bramas und Nayros halten Dies fe Geſchoͤpffe vor Gottes Geiſter als welche ger ſchaffen worden den Menſchen zu plagen / und ihn ſeiner Suͤnden halber zu caſteyen. Doch ſiehet man viel Landlaͤuffer oder Storgen in ſelbigen Lan⸗ den / welche mit groſſen Koͤrben / ſo mit Schlangen angefuͤllet find / das gantze Land durchſtreichen. Dieſe Koͤrbe tragen ihrer zween mittelſt eines Stocks / und haben auch weiß Brod darinn / zur Speiſe fuͤr ihre angenehme Wuͤrmlein. Etliche ſolcher Schlangen find 6. 7. bis 9. Buß lang / ob gleich nicht dicker als eines Mannes Finger / und Graßgruͤn von Farbe / andere aber groß / dick und greiß geſprenckelt. Auf das Gelaut der Malaba⸗ riſchen Land laͤuffer / fo fie mit einem gewiſſen In⸗ ſtrument als eine Sack⸗Pfeiffe / klingend ohn Un⸗ terlaß machen / erheben ſich die Schlangen auf ih⸗ re Schwaͤntze / richten den Leib ſehr hoch in die Hoͤ⸗ he / etliche ſperren die Finnen / fo nahe am Kopffe ſi⸗ ken / aus einander / und tantzen ſolchergeſtalt auf eine wunderliche und gantz greßliche Weiſe. Sie ftellen ſich gegen einander / als wolten fie kaͤmpf⸗ ſen / und greiffen einander fo grimmig auf die Haut / als wolte eine die andere zerreiſſen und verſchlingen / welches bey den groſſen Schlangen ohne Schaudern und Entſetzen nicht mag angeſehen werden. XLV. | 75 Karitaͤten⸗Cabinet. 209 n XL. 4 Der zu einem ewigen Leben erbaue⸗ te Pallaſt. Jelen groſſen Potentaten ſcheinet auf dieſer N Welt manchmahl nichts anders zu mangelny / als die eintzige Unſterblichkeit / ſo gar uͤppig leben ſie / ja fie lieſſen wol mit jenem Cardinal unſerm HErrn Gott gerne den Himmel allein / wenn ihnen nur ihre Luſt⸗Gaͤrten und Pallaͤſte auf ewig unbenom⸗ men bleiben mochten. Die alten Sineſiſchen Kaͤy⸗ ſer hatten eben einen ſolchen Sinn / ja fie ſtiegen noch hoͤher / denn ſie ſtrebeten gar nach der Un⸗ ſterblichkeit / welche zu erlangen / ſie allerhand Mit⸗ tel und Erfindungen ausgeſonnen / auch manchen Betrieger zu weilen das Ohr geborget / ja gar das Hertze eingeraͤumt / und daruͤber groſſe Thorheiten begangen haben. 8 Einer von dieſen / mit Nahmen Hiou, hat ihm deswegen einen Pallaſt laſſen aufbauen / von lauter wohl⸗ riechenden Holtzwerck / nemlich Cedern / Ey: preſſen / Camphor und andern dergleichen / davon man auf die 16. Stadien weit / oder auf eine gute Fran⸗ tzoͤſiſche Meile den Geruch gar lieblich und leicht vier chen kunnte. | R In denſelben Pallaſt iſt ein kupfferner Thurm auf ſeinen Befehl aufgerichtet / welcher zwantzig Meß⸗Ruhten hoch geweſen / über welchen ſich jeder⸗ mann verwundern muͤſſen. | Von unten bis oben 1 an die oberſte Spi⸗ ze / 110 Raritäten: Cabinet. te / hat man eine Schnecken⸗Stiege hinan ſteigen fönnen. Daſelbſt fand ſich ein gewaltig hohes Be⸗ cken von Kupffer / ſo nach einer Menſchen Hand ge⸗ goſſen / darinn man taͤglich den allerreineſten Thau auffienge. In ſothanen Himmels⸗Thau beitzete und weichte er Perlen ein / als eine vermeynte Ar⸗ tzeney des ewigen Lebens / dadurch er die von Be⸗ triegern ihm verſprochene Unſterblichkeit moͤchte zu wege bringen. Uber das hat er denſelben Pallaſt fo prächtig und Föftlich gezieret / daß die Pallaͤſte ale ler Sineſiſchen Kaͤyſer bis auf den heutigen Tag gegen ſolchen Glantz und Pracht nur ein Schatten geweſen. Martinius lib. 8. Sinic. Hiſt. Happel. Rel., Curioſ. part. 4. pag. 419. XLVI. 1 Die ſonderbahre Eigenſchafft des Koͤnig⸗ reichs Peru. EN America hat das beruffene Königreich Pe- ru etliche gar fonderbahre Eigenſchafften / wel⸗ che in den andern Weſt⸗Indianiſchen Laͤndern nicht gefpühret werden. Selbige Eigenſchafften ſind folgende: Erſtlich wehet in dieſem gantzen Land ein eini? ger Wind / welcher doch ſonſten unter der Zona Torrida nicht / ſondern ſein Contrair⸗Wind / nemlich ein Suͤd⸗Weſt⸗Wind ſich findet. Zum andern iſt dieſer Wind in andern Laͤndern Indiens der aller ungeſtuͤmſte / ſchwermuͤhtigſte und unge⸗ ſundeſte: dis Land aber iſt er der allerangenehmſte und + Raritäten: Cabinet. 211 geſundeſte / ſo gar / daß er die einige Urſach iſt / daß die Kuͤſten des Meeres in dieſem Lande wohnbar ſind / die ſonſten wegen der allezeit groſſen und uner⸗ leidentlichen Hitze / nicht fuͤglich würden koͤnnen bes wohnet werden. N Zum dritten / regnet noch donnert / hagelt oder ſchneyet es niemahlen auf der Kuͤſte / da doch unweit davon es regnet / donnert und ſchneyet. Zum vierdten ſiehet man in dieſem Reiche 2. Reihen Berge neben einander / auf einer Poli 959 . he gelegen / der eine Theil iſt durchgehends mit Baͤu⸗ men bewachſen / der andere aber gantz kahl. Zum fuͤnfften wird gantz Peru / nach der Laͤn⸗ ge des Meers in drey ſehr lange / doch aber gar ſchmale Strich Landes / von Norden in Suͤden abgetheilet. Ein Theil begreifft die Ebene oder das flache Land am Meer gelegen. Der ander begreifft in ſich die Berge. Und der dritte / die ſo genannte Andes, (find uͤberaus hohe ſteile Stein: Felſen und Klippen /) das flache Land am Meer / pon Welten in Oſten / hält in der Breite kaum ze⸗ hen Meilen; das Gebuͤrg / Sieras genannt / zwan⸗ tzig / und die erſtgenannte Andes, auch zwantzig Meilen. Hat alſo die gantze Breyte dieſes San: des nicht mehr als S0. Meilen; die Laͤnge aber von Nord in Suͤden erlauffet ſich auf Tauſend. Auf der Ebene am Meer regnet es niemahls / dahero auch die Gebaͤude ohne Daͤcher / oder / da etlicher Orten deren gefunden werden / ſind ſie von Matten mit etwas darauf gelegter Erden. Auf den Ber⸗ | O 2 gen A 212 Karitaͤten⸗Cabinet. gen Sleras, regnet es vom September bie zum April / die uͤbrige Zeit des Jahrs iſt ſchoͤn und helles Wetter / dieſes geſchicht / wann die Sonne entfer⸗ net: fo bald fie ſich aber nahet / gehet das Regen: Wetter an. Auf denen Andes regnet es fat durchs gantze Jahr ohne Aufhöreny nur zu weilen klaͤhret es ſich auf / und wird ſchoͤn. Auf den Ber⸗ en faͤhet der Sommer an im April / und dauret is im: September. Der Winter aber waͤhret vom October bis zu Ende des Mertzens. Auf den flachen Lande laͤngſt der Meer⸗Kuͤſte zeiget ſich das Widerſpiel / denn wann daſelbſt der Winter ſich endet / ſo faͤnget er auf dem Gebuͤrge erſt an. Sei- frieds Wunder in der Natur / part. 2. §. 32, pag. 25. | XLVII. Der edle Jugend ⸗Stein. TEN Oſt⸗Indien wird ein gewiſſer Stein geſun⸗ den / den die Portugiſen daſelbſt Pietra de Cavar, den Jugend⸗Stein nennen / man haͤlt ihn daſelbſt ſehr hoch / weil die Indianer in den Gedan⸗ cken ſtehen / wer denſelben täglich in der Speiſe ge⸗ brauchet / den gebe er Krafft das Leben zu verlaͤn⸗ gern / und gleichſam in ſteter Jugend zu bluͤhen / al⸗ ſo / daß er nicht ungeſtalt werde / keine Runtzeln be⸗ komme / auch fuͤr allem / was ihm ſeine lebhaffte Schöne verderben / lange Zeit verwahret wuͤrde / derohalben auch die Könige und groſſe Herren ihre Gefaͤſſe / als Schüffeln / Toͤpffe / Trinck und 12 el⸗ E:: . rm: —dX'ü e.. :! ⅛ A . ] 2 ]⅛˙ 3 ]ð 2233 Raritäten; Cabinet. 213 ſel⸗Geſchier davon machen aſſen / in Hoffnung / in wohlgeſtalter Jugend zu bleiben. Linſchot. part, 4. cap. 42. 1 | XLVIII. Die Feuer⸗fangende Aepffel. Er Indien und Arabien / werden fonderbahre Aepffel gefunden / welche aͤuſſerlich zwar die Geſtalt eines geſunden und friſchen Obſts præſen⸗ tiren / aber doch gleichwol zu nichts anders nuͤtze ſind / als zum Zunder / indem ſie alſo . e daß ſie / wenn mit einem Stahl Feuer darauf geſchla⸗ gen wird / daſſelbe als ein Zunder entfangen / und alsdenn weiter zu Anzuͤndung der Licht⸗Kertzen Die nen. Joh. Heinr. Urſin. Salom. Evang. F. I. Pag 343 · | 9 075 XLIX. Die Sineſiſchen Kunſt⸗ und Pracht ⸗ Felſen. Ver wohlgereiſete Johann Neuhoff, fan ſich nicht genug verwundern uͤber die ungemei⸗ nen Kunſt⸗Klippen / welche die uͤppigen Sineſen weyland erbauet haben. Seine Worte hievon ſind folgende: Ehe man an das Dorff Pekkinſa kommt / ſiehet man ferne nicht weit davon am Stran⸗ de / etliche Stein⸗Klippen von Menſchen Haͤnden gemacht / dermaſſen kuͤnſtlich ausgearbeitet / und ſo wunderſchoͤn formiret / daß nicht fo ſehr die Kuͤnſt⸗ ler als die Natur ſelbſt des Wercks Meiſter zu ſeyn / | O3 ſchei⸗ 214 Raritäten: Cabinet. ſcheinen: Aber der leidige Krieg das reiffende und verſchlingende Thier / welches auch Koͤnig und Fuͤr⸗ ſten ihrer Landen beraubet / hat dieſelben fo jaaͤm⸗ merlich zerriſſen und zerbiſſen / daß ſie mehrentheils gantz geſchaͤndet und verdorben / ſo daß man der ge⸗ ſtummlete übrige Stumpff nur noch etlicher maſ⸗ | fen weiſen kan / mit was Glantz fie weyland ge⸗ gepranget / welches Zerbrechen und Niederreiſſen ſolcher Kunſt⸗Klippen und wunder⸗ prahlet und artigen Stein⸗Felſen / eine Sonnen⸗klare Angeis gung iſt / wie grauſam der raſende Tartar in dem letzten Krieg hin und wieder im Reich gewuͤtet / nemlich dergeſtalt / daß er nicht allein die groſſen Staͤdte / nebenſt andern im Brandt geſtecket / zu⸗ brochen / eingeriſſen / zerſtoͤhret und zu Grunde ver⸗ wuͤſtet / ſondern auch nicht leiden koͤnnen / daß eini⸗ ge geringe Oerter und ſchlechte Doͤrffer von ſol⸗ chen fürteeflichen Kunſt⸗Stuͤcken etwas Ehr und Anſehen haͤtten. Denn ja billig jemand ſagen möchte / der Tartar habe dieſe Kunſt⸗Stuͤcke an den gemeldten ſchlechten Oertern geſchaͤndet / zerſchmet⸗ tert / und übern Hauffen geworffen / nur zu dem En⸗ de / auf daß nicht dieſelben / ſondern groſſe Staͤdte und vornehme anſehnliche Herter allein / damit prangen / und deſto mehr Glantz und Herrlichkeit vor jenen haben möchten. Wie denn noch heuti⸗ ges Tages daſelbſt ſothane Kunſt⸗Stuͤcke aller⸗ dings unyerletzt / und in vorigem Zuſtande vorhan⸗ den / maſſen inſonderheit an denen / ſo man in der Kaͤyſerlichen Haupt⸗Stadt Peking ſiehet / klar a offen» Karitaͤten Cabinet. 