p ^ V. ^r. {..^ .a liir die N a t II r k II n d e Liv-, Elisl- liud Kurlands. Herausgc^geben vori der Dorpaler Natuiibrseher- Gesellschaft, ais Filialvereiu der livländischen gemeiniiützigen und ökonomischen Societät. Jftinerulogische li^issettschafteu, nehst Cheniie, Physih und Erdbeschreibung . FUNFTER BÄND. Z v\ e i t e L i e f e r (i n (Mit 7,\vei Tafeln.) DORPAT. I) r II ck V on II t; \\i t\ cli L :i a k in a n n. 1872. 4 Von dor Censur gestattet. Dorpat, den 21. Februar 1872. IV. Zir Kennlniss oslkltisclier Terliär- und Kreiie-Getiilie von G. Grewingk. Mit zwei Tafeln. Die Tertiärformation. Wie ich in der „Geologie von Liv- und Kurland"*) mit- theilte, geht in der kurisclien Hauptmannschaft Hasenpoth, an der Lehdisch, einem linken Zuflusse der Windau, im Gebiete des Gutes Meldsern, beim Bauerhof Palwerk, ein 4' mächtiges, Eisenkies-reiches Braunkohlenflötz zu Tage. Das- selbe wird von 12' mäclitigem, schwärzlichem, glimmerreicliem, Eisenkies-fülirendem, feinem Sande überlagert, während sicb unfcer ihm, zunächst 5' mäditiger, grauer, plastisdier Thon und dann 7' m. weisser Sand und Thon mit Eisenkies befindei. In Ergänzung der frühern Angaben lasse ich hier noch die Analyse des obern Thons, in 100 Theilen lufttrockener Sub- stanz, nach C. Schmidt**) folgen. Kieselsäure, in FIH lösl. 42,67 ) „^ .^ „ „ „ „uDlösl. 32,35 ]■■ ^^'02 Titansäure 0,87 Thonerde 9,78 Eisenoxyd 0,92 Manganoxyd 0,04 Magnesia 0,56, Kalk 0,46 1,02 Natron 0,11, Kali 0,58 0,69 Schwefelkies 0,32 Kohlensubstanz, fein vertheilt 7,21 Wasser bei 220 ** entweichend 3,64 99,51 *) Archiv der Naturforschergesellschaft zu Dorpat Serie I^ Bd. IL 1861. S. 688 ff. **) Baltische Monatsschrift. 1865, Nr. 41 u. 42, 1 196 Bei Beschreibung dieses Vorkommens erwähute ich, class meine Ansiclit vom tertiären Character desselben aufgegeben werden miisste, weil Professor H. R. Göppert zii Breslau, iii den betreffendeu, ihm zugestellten Lignitstücken, seinen Pi- nites jurassicus*) zu erkennen glaubte, und daber hier eine Jura-Braunkohle anzunehmen war. Göpperfs Bestimmung erweist sich indessen ais irrige, da einige kleine, unter dem Braunkohlensystem erbohrte. vor nicht gar langer Zeit in meine Hände gelangte und sofort ais Scbreibkreide bestimmte Gesteinproben keinen Zweifel darüber lassen, dass an der L eh di s eh nicht jurassische. sondern tertiäre Braunkohle auftritt. Entsprechende, jedoch aus 33' mächtigem weissem, 2" — 4" starke Thon- und Kohleu-Schmitzen führendem, Quarz- sande bestehende Tertiär-Gebilde, zeigcn sich auch noch 3 Werst X.O.lich von Pulwerk, beim Steinbruch von Worm- saten an der Windau, gleich über dem Zechstein. Das auf Tab. I gegebene Profil erläutert diese Ver- hältnisse der, in den Ostseeproviuzen Russlands, zum ersten Male sicher nachgewiesenen Tertiärformation. Yielleicht gehören zu ihr auch noch gewisse, 40' mächtige. bei War- wen, 10 Werst oberhalb der Windau-Münduug erbohrte La- gen."^'*) Die bezüglichen Bohrproben sind mir nicht zuge- kommen, doeh soUen sia aus vorherrschend lockerem Sande und etwas Eisenkies führendem Lehm bestanden haben. der von 20' mächtigem, blauem, wahrscheinlich quartärem Thon überlagert wurde. Diluviale, Brauukohlen-ähuliche Ge- *) Arbeiten der schlesischen Ges. f. vaterliind. Cultur. Breslau. 1846. S. 139. - ") Archiv d. Naturforscher Ges. zu Dorpat. a. a. 0. S. 679 u. 688. 197 bilde habe ich im Ostbalticum bislier nur an der Düna bei Kreszlaw, oberhalb Dünaburg, aufgefimden, wo sie in Tbon liegen, der imter Spathsand mit Kalksandbänken lagert. Das dem kuiischen nächstbelegene Tertiär-Vorkoramen ist die Braunkohle voii Purmallen.^ aiif prcussiscliem Gebiet, eine Meile nördlich von Memel. An sie schliessen sich zablreidie andere, von J. Scliumann, E. Gr. Zaddach und G. Berendt*) in Ostpreussen untersuchte und für oligocäne gehaltene Braunkolilen-Vorkommnisse. Da unter der kurischen Braunkohle entweder glauconitfreie Kreide oder Zechstein lagert und ein Septarienthon in Kurland noch nicht nachgewiesen wurde, so stimmen die Lagerungsver- hältnisse in Kurland und Ostpreussen wenig überein und hat Zaddaclfs Ausspruch**), „dass im Samlande überall wo Schich- ten der Braunkohlenformation auftreten, auch glauconithal- tiger Sand und Bernsteinerde angetroffen wurden", für das Gebiet der Ostseeprovinzen Eusslands keine Geltung. In letztern und in den benachbarten Gouvernements fand sich bisher noch keine Bernsteinerde und der Bernstein nur in Quartärgebilden. Mehr Analogie mit den kurischen Lage- rungsverhältnissen zeigt sich im Bohrloche von Stettin***), wo die Braunkohlenformation direct auf Kreide lagert. Einige in der Nähe Stettin^s aufgefundene Geschiebe der mitteldevonischen Etage, die, aller Wahrscheinlichkeit nach, nicht gar weit von Stettin unterseeisch auftritt, erhöhen diese Analogie. End- lich kann auch daran erinnert werden, dass in Mecklenburg, *) Schriften der physikalisch-öconomischen Gesellschaft zu Königsberg. *•) Tertiärgebilde Samland's. 1867. S. 75. •**) Zeitschrift d. D. geol. Ges. 1866. C. 792 u. Zaddach. Beobach tungen über d. Vorkommen des Bernsteins ete. in Schrift. d. phys.-öconom. Ges. zu Königsberg X. Profil 10. 1* 198 bei Dömitz, im Liegenden der Braunkohle Kreidegebilde auf- treten. *) In dem an Kurland grenzenden Gouvernement Kowno gelang es mir nicht die Tertiärformation aufzufindeii. Erst viel weiter südlich sind in der Umgebung von Grodno vor längerer Zeit durch Ulmann und Pusch'^*) Grünsande bekannt geworden, die letzterer unter der daselbst auftretenden Kreide lagern liess und mit dem Dogger bei Po- piläny an der Windau, zur Weald-Formation stellte. Diese Glauconit-führenden Schichten untersuchte ich in Gesell- schaft meines Freundes G. Berendt, Docenten an der Königs- berger Universität, im Sommer 1870. Ihr tertiärer Cha- racter ist sebr wahrscbeinlicb***), wenn wir auch, wie sich aus Nachstehendem ergiebt, nocb keine volle Sicherbeit da- fiir haben. An der linken Seite des Niemen oder Memelflusses, in gerader Linie etwa 4 Werst westlich von der Stadt Grodno und 1 Werst nördlich vom Dorfe Lossosna, sind nicht weit vom Lossossna-Bache und nabe beim Dorfe G olo- wicze, an den Wänden eines OSO-WNW verlaufenden Thales, auf etwa 300 Schritt Erstreckung folgende Schich- ten entblösst: •) Zeitschrift d. D. geol. Ges. VII. 286. *•) Obe3'rzeiiie geognostyczne Guberniy Wilenskiey, Grodzienskiey i. t. d. Wyziag z rapportow P. Oberberghauptmanna Ulmann przez Kumels- kiego. Dziennik VVilenski. 1827 Nr. 6. p. 245. — Pusch. G. G. Geognoa- tische Beschreibung von Põlen. Stuttgart, 1836. II. 327. "••*) Berendt, G. Geologischer Ausflug in d. russ. Nachbargouvernements. Königsberg, 1870, mit 1 Tafel. — Grewingk, C. Beitrag zur Kenntniss der grossen Phosphoritzone Russlands, in Sitzungsber. d. Dorpater Naturforscher Gesellschaft. 1870. Nov. 2. und N. Jahrb. f. Min. ete. Jahrg. 1871, S .757. — Berendt, G. Das Auftreten von Kreide und Tertiär bei Grodno, in Zeitschrift d. D. geol. Ges. XXII. 903—917. 199 Allu vi urn, in wechselnder, doch nur wenige Puss er- reichender Mächtigkeit. 6'DiluvialmergeloderBlocklelim. röthlicher, kalkhaltiger und darunter Sand, Grand und Gerölle, horizontal ge- lagert. 20' Tertiärgebilde, die aus folgenden, 10^ — 30° einschies- senden, kalkfrcien Lagen bestelien: — 9" schinutzig giüner, selir feinsaudiger (0,1 — 0,2 mm.), liier und da eiseuscliüssiger Lehm. i' — \Yeisser, hcllgrauer, gelbliclier und brcäunliclier, sehr feiner (0,1 — 0,2 mm.) Quarzsand. — i" tisensdiüssige lockere Braunkohle. 2' — chocoladefarbener, feinkörniger (0,5 — 1 mm.) Sand mit Thonschmitzen. — e" Gelblicher, feinkörniger (0,5 — 1 mm.) Quarzsand mit einigen schwarzen Quarzkörnern. — 3" durcli einige Glauconitkörnchen grünlich gcfärbter, feinkörniger (unter 0,1 mm.) Quarzand mit grössern (0,5 — 2 mm.) Quarzkörnern, unter "VN-elchen vereinzelte Feldspathbrocken. — 3" gelbliclier Grand oder gröberer Sand (0,5 — 2 mm.) aus vorherrschenden Quarzkörnern und einigen rothen und weissen Feldspatbrocken. 3' — seladongrüner Glauconitsand , aus erdigen Glauconit- partikeln (unter 0,1 mm.) und Quarzkörndien (bis 0,1 mm.) Im Hangenden, zum Grand liin, auf ein Paar ZoU eisenschüssig^ im Liegenden mit bis 3" dicken, festen, mehr oder weniger eisenschüssigen und mehr oder we- niger Glauconit oder Kalk haltigen Knollen, in welcben nicht selten Pecten-Eeste. 1 2' — nicht durchsunkener, lockerer, weisser feinkörniger (0,5 — 1 mm.) Sand mit einzelnen schwarzen Quarzkörnern und Glauconitpartikeln : hier und da zu festen Sandkugeln zusammengebacken, die gegen 0,5' Durchmesser erreichen. 200 Das untere, 20' mäclitige Scliichtensystem ist von dem darüber lagernden diluvialen durch die uiigleichförmige La- gerung und den mangelnden Kalkgehalt wesentlich unter- schieden und ais selbstständige Bildung gekennzeichnet. Ausserdem erscheint dasselbe unzweifelhaft jünger ais die, etwa eine Meile nördlich von Golowicze, bei Mela und Pusch- karü zu Tage gehende, später besclmebene Kreide, wenn auch seine wirklidie Auflagerung auf oder über der Kreide nocli niclit beobaclitet wurde. In Betreff der Lagerungsverhältnisse dieses 20' mächtigen Schiclitensystems wäre ferner hervorzuheben, dass es an der nördliclien Längsseite des sclimalen Thales von Golowicze nach NNO, auf der südliclien nach SSW einfällt, woraus folgt, dass das Thal in die Höhe eines WNW-OSO streicbenden Sattels eingeschnitten ist. Da aber am west- lichen Ende der Entblössung die Scbiditen uur 10^, in der Mitte derselben dagegen 30^ einfallen, so ergiebt sich, dass wir es hier wabrscheinlicb mit einer scliildförmigen Boden- erhebung zu thun haben. Die obenerwähnte Kreidekuppe von Mela weist entsprechende Hebungsverhältnisse auf, und sind somit diese Kuppe und das Glauconit- und Braunkohle- führende System von Golowicze ais gleicbzeitig cntstandene, in NNO-SSW Riclitung aneinander gereihte scliildförmige Er- hebungen rait WNW-OSO Längsaxe anzusehen. Durch analoge Scliild- und dazu gehörige Mulden-för- mige Structur des Bodens sind auch die Provinzen Liv-, Est- und Kurland gekennzeichnet. Gewöhnlich lassen sich in dieser Structur zwei vorherrschcnde Faltenrichtungen nachweisen und erklärt sie das Zutagcgchen und Vcrschwinden, oder die wech- selnden Nivcauvcrhältnisse ein und desselben Formations- gliedcs am eiufachsten. Bei Bcschreibung der Grodnoer 201 Kreide kommen wir auf denselben Gegenstand zurück und woUen jetzt die Altersfrage des 20' mächtigen Systems von Golowicze, auf Grundlage der petrograpliischen Merk- male wciter zu erörtern versuchen. Der Glauconit-Gelialt ist für diesen Schichtencom- plex bei Golowicze bezeiclinend. Glauconitkörner finden wir aber ebenso in den obern Mergeln der nicht weit entfern- teu Kreideformatioii bei Mela. Aiiderseits erinnert der Glau- conitsaiid von Golowicze mit seinen eisenschüssigen obern und untern Lagen, sowohl an die obere Bernsteinerde und den Krant von Kraxtepellen, ais namentlich an den Glauco- nitsand von Gross-Hubniken, am West-Eande der Samlän- der, allgemein zum Tertiär gestellten Bernsteinformation. Analysirt wurden bislier folgende der ebenerwähnten Glauconite, neben welche icli noch zwei untersilurische Glauconite von Baltisport in Estland stelle. Von der Lossossna Von Kraxtepellen aus^oL^conitkaTk (a) bei Grodno im Samlande ^_ Glauconitsand (b) a. (Kupffer) b. (Klaprotli) (Werther) a. (Kupller) b. Kupffer) Kieselsäure . . 