215 eee eee offenbar / als welche der Tartar bey hieſiger Stadt Eroberung / gantz und ungeſchaͤndet gelaſſen / ja ſo hoch feit der Zeit bis auf dieſen Tag gewuͤrdiget / daß niemand denn Seine Kaͤyſerliche Majeſtaͤt und dero fuͤrnehmſten Reichs⸗Raͤhten ein freyer Zugang darzu geſtattet wird. Das Anſehnlichſte unter allen im gemeldten Doͤrffe / das am wenigſten geſchaͤndet / und noch et⸗ was von feinem vorigen Glantz behalten / hub ſeine zierliche Spitze oder Gipffel über die 40. Fuß in die Hoͤhe. In der Mitten hatte es zwey artliche und ar künſtlich ausgeholete Gemaͤchter / die fein gerad über einander gefuͤget waren / und dis Kunſt⸗ Stuͤck in zwey gleiche Theil von einander ſcheide⸗ ten. Zu dieſen Gemaͤchern ſteiget man auf einer Windel ⸗Treppen / fo ebenmaͤßig nicht weniger kuͤnſt⸗ als koͤſtlich gebauet / fo wol oben als unten 4. Tritt breit iſt / hinauf. Dis gantze Werck / ſo man billig vor das achte Wunder⸗Werck der Welt halten moͤchte / beſtund aus Thon / eim und derglei⸗ chen Materie / welches alles ſo kuͤnſt⸗ und artlich for⸗ miret / auch dermaſſen hart gebacken war / daß man über die Erfindung / Kunſt und anmuhtige Ge⸗ ſtalt des gantzen Wercks ſich entſetzen / und ver⸗ ſtummen muſte. Ja faſt gar vor Verwunderung entzuͤckt ward / daß Menſchen Hände die Natur fo eigentlich hätten nachaffen koͤnnen. In einem praͤchtigen Garten bey der groſſen Stadt Nanking in Sina, iſt auch ein ſchoͤner Berg zu ſehen / der von mancherley polirten ae gar kuͤnſtlich zuge⸗ 4 rich⸗ 216 Karitaͤten⸗Cabinet. richtet iſt / und find darinn unterfchiedliche Luſt⸗Hö⸗ len gehauen / nebſt welchen er auch andere Gemaͤ⸗ cher / Hofe und Hof⸗Plaͤtze / Stiegen / oder Treppen / desgleichen Fiſch⸗Teiche und Baͤume / und viel an⸗ dere Dinge mehr begreiſft / an welchen Luſt und Kunſt mit einander ringen. Br Nanking hat ſonſten durch den jungen Tar⸗ tar⸗Koͤnig einen ſolchen Stoß erlitten / daraus es ſich gar ſchwerlich erretten wird / denn darinn iſt es ſeiner beſten Zierde beraubet / und ſo gar zu Grun⸗ de gerichtet worden / daß es von den Feinden ſelber bejammert iſt. Im uͤbrigen wird des Kunſt⸗Fel⸗ fen daſelbſt Anmuht und prächtige Luſt dadurch vermehret / daß ſolcher in einer ſolchen Figur ge⸗ bauet / welche einen artlichen Labyrinth oder Irr⸗ garten præſentiret. Denn wiewoles keinen uͤber⸗ aus groſſen Platz einnimmet / wird doch einer / der alles beſehen und begehen will / Z. ja 3. Stunden dar⸗ über zubringen / bis er endlich zueiner andern Pfor⸗ ten wieder heraus kommet. Trigautius lib. 4. cap. 6. L. Die zwar kleine aber dennoch ſehr fraͤß ſige Thierlein. N Oſt⸗ Indien / und vorab in der Landſchafft Jamaica, gibt es eine beſondere Art Milben / die nicht ſo wol zu ſehen / als zu empfinden ſind. Die⸗ ſe Thierlein werden von den Mohren in ihrer Sprache Chegi genennet / und machen den Ein⸗ | wohnern Raritäten: Cabinet: 217 wohnern dieſer Orten ſehr groſſe Ungelegenheitfols gendermaſſen. Sie beiſſen durch die dickſte Haut ihrer Fuͤſſe tieff in das Fleiſch hinein / und weil fie überaus klein / Eönnen fie ſolches nicht eher bis an den ſiebenden Tag entfinden / von dannen fangen fie an / durch den gantzen Fuß zu kriechen / und die Zaͤ⸗ hen an denſelben abzufreſſen / wenn nun nicht zeitliche Huͤlffe geſchicht / ziehen ſie durch den gantzen Leib / und wird der Menſch von ihnen allgemach lebendig nicht ohne groſſen Schmertzen gefreſſen. Heinſ. Oldenb. Acta Reg. hoc Angl. ad An, 1668. P. 393. Gotthold . Ernſt zufällige Andachten p. 357: Them. LXXV. edit. in 8 vo. 1 LI. Die ſeltzame Frucht Peci. Nden offt genannten Königreich China, und M zwar in den Land⸗Strich Chekiang waͤchſet in ſtillſtehenden Waſſern eine Frucht Peci genannt / welche iſt rund / und nicht viel groͤſſer als eine Ca⸗ ſtanie. Der Kern / welcher mit einer gar zarten Erdfarben⸗Haͤutlein bekleidet / iſt inwendig voll ſchnee⸗weiß⸗ſafftiges Marck / ein wenig härter / als das Fleiſch gemeiner Aepffel / eines anmuhtigen weinſaͤuerlichen Geſchmacks / wenn mit der Frucht zugleich ein Stuͤck Kupffer / oder dergleichen Muͤntz inden Mund genommen wird / fo laͤſſet es ſich von Stund an zu hoͤchſter Verwunderung mit ſamt der Frucht zermalmen / und wie einen weichen Brey zerkaͤuen / dahero fie auch ſonſt die Kupffer⸗bre⸗ TER | RE chende 218 Karitaͤten⸗Cabinet. LIII. Der gifftige Baum. 58 den Inſulen des Antilles gruͤnet der weit⸗ berühmte Maſenilien- Baum. Dieſer hat anmuhtige Blaͤtter / und traͤgt rohtgeſtreiffte Aepf⸗ feln. Wenn dieſe genoſſen werden / erwecken ſie einen Todesſchlaff / ſonſten aber ſchmecken ſie wie ae Wann fie ins Waſſer fallen / vers aulen ſie nicht darinnen / ſondern bekommen eine Salpetrigte Rinde / vergifften aber das Waſſer der⸗ maſſen / daß 95 die Fiſche davon ſterben / auſſer die Krebſe / welche aber doch auch nicht ohne Gefahr zur Speiſe koͤnnen genommen werden. Unter der Rinde des Stamms und der Zweige liegt eine merck⸗ liche Milch / die verurſachet Entzuͤndung der Augen / und Schwellen des Leibes. Wenn der Regen von dieſen Baum jemand auf den Leib tropffet / erwecket er peinliche Schmertzen / und ſo jemand darunter ruhet / ſo ſchwillet er hoch auf. Wann mit dem Holtze dieſes Baums einige Speiſe gekochet wird / und nachmahls genoſſen / fo verbrennet fie den Mund und Hals. Die Einwohner dieſer Inſu⸗ len bereiten aus der ſchon gedachten Milch und den Safft der Fruͤchten dieſes Baums ein toͤdtliches Gifft / womit ſie ihre Pfeile beſtreichen. Olf. Dap- pers America, LI. Raritäten: Cabinet. 219 3 3 Aa Die wohlriechende Schlangen. N lerembergius erzaͤhlet aus einem Schreiben / Patris Joſephi Adei von Anno 1628. daß unfern von Tuna Puma (welches Er. Franciſci, meynet die Stadt Tunia im Weſt⸗Indiſchen Kos nigreich Neu⸗Granato zu ſeyn) in einem Walde / ein weit⸗begriffener Ort ſey / darinnen zu der Zeit eine Schlange etliche Jahre nach einander geſehen worden / die viel dicker geweſen als ein Ochs / und ex⸗ ſchrecklich lang / groſſe Schild⸗Kroͤten und Hirſche verſchlungen; allenthalben / da fie herdurch gekro⸗ chen / den Weg gleichſam verbraucht / alſo daß das Graß daſelbſt bey anderthalb Ellen breit verdorret ſey. Ein Soldat hab etliche mahl feine Muſavet auf ſie geloͤſet / aber vergeblich / ſintemahl die Kugeln gleicher geſtalt von ihrem geharniſchten Leibe zurück geprellet / als ob man fie wider einen harten Felſen verſchoſſen haͤtte. Dieſe Schlangen ſind mit Schaa⸗ len oder Stahl⸗feſten Schuppen / ſo einer Hand breit / gleich einen Pantzer uͤberzogen / und bleiben dadurch leicht Schuß⸗frey / man wolte denn ein Stuͤck auf ſie loßbrennen. Ae Selbige Art Schlangen entdeckt ſich bald ſelbſt / durch ihren lieblich⸗ſtarcken Geruch / maſſen die Maulthiere und Eſel dieſelbe von weitem riechen / und alsdenn mit keinen Streichen weiter fortzubringen ſind. Desgleichen fliehen die Hunde ſtracks zu⸗ ruͤck / ſo bald ſie nur den Auswurff der Schlangen gerochen; welches gemeiniglich ein Hauffen unver; daueter 220 Karitaͤten Cabinet. daueter Knochen von den eingeſchlungenen Thieren ſind / die doch nicht ſtincken / ſondern wie lauter Bie⸗ ſam riechen. 8 LIV. Die wohl riechende Crocodillen. Ber den wohl riechenden Schlangen werde ich gedencken an dem / was Nierenbergius lib. 12. Hiſt. Nat. cap. i. ſchreibet von den Ehern uñ von dem Jett / ſo die Crocodillen an heimlichen Oerter des Leibes tragen / daß ſie nicht anders als der beſte Bie⸗ am riechen. Eben dieſer Autor erzehlet auch / daß na⸗ e bey dem Schlund der Crocodillẽ kleine Glandulæ in der Groͤſſe einer Bohnen gefunden werden / wel⸗ che gleicher geſtalt einen lieblichen Geruch von ſich geben. Ja jul. Cæſ. Scaliger. Comm. in Ariſt. Hift. Animal. lib. 2. c. 118. ſchreibt / daß in In⸗ dien Erocodillen gefunden werden / welche man auf der Tafel ſpeiſet / weil ſie nicht anders wie Kalbfleiſch ſchmecken / und ein jeblicher Muſcus riechen. LV. Der Crocodillen Nahrung / Aufkom- men / ꝛc. und andere Beſchaffen⸗ heiten. II erſchreckliche Menſchen⸗freſſende Crocodil⸗ len / von den Indianern Kayman, und von den Portugiſen Lagarto genannt / ſind ſehr gemein in den Indianiſchen Laͤndern; Es leben ſelbige Thies re fo wol aufm Lande / als im Waſſer / find oh! | ar Raritätens Cabinet. 221 ſlarck und argliſtig / und vermehren ſich wunderlich; Wann ſie ſich paaren / leget das Maͤnnlein das Weiblein auf den Ruͤcken / weil er nicht anders we⸗ gen feiner kurtzen Beine dabey kommen kan / das Weiblein leget hernach So bis 60. Eyer / und bruͤ⸗ tet dieſelben in 60. Tagen aus / etliche legen dieſelben im heiſſen Sande / und werden alſo von der Sonnen ausgebrüͤtet / dieſes Thier wird ſehr groß / ſo daß es zu weilen eine Laͤnge von 70. 80. bis 100. Schuh er⸗ reichet / iſt ſonſt geſtalt wie eine Eidex / hat eine breite Stirn / einen Sau⸗Nuͤſſel / und ein Maul / ſo bis an den Ohren offen ſtehet / worinnen Zähne fo groß weiß und ſtarck wie Kaͤmme ſizen / deſſen Obertheil er nur regen kan / weil das Untertheil unbeweglich it. Er hat keine Zunge / aber an deſſen Stelle eine haarichte Haut / wie eine Zunge formiret / welche ihm an die Kinnbacken feſt gewachſen / daß er ſie nicht aufheben kan. Seine Augen find groß und rund / mit ſchwartzen Aug⸗Aepffeln. Der Ruͤckgrad hat 60. ſteiffe Gelencke / welche er / wenn er laͤufft / oder ſich drehen und bewegen will / nicht nach ſeinen Wil⸗ len lencken kan / weswegen er gerade vor ſich lauffen / oder ſeinen Lauff allezeit verändern muß / wodurch ihm noch offtmahls derjenige / welchen er verfolgt / durch vielfaͤltiges und geſchwindes Umdrehen ent⸗ rinnet. Die Beine und Fuͤſſe find mit Puckeln / ſo wie ſcharffe Naͤgeln gewaffnet / und ſtehen zur Sei⸗ ten ein wenig aus. Der Schwantz iſt ſo lang / wie der gantze Leib. Die Haut unterm Bauch iſt weich / und kan leicht verwundet werden / oben aber iſt ſie ſo dicke / daß ſie offt durch einen we nicht 222 Raritäten: Cabinet. nicht Fan durchſchoſſen werden. Seine Farbe iſt mehrentheils tunckelgrau / alſo / daß wann er im Schlamm lieget / kein groſſer Unterſcheid zwiſchen ihm zu ſehen iſt. Daher es offt geſchicht / daß man naͤher bey ihm iſt / als man vermuhtet. Und dan⸗ nenhero gleichſam fliegende davon lauffen muß. Sie legen ſich / wenn ſie fatt ſind / am Ufer / in⸗ ſonderheit wenn es niedrig Waſſer iſt / in der Son⸗ nen nieder / lauren unterdeſſen auf den Raub: Von fernen find fie anzuſehen / wie umgekehrte Schiffe: Ja ſie ſcheuen zu weilen keinen Menſchen / wenn man mit Schiffen auf ſie zufaͤhrt. Die meiſte Zeit haben ſie den Rachen offen / und fleucht alsdenn ein kleiner Vogel Trochilus oder Zaunkönig genannt / zu ihnen / in ihren Maul Nahrung zu ſuchen. Dies ſer Vogel ſaͤubert ihnen das Maul / hernach dis Zaͤhne bis an den Schlund / und weil ihnen ſolches ſanffte thut / ſperren ſie das Maul ſo weit auf / als fie immer koͤnnen. Sie leben von Fiſch und Fleiſch / und trachten den Menſchen fuͤr andern ſehr nach / worauf ſie mit groſſer Liſtigkeit zu lauren wiſſen; maſſen ſie ſich ſtellen / als wenn ſie ſchlaffen / uͤbeꝛfallen aber die Menſchen unvermuhltlich / wenn dieſelben es ſich am wenigſten verſehen. Walther Schulz lib. z. cap. I2. pag. 207. & 208. LVI. Die Crocodillen⸗Jagt in Florida, I rrgeahterdiefes Thieres Grauſamkeit / wird es dennoch auf vielerley Art von den Einwoh⸗ nern Raritäten: Cabinet. 223 nern derer Orten / da es ſich aufhaͤlt / gefangen / und als eine wohlſchmeckende Speiſe verzehret. Die Floridaner fangen es auf eine ſonderbahre Manier. Sie machen am Waſſer ein kleines Haͤuslein / voll Locher / ſtellen einen dahinein auf die Wacht / welche Achtung geben muß / ob ſich ein Crocodill von fernen ſehen oder hören laſſe. Denn wenn dieſes ungeheure Thier Hunger leidet; Kreucht es aus dem Waſſern und Inſuln herfuͤr ans Land / um zu rauben und zu verſchlingen. Mißlinget ihm aber feine Hoffnung / und es wird ihm nichts zur Beute / ſo ſchreyet es gar erſchrecklich / alſo / daß mans auf eine halbe Meile hoͤret. Als⸗ denn berufft der Waͤchter ſeine andere Neben⸗ Waͤchter zu ſich / und ergreiffen darauf ihrer 10. oder 12. einen langen Baum / treten dem Crocodill entge⸗ gen / der immittelſt hinzuſchleicht / begierig einen aus ihren Mitteln zu erſchnappen / und in feinen weit⸗ auf⸗ geſperreten Rachen zu verbergen. Aber ſeine Raub⸗ gierigkeit macht / daß er ſelbſt zum Raube wird. Denn ſie ſtoſſen ihn mit groſſer Behendigkeit den ſchmaleſten Theil des Baums aufs allertieffeſte in den Rachen / und kan der Baum von wegen ſeiner Ungleichheit und rauhe Rinden / nicht wieder heraus gezogen werden / darum iſt hiermit der Crocodill ihr Gefangener. Folgends werffen ſie ihn auf den Ruͤcken / und verſetzen ihn inſeinen Bauch etliche Pfeil⸗Schuͤſſe / weil die Haut am Bauch weich iſt. Denn auf dem Ruͤcken kan man der harten an wegen nicht durchdringen / ſonderlich / wenn der Croͤcodill alt * | Alſo 224 Raritäten: Cabinet. Alſo fangen die Floridaner ihren Feind / den Crocodil / welcher ihnen ſonſt ſehr uͤberlaͤſtig iſt / und fie zur immer⸗waͤhrender Wachtſamkeit bemuͤhet. Aus der Erzehlung Jacob le Moyne von der Land⸗ ſchafft Florida Er. Franciſci in feinem Sitten⸗ ſpiegel pag. 1461. LVII. Die groſſen Americaniſchen Rieſen. Na Anno 1499. Americus Veſputius ſeine andere Reiſe nach der neuen Welt thaͤte / da traff er nicht weit vom feſten Lande eine Inſul an / welchen er die Rieſen⸗Inſul nennete / nicht weil ſeine Leute etliche Rieſenʒ⸗Fußſtapffen daſelbſt angetrof⸗ fen / ſondern neun Spanier hatten ſich / friſches Waſſer zu ſuchen / dandwerts einbegeben / da fun⸗ den ſie in einem breiten Thal 5. groſſe Huͤtten / und in denſelben 2. groſſe Weiber mit drey Toͤchtern / dieſe Weiber / welche ziemlich bealtert waren / ſetz⸗ ten den Spaniern Speiſe fuͤr. Dieſe machten An⸗ ſchlaͤge / eine von den Töchtern zu entfuͤhren / und als ein Wunder nach Spanien zu bringen / aber indem fie ſich darüber berahtſchlagen / kamen 36. nackigte Maͤnner / die noch einen guten Theil groͤſſer als die Weiber waren / doch ſonſten einen wohl⸗geſtalten Leib hatten / hinein getreten. Den Spaniern ſtun⸗ den wegen Ankunfft dieſer erſchroͤcklichen Männer die Haar zu Berge. Ein jeder Rieſe trug einen Bogen und Pfeil / und eine groſſe Keule. Sie ſtun⸗ den alle beſtuͤrtzt / als ſie dieſe neun e fas en / Raritäten: Cabınet, 225 hen / und hatten ein groſſes Gemurmel unter einan⸗ der. Vor die Spanier war guter Raht theuer / und wuͤnſcheten wol tauſendmahl / daß ſie auf ihren Schif⸗ fen geblieben wären. Etzliche hielten vor rahtſam die Feuer ⸗Roͤhre zu loͤſen / und unter dem Dampffe über die Er ſchoſſene hinzuſpringen / und alſo zu ent: ſchnappen / andere urtheilten / daß man ihnen freund⸗ lich begegnen ſolte / welches auch der beſte Raht war. Hierauf giengen ſie zur Huͤtten hinaus nach den Schiffen zu / die Rieſen folgten ihnen auf einem Steinwurff nach / und hielten viel Geſchwaͤtze un⸗ ter einander. Sie waren aber eben ſo verzagt als die Spanier / denn wann dieſe ſtillſtunden / blieben ſie auch ſtehen / giengen die Spanier fort / giengen ſie von ferne nach. Endlich gelangten die Spa⸗ nier an den Strand / und weiter auf die Schiffe / kaum waren ſie mit dem Bohte vom Lande / als die Rieſen ploͤtzlich nacheileten / und im Schwimmen mit ihren Bogen gewaltig auf die Schiffe zu ſchoſ⸗ ſen / doch niemand verletzten: So bald fie aber aus zwey geloͤſeten Stuͤcken / den knallenden Donner und blitzenden Glantz vernahmen / da kehreten ſie vor Schrecken wieder nach dem Lande zu / und flohen auf einen nechſt⸗gelegenen Berg. Dieſe Inſul nenne⸗ ten nachmahls die Spanier wegen der ungeheuren Einwohner die Rieſen⸗Inſul: Da fie manchmahl einen harten Scharmuͤtzel ausgeſtanden / weil die Einwohner ihnen an das Land zu kommen / oder etwas von dannen zu holen / durchaus nicht geſtatten wolten. Dappers Deſcript. Americ. lib. i. c. z. P LVIII. 5 40 werd 126 Karitaͤten⸗Cabinet. LVIII. Die ſeltzame Eur. SH Jahr 1646. den 13. Januarij / kam der Chan oder Gouverneur von Amadabat nach Agra, welches iſt die allergroͤſte Reſidentz⸗ Stadt des Königs in Indoſtan. Denſelben Abend hatte er alfobald den Hollaͤndiſchen Viſi⸗ teuren und Directoren bey ſich zu Gaſte; Indem ſie aber mitten in der Mahlzeit waren / thaͤte der Chan eine allzugroſſe Hand voll Reiß in den Mund / daß ihm die Kinnbacken ausſprungen / und der Mund unbeweglich ſperr⸗weit offen ſtehen blieb. Er wolte gantz nicht wieder zuſammen gehen / wes⸗ wegen der Chan da ſaſſe / und die Augen im Kopffe verkehrte. Als ſolches der Hollaͤndiſche Viſiteur ſahe / ließ er alſobald feinen Barbierer aus der Logie, welche nahe dabey war / holen / den Chan zu helf⸗ fen / welcher eilends kam / um ſein Beſtes zu thun / ihm auch augenblicklich zu helffen verſprochen / da⸗ fern nur die Art ſeiner Cur nicht moͤchte fuͤr uͤbel gedeutet werden / wie man ihm aber alle Verſicha⸗ rung gethan / da trat er hinzu / gab den Chan eine wohlgeſaltzene Ohrfeige / und in ſelbigen Augenblick gieng der Mund wieder zuſammen / weil die Kno⸗ chen durch den Schlag wieder in ihr Gelenck getrie⸗ ben wurden. Als aber ſolches des hans Diener ſahen / uͤberfielen ſie den Balbierer grimmiger Wei⸗ ſe mit ihren Saͤbeln / und hieben ihm etliche Wun⸗ den Raritäten: Cabinet. 227 den in den Kopff / hätten ihn auch ohne alle Barm⸗ hertzigkeit gantz niedergemacht / wofern nicht der Chan abgewehret / und ihnen zugeruffen haͤtte / ſie ſol⸗ ten einhalten / dieſer Menſch haͤtte es gut mit ihm ge⸗ meynet / und ihm beym Leben erhalten. Hernach ſtund der Chan auf / gab den Barbierer die Hand / danckete ihm vor ſeine geſchwinde Cur / und ließ ihm tauſend Rapues (ſind 50. Rthlr.) an bahrem Gelde geben. Die Diener aber / ſo im Gemach ge⸗ weſen / und zwar / die ſowol / die nur zugeſehen / als die zugeſchlagen hatten / ließ der Chan mit den Fuͤſſen in die Hoͤhe ziehen / und unbarmhertzig auf ihre Fuß⸗ ſohlen baſtioniren. Georg. Anderfohns Orien⸗ taliſche Reiſe / lib 1. cap. 24. e AR Der ſeltzam 8 Wunder⸗ | aum. 155 ER Sofala einem kleinen Königreich gegen Morgen / an das Kaͤyſerthum Monomota- pa graͤntzend / recht an den Africaniſchen Ufer / das von den Orientaliſchen oder Indianiſchen Meer benetzet wird / waͤchſet ein Geſchlecht von Baͤumen / ſo das gantze Jahr hindurch ohne Laub zu ſehen / und alſo duͤrre bleiben / wann man aber gleich einen ze⸗ henjaͤhrigen Zweig davon abhauet / und denſelben ins Waſſer wirfft / gruͤnet es dennoch innerhalb et⸗ lichen Stunden / und bringet gruͤne Blaͤtter her⸗ für / verlieret felbige aber auch wieder / ſo bald man ihn heraus ziehet. Das Holtz von ſelbigen Baum P 2 ſtoſſet 228 Karitaͤten⸗Cabinet. — — — ſtoſſet man klein / und läffer.es in Waſſer weichen / welches alsdann ein kraͤfftiges und bewehrtes Mit⸗ tel / das Blut zu ſtillen. Purchas lib, 9. Navigat. pag. 1537. L. X Die Peruaner haben die Hurerey hart beſtraffet. N jemand bey den Peruanern in Ehebruch er⸗ tappet wird / ſo muſte er ſterben ohne eintzige Gnade / wes Standes er auch immermehr ſeyn möchte. Abſonderlich war die Frau des Todes / der Mann aber / ſo er allein mit einer Adelichen Frauen zu thun gehabt haͤtte / denn wo einer bey einer gerin⸗ gen Frau geſchlaffen hatte / ſo behielt er gemeiniglich das Leben. Ein Adeliche Jungfrau / ſo ſich hatte entehren laſſen / muſte gleichfals ſterben / eine Unedle aber behielte zum erſtenmahl das Leben / und in der andern Hurerey ward ſie zum Tode verurtheilet. Kupplerinnen oder Huren⸗Wirthe hatten auch ih⸗ re gewiſſe Straffe; Aber fo jemand des Königs oder Inga Ehe- Bette beflecket hatte / fo gieng es gar ſchwer her / immaſſen der Ehebrecher alsdann ſamt der Ehebrecherinn lebendig verbrandt wuͤrde. So muſten auch alle ihre Bluts⸗ Verwandten ſterben. Die Barmhertzigkeit hatte hier gar keine ſtatt / fo daß auch die zarten Säuglinge der Todesſtraffe nicht entgiengen. Ja das Land ihrer Gebuhrt mu⸗ ſte es mit entgelten / denn daſſelbe ward gantz wuͤſte gemacht: Die Haͤuſer wurden niedergeriſſen / und alle Raritäten: Cabinet. 