49,76 51,0 50,23 50,91 32,38 Thonerde.... 8,18 12,0 Spur 9,81 10,53 Eisenoxyd ... 16,00 J 16,54 13,77 Eisenoxjdul . 3,77 f ' ' 4,80 4,36 Bittererde . . . 3,97 3,50 0,69 3,62 4,96 Kalkerde .... 0,41 2,50 0,93 0,30 0,08 Kali 7,57 I 7,53 8,09 8,00 Nafcron 0,52 ] ' Spur 6,14 0,04 Wasser 9,82 9,0 14,88 6,48 5,88 100,00 99,50 99,92 100,69 100,00 Eine Analyse des Glauconites von Gross-Hubniken steht mir leider nodi nicht zu Gebote und müssen wir vorläufig auf den wesentlichen Unterschied im Thonerde-Gehalt der Glauconite von Lossossna und Kraxtepellen hinweisen, dessen 202 Bedeutung dadurch nicht geschmälert wird, dass Thonerde und Eisenoxyd sich vertreten können. Aus dreissig Analysen*) von Glauconiten der Tertiär-, Kreide-, Jura-, Muschelkalk- und Silur-Formation ergiebt sich, dass der Glauconit ein chemisclies, je nach den Bil- dungsräumen und Perioden, in seiner Zusammensetzung etwas schwankendes, lokales Produkt ist. Die Mögliclikeit der Bil- dung gleich zusammengcsezter Glauconite in verschiedenen Perioden ist dadurch nicht ausgeschlossen und wird die überraschende üebereinstimmung zwischen den silurischen Glauconiten und den viel jüngern an der Lossossna ein Be- leg dafiir sein. Dennoch wäre es gewagt, zufolge solcher Er- scheinung, die Bildung dieser Glauconite auf gewisse analoge Quellen d. i. auf bestimmte azoische Felsarten und insbeson- dere auf Grünsteine zurückzufilhren. Gehörten aber die Glauconite Samland's und Grodno's zu ein und deraselben Formationsbecken, so ist die nicht geringe Verschiedenheit ihrer Zusammensetzung immerhin auffällig. Man hat den Glauconit der Samlander Bernsteinforma- tion für ein der Kreide entstammendes,ausgewaschenesMaterial gehalten, doch entbehrt diese Hypothese jeder festern Be- gründung. Anderseits wird aber auch die Frage, ob die Glauconite organischen Ursprungs sind oder nicht, oder ob an ihnen der ursprünglich zoogenen Form und Natur ein metamorphosirender chemischer Prozess folgte**), von Manchem ais offene angesehen. •) Klaproth, Beiträge, V, 244 ; Dana, Syst. of Min. II, 828 ; Haushofer im Journ. f. prakt. Oh. 97, S. 353 und 99 S. 237; Weither bei Zaddach, Ter- tiär-Gebilde Saralands, Königsberg 1865, S. 87; Kupffer im Archiv für Natur- kunde Liv-, Est- und Kurlands. Serie I, B. V, 122. ••) Bischof, G. Chem.-phy8. Geologie. 2 Aufl. I 80. II 602. 203 Den, in rauhen, erdartigenPartikeln und weder in glatten, glänzenden, noch in ebenen abgeriebenen Körnern auftretenden Glauconiten von Golowicze fehlen jedenfalls jene Sichel-, Sensen-, Haken- une Herzformen, welche Ehrenberg*) ver- anlassten die Bildung des Glauconits auf Polythalamien zu- rückzuführen. Die Entstebung eisenschüssiger Lagen oder Knollen im Glauconitsande, die im Samlande „Krant" genannt werden, ist leicht aus der Zersetzung des Glauconits erklärt. Bei Golowicze bestehen die Krantknollen entweder aus glauco- nitarmem Quarzsande, dessen Körner mit einer Lage kohlen- saurem Kaikes überzogen und cämentirt sind, oder aus einem glauconitreichen Sande, dessen Glauconit mehr oder weniger zersetzt ist und im erstern Faile etwas Eisenoxydhydrat, in letzterm erdigen Glauconit ais Binderaittel des Sandes lieferte. Eine weitere Analogie zwischen derGrodnoer undSamlän- der Glauconitformation zeigt sicb in dem beiderseitigen Auf- treten kalkfreien Sandes unter dem Glauconitlager und der Braunkoble oberhalb desselben. Am besten belehrt hierüber ein Vergleich unserer oben aufgeführten Schichtenfolge mit der Profiltafel zu Zaddach's Beobachtungen über das Vorkommen des Bernsteins und der Ausdehnung des Tertiärgebirges in Westpreussen und Pommern**). Auch könnte aus diesem Vergleiche gefolgert werden, dass der Glauconitformation von Golowicze die Bernsteinerde fehlt und dass man unter dem •) Abhandlg. d. Acad. d. Wiss. zu Berliu 1858. S. 100. Dagegen: Reuss in Foraminiferen d. westphl. Kreide, Sitzungsber. d. k. k. Academie d. Wiss. XL, 1860 S, 169. **) Schriften d. phys.-öcon. Ges. zu Königsberg. X. 1869, S. 1—82 mit Tafel. 204 weissen Sande, wie im BoMoche bei Thorn*), auf Thon- gebilde stösst bevor die Kreide erreiclit wird. Ein Paar Bohrlöcher werden aber hieriiber den besten Aufscbluss geben. Wenn somit eine niclit geringe Aehnliclikeit in den petro- grapliisclien und Lagerungsverliältnissen des Grodnoer und Samländer Glauconit- und Braunkohlensystems besteht, so bandelt es sicb schliesslicb noch um die Altersbestimmung dieser Gebilde nacb ihren paläontologischen Merkmalen. Sowohl bei Golowicze ais im Samlande lieferte der so- genannte Krant bisher die einzigen, an ursprünglicber Lager- stätte befindlicben Versteinerungen der Glauconitformation. Für Samland wurden sie von Bejricb, Ermann und Herter und zuletzt von Carl Mayer in der Faunula der marinen Sand- steine von Klein-Kuhren beschrieben^*). Melirere später auf- gefundene, demselben Horizont angehörige neue Petrefacten und namentlich audi die Bryozoen des Bernsteinmeeres***) seben der Bearbeitung entgegen und versprecben ^Yeitere Auf- klärungen zu geben. Vollkommen festgestellt ist, dass die bis- her beschriebenen Thierreste ein marines Flachwasserleben repräsentiren. Ob sie zum Unter-Oligocän geliören, wird wolil noch genauer erörtert werden müsseu. Von einem Vergleiche der Krantversteinerungen von Golowicze und des Samlandes kann vorläufig keiueRede sein, da erstere vorherrschend durch das Genus Pecten vertreten siud, •) Zaddach, a. a. 0. X. Taf. I, Profil 12. ••) Beyrich, zur Kenntniss des tert. Bodens der Mark Brandenburg in Dechens Archiv. B. 22, Heft 1. Berlin, 1848. S. 102. Ermann u. Herter, über Tertiärscliichten ete., in der Zeitschrift d. D. geol. Ges. 1850, Heft 4, p. 410 u. Taf. 14, 15. Mayer, C, die Faunula des marinen Sandsteines von Klein-Kuhren bei Königsberg, in der Vierteljahrschrift der Naturforsch. Ges. in Zürich. 6. Jahrg., 2. Heft. 1861, p. 109—123. ***) Zaddach, das Tertiärgebirge Samlands. Königsberg 1868, S. 76. 205 welches Samland ganz felilt. Diese Verschiedenheit lässt sich niit der verschiedenen cliemisclien Constitution der beider- seitigen Glaiiconite in geuetischen Zusammenhang bringoh. Obgleicli der Erhaltungszustand der nicht selten im Krant von Golowicze vorkommenden Pectenreste mangelhaft ist und ausserdem bei der bekannten grossen, von der Lebens- weise abbäugigen Unregelmässigkeit gerade dieser Gattung ihre Arten gewöhnlich weniger scharf gekennzeichnet und des- halb weniger bezeidmend oder characte ristis eh für gewisse geologiscbe Horizonte sind, so scheinen mir diese Reste doch noch hinreichendes Interesse zu behalten, urn bier eine Be- schreibung derselben folgen zu lassen. Deutlich unterscheidbar sind folgende Formen: dünn- scbalige, glatte (Tab. I, Fig. 1 u. 2), dann grössere, feinge- rippte (Fig. 3 u. 4), sowie kleinere, mit 20 bis 30 Rippen versehene (Fig. 5). Zu letzterer Form gehört wohl auch der Fig. 6 und 6 a (in 5maliger Vergrösserung) dargestellte Ab- druck der Aussenfläche eines Schalenbruchstückes von 10 mm. Höhe und 15 mm. Breite. An demselben wechseln 10 Furchen und Rippen, welche auf der Schalenfläche selbst umgekehrt erscheinen und hier Furchen geben, die breiter sind ais die Rippen. Sowohl Furchen ais Rippen zeigen gestachelte Längsstreifen oder schmale Längsleisten, derge- stalt angeordnet, dass ein regelmässiger Wechsel einer Leiste mit Schuppenstacheln und einer andern mit kleinen, einfachen Stacheln, stattfindet. Auf jede Furche und Rippe kommen je drei Leisten und sieht man im Grunde jeder Furche eine Leiste mit Schuppenstacheln, auf der Höhe jeder Rippe eine Leiste rait kleinen Nadelstacheln. Ausserdem sind sowohl Rippen ais Furchen fein gestrichelt (Fig. 6, b). Zur Bestimmung des Alters der Glauconitformation Sam- 206 landes lässt sich auch der in derselben ais GescMebe vorkom- mende Bernstein benutzen. Er ist nacb seinen Pflanzen- und Thierresten ais Festlandsgebilde anzusehen, das ein ange- nähert gleiches Alter mit der marinen Küstenfauna der Glau- conitformation (Krant) besitzt. Da aber die Glauconitfor- mation neben den Bernstein-Gescliieben auch noch den so- genannten „todten Kalk", d. i. glauconitische Flintgesclüebe der Kreide mit Belemnitella mucronata, Ostrea vesicularis, Terebratula carnea, Scypliien, Fisdiscliuppen und Fischzälmen birgt, so muss sie jünger sein, ais das Senonien oder die Mucronaten-Kreide. Ausserdem lagern die tiefsten Gebilde in welchen Samländer Bernstein vorkommt, thatsäclilicli höher ais die Schreibkreide, über welclier sicb bei Grodno noch Kreidemergel mit Phosphoritknollen zeigt. Das Braunkohlensystem über der Glauconitformation wurde bisher ais mittel- und ober-oligocaenes, oder ais mio- caenes*) bestimmt. Der Bernstein dieser Braunkohle befindet sich ebenfalls an secundärer Lagerstätte und kann sowohl aus dem Festlandsboden einer untergegangenen Bernstein- Fichtenwaldung ais aus den lockern Schichten der Glauconit- formation stammen. *J Heer, 0. Flora tertiaria Kelvetiae. III. 1859, p. 303 und Miocene, baltische Flora: die foss. Pflanzen der Braunkoblenformation d, Ostseeländer- Königsberg, 1869. Gr. d» m. 30 Taf. 207 Die Kreideformation. Wie im Eingange dieser Blätter bemerkt wurde und aus dem Profil der beigegebeiien Tafel I ersichtlich, hat man in West-Kurland, an der Lehdisch, einem linken Zuflusse derWindau, beini Pulwerk Bauerhof Kreide erbohrt. Zwei kleine, mir zugestellte Bohrproben sollen zu einem gegen 3' mächtigen Lager gehören, das, nach der einen Probe, im obern Theile aus mehlartiger, durch fein vertheilte Kohle hellgrau gefärbter Schreibkreide und nacli der andern Probe, unten aus festerer, schneeweisser Schreibkreide besteht. Ueberlagert wird diese Kreide von Sand und Thon eines tertiären Braunkohlensystems, unterlagert von Zechsteinkalk. Im Sdilämmrückstande der kleinen Bohrproben liessen sich unter den, kaum 0,35 mm. Grosse erreichenden Fora- miniferen sicher bestimmen: Cristellaria rotulata d'Orb. und Kosalina ammonoides Keuss, während Dasselbe für Eobu- lina trachyomphala Keuss., wegen schlechter Erhaltungszu- stände und geringer Anzahl der Exemplare nicht gilt. Aus- serdem zeigte sich eine unbestimmbare Cytherina und einige microscopische Stachel- und Kegelformen, sowie endlich Bruch- stücke der fasrigen Schalenlage von wahrscheinlichem Inoce- ramus sp. ind. Ein entsprechendes Lager weisser Schreibkreide fand ich ferner bei Baltischky*) im Gouvernement Kowno, 12 Werst NW.lich von der Stadt Kowno und einige hundert *) Im Quat. Journal of the geol. Soe. of London Vol. 25 (1869) p. 5 findet sich ein aus dritter Händ kommendes Referat über meine Untersuchun- gen der Kreide an der Lehdisch und bei Baltischky, sowie über meine An- schauungen in Betreff gewisser Bernsteinfragen, das ausser starken Druck- fehlern auch Aneichten enthält, mit welchen ich nicht übereinstimme. 