229 alle Bäume umgehauen. Alſo wurden auch die Zauberer und Sodomiten ſamt ihren Geſchlecht berbrannt / ſo viel derſelben nur Wiſſenſchafft davon gehabt hatten. Wie ſehr man dieſer Orten uͤber die Keuſch⸗ heit gehalten / kan daraus erhellen / daß die Mannes ⸗ und Frauens⸗ Bilder jeden ihre beſondere Wege / Straſſen und Fußſteige vorgeſchrieben waren. Ward nun ein Juͤngling auf den Weg der Wei⸗ ber / oder ein Frau auf der Bahn der Maͤnner er⸗ tappet / fo muſten fie eben fo geſchwind das Leben laſ⸗ ſen / als wann man ſie bey einander im Lager ertap⸗ pet haͤtte. Happel. Rel. Cur. part. p. 185. 5 EXT Leichen-Geremonien der Mohren [2 in Guina. Menn jemand in Guina geſtorben iſt / ſo fangen die nechſten Freunde allerhand ſeltzame Haͤn⸗ del an: Sie ſchlagen auf Becken / und fragen den Todten / warum er geſtorben ſey? Alsdenn legen ſie bey den Todten allen Hausraht / deſſen er ſich im Leben bedienet / und nimmt niemand etwas davon / weil ſie der Meynung / daß es der Todte in jenem Le⸗ ben bedürffiig. | A Es gehen auch etliche der nechſten Freunde von Haus zu Haus bey den Nachbaren mit einen Becken / worinn ein jeder zehen Stuͤver Goldes muß legen / davor eine Ruhe fuͤr dem Prieſter zu kauf⸗ fen / welcher für den Todten muß Blut haben / den P 3 Teu⸗ 230 Raritäten: Cabinet. — nn Teufel zu verſoͤhnen / und zu bitten / daß er den To: ten aufden Weg zum Himmel nicht aufhalte / noch verhinderlich ſeh. Wenn ſolches gefchehen; gehen ſie heim zum Leich⸗Gelage / da ſie es alsdann luſtig laſſen hergehen / und tapffer herum ſauffen. Beſchr. Guin, pag. 104. LXI. | ! Die fruͤh zeitige Kinder- Hochzeit: Te Kinder auf der Kuͤſte Choromandel / wer⸗ den im ſiebenden und achten Jahr verhey⸗ rahtet: und wenn fie Hochzeit machen / ſo kommen alle Freunde / ſowol des Braͤutigams als der Braut zuſam:nen / ſetzen ſich auf die Erde rings um ein Feuer / welches ſie ſiebenmahl hin und wieder keh⸗ ren / auch auf ihre Sprache etliche ſonderliche Cere⸗ monien dazu ſprechen / auf ſolche Weiſe iſt die Hoch⸗ zeit befeſtiget. Vogels Oſt⸗Indiſche Neſſe pag. 710. 71. edit. nov. Der Gufüratten Kinder heyrahten im ſieben⸗ den / ſechſten / ja gar im fuͤnfften Jahr / und wird man ſchwerlich eine Jungfer unter fie antreffen / die 9. Jahr alt. Id. p.710. Die Einwohner der Inſul java Minor ma⸗ chen ebenfals Hochzeit von 7. bis n. Jahre / aus der Urſach / daß ſie ihrer Eltern Güter mögen erben / und den Konig davon abhalten / weil derſelbe ſonſt / wenn der Vater ſtirbt / und Kinder nachlaͤſſet / Mutter und Kinder / ſamt der gantzen Verlaſſenſchafft zu ſich nimmet / und ſie zu Sclaven machet / welches 2 Als⸗ Raritäten Cabinet. 231 alsdenn / wenn fie freyen / keine Noht hat. Ibid. pag. 649. | LuXII. Die wider Gifft und allerhand Kranck⸗ heit dienende Mexicaniſche Sie⸗ gel⸗Erde. | N Neu⸗Spanien / oder in den Koͤnigreich Me- xico, findet man ein Bergwerck von weiſſer und weicher Erden / welche in einem Safft einge⸗ truncken / ein bewehrtes Antidotum oder Gegen⸗ gifft verſchaffet: und hat die vorſichtige Natur die⸗ ſem Lande inſonderheit mit dieſes Mittel guͤnſtig ſeyn wollen / denn ſonſten würden noch tauſendmahl mehr Menſchen von dem Biß der gifftigen Schlan⸗ gen / die ſich ſehr haͤuffig da finden laſſen / jaͤhrlich Das hin ſterben. Nieremberg. H. N. lib. 16. cap. 35. Der laͤcherliche Vogel⸗Fang in iſpaniola. Sn poßierlichen Vogel⸗Fangs / fo bey den Voͤlckern in der Inſul Hifpaniola üblich / gedenckt Petrus Martyr. Es gibt in jetzt⸗benann⸗ ter Inſul viele Pfuͤtzen und groſſe Teiche / welche man kan durchwaten. „ Auf ſelbigen Pfuͤlen pflegen unglaublich viel Waſſer⸗Voͤgel umher zu ſchweiffen / weil unten am Grunde viel Kraut waͤchſt / und aus den feuch⸗ ten Lettich kleine Fiſchlein / auch ſonſt tauſenderley Gattung von Froͤſchen / 3 und apa 1 5 Nr 232 Karitaͤten⸗Cabinet. Ungeziefer / vermittelſt der durchdringenden Son⸗ nen⸗ Hitze werden erzeugt. Die Voͤgel aber / ſo dieſelben Pfützen beſchwimmen / find mancherley: Als Endten / Gaͤnſe / Schwaͤne / Waſſer⸗Huͤner / Taucher u. a. m. Es waͤchſt aber in den Garten des Orts an den Baͤumen eine ſehr groſſe Kuͤrbis⸗ Frucht / von denſelben Kuͤrbiſſen wirfft man eine Ans zahl in ſolches ſeichte Waſſer; nachdem man ſie vor⸗ hero wohl vermacht hat / daß kein Waſſer hinein bringe / und zum ſincken bewege. * Durch ſothane in den Waſſer⸗ſchwimmen⸗ de Kuͤrbiſſen / werden die Voͤgelin hinterliſtiger Si⸗ cherheit geſetzt / da unterdeſſen der Voͤgelfaͤnger ſein Antlitz mit einer groſſen Kuͤrbiſſen verlarvet / und den Kopff allerdiags / ohne die Augen / welche durch zwey gebohrte Löcher ſehen / bedeckt / und alſo bis ins Waſſer gehet; Angemerckt / ſelbige Leute von Kind⸗ heit auf der Fluͤſſe gewohnet / und in Waſſer zu wan⸗ dern / nicht ſcheuen. 1 Alsdann laſſen ihnen die Voͤgel einbilden / die Kuͤrbiß / fo des Vogeſſtellers Haupt verbirgt / ſey eben wie die andere voll Sicherheit / und leer von Ge⸗ fahr; dahero jener deſto freyer ſich zu ihnen nahet / und mit ſeinen Kopff den andern wallenden Kuͤrbiſſen nachaffet. Wenn er nun an / oder vielmehr unter ſie gelangt; ſtreckt er leiſe die Hand aus / erwiſcht den unbehutſamen Vogel bey den Fuͤſ⸗ ſen / zeucht ihn unters affer in einen darzu berei⸗ teten Sack. Die übrigen Voͤgel kehren fich nichts daran; als welche waͤhnen / ihr geflügelter Waſſer⸗ Gefaͤhrt Karitaͤten⸗Cabinet. 233 Gefaͤhrt habe ſich ſelbſt untergetaucht / und ſchwim⸗ men unterm Waſſer / ſchwimmen derohalben in ih⸗ rer unbetrogenen Einfalt / ſo lange fort / und ſuchen ihre Nahrung / bis fie durch gleiche Lift betrogen / und des Stellers Nahrung werden. P. Martyr. Oceanex Decadis Tertiæ lib. io. N ale LANE in 4 Der Guineſiſche Mohren abgoͤttiſche Religion und Sitten. 5 . die Mohren daſelbſt beten Ringe von Stroh an Gottes ſtatt an; von welchen ſie Gottes⸗ laͤſterlich reden / und ihn nennen boͤß und ſchwartz / und ein Urſach alles Elendes; ſagen auch / daß ſie keinesweges ihm verbunden ſeyn / wegen einiges Guten / das ſie genieſſen / ſondern allein ihrer ſelbſt⸗ eigenen Klugheit. Sie thun in ſolche Ringe Wei⸗ tzen / Waſſer / Oel / zur Speiſe fuͤr ihren Gott. Sol⸗ che Ringe werden von vielen getragen / als Præſer⸗ vation wider allerhand Gefaͤhrlichkeiten. Ihre Prieſter pflegen ihnen zu predigen an den Feſt⸗Ta⸗ gen / und nach ihren Predigten die kleinen Kinder mit Waſſer zu beſprengen. Sie conferiren ihren Abgoͤttern den erſten Biſſen und Trunck von ihrer Speiſe und Tranck. Es iſt gaͤntzlich zu vermuh⸗ ten / daß der ſchwartze Gott / von welchen ſie laͤſter⸗ lich reden / der Teufel ſey / welchen ihre loſe Prieſter den unwiſſenden Volck zeigen in einer ſchwartzen und greulichen Geſtalt: bisweilen eines ſchwar⸗ tzen Hundes: Wenn ſie ſich mit Kalck beſtreichen / P 5 ver⸗ 234 Raritaͤten⸗Cabinet. 3 vermeynen daran zu thun. Wann derſelbe auf ſie erbittert iſt / pflegen ſie den Prieſter mit Golde zu beſtechen: der⸗ gleichen thun auch die Fiſcher / wenn ſie kein gut Gluͤck auf den Waſſer haben. Der Prieſter gehet alsdann mit feinem Weibe in der Procesſion, ſchlaͤ⸗ get an ſeine Bruſt / und klitſchet mit den Haͤnden; Darnach hangen ſie Zweige von Baͤumen um ih⸗ re Haͤlſe / und ſchlagen die Trommel; der Prieſter wirfft Korn ins Meer / um den zornigen Gott zu verſoͤhnen. Sie haben auch etliche Baͤume / die ſie gar hoch halten / und womit ſie als Oraculen ſich berahtſchla⸗ gen / und mancherley thoͤrichte Ceremonien dabey gebrauchen. Sie beten einen Vogel an / der Fe⸗ dern hat wie Sternen / und eine Stimme wie ein Stier. Der Thynnus oder Thonin, iſt bey ih⸗ nen ein geheiligter Fiſch / den man nicht anruͤhren darff. Desgleichen ſind auch die Berge / welcher Spitzen (oder vielmehr die Prieſter / fo fich auf dieſel⸗ ben aufhalten) ſie taͤglich mit Speiſe und Tranck ver⸗ ſehen. Wenn jemand ſtirbet / machet der Prieſter Goͤtter von Stroh / daß ſie den Verſtorbenen nach der andern Welt begleiten / auch werden mit denſel⸗ ben geſandt Wein und allerhand leckere Speiſen / dazu Dienſt⸗Bohten ſamt ſeinem Weibe; wo es ein König iſt / werden viele Diener getoͤdtet / um den König im andern Leben aufzuwarten / deren Haupt werden auf Pfaͤhle rings um das Grab geſtecket. Sie haltens fuͤr eine Suͤnde / auf die Erde ſpeyen / weil Raritäten: Cabinet. 