208 Schritt Yom linken Ufer der Neweslia, hart an der Land- strasse. Hier war man beim Graben eines 13' Fuss tiefen Brunnens, in etwa 5' Tiefe auf weisse Kreide gestossen, ohne sie nach weitern 8' zu durchsinken. Diese, mit Hinterlas- sung einiger Quarz- und Feldspathstücke vollkommen in Säuren lösliche, weiclie, erdige Schreibkreide enthielt im Schlämmrückstande, bei nicht besonders giiten Erhaltungs- zuständen, an 0,3 — 0,9 mm. messenden Foraminiferen, besser bestimmbar: Cristellaria rotulata d*Orb., Robulina tracbyom- phala Reuss, Rosalina ammonoides Reuss, Globigerina cretacea d'Orb.-, unsiclier bestimmt : Truncatulina laevigata Eoem. oder Tr. convexa Reuss, Bulimia intermedia Reuss, Textilaria globifera Reuss, sowie Frondicularia und Dentalina sp. ind. Ausserdem faud sidi im Schlämmrückstande : Bairdia subdel- toidea Münst. und zalilreicbe, an der Basis 0,13 mm. Durcli- messer und bis 0,56 mm. Länge besitzende Kegel- sowie einige, unregelmässige, beiderseits verjüngte ^adelformen, die zum Theil Echiniden augehören mögen. Neben diesen Kegeln und Stacheln machen sicb aucli uocb kleine gerade Stäbe und geriefte, dickere, säulenförmige Stücke der fasrigen Scha- Icnlage von Inoceramus bemerkbar. Grössere, mit blossem Auge untersclieidbare Bruchstücke von Inoccramen-Schalen •kennzeidinen diese Kreide zunädist. In geradcr Linie etwa 4 Werst südiidi von Kowno, beobaditete ich am Flüssdien Jesse und nicht weit vom Gute Pojesse im Gouvernement Augustowo, ein drittes, dem vorigen sehr analogcs Kreidevorkommen. Das linke Uter des genannten Flüsschens erhebt sich bier in eiuer aus 5 Faden obcrm rothem, und 5 Faden unterm grauem Diluvial- mergel oder Blocklehm bestehenden, auf der Höhe durch Tobeln und Klingen recht malerisdi crscheinenden Steil- 209 wand. Am Fiisse letzterer breitet sicli auf der gegenüber- liegeiiden, flaclien, der Ueberscliwemmuug ausgesetzten Ufer- seite, unter 3' — 4' Sand und 1'— 2' Gerölle, ein Krcidelager aus, das dem Flusse cntlang auf 300', ins Land hinein auf 60' und unter dem Spiegel des Flusses auf 15' Tiefe verfolgt wurde. Ungeachtet der somit nicht ganz geringen Ausdeh- nung der Kreidelager von Pojesse und Baltischky hat man docb nocli keine volle Sicherheit darüber, ob sie anstehend oder angeschwemmt sind, obgleich ersteres wegen der kuri- schen und anderer benachbarter, unzweifelhaft anstehender Kreidevorkommnisse walirsclieinlicher ist. Im Sclilämmrückstande der Sclireibkreide von Pojesse bestimmte ich: Globigerina cretacea d'Orb., Kobulina trachy- omphala Reuss, Cristellaria rotulata d"Orb., Eosalina ammo- noides Reuss, Textilaria globifera Reuss und Serpula gor- dialis, var. implicata Hag. Ausserdem fanden sich vor: Schalenbruchstücke von Inoceramus sp., Täfelchen und Sta- cheln von Ecliiniden und andere unbestimmbare, nadelför- mige Stücke. Südlicb von Pojesse oder Kowno ist unzweifelhaft an- stehende Schreibkreide erst nach langer Unterbrechung, und zwar ungefähr Y2 Meile von Grodno in 41^ 27' Länge und 53^ 42' Breite bekannt. Der von S. nach N. strö- mende Niemen hat hier den Westabhang einer Kreidekuppe durchrissen, welche sich an seiner rechteu Seite etwa 75', an der linken etwa 10' über den Flussspiegel, bei niedrigem Wasserstande, erhebt. Durch Abbau ist am rechten üfer die Kreide auf ca. 40' Mächtigkeit entblösst und erhielt diese Localität nach der polnisch-russischen Benennung der Kreide, den Namen Me la. An der Kreide lässt sich hier ein, 38^ NNO. bis N.-Einschiessen beobachten. Vorherrschend ist 210 die weisse Schreibkreide , über der ein gelbliclier Kreide- mergel lagert, in welchem sich an der Kordseite des Haupt- bruches ein unbedeutendes Phosphoritknollenlager befindet. An der Ostseite des Briiches fehlt der Phosphorit uud ^vird die Kreide von anscbeinend horizontal gelagerten Diluvial-Gebil- den bedeckt. Weiter südlich lässt sich die Schreibkreide in alten Brüchen noch einige 100 Schritt weit verfolgen, wäh- rend sie ein Paar 100 Schritt nördlich vom Hauptbruche ganz verschwunden ist. Statt der Kreide bemerkt man hier in einem tiefen Thaleiuschnitte nur quartäre Gebilde von 40' — 50' Mächtigkeit. Auch zeigt sich die Kreide den K'ie- men flussabwärts erst wieder 3 Werst (in gerader Linie) WXW von Mela, an einem linken Nebenflüsscheu des Nie- men, beim Dorfe Puschkarü, wo, in anscheinend horizon- taler Lagerung. 30' mächtige Schreibkreide von 50' mäch- tigeu Quartärgebilden überlagert wird. Vereinigen vdr die Entblössungeu der Kreide- und Dilu- vialformation von Mela uud Puschkarü mit den obeu fiir Golowicze angegebeuen tertiären und in derselben Gegend beobachteten quartären Gebilden, so erhalten mr folgendes Gesammtbild der Lagerungsverhältnisse bei Grodno: 1. Onartärforniation. AUuvium in wechselnder, nicht bedeutender Mäch- tigkeit. 7' — 20' gelber, kalkhaltiger Blocklehm oder Diluvial- mergel. 15' — 25' Spathsand, hie und da mit 1' — 2' dicken, festen, bankartigen Kalksandmassen •, weisser, kalkfreier Quarz- sand, Grand- und Gerölllagen. 12' — 30' grauer, kalkhaltiger Diluvialmergel und stellweise 211 (Lossosna, oberhalb Golowicze) aucli gcscliiebefreier Thon. Anm. Mit Ausnalime der bei Mela und Golowicze SSW oder NNO einscliiessenden, untern, grauen Dihivialmergel, überall horizon- tiile Lagerung. Unter dcn Gescliieben der Diluvialgebilde vorlierrschend obersil ur i s ehe, der Zone8 Oesels entsprechende wie: Beyrichia lu- berculata Kiöden, Proetus concinnus Dalm., Cal3'meiie Blumenbachii Brogn., Trochus helicites Sil. Syst., Spirifer elevatus Dalm., Rliyn- clionella niicula Sil. Syst., Spirigerina didyma Dalm., Chonetes stria- tella Dalm.; ferner aus der mi ttelsilurisclien Zone 4: Pentamerus borealis Eichw., Atrypa marginalis Dalm. var., Spirigerina Duboysi. M. V. K. ; aus der un tersilurischen Formation Estlands: Leptaena eericea Sil. Syst. aus Zone 3; Gasteropoden der Zone 2 und Echino- ephaerites aurantium Gyll. der Zone 1. 2. TcrtiärformatioD. 20' und mehr mächtiges, S. 199 beschriebenes, Braunkohle und Glauconit fiihrendes Sandsystem mit NNO und SSW Einschiessen. 3. Kreidcformation. 7' (a) gelblicher, oben dünn geschichteter, harter, zerklüfteter, glauconithaltiger sandiger Kreidcmergel, nach unten weich glauconitreicher und Phophoritpartikeln ein- schliessend, rait Cristellaria rotulata dOrb. und schlecht erhaltenen Polyparien, die denjenigen des tiefer liegenden Mergels (c) zu entsprechen scheinen. 3/4' (b) braune Phosphorit-KnoUen, in gelbem erdigen, glauconithaltigen, sandigen Kreidemergel, welcher ent- hält: Cristellaria granulata m., Robulina megalopoli- tana Reuss, Dentalina sulcata d*Orb., und unbe- stimmbare Nodosarien und Dentalinen. Anm. Die Schichten a und b und ein Theil der folgendeu IVIer- gelschiclit (c) fallen an der N.Seite des Mela-Brnclies NNO ein. 14' (c) gelblicher und dann weisser, brüchiger, Glauconit und ein wenig Feuerstein führender Kreidemergel, ia 2 212 der obern Teufe mit Belemnitella mucronata Schloth., nicht seltenen Gasteropoden, Amorphozoeu und Ainmo- nites sp. 26' (d) zu Tage gehende, weisse Schreibk reide mit zahl- reichen FeuersteinknoUen und Belemnitella mucronata, Schloth., Osmeroides Lewesicnsis Ag., Ostrea vesicu- lariäLam., O.planospirites Lam., Janira quinquecostata Sow., Spondilus histrix Goldf., Sp. spinosus Buch., Lima decussata Goldf., Rhynchonella plicatilis Sow., Micraster cor anguinum Ag., Ananchytes ovata Lam., Cristellaria rotulata d"Orb., Nonionina buUoides d"Orb., RosalinaammonoidesReuss.,Gaudryinapupoidesd"Orb., Eschara ampuUacea Hag., Porina disticha Hag., Spi- ropora antiqua d'Orb., Entalophora madreporacea Goldf., Heteropora dichotoma Goldf. Was zunächst die vier Localitäten der hier erwähnten Kreide betrifft, so wird, durch die Vorkommnisse in Kur- land und in der Umgebung Kownos, der bisher bekannte Vcrbreitungsbezirk der baltischen Kreideformation be- dcutend nach NO ausgedehnt. Sowcit unsere gegenwärtige Kenntniss reicht, sind im Ostbalticum folgende Punkte eines über- und unterirdischen Auftretens der Kreide anzuführen: 1. An der Lehdiscli, im Windaugebiet, in 56" 3272' Br., 39° 38V2' L. und c. 125' über dem Meeresspiegel. 2. Bei Baltischky und Pojasse, in der Umgegend Kownos, in 54" 51'— 59' Br. und 41 ° 26'- 36' L. und e. 200' über dem Meeresspiegel. 3. Bei Frauenburg*) am frischen Haff in 54" 20' Br. u. 37° 23' L. und etwa 370' unter dem Meeresniveau. *) Schumann, J., geogn, Darstellung von Pr. Litthanen ete. S. 108 Der asoligraue Kreidcmergel des Bohrloches bei Frauenburg erinnert an die obere Lage der Kreide im Bohrloch an der Lehdisch. %1^ 4. Bei Grodno in 53" 42' Br. und 41" 27' L. nnd etwa 300' über dem Meere. 5. Bei Thorn*) in 53" Br. uud 36" 20' L. und 148' unter dem Meeresspiegel. Aus dicsen Angaben ergiebt sicli ein Sinken oder Tiefer- liegen dieser Kreidegebilde sowohl von S. nach N., ais von 0. nach W. In letztercr Eichtung ist der Unterschicd von ca. 500' zwischen dem Niveau der kurischen und der Frauen- burger Kreide hervorzuheben. Weiter westlich geht die Kreide dann wieder in Pommern und auf Bornholm, auf Rügen und Schonen, auf Möen und in Mecklenburg, sowie bei Lüneburg ete. zu Tage. Mit diesen Verhältnissen hängt zusammen, dass das westliche Ostseebecken flacher ist ais das östliche, welches letztere zwischen Gotland und Libau bekanntlich seine grösste Tiefe besitzt. *) Schumann, J. Preuss. Provinzialblätter, 1858. II. oder geolog. Wande- rungen in Alt-Preussen, 1869. S. 140. Ferner Zaddach, Beobaclitnngen ete. in Schriften der phys.-öcon. Ges. zu Königsberg, Jhg. X. Taf. I, Profil 12. Im Bohrloch am Brückenkopf bei Thorn wurden Glauoonitsand und todter Kalk (glanconithaltiger Flint) in bcdeutender Mächtigkeit erbohrt und maass die weisse und graue Kreide 170'. Nach Zeuschner, im N. Jahrbuch f. Min. ete, 1847. S. 156, und Girard, die Norddeutsche Ebene, 1855. S. 55, sowie Zeusch- ner, Bull. de Moscou, 1864, I, 573, lieferte das, 3 i^Ieilen von Thorn, bei Cie- cbocineck, in der Tbalsohle des recliten Ufers der Weichsel getriebene Bohr- loch keine Kreide, sondern unter 77 Va' Quartärgebilden und einem 31' mäch- tigen terliären Braunkohlensystem, sofort etwa lÜÜO' obern oder Aveissen Jnra. Letzterer entspricht, ebenso wie der Jura SOlich von Thorn, an der Weichsel, oberhalb der Slowianska-Mündung und im Fiussgebiete der Warta bei Konin, Kalisch, VVielun ete, dem Kraukauer Jura von Czenstochau an gerechnet. Die nördlichsten, ostbaltischen, an der Windau in Kurland auftretenden Jurage- bilde stehen ais oberster brauner .Jura oder Dogger, jedenfalls in Beziehung zu jenem grossen Becken. — Bei Inowraclaw, SVV.lich von Thorn, ergab das Bohrloch an der Thorner Chaussee innerhalb der Stadt, nach Runge (Zeit- schrift d. D. geol. Ges, 1870, S. 65, und Bromberger Zeitung 1871, April 15) anränglich Lehm und Thon und von 41 '//— 413' Kalkbreccie, Thon-, Gyps- und Anhydritlager, worauf dann Steinsalz folgte. Gehört dieses letztere System oder auch der Sperenberger Gyps ete. zum Zechstein, so ist derselbe von unserm kurischen Zechstein nicht unwesentlich verschieden. Auch wäre an die nach Pusch (geogn. Beschreibung Polens II 358; der Kreide zugestell- ten, von Zeuschner (Jhrb. d. k. k. geol. Reichsanst. I. 242) jedoch z. Th. für jünger gehalteneu Schwefel — und Gypsbildungen Polens namentlich im Nidathal, zu erinnern, 2* 214 Im Süden Grodnos haben wir die Kreide des Bug- und Pripetgebietes, während in Ost, nacb einer wobl nur ober- fläcblicbeu Lücke oder Unterbrechung in den Gouvernements Minsk und cincm Thcile Mohilews, die Kreidegcbilde ira östlichcn Mobilew, Smolensk ete. wieder zu Tage geben, In Betrefi der Lagerungsverhältnisse erscheint namentlich die Kreide bei Grodno nicbt ungcstört, zeigt aber doch nicht die starke Fältelung oder Aufstaucbung wie in Volbynien*}, auf Eugen, Möen**), und an andern Punk- ten. Zu dem oben, bei Beschreibung der Tertiärgebilde von Golowicze, über die Lagerungsverhältnisse Gesagten, hätten vrir hier nodi Folgendes binzuzufügen. AVahrscbeinlich stellen Puschkarü und Mela zwei ge- sonderte, mit WXW-OSO streichender Längsaxe versebene, scbildförmige Erhebungen dar und bildet weiter südlich das Glauconitsystem von Golowicze eine andere, entsprecbende Er- hebung. Zwisdien diesen in NNO-SSW aneinander gereih- ten Gewölben lassen sicb muldenartige Vertiefungen und aucb sogar verstedite Sättel denken. Halten mv uns an das NXOlicbe und SSWlidic Fallen der grauen Diluvialmergel von Golowicze und Mela, so fand die letzte Fältelung des Bodens wäbrend der Diluvialzeit statt. Zu derselben Zeit wurden hie und da die Glauconitformation und die obern, Pbospboritsand fübrenden Krcidemergel entfernt. Das Vcrfolgen analoger, im ganzen Ost- und Südbal •; Du Bois de Jlontpereux, Conchiologie fossile du Plateau Wolhyni- Podolien. Eerlin. 1831. p. 8. rtLa craie qne j'ai observee en Wolhynie ma frappe parson air ondule ou conime gonfle. Taudis que les autres formations se presentent par couclies liorizontales regulieics, on võit celle-ci jiar son ren- fleraent subit se produire sous la forme de DOnie oii de boursoufflure aussi irreguliere que possible." **) Puggard, Chr., Geologie der Insel Möen. Leipzig, 1852, Cap. III. 215 ticum beobachteter, fiir bestimmte Regionen aus zwei Haupt- faltungsrichtungen resultirender Bodenstructuren würde uns hier zu weit führen, und begnüge ich mich mit Feststellung des Vorhandenseins von Faltenrichtuiigen , die in dem be- zeichneten Arcal deii ganzen Compass durchlaufen. NO-SW Flügelrichtung der Faltcn oder der Haupter- streckung schildförmigcr Erliebungen und Mulden zcigt sich im W.silurischen Areal und namentlich im Inselgebiete Est- und Livlands, wobei daran erinnert werden kann, dass die Granit-Gneis-Zonen Finnlands NO-SW streichen*}. NNO-SSW gerichtcte Aufeinanderfolge der Gewölbe erör- terten mr an der Kreide und dem Tertiär bei Grodno und wies ich diesclbe Ersdieinung vor längerer Zeit für die Jura-, Zechstein- und devonischen Gebilde West-Kurlands und des Gouverneraents Kowno**} nach. Dieselbe Hcbungsliuie ver- folgte Berendt später am Tertiär Ostpreussens***). NNW-SSO. Fältelung spricht sich in O.-Estland und N.-Livland (Dorpater und Felliner Sättel) am silurischen und devonischen System aus. In dieser Richtung crhob sich der PorphjT der Insel Hochland im finnischen Meerbusenf) NW-SO Richtung macht sich an den niedrigen Falten und länglichen, schildförmigen Erhebungen der devonischen Dolomite des Dünagebietes besonders beraerkbar. Fr. Hof- mann beanspruchte diese Hcbungsrichtung fiir die nord- dcutschc Ebene überhaupt und suchte Puschff) dieselbe im *j Engelhardt, M. v., Geognostisclier Umriss von Finnland. Berlin. 1820. S 20. *•) Geologie von Liv- und Kurland. 1861. S. 554-562. ***) ErläiUernngen ziir geol. Karte Westsamlands, in Schrift. d. phj'3.- öcon. Ges. zu Königsberg, VII. 1866. S. 131 — 144 und Beitrag zur La^erung des Terliärgeb. a. a. 0. VIII. 1867. S. 73 84. fj Geologie von Liv- und Kurland a. a. 0. tl; Geogn. Beschreibung Polens. II. S. 263. 216 polnisch-norddeutschen Soolquellenzuge, Oeynhausen-Runge*) iil der Linie laowraclaw-Cammin zii verfolgen. Noch weiter westUch zeigt sich an der vou Septarienthon bekleideten Kreide Mecklenburgs**j NW-Streichen und NO-Fallen. Auch tritt dit! Lünebiirger Kreide (am Zeltberge) iii sättel- oder schildtörmiger Erhebung auf, au welcher N^Y bis NNW Streichen und 10^^ — 45'^NO-Einscliiessenbeobaclitetwurde***). WNW-OSO Hebungslinien zeigen die scliildförmigen Erhebungen bei Grodno und, nach Plettnerf), die märkisclien Braunkohlcn; WSW-ONO streichenden Längsfalten sclieinen die untersilurischen Schiditen West-Estlands aufzuweisen. Der Erfabrungssatz : dass sich grosse Gebirgszüge nicht kreuzen und dass dort, wo ein bestimmtes Hebungsgebiet zum Abschluss kam, die Erdrinde durch neue Hebungen stets parallel zur anfänglicben Richtung gefaltet wurde, hat offenbar dort, wo es sidi, — wie im Ostbalticum — nur um geringe Oscillationen des Bodens im Laufe langer Zeiträume bandelt, keine Geltung. Wir erkeunen leicht, dass z. B. am Sdilussc der Silurzeit sidi die trockenliegenden untersilu- risdien Gebilde Ost-Estlands, im obern Narowa-Gebiete, senk- ten und vom Devon-Meere zum Theil überfluthet wurden. Im westlichen untersilurischen Gebiete unseres Balticum war solches nicht der Fail. Auch beweist das Fehlen der Koh- lenforraation, des Rothliegenden, der schwarzen und weissen Juragcbilde und der uutern Kreide in Liv-, Est- und Kur- ») Zeitsclirift d. D. geol. Ges. IV. 1852. S. 460. '*) Zeitsclirift d. D. geol. Gcs. VI. 527 und Sitzungsber. d, Wiener Ae. d. W. XL 1860. S. f59. •"j Zeitsclirift d. D. geol. Ges. XV. 1863. S. 97 ff. f) Die Braunkolilenformation in d. Mark Brandenburg. Zeitsclirift d. D. geol. Ges. IV. 1852. S. 460. - Hii)'ssen: über das Braunkohlenvorkomraen in der Provinz Brandenburg. Vortrag bei der 44. Vera. deutscher Naturf. u. Aerzte in Rostock, am 23. Sept. 1871. 217 land, sowie die unbedeutende Entwickelung des Zeclistcins, des braiinen Jura, dcr Schreibkreide und des Tcrtiär in SW-Kurland, eiiierseits geringe, anderseits grosse Verändcr- lichkeit der Niveauverhältnisse. Für eiii gcgebciies Terrain stellen sich aber einer genauern Altersbestimmung der ver- schieden gerichtcten Hebungsiinien, nach deren Anfang, etwaiger Unterbrediung, Wiedcrholung in späterer Zeit und Aufhören oder Fortsetzen bis in die Gegenwart, ganz beson- dere Schwierigkeiten entgegen. Denn es ist zunächst nicht leicht, die lokalen Abweichnngen der Fältelungslinien.^ die untergeordneten kleinern Sättel und Mulden und die Dia- cliven der festen Gesteine in genetischen Zusammenhang oder überhaupt miteinander in Einklang zu bringen. Ferner stehen uns im Ostbalticum ausgedehnte Felsentblössungen sedimentärer Gesteine nur selten zu Gebote und weisen dabei geringe Niveau-Unterschiede auf. Endlicli erlitten un- sere ältern, theilweise wenig festen Sediment-Gesteine durch Erosion und namentlich durch Gletsclierbewegung und ober- flächliche oder unterirdische Auswaschung häufig wesentliche Veränderungen. In Betreff der Quartärgebilde ist hervorzuhe- ben, dass sie in ihrer Natur undLagerungsweise sehr veränder- lich sind und beim häufigen Fehlen palaeontologischer Merk- male,sichz.B.eine altere oder bis in die Gegenwart fortsetzende Hebung oder Senkung des Bodens, an ihnen schwer verfolgen lässt. Im Allgemeinen erscheinen indessen die ältern Quar- tär- oder Diluvialgebilde ihrer Hauptmasse nach, und ins- besondere dort, wo sie nicht den Character alter Mõranen oder Dünen tragen, ais Ausgleicher frühcrer Bodenuneben- heiten. Ausnahmen fehlen indessen, wie wir bei Mela sahen, nicht und ist der grösste Theil der jüngern Quartär- oder Alluvialgebilde auch wieder nur veränderte Diluvialmasse. 218 Es wäre zu gewagt, das Auftreten und die Lagerungsform der hier behandelten ostbaltischen Kreide- und Tertiärgebilde zu andeni Localitäten in engere Beziehung zu setzen, weil grössere naliebelegene Gebiete, insbesondere der Gouverne- ments Grodno und Augustowo geognostiscli nicht oder nur selir mangelhaft bekannt sind. Wie sich aber die Gesctzmässigkeit der Bodengestaltung in grossen und groben Zügen nachweisen Hess, so "svird dieselbe durch speciellere Studien wahrscheinlich bestätigt, wenn aucli genauer und präciser dargestellt werden. Nachdera wir die Lagerungserscheinungen der Kreide Kurlands, Kownos und Grodnos besprochen haben, wenden wir uns zu einer speciellcrn Betrachtung ihrer palaeonto- logischen Merkmale. Bei Beschreibung der Schichten- folge wurden nur bekannte und häufigere Versteinerungen auf- geführt. In der nachfolgendenUebersicht liegt die Bearbei- tung der Ausbeute zweitägigen Sammelns vor. Das Mate- rial war selbstverständlich unvoUkommen und fehlten nament- lich grössere Mengcn von Schlämmrückständen. Bei dcn Foraminiferen erschien die Anzahl der Excmplare zu gering, bei den Bryozoen, Gasteropoden und andern Familicn der Erhaltungszustand oft mangelhaft, so dass die Aufstellung neuer Arten im Allgemeinen vermieden werden musste und wc es geschah, die Diagnosen dennoch nur ausnahmsweise ais abgeschlossene anzuselien sind. Ferner muss bemerkt wer- den, dass auch die bisher nur in Geschieben des russischen Ostbalticums aufgefundenen Kreideversteinerungen mit in die Uebcrsicht aufgenommen wurden. Endlich ist daran zu er- innern, dass von iiltern Bestimmungen der bei Grodno vor- kommcnden Petrcfacten leidcr wenig Vortheil zu ziehen war und die Kreidegebilde Russlands übcrhaupt viel weniger be- kannt und bearbeitet sind, wie die ältern Formationen. 