235 weil ſie dieſelbe (nach Lindſchottens Bericht / im erſten Theil ſeiner Schiff⸗Fahrten / unter den Er⸗ zehlungen von Guinea) anbeten / der Dienſtag iſt ihr Sabbaht. So brauchen ſie auch die Beſchnei⸗ dung und viele andere Tuͤrckiſche Ceremonien. Alexander Roſs in ſeinem Gottesdienſt der gantzen Welt / pag 169. & ſeq. men MIELE aA LXVI. ü | Das prächtige Gaſt Mahl. Der ineſiſche Käyſer Cheus hat eins mahls ſei⸗ ner Gemahlinn zu gefallen / eine Gaſterey an? geſtellet / ſo 120. Tage und Naͤchte (dann dieſe wur⸗ den nicht ausgeſchloſſen) in einem Stuͤck gewaͤhret / darinn er folchen Pracht und Uberfluß getrieben / daß ſeiner Gemahlinn Stoltz und Uppigkeit mehr geko⸗ ſtet / weder alle Guͤter des Reichs aufbringen. Neuhoff. ILXVI. | Das verfuͤhriſche Sineſiſche Thier Fefe. N den Sineſiſchen Landen Gannan, findet man nach des gelehrten Pater Martini Mar- tinii Bericht / ein ſchaͤdliches Thier / mit Nahmen Feſe, daſſelbe iſt bey nahe wie ein Menſch geſtal⸗ tet / ausgenommen die Arme / welche laͤnger als Menſchlich: wie auch die Farbe des Leibes / wel⸗ che ſchwartz und rauch. Sonſt gibt es ein recht Menſchen⸗Gelaͤchter von ſich / wiewol den Men⸗ chen nicht zur Ergetzlichkeit / ſondern zum Ver⸗ der⸗ Sg m 236 KRaritaͤten⸗Cabinet. „% P ˙· TO derben; denn wenn der Menſch ſich dadurch hinzu⸗ reitzen und locken laͤſt / ergreifft / zerreißt / frißt und verſchlingt es ihm. Er. Franciſci Sitten⸗Spie⸗ gel / lib. z. cap. 14. p. 1073. | LXVIII. Der nuͤtzliche Wunder - Baum. I Neu⸗Spanien gibt es eine befondere Art Baͤume / Magneij, ſonſten aber insgemein der Wunder⸗Baum genannt. Die Indianer pfle⸗ gen bey denſelben ihre Wohnungen zu pflantzen / um feiner groſſen Nutzbarkeit halben / denn derſelbe gibt ihnen Waſſer / Wein / Oel / Honig / Syrup / Garn / Nadel / und ſonſt noch viel mehr andere Din⸗ ge. Die Blaͤtter ſind breit und dick / vornen aber ſpitzig / und dienen an ſtatt der Nadeln. Aus Dies fen Blättern ziehen fie eine haarichte Subſtantz / da; von macht man Garn. Der Stamm wird / weil er noch weich iſt / geoͤffnet / daraus flieſſet ein gut Theil Waſſer / das iſt friſch und ſuͤß / wird auch wie ander Waſſer getruncken / wanns geſotten wird / iſt es Wein / wenn man es laͤſt ſaͤuren / ſo wirds Eßig / kochet man es aber dick / ſo wird es Honig; Und fo es nur zur Helffte eingeſotten wird / fo iſt es Syrup / welcher allerdings deme gleichet / der aus Trauben gemachet wird; das Holtz dieſes Baums / weil es gantz leicht und Schwammicht / dienet es das Feuer zu unterhalten / kan auch ſtatt der Lunten gebrauchet werden. Olf. Dappers America. | L Raritäten Cabinet. 137 AN | Das empfindliche Kraut. I den alſo genannten Philippinifchen Inſuln / waͤchſet eine Pflantze / welche die Spanier der Orten Herbam ſententiam nennen; die Pflantze oder Kraut / wenn es auch nur mit der aͤuſſerſten Spitze des Fingers berühret wird / entruͤſtet ſich dergeſtalt / daß ſo gleich alle Blatter zuſammen ſchrumpffen / und gleichſam in Ohnmacht ſincken. Berührte man fie zum andernmahl / fo fallen alle untere und obere Blätter ab / und der Stengel / ſo betaſtet worden / berſtt. Schneidet man ein Stück davon / fo wird der Ort / da es abgeſchnitten / gantz ſchwartz / als wäre er verbrandt / hauchet man dieſes Gewaͤchs an / fo ſchuͤttet fie zur Stund alle Blaͤtter ab / und der Stengel zerſpringt / welches jedoch nicht geſchiehet / wenn ſie mit einer Ruhte oder Stock geſchlagen wird: iſt alſo nur des Menſchen Hand und deſſen Athem ihr entgegen. Kircherus. e XX. Gewohnheiten der Siammer im Heyrahten. | MD Siammer haben im Heyrahten mancherley Gewohnheiten; Die groſſen Herren / Edlen und Reichen Eheliche Verloͤbniſſe / werden entwe⸗ der durch Bewilligung der Eltern oder der Freunde geſtifftet / beſtaͤttiget und vollenzogenz wiewol ohn ei⸗ niges Kirchen⸗Gepraͤnge / jedoch mit hochzeitlichen Freuden und allerhand Feſtivitaͤten. N . ann — 238 Karitaͤten⸗Cabinet. Mann aber hat Macht / zu jederzeitum gewiſſer Ur⸗ ſachen willen / Gut und Kinder mit ſeiner Frauen zu theilen / und ſich darauf von ihr zu ſcheiden / auch zur andern Heyraht zu treten⸗ darff ſich auch nicht fuͤrch⸗ ten / daß ihm ſolches uͤble Nachrede oder Obrigkeit⸗ liche Straffe erwecke; Es ſey denn / daß die Urſache der Scheidung zu Recht nicht beſtehen kan. Neben der Ehe⸗Frauen mag er ſo viele Kebs⸗ Weiber und Concubinen halten / als zu Saͤttigung feiner Luſt ihm vonnoͤhten ſcheinen. Sie müffen aber alle der rechten Ehe⸗Frauen zu Gebote ſtehen. Womit dieſe auch deſto leichter zu frieden iſt / weil fie weiß / daß ihre Kinder allein erben / und die / ſo von den Concubinen kommen / mit einem Geringen ſich muͤſſen abfpeifen laſſen. Aber der Poͤbel führer ei⸗ ne andere Manier: Denn da kaufft der Braͤuti⸗ gam die Braut insgemem um ein gewiſſes; als viel nemlich die Freunde oder Eltern fodern / wenn ſol⸗ ches erlegt / und die Braut von den Eltern ausge⸗ antwortet worden / fo iſt das Eheliche Band zugezo⸗ gen: und macht man ſich darauf luſtig. Aber zu aller Zeit / wenn der Mann und das Weib deſſen beyde einig ſind / ſtehet ihnen frey / nach Theilung der Guͤter und Kinder / die Eheliche Schnur wieder⸗ um zu zerreiſſen. Wiewol ſolcher Riß und Ehe⸗ Trennung ſelten ohne wichtige Urſachen geſchicht / und ihnen eine groſſe Schande zuziehen wuͤrde / da⸗ fern nichts anders als Leichtſinnigkeit die Urſache ſolcher Scheidung waͤre. Jodocus Schoutenius in Deſcript. Regni Siam. LxXI. 239 then — Dasfi | STINE Afticaniſche Thier (welches die Spanier = fpott ⸗weiſe Perillo ligero, das leichte und ſchnell⸗auffende Huͤndlein nennen) wird mit den Nahmen Ha, Haut oder Pigritiam wegen ſei⸗ nes langſamen Ganges tituliret. Bes Dieſes Thier / welches einer zimlich⸗groſſen Katze an gänge gleicht / und ſchier eben fo dick / als lang iſt / hat vier gar kleine Fuͤſſe / und vier Klauen daran / wie ein Vogel: die dennoch den Leib zu tra⸗ gen viel zu ſchwach ſind / derohalben es wegen der ſchwachen Fuͤſſe / und Schwere des Leibes / den Bauch gleichſam kriechend auf der Erden fortſchlep⸗ pet / wenn ſichs von der Stelle bewegt; und alſo lang⸗ ſam einher gehet / daß es in einem gantzen Tag kaum funffzig Schritte erreiche. Ja / etliche wollen / es komme wol in 15. Tagen keinen Steinwurff weit. So mag mans auch weder mit Beſchreyen / Draͤuen oder Schlägen, von ſolcher feiner natürlichen Lang? — ab / und zu geſchwinderer Bewegung an⸗ treiben. | ln Sein Hals traͤgt es hoch und lang empor / hat ein plates und flaches Haupt / rundliches Angeſicht / den Nacht⸗Eulen nicht ungleich. Kleine runde Au⸗ gen; Naſen / wie ein Aff / dazu einen kleinen Mund. Den Hals drehet es bald hie bald dort hin / von einer Seiten zur andern. Es Seine meifte Luft iſt / Bäume oder Pfaͤhle anzuklettern / daher mans gemeiniglich auf den aller hoͤchſten Zweigen der Baͤume gewahr wird: wie⸗ 240 Raritäten: Cabinet. wiewol es zween Tage hinauf ſteigen / und zween wiederum herab zu kommen / bedarff. Es hat keinen Schwantz fein Haar iſt weiß und grau geſprengt / und ſagt man / daß es keinem Leid thue / koͤnne auch nicht wohl beiſſen / ſeines klei⸗ nen Muͤndleins wegen. | Nichts deſtoweniger hat ihm die Natur zweyer⸗ ley Ruͤſtung mitgetheilet / ſo ihm wider andere Thiere / die ſeine Feinde / dienen. Denn erſtlich hat es in ſeinen / wiewol geringen Fuͤßlein / ſolche Krafft und Staͤrcke / daß es alle die Thier / ſo es angreifft / dermaſſen feſt haͤlt / daß fie fich feiner nicht erledigen oder loßmachen koͤnnen / ſondern Hun⸗ gers ſterben muͤſſen. Die andere Ruͤſtung hats in den Augen / welche fo traurig und klaͤglich von Anblick / daß ſo wol Thier als Menſchen / ſo bald ſie deren anſichtig werden / zu tieffen Mitleiden und Barmhertzigkeit bewogen werden. Denn guſſer dem / daß es rechte Thraͤnen aus den Augen flieſſen laͤßt / ſchaut es einem gar ſchmertz⸗ und jaͤmmerlich an / und uͤberredet einen leichtlich / daß man eines ſo armen Thierleins ſchone / welches die Natur ſo elend und erbaͤrmlich gemacht. | Dieſes Thier gibt bey naͤchtlicher Zeit einen Muſicaliſchen Laut von ſich / indem es mit ſeiner Stimme die ſechs Thoͤne: ut, re, mi, fa, ſol, la, auf⸗ und abſteiget. Nicht zwar / als ſpreche er dieſe Sylben aus; ſondern daß es ſeine Stimme alſo moderirt / als wenn einer die gedachte ſechs Claves ſingete. Der Schall aber / oder Klang / | den —— ———— ͤ UEü— — — * Karitaͤten⸗Cabinet. 241 den es giebet / iſt nichts als ha, ha, ha, ha, ha, ha, Und zwar zum erſtenmahl hell / und uͤberlaut / allge⸗ mach aber immer ſanffter und gelinder. Wie die Spanier zum erſtenmahl ſeine Stimme gehoͤrt / ha⸗ ben ſie anders nicht vermeynet / dann es waͤre ein Ma | | LXXI, 1 Seltzame Gewohnheit / welche von de Mexicanern jaͤhrlich in acht genom⸗ men wird. 8 nehmen einen Gefangenen / oder auch wol Leibeigenen / geben demſelben in ihren Goͤtzen⸗ Tempel ein beſonderes Gemach innen / und thun ihm alle erdenckliche Ehre an / bekleiden ihn mit den Habit ihres groſſen Abgotts / verſehen ihn mit aller⸗ hand niedlicher Speiſe / koͤſtlichen Tranck und an⸗ dern Delicateſſen nach Wunſch und Verlangen / uͤberdem dienen und ehren ihm auch die Vornehm⸗ ſten fleißig auf / bey Tage gehet er frey hin und wie⸗ der / ohne daß ihm 12. Trabanten ſtets begleiten / welche feiner hüten / und fo er ausreiſſen ſolte / fich für ihm darſtellen muͤſſen. Wenn er auf den Gaſſen gehet / faͤllt jedermann vor ihm nieder / beu⸗ gen die Knye / und thun ihm goͤttliche Ehre an. Sol⸗ che Ehre nun wiederfaͤhret ihm ein gantzes Jahr / alsdenn hat dieſe Luſt ein Ende / und dieſer Elende wird zum Dpffer dargegeben. Man macht ihn alsdenn mit einem Fuß an einen Felſen feſt / und uͤberreicht ihm ein Schild und Schwerd / damit 2 mag 24 Karitaͤten Cabinet. mag er wider die Opffer Pfaffen / welche / ihm zu erwuͤrgen / kommen / ſich ſchuͤtzen / gelingt es ihm / daß er jener Meiſter wird / und dieſelben umbringet / darff er nicht gefihlachtet werden / ſondern hat die Ehre / ſo lang er lebet / daß er als ein Held geprieſen und geehret wird. Gluͤckt es aber jenen daß ſie dieſen fällen / wird ihm alſobald auf der Stelle die Haut abgeſtreifft / daß ſie ihm uͤber die Schultern herab haͤngt / damit gehen alsdenn die Pfaffen von Haus zu Haus / und ſammlen zum Opffer für ih⸗ ren Abgott. Schr. Hiſt. Geogr. de America, p. 1009. c. I. Hiſt. Ant. J. L. Gottfried, fol. 38. LXXIII. 