219 Foraminiferen. Stichostegier. Henfalina oligosfegia. Reiiss. Lemberger Kreide in Hai- dingers naturvv. Abhandlg. IV. 1. S. 25, Taf. I, Fig. 10, und Kreide Böhmeris I. 27. II. 106. Tb. XIII, Fig. 19 und 20. Aus gescliläinmter weisser Kreide bei Grodno. Itentaiina aculeata d'Orb. Morn. de la Soe. g6ol. de France. IV. 1. p. 13. pl. I. Fig. 2, 3. — Reuss. Kreide Böh- mens. Tab. XII. Fig. 29. Fundort wie früher. — — sukata d'Orb. M6m. de la Soe. de France. IV. 1. p. 15. pl. 1, Fig. 10-J3. cf. Dent. Steenstrupi. Reuss. Zeit- schrift d. D. geol. Ges. VII. 2G8. Tab. VIII. F. 14a von Basdorf in Mecklenbnrg. — Sdilerht erhaltene Exemplare aus dem erdigen Mergel der Piiosphoritknollenbank von Mela. sp. ind. Tb. II. F. 1. Ein auf Micras/er ror anguinnm aufgewachsenes Exeinplar, an welcliem die änssern Contonren und ein wenig von der stark gestachelten Oberfläche sowie der innere Bau des Gehäuses sichtbar. Sieben erhaltene, sehr allmählig ver- jüngte Kammern messen zusammen 10 mm. Länge bei 2 mm. grösster Breile; der innere Bau ähnlieh Denf. s///c«/a Niis. Petrcf. Suec. p. 8. Tb. IX. F. 19. B, dcch die einzelnen Kammern unseres Exemplares flaciier und umfassender. Die oberste Kam- mer 2 Mai so lang ais die vorhergehende und am Ende gerade abgestumpft. Aus der Schreibkreide von Grodno. Noflosaria obsmra Reuss. Böhm. Kreide I. 26. Tb. XIII. F. 7-9. Mit 10 Rippen und an der obersten der 5 Kam- mern Längsfalten zwischen den Rippen. Fundort der vorige. Zfppei. Reuss. Böhm. Kreide I. 25, Tb. VIII. F. 1— 3. Fundort wie früher. Jflarginulinu baccillum. Reuss. Böhm. Kreide I. 29. Tb. VIII. F. 11. Fundort der vorige, Erhaltang schlecht. Helicostegier. Cristetlariu rotulata d'Orb. Mem. de la Soe. g6ol. IV. 1. p. 26. pl. II. F. 15 — 18. Syn. Robulina Comptoni und Rob. crassa Röm. LenticulHes Comptoni Sow. bei Hisiiiger Leth. suec. I. 32. Tb. 8. F. 1. Schreibkreide Grodnos, Kowuos und Kur- lands und im Kreidemergel bei Grodno. 220 Cristellaria grannlata m. Tb. II. F.2. ünten breit gerun- det, oben wenig schrägabgestutzt; Rücken schwach gekielt, Bauch- rand ziemlich scharfkaiitig: Kaminern 7—9, iiicbt durch eigent- licbe Leisten, sondern durcb Knotenreihen angezeigt. Länge 1 mm. Diese Art ist der Cr. decorafa Renss. Zeitschr. d. D. geol. Ges. VII. 269. Tb. VIII. F. 16 und Tb. IX. F. 1 und 2 ver- wandt, doch dnrch Mangel an Leisten und Furcben, sowie durch ihre zackenartigen Knoten leicht von derselbeu zu unterscheiden. Fundort: erdiger Mergel der Phosphoritknollenbank bei Mela. miilfisepfafa Reuss. Lemberger Kreide. S. 33. Tf. III. F. 9. — Aus geschlämmter Kreide von Grodno. Rohulina, Iracliyomphala Reuss. Lemberger Kreide. S. 34. Tb. 3. F. 12 und Mecklenburger Kreide, in Zeitschrift d. D. geol. Ges. VII. 271. Sjn. Rob. Comptoni?>o\\. In derSchreib- kreide von Baltischky mit deutlich schlitzartiger Oeffnung in der Mundfläehe, doch die Nabelseite nicht schwarz gefärbt, wie bei den Lemberger und Mecklenburger Exemplaren. In Eichwalds russ. Geognosie p. 510 wird Lenticulites Co7np/oniK\\s. von Sim- birsk aufgeführt, die hierher oder zu Crisfel/aria rotulata gehört. — — megalopolitana Reuss. Zeitschrift d. D. geol. Ges. VII. 272. Tb. IX. F. 5, aus Mecklenburger Kreide. Fundort im erdi- gen Mergel der Phosphoritknollenbank von Mela; gut erhalten, braun, 2 mm. im Durchmesser. •Voniotiinu bulloides d'Orb. Foram. du bassin tert. de Vienne. p. 107. pl. V. F. 9 und 10. Reuss, Lemberger Kreide, S. 34. In der Schlämmkreide von Grodno zahlreich. Spirolina inflafa Reuss. Lemberger Kreide. S. 32. Tb. III. F. 5, a. b. Syii. Nonionina influla Alth. Haidingers Ab- handi. II. 266. Tb. 13. F. 22. In der Kreide von Grodno, röthlich gefärbt, nicht häufig. Rosaiinn ammonoides Reuss. Len)berger Kreide. S. 36. Tb. IV. F. 2, a— c und Böhm. Kreide. L 36. Tb. 13. F. 66. Rügener Kreide nach Reuss. Sitzungsber. d. k. k. Ae. d. Wiss. XLIV. I. 330. Syn. P/miorbulhia angiilafaRag. N. Jahrb. 1842. S. 571. Tb. 9. F. 23. Häufig in der Schreibkreide von Grodno, Pojesse und Pulwerk, und z\Aar, wie liotalhia polyrraphes Reuss, rechts und links gewnnden vorkommerid. Einige Formen erin- nern lebhaft an die lebende R. timbilicata d'Orb. M6m. de la 221 Soe. g^ol. IV. 1. p. 32. pl. III. F. 20-22 u. H. Lorneiana ibid. p. 36. pl. ]II. F. 20-22. Globigerina crelacea d'Orb. Mem. de la Soe. g^ol. IV. 1. p. 34. pl. III. F. 12-14. Schieibkreide von Baltischky und Pojesse. Truncatulinn laevigata Röm., von Baltischky. wegen schlecliter Erhalturg nicht sicher. Vg!. Rümer N. -Deutsche Kreide. S. 97. Tb. XV. F. 23, von Peine; aus Böhm. Kreide nach Reuss; Tr. convexa Reuss. Letnberger Kreide. S. 36. Tb. IV. F. 4. Bulimin infermedia Reuss, Lemberger Kreide. p. 39. Tb. IV. F. 11. Fuudort vvie früher, Bestimmung unsicher. Gaudryina pupoides d'Oib. Mem. de la Soe. geol. IV. 1. p. 44. pl. IV. F. 22—24. Aus geschlämmter Schreibkreide vou Grodno. Enallostegier. Teartit€iria globifera Reuss. Westphl. Kreide, in Sitzungs- ber. der k. k. Ae. d. Wiss., Mathem.-natiirh. Cl. B. XL. 232. Tb. xm. F. 8. Sjn. Textularia globn/osa Reuss. Böhm. Kreide. I. 39. Tb. XII. F. 23, und Ehrenb. Microgeol. Tb. XXX. F. 3, a. b. — Fuudort wie früher. Beinerkiing. E. EichwaM führt in seiner Geognosie Russlands, in russischer S[>rai.lie, St. Petersbiu-g, 1646, p. 507, aus der Kreide von Grodno folgende drei neue Foraminiferen auf: Nosnlia omata, TfXtiliiriu aficiilata und T. a.spern. Sie werden indessen niclit be- sclirieben und gerathen in desselben Verfassers Ltthata rusxica in Vergessenheit. Bryozoen. Eschara ampullacea Hag. An kleinen freien Stammsfücken fast kreisrund, an grössern abgeplattet (3 : 1 und 4 : 1 mm.) oder an ihrer, z. B. auf Belemnitella und Micraster aufgewaclisenen, Basis flach und ziemlich weit aii?gebreitet. Die runden Stamui- stücke von Grodno stimmeu mit der Rügener E. ampuVacea Hag. Leonh. Jahrb. 1839, S. 264, und die flatheri mit E. Saiitonensis d'Orb. Terr. eret. V. 109. pl. 673. F. 4. Die an den Grodnoer Exemplaren niclit selten zu beobachtende punkttörmige Dnrch- bohrung der Wündungsmembran beweisst, dass d'Orbigny's sšno- nische E. Nerei (a. a. 0. V. p. 111. pl. 603. F. 10 und 13), Ligerieusis und Sa7ifo7iensis mit E. ampullacea zu vereinigen sind. 22% Beim Breiter- und Flacherwerden der Form leidet die Regelmäs- sigkeit der im Quincunx gestellten und init einigen accessorischen Zelien versehenen Zellenanordnung. — Aus geschlämmter Schreib- kreide bei Grodno. Escham interrnpla m. Tb. II. F. 3. Flache Stämmchen, bei 2 mm. Breite und V2 mm. Dicke jederseits mit SLängsreihen Zelien, die fast kreisrnnd umrandet sind. Der untere und obere Rand zweier, in einer Längsreihe aufeinanderfoigender Zelien be- rühren sich nicht, sondern lassen einen vertieften, gewöhnlich eingebrochenen Zwischenraum von V^ ^es Durchmessers einer Zelle frei. Die Zellenöffnungen sind klein, viertelmondförmig. Fundort wie früher. Porina, disficha Hag. spec. Fundort wie früher. Stämm- chen platt, bei 3 mm. Breite, 1 mm. dick, im Querschnitt mit zwei neunzähligen Zellenscliichten. An der Oberfläche ersclieinen die Zelien rahe bei einander und nicht immer in regelmässigen Reihen stehend, gewöhnlich warzenfürmig, selten cylindrisch, überhaupt ungleich hoch hervorragend, nicht umgränzt und mit runden Mündungen. Nebenporen hier und da angedeutet. Unsere Form ist bis auf ihre etwas näher bei einander liegenden Zellen- öffnungen nicht von der vor mir liegenden Rügener E. disticha zu unterscheiden. Nach d'Orbigny würde diese Art, entsprechend zahlreichen, bei Hagenow, Mastr. Kr. Tb. VII und VIII abge- bildeten Arten, mit d'Orbignys weit verbreiteter senonischer Porina filograna, Terr. cr6t. V. 435. pl. 626. F. 5-10, zu vereinigen sein. Spit*opora anfiqua d'Orb. terr. cret. V. 710. pl. 615. F. 10-12; syn. Cricopora Keussi Hag. Mastr. Kr. p. 21. Tb. I. F. 13d; Cric. annuhita Reuss. Böhm. Kr. II. 64. Tb. 14. F. 2. Ceriopora anmilaln Hag. Leonh. Jahrb. 1839. S. 284. Tb. V. F. 5, und diese Form von Rügen mit der von Grodno vollkom- men übereinstimmend. Fundort der frühere. Mdmone.tt sfriafa m. Tb. II. F. 4. Verzweigte Stämmchen von V»— 1 mm. Dicke, im Querschnitt dreiseitig. An der Vor- derseite zwei beiuahe ebeue P'lächen zu einer Kante ohne Kiel verbnnden und mit weit auseinanderstehenden, stumpfwinkligen Zellenreihen vcrsehen, von welchcn jede sieben wenig vorste- hende, schwach umwandete Zellenütinungen besitzt. Eine dieser OefFnungen liegt ais unpaarige, siebente, auf der Kante. Zwischen 223 den Zellenöffnnngeu verlaufen zusammenhängende Längsfurchen. Fundort wie früher, Untcr den zalilicichen Arten der Schreibkreide am meisten verwandt der Id. Cyf/ierea d'Orb. Terr. cr6t. V. 746. pl. 750. F. 11 — 15, doch von dieser durch die Längsfurchung leicht zu unterscheiden. Jlorneru porafa m. Tb. II. Fig. 5. Stammbrnchstück von IV» nim. Länge und V* v(\n\. Breite. Vorderseite mit Röhrenzellen, die am Rände länger sind, wie bei Hornera (non Filisparsa d'Orb. Terr. cret. V. 814) tubulifera Hag. Mastr. Kreide. 26. Tb. II. F. 1. Die Hinterseite längsgefiircht und poiös, entsprechend Filicavea dactylus d'Orb. Terr. cret. V. 940. pl. 607. F. 13-16 und pl. 773. F. 8 -11. — Fundort der frühere. Coelochleu Hag. Walzige Stämme, der Länge nach von einer centralen cylindri- schen Röhre durchsetzt, an welche sich in besiimmten Horizonten kleine kuglige Hohlräume legen, deren jeder einen feinen, dick- waudigen, wurmartig gewundenen Canal zur Oberfläche sendet. Diese Diagnose ergiebt sich, wenn man die ringförmigen Anschwelhingen (xox^iov, Schraube) ais Kennzeichen der früher einzigen Art, C. fort/uata Hag. (Mastr. Kreide. p. 54. Tb. VI. F. 4) ansieht und den von Hagenow nicht untersuchten Längs- schnitt der Formen berücksichtigt. Coelochlea incerfa m. Tb. II. F. 6. Niedrige Stammbriich- stiltke mit cjlinderartigen Hauptstämmen von 2—4 mm. Durchmes- ser und mitabgerundeten, baid knolligen, baid plattenartigen Aus- wüchsen, deren Durchmesser nicht den des Hauptstammes erreicht. Letztern durchsetzt eine centrale, cylindrische, glattwandige Röhre, deren Durchmesser V4 der ganzen Sfammdicke misst. Um diese mit deutlicher, äusserer Wandung versehene Röhre legen sich in ziemlich gleichen Vertikalabständeu ihrer Länge, Systeme von 10—12, in einer Ebene befindlicher, hohlkugelar- tiger, nicht dicht aneinanderliegender Räume, von welchen jeder einen dünnen, wurmartigen und nur ausnahmsweise horizontal verlaufenden Canal zur Oberfläche des Stammes sendet. An der unebenen, mit Gruben versehenen Oberfläche des Stammes be- findet sich jede dieser Canal- oder Zellen-Oeffnungen in der Mitte fichwach schildförmig erhobener, rundlich oder hier und da grad- linig begrenzter, aneinanderstossender Felder, etwa wie bei C. iorqxiala Hag. Mastr. Kreide. 