19 5 Das Hiſpanioliſche Wurtzel⸗Brod. * Hifpaniola findet man zwiſchen den Huͤ⸗ geln und Klippen der Provintz Yguey die Wurtzel Guayca, welche einer Zwiebel mehren⸗ theils gleichet / die auswendig herausbrechende Blaͤt⸗ ter fallen ſchmal / glatt und zart. Man bereitet aber auf dieſe Art das Brodt aus der Wurtzel: Nemlich / man zerreibet ſie an einen ſcharffen Stein / und machet aus den weiſſen Klumpen einen Ball oder Kugel / welcher / wenn er an der Sonnen geleget worden / eine Kley⸗Farbe annimmt. Nachdem er etwan zween Tagen in der heiſſen Sonnen gelegen / hebt er an von Wuͤrmen zu kruͤmmeln und gantz lebendig zu werden / wie ein an⸗ gegangenes Fleiſch. Er wird wunderlich ſchwartz⸗ bleyfarbicht / doch nicht gar ſchwartz. 20 | Wenn Karitaͤten⸗Cabinet. 243 Wenn dieſer Teich nun dergeſfalt vol Wuͤr⸗ men kriechet / ſo werden Kuͤchlein daraus formiret / welche man in einen irrdenen Gefaͤß auf Kohlen ſe⸗ et / und an der Sonnen roͤſtet. Dis war vor Zeiten der Wilden dieſes Orts ihr Brod / wenn man daſſelbe / ehe es von den Wuͤr⸗ men durchkrochen worden / ſolte gegeſſen / wuͤrde es einem wie ein gifftiges Schirlang oder Cicuta das Hertz abgefloffen haben. Nierembergius H.N, lib. 14. c. 101. pag. 330. he) IN | LXXIV. Das Peruaniſche Angſt⸗Gebuͤrge. Sn ſonderlich⸗gearteter Berg iſt in der Land⸗ ſchafft Peru zu finden / unter der Nahmen Pe- zuacca , wenn einer auf die hoͤchſte Spitze dieſes Berges / der doch vielmehr ein Gebuͤrge iſt / gelan⸗ get / fallet ihn alſobald eine ſolche plößliche Todes⸗ Augſt an / daß er ſich nicht aufrecht halten kan / ſon⸗ dern alle Augenblick zur Erde fallen möchte. Die ein wenig aushalten koͤnnen / und nicht augenblick⸗ lich fliehen / muͤſſen alles / was fie in den Magen ha⸗ ben / hervor geben / auch ſo gar bis aufs Blut. Sie duͤrffen dennoch nicht lange verziehen / wo ſie nicht gar umfallen und todt bleiben wollen. Etlichen Spaniern iſt die Lufft fo uͤbel bekommen / daß ſie her⸗ nach vor Schmertzen auf der Erden geſcharret und gekratzet. Sonſten aber / wo man ſich nur nicht zu ſehr in dieſer Gegend des Gebuͤrges verweilet / (denn es iſt nicht allenthalben ſo beſchaffen /) bringt es einem Ya 2 2 doch — — * 244 Raritäten: Cabinet. dochkeine toͤdtliche Schwachheit / ſondern reiniget allein den Magen durch Vomiren vom Schleim und boͤſen Feuchtigkeiten / und erweckt daneben wenig Schmertzen. 2 Coſta lib. 3. H. N. nov. Orb. c. 9. LXXV. Der Syneſiſche Donner⸗Gott. | A Nter die groſſe Menge der Syneſiſchen Abgoͤt⸗ ter / ehret dieſes Volck auch einen Abgott / den fie Luykonnennen / als einen Donner⸗Gott. Ans gemerckt / folcher Nahme fo viel bedeutet / als einen Regenten des Donners / derſelbe wird mit einem Abdlers⸗Kopff / imgleichen mit den Fluͤgeln einem Adler gleich abgebildet / maſſen auch feine Haͤnde und Fuͤſſe wie die Klauen eines Adlers geſtaltet find. Sie præſentiren ihn im vollem Fluge / wie er durch die Wolcken daher ſcheußt. Von dieſem ihren Luykon geben ſie fuͤr / er ſtehe / wenn er donnern wolle / zwiſchen vier Wolcken / mit einer Trommel auf einer jeden Wolcken / die er mit groſſen Schlaͤ⸗ gen dermaſſen ruͤhre / daß daraus ein Donner Knall entſtehe. Wird jemand vom Donner getroffen / ſprechen fie Luykon ſey auf denſelben ſehr zuͤrnig geweſen / und habe ihm mit dem Schlaͤgel eins ver⸗ ſetzt. Dieſem nach fuͤrchten ſie ſich über die maſſen ſehr / verkriechen ſich / wenn es wettert / unter Tiſch und Baͤncke / und wird dieſer Luykon eben darum von ihnen fuͤr einen Gott geehret / damit ſie vom Donner nicht getroffen werden moͤgen. Aus der Wrichtiſchen Relation / ſo der zweyten ee 5 Karitaͤten⸗Cabinet. 245 Oſt⸗Ind. Comp. einverleibet iſt am 37. Bl. Eraſm. Franeiſei in feinen Erd: umgebenden Lufft Creyß. pag. 1162. Ä | LXXVIL. Der Japaniſche Donner⸗Gott. Hochtallen die Syneſer / ſondern auch die Japa⸗ ner verehren den Donner goͤttlich / unter den Nahmen Topan, deſſen Goͤtzen⸗Bild auf einer in Geſtalt der Wolcken gebildeten Hoͤhe von Meßing vorgeſtellet wird / mit einem Sturm⸗Hut auf dem Haupt / und einer groſſen Keule / welche der in Luͤff⸗ ten fliegende Abgott zu bewegen ſcheint. Dieſer Goͤtze verurſachet in ihrem heydniſchen Wahn den Donner / und empfaͤhet von die Hand eines Bo- neyers (oder Prieſters) die Erſtlinge des Fiſchfangs zum Opffer / und wenn es donnert / umgibt ſelbiger Donner⸗Pfaffe ſein Haupt mit ſolchen Baum⸗ Blaͤttern / die kein Donner / wie ſie glauben / verletzen kan. Mont. Geſandtſchafft nach Japan. pag. 434. LXXVII. Die Braminen in der Inſul Ceylon be⸗ ten ſeltzame Sachen an. Sn, raminen in der Inſul Ceylon, beten daſ⸗ ſelbe den gantzen Tag an / was ihnen des Mor⸗ gens / wenn ſie aus dem Hauſe gehen / am erſten be⸗ gegnet / es moge ſeyn ein Hund / Katz / Schwein oder was es wolle. Vogels Oſt⸗Indiſ. Reiſe / pag. 700. Partheys 9. jährige Oſt⸗Indiſ. Reiſe / p. 25. 23 LXXVIII. 246 Karitaͤten⸗Cabinet. LXXVIII. Der Farb⸗ wandelnde Chzmaleon. n den Chamæleon einem kleinen Thier / welches faſt geſtaltet / wie ein Froſch / iſt viel zu mercken: Er laͤufft auf den Baͤumen und He⸗ cken viel geſchwinder als auf der Erden. Er iſt gar dumm und traͤg / hat einen Kopff wie ein Schwein / und auf den Ruͤcken eine harte und ſtachlichte Haut / hat keine Milk noch Waſſer⸗Blaſe / weil er nicht trinckt / die Fuͤſſe find ſeltzam und gleichen einiger: maſſen den Affen⸗Fuͤſſen / doch alfo / daß an den beyden forderſten drey Finger ein und zween aus⸗ werts / im Gegentheil aber / an den beyden Hinter fuͤſſen zween ein / und drey auswerts zu finden. Sein Gang iſt uͤberaus ſeltzam und nachdencklich / denn wenn er die beyden Fuͤſſe an der einen Sei⸗ ten zu einander ſetzet / ſo ſetzet er an der andern Sei⸗ te die Fuͤſſe weit von einander / dahero dieſer Gang ohne Verwunderung und Lachen nicht kan ange ſehen werden; Auf den Bäumen kan er ſo fchnell lauffen / als foͤhe er. Die Augen ſind mit keiner Haut bedeckt / wie bey andern Thieren / und wenn er mit dem einen nach Oſten ſiehet / kan er mit den andern zugleich nach Weſten ſehen / wider die Ge⸗ wohnheiten der Thieren. Bisweilen haͤlt er das eine Auge ſtill / und drehet das andere umher / wel⸗ ches gar ſeltzam iſt / an ſtatt der Zähne / hat er im Munde einen gantzen Knochen / der wie eine Saͤ⸗ ge gezacket iſt / einen langen Schwantz traͤgt er / welcher am Ende gekruͤmmet / wie ein Loͤven⸗ Schwantz. Karitaͤten⸗Cabinet. 247 Schwantz. Es fell dieſes Thier von der Lufft le⸗ ben / und nichts eſſen. Imgleichen feine Farbe verandern / und die annehmen / welche ihm von auſ⸗ ſen am nechſten iſt / ausgenommen weiß und roht. LXXIX. ; Die Cinnamiſche rauhe Wald⸗ Menſchen. Us Aldrovandus, ein befandter Scri⸗ bent ſchreibet in Hiſtor. Monſt. daß die Cin⸗ namifchen Voͤlcker am gantzen Leiberauch von Haa⸗ ren ſeyn / auch ſehr lange Baͤrte haben / weswegen ſie von ihren Nachbaren fuͤr Wald⸗Menſchen ge⸗ halten werden. Dieſe Leute ziehen zu ihrer Ver⸗ theidigung eine groſſe Menge Hunde / weil vom Funio an bis in den December eine gewaltige An⸗ zahl Indianiſcher Ochſen / ſich nach dem Lande die⸗ fer Wald⸗Menſchen ziehen / ob ſolches geſchehe aus Furcht für andern wilden Thieren / oder aus Ans trieb der Menſchen / oder wegen Mangel der Wey⸗ de / ſolches iſt noch zur Zeit verborgen. Damit nun ſolche Voͤlcker / welche ſich gegen ſolche Beſtien zu ſchwach befinden / denſelben widerſtehen moͤgen / un⸗ erhalten ſie ſtets viel Hunde / womit ſie eine groſſe Menge Indianiſcher Ochſen fangen / und dieſelbe theils friſch eſſen / theils mit Saltz auf die Fünfftige Zeit einmachen. Sie fahen auch ſonſt andere Thie⸗ re mit ihren Hunden / und kan man beym Schotto in Phiſic. Curioſ. lib. 3. cap. 9. pag. 394. die Abbild dung ſolcher Wald⸗Menſchen ſehen. N O 4 LXXX. 248 Karitaͤten⸗Cabinet. 5 L Begraͤbniß⸗Ceremonien bey einen Scla⸗ ven in Indien. er Bey der Begraͤbniß eines Sclaven / weiß die nachgebliebene Wittwe / welche von zweyen Mohrinnen geführet wird / ſich ſehr klaͤglich zu ges berden / denn wenn die Traͤger fo aus etlichen com- mandirten Sclaven beſtehen / die Leiche aufheben / und forttragen wollen / fo haͤnget fie ſich an den Sarg / wil ſelben nicht folgen laſſen / macht ein jaͤm⸗ merliches Geheule / und rufft mit lauter Stimme den Verſtorbenen in die Ohren / er ſolle wieder zu ſie kommen / und ſte nicht verlaſſen / allein der Ver⸗ ſtorbene weiß von ihren Ruffen und Schreyen nichts / wird demnach von den Traͤgern aufgeho⸗ ben / und fort nach den verfertigten Grabe gebracht. Die Wittwe folget mit groſſem Angſt⸗ Geſchrey nach / ergreifft öffters den Sarg / und ſtellet ſich / als ob ſie ſoſchen den Trägern wolle wieder abneh⸗ men / und zuruͤck nach ihrem Logiament bringen / ſie wird aber allezeit von denen der Leiche folgenden Sclaven und Sclavinnen zurück gezogen und ihr zugeredet. | Wenn ſie nun mit der Leiche bey das Grab kommen / ſo ſetzt ſie ſich auf den Sarg / ja wenn er ins Grab eingeſencket wird / ſpringet fie nach / und kan fich ſtellen / als wenn fie fich lebendig wolte mit be⸗ graben laſſen fie reiſſet etliche Kleider / (ein Zei⸗ chen groſſer Traurer ſeyn ſoll) von ſich / und wirfft fie ins Grab / bleibet auch fo lange im an | is — — Karitaͤten⸗Cabinet. 