54. Tb. VI. F. 4 b. Dieselben Con- 224 touren lassen sich auch im Innern des Stockes, in der Umgebung der Canäle an Längsschnitten verfolgen, an welchen auch nur die, der centralen Röhre nächstliegenden Hohlkugeln in Längs- linien gereiht erscheinen, während die Diirchschnitte der wurm- formigen feiiien Canäle unregelmässig vertheilt sind. — Von der centralen Röhre zweigen sich Nebenröhren für die knollen- und plattenförmigen Auswüchse ab, sind aber an Qucrschnitten letz- terer weniger deutlich, während hier die Zellen-OetTnungen ziem- lich regelmässig angeordnet erscheinen. — Fundort wie früher. Diese Art unterscheidet sich von der C. tor p c eo rC ci CO Ö c S :0 c aj P4 c QJ e o (J eo kl > o C W e > > 03 U ca (-> u demergel rait Phosphorit- knollenbaiik von Grodno. ; « o O «2 c '5 o c OI S c C O ü > o c c r li o eä "5) c Manon digitatum .... K. Micraster cor anguinum . S. Kr. P. M. V. BS + + + + + Ananchytes ovata .... S. Kr. A. V. M. -t- BS + + + -+- A. + Galerites albogalerus . . S. Arm. P. V. M. -h Ahaus A. + + Cidaris subvesiculosa . . M. + B. + serrata + -l- 11 11 OtiiOl» Asterias quinqueloba. . S. B. + -1- + L. + + punctata .... + + Rhynchonella octoplicata S.Ch.W.U.K. + BS + + + + L. + + „ gallina (Woodwardi ) B. + + „ „ nuciförmis Ku. Ch. Da. B. + + Terebratula carnea . . . . Ku.Sb.J.S.l].Kr.M. K M.V.Pod. + BS + + + + A. L. + + Ostrea vesicularis . . . . T.Ku.S.J.Kr.ü.A. M. + B. + + + + A.L.M. + + „ planospirites . . , + + ? + ? ,, semiplana + B. !-+- + + + L. + + Pecten undulatus T. S. Or. + B. + + + ,, Althi + crinitus + „ decemcostatus . . . Kr. BS + Janira quinquecostata . T.Mo. Ku.Sar.J, M. BS + + + A. + + „ striato-costat J, . . . Kr. + B. + + + A. L. + Spondilus hystrix B. -f + + „ „ spinosus s. w. V. P. BS + + + Lima decussata . . K. B. + + + + A. + Nacula truncata. . BS ? Cardium vindinense . . + Belemnitella mucronata T.S.Ch.J.U.Kr. P. M. V. + + + + + L. M. -f + Serpula gordialis .... ? BS + + + A. + Bairdia subdeltoidea . . BS Osmeroides Lewesie nsis . Ch. Sar. BS + 241 Die Verwandtschaftsgrade der verschiedenen senonischen Gebiete können nach dcr vorausgeschickten vergleichenden Uebersicht der Versteinerungen nicht abgemessen werden. Schon die naheliegende Frage : ob die Grodnoer Kreide mehr mit der Eügener, oder mehr mit der polnisch-volhynisch. podolischen Kreide übereinstimmt, muss wegen Unkenntniss letzterer unbeantwortet bleiben. Ausserdem ist es selbstver- ständlich, dass palaeontologisch gut bekannte seiionische Ge- biete, beim Vergleiche mehr identische Formen liefern müssen, ais weniger gut bekannte. In der ostbaltischen Schreibkreide (Kurland, Kowno, Grodno) finden sich überall: Cristellaria rotulata^ Rosalina ammonoides und Nonionina hulloides^ und lässt sich letztere Form bis ins Tertiär verfolgen. Die Gaudr^yina pupoides lehte während der ganzen Kreideperiode. Textilaria globi- fera ist ein Cosmopolit der vom mittlern Pläner, oder dessen Aequivalenten aufwärts in Böhmen, Sachsen, Rügen, West- phalen und in der Gosau vorkommt. Von den weiter ver- breiteten Foraminiferen der eigentlichen Mucronaten-Kx&i^Q fanden sich bei Grodno: Nodosaria obscura, Globigerina cretacea, Dentalina aculeata und D. sulcata. Nach der Anzahl ihrer, mit der Grodnoer Kreide identischen Rhizo- poden ordnen sich die verschiedenen Areale folgendermassen : Böhmen 12, Gallizien 7, Rügen und Frankreich 5 Arten. Der Werth dieser Zahlen fällt indessen ebenso wenig ins Gewicht, wie derjenige der entsprechenden Är^o^oew-Zahlen, welche für Frankreich (11 Arten) und für Mastricht (8 Arten) wohl nur deshalb ein auffälliges Mehr ergeben, weil die Bryozoen liier besonders fleissig studirt wurden. Be- merkenswerth ist dabei freilich, dass von den Aachener 242 Bryozoen^) nur 3 Arten in der Groduoer Kreide vorkom- men. Werfen wir die Foraminiferen uud Bryozoen zu- samraen, so stimmen mit den Grodnoer Formen überein, in Frankreich 16, in Bölimen 15 und in Gallizien, Eugen und Belgien ziemlich gleicli viel, d. i. 8 — 9 Arten. Bei den übrigen in der Tabelle aufgeführten Familien, Geschlechtern und Arten können wir uns auf ein Abwägen ihres Vergleichungswerthes nicbt einlassen. Es bestätigt sich an denselben der grosse Verbreitungsbezirk gewisser Formen, der sich wohl noch über mehr Arten ausdehnen wird, sobald dieselben in der Kreide von Grodno, (wie bei- spielsweise deren Inocey^amen- Avteu) nachgewiesen sein werden. Vorläufig müssen wir uns auf die blosse Angabe von Zahlenverbältnissen bescliränken, welclie, die Foraminiferen und Bryozoen ausgenommen, für alle übrigen, mit den- jenigen Grodno's, identisclien Thierarten der Kreide ergiebt: im bölimisch-sächsischen Terrain 23^ in Westphalen 21^ Frankreich 18^ Rügen 16*, Gallizien 14-, in Schonen, Han- nover und Belgien ziemlich dieselbe Zahl und etwas we- niger ais in Gallizien. Addiren wir alle in der Uebersicht genannten, mit den Grodnoern übereinstimmeuden Arten, so erhalten wir im böhmisch-sächsischen Areal, bei fehlcnder Belemnitella mucronata, 38, in Frankreich 34, auf Eugen 25, in Gallizien, Westphalen, England und Belgien 21 — 23. Eine Verwcrthung der Zahlcn idcntischcr Arten aus ostbaltischcr Kreide und aus den Krcidegcbieten in 0,S0 und S von Grodno ist offenbar noch nicht gestattet. •) Beissel, J. Ueber die Bryozoen der Aachencr Kreide, in Naturkun- dige Verhandlungen der Wetenschappen te Haarlem. T. XXII. 1865. Abth. 3. 243 In chemischer Beziehiing bietet dic Schrcibkrcide VOH Grodno wcnig Anzieliendes dar. Sie ist nach der Ana- lyse des Herrn J. Ehmcke folgendermassen zusammengesetzt : Kalkerde 54,83 Kohlensäure 43,08 Thonerde 0,55 Eisenoxyd Spur Thon und Sand .... 0,96 Wasser 0,21 99,63 Die Schreibkreide von Chelm in Põlen hat fast genau dieselbe Zusammensetzung, während die aus Volhynien*) durcli S^/o Magnesiagehalt von ilir abweiclit. Viel mehr Interesse erweckt dagegen das Phospboritknollenlager bei Mela und zwar nicht allein in agricultur-chcmisclier Beziehung, sondern noch besonders dadurch, dass es die bisher auf etwa 20,000 Q-Werst bekannte, von der Wolga bei Simbirsk, bis ins Desna-Gebiet des Gouvernements Smo- lensk bekannte, grosse russische Phosplioritzone**) nocli weiter nach W. ausdehnt. Das Vorhandensein letzterer kann mit einiger Wahrscheinlichkeit aucli in den Gouvernements Mohilew, Minsk und Wilna, d. h. in der nocli auszufüllenden Lücke zwischen Grodno und Smolensk, vorausgesetzt werden. Der harte Kreidemergel (a, vgl. S. 211) über der Phos- phoritknollenbank, der erdige Mergel (b) innerbalb letzterer und der Mergel (c) unter ihr, baben folgende Zusammensetzung : Kohlensaurer Kalk 37,662 24,189 86,835 Phosphorsaurer Kalk — 0,500 8,453 Fluorcalcium — — 1,444 Thonerde \ rw^^K -i «na o T^. ^ ^ , > 0,015 1,492 Spur tiisencxja ) ' ' ^ Wasser u. org. Substanz . . . 4,718 2,717 0,262 Sand, Thon und Glauconit . . 57,739 69,906 3,206 IÕÕ;134 98,804 100,200 *) Puscli geogn. Beschreibung Polens. II. 3.57. **) Ueber Phosphorite in Russland, in russ. Sprache mit Karte. St. Petersburg, 1868, gedruckt bei Besobrasow, 4 244 Die zwisclien deii Ki'eidemergeln a und c lagernde Pliosplioritknollenbank koniite icli bislier nur in 3/4' Mäcli- tigkeit und auf wenige Faden Erstreckung verfolgen, wolier sie Yorläufig nicht abbauwürdig erscheint. Die dunkelbraunen Pliospboritknollen sind ganz unregelmässig geformt, meist klein, nur ausnabmsweise 120 mm. Durdimesser besitzend, oberflädilicb ziemlich glatt, docb niemals glänzend und häuiig mit später gebildetem, weissem Kalksinter, oder erdigem koblensaurem Kalk bekleidet, der sich auch in netzartigen Streifen und Zeicbnungen über die Stücke verbreitet. Mit der Loupe untersdieidet man au den Knollen: Quarzsand, etwas Glauconit und ein braunes dichtes Bindemittcl. Ana- lysirt wurdcn z\Yei, äusserlidi möglidist extreme Proben dieses Pbosphoritsandsteins von C Sdimidt (I) und Sclia- marin (II), neben weldie ich nocb zwei Analysen des ent- spredienden sogenannten Roslawler Materials*) (helles III, dunkles IV) aus der ümgegend von Dubrowka und einige (V — IX) der Phosphoritsandsteine von Kursk**) setze. Grodno Dubrowka Kursk I II III IV V VI VII VIII IX Phosphorsäure , . 18,116 16,180 20,73 30.60 16.48 19,19 19,48 18,15 20,24 Kohlensäure . . . 4,250 2,298 2.39 2,12 3,25 3,36 3,08 4,27 3,01 Schwefelsäure . . — 0,076 0.91 0,98 — _ _ 0,43 0,60 Kalkerde 26,716 18,582 28'40 39,70 23,80 26,89 26,97 28,63 28,55 Magnesia 0.178 0,763 1,27 1,44 — — — — — Fluorcalcium . . . 1.961 3,535 2,53 3,49 — 1,78 2,53 2,37 — Kali 0.225 0,751 — — _ — _ — Ihrq Natrou 0,041 0,593 — _ ^ — _ _ « "^^^ Eiseno.xyd 1,707 3,575 2,34 1,57 0,69 — — 1,86 — Thoncrde 1,007 5,814 0,80 1,22 1,71 _ _ — — Schwefelkies ... — — — 0,29 0,33 — — — — KicsekiHl^e,unHJ3l. U,I14^ ^2,965 34,59 10,96 51,53 45,68 44,78 41,27 41,36 Bas.Wass.u.org.Š. ' — 4.702 3,68 4,31 1,75 2,35 2.53 2,53 3,24 Hygroscop. Wasser — 0,910 2,36 3,27 0,28 0,66 0,95 — — 100,00100,744100,00 99,95 99,65 99,91100,32 99,51 97,89 *) Baltische Wocheuschrift. VII. 1869. Nr. 10 und IX. 1871. Nr. 31-33, **) Nr. 5 nadi Inosiranzew in Materialien zur Geologie Russlands. Russ. I. 1869. S. 5. — Nr. 6, hellgrauc»r und Nr. 7, liellbrauner Phospliorit nacli C. Sclniiidt. — Nr. 8 nacli II. Belirniann, über Anwcndung des Phos[)horitinchlcs, R-iga, 1870, JliillersDruckerei. Nr. 9, nacli Guillcmer in A. Engclhardt : Aus deni chem. Labo- ratoriuni des landwirthscliaftlichen Instituts zu St. 1'etersburg. Kuss. 1867. 245 Aus dieser Zusammenstellung crgiebt sicli sofort die, aiicli schou durch die meclianische Analyse ersichtliclie, grosse Analogie des von weit auseinanderliegendeii Punkten der russischen Phosphoritzonc stammeiulen Pliosplioritsandsteins. Der Gehalt an Phosphorsäure schwankt zwischen 16 und 30 ^/o und dem entsprecliend auch der berechnete dreifacli basisch phosphorsäure Kalk. Beide nehmen mit der wach- senden Menge Quarzsand an Quan titat ab. Wo mehr Kali, Natron und theilweise auch Eisenoxyd vorhanden, lässt sich eine grössere Glauconit-Beimengung annehmen. Der bis 10 ^/o steigende Gehalt an kohlensaurem Kalk macht sich bei Behandlung mit Säure durch Kohlensäure Entwickelung leicht kenntlich. Die Bildungsweise dieser russischen Phosphoritsandsteine kann nicht zweifelhaft sein. Denn da sich in ihuen Fisch- und Saurier-Reste nachweisenlassen, so haben dergleichen Reste dem Sande sowohl nach ihrer Zerstörung auf mechanischem Wege, ais dadurch, dass der i)hosphorsaure Kalk in kohlesäurehal- tigem Wasser löslich ist, auf chemischem Wege das Cäment an phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk geliefert. Aus der obenaufgeführten Analyse des Kreidemergels (c) unter der PhosphoritknoUenbank, oder unter einem frühern Bonebed, ersehen wir, dass dieser untere Mergel mit beiläutig 10 ^/o phosphorsaurem Kalk und Fluorcalcium imprägnirt ist, wäh- rend diese Bestandtheile dem obern Mergel (a) ganz fehlen. An den dunkelbraunen, glänzenden, glazurartigen Ueberzügen, welche sich namentlich in den Höhlungen der obern Phos- phoritsand-Lagen oder Stücke von Dubrowka und Kursk zeigen, verfolgt man die jüngste oder frischeste, unzersetzte Phos- phoritbildung besonders deutlich. Ausserdem sind diese Phosphoritsandsteine gekennzeichnet durch hellbrauue, dichte, 246 mehr oder weniger stark zersetzte kleine Fisch- und Saurier- Eeste, welclie icli indessen iu deii Phosphoritsaudknollen von Mela bei Grodno bislier ebenso vermisste, wie jene gla- zurartigen Ueberzüge.*) Im Gebiete der grossen russischen Phosphoritzone ist an der Phosplioritsandkuollenbank vou Mela bei Grodno zuni ersten Male eine Zugehörigkeit zur obern Kreide und ein Jüngersein ais die Scbreibkreide sidier nacligewiesen. Diese zwischen gelben Kreidemergeln und über der weissen Scbreib- kreide lagernde Bank führt in dem mehi- oder erdartigen Material zwischen ihren Phosphoritknollen : Dentalina sul- cata d'Orb., Cristellarna granulata m. und Robulina mega- lopolitana Eeuss, d. h. Foraminiferen^ die auffälliger Wcise *J Die Pliosphoritbildung wird in selir verscliiedenen Formationen, Ver- hältnisseu und Erscheinungsformen beobaclitet. Hier erinnere ich zunächst an die im blättrigen silurischen Thonschiefer am Dniestr und an der Ladawa vorkommenden , russisch-podolisclien Pliosplioritknollen. Es sind nach Fr. Schwackhöfer (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt XXI. 1871. S. 211) fast durcligehcnds melir oder weniger voUkommene, im Innern mit concentrisch strahligem Gefiige versehene Kugeln. Ihre Structur und Nebenbestandtheile (Calcit, Eisenkies, Bleiglanz) sowie ihre Zusammensetzung (Kieselerde 1—6, Eisenoxyd 1—3, Thonerde 1—2,5, Kalk 48 — 53, Phosphorsäure 36,5—40 und Fluor 3—3,5) lassen offenbar andere Entstehungsbedingungen voraussetzen ais bei der centralen russisclien Phosphoritzone. Schwackhöfer nimmt bei Bildung der podolischen Knollen ursprüngliche Concretionen aus kohlensaurem Kalk an, welcher durch die aus dem Schiefer ausgelaugten pbosphorsauren und Fluor-Verbindungen in Phosphorit umgewandelt wurde. Das Vorkoninien und die Zustellung dieser Phosphorite zur Sihuibrmation sclieint indessen noeh nicht gehörig erlbrscht zu sein. Scliw. benierkle entsprocliende Plios- plioritkugcln auch in verstürzten Kreidescliichten. Nach andern, freilich noch weniger befriedigenden geognostischen Untersuchungen (A. Alth. Phosphat- kugeln aus Kreideschichten in russ Podolien. Jhrb. d. k. k. geol. Reichs- anstalt. XIX. 18G9. S. 69) soUeu dergleichen Kugeln über dem silurischen Thonschiefer in einem Lager von mehrercn Klaftern Mächtigkeit auftreten. Oesterreichisch Podolien weist in unzweifelhaftem Grünsande der Kreideforma- tion (Verhdlg. d. geol. Ileichsanstalt. 1869. Nr. 4 und 6 und Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XXI. 1871. p. 226. Tb. VIII. F. 5) phospliatische Einla- gerungeu auf, die aus Muscliclrestcn, fossilem ITolz (Pinus Pelrinoi) und un- förmliclien Knollen bestehen. 247 ziinächst an Formen des Mecklenburgcr Turonien bei Bas- torf*) erinuern. Der Pliosplioritsandsteiü (Osteolitli, Samorod, Eogatscli), zwischeu Orel und Kursk, soil dagegen nacli E. Hofmamr''*) unter folgenden, jedocb uiclit von ihm selbst beobacliteten Lagerungsverbältuissen unter der Schreibkreide auftreten. Gelber Diluvialmergel. Grünlich brauner Thon und Sand mitfesten Sandsteinstiicken. Weisse Kreide mit Bei. mncronata d'Orb., Osfrea vesicnlaris Lam. und 0. semiplana Sow. und versteineruugsleerer Kreide- mergel, Opoka genannt***). Kreidemergel mit Cyprina Ligeriensis d'Orb., Osfrea carinata Lam., 0. canaliculata Sow., 0. semiplana Sow,, 0. diluviana Lin., 0. halioiidea Sow., 0. Lesuerii d'Oib. Sandig-kalkige Schicht mit Phosphorit, genanut Ssurka. Zusammenhängende Phosphoritsandbank, IVa' mächtig. Sand, 2V3' mächtig mit Phosphoritkuollen und zahlreichen Ver- steinerungen, unter welchen alle die oben im Kreidemergel ange- führten und ausserdem noch von bekannten Arteu zu nennen sind : Terebratula obesa Sow., T. syurtmosa Mant., Terebralulina striata Wahlb., Kingena lima Defr., Rhynchonella lafissima Sow., Rh' nucifornis Sow., Janira quim/uecostata Sow., Lima multicostata Gein., Õpis bicornis Gein., Spondihis sfriafusl Goldf. Trigonia crenulata Lam., Avetlana Cassis d'Orb., Naufiltts elegans Sow., Ammonites Rhofomagensis Brogn. , Plychodus lafissimus Ag., P. mammilaris Ag., Lamna raphiodon Ag. f) Sand mit einzelnen, 5—6 Cub. Faden enthaltendeo, bank- förmigen Sandsteinstiicken. *) Karsten in Zeitschrift d. D. geol. Ges. VII. 532. nad Reuss ebenda VII. 261. '*) Monograpbie der Versteinerungen des Sewersker Osteolith. Mate- rialiea zur Palaeontol. Russlands, russisch. B. I. 1869. p. 1—100, mit 19 Tafeln. Vgl. auch Geology of Russia. I.Ch. XII. 269. ***) Opoka bezeichnet im Polnischen eigentlich Felsart überhaupt, wird aber in den Kreideterritorien Russlauds für einen Kreidemergel (Chalk mari) gebraucht, in welchem baid Kalk, baid Thon, baid Sand vorherrschen. f} Mehrere Abhandlungen über Fischreste des Kursker Sandsteins von ^.iprianoff finden sich im Bulletin de la Soe. des naturalistes de Moscou. Annees 1852-1860. 248 Voii den, beim Chausseebau zwischen Orel und Kursk, durcli die Arbeiter gesammelten, nacb ihrer Fundstelle nicht genauer bekannten, obeu aufgeführten Mollusken- uud Fisch- resten stehen mir leider keine Exemplare zu Gebote. Da- gegen besitze ich aus dem uns näherliegenden, unter demNaiuen Phospborit von Smolensk oder Eoslawl bekannten Material, das nacb seiner cbemiscben und mechanischen Zusammen- setzung dem Kursker sehr nabe stebt, einige, weder Hofmann noch überbaupt bisber bekannt gewordene Petrefacten. Sie stammen aus dem nacb Riga und Dorpat in den Händel kom- menden roben, ungcmablenen Phospboritsandstein der Dörfer Belskoj und Lescbtscby, 8 Werst von der Eisenbabnstation Dubrowka, im Gouv. Orel, welcbe 49 Werst SO.licb von Rosla^Yl im Gouv. Smolensk liegt. Dort wird ein Lager ab- gebaut, dessen Pbospboritsandstein in 3' — 4'Tiefe bellgrau, in 6' — 8' dunkelgrau sein soil. Genauere undwissenscbaftlicbeBe- obacbtungen oder Angaben feblen, docb ist in der Tbat an dem Material der Versteinerungen einerseits der gewöbnlicbe dun- kelbraune, glauconitarme und pbospboritreicbe, anderseits ein hellgrauer, glauconitreicberer und pbospboritärmerer Sand- stein vertretcn. In ersterm befinden sicb vornebmlicb die, in der folgenden Uebersicbt aufgefübrtcn Fischreste und Polyparien, in letztcrn dagegen vornebmlicb ^loliusken Bertjo: Leuchfenbergensis. Auerbacb. Ball. de IMüscou. 1865. Nr. III. p. 116. Tb. V. F. 6, aus kieseligeni, glaucunit- baltigeiii Kreide-Thon bei Moskau, an der Moskau-Jaroslawer- Bahn, zwischen den Stationen Chotkow und Troitza. Die Schup- pen von Dubrowka (Tb. II. F. 11) nur 2 mm. hoch uud breit, fast quadratisch , die concentrischeu Linien sehr fein , fächcrartige Falten nicht vorhanden, auf der hintern Seite in stumpfwinkebg dreieckigem Felde mit unregebnässig stchenden, wulstigcn Pro- tuberanzcn besetzt, wie bei jünger Perca fluviatilis L. vgl. Agassiz Recherches sur les poiss. foss. Text. T. I. 184. Atlas. T. I. pl. 249 H. F. 19 und 20. Dem Beryx hexichtenb. am iiächsten steht li. or- iiafus bei Geinitz, H. l?!'., Denkschiift zum 50jälir. Bcstchcn dcr Ges. f. Natur- u. Heilknnde in Dresden. 1868. S. 46. Tb. IV. F. 10., aus dem Planer von Strehlen. Osnteroieles Leivesiensis Ag. Tb. II. F. 12. Schuppen von 2 mm. Hüiie und Breite; Form öseitig, flach convex, auf der obern Seite (F. 12a) _ den hintern Theil ausgenommen — mit feinen eontrischen Linien bedeckt, die an drei radienartigen, Aachen, dachfürmigen Erhebungen wellenförmig erscheinen, ohne fächerartige Falten zu bilden. Auf der untern Seite (F. 12b) die coucentrischen Linien am ganzen Aussenrande fehlend. Die äusseren Contouren erinnern an Aspidolepis Steinlai Gein. aus dem Plänerkalk von Strehlen, bei Geinitz, Denkschrift, S. 40. Tb. II. F. 3 und 4. Die Lage des Anheftepunktes und die regel- mässige Anordnung der feinen, coucentrischen Linien stimmt mit Osm. Leiv. bei Geinitz a. a. 0. p. 40. Tb. II. F. 7. VgL auch Kner, Kreidemergel von Lemberg, Tb. V. F. 17. Tereiio sociaHs Eichw. In phosphorithaltigen Lignitstücken, entsprechend dem Vorkommen im Eisensand (Phosphoritsand) von Kursk, nach Eichwahi, BulL de la soe. des nalur. de Moscou. XXVI. 1853. I. 209 -231 und Lethaea rossica. II. 796. Tb. 27. F. 17. Von sicherer Bestimmung der Art kann bei T. soe. nicht die Rede sein. PunopaeoL sp. n. Länge: Höhe: Dicke = 70: 40: 35 oder 50: 30: 24 mm., Obeifläche mit starken Falten, Schaalcn stark klaffeud. Die ziemlich spitzen, gegeneiuander gebogenen Wirbel liegeu am Anfange des zweiten Drittels der Schaalenlänge; von ihnen nach vorn liin erscheint die Muschel stark aufgebläht und der Rand abgerundet. Der hintere Schlossrand ist, soweit sich nach dem unvollkummenen Erhaltungszustaude der Exemplare beur- theilen lässt, nicht erhoben und mit dem übrigen Schaalenrande vcrjüngt zusammenlaufend. Mit keiner der mir bekannten stark gerippten Kreideformen ganz übereinstimmend, doch offenbar sehr nähe verwandt der Panop. resima Hofm. von Kursk, in Hofmann, Monographie ete. S. 55. Tb. XVI. P:". 1. Vorkommen: sowohl im hellem ais dunklern Phosphoritsandstein bei Dubrowka. JfEytilus sp. Unvollkommener Steinkern von 85 mm. Länge, 40 mm. Hühe und 32 mm. grösster Dicke. In den Um- rissen ähulich M. sfriafits Goldf. Petr. Germ. p. 170. Tb. 129. F. 4. — 250 Cyprina. Ligeriensis d'Orb. wie im Sewersker Phospho- ritsand nach Hofmann a. a. 0. p. 50. Tb. XIV. F. 3 und 4. Ostreu haliotidea Sow. Steinkerne mit flacherer oberer und tieferer unterer Schaale, wie bei Hofmann, 1. c. S. 34. Tb. X. F. 1 — 4. Sowohl im hellem ais dunklern Phosphoritsandstein. JPecten oder Ijinia, niclit genauer bestirambar, mit 24— oOglcich breiten platten Rippen und Furchen, die mit Längs- und Querstreiten versehen sind. Terebrutulf^ obesa Sow., wie bei Hofmann, 1. c. S. 21. Tb. IV. F. 9. Ventriculites radiatus Mant. wie im Kreidemergel von Mela bei Grodno, vgl, S. 226. JPinites iindiilafusEichw. Nach der Lethaea rossica. II. 53. Tb. V. F. 11, a. b. c aus dem Glauconitsand von Talitzü im Gouvernement Moskau und nach dem Bulletin des natur. de Moscou. XXVI. I. 231, auch aus Kursker Phosphoritsandstein. Die Darstellung und Begrüudung dieser Art Eichwald's genügt nicht, und fehlen z. B. die schief gestellten Tüpfel auf den Mark- strahlen. Mehrfache Quer-, Tangential-, und Radialschuitte der Piniten von Talitzü und Dubrowka lassen mich dem Ausspruche Hofmeister^s beistimmen : dass Pinites-Arten nach Stammstücken allein nicht zu unterscheideu sind. Berücksiclitigeii wir bei eineni Vergleiclie der Phospho- ritsand-Verstcinerungen von Kursk-Orel mit denjenigen von Dubrowka den Umstand, dass Kiprianoff bisher aus erstern keine Fisclischuppen beschrieb, dieselben jedoch kaum fehlen werden, so könnte man wolil geneigt sein, für beide Terri- torien eine nicht gar weit auseinandergehende Fauna und Flora und nahezu denselben geologischen Horizont anzuneli- men. (k'gen diese Annahme spriclit freilicli Hofmann's An- sicht, nacli welclier die Kursker-Oreler Phospliorite zur un- tern Kreide, d. h. zum Cenomanien, untern Quader oder der belgischen Tourtia gehören. Bei aller Anerkenneng, die