249 bis ſie von ihren Lands⸗Leuten heraus gezogen / und von etlichen deren Mittel nach Hauſe begleiten wird. In waͤhrender Ruͤckkehr nach ihren Logiament , thut und geberdet ſie ſich / als wolle ſie ohnmaͤchtig niederſincken / und koͤnne nicht mehr gehen / dahero wird ſie von ihren Begleitern / ſo zu ſagen / nach Hauſe geſchleppet. Es ſind aber alle dieſe klaͤgliche Geberdungen ins gemein bloſſe Verſtellungen / denn man befindet / daß die meiſten den Verluſt des Man⸗ nes gar bald vergeſſen / indem ſie gemeiniglich den andern oder dritten Tag nach dem Begraͤbniß einen andern Braͤutigam haben / mit welchen ſie ſich wol die erſte Nacht fleiſchlich vermiſchen / und ihre Be⸗ gierden geſtillet. Vogels Oſt⸗Indiſ. Reiſe / pag. 351. 352. & 353. part. 2. LXXXI. om | Der Indianiſche Weiber Brandt. Sit ein ſchaͤndlicher Gebrauch in den meiſten | Indianiſchen Ländern ſchon vor langer Zeit eingeriſſen / daß wo ein Mann von feinem getraue⸗ ten Weibe ſtirbt / ſo muß ſich dieſelbe gleich nach ſei⸗ nem Tode mit Feuer verbrennen / wo ſie ſolches nicht thut / wird ſie als eine Hure mit den allergroͤſten Spott und Beſchimpffung aus dem Lande geſtoſ⸗ ſen / ja / ſie ſchlieſſen hieraus / daß eine ſolche Frau ih⸗ ren Mann im Leben nicht treulich geliebet. Mit der Verbrennung gehet es folgender⸗ maſſen zu / alsbald der Mann geſtorben / naͤhet man ihm in ein Baumwollenes Tuch / und thut 2 5 ihm — —— 150 Karitaͤten⸗Cabinet. ihm zu oberſt auf den Hauſe auf 4. Pfaͤhle. In⸗ zwiſchen ſitzen etliche alte Weiber / die ſich mit weni⸗ gen Gelde hierzu erkauffen laſſen / vor dem Hauſe / heulen und ſchreyen 4. bis 5. Tage / bis ſich das Weib lebendig mit ihrem todten Mann verbrennen laͤſſet. Hierzu graͤbet man an einem Fluß eine Grube / fuͤllet felbige mit den beſten duͤrren Holtz halb an / legt alsdenn darauf den Verſtorbenen recht in der Mitten / und zuͤndet es nachgehends an. Wann nun das Feuer in ſeinen beften Flam⸗ men / ſo kommt das Weib mit einem ſchnellen Lauff / und ſpringet mitten darein. Zuvor aber nimmt fie von ihren nechſten Verwandten Abſchied / die ihr auch alle etwas mitgeben / der eine gibt ihr Geld / mit Vermelden / wie ſie ſolches ſeinem Weibe mit⸗ bringen; Eine andere reichet ihr Blumen / mit Bitte / wie ſie ſolche dieſer und jener Befreundinn uͤberliefern ſolle. Dieſes alles thut fie mit groſſem Eifer zuſammen in einen Baumwollenen Vor⸗ Schurtz / und bindet ihn um den Leib / der Mey⸗ nung / es in der andern Welt denen Leuten fleiſ⸗ ſigſt zu uͤberbringen. | | Damit man aber deren Geſchrey im Feuer nicht hören moͤge / als bedienet man ſich hierbey der Spiel⸗Leute / die auf ihren Inſtrumenten einen ſolchen Lermen machen (weil ſie von Kupffer und Metall ſeyn / und deswegen einen lauten Thon von ſich geben) daß man das geringſte davon nicht ver⸗ nehmen kan. | | Auch werden etliche Männer darzu beſtellet / die KRaritaͤten⸗Cabinet. 251 die waͤhrender Verbrennungetliche Kruͤge mit Oel ins Feuer gieſſen muͤſſen / damit es deſto hefftiger brenne / und das Weib deſto eher ſterben möge. Wenn nun alles zu Pulver und Aſchen ver⸗ brannt / wirfft man es erſt mit der hoͤchſten Trauer in dem nechſt⸗gelegenen Fluß. Ch. Frikens Oſt⸗ Ind. Reiſe pag. 179.180. An etlichen Orten wer⸗ den andere Ceremonien gebrauchet / deren wir auch zu ſeiner Zeit gedencken werden. | | LXRXI. | Der Paradieß⸗Vogel. 1 Den Paradieß⸗Vogel ſiehet man haͤuffig in der Tetnaten-Inſul. Es hat dieſer Vogel ei⸗ nen ſehr ſcharffen Schnabel / ſehr kleine kurtze Bei⸗ ne / einen langen Schwantz von unterſchiedlicher arbe Feder / wie ein etwas gekruͤmmeter Kupffer⸗ Drat / an welchen ſie ſich / wenn ſie ruhen wollen / an einen Aſt von Baum hangen / ſie ſitzen nie auf Er⸗ den. Daß man aber dieſe Voͤgel nicht lebendig ſe⸗ hen oder finden ſolte / item / daß ſie von der Lufft leben / nach der Sonnen Aufgang zu. Imgleichen / daß das Maͤnnlein auf ſeinen Ruͤcken ein kleines Loch ha⸗ be / welches ſehr dick mit Federn bewachſen / in wel⸗ ches das Weiblein ihre Eyer lege und ausbruͤte / ſol⸗ ches iſt lauter Fabel⸗Werck und Gedichte. Vogels Oſt⸗Indiſ. Reiſe pag. 664. u TER RANT 0 | Der wachſende Gold⸗ Baum. | Er der Soldsreichen Inſul Hiſpaniola / findet man auf etlichen Bergen Baͤume / Ran le⸗ en⸗ 152 Karitaͤten⸗Cabinet. bendige wachſende Gold⸗Adern haben / ja / dieſes Gold ruhet nicht eher mit ſeinen Fortſchieſſen / es ha⸗ be denn die aufferften Zacken der Aeſte erreichet / das ſelbſt dringet es / als wenn es ſich am Glantze der Sonnen ergetzete / herfuͤr / und formiret allerhand Baum⸗Fruͤchte und Knoſpen. Pet. Martyr. de Reb. Ocean, Dec. 3. lib g. LXXXIV. Das bey der Nacht leuchtende Thier. 15 Oſt⸗Indien gibt es ein Thier / welches einer Schnecken gantz ahnlich iſt / und von den Eins wohnern Acudia genennet wird / dieſes Thier hat nicht weit von ſeinen Augen 2. Sterne / und un⸗ ter denen Fluͤgeln zween andere / welche eine Klar⸗ heit von ſich leuchten laſſen / daß man fie bey der Nacht an ſtatt der Lichter gebrauchen kan / die Indianer ha⸗ ben vor der Zeit / und ehe die Caſtilianer in ihr Land gekommen / keine andere Lichter als dieſe Thier ge⸗ brauchet. Schatz⸗Kammer. LXXXV. Ä Der Japaniſchen Pfaffen ſeltzames Krancken⸗Beſuchen. Menn jemand unter den Japanern kranck iſt / laͤſt er einige Berg⸗Pfaffen zu ſich ruffen / die 12. Stunden vor und zu dem Bette kommen / ſich daſelbſt niederſetzen / und nichts anders thun / als Schwaͤtzen / eſen und Raſen / daß man kaum ein Wort davon verſtehen noch mercken kan / denn ie ges rau⸗ Raritäten: Cabinet. 253 Frauchen fi) in ihren Gotresdienft einer folchen Sprach / die man nicht verſtehet. Carons Beſchr. Japan. p. 23. LXXXVI. Die Saltz⸗Muͤntze. Er dem Königreich Angote, welches dem Preto Johann unterworffen / gebrauchet man neben einer rauhen Eiſen auch das Saltz an ſtatt der Muͤn⸗ tze / und gelten in itzt⸗erwehntem Lande / ſechs oder ſieben Stücke Saltz / ſo viel als eine Ballote / oder ein Stück der eiſern Münge für 10. 11. oder 12. ſolcher Balloten gibt man ein Qventlein Goldes. Was aber das Saltz anbelanget / gehet ſolches durch gantz Ethiopien / als die allergangbahreſte Muͤntze und beſte Waare / davor man alle andere Dinge kaͤufft / auch fo gar bey den unglaͤubigen Mohren / und umher graͤntzender Heidenſchafft; von dannen es bis gegen Niedergang nach Manico⸗ go gefuͤhret wird. Selbiges Saltz bricht man in den Bergen / und machet viereckichte Stuͤcke dar⸗ aus / jedwedes einer Spannen lang / 4. Finger breit und 3. Finger dick; die werden alsdenn mit Roß und Wagen verfuͤhret / als kleines Holtz. An dem Ort / da es gebrochen / werden hundert / bis hundert und zwantzig Stuͤcke um ein Qventlein Goldes ver⸗ kaufft. Je weiter es hernach von einem Marckt zum andern kommt / je weniger Stuͤcke nun gegen ſolches Qventlein gegeben werden / alſo / daß zu Hofe kaum 6. oder 7. Stuͤck fuͤr ein Oventlein / zu Winterszeit auch nur fuͤnff gegeben werden. 0 Mit 254 Karitäten: Cabinet. Mit dieſen Stein: Salß treibet man groſſe KFauffmannſchafft. Im Koͤnigreich Damute ber kommt oder kaufft man vor drey oder vier Sluͤck Saltz einen Leib⸗ eigenen Knecht. Ja / tieffer im Lande hinein / kaufft man um ein einiges Stuͤck Saltz einen dergleichen Leib⸗eigenen / denn es wird an dieſen Orten dem Golde gleich geſchaͤtzet. Fr. Alvarez in der Beſchreibung des Mohren⸗Landes cap. 45. LXXXVII. Die Wunder⸗ſeltzame Baum ⸗Neiſe. In Spaniſcher Münch verirrete in einem graͤulichem Gepuͤſche in Ameriea / daß er nicht wuͤſte / wo er ware / oder wohin er ſich wenden ſolte / kam auch endlich fo tieff in den Wald hinein / daß er auf die Baͤume klettern / und ſeinen Weg uͤber Stock und Stauden befodern muſte. Solchem⸗ nach kam er von ſolcher Zeit nicht mehr auf die Er⸗ de / ſondern kroch von einem Aſt zu andern / zumahlen dieſelben ſo dicht in einander verwickelt / daß ein Menſch ohne Gefahr nicht zum Erdboden kommen fonnte / und marchirte alſo zwiſchen Himmel und Er⸗ den auf Haͤnden und Fuͤſſen fort. Offtmahlen mu⸗ ſte er ſich auf die hoͤchſten Gipffel der Baͤume bege⸗ ben / damit er von der Sonne erwarmet wuͤrde / wel⸗ che nimmermehr durch dieſes groſſe Gepuͤſche zur Erden reichen koͤnnen / oder auch / damit er um ſich ſchauen / und ſeinen Reiſe⸗Compaß darnach einrich⸗ ten möchte. Solcher geſtalt iſt endlich dieſer Wan⸗ dersmann wieder aus der Wildniß und Gepuͤſch R . recht Raritäten Cabinet. 255 recht und zu den Seinigen gelanget. Nachdem er in 15. Tagen und Naͤchten keinen Fuß auf die Erde gehabt / welches vielen unglaublich ſcheinet; Aber Acoſta iſt ein Mann / den wol zutrauen ſtehet / der⸗ ſelbe beſchreibet dieſe Baum⸗Reiſe cap. 30. im vier⸗ ten Buch umſtaͤndlich / und aus ihn Nappel. in ſei⸗ her Relat. Curioſ. pag. 164. Tom. 1. LXXXVIII. Der Eiſerne Baum. Mechewanderſam iſt ja wol der Baum / welcher in der Inſul Java gefunden wird / deſſen Marck gantz Eiſern / und die Frucht ſo hart / daß ſie von kei⸗ nen Eiſen kan verletzer werden. Ibid. pag. 53. L XXXIX. Das jaͤmmerlich⸗ſchreyende Thier. * Indien iſt ein Thier / welches eben noch ſo be⸗ kannt nicht iſt / ſelbiges nennen die Einwohner Bitſche Vergunie, das beſchaͤmte Thier. Die Hollander aber nennen es den Negomiſchen Teu⸗ fel / weil es ſich offt bey der Veſtung Negombo hö⸗ ren läffer. Es iſt vierfuͤßig / einer Ellen hoch und drey Ellen lang / hat ein ſpitziges Maul mit ſehr ſcharffen Zähnen / es iſt mit dicken runden Schilp⸗ pen auf den gantzen Leib geharniſcht / kan ſich / wenn es verfolget wird / wie eine Kugel zuſammen und in einander wickeln. Es fuͤhret des Nachts eine klaͤg⸗ liche und erſchröckliche Stimme / daß offt die Schild⸗ wacht⸗ſtehende Soldaten für Furcht ihren Poſten verlaſſen. Schweitzer Oſt⸗Indiſ. Rufe / pag. 60. | XC. 256 | BaritätenCabinet. „di mit einem Creutz bezeichnete . Krebſe. — Külz zuvor / ehe die Chriſtliche Religion in Chi- na und Japan eingefuͤhret worden find alle aus denen Fluͤſſen und Baͤchen gefangene Krebſe / mit einen vollkommenen Creutz bezeichnet / gefan⸗ gen worden. Eraſm. Franciſci Oſt⸗und Welle Indi. Luſt⸗Garten. N NU. f Die Betrachtens-wuͤrdige Frucht eines | Indianiſchen Baums. * der Landſchafft de las Chaicas, gruͤnet ein hoher Baum von kleinen Blaͤttern / deſſen | Fre eine Hand groß / und von vielen andern lätteen gleich einen Buch eingezogen und ver⸗ ſchloſſen wird / wenn man ſolche eröffnet und aus blaͤttert / findet ſich in einem jeden Blatt ein ſchön und wohl⸗ ausgebildetes Hertz / und in denſelben das Zeichen des Creutzes klaͤrlich ausgedruckt. Erafin. Franciſci Part.. feiner Schau⸗Buͤhne. arte Babmnets / Ne West Tßsamfeer und aus laͤndiſcher Sachen. Erſtes e F Er! in dem Spee prangende wen. 2 JESUS. 17 2 2. Die ge raſſten Fhomas-Moörder. 8 3. Der to tende und geſandmechende Baum. 14. Die Fiſch⸗fangende Voͤgel. * 1 1. Dube Ceylonifche Kauff⸗ Ha del. 6. Die groſſe Barmhertzigkeit / fo theils bepduiſche VDorlccker an dem Gewuͤrme / Voͤgel / Vieh und dergleichen erweiſen. * Der Meruanifihe tödtende und heilende Felß. 3. Die vortreffliche Japaniſche Bibliothec. 9. Die naͤrriſche Neu⸗Jahrs⸗Feyer der Syneſen. 10. Wunderliche Manier der Ceylonifgen Vol, cker zu fiſchen. 5755 f | II. Der offt wieder jung gewordene Indianer. 12. Die fliegende Katzen. 5 i Regiſter. 13. Die Beicht-fißende Weiber. 14. Die Paßionss Blume, 15. Der heilige Fluß. 16. Belrug ſo die Rauber in der Provintz Dehli an den Reiſenden veruͤben. 17. Die Richter von ohngefehr. 8. Wunderliche Mode ſo in Cochinchinæmit den Medicis gehalten wird. 19. Wunder⸗ Kraut / fo einen Krancken das Leben f oder den Todt anzeiget. 20. Beſchreibung der Adams Pic, oder des Adams⸗ Berges. 21. Etliche Handwercker werden von theis Voͤleker unehrlich gehalten. 22. Die de 23. Gl N 27. Der gruͤn⸗ bew 28. Di Doͤrffer. | Einwohner der Inſul 30. Die koſtbahre Schatz⸗Kammer. 31. Der Waſſer⸗ſchwitzende Baum. 32. Die lächerliche Floh⸗Schlacht. 33. Der Eiſen verzehrende Wind. 34, Die Sineſiſche Gauckſer oder Augen» Very blender. 35. Der donnernde Berg. 36. Der faule Jiſch. 37. Der Kegiſter. 37 Der von Woͤrmen geplagte Vogel. 38. Die groſſe Menge der in China befindlichen Schiffe. 39. Der Chineſiſche funcklende Fluß. 40. Die wohlverwahrte Vugfteſchaff. 41. Die ſeltzamen groſſen Baume. 42. Brunnen⸗Waſſer ſo ſich in Stein verwandelt. 43. Die fliegende Fiſche. | 44, Leute / fo des Nachts wol aber nicht bey Tage ſehen koͤnnen. | 45. Die ſchoͤnen Chineſiſchen Weintrauben. 46. Thoͤrichte Mittel der Sineſen ein langes Leben zu erlangen. 47. Der zitternde Baum. ef 48. Die Wind ⸗verkauffende Sineſer. 49. Die lebendig werdende Baum⸗Blaͤtter. 50. Die geſchwaͤntzte Menſchev. 51. Das von Gold / Silber / Perlen und Dies manten funckelnde Schloß. 6 52. Der eurieufe Porcellaine Thurn. 53. Das koͤſtliche Wurtzel⸗ Brodt. 54. Der immer gruͤnende Baum. 55. Die hohen Ackers⸗Leute. 56. Die wunder⸗groſſen Krebſe. 57. Die überaus groſſe Wallfiſche. 38. Die Weiber⸗Militz. 59. Die Geſtalt / Sitten / Kleidung und Religion der wilden Africaner oder Hottentotten. 60. Die Japaniſche Buß⸗Wage⸗ | 6. Vunderliche Ceremonien bey einer Mohren⸗ Hochzeit auf Betavia. ee ee 2 Nr 62. Das ag MM na ab sn x » an * — — — . ͤ[P6m!m . . — - Regiſter. 8 19 8 | 62. Das auf den Bäumen wachſende Brodt. 63. Seltzame Ceremonien der Boitorum oder Aertzte in Hiſpaniola bey Curirung der Patien- A ten, k 1 64. Die Indianiſchen Baum Schloͤſſer. 65. Die abſcheuliche Goͤtzen⸗Bilder. 65. Der zierlich in einen Felſen gehauene Tempel. 67. Die dem Vorgeben nach in Stein berwandelte j Menſchen. | 68. Das Molucciſche BaumsBrobt. 5 69. Der zum Fiſch⸗fangen dienliche Fiſch. 70. Das wunderns⸗wuͤrdige Echo. 71. Die zierliche aber einen todtlichen Gifft besende, Spinnen. 72. Der weinende Fiſch. . 73. Der Americaniſche ſeten fieſſende Brunne⸗ i 74. Die Grauſamkeit und Geſtalt der En 1 15 95 5 75. Die Tieger⸗ — 76. Die laͤcherliche Küh⸗ Hochgel. 1 7 5 221 PM Diervunderliche Schiffe der Javaner. 78. Die ſeltzame Jagt / ſo der Konig von Bra mit Frauens⸗Perſonen anftelle. 79. Der Elephanten⸗FJang. Ba 80. Der Nuͤtzliche Kokos⸗Baum. RN: 81. Der Ceylaner Manier einen Eydt zu können. 5 82. Der Affen⸗Krieg. 83. Die durch einen gemachten Drachen ſich bon u Indianiſchen Gefangenſchafft ae | ſuiten. 1 34. Der weiſſagende Affe. 1 8 „ 2, e | Kegiſter. 85. Die Königliche Brafilianifche Krancken⸗Eur. 86. Die Floridaniſche Krancken Eur. 87. Seltzame Cur / ſo an einen Braſilianiſchen Koͤ⸗ nig vorgenommen worden. 388. Die Guineſiſche Waſſer⸗Probe, 89. Das Siamiſche Reißfreſſen. 90. Das Virginianiſche Seiden⸗Graß. 91. Chineſiſche Woll⸗ und Leinen: Kraut, 92. Ds Königliche Pracht, Feſt des Groſſen Mo« gol 93. . Das Wägen des Groſſen Mogols. 94. Die vortreffliche Defhenung? ſo den Groſſen Mogol an dieſem Feſte geſchicht. 95. Der Perlen⸗Fang. 96. Der Ceylaniſche Perlen⸗Fang. 97. Die Verkauffung der gefangenen Perlen. 98. Der Barmiſche Perlen⸗Fang. 99. Die Erzeugung der Perlen. 100. Der Könige in Indien wunder ⸗ ſeltzame Eh⸗ ren⸗Titul. | 200 „(69 558 0 5 a · 88 56. 656. Raritäten Vablnrts A ſtellet vor: Bon Goͤtzen⸗ Wache des Groſſen Dairo in Ja- 2. Das Bicginianifhe Eichel⸗Brodt. 3. Der Sineſiſche Talg⸗Baum. 4. Die Heyrahts⸗ 2 der Japaner. 3 F. Das Kegiſter. 5. Das Chiliſche Eichel⸗Brodt. 6. Der Cingaleſen Natur / Trachten / Haußh. ꝛc. 7. Die unverſchaͤmten Raben. | 9. Der ungluͤckliche Heydniſche Wunder ⸗Pfaffe. 10. Die Cingalefiſche Dreſch⸗Art. 11. Wie die Japaner ihr Papier machen. 12. Die ſich in Voͤgeln veraͤndernde Raupen. 13. Die Braſilianiſchen Rieſen. 14. Die Beſchaffenh. des edlen Muſcat. Baums. 15. Das nur zu gewiſſen Zeiten trinckbahre Waſſer. 16. Der ſeltzame Feder⸗ oder Schwerdt⸗Fiſch. f 17. Der wunderliche Su dieſes Fiſches. 18. Die Geſtalt und Eigenſch. des Cithar-Fiſchs. 19. Copulations-Cerem. der Moren in Marocco. 20. Heyrahts⸗Cerem. der peruan. Voͤlcker in ꝛc. 21. Copulations-Cerem. der Abyflinif. Voͤlcker. 22. Der Crimmiſch. Tartarn Kleidung / Heyr. ꝛc. 23. Heyrahts⸗ und Copulations- Cerem. der ac. 24. Die ſich mit einen Eiß⸗Pantz. verwah. namolg. 25. Das Smaragd ⸗ reiche Land. 26. Die Holtz⸗Muͤntze. 27. deichen⸗Proceſſ. der Einwohn. in Madagafear. 28. Die ſeltzamen Beicht⸗Väter in Pegu. 29. Der Japaniſche Affen- Tempel. 30. Das wunderliche Loß⸗Werffen der Sineſer. 31. Die Zubereitung des edlen Biſams. 32. Die fertigen Schwimmer. 33. Die ſeltzam erbauete Virginiſche Schiffzen. 34. Die ſeltz. Geſtalt und Natur eines Ind. Vogels. 35. Das koͤſtliche American. Balſam⸗Gewaͤchſe. 36. Begraͤbniß⸗Cerem. der Mohr. in Mog Reiche. 37. Sonderl. Spinnen in America. 38. — u — ͥ egiſter. W 33. Nochandre / welche ein daurſames Gewebe ꝛc. 39. Die groſſen Ameiſen. 40. Das achte Wunderwerck der Welt / oder ꝛc. 41. Die abſcheuligen groſſen Waſſer⸗Schlangen. 42. Noch eine andere Art groſſer Land⸗Schlangen. 43. Die glaͤntzende Schlangen. 44. Der Indianiſche Schlangen⸗Tantz. 45. Der zu einem ewigen Leben erbauete Pallaſt. 46. Die ſonderbahre Eigenſch. des Koͤnigr. Peru. 47. Der edle Jugend⸗Stein. 48. Die Feuer⸗fangende Nepffel., nun; 49. Die Sineſiſchen Kunſt⸗ und Pracht⸗Felſen. 50. Die zwar kleine / jedoch ſehr freßige Thierlein. 51. Die ſeltzame Frucht Peci. | 52. Der gifftige Baum. 53. Die wohlriechende Schlangen. 54. Die wohlriechende Crocodillen. | 1 55. Der Crocodillen Nahrung / Auf kommen ꝛc. J6. Die Crocodillen⸗Jagt in Florida. 57. Die groſſen Americaniſchen Rieſen. 58. Die felgame Eur. ink 59. Der ſeltzame genaturte Wunder⸗Baum. 60. Die Peruan. haben die Huxerey hart beſtrafft. 61. Leichen Ceremonien der Mohren in Guina. 61. Die fürzeitige Kinder⸗Hochzeit. 11 63, Die wider Gifft und allerhand Kranckheiten DIE nende Siegel⸗Erde. 8 64. Der lächerliche Vogel⸗Jang in Hiſpaniola. 65. Der Gumeſiſ. Mohꝛen abgöttifcheReligion & e. 66. Das praͤchtige Gaſt⸗Mahl. 67. Das verfuͤhriſche Sineſiſche Thier Feſe. 68. Der nuͤtziche Wunder⸗Baum. 69. Das Kegiſter. 69. Das empfindliche Kraut. 70. Gewohnßeſten der Siammer im Heyrahten. 71. Das faule Thier. 72. Seltzame Gewohnheit welche von den Mexica⸗ nern jaͤhrlich in acht genommen wird. 73. Das Hiſpanioliſche Wurtzel⸗Brodt. 74. Das Peruaniſche Angſt⸗Gebuͤrge. 75. Der Sineſiſche Donner⸗Gott. 76. Der Japaniſche Donner⸗Gott. 77. Die Braminen in der Inſul Zeilon beten ſeltza⸗ me Sachen an. 78. Der Farb⸗wandlende Chamalzon. 79. Die Einnamifche rauhe Wald⸗Menſchen. 80. Begraͤbniß⸗Ceremonien bey einen Sclaven in Indien. . f 81. Der Indianiſchen Weiber Brandt. | 82. Der Paradieß Vogel. f 83. Der wachſende Gold⸗Baum. 84. Das bey der Nacht leuchtende Thier. | 85. Der Japaniſchen Pfaffen ſelzames Krancken⸗ Beſuchen. or 36. Die Salz⸗Muͤntze | a 87. Die Wunder⸗ ſelzame Baum⸗Neiſe. 88. Der Eiſerne Baum. 89. Das jaͤmmerlich⸗ſchreyende Thier. 90. Die mit einem Creutze bezeichnete Krebſe. 91, Die Betrachtens⸗wuͤrdige Frucht eines India⸗ niſchen Baums. 5 E N D E. SE — FERN