man der fleissigen Arbeit Hofmann's zollen wird, erschcinen seiue Vergleiclie der 251 Kursker Phosphoritverstcincrungen mit denjenigen westeuro- päischer Kreidc iiicht ganz befricdigend. Denu es war einer- seitsHofmann'sMatenal nicht umfassend genug, während ander- seits gewisse, zum Vergleiche erwälilte ^Yesteuropäische Krei- degebiete, wie z. B. d*Orbigüy's Turonien, einer scharfen Begrenzung ermangeln. Das Parallelisiren weit von einan- der entfernter Areale mit mehr oder weniger verschiedener Facies, hat stets etwas Missliches, wenn die Kenntuiss der dazwischen liegenden und vermittelnden Eegionen fehlt. Beim Vergleiche der Kursker Versteinerungen mit den- jenigen der sächsisch-böhmischen Kreide findet Hofmann, dass erstere die grösste Analogie mit denjenigen des Unter- Quaders haben. Lassen wir aus dem Verzeichniss der Hof- mann'schen Petrefacten dasUndeutliche, Unwesentliche oder Indiiferente fort, wie z. B. den durch die ganze obere Kreide durchgehendan Nantilus elegans, die Janira quinquecostata u. a. m., so bleiben nach: Ptychodns lalissimus, Pt. mamil- laris, Lamna rafhiodoii, Spondilus striatus^ Pecten asper (von Kursk ohne Ohren!) Õpis bieornis^ vier Ostreen und Scy- phia infundibiilifGi^mis. Dieselben Fischreste und dazu Beryx ornatus s. Lenchtenbergensis und Osmeroides Lewesiensis (beide im Phosphorit bei Dubrowka), ferner Ammonites Bhoto- magensis*) werden aber auch im Mittel-Quader (oberer Streh- lener oder Teplitzer Pläner**) angetroffen. Eine Parallele mit letztern Etagen gewinnt aber dadurch an Halt, dass wir in Sachsen den sogenanten Kopitzer Grünsandstein gleich *) Vom A. Rhotom. glaubte man friiher, dass er nie aus dem Oeno- manien herausgehe (Zeitschrift d. D. geol. Ges. XI. 71.), doch lässt sich diese Ansicht nicht halten. Aebnlicbes gilt auch für Oürea düuviana und Peclen asper. — **) Geinitz, Denkschrift ete. p. 35—39 und Gnmbel im N. Jahrbuch für Min. ete. 1867. S 664 und 795. 252 nnter den Strelilener Schichten haben. Dieser Grünsand- stein entspricht den Brogniarti- und Salzberg-Mergeln bei Quedlingburg und ist ais Aequivalent des bölimiscli-sächsisdien obern Pläners, des grauen Kreidemergels (grey chalk mari) der Insel Wiglit und verschiedener anderer Gegenden Eng- lands anerkannt worden. In letztern Gebilden kommt eine V — 3' mäclitige Scliidit cliloritischer Mergel vor, die sehr reich an phosphorsaurem Kalk ist. Auch darf hier daran er- innert werden, dass Beyricb's Ueberquadcr von Quedlinburg*) ganz solche feste Kalksandblöcke im Sande entbält, wie sie Hofmann in seinem Profil der Kursk-Oreller Schichten angiebt. Könnte der Kursker Phosphoritsandstein dem Mittel- quader parallelisirt werden, so hätten wir den Vortheil, nicht aus dem Cenomanien in gewaltigem Sprunge sofort in das Senonien, oder den obern Quader und die obere Kreide mit Belemnitellen zu gerathen, welche letztere jeden- falls in der russischen Kreideformation eine Hauptrolle spielt. Unter der Voraussetzung, dass der Kursker Phospho- ritsandstein in der That unter der Schreibkreide lagert und bei der Gewissheit, die wir von der Lagcrung der Grodnoer Phosphorite über derselben Kreide haben, könnte nun noch eine Wiederholung chemisch und mechanisch, sehr nähe stehender Phosphoritsandsteine angenommen werden. In diescm Faile würden aber meincr Ansicht nach die untcrn und obern Phosphoritgebilde kaum soweit im Alter ausein- ander liegen, wie Hofmann's Ansicht erheischt. Dafür, dass östlich von Grodno in der That gleich unter der Schreibkreide Phosphorite auftretcn können, sprcchen *) Zeitschrift d. D. geol. Ges. I. 288 und III. 567. 253 gewisse Mittheilungen des Herrn G. Romanowski über die Geologie des Gouvernement Orel*). In gerader Linie, etwa 23 Werst NO.lich von Dubrowka sind am linken Ufer der Desna, beini Doife Kopal entblösst: 1. Kreidemergel mit Bei. mncronata tuid daninter 2. 20' mächtiger, grünlicli grauerSand, mit einer Zwischenlage von küoUigenGeschieben und mit dunkelgrünem körnigenSandstein. Oestlich von Kopal bemerkt man nach derselben Quelle, im Gebiete der Bolwa, bei Krünka, Ssukreml und Ludi- nowo, ferner an der Sliisdra im Gouv. Tula, sowie an der Bolwa weiter abwärts, zwischen Kujawa, Dätkowa und Lju- bachna überall baid Kreide, baid liellgrünen Sandstein mit schwarzen stengelartigen Abdrücken. Aucb soil bei Lju- bachna die Kreide auf Jurathon mit Ammonites virgatus und Gryphaea diJatata lagern. An der Desna selbst werden abwärts von Kopal erst nach längerer Unterbrecliung und zwar nicht w^eit vom Ein- fall der Wetma in die Desna, am rechten Ufer letzterer, bei Wüschkowizi, Kreide und Kreidemergel angegeben. Dieselben Gebilde gehen dann ebenfalls am rechten Ufer der Desna bei Gostilowka, Ugost, Owstug, Kobülitscha und Gli- nischtschewa zu Tage. Sehr lehrreich sind endlich die Ent- blössungen in der Stadt Braensk und bei derselben, die Desna aufwärts bis zu Melnikows Dampfscägemühle und ab- w^ärts bis zum Swenski-Kloster, im Ganzen auf etwa 10 Werst Erstreckung. Hier zeigen die gegen 100' hohen Profile fol- gende Lagerungsverhältnisse : *) Bericht über die im Gouv. Orel behufs Auffindung von Steinkohle angestellten üntersuchungen. Russisch, im Bergjournal 1865. Vorher ange- zeigt im Bull. de la Soe. des natur. de Moscou 1865, I. 285—289, mit Karte. Vgl. auch die Karte zn Sch.tschurowski's Geschichte der Geologie desMoskauer Bassins, in Nachrichten der Gesellschaft von Naturfreunden zu Moskau, russ. B. I. 1866. Tb. IV. 254 1. Quartärgebilde mit Kreide- und eisenschüssigen Sandstein- Stücken. 2. "Weisser Kreidemergel. 3. Schneeweisse Kreide mit Bei. mucronafa^ Ter. carnea., Ter. biplicafa^ Osirea vesiciilaris. 4. Grünlich gelber Sand mit regelmässigeu Zwischenlagen eines bräunlich grünen, grobkörnigen, zuweilen conglo- meratartigen Sandsteins, Samorod genannt. E. Hofmann*) giebt für diese Gegend die kurze Be- merkung, dass sowohl bei Braensk ais bei Tumanofka und Gorodischtsche an der Desna der phosphoritlialtige Sand und die Ssurka mit zwei Phosphoritlagen zu Tage gehn. Jedenfalls ergiebt sicli aus diesen Angaben, dass die weisse Schreibkreide des Gouv. Orel mit derjenigen von Grodno zu identificiren sein wird, und dass unter ihr, ein, im Grodnoschen bisher noch nicht bekannter grünlich grauer und gelber Sand lagert, weldier Phosphoritlagen enthält. Noch weiter abwärts an der Desna wurde bei Now- gorod-Sewersk im Gouv. Tschernigow von Hrn. Jerofe- jew ein Schichtencomplex beobachtet**), welchem, wie bei Grodno, die untern Grünsande fehlen. Man sieht daselbst unter dem AUuvium: 1'— 5' quartären, eisenschüssigen, lockern Sand. 21' festen Sandstein und zuweilen eine Schicht grünlichen Sand- steins, nach Jerofejew muthmaasslich Tertiär. 42' in der obern Teufe unreine Kreide oder Kreidemergel, nach unfen reine Schreibkreide mit Bei. mucronata., Osirea vesi- ciilaris., Terebralula biplicala und Pecten undulatus. Folgen wir der Desna bis zu ihrer Mündung in den Dniepr, so lässt sich noch darauf hinweisen, dass man beim Brückenbau zu Kijew, in 48' Tiefe und unter dem Bette des Dniepr, Triebsand mit Phosphoritsand-Geschieben er- *) Monograpbie der Verst. d. Sewersker Osteolith a. a. 0. S. 8. **) Verhandlungen der mineralog. Ges. zu St. Petersburg. Jlig. 1847. S. 163 — 170, und in der russ. Uebertragung der Geology of Russia and the Ural Mts., St. Petersburg. 1849. I. 1017. 255 bohrte, "welclie Bruclistücke fossilcr Musclieln führtcn*) und nacli der Analyse 30,1 4 ^/o phospliorsauren Kalk cnthielten. Die Phosplioritknollen zeigtcn keine Spur von Reibung und Absdieuerung und werden nacli Herrn von Helmersens An- sicht daher in der Nähe, und muthmasslich in geringer Tiefe unter dem Tertiär der Kijewer Gegend, sowie wohl auch eher in der obern ais untern Kreide anstehend anzutrefien sein. Endlich kann hier nodi daran erinnert werden, dass nadi P. Jasükoff's tabellarischerUebersicbt**)der Formationen des Gouv. Simbirsk, PliospboritknoUen zwar in der Basis, aber docli ais integrirender Theil eines 300' mächtigen Systems von weisser Kreide mit Feuerstein, glauconitischer Kreide und Kreidemergeln auftreten, und dieser ganze Sdiiditen- complex durdi Bei. mucronata ete. ais unzweifelhaft obere oder senonisdie Kreide gekennzeicbnet ist. Was aber die Beziebungen der Grodnoer und der Orel Kursker Phosphoritlager zu einander und die Feststellung des geologischen Horizontes letzterer betrifft, so verspridit eine etwas genauere Untersucbung der geognostisdien und palaeontologischen Verhältnisse bei Dubrowka und an der Desna hierüber sofort Licht zu versdiaffen. Der Naturfor- schergesellscbaft zu Dorpat würde es auch nicht schwer fallen, die Lösung dieser Aufgabe in die Händ zu nehmen, wenn ihr diejenigen Geldmittel zu Gebote ständen, welche der Staat in so reidiem Maasse den bei allen übrigen Univer- sitäten Russlands bestehenden Naturforsdiergesellsdiaften aUSgesetzt hat. Dorpat, im Januar 1872. *) Helmersen, G. v.. im Biilletin deTAcad. des sc. de St. Petersbourg, XV. 1869. p. 132. und Theophilactow, in der Naturgeschicbte des Kijewer Lehr- bezirks: Ueber Jura- und Kreide-Gebilde. Ptussisch, Kijew. 1851. *') Von der mineralogisclien Gesellschaft zu St. Petersburg 1844 in russ. Sprache veröffentlicht. Früher im russ. Bergjournal 1832. II. 155. Ja- sükoff, über die Kreideformation d. Gouv. Simbirsk. 256 Erklännig' d.er Tafeln. Tab. I. Profil an der Windau zwischen Nigrauden und Lelmen in West-Kurland p. 196 u. 207 Fig. 1 — 6. Peeteri spec. ind. aus dem tertiären eisenschüssigen Glauconitsand oder Krant von Golowicze bei Grodno . . ,, 205 Tab. II. Fig. 1. Dentalina sp. ind. aus der Schreibkreide bei Grodno ... p. 219 ,, 2. Cristellaria granulata Grevf. Aus derPhosphoritknollenbank von Mela bei Grodno ,, 220 ,, 3. Eschara interrupta Grew. Schreibkreide bei Grodno . . ,, 222 ,, 4. Idmonea striala Grew. Fundort der vorige ,, 222 ,, 5. Hornera porata Grew. Ebendaher ,, 223 ,, 6. Coelochlea incerta Grew. 6a Längsschnitt, 6b Querschnitt, stark vergrössert. Ebendaher ,, 223 ,, 7. Trimcatula lineata Grew, desgl. „ 224 ,, 8a — f. Ostrea planospirites Lam. desgl ,, 228 ,, 9. Peeteri sp. n. Ebendaher ,, 230 ,, 10. Cerithium sp. n. Kreidemergel von Grodno ,, 232 ,, 11. Beryx Leuchtenbergensii Auerb ,, 248 ,, 12a u. b. Osmeroides Letcesiensis Ag „ 249 Bericliii g^un g t Seite 225 Zeile 2 von oben lies für ,.jedoch zur" jedoch zuni Unterschiede von dieser Art, iu der Mitte der ebenen . . . Grewiiiiik, ostbalt .Tertiaer mul Kreide- Tail "^ ■"^ ü 5s !> ^ ?, ^^2 ■* V j so f 'i •-UL. ffmys,:s/„I> fm0 (triiftaiinie o \ Kirst vBus JfpfMtj f ut jp ^ Jt te JV ip \Ml'^r/tr(i/Jrn/(/r t^ Brniimr Jnra LüJ ZrclisU in Iüilk.'^^Ohcrd('i>o/ii sr/n r Sitm/ II J)oloinil . "^P. i/ittcfdi conisc/nr Ildlotnii .. Ifii-ijtl n.T/ton. Grewind, osttalt .Terriaer mul Kreid<^. M.n # -^ Ü ^is:^ la ? 11 c \. IŽ